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Full text of "Aus Schwaben Sagen, Legenden [&c.]. Neue Sammlung von A. Birlinger"

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mn 


600018977 



































von 


Unton Birlinger 


Zwei Bände 


Wiesbaden 


Heinrich Rillingner | 
1874 











Aus 


Suhwaben 


Zagen, Yegenden, Aberglanden, Zitten, Rechtsbräuche, 


Trtönedereien, Pieder, Kinderreime 


Neue Sammlung 


von 


Anton Birlinger. 


zwei Bünde 


Wiesbaden 
Heinrich Millinger 


1874 


Sagen, Pegenden, Bolksaberglauben 
sefammelt und herausgegeben 


Unton Birlinger. 





Wies baden 
Heinrich Killinger 
1874 


22. [49 





Aus 


Shwaben 


Sagen, Legenden, Aberglanben, Sitten, Rechtsbräudhe, 


Ortsnedereien, Lieder, Kinderreime 


Neue Sammlung 


von 


Anton Birlinger. 
Zwei Bände 


Wiesbaden 
Heinrich Killinger 
1874 





Sagen, Pegenden, Bolksaberglauben 


sefammelt und herausgegeben 


Anton Birlinger. 


Erfter Band 


Wiesbaden 
Heinrich Killinger 
1874 








Dem Andenken 


Fudwig Ahlands 


Vorrede 


62 find jet eben zwelf Jahre verfloßen ſeit dem Etſcheinen meines 
„Bollstümligen aus Schwaben“. Ich habe feine Mühe geſcheut, feine 
Gelegenheit vorübergehen Iafen, die Sogen und die Sitten zu verpollflän 
digen, immer und immerfort Neues anzufammeln, wobei in erfter Linie 
wieder der laum verfigende Duell, der Mund des Volles, die Haupfernte 
abgab. Handigriftfice Aufzeihnungen in unſern Staats» und Familien: 
Ardiven, in unſern ſtirchen und Nats-Negiftraturen, ſeit Jahrhunderten 
zur Verborgenheit verdammt, Haben am zweiter Stelle gutes Material ger 
boten. Was vollends die Drudwerte ergaben, und vor Allem die Jim-⸗ 
merifhe Chronit, zeigt iedes Blatt des Buches. IA Gabe gerade letlere 
Duelle mit Ausname einzelner längft befannter, von Uhland und Un» 
dern verbreiteter Mären ganz bejonders bevorzugt. IM auch micht Aller 
ihmwäbtich, was dort für Schwaben im Anfprud genommen ift, fo fan 
die Mitteilung als zur allgemeinen Sagenkunde dehörig angeſehen wer 
3 Ic halte es durchaus für zeitgemäß, dah jeder Gau jeine Sagen 
aus der Zimmeriſchen Chronik heraustiit und dieſen gany befondere Auf- 
m Hamteit ſchentt. Alerander Kaufmann hat für Unter Franken, ih Für 
die Aufgabe übernommen. Wunſchenswert wärs, dah auch für 
dr Rhein, Für das alte Trieriihe und Speieriſche Bislumsge 
gewiß von hochſter Bedeutung, gemacht wurden. 
umilichen“, jo habe ich mich auch hier teilmemen 
der Hand von ‚Freunden und Helfern zu erfreuen gehabt; dantend fette 
ih jedesmal die Namen bei, Neben den Beiträgen meines Freundes und 
erſten Bandes vom „Volk verdante ich 
Hhwabiſchen Ortsioricher, dem höttle, 
bedeutende Zuiur von Sagen, die mit zu den beiten des Werke— 






























vo 










Tas Gebiet diejer neuen Sammlung umfaßt das rechtsrheiniſche Land 
Yindau, von Yindau bis Augsburg, von da bis Nördlingen, 
Hall, Karlsruhe, Freiburg, Wii Ih gebrauche des Wi 
weit wiiimjhaitlich hinficpttich der Sageniorſchung 
ebenſo berchtigt iſt wie „Wenannien“. Zwiſchen ſchwäbiſchen, 
fränkiſchen Sagen eine Grenze abzujteten, wid ſchwer 
R i der Sprachiorſchung muß die Trennung von Schwaben und 
Alemannien forgfältig aufreht erhalten werden. Es jallen jomit Baden, 






















van 


Wirtemberg, Hohenzollern und die baieriſcher Krone zugehörige Provinz 
Schwaben in unfer Gebiet; mithin muß man aud noch ein Kleines Stüd 
Franken in den Kauf nehmen. Das Hauptigebiet aber und der 
Grundftod diefer Sanınlung ift und bleibt Wirtemberg. BDadurd 
unterjcheidet fi das „Volfstümlihe“ von dem „Neuen Bolstümlichen“, 
daß letzteres jeine Grenzen weiter gezogen hat. Wenn einigemal jüdlich 
und öftlih die ausgeftedten Markfteine überfehen worden find, jo geichah 
es nur, weil die Funde zu wichtig und in diefer Form neu waren. 

Die Einterlung der Sagen und des Mberglaubens ift eine unge- 
jwungene, entiprechend ihrem Gegenſtande. Erſt nod bei vorgerüdtenm 
Drude eingegangene Beiträge machten eine Nachleſe notwendig. Der Wort- 
und Sach⸗Anzeiger am Schlufje des Bandes II wird etwaige Uinregelmäßig- 
feiten ausgleihen. Was fi für die deutiche Mythologie aus diefem neuen 
Stoffe ergeben wird, mögen die wiſſenſchaftlichen Eagenforicher für ſich 
herausnemen. Ber dem heiklen Geſchäfte der deutihen Mythenforſchung 
und bei teilweije unzuverläßigen Samınlungen, jogar Mangel an foldhen, 
ift es noch nicht an der Zeit, Reſultate als fiher und gewiß hinzuftellen. 

Wenn ich der dunleln und traurigen Zeit des Herenglaubens größern 
Pla widmele, als ich jelbft urfprünglich wollte, jo gejchieht dies gerade 
deswegen, weil in Schwaben verhältnismäßig wenig dafür geichchen ift. 
Keine Gegend, in der nicht Hexenprozeſſe haufenweije Ligen! — Eine eigen» 
tümliche Erſcheinung wird mander in der Aufzälung der Kirchen-Hei⸗ 
ligen erbliden. Ich habe abfichtlich den Anfang mit diejer ſcheiubar ſonder⸗ 
baren Forſchung gemadt. Die Miffionierung einer Gegend, wo alle ge- 
IHichtlihen Anhaltspunkte felen, faun aus den jogenannten Kirchen⸗Pa⸗ 
tronen Aufhellung erfaren. Ich ſchließe weiter auf den Mächtigen, der 
dieſe Miffionäre beauftragte und befomme fo politifch und kirchengeſchicht⸗ 
lich die älteften Auffchlüfe über eine Gegend. 

Beſondere Aufmerkſamkeit ift in den Anmerkungen dem Kampfe des 
Aberglaubens mit der Aufklärung gejchentt, einem Stoffe, dem ich jeit 
langer Zeit ſchon nadgeipürt babe. Die Reſultate diejer Studien habe 
ich angedeutet und für Baiern zu einem Heinen Werle ausgearbeitet. Hof- 
fentlid wird mir von feiner Seite böjer Wille oder Entftellung gerade 
binfihtlihh der Anmerkungen vorgerüdt werden Tönnen. Die Sage duldet 
feine Entftellung und feine Störung, die in einer Beſchönigung läge. 


Bonn, um Martini 1873. 


Prof. Dr. Anten Birlinger. 





I 


Siftorifhe Hagen. 


1 Die Serzogin Hedwig in Epfendorf bei Rotweitl. 


Noch heute lebt die Herzogin Hedwig“) im Volksmunde zıi 
Epiendorf fort: ihr Name war bi3 auf unjere Zeit dort jehr 
üblicher Taufname. Nach dem Seelbuch der Pfarrei Epfendorf 
p. 9 hat die Herzogin Hedwig auf Schenkenberg Hof gehalten 
(Schenkenberg jpäter, Schwarzeneck ijt der ganz alte Name; der 
Perg ift bee Epfendorf) und durd eine große Dotation an den 
Flecken ihren Namen verewigt, doch jo „daß man ihr einen 
Sahrtag ewiglid von ganzer Gemeind mit Meſſ und 
Opfer jährlich begehe für derjelben fürjtlih Geſchlecht 
Ghriitgläubige edle Seelen zu Gott zu bitten.” Der 
Jahrtag wird am 14. Mai gehalten. Daß auf dem Schenfenberg 
cinſtens es großartig hergegangen fein muß, mag die Sage von 
Dem foftbaren Brummen auf Hegnen, einem dem Schenfenberg ges 


Ro 
— 


Zrälin 1, 460: Hochbetagt verjchied die ausgezeichnete Frau a. 994 
den 28. Auguft. Ihren Molthätigfeitäfinn haben mehrere Klöſter zu 
rühmen, außer Hohentwil namentlich auch Petershaufen, welchem fie Epfen: 
dort (Ob.⸗A. Oberndorf) nebit mehreren hiezu gehörigen Gütern geſchenkt 
hatte. 





2 


genüberliegenden Berge, beſtätigen. Bleierne Deuchel gingen unter⸗ 
irdiſch unter dem Neckar hindurch auf das Schloß. 

Das ſcheint ſicher, daß die Herzogin Hedwig in den letzten 
Jahren auf dem Schenkenberg wohnte, wahrſcheinlich hier ſtarb und 
in der Reichenau beigeſetzt wurde. 


2 Die von Beringen. 


„Aber durch großen unfall und unſorgſams Tiederliches haufen 
neben aim großen bracht, ſein fie nad) und nach umb alle ire güeter 
fommen und in ain ſolche armuet geraten, das man jagt, e3 haben 
die letzten Grafen von Beringen die fettl ab den rofjen genommen 


und in's ftettle zu Veringen verkauft.“ 
Zimmeriſche Chronik I, 44. 


3 Der Schuhmacher von Henufweil. 


„Dan fagt und findt audy gefchriben, das zu jelbigen zeiten 
der gewaltig hauf der Unger zu und umb Laugingen jey gelegen, — 
aber der remiſch faijer Conrad der erft — jo inen dozumal biß gen 
Zaugingen mit großer macht fein entgegengezogen und zu baiden 
thailen vil fein gedinget worden, doch letzlich ain ſolch groß blut vergießen 
zu verhieten, dahin fommen, das man uf jeder }eiten ain man 
follt erwelen, die baide dan für menigklichen fempfen und welcher uß 
inen obleg, da Jolt der jig fein und damit der frieg jein entichaft 
haben. Wie das aljo abgeredt und beichloßen, joll der kaiſer ain 
herren von Calatin uß feinem volf erwelt haben. Dieweil aber 
nur gedadter von Galatin ainsmals in großen gedanken ainig umb⸗ 
hergangen und feinem bewilligten fampf nachgedracht, do jeye ime ein 
unbelannter mann begegnet, welder in angeret, was er mit im 
ſelbs fo ernftlich bedenf und gejagt: „ich ſprich, du würſt nit fempfen 
für den faifer, jondern an Shuhmader von Henfweil — 
welches iezunder die ftatt Laugingen ift — würt mit feiner wer den 
fampf erhalten.” Solcher rede der von Calatin nit wenig erjchroden 
und gejagt: „wer bift du? ſollt ich meinem herren dem kaiſer den 
fampf nit leiften, wird mir zu ſpott und ewiger ſchand raichen, auch 





3 


mir jollich® niemands glauben.“ Darauf ſprach der unbefannt mann; 
„ich Hab dir die warheit gejagt, ich bin der Ritter Sant erg und 
nim deifen zu ainer zeugnus diefen daumen.” 

Indem hat er ab jeiner rechten hand den daumen genommen 
und denjelben dem herr von Galatin geben. Der jei mit deut 
daumen den nechften zum faifer gangen und dem alle handlung, 
was ſich begeben, als oblaut angezeigt, hierauf der Kaijer den 
Schuchmacher fempfen lafjen. Der hab fempft und den fig 
erhalten und dardurch jeyen auch ber faifer und die Unger uf das 
mal befridet worden und die find abzogen. Uf ſollichs der faijer 
feinem fempfer drei walen ufgeben zu begeren, was er wellt, des 
wellt erim geweren. Darauf begert der Schuchmacher erſtlichs für 
ain gemeind ei der jtatt ain wismad zu ainer vichwaid, zum andren 
dos die ftatt mit rotem wachs fiegeln lich, oder möcht, zum britten 
das die von Calatin ain Merin mit alner eronen uf dem helm 
zum cleinat füren möchten.” — „Diſe hiſtoria joll zu Caugingen bey 
dem ichloß Faymingen, mit weit von der Tonaw, ſich jutragen haben, 
ſoll auch alſo vor alten zeiten an dem kürchenthurn zu Laugingen 


aemalet Fein worden.“ „Man jagt auch für gewiß und habens 
die alten darfür gehalten und glaub, der Halb thai St. Jergen 
daumens — werd das halb thail darvon zu Kaisheim im gold 


ingefaßt behalten und Das ander thail zu Bappenhaim.“ 

— mag ain ieder glauben, was er will und ift niemands 

verbunden zu glauben, aber man finds alio geichriben und habens 

uniere vorfaren glaubt und als ain ganze warhait gehalten.“ 
Anm. Angeführt ift die Chronica des M. v. Pappenheim und Felir 


Hrmerlin 
Zunmersjhe Chronik I, 52 fi 





4 Die Seren von Landau. 
Stammijage. 
„Alle, die ih umb das berfommen deren von Landow zu er 
tundigen befliffen, fein deſſen ainmündig, das ire voreltern graven 
von Würtenberg geweſen (Schild, Wappen). — Iren uriprung kompt 





4 


nämlichen Daher, das ein graf von Würtenberg fein leiblichen brue⸗ 
der in aim zorn umbbracht, derhalben er und feine finder vom landt 
veritoßen, ji) des nammen und landts verzeihen mueßen. Gleich 
wol inen etliche güetere an der Tonow umb Hailigereuztal und an 
der Alb eingeben worden, alda nod ein burgftal gelegen, haikt 
Landow, darauf ire vordern gewonet und ſich ein guete zeit graven 
von Landow gejchriben, als grafen die vom land abgetailt oder 
verwiſen.“ Die Dokumente über diefe Abkunft feien in Stuttgart 
geweſen und wahrjcheinlich verbrannt worden (IV, 348) bis auf den 
vierten Stamm jollen die Vertriebenen fich ihres echten Stamm 
namens enthalten; dann Dürfen fie fich wieder von Würtemberg 
ſchreiben. — „Aber die grafen v. L. fein vor vil jaren zur groſer 
armuet kommen, jchafft, das fie dem clofter Hailigereiftall ire böfte 
und nüplichiten Dörfer und güeter angehentt.” — „Das burgftall 
Landow jo an der Tonow an einem fujtigen ort gelegen ift zu 
ainem Mairhofe geraten.” 

Ganz ähnliches erzählt die Chronik II, 367 von einem der Woeligen von 
Bundelfingen in Neufra, die von den baieriſchen Herzogen abftammten. 
„Seine Voreltern fein ihres herfommens der rechten und gar alten ber» 
zogen von Bayın und 'ſolt der erſt im geſchlecht jo fih ain freiberren 
von Bundelfingen geſchriben, jeiner nechſten veitern und verwandten, einen 
herzogen in Bayın, in eim zorn entleibt haben, derhalben er zu 
ainer ftraff den fürftlichen titel verlaffen und damit von allen feinen gileteru 


und vätterlihem erb meiden muejen.“ 
Zimmerifhe Chronik IV, 347. 


5 Friedrich von Zollern. 


Es hett bei vil jaren ain graf von Zollern gelept, genannt 
graf Friderich, ſein weib hat gehaigen Udalhilt, ain gotsfördhtige 
fraw, die nach irem abſterben von vil leuten für hailig iſt geachtet 
worden. Wer ſie vom geſchlecht geweſt, iſt lenge halb der zeit vergeſſen. 
Diſer grafe, nachdem er etliche kinder von ſeinem gemahl bekommen, 
die er mertails hin und wider an der fürſten höf und ainstails 
zu feinen nechſten Freunden und verwandten zu erziehen verjchtdt, 
do name er ime für, in die haidenichaft zu raiſen und weitgelegene 


5 


g 


zu erfünbigen. Derhalben empfalch er feinem gemahl die 
ft und was. er bet, jhied ab von ir und feinen underthonnen 
biener, Fam über ‚mer, da ift er etliche mit wenig jar 
haidenſchaft umbher gejogen, bih im zu legten feine 
und pferd abgangen und aljo unerfannt im großer arımuet 
umd mangel leben miehen. Wie er nun in feinen größten nöten 
geweſt, aud) nit wohinauß noch wohinan gewift, do ift ain geſpenſt 
zu im kommen, das hat ine in maucherlai weis veriucht, wie danıt 
der taufentliftig mit ruwen oder feiren fan, jonder von jeiner 
boshaftigen art und aigenjchaft, wo er angit und laid oder unmuet 
weit, ſich eimmift und zuſchlecht. Noch gab ber allmechtig dem 
großmüetigen grafen jovil verftandts und gnad, das er dem feind 
in jeinen anfehtungen, darin er in won Gott abzufieren ſich umderr 
fand, wiberfteen kunt, Sehtlid; pracht im der bos feind ain off 
mit dem bericht, daß im ſolichs am alle ort und ende, dahin im 
gelüfter, one alle gefar feiner jeel und des leibs in ainer geſchwinde 
tragen würde (mocht fich ſchier des Pacolets rofl vergleihen), iedoch 
oder ſonſt undertags abſtüende, jolt er Das ac 
aidergang der ſonnen abzeumen und ablatlen, To würde er dus 
und für fein leben lang haben, ja auch die ganz welt darmit durch- 
rajen Amden: wa er aber ſolchs aimmal uberjeben, würde er fein 
roii ewiglichen verloren haben; damit wolte er ine gewarnet babe, 
Was nun der graf Dargegen bat mußen dem geſpenſt verhaißen oder 
latſten, wie aineſt in jollichen jellen gepreuchlich, das it unbewißt 
amd lenge halben der zeit im vergeß kommen. Hiemit iſt aber der 
bos gaiſt von im abgeſchaiden und bat in verlaſſen. Alſo iſt der 

aie 


2 
4 





wann er aubents en 





für 


















och etliche Jar ain weiten weg mit dieſem voii geraiſt; iedoch 
hat ine letztlich angefochten, demnach er vil jar außgeweſen, wieder— 
umb ſich zu ſeinem weib und finden zu verfüegen. Hiezwiſchen aber 
bat man ine Feines langen außpleibens und daß man weder taub 
noch flug von ime vernomen, gar vericheget qebapt. Sein gemahl 
die grefin bat die landichaft weistih und wol regiert: To ſein auch 
mitlerzeit die jungen herren und frölin erwachſen, die fein ainstai 
außgeiteurt worden, und hat ſich Fein niemands mehr verichen ge— 
hapt. Indes hat das wunderbarlich roſſ den grafen ain weiten weg 




















6 


getragen, das er mit großem verlangen fein grafichaft erraidht. Do 
bat er, das fein weib und kinder noch in leben und alle ſachen wol 
ftanden, haimlichen, ſeitmals er bei meniklichen unerfant, erfaren, 
darauf ain potfchaft feiner hausfrawen uf Zollern geton. Wie dere 
felbigen alfo das pottenbrot zukommen, ift die guet fraw eilendß 
irem berren, den fie in vil jaren nie gejehen, fampt. etlichen wer 
baider ſönen und döchteren, für das ſchloſſ an berg herab entgegen 
gangen und haben ine mit großen freiwden empfangen. Der grabe 
ift auch von feinem rofj abgeftanden und hat fein weib und finder 
herzlihen angeſprochen, iſt mit inen hinauf ins ſchloſſ gangen. 
In dien fremden aber Hat der graf feines rofj weiters nit. ware 
genomen oder auch befolchen, wie man das abzemmen und abfatlen 
folle, jonder die diener habents Hinauf gefüerl ins ſchloß, fie fein 
aber nit recht mit ime umbgangen, derhalben fo ift das roſſ ange- 
ficht8 der Diener verſchwunden, daß fie nit gewift wohin e8 fommen, 
derhalben fie eilends zum grafen irem herren gangen und im zu 
wunder angezaicht, was inen mit dem roſſ begegnet. Gleich hat 
er vermerkt, daß er ſelbs hieran ſchuldig und das die Diener ußer 
unwißenhait daS rofj verwarlojet, und wiewol im das in feinem 
herzen ain große beſchwerd, iedoch, ſeitmals im der allmechtig alſo 
mit allen gnaden haimgeholfen und der verlurjt des abenteurlichen 
roff nit mocht widerbradyt werden, ſchlug ers ußerm finn ſovil 
müglich und ſprach zu den dienern: „wolan, wie kan ich im ton, es iſt 
beſchechen und ſeie damit Got ergeben!“ Darbei iſt es alſo bliben, 
daß die diener von im wider abgeſchaiden und er kain bös wort 
dazu geredt. In wenig ſtunden hernach, noch deſſelbigen tags, do 
ſein drei ſchöner jungfrawen, in weißem angeton, an das tor uf 
Zollern kommen, und als ſie von denen wachtern, was iren begern 
und zu wem ſie wellen, gerechtfertigt, haben ſie für den grafen 
perſonlichen begert. Wie das dem grafen fürbracht, hat er be⸗ 
volchen, ſie unverzogenlichen ein und fürzulaßen. Als das beſchechen, 
haben ſie vor ime ſich genaigt und hat die ain under inen bekennt: 
ſie ſeien gaiſter, die ſeien verfluecht und im gewalt des böſen feinds 
geweſen und durch die würkung deſſelbigen haben fie drei ine den 
grafen vil zeit und ain weiten weg in der geftalt des rofl getragen, 


7 

und dieweil er aber umb den verkuft des roff mit ungedultig geweſt, 
fonnder alles Gott ergeben, jo jeien fie iezmals ußer dem deufer 
Küchen gemalt erfebiget und all ir marter und pein abgeftellt, auch 
fie jelfig und ewiglichen behalten, da fie jonjt bis an den jüngſten 
tag hetien mueſſen von den helliſchen gaiftern geplagt fein; derhalben 
fie ime fleißig gedanft, mit vermelden, daß jie den allmechtigen ewit- 
Üihen. für ine und bie feinen getrewlichen bitten wellen, und 
damit jein ſie verſchwunden. Dijer grafe Friderich ift uf ain 
groß alter fommen und nad feiner rais dahaim pliben, hat noch 
etliche jar im guetem friden gelebt. Er ſoll zu Stetten im kloſter 
begraben jeim. Sein gemahl hat in überlept, die leit auch zu 
Stetten begraben. Solch frawenflofter haben dieſer grade und fein 
gemahl die grefin bei wenig jaren darvor geftift, namlich) anno Do- 
mim 1259; foll vorhin ain Johanniterhaus fein gewejen, welches 
aber in dem verloffnen friegen zerftört und in abgang kommen.“ 

Tal. Regeiten der Grafen von Zollern bei Stälin 2, 527: 
1267. Yan, Rotweil. Friderieus comes de 
permamı swi et dilectae sibi conjugis Veelhildis nee nom ca- 





oollern ob per- 





vi-simorum liberorum suorum memoriun in villa Stetten sub 


sustro Zollern coenobium dominarum ordin 





Augustini 
zufried und 
ohenzoll. Forichungen 1,130. Uhland, Germania IV, 03H. 





institnit. Kurz erwahnt wird der Ehronikſage bei 
Marder, 





Chrom. I 





6 Ein Zimmern und Die Meerfrauen. 


Es iſt auch under denen alten unſern vorfarn ain ſag ge— 
wien, das ain Fräherr von Zimbern, ai Freiherr von Tengen 
Samp am Grafen von Mirchberg vor etlich hundert jaren über mer 
zogen jeien und baben ain lange zeit frieg wider die ungleubigen 
acbraucht. Aines ma 
ziern geritten, do ſeyen fie zu aim luſtigen platz kommen, in dem haben 


ven ſie mit ainandren an das mer ſpa— 





Ad drei ſchoner jrawen aus dem mer geton, zu welchen ſie ger 
zıtten, haben ſie gegrueßet und ein fremdtli geſprech mit inen 
gehalten amd jeyen dermaßen don denen Merfrawen beredt, das 





8 

fie inen die ehe verheißen, auch volgends ir Iebenlang bei inen be⸗ 
liben feien und fol fürnemlich von difem Freiherren von Zimbern 
ain befondere Linia ablomen fein. Dieweil aber follich8 fabulofum, 
zudem unmifjendt, warn, durch was urſach, auch wie folche Herren 
mit iren namen geheißen, wiewol etwan größere, auch wunderbar⸗ 
Iichere fachen, ala mit Melufina u. |. w. auch in unſeren landen 
als mit dem Ritter von Siaufenberg und andern, beſchehen, jo hab 
ich's vor authenticum nit anziehen, jonder wils allain für ain 
alte ſag, die vielleicht unfern vorfaren zu gefallen erdicht, melden 
u. |. m. 

Ebenda heißt e& weiter: „es ift under anderm angezaigt worden, 
das zwen Tyreiherren von Tengen und Zimbern fampt aim Grafen 
von Dierftain ſich zu etlih Merfaiinen geton haben und fidh 
mit denjelbigen ehelichen verheirat und haben iren ainsteils künder 
von inen befommen u. ſ. w. daher dann, wie id) von alten gehört, 
jo Fraw Margret von Dettingen über iren gemahel, Herr Johannſen 
Wernhern Freiherren von Zimbern oder wie junge Söne entrüft 
geweit, wie etwan under ehleuten und eltern umb liederlihe ſachen 
ſich begipt, in ungedult joll gejagt haben: „Dife oder jene Män— 


gel fommen nodh von den Merfaiin ber.‘ 
Zimmerifhe Chronik I, 26 ff. 


7 Möringer. 


In der zimmeriichen Chronik folgt unmittelbar nad der Sage 
von Bodman die vom edlen Möringer, in Proja, doch ſichtlich auf 
Grundlage de3 Liedes (Uhland Volksl. Nr. 298 und S. 1032 F.). Hieher 
nur Einiges, was der Chronifjchreiber eigenthümlich beigibt: 

Aber den elteften landfarer, den mir in unjern hochen deut 
chen Ianden gehapt, darvon wir noch wiſſens, das iſt der edel Mo- 
ringer geweſen. Denſelbigen wellen etlih, er feie ein Meisner oder 
ein Sar geweſen, gleichwol auch ainer vor jaren mag gelept (haben), 
fo der Moringer hat gehaigen, ſoll zu Leiptzig geieken und in großem 
thon (Schmell. 12, 577) gemwejen jein, wie man fürgibt, aber — unjer 
Moringer ift ain Schwab gewejen und ain mechtiger landsherr. Er 


9 


bat ſain haimweſen zu Munderlingen an der Ehonam, aud uf und 
umb dem Buſſen gehapt. Gleichwol man fein geſchlecht aigentlichen 
nit waißt, aber vermuetlichen ift er ain graf des herfommens von 
Habspurg, oder hat doch daft ain gleichfermigs wappen gehapt. So 
bat er auch jonft ain ander namen, denn ber nam Moringer ift 
fein zuenam geweſt, wie die alten im praud; gehapt, Man jagt, 
er hab den namen vom jletlin Meringen an ber Thonam befommen, 
alldo jei er geporen worden, welches vor alter nit Möringen ges 
haihen, jonder Moringen, das bezeucht des ſtetlins wappen und figel, 
das fie von unverbechtlichen jaren hergebracht, mit bem morenfopf, 
Rum difer Moringer, er habe gleich gehaißen oder jei ains geſchlechts 
geweſt wie er welle, jo ift er doch in eren und zeitlichen güetern ber 
dile gejepen und dem es im allweg, nad) der welt lauf zu rechnen, 
glüclichen und wol ergangen, hat aim weib gehabt aines fürnemen 
geſchlechts und von der jdhöne und Frombfait vil wurt in Tiedern ges 
fungen ꝛc. — Wie fang aber bemelter Moringer nach diler aeichicht 
noch aelept und wann er aeitorbeit, das iſt lenge halb der zeit, auch 
üßer unfleih unerer eltern in vergeß kommen, aber bei wenig jaren 
Dr d 





Moringers rennfan, den er in Fri 





andlungen gewon 
zu füeren, noch vorhanden geweſt, den bat ain alte edle Fra, 
genant Veronica Spettin zu Freiburg im Preisgew 13179) bei handen 
gebart, mit dem wappen wiewol die Farben verplichen und schier 
aar abaangen geweſen.“ Uhland, Germania IV. 95 fi. 

hier von des Möringers Frau, ibrer vornehmen Hertunft, 
ihrer Liedern vielbeſungenen Schönheit und Trefflichteit, geſagt 
it, ſtimmt zu einer andern Meldung derſelben Chronik (bei v. d. 
S. 4, 760b. S83a., vgl. 3, 408), wonach der Ver— 
Yiederbuch kannte, das namentlich auch 
ꝛeeinrich von Morungen enthielt. Die vors 
handenen Lieder dieſes norddeutichen Minnelängers find gleich vorn— 
herein voll Yobes einer hoben Frau, welches nun der ſchwäbiſche Er— 
zabler auf die Gemahlin feines Moringers zu beziehen ſcheint. Ueber 
Heimat und Wappen deifelben it er im Schwanfen. Schild und 
Helm des Dichters hat in der Weingartner Dandiehrift (Ausg. 


Weiffer und Fellner S. 89, micht ſo in der Pa 


nm 






















von 
den 















10 


Mohrentopf, gleih dem vorerwähnten Siegel des Städtleins Mi» 
ringen an der Donau, beiden Orts als redendes Wappen. 
Zimmeriſche Chronik I, 286 ff. 291. 


8 Die Serjogin von Ted. 


„Bier herzog (von Ted) hat mertails uf Wasneck gewonet, fein 
gemahel ijt geweſen ain grefin von Froburg ußer der aidgnoß- 
ſchaft. Derfelbigen ift von jugent uf geweiffagt worden, fie müeß 
von dem wetter erjchlagen werden, darvor fie nit werd fein fünden. 
Nun bat fie vil rats darüber gehapt, wie fie im tuen jölle, doch 
letſtlich hat jie ain farender jchueler ain gewiſſen ſegen darfür ge⸗ 
lernt, mit der gewiſſen vertröftung, waferr fie zu anfangs ains ieden 
wetter oder daB ji das gewülk zu aim wetter zufammen ziehe, 
jolchen jegen jprechen, werde fie ficher fein. Sie bat dem varenden 
ſchüeler gevolget und allwegen, jo ſich das gemülf zuſamen hat ge 
zogen oder anfahen brummen im Luft, jo bat fie den ſegen geſpro⸗ 
hen und damit hat fie ir fatum, wie glaublich, etlich jar ufgezogen. 
Es jein auch ire junffrawen und dienernen alſo abgericht geweſt, 
ſo bald jie was am himel oder dem luft ungewonlichs gejehen, haben 
fie ir da3 unverzug eröffnet. Uf ain zeit ift ain junffram umb mi- 
tentag zu ir fommen, die hat ir von aim feinen wölflin, da8 am 
himel ſeie, anzaig geton, darauf fie den nechſten ang finfter gangen, 
aber jie hat das fleine welke veracht und den jegen nit geſprochen. 
Unverjehenlich hat doh das wetter zugenommen, zu ir ins ſchloß ger 
ihlagen, daß fie noch am fenſter von dem dunſt ift erftidt. Sie 
und der herzog ir gemahl ligen baide im Kloſter zu Oberndorf 
in ainem ſchönen erhepten jard) begraben. Er fol der letſt herzog diſes 
geichlechtes gemeit jein. Es war eineft ain alter baurgmann in der 
berrichaft Oberndorf, der ſprach: diſer herzog were aljo edel geweſt, 
daß man ine nad) jeinem abfterben von Wasned herab het müeßen 
zur begrepnuß tragen. Das font ime meniglicher mol glauben.“ 

Der Name des Herzog von Ted, für den die Chronik Iceren 
Raum läßt, kann andersher eingetragen werden. lijabet, Gräfin 
von Froburg, Herzog Lutzmanns von Ted (der auch ſchon in Ur- 


x 


11 


Aumden vom 1301 und 1314 genannt iſt) eheliche Wirtin, beftimmt 
1336, daß fie und ihr Gemahl nad) des Einen Tod eine Schen- 
fung am das Klofter zu Oberndorf zahlen werden. Lutzmann war 
übrigens nicht der Zeptejeines herabgefommenen Geſchlechts und Obern- 
dorf, im deſſen Nähe die jept,zerftörte Burg Waſſeneck lag, hat erft 
1374 Herzog Friedrich, ein Brubersjohn Lußmanns, an Hobenberg 
veräußert (Stälin 3, 965 ff. Uhland, Germania a. a, D.). 


9 Wie St. Aurelii Hailtum gen Hirfow kam. 


Nu zu der zyt des allerfriftenlichiten Keiffer Lutwig ift geweſen 
ein Geiſtlicher mit Namen Uotingus, geboren von den edlen und 
molgebormen Graffen von Kalb, bazumal ein Biſchof zu Ver- 
cell. Nu Hat diſſer mit großer bitt vom den Meilendern verlangt 
den Ipb umd hailtumb des hl. Aurelii; hat in etwa lang in feinem 
bistum erfich erhalten. Nu nad diſſem allem als er nu vil geift- 
licher jampt jeines hausgejinds verſamlet hat, hat das heilig hails 
tamb auf multhier laſſen legen; jie lafjen über das tütſch gebirg 
feren an cin ort, das man nennt das Hus des Iprongs, wels 
ches mir nennen Hirſaw das cloſter im ſchwarzwaldt, weld) 
dicjem biichof von feinem vetterlihen erb zugehörig geweſen iſt. An 
jolchen inwoner 

















demſelben ort bat er ein bethus lajſen bawen, da| 
wol zimer and wirdig war: bat daſſelbig beihaus mit quetter, gerten 
und gulten richtig nad feinem vermogen begabet, darzu qloden 
und andere geiitliche ding darzuegehöorig geben und an diß ort den 
toitlihen ſchatz des lybs und heiltumb des heiligen Aurelii zum 


bet! und wolfart den gegenwirttigen und künftigen gelent. 
Hricieitt. Legende des hi. Aurctiue. 17. Abd. aus dem Kloſter Nirhbera b. Haigerloch. 





10 Die Shweren vor Villingen. 


As im 30jährigen Kriege Villingen hart belagert und bedrängt 
wurde, hate Die gute Stadt einmal die höchfte Not. Die Schweden 
vogien mir Hilſe der Brigachſchleuſen Villingen unter Waſſer fait 
zu den Giebeln der Häuſer. Es jollte ihnen aber nicht ganz 
aelmaen: die Liſt eines Raubmörders von der Burg Zalfeit ver 











12 
hinderte es. Dieſer ſaß zum Tode verurteilt im Gefängniſſe, weil 
feine Hinrichtung ob der Not ber Stadt verzögert werden mußte. 
Als das Waſſer immer höher und höher ftieg, verlangte er vor 
den Stadtrat geführt zu werden. So geihah es. Er gab an vor 
demjelben, Villingen vom Untergange retten zu wollen, wenn man 
ihm die Freiheit ſchenke. Man verſprachs ihm. Er kleidete ſich an, 
fuhr in einem Nachen, in dem er 2 Fäßer batte, hinab das Waffer 
den Schleufen zu, wo die Vorpoften der Schweden ftanden. Im 
einen Fäßchen hatte er Branntwein; gab den Soldaten brav zu 
trinten bis fie einen Rauſch befamen und herum lagen. Jetzt öff⸗ 
nete er da3 andere Faß, das voll Quedfilber war und es durch⸗ 
brach die aus Grund und Holz gemachten Schleufen ; alles Waffer 
ging hinaus und Villingen war gerettet. Die Schweden jogen ab 
und dem Verbrecher ſchenkte man Freiheit und Geld. — Auch bie 
Franzoſen leben in der Volfsüberlieferung von ihrem Einfalle a. 
1688 her in der Villinger Gegend. So wurden bei V. 20 Bauern 
die fih in eine Kirche verftedt Hatten nadend ausgezogen und um 
die Franzofen durch ihre von den Schmerzen erpreßten komiſchen Stel- 
ungen und Sprünge zu unterhalten glei” dem Vieh auf dem Tyelde 
berumgejagt. Gleichfalls Weibern und Mädchen, an den Zöpfen zu- 


fammengebunden, geihah dad. — 
Mündlic. . 


11 Die Schweden in Thengen*). 


Als die Schweden anfangs der 30ger Jahre Hohenhömwen und 
Hohenftoffel belagerten ftrichen fie in der Umgegend herum und famen 





— 


*) In Nähe von Rommelsbah (Reutlingen) ift eine alte Schanze, 
welche die Sage auf die Römer und die Schweden zurädführt. Letztere 
follen von da aus die Achalm beſchoſſen Haben. Allein jolde Schweden 
ſchanzen und MWälle lehren überall wieder ; was von’ ſolchen Ueberreften 
dem Volke auffiel theilte e3 dem am meiften volfstümlichen fremden Kriegs⸗ 
volle und zwar den Schweden zu; wie aud) Sraujamleiten, vom Waldftein’ 
fchen Corps verübt, geradezu auf Rechnung der Schweden geichrieben werden. 
Ebenfo unwahrſcheinlich tft die Sache mit Einwanderungen 3. B. im Stein 


ar 
in das Städtchen (200 Eimp.) Thengen. Die Leute flüchteten überall 
im Rellerräume und andere vermeintlich ſichere Orte. So follen 
and) 9, andere wollen 8, Jungfrauen in einem Keller beifammen 
gemejen jein. Die Schweden lamen ihnen auf die Spur, wollten 
Gewalt anwenden, allein vergebens. Sämtliche Jungfrauen ftarben 
den Martertod. Aus jener Zeit fieht auf dem Kirchhofe eine alte 
Veiperbildjänle; auf der andern Seite Chriftus am Kreuge, aber 
ganz unfenmtlich.. Auf der Seite ringsum jind Zeichen, eine Woge, 
ein Weberſchifflein, ein Kamm, ein Mühlrad u. ſ. w. Wahrſcheinlich 
Find es die Abzeichen der Väter im Gewerbe, denen bie Töchter ane 
gehört haben; jo ift aud) eine Brätzel angebradht, was entſchieden 
auf die noch Heute lebende Bäderfamilie geht. Zu der Bildſaule 
in Thengendorf wo die Städter Thenger in die Pfarrei gehören, 
wird gewallfartet in Todesnöten ; eine bejtimmte Anzahl 7 oder 9 
Decaden des Rojenfranzes wird abgebetet, und zwar vom fahmerz« 
haften Roſenkranz. Die Ueberlieferung lebt fort; der Keller in dem 
noch Blutſpuren zu ſehen waren iſt verbaut, aber mod rechtzeitig 
va H. Caplan Böll, damals in Engen, unterfucht werden. Der 


Haus rechts im 





icler iſt unter dem Haus vom jog. Spaniol:; erit 


enuber der Apotheke. 








dc, wenn man von Ihengendori fonmt, au 
Mirchenbuch Toll die Notiz ſtehen ungefabr: novem virgines 
In einem alten 
28 ſtehen unter Dem 








obi 





' Suecieis intactac occisae maart, 






Bistkums Conſtanz v. 17 






gen auch erwähnt die virgines Thenzens 
Zwiichen Hemmendorf und Dettingen heißt ein Feld „Auf 
da feien, jagt jeder alte Tettinger, 





ı Trommcelichlägern 
dit Sawweden geichlagen worden. 


Nur das dürfen wir nicht überſehen: ſolche Traditionen find 
id fünnen auf fruhe Wanderzeiten gehen; wie denn ſchon ein 
Kruie meinte, man jollte ſtatt Sywedenſchaunze Sucven 
—Im Gemeindewald Feder! ad bei Echterdingen 
hanze, jede Seite 120Schritt lang: bier joll einſt 
Dieſe Heine Notiz iſt aus den wirtemb. Jahr 








ch, 











14 


12 Sage vom Schloße Bol. 


Nördlich von Boll, Amts Bonndorf, liegen die Ruinen des Schlofe 
ſes Boll, einftens Schreden aller Wanderer. 

Vor langer, Ianger Zeit hauste dort ein goftlofer Raubritter 
mit feinen Gefellen und nahm alles was vorüberzog-weg. Reiche 
famen gegen viel Löfegeld davon ; Arme ftürzten fie über einen hoben 
Felſen hinab, an dem fich unten ein Fußweg vorbeizog. Eines Tage 
paßten die Ritter vergebens und wollten ingrimmig ſchon wieder heim- 
ziehen aus ihrem Hinterhalt. Da fam des Weges ein Bauer da⸗ 
her; fie ergriffen ihn und fcdyafften ihn auf die Burg zu ihrem Herrn. 
Der Bauer antwortete, daB er nichts babe ala eine rau und 7 
‚Kinder und bat flehentlich; ftürzten fie ihm doch hinunter. Im fel- 
bigen Zeitpunft ging de3 Bauern Weib gleichfall3 unten vorüber, 
ward beiprigt vom Blute ihres Mannes, las deflen zerichellte Beiner 
zufammen und wies fie den Leuten der Nachbarichaft. Die Bauern 
ſchon längſt mismutig über die Bebrüdungen des Raubritters griffen 
su den Waffen und ſchrien um Rache. 7 Zage belagerten fie das 
Raubritterneft und befamen 8. Der Graf bot nod mehr Löje- 
geld an als 2 Roffe fortziehen könnten unter der Bedingung, daf 
fie abziehen und ihn in Ruhe laffen. Die erbitterten Bauern gaben 
nicht luck; zeritörten die Burg und metzelten Alles darin nieder. 

Die Schäße die man zu befommen hoffte waren verfunfen und 
jetzt noch muß fie eine verwunjchene Jungfrau bewachen, die nur 
am Allerjeelentage Mittags, wenn es im benachbarten Boll 12 Uhr 


ſchlägt, erlöft werden fann. 
Mündlic. 


13 Dos Zehnuhrglöcklein in Bonndorf. 


Noch vor ungefähr 40 Jahren Täutete auf dem Rathaus in 
Bonndorf Nachts 10 Uhr ein filbernes Glödlein, um etwaigen, f9 
irregegangen anzuzeigen, wo fie find. Die alten Leute erzählen 
von dem Glöcklein folgendes: 

Fin Fräulein aus einer benachbarten Burg hatte fi einft im. - 


15 


Balde verirrt. Die Nacht brach ſchon herein und fie hatte den 
Heimweg noch nicht gefunden. Voll Angſt eilte fie durch den Wald 
und verirrte immer mehr. 3 Stunden lang ging fie; aber dann fiel fie 
ermottet unter einer Tanne nieder, betete inbrünftig zu Gott und 
lobte eim filbernes Glödlein ftiften zu wollen, alle Nacht den Ber- 
irrten den xedhten Weg zu weiſen. Sieh da Mang von Bonndorf 
berüber ein Zehnuhrglöcllein umd fie wußte wo aus und wo ein. 
Sie langte glüdlid; in Bonndorf an, hielt ihr Gelübde und ftiftete 
ein filbernes Glödlein, das um LO Uhr geläutet werden mufte und 
ihon manchem Verirrten den rechten Weg zeigte. 

A. 1827 den 21. Dez. bei dem großen Brande, der 52 Häufer 
der Stadt im Wjche legte, zerſchmolz das Glödlein. 

Mindis, 


14 Sage von einer Redarfint. 


Solche Ueberlieferungen leben im Volte noch zahlreich. Die 
cruühmteſte Zage iſt die vom Suckenthal, wo eine Wiege mit Kind 
zgeichwemmt unterhalb Buchholz im Dold einer Eiche bangen 









v haben von Julius Leichtlin und Bernhard Bader Auf 
B om Volksmund. Ganz intereſſant it aber die Ueber 
Keferung offenbar derielben Zuge in einer Billinger Chronit bei 
Mone Quellj. I 107b. Es beißt dort: „der Nether ih alle 
Brukhen bimveg: aim fhind in der wiegen jloß ohn allen Schaden 
in der Wiegen uff dem Nedber, man fiengs zu Handelberg uf 


volundird. 








15 Die Kriegshalde. Heidenſchloß. 


Bei Menzenſchwand auf dem badiſchen Schwarzwald deuten 
Woldnamen auf große bier vorgefallene Ereigniſſe. So Kriegs 
hatde, Derzogenborn u. j. w. Erſtere bilder einen c. 100 
hohen Abbang. Da bat St. Georg den Traden erlegt und joll 
binabgeritten sin. Die ganze Geichichte befindet ſich auch dort abar 
beider, In Hohenſchwand ift auch Zt. Georg alter Heiliger. — 
Peim Drachenhäuslein in genanntem Orte joll das Heidenichloß 





16 


geitanden haben, allwo einjt Heiden hausten. Bei Bilbftein ift ein 
Heidenlod. Die Heidenmauer bei Lindau, römiſch. 


16 Schwabenſchanze und Echweden ſchanze. | 


Auf dem Rüden des Sniebisberges zieht die badiſch⸗wirtem⸗ 
bergifche Grenze dur. Die Schwabenfchanze ift von den Wirtem- 
bergern am Ende des vorigen Jahrhunderts gegen die Franzoſen 
aufgeführt worden; die Wälle ftehen] noch etwa 15° hoch da unb 
ein tiefer mit Waſſer angefüllter Graben umringt das Werk, welches 
an einigen Stellen zugänglich ift. Nicht weit von der Schwaben« 
ſchanze ſüdlich, jenfeit3 der zwilchendurchziehenden von Freudenftadt 
nah Oppenau führenden Straßen liegt die nad) der Tradition im 
dreigigjährigen Kriege von den Schweden aufgeführte Schanze, nadh 
diefem Bolfe die Schwedenſchanze genannt. Dieſes mit Sorg⸗ 
falt aufgeführte Bollwerk ift ſehr gut erhalten. 

Zentner ©. 98. 


17 Nochus Merz in Schramberg. 
1 


Bon dem Rochus Merz gebt feit alter Zeit von Mund 
zu Mund in der Schramberger Gegend die Sage, er fei ein grau« 
jamer Burgherr geweſen; e8 habe ihn aber einftens auf der Jagd 
die gerechte Strafe ereilt: der Erdboden that ji) auf und ein Feuer⸗ 
ichlund empfing ihn mit famt feinem Schimmel. — Rodus Merz 
bat große Verdienfte um die Herrihaft Schramberg und deren Um⸗ 
gebung. Die Urkunden und Urbarien der jebt gräflich Biſſingiſchen 
Archives weiſen eine ganz geordnete Rechtspflege und Verwaltung 
nad; eine Unzahl Dokumente hat R. Merz ſelbſt geichrieben. — Er 
icheint freilid) manchmal nicht die edelften Mittel angewendet zu haben: 
io nahm er den einen ihre Güter mit Gewalt ab und baute damit 
eine Kirche u. ſ. w. Er übte Recht über Leben und Zod und Das 
jus primae noctis ſei im Schrambergijchen in höchſter Blüte noch bis 
zum Untergang der öfterreich. Norlande geweſen! — Auf Fiſchfrevel 
war Zodesitrafe geſetzt. Einmal ritt er mit feinem Knechte in eim 


ı7 

benachbartes Frauenflofter, das einen prächtigen Wald beſaß. Wie 
genbänlich wenn er Tam wurde im Refeftorium für ihn gededt und 
er lieh ſichs ſchmeden. Plöplich reiht er eine Schublade auf um 
das Bejted heranszulangen; da lagen Forellen darin. Unter ben 
fürdterfichjten Drohungen verlangte er zu wiſſen, wie fie zu den Fiſchen 
gelommen wären, Die Hlofterfrauen waren nicht wenig. erſtaunt, 
denn es war ihnen unbegreiflich wie Forellen dahineingefommen. Die 
Fijcnwaſſet weit, und. breit, gehörten dem R. Merz und folglich hatte 
das Ktofter es mit ihm zu thun. Er nahm ihnen noch aus Gnade 
den herrlichen Wald ab und ſiand von jenen Recht die Todesſtrafe 
vollziehen zu laſſen ab. — In Wahrheit mußte auf dem Hinritt 
zum Kloſter ſein ſtuecht die Fiſche fangen und er ſelbſt warf 
he unbeobachtet in die Tiſchlade. — Das Alles hielt ihn aber 
nit ab einer Kirche den Wald vielleicht noch am felbigem Tage zu 
Ähenten. 

Tie Villinger Chr. in Mone's Quellſ. S. 116a (I) berichtet 
Nabr 1569: „in dem Jahre ſtarb Rochus Merz von Ztaffels 
Tochtern amd feiner 









en berr zu Schramberg im Heumont jampi 





Mauer.” 





druder Rudolf und Hörmann den Schramberg und andere feine ver— 





zafine gueter nit bebalten finden, Tonder das alles dem Rochio 
Merzen von Staffelfeiden — zu kaufen acben. *s gieng mit 
on jar hin, da begab ſich, das nit wenig falet, es wer der Schram— 
era dem Merzen wiederumb bei naht abgeitigen worden. 
Es tamen etliche unerkannte in den vorhoff, aber man ward der 
ach zu baldt gewar, das ſie wider abgetriben und weichen mueſten. 





Und wiewol mans grundtlichen nit Sagen dorien, jo fein doch die baid 


ieder, Ruedolf und Hormann, hoch verargwonet worden, als ob 






zugerüft und ſich alſo underſtanden, dan 
fanden. Hernach bat der Merz böſſer 
pr, auch am Schloß alla in für iteigen gebawen und Damit 


pratiten ſollich 





nherg zwaimal zu ver 








1 Felien alio nahe behalt und behawen, do man noch mer 








18 


velfen billih hinan folt fauft haben und ift eben aljo verderbt worden, 
wie zu Wildenftein, und Falkenſtein vor jaren auch beſchehen.“ Die 
Rotweiler hatten allen Rejpelt vor R. Merz „eins hochen verſtands 
und gemüet3 halb, dieweil er gelept.“ Aber nach jeinem Tode ſetzten 
fie alles in Bewegung gegen die Witte. 

Bergl. IV, 307. 


18 Die Sage von den 3 Brüdern VBoofer in Wetzisrente. 


In der Richtung von Ravensburg nah Schlier fommt man 
auf den Weiler %. Etwa einen Büchſenſchuß weiter gen Schlier 
hin ftehen 3 fteinerne Kreuze ohne alle Inſchrift und Kunſt. Die 
Sage weiß darüber folgendes: 

Die drei Brüder von Boofer gerieten in der Schente zu F. 
in der jebigen Sonne, allwo fie fuftig zeiten, in Streit. Es fam 
zum Kampf um Leben und Tod und zwar gerade an der Stelle 
wo die Wahrzeichen heute noch ſtehen. Zwei der Brüder blieben auf 
dem Platze; der dritte ſtark verwundet jei in die Schenfe zurückge⸗ 
bracht worden und hauchte bald auch jeinen Geift aus. Die Namen 
der drei Brüder wurden aus der Adelszahl geitrihen. Ihre Nach— 
fommen ſchrieben ſich von da ab einfach Booſer, wohnten zu Wetzis⸗ 
rente nordöſtlich zwiſchen Schlier und Waldburg. Ver letzte des Ge⸗ 
ſchlechtes Joſef Booſer hatte im Altorfer Walde große Beſitzungen 
und übte Lehenrechte aus. Seine Grundholde bezogen aus dielem 
Walde das Holz. Er hatte auch eine großartige Echenfwirtichaft ; 
verfaufte Wald und Alles und ftarb a. 1841 finderlod. Das Haus 
Boojers in MW, fteht auf einem Hügel, faitellartia, aber nur von 
Holy gebaut. 

Mündlih vor Mid. Grinmm. 


19 Die Zäger von Tettnang zu Berg. 


Als die Reformation in der VBodenjeegegend um ſich griff, fam 
ein Prädifant nad) Berg Ch. Ant Tettnang. Der katholiſche Pfarr: 
dicar (denn Pfarrer war der Domcuſtos in Gonjtanz) wurde durch 


ı9 


das Andringen der Proteftanten-jo it Furcht gejagt, daß er die 
Flucht ergriff und dem Prädifanten den Platz räumte. 

Dieh erfuhr die ehrfame Jägerei in Tettnang und. beichlof den 
Prüdifanten zu vertreiben. Mit Hunden und Jagdwaffen führte 
fie ihr Vorhaben mus. \ 

Theil das Andenken zu bewahren, theils den Pfarrer in Berg 
wegen feiner Feigheit zu beftrafen, wurde nun der Pfarrei folgendes 
an ſich lächerliches, doch bebeutungsvolles onns auferlegt, das erft 
1827 oder 1828 zur Wblöfung fa, 

Der Pfarrer in Berg mußte alle Jahre am einem gewiſſen 
Tage die ehrjame FJägerei und deren Hunde von Tettnang bewirten 
Wit Trommeln und Pfeifen zogen fie ein in Berg. Nun war ges 
nau vorgefchrieben, was und wie viele Weine, Fleiſcharten, Geflügel, 
Hunbsbrot 3. B. weihehennen u. ſ. 1, aufgetragen werden muften. 
Mitternacht 12 Uhr mußte die Jägerei um die Kirche einen Um- 
gang halten und jo lärmen, daß der Yarm in Tettnang gehört wurde 
Geihah dies nicht, jo mußte fie Die Zeche bezahlen. Betrintken durfte 
ih Niemand. Gelang dem Piarrer N 
teihen, fo mußte ihm bezahlt werden 
Wlichr des Pfarrers eine bi. Meile leſen und die ehrſame Jagerei 
mußte derfelben andachtig beiwohnen. In ihrem Namen batte eine 
Art Harlefin ein beitimmtes Opfer zu entrichten und hernach zog die 
Jagerei unter Pieifen und Trommeln nad Tettnang zurüch 





alle Lichter auszu 












Sen v. Tierrer Rurt 


20 Die Goßlinger Weiber. 


Zie jollen, wie von andern Orten jo haufig Die Zuge acht, 
Enftens auch einen Pradifanten mit Stöden und Belen zur Kirche 
zum Flecken binausgejagt haben. 

Zonit pflegte man deu Weibern eine beiondere Ehre dafiir ans 
zuthun, etwa fie beim Cofern vorgeben zu laſſen vor den Mannerit 








um. 





20 


21 QUndere Reformationsſagen. 


1 
Die Baiern ım Wildbad. 


Lipowskti berichtet in jeinem bairifhen Mufillericon Mün« 
chen 1811 von Albert V: „Der Herzog unternahm im Jahre 1576 
eine Reife nah Wirtemberg, daS damals größtentheils ſchon der 
evangelifchen Religion hufdigte. Sein Gefolge beftand uriter anderm 
aus feinem Beichtvater, feinem Hofprediger, vielen andern Geiſt⸗ 
fihen und Hofpredigern. Dieſen unterfagte er allen Umgang mit 
den Proteftanten, verbot ihnen lutheriſche Bücher zu kaufen und mit 
fih nach Haufe zu bringen. Aber nicht nur hindern wollte der Herzog 
dieß, fondern jelbft die Wirtemberger befehren und fie zur katho⸗ 
Iifchen Kirche zurüdführen; daher er den bei fich habenden Geift- 
lichen befahl, dieje eines beifern zu belchren. Er jelbjt ließ unter 
freiem Himmel predigen und beim Gottesdienſt eine herrliche Muſik 
aufführen, um auf ſolche Art das Volf an jich zu ziehen.“ 


> 


Der Pfarrer von Inneringen bei Gummertingen hat dag Recht, 
jedes Jahr bei Bittgängen dag Bittgangsamt in Vchringendorf zu 
halten, vor jedem andern Pfarrer. In der Reformationgzeit hatte 
der Pfarrer dv. 3. mehrere Predigten gehalten vor der verfammelten 
Gemeinde 3. B. damals als Winterlingen die ncue Lehre annahın. 


3 
In Leutkirch joll zwei Jahre a. 1548 und 1549 fein Prediger 
mehr da geweſen jein, weil einer plößlich des jähen Todes auf der 
Kanzel jtarb. Es ging die Sage die „Schweſtern beten fie zu Tod”. 
Roth's Leutkirch S. 216. 
4 
Die Griegheimer im Kletgau trugen die Kirchenbilder 
Fahnen Paramente und andere Slirchengeräte auf die ſog. Kil be— 
wire hinaus zum Verbrennen. Die Schilling von Gutmadingen 
führten die Peute zurüd. 
Bader Dioc. Archiv IV, 32. 





21 


— — 


22 De origine et natiene valldorum ae nobillum 
armigerorum de kungsegg. 

Legimus in coronicis, quod advenae sunt nobis in illa 
nostra terra Oberſchwaben ‚constantes et nobiles Armigeri de 
Kungsegg. Et tres fuisse fratres ingenuos ac liberos multum 
locupletes in Lumbardia pede montana juxts amenam civi- 
tatem, quae Ast appellatur, qui quidam fratres propter ho- 
micidiam abinde recesserunt et venerunt ad montem qui dici- 
tar Kungseggerberg cum novem mulis auro et argento oneratis 
smentes predia, nemora, villagia, terras et jurisdictiones, quae 
«reumstabent dietum castrum Küngsegg tempore illo, quo villa 
Hoskirch civitas fuerat imperislis et ad Romanum pertinnit 
Imperium, ceperuntque edifficare castrum in loco ubi nunc 
sitam est propter amenitatem -ioci, :que in acie regulariter 
sitastum exstitit et patet ex creatione nominis sui, Quoniam 
histrio quidam edificato et perfeeto dicto castro .praeteriit 
aovum cernens illud fore plusguam amabile accepit edificantes, 
qui dixerunt ei: bystrio tu bone, edi huic nomen impone: 
<onsequeris quare propinam: deus ab ede repellat ruinam. 
Hystrio vero jocundus ex audiendo petitionem inquit in hoc 
verba que secuntur saltans in angulam castri dioendo: 

ich stön hie uff diser egg 
und sol haissen küngsegg ! x 


Et sto in acie castri quod Deus multiplicat ut nomen atri! 
Aus dem handidriftf. Calendarium Anlendorfense hs. 16. Ihd. Und. 


23 Diepyoldshofen. 


Diefe Oriſchaft fei einſt eine Stadt gewefen; darum werden 
aoch heute die Häujer über der Aach „Vorftadt genannt. 
Bergl. Lentlinher Ob. Amtobeſchrb. ©. 214. 


24 Thierftein. 


„Segen der Lußburg hinüber auf der andern feiten des 
Naglers ift ain großer fel3 der Thierftain genannt, auf welchem 
noch greben zu fehen und ift noch under denen alten ain gemaine 





u 


2 
rede es ſeye ain haidniſche flat daſelbſt geitanden, welche durch krieg 
verderpt und in ain abgang kommen.“ 

Zimmeriſche Chronik I, 20. 


25 Große Schlacht. 

In einer alten Oberndorfer (a. N.) Volksſage ift noch er- 
halten, daß „auf den fangen Wifen“ einft vor vielen Hundert 
Jahren eine große Schlacht flattgefunden habe. 

Auh in Aufhauſen, Ob. N. Geislingen, Iebt die alte 
Sage im Munde de8 Volkes, daß in vorgrauer Zeit beim Orte 
eine Schlacht gefchlagen worden fei. In der That war e8 ber 
allerneueften Zeit vorbehalten, eine große Anzahl Knochen nebft Kriegs⸗ 
rüftungen da auszugraben. 


26 Der Senteuberg. 

Bei Bühl (Orienhaufen) ift ein Waldberg; auf ihm jei eh» 
mals ein Schloß geftanden, da8 untergegangen. Ein Tod, wo es 
verfunfen fein ſoll, jieht man noch. Schabgräber machten ſich bier 
ihon viel zu ſchaffen. 


27 Burmlingen geht unter. 

Das Aienbuch, ein Waldberg zwiichen Seitingen und Wurm⸗ 
fingen jteht auf einem „ganzen See.” Einft wird der See losbrechen 
unter fürdterlihem Rauſchen und Toſen und alles mit Waller 
überdeden. Wurmlingen jelbjt wird gleich untergehen. Das habe auch 
ein fahrender Schüler gefagt. Honberg ob Tuttlingen foll eben⸗ 
falls auf einem See jtehen. 

Mündlid. 
28 Die Pfullendorfer und Fulgenftädter. 

Die Bfullendorfer wollten einft den Fulgenftädtern ihren Ras 
men abfaufen. Als Kauffumme boten ſie jo viele Kronenthaler 
als auf den ganzen Weg von Pfullendorf bis Fulgenftadt Schritt 
für Schritt gelegt werden mögen. Die Fulgenſtädter aber gaben 
ihren Namen nicht her um Geld und heißt fo noch heute die Stadt 


Pfullendorf Dorf und dag Torf Yulgenftadt Stadt. 
Mundlich 


23 


29 Bom Pfuliinger Schloß. 

Das Pfullinger Schloß joll ehedem ‚ein „Glarifjer Kloſtet“ 
geweſen ſein und bie erften Mlofterfrauen Machtild und Irmel hätten 
nur ein Lammlein gehabt, das fie gejchenft belamen. Daraus 
wurde eine Heerde und. der Grundftod. det Kloſtervermögens iſt 
das geweſen. 


30 Die Sage von HSeiligenzimmern. 

„Mer derfelbigen art under ſich ob jest im ber herrſchaft 
Haigerlid) ligt aber ain dorf Hatligenzimmern, dieweil daſelbs 
gar ain fürnemer tempel in der eer der abgöttin Diana geftanden, 
welche bei den alten, ſonderlich vom jägern und denen, fo in großen 
aehölzen gewonnt, fürnemlidy aber bei den Gimbris, jo ſich aller» 
maift auf das waidwert begeben, hodhgehalten worden. Demnad) 
aber folgends über vil hundert Jar das Tandt in chriſtenſichem glau= 
ben geveitnet und beftättiget, ward gedachter tempel, ala noch ain 
gemaimer leumbd, aud) wol glaublid, in die crit chriſtenlich 
irchen derfelben enden verwendet.“ 


senmerids Ehrenit 1% 





1 Bon Reutlingen dem Räuberficden. 
Vor zeiten war's cin Dörflein Hein, 
stunden etlich Hauſer allein 

In einem grewlich dickhen Wald. 

Dorin do wonten böſe Buoben 

die d'Leut bei Tag und Nacht aufhuoben; 
Und braubten fie mit Ungeitim 

Wer bei ihnen füriber ging. 

Taber man noch ſolch Ihatt der Giellen 
In unjer Statt probieren wellen, 

Daß man je hriſſer noch bei Tag 

In unſer Stadt bie finden mag. 

Ter gmein Mann dorvon jagt allein: 
Tas jeien Raubheiiier aefeim. 








32 Die Sage vom Gomeringer Burgftall. 


Uff welcher Burg vor alten Feitten 

Wie ich e8 kann mit Warheit deuten 

Haben gemonet Edelleut. 

Die alt Burgftell noch Zeugnis geitt 

Wie mir’3 em alter Mann erzählt 

Bon Gomering hieß Knorren Jörg. 

Sein Söhn die find noch bei der Hand 

Zu Gomeringen wol befannt: 

Der jagt, er hab's vielmal gehört 

Bon feinem Ine welcher wor 

Ein alter Mann viel Jor alt worden 

Und ſchier 100jorig veritorben. 

Daß haben gewonet uff dem Berg 
Nit weit von Gomeringen merf, 

So jezt die alte Burg genannt. 

Edelleut woren wol befannt 

Die alle Sonntag ungefahr 

Nah Gomeringen famen dar 

Heraber von der alten Burg 

In rotten Mänteln in die Kirch 

Nor Mittag haben's ’3 Feld gebaut 

Und Nachmittag fie haben granbt. 

Fizion S. 34 ff. 


383 VBrofegeihung. 


Auf den 23. Tag Januarius in der Nacht um 1 Uhr er- 
ichten ein Geift oder ftimm in St. Martins Kirchen, die fchrie 
Öffentlich: e3 werde eine große Inderung in Teutichland geſchehen 
und fürgehen, zuvorderit in der Stadt Memmingen. 

Unold, Memui. 2. un. 


25 


34 Die Einfiedier von Riflegg. 


Im Kißlegger Kloſierrodel v. 1548 S. 2 heit &: „Umb 
das Jaht eintauſend jeien heiligenmäßige Einſiedler allhier geweien, 
welche jo heilig gelebt hätten, Das fie alle Morgen im Garten jo 
viel gefunden haben, als jhnen zur fpeis benfelben Tag notwendig 
gemejen." \ 


35 Die Glode von ZJuertiſſen. 
In Mlertiffen hatten fie jeit undordentlichen Jeiten eine Glocke 
von ausgezeichnetem Geläute, Die wollten die Ulmer haben und 
haben fo viele Sechſer verſprochen dafür, als man von Um bie 


Mertiſſen an einander legen kͤnne. Belamen fie nicht. 
Römlie. 


36 Wie Wettis fo geheiſen. 


In der Piarrei Hiltensweiler liegt Wettis. Ta kam ein 
großer Sterbet. 4-5 Häuſer ganz ansgeftorben! Der Loten- 
grüber bot einem Haufe das ganze ausgeitorbene Anweſen an 
wollte es niemand. Ter fam aber wieder in da 
icon abgewieſen worden: da jagte ein altes \ 


geiund, jekt am Sterben lag: jeß wetti 
Nanıs 








* Da 





wo er 





eiblein, das geſtern 






Daher der Kame 


37 Die Mordgaffe ‘). 

„Der legt Graf von Hirſeck iſt in einem tumult unfer won 
Wichauien im der Gallen, do man von Aulendorf herüberzeucht 
und der that halben noch heutigg tags die Mordgaſſen wird 
genant von feinen feinden oder widerwertigen jemertichen erſtochen 





worden, 
ride Chronit I, 157 





* Jh habe in meinem Augsb. Wb. 33°b cine Mordichtacht 





terzeichnet, wie Die ganze Feldgegend hinter der Stadtpfarttirche von Gunz 
kurg beikt. Gin Mordfeld ift zwiſchen Mundling und Hoppingen 





34 mößte eher das Mort aus der Vodenart herleiten. Vom Mord 
graben des Todes predigt Piftorins in Lauingen. 17. Ihd. 








26 





38 Woher Göhlingen feinen Namen. 


Gößlingen fehreibt man; Gaiklingen aber ſpricht man. 
Das kommt daher, bevor Gaißlingen fland hauste draußen wo’ 
Wildeggerd Haus ijt ein einziger Mann, der eine Gaiß batte 
und fie da geweidet habe, wo Gaißlingen heute liegt. 


39 Melae. 


Diefer rohe Kriegsmann fteht in Schwaben in böfem Rufe! 
man flucht, man jchilt mit feinem Namen: du frummer Melac: 
du jchieliger M. Auch die Hunde nannte man fo. Auf der alten 
Burg von Eßlingen heißt ein Feines Häuschen nach ihm. — As 
einer von General Melac's Hunden (man behauptete unter dem 
gemeinen Volfe, daß fie vom Teufel bejeffen feien) crepirte, begehrte 
diejer berüchtigte Böſewicht unter den heftigiten Drohungen von 
einem proteft. Pfarrer, daß er jeinem Hunde eine ordentliche Leichen« 
predigt halten folle. Der Pfarrer wollte lieber fterben als das thun. 
Sp mußte der Hund doc unter Glockenklang feierlich beerdigt werden. 
Desgleichen lebt Bandamme in Kinderreimen. 'S Gonde's Heer” 
jpilt neben dem Wort MueterSheer eine Rolle. Bei großem Lärmen 
heißt es: „Mä moint ’3 Prinz Gonde's Corps bredi ins Land.” 


40 Den Galgen! fagt Der Eichele. 


Tiejes ijt cine echte Eßlinger Redensart. Herzog Ulrich von 
Wirtemberg belagerte die Stadt; da riefen fie hinein: „man 
jolle fie aufgeben.” Ein gewißer Eichele antwortete: „ben Gal« 
gen wollen wir euch geben!” dahero nod) heutiges Tages das Spridhe 
wort umgeht: „den Galgen jagt der Eichele.“ 


Redenmeifter S. 171. 


4 Starte Ritter. 


1. „Einer ungleuplichen großen fterfi ift Hans Truchſeß von 
Walpurg gemwejen, dann er ain jedes gemain hufeifen mit beden 
henden jchlichten megen; desgleihen hat er ain hufnagel mit aim 


2 


daumen im ain temmin holz truden mögen ; derhalben, wann in 
die jhmidt zu Meſſtirch und inſonderhait ainer, Hat Michael Schmid 
wbaihen, erjehen, haben fie die huofnägel vor im verporgen, dann 
bat inen vorhin zum oftermaln, wo fie im worden in die läden zur 
iner ſchalthait getruckt.” Er trug einen Butten Waffer „man hat ſich 
hernad) nit wenig verwundert des großen fajts, den er getragen; 
dann drei ftarfer menner am jolcher butten mit Waſſer wider aus 
dem haws zu tragen gmugfam zu ſchaffen gehabt.“ 
Ztmmerifihe Chr. 1, das M. 

2. „Bafdhion Spetzu Pflumern — iſt ain jo ſtarter, ber 
bender Man gemeit, das er aim jeden mentſchen, er jei jo flatt 
gemeft, als imer fein Tönden, ba er im zugelaffen oder vergonl, 
das er ine anrüere oder begreife, hat finden in ain ſad ſchieben 
und darin behalten. Das bat ser zu manichen mal an ben für- 
wihigen edfen und unedlen bewiſen, auch oftermals nit vil danl® 
damit erlangt. Ten mehrertait ift er zu fueß über landt gangen, 
bat im ain fuecht ain pferdt laßen nachziehen, vor den itetten oder 
andern flecken ift er wiberumb ufgeſeſſen *ı. 

Airimertiche Cht. II. im. 


42 Drei Männer Cine Wefte. 


„Aber Herr Jobanns von Zimbern und grave Friderich von 
Zollern jein nachmals gut freunde ir lebenlang mit ain andern 
aeweſen, das fic baid mit grave Wolfen von Montfort wiewol fie 
drei mechtige bern an landt und leuten geweſen — nur ain jammatin 
Bammes gehabt haben, welches irer dreier geweſen, alt das ain 


jeder der es bedorfte oder gewolt, von dem andern entlehnet.“ 
Aummerife Chrenit 1, 212. 


=, Eine dairiſche Predigtjanimlung 17. Ihd.; „Tes ſchmerhhaften 
Treibigift Mariä” jagt €. 85: dem Goroteniatac ein glei ſtarles weib 
ziifet uns vor Gufpinianus: ihr nam war Gimburga, ihr Ehe-herr faifer 
Fuidericus IV. Diele Cimburga war von Gott und der natur mit folder 
järf begabet, daß fie mit zwei fingern jede Haſelnuß entzwei brechen, 
mit einem aber al& wie mit einem Hammer einen diden Nagel in die Wand 
bineinihlagen Fondte.” 











28 


43 Kreinder von Juden gemordet. 


An mehreren Orten wurden die Juden beſchuldigt, die Bruns 
nen vergiftet und Chriften- Kinder gemordet zu haben, 
und {hen die bloje Beijhuldigung war das Signal, auf Diele 
Meile gegen fie zu verfahren. 

Ein folder Ehriftenfinder-Mord joll denn aud) im Jahr 
1428 hier in Ravensburg, dur Juden begangen worden jein, 
und e8 lebt die Erinnerung an diefe That noch heute in der Volks⸗ 
Sage fort, obgleih bis jetzt Viele die Sache bezweifeln möchten. 
Hören wir jedoch hierüber den Erzähler jelbit, nad) der vor uns 
liegenden Chronik *). 

Anno 1428 den 2. May ift hier folgender Zufall geichehen : 
€3 hatte allhier ein reiher Jude, mit Namen E&leazarus eine 
einzige Zochter, welche er einem andern Juden verjprocden. Ale 
nun dieſe beiden Hochzeit gehalten, und viele Juden aus benad)- 
barten Städten dazu famen, da Tief ein Schulfnabe mit Namen 
Ludwig Etterlin von Brugg bei Zürch gebürtig, der zum 
Studieren hierher gekommen, ala er diejes Freuden-Feſt gehört, mit 
andern ihm bekannten Judensfindern in dieſes Haug, das Feſt mit 
anzujehen. Da nun Eleazarus ihn geiehen, rief er ihm, und 
führte ihn in die Küche, dajelbjt den Braten zu wenden, dem er 
aud fröhlich gefolgt. As nun der Abend herbeigefommen, rief 
Eleazarus zween jeiner befannten Juden, und eröffnete ihnen 
feinen Vorſatz, dieſen Chriſten-Knaben zu ermorden, und das Blut 
graufamer Weiſe von ihm zu nehmen, auf welches jie al8bald ihre 
Hülfe verſprachen. Da nun der Knabe, der nichts Böſes argmöhnte, 
von dem @leazar an einen heimlichen Urt, wo die andern Zween 
ihrer harrten, geführt worden war, verbanden jie ihm den Hals mit 
einem Schleier, daß er nicht fchreien fonnte, zogen ihn aus, und 
legten ihn nadend auf einen Tiſch, ftachen ihn mit ſpitzigen Icharfen 


*) Etumpfs Schweitzer⸗Chr. (Bürh 1554) ad Anno 1401, 1430. 
**) Schlapperis, Chron. Micr. 


auf jeine Achſeln genommen, und außer der Stadt einen guten 
rg weit: getragen, dem die anderm gefolgt, unterwegs aber einem 
Fuhrmann mit Teerem Wagen begegnet waren, Diefen beredeten 
fi, er follte ihmen den Sad bis im den Ward führen, fie wollten 
ihm dreifachen Lohn dafür geben; — Da nun der Fuhrmann dem 
Sad aufgenommen, und ihn im den Wald, wohin jie es begehrten, 
geführt und auf ihr Begehren abgelaben, befam er von ihnen ein 
gutes Stüd Geld mit dem Beding, daß er ihuen mit einem Eid 
seriprechen follte, etwas zu verrichten, was ihm nicht ſchaden würde. — 
Ws num der Fuhrmann aus Begierde zum Gelde darein gewilligt 
biegen fie ihn den todten Knaben aus dem Zad nehmen. Ta er 
jolches gethan, entiegte er fh, und wollte davon laufen: die Ju— 
Yen aber bedrobten ihn, wo er den Eidſchwur wicht halten wollte, 
Uebels zu thun, und auf ihm zu zeugen, wenn er nicht 








xt ſchweigen wurde, worauf er ſich endlich bewegen Lich, und 
sat, was ſie wollten: legte dem Knaben ſeine Kleider an, ſtieg auf 
an Baum, an welchem die Juden den Knaben mit einem Strid 
am den Hals gebunden am einen Aſt zu befeftigen befablen, um 
Vorbeigehenden glauben zu machen, der Nabe jei entweder von 
mem Morder gehangen worden, oder cr habe ſich ſelbſt ai 
wmirlung erhangt. — Indeſſen ſuchte der Bürger feinen Noitganger, 
‚ber vergebe. 
fuben, da fie dann ihren 











Ver⸗ 








bis andere Knaben in den Waid gekommen, Vogel- 








hut⸗-Cameraden erichen, be 
und jenen Moftberen geholt, der 
3 dem Nat angezeigt, von denen Viele hinausgegangen, den 







die Stadt aeloff 





a berabgenommen amd gefunden, daß das unſchutdige Blut 
Mo 





ern vergoſſen worden fein mifie, Unterdefien ericholl die 








ten und wieder auch an eutfernten Orten. 
cFuhrmann vernahm, daß man Argwohn auf die Juden 











30 


hätte, indem man ihn gejehen in der Juden Haus geben, warb 
er in jeinem Gewiſſen geängftiget, und floh heimlich von Ravens⸗ 
burg nad) Ueberlingen ; bei welchem Ausweichen aber der Verdacht 
ſchon auf ihn gefallen, da er häufig an jenen Ort gefahren, wo 
der Knabe gehangen. Daher griff man nad ihm, und befrug ihn 
um die Urjache feines Fliehens, worüber er erjchroden, auf bie 
Knie gefallen, und um ein gnädiges Urthel gebeten, auch den ganzen 
Hergang erzählt. Darauf man bald aller Orten nad) den Juden 
gegriffen, beſonders nad) den Eleazar, fie jcharf befragt, und als 
fie mit Zeugniflen überwunden worden, auch die That endlich ſelbſt 
befannt, find fie nad) ihrem verdienten Lohn beitraft, nämlih Elea⸗ 
zar, Anfelm und Moyſes mit dem Haupte unter ſich durch alle 
Gaſſen nad dem Galgen gejchleppt, mit glühenden Fangen auf dem 
Rad zerftoßen, und lebendig verbrannt worden. 

Noch mehrere Umjtände werden von andern erzählt, nämlidy 
der gemeldte Fuhrmann war Nikolaus Knoll, ein Harrer, welcher 
hernach zu Ueberlingen gefangen, gerichtet und aufs Rad gelegt 
worden; die Juden aber und: Jüdinnen, jo zu Ravensburg 
und Lindau waren, wurden um ſolches begangenen Mordes willen 
an St. Ulrichs-Abend allhier alle verbrannt. Worauf auch Anno 
1420 von Bürgermeifter und Rat und ganzer Gemeinde beichlofien 
worden, daß hinfüro zu ewigen Zeiten feinem Juden noch Jüdin 
mehr alibier zu wohnen vergönnt fein jol. 

Dergleichen und andern Mutmillen haben die Juden zuvor 
aud auf der Rauhenegg allhier ausgeübt gegen ein Gruzifir, 
auf welches fie geſchoſſen, auch in den benadhbarten Orten Con⸗ 
ftanz und Ueberlingen unter anderm daa Sacrament geichändet, 
die Brunnen vergiftet u. dgl., mithin auch jelbiger Orten 
geitraft, und gänzlich vertrieben worden. 


Unfer Bericht⸗Erſtatter ſchmückt ſeinen Vortrag überdieß noch) 
mit Erzählung von Wundern aus, welche aus Veranlaſſung dieſes 
Chriſten⸗Knaben⸗Mordes beobachtet worden jein jollen. So ſei 3.2. 
von dem Orte, an welchen der Unglückliche gehangen, ein glänzender 
Stern ausgegangen, dejien Bedeutung Niemand vor Entdedung 


der That zur enträtfeln gewunt habe; ferner jei der Märtyrer hinter 
dan Hochaltare der Stadtpfarr-Rirche beigeſetzt worden, und feien 
von ihan noch im langen Jahren leucht ende Wunder ausgefteömt. 

Diefe JZufäge möchten freifich in unfern Tagen die Wahr 
heit der gangen Relation besweifeln machen, wenn nicht Originals 
Dotumente, die ſich im Städtifchen Archive vorfanden, die Blaub- 
würdigfeit des ganzen Vorgangs verbürgten. 

Die erfte diefer Urkunden, datirt von Montag nad) Peter und 
Yaul 1430 und ausgeftellt von Erkinger von Saunsheim, 
Herrn zu Schwarzenberg, und Jakob, Trucjjeffen von Wald» 
burg, Landvogt in Schwaben, rechtfertigt die Städte Ra- 
denäburg und Lindau, wegen der, dieſes Chriften-Anaben- 
Mords Halber volljogenen Verbrennung der Juden, als melde, 
and) vorheriger genauer Unterſuchung des That-Veftandes, von ihnen 
felbft ausgeiprochen worden war, Das zweite Dokument ift ein 
Rebers gegen die Ztadt Ravensburg, von Donnerſtag nad 
rich 1430, von obigen nämlichen Perſonen: daß Burgermeiſter 
und Rat die Verlaifenicaft der verbrannten Juden dem 
Koniglichen F 3 überantwortet haben, und deßhalh von 
manden hierum angefochten werden durft 
Urtunde endlich, einem Notariats-Inſtrument vom 3. No— 
dember 1475 verſchuf ſich Johann, Biſchof zu Trient, durch 
der von ihm abgeordneten Doctor, Bruder Heinrich von Schlett 
ftadı, des Prediger-Trdens, Gewißheit über das vorliegende Far 
turn. — Mir glauben, den Leſern einen weſentlichen Dienſt zu 
endeiſen, indem wir Di 
die 











1. - Nach der dritten 











drei Belege Für Die Sache als Anhang 
Gapitels hiernach folgen lafien. 








Tab im vierzehmten und fünfzehnten Jahrbundert eine Rie 





deriafiung von Juden bier war, iſt nicht zu bezweifeln. ob 
ariidh dem Perf. feine weitere dieſelbe beitätigende Urkunden und 
Atenitude zu Geficht kamen. Wie aller Orten mögen ſie übrigens 
damals auch bier den Handel vorzugsweiſe in Händen gehabt, 
and zunachit in jenem Quartiere der Ztadt gewohnt haben, welches 


dente noch „Ju den-Gaſſe“ beif 











32 


Die Erbitterung gegen fie, und die Abneigung gegen allen 
Verkehr mit ihnen, feit jenem tragishen Vorfall, erhellt indeſſen 
zur Genüge auch aus dem, 129 Jahre fpäter, nämlid 1559 von 
Kaifer Ferdinand I. der Stadt ertheilten Schugbrief, wornach alle 
und jede Gontracte der Einwohnerfchaft mit den Juden, — ſeien 
jolhe mit oder ohne Wucher geichlojfen, als ungültig und 
fraftlos erflärt wurden. — 


Anhang. 
Rro. 1. 


Urkunde über die, wegen Chriſten-Knaben⸗Mordes an den Juden 
zu Ravensburg und Lindau vollzogene Hinrichtung mit dem 
Teuer. 1430. 


„Wir Erfinger von Saunaheim, Herr zu Schwarzenberg, und 
Jacob, Truchſeß zu Waldburg, des Reichs Landvogt in Schwaben, 
befennen uns offenbar mit diefem Brief: Als von des Mordes wegen, 
jo die Juden zu Ravensburg an einem Knaben von Brugg im 
Ergöw gethan und begangen haben, darum uns der allerdurchlauch⸗ 
tigft Fürft und Herr, Herr Sigmund, römischer König, zu allen 
Zeiten Mehrer des Reichs, und zu Ungarn, zu Böhem, Dalmatien 
und Groatien König, unſer gnädigjter Herr, mit feiner Gnaden 
föniglichen Briefen empfohlen, .und darinn Macht gegeben hat, joldh” 
Uebel und Mord an Scineritatt zu verhören und fürzunehmen, bes 
ſonders den Städten mit Namen: Gonftanz, Ravensburg, Ueber⸗ 
Iingen, Lindau, Buchhorn und Meersburg, als fie die Juden, bei 
ihnen wohnhaft, und ihr Gut von des berühmten Mord3 wegen 
gefangen und gehefft Hand, geichrieben und denen geboten hat, ung: 
an Jolcher jeiner Befelchnüffe und Werbung nicht zu jäumen, ſon⸗ 
dern uns Dazu beraten und beholfen zu jein, als dag Seiner 
Gnaden Brief uns und ihnen darum gejandt, mit mehr Worten 
der Geſchrift Harlichen inhalt. Und auf ſolch' unjer Werbung, jo 
haben ſich die chegenannten zwo Städte von Ravensburg und 


83 


von Lindau, in de benannten unſers Herrn des Königs Befehl, 
gehorſam und willig finden Yaffen, und haben wir beide, und fie 
mit ung, den Handel des berührten Mordes für uns genommen, 
und von einem Stud nad dem Andern und mit einander unter- 
redet, und dazu den ganzen Lands⸗Läumden (Ruchbarkeit) für uns 
genommen, und Dazu mehr dam ein redlich treffenlih Stüd, dar⸗ 
aus wahrlich zu erfennen und zu merken ift, daß die Juden den 
berührten Knaben läſterlich getödtet und gemordet haben, und jeien 
auf ſolche Macht, die der benannte unfer gnädigfter Herr, der rö- 
miſche König uns darinn gegeben und empfohlen bat, mit den be» 
nannten zween Städten Ravensburg und Lindau, und fie mit 
und, ganz einig worden, daß wir zuden Juden und Jüdinnen, 
fo jegt in denfelben zween Städten behaft gewejen find, verhängt, 
und mit Dem euer haben lafjen richten, als denn folder 
übelthätiger Jüdiſchhait von Recht zugehört, und feien 
auch dabei und mit gemwefen, und haben die Sad) alfo mit 
einander gehandelt und gethan, und wir, ob der ehegenannt unfer 
Herr, der römiſch König und Jemand Anders, wer der wäre, über 
furj oder lang unrecht unterweißt würde, daß er oder andere Leute 
von diefer Gejchichte wegen an die von Ravensburg oder an 
die von Lindau darüber Verantwortung thun würden; fo follen 
und wollen wir beide fie defjen gegen Seiner Gnaden, und gegen 
männiglich allweg veranttvorten, vertreten, verfprechen und verjtehen, 
nad allem unjerm beiten Vermögen, nad ihrer Notdurft, ohne 
alle Gefährde. — Und deß' zu gutem Urkund, fo haben id, Er- 
finger von Saunsheim, und ich, Jacob, Truchſeß zu Waldburg, ' 
borgenannt unfer jeglidyer befonders, jein eigen Innfiegel laſſen 
hängen an diefen Brief, der geben ift am Montag nad) St. Peters 
und Pauls-Tag der heiligen zmölf Boten, nach Chriſti Geburt, als 
man zählt Tauſend Vierhundert und in dem dreiffigiten Jahr.” 





34 


Neo. 2. 


Revers für die Stadt Ravensburg, bei Augfieferung der Ver- 
Taffenichaft der, wegen Ehriften-Knaben-Mordes mit. dem 
Teuer bingerichteten Juden. 1430 *). 


„Wir Erfinger von Saunsheim, Herr zu Schwarzenberg, und 
Jacob, Truchſeß zu Waldburg, des Reichs Landvogt in Schwaben, 
befennnen und offenbar mit diefem Brief: AB da die Ehrfamen, 
weifen, ein Bürgermeifter und ein Rat der Stadt zu Ravensburg, 
zu etlihen Juden und Jüdinnen gerichtet hand mit Recht, um 
von des verlaffenen Guts wegen, fo diejelben Juden und Jü- 
binnen nad) Tod verlafjen hand, daß ſelb Gut und Haab ımferm 
allergnädigften Herrn, Herrn Sigmund, Römifchen König, zu allen 
Zeiten Mehrer des Reichs, und zu Ungarn, zu Böheim, König, 
zugehört; da nun Seine königliche Gnade uns empfohlen und dar» 
inn Macht gegeben hat, ſolch' verlaffen Gut und Fälle an Seiner 
föniglihen Gnaden Statt einzunehmen und einzubringen; befennen 
wir mit diejem Brief, daß die ehegenannten, ein Bürgermeifter und 
ein Nat zu Ravensburg, una dafjelbe verlaflene Gut und Haab, 
e3 jei liegendes oder fahrendes, und inſonders Joſen Chriftang, 
der fih hat taufen lafjen, Gut und Haab, was das alles in 
ihrer Stadt auf die Zeit gewefen ift, zu unfern Handen und in 
unſern Gewalt, geben und geantwortet hand; als das Gut alles 
an einer Summe in dem Brief, jo und die genannten von Ra- 
vensburg von folher Haab wegen geben hand, merklichen begriffen. 
Um da3, fo verjpredhen wir ihnen, ob das wäre, daß der aller- 
durchlauchtigſt Yürft und Herr, Herr Sigmund, römiſcher König, 
unfer gnädigjter Herr, oder Jemand Anders von Seinchivegen, die 
ehegenannten von Ravensburg oder ihre Nachfommen, von der ob» 
gejchriebenen Hab und Guts wegen, immer befümmern oder an⸗ 
rechnen würde; daß wir dann jie darin vertreten, verjprechen und 


*) Orig. Dok. im Königl. Staat3:Ardhiv. 


3 





verfichen follen und wollen, ohne allen ihren Schaden, nad aller 
ihret Nothdurft. Wäre auch, als da etliche ihrer Juden, jo von 
ihmen gewichen find, Schuldbrief mit ſich hinweggeführt hätten, 
om benfelben Briefen etlichen erbern Leute Geld und Schuld 
den obbejchriebenen von Ravensburg bezahlt hand und vielleicht 
noch bezahlen werden, das uns yu unſern Handen geben und 
dertechnet wär ober würde, wo dann das die Juden diefelbe 
ehrbare Leute, von denen fie den Brief Hand, bekümmern und ver» 
trieben würden, und daß die Obengenannten von Ravensburg 
öber ihre Nachkommen darum angerechnet und befümmert würden, 
darum ſollen wir fie denn auch verantworten, vertreten, verſprechen 
und verjtehen, nad) allem unjerm beften Vermögen, ohme allen ihren 
Schaden, nad; aller ihrer Nothdurft, ohme alle Gefährde. 

Und bes alles zu wahrem Urkund, fo haben Wir Erfinger von 
Saunsheim, und Jacob Truchſeß von Mafdburg unfer Innſiegel 
tafien hängen an dieſen Brief, der geben it, am Donnerſtag nach 
Si. Wricht-Tag des heiligen Biſchofs, nad Ghrifti Geburt, als 
Tauſend, Vierhundert und in dem dreiffigiten Jahr.“ 





man zablt, 


No. 3. 






Inſtrument; die, im Jahr 1430 wegen Ehriſten-Kna— 
Mordes erfolgte Verbrennung biefiger Juden 
betr. (14759 


„sm Namen des Herrn, Amen! Durch dieß gegemvärtig offene 
Inſtrument jei fund und willen allen denen, die es anſehen, 
pder hören leſen, daß in dem Jahr, als man zählt von der Ges 
burt uniers Herrn, Tauſend Vierbundett Siebenzig und fünf Jahre, 
der achten Indiction, Päbitliher Hochwürde, des Allerheiligiten in 
Gon Vaters und Heren, Herrn Zirt, Göttllicher Fürſehung des 
Virten, jeiner Jahr Regierung im fünften, in dem Tag Veneris, 
der da war der dritte Tag des Monats November, in der achten 








COrig. Dot. im Konigl. Staats Archiv 








36 


Stund vor Mittentag, oder ungefährlich nah dabei, in der Reichs⸗ 
Stadt Ravensburg, Conftanzer Bisthums, Mainker Provinz, 
und dafelbft in dem Rat-Haus, in unferer, von faiferliher Mat 
offenen Notarien, und der ehrbarn, hiernach gejchriebenen Zeugen 
Gegenwärtigkeit, erfchienen find, die Fürfichtigen, weifen Bürger» 
meifter und Räte der benannten Stadt Ravensburg, in ver» 
fammeltem Rat eines, und der würdig, hochgelehrt Doctor, Bruder 
Heinrih von Schlettſtadt, Prediger-Ordens, des andern Theils, 
und eröffnet der jet berührt Bürgermeifter von Befehls wegen, . 
eines Rats der gemeldten Stadt, und ſprach allda zu dem genannten 
Bruder Heinrid, als gejandten Boten mit emfigem Befehl, des 
Hohwürdigen in Gott Vaters und Herrn, Herrn Johannſen, 
Biſchof zu Trient. 

Als von der Gefchicht der hebräifchen (!) Juden, fo dann 
ji in der berühmten Stadt Ravensburg verloffen bat an einem 
Kind oder Jüngling, als hiernach folgt; meldt er mit feiner lebenden 
Stimm alfo: Chrwürdiger Herr! auf Euer Bitt und Fürlegung 
wegen der Juden, daß ettlid in dieſer Stadt hingangen ver- 
brennt worden jeien, geben wir zu ſolchem Euch diefe unſre Ant 
wort, al3 ung in Wahrheit zu thun ftcht, daß etliche der Rät 
unter uns das gejchen, und die Andern von Hörens von ihren Vor» 
dern, von der Geſchicht des Mords, jo dann die Juden in Diefer 
Stadt Ravensburg vollbracht‘ wider eimen chriſtenlichen Jüngling 
mit Namen Ludwig; um jelben Mord und Tödtung die Juden 
in der Stadt, auch in andern Städten, jo darum liegen, mit dem 
Teuer gerichtet und verbrennt worden, darum biß auf dieſen 
heutigen Tag und fürohin zu ewigen Zeiten diefe Statuta und Ver⸗ 
bot geicgt find: daß fein Jud noch Jüdin in unjrer Stadt mit 
Weſen nimmer gehalten werden follen. Alsdann ſolches alle Jahr 
gefeftnet zu den Zeiten, jo die Gemält in unirer Stadt nad) Ord⸗ 
nung und Gewohnheit erneuert werden. — Solch' Tüdtung iſt ber 
ichehen, als man zählt von Ghrifti Geburt Tauſend Vierhundert 
und in dem dreiffigiten Jahr, an St. Ulrich des heiligen Bifchofs 
Abend, der da war der dritt Tag dee Monats Juli. 

Ueber ſämmtlich befannte Oeffnung und aller vorgeichriebenen 


37 


Ding, band der Ehrgemeldt ehtſame Bürgermeifter im Namen 
feiner und gemeines Rats und hienieden geſchriebene Notarien er» 
mahnt und gebeten, ihm hierüber zu machen eins oder mehr, fo 
vier die Nothourft heiſchen würde, offen Inftrument, und find dieſe 
Ding vollbracht und ergangen in dem Jahr; der Indiction; Bapft- 
Humd; Monats; Tags; Stund, und andern Enden, als obfteht, 
in Gegemmwärtigfeit des chriamen weiſen Oſwald Pänder, ber 
Zeit Protonotar, und der ehrbaren wohlbeſchiedenen Conrad 
Schöppen, Hanfen Sommers, und Hanjen Marfftallers, 
alle Bürger, und wohnhaft im ber gebaditen Stadt Ravensburg, 
wurden ermahnt, erfordert und gebeten.“ 


„Und id Johannes Ungemut von Ravensburg, Gon- 
furger Bisthums, von Nömifch kaiſerlichet Macht, geſchworner offener 
Notar: Wann ich bei jämmtlicher befanntlicher Eröffnung und aller 
vorgeihriebenen Ding in Beiweſen der gemeldeten Zeugen, und 
der hienach beichriebenen Notarien Gegenwärtigkeit geweſen bin, daß 
die, wie oditcht gehandelt und beicheben, geiehen und gehört; Nie 
ir 





mhab' ich dieß offen Inſtrument geitellt und gemacht, und mit 
r cigenen Hand geihrieben, und mit den hienach benannten 
Notarien unterſchrieben, auch mit meinem gewohnlichen Namen und 
Zeichen bezeichnet und gefeſtnet, zu Urkund aller obgedachten Tina, 
ward ih vermahnt.“ 

(Notar. Zeichen), dann anterz.) „Nobs. Ungemut“ 





‚Und ich Jobannes Brandiß von Ravensburg, Conſtanzer 
Biethums, von Kaiſerlicher Gnaden Gewalt, offener Notar: Wenn 
ich bei der Eröffnung und obgemeldter Sachen Seins, mit den vor— 
und nachbeichriebenen zween Notarien in Beiweſen benannter Zeugen 
verionlich gewveien bin, daß die Ting ungefabriie, wie obitcht, 
handelt und beichehen, geſehen und gehört: Hierum bab ich das 
mit meiner vigenen Hand, mit ſammt den beigemeldeten Notarien 











unterichrieben, und mit meinem gewöhnlichen Namen bezeichnet und 
geleitmer. Zu Urkund der vorgeihriebenen Ting, dazu ernſtlich er 
fordert und gemahnt.” 

(Notar. Zeichen), dann (unter) Hanns Brandiß“ 








38 


„Und wann id, Franz Sproll, Conſtanzer Bisthums, ein 
offenbarer Notar und Schreiber bei der obgenannten Eröffnung und 
obgemeldten Sachen eins, mit den vorgejchriebenen Notarien in Bei⸗ 
weien der Gezeugen obgenannt, perſönlich gewejen; daß die Ding 
ungefährlich gehandelt, beſchehen, gejehen und gehört hab; Hierum 
hab ich dieß mit meiner eigenen Hand mit jammt den obgemelbten 
Notarien unterjchrieben, und mit meinem gewöhnlichen Namen be⸗ 
zeichnet und gefejtnet. Zu Urkund der Wahrheit aller vorgejchrier 
benen ing, dazu ernitlich erfordert und gebeten.“ 

(Notar. Zeichen), dann (unterz.) „drang Sprofl.“ 
Eben's Geſchichte von Ravensburg. 


II. 
| Jegenden. 


44 Bon &t. Otmar. 
1 


„Man hat nod) heutigs tags für gewiſſ S. Othmar fey zu 
Altenbodmen in der gefentnus gelegen und nachdem er denen berren 
von Bodmen von etlichen ſchwebiſchen fürjten fengclihen überantwurt, 
ſey er etliche zeyt ganz hertigelich und ohne alle erbermde von inen 
gehalten worden uf unfer Yramen perg, da aineft das recht alt 
Bodmen geftanden und darvon auch die herren iren namen gebapt. 
Do zaigt man noch ain finfter8 ungehewrs gewelb oder femmerlin, 
darin der bailig man ijt gepeiniget worden ; daher von altem aim 
ſag uf unfer zeit fommen, e& haben ſich die von Podmen derzeit 
an St. Othmarn alfo verſchuldt und verjündigt, dad ain fluch 
uf fie und ire nachkommen erwachſen; dann der merertail alle im 
geſchlecht ſchadhafte ſchenkel und fueß haben, welcher gebrecdhten ſich 


ee 


aleicndol bei unfern zeiten bei etlichen des geſchlechts war fein bee 
Funden. Ob es aber der urjad) halb wie iez gemelt, beſchehe, das 
mag ſein oder nit, der waiſts am baften dem nichts verborgen ober 
unberift." 
Simmmerifde Ehronit 1, 63 fi. 
2 


Ain pfarrer zu Waltmansweiler gepote feinen pfarrlindern 
Sant Ottmarstag zu feuren bei föpfabhawen, damit bie 
aihlen wol gerieten.” 

Zimmerifihe Chrenit IV, dos. 


Anm. 1. Ueber St Otmar ſieh Uhland's Aufiat, „Bodmann“ in Peiffers 
6erm. IV, S.19 ff. 5.5 ff. Unter König Pipin, Karls M. Bater, führten 
Barin und Rudthard Gaugrafen der Seegegend, beide wahrſcheinlich vom 
welfiihem Stamme, die Verwaltung ganz Wlemanniens. Otmar will 
fe zum zmeitenmaf verffagen, weil fie mit St. Gallen in Streit famen 
zigen Guͤterbeſit. Otmar, beſchuldigt fträflihen Umgangs, wird verhört, 
antwortet nit, wird in der Pfalz bei VBodmann ohne Gilen und Trinken 
dettert, tommt durch Vermittlung auf die Rheininiel in und ftirbt 
759. Uhland I. ce. Nach einer Si. 17. Ihd. im Hausarchive zu 

nr jei neben der Rapelle des Frauenberges, noch die alte und 
rhafte geianfnus S. Otmar.“ rmania | oe. 41 
Otmars Lägel ging wie [hen Grufius I, 510 berichtet 
peorerlium de Saneti Othmari lagaena ins Sprichwort über: die 
Lrrder, melde den Leichnam durch Sturme ruderten, tranfen zum Imbiß 
und rubeten aus: das Fläſchlein wurde nicht Icer. Uhland 1. c, 
ispie libentes pocnlorum copia vincerentur. Mon. Germ. 2, 44, 
i vita.) 





















i. (quoad- 





45 St. Aunrad von Aonftanz. 


.Aufj ein zeit aber begab es ſich, an einem oftertag, wie er 
2 dm thumb das ampt der h. meh verrichten wolt und allbereit 
die gewohnliche wort der hayligen conſecration über den wein in dem 
‘ih ausgeiprechen, dab ſich cin ſpinne von oben herab auff den 
tar gelaflen,, ſo ohnverſehen oder vielleicht auß fürſehung 
Gere: — im die mitte des kelchs gefallen. Wie wol er nun ers 














40 


achten Fund, was gefährlichkeit deß lebens natürlich darvon zu reden 
ihme darauff jtund, jo er die nieſſen werde: dannoch damit ge- 
dachtem Hhochwürdigftem blut Jefu Ehrifti fein unehre beivifen wurde, 
bat er daſſelbig ſampt der jpinnen in einem vejten glauben und 
gutem getramen in Gott mit einander empfangen vnd genofien, 
darnad) vollendet er da3 Haylige ampt. Wie aber das gar voll» 
bracht und er darauff zu tiſch geſeſſen, naiget er ehe und zuvor er 
anfieng efjen, fein haupt für fih in bayde Hände und fipt ein lang 
weil ſtillſchweigend. — (Seine diener erſchracken — er tröftet fie) 
dann er wartete allein eines Gaftes und gleich darauf kroch ihm 
die jpinn lebendig und unverfehret widerumb auß dem mund.” — 
(S. 65. 66.) St. Kunrad fei auch trodenes Fußes über Den Bodenfee 
gegangen. — In Einfideln fei ein mwahrzeihen „wie ein band. in 
ainem ftain eingetrüdt” da3 mit St. K. zujammengebradht wird. 
Chronik ©. 67. St. Ulrich ſei oft zu ihm gelommen. ©. 67. 
Merk, Chronik des Bisthums Gonftanz, 1628. 

Anm. Ueber die fterblichen Ueberrefte des Heiligen 3. B. bra- 
chium; imago fieh den Gonftanzer Domſchatz v. 1343 (Barad) in Raus 
mann’3 Serapeum 25. hg. 1864 S. 184. Ueber ‚.manus S. Pelagii“ 
ebendaſelbſt. 


46 Bon St. Pirmin. 


„Item in der Reichenaw, jo vor vil jaren die Sintlaſow ge— 
nannt worden und die voller gewürm unbewonet gelegen, ſol ußer 
andechtigen gebett S. Pirminii eineſt geſäubert ſein worden, das 
auch heutigs tags kein gewürm lebendig darin bleibt.“ 

Zimmeriſche EChrenil III, 273. 


Gallus Oheim S. 8, 15 ff.: „So bald der hailig prieſter die 
inſell Richenow betratt, haben die ſcharen der vergiften tier und 
würme zu glicher wiſe, als ob ſy von widerwertiger crafft genött 
weren, mit flucht zuo hand ſich uffgehept, die inſell verlaſſen und 
iſt ain alſo große zal geſehen hinwegfaren, das dry tag und nacht 
der ſee, dardurch ſie ſchwumend, ganz bedeckt was und darnach 
nienert mer fichtpar wurden.“ ©. 17, 15: „Sant Pirminius hat be⸗ 


a 


fonber der Om die gnad und letzy gelaufjen, das da fain rah 
ift, Blipt und erfonden wirt.“ 

„Ein frommer priefter in Radolfszell, warb gröpfic von den 
vergiften würmen in und umb das hus belaidigt. Cr verhieß ſich 
mit ainem opfer jetflich® jars in die Ow zuo S. Pirminii altar, 
nachmals ward er ber wůrm rüwig und ganz unfihtbar.“ ©. 17,2: 

‚Pirminti Evangelierrod wirft wunder: bejonderfich den frowen, jo 
io in find nötten arbaitten wann fi mit finem evangelier rod 
bededt und berürt werden“ u. |. w 

Der Ehronift Mert 1627 ©. 104 jagt: „Und obwolen jegiger 
yit etwan dergleichen Ungif et geſehen würdt, jo hört man doch 
nicht daß jemand dardurch ein ſchaden leide.“ Nach Weisthümer L, 15 

es auch Brunnen nach S. Pirmin zubenammt: „itent zweng und 


‚mm gand von ©. Pirmingen brunnen gen dem Wartberg.“ 
Mftenhach, Winterthur.) 





47 Vom Sant Gallen brunnen *. 





ir dürfen uns aber jo hoch mit verwundern ab denen 
a in der ferr, To wir doc in unſer lantsart bronen baben. 
ei unſer vorder nit weniger wunderbarliche und jeltzame aigen 
iteiten gebapt, als nämlich bat die aptiffin von Wald ain bronnen 
auernechſt bei Waltmansweiler im aimer wiien, wirt 
int Sant Gallenbrom oder der wallig bron. s waller 
je nit alfain zu drinfen hatlfam und gſundt fein, ſonder au, da 
Dr jaren ain Franfer iſt übern bronnen fommen, der die roten rur 
ot, ſo der bron heil iſt bliben, hat man darfür gebapt, er kem 
ithait uf und werde geneſen; waverr aber der brommen ſich 
tetruept, fo iſt wenig hoffnung jeiner geſundthait mer geweßt, auch 
& haben dieſelbige das jar nit überlept. Er laßt ſich auch 





















te Ueberſchrijt Heißt in unſerer Chronit: „in eat von dem 
tanzerbronnen zu Connſtatt bei Stutgarten.* In der Chronik aber ift dieſer 
dunnen nirgends genannt 








42 
nit einfaßen, ſonder brücht aus. Das iſt ainichmal alfo, den kranken 
unmifjendt, verfucht worden und aljo befonden worden, ſonderlich 
aud), das er dissenteriam jtellen ſolle. Nit weit darvon Binder 
Raſt, jchier bei Stedeln in oder bei dem Odenmos, do hat ed ain 
ichwebelbronn, der hat die aigenichaft, jo man im Waßer badet, 
das er alte jcheden offnet, die auch hailet. Schad ift es, das man 
jollihe edle waſſer nit fol zu der gejundtheit des menſchen höcher 
achten und uffnen.” 

Zimmerifhe Chronik IV, 414. 


48 St. Wolfgangen Leib. 


„E3 hat von unverdechtlichen jaren ain alte hulzine cafla 
gehapt zu St. Martin zu Mößlirch, ift mit ſchönen altfrenkiſchen 
bildern gejchnitten und gefaßt gemeit, voller hailtum, und haben 
die alten unfere vorfaren glaupt, es fei der leid St. Wolfgangen 
wie es dann allernechſt bei Mößkirch ain kirchle und ain fleden 
gehapt, welches jegund aller zerjtört und zu St. Wolfgangen 
noch wurt genannt und hat man gejagt, man dürf dife caffa nit 
Öffnen oder es werde demfelbigen nit wol darob ergeen, derhalben 
auch die alten herren fi} iren fürwiß nie haben überwinden laſſen.“ 
Gebeine und Pergamenturfunde ‘waren darin, leßtere nicht mehr 
leſebar. 

Zimmeriſche Chronit II, 678. 


40 St. Pelagius. 


Von St. Pelagiuslegende bei Roweil (Altſtatt) iſt im 
Volksthümlichen 1. Samml. berichtet; ſie wiederholt ſich am Ober⸗ 
rhein noch einigemal. Es kommt daher, wie Merk, Conſtanzer 
Chronik ©. 57 (1627) erzählt: „der pabſt empfing den conſtanziſchen 
Bifhof Salomon gar ehrlich, verehret ihm den ganzen leib dei 
bayligen martyrers Pelagii, den bracht er mit jich herauß gen Con⸗ 
ſtanz. Allda er al3 ein patron des ganzen biihtumbs celebrirt 
und verehrt wird.“ 


48 


50 2t. Johannes von Montfort. 


Die Pilgramfart von Schmid · Schleyt Ulm 1730 ©, 146 
berichtet von Cypern: „Unter feinen Beiligen Schubpatronen hat dieſes 
Königreich auch den jeligen Johannes, Grafen von Mont 
Fort oder Starfemberg. Diefer ſelige, oder wie ihn andere 
uennen bl. Johannes ftammte her aus dem uralten ſchwäbiſchen 
Geſchlecht der H. H. Grafen von Monte Fort. Er befannte ſich 
unter den Orden der Tempelherren zu der Regel des hi. Erkvater 
Benedicti: er Teuchtete mit großen Wunderzeichen und machen aud) 
die annoch gewürfte Wunderwerle ihn herrlich. Sein heiliger Leib 
bet in der Haubſta dt Nicofia, iſt nod ganz unverjehrt 
(4. Meyen).“ 


5 Bon St. Aurelia. 


Tie Hl. Aurelia ſoll Chriſtin geworden jein. Die römiſche 
dungirau mußte fliehen und iſt nach der Yegende mit einem Schritt 
von Fußach gen Yindan geichritten und jo entfommen. Man zeigte 
in unjere Zeit herein einen im Hafen von Yindau liegenden 
mit dem Fußtritt der hl. Jungfrau; haue merhmirdiger- 
ie den Namen Herenitein. 

Tie Kapelle der hi. Aurelia ſtand ſeit der alteiten Zeit in 
dr og. Burg oder Römerſchanze; wurde von Pilgern und Wall: 
Fahrern viel beſucht; ſpater Zt. Jacob dedizirt; jeit der Achormatton 
duroder. 


wirier, 2E Shertonautreis I. Aoihla- Auged In 














32 Bon 2t. Martin, Ottilia, Verena u. ſ. w. 


Ter bei Schwaben und Alemannen gleid viel und hochver— 
thrie Parron einer Menge Kirchen, wird am 11. November viel- 
iach mit der üblihen Marti in lobeiame Erinnerung ger 
!rabt, aud wer von ihm nicht 5 thut mit. Ja das Yandvolt 
vertraut jo jeſt darauf daß, wenn's vor Martini noh io ichlechtes 
Kerter, die Sonne dod nochmal deine, weil ja der hl. Martin 









44 


für feinen Schimmel einheuen muß. Heut kann der Märte heißt es 
dann bei Sonnenschein, reht einheuen für feinen Shimmel! 
Eine Predigt vom Hl. Martin enthält die Stelle : „’3 ift heute bei ung 
gar fo ſchön Wetter und man jagt, daß du hl. Martin heute einheueft 
für deinen Schimmel und ich bitte dich recht herzlich: heue nur recht 
fleißig ein, aber nicht für deinen ſchimmel, fondern heue ein für 
den himmel!“ 

St. Ottilia, die alemannijche Heilige, genoß in Schwaben 
einer großen Verehrung. 

In Ettlinfchieß war fie feit Altem Patronin; dort ii noch ein 
Flur St. DOttilienfeld genannt. 

Vergl. Ehmid, ſchwäb. Wb. 155. Bollsth. I 8.417. 


Sn Todriß bei Rottenburg ift eine Ottilienwallfahrt ges 
weſen: die augenfranfen Leute trodneten ſich mit dem Schleier. 

©. Ciriacus gegen Nattern u. |. w. Die Zimmerijche 
Ehronif berichtet III, 273: „alfo ſprücht man, es werde fein nater 
oder ainih gewürm zu Bietingen im dorf oder auch im 
ganzen zehenden, ſoweit der gang, gefunden, bleib auch nichs un⸗ 
rains in ſolchem territorio lebendig. Das jol inen von irem patron 
©. Ciriaco, der zu Ancona begraben ligt, herkommen: da3 ha- 
ben die alten glaubt und fürgeben.“ 

„And weilen unterſchiedliche gefahren auf einer fo großen und 
weitentfernten reiſe ſowol wegen gefangenſchaft, al3 auch wegen 
der anftedenden frankheiten ſich ereignen können, und ein ieder heilige 
eine bejondere Gnad-Ausjpendung von dem I. Gott in .gewifen an⸗ 
gelegenheiten hat; als Tan der pilgram den heiligen Sebaftian 
und Rochus wegen der ſeuche und pejtillenz; den heiligen 
Leonhurd wegen der gefangenjchaft, den heiligen Benedikt 
und die heilige Barbara wegen eines glüdlihen Sterbftündleing 
verehren.” 

Balth. Schmid⸗Schleyr 1730 S. 10. (Pilgerbudb, Ulın.) 

„Sonften werden den reijenden zu waßer und zu land die 
hbeillige Nicolaus der bijchoff und der immer zu wunderwir⸗ 
fende Antonius von Padua jehr anbefohlen: welche auch von 


—— 
dem ganzen Schiff, in welchem ein reiſender pilgram ſich befindet 
noch abgebeter Lytaney von unſer I. frauen durch ein beſonderes 
gebet verehrt werden.“ 
edui>» Edler 1730. ©. 9. 

St. Berena ift echt alemanniſche Schußpatronin. Der Berg 
auf dem die Hunderfinger Kirche fteht heißt Brenaberg. „Ingelawis, 
jagt die Zimmerifhe Chronik IT, 181, ift ein mechtigs und guett 
dorf geweſen, darinn auch ein kirch, die ift vormals im der ehre 
unſer I. Frawen und Sant Veronen geweiht geweſen.“ — „Das 
der zeit nit mehr, dann die vier mauren der kirchen ſampt dem 
Stonaltar fteen bliben.” Auf eines Hirten Gefiht, dab bie 
BWiedererrichtung der Obrigkeit groß Glück und Fortgang bringe, er⸗ 
Yb fih bald die Kirche wieber. 

Andere Boltsheilige find St. Agatha, St. Antonius v. 
Padua u. ſ. w. Arpagaus: „Es ift Agatha in ehren als ein ab« 
keffferin in der brujtfäulung bei den weibern, eine Appoloniam fucht 
man in zahnjchmerzen, eine Ottiliam grüßen wir al3 eine Augen⸗ 
patronin ; zu dem Hl. Blafio Tauffen andere in den halsgefahren, 
Petrus von Verona und Placidus von Diſentis fein meine not» 


belfer in hauptſchmerzen u. ſ. m. 
Meiũtliche Hirtentäfh, Kempten 1706. 


:53 St. Ulrich der Rattenheifer. 


„Bon alter here und bis in das jar als man gezellt hat 1538 
km der raten fo vil in Möſſkirch geweſen, das fie mermals im 
fruchten und ſonſt grofen fchaden gethon, auch den leuten viel un» 
ruße und müeh gemadt, derhalben die berrichaft und die jtatt zum 
oftermal jo das unzifer überhandt genommen vil verlonen müeßen, 
das man den armen leuten oder wer das gethon, von jedem ges 
fangnen ragen ein haller ex publico geben hat. Herr Gottfridt 
Vernher hat Sant Ulrichs ertrichs etlihmal von Augsburg 
pringen lafien, der hoffnung, er folte die raen vertriben, wie dann 
aim gemainer leumat defihalber, aber es molts nit thuen.“ Da 
Wellte fi) einer der dem Uebel abzuhelfen vorgab. „Als nun bie 





46 


Hriftnacht fompt, durchgat er alle gaffen und geßle in dem ganzen 
fleden. Das trib er die ganzen nacht bi3 miternadht, dad man 
ſchrecken läute umb zmwelfe; do ging er ufer der obern ftat uf 
da3 marfbrudi in und verbannte die ragen ußer der flatt.” Im 
Wirklichkeit verſchwanden fie. „Was er aber für ceremonias und 
wort darzu gepraucht, das hat niemands gejehen oder gehört, dann 
er niemands zujehen oder zuhören laſſen.“ 
Zimmeriſche Chronik III, 272 ff. 

„Alfo jagt man, fein in etlich hundert jaren fain rag zu 
Veringen im,ftetlin an der Lachart nie gejpürt worden; 
jo auch ain lebendiger ratz dahin gepracht oder ungeferdt dahin 
fomen, jo ftarb er. Das fol St. Ulrih denen von Berim- 
gen, fagt man, umb Gott erworben haben. Dann er von ber 
Muetter ain graf von Beringen, auch im ftettle zu Veringen ge 
boren jein worden.“ 


Der St. Ulrichstag war einſt im Allgäu ein großer Feier— 
tag. Die Zimmerifche Chronik IT, 547 berichtet auch: „uf ain zeit, 
namliden uf St. Ulrihstag als ain groß feit zu Weingarten 
und daſelbs ain großer zulauf — kam N. dahin.“ 


54 Die &t. Ulrichscapelle bei Balingen. 


„Under Balingen in ainer ainöde an der eichen — daſelbſt 
iſt ain alt3 feppelin gejtanden, genannt zu Sant Ulriden. — 
Diß kirchle ift bei unjern zeiten in wenig jharen abgebrochen und 
zerjtört worden. — Das firchle iſt uf 600 jar alt geiweit, wie man 
die jharzahl an den ftainen gehawen gefunden und haben die altem 
geglaubt, St. Ulrich Hab3 ſelbſt geweiht, wie er dann 
in unſer land3art vil kirchen ſoll geweiht haben.“ 

In diefer Capelle ward ein fremder unbelannter Graf beerdigt 
ber daneben eine Glauje bewohnte, er floh aus der welt weil er im 
der „Gache“ feinen leiblichen Bruder erihlug „bat biß in fein tobt 
ain hartes, ftrengs, bußfertigs leben gefüert.” — „So vil waiſt 
man, das jeind brueders, den er entleibt, jonn, im über etliche jar 





47 


it nachzogen ine gejagt haben, der meinung, ime nit 
0 zu —— und zu vergeben ſonder auch 
zu nemen und in ſeine güeter wider einzuſetzen.“ 


Fr 
sst 


Der zolleriiche biſchof Friedrih von Ausgburg, der löblich re- 
gierte und Beilig lebte bis an fein ende, „erfaufte die häufer aller- 
nechſt dem ſchloß zu Dillingen, genannt uf dem Perg, die prach 
er volgends hinweg, dergleihen Sant Ulrichs capellen dahin 
macht er ain paumgarten. Gleich balbt darnach wardt er unver 
ſehenlich Tran, flarb auch des legers. Do vermaint mermiglichen 
Gott hätt im von St. Ulrichs wegen das er one fondere nott 
demfelbigen fein kirchen hät abgebrochen, das Ieben verfürzet.“ 


@bende IL, 332. 


55 St. Ulrich über den Rhein und Bodenſee. 
» 


Die Zimmerifhe Ehronit I, 339 berichtet ung „ain jonder 
capitel, in caput von Fraw Ita von Dodenburg anzuhenken“ von 
einer Reiſe St. Ulrichs zu einem Grafen Leiningen; bei Tiſche ward 
die Gräfin ala Verbrecherin mit dem im Eiſenkorb Tiegenden Schädel 
ihres vermeintlichen Entehrers behängt vorgeführt und das Jammer⸗ 
bild in den Winkel geleitet. Auf St. Ulrichs und feiner Capläne 
Bitten fängt der Schädel zu reden an: die Gräfin wird in ihrer 
Unſchuld erfannt; der enthauptete Ritter unter dem Galgen von 
&t. Ulrich auferwedt, der jelbit das Haupt zum Leibe fügt; der 
folgt ihm und dient ihm zu Augsburg bis an fein Lebensende. Sie 
fei eine Gräfin von Darburg geweſen. Felir Liebrecht in Pfeiffers 
Germ. 1869 ©. 891. 3. Pauli, Schimpf und Ernft Kpt. 223. 
Heidelb. Jahrb. 1867 ©. 70. In den altdeutichen Volks⸗ und 
Meifterliedern von Görres (1817) S. 311 findet fih ein Lied 
„St. Ulrich“. Der hl. Mann verjpricht einer Kölnerin, einer edlen 
Frau, in hartem Prozeß zu helfen, vergißt der Sache bis zum Ent- 
ſcheidungstag; da macht er ſich eiligft auf: 





48 


Er fam gen Koſtnitz an den jec, 

Kein Schiff, das fand er nindert daran jan, ® 

Sant Ulrich in ein wagen jaß 

Er fuhr über den fee an allen war. 

Mit ihm viel manich Diener ritte 

Ueber den fee. Und daß ihr feiner nie ward naß. 

Sie fommend darnad an den Rhein 

Do finden fie fein Schiff an all gefähre. 

Sie warend Gott um gnaden bitten; 

Sant Ulrich darnach wieder in fein wagen jaß 

Mit ihm ritt manich Diener fein 

Ueber den Rhein ala ob ein brüdlein do wäre. 
Nun folgt die Gefchichte der Zimmerifchen Chronik. Der Verfafler 
der Geſchichte: 

Singt Jörg Breiming offenbar. 

Es iſt diefes der Gregor Urfinus, den man nicht finden will. 


Barack's Note I, 314. 


56 Der Uorlisbrunnen. 


Ich Habe ſchon im Volksthümlichen I, 406—408 eine Heine 
Anzahl St. Ulrichslegenden bejonders von hl. Ulrihsbrunnen 
da und dort noch fortlebende Volksüberlieferungen mitgeteilt. Ich 
habe auch im augsburgiſch-ſchwäbiſchen Gebiete angefangen St. Ul« 
richsſagen aufzufpüren. Einer der jchönjten begegnen wir bei Klim⸗ 
mad. Zwiſchen diefem Ort und dem Gut Guggenburg am Leiter 
berg ligt der Wald Weinhart. Hier habe St. Ulrich fleikig 
der Jagd obgelegen. Einsmal wäre das Jagdgefolge jehr durftig 
geworden und nirgends jei auf dem Berge Waller zu befommen 
geweſen. St. Ulrich hätte mit jeinem Stabe in die Erde geitoßen 
und jofort jei ein friiher Quell hervorgejprudelt. Vrgl. mein Augsb. 
Wb. 463 (Anhang) Anzeiger f. Runde d. deutſch. Vorzeit 1866 
Ep. 312. (Legende v. St. Joß.) 

Fine alte Yreifinger Grenzbeichreibung des 13. Ihds. enthält 


49 





de Selle „inde ad fontem St. Udalrici.“ Es fol bie 
Stelle nicht weit von Happach fein, wo Biſchof Norbert non Ehur 
a 1085 ein Ganonicat zu Ehren St. Ulrichs errichtete. 
Dierdayer. Urdie IV DB. ©. 7. 

Ein St. Ulrichbrunnen bei Fridberg an der Straße nach 
Aichach. Augsb. Wb. 4196. | 

Ein St. Ulrid3ader in Sintenried a. a. D. St. Ul- 
tichslieb trinken a. a. O. 


57 Bon St. Leonhard. 
(St. Lẽart, Leart.) 


St. Leonhard iſt der ſchwäbiſch und bairiſch gleich beliebte 
Vollsheilige. Im augsburgiſchen, wie im wirtembergiſchen Schwaben 
bdis an die Alb waren die St. Leonhardsritte einſt üblich. In. 
Niederihmwaben trifft und traf man fie gegendmweife nie. Die ge= 
wöhnliche Sitte wie fie in Blaichen, im Günztdale vor 50 Jahren 
ttattfand, wiederholt ſich allenthalben. Die Pferdebefiter erfchienen 
mit den gefüllten Getreideopferfäden zu Pferde bei der Kapelle oder 
Kirhe. Nach geleerten Säden und geichehener Benediftion gieng 
es oft auf großen Ummegen dem heimatlichen Haufe zu; leider mit 
Vettreiten und allerlei Unfug. In Billenhaufen bei Krumbach ver- 
unglüdte ein Bürgersfohn, worauf die Polizei den Leartsritt auf- 
bob. In Habertöweiler, Hiltafingen war der Leartsritt ebenfalls 
üblich ; gerade wie man am St. Beitstag von Klimmach nad) Münfter 
ritt. Im Markte Thannhaufen a. d. Mindel findet der Ritt heute 
noch ftatt zu der St. Leonhardskapelle am Wege nad Dintelfcherben. 
In Burgau trägt man ’3 Leartle am Feſte in Prozeſſion durch 
die Stadt; es ift dort eine eigene Bruderſchaft des Heiligen. 'S 
Leartie ift eine aus Holz gejchnite Figur des Heiligen. A. 1717, 
den 26. und 27. Mai zur Zeit eines Viehſterbet thaten die Lau⸗ 
inger einen Bittgang zu St. Leonhard und St. Johann. Um 1. 
Tage verjammelte man alles Vieh auf dem Plage, wofelbit ter 


Segen cum Sanctissimo gegeben ward. 
bj . 4 





50 





Leonhardskapellen haben mir einftend gehabt und teil- 
weile jebt noch: bei VBolmaringen (Ldakapelle); am Demmingerberg, 
neben einer Genofevafapelle. A. 1241 hat Reihardt Ilſung, ein 
Gefchlechter von Augsburg, gebauen St. Lienhardskirchen in der 
Judengaſſen; a. 1838 ift fie wieder abgebrochen worden (bj. Ehro- 
nit). Belannt find die Wallfarten nad Buttenwiſen, Inchenhofen. 

Sieh mein Augsb. Wb. ©. 313 ff. 


Eine St. Leonhardskapelle ftand einft zu Dinkelsbühel vor dem 
Nördlingertore am Leprofenhaufe. Schon vor 1387 ein Bene- 
fijium da geftiftet „uff den altar in dem or ſant Leonhardskirchen 
außerhalb der ftatt bey Sunderfiechen gelegen.“ 

Steichele, Bist. Augsb. III 29. 

In Oberjchmwaben follen fie gebetet haben: 


Heiliger Sankt Leart 
Bitt für ung big nad Scheart! (Schönhart.) 


Eine uralte St. Leonhardsfapelle ift die Laupheimer, mit 
der eigentümlichen Kette umzogen, die ganz vollstümlich geworden 
ift. Bei einem Viehſterbet, wo beſonders die Roſſe draufgiengen, 
hatte man die Hufeifen angefangen abzureißen, um fie dem Vieh- 
und Gefangenenpatron als Weihgefchent darzubringen. Da aller 
Wahrſcheinlichkeit nad) die Gefchente ſich häuften, fol der Beſchluß 
gefaßt worden fein, eine große Kette zu ſchmiden und damit Die 
Kirche zu umziehen. Andere Kapellen hiengen innerhalb voll Ketten 
wie in Horb es der Fall war. Zugleich fcheint dann auch mit der 
„Leartäfette” die in jedem Marlte und jeder Stadt übliche Freiftätte 
angedeutet zu fein. Der Frevler, welcher den SKettenfriden erreichte, 
fonnte nicht von da weggenommen werden. Die Sage, ald ob ein 
frevelnder Bauer die fette ftiftete, fann daneben wol auch fortieben, 
wiewol fie nicht Sicheres bietet. In Hüfingen bei Donauefchingen 
ift eine Gottesaderfapelle; die Kette geht um die ganze Kapelle außer» 
halb am Dache; wo aud) weſtlich 2 Hufeiſen oben angenagelt find. 
In der Kapelle ift das Bild der St. Kümmerniß mit dem befannten 
Geiger und dem goldenen Pantoffel. (Gmünd.) 

In Lauingen erfreut ſich biß heute St. Yeart ganz bejon- 


. 





5 
derer Verehrung. Die Kapelle mit ihren Bildern und Inſchriften 
felt und den Heiligen als \taufendfältigen Helfer dar. 
Bornen groß die Stadt Lauingen: 
In der Stadt und auf dem Land 
Beſchihet mein hilfreihe Hand. 
Ein Thurm, worin die Symbole des Rerters: 
Aus Kerfer und Band 
Mad, loß ohır Anftand! 
Ein Betjtul, aus dem gefaltete Hände ſich erheben; 
Ruffſt du mich an 
Hoffe zu mir! 
Eine Geſellſchaft von Lahmen, Krummen: 
Heilt Lahme und Krumme 
Blind, Gehörlos und Stumme! 
Eine peſterfüllte Landſchaft: 
Wenn die Luft durchaus vergifft 
Er windis, daß dich gewiß nichts trifft 
Ein Ha 






in welches man einitigt 
Vor Mörder und Tieb 
Beſchütz ich wen ich lieh, 

Eine Apotheke: 

Hilf id) dir dann 
3 Huf fomm id dir! 

Eine Parıhie Chren» und Zahnleidender 
Aug, Chren, Zahmveben 
Hilft er das vergehen! 

Ein Waldhaus und auf dem Felde waidende Thiere 
Auf der Waid und in dem Stall 
Bhüet er 's Vich vor dem Hinfall 

Wunder und Gutthaten des bl. Yeonbard: 
Von der Band der größten Sünden 
Durch mein Huf ich thu entbinden. 

Tarumter ein Gemälde, auf dem der hl. Yeonbard in Be— 

eines Ordensbruders; dabei eine mit Ketten belaitete Frauens- 








52 





Eine Kindbetterin: 
Ligſt gefährlih in Kindsnöten 
Deſſen Yürbitt wird dich retten! 
Eine von Hagel betroffene Landſchaft: 
Wider Hagel, Blik und Schaur 
Beſchützt er Burger und den Baur. 
Ein brennendes Haus und ein auß dem Ufer getretener Strom 
mit ſchwimmenden, lebenden und leblofen Weſen: 
Waſſer, Yeuer nicht Schaden Tann 
So du ihn rufſt herzlich an! 
Der hi. Leonhard ſteht am Bett eines fchlafenden Mannes 
und deutet gegen die Kirche: 
Er ein Burger in dem Schlaf 
Dis zu bauen dreimal jchaff. 
Eine Kanzel mit ringsum ftehendem Volke: 
Bekehret die Kinder, 
Lehrt Ketzer und Sünder! 
Ein Mann von dem kleine Teufel ausfahren: 
Ein Wort er nur jagt | 
Die Teufel ausjagt. 
Val. Kirhenfhmud 37. Bd. S. 53 ff. (Stuttgart, Meter.) 


58 St. Lienhards Wallfart im Schwarzwald. 


Die Zimmerifche Chronik erzählt von Gefangenen, ſchwäbiſchen, 
ſächſiſchen, fräntifchen, bairiſchen Herfommens, die im Böhmerlande 
(Kaifer Heinrich III) lagen. „Es Hetten die eifen, in denen Die 
gefangen fo lang enthalten worden, etlichen die hend, auch etlichen 
die füch abgefeufet.” Nahrung, Wartung fehlte gänzlid. „Nun 
jo was eben derjelben zeit ain fürneme und große wallfart zu 
Sant Fienhart, jo ain firden auf dem Schwarzwaldt 
bei dem clofter Ethenhain-Munſter, aufainem berg gelegen, 
da täglich® große mirafel und wunderzaichen gejchahent, ſonder zweifel 
aus fonderer verhengknus des Allmedhtigen. Dahin geloptend und 


r 





53 


verbiehend fich die gefangnen ainhelligelichen in irem großen fommer 
und Iezten fterbenden neten, aus angeben ires aines, dem die fart 
wiſſend geweſen.“ Wunderbarlid; gerettet verſprechen fich die Ritter 
„bei einander leib und leben zu laſſen, jo lang bis das fie ſolche 
fart volpradht heiten. Und. wiewol die rais jorglih und gefarlich, 
aud) der weg weit auß Behem bis in Schwaben — behüet und 
beichürmet fie. Gott allegeit — das fie gelüclichen umd wol geen 
Ctenhaim foment, Beaeirt fie abermals — mit gtat und an 

„Um damit Bife tunderzaichen in ewigfeit nit bergeffen, ſonder 
zu ainer zeugnus ber ehr und macht Gottes denen nachkomen kundt 
ton wurd, Tiefen fie fich alle mit iren wappen, bei denen fie erfanmt, 
werben möchten, in ain aufſchlag würfen, denen etliche die fetten 
an fücßen, etfiden an armen oder an Feiben hiengen, nachdem dann 
ein jegficher gefangen und -eingefdjmibt gelegen wat. Bifer ge 
würft aufſchlag ift bei 40 jharen in gemelter kirchen bei Sant 
Sienhart zu Etenhaim noch vorhanden geivefen; nachvolgends a. d. 
1525 ift er fambt vilen andern monumenten, daraus dife hiftoria 
zu thail gezogen, in der beuriſchen aufruor zerhauen und verbrennt 
worden.“ 

138 fl. 

Auch von drei Augäburgern und St. Lienhard in Inchene 
ofen wird in einem Miralelbuche von 1659 folgendes erzält. „Als 
a. 1413 drei vornehme Herren von Augsburg Bartholomäus Ridler, 
Ulr. Rehm und Conrad Rehlinger mit einander umb St. Jacobs- 
tag nacher Venedig raifeten, den teutſchen boben bereit überſchritten 
und den welſchen angetretten, jeind fie von jtraßräubern und pan= 
diten überfallen, außgeraubt, in einen biden wald weit abwegs ge- 
fürt und rüdfing mit den Händen an einen baum durch ftrid und 
riemen harten gebunden worden.“ 

Sie riefen St. Lienhard in Inchenhofen an, gelobten Wallfart 
und find auch, berichtet unfer Buch, errettet worden. 

Anm. Ueber den St. Reonpardscult, der als Baiern ganz ber 


Tonders angelegen, geſchildert äft, vergl. Schmeller I? 1481. Fiſchart im Res 
Iusdatum (Wadernagels Fiſchart ©. 65, 68): „als man das Jahr zeichnet 





54 

mit einem gelegten Kefjel zur Seitten wie die Gänk gehn, warın es regnet 
oder mit einem Rinken ſammt einem Dom, vier hufeifen von Ricolause 
port umd S. Leonhard aus Baiern.” Die befannteften Miralelbücher dar- 
über find die: Synopsis Miraculorum et heneficiorum seu vincula 
charitatis Lieb Bänder und Kettenglieder, welche berührt und 
übernatärlih an ſich gezogen die wunderthätige Abt und Beichtiger St. 
Leonardus — zu Inchenhoven in Ober-Bayern u. |. w. Mimden, Jadlin 
1559. 4. Gleich S. 8 ſteht: „andere aber haben zu Ehren dieſes Heiligen 
ein eyſenen Ring, ein oder zwei Monat, auch wol ein ganzes Jahr 
aufj blofiem Leib andächtig tragen.” Eigentümlich, daß ebenda in In⸗ 
chenhofen auh St. Martin neben Leonhard der gleiche Cult widerfuhr. 
Den 11. Rov. 1645 jet nämlich des Biſchoffen Feſttag begangen worden 
„welcher dazumal au in St. Leonhards Capellen mit einer anfehlich großen 
Kirchfart und fonderlich großer Anzahl der Hürter (Biehhirten), die ſich 
von 2—800 erftredt, verehrt wird.” — Das andere größere Werk über 
den Inchenhofer Heiligen if: St. Leonardus. Vilerlay gedentwürbige Wun- 
derzeidden jo Bott der Allmächtig durch Mittel und Fürbitt St. Leonhards 
bey feinem Gottshaus zu Inchenhofen gewürkt hat. Gedruckt im Gotts- 
haus Thierhaupten 1539. 4. 109 BI. Reuſch, Litt.-Bl. 1871 Sp. 592. 

Ausführlich handelt über Leonhard mein Augsb. Wörterb. 1864. ©. 
312. 313. Mein Artikel deffelben Themas im Kirchenſchmuck Bd. 17,2 


©. 53 ff. Jocham im Sulzbacher Kalender 1865 ©. 106 fi. Yarnde zu 
Seh. Brant ©. 307 fi. 


Ueber die St. Leonharbsfarten in Oberbayern vergl. Münchener Sonn- 
tagsbl. 1864. ©. 251 ff. 261 ff. (v. Hans Weininger.) Bavaria I, 383 ff. 


59 Einige Volksheilige. 


Zu den ſchwäbiſch-alemanniſchen Volksheiligen St. Robis, 
dem Thüringer Grafen; ferner zum St. Yuip, dem Yulgenjtädter 
Bauernheiligen fommt noch St. Habnit, der um Waldburg bei 
Molfegg lebte, die Kinder aufjuchte, fie Ichrte und ihnen viel Gutes 
erwies. Cr foll in MWaldburg begraben ligen, man wallfartet zu 
ihm, um für Kinder Gedeihen und Segen zu erflehen. 

Wie St. Sangulph in Wolpertfchwende jo genießt in der 
Kirchbierlinger Gegend St. Albinus, andere meinen St. Alban, 





55 





' 


beſouderes Anfehen. Ununterrichtete Bauersleute Tommen’ nicht felten 
wollen Meſſen haben zu St. Albin für 9° Rob. St. Albin 
it bier St. Leart und St. Blaſius. 
I Ein echter vollstämlicher Heiliger in der Zusmarshauſer Ge⸗ 
a der Hirte Geifelbertus, ber mit feinem Bruder Al⸗ 
‚dert im nahen Mörtefäwang als Heiliger in Hohen Ehren ſteht. 
* ſei vor 700 Jahren aus Schottland herübergekommen, hätte hier 
zu Nuß und Frommen des Landvolks fich niebergelafien, habe viel 
Gutes gethan und fei im Geruche der Heiligkeit geftorben. 
Sehr vollstämlich iſt St. Rochus in Oberfchwahen. Die Dar- 
ſtelung mit der auf das vermundete Knie deutenden Hand hat Die 
Redensart veranlaßt : 
D Rede, bift über da Waihle⸗Noches 
wenn einer voller Hautabſchürfung iſt. 


Deousztel. . 


An 


Das Befenopfern in gewillen Kapellen gegen Aißen 
(Volkst. II 444) geihahb gerne dem hi. Veit. So erzählt 
man, daß zu Riedlingen vor dem Zwiefalter Thor eine St. Veit s⸗ 
tapelle jtand, die jebt abgetragen und wovon nichts mehr zu fehen 
ft — in diefer Kapelle wurden zahlloſe Beſen geopfert. Befonders 
pilegten Kinder auf Ermahnen der Eltern dahin zu wallfarten und 
iu beten, der Heilige möge fie vor Bettpiffen bewahren. 

Sie beteten: 

Heiliger Sanft Veit, 

Weck mi bei Zeit, 

Mett z'früeh und nett z'ſpät 
Daß nie in's Belt gät! 

Zwiſchen Haslach und Hauerz ift eine NRemigiußfapelle voll 
von Bejen. In Winzingen bei Donzdorf ift eine Kapelle zu den 
14 Notheifern, wo Beſen geworfen wurden. 


Weitere Belege ſieh Bud, Mediz. Volksglaube 1865. 26 ff. 





56 


60 Das wunderbare Belperbild zu Heiligenbroun im 
| Echwarzwald. 


Wunderwerk, welche bei verenderung des in Schwaben und gegen 
dem Schwarzwald geſchwebten ſchwediſchen Dominii ſich in ber 
Heiligenbronnifchen Tapell begeben haben. | 

Bei ſchwediſchem einbruch in unfer vaterland teutfcher nation, 
ala wegen der mit allerhand ſekten vermifchten ſoldateska ein ſolch 
profan= oder vielmehr fanatiſch weſen in der kirchen Gottes ent⸗ 
ftanden, daß nicht unberührt gelaſſen, jonderlich faft alle altär, 
derfelben heiligthumb, bilder, ornaten und andere zugehör überaus 
barbarifch traftiert, ja gutentheils gänzlich verwüftet, ruiniert und 
eingeäfchert worden, ift die miraculo8 Veſperbildnus im 
der Heiligenbrunnifchen kapell zu ihrer verſicherung nad) Oberborf 
al3 ein nit gar zwo ftund von daffelbft entlegen öſterreichiſch ftätt! 
in die pfarrfirh uff St. Sebaftiansaltar um herbftzeit 1632 trans⸗ 
feriert um alldorten bis auf nacdhgehende3 jahr 1637 ficher und 
wol verwahrt uffgehalten worden. 

Da alddann erft der unter dem fapellaltar draußen an dem 
heiligen ort vorhin allzeit unverfehrlih fließende 
brunn angefangen foweit zu verfinften und 3u ſchwin— 
den, daß inwendig drei monaten vor repräjentierung derfelben bildnus 
ſchwerlich etwas wenigs in der tiefe des bodens und daſſelbig ala 
auch ein unflätig ungefchmaftes fumpfiges waßer zu faßen gemeft, 
damit gleidyjamb nad) erlangter ficherheit der ihnen vor den Icono⸗ 
clatiften oder bilderfeindt allhie derfelb abgefallen brunn nit 
weniger dieß verfünden wöllen; ftehet auf, nemmen die bildnus und 
tragen fie wieder um allhero an fein ort; denn es find geftorben 
und vertrieben, die neben andern bildnuffen auch dieſe geſucht. Und 
man ftunde auf, nahm die bildnus und truge fie am hl. geburts⸗ 
tag Mariä ſelbigen 1637 jahrs mit allerfchuldigften ernbezeugung 
in anfehnficher prozeffion in ihr fand, auf den altar der fapellen. 

Darauf nun, unter wehrender aktion und verrichtung der HI. 
Gottesdienft dag verlorn waßer fih wiederum geftrad3 
ergicdet befunden, angefangen über fich zu fteigen und des andern 


4 


57 





tages 9. Sept. umb 10 Uhr vormittag gleich wie vorhin‘ allweg 
alfo aud ganz voll friſch, gejundt — von übernatürlicher wirkung 
kräftig fließend gefunden worden und noch dergeftalten fliehen thut. 

Der Heiligenbrunmifhen Miraculoscapellen erftere Scheiftpubligierung von Iuftns 
Husmann. Fugeburg d, Erfint gedrudt 1646. 4. ©. B8-50. 


A. 1525 wurde es der Fran des Johanns Wernher v. Zimmern, 
nel in Geburtsnöten, ſchlecht; „als das die gemaindt zu Seedorf 
erfaren, jein fie gemainlichen reih und arm, weib und mann zu 
dem Hailigenbronnen alda dozumal ain große walfahrt 
hin war zur Firchen gangen und ben allmechtigen umb glüd und 
wolfart ter frawen angerueft.”* 

Zumzrerifche Ehronit II 390. 


61 WMuttergottesbild auf der Stadtmaner, 


Im Heiligenbrunnifchen Büchlein heißt es „alſo aud) daß vor dem 
Nördlingtjchen triumph die 1633 und 1634 jehr jcharf belägerte drei 
letholiſch getreue ftädt Conſtanz, Heberlingen und Villingen ſich nit 
verlafjen auf ihre bogen oder ſchwerter, jondern ihnen der gerechte 
Gott und fein barmberzige mutter helfen werden von jhren feinden, 
und zu [handen machen, die fie haßen. Haben deſſen fie ſich durch 
holde mertzeichen verfichert befunden, wie im denen von jeder der= 
ielben ftätten abjonderlich in druc gegebenen belagerungsrelationen 
mu finden und auch der vor erfigedachter ſtadt Villingen gelegenen 
feind jelbften befennen müffen, daß jie eine mit einem weißen 
gemand gefhmüdte frau uff dem ftadtmanern gehend 
und ſchwebend öfters mit vermunberung und e m⸗ 
pfindlicher forcht geſehen.“ 

Dazu paßt ganz die Stelle in Steidtlins Moreurius Villinganus 
1634: „zum andern das von vielen ein ring wie ein zarter ſchleyer 
infigura oval und darin ein kruzifix und vor felbigem ein frauen« 
‚bild ob der ſtadt ſchwebendt gejehen worden.“ 

„Und erſtlich hat fi die wunderbarliche mutter Gottes in der 
Ninoriter-ranzisfanertirchen bei dero altar zu dunffer naht, wenn 
edermann des tloſters zur ruhe geweſen, al ein fonnenglanz in die 
fenfter ſcheinende fehen.“ 

. 





_60_ 


guten St. Niclas im fat fteden und fuere fort. — Wie er aber 
ain guets weglin gefaren, wollten oder konnten die rofj den wagen 
nit weiter ziehen.“ Einem Armen gibt der Knecht etwas, er folle 
das Bild an feinen Ort thun und „do haben die roſſ jo friſch und 
wolgemuet den wagen darvon zogen.” 

Zimmerifhe Chronik IV 224 ff. 


64_ Wunderbarer Stein mit dem Chriſtusbild. 


Ein altes bairifches Predigtbuh „des Schmerzhaften Dreiffigft 
Mariä” Ende des 17. Ihds. fagt ©. 36: 

„&3 erzählen Spondanus Anno 1445. Niderus lib. 4 cp. 6 
formicarum, daß in dem Herkogthumb Baden ein baur in umb- 
aderung feines felds ungefehr einen ftein gefunden, in welchem an 
allen orten, wo man jelben angefehen, die Bildnus deß gefreußigten 
Jeſu zu jehen war.” (Das wird nun auf Maria angewendet.) 


65 Bon der guten Betha in Meute, 


„Auch da zu einer andern zeit Elifabetha in ihrem annoch heut 
zu tag jogenannten guten Betha gärtlein auf einem großen 
jtein in dem gebet und betrachtungen verzudt ware, nahme der ftein 
zum zeichen, wie angenehm dem himmel Elifabetha feie gleich ainem 
waichen wachs die mahlzeichen von der einten hand und von bem 
einten nie *) ſamt vielen freuzzeichen an fich, welche wunder nod 
bis auf dieje ftund in dieſem ftein zu jehen.“ 


*) Die Legende von den Fußftapfen Chriſti in dem Wels auf 
den er bei.der Himmelfart ftand, ift im ganzen Mittelalter verwertei. 
Rod der Ehurer Arpagaus (Hirtentäich, geiftlihe, Kenpten 1706) führt 
in feiner Predigt dom. Ascens. Domini an: „In dem Sten bat er 
feiner Hl. Fieſſen zwey Fußſtapfen cingetrudt und Hinderlaßen. Weber dife 
hat die Kayferin Helena ein berrlide Kirchen auffieren laßen, die aber 
oberhalb niemal hat können zujammen gefiert werden. Bon diefen Mahl⸗ 
zeichen ınißte allzeit der Proſpekt zu dem heiteren Himmel offen ſiehen. 
Diſe Fußmahlen find allzeit unverjehrt geblieben, ohnerachtet von tauſend 
und taufent Pilgeren abgefeilet und geküſſet.“ I Feſtival S. 377. ©. 679 
vom Apoftel Bartholomeus: Man fieht alldorten annod feiner H. Knyen 
Malzeihen im harten Stein als einen gewöhnlichen Bettort eingedrücket.“ 


61 


„Das Bronnenwaſſer, deſſen Quell Eliſabet wunderbarlich 
entdedt, hat in gang verzweifelten ſtrankheiten geholfen. Die Blümlein 
die in dem fog. Guten Betha Gärtlein gewachjen, wurden in allen 
Gepröften ſeht heilſam angenommen und bewahret. Kein Tag im 
Yahr ginge vorbei wo nicht die umliegende Nachbarſchaft ſondern 
auch weit entlegene Pilger aus allen Landſchaften des Deutfchlands 
ich in großer Unzal zu Reuthe bey diefer Grabftatt eingefunden 
haben.” 

Anm. Serabhiſche Liebesflanmen zu Ehren der Eliſabetha Bona 


uf m. zu Reuthe in Schwaben, Weingarten 1769 5.89. 50, 
| Sept. audı Gomfianzer Bisthumedronit v. Wert 1097 ©. 308 fi. 


66 Kapelle verbrennt nicht. 

„Es ift ſich mit wenig zu verwundern, als das ſchloß Herren« 
zimbern verbrumen, das allain die capell daſelbſt unverfert und 
vom feur unangefodhten bliben und auch darbei zu vermerken, Das 
Sort feine heuſer und was er will, gewaltigelih und wider 
alen menschlichen verftandt im netten erretten fun, wie auch bei 





iq jaren in unſerer landsart das beſchehen in der großen brunft 
zu Fibrad. Als der jpittt daielbs allerdings verbrunen, do it 
de capelt und der altar mitten im feur bliben, welches doch mehr 
miraculose, dann menſchlichen zu ſchetzen. Baldt hernach 
der greuſenlich groß hagel zu Stutgarten geweſt, 














in a. 1502 0 
de bat das wetter alle ſcheubenfenſter im ſchloß gegen den hagel 
ehgeichlagen ußerhalb ainer glafffcheiben, darin gin erucifix geſchmelzt, 
iſt bliben, mit großem verwundern des herzogen und aller deren, 


geſehen haben.” 
Shronit II in 








67 Das wandelude Muttergottesbild im Weggenthal bei 
Nottendburg a. N. 

Eine Schrift: Denk- und glaubwürdige Relation oder Be— 
ihreibung vom Urſprung und Fortgang der berühmten Wallfahrt 
agenthat, 17. Jhd., enthält die alte weit verbreitete volks- 
niche Meberlieferung alio: 














ala wegen der mit 
profan= oder diefmel 
ftanden, daß nichts 
derfelben Heiligthumb, 
barbariſch traftiert, ja 
eingeäjchert worden, 
ber Heiligenbrunnifchen 
als ein nit gar zwo ſtu 
in bie pfarrficd uff St. 
feriert um alldorten bis 
wol verwahrt uffgehalten 

Da alsdann erft de 
heiligen ort vorhin a 
brunn angefangen fow 
den, daß inwendig drei monat 
ſchwerlich etwas wenigs in d 
auch ein unflätig ungefchmaftes 
damit gleichſamb nad) erfangter 
elatiften oder bilderfeindt allhie 
weniger dieß verfünden mölfen; ft 
tragen fie wieder um allhero an fe 
und vertrieben, die neben andern bi 
man ſtunde auf, nahm die bildnus 
tag Mariä jelbigen 1637 jahrs mit & 
in anfehnlicher progeffion im Ahr land, 

Darauf mun, unter wehrender aktio 
Gottesdienft das verlorn waßer 
ergidet befunden, angefangen 




























grasse perquam copiose evidenter flere aspi- 
i gutta cadens guttam attraheret. A. 1634 


i: Salem cum ‚venissent Sueeiei, eorum aliqui 









58 





Unm. ine ähnliche Legende wird uns vom Slofter Rounenwerb 
auß der Zeit des burgundiſchen Srieges überliefert. Unter der Webliffie 
Gertrud Büchel „ift geweſen der blutig-graufame Krieg." Gin zahlreiches 
Heer fam den Rhein herab, an dem: „Unfeler Fahr“ Lonnie man's fehen. 
Alles im Kloſter beſtürzt! „Da war über dem Kiofter eine Aarheit in 
Form eines ausgebreiteten Mantels vom Badhaus an bis über den Bongert® 
Ebenfo jeie auf dem Rhein ein dicker Nebel geweien, allo daß die Schiff 
leut nit gefehen, ob fie ab oder aufgefahren vor lauter Verwirrung ; in⸗ 
gleichen daß die Mutter Gottes mit dem Sindlein aufm Arm in dem 
Lit ſeie geichen worden, in fliegendem Mantel, den fie über das Aoſter 
ausgeipannt gehabt. Dies und desgleichen ift unfern Witen von den ihrigen 
erzählt, daß es ihnen von gutherzifen Leuten aud erzählt ſei worden. 
Das Kofler NRonnenwerd von Prof. Dr. Hennes in Main, Unnalen 
des Hiftor. Bereins für den Niederrhein 21. 22. Heft, Köln 1870 ©. 77. 
Die Erinnerung daran feierten die Ronnen bis zur Aufhebung mit firengem 
farfreitägligem Faſten und Beten. — Ganz ähnlich wiederholt fi arch 
am Riederrhein das , Anſchwimmen“ von Miralelbildern, wie das Kreug 
in Duſſeldorf. Ein Büchlein des P. Hermann Eonborn 1711 beiagt: 
a. 1444: „wobei wol zu objerviren, daß diefe wunderthätige Bildnuß — 
wie man von uralten Leuten und dieſe von anderen in Erfahrung bracht — 
bevorn ſelbiges in hieſiges Hoſpital, aljo genant, allıwo der zeit fein Häufer 
erfindlich, ift verehrentlich geftellet worden gegen den Rheinftrom her» 
aufloment getrieben.“ 

Eine Legende vom heflleuchtenden Marienbild enthalten auch die Litt. 
Ann. S. J. de Regno Angola: der Angolaner General mit 60,000 
Mann (1580) flicht vor 12 Lufitanern und Mauren, „weil er eine Wun⸗ 
derfrau mit großem Licht glänzend und ſchimmernd umgeben in der Luft 
ſah.“ Piſtorii, himml. Wunderwert, Dilingen 17. Jahrh. ©. 328. 

St. Urfula auf der Stadtmauer mit den 11000 bei der ſchwe⸗ 
diichen Belagerung; die Schweden zogen voller Schreden ab. Offenburg. 
Landvogtei 1795 S. 983. 


62 Das Miratelbild u Salem. 


Eine handichriftliche Summa Salemitana in Yrauenfeld tom. IH, 

2, 3 erzählt: „Antiquitatem istius miraculosae statuse quod 

concernit ea est ultra hominum memoriam. Et ex actis paulo 

post probabitur, eandem diu ante belli Suecici tunc vö prao 

aliis temporibus mirabilem ac miraculosam extitisse; faches 
⸗ 





«& aspeeius ejus nostris etiam diebus fere nunquam sibi oon- 
stat, sed jam tristior jam paululum serenior, iam serius, iam 
ter ssmabilis intuentium oculis apparet: identidem id ab ex- 
pırientia norunt confratres nostri quin etiam extraneorum 
son pauci. tempore belli Suecici iterumque in fine ultimi se. 
quod effinuxit saeculi, non admodum diu ante flebilem monasterü 
nostri eunfiagrasse perquam eopiose evidenter flere aspi- 
ckbetur, quasi gutta cadens. guttam attraheret. A. 1634 
die 16. mens. maji: Salem cum venissent Suecici, eorum aliqui 
praecipue. Sooti intuentes beatissimae Marise virginis prope 
neristiam in columna primi fornicis ereotam statuam lachry- 
mari admirari primo, deinde quod arte lachrymas illas 
fetas putarent explorare uno aliquo e suis per scalas ad- 
moto enrarunt. ascemdit ille lachrymarum gattas strophiolo 
detersit: sed mox novae guttulae prostare: iterum ille de- 
tergere, iterum lachrymae profluere atque hoc toties quoties 
ile siccasset ut denique nil se proficere diceret tergendo.“ f. 3b. 


63 St. NRillasbil» und ver Fuhrmanun. 


„A. 1550 ift ein würt zu Lübertingen gemejen, genannt Bern« 
hart Frei, der hat fein knecht Galle Löhlin mit ainem wagen nad) 
wein ind Preisgem geichidt. Als er nun mit dem wein am wider⸗ 
teren, ift ain regenwetter angefallen, das die panen abgangen und 
den fuecht mit dem wagen fer verhündert hat. Wie er aber unfer 
von Dutlingen fommen, ift er mit dem wagen fo gar tief im weg 
beftedt, das er kainswegs fürfommen, ſonder mer dann ain ftundt 
alle vortheil und was er mit faren fünden, verſucht. Alſo hat er 
fd) vertvegen, er mueß übernadht im veldt pleiben. Lehtlich hat er 
St. Niclajen bildnus uſer eim capellen, unfer darvon gelegen, 
an das ain radt geitellt oder gelainet und angerueft, er welle im 
uferem fat helfen, wo nit, fo welle er in fteden lajen. Was kann 
aber nun der aberglaub nit ußrichten oder zuwegebringen! Sobalbt 
e das thuet, ſchlecht er die roff und über alles ir vermegen ziehen 
fe den wagen gewaltigffichen uß der lachen. Er aber faft ben 


/ 


60 
guten St. Niclas im kat ſtecken und fuere fort. — Wie er aber 
ain guets weglin gefaren, wollten oder konnten die roſſ den wagen 
nit weiter ziehen.“ Einem Armen gibt der Knecht ewas, er ſolle 
das Bild an feinen Ort thun und „do haben die roff fo rin a und 
wolgemuet den wagen darbon zogen.“ 
Zimmeriſche Chronik IV 224 ff. 


64 Wunderbarer Stein mit dem Chriſtußbild. 


Ein altes bairifches Predigtbuch „des Schmerzhaften Dreiffigk 


Mariä“ Ende des 17. Ihds. fagt ©. 86: 

„Es erzählen Spondanus Anno 1445. Niderus lib. 4 cp. 6 
formicarum, daß in dem Hertzogthumb Baben ein baur in umb- 
aderung feines felds ungefehr einen ftein gefunden, in welchem an 
allen orten, wo man jelben angejehen, die Bilbnus def gefreußigten 
Jeſu zu jehen war." (Das wird nun auf Maria angewendet.) . 


65 Von der guten Betha in Heute, 


„Auch da zu einer andern zeit Elifabetha in ihrem annoch heut 


zu tag jogenannten guten Betha gärtlein auf einem großen 
ftein in dem gebet und betradhtungen verzudt ware, nahme der ftein 
zum zeichen, wie angenehm dem himmel Efifabetha ſeie glei ainem 
waichen wachs die mahlzeichen von ber einten hand und von dem 
einten Inie *) ſamt vielen kreuzzeichen an fich, welche wunder nod 
bis auf dieſe ftund in diefem ftein zu ſehen.“ 


— — 


*) Die Legende von den Fußſtapfen Ehrifti in dem Wels auf 
den er bei.der Himmelfart ftand, ift im ganzen Mittelalter verwertet, 


Noch der Ehurer Arpagaus (Hirtentäſch, geiftliche, Kempten 1706) füßet | 
in feiner Predigt dom. Ascens. Domini an: „In dem Gtein Bat er ° 


feiner hl. Fieſſen zwey Wußftapfen eingetrudt und binderlaßen. Ueber diſe 
hat die Kayferin Helena ein herrliche Kirchen auffieren laßen, die aber 
oberhalb niemal hat fünnen zujammen gefiert werden. Bon diefen Mahl⸗ 


zeichen mißte allzeit der Profpelt zu dem heiteren Himmel offen fliehen. 


Dife Gußmahlen find allzeit unverfehrt geblieben, ohnerachtet von tauſend 
und taufent Pilgeren abgefeilet und geküſſet.“ I Beftival S. 377. S. 679 
vom Apoftel Bartholomeus: Man fieht alldorten annoch feiner H. Knyen 
Malzeihen im harten Stein als einem gewöhnlichen Bettort eingebrüdel.* 


61 


„Das Bronnenwaſſer, deffen Duell Glifabet wunderbarlich 
entbedit, bat im ganz verzweifelten Aranfheiten geholfen. Die Blümlein 
die in dem fog. Guten Betha Gärtlein gewachfen, wurden in allen 
Gepröften jehe heilſam angenommen und bewahret. Kein Tag im 
Jahr ginge vorbei wo nicht die umliegende Nachbarſchaft jondern 
auch weit entlegene Pilger aus allen Landſchaften des Deutjchlands 
fih in großer Anzal zu Reuthe bey dieſer Grabftatt eingefunden 
haben.“ 

Anm. Seraphifce Liebesflammen zu Ehren der Eliſabetha Bona 


if m. zu Reuthe in Schwaben, Weingarten 1769 5.89. 50, 
Scal. aud Gonflanger Vioihumoqrouit v. Merk 1027 ©. 308 ||. 


66 Kapelle verbrennt nicht. 


„Es ift ſich mit wenig. zu verwundern, als das ſchloß Serren« 
jimbern verbrunen, das allain die capell daſelbſt unverſert und 
vom Feur unangefochten bliben und auch darbei zu vermerken, das 
Gort feine beuier und was er will, gewaltigelih und wider 
allen menschlichen verftandt im netten erretten fan, wie auch bei 
wenig jaren in unſerer landsart d ſchehen im der großen brunſi 
iu Bibrach. As der fpittl dajelbs allerdings verbrunen, do iſt 
die capeli und der altar mitten im feur bliben, weiches doch mehr 
miraculoie, dann menſchlichen zu ſche Baldi hernach 
wa. ⸗ der greujenlich groß bagel zu Ztutgarten geweſt, 
30 bat das wetter alle ſcheubenfenſter im ſchloß gegen den bagel 
ußgeſchlagen ußerhalb ainer glaſſſcheiben, darin ain erueifir geſchmelzt, 
sit bliben, mit großem verwundern des herzogen und aller deren, 


die es geſehen haben.” 
meride Shrenet I 1er ff 












20 







87 Das wandelnde Muttergottesbild im Weggenthal bei 
Nottendurg a. N. 


Eine Schrift: Denk- und glaubwürdige Relation oder Be— 
ihreibung vom Uriprung und Fortgang der berühmten Wallfahr! 
gentbal, 17. Ihd., enthält die alte weit verbreitete voltss 


zmlide Ueberlicferung alio: 














_62 

„Es ſtehet nemlich an dem allgemeinen Fußweg von der Stadt 
nad denen gegen Mitternacht gelegenen Dorfihaften ſchon von 
mehreren „Jahren ber eine fteinerue Säul und in diefer ein ſoge⸗ 
nanntes Veiperbild Mariä der Mutter Gottes, haltend auf dem 
Schooß ihren vom Sreuz abgenommenen geliebteften Sohn. Das 
Bild an fi ſelbſt ift faum 1 Schuh hoch aus gemeinem Holz, 
ganz ſchlecht ohne befondere Kunftarbeit. Dieweilen es weder ges 
malen noch gefaßet, merket man, daß ſelbes ſchon uralt fein müße.” 

„Ein Bauergmann auf dem nächftgelegenen Dorfe Rimmings- 
heim als er von Wottenburg nacher Haus gienge und gedachtes 
Marienbild in der fteinernen Säul erfehen, nahme felbiges frevent- 
lich heraus und mit fid) anheim, feinen Kindern hiedurch eine Freude 
zu machen, bei ſich erachtend, er wolle zu Haus dergleichen tun als 
hätte er diefe8 auf dem Tändelmarkt eingekremt; e8 möge felbes 
feinen Kiridern füglih zu einer Doden dienen. Und was diefer 
gegen die uralte chriſtgebräuchliche Verehrung der Bildniffen der 
Heiligen Gottes übelgefinnet und der marianiſchen Statuen höchſt 
unbefugte an felbigen Crt mit fich ſelbſten; eben ein gleiches Hat er 
auch, nachdem er in feinem Dorff und Behaufung eingetroffen, den 
Seinigen nicht ohne Beſchimpſung der in felbiger Bildnus vorge 
ftellten göttlichen Mutter Gottes zu ſprechen: fie jollten fürohin mit 
ſolchem papiftiichen Dockenwerk ergößen und Kurzweil nehmen. Und 
ift auch fogfeich erfolget, was der Vater feine Kinder zu thun er- 
mahnt.” 

„Unterdeßen und an dem folgenden Zag in der Frühe als Die 
von der Ruhe fich erhebte Kinder um ihre von den Water über- 
brachte Bildnus vor allen anderen umzujehen und felbige an feinem 
Ort finden möchten: mußte feiner in dem Haus zu erraten, was 
er von deſſen Frmanglen zu argmwöhnen hätte. Dann diefes und 
daffelbige zu fonderbarer Verehrung von Gott beftimmt abermalen 
an jeine vorigen Säulen bei nächtlicher Ruhezeit von dannen ab» 
gewichen, wie e3 jih — vileicht durch engliiche Dienſte — ereignet 
batte, mußten fie nicht zu mutmaßen. Nun begab e3 fi, daB ob- 
erwähnter Rimmingser Geichäfte halber wiederum eine! Tages 
nacher Rottenburg und nach derfelben Verrichtung nad Haus den 


63 


vorigen Weg genommen aud) die ihm entwichene Bildnus an dem 
obbemelten Ort abermal erblidt hat, nicht wißend wer ſolche dahin 
zurücgeftellet, maßte ſich dahero das zweitemalen, dieſelbe räuberifcher 
weis berabzunehmen, des Vorhabens nad) feinem vormals gehegten 
Abjeben feinen Kindern hierin einen Gefallen zu thun. Demnach 
aber das Bild auch alsdann zu nächtlicher Feit auf ein neues ver 
loren gegangen und wieder an feine Steinfäule eingeſezt von ihme 
befunden worden, hat er umgeadhtet des Vergangenen allem auch 
zum drittenmal feine diebiſche Hand angelegt, anbei mit diefen hödhft 
vermehenen Worten verlauten lafjen: So wol! bift ſchon wieder da! 
worte nur, ich will dir's weiſen! gefchoind, geſchwind fomm mit 
mie! Greift alfo nad) dem Bilde fpredend: ei, willft du mitt, jo 
mußt du wol; will dir das Ausreißen ſchon wieder verleiben! Ent 
weder mußt dit meine Truche, oder die Truche dich hüten! Will 
sehen, wer Herr wird! Mithin nehmet er die Bildnus abermalen 
mit ſich, um fürohin eine beifere Abjicht fürzufchren, auf daß ſelbige 
jme ja nit mehr nad ſchon Imaliger Flucht entkommen mörhte, 
jrectet Diele in mit Schlößern mol verwahrte Truchen. Allein wer 
der Truchen noch Schloß bielt die Bildnus ſo feit, daß ſolche nicht 
altich des andern Tags wiederum in der ihr von Gott gewidmeten 
au: fh einiande.“ 

Ferner ereignete ſich, daß ein vermeßener Hirtenbub ich 
töfer weis unterſtanden, dieſer Bildnus ſcherzweis mit feinen 
die Nafen zu putzen, welcher Frevel aber ihme theuer ge— 
zu bezalen kommen, maſſen er Die Hand von dieſer Bildn 
















mehr zurudzichen können, ſolange bis beide Pfarreien Rotten— 
urg und Ehingen in andächtiger Ordnung zu oftbemeldter Bild 
out ſich verfüget, bei Gott und Maria um Verzeihung an 
Achen und dieſem mutwilligen Frebler Gnad zu erlangen, welche 
suh erfolget, und der Hirtenbube wiederum frei und jedig davor: 
det geben konnen.“ 





68 Das Muttergottesbild anf der Herberg. 


Tie Herberge ift ein Bergkirchlein bei Gaildorf. Tarin 
and ſeit uralten Zeiten ein Muttergottesbild. Sobald die Gegend 


64 


Iutherifch ward, jchaffte man das Bild weg; aber jedesmal fand 
es fih am alten Platze wieder ein. Wer's ſehen will darf nur 


einen Kreuzer geben und man macht ihm das Thürlein auf. 
Mündlid. 


69 Das Miratelbild zu Rotweil. 


Das berühmte Muttergottesbild zu Rotweil (VBollstüml. 
1 ©. 378) wird aud in einem Aftenftüde des Münchener Reicht- 
ardhivg erwähnt. Unter dem Faszikel Rotweil befindet ſich ein Bettel⸗ 
brief des Prior® der Dominifaner in Rotweil, der a. 1754 bie 
Kirche wieder aufbaute und den damaligen Churfürften von Bayern 
um Unterftübung angieng. Es heißt „für unjer bereit3 über 500 
Jahr geitandene Kloſterkirche, welche fhon von fo vielen Saeculis 
bero eine wunderthätige Bildnuß Mariä mit großem Zu 
lauf und allgemeinem Troſt des Volkes täglich verehret wegen Schauer 
u. ſ. w.“ — Bon Ottenbeuren berichtet die Legende, daß das größere 
Kruzifir der Kirche fein Auge zum Grabe des jeliges Abtes Kon⸗ 


rad wendete. 
Feyerabend II 3585. 


70 Das Muttergottesbild zu Neckarsulm. 


Unter einem Steinhaufen zog man einſtens ein Muttergotteß« 
bild hervor und ftellte es in der Stadtpfarrfirche uuf. Bald erhob 
ih} dem wunderbaren Funde zu Ehren die Gottesaderfiche. So oft 
man das Bild in diefe Kirche brachte, flüchtete e3 immer wieder 
zu dem Steinhaufen hinaus und man baute da eine Kapelle. 

Mündtlich 


71 Muttergottesbild weint. 


Mallinger berichtet in feinen Tagebüchern v. 1615 den 27. 
Mai (Mone Cuellenf. II 5295) folgendes: „hat fi) zuo Endingen 
ein groß miraculum mit der bildnuß b. Mariae virginis jugetragen; 
dann als man fie hat wollen zieren, hat fie angefangen zuwainen.“ 


- ss 


72 Das Muttergottesbild zu Munderfingen, 


Ein Bauer aderte ein Muttergottesbilb heraus und nahm «8 
mit heim. Dachte: „das gibt dod ein jchönes Spilzeug für meine 
Kinder.” Sieh, da fuhr das Bild von felbft wieder dahin aus, wo 
er es herauspflügte. Darob ein wenig fußig gelobte er eine Kar 
pelle dort zu bauen, aber der Ziegelhütte zu. Half alles nichts: 
jeden Morgen war Hol; und Bauwert auf dem der, bis endlich 
die Kapelle dahin lam. Es ift die heutige Franenfapelfe, 

indie. 


73 Mutier Gottes und der Hirte. 

Die Zimmeriſche Chronif IL 482 erzählt: es fei zu Ingelde 
wis a. 1515 ein jchlichter einfältiger Hirt geweien, dem eine Frau 
wiederholt erihien: er jolle, ermahnte fie ihn, die Obrigfeiten ver⸗ 
anlaffen „damit die ergangen firhen zu Ingelswis wieder gedffnet 
und erbawen, darin in fünftigem die aepärerin Jeſu Ghrifti, die 






frau Maria auch St. Verena widerumb megten haimaelucht 
bringe groß Auch 
Capell zu Oberſtetten, die Nicolauscapelle, ſolle auftommen, es 
zerden große Farten geſchehen. — Der Ghronift berichtet nun von 
tzriolgen Andächtiger, die „wunderbarlicen und ohne alle menich- 
che Hilf wieder geneſen.“ Auch Dagelihlag auf Tberitetter Marz 
tung jet abgehalten worden „Aber wiewol hievor der allmehtig 
den hirten und schlechten einfeltigen mentichen oftermals viel haim— 
lichtaiten wunderbarlichen geoffenbaret, das den klugen dieſer welt 
rborgen geweſen, jo iſt doch obengemelts hirten anzaigung eritlichs 
auie zeit für aim thorheit und aberglauben, als ob er nit bei 


tum 
und gerret werden“, 





Gluct und Fortgang 





















ennen, im traum redte, geachtet worder 





24 Das Veſperbild „eunet der Ablach“. 


Die Zimmeriſche CEhronik erzählt I 300: „Ich hab vilmals 
t. das zu zeiten herr Johannſen freiherren zu Zimbern cin alts 
ndis weible zu Mösskirch jei geweien, dero man Hanns Reu— 
sach gehaißen: ſei ain andedtige, Fromme fraw geweſen. Man 


5 















66 . 
jagt, 8 feie domal3 ain crucifir von holz zu unfer Frauen 
ennet der Ablach geftanden; das fol fih uf ain zeit gegen 
ir, als fie darvor gebetet, genaigt haben, — Es hat aber der alt 
herr Johanns von Zimbern den brauch ‘an ime gehabt, das er diß 
alt weiblin, wa er das gefehen, höchlichen gefcheucht bat, dann fo 
fie im uf der gaffen oder fonft, befemmen, ift er umbfert, ein an« 
der weg gangen oder geritten. So fie dann zu St. Martin oder 
in ainer andern firchen geweſen, ift er vor ir aus der kirchen nit 
gangen, wie lang fie glei darin bliben. (Einmal prügelte er 
fie hinaus, weil er zu fange auf ihren Weggang vergebens wartete.) 

Anm. Ebenda ſteht: Das ift aljo von den alten geglaubt worden 
und mag wol fein, weil man findt das ſich ein vejperbild zu Speir im 
Munfter gegen St. Bernharten, als der im tumb zu Speier andechtigklichen 
fein gebett geſprochen, auch fol genaigt haben. 


75 Die Wallfart zum Kreuz. 


Ber Oberndorf am Nedar ift auf dem Berge die Wallfart 
fapelle zum Kreuz. Das Eruzifir und Muttergottesbild wollte 
man da und dort in Kirchen unterbringen: fie blieben nit. Nur 
auf dem Plage der Kapelle fand man fie bleibend. So wurde end= 
ih die hl. Stätte für fie erbaut, wo fie aufbewahrt werden. Das 
wandelnde Chriftusbild babe, jo oft man es ab Pla irgendivo an⸗ 
ders hinnehmen wollte, gejprodhen und dag Muttergottesbild gejungen. 

Mundlich. 


76 Das Cruzifix in Goßlingen. 

In Gößlingen bei Rotweil ift jeit uralter Zeit ein bochges 
ſchätztes und verehrtes kunſtloſes Gruzifir, lang, über dem Eingang, 
in den Chor aufgehangen zu ſehen. Von dieſem Bilde ſagen die 
Gößlinger und laſſen ſich's nicht nehmen: niemand auf der Welt iſt 


im Stande das wegzunehmen. 
Mündlich. 


77 Cruzifir verbrennt nicht. 


An der Dunninger Kapelle außerhalb hängt ein Chriſtus am 
Kreuze, der einſtens unverſehrt in der Aſche des verbrannten Kirch⸗ 


BL 


keins lag. Urſprũnglich pflügte das Bild ein Bauer heraus und 
erbaute an Ort und Stelle eine Kapelle, da das Bild ein für aller 
mol nirgends feitzuhalten war, als gerade da. — In der Kapelle 


ſieht man oft Beſen figen, welche die Leute opfern. 
Pündtis 


78 Wandeludes Nlofter. 


Im Heitigfreuzthal ſtand vor alten Zeiten ein Klbſterlein der 
grauen Schweſtern. Das muß beim langen Bau auf der Höhe 
droben geftanden fein. Neben dem follte ſich bald ein großes Kloſter 
erheben und weil die Sage des Slöfterleins ſo ſchön war, beſchloß 
man,* den großen Bau dort aufzuführen. Aber im jeder Nacht war 
alles Baumaterial herunter wo das Mloftergebände jept noch fteht; 
troß des ungefunden und feuchten Plahes konnte mar nicht anders 
als man verlies die Höhe. Dieſes Märlein erzählten die oiterr 
n jedem: der fie ob des unzeſunden Platzes Fra te. 











Put 


79 Des hi. Patrizii Bildnis. 


Neubronn ligt I, Stunde von Hobenjtadt (b. Aalen) ents 
ernt und iſt proteſtantiſch. Noch aus alter katholiſcher Zeit be: 
bi. Patrizii Bild da, aber nach der Reformation hinter 
Fin Gräfin Adelmann erbat ſich des Heiligen Bild— 
fie denn aud befam. Sie Ihidte ihre Magd bin um cs 
abholen zu laflen: var für fie zu Schwer. Da trug es die Gräfin 
jetbet md war von den Hohenſtadtern in Prozeſſion abgeholt. Aber 
andern Tage war das Bild wieder in Neubromm hinter dem 
T giena die Gräfin und die Prozeſſion nach Neu— 
Heiligthum zu boten. Tags daranf war das Bild 
ſchwunden und zwar ſtand cs auf dem alten led. 
endlich gieng die Prozeſſion an Ort und Stelle jelber 
Bild ab. Die Grafin ſtellte in ihre Schloß 
andern Tages war Zt. Patrizius zwar nicht wieder 
Neubronn hinter dem Hochaltare, aber auf dem Hochaltar der 
































68 


Pfarrkirche von Hohenftadt. Darin erlannte man eine höhere Wei⸗ 
jung, ftellte das Bild auf einen der Nebenaltäre; wo es nod if. 
In der linken Wange fieht man einen tiefen Hieb oder Stich; 
ein lutherifcher Pfarrer in Neubronn habe das getan, ſei aber eines 
gähen Todes geftorben. Die Wallfart zu St. Patrizii Bid ift 
bedeutend. 
Mundlich. 


80 Die Junginger Kirche. 


Vor mehreren Jahren ſtand auf der Junginger Anhöhe eine 
Kapelle; wann ſie abgebrochen worden iſt, kann ich nicht genau 
ſagen; aber das weiß ich, man benüzte das Holz⸗ und Steinwerf 
zu der neuen Pfarrkirche des Orts. So oft man etwas herab» 
ſchaffte lag das Holz wieder auf dem Kapellenberg. Diß galt den 
Jungingern als Tyingerzeig, daß man unrecht daran thue, die Wall⸗ 
fart auf dem Stapellenberge abgehen zu laſſen. Alsbald beichloßen 
lie den Kirchenbau im Orte ſelbſt aufzugeben und erbauten wieder⸗ 
um die Kapelle, aber größer; der Bau ift die heutige Pfarrfirde. 

Ganz daſſelbe weiß dus Volt von der Holzlirhe außerhalb 
Bettringens zu erzählen. Dieje Kapelle der HI. Ottilie follte mitten 
im Orte auf einem freiftehenden Bühel erbaut werden. Jede 
Nacht hätten die Engel das Bauholz wieder an den Plak wo jezt 
die Holzkirche fteht getragen. Sogar die Zimmerleute, die fid) Nachts 
auf die Balfen jezten, feien mit fortgetragen worden. Ganz da$=- 
jelbe erzählt man von der Kirche in Fronhofen bei Wehingen, die 
man einft beim Römerkreuz bauen wollte. 

Mündlic. 


81 Klofter Mariaberg wird gegründet. 


Mariaberg foll von einem Hugo von Montfort gegründet worden 
jein. Seine 2 Söhne hätten in der Lauchart gebadet und nach⸗ 
her in einem Heujchuppen geſchlafen. Es traf ih, daß neues Heu 
auf die unbemerkten Kinder geworfen ward und ihre Spur verloren 
ging. Man juchte und fand fie nicht. Des waren die guten El⸗ 
tern troſtlos und verſprachen ein Mlofter zu jtiften, wenn nur die 


— 

Rinder lebend oder tot gefunden werden. Im Frühjahre fand 

man die Kinder tot neben einander Ligen und das Kloſter erhob fid- 
PRimis 

82 Die Dreifaltigfeitöfirhe bei Spaichingen. 

Ein altes Statutenbüchlein „Regul- und Sahungen der lobe 
würdigen Bruberjchaft der alferheiligften Dreifaltigfeit in Ober- 
ſchwaben, Eonftanzer Bisthumbs auf dem Baldenberg öflerreidh, Herr= 
haft Hobenberg u. |. w.” Rotweil b. 3. Georg Kennerknecht a. 1730 
©. 3, 4, 5 enthält die Legende vom alten Baldenberg: „Vor un- 
gefähr zweyhundert etlich und fibenzig jahren (mie es von den Vor - 
eltern zu ung lommen) hüttete ein armer hirt umb biefelbe gegend 
des Heubergs feine viehherd, deme, waiß nidjt, ans was undorfid- 
tigfeit etwelche ftudt viehs entwichen und dom der herd ſich abge» 
föndert, melches, als er zimbrich fpat jelben tags wargenommen; 
aliosalden ſuchte, rufte und ſchrye zwey tag lang alfe bühel, hölger 
und berg ous; liche ſich aber nichts verjpüren biß er endlich am 
dritien tag auf diſen abgelegenen verwaldeten berazinfen mit angſt 
und ſorg durch büſch und jtauden bindurchgedrungen. Ta traf er 
Fein verlorne Vichle bei einander fitend mit freuden an. Der erite 
mar, das er Gott um ſolche gnad danket und verlobt die bildnuß 
der allerheitigiten Treifaltigfeit — dann er mit bild ſchnitzlen umbgen 
funte, von feiner durch ſich ſelbs erlehrten, doch ſchlechten kunſt da— 
her mit möglichiten ehren zu ſtellen und den ort mit einem ſolchen 
dantzeichen zu verchren. Aber fein dankbarfeit war ſchon erſetzt 
durd dasjenige alte umd zimmlich verfehrte bild der allerheiligiten 
Teeifattigfeit, jo er allobalden und auf jelber ftätt in einem fait 
verwachienen bildſtock wargenommen und da er es von gemüß und 
übergemächs geläubert mit wunder und noch größer Freuden bes 
Funden und er recht erfennt, daß der himmliſche Vatter feinen lieben 
Fobn in der ſchoß und armben habe und der bi. Geiſt zwiſchen 
beiden fene. Der gute hirt bat es von dannen nit verwende, ſon— 
dern io qut er können ehrlich verforget hinterlaifen und ein hütt- 
kin oder capelle von holz gebaut.“ 








10 


83 Das heilige Heiligtum in Beningen. 


Sp hieß man ſchon im 14. Ihd. die Wunderhoftie, die von 
Beningen nad) Memmingen in die St. Martinskirche überjeßt ward. — 
Mit der Sache hat es folgende Bewandtnis. 

Anno 1215 als Kaifer Friedrich JI regirte und der heilige 
mäßige Abt Konrad, auf deſſen Grab zu Ottenbeuren der Sage 
nad) daS größere Cruzifir feine Augen wendete, dem Stifte vor« 
itand, find zwifchen Beningen, dem Dorfe und Memmingen 2 Mühlen 
geweſen: die obere und die untere, welche der Stadt M. zu lag. Dem 
obern Müller, einem rechtſchaffenen chriftlihen Manne ging alles 
beftens von Statten; man hatte ihn gern; er madte Kundſchaft 
und verdiente. Der untere Müller wurde immer ärmer und ber 
Hausjegen ſchwand mehr und mehr. Jetzt jann er aus Neid dem 
Nachbar einen Spuk zu fpielen und ihn brotlo8 zu maden Im 
nächſten Jahre follte e3 Schon ausgeführt werden, was er Böſes in 
feinem Herzen jann. Zum hi. Peter war am grünen Tonnerstag 
Kommunion in Beningen; der böſe Müller ging zu, praftizirte aber 
die Hoftie aus dem Munde in ein Sacktuch; jtedtte e8 ein und ging 
heim, wo er fie in einem Becher verbarg; aß, obwol nicht jo ger 
jtimmt, wie es fein jollte; gab feinem Weibe Bejcheid: er werde nicht 
bei ihr verbleiben die Nacht, fondern zum Andenken an Chrifti Leiden 
wachen. Er ſchlich ſich in die obere Mühle, legte die HI. Hoftie 
unter den fog. Laufer der Mühle und meinte der üble Ort würde 
für den Nachbar, wenn er das Allerheiligfte da habe, alles Unheil 
herein rufen. Ein ganzes Jahr blieb die Hl. Hoftie da ligen und 
und der obere Müller dachte an nichts; fie blieb auch unverweien 
und unverjehrt; ja im Gegentheil es fchien aller Segen im Haufe . 
ſichtlich zu wachſen. Jetzt kam der böje Nadbar und ſchob das 
Sacrament in den Rumpf des Mahlſteins hinein. Schon vorher 
machte er die Leute im Dorfe darauf aufmerkſam: es müſſe in der 
Mühle etwas ſein was, nicht geheuer, ſolches Glück bringe. Bald 
ſammelte ſich das Volk, man fing die Unterſuchung an; der böſe 
Müller war ſelbſt Mitſucher und fand natürlich bald die Sache 
heraus. „Kommet, ſehet den Ort, ſchrie er, wo der Herr ligt und 


rı 





wo ihn der Müller verbarg um die Leute zu loden!“ Der gute 
Mann tom aus aller Fafjung, war auf einmal abwefend, nie 
mand wußte wohin! Auf gemachte Anzeige bei der Ortäbehörde, 
bie es dem Pfarrer fund gab, ging leßterer in priefterlicher Meidung 
binaus um auf reinem Linnen das Heiligtum zu holen. Schon 
auf hafbem Wege fam ihm der böje Müller mit dem berüchtigten 
Beer entgegen. Der Pfarrer. that. die hi. Hoftie heraus auf das 
Gorporale und da war es, wie die Legende berichtet, daß Blut 
über die Hände des Prieſters floh. Die Sache ward ruchbar und 
die Memmtinger Geiſtlichteit kam zu unterfuchen, was Wunbers ger 
jcehen; alles ward jo befunden: Fleiſch und Blut jihbar! Das 
Sacrament trugen fie in die Stabt Memmingen im einer Burfe, 
über welde Geringachtung das Bolt ſich erhob, Einem Prieſter 
Fruomanı aus dem Geleite lief ebenfalls bei Berührung das Blut 
über die Hände; er legte das Heiligtfum in ein hölzernes Gefäß. 
das chen bei Handen mar und in diefem Zuftande, meldet die lat 
Yegende, bejtehet das namliche Sacrament noch auf den heutigen 
Tan. Viel der Wunder fei erbört worden. Ta kam Biſchof Ziege 
irid won Augsburg, dem ergoß ſich ebenfalls Blut über die Hand. 
Er ſtie in eine Monſtranz. — T 
ds neuen Bandes, jagt die Memmingiſche Dandicriit am Schluſſe, 
wodurd den Blinden das Augenlicht, den Tauben das Gehor, den 
Schralihen Die Kräfte wieder zurückgeſtellt werden, welches in 
dir bemeldten Mühle gefunden worden iſt am Tag des bi. Gregor 
und noch bis auf den heutigen Tag zu Memmingen mit herrlichen 
Wundern leuchtet. A. 1445 war die bi. Hoſtie verweſen und „ber 
ichawent das bailtumb tan Zt. Perer und Pautstag der Biſchof 
und Weihbischof und der Pfarrer zu Um und funden das nitt 
war 
t von Um und verfünt, das 
röft 























& für den leichnam unjers Herren gehalten wurd, dan 
enras verzert; aljo prediget der pfarı 
man fürohin mitt Toll balten für das jaframent aber für d 
und hödıit hailtumb.” 

2, Otiend Ihrd. 12 








Fenerel 





Tie feierlichen Umzüge je am Feſte hl. Gregor dauerten 
mit dem „Hailtum“ bit zur Reformation fort. — 








12 


Die untere Müble fol laut der Volksſage nachher zur Strafe 
des Verbrechers verfunfen fein mit Mann und Maus, Kind und 
Regel. 

Das ältefte Gemälde, auf der mitternächtlicden Seite der alten 
Riedkapelle ift in einer Niſche und bildet ein längliches Viereck. Auf 
der einen Seite ein Mann ewas geheimnißvoll in einem Tüchlein 
tragend, das Oberkleid ging nicht ganz bi8 an die Knie; ein 
jchmaler Gürtel, in dem ein Dolch, hält das Gewand zufammen. 
Etwas entfernt eine auf ihn deutende Weibsfigur ; auf der andern 
Seite eine Mühle mit offenem Gange. Oben an der zum Müh- 
Yengange führenden Stiege bemüht ſich eine männliche Yigur etwas 
unter den Mühlſtein hinein zu legen. — Ungefähr zu Ende bes 
15. oder Anfang des 16. Jahrhundert3 wurde die ganze Wunder» 
geihichte in 7 zwei Fuß hoben und 1°/, Fuß breiten Tafeln auf 
Holz gemalt, wovon Feyerabend noch eines in einem Bürgershauſe 
fannte (Biſchofsſcene). I. Friedrih Sichelbein verfertigte 7 Lein- 
wandbilder, die in die Niedfapelle kamen. 


84 Engel fingen Metten. 

Eine der vielen alten Heiligkreuzthaler Klofterfagen ift auch 
die: Engel hätten oft nächtlichermweile bei hellerleuchteter Kirche die 
Metten gefungen. Die legte noch zu Ehingen a. D. Tebende Nonne 
will das oft gehört Haben. 

Die böfen Geſpenſter aber follen fich heute noch hören laßen: 
des nächtlichen Scubfarrenfahrene und Schaufelns fol oft fein 
Ende jein. Es find die umgehenden Seelen derer, die das Kloſter 


betrogen haben. 
Mündlich. 


85 Glödlein läutet von ſelbſt. 

Bei Epfendorf gen Harthaufen Hin fteht eine Kapelle; der 
nahm man einjt ihr Glödlein und hing es in’3 Rathaus. Wäh- 
rend des nächſten Flurgangs in Prozeſſion läutete das Glöcklein 
ganz von ſelbſt; weil man es früher in der Kapelle bei ſolcher Ge- 


legenheit Täutete. 
Mündlid. 


73 


86 Wie ein Räuber betehrt wird, 


& hatte mal ein Bauer einen Knecht gehabt, den lonnte er 
mit brauchen und er dachte, es ſei das beſte, wenn er ihm mit 
der Stubenthüre ſchlüge. Gedacht, gethan; ba befam ber Kenecht 
feinen Deren mehr und wurde ein Räuber. Er wohnte auf einem 
Schloße tief im Walde und ift jogar auf den Raub geritten. Bei 
einem Bilbftöclein warb einsmals fein Roß ſcheu; er blieb im 
Steigbügel bangen und wurde gejchleift elendiglich. Da bat er 
in Todesangſt verfproden, wenn er mit bem Leben bavon fäme, 
fo wolle er in die Wildnis und Buße thun. So wurde er gerettet. 


Et ift aus dem Mohrenland geweſen. 
Nindlig. 


87 Was fih zu Ermatingen, am Rheyn bey der Reichen 
Um gelegen, mit einem Zwinglianer, an S. Andreaffen 
des heiligen Apofteld uns Zwölffbotten Tag zuge⸗ 

tragen und verloffen habe, 
„Vor etwelchen jahren was zu Frmatingen ein einwohner, der 
glianiichen jeft verwandt; der fuhr an S. Andreafien tag i 
ig: ein anderer burger oder einwohner daſelbſt wolts jhm wehren : 
ond von deß feits wegen mißrathen, vnd jagt: es were S. An— 


deeañen tag, er ſollte daheym bleiben; diſer gab zu antwort: En— 








xt bat er den Linfen ſchenkel abgebrochen, ging hernach, wie noch, 





oder krumb. Diſe letze vnnd das gedenkzeychen bat er von 
tlin’s wegen empfangen, hat auch den namen darvon fragen 
müßen: heyßt Tonit Jakob, ift aber hernacher Enderlin genennt wor— 
den. Gott laſſet ſich in feinen lieben beitigen nicht verſpotten!“ 





88 Ein gleihförmige Siftori, fo fih mit ciner Adels⸗ 
Berfon zugetragen. 

„Arno 1587 bat es ſich begeben, daß ein ſtattlicher vom adel 

deſſen nahm ehren halber nit gemeldet wirt, an S. Andrea dei 

odot 





bendt, dem newen corrigierten kalender nach, in ſein eygen 
tebauiung vm veſperzeyt kommen vnd eintreten, da er Dann ſeine 





714 


dienftemägdt fpinnen, und bei der Kundel figen funden. Als nun 
die vejper nach catholifchem gebrauch verleuttet worden, haben diſe 
mägd nad alter wolhergebrachter gewohnheit die kunflen hinweg 
zu der rhu getragen, vnnd dem feyrabendt feine gebürende recht 
thun wolle. Da nun gemeldter junder diß mwargenommen, bat er 
den dienſten alſo zugefproche: Ihr mägd was meynet jr mit dem, 
das jhr emere Kündelin feyern wollt laſſen? Sie gaben jhm zu 
antwort: Ey junder, wir mwollendt feyrabendt halten; wie fo? jagt 
er; fie ſprache: Es ift heut feyrabendt, morgends ift S. Andreafien- 
tag. Auff welches jhnen der junder geantwortet: Enderle bin, 
Enderle her, fpinnent jhr mir; ich will morgends wol mit: dem 
newen Enderlin rede, daß er nitt Darüber zürnen muß: wir wollen 
den alten Enderlin haben. Darauff die Mägdt, als gehorfame 
dient, im fpinnen furth fahren müſſen. Als nun diſe nacht für 
über vnd das feit S. Andreä vorhanden, macht fi) der edelmann 
auff, zug gleihtwol der kirchen zu, ließ die dienftmägdt arbeyten: 
da er aber ein Heine weyl darinnen verharret, ſihe zu, da kompt 
der gewalt Gottes, trifft oder berürt jhne, daß er nieder auff die 
erden fällt vnd gehends tods befunden wirdt. Nun darff e8 nicht 
viel difputierens, ob Gott, oder der am abendt von jhme verachtet 
Enderlin, rad) von gemeldetem jundern genommen habe. Darumb 
verachte der heilige chriftlichen Kirchen ordnung fein chriſten menſch, 
dann Gott fan der ürten (mie man fpricht) wol erwarten.“ 


89 Ein andere erihredentih Hiſtori. 


„Anno 1563 ward dem wolgebornen herren, berm Johanni 
Jacobo freyherrn von Königsed, herren zu Aufendorff und Maritetten xc. 
von einer hoben perjon, etliche fpän von einem abgehamnen Baum 
fürgebradit, die jhr gnaden mich, als damalen geweßten ſchulmeiſter 
bey ihr gnaden, wie auch andere mehr, jehen laffen: jo gleichwol 
im erjten anjchawen dem holk gleichförmlich waren, aber in dem 
anregen, lauter pure natürliche ftein waren. Welches mirafel fi 
aljo begeben, wie volgt: 

Es war vor furken jaren ein Quteraner, nit weit von vnſerer 


T5 





nachbarſchaft, welchet winteräzeit an hol auffommen war: aljo das 
er aufj den damalen fünftige weinächttag fein holf bei hauß hette. 
Darumb wie er vermeint, were «8 fein fünd, wan er ſchon an diſem 
b. tag Binauf in. waldt ginge, ſich beholfete inn der noth. Will 
alfo hinauf gehn, mit feiner art ein baum oder holk zu fellen, 
jein nachbar ſpricht jhm zu, wo ex hin wolle mit der art? Er zeigt 
ihm fein holhmangel au, der Nachbawr fagt ime, wie er jo Ted 
fein dörfe, an einem foldhen hoben fefttag den feyrtag zu brechen 
vnd arbeiten, weil er doch mol jo viel zu entlehnen fende bei den 
nahbauren, er wölle jhm gern fürfeen? Er fehrt als ein verftodter 
menjch fort, jagt dem nachbauren wicht mehr, weder bije wort: ich 
will von dei weinechtige feſtstag wegen nit mit weib vnd finder 
erfrieren: zeucht alfo mit difen worten fort, dem wald zu, hatt 
ein baum nider, da er nun zum fahl gericht, fihe zu: der baum 
falt mider, vnnd wirbt er fampt den vor barvor gefallnen ſpänen 
zu einem natürlichen Stein: diſer thäter erſchrickt, wie nit unbillich, 
zeucht wiederumb gan traurig zu hauß, legt ſich zu beth, vnd ſtirbt. 

Anm. Tiefe Sagen find einem alten Drucke entnommen von der 
„Zonntogsheifigung” von einem Lehrer in Aulendorf. Titel der Schrift Fehlt. 


90 Aeagidi hin, Wegidi her! 

In Hirſchau fuhr einmal an Zt. Aegiditag einer in den Weine 
berg, um den Wein aus dem „G'ſchirr“ zu holen. Da wurde er 
unter Weg gefragt, warum er das an jo hl. Tage thue (Zt. Aegidi— 
iſt bei den Hirſchauern Kirchweihn Der jagte: 

„Aegidi bin, Aegidi bear, 
Mein Wein muß in Rear.” 
Er fuhr über cin Brücklein, das Rad ruticte, der Wagen zerbrach 
and der Wein lief aus und jeitber fuhr an Zt. Aegiditag Niemand 
mehr aufs Feld. 
Tänttih o. Rottenburg. 
M Frevelnder Schwede. 











„In Villingen mollte em Schwede „den Palmeſel“ verbrennen, 
weil er aber fang nit brinnen wollt, geſagt: der Teufel will nit 
ttinnen: welcher böſewicht kaum etlich ſchritt von dannen für ſich 





16. 


gangen, alßbaldt von einer auß der ftadt geſchoßenen fugel getroffen 
vnnd zu nacht (wie etliche deß feindts ſelbſt befennt) gejehen vnnd alſo 
fewrig diſe wort zum öfftern außſprechendt gehört worden: der Teuffel 


will nit brennen.“ 
Merkur. Billing. 16%. 


- 92 Zrevler gebannt. 


Nah der Schlacht am Schellenberg und bei Hödftädt, wo 
Prinz Eugenius und Marlborougb gefiegt hatten, zogen 100,000 
geichlagene Franzoſen durd Saulgau, raubten und plünderten. Das 
Klofter Sießen wurde fehr hart mitgenommen. Die Klofterchronit 
hat uns folgende wunderbare Geſchichte aufbewahrt: Ein Soldat 
zaubte zu Bolftern den Speiſekelch mit den geweibten Hoftien. Auf 
dem Wege gegen Yriedberg konnte er auf einmal nicht mehr weiter. 
Der Mann ward unterfucht, der Kelch nad) Sießen gebradit, der 


Frevler gefchloffen zur Abbeftrafung nad Biberach zurüdgeführt. 
Bergl. Auszug aus d. Saulgauer Pfarrchronik S. 39. 


93 Das Dangelmändle von Troffingen. 


MWenn’s des Sonn- und Feiertags überall ftill und ruhig ift 
auf meiter Flur, alles andädhtig in Kirche und zu Haufe verfunfen, 
hört man zur Sommerszeit im Briel bei Troffingen dängeln, als 
wäre es helllichter Werktag. Forſcht man nad) dem Dängeln, jo 
ift weit und breit Niemand, von dem das berfommen jollte. 

Es hat mit dem Dängeln folgende Bewandtnis. 

Bor mehr denn 80 Jahren lebte in T. ein böfer Bauer, der 
Sonn- und Teiertag aus purem Geige und Eigennuß dängelte, 
Damit er des Werktags nicht jo viel Zeit brauche. 

Seit feinem Tode muß er dafür an Sonn= und Feiertagen 
umgehen und Saden dängeln bis in alle Emigfeit. Gegen bie 
Mbenddämmerung hört man ihn während der Heu= und Getreide 
ernte jehr vernehmlidh. 

Der da3 erzählte, behauptet fteif und feit den Dangelmann 


gehört zu haben. Ich erinnere an den Hebelihen Denglegeifl. 
Mündlid. 


77 


94 Zhierfrevler beſtraft. 
In O. a, N. fei ein Mebger geweſen, ber habe befonbere 
Lieb und Luft dazu gehabt, den Kälbern die Augen auszujchneiden 
noch als lebendig oder fie am den Augen überhaupt zu verlegen. 
Da wurde er und feine Nachtommen fchielig. 
In der Stadt H. foll einer den Wögeldien gerne die Zunge 
ans- und durhgeftoßen haben. Die Sage will, feine Nachkommen 


feien alle ftumm. 
Mündlid. 


95 Frevier beftraft. 
Bei Ellwangen hieb mal einer in ein Kreuz: da blieb er hangen 
und fonnte nicht mehr reg. 
Ein anderer hieb im Zorn ebenfalls in ein Kreuz: fieh da 


war derielbe Hich in feinem eigenen Schienbein. 
umsid. 


9% Vom ewigen Juden *,. 


daß in dem Torfe Altbach am Nedar 
eb Eslingen in dem großen Hauſe an der Yanditrafe, das nun 
Schmid bewohnt, unter folgendem Tatum ein mittelmäßiger 
ann mir freumdlicher und ehr beicheidener Bitte um ein Nachts 
gaartier angelucht, von dem damaligen Hausbeſitzer aber nur unter 
n Bedingung aufgenommen worden, dab er im Zchafitall 
vorlieb nehmen mühe, was er jehr gerne angenommen habe. Weil 


Zonderbar iſt übrige 











Aus den Apoftel- und Miſſionarbuch oder Abdias, eier 
3er 70 Jünger Jeſu und erften chriſtl. Biſchoſs in Babylon. Geſchichte 
a 372. Ter 
Jahresbericht des Niederöfterrichiigen Yandes- Nenlgymmafiuns zu 
rau 1870 bringt eine Meine Abhandlung „der ewige Nude in 
urhland, eine culturgeſchichtliche Stizze von C. M. Blaas. Er wird 
zu Wuotan gedeutet. Hut, Stab, weiſſagender fliegender Geiſt u. |. w. 
>> auf den alten Gott bezogen. — Am Schluſſe beinahe die vollftändige 
mute Kitteratur. 





12 Apoſtel u. ſ. w. Stuttgart, Senne 1835. S. 371 






















dd 


78 





er aber des andern Morgens zu lange nicht zum Vorſchein fam, 
wollte der Hausvater endlich nad) feinem Gafte fehen, fand ihn 
aber nicht mehr im Schafitalle. Nach langem Umſchauen fiel ihm 
eine frijh eingegrabene Injchrift an der Seitenwand auf, Die alſo 
hieß: 

„Ich Ahasverus von Jerufalem bin nun ſchon das 
jweitemal gut in dDiefem Stalle beherbergt worden, 
das Gott vergelte! Den 1. Jan. 1766, — 

Diefe Wandſchrift habe ich felbft a. 1776 mit meiner Mutter 
und ehe diefer Schafftall in den SO Jahren zu einer Schmidwerk⸗ 
ftätte umgeändert worden mit mehreren andern’ Perfonen, befonders 
mit dem Schmid Johannes Barth und bem DMaurermeifter Conrad 
Worner gefehen, ehe fie durch die neue Einrichtung geftört wurde *). 


97 Zur Pilatusfeefage**). 


„Hinter Schlittenhof und der Seewifen auf dem Königiſchen 
ift ein Ort, welches die Benachbarten nennen „in jener Welt.“ 
Daſelbſt ift ein See — der bayerifche, weil er ein Gränz ziwie 
ſchen Böhen und Bayern ift genannt. Wenn man in denjelben 
Stein oder Eifen wirft, jo fangt der See an zu brudeln, fich zu 
bewegen und mütet folang bi3 er’3 wieder auswirft. Dergleichen 
jchreibt man von einem fehmweizerischen See bei Unterwalden, des 
Pilati genannt, der ein Wetter madjt, jo man einen Stein hinein 
wirft.” Beleg für diefelben Sagen von den Shwarzmwaldjeen. 


98 Der verhängnikvolle Schuß in Stetten***). 


„Es hat der alt graf Jos Niclas von Zollern, den man nun 
den Materer von wegen feines ſchwurs genempt, ain trewen und 
”) In Schlefien weiß cine Chronik, daß der ewige Jude zu 
Srantenftein den 2. Nov. 1676 geweien fe. In Ulm und Bern follen 
noch aus Hundert Xederflüden zufammengeflidte Schuhe gezeigt werben. 
Blaas ©. 11. 

**) Yus Arcana Naturae. Nürnb. 1627. 4. ©. 67. 

“er, Der Herausgeber des flochbergiihen Roggenacker⸗Büchleins 1588 





wm 9 


lieben Diener gehapt, Wilhatm gehaifen, iſt ſein raifiger kuecht 
geweſt und eines erlichen burgers geſchlechts Der hat uf ain zeit 
beren jagen oder vileucht hat ers alfo gelefen: wann ainer in der 
carwodhen die vier paffion here und uf ainem bafu 
Hande, dieweil die gelefen werden und nachgends mit ainem bogen 
Mann ſelbiger zeit die handbüchſen nit im gebraudy) brei ſchutz 
in ain erwceifir thue, fo Funde er hernach mit ſolchem pfeil fain 
ſchuß mer felen, fonber treff, was er begere oder darnach er ab» 
ziele. Dife funft hat herr Wilhalm bei ime betradhtet und er- 
mogen, fo es im geraten, das er jeins ſchieſens im meten möcht jo 
gewiß jein, ſeltmals ber zeit aim große reiterei im allen landen, 
wos für aim müßer Diener er feinem herren jein würde u. j. w. 
Darumb er ime entfichen fürgenommen, das zu probiren. Wie nur 
die nechſt carwochen herzu gerudt, do hat er die vier pajjiom in 
der fürhen au Stetten im clojter gehert, alles auf ainem 
bein ſtehendi, wie dann die verflucht kunſt bat usgewiſen. Darnach it 
gehaim hinauf; gangen an Das ort, do iz Die capt steht, zum 








an creutz genempt. Dozumal it aber nur aim bilditedlin 
aida geweit mit ainem creuz und ainem Zalvator daran. In dient 
{fr hat or mit jeinem pfil dreimal geichoöfſen. Nie er aber 
dritten ichutz aetbon, da bat das bildt am crucifir anfaben 
ichtichen zu ichwaißen; aud bat er den pfeil mit mer künden ae 
1. To bat in aim angit und ain Forcht umbfangen und aller 
leid wol zu ſpat betrachtet, was er getban bab. Darum it 
geſchwaiſt, mit großem fommer haimgangen und ſoll darzu 
Selbigs tags bet es ſich ongefert gefuegt oder it vileucht 
Allmechtigen beicheben, das ain andechtige 
air iraw zu diſem bildtſtoch kommen, darbei ir gebet, w 














sonder jürſehung d 








vormals vi im gebrauch gebapt, zu volbringen. Die bat den 


Geibicte: „Tann in Engellandt ſchreibt man glaubwürdis 
iche keheriſche Burich zulammen komen ein Aruzifir auigeitellt und 
weil wegen Durch ein langes Rohr mit Leinen Böltzlin dacgegen 
on. dab, welcher am nechſten zum Herzen Ghrifti treffe, das 
haben soll.“ 2.215 


chahli 
















80 
pfeil im bildt geſehen, auch das das bildt heftig geſchwaißt. Darab 
fie übel verſchrocken, den nechſten geen Hechingen gangen und das 
den Amptleuten angezaigt. Die habens one verzug dem grafen 
fürgebracht. Derſelbig, wie er erfahren, das dem alſo feie, dann 
es allernechſt bei der ftatt, do ift er mit feiner prieſterſchaft auch 
allem feinem gefind und Diener, die er Damals bei ſich gehapt, 
under denen dann der obgenannt Wilhalm, der theter auch ainer 
geweſt, hinauf zum bildtftod gangen. So bald der graf den pfeil 
erjehen, iſt er übel erfchroden, dann er ine gleich gefennt, wem er 
Jugehere, dann ime der Wilhalm under allen feinen diener ber 
libſt und anmutigeft geweft; darum gejagt: „Wilhelm, das hal 
du gethon und der pfeil ift dein!” Hierauf Wilhalm uf feine 
knüe gefallen und umb gnad gebetten, darbei anzaigt, er bab’s 
von fein, des grafen wegen gethon. Aber der graf bat gejagt: 
„Rein, Wilhalm, ich hab dich das nit gehaifen, du haft ime laider 
nur gar zu vil gethon!“ Darmit hat er ime bevolchen, er ſoll noch⸗ 
mals den pfeil ziehen. Wilhalm bat vil verjudht, hat in aber 
nit gewinnen finden. Sobald ſichs aber der graf underitanden, 
bat er ine feichtlihen ziehen finden und hiemit ift der Wilhalm 
uf bevelch des grafen fencglihen angenommen, des ander tags 
fürgeftellt und beclagt worden. ‘ Und wiewol von edein und .unedeln 
große bitt für ine befchehen, jo hat Doch zulezt der graf das haupt 
von ime genomen. Grave Jos Niclad hat au da3 ort, do der 
bildtftod gejtanden, ain capellin lafjen bawen und ain ewige meff 
dahin geftift. Dohin iſt hernach zu allen hailigencreußtagen 
ain große fart geweit, das man von verne dahin fommen.. Dan 
hat allwege "uf joldhye zeit ain veſper und ain ampt da gejungen, 
auch gepredigt; aber zu unfer zeiten ijt es alles abgangen. 

Der alt graf Jos Niclas Hat dife geihicht an ain daffel 
laffen malen, darzu fid und etlich ander grafen von Zollern aud). 

Tiefe taffel ijt bei unfern zeiten noch in der capellen ge⸗ 
weſen, aber fie iſt mit Bewilligung des jüngern grafen Jos Fir 
clafen von Zollern von ainem grafen von Tetingen hinweggenom⸗ 
men worden. Gott waiſt wohin. 

Hiebei fan ich nit underlaffen zu vermeiden, wie der alt graf 


8 


eb Ries bie capell gebawen unb fie geweicht worden, do iſt 
ein frew in aim Bangenden wagen fommen, geflurzt und gementt, 
bie Dat gebracht ain filberin feld) und mas zu ainer mefj gehert; 
bab alles hat fie uf deu altar geopfert, und ift one geffen hin⸗ 
weberum weggefaren ; auch unbelannt, daS fie niemands gefennt 
oder gewiſt, wer fie ſei. Bil haben vermaint, fie fei des armen 


Antonius Muretus meldet in descriptione Helvetiao, das zu Bill- 
ach in der E wei diefe Tag (Quinquagesimae) drei Burger mit Wirffel 
gipiket; weilen aber einer darauf gar unglüdfelig in den Epillen ware, 
bat ex jammerſich zu fluchen angefangen und diefe Lafterwort ausgeftoflen: 
Birk du gefreugigter Jeſn, wirft du mir nicht glüdlichere Wurff vergonnen, 
I mi ich dir dieſen Dold in den Leib hinein werfen! Weilen dann auch 
ver negfte Würffel-Wurff gar wenig Augen halte, ziehet er den Dolchen 
au der Scheid, ſchwingt ſelben in die Hoh, auf das Kruzifirbilbnuß zu. 
Kun höret Wunder und entſetzel euch darob ! Alſobalden ſeynd fünf Bluts⸗ 
tropfen aus dem Lufft herab auf den Tiſch gefallen, als wäre Chriſtus 
var diefes Läfter-Maul wie mit einem Dolchen verwundt worden.” 
@rieklirden Dominicale II, 85. 

®rel. malleus maleficarum II 16. Mone Anz. 8, 200. 


. 99 Die Sand am Erucifiz. 


„A. 1380 do gefluond dem Schapeller die Hand an dem 
Erucifir uff Bernrain und was daſſelb Crücz nomen (nur) ein 
bi in ain böjem gehüs und unter ainem tädhlin an ainer ſul.“ 

Reue, Quellenſ. I 323b. Konftanz. Chronit. 

Tie Zimmerifhe Ehronit I 433 ff. berichtet: „Zu Goftanz 
hat fh anno 1384 — begeben — giengen etlih "fnaben von 
Eoftanz geen Stadelhofen hinauß in walbt, holz zu holen bei 
Vemrain, wie fie auch theten. Als fie aber am umbherferen und 
wider haim welten, do famen fie zu dem crucific uf Bernrain, 
dad ſtand dozumal under ainem dechle an ainer jaul. Dajelbs . 
eueten fie ain weil. Do ftund under inen ain fnab uf, der hieß 
det Schappeler, der grif dem bildt am crucifir an die najen 
und jagt in ainem gefpöt: „Kerr Gott, laß dir jchneugen! jo will 
x dich defto lieber kiſſen.“ Gleich geftunden dem knaben die hendt. 

6 





Bi 


Do liefen die andern in die vorftatt und fagten das feiner muelter. 
Alſo kam fein muetter und ander erbar leut. Es gehieb ſich fein, 
des Inaben, muetter ganz übel und rueft den allmedjtigen Got ger 
trewlichen an und verhieß darbei fiben ferten geen EinfidIn. 
Do ward der knab wider ledig. Darnach über zwei jar do wolt 
der knab ſich nit böffern, fonder goßleftert und ſchwuer fo übel, 
das man recht über in geen Tieß und ime offenlien die zungen 
ußſchnitt; zudem ward im die ftatt Coſtanz fein Iebenfang verboten.“ 

Anm. Vrgl. Boltst. I 431. Offenbar diefelbe Sage if es die in 
der Ehronik von Zimmern folgt: „Mit gleichförmiger unfinnigleit Bat wor 
jaren ain gottlofer junger, ain rofibueb, gehandelt unferr von St. Ce⸗ 
thrinen, dem clöfterle, herwerts der ftatt Coſtanz gelegen.” Auch bei Merk, 
Koſtz. Chr. 1627, 243 ff. Schnezler I 21. 

„Daſelbs if der knab frevenlich zu dem erucefix gedreiten und in großem 
geipdtt zu feinen gefellen gejagt, er welle dem Sergott die nafen bugen. Diſe 
Verachtung hat Bott nit vertragen finden, fonder, fohaldt der jung die bildt- 
nus angerürt, do ift im die handt daran beliben, daß er die nit wider 
finden herab pringen, vil weniger ime feine mitgefellen, die gleichwol vil 
verſucht, ainige Hilf haben finden beweiſen. Alſo ift das geſchrai in Die 
ftatt Coſtanz kommen, da ift gar nahe die ganz clerijei mit großer an⸗ 
dacht in ainer procch heraußgangen, daS groß wunder zu fehen und if 
der jung dur das groß fürbit, das zu Gott gemainlich für ine umb 
verzeiung beſchehen, widerumb ledig worden.“ 

(Das aber die drei ſchutz vor jharen under dem ſchloß Zollern auch 
von ainem verwegnen mentſchen zu aim crucefix geſchehen, das iſt vil älter. 
Beiſatz.) 


100 Reiter verſunken. 


Zwiſchen Kappeln und Dürnau, näher beim erſtern Ort, ifl 
die Rubefapelle. Mat ritt ein Soldat vorbei und ſchoß nach dem 
Eruzifirbild. Im Augenblid de3 Schießens ſank er mit fammt dem 
Roß in Grund und Boden, man jah von ihm gar nichts mehr. 


Das Loc blieb offen und konnte fange, fange nicht zugemacht werden. 
Mündlis. 


101 Eine Wallfart nach der „Schrayentapelle in 
Pfullendorf. 


„Hamman von Reiſchach, der iſt lange jhar der ftatt Ulm ab⸗ 


83 


gejagter feindt geweſt und hat inen vil laids zugefuegt; lehztlich 
aber, als das ftundfin Fan, do wardt er von imen gefangen. Sie 
fießen im recht geen. Das gab, man jolt im das haupt abichlagen- 
Darvor aber ward. die herzogin von Deſterreich, witib zu Rothen- 
burg, von der freumdiichaft angefucht, das fie für ‚ine pitten ſollt. 
Das thet fie, raifet perſonlichen in großer eil geen Um, Aber die 
Ulmer hetten guete kundſchaft, wolten der herzogin nichs abſchlagen, 
aud) fie vil weniger gewehren darumb, als bie Herzogin zun ainen 
tor einritt, do furien fie den Hamman zum andern thor hinauf, 
jälugen ime das haupt ab. Damit funten fie der herzogin ein 
antwort geben. Eben zu der zeit bett bemelter Hamman zwo 
ſaweſtern zu Waldt im clofter. Die wuſten umb ires brueders 
unfohl und das der umb. jein (eben gefangen lag, derhalben ver- 
biehen fie ain wallfart zu unfer lieben Fraumen zu der 
Schraven bei Pfullendorf. Wie fie nun denfelbigen laiſten 
beſchach el 
fe cher heltem himmel cin großen Donderklapi. Der 





uf den tag und zeit feiner enthaupting), do borten 


halben Fagten inen ire ainen herzer, di 





nit wol umb iren brueder 
Ätcen wurde ; verbrachten dennoft ir wallfart mit großer traurige 
fer und in dreien tagen darnach do bradt men inen ires doten 
ben 








leib, der wardt zu Waldt im erenzgang begraben.” 
wite hunit Lam n 


102 Der Bub und die Staaren. 


Fin Bube nahm ein Staarenmeit aus und veriprach unſerm 
Hertgott den ſchönſten, eriten, wenn er glücklich wieder vom Baum 
kerabfomme. Der erite Ztaar war wunderkbön; „Dauert mich do, 
gar Fo ſchön; den nächſten will ich unjerm Herrgott geben,” Tagte 

Yangte wieder ins Net. Der zweite war noch viel ſchöner, 
nicht anders: der nächſte Toll dem Himmelwaterle fein ch 
dritte war noch ſchöner denn beide vorige. Sagte: der 
Himmelvaterie joll dir gewiß eigen Ter Bub fiel 
dxtab und jagte dabei als es brach: biſt doch gar jo kurz anbunden 
ta droben, würd dir schon einen geben haben. Der Bub war tot. 























“ - 
- 
* 


80 


108 Gage vom Jergenberg bei Wentlingen. 


Bor Zeiten oben uff dem Berg 

Da fund ein kürch, du's eben mer, 
Dahin vor alter Zeit und Jor 

Ein grofe Wallfart gangen wor. 

Bor in der Ehr St. Jergen baut. 
Dem heiligen Ritter mol vertramt; 
Zu meines lieben Batterkzeit 

Und andrer mehr alten Leitt 

Bar die Kürch noch uffredht gftanden, 
Mit allem Gmeur war noch vorhanden; 
Dann id) vil mal von im hab g’Hört 
Barumb fie worden fey zerftört. 
Namlich daß zu derjelben Zeitt 

Ein großer Spiler geweſſen ei. 
Dorzu Gottlos und fehr verruodht 
Dem Namen Gottes hoch gefluocht, 
Bis er zuleht uff einen Tag 

Gar vil verfpilt und Gott fluocht hab, 
Alfo. daß er hab forgen müeſſen, 

Er mießt bei’r Obrigkeit ſolchs bießen ; 
Begab er fich uff difen Berg 

An Gottes Gnad verzweiflet mert 
Weil er mit großen Sinden bſchmißen 
Hoch fi verfündigt wider gwiſſen 
Unnd's Gott nitt lenger laiden kundt 
Sonder ftraffen jolch ſchrecklich Sünd: 
Verzweifflet ganz an Gottes Heil 
Erhenkt ſich ſelbs an's Glodhen Seil, 
Sein Nachrichter wurd jelber er 

Zum Exempel allen Gottleftrer; 

Diß Erempel und fchrediich wert 
Roßbueben erſtlich han vermerft, 
Macten ein Gſchray nah Pfullingen ein 


Iedermann Kieff, beibts groß und Tlain 
Zu fehen dieſe ſchredlich that. 

Mein Ene, auch mein Vatet hat 

Mit ſich genommen auf den Berg 

Zu ſehen auch diß ſchroclich wert 

Mit Vermanung, daß er fortan 

Sein Leben lang gedenfhen dran 

Von Gottsleftrung und Spil fich hielt 
Daß er nit aud) in Unglüd griet; 
Siehe, da jaß er grittling alla 

Uff der Borkirch, bett umb fein Hals 
Daz Glochenſeil in Wohrheitsgrundt! 
Habs vil mal ghört uß feinem Mundt 
Ganz ſchredlich kohlſchwarz und verblichen 
Sen forhtiam als ein Knab entwichen 
Und uß der Khirch gloffen hin 
Torauff wider vermanet ihm 

Sein Vatter, daß er ſich allzeit 

Der Goitsforcht und Frommteit bevleiß 
Desweg das Kirchlein war entweiht 
Und jedermann daſſelbig ſcheucht 
Zerbrach, zerfiel in wenig Jar, 

Daß man jein hat verg 


edroru 











104 Kirchenfrevel beftraft. 





Diß Ulrichskirchle bei Balingen iſt bei unſern zeiten in wenig 
ien abgebrochen und zerſtört worden, außer anſtiften ains pre— 
arten zu Balingen und ains kellers oder amptmanns des fürſten 
!bs. Derielbig bat fürgeben, man müeſte die ftain zu ainem 





o geen Balingen gebrauchen: it aber nit beichehen, und ligen 
merer ſtain noch uf dem plaß. Sie haben das alt kirchle nit 
T gedulden mügen. Was it aber beicheben? In kürze dar— 
ift der predicant geitorben und als man ine zu Balingen zu 





__86 " 
anefang des jhars in aller kelte vergraben wellen, hat man ain 
wundermenig lebendiger. wurm und jchlangen in ber grueben ge⸗ 
funden, die fi) auch nit abtreiben haben laſſen wellen. Denen 
ift fein Teib bevolchen worden. Das ift domals für ain fonbers 
zaichen von meniglicdem gehalten worden. Gemanet mid an ain 
begrebt, jo vor der zeit warhaftigflichen zu Albersbach im clofter 
beſchehen. Bei leben abts Alerii ift ain münch im clofter geftorben, 
den hat man im capitel neben dem creuggang wellen vergraben. 
Wie man nun die gruben gemacht und zimlich tief in den boben 
fommen, do ift ain hitz und ain ſolcher rauch uffer der gruben 
gangen, das der abt und die andern münch erfchroden, von item 
fürnemen geftanden, die gruben eilendts wider zu haben geworfen 
und den abgeftorbnen münch ander8 wo vergraben. Dem andern 
firhenftürmer, dem Teller zu Balingen, ift fein frevel auch nit un⸗ 
belonet bliben. Bann nachdem er vil böfer ftud verpradht, indem 
im von feiner Obrigfeit fang zugefehen, do hat in der Herr aller 
Herren angriffen, das er von finnen fommen ain ftum und ainem 


lautern kindt (glei) ift worden.” — 
Zimmerifhe Chronit II 330 ff. 


105 Meineidige werden ſchwarz u. ſ. w. 


Hat der Todte ehemals einen Meineid gejchworen, fo wird 
fein Leichnam ſchwarz, dreht ſich im Grabe um und ftredt die mein- 
eidige Hand jenfrecht aus dem Sarge zum Himmel, der ihm ewig 
grolt. Oberndorf a. N. 

In der Rottenburger Gegend (Wendelsheim) hat mal einer 
einem Soldaten jeine Büchfe genommen; der Beftohlene wurde Spieß⸗ 
ruten gejagt und ftarb an den Wunden. Der Dieb hatte fein 
Mitleid, als er ftarb wurde er kohlrabenſchwarz, jagt die Ueber« 
lieferung und fei jo ſchwer geweſen, daß man ihn faum tragen 
fonnte. 

In der Ehinger (a. D.) Gegend glaubt man, daß einem 
jolhen die Schwörfinger, Daumen Zeig und Mittelfinger, zum Grabe 
herauswachſen. In früherer Zeit fei das durchaus, nichts jo ſel⸗ 
tenes geweſen. Auch erzählt man, daß in dem jetzigen Oberamti$- 


87 
gerichtägebäude, einem ‚alten vorderöfterreihifchen Nitterjhaftshaufe, 
in Mann faljch geſchworen habe und ſei augenblicklich kohlraben · 
ihmarz geworden. 

Die Zimmeriſche Chronik erzählt von dem Rotweiler Exbjeind 
Ehrifiof von Sandenberg III 376 folgendes: „er ift ſchier in ainer 
verzweiflung in Schramberg geftorben — man jagt für war, als 
jein leich geen Billingen gefürt, do fei der paum jo leucht 
morden, das vil vermainen wellen, es fei der cörper nom: böfen 
gaift darans verzudt worden.“ 


106 Meineid beitraft. 


„Darbei id nit underlafen- ſoll zu vermeiden, das ain paut 
(Herrenzimmern) genannt Jörg Zopp ein jhlechter bidermann — der 
caplonei ain ader ob der Buchhalden angefproden. Als num die 
Fach zu eim umpartheiefchen undergang gerathen, ift dem Zoppen fein 
npruh zu eim cidt ertailt worden. Ws er aber den erftatten 
joker, iit er zuvor in fein frautgarten gangen, bat deitelben 
zeichs aim queten tailim baide ſchuch geton, Darauf 
erden ceidtgeton, aud damit den ader der pfründ 
baltcu 

















Aber 





die ſtraf Gotes iſt gleich do geweſt, dann er hernach 
ebt und wie man ſagt, fein geſunde ſtundt oder die 
nie gehapt; ſonder ellendigtlichen in qrolem jchmerzen des 
und der gewiſſen geſtorbhen. Man bat Lange zeit nach ſeinem 
alle jampftag oder hailige nacht zu vil zeiten im jar ain groß 





lang 











af dem ader ob der Buchhalden brennen geichen und ift 
n umbber To ta 





jo nachts ganz ungeheuer gewc.n.” 
ernte breit IV 10a fi 


107 Frevel an einer Ihwangern Fran. 
Wolf Gremlich in Hafenweiler (15449 hätte ſich ſtreng und 
dar gegen Feine Unterthanen benommen. 
is aine arme fraw, ir underthon, groß ſchwanger, zu der 
willen gebeten, die— 









und irem junfern fommen, umb Ghotte 








weil fie jo nebig, ir uf etlich tag mit dem fronfpinnen gu verſchonen, 
bat ber’ ebelmann in großem zorn gejagt: „ic; wolt du bräd- 
teft ain felde, das Tief gleich uf die waidt.“ Die arm 
fraw ging ganz unmüetig von bannen, befalch fi Gott. Was 
foll geſchehen im kürze hernach wardt der armen frawen 
die gnad Gottes aber iſt da, das fie ain ſchͤns kündt gepürt. 
derſelbigen ſtundt da genießt auch des edelmams weib, war 
vergifts bos thier, wie ain fa. Sobaldt es an bie weit 
jpringt es darvon under bie benl, das inen bie weiber anf 
zu fürdten. Der junfer warbt eilendB berüct. Dem war 

. mit geheuer darbei, aber außer ernfllichem vermanen und bit 
gegenwärtigen weibern, do mueft er das monftrum felbs umbbringen, 
wie auch befcheben.“ 


sllavs 


Zimmeriſche Chreuit LIT 45 ff. 


108 Frevel bringt Untergang des Geſchlechts. 
„Das der beharrlich und langwirig unfal deren von Klin 
genberg auch doher entipring und namlich das etlich unſchuldige 
gefangne in reder geflochten über die hoben berg uf 
T weil ganz graufamlichen und erfchrodenlichen feien herabgelaffen 
worden. Der allmechtig verzeih ung allen!“ 
Zinuneriſche Chronik LIT 414. 





II. 


Bom Wutisheer*). 


In diiem capitel werben vermeidet allerhandt ſachen von 
dem Wuoteshere, 

109 Das Wuoteöheer und der Rahtwädter von 

Beringen a, d. 2. 

„Im Jar 1550 hat man das Wutteshere zu Moßtirch **) 
gebört. Das ift in ainer nacht zu herpftzeiten nad) den gehen uhren 
vorm Bauholz mit einer grojen ungeftime über die Ablach **") uf 
Ninchsgereut gefaren und als das ain guete weil daſelbs umbher 
— iſt es die Herdtgaffem herablommen und dann neben 
und unfer frawen über die Ablachbruden dem badı 





ehenhau: 








4 an der ftat 
KR, lauten geſchrai, clingin und aim großen luft, ſo das ge 
Tiben. Es iſt nachgends, das ſollichs die wachter uf dem thurn 
und ander in der ſtat wol hören mögen, aber finitere und verre 
‚Fntkermung) halb gleichwol nich? ſehen Funden, dem Herdlin jugefarn, 
be hindurch neben Rordorf ins Hardt; iſt auch noch dieſelbig 
gen Ferimgent) an der Laucard tt) fonmen. Ta it 


die Kahenſtaig hinauf, mit aim wunderbatlichen 












Ableitung Äteht in meinem Wörterbüchlein zum Volfstüm 
Schwaben 1862 S 






62 68. 
ich, badiicher Seckreis Bezirlsamt und Städten. A. 1800 
ier Moreau den General Kran. 
Flutchen entipringt ob dent Torfe Gallmansweil, mündet bei 
en indie Tonau. Sprich: Abla (0) Urkunde 1263: Abalach 1300 
uheilungen des Vereins für Geſchichte und Alterthumskunde 
tern V Jahrg. S. 98. (ISTI- 721. 
dichen zwiſchen Sigmaringen und Gammertingen Cod. Lau- 
heim. 772 Alemanniae. 

#+ Gntipringt auf der Höhe von Willmandingen. Unfunden: Loucha 
























. 
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4 ® 


90 


— — 


der blaſt (Sturm) von dem alten burgſtal hinab und durch das 
ſtetlin hindurch mit groſer forcht der burger und zugehörer getriben 
worden. In derſelben nacht, als das wiüetend here zu Veringen 
paſſiert, do iſt nachts umb die zwelf uren ungefarlich ein wachter 
uf der gaſen gangen, mit namen Hanns Dröfcher, der hat die ſtund 
wellen ußruefen. In dem ift das gefchell angangen und vom altem 
ſchloß herablommen. Da hat etwar uf dem mark bafelbften ine aw 
geihrien: „Mano! Mano!“ Der guet wachter hat im gefurdht und 
wol gemerkt, das es nit recht zugang, bat nit gleich kommen ‚ober 
antwurten wellen. Der ander hat das fchreien und ruefen jo lang 
getriben, das doch der wachter Iehtlich zu im gangen. Do bat er 
ain fordtiammen mann, beclaidet wie ain frieggmann gefunden; 
dem ift das haupt in zwai thail biß an den hals gefpalten. ge 
weien, da8 der ain tail uf der arlen gelegen und bat der wund 
man oder das gejpenft den wachter gebetten, er joll im ben Topf 
wieder zufammenbinden, damit er dem andern haufen gefolgen möge 
und biemit bat er ein zweheln ufer dem wammas oder ermel ge 
zogen, damit er ine verbinden ſolle. Der guet wachter ift gang 
erjhroden, hat ſich entſchuldiget, er finde ine nit verbinden, feie nit 
fein handtwerk, aber er welle im geren ain jcherer oder barbirer 
holen, dann e8 war jein mainung fi von im abzuftreifen. Aber 
der ander wolts nit zulaffen, trang darauf das der wachter ine 
letstlich verbünden mueſt. Indeſſen zaigt er dem wachter an, wie 
er von Veringen bürtig und ime in aim krieg das haupt feie von 
einandren gefpalten worden, iezo in der rais*) mit dem 
wuoteshere. Dankt im darbei des verbindens und ſprach: er 
follte im nit nachfehen, dann es ime ſonſt nit glüdlichen würde 
ergeen. Damit fchiden fie von ainandern. Nit waiß id ob ber 
wachter im nad) het gefehen oder nit. Der wachter ging beim, 
wardt krank und legt ſich nieder. Defjelbigen legers lag er ſechzehn 
ganzer wochen zu bet, das er darzwilchen weder wenig oder vil 

*) Eigentlich „Kriegäzug*. Stabrais — Aufgebot des Stabes, der 
Landjchaft die zur Reichsſtadt gehört. Im ‚Lindenſchmid,“ ſieh meine Aus 
gabe des Wunderhorns I 115. 


n 


eben was. Das ift aljo gewißlichen beſchehen und lebt der wachtet 
noch heutigs tags zu Veringen.“ 
Bimmerkirie Chromit IV 219 fe 


110 Das Wuoteöheer und der von Sedendorf"). 


„Sold; geſcheft mit dem Wuoteshere ift eineft vor jaren 
bei der frommen welt vil umbhergefaren und mermals zu Möf- 
fird geweſen, aber fenge halben ber zeit und uſer unfleis un 
ferer borfaren alles in ain vergeß fommen. Es hat auch ſolches 
Buoteshere nit allain in der nacht ſich Hören laſen, jonder auch 
mermals am morgen früe, aud; abendis umd gegen ber macht ſich 
trgaigt und jehen laſen, des wir dann ain glaupliche hiſtorie haben, 
die ſich Dei menfchen gedechtnus im landt zu Franken und bam im 
dofter zu Maulbronnen begeben hat.“ 

Ein Herr von Sedendorf war mit einem Herrn von 
Frtifom bitter verfeindet. Eines abends reitet erſterer mit feinem 
sncht durch einen wald und bleibt dann die Nacht über in einer 
dert befindlichen Kapelle. In aller Frühe wieder aufbrechend ſchickt 
der Herr bald nachher den Knecht nach der Kapelle zurück, um ihm 
iant vergeifenen Blechhandſchuhe zu holen. 1 feurigs geſpenſt 
er auf der enbar ſitzen, das het die hendtſchuh angelegt.” 
Sept kommt der Junfer jelbſt beim Tagesgrauen und bört „ein wun— 

rbatlichs geſchrai, gedöß, clingeln, und jümern mit aim groſen 









ten, als od alle beum im waldt entzwai brechen und umb— 
Ada" Er verſteckt ſich und was kommt da? Eine Reiterſchaar 





eiwan 


in tail haben feine fopf gehapt, nur ein arm, die rojſs 


at zipeen Tuch, auch ohne ein haupt, vil Fuchgenger ſein mitge— 
leiüen under denen etwann der ain auch wur ain ſchenkel, etwann 
urer mit ainer handt, vil one häupter, aim tail ba,der verbrennt, 
vi die bloien ſchwerter durch den Leib gehapt. Aber under diſem 













Felix Licbrecht in P 
52.606 ff Grimm Teutiche 
Eichholtz. Uhlands Schwäͤbiſche Yalladen 1873 (Berlin, 
bat die Zimmeriſche Ehronit nicht verwertet 











- 
* 


92 


haufen allen ift nichs geiveft, darab er ſich mer verwundert, al 
ab ainem raifigen man, der bat ain weifen, bürren, magern unb 
hinfenden gaul an der band gefüert, bat ain ſchlecht claibt ange» 
hapt und ift alfo verwuridet geweſen, das im bie derm uferm leib 
gangen und über das claidt und das roſs hinab gar nahe dem 
boden eben gehangen fein.“ Ein Nachzügler zeigt dem Junker an, 
daß das 's Wuotesheer geweſen und das bürre Rob mit dem DManme 
gehe den Sedendorf an, der gerade übers Jahr jo verwundet fein 
werde von Erlilom. Die Angft treibt ihn in's Klofter Maulbronn 
wo er incognito weil. Genau über ein Jahr aber kommt zufällig 
der €. nad) Maulbronn, trifft den Sedendorf außerhalb bes Kloftert 
und „bet fein bogen ufzogen, ſcheuſt auf in ab und trift den Secken⸗ 
dorf mit aim ſtral, in maflen im das ingewaidt und bie bein über 
den rock und über das rof8 abber hingen, wie im zubor geiveille 


fagt worden.” 
Zimmerifche Chronik IV 220 ff. 


111 Wuotesſheer warnt. 


„Wie diefem Sedendorf mit dem Erlikommer ergangen, alfo if 
bei zeiten und regierung des römischen künigs Alberti, fünig Auer 
dolfs fon, ain ſach zu Salmandmweiler fürgangen. Es war ber 
zeit ain wunderbarlicher ſchnaphan im landt zu Schwaben, hie 
der Schreiber, vom adel. Der ward auch ainsmals von den Wue⸗ 
teshere gewarnt bor jeinem feindt. Alſo wolt er dem tobt em⸗ 
pfliehen, entſchloß fich, bei dem apt von Salmandweil ain pfründt 
zu laufen und von mer ficherheit wegen ain laienbruder zu werben. 
Dieweil er nun mit dem Abt derhalben hanblet, jo tompt hiezwiſchen 
jein feindt in's Hofter, ſteht ab und erfieht des Schweilarts rofs 
im ftal, da8 er wol fant. Darumb wie der ander nad gepflegner 
und beſchloßner handlung mit dem apt uferm clofter gat und feins 
argen fich verficht, würt er von diſem erſtochen.“ 

Zimmeriſche Ehr. IV 223 ff. 


112 WBuotes bei Bittelſchieß. 
„Vor vil jharen ift ains prieſters magdt oder fellerin von 


ws 
Haufen, daſelbs am Andelspach gelegen, gegen aubents hinüber geen 
Vittelſchieß gangen; dero ift dad Wuoteshere, wie vor zeiten 
oil bejchehen, am wege ufgeftoßen oder-vielleucht ift es fonft ain 
geipenft gewejen. Sollich gejpenft, jo da wie ain jeger geweit, hat 
die Fellerin begriffen und bie gewaltigelichen den weg mit fidh ger 
nommen und vor im anhin getriben. Die guet fraw hat ſich ger 
yuideret und geſchrawen, aber nichs erſchießen oder helfen mügen 
ionder ires unbanfs fortgemüßt. Indes ift ain friegamann, ein 
hail jagen, es jei ein farender ſchuler gewefen, wie man derſelbigen 
vor zeiten vil gefunden, andere aber wellen, es jei ain paursmann 
gewejen, genannt Jacob Algewer, der fellerin und dem gejpenft 
ehn all geverd begegnet. Den hat bie fellerin umb Gottes willen 
don ferrem umb Hilf angejchrewen und gebetten, fie zu erledigen, 
mit vermeldung, waver er jo durftig und mit. der bloſen weer fie 
und das gefpenft werb dürfen befraifen, jo meg fie erlebiget werben, 
Terjelbig joll jo mannlich gewejen fein, das er dem geipenft be— 
wanet und tie die fellerin begert, in der eil aber allein ſie bes 
rasiert bat. Und wiewol fie uf der ſtat alſo im frais bliben, jo 
ic doch das geipenit nit allenclichen verlaſſen wellen, derhalben 
‘5 dann geweſen mit 








bar 
der friegemann oder farend ſchüeler oder wer 
der weer nach im gehawen und in jelbigem ſtraich fell er dem ge 
dent das jegerhorm von maul weggehawen haben, das ſolchs in 
den frais gefallen und auch bliben. Damit ift der jeger mit allem 
jeinem geicheft im luften mit aim großen gedös, Hingeln und ge— 
ihrai danongefaren und biemit ſoll die pfaffentellerin erhalten jein 
worden. Das jegerhorn jo in kraiß gefallen, iſt dozumal zu ewiger 
Achtnus der ſachen im die kirchen zu Bittelſchieß ufgebenft worden 
und nil jhar darin bliben, iſt aber bei wenig jharen darauf; kommen, 
das niemandts waiſt, wohin. Und wiewol es aim unachtbares horn 
am im jelbs, ſo iſt doch güetlich zu glauben, das es von aim an- 
tıqwario oder aim, jo diſe iez gehörte abenthewr bewiſt von wunders 


gen erhebt und abwegsgethon fein worden.“ ., 
enite she. II zeN. 

















Bei Schilderung einer verunglücten Karrenfart ſagt die Zinme- 
te Ehronit 111 79: „Vil menschen, die ſolche farrenfart in Der 








[ 
⸗ 
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94 


ftaig gefehen, haben nit gewist, was das für ain weien und ver 
meint das 
„Wuoteshere komm daher gefaren.” 


118 Wuotesheer bei Eaulgau. 


Es wurde im Frankenbuch, einem Waldſtrich zwiſchen 
Wilfertsweiler und Schwarzenbach, oft an Allerſeelen, Allerheiligen, 
Dfteen, Pfingiten und Weihnachten gehört, auch fonft hie und ba 
während des Sommers: führte die Leute irre. Mein Erzähler hatt’s‘ 
früher oft gehört, in neuerer Zeit aber nicht mehr. Soll bie kerm 
fichften Weifen aufgefpielt haben, die man fonft nirgends höre, 
begann fo lieblich wie ein Klavier, dann immer ftärfer und ſtürker 
Zwifchen hinein konnte man den Ausruf hören, von bem (Einige 
behaupteten, er heiße: „Aus Wegs!“ Andere: „Man joll fich legen!“ 
Dann nahm’ einen jämmerlichen Ausgang. Nah kurzer Weile 
begann wiederum Muſik und ſchloß mit einem fturmähnlichen Ge⸗ 
raffel, mit Schnellen, jo daß man glaubte, im Wald fei Alles zu⸗ 
fammengebrodgen. Sieht man aber des andern Tages nad), fo 
gewahrt man gar feine Verwüſtung. Uebereilt einen das Wuotes- 
ber, jo legt man fi „überzwerh” auf den Weg, auf die rechte 
Eeite mit gefreuzten Armen. 

Auch im Yurtholz zwiſchen Wilfertsmweiler und Bolftern wurde 
das Wuotesheer zu Heiligen Zeiten oft gehört. So gingen zu Enbe 
der dreißiger Jahre der alte Meier von Bolftern und der Maurer 
Jacob Weiß an Allerheiligen von Blochingen mit einander Nachts 
beim. Weiß blieb im Anfang des bezeichneten Holzes etwas zurüd, 
um feine Notdurft zu verrichten. Meier aber ging indeſſen feines 
Weges fort. Raum war derfelbe zwanzig Schritte voraus, fo hörte 
Weiß ein Geräuſch, als ob ihm ein Magen nachkomme und dachte 
ſchon bei ſich ſelbſt: „Ei, da kannſt doch ein Stüd weit fahren ;“ 
aber fein Warten auf den „vermeintlichen Wagen war vergebens. 
Endlich entſchloß er fich, jeinem Geleitsmann nachzueilen und holte 
ihn erft ein, wo der Wald gegen Bolftern fein Ende nimmt. Meier 
fragte ihn gleich, wo er dann fo lange geweſen fei, worauf Weiß 


9 


ihm Alles ſagte; Meier ihm aber ermiderte: „So, dur haft auf 
Ügen wollen, fomm mir mit mie und du kannſt ſchon noch aufe 
fiten, wenn du daun noch Luſt Haft.“ Der Meier wußte mol, was 
das für eim Wagen gewejen. Beide liefen num fo ſchnell fie 
konnten, Bolftern zu und ſehten ſich beim erften Haus auf einen 
Rain. Erſt jet ſprach Meier wieder mit Weiß und fagte: du 
mußt nun auch willen, was das für ein Wagen iſt, der daherrollt; 
dewot wollen wir aber fünf Baterunjer und den chriſtlichen Glau- 
ben betem.. Der Wagen rollte nun immer näher heran, aber ftels 
mit einem größeren Getöfe, auf einmal krachte es in bem Wald 
von Bolſſern nad) Bachhaupten hinüber, daß man glaubte, der 
ganze Wald breche zufammen, Als dieß nun eine gute Weile ans 
dauert hatte, wurde es allmählig ruhig. Meier ſprach mm zu 
Weiß: das war's Wuotes Heer. 


andtie. 

Anm F. X. Bronner in i. Viogr. I 176 erzählt: „Endlich verlor 
id der Rußiteig ganz. Es ward öchon Dunfel: wir ſchwebten in einer ent 
erlschen Furcht und glaubten alle Augenblide die wilde Jagd oder ca 
Ssaldaeipenit werde uns mitnehmen.“ 





114 Im Walde Buch u. f. w. 


1. Ba (Bu iſt ein Wäldchen zwiſchen Schwarzenbach und 





zu Zaulgau gebörig. Hier joll das Wuotisheer 








hört worden fein. Madchen von Boms wollten einſt nächt- 
r e noch Birnen boten: da begegneten ihnen zwei Kapn 
, Die Nichts redeten, ſchnurſtracks bei den krummen Aeckern 
Gleich darauf ließ ſich das Wuodtisheer vernehmen, 
Sterfe Must in den Lüften über dem Bünließ ſich hören und 
ob der jüngite Tag tame. Tie Mädchen tagen mit kreuz— 
sis dor die Bruſt geſchlagenen Armen auf dem Boden und blie 
den derichont. 








2. Ju's 





Wuetes Fer” fährt ein Wagen mit vier Rappen 
cnellend und krachend durch die Wälder von der Gegend Saulgau 





In} 
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96 


zu hinab gen Biberad) (von W. nad DO.) Rur im Walb kratht 

es, aber jo entieglich, daB man glaubt, die Bäume bredien alle 

zufammen. Des Nachts um 12 Uhr. | 
Maudlich. Buchan. 

3. Zwiſchen der Biſinger und Streidemer Bahn hörte ein 
Mann eine herrliche Mufil, ging in ein Haus Hineln, das ihm 
ganz ſeltſam vorlam; er wußte, daß da nie eines fland. Auf bem 
Chor war herrliche Muſik: man hätte meinen Tönnen, es wäre em 
Kirdye. Auf einmal hörte der Mann jagen: Es if eine Rad 
zu viel im Ofen. Im felbigen Augenblid ging er durch's Cpl 
fein wieder hinaus und war auf der Engftlatter Brüde. Das wie 
Heer verfolgte ihn unabläffig. Am Montag, Mittwoch und Greiug 
barf er nichts jagen. 

4.In Onftmettingen ließ fich ehedem das wilde Heer ver 
nehmen, es machte die ſchönſte Mufif in den Lüften, befonder& über 
bes Jokelisbaurenhaus. 

5. Das wilde Heer fei oft bei Nachtzeit in der Richtung 
von Ried über da8 ſchwarze Kreuz gegen das Ziegelbacher Bad 
beobachtet worden, und ſoll oft Fuhrwerke, die auf dem Weg war 
ren, umgeworfen haben. 


6. Zwiſchen Dietingen und Irslingen in der Nähe der Ruine 
Wildeck liegt der gefürchtete „Die Wald.” Es geht da nicht gebemer 
ber. Feurige Pudelaugen, feurige Reiter, ja fogar ſchon mit Peitſchen⸗ 
fnallen daherfpringende Faſtnachtsnarren will man da gejehen haben. 
Niemand geht gerne dur den Wald. 


Vom Muetas. 


Guete —n —Obed mine Harre | 

J Hi dar Schliefer von Doarublire — wie—n—ar ilht mi Ramme — 
kotz früterfadija, was ijcht das! J will ui verzähla wie's mier ifcht gange, 
will i bi durre in d’ Schwyz. Do gang i ge Lucknou abi und über da 
Rhi. Kotz Krüterjatifa, was iſcht das! Wie —n —i hong in dar Schwyz mine 
Gſchäfta varricht ghien, honn mi uff da Huimweg g'machet und wie— 
n—i denn in d'Du abi dom — 8 iſcht ſchon Obed gfi — ſchrit mer ninge 
bim Schäffle 'rüs: Schliefer fum 'ri; i zahl d'r 'n Schoppa! Kotg Arien 


#7 
indifa, honi denkt n Schoppa faft mit neoh und gang do ine. — Bigel 
uib glunge hant je do, miner Seabtag boni nuit; dearegs g’hört. 
Singt oinar: 
Madle hoſch toan Nuß im Ead ? 
vammi grife! 
umm mer itt an leaa Sad 
Sub fuft mer an DBfife! 
Koh Krüterjadija! was iſcht Das? Miner Leabtig honi koane dearege 
Sie gfeah ! — dent i, bu gohſcht; ’% iſch mumma -itt rat. juber! Gang 
% mis Weogs und tumm bis ge Lufchtnon an Brut; ii ſchu am 
Sunadte gfi und Hät aheba a Wind go; begegnet mit do a llis, a Mis 
Nindle; ſag i 'n gueie Obed und globt ſei Jeſſis Chrift! Saits Mändle 
Hirt! Säg i no a mol: globt fei I. Ehrift! Saits wieder int! U wie» 
mol hors aheba wieda und a Mufing iſch gfi in da Lüfte, miner Leab - 
fig honi i noiz dearags g’hört; Allige Inftrumente vom gröhte bis zuem 
Nienfe! Rot rüterjadifa; Honi a focha Fpringe und 'n Kopf honi uberho; 
'n Ropf nett wiena Gelta! Kum i dahui und gſchnufet honi, zittret honi. 
Brueder, was haſch? Te hä 'n Kopf nett wiena 
Brueder, fait fe iſch 













Mucta 





15 Der Schlatgeiſt. 





latgeiſt treibt fein Unweſen zwiſchen Unterbettringen 





auf de 


it ſtet 





lat⸗Aeckern. Er reitet auf einem 
t die mächtlicher 
ichlagt dort nicht gerne feinen Pferch auf, 


9 
me Kopf und verfüh 





Schafe ſtets unruhig ind und lehtztere nicht jelten 


egen 





116 Vom Yang: oder Breithut. 
oder Breithut auf dem Sony rg heißt oft 
der Gamaſchenfriedetr. Er it Wildhüter; ſtand 


1 ehemaligen Jägerhäuslein gern an dem Lfen. 








17 Der Jäger Laute. 





r Jäger Laute war aus Bolſtern und ein ſolch' leiden 





icher Jagdliebhaber, daß er die Yeute häufig zum Jagen zwang 
7 





u 


zu allen Zeiten, nicht einmal die Zeit des Gottesbienfteß war ihm 
eilig. So kam er einftmals an einem Sonntag Bormiting unter 
dem Gottesdienft in die Kirche, gerade vor der Wandlung und 
drängte die Leute ungefiumt zum Jagen. Da kehrte fi) der Geif- 
liche auf dem Altare um und rief: „Iag’ und jag’ ewig!” Balb 
darauf flarb Laute und er mußte in Wagenhart, in feinem Revier, - 
geiftern, und jeine Jagden wieberholen, namentlich an heiligen Zeiten 
wie 3. B. Allerfeelen: Da Hörte man im Walde ein fürchterlichet 
Getöfe, jo daß man glaubte, der ganze Wald breche zufammän ' 
Aus diefem Getöfe heraus hörte man ben durchdringenden uf 
Laute's: „Hold, Hol!" Sogar am Tage trieb er fein Unweſe⸗ 
und nicht jelten wurden Leute durch ihn verführt. Nach einem 
Jubiläum hörte die wilde Jagd Laute’8. auf. | 
Wuudlich. 
118 Der Thalader-Mann. 

Der Thalader hielt ſich gewöhnlich auf den jog. Thalädern 
an der Straße von Unterbettringen nad) Weiler, unweit Des Lin 
denhofes auf. Er führte die Wanderer irre. Im den Bi 
Zeiten fuhr er mit jeinen ſechs Rappen nad) Oberbettringen. De 
man, um in den eigentlihen Ort zu Lommen, eine jähe Steige 
hinauf mußte, fo verlangte er von dem erften Bauer, be 
an der Steige fein Haus hatte, Hangenbauer genannt, wi . 
Pfeifen und Knallen Vorgeſpann. Der Bauer willfahrte dftes 
feinem Begehren. Sobald er aber unter dem Ausrufe: „Hin M 
Gottesnamen !” angefahren war, fo ftand er mit feinem Borg 
fpann ganz allein da. Defters gab der Thaladermann jene 
Rappen im fog. Gänjetrog zu faufen. Seine ferne Ankunft zeigt 


er duch Knallen und Pfeifen immerfort an. 
Müuͤndlich. 


118 Graf Gitelfriz von Zollern und der wilde Jager. 
„Ich hab wol in meiner jugendt gehört, das gar nahe Geef # 
Eiteifriderrih von Zollern, der a. 1525 zu Pavia geftorben # — 
ein zeit alſo zu Killberg im cloſter ergangen. Es iſt von Di 
jaren her zu Kilperg gemerkt worden, das zu etlichen zeiten WE 


eo 


machts mit Hunden nahe beim clofter gehört würt und ift ain 
— ſei ein graf von Hochenberg, der treib alſo fein gefert. 
graf Eitelfeig einsmals geen Kilberg, er horte nachts 
den u mit ferr vom clofter, Dem ſchrie er zu, wiewol im 
imer fain antwort weitergab, Was beſchach? Der graf warbt 
deſelbig macht frank und verſchwal im das angefiht und der hal, 
des er felbs, auch menigllichen jeins lebens ſich verwage und ganz 
bechwerlichen wider mogte zu gejumdheit gebracht werden.“ 
Bimmenifihe Ghromit TV 220. 


120 Der Wihlisjäger. 
1. Wiflis Heißt der Wald zwiſchen Biberach und Wart- 
haufen, dort der Jäger; man hörte ihm fehreien, zwiſchen Oepfingen 


ud Lampertshauſen joll er mal ein’ auf einem Stumpen Schla- 
Inden erichoffen haben, er fchrie immer döſch, döſch! 














geht der 






er weiß Gott no ? ſein— 
nacht, Di 
na Kinder nicht gut than ı 
Wari, man ſchicktt dich nach 





lang im Holz herum 








rihauſen zum 


121 Der Kloas im Badhaus zu Boos. 
Nitolaus ausabend ins Bad 


der, wovon eines 





md das däppchen auf heine 


Hansmmtter, ob er nicht ein 





war n t dem 


ſich 





Die rot 





nahm mn wirklig 


en, eilte davon 


verbaltende 





damit, und m 


man von dem Kinde. Der Kloas ſtellte 





100 


ih aber immer wieber ein und trieb fein Unweſen. Erſt als mau 
mit Kreuz und Fahne in dieſes Haus kam, fonnte der Kloas 


vertrieben werden. 
Mündlid. 


122 Den Wind füttern. 

In Höchenſchwand bei St. Blafien war es uralte Sitte, daß 
noch gewiſſe alte Leute, jo der Wind fürchterlih ging, Salz unb 
Mehl in die Luft ftreuten; oder fie warfen drei Almoſen in 
die Winde. 


. 123 Im Winde Selbfimord. 

WWeitverbreitet ift der Glaube, Daß ber Wind gehe wenn 
fi einer erhentt. Als in (Schaffhaufen) Däyngen ein Gattin⸗ 
und Kindsmörder ſich erhenkte, ging die Sage, die uns ber Chroniſt 
Rüger erhalten (Unoth ©. 330): „In diefer naht und umb bie 
ſtund, wie man fagt, das die nachburen by finem lieht abgenommen, 
als jemlicher groffe jamer fürgangen, ift ein grufammer und er» 
ſchreckenlicher Tufft oder wind gangen, hatt aber nit ang gewehret.“ — 
Vergl. Germania XVII 79, wo ich einen Beleg des 15. 16. Ihds. 
vom Niederrhein mitteilte. Peter Leu V. 1265 (Weimariſches 
Jahrbuch VI 463): 

„Wie fompt, daB jein ſoviel Mebel 
Und ſchmacken wie raud) vom ſchwebel?“ 
„Herr, hat ſich einr jelb erſtochen?“ 

Wir dürfen mol dieſe letztern Weberlieferungen nicht auf Rede 
nung alter mythiſcher Anſchauungen vom „fortwwehen der Seele” 
jeßen, fondern auf die unumftößliche Thatſache, daß gewiffe Krante 
bei Sturm und Wind in verzweiflungspoller jeeliiher Stimmung 
zum Selbſtmord greifen. 


BUS 


v 
Bon Bauberei. 


124 Bon der St. Joͤrgenſcheibe. 

„Das jezig lirchle im Weiler iſt in der ehr des Ritters St. 
Jörgen geweiht. Darin ift bei wenig jaren noch ain unachtbare 
aihhene ſcheiben geweſen, in der form und größe, wie aim zimlicher 
Faßboden. Das gemelde, jo daran geweft, ift elte und lenge halben 
der jar jo gar abgangen und verbliden, das man nichs daran mer jehen 
oder erfennen fünden, gleichwol man jagt, das etwas hailtim darin 
fol verborgen geweſt fein. Dieſe aichene ſcheiben Hat dieſe draft und 
ügenfhaft gehapt, ſo etwan ain menſch in der Tonom'ertrunfen und 
zu boden gefallen, das man ben feib nit finden finden, jo hat man 
ig enempte ſcheiben im Weiler gehollet rd diefelbig wm das ort, 


do der mensch ertrunfen, in die 
arih 





mow geworien: To iſt dann die 
en dem waher nachgeſchwomen, biß an das ort do der cörpel 
ann iſt ſie mit Fortgangen, ſonder ſich vilmals in 
n mumbtert. T s haben dann die viſcher geſucht und 
din todten menſchen gewifſlich geiunden. iſt bei den alten 
probirt worden, auch bei unſern zeiten hat ſich aljo 
flihen fein befunden. Unangeſehen deiten iſt die ſcheib 


















{oder Selpamen, abenteurlichen hanshaltung verloren worden und 





oo anders mehr, das niemandis wait, wabin. Man 





follen deren Scheiben noch mehr an der Tonow fein, 
an gleichförmige draft haben; jonderlichen aber bei denen 
Kira 
fon geweihet. Was die urſach ſolcher achaimm 
wir 





‚loinder 





brdestieben bailigen ritters@. Jörgen 
und wunder⸗ 
in würkung in Denen icheiben, das iſt den, To nichs ver— 


bewu 











dran 


125 Der Zauberftein im Blautopf. 
Man findt gleichwol, das vor vil jaren, als die graffen 
Allenftain das ftettlin Blaubeuren jampt der ganzen berrichaft 








102 





und zugeherde, wie dan das iezmals von den herzogen von Wür- 
tenberg beherrſchet, noch ingehapt, das zioen geprueber bes gefchledhts 
graffen von Helfenftain ainsmals mit ainander zu dem urjprung 
und bronnen der Blaw fpazieren gangen und ber ain umber inen 
ain ftain allernechſt dem urſprung bon’ manicherlei farben erjehen. 
Den hat er ufgehept und beſehen. Wie bald das beſchehen, do ift 
er dem ander brueder ußer den augen kommen, derhalben im ges 
rueft, wo er jo bald hinkommen, Der hat im geantiwurt. Mic 
er aber im noch nit gejehen aber wol gehert oder vernommen, bad 
ex alfernedhjt bei ime jei, do Hat er. fid) noch mer vermundert, 
darauf dem brueder befennt, er here in wol, kunde im aber mil 
fehen und begert, womit er ſollchs zuivegen being. Do hat im der 
bruder den ftain auch im die hand geben, alſo hat er im gleicher 
geftalt nit gejehen. Wie fie nur baide vermerkt, das bie kraft 
von dem ftaine here raid), do haben fie nad} langer beratſchlagung 
und erwegen, was fie mit dieſem jtain, als aim koſtlichen erbflainat 
anfahen wellten, ſich doch letztlichen dohin entſchloſſen und bedacht 
was nachtails und übels ire nachtommen und erben hiemit anftiften 
möchten, dadurch auch ir geſchlecht, in ſpott, unehr und höchſt ver⸗ 
derben gefürt künd werden, darumb ſich beraten, das fie des ſtains 
und ſeiner tugent und kraft ſich wolten verwegen und verzeihen 
und damit warfen ſie den ſtain ainhelligelichen in den urſprung 
der Blaw, welcher dann vil klaffter dief und niemands ſorgen darf, 
das in etwar wiederumb vom grund heraufbring.“ 
Zümmerifcie Chronit TIL 83 ff. 
126 Schneegänfe vertrieben. 

„Wir finden in den alten geſchichten der deutfchen Natiom und 
ſonderlichen im land zu Schwaben, das nit allain bie rahen mb 
andere vergiftige thier, wie dann in der Reichenaw von S. Pirminio 
bejchehen, jonder aud) das geflügel an etlichen orten ift vertriben 
worden. Deſſen haben wir neben andern ain beijpil von grade 
Hainrichs von Aichelberg hausfraw, die war ain geborne grefit 
von Ravenftein, hie Bertha. Die het vor etlich Hundert jaren 
Bei item leben vil wonung zu Boll gehapt, ift ain dorf im T 
zu Würtenberg gelegen, welches auch zu der grafſchaft Aichel 


103 


der zeit mag gebert haben. Im felbigen dorf haben die ſchneegens 
bei item zeitem dem armen Teuten vil ſchadens im felder an dem 
ſtuchten gethan, deſſ fie der grefin, irer frawen vilmals fein zu elag 
Inmmen. Diefelbig, nachdem fie ain Heilige und andechtige fraw 
geivefen, hat fie iren armen leuten und underthonen umb Gott ex- 
worben, das inen binfüro fain ſchaden mer von bem ſchneegenſen 
ſol wiberfaren; darbei hat fie aine Hülgine gans uf ain pfal ſchuihen 
\aßen zu ainem zaichen, mit dem Bericht, jo lang ſie das zaidhen 
kei inen haben, werben fie hinfürter von ſolchem gefügel unmoleftirt 
bleiben. Alſo ift ſolch zaichen etlich hundert jar aldo pliben, in 
mitler weil bie underthonen daſelbs fain nachtail des gefügels Halb 
niemals gejpürt und das hat aljo geweret bis auf unſer zeit, das 
hegog Mirich von Würtenberg das land wiederumb eingenommen. 
Der dat aim enderung im der religion gemacht, die altcatholifch 
eligton allerdings abgethon und dargegen das nem weſen ingefitrt. 
Mio sit auch ein ungeratner bub, cin predieant gen Boll kommen 





big ußer feiner tenfeliichen bildtftürmeriichen art, hat Div | 





taiden mögen, ſonder als ain abgöuerei vorhin an der 





darnach aber zeriheiten und verbrennen laßen 


wie die gemain 





do fein die ſchneegens ſeilhero zum after 





ederlommen and den inwdoner dajelb— 





dran jrudtten cha 









zugefuegt. So bat auch da 





dorf ſeither vil unfals ertitten. 
nan doch der predicant und bildtſtürmer, wie man vermaint, die 
xt und mai uriach iſt geweſen.“ 





erde Ehrenit TI 2m 





od, Wehihol. 375. Geertha, Murferuk 


Anti. Unter andern Mitftiftern iſt aud geweſen (Kloſter Elchingen) 
Ubertus, ein machtiger Her des Schwabenlandes, Graf von Ravenjtein 
and Jetenburg, welger von dem Jeroſolymitaniſchen Heerszug zurückom— 
gemaß einem gethanen Gelübde dieſes in der Aſchen liegende Kloſter. 
3 auch feine heiliamäßige Hausfrau Vertha wieder geſtiftet und auf- 
baut haben. Ich ſage, Deiligmäßige Hausfrau Bertha, maiten fir nit 
sur ein überaus gottsfürchtiges Leben gelühret, jondern auch sit 
Landerwerlen beftätiget bat. Teilen noch ein umumftößlicer Jeug it, 
Sie bei dem Allmächtigen Gen durch ihr Gebet zu wegen gebrant. 
vb feine Schneegens (deren doch viele in diefen Gegenden mit großein 
!hoden fh befinden) auf die Weder des Kloiters jihe umd 







































106 
ſich ainer jolt unſichtbar fünden machen, wie dann die jhwarzr 
fünftfer — auch andern zaubrecherbüechle Fülfhlichen lären und ben 
underftändigen einfältigen ain won aufthun und vil verhaißen u. ſ. mw.“ 


129 Schlüffelgauber*). 

„Zu Weſthauſen nicht weit von Ellwangen ift auch ein 
eiferner Stämpfel, einer Spannen lang, daran ein gedrähete Hand- 
hebe, auf weldem die Form eines Kreuzes eingegraben, zu ſchen 
ift, von welchem fie jagen, daß ihne ein Nitter, Nahmens Rups 
recht aus dem heiligen Sande dahingebracht und geftifftet, welder 
dieſe Kraft und Tugend habe, daß wann ein Menſch oder Vieh 
von einem wüetigen Hunde oder andern rajenden Thier gebiſſen oder 
jonften verlehet damit gebrennet werde, jo heile er den Schaden 
verwunderlich.“ 

„Und auf dieſe Weiſe hat den 22. Main. 1687 zu Giengen, 
auf vorher bejchehenes Begehren und Gutheiſſen der Obrigfeit vor 
Hanjens Sießmuths Schmitte, ein Mann von Wefthaufen, welder 
diejen Stampf zu verwahren eydlich verbunden alle Giengifche Pferd 
und etliche Hund auf die Stirnen gebrennt, da er dannen zu einem 
jeden Brandt folgende Wort geiproden: das walte Gott und 
unfer lieber Herr Sankt Ruprecht, Gott Vater, Sohn 


') S: 91 macht Godelius Mittheilung vom Brennen mit geiftlichen 
Kirdenfcplüffeln überhaupt, nad Horstius Cent. probl. Therap- Dee. 
10 qu. 2 £. 252. Bon den Schlüffeln der Kirchen des hi. Bellini. Ras 
turlich ei es durch Feuer Die Wunden auszubrennen. Watthiolus: es wirle 
das die göttliche Onad und Varınderzigteit; dieſes Unheil des Biffes jet 
von böfen Geiftern meprmalen angeftiftet worden; durch geiftlidhe 
Segen lönne das Gift weggenommen werden. ud) Geheimmittel der 
Prieſter in Speis und Tran, ſowie das fete Vertrauen des Patienten 
heilen. Gin Bauer von Hilden jei zu Ater am Rhein, in Folge Tiffes, vom 
einem Priefter mit einem glüßenden Schlüffel des hl. Huberti gebrannt worden. 
Nad) Braudung des Lihtenbergiihen Trants glaubte man, alles fei wor 
über; der Arme flarb nad) einem Vierteljahr unter ben fchredlichiten Cchmergem. 

AS Lehre gibt Oodelius am Schlufie feiner Schrift S 100: „der 
unnatlitlichen, unbelannten und zauberiſchen Sachen mühjig geben, weilen 
dieſelbe undhrififich, betrieglich teuffeliich und noch darzu ungemif,“ 


107 


und heiliger Geift! Davon ich meines Theils nicht urtheilen 
will. Jedoch halte ich darfür, daf vornehmlich die Kraft des Feurs 
das eingejenkte Gift vernichtet, aufgezogen und. alſo die Gefahr 
und Schaden der Wuet abgewendet habe.“ S. 96 ff. (Kurzer 
Vericht von denen wüetenden Hunds-Biffen von Eberhardo Gode 
fo Med. D. fürftl. Würtemb. Weiltingüher Leibe und Hof-Me- 
dio, Und des Heil, röm, Reichs freyen Stadt Ulm physico ordin. 
Augsh. Göbel 1679.) 


130 Schlangenzauber*). 

Schlangen in Ställen. „In den Mühlen, Sägfpähnen 
md eingefallenen aften Häujern wohnen fie gar gern und jo man 
fe nicht vertreibt, werden fie jo zahm und heimlich, daß fie ſich 
tmdlich gar bey den Menſchen in bewohnten Häufern aufhalten und 


dermeynen viel Leut, die einen ſolchen feltzamen Hausgenoſſen haben 











108 


miffiones haben als ein herrliches Amulet an dem Hals getragen. — 
Auf dem blofjen Raden getragen dient er zur Berzehrung ber Flüß. — 
Auf das Herzgrüblein gebunden vertreibt er die Schwermüthigkelt 
und dient praeservando vor bie peſtilenziſche Seuchen und böſe 


eiftige Fieber — ziehet Hauptſchmerzen, böfe Flüſſ an fi u. ſ. w.“ 


Schlangenblut⸗Augen. „Die Wildſchützen Tegens in 
ihr Bürſtrohr und thun ein wenig gebürrt Schlangenbint in bie 
Kugelform, da! fie Kugel gieffen oder ftechen einer Schlange bie 
Augen aus, laſſen unter das Abjchen*) oder Ziehler alsbald 
vermachen, ſtecken aladann in den Rachen und beide Augen Exrbis 
und thuns in eine feuchte Erden, damit bie Erbis hervorwachſen, 
nohmal® wann fie kugel gieffen thun fie unter eine jede Kugd 
ein Erbis, diſe magiſche Kugel Iaden fie mit gutem Büchfenpulver 
in die Rohr, warn fie auf die Bürft gehen und bin ich von einem 
ſolchen Wildſchützen glaubwürdig berichtet, daß fie das Wild alfo 
viel eher als ſonſt fehen und antreffen, auch allemal unfehlbar fällen 
tönnen. Andere Schügen, die nad der Scheiben oder Ziel 
ſchieſſen verwahren die ausgeftoßne Schlangenaugen unter den 
Körnlein vornen am Rohr, welche? man durch das Abfchen in die 
Augen faßet, die Zungen aber laſſen fie in den Lauf bei dem Ab⸗ 
fehen hineinſchmiden und befinden dieje Stüdlein allemal bewährt. 

ef. 


Schlangenzunge „ie Soldaten faufen eine neue Degen- 
Klinge wie fie ihnen gebothen wird und laſſen vorn in die Spiken 
oder binden bei dem Creutz oder Heft, da der Griff ift eines Fingers 
lang und eines guten Mejjerrüdens tieff und einen Schwertfeger 
öffnen, fo gut e3 ſeyn kann, laſſen aladann eine unberührte und 
vor St. Georgen Tag der Ichendigen Schlangen herausgerifiene 
Zungen in diſe eröffnete Klingen, an einem Dienstag in der Stund 
Martis et. Solis legen und fie wiederum vermachen und aljo ver⸗ 
ſchlagen, daß man es nicht bald an der Klingen |püren fann: das 


*) Fehlt im D. Wb. I 144 in diefer Bedeutung. Ziler fehlt bei 
Friſch II 476 in unfrem Berftande. 


109 


Heft umwicleln fie verborgen mit einem jelbft abgeftreiften Schlan« 
genbalg ober im dejjen Ermanglung mit einem Tüchlein, welches 
mit dem menstruo virgineo befledt ift ımb gebrauden hernach 
diefen Degen im Duellen und allerlei Occasionen in Meinung da- 
mit zu vietorisiren umb den Gegenpart aljo zu vernichten. Ob 
um deme aljo, habe id; zwar niemals probirt, jedoch kann ein 
jöftweder dem die Wunder der Natur nur ein wenig bewußt fein 
öfme jonderbares Bedenten abnehmen, dab, wo nicht alles das 
meinfte ſich in dem Effelt ermweife.“ 
u.a. 


Stjlangenzungen. „Solde Schlangenzungen find aud) 
den Fuhrleuten betannt, welche ſchöne Pferd haben, die fie im Naijen 
mol im Acht nehmen müfjen, da fie gemeiniglich eine, zwo oder gar 
dien im die Peitjchen- geflochten haben, mit welcher, wann fie mur 
kiffchen, ob fie ſchon mit den Magen und offen tief im Moraft 

der t steden, fangen die Pferd mit aller Macht geſchwind an 





zieben und gehet alles jo geſchwind von Statten, als wann mod 








ie bangen (am fie Die 

tbe Geiſel oder Peitjehen oben dem Pferde ins 
Kıfer, werauff ſich alsdann die Roß nicht übertrinken können. — 
Gokeitrer verneben eine Schlangenzunge im den Zaum oder 








ame ihre Sporen zu gewiſſer Conſtellation verlothen, darmit 
Men fie Die Pferd ſehr hurtig und geſchwind, daß ein Feld 
‚ To darmit geipohret wird, ein anders in Rennen und Lauffen 
a übertrifft, auch wol noch jo lang als das andere dauren 
Tie Borten, welche weit über geld zu Fuß raten müſſen, 
zn Beyfußblätter, Aicen-Faub und cin Titerzungen ) in den 
Zsuh und befinden ſich im Gehen allzeit Friich und munter in dan 
ben auch täglich viel Meil Wen 

















gar hurtig dahin. 






ngift. „So will id) nur dieſes gemeldet haben, 


!ch jelche Warten die nach der Glut etlich mal darinnen abge— 





O Otter, die (der Fiſchotier) mit verdunteltem a aus niederd adder, 
ader: dieſes aus altjächl. märdrs. ahd. nätara. Alem. jhwäb 
Luther führte Otter ein. 











0 


leſchet werben, eine große Stärt und Härte an auch faſt das 
Eiſen * ein Blei zerſchneiden.“ 
en 

ET „Von dieſem Schlangenbalg, Krafft deſſen 
aan wicht nur den Feind bloß im Sturm und Streit überwinden, 
jondern aud) gar aus dem Feld verjagen könne, Man jolle einen 
mod) warmen lebendigen Schlangenbalg um den bloßen Arın, dar 
mit man die Gewehr führt, herumbinden und im: Selb jeine Ge⸗ 
wehr in derjelben Hand wider den Feind oder Gegenpart Führen, 
fo könne man demjelben dadurch große Angft und Furdt einjagen 
md im eim jo große Bangigfeit treiben, daß derjelbe in Meinung 
vielleicht mit Tanter abſcheulichen Draden und Schlangen befteitten 
zu ſeyn ſich durch die Flucht jalvire. — Ein glaubwürdiger 
Mann und guter Freund in einer bekannten Reichsſtadt berichtet 
mich vor kurzer Zeit, wie dasjenige Korn, Weizen und dergleichen, 
welches man durch einen Schlangenbafg wie durch einen Traditer 
habe laufen und alsdann ausjähen laſſen einmal durch fein Un— 
geziefer noch Wild bejchädiget werde, welches er vielmal gejeben 
und auch ſelbſten wahr gefunden habe. Diſer Erfindung kam 
fi) mandyer arme Bauer und Adersmann zunuß machen, weldhe 
ein Beſchwernuß von Wijelein und andern Thieren haben, at 
welche das Vieh behäden und dadurch manden zum armen Mai 
machen, die fünnen® durch den Rauch eines angezündten Schlangene 
balgs geſchwind vertreiben.” 

Sf. 

Anm. Vergl. Grimm Mythol. 2. 648 ff. Heilkraft der Schlangen: 
fieh die Spmbolif der alten Völler. Friedrich Symb. und Mythologie S 
609 ff. 














131 Sqchußfeſtmachen. 

In Wilfertsweiler waren chedem drei Männer, die im biejer 
Sache Kenntnis hatten, und zwar der alte Wirt, der alte Grat und 
der alte Fürft. So famen einmal in den 80er Jahren circa BO 
Soldaten und zwar Oejterreicher nad) Wilfertsweiler und nahmen | 
im Wirtshaufe dafelbft einen Hagen mit, um ihn auf em d 
zu ſchlachten. Der Wirt war im Holz, wurde aber alabalb » 


am 


dauſt geholt und von dem Vorfalle benarhrichtigt. Seine Schiefir 
wiellen, Fürſt und Grat, wurden auch ins Wirtshaus entboten und 
jo begab fich das fleeblatt, mur mit Steden in der Hand, auf das 
Feld, mo die Soldaten campirten und nahmen ihnen ohne Weiteres 
ben noch lebenden Hagen weg. Die Soldaten rührten ſich aber erfl, 
als dieje drei eim Stüd weit von ihmen weg waren. Sie feuerten 
üre Gewehre ab, die aber den Weggehenden gar feinen Schaden 
verurfachten; fie hoben vielmehr die Kugeln auf und warfen die- 
jelben nad) den Soldaten. Endlich ſprach Grat zu feinen beiden 
Gefährten: Jept nehme euch in Acht, unter den Soldaten iſt auch 
Einer, der Etwas fann. Und nicht lange ſtand es an, jo fühlte 
ih der alte Wirt im „B’mäd“ verwundet, er Jah nach und fand, 
dab die Kugel nur zwiſchen Haut und Fleiſch ftede, löfte fi heraus 
ud warf fie ebenfalls den Solbaten wieder entgegen. Das war 
der Feine gewöhnliche Kugel, ſondern eine gläferne Brifillfugel, 
af der unſer Hergott eingegraben it. Dieſe ſucht Blut: sie 
bt, jo fliegt fie auf ihren Seren zurück. Jeßzt wußten fie wol, 
5 ihnen, die Soldaten Nichts mehr anhaben konnten, fie wendeten 
it daher denielben zu und trieben den ganzen 
Zieden fort. 












fen mit ihren 


Grat durfte, weil er Saulgauer Burger und sehr bevürftig 
in der Yahnicheuer ”) zu Moo— 
1 Xiertei Rorn befam. Won die‘ 





im dreichen, wofür er täglich 
r Arbeit ging er einſtmals beim, 
N begegneten ibm beim Stockle eine Schwadron Gavalleriv 
Hier fragte ihm: Woher kommt der Bor? 
Gran: „D 





Ter 
Darauf antwortete 
wurt di ner an gaun, ich baum di ja 
Üteger. wohin du wit.” Auf Diele 





au no net 
bin zog der Officier feine 
Ringe um Grat zu züchtigen. Der ſtund aber ganz ruhig hin 
end jagte zu dem Officiere: „Wem du me warta fanfcht, no zeige 
dir da Wen ſchau und ging feine 











Weges weiter. Zu Daufe 
agelommen, erzählte er jeinen zwei Nameraden ſogleich jein Er— 


“nis mit den Soldaten. Sie beratichlanten mm, was zu hun 


In der Yahnicheuer wurde die 4. Garbe gedroſchen, in der Zehnt— 
Mer aber die 10. 








112 


jel, und wurden 'barüber einig, daß fie die Neiter erft dann von 
der Stelle laſſen wollen, wenn der Officier ihnen Gelb gegeben 
Hätte. Grat ließ zuvor noch zw Nacht Tochen und ſich jein Effen 
wol ſchmecken. Jeht erſt machte ſich Fürft under auf zum Stödte, 
der Wirt blieb diesmal zu Haus, und trafen allda die Soldaten 
und erflärten dem Officer, daß fie ihm mit feinen Untergebenen 
nur dann von der Stelle hefen, wenn ser ihnen einen alten Gulden 
auf den Weg werfe. Der Officer entſprach ihrem Verlangen, Grat 
gab ihm noch drei Schmirb (Streiche) mit ſeinem Steden und bie 
ganze Schwadron konnte nunmehr Saulgau zu reiten. 

Der alte Wirt Nehre verbraunte vor ſeinem Tode die Schwarze 
fünftlerbücher und ſtarb in wenigen Tagen. darauf. Fürſt war em 
ganzes Vierteljahr krant und man wußte nicht, was er für eine | 
Krankheit hatte, ‚Drei volle Tage lag er in den Iekten Zügen 
während welcher Zeit fein Freund Grat nicht von ihm wich umde 
des Augenblids harrte, wo er wieder zu fich felbft fomme, was auch 
geſchah. Er jagte nun, daß man feine Bücher, die oben auf der 
Bühne in einem Trog ligen, verbrennen müffe, jonft fönme er nicht 
fterben. Als dieſe ſchon brammien, bezeichnete er noch ein Buch, 
das im feinem Kaften liege, weldes aud in den Ofen geworfen 
werden mühe. Sobald diejes Feuer fing, that es einen Krach im 
Dfen und Fürft war derſchieden. Grat verbrannte nunmehr alle 
jeine Vücher, jo daß den Wilfertsweilern von der „Schwarzfünfte 
lerei* nur noch die bfieb, zu bewirken, daß der Schuß nicht le— 
ging. Hier ein paar Beiſpiele, die das jetzt noch lebende alte Voll 
mir erzählt hat, 

Als dem legt verftorbenen alten Wirt ein Knabe getauft wurde, 
wollten die ledigen Burſche, unter denen mein Erzähler ſelbſt aug 
war, ſchießen, und ſich ein Fäßchen Bier zu verdienen hofften. Die 
alte Kapenmeierin fagte aber zu ihmen: „O Buben, Iaffet euer 
Schießen bleiben, ihr fünnts ja doch nicht.“ Doc alle Tuben mim 
um jo jorgfältiger. Als die Taufe fam, wollten die Burfdje ihre 
Feftfalven abgeben, aber feinem ging das Gewehr los. Darüber 
wurden nun die Jungen entrüftet, denn auf ſolche Weije war ihnen 
nicht nur ihr Trinfgeld entgangen, jondern aud Hohn und Spell] 






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114 


im Bett und ſchickte den Knecht zu einem Kameraden. Dieſer war 
aber zum Mitgehen nicht zu bewegen und jo ging eben die Wan⸗ 
derung des Knechts wieder zum erften, der ſich endlich zum Mit 
gehen überreden ließ. Als er in die Stube eintrat, war das erfle, 
daß er ben beiden Hausleuten einen: fcharfen Verweis wegen dei 
langen Aufbleibens gab und fie in das Bett ſchickte. Die Gol- 
daten wurben darüber aufgebracht und wollten den Einbringling 
durchbleuen; der aber blieb bei der ganzen Sache Talt, warf die 
Soldaten in den Hof Hinaus, ergriff dort einen Zaunſtecken, ner» 
jegte einem der Soldaten einen Streich auf den Rüden und fo 
glei) brach er zufammen, denn das Kreuz war ihm abgefchlagen. 
" Die andern ließen nun zum Abzug blafen. 

Im gleichen Orte war ein Mann, der lebendige Hirfche, Rebe 
Dögel ꝛc. mit ins Ort brachte und fie nachher wieder laufen ließ. 
War er auf dem Ader, jo konnte jein Menebub*) jeden Vogel fangen _ 
der ſich in der Nähe zeigte, denn fie blieben ganz ruhig figen. liegen 
mußte er fie jedesmal wieder laffen. 

In Oſterach war ein Bauer, der fonnte bannen, insbeſondere 
benußte er dieje Kunft, wenn fein Obſt reif war. Der Dieb fonnte 
nicht mehr von der Stelle und mußte vor Sonnenaufgang wider 
losgemacdht werden, ſonſt wäre er zu Aſche zuſammen gefallen. 

Im gleichen Fleden war aud Einer, der „Etwas konnte” - 
Der ſchickte nun feine zwei Dienftbuben in des erjten Garten. Es 
werde ihnen gewiß nicht3 gejchehen, wenn fie jeinen Rat befolgterz, 
ſagte er ihnen. Er hieß fie namlich alte Schlorfen**) mitnehmen 
und dieje wegwerfen, jobald fie ipürten, daß jie nicht mehr vorwärt® 
fönnten. Sie gingen in den Garten machten fi) Iujtig über das 
Obſt her. Als fie mit demjelben heim wollten, da fonnten fie auf 
einmal nicht mehr vorwärts. Sie warfen aber nur ihre Schlorken 
weg und konnten dann barfuß heimeilen, wie ihnen ihr Dienfihert 
vorher gejagt hatte. 

Mündlich von M. Grimm. 


*) Treibbube. **) Schlappſchuhe. 


"us 


182 Zauber mit dem Zotentopf, 


Im Hagenmoos war vor einem halben Jahrhundert ein Brüder 
paar das ſeht theuer fpilte. Hatten fie auch im Spil Ungfüd, jo 
gieng ihnen das Geld doch nicht auf: fie durften ja nur aus ihrem 
Raften nehmen jovil fie wollten, Dort war" Geld im Ueberfluße. 
Boher fam das? Sie holten in einer Nacht um 12 Uhr einen 
Totenfopf auf dem Gottesader und jtellten ihn unter gewiſſen Fot · 
mein in ihren Kaften. Einft aber kam ein Uneingeweihter über 
denſelben, und als er die Thüre ſchließen wollte, vermochte er es 
ht. Er ſpürte nad) der Urſache und fand ben Totenkopf; machte 
heron bei Pfarramte Anzeige und der Totenfopf wurde mit Mreug 
ud Fahnen abgeholt und wieder in geweihte Erbe gebradit. 

windlich 


133 Zauber mit Menfgentnöheln. 






aut Zauberei zu treiben jein. In Riſtiſſen 
nberg, ein Maltheferritter; nad 





tihen Zigeuner 
® Grab auf 





ad holten ein Beinlein. Dam Ge 





ten fam die 
ipät zur Keunmis. 





134 Zauber mit ungebornen Kindern, 





568 hat einer einem ſchwangern Weibe den Bauch auf 
der Frucht das Aermlein 
zu treiben. 


abgehauen um Zu 








135 Kegelzauber. 





einmal ein Kegelichüfe, Der feines qleichen nicht fand; 


ihn, Das war aber fein Wunder 





Er nahm in 





acht Holz vom Galgen, machte ſich Kegelchen daraus 


rgend in einer Mirche unter Das 





Allartuch zu praf 
t aber während der hi. Meſſe dort verbleiben 
daß der Priefter nicht fortmachen fonnte und es 
hun nicht im Stande war. Nach vollendeter 
fuchte er die Kegelchen wieder zu befommen und 











nahm fie 





128 


Hemmerlin, Häfpelin, Kharfunfen, KChechele, Khleible, Kranz Aber» 
lin, Luget, Lederlin, Mißgünſtler, Melcher, Popille, Doltor Bi⸗ 
rivantz. Im Bruder Rauſch (Straßb. 1508) kommen Beelzeboc 
(6a), Ypocras, Luciper, Nürfel, Taubenneſt vor. 





151 Aus der Bollsfprade. 


Herxenringe heißt im Münſingiſchen eine auffallende Er- 
ſcheinung des Bodens; man bemerkt fie auf hohen, öben Plähen 
und Waiden, befonders in der Nachbarſchaft von Münfingen. 

Herenbrunnen hießen bie proteflantifhen Nachbarn das 
uralte Heiligenbrünnlein. (Heiligenbronn, Oberndorf.) 

Auch in der Volksſprache gibt e8 noch zahlreiche Erinnerungen‘ 
an die Frankhafte Herenzeit. 

d’Her gronet fagt man in Rottenburg bei reconvalegceitien 
Frauensperſonen zc. Kot Mahra und a Her! (Amann 
. weiler) Ausruf! 

Redensarten. , 

„Es thut feine Her mehr als fie kann.“ „Es thut kein Her 
renmeifter mehr als er kann.“ Donauthal, Ertingen, Saulgan- 

Herentanz nennt man das (an ein Hölzchen) geſpießte Horn⸗ 
oder Beinknopfestanzen, Drillen. „Rennerlis thun“ in Wurm 
lingen. 

Herenclavier. Bei dem werden über die hole Hälfte einer 
Baumnußjchale etwa in der Mitte mehrere Faden gebunden und 
dann ein längliches Hölzchen hineingeſpannt, das nad) der eine 
vertieften Seite niedergedrüdt flappernd auf der andern Seite an« 
ſchlägt. 

Holderhere. Ein Schuhnagel (Zwed) wird in das Holder⸗ 
marf gejtedt; fo oft man das Würjtlein Holdermart mit dem Nagel 
kopf nach Oben auf den Tiſch jtellen will, ftürzt ſich dieſe Here 
auf den Kopf. Daher „oft uffen Kopf ftaun, wie Holderher“. (Err 
tingen.) 


129 


52 Wie man das Schrättele von fid abhalten fann. 


Es ift unfühlbar, dody hört man es fommen. Lege did) 
idmind auf bie rechte Seite, wozu es eben jelten noch Zeit gibt 
» lege die Arne kreuzweis ber einander, jo hat's Teine 
dacht. 

Sonntagsfindern und in gewiſſen Zeichen Gebornen fteht es 
venfall$ machtlos gegenüber. 

Mander hat's auch ſchon durch Fluchen vertrieben. Sp lam 
& bier einmal zu dem alten Reiſch als er noch nicht lange verheir 
at war. Sein Weib meitte, er müſſe Herden, To ſehr wurde 
tgerüct. Endlich fiel etwas von der Bertlade herunter, wie 
ie Nahe und der Drud war hinweg. Alsbald erging er fich im 






ade an die Nam 





Ruhe. 













2 bat man ebenialls 








Bi 


ds Kindes muß. aber 





2 


Schratiele beriimgehen, mil 


hatie alt Jenaer Zeit 






Macht ihre Wander 





ber ort 





‚ du bierauich in der Magd Nenn 





1 Water mit der Vermutumg mit, da 
Ki} 








120 





Die Wirtin kann ohne Schlüffel nicht in Keller. Der Yäger ver 
Yangt noch Vieles. Die Wirtin kann beim beften Willen nit 
helfen. 

Endlich erbarmt fi) der Jäger der Wirtin und gibt Ihe bie 
Schlüffel und erzählt ihr den Hergang, macht aber die Bedingung - 
daß fie ihn nicht mehr mit Scheinhirjchen beheren folle. Die Wickie 
verſprach das Hexen einzuftellen, und von jener Stunde an gab 
feine Scheinhiriche. Der Yäger und die Wirtin waren von ſelber 
Zeit gute Nachbarsleute. 


141 Zauber mit dem Truttelftein. | 
In Heidenheim und Umgegend wirb nicht felten vom Bell. 
bie terebratula lacunosa als Zauber-Seilmittel in Saͤckchen ge 
bunden und um den Hals getragen. 
In alten Apothefenverzeichniffen Schwabens durfte fie nie fehlen 


Der volfstümliche Name in Heidenheim ift Truttelftein. — 
Mündlid. 


V. 
Sexen. 


142 Hexe verbrennt Schiltach). 


A. 1533 war die „erſchreckenlich prunſt zu Schiltach im Kiw 
zigerthal.“ Es lebte unter Wilhelm Werner3 Oberherrſchaft in Ober 
dorf a. N., eine Frau mit ihrer Tochter, „die war ires übelhaltend, 
auch das fie und ir dochter des herenmwerf3 halb jo gar hoch im ver 
dacht, nit wol ſicher.“ Sie flohen, weil fie ſich nicht mehr ſicher 

*) Volkstüml. I S. 236. 237. Gebrüder Stimm, D. Eugm, 
2. Aufl. 248 ff, mo als Quellen Erasmi Rotterd. epist. famil. L. N 
6. 20 neben Nic. Remigii daemoneolatria p. 335 ff. genannt find. 


121 





mbten, kamen aber wieber, nad) Uebernahme des Stäbtdhens von 
Beite Gotfrid Werners. Sie (die Tochter) „thetie ſich nad) und 
ad) wider geen Oberndorf und wandlet in der erjten haimlich 
ernad) aber offenlich dahin.” — „Standt aljo etfich zeit an, das 
le geen Schiltach fich zu aim würt, hieß Hans Schernle, verbinget. 
Die het num vil jar ain ſollichen unrainen böfen ineubum an ir 
bapt, der wolt fie izmals auch nit verlaffen, jonder volgt ir nad) 
ren Schiltach. Da trieb er wunderwerf im würtshaus mit feinem 
ingeheuren weſen, auch pfiff er und macht dem leuten zu danz. 
Dergleihen Affenfpil trieb er viel.“ Der Wirt entlich fie, die 
brigfeit wollte aud) nicht eingreifen. Sie gieng nad) Oberndorf 
mrüd; der Geift blieb in Schiltach. „Da trib ex jeine alte wis 
nit pfeifen und anderm und lieh ſich aud) merken, jeitmals man 
me fein Bulſchaft aldo vertriben, jo wellte er das ftettlin ver⸗ 
rermen. Aber man achtet fein nit und lieh es ain red fein. Das 
tande alfo an bis uf den hailigen aronen Tonde ug. 
do ward die fedin zu Oberndorf geichen mit andern leuten zu 
em suerament geben. In derielbigen ſtunde it fie auch zu Schiltach 
&ichen worden, gleichwol beide ftettlin uf drei großer ſtundt wegs 
1, hat ſich angenommen, etwas alda im 
aus vergefien haben. Man bat ir fonders nit geachtet, fie hat 
Nefert oben uf der binin im würtshaus gehapt. Nit mag man 
ift das haus ainsmals angangen und vol 
bat jobald nit megen gelöfcht werden, 
ie andern beufer darumder und darob auch angangen. So bats 








on ainandren fein gel 














len eigentlich wie, 





geweſen. Tas & jein 





or Luit über "die gaſſen hinübertriben, das in somma das ganz 
lin perbronnen iſt biß an ein haus. In aller brunſt und 
AImnter, do iſt Die kechin zu Schiltach verloren und uf selbige zeit 
ederumb zu Oberndorf geiehen worden.“ Ob des Geſchreis wegen 
Tr ward fie eingezogen amd geftand: ihr ineubus „bab ir uf der 

















ain baten voller wuſts geben und 
thuen, 
und die ſtatt gleich darauf an- und in grundt ab— 
hab fie mit gleich thuen wellen, ſonder ſich deſſen 
o hab er ir ſo guete wort geben, darneben auch ain 


nin in 
© gehaißen den umufchürten mit vermelden: wover ſie d 








erde das hau— 








1) 


122 


betrouwung angebentt, das fie ſollichs zum letzten haben geivagt um] 
darauf den hafen umbgeftoßen,” — fie ſei glei darauf auf einen 
alten Bejen nad) Oberndorf gefaren. 

„Es ift aim große Sag von diefer erfchredenlichen that burd 
alle teuffche Sande entftanben und zu amem ſprüchwort geraten, bei 
man von dem Teufel von Schiltach meldet, jo man von einer 
erſchreckenlichen that jagen will. Und demnach der böS gaift Fi 
vernemen lafien, daß er nit allein Schiltach verprennen, ſonder auf 
Oberndorf.” Im letzterem Städtchen wurden Proceffionen beiheih 


gehalten. 
Zimmeriſche Shron. IIT 81 ff. 


1438 Serge verbrannt, Ungewitter. 


„Der Jerg Schreiber hat ain weib hieß Urjul und war aim 
bebamma zu Burlendingen” — die ergab fih dem Satan, aus 
Unmut über Beleidigungen von Seite der VBürgerjchaft. „Stifte 
hernach in der grafichaft Zollern vil unrads an vieh und an leuten. 
Zuletft trib fie doch ir geferd fo grob, das jie graf Jos auch uf 
greifen laſſen und mit der Tortur fragen. Do erweret fie ſich 
lang, daß fie über alle angelegte marter nit befennen wolt, DB 
zuletit, jagt fie ain ganzen Calender, under ander aber, das fe 
faine junge künder als ein hebamm hat umgebracht, welches fie doch 
wol bat thon fünden, aber fie hetten fie jo gar übel erbarml; 
darum het fie hernach vom bejen gaift vil ſchmach und ſchläg müchen 
ufnemen. Sie war zum veur verurteilt. Do jagt man wunder 
was großen und greujenliden ungewitter® gemeft, wie 
fie verbrennt worden.“ 

Zimn:erifche Chronik IV 411. 


144 Das Serlein von Stadion, 


Zwiſchen Oggelshaufen und Stadion trieb ehedem ein Herlein 
arges Unweſen. in Weibsperion, Bethe von Stadion, Toll fd 
zum öfteren in einen Haſen verwandelt haben und machte den 
Jäger viel zu Schaffen ; verhinderte jehr oft, daß er andere Hafen 
zu Schuß befam. Mal traf er den verdächtigen Hafen wieder und 


123 
fogte, während er abdrüdte: „wart, ich will dir helfen!“ Er ber 
tam ben Haſen nicht: Tag nber, als er heim fam, eine befannte 


Weibäperfon von Stadion im Bett und hatte böfe Füße. 
Nindkih von Buchau. 


Anm. Der Ölaube an Hererei ift noch heute im ſchwäbiſchen Volle 
jehr verbreitet, in altwirtembergifcien Gegenden oft ganz abſonderlich. Ich 
terweije beſonders auf den proteſtantiſchen Schwarzwald, die Gegend von 
Utenfteig, Freudenſtadt u. f i.; Aus latholiſchen Gegenden holen fie dort 
Igar Weihwaſſet. — Mit dem Weihbronnen treiben es bie in und um 
Mereihen am bunteften: da ift fein Biehftall, fein Schweineftall in dem 
üicht irgendwie ein Weihwaſſergefaß angebracht fid vorfindet ; den Meinen 
Kindern muſſen, wenn nicht afles der Hexerei verfallen jein ſoll, gleich 
Umulette angehängt werden. 

Uster Das derenweſen Mone Auz.'s, 219 ff. 


145 Wie der Mann 


hörte einftmals 





Oerenwert lernen Toll. 
ein Mann mur 
te zu ihr: „wenn ji 
ch lernen.“ T 





In, jein Weib ſei eine 





eine jei, jo möchte ſie ibm d 
Weib willigte ein. Sprach fie zu ihn 
‚ii geben wir aber miteinander auf die Miſte.“ Tort angefoms 
1, jagte das Weib: „nun mußt jagen: jest Hard inf em Mit” 
v die nachſprach, ſagte fie wiederum: „jez Tag: jez verleugne 
tv Icium Ehriſt.“ T 





d 






hat aber der Mann nicht nach, denn 
war cm frommer Mann. Er hatt! ſogar zur Wehr eine Art 





nommen, wenn ibm envas Unrechs in den Weg käme md 





2 fh wehren müßte. Drauf der Mann: Jez ſchlag' i nieder, was 
ir iſt — und da schlug er Das Weib, die eine böſe Zauberin 
mir Der Art todt. 





146 Serenmeifter u. ſ. w. 


Fir Herenmeiſter ftifte 





zu Thaitfingen in eines Bauern Stall 





Auf guten Rat raäucherte der Bauer feinen Stall 
2, schloß alle Thüren ſorgfaltig. Richtig kam der Unbeititifter 
nd der Bauer fragte ihn, was feines Thun's bier ſei: S 





agte der 
‚Da zur wollen jehen, was du da für einen Hauch machſt.— 














»24 


Eine Straßberger Gere holte beim Schmelzen ben Schnittlauch 
zu Ludwigsburg im Hofgarten. Sie geftand auf dem Scheitern 
haufen, daß ihr am weheſten that, wenn fie über bie Kirche deri 
fuhr, indem fie jedesmal ihren großen Zehen da anſtieß. 

In Mühlhauſen an der Würm foll eine Here eriftirt haben, 
welche die Mil aus der Miftgabel molk. 


147 Gammelpläße. 

Sammelplag der Hexen ift aud) die am beften erhaltene ub 
regelmäßigfte Schanze ®/s Stunden nördlihd von Thannheim, em 
Abhang der bewaldeten Höhe nach dem Illerthal, Tafel genausl, 
fpäter Zanzlauben. 

Im Güngburger Herenprozefie fahren fie auf den Hömwberg, 
einige Stunden von Günzburg. Wie die norddeutichen Hexen auf den 
Blocksberg, jo die Breisgauer auf den Kandel und da wieder 
auf den Stein „Kandelftein.“ Dort Iauerte von jeher der böfe 
Feind auf eine Gelegenheit, um den im Berg verfchloffenen GSee 
loszulaſſen und dadurd) den Breisgau zu überſchwemmen. Vorzüge 
lich geſchickt iſt als Spielmann der Schultheiß von Niederwinden, 
er nimmt am nächſten Zaun irgend eine Rute und pfeift darauf 
die munterften Tänze. — ft nicht hohe Fasnacht, fo begeben RE 
die Heren von Waldkirch auf den Kaftelberg. Bisweilen gehen 
die Heren von Waldkirch zum Beſuche ihrer Schweftern nad) Frei⸗ 
burg, welche auf dem Nägelefe ihre nächtlichen Zujammenkünfte 
halten. 

Auf dem Braunsberg in der Nähe von Achtmettingen hielten 
die Hexen ihre Verſammlungen. Beim Nagolder Wäldle auf einer 
Wiſe ſollen von Alters her Hexentänze gehalten worden ſein. 

Die 14 Nothelferkapelle im Markt Oberſtdorf nennen 


ſie auch Hexencapelle. 


148 Aus Protokollen. 
Mäufemaden. 
areuzthaler Herenprotofoll 1721 Handſchrift. 38a. „Ob es ber 
bueb jeye, der mäuſ machen können, fie hab von Ihm gehört reden, 


125 


daß er eine ganze fuber voll mäuf gemacht, fie hab Ihns nicht 
gelehrt, fie fönns auch nicht." 

„sa fie Hab Ihns gelehrt vnnd gejagt, Er folle nur ben Böfen 
tuehfen, er werde ſchon kommen, Ihn Ichren, mäufe machen vnnd 
waj er wol, fie fünne aber feine mäufe machen.“ 


Bettermaden. 


Krengihaler Herenprotofoll. 50%. „Sie hab ben teuffel mueſſen 
anmuehjen mit jeinem Nahmen als: Hans Teuffel om mac Heren- 
wet oder leuſelswert närtſch oder ſam.“ 

„Sie habe eine grueb auff dem Veld gemachet vnnd in felbige 
ne Baffer auf die mit der ſalb beſchmirte Hölfer Lauffen laſſen, 
in dem mit dem ftodtche dann gerühtet, dem Teuffel hans gerufen, 
6 joll tommen und ein Wetter machen.“ 

ii it ein rauch ob fie gefahren, darauff hat 





f 
1 geben, 





die Herenproceſſe in Rotweil fiel) 





venprotofoll 194 heißt es vom badischen 
ie Gotta tragen die kleinen Kinder 


Im atrengihaler 





dv Hegau ꝛc): 





Grab.“ Anwwortete dieſe: „daß die Gotta die kleinen Kinder 





Nund Der Gotte vergrabs“ 191.. Auf die Frage, mer das 
God dann mache, der Götie. Ob man keinen dodengraber babe, 





dann die alten leuthe die qraber mad, man. beitell vier 
den 





Den tragen vnnd vergraben, auch das Brad 





„denen gebe man chv 








Im gleichen Herenprotokoll 265 heißt es: „Sie wire nichts, 
whab mit dem andrien, wann man fiedig waß 


den khüen 


x 


da wo das Vieh freife ausichütt, jo nemb es 








Ableugnen bei Deren uf w. 





nichts, Er habe Ihro 





Kreuzthaler Nerenprotofoll jagt 
ſie fonnen alles Böſes thun, mic 





gott verlaugnen 








r24 


Eine Straßberger Here holte beim Schmelzen den Schnittlauch 
zu Ludwigsburg im Hofgarten. Sie geftand auf dem Scheiter⸗ 
haufen, daß ihr am weheſten that, wenn fie über bie Kirche dert 
fuhr, indem fie jedesmal ihren großen Zehen da anftieß. 

In Mühlhaufen an der Würm joll eine Here eriftirt haben, 
welche die Mil aus der Miftgabel molk. 


147 Sammelpläße. 


Sammelplag der Heren ift auch die am beften erhaltene und 
regelmäßigfte Schanze ®/s Stunden nördlich von Thannheim, am 
Abhang der bewaldeten Höhe nad) dem Illerthal, Tafel genannt, 
fpäter Tanzlauben. 

Im Günzburger Herenprogeffe fahren fie auf den Hömberg, 
einige Stunden von Günzburg. Wie die norddeutſchen Hexen auf der 
Blodäberg, jo die Breisgauer auf den Kandel und da wieher 
auf den Stein „Kandelſtein.“ Dort Tauerte von jeher der böfe 
Feind auf eine Gelegenheit, um den im Berg verjchloffenen Se 
loszulaſſen und dadurch den Breisgau zu überſchwemmen. Vorzüg 
Tich gefchict ift al8 Spielmann der Schultheiß von Niedermwinden, 
er nimmt am nächſten Zaun irgend eine Rute und pfeift daranf 
die munterften Tänze. — ft nicht hohe Fasnacht, fo begeben ſich 
die Heren von Waldkirch auf den Kaftelberg. Bisweilen gehen 
die Heren von Waldfird zum Beſuche ihrer Schweftern nad) rel 
burg, welche auf dem Nägelefe ihre nächtlichen Zuſammenkünfte 
halten. 

Auf dem Braundberg in der Nähe von Ahtmettingen hielten 
die Heren ihre Verfammlungen. Beim Nagolder Wäldle auf einer 
Wiſe jollen von Alters her Herentänze gehalten worden fein. 

Die 14 Nothelferfapelle im Markt Oberftdorf nennen 
fie auch Herencapelle. 


148 Aus Protokollen. 
Mäufemaden. 
Rreusthafer Herenprotofoll 1721 Handichrift. 38a. „Ob e8 ber 
bueb jeye, der mäuſ machen fönnen, fie hab von Ihm gehört reden, 


127 


amd an, ber Teufel habe mal eine große Kartaune mit einem Stroh - 


alm dahergeführt und auf ihn abgebramt. 
‚Heutleutner IE 207. 


149 Serennamen. 


Konigsegg: Abere, Bödhin, Damele, Bodsvögele (noch als 
heſſiges Schimpftvort befannt in Ertingen), Keyle (Stofenamen), 
perle, Luce, Luzelin, Menſch, Pfiſell (bedeutet in Extingen ſodiel 
¶ hageſchwanz), Popelinn, Sautrelh, Schatz, Studjleiih, Traute. 

Saulgau: Annele (ausdrüdlid) als Hexencerebisname bezeichnet), 
hu (dabei fteht „und noch allerley Unnamen“), Kätherle, Schobe 
Etobe bedeutet in Ertingen Stuzſchwanz, Henne, Buzer), Sperbi 
Dabei fteht: und allerlei Unnamen). 

In den übrigen Aften habe id; feine Weibernamen gefunden. 


Ale Name 





achen den Findrud von Gerevisnamen, die mit 


hräilich ebenſehr derb fallen, nicht jelten 





mit obfeöner 





den 





vie ja überhaupt d 
nichts anders 


Bud 


Kern, am 





ift als 




















| 50 Wie der Teufel ih und wie er feinen Schaz zu 
nennen pflegte. 
Tie Nummern bezieht ih auf meine chrond 
Die Buchſtaben bede 
N Stadt Rottenburg 
Kurs ine Ramen nicht angegeben 
U: Bo, Bode, Boppele, Gabalell (chevalier), Gabalier 
Alm, Gebete, Daniel, Hemerlin, Holderle, Kaſperle, Popele 






tin, Fäderle, Fendig, Hamerlin, Khole (der 






e ©), Krautle, Lad 


„Eltzebock, F 





in, Greßle, Graßle, Meiſter 








128 


Hemmerlin, Häfpelin, Kharfunten, KChechele, Khleible, Kranz Aber» 
Yin, Zuget, Lederlin, Mifgünftler, Melcher, Popille, Doltor Bir 
rivantz. Im Bruder Rauſch (Straßb. 1508) kommen Beelzebod 
(6a), Ypocras, Luciper, Nürfel, Taubenneſt vor. 


151 Aus der Bolksſprache. 


Herenringe heißt im Münfingifchen eine auffallende Et⸗ 
ſcheinung des Bodens; man bemerkt fie auf hohen, dden Plähen 
und Waiden, befonders in der Nachbarſchaft von Münfingen. 

Herenbrunnen hießen bie proteftantifchen Nachbarn ba 
uralte Heiligenbrünnlein. (Heiligenbronn, Oberndorf.) | 

Auch in der Volksſprache gibt es noch zahlreiche Erinnerungen‘ ' 
an die frankhafte Herenzeit. 

d'Hex gronet fagt man in Rottenburg bei reconvalescerfien 
Frauensperſonen zc. Kot Mahra und a Her! (Amann 

. weiler) Ausruf! 
Redensarten. 

„Es thut keine Hex mehr als ſie kann.“ „Es thut kein He⸗ 
renmeifter mehr als er kann.“ Donauthal, Ertingen, Saulgau. 

Herentanz nennt man das (an ein Hölzchen) geſpießte Horn⸗ 
oder Beinknopfestanzen, Drillen. „Rennerlis thun“ in Wurme 
lingen. 

Herenclavier. Bei dem werden über die hole Hälfte einer 
Baumnußſchale etwa in der Mitte mehrere Yaden gebunden und 
dann ein längliches Hölzchen Hineingejpannt, daS nad) der einen 
vertieften Seite niedergedrüdt Elappernd auf der andern Seite an« 
ſchlägt. 

Holderhere. Ein Schuhnagel (Zwech) wird in das Holder 
mark geſteckt; ſo oft man das Würſtlein Holdermark mit dem Nagel⸗ 
kopf nach Oben auf den Tiſch ſtellen will, ſtürzt ſich dieſe Here 
auf den Kopf. Daher „oft uffen Kopf ſtaun, wie Holderher“. (Er⸗ 
tingen.) 


129 


152 Wie man das Schrättele von fid abhalten fan, 


Es it umfühlbar, doch hört man es kommen. Lege dich 
idwind auf die techte Seite, wozu es eben jelten noch Seit gibt 
und lege die Arme freuzweis über einander, jo hat's feine 
Mad, 

Sonniagsfindern und in gewiſſen Zeichen Gebornen ficht es 
tbenfolls machtlos gegenüber, 

Manchet hat's auch ſchon durch Fluchen vertrieben. Sp am 
& bier einmal zu ‚dem alten Reiſch als er noch nicht lange verhei - 
iuen war, Sein Weib meinte, er müfle flerben, jo ſeht wurde 
Mgedrüctt. Endlich fiel etwas von der Beitlade herunter, wie 
ie Rabe und der Drud war hinweg. Alsbald erging er ſich im 
Baden und Schimpfwortern aller Axt und jeither ließ ihn der Plag- 


get in Ruhe 

















par, cwa am LE Uhr 
cinem irühern 





Sqaicugehen 


born 





a waren, ein Gerauſch in der Magd Au 
dh, ihrem Vater mit der Vermutung mit, Daß entweder 
” 











130 


Jemand zur Magd komme, oder daß fie jelbft auswärts gehe. Dir 
Aufmerkfamfeit wurde nun verdoppelt und friſch gefallener Schnee 
führte zu der Gewißheit, daß die Magd Nachts die Kammer und 
das Haus verlafle; die Yußtritte von und zu dem Haus beftätigten 
diß. Gleih des andern Morgens ftellte der Bauer hierüber bie 
Magd zur Rede und nad langem ernfihaften Drängen geitand bie 
Magd nun, daß fie nicht? dafür könne, denn „es fei ihr angethar”. 
Hierauf fragte der Bauer, ob ihr nicht zu helfen fei, worauf fe 
erwiederte: Ja, wenn fie in jeinem Haufe zerbrechen dürfe, was ihe 
beliebe. Solches wurde ihr von ihrem Dienftheren zugeftanden, 
und Nachts darauf war fein liebſtes. Hausthier, der Hund in der 
Hütte crepirt und fo das Mädchen befreit. Der Bauer entlieh fg 
zwar des Dienftes, doch durfte fie ihm von Zeit zu Zeit einen Laib 
Brod holen. 

An einem Vocab. lat. theod. 15. Ihd. No. 57 Donaueſch. 
fteht: penates, schreczlin; manes, helsel. 

Schrattenfteine heißen jolhe von Natur durdjiöcherten Steine 
oft in Stallungen gegen dag Trüden auf Vieh aufgehängt. 

Id) kann nicht umhin hier auch anf den Flurnamen Irufe 
tenmweg aufmerfjam zu machen, der in einem Sigmaringer Lehen⸗ 
brief vorfommt: „außer den Höfen zu Meiler den alten I rutten” 
weg auf hinder dem geſchlächt gen Sankt Joos in das Bild.“ 
Bei Oſtrach. Sauig. Ch. A. Beſchrbg. S. 10. Anmerkung. 


153 Aeltere Zeugniffe und Ausiprüde. 

Und eh diß arg, böß chebrecheriſch Gejchled,t in ihren Nöten, And 
Jammer und Elend umb Fürbitt zu den Heyligen Gottes wil laufien, ch 
laufft es wider den Willen Gottes zu den Marfagern und Here 
meiftern umb Fürbitt, bey dem verfludten Teufel und Satan.“ 

Flochberger Mirakelb. 1553 S. 100. 

So ſicht man augenſcheinlich, wie es ſogar ein feins Geſindlin iR 
umb ſolche Wunderwirker und Gauckler. Verbündtnuß haben fie mit dem 
ſchwarzen hölliſchen Traden, wie dann Heut zu Tag alle Zauberer, Schwarge 
fünftler, farende Schuler, Seren, Unholden, Meyneidige, Teufcläverehrer 
find. 

€. 249. 
Es geſchehen die faljhen Wunder auch gemeiniklich von böfen Menſchen 


r 


131 





und Wettermaderin, mit wunderbarlichen abergläubigen Charakteren, lach - 

eigen und ihimpflicen Fatzboſſen, ſeltzamen Sprüchen und Renmen und 

dergleichen ungeheiren jpötliden Ceremonien und Teufelsgebreng mehr. 
2.2. 

Taf durch ſolche geweichte Mittel, defto füglicher vnd volllommen · 
kier dei Teufels Anhang, als den Hexen Unholden Drutten vnd 
mes dergleichen Teufelslarven, Geipenft, Unziefer und Zauberei 
mehr jegnd, jo aus Beyſtand und Wirkung des böfen Geiftes den Menſchen 
schen Schaden zufügen, möge Widerſtandt geihehen. 

&.ım. 


Boher kommen aber alle Schauer, Hagel und Rüffelwürf? Dah die 
dettermachet i ſche Herenleut den Schauer verurſachen das ift unleug · 


dar, der Teuffel und fein böſes Zaubergeſindel Können auf ihrer Fabel ⸗ 
hkrt viel Stein herabwerfen. 
Alte Predigten, . Erff. 1721. 





Mottenburger Serenprocche"). 


Auszuge 









dent, darein 
jahr von ıhr fi) abgejönderet vnd 





nern 





base dahettom men. jey ſie etſchtocletn hich vor ie gelegnet. 
geriden vnd derictwunder. bald hernacher jey einer auf 


gelegen zu ihr vber das beth komen in grienen khleidern, 





et fc Fol millens 





lägen. Nach langem verwegern hab 
gerben vnd ihme gewüliaret. Ta fie laider vermerket, das 
et zu gebe, dan er nit mie ein ander Wenn — babe ihr darauf 
hut jolle Gott und alle hailige verläugnen. — 
















t %emertungen vom chemaligen Tomcaplanı Dr. 
arrer im Weilheim und Dr. Yard, in Aulendori, in 





130 


Jemand zur Magd komme, oder daß fie jelbjt auswärts gehe. Bi 
Aufmerkjamfeit wurde nun verdoppelt und frifch gefallener Schne 
führte zu der Gewißheit, daß die Magd Nachts die Kammer un! 
das Haus verlaffe; die Yußtritte von und zu dem Haus beijtätigte 
diß. Gleich des andern Morgens ftellte der Bauer hierüber di 
Magd zur Rede und nad langem ernfihaften Drängen geitand di 
Magd nun, daß fie nichts dafür könne, denn „es ſei ihr angethan“ 
Hierauf fragte der Bauer, ob ihr nicht zu helfen fei, worauf fi 
erwiederte: Ja, wenn fie in jeinem Hauje zerbrechen dürfe, was if 
befiebe. Solches wurde ihr von ihrem Dienſtherrn zugeftander 
und Nachts darauf war jein Tiebites. Hauäthier, der Hund in Di 
Hütte crepirt und jo das Mädchen befreit. Der Bauer entließ f 
zwar des Dienftes, doch durfte fie ihm von Zeit zu Zeit cinen Lai 
Prod holen. 

An einem Vocab. lat. theod. 15. Jhd. No. 57 Tonaueld 
fteht: penates, schreczlin; manes, helsel. 

Schrattenjteine heißen jolde von Natur durchtöcherten Stein 
oft in Stallungen gegen dag Trüden auf Vieh aufgehängt. 

Ich kann nicht umbin bier aud) anf den Flurnamen Trut 
tenweg aufmerffam zu machen, der in einem Zigmaringer Lehen 
brief vorfommt: „außer den Höfen zu Meiter den alten Trutten 
weg auf hinder dem geihlächt aen Sankt Joos in das Bi.“ 
Bei Oftrah. Sauig. Ch. A. Beſchrbg. S. 10. Anmerfung. 


153 Aeltere Zeugniffe und Ausſprüche. 
Und eh diß arg, böß chebrecheriſch Gejchled;t in ihren Nöten, Ang 
Jammer und Elend umb fyürbitt zu den Henligen Gottes wil Lauffen, d 
laufft c5 wider den Willen Gottes zu den Warfagern und Heren 


meiftern umb TFürbitt, bey dem verfludhten Teufel und Satan.“ 
Flochberger Mirakelb. 1583 S. 100. 


So ſicht man augenſcheinlich, wie es ſogar ein feins Gefindlin iſ 
umb ſolche Wunderwirker und Gauckler. Verbündtnuß haben ſie mit den 
ſchwarzen hölliſchen Traden, wie dann heut zu Tag alle Zauberer, Schwarj 
fünftler, farende Schuler, Hexen, Unholden, Meyneidige, Teufelöverehre 
find. 

€. 242. 


Es geſchehen die falſchen Wunder auch gemeiniflic) von böfen Menſche 


' 





131 





m Retiermacherin, mit wunderbarlicden abergläubigen Charakteren, läch⸗ 

erigen und ſchimpflichen Fatzboſſen, feltzamen Sprüchen und Reymen und 

Vergleihen ungehewren ſpotlichen Geremonien und Teufelögebreng mehr. 
e. 24. 

Tech Durch folche geweichte Mittel, defto füglicher vnd volllommen- 
fiber deß Teufels Anhang, als den Heren Unholden Drutten und 
we Vergleichen Teufelslarven, Bejpenft, Unziefer und Saubere 
mehr jeynd, jo aus Beyſtand und Wirkung des böfen Beiftes den Menſchen 
großen Schaden zufügen, mige Widerſtandt gefchehen. 

2, 170, 

Voher kommen aber alle Schauer, Hagel und Rüffelmürf? Daß die 
neitermadherifche Hexenleut den Schauer verurſachen das ift unleug- 
bar, der Teuffel und fein boͤſes Zaubergefindel können auf ihrer Babel 
hhrt viel Stein herabwerfen. 

Ante Predigten, v. Ertl. 1721. ©. 342. 


154. 
Nottenburger Hexenproceſſe“). 
Auszüge. 
1 

Lreffend eine unbefannte Perjon. (Bruchſtück) vom Jahr 1600. 

‚Ir mann habe fie ftättigs geſchlagen, ausgejaget vnd im vnfrieden 
mit ihr gelebt, aljo das er an allem dem, darein fie laider gefallen 
en großer vrſacher: dann er in die 10 jahr von ihr fi) abgeföndcret und 
in der ftuben, fie aber auf der binen gelegen vnd alfo mit befhümernus 
von ihm liegen michen, fie oftermal8 zum haus hinausgejaget und auf 
an zeit endlichen habe fie ihm entlaufen müeßen, fei fie in dem garten 
reben dem haus geflohen, allda belhimerlich vnd ſchmerzlich geftanden, jeie 
an iſchwartzer Hund daherfommen, jcy fie erfchroden, ſich vor ihme gejegnet, 
Id er wieder gewichen vnd verſchwunden. bald hernacher jey einer auf 
der binen da fie gelegen zu ihr vber das beth fomen in grienen fhleidern, 
an fie begehrt fie joll ihres wüllens pflägen. Nach langem verwegern hab 
fe es entlich gethon vnd ihme gewülfaret. Da fie Inider vermerfet, daß 
& mit ıcht zu gehe, dan er nit wie ein ander Mann — habe ihr darauf 
wegemuthet folle Gott und alle hailige verläugnen. — 


*) Tie Crigingle mit Bemerkungen vom ehemaligen Domcaplan Dr. 
Lorenz Lang, + Pfarrer in Meilheim und Dr. Bud, in Aulendorf, in 
einem Befike, 


192 





Erſtlich hab fie aus hefelch des böfen gaiſts mit einem flelhlin fo ı 
ir geben ein roß geihlagen, das es bald fterben müehen. 

Mehr ein jalb No, jo ein Mind gewefen geſchlagen, daß «8 flarl 

Item das hochwirdige hl. Sacrament glei) anfangs, do fie dahind⸗ 
kommen, wann fie es nieſſen herauffer dem mundt thun miefien, ſch ib 
bitter geweien, hab. es im der Kurchen in einen Diegef geworffen. 

Nem bey etlich jahren ſey er zu ihr yber das beth themen om) 
fie zum dank geführt. Seien will dabei geweſen. Haben fein Wrod un 
Salz gehabt, einen Sadpfeyffer und quethen mueth gehabt und fen al 
ein Sontag geweſen. Dem das jalh jo auff einem Sontag ausgemadl 
wurdt, das thinden fie dieſſen, ſonſien khains gebrauchen ihres tuiiffens aus 
dent vrſachen, das fie ſelbs mit vnd darbey geweſen auch von den weißen 
weiche 2c. ſeibſt gehört Habe u. ſ. w. 


a 


Vf zinftag den 8 Auguft Anno 1600 feind dieſe vier heren bene 
brant worden, 
Vraiht vnd Velandinus Margarelfa Hanns Eberharbts Schulte 
haiſſen zue Hirfingen Eheweib bejcheen in Beyfein des heren Ample 
mans zwayer dom Rath Joachim Rholler vnd Georg Haillman auf 
Donnerstag den 27 July 1600, 





Zaigt an, es hab ſich begeben vor jahren, das fie bey des hefhem 
Martins haus hinaus in ihren Handf gewöllt, im felbigen fer einer in Dautht 
Heider zu ir lommen, fie vermeindt, es ſey der befen Martin, gefragt, meft 
bin wölle, geantwort: in ihren handf. er welle mit ihr gehen. als fie num it 
den hanf lomen er ir als der böfe gaift zuegemutet, fie ſoll feines mild 
pilägen. als fie endlichen in das verwilliget, hab fie wol befunden, DES 
thain natfirficher menſch jondern- falter natur, jey fie Ybel verjchroden BE 
malen er zu ir gefagt, fie ſoll mit mehr betten, ſey iept fein, jonder MM 
Gott vnd alfer Hailfigen verläugnen, — hab ir fein gelt geben abtt 
ehe ex vom ir geidaiden ihr befohfen alles vbels zu thuen, — bato na 
her jen er ir beim Silchergraben begegnet, fie feines willens gefolge, 8 
fie Haifien dem xc. 2c. ein jdhaf umbringen — mit dem fteten geſchlagen u. FW 

Item fey ungef. vor 4 Fahren fie auf einer ofengabell auf die end 
burg gefürt, welde fie mit einer falben fo-in dem Kopffhaus der 
hen ftehet gejalbet; ihr ſpillmann fei ein ſacpfeyffer geweſen. 

Item es jei beyden 50 Jaren das fie hab mit ihrem Inecht einmahl it 






133 


dem erfien Dann zue ſchaffen gehabt, jonften hab fie nichts gethon, dan 
das 5 geichehen, jey ir damahlen fürfonıen, wie das. ihr Mann auch bus 
len fell. — 
Of. Ein braun futlin mit dem befenftill im des beſen gaiſt 
Rouen geſchlagen, jei bei der Gangthüre zu ir fomen ıc. 
Item ein braun ſtueten beim brunnen mit ainem thubel auf Das loch 
wihlogen, jo nachher geftorben; ein anderes mit dem fhibel geichlagen, 
erner eim fillin mit einem ftein geworfert alles in des bejen gaifts namen uf. w. 


a 


Lrgiht vnd Beclchantnus Catharina Reiſchin, Hans Joſes ſel. Wir 
fib, zue Hirlingen in beyſein der obigen 22 Juli 1600, 


Zeigt an. es hab fidh begeben mach abflerben ihres Manns fen fie zu 
möls in dem beth gelegen, jey einer in geftalt ihres Manns Icorgen zu 
irin die lamer fomen, gefragt, ob fie [hlaf: geantmwort ia: Hab fie anderft nit 
Armeint dan es fen ir Man deorg. alfo er auf das beih hinanfgepraftet 


twacht vnd in zuavichr 











b verulelut es jei der Gdte, © ! 




















gebordt. bald hernacher in 
tharier in bu abernalen juc ii 
ber joll Feines wiüllens Jlegen, das fe endtlich 
naturtacher rechter wierſeh Jar ade talter 
annt grat d ihr nach auethet 
aeiagt weils ir was DEF geben 
in der kamer bey der nacht als ein Kriegenran 
ine willens mit in zu pflegen angehalten, fell mit 
aeblieben, uber 
ciagte jetz murs fie alles thun 
1 cin jchwein unigebracht, darauf 
wan fie ir ſchade, werden ihre Thatten nit alle 
dr Thiere geſchlagen dus fie verrelth, 
Jar hinder der ine din ſie mit der Vurthen 
za genant, jo alhereit verbrent, geweſen, cn jewr gemacht, 
de Burtin hergebra matert im dem haien gehabt, 
uſt. wur dam, jet nit wild 
iteh 





s mehr geſpuret od 
er ir 














iich 





en zu 





aber nähe 





eiehen, 





jet aber cin jerrer weg, alſo fie dahe 
iR 








tomen 
Ir jelbi 








Ge vermain— 














ww geweſen, Die burkhin zu ir 





1: da hab fie den baden vibgeſchit. Toy ein großer hagel 





erield antroften vnd zerſchlagen vnd ſei ir 
ander Leurhen, aber ihr Burthin jei vuver- 





sel geirefen al 








- 
u 
* 


184 


4 


Broicht und gietliche Bedandinus Anna Mauczin von Gomeringen, 
lediges ftandt in beyfein obiger, 8 Oftober 1600. 


Zeigt erftlih an wegen des eingelegten fewrs in des Marz Merzen⸗ 
jewr an der Ammer — weylen er Mercz jr mueter desgleich fie and 
ybel geichlagen, ir fpinnenfeindt und vor feinen Edhnen fliehen miüechen, 
hab fie nit gewuſt das jnen zu reden, alſo ein befelin mit einer kohlen 
‚in dad Embt gelegt und als e8 anfangen riechen, der Magt gerufen: eb 
riech in dem Embt, wafier geholt, dag gelöfcht, auch der Magd leſchen helfen, 
hernacher ir die Söhn gedromt, fie jamerlich zerichlagen, wie dan beicheßen, 
fol fi fortpaden, ſey fie darvon geloffen vnd darüber gefangen worden. 

Item gietlih angezaiget, al de8 Marren Weib zu Wurml. fie be 
zichtiget hab ir frichten ein kheß und anders geftollen und ybel geſchlagen, 
bab fie fewr auf dem herdt in ein delelin genomen, in die ſcheur in DaB 
ſtraw gelegt, das fie verbrunnen. ehe ſolches beſchehen ſei die Anna Kegreifie 
von Wurmblingen beim Vühngraben zu ihr fomen fie am buofen mb 
rückhen angetaft und fraindlich gegrüßt darum fie ir gedanfet. Nachdem 
ihr gleich weh vnd vmb das her ſchwach vndt ddt worden und zue ir 
gejagt: fol dem Marren jein jcheur anzinden, es werd ir nichtS beſes dar⸗ 
aus erfolgen: fie welle es verantworten, dod hab fie ihr (endlich) gefolget, 
fie hab ihr auch cin würznägelin geben, wie ir auf dem weg im graßet, 
als die Kegreijin fie angefaft, jo weh gewejen, ift ir jo wunder ſelzam were 
den, das drey ganzer wochen lang frank gelegen, hab ir fraum nad) weibern 
vnd dem Zimmernan N. geſchickt der gleich kommen, gejagt: O Mäplin! 
bift du gefterig Tags jo gefund geweft vnd ligſt ist jo da? wer ich in der 
ftund jo bald nit komen, es hete bejes endt mit dir genomen: der Mann 
bat dir in Negelin den Taifel zu eſſen geben vnd er wiß wol wer fie je 

Item diß jahr als die liche frichten in dem veldt anfangen in die 
ehren ſchieſſen ſei die Kegreifin zu ihr fomen, ihr cin gabel geſchmiert, ger 
fagt, ſolle mit ihr nichzit reden. alfo mit ihr zum laden hinausgefafte® 
auf den flachenberg, dafelbften vil Weiber dagemejen und gezecht wein abet 
fein brod, ſilberbecher gehabt, ihr die K. veriprochen, woll ein hipfchen buolle®® 
verichaffen, fei einer von den buolen als cin jung gejell in den Dangen 18 
ihr fomen bei dem fürtuch genommen vnd gejagt: jungs Menſch iumß 
Menſch wilt mein buol fein? fie geſchwigen nach dieſem ſeien fie wieder 
davon gefahren, anderft nit vermeint fie fahre in den lüften dahero. Beil 
nachher auf ein Sambftag als ihrs Maifter des Marren hausfraw WM 
dem badt zue Rottenburg geweien und fie die ftuben gefeget fei die Kege 
reifin zu ihr kommen, einen in einem Schwarzen Mantel zu ihr gepradt, 


135 


elagt: das ift dein buol, wellen jehten. hab die Kegreifin ein maß; wein 
gebolet. aljo geht der buoll, hinder dem tiſch geſeſſen. Nach difem ihm 
dir Regreifin in in Gamer geführt, er zu ihr gejagt: ob ex fie. haben wölle? 
Fezu ihm gelagt: du habeft midy einmal gemomen, wirft mir es aud) halten ? 
er gelagekz du haft mich mod) mit recht, mußt zuuor bey mir liegen, fie 
geagt: nein joll ſie zuvor ehioen, er geamtwort: ja fie ſolls thuen, warn 
fe jümanger werde will er fie zur ſtͤrchen führen. Da hab fie es mit 
ähm in thleidern auf dem beth gewaget und als er mit ihr gehandelt fie 
welagt: Eda wie bift du ſo lalt! er ir geanmtwort: ſol ſich daram mit teren, 
@müß jo fein; je jet fie fein. fie nefagt jn nit anderfter; vermeint es fey 
ühr vechtet buol der beit und zu ihr gejagt: du mußt Bott verfäugnen! fie 
antwort: Gott nein da jey er vom ir gangen und ihr nelt geben, jo fie 
@ ausgeben were es haffenicherben geweien. Als aber hermader der bei 
ihr rechter buohl zu ihr komen vnd etlichmal beimohnung mit ihm ger 
weteiben, da hab fie wohl befunden das vill anderft in der Natur und 
warn geweſen, da fie gleich geſehen das ſie betrogen worden. Bald nad) 
Nelem ich die Kegr wider zu ihr komen vnd gejaget, fie ſoll mit ir 
auch hochzeit hatten che 








wohl ip wohl 





d geſagt 






ui den hewen 








herunber geſpru 





hebt hui Theifeu! Cbichon Die He 





Theufel ans hr wellen wegen, To wägen ſie wider 


v 





h d) gelernt dan, aber nie fein 
t, dan set erit darzu komen vnd durch fie Kegreiſin Gott 
riun⸗ 
T id) en 1 Hit geredt 
d e MER? A] ie Ray 
et 1m m Atfis Toter von 








na Jacob Kegreiſene emb 





eingejegen vnd pem 





Rathe, Jacob Koler 











136 





dern: zu ir in ir behaufung in die ftuben beim tag fomen, gefragt, wa 
fie thie? ihme geantwort: weiß es nit. er zu ir gejagt: ob fie fein welle ſei 
vnd bei ihm Tiegen ? welches fie nit gleich thun wellen, entlichen mit ihn 
auf ihrem lotterbeit feinen wüllen volgebracdht, im felben fie befunden, da 
er kalter natur ſeye ybel verſchrocken, er zu ir gefagt: fie müß erft thue 
was er wolle, fie jene jein, ihr zuegemuethet, ſoll Gott und aller hailige 
Ah verlaignen, welches fie gethon. er fie alles beſe Haifien anſtüften, ha 
fih gräßle genannt. — Belennt jezt verfchiedener Leute Vieh angeblajen 7 
haben. Belennt wie gben angeführt der Anna Mauzin den Teufel i 
Geſtalt ihres Buhlen zugeführt zu haben, auch derfelben geraten zu habe 
des Marren Scheuer anzubrennen. Item des Balthas Birlinger ve 
MWurmblingen falbe fuo in des bejen Namen mit einem ftellin g 

einem andern eine bluomede khuo. Item verſchinen Eommer beim Nunen 
baum ir etlich zuefamen khumen, einen diſch gehapt und wellen ein reik 
maden. Da jei des herr Pfarrherrd auf dem Wurmblingerberg diene 
darzuelomen, der fie verdriben. Item ein kindbeth kindlin — angeregt, bei 
es geftorben. Item Heinrich N. Weib das hailligenwehe jo fie in den füffer 
gehapt ir jegnen follen, hab fie ir cs in des Teufels Namen gefegnet, aljo dad 
fie ybler al3 zuvor gehen fünnen. tem auf dem Hewenberg gewejen mt 
dem Medlin Anna, gejagt: Hui obenhinauf vnd Nirgendt! an guetem me 
gehabt, beim danz nejhrien: hui Theufel! ehe die von Rottenburg einer 
Teifel zc. (wie oden\. Damalen haben fie Ehain wetter ꝛc gemadt, maı 
gedantt vnd zum Spillman ein Schwegelpfeiffer gehabt. (Kälber, Rinder ze. 
beſchädigt; geſteht alles was die Mauzin wider fie ausgejagt.) 

Vf Montag den 16 Cftober anno 1600 jeind die drei meiber (die 
leßteren drei Nr. 3, 4 und 5) mit dem ſchwerdt gericht vndt die fegreifin 
fo die Anna Mauczin zue einer heren gemacht lebendig verbrennt worden: 
Summa de3 Nahrs anno 1600 feindt 17 heren verbrennt worden. 


1601]. 


6 


Vrgicht vnd Bekandtnuß Gerrauten Gilg Wolſchieſſen zue Hirjche! 
Ehweib vor herren amptman vnd zwayer des Raths Hanns Ulric 
Gemperlin vnd Balthaß Letzgüß Montag den 9 Juli Anno 1603 


Baigten an ſey vngefahr bei 5 Jahren, als fie auf cin abent in de 
ſcheur dem vich das fuoter geben welfen, ſey fie yber ihren Wlan, der fich® 
gezeht vnmuothig geweſen, das er jo vil gelt verthie, einer in weile 
baurenflaidern zue ihr fomen vnd geiraget, was fie thue und jo vnmuethis 


vr 


gancfen? fie geantwort: weiß; mit, welle dem vich fuoter geben, under diſem 
er zu irgelagt, ob fie weile bei ihm ligen, gemeint ei ihr Gilg, fie geſagt, 
elle mit ihm hinein in die fluben geben, möge es nit da thun, er gejagt: 
Mein da mues es geſchehen, fie es gethon mit ihme, gleich empfunden das 
 faiber mit tech zugehe und mit ihr haußwürth ſondern Falter natur, jep 
fie etſchroden, er ferner gerebt, fie mars hinfuroan ihm anhangen vnd 
Gott nit, nit mehr beiten, ſondern Gott und alle Seill. verlaignen, was fie 
tiber gethon Habe, ihr gelt geben vnd im bie ſchoß hinein geldhitt, aber 
als er hinweg gewe ſen, fie es wellen jehlen, ſeindt «5 hafenſcherben gewelen. 
dab fihh thleibie genendt, 14 Tag hernacher hab fie wellen in ihren Than 
weingarten gehen, fe er vnder der fiaig wider zu ihr tomen, fie alda aber- 
malen x. hab ir ein ſanwartz pulver geben ihr ſchwein umzubringen, hab 
ihm bernadjer mit holdergejelz*) wider geholfen. 14 Tag hernacher fie 
af einer gaiß zum Danz geführt hinder ihm zum Nunenbierenbaum bey 
tag, da fie dahin fhomen ihren ein tiſch voll bei einander gezecht und drunkben, 
ſaen olbereits verndiges Iar hingericht, haben rotien und weiſſen wein 
hebebt, Filber becher, Epifleut, ein Beiner vnd Pfeyffer haben weder brod 
















: hab fie der bofe gast Lasten 





weqhter Sie eidwin 





va 
machen 





in w wen. 


ara, bat 





trauih getten 


Ni 


to wan er 


id gedanzt 





am 





1 Jahr 






3 baten umbg 
vergeben. 


das der hagel wu jenicit gie 





dab ihr der Zimmer Vernhardt wider 
fen Baum beie 





uchotfen.) 
nder geweſen, willen einen reifen 
Tas bl. Sakrament zunt 4. wial nit derfien 
eritemal heimgetragen, das andermal in kherchltvigraben ac 
nern 2 mal in die Lachen geworien. 

















iv 





aelechte 
Schmeller 





ch 











138 


7 


Vrgicht vnd Bekhandtnus Catharina Jacob Ehingers witib von 

Hirſchaw, das Boferle genannt, ift auf dunerftag den 11 July 1601 

gefendfich eingezogen vor bern Amptman Hans Ulrich Gemperlin 
vnd Bathel Lebgüs des Rath belant wie vollgt: 


Zeipt an, Hub vor 11 jahren auf ihren afher graſen geben wollen, 
im hinweg jei einer zu ir fomen vnd gefragt, was fie thie, fie welle grafen, 
ſei grien gekleit geweſen, hab er ir zuegemuet fie fol feines wüllens pflägen, 
welle ir ein Daller geben, hab fie e8 nit thun, fonder hernacher zu ihr ir 
in das beth fomen, da hab fie ihm gewilfahretz als fie befunden das er 
falter Ratur ybel erfchroden, Hab ir zuezemueth fol Bott und afler hailgen 
fi verlaignen, das fie hernacher gethon vnd ſey mehrthail das fie darhin⸗ 
der fommen die vrſach ihr Mann fey auf ein zeit gar mit ihr uneins 
worden wegen ihr kindern vom erften Man und hat fie ybel gehalten. 
Der beſe gaiſt Hab ihr ein braun pulver geben daS fie ihme in die Suppen 
gethan, da er dan jeiner fichdage ledig worden, bei Lebzeiten ihres andern 
Manz hab fie der ®. G. bei eytler nacht auf einer Ofenaabell zum Runen» 
bierenbaum auf danz geführt ſei ıhr vif zehn gemejen, dabei ihr Schweſter 
Joach. Sperlings Weib Appelle zc. fein Wetter gemadt, dann es ſei ihnen 
nit firgangen, mit bulfer ihrem Eohn die Nothſucht gemacht, Vieh getödtet. 
Das hl. Sakrament zu Cftern in den Bufen fallen laſſen, hernacher in ein 
bleglin gewidelt und in ihren trog gethan, das 2 mal. Auf dem Spitz⸗ 
berg geweſen beim danz fer ein groß Metter geweſen. 


8 


Vrgicht vnd Bekhandtnus Adelheid Zimmermann hf. Bartholmes 
ſel. Köchin ledigen ſtands von hirſchaw vff ſambſtag den 14. Juli 
anno 1601 in beyſein der obigen abgeherdt. 


Zeigt an, als ſie vor etlichen jahren bei Lebzeiten des groſſen Gilgen 
Zimmermann gedient, da ſey der beſe gaiſt zue nachts bey ihr bettftadt zu 
ihr khomen in einem ſchwarzen khlaidt, jo frizlin gehaifien, begert folle 
ſeines wüllens pflägen, weldjes fie nit gethon. hernadyer vngevahr in 9 wochen 
jei er wiederumben auf dem Lürlenlehen zu ihr kommen dasjelbe begehrt, 
jo fie abermal nit wollen, in 5 Moden nachher jei er in ihres Meifters 
garten bei der Gapellen zu ihr fommen, da er fie dahingebradt, das fie 
jeines wüllens gepflogen, habe empfunden das er falter Natur und Gottes x. 





190 


verläugnet. Bald hernacher als fie vom Wurmblingerberg gen Motten» 
burg gangen als fie nachher Silchen zulommen zu einem graben den brun⸗ 
nader grab genannt feier wider kommen feines willens mit ihme gepflägen 
habe fie müffen im feinem Namen cin faugtalb über den rüfhen ftreichen, 
je es geftorben. So eim füllen, dem aber ein Schäfer geholfen. Hab bei 
Afilhberg ein Iemblin jo zu ihro geloffen gefüft, das ſei geſtotben. Hab 
fie der be g· auf einem thier jo harig geweien (mie ein ſchaf) zum Nunen« 
baum geführt zum danz und fei ein wohlgerifter tiſch mit wein vndt filber« 
geidir dageflanden, ſey aber nit jo nad) barzuelommen, das fie geſehen, mas 
für ejfige fpeifen darauf geftanden, haben einen pfeyfer und geiger zu ſpill ⸗ 
man gehabt. Auch ein’ Zeit da fie Wafler ob dem Brunnen geholt jeien 
2 Sondtfahrerbieblin dabei geweſen und ein krieglin gefilt Haben die Mine 
der darınmb gezantt weldyes das krieglin tragen jol Hab fie dem einen 
eins an den kopf geben in des T. Nat, das er Frank worden. 


8 


Appolonia Joachim Sperlin— 
vi Zambitag den 19 Juli Anno 1601 
herrn Ambtmans 





handtn 





abaeherdt. 








Hrihaw ern 
nen ſperling gehabt, 





Zeigt an vor zu Jahren jei der b. g. in dem aidi, ats sie 


wie ste zu Bihel gewont 





ix 





113 






toben, felle jenes wullens pflagen, wolle iht gelt genug geben 
ihm gewager, aber das get jet nur jonder haienjcherben 
fie wehl empf 5 nit recht zugeben, falten Natur geweſen, 
© zeegemer, fe doll fd Gott vnd aller heiligen verlaignen, 
ihm bewilligt, 2 mal nachher noch zu ihr 
. und fie alles u thun 
N. geſchlagen, bei Nun 
und ihr Ächmeiter, flberin becher mitgebracht, haben ein Wetter 
Uen, welches aber wit ürgangen. Mut mit der vor vorigen 
uf dem 








en, 








den wald 
Vieh und Menschen 


ommen, 






dem bei danz vnd wohl leben 














inr 
A Oitern die Honien wergewerfen. ı 


vinberg gaweicn 





Frarir vnd Bethandtnus Apolonia Jacob Theurers Eheweih zu 





Wurmblingen vor den obigen 19 Sul 1601 






sor + Jahren von Tibingen durch den wald 
a wegen Der theurung, das fie ihre finder nit ernehren löndte ſei 





eim gangen, traurig 








140 


— 


einer in jchwarzen kleidern einen mantel angehabt, zu ihr fommen un 
fie gefragt, was ihro anligen, das fie jo traurig? fie ihme geantiwort: fie ha 
4 finder vnd ein befen mann, darzue fände die finder nit ernehren. ı 
zu ir gejagt, war fie feines wüllens wolle pflegen, wolle er ir woll gel 
geben, als ihm nit willfahren wollen ſei er wiederumb von ihr verjchwun 
den, gangen (bier fehlt ein Blatt) — bei dem NRunenbihrenbaum im Wyeufen 
thall beim danz gewefen, gefien, trunfen, aber fein Hagel gemadht, “auf den 
Flachenberg geweien. Vieh und Menſch geichlagen. 


11 


Vrgicht vnd Bekhandtnus Agneſa Bürlingerin Hans Georg Hart 
manns von Wurmblingen verlaſſene Wittib. Amptman ꝛc. wie oben 
23 Juli 1601. 


Zeigt an, fer ungefähr 2 Jahr, feifie ihrem hauß in der Kudin g 
weſen und aufgejpillet. im jelbigen einer in grienen flaidern zu ir fonme 
fi) Gräßle genänt, vnd fie gefranet, was fie thie oder mache? fie ihme g 
antwort: nichts, ſehe es wohl. er ferner mit ihr geredt: fie joll bei ihm Mi 
gen, ihme geantwort, thie das nit, lige bey leynem Man, aber endliche 
in der Suche bei ihme auf den herb gelegen. Nach verrichter ſachen hab 
fie wohl empfunden, das fie betrogen worden und mit wie ihr Man ge 
weſen jonder falter Natur. Uber 3 Tag fei er zu ihr in khuſtall kommen 
damals feines willens gepflägt, hab Gott u. j. mw. wiewohl fie es nit thur 
wellen, bat er ir geantwort, fie müeſſe es thun, fer ieztmal fein, — hal 
ihr befohlen altes beſes. Crftlih ihr roß geritten, der beſe g. hab fi 
ſelbſt hinaufgeſetzt, das es geftorben. Vieh geichlagen. Veim Nunenbiren 
baum auf dem Tanz geweſen, alles genug ohne brod und ſalz, gehabt eine 
Geiger, guten Muth gehabt, herumber geſprungen, jet ein Regen gemad 
worden, jo aber keinen ſchaden gethon. Tarbei ift geweſen das Appele u. ſ.r 
tem Theuß Khoppen, des Schmids Weib hab ihrem Man ein Et in d 
T. N. geben, alſo da3 er das Xeben darüber geben müflen. 


12 


Vrgicht vnd Bekandtnus Anna Lenzin Bekhen witib zue Frome 
hauſen vor denſelben 23 Juli Anno 1601. 

Zaigt an, das vngef. bei 14 J. als ſie in der ſtuben geſpunn 

ainer in grienen kleidern zu ir kommen ſie vermeindt ſei ein rechter Man 

habe er ihr zugemuthet, ſie ſoll ſeines wüllens pflägen vnd ihm anhungı 





441 


er wolle ihr wohl beifen. hab fie geantwort: fie bedarf keines Manns mehr, 
hab Manns gnueg ghabt. endlichen feines wüllens auf dem boden gepflägt, 
hab gleichwohl empfunden das es kalter natur. Ta jey fie ybel erichroden 
über 8 Tagen abermals (jo) babe damalen auf fein Geheiß ſich Gott vnd 
aler hailligen verläugnet vnd ihm aljo gewilfahret. Hab ihr ein fteden 
geben Lich und Roß damit zu Schlagen. Einem füllin über dem rüfhen 
mit der hand gefahren, als fie den Lehre ausgefeget und es zue ihr in 
ds haus khomen, das c3 geftorben. 

Im Elbenloch jeien fie in 14 J. 3 mal zujammengelommen gegen 
eben) und tags einen tanz gehalten, jeien ir vill geweſen, gezecht, filber 
eher und anders gehabt, cine fremde habe den hagelhafen vmbgſchitt, hab 
Redden und haben erjchlagen und hete jie mit jo ftarf wegen der 
jungen vnd kleinen finder darfür gebeten jo were alles 
derderbt worden. 

Dagel gemacht auf der Weylerburg. Item Michel zug ein jchwarz 
lin, jo er minchen laſſen al3 es yber dem brunnen getrenft mit der 
bend über den Rüken abgeftrichen, das es geftorben. 

Vij Freytag den 27 Juli anno 1601 feind dieſe 7 heren verbrendt 
zuden. 


13 
Legicht vnd Bekandtnus Agatha kann; Leinſin Witib burgerin zu 
Xrtenburg Iſt auf Montag den 22 Auguſt 1601 gefenklich ein= 
izegen vnd peinlich gefraget worden (in Gegenwart der Obigen.) 


Zaigt an, ſei unger. bei 6 Jahren, ſey er zu ihr in ir haus kommen, 
&3 fie wellen Die ſten hinaufgchen, jei er grien gefleidt gewejen, fid) ge: 
randt Khartunkhen Khechele, fie gefragt was fie thiche, fehe wohl jet be— 
SEect, cr wolle wohl ihr darab helfen ab ihrer befyimmernus, warn fie 
\rts wüllens pflegen welle, das jie vamalen nit glei) thuen wellen, jei er 
"kt fortgefahren. pber’? Tag ſei er wider in ihrem haus zu ihr font. 
“se ihrer Kamer, Darüber tie abermalen angejprocden, ſoll thun was 
Tree, had ſie es vor der Gamer heraujier endlichen mit ihm jeinen 
ulen rollbracht, da hab fie befunden, dag er kein natürlicher Man jonder 
F Ratur geweſen, ſeye erſchrocken, geſagt fie müß ſich Gott vnd aller 
billigen verlaignen, welches fie dan gethon. Vieh, Kinder angehaucht, auf 
den Rülen geſchlagen. Sei vor 5 Jahren auf der Weylerburg geweſen, 
En darunter geweſen mit guldinen khetinen, haben fleiſch, brattes, wein, 
cber kin brod vnd ſalz gehabt. 





142 





Dieſe 18 Vrgichten find aus den Driginalacten ſelbſt gezogen worden. 
Die nachfolgenden auß dem Manufeript des Stadt- und Domcaplars Le 
renz Lang zu Rottenburg a. / N, der fie aus Driginalacten außgehoben, die 
dem Herausgeber unerreihbar waren. Tas beiagte Manufeript führt die 
Aufſchrift: Neue Unterfuchungen über den Aberglauben des jechszehnten und 
fiebenzehnten Jahrhunderts in Beziehung auf Magie, Beneflcium, Seren- 
werfe zc. erhoben aus merkwürdigen Hegenprocefien und Altenſtücken dur 
Lorenz Lang, das eine Menge gelehrter Gitate neben manchen lühnen 
Anſichten enthält. 


Im Jahre 1595 wurde die exrfle einer ganzen Reihe Weiber einge 
zogen und den 19. 20. 21 Juni gütli und peinlich egaminirt. Berhär 
rigter waren Andreas Laux Amtmann, Matthäus Vogel beide bei dem 
Rottenburger Oeſterreichiſchen Gerichte Ratsherren. 


14 


Magdalena N. von Rottenburg befannte fi ſchuldig: 


1. Bor 10 oder 12 Jahren wäre fie von ihrem Manne, der betrunten 
nah Haufe gefommen Hart angefahren, mißhandelt und gar gefchlagen 
worden. Traurig und voll Unmut dahergehend habe fie den böjen Feind 
bald darauf gejehen, welcher, ſchwarz gefleidet, ſie verführt habe feines 
Willens zu thun, wofür er ihr einen vermeintliden Thaler, der aber nur 
ein Scherbe gewejen, gegeben. So jet er mehreremal gelommen und habe 
fie endlich fo weit gebracht, daß fie Gott und allen himmlischen Heere ab» 
gejagt. Ber Böje nannte fi: Elzebod. 

2. Sie habe vor 8 oder 9 Jahren in diejes Elzebods Namen eine 
Kuh mit einer Rute — 

3, Vor 6 I. eine Kalbin mit einem Stellen — 4. Bor 4 J. ein 
Schwein mit einem Etefen — 5. ebenjo ein eigenes Pferd mit einer Rute 
neihlagen, jo daB alle Thiere geftorben. 6. Als fie für ihren kranken 
Schweſterſohn eine Rindfuppe gekocht, jet der Elzebock in die Küche ger 
tommen, habe die Euppe angerichtet, allo daß der Bub nah 3 Tagen ges 
ftorben jei. 7. Der Böſe habe fie vor 2). ineiner mondhellen Nacht aus 
die Schütte geführt, wo ſich noch 9 bis 10 andere Weiber eingefunden und 
mit Trinten und Tanzen erluftigt hätten. Sie ſeien Willens geweſen in 
den Echloßkeller zu jahren, aber vorher heimgegangen. &. Um dieſelbe Zeit 
bei nächtlicher Weil feien fie ihrer 5 am Brunnen beim obern Thor zu 
jammen gefommen, aber weil es bald Tag geworden, unverridhteter Dinge 
außeinander gegangen. Mitſchuldig ſei das Heinrich Agnesle; dieje wurde 
fofort vorgeladen und inquirirt, 


113 


15 
Das Heinrich; Agnesle. 


Am 21, Juni gibt fie an: Bor ſchon 20 J. jei der Bojſe, der ſich Meifler 
Hemmerlin genannt im einen Wald zwifden Riebingen und Duflingen 
u ihr gefommen und habe fie verführt und beredet Bott und allen Heiligen 
abzujagen, fie habe es bald bereut und um ihm los zu werden ſich wer» 
heiratet, nichts deitoweniger jei Meifter Hemmerlin immer wieder gelom ⸗ 
men. Da fie weiter michts befennen wollte, zog man fie auf, worauf fie 
belannte, daß fie durch Anhauchen, Vetaſten und Druden drei Kinder franf 
grmadt vier Stud Vieh getötet habe. Sei mit mehreren Meibern in 
den Tannen bei ſtallwell zuſammen gelommen two fie gegeſſen, getrirmten 
und gelangt habe. Ferner habe ſie mit etlichen Weibern im Spital Bes 
fuh gemacht, einmal in des Spitalmelfters, dann in ver Pfrüindernftube, 
mo ebenfalls gezecht und getanzt wurde, 


16 


Margaretha N. 










or 2 Non dem Melsbäbt at 






en getroüen, dar ih Grele 







ven Ta lie 
wo ſie ĩich 
ein 





er jpater ber den Kreu 
3 Gert end alle Deilige abichwor. Nun 


Weije getötet zu haben. Zu 








aut beta mit andern 







qhuttheiijen Haus berm Tanz meer. we- 





3 Boie abgeholt habe, 
wurde auch 


17 





3 ds Piründners Danien N 1, welt angab 





ib eingez 





a in ichwarzen Kleidern Namens breite ſei vor ungeiahr 
Abweienheit ihres Mannes, da fie eben etwas bijaht geweje 

-claitammer gefonmen, habe fie beredet feine 1 zu 
und feine Heiligen zu verleugnen und fie hatte das auch 
ici bald nachher ihr Man und fie 
echt geweien aufs Neue gelte inmal habe fie mit an 
WWeibern im Spital Zufammenfünfte gehalken, mit Gfien und Trinken 
ch gethan, man habe jilberne Peer, Braten, Fiſche und andere 
















wider abe 


















144 





Speiſen, ausgenommen Brot und Ealz gebradt. Eine noch zahlreider 
Berfammlung fei jpäter im. Schloßgarten zufammengelommen, wo ma 
Iuftig herumgetanzt habe, fünf Stüd Vieh feien von ihr in des Fäfe 
Namen angegriffen worden. Endlich habe fie einer Berfammlung auf dei 
Weilerburg angewohnt, wo es mit Efien und Trinfen luſtig gehalte 
worden. 


18 
Am 4. Juli wurde die fog. Fuchsanna zu dem Geftändnis gebradit 


‚Ein gewiffer Greßle in ſchwarzer Kleidung habe fie, als fie vom 
Rangendinger Markt traurig heimgegangen ob des geringen Erldſes af 
der Katzenſtaig wegen ihrer Traurigfeit angeredet und ihr 10 fl. ver 
iprochen, wenn fie feines Willens thue und Gott und feine Heiligen were 
leugne. Sie babe es gethan und das Geld von ihm in die Schürze fe 
lommen, aber als fie e8 fpäter näher betrachtet habe, feien e8 nur Hafew 
ſcherben geweſen. Dick war vor ungefähr fichen Jahren. Sie erzählt dem, 
wie fie in de3 böſen Namen einige Leute franf gemacht, ja ſogar ihrer 
Söhnen etwas, das Pfeffer ähnlich gejchen, gegeben habe, wovon fie ge- 
ftorben. Letztlich erwähnt fie zweier Zuſammenkünfte mit andern Wet- 
bern im Spital. Sie als Käſehändlerin habe Käje gebracht. 


19 


Melchiors Margaret befannte am 5. Juli: 


Daß, als fie im Weihnächtle (ihrem Weinberg) traurig wegen ihreß 
mit ihr nicht im befter Ehe chenden Halbblinden Mannes gewejen, art 
Mann Namens Kranz Aberlin in ®eftalt eines Schäfers zu ihr gekommert 
fer, fih mit ihr vergangen, ihr aufgegeben Gott und fein himmliſches Here 
zu verleugnen, und ihr befohlen habe, ihrem Manne in des Böſen Namen 
ein Wulver um die Augen zu binden, damit er ganz blind werde. Dog 
fie aber letzteres erſt gethan, als derjelbe jchwarzgeffeidet zu ihr in Wie 
Kammer gelommen und ihr von Neuem zugejproden habe. Ahr Manz 
jei richtig erblindet. Das jet vor ungef. 9 Jahren gefchehen. Jetzt Tommi 
eine Reihe von Bekenntniſſen, daß jie theils Leute frank gemacht, theils 
verichiedene Hausthiere in des Böſen Namen getödtet habe. 


Bon Jahr 1595 haben wir nur obige 6 Protokolle aufzutreiben ger 
wußt, obwol ganz beftimmt eine gröflere Anzahl Perjonen eingezogen und 
wie dieje zum Feuertod verurteilt wurde. Im kommenden Jahre 1596 


145 





Find wieder die beiden Verhdtrichtet Andras Laus und Matthäus Vogel 
m ollm Unterſuchungsprotolollen genannt. Die vorhandenen Akten ber 
innen mit dem 18. April. 


20 
Die Schtweiper Ugnes ſtand an diefem Tage vor Gericht. 


| Diefe gibt ar, als fie noch im Gefängnis gelegen, fei zu ihr ein ges 
wifer Blaufüißle gelommen, der ihr verſprochen habe, fie aus der Befangen» 
KSaft zu erlöfen, wenn fie feines Willens pflege, wozu fie ſich auch ſogleich 
terflanden habe, Später, als fie zu Haufe im ihrer Stube geweſen, jei 
Berfelbe wieder zu ihe mit demfelden Anfinnen getreten, und abermals jei 
fe üben zu Willen gewefen. Einige Tage nachher habe fie im der Nacht 
mögen 12 und 1 Uhr von ebendemjelben, der Raibleslena, der Kaipferr 
laa und de& Kandles Hanneslins Weib einen gar unwerten Beſuch er» 
Ballen, den fie nur durch gemwaltiges Schreien vertrieben habe. Nach 
R Tagen feien genannte Weiber ohne jenen Gefellen wieder zu ihr ar 


Kam daß fie dieſelben angere 









Nand 
titag 
uch 





gen habe, auch 
Vich von ihr getötet worden. Ginigemal fei fie auf der Weiter 
u. 








16 


burg und in der Dölle beim Tanz und Zechgelage gemejen, U 
lezterem Ort habe: man ein Donnerwetter gemacht u. j. w. 


22 
Die Knipferlena wurde den 26. April verbört: 

gibt an, der Mann, welcher vor.4 Jahren in der Erndtezeil zu ihr ge 
tommen, da fie eben traurig gewejen und Garben heimgeführt, babe fid 
Häfpelin genannt, und fie aufgefordert jeines Willens zu pflegen, Gott um) 
alle Heiligen zu verleugnen, wozu fie ſich endlich auch verftanden. Auc— 
fie geſteht Kinder und Erwadjjene krant gemacht und ieh getöte zı 
haben. Einmals, erzählt fie, als fie ihrem Adersmann habe Wein bringes 
wollen, diejer aber wegen anhaltenden Negens ohne zu pflügen nach Haus 
gefohren jei, habe fie den erwähnten Häſpelin angetroffen, der mit ihrnad 
Haufe gehend den Wein getrunfen und ihr einen Hafen mit dem Yuftray 
gegeben habe, jochen umzumerfen, was fie auch gethan, worauf ham 
wie fie bemerkt habe, ein gewaltiges Donnerwetter entitanden und bad 
irgendwo, fie wiſſe nicht wohin, eingefhlagen Habe. Als Mitſchuldige Mb 
fie eine gewiſſe Margret an, die auch jofort am gleichen Tag vernomme 
wurde.» Man nannte fie nur 


25 
Die Letfchegret; die gab an: 

Der Mann, welcher fie verführt habe nenne fi) Doktor Birivar 
und ſei von Tübingen, Habe ſchon mehrere Weiber, die traurig und * 
Verlegenheit gewefen. getröftet und ihnen Geld gegeben. Auf dies Us 
finnen hin, Gott und feine Heiligen zu verleugnen, Habe fie gefragt, warums 
und zur Antwort erhalten, es fei nicht Alles jo, wie man von Gott jag 
Derjelbe Doftor Virivanz habe ſchwarze N leider getragen und fie beia 
Voller Räppele — fpäter auf dem Martinsberg getroffen. Bon große 
Wettern und Wettermachen gibt fr ein Mehreres an, jowie auch, dak | 
Menſchen und Vieh Schaden zugefügt. Lang jagt von diefem Weib: 1 
ſchlau und verfehlagen dieſes Weib geweſen zu fein ſcheint, tonnte fie dor 
nicht umhin einige Mitjguldige anzugeben, was zur. Folge hatte, dm 
am 3. Mai eine gewiſſe 


24 
Elifabet, Sieberlies genannt, ins Verhör genommen wurde. 
Ihr Mann, jagt fie, fer ein Feldſchutz geweſen und habe before 


Jar 


im derbſt zur Machtzeit Hüten müffen. Während der Abweſenheit ihres 
Monues jet vor 9 Jahren ein gewiſſer Brehle zu ihre gelommen, habe fie 
berfühtt feines Willens zu fein, und fie vermodt Gott und feine Hei» 
fen abzujtwören. Er jei grün gefleidet geweſen. 5—6 fälle zählt fie 
af, mo fie Menſch oder Vieh geihadet. Wie leihtweg man aber wer» 
firt hat, geht daraus hervor, daß fie Thon ein Jahr Früher che fie mit 
Orchke belaunt wurde, nach feinem Auftrag, einem Kinde das Fühlen ver 
habt zu haben angibt und man «5 geduldig protofollixte. Am 7. Mat 
Ad die berlichtigte 


25 


Naibles Lena vor Gericht. 

Dice bekannte, vor ungef, 10 Jahren jei ein gewifier Grehle, als fie 
grade wegen ihres Befindes unmillig umd verdrießlich geweſen jei, zu ihr 
it Oietlein an der Scheuer gelommen, der fie zu ſeinem Willen gebracht, 
ud oh dazu derfeitet habe, Cott und feinen deiligen ahyufhwören, was 


ner zu Herzen gegangen ſei. Bor 










einst wegen ihres Sohnes ſehr betuinmert geweſen, 
hinauf ge 









be Gott und 


wo he Mens or. 
H auis Land und Die erite welche in die Stadt 


Barbara N. von Hattingen 





betanute am CO. Mat: daß vor ungeiahr S Jahren se 


2 umd betrübt im den Wald gegangen, um Holz aufzulefen, ein 








148 

Mann in ſchwarzen Mleidern zu ihr gefommen, ber Verbotenes von ihr 
begehrt mit dem Verſprechen ihr Geld zu geben. Sie habe ſolches gehen 
md auf fein dringendes Anſuchen endlich auch Gott und alle Heiligen 
verleugnet, woflit fie einen Dreibähner befommen, der Mann habe fid) 
Lederlin genannt. Sie führt nun eine Menge von Fällen an, wo fie Mens 
Ähen und Vieh Schaden getan haben will. Namenttid) gab fie ſich auc 
eines Kindsmordes ſchuldig. Sie habe des Schligen ſtonrads Frau in bem 
Kindbette befucht und dem Mind das Hirn eingebrüdt, Nicht minder habe 
fie einem andern ind zu Thatlfingen die Seite eingedrüdt. Ferner er 
mwähnt fie einer Zufammenkunft auf dem Bofenharbt, wo fie in Gemein 
{haft von 12 Weibern gegeht und getanzt, auch geholfen Wetter machen. 
Bei diefen Unterhaltungen und auch einem Tanz auf dem Martt traf fe 
miehrere Weiber, aud) drei von Thailfingen, 2 big 3 von Hailfingen, eine 
von Altingen und eine von Bonborf, die fie alle namentlich anfhrte. 


28 


Am folgenden Tag wurde wieder eine Hailfingerin Elifabet R. 
vorgeführt, 


dieje gab an, ein Mann in Bauernkleidern fei zu ihr gelommen wucd 
habe fie aufgeforbert feines Willens zu thun, was fie auch nicht abgejihlagem 
Habe. Er Habe fi) Melder genannt. Werner gibt fie am, Leuten umi® 
Vieh Schaden zugefügt zu haben und auf Hegentänzen geweſen zu kizz- 
Sie hätten Reifen und Wetter machen wollen, unter den fremden Weiberzs 
feien 3 von Wendelsheim gewejen. Brot und Salz habe gefehlt, ales 
Undere fei im Ueberfluß vorhanden geweſen. 

Am 28. Mai wurden zwei Weiber verhört, eine von dailfingen 


29 j - 
Des Kanders Catharina. 


Johann Georg Hallmayer, Amtmann, vermehrte durch feine Ant 
weſenhen das Perfomal der Unterfuchungsriöster. Diefe fagt, cs fi a0 
Gefele in ſchwarzen Meidern mit breitem Qut’zu ihr gelommen, Haß 
fie zum Böfen angefogten und als fie darin eingewiliget, habe er we 
Tangt, fie ſolle die Muttergottes und alle Heilige verleugnen. Cr habe IF 
einigemal zum Tanz und Zechen in den Hirzſtall abgeholt.” And IE 
hat Wetter gemadt und Menſch und Vieh gejhädigt. Die andere 


10 


30 


Hans Rellers Wittwe von Schwaldorf, genannt Beiterin, gibt am, 
fr feivon dem Berführer, der Bauernlleider getragen, zuerſt auf der Steig 
Negen Rottenburg führe angerebet worden. Cie habe fi) vom Geld anloden 
laſen und habe endlich, trok alles Wiberftrebens Gott und alle Heiligen 
verleugnen muſſen. Sie erzählt nicht minder von Beſchadigungen, die fie 
Venjd und Vieh zugefügt. Imsbejondere betont fie zwei glänzende Zur 
Ammerkünfte auf der Weilerburg, wo le dem Meidern nah recht hohe 
un vornehme Perfonen angetroffen und ſich im Gfien und Trinfen bei 
Feilh, Wein, Hühnern, Broten gar weldlich gehalten habe. Dabei wurden 
Better gemacht. 





31 
Ci 30. Mai ſtand eine Schwaldorferin Namens Barbara vor 
Gericht. 
Dirie gab vor, daß dor ungef. 9 Yahren, da fie ins Gras gegangen 
ihmar en zu ihr tunen rap Fe feines Willens 
hin Geld in m Vapier gegeben habe berna 
fünicherben geweſen jetene Sie hat M 





» 


cenden Tag gab cine andere Barbara von Haltiinzen 


e Genannten von einem M 












; auch fc. wi 
jei. Nur will fie bemerkt haben. 
t babe. Yang jagt: ‚In der An 
und Thieven’a 
bat machen. dat 
34 allen Reden ſcheint se eiue 






un 
& Uebel 
an und 
dr, bringt 











berumgszogen it, denn bei den Tanzen, Die fie 
lert fe ſich ihres Freundes, der cin Bettelbub und ne 
eijer war, einer Bettelfrau, Leute die auf dem Yande 
im.“ Endlich erfährt man, daß, als fie einſt zu einem 
amelt geweien, Leute dahergefommen und fe dadurch 
Bing worden jeien. 























33 


Am 1. Juni wurde eine Schwalderferin Namens Margaret vor 
genommen. In ihrer ganz Furzen Angabe erzählt fie: Gin Mann Nas 
mens Grehle in grünen Kleidern und mit Geißfühen, habe fie ſchon vor 
12 oder 13 Jahren zum öfen verführt, fpäter veranlaßt allerlei Unbeik 
anzuftiften, Wetter zu machen ı. Sie gab Niemand an. 


34 


Den 5. Juni fan cine Beitlerin Margret, genannt das Frange⸗ 
weibfe, von Schtwalborf, vor Gericht. Diefe befennt, cin Mann in grünen 
Hofen, Namens Grehle, habe fie dor 5 Jahren verführt. Sie erzählt von 
Tänzen auf der Meilerburg und Zufammenfünften, auf benen fie bie 
Squitheiſſin von Schwaldorf gefehen Habe, ferner von Behgelagen, den 
gewöhnlichen Schadenanrichten und Wettermacen, mit bem Beifligen, dab 
man das Effen und Trinfem, Tiſche und Vecher von Mottenburg auf bie 
Weilerburg gebracht habe 


35 und 36 


Die Dorothea von Schwaldorf, die am gleihen Tag vernommer 
wurde, will den Mann, der fie verführt, in ſchwarzen Meidern geſchern 
haben. Er veranlaßte fie, nicht blos Menſch und Vieh zu ſchaden, fonderser 
auch ihr eigenes dreijährige Kind zu töten. Sie war ebenfalls auf dee 
Weilerburg. Nach ihrer Angabe verführte Grehle aud) eine Schuhmaqheria. 
Namens Anna, von Weitingen, welche am 6. Juni verhört wurde. Dieride 
mal trat Grehle in weiſſen Kleidern auf. Zu der genannten Anna, de@ 
er auch Geld verſprochen, kam er meift im Wald. Die Tänze funde® 
nad, ihren Angaben im Romelftalt fiatt. 


37° 


An demfelben Tag wurde auch die Schultheifſin von Schwaldorf, Ce— 
therina, vernommen; diefe gab an, ein Manır in ſchwarzen Kleidern, ber 
ſich Luget genannt, fei zu ihr auf dem Felde gefommen und habe fie vere- „ 
führt. Außer einer Zufammenkunft auf der Weilerburg erinnert fie — 
einer im Muhlhaldele beim Unterholz; zu welcher ſie aber zu fpät * 
lommen ſei. 

Endlich wurde noch an dieſem Tag eine Frau von Schwaldorf verhärt: 





151 


38 


Des Schlepphanfen Merga, welde erzählt: 


Bor ungefähr 20 Jahren habe fie ihr Teictfinniger Mann treulos 
derlaffen, ohme fich zu kummern, wie fie die 7 Heinen Kinder ernähren 
und erziehen könne. Da ſei zu ihrer tiefen Trauer die befannte Theues 
tung ausgebrodien, wo das Malter Korn nun fnfthalben Gulden geloftet 
hate. In einer jchlaflojen Nacht jei ein Mann zu ihr gelommen und habe 
iht Geld verſorochen wenn fie ihm zu Willen fei. "Sie habe eingewilligt 
und jpöter ſei der nämliche, als fie im Walde Erdbeeren und Holz; ge 
femmelt habe, wieder einigemal zu ihr gelommen und habe fie zu einigen 
Lenzen geführt, 

Weitere Protofolle find von diefem Sommer nicht vorhanden, viel 
mehr fieht auf der Müdjeite aller der Prozeſſe vom Nr. 20 bis zu diefer 
8. 38 ‚ond vff Zinftag den 11. Amy anno verbrannt worbien,” Vom 
Nahe 197 finden fidh feine Alten vor. Dagegen ftand 1598 am Ichten 
Olisber vor den Verhörrichtern, Schefterlin und Bettling, beide Mits 


Rats: 





39 


Margaret N. aus Bieringen. 





ch einen Mann, der Grehle 
muß der. bekannte 
Unmut des Weibes. 
ſchen und Thieren geichadet 
nermachen geholfen, erzahlt fie 





Jahren hi fie 2 









und beim W 
Yang 

fingen war das Jahr 1509 beſonders ge— 
e fam vor Gericht Von den Prototkollen waren 
10 auizufinden. Aus ihnen erhellt, daß in Gegen: 
sheren, Hans Ulrich Gemverlin 



















5 und der beiden Mal 





19 


tberina N. v. Hirrlingen vorgenommen wurde. 





—lautet ganz wie Die vorigen, nur erfährt man nicht, 
geheifjen. Yang erwägt: da er aber ganz 5%, wie 
Geid verſprach u ſ. j wind cs wol wicder ter ber 








* machte, 





152 


ruchtigte Greßle oder einer feiner Freunde geweſen fein (— Bon denen en 
in ber Epifrife diejer Fälle nachzuweiſen jucht, daß es Studenten von Tü 
Bingen gewejen.). Neu ift in diefer Reihe das Belenntnis des genannter 
Weibes, fie habe bei der hl. Communion die Hoftie aus dem Munde ge 
nommen und nachher in die Erde an unreinen P lägen vergraben. 


4 


Arne N. von Hirrlingen, gebürtig von Burladingen, 
am nämlicen Tage vernommen, befannte ähnliches, nur gab fie an, bah 
fie. die Hoftie fünfmal aus dem Mund genommen und in den: Dfen ge 
worfen habe. 

Im folgenden Jahr 1600 gab es cine Neihe von Unterfuchungen, 
die den Weibern von Hirrlingen galten Gin vorliegendes Protololl en 
wahnt eines Wagners Weib, der Ehefrau eines Michael Yaut, einer Cu 
thatina Burt, Jakob Veljers Witte, genannt das Echmiblätterle, ds 
Haugen VBabele oder Georg Schweihers Wittwe und Elfa, Georg Shr 
madhers Witte. Diefe Bejduldigten wurden ſchon im Jahre vorher ft 
Hirxlingen verhört und dabei eine große Anzahl Zeugen vor eladen, welt 
allerlei, faft lauter unerhebliche Dinge, vorhrachten. So gibt der Wapnt 
vor feinem Weibe an, daß er, weil feine Frau der erwachſenen Todier 
BiterS gedroht und dieſe enblid) unerwartet ſchnell fran! geworben fei, nit 
anders glaube, als daf die Mutter ihr eigenes Kind, feine Tochter, krank 
gemacht Habe. Von einer andern geben die Zeugen aus, man habe fit 
im Felde gejehen und dann ſei fie vor Aller Augen plötzlich verſchwunden 
Ber in Hirrlingen glaubte, Unglüd oder Schaden erlitten zu haben, trak 
als Mäger auf; was zur Folge Hatte, dab man endlich alle Verdächtige 
nach Rottenburg brachte. Die Weiber leugneten ſtandhaft und geftanden 
erft auf der Folter. Diß verzögerte die Unterfuchung jo, dak die mein 
erft 1601 verbrannt wurden. Längere Zeit, fährt Lang fort, ſcheint jenl 
Ruhe eingetreten zu fein, wenigftens haben wir feine Schriften auffinden 
tönnen, die weitere Unterfuchungen ausſprechen. Indeh trug man fi 
immer, namentlich in Hirrlingen, mit Verdachtsgrunden, dat dieje abet 
jene eine Hexe jei, bis endlih nad ungefähr 7 bis 8 Jahren 2 Weiber 
wirtlich eingezogen wurden. (3 waren: 


42. 43 


Jacob Eifäffers Frau und weil. Hans Schweißer Wittwe. 
Unter allen Proceſſen und Unterſuchungen ſcheinen diefe die genauchen 
zu fein, daher wir jie eiwas ausführlicher geben werden. 


153 


Rad einem Schreiben des Junters von Om, vom 7. Auguft 1000, 
hab ex fi, dal; bei einer Hochjeit des Eljäffers Frau neben Jacob Belfer, 
Ehmide Weib zu Tiſche ſaß, plöplih eine Muskatnuß herauszog und 
ton derfelben in den Wein ber Schmidin ſchabte. Lehtere trant, veriplitte 
auf) weiter nichts bis fie Mbends auf einmal totkranft wurde. Bor 
Etmerz ſchtie fie laut auf und wieberholte beftänbig den Begicht: Des 
Yuıb Elſaſers Weib Hat mic umgebracht! Kurz hernach verſchied fie. 
An ihtem Arm wollte man die fünf Fingermale der Elſaſſerin deutlich, 
rennt Haben. Zur mämlihen Beit, erzählt des Junlers Schreiben weiter, 
Aapte der Wannenmacher in Hirrlingen, dak Agnes, bes Hans Schweihers 
Witwe ihm Kleien fir Seylinge gegeben habe. Er habe dieſe Kleien 
dam den Schweinen gegeben und dieſe ſeien Jogleih daran geftorben. Er 
Miße dekhaib dieſe Agnes als Here anlagen, Um 11. Aug. wurdeu 
dem auch diefe beiden Weiber gelänglich eingezogen. Die Elſaſſerin war 
Man alt Als man fie gefangen nehmen wollte, war ch Mitternacht von 
br, ihon giengs auf 2 Uhr, da man an ihrem Kaufe podte und bie 
— Familie gewedt ward. Das Haus war mit Wachen mmitent 

die Frage ds Haurvaters zum Fenſter I, man 
die verrujene Here nad 












Kolben, da 





nom, 


ar. 


Jareh, du weht, wo des Beta 





uniern si bitte bönndees Km Dein un 


leider hatte fie ih 















Se beiden 
ara Yathile und 









ar sum. . V. Mare. Hi 
tr. letlich bad mi 


wurden Bit antlich 
leine konnte aber 


ir dieie!be 





> Tom 
edoch Ähen wider 








— 


auf den lommenden Vormittag ins Verhör gerufen wurden, erfchralen fi 
zu ſehr vor der bevorftehenden Tortur und geftanden einige Anllagepunlle zu 

Die Eljäfierin bekannter vor ungef. 20 Jahren, als fie nod in 
Witwenftand gemejen, jei dreimal der Verführer (auf ihren Feldern, au 
einer Wieſe und im Weinberg) zu ihr gelommen und habe fie beichlafen 
Alsdann gibt fie mehrere Falle an, wo fie Menſchen und Thieren geichabe 
habe. 

Die Schweitze rag neſe befannte: daß, als fie einft nach Motten 
burg gegangen, um bei ihrem Vetter, dem Henlerwolf, zwei Gulden jt 
entlehnen um ihr zuvor verfauftes Aeckerlein wieder einzulöfen, fie, (wei 
der Vetter ihr nichts gegeben), traurig heimgegangen, und auf dern Kahen 
fleig einen Mann gefunden habe, der fie getröftet und ihr Geld ange 
boten, wenn fie ihm zu Willen fei, was fie auch gethan, aber ſtatt Gelt 
Habe fie nur Nofemift erhalten. Nachdem man fie wieder aufgezogen, 
befannte fie weiters: Der Borführer heifje Grehle, habe fie geswungen 
Gott und alle Heiligen abzufhtwören. Zwei Fälle ment fie, wo fin 
Thieren geſchadet. Am nämlichen Tag, Nachmittags, bekannte die Elſaſſetia 
gütlich weiters: 

Daß fie mit dem VBerführer bei mehreren Tänzen geweſen, gegeflam 
getrunfen und mitgeholfen Habe, Hagel zu fieren. Die befannte Muster: 
nuß fei ein ihr unbefanntes Kügelein geweſen, das ihr der ſchlechte Man 
gegeben habe, um damit den Leuten zu fehaden. 

Das harinädige Leugnen diefer Weiber mochte die Verhörsmännen 
ſehr unmillig gemacht haben, fie ſchrieben nach Hirrlingen an den Remt- 
beamten des Junkers, daß es jehr langſam gehe und man hätte dor! 
ſchon der Sache näher auf die Spur gehen follen. In dem Rüdjereiber 
entfehufbigt fi) diefer, dab er gewiß und überzeugt fei, dieſe Weiber 
feien Seren, er Habe fi) doch an den früheren nicht getäufgt und fa 
werde auch hier noch die Wahrheit entdedt werden. Zugleich legte ei 
Zeugniffe und Facta gegen die Schweißeragnes in Menge vor, denn half 
Hirrlingen erhob fh mit Anfculdigungen wider fie. Das geſchah van 
25. auf den 27. Auguft. Um der Unterfuhung ihrerfeits ein Ende z 
machen, befannte endlich Barbara, des Eljäfjers Weib, noch auf gutliches 
Befragen drei Stucke, mit der Erklärung, daß fie jezt gewiß nichts mehr 
wiſſe. Dagegen wurde die Agnes am 29. Auguft vorgerufen und ber 
tannte, vorerft gütlich, daß fie drei Schafe geſchlagen, aber nicht getötel 
Habe. Nun las man ihr die Schreiben aus Hirrlingen vor, worin land, deh 
ihre eigenen Kinder gegen fie geflant haben. Sie blieb ſtumm, und al 
man fie abermals aufgezogen hatte, erflärte fie blos, fie habe alles ber 
fannt und wife nichts mehr. 


155 





Um lezten Auguſt las man ihnen die Protololle vor. Sie bejahten 
As und wurden no an demjelben Tag zum Tod durd das Schwert 
und nachherigem Berbrennen der Leichname verurtheilt. Gelaſſen ver · 
ahnen fie den Spruch. Die Elſaſſerin verlangte nod dor ihrem Tod 
mit ihrem Dann und den Kindern zu ſprechen. Den 2. Septbr, fand 
Ye Hinriätung ftatt®). Der Konto des Henters, den dieſer an den Junter 
vn Om einteidhte, lautete alfo: 

Rem die zwei Meiber zu Hirclingen zu 


htm, von jeder If. 80 Mr. 2. 2 Bf te Sl. 
cs Ren 
Me Lißampeer: 2 jeans. aaa ee 
We Laien u na ne 
firdie Ehafl .. . 2.2... ine 


für rt, Haue und Bill ..2:.—.30,. ” 
em vor die Aſche zu begraben . .— „19 „8 „ Lort 
Einen äußerft wichtigen Auszug unſeres Gewährsmanns aus einem 
Üiredfe, der im Hofrat von Egarſshaufen Entdedte Geheimniſſe der 


v hen bei Joſeph Lentner 1790 Zeite 110 4, eitirt if, 









uch a 





Here aufgenommen 
der fie denn auf den Herentanz geführt habe? — Die alte 
habe fie abgcho't und fie ſehen darn mit einander auf den 













durch die Luĩt ge⸗ 
Sie ſeien jun tterlen 
trittlich (hrittlings) auf den Wein geſetzt und fo 
a’ den Tanzplat, gelommen. 

17. Ob fir alfo nicht durch die Luft gefahren ? — Keinesweg— ch 
t fan man ohne die Salbe nicht fahren: auein von der Salbe 
brauh machen. 

Inauiiitin auf dem Herentanz geſehen habe ? — Tie Heren 
Vublteufel 

Ob fie auch einen Buhlteuiel betam? — a! fie belam den 





gen, ob fie dann auf 





zangen, 














—will fs dadurch ſagen? — Es war halt nad ein junger 


juchung und Hinrichtung tofteten den Junfer von Co IHM 








— 


21. Was denn dieſer Buhlteufel mit ihr getrieben? — Er Babe 
im Beifein der Uebrigen fleiſchüch mishraucht. 

29. Ob fie ſich dann vor bem Teufel nicht geforchten habe? — Re 
5 war ja nur der Burhlteufel. 

23, Ob cs den einen Unterfhieb dwiſchen dem Bubftenfel und d 
andern Teufeln gebe? — Freilich! Der Buhlteufel fei fein vehter Teuf 
ſondern nur ein Herenbuhl, fowie der Rohige, der des alten Fimm 
peterles Sohn ift. 


44 und 45 
Um die Mitte Dezember 1608 wurden zwei Schäfer Diebftal 
balber gefänglich eingezogen und verhört, nämlich: 


1. Martin Vögele von Kay, Schäfer von Kalkveil; md 2. Kar 
Eipp von Ergengingen, Schäfer zu Hirrlingen. Neben Diebflälen, b 
treffend Verunttenung von Schafen, Echafbälgen, Schlitteln eines Wade 
birenbaums, Geldunterihlagung, habe er, Lipp, aud mod im Cchlok 3 
Hirrfingen einen Becher mitdem Kaltweiler geflolen, und insbejondere 1 
er lange mit dem Wunjd umgegangen, Schwarzfünfte und namentlich di 
Heilung der Nachtſchaden, zu erlernen. Es jei auch wirklich ein Mans 
in grünen Kleidern zu ihm gelommen und habe nach einem Pfeifer ge 
fragt. Weil er ihm feinen nennen konnte, Habe er verlangt, ihm der 
Sauerbrunnen zu zeigen. Unterwegs habe ihn der Mann gefragt, ob a 
nicht Schwarztunſte Iernen wolle, worauf er mit „ja“ geantwortet, abe 
nichts weiter erfahren Habe, weit fie eben an der Steig angefommen un 
ſich jener ſchnell weiter begeben habe. Doch ſchon nach 3 Tagen, ſei ihn 
der nämlice wieder begegnet und als fie wieder von den Schmarglünket 
geredet hätten, fei er ihm mit der Zumuthung ins Wort gefallen, Gl 
und alle Heilige zu verleugnen, mas er endlich aud auf längeres Zurede 
gethan. Raum fei dieſes neihehen, jo Habe er ihm ein Gewehr mit der 
Anfinnen gegeben, den Junfer im Kahenſteig zu erſchießen, wozu er ſo 
aber nicht habe entfliehen fönnen. Dagegen habe er die Rute, die ihı 
der Unbefannte mit dem Vefehl gegeben, dem Junfer damit zu ſchade 
zwar angenommten, aber doch nichts mit ihr gethan. Ein menig betrumkı 
zum Gemeindepferch heimfehrend, Habe er den vorigen wieder gejeh 
und geſprochen. Der Habe ihm Hunde angeboten, durch welche über ! 
Sihafe erwürgt worden jein. Wald darauf fei er wieder mit dund 
von ihm bejchenft worden, die etwa 65 Stüd beſchädiget. Als er ſch 
im Gefängnis gelegen, jei derfelbe zweimal dor den Thurm gekomme 
Habe ihn gefröftet und ihm verfproden, er molle ihm ſchon aus der g 


157 


Ämgerfaft helien. Das weitere Protofoll ifl verloren genangen. Un- 
huns Januar wurden die Schäfer zum Schwert verurteilt und am 17, Jar 
mar hingerichtet. Die Leichen verbrannt. Die Hinrichtung foftete 30 fL. 
2 Eajen 18 Heller. 

46 


38 zum Jahr 1610 iſt es zu Notterburg mit dem Gerenverbrennen 
nufig. In demjelben Jahre fand die Wahl eines Spitalvaters fett, welche 
dermal auf den gemeinen Epitalvater, einen wolhabenben, Mugen Mann, auf: 


Michael Pufper vom Rottenburg fiel. 

Kaum war es ruchbar geworden, daß man Pusper wieder zum 
Sitalvaler gewählt habe, als fih der Propft an der Ehinger Stiftstire, 
Sınens Wald, auf das Rathaus begab, um lage und Proteftation 
ten ihn einzulegen, indem er eine „verläumbde Perfon jey, durch welde 
X Epitaf balden ein Rachthepl und Scjaden zuegefliegt werben köndte. 
dus Widmayer, Stephans Sohn wußte Sachen über ihn, welde ſich zu 
feinem ehrfichen Mar rühmen und gesümben.* 

En a 








Widmayer, 32 J. alt, W 





fliht und Gewiſenee 





n Wat gerufen, auf 
\ bet was er von Pusper wih 
1, er ſei weder Freund noch Feind von Pusper, und 
wit 


zver 


b 







ung 
wiiſe, jei de 
alien, da hab er bit der Papiermahl 
gewejen. Ganz in der Nähe Die 
du biſt ein junger, ſtarler Knecht, cs 





vor ungej. 7 Jahren babe er bi dem ehen 


nbolen m 














ihn geſagt: Hör Hans 
en und taglöl 
(ehren, wodur h du aufnn 
Er habe erwiedert, jolches wait er ger 
Schaden bringe, Turchaus wicht. habe 
ahrend der Arbeit ſeien fie won dieſen: Geſpräch wieder 
2J. jungeren 


e vorbei gegangen 


wenn 


tu Wr dh 



























sa 
ingart 
ad ſitzud angetroije Teen hr 
fei thin wieder eingefallen und er | hi da 
tt, er möchte in Abwejenheit ſeires Puepers Weibes zu 
formen, da wolle er ihn die beſagte Kunst leheen. Er 
ereriäis habe gelagt, wenn Purder wolle, könne er ihn die Kanſt gleich 
Nun hätte ihn Vusper auf dir Seite genommen und zu 
ih brauche von dir den männlichen Same: dareuf habe 
ertet, das könne nicht jein. Pusper habe erwidert, du 


ommen. (Fin halb 








atmen, einem B er, an dem 


auf 





non 











Hau— 

















1 





tannſt es ſchon und auch Heinrich, dem du das mittheifen mußt, was il 
dir gefagt habe, muß mir von dem jeinigen geben. Diefen Samen vo 
euch beiden will ich in ein Blatt einwideln und in die Erbe graben. Ra— 
Verfluf eines Monats wird daraus ein Erdmändlein entfteben, das jeder 
Geld bringt, der deſſen bedarf. Damit das aber nicht in Kurzem ſierb 
jo mit ihr es öfters mit eurem Samen abwaſchen. Als er ſolches ve 
nommen, jei er erſchroden und Habe gefagt, das find ja jo gotiloſe Ding 
daß dich der Veichtvater, dem du ſolches beichteft, nicht abfolvirt. Di 
Ort, wo fie diefe Procedur hätten vornehmen jollen, ſei das Bihler Th 
getwejen. Als nun Pusper gehört, daß vom Beidhten geſprochen werd 
habe er fih entfernt. Er, Wibmayer, habe alles das dem Heinrich Vollm 
erzähft, welcher gefagt habe, gut, wir wollen ins Bühler Thal gehen, abı 
Ach ſteae ein Beil zu mir, und wenn uns ber Schelm jo kommen mil 
Hate ich ihm den Kopfab. Ans Puspers Worten Habe er fein Geheimni 
gemacht und ſolche auch im der Propftei erzählt, woher es wol komme 
erde, daß der Propft gegen Puspers Wahl aufgetreten silent. impos 
dimiss — Am nemlichen Tag wurde Heinrich volmer als Zeuge ver 
nommen. Diefer gab an, als fie einft beim Tanz gewejen, habe — 
Dandel gegeben, wobei Pusper, der abmehren wollte, zweifelsohne tidtig 
Brügel betommen hätte, wofern er nicht von ihm und Widmayer beidäg 
worden wäre. Dafür habe er ihnen num einmal im Schnedenbefenhaus 
eine Maß Wein bezahlt. Bei diejem Trunk ſei er wieder darauf u 
ſprechen gefommen, daß fie zwei jo wadere Burſche feien, die ein beſercs 
2008 verdienten, als fie hätten. Er Habe dem Pusper darauf ermiber, 
fie fönnten nichts anders machen; worauf Pusper gefagt: ja mol! Bir 
mayer ſei hierauf näher zu Pusper Hingerüdt und habe vom Erdmänn- 
dein u. dgl. Mehreres erfahren, dafjelbe was oben Widmayer gejagt. 

Außerdem ftand noch Simon Leibfried Bürger und Weingäutner p 
Rottenburg, 40 3. alt, al Zeuge vor Gericht. Der gab an: man hai 
ihm und Pusper ſchon vor 12 Jahren verdächtigt. daß fie den Fahrjamet 
(Farrenſamen) geholt hätten, was aber nicht wahr fei. Zwar fei eimmd 
Puspers Weib an St. Johannisabend zu ihm mit der Bitte gelommet 
im Feld zu ſuchen, da fein Rob ohne Reiter heimgelommen. Ex hel 
ihn nun wirklich in einem Bauernhaufe gefunden. Nachdem fie eis 
Mob Wein getrunfen, hätten fie etwa um 1 Uhr heimgehen wollen. 
dem Heinnveg jeien fie abwegs gegangen, um eine Blaulilienwurgf 3 
graben, die fie auch wirklich gefunden und mit nad Kaufe genoums 
Hätten. Eeit jener Zeit Habe man fie im Verdacht gehabt, den Fehr 
jamen geholt zu haben. 

Jet wurden diefe Angaben dem Dr. Mahrle, Advolaten zu Rab 





159 





weil, übergeben, wm feines Rates zu pflegen. Diefer riet zur Wort 
Iung ber Unterfuchung. Ttotz des Stilljcweigens, das man den Zeus 
gen auferlegt hatte, gings wie ein Lauffeuer durch die Stadt, welcher Dinge 
Busper angeffagt jei. Pusper ſand ſich Deshalb veranlaft, beim Gericht 
eine Beſchwerdeſchrift gegen Widmayer eimpureidhen. Sie Tautet: 

E E we. x. vnd gnit. wehemutig vorzutragen, werde ich außerſter 
weih halber getnungen, wie daß Johann Widmayer Burger und Mein 
girtner allhier, ſich nicht geſcheihet ohne einige gegebene Vrſach an meinen 
vehlhergebrachten ehren, guten nahmen vnd Leumuth ſchandlicher weiß 
mit anzutaften vnd fo vil an ihme mit hödhfter vnleidenlichet Schmach 
m beimigen, indem er bey geraumer Zeit, hin und twider, hey vnder · 
Woficen perfonen infonderheit auch bey herrn Propften im Stift allbier 
mit höffter Vnwahrheit von mir gusgegeben, al ob ih vor 8 Jahren 
Mer Schlokbruden zu ihm gejagt haben folte, daß ich eine Aunft wiffe, 
gil zu machen [Busper war früher arım, fhwang ſich aber durch lei 
ad Geihietlicheit ſowie glucliche Viehturen zur Wolhabenheit empor, 
ea vieleicht den Meid Anderer ihm zujon] mann ich nemtih — fer er» 


welche abihentihe vnd on 











ienſt ſuspendirt morden. Glelchwi 





reines gewiſſen habe, bafı ih jolchen albſchen 


ih genen ihne mich vernehmen tajlen, viel weniger dere 








jegen vun ihne o 









verbortene fünftlein en mimablen ı 


int worden, wie b 


he Schm 





d ſienn 
ig trifft, zu he 





mam ur 





leib vud leben verlihren, alb die gro 





rerligen Jafien wolt 














ginnen wider die Böttt. vnd 


be vnd Erbarleit ſtrebet, dant 





angegriffen worden, ſowohl 


adt loblicher ordun 





ſer 





ehre jo ihme durch derg 


160 

Als tomme Bier mit zu E, ze. etc. vnd anf. als zu meiner hoch 
gechrien Obrigfeit mit dienftfleifiger bitt: die felbige geruhen, im amı 
jehung oberzehlter von Johann Widmayer uff mid, außgeipringte hödf 
chmahliche Zeitung, da durchauß den wenigften Schein eines grundes nich) 
hat, noch im ewigfeit ertviefen werben kann, noch mag, auch ich ohne ruhn 
zu melben die tag meines Lebens einen uffridhtigen, ehrlichen und font) 
menſchlicher Schwachheit halber geſchehen ann, untadenlicen wande 
geführt, ihne, Widmayer neben wohlverdienter obrigfeikficher empfindlicher 
ftraff außtragendenn, Obrigleitlichem Ampt dahin anzuhalten, daß er me 
gen diefer off mich anfgegoßner vnerfündilicher höcht ſchmahlicher zeitung 
mir einen. offentligen Widerruf thun ec. und daß er mir hiemit Gewal— 
vnd Vurecht gethan, ſowohl mindt- als ſchriftliche erklärung don fidh ne 
den fole mit abtrag foftens vnd Schadens. Wie nun diefes den Medten 
vnd aller billigfeit durchauß gemäh, alfo will dife erzeigente obrigleitlich 
Hulff ond Handreichung mit meinen getreuen dienften fürrauß zu beſchulden 
Die tag meines lebenß nicht underlaffen. Hierüber E. 2c. gnd. willfähriger 
firderfichft reſolution erwahrtendt Und’ diefelbige darbey güdtlicher Pro: 
teetion getreulich empfehlendt. Gegeben Nottenburg den 27. Jumii 1656 

€. x. ꝛc. goſt. Gehorfamer Burger 

Michel Busper. 

Am 2. Juli fand Matthäus Ctein, 50 I. alt, als Zeuge vor Ger 
richt, nachdem man die Sache in der Zwiſchengeit auf ſich hatte beruhem 
Tafien, weicher nach geleiftetem leiblichen Eid ausjagte: Vom Legtverflofienem 
Balmfonntag vor 1 Jahr, hätten Johannes Widmaier und Heinrich Bolmex, 
als fie bei ihm Wein getrunfen, erzählt, was Pusper fie Habe lehren wollen. 
Er hätte denfelben abgeraten und jpäter davon mit Simon Leibfried ger 
ſprochen, der ihm ſogleich ins Wort gefallen fei mit der Bemerkung, eı 
wiſſe mol mod) andere Dinge. Pusper habe ihn's auch lehren mollem, 
allein fein Vater mit dem er darüber geſprochen, ſei dagegen gemeient 
Nun habe er einmal Pusper getroffen, ſich zu ihm geſezt und ihn erſuge 
ex möchte ihn lehren, den Fahrfamen zu Holen. Puspet habe endlich nad 
langem Bitten etwas davon gejagt, und zwar die Stüde, melde mas 
dazu brauche, unter anderem aud) eine Windel. Auf diefe Rede Leibfrieds 
fei er Matthäus Stein, ſehr erſchroclen und habe gebeten, Pusper mocht⸗ 
mit der Erzählung diefer gräulichen Dinge inne halten, allein Leibfrich 
habe jeßt erft angefangen, weiter zu erzählen; Er jet mit dem Knechte des 
Straubanna und einem Hunde in St. Johannis Nacht auf dem. Ringes 
mwafen gemefen, fie hätten fi dort in ein Geſchirr gelegt, um den reguen 
Augenblid zum Fahrſamenholen abzuwarten. Um Mitternacht fei ein 
Getümmel entftanden, tie von einem Regiment Soldaten. Der Gum 


161 





U habe fih wor Schteden zu ihnen in das Geſchirr hinein geflüchtet. Eine 
.  unbelaunde Hand habe nun einem von ihmen den Hut vom Kopfe gezogen, 
‚ud dem andern vor das Geſicht gehalten und endlich vor der Sitte, in 
aler das Geſchirt ftand, fallen laſſen. Er jei in ein Geſchrei verfallen 
und nod mehr hätte eine ihnen unbefannte Perjon geſchrieen, von ber fit 
meinten, man zerreiße fie in Städe. Als fie gegen Morgen unverrichteter 
Eache heimgegangen jeien, hätten fie bei der Mehel, wo Pusper damals 
dient Habe, Diefen ſchon am Brunnen Waſſer holen ſehen. Obhniſch 
habe er gefragt: Wo ſchon jo frühe geweien? Simons Antwort habe ger 
Iautet; Du biſt eim jhöner Gefell. Busper: O ſeid ihe nicht Narren! 
Später habe er mit Pusper über dich Ereignis geſprochen und von dieſem 
hi ſeltjame Geftänbnis gehört: Er hätte fie mit der naffen Hand langen 
fünen. ‚Stein gab weiter an, den 28. Juni fei Leibfried zu Ähm ger 
krmen und habe gejagt: Was habt ihr für Händel angefangen? wegen 
ad habe ich auf das Schloß zum Berhör gehen muſſen. Er habe ihm ex» 
Bert: Simon, ihe habt aber dort gany anders geredet, als bei mit; worauf 
Perantwonet Dean habe ihm ja auch nicht um dergleichen gefragt. Ferner 
per und Leibfried hätten am 30. Juni mit einander über 
Leibfried gejagt: 













hen, und Pusper unter Anderem 
t lugen, w zu thun Haft, lege 
nicht fehleft. Ueherhaupt ite 
Pusper, er jei von Jugend a 
eugen len nur unwichtige Angabe 


Derſelbe gab 


geſpi 





Zunge in den 











e Yeibfried im nam 
Geſell geweſen. 
wurde 
er ihn 











eifte u, m 
eidhrei anf 
ius! gelauter, dumpf, mie 


jamenholens gejugt, lwaſen 

















und dann \ 





kommend. Mi ndel, die man 









lei ein 





uni habe er ı 





zugejagt, 


en Lei 





biried confrontirt 
e ihm weitläufig über Das Fahr en erzählt 


vr angab: Pusper habe nefant, man münſe auch € 








jelbe m 








3 igend da 





nn haben u 





ſamit einen Are 










darauf ſchultel cin ganß. 


zu ihm 





weil kommt ei rſamen 





Un rechtes auf ci 





gleich alles vifen gejagt, weil er 





162 





fremden Schadens habe werden wollen und feines Eibes vergefien hal 
Detzt wurde Pusper ſelbſt vorgeladen und ihm die Ausſagen der E 
laftenden Zeugen vorgehalten. Er geftand aber nichts. Wol Habe 
maricherlei Reden geführt, aber dieje hätten nur auf die Kenntnik t 
Kräuter Bezug gehabt. Auch jei er'wirffich einmal Nachts 12 Uhr m 
Leibfried von Wendelsheim nad) Haufe, wobei fie etwas ausgegraben hätte 
nämlich eine Blaulilienwurzel. Als Leibfried mit ihm confrontirt wur 
erwieberte Pusper lachend auf deſſen Erzählung vom Fahrjamenhole 
ſolche Dinge habe er wol aud) ſchon gehört, aber jelbft Habe er nie gehe 
Als man ihm gefragt, warum er zu Leibfried ins Haus gegangen | 
antwortete er, um ihm aufzufordern, bei der Wahrheit zu bleiben. E 
den Vorhalt von Widmayers Angaben behauptete er, diejes Geſchwätz mı 
ftehe er gar nicht. Widmaper, der mit ihm confrontirt wurde, betheue) 
auf die Wahrheit feiner Angaben leben und fterben zu wollen. Bus 
nannte ihn darauf einen Ehrabſchneider, einen Ehebrechet u. |. w, fo d 
beide bitter hinter einander‘ gerieten, bis der Nat durch ihre jchnel 
Entfernung wieder Friede geihaffen. 

Zezt wurde ein gewiſſer Daniel Ziampersgi, Bürger zu Rottenbur 
als Zeuge vernommen. Der gab an, daß, als er gar arm aus de 
Kriegswefen nad) R. gelommen und fid) fehr habe abmühen müfien, Pusp 
einft voll Mitleid zu ihm gejagt habe, er wollte ihm wol etwas lehre 
was ihm aus der Not. Helfen fünnte. Zeuge fei mun dfter zu, Pusp 
gelommen, aber wegen der Anweſenheit der frau des Pußper hätten | 
davon weiter nicht reden fönnen. Doch feien fie einmal in de Bayer 
ſchlags Häuslein aein zuiammen getroffen und da habe Pußper zu if 
gejagt: wenn du dir Geld berſchaffen wifft, fo mußt du mit mir in ein 
dichten Wald gehen. Jeder muß fid) dort madt ausziehen und fid fein 
Samen nehmen und folgen in ein Meines Gefdirr lafien. Dieſes bir 
man fodann in der Erde, und dann entſteht darin ein Ding, das us 
jederzeit Geld verſchafft, wenn wir defien bedürfen. Siamperkgi jei da 
über erſchroden und Habe das Hauslein verlaffen, auch Habe er fol 
bald darnach gebeidhtet. Johann Georg Schmidt von R. gab zu Pret 
toll an, ex habe einmal vor 9 Jahren, beim Heimgang von Wolfenhaufe 
den Pusper beim Bohlergraben auf einem Rain fiken fehen, wie er ha 
nadt, mit feinem Glied gefpielt und allerlei unzüchtige Worte dabei 1 
ſprochen habe. Pusper läugnete all das ftandhaft, den Schmidt befchulbi 
ex das gleiche geihan zu haben. 

Jetzt wurde Pusper zugefprodhen gütlich zu befennen. Als er mid 
geftand, führte man ihn in den Kerker ab. Im Weggehen rief Pu 
ſchmerzlich bewegt aus; Ziampersgi ift an meinem Unglüd Schuld, 


168 


Ist wurde Johannes Brodbea, der an dem verhängnisvollen Palın 
Tomtag ‚mit Leibfried bei Matthäus Stein getrunten, eiblih auch ver- 
mmmen, der über Pusper daſſelbe angab, was Matthäus Stein. 

Simon Leibfried bekannte nach ermftlichen Drohungen weiter, er habe 
anf von Pusper 2 fl. entlehnen wollen, die ihm aber Pusper mit dem 
denerten, er hätte fein Gelb, abgefählagen, wenn er nur etwas früher 
giommen wäre. Darauf jet Pusper zur Etubenthire hinausgegangen 
und habe mach */; Biertelftunde einen Thaler aus dem Buſen gezogen 
und ihm gegeben, und doch habe Pusper vorher beftimmt verfichert ges 
Seht, er habe fein Gelb. Auch ſei in des Leinſen Haus dem Pusper einmal 
din Federfiel entfallen und da ihm Leins habe aufheben wollen, feien aus 
ihm 2 braune dreiedfige Kerne herausgefallen, die diefer ganz und gar nicht 

| habe angreifen können, da fie beweglich, wie Quedfilber geweſen. Pusper 
habe fie im Augenblid erfaßt und gegeffen. WS man ihn aufgezogen: 
os dahrſamen ſei, Habe er mir geladht. Jetzt wurde Leibftied ebenfalls 
it Gefängnis abgeführt. 

Am folgenden Tag den 4. Yuli wurde Leibfried aberma 

Leibfried be 
hi. Satramente, die er | 
jollen an ihm werloren jein, m 
jolle chu 


ehemo 





ahmt Die Wahrheit zu geft 





er mehr über 











hei; Kohler won % 
dt, der aber 





vi 
wieder vorgeführt murde, behartte auf feinen früherer 
behauptet, Widmayer und Ziampertpi 
ihaft wider ihm und er lade dieſe vor den höchiten 











zei, 
Richter 
hoiephat. Er habe jeinen Mitbürger ftets nur Gutes get 
vom Fahriamenholen und den Erdmannlein, auch 

fen man ih beichufdige 

ät gab Dr. Mehrle 
x gemik Ihe 


ı mal fi 


nur 























Pusbern peinlich zu 
ſcheid geben.“ 
eicht aufnegog Sofort bat Pusper, ihm berabzulafien, 
geftchen wolle. Allein als man sihn Trage, be 
wieder, jo unſchuldig zu fein, wie ein Mind 


er übern 





Am 5. Jun wur 








gern 







er Wiege 








aufgezogen abermals 
gern geſteh⸗ 


Habe er gelernt, daß, 


ter, man möchte 


m, er uchjaler 





Jetht gab er 









er zu ſe 
urzeln, Waldmeifter, Ehrenpreis 
Sridzungen, Gundtriemen, Haſelwurz und ihre Kräuter in einen au— 
hlten Brodlaib thun, dieſen in einen Kübel Lafer legen und das 
Aues einen Monat ftehen lafjen, dann werde ein Trunf daraus, der für 

















164 


das Vieh jehr gut jei. (Pusper war Wieharzt). Mit dieſer Aur ha 
er angefangen und ſei bald in den Verdacht gelommen, als habe er fi 
dem Teufel verſchrieben. Was Ziamperggi über ihm ausjage, habe 
auch vom Bruchſaler Hans erfahren und einmal mit Michel, einem met 
im Spital probirt. Sie hätten, beide nadt, ein Gefäh in den Bob 
gegraben, feien mit dem rechten Fuß darauf geflanden und Hätten 5 8 
terunfer gebetet. So Hätten ſie's im Neumond gemacht und im Reumo 
das Geſchirr Herausgegraben, allein aus der Probe ſei nichts geworde 
Bon des Landſchreibers Knecht wife er, daß derfelbe in die Zugftrü 
jeiner Roffe ein Stüc von einer Galgenlette geflochten habe und von d 
im Mörjer geftoßenen Lilienwurzel den Pferden unter das Futter mild 
wodurch dieje ſeht jhön werden und ziehen, was man ihnen auffade 
Den Fahrſamen habe er ſelbſt nie geholt, aber er wife, daf man il 
des Jahres zweimal an St. Iohannis-Wbend holen ldnne. Man nehn 
eine Hafelftodtwurzel, ziehe mit diefer auf einem Ktreugweg einen Min) 
in diejen Ring Bringt man einem weißen Wegwartsftod, au des Nach 
zwiſchen 11 und 12 Uhr, dabei dürfe man aber nichts reden. Jezt we 
den fich allerlei Grigeinungen: Bater, Mutter und andere Perfone 
Hunde und dgl. mehr zeigen. Um 12 Uhr muſſe man nun an den Baı 
wartsftod, unter den man ein Thierfell gebreitet, ſchlagen, es ſei unterbefie 
aus demjelben ein Stengel hervorgewachſen, und fogleid falle der San 
auf daB Fell. Diefen (Fahrfamen) fafe man dann in ein Federröhrlei 
auf, verſchließe das mittelft eines Hölzleins und nun fei man im Beh 
des glüdliämadienden Fehrſamens. Cimon Leibfried wiſſe vielleicht no 
beſſere Auskunft. Ws Pusper nichts mehr befannte, wurde er zu 
drittenmal und bald darnad) zum viertenmal aufgezogen, jest filgt ı 
feinen früheren Ausfagen ‚bei: daß, wer das Erbmännlein habe, meh 
Geld befommen werde, wenn cr von den Haaren ſeines Leibes zu der 
Gefäß lege. Simon Leibfried, der Tags darauf Auskunft geben ſollt 
wollte davon nichts wiflen, fondern bemerkte nur, des Schäferjatobs Miche 
vormaliger Spitalfnedht, Puspers Gefel, hätte darüber am Meiften fage 
tönnen. J 

Am 8. Juli wird dem Pusper abermals mit der Folter gedroh 
wenn er weiteres nicht geftehe. Er blieb im Allgemeinen bei feiner fri 
heren Ausfage. nur will er dieſe Saden nicht vom Bruchſaler Sam 
fondern vom Dettinger Hans gelernt haben (ddes Landſchreibers verſto 
benem Knecht). Er habe es auch gleich den Rapuzinern gebeichtet m 
das Gelübde abgelegt, ein halb Jahr lang alle Samftag ein Light ; 
brennen. Er fei nun einmal im Verdacht, ein Herenmeifter zu fein m 
wolle gern fein eben laſſen und lieber Alles, jelbft Unmwahres über ſi 


165 


ausfagen, als mod, einmal die Qualen der Tortur ausfichen, übrigens 
In fein loſes Maul viel an dem Verdacht Schuld geweſen. Als man ihn 
un einer weißen Henne wegen: befrante, die er in Hirſchau geholt haben 
hit, geſtand er, diefelbe gu mod, zwei anderen weißen gefauft zu haben, 
weil der Bruchſaler Hans geſagt babe, wer drei weiße Heunen im Haufe 
habe, den Könnten böfe Weiber nichts anhaben. Auch braude man ihre 
Mauen gegen den Faifel, eine Perdefranfheit, daraus folge aber mit 
Mitten, da er ein Derenmeiſter fei, er wunſchte als folder fein Ver ⸗ 
ubgn erworben zu haben, damit er feine Marter hälder 103 mürbe, 
länger lafiever ſich nicht mehr foltern, lieber fterbe er ober gehe baarfuß 
m Thor hinaus ind Elend. Wenn +8 ihm fo jehr daram gelegen ge 
wien wäre, den Johann Winmaner jeime Kunſt zu Ichren, hätte er fie 
ihn virtlich gelehrt. Als man nun Dem Genfer abermals Befehl gab, 
den Pusper zu foltern, da fträubte ſich Pusver dagegen und rief: Henn 
ifa nur Gott hätte fallen lafien, damit er dor einmal geftehen Könnte, 
6 Bfich bei jeinen vorigen Angaben, obaleich ſich der Scharfrichter bereits 
eididte, ihm zu binden. Endlich erzahlte er von einem Traume, wie er 

eriger Nacht ans Furcht vor der Folter beichloiten habe, 30 A. auf 
titadt, Das andere Vermögen in: Legoenthal. den Ueberreit der 
Fe und von den 50 lern Korn. er jahrlich ichneide. 
men abzugeben. Sein Weib habe er in der Klauie unter: 
fe er nicht. Man brasite ihn in den Kerter zuruch 
aber beharrlich, Vuever me noch mehr 
icrieben Defmenen an wicht 
Lammwenden duriten. Zi 

































innen 
mann rohnstioei 


ht wordten: der iit auch nie lenger, alt eiwan drei 
m der Folter achangen: Ih gleich herabbegehrt vnd Die 
hahl— halten. dere:wegen 
zezogen worden, welches mir 











ochen, aber faincs 





ali 
» artn continue et nm pro term vol qnarterine tortı 


im Vrototoll zu sehen, v 















wollten ihr nun un, 
ad Fahriamenholen die nächſten Imitände 
babe fh Damit abacacben, und 


t gravi quidem tortura eram 





ugerausiagen. © 
Dieie Zate fh öfters wireriprehen. Unläuabar 
atalvirundner viel Uebles geitittet habe. Endlich babe fc 
Buienireund, Martin Nagoltenaer, des Herrn Landbauptmanns 
alcicher wie Pusver beihuldint und namentlich anaellaat. 
ren mehrere Werde aerödtet zu haben. Sobald er Pusvbers 

















166 
Einthürmung vernommen, habe er ſich auf flüchtigen Fuß geſezt, was b 
ihrer beiderfeitigen Unſchuld gewiß nicht nötig gewefen wäre, Dr. Mehr 
bringt nad reifliher Ueberlegung Heraus, daß es unumgänglich no 
wendig jei, den Malefilanten gravi tortura zu befragen. 

Mittwoch) den 27. Juli wurde Pusper abermals vorgeführt und ihı 
belannt gegeben, dak man fürderhin ſchwere Zwangsmüttel gegen ihn g 
brauchen werde, wenn er nicht befenne, Er erſchtat nicht wenig und fin 
dann am heilig und hoch zu betheuern, daß er fein Hegenmann jet, zwi 
das Erdmännlein habe er — nie aber den Fahrſamen geholt, weil er ab 
nie Geld befommen habe, darum habe er es Andere lehren wollen, dam 
dieſe vielleicht glüdlicher als er fein möchten. Nun wurde er (ohne & 
wicht) aufgezogen. Alsbald begehrte er wieder herab und gab an: es j 
etwa 5 Jahre her, daß er im Bühler Thal des Geldes wegen verfülht 
worden. Damals ſei der böfe Geift zu ihm gefommen, ſchwaärz und fur 
mit Hühmerfühen, Habe ihm aufgeforbert, jeines zu jein und Gottes un 
aller Heiligen zu verläugnen, wofür er ihm Geld geben werde, Pusp 
habe fi) zwei Tage Bedentzeit ausgebeten, nad) Umfluß dieſer Zeit jet ı 
zu ihm gegangen und habe feines Willens gethan. Das vermeintlid 
Geld, das er in feiner Pelzlappe heimgetragen habe, fei, als er es näfı 
betrachtet habe, nichts denn Hafenſcherben geweſen. Ein halbes Jahr nad 
her fei der Teufel zu ihm ins Haus gelommen und habe von ihm ve 
langt, er jolle ein Roß tobtreiten. Da er foldes nicht gethan, habe ih 
der Böfe derb geichlagen. Ebenſo ſei e8 ihm 14 Tage jpäter auf de 
Spitalbühne ergangen. Daraus Habe er erjehen, daß er mit dem Böfe 
nicht fonderlich viel Glüd machen werde und Habe daher wegen ihres Beı 
Hältniffes um nähere Auftlärung gebeten, darauf jener geantwortet: Siebe 
Jahre daure der Bund, fterbe Pusper in der Zwiſchenzeit, fo gehöre ı 
immerdar ihm, lebe er länger, fo fei Pusper frei und fönne einen neue 
Vertrag mit ihm abſchliehen. In der Spitaiſcheuer, wo er ihm bal 
naher zum brittenmal dag Anfinnen, ein Roß todt zu reiten, abgeſchlage 
Habe, fei er wiederum übel geſchlagen worden. Vor drei Jahren habe ı 
ihn jedoch im Herbft nad} der Betglode, um 7 Uhr Wbends, auf den Sei 
berg geführt, allwo er zwei Spielleute mit Schallmeien (er habe Schaft 
in ihmen zu ſehen geglaubt) und beiläufig acht Perfonen bei fröhliche 
Sqhmaus angetroffen habe. Daſelbſt habe er drei Tänze gethan, einı 
mit einer alten Bäurin von Börftingen, den andern mit einer kurzen wı 
diden Stadtperfon, die ihr Angefiht mit einen ſchwarzen Flor verhäl 
gehabt habe und den dritten aud mit einer Stadtperfon, die ſeht lar 
und mager gewejen und ihr Beficht fo in eine weiße Haube hineingewidk 
gehabt Habe, daß er fie nicht Habe erfennen fönnen. Dann erzählt 





167 


nd don mehreren ſolchen Zuſammentunften und Wufforderungen des 
Üben, Pferde zu tödten. Ex belennt ferner ausführlich und umftändlich, 
mit der Frau jeines ſtnechtes Martin Nagoltinger zu Hirſchau mehremal 
chebrecheriſchen Umgang gehabt zu haben. An Pfingften voriges Jahres 
fei er abermals bei einem Tanz im Bühlerthal geweſen. Gin Hirt von 
Piöffingen jei Spielmann gewejen, ſechs weitere Berfonen feien mod) dabei 
genen, danınter zwei unbelannte Männer, Die Belin von Gitihau, 
zoelde Wein in einem zu Tübingen gefauften fupfernen Kubel gebracht 
Babe und feines ſenechts Weib. Er habe den Nagoltinger Feine Kunſte 
@elehrt, vielmehr glaube er von jenem verführt worden zu jein, wenigftens 
fei cs ihm mur wohl gewejen, wenn er um dem Nagoltinger geweſen, 
Fonft jehr oft übel; wegen feiner Frau habe Nagoltinger immer Verdacht 
af ihm gehabt, jei aber doch aud) immer zu ihe gegangen. Den Bahr 
Farmen habe er über 30 Mal geholt. Leibfried ſei mit ihm ſchon vor mehr 
fs 20 Jahren auf dem Ringelwajen geweien, überhaupt fei jener er ⸗ 
Farhrener als er. Das Erdmänmlein Habe er nicht minder oft geholt, aber 
mie Geld befommen, darum er dieſe Sache Andere habe Ichren wollen, 
S chichlich bitte er, mit ihm kurzen Prozeß zu machen, damit cr bald 
exit werde. Nach zwei Tagen ſtand er abermals vor Gericht. Tießmal 
Str er am, dab er dem Teufel ur verjprochen babe, nad) fieben Jahren 
zu ergeben, aber jeht habe er ſich ibm noch micht yu eigen gege— 
Ter Teufel habe fh Grunling genannt, der habe unter Anderen 
das an ihm begehrt, er Tolle das Azmus dei. das er am Hals trage, 
er ein großer Herenmeifter werden wolle. Außer den 
ter noch an, bei einer Verſammlung zu Wühl gaeien 
die er anführtı geweſen 
erion 

























anzen g 
unter Denen mehrere bekannte Werl 
Grunting habe mit einer ledigen, jungen 
Stadt getanzt. Am Ende hätten die von Wurmlingen und 
Nr in einem Hafen einen heitigen Reijen gefotten. 

Wahrend des Verhörs bemerfie man an dem Halie de ers 
tiemen und Mi Auf Terragen gab er an, dab er vorgeitern 
Ast don Gedanken auf Fingebung des Teufels gefaßt habe, ſich zu cr- 
Ter hl. Geiſt aber habe ihm, wahriheintic auf Vitten und Flehen 
—Schweiter in der Mauje Kraft gegeben, wicder von feinen Bor» 
abquitchen. Am tommenden Tag, den Juli, wurde Yusper 
vorgeiuhrt. Gr wurde wrterfucht, ob Äh nicht weitere Spuren 
beabiicgtigten Selbſtentleibung vorfänden. Wei der Pühler Zuſam- 
wit habe er auch die Heumeſſerin von R. und Konrad Rebſtocks 
Sam gejehen. Ferner habe er zwei vornehme, in Taifet gekleidete 
R. Dabei gejchen, eine Soldatenfrau und Chriſtoph Vrauns 








wolbeleibten 































168 


Frau. Er habe überhaupt mehr als 40mal ſolchen Zufammenfünften ans 
gewohnt. (Er habe Deren und Hexenmeiſter aus allen Gegenden Schws- 
bens dabei angetroffen und wenn man fie frage, werben fie alle Gleiches, 
wie et, angeben müffen, So jeien zwei Perjonen von Hechingen, eine | 
Eva mit Namen, die andere eine Seilerin an der Steig, deigleichen drei 
Männer von Horb, zwei vermummte und ein Meingäriner Hans erg | 
mit Namen, im fünften Haus beim Bildechinger Thor, dabei gewefen. Der 
Teufel habe fie jo genannt, nach Ort und Namen. Aber es feien noch 
viele dageweien von weiterher, die aber nicht bei Namen genannt wor 
den ſeien. Bei einer der jpäteren Zufammenfünfte, wo ihrer elf Perſonen 
geweſen, jei die Rebftodin vom Teufel übel geſchlagen worden, jo daß fie 
jest noch nicht recht gehen fönne. Jezt erzählt er weiter, wie fie Reifen | 
und Nebel gemacht, wobei er in allem Q7mal dabei gewelen, jedoch nie 
ſelbſt Hand ans Werk gelegt habe. Er gibt nun noch mehrere Perſonen 
aus der Umgegend don M. an, welche dabei geweſen jeien. Im Abit | 
auf Ehebruch gibt er ferner an, mit der Zieglerin von Pfäffingen, mo er 
gedient, mehr denn 2Omal zu thun gehabt zu haben. Nun wiſſe er nichte 
meiteres und bite um ein gnädiges Urtheil, er winjdhe, das man einen | 
Kapuginet oder ſonſt einen Geifttichen zu ihm Laffe, was ihm matüich 
ſofort verſprochen wurde. Der Pater Kaſpar, ein Jeſuit, befuchte ſodann 
Puspern im Kerler, der es mieiſterlich verftand, ihn murbe zu machen 
Der Beihtvater kam mit dem Ausiprud zu den Nichtern zurüd, bak 
nun Pusper jelbft glaube, den Tod verdient zu haben, nur bitte er, man 
möchte ihm micht mehr an die Folter ſchlagen, er laſſe um bafbige (ger 
cution bitten und erſache alle um Verzeihung, die er beleidigt habe. 

Am 5. Auguft wurde Margaretja Kehin, Nagoltingers Hausfran, 
vernommen. Diefelbe verwahrt fid vor Allem gegen die Anſchuldigung 
der Hererei. Pusper jage ihr das nur aus Neid nah. Dagegen mitte 
fie allerdings befennen, daf feine Ausſage wegen des Ehebruchs wahr jet. 
Als nämlich ihr Mann zum Landhauptmann in Dienft netommen, habe 
ich Pusper einft zu ihr begeben, und ihr zugemuthet, ihm zu Willen zu 
fein, da fie aber ohnehin feine Luft noch Begierde zu ihm verjpürt, Habe 
fie ihm erwiedert, das jei eine große Sünde. Was Sünde ? habe er er 
wiedert, die Mönche, Pfaffen und Nonnen buhlen ja au mit einander, 
So habe ex fie endlich zu Fall gebradt. Im der Franzel Anna Haus 
fei fie zum zweitenmal und bald hernach auf Pfingften, zum deittenmal 
von ihm befählafen worden. Sie führt außerdem noch mehre Skandale 
an, eins der erorbitanteften ift das mit Pusper und ihrem Mann im des 
Betenmatheih Haus. Als nämlich Pusper bemerkt habe, dah aufer ihnen 
Niemand in der Stube fei, habe er ſich entfernt und die Thlire gejchloffen, 





169 


Ir Dann habe nun im der Abweſenheit des Pusber ſo lange gebeten, 
bie fie feines Willens gepflogen. Kaum jelen fie. fertig geweſen, als 
Pusper wieber hereingetreten, und ihr Mann, Puspers Kamerad, zur 
Vare hinausgegangen fei. Er habe verlangt, was ihr Mann eben 
wor erhalten. Sie babe ſolches aber abgeſchlagen, worauf Pusper ihr 
tmmiedert habe, et und jein Kamerad Martin (Nagoltinger) hätten, obwohl 
pri Leiber, aut Eine Seele, Das habe er ihr weit und breit vorge» 
ıet, bis fie Ähm endlich auch nach Wunſch gethan. Da es Nacht ger 
worden, hätten fie alle drei zufammen in Einem Bett gefchlafen. Martin ſei in 
der Mitte gelegen. Pusper habe ihren Wann durch unzüctige Betaftungen 
emeteist, fie zu beichlafen, der aber mur ſchwer dazu zu bringen geweſen fei, 
dee ſcht ſchlaftig geweſen. Seztlich jei aud noch Pusper nelommen 
ab habe ihr ein Gleiches gethan, wie ihr Mann. Auch ſei in gang 
Sfhau befannt, dafs Vusber von ihr gefagt habe, wenm fie ihn lieb hätte, 
und ihm wohl möchte, wurde fie bald einen befieren Eheſtand haben und 
Fiedfier mit ihrem Mann leben. Auf dieh hin ward fie mit aufer- 
Item Stiflfehtweigen entlafien. 

® Frau wollte 
falten, ſie enfiühnte fich daher ju dem f 
rahtlieier Weile von einem dem Thurm benachbarten Hauie a 
geitabı wirtlich vom 7. Auguft, wo ſie mit Er 
tor aus ihrem 
trom von 


























3 Andreas Hermann, von einem Fi 
e fie alsbald und brach in einen 








jettte ihr mm auseinander, wie er wot Tel 










erei 


abe 


erlbjung gebe, als ser ül 
jolle fie nicht glauben, nicht war, ur 
um den uuerträglichen Quaten der Folter zu entgehen— 
Rebſtockin und Straub Anna könnten wol Heren 
doh nicht gewiß. Er werde von jept an nichts Nicht 
Er werde 





acianden, 














am man ihn in S 
iterber mer auch einmal jo weit 
zwei müſſen am neunten Tag nach jeinem Diniche 
iamperngi welch Legteren aber nicht Folge geleiſtet 
enn er lebte mod 1670. Am meiſten auäle ibn das 
Bezug aui den Ehebruch, er babe Gott inftändin un 
bm 
mie fie fagte, von Herzen und versprach ihm jur jeine arme 
k ten. — Schon am folgenden Richtern 
Heie Unterredung zu Ohren getoumen. Tie Geiangnißwächter Michel 
veinrich Kraus wurden verhört, was jr von dem 


omme. Uber 
1. 





wenn 
n iolg 








ug gebeten und bitte nun auch it eben.  Tie Frau 








orgen war D 








ier und Dans 








170 


Gefpräch gehört hätten. Diefe gaben an, was wir von der Unterrebung 
bereitS wiſſen. Werner wurde ber im mämlichen Thurm ſihende Yörgen 
Hans vernommen, welcher angab, ex habe während feiner Gefangenfchaft 
von Pusper, dem er zugeſprochen feiner Schuld geftändig zu fein, im Er⸗ 
Fahrung gebracht, dah des Hartmanns Jakoble und des Martin Ragel- 
tingers Bruder Wilhelm auch ſchon Fahrſamen geholt hätten, ex Habe je 
nur aus Mitleid nicht angegeben, von Hererei wiſſe er nichts über fie ande 
zufagen. 

Am 8. Auguft wurde Pusper auch jelbft verhört und gab feine ftir 
heren Angaben als wahr zu. Nur behauptete er Gott und bie Heiligen 
nicht ausprüdtich abgeſchworen zu haben, fondern nur auf bes Böfen Frage 
mit „ja* geantwortet zu Haben und verſprochen habe, fie nicht mehr am 
zurufen. Was er zu feiner Frau gejagt, Habe er zu ihrer Beruhigung 
geſprochen. Was den Jatoble und Wilhelm anbelange, jo wiſſe er is 
Gejagte nur vom Hörenfagen. Von der Straub Anna wiſſe er michts, dar 
gegen meine er, des Joachim Wendelfteins Wittwe fei and) bei einem Ta 
im Bühler Thal geweien. Martin Nagoltinger Habe ihn verführt, md 
wahrſcheinlich vom Fahrſamen Hertonme, den er bei fid) getragen, ben 
als Nagoltinger zu Reutlingen im Dienft geweſen, habe er je nah E 
Tagen zu ihm lommen müfjen, übrigens glaube er, daß weder Nagoltinger 
noch fein Weib Hexemwerf getrieben oder verftünden. Das, was Ragale 
fingers Frau über ihm und ihren Mann angegeben, gefteht ex budfläbe 
lich. Rum wurde er wieder abgeführt. Unterdeſſen ſaß Simon Leibfrid 
ſorgenſchweren Herzens im Gefängniß, zumal da er aus einigen Haube 
rungen des Serfermeifters jo viel abnehmen konnte, daß es um Puspet 
ſchlimm ftehe. Seine Frau mit ihren Kindern, feine Verwandte und Be 
fannte hielten am 9. Aug. flehentlich um feine Loslaffung an, die ad 
gewährt wurde unter der Bedingung, dab er feiner Einthürmung halber 
Niemand anfeinden und ſich auf Verlangen jederzeit vor Gericht elle: 

Von da nahm der Proceh der Heumeferin ihren Anfang. 

Am 16. Auguft wurde Pusper mit ihr confrontirt 

Am 12. Sept. 1650 wurde Pusper zum leztenmal verhört, wo 
angab, auch mit der Spitalpfründnerin Bommer Anna einigemal chebres 
cheriſchen Umgang gehabt zu haben, ex habe es bislang verſchwiegen, damu 
nicht um ihre Pfrunde komme. Bon Simon Leibfried gab er noch 
daß derjelbe im Walde, die Sulz genannt, einen Reiter ermordet und 
ftohlen habe, wie man durch Smangsmittel leicht von ihm werde erfahre 
tönnen, ferner, daß er, jo lange das Militär im Land gelegen, über 
Perfonen geplündert habe. Jezt wurde ihm das Protofofl vorgeleim 4 
Punkt für Punkt bejahte er und unterſchrieb es. Hierauf unterzeidhmeim 






























171 





aufer dem Schultheiß Melchior Kittele, Hans Braun ded Gerichts Beiſtter 
und Hans Dpp, Balthaſar Paule, Johann Steiner, Andres Laut und 
‚Shriftoph Edelmann u. |, w. 

Nachdem das Rechtegutachten des Movofaten Mehrle auf Ton durch 
tes Schwert und nachfolgende Verbrennung des Leichnams ertannt, holte 
Äh der Mat noch einen Rechtsſpruch des erzherzoglicheu Anwalts ein, der 
hin lauiete, Puspern nad) art. 109 der peinlichen Halsgerichtsordnung 
Ünts V. zu behandeln: Er folle enthauptet, fein Leichnam verbrannt und 
der dritte Theil jeines Vermögens eingejogen werben. Die Regierung 

x Inäprugg” beſtatigte diefen Sprud) unterm 30.’ Wuguft 1650. Mitte 
Etember fand die Enthauptung flatt. 
4 
Prozeß gegen Agnes Vollmerin, genannt Heumeſſerin von 
Ehingen a. N. 
Bifelbe wurde mit Michel Pusper an eir und demjelben Tag hingerichtet. 
Am Montag den 1. Auguſt 1650 kam die Agnes Vollmerin voll 


ie dieſelbe, fie habe ihr 





u ibrer Nachbarin Katherina und beſchut 
e geitohlen Ratherina machte eiſt Entſchuldigungen und 


geworden 





Heumenerin od fie au wii 
ze Jemand Unſchuldigen des Dirt 
dt gefallen und werde geeigneten Oris um Neftitution ihrer 
Beide ſchimpiten ſich noch eine Weile und gingen daun 
Feld um zu ſchneiden. Katherina erzählte dort 
unter welchen 
md. Yentere 


fie di 





wirt brüahtigen 2 ii luche 















Besteren Perfonen von ihrem Handel mit der Heumeüöeri— 
ud Das Weih des Ehinger Feldichüten Dans Abt 
E io Kappe nachiolgenden Beſcheid Ihr Mann jei am 1. Auquit 
cuiz Feld hinunter gen Kiebingen, un die nad) umitehenden Zehntgarben 
tragen. In der Nähe des Hochgerichts habe er plötzlich was 
geſehen, als er näher dazu gekommen, ji es eine Weiberlappe 
dur und durch nah war. Gr habe diejelbe zu einer Korn 
ent und endlich mir sch mach Haie genommen, um fe der recht. 
itellen. Natheriva bat die Schutzin, ihr die 
ald die Kappe der Heu 


















n Eigenthumerin zu; 
erfannte in derielben als 
meierin und voll Freude darüber beeilte fie jich jet it recht um Genug, 
Kommen. Der Feldichütz fam wirllich vor Art und mußte 
zereven Bericht erſtatten, wie er zu der Kappe gekommen Auch den Mid) 
!am die Kappe jehr verdächtig vor, und im Verdacht wurden fie neu⸗ 
die Heumelerin unter Heulen und Schreien plöhlich daherlam 
> cuf einem gutlichen Vergleich mit der Katherina antrug. Allein werer 











diefe noch die Obrigkeit zeigte Luft dazu, vielmehr wurden beide Weiber 
mit der Eröffnung nad Haufe geichidt, man werde ihre Sache nächſten 
genauer unterſuchen. Die Heumefierin, welde wol ahnen mochte, was 
ihrer wartete, heulte jänmerlich und bat um einen Bergleich, ja ald man 
fie abgewieſen, faß fie laut jammernd auf der Stiege, von mo man fe 
nur dur die Drohung mit Einthürmen megzubringen vermodte. We⸗ 
nige Tage darauf fiel dem Bürgermeifter Neipp auf dem Felde ein Pferd 
todt nieder. Der Kleemeiſter, weldyer es öffnete gab jein Gutachten dahin 
ab, daß das Pferd verhert worden ſei. Auf dieß Hin erflärte der Ne 
Inedht und der Rokbube des Vürgermeifters, fie hätten die Heumeſſerin 
ihrem Fuhrwerk ſchon öfters auf verdächtige Weife nachgehen fehen und 
wenn das Tferd verhert worden ſei, habe es kein anderer Menſch geihen, 
al3 die Heumerjerin. Zu allem hin ftand dieſes Meib ſchon jeit lange 
im ®eruch eine Gere zu fein, jo dat die Richter nicyt mehr umhin fom- 
ten, eine Unterfuchung gegen es einzuleiten. Barbara Deible, welde mit 
der Heunzeflerin fogar in derfelben Stube wohnte, gab an, in der Nail 
vom 31. Juli auf den 1. Auguft fer die Heumeſſerin gegen 12 Uhr u 
dem Bett aufgeftanden, habe jehr gemwinfelt und lamentirt. Auf Beiraga 
was ihr fehle, habe die Heumeſſerin geſagt eine Kuppe, dieje fei ihr ven 
Nagel herunter geftohlen worden. Sie fer darüber jehr aufgehradgt ge 
weien, dak man die Hausthüre die ganze Naht über offen ftchen Ice, 
was jedoch nicht wahr jet. Morgens früh hätte fie mit Besen Bernhardt 
Katherina Händel angefangen und ſei nachher im Verdruß fort auf dab 
Feld gen Remingsheim, um zu jchneiden. Unterdeſſen hätten die 
ſchühin und jene Katherina die Kappe gebracht, die fie, die Barbara, ab- 
bald als der Heumefjerin Kappe erkannt habe. Als die Heumeſſerin Abel 
heimgekommen, habe fie derjelben die Kappe entgegengebradht und erzählt 
wie der Schü die Kappe gefunden habe. „Das ift eine überlegte Sade‘, 
habe die Heumeflerin gerufen, jest wird man mich erft für eine Ser 
halten. 

Dienstag den 16. Aug. wurde die Heumeſſerin vorgeladen. Sie lm 
nete nicht, daß der Schü ihre Kappe gefunden habe, allein das fei nicht 
Auffallendes, denn am 1. Auguſt Morgens um 4 Uhr fer fie am Hof 


4 
‘ 


gericht hinuntergegangen um das Eſſen aufs fyeld zu tragen. Ihre Kappe “ 


habe fie unten im Korb zwischen die Flaſchen gelegt, wahrfcheinlich werke 
fie beim Auspacken herausgefallen und jo verloren gegangen fein. Yu 
ſei fie jelbft aus guter Tramilie und von rechten Leuten da und alle Sa— 
framente jollen an ihr verloren fein, wenn fie dergleichen Leute feien. Auf 
den Verdacht, des Bürgermeiſters Roß getödtet zu haben, antwortet fie, 
dieß ſei die purlautere Unwahrheit und ſie verwahre ſich gegen dieſe Zus 


1, und als man nichts von ihr erfuhr, ließ man fie wieder her« 
dem man fie aufforderte, fid eines Veſſeren zu beiinnen. 

ı zwei Tagen wurde ſich wieder vorgefordert, und ihr mit der 
droht. Da fie wirllich nichts befannte ſchlug man fie an die 
Eine Biertelftunde blieb fie ruhig bangen, ohne etwas zu ger 
srauf man fie wieder entlich. 

man nun auf gütlihem Weg (sic!) nichts ausrichtete, wurde fie 
Inguft fogleich aufgezogen. est bat fie, herabgelafien zu werben 
wach wichtige Dinge zu enthüllen. Sie fing an: id bin eine 
ine große Diebin. Noch einer Weile feste fie Hinzu: ich habe 
wei Rüben und für einen Kreuzer Zwiebeln geftohlen, dann ſchwieg 
ı wurde fie von Reuem aufgezogen, bald begehrte fie herab und 
wm erzäßlen: Sie jei vor 4 Jahren, da Soldaten allhier im 
gelegen, aus Armut dazu gelommen, fich vom böfen Feind ver» 
ı laffen, er habe ihr fieben Gulden gegeben. Nicht lange made 
Abend, als ihr Mann von Kaufe fortgeweſen, fei er wieder zu 
ımen, habe ein gleiches begehrt und ihr zugemutet, Gott und 
ge abzufhwören und fich ihm mit Leib und Seele zu ergeben. 
feines Willens gethan und auf die letztere Frage nur mit einem 
Ya“ geantwortet, ohne eine beftimmte Abjwörungsformel herzus 
tehr wiffe fie nicht, fie flehe Gott um Verzeihung an und die ger 
Richter bitte fie, gegen andere Perfonen eben fo ſtreng zu der» 
vie gegen fie. Am 22. Aug. abermals verhört, wiederholte fie 
fie im lekten Berhör geftanden, gab aber zu, daS der Böfe öfters 
aejen, auch einmal an fie begehrt habe, fie folle das Agnus 
’s fie am Salfe getragen, wegidaffen. Ihre Kappe habe fie 


N mE ET Men hat ainer 





174 
Kopfe geihlagen und als fie gerufen: o behüt mich Gott, wo ift meine Kap 
jet alleß auseinander und fie allein übrig geblieben, habe aber bis u 
Tagesanbrud warten müſſen. Dann fei fie ohne Kappe nad Haufe 1 
gangen. 

Am folgenden Tag nochmals hergenommen, fuhr fie fort: Am Merg 
drauf fei fie nicht gerades Weges heim, jondern über den Kiebinger Si 
in den Streinberg, wo fie einen Weinberg befige, wojelbft fie Bieren ar 
gelefen habe. Run nennt fie wieder eine große Anzahl von Theilhaber 
unter dieſen auch einige, welche Pusper angegeben hatte. Man habe | 
wol bei diefer Zunftverfammlung als bei andern Hagel, Schnee, Fro 
Reifen u. ſ. w. gemadt und infonderheit auf dem Heuberg einmal d 
- Beichluß gefaßt, die beiden Städte Horb und Hedingen durch ein Um 
mwitter zu verderben. Erſt am 6. September wurde fie wieder vor 
nommen, an welchem Tage fie alle ihre früheren Ausſagen widerrief. I 
hl. Saframente und die Gnade Gotteß ſollen an ihr verloren fein, wer 
fie eine Hege jei, man zwinge fie und den Pusper zu folden Gehän 
niflen, die Kapuziner hätten zu ihr gejagt, fie hätte fich daB Haar wi 
abſchneiden Iafien follen und dgl. mehr. Da man nichts erfuhr, was m 
gern hörte, entließ man fie wieder. Am folgenden Tag dagegen gefe 
fie wieder eine Hexe zu fein, nur gibt fie an, vor 9 Jahren ſei geſchehe 
was nach ihrer erften Angabe vor 4 gefchehen jein follte. Sie Babe ı 
ftern nur nit geftanden, weil fie immer noch Hoffnung gehabt habe, de 
Tode zu entrinnen. Am 9. Scptember wurde Kafpar Strobel vernomme 
der jene 7 Gulden von der Heumefjerin erhielt, die diefelbe vom Bl 
erhalten hatte. Er bejahte den Empfang und fagt, es fei zur Zeit 4 
weien, al3 die böhmischen und Tledenfteiniihen Truppen in Ehingen I 
legen. Am 10. Septb. madte man fie auf den Widerſpruch aufmerfie 
daß fie erft 4 Jahre eine Here fein wolle und doc ſchon vor 9 Jahr 
ein ärgerliches Leben geführt habe. Sie entjchuldigte fi mit ihrer UA 
finnigleitt und bat, man mödte ihr nun nicht mehr weiter mit Frag 
zujezen, indem fie jezt nichts mehr anzugeben wüßte, wollte fie Unwahı 
ausjagen, es gereiche ihr zur Verdammnis. Leztlich bat fie, man mid 
ihren Mann nod eine Stunde zu ihr laflen, dann wolle fie gern flerb 

Am 12. Septbr. giengen die Richter zwifden 11 und 12 Uhr 
feierlihem Zuge zu ihr in den Kerker und forderten fie auf bei ihrem | 
wiſſen und der künftigen Seligleit zum leztenmal die Wahrheit zu 
ſtehen. Sie gab an, das ſei wahr, was fie über ſich ſelbſt außgejagt he 
dagegen habe fie viele Unfchuldige angegeben und fie bitte, jene Perſo 
für feine Hexen anjehen zu wollen. Es waren 26 Berfonen, die fi 
Rat ad notam nahm. Diefelben Richter, welche Puspers Protokoll ı 


175 


fekten, unterjdhrieben auch daS der Heumeſſerin. Das Urtheil lautete auf 

ded durch das Schwert mit nahgehender Berbrennung des Leihnams und 

Wreitung der Azungs · und Umterfuchungstoften aus ihrem Vermögen. 
Diefe zwei lezteren Progeife zeichnen ſich vor allen früheren darin aus, 

Ab diefelben forgfältiger und meitläufiger geführt wurden. Jene waren 

um barz und nicht ſelten augenſcheinlich gedantenlos niedergeſchrieben. 
Bon jest an gab es in R. und der Umgebung Ruhe 


Eitsctus Collectionis novae Consilierum }uridieorum Tubingensium Voluminis 
Via quo continentur viri quondam nobilissimi etc, etc. Michaolin Grassit U, 
ED ete. etc. Consilia. Tubingue Frankofurti ete. Sumtibus fac. 3. G, Cotta 
3. P. Krieger R. E. Möller Anno MDCCXXKIT, 

Aus dem Rechtsgutachten der Juriftenfatultät zu Tübingen, betreffend 
Ne Auflage der Ehefrau des Andreas 9. ©. und deren beiden Töchter 
Bagen Sererei. 

Die alte ©. die Anna Katharina H. betreffend 

1 geben die Inquifitionsacte an, daß dieſe zc. durch Zauberey jo Mens 
ch verſchiedentlich Schaden zugefliget habe und zwaht an Men 
Frite in Perion des Herrn Baron Friedrich Wilhelm von N 
fer als ein ger Menſch nicht gar 14 Jahr alt den 19. 
1712 dem Eramen des weren Tiebital inhafftirten Hand Jerg leib— 
beigewohnet (wo jener gemügelt wurde) — 
Abends darauf nicht wohl befunden, audı de 
jaget, daß man inner 2 Tagen etwas bejender 
cn ihne erfahren würde, welchen Afett die Medici 
urlihen Zufall tractiret, als ſich aber den 24. u. mptomata ge 
st, wie obbeichrieben, hat man daraus eine Zauberei geichloflen und des 
iomten Bert pifitiret worden, darinnen allerhand höchſt verdächtige Zachen 
von einem rothen Wicielen der Kiefer ſammt denen Zähnen, braune 
Zuszeln, Bejenteiſich, Salben, Kaſtanienſchalen, ziemlich ſchwarzer Habern, 
ridnadel und etliche Erdichollen gefunden 
















io hu 


ielterden T. 








zuerſt als einen 















155 Aus einer Predigt *). 

Nachdeme aljo difer Bund gemacht, und diefe arme Perion in dife 
küche N 
geeianct, der fie don da an ftatt deß H. Schutz-Engels, welder jetz weit 
ı difer Seel vertriben ift worden, zu allem böfen Leite, führe, ermahne, 
zwinge, indeme alle Heren und Unholven fürauß und über alles dem 





laverch aufs und angenommen, wird ihr jeho ein einner T 





*; Geiftties Kinderſpiel vom Gapız..Pater Lucian. Coſtanz 1707. 








176 

Teuffel verfprehen müffen, dah fie bey Höchfter holliſcher Straff, erftlir 
weder in einem Gefpräch, weder in der Beicht, noch wor denen Ridpterer 
auff einige weiß; eiwas vom dem Stand det Hexen offenbahren, und cher 
der alle Bein und Marter außſtehen, als etwas befennen follen. Da dan 
der Lugen ⸗ Vatter ihnen falſchlich verjpricht, wie er fie vor dem Tod- retten 
die Nichter ermürgen und töbten, fie aber beym Leben erhalten woll 
Zum anderen verſchworen und verbinden fich dife Unholden, alles angı 
wenden, damit fie gant heimlich mehr und mehr Leut zu der Hexerri b 
reden, allezeit mehr und mehr Seelen von Gott ab- und zu ihme Dei 
Teuffel führen: wo fie aber diſes nit fönnen, auffs wenigft die Menſche 
an Leib und Seel zu beſchädigen, zu töbten, allerhand Schaden zuzufüger 
Kein menſchliche Zung jolte Daher Leicht erzehlen fönmen, was für umfäg 
licher Schad von diſem verteuffelten Heren-gefind entftchet. Vom Zu 
empfangen fie gewiſſe Salben und Pulver, mit welchen fie ihre Händ jehmi 

und daher was fie mit jolhen hölliſchen Tagen anrühren, ſchwere u 
ſame Krankheiten, oder gar den bitteren Tod verurfachen. Bor gar wenig 
Jahren in einer vornehmen mir befandten Stadt eine ſolche Unhold wars, 
welche (von den Leuten fir Fromm und heilig gehalten) Joldhes Rulber 
anderen in der Kirch, oder fonft auff die bloße Haut geblafen, in Spik 
und Tranf geworfen, davon vornehme, auch geiftliche Herren getöbtet wor 
den. Bon dem böfen Geift empfangen fie ftrengen Beſelch, denen une 
ſchuldigen unmündigen Kindern nachzufehen, deren gar vil von ihnen a 
tödtet werden. Sprengerus bezeuget von zweien Unholden, beren bie enie 
vierhig, die andere mod) gar vil mehr folde Kinder, da fie grad von der 
nen Müttern gebohren, auff eine jondere heimliche Manier umbs Leer 
gebracht; davon Martinus Delrio, Vil andere, auch der Sadıen Er 
fahrneſte, Lehren, daß folden zarten Engelein diſe hölliſche Furien mit 
anrühren, anblajen, jo gar mit anſchauen, ſchaden können; und meldh 
ja das erfchrödtichfte, dab fie ſolche unſchuldige Kinderlein dem Teufel 
tauffen, ſchenten, auffopffern. Zu geſchweigen, daß durch ihre Kepeil 
die Frucht in Mutter-Leib offt getödtet wird. Aus welchem zu erfennen, 
wann fie mit andern flinderen alſo verfahren, was fie mit ihren eigmem 
Kinderen {hun werden. Die teuflifhe Tyranney, jo die Hexen und Un 
Holden gegen andern Menſchen verüben, ſeyndt mehr als betandt, Alkıs 
Hand teuflifie Malefig legen fie unter die Thürſchwellen, oder andern 
orthen, worvon die jenige, denen es gelegt ift, eintweders Frump und Anh 
werben, oder gar flerben müffen. Vilen zaubern fie ſolche Ding in ihn 
Vether, darinn allerhand Ding zu jehen, als Schwebel-Hölplin, unten 
ſchidliche Beiner, Scherben, von Federn formirte wunderliche Budnuſen 
dahero die darauff Tigen, Leibs und Lebens Gefahr erleyden. Bilen an 





euer ein urn des Lunts, UMD DET ginnernußz vieſer 4weit, 
ı die Hexen oft mit defien Hilf erſchröckliche Ungewitter, Reiffen, 
awaltige Regen zu erweden, die Reben, die Liebe Früchten im 
üg zu tuiniten, und in Grundsboden hinein zu ſchlagen, oder 
n zu machen. Daher wenn die geweyhte Glocken wider ſolche 
er geleutet werden, manniglich ermahnet wird, ihr Gebet zu 
1, bamit deß Teufels, und der Segen Boßheit zu Schanden werde. 
eleut bringen fie durch Zauberey in ſolchen Neyd und Hab, dak 
der mit mehr leyden, oder beyfammen wohnen können. Hingegen 
ergifften fie mit denen fo genannten Philtris, Hexiſchen Liebes 
da fromme und feufche Hergen in eine joldhe Brunft ſchandlicher 
a, oder unbefinnter Liebe gerathen, daß fie ſchwerlich fih enthal- 
je Gäand und Lafter zu begehen. ch will nit reden noch von 
leg andern Ueblen und Schäden durch die Hexen verurſacht, alſo 
ſhadlichere Peft, fein größereß Verderben in der Welt, als dur 
zen und Unholden geihehen. Und warn fon eine Hexe mit 
Yeuten, vorauk mit ihren eignen Rindern und Angehörigen Er- 
‚ hätte, und nit ſchaden wolte, wird fie.von ihrem Teuffel der» 
tractirt, geſchlagen und geprügelt, auch mit dem greulichften Tod 
daß fie ihr eignes Fleiſch und Blut in den Untergang zu ftürgen 
n wird. Wie dann aud) diejenige, welde zum Heren-Tantz 
und von feinem zugefügten Schaden können Rechenſchafft geben, 
4 geſchlagen werden. Scheinet alfo, als ob dieſes die Zeiten 
n welden S. Joannes weißgefagt: Solvetur Sathanns de car- 
0, & exibit, & seducet gentes, quae sunt super quatuor 
terrae. Der Sathan wird loß werben auß feinem Kerfer, und 
kaehen. und wird die Wölfer verführen. welche da wohnen ob den 





178 





«8 von Gott erfaffen, in elwas anderes verändern. Das ift: ber Teuffi 
Tan weder ſich ſelbſt, noch eine Gere in ein Thier, in einen Wolff, Kal 
Aegerft, Nappen ꝛtc. weſentlich und wahrhafftig verftellen: jonber Tan alle 
den Menfchen unfihtbar machen, und auf dem Luft die Geftalt eimt 
Rat, oder eines Wolfis formiren; oder an der Teufel bie Einbildun 
der Menfchen alfo verblenden und verwirren, daß fie vermeinen eine Hal 
einen Wolff zu fehen, welches doch ein Menſch ift; und durch Hilff de 
Teuffels ſolche Werd und Sprüng thut, wie ein Wolff oder wie ein Rat 
weldjes alles ein Wert des Teuffels und Verblendung der menſchliche 
Augen if. Vilmahlen ift geihehen, daß man vermeint einen Mappe 
oder Aegerſt, ober einen Wolff, oder eine Kat; zu ſchiehen, und ift etmam 
ein Buſchen Schlüfel Herabgefallen. Wann eine ſoiche Ger in Wolff 
Geftalt einen wanderenden Mann angefallen, auf gwang bei Teuffels 
difer aber mit Bottes Anruffung fih mit dem Degen defenbirt, und de 
Wolff verwundt, daß irgend ein Weib ſich ins Beth gelegt, ala die jolm 
Wunden an ihrem Leib empfangen hatte. Bon einem frommen und E 
wifienhafften Religiojen meines Ordens ift mir gantz glaubwurdig ref 
worden, daß fein Tieber Herr Vatter eine Kat, die ihme vil ſchaden 
Hauß gethan, vom Tach herab gejchofen, andern Tags ift ein altes 4 
in ihrem Hauß, bloß, Hinder dem Dfen tod gefunden worden, welde ca 
einer Kugel durch den Kopff geichoffen ware. Dergleihen hundert ande 
Erempel in Büchern zu finden ſeynd. Kein gemeine Frag and Dips 
tation ift bey denen Gelehrten, wann fie von denen Unholden jdreibe 
ob fie wahrhaftig ausfahren ? Einige waren der Meinung nein; fon 
daß difes nur eine Einhildung und Verbfendung dehß Teuffeis feye, weld 
ihnen die Phantafey dergeftalten verfehre, daß fie eftiglich glauben, 

ſeyen da ober dort geweft, fie Haben getanget, gefien, getrunden, und = 
deres übels gethan, jo doch nit ware. Sie bringen Erempel bep, da 

auff dem Steden gejefien, aber wie tod niedergefallen, nad) etlih Stunt 
wider auffgeftanden, und jet Wunder erzehlt, two fie geweſen, was fie © 
fehen, oder gethan Haben. Die Vätter der erflen Kirchen ſeyndt ſchẽ 
auch difer Meynung geweſen. Das Anchranijche Eoncilium ift um! 
Jahr Chrifti 308 und alfo vor 1400 Jahren gehalten worden; da ® 
Patres neben andern aud) dife Erflärung gethan; Quod sceleratae quo⸗ 
dam mulieres, daemonum illusionibus seductae, nocturnis hof 
cum Diana, paganorum dea. & innumera mulierum multitadim‘ 
eredunt se equitare super quasdam bestias, & multa terraras 
spatia pertransire. quae falsä opinione deceptae haec vera ⸗ 
credunt & credendo a reets fide deviant. Das etliche laſterhaffi 
Weiber, durd) Verblendung des Teuffels verführet, ihmen ſelbſten 3 









179 


dluuben geben, daß fie nächtliche Weil bey der Heydniſchen Göttin Diana 
und einer unzählbaren Menge der Weiber geweit feyen, auch daß fie auf 
geniffen Thieren daher reutten, und alfo große und weite Reifen verrichten, 
wide dergeftalten durch falſche Meynung betrogen, inbeme fie ſolches 
douben, vom dem wahren Glauben abweichen. Jetziger Zeit gan unge 
preiflt, daß diſe Unolden zu Zeiten fich einbilden, fie jeien ausgefahren, 
a doch mit ware, Bil öffter aber, umd insgemein ift gewiß, und ut 
khlbar, daß diſe teuffifhe Gabel Reutlerin zu Nachts mit Hilf ihrer 
sftigen Heren-Salb ausfahren, Mile werden vom Iebendigen Teuffel ges 
fragen, ob fie Thon fi einbilden, auff Stefen, Gablen, Bejen, Raten, 
Gesen, Böden zu reutten. Sie werden von den Teufeln an ein beftimmtes 
Orth zufommen geführt; da ihmen der Feuffel eine Mahfzeit auffftellt, 
meldet ordinari von verfaultem Massfleifdh, weil dem Teuffel nit zug 
Laffen, anderes Bieh, fo offt er will, zu ſchlachten; und doch gibt er dem 
Gaftmahl rinen Schein und Geſchmaden, der denen Unholden belicht ; wie 
ke dann auch zu Zeiten in die Wein ⸗ſKeller eingeführt werben, und dorten 
dicbiſcher weik frembden Mein austrinfen und verzehren. Was da für 
Tan und and.re erſchröckliche, unerhörte Sachen und Laſterthaten fürüber 
fen Ghriftliches Hergz weder wiſſen noch gedenlen. Gewiß 
ft, nach gar vielen gerichtlichen Ausſagen, daß alsdaun das Heren— 
m oberſten grauſamen Teuffel muß Rechenjchafft geben. was fie 
dato aeitifitet; da dann welche den größten Schaden an Yeuten, 
er Früchten der Erden verwjucht, gerühmt: die andere aber ers 
droalich geſchlagen und geprüglet werden. Vil warhafite Erzehlungen 
} wann irgend ein anderer Menſch darzu fommen, und nur den 
oder Jeju und Marid aufaciprod.n, augenblicklich wie 
aufeinander gefahren, und verihmunden. Iſt aud ein 
mal geichehen, da fie einen Becher, oder anders Geſchirt 
gelaflen: wie vor Jahren gefheben, da ein Wenger im obern 
5 bei heißer Sommers: Zeit umb Mitternacht au: und in das Gaw gehn 
Ta er aber im dem befandten großen Wald, die Hart genannt, 
hat ex von weiten Zpifleut gehört, und dem Klang nacaehend, 
enge allerhand Yeut bey denen Taten ſihend angetroffen, und 


illeut mit leiblichen Augen geſehen, auch mit wenig der 
Er alaubte 




































Inrdenden wahrgenommen, die ihme wol befandt waren 
Ibiten, weil sehr bei, fie hätten alſo wegen der Kühle diejen 
5 angeichen. Er jahe ihnen zu, ward ihme auch ein Trund, und 
änem jchönen überquldten Becher gereicht. welche als er empfangen, 
die Wort geredt: Gott gejegne es. Ta. wie obgedacht, urplöhlid, 
tfogen. Jetz ſteht der Metzaer allein da mit dem Becher in der 

















180 
Hand; welchen er alfobald dem nachſten Dorff (deffen Namen mit Fl 
hie verjchwigen wird) zu getragen; den Herren Pfarrer alles erzehlet, 1 
es ihme ergangen, Difer ruffet den Edelmann, Herrn bes Orihs, darı 
fie fennen den Bechtr, von denen darauff geſtochnen Wappen, jeplagen ! 
Becher zu einem Rumpf, geben jolden dem Mehger, bey denen Jud 
oder anderftiwohin zu verfauffen, nachdeme er zuvor einen formblicen & 
geihworen, diejen Handel oder die von ihme erfante Perfonen fein ® 
tag niemaht zü offenbaren. Gantz gewifle und ungepweiflete Relation 
jeynd vorhanden, wie daß inderne die Hexen Nachts über Kirchen ot 
öfter im Lufft durdgefahren, und grad dazumahl mit der Gfoden t 
Zeichen dei Englifhen Grußes, da Maria den Heyland der Welt empfangı 
der Teuffel aller entfräfftet die Hexen herunder hat fallen laſſen, und d 
alſo gang zerſchlagen zu Fuß nacher Hau fehren, oder geführt werd 
müfjen, darauf zu erjehen, wie mächtig die Mutter Gottes den Gem 
dei Teuffels zu trennen, 

Weil noch vil von diefem Unholden-Gefind zu jagen wäre; achte 

doc) unrahtſam die Ohren meiner Fieben Zuhörer länger zu plagen; m 
noch muß ih fanen, wie groß diſes Lafter der Hexerey zu achten je 
weil es ja vor allen andern das gröfte und entjeglichfte, indeme fie t 
wahren Gott, die allerhöchfte Drepfaltigfeit, die Menſchwerdung Chri 
und Erlöjung deß menſchlichen Geſchlechts, die Verdienft der Mutter Gott 
die lieben Englen und Heiligen Gottes verlaugnen, dem &. Zaufl, ua 
allen Sacramenten abjagen und widerſprechen, Hingegen den ärgften Feñ 
Gottes, den leydigen Teuffel für ihren Gott erwöhlen, und deſſen teuflihdl 
Zeichen an ftatt des H. Tauffs auff und annemmen, auch) ihme ſich x 
M licht und Epd, mit Leib und Seel übergeben, difen abſcheulichen Hb- 
fen wurtlich verehren und anbetten: auch durch defien Eingebung ı# 
Hilff andere erſchrödliche Thaten an Menden und Vieh verüben, 
graufame Mord an jungen Kinderen und anderen begehen, vil Menfall 
durch Zauberwerk mit unheylſamen Srandheiten beladen, fich aud 
pflichten, fo vil immer möglich, andere von Gott ab, und zur ee 
u ziehen: unausſprechliche und unerhörte abjgeulichfte Laſter im 2E 
mit den Teuflen verrichten, das hochwurdigſte allerheiligfte Sacrament ax 
das allergraufambfte entunehren, die alererihrödlichfte Läfterungen geg 
Gott außgieken, das Lob Gottes aber denen hölliſchen Feinden zueigne 
und hierdurch fi) ſchuldig machen an denen hohen Laſtern der Apoſtaß⸗ 
oder Abtrinnigleit vom wahren Gott, der ſchweriſten Abgötterep, oR 
Glaubens· Abſchwörung, der abſcheulichſten unnatürli—hen fleiſchlichen EM 
den des Ehebruchs und Blutſchandung, dei Todtjchlags und Kinder-Mork 
des Meineids, Diebſtahls und Rauberey, in Verderbung der Fruqht 


Zar 


der Erben, Berzauberung des Viehs, zu Grundrichtung anderer Leuten 
Saab und Guts. Wegen folder und anderer gar vil Todtswürdiger Ber 
been ber H. Geift Durch den H. Vaulum, die Hererch (venefiein) unter 
Nie olergraufambfte Sonden zehlet. Gott jelbften ohne Ausnahm den 
Ernten deh Todis über fie fället: Maleficos non putieris vivere. Das 
Billige Recht fället gleihfells dem Sentenh des Todis Hiber ſolches 
$amBolt: Qui elements turbant, vitam infantium Inbefactant. 
Beides die Elentent verwirret, das Leben der Unſchuldigen vertilget. Das 
fie Recht fället über ſolche ben Serrtent des ewigen Fluchs Die ewige 
Vorheit, der gerechteſte Richter aller Lebendigen und Todten fället ven 
Semtent; dei ewigen Meurd. Pars illorum erit in stagno, wrdenti 
igoe & mulpbure, Ihr Theil wird ſeyn in dem brinnenden Teuch vom 
dat und Schwebel. Und foldes alles mit unbiich, weil von fo vilen 
Hruufemen Laſtern der Unhofden ein jedes allein fur ſich felbften den Top 
derfduldete. _ 

Weilen dann jchliehlih die Hererey mit dem Teufel fo nahe vers 
Hffiätet, und diſes Sejhhmeih mit hindanfekung des wahren Wottes- und 
Aebettung deß Teuffe s erfte Gebott Gottes, von dem Glauben an 
Gott, jo verzweiffelter weiß übertretten. Weil di en die Wer: 

3 verachten, und den verzweifleten Yugen- 
ban in menichlicer oder 
Heren erjeiget, und dannoch 
Weilen die Unholden einen jo erichröd: 
sie fo vil Mord und übels 
zu höftiichen Tanzen und une 





























mit den 
3 Werfen, un Haab und Gut verüb 
aechichen Kaltern durch den Teufel zuſammen getragen, unmeniche 
3 Frefen, Äh in Wolij und anderer Thier Geſtalt verſtelen und 

Stond-Thaten verüben, als kein anderer Mensch auf der 
verdienen mit Feur und Schwert 














eauch d 
son verfolat und autgetilgt zu werden. So Ädliehe ich daher, 
el Richter Obriate roch niit nothwendiger Ve— 
eGierewtigteit wider ſolche gebraucheten hun und Orr 
er örtlichen Ehr. Wie t aber hi dh vor großen 
als Unzucht. Reyd und Sah, großer Ungedult im Armuth und 
miolche Laſter dem teidigen Teuffel den Zugang Öffnen. 
Verionen von allen nachtlichen Ver— 
lungen, oder unchrlichen Genieinichait. da vil von dem Teuffel ber 
den. Ihr Eltern tranet 


t verüben fan 
















n 











mmeritern gemacht 
! zu denen unmündigen Kindern, unterlaffet mit, fie oft zu ſegnen. 
zu Äprengen, geweihte Sachen ihnen anzulegen, wodurch 











ame: 


der Teuffel verhimderet, den Zugang nit haben Tann. Neu angehı 
Eheleut, welchen die Hegen ſtarler zuſetzen, befleigen ſich mit rechter 
Heiliger Meynung den Eheftand anzufangen, dem Teuffel weder Statt 
Mat zu geben. In denen Häufern halte man das Heil. Creug und ( 
cifig, wordurch dei Teuffels Gmwalt zerbroden wird. De dann wahr 
was der H. Apoftel Jacobus meldet: Nam & daemones creduni 
eontremiscunt. Sehr nutzlich ſeynd auch die Bildnußen der jeelig 
Mutter Gottes, welde der Schlang den Kopff zertretten hat. Deß 
Ettz⸗Engels Michaelis und anderer Englen, welche die Teuffel von Dim 
in Abgrund der Hölfen geftürget haben. Alſo daß ob ſchon die Teı 
auff Erden wohnen, oder in Lufft umbflattern, fie doch allezeit das 
Kifehe Feuer mit fich herumb tragen. Niemapl folle das Yauß ohne 
weyhtes Waſſer und Salt; ſeyn; welches Salt den Teuffeln, aljo zuwi 
da bey ihren flinfenden und faulen Gaftereyen niemahi ſolches zugela 
wird. Gar ſchön und recht ift «8, warn Vatter und Mutter offtern 
das heilige Ereug über Ähre Kinder, über Hauß und Hoff. über & 
und Gut machen, weilen der Heil. Ahanafius bezeugt; Siguu er 
. omnia magica compescuntur. & veneficia inefficacia fiunt, DI 
das Zeichen deß H. Creutzes wird alles Zauberwert gedämmet, und 
Hegenwerd unkräfftig gemadt. Findet man aber, oder zweiflet, ob 
dife Krandheit, diſes Wetter, difes Unzifer, diſes Unheyl von Hexen j 
fo laſſe man die Priefter jegnen, als welchen Gewalt gegeben ift, ſol 
teufliſchen Gewalt zubertreiben: In nomine meo daemonia ejicient. 
meinem Ramen werben fie Teuffel vertreiben. Zu welchem Ende von de 
Apoftlen, auß Eprifti Verordnung, die Eroreiften (Vefhmörer) jepnd ı 
gefegt worden. Hingegen Sorg zu haben, daß man mit alte verda 
Weiber und Teuffels ⸗Vanner gebrauche, melde villeiht einen Teuffel 
tauß, ſiben andere hinein bannen. Das fürnembfle aber ift, jo n 
fridſamb, Gottsfördtig und andächtig lebt: dann wie in den Kirchen 
genden gelejen wird, ware die Keil. Juſtina, eine gar heilige und jch 
Jungfrau, in melde ſich ein Heyd verliebt, und den Cyprianum, ek 
beandten Zauberer, erſucht, durch feine Zauberei die Juftinam zu zw 
gen, daß fie ihn lieben muſſe. Der Teuffel aber antwortet: Es feye if 
unmöglid; wider die jenige etwas foldes auszurichten, melde Chriß 
recht verehrten. Diſes hat den Zauberer Eyprianum bewegt, dab er 
au Ghrifto befehtt, und neben der H. Jungitauen Juftina die glorwürl 
Marter-Eron erlanget Hat. Ich ende mit den Worten Pauli: Nolo soc 
vos fieri daemoniorum. Id will nit daß ihr ein einige Geſellſch 
mit den Teuffeln machet. Liebet aber und dienet dem jenigen, welt 


183 


cut bie und dort ewig vor allem Gewalt der Teuſſeln bewahren fan. 
Beldes ze. 


Erempel. 

Bas endlich die Heren für ein End nemmen, erweifet Bincentius, Bel- 
Innecmftiher Bifchoff, auf dem H. Prediger Orden. Zu Berthelia, einem 
Dorf in Engeland, ware ein fürnehme Frau, aber ein Unhold; melde 
eine, dem Anfehen nad), gar artlice, zahme Krähen aflejeit bey- oder 
amd ſich gehabt, mit welcher fie immer geſpilt, und ihren Spaß gehabt. 
Ware aber der lebendige Teuffel. Einesmahls als fie bey dem Gfien ware, 
Ümägte diefer Vogel mehr, als ihr lieb ware; darüber fie aller erhfafiet, 
das Meſſer aus der Hand fallen liche, und mit gar Häglicer Stimm auffr 
Tre: Ah! heut hab ic dann das End meines Lebens erreichet Heut 
Hab ih mod; große Gefahr zu feiden, vil übels zu vernemmen. Da fie 
mod aljo jammerte, lommt ihre die traurigſte Boitſchafft, ihr einiger 
Sohn jene mit allen, die im Hauß waren, erjhlagen worden. Bor Traur 
rigfeit finfet fie dahin, wird im das Beth getragen, Sie hatte noch zwey 
ge Kinder in Alöftern, einen Sohn und eine Tochter, melde fic zu 
1 beiohlen. Diſe als jie erſchinen, und die Mutter in ſolchem Stand 
ich, trugen groß Mitlerden. Die Kranke aber redet fie alle an: Yicbite 
ich Habe biß dato gelebt als ame Here, und dem Teufel in allem 
tauß gedient, alio daß ich an meiner Secliglkeit ichon langiten ver: 
lt, wann nit euere Verdienſt und Fürbitt mod) cm ijen fönnen 
Kur aber iſt je auch diſe Hoffnung verlohren, weil ich wı daß ich die 
Teunel zu Peinigern jorthin haben werde, welche ich biß dato als Rath 
Zebet angchöret habe. Nur das bitte ih, Liebite Kinder, daß ihr euch 
balentet, meine Peinen umb etwas zu lindern. weil ihr doch den Zen 
t 






















er Verdammnuß nit mehr ändern lönnet. Meinen Todten 
naht in eine Hirſchhaut ein, leget ſolchen in einen ſteinernen Sarch 
th aber derwahret mit drey ſtarken eyſenen Ketten, laüet den drey 
Tag alio im der Kloſter⸗-Kirchen ſtehen, und warn er alle biß an den 
Siereten Tag ſtehen bleibet, alsdann foller ihr mic) begraben: ob ih zwar 
1 iorge, Die Erde werde mich wegen jo arauiamer Yaltır nit wollen 
Fünfiig deren Geiftlichen jolten ſeyn, welche zu Nacht bey meis 
Palmen betten, zu Tag aber leſe man alle drey Tag die 
verordnet, it geschehen: aber umbjoniten. Tann 
Geiftliche die erſte Nacht die Palmen geſungen, it ein grauſamer 
Taf durch die, obwol ftart verriglete, Thür herein lommen, und ohne 
"Nuhr hat er eine eiſene Ketten am Zar) zeriprenget. Tie andere 
Aust Yuan ein anderer hölliſcher Geiit, zerrrijet die andere Ketten. Die 






















184 

dritte Nacht, da aflbereit die Morgen-Röthe andradhe, hörte mar ein gro 
Getöh vor der Kirchen; jitterte Das ganhe Mofter, als ob alles zu hau! 
wolte fallen. Einer unter vilen Teuffeln, welder größer und erihr 
Hiper, auch der ander Gebieter zu ſeyn jchine, zerſchmelterie bie Kirch Th 
sehet hochmüthig gegen dem Sarch, ruffet der Verftorbnen mit eigr 
Namen, befilcht ihr auffzuſtehen, da aber dife in dem Sarch antworh 
Sie könne nit wegen der Ketten und Banden. Sprach ber trußige holli 
Geift: du folleft auffgeföfet werden, aber zu deinem Schaden. erbr 
zugleich die Ketten fo Leit als ein Fademlein, mit dem Fuß ſiohel 
den ſteinernen Dedel himved, nimmt die Verftorbene bey der Hand fut 
fie zur Kirchen hinauf, da cin abſcheuliches Brand ⸗ſchwarhes Pferdt m 
tete, mit lauter eyſenen Stachlen umb und umb bewaffnet: auff difes 
fie der Teuffel gefeht, ift alles zugleich verſchwunden, außer dah matt 
die vier Mey! vom Lufft herab ein erbarmliches, Hilffebegehrendes 4 
ſchtei gehört. Und difes aljo mare das Ende diefer Unhoid, allen ik 
dieichen zum Schröden. 


VL, 
Waſſerſagen. 


156 St. Verenabrunnen. 


„Man hat St. Berenabronnen, der jonft mit aim andı 
Namen der Kaltbronmen genennt würt, allweg für ain beforsi 
gelundt waſſer gehapt und haben vor jaren die alten weib: 
jo erlampt geweſt, etwa darin gebadet, mit dem glauben, das 
darvon gerad follten werden.“ Ein Barbier will nad Sigmaringe 
begegnet ihm einer: „Ad Jacob, warın du wüßteſt, was ich, 
mürdeft ain wunderjelpamen vogel in St. Verenabronnen find 

rt wollt er ime nit jagen.“ Wie er zu dem Brunnen fam - 
findt er ain heßlichs alts weib, die jaß nadendt im rechten bronn 
und badet mit zerftrobeltem har.” Er nahm den Stod „da € 


185 
migt ſich gleich das wunderwert; das alt weib, das zuvor halber 
Im und jehier hinlend im bronnen war gejefien, das war ains - 
mals grad worden, pfurret ußer dem bronnen und nadend durch 


den wald darvon.” 

Iimmertfhe Chtonit IT 494. 

Anm, Dieſe Seite des Jungbronnencults ber hl. Verena ift 
ein wichtiger Betveis für die volfstümliche Heilige; hätte Rochholtz für 
din (Hönes Büchlein; Drei Gaugötfinen, Walburg, Verena und Gertrud 
alt deutſche Kirchenheilige, Leipzig, Fleiſcher 1870 S. 95 ff. nut gepaht: 


157 Der Kaiſersbroun in Augsburg. 


„Ju dem Stattgraben zu Augspurg, da fompt herfür ain une 
rung eines Waſſers, welches aus dem erften Grad der Erden 
Yefürtompt, nicht ſonders tief. Diefen Brunnen nennen etliche 
den Fieberbrumm, die Meber aber heißendt ihn des Kayſers 
Vtunn, derhafben das, wie fie jagen, ih ein Kayſer daran ger 
hun joll getrunten haben. Dem fen nun wir ibm wöll oder er 
er wöll, jo hatt diß wahler ein wenig Wirers und ſonſt 









iſt auch fein friſch waſſer, ſondern einer Fanlen Art, — 
din, To dem alſo ſein ſolt, das 
Fr vach dem drunk beiferung feiner krankheiten befunden, wird 
hr von Gott oder de 
it vorhanden, dann von frait d 





gemelter Nenier oder Fürſt 









vielleucht Tonit die beiſerung feiner 





wailers aefund worden 





babens aber ſeidher vil getrunken, deren feiner darvon 





SEA worden HL.“ 
Vmenier Zalgmann Int? 2. 124 


158 Vom Jungbronnen bei Rotweil. 





De auf dem Schwarzwald haben wir ain urſprung waste 





sem etliche Naften verordnet, das auch zu Baden geihidt 
ER don den umbliegenden 
"cn ſolche tugent hette, alle daß fein krafft und wirkung and) 
Moden namen übereinkeme und zulamen ſtimpte, würde das von 
N alten weibern in güldenen flaſchen durch die ganz welt geholt 
Rd zum baden und abwaſchunge ihrer Jahre und runzeln 





achbarn in groffem ruff it, welches, 





‚186 


gebraucht werden, dann es heikt der Jungbrunn und fl nd 
weit von der Statt Rotweil gelegen.“ 

„Ich gedenf aber, es gange mit diſem MWäflerlein des Names 
halben glei) wie auch faft mit allen andern dingen biefer zeit af 
Erdtreih zu, nemlich alfo, das diefes jo etwas Geringes ift, das 
muß entwederd mit eim frembden hoben namen oder aber mit am 
dern zierden der welt angenehm gemacht werden.“ 

F. Lauchert, Lautlehre der Mundart von Rotweil und Um 
gegend 1855, Programm; ©. 11, Anmerfung: „Wir haben in 
der Nähe von Rottweil einen Jungbrunnen, eine der vielen Heil 
quellen, denen die alte Zeit verjüngende Kraft zufchrieb.” Xgl 
Grimm Wh. II 433. Mythol. 554 *). 


Thurneifier- Salzmann 1612 ©. 196. 


150 Das Taubenbrüunlein an Feuchtwangen *"). 


Die Volksſage erzählt die Entftehung des Kloſters Feuch' 
wangen alfo. An den Übhängen des Sulzbachthales, in dichte 





*) Bol. Zingerle, Tiroliiche Sitten, Bräude u. f. w. 2. Aufl. 18% 
©. 229: wo drei Jungbronnen aufgeführt find. Ber St. Oßwald au 
finger, bei Thiers im GEifalthale, bei Lienz im Bufterthale. Das |hB 
Bud) „die Straßburger Gaſſen- und Häujernamen im Mittelalter“, Stra 
1870, führt ©. 57 ein Haus „zum Jungbronnen“ an. Das heuti 
Marbachgäſſel hieß früher Jungbronnengäffelin. „J. war € 
Bronnen, dem der Volksglaube die Kraft zufchrieb, die darin fi bade 
den zu verjüngen.“ Ein hierauf bezüglidhes Bild war wol auf dei 
Haus abgemalt. 

Es gab ein weitverbreitetes LTied vom Jungbronnen, das Uhlar 
1 Rr. 29. 30 aufnahm; in den Noten find Straßburger und Nürnberg 
Drude nachgewiesen. Nr. 30 Str. 2: 

Bei meines buolen fueßen 
Da fleußt ein brünnlein falt, 
Und wer des brünnleins trinket 
Der jungt und wird nıdt alt, u. |. w. 
Wunderhorn. Görres, Altdeutiche Volks» und Meifterlieder ©. 91. 92. 


”*) Feuchtwangen ift die uralte ſchwäbiſch⸗oſtfränliſche Grenze. 


Fihtenwäldern, joll Kaifer Karl der Große einſtmals Jagd ger 
halten haben. Vom Fieber überfallen habe er fi) matt und müde 
auf einen Fichtenftod geſetzt. Durftig zum Sterben Tonnte er fein 
Rafer befommen, wie jehr es ſich feine Jagdgenoſſen und die aus- 
aiendeten Boten angelegen jein lichen. Sieh da! jei eine Wild- 
hube aus dem Geſträuch aufgeflogen. Sie juchten den Ort auf 
nd fünden da reines frifches Quellwaſſer im Buſche aus ver» 
begenem Geftein herausfließen. Dem müden franfen Kaiſer war 
gbolfen:; er trank nad) Herzensluſt und wurde Heil und munter. 
Yum Dante habe er eine Kirche und ein Kloſter da zu bauen ge- 
Iobt. So entftand im feuchten Gelände der Sulzad) Feuchtwangen. 
Voch immer hat das Taubenbrünnlein am Fuße des Kloſterberges 
Mares Waffer und nad) der Vollsmeinung ligt auch der Fichten- 
fd, auf dem der Kaifer fahr, vom Alter verfteinert, unter 
dem Hochaltar der Stiftskirche zu Feuchtwangen. Eine neuere 
Ektinblatte bei dem Brunnen enthält diefe Sage in wenigen Zeilen 
ingemaifekt. 
HL Eteidele, Bist. Augsb. IIT 39. 


160. Frentlerin Brunn. 


„Der enden in der Vorſtatt zu Hall wird ein ander Bad 
Aelunden das micht zu verachten, ob es gleich ſchlecht Mein oder 
worfihtig ift. Dieſer Brunn ift erft bei kurzen Jaren auffommen 
und vird doͤn einem alten Weib her (wie man jagt, daß die 
os mit der Arzney hab können umgehen) der Frendierin 
drunn oder Bad genennt. Es hat in ſich die virtutes des 


Hatifhen Steines mit etwas Schwefel und Alaun vermiſcht.“ 
Tbarneifier-Salgmann 1619 ©. 126. 


161 Sauerquellen von Thieren gefunden. 


Im ganz Schwaben hat jeder Heilquell die Sage, da er von 
kbem x. aufgewühlt worden jei. 

Man hat daraus erjehen, daf die Thiere mit bejonderem 
behagen namentlich Säuerlinge ſehr gerne trinfeg. Sie waren die 
ren Finder vieler Mineralquellen und dieſe vom Inſtinkte ge» 





188 
triebene jonderbare Liebhaberei der Thiere vermittelte manch 
erft die Belanntjchaft des Menjchen mit ungewöhnlichen Ei, 
ſchaften der Quellen. 
Aachens Heilquellen ftampfte Karl des Großen Roß auf; 
erften Finder der Tepliger Quellen waren Schweine u. f. w. 
Haberer. 


162 Bom Bläfibad bei Tübingen. 


Welches herfürguellend Wafler — billich hoch zu halten, ı 
allein jeiner trefftichen Kräften halben mit welchen «3 vom Höch 
gegieret ben Armen und Neicen zum Nugen, wie es dann | 
erſten einem armen Hirten geoffenbahrt worden, welcher an ei 
Schentel ſchadhafftig, erſtlich aus diefem Waſſerlein jo dazumı 
ſchlecht anzujehen ware, ein Luft befommen, fein Schaden daı 
zu baden, darauf er gute Rhu und nachdem er's fortgetrit 
gänpliche Gejundheit erlanget hat — darauf dann hernach 
beyfiegendem Berg vermutlid) aus Andacht ein Capell erbat 
welche ©. Blafio dedicirt, dieweil jelbiger — die Thier heilete, 
wund und fich waren und für fein Hölen famen (Legendar 
p. hyemalis 168. Argent. Knoblauch 1517) *). 


*) „Zu diefen fo herrlichen Mineren tomet nod) darzu die ſchöne Ger 
deß oribs in dem felbiger ein luſtig Thal mit hupſchem Gehölz u 
geben, darbey daS Waller Steinach fiirüberlauffent, eim Bader 
brachter Rhu, wol erquiden mag, dann er zufampt dem erwünfchten fi 
ſchatten auch der lieblichen Mufic der Vögel geniejfen: über diefes ha 
auch gröffere Comodität, indem gar wenig Schritt darvon die weltfun 
Statt Tübingen gelegen, auſſer welder jeder Patient wes Stands er ı 
feie nacher feinem Wunſch und Begehren, jowol Victualien Arynı 
und Medicos in Küre haben kann, ift er catholifer Religion be 
pflicht, fan er abermahlen in der Nähe die Etatt Rottenburg ja 
näher beede Fleden Bühel und Hirſchaw beugen und dafelbften ſei 
Vottesdienft abwarten, alfo allerſeits mit Geiftliem und Leiblichem 
verfehen: endtlich das nicht Geringfte: fo findet aud jeder Baft ı 
Kofament, Traftation in bilihem Wehrt und weldes das vornäm 
guthen Gruß und Willen von dem Vadewürth und den Sainigen zu j 
zeit.” ©. 29. 30. 

Hafenreifer. 


100 


Dom HirFch bad jagt die hiſt. Beſchreibung deffelben, Stutte 
ga 1746 (Exhart) ©. I. U. 6. M. D. „indeme ſolches einer 
ulm Tradition zu folge che mod Stuttgart zur Statt geworden, 
fhon gebraucht und deswegen weilen ſich das Wild und befonders 
die Hirihe Fehr viel dabei aufhielten das Hirfhbad genannt 
morden.* 

Samuck Dafenreffer &. 26 fi. 


163 Der Hadamann. 


der Wajjergeift Hädamann lebt in der Vollsüberliefer 
zung dom Urſprunge der Donau bis Marchthal und Ehingen 
bed, Doch ift jein Vorkommen bei weitem dem alemanniſchen 
Ckbiete eigen. Die ſchwabiſche Ab benüht ihn als Kinderfchreden. 
So nıft man in Rirchbitlingen den · Kindern drohend zu: „wart i 
färei dem Hadmann.” Im einzelnen alemanniſchen Gegenden laßt 
mon ihm als pädagogiſches Schredmittel auch in den Abtritten 
Meinen Im Nedarthale kennt man ihn mit, — Die Minder 
Ui den Häckamann als wilden Wailermann vor, der mit 


Hacken jeden hineinzieht, ſo dem Waſſer zu nahe tritt. 
——— 














164 Waſſerfräulein. 
Bi Hunderſingen ligt der Weiler Beuron. Nicht weit das 
n Summer 





Hochujer der Donau, welches ‚dort jehr vielen, 








nem ſolchen, erzablten die alten Leute von Beuron, 
irdulein berauigefommen und hätten zu gewiſſen Zeiten 
Tonau hinab— 








jſeien aber zur beſtimmten Stunde wieder Di 
a amd im Waſſer verſchwunden. Einmal betrog man ſie, 
drihtere die Une zurück. Ihre Zeit war überſehen. Unter 
Faro und Schluchzen zogen fie Fort, verſchwanden in dem Waſier 
Bar war oben auf der Fläche ſichtbar. Won dider Zeit an 
Schr Waſſerfräulein mehr nach Baron. 








165 Der Ungehener-Brunnen. 


eiſchen Steinbach und Heſſenthal Hall, Hegt auf einer 








190 


Hochebene in Wiefengründen der Ungeheuer-Brunnen. Er foll 

berfiegen, ift jo tief, daß niemand ihn ausmepen kann, weil 
auf den Meeresgrumd geht.» Im diefem Brunnen, der mit dem Me 
zuſammenhängt, haben vor alten Zeiten Waſſerfräulein oder | 
das Volt jagt, Meerfräulein gehauft; waren gar freundlich und 
ſellſchaftlich und thaten den Leuten viel Gutes. Sie follen | 
Frühgrajerinnen von Hefienthal gemäht und Gras geſchnitten Hab 
fo daß ſchon alles hergerichtet war, bis die Mädchen famen. 4 
erſchienen in den Spinnftuben, jpielten, jhäderten und fangen 
aber um die Mitternachtjtunde mußten fie fort jein. Ein bi 
Burſche richtete eines Abends die Uhr zurüd und ein Meerfräul 
verfpätete fi. Während fie noch für die Leute ſpann und 

Unterhaltung pflag, ſchlug die große Glode von Comburg zwi 
und das arme Ding eilte wie der Blik fort, ſagle aber im Schei 
„Seht muB ich ewig im Abgrund des Meeres verbannt bleibe 
Niemand hatte fie je mit einem Auge mehr gejehen. 

Seither ift es in Heffenthal Sitte, Nachts über den Sch 
Zwölfe nicht aufzubleiben, damit ein'm es nicht gehe, „wie T 
Meerfräulein im Ungeheuer-Brunnen.“ Die Spinnftube dar 
nicht länger. 

Wündtich. 


166 Die Klofterfrauen im See. 

Im „Gremaſai“ zwiſchen Wadendorf und Zrilfingen 
ein untergegangenes Kloſter. Wer in der hi. Nacht um 12 Uhr 
Kopf in's Waffer ſtedt dorten, hört der Klojterfrauen Sang. € 
davon famen in früheren Zeiten zum Tanz nad) Zrilfingen. Ei 
mals wollten die ledigen Burſche wilfen woher und wohin? € 
gingen den Frauen nad) und jahen fie im See verſchwinden. Kan 
von da ab aud; nie mehr. 

Beim Sce ftand ehemals eine Kirche, jezt ein Hof. 

Mindti von 9. von Om 
167 Die Wafhfräulein in Untermardthal. 

In Untermarchthal follen jeit alten Zeiten eine Art Wafl 

weiblein unter dem Wajchhaufe gelebt haben. Das Bolt hiek 


191 


ur „die Wafchfräulein“. Sie tamen des Nachts, wuſchen alle aufr 
geegte Waſche hubſch und fänberlich, To daß morgens die Weiber 
fer erftaunt waren. Einmal will man fie ganz nadt gejehen haben 
and eine Bäuerin hatte Mitleid mit ihnen, legte ihnen Hemdchen 


und Rleider Hin — aber fie kamen ninmermehr. 
Minstit. 


168 Der bodenlofe Weiher. 

Nahe bei Ehingen am der Donau, nicht weit ab von ber 
Strafe nad) Riedlingen ift der ziemlich unbedeutende bodenloje Weir 
ber, jogenannt vom Wolfe, weil er feinen Grund bat und bis in 
die Hölle hinabgeht. Man hat ihn wollen ſchon meſſen, aber ver- 
gene. In dieſem Weiher foll es micht mit redhten Dingen zu⸗ 
gen. Eine vornehme Herrſchaft wollte bei Nacht und Nebel ein- 
fm: nad) Ehingen ‘fahren, verirrte und fuhr in das Waller. 
Eeit dieler Zeit till man eine blaue Rutide im Waſſer unten 
hr md da geichen haben. Daher das Henkerglöcklein 12 Uhr 
de Nachts gelautet wird, damit Niemand mehr verunglüdt. „Ta 
Denker leuten“ jagt man nur. Um 10 Uhr hört man dagegen 


rumpenglocke. 
Ni 














169 Der Schallaprunn. 


In der Wendelsheimer Markung iſt eine Flur, genauut „im 








ctalahrurn“. Dort iſt ein tiefer Quell, in dem nicht gebener 
j fell Wagen und Roß jammt Fuhrmann jei einſtens da wer 
9— 
0 


"urtih, 





170 Kinderbronnen. 


In Inzikofen (Sigmaringen holl man die Minder aus der 


Ba 


m Bronnen; irüher aus dem Napenbronnmen In 








ati if der Kindleweiher. Ju Hochberg gilt der Boden 
Nor Egelſee. In Weingarten die Brunnenſtube; in 
Tbrrberteingen werden die Kinder aus der Werte Schwemme) 





tot. Der Kindlisbrunn in Gmiind. Ehronit. 





192 


111. Wurzach verfunten, 


Im Wurzacher Ried joll einftens die alte Stadt geftanden 
haben. Sie ſei mit Man und Maus, mit Mind und Regel vers 
funten. Das rote Moorwaſſer fomme von den Thränen der 
untergegangenen Einwohner ber. 

Der jogenannte Rohren-See bei Wurzach ungefähr 186 More 
gen Ackers groß, ſoll eben jo tief fein wie der Ungeheuer-Brunnen 
und ftehe mit allen Seen des DOberlandes in Verbindung. | 

wundlich 


172 Berſuntene Gloce. | 


In Kirchberg bei Bottwar joll ein tiefer „Gumper” fein und 
gleich unter der Brücke liege eine verjunfene Gloce. 
Nündtih. £ ⸗ 


173 Heiliges Brünnlein. J— 


An der Weſtſeite des Braunertsberges, gang nahe dem Bote 
berg ift das weitbefannte heilige Brünnlein, Das Waffer ſoll ſchon 
viele Kranke und Prefthafte geheilt haben. Seit alter Zeit fam= 
men Siehe aller Art hieher und tranfen das Waſſer oder ſchickten 
Leute, die es ihnen holten. Daher fommen die zahllojen Weih- 
geſchenle, die dort herumbhängen: Band, leiderfegen, Tüchlein, Haus 
ben, Hemden, Halabinden und ähnliches. Eine alte Frau beiheus 
erte mir, daß das Waſſer befonders für das Lausweh, Zahımeh, 
Reifen im Kopf und wie fie auf der Alb jagen, für den „lud“ 
helfe. 

Ein ähnliches Brünnlein Fol zu Triberg im Schwarzwalde 
ſich befunden haben. 

Das Brünnlein im Eremitenbruderhaus von Bernftein, das eine 
wunderthätige Wirkung hatte und an das ſich eine Kloſterlegende 
fnüpft, fei hier aud) genannt. 

Mundlich 





174 Das Ungeheuer im Schwindelfee bei Wurzach. 


Im Schwindelfee ſoll früher ein menfchenähnfiches Ungetün 
Shwimmend gejehen worden: jein, Laut der Sage alter Leute hätte 
ein Ritter von Schwarzach aus ‘den Kreuzzügen eine Sflavin von 
Dorgenlande mitgebracht. Er foll mit ihr ein Kind gezeugt haben, 
darob ber böfen Leute Mund viel Lärm machte, Der Ritter habe 
das Weib in's Morgenland zurüdgebracdt, das Kind aber in 
ben. Schweindelfee werfen laffen. Es muß. umgehen und-zu "ger 
wiſſen Zeiten ſchwimmt es fihtbar auf dem: Waſſer. 

atuudliu 


175 Der Fiſch im Altshauſen. 

Im gewiſſen heiligen Zeiten, wie z: ®. in der Faften, fängt 
ein Fiſch im Altshauferba fein unheimliches Mefen am. "Er 
ſchwinimt den Bach herab bis an die Brücke, die zur Fabrik Führt, 
var in aufrechter Stellung wie ein Menſch und iſt gerade 
Er bat icon das Waſſer verlaſſen und it auf dem Yand 
worden in wirklicher Menichengeitalt. 









ch 


Banztıt 


VII 


Bon umgebenden Thieren nnd Seelen. 


176. Auf dem Bodenſee. 
In der Nicolausnacht will man feit alter Zeit auf den 
einen Geiſt um die 12. Stunde geben 
Sciffspatron 





Gangen in den See binaus 
ie Hängt die Figenihaft von Zt. Nicolaus 





zuamnien?) 





194 


177 Das Stubenthier. 


In Stuben bei Altshaufen ſoll ein Thier umgehen, das bir 
ſchon geiehen, jedermann aber ſchon gehört hat, Die einen jage 
es fei ein großer Vogel, andere wollen das Thier noch viel größ 
gejehen haben. Man will es ſchon ſchreien gehört haben wie € 
Kind, bald’ wie einen Vogel, bald aber wie ein vierfüßiges Thi— 
Sein Ton iſt häßlich und niemand Fennt ihn, An Waſſern jchlä 
es Yaut hörbar als ob es Eimer himeintrinfe. Bei anbredhent 
Nacht und nicht erft um 12 Uhr geht das Stubenthier um, € 
Schuhmacher wollte einmal Abends gegen 8 oder 9 Uhr von Stuh 
nad) Mendelbeuren gehen, da jprang ihm das geſpenſtiſche Di 
zwiſchen die Füße; er fehrte um und bfieb in Stuben über Nad 
erfranfte des folgenden Tages und ſtarb. 

Mindtih. 


178 Der Mühlebergfuchb. 

Diefes gefürchtete Thier foll der Geift eines ungerechten Ober 
vogtes in Möhringen fein. Der Mann hatte bei Lebzeiten freven! 
lich Wiefen verkauft und gegen Beftehung nahe gelegene mit em 
fernteren bei” Emmingen vertaufcht.” Darum muß er ungehen ım 
zwar hat man ihn als Pferd (Fuchs) nicht nur einmal geſehe 
Der alte Wiener von Wurmlingen bei Tuttlingen hat den Müflı 
bergfuchs des öfteren zu fpüren befommen; mußte auch einmal aı 
ihm reiten, was ihm aber für immer vergangen ift. Die Flach 
brederinnen von Möhringen haben ihn auch ſchon gejehen, no 
fpät Morgens. 

Mindtid. 


179 Ein Geifterpferd. 
Zwiſchen Altoberndorf und dem Eichhofe geht nächtlicher We 
feit uralten Zeiten ein geifterhaftes Noß um. Es trabt daher, m 
hört feinen Laut, weil die Hufe wie von Baummolle find. Sch 
hie und da ging es neben Leuten her und machte erſt fehrum, « 
die Hunde vom benachbarten Eichhofe bellten. 


195 


Auch im Schemmerberger-Schlof joll ein geifterhafter Schimmel 
kein Unweſen getrieben haben. Er ſei oft unter der Heerde von 
Kühen und Schafen fogar bei glochellem Tage gefehen worden. 
Die alten Leute ſagten: es ſei das ein graufamer Herr geweſen, 
der das Brot und überhaupt das Efjen lieber in ben Saufübel 
geihüttet, als den hungrigen Armen ‚gegeben habe, Dam erzählt 
fogar, er habe im der Saufübel nachtlich „geihlappt". Er ift jeht 
fortgebannt worden. 

Pindig, 


180. Das Mühlethier. 


In Hedingen weiß man von einem geſpenſtiſchen Thier, das 
in gewiffen Nächten fürchterlich heule, durd die Stadt ziehe und 
die Leute plage. 

wndnis F 


181 Ein geſpenſtiſches Waidroß. 


„Ehe und zuvor Graf Jörg von Werdenberg zu Salgans ſich 
MIT graven von Sonnenberg ſchweſter verheirat, do it er eins 
feinen vettern, den freiherrn von Brandis herab gen Maien— 
idd fommen und als er jelbiger zeit noch ain junger, angehender 





men, de ftall er Fich gegen aubends von feinen wettern, der mais 
Hung in der nechiten Dörfer ains, do er alle Fundtichaft bett, der 
Belihaft nach zu wandlen. Wie er nun ufs Feld ganz ſpat und 
datzu allein binaus fompt (war gleihwol an ainem hailigen aubendt) 





do erſicht er ain veld- oder waidroſſ, dem legt er widen an fueß, 
ain zaum, fert Damit fort jeinem fürgenommen weg nach. Er war ain 

nen weg darauf geritten, ſo begegnet im ain thier wie ain gaiß, 
zum leib aus. Sollichs alles 
s giipens und ain ſollich pleren und geſchrai allenthalben umb— 
kr, das er gar nahe mögt darvon doll ſein worden. Jedoch rannt 
a dem thier nad in ainer unbeſinten weis, jo würt einsmals ain 
rohe fugel darınıf, Die lauft vor im bin; und mit ſollichem ger 
Äheit, io würt er ſoweit verfürt und ab dem weg gebracht, das 
womit dem roji in Reim fellt und aar nahe vertrunfen wer. Je— 






gain war ain 








196 


dod) Half im Gott, das er mit aller marter und großer müche zu 
aim felben kam, am dem enthielt er ſich mit höchſten forgem und ge= 
ferden die ganz nacht, das im niemands zu hilf kam. Des an- 
dern ‚tags ift im hilf von viſcher bewifen worden, Die haben in 
ußer dem maienbad widerumb zu landt gebradjt und mie man jagt, 
fo ift im aud zu ander zeiten vilmals manich jelzame abenteuer 
von gejpenjern begegnet, darvon vil zu ſchreiben.“ 
Zimmerifche Ehronit TIL 3. 


182 Safe nicht geheuer. 

„Anno D. 1463, ift here Wernher freiherr zu Zimmern uf 
das öfterlich feit zu Grafe Ederharten von Würtemberg geritten; 
domals bat jid) ain gedechtnus würdige ſach begeben. In er 
meltem jhar uf den hailigen karfreitag zu nacht, ift dieſes graf 
Eberharts forftmeifter, genant Ulrich, mit einem jungen Edelmann, 
Gumpolt von Gültingen zu Manshaim, binaußgangen der mei 
nung, hajen zu fahen mit dem laufjen ‚oder abjchreden. Hat ſich 
gefuegt, das fie ain haſen (al& fie vermaint haben) irem begern 
nad gefangen. Den hat der forftmeifter in ain jad geſtoßen und 
über feinen rugfen genomen; haben aljo baid wellen wider geen 
Manshaim geen. AS fie nur jchier hierzu fommen haben fie haiter 
gehört, das inen ain ftimp ußer dem waldt nachgerueft: „baitä, baltk, 
laß mic) mit,, wa biftu Hinfommen?* Do hat der has im jad antwurt 
geben: „bie bin ich, in Ulrichs fat!” Der forftmeifter ift ab dijer 
ſach übel erjchroden, hat den jad von im geworfen und ufgeftridt, 
aber nichs mer darinnen gefunden. In ſolchem fchreden und großen 
forcht fein fie baid geen Manshaim kommen umd gejagt, wie «& 
inen mit dem haſen ergangen ſeie. leid) datauf haben fie baide 
ſich niedergelegt und ift der Ulrich, forftmaifter, am dritten tag ge— 
ftorben; aber Gumpolt von Gültingen ift ain lange zeit tödtlich 
trant gelegen, das ſich feins lebens niemandts verjehen gehapt: 
ift aber dod) nad) langem fiechen wiederumb ufkommen und ges 


nejen.” 
Zimmeriſce Chronit I 348. Bal. Boltstüml. T 108. — Unten Ro. 189. 


197 


183 Ein gefpenftifhes Füllen. 


„fo haben wir vor jarem beren geſpens vil gehapt und 
das der bes gaift am vil orten fein gaugelfpill getriben. Bei unfer 
vättergeiten, vor 50 jaren, do hat es aud) ain wunderbarlichs ge 
jpens manche jar gehapt in aim holz zwüſchen Ravensburg 
und Zusdorf, genannt das gartenholz, hat den Gremlichen 
zu haſenweiler zugehört, auch denen von Mavensburg, gen Wejele 
weiter. Das gejpens ift geweſen in ainer geftalt wie ain kleins 
fülhe, ſchueeweiß und hat mertails denen, fo durch das holz ge- 
wandlet, auch Helles dags, vil boßhaiten und twidertrieß zugefüegt, 
fonderlich denen, die es haben gefurcht oder entſeſſen, wie ſich der 
vilmals Hat begeben, das etliche jeim erfchredt worden, das fie ger 
fiorben. Und jagt man fonderlichen, das es zu felbigen zeiten ain 
often hab gehapt zu Hatzenweiler, dem hat es vor ander leuten 
io vil blagen angethon, das er fein franf worden und darob erlamet 
ft Man sagt, fer aineit aim mair ab dem markt zu Raven 
vera kommen und an aim jambsta, 
dose de File hinder in ufs ro 








ipat durch das holy aeriten, 
bab das aim gute 
erichroden, Das, 










geſprungen, 
darab er dermal, 
er baimfommen, im die zen usgefallen, krauk worden und am 
tag geitorben ſei. Grundlichen bat man nie erfaren Funden, 
5 geipenit fommen oder uß was urſachen ſich erhept. 

Umb die jar nach Grifti gepurt 1510 ongevarlich fol es ain 
anfang geuomen und zum eriten geſpürt und gefeben Fein worden. 
Tr alten haben fnbutirt, 





mil bindet ime füren müßen 

















hab der bes gaiſt vor jaren ain pfaffer 
tler hingefüert, Die hab er in folder geitalt eins weisen fül 
xt geordnet; aber man hat deilen fain rechten grund. Es haben 
Tanfentiheiler ein wellen geen Ravensburg, do 
vorgeloffen. Sie fein nichts 
deniger Furgangen:; do hat fie dedeucht, das füle blib im m 
NHL Ätcben und werde To bed, das fie under ime durchgen wellen. 
ob fein fe immer fortgangen, do it es zulezt dor inen ders 
drunden. Im jar, als man gezellt 1520, do fein iren etlich 
der Tanferichweiler und Zusdorf von Ravensburg geritten, haben 












inen underwegen Dell 












198 





haim gewollt. ALS fie nun zum Garten holz kommen, bo 
ainer umber inen, ift werbembergijcher amptmann oder Teller 
Heurente geweit, in ainer weinfeuchte und aim geſpai, gleichwol 
den andern feinen mitgeferten nit ift fieb geweſen, dem fülhe ge 
und gelodt. Er hat das gefert nit lang getriben; das gejpenfi 
daher fonımen geloffen in des fül hes geftalt und angefichts irer ı 
hinder in ufs pferdt gefprungen. Do hat es ine dermaffen 
ben fordern füeßen beſchlagen und geengftiget das er nit reden ) 
ſich regen funden, fonder hats fihbarlichen in beifein der ander « 
denen doch nit geheuer darbei geivejen, ain guten weg Durchs 
biß au bad) genannt die Ad, hinder ime füren müffen. Alda 
es ine verlaffen, ift von ime gejprungen in’® hol, von inem 
loffen, das fie nit wiſſen mögen, wohin «8 fommen. Man 
das etwann zu. jondern zeiten diß gejpenft die leut dermaſſen 
moleftirt, das fie nit durchs holz haben dürfen wandlen, ſonder he 
underwegen twiber ires undanks müffen umbferen. Und hat dis 
ſpenſt ungevarlichen gewert biß in das jar 1550, wiewol es fie 
abgenommen und da es ſchon nit garlhin, jo beſchicht e8 doch je 
noch und hat es gar nahe bis in die 40 jar gemeret.” 
Zimmerifhe Ehronit 11 219 ff. 


184 Gefpenftifhe Katze. 

„Im jarz1566, umb Johannis Baptiſta, do ift in a 
nacht unverfehenlic) ain gejpenjtf zu aim bauren in’3 Haus fomı 
zu ..... ; das hat im ſawen und ſchaff erwürgt; mas mentji 
es im haus begrifen, zu boden gerifjen und umbher geſchlaift. 9 
ift mer dann ain nacht beſchen. Dan hats etliche mal gejehen, 
es ain gejtalt gehapt wie ain cafen. Einsmals ift es dann zw 
Dann lang worden. Alfo hat und treibt der leidig teufel jein | 
nachtſpill.“ 


Zinumeriſcht Chronit IT 220. 
185 Das Haͤrtle⸗Thier. 


Das Härtle ift ein Wald, der ſich von Hochberg bis & 
pertsweiler hinzieht. Zur Herbftzeit will man in den Wipfeln 


199 


Baldbäume ein jänmerfiches Schreien, ein Gellapper, als ob's 
einem an s Leben ginge, gehört haben. Wie das gejpenftifhe Thier 
ausficht, vermag niemand redjt zu jagen, man hört es nur bald 
da bald dort ſchteien und tie der Blik fährt es durch die Luft 


bit nad) Renhardsweiler hin, 
Nundlich. 


186 Geſpenftiſche Hunde. 


In der Tettnanger Gegend wiſſen die Leute viel vom ſtlus- 
hund zu erzählen. Man ficht ihm nachtlicher Weile feurig an den 
Ufern des See’3 bis nad) Bregenz Hinfahren. In der „hi. Windt“ 
ft feine Zeit. Vergl. Vonbuns Sagen 1858. ©, 47 ff. 

Bei Untermarhthal ging vor Alter8 in den fogenannien hl. 
Zeiten ein Fenriger Hund. am ; lief hinter den Leuten her und fprang 
salekt am ihnen Hinauf, daß er ausſah, wie eine feurige Stange, 
Zrüchen Schenimerberg und Altheim ging der jog. Brühlhund, 


dit — wie alte Leute mod) willen — einem anf den Rüden jaß. 
— 


137 Umgehender Pudel in Augsburg. 





s Ghriltentum in Augsburg ſchon ganz allgemein 
he und Mlöfter, wel auch Kloſterſchulen hatte, nam ein 
qriſtlichen Glauben an, lich ich in einem de 
6 aufnchmen und wurde chriſtlicher Prieſter. Als folder übte De 

alle die diciem Stande zukomenden kirchlichen Berrichtungen auß. 
Arklben Zeit lebte auch ein Würgermeifter, dem feine Gattin jedes 
nen gefunden Knaben gebar, der aber in der Regel nach emwjangener 
rhalb weniger Tage, wie manche andere dort getaufte Kinder, 
 Tiie Frau ging nun abermals und zwar mit Dem 7. Kinde unter 








u Kloſter a 



















berzen Pater voll bang 
“bo und nach initand 
B t bei feinem \ 


mone welch 





tungen nam nun feine zuilucht 
gem Gebete gelobte derjelbe, den im zuerſt Be— 
gange auß der Kirche zum Gevater zu bitten, 
tandes fein, als er wolle. Auß der Kirche ges 
in junger Mann im entgegen, den alje der beſorgte Water 
ipregen gemäß zu Gevater bat. Ter jugendliche Kloſterſchüler 
U manderii Bedenten gegen cin ſolches Friucen des Bürger- 
© aber alle von letzttrem beigelegt wurden, jo daß der Mofter: 



















meter 








200 
ſchuler in defien Begeren zulezt eimmwilligte. Die Zeit der Enthindu 
kam heran und die befagte Fran gebar zum 7. male einen gejund 
Knaben. Der abermals Vater. gewordene machte jeinem neuen Genat 
fogleidh die Anzeige, beſchied denfelben in jein Haus, wo für den arın 
Mofterfhiller zur ebenbitrtigen Außſtafierung eines Gevaters des Bürgı 
meifters alles Gehörige bereit lag. Niemand fante den neuen Gevatı 
noch wufte Jemand von der eigentümlichen Auffindung und Erbetung da 
jelben. Man ging ſtillſchweigend zur Sirche, der Taufalt began; u 
horchte der Kloſterſchüler, als er ftat det gewönlichen Taufformel in d 
3 höchften Namen der Gottheit, in außergemönlier Sprache 3 Nam 
der vertworjenen Geifter auffpredien und das Mind denfelben durch d 
Geiſtlichen übergeben hörte. Uuch wollte er ftat der Aufgiefung des Tar 
wahers ein dreimafiges Eindrüden in des Kindes Kopf bemerft habe 
wonad) oben erwänte Mebergabe die Dreifaltigteit des böfen Oeiftes b 
ſtarlt wurde. Mit Muhe doch ſchnell gefaht, unterdrücte der verlieide 
Klofterfchtiler feinen Unmut über ſolchen gottesſchänderiſchen Wrevel un 
begleitete feinen Täuffing ftilfiehweigend und überlegend nad) Haufe. I 
Haufe des Burgermeiſters aber angelangt, juchte er bei erfter fih dar 
bietender Gelegenheit den ganzen Vorgang in der Kirche bemſelben bei 
zubringen und den Vater zur reditmäßigen, von der criftlicen Kirh 
dorgeſchriebenen Taufe durch einen Geiftli—en in einer andern Kirche ar 
zufordern, welchem auch bereitwillig entſprochen wurde. Bei dijem eigent 
Ligen Taufalte famen nun aud) nad; Begiegung des Kindes mit dem 
Taufwaßer im Namen der dreieinigen Gottheit die drei früher in dal 
Gehirn des Kindes eingedrüdten Stednadeln oder Glufen zum Vorſqhein 
die fodann aufgezogen wurden, wodurch das Kind gerettet war, und pu 
Fteude feiner beiden Eltern gebieh. Der gottesihänderifche Geiftlice um 
die mit demfelben im Bunde ftende Wehemutter aber wurden gerichlich 
eingezogen und troz alles hartnädigen Leugnens irer Freveltaten dem de 
maligen geheimen Gerichte übergeben. Bon der Zeit des Vortomens diſe 
beiden Gottlofen rumorte, nachdem die Gebetglode des Abends verhall 
Hatte bis Morgens difelbe wieder ertönte, in den Straßen Augsburgs Sa 
ein ſchwarzer Pudel, der die jpätauf der Straße Wandelnden anbellte 
plärie wie ein Kalb und beheffigte beſonders die zur Nachtzeit Kreifenden 
wodurch dife in Schred verfegt wurden und eine unglüdlihe Geburt fd 
nicht felten ergab. Mancher Ungläubige und Frevler wurde auf empfind 
liche Weiſe durch dife unheimliche Schredgeftalt zurechtgemifen. Seit Bayl 
Pius VI Apgsburg auf feiner Reife dur Deutfhland mit feinem MM 
füge beerte, iR dih Phantom derſchwunden Ein gottesfürdtiger Briefe 


BE 


mit auferordentlicher oberfichlicher Gewalt ſoll ſelbes im eine metallene 
Blaje beſchworen und in einen Sumpf verjenft haben, 
Bein Hugdb. 6. 469 ff. 


188 Der Vogel im Semmbühl. 


Auf dem Kirchwege, mo man von Schwarzenbach nach Boms 
gebt, ift ein Meines Semmbil ‘d. h. Sinnbild oder Bildfiod aus 
Stein. Jedermann kennt es gleich und weiß, daß das heilige Blut 
de ift. Hier hat ſich einft vor Jahren ‘ein wunderſamer Bogel 
aufgehalten, der mit feinem Tieblichen Geſang Nachts die Leute in 
große Verwunderung jepte; aber feiner von Allen, welche des Nachts 
den Bogel getroffen haben, konnten ihn bejchreiben, was er für 
fine Beſchaffenheit hatte. Diele Leute find irre geführt worden 
und gänzlich „verttoirmet“; denn es ift jo oft der Vogel fang an 
jenem Weg nicht mit rechten Dingen zugegangen. "Die alten Leite 


trugen Nüfter bei fich, da fonnte er ihnen nicht? anhaben 
—** 


189 Ein geipenftifher Haſe. 


In dem ſchon genammten Untermarchthat ſoll auch cin Haſe 
ecaangen ſein zu gewiſſen heiligen Zeiten, mit den es nicht ganz 
lese war. Gr kam ins Dorf herein und wenn ibn Unwiſſende 
wollten, verfrißte er ſie tüchtig; fo ging es den Buben, die 
ir mit Zteden vom Torfe abhalten wollten. 












190 Eine aefpeuftiihe Senne, 


Im Ried zwiſchen Schenmmerberg und Bauringen gebt feit 


den Zeiten eine Henne um, welche die Lente irre führte 
Kants, 


19 Ein merfwürdigner Vogel. 
ad dem Mercurius Villinganus 1634, der den ſchwediſchen 
Eriatl ins Villingiſche beichreibt, baden fi am Tag der Iekten 


Aıflorderumg zur Uebergabe an die Schweden allerhand Wögel auf 
de Ftanziskaner-Kirche gezeigt, darunter jet ein ſchwarz gefrönter 











202 


geweien, der jo allein in die Höhe auf das Mreug fich gejeht habe, 
die andern um ihr herum, und zwar gerade, als man bon unfrer 


fieben Frauen ein Amt gefungen bat. 
Mundlich. 


192 Bon den Welinen und dem Bodenſee. 

Mangolt in feinem Fiſchbüchlein vom Bodenſee (17. Jhd.) 
jagt von den Welinen oder Bälinen, fie jeien die allergrößten 
und fürnembjten Fiſch im Bodenſee deren „Waid und Wonung in 
aller Tiefe ift.“ „Es haben die alten für ein gewiſſe Angeigung 
gehalten, daß fie gemeinlich, nachdem ſich diefe Fiſch ſehen Taken 
und gefangen werden, etwas Wichtiges und Großes am Bobenfte 
zutrage und verlauffe.* S. 37. Nach des Magifters Joh. Jacob 
Martini, Topographie, Geographie, Erfurt 1737 „lann der Cejer 
unter den Denfwürdigfeiten behalten den berufenen ſchwäbiſchen 
See, deſſen Waßer die Art hat, die hineingeworfenen Fiſchernehe 
wenn fie dem Grunde zu nahe fommen, zu berfengen.“ 


193 Geſpenſter in Kirchen. 


In der Andreasnacht fell es in der Barfüßerficche zu Lindau 
nicht geheuer fein; es gehe ein Geift um. 

Ebenſo joll es in Ehingen (a. D.) im Spitalfirchle ſpulen; 
desgleichen auf der Spitalbrud. In der Kajerne ging ein Geiſt der 
mit ungeheuer großer Hand nad) den Kindern bejonders im Ab» 
tritt langte und ihnen die Haare ausriß. 

„In der Faften des Jahres 1468 ging ein Geſpenſt oder 
feet in U. frawenkirchen umb, fieß ſich bei nächtlicher weil ſehen. 
erſchien wie ein eingemacht todte leichnam. Das angeficht das war als 
wie feuer zu fehen und hatte ein wüſt gepolder in der kirche, färbe 
auch etliche malen mit menfchlicher Stimme: wehe, wehe, wußte 
niemand warum es geſchah.“ 

Memmingen, Unold 68. 
194 Die Geiſterhochzeit bei Schramberg. 


In Waldbergen bei Schramberg waren mal mehrere Hole 
macher im Walde beichäftigt. Sie hatten bi8 nad Winzeln wel 





203 


über eine Stunde. Müde von der Arbeit beſchloſſen fie im Walde 
su übernachten. 

Nicht weit abwegs von der Straße machten bie Leute ein 
huftig feuer an um fid zu wärmen und ehvas zu tochen. Beim 
Nachſchüren bemerkte einer van den Holzmachern, er Habe von alten 
Leuten gehört, man miüffe das Holy über's Kreug auf's Feuer legen, 
dann Tonne einem ber böje Feind nicht ſchaden. 

Bie es Mitternacht wurde, vernahmen fie ein fürchterliches 
Getöfe und ein Geſchrei die Schiltacher Strafe herauftommen, daß 
S graufig war und zum Unglüd fams immer uäher, Auf einmal 
ſchen fie einen Brautzug, den ſechs ſchwarze Kahzen zogen, Auf 
dem Brautwagen ſaßen die Brautleute, die Nährin und die Hör 
in; Icptere wgr. hautnadet, wie die der liebe Bott erſchaffen hatte, 
trug einen Fupfernen Keſſel auf bem Sopfe und hatte einen Bund 
Rohlöffel Hinten ftedten, hat damit Mäppert und zu den Holzmachern 

acht und g'wunfta. Die Hohzmacher ſahen einander bleid) 





Zug vorüberging; aber feiner ſagte nur ein 


wortchen 





ater eriuhren ſie von einem alten Geiſtlichen auf dem Sul— 
xn, daß alle verloren geweſen wären, wenn nur einer ſich unter 
a hatte cin Wort zu iprechen. 











195 Feurige Ehleutlen. 


In Kirnbach herwarts von Ueberlingen hot ma oft gſeg, 
und fein weib ai- 





a — jurigu an ander nuff gfahra 
ding Het ſo ganga: 's bot a mola gmoind oingnötet 
maemacht und do bet der mia veil unrechts 





guet a fe 





ihr trank weare, ht uif's toadbett komma und do 
zuig giait. Ter ma bot fon berra Pia 
mund ihr ganz verſtockt geweſa. Unter jeinra beriher Kia 


jr budet ghoctt — und dan 








a unbe 





rrer⸗ 








{der deufſet gewea und dear 
3 nochgholiag zum ütearba. 





St anderthalb johr drufi iſcht weib au verkrauket. Uff— 


dia vperion, um derra ihr güetle fie der ma brocht bot 








204 





zum weib ganga und, hot je um Jeſu Chriſti willa bitt, fie m 
’r doch ihr ſach gea. Des weib hot aber gjait: was mein 
bhaupt hot, des bhaupt i au! druff ifcht fie bald gitor 

D' tneacht, mo hend fpäter d' aepfel ghüet, hend gſea 
ma und weib aa—a—furiger a—n—and nuff gfahren find 


Luft und dia hend noch verrota. 
Mindtic. 


Anm. Von Aerander dem Fürften von Mähren, einem „greuli 
Saufer* erzählt Aeneas Sylvius, er jet zu Wien geftorben und in 
Keller während fein Dreißigſter begangen werben feurig umganı 
»hujus animam quis requiret in eoelis, eujus igneam nmbram v' 
in cellis,e Griehtirchen Dom. T, 47. 


196 Der veipernde Pfarrer beim Schäferhof"). 


In der Nähe des Schäferhofes zwiſchen Böttingen und 
nigsheim fteht ein Leiden kreuz und vor demfelben ein Wit 
freuglein zum Zeichen, daß früher hier ein Kirchlein geflar 
hat. Die Schweden haben dort gräßlich gehauft; die Leute un 
bracht, die Käufer abgebrannt und das Kirchlein zerftört. 

Dort geht nad) der Sage ein Geiftlicher um; meil er zus 
zeiten fein Brevier nicht gebetet, jo muß er ſeit vilen, vilen Jal 
von der Mitternadhtsftunde bis zum Gebetläuten in der Früh „' 
pern“. Man hat ihn ſchon unzähligemal gehört. 

Bor ungefähr 15 Jahren geht mal ein Bauer von Renq 
Haufen, der Hans Adam genannt, diejen Weg in der Mitternac 
ftunde. Als er den gefpenftiichen Pfarrer fingen und veſpern Hi 
fiel es ihm im Uebermut ein, mit zu vefpern; denn er fo 
ja manchen Pjalm auswendig, weil er beim Lateiniſchveſpern 
der Kirche mitthat. — Aber da3 mujte der Hans Adam theuer büf 
denn der Geift fieß ihm nicht mehr loß und der arme Hans A 








*) Die Zimmeriſche Chronit IV 210 berihtet von einem  gefpe 
ſchen Gottesdienft bei St. Martin in Mösstirch; der auf der Kanzel 
die Zuhörer weiß gefleidet. Gleiches geht um von Stodad und 
Srauenmünfter in Züri. Vergl. Totengottesdienft. Annal. Sazc 
ann. 929. Hocard. Mone Anz. 8,199. 7.53. 





197 


183 Gin geſpenftiſches Füllen. 


„Afo haben wir vor jaren deren gejpens vil gehapt und 
das der bes gaifl an vil orten fein gaugelfpill getriben. Bei unfer 
sätter zeiten, vor 50 jaren, do hat es auch ain wunderbarlichs ges 
ſpers manche jar gehapt in aim holz zwüſchen Ravensburg 
und Zusdorf, genannt dag gartenholz, hat den Gremlichen 
zu haſenweiler zugebört, auch denen von Ravensburg, gen Weſeis⸗ 
wir. Das geſpens ift geweſen in ainer geftalt wie ain kleins 
fülde, fchneeweiß und hat mertaild denen, fo durch das holz ge= 
bandiet, auch helles dags, vil boßhaiten und widertrieß zugefüegt, 
fonderlich denen, die es haben gefurcht oder entfeflen, wie fich der 
vilnals hat begeben, das etliche fein erſchreckt worden, das fie ge⸗ 
forben. Und fagt man fonderlichen, das es zu felbigen zeiten ain 
Hafen hab gehapt zu Hatzenweiler, dem bat es vor ander leuten 
io vil blagen angethon, da3 er fein frank worden und darob erlamet 
ft Dan jagt, es fei aineft ain mair ab dem markt zu Ravend- 
durg fommen und an aim jambätag ſpat dur das holz geriten, 
do fe dis Füle Binder in ufs roſſ geiprungen, hab das ain gute 
weil hinder ime füren müßen; darab er dermaßen erfchroden, das, 
bie er haimkommen, im die zen usgefallen, frank worden und am 
dritten tag geftorben fei. Grundlichen hat man nie erfaren kunden, ' 
woher din geſpenſt fommen oder uß was urſachen es fich erhept. 

Umb die jar nach Criſti gepurt 1510 ongevarlich ſol es ain 
anſang genomen und zum erſten geſpürt und geſehen ſein worden. 
Die alten haben fabulirt, es hab der bes gaiſt vor jaren ain pfaffen⸗ 
lelere hingefüert, die hab er in ſolcher geſtalt eins weiſen füles 
daher geordnet; aber man hat deſſen kain rechten grund. Es haben 
elie von Dankentſchweiler einsmals wellen geen Ravensburg, do 
Me inen underwegen helles tags vorgeloffen. Sie fein nichts 
deitomeniger fürgangen; do hat fie bedeucht, dag füle blib im meg 
fill ftehen und werde jo hoch, das fie under ime durchgen wellen. 
Koh fein fie immer fortgangen, do ift es zulezt vor inen ver- 
Kunden. Im jar, als man gezellt 1520, do fein iren etlich 
don Dankertſchweiler und Zusdorf von Ravensburg geritten, haben 


206 





Steden nad) ihr; fie wich, und plöglic war er elend in Dornen⸗ 
hecken vermwidelt. 
3 
Der Brödelegeift iſt ein Burggeiſt in der unmittelbaren 
Umgebung der alten Burg Neuned. Dort zwiſchen Imnau und 
Mühringen geht der Hairamintelegeift, der gerne die Lenke 
treeführt. 


4 
Der Hagenmann ift ein Hechinger Waldgeiſt. 
5 


Der Hörnlis geiſt bei Neckarsulm bläst in's Horn wenn eb 
Krieg geben fol. 


6 
Ein Geift Namens Bergmann trieb bei Onftmettingen mb 
Thailfingen auf der Brüde fein Unweſen. Gäger beißt ein heir 
fcheitender Geift b. Bernried. (See.) 


7 
Bei Thailftngen ift die Katzwang, ein Wald, worin ein Geifl 
beharrlich dängelt. Mal riefen ihm zwei Bauern, die eben von 
Markte heimgiengen: machs recht! machs recht! Da din 
gelte der Geift dergeftalten drauf 103, daß der ganze Wald er 
zitterte. 


8 . 

Der Lonze ift ein gefürdteter Geift zwiſchen Möhringer 
und Tuttlingen; oft hat man ihn Schon tragen müfjen. Er ift De 
Lebzeiten ein Schaggräbermeifter geweſen. Kinderſchrecken: 

Der Lonze kommt, der Lonze fommt 
Dear wird di lehren tanzen, 

Der Zeufel fommt, der Teufel kommt 
Und jchoppt di in den Ranzen.. 


ı9 
In Troffingen wird ein Gäflle, da wo man in’s Oberdo 
gebt, die Lehr genannt. Dort geht feit uralter Zeit ein Geift un 





207 


der feine Luft daran Hat unfichtbar Ohrfeigen auszutheilen. Geht 
man Nachts 12 Uhr jelben Weg, befommt jeder da wo die Gärten 
ausgehen und bie Wijen anfangen ein derbes Paar Obrfeigen. 
Ebenjo befannt ift der Holgbrode ler im Hegenberg, den 3 ſta- 
uginer in eine Buche ſchworen. 
10 
Bei Kirchberg (Bottwar) ift eine Steingrube; an der Stelle 
der Ziegelhütte ftand einft ein Schloß; da und im untern Gang 
ft s jeit uralter Zeit nicht gehener. 
11 
Auf der ſog. Lippacher Staig (Mahiſtetten) in ber Nähe bes 
Feldes, eines Buchwaldes, geht, am Bergabhang ein Geift um, 
de immer Tabad raucht, Feuer aus jeiner Pfeife bläst, daf bie 
dunten ſprühen und dabei gräßlich flucht. Geht Jemand mitters 
nüdtlichenveil diefen Wen, jo padt ihm der Geiſt und wirft ihn 
den Grasabhang binab, weshalb den Weg jedermann ſcheut und 











12 
Grolsheim iſt ein ſog. Sch wedenfreug, dort joll es um 
m ſitzt der Geiſt auf, daß fie ſchn 
13 
Das Jurbrüdie bei Seitingen Führt zum Konzenberg und 
ich rchtet 
14 





ſchen Untermarchthal und Munderkingen ging ein geiſtiſcher 
Prügel um, 
ab Wat; er fuhr oft Feurig über fid) im die Höhe 





t einem 





ängitigte die Leute und lieh Fuhr 





15 
Br Fmerfingen fuhr zum Bo 





ofe chedem ein geſpenſtiſche 
t, ein Schlitten. Der Nechenmacher von Altheim jah ein 
& ging ihm bitterbös, 






16 
Zwiſchen Eßlingen und Untertürtheim geht de 





Atenberger 





208 





Schlurkgeiſt beim Melachäuslein; wenn der Wein nicht q 
ſoll er fich zeigen. 
17 
Auf dem Wechſel zwiſchen Wachendorf und Bieringen gebt 
ſog. „Wäjenmändle“ (Majenmännlein); verführt Borübı 
bende ; legt ſich kreuzweiſe in den Weg; macht ſich zu einem W 
ſtumpen. 


200 Sqchnauferle. 

Im jezigen Kameralamtsgebäude zu Heiligkreuzthal ift ein 
bewohntes Zimmerlein „Schnauferle“ geheißen. Bei Nacht 
nimmt man don ben anſtoßenden Zimmern aus ein Stöhnen 
Aechzen, als ob man helfen müßte. Die Geſchichte iſt allbell 
unter dem Wolfe. Akten fogar enthalten Protofolle hierüber. 
Hofen bei Ganftatt ift ein Haus wo der Töffele umgeht; er ſch 
durch die Gänge. 

viundiiq. 


201 Geſpenſtiſcher Rentamtmann. 

Die Einführung der Roggengült in der Herrſchaft A 
zach machte böfes Blut. Auf einer Getreide- oder Frudt-Sä 
fol es von da an gejpuft haben, was niemand jein konnte 
der fahrende Geift des Gülteinführers. In Stadt und Land 
Schrecken, bis ein Capuziner aus Wangen ben Geift erlöst und 
in einer Bierbitfche forttrug (die verflucht ſchwer geweſen fein n 
da der Pater meinte er hätte 13 Mühlfteine am Arme). 

Mintie. 


202 Das Bildftödie in Wiefenfteig. 


Bei der Gäfflismühle in Wicjenfteig ftand, — ob nad), ı 
ih nicht — ein Bildftödlein, deſſen Urſprung folgendermafien 
zählt wird. In der Mühle diente ein Knecht, der verheiratet 
und nad) Dozburg gehörte, wohin er Abends heimgieng. Bon I 
burg bis zur Mühle jaß ihm allemal etwas auf, das ihm ' 
drüdte. Er that Buße und ftiftete diß Bildſtöcllein. 

Mandiiq. 


209 





203 Bininger Sputfagen. 


In der ſchwarzwaldiſchen Siade Villingen ift ein Gaſthaus 
zur Sotine; das vierte Stocwert wird nie bewohnt. — Ein Fremder 
übernahtete einsmals hier und ward_von Haustnecht feiner Geld⸗ 

I gutt wegen umgebradjt. Das Volt: weiß num feither viel dom 
\ Gifte des Ermorbeten, der in jenem Stodwerfe umgehen mifle, 
viel Latm made und um feinen Preis erlöst werden fänne. 

Auf der ſog. Schwenninger Steig, eine halbe Stunde von Bil- 
fingen, jteht ein micht bewohntes gang neues Haus, Der Inhaber 
defelhen joll fich aus einem bis jet micht fund gemordenen Grunde 
ahentt haben; mühe umgehen und rumore, fluche Türdjterlich. 
Saute die mächtficherweile vorübergingen, wollen es ganz gewiß ge ⸗ 
Virt haben, 


Eine 4 





204 enter nicht geheuer. 









ion 





n jarem Gemache 





20 


205 Schulhausgeiſt in Winzeln, 


In dem einftöcigen Schulhäuslein im Winzeln geht ein alt 
Geift, per den Lehrer oft burierte. Er hielt fid im Dfen di 
Schulzimmers auf und‘ wenn der Lehrer einheizte und nur fur) 
Zeit in der Stube ftand, war Glut und Aſche wie forigeblafe 
Da fror es den alten Lehrer gewaltig. Einmal ertappte er de 
Geift, der in Geftalt einer ſchwatzen Kaze mit feurigen Augen gerad 
die Glut verjhartte. Er jperrte ſchnell das Dfenthürle zu; di 
Rage fuhr durch den Ofen hinaus, jo dafs deſſen Bruchſtücke in de 
Stube herumlagen. 

veundiic. 


206 NRädtlihe Gaſſentehrerin. 

Zwiſchen Beizlofen und Hohentengen ftehen drei Kreuze as 
Kirdirveg. Da ſah man einft nächtlich ein altes Weib die Gafl 
fehren. Gab man ihr die Zeit, antwortete fie nichts entgegen 
ſondern fegte den Weg ab über das Feld einem Rain zu: da vet 
ſchwand fie. Belannt ift die geiftende Spinnerin im hohre 


bei Weingarten Amts Durlach. 
Mundlich. 


207 Dad Munchinger Weiblein. 

Auf dem Wege zwiſchen Bonndorf und Münchingen geht da 
kopfloſe Weiblein — es hat den Kopf im Arme. Thut nie 
mand etwas zu Leide, geht neben den Leuten her; will man's von 
Leibe ſchaffen oder gar mishandeln, jo ſpringt es auf die Achſela 
plagt die Unglüdfichen und führt fie fo irre. Bei der Kapel 
zugleih dem Markftein zwiſchen Bonndorf und Münchingen, ver 
ſchwindet es. Hat bei Lebzeiten ihren Mann umgebradt, w 
einen andern zu heiraten. Zur Strafe, weil ihr der Kopf beruuig 
gehörte, muß fie im Tode geiften und fo lange bis ein Yngung 
der Nachts 12 Uhr an Walpurgis geboren, fie an feinem 20. “ 
burtstage erlöst. 

Das weiße Fräulein bei Tiefenhäufern (Baden) geht de 


“211 


Strofe entlang, und nur bie fehen fie, welche Fronfaſten Kinder 
find. Sie verſchwindet im „Mösle*. 
Mind. 


208 Die Wirtin von Steinhaufen. 


Zu Steinhaufen (Buchau) ſoll mal eine Wirtin gelebt Haben, 
die ſcht grob war, die Armen anfchnaugte wenn fie um Almoſen Famen ; 
ud wenn fie in der Küche efwas vom „Olaibten“ *) forderten, 
fol die böfe Wirtin gefagt haben: „meine Sauen brauchens beffer” 
und hatte Alles in den Saufübel gefehüttet, da es pflatſchte. Die 
Amen wünfchten ihr allerlei Böfes; unter anderem aud), daß fie 
nl pflatſchen müfje nad) dem Tode, So geſchah es. Kaum war 
die Böje geftorben, fo pflatfchte es fortwährend im Saufübel, ohne 
db Jemand etwas ſah, und ohne daß Flüffiges im Kübel fich be 
find, Die Leute im Haufe ftanden große Angft aus und holten 
nen Pater von Schuffenried. Der bannte die Pflatſcherin 
zu den „drei Säulen“, wo die Schuſſenrieder, 





Oggelshaufer 








uchauer Markung an einander grenzen. Seitdem ift's dort 








heuer. Fin Pichtlein und andr 





unbeimliche Gelichter treibt 
a Unweſen um die mitternächtliche Weite, Die Roſſe mögen 
vorbei, ſchäumen und baumen ſich furchtbar, Fuhrleute 





hon ſtecken, Fluchten da der Himmel zitterte; diß half 


209 Der Schlößlegeiſt bei Mühringen. 






dem alten Schlößle bei Mühringen hauste ein B 






dere bei dunkler Macht Leuten vom untern Berge bis nad 


Ginmal blieb er aus; Da rief man ibm und augen 





te er wieder. 

Im Schlößleberg iſt ein großer Schaf verborgen ; die Höhle hat 
gerichtlich verfolgte 
teriche Schabgräberei, einer in diejem Gebiete wol größten 





Verühmtheit erlangt durch die Feiner 3 











*) Bor Tiſche „Uebergelaffenes*, althochd. leiba, residuae mensae 


212, 





210 Der älblishans. 


In alten Schloß in Mühringen gieng jeit uralten Zeiten bis 
jüngft der Kälblishans (Kälberhans) um. Seinen Namen bat 
er davon, weil jo oft ein Halb zu il im Stalle war, das nic 
tedht geheuer ausjah. Bald Tam der Kalblishans als Mann, ald 
Knecht, tränfte die Kälber und Kühe, ſchnitt Futter bei Nacht; Jahte 
Frucht, zählte Simmri für Simmmei 1,2, 3, 4, 5 26. im dem Malterı 
jad. Der Schlofjäger hat das nicht mır hundertmal gehört. da dit 
ſaß er dem Leuten auf, die ihm im Orte herumtragen mußten; Am 
Schloßberge herum ftreifte er oft. Wenn man. heil jah und: gan 
nahe ihm fam, ward es plößlid fuhnacht. Uebermüriges nac 
liches Juren und Schreien bezahlte er mit derben Obrfeigen. WE 
Kinderjchredten hatte der Rälblishang große Wirkung, Einem, 
der ihm rief, ſchlug er umter Sturmesbraufen Fenfter und Laden je 

Muudlich. 


11 Der Klopfer im Buchauer Rathauſe. 


Einſt hörte man im Buchauer Nathaufe nächtlich den Klopfttz 
der den Nachbarn gar oft ihre Ruhe ſtörte. Gegen 10 Uhr Abend 
begann der Kobold ſein Unweſen. Gin Franziskaner fragte beit 
Klopfer, was feines Thuns hier jei? dem fonnte er nicht ans unbe 
mußte Red und Antwort ftchn : „er jei vor altem Ratsherr geweſca 
und habe ungerechtes Gut erworben. Da und da ligen die Geldet 


erft dann habe er Ruhe.“ Seitdem klopft er nicht mehr. 
Mundlich 


212 Geſpenſtiſche Feuer u. ſ. w. 


Mein Großvater erzählte ſeinen Kindern öfters, wie eu 
feine Kameraden mal zur Mitternachtsſtunde vom Tübinger Kofr 
markte heimgiengen durd) den untern Wald, in dem aud Half“ 
weiblein jpufen, hätte es in drei Meinen Zwiſchenräumen getnace 
und in drei immer kleinern Kreiſen hätte ſie eine Art Kugel 
umſchwärmt. Nach jedesmaligem Kreuzeszeichen mit dem Ant" 
ſtock verſchwand das Ding. Wie die Drei den Lindenweg Hase! 


Ei 


en, ſich da brannten vom „Bernbiihl” drei Lichter kerzengerade 
m den Himmel hinauf. > 

Bon zwei Licht ern die himmelhoh an einander Hinauffuhren, 
die oberſchwab. Voltsüberlieferung: der Geift vom Hunda 
'n bei Boms (Saulgau) und einer als Rerzenflamme bei Er» 
firdh feien oft geſehen morben. " 

Im Baurenried- bei Onftmettingen ſah man vor Zeiten. oft 
tifterhaftes Flammenfener aus der Erde emporſchlagen. 

In einem Ertralt „Ambts-Raittung” des Marktes Thanhaufen 
Vindelthale vom 1647. heißt es unter anderem: Almuſen. Am 
uni wegen des erlösten Geifts In dem Ampthaug Deiblerm 
Jacob Khlebern für Brodt, fo den Armen ausgetheilt worden, 
laut zettels 3 fl. 

Phifipp Sirchen, geweſtem Schulmeifter, alhier wegen eines 
geren Selampts Für ermelten Geiſt 16 fr. 


. 213 Der Geift Sollenho. 





In des eberſchwabiſchen Abtes Gaitier Tagebucern, die 
dones Quelleni. l 167 if. ſtehen beißt es: „mira dieta sunt 
emporibus de quodam speetro Hollenho dicto. quod 





Peionem enm multa infestatione hominum diebus no- 


ie pervagabatur” 


214 Der Geift Anäule. 


wüjchen Saufen und Onſtmettingen gebt ein alter Heft Knaule 
m Hundsgeſtalt bald in Erbienbujchelform. Er angitigt die 


Itrefuhren thut er gern; einer verlor ob ibm feine Schuhe. 
arrurd 


215 Geiſtertutſche. 


Auf den Breithalb einem Bergrücken beim Harras, wo mar 
Veh und fuhren konnte, fuhr vor Zeiten regelmäßig. wieder: 
"eine Geifterfutiche mit zwei Roſſen. Zwischen Möhringen und 


214 


Tuttlingen ſollen zalloſe gejpenftiihe Fubrwerte dem ſtonzenber, 
zugefaren ; zwifchen dem Wendelsheimer Heuberge und Sülche 
ſoll auch eine geſpenſtiſche Kutſche gegangen fein, 

vrundlich 


216 Geſpenſtiſches Kriegsvolt. 

Nach dem blutreichen Heergefechte, jo zwiſchen dem römijcer 
Könige Ferdinand dem Dritten, glorwürdigſten Andenlens und de 
Schwedijchen Armee bey Nördlingen gehalten worden, hat man vie 
Iahre hernach zu Nachts, im jelbiger Gegend ein Feldſpil bon 
Pauden, Trummeln und Mallenden Stüden, vernommen, als eine 
Yubelfreube des Menſchenfeindes über das Blut der Menſchen und 
über die Blutbäder der jerrißenen Chriftenheit.“ „Am 24. Yun 
1686 warb nad) wolbeglaubter Leute Bericht des Morgens um neun 
Uhr ein Meil Wegs don Miümpelgard in ſchöner und heiteren 
Luft ein Paulenſchlag gehört, worauf zu unterſchieden Malen auch 
flarfe Salven erfolgt. Sind die Bauersleute gleich aus dem Walde 
beimgeeilt. Es hat ſolches Paufenjchlagen und Schießen eine gut 
Weile gewährt — bis endlich der Schall und Knall gegen Wellen 
in die Höhe geftiegen. — Es fei ein Wunder und Vorzeichen Mit 
gerifcher Unruhe.“ — 

Der Hölfifche Proteus — durch Erasmum Franzisci, Tangenb. hohen 
loh. Rat. Nürnb. 1695. ©. 252 und 247 fi. 226 fi. 


217 Bon umgehenden Seelen. 
1 
berichtet öfter$ die Zimmerifche Chronit. 1314: „In Marfdorf w 
fürzli) in feiner franfheit (1445) und vor feinem abfterben (cia 
Geſelle) feinem gejellen uf fein vilfeltig8 begeren zugefagt und vr 
beteuret, da er gefterb und es immer möglich feie ime wiberum ” 
erfdjeinen und anzuzaigen, wie es bort in jener welt umb jne ang” 
ſtalt hab. Alſo ‚in wenig tagen hernach, do ift im ber gaift M 
zeiten dags, zu zeiten bei der nacht in ainer feurigen und greuſco⸗ 
Hicen geftalt, etwan auch in der vorigen form erſchinen und ME’ 





im barbeigefagt, er feie.ewigelicpen verloren." Diſet abeniheur 
dat er ſobil getrieben und ain ſolche unufherliche unruhe gemacht, 
dat er dem jungen man gar nahe vom finnen gepracht“ u. ſ. w. 


2 
1328: „Diefer fraw grefin mueter — ift nad) irem abfterben 
kitig fo tags jo machts gangen und hat den Teuten zu Illerdiſſen 
Hl vatuhe gemacht. Es Hat jie niemands jehen Finden, dan ain 
Mkins böchterlin, ift jres herrn graf Eberharts felligen ledige dochter 
genen. So fie in die fluben fommen hat es gejagt: jezund iſt 
ikda, dann dort.“ Deſſelbigen anzeigen nad) ift fie in lauter prau - 
am geltaibt geweſt und mehrtails, jo fie alfo gefehen worden, hat 
fe dem Mainen döchterle gewuntken mit der handt u. f. w. (Sie 
Ju eine Pfarr und Weichlege bei Lebgeiten unrechts verlegt Haben.) 

3 
1446 berichtet die Chronik von einem „großen langen Mann“, 
Wernbern in der Kirche vorfam, was nicht geheuer ger 








Bien ſei. Ferner S. 447: fommt zum Truchſaſſen Jörg von 





uldburg a. 1467 wie er allein im der Kirche „ain junges Knäb- 
bat jne um am geweicht ſalz“, Wie er das Mind, das 
im ſolches zeigte, aufbub, fieh da! es war verſchwunden 





4 
1465 ff. erſcheint eine Geſtalt d 
ram M. faßt fie bei der Hand, daukt Fir di 





ernber 
Ge 


verſtorbenen Herr 





r (de 





führt durch's Namin; „Hernach hat fie etliche mal gegen 
die zu Wildenſtain in der capell für herrn W. gepetten; do 


aber doch fie 





mit ftainen nad) ir geworfen, 





Man jagt, das dijer Gremlid nad) jeinem abiterben 
und ander im feld bei 








malen den baurn von Wittelich: 








tag entlommen uf ainem ro das jie ine wol fennt und 





forhriam geweſt, das er etliche mal men qutig zugeiprocen, 





® arlagt: ſie ſollen in nit fürchten, allain, das fie für ſich gangen 





216 


und mit hinder ſich ſehen; ſei and) allweg one iren nadjtail ve 
inen abgeſchaiden.“ 
6 

11 199; „Injonderhait hat das halb gewachſen mädle zu Uen 
foffen von dem alten Hannjen Gremlichen auch meldung getbo) 
namlichen daS «3 ine gejehen in ainem feurinen ſeſſel ſitze 
und ſeie noch ain leerer feurner jejjel neben ime geftanden. T 
hab er zu dem mädlin gejagt: „ſprüch zum Gremlich er hab de 
zehenden und anders zu Büttelſchieß bis anhero eingezogen und du 
gewaltigelichen mit wenig fegen ingenommen, dann es gehöre be 
alten gejtift dajelb3 und nit ihme! waverr er nun (uf) überfelti, 
beſchehne warnungen nit abjtanden werde, jo jeie im diſer je 
auch zuberait: darnach joll er ſich willen zu richten.” 

©. 200: „Bott waist, wie es umb diſe oder andere abgeftorbnei 
ein geftalt hat; dann welcher ift jhe wider fommen von bem todf 
der aigentlichen umd mit aim grundt von jener welt wahrhaftig 
lichen hab reden fünden ?* 

7 

„Die dochter, jo den alten Gremlichen in ainem feurinen ſeſte 
jehen figen, Hat ‘wollen von Nidhofen geen Dietfurt geen. Wit 
fie aber durd) den waldt, genannt der Buß, gangen, fein zen 
ſchwarz reuter ir begegnet. Der ain hat ir die hendt gebotten, abet 
fie hat ſich gewideret. Do haben diefelbigen raifigen ainandern ge 
hoffen und fie in ain dunkele hüele gefiert, unferr von der fteahen, 
Daſelbſt hat jie wunderbarliche ding von denen Gremlichen geſehen 
wie das die hiftoria vermag. Und als der alt Gremlich allerlel 
mit ihr geipracht, do ift ain hendtſchueh bei dem ausgang der hüclin 
gehangen, hat er zu ir gejagt: „eil geihtwindt das du diſen bendkt 
ſchuch anrüereſt! oder du mueft ewigelichen hie innen bleiben!“ Da 
Hat fie geihan und ift damit erledigt gewefen,” IT 200, 

Ein Möfffircher, Conrad Kuchenmann, bradte den Nachbat 
um ein Widdum, ftarb zwei Jahre darauf. Da berichtet die Zimme 
riſche Ehronif III 456: „nach feinem abfterben ift ſein geift mad) 
im feldt, fonderfich aber vor und im Enriedt gangen. Do bi 
er den roffhirten, fo nachts im veldt gehüet, vil unrube gemacht. — 





217 


Nanichmal hat er ſich neben N, (bem er betrogen) geſetzt, wiewol 
its geſchen und vilmals geſchrien, das man die “wort wol ver« 
ken funden: „Blewo, Hewo, verjeihä! verzeiha!“ "Das hat er 
U nächt angetriben und auch nit nadjlaffen mellen, biß im der 
ktter uſet rath jeiner freund wider zugefchrien und anhvort geben, 
tell im verzeihen.“ 

Eine ſchwarze lange rau im weißen fturz im Hechingen eben- 
NE 484, 


218 Zotentopf ſpricht. 


Die Zimmeriſche Ehronit 1256 erzählt aljo: „umb die Zeit 
agarlich (Sigmund, Erzberz.) hat ſich ain wunderbarlicd ge 
diät zu Mefjkirc begeben. — Auf ain naht haben drei 
megen gejellen, burgersjön in aim hatos, in der undern ftat am 
toben gefegen, mit ainandern geht und als fie trunfen worden, haben 
aus muwillen, welcher under inen diefelbigen nacht ain dotten 
ins dem bainhaws holten jolle, geſpilt. Alſo hat's der, 
"am verzagteiten under inen geweſen, verloren; aber damit er 
mirgidig geachtet, iſt er allain in der nacht binauf zum Bain— 
aws, da jezundt ſant Weiten capell tert, gangen, und wie er 





ad mit aim erſchrocknen herzen ain dotten kopf nemen wellen, 
Yin ain ſolche gehe forcht umbfangen, das er, ganz erichroden, 

umb von dannen geilohen. Damit er aber nit als forchtjam 
n feinen geiellen verdacht, hat cr widerfert und abermals den 
eiten Fopf mit ſich zu tragen underſtanden; iſt im aber wid 





Mb, wie vor, begegnet. In somma, er hat im ain muoth q 
hepit und iſt zum Dritten mal dargangen, des endlichen vorhabens. 
in jeiner mainung mit zu seen, ſonder den dotten fopf jeinen ger 
kn zu bringen. Und wie er doch mit erſchrocknem gmüet den 
n kopf angerüiert und ufgehept, bat derielbig mit ainer rauhen, 
menichtichen ſtim 








„Ya, mich liegen!“ 
ragen; davon dem geſjellen alle feine freften dermaſſen entgangen, 
den doten Fopf verlaſſen, und ganz beſchwerlich wider 





wöeinen geſellen kommen hat mögen, denen er, was im begegnet, 





aus 


angezaigt. Die, in anfehnung das er ganz bleich, ungeflalt 1 
fainem lebendigen menjchen mehr gleichnet, nit klainen fchreden « 
pfangen, haben ſich aljo in großer fort die nacht im hams ı 
halten; morgens fein ſie alle drei töbtlichen frank worden, darum 
die zwen ſich wiberumb erhollet, aber der dritt, dem die abenihe 
wie gehört, begegnet, ift am dritten tag entlidhen geitorben, 1 
vergraben worden.“ 


219 Die drei dürren Brüder vom Galgen als Gäjte 


„Man jagt von wunderbarlichen Hiftorien, die dem Wiſdthann 
Speten (dev feiner munderbarlichen Handlungen halb der Wil 
hans genempt worden) begegnet fein follen. Noch hat er a 
wildern Bettern gehabt. Uf ain zeit und namliden an aim fam 
ſtag ift er mit bemfelben Vettern, eim Speten über feldt geritte 
do fein fie ungeferdt uf ein weg zu aim hodigericht, daran di 
arm mentjchen, übeltheter, gehangen, fomen. Der Speet, auf 
ainer freche, wie er des und anders gewonet und im brand) bei 
fagt in aim gefpött: „ir drei Dürren brüeder, was hangen ir alt 
kompt hinnacht zum nachteſſen und feit meine get!“ Et ma 
umb die frechen reden von feim better mit gueten worten geftraff 
es half aber nice. Uf den abent jpat famen fie wider heim. I 
nun das nachteſſen zuberait, jaßen jie fröhlich zu diſch. Gleich 
anfang des effens fompt ein diener gangen, zaigt an, es ſeien in 
drei vorm thor, haben anklopft und ſprechen: fie jeien bie di 
dürren brüber, die er geladen, fommen uf dad nachtmal und b 
geren herein. Allererſt ward dijem feden Kerle fein freche undg 
Ipöttige red zufallen, die in jezundt übel geramen het, aber zu | 
Darauf befalde er dem diener, den dreien am thor zu antwurkt 
fie megten wol an ihr gewonlich ftatt oder ort wider ziehen d 
id) fein oder feiner rede nit befommern, dann er mit inen m 
zu thuen haben welle. Solcher antwurt waren bie drei nicht fl 
friden, empoten dem Edelmarin wider, er het fie geladen, de ment 
fie erſchienen; welte er fie nun nit einfaffen, wifften fie wol mil 
und weg, aber doch mit feiner höchſten ungelegenheit und feind u 
danls zum nachtmal zu fomen. Als dem MWildthannfen und feinen 





219 


Attern diſe pottihaft bracht, fienge inen baiden am die faf den 
nuln ufpin Laufen; fonderfich aber, als der diener von wegen ber 


deleuten hinüber, und ſtillſchwit 
beiden ebelleuten ward der. hunger vergangen jo fie die brei in 
ler geftalt, wie fie deffelbigen tags am hochgericht gebangen 
Daren amfahen. Als nun die malzeit aim ende bet, fanden bie 
fr wider uf, under denen ber klaineſt mit haiferer, erjchrofenlicher 
Am dem Speeten jeins ladens danf jagt mit dem anbang, er 
Inte die feins armen menſche er vet⸗ 
dung halb zeitlichen gericht wurde, ſpotten oder eden und 
fedrei bet verhofften der ewigen 
kmdt und fälligfeit 


i 
; 
: 
= 
! 





tag jein® leben der ie 





ihuld 








1 mit irem zeitlichen todt gebüch 
t dem zogen jie wieder darvon. Bemelter 
noch auch jein wetter, der Wildthanns, haben hernach feinen 












mehr geipott oder zur malzeit geladen; ſein auch baide io 


‘e gelebt, für das hodgericht mit mer geritten.” 
kiebreht, Brtmanie XIV a9, Alem. 11 





ıerüiche Chronit II 47 





220 Graf Wolf von Fürftenderg geht um. 
‚Grave Wolf, jo meilunt faijer Maximiliani maricalt ge 
wit, iſt nach feinem abjterben gar nahe gleicher gejtalt, wie der 
er von pilen zum oftern mal 





Emeller geritten und gangen, di 
Wichen worden. Fr bat zeitlich bei feinen lebjeiten den großen 
Beier zu Toneichingen machen laſſen, jagt man, es ſeie ohne nad- 
Anl deren umbligenden flecken und dörfer nit beſchehen; denen hat 
zar waiden, grundt und boden, dergleichen den privatperſonnen eder 
ad wijen genommen gleihwol feine widerlegung gethon darfür.“ 
Kürzlich darnach do ift graf Wolf jampt ainem amptmann 








—— 


und andern, die auch geſtorben geweſt und ime, dem graven, 
ſollichem weir geholfen, offenlich, ſo tag, jo nachts geſehen word 
uf und an dem weir hin und herreiten und wandlen, in aller x 
ftalt, wie er das bei feinen Lebzeiten iſt gewon geweſen. Man 1 
auch zum oftermal ain ſollichs ungehewrs, ungeſtüms weſen u 
grewlich geſchrai uf und bei dem weir gehört, das ſich die nachpu 
und anſtoßer zu gewonlichen zeiten nachts in iren heuſern enthalt 
und mit leichtlichen zum weir gangen fein. Sollich gejpenft 1 
etliche jar geweret, ift aber doch entlichen mit almueſen und a 
derm vertreiben und abgeftellt worden.” 
Zimmerifce Chron. IT 213 ffı 


221 Der kopfloſe Reiter. 

„Die (Gräfin) ift ains aubents (1523) im ſchloß zu Gailı 
dorf under einem Fenſter gelegen, da hat fie jihbarlichen geſch 
ain wol angethonnen teifigen man durch den Kochen reiten, der h 
fein haupt gehapt, ift auch bald darnach jampt dem roſs verſchwu 
den, welches ohne zweifel die bedeutnus geweſt, daß die herrſche 
und das geſchlecht bald hernach ohne ain haupt fein ſoll und ob 
ainig regiment, wie jich das etlich jar hernad mit der thatt m 
beſchaint hat.” 

Zimmerifhe Chronit III 144 
222 Der Schmeller von NRingingen. 

„Iſt bei feinen febzeiten ein ſolcher greufenlicher, herber ma 
gegen feinen underthonen zu Ringingen geweſen, tie fid) dag naı 
feinem tod wol befhaint hat. Als er uf fein alter fommen, ift ı 
geftorben und hat jein hausfraw, auch drei döchtern nad im ver 
laffen. Zu ausgang des dreißigiften und auch hernach iſt dl 
ſolchs ungehewrs leben im ſchloß zu R. gemweien, das darvon # 
zu jagen. Dergleichen ift er, der Schmeller, in der geftalt u 
uf dem rofs, wie er bei jeinen lebzeiten gewandelt, zum oftermel 
den paurn in helzern, auch uf dem veldt, jo fie zu ader gamgtt 
helles tags begegnet, die er ganz tugentlihen grüeft, allerlei @ 
inen gefpracht und ohne ainichen nachtail wider don inen ab 
ſchaiden. Des nachts ift er im ſchloß zu R. umbher terminir 





— 

do dat er die fraw, auch ſein aigne döchtern, auch das ganz haus- 
ündt heftig geplagt und untuwig gemocht. Darbei inen ange 
ag, wamit im zu helfen. Aber fein begern hat nit erſchoſſen, 
Imder die- tägliche genieh Haben ſein begeren umd willen hünder- 
kalten. Zu letſten iſt aber der abentheiwre ſovil worden, bad die * 
Bitframm jampt iten döchtern das ſchloß verlaſſen, öde fteen und 
kin ein zeit lang geen Rottenburg an Negker gezogen. Da ift 
ten der Schmeller nachgefolgt und fie nit wertiger als vormals 
dem flag unrub gemacht," Bauernlnechte und junges Volt liefen 
* einmal darauf ankommen: zechten und fehliefen im äben Schloffe, 
kannten Lichter, heigten eim. Wie fie um Mitternacht aufwachten, 
har das Gemach falt und feiner wollte einfeuern. Endlich hörten 
fe den umgebenden Schmeller die „Stegen“ herauf gehen. „Er 
Aut das feur geſcheurt und die ſtuben in ainer kurze alfo erhaigt, 
Ihe fie erſtiden wellen.“ — „Wie fie nun im aröfter mot, hat er bie 


mangeſehen da gar wol verriglet geweſen, mer 
























enthur geſianden in 








ch. ging wieder 


vor ihm feine Ruhe 


Killer und Mingi 
ten Tod nicht 
er, als ihm der 
nte gar 


rie der Geiſt wieder 








jet verruckt 





s au. „Erſt 
e früchten 
rt 


en jeimen arm 


auch beiden anderm w 








urenbunft ohn 
ya undergang vor 
nachdem 


nen geben 


299 


dem andern genomen; darin hab er gar fain gewiſſen gehapt; für bass 
dritt hab er feinen umderthonen zu Ringingen alle badoffen in item 
heufern verboten, darob habe er hart gehalten und aud; über das 
verjprechen geftrafft; ex aber Hab ain badjoffen uf dem Almu 
laſſen, darzu er aim beiten geordnet, bei dem hab menii 
dorf bachen müeſſen, gleichwol mit irer höchſten ungel \ 
nadhtail; dem beden hab ain jeder, jo bei im gebadjen, Fi 
zigſten laib geben müſſen und hab dam er dem beden uf 
gemainen bachoffen aud) aim ſchweren zins gejehlagen; fi 
vierdt, jo Hab er der gemaindt zu N. als er inen nel 
geſuchen nit mer abbruchs oder leids wiſſen zu thuon, ain 
mwaidt eingezogen und im ſelbs darauf wiſſen mit großem nad 
teil der armen feut gemacht; in folden ftücen, allen er bie ı 

‚gemaindt daſelbs jo größlichen übervortheilt 
hoch erzümt u, ſ. w. „er müeſſe alfo umbher 
amd marter”. Alles dieſes ſollte die Frau des Schmeller mi 
und gutmachen; der Geift gab zum Wahrzeichen dem Krie 
„fein hüetlein, das er der frau zeigen ſollte, damit fie ihm gli 
dabei verwarnet er ihm, wann er don ime ſchaiden folt er 
hünder ſich jehen, dann fo das don im übertreten, würd 
lebens nit mer vil fein. Wie fie num von einandren ſchieden u 
jeder fein weg nam, war der friegamann ain gar kurzen weg 
im fommen, da erhub fid) ain ſolch prajtlen und graufams 
hünder- ime, als ob berg und thal alles zufammenbrede.”" DE 
Mann von K. ging heim, ward an Haar und Bart weih g 
erzählte alles der Frau, allein fie ließ ſich nicht daranf ein. F 
pufte fort, Heigte feiner Familienſtube oft im Sommer ein, 
zum erftiden. Das Holz jchleppte er ſelbſt herbei, wenn es it 
verlegt ward; in der Küche hauſte er ebenjo gewaltjam, jagte 
heraus, ſchürte, daß die Speifen verbranten; fam in's Schla 
mad), wollte die Frau zum Laden hinauswerfen; hing fie im DaF 
Bettuch eingehüllt vors Fenfter an einen Nagel. Wie jeine Frau R 
tution geleiftet, die firhlichen Andachten vollbracht „demnach iſt er 


inen abgewichen und hat man ihn hinfüro weber gefehen noch ge 
Zimmerifhe Chronit II 208 ff. 

































— 


falngteit, der 14 Nothelfer und aller Heiligen gewidmet. Im An 
funge des 18, Jahrhunderts wurde die Kapelle erneuert. 

In diefer Kapelle ereignete ſich im Jahre 1711 folgender 
Lorfall. Ein Mann Hatte einiges mühjem Erſparte zurücgelegt 
und davon in feiner letzwilligen Verfügung —: 7 fl. für die 
Krmen beftimmt. Sein Weib lieh aus Habſucht dies nicht gelten 
und Magte vor Gericht. Sie erhielt Recht, weil die gejeßlicen 
Zeugen beim Zeftiren fehlten. 

Bald darauf fam Abt Armand in die Gottesader-Stapelle, um 
ee hl. Mefje zu lejen. Ex fand die Kapelle ganz erleuchtet, aber 
tie Ihüre war verjchloffen. Er holte den Meiner, trat ein, aber 
üt war Alles dumfel. Er fragte hernach beim Stabtpfarrer Magg, 
» nicht Jemand gejtorben jei, ohne vielleicht eine Gelübde erfüllt 
u haben? Nun erfuhr er den Vorfall mit den 7 fl. Auch das 
Grab diejes Mannes will das Volk öfters ganz hell geſehen haben. 


ds Weib fand ſich nun doch bewogen, am die Armen das We 





zu entrichten 


fr. und Detane Dana in Meresl 





230 Die Untergänger. 
Wer hatte noch nie Hagen gehört über den oberflächlichen Un 
a im den alten Zeiten? Geſchieht Da eine Ungerechtigkeit, jo 
cin der Regel eine Wirtung auf Jahrhunderte bin. In Die 
Mund der Untergänger war Vieles gele— 
hut md Augenluſt bat aber Viele erfaßt, alſo daß fie in der 
Veh der Mittel nicht beiftich waren. Und wenn ſich vollends alle 
Et einander verftunden, welche Gemeinde vermöchte dann ihnen zu 
ihritchen? Co muß m den alten Zeiten einmal hergegangen 
ie. Wer es war ımd um was es ſich handelte, willen wir nicht; 
& aber ungerecht hergegangen jein muß, beweist die Strafe 
Los Voll erzählt ſich ist noch, daß im den Auernheimer Mrant 
ten don Zeit zu Zeit die Untergänger „gehen“, bei Nacht geiſt- 
a Wenn fie dann da beijammen Find, jo fangen ſie an, ein 


ner Vorwürfe zu machen, darauf ergreifen ſie ihre Zteden und 
ittar 







Tie Sünde der 















N 








auf einander hinein, dal; die Flammen in die Höhe fliegen 
zes tom man öfters hören und jehen. 


234 


Manchmal gehen jie auch mit dem feurigen Riegelito 
fie herumtragen. Vielleicht haben fie auf Koſten der G— 
marfung zu viel an das Kloſter abgetreten?" Immerhin 
Xolfelogit hierin unerbittlich und hofft ſolchen die fürch 


Strafe an. 
Sqotue. Bral. Bonner Litt. Vi. 1871, 304 ff. 


237 Die Geifter auf Baldern*). 
Manuſeript, mitgetheilt durch bie Frl, Bejchlieherin auf Schloß 
Die folgende Geſchichte ift wirlliches Vorlommnis aus dei 
5 und erregte damals im ganz Europa Aufjehen.” Es erfhien 
Broſchuren darüber. Sie hängt mit der Geiftergefhicite von Ke 
ufammen, 

Am 13, April 1735 wurde ein Gapıziner, P. Guit 
Baldern berufen, das von Geiftern beunruhigt war, Am 14 
er auf dem Graben nächſt dem Schloß den Eroreismus v 
merkte im Keller sc. jtarte Stöße, Tomte die Geifter abe 
zum perfönlichen Erjcpeinen bringen. Am 17. nahm er ein 
teren Exorcismus vor. Alsbald entftund großer Tumult 
Starkes Getöſe in einem fleinen Zimmerlein. Cr öffnete die 
Da ſaß einer auf einem Fußſchemel mit 2 Staffeln, Ich 
Kopf auf die Hände, dieſe auf das Knie. Er hieß Notwie 
groß von Natur, altdeutjc) gekleidet in ſchwarzen Samımt, x 
ſpaniſchen Hut auf dem Kopf, an der Seite jtatt des Knopfe 
Schmud voll hellſchimmernder Steine, um den Hals einen gi 
Kragen von Spigen, zufammengebunden mit einem Kettelei 
Leible ging ihm bis auf die Hüften, über die Schultern bir 
unter cin langes, breites mit Gold und Edelſteinen ſchön 
jtictes Wehrbehänge, mit einem fangen breiten Degen; die 
gingen bis auf die Knie, auf den Seiten ſchön mit Gold 
näht, unten mit ſchwarzem Bande mit einer Majche am # 
jammengebunden; hatte attdeutiche Stiefel an, die Hände 
das Angeficht. 

Vor der Ihre am Paboratorium jtunden auch 2 Geijter 





*) Gefällige Mittheilung Schöttle's. 


235 


maltdeutich, aber ſchlechtet als obiger befleidet, mit fenrigen Augen, 
migem Eeſichte; der andere war ein ſchwarzer feuriger dicker 
tel in Form einer Säule. Vom großen Schreden erholt redete 
obigen an, der anfangs feine Antwort geben wollte; endlich aber 
mig aufftand; fein Augeſicht war ſchwarzbraun, die Stine voller 
ungeln, Die Augen fenrig, die Zähne biß er hart aneinander, mit 
x Hand griff er nach dem Degen, Im Namen der hochheiligen 
teifaltigfeit fragte ihn der Pater, ob ihm noch zu helfen ſei. 
Kür, jogte er zornig, ich bin ewig verdammt, wegen Unterbrüdung. 
x Unterthanen und gottloſes Lebenswandels 

Hierauf fragte er Die zwei andern um die Urſache ihres Standes, 
Yer im menſchlicher Geſtalt jagte: er hätte ein gottlojes und tyran · 








ſqes Leben geführt; lange Feindſchaft hätten fie zwei gegen ein« 
iber gehabt, ſeien in ein Duell geraten, im welchem fie alle beide 
blieben und mach Gottes Urtheil mim ewig verdammt und ger 
Anigt jeien. 





Er gab zur Antwort: ja. Nun be 





Kapuyiner, nicht mehr don dir Ziele zu weichen; 





endern herbei zubringen wandte er den Erore wieder an. 
ald geichah ein ſtarkes Schlagen au der Haus 


1 Hund, joitin, 


mus 





Ks 


hure und als 








tim den Gang hinaustrat, ſah er einen au 





grogen jeurigen Augen, Er ipie aus jenem Rachen 
wie der Blitz dem Pater an Dir 
orbeitlog, ohne ihn zu verletzen. Er erſchrack Schr, erholte 
ir und malım aufs ) 
in folgende Geiſter: Einer war franzoſiſch bekleidet, ganz aus 
ud betrubt, var Wilhelm. Der andere in ganz blutigen 
Angeiichts, mir jeurigen Augen, Wolfgang war jein 
Nach ihnen einer mit einem großen jeurigen Stück auf 
Adiel, das durch die Achſet auf die Bruft hineingedruckt war, 
Siraf Mar 

sb folgte Die ehrwürdige, aber ganz betrübte Tame liter 
war auch franzoſiſch, und fein gekleidet, 










dar Pater a 





ue Beineorungen vor. Nun er— 


























ager. Terhi 
 Danie. Dieie beſchwor der Pater ins Zimmer zu den 











26 





here das ſchloß dde geftanden, ſich darinm begeben? Ich bir 
nacht jelbs darin übernacht geweſen und ain Diener bei mi 
cammer, aud ain nachtliecht gehapi. Vil Selzames ding 
gehört, gleichwol mir, Gott lob! nichs ungehewrs nie 

worden. Wie oft aber ift mir geweſen, als ob lauter a 
haus umbher lauffen, auch etwann die under ftiegen h 
hof ſpringen! Ich hab (um mitternacht) ein gedöß und 
(mie dann der rossſtal domals war) under- mir gehört, nic) 
als ob die ross ledig, einandren bien und ſchluegen, m 
als ob fie ganz ledig und frei im hof umbherfiefen u. ſ. 


Zinnntriſche Ehronif IV 138. 


229 Spur in Conſtanz. 


Bon einem Geſpenſt, das Gottfrid Eriftof in Conſtar 
erzählt die Zimmerische Chronik IV 180: „hat ein wei 
wie die abgeftorbnen gemeinlich eingenehet werden, über 
gehapt, ein weiß angeficht und grune glüßende augen, al 
grune, helfe glejle weren und die brumen u. ſ. w.“ Gi 
Graf Hans von Lupfen geweſen. 

€. 185: Ein flopfender Geift im Dom fündigt des 
dechanten von Himveil Tod au. 

Ebenda: ein Abt Mare von Reichenau, der übel haus 
fpuft am Burggraben zu Radolfs Er hatte die Geftı 
langen jehwarzen Mannes; kam wie ein brüllender Ode, 
großer faiſter Mönch in der Kutten u. ſ. w. 











230 Die Bierappel von Untergröningen. 





Wie es im Munde des Volkes fat in allen älterer 
eines Fürſten oder Grafen nicht ganz geheuer iſt, To ſputt 
bier im Schloß und früher in dazu gehörenden Gebäut 
Gärtnerhaus, Gefängnis, Mühle ꝛc. Ju den früher 
lohe-Bartenftein’ichen, fpäter Colloredo ſchen Befitingen, I 
lid) ein Geift gewandelt haben, der bis in die neuere Ze 
auf verfchiedene Weije und am verjchiedenen Orten ſich 








22T. 


Unter dem Bolfe läuft er unter dem Namen Bierappel, und 
mag wol feine Benermung daher ftammen, daß er ſich im Seller 
vs Schloffes, als eine Magd Abends Bier anftechen wollte, gezeigt 
bat, indem er dieſer Magd zurief: — da fie bei'm Anftechen etwas 
weeihidt war, der Zapfen in die Schüffel fiel, und das heraus⸗ 
frömende Bier ihr dad Licht erlöfchte, was fie dadurch verhindern 
wollte, daß fie die Yinger in das Zapfenloch Bielt, — „oha! muß 
init lacha, den Zapfen in der Kachel, den Finger im Loch.“ 

In der Regel foll ſich dieſer Geift aber gezeigt haben ala 
an Fräulein, ſchwarz geffeidet, mit weißem Schurz und Halstuch, 
und einem Bunde Schlüffel. So, erzählt mir ein Muſiker, foll fie 
von jeinem Vater in der Neujahränacht bei dem dort üblichen Neu⸗ 
jahräanfpielen gefehen worden fein. Als er nemlich nad) dem Auf- 
jMelen die Wendeltreppe — Schnedenftiege — mit feinen Kame⸗ 
taden berabgehen wollte, kam dieſes Fräulein herauf. Nichts Arges 
denfend, wollte fie der erfte Mufifer mit eimer zärtlichen Umarmung 
empiangen, munte aber mit dem Darandenken vorlieb nehmen, in- 
dm die Geſtalt verſchwunden. Daß das Aufipielen vorbei geweſen, 
braugt faum eine Erwähnung! 

In der gleihen Geſtalt will fie von der früheren Forſtver⸗ 
walterin, die im 93. Jahr im Echloße ftarb, die ich noch Jelbit 
perjönlich fannte, und mit der ich oft darüber geiprocdhen habe, geſehen 
worden jein, tie jie mit dem gleichen Anzuge und dem Bund 
Zchlüſſel über die Schloßbrüde herauf, den Schloßhof durch der 
Vendeftreppe zugemandelt ſei. Namentlich, behauptete fie, wäre 
dieie Geitalt jichtbar, wenn eine Aenderung im Schloße bevorftände, 
als ein Auszug, ein Sterbfall u. drgl. Auch von andern Per- 
Ionen joll fie in dieſer Gejtalt gejehen worden jein, namentlich 
ad von dem früheren Nachtwächter. Noch bis auf den heutigen 
Tag hat ein Zimmer im Schloße, im oberjten Stode, den Namen 
Rachwächterſtube. Hier hatte er jein Bett und mußte mit einem 
Hom die Stunden der Nacht anzeigen. Tas Schloß ift in drei, 
uriprünglich vier Splügeln erbaut, die aber alle in einander führen, 
iomit mußte der Nachwächter auch feine Runde in diefen vier Flügeln 
machen. Bis er num wieder zurüdgefehrt, ſei er oft von dieſer Ge- 


aber da du jolde Sachen wünſcheſt, muß ic ſchon fortfal 
meiner Erzählung. Mache daraus was du willit. 

Einer Haushälterin des Pfarrers H., wohnhaft im 
beziehungsweife vierten Stod des Haufes, gerade über der 
joll ſich, da fie ganz ruhig im Zimmer bei ihrer Arbeit ji 
weiße Hand aus der Nebenwand des Zimmers gezeigt hat 
wieder verſchwunden, wie fie gefommen. 

Die gleiche Erſcheinung fol während meines Aufentbi 
Untergröningen, etwa 1853 oder 54 das Töchterlein des da 
Nevierförters F. gehabt haben, nur mit dem Unterjchied, 
Hand aus dem Tiſch ſich bildete, Hinter welchem das I 
ſaß. Diefes etwa um die achte Stunde Abende, Mehre 
ſpiele nun nad) einander, wo fein weiterer Zeuge beſtätig 
gefehen worden; doch fällt mir aud) eine Erſcheinung bei, m 
rere Schüler, die man ſogleich nad) der Erſcheinung einen m 
Andern in's Verhör nahm, das Gleiche beſtätigen. 

Mein Vorgänger, Lehrer B. verfammelte Abends jeine 
ler, — die älteften — mebjt einigen andern Sängern, u 
neue Meſſe für die Kirche einzuüben, Die Schule befindet j 
im zweiten Stod, vom Eingange des Haufes aber zwei Stiegen 
halb. Lints an der Stiege unten iſt der Eingang zum Seller, 
die Kirche etwas vorwärts; rechts.aber in die Schule. H 
firten ſich nun die Schüler, — die Schule war geſchloſ 
um auf, einige Nachtommenden zu lauern und fie zu erjd 
aber wie wurden fie jelbjt in den Schreden gejagt!! Die 
thüre hatten fie vor fi, und unten an derjelben jahen fie eu 
hen ſich bilden, jo groß als eine Kerzenflamme, welche ſich 
Thire, die gerne 10° hoch, emporzog, und dann wieder verje 
Bon Angft ergriffen eilten fie mit Gefchrei davon, und offer 
nun Obiges dem dazu kommenden Lehrer Pf., welch Iehter 
dieſes ſelbſt erzählte, 

Noch ſoll ſich im erſten Stock des Schloßes, beziehungsweiſe 
Stod von der Straße, ein ſchwarzer Pudel gezeigt haben. As ı 


220 

ein dortiger Bewohnet ſich ſehr unbäßlich fühlte, und jeine Frau jam · 
mernd neben ihm lag oder ſaß, Toll ſich die Thüre vom ſelbſt ger 
öffnet haben um die 12. Stunde Nachts, und ein ſchwarzer Pudel 
fh ſcwer athmend im die Mitte des Zimmers. gelegt haben; 
der, nad) einem halbftündigen Verweilen, ebenjo wieder gegangen, 
bie er gefommen. 

Briefe 


231 In Wolfega ſputis. 

„Aber 65 bat ſich hernach beſchaint, wie graff Hans gejtorben, 
dei es ain ungebeivers weſen im ganzen ſchloß zu Wolfegt worden und 
fit gejpen® niemands ruhe gelaffen; man jahe in helles tags umb - 
gen, bei der nacht aber große unrube anrichten thet, derhalben jein 
dohtermannm, herr Jerg Trucjäß von Waltpurg verurjadht, das 
er den gaiſt lieh beichweren und ußerm ſchloß verbannen, wie man 
noch heutigs tags zu Wolſegk ob allen thüren geſchribne 
zedel Finde amgeleimt, die der urſach Halb aldo gelaſſen worden. 
un das geipens dermaſſen uf 
in ain pfü 


schloß verbannet, do kam es 












nhaus, vorm ſchloß an der kürchen gelegen; do 
—wunder getriben. Es haben die priſter manichmal, da ſie 
mitmacht oder dergleichen ufgeſtanden, in der kuchen ain ſieden, 
und kochen geſehen mit vil leuten, auch geſehen leut in der 
en hen und trinken, auch gebaren, als ob ſie nur gar frölich 
tin mit groſem bracht. Solch weſen hat das geſpenſt jo lang 
ſobil getriben, das zu letſt Die priefter nit mer darin wonen 
jewichen fein in die probitei, da fie dann noch wonen, 
ungehewer haus iſt öde bliben stehen.” 

28: „Er iſt a. 1510 zu Wolfegt geitorben. Nach ſeinem 
NE hat man ine Lange zeit zu W. und in der berrichaft ſehen reuten 

















geen, jo tags, jo nachts, ſonderlichen, jo man Die weier bat 


het, ijt es nachts ganz ungehewr darbei geweſt.“ 
nmern de Shramit II 20 i 





3 Vom Grafen Endres von Sonnenberg it 1511) und 
Felir von Berdenberg. 


Tie Zimmeriiche Ghronit II 298 erzählt, wie zum Grafen En- 


20 
dres einjt fein Trabant übers Bett Fam, der Abends vorher it 
Spiel erflohen worden. Aus dem „Schefelin“, mit dem Felir de 
Werdenberg umbrachte, das letzterer dem Gottfrid Wernher von d 
verehrte „haben die majen des ſchweiß nit megen ausge 
butzt oder ausgefegt werden, da hat fain arbeit an geholfen. & 
Gottfrid Wernher hat die baide ſchefelin ußer iez gehörter urjac 
nit befallen wellen, jonder wider hingeben“. 

©. 307: „und befindt ſich clarlich das nach biejer thatt wedt 
er, graf Felix oder auch die andern grafen von Werdenberg wede 
glück oder fal mehr gehapt und Rn dieſes geſchlechts aureun 
seculum uf geweſen.“ — Nach der geheimen Hinrichtung in Augs 
burg „als man die par mit dem todten cörper von Augspurg gei 
Trodtffingen gefiert, hat man das haupt in der bar rolle 
hören.“ 


233 Der umgehende Benedittinermönd. 

Nordiwärts*hinter dem Kloſter, Ohmenheim zu, fteht ein Buchen 
wald in einer Halden, der ift vielfad) mit jungen Tannen um 
Foren cultivirt. Der alte Fußweg zu Mariä Buch führt mitte 
dur. Das Wäldchen heist das Schuhhäufe, das in neuerer Je 
theilweis durch den Waldbrand a. 1853 und einige Jahre jpäte 
dadurch in den Ruf fam, daß cine Kindsmörderin aus Neresheit 
ihr Kind hier verbarg. Hier ift es ſchon fange her nicht ſaube 
und viele Leute ſcheuen diefen Weg, wie einmal die Sonne unter 
gegangen ift. Doch dag macht's nicht aus; die folgende Erſche 
mung zeigte fid) am hellen Tage. Es war Ende des 1. Dezennium 
dieſes Jahrhunderts, als zwei Zöglinge des Schulſtandes, die in de 
Kloſterſchule incipirten und wovon der cine, annod am Leber 
mir mit alfer Bejtimmtheit und Sicyerheit die Wahrheit der Sad 
conftatirte, eines ſchönen Sommertages Brombeeren in diefem „Häule 
fammelten und aßen. Während einer den andern zu jeinem reic 
gededten Tiſch einlud, ſah W. plötzlich aus der Ferne in einer Ar 
Richtweg einen Benediftinergeiftlichen zu ſich Herauflaufen. Als dieſe 
näher war, wollte er ihm betrachten. Aber wie erichrad er! Ti 
Geſtalt war hoc, jchr mager, trug den ſchwarzen Benediftiner-Dabi 


2331 


— — 


mit langem weißem Scapulier, einen dreieckigen Hut auf dem Kopfe 
und breitem Zingulum um die Lenden, deſſen Schnalle au der 
Seite noch glänzte. Der Gang war langſam, ernſt, feierlich. Er 
nahte ſich dem W. bis auf etwa 12 Schritte, dann blieb er ſtehen. 
Dos Angeicht war weiß wie Leinwand, total abgemagert, ‘ohne 
alles Fleiſch, nur eine mweißgelbe Haut war über die Knochen herab⸗ 
gezogen. Hinter den tiefen Augenhöhlen blinzten zwei feurige Kleine 
Augen hervor. Die Erfeheinung redete nicht, ſah blos den W. an 
und entfernte jich wieder auf dem gleichen Wege und verichiwand. 
8. jittete wie Espenlaub, konnte fein Wort Hervorbringen. Sein 
Ramerad M. jah die gleiche Erjheinung, mit gleichem Schreden 
und Zittern. Angft - trieb fie nad) Haus, wo fie dem P. Nagg 
dies erzählten. Er beruhigte ſie und legte ihnen Stillſchweigen auf. 
Allein das Geheimnis ijt offentundig und ſchon Mehrere fahen dieje 
gleiche Erſcheinung. Die Volksſage weiß, daß dies — jenes un« 
glücliche Opfer ift, das vor Zeiten aus etwelchen Urſachen leben— 


dig eingemauert worden jein joll. 
Zbenle. Aug Reresheim. 


234 Der Bauhofgeift. 


Tor einigen Jahren noch lebte ein Veteran, der als Knabe 
in Zuttenjtein diente und auch in jeinen späteren Jahren wieder 
5 dunerſchneider im Bauhofe angenommen war. In jeinen erjten 
Tienjtjahren, erzählte er, ging e3 nicht ganz jauber her im Stadel. 
Leiters erjchien ihm ein Geiſt. Er war in feiner bejonderen aus⸗ 
geprägten Gejtalt, jondern in weißem Schimmer erſchien er, wie 
in ein weißes Gewand eingehült. Schrecken überfict den Buben 
ictdesmal; die Knechte ſahen den Geiſt nicht, wenn ſie gleich bei neben 
tunden. Es muß ſomit, nad) der Volksſage, dieſer Bube ein Sonu— 
iagetind geweſen ſein. Aufgefordert von Anderen, den Geiſt um 
ein Begehren zu fragen, wagte ſolches der Knabe lange nicht. 
Endlich ſaßte er doch das Herz hiezu und redete ihn an. Was er 
Kagt, durfte der Bube Niemanden offenbaren. Er reichte ihm 
die mit einem weißen Sacktuch umwundene rechte Hand. Der Geift 
bramte jeine Hand in das Sudtuh hinein und verſchwand. Er 


2 


war jezt erlöst. Seitdem wenigſtens erjchien er mit mehr, Man 
achtele der Sadje nicht weiter. Als anfangs der 1830ger Jahre 
die Cholera die Grenzen zu überjchreiten und ins Mirtembergiide 
einzubringen Miene machte, es war a. 1834, da wurde auf Fürſt- 
lichen Befehl das Schloß Tuttenftein zu einem vorſorglichen Yaza« 
rethe hergerichtet. Um weitere Räumlichkeiten zu gewinnen, ließ der 
F. Baurat Keim die Manfardenzimmer unter dem Schloßdache 
ändern, einzelne Mauern einreißen ıc. inter einer ſolchen Mans 
jarden-Wand, unter dem Dache in einem Winkel, lag nun ein voll» 
ftändiges menſchliches Gerippe. Solches ward mun entfernt und 
am Schloßberge in die Erde verſcharrt. Man brachte dies mit 
der Erſcheinung des Geiftes in Verbindung. Niemand aber Tonnie 
eine weitere Enfdedung ober Mitteilung hierüber machen. ext it 
es ruhig. Nach den Ausſagen Einiger foll diefer Geift eine frühere 
Beſtänderin geweſen jein. / 


235 Die beleuchtete Gottes acerkapelle zu Stadt Nereöheim. 


Was Geiz und Vermittler der Gerechtigteit verweigerte, 
Das erftreitet der mit Unſchuld bewaffnete Himmel. 

Ungefähr 200 Schritt ſüdlich der Stadt Neresheim über der 
Egau drüben auf ebenem Boden in der Mitte des ummauerten 
Gottesaders jteht die Frühmeſſ- oder Gottesaderfapelle mit ihrem | 
ziemlich hohen Thurm. Cie ift 105"/2° lang, 33° breit, 33° hoch 
hat 42 Stühle, Orgel und Muſikchor. Die Baupflicht hatte früher 
das Klojter, izt der Fürft von Turn und Taris. Der Kapellr 
fond mag bei 7000 fl. haben. Im Thurm hängt eine Glodr. 

Sie war ehedem die Pfarrkirche. Als a. 1470 Abt GeorgL 
die neue Pfarrkirche in der Stadt erbauen ließ, diente dieſe alt 
zur Frühmeſſe. Da fie aber baufällig geworden ließ MM 
Melchior Henfin a. 1597 die ikige Kapelle aufbauen. Unten 
20. Juli 1597 hat Weihbiſchof Sebaſtian Preininger fie einge 
weiht. Der Ghoraltar ift zu Ehren der Mutter Gottes und det 
bh. 3 Könige, der 1. Nebenaltar zum Hi. Grenz Johann Evange 
Tift und M. Magdalena, der 2. zu Ehren der allerheiligften Drer 





233 


Taltigfeit, der 14 Nothelfer und aller Heiligen gewidmet. Im An- 
fange des 18. Jahrhunderts wurde die Kapelle erneuert. 

In dieſer Kapelle ereignete ſich im Jahre 1711 folgender 
Borfall. Ein Mann hatte einiges mühjam Erjparte zurüdgelegt 
and dabon im feiner lehtwilligen Verfügung —: 7 fl. für die 
Armen beftimmt. Sein Weib lieh aus Habſucht dies wicht gelten 
und flagte vor Gericht. Sie erhielt Recht, weil die geiehlichen 
Jergen beim Zefliren fehlten. 

Bald darauf fam Abt Armand in die Gottesader-fapelle, um 
eine hl. Mefje zu leſen. Er fand die Kapelle ganz erleuchtet, aber 
die Thüre war verſchloſſen. Er holte den Mejner, trat ein, aber 
ht mar Miles dunfel. Er fragte hernach beim Stadtpfarrer Magg, 
oh nicht Jemand geftorben jei, ohne vielleicht eine Gelübde erfüllt 
we haben Nun erfuhr er den Vorfall mit den 7 fl. Auch das 
Grab diefes Mannes will das Volt öfters ganz hell gejehen haben, 


Les Weib Fand ſich nun doch bewogen, am die Armen das Ge— 








nes zu entrichten 





236 Die Untergänger. 
Wer batte noch nie Magen gehört über den oberflächlichen Un— 
ng im den alten Seiten? Geſchieht da eine Ungerechtigkeit, jo 


fie in der Regel eine Wirkung auf Jahrhunderte bin. In die 









and der Untergänger war Vieles gelegt: Die Sünde der Hab— 
ht und Augentuit hat aber Viele erfaht, alle daß fie in der 
iehl der Mittel nicht beiflich waren. Und wenn ſich vollends alle 
Mit einander verſtunden, welche Gemeinde vermöchte dann ihnen zu 
diderſtehen? Co muß es im den alten Zeiten einmal hergegangen 
fein. Wer es war umd um was es ſich handelte, willen wir nicht: 
dei es aber ungerecht hergegangen fein muß, bew 
Ts Volt erzäbft ſich it noch, daß in den Auernheimer Kraut 
Carten von Zeit zu Zeit die Untergänger „gehen“, bei Nacht geiſt- 
Reife, Wenn fie dann da beiſammen find, jo fangen fie an, ein— 
onder Vorwürfe zu machen, darauf ergreifen fie ihre Stecken und 
lagen auf einander hinein, daß die Flammen in die Höhe fliegen 
& fa man öfters hören und jeben. 











die Strafe 











234 


Manchmal gehen jie auch mit dem feurigen Niegelftode, der 
fie herumtragen. Vielleicht haben fie auf Koſten der Gemeinde 
marfung zu diel an das: Klofter abgetreten? * Immerhin iſt die 
Vollslogit hierin unerbittlich und hofft ſolchen die fürdpterlichite 


Strafe an. 
Shötsie. Vogt. Bonner Ht-Bl. 1871. 94 Fi, 


237 Die Geifter auf Baldern ). 
Vanufeript, mitgeiheilt durch die Frl. Beſchließerin auf Schloß Balder, 
Die folgende Gefchichte ift wirkliches Vortommmis aus ben Jahre 
1735 und erregte damals in ganz Europa Aufjehen.” Es erſchienen einige 
Broſchuren darüber. Sie hängt mit der Geiſtergeſchichte von Matenflein 
zuſammen. 

Am 13. April 1735 wurde ein Gapıziner, P. Guido, nad) 
Baldern berufen, das von Geiftern beunruhigt war. Am 16, nahm 
er auf dem Graben nächſt dem Schloß den Erorcismus vor, bite 
merkte im Seller ec. jtarte Stöße, fonnte die Geifter aber mit 
zum perjönfichen Erſcheinen bringen. Am 17. nahm er einen ſtär⸗ 
feren Erorcismus vor. Alsbald entjtund großer Tumult und em 
ftarfes Getöfe in einem feinen Zimmerlein. Gr öffnete die Thür. 
Da jaß einer auf einem Fußſchemel mit 2 Staffeln, Ichnte dem 
Kopf auf die Hände, dieje auf das Knie. Er hieß Notiwieg; war 
groß von Natur, altdentic) gekleidet in ſchwarzen Sammt, hatte den 
ſpaniſchen Hut auf dem Kopf, an der Seite jtatt des Knopfes einer 
Schmud voll Hellihimmernder Steine, um den Hals einen gefulteten 
Kragen von Spigen, zulammengebunden mit einem Kettelein; dab 
Leible ging ihm bis auf die Hüften, über die Schultern hing here 
unter cin langes, breites mit Gold und Edetjteinen ſchön ausge⸗ 
ſticktes Wehrbehänge, mit einem fangen breiten Degen; die Hofer 
gingen bis auf die nie, auf den Seiten jhön mit Gold ausge- 
näht, unten mit jchwwarzen Bande mit einer Maſche am Knie zu⸗ 
fammengebunden; hatte altdeutiche Stiefel an, die Hände deckten 
das Angeficht. 

Vor der Thüre am Laboratorium ftunden auc 2 Geijter. Einer 





*) Gefällige Mittheilung Schöttle's. 





warzaltdentich, aber ſchlechter als obiger befleider, mit fenrigen Augen, 
jornigem efichte; ber andere war cin ſchwarzer feuriger dicker 
rel in Form einer Säule, Vom großen Schreden erholt redete 
er obigen an, der anfangs feine Autwort geben wollte; endlich aber 
yrnig aufſtand; fein Augeſicht war ſchwarzbraun, die Stirne voller 
Kumeln, die Augen feurig, die Zähne biß er hart aneinander, mit 
der Hand griff er nad) dem Degen. Im Namen der hochheiligen 
Tröfaftigfeit fragte ihn der Pater, ob ihm mod zu helfen fei. 
Kin, jogie er zornig, ich bin ewig verdammt, wegen Unterbrücung 
der Unterthanen und gottlojes Lebenswandels. 

Hierauf fragte er die zwei andern um die Urſache ihres Standes, 
de in menfchlicher Geftalt jagte: er hätte ein göttlojes und tyran« 
the Leben geführt; lange Feindſchaft hätten fie zwei gegen ein» } 
mder gehabt, jeien in ein Duell geraten, in weldiem fie alle beide 
blieben und mach Gottes Urtheil nun ewig verdammt und ger 
Kinigt jeien 


Er fragte izt weiter Den andern, ob noch mehrere Dergleihen 





oiie fein. Er gab zur Antwort; ja. Nut be 





te der Bapuginer, nicht mehr von Di 





Ue zu weichen 


1 herbei zubriugen wandte er den Eroreismus wieder wir 





chah ein ſtartes Schlagen am dar Hausthure und ı 





en Gang t, ſah er einen großen Hund 





Zen Tenrigen Augen. Er ſpie aus jeinem 
Vater ie der Butz dem Pater an dur 


‚ohne ibm zu verleen. Er erichrack Te rholie 








nahm Beſchworungen dor 







ten folgende Geiſter anzoſiſch befleidet, ganz him 
var 
achicht 


ach ihnen einer mit einem großen fenrigen Stuch auf 


Ter andere m gay blutigem 





mit jeurigen Augen, Wolfgang war hen 







das durch die Achſel auf die Bruft hineingedruckt war, 
Graf Mar. 

gie Die ehrwürdige, aber ganz betrübte Tame Klar 

te war and franzoſiſch, und Fein gekleidet, 
Hauſe. Dieſe beichwor der Pater ins Zimmer zu dan" 





286 


andern drei hinein. Eliſabetha, Graf Mar und Wilhelm | 
fi) von den andern etwas abjeit3 auf. 

Er beſchwor den erften, den Erneft, der als Hund er 
Dieſer gab feine Antwort, brummte nur und veränderte | 
einen großen feurigen ſchwarzen Schatten. Seinen Namen 
die Andern an. Wolfgang mit dem blutigen Kleide fagte, ? 
ewig verdammt fei, weil er die Unterthanen gar zu ſehr ge 
neue Laften aufgebradht, mit den Unterthanen tyranniſch ver 
und ihnen gleihfam das Blut aus den Adern gefogen babe, 
er wol und prächtig leben könne. Das Blut verurſachte if 
ausſprechliche Pein; er ftrih mit der Hand das Blut ab, dai 
in ein zuckendes Teuer fich verwandelte. Er riß die Kleider 
einander und mar von .unten bis oben lauter glühender 9 
Er fagte darauf mit balbgebrodhenen Worten: wehe wehe mi 
der unbarmberzigen ungeredht regierenden Chrigfeit in alle 
keit! Wilhelm gab als Grund an: Weil er in feiner Regierur 
zu nachläſſig gewejen, jeinen Beamten zu große Gewalt gt 
felber nicht fleißig nadhgejehen, wie fie mit den Unterthane 
fahren, wodurd den Unterthanen viel Unrecht geichehen. De 
gen fei er gar zu ftarf ergeben gemejen, weswegen er auf 
hängnis Gottes von einem Hirſche auf der Jagd befchädigt r 
und davon geftorben jei. 

Der 6. befannte, daß er ein gottlojes Leben geführt, 
eigene Gemahlin habe vergeben wollen, fei neben andern | 
in das der Unkeuſchheit ſtark verftridt geweien. Das Stüd 
er tragen, weil er einen guten Theil des Sclofjet, da3 auf 
andern übergehen jollte und dem er e8 misgönnte, durch das 
Ben zu Grunde gerichtet. Durch Gottes Barmherzigkeit ſei e 
bei Nacht überfallen, gefangen und in eine Feſtung gebradht vn 
wo er in fi ging und feinen Fehler bereute. 

Die Dame erwiderte mit angenehmer Stimme: fie 
leiden wegen ihrer zu großen Kleiderpradht, Tüderlicher Verz 
der koſtbaren Zeit mit Epielen und Kurzweil. Die Haupt 
fei, weil fie einen unſchuldigen Jüngling verführt und mit Ü 
gejündiget habe. Der 9. jagte, er jei ein Bedienter bei 





237 


wälihen Haufe geweſen, hätte feine Herrſchaft viel betrogen, jei | 


in feinen Amtsverrichtungen faumfelig geweſen, habe ber Herrſchaft 
hiedutch viel Schaden zugefügt, den Unterthanen feine Berichte aus⸗ 
felgen laſſen Streitigkeiten nicht ausgemacht, bis er mit Geld be⸗ 
Meet war. Er hätte ſolches zwar gebeichtet, aber doch nichts reſti⸗ 
sit. Der Tod babe ihn übereilt und fo fei er nur elend zu 
Grunde gegangen. 

Dieſes Geſpräch und Erorcismuß dauerte von Nachts !/s1l 
Ur bis zu anbredjendem Tage. Als das Licht aufging, entſtand 
ein großes Erachen und Tumult und alle verſchwanden. Der Pater 
war aber voller Schreden kraftlos und matt, jo daß er weder ftehen 
noch geben Tonute. 

Da der Pater Guardian ihm auferlegt hatte, das Werk zu 
wenden, jo nahm er am 18. den Exorcismus wieder auf. Im 
Laberatorium meldeten fich gleich die drei erften. Er beſchwor aber 
zuerit die zwei Duellanten; den vornehmiten hob er noch auf, um 
ans dieſem Mehreres zu erfahren. Plötzlich geichah an der Haus- 
Kür ein ſtarkes Klopfen. Er öffnete die Thür. Da jah er auf 
der Treppe fißen einen ehrwürdigen Mann, ganz betrübt. Dieſer 
wollte anfangs feine Antwori geben; endlich Tößte er das Schweigen. 
Er müſſe im Schloffe leiden, weil er aus Haß gegen die Nach—⸗ 
Iommen und in Kriegszeiten Documente vergraben und entzogen 
habe. Der Pater fragte ob noch etwas zu befennen ſei? Da legte 
a die Hand auf den Mund, weil ihm dermalen nicht erlaubt ſei, 
einas zu offenbaren. 

Bei einem Brüdlein am Wege jah der Pater einen ſchwarz 
karigen Schatten glei einer Säule, beichwor ihn, aber der be⸗ 
wegte fich gar nit. Das Werk konnte er jedoch hier nicht voll« 
den. Auf Befehl des Grafen von Dettingen und feines Guar⸗ 
diens begab fich der Pater nun nad Katzenſtein. 


Eich Bellst. 1 E. 89. 
238 Der ſchwarze Pudel. 


Im Waſſerftock draußen, zwiſchen Granheim und Gundelfingen 
fult es ſchon feit alten Zeiten ber. Er ſteht dort ein Feldkreuz 


238 


und an dieſem vorbei zu fein ift jeder recht Herzlich froh. Als em 
zwei Geſchwiſter von einer Hochzeitſchenk in Gundelfingen nad) Hau 
gingen und zum Kreuze famen, da ſaß ein ſchwarzer Pudelhm 
unter dem Kreuze. Er ftierte mit jeinen feurigen Augen die Hein 
fehrenden fürdhterlih an, that ihnen jedoch nichts. Sein Rach 
war aud) ganz feurig. Ser Bruder, der etwas im Kopfe hatl 
wollte mit Steinen nad) ihm werfen, die® wäre bös abgelaufe 
Zumweilen läßt er fich nicht jeben, dagegen müfjen ihn dann d 
Zeute tragen, bi® auf Fufen herein, wo man die Kirche fieht. Du 
weicht er. Aber unter jeiner Laſt ſchwitzen die Leute, daß fie ı 


faum aushalten können. 
Mündlich. Schöttle. Zu No. 187 fi. oben. 


239 Der Teihgeift. 


Zwiſchen Granheim und Dächingen ligt das fog. Teid, ei 
niedere Schlucht, die fi in vielen Hrümmungen durchwindet m 
dem Wolfsthal zu geht, die Gewäſſer ringaum der Lauter zufüß 
Hier ſpukt es. Man jieht bisweilen etwas an einem vorbeifahn 
was nicht recht; dann vernimmt man auch zuweilen in der Luft ei 
Muſik. Nicht jelten jedoch fährts das ganze Thal hinab dur d 


Wolfsthal der Laufen-Mühle zu.‘ 
Muündlich. Sc. 


2140 Der Geldzähler. 


Ein harmloſer Geiſt zeigte fich fange Zeit im Schlofie 
Granheim. Er erichien in alter Tracht, Tief im ganzen Hauje herut 
half zumeilen jelber mitarbeiten und man gewöhnte ſich fo an ih 
daß man aud) Scherz mit ihm trieb. Wenn er in die Kamm 
zu den Snechten oder Mägden kam, hießen fie ihn oft das Ge 
zählen. Alſogleich ſuchte er die Taschen aus und zählte Taut di 
Geh. 


Mündlich. Sc. 


241 Der Bühlgeift bei Frankenhofen. 


Bor dem Orte erhebt ji ein mäßiger Hügel, Bühl genan 
Hier lauert der Geift auf die Heimfehrenden ; er führt fie irre, 


239 


Ya jelbit joldye, die den Weg jonft blind fänden, ſich gar nicht 
mehr orientiren föntıen, bis fie dor dem Malde draußen Gran« 


kaum jehen: und beim Kreuze anfommen, dann entläht er jie rubig. 
min, Eh. 


242 Der Geift in Mochenthal. 


Die Gemahlin Wilhelm Theodorihs db. Spelh zu Uuter- 
mchthals Namens Anna war vom fathol. Glauben abgefallen 
und ganz bejonders und gehäflig bemüht, ſelbſt die Unterthanen 
anderer Herrichaften zur Beruhigung ihres eigenen Gewiſſens zum 
Suthertum zu befehren. Beſonders gehäffig zeigte fie Mich gegen 
Mojter Ziwiefalten und deſſen Präpofitur im Mochenthal. Sie 
fiorb gegen Ende des Jahres 1586, Kturz mad) ihrem Tode ere 
ſcien fie in der Geftalt einer hoben langen Frau, trat zweimal 
urch das inmere Schlohthor, das fi) mit Finem Schlage öffnete, 
Anz man fah fie leibhaft, dann nahm fie den Weg nad Kirchheim, 
Fe Augenzeugen berichten. Gjeorg Eiſele Prapoſit 





in Mochen 








beriditer Dielen, 
inız 





243 Die Färberin. 


dulhaus in Ibannbanien war eine Farbere 
chante bei ihr 









che zum Fenſter heraus. Spa 


3a1d „ Fiſchergruben“, zeitweilig and. noch im 


244 Vom Teufel geholt. 





1501 hat der Zwiefalter Unterthan Mathias Blerÿ— 





age, man weiß nicht warum, jeine Abneigung gegen ſeine 
zgeiprochen und eidlich erklärt, daß ihn die 
enn er Diele ala 


niel holen 








Abend wurde. 





eib anertenne 





mein Unbekannter heraus amd als er vor die Hausthure 


art 





ste, datie ihn der böſe Feind, riß ihm mit ſich durch di 





oari that in ein Dorngeſtrauch. dänner und Weiber ſchrien und 


iäurchthar. Einer der Gäſte folgte ihm, den Elenden und 


240 


Heulenden durch die Abhänge des nahen Hügels nad, wı 
ihn halbtot unter Dorngeſträuch. Zu feinen beiden Seite 
notige Stäbe, womit die böfen Geifter feine Verwünſchung 
zu wollen ſchienen. 

Derjenige, welcher den unglüdtichen Bräutigam fan! 
den halbtoten in die Kirche nad Mörfingen, wo er mit 
waſſer und geweihten Kerzen wieder jo erfrijcht wurde, da’ 
ſich lam. 

Aber in ſeinem Geſichte blieb eine gewiſſe Bleiche als 
ſeiner Schuld und Beſtürzung zurück, die beim Anſchauer € 


erregte. 
Sulger 1110-192. 


45 Das Weiyeak”). 
Im -Schwobeland, wo's gar vil Geſpenſter git, 
by Menge duß, nit ſölli wit 
vom Städtli, iſch e Buure · Hus: 
me jeit no hiit (es iſch e Gruus) 
es heige Gſpenſter dinne gewohnt, 
und heige mengem ſcho fi Furwitz gelohnt. 


Me het au gmachet mitem Hus, 
was ymachen iſch: de Pfarer ſel 
ih ho, und Het e Glödli gha vo Marizell, 
het glütet mit: was iſch es gi? 
me bringt die Geipenfter doch nit rus: 
es if, ab fahre ftündli no meh ni. 
Me ſchiat © Chapeziner hi: 
der jpricht de Sege wit und breit, 
und räudhert 8’Hu8, und ſpritzt und ftreut 
meng gwichti Sache her und hi, 
und feit: „ieg wirds dal beiier fp!“ 
Und befier iſch's Halt no nit gi: 
fie ritten uf de Beje ber, 
aß wenn fei Chapeziner wär, 
und thüen mit ihrem Tuifelschor 
je wild und wüeſt, aß wie dervor. 


*) Felner's Neue Alem. Gedichte. Vaſel 1803. 198. 





241 


„Wart numme, jeit der Ma vom Hus 
„ı will eu bal e Meifter ba, 
„der fingt eu gewißli 3’Reujohr a, 
‚und tribt eu gihwind zum Tempel nus!“ 


Er goht in d'Stadt, und nimm e Wib, und chunnt 
mit fmem Wib ins Bipenfter Hus. 
Bog Saderlot! iez gohts erft kunterbunt! 
Jez fliege d'Geſpenſter — 8'iſch e Gruus 
(fie fürchte 8’Wib) zum Chemi nus! — 


216 Ausſprũche, Zeugn iſſe von Hebel u. f. w. 


1. Dem Geſpenſterglauben möchte ich nun freilich das Wort 
nicht reden. Er ſcheint blos zum Schrecken und Betrügen gut zu 
kin. Indeſſen überlaſſe ich die Vorſchläge, wie er zu vertilgen ſei, 
kit Beſcheidenheit denen Menſchenkennern unter uns, die in ihrer 
füberen Berührung mit dem gemeinen Mann zu den längſt be= 
Iannten und leicht zu findenden Heilmitteln gegen dieſen Aber 
Jlauben neue und wirtjamere mögen gefunden haben. GN. VII 246. 

2. Daß der Geifter immer weniger. werden, je mehr man 
uch Beobahtung und Nachdenken mit der Natur befannt wird; 
a zur nämlichen Zeit in einer Gegend Geijter jein können, wo 
Reiner andern und nahen feine find, 3. B. auf dein Sande mehr 
B in den Städten, daß bei uns auf dem Lande der Geifter- 
Iaube noch ganz und gar jein müfje, weil unjere Landleute, aud) 
e veritändigjten, und jelbit die Schullehrer und felbjt die Pfarrer 
ıh lange nicht im Stande find, zu allen Erfcheinungen des Lebens 
: unlihtbare Urjadye zu erfennen oder zeigen. — GA. VII 237. 238. 


3. Indeſſen iſt es nun mit unjerm Vollsaberglauben wie e& iſt, 
d die Zeit die ihn ung gegeben hat, läßt ſich nicht mehr zurüd- 
nnen. Aber ich glaube, es wäre dem Beruf meijer Volkslehrer 
jemetjener, ihn einzujchränfen, ihn wo möglich zu verfhönern *) 
) zu veredein und durch bejonnene Leitung unſchädlich zu machen 
zu moraliſchen Zwecken zu benutzen. GA. VII 242. 


*) Hebel der Meiſter und Wegweiſer hierin. 
16 


242 


4. Bon Gejpenjtern. „Weilen oft nur die Phanlaſie 
ein ſolche lebendig jcheinende Geſtalt ihr vorftellt, daß einer ver⸗ 
meint, er jehe dies oder jene® mit feinen Augen ganz Tebhaft, ſon⸗ 
derlich wann einer jchlaffet. Theils auch weil der leidige Teufel 
oft folche falſche Erjcheinungen den Menjchen vorbildet u. |. w. 


Weitenauer, Natehiemus 11 Z. 10%. 


VII. 


Sauskobolde. Zwerge. 


247 Der Entenwigf zu Sachſenheim. 


„Bei unjern zeiten und in wenig jaren ift aud ein fol 
geipenft geen Sachjenheim zu den edelleuten des namens kommen 
Das ift etliche jar bei inen bliben, hat fich genennt Entenwigl, 
bat aud) geredt, aber anders nit, dan wie ain vogelſtim anzeich 
er fei von den verftoßnen engeln ußer dem himel, hab ſich abe 
fo hoch nit wie andere verfündiget, darumb er auch noch verheh, 
zu gnaden zu fommen und ewigelichen nit verloren zu jein. Mer 
cherlai bericht hat er geben, wo er die zeit, von feiner verftokung 
an zu rechnen ſich enthalten, under anderm aber, das er mer, dam 
ain taufend jar, in ainem feinen rörlin in aim mos gejeffen, m 
feiner gelegenheit, daS er da dannen fommen fünde, erwartet. BR 
er von den edelleuten, infonderhait Bernharten von Sachſenhein 
deſſen gar gueter gejell er geweit, befragt worden, wie er ge 
Sachſenheim tom, hat er im geantwort, er, Bernhart, hab ei 
raifigen diener in Cöln gehapt, welches dann war geweſt und kicy 
lid) darvon geen Sachſenheim kommen, mit dem fei er heraufge 
raist, jei ſtettigs hünder im ufm roſſ geſeſſen. Deſſen hat er gm 
anzaig gethon, und warzaichen gejagt, die der Diener war ſein be 


Ani 


tmnt hat; auch vermeldet das bie ganz rais am heranfziehen fein 
fer gang ſchwerlich gangen, als ob es ain großen laft trücge, 
dimol er deſſen Main grundliche urſach hab fünden willen. Alle 
Ninftbarfeiten und was im ſchloß zu thuon geweſt, das hat er ganz 
oilligchichen, jo im das bedolchen worden, verricht. Er hat den 
(aıten vorgezündt mit fiechter, fartenjpill und anders, was er ger 
keiken worden, gepradht. Solchs hat im Iuft fehen dahergeen und 
ümands, der das getragen, jehen Münden: Seiner hat ine nie 
greifen finden. Sobald er im aim gemad) kommen, hat er gleich 
mfahen zu reden, da er aber ſhon ſtillgeſchwigen, hat man doch 
jemerft, da& er verhanden art ', das mertails been, jo in ſel⸗ 
igen gemach? ber attem etwas fürzer toellen werden. Alle gebett was 
den ime vorgeſprochen, das hat er nachgeſagt, auch ben glauben 
md das vaterumfer, ohne die wort „umd fer uns nit in böfe Ver - 
uhuna, ſonder erlös una von allem uebel!“ die hat er geſchwigen 
a mt jagen wellen. it Bernbart von Sachſenheim uf am 
AU dertags in Teinem bet gelegen und feinen aeicheften nachge— 
Indeif er den gaiſt, das er in der cammer, vermerft, der 
nam zugeſprochen und aefragt, ob er da jet. Ta sit er neben 
mar dem bet gelegen und ine antwort geben. Nach langem ge— 
eh, da bat der edelmann in gebeten, de 
italt weit jehen laſſen. Tas bat im der Firtenmigf abar 
Gage mit vermelden, das er ime mit feiner ungeitatt und are 
auchen, erichrockentichen anfehen ungern befumbern wellte. Jedoch 
edelmann uf feinen begern verharret, darauf Entenwigk 
Aagt: wolan, ich will dein verihenen und doch chu 
ben laften, damit du jeheit, das ih dir gern welt willie 
wicht auch gar mit, du werdejt fein hinnach mit mer begern.“ 
Andess jo ſtreckt der gaiſt ſein arm durch das küſſin hin 
sch. alio bedaucht den edelmann. er war mit langen ipitzen 
T ellenbogen und durch auf, die finger aber an der handt and, 
izia und greulich und die farb jo erſchrockenlich, mit ploe und 
vorfarb und aelen Äpredin alſo vermiſcht, das ih von dem edel 
am jelbs gehört, das er all fein tag ellender und greuflicher an 
t nie geichen hab. Darumb der gaiſt felbs ſprach: „wolan, ich 











r ſich doch in feiner 









an mir 





mir 

















244 





hab dir's vorgejagt, dann. ich wol gewift, was unluft und umwil 
du an meiner ‚geftalt haben würdeji, darumb, jo laß mid binfü 
mit difer oder dergleichen begern zufriden und aumbefumbert !* 
„Es hat ſich bemelter Enten wigl vernemen laſſen, ‚albiew 
er zu Sachſenheim, jo werde das geſchlecht an ehren und guet mit 
mer zerrinnen und die warheit zu jagen, «8 iſt dem von Sadjja 
beim -glüdlich und wol gangen, er hat hüpſche Kinder ‚gehapt au 
an zeitlichen heftig zugenommen, Und wiewol er alſo etliche ja 
im ſchloß geweſt, darinn er niemands belaidiget, ſonder menigeliche 
alle dienſtbarleit bewiſen, jedoch iſt den leuten nit alſo geheut der 
bei geweſt. Des von Sachſenheims fründt Haben ime heftig geraten 
ex jolle das gejpenft vertreiben, dann. es ime jonft lehtlich ein Ichü 
werde. laffen. Darumb er mertails. jeiner fründt und perwandie 
bejchriben und deſſhalben iren rath gehapt. Die haben  einbellige 
lichen wider den guoten Entenmwigt beſchloſſen. Alſo hat da 
von Sachſenheim feinen freunden gefolgt und den gaift gar. naht 
wider jeinen willen beſchweren und darvon verbannen lajjen. Ad 
im abjciedt hat er den abgang des geſchlechts und des Hal 
Sachſenheims verkündt. Im kürze hernach ift das ſchloß Sadfar 
beim uf den grund ußbronnen in dem doch meniglich dem Entem 
wigf die ſchuldt gegeben. Got waift den grundt. Aber berad 
ift er nit mehr gehört oder das man wiſſen wo er hinkommen je 
Und nit allein ift das ſchloß Sachſenheim — verbrunnen — jorde 


auch das uralt gejchledht ijt in wenig jaren u “ 
Zimmieriſche Chronit III 85 ff. 


Anm. Klunzinger Geſch. des Zabergäus III 130. €. Reier 1 
Ob. A. Vaihjngen 147. 155. Schönhüth Burgen u. . m. I 57-58; 
248 Der SHausgeift des Rechbergers. ’ 
„Alſo Hat einer von Rechberg ein ſollichen geift etliche jar be 

ſich wie ain raifigen knecht erhalten, der im erlichen und wol 
dienet auch letſtlich one allen nachtail wider von ime abgefeheide, 

Zimmerijcht Chronit IV 228. — Felir Sichreiht. Germ. NIV S. 400. 
49 Bon dem Erdmannlein. 

„Sollichs alles hat ſich bei der frommen welt und bei unfer 


245 


vorfarıt begeben, das ‚die, erdenmendle alſo an vil orten ſich 
maigt und den menjchen alle dienjtbarfait bewifen haben. Zu 
mjern zeiten höret oder fichet man beren fains, das macht, das 
de gotsforcht Hin if, dargegen aber die groß üppigfeit ber welt 
überhandt genommen, zu dem alle hauptlafter und untrewen ſampt 
der überjchwengklichen goßlefterung jo gar tm jchmanf, das wenig 
hfferung bei ums zu verhoffen,“ | 
Ziormerifche Ehronit IV 229 fi. 
250 Die Buhhauermännlein. 

Hinter Ober-Marchtal ligt ein Wald, der Buchhau genannt. 
or einer Reihe von Jahren hielten ſich plößlich mehrere Zwerge 
kin auf, Niemand wußte, woher fie lamen. Man lie fie unger 
für. Im der Erntegeit halfen fie auch Garben binden, ſchneiden 
ud andere Arbeiten verrichten. Gingen auch mit ins Haus, aßeu 
md franfen und thaten Niemanden was zu leide. Nur mußte man 
uch artig gegen Tie jein, mas auch der all war. (Fine eigene 





Shen barte Jedermann dor ihnen donate fort 





gings einige 


Lager hatten fie aber jtels im Walde, Auf einmat waren 








unde we 





rigelommen md bis zu Nieman 





bet auch ſonſt nicht 


me Schleſie 





or ihnen erfahren können. Sie follen aber 





gekommen fein 


251 Grdenmendlinshronnen bei Herrenzimmern. 





Vor vil jaren hat es deren er deum 





hunbern pt, Die ſich manichmal 





laden, zu 





uren kommen und mit inen ge 
dem Scheurbron neben dem ſchloß, haben fie Dil wonung im 
tg gehabt, inſonderheit umb den brommen an derielbigen ſeiten 
des dergs, ſo noch uf den heutigen tag genanut würt „des Fr 
denrnendlisbronnen“. Der nam fit bliben, aber die Fre 


dt haben. An der hulden 











denmendlin jeind verſchwunden, gleichwol under den gemainen 


mer noch verhanden, die von iren eltern hievon gehört haben“ *4. 
aim eriite Chr. IV en 


3.9 aim gar fuifiger, quellender brounen, ußer ainem feljen ent- 








246 


252 In Nottenburg a. R. 

„Alſo auch ift gewihlichen war, das die erdenmendle vor jareır 
vil wonung und wandels umb das iejig Rotenburg a. N. gehabt; 
dann die alt ftatt Rotenburg ift am dieſem ort des Meders mil 
geftanden. 

„Die Erdenmendle aber haben vor jahren uf der fein 
des Neders, wie das jezig Rotenburg gelegen, gewonet; banı jo) 
man von der jesigen jtatt gegen dem MWedental, ift aim capelln 
in unfer I. frawen ehr gebawen, dahin vor jaren aim große male | 
fart gewejen und vil wunderzaichen allda bejehehen jeind, hinaufgel, 
findt man vil ſonders tief in der erden aim wunderbarlichs gebe. 
Nämlich jo iſt e$ ain gang, wie ain porticus oder aim Freuzgand 
der ſich in die lenge erftredt. Der ift uf der ainen jeiten mit ziegels | 
ſtainen zugemauert, uf der andern jeiten ift er mit clainen ftaininen 
jeulen gebawen gewejen, offen und oben gewelbet, inwendig aller 
dings hol zwaier gemainer werlſchuh weit und vier hoch. Tas 
paviment des porficus jol mit gelejten ftainen ufs zierlichſt gemadt 
fein; auch waiſt man weder den anfang oder das ende ſolchs por 
tiens, nod wo er hingang, dan fain zweifel, das er von men« 
ſchenhänden nit gemacht worden, vil meniger das er zu menſchlichen 


gepraud) jolte dienjtlichen jein.“ 
Zimmeriſche Chrom. IV 229 ff. Wolter. 1 a4 fi 


253 Grdmännlein in Stuttgart. 


„Ehe Herzog Ulrich vor Würtenberg an das regiment kommen, 
do hat er ain hofſchuchmacher gehapt, genannt der Kinjpad). Dei 
jelbigen hausfram ift uf aim zeit ein findbeterin geweſt, umd alt 
fie ainsmals allein im haws, do ift unverfehenlich ain ſollichs Flaind 
erdenmendle zu ir fommen; das bat ain Fupferin keſſel uf dem 
ſpringt; mit weit darunder ift vor vil jaren ain berüempts badi ges 
wejen, das weit und breit her ift bejucht worden, hat der Leber umb dem 
magen ganz dienftlich fein jollen, aber von wegen des übergroßen coftend, 
fo der gaftung halb ainer herrſchaft uf die fremden leut uigeloffen, do it 
«5 in ain abgang lommen.“ 114 





247 


haupt getragen, das weib angeredt umd don feines maiſters wegen 
ie dei feffel in die Fintbet ſcheuken wellen. Aber die guet frame 
it ab ime jo übel erfdjroden, das fie ir nit enthalten fünden, jonder 
überlant anfahen jchreien, darob das erbenmendie etzürnt, ge - 
rohen: „Wolan fraw, welt ir meins maiftere gab und ſchente 
nit danfbarlicher annemen, fo trag ich den feffel wider dardon.“ 
Darmit ift es mit dem keſſel wider hinzogen. Es iſt auch die 
hu alfo erſchroden gewefen, das fie nit gefehen, was im deffel 
gegen und haben domals vil verftendiger und erfarner leut mit 
anders verimaint, dann es jei vil gelts oder gelts wert im fejjel 
inefen ober aber der leſſel hab ain wunderbarliche art und tugenbt 
awime gehapt. Im jeie aber wie im welle, ſo ift er der queten 
fuinen nit beſcheert geweſen, nach laut eins alten Iprüdworts ; 

„Was aim mit werden fol, 

Das ftraift im aim Rais ab.” 

Smmerifde Ehronit IV 2H2. 


254 Iiwergfräulein. 
adoitlich hinter Tunſtelltingen ligt der Buchberg. Er iſt 
Hohe, aber weiter Turdmeiie 


Sb war er mu Buchen und Eichen befleider, heut zu Tage iſt 
rauf dem Gipfe 





Nor 60.80 Jahren 








Ft gang in Kulturland umgewandelt 
a ah graublaue Grenzſt 
iat Zahne aus der alatten Flache hervor. D 








te herum und ragen wir 
v Berg 6 
ride die ganze Umgegend, wie oben erwähnt, Er tigt jo ziem— 
16 in der Mitte zwiſchen Dunitelfingen, Eglingen, Schrezheim und 
dor aten Dorf Taterlod mir Sunzenweiler. An der Nordbalde 
ge waüerreiche Cuellen. Einſt jtand eine giegelhutie da und 








Fr Nahe wurde eine romiſche Urne ausgegraben, die im Be 
von Neresheim iſt. Auf der We 
priger Yaubwwald. In jeiner Nabe iſt der jog. „Schelmengraben“. 


& it Dies die Form eines Jede Seite des 








Auerthumverei eitieite ligt ein 








romiſchen Lagei 
uadrats mißt 137 Schritte. An der Titieite find Spuren eines 
gemanerten Wall 
en. Auf der B 





mit zwei je 16 Schrin don einander entfernten 
itieie Dat Der 





ER I noch ordentliche H 


248 


und der Graben ſomit jchöne Tiefe. Er ift oft mit Waller g 
füllt. Das ift der Schelmengraben. Deftlih davon in gering 
Entfernung joll ein römiſcher Wachtihurm und an ihm ein Schl 
geftanden jein. Es hat dies Wahrſcheinlichteit. Welches ritterlic 
Geſchlecht hier gehaust, ift nicht befannt. Eines weiß bie En 
noch zu erzählen. 

Es gehen hier nämlich mehrere Fräulein um, Cie find dı 
Korpergeſtalt groß, ſchlank und ſchön gewachſen. Ihre Tran, 
wie die der itzigen Hoffräulein in Taxis, jagt der Erzähler. | 
gewiſſen Zeiten erfchienen fie, aber nur zur Nachtzeit. Anfün 
lich kommen fie wie Nebelbilder daher, ſchweben fiber dem Bob 
tanzenden und hüpfenden Ganges bin; bei näherer Anficht werd 
fie groß, die Conturen treten deutlicher hervor, das blaſſe Ge 
zeigt ſich in feinem eigenthümlich ernſt-wehmüthigem Ausdrud, d 
Kleidung und der Farbenton ift leicht zu erfennen, die Hände habı 
fie bald verfehlungen wie im Reigen, bald über einander gejchlage 
bald hängt die rechte, bald die linke Hand an der Seite hina 
während die andere auf der Bruft liegt. Bisweilen hat man | 
ſchon im Ehor fingen gehört. So jpazieren jie auf dem Ben 
herum die ganze Nacht. Sobald aber morgens 4 Uhr die Geht 
glode angezogen wird, verſchwinden fie. Sie thun Niemand m 
zu Leid. 

Unterhalb diejeg Berges, am jog. Mühlberg neben der Stra 
nad) Eglingen erſcheinen öfters beim hellen Tage ganz fleine Frä 
lein, zeigen ſich den Aderleuten in weißer Kleidung, hüpfen ül 
die Beete hin und verſchwinden dann wieder im Mühlberge. | 
Ochfen werden faft jedesmal davon ſcheu und fpringen davon. T 
rum fieht man's nicht gerne, wenn fie kommen. 

Söttte. 

Beim Neuweiler (Onjtmettingen) jah man früher öfters ga 
Haufen von Zwergen tanzen. Im Revier Villingen, Forte 
Kirchheim ijt ein Ziwergberg. Im der Wendelsheimer Martı 
ift ein Zwergbad. Die Leute denfen hie und da an das M 
Zwergvolt. N 


249 


IR. 


Shähe 


255 Die drei Fräulein in Gramberg. 


Es mag um die Mitte des 15. Jahrhunderts geweien fein, 
die Her v. G. ihre ganze Herrihaft in Silber umgeſezt hatten. 
Vemännlichen Sprofien waren theils ausgejtorben, theils als Hage - 
ſohe, theils im geiftlichen. Stande ohne Dejcendenz aus dieſem Le— 
hen abgejchieden. Es biieben uur noch drei Fräulein übrig. Ihre 
Namen fennt das Wolf nicht mehr; aber das eine weiß es noch 
u mählen, dak zwei davon jehend, die dritte aber blind ger 
ft Im den Tagen ihrer jeligen Mutter that es immer mod) 
u: dieie nahm ſich der blinden Tochter jorgſamit an. Es war 
amüthiges Fräulein, ohne Arg und ohne M 

Genoß fie ja tet— 









auen ’negen die 
liebevolle Pflege 
an unglückliches Weſen von Zeiten der Altern und in den 
sr Jahren von der Mutter. Dieſe lebte äußerſt ſparjam und 
ſie ihn ausgab. T— ihat die 





eine ganz beſonders 








ht jeden Seller zweimal 





beionders der blinden Zukunft willen 





a um ihrer Kinder, 








a ante Erlo— den ⸗veraußerten Beſizungen ſteigerte ſich auch 
actich zu einem ſehr ſchönen Vermögen. Immer wunichte Die 


daß alle drei Geichwiſter beiſammen bleiben ſollten. Frei— 


a 





& veriprachen Diejes alle drei: allein was find Verſprechungen le 
Madchen“ Tie Mutter ſegnete das Zeitliche, konnte aber 
Gr mbin, unter furcuübaren Androbungen den zwei geſunden die 
tage der blinden ans Herz und ins Gewiſſen zu legen. Nur au 
dt waren Die Veriprehungen, nur zu bald der sterbenden Mutter 
obungen vergeſſen und in den Wind geſchlagen. Um ſich der Wege 
entziehen fam die alteite auf den ſinnigen Einfall, fie wollten 
Für ſich leben, 
nicht darauf ein⸗ 














er ihr Vermögen theilen. Daun könne ju jede 





trt vom andern zweite wollte anfangs 





20 

gehen, allein die Augenkuft, die ihr die ältefte durch bie vorge: 
ſchlagene Theilungsweiſe reizte, verführte ihr Herz. So begannen | 
fie nun zu teilen. Ihr vieles Geld mahen fie in Simmel, Iren 
und redlich wollen wir theilen, ſagte die ältefte zur blinden, ja nad 
mehr, damit du erfenmejt, wie gut wir es mit dir meinen, jo wollen 
wir deinen Antheil dir „aufgehäufelt” geben, während wir jmd 
das Simmri nur geſtrichen ausmefjen. Der blinden ftellten je 
ihr Simmri aber verehrt bin und gaben ihr jo ihren Antheil „anfe 
gehäufelt“, welch Iezteres fie ſelbſt mit ihren Händen fühlen konnte, 
Die gutmüthige Blinde war zufrieden und ahnte nichts Böjes; hatte 
fie ja noch nie ein Simmri'gefehen. Die treuloſe, trügeriſche her 
lung teug aber num Ähre entſprechende Früchte. Mit dem Alter 
nahm die Geldliebe zu. Die blinde vermachte das Wenige, ME 
fie Hinterlaffen konnte, an die Armen und zu einem Seelgeräit: 
Die beiden anderen vererbten einander; die lezte ſollte aud fir 
ein Seelgerät für beide Sorge tragen. Doch die lezte, @ 
war die ältefte, die der Geiz nicht fterben lajjen wollte, war jtei® 
doll Angſt wegen ihres Geldes. Da vergrub fie den größten heil 
deffelben und behielt nur joviel im Haufe, als gerade nötig Wat: 
Man jah fie oft allein ſpazieren gehen, jo geheimnisvoll und die 
böje Welt munfefte allerlei von diejem alten geizigen Ritterfräulein. 
Der Teufel hatte fie auch ſchon in feinen Plauen, recht arg, dieſet 
Geldteufel und das iſt einer von der ärgſten, der, wenn er einge“ 
biffen hat, nicht mehr los läßt, wie die Mimer Bulldogge, Unet- 
wartet ſchnell jtarb nun auch dies lezte Fräulein hinweg. Mar 
fand fein Teſtament, fein Geld, feine Gapitalienbriefe vor, mes 
nig Hausrat, schlechte Küche und Keller, alles zum Verwundern 
Die Welt lächelte, ſcherzte, aber machte dod) aud) wieder ernfte Ber 
merfungen dazwiſchen. Der Nachlaß dedte faum den Dienft« 
botenfohn und die Untoften der Erequien. Die Armen gingen leer 
aus, leer aber aud) diefe beiden Schweitern; noch heute haben fie 
fein kirchliches Jahrgedähtnis. Bald auch entjtand großer und 
ſtarter Rumor. Die einen wollten's auf dem Giebel des Hauſes wan⸗ 
dern geſehen haben ; die andern meinten, im Keller ſehe es nicht gut 
aus; eine dritte Cage ging dahin, fie je alle Nächte um 12 Wie 


21 


ben anf dem Grabhügel mit einem umgelehrten Simmri und 
d fiiere auf das ungerechte Geld bin; allein dem war im Wahre 
dt nicht fo. Nicht hier, jondern auf Gramberg muß fie wandern 
tibrer Schtwefter. Dort ſah' man fie wirflid gar oft: Dort 
gt all! ihr Geld begraben, dorthin hat es der Teufel veriharrt 
d hatet's nut ein ſchwarzer Hund mit feurigen Mugen und ſeu— 
gm Rachen. Gerne gäbe fie igt das Geld, heraus, wenn nur 
mand den böfen Feind abtreiben könnte, aber Niemand wagte 
So verſtrichen bei 2 Jahrhunderte und die unfelige Schweiter 
I gepermigt und fißet im lautloſem Schmerze, unter furchtbarer 
nit bei dem ſchwatzen Hunde, ber ihr Gelb bewacht. Nur ein« 
ul des Jahres darf fie 8 Tage lang heraus auf die Obermwelt 
" lann einen Exlöjer annehmen. Und. im diejer Zeit haben gar 
tdie Grasmägde fie geſehen, «8 iſt in der Fronleihnams-Dltav, 
a hat der Hund feine Gewalt über fie. Es fam wieder einmal 
de Zeit. Viele Leute waren draußen auf dem Felde. Ta jahen 
time Schaar Jeſuiten von Ellwangen bertommen. Sie gingen 








ame, waren ernit und beteten laut mit einander.  Ter Zug 





"g binauf auf den Gramberg. Hier verweilten fir mehrere Stunden. 





ienand wußte, w ſie aber herab kamen, waren 


vorging. Als 


ganz heiter, beteten nicht mehr, waren ac nicht mehr in geord— 





Zuge: dagegen vernahm man cin ungeheures Geraſſel in Der 
wie wein einige ſchwere Fuhrwerte dahin fahren md Diele 
n führen jammtlich Ellwangen zu. So haben die Jehniten 





m Höllenhund überwunden und genöriget, ihren all Dies Geld 
"dan Schonenberg zu führen. Tamit bauten fie Die Schonen— 





zalirhe. Dies Franulein aber wird izt erlost ſein und auf dem 
ramberg iit Die 


der einige geſehen haben. 





be hergeitellt. Doch ſollen's in neueſter Zeit 


Hundlih, ychrer Kurz in Lehtmarıt. aroc Minthol. 2 





256 Fräulein auf dem Schloberg. 


Tas Schloßfräulein auf dem Schloßberg bei Dochberg zeigie ſich 
rüherer Zeit als ein gar gütiges Weſen den pilügenden Bauern 





252 


auf dem Felde, das oftwärts vom Scloßberge ligt, Es tum 
denfelben, angethan mit weißem leide und ausgerüſtet mit etz 
Krüglein Wein md einem Laibe Weißbrot zur Veſperzeit. So 
das Mefjer zum Brotſchneiden vergaß das gute Mädchen ri 
Der Bauer und die Mäher ließen fih das wol gefallen -1 
zeigten feine Furcht. Ein ſolch ungewohntes Unterbrot liefert 
ſich dann trefffich jchmeden. Oftmals erſchien 8 den Adersieu 
alfo, und alte Leute wißen noch ausführlich davon zu erzähle 

Diefen Befuchen wurde durch Folgende Begebenheit bis heul 
ein Ende gemacht. 

Einſt fam das Fräulein wie gewönlich zur beftimmten geu 
und brachte den leckern Veſpertrunt jamt dem Weißbrote. Nach 
dem diefes Mahl verzehrt war, behielt der undankbare Burbe, — 
Menetreiber — das Meffer des Fräuleins abſichtlich zurück. ON 
diefer Undanfbarfeit ftieß es einen herzbrechenden Schrei mus, ent 
fernte ſich weinend, und hat fich ſeitdem den Adersleuten niemal⸗ 
gezeigt, die vergeben? nad) jener Seite bliden, von woher es 31 
tommen pflegte. — Auf diefem Berge haben vor ungefähr einen 
Jahre zehn Männer aus der Umgegend „Schaf gegraben“, fin! 
aber in ihrem Glück durch die Polizei geſtört worden. 

Shrifttih. Lehrer Grimm. 


257 Der Shak im Burgftod bei Brannenweiler. 


Buben hüteten einft in der Nähe des jepigen Hofes Burgit 
Roſſe. Sie entdeten auf dem Hügel ein Loch, und es ward ge 
fagt, daß unten ſich ein Schatz befinde. Die junge Schaar mad! 
nun unter ſich aus, daß einer von ihnen in die Tiefe hinunte 
gelaffen werben müfle, um den Schatz zu heben. Zu diejem U 
huf banden fie alle Roßzäume zujammen, und ließen jo den War 
Hals in die Tiefe hinab. Vorher aber wurde) bejtimmt, daß 
bei dem feifeften Schütteln wieder empor gezogen werden müſſe. | 
dem unterirdifchen Gemwöfbe jah er nun einen großen Trog, a 
dem eine Nähterin mit roten Haaren jaß, umd neben ihr e 
ſchwarzer Pudel. Er füllte feine Kappe mit Geld, gab aladaı 


253 


das verabredeie Zeichen zum Emporzieben, und kam wiederum glüd» 
Kid obenan. Das wirkte. Alſobald ieh ſich ein zweiter hinab. Der 
war aber ſchon nicht mehr jo glüdlid, als jein Vorfahrer; denm ex 
Aonnte num — einen Hahnenfuß zeigen. Tropdem entichloh ſich noch 
din Dritter zu dieſem Wageftüd, der tam aber nicht: mehr an's 
Tageslicht. 

don demielden. 


258 Der Shah zu Bonenweiler.s 


An Weg vom Bogenweiler nach Siefjen, rechts bei der jetzigen 
Nisgrube jtand ein Baum, Dort war ein Schaf verborgen, den 
Si Alojterfranen von Sieſſen oft ſahen, wenn er ſich fonnte, Gern 


hüten fie ihn gehoben, allein fie durften kraft ihrer Regel ihre 
len nicht verlaſſen. 


250 Zpreuer zu Schfer geworden. 





Tr Narles-Johanna, die wirkliche Hebamme, gieng eines 
gen vor Sonnenaufſgang nach Gmünd durch das Buch. Als 
© die iogenannte Lohwieſe kam, da lag cin Häuflein Spreu, 
3 ie Silber glänzte. Ei. dachte ſie, davon könnte ich meinen 
ne Handvoll einſchieben. Gedacht, gethan. N 
fan, 












e genen 
ad in den Zad hineingriff, hatte ſie ſtatt der Spreu 
neue Sechſer im Sack. Rasch kehrte fie nun zurück, um die 
in Spren einzuſacken, aber alle war jpurlos verſchwunden. 

In derſelben Gegend lebt auch der Glaube, daß, wenn be— 
ige Perſon vor Sonnenaufgang „unbeſchricen“ Hagenbutten ſtatt 
am Wege liegend gefunden hätte, To wären ihr ſtatt Sechſer 
Getditüde zu Theil geworden. 

Ztriitlit. Yehrer Grimm 


m 














260 Die Aepfel und Aronen-Thaler. 





Fin Bauer von Riffingen reitet ein Ross auf den falten Markt 








254 


nad; Ellwangen. Auf einmal jieht er im Kupelpud ein Apfelbän 
hen, an dem Heine, schöne Aepfelein hängen... Als eine Seltenh 
nimmt er vier und ſteckt ſie im jeine Tajhe, Als er num ne 
Marfte heimtommt, verlangen feine Kinder einen Markt-Rra 
Da will er ihnen die Aepfel geben und ſieh, flatt vier Aepfel I 
er vier Kronen-Thaler in feiner Taſche 

Mandlich. Schöttle 


261 Fräulein zeigt einen Schatz. 


In Dizenbad) diente ein Mädchen in ber Mühle, zu ber fa 
nachts ein weißes Fräulein über's Bett und wollte erlöft werke 
Die Magd fagte es ihrem Seelforger, der ihr'riet mit dem rät 
Teim zu ‚gehen, wohin es jei, und ihr Erlöfung zu verfchaffen. ‚Mt 
tam Fräulein wieder, und die Magd gieng mit. Sie nahm Schaf 
und Haue mit, ging Hinter dem Fräulein ‚her, durch das hinter 
Thürchen den Garten hinaus. Sie hatte ſchon angefangen graben 
und das Fräulein zeigte ihr Ort und Stelle, da rief auf einma 
der Müller heraus, was fie da made. Die Thüre hatte gefnarrt 
und er meinte es wäre eingebrochen worden. Mit dem Schaf 
graben war's aus in Folge deſſen; das Mädchen gieng wieder int 
Bett, und das verwünfchte Fräulein fieng zu weinen, zu jchludgen, 
und zu Magen an: „meh mir, nun muß ich noch 100 Jahre warten, 
bis ich erlögt werde!“ 

Mundlid. 


262 Das Kind und der Schatz im Firflenſtein. 


Gleich auf der Waldhöhe bei Weilheim — Tuttlingen — [bed 
ein Fels heraus, der Firftenftein geheißen, auf dem einft ein Sqhlch⸗ 
lein ftand, denen von Lupfen gehörig. Die Schloßfrau gieng end 
Kindes ſchwanger. Ihr Gemahl wollte nichts davon wiffen, war gE 
ein böfer Mann, und plagte die arme Frau recht. Sie verbarg de 
Kind, als fie deffen genefen war, in dem Felſen, der da heij 
des Beitler's Keller“, oder wie andere wollen in dem Firſtenſtei 


255 


Aber, ſehte es auf eime Mifte Geldes, und ließ heimlich das Kind 
nähen; damit Niemand der Schaf ohne das Kind fortnehmen 
fine, band fie daſſelbe an die Kifte. Da fam einftens eine ſchnee-⸗ 
mihe Frau und nahm's fort. 

Weilheimer Müller die graben ſollien, befamen ſolche Angft, 
dai fie dom dem Unternehmen abftanden. Im Hohenſtein bei 
Oerftetten ligt ein Schaf saepius nocturnis suffossionibus 
tentata., 

Rinih Enlger 1 196, 


263 Das Müplfräutein, 


Unterhalb Diihingen an der Eger ſteht die jogenannte obere 
Nihle, ſchon vor mehr als 400 Jahren ein Befigtum der Herren 
von Weilerjtetten, die in der Gegend zu Alterbürg, Hochſiatt, 
Rapenftein sc. begütert waren. 





eſtlich der Mühle ligt ein hoher 
degrand und heifit dev Mühlberg und die Hochebene iſt mit ſchöner 
Laubwaldung gefrönt. Hier hüteten chedem die Ochſenbuben ihr 
dh und wenn der Brachmonat eintrat und auf dem Boden des 
Bades die roten jüßen Früchte, die lieblichen Erdbeeren im jaf- 


ig Grin des Grajes zum Pflücken eintuden, kamen auch die 
Kin 





herbei und erquiften ji an ihrem Zafte gegen die trock 
x Hitze. Wenn die Buben mutwillig ſpilten und auf ihr 
wenig Acht harten, To geichab ihnen oft ein geheimnisvoller 
af. Ihr Vieh lief auseinander und stundenlang fonnten 
= nicht Finden, auch wen fie daran vorbeigiengen. Es ſtand 
m Ticicht drinnen, daß man das Gebüjch abbauen muhte, um es 
Keonsgubringen und man mußte ſich wundern, wie es bineinfommen 
lenme. Manchmal war es auch ſtundenweit entfernt. Tas ging 
Mht mit rechten Dingen ber und bald wollten die Ochſenbuben 
em Walde wicht mehr trauen und die Schaf- und Richherden 
mehr. bleiben. 
Bei Nacht hütete ſchon gar feiner mehr darinn. Unter den 
Areitigen war eines Tages auch ein armer Knabe, aber dieſer war 
fomm und unichuldig. der viel betete und oft unter einer Buche 






















256 


im Gras ober auf dem glatten Stein fniete und. jeinen Rofentr 
betete. Als aber nun ſeine findliche Andacht von der Glut. ) 
inwigen Glaubens durddrungen war, ſah ſich der Knabe mit 
in einer jchönen Kapelle drinn, jo prächtig, jo glänzend, jo » 
Golde ſtrahlend, daß er in jeinem Lebtag noch nie eine gleiche | 
jehen hatte. Die Fenſter waren aufs, pradtvollfte gemalt und n 
jeine jugendliche Phantafie ſich oft vorjtellte, dieſe Herrlichkeit | 
Heiligen, das Bild der Geburt Chrifti, die dh. 3 Könige, 
Jünger beim Abendmahle, das Alles fand er hier in Wirtlicht 
Und was ihm am bejten nod gefiel, das war die Austheilu 
des Brotes an jo viele Taufende in der Wüſte. Ach! jchon mei 
er, aud) jeine Hände ausftreden zu jollen, die er ſich ja, wie M 
lippus ein Stücklein ihm darbot. Und wie herrlich war exit d 
Altar! Hohe ſchlanle Säulen mit goldenen Gewinden, bas her 
liche Altarblatt mit dem Bildniffe Maria Himmelfari, der Tabe 
nafel von übernatürlihem Glanze umjhimmert, das ewige Licht i 
himmliſchem Feuer! Wol ijt feine Pfarrkirche ſchön und grof 
artig und zudem war jie erſt noch neu, weiß wie der frijchgefallen 
Schnee und wie die Kirjhenblüte jo rein. OD, das war ein An 
blick; Petrus auf Tabor hätte ihn beneiden mögen. Seine große 
blauen Augen fonnten ji an diejer Pracht nicht ſatt genug weiden 
Aber er wollte in jeines Herzens Freude auch jeinen Kamerade 
dieſen edlen Genuß bereiten, er eilte zögernd hinaus, jah ſich al 
ander Schritt wieder um, wollte ſich nicht trennen von dem lieb 
lien Bilde. Kaum draußen vor der Thüre — da jprang er mi 
ein Reh jeinen Kameraden zu, ſchrie ihnen entgegen, twinkte ihnen 
daß fie doch ſogleich und eilig fommen, um ja recht bald wiede 
in dies Kirchlein der Praht zu gelangen. Aber ad! als 
dieſem Plage hinfam, war es nicht mehr. Kein Kirchlein fand a 
mehr. Weld ein Schmerz! Vergeſſen jedoch fonnte er das Pl 
lein nicht. Gar oft nod) eilte cr Hin; aber nie wieder kam de 
Kirchlein zum Vorſchein. 

Es war nun die Zeit von Johannes Sonnenwende, da ha 
der liebe Gott jeine Zafel in diefem Walde wieder recht reichl 
bejeßt. Hatten ſchon die lieblichen Maihlümlein die Kinderlein | 


357 
of mit ihrem liehlichen Dufte ergen, fo lud fie igt Die güitige Na« 
dur noch mehr ein. Aus dem Graje, bejonders um alte Stämme: 
daum, im. erquidenden Schatten lachten die milbroten Erdbeeren 
jo freundlich fie am. Die Kinder kamen herbei mit ihren Körblein 
md pflüchten die Beeren mit zarter Hand und bdanften dem lieben 
ben für feine milde Beicherung. O was war das für eine Freude, 
wie fie wieder eine ganze Platte voll’ fanden; wie emfig pflüdten 
fs, wie oft wanderte wieder eine ftatt ins Körble in den Mund! 
Site war bie eifrigfie und braufte, ihr ſcharfes Auge fand immer 
und überall die jchönften Früchte und ſchon war ihr Körblein voll. 
Sie blicte auf umd dachte an Heimweg. Ihr Blick füllt unwill - 
firfich auf einen Felſen. Und! was fieht fie da? Ein ſchones 
Felulein in alter Tracht, es fit auf einer Felſenbant. Ihr Ant 
fh it jo freundlich, es lächelt Liſetichen an, winft ihr mit der 
ten Hand, ihr zu nahen, in der andern hält fie einen lieblichen 
Aumenftrang. Aber Yifette fürchtet ſich, ſpringt davon und ruft 
Ihen Ramerädinnen. Sie fallen Mut und nahen dem Felſen; aber 
* 








de Fraulein ſitzt nicht mehr da, s iſt verſchwunden. 
Und ſeit jener Zeit b 

in der Ndventszeit auf dem Mühlherg cin Weinen und 
Wehellagen halbe Nächte hindurch. Es ift das Mühlfraulein, 


Vz ſeuizt nad) Grlöjung und Niemand naht jic ihr. Niemand 


auf die neueften Tage hört man be 











t Erbarmen, feiner getraut jid) hin, um das Wert der Friöjung 
hr zu bollbringen. Es beiht: Wer fie erlöle, Der müſſe nad) 
gen fterben. 





4 Der hohle Stein im Krekenthal oder das Frelfens 
fräulein. 





Ueber den oberen Theil des Sertfeldes zieht ſich zwiſchen 
leaformigen niederen Hügeln von Nord nad Süd ein ſchmales 
Valden mit wenig romantiſchen Partien hin. Es begimmt bei 
Kudtanien und zieht ſich Kuchen zu.I Anfänglich heiht es Kretzen— 
!rn Holgentbal, bietet meiſt nur Wieswachs, da es beim Ein— 


Schneewaſ oder gewaltiger Gewitter⸗Regen großer Ver- 









ausgeſetzt iſt. Es iſt izt ein Trockenthal, joll aber vor 





EN 


unfürdentlichen Zeiten das Beet der Egau geweſen jeim. So fie 
es allerdings aud) aus, Das Hafelnußgefträud; an den Felfige 
Hügeln weicht jährlich mehr den Nadelholj-Eulturen, die ihm all 
mählig das Anſehen einer Schwarzwald-Landihaft aufftempeln 
Ziemlich reich ift die Flora und Birthühner haben jeit Jahren bie 
ihr Standquartier. Da, wo nun der Ebnater Fußweg nach Auern 
beim unterhalb des jog. Hofteiches Führt, ſteht eim Fels, we 
niger hoch als eine der ägpptiichen Pyramiden, bejcheiden, aber jel 
amd ruhig, mit Laubhotz befrängt und freundfiches Ausſehen bie 
tend. Schon in’ der Ferne jtiert fein hohles Aug und Ohr em 
gegen. Vor Alters hatten hier die Hirten ihren Mittag-Tiih um 
ruhten in feinem erquidenden Schatten aus, während das Vieh in 
Thale Ruhepoften faßte. Dieje Höhle ift ziemlich geräumig, ‚abe 
noch nicht gehörig unterfucht. Im vorchriftlichen Zeiten war fie bei 
Palaſt eines Koboldmännleins, das gar klein von Geftalt, aber ſch 
wehrle“ war, ſich freundlich mit den Hirten unterhielt und wenn 
diefe am Feuerfeſt Theil nehmen wollten, auch für fie das Bich 
hütete. So lebte denn das Zwerglein im Frieden und Gefelligkit 
und war nie unartig gegen die Hirten; aber auch dieſe rejpeftirien 
das fleine „Herrle“. Es war aber fein Wunder. Es wußte get 
viele nuhliche Kräuter gegen die Krankheiten des Viehes und bank 
zogen die Hirten reihen Gewinn. Sie famen in Ruf geheime 
Wiſſenſchaft, wurden hochſchätzbare Leute in der Commun und Jeder 
durfte es ſich zur Ehre ſchähen, wenn er die Freundſchaft der Hirten 
genoß. Doch war da? Zwerglein nicht ganz uneigennüfig. Wert 
der Herbſt das Laub Halb malte und die Bäume anfingen ſich p 
entblättern, die Gänſe auf ihrer Weide gemäftet waren und dee 
Vieh guten Sommer gehabt hatte, jo forderte das Meine Kerr 
auch feinen Sohn. Der Kuhhirte erſchien dann um Micheli ders 
im Sonntagswamms und der brachte einen Kuchen; der Bolden 
Hirte mußte einen Groſchen weißer Wärung opfern; der Gans 
aber zwei Ganſer von den Jungen. Dieſe ftellte er in bie So 
bin und entfernte ſich ſchnell, wie er fonnte. Waren’s zwei Bam 
fer, jo verjpeißte unfer Koboldle den einen, den andern aber u“ 
er in Diſchingen drunten wieder heraus und der Hirte fonnte übe 





2 


dert abholen. Traf er's nicht, jo daß eine Gänſin drunter war, fo 
jepte eb jedesmal ein höfes Wetter ab. Dieſer Hirte durfte fich 
nicht mehr fehen laſſen am Felſen, wenn er nicht halb ermürgt 
werden wollte. Diefe Freundſchaft dauerte an, bis die Gegend 
die chriſtliche Religion annahm. Da verſchwand er und man jah 
im ſeitdem nie mehr⸗ 

In den Zeiten des rauhen Mittelalters joll diefe Höhle lange 
Fit als Aufenthalt von Räubern gedient haben. Ungehindert trie- 
ben He ihr Unweſen und nirgends fand man fie, bis endlich ein 
Gund, der einem Eichhörnchen nachjagte, zu ihrer Entdeckung führte, 
worauf fie, da Niemand hinein traute, ausgehungert und durch Rauch 
yulegt erſtickt wurden. 

Nun iſt zwar dieſe Gefahr nicht mehr vorhanden; und ruhig 
würden die Hirten ihre Heerdenweiden, wenn nicht Eines fie noch er⸗ 
Köreden würde, nämlid das Felſenfräule. Es Hat feine eigene 
Vewandmis mit diefem Fräulein. Niemand weiß, wer es ift, es 
jagt ä nicht; Niemand vernahm, wie es hieher gefommen und wa- 
rum es hier fiten muß. Nur einmal hat es mit einem unſchul⸗ 
digen Kinde gefprochen. Dies jammelte eben Schneden, fam aud)- 
an den Felſen hin. Da jah’ es ein jchönes holdes Fräulein; dies 
winfte ihm zu und lächelte ihm freundlich entgegen. Und al das 
Kind näher trat, da ftreichelte e8 ihm die Wange und weinte bitter 
id. Ja warum gränjt noch jo? jprad) das Kind und wollte fait 
auh gränen. Und da jprad das Fräulein. O ich unglüdjeliges 
Kind, wie lange muß ich noch hienieden harten? Mol werde ich 
einmal erlöst, aber ich muß auf dieſem Felſen figen bleiben, bis 
auf ihm ein Tannenbaum gewachſen ift; uud aus diefem Tannen- 
baum muß eine Wiege gemacht werden und das erfie Kindlein, das 
m dieier Wiege gefchaufelt wird, bekommt die Gewalt, den Mut 
md die Macht, mich zu erlöfen. Sprachs und warb wieder un⸗ 
Nöte; das Kind aber ftand auf einmal vor dem Orte Ebnat 
dran, ohne daß es wußte wie es hieher gefommen. Nun ftand es 
wenige Stunden an, als die Nachricht fam, daß mehrere Wölfe eine 
Shafgerde erwürgt und der Schäfer nur mit Mühe im diefer 
delenhohle Rettung fand. Inzwiſchen hat man dieſes Felſenfräu⸗ 


— 
lein nicht mehr geſehen. Wenn's jo fortgeht, dürfte bald die Tanne 
auf dem Felſen gewachſen ſein. Was ehedem unkulturbar ſchien, 


ſteht igt befruchtet vor Augen dar 
Nimlid. Did. Schmid... Shöttte. 


265 Der Schaip im Nittergärtle- 


In Wurmlingen bei Rottenburg hat eine Länder-Abtheilung 
die an die Hintergaſſe ftößt, «den Namen Rittergärtlein. Dort 
wiſſen die Leute jeit alters von. einem vergrabenen Schap. Nachts 
ſoll er oft aufleuchten, wie eine runde Gipsplatte, Beim Um— 
graben eines Krautlandſtückes tamen bie Arbeiter wirklich auf eine 
ähnliche Platte, waren alle mäuschenſtill; auf einmal rief der Mann, 
dem der Platz gehörte, feinem Taglöhner zu, und augenblicklich war 
der Schaf hinabgejunten, 

Auch eine umgehende ſchwarze Geftalt will man dort zu ger 


wifjen Zeiten und Stunden gejehen haben. 
Muundlich. 


266 Schatz auf dem Kirchberg. 

Bei Wiejenfteig ift der Kirchberg, in dem ein Schaf begraben 
ligt, der ſich alle 100 Jahre fonnet. Eine ältere Frau war einfr 
mal auf dem Kreuzberg, allwo eine Kapelle ift, und betete. De 
jah fie auf den Kirchberg bin, und bemerfte ein über und über 
quellendes glänzendes Ding, das aus dem Boden herauslam wit 
ein Waherquell. Sie dachte gleid) an den Schaf, und eilte herab 
vom Kreuzberg auf ganz abſonderlichem Wege, um nicht „brafielt“ 
zu werden. Wie fie den Berg herabfommt, und den andern hinauf 
will, redet fie unten der Müller an, und die Sache war vereitelt- 
Hätte fie ihren Rojenfranz fönnen darauf werfen, jo wäre der 
Schatz ihr geweſen. 

Mãndlic 


267 Schatz in Zimmern unter der Burg. 
Unter den Burgruinen von Zimmern find Keller, und daria 
ein Schaf. Zu Anfang der Schaphöhle ligt ein Hund, des Schaeb 





„261 


Hier und Wächter. Auf der großen Schapfifte figen zwei Geftalten 
eine hneeweihe und eine kuhſchwarze. 
Rats. 


268 Der Malteler Geil. 

Oefters ion ſah man eine weiße Erjcheinung, welche vom 
Schloße außging, an dem Bauhof vorbei und das Gäſſchen des 
hiebers herunter. Sie ift in die Tracht, beſonders den Mantel 
ent Maltefer-Ritters eingehüllt und trägt ein Käftchen unterm 
Arm. Da Niemand diefe Erſcheinung anzureben getraute, foll fie 
dich gegen ihre Erlöfung das Käftchen angeboten haben. Allein 
am dritten Tage muß ja der erlöfende Menſch fterben, was nüßt alſo 
de} Räftchen? Indes hörte die Ericheinung nicht auf, beſonders 
lam fie in der hl. Adventszeit beim Neumond, wodurd fie recht 
fötbar und erfenntlich wurde in ihrer weißen Kleidung. Ein Wage- 
ha, dem es nach dem Käftlein gelüfte, wagte einmal einen fühnen 
Sf. Er trat dem Geifte in den Weg, griff ſchnell nach dem 
Läftchen und nahm es mit fort. Da weinte der Geiſt bitterlich 
und erichien von dieſer Stunde an nicht mehr. Wohin aber das 
Küfthen gefommen und welchen Inhalt es gehabt, ift nicht befannt 
geworden. 

Rümdlich. Edottle. Rereöheim. 
2069 Echatzhöhle. 

Zur Weftjeite der Glashütte thürmt fi) ein hoher fteiler Berg 
an, defien weſtliche Abdachung die Kocherburg trug. An der Oft- 
und Süd-Seite, mit ſchöner dider Laubwaldung ganz geſchmückt, 
Tagen oben hohe und mächtige Teljen-Maffen empor. Schaut man 
don ihnen aus ins Thal hinab, jo befällt einen der Schwindel. 
Gerade auf der öſtlichen Seite num hat ſich eine ziemlich große Fel- 
ſen⸗Höhle gebildet. Sie geht nicht tief hinein in den Berg, fann aber 
Mehrere Menfchen beherbergen. Nach der Sage ift izt die Haupt- 
Bible verſchüttet. Sie ftand ehedem in Verbindung mit dem unter- 
ilhen Gange, welcher von der Kocherburg aus der ganzen Berg⸗ 
and entlang herführt. Ein bedeutender Schak foll darin ver- 

liegen. Niemand aber noch vermodte ihn zu beben. 
Kemand findet mehr den Eingang dazu. Weder die Wünjchel- 


262 





rute noch fiebenfad) geweihte Kerze noch der Exorcismus und Bert 
diftionalismus dom „Wille“ Lönnen hier Macht haben. Er fig 
zu tief drunten. Der Schlüffel zur Thüre fehlt aud. ‚So bieil 
halt diefer Schatz vorderjammft noch vergraben. 
Mundlich. Shöttle. 
270 Sturm und Wind über dem Schatze. 

In den letzten Kriegszeiten, als die Defterreicher in umjere 
Gegend Standquartier hielten, lagen in DOber-Eggatsweiler, nord 
öftlich vom Burgſtod, ehva fiben Minuten dem Orte des Schabe 
öfterreichifche Küraſſiere. Bei einem wolteniofen Himmel erhob fü 
plotzlich eines Tages von dem Hügel aus gegen Unter-Eggatsiweile 
ein furchtbarer Sturm, mit mädtigem Brauſen und Saufen, er 
reichte aber weber die Häufer in Ober-, noch in Unter Eggataweile 
Auf beiden Plägen herrſchte volllommene Winbftille. Als die Defler 
reicher dieſes Sturmgebraufe ſelbſt hörten, und ihnen alles nähe 
erzählt wurde, zeigten diefelben große Luft nad dem Schage za 
graben, unterließen es aber dennoch. 

Vor diejer erzählten Begebenheit hauste ebenfalls am gleiche 
Orte — Burgftod — ein furdtbarer Sturm, der einen große 
Birnbaum, welder wol ein Klafter Scheiterholz gegeben hätte, ent 
wurzelte, und denjelben gegen Ober-Eggatsweiler vom Hügel au 
fortſchleuderte, wo er auf einer Wieſe ungefähr 500 Schritte vor 
berührten Ort aufrecht ftehen blieb. 

Ninig. M. Grimm. 

Vergleiche oben „der Schag bei Braunenweiler“. Es ift jedenfalls eü 
eigentümlicher Zug der Sage den Sturm und Wind mit dem vergrabener 
Hort in Verbindung zu bringen. Belanntlid) gebietet Wuotan, wie [for 
der Name jagt über diejes Element; er ift aber aud) der Gott der Schae 


211 Der Schak au Ebenweiler. 

In einem gräflichen Holze zu Ebenweiler wollten Einige der 
Schatz heben. Sie waren ſchon jo glücklich, denfelben in einen 
Keffel an einer Stange in die Höhe gehoben zu haben. Da mir 
ſchlüpfte einem von ihnen ein Wörtchen, und der Schaf ſank wieder 
in die Tiefe; nur der Ring des Keſſels blieb an der Stange hängen; 
aber auch diefer mußte an die Rentamtskanzlei Königseggwald ab 


203 


geliefert werden. Auf der Forjtburg bei Stuttgart, auf Altfridingen 
ki Tuttlingen find Schäße, auf dem Schloi bei Wöhringen u 
i 272 Shah im Harras. 
Graferinnen ſanden auf dem Weg gegen den Harras einen 
Shläfel von Gold in einem Scheerhaufen ; eine nahm den Schtüffel 


mit, befam don da an jedesmal Ohrfeigen, jo oft fie vorbei gieng. 
Kindtid. 





273 Ju der Silberburg. 
Yu der Silberburg bei Bieringen Tigt ein Schaf verborgen.” 
Ale neun Jahre kam ein unbelannter Mann und holte da einen Groſchen 
| Kraus ; cr nahm feinen jterblichen Menſchen mit im den Berg; re= 
date auch nie ettwad. Einmal fie er feinen Kittel und Alles im 
Berge drinnen. 3 
bndlich 
274 Sage vom Urſchelberg. 
ju der Anzal von „Urſchelſagen“ b. Meier S. 3 fi. habe id) 


de nachzutragen. Der Berg werde nachtlich zu einem 





Schäge, von einem weiblichen Werte, Dev 
s ein Ihalbewohner ſich Nach 
erichien Die Ur ſchel, eine geipenitiiche Jungfer und forderte 
"abe und lautlos (won ihm mit ibm zu ſprechen drei Nachte 

3. Ter Mann fam: Die erite Nacht erichten eine gräßliche Schlange, 
ich ichwellend am Tiſche und leckte zijchend von den Speiſen. 
Pte in ſein Haus zurück. Als die zweite Nacht anbradı, Fand 
ar vom Schreden getötet auf dem Boden ausgeſtrectt. Ter 
Sa ift noch wicht erhoben. 


einmal hinaus 











275 Schakiungfer. 

alten veritorbenen Yehrers Doll in N. gieng 
Holz und zwar in Kloſterſturz, Hufſenhoien zu. Ta 
gab cs ſich, daß ibm eine Jungfer mit einem Krauze begegnete, 
dieſe fragte ibn, was er im dieſem Walde wolle, worauf cr zur 
Yamvort gab, daß er Holy ſammle. Heute iſt wicht der rechte Tag, 
igeguete die Jungfer, gehe heim und komme nachiten Freitag um 
weli Uhr hieher an die gleiche Stelle, und du wirt mich and allhier 





Ter Vater de 
Knabe im 


















264 


finden, wo dann ich dich glüclich machen werde. Auf dem We 
hieher werden die alferlei unheimliche Dinge begegnen z. B. wil 
Thiere; all das haft du aber nicht zu fürchten, weil feine ] 
etwas zu thun vermag. Dieſer Knabe jagte es nun feinen Elte 
bei feiner Heimkunft ſogleich. Als nun der beſagte Freitag fa 
leßen die, Eltern ihr Kind nicht in den Wald, fürchtend, es mö« 
um den Verftand fommen. 
Nündlii. 
’ 276 Die Güahgräber bei Gomeringen, 

Als ich ein Iedig Bell noch wor, 

Hab id) mit meinen andern Gfellen 

Zu der Burg auß |pazieren mwöllen 

Und: bfihtigen die alt Burgftell: 

Weil unter gmainen Pöfel ſchnöll 

Ein Gſchrei war, daß in der Reffier 

Ein Schat verborgen wär allhier. 

Auch ein Burger allhie ſich fandt, 

So der alt Dächer war genandt, 

Den Schaz wolt kurz umb graben auf, 

Rumpt ab dem Burgitell dag Gejtrauß; 

Bemicht ſich vil ein gutte Zeit, 

Biß er vil Grund außtrug und reitt 

Und man genuogiam Worzeichen fundt, 

Daß vor Joren ein Schloß daftund : 

Dann das gemeir wor nod vorhanden, 

Im Grumdt daß ollda thirn geftanden, 

Gevierrt warens in Grundt gebawt, 

Man andern mehr Worzeichen ſchaut. 

Er aber muoßt für jein Schatz graben 

Ein Glächter für fein Blonung haben ; 

Dann eß war zu derielben Zeit 

Ein Vogt von NReittlingen nitt weit 

Nach Gomering genomen an 

Für wahr ein gar vehjieriih Man. 

Derſelbig war mir wolbefannt 





265 


Hieß Niclaß Staub mit Namen genannt, 
Hatt er ſolchen Schapgräbersgiellen 
Auch einen Bofjen machen wöllen,; 
Weil beider Burg hin gieng die Straf. 
Er einsmal& an eim Abend. jpat 
Der Heimat zu ritte dahin, 
Bil Rechen Pfenning batt bey im. 
Und bſchaute diſes Loch und Gruob 
Wan man den Schab einmal erhuob. 
Da ließ er Fallen in den Grundt 
Til Rechenpfennig zu der Stunbt, 
Lachend begab ſich haim uff's Schlof. 
Am Morgens bald fie kamen blaß 
Item Schaz weitter nadyugraben ; 
Sie's gar baldt wahrgenommen haben 
Vor großer Fremd eritarret ganz 
Meinten fie beten Goldſtuckh Glanz: 
Legten Bickhel und Hauen bin. 
Etliche liefen under in 
Per Statt zu, machten ein Geſchrey, 
ie daß der Schak gefunden jei 
Ta man uff Bſichtigung und Frag 
Ter Sachen alſo forichet nach, 
Fand ſich zuletzt der ganz Inhalt 
Deß Gods und Recdenpfenig qitalt; 
Torauf ein ſolches Glächer wird 
Durch ganze Ztatt wie ſich gepirt 
Und ufferlegt damit den Gſellen 
Forthin ſolch arbeit einzuftellen. 

un Su 

277 Das Tannenfräulein bei Rufplingen. 
Auf dem Tannenfelien bei 








Nuſplingen ſtund früher ein 
loß, in welchen ein Fräulein hauste. Finsmals kam eine Zi: 
m mir ihrem Säugling und bat um Nachtherberge. Umſonſt, 
wieder, und wieder vergebens. Ta verwünſchte Die Zigeunerin 








266 


das Fräulein jo fange bis aus einem der dort wadhjenden j 
bäume eine Wiege gezimmert, und in der ein Säugling gewiegt 
Miündlih. 
278 Bom Krönlein des Froſchtönigs. 

Im Schwarzwald, und wenn ich nicht irre um Rotweil 
das Volt, dag im Spätjahre etwa im September eine Bor 
in ein Froſchwaſſer geworfen werben mühe. Da kommen alle { 
heran, hängen und jammeln ſich an; auch ber Frojhtönig 
ſich mit feinem goldenen Krönlein auf dem Kopfe; er fan 
duch einen Pfeilſchuß erlegt werden. 

Dann befommt man aud) das foftbare Gold. 


279 St. Lintgart und der Hort. 

Die jelige Liutgart (14. Hd.) bejuchte zu Schiltad 
Herzog von Ted in Saden des Kloſters Wittihen. Der fa 
ihr: „liebi gevater, ih han mid) din gefröwt, aber nun fi 
dich mit gern, war fit du des willen hauft, jo waift du aintt 
einen verborgenen hort oder der tüfel ift in dir!“ — 
Quellenſ. III 451b. b 

Antwort: „doch wiſſend min herr, das ich nit bejeiler 
von dem böjen geift und aud fain verborgenen Hort 
Schatz weiß.” 

280 Schak am Seberberg. 

„Wie man dann jagt, das gleihfals ain ſchatz am H: 
berg im Hegew verborgen joll ligen, der warte auf a 
Hans heiße, dem jei er geordnet und jonjt niemands. Alje 
ain erdenmendle vor vil jharen, das des ſchatz hüete, den 
anzaigt haben, daher dann die grafen von Lupfen als inhab 
herrſchaft Hewen, inen fürgenommen und jederzeit ain jon it 
geſchlecht diefeg namens gehapt. Gott waist den grundt oder 
wem das geordnet jei.” 

Zimmerifche Chronit IT 389. 
281 Vom Schabgraben. 
„Aber jovil den ſchatz belangt, der zu Seedorf verborge 





267 


job, do ift wit erfumdigung in beichehen und mol etwas darauf 
derwendt worden. Mber unangejehen das man nahe darauf fommen 
nd aim zimlichs willen erlangt, jo hat man doch nie nichs finden 
finden, was feljamer erperimenta, was gefärlider handlungen 
Aielbs in ſolchem fahl verfucht worden und jollichs alles eitel und 
törftig erfaren. Der taufentliftig ift ain verfürer mit allein der 
figent, ſonder auch vil mer der ‚allerweifeften und deren, die ſich 
an maiften zu wiſſen und erfaren zu haben bebunfen, Solide 
chundigung die ſchetz zu juchen, ift mit allein zu Seeborf beſchehen 
mit ainer heſſlin rueten, die gezwaigt von oben herab biß unden 
"den boden, das die gabel ufgejchlagen, ſonder aud) zu Moſſtirch 
in undert Hof, dergleichen im obern ſchloß, im alten Marftall und 
im der alten capellen zu Fallenſtain wardt aud mit allem ernſt 
uch, Es tam ain abentenrer. dahin, jo mit der ſchwarzen kunſt 
umbginge; der beſchwur ain gaiſt, das er fidh in aines jungen 
daumennagel erflert und wunderbarliche ding zaigt, monder 
aund wie Die 
jelbigen ort bezaichnet wer, das ſich darnach erfandt mit 








don einer druchen, in einem feller eingema; 








v zaichnungz tem was in Der Druchen. Als man aber hernach 
drucden wolt nachjuchen, do fand man mis 

age berichtet die Chro⸗ 

wirtemb. 


dem Entrücken, Fortrücken der 
2 cbdenda; ein Piarrer von Oberndorj grub ob 
Aucges jeine Silberwaren unter einen Baum „do jei er darnach 
hier im garten kommen, ſolchs auszugraben, aber er habs under 
dem daum mit gefunden, ſonder bei ainer queten clafter oder Weiter 
begraben, verrudt ſei 
er ſolchs nit mer 














dardon, das es vom paum und dahin ars 
gereien und bab ſchier daran verzweifelt, das 


finden werde.“ 
Aummeriihe Chrouit IV 195 6. 


282 '8 Fraile uff der Druhhe z’Kloinoitinga” 


Dao ist ® maol > frail@ gwes> und die ist im + gmau- 











=t> keler dinn gewös? onıl ist ufl »-r-9 druhhe vol geld gsesze 
m # chloina dischl& ond » liehhtl» haot bromm» ond nao 
sem» haot well? nä gaü, nao is, 's liohht sglescht ond 


» Ziafett füdlih von Augsburg, Stauden. 


268 


nächomm® haot m® chönns nie, wi® m? 's gmacht haot. mo 
haot o maol ® mäd mist broitet, nao haot sE glei voll broi 
ghett, nao int des frail€ zu 'r 'na chomme; haot ® weiss häs 
ägchett; nao haot’s gsait: in 3 haüfle wear e schlang ’rouss 
far und die schlang wear an ’r ’nouffare druimaol: nao deeb 
se ier aber nix, se wöar nö drui maol an ’r ’nauffare, aber 
sö därf nitt schwäze ond nao chrieg sE de schäz. der viertl 
doil gehear in’ chirche; oı doil da arme, ond or doil ier 
seall. beim dritt® hauffo ist äsdele die ‚schlang ’roussgfare, 
nao ist sE an'r 'nuff:; s 'est maol haot‘se itt geschwäst ond 
nao des fraile ist & der straosz staü bliebe. nao 's zweit mad 
haot se „Jess mandd Josef“ gschrie. nao ist dös fraile ver+ 
schwond®: nao haot s& 's drei däg in de lifte dübe hear 
heine. wenn de nao Kloiäiting? gaost, dao ist 9 onterirdischer 
gang 'neı !’ stond. 
Schwäb. —* Wörterb. v. Birlinger S. 467. 

283 Der Schloeszbeerg bei Kohlimme und Birkei. 

Wemme vö Chlemme nao Birkch® gaot, lauft me aa 
Schlosszbearg nä, itt gar häe; dao sind bease ritter gwei, 
dia hond mit heffanudla keglat und da hindere buzzet. se sind 
oft gẽ Schwaobegg ni gritt® zus da chlo®sterfrao®, aber itt 
zum beta. nao hend s@ ier® ross d’eisiner hinderschgefürschge 
ufnagl® laü, daz me ett wüst ob sE seall an’ fröschbach rag 
fard und hond waszer mit do fäszer gholet. 2 fasz hond # 
ghett. weil sẽ gar so liederl& glebt hond. ist des schloss 
@ maol versungga. die beas® ritter mieszet allet nö war 
am fröschbach hol® mit 2 schemmel; z’nax heart m? # 
pflätsch® im wäszer ond hond schö oft gchrafflet und gehäk 
deret (v. Echo). im bearg dinn ist ao ? druhh®e mit m 
schäz, dao sizt o budl druff. oinige mand hend wella gehrsb, 
därfet aber chol silble rede: dao ist oim 9 red "nouszchomme 
und dao ist der schäz versonkch® und 's geald. verläer?. 
g Shenda. 

284 Schatgräberei in Augsburg. 
Franz X. Bronner erzählt in jeinem Leben III 164 fj. ei 


Yeprupyupı yepwyeıvırı uno wiwurı zum u einrn Schutz 
id möcht ihn gern heben. Dazu brauchen jie eine Mei— 
Bibel, cine reine Jungjran und einen Geiftlis 
Bronner juchte den Betrogenen aufzuflären, aber ver= 
„Es ift alles in höchſter Geheim angelegt: — ich jah 
mit dieſen meinen Augen glänzen wie euer, e8 waren 
jende Goldftüde". — „Sie müffen, fagte er weiter zu 
- wie Sie Gott erſchaffen hat die Zwingme ſſe lefen — 
Itar wird Erde gelegt, die fie und die Jungfrau unter 
!iner gewiſſen Stelle aus der Meibomiſchen Bibel mit 
usgraben müſſen, um fie zu heiligen. Die Jungfrau 
mb der Meſſe gleichfalls wie die Eva im Paradiefe, auf 
womit der Altar bededt wird. Dann wird biefe Erde 
auf die Stelle geftreut, wo der Schaf ligt, die Jung- 
fih darauf hin — und — und — und fowie das Band 
djet von ihnen, Töfen ſich die Bande, mit denen der Schaf 
ve gefeßelt ift (der jchmußige Kerl jagte genau jo), dann 
e die Schaufel und fangen an zu graben, es fann nicht 
Kifte mit dem Golde muß ſich zeigen.“ 
ine derbe Lektion ob jeiner Dummheit, jprang der Schmid 
hinunter und fort war er. Bronner mertt ©. 170 
&8 Tann aber leicht fein, daß wirklich blöbfinnige, ber 
poren fi im Emfte an mid wandten. Denn ich mußte 


‚nder einen einenen Artitel S chabarähorei anlonen 





270 


filcher), abgefezte, verdorbene Beamte, Jäger u. ſ. w. Die ! 
trogenen gehörten immer zur niedrigiten Claffe des Pöhele. A 
bier zeigte es fih, daß fie immer eines Mädchens zu ihren Er 
zitien bedurften. Aber feiner geitand bei der Imquifition, mu 
man es eigentlich brauchte.“ 

Schazgraben: „Io findet man im Augsb. Gebiet bei etlid 
gewiffen Dörfern am Wege Heine Berglein oder Hügelein, da m 
wol fiehet, daß fie mit Händen gehauffet worden, jo artlih in 
Runde zufammengepadet, al3 wenn fie gedrehet weren — da Bel 
fih etliche Landläuffer und Leutbefcheißer gefunden, welde & 
fürwißigen und einfältigen Völklein eine ſolche Nafen getrehet, d 
fie fürgeben, wo man ſolche Hiügelein finde, daß allda ein Sc 
begraben läge, welche mit gewiſſen Geremonien und teufelijchen V 


ſchwerungen müßten gehept werden.“ 
Nah Gaflarus, Augsb. Chronif. 


X. 
Wahrzeichen. 


285 Das Alpirsbacher Wahrzeichen. 


„Der großen nnd hohen ſeulen im langwerk der kürchen v 
ainem ſtuck ift fih wol zu verwundern, dergleichen, das bie v 
zwaien rindern” follen zum baw gefürt fein worden, von denen d 
groß ochfenhorn und das Huftbain vor des Münfters thür im w 
ſchopf hangen, daher ich mir nit genug verwundern Tan efid 
dorheit, die do ftreiten, da8 foldde und andere große feulen v 
zeiten jeien gegoffen worden, darvon man doc) in der gefchrift wid 
glaubwürdig findt.“ 


Zimmerifche Shronit I 100. 


Berg. Vollst. IS. 156. Fickler, Beiträge zur Geſchichte der chen 
ligen Benediktinerabtei Alpirsbah, Mannheim, Hogrefe 1866, fi. 8° 





arı 


Art genannte Wahrzeichen auch: „Die auf den Eintritt zur Kirche alt 

Gilsquelle begügliche Schrift Über dem Thürbogen iſt oben angegeben. 
Zuthat find die über dem Portale in Ketten hängenden 

Iommuthstno—hen mit Zahn.“ F. macht auf aufgehängte Dracengebeine 

von Eigfrids Kampf in Worms, die Reſte in Schwärzlod vom YAmmer- 

Aaler Lindwurm u. |. w. aufmerffam. Vielleicht follten diefe Kuochen, 

Met F fort als Trophaen aus dem Drachentampf des hl. Georg des 

unpeifigen des Eoncurrenzklofters St. Georgen. bei Villingen gelten ; 

Vieleicht war es nur eine Weihung folder vorfündfluthlider Ueberrefte, 

Ähnlich wie fie Schefjels „Frau Aventinre* mit den Worten bes Abts von 

Bay jhildert: 

Sentet ſprach er, Alles, Haupt wie Knochen 

In die Tiefe. Was uns Gott verborgen 

Soll der Neugier Hand zu Tag nidt rühren, 

I der Schrift fteht: Laßt die Todten ruhn! n.f. w 


e 286 ©t. uirichswahrzeichen. 


Taijelbe ligt am Fuße des füdlichen Berges unterhalb 
dir 





auſes und iſt mit einer Meinen Rotunde überbaut, 











hat. Der Brummen hat e 





Kapell 
ht die Bildjäule de 
1616, am hl. Narfi 





m enfiprungen jei, Deil 


Allda hätten ſich aud 


Lageln abgeholt habe 
Leute gelagert und jeien zum Ihe euritt werden 
age aber will willen, dab der heilige Ulrich die Ka— 
elle geweiht habe. Bei dieſer Gelegenheit erfuhr er, daß das Wafter 
unten am Berge unbrauchbar jei. St. Wrid ſegnete nun dies 
Rafier, warf drei Stüdlein Holz hinein und dadurd wurde das 
Baſſer brauchbar. Ticie drei Holzchen befinden ſich noch darin 
auf dem Grunde in einem etwa 11° langen und 1” breiten Käſt- 
Gen eingeichloſſen. Mit aller Zuverficht behaupten die Ceute, dab 
dos Waſſer trüb werde, jobald man dieſe Hölzchen entferne. Man 
icon öfters probirt und erfahren. Vieles Wolf wall 
fabrtete dahin und es geſchehen nach dem Vollsmunde verjdiedene 
Runder und beiondere Eriheinungen. Der Blafond im Schiff 
der Kirche enthält hierauf bezügliche Gemälde. So 1. B. habe ein 








Ti Au 





Wirt über den Ulrichsbrunnen jein Gejpött getrieben; als cr nun 
ein Glas Wafjer aus diefem Brunnen zum Munde führte, zerfprang 
ihm plößlic das Glas. Aus einer befeffenen Frau fährt der böfe 
Geift aus, als fie von dieſem Waſſer getrunten. in mit dem 
Poden behaftetes Kind, das in der — ſitzt, wird — 
geheilt durch dieſes Waſſer. 

An der Kirchenthür hängt — ein Hufeiſen. 
fragen nach dem Grund wurde mir erzählt: Ein Bauersmann fpot- 
tete aber aud) über das St. Ulrichswaſſer und fagte: es könne dieſes 
feinen blinden Gaul jo wenig jehend, als ihn blind machen, 
das Pferd tranf davon und warb jehend, der Bauer aber bin. 
Zum Andenken hat er mur dies Hufeifen aufgehängt. Heut 
Zage ift diefe Wallfahrt nicht mehr ſtart beſucht. 


Shöttle. Sich oben ©. a8 fi. 









287 Die fleinernen Säulen in Freiburg. 


„Dan jagt, demnach die von Freiburg von ixen herren, x 
grafen von Fürſtenberg, abgefallen und ain maingidt follen g 
ſchworen haben, darumb auch etlich die finger ſein abgehawen, 
iſt ain vertrag ufgericht worden, darin begriffen, das die 
burg uf die vier ſtraßen ſtaine ſeulen ſollen ſehen, uf bero 
ain hand mit halben finger, als ob fie abgehawen worden, 
ſoll und muß zu ewiger gedechtnus alſo gehalten werden und ft | 
man die jeufen noch heutigs tags, die ftehen da zu irer lange 
rigen ſchand und turfens mit hinwegthon. Sie haben bei grüft 
Friderichen von Fürftenberg, wie man jagt, derhalben ang J 
aber nichts erlangen mögen und ſein der ſeulen acht, allwegen ym& 
gegen einandren und die ſtraß darzwiſchen.“ 

Bimmerifhe Chromit T 190, | 


288 Gin Wahrzeihen in Beuron. 


„Zu der zeit, als faifer Lotharius herzog Conradien = 
Schwaben zu Rotweil belegert, do hat er in mitler weil das diofter) 
Beuren an der Tonaw heimgeſucht. Des gibt aim anzaig ein 


273 


hülziner- to pf*), dem bemekter Lotharins dahin geſchentt und fein 
hibmus darauf mit denen: worten Lotharins imp.“ u 
Kurz vorher: „domals ift Lotharius im Mofter zu Beuron on. J 
der Tonon geweſt: dahin hat er ain ſchönen beſchlagnen Topf 
nben mit feiner contrafactur und flehet darob gefdhriben: Lotha- 
As imp. Derfelbig würt nod) allba behalten.“ 
Bimmeriiche Chronit TIL aas fi. 
289 Der fleinine Daumenring. 
„St alten ſeeltafeln zu Mösfirch findet man, das herr Wörn- 
ke ritter geweſen. Die ritterfdjaft fol er in Syria zu SJerufalem 
holt haben, auf welcher rais**) im ain wunderbarlider flai- 
riner Daumenring von aim baibnifcen herren ſoll geſchenti 
kin worden, der dann noch werhanden und zu gedechtnus ber ſach 
in Herrenzimbern behalten wirt. In welchem far aber das ber 
färben, ift lenge halb der zeit in vergeh kommen.“ 


Aummerifhe Ehromit T 201. 


290 Der tote oder fteinerne Daun. 
Im Thale zwiſchen Mauern, Yandeapitel Burgbeim und Ellen 
Felsſtück hervor, das einem 
genden Marne mit auf der Bruſt gefreuzten Armen zu ähneln 
iteint. Ufern von deffen Füßen befindet fid ein anderer kleinerer 
Stein, der wie ein Laib Brot geftaltet ift. Die Vicinalſtraße von 
Mauern über Ellenbrunn nad) Hütting geht zwiſchen beiden Steinen 
durh. In der Nähe diefer Steine jollen vor Zeiten zwei Bauern— 
döfe geitanden haben, unter dem Namen „die Cohnhöfe”. In den 
Grundjteuerfatafter-Auszügen find die ſüdlich vom jteinernen Manne 
figenden Acder als Yohnhöfen-Arder eingetragen. 

Von den bejhribenen beiden Steinen erzählt das Volt nach— 
ftebende Sage: 

Einer der Lohnhöfbauern war jehr reich, aber aud) ungemein 
babjüchtig und hartherzig. Zein Geſinde fonnte nie zu jeiner Zur 
fridenheit arbeiten, hatte ſchlechten Lohn und noch ſchlechtere Koſt. 
In der Erntezeit ging einmal der menſchenfeindliche Geizhals auf 





brunn ragt aus dem Boden ein niede 











*, Krug, Podal, Beer. **) Feldzug 
18 


- 
8 


Zorn durhfahr fein Herz, et fluchte geänfich un fies; „Ich mol 


274 


das Feld unweit von ſeinem Hofe und fand wider ſein Vermuten 
die Dienſtboten bei dem kärglichen Morgenbrote ſihen. Wütender- 























ihr fräßet Steine ſtatt Brot!“ — Plotzlich brach ein fi 
Donnerwetter los. Die Dienftboten glaubend, es woll 
Berge in das Thal ſtürzen, ergriffen bebend bie 9 
Abzug des Gewitters fanden fie den Geizhals in Stein an 
mit einem verfteinerten Laibe: Brot ‚unfern, feinen Fůßen, auf 
Erde ligen. In der Nähe des fteinernen Mannes grengei 
Landgerichte Monheim, ehemals Graisbad) und Neuburg q 
Graf Hans Adam von Reifad, der dieſe Vollsſage in & 
gefeidet hat, die im I. Bande feiner Provincialblätter, Seite 
enthalten ift, ſchließt mit folgender, Strofe: r 
Jehtt aber zeigt von zwei Gericht 
Er ung die Markung an, J 
Wo Graisbach und wo Neuburg richt 
Das Recht dem —A — 
wiundlich. Worgendt.d. Balr. Zeitung 1600. Ro 146 fl ice) 


SI Frevler's Fußtritte. 

Bei zeiten des alten herrn Johannſen freiherren zu Zimbern 
hat ain frecher, ungoßförchtiger mentſch die drei ſchuß zu aim cu 
zifie zwiſchen dem cloſter Waldt und dem dorf Waltmannsweile 
am weg gethon. Alſo fein die zwen fueßtritt tie der dir 
felt mentſch geftanden, bfiben, die fein mod und werben bis an 
jüngften tag mit vergeen; es bleibt fain regen oder jener d 
fo thuet im fain ungemitter nichs. Es ift vor jharen ain 
daſelbs gebawen geweſen; als aber da& altershalb verfallen und 
gangen, hat die nechft abtiffin von Notenftain ain hülzin bitdfted 
an das ort widerumb ufrichten laſen. 

Dergleichen fuchtritt findt man zwiſchen Wolmatingen und 
Alenspach am Weg, darauf fain ungewitter fompt, weder bon regen 
noch von ſchnee. Dajelbft foll ainer vor vil jharen ermürt war 
den jein.” 

Zimmerifche Shromit 1434 





275 


292 Es wählt fein Gras. 

Frang X. Bronner, erzählt in feinem Leben IT 269: Eben ber= 
Kühe Nann zeigte mir aud) einen Pag, auf welchem der rebliche 
Äus verbrannt worden fein jollte. — Die ganze Stelle war. bei 
ube vom Graſe entblößt und mein Gicerone jäumte nicht, mir 
fig ala ein offenbares Wunder anzupreifen. „Freund, erwiberte 
ihm, ſolch ein Wunder lann jeder eurer Geiftlihen wirken, wenn 
a jühelich etlichemal mit feinen Taſchen voll Salz hieher jpaziert 
ud daſſelbe auf das Erdreich ftreuet.“ 

Anm. In der Edlibacher Chronit, Mittlg. der Antiquariigen Ge— 
kalt. in Zürich Bd. IV, ©. 52 ff. wird gelegentlich der Enthaupiung 
A Greiffenfeer Befagung (guricher) durch Helhans Reding von Schmp 
hl: alfo ſtolt man die Höpter an einen ring, eins an bas ander und 
mu man ein hopt ftolt, da machst noch hut bin tag fein grass und day 
mn fiht zu ring umm daz käpelin wir Jeclliches Hopt ine fundets geftanden 
R und machst doch fuft umm die ftett da die höpier geftanden find jhbn 


Yrätorius Glüdstopf 1669 S. 113. 








iches gri 





203 Wappen fällt herab. 
„Hiebei ift zu merken, das bei wenig tagen zuvor und herr 
beim 
geweſſ, 


Sit Wernher von Zimbern Oberndorf eingenommen, das 





Nainat deren herzogen von De, ift ain ſchwanenha 


Io öbbemelter herzogen begreptnus im ciofter zu Oberndorf im thal 





4 der wandt angeheftet geweſt, in die Kirchen berab ift gefallen. 
Tess haben iren vil, ſonderlichen aber die clofterfrawen darfür ges 
achtet, als ob in fürze ein enderung in der herrichaft werde be— 
ihehen ; dann ain gemaine ſach von den alten herkommen, da fid) 
die herrſchaft Oberndorf endern und in fremde Hand joll fommen, 


das an ſolch heimfleinet gewißlich herabfallen thue.“ 
erijhe Ehronit II 46 fi 


Ueber ähnliche Wahrzeichen ſieh Vollst. 1 241 fi 











294 Grabftein zeigt Tod an. 


„Es bat ſich gleihwol der graf bei einem viertel eins jars 
darvor ſeins abjterbens bejorgt, dann es hat zu Trochtelfingen ein 





276 


‚großen gehawen ftein ob der herrichaft grebnus, wie man in t 
gewelb hinabgeht und ift von wilen jaren here ain gemaine | 
geweft, wann berjelbig flein der doch fonft mit ainem kalch o 
fatt wirt vergoffen, anfahe flotter werden und wacken, jo ſel 
unfellig, es fterbe etwar von ber herrſchaft und das man ben fü 
bald erheben mueß u. |. w. Das beſchahe grafe Chriftoffen au 
dann er war ainsmals und noch bei gueter gefundheit etliche m 
mat zubor zu Trodtelfingen und wiewol im die gemaine jag bij 
grabfteins halben bewift und berhalben all fein tag gehüetet Fe 
To dit müglid, uf den ftaim zu breiten, jo font er ſich body | 
dismal jo wol nit fürjehen, er drat darauf, das ber flain heil u 
haiter under ime anfing zu mwaden. Er name ime ein große für 
tajei hievon die ine aud) nit betrog, dann er jtarb im wenig. me 


naten dahin.“ 
Zimmerifhe Chronit iun 131. 


295 Wappen zeigt Tod an. 

„So wiffen wir, das zu Guntersdal ift ein clofter im Preis 
ge, jo die edelleut von Plumned jollen geftiftet Haben, biß anher 
ain gewiß zaichen geweſt, da derſelbigen edelleut einer mit td 
folt abgeen, fo ift gewiſſſich, das bei wenig tagen davor ain ufge 
henft plumegkiſch wappen in der firhen ab der wand gefallen.‘ 
Daneben steht: 

„Gleicher geftalt im clofter Kirchen, das die grafen vu 
Oktingen im Rieß Haben gefliftet. Da würt ain hailtum gepahhl 
weldjes, fo ain graf von Oetingen fterben foll, fid) gewiſſlich ha 
und laut thut erjhütten, fo ungeftim, dad man’s im clofter Hai 
mag hören und von alter here, wann fid) ain follidh begeben, A 
hat ain abtiffin dasſelbs allenthalben, wie fie die grafen von Oele 
gen hat megen erfaren, inen das zu wiſſen gethon, und allwege 
fo daS befehehen, hat fi) iren ainer nidergelegt und ift geflorben‘ 


Zimmeriſche Chronit III 192. 


206 Feuriger Bogel. 
„Bor etlich jaren, als die edelleut von Hochen · Ahelfingen mu 


277 
ir leben und berem ainer oder mer ſterben follen, fo hat man am 
hitten tag darvor zu angender nacht ein ſeutin dogel uf dem 
hat zu Mbelfingen ſihen fehen, alsdann ift bei den Agnaten für 
Hifi gehalten worden, das Iren ainer in fürze darnach die welt 
teloffen. werd.“ 
Biumerijhe Ehrenit III 1a2. 


Arm. „Auf dem fchlofie Hoben-Becberg in Schwaben ſol immer 
has ferales verjpüiret werben, jo oft einer von dem Geſchlecht der Red 
keger fierben joll. Cruſtus III 12, op. 39.* Der wunderbare Todes» 
fie — vom Theodoro Kampf; Schloß-Predigern zu Ibdurg. 3. Aufl. 
famgo 1752 ©. 55. Dahin gehört Die vielfältige Sage von der „weiffen 
dtu* ebenda S. 54. Der böflifhe Proteus, Riürnb. 1696 5. 1047— 
IM. Ebenda S. 997 f. 1002 ff. 1042 ff. Zu Scwah in Tirol Tieh fih 
di Eterbenszeiten ein Befpenft jehen, welches ſich bald Mein, Bafd grofi, 
Kb Haushoch gemacht; und zu melden Fenfier es hinein gefdhaut, da 
We die Leute aus demfelben Kaufe geflorben und wollte man jagen, 
"zu Insbrud dergleichen Geipenft wurde geiehen.” Nach der Ger: 
ifiiden Reifebeichreibung im höll. Proteus 1046. — Dieſe Materie if 
dm &. 214 vielfach belegt. 





297 Grube im Ehor fintt ein. 


„Unfer von Boll und Ibenhauſen hat es in jelbiger landsart 
an bruderhaus und ain kirchen gehapt, genannt Schapflod, dahin 
ar jaren ain große kürchenfart geweſt und vil zaichen aldo bes 
üben jein. In bemelter fürden im cor hat es zu vilmaln ain 
nıben befommen und do fon diejelbig zu zeiten iſt widerum zu 
Mült und vermacht worden; jo hat es doch fain beftand wellen 
den. Tas ift nur jo vil und jo oft beſchehen, das man letzt- 
$ bat erfundigen wellen was dod die urſach und ob was holes 
wunder jeie. Wie der grund hindan getragen, ijt man über ains 
ten halben mans dief uf aim gewelb fommen und wie dad ge— 
net und man hinab gejtigen, do hat man ain langen dodten man 
mitten finden Ligen; uf der rechten jeiten zu feinem haupt ift 
fanden ain erin oder meffin creuz und der linken feiten aber ain 
ins gledie wie man die in der fürden ad elevationem pfligt 


as 


zu gebrauchen und in ain krais herum hat er 24 irdiner frieg 
die form, wie aimeft die alten Römer ire Urnas umb ſich gehap 
II 439 iſt dom Heiligenberg "bei Heidelberg ein Berid 
„Man jagt in der kirchen uf Allerhailigenberg jei ein loch ge 
dief hinab ins ertreich: da ſoll aineft ein gans hinabgelaffen fi 
worden, die fol beim clofter zu Newburg wider herausfommen fein 
Zünmerifde Chronit LIT 277. 


298 Erdloch, Wahrzeihen. 


Die Marlungen der beiden Gemeinden Röttingen und Sta 
Bopfingen grenzten an einander, Weil nicht genau abgemeſ 
und vermarft war, fo jezte Diefer Umſtand manden Span ab u 
an Neibungen zwiſchen den Holzwarten fehlte es auch nicht. J 
Jahre 1620 wurde wiederum aufs Neue vermarkt, Man fami 
Holz Kaufhöhle zufammen, zog die gegenfeifigen alten Mart- u 
Grengbriefe, verglich fie, und ſchnitt die Grenzen ab. Alein'ı 
wollte eben doch nicht recht Mappen. Die Herren von Bopfiny 
ſprachen die fog. Kaufhöhle für Eigentum ihrer Stadt an m 
ſchienen auch dabei beharren zu wollen. Als dies der Bopfingen' fd 
Holzart Enßlin wahrnahm, trat er keck hervor und ſprach: „Bol 
Gott, fei nit das meines Herrn Holz, jo thu fi) das Erdreich a 
und verſchlucde mich“. Urplötzlich that ſich auch Die Erbe auf m 
verfchlang ihn. 

Dieſes Erdloch ift noch zu jehen. So folgte die Strafe a 
der Ferſe nad). Lernet Gerechtigfeit — gewarnt — und veradh 
nit die Götter. Diefer Vorfall ift aufgezeichnet in dem aften I 
finger Marfbüchlein Ortsregiftr. Kaft. 2. Nr. Sb. ' 

Saöttte. J 


20909 Drachenſchwaiß. 
„Das nechſt ob Büttelſchieß hat Weienwang geheilt 
Do ſagt man grundtlich, daß vor jharn außer ieggehdrtem Zeh 
wang, es fei dann gleich dozumal ein burgftall oder noch ain ſch 
geweſen, ain lebendiger drad an die fir zu Bütteljchieß gefchel 
fei, da foll er ſich angeftoßen haben, das er geſchweist. Seu 





. m 
Mimi, ift am der kirchen vom underdechtlichen jahren bil; uf den 
katigen tag bliben und do es ſchon dilmals feithero darüber iſt 
Münhet und gerveisget worden, jo ſicht dad) der ſchwaiß hindurch 
md lat ſich das wunderwerl Gottes nit verbergen, wie ich ſelbs 


ke durch meine darumb abgejandte”diener erfundigen laſſen.“ 
Ammerifpe Ehromt 1201 Mi 


300 Blutſpuren unaustilabar. 

Etliche jat davor hat ſich eine greiſenliche Ihat zu Hailgen - 
beg begeben: dann es hat grade . .. vom Hailgenberg ein grer 
in don ‚Kirchberg wermehelt gehapt, die hat er in ainem bejig 
nitjeinem fehreiber, gleichwol mit unſchulden, gehapt, dann 
 ain erliche und feome grefin geweſen, die den merertakl, wann 
fe weil gehapt, in’St. Felixen capellen zum Haitigenberg in irem 
rel geſeſſen und qebeftet. Aber der graf hat feinen ſchwehern, 
di der grefin abgünſtig geweit, zu vil glaubt, das er ſich uf ain 
it atjo von inen hat laſſen ufreden, das er in ainer unbefinten 
is mit blofer were im die capellen aeloffen und Die quet grefin, 
de in irem betituel allein gefeifen und ir gebet vollbracht, mit der 
dete erftochen und umbbracht hat. Man jagt, als fie geſchen, 
ds fie ſterben mueſen und fain bit oder verantwurten helfen welten, 
?e hab fie ain ſtainin fenſterpfoſten beim ſtuel, To fie gebet, daran 
am hitzin erucifir der zeit angeheft, in beide arm erwiiſcht, das ge— 
halten, und, ſich got bevelchende, dem tadt ergeben. Der araf hat 
ah item abfterben arundtlichen erfaren, das er ir gewalt und uns 
fcht gethon und als jne aim großer vopfanf anfommen, it doch 
me dernach oder auch alle die, jo zu ſolcher that geholfen oder bez 
fürderung darzu getbon, fein glüd mehr angangen. Der betjtuel 
um die wand, da die from grefin umbkommen, it don irem 
ihmaih; begaichnet worden, das bernad nimmermer 
obgeen oder fich bat lafien uswiichen. Bei den grafen 
von MWerdenberg hat mans zu ewiger gedechtnus der ſachen bfeiben 
laſſen, aber der graf Friderich von Fuͤrſtenberg, als im der Hair 
ligberg worden, do bat er's abermals laſſen verweißen, nad 

gends fein jon, graf Joachim, aber jedesmals ift es widerumb 

















280 
berfür fommen und haftet fein Weije darauf, mie 
das vil mit fleiß beſchowet hab.“ 

„Gleicherweis man zu Gaifpigen im ſchloß noch bei w 
jaren gejehen in ainer ftuben die maſen und. der ſchwaiß uf 
pritterboden von dem Beger, dem letzten ſeins geſchlechts, dem | 
derich Beet entleipt, darzu ime der Beger gröplichen Urſach ge 
Man hat den ſchwaiß in der ftuben fainswegs fin 
uswifhen oder usfegen.”, 

„Alſo auch uf dem Asperg, im landt zu Würtemberg, 
hat. Hanns Leonhart von Reiſchach ſein hausfram, — im ai 
ſtüble umb unſchuldt erftochen, das er fie in ainem bezig ge 
mit feinem raifigen knecht. Daran ift es nit genug, geweſt, er 
den tnecht und die magt auch umbgebracht — und iff”aud) 
ſchwaiß von der frawen in dem ftüblinufbem Asp 
vil und lange jar bliben, das es umb Tainer url 
willen hat mügen abgewifcht werben.“ 

Zimmerifcie Chromit 1329 ff. 

„Aber es begegnet dem theuren helden (v. Kirchberg) 
großer unfal, das er in ainem großen zorn und unbefinnten ı 
feinen leiblichen vatter im ſchloß zu Kürchberg an ainer ftegen u 
bracht, und, wie die alten fürgeben :und ſchreiben, jo ift das 
ſchuldig blut des alten grafen etlih hundert jar 
der ftegen gejehen worden, das es nit het megen 
gedilfet werden und alfo pliben ift biß um die jahr unge 
lich nach Chriſti gepurt 1400.“ 

Zimmeriſche Chron. I 388, Bergl. oben No. 282 ©. 230. 

Anm. Hieher gehört auch jene Art Heiliger Eagen das Berihl 
des Saframentes betreffend, defien unauslöfcliche Spuren auf dem U 
tuche blieben. Statt der vielen: Im fräntifhen Walldürn iR cin fe 
corpus delicti feit langem Gegenſtand der Andacht. U. 1330 Ri 
Prieſter Heinrich Otto den Kelch um und das hl. Flut floh auf dei 
tartuch und das Korporale. Der Grucifizus ward darauf zu fehen. 
der Außenfeite des Buches (Tuches) ftand die Aufihrift: hie ſeh das 
Herrn Jeſu Ehrift, wies zu Walldürn vergoffen iſt. Das Korporale 
von dem bangen Priefter verfiedt; ein Stein decte 6. 70 Yahıe 
der That kam die Geſchichte auf. Ein pſeudonymer Berfaffer (Dei 


as) jrich m. 1784 eine epistola familiaris über das sacrum cor- 
pnk Wallthüranum; franff. und Leipgig. Sieh darüber Anekdoten» 
Ih für fathol, Priefler I Vandchen 1787. In allen beutfchen Buche 
haklıngen zu Haben. 8°. S. 75 fl. I B. Kolb. Lericon 3, 852. 


301 Der Wernhershronnen. 

Die Zimmeriſche Chronit 1158 berichtet don einem Grafen 
% 3. „das in gar hart und übel durften ward. Er kam ohn ge- 
Abe zu aim. brunnen, welcher noch auf diſen tag von dem alten 
(aannt würdt von dijer geihicht Wörnbersbrunn, ligt pwiſchen 
ken flöhtlin SHerrenzimbern und dem dorf Böfingen in dem wald, 
Gehen das Hardt, Da tranfe er in die hih alfo begirlich und 
N — md flarb an dem andern tag.“ 

„Rt weit von Bofingen, dem dorf würt der bronnen, daraus 
kr Wernher Freiherr v. Z. dem die freiin von fyalfenftein ver- 
rat geroefen, in die hitz getrunfen und in wenig tagen deijhalben 
d abgangen, noch gezaicht, ijt diefer jad) halb domals herr 
er&bronn genannt worden, damadı Wernlisbronn, 
ind wirt er gehaißen Bernlisbronn und das thal, das abe 
Mörter urfach herr Wernhersthal genannt würt vom gemainen 
ann, dem die alten hiftorien mit bewist oder anmuetig zu 
dr zeit das Berenthal benent.” 










302 Die drei weißen Tauben. 





igmund von Wellwart (Wellenfand) war ein uneridhro 
es Bemußt- 
nen Ort Fachſenſeld hatte 


dans 
me Gaift, fein Mut und neu gewonnene 
"in beflügelte und ftählte jeine Energie. S 
Äh zum erften Terrain feiner Mifftonsthätigfeit auserloren. Hier war 
® ‚gnäbiger Derr und Fandesvater* und er hoffte jeiner väterlihen Mah— 
ung Rahdrud geben zu fönnen, wenn der ausgeſtreute Samen etwa 
Gt Reimkraft genug in ſich bergen follte. Er führte Hier zuerft öffent- 
Ites Grereitium feiner Confeſſion ein, ließ zu diefem Zmed im Schul 
Fmmer zu Fachſenfeld einen Predigftuhl errichten, wofelbft Er, der „Ins 
iormator jeiner Söhne den evangeliihen Glauben verfündigte.* Am 1 
Jan. 1580 erging an alle Unterthanen eine Ginladung, mit ihrem Herrn 
„das hl. Abendmahl zu empfahen“. Erſt jedod a. 1591 beginnen, nad) 

















eer 


dent ein prof. Pfarrer aufgeſtellt war, ernftlihe Anforderungen an ale 
Wellwart'ſchen Unterthanen,: hier ihre Kinder taufen und in der Religion 
unterrichten zu Taffen, aud die Sakramente ju empfahen zc. Lehtes au 
grünen Donnerstag 1592 bei 10 fl. Strafe. Oberamts Beſchrbg. v, Aalen 
©. 41-22, 

Diefer Herr gilt als der Erbauer dreier proteſt. Kirchen in Well 
land, nämlich derer zu Fachſenfeld, zu Laubach und Leinroden. Und ms 
gab ihm Veranlaffung dazu ? 

Es war am Ende des 16. Jahrhunderts, als Hans Sigmund 
drei Unterthanen einferfern ließ, darum, daß fie den neuen Glaube 
nicht annahmen, vielmeht Andere wieder abwendig zu machen ſuchen 
Der eine davon follte ſich am einem evangefifchen Mädchen urtläk 
lich vergriffen haben, dem andern bürdete man auf, einen 
Brod geftolen zu Haben und der.dritte Hätte einen Markftein ber 
ausgezogen. Diefe Umftände verbunden mit ihrem Widerfland 
gegen die Annahme der evangel. Lehre zog ihnen anfänglid hart 
Haft und Folter zu. Und ats fie ſolche ftandhaft aushielten ud 
feinen Schrei des Schmerzens thaten, auch nicht eingeftanden, immt 
ihre Unſchuld betheuernd, da entbrannte Hans Sigmund in heftig 
FZornes-Aufwallung und verurteilte fie zum Galgen-Tode. U 
die Henker ihr verdammliches Werk vollbracht und die drei Leibe 
entſeelt da hingen, da flogen drei weiße Tauben von ihnen al, 
der Höhe zu und verſchwanden in den Wolfen, die zuerft ſich ſ 
neten, darnach hinter ihnen ſich verſchloſſen. Das Bolt erfannt 
hieraus ihre Unſchuld. Die weißen: Tauben follen die Seelen Dt 
drei Unglüdlichen gewejen jein. Das Herz Hanfen Sigismundet 
erzitterte darob und zur Sühne der unſchuldigen Opfer lief er mus 
drei evangeliſche Kirchen erbauen. 

Shöttle. 

Anm. Bei der Hinrichtung der Greiffenſeer (Züricher) Befagung MM 
erzählt die Edlibachet Chronik (Zuricher Antiqu, Mittlg. IV S. 52:8 
man den hoptmann enlöpft von ftunden an waz da ain wunberfamer jAnit 
wiſſer fogel glich ainer ſchönnen tuben; da man num den Funferfchmid ad 
enthoptet, da fam der ander fogel glid dem fordren vun flugend alfa 
der malsftatt umm — fo menger -enthoptet warb, fo mengen mh 
fogel den forbren glich famend und flugend um ire lichnam ob allem voll.“ = 
Die Kirchenbücher in Granheim haben folgenden Eintrag : „a. 1685 pen] 


BR 
Lguft farb im Schlohe zu Schalzburg Anna Eleonore v. Speih, 16 
Aber all. Bor ihrem Tode jah man in Sqhulzburg eine ſonderbare ger 
keimnispolle weiſſe Taube; auch fonftige Zeichen hat man wahrgenommen,” 





303 Der Zenfelsftein im Dintbahl. 


Dintbühl ein Meiner Weiler, 1/; Stunde, nördlich von U.» 
Ötöningen (DO. A. Gaildorf) gelegen, zahlend etliche 20 Einwohner 
froteft. Confeſſion, ift erft aus dem bis 1780 verpadhteten Hert · 
Ihaftztiofe entjtanden. A. 1439 werfaufte Anſelm v. Yberg umd 
Da vor Königseng ein Gut zu Dinkbühl nebſt mehreren anderen 
im die Herrichaft Limpurg. In der Nähe lag ein Wald, der „Gent 
kg“ genannt, der auf deutſches Altertum hinweist. Ob: U Ber 
Ihr. d. Gaildorf S. 220-222. 

Unweit dieſes Weilers ligt auf freiem Felde ein grofer runder 
Stein. Das Rolf nennt ihn nur den „Teufelsftein". An ihn 
hüpft jih folgende Sage. Auf dem Plage, wo igt die erfte fath. 
Sirhe erbaut ward, ftand vor uralten Zeiten die Hütte eines alten 
Waidbrüderleins und an ihr jeine hölerne Kapelle. leber dem 
Übürmlein aber hatte er eine dornerne Krone angebracht, aus welcher 
et das Kreuz hervorwuchs. Gin Theil der Umgegend war noch 
kin: aber die Armen im Thale hatten die hrüjtl. Lehre ſchon 
angenommen und wollten jeden Sonn- und yejttan auf den Mahn: 
Wi des Glödleins hinauf auf den Berg zur Krone Jeſu Ghrüfti. 
Tas ehrwürdige Ausſehen des frommen Alten, noch mehr jeine Wun— 
hetbaten, jo er durchs (Gebet verrichtete, zog viele Menjchen an. 
&utbit Heiden jehen in ihm einen Mann Gottes und lauſchten aus 
einem Munde die berrlihen Thaten des Chriſten-Gottes, beweinten 
mt ihm die Leiden und Schmerzen jeiner Krönung und Kreuzigung. 
Fald gewann das arme Thälchen chriftlichen Anſtrich und jelbft 
!önig Yudroig der Fromme bejuchte auf jeinen Jagden einmal 
ijen Gottes Mann. Gr batte ſolch Wolgefallen an ihm, daß 

ihm die Erlaubnis und die Mittel gab, eine Kirche aus Stein 
erbauen. Die hohe Gunjt zog ihm aber den Haß und Neid 
tes tüchtigen Gegners zu, der längjt die Auweſenheit und das 
ten dieies Einſiedlers mit ſcheelen Augen und neidiſchem Herzen 














284 





betrachtet. Schon fann er ſich feinen Radeplan aus. Das Gotie 
haus ftand fertig da. Am Vorabende che es eingejegnet werben 
follte, wollte nun der Teufel feinen Sput thun und das gang 
Werft mit einemmale zur freude feiner Mitgenoffen zerftören, 
Ins Thal konnte er nicht felber hinein; der chriſtliche Segen halle 
ihm den Zugang gemehrt. Da ergriff er einen furdtbaren 
Stein, ftellte fih auf einen Hügel und wollte ih mit folder 
Kraft auf die Kirche werfen, daß Dad und Thürme zuſammen 
trachen und die Wände auseinander ſtüben müßen. Allein — | 
wie der Stein ins Bereich des chriftlichen Thäldhens Fam und durh 
die gejegnete Luft flog, ermattete er in feinem Schwunge under 
fiel alsbald auf den Boden, dort bei Dinkbühl, wo er heute nd 
Tigt. Jahrhunderte lang traute Niemand diefen Stein anzwrühren, 
noch viel weniger, ſich auf ihm zu ſehen. Und izt mod) foll fine 
irdiſche Macht ihn feiner Stelle entrücen fünnen. Nur einmal 
habe er „gerüttelt” und fi ufrichten wollen, nämlich vor freude, 
als Dr. Martin Luthers Lehre in den deutſchen Gauen wiberhalte 
und hier die Reformation Eingang fand. 
Saouie 


304 Das Kreuz am Hartwege, Peſt⸗Grenze. 
Südlich von Röttingen am mittleren Hartwege bei dem der 
des Joſeph Mühlich fteht ein altes Feldkreuz. Seinen Urſprung 
verdankt es folgendem Ereigniffe. Um das Jahr 1634 berichte 
in der ganzen Gegend die Veit, jo dak halbe Ortſchaften ande 
ftarben. Wen fie ergriff, war in wenigen Stunden ein Opfer dei 
Todes. An eine Hülfe war gar nicht zu denfen. Die Gefunden 
flüchteten ſich in die Waldungen hinaus und ließen lange die Toten 
unbeerdiget. So wurde das Uebel nod) ärger. Der Kranfbeille 
ftoff feheint in der unteren Luftſchichte gefterft zu haben. Wer fih 
flüchtete und bis an den P lat; gelangen konnte, wo heut zu Tagt 
dies obige Kreuz ſteht, blieb von der Pet unberührt. Zum As 
denfen hieran ließ nachher die Gemeinde Röttingen ein Feldtren 
ſehen und erhält es auch bis zur Stunde. 
mandliq. Lehrer Hahn in Röttingen. Ehättle. 


305 Der Zeufelöftein bei Airchen DO. U. Ehingen. 


Um das Jahr 1594 Iebte im Lauttach bei Marchtal ein 
Schmid, Namens Peter. Man hieß ihn nur den Schmidpeter. 
As er einftmals vom Munderfingen heimging und im Rauſche Mile 
Vonen von Zeufeln herausforberte, da padte ihn ber böfe Feind 
am Schopfe und fehleppte ihm durch die Luft weit fort bis nad; 
Rirchen auf einen fleilen Felſen, ber heute noch ber Teufelsftein 

\ kiht und ftürgte ihm jählings von diefem ſo unfanft herunter, daß 
ft frühe und Arme brad; und nachher lange nod unter der Hand 
der Mergte ſchwizte. Dies. nüpte ſehr, denn von jener Zeit an magte 
finer mehr zu fluchen. 

Salyer Aus. Fmiefalt. IT 11-182. 
306 S’Geiftfelfele, 


Lei Indelhauſen im Lauterthal ift ein Felſen „s’Geiftfelfete” 


wbeigen. Die Kinder fürdten ſich jehr an ihm vorüber zu geben; 
ind 


d fie aber einige Echritte abwegs, dann Friegen fie ein Herz und 
fügen laut gegen ben Felſen bin zu jchreien 
Hans Goijt! 






Hat's Fidla wola Foift *)! 
er Saufen die Jungen über Hopf und Hals davon in's 
f hinab, 











307 Zußtritt im Stein"). 

Geht man von Aitglashütten Falfau zu, ligt am Fußwege 
ein Stein, unjcheinbar, aber mit einem Mertmal, da3 genau die 
Form einer Fußſohle hat, ſchwarz, in einem grauen Granitblode. 
Der Stein ragt etwas über der Erde hervor. Der wird jeit 
uralter Zeit als heilig geachtet, weil die Fußſpur der Tritt der 
Mutter Gottes ſei. Jetzt wird dorthin duch fromme Stiftung 

eine fleine Kapelle gebaut. 
) Schufterlaiſt. 
**) Eich oben S 60 Ro. 65 und die Anmerkung dazu. 





286 


In Schönenbud bei Schönau fteht eine Kapelle; dort 
Stein, in welchen eine Vertiefung hineingefniet erſcheint. 
Nündtich. 


308 Der Mühlftein nicht geheuer. 

Zwiſchen Möhringen und Wurmlingen auf dem Wi 
an der Grenzideide ligt ein großer Mühfftein ; ein Müller 
umgebracht worden und zum ewigen Gebächtnis ſei das Der 
dahin gefommen, Am Sarfreitag während des Elfeläut 
fo fagen die Wurmlinger ſpöttiſch — tanze der Stein iı 
herum, und wer es jehen will, mag hinaufgehen. Befanntl 
aber an dem Tage in katholiſchen Landen nicht geläutet. 

vrundlich 


309 Der Probſtfelſen. 

Nicht weit vom Klofter Beuron, Fridingen zu rechts, ı 
Felſen heraus, wohin ein Probft gerne fpazieren gieng. 
warf ihn jein Bedienter hinunter ins Donautal, nahm ih 
Schlüſſel, bemächtigte fi der Schäze und floh in's Efend. 

Mindiih. 


310 Das Steintreuz bei St. Blafien. 


An der Straße von St. Blaſien dem Albtal zu fteht ar 
Meinen Erhöhung ein pradhtvolles Steinfreuz. In der Reforn 
zeit zogen zwei Mönche weg um in die Welt zu gehen; t 
fegnete fie noch; gerührt fehrten fie an der Stelle um, woh 
Andenten ein Steinfreuz fam. 

Mundlich 


311 Eiſerne Kröten. 

In der St. Rodhuscapelle zu Riedhaufen hängen 
ſeits im Chor an einer cifernen Stange 5—6 aus Sch 
gefertigte Kröten. Dieſelben find freilich ſehr funftlos al 
gut zu erfennen. Sie find Weihgefchenfe in Mutterfrankhe 
die Kröte ſymboliſch· für den uterus gilt. Ausführliche 





287 





Panzer, da diefe Weihgehänge in Baiern ungleich häufiger ange 
offen werden als in Schwaben. 
Mini, Berl: Du, Meiy, Vollsglaube 20. 


312 Der Göbe in Reutlingen. 
Daz Worzeichen am Spital jhart 
Mt ein Abgott im Steim gebaut; 
Ußwendig ſtehl's an der Kirdhenmauer 
Sieht's jeder Burger oder Bauer. 
Bor Zeiten weil’s noch heidniſch war 
Wurd als ein Gott verert vorab — 
Bor Zeiten war das ein Abgott 
Iezt ift es bei den Chriſten ein Spott. 


done chrouit 2. 


313 Steinerne Streuzet. 


I Tie jog. Matefizktreuze ftehen im Ellwangiſchen teilweiſe 
und 





nm Weiler kam ein Wolf in des Melcher's Baurenhai 

einen 5 jährigen Mnaben. Gbenjo geſchah es bei Schönau; 
m Ungtüdsplage ward ein fteinern Kreuz errichtet. 

Im Yerd bei Wehingen ſtehen jeit altem drei Kreuze; Die 





ng ergab drei romifche Gräber allda 
2 Im og. Bühl bei Wurmlingen (Nottenb,) fand chedem 
an ſteinernes Kreuz. Dort joll cin herumhauſirender Mann dus 
nopimacherle umgebracht worden jein. Per alte Utmer nahm das 
Kreuz mit herein und machte einen Tängelftein darauf. Won dort 
an rumpelte es jo in jeinem Haufe, daß es qraufig war. Ber 
Umer that den Stein wieder dorthin, wohin cr gehörte und hatte 
von nun an Ruhe. Fremde Iutberifche Schnitter begrub man im Felde. 
3. In einem Wurzacher Altenftüd ſteht: „Die Herrſchaft 
befiße den jog. Brühl und die ſog. Baindt. Mit diefem Heuwachs 
*, Ueber diefe Kreuze ſieh Wolfs Zeitih. für d. Mythol. u. f.w. I 
107 fi. Sulzbacher Kalender 1853 S. 95. Intelligenzblatt des Iller- 
freiies 114 2. 1116. Augsb. Wörterb. 292. 








— — 


habe es folgende Bewandmis: er habe vor Zeiten zweien Goſpol 
hofer Bauern zu eigen gehört; diefelben haben auf dem Biel 
wo heutzutage nod) ein fteinern Kreuz ftehe, wegen der Waſſern 
Streit befommen und einander geradezu erwürgt. Damit nun fe 
trauriger Borfall fich nicht mwiederhole, habe die Herrfchaft, um 5 
gleih auch den Frieden in diefer Beziehung für immer berzufick 
den Heuwachs eigenmädhtig an ſich gezogen und fei noch im Bd 
deffelben, nämlich dem Brühl und Baindt.“ 

4 Bei Heppach ftehen drei fleinerne Kreuze. Dort fol 
Tage einft ein furchtbares Gewitter geflanden fein. ine Kiofe 
frau jei vom Blike da erfchlagen worden. Sie babe voran 
fagt, daß dies ihr Schidjal fein werde, 

5 Die Pfaffentreuge find ob Wendelsheim, wo ı 
Oberndorf zu geht. Die Sage geht, diefe fleinalten Dentmäl 
weifen auf eine ſchreckliche Mordthat Hin; e8 feien drei Fürſten od 
gar zwei Geiftlice da erſtochen worden. 

Mundlich 


314 Feldkreuze um Ottobeuren. 


„Die alten ſteinernen Kreuze an Straßen, Fußwegen ſiehen 
jenen Gegenden beſonders wo mehrere Ritterburgen ſtanden. © 
haben in der Höhe gewöhnlich fünf und in ber Breite drei Schal 
Einige hielten diefelben für Markiteine, allein ganz irrig; weil ! 
alten aufgefucgten Marken weder von fo einem fteinernen Krer 
außgingen noch auf daſſelbe zurüdjührten, andere und zwar b 
mehrere Theil betrachten diefelben noch jetzt als eben fo viele a! 
Leichenfteine erfchlagener oder auf jenem Plage durch einen jch 
Tod hinweggeraffter Menſchen; jedoch auch diefe Meinung ift ich 
weil man bei dem Ausgraben derjelben fehr oft auf keine lebe 
bleibjel eines menjchlichen Zodtengerippes geriet. Was bedeul 
alfo die in eben dieſer Gegend (Ottobeuren) und anderswo 
Schwaben vielen fteinernen Kreuze? Ich beantworte diefe Fra 
aus einer deutlichen und echten Urkunde des 15. Jahrhunder 
Dort heißt e8 in einem Pergleiche wegen des Totjchlages mit ! 
Yamilie des Erſchlagenen: „Item joll der todtfchläger zum vier! 


2 
ain Rain crü b das fünf ſchuh lang, dryer brait und eines ſchuchs 
did ungevarlich in der pfarr zu Roth, an welches end des erſchlagenen 
(Bereundte) haifſen und wollen ſetzen.“ Mit dieſer ſtimmt eine 
andere gerichtliche Urkunde der Stadt Memmingen um das Jahr 
1530 überein, wo es ausdrücklich Heißt: „An das Ort ungever- 
ih, da er Hank Walchen vom Leben zum Tode gebracht Bat, 
ſol er ſezen und aufrichten ein ftaine Kreuz, das da fei ob ber 
erden fünf Schuech hoch und drei brait.” ' 

Die fleinernen Yeldfreuze find alfo mehr und anders nichts, 
als öffentliche Denkzeichen einer entweder auf dem Plage, wo fie 
errihtet waren oder nicht gar ferne davon verübten Morbihat, 
wide der Mörder auf Begehren der Yamilie des Erſchlagenen 
errihten mußte, ohne deßwegen eine eigentliche Grabftätte für den 
Erwürgten zu machen; obgleich auch das letztere zuweilen geſchah. 

dedera bend V 507-509. 


% 


315 Schweinstöpfe. 


Tas Rathaus jteht im Hauptorte Harmerspach bei den 
Shweinstöpfen. Wenn dur daB ganze Thal ein Schwein 
geihollen wird, jo wird der Kopf ausgeftopft, auf ein Brett ge- 
nagelt und an die Gemeindajtube des Rathauſes angenagelt, io daß 
öfters 4— 6 Wildſchweinsköpfe ſich zeigen! 


tandvegtei Ortenau ©. 124. 


Zu Mindelheim, ım Schloffe an der Mauer zu den Sellern, iſt ein 
in Etein außgehauenes Wildſchwein als Wahrzeichen. Es fei zur Erinner- - 
ung an defien Fang 1579 ausgehauen worden. Brumemairs Geſchichte 
MM. 1821. 


316 Schlange. 


„So wird auch im Schloß Ambras die Haut von einer 
Schlange, die 15 Fuß lang gewesen und bei Ulm an 
dem Ufer der Donau gefangen worden, gezeiget.“ 

<dleur- Ehmid 3.69. Pilgrambüchl. Ulm 1730. 


19 


- 290 


317 Unterirdifhe Gänge, 


1 Im Urjelenthäle zwijchen Wurmlingen und Nendin 
das Stierjörgenfeljele, dahinein ließ man einft einen 
ber erjt beim Staigfreuz herausfam. 

2 Das Meerfräulislod unter dem Gigelisberg j 
berach geht bis zum Umerbedenteller. In dem Loche we 
Vollswitz ein Thier, wie ein Fuchs von Geftalt. Will man 
recht übertölpeln, jo rät man ihm mit der Deffnung bes 
Sades ſich vor das Loch zu ftellen, in dem Sad muß ein jd 
Stein fein, damit das Thier ihn nicht fortreißt. Indeſſen 
die andern angeblich auf den Trieb, bleiben aber zu Hauj 
lafjen den Narren warten, oft bis er durch und durch naß 

3 Unter dem Stod, einem thurmartigen Gebäude zu ( 
geht eine Höhle tief in dem Berg hinein. Eine hineingelaffene 
tam erft bei Bingen im Felſenloch wieber heraus. 

4 Die Gerberhöhle bei Anhaufen unter der Schüfzbur 
foweit in den Felſen hinein, daß eine Gans hineingelaffen erfi 
Mühlbach in Imdelhaufen wieder herausfam. 

5 Im Fizion's Reutlinger Chronik fteht: 

Durch Ober-Bollwerfd fan man unden 

Bei Tag und Nacht zu allen Stunden 
Durch einen finftern Gang mit Graus 

Unter der Erd durd) d’ Stadt hinaus. 

6 Zwiſchen Stetten und Biffingen ift eine unterirbifde 
bindung durch Felfen; Gänfe auf der einen Geite eingelaffen, 
men auf der andern heraus. 

7 Bon der Mindelburg führte ein unterirdifcher Gang 
Mindelheim, in die Stadt. 

8 Bon Küllenthaler Holz über Blankenburg geht ein 


nad dem Donnersberge. (Oſterbuch.) 
Bol. Boltet. I 260 ff. 





xt 


318 Schwedenplagen u. |. w.*). 

Das Günzburger Stiftsbud,, handſchriftlich 1433— 1659, ent- 
Ü folgenden Eintrag: „Der Obrift Zubärtt hat den göttlichen 
Ienft nicht abgeſchafft noch ihm wenigiften verhindert, ſunder dem 
mermaifter gejagt — die Pfaffen — wie fie jagen — follen 
difen fo lange fie wollen.“ „Die Schweden. ſeindt mit den 
ut nicht wie cheiften, fundern iyranniſch umbgangen, Pulber 
das Herz gefreut, ſelbes angegünt; ihmen die 
endt, Finger in bie Hanen der Biren gejhrauft, bis 
48 Biuet herausgeſpritztz bie Köpf mit -Strifen ger 
niglet, Biftol und Degen an blofjen Leib gefept, 
it Stehen, Hauen, Schieken und Waffer im den 
Rundt jhütten, bis cs oben herausgeloffen.“ ©. 34. 


30 2.12. Millermaier Sagend. von Burgau u. |. m. 3. 14. 

Anm. Schwedenſchanze, die fog. Hauſenberger Schanze. Hütt- 
nen, Mögglingen. Buchners Reifen auf der Teufelsmauer 2. Heft 1821 
340, Vergl Pandurenbronnen, Murgtal von Jägerihmid, €. #1. 
19 Tas Bildftöllein an der Franfenfirake b. Fluorts⸗ 

haufen. 

Es muß um das Jahr 1635 geweſen jein, denn damals jaß 
Rartin Eiſenbart auf diefem Hoſe. Von jeinem Geſchicke erzählt 
ns die Traditon noch Folgendes: 

Ter feindliche Schwede ſchonte keins Privilegiums; wo etwas 
merhaſchen war, dort fand man dieſe Schnapphähne. Eifenbart 
ar ich wolhabend. Obwol die Zeiten hart waren, fehlte es 
mals doch nicht an Geld. Tie Krone jeines Haujes war feine 
tone erwachſene Tochter. Die Schweden befahen eine befondere 
Zpirfraft, die Schönen Mädchen aufgufinden, wenn fie fi gleich 
trborgen wähnten. Auch diejes hübſche Kind fanden fie. Nach- 
am fie zuvor den Hof genugſam ausgeplündert hatten, raubten fie 
m mishandelten Vater auch nod) die Tochter. Dies Opfer war 


*, Allerlei Sagen, Rachleſe; Scöttle's Beiträge. 


zu groß, der Schmerz des Vaters unnennbar; vergebens bot e 
Geld an; fort ging's mit dem Mädchen, Da wagte der Late 
Alles. Sein leztes Geld, eine Wanne voll von Thalern, trug u 
ihnen nad). Bei der Franlkenſtraße traf er fie noch mit feiner in 
Thränen, Schmerz und Jammer ergofjenen Tochter, die den Yatet 
um Hilfe, die herzlojen Räuber um Gnade und Erbarmen anflchte 
Da bot der tiefgebeugte Vater das lezte Löſegeld, das er nod ji 
bieten vermochte. Hier habt Ihr meinen lezten Kreuzer, mur ja 
menſchlich und laßt mir mein Kind! „Halt Alter! rief eine mit 
Baßſtimme, wir wollen dic Motes Iehren; nicht moralifte, gi 
feine Moral; dein Geld iſt uns recht und deine hübſche Todier 
noch lieber. Dieſe gehört ist uns am, fie ift ganz recht, dah wit 
umfere Luft am ihr haben; ſolchen Vogel haben wir ſchon langt 
nicht mehr gefangen. Du aber Alter follft deine Frechheit gegen 
uns büßen.* Die wilde Rotte legte igt Hand am den alten Pater 
am, erdroffelte ihn vor der Augen feines Kindes und theitte dat 
Geld unter fi. Won dem Mädchen ſah und hörte man nie eimak, 
Auf dem Plake, wo der Bauer ermordet worden, ſehten feine Nadr 
tommen ein Bildftöclein, daS der gegenwärtige Pächter Walde 
meier vor einigen Jahren wieder erneuern ließ. 
Sa⸗ule. Zu &. 12 fi. 


320 Beiden, Römer, Zeufel. 

Heidenlod bei Heidenheim, fagenhaft. Meier 304. 

Buchners Reifen auf der Zeufelsmauer 2. Heft. Reife a 
Schwaben. Negensb. 1821. ©. 39. 

Heidengräber am Wifental. Leichtlen, Röm. Altert. in 
Zehentlande 1818. 

Heideng äſſchen zu den Weingärten bei Durlad). Heide; 
tirchen Birkenfeld. (Heidenmauern, die ungeheuern Bow 
tefte am Obilienberg. Eljaß.) 

Heidenteller, ein Bezirk am Schinberg im Bann u 
eine Stelle am Berg bei Ettenheim. 

Heidenbühl, die in Felſen gehauenen Wohnungen bei zn 
haufen im Nellenburgiſchen. — Ueber die alten SDertlidjleiien 


293 


„Heiden“ gemannt im der. Schweiz ſieh Ferd. Keller, Helvetiſche 
Bentmäler, Mitthl. der Antiqu. Geſellſchaft in Zürich NVI, Abt. 
Mei 3 ©. 75 u. f.w. Heibenburg bei Ufter; obere Heir 
nburg bei Virdweil; unfere H. ebenda. 

Hunnenburg bei Mainhard. Hunnenftein, Trochtelfingen. 

Schweinzsgraben, ein Bruchtheill der ſog. ZTeufelsmauer, 
auf wirtemb. Gebiete (Weidenhof), weil der Teufel alt Schwein 
mit Hilfe eines Godels denfelben in der Nacht zu Stande brachte. 
Vechners Teufelsmauer 59. Prejher. Pfahldöäbel b. Gleichen. 

Römerhaide bei Göppingen. A. Buchner ©. 58. Tew 
fetsweiher bei, Oberjchneidheim. Buchner Teufelsmaner 2 Heft 


& 8, Teufelshede bei Fachſenfeld 
as. 


321 Steintrenze, 

Im Yaufe des Jahre® 1872 wurden zwei der hei Schlier 
Abenden fteinernen Kreuze entfernt. Unter jeden Tag ein andert- 
hlb Schuh langes Meſſer. Eines iſt im Beſit des Herrn Dr. 
Strudel in Ravensburg, wo ich es neulich ſah. 

it. Zu 2. 18, 2m. 

322 Die Dußlinger. 

Bei der Rohrhalde (Rottenburg) iſt der ſogenannte Renn— 
ra. Ta tamen die Steinlächer, brachen ein, nahmen einen Pater 
and banden ihm an's Roß. Die Kiebinger legten ſich dazwiſchen 
und befreiten den Mönd. Daher mußten die Rohrhalder den Kies 
finger jungen Yenten an der Faſnacht ein Eſſen und einen „Suff“ 
ben. 

Dindud. Zu 2. 20 fi 


323 Den Kreuzweg am Schlofiberg 
Baldern hinauf, hat ein Ritter hergeftellt; die Nord- und Oft: 
file des Berges war voll Nattern ; wunderbar ans dem Geſtrüppe 
md der Gefahr entronnen entſchloß er ſich dazu. Wo die erfte 
Pertbeidigung ftattfand fam die Station I Hin; wo er ausruhte 


nd Gott danfte die Hergottsruhcapelle. 
Shottle. Zu S. 10, 40. 





A 


324 Die Reliquien des hi. Elemens. 


Der Nebenaltar zur reiten Hand birgt die Reliquien des h 
Glemens, die eheden koſtbar gefaßt waren, ine Aebtiffin hatt 
fie zum Kloſtet erworben. Sie wurden anf einem Wagen gebradil 
Man ließ den Pferden freien Lauf. Dreimal zogen fie den Wege 
um die Kloſtermauer herum. Bei dem ist zugemauerten Clemens 
thörchen machten fie Halt. Da wurde nun bie Mauer durchbrochn 
damit der hi. Leib im Triumphe in die Kloſter-Kirche einziehe, 

Shöttle. Neresheim. Zu ©. 10 fi. 


325 Das Ehriftustindlein mit ven durchtretenen 
Schühleins., 

Auf dem Altare im Mufifchore fteht ein Chriftustind. J 
Schwedenfriege wurde es don. einer Mlofterfrau geflüchtet, M 
andern Morgen ftand e3 vor der Pforte und hatte die Schüflei 
ganz durchtreten. Die Kloſterfrauen ehrten es hoch und reidie 


& bei bejonderen Gelegenheit zum Küffen herum. 
Säöttle. Zu ©. 40 fi. 


8326 Brunnen, 
Bei Maria Linden (Bühl, Baden) war ein feit Alters hei 
fames Brünnlein, half für dag Fieber. 
„Bi dem heiligen Brunnen,“ Dingrodel von Stetten i 
DWifentale. 14. 15. Ihd: handſchriftlich in Karlsruhe. 
„Ze Sant Blefien Brunnen.“ Ebenda Bl. 23b. 
„ge Sant Hylarien Brunnen uf dem Reine.” BI. 2 


&.41,47-48, 56. 


327 ©t. ulrich. 
„Der 9. Ulrich muß ein rechte Antipathie wider die Mär 
. oder Rapen gehabt haben, weilen dife jogar die erden von feine 
heiligen grab fliehen und fih, wie gottjelig geglaubt wird, in fen 
Bistumb nitt aufhalten oder Schaden zufügen mögen.“ 
Vinea Evangelica, Evangeliſcher Weinberg — durch P. Ath 
nasium von Dillingen, Capuziner. Dill. 1692. Festiv. 278. 


295 


‚Jener Graffe, der aus einer Eiferfuht und falſchen Arg- 
wohn einen Unfchuldigen von Adel dat laſſen mit dem Schwert 
Varihten nnd der frommen Gräffin bei Todtenkopf mit einer Ketten 

Hals hengen, mit den Hunden einfperren und zu effen ge- 
— Der Hi. Wei kam diſer Orten wurd höfffich und freund» 
enpfangen, mufte endlich auch befagtes trauriges Speltacul 
— rufft zu Gott, daß er die Unſchuld woll an Tag und 
&affen feinen Fäler woll zu verſtehen geben; wird erhört. 
bem toten Leichnam den Kopf auf, der befennet felber fein 
der — Unſchuld. Der Graff befent- feine Schuld, bittet 


und fein Gemahl unt Bergefung.” 
Ude 272. Zu ©. 45 ff. 


828 ©t. Nlrichſfelder. 
Heiliger Ulrichſacker. 
Leichtlen, röm. Alter. im Zebentlande 1818 ©. 118, 
Reben Sant Uolrichſmatten. 


Dingrodel von Stetten im Wifental, 14. 15. Ihd. Bl. 21b. 
€. 0, 56. — Wehingen. 


HEHE 


5 ©t. Habnit. 

Habnit ift ein um Walbburg heute noch forllebender Fa⸗ 
Bilienmame. Der Bollsheilige war ein Schäfer und Wunberboftor. 
An der Südſeite der Kirche zu W. hart am Boden befindet fidh 
eine Rifche mit feinem Standbild. Es ift über und über mit 
Rindeihlogern beladen, die man ihm opferte. Die Erbe zu feinen 
Füßen wird ausgefcharrt und den Franken Kindern unter die Hauptnet 
geſtteut. Er Heilt englifche Krankheit, Derggefpert und Unterwad®. 


dad. Zu ©. 64. 


330 Bild auf der Stadtmauer. 
Die Schapfammer des Rofenkranzes 1690 ©. 263 (Kempten) 
erwähnt des ſchwediſchen Feinds Täfterliche Wort, „der öfter ein 
in fchneeweißem Kleyd auf den Stattmauren herumgehen 
iden und gefagt: wann Maria die Statt Villingen an zweien 
Ketten bis gen Himmel aufzüge, wollte ers wieder herabreißen.* 


6.97, 6). 


296 


331 Bird entfärbt. - 


Die Schaplammer des Roſenkranzes 1670 (Kempten) S, 271: 
„sat unfer lieben Frauen. Bildniß von Holz auf dem Rofenkram 
altar. fi} ganz und gar entfärbet, das ſchöne röflichte Ange 
ſicht als ein. weiſſes Tud) verblichen.“ 10. Nov. 1643. Schweden 
Trieg. Rotweil. 

©. 0, @. 


332 Das wunderbare Kreuz · 
Beſchreibung der uralten U. ©. F. Wallfahrt Kirchen in Päd 
x. x.. Anno 1730, 

„Im dem Jahr, da man gezehlet von der Geburt Chrifli 1386) 
ift die Kirchen in Pfätrich eingewichen worden laut Originat-Bid, 
der anfangt: Nos Heinricus Dei & Apostolicae sedis gratiä 
Episcopus Termopileni Rv. in Christo. Domini Marqurdi 
eadem gratia Epi. Constant. Vicarius in Pontificalibus sub Aa 
Domni Milesimo CCG® octavo sexto prima die mensis Maji In 
dit. 9. Consecravimus Ecelesiam in Pfaerrich prope Wangen 
Constant. dioeces. funditus & de novo restauratam ete. ett 
Diefe Kirchen bauen zu laffen, folle bewegt jein worden 
ein Edler Ritter von Hadhen genannt, in diefer Gegend wohnhaft, 
wie dann drei rudera, wo deffen Schloß geftanden ein viertelftund 
von hier bei Unter-Magen genannt worden Burg Bühel. Dit 
Beweg-Urfah ware cin Pfarror**), jo ein Bau 
diefer Orthen verloren, nad langem ſuchen an dem Oxit 
wo jeptund die Kirchen ftehet, gefunden wurde ſchartend in bet 
Grund allda for lang, bis ein überans jhönes Loftbar 
Kreuz gefunden worden. Zu diejer dann neu erbauten md 
mit diefem Wunder⸗Kreitz, nebft einer ſchmerzhaften Marianijäet 
Bitdnuß begabten Kirchen haben ſich die Chriftglänbigen andähig 


*) Bon Joſef Anton diſcher, dem um bie Wallfartefirche Pföctid 3 
dienten Oberbeichtiger, zwiſchen 1721 und 1763 allda, niedergejäjrichen 
Bärric) feit 1808 Pfarrei, 

**) Pfarre = Farre. Meine Wem. Sprache 1868 S. 144. 14. 


297 


und jo häufig verfüget, daß an biefe Kirchen eim foftbarer Chor 
rbanet und won bodw. D. D. Heinrico auch zu Ehren der all« 
alorwürdigften Mutter Gottes gewichen worden (sulranuo Domn. 
1401 die 180 Tirle Indiet. IX). 

„Als aber das römische Reich a. 1632 mit Kriegs-Empörung 
ilkathalben umgeben war, auch hieſiges Ort mit ſchwediſchen Feind ⸗ 
ligleiten bebrängt wurbe, jeindt damals ſteheriſche Soldaten in 
firden eingefallen, auch in die Saftiftet durch das Gewölb hinunter 
ingebrochen. Nebſt Ausraubung derjelben ift auch das durch Parr- 
gen erfundene h. Kreug im fo betrübten Zeiten verloren gangen. 
dach i anjeho eine Copie von Silber mit vielen Heilthümbern 
mfüllt noch vorhanden, welches zur Benedieirung bes Hochge · 
Nies fonderbar gebrauchet wird." „Weilen dann ein Pfarror 
ifem Ort den Anfang gemacht, fo ift eben diefer Ort darımb 
Nirrich genannt. Diefe wunderbarliche Beqebenheit der Erfindung 
ines ſolchen bi. Kreuzes iſt auf eine Tafel abgemalet lange Zeit 
a der Kirchen gehangen, anjetzo aber in dem neuen Chor-Gewölb 


arbeitet, gar ſchön und annehmlich zu jehen iſt. 
& Baier u. Bu S. nt fl. 








Vom Weggenthal. 

Job. Ev. Weittenaner, Probit von St. Mori; in Not: 
aburg » Ehingen ermähnt in seinem „Wohlerfahrnen Katechis— 
Mergentheim 16) 4° 2 voll. 1, 34 ff. der Zagen. Mi- 
eulum I: der Bauer don Remmingsbeim und Maria Veſper— 
ir. Mirae. I: „daß ſchon lang zuwor ein Bub, jo dort die 
Hanf gehüt, diejem Mariä-Bild auß Scherz hab wollen die Najen 
neugen, er aber aus Verhängnuß Gottes die Hand nicht mehr 
be mögen zurückziehen“ u. ſ. w. Item' Mirac. XXIII: daß im 
br 1600 Jacob Rebmann, Burger und Mater in Rottenburg 
: Wedenthaliihe Mariä Bild mit ſich nach Haus getragen, willens 
renovieren und neu zu mablen. Diß Bild blich aber nicht über 
cht bei ihm, jonder war den andern Morgen wieder in jeinem 
ditod; deſſentwegen hat der Mahler die Farben in's Wedenthal 
ausgetragen, und das Bild alldorten gemahlet, aber über Nacht 











298 


waren die Farben wieder abgefallen.” S. 36. A. 1518 m 
von Eonftanz aus verboten neue Wedenthaler Wunder ab I 
Kanzel zu verfünden. Thl. 3 S. 52 werden neben Einfiebe 
Oetting, auch Maria-Hilf bei Mülheim (Donau) und Bede 
thal genannt. 

Zu 5 81. 


334 Yuhtritt im Felſen. 


Die allbelannte Sage vom Hergottstritt auf dem Rok 
jtein, dem Wahrzeihen vom Kampfe EChrifti und des Teufels h 
tehrt in Schwaben verändert vielfach wieder. Der Zeufel we 
in die Teufelsklinge geftürzt, Chriſtus fchritt hoch über das X 
von Heubach hinweg auf den Scheuelberg, wo ſich fein Fuß in d 
Felſen eindrüdte. Erufius II 428, E. Meier S. 161 ff. Grim 
Geſch. der Reichsſtadt Gmünd 458. Ich halte dieſe Sage für ein 
merkwürdigen Reſt aus der Zeit des Kampfes zwiſchen Heidenn 
und Ehriftentum. MWahrfcheinlich befand ſich hier ein ſchwer ul 
feitigende8 Heiligtum. Daß die frommen Mönche die Gelegenh 
benugten eine Mariencapelle mit Wallfart dahin zu verlegen, e 
Üpricht ganz und gar jenen Zeiten. A.1557 wirtembergifches 6 
biet, erfuhr die Kapelle Einſchränkung der Wallfart, aber erft IC 
Jahre fpäter, und nochmal 80 Jahre |päter ward der Aufhebung 
befehl praktiſch gemacht. Ueber der Spike des Hergottstrities | 
man einsmal eine morgendlid) beleuchtete Nebeljäule; es fe I 
Mutter Gottes ſelbſt geweſen und damit beſchwor man neuerdin 
die Wallfarten in wildeften Auswüchſen herauf. Der wirtemb. # 
miniftrator Friedrich Karl erließ a. 1740 den berzoglichen Kangl 
befehl „und wollen zugleih Dir, (dem Vogten Piftorius von He 
bad) gnädigft und gemeffenft befohlen haben, ‚daß der Plaf - 
quaestionis in der Stille unterminiret und mit unterlegtem Pul 
in die Luft gefprengt, fofort aber der Platz und das Lo u 
Stein geriegelt, tief verſchüttet, auch was dieſes für einen Ef 
bei der fuperftitiofen Nachbarſchaft gehabt, wol attendieret — wi 
minder das gipferne Marienbildlein zur fürftlicden Kanzlei unt 
thänigft eingefhidt werden ſoll.“ Alſo gefchehen den 14. J 


301 


Her und ward auf dem. Plahe, eiwa 20 Schritte weftlich von der 
Kapelle, beerdigt. Das Kreuz fland noch in den 1830ger Jahren; 
Üt it s weggefommen. Vielen Leuten ift zur Rachtsgeit diefer Wen 
Unbeimlic,. Es foll: Hier ein Geift gehen, der ſchon Manche irre 
führte. Defters Hört man ihm rufen: „Wo fol id den Marl 
kin hinfegen“?: — Einer gab einmal bie Antwort; ,Mo..dur 
in berausgenommen, haft.“ Da ſchnangte ein Hund am ihm wor» " 
&% furdtbar, mit heraushängender Zunge und bellte ſiari. ‚Der 
Rann erichrad jo arg, daß er lange Zeit krant darniederlag· Auf 
iejem Plahe jeste es früher zwiſchen denen von Eglingen und-von 
Nunftelfingen viele Grenzitreitigfeiten ab. 

\B8 8.00. 


— 
338 Die Sage von der Gründung des Moflers Marik 
| Kirchheim. 
Es war um das Jahr 1267, als Graf Ludwig V von Detr 
gen in. der Nähe des ihigen Dörfleins) Kirchheim. jagter Da, 
heut zu Tage das Mofter ſteht, war noch ein Wäldle und vor 
m am Fuße des Berges cin großer Sumpf. Graf Ludwig traute 
fehr, war verwegen und überdies fing cs ſchon an zu dämmern; 
ritt mit feinem erde durch den Sumpf, blieb aber darin jteden. 
eit und breit war Niemand um ihm zu jehen, die hereinbrechende 
acht hatte die Leute ins Haus geführt. Hilferuf nüzte nichts. 
mer tiefer jant das Pferd mit feinem Reiter. Hier lernte Lud— 
g beten. In feiner Not wandte er jih an die Himmelskönigin 
d gelobte, ihr zu Ehren ein grauen-Miofter zu ftiften. Das 
erd nahm nochmals einen Anſatz, die Füße gingen aber nicht 
auf. war nun Ludwigen, wie wenn eine unfichtbare Hand 
und das Pferd beraushebe. Glücklich entging er dem gähnenden 
hen des Erſtitun den Aber er war igt auch recht dankbar. 
bielt jein Verſprechen. Ging mit feiner chlichen Wirtin Adels 
„ einer geborenen Gräfin von Hirichberg zu Kate; auch jeine 
ven Zöhne, Chr. Ludwig und Konrad gaben ihren Willen das 
Das Waldchen ward alsbald ausgeitocdt. Das gefällte Holz 
I num zu diefer Ztiftung verwendet. Gin Gemälde im ches 











300 


tar. Sommerfeller von ſchattigen Gaftanienbäumen und Linden ums 
geben. 50 Schritte abwärts, auf einem Heinen felfigen Vorſprung 
ziemlich hart an der Straße, fteht mm eine Kapelle. Hinter dem 
Miünchener-Altärchen erhebt ſich ein uraltes maffives Krenzbol 
und an ihm hängt ein noch älteres großes, aus Holz gejchmizles 
Cruzifixbild. Diefes Bild wurde a. 1718. 1745. 1851 venodiel. 
Wer diefes Kirchlein gebaut hat, ift nicht befannt, aber es wird feit 
alter Zeit im Sommer viel dorthin gewallfartet. Die Sage gibt 
dies Kapellchen als den Ueberreft eines hier geftandenen Kloſſes 
an. Sicher ift, daß bier der Pfarrort Taterloch geftanden ha | 
Das Totenbuc des Kapitels Neresheim weist mod) einen Pfarrer 
auf und die öttingenfcje Grenze wird unter Kaiſer Sigiemund u 
1419 aljo beftätiget: Bon Amerdingen auf der redhten Hand his 
gen Eglingen an den Reelftofh, an den Markftein, von demſelben 
bis gen Tunfhalfhingen am das vordere were, don demfelben bit 
gen Tatterlod an die Pfarrfirhen ec. ꝛc. Im Jahre 1462, nad 
der Schlacht bei Giengen, wurde der Ort mit Feuer und Schwer 
total verwüſtet und zerjtört. Als man hernach den Schutt bite 
wegführte, fand man den großen Herrgott, der zuvor im ber Bars 
balle der Pfarrkirche gehangen war, vollftändig underjebrk 
Das war wie ein Wunder umd dies um jo mehr, als fid die 
Bild Tängft einer hohen Verehrung zu erfreuen gehabt hatte, WE 
tam dieſes Bild aber hieher? Das hatte ein Kreuzfahrer auf dei 
Heimmege vom bi. Lande zu Venedig in einer alten leeren Kapellt 
vom Mefner acquirirt und «8 auf eigenen Schultern bis hieher ar) 
tragen. Er brachte dies Opfer der Buße aus Danfbarteit für Dit 
glüdliche Rettung aus der Gefangenschaft der Sarazenen, und big 
es neu in feiner Parrficche auf. Hier war es bei 300 Jahr 
lang ein Gegenftand der Verehrung und der Zuflucht, bieh mi 
der große „Herrgott“ und Viele fanden hier Troft, Beruhigen 
und Linderung. Ungetheilt war darum die freude, als er una 
ſehrt aus dem Schutte bervorgezogen ward. Man baute un af 
der Stelle, wo ehedem die Ktofterfapelle ftand, ein meer „Räp 
pele“ auf, um darin den großen Herrgott wieder verehrem zu Könmeik 
A. 1796, den 12. Auguft, fiel hier ein öfterreidhifcher OM 


301 


ser und ward auf dem Plahe, eiwa 20 Schritte weftlid von der 
Kapelle, beerdigt. Das Kreuz fland noch im den 1880ger Iahren; 
ist fi es weggefommen. Vielen Leuten ift zur Nachtszeit dieſer Weg 
unbeimlicd. Es ſoll hier ein Geift gehen, der ſchon Manche irt ⸗ 
führte.  Defters Hört man ihn rufen: „Wo ſoll ich den Marf- 
fein. Hinfepen*? — Einer gab einmal die Antort: „Wo du 
ihn herausgenommen haft.“ Da ſchnaugte ein Hund an ihn vote 
bi, furchtbar, mit beraushängender Zunge umd beilte ſtarl. Der 
Nonn erjchrad jo arg, daß er lange Zeit franf darniederlag. Auf 
Diefem Plate ſezte es früher zwiſchen denen von Eglingen und von 
Dunftelfingen viele Grenzftreitigfeiten ab. 
8.0. 


38 Die Sage von der Gründung des Kloſters Mariä 
irhheim. 

63 war um das Jahr 1267, als Graf Ludwig V von Okt» 

fingen in der Nähe des igigen 





Dörfleins Kirchheim jagte. Da, 





wo heut zu Tage das Kofi ht, war mod) ein Wäldle und vor 
ibm am Fuße des Berges ein großer Sumpf. Graf Ludwig trante 


iviehr, war verwegen und überdies fing es ſchon au zu dämmern; 





er ritt mit feinem Pferde durch den Sumpf, blieb aber darin fteden 
Reit und breit war Niemand um ihm zu jehen, die hereinbredyende 
Nacht hatte die Leute ins Haus geführt, Hilferuf nüzte nichts 
Immer tiefer jant das Pferd mit jeinem Weiter. Hier lernte Yud- 
wig beten. In feiner Not wandte er ſich an die Himmelskönigin 
und gelobte, ihr zu Ehren ein Frauen-Kloſter zu jtiften. Das 
Vferd nahm nochmals einen Anſatz, die Füße gingen aber nicht 
herauf. Es war nun Ludwigen, wie wenn cine unfichtbare Hand 
in und das Pferd heraushebe. Glücklich eniging er dem gähnenden 
Aachen des Erſtitungstodes. Aber er war izt auch recht danfbar. 
&r Hielt jein Verſprechen. Ging mit feiner ehlichen Wirtin Adel- 
Kid, einer geborenen Gräfin von Hirſchberg zu Rute; aud) feine 

% beiden Söhne, Chr. Ludwig und Konrad gaben ihren Willen das 
! m Tas Wäldehen ward alsbald ausgeftodt. Tas gejällte Holz 
Brd nun zu dieſer Stiftung verwendet. Gin Gemälde im ehe 


802 
maligen Kreuzgange mit fat. Infchrift gibt Zeugnis von dieſer 
Sage. Der Stiftungsbrief ift vom Jahre 1270 außgeftellt. Vei 
Legung des 1. Grundfteineg a. 1267 wurden die Stiftungsgükr 
beftimmt. Anfänglih war die Stiftung nur für 12 Frauen be 
rechnet, wie die jog. Münfterfapelle, 1348 erbaut, noch fehr Mein, 
auch ausweist. Doc) vergrößerte es fi bald. A. 1359 hat dat 
Klofter aus dem Vermächtniſſe des Grafen Friedrich, der bier be 
graben liegt, an Kleidern und Kleinodien fo viel erlößt, daß d 
viele Gülten und Güter faufen konnte. Nach Verfluß von 106 
Jahren mußte e8 bedeutend vergrößert werden und izt ſchon fonnk 
es den Bau der großen Kloſterkirche projeltiren. Dies Kloſſe 
war der Stiftung nach unmittelbar und kannte feinen andern Schup 
herren, als den Sohn Mariens an; jedoch haben die Grafen ven 
Dettingen thatſächlich das Schutzrecht ausgeübt, wie denn aud die 
meisten Schenkungen von Dettingen berrühren und 2 Töchter die) 
gräfl. Hauſes als Nebtifjinnen mit Ruhm das Klofter leiteten. Dirk 
Nonnen hatten die Regel des bi. Bernhard angenommen (Eifer 
ienfer- Orden). Ihr urjprüngliches Stiftungdgut war das Torf 
Bühl unweit der Wernig; dazu kamen PVergabungen in Ober 
und Nieder-Raden, Holzkirch, Wilflingen, Dirgenheim, YButter 
brunn, Dambach, Thannhaufen u. ſ. w. 536 Jahre lang befand 
es bi3 zu feiner Auflöfung. 

o Wintergerfi. Schöttle. In S. 8. 


339 Die Sage vom Gruzifie auf dem Kreuz Ultare 


In der Pfarrkirche fteht ein ordentlicher Kreuz-Altar und anf 
ihm ein uraltes, bereits morfches Cruzifix. Die Nrbeit läßt auf 
feine Entftehung aus dem 13. Jahrhunderte jchließen. Die Sok 
berichtet nun von ihm, daß es vor mehr als 300 Jahren 2mal 
als die Sechtach hoc) ging, daher geſchwemmt gekommen und bei 
den adernden Kiofterfnechten bemerkt worden fei. Ein ummidelkd 
Zettelhen habe befagt, daß es auf dem Plake, wo izt der Kreuy 
altar fteht, aufgerichtet werden jolle. Die Klofterfrauen ftellten eb 
in ihrem Chore auf. Da blieb es nicht, jondern ward inme 
wieder an der Stelle des Kreuzaltares gefunden. Nun ward ber 





übe errichtet und das Cruzifix auf ihm aufgepflanzt. Dan habe 
rüber öfter verfucht, es neu zu toften, doch immer vergeblich, es 
abm leine Farbe an. 

Heut zu Tage trägt dies Bild eine vergoldete Krone, die frü- 
er an einem andern Plabe. war. Als nämlich in den 1770ger 
Jahren eine ſolche Viehſeuche ausbrach, da in den Flofter-Stallungen 
we mehr 3 Stüde ſtanden, da gelobte die Aebtiffin diefe Krone und 
eich ließ fie nach der Hi. Wandlung zehn Vaterunſer beten. 
Diele Krone wurde einmal auf Befehl eines Geiftlihen durch Mau⸗ 
iermeifter A. abgenommen, wol um fie wo ander3 aufzubewahren 
ser zu verwerten im Intereſſe der Kirche. Alsbald befam diefer 
Daun unausftehliches Kopfweh. Nach 6 Wochen träumte es ihm, 
als fage eine Stimme ihm ins Ohr: thu die Krone wieder hinauf, 
dam wirft du von beinem Leiden befreit werden. Er that alfo 
ud fich — das Kopfweh hatte ein Ende. 

Equttle. Reresheim. 

310 Bon St. Kümernuß. 

„So ſcheinet auch einem Märlein fat gleich) die Legend von 
St Rümmernuß, welde ich in je gedachtem erften tomo von 
wort zu wort erzehlt, wie fie drunten zu Augsburg vor der 
Stadt im Kirchl zu St. Sebaftian, an einer tafel neben dem 
Atar im Chor an der Maur auff der rechten Hand verzeichnet, 
davon mir hievor von glaubwürdigen Perfonen Copien zugeſchickt 
worden.“ 

Never Wunder Spiegel, ed. G. Zeaemann, Kempten 1624 
6. 163. 

Rummer, Rommer niederd. Kerker, ohne Kummer S befreit; jo der Rame 
& Liberaia überfegt. ‚Ohne — zulezt weggefallen. Der Cult gehört 
km Seinfande an. Der Bang nad dem Oberrhein und ins Binnen- 
lau iR ſpater anzujegen. 

341 Frevler von Ellwangen. 

An da3 Schloß ift die ſog. Schloßfapelle angebaut. Die 
dit des erften Baues ift unbefannt. A. 1720 bat Fürft Franz 
ladwig fie mit bedeutenden Koften verſchönert. Sie beſaß ehedem 


304 





einen Toftbaren und prachtvollen Ornat. Auf einem der Reben 
altäre ift ein aus Holz gejchniztes „Veſperbild“ aufbewahrt. A 
dieſes knüpft fih folgende Sage. Als im ſchwediſchen Kriege Für 
Johann Jakob Blarer v. Wartenſee noch in der Flucht war, war 
diejes Bejperbild im oberen Theil des Schloſſes aufbewahrt. A. 168 
fand «8 ein verwegener ruchlofer ſchwediſcher Soldat. Er ie 
feine gottlofe Hände an dafjelbe an und nachdem er es mil m 
menſchlicher Schmach und Unbilden und den abfcheulichften Worte 
verunehret, jo hieb er mit feinem Säbel dem Bilbniffe Jeſu, ba 
Maria auf dem Schoße trug, die linfe Hand nebft dem gro 
Zehen des rechten Fußes ab. Ueberdies verfchnitt er auch noch ben 
Bildniffe Mariens das Angefiht auf das erbärmlichfte und bu 
endlich voll ketzeriſcher Wut in die ärgerlihen Worte aus: Wen 
Maria jelbft gegenwärtig wäre, fo follte fie in ihrem lebendige 
Leibe das Nämliche empfinden, fo fie in ihrem Bildniffe ausgeflanden 
Die gerechte Strafe folgte der gottlofen Mifjethat auf dem Frh 
nach, indem der Verbrecher die erzürnte Rache Gottes gleich erfuk 
Obwol jung und ftarf ward er auf der Stelle von einer ihn we 
Fuß auf faulenden Krankheit befallen, die in furzer Zeit fena 
Leib überzog und anftedte. Nach unleidentlid) lang ausgeftandene 
Schmerzen und unter entjeglichen Beinen gab er endlich feinen Gel 
auf. Bor jeinem Tode befannte er noch öffentlich, Gott räche af 
durch dieſe Pein und Cualen die an feinem Bildnis ausgeüble 


Unbilden und Läfterungen. 
S. Marianifhes Stammbuch in Ellwang. 3. Thl. auf den 15. Teybr. ©. U 
Güwang. Chronik v. Häfele v. 1790. ©. 284- se. Eiöttle. Zu S. 76 ff. 


312 Frevel beftraft. 


A. 1605. In Trochtelfingen auf der Alb hieß ein haretiſche 
und gottesläfterifcher Schnitter die feligfte Jungfrau eine „Wäfcherin 
und ſieh am nämlichen Zage noch gleid) darauf wurde er WM 
Blitze erſchlagen. 


Sulger 11 1%. 3u S. 77 ff. 
Anm. „Hatte nicht der bekannte Winterlönig Friederich jenes zu Pre 
auf der Wruden ftehende Eruzifirbild einen nadenden Baderbube 
geſcholten?“ Ertl, Predigt. Rürnb. 1721 ©. 227. 


Pain \ 





US Die Frei Krenze bei Altähaufen. 


’m Weg von Fridberg nad) Alishauſen, lezterm nahe, ftchen 
Anhöhe drei Cruzifixe. Ein Gottesleugner und Wilderer, 
irche nie befuchte, ſchoß einsmals unter dem Gottesdienſte 

‚ Ehriftusbilde; da verfant er plößlich bis über bie Knie ' 
Boden. Mit Proceffion ging man hinaus, benedicirte 
nuf er wieder frei wurde. 

78 ff. Mündlid. Belter. 1 42. 


3544 Das wilde Heer. 


zieht über die Ede der Kloftermauer (Meresheim) in der 
; Bartenhaufes oft dahin. Ein Dann ließ ſichs im Ueber⸗ 
nal beitommen, dem lärmenden Jagdzuge eine Zeit Yang 
‚und hallo zu fohreien. Als er heimkam flog ein Men⸗ 
im feine Kammer und zugleich hörte er rufen: „Weil du 


ejagt, mußt du auch etwas von der Jagd haben.“ 
: Zu 8.89 fi. 


5 "Strafe für Entweihung gebeitigter Erde. 
Tomerdingen Ob. A. Blaubeuren ereignete ſich folgender 


der oberen Kirche wurde vor mehreren Jahren ein neuer 
'er angelegt; beim Neubau der Kirche der alte Gottesader 
n, geebnet und zu einem ſchönen Kirchenplatze verwandelt. 
dieſem Geſchäfte erübrigte Boden ward nun ohne Einrede 
ers im Aufſtreich verkauft und von den betreffenden Bau⸗ 
ihre Aeder geführt. Schon beim Hinausführen wollten die 
ein Toſen und Brauſen in der Luft gehört haben, jo daß 
ı die Pferde zu halten vermochten. Von diefer Zeit an 
Dagel 7 Jahre nad) einander die Markung mehr oder wer 
heert. 

. Schöttle. Zu S. 88. 

6 Die gottestäfterlihe Mülterin in Graben. 


aben iſt eine Mühle, gehörte einft zum Kloſter Roth und 
20 


308 


figt nicht weit von der Pfarrei Berfheim. A. 1456 war dies mn 
eine Mühlftatt und Wyerſtal, Kl. Roth baute nur friſch auf. Nad 
der Sage wohnte hier einft eine Witiwe des legten Müllers. Ei 
rieten ihr einige an, die Mühle zu verfaufen, das werde ibem 
Hausftande zuträglicher fen. Da gab fie die gottlofe Antwert: 
„Jede Woch könne fie eine Milte Getreide durchs Malen verdienen, 
wenn unfer Hergott auch nit wolle.” Bald darauf aber habe zer 
Strafe der Blasphemie das Waffer jo ſehr abgenommen, daf d 
nicht einmal mehr ein Rad zu treiben vermochte. Diefem Waller 
mangel hätte man durch menſchliche Mittel nnd Künfte nit ab 
helfen können und jo ſei die Mühl aus Mangel an Wafler m 
Stoden geraten und in Abgang und Verfall getommen. 
Stadelhofer II 44. Zu ©. 88. 


317 Des Glockleins Mahnung au KRönigäbrunn. 
Anna dv. Helfenftein zu Herratftein vermachte eine reiche Spedt 
nach Königsbrunn, die der Pfarrer alljährlih auf St. Sirt an die 
Armen ‚verteilen fol. Als der Pfarrherr dies einft vergaß, erflung 
mitten in der Nacht das Glödlein vor feinem Fenſter ſtark m 
abermals ſtark. Er ſchaute hinab in’ Hof. Tiefe Stille und Ruf 
berrichte überall. Des andern Tages fam der Meiner und frogle: 
ob er den bl. Sirt vergefien? „Sonft, ſprach er, theilten Eure Hänkt 
im Gotteshaus an St. Sirt dem armen Volfe die fromme Spende 
der Gräfin Anna aus.” Nun war dem Pfarrheren durch dei 
Küfters Frage Mar, daß es die Erſcheinung der feligen Frau md 
das Glöcklein der Mahner war, fein Amt getreulich zu beſorge 
Die Gräfin hatte nämlid) gedroht im Stiftungsbriefe, wenn ber 
Pfarrherr diefen Tag verfäume, fo werde fie aus dem Grabe flcigen 
und felber ihn mahnen. So oft ihr Geſetz gebrochen, erflang daB 
Glöcklein wunderbar, was mancher alte Pfarrherr bezeugen fünzie, 
der im ftilen mitternächtlichen Schweigen durch des Glöckleins Klang 
aufgeftört wurde. 
Vagenau, der Güffendern u. die Güſſen. Am. I823. ©. Ww—101. 4 ©. 8. 





| 


307 


348 „Des Knaben Spott 
Beſtrafet Gott.“ 

Es war in einem abgelegenen Dorfe des Heuberges, als ein 
tmuder Mann mit einer Mundſcharte, die er im Kriege erhalten, 
ah die Hauptgafle lief. Der verfchlagene Ludwig, fo wollen 
vr dieſen Knaben beißen, ſah ihn und konnte fich der Freude 
md des Spotteß nicht entwehren. Er mußte nichts Eiligeres zu 
fan, als er ging hin zu ihm, ſchnitt auch jo ein krummes Maul 
u und — ieh! — er mußte e8 auch behalten fein ganzes 
hen lang. 

Knlid. 


349 Das wilde @’jäg bei Beuren. 


Etwa in den Jahren 1798—1810 lebte der Amtmann Bö- 
kimb zu Lauchen, der bei den Hertsfeldbauren nicht in der Rolle 
R. 13 nämlich das Beurener Gemeindeholz vermarft wurde, foll 
8 ungerecht bergegangen fein. Die Commune blieb beeinträchliget 
und ſchrieb Die Schuld obigem Beamteten zu. Dafür muß er nun 
kiftweis gehen mit dem wilden G'jäg. Den Anfang nimmt dies 
m den Waldungen binter Bernloh. Als Ende Juli 1850 die 
Riffion in Zipplingen war, begab id) mich dorthin, erzählte mir 
m Waldläufer, und ließ dort einen Rofenfranz weihen. Ic nahm 
dm mit in den Wald, wo id Ochfenbuben abzupaflen hatte. Ich 
ug ihn an der Hand; plößlich zerrik das Schnürlein der Perlen, 
ihne daß von Iezteren auch nur eine herabgefallen wäre. Kaum 
hatte ich ihm geknüpft, jo bradh er an einem andern Theile und 
ſo auch das drittenmal. Ich ſaß fofort im Maierberg bis Nachts 
10 Uhr. Auf einmal tobte und pfiff es einen Marfch und es war 
ein furchtbares Traben daher. Noch immer hielt ich's für das 
Ihm und Treiben der Ochfenbuben. Es fam immer näher und 
taufchte durch das Gebüſch daher ganz unfauber. Ein Kleines Hünd- 
hen rannte an mir vorbei; ich hätt's für's meinige gehalten, hätt 
ih & mit genommen gehabt. Weiter fah ich nicht? und das Rau- 
sen hörte auf. Meine Köhler dagegen fagten mir, fie hätten’g 
on oft gehört, das jei das Heine wilde G'jäg. Das große fpielte 


um da8 Jahr 1817 einen Spuf. Ein etwa 16 Jahr alter Vube 
Franz Joſeph Meier von Riffingen hütete um Mitternacht noch fein 
Vieh im Walde Kugelbud, da hörte er rufen: Hoho! Hallo! Hallo! 
„do bin i, do ift mein Vieh“, fchrie er entgegen, meinend, & 
fommen jeine Sfameraden. Zuerſt tönte der Ruf: „Auß'm Be 
daß Niemand was g'ſcheh.“ Das war der Linfenbold, welcher den 
G'jäg vorausgeht, um die Leute zu warnen. Hätte ſich Meier mit 
dem Gefichte auf den Boden gelegt, jo wäre ihm Nichts geſchehen 
Er aber wollte jehen, was denn da komme. Aber das Geräufg 
und der Pärmen famen näher, e3 legten ſich die Bäume ganz herab, 
die ftärfiten Eichen und Tannen bogen ihre Wipfel bis zur Erd, 
Laub und Zweige jchlugen an einander, eine große Kälte ging ans 
dem Winde heraus, es war ein Kniftern und Praffeln und Toben 
und Wehen und Saufen und Braufen, daß man fein eigen Bor 
nicht mehr hörte, ja wahrlich Sehen und Hören einem verging 
Auf einmal fuhr e& über ihn ber, nahm ihn am Schopfe und ira 
ihn über die Waldungen hin mit ſich fort. Oft, ſagte er, we 
ih den Bäumen fo nahe, daß ich ſchon darnach langen und mil 
daran heben wollte, vergeblid! Es trug mich hinunter bis pu 
Bonzen-Mühle, !/; St. weit. Dort fiel mir der Hut vom Kopk 
und ist ließ es mich auf den Boden nieder. Die Schäferhmit 
merften mein Dajein, weckten durch ihr Gebell den Schäfer. Dieſen 
erzählte ih mein Geſchick. Er Half mir den Hut fuchen. Der ig 
20° von Plage entfernt, wo es mich hinunter ließ. Der Hut fl 
das Pfand; läßt das G'jäg den Hut fallen, jo läßt es auch de 
Davongetragenen nieder. Doch war diefer junge Menſch, de 
erit vor wenigen Jahren ftarb, 14 Tage lang vor Schreden md 
Sraujen krank. — Seinen Zug hat es von Bernloch her, dem Oder 
bühl zu, von da ins Bärenthal, jodann ins Häldele und in He 
weg, wo ein offenes Feld if. Von da ab hören's die Beurentt 
nicht mehr. Es iſt dies genau der Zug der alten Römerfiraße 
Ein zweiter Zug beginnt am Stephanshof, em 
früheren Giengen'ſchen Befikung, zieht von den Giengener Bel 
dungen herüber bis herab gen Steinweiler, ſchlägt die Richtung der 





809 
bedzierkler⸗Hof zu ein und bewegt ſich auf der Anhöhe hinter der 
nrnheimer Burg gen Hochſtatt. 

Ein weiterer Zug iſt der beim Hofe Hubesweiler. 
neht vom Eglifee ber auf befagten Hof los, von da nach Klein⸗ 
en. Unterhalb des Ortes am Forſthaus vorbei, nahe an einem 
ken Bimbaum, der ehemals dort fand und den es jebesinal halb 
nbeugt, als müßte er brechen, ſchwenkt fich fofort nördlich El⸗ 
ingen zu. 

Diefe beiden Züge behalten die Richtung der alten Römer- 


nen bei. 
Chitte. 38 ©. 80 fi. 


350 Der Junker Haus. 


Bas für ein Hans er geweien, werden wir gleich hören: aber 
8 weldyer Familie er berfiammte, Das weiß die Sage nicht. Junker 
ar nicht fein Geſchlechts-Name, ſondern „Junker“ hieß jeder Adel- 
e, der noch nicht zum Ritter gefchlagen war und weil e3 im 16. 
d 17. Jahrhunderte feinen Ritter mehr im echten Sinne gab, jo 
8 da3 Volt jeine Oberamtleute „Yunter“ oder Vögte, denn fie 
tn das Volk nit gut. Solch ein herzlojer „Dingeler“ 
aß diefer Hans auch gewejen fein. Sein liebſtes Geſchäft war 
3 Jagen. Er trieb mit jeinem Gefolge in Wald und Feld herum 
e nachmals da3 Wuotes⸗Heer. An Leibesfräften nahm er «8 
t emem Hirſche auf. So bekam er einmal einen ftarfen Edel 
ih, palte ihn an den Geweihen aljo, daß dies Thier zitterte 
d feinen Schritt weiter konnte. Am liebſten jagte er die Wölfe, 
m dies Geſchäft war -gefährli), das Gefährliche und Ausneh- 
mde aber liebte er. Gelegenheit hiezu gab es im Ueberfluß. 
Pre er ſolch Wild auf, fo fammelte er alfobald feine Grund» 
Den, daß fie ihm auf der Jagd trieben. Oft ritt er an Sonn⸗ 
d Feiertagen nad) Ebnat hinein, holte Die Leute während der DI. 
anbfung aus der Kirche heraus und nahm fie mit zur Jagd. 
'bei ſchonte er Nichts, weder die Fruchtfelder noch Wieſen nod) 
weniger die Yeute. Wer ihm widerſprach, Hatte feinen Zorn 
bald zu empfinden und ftet3 war jein Burgverließ mit Wild- 


310 


Ihüßen oder des Wildpretſchießens Verdächtigen bejezt. Natürkd 
war er in den Nugen feiner: Unterthanen nie der Gegenftand dei 
Wolgefallens und der Liebe und die beitraften YWildpretichügen 
machten allerlei Anjchläge auf fein Yeben. Geht man von Ebae 
aus den Fußweg durch den Hellhau nad Unterkochen, jo ficht en 
dem Grenzgraben des Oberamtes eine fteinerne Bildjäule mit ber 
Jahreszahl 1611. Die Sage erzählt: Als Junker Hans ein 
mals einen ganzen Tag über die Peute wie das Wild im Wall 
und Feld herumgehetzt, jid) Abends in Ebnat etwas gütlich gefhen 
hatte und Nachts heimfehrte, wurde er an der Reresheim-Ellwew 
gifchen Grenze von drei Burſchen überfallen. Er hatte nichts mehr 
bei fi), als fein Schwert. Doch wußte er dieſes Träftig zu führen 
und ſchlug damit fo ungut darein, daß feine Feinde mit biutigen 
Köpfen die Flucht ergriffen. Das war ein Strauß für June 
Hanfen geweſen, deſſen er ſich gewaltig rühmte. Der Reipelt ww 
jeinem Meute und die Furcht vor feinem Schwerte mehrten RS 
izt und er felber wurde nur noch wilder. Das mußten die armen 
Leute wieder fühlen und fluchten ihm oft. Zwar ließ er an I 
Stelle des Ucherfalles das annoch ftehende Bidftödlein fepen, alkı 
Gottes Wolgefallen erwarb er fih nit mehr. Er ſtarb mb 
geht nun um. Er reitet von der Kocherburg aus über den Berg 
rüden bin gen Hoheuberg oder auch den Wellenteich hinauf ger 
Geiſelwang am Abfak, von da übers Feld herein bis zu den Eb 
nater Krautgärten; jo fort durch den Hellhau wieder hinab im 
Gtasthal und am hohlen Felfen hinauf in jeine Burg zurüd. JM 
tiefen Kellergewölbe der verfallenen Burg haust er nun ruhig, bM 
jeine Zeit wieder fommt. Dann geht er aus und jagt in da 
Forften herum, daß der Wiederhall ſelbſt die Thiere erjchredt um 
jein Zug ift mit dem Brauſen eines heftigen Sturmes verbunden 
Mer zufällig in feine Nähe kommt, muß fich kreuzweis auf bi 
Boden auf das Angefiht hinlegen, wenn er.nicht mitgenomme 
werden will. Es ift gefährlich, ihn anzurufen. Gerne erſchtel 
man izt noch unartige Kinder mit dem „unter kommen laſſen. 
Dies hätte aber einmal gefahrvoll ausfallen können. Ein Mütte 
Ken von Ehnat ging einmal mit ihren zwei Kindern in die Glasha 





811 


se, um Erdbeeren zu fammeln. Der faule Knabe wollte aber 
it gut thun. Lies fleikig, ſprach die Mutter im Unmut, oder 
beruf dem Junker. Rufnur zu, erwiederte der aufgeflärte ungläu- 
ige ſtaabe. Junker tomm! — komm; — hallte das Echo vom hohlen 
yelen herüber. Und werrle! Der unter ließ nit fpaffen. Auf 
ismal erhob fich ein furditbarer Sturm; es fauste und brauste 
qeetſich durch das Gebuſch, die Luft erzitterte, die Buchen und 
Reiholber und Salenflämme bogen fi) bis auf den Boden herab. 
I& war wie wenn ein Sturm mit Regen ein jchönes ſtolzes Rog- 
weielb dahinweht und gebüdt Hält. Schreden durchzuckte nun auch 
a8 ungläubige Herz bes bodbeinigen Buben und ſolches Grauſen 
ws Entfegen überfiel ihn, daß er einige Tage bleih und krank 
überlng. Und hätten fi) nicht alle drei plöhlich aufs Geſicht 
west und die Hänbe in Form eines Kreuzes übereinander gejchlagen 
weiten, der Junter hätte fie geholt und im feine unterirdiſchen 
Räume geichleppt. Aber das Sreuzeszeichen brach ihm feine Ge⸗ 
wit und jo ging’3 diesmal mit dem Schreden ab. In der Nähe 
a die ſog. Hochmühle, izt zum Walzwerk gehörig. Sie gehörte . 
Bäsfort zur Burg und die Junfer fehrten hier gerne ein, da eine 
wave Müllerin da war. Zu gewilfen Zeiten fieht nun das Bolt 
men Junfer mit vier Rappen den Schloßberg herabfaren — Binein 
den Hof der Hochmühle. Hier verſchwindet er. 
Kinlid. Viktoria Hieber. Ehöttle. Zu €. 98 ff. 


351 Yahrender Schüler. 


In die Wertitatt des Wagners Sommer zu “Beizlofen kam 
mal ein fahrender „Schüler“ und fagte ihm, da3 hohe uralte 
Bagnerhaus mit den hölzernen SHeiligenbildern hoch oben am Giebel 
ei einft eine St. Peterskirche geweſen. In der That war noch vor zwei 
Rmidrenaltern das Gelaß neben der Wagnerwerfftatt eine Kapelle, 
ride Die drei Heiligen: St. Peter, St. Maria und St. Katharina 
achielt. Jezt ift es ein Wirkgaden, die „Holgen“ *) aber ftehen nun- 
er auf einer Brüftung des dritten Stodes dieſes Hauſes, von 
0 die Weiber von Dellofen das Marienbild alljährlih in Pro» 


9 Deiligenbilder, altor Gotzen, genannt von „gießen“. 


312 


zeffton abholen. Der Wagner jteigt auf einer Leiter hinauf und 
holt ihnen das Bild, welches die fremden Meiber fofort mit fchöme 
Kleidern verjehen, die fie in einer Schadtel mitbringen. Alddadı 
ziehen fie über den Beizkofen nad Oelkofen und gehen im geh 
um, während ihre Männer nicht mitgehen, jonden im Wirtihan 
auf die Weiber warten und dieſe nad dem Umzug mit Käs und 
Bier erfriihen. Das Bild kommt dann wieder an die alte Stel. 
Nach einer alten Profezeiung joll ein männlicher Nachkomme de 
MWagnerfamilie, der an einem Sonntag und in diefem Kaufe ger 
boren wird, an jeinem 15. Geburtätag in der Werkftatt einen u» 
hen Schaf finden. Man hat bis jezt nur Silberpfennige und ct 
Stüd von einer Monftranz gefunden. Ebenfo einen riefigen Schlir 
jel mit großem vielgeterbtem Bart. Als mir der Wagner ver 10 
Jahren die Sache erzählte, hatte er einen Sohn von 10 Jake, 
der viele Pedingungen der Profezeiung erfüllte, als er aber a 
jeinem 15. Geburtstag in allen Winfeln der Werkſtatt herumfir 
berte, fand er jtatt eines Schages einen alten Kupferkreuzer. Kom 
kann wieder cin weiterer Wagnersjohn auf den Schatz warte. 
Merkwürdig ift, daß der Wagırer heute noch mit einem Erbbeil 


arbeitet, das die Zeichen „W. S. 1726.” trägt. 
"Bud. Zu S. 105 ff. 


352 Zauberer, Schwarztünftier beftraft. 


In einem neuen Kriegsartifel von Herzog Karl von Wirtem 
berg, 4. Febr. 1744 heißt es S 4: „Jollen auch in diefer Garni 
keine abgöttiſche Schwarzkünftler, Zauberer, Tenfelsba® 
ner, Waffenfegner, Harte und Feſtmacher, noch dergleicher 
gelitten, fondern ſolche Yeute nad) Gelegenheit ihres Laſters, mi 
Feuer, Schwert, Stauppenjchlagen, Verluft der Ehren oder mi 


Yandesperweifung abgefchafft werden.” 
v. Martens 165. =. 106 ff. 


353 Zauberer. 


Zu Beizkofen war ein Wilderer, der bejaß einen dreiedige 
Hut. Wenn er diefen auffezte, lief ihm alles Wild nad. Ein 
mal hatte er ſich mit dem Hut vor das Breiteloch gejtellt, da la 





_813 
em Rapitalzmölfender heraus... Eben wollte er ihn am Sewidt - 
peden und wie gewöhnlich lebendig Heimführen, da begegnet ihn 
der Müller, der vom Menger Fruchmiarkt heimkehrte und fah, daß 
dr Hirſch an jedem Haar einen Schweißtropfen hängen Hatte. Ju 
der Angft jprach der Müller laut: „Gelobt ſei Jeſus Chriſtus!“ 
Ta thats einen gewaltigen Kracher. Der Hirſch rannte dem Walde 
wu, wo es fo entjezlich zu krachen anfieng, als ob alles Holz über 
anmal abbreche. Das Zauberhütlein aber war verſchwunden. An⸗ 
deres Tags war aber im breiten Loch kein Blättlein „verrudt oder 
derwendt“, vielweniger ein Baum gebrochen. Diefer Wilderer hat 
einmal am heilen Tage beim Wirt Selbherr in Beuren mitten in 
den Hof eine hohe Mauer hingezuubert, als der Ammann von der 
Scheer mit feinen Yägern dabergeritten fam, um ihn abzufaſſen. 
Federmann konnte die Mauer ſehen und greifen. Als die Schee— 
ft weg waren, zauberte der Wilderer die Mauer ebeuſo ſchnell 


wieder weg. 
Erd. Zu. 114. 


3A Die Wildſchützen zu Aufhauſen am Schentenftein. 
(1770—1820.) 


1 Der alte Maurer. 


Tas waren ganz gefürcdhtete Wilderer, Schwarzfünftler, die, bevor fie 
af die Virſt giengen, fih feſtmachten, daß ihnen feine feindliche oder 
Kemmdlihe Kugel ſchaden konnte. 

Der Nergfte unter ihnen war der alte Maurer. ines Abends 
gen he in das Unterlochener Revier, dort auf die Ebene bei Geiſelwang 
und dem Neubau. Aber der Förſter von Kochen und feine Jäger hatten 
he ermittert, auf fie Jagd gemacht und, nachdem fie die Genofien des 
‚alten Maurers“ gefprengt, ihm jelber, dem gefeftigten Wildſchützen, gar 
kr mit Kugeln zugejezt, und getroffen, ohne jedod) zu vermunden oder 
Kr ju födten, denn er war fehl. Bor Allen aber hatte der Förſter von 
Roden am beften gezielt und den „alten Maurer“ gerade mitten auf die 
Luft gefchoffen und fo am meiften zugejezt, weßhalb er diefen auch den 
lo) ſhhwur. Miüde von der Flucht ſchüttelte er zu Haufe alle Kugeln 
von ich. Die des Förſters aber war auf der Bruſt ſitzen geblieben, jo 
daß man fie herausnehmen fonnte, und flet3 ein blaucs Mal ſichtbar war. 

Er verfügte ſich einige Zeit hierauf auf die Staige, welde von Unter: 


314 


kochen nad Geifelwang führte. Den Förfter von Kochen trifft die Au 
des „alten Maurer” in der Seite in die Weichen; er drebt fein Rof, ı 
zurück ins Dorf und erreicht nod) das obere Wirtshaus, aflıno erimn 
deren Tiſch⸗Eck verſchied. 


Anm. Vielleicht läßt fi der Fall aus den Pfarrbuchern zu Uni 
fochen erheben. 


Der rechte Man, der „alte Maurer”, kam alsbald in Berdadt ? 
fer ſchändlichen Mordthat. Die Eriminalbehörde zu Ellwangen fen 
etlihe Mann Wehrkraft nah Aufhaufen, ihn gefangen zu nehmen. | 
der Aufforderung vor feinem Haus, (— er bewohnte die obere HE 
eines Hauſes in der Mühlgafle, gerade gegenüber von Pinkes Weil, zwi 
Benum Frühlid und der Scheuer der Flores⸗Mühle —) erklärte 
„mit euch gehe ich nicht» Aber den Ort und die Gegend will ich auf im 
verlafien und meiden. Der erfle von eud, der Hand an mich legt, 
des Todes." Darauf befahl er ihnen, fi in Spalier zu theilen. 1 
“alte Maurer hängt beide Gewehre um die Schultern, das dritte mim 
er unter den Arm und fchreitet fo mitten durch feine Häfcher in die 8 
bannung nad Rain bei Donaumerd. 


Da er hier feinen gewohnten Lebenslauf fortfezt, wird er endlid u 
Heidenheim auf dem Hahnenkamm eingefangen, wo er im Kerker fm 
tet, bi8 er nur mit dem Hemd befleidet, zur rauhen Winterszeit entfu 
Im Eilmarſch legt er eine große Strede Wegs zuräd und erreidt e 
lich einen Bauernhof, wo er Obdach und Erquickung findet. In ja 
neuen Heimat Rain unterligt er nach kurzer Zeit dem Tode. Was 
feindlichen Kugeln nicht vermocht, das bewirkte die winterfiche Flucht ı 
bloßen Füßen. 

Schon fein Vater, defien Namen nicht mehr befannt ift, verfland 
Schwarztunft bis zur Metamorphoje. ine Tage gieng diefer in 
Wald des fog. Eturzes, in der Heilbrad. Da fah er einen Hafner ! 
feiner Rafe gar traurig daher fommen. Flugs verwandelt ſich der 1 
in einen Blod. Dem müden Hafenhändler gefällt der nahe Blod 
gut. Er fezt fi, zu raften, auf ihn und auch feine Laft findet noch Pl 
Aber o Unglüd! Plötzlich dreht ſich der Blod, die zerbrechliche Waate | 
bricht in Trümmer. Da wollte der arme Hafner feines Schmerzes | 
Ende finden. Unſer Alter aber macht ſich ſchnell auf, feinen Berunglil 
auf einem andern Wege zu begegnen. Da er feiner anſichtig wird, 
er auf ihn zu und fragt voll Theilnahme nad der Urſache jener ı 
größern Trauer, und da er fein Schidfal erzählt, nach der Größe fü 





315 


&rlufet. „Ha! fo 48 Er. bis 1 fl. iſt mein Schaden.” „So muß ſchon 
u Nitleid wit euch haben!" Unſer Alter gibt ihm 1 fl. 

« Ein ander Mal gieng unfer Alter, Wild auszufpüren, in der Eijen- 
habe das enge Weglein entlang. Er gewahrte fo nahe einen iger, daR 
cn Entlommen nicht mehr zu denlen if, deshalb verwandelt ſich unfer 
Wer ings in einen Haſelbuſch. Un dieſem ſchien unfer Jager ein be 
ſecheres Wolgefallen zu haben und bricht eine Knospe ab. „Damit hat 
a wir einen Theil der Haare ausgerupft und mir einen Schmerz zuge⸗ 
Wet, dap ich Hätte fchreien mögen.“ Nicht lange darnach traf er dieſen 
Yger wieder. „Du Mannle, war feine Anrede, wenn du wieder an einem 
Gekdiuih vorübergehft, jo brichſt du ihm feine Zäpflein ab, ſonſt konnteft 
ie unglädlich werben!“ 


3 Der „Hufar” verübte feine Thaten nur im Bunde mit feinen 
Gehen. Er vetſtand es vor allen Andern, angeichofienes Wild wirklich 
u zu belommen. Zu diefem Zwecke brach er einen Wedel ab, fledic 
je auf feinen Hut und fragte einen feiner Kameraden: „if er ruhig?“ 
a Dann nur auf, das Wild ligt nicht weit von hier!" — „We: 
dell et?“ Ja!“ „O dann laßts nur! das befommen wir nicht!“ 


3 Der „Einhändle* ſchoß fi einmal im Illenſchwanz aus Unvor; 
Rätigfeit den Linfen Borderarm ab, fo daß er gänzlich abgenommen wer- 
den mußte. O welde Freude für die Jäger! War doch ein arger Wil 
ner unfähig geworden, zu ſchießen! Aber weit gefehlt. „Einhändle“ 
Igte auf den Stumpen feines linfen Armes auf und ſchoß nachher noch 
neht und noch befler als zuvor. 


Die einfahen Wilddiebereien, welche die obige Compagnie betrieb, 
Rd unfäglich und für Geſchichte, foweit fie Erzählung ift, auch interefles 
IM. Nur die Art ihres Betriebs, nämlich die Hülfe ihrer fog. Schwarz- 
fan verdient noch einige Aufmerkſamkeit. 

Im Kugelbud ſtellien fie ſich gegenfeitig als Zielſcheiben. So oft 
je einander trafen, gaben fie ſich gegenjeitig die Kugeln zurüd. 


4 Der „alte Hans" verfland fi fo vortrefflih auf die Schwarze 
ta, daß er die Hirſche citiren konnte. Im fog. Thäle, am Fußweg 
don Hohenberg nach Weilermerlingen citirte er einmal ein Hirſchlein. 
‚def Buben“, rief er, „gehet hin und greifet ihn!“ Als fie Hinzutraten, 
dez Thier näher zu befchauen, fahen fie, wie ihm (dem Hirfchlein) die 
Ihtänen herabrollten. „Ah“, ſprach der Alte, „laßt ihn nur, der ift 
ng nicht gut!“ 





802 
maligen Kreuzgange mit fat. Inſchrift ‚gibt Jeugnis dom dieſer | 
Sage. Der Stiftungsbrief ift vom Jahre 1270 misgeftellt, Bei 
Legung des 1. Orundfteines a; 1267 wurden die Stiftungsgiitee, 
bejtimmt. Anfänglich war die Stiftung nur für 12 Frauen ber 
rechnet, wie die jog. Münſterkapelle, 1348 erbaut, noch jehr Mein 
auch ausweist. Doch vergröferte es ſich bald. A. 1359 hat das 
Ktloſter aus dem Vermächtniſſe des Grafen Friederich, der hier ber 
graben llegt, an Kleidern und Kleinodien jo viel erlöst, daß 
viele Gülten und Güter kaufen konnte. Nach Verfluß von 
Yahren mußte es bebeutend vergrößert werden und ist ſchon 
8 ben Bau der großen ſtloſterlirche projektiren, “ Dies 
war der Stiftung nad) unmittelbar und kannte feinen andern 
heren, ala den Sohn Mariens an; jedoch Haben die Grafen non 
Dettingen ihatfächlich das Schuhrecht ausgeübt, wie denn auch 
meiften Schenkungen von Dettingen herrühren und 2 Töchter diele 
gräfl. Haufes als Aebtiffinnen mit Ruhm das Klofter Teiteten. Diet 
Nonnen hatten die Regel des bi. Bernhard angenommen (Gifte 
ienſer · Orden). Ihr urjprüngliches Stiftungsgut war das Dir 
Bühl unweit der Wernit; dazu famen Vergabungen in Ob 
und Nieder-Naden, Holzfirh, Wilflingen, Dirgenheim, But 
brunn, Dambach, Thannhaufen u. j. w. 536 Jahre lang befland 


es bis zu feiner Auflöfung. 
» BWintergerft, Shöttle. In ©. 69. 














339 Die Sage vom Gruzifiz auf dem Srenz-Altare. 


In der Pfarrkicche ficht ein ordentlicher Kreuz-Altar und auf 
ihm ein uraltes, bereits morſches Crugifir. Die Arbeit laßt al 
feine Entftehung aus dem 13. Jahrhunderte jchließen. Die Gage” 
berichtet nun von ihm, daß es vor mehr als 300 Jahren Zumal 
als die Sechtach hoch ging, daher geſchwemmt gelommen und nut 
den adernden Kloſtertnechten bemerft worden jei. Ein umwidelie® 
Zettelchen habe befagt, daß es auf dem Platze, wo izt der Krug ® 
altar fteht, aufgerichtet werden jolle. Die Klofterfrauen fiellten S 
in ihrem Chore auf. Da blieb es nicht, fondern ward im 
wieder an der Stelle des Kreuzaltareß gefunden. Nun ward a 





fbe errichtet und das Cruzifix auf ihm aufgepflanzt. Man habe 
über Öfter verſucht, es neu zu fafjen, doch immer vergeblid), es 
afm feine Farbe an. 

Heut zu Tage trägt dies Bild eine vergofbete Krone, die friie 
tan einem andern Plage war, Als nämlich in den 1770ger 
übten eine ſolche Viehſeuche ausbrach, daß in ben Kofter-Stallungen 
u mehr 8 Stüde fianden, da gelobte die Aebtiffin diefe Krone und 
Igfich ließ fie mach der Hi. Wandlung zehn Vaterunfer beten. 
Yieje Krone wurde einmal auf Befehl eines Geiftlichen durch Maus 
tmeifter A. abgenommen, wol um fie wo anders aufzubewahren 
der zu verwerten im Intereſſe der Hicde. Alsbald befam dieſer 
Ran unausſtehliches Kopfiweh. Nach 6 Wochen träumte es ihm, 
8 füge eine Stimme ihm ins Ohr: thu die Krone wieder hinauf, 
ann wirft du von deinem Leiden befreit werden, Er that alfo 
id fieh — das Kopfweh Hatte ein Ende. 

Etettle. Neresheim. 
340 Bon St. Kümernuß. 

„So icheinet auch einem Märlein fat glei die Legend von 
t. Rümmernuß, welche id in je gedachtem erſten tomo von 
ort zu wort erzehlt, wie fie drunten zu Augsburg vor der 
tadt im Kircht zu St. Sebajtian, an einer tafel neben dem 
Itar im Chor an der Maur auff der rechten Hand verzeichnet, 
von mir hievor von glaubwürdigen Perfonen Copien zugeſchickt 
orden.“ 

Newer Wunder Spiegel, ed. G. Zenemann, Kempten 1624 
& 163. 

Aummer, Rommer niederd. Kerfer, ohne Kummer — befreit; jo der Name 
&. Aberata überjezt. ‚Ohne — zulegt weggefallen. Der Cult gehört 
Nm Rheinfande an. Der Gang nad) dem Oberrhein und ins Binnen- 
lan it jpäter anzujegen 





341 Frevier von Ellwangen. 
An das Schloß ift die jog. Schloßfapelle angebaut. Die 
Zi des eriten Baues iſt unbefannt. A. 1720 hat Fürft Franz 
Yudnig fie mit bedeutenden Koſten verjchönert. Sie bejaß ehedem 


818 
Thüre Hinaus nah dem Walde zu ihrem Hirſch, welcher wieder enty 
bert vor ihnen lag. 

Auf ihrem Heimmege begegnete ihnen ein Lumpenſammler, Did 
gaben fie zwölf Kreuzer mit der Weifung, er jolle in den Schwanen geh 
und daß auf dem Sims fi befindende Bläschen umftürzen und eb ! 
Wirtin geben. 

Der Lumpenſammler, der den Eichenjoggel wol fannte und ihm mi 
traute, ging wirklich in den Schwanen und lehrte das gefundene @läsd 
um, worauf die Jäger erft wieder ſprechen und von ihren Eigen « 
ftehen konnten, auf welche fie der Ejchenjoggel gebannt hatte. 

Glucklich kamen inzwiſchen unfere Wildſchützen mit ihrem entzaub 
ten Edelhirſch nach Eglingen, von mo aus fie denfelben ihrem ſchon Id 
befannten Wildprethändler in Dillingen zuführtn, und ein Th 
Sümmden Geld in Empfang beiamen, welches aber des andern Tu 
in Wagenhofen beim Wirt vollends verjoffen wurde; da der Gichenjos 
meinte: wenn fie nur häben, fo lang fie leben, und häben fie nelt, 
leben fie nett. 

Einige Zeit nad) diefem erwachte die böfe Leidenſchaft, mit wei 
noch jo Mancher in damaliger Zeit behaftet war, in den Kerzen des Eh 
joggels und Gräble im höchſten Grade. Eines Abends gingen fie wir 
zufammen in den Wald, und durch Lunas Silberſchein begünftigt, | 
den fie das Gefärte der Wildſchweine. Schnell beftieg jeder einen Bau 
auf welchen fie die Ankunft eines Ebers erwarteten. Wirklich batien 
ſich auch nicht verrechnet, denn e8 kamen auf einmal2 Stüde Wilke 
dem Baume zu, worauf Gräbfe feinen Sig hatte. Auf feine Fra 
was er für ein Schwein ſchießen joll, erhielt er von Major Ejchenjog 
. die Antwort: dia gloagin (die große), worauf fi alsbald ein Scho 
durch die Rohrlugel gut getroffen in feinem Blute wälzte. ° 

Bei näherer Belihtigung ergab ſich nun, daß e8 ein weikes Schw 
war, worüber Eſchenjoggel erſchrak und als Seher in die Zulunft | 
Schluß zog, daß dieſes ein Unglück bedeute. 

Des andern Tages, nachdem fie das Schwein im Keller des ES 
joggels untergebracht hatten, ſchickten fie fi an, daſſelbe mit glühen 
Eifenftäben zu brennen, d. h. die Borften der Haut des Schweine mut 
fernen. Dieſes entdedte eine dritte Perfon, der alte Koch genannt, W 
den Schein der Laterne und brachte ſolches beim Revierförfter Som 
dahier zur Anzeige; und da diefer der Sache nicht viel Gehör ſchen 
fondern den Kläger mit Erſchießen drohte, hinterbrachte er eß dem Au 
knecht Riffel, der in einem Flügel der Bräuerei logirte, mit der Ben 


819 


Ing, Yah, wenn er Die Wilddiebe nicht verhafte, er es felbft dann beim 
Inte zur Unzeige bringen werde. 

Nun wurden beide Wilddiebe eingezogen, und als überwieſen beftraft. 
Kit Hirſchgeweihen auf ihren Köpfen mußten fie im Schloß Nittel 
Squit xc. führen, aber als fie fpäter durch Gefängnißftrafe härter behan- 
kt wurden, fo entledigten fie fih ihrer Feſſeln und brachen aus. 

Um die nämlihe Zeit fuchte Gott die Stadt Göppingen hart beim, 
indem fie an einem Tage zu einem Scuttbaufen zujammenbramnte. 
herjog Karl von Wirtemberg, der in diefer Zeit regierte, ſoll, als er 
den Brand diefer Stadt erfuhr, fih ſogleich auf ein Pierd gefezt, und 
teren 2 zu Tode geritten haben, um der freien Reichsſtadt zu Hülfe zu 
mm. Doch, e8 war zu fpät, denn an allen Eden wütete das wilde 
Eiment, und der Herzog Karl, welcher jelbft feinen Feuerſegen betete 
mu ſah, daß er nicht fruchtete, fol ausgerufen haben: „Liebe Leute, das 
M eine Strafe von Bott; wir müſſen eben in Gottesnamen alles bren- 
sn laflen.* 

Dieſen Schutihaufen als Ueberbleibſel diefer Stadt, ſuchten nun 
unfere zwei befannte außgerifiene Sträflinge auf, um an der Wiederauf- 
bauung der Stadt mitzuarbeiten und ſich ihren Lebensunterhalt zu ver- 
dienen. 

Nah Verlauf von einigen Jahren bekam aber unſer Eſchenjoggel 
einen derartig boͤſen Fuß, daß ſelbigen fein Arzt zu heilen vermochte. Nun 
ewachten in unſerm Eſchenjoggel Gewiſſensbiſſe, und der Gräble fing an 
zu beichten, und dem Leidensbruder feine jündhaften Thaten, die fie na⸗ 
mentlich an ihrem Anlläger dem alten Koch genannt, verübt hatten, und 
wos fe nun nicht wieder gut zu machen im Stande waren. Diefer, ihr 
früherer Antläger nämlich, wurde in folge einer Auszehrung, welche 
Eigenjoggel vermöge feiner Kunft machte, langfam zu Tode gemardert. 
Bar es Regenmetter, jo ſchwoll er auf wie eine SHeertrommel; war es 
trodenes Wetter, jo wurde er fo dünn und mager wie ein Zaunfteden. 
deß Herr Eſchknjoggel Meifter im Herenbannen war, anerfennen alle 
alte Leute dahier und nun noch ein Stüd, welches nicht unangeführt ge- 
laſen werden Tann. 

An einem ſchönen Sommertage langmeilte es unfern Eſchenjoggel 
iermafien, daß er fi) anfdidte dem Lehenhelen, einem Wald nicht ganz 
fie halbe Stunde von Eglingen entfernt, zuzueilen. 

Dort angekommen fehrte er ſich nochmal um, um auf der Fird: 
furmtafel zu jehen, wie viel Uhr es ift; auch Hierin fol er fi) ausge- 
xichnet haben, denn er ſah auf eine halbe Stunde, wie viel Uhr es war. 


320 


Bei diefer Gelegenheit jah er nun den Wevierförfter Sommer kam 
Walde zugehen, was ihn im erften Augenblide etwas ſtutzig machte. Doh 
nad einigen Hin» und Herbrüten fiel ihm ein, daß er jet Gelegenheit 
jinden lönne, dem Herrn Nachbar einen Streich zu jpielen, was aud wiık 
lich geſchah. 

Als ſich der alte Revierförſter etwa 30—40 Schritte weit in a 
Wald gemadt hatte, kam er gerade in unſerm Eſchenjoggel fein Lereiqh 
und fühlte fi bald recht müde. 

Unfer Eſchenioggel dieſes mol wifjend, machte fich zu einem Blod; 
den ſah Herr Revierförfter und machte es ſich bequem auf demſelben 
Doch kaum genoß er 5 Minuten der Ruhe, jo fing der Blod unter ihm 
an zu rollen, und den Müden der Art zu ritteln, daß er erfchroden von 
dannen ging. Run wieder nad Göppingen. 

Dorten hat Herzog Karl von Würtemberg von dem böfen Fuje det 
Eſchenjoggels gehört; und da er die zwei Hertöfelder ſchon hatte leme 
lernen, und dieje au fein Wolwollen und feine Gnade erworben hatken, 
jo ließ er dem ichenjoggel eine Fußmaſchine um die Summe von 300f 
machen, vermittelft derer diejer dann zerfnirfchten Herzens in Begleitung 
jeines Yandmannes Gräble die weite Neife nah Wemdiugen (im Vaieri⸗ 
ihen) antrat. wofelbft er dann durd fein Vertrauen zur bl. Maria iß 
geheilet und belehret worden. 


356 Der Weireldieb und der Serenbanuer. 


Vor ungefähr 60 Jahren ift ein 18jähriger Burſche von hier in 
den Garten feines Nachbarn geftiegen, um von einem dort ftehenden We: 
relbaume die Früchte zu holen, welche er nachher einem gewiſſen Mi" 
chen bringen wollte. 

Kaum war er auf dem Yaume, fo kam der alte Echäfmidel in 
feinem Garten und fpuzierte feuchend umher. Auf einmal erblidte er 
Jemand auf feinem Meirelbaume und rief daher: „Wer ift denn da dre 
ben.“ Allein der auf dem Baum ſich befindende konnte fein Wort pre 
hen und aud nicht herunter. Der alte Schäfer wiederholte jeine erfen 
Morte, mit dem Beifag „warum ſchwätzſt nicht“, obwol er ſchon wuhtt 
warum der Tieb nicht fpricht, denn er hatte denfelben ja auf den Bau 
gebannt durch feine Kunft. 

Zum lertenmale, und mit Nachdrud rief der Schäfer, da fig ber 
MWeireldieb nicht rührte: „Run, warum gehft du denn nicht vunter, uw 
warum fprichft du gar nichts?" Nun war die Zunge gelöft, und der 
Meireldieb antwortete: „o Nachbar ich weiß nicht wie es mir wor, in 
meinem Veben will ich feine Weireln mehr ftehlen. “ 





307 


348 „Des Anaben Spott 
Beltrafet Gott.“ 

E war im einem abgelegenen Dorfe des Heuberges, als ein 
fremder Mann mit einer Mundfcharte, die er im Kriege erhalten, 
dirh die Hauptgaffe lief. Der verfchlagene Ludwig, fo wollen 
bir diefen Knaben heißen, ſah ihm und lonnte ſich der Freude 
md des Spottes nicht entwehren. Er wußte nichts Eiligeres zu 
Ian, als er ging hin zu ihm, ſchnitt auch fo ein frummes Maut 
nah und — ſieh! — er mußte es auch behalten fein ganzes 
"ben lang. 

Wintic. 


349 Das wilde G'jag bei Beuren. 


Etwa in den Jahren 1798—1810 lebte der Amtmann Bö- 
heimb zu Lauchen, der bei den Hertsfeldbauren nicht in der Rolle 
if. Als nämlich das Beurener Gemeindeholz vermarkt wurde, joll 
ts ungerecht hergegangen fein. Die Commune blieb beeinträchtiget 
amd ichrieb die Schuld obigem Beamteten zu. Dafür muß er mın 
geiftiweis gehen mit dem wilden G')jag. Pen Anfang nimmt dies 
in den Waldungen hinter Bernloch. Als Ende Juli 1850 die 
Miſſion in Zipplingen war, begab ich mid) dorthin, erzählte mir 
tin Waldläufer, und lieh dort einen Roſenkranz weihen. Ich nahm 
ifn mit in den Wald, wo ich Ochſenbuben abzupaijen Hatte. Ich 
ug ihn an der Hand; plötzlich zerriß das Schnürlein der Perlen, 
ahne daß von lezteren auch nur eine herabgefallen wäre. Kaum 
zatie ich ihm getnüpft, jo brach er am einem andern Theile und 
o auch das drittenmal. Ich ſaß ſofort im Maierberg bis Nachts 
10 Uhr. Auf einmal tobte und pfiif es einen Marſch und es war 
iin furchtbares Traben daher. Noch immer hielt ich's für das 
Thun und Treiben der Ochſenbuben. tam immer mäher und 
taujchte durch das Gebüſch daher ganz unfauber. Ein feines Hünd— 
ten rannte am mir vorbei; id) hätt's für's meinige gehalten, hätt 
ch es mit genommen gehabt. Weiter jah ich nichts und das Rau— 
ben hörte auf. Meine Köhler dagegen fagten mir, fie hätten’s 
chon oft gehört, das jei das Heine wilde G'jäg. Tas große jpielte 





322 


ftehenden Vater: „welchen fol ich nehmen, Vater?“ „Den mitte 
Ieren“, antwortete der alte Sorg, „denn die andern zwei find nur 
bingezaubert” — und richtig das war der rechte. Der Aleemei⸗ 
fter Sorg ift jezt im Beſitz des Schwerte feines Urgroßvaten. 
Bis 1806 hatten die Meifter das Recht, im ganzen Dienger Amt 
(in der Wafenmeifterballei Hagelöburg), wo immer fidh einer fehl 
entleibte, mit dem Schwert Hinzugehen und foweit fie mit dieſen 
um den Entleibten reichen konnten, alles für eigen mitzunehmen, 
dwas nicht niete und nagelfeft war. Am liebften waren ihnen ger 
ige Bauern, die fi auf ihrer Kornfchütte erhängten. Die Leid 
name mußten dann entweder unter der Hausſchwelle durch oder 
durch eine hinausgeſchlagene Niegelmand entfernt werden, damit 
der Selbſtmörder im Haufe nit geiſte. — Die fcharfe Wirk 
hinter der Kirche zu Hohentengen verkaufte laut Originalurkunde 
v. 1454: Jakob „Scharpf“ von Freudenberg an Graf Andreas 
v. Sonnenberg zu Scheer. 
Bu S. 120 fi. Bollstüml. II 236. 

„1683 gibt Hans Hailg mit wehmietigem Gemüet Magen 
zu erfennen, welcher geftalten feine dochter durch lehres gejdeh 
bezihtiget werde, famb wäre fie ein s. v. her. NIS vergangen 
Funkentag die Katharin bei dem Funken geweffen, habe fie de 
jpöttigte reden wider fie ausgegoflen und auf jcheiben ſchlagen 
laſſen.“ 

Aulend. Vrgicht. 342—43. Zu S. 120 ff. 

Die alte Hirfchwirtin von Aulendorf, die war eine flinte 
MWirtin. Sie pflegte manchmal in der Küche zu Jagen: 

„thut mir jezt das Schmalz über das Feuer, damit es heiß 

ift biß ich fomme. Ich geb nur geſchwind auf den Woden 

marft nach Biberad) um Zwiebeln zu faufen.“ 

Raum gejagt, war fie durch da3 weite Kamin verſchwunden, 
aber innerhalb fünf Vaterunfern wieder mit frifchen Zwiebeln da— 
die fie auffchnitt, in das Schmalz warf und noch zur guten Zei 


über die Suppe goß. (Biberad) liegt 2 Meilen unter Aulendor.) 


au S. 117. 


Bringt Michel Mayer an, das ein Menſch einige ad sort 


309 


Kaldnerler· Hof zu ein und bewegt ſich auf der Anhöhe hinter der 
Anernbeimer Burg gen Hochftatt. 

Einweiterer Zug ift der beim Hofe Dubesweiler. 
(2 giebt vom Egliſer Her auf befagten Hof los, von da nach Mein« 
huhen. Unterhalb des Ortes am Forfthaus vorbei, nahe am einem 
alten Virubaum, der chemals dort ſiand und den es jedesinal halb 
unbeugt, als müßte er bredjen, ſchwentt ſich ſofort nordlich El⸗ 
fingen zu, 

Diefe beiden Züge behalten die Richtung der alten Römer» 
Amapen bei. 

Shöttle. 3a ©. u fi. 


350 Der Junfer Hans. 


Was für ein Hans er geweſen, werden wir gleich hören: aber 
ans welcher Familie er heritanımte, das weit; die Sage nicht. Junfer 
war wicht Fein Geschlechts Name, jondern „Junker“ hieß jeder Adele 
ge, der noch nicht zum Ritter geſchlagen war und weil cs im 16. 
md 17. Jahrhunderte feinen Ritter mehr im echten Zinne gab, io 
ieh das Nolf feine Oberamtleute „Junker“ oder Vogte, denn fic 
itten das Volt nicht gut Solch ein berzloier „DTingeler” 
uf diefer Hans auch geweſen jein. Sein liebitee Geichait war 
as Jagen. Gr trieb mit feinem Gefolge in Wald und Feld berum 
ie nadımals das Wuoies-Heer. An Yeibesträften nabın er es 
it einem Hiriche auf. So befam er einmal einen itarfen Edel— 
ib, vatte ihm an den Geweihen alje, daß dies Thier sitterte 
id feinen Schritt weiter konnte. Am liebſten jagte er Die Wolfe, 
am dies Geihäft war gefährlih, das Gefährlihe und Ausnehe 
ende aber liebte er. Gelegenheit hiezu gab es im lcherftuß. 
pürte er ſolch Wild auf, jo jammelte er aliabatd feine Grunde 
den, daß fic ihm auf der Jagd trieben. Oft ritt eran Sonn 
id Feieriagen nach Ebnat hinein, holte die Yeute während der Hl. 
zandlung aus der Kirche heraus und nahm fie mit zur” Jagd. 
abei ſchonte er Nichts, weder die Fructicider noch Wicſen noch 
EL weniger die Leute. Wer ihm wideriprac, batte jeinen Zorn 
jobald zu empfinden und ſtets war jein Yurgverlich mit Wild- 




















22. 


862 Der Oholder u. |. w. 


Auf den Bieffenberge fand vor etlichen zwanzig Jahre 
noch ein Baum, der Cholder genannt, wo die Heren ihre Ju 
fammentunft hielten. In dem Kradenöfelchen, einer Höhle in de 
Nähe des Goldberges, hatten fie ihre Küche. 

Zu ©. 124. 

Truttenmweg aud) Herenweg heißt ein Waldweg auf de 
Emerberg bei Zwiefalten. Ein Truttenfteg wird neben da 
Herweg zu Mühlhaufen im Elſaß genannt. Ziſchrft. |. Obenl 
7, 181. Jahr 1419. Man vergl. dazu die Flurnamen: Elben 
weg, Deimenmeg, Dagelmeg, Todtenweg, Grafin 
genweg d. i. grafiger Weg, weßhalb den grafigen Weg geht 
in Schwaben ſ. dv. a. jterben bedeute. — 3. 1407 die trul 
wiſen bei Seekirch. Freibg. Diöceſ. Ar. II, 102. Die jehk 
Trautenmühle bei Ravensburg hieß im 3. 1590 Drudder 
müllin, ein Waldmwintel bei Cherwaldhaufen im 3. 1575: i 
Druddenwintel. | 

Königseng. Urb. Zu ©. 1%. 

Die Bedenjofisbänerin von Unlingen ward in den B0gt 
Jahren des verwichenen Jahrhundert? ſammt ihrer Tochter wege 
Hererei verbrannt. Sie fonnte Mäufe und Feine Vögel aus M 
Uferlehm der Kanzach machen. — Ein Aulendorfer Strafprotofe 
von 1715 ©. 3095 jagt: „beklagte (Here) hatte bei den BP. $ 
Yranziscanis (zu Saulgau) ziweymalen in uno die sacram syn 
xim nehmen, wollen, das der beklagten verftorbener Hanpjörg 91 
jagt, wie er auch gejagt, er könne mäuß machen, habe folches do 
jeiner mueter gelernt. Beklagte repliciert, daß ihr john war t 
mit den andern buben die roß gehüct bei dem falten wetter fein 
ſchuah und ftrimpf gehabt und wann er aud) zu dem fewr um 
ſich zu wärmen gemwolt, haben die andern roßbuben zue ihme gi 
jagt: er jolle ihnen meuß maden oder fie lafjen ihne nit zu 
fewr und fie wollen ihn darzuo nod) in das bockfutter ſpanne 
wie auch zum Öftern geichehen, er ihnen dann gejagt: wolle me 
machen, ſolches aber nit fenden, wie ſolches die bueben fag 


mueßtent. “ 
Bud. Zu ©. 148, 


311 


balde, um Erdbeeren zu ſammeln. Der faule Knabe wollte aber 
nicht gut thun. Lies fleißig, Sprach die Mutter im Unmut, oder 
ih ruf dem Junter. Ruf nur zu, erwieberte der aufgeflärte ungläus 
Bige Knabe. Yunfer komm! — fomm ; — halte das Echo vom hohlen 
hellen herüber. Und werrle! Der Junfer ließ nit fpaffen. Auf 
timal erhob ſich ein furdtbarer Sturm; «8 jauste und braußte 
cretlich durch das Gebüſch, die Luft erzifterte, die Buchen und 
Mafholder und Salenflänme bogen ſich bis auf den Boden herab. 
& war wie wenn ein Sturm mit Regen ein ſchönes ſtolzes Rog · 
genfeld dahinweht und gebückt hält. Schredten durchzucte nun auch 
das unglaubige Herz des bodbeinigen Buben und ſolches Grauſen 
und Entjehen überfiel ihn, daß er einige Tage bleich und franf 
tieberlag, Und Hätten ſich nicht alle drei plöglid aufs Geſicht 
gelegt und die Hände in Form eines Kreuzes übereinander geſchlagen 
Wbalten, der Junker hätte fie geholt und im feine unterirdiſchen 
Riume gejchleppt. Aber das Kreuzeszeichen brad) ihm feine Ge— 
halt und jo ging's diesmal mit dem Screden ab. In der Nähe 
lag die jog. Hochmühle, izt zum Walzwerf gehörig. Sie gehörte 
fürsfort zur Burg und die Junfer fehrten hier gerne ein, da cine 
brave Müllerin da war. Zu gewiſſen Zeiten ſieht nun das Wolf 
einen Junfer mit vier Rappen den Schloßberg herabfaren — hinein 
in den Hof der Hochmühle. Hier verſchwindet er. 
Mindlib. Vilior ia Hicder. Schotte Zu Zu 38 fi 









351 Fahrender Schüler. 

In die Werfftatt des Wagners Sommer zu Beizfofen kam 
einmal ein Fahrender jüler“ und jagte ihm, das hohe uralte 
Bagnerhaus mit den hölzernen Heiligenbildern hoch oben am Giebel 
iei einit eine St. Petersfirche gewejen. In der That war nod) dor zwei 
Venihenaltern das Gelaß neben der Wagnerwertitatt eine Kapelle, 
welche die drei Heil Peter, St. Maria und St. Katharina 
enthielt.  Jezt iſt es ein Wirfgaden, die „Holgen“ *) aber ftehen nun— 
mehr auf einer Brüftung des dritten Stodes dieſes Hauſes, von 
Ro die Weiber von Oelkofen das Marienbild alljährlid) in Pro— 



















*) Heiligenbilder, älter Götze n, genannt von „giehen“ 


326 


machten. Zuweilen fuhren fie wie feurige Wiesbäume aneinander 
hinauf. 

Hinter der Beizkofer Mühle ift ein Geift, den ich (Wagner 
Sommer) ſchon oft gejehen habe. Er figt in der Regel als ein 
blaues Lichtlein auf dem Speltenhag, fährt dann von dort bis in 
den breiten Stod und hernieder auf feinen Zaunfpalten. 

Bud. Zu ©. 204 ff. 


361 Die Kloflerfrau mit dem Shlüffelbund. 


Bei dem fog. Filchthörlein in der Nähe des Mühlwiesweihers 
ftehl zur Nachtszeit eine Klofterfrau, weiche mit dem Schlüffelge 
raffel die Leute erfchredt. 

Schoͤttle. Zu S. 250 ff. Neresheim. 


365 Goldburghaufen-Beifter. 


Am Wege nad Pflaumlod) leitet ein Be“ die Wax 
derer irre. 

Auf der Goldburg Läuft bei Nadt ein Männchen um, 
Schreit immer „daher.“ Wer fid) verleiten läßt und ihm naf 
läuft, den führt er über Berg und Ihal, über Sumpf und Beh, 
ins Ofterholz hinein und nicht mehr heraus, bis der Haushahn 
den grauenden Tag anruft. 

Vor ewa zehn Jahren trieb ein Geift im der Geſtalt eins 
Bodes an Weihnachten fein Umwelen in einen Stalle. 

Verhertes und „Gemachtes“ kommt nicht jelten vor. 

Edottle. Zu ©. 206. 


366 Der ſchwarze Pudel. 


Aufm Gäzle werden die Leute durch einen ſchwarzen Pudel 
geſchreckkt — und durd) ein Yicht irre geführt. Ganz alte Lente 
wollen fid) erinnern, daß ein Mann gerade bei den letzten Häu⸗ 
fern des Ortes im Winter alfo irregeführt worden und erfee 
ven fei. Auch eine Katze in der Nähe des Pfarrhauſes ſpukt. 


Shöttle. In S. 198 ff. 


318 


tin Rapitalzwölfender heraus. - Eben wollte er ihm amt Gewicht 
Naden and wie gewöhnlich Tebendig heimfiihren, da begegnet ihm 
fer Müller, ber vom Menger Frudytmarkt heimtehrte und fah, daß 
der Hirfch am jedem Haar einen Schweihtropfen hängen hatte. it 
der Angft ſprach der Müller aut: „Gelobt fei Jeſus Chriſtus!- 
Da thats einen gewaltigen Kracher. Der Hirſch rannte dem Walde 
iu, 00.08 ſo entjeglich zu krachen anfieng, als ob alles Holz fiber 
mal abbredie, Das Zauberhiitlein aber war verſchwunden. Ai 
beres Tags war aber im breiten Yod) fein Blättlein „verrudt oder 
emwendt“, vielweniget ein Baum gebrochen. Diejer Wilderer hat 
dnmal am Helen Tage beim Wirt Selbherr in Beuren mitten in 
den Hof eine hohe Mauer hingezaubert, als der Amtmann von der 
Shrer mit ſeinen Jägern dahergeriften kam, um ihn abzufaſſen. 
ermann lonnte die Mauer ſehen und greifen. Als die Sihee- 
ft weg waren, zauberte ber Mifderer die Mauer ebenſo ſchnell 
wiedet weg. 


ut. Zu 2. 14 


34 Die Wildfhüsen zu Aufhauſen am Schentenitein. 
1770-1820.) 


l Der alte Maurer 





gefürchtet Wilderer, Schwarzlitnftler, dic, bevor 
en, fich Feftmachten, doß ihnen feine feindliche oder 












liche Kugel schaden konnte 





te unter ihnen war der alte Maurer, Mi 
ogen he ım das Unterlochener Revier, dort auf die Ebene 
und dem Neubau, Aber der Förſter von Kochen und feine Näger hatten 


he eriittert, auf fie Jagd gemacht und, nachden 





Geiſelwang 


fie die Genoſſen des 
Leildſchuthen, nar 
und getroffen, ohne jedoch ju verwunden oder 

ju tödten, rt war feft, Vor Allen aber hatte der Förfter von 
Reden am beiten gezielt und den „alten Maurer“ gerade mitten auf bie 
ruft aeihoffen und fo am meiften zugeſezt, weihalb ex Dielen much den 
c. Mude von der Flucht ſchüttelte er zu Haufe alle Kugelit 
don Äh. Tie des Forſters aber war auf der Bruſt ſiten geblieben, jo 
dat mar jie herausnehmen tonnte, und ftets cin blaues Mal fihtbar war. 
Et verfügte fh einige Zeit hierauf auf die Staige, welche von Unter- 








Maurers“ geſprengt, ihm jelber, dem nefehtin 
mit Kugeln zu 


























314 


Todjen nach Geiſelwang fuhrte. Den Förfter von Kochen brifit die An 
des „alten Maurer“ in der Seite in die Weichen; er dreht fein Rofi, € 
zurück ins Dorf und erreicht noch das obere Wirtshaus, afno er im or 
deren Tiſch⸗Ed verjchied. 


Anm. Vielleicht Lüht fid der Fall aus den Pfarrbüdern zu Unke 
lochen erheben. 


Der rechte Mann, der „alte Maurer”, fam alsbald in Berbadt die 
fer ſchandichen Mordtfat, Die Griminalbehörde zu Ellwangen fandl 
etliche Dann MWehrkraft nach Aufhaufen, ihn gefangen zu nehmen E 
der Aufforderung vor feinem Haus, (— er bewohnte die obere HA 
eines Hauſes in der Mühlgaffe, gerade gegenüber von Pinfes Weil, zmilder 
Benum Frühlih und der Scheuer der WFlores-Mühle —) erflärk ca 
„mit euch gehe ich nicht Uber den Ort und die Gegend will ich auf imme 
verlaffen und meiden. Der erfte von euch, der Hand am mid) Kat, il 
des Todes.“ Darauf befahl er ihnen, ſih in Spalier zu teilen. De 
alte Maurer hängt beide Gewehre um die Schultern, das dritte nimm 
ex unter den Arm und ſchreitet jo mitten durch feine Häfcher in die Ber 
bannung nad Rain bei Donaumerd. 

Da er hier feinen gewohnten Lebenslauf fortſezt, wird er endlich nd 
Heidenheim auf dem Hahnenkamm eingefangen, wo er im Kerfer ſchuch 
tet, bis er nur mit dem Hemd beffeidet, zur rauhen Winterzeit entflicht 
Im Eilmarſch legt ex eine große Strede Wegs zuräd und erreiht ab 
ti) einen Bauernhof, wo er Obdad) und Erquidung findet. In feim 
neuen Heimat Rain unterligt er nad kurzer Zeit dem Tode. Was Wi 
feindlichen Kugeln nicht vermocht, das bewirkte die winterliche Fludt mi 
bloßen Füßen. 

Schon fein Vater, deffen Namen nicht mehr befannt ift, verfland I 
Schwarzlunft bis zur Metamorphofe. Eines Tages gieng diefer in I 
Wald des fog. Sturzes, in der Heilbrag. Da ſah er einen Kafner mil 
feiner Rafe gar traurig daher fommen. Flugs vermandelt ſich der 1 
in einen Blod. Dem müden Hafenhändler gefällt der nahe Blod ge 
gut. Er fest fi, zu raften, auf ihm und auch feine Laft findet nod Pl 

Aber o Unglüd! Plöglic dreht ſich der Bloc, die zerbrechüiche Waate Er 
bricht in Trümmer. Da wollte der arme Dafner feines Schmerzes It 
Ende finden. Unſer Alter aber macht fid) ſchnell auf, feinen Verunglädies 
auf einem andern Wege zu begegnen. Da er feiner anfidhtig wird, al 
ex auf ihn zu und fragt voll Theilmahme nad) der Urſache feiner md 
größern Trauer, und da er fein Schichal erzählt, nach der Größe kind 


ss 


Berlufies, „Ha! fo 48 fr. bis 1 fl. ift mein Schaben.* „So muß fon 
4 Mitleid mit euch haben!“ Unſer Alter gibt ihm 1 fl. 

* Gin ander Mal gieng unfer Alter, Wild auszufpären, in der Eijen» 
bie das enge Weglein entlang. Er gewahrte jo nahe einen Jager, daß 
a ein Entfommen nicht mehr zu denken ift, deshalb verwandelt fi unfer 
Mer flugs im einen Haſelbuſch. An dieſem ſchien unſer Jager ein ber 
Imderss Wolgefallen zu haben und bricht eine Anospe ab. „Damit hat 
mie einer Theil der Haare ausgerupft und mir einen Schmer) yuge» 
fi, daß ich hatte ſchreien mögen.“ Nicht lange darnach traf er dieſen 
der wieder. „Du Männle, war feine Anzede, wenn du wieder an einem 
biſlbuſch vorübergehft, jo brichft du ihm feine Zäpflein ab, fonft Lnnteft 
du unglüdlid) werben!“ 

2 Der „Hufar* verübte feine Thalen nur im Bunde mit feinem 
Sensifen. Er verftand gs vor allen Andern, angeſchoſſenes Wild wirklich 
md zu befommen, Zu diefem Zwecde brach er einen Medel ab, fiedte 
Ühn anf feinen Hut und fragte einen feiner Rameraden: „iR er ruhig?" 

%” „Dann nur auf, das Wild ligt nicht weit von bier! We 
Yen? „Ja“ „O dann laßts mur! das bekommen wir wicht!” 








3 Der „inhändle“ ſchoß fih einmal im Illenſchwanz aus Unvor- 
Ädtigfeit den finfen Vorderarm ab, jo daß er nänzlich abgenommen wers 
den mußte. O welche Freude für die Jäger! War doch ein arger Wil: 

„rer unfähig geworden, zu fhiehen! Aber weit gefehlt. „Finbännler 
Igte auf den Stumpen feines linken Armes auf und ſchoß nachher noch 
mehr und noch beijer als zuvor. 


Tie einfachen Wilddiebereien, welche die obige Compagnie betrich, 
ind unföglich und für Geicichte, ſoweit fie Erzählung ift, auch intercife- 
los. Nur die Art ihres Betriebs, nämlich die Hilfe ihrer ſog. Schwarz. 
tunit verdient noch einige Aufmerkfateit. 

Im Kugelbud ſtellten fie fih gegenſeitig als Zielſcheiben. So oft 
fe einander trafen, gaben fie ſich negenfeitig die Qugeln zurüd. 








4 Der „alte Hans“ verftand ſich fo vortrefflich auf die Schwarze 
unit, daß er die Hirſche eitiven Tonnte. Im jon. Thäfe, am Fußweg 
don Hohenberg nad Weilermerlingen citirte er einmal ein Hirſchlein 
‚Auf Buben“, vie er, „gehet Hin und greifet ihn!” Als fie hinzutraten, 
das Ihier mäher zu beihauen, ſahen fir, wie ihm (dem Hirſchiein) die 
Üränen gerabrollten. „Ah“, ſprach der Alte, „laßt ihn mur, der ift 
ch nicht aut!“ 











216 


5 Von den Thalbuben, Wildſchuhen aus Oberaffing, Hatte 
bofen, Wafleralfingen, Hofen 2c. etc. erzählt man ſich, daß fie im Kugı 
bug eigene Hütten gehabt, in welchen fie ſich oft Tage lang aufbielten ı 
von den Hirtenbuben für Wildfleiſch ſich Brot eintaufchten. Sie jeien‘g 
Fährliche Wilderer gewefen und eben ‚fo gute Schügen. Denm unter ihm 
befanden fid nicht felten aus dem Dienft entlaffene Jäger, Auch fie ve 
fanden und trieben die Schwarzlunft und haben mit Hillfe derjelben de 
voten Jäger von Hertsfeldhaujen bis zum Tode gequält. Die genannte, 
Thalbuben hatten einftmals im &renzgipfel ein Thier geſchoſſen und man 
eben daran es zu Inebeln. Da tritt der tote Jäger, der fie erlauer, 
vor fie hin und fordert fie auf, mit ihm zu gehen. „Ach! jo ſchnell kam 
man jetzt doch nicht aufbrechen, Ihr werdet uns doch geftatten 'bas Thin 
vollends zufammen zu ndbeln, es wäre ja Schade, wenn man es zu Grm 
gehen Tiche.“ MS fie damit zu Ende waren, forberten fie den Niger all 
mit ihmen zu gehen. Sie hatten ihn nämlich gebannt, fo da er nidll 
Anderes mehr thun lonnte, als was fie wollten. „Und damit ie ml 
leer Taufet*,"fpradden fie, „werdet Ihr das Thier ung tragen!” Cie tube 
es ihm auf und nahmen es ihm nicht eher ab, als biß fie auf der ir 
lemer Staige angelommen waren. „So“ ſprachen fie, „es wäre doch jchänd 
lid, einen Dann, der ein Stüd Wild fo weit getragen, ohne Triniged 
zu entlaſſen!“ Sie ſchnitten fi Stöde von Nußhasl und ſchlugen dr 
Jäger fo, daß er in kurzer Zeit feiner Qual erlag. 


Bon den Wildſchuhen neuerer Zeit leben noch viele Radptommen za 
es iſt alfo nicht ftatthaft deren Ramen zu nennen. ud haben fie kim 
bejonderen Thaten ausgeubt, als chen einfach gemildert. ur haben I 
ſich gewöhnlich an den höchſten Zefttagen mit den Schügen anderer Or 
iaften vereinigt und oft in einer Stärke von 20 Mann förmlide Jar 
den veranflaltet. Beſonders lichten fie für Dielen Swed das Audens 


That zwiſchen Eldjingen und dem Steinhaus. 
Shriftlih. Bon Hr. Biarr Verw. Bur in Röttingen u, Sdottle in Seetita. 


355 Die Wilddiebe als Sexeubanner. 


Ungefähr um das Jahr 1741, da Edlingen ſchon 19 Jahre Ir 
furſtl. Thurn und Taris ſchen Haufe einverleiht war, lebten bahier W 
fogenannte Eſchenjoghel und deifen Freund Gräble: erfterer im og 
ten Geleitshof oder auch Freihof nenannt, lezterer in einem Heinen Ho 
ter dem Alerwirt befindlichen Häuschen wohnpait 

Diefe zwei Männer der Wilderei leidenſchaftlich ergeben, ginge 
eines Tags, an welchem cin dichter Nebel die Wälder und Felder bevedit 





FE 
$ ein wenig legen. Ind, fo fam es auch 
etrapp eines Pierdes, meldes uniern zwei Wildjchützen das 
des jürjtl. Walerſteiniſchen Herrn Revierförfter und jeiner 
n verlündete. Doch unjer Eſchenjoggel, was thut er; er greift 
dem in feiner Tajche befindlichen Hegenfteine, murmelte einen 
id) Hin und fogleid) wurde der Hirſch zu einem Dorubuld, 
e fein Mitlollege zu einer ſchlanlen doſchelnden Virke, und 
agel ſelbſt zu der alleriönften Hainbuche. 
äger, welche ſchon lange von diefer Wilderei einigen Wind 
atien, ſtreiften wirtli nach unfern zwei Belannten, wurden 
e der begauberten Baumgruppe nahe famen, jo verwirrt, dab 
nds, mit Verluſt des Pferdes vom Revierförfter, beim Schwa- 
Karthäuferihal ganz erſchopft anlamen. 
rem Eintritt daſelbſt, madten fie eine jhöne Gefichter, als 
mm Tiſche figenden Gäften die ſchon längft geſuchten 2 Wild- 
ıten, welche bald daranf in Berhaft genommen wurden. Aber 
der kam unfer Eſchenjoggel in keine Berlegenheit, denn nach 
chdenlen ftellte er fi, als wäre er frank, und gab feinem 


ex zu verftehen, daß er ein Bläschen Schnapps möchte brin- . 


Als ihm ſolches gebracht wurde, nahm er einen Schlud, dann 
jo fort bis es leer war. 

ahın Eſchenioggel dad leere Bläschen, brummte wieder einen 
ſtellte es ftillſchweigend in die Ede des hinter im befindlichen 


war diejes gefchehen, jo fante Eſchenioggel au den Yägern: 
Herren, da wir doch gefangen find, jo wollen wir jeht aufs 
1 der Weg ins Walleriteiniſche von bier mod weit iſt. Allein 








— 
wm 


sis 





Thlre hinaus nad) dem Walde zu ihrem Hirſch, welcher wieder entza 
bert vor ihnen lag. " 

Auf ihrem Heimwege begegnete ihnen ein Rumpenjammler, biefe 
gaben fie zwölf Kreuzer mit der Weiſung, er jolle in den Schwanen gebe 
und das auf dem Sims fid) befindende Glaschen umſtürzen und e& Di 
Wirtin geben, 

Der Lumpenjanmler, der den Eſchenjoggel wol kannte und ihm nid 
traute, ging wirktid in den Schwanen und fehrte das gefundene Gläsche 
mm, worauf die Jäger erft wieber ſprechen und von ihren Eigen auf 
ftehen konnten, auf welde fie der Eſchenjoggel gebannt hatte. 

Gludlich kamen inzwiſchen unjere Wildjhligen mit ihrem enkzaubee 
ten Edelhirſch nach Eglingen, von wo auß fie denſelben ihrem ſchon Km 
belannten Wildprethändfer in Dillingen zuführten, und ein Jhönd 
Summchen Geld in Empfang belamen, weldes aber bes andern Tapd 
in Wagenhofen beim Wirt vollends verfoffen wurde; da der Gfdhenjonnl 
meinte: wenn fie nur häben, fo lang fie leben, und häben fie neit, I 
leben fie nett. 

Einige Zeit nad) diefem erwachte die böfe Leidenſchaft, mit welde 
noch jo Mander in damaliger Zeit behaftet war, in den erzen des Ejdes 
joggels und Gräble in hochſten Grade. Eines Abends gingen fir wien 
aufammen in den Wald, und durch Lunas Silberſchein begünftigt, fer 
den fie das Befärte der Wildſchweine. Schnell beftieg jeder einen Bam, 
auf melden fie die Ankunft eines Ebers erwarteten. Wirklich hatten Be 
fi) aud) nicpt verrechnet, denn es famen auf einmal2 Stüde Wildfäwen 
dem Baume zu, worauf Gräble feinen Sig hatte. Auf feine Frage: 
was er für ein Schwein ſchiehen joll, erhielt er vom Major Eieenjoggt 
die Antwort: die gloagln (die große), worauf ſich alsbald ein Edweis 
durch die Rohrlugel gut getroffen in feinem Blute wälzte. ° 

Bei näherer Beſichtigung ergab ſich nun, daß es ein weißes Sqchecu 
war, worüber Eſchenjoggel erſchrat und als Seher in die Zukunft ia 
Schluß zog, daß dieſes ein Unglüd bedeute. 

Des andern Tages, nachdem ſie das Schwein im Seller des Eher 
joggels untergebracht hatten, fehieten fie fi) an, dafielbe mit glüheeden 
Eifenftäben zu brennen, d. h. die Vorſten der Haut des Schweine zu mb 
fernen. Diefes entdedte eine dritte Perfon, der alte Koch genannt, dech 
den Schein der Laterne und brachte joldes beim Revierförfter Eommt 
dahier zur Anzeige; und da diefer der Sache nicht viel Gehör Khentk; 
fondern den Klager mit Erſchießen drohte, hinterbrachte er e8 dem Amib 
lnecht Riffel, der in einem Flügel der Bräuerei logirte, mit der Bemer 





„eo 


kung, dal, weun er. die Wilddiebe nicht verhafte, er es ſelbſt dann beim 
Iite zur Anzeige bringen werbe. 

Rum wurden beide Wilddiebe eingezogen, und als fibertwiejen beitraft. 
Mt Hirfhgeweihen auf ihren Röpfen mußten fie im Cchloß Mittel 
S4utt x. führen, aber als fie fpäter durch Gefängnisftrafe härter behan» 
dit wurden, jo entledigten fie ſich ihrer Feſſeln und braden aus, 

Um die nämliche Zeit fuchte Gott die Stadt Göppingen hart heim, 
indem fie am einem Tage zu einem Schutthaufen zujammenbrammte, 
dergog Karl von Wirtemberg, der in diefer Zeit regierte, fol, als er 
da Brand diefer Stadt erfuhr, ſich ſogleich auf ein Pferd geſezt, und 
here 2 zu Tode geritten haben, um ber freien Reichsſtadt zu Hulfe zu 
Äommen. Doch, es war zu jpät, denn am allen (den wiltete das wilde 
Ülcment, und der Herzog Karl, welcher ſelbſt feinen Feuerſegen betele 
ud jah, daß er nicht fruchtete, ſoll ausgerufen haben: „Liebe Leute, das 
iR eine Strafe von Gott; wir müfien eben in Gottesnamen alles bren- 
em laſſen.“ 

Tiefen Echutthaufen als Ueberbleibſel diefer Etadt, fuchten nun 
unjere zwei befannte ausgerifiene Sträflinge auf, um an der Wiederaufs 
huuung der Stadt mitzuarbeiten und fid ihren Lebensunterhalt zu ver» 
dienen. 

Rah Yerlauf von einigen Jahren befam aber unfer Eſchenjoggel 
inen derartig boſen Zub, daß jelbigen fein Arzt zu heiten vermochte. Nun 
ermadten im unferm Eſchenjoggel Gewiſſensbiſſe, und der Gräble fing an 
iu beichten, und den Leidensbruder feine jündhaften Thaten, die fie na: 
mentlih an ihrem Ankläger dem alten Koch genannt, verübt hatten, und 
Das fie nun nicht wieder gut ju machen im Stande waren. Tiefer, ihr 
früherer Antläger nämlich, wurde in Folge einer Auszchrung, welche 
Gifenjogel verntöge feiner Kunft machte, langfam zu Tode gemartert. 
ar es Regenwetter, jo ſchwoll er auf wie eine Heertrommel; war es 
trodenes Wetter, jo murde er jo dünn und mager wie ein Zaunfteden. 
Tai Herr Eſchenjoggel Meifter im Herenbannen war, anerlennen alle 
alte Leute dahier und nun noch ein Stüd, weldes wicht unangeführt ge: 
ofen werden kann. 

An einen ſchönen Sommertage langweilte es unſern Gidenjongel 
dermafien, dab er ſich anjdidte dem Lehenhelen, einem Wald nicht ganz 
ine halbe Stunde von Eglingen entfernt, zuzueilen. 

Tort angefommen fehrte er ſich nochmal um, um auf der Kirch) 
thurmtafel zu ſehen, wie viel Uhr es ift; aud hierin ſoll er ſich ausge 
xichnet haben, deun er jah auf eine halbe Stunde, wie viel Uhr es war. 


ö 820 
Vet diefer Gelegenheit jah er nun den Mebierförfter Sommer der 
Walde zugehen, was ihn im erften Augenblidte eiwas futig machte. Dot 
nad) einigen Hin- und Herbräten fiel ihm ein, dab er jeht Welegenbei 
finden Lönne, dem Herrn Nachbar einen Streich, zu ſpielen, was auch wird 
lich geichah. 

As. ſich der, alte Revierförfter eiwa 30-40. Schritte weit in ben 
Wald gemacht hatte, fam er gerade in unferm Eſchenjoggel fein Berid 
und fühlte fi) bald recht mühe. 

Unfer Eſchenjoggel diefes wol wiſſend, machte ſich zu einem Bad; 
den jah Herr Mevierförfter und machte cs ſich bequem auf Demjelken, 
Doch kaum genof er 5 Minuten der Ruhe, jo fing der Blod unter ihm 
am zu voflen, und ben Maden der Art zu ritleln, baf; er. erdhroden nor 
dannen ging. Nun wieder nad) Göppingen. 

Dorten hat Herzog Karl von Würtemberg von dem böfen Muhe — 
Eſchemoggels gehört; und da er die zwei Hertefelder ſchon hatke fm 
lernen, und dieſe aud) jein Wolwollen und feine Gnade erworben hatten, 
jo Tieß er dem Ejehenjoggel eine Fufmafchine um die Summe von Sf. 
machen, vermittelft derer dieſer dann zerinirſchten Herzens in Begleitung 
jeines Landmannes Gräble die weite Reife nach Wemdingen (im Vaiem 
fen) antrat, wofelbft er dann dureh jein Vertrauen zur Pl. Maria iR 
geheilet und befehret worden. 


356 Der Beizeldieb und der Serenbanuer. 


Vor ungefähr 60 Jahren ift ein 18jähriger Burſche von fir it 
den Garten feines Nachbarn geſtiegen, um von einem dort ftehenden Ber 
zelbaume die Früchte zu Holen, welche er nachher einem gewiffen DE- 
chen bringen wollte. . 

Kaum war er auf dem Baume, jo kam der alte Echäfmicel in 
feinem Garten und fpazierte keuchend umher. Auf einmal erblidte a 
Jemand auf feinem Weirelbaume und rief daher: „Wer ift denn da Dre 
ben.“ Allein der auf den Vaum ſich befindende konnte fein Wort yw 
gen und auch nicht herunter. Der alte Schäfer wiederholte jeine eria 
Morte, mit dem Beifak „warum ſchwätgſt nicht“, obwol er ſchon weil: 
warum der Dieb nicht fpricht, denn er hatte denfelben ja auf den Sm, 
gebannt durch feine Kunft 

Zum leztenmale, und mit Nachdruck rief der Schäfer, da A w 
Weireldieb nicht rührte: „Rum, warum gehft du denn nicht rumter, a 
warum ſprichſt du gar nichts?“ Nun war die Zunge gelöh, mad da 
Weireldieb antwortele: „o Nachbar ich weiß nicht wie es mir mar, W' 
meinem Leben will ich feine Weireln mehr ftchlen.“ 





321 


357 Die Judenarube. 

Fine halbe Stunde nördlich von Eglingen im fogenammten Lehen 
hm EBard, befindet ſich eine Steingrotte,, welche 25-30 Muß tief und 
ch fo meit ft, und die man die Iubengenbe heit. 

Im diejer Grotte joll früher eine Rauberbande ihr Wejen getrieben, 
m fih aud der bairifhe Hiejel mehrere Tage aufgehalten haben, 
Muh ift im Jahre 1796, als Dunſtellingen abgebrannt war, ein gewiſſer 
Biger mit feiner Famille dort lange Togirt, Hat aud ein geftohlenen 
Nirb in ihr lange aufbewahrt, welches aber ſammt Steger aufgefan - 
mm wurde, worauf der Pferdedleb ift teingelegt worden. J 

Es gieng einmal ein Scheibenſchune von der Schießſtatte in Auf 
len nach Hauſe und verlor unter jeinen Goeln die er als Preis er« 
kit ein Stud. Diefes Thierchen fand nun auch die Jubengrube, wählte 
kfelbe zu feinem Aſyl und ſoll aber in einigen Tagen tm Hausfeller des 
Bits in Anfhaufen herausgefommen ſeyn und ſtilerici geſchrien haben, 
maus mar mulhete, da von ber Judengrube eim unterirdiſcher Bang 
ah Aufhauſen ins Bairiſche Führe 





oe Berührung enrieren zu Fünmen, z. B. Gewächſe, Ueberbein, 
daicnoutft u. ſ. w. Schulmichet in Straßdorf bei Gmünd 


at a Chroniken ein ſolches Wunderkind. 
"ib wort 





Te 





» Drei Köpfe. 


Anno 1773 wurden auf der „scharfen Wies“ zu Hohenten- 
en drei Zigeuner, ein alter und pwei junge, bingerichtet. Sie 





ten unter anderem in Kugelnazisbanern Scheuer zu Oeltoſen 
in großes Feuer augemacht, ohne daß das vom Orbet herabhän 
ad Stroh Brand gelangen bitte. leberdies brannten fie cine 
dem Wiede, mit welcher ein Schaub gebunden war, vom Stroh 
"3, ohne daß das Stroh angezimder worden wire. Anton Sorg 
on der Hagelsburg köpfte ſie. Als er den Alten enthaupten 
jab er drei Köpfe auf dem ies ſein erſtes 
Ntwind werden ſollte, erichrat er ſehr und fragte den nebenan 








als, Da di 





836 


aufs neue, daß den 29. Auguft jüngfihin diefer unſichtbare Geiſt gegen 
Abend um vier Uhr, zween Schaarnägel, einen Stoßnagel und einm 
Ochfenftriegel entführet habe, welches fich hernach noch ſelbigen Abents 
auf der Gaſſen wieder gefunden. ferner, am 80. dito feye das Oder 
Joh nad) Mittag in dem Ochienftall von dem Nagel kommen; und 
nachdem man foldhes gewahr geworden, hätte man ſolches wieder dahın 
gehenckt; wäre aber gleich darauf wirderum hinweg kommen und nah 
der Hand in dem Ochſentrog wieder gefunden worden. 

Eben diefen Tag und als bemeldtes Joch ſich wieder gefunden, un 
der Baur und Bäurinn auf dem Felde geweſen und gegen Abend wiee 
anheim fommen, haben fie die Hauen und Miftgabel vor der Thür de 
Veil aber unter dem Schweinftall gefunden. 

Tags hernach, als Samſtags den 81 dito, ſeyen zween Schläfl 
verlohren, welche fid) wieder in Hanns David Fiſchers Garten gefunden. 
Diele beyde Schlüſſel Hat der Melz in feine Etuben an einen Nagel ge 
hendt; wovon der eine wieder unfihtbar und durch fein Töchterlein unter 
deß Doris Bronnen-Trog wieder gefunden worden. 

Aın Sonntage hernach hat er, Welz, morgens gegen drey Uhr vr 
jeiner Kammerthür ein grofies Getöss und Gepfürz zweymal geht. 
(Eben diefen Tag hat der Sohn Michel das am Freytage zuvor verdiente 
20 Sr. Miet:Seld ohnwiſſend verlohren, und ein paar Stunden bermd 
gleich an dem Haufe, abwärts deß Bachs, Stückweiſe wieder gefunden. 
Weiters jenen verfihienenen Montags, als 2. Septembris fünf Schüffelein . 
jamt denen Dedeln verlohren, und auf nachſuchen, wieder unter den 
Schweinftall gefunden worden. 

Ferners berichtet «dato fein, Welzen Zöchterlein, Namens Maris, 
ihres Alters neun Jahre, Heut frühe am Tage, da fie noch im Bette ge 
legen und eben vom Echlaff erwacht, ſeye ein ſchwarhes Geſpenſt, ohne 
Haar, auf ihren Bette geſeſſen, welches einen Hundskopff und ein weiſſel 
Kreutz auf der Stirn gehabt, worüber fie ſehr erſchrocken, und mie & 
wieder von dem Bette und auf den Voden geiprungen, hat fie geſehen, 
dag e5 aufrichtig gegangen und an beyden Füſſen zween Wenfchen»Fehen 
gehabt; wäre darauf zum Fenſterladen hinausgejprungen, und eben dich 
Geſpenſt Habe jie dDiefer Tagen öffters in der Kammer und Hinter den 
Haufe im Garten, auch unter ihres Vaters Bettſtäte, geſehen. Und Pie 
ſes beftätinet obiger Marin Schweiter, Urſula Salome, ihres Alters ill 
Fahr, daß fie ſolches etliche Mal in voriger Geftalt, jedoch mit vice 
Unterſchied, im Echweinftall auf der Schwellen geſehen, daR es mand 
Mal auf vier, auch bikweilen auf zweyen Geißfüſſen gegangen, allezeit in 
der Gröſſe eines Hunds oder Hagen; ver Kopff habe gar lang⸗bißweilen 





323 


kgium brauchbare Inſtrumenta nnd dann bei Broſistochtet einen 
u Ricblingen entfrembien Elgenbeerenrojen-Rran ligen fafien. 
Aulemd, Brgit, von 1707. Zu ©. 20. 


#0 Die Sage von dem Meerfräulein am Schentenftein. 


Wundern wir uns nicht, wenn ſich auch am diefen Stein 
eine alle Sage Mnüpfte. Als das Ries nod; Ein See war, dran- 
den feine Waffer im alle Schluchten des Hertsfeldabhanges hinein, 
Inter dem glatt abgewaſchenen Thierftein war die Egerquelle 
nd) nicht bemerft noch trat die Eger ſichtbar herbor. Wenn aber 
die Stürme die Wogen peitjchten, Jo prallten fie gewaltig am ben 
deſen an. Unerfchlitterlich fand auch der Schenfenflein da. Die 
icer banden ihre Schiffe an diefem Steine am und ſuchten 
Schu in den Waldungen hinter dem Felſen. Glättele ſich aber 
der Spiegel und war es ruhig im diefer Schlucht dahinten, ver— 
mochten die Sonnenſtrahlen der Wälder Dickicht zu erleuchten und 
empärmen, da famen die Seefränlein, nachdem ſie ſich gebadet, 
ans Ufer heraus, ſezten ſich auf dieſen Felſen und jonnten ſich 
bier. Plätſcherte eine Gondel in diefe gründuntie Abgeſchiedenheit 
binter und bemerkten das die Meerfräutein, jo tauchten fie plötz 
id in die Tiefe unter. Oft auch hörten die Fiſcher fie fingen, 
ahen ſie aber nur jehr jelten. 





361 Der Kleppermicel erzählte von Seren: 


Es war aud einmal cin Mann und der legte ſich aufs 
Geñcht, die Hände in Kreuzesform übereinander, als das wilde 
Gijag daherſauſte. Da iſt diefes über ihm hiuweggegangen, und 
er jah alsbald, wie dieſer ganze Schwarm in eine Scheuer hinein— 
fuhr, Da ſchlich er nach und qufte durch einen Spalt der Thüre 
hinein, er ſah nun die ganze Herewerſammlung, welche dem 
Teufel Bericht eritattete. jev gab wieder neue Aufträge. 
Trauf tanzten die Heren und aßen und tranfen, wobei jie ſich 


der Klauen der Mühe bedienten. 
Sastie. zu 











— 


862 Der Oholder u. ſ. m. 

Auf dem Bleſſenberge ftand vor etlichen zwanzig Jahren 
noch ein Baum, der Oholder genannt, wo die Herem ihre Zur 
jammentunft hielten. In dem Kradenöfeldhen, einer Höhle in der 
Nähe des Goldberges, hatten fie ihre Küche. 

Zu ©. 1m, 

Truttenweg auch Hexenweg heißt ein Waldweg auf dem 
Emerberg bei Zwiefalten. Fin Truttenjteg wird meben dem 
Herweg zu Mühlhaufen im Elſaß genannt. Ziſchrfi. f. Oberrk, 
7, 181. Jahr 1419. Man vergl. dazu die Flurnamen: Elben 
weg, Heimenmweg, Dagelmeg, Todtenweg, Grajin- 
genweg d. i. grafiger Weg, weßhalb den grafigen Weg geben 
in Schwaben ſ. v. a. fterben bedeutet, — 3. 1407 die trute 
wifen bei Seelirch. Freibg. Dibceſ. Arch. IT, 102. Die jehint 
Trautenmühle bei Ravensburg hieß im 3.1590 Drudden 
mültin, ein Waldwinfel bei Oberwaldhanfen im J. 1575: im 
Druddenwintel, 


Königeeng. Urb. Zu 
Die Bertenjofisbänerin don Unlingen ward in dem BOgr 


Jahren des verwichenen Jahrhunderts jammt ihrer Tochter wegen 
Hexerei verbrannt. Sie konnte Mäufe und Heine Vögel aus dem 
Uferfehm der Kanzach machen. — Ein Aulendorfer Sirafprotofoll 
von 1715 ©. 3095 jagt: „beflagte (Here) hatte bei den P. P 
Franziscanis (zu Saulgau) ziweymalen in uno die sacram syn 
xim nehmen, wollen, da3 der beflagten verftorbener Hankjörg ge 
fagt, wie er aud) gejagt, er fünne mäuß machen, habe foldes von 
jeiner mueter gelernt. Beklagte repliciert, dab ihr john war m 
mit den andern buben die roß gehüet bei dem falten wetter Teint 
ſchuah und ftrimpf gehabt und wann er auch zu dem fer und 
ſich zu wärmen gewolt, haben die andern ropbuben zue ihme gr 
jagt: er folle ihnen meuß maden oder fie lafien ihne nit zw 
fewr und fie wollen ihn darzuo noch in das bodfutter ſpannen 
wie auch zum öftern geichehen, er ihnen dann gejagt: wolle 

machen, ſolches aber nit fenden, wie jolches die bueben jagt 


mueßtent.“ 
Bud. Zu S. 14H. 







190, 











— — — — 


326 


363 Fuchs nicht geheuer u. ſ. w. 

Den Fuchs ift nicht zu trauen, Unter ſeiner Geftalt gebt 
din Geift. Jager Wendel ſah einſt einen ſchönen großen, Tangge- 
fäweiften und diefbepelzten Fuchs auf einem Steinhaufen ſihen. 
Sachte ſchlich er hinan und brannte ihm die ganze Fadung auf den 
Kl, Der Fuchs lief langſam davon. Zu zweiten und dritten 
Dale gings ihm ins Gefiht. Er war aber nicht tot, fiel nicht, 
ginfte den Jäger furdtbar an und eilte dann. bem Walde zur. 
Bon. diefer Stunde aber Tonnte Wendel dieſes Gewehr nicht mehr 
handen. Das ‚ging natürfi nicht mit rechten Dingen ber. 
(gertfelb). Auch im ſchwäbiſchen Oberlande herrſcht derſelbe Glaube. 
Inter der Burg am Buffer Hatte ein Fuchs jeinen Bau und 
Junge darinn. Der Yäger von Offingen hörte von dieſem 
Imberbaren Fuchs, der die Leute micht ſcheue, ja oft erichrede. 
Dem will id; eins 'naufpfeffern“ Tage der und ging gegen 
Abend auf den Anſtand. Der Fuchs fam, stellte ſich fed vor 
din Jäger bin. Dieſer zielte und als er chen abdrüden wollte, 
machte der Fuchs einen Satz, ſtand einen Schritt mr vor dem 
iger und qufte ihm mit fenrigen Wagen an, die wie Plugrad 
waren. Erſchrecktt fchlotterte der Jäger heim und war in 7 Tagen 


is veritorben. 
"uni. Schottle. 202, 189. 





Roter Fuchs ’s Vergle nauf 

Grünen Wald hinein 

Mut Halt dein Lebtag 

Ein roter Fuchs jein. Hertjeld. 

Im Soppenhau nächſt Heiligkreuzthal gieng dor Zeiten der 
ſcurige Geiſt eines ungetreuen Feldmeſſers um, der oft ganze 
ädte hindurch rief: 

„Hunderttauſend Mannmet wol gemeſſen 

und darbei meine arme Seel’ vergeſſen — o wie heil!” 

Im Lotterſtock unterm Breitenloh bei Beiztofen gieng vor 
gelten ein Sigmaringer Jäger als Hund geiſten. 

Auf den Beizfofer Bühlwieſen (daranf 22 Grabhügeh waren) 
gingen zwei Geifter um, die jid) jtets verfolgten und viel Getöfe 








326 


machten. Zuweilen fuhren‘ ſie wie ſeurige Wiesbäume aneınande 
hinauf, 

Hinter der Beizfofer Mühle ift ein Geift, den ich (Wagne 
Sommer) ſchon oft ‚gejehen habe. Er fißt in der Regel als dr 
blaues. Lichtlein auf dem Speltenhag, ‚fährt danı von dort bis in 
den breiten Stod und hernieder auf, jeinen Zaunſpalten. 

Qug, Zu S. 204 fi. 


364 Die Klofterfrau mit dem Schlüffelbund. 


Bei dem fog. Fiſchthörlein in der Nähe des Mühlwiesweihet 
fteht zur Nachtszeit eine Kloſterfrau, Sur mit dem Sctüffelger 
raſſel die Leute erfchredt, 

Schöttle. Zu ©. 30 ff. Nereshelm. 


365 Goldburghaufen-Geifter. 

Am Wege nad Pflaumloch leitet ein „Geiſt“ die Ware 
derer irre. 

Auf der Goldburg Läuft bei Nacht ein Männchen um, 
chreit immer „daher.“ Wer fid) verleiten läßt und ibm nad 
läuft, den führt er über Berg und Thal, über Sumpf und Bad, 
ins Ofterholz hinein und nicht mehr heraus, bis. der Haushahn 
den grauenden Tag anruft. 

Bor etwa zehn Jahren trieb ein Geift in der Geſtalt eins 
Bodes an Weihnachten fein Unweſen in einem Stalle. 

Verhertes und „Gemachtes“ kommt nicht jelten vor. 

Esstile. Zu ©. 200. 


366 Der ſchwarze Pudel. 

Aufm Gäzle werden die Leute durch einen ſchwarzen Pudel 
geicgredt — und durch ein Licht irre geführt. Ganz alte Leit 
wollen ſich erinnern, daß ein Mann gerade bei den lehten Här 
fern des Ortes im Winter alfo irregeführt worden und erfr 


ten ſei. Auch eine Kape in der Nähe des Pfarrhaufes fpuft. 
Eyättle. In ©. 198 ff. 


s27 
367 put in Pfielingen. 


Am Fuße des Urſchelberges (Rupp ©. 11) zog früher das 
Buotisbeer; da gibt es einen Weinberg Kapenbohl, eine 
andere Stelle Kühler. Unheimliche ſchwatze Gefpenftertagen von 
Nu begegnen auf Brüden und Stegen in Pfullingen. — Auf der 
Aubffteig geht der „rote Godele“, ein Verräter und inlieferer 
Im ruffüchen Deferteuren Die elendiglid) umlamen. S. 21. Das 
Bodgejpann des Heutiefers (S. 21) ſcheint bedentlich. 

u ©. 106, 19. 


308 Bom Teufel geholt. 


Vor mehr als 100 Jahren war ein Anedht zu Ertingen, der 
del Geld verſchlagen fonnte. Er Hatte ſich dem Teufel verjchrie- 
ben. Die Leute merften es bald, denm er lief oft dom Pflug 
ma und Fuchtelte mit den Armen in der Luft herum, wie wen 
er mit Jemand ringe. Auf cine Faſnacht war jeine Zeit um. 
WE der Knecht im Mohren tanzte, jah er plötzlich den Teufel auf 
dem Hackbrett eines Spielmanns ſitzen. Es fiel ihm bei, daß 
feine Zeit gefommen. Jammernd darüber, daß ihn der „Mäcke— 
Ir" hole, flehte er um Hilfe. Der Mohremvirt ſprizte immer 
Weitwafſer auf den Knecht, bis man eiligſt einen Kapuziner von 
Kıdlingen beigebracht hatte, der den Satan zwang, die Schrift 
krausjugeben. Der Knecht that Buße und jtarb als „Riedbru— 
der“ in der Riedkapelle. 

Zud. 


369 Tas Kapleimännte. 


zu Wefthaufen, einen ehmals theils Ellwangen'ſchen theils 
Rapfenburgiichen, theils Oberalfinger'ſchen Orte, lebte vor Zeiten, 
Ss mag am Ende des I4. Jahrhunderts geweſen fein, ein Kaplan, 
und diejem fein Name war Michel. Sein Geſchlecht zählte unter 
die Patrigier und war reid. Darum fag ihm aud) nicht jo viel 
der Kaplanei. Sein Bruder war Wirt in Weſthauſen und 








„28 


bei diefem ſaß er" After) als Am Beichtſtuhle und Tas fleihige 
in der Flaſche, als im Brevier. Hatte im Webrigen ein gule 
Herz, war freigebig, aber des Sparens unfundig. ” Die Seinige 
fiebte er und konnte er ihnen Etwas zuſchanzen, jo ar er nid 
hißig. Sein Kaplaneihölflein wurde don deit armen Leiten ga) 
arg ansgeholzt. Samen aud die ſchönſten Eichen und Tann 
über bie Nacht hinweg, jo lachte er dazu. Er hätt's übrige 
jehen können, fie Tagen ja vor eines Bruders Haus; allein mad 
fünmerte ihn dies? Doch als bie Sache gar zu bimd wuh 
und feine Vorgeſezten ihm darob Vorwürfe machten, da ftellle a 
feinen Bruder als Wächter ‚und Wardjgüsen auf. Nun Tcönd 
hätte er den Bock nicht zum Gärtner machen loönnen. Und ad 
ihm's die, Leute ins Ohr hinein. raunten, ‚gab er zur Autworl) 
„In; der hat hall's Recht dazu, der macht's vollends ‚ganz eigen‘ 
Ja ſo ging es auch. Nach feinem Tode ftritt fein Bruder dafür 
gab es als verfauft aus und behiell's nad) längerem Streite. S— 
ging dieſes jhöne Hölzlein für die Kaplanei ſchabab. Aber nid 
der Bruder allein, Jedermann benuzte und nuzte es heimlich auf; 
galt es ja als Kirchengut und jomit herrenlos in der Red 
Mancher, die vom Geijt der Aufklärung angebrannt find. Nich 
fo leichtes Kaufa kam. aber unfer Saplaneiherrie davon. Abbe 
rufen von der Welt fand er einen firengeren Richter jenjeits, al 
jeine Gfichgültigfeit hier ahute. Auf den Schauplaß jeines Ber 
gehens mußte er wandern und jeine Frevel am Kirchengut — 
jowie jeine Gewiffensqual mehren. Die benachbarten Leute baten 
vielfach ihre Hände auch in Ddiefem Handel beſchmuzt. Ju de 
Nähe am Holz flieht cin Bächlein hinab, rein und filberhell und 
jeine Wellen kehren nicht mehr zurüd. So lange aber muß dab 
Kaplaneiherrle wandern, bis die Silberwellen rein und Har wie 
der retour fließen. Ueber dieſes Bächlein führt ein Steg und de 
Fußweg nad) Ellwangen. An diejen Stege ftellt er ſich nun afı 
Keiner kann ihm mehr ausweichen oder er zwingt ihn unwilffüte 
lich hinüberzugehen. Kommt nun Eines und hat jeine Härde 
nicht gewafchen, jo ruft er ihm ins Ohr: „Waſch' deine Hände“ 
und ftürzt ihn hinab über den Steg in das Waſſer. Wenn 4 





329 


ia) Abend wird, will Niemand mehr- allein dieſen. Fußweg 
hr er fürchtet, das Kapleimännle, dent jo heißt ihm das Volt, 
teihm den belannien Streich jpielen. Mit ungewaſchenen 
den aber wagt ſeit der Zeit Niemand mehr über Feld zu 
4 Bon diejem Kapleimann wird im Reichenbach und Hülen 
I daß er; (wie der Poppele im Oberland) den Leuten Dienfte 
fh, wofüt man dan aber beim Tiſch much ein Gebe für 
errichten und zu ihm jagen muß: Kapfeimanı komm „ih mit.“ 
laßt man das, jo wirft en die Gedede alle unter den Tiſch 
man aus und ladet ihm ein, fo ſezt er ſich hinter den War 
af die jog. Schuättere, Wird gebaden, jo muß man dem 
Bettler einen ganzen Laib Brot geben, fonft verſchwindet 
Übrige Brot und die Ktüche gerät im Unorbmung. Im 
je oberhalb Keidyenbad) zeigt fid) der Aapleimanıı gar oft. 
n die Hirten ein Machtfeuer, jo fommt cr und zündet bie 
cam und raucht recht wader. Zeigte man ſich artig gegen 
jo bütere er die Ochſen, und es fehlte nie ein Stück Vieh: 
te man feiner, jo erhielten die Hirten von unbelanme and 
ägen von einer Hand jo breit, die Halbbatzenwecken und 


an ihr Vieh lange wicht mehr finden. 
deile Pinnotih vom Huten mitgeteilt. Poller. 1. ii. 





370 Der grüne Jäger. 





In der Nabe des Hormipergs, im itzigen Wald Sanhagen, 
der grüne Jäger. Man ficht ibm gar oft: er gräbt immer 
Fhaufel und Haue, aber bringt fein Stäbchen Erde wen. 
wicht allein zu Fein, ſondern zum Fog. wilden 
zu gehören, Wenn die Schuß- und Jagdieit eintritt, ſo 
er mit jeinen Geſellen und Hunden, daß es ein Graus iſt 
Alles ihm ausweicht. Aber nicht allein im Walde iſt or; 
mmt auch heraus und jagt durch die Luft. Da fürchtet ihm 
amd: an fein Erſcheinen gewöhnt man ſich. Ein freches 
ctlein erlaubte ſich einſtmals einen Scherz mit ibm. Als er 
= beim Mondſchein durch die Y 
machte das Bäuerlein das Fenſter anf und rief ihm zu: 





Hein übrige 




















t jagend am Hofe vorbeis 


344 


einem Marienbilde jeine Zuflucht, und verlobte ſich mit einer nem 
tägigen Verehrung x. — — Der junge Menſch hatte hierar 
während diefer Zeit ein Traumgeſicht, als wenn ihm jemand jagk 
er folle fi aufs Ponaufeld *) Hinausbegeben, dort werde er ti 
Loch in der Erde finden, und am Felde einen Hirtenknaben w 
einer Heerde antreffen, der eine Rofe in der Hand halten würde. - 
Diefe Roje joll er dem Knaben mit Höflichkeit und guten Work 
abnötigen, aber nicht mit Gewalt nehmen, dann foll er fi i 
das ihm zu Geficht kommende Loc) bineinbegeben, wo er auf en 
eiferne Thüre kommen würde. Der Kandidat glaubte nichts w 
niger, al3 daß fein Traum einigen Grund Haben jollte, bi8 
wiederholtermalen mit den nämlichen Umpftänden wächtlicher Bei 
die nämliche Erſcheinung Hatte. Er beratfchlagte ſich dießſalls u 
feinem Gewiſſensrat, und verfügte ſich auf deſſen Gutheiſſen na 
dem vorgefchriebenen Tonaufeld. Ber Hirtentnab, die Hecrde, t 
Roje in der Hand treffen ein!! — — — Nun fuchte er Die Rof 
zu erbetieln,; der Knabe weigerte fich, und gab vor, er habe wü 
jeineg Vaters Verbot wegen der Seltenheit um dieſe Zeit (m 
mutlih muß die Ihatjache jpät im Herbſte oder gar im Somm 
von dem Yeler angenommen werden) eine von den im Garten b 
findlihen zwo Roſen abgepflüdt. Auf vieles Bitten bekam der Ra 
dDidat die Roſe, und begab fid) damit in die unterirdifche Höh 
wo er lange der Länge nad) bineinkriehen mußte, bis er und 
jehens zu einer eifernen Ihüre kam, welche er verſchloſſen fan 
Fr wuſte alfo nicht, was er nun anzufangen hätte — und fid 
durdy einen Zufall kam er mit dem Stiele der Rofe an die Dr 
nung des Schloſſes, die Thüre gehet auf, und es erjcheinen di 
Zimmer vor ihm. Im erſten Zinmer war in der Mitte ein geof 
Tiſch — (wohin er feine Roſe legte) und. die Seitenwände wat 
nit uralten Waffen behangen. Weil er davon feinen Nußen fi 
zu erzielen wuſte, gieng er ins zweite Zimmer, wo er mehrere Tr 
hen mit Silbermünze vor fi ftchen fa. Dieß war ihm ang 
meßner, und er füllte feine Taſchen alle vollauf. — Als diek 9 


*) Bei Rauingen. 


381 


| durfte der Hotzmachet Abends ein Scheit mit heimnehmen; der 
brünred aber, hat er's gejehen, flucht ſchon arg und erſchrech 
fine Holzmacher, daf feiner mehr nur ein Reiſ'le mitnimmi. 
Hblie er den Holzmaderlohn aus, jo mußte ihm jeder ein Trint- 
wid’ gleich in ber Hand laſſen; und wer's mit that, den hat er 
firdhtertich tujonirt, dem hat er nichts mehr bewilliget, der hat 
ihm Tein ſtlafter mehr recht ſehen und feine Melle nieht gut genug bin» 
da fönnen, Sein Achtel hat er aber von Allem haben wollen. Dies 
ftib er viele Jahre lang, bis er in bie Totentruhe fan. Das 
war freilich für Manden eine Freud und hat's mit verhehlen 
Finnen. Mit ſchadenfreudiger Miene hieß es mun: Ieyt geht 'm 
Diger .Fluchen aus, man trägt ihm ſchon in Kirchhof h'naus. 
Doc ſtund es micht lange an, da ward Manchem wieder bange. 
Ds, wo der Grünrock vor feinem Tode jo fürchterlich am die 
Leute hingeflucht hat, hört man ihm igt gewaltig ſchreien, alfo daß 
8 cinem durch Mark und Bein geht. Kommt ein Baur und führt 
tinen Sägblock weg, und verſintt er fo tief, daß jich fein Gaut 
mehr regen kann, jo kommt der Grünrock und ſchiebt am Wagen 
und gangen thut's, wenn's nod) jo ara jteft, denn er trägt Säg— 
Ag und Wagen. Stiehlt er aber einen Baumſtamm, dann ſteht 
xt Grünrock auf einmal da und tut halt fürchterlich wild und 
ezt fich auf den Yandwagen alſo, daß das Vieh nicht mehr weis 
er fann, und der Wagen „b'ſtelt bis zum Morgengebetläuten.” 
Bisweiten ichmeiit er auch den Wagen im den nächſten Graben 
im. Wenn Abends die Holymacher heimfehren, jo fommt der 
Srüne und bitter, fie möchten ihm ein euer geben. Dann zün— 
vet er friedlich fein Pfeifchen an, läßt die Leut in Ruh, geht 
Dieder in ſeinen Wald, und ichreit, daß es wicderhallt: „Ho he! 
do bo! Ho bo! J bin ſchon wieder do.“ Nicht weit vom 
Bade tigen zwei alte Höfe, Forſt uud Vogel. Da erſcheint er 
Öfter, geht, ohne daß ſich Jemand an ihm fehrt, am den Herd, 
immt einen Span, zündet jein Pfeifchen am und geht ruhig fei- 
nen Weg bei der Thür hinaus. Dann ſchreit er wieder anan— 
det no: Ho ho! Do he! Ho ho! bin aud ſchon wieder do. 
Manqhmal ficht man ihm ohne Kopf: ein ander mal erjdeint er 








346 


fterben folfte, an der Thüre desjenigen, dem der Tod einmal bes 
ftimmt war, fo heftig, daß man es im ganzen Konvent hörte. Ein 
Kammerdiener des Prälaten war vorwißig zu willen, woher be 
Geiſt jedesmal käme, und wo er wieder Hingienge. Er erwarb 
alfo die Zeit eines bevorftehenden Sterbſalles ab, und gieng, ned 
den gepocht war, aus feinem Zimmer, um den Geift zu beobachten 

Er ſah ihn in einer Möndskutte, und wie die Mönde is 
KMloſter aufzuzichen pflegen, etwas erhoben von der Erde einher 
Schleihen. in anderer zufällig dazugekommener Kloftergeifllide 
warnte den Aammerdiener durd) Pantomimen, daß er nicht frewei 
möchte, und wollte ihn zurüdhalten. Allein der Kammerdien 
folgte ſeinem Vorfake, und wurde, da er auf das Drohen de 
Geiftes ebenfalls nicht achtete, an die Ede eines Konventganges | 
heftig Hingefchleudert, daß man heut zu Tage noch das Sehen 
hungen fieht, welches fich nicht mehr übertündyen Täßt. — Seit de 
Zeit wird auch nicht mehr gepodit. 

Aneldotenbuch für Tatholifche Priefter 1778. Zu ©. 279. 


383 Areuze und Bildniffe, 


Ein Bauer zu Karndorf (Steinbah) Namens Thoma 
MWaldvogel, und fein Sohn mishandelten einen Nachbar, | 
daß er erlag. Das Urteil Tautete: „Sollen die oft ermelte 
thetter in eins jars frift nach dato dieß brieffs des Entleibte 
feel zu gedechtnus an die buoß, da ime des entleibten witfte 
oder freund Die ftatt anzaigen werden ain guot ftaine creuz, da 
6 werkſchuch hoch, 3 werkſchuch breit und eins werlſchuchs di 
jein ufrichten und feßen.“ — Beim ſpaniſchen Kreuz, nur md 
Flurname Günzburgs. Herzog Alba machte dort Rat. Bei fin 
pad) (Knörlingen) ift das hiſtoriſche Königinbild, cin Marin 
bild mit ehemaliger Wallfart. Die verwitibte Maria Eleonon 
PVolenfönigin, verheiratete fid) zum zweitenmale mit Karl V He 
zog von Lothringen. Sie flehte jehnlichft zur Mutter Gottes m 
gute Hoffnung. Auf der Reife von Günzburg nad) Innsbrude 
1679 den 25. Febr. empfand fie die erjte Mutterfreude. An D 


und Stelle erhob jid) das Königinbild, wie's das Volk hieß, 
Sulzb. Kalender 1865 &. 101 fi. Zu 297, 313. 


347 


384 Die Marcelier. | 


Mein Augsburger Wörterbuh 329a berichtet von Drei 
Rinderheiligen, Marceller genannt. Es find Marcellus, 
Narcellinus und Mearcellinarius, im Weiler Marzellftetten, ap. 
Vertingen. War ein Kind Frank jo ſchickte man eine Wallfarerin 
bin „um den drei Marcellern die Kerzlein anzuzünden.” Je nach— 
dem eins oder’ 3 andere Kerzlein bälder abbrennt, muß’ das daheim 
abmagernde Kind fterben oder e8 kommt davon. Bor 50 Jahren 
mußten die Marceller der Aufklärung weichen, find aber wieder 
ftiedlich neu herausſtaffiert an ihren ihnen gehörigen Ort zurück— 
gelehrt. Nimmt man nun gar Kinder mit, jo muß unterwegs ein 
Sauer denjelben Mus verabreichen; der Sauer heißt dann der 
Nusbauer. 


385 St. Ratha. 


Mein Augsb. Wörterbud) 370b ff. berichtet von einer Volks⸗ 
Kilign St. Ratha oder Radegundis. Sie war im 13. Id. 
hen Magd im Schloffe Wöllenburg, gegen Arme und Kranke ſehr 
bolthätig, reinigte fie, ſpeiſte fie von ihrem Abbruch. Der Neid kam ihr 
Bald von Seite der übrigen Dienftboten zu; fie ward wie fie wegging 
angehalten und gefragt was fie trage: „Warme Lauge und Hänme“. 
Sich, jo war es. Einsmals, wie fie eben dem Siechenhauſe nad)- 
derigem Siechenkobel zuging, ward fie von Wölfen überfallen und 
rien. St. Ratha ift eine große Volksheilige. Ihre Gebeine 
werden in Bergheim und befonders in der St. Vituskirche in Wald— 


herg verehrt. Ratha, Weiler mit der Kirche der St. Radegundis. 
3. Schmid, Leben hi. Hirten und Bauern. Augsb. 1750. 3, 16. 


386 Miratelbilder. 


In der Hauptkirche zu Ingolſtadt iſt das berühmte majjiv 
goldene Madonnenbild, mit &delfteinen verziert, miraculos, unten 
Iniet Fr. Yarbarofia mit einem Schutzengel. Ein Ulmer der a. 
1776 nad) Wien fuhr, fand es öffentlich auägejtellt, 8 Grenadiere 
hielten Ehrenwache. 


348 


In Donauwerd war das miraculöfe Zwinger-Hert 
lein. „Weit ich nun fo taub war, fchreibt F. X. Bronner 13 
that meine Mutter ein Gelübde, fie wolle in der Capelle de 
Zwinger-Her gottleins, eines Crucifires im Zwinger yı 
am obern Thore, eine Votivtafel aufhängen. Ferner 113: „9 
zum obern Thor hinausgingen führte mich die Mutter zu 


Zwinger-Herrgottlein einem Wunderbilde.“ 
au S. 64, 9. 


387 Weiblein gehen um. 

Ich muß noch einiger ſolcher Geſtalten gedenken: di 
Auernuweiblein bei Hag, wo ein römiſcher Grabhügel iſt 
weiße Schlüffelbundjungfrau kam bis in's Birkemers Häus 
ein. Einem Hirterjungen, der fie aufhalten wollte, ging es 
Railer, OberdonaufreiS 1831. II 96a. 

Es ijt die alte Gefchichte wieder: auf heidniſchen, römiſcht 
teltiihen Orten ſpukt es; das uralte Stuben (S. 194 Ro. 
hat ebenfo fein Stubenthier. — Ein ſchwachſinniges Weible 
ſtoriſch, das Brühlmweible vereinigte in fich die bergeb 
mythiſchen Züge und zwar foll ein unterirdiicher Gang vom } 
berg und Burgabrühl (Thannhaufen, b. Augsburg) bis in die 
das Meiblein geborgen haben; «3 gilt als Kinderſchrecken. 
der Nähe von Grimoldsried (Augsburg) geht das Kreken 
Teim im Kretzenholze, es fizt am Brüdle im Thal und ä 
die Leute, ift ein forbiragender MWaldgeift. regen, $orb. ' 
Mb. 291b. Dar Moltehans md die Raudurjde 
zwei uralt überlieferte Gefpenjter bei Edelftetten am Weg 
Rohr. 


3u ©. 210, 207. 
388 Augsburger Wahrzeichen. 


Zu den Wahrzeichen füge id) aus meinem Augsbun 
Mb. noch folgende und zwar augsburgiidhe 1 Der 
rentanz bieh ein altes Nugsb. Wirtshaus, von einem G 
benannt außen am Hauſe, wo die Braut tot gegen den Brä 
hinſinkt; es joll eine wahre Gedichte zu Grunde ligen. Rac 


335 
dann ihre Meynung und daß dem aljo jepe um defto 
worben, Nachdem aber dieſes Weib ihre Eyer im befiere 
genommen, ind ſolche bis auf etlich Wenige gleihiam aus 
verſchwunden. Welche aber auf nachſuchen hinten dem Haufe 
jedoch ohmwerjehret wieder gefunden worden. 

diefer EyersDieb jein Spiel nicht, wie vorhin, mit den 
lonnen, Hat er den Handel auf eine andre Weis und dere 
angefangen, nemlich, daß zu viel Malen die inner und auffer der 
Befinbliche geringe Mobilien und Geſchirr, belauntlich alleriey 
1, weiß Gezeug, als Schurttuch, Halshemder, Hüllen, Hauben, 
, Näber, Wehflein, Dängelflod, Garn, Schlüfel und andere 
finge Sachen mehr, bey hellem lichten Tag aus der Stuben und von 
ijche verſchwunden. Weldes alles aber auffer etwas an Bar und 
im ſich wieder anf fleifjiges nachſuchen, in def jo genannten Rotadhs- 
kun, Heinrich Steppers Garten, gefunden. 

Worbep dann Georg Berndtich ganz Mar geſehen, wie die Welzinn 
inen ganzen Kreben mit allerley Eifenwerd, vor ihrer Dausthur gehabt 
md ſolche ihm und andern Leuten mehr, gewieſen. Da ſeyn einige 
Etüd aus dem Kreben verſchwunden und hernach, in obangeregtem Gar— 
em wieder gefunden worden; und aljo ſeye es mit denen verlohinen Had- 
nehern auch ergangen. 

Ferner referirt Hanns Wolff Preiminger Bed allhie, daß, angeſichts 
einer und andrer Yeut mehr, ein Dängelftod, bey zugeicplofiener Thür 
and Fenfter, auf dem Tiſch gelegen; der fi aber in einem Wugenblid 
mchtbar gemacht, gleich darauf aber an der Stubenthür fid) wieder 
chen lafien. Weil dann diefer Bauer auch verjhiedene Kinder hat, als 
ole auch geicheben jeyn, daß diejer liftige Gaft ein- und andrem Mägd- 
din den Vorſchurz und Gürtel am Leid ledig und unfihtbar gemacht 
abe, Mieffe ſich micht hören oder ſehen, gleichwol habe man bey hellem 
Tage der Vaurinn auf dem obern Boden ftehende verjchlofiene Truhen 
Aid Mal Hören auf- und zumachen, auch jeye Reinem niemalen nichts 
ns Geſichts kommen, aufier daß eins Tags bey offnem Fenſter ein ziem— 
ih großer Vogel, grauer Farbe, Abends um 8 Uhr im die Stuben ge- 
logen, ih auf die MWeiber-Studel gejeit, und in punto wieder zum 
Fenſter hinaus gemacht; der Bauer habe nur bloß den Schatten, die 
Burinn aber den Vogel gar eigendlich geſehen. Und dergleichen Verluſt 
an ein: und andren geringen Sachen habe ſich bi; zu End deß jüngft 
verftrigenen Monats Augufti offt Gegeben ; jedoch jeye mehrentheils wie- 
der gefunden worden. 

Tiger Welz berichtet dato weiter, meben jeiner Hausfrau wieder 


jEHTH 


Surf 
















336 


aufs neue, daß den 29. Auguſt jüngfihin diefer unſichtbare Geiſt 
Abend um vier Ahr, zween Schaamägel, einen Stoßnagel und. « 
Orbfenftriegel entführet habe, weldes ſich hernach noch fekbigen | 
auf der" Gafjen wieder gefunden. Merner, am 30. dito jeye das 
Joch nad Mittag in dem Ochſenſtall von dem Nagel kommen; 
nachdem man folches gewahr geworden, hätte mar ſolches wieder 
gehendt; wäre aber gleich darauf wiederum: hinweg lonnnen und nah 
der Hand in dem Ochjentrog wieder gefunden worden, 

Eben diefen Tag und als bemeldtes Joch fich wieder gefunden, 
der Baur und Bäurinn auf dem Felde geweſen und gegen Abend ı 
anheim fommen, haben jie die Hauen und Miftgabel vor der Thin’ 
Beil aber unter dem Schweinftall gefunden. 

Tags hernach, als Samftags den 81 Dito, ſeyen zween 
verlohren, welche fi) wieder in Hanns David Fiſchers Marten 
Dieje beyde Schlüfjel hat der Welz in feine Stuben an einen Kagel 
hendt; wovon der eine wieder unfihtbar und durch fein Tochterlein 
deß Dorfis Bronnen-Trog wieder gefunden worden. 

An Sonnlage hernad) Hat er, Welz, morgens gegen drey Uht vor 
jeiner Kammerthur ein gr Getds und Gepfürz zweymal gebött, 
Eben diefen Tag hat der Sohm Michel das am Freylage zuvor verdiente 
20 Kr. Miet-Geld ohnwiſſend verlohren, und ein paar Stunden bernadi 
gleich an dem Haufe, abwärts deß Bachs, Stiüdweiie wieder pefünben 
Weiters jeyen verfhhienenen Montags, als 2. Septenbris fünf Schünden 
ſamt denen Dedeln verlohren, und auf nachſuchen, twieder unter Dem 
Schweinftall gefunden worden. 

Ferners berichtet dato fein, Welzen Töchterlein, Namens Marik 
ihres Alters neun Jahre, heut frühe am Tage, da fie mod im Bette ge] 
legen und eben vom Echlaff erwacht, ſeye ein ſchwartzes Geſpenſt, bu 
‚Haar, auf ihrem Bette gefeffen, weldjes einen Qundstopf und ein weihdll 
Rreuß auf der Stirn gehabt, worliber fie jehr erihroden, und wie 
wieder von dem Bette und auf den Boden gejprungen, hat fie gel 
daß es aufrichtig gegangen und am beyden Fuͤffen zween Menſchen 
nehabt; wäre darauf zum Fenfterladen Hinausgejprungen, und ebem Di 
Geſpenſt habe fie diefer Tagen öffters in der Hammer umd hinter Dil 
Haufe im Garten, auch unter ihres Vaters Bettſtate, gejehen. Und 
jes beftäfiget obiger Maria Schwefter, Urjula Salome, ihres Aters 
Jahr, daß fie ſolches etliche Wal in voriger Geſtalt, jedod mit bi 
Unterjchied, im Schweinftall auf der Schwellen gejehen, daß «6 
Mal auf vier, auch bihweilen auf zwehen Geihfüffen gegangen, allegeit # 
der Groſſe eines Hunds oder Katzen; der Kopfi habe gar ange 






















Sl 


Uebel arfpränglih von .einem geipenftiichem Larven⸗Geſicht herrührete, je- 
% hernach natürliche Urſachen, die er, in der hierüber gedrudten Obser- 
ıion *) gar vernänfftig erörtert, dazu gefallen. Weßwegen er ihm aller: 
md Nedicamenten dawider geordnet, und dadurch nechft Böttlicher Hülffe, 
! &eundheit jo wol der Bernunfft als deß Leibe, ungefähr nad) andert: 
Ih Monaten wieder zumegen gebradt. 

Daß aber folder Jäger unnatürlih, und der leidige Teufel geweſt 
a mäfle, gaben nicht allein die ungemeine Beflürgung, Angft und drauff 
gende Zufälle deß Knaben gnugfam zu merden: fondern man funnte 
«ud hieraus ohnedem leicht jchlieflen, daß man damals, weder von eini⸗ 
u Jäger noch erlegtem Hirſchen, das geringfte vernommen oder in Er» 
rung ziehen können. 

&s ftebt aber dahin, ob nicht etwan der Knabe, als er bey den Ber: 
wten geweſt, und mit jeines Gleichen vielleicht Büberei getrieben, auch 
H ewan dabey geflucht und gejchworen: Maſſen man foldhes in diejen 
hren, von der übelgezogenen und ruchlosauffwachſenden Jugend, nur 
xt, allzuviel und überall höre. Welche Schlimme und böje Kinderzucht 
: von Bott verhengten Macht de Satans den Zügel um kein Geringes 
veitert und bejorglich nebenft andren Urſachen, den gerechten Gott bes 


et, jaft alle Päune zu Ruten über uns zu madıen. 
Heliiher Proteus, 547 ff. 


890 Die graufame Heimholung. 


Durch das heil. Taufgelübde verlobt fi der Menſch mit Gott; durch 
jbung an den Teufel, mit dem Teufel, und muß aus dieſer Legten 
Bbnig einer Heimholung gegenwärtig jein, dergleichen folgendes (Erempel 
it. 


Abraham Pollier (oder Boullier) ein aus der Schweit Vürtiger, (der 
geborn zu jein hette wünjchen mögen!) hatte anderthalb Jahre Ehur- 
lg für einen gefreyten Corporal gedient, als er ſich hernach in die Graff⸗ 
t Hobertlohe begeben, und unterm Herrn Grafen von Hohenloh-Pfe- 
ab und Waldenburg für einen Musquetirer, oder wie Andere wollen, 
einen Dragoner werben laſſen. Wie nun aus diefer Profefjion wol 
ermuten, es werde ihn das Held nicht gedrüudt, noch er deilen einen 
rdug gehabt Haben: Alſo hat ihn die ungeſtüme Geld-Begierde zu 
3 böfen und Seelverderblihem Handel verleitet, daß er nemlich mit 
*) Quae inter Anni ti. Deead. 4. Öbservationes Observatio 
rt. 


dein leidigen Satan einen Vund gemacht, und von demfelben Geh pr 
nommen, mit Bedinge, foldyes innerhalb gewiſſer Friſt wieder, oder 14 
felbften zur Zahlung ihm zu geben, mit Leib und Eeele. 

Wer hat jemals einen gefährlicdern Greditorn ober Herleiher gehabt, 
als den allgemeinen Erkieind menschliches Geſchlechts, welcher Tag mb 
Nacht darnach ftrebt, wie cr uns in den ewigen Schuld Thurn bringen 
möge? Wer bleibt unbetrogen von einem foldden Gläubiger, der Keinen 
jemal8 Glauben hält, und aller Nedlichkeit abgeſchworner Feind iR? Eine 
ſolchen Betrieger hatte der verrudhte Pollier (oder Boullier) vor Ri: a 
der von feinem vorgeftredten Gelde kein andres Gapital noch Zinſe eigem- 
li) wieder begehrte, ohn den Schuldner ſelbſten, und derhalben denjelben 
jo argliftig umzutreiben mwuilte, daß er niemals mit der völligen Bea 
lung kunnte aufilommen, jondern ihm allemal, wann er daß Gelb (fo ver 
mutlih wol ohne dem, in feiner anjehnlichen Summa beftanden) fer 
beyeinander gehabt, ein Thaler daran gemangelt. 

Es jcheinet, der Zoldat habe ihm fich für das Geld verjchrieben, um 
folde Verſchreibuug mit Wieder⸗Erlegung dei Geliehenen, wieder auslöhen 
follen; der Teufel aber ihn, wenn er etwan wiederum einiges Gelb ge 
jammelt, um von dem Teufel ſich loß zu machen, zu fpielen, freflen md 
jauffen gereitt: damit es wiederum herdurch gejagt würde, und der Ber: 
ftridte alfo biß an den geiegten Termin ihm verbafftet und verpfänded 
bliche. 

war foll der Bauer, bey dem er zu Kuhebach im Quartier gelegen, 
ihm ein gutes Zeugniß gegeben haben, dab er fidh bei ihm wol gehallen 
und nie einigen Fluch von fich hören laffen. Wiewol dennod das Echrei⸗ 
ben eines Gräfflihen Amt-Vogts ihm, aus gemeinem Nuff, viel ei 
ichlechters Zeugniß ertheilt, neinlich daß er fi) wie ein Nuchlofer, der mi 
dem Zatan ein Pact hette, eriwiejen. 

Solche Nuchlofigkeit beftcht eben nicht blok allein in Fluchen um 
Schweren oder andern wilden Eitten; jondern auch wol ohne Fluchen, i⸗ 
Meidung der Kirchen, Unterlaſſung deß Gchet3, oder in freilen und fauften 
rauben und ftchlen, huren und buben, jchlagen und rauffen und dergleiden 


rohem Weſen. Zweifels ohn ift Eines und Andres an dieſem unfeligem 


Menſchen erfunden worden, fonderfich die gäntzliche Enthaltung vom Bd 
tesdienfte. Denn fonft wird berichtet, er jei immer zu jchwermütig ul 
traurig geweft: Traurigkeit aber wird munderfellen von friſchem, und wilden 
oder frehem Thun begleitet. Jedoch pflegen ſolche, mit dem Satan Wr 
wickelte Menſchen nüchternes Muts, zwar melandhotifch zu fein; aber um 
fo viel mehr die Zeche beſuchen, damit fie die Traur:Bedanten im Wein 
oder Vier mögen erjäuffen. 


um. — .. 


339 
Rats, Feb diß Gefpenft in der Kinder Kammer lommen, habe 
fie Meine Tochter bey den Zehen ergriffen und ihr dieſelben abſchneiden 
wohn; heit Montags frühe, als der Schafhirt ausgefahren, habe ſich 
din longer (Kwarker Maut in der Kammer präfenfirt, dem das Haar 
his on die Hüfte gehangen, hätte dem Magdlein nad) den Zöpflen griffen, 
über nichts gerebet. 

Was für Bosheiten der Voſewigt im vorbedeutetem Haufe noch mehr 
ins verübt habe; gibt dieſer vermehrter Bericht zu vernehmen. 

Den 26, Septembris hat der Teufel jein Spiel wie vorhin und 
Par dergeftalt gegen obgemeldten ziweyen Mägdlein ausgetibet, daß ein» 
Äms Nachts derſelbe im Geſtalt meht ⸗beſagter Frauen erſchienen, ein 
Bıdzticht im der Hand. haltend und font bem Liecht unter das Dedbeit 
Mm den Kindern geichloffen: bald hernach und zwar Abends ſey fie wieder 
inooriger Geflalt fommen, das eine Mägdlein aber hätte dem Bater 
gerufen und begehrt, dak er mad ihr greifen jollte. Welches zwar ger 
Neben, ex habe aber nichts jehen, weniger greifen fönnen. folgenden 
Tag jey einftens bei dem heilen Tage, ein Mann und Weib in grünen 
Aeidern, ohnverſehens in die Stuben fommen, und miteinander auf- 
and abſpatiert: ſolche hätten aber beyde Magdlein allein, Vatter noch 
Butter aber nichts ſehen können. Ohnlangſt hernach habe ſich dieſer 
beit in mehr-beiagter Frauengeſtalt auf dem Förſt des Hauſes mit einer 
Boihlagen präjentirt und fih herunter geſtürtzt, in der Luft aber 
verihtmunden und ſolches hätten die Kinder auf der Baflen gefehen. 

Als einftens das junge Mägdlein aus einer Mahlannen trinden 
vollen, hat das Geſpenſt in Geſtalt einer jungen Kagen gegen fie herau 
weten, au fh einitens von feiner Gröfle, biß zu der Größe ci 
duhneteyes verkleinert und zum Kammer-Laden hinaus gefahren; die eine 
Tochter hab ihm nach- und es in der Luft gefehen und darbey beobadhtet, 
eß es in der Nachbarſchaft wieder zu einen Yaden hineingefahren. In 
omderbeit aber als das junge Mägdlein auf ihrem Ader Feldbirn auf: 
fen wollen, ſey dieſer Gaſt in Geftalt eines ungeheuren Wolffs unter 
sm Vaum gelegen, Da ſie dann unverrichter Sach wieder davon 
Kgangen. . 

Rad ſolchen Geſchichten iind beyde Magdlein ertrandt, und hat der 
He Geift ihnen ein: als andern Weg feine Ruhe gelafien, jondern ſich 
Öfters zu ihnen im das Bette gelegt und die jüngere Schweiter gepfetzt. 
Deraui die ältere den 13. Cetobris, die ander aber acht Tage hernach 
Tods verfahren, welche etliche blaue Mahler auf dem Leib gehabt haben 
Fol. Rad deren Abtritt ſou ſich bißweilen wie nod) ein Gepölter in 
dem Stall hören laiſen 


J 























354 

das fein? der Krien neht ia erft recht an, und die Trouppen werben 
verflärdt. Der Soldat verjegte: Mein Herr, glaube ich wol, dandi w 
nicht ab: aber ein Andrer wird mir abdanden, nemlich der Teufel (O 
ſei bei uns!); der Bauer Ipriht: Da behüte Bott vor! Jener beantin 
tets: Es ift nicht anders: Denn ich habe Geld drauff genommen. Grin 
fort, und that hinzu, daß er, gegen Borftredung ſolches Geldes, mit d 
faubren Bfellen einen Vergleich neftifftet und wann er, vermöge defielb 
das Geld wieder erlegen wollen, hätte ihm (wie anfangs gedacht) allen 
ein Thaler gemangelt. 

Selbigen Abends ift er, wie in bejagtem Nachricht- Schreiben Rei 
auß deß Bauren Haufe, oder wie es in einem beigelegten AmttÜr 
lautet, aus dem Quartier und Bette, da er gelegen, hinweg und mim 
wieder heimgelommen. 

Ein Yäger hätte ihn erreiten fönnen, tvie man vermeint; wenn 
nicht in die Bedanden gefallen, e8 wäre derjenige närrifche Menſch, fo 
jelbiger Gegend herum wandelte. Denn man bat diefen armen Mewfi 
unter den Klauen deß helliſchen Naubthiers erbärm- und jämmerlich ford 
auch zu Gott flehen hören, daß cr ihn doch nur noch ein Mal zu Gna 
annehmen wollte. Welches auch in angezonenem Schreiben dei YBenn 
mit diefer Umftändlichleit bekräftigt wird: Man babe gleich deß and 
Tags, nachdem fi der Kerl verloren, nemlih Montags früh, denſel 
in etlichen Flecken fchreyen gehört, alſo, daß er um Hülffe geruffen ı 
auch zu Gott geihrien, ihm aber Niemand zugeloffen; und als man feu 
Degen, Rod und Hut nahe bei Feßbach, beſagten Montags, feinen 2 
aber nicht gefunden ; gleichwol aber er aud) noch mehrer Orten, als w 
ih zu Hach, Eglinsweyler und Cuntzelsbach jchregend gehört werk 
habe man dafür gehalten, daß er mit dem böſen Feinde gerungen X 
endlich durch die Luft entführt fer. 

Nichts deftoweniger hat bald darauff ein Fiſcher aus dem De 
Roder- Stetten, nachdem er morgens früh (wird der achte Aprilis neni 
am Dienftage geweſen ſein) feine gelente Angelſchnur hinmiederum M 
dem Waſſer nehmen wollen, ein paar lederner Hojen jamt dem Ken 
am Kocder-Strom gefunden; dabei man wargenommen, daß ein Dei 
deß Orts ins Waſſer gekommen. Schier über acht Tage hernach eb 
hat allernechſt an bemeldtem Dorff der Vogt felbiges Orts, unterm N 
Kieren gehn, einen todten gank-nact-ausgezogenen Leichnam erblidt u 
denjelben aljofort fallen anländen. 

Wie er aus dem Mafler gezogen worden, hat man in acht gem 
men, daß ihm des Hal3 herum gedrehet geweſen, und die Bruft bi 


SL 


ar einem Ort, wo nie eine Thür gewejen, eine mit vielen Bändern 
und Nägeln bejchlagene eiferne Thür jah. Der Wirt jagte: „ich 
migs!" darauf erwiderte ber Fahrende im Hinausgehen: „Noch 
ns! Je ber Zehnte der Hineingeht, bleibt im Berg. Ihr ſeid 
ict. der erfie der mit mir hineingeht. Ich darf aber wicht jagen 
der wiebielte Ihr jeid, ob der fünfte oder. der zehnte.“ Jezt kam 
dan Wirt ein Graufen an, die Gäfte wehrten ihm und er blich 
Inder Stube. Im Nu war die Thüre wieder, verſchwunden und 
gleich man fofort nachſchaute, fand ſich von ihr feine Spur mehr 
ir. Der Fahrende jezte fid) Mieder an den Tiſch, verjpottete die 
Äfenfühe von Bauern und ſchnitt Geſichter, indem er das Geſicht 
Ad hinten drehte, uud die Zunge bligfchnell ellenweit heransredte 
and wieder hineinzog. So oft.er den Kopf drehte, fräßte ex wie 
tin heiſeret Hahn. Zulezt jagt man ihn von dannen. 
Tut. ©. 10m, 


373 Der Sanfel. 


Im cv. Pfarrhauſe in N. ging früher ein harmloſer Geiſt um, 
dan man den Hanſel nannte. Die Mägde tranfen einmal bei Nacht 
aus llebermut seine Gefundbeit, wurden aber mit Ohrfeigen be 





au S. aun i 


374 Die weihe Fran. 

Im jog. Klingengäßle zu Dirgenheim erſchien dem Nacht 
wachter Blaſius Abele eine weiße Frau dreimal. Er machte dem 
Warrer davon Anzeige. Tiefer ftellte 8 Mann auf die Nacht 
wache. Abermal erſchien diefe grau dem Nachtwächter. Ta ward 
dieſet Mann ganz perpler und war bis zu jeinem Tode zu Nichts 


mehr brauchbar. 
Schottle. 





375 Die Ritter im Schloß Kapfenburg . 





Tie Fran des langjährigen Waldſchützen Helferich in Kapfen— 
burg joll einst, als fie bei der Abenddämmerung im Garten beim 
og Gartrereigebäude Waſch vom Trockenſeil holte, im die Höhe 











342 


ſehend mehrere Ritter in ihrer alten prädjligen Kleidung be 
Nitterfal an das Penfter treten gejehen haben, wobei bie 
eine ſehr erufthafte Miene machten. Beſagte Frau fiel vor 
in Obnmadht. 

Auch jollen Verwalter und Kipperer nicht übel auf be 


raumigen Speichern gehaust haben, 
Shöttie. Zu & 208 fi, 


376 Die Autihenfahrer. 


Im 3. 1850 und beſonders a. 1853 wollte man im 
Stalle des Schloffes Kapfenburg Etwas bemerkt haben, di 
geheuer war. Die Pferde wurden geplagt, kamen in tr 
Schweiß, die Schweifhaare waren feft ineinander geflochten, 
vernahm man, wie eine Kutſche mit vier Nappen durchs TH 
Berg hinauf, um die fteinernen Pfeiler der Halle herum un 
wieder den Schloßberg hinabfuhr. 

Oberhalb der Förfterwohnung hörte man öfters ein 
Gepolter. Ging ein kuraſchirter Mann hinauf, jo war e 
und er jah Nichts. Brautnechte wollten oft eine unheimlic 
flalt durdy ihre Kammer ſchleichen geſehen haben, ohne jedı 


manden zu plagen. 
Shätlle. Zu &. 211 fi. 


377 Der Klopfer. 


Im Schloſſe zu Ellwangen rumort von Zeit zu 3 
Klopfer bald in diefem, bald in jenem Zimmer. Geſet 
ihn noch Niemand; aber feine Ankunft meldet er durd) 
Klopfen. Finen Schabernak hat er nod) feinem gefpielt ; dod 


ten ihm ängſtliche Seelen gar arg. 
Shöttle. Zu 





378 Grlöfung abgefhiedener Scelen. 


So kam einmal ein jog. Granitzer nach Hülen und b 
mit Nadeln. Seinen Ranzen legte er auf die Bank. Es ft 


343 


in Ef des Haujes — Kin Zeue. Jansn Auf eine 











iprad) ihm Die Aufnabm', wenn er Die Für denk. 
derlichen 50 il. wahrlid cin leiter " 
Gr beitelte dazu bei gutberzigen Yaaıen 
zuſammen brachte, ſchlug man br zen 
Verlangen ab. — Ter Rankida: abe 


* Bor einigen Jahr 
Arlsheim zu Mergenikei 
nem Prunnengeibät ftrı 
und ſchauten in 
Anäbleins wicderipiegeite. T- 
af, um es der Mutter zu br. 





344 


einem Marienbitde feine Zuflucht, und verlobte ſich mit einer mem 
tägigen Verehrung ꝛe. — — Der junge Menſch hatte bier 
während diefer Zeit ein Traumgeſicht, als wenn ihm jemand jagt, 
ex folle ſich aufs Donaufeld *) Hinausbegeben, dort werde er di 
Loch in der Erde finden, und am Felde einen Hirtentnaben ml 
einer Heerde antreffen, der eine Roſe in der Hand halten würde, — 
Dieſe Rofe ſoll er dem Knaben mit Höflichfeit und guten Work) 
abnötigen, aber nicht mit Gewalt nehmen, dann ſoll er fih U 
das ihm zu Geſicht kommende Loch hineinbegeben, wo er auf ein 
eiferne Thüre fommen würde. Der Kandidat glaubte nichts w 
niger, als daß fein Traum einigen Grund haben follte, bis 4 
wiederhollermalen mit den nämlichen Umftänden nächtlicher Wil 
die nämliche Erſcheinung hatte, Er beratſchlagte ſich diehfalls mi 
feinem Gewiffengrat, und verfügte ſich auf deſſen Gutbeiffen mad 
dem vorgefhriebenen Donaufeld. Der Hirteitfnab, die Heerde, Di 
Roje in der Hand treffen ein!! — — — Nun judpte er die Rofe 
zu erbetteln; der Knabe weigerte ſich, und gab vor, er habe wide 
jeines Waters Verbot wegen der Seltenheit um dieje Zeit (vet 
mutlih muß die Thatſache jpät im Herbſte oder gar im Somm 
von dem Yejer angenommen werden) eine von den im Garten bt 
findfichen zwo Roſen abgepflüct. Auf vieles Bitten bekam der Kan 
didat die Rofe, und begab fid) damit in die unterirdiſche KHöhk 
wo er lange der Länge nad) hineinkriechen mußte, big cr under 
ſehens zu einer eifernen Thüre kam, welche, er verſchloſſen fant 
Er wuſte alſo nicht, was er nun anzufangen hätte — und fi 
durch einen Zufall fam er mit dem Stiele der Roje an die Ol 
mung des Schloffes, die Thüre gehet auf, und es erſcheinen dr 
Zimmer vor ihn. Im erften Zimmer war in der Mitte ein groſt 
Tiſch — (wohin er feine Roſe legte) und. die Seitenwände wart 
mit uralten Waffen behangen. Weit er davon feinen Nuhen Mt 
zu erzielen wuſte, gieng er ins zweite Zimmer, wo er mehrere Tr 
hen mit Silbermünze vor ſich ſtehen ſah. Dieß war ihm ange 
mehner, und er füllte feine Taſchen alle vollauf. — Als die ge 


*) Bei Rauingen. 





345 


ochen bar, rief eine Stimme: „Vergik das Beite nicht!“ Er ber 
hum ſich was Dies bedeuten follte, und glaubte, daß er was Wich ⸗ 
fies noch eutdeden würde, kramte alfo wieder aus, was er einge 
dt hatte, und gieng “ins Tegte Zimmer. — — Hier fand er 
einige Truchen mit Goldimilnzen; er glaubte nun das Befte gefun ⸗ 
den zu haben, füllte ſich an, und wolkte diefen unterirdiſchen Aufent« 
halt verlaffen, Allein! die Stimme rief abermal: „Vergiß bas 
Lite nicht!” — Nun war er erſt begierig, was dann befferes als 
‚Gold zu finden wäre, leerte neuerdings feine Goldmünzen aus, und 
fieh im Nachforfchen auf eine Truchen mit Jubelen, die nad) ur 
aller Mode gefaſſet waren. Er nahm davon jo viel, als er füg« 
\h parten konnte, und zu feinem fünftigen Berufe vonmöten zu 
ben glaubte, und gieng fo beladen mit Reichtum bis über die 
Hrene Thüre, die ſogleich mit groffer Gewalt zufiel, wobei er auch 
de Stimme noch einmal hörte, die ihm zurief: Du haft das Befte 
nemlich die Roſe) vergeſſen. -— Im Herausſchlieffen glaubte er 
de Winſeln und Geſchrey einer ganzen Armee zu hören, wovon 
aber nicht das mindejte jab. 

Als er Über der Erde war, begab ſich der Nandidat ſogleich 
wden Obern des Mlofters, zeigte ſeine Schäße, und erzählte alle 
Kine Begebenheiten. Man hielt es für Fabel, und den Frfinder 
fir einen Dieb. 

Man machte alfo von Seite des Mloft auf verſchiedene 
Weht bekannt, daß man cin foftbares Geſchmeide von Jubelen in 
hinden hätte, und daß man fie jemanden emmvendet worden zu 
kin dafürhielte. Allein! Niemand meldete ſich hierum. Man offen: 
dur aljo die ganze Geſchichte der Kaiſerin, die den Bi 
tn den Franzi 














der du⸗ 
janern zuſprach, daß fie eine Monftranze damit 
itren möchten und den Finder aufzunehmen befabt. Ju 1" 2 Jahr 
fach der Monch. \ 

wildelenduc f. tath. Meiftliche. zu 2. 208 if. 








382 Geiftergefchichte. 


Sn einem gewiſſen Benediftinerftofter (zum Unglück fiel ihm 


dr Rame nicht bei) pochte cin Geift jedesmal, wenn jemand 


346 


fterben follte, an der Thüre desjenigen, dem der Tod eint 
ſtimmt war, jo heftig, daf man es im ganzen Konvent hört 
Kammerdiener des Prälaten war vorwihig zu willen, wol 
Geift jedesmal käme, und wo er wieder hingienge. Ex a 
alfo die Zeit eines bevorftehenden Sterbfalles ab, und gieng 
dem gepodht war, aus feinem Zimmer, um ben Geift zu beo) 
- Gr ſah ihn im einer Möndjsfutte, und wie die Möi 
Ktofter aufzuzichen pflegen, etwas erhoben von ber Erde 
ſchleichen. Ein anderer zufällig dazugelommener Kloſiergi 
warnte den Kammerdiener durd) Pantomimen, daß er wicht 
möchte, und wollte ihn zurüdhalten. Allein der Kamm— 
folgte feinem Borfake, und wurde, da et auf das Drol 
Geiftes ebenfalls nicht achtete, an die Ece eines Konventga 
beftig Hingefchleubert, daf man heut zu Tage noch das 
hangen fieht, weldjes fid) nicht mehr übertünchen läßt. — € 
Zeit wird auch nicht mehr gepocht. 
Anclvotenbuch für Tatholifche Priefler 178, Zu ©. 279. 
383 Sreuze und Bildniffe 
Ein Bauer zu Karndorf (Steinbach) Namens 7 
Waldvogel, und fein Sohn mishandelten einen Nachb 
daß er erlag, Das Urteil lautete: „follen die oft € 
thetter in eins jars frijt nad) dato dieß brieffs des Ent! 
feel zu gedechtnus an die buoß, da ine des entleibten 
oder freund die ftatt anzaigen werden ain guot ſtaine cre 
6 werkſchuch hoch, 3 werkſchuch breit und eins werkſchut 
fein ufrichten und ſetzen.“ — Beim ſpaniſchen Kreuz, m 
Flurname Günzburgs. Herzog Alba machte dort Raſt. B 
pad) (Knörlingen) ift das hiſtoriſche Wöniginbild, ein 9 
bild mit ehemaliger Wallfart. Die verwitibte Maria El 
Polenkönigin, verheiratete fi zum zweitenmale mit Karl 
zog von Lothringen. Sie flehte ſehnlichſt zur Mutter Got 
gute Hoffining. Auf der Reife von Günzburg nad) Innst 
1679 den 23. Febr. empfand fie die erſte Mutterfreude. $ 


und Stelle erhob fid) das Königinbild, wie's das Rolf 
Eulad. Kalender 1865 S. 101 fi. Zu 2U7, 91H, 


384 Die Marceller, 
Mein Augsburger Wörterbud; 329a berichlet von Drei 
Rinderheiligen, Marceller genannt. Es find Darcellus, 













rigen Sierhenfobel zuging, ward fie von Wölfen überfallen und 
fißen. St. Ratha it eine große Vollsheilige. Ihre Gebeine 
erden in Bergheim und befonders in der Zt. Bituskirche In Wilde 


Kg verehrt. Ratha, Weiter mit der Kirche der St, Radegundis. 
I. Schmp, Leben bI Hirten und Bauern. Aunsb. Ir. 1, Im. 





386 Mirafelbilder. 
In der Hauptlirche zu Ingolſtadt iſt das berühmte maſſiw 
dene Madonnenbild, mit Edelſteinen verziert, miraculos, unten 
Nie Fr. Barbaroſſa mit einem Schutzengel. Ein Ulmer der a. 


176 nach Wien fuhr, fand es öffentlich ausgeftellt, S Grenadiere 
Beten Ehrenwache. 


dem Teidigen Satan einen Bund gemadt, und von demſelben Gelb ger 
nommen, mit Bedinge, folches innerhalb gewiffer Friſt wieder, ober ſih 
jeibften zur Zahlung ihm zu geben, mit Leib und Seele. 

Wer hat jemals einen gefährlichern Erevitorn oder Herleiher gehaht, 
als den allgemeinen Ertzfeind menſchliches Gefchlechts, welcher Tag ud 
Naht darnach ftrebt, wie er uns in den ewigen Schuld Thurn bringen 
möge? Wer bleibt unbetrogen von einem foldden Gläubiger, der Keinen 
jemals Glauben hält, und aller Revlichleit abgeſchworner Feind iR? Einen 
ſolchen Betrieger hatte der verruchte Pollier (oder Boullier) vor ſich: al 
der von feinem vorgeftredten Gelbe fein andres Capital noch Zinſe eigen⸗ 
(ih wieder begehrte, ohn den Schuldner felbften, und derhalben denjelben 
fo argliftig umzutreiben wuſſte, daß er niemal3 mit der völligen Beh 
lung kunnte aufflommen, fondern ihm allemal, wann er daß Geld (fe wr 
mutlich wol ohne dem, in feiner anſehnlichen Summa beftanden) feier 
beyeinander gehabt, ein Thaler daran gemangelt. 

Es jcheinet, der Soldat habe ihm ſich fir das Geld verjchrieben, um 
ſolche Verſchreibuug mit Wieder-Erlegung def Beliehenen, wieder augtäien 
follen; der Teufel aber ihn, wenn er etwan wiederum einiges Geld gr 


ſammelt, um von dem Teufel fih loß zu machen, zu fpielen, freien mb . 


jauffen gereißt: damit es wiederum herdurch gejagt würde, und der Ber 
ftridte alfo biß an den gejegten Termin ihm verbafftet und verpfändd 
bliebe. 

Zwar foll der Bauer, bey dem er zu Kuhebach im Quartier gelegen, 
ihm ein gutes Zeugniß gegeben haben, daß er fi) bei ihm mol gehelks 
und nie einigen Fluch von ſich hören laflen. Wiewol dennoch das Ede: 
ben eines @räfflichen Amt-Vogts ihm, aus gemeinem Rufl, viel em 
Ichlechters Zeugniß ertheilt, neinlich daß er ſich wie ein Ruchlofer, der ai 
dem Satan ein Pact hette, erwieſen. 

Solche Ruchloſigkeit beftcht eben nicht bloß allein in Fluchen md 
Schweren oder andern wilden Sitten; jondern auch wol ohne Fluchen, in 
Meidung der Kirchen, Unterlaffung dep Gebets, oder in freſſen und faufen, 
rauben und fichlen, huren und buben, jchlagen und rauffen und dergleiden 
rohen Weſen. Zweifels ohn ift Eines und Andres an diefem unfeltgem 
Menjchen erfunden worden, jonderlich die gäntliche Enthaltung vom Geb 
tesdienfte. Denn fonft wird berichtet, er fei innmer zu ſchwermülig wm 
traurig geweft: Traurigkeit aber wird wunderfelten von friſchem, und willen 
oder frechem Thun begleitet. Jedoch pflegen ſolche, mit dem Satan vet 
wicelte Menjchen nüchternes Muts, zwar melancholifch zu fein; aber um 
jo viel mehr die Zeche befuchen, damit fie die Traur-Bedanfen im Wein 
oder Bier mögen erjäuffen. 


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349 


dm Ortstenner Augsburgs hätte J. Holzer von Meraı m 1738 
A gemadit (aus Mofler Marienberg). In den Hnpothefen-, Geſchwor · 
ne, Bauamisbüchern findet ſich der „Baurentanz“ noch aufgeführt, 
Börterb, 51. Aichach Hatte ebenfalls einen Baurentanz. 2 Der 
boltimlihe Gaigbod am mittiern Led, Lit. A. 499 iſt des 
Haufe, auf dem er angemalt, Zeichen. Dabei ftcht: 

Id) Fiegenbod, ein Mann der Gaiß 

Zrag Hörner groß, die ich wol waiß 

Du fiehft mich an und ſpotteſt mein 

Sieh mur dich an, jo groß fein bein! 1815 Wh, 177. 
3 Der Herenpelz am Barfüßerthurm. Es bezieht fid das 
Bahgeihen auf jene Sage der Here und Attila. Schon hatte ex 
de St, Afracapelle zerftört, da famı ihm die uralte häßliche Here 
gegen geritten, ob deren Ausjehen und Schreien der Hunne zur 
tifgerichen Fein fol. Sie ritt auf einem eben fo häffichen Roſſe 
diente jich des Pelzes bei ihren Fahrten. — Mit der Ketterin 
dan Bregenz (Vonbun 1858 Sagen S. 90) hat die Augsburger 
ke nichts 4 Der Thurmmichele trat den 29, Zupt 
Dorg Abends 6 Uhr aus dem obern Perla hervor 
amd ſtach beim Stundenichlag den Trachen.  Tie voltstümtiche 
Doidine. Wörterb. 128. 
of. 














389 Der fhäadlihe Jäger⸗Blick 


Tab der Vafilist aus feinen ersaifitigen Augen tödtlihe Strahlen 
Mieffe und diejenige, welche von ihm angeblidt worden, fterben mühe, 
Sid jhon lange unter die Getichte geieht; wiewol die wirkliche Erzeu— 
gung eines Baiilisten vor unlanger Zeit von Etlichen wiederum hat wol 
{em behauptet werden. Ich übergebe joldhes den Natur-Kündigern zu mehrer 
Unterfuhung und ftelle aber allhie dem Lejer einen andren Yajilisten vor, 
emlih den alten Drachen, der das menjchliche Geſchlecht mit dem Elinden> 
Gift verderbt Hat Derſelbe lann aud mol durch blofies Anfehen feiner 
bilichen Griheinung einen Menſchen an jeinen Sinnen und Verſtande, 
Und an der Yeibes:Gefundheit tödtlic nefähren. Mancher der ihn in ir— 
md einer angenommenen Geitalt erblidt, nimt von ſolchem Schreden den 
Tod oder verliert feine Vernunft. Aus vielen Geſchichten die ſolches ber 
wugen, fol anjeho cine neuliche erzehlt werden, 








0 















Um Martini 1684ften Jahrs geht ein neunjähriger Knabe und: 
Namens Peter Windler, nachdem er feinen Groß ⸗Vatern um 
gebeten, von den Dorff Urjpring, fo auff dem Ulmer Boden Tigt, 
allein nach dem Dorf Vallendorff, da er geboren; zweitfels ohn feine! 
wandten dajelbft zu beſuchen; und ergeht ſich dafelbft mit fpielen. 
dem er feine Freud’ und Luft alla gebüft, und wieder heim zur 
Grofvatter fehren will: verfehlt er dei Wegs und geht im einem mel 
reichendem Walde etliche Stunden irre, 

Da erblidte er unverjehns einen Jäger, welcher einem Hirſchen 
jeßt, der mit rücllingsgeworffenem Gewigte vor ihm und feinem 
Rohr flohe. Derfelbe vermeynte Jäger ſchoß bald darauf mad; dem Wil 
und fällete dafjelbe, nicht ohn erſchredliches Krachen, zu Boden; 
auch jelbiges, indem der Knabe mod) zugegen, bei den Füſſen jchleppte 
ins Gepuſche und verbarg 18 im den Heden. Hernach fam er auf! 
Heden, ſammt feinem an der Hand leitendem Hunde, wieder hervor, 
auf den Knaben zu und fragte ihn, ob er nicht Luft habe nechfler 
wiederum bey ihm auf der Jagt zu fepn? 

Für folder entfeglichen, verfluchten und unverhofften Befelfhafit m 
ſchrictt der Knabe, als welcher den Hirſchen, den Hirſch fällenden iger 
und Iagt-Hund ihm felbften mit jehr tiefem Nachdenten vorftellte und ein 
bildele derhalben wird ihm angft und bange, alfo, daß ex erjchredlidan 
hebt zu jehreyen, und endlich in tieffter Veftüryung, nachdem er die Lan 
ftrafie wieder gefunden, heimfommt: Da er den Seinigen zittrend und I 
bend Flagt, was ihm ſey begegnet und acht Tage lang gang jerrfittet und | 
beftiirht bleibt. 

Nad) Verflieſſung folder acht Tagen brad das Uebel, jo von jolden 
Geſicht und Schreden bey ihm angejeht, endlich recht aus: denn er der 
lohr die Sprache, belam Convulsiones (oder Rrampffrifie), jperrte und 
verdrehete das Maul gantz wunderlich, warf und erjchütterte den game 
Leib hin und wieder, machte ein trugiges, verfehrtes, grauſames Bchdl 
gefahrliche Augen und drohende Blide, ſamt abſcheulichen und emtjehlihet 
Geberden. Wobey auch allerhand andere Zufälle fi) eräugneten, Geld 
Geftalt ward er gantzer zween Monaten, mit grofjer Veftürtung aller me 
ftehenden gequält, und wollten Die von einem benachbartem Medi mi“ 
ordnete Arhneyen nicht helfen. Darum braten der Pfarrherr ulm 
fpring, welcher ihm mit geiſtlichen Mitteln getreulich beyftund, und VEF 
Pfleger zu Vallendorf dieſen kläglichen Fall bey dem Naht der Um Ml® 
an, und erfuchten denfelben um Hülffe. Worauff der Knabe Bee 
meine Spittal dajelbft genommen und der Kur Doctoris Eher” 

Gockelii untergeben worden. Welger erfanut, dah folder — 








355 





Sieden gehabt. Wiewol Andre, um folche Berftellung, nichts haben wiffen 
win. Man bat ihn endlich unterm Hochgericht begraben. 

hie dörffte wol mancher hriftlicher Leſer zu wiſſen verlangen, ob nidht 
fr einen fo armen, vom Teufel entführten Menjchen noch Gnade und 
Berligleit zu Hoffen, oder diefelbe ihm ſchlechts abzufagen jei? 

HH. Rroleus. €. 239, Mi. 


391 Der Zwerg und Kindleins⸗Geiſt. 


Richt allein in den Bergwerden, fondern auch wol anderer Orten 
fen ich bikweilen Kleine Männlein bliden, die man für VBorboten eines 
bhandenen grofien Unglüds achtet; zumal warın fie anderswo als in den 
Iergwerden ſich den Leuten ins Geficht geben. Wiewol man nicht aller- 
ng gewiß fein kann, ob ſolche Männlein eben alle Mai böfe, und nicht 
ifeeilen vielleicht wol gute englifche Geifter fein. Denn man weiß, daß 
iweilen auch wol die Seil. Engel, in Geftalt Heiner ſchöner Knaben, 
worab mandyen Sterbenden fur vor ihrem Ende erſchienen. 

So wollen wir dann in der Ungewißheit, ob diejes für einen böfen 
ver guten Geiſt zu halten fei, erzehlen, was im jahr 1686, am 8. Ju— 
ii, aus Bafel, für eine gewiſſe Zeitung geichrieben worden, und nicht 
ie würtliche Begebenheit, fondern nur das Urtheil von derjelben bezweifeln. 

Es ſoll ſich bei jeßo benamter Zeit, in einer Bündtiſchen Gegend zu: 
fragen haben, da zween Edelmänner mit ihren Dienern, auff dem Wege 
“ Chur an einem Buch, ein Heines Kind erblickt, welddes in Yeinen 
widelt da gelegen: weßwegen der eine Edelmann aus Mitleiden feinen 
Jiener befohlen, abzufteigen und joldhes Kind auffzuheben, auf daß mans 
is nechſte Dorff mit nehmen könnte. Wie nun der Diener abgeftiegen, 
mugetreten, das Kind angefaßt und auffheben wollen, bat pr es nicht 
m der Erden erheben fünnen. Worüber die beyde Edelleute fi) höchſtens 
nimundren und dem andren Diener befehlen, er jollte gleichfalls abjigen 
nd dem erften helffen. Welchem aber damit jo wenig gehulffen, daß fie 
Ze gefammter Hand defielben nicht mächtig werden, ja e3 nidht ein 
tal von der Stelle rüden können. Nachdem fie aber lange genug daran 
jogen und vergeblich gehoben, hebt das Kind an zu reden und fpricht, 
jolten e& nur ligen lafien; denn fie würden e8 doch nicht von dannen 
weg bringen können: unterdefien wolle es ihnen nur jo viel anzaigen, 
B es anjeto ein föftlihs und fruchtbares Jahr geben, aber jehr wenig 
te joldyes erleben würden. So bald es jolde Worte ausgeredt, iſt es 
ſchwunden. 

Worauff die beyde von Adel in höchſter Beſtürtzung fortgeritien, und, 


356 

wie fie nad Chur gelangt, «8 daſelbſt angezeigt, auch vor dem garten 
Raht eydlich abgehört worden; daher man der Gewißheit folder Vegen⸗ 
niß gnugfam verfichert iſt. Ob es aber ein heiliger Engel oder ein Bes 
fpenft geweſen; das wird jo leicht nicht zu entfcheiden fein. Sollte ehr 
weder ein fruchtbares Jahr, no cın Sterb oder feine gewaltiame An⸗ 
tilgung vieler Leute durch das Kriegs-Schwert drauff erfolgen; jo wäre 
es für eine blofje geipenftiihe Gaudeley und Betrug deß Satans zu adten 
fein. Denn der. heil. Engel Weiffagung fehlt nicht: fondern Gott lat 
dasjenige, was fie vertünden, fommen; e& Sei dann, daß es mit dieſer 
darunter verftandenen Bedingung, woferrn dur Buſſe das Ungläd mit‘ 
abgewandt werde, angedrohet worden. 

Im Yahr 1644 am 18. Augufti, zoch der Gurfürft zu Gadifen, 
hann Georg der Erfte, die Stadt Chemnitz vorbey; als feine Leute in einem 
Gehölge jelbiger Gegend ein wildes Weiblein fingen, fo nur einer Elen 
fang, jonft aber recht menſchlich neftaltet war. Ihr Angefiht, Hände und 
Tüffe, waren gant glatt; der übrige Leib aber aller rauch. Selbige 
Weiblein fing an zu reden und fagte: Ich verkündige und bringe der 
Frieden im Lande. 

Der Curfürft befahl, man follte fie wieder Tauffen laſſen: weil ver 
etwa 25 Jahren au ein Männlein, in gleicher Beftalt, gefangen worden, 
welches den Unfrieden und Krieg verfündigt hette *). 

Diß muß entweder ein Engel oder Teufel geweien fein; denn mw 
vernünftige Thiere können ja nicht reden. Ich beforge aber, es fei ein 
Teufel3:Gefpenft geweſt: fintemal man nicht Tiefet, daß die Engel in eimt 
rauhen Geftalt jemals wären erjhienen. Der Satan ſucht bißweilen de} 
Anfehn, als ob er gefandt jei, was Gutes zu verfündigen, wann er fihd, 
daß er dafjelbe nicht länger verhindern darf. Die heilige Engel ericheiner 
nemeinigli in einer ſchönen, holdſeligen oder gar ernfthafften, ehrwir 
digen und anſehnlichen Geſtalt und keiner ſolchen Miß⸗Geſtalt. 

BHöllifcher Proteus ©. 610 ff. Grimm D. Sagen. 


392 Der Lebte von Sohenftein **). 


Zum Andern jagt mir dijer Gretter, wie Ich dann ſonnſten 
der Ort von etlich Alten Bauren and) gehört (sentiat. tamen quit 
que quod fide velit), dab, nachdem vil gefangener vf chapumg 


*) Gottfried Schultz im 1644ften Jahr feiner Chronif. 
**) Sagen und Geſchichten aus Herold's handſchriftlicher Chront % 
Stadt Schwäbiſch Hall. 





387 


in diiem Schloß (Hohenſtein) daraus auch die Hertzogen von Bayern 
fein angriffen worden, gehalten wurden: hett ein Wittfrau im Bayer- 
land oder Rieß ein Sohn, der vf der Straßen fuhr vnd fein Mutter 
wit ernehret, der zweymal in diſem Schloß gefangen geichakt vnd 
duch fein Mutter feitdem ift außgelöfet worden. Als er aber aus 
ſelchem Schloß zum drittenmal gefangen wurde, vnd die Wittfrau 
durch vorige zwo Schatzung erarmet, das fie ihren Sohn zum dritten- 
wol nit außlöfen kundte, auch fein Bitt beym Edelmann helfen 
welt: jprach die Frau, Ihr habt mich zur Bettlerin gemacht, und 
Bolt mir nun mein Sohn im Thurm erfeulen, fo folt Ihr jehen, 
des ih Euch ein Arzeney in Haffen fegen will, das Ihr müßet 
außdorren, ehe das mein Sohn erfaulet: welches der von SHohen- 
kein für ein thöricht rede eradht, der Frauen gefpottet vnd fie hin= 
Heben laffen. Am andern Tag als er nad) den Morgeneffen am 
So Hohenftein vf der Bruckhen bei etlih Edlen geftanden vnd 
mit ihnen geſchwätzt, hat er gehelingen anheben zu fehreyen vnd ge— 
lag: O, die alte Her will mid) verbrennen: darauff fein Knecht 
die pferd heißen jattlen, eylends gen Comburg geritten, fi) mit 
den Sakramenten laſſen verjehen, am andern tag ijt er geftorben 
ond ligt zu Comburg im Gang vor den alten Kapitelhaus begraben. 
Diſer ſoll der Letzſt dis Geſchlechts geweſen fein. 
Gutenberg's Archiv von Schonhuth 1848 Nr. 4. 


393 Hans von Stetten. 


Anno 1432 war ein Edelmann zu Hall Hans von Stetten 
genant dein vatter bracht’3 dahin, das ein E. Rath zu Hall mit 
beihlokener thür vber das blut vrtheilen möcht. Anno 1439 nun 
Burd er der Erite, dem jolches widerfuhr, aber aus Neid wie man 
ſaget. Er joll hinder des Stettmeinfters Frauen zum Altar gangen 
kin, Ihr vf den Mantel getretten, doch Als er es nit gern gethon, 
Jeich als ob Er geftolpert were nach der ampelfchnur daſelbſt ge— 
fiffen, das Tel der Ampel in ſolchem Ihr vf den jchleyr geſchüt— 
haben: Daraus ſolcher Neid erwachſen, daß Er gezigen iſt wor— 
en, Er hab wegen des ſchloß zu Santzenbach wider gelübdt vnd 
id gethon, hab e3 einer frembden herrſchaft ohne wißen vnd willen 


eines E. Raths zu fauffen geben mwöllen, derohalben maı 
ab für das Rathaus geführt, und das Haupt abgeſchl 
Hernacher erfand ſich's, daß ihm unrecht gejchehen if 
bracht's fein Sohn dahin, daß Ihm die von Hall alle 
Leben lang 100 %. geben mußten. (Zuſatz eines Sp 
Sanzenbah uf dem thor im alten Schloß fteht noch ein 
zugethanen Augen.) 


394 Der Zweitfampf zu Sal. 


Yolgendes (nad) 1406) hat ein Grätter vnd ein 
gefempfet vnd der Grätter, als er denn Baroftetter und: 
bradht, von ihm begeret, er joll ſich gefangen geben, 
tobt bleibe: Darauff der Bawſtetter hat geantiworttet, we 
Mann ohne Ehr? Alſo hat der Grätter jhn mit eine 
zum aug hinein geſtochen, Hingerichtet und iſt nad dı 
Kampf alsbald zu vnſer Frawen bey der Gelbinger gaff 
am Gapelthor, dahin dazumal ein wallfahrt war, auf d 
gegangen, das fic geblutet. 


305 Drei wohldefoffene Weiber. 


Anno 1532 feind drei adelihe Geichwiltrig, Di 
genannt, von Eltershofen bürtig, nad) Johannis tag 
gen Undermünkheim von Hall in deß Mühl Michels hauß 
de3 beiten Weins 32 maas, ohn die Koft ausgetrun 
bezahlt, und jein ruhig vor Nachts wider mit eina' 
gangen. (Bon neuerer Hand.) 


396 Die Bafferfrauen. 


Es hat ſich zugetragen, das Einem von Hohe 
MWeiber vor Faßnacht in fein Schloß fein fommen die 
effen in der Mummerei verbußt, wie vor zeiten 
zweyen ſpitzen gebillet gemahlet fein, von Hohenſte 
ſchloß Neunbrunn gangen, dafelbft gedankt, collal 
under dem ſchloß an der Byler ligendt in ein 


sr 


diem Schtofs (Hobenftein) daraus auch die Herhogen von Bayern 
fin angeiffen worden, gehalten wurden: heit ein Wittfrau im Baber- 
nd oder Rieß ein Sohn, der vf der Strafen fuhr und jein Mutter 
it ernehret, der zweymal in diſem Schloß gefangen geſchatt und 
hr fein Mutter ſeitdem ift aufgelöfet worden. Als er aber aus 
em Schloß zum drittenmaf gefangen wurde, und die Wittfrau 
ch porige ziwo Schaung erarmet, das fie ihren Sohn zum dritten⸗ 
mit auflöfen kundte, auch Tein Bit beym Edelmann helfen 
tz jprad) die Frau, Ihr habt mich zur Beitlerin gemacht, vnd 
# mir nun mein Sohn im Thurm erfeulen, fo folt Ihr ſehen, 
ich Euch ein Arzeney in Haffen ſehen will, das Ihr müßet 
borten, ehe das mein Sohm erfaulet: welches der von Hohen» 
t für eim thoͤricht rede eracht, der Frauen gefpottet vnd fie hin— 
em faffen. Am anderı Tag als er nad; dem Morgeneſſen am 
loß Hobenftein of ber Brudhen bei etlid; Edlen geftanden und 
ihnen geſchwätzt, Hat er gehefingen anheben zu ſchreyen vnd ges 
: O, die alte Her will mid verbrennen: darauf jein Knecht 
pierd heißen jattlen, eylends gen Gomburg geritten, ſich mit 
Sakramenten laſſen verichen, am andern tag it er geftorben 
ligt zu Gomburg im Hang vor dem alten Kapitelhaus begraben. 
ier joll der Letzſt dis Geſchlechts geweſen jein. 
Gutendera's Archıv von Zchonhuth IH Nr. 4. 








393 Sans von Ztetten. 


Anno 1432 war cin Edelmann zu Hall Hans von Stetten 
ant deßen vater bracht's dahin, das ein E. Rath zu Hall mit 
dloßener thür vber das blut vriheilen möcht. Anno 1439 nun 
d er der Erſte, dem ſolches widerfuhr, aber aus Neid wie man 
t. Er jell hinder des Stettmeinfters rauen zum Altar gangen 

Ihr vf den Mantel getreten, dod Als er es nit gern gethon, 
h als ob Er gejtoipert were nad der ampelſchnur dajelbjt ge— 
en, das Tel der Ampel im ſolchem Ihr vf den ſchleyr geſchüt— 
aben: Daraus ſolcher Neid erwachſen, daß Er gezigen it wor— 
Er hab wegen ſchloß zu Santzenbach wider gelübdt vnd 
gethon, hab es einer frembden herrſchaft ohne wißen vnd willen 





360 


398 Auch eine Belhwörung. 


Wir find bald darauf zu Zifche gegangen, wob 
eine halbe Stunde die Spradje verloren Hatten. 3m 
Marggräfler belebten ung endlid) wieder, und löſeten un 
gen. BP. Fulgentius fragte mid), ob der verfiorbene Pf 
Vorfahrer, fi) nody mit feinem Gepolter dann und waı 
hören ließ? Ich fügte, Nein: Es wäre mir aud) leid, d 
durch das einfältige und boshafte Geſchwäz einer Nachb 
ten laſſen, zu glauben, daß der felige Mann zum Gefp 
ſey, da ich doch feit mehreren Wochen nun durch meine 
Ohren überzeugt ſey, daß der Lermen von Mardern 
bergefommen. Ich geftand, daß ich feiner Seele mein 
gewidmet, und nachher, als das Getappe doch nicht 
felbft mehrere Stunden auf meiner Bühne gepaffet, : 
zweymal jo glücklich geweſen, dem tollen Springen: und 
rien dieſer Thiere mit beyzumohnen, mid) aber damit 
jehr fündlichen Argwohn zu befreyen. Dieſer Zon g 
Franciſcanern nicht. Sie fahen den Dechant an, als 
um Erlaubniß bitten, mich auf den rechten Weg zu ie 
li) fagte der P. Yulgentius: Fuer Ehrwürden find jei 
jeltfamen Begriffen gekommen; es ſcheint faſt, als wol 
Geſpenſter läugnen! Ich antwortete, nein; aber id g 
daß man nicht ſo leichtſinnig alle Mährlein zu Evangel 
und manches ehrlichen Mannes Gedächtniß nach dem 
verunglimpfen ſollte. Das iſt ſchon wahr, verſezte d 
Allein man muß auch nicht gleich allzufreygebig mit d 
ſeyn, ſonſt fällt man nach und nach auf ketzeriſche Ir 
dann iſt man mit dem Fegfeuer bald fertig. Ich ver 
id) gewiß nicht daran zweifle; aber ic) müſſe zugleid) q 
ich nicht mehr jo leichtgläubig ſey als id) cs geweſen, 
meine Augen vor dem Betrug der Ohren gemarnet. 
ſagte ih, daß gar oft dergleichen Gefpenjter nur in 
boshafter Yeute erzeugt werden, und Ehrendiebſtäle naı 
blieben. Mehrere Beyfpiele, die ic) jeit kurzem gehöret, 





361 _ 


inem Urtheilen behutfamer gemacht und überwieſen, daß von 
feipenfter= und Hexenhiſtorien 98 Unwahrheiten zu jubtrahiren 
Hier Tonnte fih der P. Guardian nicht mehr halten; er 
ber mein kekes Geſtändniß mit Iebhafter Hitze auf, bat den 
tum Erlaubniß mich confundieren zu dörfen; (jo nannte er 
) da er den Capuz zweymal über den Kopf und wieder zu⸗ 
chupft, fagte er: Hr. Pfarrer, das find wirklich, Gott be⸗ 
uns, teufliiche Principia. Ich will es Ihnen probiren; benn 
ı fage, muß Händ und Füſſe haben. ch bin zweymal 
Philosophise und auch zweymal Theologiae geweien ; vom 
uhl will ich mich nicht rühmen, aber man darf nadjfragen ; 
oad Exorcismos & Benedictiones muß mir feiner gleid) 
Nulli cedo. Haben Sie, fragte er, jemalen des R. P. 

i don Cochem Ablaßbuch am 5., 6. und 7. Cap. gelefen? 
te, nein! Nun fo werden Sie doch beflen goldenen Him⸗ 
üſſel haben: Aus dieſem leſen Sie (denn ich will mit Ihnen 
on andern gelehrten Büchern unſerer Ordensväter reden) 
} erfte Gapitel von den graufamen Peinen des Fegfeuers. 
jelbft, und ich hoffe, Sie werden ihm als einen Priefter 
brheit nicht abjprechen, zumalen das Bud) cum Adproba- 
; Censura ordinaria gedrudt, auch ein kaiſerliches Privi- 
dabey ift, daß die drey angeführte erjchredliche Hiftorien 
abeln und erdichtete Mährlein, jondern glaubwürdige Exem— 
n, welche von einem vornehmen Geiftlihen, wie aud) dem 
zetro Gluniacenje, und dann von dem andächtigen Dionyfio 
iano, welcher 180 geiftlihe Bücher geichrieben und viele 
ungen und Tffenbarungen gehabt, ala wahrhafte Geſchichten 
tet worden. Und wann Sie aud) diefen jeligen Männern 
auben wollten, jo fragen Sie nur den Ochſenwirt zu M... 
für Mühe gehabt, den Geift feines Schwiegervater der ein gan- 
: fang ihm durd) jein Gepolter die Gäſte aus dem Haus vertrie= 
wegzubencdiciren. Tas war ein alter Schelm, Gott gebe ihm 
e Ruhe, der mir viel zu Schaffen gemacht hat. Anfänglich wollte 
t (wie halt die weltlichen Leute find) das Ding vertufchen; 
aber durch feine Kinder an den Pfarrer. Aber der wußte 


362 


Ihon, dak in dem Diöceſen-Benedictionali (ich verachte es darum 
nicht) Feine Kräftige Exorciſmi ftehen. Er machte feine Sad jo 
gut er es verftunde daher, und verjprengte viel Weyhwaſſer. Ja, 
dachte ih, wic ich es hörte, Weyhwaſſer; da kann er gegen ein 
bhartnäfigtes Geſpenſt nicht viel ausrichten. Wir waren bamak 
eben ein wenig auf einander erzürnet, weil er auf mein Anfpreden, 
dem H. Pater Franciſco zu Ehren, nicht an den Sce fahren, mb 
unjere terminirte Weine um Gotteswillen abholen wollte. Ich dachte 
aber gleich, du nuft mir doch kommen. Dietum factum. Er lid 
zu den Gapucinern ; die gaben ihm Amuleten, Anaftafiustöpfe und 
Heine Saravacafreuzlein. Da gieng das Gepolter erſt recht an 
Sein Better, der Jefuiter, jchifte ihm geweyhte Ignatius- und Bar 
reriusbilder, auch Ignatiuswaſſer. Aber wieder umfonft. Er ver 


ſprach eine Wallfart zu der guten Beta; er holete einen Game 


liter. Pie kennen faſt gar nichts, und wollen ſich doch geofe 


Streiche ausgeben. Endlich da um ſechs Uhr Abends die Map 


nicht mehr in den Keller wollte, wenn er nicht den groffen Sohe 
mitjdjife; da die Gäſte jein Haus meideten ; da fein Shandwerke 
purfche mehr ben ihm einfehrte, und zwey Fünfte ihm Die Herberg 
aufgejagt hatten, da kroch er zum Creuze, und bat flchentlid, wir 
möchten ihm helfen. Ich verfagte ihm alles. Denn, fagte id, et 
muß nun auch fpühren, was es ift, wenn man unſern heil. Orden 


vor den Kopf ſtößt. Laſſe er ſich nun durch den Garmeliter, Je - 


juiter oder den Capuciner helffen; fie find jünger in der Kirden 
hierarchie alg wir, vielleicht können fie mehr. Ich glaubte, daß id 
es kurz jage, es fey gut wenn er ein wenig gefchohren werde; dab 
er wiederfommen mülfe, wußte id) jo. Den andern Tag ſchihe 
er gleich feinen Sohn mit der Fuhr an den See für uns, um 
Nachmittags ein Kalbsviertel mit zchn Maaß Wein ins Kofler. 
Diefes machte mid) weichherzig, obwohl der P. Definitor nicht ſo 
gleich darein willigen und haben wollte, ich follte ihm, bis zat 
Miederfunft des Weinwagens, das Geſpenſt auf dem Hals laſſen. 
Ich gieng hin, und nahm, nebjt einigen Ordinarieroreifmen, ehoed 
Dreykönigwaſſer mit. Davon bat bekanntlich ein Tropfen meit 
Kraft, als ein Eimer gemein Kirchenweyhwaſſer; aber id) habe ac) 


EUs 

meinem Urtheilen behutfamer gemadjt und überwiefen, daß von 
\Gefpenfter und Herenhiftorien 98 Unwahrheiten zu jubtrahiren 
m Hier fonnte fih ber P. Guardian nicht mehr halten; er 
über mein leles Geſtandniß mit Febhafter Hite auf, bat den 
ant um Erlaubnih mich comfundieren zu dörfen; (fo nannte er 
mb ba er den Gapuz zweymal über den Kopf und wieder zue 
eihupft, fagte ev: Hr. Pfarrer, das find wirklich, Gott ber 
uns, teufliiche Peincipia, Ich till es Ihnen probiren; denn 
ih fage, muß Händ und Füſſe haben. Ich bin zweymal 
ır Philosophiae und auch zweymal Theologine gemejen ; vom 
ſftuhl will ich mid) nicht rühmen, aber man darf nachfragen; 
tuoad Exorcismos & Benedietiones muß mit feiner gleich 
en. Nulli cedo. Haben Sie, fragte er, jemalen des R. P. 
ini von Godem Ablaßbuch am 5., 6. und 7. Gap. gelefen? 
igte, mein! Rum fo werden Sie doch deſſen goldenen Him— 
htüffel haben: Aus dieſem leſen Sie (denn id) will mit Ihnen 
von andern gelchrten Büchern unierer Ordensväter reden) 
as erite Gapitel von den graufamen einen Des Fegfeuers. 
gt jelbit, und ich hoffe, Zie werden ibm als einem Prieiter 
zahrheit nicht abſprechen, zumalen das Buch eum Adproba- 
& Censura ordinaria gedruckt, auch cin kaiſerliches Privi 
mdabey iſt, daß die drey angeführte erichredliche Hiſtorien 
Fabeln und erdichtete Mährlein, ſondern glaubwürdige Erem— 
ven, welche von einem vornehmen Geiſtlichen, wie auch dem 
Petro Eluniacenſe, und dann von dem andächtigen Dionyſio 
uftan, welcher 180 geiſtliche Bücher geſchrieben und viele 
dungen und Offenbarungen gehabt, als wahrbaite Geſchichten 
het worden. Und wann Sie aud) Dielen ſeligen Männern 

















glauben wollten, jo fragen Sie nur den Ochſenwirt zu 
b für Mühe gehabt, den Geiſt jeines Schwiegervaters der ein gan: 
br fang ibm durch fein Gepolter Die Gafte aus dem Haus vertrie: 
t, weqzubenedieiren. Tas war cin alter Schelm, Gott gebe ihm 
ae Ruhe, der mir viel zu Schaffen gemacht bat. Anfänglich wollte 
rt (wie balt die weltlichen Leute jind) das Ting vertuſchen; 
t aber durch jeine Kinder an den Pſarrer. Aber der wußte 











aber gleich, du muſt mir doch kommen. Dietum fartum. | 
zu den Sapneinern ; Die gaben ihm Amuleten, Anaſtaſiusköpf 
Heine Garavacakreuzlein. Da gieng das Gepolter erjt rec 
Sein Better, der Jefuiter, fchifte ihm geweyhte Ignatius- unt 
reriusbilder, aud Ignatiuswaffer. Aber wieder umfonft. € 
Iprad) eine Wallfart zu der guten Beta; er bolete einen € 
liter. Die kennen faft gar nichts, und wollen fidh doch 
Streihe ausgeben. Endlid) da um ſechs Uhr Abends bie 
nicht mehr in den Keller wollte, wenn er nicht den groffen 
mitfhife; da die Gäſte fein Haus meideten; da fein Hand 
purjche mehr bey ihm einfchrte, und zwey Fünfte ihm die Si 
aufgefagt hatten, da kroch er zum Creuze, und bat flehentlic 
möchten ihm helfen. Ich verfagte ihm alles. Denn, fagte 
muß nun auch ſpühren, was es ift, wenn man unjern heil. 
vor den Kopf ſtößt. Laſſe er fih nun durch den Garmelite 
juiter oder den Gapuciner helffen; fie find jünger in ber K 
bierardjie als wir, vielleicht Fönnen fie mehr. Ich glaubte, I 
es Kurz fage, es ſey gut wenn er ein wenig geſchohren werde 
er wiederfommen mülfe, wußte id) ſo. Den andern Tag 
er gleich jeinen Sohn mit der Fuhr an den See für ums 
Nachmittags ein Kalbsviertel mit zehn Maaß Wein ins 9 
Dieſes machte mich weichherzig, obwohl der PB. Definitor n 


nleih Anrein millinen und hahen mallte ich ſallte ıhm A 





&inen halben Tag Arbeit, bis ich es fertig bringe. An allen feinen 
hiren fand ich C, +. M. +. B. f. Agatazettul, und die Capu- 
ine oder Jefuiterbilder, Ereuzer von Ofterferzen und andere ger 
wie Sächelchen, die alle zu leicht für feinen Schwiegervater waren. 
& lieh mir zeigen, wo eigentlich der Hauptaufenthalt des Geſpenſts 
# Das war ein Ed unter der Stiegen des zweyten Stohverfs. 
kun Jemand bey der Nacht dort vorben oder nur die erſte Stiege 
tanf gehen wollte, warf «8, fagten die Leute, mit Steinen, Prü- 
", und allerlei Unflat; und, curids, der Magd, die ihre Kammer 
manf Hatte, that es nichts. Nur im den Seller durfte fie Abends 
ht allein Hinabgehen. Ich lieh mir meine Kerzen anzünden, 
igfe den Stoll um, und fieng an, Da fam auf einmal ein 
ummind, als mann er das Haus über einen Kaufen blafen 
Me. Aber das war mir juft recht: Nun, dachte ich, iſt der 
M in der Enge. Zweymal hat es baden an einem alten Schranf 
ezlich gekracht. Und wie id) von meinem Dreytönigswaſſer nur 
einem geweyhten Palmzweig etwas an die Wände des Gangs 
jte, und da? Oremus a domo tun «Ke. betete, jo fuhr das eine 
ter mit einem erftaunlicen Wind auf. Ta merkte ich gleich, 
der Geift feinen Mbjchied genommen babe. Und nachdem id) 
einem Stüd eines jeraphiichen Streits, welchen cin in fama 
etitatis ben ung verftorbener Pater getragen, das Fenſter zu— 
anden, auch das Loch unter der Stiege, welches cine Gatterthür 
e, mit heiligem Wachs in forma erneis quasi verſiegelt, ſo 
ite ich den Ochſenwirt verfichern, daß, wenn er nad) einige heil. 
jen bey uns am Antoniusaltar leſen laſſen wurde, jein Haus 
tig frey wäre. Der Mann war ſehr froh, und hat mir und 
em Socio wol aufgewartet, auch Tags darauf unſerm geiſt— 
1 Vater ein ſchönes Almoſen geſchitt. Ich mußte noch, bis cs 
t worden, zu feinem Troſt in dem Hauſe verweilen. Der 
d, die uns nad) Haus leuchtete, ſagte ich, ſie joll mir am ans 
Morgen gleich melden, ob alles ruhig geblieben? Eece, es 
io. Ich babe das Menſch gefragt, wie es doch immer jugebe, 
das Geſpenſt fie allein mit Frieden laſſe? Ach, jagte fie, wie 
unjerm Haufe zugehet, fnnen Euer Hochwürden nicht glaus 





Eye 


ben. Mein Herr, der Wirth, ift als ein Mezger gewander 
ift er viel mit lutheriſchen Leuten umgegangen, die haben ih 
Kopf verfehrt. Er fam aus der Fremde, ſchwängerte die 2 
bom Haus, jeine noch lebende Frau; ber alte Bater war gu 
gab fie ihm mit dem Hausweſen zur Ehe. Das find nun 
fünf und zwanzig Jahre. Er bat nur den einzigen Sohn, d 
gar braver Menſch ift; dieſer Hat aud) ſchon gewandert, ın 
er vor zwey Jahren wiederfam, da Hätte er gleich die Wil 
Hecht Heyrathen follen, Ich war chen aud) zum Ochſen im 
getreten. Er hat mir oft feine Not geflagt. Das Gott © 
Es ift doch nicht recht, daß man den jungen Menjchen hat 3) 
wollen, eine alte Frau zu Heyrathen, die feine Mutter jeyn 
Ich Habe ihn jo viel getröftet, als mir möglid) gewejon, abt 
in der Stille. Denn Sie glauben wicht, wie meine He 
Fluchen und Lermen Tann, wenn fie den Sohn und mid m 
ander reden fehen. Indeſſen fieng der Geift an zu poltern. 
Wirt und die Wirtin waren jehr furdtfam. Niemand « 
Sohn hatte das Herz des Abends die Stiege hinauf zu gehen 
ſelbſt Habe die erften acht Tage in der Küche gefchlafen. 

dachte ih, nun kömmt das Portiunculafeit; da will ich fi 
Geſpenſt den Ablaf gewinnen. Kaum hatte ich den Gedanl 
faßt und meiner Frau gefagt, jo ließ mic der Geift in 
ſchlafen gehen. Und feither Iermt er nur, wenn ich ſchon in 
Kammer bin. Ich muß ihm aljo dod) in etwas feine Peiı 
mindert haben. Zweymal hat er fid) vor mir ſehen laſſe 
freundlich gelächelt. Er fiehet ganz weiß aus, nur hat a 
Hände und die Naje ſchwarz. Der Sohn ficht ihn oft, unt 
fremde Gäfte im Haus übernachten, denn Bekannte fommer 
mehr, jo muß der Johannes im nämlichen Gang neben 

Kammer ſchlafen; dann it alles ftille. 

Enfin: Nach meinem Exorciſmus war drey Tag Ruh 
aber der Sohn mit unferer Weinfuhr nad Haufe gefommen 
in nämlicher Nacht das Gepolter wieder an. Et, quod mira 
das Gejpenft plagte und ängftigte auch die Magd, jo dak 
dern Tags wie verhext ausjahe. Ich wurde gerufen, übe 


lande, und beſchloß im Wirtshaus zn übernachten. Ich 
: einen Particul de vestimento Smi Patris nostri, wieder- 
ine Exroreifmos, und alles blieb ftille. Ich Hatte mich 
Stoll in einen Lehnſeſſel gefegt, den Wenhmwedel. in einer 
Benedictionale in der andern Hand. Die Stubenthür 
gegen den Gang aufgelaffen und alle Leute in ihr Zimmer 
len. Mit dem Glodenſtreich 12 Uhr hörete ih auf der 
m gräßlices Geſchlepp von Ketten und Rollen. Das Ge 
m mit ſchweren Schritten die Stiege herab. Ich fieng an 
ören, blieb aber in meinen Seffel ſihen. Und, damit 
3 mache, taum hatte ich EI 7 Elohim + Sother + Ahar 
Jetragramaton + Behyros + ausgefproden, jo flog ein noch 
r Bogen Papier in das Fimmer — und der Geift war 
den. Ich fahte alle meine Courage zufammen und hob 
er auf. ine Seite war ganz überfchrieben, in dem an- 
‚en Vogen aber hatte das Geſpenſt feine brennende Hand 
Ich habe es zu Dans und fan es ſtündlich aufweiſen. 
chriebene weiß ich auswendig. Es hieß: „Gelobt ſey Je— 
tus. Alle gute Geiſter loben Gott den Herrn. Ich thue 
no. Herr P. Guardian zu wiſſen, daß ich im Fegfeuer 
unansſ prechlich viel leide. — Urſach warum? Weit id) 
haben wollen, daß der Johannes die Hechtwirthin heyrathen 
sgen ihrem Geld. Und weiten die Ehen im Simmel ge 
den, und mein Enkelſohn nicht mit ihr glücklich worden 
d. ich doch mit ihm gezanft, und oft acjagt, ev müſſe fir 
und alſo ihr ungercd) Hut wollte in meinem Haus ha— 
nuß ich jezt leiden. tann mir aber geholfen werden, 
in Todtermann 24 Meſſen am Antonius-Altar leſen läßt, 
Tienfttage hattet, umd feinem Johannes ein armes Mäd- 
fromm iſt, zur Fran giebt. Ta jollen Fuer Hochwürden, 
früh um 7 Uhr, alle Ponte die im Hauſe ſeyn werden mit 
irche nehmen, und am Antonius-Altar Meß leſen, und, 
den legten Segen geben, wol acht haben, wer nieſet; und 
wr Johannes heyrathen. Zeugniß meine Hand, die ein- 
n Fünf Finger!“ Ich dachte, wer muß das ſeyn, habe 















366 


aber feinem Menfchen nichts: davon gefagt. Die Leute m 
alle mit in die Kirche. Es waren ziwei Nähemädgen und 1 
Mägde, nebjt dem Wirt, feiner Frau und Sohu. Id) bi 
begierig geweſen auf das Gericht Gottes, und einen fo-augt 
lichen Fingerzeug der weiſen Vorbeſtimmung catholijcher C 
Himmel. Und ſiehe! Wie ic) das lezte Greuz machte, fien 
natürlicherweife die Magd Catharina an über zehnmal nach 
zu niefjen, daß man glaubte der Kopf müſſe ihr zerſpringen 
der Mei nahm ich alle in die Michels-Gapelle, und eröfin 
Wirt und den Umftehenden die ganze Sache. Die Mag 
abſolute nicht heyrathen, und fagte, fie habe die Keufchheit 
Der Johannes wollte aud) nidt daran; und ber Wirth 
Als ich ihnen aber zufprad), und aus göttlicher beiliger Sc 
wieſen, daß jie fi) nach dem Willen des Himmels fügen 
und dab das Gelübde der Keufchheit in ein anderes, J 
Einſchreibung in unſere drey Orden, des Ehejtandes um 
verwandelt werden könne, da gaben fie ſich zufrieden. Di 
blieb von Stund an aus. Sie wurden jechs Wochen darı 
pulirt, leben recht vergnügt und find unfere beften Gutthäte 
ſehen Sie, das ift mir jelbft begegnet, Herr Pfarrer! WE 
mir nod) Gejpenjter läugnen? 

Briefe über das Möncwefen von einem Tathol. Pfarrer am einen Fteum 


©. 200 fi 


399 Serenpantöffelein. 8 


Der Dechant, welcher ganz aufmerffam zugehöret ha 
fräftigte die Sache als unläugbar, mit dem Beyſaz, er B 
in feiner Jugend auch mit Beſchwörungen abgegeben, einer 
ganz allein, und noch einen in Compagnie mit dem verfl 
P. Damafus ansgetrieben, auch gegen die Heren ein Pa 
fräftige Segen gehabt. Es jey ihm aber durch eine alte 
er fenne fie wol, das Bud) gejtohlen worden. Und jeitden 
Leute von ihm Hülfe begehrten, ſchile er fie zu denen P. | 
cifcanern, Unſer einer, jagt er, mag ſich mit dem Gejchum 


en 

efeinden, und die Herren Patres haben wirffid geheime Zwing- 
pem die beifer ala des Cleri Secularis ihre find. Ja- Freylidh 
Ib fie beffer, ſagte. P. Fulgentins; per Privilegia Pontifieia ift 
& aud; mehr Sraft beygelegt und übertragen worben. Wer fanır 
E Herenpantöfelein machen als wir? Ich habe das Geheimniß 
dom recht glüclich durch einen Bapueiner aus der fränfiien PBro- 
Feriäpnappt, und jeit dem, 'wie der P. Guardian weiß, rechte 
imderbinge damit gethan. Was ift das, fragte der Dedant ? 
holete P. Fulgentius jeinen Thek unter dem Ermel hervor, 
dies uns eine Stüffein Holz, recht artig wie ein Pantoffel 
Ämigelt, woran ber Abja von ſchwarzlechtem Wachs angellebt 
e Dos, ſagie er, ift die wahre Panacen eoelestis gegen alle 
fereg. Wenn alle Segen, Bilder, gewenhte Waſſer fehlen, fo 
F ich mur in dem Zimmer oder Stall eines beherten Haufe, 
einem freytag, in Commemorationem Passionis & Stigma- 
n, mit einem nenen Bohrer, über der Thür und einem Fenſter 
w Köcher machen, ein ſolches Pantöfelein hinein ſtecken, die Lö— 
© wieder mit Zapfen von Greuzdorn zujchlagen, und dann dem 
herten Menſchen oder Vich einen Yucaszettul im Dreytönigwaſſer 
geben, jo ijt mit einem einzigen Fugite partes adversae voll 
S alles geſchehen. Gott Yob, es bat mir noch nie gefehlt, und 
& ganze Kloſter weiß, daß wir dadurd) ſchöne Allmojen befommen 
den. 

Es ſind noch keine drey Wochen, fuhr er fort, da kam eine 
au in Kindenot. Jh mag fie nicht nennen; cs iſt aber eine 
1 Frau die der Herr P. Guardian wol fennet, und wovon 
r vielleicht fanım geiprodden haben. Cie it erit jeit fünf Mo— 
ten copulirt; und da hätte fie noch nicht niederkommen, oder ein 
Res Kind zur Welt bringen jollen. Sie war aber überaus dif, 
d man jahe, daß Yeute, die ihr Glük beneidet, ihr Malefiz bey- 
draht hatten. Die Hebamme war verlegen, und fein Menſch 
abte, daß jie ihr Leben durchbringen werde. Ter P. Guar— 
im iſt nicht zu Hauſe geweſen; da liefen die Leite zu den Au— 
ftinern und holten einen Monica Gürtel. Des Burgermeiſters 
au jchilte zugleich eine Ehriſtilänge und Yoretohiublein, aber um- 








368 


ſonſt; denn weil die Frau in unferer Brüderſchaft einge) 
ift, fonnte ihr nichts ans andern Miöftern helfen. Endlich 
geholt worden... Kaum als ich ihr den Lucaszetiul, in wel 
ein wenig von meinem Herenpantöfelein abgejchabet hatte 
geben, jo gebahr fie ein groffes ftartes Kind, jo ausjeht 
wenn fie 8 ausgetragen hätte, Aber damit war es nad! 
nug. Das Kind hatte die rechte Hand feſt zugejchloffen; ı 
man ſolche eröffnete, was fand man? Den mämlichen Lu 
ganz unverſehrt, den ich der Mutter eingegeben hatte. «€ 
bilia Dei in Crenturis dachte ih! Wenn ich nur ein halt 
Lutheraner bey Handen gehapt hätte, da wollte ich ja aug 
lic) ihnen die Wahrheit unſerer alleinſeligmachenden Reli 
tiefen haben. Drey Mirncul jo zu jagen an einen Sti 
Mealefiz verſchwunden — ein fünf Monat nur getragen 
vollfommen in einer Minute auswachien — und den Yu 
| in der Hand. Ich bezeuge es als Prieſter. Und die jung 
leute würden ſchwerlich jo danfbar fein, wenn es nicht wa 
Sehen fie, fagte er, den Tabal, den id) ſchnupfe und diejes € 


tuch find von ihnen. Das find_ lebendige Zeugen. 
Briefe über das Vioncheweſen 1771. © 31 ff 





400 St. Leonhardstapellen 

gab es zu Biberach, Leutlirch, Ausnang, Au, Gaißbeuren, 
burg, Bermatingen, Marldorf, Scheer, Daugendorf, Waldj 
fingen, Horb, Nufensberg (Lindau). Das Darf St. ! 
DO. U. Leutlirch heist beim Wolf: im Leatt oder Yält. 

Leonhard gibt es auch im ©. A. Ulm. Vergl. Catalog 
Constant. ad ann. 1779. Im Augsburgiſchen Schwaben: € 
hard extra pag., Kirchdorf, Matſieß, Stodheim, Weilerber 
St. Wendelin, dem Erſatzmann weſtlich der ſchwäb. Alb), I 
bofen, eoemet., Gamersfeld, Kienberg, Donauwerd (Hoſp 
pingen, Bilfingen, Wölftein, Halhein, Stöttlin, Heretsbauf 
dorf oder Haiterle ad 8. Leonardum, Bargau (Wendelir 
heim, Bubesheim, Böhlingen, Burgau, Schöneberg, G 
Echlishauſen, Landstroft (Offingen) neben Wendelin, R 

















un 





TI. 


uxter allen Heiligen, der unter den Deutichen feit feiner Uebertra⸗ 
guy von St. Deny nad) Corvey a. 836 belannt worden iſt. 
Die Veitstanzkranlen wallten zur Kapelle des Heiligen nach Treffel- 
herſen bei Weißenſtein. Noch a. 1623 jah Horft dafelbit Weiber 
dei Stunden lang um die Kapelle tanzen. Die Augsb. Ehronif 
bon 1634 (Handfchrift) berichtet, Daß a. 1374 (instigante hoste an- 
tiquo) auf dem Fronhofe beim St. Veitskirchlein Leute unfinniger- 
weile zu tanzen angefangen haben. — Zu Landsberg ift ein alter 
Et. Beitsmarkt. Im einer Kemptener Urkunde 1551 foll vor 
Et Vitus Niemand braden. St. Veit ift Patron der Kirchen 
»: Schmiechen, Fiſchach, Hayingen, Altemannshofen, St. Veit (im 
Yin), Kaplaneien in Amoltern, Oberhaufen (bei Endingen), Tref⸗ 
flhaufen (Trippstrill), in Munderlingen, Ravensburg, Riedlingen, 
drommenhauſen, Füßen (im Schwarzwald), Schuffenried, Brech⸗ 
thal, Sigelau, Rangendingen. Pgl. Catalog. dioec. Constant. 
sd ann. 1779. 
©. 55. 
St. Georg im Augsburgiſchen: St. Georgenhof, Georgen- 
gaffe, —gäflle ebenda, Georgenholz in Fiſchach, Midhaufen. 


401 Ein paar ſchon? Lieder vom Aberglauben, Seren *). 


I 


1. Die Alten hatten Weib und Kind, und andre gute Saden; 
fie hatten freude, Tanz, Belang, und Wies und {Feld und Speis und 
Trank, und aud viel Dumms zum Laden. 


*) Seren» und Geſpenſter⸗Geſchichten. Ein bejchriebenes Leſebuch 
nmãachſt für die deutſchen Schulen dann auch für alle große und alte Kin- 
der in der Stadt und auf dem Lande. 

„An Heren und Geipenfter 

Blaubt kein gefherdter Mann, 

Nur in verrüdten Köpfen 

Trifft man noch ſo was an.“ 


Freiburg und Gonftanz. 


‚372 
2. Sie konnten nicht fo gut mie wir, daß Leben gan 
weil noch der böſe ſchwarze Mann und Kobold und Herr Uı 
in Ruhe ließen. 


3. Geipenfter zogen überall herum in ganzen Schmä 
wilde Jäger machte Jagd, mit Ketten fing um Mitternadt « 
an zu lärmen. 


4. Da murd ein fauler Weidenbaum zum großen Ye 
und mancher treue Schäferipig ſpie Feuerſtrahlen Big auf Bli 
geiperrtem Rachen. 


5. Beym KHirhhof und beym Hocdgeriht gieng ohne F 
Grauſen nicht leicht ein Wandrer Hin; cr war bejorgt, daß ihı 
beym Haar erbärmlid möchte zaufen. 


6. Ein Irrlicht war ein MWiederjchein, den Höllengeif 
wer’3 Jah, verlor gleih allen Einn, und lief und mußte n 
und fiel in Sumpf und Graben. 


7. Der Todte, den man erſt begrub, kam wieder zuı 
und fette da das ganze Haus in neues Leid und Furcht und 
feinem Leichentuche. 


8. Da gab man gern jein baares Geld den hochgelehrt 
die fih auf Teufelsbann verftehn, die ließen Hokus Pokus jehn 
fter einzujperren. 


9. Dort litt ein Kranler unter Krampf, Verzudung, Fie 
ihm wurd fein Arzt, weil fiherlic der böje Feind leibhaftiglich 
und gar bejige. 


10. Und nicht zufrieden unfre Melt mit feinen -böjen € 
plagen, warb Herr Urian, ein Heer von treuen Heren an u 
Hexenmeiſtern. 


11. Und fand ſich nun ein Mütterlein mit rothem Aug. 
die Nachbarn um Gerechtigkeit und Strafe; die war auch bereit 
mußte braten. 


12. Zwar glaubten zu der Väter Zeit nicht all' an ſole 
ſchon manche warfen ab das Joch des dummen Aberglaubens; 
ihre Zahl geringe. 


am 


inter allen Heiligen, der unter den Deutfchen feit feiner Uebertra- 
ng von St. Deny nad) Gorvey a, 836 betannt worden ifl. 
Nie Beitstangfranten wallten zur Kapelle des Heiligen nad) Treffel ⸗ 
hufen bei Weißenſtein. Noch u. 1623 ſah Horft bafeibft Weiber 
ä Stunden lang um die Kapelle tangen. Die Augsb. Chronit 
61634 (Hanbjchrift) berichtet, daß a. 1374 (instigante hoste an- 
(no) auf dem Fronhofe beim St. Veitstirchlein Leute unfinnigers 
fe zu tanzen angefangen haben. — Zu Landsberg iſt ein alter 
, Beitsmartt, In einer Kemptener Urfunde 1551 joll vor 
Vitus Niemand braden. St. Veit ift Patron der Kirchen 
Schmiechen, Fiſchach, Hayingen, Altentannshofen, St, Veit (im 
du), Kaplaneien in Amoftern, Oberhaujen (bei Endingen), Trefr 
aufen (Trippskill), in Munderfingen, Ravensburg, Riedlingen, 
mmenhaufen, Füßen (im Schwarzwald), Schuſſenried, Bred- 
, Sigelau, Nangenbingen. Val. Catalog. dioee. Constant. 
ann. 1779. 
Eee 

Zt. Georg im Augsburgiſchen: Et. Georgenbof, Georgen 
. agaſle ebenda, Georgenholz in Fiſchach. Midbauien. 


Ein vaar ihöne Lieder vom Aberglauben, Seren *). 


1. Die Alten hatten Weib und Kind 
arten Freude, Tanz, Geſang, und U 
ı, und aud) viel Dumms zum Lachen 


und andre qute 
und Fetd und Si 


ben; 


und 









— Seren: und Gelpenſter-Geſchichten. Ein beichricbenes Leſebuch 
Hft für die deutihen Schulen dann auch für alle große und alte Kin- 
n der Stadt und auf dem Lande 
An Heron und Gejpeniter 
Glaubt fein geſcheidter Mann. 
Nur in verrüdten Köpfen 
Tritt man mod jo was an. 


urg und Gonitanz. 


372 


2. Sie konnten nicht fo gut wie mir, das Leben gi 
weil noch, der böfe jhmarze Mann und Koboid und Herr | 
in Ruhe liehen 


3, Gejpenfter zogen überall herum im ganzen Scht 
milde Jager machte Jagd, mit Ketten fing um Mitternacht 
an zu lärmen 


4. Da wird ein faufer Weibenbaum zum großen { 
und mander freue Schäferjpig jpie Feuerſtrahlen Blig auf E 
geiperrtem Rachen. 


5. Beym Kirchhof und beym Hochgeriht gieng ohne 
Graufen nicht leicht ein Wandrer hin; er war bejorgt, daß i 
beym Haar erbarmlich mödhte zaufen. 


6. Ein Irrlicht war ein Wiederſchein, den Höllenge 
wer's jah, verlor gleich allen Sinn, und lief und mußte 
und fiel in Sumpf und Graben. 


7. Der Todte, den man erft beprwb, tam micder ; 
und feßte da daS ganze Haus in neues Leid und Furdt ur 
feinem Leichentuche 


8. Da gab man gern fein baares Geld den hochgelch 
die ſich auf Teufclsbann verftehn, die lieben dolus Polus jel 
fer einzufperren. 


9. Dort litt cin Kranler unter Krampf, Verzudung, T 
ihm wurd fein Arzt, weil ſicherlich der böfe Feind Leibhaftigli 
und gar beſite. 


10. Und nicht zufrieden unfre Welt mit feinen böfen 
plagen, warb Herr Urian, ein Her von treuen Seren an 
Herenmeiftern. 


11. Und fand jih nun ein Mütterlein mit rothem Au 
die Nachbarn urı Gerechtigleit und Strafe; die war aud) ber. 
mußte braten. 


12. Zwar glaubten zu der Vater Zeit nicht all’ an ji 
ſchon manche warfen ab das Joch des dummen Aberglaubent 
ihre Zahl geringe. 


378 
18. Wie aber ſich der Mugen Zahl vermehrte; jo verſchwanden 
Gpenfer, Beifter, ſchwarzer Mann, und Kobold, Her und Urian find 
al niht mehr vorhannden. 


14, Wer noch an ſolche Poffen glaubt, ſich drüber Sorgen madhet, 
iR fherlidh ein dummer Dann, verdient wohl, dak man feinen Wahr 
kduuert und beladet, 


u 


1. Was hat nicht ſchon die Furcht erdacht feit vielen Hundert Jah- 
zen, iht wird gejpottet und geladt, weil man es recht erfahren, bafı 
Kerrethep und Gautelſpiel betrog’ die Leute oft umd viel, 


2. Hans Taps fiht einft des Nachts hinaus aus feinem Kammer 
fenfter, und ficht und hört voll Angſt und Graus Teibhaftige Geſpen ⸗ 
fer: Hans Taps! ſich erft das Ding recht am, e& huftet nur ein alter 
{) 





Helles 





Frau Barbel gieng bey Mondenſchein, und jah was 
jdin mern. s mußten gleich Geſpenſter ſeyn, ſchon Feng fie am zu 
diwmern. Tod gieng ſie noch zehn Schritte faum, jo war's cin jauler 
biodendaum. 








4. Gevatter Kaſpar iſt jo dumm, glaubt alles ohne vet: 
sr it, halt er gleich für krumm, ficht allenthalben Teuiet. Kaum 
Rortert sine Fledermaus, jo gebt er nicht jur Thür hinaus. 


wer was 








5. Tu armer Kaſpar dauerit mich, betracht es mn genauer, jo 
Birth Du, glaub mir ſicherlich, mit jedem Tage ſchlauer. Was dich er 
drrat, ift dloßer Schein, drum mußt du nicht mehr furchtſau ſeyn. 








. Frau Lieſe iſt ein dummes Meib, fie bläht ſich auf jur Freude, 
fc zum Abendzeitvertreib befügen kann die Leute. Sie ſchwört jur 
Süoc obendrein, weil ſie nicht dumm allein will fein. 





7. Zuüngſt fragt fie einen fremden Herrn: Kann er wicht Schätze 
beben? ja, mein Kino! von Herzen gern, nur müßt ihr Geld mir 
geben. Veriprecht mir nur Verſchwiegenheit, ihr hebt ven Schatz in 





rer Zeit. 


2. Sie giebt ihm was fein Herz begehrt, ein hundert Harte Thaler, 
ten Ringe auch vom arokem Werth; doch hört was thut der Prahler? 





374 


Gr jcheicht ſich fort mit Ming und Geld, und Liefens Beutel war am 


9, Auch Stephan ift ein arnıer Tropf; er legt ſich auf den Rüden 
nun fleigt das Blut nach Herz und Fopf, die vollen Adern drüden. E 
träumt dazu, und glaubt das Alp läg auf ihn wie ein ſchweres Kalb. 
- 10. Bon Heteteh und Zauberfpiel und von dergleichen Ende 
Hält Nachbar Stephan gar zu viel; man mödhte tobt fid Lachen. E 
mahlt drey Kreuzlein an die Wand, und denft er hab den Geift verbannt, 
11. Mt krank jein Vieh, fo braucht ex nicht die Araft der Arzt 
nehen. Nur Hegenfräuter braucht der Wicht, umd denft am SHereraet 
Doch, ob drey Tage noch vergehen, jo ift es um fein Vieh gejhehen. 
12. Ad Gott! wie hat jo mandes Land die Dummheit ganz ve 
blendet! Biel arme Leute find verbrannt, gemartert und gejdhänbel 
denn waren nur die Augen roth, jo ſchlug man ſchon die Here tobt, 
13. Gottlob! dahin ift mun die Zeit der Dummheit und der A 
gen; drum ift auch Anton recht geſcheid, und läßt ſich nicht betrüge 
Denn er vertraut dem Tieben Gott, und macht die Hererey zu Spott. 
14. Ihr Leute! nehmt nur den Berftand bei allen euren Sache 


nehmt eure Klugheit ſteis zur Hand, fo werdet ihr belahen, mas $ 
und da ein Narr erdacht, den nur der Schade klüger macht. 


xı 


Aberglauben. 


1 Vom Angang. Grimm, Mothologie 2 Aufl. 1072 
„feine art von aberglauben hat aber durch das ganze mittelal 
tiefere wurzel geſchlagen, als die vorbedeutungen, die man un 
den benennungen aneganc, widerganc, widerlouf verſtand. Thi 





EZ 


ih, face, auf die man früh morgens, wenn der tag noch 
fh if beim erſten ausgang oder unternehmen einer reife uner= 
tet füch, bezeichneten Heil oder unheil und mahnten das be= 
inene fortzujeßen ober wieder aufzugeben.“ 


Man. Vergl. oben ©. 196, 182, 202, 180. 


In dem Werte „Sieben Bücher von der fürſtlichen würtem- 
ſchen Hochzeit des durchlauchtigen Hochgebornen fürften und 
1, Herm Ludwigen, Herzogen zu Würtemberg und Thed 
w. (1575) erſtlich in Iatein beſchriben, durch Nicod. Friſch⸗ 
— im beutfje — Reimen transferirt durch Carolum 

tophorum Beyerum von Speir. Züb. 1878. 4” ſteht 
der Vorfall während des hochzeitlichen Feſtzuges: 

Da das heit faum mügen geſchehen 

Ta ſah man lauffen in der Neben 

Wol aus dem Holz raus einen Dajen 

Ins offen Feld und grünen Waſen, 

Der nit viel Gutes zwar bedeut 

Wie dann noch heut glauben die Yeut. 

Tie Barren ibne bald erſchnapten 

Und bei der linden Haut erdappten. 

Ten pracht ein Bawr lebendig 

Tem Fürsten hoch Herzog Ludwig 

Unierm gnedigen Fürſten und Herrn 

Yon Würtemberg, der ihn nit gern 

Jetzt jah und ſprach ihr fürſtlich Gnaden: 

Wann dur jollit je jemants bie ſchaden, 

Michts deuten Guts, jein arg und lag 

Weill du uns lauffſt über den We 
Volle wir's aufs befte deuten 
Alls Unglück geb über did) nauß 
Und ach Gott, daß du auf dis malln 
Tas Übel mit dein Tod mut zaln. 
Non ftund ihr fürſtlich Gnade wollt . 




















vr, KIN a'ıa \. vu varıırıı,. 
—8 


So gelaubent etlich an böſen augang, als ob ei 
morgens zu Haus aus get dem ein alt weib begegnet, ein 
oder ſonſt ein ſündiges menſch, daß im des ſchon ſoll jeu 
ihm denn nun ein erber reicher menſch begegne, ein j 
oder ſonſt ein fchöne fraw, daß ihm denn das gut ſei, 
alles gelogen! ctlich gelauben, dem ein Hab über de 
lauff, der hab einen böfen angang; dem de 
Wolf über den Weg lauf, der hab ein guten angang u. 
Papierhandſchrft. 15. Ihrh. in der kath. Kapitelabibl. in 


„Herr Johanns Freiherr von Zimbern bat gar vil 
mer aigenjchaften und gemonheiten an im gehabt; danı 
reiten wellen und man im fein pferd aus dem ftal zogen, 
nit darauf, es were dann mit dem gerechten fuß zuvor be 
treten; ließ im aud), jo oft es mit dem linken fuß ber 
wider in den tal ziehen. Und fo er dahin ritt, befam 
hbinfender Menſch, fo wandt er fih wieder umb u 
ain andern weg, unangeſehen wie ferr derielbig umb wei 
fen. Dergleichen theteer, jo im ein Has übern weg 
fo fert er umb und rit nit fort, es were glei vil ode 
daran gelegen. Ritt dann feiner Diener ainer über ainer 
oder über die früchten, jo fieße er im defjelben tags fain ı 
eſſen geben. 





377 





hegegnet, hat er allwegen fein fürgenommen raid deſſelben 

nderlaffen und abgeftellt.” 

serie chronit T 200 ff. 

m. Im Volle geht die Rede wenn ber Wald traut „die Hafen 

n*, die Hafen baden Hüdfein (Wurm) Die Hafen 
Brot (Baar); die Hajem baden Eier, mir belommen noch 

gen, jagt das Volk um Freudenſtadt. Die gewöhnlichen Redent- 
de 

fih auf die Hafenftärk derlaſſen — fliehen (Vomis 

b hat einen Hafen — etwas geheim Eripartes. Flurnamen find 
Haſenbahl bei Absgmünd; Hafenthal, Rev. Gravened 
Hajien, Epignamen der Wurmlinger (Tuttl.) Hafengärt- 
dad.) 


Aus dem abergläubifhen Narren I. Albert Gonlin’s. 
der Menjch im Veit, das Vieh im Shall, da lauft man mb 
it zu einem verfländigen Arzt oder Mebicum, nicht zu Gott im 
fondern zu dem Teufel und feinen anhängenden Zaubersleuten, 
ünftlern, Herenmeiſtern und Wettermacherinnen; da muß ein 
rmelthier, eine alte Feaahauben, alte Runkungel, cm altes 
tere berbeifommen and ihre Anſprachungen verrichte 
fraftig jeird den Teufel aus der Sollen als die Aranth 
6 zu vertreiben. Ta gebraucht mar allerband ungereimte 
allerlei Seegen, Hölzlen, Sprüch. Schriiten. Yuchitaben und 
pr, Güriel, . Sadel, Ring 
wann fein Gen im Himmel ware, 
wäds am Leib, 
dert Vaqch acholt 
lautet 



















als 





mtunie. O Nair at etwan einer ein 0 
fi waichen mit jriichem Waher, weites 
da man einen zur Begrebnus 











ı wehrender Zeit, 





da nimmt ihm eine 


ihren Segen 


ru am Finger 
Hand, ipricht darüber dich 
Gott der Vater 
Fahrt gen Acker 
Er adert gar wuder 
Er adert drey B 
Der ein mar we 
Ter ander ſchwarz 
Der rot! 
Hier liegen alte Wurnie todt 
Gottes u. | m. O Narren’ 


mt einer den 
treuterin in de 











m aus 












Ta meht man em Kreuz über das andere über ihn, da pri 
prumblerman ihm in die Ohren, da beräuchert man ihn mit Mräu 
Pulver, daß er vom Rauch ausfieht wie ein ftud geräudert: 
im Scornftein. - 


Hat etwan eine alte Feghauben das falte Fieber, da 
neunerlei Hölzlein an dem Hals tragen. Da joll fie ein Zeit 
benten haben 9 Tag und zu eben derfjelbigen Stund wieder ab! 
9. Zag, zu welcher fie jolches angehenkt; da ſoll fie ſolches bei 
hauen nicht aufmachen und leſen, jonft wird fie unfehlbar ein 
Todes jein. 

Wenn man den Wein ungefähr aufdem Tiſch um 
jo glauben folche abergläubiiche Narren, es jei ein gutes Gli 
Wenn man das Salz umlehrt ein böfes Zeichen. 

Wenn einem daB rechte Chr flinget, rede man Gutes vo 
das linfe Chr, was böſes. 

Wann einer mit dem Fuß anftoßt, jo er zur Hausthüre hi 
tolle cr wieder zurüdfehren, wolle er anders fein Ungläd auf 
erleiden. 

Mann man nießet unter dem Aufftchen vom Belt, fell 
wieder in das Bett hineinlegen. 

So einem ein Wolf über den Weg laufe, bedeutet es ein @ 
Hafe ein Unglüd. 

Andere Narren feind, die fchöpfen. ihren Aberglauben au 
Täg, Stunden und Minuten der Zeit, wann dieſes ober jene 
thun oder zu unterlafien. Alſo halten viel den erſten Tag, 1 
Mond zurüdbleibet für 658 und unalüdielin, warn aber der M 





381 


4 Weihnachtszeit. „Etliche aus ihnen, damit ſie wiffen 
mögen was jie für Bräutigamb und Männer haben werden feßen 
Schäffer oder Schößel Waller und jpreche gewiſſe Teufelgjegen dar- 
über, ihauen hernach unterwehrender Chriſtmeß darein und glaus 
ben, fie werden darinnen ihren künftigen Liebſten ſehen.“ 


„Andere gehen etwan zu einer gewiljen Laden, ſprechen den 
Sen darüber und fchauen darin, ihren fünftigen Mann darin 


zu ſchen.“ 


„Andere Hopfen in Mitternacht der Hi. Weihnacht an das 
Hühnerhbaus und jagen: 
Gadert der Hahn, 
So frieg ih ein Mann! 
Gadert die Henn 
So frieg ich kenn! 


„Andere legen jich vor der Stuben» oder Kammerthür nie 
der, greifen über jich hinaus umb etlihe Haar, und nachdem fie 
tin ſchwarzes, rote, graue oder anderes befammen, alſo ſoll ihr 
Vräutigam jung oder alt, ſchwarz oder weiß, grau oder rothaarig 
ſtin!“ 

„Andere, damit ſie mögen wißen, ob ihr Liebſter werde gerad 
oder trumm ſein, jo treten ſie in der Hi. Chriſtnacht an cin Klaff⸗ 
kt oder einen Stoß Holz und zichen rücklings die Scheit heraus; 
denn fie glauben, wie das Scheit ift wird auch der Liebſte ſein.“ 


„Andere ſchauen in die Chrijtalle oder Zauberjpigel; andere 
Inien vor dem Kuchelheerd nieder und beten das Vaterunſer 
zurück! Andere jehen einen Zeller von allerlei Speifen auf den 
Ti, damit der Bräutigam dazu ericheinen ſoll!“ 


„Andere ſetzen ji) in's Teufelanamen unter der Chrijtmeß 
w Tih und zwar nadend, ziehen Arm und Fuck zujammen, 
'chren den Leib abwärts von der Thür, reden fein Wort und 
krrüden das Angeſicht nicht; ſetzen 3 Gläfer, eines mit Waſſer, 
as andere mit Bier nnd dag dritte mit Wein angefüllt, rufen 





ſie: dab die Erdflöh den Zalat nicht fressen, wiſſen ſie u. ĩnw. 


3 Zt. Andreas-Nacht. „Ich kan hiebei mit m 
zu vermelden, wie vor jaren der geprauch geweſen, ſi 
Sanct Andreas abent in deſſelbigen hailigen nau 
geſſen und ohne geredt mit etlichen ſonderlichen reimen u 
ten ſchlaffen zu legen; alsdann iſt im ſchlaff dem oder! 
dero jenes, ſo in hat ſollen verheirat werden, eigentlichen 
nen. Es bat diſer jung grave ain jar vor der heire 
aud probiert und ift im das Frölin von Eberftain das im 
verheiratet, twiewol er das vorhin eingejehen, im jchlaff 
men.” 

Zunmerifhe Chronit III 509 ff. 


„Man jagt, Herr Jörg, truchſeß von MWalpurg h 
in feiner jugendt den reimen gepraudt uf S. Andres X 
do feien ime in der nadt zwo frawen erjdhinen, ur 
nen die ein ganz freundfid) gegen ine gangen, Die ai 
das angeficht vor ime verborgen und fich nit "jehen well 
Das hat ſich hernach wahrhaftigklichen erfunden; dann ı 
fterben jeines erften gemahel® war Graf Hannjen von 


bergs tochter, do nam er Graf Joahim von Otingen D 
Ebenda S. 511. S. 509 find noch mehrere außerſchwäbiſche Belege aufge 


aa Adyvent hrimmet dir hnhen Mut 


888 


In der BI. Chriſtnacht geht man auf Die Kreuzwege. 
Ta fieht man, was das folgende Jahr einem paffirt, ob man 
fiht, glüdlich oder unglücklich ift ꝛzc. So fah in Ebnat ein alter 
Rem einmal ein Godeler (Hahn) mit einem Arm voll Heu; ein. 
mderer einen Dann, der Bretter trug, das — waren die Bretter 
m finem Sarge; ein dritter ſah in feinem eigenen Haus ein 
mötbares euer, wie wenn es ganz in Flammen ftünde. Er⸗ 
Kroden lehrte ex heim und wollte nichts mehr ſehen. SHertfeld. 


Wenn man am St. Andreadtag einen Baumzweig ins Wafler 
kit, der muß in der Neujahrsnacht aufgehen. (Gäu Baifingen.) 

„3a wa3 vor aberglaubifche Narren feind nicht jene, welche 
u gewiſſen Zeiten, als zur Adventszeit in den jog. Klopfnäch— 
a, in St. Thomadnadt, in St. Andreasnadt, in der 
. Veihn acht pilegten zu lößlen, mit allerhand aberglaubifchen 
üblereien, als mit Eieraufichlagen, mit Holztragen, mit Schuß. 
wien, mit Stubentehren, mit Spiegelgaffung, mit Sibumfehrung, 
ıt Kartenvermiſchung. Da wollen die aberglaubifhen und für- 
wien Mägd vorher die Figur und Leibägeftalt ihres Liebſten 
den, ob fie einen jungen oder alten, einen ſchönen oder häßlichen, 
inen frummen oder geraden, einen jchifelten oder einäugigen, einen 
ndleten oder fropfeten, einen reichen oder armen Ehmal ſollen zu 
heil werden.“ Gonlin. | 

d „Biel glauben, wenn fie am Lichtmeßtag bei Eonnen- 
kin tanzen, jo gerate ihnen dafjelbige Jahr der Flax wol.“ 
onlin. 

Ein geſundheitsrückſichtlicher Glauben in der ſog. Göge bei 
aulgau heißt: Wer nach Dreikönigstag noch Hutzelbrot im 
je bat, ſoll es hinausgheien. 

Im ſog. Gäu (Baiſingen) muß im Februar ein Sack 
I Schnee durch die Ziegel des Daches gewehet werden, wenn's 
gutes Jahr geben fol. 

Ebenfall3 ein Bauernregel in Rottenburg: wenn der Unter- 
tn Mariä-Berkündigung (25. März) weht, jo geht 


tenIglagen. 1er ın Egesheim am A1neno oes Sonniages 
zu Nacht ißt, d. h. weicher Bauer mit den Seinigen, dei 
auch zuerft ein. 


Im März joll man den Rod verfegen — nur fein 
trinfen. Im April joll man ihn wieder löſen d. h. im 
jei das Wafjer ungejund, im April aber gefund. hingen 


Sp viele Tage vor Georgi der Sciehdorn blüht, 
Tage vor Jakobi ijt die Ernte, und umgekert. Saulgau. 


So lange die Fröjhe vor Georgi jchreien, jo fange 
nachher verftumnt. Boms. 


6 Kine Hauptrolle im ſchwäbiſchen Volksglauben fpiele 
legten Tage in der Karwodhe Am grünen Donner 
werden am mittlern Nekar (Rottend.) mit „Miſtlache und 
ismiſt begoſſen“, dann befommen fie am bäldeſten Laub. 


Will man Vieh vor Hererei bewahren, jo muß man i 
grünen Tonnerstag, Karfreitag und Karjamitag © 
tes zu frejjen geben, und jeine Naſe mit Helzbeerendl ſch 
Mit dem Helzbeerendl kann man auch die Mitd) nehmen. Lı 

Iſt's am G. ſchön Wetter, gerät die Gerfte wol, weil € 
beim Hi. Abendmal Schmarzbrot aß. Boms. 


Menn am grünen Donnerstag die Gloden fterbe 


- L Pu 


En 

In der bi. Chriſt nacht geht man auf die ſtreuzwege. 

De fehl men, was das folgende Jahr einem paſſirt, ob man 

fürbt, glüdfich oder unglüdlih iſt se. So ſah in Ebnat ein alter 

Born einmal ein Godeler (Hahn) mit einem Arm voll Heu; ein 

inderer einen Mann, der Bretter trug, dad — waren die Bretter 

Ip ſeinem Sarge; ein dritter ſah in feinem eigenen Hans ein 

furhtbares Feuer, wie wenn es ganz in Flammen ſtünde. (Er 
Ähroden lehtte er heim und wollte nichts mehr ſehen. Hertfeld. 


Wenn man am St. Andreastag einen Baumzweig ins Waſſer 
fedt, der muß in derNeujahrsnacht aufgehen. (Gäu Baifingen.) 

„Ja was vor aberglaubifche Narren jeind nicht jene, welche 
pe geroiffen Zeiten, als zur Adventszeit in den ſog. lopfnäd- 
Hen, in St. Thomasnadt, in St. Andreasnadt, in der 
H. Weihnacht pflegten zu lößlen, mit allerhand aberglaubifchen 
ereien, als mit Eieraufſchlagen, mit Holztragen, mit Schuh— 
werfen, mit Stubenfebren, mit Spiegelgaffung, mit Sibumtehrung, 


















mit Rartenvermiich Ta wollen die aberglaubiſchen und fir 
mit ? Magd vorher die Figur und Wi Yiebiten 
jeben, ob fie einen jungen oder alten, einen ſchönen oder haßlichen, 


eraden, einen ſchikelten oder einaugigen, einen 
1, einen reichen oder armen Fhmat jollen zu 





einen krummen oder 
budteren oder frapfe 
theit werden.” Gonlin— 





5 „Viel glauben, wenn fir am Lichtmeßtag bei Sonnen 
men, ſo gerate ihnen daſſeltbige Jahr der Flar wol.“ 





bein 
Fonlin. 





Gin geiundbeitsrüdfichtliher Glauben in der ſog. Gone bei 
Zaulgau beißt: Wer nad Treifönigstag noch Hutzelbrot im 
binansabeien 








‚aufe bat, joll es 


Im sog. Gau (Baifingen muß im Februar cm Sack 
Daches gewehet werden, wenn's 





U Schnee durch die Ziegel des 

1 gutes Jabr geben ſoll. 
Ebenfa ein Bauernregel im Rottenburg: wenn der Unter— 

Mariä-Perfündigung (25. März) weht, fo geht 





van 








zu Nacht iht, d. h. welcher Bauer mut den Seinigen, Dir 
auch zuerſt ent 

Im Marz ſoll man den Kod verſetzen — nur fein‘ 
trinfen. Im April joll man ihn wieder löſen d. h. im 
fei das Waſſer ungejund, im April aber gejund. Ehingen 

So viele Tage vor Georgi der Schiehborn blüht, 
Tage vor Jakobi ift die Ernte, und umgefert. Saulgau. 

Sp lange die Fröſche vor Georgi fchreien, fo lange f 
nachher verjtummt. Boms. 

6 Eine Hauptrolle im ſchwäbiſchen Volfsglauben ſpielen 
legten Tage in der Karw oche. Am grünen Donner 


werden am mittlern Nefar (Rottenb.) mit „Miſtlache und 
ismiſt begoffen”, dann befommen fie am bäldeſten Laub. 


Will man Vieh vor Hererei bewahren, jo muß man if 
grünen Donnerstag, Karfreitag und Karſamſtag G 
tes zu frefien geben, und feine Naje mit Helzbeerendl fd 
Mit dem Helzbeerenöl kann man auch die Milch nehmen. Le 


Iſt's am ©. ſchön Wetter, gerät die Gerfte wol, weil & 
beim hf. Abendmal Schwarzbrot af. Boms. 


Wenn am grünen Donnerstag die Gloden fterbe 
auferftehen) und man fi) während des Zuſammenläute 





387 
io gihts ein gutes Frühjahr; regnet3, find jchlechte Ausfichten da 
(Göslingen, Rotweil), denn es ſchießt dann 's ganze Jahr kein 
Regen. Haid. Horb. 

Gibt e& gar da ein Gewitter, jo jcdlägt das Wetter. im 
Eommer ſicher. Ebend. 

Gefriert es, jo ſchadet feine Gefrörmis mehr. Boms. 

Kugeln am Karfreitag unter der Wandlung gegofien, treffen 
fer. Hertfeld. 

Merkwürdig ift, daß jeit uralter Zeit der Glaube lebt, das 
Sutter, welches nad) der Nachmitternachtsftunde, je bälder, deſto 
beiter, dem Vieh gegeben wird, daß das beiondere Kraft gebe. 
In der Saulgauer Gegend ftanden die Leute oft ſchon um 2 Uhr 
af. Mer jeßt noch zuerft erwacht muß in den Stall. 

Terjenige Wind, welcher am Karfreitag mwehet, der ift maß⸗ 
abend im ganzen Jahr. MWurzad). 


7 Für Oftern merft fi der Saulgauer Bauer: regnet «8 
am Bl. Tage, To regnet es Y/, von der Winterfrucht. 

An Et. Erasmustag (2. Juni) ſoll man fein Kraut jeßen, 
jmit freßen® die Ratten. 

Was vor Georgi wächſt joll man mit Prügeln in den 
Boden hineinſchlagen. Hertfeld. 

Am Vorabend vom 1. Mai fol man um 12 Uhr Mitt— 
tags die Wohnen jtupfen, dann geraten fie gut, meint der Bauer 
um Saulgau. Am 1. Mai wird bei Buch jedem Stüd Nieh 
fein Maien und Birkenreis auf die Mijte gejekt, ſoviel Vich, ſoviel 
Maien; das bringt Glück im Stall. 

An St. Jacobi muß man jeden Krautfopf einen Stoß geben. 
Hertſeld. 

Regnet es an Jakobi, ſo muß der Bäcker mit dem Mehl 
laufen; wenn es aber nicht regnet, mit dem Waſſer. Im erſten 
Foll ſchießt die neue Frucht nicht; im zweiten Fall umgekert. 
Ebend. Müller und Bäder bei jonnigem Wetter trinden 1 Maag 
Bein mehr. 


388 


Am Himmelfartsfeſte holt man vor Sonnen 
die Himmelfartsblümlein, macht ein Kränzlein davon un 
es im Stalle auf, gegen den Brand. Es find die Mau: 
«Buben und Mädchen ziehen aus, wobei viel Unfug. 
Schlaffammern gegen Sererei jollen die Himmelfarts! 
aufgehängt werden. Buch im Remsthale. 


Wer arbeitet und jtridt, dem zichen die Gewitter nad. : 


„Die Unholden werden dic bedajten am donrftag 
der Fronfaſten und wollent dir vil glückes bejcheren.“ 
du an Sant Johannesnadht ailf mal über fuß gemacht ur 
mal umb da3 feier gerant; nod) dann wer dein unglüd 
prant.“ 

ad. Handſchrift. Münden. Schwabiſch. 15. Ihd. 

Regnet es an Pfingſten, jo regnet es !/g von de 
merfrucht weg. Hertfeld. 

In Teißlingen regnet es 's halb Kom weg. R 
aber am Treifaltigfeitäfonntag, jo haben die Ael 
ſchlechte Ausfiht, denn da brechen die Aehren nicht. Sau 

Dagegen iſt es für den Meingarten ganz traurig, 
am Frohnleihnanstag auf die beitreuten Straßen, wo ? 
zeſſion durchzieht, regnet, denm dann wird jeder Tag im He 

Wen d'Vrena ſoacht 
So geits an Maſſe Saat. Göge. Hohe 

Wenns an Aegidi heil ift, gibt's einen guten Herbſt. 
mach b. Augsb. Man darf noch 4 Wochen auf Beitere 
rung rechnen; der Müller darf ein Pferd mehr halten. 4 

Wenns an Aleri regnet, Schlägt Korn auf. Hertf 

Neumond am Mittwodh (Miggda Nut) iſt jehr wichti— 
tag. Hertfeld. 

Der Schnee, den die Sonne nimmt, der kommt wieder. Wei 

Wenn man Tann die Aehren nimmer verzella 
Dann jind fie in 7 Wochen unter der Schwella. 

In Schwaben ift der Peter: und Paulstag in 

Ihlinnmen Verdacht, daß er einen Menjchen haben müfle. 





387 


bo gibt's ein gutes Frühjahr; regnets, find ſchlechte Ausfichten da 
(Göffingen, Rottweil), denn es jchieht dann 's ganze Jahr fein 
Regen. Haid. Horb. 

Gibt es gar da ein Gewitter, jo jchlägt das Wetter im 
Sommer ſichet. Ebend. 

Gefriert es, fo ſchadel feine Gefrörnie mehr. VBoms. 

Kugeln am Karfreitag unter der Wandlung gegofien, treffen 

fiber. Dertfeld 

Mertwürdig ift, daß feit uralter Zeit der Glaube lebt, das 
Butter, welches nad) der Nachmitternachtsftunde, je bälder, deſto 
heiter, dem Vieh gegeben wird, daß das beſondere Kraft gebe. 
In der Saulgauer Gegend ftanden die Leute oft ſchon um 2 Uhr 
= Wer jetzt noch zuerft erwacht muß im den Stall. 
Derjenige Wind, welcher am Karfreitag wehet, der ift mah- 
gebend im ganzen Jahr. Wurzach. 

7 Für Sifterm merft fi der Saulgauer Bauer: regnet es 
am hi. Tage, jo regnet es Y;, von der Winterfruct. 

An St. Grasmustag (2. Juni) ſoll man fein Mraut jegen, 
sonst fı die Ratten. 

Was vor Georgi wählt joll man mit Prügeln im den 
Boden hineinichlagen. Hertfeld. 

Am Vorabend vom 1. Mai joll man um 12 Uhr Mir 
tags die Bohnen itupfen, dann geraten fie gut, meint der Yauer 
am Saulgan. Am 1. Mai wird bei Buch jedem Ztüd Vich 
ein Maien und Birkenreis auf die Mifte geicht, ſoviel Vieh, ſoviel 
Maien; das bringt Gtüd im Stall. 

An St. Jacobi muß man jedem Krauttopf einen Stoß geben. 
dertield. 

Reanet an Jatobi, jo muß der Bäder mit dem Mehl 
aufen: wenn es aber nicht regnet, mit dem Waller. Im erſten 
Fall schießt die neue Frucht nicht: im zweiten Fall umgefert. 
Fbend. Müller und Bäder bei ſonnigem Wetter trinden 1 Maas 














Rein mehr. 





tel site hou 
Na. 


Wenns I an‘ 


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und zehn 
— an 


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immt, rtomm 
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389 i 


Ann. „Der Aberglaube bringt oft, in Lebensgefahr. Diet habe ih 
Nez oben an dem Bepfpiele der Aranfen erinnert, es fan aber mod 
¶ onere Urt gefchehen. So Herrfeht 5. 9. unter dem gemeinen Bolfe 
Am Wogbeburgifchen ber Aberglaube, wenn jemand am Johannidtog ins 
Baier felle, dürfe ihm niemand, wenn er nicht ſelbſi erfaufen wolle, 
heansziehen, ehe die Sonne untergegangen je, Werner jagt der Uber 
habe: „man foll einem Sterbenden das Kopftiſſen wegziehen, damit er 
infter flerbe* und Bebenft nicht, bak; man eben dadurch ſeinen Tod bes - 
Aleanigt und vielleicht ſchweret macht. — „Wer einem, ber fidh Telbft 
fhenft Hat, den Strid abſchneidet. wird unchrlich · — Graufam! da 
kam durch das Wbichneiden des Strids den armen Unglüdlichen mod 
Men Lönnte. Wie viele zu früh Begrabene wären noch beym Leben 
Salten worden, wenn nicht ber Pöbel das Geräufdh in bem Gräbern 
ft etwas anders, als das, was «# ifl, zu halten gewohnt wäre.” 

Das neue Aunftbüchlein, woraus man allerlei Verwandlungen, ieft« 
ahen, Geiftereitieren u. |. w. erlernen lann. Seimpien 1806. Dann 
äme. 2.9 





Bekanntlich lebt in ganz Schwaben der Glaube, daß an 
zitag Mittags um die 11. md 12. Stunde überall, 






araben mag, Kolen zum Vorichein kommen. Der 


znderfinger Bauer laßt ſich das nicht nehmen; gebt ber und 
cmicht Folche Kolen mit den Samenveſen: jo kann der Brand 
m Getreide nichts anhaben. Solche Kolen gibts blos in Die- 


Starde, und das ganze Jahr nimmiermehr. 








Arm Kirchweihtage eine Zwiſchenhiſcht anſehen, die man 
ven ieh, ſchützt auch gegen den Brand. 

Maria Geburt: jagt d' Schwalba und d' Studeauta 
2. Allgem. 

Barthlema kommt mit einem Krätta voll Schnee 
3, holt ma. Oberſchwb. 





veerts a 
In der Allerſeelenwoche melden ſich die armen Seelen 
durch Kniſtern im Zimmer oder durch Aechzen unter der Erde 
# dem Kirchhof. Hertfeld. 
An Zr. Martinstag dürfen in gewilien Gegenden Alle 
man immer befommt. 





er, mar 





300. 


Zum Heiraten ift der Dinjtag gut. Hertfeld. 

Wenn St. Beit (15. Juni) ’3 Häfele umſchütte 
tet er's auf 4 Woden um. Hertfeld. 

Am St. Magdalenentag heben die Hundsta 
dauern + Wochen. Ebend. 

Michel fpinnt einen Knipfel. Hertfeld, (D, 
Miceli-Nadht muß man den Faden anjpinnen.) 

Von den Wohentagen ift der Montag und | 
wichtig: Im Wilfertsweiler (Saulaau) ſchneidet man 
Montag und Samftag die Nägel ab; jo nimmt man 
mit ins Grab und ift frei von allem Kopfweh. Her 
der Alb, in Emerfingen, muß man die Fingernägel all 
bejhneiden, man befbmimt dann fein Kopfe und fein * 

Junge Kälber werden am Freitag abgemöhnt. 
Am Samjtag joll feine Wöchnerin-Ansjegnung jtattfi 


8 Wödnerin. Kind. Geburt und Tod und 
Leben find die 3 Angeipunkte, die der Menſch mit « 
lichen Mitten theil® erforſchen, theils abwenden, theil 
will. Darum fo vieler Volksglauben überall, der o 
graffejten Aberglauben verläuft. Macht der Sch 
Wenn ein junges Bäumchen zum erjtenmal trägt, 
ledige Perjon, die das erjte mal in der Hoffnung 
trägt es alle Jahre. Schwarzwald 





Anm. Gegen Frühgeburt. As Amulet tann me 
den Sprung vom Hafen, den Adlerſtein, Jaſpis, Meſpelholz 
gen, wiewolen ich auf dergleichen Stüd wenig halte. Neuerb— 
kammer. Nitenberg 1694. ©. 81 

„Die wilde Eſel ſeynd allhier auch im großer Anze 
ren Kopf, wie man vorgiebet ſich ein Stein vorfinden 
denjenigen, jo der fallenden Sucht oder dem Seitenſte 
worfen send, wie aud den Kindelbetterinnen die 

» 107 Schleyr⸗Schmid. 


Wenn das Weib bat, muß fic zuerſt ein Stüd 


1 


 Axgreißen und ins Feuer werfen. Geht das Kind von ihr, jo 
Üt die Unterlaffung ſchuld. Altes Bud) 1612. 

Wenn eine ſchwan gere Frau an etwas erſchritt, ſo ſoll 
ieja nicht mit der Hand ins Geſicht fahren; fie ſoll nach hinten 
or auf den Teil „langen“ wohin man ſitzt, Wenn nicht, fo 
kommt das Rind "3 Muttermal im Geſichte. Allgem. Vertrei- 
kn aber fann man das Muttermal, jo jemand das erfle neuge- 
home erfte Rind einer Mutter ſchnell auf das Muttermal des 
Adern Kindes legt. Dietenwengen. 

Ulgemein gilt der uralte Glaube (Bibel) von dem unreiiten 
Ribe, daß jie nicht vor die Hausthüre gehen dürfe, weil ſonſt 
Ne böjen Leute Gewalt über fie haben. Leuttircher Haibe. 

Das Eingreifen der Heren bei Wöcnerinnen Täft ſich in 
Rafienbahhaufen niemand nehmen: Sranfheiten im Wocenbette, 
fe anhaltend zu werben drohen, ſeien nur von Seren. 

Bei schweren Gewittern ſchlagts nie ein, jo lange das Fleinfte 
id im Hauſe Ichläft. Gin wunderſchöner, poetiſcher Zug! 
onnen die Heinen Kinder nicht schlafen, jo ſchictt die Saul— 
auctin jemand oder gebt jelbſt in die Ruhkapelle bei Buchau; 
m die überhaupt eine imabichbare Nette von Voltsmeinungen 
 acbılder; wozu allerdings die Mirafe dort die Weranlat 
ag geben. 

Ih tnupfe bi pilegen Mi 
rmten, cine Art Walterzüge, fo joll das einen Leichenzug binnen 














der progeflinnsweiie Zuge zu 








rer Friſt anzeigen. Maſſenbachhauſen. 





ebendig: wenn 





einen Büblein „Soldätlisnun“, gibt's Krieg. 

Wenn die Tauflinge in der Kirche ſchreien, To ſchreien fie 
ach din „Gottahemmed“, d. h. ſie acdeiben. Tie Gotte hat in 
uhcren Jahren ihrem Täufling am Kloſentag ein „Hemdle“ 
ienti 

Wenn man über ein Mind hinwegſchreitet, wächſt es nicht 
hr. Allgem. 
jeind, welche glauben, wann eine Nindelbetterin 
taben lige, und jemand mit einem Korb hineinfomme, 












392 


fo müßte man einen Span vom Korbe abbreden und | 
in die Wiegen fteden, dann nimmt es der Mutter oder der 
die Ruhe hinweg.“ Conlin. 

„Viele glauben, wenn man wiſſen will, ob ein fi 
ſchrien jeie oder nicht, joll es die Mutter am der Stirne 
ift das Kind bejchrien, fo ſchmecke die Stirne geſalzen.“ 6) 

Diele glauben, der Heinen Kinder ihre Nägel mülle 
erftenmal don der Mutter abgebiffen werden, ſonſt ler 
ftehlen, Conlin. 


Geht eine ſchwangere Frau in bloßem Kopf Abend: 
fo kommen ihr böje Leute an. Ehing. Boms. 

Eine ſchwangere Fran joll nicht auf den Kirchhof 
jonjt ſtirbt ihr die Frucht im Leibe ab, Zwiefalten. 

Will man was von ihr entlehnen, ſchlägt fie 's ab. H 

Die geicheidten Kinder jterben bald. Baach. 

Um ein Kind fterben zu jehen, follte man ein Paar 
Sohlen durdlaufen. Bogenweiler. 

Wenn ein Kind am Sterben ift, holt man die Tauf 
daß es feichter ſtirbt. Die Pathen müſſen 3 mit dem M 
fer beiprengen. 

„Viel glauben, warn die Kinder jolfen fang Ieben, u 
gewöhnliche Alter erreichen, jo joll man die Söhne Ade 
die Töchter Eva nennen lafien.“ Conlin. 

Viel glauben, wenn ein Kind joll 100 Jahr alt 
fo müſſe man aus 3 unterjchiedlichen Pfarreien die G— 
dazu bitten. Gonlin. 

„Viele glauben, wann fie ihren erften Kindern d 
Brei nicht blaien, jo verbrennen fie herna an heiken ! 
das Maul nicht." Gonlin. 

„Piel glauben, warn fie Kinder haben, den die Zäbı 
fen, jolfen fie 3 Sonntag nad einander ſtillſchweigend a 
Kirche gehen, jedesmal ihrem Kind ins Maul blajen, jo s 
leichter. Conlin. 

Lernt ein Kind das Sprechen lange nicht, ſo kauft 





3 


9 Auf Tod und Sterbet weiſen folgende Volksmeinungen: 

Der allgemein befannte Wandflopfer Dangelımann, Dangel⸗ 
möndle, in Oberbayern und bei Nugaburg Schmidle, Erdſchmidle 
Min der Riedlinger Gegend als Zodtenührle gefürchtet. Wen's 
angeht, der hört? nicht. 

Ber an einem Abend drei Sternichnuppen ſchießen fieht, muß 
bald ſterben. Schwarzwald. 


Auch die Grille im Hauſe kann Tod anzeigen; z. B. für 
den, der fie zuerſft hört, und den, der fie immer und immer 
fort hört. | 


Um den Ipf herum öffnet man, jo Jemand ftirbt, dic Dad)- 
datte, offenbar damit die Seele hinausfann. 


Tas Träumen von jchwarzen Kleidern iſt nicht geheuer: 
8 zeigt Tod an in der Familie. Oberſchwb. 

Auch das Ausfallen der Zähne bei Prozeſſionen, bei Hod)- 
fiten, geht auf einen Trauerfall hinaus. 


Bekanntlich ſpilen Kirchhöfe und Gloden hierin eine 
Koll. Der Glocke ward jchon jeit alter Zeit ein Gefühl, cine 
Empfindung, Mitleid oder Freude zugeichrieben. Sie kann weis 
netlich und Freudenreihe Töne Ichallen laſſen. Die Sprade der 
Hode drückt der Echwabe mit heä; 3. pers. sing. praes. sie 
licht. tönt; zu altem 7 hehan, f hach, und dieß zu jehan, 
Jiht, giht gehörig — personare. 


Wenn in Humderfingen bei Riedlingen die große Glode 
iht d. h. hier einen dumpfen traurigen Ton von fid) gibt, jo 
ht bald Jemand. Die Leute jagen: dia glode hicht, na jtirbt 
er oder iaz jchreit jie wider oim! Ebenfalls in Hunderfingen 
dt die Redeweiſe: Wenn ſich der Verenaberg (d. h. der Berg 
f dem die Kirche mit Kirchhof jteht) aufthut — wenn ein 
tab in den erjten zwei Wochentagen ſich aufthut, jo öffnet ſich 
Verenaberg diejelbe Woche nochmal. Wenn über den Sonn 
ı ein Grab offen jteht, jtirbt bald Jemand. Allgem. 

In Luditsweiler adten die Leute darauf ob auf dem 


_396_ 


Kirhwege der Maulwurf nicht schiebt; wenn dieß einmal vor⸗ 
fommt, jo jtirbt baldigft Jemand. 


Das Screiten über einen Bodenhaufen des Maulwurf: auf 
dem Kirchenwege, bedeutet bald eine Leiche im Haufe. Bom—. 


Der den Norden gewöhnlih bewohnende Seidenſchwanz 
heißt in der Mindelheimer Gegend Peſt-, Kriegs⸗- und Stem 
bevogel. 


Cine Nadel mit der ein Zoter eingenähet ward, in be 
Büchſenſchaft geitedt, läßt den Schuß nie fehlen. Hertfeld. 


Menn Kinder mit dem Kopfe am Kopfkiſſen häufig reiben, 
fo fterben fie bald. Weingarten. 


Daß der Perjtorbene nidyt mehr kommt, jo trägt man ik 
mit dem Kopf zuerft aus dem Haus. Schwarzwald. 


Nüttelt man einen Zoten am großen Zehen, jo verliat 
man alle Furcht. a. a. ©. 


Ein Primiziant, defien Eltern gejtorben jind, fann am Tage 
jeine& Primiz chen, wo fie jmd. a. a. O. 


Iſt ein Toter im Haus, jo ſoll man es ja nicht unterlaſſen, 
die Blumenjtöce zu rütteln. a. a. O. 


Hat ein kleines Kind weiſſe Tüpflein auf der Naſe, ſo ſind 
das Kirchhofaügelen (Weingarten), im Allgäu: Kirchhof⸗ 
blümlein. 


Kinder im Vollmond geboren ſierben ſelten, gedeihen vielmeht 
gut; wogegen Kinder im Neumond geboren gerne fterben; od 
wenn nicht, nur jo dahinfichen. Weingarten. 


Kreutzwege heiten beionders die Plätze, wo ſich 2 Toten 
wege durchſchneiden; die Sidishofer fuhren ihren Toten nod 
Boljtern, die Heratskircher nach Süßen. Zwiſchen Bolſtern un 
Milfertsweiler freugen fie fih: da weiß man vieles zu erzähle 
das nicht recht geheuer ſcheint. 





9 Auf Tod und Sterbet weiſen folgende Vollsmeinungen : 

Ber allgemein befannte Wandtlopfer Dangelmann, Dangelr 
met, in Oberbayern und bei Augsburg Schmible, Erdſchmidle 
it in der Riedlinger Gegend als Todienührle gefürchtet. Wen's 
angeht, der hörte micht. 

Ber an einem Abend drei Sternfchnuppen ſchiehßen ficht, muß 
ku fterben. Schwarzwald. 

Auch die Grille im Haufe fan Tod anzeigen; z. B. für 
ben, der fie zuerſt hört, amd ben, der fie immer und immer 
It Hört. 

Um den Ipf herum öffnet man, jo Jemand ftiebt, die Dad) 
Natte, offenbar damit die Seele hinausfann. 

Das Träumen don ſchwarzen Kleidern iſt nicht geheuer: 
& zeigt Tod an im der Familie. Oberſchwb. 

Auch das Ausfallen der Zähne bei Prozeifionen, bei Hoch— 
jälen, gebt auf einen Trauerfall hinaus. 

Bekanntlich ſpilen Kirchhöfe und Glocken hierin eine 
xolle. Der Glocke ward ſchon ſeit alter Zeit ein Gefühl, cine 
Empimdung, Mitleid oder Freude zugeſchrieben. Sie kann wei 
nerliche und freudenreiche Töne ſchallen laff Die Sprache der 
Glocke drückt der Schwabe mit hei: 3. pr 
hicht. int; zu altem + hehan, f hach, und dieß zu jehm 
jiht. gilt achörig 








sie 





sing. pra 








personare. 





Wenn in Dumderfingen bei Riedlingen die große Glode 
bicht d. b. hier einen dumpfen traurigen Ton von ſich aibt, jo 
irbr bald Jemand. Tie Leute jagen: dia glode hicht, na ftirbt 
:£ber oder iaz Ächreit jie wider eim! Ebenfalls in Hunderſingen 
jeht Die Redeweiſe: Wenn fi der Verenaberg (d. h. der Berg 
uf dem die Kirde mit Kirchhof ſteht) aufthut — wenn ein 
zrab in den erjten zwei Wochentagen ſich aufthut, je öffnet ſich 
er Verenaberg diejelbe Woche nochmal. Wenn über den Sonn— 
ig cin Grab offen steht, itirbt bald Jemand. Allgem. 

In Yuditsweiler achten die Yente darauf ob auf dem 








396 


Kirdwege der Maulwurf nicht fchiebt; wenn dieß einmal wor | 
fommt, jo jtirbt baldigſt Jemand. 


Das Schreiten über einen Bodenhaufen des Maulwurfs auf 
dem Kirchenwege, bedeutet bald eine Leiche im Haufe. Bons, 


Der den Norden gewöhnlich bewohnende Seidenfcdhmwang 
heißt in der Mindelheimer Gegend Peit-, Kriegs- und Siem 
bevogel. 








Eine Nadel mit der ein Toter eingenähet ward, im 
Buůchſenſchaft geftedt, .Läht den Schuß nie fehlen. Hertfeld. 


Wenn Kinder mit dem Kopfe am Kopftiſſen häufig reiben, 
fo fterben fie bald, Weingarten. 


Daß der Verftorbene nicht mehr fommt, jo trägt man ihm 
mit dem Kopf zuerft aus dem Haus. Schwarzwald. 


Nüttelt man einen Toten am großen Zehen, jo verliert 
man alle Furdt. a. a. O 


Ein Primiziant, deſſen Eltern geftorben find, fan am Tage 


feines Primiz fehen, wo fie jind. a. a. ©. 





Dit ein Toter im Haus, jo foll man es ja nicht umterlafien, 


die Blumenſtöcke zu rütteln. a. a. ©. 


Hat ein Meines Kind weilte Tüpflein auf der Naje, jo find 
das Kirhhofaünelen (Meingarten), im Allgäu: Kirdbofr 
blümlein. 


Kinder im Vollmond geboren jterben felten, gedeihen vielmehr 
gut; wogegen Kinder im Neumond geboren germe jterben; ober 


wenn nicht, nur jo dahinfieden. Weingarten. 








Toten 
wege durchſchneiden; die Sidishofer fuhren ihren Toten nad 
Bolſtern, die Heratsfircher nadı Süßen. Zwischen Bolftern um 
Wilfertsweiler kreutzen fie fih: da weih man vieles zu erzählen, 
das nicht recht geheuer jcheint 


Kreutzwege heißen befonders die Platze, wo ſich 2 








401 


Enke an. Blüht der H. fpät, ift fpät Ernte und umgelert. An- 
haufen. 

Penn man auf dem Veſenkerne der Muttergottes ihr Bild 
et, bedentet’3 große Hungersnot. Zur Zeit des Frübjahres und 
ber Ernte fieht man oft darnach. Munderkingen. 

Beim Vollmond muß man d’Nägelen einjegen; dann werden 
ie doppelte. Allgem. 

Ißt man die Suppenfchüffel ſauber aus, jo fagt man im Ell⸗ 
wngiichen, werde es ſchönes Wetter. Ebenjo im Weingarten von 
der Speiſe. 

Der Kuckuk zeigt in einigen Gegenden, wenn er er nahe am 
dorfe ruft, ein unbeilvolle8 Gewitter an. 


Wenn langes anhaltendes Regenwetter ift, Heißt e3 in Hunder- 
gen: „'s geit itt na, biß fe der Verenaberg öffnet” d. h. bis 
an in der Kirche inftändig Beiftunde hält. 

Recht poetiſch find folgende Eäße: 

Wenn zur Tchwillen Erntezeit ein kühles Yüftchen geht, To 
ten die Klofterfrauen. Nedarsulm. 

Geht Maria bei Sonnenfchein über? Gebirg jo regnets 6 Mo- 
m. Schwarzenbach. 


„Schau, die Muttergotte8 bacht Küchlen“ jagt man den Kin— 
m, wenn's ein jchönes Abendrot hat. 
Des Jahres über jcheint die Sonne an 3 Samftagen gar 
dt; das hat die Mutter Gottes erbeten. Luditsweiler. 
Wenn es Morgens früh ſchon ein Donnerwetter gibt, jo müſſen 
dh mehr de3 Tages fonımen. Rohrdorf b. Horb. 
Spät Donner Yrüher Donner 
Früh Hunger. Haid. Später Hunger. Erolzh. 
Menn der Blik Schlägt, Tann man nur mit Mitch Töfchen. 
Hringen. 
„Biel glauben, welche Lain füen laßet, joll dem Sämann ein 


inkgeld geben, ſonſt verderbe der Flachs.“ Conlin. 
26 


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399 


bon außgangen, darinn vnder anderm gemelt wird, daB die Men- 
ſchen jo dergleihen Agnus Dei andädıtig bey ſich tragen, dar- 
durch behütet werden, daß ihnen (jo lauten die Wort) fein Vnge— 
mitter zu Land vnnd Waller, fein Schaur, Hagel, Donner vnd 
Ms, ongeflimme böfe Wind vberherricen und vbergmwältigen 
fnnen. Daß ihnen die Gewäſſer, Erdbiden, aufflommendes Fewr 
m Brunjt gelindert vnd geitillet werden. Item: Sie werden 
Möurh vor Peſtilentz, vergifftem Lufft, Hinfallendem Siedytag ‚und 
ühem Todt, deßgleichen vor Hinderlift und anfechtung deß böjen 
jeinde, böfen Geijtern vnd andern Geipenften vnd Zaubereyen 
rmahret vnd verjichert, den Schwangern Frawen werde dardurd) 
yholffen, Damit fie die Frucht ihres Leibs auff die Welt bringen. 
Zeaemann, Wunderfp. 1624 S. 198. 


Bil man beim Kegelſpile Glück haben, fo fteche man der 
Fiedernaus das rechte Auge aus, lege es auf die rechte Hand in 
wi 3 allerhöchſten Namen, jo kommt Glück auf der Bahr. Bach— 
mupten. 


Beim Spilen den Daunen halten, bringt Süd. D. h. 
en Taumen mit den Fingern derjelben Hand überdeden. Ehing. a. D. 


In Lu dits weiler joll das heulende fiedende Waſſer am 
derd Unglück bedeuten. Ebenfo die Begegnung einer ſchwarzen 
Take. 

Kann man nicht Butter maden, jo legt man das Schellenaß 
ter da3 Faß und quer darauf, em Meſſer mit F FT die auf: 
var ſchauen und Spricht die Hl. Dreinamen. Nechberg. 


1 Glück und Unglüd mitHausthieren. Willft du deine 
Bierde ſchön und ſtark fehen, jo nimm einen Lappen vom Kleide 
ms Erhängten und ftäupe fie damit. Schwarzwald. 

Fin Nagel am Sonntag gemaht und dem Pferde in den Huf 
öchlagen macht es hinkend. Donaueſch. Arzneib. 15. Ihd. Wr. 
J2 Bl. 24b. 

Kauft man einen Immen und will man mit demfelben Glück 
ben, ſoll man˖ nicht handeln. Saulg. Gegend. 


400. 


Die Immen joll man an „Getrudatag“ ausftellen und m 
vorher. Der Stod wird zuvor mit Dreifaltigleitswafler beiprem 
auf das Bodenbrett legt man gerade vor das Flugloch Drei 
nigsſalz. Leuttircher Haide, 

Die Kreuzſpinne zieht im Hauſe alles Gift an ſich 

Stirbt der Hausvater, jo muß man das den Bienen anſage 
Man lüpft die Körbe und ſpricht; der Hausvater ift geflort 
Gedicht das nicht, fo fterben fie. Hertfeld. 

Willſt du Glück mit den Hennen haben, d. h. jo dabf 
dir nicht verlaufen, jo gibt man ihnen ein in Schmalz geräildt 
Brot; desgleihen thue neu angefauften Hennen: fie bleiben. Kal 


„Viel glauben, wann fie Hüner zu brütten anſetzen, jo 1 
es gejchehen zur Zeit, wenn die Yeut aus den Kirchen gehts 
Conlin. 

Wer die Eberwurz (carlina vulgaris) ſeinen Pferden fü 
tert, hat immer ſchöne Roſſe; ja, wo er auf der Straße fähr 
werden feine Roſſe die Kraft der vor oder Hinter ihm laufende 
Pferde an ſich ziehen. Bei Leutkirch. 

Ueber die Meifterjhaft im Haufe wird man durch die Hear 
unterrichtet: fräht ſie, jo ift aud das Weib Meijter. 

Ein Ungtüdsvogel ijt die Goldamjel, Ein Knabe gie 
mit jeinem Bater in d’Grumbira, jah eine G., jtieg auf den Bau 
ihr nad, jah aber jtatt eines Neſtes einen großen ſchwarzen Man 
der ließ den Heinen Konrad herabfallen, daß er den Fuß bra 
Hertfeld. 


Ueber Witterungsverhältniſſe keunt der Bauer genaue Rege 
die unſer Hergott leider nicht mehr jo einhält wie chedem, ſeitd 
die Bauern die 10 Gebote auch nicht mehr halten. Wer im St 
pion Gerjten ſäet, dem gerät jie wol nie. Boms. 

Auf altem myſtiſchem Grunde beruhet der Sprucd wenn 
graupelt oder gefrorner Schnee praßelt: „ich thuet ma Aefı 
ſäja.“ Boms b. Saulg. 

Hägamundi (acrimonia eupatoria ac edorata) zeigt 








401 


* an. Bluht der He ſpat, ift ſpät Ernte und umgefert: An- 


Wenn man auf dem Wefenferne der Muttergottes ihr Bild 
fit, bebeutet’8 große Hungersnot. Zur Zeit des Trühjahres und 
kr Ernte fieht man oft darnach. Mundertingen. 

Keim Vollmond muß man b’Nägelen einfegen; dann werden 
fe doppelte. Allgem. 

Ri man bie Suppenſchuſſel ſauber aus, fo jagt man im Ell« 
kungiichen, werde es jchönes Wetter, Ebenſo im Meingarten von 
Ider Speife. 

Der Kuduf zeigt in einigen Gegenden, wenn er er nabe am 
Dorfe ruft, ein unheilvolles Gewitter an. 


Wenn langes anhaltendes Regenwetler ift, heißt es in Hunder ⸗ 
Innen: „s geit it ma, biß fe der Verenaberg öffnet“ d. h. bie 
Man in der Kirche inftändig Beiſtunde hält. 





Recht poctiich find folgende Sätze: 
Wenn zur ſchwülen Erntezeit ein kühles 
eten die Kloſterfranen.  Neda m. 





Yüftchen geht, ſo 








Geht Marin bei Sonnenſchein übers Gebirg jo regnets 5 Wo 


m. Schwarzenbach. 

„Schau, die Muttergottes bacht Küchlen“ jagt man den Kin- 
m, wenn's cin jdönes Abendrot hat. 

Des Jahres über ſcheint die Sonne an 3 Samſtagen gar 
ht; das hat die Mutter Gottes erbeten. Luditsweiler. 

Wenn es Morgens Früh hen ein Donnerwetter aibt, jo müſſen 





b mehr des Tages fommen. Rohrdorf b. Horb. 
Spät Toner Früher Tonner 
Früh Hunger. Haid. Später Hunger. Erolzh. 
Wenn der Blitz ſchlägt, kann man nur mit Milch löſchen 
tringen. 


joll dem Sämann ein 
Gonlin. 





„Biel glauben, welche Lain ſäen laße— 
mfgeld geben, ſonſt verderbe der Flachs. 


32 
Wenn ber Gocheler auf dem Gartenhag dreimal frı 
gut Wetter. Boms. 


Ieder Mätzennebel gibt in 100 Tagen ein Do 
Ehingen a, D. 


Wenn der Priefter an einem Negentage das grün 
wand anlegt, jo regnet es noch 8 Tage. Oberſchwab. 

Därret das Vieh ſchon Morgens früh, jo lommi 
Wetter, Haid, 

Wenn man den erſten Faib Brot dom Baden ı 
Keller, und ihn zuleßt ißt, ſchlägts Wetter nicht ins Hai 
gen a. D. 

Eine beliebte Nedeweife in Boms ift wenn der F. 
ift, jo Heißt es; das gibt ein Kindshemmetle; iſt er 
ſprechen fie: es wachen Wigenbändel. Vornemlich zu 
die feine Kinder haben. 

Streden beim Bli die Kinder einen Finger gegen 
mel, jo wird der böſe. Nedarsulm. 

„Biel glauben, wann fie zu Bette gehen und qrü 
Sterne am Himmel jo nimme ihnen der Geyer od 
fein jung Huhn.” Conlin. 


12 Ic) reihe hieran noch allerfei Aberglauben : 

Vom Eijenfrant. Wenn ein frato bey jr träg 
fraut in ainer Kindbeih it aut für alle böſe Anfechtu 
ein Kind dafjelb an ihm Hat, mag ihm fein Gejpenjt 
berei mit ſchaden, jo ſchlaft es und ruhet. Alberti Mag 
fichfeiten. Augsb. Stayner 16. Ihd. 


Anm. Aus der Magin Naturalie 1702. 
geredet von Kräutern und Wurzeln, die nur an 
jonderlihen Stunden jollen gegraben werden, damit 
Kräffte behalten mögen. om verbena oder Gijentraute wir 
dafs jolches nur an Et. Petri oder Pauli Tage und zwar mit 
bernen und güildenen Griffel foll nenraben werden und jo 
dem bei ſich tragenden eine Liebe, Huld md Sicherheit vor all 





mu 


MU Dede britigen, — Fahrenfaiten wird in der Sohannetnadt 
venz nodent geholet, fol zu allem wozu man es holet und verlanget hel 
Im! „Das Radend holen, mit filbernem Griffel halte id) vor abadt- 
Hide, aundtliche teuffeliiche und ſundliche Werte,“ 
Den Pflanzen aber mißt der Berfafler in gewiſſen Seiten befondere 
F 


Anm. Daß einer gicht wund gefhlanen werde. Wer Al 
Inmannharnifch bei ſich fräget, der fol nicht mund geichlanen werden 
fimen. Wie nicht weniger auch die zur rechten Zeit negrabene Beinfen- 
und den Menſchen feft und. jhuffeei machet. 

ẽdetlammer 856. 

Wenn man das erflemol mit dem Vieh auf die Weide fährt, 
il man ihm mit einer Taubenfeder Helzbeerenöl am die Nafe 
mieren. Leutlircher Gegend. 

Daare zum fenfler geworfen, von Mögeln aufgefangen 
um Neſt verwendet, verurfachen einen Glattopf, Saulgauer 
Öagend. 





Wenn man ein Kalb verfauft, ſoll man ihm ein Haar aus 
itten, und mit Brot und geweihtem Salz der Kuh u reifen 
ben. Königseggwald. Bringt man aber eine neue Kuh in den 
ul gibt man ihr ein Stück Brot mit Weihſalz. dann gewöhnt 
fe fi) leicht am. Buſſen. 








Wenn man während de uppenbrotſchneidens davon ißt, heißt 
an der Maſſenbachhauſer Gegend, vergeſſe man alles viel 
licter. 

Senn im Rieß die Zeit fommt, da die jungen Ganſe aus 
ihlüyfen, wird Öffentlich alles Schichen verboten; im Ucbertretungs 
falle findet Strafe und Erſatz der geitorbenen Sanjlein jtatt. Auch 
fin Nagel darf im diejer Zeit in Balten und Winde geſchlagen 
genheim. 

















werden. 


sulmer Weinland die Weinfälſcher: fie 





Schön ſtraft di da 
müſſen nach dem Tode geiften. 

Mit der Gundreb glechoma hederacen - fan man 
den Nachbarn Den Nutzen nehmen. Uin Leuthirch. 





404 


Wenn ſich in Weilheim (Tuttl.) ein Stüd Vieh ver] 
hat, jerreibt man Spinngewebe und gibts ein mit den Wor 
Küchle, Haft did) verfanga 
Helf dir Santt Manga 
. Helf die zur reachte Zeit u. ſ. w. 

Findft du ein Hufeifen, das noch alle Nägel hat, nag 
an die Stallihüre, jo lann das Wetter nicht einichlagen. ) 
Saulg. Biberach. 

Wenn man Heu mäht im Storpion, jo befommen bie 
von diefem Heu Läus. Boms. Sehr vollslümlich. 

Waſſer über glatten Kiſeln hat Heilkraft, beſonders das 
waſſer, jhöpfen muß man's gegen den Wafferlauf. Nich. 

Wenn ſich's Waſſer in den Bächen rot färbt jo befi 
wir Seuche, Krieg, Theurung. Hertfeld. 

Will man die Schaben aud) aufer dem Karfreitag verbi 
jo verbrenne man mur täglich die Beiner, die vom Fleiſc 
fallen. Saulg. Gegend. 

Gebeine, Zähne von Toten in den Bettzipfel genähel 
treiben die Flöhe. Allgem. 

Berl. oben ©. 116. 

Ja ſogar beumruhigen einen das Umggziefer =. v. 
der Pilgram nicht mur mit Leinenwath wohl verfeher 
ſolle, jondern er kann auch unterſchiedlicher Mitten fi 
brauchen, deijen abzufommen. Vergleichen Mittel aber 
wann man ein Todtenbeinlein von einem Menfce 
jih eingenäther trägt. Daneben Ouedfilberjalbe, 
Leinwandhemden. 

Schlenr-Schmid 20. 

Singt einem das linfe Ohr, jo wird man veridimpft; 
man aber ganz feſt in eine Hafte, jo befommt die jchimpfent 
jon ein böfes Maul. Singt das redyte Ohr jo lobt man. 
gauer Gegend. 

Spafigerweife jagt man im Kinderleben: wenn ein 





105 


Nadchen ein Meines Büblein füht, jo friegts einen Mädlebart. 
N Bone, ge: 
13 Medizinifcher Natur ift Folgendes. Wenn man ſich ein 
Öied verrentt Hat, fliht man aus Werg einen Zopf aus 3 Trüm⸗ 
rn und bindet ihn darum. Es genügt aud) ein Faden, Dörr 
hund. Goge. 
Einen ausgejogenen Schleiffen oder Spreiffen ſoll man 
ibeiben, dann materet ’8 nicht. Buſſen. 
Der Biß eines wüthenden Hundes lann mit einem geweihlen, 
dlibenden Schlüffel geheilt werden. Ehingen. 
Eich oben S. 100. 
Hat einer ®' Gſchn u der, ſchneigt in die Schuhe eines andern, 
I hebis jener. Ehing. a. D. 
Fällt ein Zahn aus foll man ihm unter den Ofen werfen und 
ſotechen 
Ta Mäuschen haft du den Zahn, 
Gib mir einen filbernen dran. Schwarzwald. 


14 Bon dem Banuen. Will man einem den Schuß ftelten, 
bo ihane man dem in's Flintenrohr und ſpreche dreimal: Pax, sux. 
krax! Im Namen Gottes u. ſ. w. Rechberg. 
gab gewiſſe Bannbüchlein. Man kaufte fie bei den 
Gningern, macht fie aber dadurch bannträftig, daß man fie einem 
Vrimizianten unbemerft unter das Altarblatt legt. Tiefer wird 
bährend feiner eriten hl. Meſſe plötzlich bſtann (ſtecken), wenn 
das Büchlein anfängt Kraft zu bekommen, er wird aber nachher 
die Meſſe unbeirrt zu Ende leſen können. Um Leutkirch. Wer ein 
ſolches Baunbüchlein zufällig unter die Hände bekommt und darinn 
hist, muß; rückwärts leſen können, denn wenn nicht all das, was 
vorwärts gelefen worden, bis zum Sonnenaufgang rückwärs geleſen 
#, it er verloren. Sp bat der Müllerjunge in der Yantradhers 
tüble (a. d. Iller) unter der Kirche während des Haushütens ein 
ches Büchlein gelejen. Hätte der Müller nicht rechtzeitig bes 
erkt, und für den Buben rückwärts geleſen, jo würde der Teufel 
njelben geholt haben. 

















Trier Tage und drei Nächte Dürfen auch noch nicht ver 
ſein. Wettringen. 

Gegen das Bettpifjen iſt gut, warn der Piſſer 
um zwölf Uhr auf den Kirchhof geht, wenn gerade ein frifche: 
geöffnet worden iſt und kek in dajjelbe hinein pißt. Er wi 
Stund an das Bett troden laffen. Um Leutlich. Bei Zw 
foll man einem einen verpißten Lumpen mit in’3 Grab gebeı 
im fath. Schwaben übliche Sitte ift auch die: ein Vaterun 
die armen Seelen zu beten; ferner ein Gebet zu St. Veit 

Heiliger Sankt Beit, we mi bei Zeit 

Nett z'früh und net z'ſpät, daß nix in’3 Bett gät. £ 


Die Heren zu „zeichnen“. Der Teufelsbanner 
alferlei Sräuter von der Weihbujcdhek; wirft diefe auf de 
in's Feuer und madt in der Ylamme ein Sca (Zeh) g 
Iſt das Eijen weißglühend, zeichnet er damit cin Hufeiſen 
Sti Holz und mad feinem Wunſch etabliert ſich dieß 
auf dem Rüden, Hindern ꝛc. ꝛc. der Heren die jo erfannt 
kann. Hüttisheim b. Laupheim. 


Die Teufelsbanner müfjen eine geftolene ächte St 
ein Cingulum befigen, wenn fie den Teufel aus dem Stall 
wollen. Dabei beten fie ihre Sprüche und machen mit ein 
genſchwanz gegen die Thüre zu eine Bewegung, als of 





407 


fen böjen Tranf aus Wein und einer Spinne beflchend ge 
geben. Der Glaube an böfen Tran jft baieriſch und ſchwabiſch 
gleich bluhend bis anheule nad). 

Feuer mit Milch löſchen. Bei einem Kirchenbraude 
durch Blitz) erwähnt F. X. Bronner, Biogr. I, 104: der Raud) 
dirbelte ſchon dom Sacriſteidache eipor. Aber glüdlid) warb ber 
and und zwar mit nengemolfener Mild gelöfget. 

Im Schwarzwald, bevorab in Schramberg ſucht man den 
diten vor Hexen zu fichern, Dan gibt dem Vichhirten immer recht 
tumme, budlidte Hirtenfteden ungefähr 3° lang. Dieß 
Mein vorzügliches Mittel fein um Heren und Unholde von dem 
deh abzuhalten. Lehrer Bettmann ſah einen Opferfteden von der 
kt in einer Kirche beim hi. Wendelin ftehen. 

Mit der weiblichen Kranfheit verbindet das Bolt viel Glauben 
md Mberglauben; im der Megel ligt etwas fehr tiefes Uraltes da⸗ 
im. In Ehingen a. D. in Boms glaubt man, wenn eine franfe 
Yan auf einen Baum fteige, ſterbe der ab. Berührt ſie ſaures 
aut in der Mrautftand, jo verdirbt cs. 


a 


3 Blancardus Mediz. Wb. ı Teuijhland) a. 1710 Bern heißt 
158 

Via. Tie Schröttleins oder Judenzöpfe Maren oder 
farfichten, Haarſchröteln Maren oder Morenloden iſt 
ine bei den Polacken gemeine Krankheit, da die Haare des Haupts in eine 
Uungel oder Flechte zuſammen wachſen und verdrehet werden, welches 
it nur grätlich anzuſehen, ſonder auch ſchmerzhaft it indeme die da. 
an verflochtene Haare did und hof find, alfo daß fie bluten wann man 
degſchneiden will. Hierbey find andere Zufälte mehr, als Lauſe, Schwach- 
it, Abnehmen und Erlrümmung der Glieder, Hauptſchmerzen u. |. w.” 











Eine eigene Geſchichte it es mit dem Faſchmiethen. Man 
ei ſelbſt viel Milch zu bekommen, 
u andern aber ſie ganz abſchneiden. Tas fan auf natürlichem 
d außernatürlichem Wege geſchehen. Nächtich wird diefe Unthat 
Brummen an des Nachbars Vieh verübt. Ojt millt cine ſolche 
ze geradezu am Handtuch des Nachbars und ſpricht ihre verteus 
en Formen. Aus dem Wurzachiſchen teile ich hier einen Fall 


ttcht darunter cine Art H 














408 


des Falſchmiethens mit. Zwei Nachbariunen waren, jede hatte € 
Gaiß. Die eine brachte ihre Nachbarin um bie Gaißmilch. 
der Not befragte Iejtere Jemand umd erhielt den Rat: fie ft 
etwas Milch fieden; ſtrudelt jelbe, fo foll man fie auf den St 
fpütten, mit einer Rule oder Steden auf die Milch bautſqh 
Während dent kam die Hexe Nachbarin die Stiege herauf, bittet nady 
laffen, weit fies jo ſchmerzlich im Nüden ſpüre: fie habe ſalſch , 
miethet, wolle es aber nimmer thun. Von da an gab « fen 
Mangel mehr, 


Anm, „Wanneinem das Bich verzgänbertworden. Word 
gleichen Boßheilen lann nichts befiers dienen, dann ein eifferiges@ 
bet eines Haus · Vatters; neben biefem aber bediene man fich deß fog. € 
Yohannistrauts und hente es in denen Ställen auf; dam als m 
einsmals einen Veſeſſenen in Hall eine Kannen mit Bier vorftelltt, + 
tinnen dergleichen Kraut ware, fonnte er nicht einigen Tropfen den 
genieflen. Ja man machete ihme über das auch eine Mügen mit erme 
tem Kraut angefüllet. ALS man nun ihme felbige auffegen wollte gr 
er fie in Stüden und konnte der böfe Feind ſolches gar nicht dulden.‘ 

„Underm gebrauchen bey fogeftalten Sachen neben gemefdtem Arı 
auch Doranth, Gartheil, Creutz Nauten und rothen Knoblauch, bindens 
ein Bündlein zuſammen und vergrabens unter die Schwellen, word 
daS Vieh gehen muß, waſchen aud) das Gefäß mit folgen Heinrid, 
ſoll der Milch nichts ſchaden können.“ 

„Man nimmet aud) wol die verzauberte Milch oder Nas, jhüttel 
auf glühende Kohlen. Darvon werden dann dergleichen Gabel-Reutet 
nen und Seren dermafien geplaget, daß fie nirgend ruhen tönnen.“ 


Neu eröffnete Schatz-Kammer verſchiedener Natır- und Kunfmund 
worinnen Alles, was in diefer Welt wunderbares erjonnen worden, ne 
denen vornchmften Natur- und Arzney, Sch-, Kör-, Beur, Vergme 
&teinwaffer- und mathemathifgen Kunften entpalten ſeind u. |. wm d. 
MM. Nürnberg, zu finden b. Joh. Hofjmann 1694. 8° 1016 &. 

Man fieht aber zu deutlich, dab es dem Verfaffer, der ale Wil 
ſchaften Hier zufammen dem Volle bieten wollte, manchmal jelbR zu 
wurde; er fpricht hie und da fein Bedenken aus; im Allgenteinen gla 
er ſelbſt aud) daran. Ich glaubte gerade mit Mittheilungen aus fol 
Büchern ein Meines Zeit bil d geben zu tönen; daß fie in aller Kände 
ten, zeigen die ganz abgenüßten Exemplare, die mir ſchon vorlagen. 





409 


fire mid) derlei Mitteilungen zu bringen, die auch fur Mythenforſcher 
fe ein ergiebige Fundgrube bilden, 

Nirhzauber. Doltor Lutherus ziehet in feinen Tiſchteden im 
¶ Treil nadfolgendes am: Aber ſpricht er: Dr. Pomnters Kunft ift die 
kei, ba man fie mit Drert plagel und ben oft im der Milch rühre, 
hfintel ihr Ding aller; denn als feinen Kuhen die Milch auch geflohe 
I murde, fixeiffie ex flux die Hofen ab und brodet dem Teufel einen 
Wider in eimen Ai voller Milch und rührets um und jagt: „Run 
fet*) Teufele. Drauf war ihm die Milch nimmer entzogen. 

©. 

Aulend. Proof. S. 306 „als er (Mäger) nachher Einfieblen gangen 
And wieder heimbfommen, hatte ex fein nehabtes pferdt tobt gefunden, da⸗ 
wi e dur die hl. P. P. Sranzistaner zu Sulgen den Stahl (Stall, 
fer fagt man aber Heute noch Staat) benebieiren laffen und als ihme 
ls beftoiertiger bergleichen unglüid nit cebieren wollen, durch ben 
Nerpfrichter zue Saulgau im ſtahl choas bohren laſſen.“ 

Laßt man die Strumpfbändel hinauswärts ſtehen, jo fünnen 
ine die Heren nicht mehr an. Miülhaufen a. d. Würm. 

Vo drei Yichter in der Stube, kann feine Here hinein. Ellw. 

Einen fremden Yöffel joll man dreimal anbauen, che man 
in gebraucht. Obere Donau. 

Mitwoch und Freitag find im Schwarzwald Herentage. 

Bat. oben 2. 120 ff. 

15 Zum pädagogifchen Aberglau ben gehört vor Allem : 
dam cin Meffer auf dem Rücken ligt, jo läuft der Teufel drauf 
am; oder es müſſen die armen Seelen darauf herumlaufen. 
bingen a. D. 

Wenn die Mädchen pfeifen, weint die Mutter Wottes; mur 
Heren pfeifen, nicht die Mädchen. Weingarten. Haid. 

Wenn Mädchen des Nachts mit losgebundenen Zöpfen aus 
n Haufe gehen, haben die Heren über fir Gewalt. Bouis. 

Wenn die Kinder die Scheere auf dem Tiſche drillen, ſo 
d die Hab im Stalle düppelig. Boms. 


Friß. 


410 


Gefundene Brot darf man nicht effen. Hertfeld. 

Das Bilgei muß im Nefte bleiben, fonft verlegen die He 
nen. Herftfeld. 

Wenn bei Nacht in der Stube auf dem Tifche ewas ſtehe! 
bleibt — jo kaun das Jüngſte und Aelteſte vom Haufe nicht ſchla⸗ 
fen. Boms. 

„Viel glauben, fie follen beim Schlafengehen bei Leibe nicht 
auf dem Zifch Ligen Taffen.” Gonlin. 

Wer cine Kröte vertritt bekommt's Grimmen. Boms. 


Wenn man bein Eſſen den Kopf hält, befommt man em 
lahme Hand. Boms. 

Wenn die Kinder geſchimmeltes Brot, oder eine Harmwadtel 
— geal Hor aud) genannt (eine Halsnerve bei Vich) chen 
fernen fie fingen. hing. a. D. 

Der Nahtrapp ift ein böfer Vogel, der die Meinen Kinder 
verfolgt, jo fie Abends nad) dem Betläuten noch auf der Guft 
iind. Ehingen a. D. 

Menn man mit einem Meſſer Brot in die Milch fehneide, 
weint die Mutter Gottes. Baach. 

Oder den Kühen nimmt man damit den Nuten. YBuffen. 

Vor dem Gebetläuten Morgens und nad) demfelben Abends 
joll man fein Waſſer mehr am Brunnen holen: es ift unit 
Weingarten. 


16 Das geweihte Bildnu St. Anastasii verireibt die Zr 
jelsgeipenjter. Augsb. Feſtkalender v. 1718. 

Kräuter in den St. Afrathurm in Augsb. gelegt find gr 
ſchützt vor allem Ungeziefer. Tie Apotheker machten fi das # 
Nutzen. Augsb. Wb. S. 196. 

„Um den andächtigen auch bedürfftigen Chriſten zu helfen rd 
der Reifende Pilgram gar wol und ein gutes löbliches Werte tat, 
wann er dergleichen Sachen, al3 Roſenkränz, Kreuzlein, Je richur 








au 


Niner Rofen oder mehr dergleichen Sadjen zu Jeruſalem und in 
dem hi. Sande einfauffet”. 

ẽcoun Eaum ©, 26. 

Die Strofburg Latwergen · Apothet (1542): mit diefen Rojen 
de Jericho hat man dor. zeiten dil Wunders getriben und ſahu- 
Hirt wie fie ſich allein in der Kriſtnacht in der ſtund, da Kriftus 
Aboren ward erdffne, was faljch ift, dann ſollichs pflegt fie auch 
dere Zeit zu them. Bl. 26b. 

Holz vom Berg Tabot. „Das Holz wird hochgeachtet 
und i ſcht gut wider das Gewitter; ich habe aud) darvon mit 
air in die Chriftenheit gebracht.“ 

eoien 2, 000. 

Ber einen Storch en oder eine Schwalbe töbtet den trifft 
Unglid in Haus und Hof. A. 1801 ſchoß ein Pflegvater von 
Iningen einen Storden vom Zehentſtadel herab: ein Blit ans 
kiterm Himmel schlug in's Gebäude und 3 Tage dauerte ber 
Brand, 


will dann Urſach finden, das uf feines Juden Haus 








de Storken nilten? und da ein Jud in ein Behauſung zeucht 
Storfen, jo verlaſſen fie doch das Neſt und fliegen Da 
Ghr. II, 273. (Ebenda: „ſo erfiudt ſich, das auf 






ruet auch feine 





auſtift zu Trier fein Schwalb niſtet, 
darauf, dann ſie Sonft herabſallen und jterben”.) 

Es iſt cin ſag geweſen bei den alten als ob man feine un— 
leuiche wert im ſchloß treiben dörf und das die ſpatzen der urſach 
halben da ſterben. 

Zümmerkde Ehromit 111 

Beſonders rares und denfwürdiges baben wir diſe Zeit nit 
and bestia oder wie es die Europäer 
wie es befanmt ſehr 








angetroffen a 
benamſen, ein Elend deſſen Klauen, 


gut in piten gefährlichen Nrantheiten“ 
v. 1. Maner Mayerhef 117 nam HER 








17 Spaßige und unziemliche Wie. Hat man den 


foll man an drei verlogene Piarrbaushälterinnen 


Dei, 
In Ching. an drei verlag. Manner. 


venfen. 


412 


Wenn cinen die Augen beißen, muß man bald beuen; bei 
einen 's Fidla, wird's Schmalz wolfeil. Ehing. a. D. 

Wenn man eine Waſch im Haufe hat, muß der Mann di 
Hofen höher Schnallen, daß es guts Wetter wird. Boms. 

Mo eine Käther (Katherina) im Haus ift, braucht man feine 
Haushund. Ehing. a. D. 

„Viele glauben, wann fie Harn fieden, müßen fie brav dw 
bei lügen, jonft werde es nicht weiß.” Konlin. 

Die böfen Weiber fpinnen den beiten Yaden. O. 

Dampfnudeln darf man beim Einlegen in die Pfanne nik 
zälen, fonft gibt es Wetzſteine. Federſee. 


18 Um das Jahr als gut oder ſchlecht vorauß zuwißen be 
ſieht man in Saulgau die Galläpfel: ift im Innern ein Würn 
lein, fo gibts ein gutes Jahr; ift eine Fliege darinn, wird 
mittelmäßig; eine Spinne, fo wird's ganz fchledht. 

Ter Kornhbändler madt an der Buche feine Beobadtun 
gen und richtet feine Speculationen darnach ein; denn er wei 
duraus ob die „Früchte“ aufs oder abſchlagen. 

Fängt die Buche an zuerjt unten auszuſchlagen oder zu grü 
nen, fo ſchlägts auf; grünt fie zuerft oben, fo finfen die Fruch— 
preife. Dieß ift echt volkstümlich. 

Aud das merkt man fi in Boms: wer das Korn im Mäı 
einmalt, bei dem hält da3 Mehl ſehr lange Zeit. 

In Ehingen a. D. Biberad) u. |. w. jpilt der Barbara 
zweig eine Rolle wie anderwärts die volfstümlichen St. Agathe 
jettel. An St. Barbaratag (3. Dez.) bricht ſich das Bel 
Kirſchenreiſer, fteckt fie ins Weihwaſſer, bis Weihnachten blühe 
fie. Uralte Sitte in Ehingen bei Biberacher Yamilien. 

Eine Wetternelfe abreißen zieht den Blitz nad. Hertfeld. 


19 Vom Xorettoglödlein. 3 ift ein kleines 2“ hohe 
Glöcklein, oben eine beinerne Handhabe. Es fei in Loretto „gt 
wiehen“. Bei Gewittern muß ein unſchuldiges Kind vor die Hau 
thüre hinausftehen und klingeln; jo ſchlägts nicht ein und vertrei 
das Gewitter. Dietenwengen. 





"-- ran - ——yu 





413 


In Bilflingen auf der Alb fchließt man die Fenſter, 
zimdet im Ofen Weihfang an, ftellt ein Wachslicht auf die Höll; 
der Hausdater fezt ſich in die Zidele, betet den Wetterjegen, Täuft 
bernad) mit einem hochgeweihten Lorettoglöcklein im Haus 
herum und gießt „DOftertauf“ zum Fenſter hinaus. 

Ein „sehr gefährlich⸗kränkliches heidniſches Weibsbild“ habe 
fd) verfrodhen im Gebüſch aus Forcht, fie müßte, wann fie den 
N. Tauff hätte, ehender fterben, gleich wie vile Europäer zu 
beforgen pflegen, wann fie die hl. lebte Oehlung em- 
Mangen der Tod werde ihnen ehender das Leben ab- 
lürzen. (159.) Ä 

Dem. Mayr 1717. 

20 Allerlei Volksglauben. Wen die finger oft fchnel- 
kn, der ift falſch. Weingarten. 

Wen ein verjchludter Broden drüdt, dem ift er vergunnt. 
Oberſchwb. 

Beim Erzählen ſtecken bleiben, iſt verlogen. Baach. 

Denkt man über etwas nach, nießt dabei, ſo iſt es wahr; 
ebenſo wenn jemand etwas erzählt. Wenn jemand erzählt und es 
Kht eine Jungfrau dabei, jo ift das Erzählte wahr. Man fagt 
dann: Helf Gott! es hat eine Jüngfer übernofja; 's ift wahr ! 
khingen a. D. 

Wo die Schwalben hin bauen, iſt Fried im Haus. Baach. 

Wer ein Nuſter findet von dem ſagt man, er möge nicht 
beten. Boms. 

Vom Kuckuk ſagt der Bauer: Er fängt an zu ſchreien, wenn 
& das erſte Fi befommt und hört auf zu ſchreien, wenn er die 
eiile Gries frißt. Boms. 

Lie Waldtaube girrt, daraus nimmt man den Preis 
der Ftucht ab. Hertfeld. 

Bon der Rabe. Putzt fie fi) rechts hinterm Ofen, kommt 
en Mannsbild als Gaft; links, jo ein Meibsbild. Oberſchwb. 
Trinkt die Habe Waſſer, jo ſchneits bald. Boms. 

Wenn jemand zu eſſen aufgehört bat, und nachher wieder an⸗ 





Die Männer nicht im Haus, ſondern ſollen weggeben, e 
ſonſt Unglück.“ Gonlin. 

Jede Pflanze, jedes Bäumlein hat ſeinen Schutzenge 
feld. 

„Biel glauben, wann ſie Taig im Bachkofen ſteher 
ſo ſollen ſie die Stuben nicht ehender auskeren laſſen, bis 
aus der Stuben iſt, man bekomme ſonſt ein Brod weni 
kehre ein Brod mit hinweg.“ Conlin. 

Rettiche von unten geſchabt ſtoßen auf. Maſſenbe 

„Biel glauben, die Eſſig anſetzen will müſſe fauer d 
und bös fein, fonft gerat der Effig nicht.” Conlin. 

„Biel glauben, wann fie zu Markt geben, und bat 
al3 fie die Schuhe angezogen, den rechten Schuh zuerfi 
gen, jo werden fie ihr Wahr theur los werden.” Gonli 

„Biel glauben, warn fie des Sonnabend3 ihren Ro 
abfpinnen, jo werde aus dem übrigen Flar oder Werg 
Garn und bleid fi aud) nimmer weiß.” Eonlin. 

„Andere Narren haben ihren Aberglauben auf das 
geſchrei; glauben unfehlbar dag Gefchrei der Na 
Elſtern bedeute ihnen Unglüd, der Kranichflug eine m 
ꝛc. ꝛc.“ Gonlin. 


21 Liebe. Ehe. Wenn ſich ein Mädchen mit 





a5 


Tem hl. Yofef beten die Mädchen ein Vaterunſer; damit fie 
einen guten Mann befommen. Oberſchwab. 

Wenn ein Mädchen die Hagen liebt, jo liebt fie fpäter ihren 
Hann. Algen. 

Das Chrysanthemum Leucanthemum ift eine wahrfage- 
tiihe Blume für Mädchen. Sie heißi Stierenaug. In den 
Uemon. Gedichten 1843 Lörrach (v. Dorn I. Abthlg.) S. 10: 

Zä wie, was heſch dert für e Blüemli glengt 
Das gilt e Stierenaug i ha ’3 doch denti. 

Weibsbilder oder Yrauennamen, jo beim Wafchen naſſe Schürze 
iefommen, kriegen einen Zrinfer zum Mann. Bullen. 

Springt in Weingarten ein hölzerner Raif an einem Gefchirre, 
jo gibt es cine Braut im Haufe, d. h. ein Mädchen vom Haus 
wir Braut. 

Venn die Mädchen die „Knauzen“ vom Brote allemal effen, 
IP bleibt ihnen der Schatz treu. Boms. 

Zräumt es einer von Blumen, fo wird die Belanntichaft ge- 
mt. Schwarzwald. 

D' Schooß gät ra 
D'r Heiret fait a. Boms. 
Wenn die Lidhtlein auf dem Altare bei der Copulation wad- 
w— gibt’3 eine unglüdlihe Ehe. Um Sigmar. Roſna. 
Wer beim Eſſen fingt, befommt ein närrifchen Ehegemahl. 
me. Ehing. a. D. 
Nenn einer im Vollmond heiratet, jo muß er ftelen. Dürnau. 
Die Hochzeiterin foll nah der Betglode nicht mehr 
I die Gaſſe gehen; ift aber c& unvermeidlich, jo fol fie ein Tuch 
er den Kopf binden, damit ihr die böfen Leute nichts anhaben 
men. Seten jie fid) darüber hinweg, dann befommet die Braut 
en angejchwollenen Kopf. Weingarten. Leutkirch. 
Mer am Hochzeitmorgen die Strümpfe zuerft anzieht, befommt 
Serrichaft im Haufe. A. a. DO. 
Mer zuerſt ins Bett hineinfommt, cbenfall3. 
In der Saulg. Gegend wird den Brautleuͤten geweihtes Salz 
Hochzeitstage in die Schuh und Stiefel gethan: auch efjen 


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Ehering. 


Anhang. Zufälligkeiten am Hochzeitstage, Borbedeutungen. 
Bronner in feinem Leben 1795 I, 14: der Hodhzeittag (feiner 
ward beflimmt und der Zug ging Morgens 7 Uhr file md o 
pränge zur Kirche; da rollte meiner Mutter ein Stein vor di 
man wußte weder woher er fam, noch welche Kraft ihn beweg 
Das ward jogleih für eine Üble VBorbedeutung genommen unt 
Mutter ging mit erichrodenem Herzen zum Alter. Mein Bater 
heute noch: das haben die böfen Leute, Zauberer und Hexen getha 
viel Einfluß ein jo ſchädlicher Aberglaube auf ihr ganzes fünftige 
hatte, läßt fih zum Theil daraus entnehmen, dab beide, wenn 
nad einem heftigen Zwiſte, der eben Nichts Seltenes war, wie 
jöhnten, immer die Schuld davon der Zauberei beimaßen und ſich 
beifallen ließen, daß die Quelle aller Zwietracht ihre Unnachgiebigf 

Noch in dem großen Yericon Zedlers jchleppt fi) der uralı 
alaube mit dem Katzenhirn fort, der jedenfall nur ein leijer I 
des alten geſchlechtlichen Eultes zu fein ſcheint, in dem auch die 
eine Rolle jpielten. 

„Vom Katzzen hir ne ſaget man, daß es etwas gyfftig jey, un 
leichtfertige Dirne gewiſſe Liebest ränke davon machen, ſolche 
jenigen Mannsperſonen beizubringen, die fie auf jchlüpferige % 
ihrer Liebe bringen wollen.” 


Aus dem Univerf.-Lericon aller Wiffenihaften und Künſte v. Jedler v. 
15. Band, 


Sid lieb und angenehm zu machen. Trag Widhopffe 


bp im tregt an jeinem leyb, der nymet dem teuiet sem mat das 
; at alle ganz fan volbringen als cr « 






zn 





Morens diaboli. Teufels abyß. Tz eim Die bölen weib nit 
n. Item wölcher diß Irut by im fregt oder die wurcz, dem mag 
mich fein ſchaden zufüigen nod mag jm fein zoberep nit ſchaden thun.“ 


‚Balma hrifi. item wer diefe förner bep im tregt, derift ſicher 
jauberey vnd vor gifft.“ BI. 30a. 


‚Bär das augen wee. Consolida regalis, ritterſporr. Rem 
blumen aM tag angefehen: den tag fann dir fein aug mees 
vnd etlich nement difer blumen ein buüſchelein vnn henden fy über 
Ar der ftuben vnd der famer, das fy darin ſehen. Diſe blumen hat 
t Ottilia fjunder in eren gehabt, da von inen ſolich krafft 
iR.“ Bl. 130. 


‚Gifentraut. Item wer dis fraut bey im tregt vnn fumpt zu 
fiechen vnn fraget in, wie es im gang, antwortet er: wol! fo ge 
rt antwort er aber übel, jo flirbt erut patet etiam illud in pas- 
io“. 81. 37b. 


Flores Sancti Johannes. Item Sant Johannes blumen 
guot wan einer bey im hat für die böfen fantajey jo einer 
ılafen mag von der puolfdaft wegen vnd verheyßt jant Johanna 
4er mit einem pater noster und Ave Maria: es vergat im“. 
ha. 





418 
Squilla: Item erdzwobel ift guot für die vergifte thier, wa m 
ganzer erbzwibel gehenket wirt über die haußthier, dem hauß mag kam 
aifftig thier ſchaden thun“. BI. 35a. 


23 Carnifex exarmatus id est Apotheoa soolesiasties 
wiblingensis. 


Miraberis forsan titulum parti huic appositum, Carnifes 
exarmatus, id est Apotheca ecclesiastica. cum ta men semper iR 
usu fuerint media ab ecclesia benedicta, sed proh dolor a qu- , 
busdam Fxoreistis omnino seposita, refugium sumpseruntad 008 : 
silia, et pacta solutoria carfificum et nescio qualia Recepta im 
venere; econtra vero, quae in hung finem instituta et pro bi. | 
morbis proficere possint, contempserunt; tempora in quibus has | 
media benedici solent per annum observare et medicinas spir | 
tuales pro futura necessitate, in qua proximo succurrere pomel | 
neglexerunt. nota proin triplicis generis esse medicinas: als 
quippe sunt pure corporales seu naturales, quasex natura sibi8 e 
natura naturante indita producunt effectum. 2. aliae pure spin- | 
tuales seu verius benedictae, quae nullum effectum naturslea 
producere natae sunt sed quidquid habent ex benedictione com 
municatum habent. 3. aliae mixtae. quae licet naturalem habeant 
effectum tamen simul propter benedictionem alium connexum 8% 
quirunt. unde non semper mixtas distribues. nisi consilio medii. 
vel aliunde virtutem herbarum vel esse proficuas corpori illim, 
cui applicare intendis, esse cognoveris: ex quo etiam liquet, no 
semper applicanda balnea, unctiones, emblastra, quibus subind 
plus ob- quam proderis. quare secure applicabis res pure bene 
dictas et quae naturales obesse nequeunt e. gr. oleum. cera pr 
schalis, schedula cons. B. V. M. simplices et etiam res mixts® 
nam officium exorcistae etiam est mederi, linire et tollere do 
res maleficio provenientes per media congrua. proinde sis a® 
tissimus, ut si fors libellum ad manus habeas, qui infallibilis & 
approbata se continere mentiatur, quamvis enim saepius approbats 
fuerint, valde tu dubites an licitum sit. unius vel alterius doe 
trinae superstitiosae seriem tibi adducam. 1. ad cognoscendas 
sagas ex feretro pueri nati et ante baptismum receptum defunch 
nocturno tempore intra horam XII linteamina prima vice lots 


diei potest de sale, saepius approbatum est. 4. si vacca 
arivatur, tune urceum hietis super igenem appende. untere 
: assas. fossas, frassas, jotta. tota, redotta. his saepius in- 
wreeun cum baculu percutias, omnia verbera ollar imminsa 
as ad dorsum maleficae defert. quibus movetur. ut tollat 
sum exsiccationum lactis. 5. vis a strigibus nocturno 
re liberari cussinum in terram ejicias, remanebit in cussino 
oro die certo veniet. Taedet plura propalare, quia omnia 
ana, superstitiosa vel saltem excorcistac indecentia. his 
»* similibus ne utaris, quia supersunt remedia efficaciora 
ab ecclesia annuatim benedicta; haec etsi minima viden- 
men minima illorum sunt tanta efficacia, ut quodlibet suf- 
em habeat virtutem magna praestandi. Fateor equiden 
initio plurima remedia simul ac semel distribuisse et appli- 
ıd meliorem effectum consequendum sed posten in noti- 
’eni, quantae sint efficaciae remedia quaelibet spiritunlia, 
a vero miserse imbellicitatis daemones, studio tantum ali- 
mplicia et haeo in exigua quantitate in confusione daemo- 
urpavi et distribni. ut autem omnium etiam minimorum 
rum. quae exoreiste secure applicare et distribuere potest, 
ım habeas, singula hie distribuam et effectus illorum appo- 
t quidem germanice. ut etiam laici, qui subinde hucusque 
‚nam messem falcem mittere varia et curiosa Recipe tan- 
Pseudo-Exoreistae ausi sint, sua priora periculosa. saepe 
. relinquant remedia et postquam excellentiam spiritualem 
rerint in posterum in ahsentia exorcistne statuta statutis 




















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in omnibris benslistinonallter habetur., 


Son dent geweyhten Salh. 

1 wirdt jolches vermischt unter das Waſſer. 2 Wirdt gebrau 
die Steigen derjenig, fo mit Malefig würklich behaftet, als 
ſchon auf der Beſſerung jeyndt. 3 Wirdt au gebraudt, wann 
inficiert, oder das Verftörte aufgetrieben wird, da fan man | 
einem Stüde Brod etwas reihen. 4 Wirdt gebraudt, warın 
dem Berftand verrudt, mit Del, Mangjaamen, St. Agatha br 
mifcht, legt man oder bindt man foldhes auf das Haupt. 5 W 
vermifcht unter das pulver fo wohl Menſchen alß Bieh. 


Bon dem geweyhten St. Sohannes-Wein. 


1 wirdt gebraudt mit geweyhten Wafler vermiſcht vor ir 
derjenige, welche ftard wegen dem bey ihnen ligenden Malefiz 
jeynd. 2 Vor die Braut und Hochzeit-⸗Leuth. 3 Bor diejenige 
philtrum befommen. 4 Bor die, welche wegen gelegten pact ı 
hen in einem Hauß u. in dem Eheſtandt unfridlih leben, ot 
etwas im Cheitandt ihnen begegnet, daß fie darvon trinten. 


Bon den geweychten St. Blafi⸗Wein. 


Hat dieß Mürlung: warn man auß natürlichem Anligen int 
dem Leib oder an dem Halk einen ſchmertzen leydet, oder aber 
john, jo mit Malefiz behafftet, die Red benommen, oder dem 
Rachen verjperrt, oder nichts will hinunter laſſen. 

Benedictio in benedictionali orlinario NB. ut sempe 
minate addas, ad quem effectum elevare intendas. 





a 


Mn einen andern zu dieſem Zihl benedicirten Malefigrauch in die Gluth, 
heraucht das Zimmer, Kammer ze. zu Nachts wohl auf. 2 ift gut zu 
iger, damit das gelegte Malefiz oder fonft Fauberifche pack oder Jeichen 
krritet, aufgehebt und feine Würkung verlicht, 3 ift aut, mo efa 
in geflehmtes dergrabenes Belt, Schatz 2c. Dahß derfelbe nit weiche, von 
hm Teuffel hinweg getragen, oder vom den erfahrenen Schülern mit ihren 
Mberifchen, aberglaubifcien Glucsruthen nichts Anne getriben werden. 
4 Üft gut für diejerüge, melde durch das befommene Malefiz oder Phil: 
fram ganz rafend und von Sinnen fommen, fo fie etwas darvon ein- 
nehmen. 5 ift gut im die Amuletha praesorvativa. 6 ift gut alle 
tufliihe pacta oder aberglaubiſche Beitungen aufzuldjen, 

NB. Benedicontur in festo Triam Regum, et ubique habetur 
benedictio. 


Bon dem in Feſtis St. Daft und St. Agathä geweychten Brod, 


1 if gut dor bie Aecher, anf welchen die Brücten-Bewädi wegen 
em Ungesifer Schaden Iepden. 2 ift gut vor Menſch und Bieh, im 
krankheit jo von Malefit fommen. 3 Mann der Rachen oder Schlundt 
perrt iſt. 





in Feſto St. Agathä geweychte Brod. 


1 Jit auch gut im Feursbrünſten. 2 Wann man Unglüd leidet 
t ihmelgöien. 3 In ihwermütbig und verzweijelten Gedanthen, mit 
it. Johannis Kraut vermiict, ben Meinen Kindern in dem Muh gelocht, 
yann fie an den Müttern nit jaugen wollen. 4 an fie beiehehen, 
zit einem Malcfiüicen Arben angehaucht, oder Zanberiiche ftarthe An— 
did an dem Wachsthumb oder an den Gliedern n aelitten. Bene- 
lietio babet ubique. 5 Das Brandmahl der Deren zu vernichten, 












Ton der benedicierten Tinten, Feder und Papier 
1 Zeynd gut zu den geichriebenen peremptoriis. In den Zu— 
ilen, wo ein arme Seel nit fetbften wolte reden, jondern jchriftlich ver 
ihnen. 3 Zu motiren die Antwort der Geiſter. 1. Im Herenproceß 
ir die Richter. 5 pro cm mis seriptis. 6 Zu denen 
mmaculat»Zetelein. benedietio hebetur ubique 














hus exor 





Bon denen Jojephs-Ning. 
je Können auch gemacht werden von den Ringel-Roſenträntzer. 
md gut wor die meu angehende Eheleuth bey ſich zu tragen. 
So man von dem unfeuih Asmoden durch unterſchidliche unfläthine 
srftelung geplagt wirdt. 3 Im die Amuleth. 4 An den Fasci- 








422 


uationibus der Kinder. 5 In Zauberiſch Verwidhlung der gepf det 
des Haar, Benedictio in benedictionibus Simplicia, 


Bon denen Krauteren. 


Kräuter fo man zu benebieiren pflegt, ſeynd folgende: 1 Rauthen 
2 Löwenmäuler. 3 YJoannis-frautt. 4 Taufendgilldinstrauth. 5 Tu 
feld Abbiß. 6 Winter und Singrin. 7 Wide und Nußlaub. 8 Trdub 
lein von den Haſelnußſtauden. 9 Miftel von den Aich-, Lind- und Eir 
tenbäumen, jonderbahr der Hafeknup Miftel. 10 Colloquint. 11 Am 
foetida. 


De miztis 
Quae in Apotheca Spirituali applicari et distribui solent. 


Mixta noveris illa esse per quae, si effeetum simplieium it 
tellexeris, pro diversitate morborum ex maleficio provenientiug 
afflictos ex compositione simplicium tanquam per instrument 
moralia juvare queas et si ex his effectum non habeas, variı 
hujus dabo rationes. quorum prima quia non est endem viriu 
benedictionum, quam Sacramentorum, haec enim ex institution 
divina certa et efficacia sunt signa gratiae, at benedictions 
nulla promissione divina firmatae sunt, nisi ea, quae orationi 6 
verbis Christiest adjuncta, patite etaccipietis.subindeetiam est ratit 
parvitas fidei et confidentiae in Deum, vel quis subinde Dow 
per tales afflictiones a peccatis abstrahere et patientis meritun 
augere intendit, hoc tamen non obstante, quod subinde zulla 
effectus ex mixtis benedictis sentiatur, sunt tamen illa general 
ter loquendo si certis temporibus benedicantur, maximae eflica 
eiae, quorum plurima et praceipua sunt sequentia. et divers 
pro diversis, 

Matefig- Pulver für die Menſchen. 

Nimb St. Iohann-Krauth, Blumen, 1000 Gülden-Rrauth, Eiſ 
KRrauth, Agatha-Brod, geweychtes Salt, unterſchidliche Miftel, Eardoben 
diet-ftraut, Angelica-Wurgen, Bethonica, Erdbeer-Rraut, Singrin, Mau 
Öbrlein, Teufelsabbiß, Beyfuß, Guldenwintertgon. 


Matefig-Trand. 
Wirdt präparirt von Erdbetr /-Krauth, Bethonica, St. Johann-Rras 


2 
100 Gulden · ſtrauth, Eiſen ſtrauth, Gansblumen, urtieas mortune, das 
il: weiße Brennchlen, Lowenmauler, weihe Beyfuß (Wintergrün wird 
gkrandıt, jo die Schmerten bald da, bald dort im Leib verſpuret wer · 
den, und nit beftändig an einem Orth bleiben), fiede fie in Wein, jo viel 
& hie Onantität der Kräuter erforbert, lafie den briften Theil darvon 
Anfeten, und gib dem pafienten Morgen und Abends darvon zu frinten, 
irdt denediciert wie andere Medieina. 


Malefig-Baad. 
\ Bird präparirt von Spicenarbi, Majoranae, calamitae montanae, 
ei odorati, rosarum rubrarum, ruthae, bipericontis, Salvise 
and Erdbeer · ſeraut, weiße und gelbe Löwenmäuler x. wird gebraucht, 
Man die Nerven contract, die Händ erlahmt, in frummen Frühen, in 
ide Schmertz der Glieder. Benedietio ecommunis, 


MalefiteDel. 
Wirdt präparirt von gewehhten Sevi, Löwenmäuler blühe, rautten 
tbiel, Glfenbeer und Lindenblüht, 1000 Gulden-Krauth, St. Johannis 
Rauttbfümlein, Wermuthgipfel. Dieſe ſtuck werden in ein zartes Lump⸗ 
kin gethan, und in das Tehf gelegt. NB. Nimb darzu Recolder-Cehl, 
ho viel du haben kannſt, (af ein Zeitlang ſtarth fieten, und trinfs auf, 
dirdt gebraucht im denen Geihmulften, in offenen Schäden, innerlid, jo 
Yan etlid tropfen darvon einnimmt. 
Benedictio 8. Cypriani sumatur fol. 


Malefitz⸗Pflaſter. 

Nimb St. Johann-Oel, Terpetin-Oel aus der Ampel vor dem 
Imerad. MalcfizeCehl, Aigen und Linden: Viftel. Johann-Krauthblume, 
Aulen-Rrauthblumen, Schehltraut mit Malefizwachs, und zu einem 
Mater gemacht. Benedictio communis. 

Datefig-Raud) vor die Leuth. 

Nimb rautten, geſamlete Rofenblätter und andere Blumen, St. Jos 
annKrauth, geweyhte Palmen und Sevi, Majoron, Benignenrofen, 
Bahholder:”eer, Träublein von den Nufftauden, Aichenblüht, Elſenbeer - 
übt, Waldrauch, Beyfus, allerhand Blumen, Yeber, Hert und Gall von 
nem Hecht. vide Benedict. Num. et fol. 64. 

Raud)-Kerslein. 

Rimb Blumen oder Blühte von Hajelitauden, 1000 Gulden Krauths 
zmen, jedes ein halbes Loth, Holderblüht, Entien-Krauth, anderhalb 
intel Gold, Weyrauch, Myrrhen, etwas von der Oſtergran undt 








424 





Kergen, am fatt des Tachts Fönnen gewenhte Palmenzweiglein gen 
werden, alfes Mein zerftoken, nimm rauch Zapflein aus der apoll 
ſchmiere fie mit Terpetin, und fehre fie in diefem pulver umb 
diotio infra part. 3. fol. 64. 


Amuleth-Pulver und zum Legen ad destruenda maleheis 


Nauften, Knoblauch, Gamfer, Johann ⸗ſtrauth, Gufdenwit 
Teffels Abbiß/ assa foetida, gemephte Aaſchen Benebittsspf 
Ignatii-Bid, Wiblinger Creut, erux Zachariae, 1000 Gulden 
Sibengeit, Eharlad, corporalia, Meerhirſch, Elfenbeer, Gorallen, 
galt, NB. für die amuleth allein Meliquide ss, mit benebieiert 
angefeucht, damit die Species deſtomehr conſervitt werden. 

Benedictio in part 3. N, et fol. 48. 

Malefig-Raud. 
ad torquendes Daemones vel speotra. 

Wachholderbeer, rautten, Benignenrofen, Ruß und Aichenlaub 
und Eifenbeerblübt, ſalbay, Blumen von Altar. 

Benedictio part. 1 fol. 64. 

De mixtis in specie. 

Scire et bene notaro debes, ideo mixta applicari | 
Exoreismos non ea quidem intentione, ut maleficiun quar 
sed ut morbii naturalis seu muleficii effectus curetur, nam 
diversa sunt maleficiorum genera, ita et diversae sunt in 
eulari curationes, quas sequentibus in ordine capies ad pr 





Mittel vor die zweiffelhafftige Zuftänd. 


1 Im ſolchem Zufall fann denen vatienten ſicher geb werden 
von zerſtoſſenem Agathabrod. 2 Tarzu auch Kardo Benedictpulver 
Gufden-Rraut und St. Johann-strauth. 3 Immaculat Zetelein. 
geweyhtem Oehl, damit der Patient etlich Tropfen jeweilen in 
Löffel voll Weyhwaſſer, nachdem er die Pulver eingenommen, aud 
brauden lönne. II Wann aber der Patient ſich klagt in Gliede 
hin und wider geſchwollen, fan der Groreift ihm einen zarten b 
enden Malefizrauch geben, darnıit die partes affectas oder Sche 
erwärmen, nachgehends fan ers mit dem gewehhten Del entwet 
denen Gädern, Händen, Fuß oder jonft jenes Orth, wo man den ẽ 
zen empfindet, etlihmahl nacheinander benehen: in der Geichmu 
aud neben diejem allen ein gutes präparirtes Pilafter gebraudt 
1 Wann der Patient ſich tlagt an dem Haubt, fan ihm der ! 





425 


eben ein gutes benediciertes Gompaetum, welches er auf dem Kaubt trar 
ven fell. 2 Bon denen benedichriem Raud-Bäpflein, damit der Rauch 
derh die Nafen, Mund und Obren fteigen könne IV 1 Wann der Pas 
kunt fih tlagt an den Fühlen, fo jelb nit offen, mag er ihm Kräuter 
vier, ein Fußbaad zu bereiten. 2 Auch ein wenig Oel, darmit allyeit 
ud dem Fußbaad die Füß wider zu ſtärlhen. NB. Bey dieſem allem 
in die erfte Statiom gebraucht werden, und jo der Eroreift einen ſtarlen 
heaiel Hat, ob nit etwas böjes darben, fan er auch den destructirum 
ib conditione ex 3. statione brauchen. 
Mittel vor die Meine Kinder. 

I 1 Wann ber Ggoreift berufen wirbt zu den Meinen Kindern, bey 
nen fein Effen, Trinten, ſchlafen ıc. anſchlagen till, ſonder ganz mager 
d dier ſeynd, mag er Demfelben mas weniges von St. Agatha Brod 
hen. 2 Immaculat Seltelein. 3 Guten rauch, damit das gäber zu 
Suhen, daß er es erwärmt. 4 Gleich darauf mit dem. benedicierten Del 
neben, I 1 Wann die Kinder immerdar fehreyen, und mit fehlafen 
nen, jollen die Eltern mit einem guten rauch die Gewandt, Bethlein ıc. 
3) was ſonſt zu dero Gebrauch, wohl ausraucen. 2 Einen guten Com— 
hen legen Von der benedicierten 
sen und und Zand in dem Schlaf- hin und wider ſtreuen: ob ctwas 
junchmen, müflen die Umbſtänd zeigen. FIT 1 Ta die Kinder nit trinfen 
den, gebe der Erorciſt denen Eltern ein rothes oder jonft beauem, 
sin, mit benediciertem Oel angefeucht, daß fie deinielben das Münd— 
bdeneten Hnnen. 2 Immaculat-gettelein eimugeben. 3 Fin Gem 
zum enjuhenfen. IV Wann eim Rind erfrummet, oder erlahmt, jo 
rmablen durch cinen zauberiſchen Anblick geicheben fan, vimbt man 
m guten rauch, erwärnit das erlahmbte, befeucht es mit benedicierten 
überſchlagt ein gutes pflaiter, dieſes etlichmahl. Zuvor aber fan 
1 jelbern eingeben chvas ven Zt. Agatha Prod mit Mitch angefeucht, 
moculat- Zettelein im bb. 3 König waſſer. VI Wann einem Mad die 
hart, oder gar aufbleiben will, henft man feiben am den Halß, wel- 

zuvor mit gutem raud erwärmt worden, einen Compactum am. 
Beftreihe man die Zung etlichmal mit benedicirtem Tel, 3 Hal 

jelbem ein angezündes rauch-zäpflein vor vom Mumdt: ob was ein- 

ben, ftehet nach belieben. NB. Die weiß zu benediciren vi. stat. 
» es aber nur morhus naturalis vide stat. 1. Won welcher viel 
zu der andern fan genommen werden, 

























Mittel Für die erwachiene Leuth. 
T Wann man mod nit waiht, was für ein Gattung Malefiz es 





426 












ſeye, To nehme und gebrauche man media probativa excitatoria vg 
Das gäder berauche man ftatt- mit einen guten Malefig-Raud), befreit 
man ſelbes mit benedicirten Del, lege man darauf in pmei bäufchlein dit 
gervephte Wehen und Sand, innerlich aber brauche unterſchidliche Pula 
Vrod, wie auch Kquida von unterſchidlich bemebicirt mäffern. II Bor 
die äuferliche Angelegenheiten Förınen gebraucht werden, benebicirtet Dil 
pflafter, rauch ꝛc. III Bor die comtaeturen fan man ihem enblid vor 
Ächreiben, Bäder, pflafter, oft widerhofte raugung. IV Vot die anf 
haft Berwirrte; 1 Ein Compaetum solutorium. 2 Gin mit bb 
eirten Del befeuchten flet, damit er den h. Nahmen Jeſu am bie Shirt 
ſchreibe. 3 Rauch · gapflein, damit der raud) durd die Nafen tönne afı 
fteigen. 4 Defgleihen auch einzugeben proportionata medis Spire 
tualis, vg. Schedulae Marianae, &t. Agatha Brod, parum 
thuris et Myrrhae Cardo benedict. Benedictio statione 3 hal 


Mittel für die Eheleuth, oder, aud) das Leedige, jo durch ein phil 
ihnen was begegnet. 


1 Wann unter den Eheleuth die Lieb, Frid und Ginigfeit jeriraw 
net, gibt man: 1 Schedulas Marianas. 2 St. Johann Wein i | 
einem benebieirtem Brod angefeuchtet. 3 Raud), wormit fie die Meidt, 
Bethe xc. können außrauchen. 4 Benedicierte Aſchen, jelbe in dem Zimme 
hin und wider zu freuen. 5 Ein Compactum für beyde, wie aud) end 
in das Haubtbeth. 6 Benedicirtes Oehl, darvon fie etlich Tropfen ein 
nehmen, wie aud mit jelbem den jühen Nahmen Jeju an die Stirn 
ihreiben. NB. Wie die Signa paeta wc. jo wohl in dem Orth det 
leider als Bether aufzuheben, ift die Ordnung zu gebrauden, nad 
Nothdurjt der Umfländen. statione 4. II Obernannte Mittel werden 
auch gebraucht, jo cin impedimentum quoad debitum coniugale wmiet 
ihnen entftanden. 111 Wann man urtheilet, daß man Philtrum ama- 
torium befommen, jo wirdt felbigem geben St. Agatha Brod, Care 
benedict pulver, 1000 Gulden-frauth, Malefizwaſſer, mit etlich Tropiet 
St. Johann: Wein. Das Gäder der Händen wird beräuchet, mit bemt 
Dieierten Oel angefeucht, bauſchlein von bemedieirten Sand darauf gelegt, 
rauch Zäpflein, damit der Rauch) durch die Nafe auffteigen kann, die 
Gompactum auf das Haupt. 


Aliud zum Hauptwaher 


So gebraucht in philtris amatoriis, venefieiis 2c., oder auch weit 
am dem Berftandt verrüdt, in Matrimonio wann eins ab dem andern 
Verdruß oder Mibvergnügen tragt, darzu wird genommen: 1 Lamg⸗ 


427 


ker. 2 Gaubwurgblätter. 3 Nachtichattenblätter, jedes anderhalb 
Wopl, 4 Weihe Seeblumen ein Handt voll, item gegen 10 Delr 
im Aöpf jambt dem Saamen, Riehwurg 1 Loth. Dieſe Stüdh fiete 
Ralefige odet St. Ignatü-Wafler, waſche das Haubt darmit, nad) 
Waſchen nimm ein wenig St. Johannis · Wein, ſchmiert das Haubt 
sit. Benediet. stat.“4. 


Mittel pro obsessis, circumsessis et possessis. 


I Reben den Mitteln jo pro adultis können nod über das in 
aufferlichen Beuntuhrung folgende gebraucht werden: 1 wider bie 
Hide Verblend Vorftellung konnen die benebieirten rauch Zäpflein 
ie Augen gehalten werben, 2 Das Angeficht fan öfters mit bene» 
tem Del oder gewephten Waſſet ausgewaſchen werden. II Wider 
kufferliche Ouällung oder Verlahmung fann gebraucht werden ein 
actum, weldes man ihm ftarkh in bie ballen, wo der Armb ver» 
til, eintrückt, darbey Tan auch ein ftarler rauch über die erltumbie 
gemacht werden. III An die Stine trüde man ein ben fühen 
ven Jefu mit benedicirten Del, was nod mehr in dieſen Umbftäns 
ı brauchen, gibt statio 5. 


Mittel für die, die einen Pact mit dem Teuffel haben. 


Die von fi gegebene Handſchrift ift eintweders per Exorcis- 
peremptorios vom Teufel zu begehren, oder da cs nit actus 
mis ift, wider auf ein gleige form ein andere geſchrieben, in 
benedieirten Feur verbrennt, wodurch aud) die abweſende deitruirt 

II Die vom Teufel impressa stiginata oder Signa amatoria 
a zernichtet per signum contrarium impressum eum suo 
Asıno speciali, wie in stat. 6 zu finden, wobei zu merfen, daß 
igmata diabolica nit volltommen ausgelöſcht, wohl aber die signa 
oria. III Nachdem persona subscripta erlediget, ift auch das 
ab insultibus diabolicis zu präferviren, jo per exorcis. com- 
: interdiet, ut in festatione locali cum suis Exoreismis inter- 
beſchehen fann. 2 Hin und wieder Weywaſſer ausiprengen. 3 fäg- 
a5 Crih mit geweyhtem raud durchgehen, jonderbar zu Nacht. 
5 wenigſt einmaht die benedicirten Aſchen aufftreuen. 5 Die Fen— 
id Thüren olev benedieto inungiren cum Exorcismo inter- 
IV Was aber die personam sulseriptam belangt, wird jelbe 
edıis Spiritualibus verftrechen, wie in ordine zu finden. 2 Mehr 
doch joll fie unterwieſen werden mit geiftl. Zuſpruch und Schuß. 
lein, jo da auf reu und Layd, protejtation thun zihlen. 3 Mit 





128 


ihr fan auch durch etlih tag angeftellt werden andädhtige Betraktung, 
nößliche Anftellung der Zeit... V 1 Im Herenprocek, war jelbe in ver 
Zortur unempfindlich, ſprachloß, jo von einer gewiſſen zauberiih Sch 
herlommt, fo fan das erfte per balneum benedictum, da8 andere durqh 
das benedicierte Waſſer aufgehoben werden. 2 Die Krafit von ihren 
armario oder zauberifhen Inſtrumenten fan gehoben werden durch em 
Malefizrauch, mit Beſprengung benedicierter Aſchen, war jelbe müſſen ver 
brennt werben, jo foll das feuer zuvor benedictert fein. Die species 
sacramentalcs sive corruptae sive non, mixtae sive purae Hnnm in 
einen Effig gelegt und bald darnach in daB sacrarium geiittet toerben | 
Benedictio statione 6. | 
De Agno Paschali, oder geweyhtem Fleiſch am Oftertag. | 

1 If gut, wann ſolches ob der Thür eingemadt, dardurch daS ge 
legte Malefiz vernichtet, und vor weitern Nachſtellung befrent wirkt 
2 Iſt gut, wan durch teuflifhe pacta und bofien die jag-⸗Hund falh 
ausgeben oder frunıb und verlahmbt jeynd. 3 Iſt gut, wann in anden 
Krankheiten, fo von Mulefiz herrühren, wirdt benediciert und aufbehallek 


Ron dem Del auß der Ampel vor dem venerabili. 


1 Iſt gut vor die fleine Kinder in der Miegen, wann ihn de 
Schlaf benohmen. 2 Wann fie nit zulegen oder wachßen wollen, Ei 
ftreiht man mit difen Del das Gäder der Händ, binds mit einem Tb; 
chel wohl ein. 3 Iſt gut vermifcht unter dem Malefizwachs. 4 Une 
dem Amulethpulver. 5 Wie auch unter andern Medicinen. 6 Wa 
ein Flinten ift verzaubert worden, man wüſchet da3 Rohr mit auf. 


Bon dem Benedifts-Pfenning. 


1 Seynd gut in den aufgebauten Häufern vor die wetter. 2 Od - 
zu legen das Malefiz aufzuheben. 3 Gut vor das Auprühren des Bub 
ters. 4 Wann die Küh rothe Milch, oder die Milch feinen ram J 
5 Zu den Schmelßöfen. 6 But auf die Geſchwulſt gebunden, fo von 
böfen Luft herfommen. 7 Por ein präjervativ in feld und Yedhern, W: 
die würm, Käfer ſchaden. 8 Por die früdhten, daß der von den here . 
gemadte Schauer oder Hagel nit ſchade. 9 Seynd gut, warn de} ei 
traydt will auöfliegen; werden benediciert auf dem Altar nad der del : 
Meß. Benedictio habetur ubique. 


Von der am HH. 3 König Tag benedicierten Kreiden. 


1 Seyndt gut zerftoßen unter etwas weniges darvon contra phil 
tra amatoria. 2 Anzujchreiben an die Thürpoften. 3 Iſt gut yo 





429 


mahlen unter das Erdreich eines Garten, aders &c. wo das Unifler {ha 
dt, hin und wider geſtreuet. 4 Mi gut in Brunften, oder vor cin ptär 
femalto in den nenen Käufern, wird benebieiert und aufbehalten. 

Von denen Ofter-Branen, 

1 Sepndt gut eingebrenmt in die Thlrpoften, dardurch aufgehebt 
Kit alles Malefig. 2 So man darmit brennet, die ſchon von Malefiz 
igrifiene Stuah Vieh, cum exorcis. destructivo. 3 In denen Am 
ki 4 Bermifcht unter dem pufver, ſo einem der Schuß benommen. 
baut alle Gefpenfter zu vertreiben, jo man ſelbe vermiſcht mit Bold, 
Boreud) und Myrrhen. 

Bon der geweyhten Aſchen. 
1 NM gut wider Die rauppen, wurm a. jo bie Alden mit bem 
Üreich des ders, Gartens sc. darin das Ungeziffer if, vermiſcht, hin 

wider geftreuet. 2 Bor jhmelt-, brenm und biftilierDefen, da man 
Mlke in das angemachte eur wirft. 5 Wo ein Mateitz gelegt, da ver- 
"ht man die Aſchen mit durch Malefinwaſſer angefeuchten und 
a } ird es im Orih 








wider ger 
Banır das Getraydt auffliegt, oder verſchwindet, wirdt mit 
& Agathabrodt Hin und wider int Getrapdt verlegt. 5 pro destruen- 
dis maletieiis. jo mans in den Häufern bey Ein- und Außgang hin 
Ad wider ſtreuet 6 In dem Wehethumb der Glieder, warn man 
auherlich nichts fÜcht. 7 it gut in fliegenden Schmertzen des Yeibs, jo 
Mer bald da, bald dort ſchmerhen empfindet, legt mans in Heinen bauch: 
k Häder der Hand, jo vorhero mit gutem rauch erwaärmet, und 





xureis. destruetivo 




















lan auf dus 
ar beacdicirtem Oel wohl überitrichen iſt. 


Yon der Oſter-Kertzen. 

1 Sit gut unter das Malefitwar. 2 Unter den Wetter, jo ſelbe 
Hömeilen auplöfcht, und der rauch davon im den Luft fteigt. it gut 
raus Creut zu machen, welche in die Häuſer, Zimmer sc. jo von Pol- 
det. Gieĩt ren, Geipeniter beunruhiget worden, hin und wider in die 
gemadt. 4 Iſt gut zu der Kompofition, unde tor- 
i. 5 Zu einer von 5 Jincken gemadpten 
groß können ein- 














Ed oder Feniter a 
queri possunt 
Geinel, an welher von dem 5 particu] einer Dafeln 
jet werden; wirdt gebraudt, je ein teufliſches Geſpenſt von einem 
Bus, Windel, Kiften sc mit will weichen, oder ſonſt eine in Handen 
ade Sach nit will hergeben. + Tor alles gelegte Malefit, jelbes zu 
chien, teils die Geipenfter von einem Orth zu dem andern in dem 
auf zu vertreiben, da man jelbe angezündet haltet, unter die Thür» 





. ven 















430 


poften, biß ſich ſowohl die Hit, alß auch der rauch von derjelber 
Poften gefehet, und ein wenig eingebrennet. 
Bon dem Triangel. 

Hit gut und hat eben jelbe würdung mie die Oftersfergi 
über das fan jelber gebraucht umd angezünd werden, nachdem 1 
solennem aetum hat vorgenommen, teils in den Letften Exoreis 
servat, cheils auch in der Danffagung, wie aud in dem Exor, 
diet. durch defien Gehaimbnifvollen Glantz den teufliſchen Geſ 
aller Zugang hinfüro verbotten wirdt. 


Bon denen Eorporal und Purificatoriis. 

Gleichwie die Lehrjumger des Teufels, wann fie einen feh 
fiüdtein des Gewands, fo am Galgen gefangen x. Alſo, und ı 
befierem fuog gebrauchen die Kochbeflifiene Eroreiften jene füdi 
ſammen zu ſamlen, welche der unſchuldige Leichnamb Jeſu, der au 
Galgen aus Liebe des Menſchen geſtorben, berühret hat, und I 
dieſelbe in unerſchiedlich erlaubten Begebenheiten, mit aller gebi 
Revereng, und zwar: 1 Mann etwa einer von dem unverſchamten 
daeo, durch unterſchidliche unreine vorftelung geplagt wurde, o 
fught, alßdann rathet der Erxorciſt demfelben, er jolle ein ftüdl 
der reinen Leinwath fambt einem benebieirten St. Iohannis-d 
Sol, Weyraud und Myrrhen bey fid) tragen, oder in jein Bi 
machen faffen. 2 Werden fie auch gebraucht in die Amulethpulr 
auch zu pulver, jo zu legen gewidmet. 3 für die Kleider der ı 
Leuth, in einem MalefigeZetul eingewidelt, in die Kleider ein 
4 Vor die Windel und neue wiegen, worin die neugebohrene $ 
legt wirgt. 

Von den Bildnuſſen. 

Ale Bildnuſſen, jonderbahr wann jelbe noch benedicirt wert 
ben ungemeine wirdung, jo wohl wann mans neben andern gı 
Sachen bey fi tragt, oder in infeftirten Orthen gelegt werden, 
bar ſehnd brauchtbar der Heil. Rahmen Jeſus und Maria, die Til 
maenlatae conceptionis, St. Ignatii, Cypriani, Ubaldi, Tri 
gum, Agatha, h. Crucis, contra praestigia et malcficia a] 
tur pro diversitate circumstantiarum. Benedictio ubiqu 
tur. NB. Cruces Zachariä oder Hauß-Creutz habent sy 
benedietionem in benedietionali Campidonensi. 





Bon Immaculat-Zettelein. 
Derofelben Brauch und würdung ift genugfamb betant auf 





431 





Erjahrnus, fonderlid den Kinder, Ehe⸗ und Hochzeit⸗Leuthen. Bene- 
dietio abique. 


Bon den Brevisgettel. 


Seynd gut, und werden gebraudt, jo wohl zum hey fi tragen, 
alß zu legen, und einzugraben. 


Exorcismus. 


Conjuro te charta per verba illa tituli triumphalis Salvato- 
rs D. N. I. Christi et per omnia alia verba, quae dicuntur de 
Creatore omnium Creaturarum et per illum, qui potest tribuere 
et facere, quod tantam obtineas virtutem, ut omnia, quae super 
te scripta, ad effectum Salutis aeternae perducere valeas, et ut 
omnis fallacis, et virtus Diabolica recedat ab illa persona, quae 
ecum te portaverit, omnia destruantur maleficia, ubi posita et a 
loco, in quo collocate, fuerint. per Christum ?c. Ulterior Exor- 
Eizatio desumitur ex Benedictionali Campidunensi. 


Bon denen Wiblinger Ereuglein. 
1 Seynd gut in die Amuleth. 2 In die neun außgebaute Häujer. 
3 In die Hochzeit-Bether. 4 Seynd gut zu legen und einzugraben. 
5 Seynd gut neben einem Immaculatzettel, bey denen Schießſtätten, wo 
die Auglen das Zihl nit erraichen mögen, dardurd die zauberiiche von 
andern gemachte pacta jolviert werden. 


Von den Kohlen des am Oſter⸗Sanibſtag aufgemadhten Feuers 

1 Seynd gut wider die Malefiz, jo in den Glas⸗ und Schmeltz⸗ 
Cohen, und Hütten fid) ſpühren lafjen. 2 In das Malefizwachs. 3 In 
das henedicirte Feuer, wo der Exorciſt Malefiz⸗Sachen verbrennen muß. 
4 Seynd gut angebrennt durch ein benedicirte Kerken, den Nahmen jo 
wohl defien der fi den Teuffel unterjähriben, alß den Nahmen des 
Teufels, der den Zetel des underjchribenen behalt außzulöfchen. 


Mittel vor die Erlöfung einer armen Seel. 

I Sie Interrogatoria auf einen halben bogen verzeichnet, jo er 
auf den Tiih, jambt Dinten und federn legt die Responsoria notiren 
7a fönnen. II Mit Weywaſſer die Haußgenofien, che der Actus anfangt, 
Fi beiprengen, item benedicirte Kerken, peremptoria scripta ıc. 

So & ein verdampter Geiſt: 


Wirdt aud neben erfterwehnten benedicierte Aſchen gericht, fo in 
ultimo complemento et renovatione sententiae diffinitivae mit der 


452 





ungerecht bejeffenen Sach vermiſcht, und dem Geift ad majorem autk 
ritatem act. nachgeworfen. 


Wann etwas verborgen, wie jelbes zu befommen, vid. stat. 9. 


Wann jereeilen was glängendeg an cinem Orth gejehen wird, 
aber gleich wider verſchwindet, jo ift es eintweders illusio Diebolk 
damit er die Leuth aus begierdt de& Gelts ad varia superstitic 
verlait, oder aber dak etwas wahrhafft verborgen lige: wann ein & 
oder cin Geſpenſt darbey, jo procedirt man ut in praedicta appendi 
fo aber nichts dabey, jo beitreuet man denfelben Plag, wo etwas geſch 
mit der benedicierten Aſchen. Ein compactum wirdt dorthin gelegt, ! 
andern Tag, oder fonft bequeme Zeit, grabt man einen Schuh tieff | 
biger Erden auf, wo etwas geſehen, vermifcht wider mit benedicie 
Aſchen, legt darauf 3 species, auri, thuris et Myrrhae, darüber « 
den gebraudyt die Exorcismi, quibus massa corrupta possit iter 
transmutari in priorem formam, werden in ein benediciriet Be 
geworfen, werden auch ncue Exorcismi, per quos, ut Daemon rel 
quat istam massam fallacia forte corruptam, cogitur. Herr 
gibt man fleißig acht, ob in der durch das Feur geleuterten Erden mi 
geliehen werde, durch dieſe prob lan der Erorcift einen ſichern Außſch 
geben, allen Zweifel denen Geltbegierig nehmen, mafjen durch diefe de 
nothiwendiger weiß fi zeigen muß; ift alſo nit nöthig wann dergli 
Caſus ji) waigern jolte, daß der Erorcift fi perſönlich dorthin verfl 
fondern, nach dent er die benedicierte Remedia hat applicirt, nah ei 
Zeit von der Erden jelbig Orths laß zu ſich bringen, wo er jelbft prob 
machen fan, es wäre dann ja, das ein Unruhe darauf erfolgen möd 


Mittel ein Orth von Feur, Donnerſtreich, ſchädlichen Dämpfen, 
und andern Unglüden zu confervieren. 

1 Theile auß in eine oder anderes Orth benebicirte Creutl 
2 Beiprenge die Wänd mit Weyhwaſſer. 3 Geh Hin und wieder 1 
geweyhtem rauch. 4 Beſträhe die Ein- und Außgäng mit benediciet 
Aſchen. 5 An die Haubtorth lege Compacta. 6 In der mitten be 
ben hefte an hh. Namen Jeju. 7 Die Thüren beftreiche mit benedic 
tem Del, per formam crucis. 

MWie und wann diefe Geremonien zu gebrauden vid. stat. 13. 


Mittel wider die Geipenfter. 
1 Lapides Davidici. 2 Malefizrauch. 3 Hin und wider hä 
ausgeiprengtes Weywaſſer. 4 Benedicierte Aſchen. 5 Compa 
6 Grana Paſchalis auf ſeine Arth componirt, wormit die Poſien di 


188 















Öremmt. 7 Wenebicierte Greutlein auf war. 8 Wenebicieries Oel, die 
Benfer damit pi beftreihen, horum usum vid. stat. de apectris. 
NB. Wan joldes kein flandt Halten will, jo zum dftern geſchicht, warın 
a mır assultus diaboliei fegndt, und feine wahrhafte Beunruhigung 
merbirt mar, wie in mode sppellandi ad Sanctos. 


Mittel tiber die Sucht unter dem Vieh, 

Bann ein Bichfucht iſt, laſſe der Erorciſt (da es ſich Ihidt) pro- 
ionaliter dag tod; geſunde an einen bequemen Orth terjambien: 
fere er die wand, und purificlere den Luft durd ein aufgemadites 
2 . darin er zu Zeit einen guten rauch wirfit, hernach wirbt das Wieh 
1. wid, atat, I. NB, Dem infidierten wirbt vom benedicer» 
Del eingeben. 2 pro qunlitste morbi auch unterſchidlich pulver, 
Weil in dergleichen Begebenheiten der Mopf fonberbaht bei Die pierr 
om mehriften leydet, jo wirbt ihnen ein Compactum, oder an flat 
ein benedicierte Aſchen aufgelegt. 4 Unter die Naßlbcher ein bene- 
rauch Zäpflein gehalten, Türmen auch benediciert werben. stat. 12, 


Mittel das Maleficium in den Ställen aufzuheben. 

1 Häfte an HH. Namen Jeſu. 2 Mache ein ftarkhen vaud. 3 
Worenge die Erd, wand, bare ꝛc. wie auch quae ad usum jumen 
Pertinent vg. Geſchirr, Sattel ꝛc. 4 Strahe bin und wider in dem 
Stall, wo das Vieh ein, und außgehet, benedicierte Aſchen. 5 Lege Kom 
Pate. 6 Weitreihe den Varn mit benedicierten Col. Benedietione 
“at. 12. 

Mittel vor die Aecer, Gärten, wider ſchädliche Würm— 
oder auch Malefiz. 








um 


1 Können mit dem wider ſolche ſchädliche Thier geordneten wailer 
die Orth beſprengt, der Luft mit einem Religuiario benediciert werden 
° Die benedicierte Aichen und Sand ausgefttent. 3 Compacta solu- 
orja am denen Haubtorih vergraben. NB. Wider die ſchadliche von 

 beren erwechte Sturmwindt, werden hin und wider pfahlen geſchla 
Ren, Gompacta geftedt, auch ein Creutz, Hein oder groß auigericht darinn 
in Benedietspienning und wiblinger Greutlein gelegt wirbt. Benediet 


tar. 14. 





Mittel wider die gemachte Wetter 





Wirf einen benedicienten Rauch in das Fur auf den Herd, damit 
t Rauch durd das Kamin Fönme auffteigen. 2 Ter Luft wird öfters 
tMenmaifer beiprengt 3 Tie Citerferz ettichnal aufaclöidht, daß 





25 





434 


der davon aufgehende Rauch überfih in den Quft feige. 4 Mit da 
Reliquiario öfters die Benediction Hin und wider gegeben. vid. stat, 


Specification der Kräutern, jo zu benediciren. 


Aid: und Nuß-Laub. Aichenblüht. Angelicawurken. Benigne 
Roſen. Bethonia. Beyfüeß. Blühe der Hafelnußflauden. Blumen ve 
Altar. Garten Benedict-Krauth. Calamito Montanae. Gifen-Krazfl 
Elfenbeer und Blühe. Ention-Srauth. Erdbeer-Krauth. Bändblume 
Buldenwiderthon. Haußwurtz. Holderblühe. Johannis⸗ſtraut und Bl 
fein. Knobloch. Lattich und Lavander. Lindenblüft. Lömenmänle 
blühe. Löwenmäuler weik und gelb. Majoron. Maußöhrlein. De 
hirſch. Miftel von Aichen, Linden, Birden, jonderlich von Kafelne] 
ftauden. Nachtſchattenblätter. Nießwurtz. Oelmagen ſambt dem Same 
Rautten ſambt den Gipflen. Rothe Roſen. Salbey. Schel⸗Krach 
Sevi. Sibenzeit. Sigrin. Tauſendgulden-ſtrauth und Blumen. Ta 
fels-⸗Abbiß. Träublein der Haſelnußſtauden. Wachholderbeer. Ba 
Beyfeß Weiße Brenneßlen. Weiße Seeblumen. WermuthGipk 
Wintergrün. Wullenkrauth-Blumen. Vinci odorati. 


24 Zumachen, daß die Erdflöh denen jungen Rettigenm 
andern Gartengewächſen feinen Schaden zufügen*). Mauh 
am rechten Faftnachtstag ein Sauerkraut lochen und das Gefind effen fe 
Dieje Kraulſchüſſel joll man darnad aufgeben (aufbewahren, zurädfeie 
biß man jäen will, alsdann den Rettig-:Samen oder was man jonk ſe 
will darein thun — fo beikts fein Erdfloh. S. 527. 

Daß ein Pierd nicht leihtlihen ermüde Man darfi iM 
etlicher Vorgeber nad) nur die großen Wolffszähn**) an Hals hänge 
fo werden fie nicht leichtlichen müde. S. 502. 

Einen erzörnten Bock wieder zu befriedigen. Man vi 
ihme nur feinen Bart ftreihen wo man dergleichen begehret. S. 5% 


Wie man Mäuſe generieren oder zuwege bringen fell 
Hiervon bericht uns Helmont aljo: man nehm einen Meigen, thu ie d 
einen Hafen und bedede ihn mit einem alten verſchweiſten Hembd, W 
ein Taglöhner angehabt, jo werden darvon in furzer Zeit Mäuſe henc 
fomnten. ©. 613. 

Zu machen daß eine Heunec junge Hünlein ausbrüte, di 
alle Jahre ihre Farbe verändern. Lege ihr Eyer unter, Wed 


) Shatfanmer, Nürnberg. 
+*) Noch bis in unier Jahrhundert herein beftehender Aberglaube 


a 


dem gränen Donnerstag geleget worden, fo werden Humlein darauf, die 

lee jährlichen ihre Warbe verändern. Diejes dörfite zwar mei« 

fentbrils vor einen Aberglauben gehalten, allein giebeis 
Die Erfahrung viel anderft, Solche Eyer bleiben au) eim games 
En frifh und gut, 

Daß man dem Hennen durch Jauberey die Eyer nicht 
achmen ann. Raume mr bie Mefter aus und lege neues Stroh das 
zn). 

Das dic fein Hund anbelle. Trage das Herz oder die Zungen 
ham einen Hund bei dir, jo bit di fein Hund au. 

Einen leichten Gulden ſchwerer zu machen. Nimm Nor 
toth der rinen Fan alt ift, drüde den Eafft herauf und lege dem Guben 
wein, jo wird er ſchwehr und gewichtig. 


Sich unfihtbar zu maden. Stich einer Fledermaus das rechte 
je aus, wann du nun biejes bei dir trägft, fo follft du unſichtbar fein 
65 wahr in — fteht dahin. 





Gin jehr bewährtes Mittel in Feuersbrünſten. Nim ein 
watz Huhn auß dem Neft des Morgens oder Abends, ſchneid ihm den 
als ab, wirffs auff die Erden, ſchneid ihm den Magen ganz aus deu 
Ab, thue nichts daraus, laß bei einander bleiben. Tann fiche, dak dur 
n Stad von einem Hemd befonmeft, da ein Mägdlein, die noch eine 
ine Jungfrau ſei ihr Menftruum innen bat; nimm eines Tellers breit 
on dem, da des Menftrui am meiften inne ift; dieſe 2 Stüd wickle jur 
immen und gib wol Achtung darauf, daß du ein Ey hefommeft, das an 
am grünen Donnerftag geleget worden; die 3 Stüd widel zuſammen 
it Wachs; dann thue es in ein Meines Hafelein des zu und vergral 
ter deine Hausſchwellen. Co wird nachſt göttlicher Hulff fein Feuer 
kin Haus berühren und wann cs aud rings um jelbiges herummer 
tennen jollte und dieſes jo lang als lang vermeldte Stüd alldar vergra 
m bleiben. — Sonften ift folgendes aud ein bewührtes Mittel dor das 
jaer warın man ein mit dem Menſtruo bejudeltes Hemd ninmet und 
in's Feuer wirffet. Probatum. 839. 








Zu maden, daß eine Kuh nihtinihren Stallgehe, man 
eitfhe fie gleih wie man wolle. Hiervon ſchreibet Gesnerus 
jeiner Kunft-Rammer alſo: Man foll, ſpricht ex, eine Wolfistebern bra» 


*) Ganz naturlich, dann weih man ob die dennen gelegt oder nicht 





436 


ten mit Küh-Milh und die Schwellen der Stallthür damit befreien, fo 
fol man feine Kuh Hineinbringen können, man wafche dann das Bet 
dene wieder ab.” S. 394. 

Einem die Tauben zu verjagen, daß nicht eine mehr 
in Schlag gehet. Dan werfie nur einen Krebs in Taubenſchlag fo gehe 
feine mehr in Schlag. Oder nimm ein Todtenbein und fleds in Daube 
ſchlag, jo bleibet ebnernafien feine Daube. S. 633. 


Weiſſe Raben und Stahren zu zeugen. Nimm die Er 
aus dem Neft, ſchmiere fie mit Katzenfett und legs wieder in's Ne, jo 
werden nad) der Ausbrütung weiſſe Raben darauk und Diefes fol uf 
mit denen Krähen-Eyern angehen. Alleine wolte id diefes niäl 
vergewifjern, doch könnte man es leichtlichen verjuder 
©. 634. 


25 Gegen Aberglauben: Aberglauben heikt, wenn mus 
unter dem Vorwande der-Religion Etwas thut, welches doch in de 
Religion nicht gegründet ift. Kein Pafter geht unter den gemeine 
Leuten mehr im Schwunge, als diefes. Es find tauſenderley We 
bungen, Beobachtungen, Lehrſätze, einfältige, dumme, lächerkiche, 
närrifche, und oft an fi) gottlofe Tinge, woran das gemeine Bol 
glaubt, wornach es fidy richtet, und woran es ſich genauer Hil, 
als an Gottes unfehlbares Wort, und an die von der Kirde ge 
billigten und geheiligten Gebräude. Man it voll der närriiäe 
Aberglauben in feinen häuslichen Gejchäfften, in Anjehung jene 
Viehes, bey Krankheiten, bey Unglüdsfällen, bey Sterbfällen, mb 
fogar bey feinen Andachten. Wenn ihr, meine geliebte Pfarrkinder! 
euch von diefer Sünde rein erhalten wollet, jo müſſet ihr nicht ak 
Mährchen, die ihr als Wunder erzählen höret, für wahr haltenz 
ihr müſſet euch vor ſolchen Büchern hüten, die voll von abergläw- 
bijchen Gebethen, von unrichtigen Andächteleyen, von faljchen Er 
icheinungen, von verlogenen Wundermwerfen find ; ihr müſſet mit 
teichtgläubig ſeyn, und nicht gleich Alles, was euch von einfältigen 
Yeuten, angerathen wird, gebrauchen ; ihr müſſet euch an die ale 
gemein in der Kirche eingeführten Andachten, an den Gottesbief 
euer Pfarrkirche halten, und euch nidyt mit jonderheitlichen Aw 
dachten abgeben, die gar oft viel Unächtes und Abergläubifches be 





437 


ben: hauptſächlich müſſet ihr euch im zweifelhaften Fällen bey einem 
vernünftigen Beichtvater, bey eurem Seeljorger, oder ſonſt bey ver⸗ 
nunftigen Leuten Rathes ‚holen, und ihrem Rathe genau folgen. 
Zu einer richtigen Regel, woraus man abnehmen kann, ob Etwas 
ein Aberglaube ſey, Tann Folgendes dienen: So oft bey einer, 
auch jonjt andächtigen Handlung eine gewiße Lage, Ort, Zahl, 
Debärden und Dergleichen erfordert wird, die von dem gemeinen 
Gebtauche merklich abweicht, und deren Bedeutung man nicht er 
rathen Tann, jo jchmedt fie ftart nad Aberglauben. Was viele 
Leule zum Wberglauben verleitet, ift die Begierde, daß ihnen in ges 
wigen Nöthen, Krankheiten, Unglüdsfällen, und Dergleichen möge 
geholfen werden. Allein, wa3 für eine Unfinnigfeit und Gottlo= 
figlei iſt es nicht, deßwegen zu abergläubijchen Mitteln feine Zu— 
flucht nehmen! Es iſt eine Unſinnigkeit, weil der Aberglaube Nichts 
hilft, und allemal ohne Frucht und ohne den Erfolg, den man 
juchet, angewendet wird. Es iſt eine Gottloſigkeit, weil die Hilfe, 
Die man durch Aberglauben juchet, oft feine andre, als eine teuf- 
liſhe Hilfe ii. Nun aber, was kann boshafter feyn, als beym 
Teufel Hilfe juchen, der, wenn er uns Hilft, nicht unfern Vortheil, 
ſondern den Untergang unfrer Seele dadurch juchet? Unter die 
Kberglauben gehören hauptjächlih jene Beſchwörungen, wo man 
durh das ſogenannte Chriſtophels- oder andere Gebethe den Teufel 
wingen will, ung Geld zu vericheffen, oder derer man ſich bedie— 
net, um verborgene Schäße zu entdeden und zu erheben. Bey all 
dergleichen Sachen ijt nebjt den gröbjten Sünden, die man dadurch 
begeht, Nichte als cine dumme Verbfendung und ein Ichändlicher 
Betrug, von dem man fich hintergehen läßt. Was euch von der 
Rihtigfeit und Vergeblichfeit dieſer Beſchwörungen am meiften über- 
Magen muß, ift dieſes, daß noch Fein Einziger, der auf dieſe un— 
rlaubte und gottloie Art Schäße zu graben geſucht hat, reich ges 
vorden ift; aber ſchon jchr Viele duch derley Schakgraben ihr 
unzes Vermögen, ihr Hab und Gut eingebüßt haben, und bettel: 
rm getvorden jind. 6. Durd) Zauberey, wenn man durd die Hilfe 
3 Teufels außerordentliche Werke thut. Dagegen warnet ung 
ott durch den Moſes: Wendet euch nicht zu den Zauberen, damit 


43R 

ihr durd) fie nicht Derunreiniget werdet. Lev. 19, 31. Hier wi 
ih euch, meine geliebte Pfarrkinder! befonders ermahnet haben, 
daß ihr nicht leichtgläubig ſeyn, und Dasjenige, was euch, eure 
Kindern, Viehe, Feldgewächſe Widriges und Schädliches begegud, 
als Wirkungen der Zauberkunft und der Hexerey anſehen, meh 
vielmeniger aber in ſolchen Umſtänden bey ſolchen Leuten Hi 
fuchen, die fih dafür ausgeben, als könnten fie durch Gegenlüch⸗ 
niffe aller Herene und Zauberwerke auflöfen, am allerwenigſe 
aber einen Verdacht auf befondere Leute werfen, und fie als Sem 
oder Zauberer beſchuldigen follet. in Fehler, der bey gemein 
Leuten eben jo gemein ift, als jehr er der Ehre des Nächften nad 
theilig ill. 

Ich. Nep. Lanqgo, Piarrere Ortenau Erklärungen über den groß. Ketehienus I 


den kaiferl. Tonigt. Staaten hptſachl. zu dem Unterrichte des Landvolled. IL M 
Augeb. 1808. 


So liegt ein Keim von Aberglauben tief in mancher de 
Aberglauben abgeneigten Seele verftedt, wo ihn der Selbfilmme 
faum zu finden vermutbete. 

Bronners Leb. II,111. 


Wer iſt der, der mit abergläubiſchem Loßwerfen Oct 
den Herrn wider ſein ausgetrucktes Wort hat verſucht? 
Nürndb. Fredicanten an den Paſſ. Dechanten von Modheim 1539. 4°. 


Tu jolt fainen aberglauben habenn. 
Utrich Krafft Arch. Noee 1517. Ey. 


Beim 2. Gebote: Was iſt das? Antwort: wir ſollen Gel 
fürchten und tieben, das wir bei feinem namen nit ſchwören, fluoheh 
zaubern, liegen oder triegen, jonder Ihn, inn allen nöten 2 
ruffen, betten, loben, daukſagen. 


Katechiomus oder Ninderberiht .- fiir die chriſtliche Jugent zu Ulm, in Sul v 
Land. Gedruckt, inn Nerlequng Chriftien Renfers 1086. 


dr. Giebt es nicht auch andere Yeute, welche helfen können, BP 
wohl fie feine Aerzte find? 
Antiv. Rein! Solde Yeute iind nur Quachſalber; es in 





| 439 


Sk, weiche bie ſchwere Heilfunft nie ftndirt Haben, und daher zur 
Midung derjelbe vom feiner Obrigfeit aufgeftellet find. Es find 
Kalk, welche, ohme bie Krantheit zu erfeitmen, blindlings Mittel 
| Onmenben, ober" durch den Mein unverfländigen Leiten Serankheiten 
daher jagen, weldhe nur im ihrem Hirne find. Dahin gehören un» 
Ändice Dorfbarbiever, Apotheler, Martiſchreyer, herumreiſende 
Aruhfcneider, Stahrſtecher, Kräuterſammler, Scharfrichter, Schmiede, 
bien, alte Weiber, u. m. im Bon dieſen ſoll man feine Arzney 
hehmen, auch feine auf ihre Verordnung gebrauchen. 


Fr. Was ift ein medizinisches Vorurtheil. 

Ant. Eine falſche Meynung, welche ung an der Gejunbheit 
habet. Ein mebdizinifcher Aberglaube iſt zugleich Diefes, wenn 
Ne namlich die natürlichen Mittel vernachläffigen, und bloß allein 
eiftfiche Mitlel zur Erhaltung der Gefundheit brauchen tollen 


t. Welches find die gewöhnlichiten mediziniſchen Abergiauben des 
Landvollkes? 

Antw. Der ſo ſchadliche, als ſalſche Glaube an Zauberer, 

eren, Geſpenſter, Geiſter sc und das falſche Zutrauen in natür 
hen Krantkheiten auf das Benedizieren. 





Fr. Was it vom mediziniſchen Aberglauben zu merten? 

Autw. Daß diefer der Gefundheit ſehr ſchadlich ſey. Wer 

Heren und Geſpenſter glaubt, wird ſich durch Furcht und 
dıreden en oft Viel ſchaden, beſonde wenn ein Solcher zu 
ichts über Feld gehen muß. Der Glaube an dergleichen Tinge 
rd oft Urſache ſeyn, daß man wider Krantheiten an Menſchen 
d Viehe unſchictiche und unnütze Mittel anwendet, die nothwen— 








en Mittel aber verfaumet. 


Fr. Was iſt von Benedizieren zu halten? 
Antw. Weit ehvas Anders, als ihr Dafürbattet. Ihr glaube 
Mich, Krantheiten kommen von dem Teufel, oder der Verhe— 
zen herz das einzige Mittel dagegen alſo ſey das Benedizieren, 


438 


ihr durch fie nicht berunreiniget werdet. Yen. 19, 31. Hier! 
ich euch, meine geliebte Pfarrtinder! befonders ermahnet hal 
daß ihr nicht leichtaläubig jeyn, und Dasjenige, was euch, er 
Kindern, Viehe, Feldgewächſe Widriges und Schäbdliches begeg 
als Wirkungen der Zauberkunft und der Hexerey anjehen, ı 
vielmeniger aber in folden Umftänden bey ſolchen Leuten 9 
Suchen, die fih dafür ausgeben, als könnten fie durch Gegenbü 
niffe aller Serene und Zauberwerte auflöfen, am allerwenig 
aber einen Verdacht auf befondere Leute werfen, und fie als H 
vder Zauberer befchuldigen folle. Ein Fehler, der bey gemei 
Yeuten eben jo gemein iſt, als jehr er der Ehre des Nädhften m 
theilig iſt. 

Joh. Nep. Yanaı, Pfarrers Ortenau Erklärungen über den aroß. Kotechierm 


den kaiferl. Tonigl. Staaten hptfähl. zu Dem Unterridte des Landvolles. JIL 
Augsb. 1805. 


So liegt ein Keim von Aberglauben tief in mandher ! 
Aberglauben abgeneigten Scele verftedt, wo ihn der Seibfilen 
kaum zu finden vermuthete. 

Bronners Yeb. II, III. 


Mer iſt der, der mit abergläubifhem LoßwerſenG 
den Herrn wider jein ausgetrucktes Wort hat verfucht ? 
Nürnb. Fredicanten an den Paſſ. Dechanten von Modhrin 1539. 40. 


Du ſolt kainen aberglauben habenn. 
Uirich Krafft Arch. Noes 1654. En. 


Beim 2. Gebote: Was iſt das? Antwort: wir ſollen @ 
fürchten und lieben, das wir bei ſeinem namen nit ſchwören, flubch 
za uübern, liegen oder triegen, jonder Ihn, inn allen nöten 4 
ruffen, betten, loben, dankſagen. \ 


Katechiomus oder Minderbericht -- für die chriſtliche Jugent zu Ulm, in Stel! 
Land. Bedrudt, inn Verlequng Chriſtion Reyſers 1580. 


Fr. Gicht es nicht auch andere Yeute, welche helfen Tönnen, 
wohl fie feine Aerzte find? 
Antıo. Nein! Solche Leute find nur Quadſalber; & ) 





44 


Vertrauen zu Goltz glaubet doch wicht, der Teufel, oder eine Here 
Kamen Donnerweiter machen, und man läute deßwegen bie Gloden. 
Nein! Man follte wegen der darmit verbundenen Gefahr gar nicht 
che lauten, weil man aus trautiger Erfahrung weis, daß ber 
Up immer am meiften nur dort einſchlägt, wo man zum Wetter 
Nüulet, Das Welterlänten ſchadet affo, und man follte mit einer 
biode bloß ein Zeichen zum Gebeihe geben, welches allein Etwas 
rüsen fan. Dentet immer, gute Leute! und tröftet euch mit bie» 
) Im Gebanfen: Gott iſt ein Gott Der Liebe, und unfer Vater im 
" Bonmer- und Hagelwetter, wie im Sonnenfcheine. Sollte aber 
 Iemand tom Blihe getroffen werden, und tobt zu ſeyn ſcheinen, 
1b grabe man einen Solchen geſchwind in die feifche Erde bis au 
Sden Kopf ein, und beruffe indeſſen den Arzt, welcher die weiteren 
Rettungsmittel anordnen wird. 


Katedienue der Gefundfeit, Den EMuten und dem Yanpvoife gewidmei von The 
mes Yehleitnen, renulirten Ztiftehorherru zu Beuron. Mit Menehminung der Tberit. 
Auasturg, ben Ahatıhaus Micnero erat. Weder den Einftuh der 
Seilfurit vatuifche Theolonır. Mn ba. Vo. 











Xu. 


Befegnungen. 


Wunden. Eine kurze Beſeguung bei verwunderem in: 
ift Die, man jpricht: 
itum, otum, utum 
t dreimal an den Finger umter gleichzeitiger Nennung der drei 
ſten Namen. Bons. 


436 


— —- 


tn mit Küh⸗Milch und die Schwellen der Stallthür damit beft 
fol man feine Kuh bineinbringen fünnen, man waſche dann d 
dene wieder ab.” S. 394. 

Einem die Tauben zu verjagen, daß nıdt ev 
in Schlag gehet. Man werffe nur einen Krebs in Taubenichla, 
feine mehr in Schlag. Oder nimm ein Todtenbein und Fed üı 
ichlag, jo bleibet ebnermafien keine Daube. ©. 633. 


Weiſſe Raben und Stahren zu Zeugen. Nimm 
aus den Neft, ſchmiere fie mit Katzenfett und legs wieder in’e 
werden nad der Ausbrütung weile Raben darauß und dieſes 
mit denen Krähen-Eyern angehen. Alleine wolte id dief 
vergewifjern, doch könnte man es leihtlihen ve 
©. 634. 


25 Gegen Wberglauben: Nberglauben heißt, n 
unter dem Vorwande der Religion Etwas thut, welches do« 
Religion nicht gegründet ift. Sein Lafter geht unter den 
Leuten mehr im Schwunge, als dieſes. Es find taufend 
bungen, Beobachtungen, Lehrjäke, einfältige, dumme, fi 
närrifche, und oft an fid) gottlofe Dinge, woran das gem 
glaubt, wornach es ſich richtet, und woran es ſich genaı 
als an Gottes unfehlbares Wort, und an die von der A 
billigten und geheiligten Gebräuche. Man it voll der ı 
Aberglauben in jeinen häuslichen Gefchäfften, in Anfehu 
Viehes, bey Krankheiten, bey Unglüdsfällen, bey Sterbfäl 
jogar bey feinen Andachten. Wenn ihr, meine geliebte Pfa 
euch von diefer Sünde rein erhalten wollet, jo müſſet ihr 
Mährchen, die ihr als Wunder erzählen böret, für wahı 
ihr müſſet euch vor ſolchen Büchern hüten, die voll von « 
biſchen Gebethen, von unrichtigen Andächteleyen, von fall 
jcheinungen, von verlonenen Wunderwerken find; ihr mi 
teihtgläubig jeyn, und nicht gleich Alles, was euch von ei 
Yeuten, angerathen wird, gebrauchen; ihr müſſet euch an 
gemein in der Kirche eingeführten Andadıten, an den Go 
euer Pfarrkirche Halten, und euch nicht mit ſonderheitli 
dachten abgeben, die gar oft viel Unächtes und Abergläubi 


13 


In Milfertsweiler loſcht man den Brand: 
Maria gieng durch's and 
Sie hat 'n fenriga Brand in der Hand 
Hätteft du an Maria benft 
Hatteſt du deine Hand nit verbrennt 
dreimal blafen und fpreden: Bolt Bater u. f. w. 


Ebenda gebt um: 
Es flchen drei Rofen 
Auf unjers Herren jeim Grab; 
Die erft ift mild 
Die zweit iſt gut, 
Die dritt ftellt die dein Blut! 


Jeſus war zu Bethlehem geboren 

Zu Ierufalem getötet 

So wahr die Wort find, 

So wahr fteht dir dein Blut 
Und heilt Die Wunder, daß fie nit geſchwell, noch geſchwar in 3 
oder D Tag heil! N. a. O. 


Am Redberg: 

Blut jtand 

Wie Chriſtus Gang 

Der im Gericht ſizt 

Und fein falfches Urteil ıpricht! 
Treimal wiederholt mit 5 oder 3 Waterunjern. 
Anm. Felix Wärs in feinem Wunderbüchlein, Vaſel 120 jagt 
2 
Belangend die Wundfenen und characteres jo ihren viel 
im Braud haben das Plut zu ſtellen, von jelbigen weiß ich michts zu 
lagen, daß fie derowegen bleiben wie fie an jenen jelber find. Es jeind 
ur bfofie Wort umd Zeichen, die auch der wicht verftehet der ſie brauchet. 


as fie deshalb damit ausrichten mögen, das will ih dir zu betrachten 
heimitellen.“ 


Gin Baſeler Erlaß v. 1637 in den Rechtsquellen 1, 1 ©. 509 ſpricht 
fih alio aus 


„Zintemalen aud durch die Teufeliſche Zauberei, Wahrfagerei, Be: 








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439 


tute, welche Die ſchwere Heilkunſt nie ftudirt haben, und daher zur 
Anzübung derfelben von feiner Obrigkeit aufgeftellet find. Es find 
inte, welche, ohne die Krankheit zu erkennen, blindlingg Mittel 
mwenden, oder durch den Urin unverfländigen Leuten Krankheiten 
xber jagen, welche nur in ihrem Hirne find. Dahin gehören un: 
tudirte Dorfbarbierer, Apothefer, Marktichreyer , herumreiſende 
deuchſchneider, Stahrſtecher, Seräuterfammier, Scharfrichter, Schmiede, 
hirten, alte Weiber, u. n. m. Von dieſen ſoll man feine Arzney 
men, aud) Ecine auf ihre Verordnung gebrauchen. 


Fr. Was ijt ein medizinisches Vorurteil. 


Antw. Eine faliche Meynung, welche ung an der Geſundheit 
Made. Fin medizinischer Aberglaube ift zugleich Dieſes, wenn 
bir nämlich Die natürlichen Mittel vernadjläffigen, und bloß allein 
geiſtlche Mittel zur Erhaltung der Gefundheit braudyen wollen. 


dt Welches find die gewöhnlichſten medizinischen Aberglauben des 
Landvolkes? 


Annw. Der jo ſchädliche, als falſche Glaube au Zauberer, 
Deren, Geſpenſter, Geiſter x. und das falſche Zutrauen in natür— 
lichen Krankheiten auf das Benedizieren. 


Fr. Was iſt vom mediziniſchen Aberglauben zu merken? 

Antw. Daß dieſer der Geſundheit ſehr ſchädlich ſey. Wer 
m Seren und Geſpenſter glaubt, wird ſich durch Furcht und 
Shreden ſehr oft Viel ſchaden, beſonders, wenn ein Solcher zu 
kadts über Feld gehen muß. Ver Glaube an dergleichen Dinge 
rd oft Urſache ſeyn, daß man wider Mrankheiten an Menfchen 
md Viehe unſchickliche und unnütze Mittel anwendet, die nothwen— 
igen Mittel aber verſäumet. 


Fr. Was iſt vom Benedizieren zu halten? 


Antw. Weit envas Anders, als ihr dafürhaltet. Ihr alaubet 
üchlih, Arantheiten kommen von dem Teufel, oder der Verhe- 
ingen her; das einzige Mittel dagegen aljo jey das DBenedizieren, 


446 
Ueberröte ftolz 
Weich durd) dein Nadelholz! 
Weich durch Stauden und Stöd 
Daß dir deim Fleisch und Blut bleib unverlezt! 
Man bläst ein + nad) auswärts, ſonſt fährt bie Krankheit im dem 
Feb; man ſpricht oder auch denft nur die drei höchſten Namen. 


In Höchftberg : 

Id ging durch einen roten Wald, und in dem rolen MWalh 
da war eine rote Kirch, und in der roten Kirch war ein roter 
Altar; und an dem roten Altar da lag ein roles Brot, und bei 
dem roten Brot, da lag ein rotes Meſſer. Nimm das rote Meilen 
und ſchneit rot Brot! 


Gegen Mund» und Durdfänle, 
Job zog über Land 
Und hatte den Stab in der Hand. 
Da begegnet ihm Gott der Herr und ſprach: 
Job, warum trauerſt du jo ſehr? 
Job: Ad) Gott, warum jolt id nicht trauren ! 
Mein Schlund und Mund will mir verfaulen! 
Da ſprach der Herr zu Job: ” 
Dort in jenem Thal flieht ein Brunn 
Der heilet dir N. N. den Schlund und den Mund! 
Horgen b. Rotweil. 


Für den Repp oder Kretz oder aud) für die Mayeren bei 
Kindern. Nym ein grünges Spedjdwärtlein und fahr dem Kranten: 
damit über den Rüden hinunter an drei Wreitagen nad einan! 
und ſprich dazu: 

Die Juden efjen fein Fleiſch 

Die Juden trinken feinen Wein 

Ey Mayen laß du dein Nagen 

Laß du dein Beißen auch jein! Allgäu. Ser. 


Gegen Mutterweh. Im Horgen: 


Eu 


Mutter Hefte 
Mutter legte, 
2eg did) in dieſelbe Wand 
Wo did Gott hat bingejandt! 
Gegen bas Fieber. Höcftberg: 
Nußbaum ich Tomm zu dir 
Nimm eines von den 77gerlei Fiebern von mir 
Dabei will ich verbleiben im Namen tr. j. w. 


Kühe, willt du zu Stalle? 

Frörer, jo gehe du zu Wale! 

Ich zähl dir das zu” Buß, im Namen Gottes x. Konlin. 
Ebenfalls gegen das Fieber ans Eonlin. 

D mein liebe Alte, 

Das ift gut für's Halte 

Hilfts dir nicht, jo ſchadets nicht 

O mein liebe Alte 

Tas iſt qut für 

Alte Liebe Alte 

Schüttelt did) das Kalte 

So komm Hans Nidel und brenne did) 

So ſchüttelt did) das Kalte nicht 





Kalte. 








Fieber hin, Fieber her 

Laß dich blicken nimmer mehr! 

Fahr derweil in eine wilde Au 

ſchafft dir eine alte Frau! 

Somit mußt du fahren in d' Kuttelilect 
Schau dann, wie dir die Herberg ſchmedt! 





1) 





Beim Waſchen ſegnet man ſich im Horgen bei Rottweil mit 
genden Worten: 
63 gehet 3 Jungfranen über's Yand 
Habet 's Hochwuͤrdig Guet in der Hand 
> heilig Kreuz auch dabei 
Daß id) da ganza Tag gejenget jei. 








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aujhangen n tin! 
or " umen md Det 


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49 


id gebiete Euch im das wilde Gehör woraus. ihr gefommen 
fidt! Du Inufendes Gicht! Du tobendes Gicht! Du ſtechendes 
Gigt! Du brennendes Gicht! Dur Martgicht! Du hihiges Gicht! 
Du taltes Gicht! Du Hauptgiht! Du ‚Hirugiht! Du Krampf 
gibt! Du frefendes Gicht! Du Armgicht! Du Beingicht! Du 
Darmgict! Du Fleiſchgicht! Du mertliches Gicht! Du ver 
‚zanbertes Gicht und Gichter! Du über alle Gicht und Gichter! 
Id; verbiete euch und Dir "bei der Kraft Gottes und bei bem 
jöchften Bant (Bann?) in das wilde Gehör woraus ihr gelommen 
tb!“ 
Hier find 17 Gichte perfonifisiert, welche fahrenden Geiſtern 
lich (Grimm Mythol. 1109), in das wilde, Heer gebannt werden. 
O heiliger Andreas mein 
Laß dic) doch gebeten fein 
Treibe aus das böfe Gicht! 
Das mich jo im Leibe fticht! 
Obi 
Fahre 
Fahre in die Herde Säu 
Made mid) von Schmerzen frei! 


Sicht! o böfes Gicht! 


aus meinem Leib 









Zeriitlih. 


Gegen die Schweine Zuerft und am Ende wieder je 
grenze auf den Fuß mit den Worten: 
Heute ift es Freitag. 
Gtüdfeliger Freita 
Ic habe wider did) ein’ jämmerliche Klag; 
Ich biete dir aus dem Fleiſch 
Ih biete dir aus dem Blut 
Ich biete div aus dem Bein 
Ich biete dir aus dem Mark 
Ich biete dir aus der Yagerjtatt! 
Serge. die Beſeguung der Schwindens b. Mut, < 








NUT. ar fi 





Ein Schweinjegen. Tas walt Got, der Vater hat nie 
ſchweint; Got der Sohn aud nit; Got der hailig Geift and) 
29 


10 


nitz nit im Mark, nit im Bein, mit im Bluet, mit im Floiſch S 
Namen Gottes Fu. ſ. w. 
And einem alten Hefte fich Voltet. I 202 fi. 

Anm, Bei genauerer Unterſuchung ergab fi aus dem 16. 8. 4 
umfahenden Hefte noch folgendes: BI. 1a flehen +++ oben. Darunter 
anno 1733igiften Jares ift es geſchriben worden, Vedienliche Hausarp 
neymůttel zue gebrauchen für allerlei Gebtechen, Schäbten und Segen ſue 
Mofl, Vie undt Leut,“ „ft mein Gonrab Bauen, Schneiders je 
Obermdorff im Ammerthall Hausdollor in meiner Artmey, und tod 
auch guete Segen, welche ſchon oft und vülmall gebraucht und probietl 
worden feindt.“ BI. Ib fteht „ein guoter Segen für bie behe 

„Bat dic der Teuffel geritten, jo Helf die der Mann, der zu — 
auf einem Eſel iſt geritten.” Im Namen u, ſ. w. 

Eine Reihe von Recepten Filr die Mundart wichtig wechſeln mit J 

Segen ab. 


Vor die Schwinde. Daß walte Gott: ich thu dir fü 

dein Schwäune; ſchwäunige Fueß, ſchwäunet jo lütel als Gott d 
Vatters feine Füeß; ſchwäunige Füeß, ſchwäunet fo lützel als Ge 
des Sohns feine Füeß; ſchwäunige Füeß, ſchwäunet jo lützel a 
Gott des heiligen Geiſtes ſeine Füeß! 

Schwäune aus dem Mark! 

Schwäune aus dem Bein! 

Schwäune aus den Nerven! 

Schwäune aus den Flakſen! 

Schwäune aus dem Flaiſch! 

Schwäune aus dem Bluot! 

Schwäune aus allen Gädern! 

Schwaäune aus der Haut! 

Schwäune aus dem Haar! 

Und der Lufft u. ſ. w. 
Im Namen Gottes + des Vaters u. ſ. w. 

Schrift von Wurmlinaen. 
Den erjten Freitag nad) Neumond vor Sonnenaufgang neh 

an 3 Orten des gejchwundenen Gliedes ein wenig Blut, faße 
in Baumwolle auf und bohre ein Löchlein in einen gefunden W 





451 


Denkaum und flede die Baumwolle mit einem fpigigen Span Bine 
ein feopfe mit einem Meinen bon jelben Baum gejchnittenen Pfropf 
M; aber er barf die Baumwolle nicht prefen. Allgäu, See. 


An ‚guter bewerdbter Schweinjegen für die 
Shmwine. Ich ſchwin, id) ſchwin als Tüzel, als Got der vater 
hat gefchtmumen. ich ſchwin, ich ſchwin als lügel, als Gott der herr 
im haitigen ereug Hat geſchwunen. ich ſchwin, ich ſchwin als lügel, 
a die muter Gotes hat geſchwunen, bo fie unfern Heben herren 
Km Chriftum Hat geboven. die dier namen habendt nie ger 

unen; die vier namen habendt nie gefchwunen: das erft ift Got 
der vater, das ander jft Got der fun, das dritt iſt Got der hailig 
geift; das viert ift die muter Gotes Maria. 
Im Namen Gottes des Vaters u, |. w. 
Benedictio est seripta per me Joannem Vogel Boltz nune 
habitans Zellac Ratholdi a. 1579. Arzweibuc in Frauenfeld. 
%. 158. Santonsbibliothet. 






Ein Segen fürs Darmbgidht der Nofjen; diejer 
t gar aud quet für den Ungenannten den Menſchen 
m Finger. 
Jeruſalem, Jeruſalem, Jeruſalem 
Du jüdiſche Stadt! 
Die Jeſum Ghriftum gekreuzigt hat! 
Die muoß werden zu Waſſer und zu Blut; 
3 jei Dem Roſſen oder Küen oder Menſchen für Feifel, Würm 
er Darmbgidt gut! 
Im Namen Gottes Fu. ſ. w. 


Für Roſſe. Wenn ſich ein Pfert tritt oder verneglet it, 
jprich dieſen Segen driftunt (mat) alfo: 
„ich beſchwer did wund und geſchwer 
bi dem viel heiligen ſcharfen ſper 
das Got durch ſein heiligen Siten wurt 
die wund gewann nie Aiter u. ſ. w. 





462 


Bei den Pferdefegen der ha. fommt ad) dor; in des balı 
des ones u, ſ. m. und in Sant Eloyen wamen 

Wann ſich ein Rofj nit befhlagen lafſen wi 
jo jprid ihm dieje Wort „Ieins“ in das IintDd 
hinein: Ro ftand ftill, als wie unfer lieber Herr Jeſus Chrif 
am hi. Fronkreuz ſtill geftanden ift. Im Namen u. f. m. 


Gegen Rojjliferftellung. Wenn einem Roff ber Kif 
geſtellt ift, brich am Rarfreitag am Morgen vor der. & 
nem auf ein Haſelſchoß, das nur in. einem Jahr alt iſt, oder n 
in einem Jahr gewachſen iſt, in Vinfhell geſtoßen. Der Sid 
darmit wird aufgethan. werben, 


Wenn ſich ein Thier verfangen, an den Zähnen leidet, I 
man in Wurnl. b, T.: 
Thierle, Haft did) verfanga 
Nief zu Sankt Manga; 
Der heilig Sankt Veit 
Die heiligfte Zeit. Vrgl. oben ©. 40. 
Den pfil nszejegnen. 1. wiltu ainen pfil usfegn 
jo ergrif in mit den goldtragern und ſprich: Longinus was € 
jud, 2. was aim ritter; L. ſtach Got in fin rechten fiten; L. m 
des bluots und ſtraich es in fin ougen; L. wart do gejehend, im 
als gewar und al gewiß: gang du pfil herauf im Gottes m 
men! Amen. 





Du ergriff den pfil mit den goldtragen und jpric af 
Longinus rad, er wußt nit was; er rad) do er unfern herm I 
ſum Chriſt durch fin rechten in fin herz ſtach; do rann mit de 
wafjer und bluot us. in derhalben namen züch ich Difen pfil— 
in Gottes namen. 


3. Ich gebüt dir pfil in dem bluot, in dem flaiſch und 
dem gebaine bi dem vatter, bi dem ſone u. j. w. 
Donaueih Sf. 15. Ihd. Nr. 792 8. ish. 





Ein Diebjegen. De furtu. accipe eribrum, nim t 
ſip und ſtich en mitten dadurch ein ſpinnelen da am ein e 





453 


Fin und gib bas, zwein ze haben ‚nf den. vingern gegeneinander 
| ande Delle alle: Die, hing dem du dich der diebe verfeheft und jyridh 
| aber, ein;,ee.ift. binne, ber das hat verſtolen. der ander. ſprech 

em if (nicht) diu wort ſprechen dei ſtunt und ſprich bems mu ſeze 

Got uf den recht ſchuldegen und lege ben ein ſalz uf bas fin 

in dem namen des vater, im dem namen des ſuns, im dem namen 

ds heiligen. gaiftes, in dem namen aller, heiligen, in dem namen 
DS heiligen cruzes und ſprich den diſiu wort in criucis wile: 
peeto. pertho, pecho, perdo. pedo. s 
Diefen Diebspann ließ ih nebft anderem in Pfeiffers Germ. 
®. VI, 1863, ©. 803 druden. Zu Grimm Mythol. 2. Aufl. 
& 1062 fi. — Sind pecto u. |. w. Üeberproben? 


Diebsbann. WIN man wiſſen, wer etwas geftolen hat, 
b nimmt man ein Schefenftb, flellt es aufrecht; Micht mit beiden 
Finken der Scheere in den Rand; dann Beben zwei Perſonen, jede 
mit dem Zeigefinger, womit man die Scheere faht, das Sib in 
ie Höhe, umd der dem nicht geftolen wurde fängt au: 

Paulus hat gejtolen, im Namen des Waters, des Sol 
und des heiligen Geiftes (mal); dann nennt man die vermeint 
liche Diebsperſon und jagt: N. N. gejtoten im Namen u. ſ. W. 
(mal. MWender ji) das Sib, jo weih man den Dieb; wendet 
8 ſich nicht, ſo probiert man einen Andern auf den man Verdacht 
dat. Ein Weibsbild kann es auch fein und man verfährt ge 
tade ſo. Rechberg. 








Anm. Vergl. Schreiber's Taſchenb i Bed. u. Alterth. Süddeutſch- 
lands 1836. S. 318. 319. 520. 322 u. ff. 





Hundebann Wenn man einen Hund für ſich abloden 
der abführen will, jo jagt man demfelben ins rechte Ohr: 
Waſpar id) binde dich! 
Melcher führe dich! 
Baltes behalte dich! 
1. ſ. w. Daun beiet man noch 3 Vaterunſer 





m Kamen Gottes 
iu für ſich. 


454 


Auf diß kommt der Hund oder ſpringt mach; wird erim 
angebunden, fo gebt er zu Grund. 
Sagt man ihm obiges verkehrt in's Ohr fo bleibt er wiebi 
dann heißt «8: 
Baltes behalte dich! 
Melcher Filhre dich! 
Kafpar binde Dich! 
Im Namen Gottes u, ſ. w. Nedhberg, | 


Zaubenbann, 1 Ein Gewiffes ift es dak DI 
Leine Tauben wirt wegfliegen. Nimb ein Todtenbrilll 
darinn ein ungetaufftes oder unſchuldiges Kindlein gelegen At 1 
mann es ſchon nur 1 Finger breit iſt, aber dod) jo Tang alt M 
Schlagloch breit ift, als wo fie aus und einlaufen. Es mu 
’3 einer „ohnbrafflet” auf dem Kirchhof nemmen und „od 
brafflet” mit haimgehen und „ohnbrafflet“ under das Tu 
benſchlagloch legen, oder machen, daß es nit weggeben oder falt 
tann. — Warn du recht macheft, wirt dir feine Taub wegiligt 
du magjt fie hieherbringen wo du willſt. 

2 Wenn man cine Saw oder Schwein mezget, jo gehe hi 
und ſchaw, daß du den blutigen Wiſch Stroh, allmo man & 
Saum in den Hals oder Stic) ſtöckchen thuot, und wann fie brem 
ift, jo gib du Achtung darauf, wenn der Mezger ihn hieraufgih 
hinfallen laßt oder wirft, jo ſchauw, daß du ihn hellingen oh 
gar ſehr „ohnberafflet” nemmen oder überfhommen Tannjt in 
aber glei) alſo frifch und bfutig und auch gar ohmberafflet unk 
den Taubenjchlag machen, daß «3 aud) nit wegfallen kann. Ba 
für Tauben darüber aus und eingehen oder laufen, wann es [IR 
Tauben jeindt, die in Fledhen gehören, feine mer wird wegfliegen 
du darfit ſie ſicher und kätlich fliegen laſſen; fie werden dir wicde 
in dein Taubenhaus kommen und werden dir darinn verbleiben 

Ich ſag es mit der Wahrheit — da ich noch teublet W 
von Rotenburg (a. N.) bier auß gebracht und nur in's Tauber 
haus laufen Taffen und vornen wieder nauß; fie feind mir bliebe 


wie meine eigene alle und haben nimmer wegbegehrt. 
vandichrift. 





es 


455 


Unbejhwerung,zu der Ruetten. Imegm. 738 der 
Ningener Hof- und Stantsbibt, ficht ins 15. Id. gchörend. folr 
dad; 


tem wann du Die, Ruetten, schneiden wilt, ſo ſchneid ſy am 
3. Tag, ſo der man new iſt. So gee dor der Sunnen Aufgang 
ad ſuech, wo die Deflin zweit findeſt, ‚die im Jar gewachſen 
kin und. Mer den Ruchhen gegen den Aufgang der Summen und 
ünb,ie aim Ruetten im die Iendh hant und ſprich; mit Got dem 
Ahtern hab ich dich gefuedht, mit, Got dem) Sohn Hab. ic dich ge- 
funden; mit ‚Bott, dem heilligen Geiſt ſchneid ich did ab! Alſo 
fändd 3 oder 4 paar ab und allweg ein paar als laug als das 
Mber und ſchneid auf ein jedes Holz F + + in dem Namen Got- 
NS dee Vaters, des Sunes und des. heilligen Geiſtes. Amen. - Und 
Mer ben Stamm gegen einander, und Sprich; ich gebeut div Ruet- 
tem md Stunerlatten, bei der craft Gottes des Waters und bei 
der Macht Gottes Sunes und bei der Weisheit Got heilligen 
Geiſtes, daß du mir zeigeſt die ganz lauter Mar Wahrheit umb 
ih begerend bin und did) fragen wird. Ich gebeut dir 
Ruetten und Sumerlatten bei der crafft des Himmels und bei der 
erafft der engel und bei den 12 Zeichen des hl. Kreuzes, daß du 
mir weist, naigſt und zaigit die ganz lauter clar Warheit, um 
welche ih fragend bin. Ich gebeutt dir Ruetten und Zumers 
latten bei den hailligen drei Künigen, Kaspern, Baltaſarn und 
Melchiorn als wahr fie der Stern gefürt und gewist hat zu den 
warn Schag unſeres Herrn Jeſu Chriſti: als gewislich neig und 
zig mir die lauter Wahrheit, daruumb id) did) frag. Im Namen 
bottes u. ſ. w. ſtoß fie dan in aim weichbrunnen im Namen 
u. ſ. m. jo haft du gerechte ruten. 

Tiefe Beſchwerung teilte ich im Anzeiger j. Munde u. 1. w. 
nit 1861 ©. 96. 














Eine Beſchwörung auf die Haſelruten; welcher Modus folle be 
yährt jein. 

Mit Gott dem Vater ſuche ich dich! Mit Gott dem Sohn 
de ich dich! Mit Gott den bi. Geift geleid ich did! As dann 


456 


ſchneide die Ruten gegen dich und den Sonnenaufgang ah! um 
forich folgende Wort: Id) befdwöre dich Ruten Dei dem mühe, 
Gott, der Himmel und Erden erſchaffen Hat und Alles was bu 
rinnen und daranf-fid) rühret und bieget, daß "du ich” Führeft 
weiſeſt auf die rechte Statt, da Erz, Gold, Silber und vergrabene 
Sqhah figen; und "zu wos Ach dich brauchen wit. Dah du it 
ſolches alles ohne falſchen Schein andeuteſt nnd zeigeſt, leid wie 
der Sterm gezeiget und geführet Hat die hf. bl. Hl. Dreifönig 
dem Kindlein Jeſum Chelftum und mir nicht betrügefl ober" 
führeft. Das verbiefe ich die Nuten bei dem, der da regieret 
herrſchet von nun an in alle Ewigkeit, 

Nun folget eine Frag an bie Ruten: Ich frage did) 
bei der göftfichen Wahrheit und Gerechtigkeit, alfo wahr Gott 
die Wahrheit und Gerechtigfeit und alfo wahr wolleft dur mir 
Wabrheit anzeige. 


Ich frage dich Hafelruten bei dem Kraft und Würdiglel; 
ob es wahr, daß an dieſem Ort ein verborgener Schatz fo gehe um 
führe mich auf die gewiffe Statt, wo er ligt; im Namen Gottd 
des Waters; des Sohnes u. ſ. w. 


Aus einem Me v, 17. 18. Ihd. aus der Tuttlinger Gegend. 





Schatzſtellung. Verborgen Gut, ftehe ftill, wie der Thron 
Got Gebunden jollft du jein, gleich wie Meſſias an der Seul 
Alſo ſollſt auch ftilfe ſiehen und erwarten des großen Gottes Wo 
nal! Das Band St. Petrus und das Band Salomohins bin 
did) im Namen der heiligen Dreifaltigfeit Gottes beſchwöre id DE 
daß du ſtille ſteheſt und nicht tweider geheſt bis wir dich mit um 
fern fleifchlichen Händten aus der Erden heben: dann hier ſcha 
3 Schlöffer ; das eine ift Goft der Vader u. ſ. w. Zwiſchen 
Schloſſern ſollſtu verborgner Schaß alſo befejtiget, verbunden ml 
verſchloßen jein, bis wir did) mit unſern fleiſchlichen Händen ad 
der Erden erheben! Hier beſchwör ich dir bei Ruten Naroed 
daß dur ftille ftcheft, fo gewiß als die Jungfrau Maria umfen 
Herrn Jeſum Chriftum geboren daß du ftille jtcheft — und d 





















Ki 


Miaet Teufel und Beſiher dieſes Scapes fahre fort! Uind 
find! und bald wie der’ Buͤt! 
aaca alten gefdurichwen Defte ans der Zuttlinger Menends 


Segen, daß fein Anderer ein Wild ſchleß en fanı. 


Eprüd, deſen Namen: N. N, — 

Schieh, was du willſt, ſchieß ar Haar und Fe mit, und 
208 dur dem armen Leuten gibt, im Namen + + F. Amen. Ich 
Kiämöre, dich, Geihüh,; Stahl und Eiſen, alle, Menſchen, gut und 
Bid, bei. Chrifti Blut und bei, den hl. ‚Fünf Wunden, bei diejen 

am bei der Hochgeit Cheifti, dafs id) nicht. beſchuldiget kaun werden 
Nomen des Vaters, des Sohnes, und des hl. Geiftes. Amen. 


Segen vor Hexen, bie das Bieh bezaubern oder 

Geifter, die des Nachts alte ud ſunge Leite plagen, an bie 
Beiftatt zu ſchreiben, Menfchen und Mich dadurch ganz ſicher zu 
made. 

Tas Alpdrücken nennt das Volt das „Schrätteln“ und hält's 
Für einen unfanberen Geiſt. Auch in den Stallungen ſieht cs oft 
ſonderbar aus. Die Pferde find abgelaffen, der Schweiß und der 
Kay (Mähne) find in einen fajt unauflösbaren Knoten oder Zapf 
geflochten, die Pferde zittern, ſchäumen und find gan matt und 
abgeſchlagen. Tas Hat eine Here gethan. Auf Folgende Weiſe 
iſ aber zu helfen: Sprüch: 

Trottenfopf, ich verbiete dir mein Haus und meinen Hof, 
ich verbiete dir meine ierd» umd Mühjtall, ich verbiete dir meine 
Beititatt, daß du nicht über mid) tröfte, tröfte in cin ander Haus, 
313 du alle Berg ſteigeſt und alle Zaumſtecken ebneſt und über alle 
Waſſer fteigeft, jo kommt der liebe Tag wieder in mein Haus. 
Im Namen Gottes des Vaters u. ſ. w. 

Shotıle. Herifeid. 








Anm. Man macht ebenda auch lints des oben Heinen Stallthür- 
nfterleins ein Loch in die Wand, brennt ein Kreuz hinein und ftoppt 
3 mit einem Spunten zu. 


-TDie Handſchr. 384 der Münchener Hof: und Staatsbibliothel 
” chart. aus dem Anfange des 15. Ihdts.) enthält bis Fol. 103 


452 


Bei den Pferdefegen der hs. fommt auch vor: in des vakrl, 
des ſones u. j. m. und in Sant Eloyen namen. 

Mann fih ein Nofj nit befhlagen laſſen mill, 
jo fprih ihm diefe Wort „Leins“ in das lint Oft 
hinein: Roß jtand jtill, als wie unjer Tieber Herr Jefus Chriftus 
am hl. Fronkreuz ſtill geftanden if. Im Namen u. |. mw. 


Gegen Rojfkiferftellung. Wenn einem Roff der Kifer 
gejtellt ift, brihd am Karfreitag am Morgen vor der Sor 
nen auf ein Haſelſchoß, das nur in einem Jahr alt ift, oder mu 
in einem Jahr gewachſen ift, in Vinkhell geſtoßen. Der Kia 
darmit wird aufgethan werden. 


Menn fid) ein Thier verfangen, an den Zähnen leidet, ſag 
man in Wurml. b. T.: 
Thierle, haft dic) verfanga 
Kief zu Sankt Manga; 
Der heilig Sanft Veit 
Die heiligfte Zeit. Vrgl. oben ©. 404. 


Den pfil nszejegnen 1. wiltu ainen pfil usfegnen, 
jo ergrif in mit den goldtragern und jprid): Longinus was cin 
jud, L. was ain ritter; 2. ſtach Got in fin rechten fiten; L. nam 
de3 bluots und ſtraich es in fin ongen; L. wart do gejchend, ward 
als gewar und als gewiß: gang du pfil herauß in Gotteß nee 
men! Amen. 


2. Di ergriff den pfil mit den goldtragen und fprid ale: 
Longinus rad), er wußt nit was; er rad) do er unfern herm Je⸗ 
ſum CEhriſt durch fin rechten im jin herz ſtach; do rann mit am 
wajjer und bluot us. in derhalben namen züch ich dien pfil uß 
in Gottes namen. 


3. Sch gebüt dir pfil in dem bluot, in dem flaiſch und in 
dem gebaine bi dem vatter, bi dem ſone u. j. w. | 
Donaueſch Dj. 19. Ihd. Ar. 792 BL. 135h. 
Ein Diebjegen. De furtu. aceipe cribrum, nim 8 
jip und ftih en mitten dadurch ein ſpinnelen Da an en em 





453 


ſpin und gib das zwein ze haben uf den vingern gegeneinander 
unde bejtelle alle die, Hinz den du dich der diebe verjchejt und jprid) 
wieder ein: er ift hinne, der daS hat verjtolen. der ander ſprech: 
em iR (nicht) diu wort ſprechen dri ſtunt und fprid) den: mu jeze 
ez Bot uf den recht ſchuldegen und Iege den ein ſalz uf das fip 
in dem namen des vater3, in dem namen des fung, in dem namen 
des heiligen gaiftes, in dem namen aller heiligen, in dem namen 
des heiligen cruzes und ſprich den difiu wort in criucis wiſe: 
pecto. pertho. pecho. perdo. pedo. 

Tiefen Diebsbann ließ ich nebft anderem in Pfeiffers Germ. - 
®. VIII, 1863. ©. 303 druden. Zu Grimm Mythol. 2. Auft. 
&. 1062 ff. — Sind pecto u. ſ. w. Federproben? 


Tiebsbann. Will man willen, wer etwas geftolen hat, 
ſo nimmt man ein Schefenfib, ftellt e8 aufrecht; ſticht mit beiden 
Jinfen der Scheere in den Rand; dann heben zwei Perfonen, jede 
mit dem Zeigefinger, womit man die Scheere faßt, das Sib in 
die Höhe, und der dem nicht geftolen wurde fängt an: 

Paulus hat gejtolen, im Namen des Waters, des Sohnes 
und des Heiligen Geiſtes (3mal); dann nennt man Die verneint: 
liche Diebsperſon und jagt: N. N. geftolen im Namen u. |. w. 
(mal). Wendet fi) das Sib, fo weiß man den Dieb, wendet 
es fh nicht, Jo probiert man einen Andern auf den man Verdacht 
bat. Ein Weibsbild kann es aud) fein und man verfährt ge- 
rade ſo. Rechberg. 


Anm. Vergl. Schreiber's Taſchenb. j. Geſch. u. Alterth. Süddeutſch⸗ 
lands 1836. S. 318. 319. 320. 322 u. ff. 


Hundebann. Wenn man einen Hund für fich abloden 
Dder abführen will, jo jagt man demfelben ins rechte Ohr: 
Kaſpar id) binde did! 
Melcher Führe dich! 
Baltes behalte dich! 
N Namen Gottes u. ſ. w. Dann betet man nod) 3 Vaterunſer 
ſill für ſich. 


454 


Nuf di kommt der Hund oder fpringt nad); wird er aber 
angebunden, fo gebt er zu Grund. 
Sagt man ihm obiges verkehrt in's Ohr jo bleibt er wieder; 
dann heißt es: 
Baltes behalte dich! 
Melcher Führe dich ! 
Kaſpar binde Did)! 
Im Namen Gottes u. ſ. w. Rechberg. 


Taubenbann. 1 &in Gewiſſes iſt es, daß bi 
feine Tauben wirt wegfliegen. Nimb ein Zodtenbriik, 
darinn ein ungetaufftes oder unfchuldiges Kindlein gelegen iſt md 
wann es ſchon nur 1 Finger breit ift, aber doch Jo lang als bei 
Schlagloch breit ift, ala wo fie aus- und einlaufen. Es muoß 
'3 einer „ohnbrafflet” auf dem Kirchhof nenımen und „ohn 
brafflet“ mit haimgehen und „ohnbrafflet“ under das Zar 
benfchlaglod legen, oder machen, daß es nit weggehen oder fallen 
kann. — Wann du redjt macheft, wirt dir feine Taub wegiliege 
du magjt fie hieherbringen wo du willit. 

2 Wenn man eine Saw oder Schein mezget, jo gehe fin 
und ſcham, daß du den blutigen Wiſch Stroh, allwo man der 
Sauw in den Hals oder Stich ſtöckchen thuot, und wann fie brennt 
ift, jo gib dan Achtung darauf, wenn der Mezger ihn hieraufgieht, 
hinfallen laßt oder wirft, jo ſchauw, daß du ihn Hellingen oder 
gar ſehr „ohnberafflet” nemmen oder überfhommen kannſt und 
aber glei) alfo frifch und biutig und auch gar ohnberafflet under 
den Taubenſchlag machen, daß es aud) nit wegfallen kann. Was 
für Tauben darüber aus und eingehen oder laufen, wann es ſchen 
Zauben jeindt, die in Fleckhen gehören, Teine mer wird wegfliegen; 
du darfit fie ſicher und käklich fliegen laſſen; fie werden dir wieht 
in dein Taubenhaus kommen und werden dir darinn verbleiben. 

Id ſag es mit der Wahrheit — da ich noch teublet hab 
von Rotenburg (a. N.) hier auß gebradt und nur in's Tauben⸗ 
haus Lauffen laſſen und vornen wieder nauß; fie ſeind mir blieben 


wie meine eigene alle und haben nimmer wegbegehrt. 
Sandfchrift. 


461 





Arömfin under die hand; uff wellm fitten es den wurm hab, fo tu 
& den uff die andren, fo tmd im die milk nimmen. 

Philipp dur bift min, Die würm find nicht min. euch, würm 
ntbüt der hailig her fat Job, dafs ir niederfallen. zu der, erden 
Mb pißet fairen pi nimmer mer, durch Sant Job not; ir würm 
end alljamend tod. des helf mir die wich min, ftom ſanct Mar 
it amen, und der man, ber den tod au dem hailgen erucy nam 
ad alle beiligin die by im find im dem himel. amen. Den jegen 
N man beyftund fpreden und fol das menſch by finem namen 
men ober das tier und jol des roß farb od) nemen und dornach 
lem ber Tieben haifigen NIT pater noster und Ave Maria. 
fol 1224.) 


Item hupfche und gute Arzuy und Materi von 
em aichin miftel, die fomen ift von Her David dem 
inige. (Sol. 48 ff.) Der fü Davit huot des viches von 
horfamy wegen ſines vaters. do ſach er daz ain wid das fallend 
ee heti oder die große ſucht; da bat er Got daz er im offenba— 
te, welche erzuy dafür gut wäre. do antwurt im der engel und 
tach: welches menſch aichin mifte an der rechten hand an ainem 
igerlin Hett, aljo daß die miftel vüret an die Hand bloß, den käm 
© fichtag nymer mer an. 





Der jhmwertelen wurzen. Der ſchwertelen wurczen by 
1 treitt, dem mag fain tüffel kain layd noch fain ſchaden by 
vendem lib mit getun. wer ond) diejelben wurczellen under aines 
ieffen menjcjen houpt guot gewand tut oder darinn fait, jo fait 
r tüfel mas man in frauget und flücht von danne zu Hand. 
ol. 101a.) 

Sſchie ßen. em im Meyen ſchiß ein Gutzgauch; nimm 

zwu ſchwingfedern im rechten flügel; ſtoß fie freupiweiß durch 
3 herz, pindt an linden arm, jo drifſt du den ſelbigen dag acht 
16. Laß ein Meß darüber leſen. 


Item nim das Herz von einem Maulwurif, windel oder widel 


462 
es in ein wegwart blat; bhiet es under dem rechten mem | 
du allweg was du wilt.“ — 
Item das ein pür mit abgeh ſprich alfo: 
Pür verhalt als die Juden mit Chriſtum verhalten 
Im Namen des Vaters, des Sohnes und des hi. Geiftes, 
Sprich das dreimal, 


Item nimm ain Fledermaus, jchlag fie auf den Kor 
fie binot, ſchmier die Kugel darmit, worauf du ſcheußſt, da 
fu. probatum. 

Item ſchreib auf umpepitiet Pirgamein; trag es bei! 
fan man dich nit ſchießen, hend es einem Hund an Hals, je 
du in nicht treffen. 

Aus einer alten dandſchrift. 

Liebeszauber. Amore Item nim Jundfraue 
mad) ein Bhild darauf; gee 3 Suntag nacheinander ee t 
auffget, tauff das vor einem flijenden Wafler; gib im den $ 
wie fie heiſt; fo du geben wilt; ſchreib dem bilt die Carac 
die Bruft vorn auf ds bey + b +0 +2 +d; al 
ſez es zu dem feuer. wol heißer dem bilt gefchicht je hefti— 
zu dir eilt und bleibt nit auf. 

Item nim ein Ey, das am Samftag gelegt ift wor 
der man (Mond) in derjelbichen Nacht new iſt wortten; 
diefe Wortt darauff wie folget + esa -+ his + masmo + 
+ male + am + es + ; darnach legs in ein Teuer, fprid 
ich beſchwör dich N. bei der Kraft und Macht; die auf 
Ey gefchriben ift, das dir fo heiß werde nad mir als d 
in diefem feiver, das du fein Rue haben magjt bis du zu mr 
und meinen Willen vollbringft. 

Alte vandſchrift. 

Für den Frörer. Nim fchelfrautt und legs in bit 
zu früe for der junnen dreig dag nad) einander und drit in 
tagen auf fein loß ertreich mit feinem Fuß. es hilft. 


Und jo ſich einer gebrendt hat, jo ſprich diefe 





457 


Teufel und Befiber diefes Schatzes fahre fort! And 


d bald wie der Ali! 
om alten geſchriebnen Hefte and der Zuttlinger Gegend. 


gen, daß fein Andererein Wild ſchießen fann. 
eſſen Namen: N. N. 

ich, was du willft, ſchieß nur Haar und Federn mit, und 
ven armen Leuten gibft, im Namen + + +. Amen. Ich 
dich, Geſchütz, Stahl und Eifen, alle Menfchen, gut und 
Chriſti Blut und bei den Hl. fünf Wunden, Dei diejen 
ver Hochzeit Ehrifti, daß ich nicht beſchuldiget kann werden 
n des Vaters, des Sohnes und des HI. Geiſtes. Amen. 


zen vor Heren, die das Vieh bezaubern oder 
ter, die des Nachts alte und junge Yeute plagen, an die 
zu ſchreiben, Menſchen und Vieh dadurch ganz ficher zu 


z Alpdrücen nennt da3 Voll das „Schrätteln” und hält's 
unjauberen Geiſt. Auch in den Stallungen fieht «3 oft 
aus. Die Pferde find abgelaffen, der Schweiß und der 

ähne) find in einem fait unauflößbaren Knoten oder Zopf 

‚ die Pferde zittern, ſchäumen und find ganz matt und 

ven. Das Hat eine Here gethan. Auf folgende Weife 

zu helfen: Sprüd: 

ttenkopf, ich verbiete dir mein Haus und meinen Hof, 

te dir meine Pferd- und Kühſtall, ich verbiete dir meine 
daß du nicht über mich tröſte, tröſte in ein ander Haus, 

ſle Berg ſteigeſt und alle Zaunſtecken ebneſt und über alle 
eigeft, jo kommt der liebe Tag wieder in mein Haus, 

en. Gottes des Vaters u. ſ. w. 

e. Serifeld. 

Man madht ebenda auch links des obern Heinen Stallthär- 
ein Loch in die Wand, brennt ein Sreuz hinein und ftoppt 
em Spunten zu. 


Handſchr. 384 der Münchener Hof: und Staatäbibliothet 
t. aus dem Anfange des 15. Ihdts.) enthält bis ol. 103 





464 

Ueber die Wanderfagen Hat v. Tetlau in den, Jahrbiden 
t. Alademie gemeinnüsiger Wiſſenſchaften, Neue Folge Heft VI, 1 
eine, große gute Abhandlung geliefert. 

©. sl. 

Das Olotenläuken zu citer geniffen abenbficen Stunbe, bu 
nod) von alten Zeiten her in Deutſchland ublich It, allwo die Meile 
ſich ehmals wegen weitſchichtiger Waldungen leicht verjpäteten und | 
mit Gefahr verierten, war eine ehr gute Anftolt, um die Nähe eind 
wohnten Ortes anzuzeigen und jedermann jurechtzuweiſen. I. P. 9 
Syflem der Mediz. Polizei IV, 54 (1788). 

1, 

Ich habe manchmal, ſelbſt in Deutſchland zugehört, daß dat 
Landvoll in eine helltönende große Glode auch darum jein Zuht 
ſezte, weil jo der durchdringende Schall des geweihten Metalla die gi 
und die von ihnen verurfaditen Ungemwitter beffer abhalte: denn 
weiß ja, daß bei Donnerwettern nad) einem vom unferer Gerftiichlet 
erfonnenen Gebrauch ſogleich alle Gloden angezogen werden, um durd 
heiligen Schall Zauberer und alles Unglüd zu verjagen; obſchon wi 
anderwärts fagen werde mandes Unglüd ſeibſt durch dieſe Geweh 
herbeigezogen worden ift. Joh. Peter Frank, Syſtem einer vollſan 
Mediz. Pol. IV. Bd. Mannheim 1788 ©. 26. 

en, ı. 

Bon St. Aurelia, Pol. Sehaftian Münfter Kosmograpkei. ! 
1550 ©. 651, wo er fie aud) Orilla nennt. 

©. 


St. Wrid. „Dieles Kreuzzeichen haben gebraucht wider bie S— 
nen die Heiligen Magnus und Durandus. Wider die Storpiona 
HL. Vigilius, wider die Na gen, der fl. Udalricus wider die Dras 
der HL. Sylveſter und Margareta wider allerhand Zauberei. @ 
tirchen Festiv. 1148. „In dem Augpurgiſchen Biftumb find feine Ra 
wegen der Berbienft und Vorbitt der Hi. Biſchof Vigilius und we 
277."  „Anfonften wird von der vorberlirten Gruft, wo der hL Uli 
Jahre lang begraben gelsgen daß hl. Erdreich noch herausgenommen, 
ches alle Raten vertreibet, wo folge Erden mit Ehren aufbehalten v. 
Basilica v. Kiftler 1712. 2° ©. 32. 

Ragen=Haupen, augsb. ſchwäb. Es feinen Raupen ey) 
ten vollsetymologiſch durcheinander geworfen worden zu fein. 4 

Sf. 


Wenn er zu der Bürgers oder Bauernfrau mit unbegreifliger & 





450 


Für den ſchlag. ch beſchwer dich ſchlag und ſchlag, den 
ir der tüffel gab, daz du nit witter griffeſt und nit tüffer grabift, 
iehen macht und nit tötten Iegift; das bütt ich dir by dem vater 
nd fun und baillgen gaift; by miner frowen ſant Marien und 
iher maiſter jeglichem 3 peter noster und 3 Ave Dlaria. 


Für den flug. Ich beſchwer Dich flug ırott by Gott als 
ch dir das gebott und by dem Hailligen tag und by dem hailligen 
eb, daz du nit witter griffeft u. ſ. mw. 


Wilt du den wurm fegnen, daz er ftierbet, jo ſprich diſe 
wei: } der wurm warend dry, die jant Jacob biffent; der ain 
a8 wiß, der ander was ſchwarz, der dritt was rot, her jant Job 
m wurm iſt lig tod in dem namen des vaters u. |. w. (Fol. 
Ira.) 


Tas iſt für den prand. 
Unfer her gieng uber Land 
Da fach er riechen ainen brand: 
Uff huob er fin hand 
Er fegnet den brand 
Daz er usrod). (ol. 1205.) 


Für das pluot verjteln. Unſer licher herr Jeſus Chrift, 
x weit dry brummen; der erjt was milt, der ander der was gut, 
kt drit der was Jeſus pluot. nu mueße du biuot jtille ftan und 
nüfiſt des nit lan Durch den namen der den tod und marter an 
om hailigen crücz nam. amen. 


Daß ift ain guter fegen. 
Und ſprich alfo: hüt tritt ich under den grünen jal 
Afo ſchlauffind die figind uberal 
Alſo müeßend alle die fchlauffen fin, 
Die mir jhand oder ſchad wöllind fin. amen. 
ıd nem den zu derfelben ftund, da du under fumft ain grünfes 
glin und Hab es allweg bi dir und fegen pich damit. 


Tas iſt der mwundjegen das pluot verjteln. Ste 


466 
und großgezogenen Knaben. Antiquarius des Nelarfiroms 174 
Unter den wenigen Meliquien Berenas, von denen man überha; 
hat, ift es gerade ihr Gürtel, der fie aud) als eine die Ehen und 
beſchirmende Heilige aufs deutlichfte bezeichnet. Diefer mar in 
maligen ſchwäbiſchen Reichsſtifte Roth verwahrt. Er wirb n 
meinen Brauche den Frauen bei ſchweren Geburten gebracht. 
ſchen Raifers Nudolf Sohn, Herzog Yohannes, Landgraf im E 
durch Verena's viel vermögenden Beiſtand zur Welt geborer 
Richter, Sigprangender Triumpfiwagen Verend, Augsburg 173 
81, Ein Stüd von dem St. Verenafteinfrüglein hat be 
von St. Blajien erworben und daft den Zehnten im gar 
Waldshut an das Zurzacher Stift abgetreten. Rochholz 139. 
Kamme erſcheint St. Verena in einem Waldchen bei Ober 
Baden, Schweiz S. 141. 
© 40. 

Ein Paar abergläubiihe Städten aus dem O 
Fach. Tegernſee, ein bairijches Kloſter, theilet ein wunderbareg 
das fogenannte Quirinusöl*). Diejes Oel ift eines der feinfl 
oder Vergöle, jonft aber gar nichts uͤbernaturliches; in einem erj 
Jahren öffentlid gedrudten Auffag, unter den Titel: Urfprung 
oͤrauch des fogenannten Heiligen Cuirinusöl, welches bey Alofle 
ſee in Oberbaiern aus der Erde hervorflieht, wird ed als ein d 
tiges Mittel angeprieſen, das befonders Lahme, Gid;tbrüdhige, 
ſchadigle, mit Kopfwehe, Zahn- und Magenjchmerzen Behaftete, 
hunderterley Arten von Krankheiten aus den Grund ausfuriren 
Notabene zwey Gebete au den heiligen Quirinus geiproden m 
in dem eben erwähnten gedrudten Aufſatz vorgeſchrieben ftehen. 
tige Einfalt, oder Heiliger Vetrug? möchte man hier fragen. 

Anctootenbuch für Tatholifche Priefter. Erites Banden. In allen deut 
handtingen zu haben. 1787. 





Das Venediftinerlfofter St. Ulrich in Augsburg handelt m 
putver, oder mic) anders auszudrüden, beſitt ein Arlanum, weh 
die Ratten äußert probat fein ſoll. Es beftcht in weiter nicht 
einem bischen Erde von dem Grabe des heiligen Ulrichs, der 1 
Lebzeiten fein Biſtum von allen Ratten zu befreien wußte. Rü 





*) Heute fteht die Oelkapelle nod; einige Quellen ol 
Naphta entjpringen unter ihrem Dade. Man janmelt j 
40 Mob, Staub, Yair. Hochland 196. Rochholz, Gaugdninen 





ber erztatholiiche Schwachkopi wird ſich den 
Hüchen wider mid weriun, dal; eben Gah 
der Heiligen anbethe, ſondern sans farm für Aberglauben, 
ag erfläre. ber was fümmerts mich? id halte mid) feſt au 
des Tridentiner Kirchenrathes, vermdg welcher feine neuen 
ohne Vorwiſſen und Gutheiffung des Bilhois zuzulaflen find. 
rägt fi alſo, ob das Quirinusöl von Tegernjee, und die Rat- 
m St. Ulrich ſchon vor den Zeiten des obbenannten Kirchen» 
ng und gäbe waren, ober nicht? Der Verweis beruhet auf au« 
Urkunden ; lann man feine vorbringen, fo frage ih weiter um 
liche Approbazion. Iſt auch dergleichen etwas vorhanden, jo 
wol Heut zu Tage eine vernünftige Revijion derjelben fordern. 
iR nicht zu leugnen, daß man vor Jahren noch gar leicht 
vieler Hilfsmittel zur Unterfuchung übernatüclicher Ereignifle aus 
mhyfitaliſcher Kenntnife beraubt, und überhaupt gar unfleikig 
ich geweſen ift. Mag daher an Alterthum, heilige ehrwürdige 
und Eagen blindlings glauben, wer da will; ich glaube nicht 
’, und fein vernünftiger Katholit thut es: am allerwenigſten foll 
eſter thun, von dem das Bolt Wahrheit und Gewisheit erwartet. 









Balburg zäplt außer den zalreichen bairiſchen Kapellen auch 
ben ihrer mehrere. Die St. Waldburglapelle 4 Treppen hoch 
Baldburg jüböftlic von Ravensburg. Erfolglos (nach den Bols 
518) erbaten fi die Grafen chmals St. Walburg-Reliquien 
Shase der Jeſuiten zu Köln. Rochholz Gaugdttinen 17. Die 





a 108. 


geſchwitzt. Albert Winterhollers Messis Evangelien, Augel 
1717. S. 281. In der Heinen Kapelle des Schloſſes Franzi 
verii Hing ein Mannshoher Eruzifitus „nod) bei Lebzeiten jahe 1 
Breitag häufiges Blutfhwigen Sobald aber Kaverius 
hörte es auf zu fliehen. Nod zur Stund fichet man dieſes En 
dajelbften Tängft den Armben und Schenleln wie auch am bi 
am der Seiten mit geftoftem Blut übernommen.“ Franz Xaver 
tägige Andachtsübungen München 1719 ©. 120. 159. 
Sf 

Die Schweiz Hat auch ihten St. Meinradsflein im Gr 
ton Luzern. Es ift ein Kallblod mit Spatabern von 15° Machtigleit, 
mit der Strafe parallele Höhlung hat; eine Vertiefung fol von E 
tabs Knie herruhren ; der Stein ift heilfem. Unzeig. f. Echwei 
tum II, 75. Bu Manfioeil in der St. Fridolinslirche find in der 
Stein zwei Knievertiefungen, die einjanten als der Heilige den 
vom Gerichte zu Muſinen erhielt und innbrünftig betete. Vobu 


1858 ©. 104 fi. 
©. 60, 66. 285, 307. 


Zu Legenden: Gute Betha. Gegen den Bethatult 

unter andern zwei ſcharfe Gegenfriften, deren Titel heißen: 
1 
Newer Wunder Spiegel, oder zehen Wunder: und Walfarts 
Bredigen: darinn zuvordrift insgemein die Hauptleht von Wum 
gründlid erflärt: darauff ein außfuhrlich Eramen oder Mufe: 
Papftiſchen Wunder, in drey Hauptpuncten angeftellt: Fürters ir 
von der verſchienen Jars entftandenen newen Waljart zu der g 
Guten Betha Graab vnd Brunnen gen Reütin im Keiftergäm, ! 
Wundern gehandelt, vnd der Grewel vnd Verwuſtung klärlich da 
vnd dann die Frag, Warumb bey den Euangeliften feine Wundı 
hen, beantwortet wirbt. Dem allein Wunderthätigen Bott zu E 
der Warheit zu ſtewr, dem vbel informirten Gegentheil zu gru 
Vericht, ond allen Rechtglaubigen zu Warnung, vff vielfäftig 
jampt vier Negiftern, zum Truck gegeben, durh GEORGIVM 
MAN D. Pfarrern und Porftehern der Kirchen in dek 9. Reid 
Kempten. Getrudt zu Kempten. Anno 1624. 
u 

Georgen Zeaemanns der 9. Schrifft Doctoren grundliche Apolog 
Verantwortung jeines Anno 1625 getrudten Wunderjpiegels. O 
tige Abfertigung deß grundloſen, Läſterlichen, Liederlichen Geſchws 


: zu End beggefüigter beiheidenlihen Ehrnrettung wide c 

einem Vornemmen Herrn Rechtsgelehrter außge ut 

ag. Mit Approbation vnd Pelieben anderer Fürtreülichen 

m der vugeanderten Augſpurgiſchen Gonfekion der Warheit zu 

Trud verfertiget. Sampt denen darzu gehörigen Negiflern. Me 
trudt zu Kempten, ber Chriſtoff Kraufen 1627. 


igäglich folgende Stellen. 

Borrede. Aber e8 hat dieß Knechtle die I. Maria jo hoch 
liren fönnen, man bat ein Zeit hero im diefer Reſier mit ger 
Brancikanerin, der Guten Bethe oder Giifabetb von Reütin 
äger geprangt. Die Walfarten, welche Gegentheil der J. Mariae, 
Kimmelsfönigin zu Ehrn geftifftet vnd angerichtet, ſeyn faſt un» 
lber nad) den man im verſchienen Jar der Guten Betha Graab 
vnd die Leüth recht in die fprüng gebracht, Hat man der Mutter 
md anderer Heiligen in dieſer Sandsart hier zu vergeffen ange» 
mb ift hingegen der Betha (welche dod vom Papft, meines wil- 
b mit canonizirt, oder in der Heiligen Zahl eingejchrieben worden) 
ı merdlier und gleichfam vnglaublicher Anzahl gen Reitin zus 
geritten und gefahren, alda die Walfärter gar unter den auf 
Sud) vom Boden erhöheten Graabſtein geiäloffen und geltochen, 
7 demfelben ihr vermeinte Andacht, mehrerntheils auff dem 
gend, vnd mit außgefttedten Armen verrichtet, die doch mieiften- 
derrichter Sachen, vnd etwa elender, al fie hinlommen, widerumb 
a muſſen, vnd aljo nur müde Fuß gemacht, und das Belt onnüg- 
hit, benebens ihren furwitz gebüffet. 


can 














470 


biefer Beiha fon anfehen left, dero man etlich Wochen her wenig ı 
geachtet vnd nachgefragt haben fol) jedod nad) dem verſchienen Son 
das Geſchrey vnd geläufft von Tag zu tag gewachhen, vnd viel dert 
rigen, an vnterſchiedenen Orten, durch dei Gegenthells hoch vermeſen 
auffhörliche Provoentiones vnd hohnſprechen etwas beſturht, und in 
macht worden, etliche auch den Wunder nachgeloffen, vnd mie vbet 
im Auguſto ein Exemplar dei zu Ravenſpurg von ber Bethue Leben 
Wundern getrudten Büchleins von eim guten Freundt zulonmmen, % 
theils ſchlechte lacherliche lindiſche Sache (Nugas et Risus, mies # 
hardus nennet) theils grawſame, erjhrödliche, vnerhöorte Gotlesleſtern 
au finden, vnd ich auf demſelben Gegentheils intent bald verſpurh 
nemlich Sie (die Authoros dei Büchleins und Layodrazgrs verſich 
die Arne Betham gern mit dem allerheiligften Sohn Gottes, vr 
einigen herrn vnd Hepland Jeſu Chrifto vergleichen, vnd ihm at 
Seiten, ja gar in jeinen Stuel jegen wolten, wie vor Jaren mit 
Wrancifco, Klara, Gatharina von Senis, vnd andern mehr geichehen 
din ich tragende Ampts vnd Pflicht halben wothorungenlid ver 
worden, ſolchem Vnchriſtlichen ja recht Antichriſtiſchem Vegunnen abı 
Gangel, mit gebirendem Eyffer, doch möglichſter Beſcheidenheit zu k 
nen, vnd die weitleufftige fehr flrittige Materi von Wunderjzeiche 
ich hievor, in widerlegung deß Kelleriſchen Comments, auch der Roll 
nad) tractirt, von Newem zu reaſſumiren, vnd in richtiger Ordnung ı 
deut» vnd außführlicher zu tractiren. 

Alles anders für diekmal genslid) zugeſchweigen, hat man freyli 
zeit Hero in diefer Gegend vnſers teils groſſe Vrſach gehabt, die 
zogene Bernhardiniſche Mag zu widerholen, jonderlih nad) dem die 
Walfart gen Reutin im Heiftergäw, ohn gefähr ein Stund von I 
zu der vor 203 Jahren und 8 Monaten allda verftorbenen Ronnen 
Guten Betha genannt, Grab vnd Brunnen aufftommen, darvon 
je vber ein Jahr, nicht aflein auffın Land, unter dem einfelt- und‘ 
alaubigem Vawisbolg, jo id leichtlich bethören, vnd bey der Rajen 
ziehen leßt, fonder aud in etlichen berühmpten namhafiten Stiften 
Stöftern, da man wol nöthigers zu thun, vnd wa man fonften zufaı 
tommen, jo viel fagens vud mährens, ruhmens vnd prangens ga 
als 06 Bnfer Liebe Fraw ſelbs, wies Gegentheil zu nennen gewohnt, 
hafftig von Himmel herab fommen were. Daher man bin vnd 
auff den Ganteln, anderer Heiligen gleichſam vergefien, vnd faR 
dieje Heiligfte Klaufnerin, wie fies fitulirt, als cin Newe gewaltige! 
derthäterin vnd Verwüſterin der Keher, dem gemeinen Bold aufs 
gerühmmbt, Hingegen allen Evangeliſchen Lehrern oder Prädicanten m 








werichens austommen, w m 
ich dieſer Tagen in Privatſchreiben geiunden, ct srieten, 
Begentheil darmit gewaltig prangt; als bin id} nothdrungenlich 
worden, diefe Materi von Mundern (ungeachtet ich diefelbe vor 
ren in Wbleinung deß groffen Comments, Welchs der Jeſuit 
Catholiſch Pabftumb genannt, da es doch ein lauter Stüd« 
werd if, grundtlich tractirt) vmb de gemeinen Boldswillen 
Iredigen, foviel auf der Kanzel von Nöten noch deutlicher und 
pr zu erflären u. ſ. w. 


u iſt diß nicht allein vor Jahren geſchehen, fondern cs wehret noch 
entigen Tag. AB im Lands Bayren pflegt man zu jagen: Sihe 
Salvator. Remlih zu Bettbrunn, in der Wuſten, im Kö⸗ 
orft unter Ingolftadt. Wann einer hinfompt, fo findet er ein 
a Zilolein, oder Götzlein, welchs eineft allein in der Vrunſt fol 
feyn, fo fie den Salvator nennen, vnd id) etfid mal (eineft mit 
IHifips Lutzwigen Pfalggraven zc. Hochſeligſter gedächtnuß) ne- 
dem (fagen Sie) haben fi viel hundert Perfonen verlobt, 
lffen worden. Item: da ift vnſer 2. Fraw zu alten Cetingen, 
Lenhard, da ift S. Benno, deſſen Gebein ıman hievor auß Meiſ- 
dunchen gebracht. In diefer Pandsart jagt man; Ta oder dort 
Berg Andechs, auff welde Walfart Pabſt Sixtus V. einen fehr 
Haß deſchlagen, da ſeyn fo viel Heylthumb, welche ein Mauß 
B Aber vnſer fiebfter Her vnd Seyland Jeſus Ehriſtus ‚Sat 





* 


472 


Guten Betha, dero man ein geitlang hauffenweiß zur und nadgelaufleı 
wie wol vermutlich, daß ſolch Geläufft nad) vnd mad) abnemmen, b 
die Betha ihren eignen Cultoribus bald erlaiden werde, teil bie Ka 
meiſtentheils ohn alle Hutff vnd nuthen, theils elenber vnd brefthat 
alß fie hinlommen, darzu mit leeren Gedeln vnnd Bauchen wien 
heimgiehen müſſen. Wer nu dieſe Gute Betha geweßt, vnd mas m 
von ihr ſchreibe, darvon haben wir im nechſter Predig zu teben an 
fangen, jego aber müfen wir weitern Bericht ihun, vud die pbrige Pı 
chen auch erzehlen. Darvon zwar noch viel Predigen kundten gebal 

. werben; Uber weil ich dieſer Materi auß bewußten Vrſachen | 
mir jelbft laid were, wenn ich mich länger darmit auffhaften müßt, 
wit id) die Ginterftellige Poften auf dem Büchlein auffs fürgeft yulam 
stehen, vnd, jo viel von nöthen, vff die Prob legen. Denn fie mehn 
theils feiner Widerlegung wertb, fondern recitando ſich felbs ehuli 
Gott geb, dab es zu ſeins heiligen Namens Ehr und Erbawung id 
Kirch gereiche. 


Der Sawrbrunn ſchmedt mix Gott Fob, noch wol und befier als 
Betha Brunn, der mid) je länger, je weniger gefüftet. II, 34. 


So ift es auch die grundliche Warheit, daß man dor zwei Jar 
da die Walfart zu der guten Betha aufftommen, in diſer Sandsart as 
ver Heiligen ſchier zu vergehen angefangen. II, 78. 


Ein fürnenmer Gaftgeb hat allen denjenigen fo bei ihm eingdd 
frepe Zehrung verfprochen, wenn ihmen bey der Guten Veiha Grab ı 
Brunnen geholffen twerde; aber es ift nicht einer wiberfommen, der fol 
von Rechtswegen und Rrafft beſchehener Zuiag von ihm hette ſon 
dörffen. II, 246. 


Ohn zweifel muß es ihm noth gethan vnd er villeicht gehört had 
daß es mit der Wallfahrt zur guten Betha und dero Wundern ans 
au torleln und zu ftolpern, deßwegen ers feinen eufierflen vermögen # 
ftügen und vnderpiltzen wollen. (Vom Jefuiten Graf, der dafür fhru 
11, 25. 

S. wii. 


Vergleiche des Teufels Fußftapfe in der Kreuztirche zu Dresden. 1 
bers Deutſche Stadtewahrzeichen S. 102. 
©. 60, 65. 208, 34. 


Sonntagsheiligung. Gregor von Tours beridtet mehrfad von Se 
tags» und Beiertagsfreveln; eine Frau die ob des Taigmadens M 






jefangen geteßt. — 3wyqen 
ten feiten des fees lat 5 
Xerg . . in einem jun 
umbjogen, wird von dem landzcl 
ın eim flilen ort mit eim finfern wald umbgeben und mit 
ranfet, domit niemand jn erzurne. Dann man jagt... 
as mit fleiß daryn werff, fo entipring ein graufam itter, 
mwollenbrud .... Es iR ein wundergroße ſag voh jm umb 
3 man auch fein fremden Menſchen auf den Berg Reigen lahl, 
jegne nit in ein la vom waſſer fomm. Sch. Münfer, Ros- 
11860. ©. 442. 








19 if in der Schweiz ummeit dem Pilatusfee ein feuerfpeiender 
erſchredlich langem Schweife geſehen worden. Yan. Exil, 
e, Predigten. Rümb. 1721 ©. 1. 


Dr. Karl Robert Pabſt, über Geſpenſter in Sage und Tid- 
(ern) ©. 48 fi. „Dieſer iR zwar lein Geſpenſt in der Be- 
18 ins Leben zurüdtehrenden Toten, denn er if ja gar nicht 
aber die durch höhere Gewalt über jedes natürliche Maß aus- 
id durd fein natürliches Mittel zerlörbare Lebensdauer gibt 
weſentlich geſpenſtiſchen Charakter.“ Rochholz Schweiz. Eagen 


% 


anderthalbhundert Aabren ſaat der oben erwehnte kuhrdfälziſche 


3 
Ki 
iu 
7 
4 
i 








ıbräcenebate. ; == bageln*") Schmell.3, 502. Wadernagel in Haup 

5,200 17. Nubus serauune. Vor Zt Salt. Es iſt periöntid 

des Molfengeiftes: Einer von Geſchlechte des Regens und des Hagels. 

Unholden gegenüber bewahrt ein Heiliger vom Bregenzer <ee un 

aus dem erften Viertel des 12. Ihds. Merbot da8 Haferfeld eine: 

durch fein Einſchreiten vor Hagelſchlag. Uhland, Schriften 8, 4: 
S. 82. 


Sich Teophil Rupp, Reutlingens Borzeit 2. Aufl. ©. 48 | 
©. ff. 


Das wütende Heer**) Unter dem wiülenden Heer 
Mander injonderheit den geipenftiihen Aufzug deß fo genannte 
Eckards, insgemein aber meynet ınan heutige Tages danıit das. 
ihrey und Gebell der Hunde, fo der Teufel mandes Mal bei 
den Wäldern anrichtet. Und in diefer letzten Bedeutung iſt es zu 
was ich jett erzeble. 

Aus gutem Grunde wird der böfe Feind in heiliger Schri 
Jäger und Bogel-Beiter verglichen, der den Wilde und Gefllge 
und Sarnen legt. Seine Verſuchungen ſeynd Nee und Loc-Kör 
mit er die unfürfichtige Seelen zu fahen bemühet ifl. Und wie 
verdrofiener Jäger weder Hite noch Kälte fcheuet, ſonder Tags uı 
dem Wilde nadhftellet, auch, ob er gleih etlihe Mal mit ledige 





*) Rechtlich Bedenken von Zauberey. 
**) Wigamur 1289: (day uns) fein regen verſchrate. 
***) Am 16. Januar 1869 hielt Dr. Galmberg in Züri ei 


ihero der Menfch, die geiagte Hindinn. immerdar alle 
muß: daß er den Schlichen Dich hie 
werde: und dem Zeitlichen nicht zu sehr nadıianen, 
ioch gelangen werde von dieſem argliftigen Näger, der die Sicheren 
en berudt. 

ıfier ſolchen unfigeren Jägerey aber ftellet der böfe Geift mandes 
ich wol eine fihtbare Jagerei, oder vielmehr ein Aflen-Spicl der 
1: den Leuten entweder zum Spolt oder Schreden; oder auch, daß 
mmal wan er fi in eines Verftorbenen Geftalt dabey ſehen laßt, 
ſcher Einbildung, es fei der Berftorbene ſelbſt, der alſo in den 
m herumgehet und jagt, beiriege. Wie dann vor diefem die Den 
er geglaubt, der Geift ihres ruchloſen Königs Abel ritte in den 
fen und einig andrer Orten auf der Jagt ſichtbarlich herum; da 
ein Aufzug des Teufels geweſt. 

an verfidhert, daß er manches Mal and) wol ellicher annod leben, 
onen Geftalt und Weiſe zu jagen gar lebhafft vorſtelle 

ı meiner Jugend ward foldes in einem gewiſſen Lande von einem 
Merten alten Gavallier, der feinen Unterthanen fehr übel, undprifts 
tyranniſch mitzufahren pflag, gar ftard geredet; nemlich dak man, 
och lebte, gar offt in den Wälvern fein Ebenbild erblidte, daneben 
ne Stimme gar kennilich fehreyen hörte. Ch der blofie und all» 
Haß feiner Wüte oder die Warheit ſolches Gerucht ihm ermedt 
mm ich nicht wiſſen: fo viel aber if} meiner Gedächtniß noch ber 
vo er Über die Maſſe gern zu jagen und die arme leibeigne Leute 
enug abzumatten pflag: wann fie aber aus Ungedult davon in 
änder entfliehen wollten, und duch feine Nachſetzung wieder ere 









mer ui 








476 
Wort geſchati haben; gleich jenem Edelmann, von welchen Yohanns RR, 
erzehlt, daß, als man ihm im feinem Lehten ermahnt, ſich mit dem Jh | 
Pfennig dei heiligen Abendmahl zu verfehen, uud Gott durch ein 2 
fertiges Gebet zu empfehlen, er auf fein gut Holſteiniſch geantworich 
ja! dat tumt nod wol! (Es hat mod; gute Zeit damit!) hingegen: 
feine Jagt⸗ Hunde Herbey holen laſſen, und nachdem diefelbe, ihret 
nad), ein grofies Iagt-Geheul und Gebell angefangen, mit gefaltenen 
den feines Theils gar beweg- an Seiten der Umftchenden aber: ganl 
cherlich geiproden: Och du lewe Gott! weld een arm verlaren 
Hinterlat id! (U) du lieber Gott! weld) ein arın- und derlohrnes 
Hinterlaffe ih!) und alfo mehr für feine Hunde, als für Seel und 
teit, Weib und Mind geforgt. Bon dergleichen Iagt-verpidhten, 
Verſonen fage ich, fteht gar leicht zu glauben, daß der Teufel nad) 
Tode ihr Gedächtniß in den Wäldern offt begehe, ihrer Geftalt: und 
Manier nahäffe und die Leute dadurch erfchrede. 


65 Tigt ein paar Meilen von hieſiger Stadt ein grofes Dorfl 
allernechſt daran ein Wald. Dajelbft muifte ich einsmals auf der Kt 
im Wirtshaufe übernachten. Als ih nun nad) dem Abend-Ffien mid, 
ungefähr um halb zehen, ſchier zur Ruhe legen wollte und mit meinem 
Reis-Gefährten am Fenſter fund; erhub fih in dem Walde ein Iberasd 
lautes Jagt-Gejchrey, Gebell und andres Getimmel, nicht anders als ab 
man in vollem Sehen begriffen wäre. Und folder Jagt Larm wirkt 
ſchier, meines Erinnerns, eine halbe Stunde; ſchallete bald Lauter, bald 
gelinder oder leiſer, bald näher, bald weiter: biß er fih endlich gar Hd 
in den Wald Hinein zu ziehen und zu verlieren ſchien. Ob es bermadı 
da ich aflbereit ſchlieff, nicht wieder angefangen zu jagen, lann id mil 
wiffen. 


Deß Morgens berichtete uns der Wirth, daß es um den Neuem 
(der damals eben im An- und Gintritt war) allezeit ſich alſo härm 
Tiefe. 

Diefen nad) glaube ich feitdem um fo viel Leichter, was der The 
logus Dr. Müller in feinen Informatorio gedentt, daß eim Fürlih 
Medlenburgiſcher Sceretar ihm erzehlt habe, er hette ſich einsmals it 
Walde dergeftalt verirrt, daß ihm die Nacht dafelbft befallen und ſich bu 
hernach ein groſſes graueriſches Geräuſch und erſchredliches Getimme dE 
gleichfam einer ſtarden Jagt von weitem hören laſſen wehßwegen er eilems 
abgeftiegen, fein Pferd an einen Baum gebunden, unter dem nedf daher 
ſtehendem ſich auf die Erde gelegt und in feinen Reis-Mantel gewitelt: 
Da dann endlich das (fo genannte) wütende Heer näher gekommen, wi 





urn ame Ann ensen muy we un 
nan die Qugenotten (oder Reformirten in  Rrandrei) endlich 
at: Mafien ſolches dieſer Bericht Thuani bezeugt: 

n jedweden Städten der Gebrauch, dab man die Rinder und 
Weiblein mit allerley ertichteten Abentheuren, Gejpenftern und 
tern jhredt: alſo ſpricht man zu Tours, daſelbſt reite König 
tadhts um die Stabt-Mauren, ſchlage die Leute, fo ihm begegnen 
Fe gar hinweg. Solchen Namen hat man hernach von fol 
fe den Reformirten in Franckreich angeendt, und fie Quge- 
umf: weil fie gleichfalls bey Nacht zur Predigt und zum Ge: 
ſammelten; indem fie es bey Tage nicht durfiten wagen *). 
we. €. ff. 


ihr vor fünffgig und etlichen Jahren Haben fih auff einer be- 
'hen Schul in Teutihland etliche Studenten bei einem ſtarden 
einander luſtig gemacht biß in die Nacht. Als fie nun, in 
der Stadt ligendem Walde von Fernem das Wütende Heer 
dager · Geſchrei vorüber ziehen hören: ſchreyet derjenige Student, 
Andre auf feiner Stuben bewirthete, zum Fenſter mit einem 
d haltendem Glaſe bey vollem Rauſch hinaus: Es gilt einmal 
Beſundheit! Bring mir aber aud, wenn du was fähelt, ein 
mit! Als er num deß Morgens aufftcht, hangt ein Biertheil 
verredten Pferde an feinem Fenſter, welches von Maden und 
gen wimmelte und einen unerträgliden Geftand auöftreuete. 
unbefonnene Etudent bemüfiigt worden, felbiges Aas durch 
blager wegnehmen zu laſſen; kurtz aber darauf um feine Ber- 
mmen. 








478 





einem Gefährten ziemlich ſpat hinweg geritten, auff daß man ihm 
feinem Trunck weiter mögte zuſehen. Weil ihn dann vor Erreihung 
noch zu weit ligenden Stadt die Nacht überfallen, fei er gezwungen m 
den, um bie Verirrung zu verhüten, jammt jeinem Nitt-@eführten ab 
fteigen, nahe bei einem wolbefandtem Bach, und die Pferde an einen Ba 
zu binden. Wie fie aber faum auff ihren, am Hauptfüfjens Stall u 
gelegten Neitmänteln eingeſchlummert, wären fie von einen worbeyjahn 
den Jagerey plötzlich auffgewedtt: da fie dann bey ſchallendem Jaherhe 
die Hunde beifen, die Jider ſchrehen gehört und ber Fun gan nahe 
ihnen vorüber gegangen: Worüber nicht allein fie fein wol gefchtigt, ft 
dern auch ihre Pferde gezittert, und mit den Füffen geftampft. Mn fi 
bes Spiel habe ſchier die gantze Nacht durch gewahret, indem der fü 
batd in der Ferne erſchollen, bald aber fid) wieder zu ihnen genahel # 
in vollem Trabe vorbeizogen. 

Hötifther Protene. S. 89 f}- 


Doctor Johannes Niderius, weiland ein Mind Prediger Or 
welcher ums Jahr 1430 geflorirt, gedendt in feinem Formicario, er # 
zu Nürnberg, Gegenwarts vieler Biſchöfe aus Teutſchlande, von EM 
Petern von Augsburg erzehfen gehört, man Habe um die Zeit, ad t 
Huffiten-Rrieg in Pöhmen feier angehen wollen, gegen einem gemiflen U 
an den Vöhmifchen Grengen bey Nachtzeit nicht allein ein Geſchrey vie 
toibereinander jechtenden Reuter gehört; fondern auch offt die Reuter Id 
in Kleidern von alleriey Farben geſehn: Worüber einsmals in dem ned 
dabey gelegenem Schloß zween fühnen reifigen Knechten die Luk im 
fonmen, folgen Lärmen derſönlich zuzuſchauen und ſich alſo der tehi 
Gewißheit zu verfihern. Geftaltfam fie ſich dehwegen bey Race 
Pferde geſett und dahin geritten. Bevor fie aber näher Hinzu gelam 
Hefte fi der Eine geſcheut weiter hinbey zu reiten, und zu feinem 4 
führten geſprochen: Wir wollen uns dran begnügen laſſen, daß wir Did 
gefehen. Ich mag diefen Abentheuren nicht näher fommen. Die W 
haben zu jagen pflegen, man müfte mit dergleigen nicht viel fder 
Der Andre aber habe feiner gefpottet und ihn als einen verzagten fh 
Menſchen verlacht; gleich damit fein Pferd angeftocen und jeg dn-ı 
blidten Nadt-Reutereyen, die er für eitel Schatten: Wert und Spiel 
Fechten geachtet, gar fed und unerjchroden entgegen geritten. Wob 
aber jey aus den vorderften Truppen ein Reuter hervor gekommen, 
ihm den Kopf weg gehautn, und darauff die Ructeht zu jeinem Ir 
pen genommen. Wie ſolches der Andre, welcher aus Furcht ein wenig 
tüct geblichen war, gejehn, habe er fi) auf die Flucht begeben, und 





m 


4 finm Romeraden ergangen, im Schloß angezeigt: folgenden Morgens 
Alte der entlöpfite Rumpff an der Stäte, da die Enthauptung geſchehn, 
"er Kopff auch unweit davom im demifelbigen Thal gefunden, wo man 
Älkero die Reuter gejehn; doch aber Teines Menfchens Fuhtapf not eini: 
Mt Sufihlag verfpührt worden; fondern an theits moraftigen und fotich- 
Im derlern mr einige Spuhrt ⸗ eichen von Bögel-Rlauen *). 
ende zu ©. 214, 216. 


Aus Spangenbergs Welsfpiegel abgedrudt im Wunderbaren Todes 
kan von Theodor Kampf 1752. S. 148 fj. „Und da furnemlich ber 
kiker feine Spectacula under den Ungläubigen ober einer falfgen Reli» 
ion zugetfanen, zu praesentoirem pfleget, bei welchen feine wahre Bufle 
Iatfinet, To hat er fih über nichts zu befürchten. Ich lann nicht um» 
Fein Egempel aus Spangenberg Welsfpiegel p. II, 1. 13 anpufühten, 
im zu jeigen, ‚wie fidher und confident der Teufel mit folden zu Werte 
ke“ — „Hieher fan auch das Grempel Brunonis Bilcofis zu Würze 
burg und andere teferirt werden.“ 144. 

2.91, 110. 


Vrgl. Rochholz, Gaugöttinen &. 22. 


2100, 122. 


Nachfolgendes ift dem ausgezeichneten Werke des Forſchers auf dem 
Gebiete der Mythenforſchung Dr. F. L. W. Schwartz entnommen: Der 
Uriprung der Mythologie. Targeftellt an griehijcher und deutſcher Sage 
von Dr. 3%. W. Schwartz, Oberlehrer am hieſigen Fridr. Werderſchen 
Spmnafium. Berlin, Herz 1860. 8". ©. . 

‚Ueberaft aber, wo Heilige nun die Rolle des Kampfes Übernehmen, 
hen wir wiederum alte dem Dradentampf und dem ganzen Naturfreis, 
in dem er fpielt, angehörige Elemente ſich anſchließen. Am berühmteften 
# in diefer Hinfiht der Cultus des Heiligen Georg geworden, der 
von Poläftina und Sprien ausging, doch galt auch neben ihm der heilige 
!peodor als Drachentämpfer und in Gallien wird frühzeitig ſchon eine 
Statue des St. Victor erwähnt, mit dem Drachenbilde zu Füffen**). 
Aug die Heilige Margaretha erſcheint mit einem folden, weshalb die 
"gende fie dann mit dem heifigen Georg in Beziehung brachte, daß fie 
ie Jungfrau geweſen, welche der Heilige von einem Drachen befreit habe. 











*) Johann Nieder. lib 5. Formicar. e I fül. 335. 
**) Die benuzten Data find entnommen den Comment. de 8. Ge- 
8. 





"zio in den Au 





480 

Ih muß nun Pontanus und Anderen, welde die latholiſche Kirdhe 
Kehzer erflärt hat, beiftimmen, wenn ſie meinen, daß beim hi, 
urjpränglid an den Georg Eappador zu benten jei, der mit Gem 
in den Biſchofsſitz des Athanajius zu Wlerandrien eingefegt wordt 
und als er unter Julian einen heidniſchen Tempel plündern wollte, | 
einem Aufftande ermorbet wurde. Auch ic glaube, daß der bl. Geer 
urjprünglic ein fyrifhsarianifger Heiliger und fein Kampf mi 
dem Athanaſius die Veranlafjung gegeben habe, daß in dem damals ard 
nifc-gefinnten Syrien fid an ihn die Vorſlellung eines Vorlampfers # 
achten chriſtlichen Kirche angeſchloſſen, worauf er, bei dem dert Gemillhen 
einmal vertraut gewordenen Bilde bon bem Gegenfat; der chriftlichen Rind) 
und dem Draden, in die an der ſyriſchen Kifte Iocalifirte Sage vom Pet 
ſeus eingewachſen ſei, zu dent ihm dann auch feine gewöhnliche Huslal 
tung hoch zu Roh, die Lanze im der Hand fielit. Die Art feines ZoN 
hat ihn daneben wohl dann zu einem Märtyrer geftempelt. Die Logend 
hat eben, wie wir das bei deutſchen Sagen fo vielfältig ſehen, nur jdnd 
Namen, getragen durch die Stellung, die im Vollsbewußtſein an Ihn 
haften geblieben, mit heimifen Berhältnifien verwebt, und fo iR DA 
Heibnifche chriſtliche Geftalt dann entflanden. Demgemäß wird nidt Ha 
Lydda, in deſſen Nähe fein berügmteftes Heiligthum tar, alß feine ge 
math, bezeichnet, ſondern auch noch jpeziell Cappadozien und als rt de 
Kaifer Diocletian feine Glaubensproben befteht, läßt die Legende ihm nd 
ausdrüdfid) einen Gegner in der Perfon eines Athanaſius gegenübertem 
der durch Zauberei e8 mit ihm aufnehmen will, ähnlich wie die eghptiſhe 
Zauberer einft es mit dem Mofes verfugten; in der fagenhaften ders 
noch ein deutlicher Nachtlang des Kampfes des Georg Gappador mit der 
Viſchof Athanaſius, über den er triumphirte. Was uns aber am meh 
angeht, daS ift fein Kampf mit dem Draden zur Befreiung am 
Jungfrau. Bald wurde diefer an die Meerestüfte von Beirutl 
gelegt, und vor den Thoren von Damasfus zeigte man dann nod eine! 
Stein, wo der Held zu Pferde geftiegen fein follte, als a pl 
Kampfe auszog; bald fpielt die Sage zwiſchen Lydda und Ramta, w 
die mertwurdige Notiz ſich anreiht, dab nad) Ausjagen, die ein wahrheil 
liebender und weiſer Jude oder Ghrift dem Kalifen Omar gemacht, i 
Thore von Pudd „Jeſus tödten follte den Dagal* (d. h. den Hat 
Srift*) 

Ich laſſe dagingeftellt, ob der Winterbad) von Ludd, bei dem I 
Trümmer der berühmten Georgs-Gapelle und die ocalifirung d 





*) 3. Raumer, Paläftina, Leipzig 1838. pag. 208. 


481 


der nad derrn Kieperts freundlicher Mitteilung eine Halbe Meile 
bon Joppe mändet, berfeibe ift, den Paufanlas in die Perfeußr 
verlicht, wenn ex IV, 35, 9 fügt: Sundor DR Tag, oder rı do 
or tip zone alweros, "pguluw 7) yi wugdyeru agös ‚önay 
ln Ininang ner &yyurira 16 Bug kart. köyor di elsıhe anyhr 
ih ol zuiry, Hegade üvekörıu ra xüros @ tiv meidu mpow- 
zinda roö Knpkos, Bvreöde 1b wie drovipeaden; jedenfalls hatte 
dule Gegend eine alte Dracenfage, die, wie fih die PerjeussSoge bier 
Infifiert werden Lich, jo fi an den 5. Georg Mnüpfte. Die Verehrung 
kun bed San-Jorge de Ramas war jo groß, daß jelbft die nad) Mella 
Aihereden Buhamedaner heranlamen und dem Chetir-Eliaz ihre Ber- 
tung berichteten, bie Turlen marinien ihn Descletatozatil, d.h. can- 
didi equi militem. Zu Anfang des XI Jahrhunderis ward jein Tem» 
M xrſtort, die Mreugfahrer aber machten dann ein Epistopat aus Lydda 
ab Rama primitias laborum snorum cum omni devotione glo- 
fiow Martyri dedieantes (Act. 55). Seit der Zeit erblühte beſonders 
er Eult des heiligen ersziron, Toom0yOpou Georgi, wie man ihn 
te; er bildete mit dem heiligen Mauritius und Demetrius die 
Rrios der Hriftlichen Vortampfer, die mit ihren Schanren auf weifien 
koſſen und weiſſen Fahnen in manden Treffen den Ghriften zu 
Älie famen. Doch fand er oben an und zeigte fih hei allen Haupt: 
impfen der Ghriften. Seine Theilnahme feierte das Breviarinm der 
armeliter bei der Groberung don Jerujalem 1099, wenn es in demfelben 
ie: cum autem .lerusalem obsedissent, et Saracenis iis reei- 
tentibus per scalas ascendere non anderent, B. Georgius indu- 
ı armisalbis. eruce nivea insignitus apparuit, innuens. 
t post eum secuti ascenderent et civitatem obtinerent: qui ex 
oe animati eivitatem ceperunt et Saracınos oeeiderunt.“ (Act. SS.) 
af Friedrich Varbaroſſa's Zuge erihien er ebenfalls im Kampf mit 
m Zürfen und ordnete die hriftlichen Scharen. Sein Haupt foll früh 
AH Rom gefommen fein, aber aud zu Aegina wollte man es haben, 
nd daran reiht ſich die merkwürdige Sage, da, als der König Alphons 
On Aragonien es mit Gewalt entfernen wollte, fh ein Ummetter er- 
chen habe, daß die Schiffe umlehren mußten, und das Haupt wieder 
t feine alte Stelle wanderte. Und als dann die Türken Aegina 
Hagerten, non defuit preeibus strenuissimus miles: serenissimo 
aim eoelo (dietu mirabile) tot statim nubes coguntur, tot 
ieant flammae, tot eadunt fulgura, tantus imber ruit, 
secundi diluvii aquas erederes diffundendas (Act 
Wenn ſchon oben die Bezeichnung des Georg als Chetir-Fliaz 
31 














Machen, das zu Friedrich ſtand, Delagerte, und half ihm zur 6 
(Act. SS.) So entjtanden dann aud im vielen Ländern M 
die unter jeinem Schub fochten, ja Etädte und Yänder, wie M 
nua, befonder8 aber England feierte ihn als feinen specialem prot 
Defensorem atque Advocatum. Dabei ereignete fid; dann 
wie im Morgenlande, der heilige Georg wuchs auch bier wiede 
handene, heidniſche Culte ein, und befonders leicht trat er, deſſe 
ja fo ſchon in den Frühling fiel, und zwar auf den 23. April 
Frühlingsgebräuden und Darftellungen der Drachenkäm 
Stelle des alten Dradenfiegers, vergl. die von Kuhn im V. U 
Haupt’3 Zeitihrift pag. 484 aus England beigebradhten Erz 
Ebenjo geſchah es an einzelnen Punkten Deutichlands, z. B. i 
(vergl. Panzer, Bayerifche Sagen I 119. 164. 165. II 77. 489 


St. Georg hat ebenfalls als Drachenkämpfer neben un 
den hl. Michael. Zur St. Georgs-⸗Legende hat ohne 3 
Apocalypfe den Grundton der Auffaffung gegeben, der dann in al 
lihen Sagen des Mittelalters wiederflingt. Vergl. Schwartz, U 
© 91. „Ber Erzengel Michael, der ftreitbare Yürf, der 
Daniel X 13 als ein Helfer in der Noth erjcheint, der nah d 
St. Judae I 9 mit dem Zeufel um den Leichnam Moſes zanl 
nad der Apocalypfe den Kampf mit dem Draden, dem Anti 
aus dem Himmel auf die Erde binabgeworfen wird." Apocal. 
„An diefe Vorftellung, reihte fih nun der, das ganze Mittelali 
ziehende Gegenſatz des Kreuzes und des Überwundenen Drachen 


488 
1) cuſcbius vita Constantini III, Gonftantin der Grohe fich ſelbſi bild 
Ki darflellen fich," Der Aufjay Uhland's „Dietrich von Bern“ enthäft 
Ir Muffelhung der Georgsiage Bortreffliches. 

Kine ausführliche Legende über Et. Georg befige id in MS. von 
Aner Moflerfrauenhand gejchrieben a. 1639 zu Kirchberg. Der Ouart 
Band umfaht mehrere Legenden wie die vom DI. Aurelins, vom ungenäheten 
Bade x, Der Anfang der Georgslegende ift: Hienach flett geſchriben und 
fungtt an die Iegentt: des grofen nott hefffers vub heifigen wirbigen marl« 
fees und ritter fant Yergen"; fie umfaßt 66 Blätter eng geſchrieben 
ine jhöne Legende „von dem Ritter Sanft Jeorg“ enthält bas „Wollt 
Bidlein* (v. Unterbach) Münden 1885. IS. 31-46. Vergl. auch W. 
Bazets Eymbolit 1925—830. Nitter Georg war ebenfo ein belichter 
Segenftand des mittelalterlichen Sanges wie der Sage. Bergl. Pfeiffers 
— 1165 fi. u. 11502, @ödele Grundri, 36, 90. 1150 u. 

1 
&. 101, 1m 

Brgt. Lutolf, Sagen, Gebräude u. |. w. 14, 230; 238. 243 245. 

RB. 459. 
©. 10. 

Ciconie nidos suos annuo repetunt. et unum « fetibus suis 
&mino loei sub quo fetificunt, plumatum quasi tuibutum ut fer- 
ar dejieiunt. Quin immo ut vulgo dieitur pro deeimacione deji- 
int. deo jus suum servantes. In cuius signum Thoringiam ubi 
keime non dantur, neque intrant, neque inhabitant. (Joannis de 
(abe) Ortus Sanitatis: de avibus cap. UNVIT. (Incunabel.) ud. 

€. 10. 

Spasen. A file dignis percepi, nullos inveniri passeres 
ata castrum Künigsegg atque si quis etiam vivus illuc feratur 
“m statim mori. rationem deducunt. quod cum olim tanta pas- 
'erum turma illic inveniretur, qui fruges devorarent, penitusque 
Fanaria expilarent, vir quidam arte quapiam illas aviculas fu- 
Arit. Besoldus, thesaur. practice. p. 9%1. Heutzutage jagt man 
wefelbe von dem Weiler Steinbronnen O. A. Saulgau. Bud. 

2. 10. 

In die Wunde flach oder untief, jo giebt es fein fiherer Mittel als 
5 Brennen der ganzen Oberfläche mit einem glühenden Eifen, welches 
at genug jeyn muß, um daß die ganze Stelle mit einer großen Brand- 
itter bededet werde. Man muß das Blut vorher etwas ablaufen laffen, 
nit das brennende Gifen nicht zu frühe abgefühlt werde: da alle Stel- 

der Wunde ohne Ausnahme berühret werden müfen, welges man 





durch wiederholtes Brennen aud) mit einem weniger breiten Eiſen thun 
tann*). 

Ioh. Pet. Fraut M. D. Syſtem einer vollfländigen medig Poligel IY 2. Mn 
beim 1788 ©. 377 ff. 
©:10 fi. 

Bei dem Bannen bes Penn man ( 
Man made aus Silber, Kupfer oder Zinn das 
der in der rechten Hand einen —— 
liegt, — im Gießen und € 
id) alles Wild im Wale, 

















Bid Hinde ich alles Wi u. |. w. Sie 
fammengelegt, daß die Seiten, worauf 
feft gebunden, und in ein grünfeidenes 
Man darf aber zu feiner een 
Mond im Widder, Löwen oder Schügen iſt. 
„O5 wol jemanb, der nicht |iehen Tann, auch treffen ı 
Dos eigentliche Feſtmachen, die Frei-Schügenku 
Kunft, daß der Menfch mit feinem Gope 
Abth, II. FreisSchlyenkunft, der Preifchüh.) 
Pafſauiſſche Kunſt genannt, weil fie im 


*) Man weiß, dab bereits Celſus dieſes große 

gegen den Hundbiß angeratfen habe. De Med, Lib V. 

diefe Methode Lange gebraucht ward, bis endlich eine vr 
der Menfchen derfelben entfagen mochte. H. hofrath Mederer, duch IF 
Verfahren eines Bauern aufgemuntert, welcher mit einem glühenden Eile® 
eilf von einem tollen Hunde gebifiene Menſchen gerettet hatte, 
diefes Tängft befannte Mittel neuerdings. wie es empfohlen zu mare 
verdiente. Der Bauer glühee jein Eiſen jedesmal wieder aufs wrur, ME 
er die ganze Oberfläche gehörig gebrannt hatte. Die Borfe befrih e 
ſodann bios mit Del, und überlieh die Kranken fich jelbft. Das Brennett 
mit dem Hubertus: oder Petrus-Schlüffel ift heut zu Tage die 
ſchadlicher Aberglaube, den die Polizey nicht mehr dufden ſollie, befandert 
wenn vernünftigere Mittel dabey verjäumet werden, Urfprünglic hat 
jenes Schlüffelbrennen feinen großen Ruf der Wirkung des Feuen mil 
die Munde jelbft zu verdanfen. Jetzt brennet man nicht die Wunde jebik 
fondern eine Neben» oder auch entfernte Stelle, wodurd dann das Mit 
all’ feine Heiltraft verlieret. Wie lange wird wol noch ein dummer Mr 
glaube auch fogar den kranlen Menſchen verfolgen dürfen! 








fir.Seer ſich werfommelte, belannt wurde, indem der Scharfrichter zu 
Pfr dem größten Theil dev teutjchen Soldaten dieſe Kunft mitgetheilt 
Haben joll, vom wo fie weiter befannt wurde. Gr gab ihnen papierne 
Sek mit Charakteren und Wörtern: Arios, Beji, Glaji, Alpke, nalat, 
aaa, eri lopie, beyeichnet, zu derjäluden. 

Benn damals diefe Soldaten des Etzherzogs Matthias gut davon 
lamm, jo mar die Urfadhe, daß bie ſchlecht bezahften und mißvergnügten 
Truppen Rudolphs II gar feinen Widerſtand leiſteten. — Das befte 
Felleldien wird wol heiken: Qunbsvokt, mehre dich! 

Andere Abergläubige tragen auch die Länge Yefır bei fi, um 
dam den Echufs fiher zu fen. 68 ift ein Niemen Papier, eine Hand 
heit und fünf Fuß lang; denn fo groß fol Jeſus geweſen ſeyn. Dies 
Aeht auf dem Riemen gedrudt. Man will diefe Länge 1666 zu Jeru ⸗ 
he bei dem heiligen Grabe gefunden haben, und Papft Clemens VIII 
Pl niht mux diefe Rachricht, ſondern auch die Gebele, die auf dieſem 
Wyier gedrueht fichen, und bie fir deren YWnbetung verlichenen Gnaden 
pi geheißen und beftäfigt haben. 


Das Noth ⸗ Hemd. 

Gin Madchen von ſieben Jahren muß das Garn ſpinnen, und aus 
veuſelben Leinwand würfen, daraus ein Hemd gemacht, weldes mit Kreuz- 
Mibten zujammen geicht wird, worauf heimlich drei Meſſer darüber ge— 
gt und geſtrichen werden. Diejes Hemd wird über das gewöhnliche an- 
Kiogen. — Wenn es nun nicht gegen Schuh, Stich und Hieb hält, jo 
iR die Ausrede, daß es nicht von dem Kinde allein gemacht worden fei 
ujm. 

Bon der Waffen-Satbe. 

Tas Lacherlichſte ift jhon, daß man jehr viele und verfgiedene 
Rpte von diefer wundervollen Salbe hat, um daran glauben zu Fön- 
m. Mir wollen eine anführen, und zwar nad) Paraceljus: 

Rz. Moos von einer Menſchenhirnſchale, 2 Unzen, deſſen Dur 
mie 1 Unge, /, Unze Leinöl, 2 Cuart Roſendl, armeniſch bolus 
ana 1 Unge, untereinander gemiſcht, und cine Salbe daraus ge- 
macht, wozu Andere nod 1 Unze Terpentin nehmen. 

Die Behandlung diefer Ealbe ift noch lacherlicher. Wenn einer ge— 
ochen, gehauen oder geſchlagen worden, jo nimm dieſe Salbe, und jalbe 
e Wehr oder Waile, damit er verwundet, aufwärts, den Schaden darfft 

nicht damit binden. Nimm ein reines Tüchlein, binde den Schaden 
mit zu, und halte ihn rein, hebe die Waffe auf, thue fie nicht in Wind, 





os yywraıa says Au pas 1828 — ———— yore u* a me; . 


fzierten der Nopf weggenommen wurde, was der Scharfrichter 
mehr verübte, weil ihm von beſtimmten Perſonen Belohnung d 
reit Stand. Der Glaube, daß der Urheber des Todes, der Teufel 
Leichnam, dem Kopfe, Gerippe gern geſchäftig jei, war allgemein 
Proteus 989. Machte er ja au bei den Gräbern das arge | 
Beim Rad und Galgen hatte er mit den Mifjethätern gerne 
Noch mehr Raums wird ihm ertheilt, wenn man die Totentdp 
aus bloffer Euriofität aufhebt. 991. Es ift Gekrachs, Rumors 
töfes bei den Totenföpfen. 994. Und nicht felten auch noch 
der bei Naht die in den Beinhäufern ligenden Köpfe und Gebei 
vor vielen Jahren jchon geftorbenen Leute allein und ohne & 
vorübergehet mit einem rauſchenden Getös und graue 
Schreckgeſicht in fordtfamen Lauf treibt. 994. Eines & 
teten Zotenfopf (bei Würzburg gerädert) verurſacht ein Getän 


Werfen und Toben. 724. 
©. 115, 132. 213, 213. 


Bergl. Ig. Zingerle's Barbara Pachlerin, die Sarnthaler | 
Mathias Perger der Lauterfreßer. Innsbrud 1858. Wagner. 
licher geiftlicher Vortrag Über einen Hexenprozeß aus der erfk 
des 18. Ihds. V. Aretin, Beiträge zur Gefchichte und Litt. Mi 
©. 273 fi. Die Basler Herenprocefje aus dem 16.17. Ihd. We 
Univerf.-Progr. v. Prof. Tr. Fiſcher. — Mittermaierd Gagen 
Städte Gundelfingen, Zauingen u. f. wm. Dillingen 1846 ©. 
Gräbner, Karl, Bilder der Wunderkunft und des Aberglaubens 
190 --203. Verkappte Rache nimmt zur Hererei zweimal Zufl 





487 


Siem einer vollftändigen mebiziniichen Polizei IV Bo. Mannheim 1788 

8520-645. Biefler, Berlinifche Monatichriit 1784. 480 fj. W. v. Wald · 

ne Raturforichung und Hexenglaube Heft 46 der Birhow’ihen Samm⸗ 
N Serie. 


Der Hexen» und Geiflerglauben wurzelt in Belfen im fruchtbarften 
Ben, Ganze Familien find herenverdächtig. Bon weither ſucht man 
bin die Banner und Serenmeifter. Rupp S. 79. 

Th. Rupp, Vorzeit Reullingens nennt S. 9 ff. Anmerkung, einen 
Damjammelplag in ber Wann bei Pfullingen. Ein Waldſchutz jah |pät 
da an langen Tiſchen eine Menge Hexen und Geiſter effen, auf- 
herumgehen in langen Reihen. Die Erfte hatte gelbe Schuhe an, 
die Augen nieder als fie am Waldjchigen vorbeiging. Er wollte 
Des andern Morgens ftellte ſich heraus, daß lauter Kno— 
hen da lagen; es war der Balgenplag. Bor „60-70 Jahren erzählt. 
Imer Nähe auf dem Thalader traf einft ein Hüter (Schlipe) einen 
Ihrenden Schüler am Birnbaum ſich anlehnend. „Wäret ihr II geme- 
m und flehen geblieben hättet ihr den Herentanz geichen.“ Rupp ©. 
5 f. Anmrig. — Die Frau Effert an der Weftjeite des Stoffelcberges 
wet einen Gönninger zu reich bejegter Tafel ein; cr nimmt einen gol 
men Becher mit; ift aber zu Haufe ein Pilz oder Quhtlaue. ©. 25. 

€. 120, 147. 123 ff. 

Neben den Victualien ertragen die Meſſen cine beträchtliche Yaar- 
fl. Und während der Zeit da der Bauer dem Pfarrer Schupnägel- 
Ple und geründeten Hammerſchlag auf dem Altar opfert, trägt feine 
sau 20 oder 30 gewafchene Kreuzer in das Kloſter und bittet um eine 
wingmeß, damit ihre Nachbarin, eine alte garftige Frau, die eben 
rum eine Hexe ift, weil ihr das Alter eine runzlichte Haut und wun- 
tligen Qumor gegeben Hat, die Kuhe, welder fie die Milch genommen 
sen fol), ferner unbeheget iaſſen und den Ganſen eine gute Brut vers 
isen möge. So betrüglid find unfere befigemeinten Urtheile und Hands 
gen, warın fie auf den falſchen Grund des verjärten Altertums der 
Miffeneit und mit dem Zeitverfauf geheiligten Aberglaubens gebauet 
enden. 

Briefe über das Mönchsweſen von einem fathol. Pfarrer 1771. I 
dien. S. 287. 

mi. 

Brgl. Vonbun, Beiträge 1862 ©. 39 ff. Sagen 1858 ©. 22. Ueber 
gen S. 79 fi. Namen S. 90. Sammelpläge 91 fi. 
©. 12 fi. 


EFF 


f 








488 


Zu Reifenderg dem Gränzhaus gegen Baı 
eim hohen Berg und Felſen, jo ein Weibsbild dar 
taboriert, jo verliert FA) daffelbig Waſſer und tompt oft über Jahı um“ 
Tag nicht wieder. Arcana Naturae 1627 ©. 56 fi. . 

©. nf. 








A 
7 
Pr 
| 


Wer fann alte Weiber jung mahen? Man jagt, daß in ber 
ſel Boncia ein Brunnen feye, deffen Waſſer wann es gefrumfer werde b“ 
alten Rungelbalg verjüngere. Da märe es ja ber Mühe mert af Die 
Wurtſchaft zu ziehen! 

Lugenſchmid, Weltbetrug vor P. Ganfler, Augsburg und 
1697 ©. 36. 

Der befannte Giuseppe Balsamo, Gaglioftro genannt, 
siger Bruder urfprünglidh, geb. 1743, verfaufte fur alte und hä 
Frauen Schönheits- und Berjüngungswaffer. + 1795 im 
fängniffe. Hebel kennt ihn auch; er ruft nicht ohne Grund and: 

Wir baun auf deine Bude 
Gaglioftro eiwiger Jude! 
©. 1 ff. 
Vgl. Lütolj Nro. 476. 
©. 19, 11320 





Vergl. eine Anzal Sagen bei Lutolf 16. 26. 473. 558. 335.49. 
©. 193, 176 fi 


Sieh Lütolf, Sagen 102. Kapellen des HI. Nicolaus an Waller „et 
den unden, hunden“, alemannijd) nicht jelten. St. Ricla im Ad 
eine ſchon im 15. Ihd. abgegangene Kirdhe bei Rain (Brudladh). Bor 
bun, Beiträge 1862 (Shur) ©. 17 fi. 


©. 198, 176. 


Nimb zum Erempel die Zäuber Münd) zu Bern; item den zu Dr 
fingen verbrennten Pfaffen; der fo viel hundert Kinder in des Teak 
Namen getauft. Zeämann II, 108. 


&. 199, ıR7 


Rupp erzählt S. 24: am Fuße des Stoffelesberges im oberen Seh 
chenthal geht ein Schlapphut, der ängftiget und M leider wegnimmk 
Im untern Selchenthal bald ohne, bald mit Kopf und Pierb; beihf 
Haule. Es fei, jagen die Pfullinger, ein Knecht geweſen, habe a 
Dberft dem ex den Weg zeigte ermordet und müfe fahren. Im den Bir 
mannsädern zwiſchen Reutlingen und Besingen gebt ein Lopflaftt 
Markfteinverfeger. Im der Schlucht zwiſchen dem Farren · umb bei 


Km Mann ohne Herz, aber mit einem Licht am der Stelle, 
fer dem Arm ©. 79. 
[> 


Hinger Sagen vom wilden Feuer, vom Romeias, nom 
ı Rathaus, vom zauberiſchen Pater, von ben ſtreupodgeln hıeh 
2b. Sagenbuch 1, 446 ff. 

* 


t vorigen dunllen Zeiten ſchrieb ein abgeihmadter Aberglaube, 
eranderliche Witterungen, welche man hier bemerfet, einem 
geifte zu, den man MAbeyaf betitelte. Jetzo wird ſich aufer 
fen Pöbel niemand leichtlich diefes Märlein überreden laffen. 
fein Schofiaftes Biebiger hat er längf unter die Fabeln 
iefer gelehrte Herr Prälet melde, dah einige angemerfet 
übten, es wäre nad Erbauung der Kapelle durch bie 
taltenen Mefjen die leidende Seele befteiet oder 
eift anders wohin vertrieben worden.” Tralles, 
Ecdichtes über das Schlefiſche Riefengebirge. Vreslau und 
. 8° Anmerlung S. 67 

. 


ul auf dem Stromberg Zimmeriſche Chr. l 102 ff. ift 
1 Hochfelden, Geſch der Graſen von Eberſtein 351355 ab» 
sgleichen bei Bejoldus Docuimenta rediviva monasteriorum 
lateiniſche Ueberſetzung diefes Kapitels. Parad 1 S. 105. 
aber aud ein Abdrud bei Speidelius in Speculo Varia- 
ationum sub v. Geiſt. Num. 46 p. 439 f. Daraus 
int der „Hölliſche Proteus“ ©. 1023-1031 feinen Bericht 
Haben, deſſen Ueberſchrift lautet: Die Tafel-haltende Geiſter 
\. Anfang: Wie die alten Leute gemeinlich, an Rräfften 
ſeynd, aljo nehmen auch die Geſchichte, ſo cin Hohes Alter 
1, insgemein ſeht ab am Gredit und finden bei manchen 
»n Glauben; bevorab warn fie fih, auf feines bewehrten 
nten Stribenten Zeugniß feuern fönnen. Alſo dörfte es 
diefer nachgeſetzten ergehen, dafern jie feinen glaubwürbdigen 

Wiewol fie dennod von dem Speidelio aus denen jo ger 
zumentis redivivis der Wurtembergiſchen Klöſter erzeplet 

Schluß: Ich laſſe zwar den erflen Urheber oder Ber- 
ʒeſichts, für die Gewißheit deiielben ſtehen und im Ball es 
tige Geſchicht fein folte dem verftändigen Leſer die Beurs 








490 
theifung anheim geftellt was als dann aus ſolchem Geſicht zu 
und wofür es anzuſehn ſei, erinnere mid; aber dabei, daß 
Gefichter noch mehr bey denen alten Stribenten anzutreffen als 
fit Caroli Calvi, ein dem speculo Historiali Vincentii 
welches auch in der Reiſebeſchreibung Herzogs Bogislai in Ponmern 
zehlel wird und andere mehr; die alleſämilich auf einen Sioed ı 
durch unterfchieblihe Wege Hinauslauffen. — H. M. Daniel 
feinem hiftor. Bilderhauſe dieſe Geſchicht, wiewol mit mwenigern 
den, als fie Speidelius vorträgt, gleichfalls einverleibt und mit 
guten Erinnerung an die Regenten finalifiert, daß der um 
habeam fant feinen unerfahrnen hitigen Räthen dieſe Geſchicht mol 
legen mögten, damit fie nicht Storpionen über den Rüden ihrer 
thanen am meiften aber über ihre eigene binden mögten, Weldher 
nung id) mit unterfchreibe." (S. 31.) 

Belanntlich ift die Vollsſage eine ſcharfe Rächerin von aller 
Frevel u ſ. w. Leichtjertige Nonnen, Kindsmörderinnen, ungeredjte 
cher" (Hebel), Räuber von Kirdhengittern, Meineidige, Wucherer, (Ali 
Bönte und Natsherren, Bollsquäler, böfe Söhne gegen Eltern ftrall ie] 
Sage furchtbar — Pabft, über Gejpenfter in Sage und Dichtung 521) 

©. 214 fi. 20 fl. 


















Vergl. Rochholz, Schweigerſagen aus dem Yargau I, 77. Fatıl) 
mpthen ©. VIII, 67 fi. Pabit, über Gefpenfter, Bern 1867 ©. Ik 


©. 214, 216. 


Imhölliſchen Proteus“ S. 989 ift die Sage lutz aus Ge 
Hennebergers Preußiſcher Chronik 254 BI. angezogen. Kenneberger 
fhon von I. Grimm eitiert. Im zuerft genannten Buche 989 f. Mc) 
in fürnepmer Prof. und Dr. theol. auf einer berühmten hohen 
mahın eine Reife zu Pferde vor nad) Eger in Böhmen, von bannen — 
bürtig war. Da er nun noch chvan eine kurze Meile bik nad) bemalbieh 
Stadt hinter ſich zu Iegen hatte, indem ſich der Tag zu neigen begumitt 
erblicte er einen Gehenkten; ritle auch ganz nahe hinzu und fAjaute job 
ches erbärmliche Speltaful an mit janmernden Augen. Indem er abet 
die klagliche Geftalt des armen Sünders jo mitleidig betrachtete, fing den 
ſelbe überlaut zu reden an und fagte: „Der Herr hat Zeit, wann er meh 
Hinein will, doch lommt er noch wol dahin: denn er hat eine Stundmm 


zu reiten.“ 
©. 218, 219, 


(Unglüds und Todesvorboten,) Im Jahre Chrifti 1553 den A 
Det, liehen fih in dem Wittenbergifchen Schlofie drei Männeri 





485 


n Heer fi verfammelte, befannt murde, indem der Scharfrichter zu 
Jaflau dem größten Theil der teutichen Soldaten dieſe Kunft mitgetheilt 
aben joll, von wo fie weiter befannt wurde. Gr gab ihnen papierne 
jettel mit Charalteren und Wörtern: Arios, Beji, Glaji, Alpke, nalat, 
iasala, eri lupie. bezeichnet, zu verichluden. 

Wenn damals diefe Eoldaten des Erzherzog: Matthias gut davon 
lamen, jo war die Urſache, daß die Schlecht bezahlten und mißvergnügten 
Truppen Rudolph II gar Leinen Widerftand leiſteten. — Bas befte 
tlelhen wird wol heißen: Hund3vott, wehre dich! 

Andere Abergläubige tragen auch die Länge Jeſu bei fih, um 
begen den Schuß fiher zu ſeyn. Es ift ein Riemen Papier, eine Hand 
beeit und fünf Fuß lang; denn fo groß jo Jeſus gewejen ſeyn. Dies 
Recht auf dem Riemen gevrudt. Man will diefe Ränge 1655 zu Jeru- 
lem bei dem Heiligen Grabe gefunden haben, und Papſt Elemens VIII 
Wi nicht nur diefe Nachricht, jondern auch die Gebete, die auf dieſem 
Papier gedruckt ftehen, und die für deren Anbetung verliehenen Gnaden 
sul geheißen und beflätigt haben. 


Das Noth⸗Hemd. 

Gin Mädchen von fieben Jahren muß das Garn jpinnen, und aus 
demjelben Leinwand würten, daraus ein Hemd gemacht, welches mit Kreuz- 
näbten zuſammen gejeßt wird, worauf heimlich drei Mefier darüber ge- 
gt und geitricden werden. Dieſes Hemd wird über das gewöhnliche an- 
Kdogen. — Wenn e8 nun nit gegen Schuß, Stich und Hieb hält, jo 
if die Ausrede, daß es nicht von dem finde allein gemacht worden ſei 
u. |. m. 


Bon der Maffen-Salbe. 

Das Lächerlichfte ift Ichon, daß man fehr viele und verjhiedene 

te von diefer wundervollen Salbe hat, um daran glauben zu kön— 
m. Wir wollen eine anführen, und zwar nad) Paracelfus: 

Rz. Moos von einer Menichenhirnichale, 2 Unzen, deilen Mus 
mie 1 Unze, '/, Unze Leinöl, 2 Quart Rojenöl, armeniſch bolus 
ana 1 Unze, untereinander gemifhl, und eine Salbe daraus ge- 
mat, wozu Andere no 1 Unze Terpentin nehmen. 

Die Behandlung diefer Ealbe iſt noch lächerlicher. Wenn einer ge- 
Ihen, gehauen oder gejchlagen worden, jo nimm diefe Salbe, und jalbe 
ie Wehr oder Waſſe, damit er verwundet, aufwärts, den Schaden darfft 
uniht damit binden. Nimm ein reincs Tüchlein, binde den Schaden 
amit zu, und halte ihn rein, hebe die Waffe auf, thue fie nicht in Wind, 








487. 


einer vollfländigen medizinischen Polizei IV Bd. Mannheim 1788 
—645. Biefter, Berliniſche Monatichrift 1784. 480 ff. W. v. Wald» 
Raturforihung und Hexenglaube Heit 46 der Virchow'ſchen Samm⸗ 
Serie. 

0 fi. 

rt Segen» und Geifterglauben wurzelt in Beljen in frudhtbarften 
Banze Bamilien find hexenverdächtig. Bon meither fucht man 
Banner und Kegenmeifter. Rupp ©. 79. 

. Rupp, Borzeit Reutlingens nennt S. 9 ff. Anmerkung, einen 
mmelplag in der Wann bei Pfullingen. Ein Waldſchütz ſah jpät 
da an langen Tiihen eine Menge Heren und Geifter efien, auf: 
ſerumgehen in langen Reihen. Die Erfte hatte gelbe Schuhe an, 
ie Augen nieder als fie am Waldſchützen vorbeiging.e Er wollte 
agen. Des andern Morgens ftellte ſich heraus, daß lauter Kıto- 
lagen: es war der Galgenplag. Bor 60—70 Jahren erzählt. 
Nähe auf dem Thalader traf einft ein Hüter (Schütze) einen 
n Schüler am Birnbaum fi anlehnend. „Wäret ihr ſtill gewe- 
ftehen geblieben hättet ihr den Hexentanz gejehen.” Rupp ©. 
Inmiig. — Die Frau Ekkert an der Weſtſeite des Stoffeleberges 
ıen Bönninger zu reich bejegter Tafel ein, er nimmt einen gol- 
ſecher mit; ift aber zu Haufe ein Pilz oder Kuhklaue. ©. 25. 

120, 147. 123 ff. 

ben den Bictualien ertragen die Meſſen eine beträchtliche Baar- 
Und mwährend der Zeit da der Bauer dem Pfarrer Schuhnägel: 
d geründeten Hammerjhlag auf dem Altar opfert, trägt jeine 
) oder 30 gewaſchene Kreuzer in das Klofter und bittet um eine 
imeß, damit ihre Nachbarin, eine alte garftige Yrau, die eben 
ine Hexe ift, weil ihr das Alter eine runzlichte Haut und wun— 
ı Humor gegeben hat, die Ruhe, welcher fie die Milch genommen 
, ferner unbehexet lafien und den Gänfen eine gute Brut ver: 
löge. So betrüglich find unfere beftgemeinten Urtheile und Hard» 
warn fie auf den falſchen Grund des verjärten Altertum3 der 
iheit und mit dem Zeitverlauf geheiligten Aberglaubens gebauet 


iefe über das Mönchsweſen von einem kathol. Pfarrer 1771.1 1 
S. 287. 

2 ft. 

3. Bonbun, Beiträge 1862 ©. 39 ff. Sagen 1858 ©. 22. Weber 
;. 79 ff. Namen S. 90. Sammelpläge 91 ff. 

ff. 


A 


efen was Hr. Kunftiger P. T. geſchrichen hat, dor. Augen. 
Sjel hätte bey weiten die Wunder mit dem ſel. Taiferl Hrn. 
und Pfarrrektor nicht jo herrlich belannt maden können, men 
Tyrannen Diokietion und Maximlan nicht mit dem Marterthun 
Mitters Kaſtulus behilflich geweſen wären. Pabft Eugen der X 
den heil. Leib des Mariyrers im Jahr 826 den frommen Br 
Heitigthum, und fo fam er, wie Hr. Kunftiger behauptet, aus 
Gottes gegen Moosburg in Baiern. Die Geſchichte verbient «6, 
fie herjehen, wie fie auf einer alten Tafel fteht, und wir freuen u 
wir und dadurch auch unter Antiquarien elmas Namen und W 
werben, wozu und der mirafuldfe Eſel helfen wolle. Amen! 
Sache: 

Prologus, zu deutſch Einleitung. 

Zwey geiſtlich Brüder wohlbelannt, 

Nenbertus und Albinus genannt, 


St. Kaſtel Heiligthum brachten her, 
Dabey man Gott erweijet Ebr. 


Sie legten ihten Schatz Hug 
Auf einen Eſel, der ihn trug 

Ohn alle Leitung, jpat und fruh, 
Bon Rom heraus dem Baierland zu, 
Bis fie endlich nach Schillarn famen 
Das erfte Wunderwert da vernahmen. 


Der geneigte Leſer beliebe Hieraus unſchwer zu entneh 
die Rebe vom befannten Eſel zu Moosburg — nicht jo — 
hebern der Wallfahrt zu St. Kaſtel iu Moosburg jey. T 
Mitte zwifchen zweh Mönchen hat mich fo betäubt, daß 
fagen vergah. Doc) jeht. 


1 Wunder. 
Der römische Ritter St. Raftel defendirt den undernün 
einen unvernünftigen Menfchen. 


Bey einer Mühle ergab es ſich, 
Daß der Eſel nrafet weidlich 

Auf einer Wiefe. Da fa herbey 
Des Müllers Sohn mit großem Ge’ 
Er thät einen Steden in der Hand * 
Um den Gfel Hinausjagen. 





489 





jerge gebt ein Mann ohne Gerz, aber mit einem Licht an der Gielle, 


Royf unter dem Arm. ©. 79. 
E 205, 196. 


Die Billinger Sagen vom milden Feuer, vom Romeias, vom 
auf dem Rathaus, vom zauberifchen Pater, von den Kreugpögeln ſieh 
ler, Bad. Eagenbud I, 445 ff. 

BE. 309, 208. 


‚In den vorigen dunklen Zeiten fchrieb ein abgejchmadter Aberglaube, 
: fo oft veränderliche Witterungen, welche man hier bemerfet, einem 
fen Serageifte zu, den man Rübezal betitelte. eo wird ſich außer 
anfältigften Pöbel niemand leichtlich diefes Märlein überreden laſſen. 
His und fein Scholiaftes Fiebiger hat er längſt unter die Fabeln 
Ind. Diefer gelehrte Herr Prälct meldet, daß einige angemerfet 
nben glaubten, e8 wäre nad Erbauung der Kapelle durd die 
nun gehaltenen Meſſen die leidende Seele befreiet oder 
böfe Geiſt anders wohin vertrieben worden." Tralles, 
nd eines Eedichtes liber das Schlefiiche Riefengebirge. Breslau und 


ig 1750. 8° Anmerkung ©. 67. 
&. 913, 212. 


Der Spuk aufdem Stromberg Zimmeriſche Ehr. 1102 fi. ift 
drieg von Hochfelden, Gejch. der Grafen von Eberftein 351 —355 ab» 
dt. Desgleichen bei Beſoldus Documenta rediviva monasteriorum 
7 eine lateiniſche Weberfegung diejes Kapitels. Barad I S. 105. 
indet fih aber auch ein Abdruck bei Speidelius in Speculo Varia- 
observationum sub v. Geiſt. Num. 46 p. 439 ff. Daraus 
ram fcheint der „Höfische Proteus* S. 1023— 1031 feinen Bericht 
mmen zu haben, deifen Ueberſchrift lautet: Die Tafelshaltende Beifter 
borfahren. Anfang: Wie die alten Leute gemeinlih, an Kräfften 
erihöpft ſeynd, alfo nehmen auch die Geſchichte, jo ein hohes Alter 
fh haben, insgemein ſehr ab am Credit und finden bei manden 
ſchwachen Glauben; bevorab wann fie fi, auf feines bewehrten 
vielbefannten Skribenten Zeugniß feuern können. Alſo dörfte es 
icht auch diefer nachgeſetzten ergehen, dafern fie feinen glaubwürdigen 
antrifft. Wiewol fie dennoch von dem Speidelio au3 denen jo ge- 
tn Documentis redivivis der Würtembergifchen Klöſter erzehlet 
uf. w Schluß: Ich lafle zwar den erflen Urheber oder Ber: 
dieſes Geſichts, für die Gewißheit defjelben flehen und im Wall «8 
Babrhafitige Geſchicht fein folte dem verftändigen Leer die Beur⸗ 








491 


weißen Kleidern ſehen, welche über 3 Stunden herum gingen. In den 
mengängen fegten fie fich nieder, als ob fie ınit einander redeten und 
ihen auf den Echloßhof herunter. Sie kamen bald aus des Fürften Ge 
then, bald gingen fie wieder hinein und wurden von vielen Leuten 
eich." Im folgenden Jahre ſei der Fürſt abgeſetzt worden. Rad 
Beff Lect. Memurab. II 652 ex Fincel. lib. 2. Th. Kampf, Todes- 
6. 88 ff. 

€. 25 339. 


dergl. Rupp, Theophil, Dr. Aus der Borzeit Neutlingens 2 Auf: 
6.7. Der Kindertroft: „das Schiff vom Uſchlaberg“ fcheint mir 
Ball. ©. 9. 

e. 30, 774. 


Bei Tiſche plauderten wir recht nach Herzensluft und ich äußerte, daß 
him Einne hatte ein fcherzhaftes Heldengebicht über die Sucht in ge 
eine Gefellichaften zu treten und ſich den Kopf durch nichtswürdige Ge⸗ 
Kmniffe von Goldmachen, Beifterfehen, Magnetifiten und Shaggraben 
erdreben zu lLajfen, zu verfertigen.” Bronners Xeb. II 247. 

&. 10. | 


Das uralte andere Alpirsbadher Wahrzeichen find die von Maler 
korg Eberlin auf dem berühmten Taufftein entdedter Schlangen. Die 
ker auf dein altflorentinifchen dem 7. 8. Jahrhd. angehörenden Tauf- 
fine fellen vier Drachen vor mit dreifadden Zungen; gehalten werden 
 Thiere von einem bärtigen Manne. Es deutet auf die Bezwingung 
⁊ hoͤlle durch den Meſſias; der junge Löwe am Fuße de3 Tauffleins 
H auf den 90. Palm. Die Kinder unten, welche den Stein umfaflen, 
rien die Taufe an, durch welche die Kleinen unter den Schub Gottes 
Het werden. Vrgl. Schlange und Hund in ihrer finnbildfichen Bedeu: 
M. Beitrag zur chriſtl. Thierſymbolik von Richard Notter. Progr. 
Rt. f. Ober:Realichule in Ofen 1857. groß 8°. 

6. 370, 288. 
Eich auch Lütolfs Sagen S. 268. 
€. 173, 2%. 

Ehe Johann Georg III, Ehurfürft zu Sachen, feinen letzten Feld⸗ 
8 antrat, in meldem er feinen Geift zu Tübingen aufgab, fiel ein 
tüd aus dem hurfürftlihen Wappen am Dreßdeniſchen Schloffe. Da 
diefen ſeltſamen Bruch anſahe, fpra er: daS gilt mir. (Lambach.) 
T wunderbare Zodesbote — von Th. Kampf 1752 ©. 37. Als der 
«von Tun auf Klöfterlein a. 1694 im Febr. fterben jollte, jo fieng 
: alte Schlaguhr in einem Zimmer, welche wegen Zerfährendung des 


‚492 
Blödfeins lange Jahr nicht brauchbar geweſen, bei Tage an 12 u Ihe 
gen. Das hörte der Graf mit Erftaunung und fagte: Das bedeutet meinen 


Tod; ift au kurz hernach geftorben. &. 37. 
S. 275, 298. 


Ein Mönd zu Erfurt — fland einfl zu Weimar auf der Karl ud 
verliest das Evangelium, da ſehet ſich ein Vogel auf fein Haupt, dech ike 
ohnbemerket. Bleibet auch die ganze Predigt auf dem Kopfe jigen, wi 
ches feine Zuhörer wol gefehen. Nach geendeter Predigt verjchwinde der 
Pogel. Am dritten Tag flarb er. 

Ueber das Sargzuflopfen, Zimmern in den Totenhänfern, 
bei Bauren befonders und auf den Lande, Das Leuten der Blodın, 
das Fulen- und Leichhünerſchreien, da8 Hundeheulen, die Lich 
ter in Häufern, in Betten, auf Bäumen, das Erſcheinen der Tolıh 
weiber in Sadfen, das Fallen, Brehen, Kraden, Werfenn 
Häufern ebenda ©. 52 -54. Ä 

S. 209. 


Lutolf, Sagen 171, 172, 340, 430, 367 ff. Ä 
S. 281, 302. 


Unold, Kempten 40 berichtet von einem Ramen Mergenbronnt . 
wie zwei Quellen beim Didenreiferbad heißen. In einem handjſchiſ 
Urbar 15. Ihd. von Pfäfers (Et. Galler Stiftsarchiv) erſcheint eine Dab 
(ichteit „zuo dem brunnen St. Martins nahent bei Ealueifen“. Ya 
den St. Konradsbronnen in Hohenems. Bonbun Eagen 18 
S. 109. Der Kreuzbronnen zu Ranfweil. S. 18. Brgl. unfer beh 
oben S. 58, 61. Ueber die Brunnen St. Walburgis fieh Rochſch 
Gaugöttinen S. 64. Vergl. die ſchöne Abhandlung bei Pfannenſchud 
Weihwaſſer 1869 ©. 81 ff. IIeilacprunno Heilbronn S. 89. Br 
borff, röm. Brunnenordnung XV 226 fl. St. Runibertsbrunn® 
St. Helenenbrunnen 85. Duell bei der Et. Leonhardile 
pelle 91. St. Himeriusguell 94. St. Felir und Regale 
quelf 93. Et. Annabrunnen 4. Moarienbrunnen 66.9 


St. Ottilienquell 91. St. Wolfangscapelle mit Brunnen ® 
S. 294, 326. 


Der Zug der Legende unvernünftige Thiere Orte für Gottethtce 
auswählen zu laſſen ift ein allgemeiner. Haben doch die ſog. weilen 
den Thiere Verftändnis für gutes Wafler und gutes Sutter, beſonden 
für Sauerquellen, warum follten fie da weiter gehen. Die ewig WW 
und grüne Sage weiß das nun zu unanlen, wie ihre Drachentöter u 


te Vertheidiger der Wallfahrten und ſogenannten Gnadenörter 
mt zurüdtreten, wenn man ihnen den Urſprung und die erjten 
hichten derjelben redlih vorlegte? Nur ein gewagter Verſuch. 


reiht ohne Schmeicheleg geredet dem baieriſchen Thierreiche zur 
fi einige aus demfelben ſchon mehrmals zum Bortheil des 
nreich verwendet und, zu herrlichen Stiftungen, ſelbſt zu An- 
Städten und Märkten Anlaß gegeben haben. Sie dienen zum 
z der Eifer in Religionsfadden diefer Art eben fo unter ihnen 
abe, wie unter den Schriftgelehrten und Pharifäern, in den 
des alten und neuen Teftamentes, das ift, un deutlich genug 
anz und gar ohne Berfland. Wir wiffen zum Beyjpiel, daß 
lb fo gefällig war, da8 einträgliche heilige Kreuz zum Bortheil 
ern zu Polling erfinden zu helfen. So ehrten aud mit Her- 
e nun abgeflorbenen PP. Benediktiner auf den Berge An» 
nvergleichlide Mäuschen, welches den Truchtbaren Zettel Tieferte, 
die Kunft lehrte, reiche Augsburger und Münchner zur Wall 
einzuladen und zum Bortheil des Kloſters zu gewinnen. Doc 
lchen Sleinigleiten, wir haben nun die Ehre einen Ejel aufzu⸗ 
rechts und links von zween Mönchen begleitet nicht nur Leuten 
Rande durd feine Groß» und MWohlthaten einen guten, reich 
rhalt verfchafft, fondern aud einem nicht unangenehmen Städt⸗ 
Urſprung gegeben hat. Wie uns das erfte unter andern aus 
772 erſchienenen Schrift: daß heilige Kreuz zu Polling, eine 
thaßiloniſchen Jagd, von einem Hirfchlalbe aus der Erde ge 
4to, da3 zweite aus dem kurzen Begriff von dem gnadenreicdhen 
Andechs, in 8vo 1745 belannt geworden ift, jo haben wir das 





defien was Hr. Kunſtiger P. T. geſchrieben Hat, vor. Augen Deh der 
Eſel hätte bey weiten die Wunder mit dem fel. kaiſerl. Hrn. Pfalgreien 
und Pfarrrektor nicht fo herrlich befannt machen können, wenn ihm ie 
Tyrannen Diokletian und Marimian nicht mit dem Marteriiume vs K. 
Nitters Kaftulus behilflich) geweien wären. Pabf Eugen der XI fer 
den heil. Leib des Martyrers im Jahr 826 den frommen Brüdern el 
Heiligthum, und fo fam er, wie Hr. Kunftiger behauptet, aus Säidumg 
Gottes gegen Moosburg in Baiern. Die Beichichte verdient es, daj Wr 
fie berjegen, wie fie auf einer alten Tafel fteht, und wir freuen uns, wen 
wir uns dadurch auch unter Antiquarien etwas Namen und Anſehen m 
werben, wozu ung der mirafuldje Eſel helfen wolle. Amen! Run je 
Sache: 


Prologus, zu deutſch Einleitung. 


Zwey geiſtlich Brüder wohlbekannt, 
Renbertus und Albinus genannt, 
St. Kaftel Heiligthum brachten ber, 
Dabey man Bott erweifet Ehr. 


Sie legten ihren Schaf Flug 

Auf einen Ejel, der ihn trug 

Ohn alle Leitnng, fpat und fruh, 
Bon Rom heraus den Baierland zu, 
Bis fie endlih nad Schiltarn kamen 
Das erfte Wunderwerf da vernahmen. 


Der geneigte Leſer beliebe hieraus unfchwer zu entnehmen, daß mM 
die Rede vom bekannten Efel zu Moosburg — nicht jo — von der Ir 
hebern der Wallfahrt zu Et. Kaftel iu Moosburg jey. Der Eſel in M 
Mitte zwijchen zwey Mönchen bat mich fo betäubt, daß ich eb oben iM 
jagen vergaß. Doch jett. 


I Wunder. 
Der römiſche Ritter St. Kaftel defendirt den unvernünftigen Eſel wirt 
einen unvernünftigen Menfchen. 


Bey einer Mühle ergab es ſich, 

Daß der Ejel grafet weiblich 

Auf einer Wieſe. Da kam berbey ⸗ 
Des Müllers Sohn mit großem Geſchrey. 

Er thät einen Stecken in der Hand tragen, 

Um den Eſel hinausijagen. 








Allgemeines Inhaltsverzeichnis. 


i 
Sifterifhe Sagen. 


1 Die Herzogin Hedwig in Gpfendorf bet Rotwel . . 2. . 
I Die von Beringen . . u ar an 

Dir Einimadtr' won Kartell DE ENER 

1'Die Herren von Sandau. &tammfane 

edrich von Zollern 

6 &in Zimmern und die Me 









frauen 





Nöringer 
jogin yon Ted . r ä 10. 
Die St. Aurelii Hailtum gen Hirſow fan 

tweden vor Villingen . 1 
e Schweden in Thengen 12 
age vom Schloße Boll : 

3 Das Zehnuhrglödlein in Bonndorf u 
14 Die Sage von einer Nedarflut 

15 Die Striegshalde. Deidenſchloß 15. 
16 Schwabenſchanze und Schwedenihanze 




















Hramberg . 16, 





17 Rochus Merz (von Staffelfelden) in 
18 Die Sage von den drei Brüdern Boofer in Wehisreute 
19 Jager von Tettnang zu Berg 18 


20 Die Göhlinger Weiber Gei— : R 

21 Andere Reformatio: gen Baiern im Wildbad, Vorredt 
des Inneringer Pfarrers, der Prödifant in Leuttirch, die Grieh- 
heimer tragen ihre Fahnen jort 





Belle. 


wo. 


11 
n 
12 


14 
15 
16 
16 
16 


Anm. Cuellenangabe, Wort: und Sayanzeiger am Schluße 


es zweiten Bandes. 


496 





Doch das arme Mädchen unbedächtlich gar 
Biß in das fchöne Laibel. Allein 
Run wurd das Laibel zum harten Stein. 


Diefes überaus fchöne Wunder erzählet der geiftlidhe Kal 
1766 gar herzbrechend im dritten Theile ©. 83. Es hieng auf 
dervolle Stein lange Zeit darnach noch in der Stiftskirche ws 
kriſtey auflen an der Mauer. Es möchte wohl gar feyn, daß 
(fieh oben) in den Stein gefahren ift, und ſich in die Mahlzeich 
gebifienen Zähne verfledt habe, weil ihn die Gtiftsherrn gaı 
nicht fahen, und immer einen Stein, als Stein, wie ein Wire 
ließen. Doch da die Geſchichte nichts Sagt, will ih ins Wuı 
bineinpfufchen. Ich gehe vielmehr zum 


IV Wunder. 


Doch was jett kömmt, ift fein Wunder. Es Yaufen die? 
Urſache in allen Städten zuſammen, und reiffen die Mäuler üb 
als nichts auf. Sehr viele harmoniren auch mit dem Eſel, da 
noch fogar von Magiftratwegen auf ihn fonıpromittiren. Wir 
da IV und V zufammen, und maden ein Wunder daraus. 


Die Gebeine des römischen Nitter ©t. Kaftel werben von 
des eigenfinnigen Eſels ab» und auf den Ehoraltar ein 


Als man das Wunder vom Stein vernahm, 
Biel Volles aus den Dörfern lam, 

Ein jedes Noll wollte gemein 

St. Kaftulum Haben allein. 


Weiſe doch wurden fie ein dermaßen: 
Man joll den Efel gehen Iafien 

Ohn all Anleiten und Treiben 

Und wo er dann würd ftehen bleiben, 
Das Heiligthum jollte beruhen in Fried. 


Und unverzüglih gieng biemit 

Der Efel nun ganz zügellos 

In ein tiefe wildes Moos, 

Darinne thät er ftille ftehen, 

Und wollt’ nicht weiter fürbas gehen. 


Ganz einig war man gleich zugegen, 
Thät dus Heiligthum vom Eſel ablege 





501 



















Mn write. 
50 St Horfisbrumnen . . RE 
57 Ion St. Leonhard .. De |: 77 
58 ©. Venhards Wollfert im Shwarwald — ‚52 54 





59 Ginige Bollsheilige (St. Habnit, Gangulf, Beta, © 































Rodus, St; Beil). « . » . 1 bb 

#0 Das wunderbare Veſperbild zur Geifigenbrunm i im Samen. 66 
BI Nutlergotlesbild anf der Stadimauer B d7 
82 Das Miroleldild zu Salem. 2.0.02 BB 
09 Et. Niclasbild und ber Fuhrmant . . 2220... 
4 Wunderbarer Stein mit dem Chriftusbild . - 2. +... 60 
%b Bon der guten Vetha in Meute 2 22 202022 060 
6 Nupelle verbrennt nicht . . ET 
0 Das wandelnde Muttergottesbilb 5 int 1 Weggenthat vr 6 
Tas Muttergottesbitd auf der Herberg , » 2 2, MB 
Das Miratelbitd zu Hotweil vo 22 2220.00. bi 
Das Muttergottesbild zu Nedarsulm , . 2, 64 

" Muttergotteshitb weint ® 64 
Muttergottesbild zu Munderfingen 65 

rGo Dirte 65 
Veſperbild „ennet der Abladı" Dan} 

um Ar in 

n Gi in 

int nicht 66, 07 

I Kofter 67 
70 Patrizi Bildnie 67. 68 
0 Die Junginger Ke us 
sl ariaberg egrundet 
s2 ritslirche poichingen “ 





83 Tas hi. Heiligtum in Teningen 

AH Engel fingen Metten . 

85 Gfödlein läutet von felbit 

E85 Wie cin Räuber befehrt wird 

57 Was ſich zu Grmatingen am Rhein bey der Reichen Av gelegen, 
mit einem Zwinglianer u. j. w verloffen habe 

53 Ein gleichförmige Hiſtori, ſo fich mit einer Welsperfon funetragen 7 73 

89 Gin andere erjhredenlih Hiſtori . u 

90 Aegidi hin, Aegidi her . 

91 Frevelnder Schwede 

92 Frevler gebannt 














son 


93 Das Dangelmändle von Trofingen + + 


94 Ehierfrenler bett > 2 2 2 mn nn 
95 Brevler beitraft 3 nn rn nn 
96 Vom ewigen Juden m nn nn en 

97 Zur Pilatusfeefage. - - » 

98 Der verhängnisvolle Schuß in Stetten 

99 Die Hand am Eruifie 2 nenne 
100 Reiter verfunten . - » 


101 Wallfart nach der Söraereapeile n in Bultenderf . 
102 Der Bub und die Staaren . . » * 
103 Sage vom Jergenberg bei Beton per 

104 Kirhenfrevel beftraft . - - ee 
105 Meineidige werden ſchwarz —* 

106 Meineid beſtraft * 

107 Frevel an einer ſchwangern — 

108 dredel bringt Untergang des Geſchlechts 


m 
Vom Wuotisheer. 


109 Das Wuotisheer und der Nachtwächter von Veringen a. 


110 Das MWuotisheer und der von Seckendorf 
111 Wuotisheer warnt... - 
112 Wuotes bei Bittelſchieß 
118 Wuotesheer bei Saulgau . 
114 Im Walde Buch 
Bei Dornbirn . 
115 Der Schasgeift . 
116 Vom Lang: oder Preithut 
117 Der Jäger Laute . 
118 Der Thaladermannı . 
119 Graf Eitelftig von Zollern und ver wilde Biser . 
120 Der Wiglisjäger . Bu B 
121 Der Kloas im Vadhaus zu Boos. 
122 Den Wind füttern . . 
123 Im Winde Selbftmord 


IV 
Bon Zauberei. 
124 Bon der St. Zörgenfheibe . 


d. 


D 





.609. 
.91. 


.%. 





9 

$ 

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‚9.9 
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8 

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f 





Wir ter Mann das Derenwerf fernen ion 
6 Herenmeiiter 

7 Zammelpläge 5 
8 Aus Protofollen ranfoaden u. ſ. we 
® Herennamen . 

Wie der Teufel ſich und wicerjeinen -dah; zu nennen prgte 
l Aus der Vollsſprache . 

Wie man chratele von "ic abhalten tan 

3 Meltere Zeugnifte und Ausſprüche 
Kotenburger Herenprocen 
Aus einer Predigt 














Ay 
Waflerfagen. 


Verenabrunnen 





Brite, 
101. 102 
108. 104 
105. 105 
106. 106 
108. 107 
107. 110 
110. 114 
. +18 
DK 
= 116 
. 116 
16 
un 17 
nz. 18 
118: 119 
119. 120 

‚120 


124 





127. 


175. 184 


. 184 





No, 
157 Der Kaifersbronm in Mugsbing . 2 nun ne 
158 Vom Jungbronnen bei Rolmeil . 2 am ame 
159 Das Taubenbrünmlein zu Feuchtwangen . 2». » 


160 Frenflerin Brunn... 2 
181 Gnuerquelkm-bon Thteren genden. — 
162 Vom vlafidad bei —— N 
163 Der Halamam . - 206 —— 
164 Wafferfräulein  . 2 2 0 0a mn ae 


165 Der Ungeheuer-Brunmen . ı 2 aa En a nun 
166 Die Mofterfrauen im See. ou run 
167 Die Wafhfräulein im Untermarhlal. ı 2 200 = 
168 Der bodenlofe Weihee 2 2 42 me nee 





169 Der Schallabrum ı 2 u a a a a a wa 
170 Minderbromen 2 2 2 m onen nee 
371 Wurzach verfunfen 2 2 2 02 nm 
172 Berjuntene Glode . r 

173 Brünnlein 


Heilige: 









174 geheuer im Schwindelſee bei Wurzach 
175 Der Fiſch in Altshaufen 


vum 
Bon umgchenden Thieren und Seelen, 


176 Auf dem Boden 





ftijches Füllen 
iſche Katze 
Hartle· Thier 

5 Gefpenftifche Hunde 
Umgehender Pudel in Augsburg 
x Vogel im Semmbill 














Ein geſpenſtiſcher Haſe —* 
Eine geſpenfteſche Denne Bit] 
191 Ein merfoitrdiger Vogel a 


505 


Seite, 
en Welinen umd dem Bodenfee. - » = 2 2... , 208 
fer in Kirden. - . » re er —— 
Deifterhodhgeit bei Edramberg Pa re 5 | 


ie Eheleutlen.. . - 4208.2 
epernde Pfarrer beim Satferhef 60 
Verwänfdung : . . re ze 
kopf unter dem Arm. 2 2 22 + 
und Hausgeifler I-17 . oo au 20. 
Male. 4 u“ rt a ER 
lijcher Rentanıtmann *26 

Biloftödle in Wiſenſteig 





BE-Eullaghn 2 4 ir ren nr 
MERKE rn ER 
Jausgeift in Winzeln . 3 

ice Gafienfehrerin . - 2.» - 

Mündinger Weiblin © - . - - 





Birtin von Steinhaufen 





—* 





Seht Knaule 
tutjche 

tin gzvolt . 
mgchenden Selen 1 
topf joricht — 
rei durren Vrüder von Golgen als Gäfte 218 ı 











Wolf von yürftenberg geht um ..219. 220 
opfloie Neiter 
Emmelter von Ningingen 








er Alb jei es nicht „nehewr” 

inge ſchwarze Mann bei Cheritetten 
iches Dreſchen im Felde . 

des Klopfen zeigt Tod an . 
nd Grzeigen kündigen Feuers 
wer im Schloß zu Seodof . 
n Conſtanz . 

ierappel von Untergrön 








runſt an 






504 


Nro. 

157 Der Kaiſersbronn in Augsburg . 
158 Vom Jungbronnen bei Roimel . . 2. 2 2 2... KH 
159 Das Taubenbrünnlen zu Feuchtwangen . . .. . 
160 Frenklerin Brunn . .. 

161 Sauerquellen von Thieren geſunden . 811 
162 Vom Bläſibad bei Tübingen..., 

163 Der Hakamann Er 

164 Wafjerfräulein . Er 
165 Der Uingeheuer-Brunnen . . . 2 2 2 18 
166 Die Stlofterfrauen im See . ne 
167 Die Wajchfräulein im Untermarchtal . .1 
168 Der bodenloſe Weiher .. 

169 Der Schallabrumı . 

170 Kinderbronnen . 

171 Wurzach verfunfen 

172 Verſunkene Glode . 

173 Heiliges Brünnlein 

174 Tas lingeheuer im Schwindelfee bei —8 

175 Der Fiſch in Altshauſen .. 


VII 
Von umgehenden Thieren und Seelen. 
176 Auf dem Bodenſee 
177 Das Stubenthier 
178 Der Mühlebergfuchs 


179 Ein Geiſterpferd.. 41 
180 Das Mühlethier rn 
181 Ein geſpenſtiſches Waidroß ... | 


182 Haſe nicht geheuer . 
183 Ein geſpenſtiſches Füllen. 
184 Geſpenſtiſche Katze. 


185 Das Härtle-Thier... 41 
186 Geſpenſtiſche Hunde ... 
187 Umgehender Pudel in Augs burg el 


188 Der Bogel im Semmbill. 
189 Gin geſpenſtiſcher Haſe 
190 Eine geipenjtiiche Henne . 
191 Ein merhvürdiger Nogel 





en Welinen und dem Bodenjee . 
ıfter in Kirchen . 

Jeifterhochzeit bei Schramberg 

e Eheleutlen . . . 
sipernde Pfarrer beim Schäferhoi . 
Lerwünſchung 

kopf unter dem Arnı . 

und Hausgeifter 1—17 . 

iferle 

ſtiſcher Rentamtmann 

zildſtöckle in Wiſenſteig 

er Spukſagen 

nicht geheuer . 

ausgeift in Winzeln 

che Gaflenkehrerin . 

Ründinger Weiblen . 

zirtin von Steinhaujen 

chlößlegeiſt bei Mühringen. 
älblishans .. 
lopfer im Buchauer Rathauſe 
ſtiſche Feuer 

eilt Hollenho 

eiſt Knäulen. 

kutſche 

ſtiſches Kriegsvolte 

mgehenden Seelen 1—7 . 

opf ſpricht 

ei dürren Brüder vom Galgen als Säfte 
Rolf von (yürftenberg geht um 
ypfloie Netter . 

hmeller von Ningingen . 

r Ab jer es nit „gehewr“ 

nge Ihwarze Wann bei Cberftetten 
ches Dreſchen im welde . 

ches Klopfen zeigt Tod an . 

id (Frzeigen kündigen Feuersbrunſt an 
ver im Schloß Zu Scedorf . 

n Gonitanz . 

terappel von Untergröningen 


. 202. 2 
. 208. : 
. 204. 


. 212. 


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ro. 
231 


506 





In Wolfegg jputls 


232 Vom Grafen Endres von Sonnenberg und Feüre von | Werde 


233 
234 


236 
237 
238 
23) 
240 
241 
242 
245 
244 
245 
246 


—&X 
—2 


8 ty 15 In ID 
Sı oc 
on 


berg 
Der umgebende Venediltinermönd 
Der Bauhofgetit 


235 Tie beleuchtete Sottesaderfapelle au Stadt t Renee 


Der Untergänger 

Tie Geiſter auf Baldern 

Der ſchwarze Pudel 

Der Teichgeift 

Ter Gelvzähler . 

Der Bühlgeift bei Frankenhofen 
Der Geiſt im Mochenthat 

Die Färberin 

Vom Teufel geholt 

Das Geſpenſt, alem. Gedicht 
Ausſprüche, Zeugniſſe von Hebel 


VIII 
Hauskobolde, Zwerge. 


Der Entenwigk zu Sachſenheim 


S Der Hausgeiſt des Rechbergers. 


Von dem Erdmännlein 

Die Buchhauermännlein. ... 
Erdenmendlinsbronnen bei Herrenzimmern. 
In Rotenburg a. N. 

Erdmännlein in Stuttgart . 

Swergfräulein 


IX 
schätze. 


Die drei Fräulein in Gramberg 

Fräulein auf dem Schloßberg 

Der Schat in Burgſtock bei Braunenweiler 
Der Schatz zu Bogenweiler . 

Spreuer zu Sechſer geworden 

VO Die Aepfel und Kronenthaler 


BpBewunn 


> 


IS 18. 


04 





| 
is ED auf der Stadtmauer 
RI Eid enfärbt . . . . 
Des wunderbare Areuz Brian 





Som Weggenthal . . . u DR 

Baptritt im Bellen - on re. 

Die Kapelle zu St. Soreto. 2 2 2 2 ea 
Se die Engel das Brevier mitbelem . 4222» 

Der grohe Hetrgolt . . . 299. 301 
BS Die Cage von der rundung des Rioflers Morin Kirdheim 901. 






Die Saze von Cruzifit auf dem Areuzaltare . . . „ 308, 
Bon St. aummernuß.. 
Arevfer vom Ellwangen . 2 2 22 3068. 
Frevel beftraft . . Mit 
B Die drei Kreuze bei Aitzbauſen — wor 
WSns wilde ger .. RER 
Strafe für Entweihung peheifigter Erde Er. Zu 2 20 223 

Die Gottestäfterliche Müllerin in Graben 

Mahnung zu Rönigsbrunn . 

Knaben Spott beitrafet Gott . 

u N Grin bei Beuron 













Fahrende 
Zauberer, Schwarzkünſtler 
Zaubaer . B oo. 
Tie Widvihügen zu NAufhaufen ı an Sqenlenſtein 0.313. 316 
Die Wilddiebe Herenbanner 
Ter Woeireldieb und der Herenbanner 
Die Judengrube 

Der ſiebente ein Zauberer . 
Trei Köpfe, (Bezichtigung, Sirkminin, Inſtrumente ad sorti- 
legium . 321 
Die Sage von dem Meerkräufein am Sdenlenftein 

Ter Kleppermichel erzählte von Hexen 

Ter Cholder (Truttenweg u. |. w.) 0 
Fuchs nicht geheuer . . » nn. 32. 
Die Rlojterirau mit dem -luhelbund 
Goldburghaujen⸗Geiſter 

Der ſchwarze Pudel ur 3326 
Zvut in Pfullingen — Bu — 327 








Ro. 

368 Bon Teufel geholt . - « SE 
369 Das Rapleimännle — 277 Br 
870 Der grüne Jäger . . 2 
371 Der jpigsübifhe eft - > = Hr ner 
8372 Der jahrendee Ehüler . Pie: - — 
STB Der Hanf > or nee — 
874 Die weiße Frau . 23 a Me, 
375 Die Ritter im Schloß Saint Here 
376 Die Kutſchenfahrer . - — — 
377 Der Klopfer « — 2* 
378 Erldſung abgeſchiedener — 

379 Der Eſelsbrunn in Baldern 

880 Finder geholt nl 

Say Bianitstener Eitäfeher 4 ‚rien Da aa 
382 Geiftergeidihte . « - » 2 
983 Kreuze und Bioniffe 2 2 one ee 

384 Die Marceller T 

385 St. Ratha 

386 Mirakelbilder 

387 Weiblein gehen un 

388 Augsburger Wahrzeichen. 

389 Der ſchadliche Jägerblid . 

390 Die graujanıe Heimholuug . 

391 Der Zwerg: und Kindleinsgeift 

392 Der detzte won Hohenftein 

393 Hans von Stetten . 

394 Der Zweilampf zu Hal . 

395 Drei wohlbefoffene Weiber 

396 Die Wafjerfrauen . 

397 Schimmelig Ge . 

398 Auch eine Beſchwörung 

399 Herenpantöffelein 

400 St. Vernhardscapelien, Rirgenyatron 

401 Ein Yan jchöne Lieder vom Aberglauben, Seren I II 





Xu 
Aberglauben. 
Vom Angang. Dale u. |. w. 


1 





vwwww. 


www. 


69 











9 Mhnerin, Rind 0 2 2 nenne BU 
HE und Sterbet . . rue SE) Sp or Bun. 
10 Blid erforfchen, Unglül . . . - FR RE 
MR Bid und Unglück mit Haustieren . «= +. + 300. 
12 Mlerlei Wberglauben, Eifenfraut u. wm © © - . . 402. 
13 Metsinifcner Aberglauben . » = 2 2 2200. 
Bor dem Bannen, Seren . a el 
Väragogiiher Aberglauben , BE hen, 6 040-0 

























16 Seilige Rräuter nd Vgl. 2 2 = 2 2 A 
15 Epafige ar RE > ee RE re Pe 11 5 
18 Weiter 
19 Sorettog * n Rat dehlung 
20 Allerlei Vollsglau Alu 
21 Liete, Ehe. . Fa 314 
22% tet von Vochenberg's Ertzneibüchlein 15. 16. Ihd 
23 Cachitex exarmatus id est Apotheea ecelesiastiea Wihlin- 
te) Als, 
24% er Schatztammer B 131 
25 Gegen Aberglauben aus Rategismen . . 10 
N 
Befegnungen. 
Wunden .. Hl, 
Wurm, Warzen, Rotlaui, Mundfäule, Kräte, Fieber, Zähne, 
Kröpfe, ud 2.2.0.0. 141h14. 
Gichtegen, ẽwraine — Be En 
. #51. 
Peiliegen, Tie 132. 











Hundebann, Taubenbann 
Beichmerung der Ruthe . 
Schanſtellung 


— 
2 Yusdem aberglaubiſchen Narren und Närrin I. U, Conlins 877. 380 
BE Andreasnaht - = =» » ARE. vn 4880 
ma 2 
Seihtmeh bis Rarmahe > = m men en Dh 
Rt us, RE Peer "BL 


7 Den bis Men 2 2 een. BRT. 800 


3 
396 
309 
402 
405 


. 406 


409 
410 
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412 
412 
11% 
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116 
117 


131 
156 
41 


114 


448 
451 
452 
4153 
454 


. 455 
465 





512 





Schufftellen, gegen Zauber, Hexen 


Beſegnungen aus Handſchriften des 14. 16, yore. 


XIV 
Anmerkungen 


jur vergleichenden Sagentunde . 2 2. 2 4 


Von, Trud von Carl Coral. 


ae 


a 








In demselben Verlare erscheint: 


Des Knaben 
‚ r r yr 3 r 
WUNDERIHORN 
Alte deutsche Lieder 
eesanmmelt von 
L. A. von Arnim mul Clemens Brentano 
Nest ia arbeitet Vet 
Anton Birlinzer und Wilhelm Crecelius 
Mit Osesnalznehruneer von Heinrieh Merte 
I, Ihr vrreinitieh vn: (‘, li. Specht 
ur “fe ı W am ’ | et. 


Erschienen sind Lief. I- 8. 


Altdeutseche Neiyahrsblätter 
tür IST. 
Volksiämliche Sprachproben 


t 


\ılon Birlineer : Wilnelm Greeelius. 





Aus 


Suhwaben 


agen, Yegenden, Aberglanben, Zittern, Rechtsbräuche, 


Ortsneckereien, Yieder, Minderreinte 


Reue Sammung 


Anton Birlinger. 


Zweiter Band 


Wicsbade:: 











R Aus 


Suwaben 


Sagen, Legenden, Aberglauben, Sitten, Rechtsbri 


Ortsneckereien, Lieder, Kinderreime 


Reue Sammlung 


von 


Anton Birlinger. 


Zwei Bände 


Wiesbaden 
Heinrid Rillinger 


1R74 


Sitten um Rechtsbräuche 


acſammelt und herausgegeben 
von 


Anton Birlinger 


weiter Band 


Wiesbaden 
Heinrich Killinger 


1874 


Ei N 


In Ehingen an der Donau fommt der St. Klos, Santi 
tlos und ſieht nach den Rloſahblzlen, welche die Kinder, —s 
find vieredige, 1° lange Hötzchen oder Stäbchen, — jo 
worauf die Zal der Gebete eingeferbt iſt. Ein wagredhter 
gilt für's Vaterunfer, ein Kreuz für den Glauben. Ye mehr 
Kind ſolcher Marten hat, deſto mehr ift ihm St. Nikolaus gemogen 
und ſchentt ihm auch um jo mehr gute und fühe Sadjen. Darum 
betet 8: 














St. Nifolaus leg mir ein, 
Was bein guter Will mag jein: 
Uepfel, Birnen, Nuß und Kern 
Eſſen die Heinen Kinder gern! 
Bor dem Schlafengehen ftellen die Kleinen Schüffeln unter bie 
flatt, in welche St. Nikolaus einfegt: morgens ift alles voll W 
Birnen, ſüßer Sachen u. ſ. w. 
„Sante Klaos um Golts Will 
Thuo m’r au mein Säcle fülla,“ 
heißt es anderwärts. 
Im augsburg. Schwaben, Behlingen rufen die Kinder: 
Heiliger Niklaus leg mir ein! 
Aepfel, Bira, Nuß: 
Des macht mir fein Verdruß! 
Und was noch mehr? Verhau du mir 
Mein Aerſchle nicht fo jehr! 
In Weingarten rufen die Kinder am Klojenabend: 
Kos, Klos, Butterfidele, 
Lak m’r aud 'n Aepfel liga! 

In Furtwangen (Schwarzwald) heißt dieſes „Einlegen“ Ma 
fajagen. Der Nifolaus jelbft heißt Santi Klaus, 

In Oberhaugitett (Calw) wird Dinstags nad) St. Vita 
Abends der jog. Klos gejagt. Einer wird mit Kubjcellm c 
gelegt und dann von den Iedigen Burfchen und ältern Säil 
der jog. Schandenflos durds Ort gejagt, ſt ein ga 
jur damit. (Ob. 9. B. 51.) In Grömbad) (Freudenftadt) tu 











3 


gewaltig dazu. Der Schandenklos führt Kolen mit ſich, 
d berußt Madchen und alle die ihm begegnen. Ob. U. B. 68. 

Die Lebzelten (im augsburgiichen Schwaben) bädht der 
(aus 14 Zage oder 3 Wochen vorher auf dem Kirchturme 
tr im Glodenhaufe; daher an der Strafe, in den Stauden die 
U. „es riecht jhon“ d. h. der Nikolaus fommt bald. Um 
Mobeuren werden dieſe Brote im Schelmenhäule gebaden, 
— sicht auch das „Muotes“. Klaufazelta ift der Name 


„In Steißlingen (Hegau) werden am St. Nitolaustage, 
am Zeil auch am Weihnadhtmorgen den Kindern gegeben: Nüffe, 
(pfel und Rlaufenmannen; es find fegteres mürbe Brote 


törfalt von Männfein, deren Augen Wachholderbeeren bilden.“ 
Aırz im Dideeſ. Mrhto 5, 290. 


In Waldſee find ehemals die fog. Kloſen, 12 Männer, zu 
Rummereien verwendet worden. A. 1769 die Sitte vom ber 
Regierung abgeſchafft. 

alrier up feine Vorzeit S. 194 

In Gmünd machten die Eltern ihre Rinder ſchon frühzeitig 
uuf den antommenden Nit loſa aufmerfiam und neugierig. Wer 
tt brav ift und fleißig lernt, der bekommt einen guten Niko: 
en, die Faulen und Böſen erhalten dagegen Rutenſtreiche. Tas 

fbrüd, wann, wie, mit was St. Niklos fomme, bildete natür- 
{6 die Hauptunterhaltung je mäher es-dem merfwürdigen Tage zu- 
ing. Am Vorabend horchte Alles, ob die Schellen bald fommen ; 
it Kinder und Mütter ſchauten durchs Fenſter: „fich dort, rief 
it Mutter plöglich auf, dort auf dem Berg das Lichtle, "3 kommt 
St Nitlos!“ Der lieb aud) nicht lange auf fid) warten: 
in dazu beitellter Knecht, ein Nachbar, Netter oder gar eine Frauens- 
trjon bejorgten den Eltern den Dienſt; Aepfel, Nüſſe, Hutzeln 
hiellen ſie dazu. Die Kinder mußten ſich um den Tiſch herum 
tellen: die Schelle des fommenden Nitloſes, der Schein ſeiner 
terne machte alle bang. Es jchellte nohmal vor der Thüre 
d der Nitlos war es wirklich! O Schreden! — Die Ihür 
net fi) und der weißbartige Mann in fangem Mantel trat ein; 





4 


die Inful, ganz biföflih, von Gofdpapier; ein Toftbares Peltoral; 
bei ihm fein Knecht Ruprecht mit dem Sad und unter ben Ar— 
men einen Rutenbündel. Eine Laterne warf ihr ungewiſſes Licht auf 
die jonderbare Gruppe. Der Niflos fragte jeht nad) den Pin 
dern: der Vater nannte die braven und zeigte die böfen. Shieranf 
gings an den Katechismus: eines betete dann das DVaterunfer; 
eines den Glauben, ein drittes den engliſchen Gruß, ein vier 
die 10 Gebote. — Schreiben, Leſen kam aud) am die Reife. Die 
alles gut beſtanden, erhielten Belobung, die andern leichte Ruten 
freie. Da gings an ein Schreien und Weinen, worein mitll» 
dig ſelbſt die belobten, braven Kinder ſtimmten. Der Nillos rafl 
dem Snedht und der leert den Sad auf den Tiſch und jebes ber 
tommt jeinen Anteil nad) Verdienſt. Alle krabbeln herum 
verſprechen recht brad zu werben und im folgenden Jahre 
viel zu beten, damit e3 wieder Guts gibt. „Nun Finder, jagft 
der Klos, haltet euch an die 4 F: fromm, folgſam, fleißig, freunde 
lich; gelobt ſei Jeſus Chriſtus!“ und ging mit feinem Knechte it 
aller Stille ab. Daß «8 viel Natens abjekt, wer er wol gemeltt, 
verfteht ſich. 

In einigen Gegenden jammelt fi eine Anzal Kloſe u 
durchzieht das Dorf: aber das Volk hängt feſt an der alten Uchen 
tieferung, daß da immer ein unbefannter Ueberzäliger ſich ti 
miſche: wer der ſei? Niemand anders als der Gottſeibeim 
In Mühringen waren es einft 13. Der Pfarrer wurde gerufen, 
ſegnete die Kloſe und fich da: es waren im Nu nur mehr ihre 
zwelfe! 

In Marbah bei Saulgau ift eine Alojenfapelle, m 
einjt ſich den Ortsflojen ein fremder Ueberzäliger beigefelte. DW 
ſie's merften ftoben fie auseinander und thaten’s nie mehr. 

In Rangendingen wurde der Tag ganz ähnlich geleirl“ 
Geſchenle, Aufſagenlaſſen u. j. w. J 

In Rohrbach kam der böſe Klos, erſchrecke, züchtigte d 
Kinder. Der gute Klhos kam Nachts, wenn die braven findet 
Ichliefen, und that Guts in die jedem befonders aufgeftellten 
fein. Der gute Klos fommt durch die verſchlofſenen Thüren ml 





















nn IIR 


5 


ner. Manchmal legen die Kinder ein Kerbholz in bie Schüffel 
t ſoviel Einfchnitten, als fie dem St. Nikolaus zu Ehren Bater- 
fer gebetet Haben. Manchmal jchrieben fie ihre Wünſche blos 
f einen Zettel und legten ihn bei. Steht man früh auf, fo 
topen alle Schüffeln von Obft, von Nüffen, Badwerf in allen 
käalten: Kränze, Vögel, Schneden, den Buben und Dlädchen 
Iuben- und Mädchen⸗Figuren. Manchmal ftcdt Geld im Apfel; 
tlommen Spilwaren, Kleiderftüde zum Vorſchein; ebenfo Schreib- 
ertzeuge. Diele Eltern wollen e8 lange die Kinder nicht wiffen 
fen, wer das alles gebracht. 


Anm. U. 1752 erſchien bei Mauracher in Augsburg (8%) vom Kammerer 
ı Sottmannshofen (Wertingen), Beer „Merds Bauer, das iſt heilfane 
lie Lehren und Ermahnungen an die hriftliche Baurſchaft“ u. f. w. 
>. 4 fagt der Pfarrer: „Verehret euren Dienftboten etwas zum neuen 
Wr: Eure Kinder freuen fich jebt ſchon auf den Niklastag, fo machet 
M een Ehehalten an ſolchem Tag auch eine kindiſche Freud, wann 
Tihnen dann nur etliche Kreuzer verehret. Oder eure Bäurin eine hals 
T Ehlen- Tuch, jo werden ihr Wunder fehen, wie Iuftig und wie gern 
bei Euch ſeyn werden.“ 
Heribert von Salurn predigte einft auf den Hl. Nikolaustag unter 
tem folgendes: „Und weilen die finder zu folden andächtigen Uebun- 
nit nichts leichter gebracht werden, als mit Obft und anderem der- 
n Rinderwert, fo ift ganz löhlich der Brauch auflommen und ein- 
t worden, daß man St. Nitolaustag den Kindern etwas 
sihen einlege und fie vorbero vertröfte St. Nikolaus werde ihnen 
t jenes bringen, wann fie fleißig werden beten.“ Predigten 1693. 
. 
3 Franc. Jos. ex Busmannshausen Flores Campi oder Feld⸗ 
Feſtivale, Kempten 1679 49 beginnen die St. Nicolai Feſtpredigt 
33): St. Nicolaus singulis statibus singulas virgas ponet. 
heutige Tages die Umfrag follte gehen laſſen, wie ſich aud 
Habe der H. Nilolaus, jo würde ich nit zweifflen, man würde 
gleich antworten, dann es laßt ſich anjehen, als jeie er Acceptor 
m und den reichen Kindern reicher und freigebiger als bei den 
erzeige und alfo gar ungleich und parteyifch in feinen Gaaben 
er weniger feine Goldsknöpf und mehrenthails an der Statt 
Refplen und andere ſchlechte Gaben einlegt. Ye 
? gedundt mid), daß er fi) gleich und unparteyiſch verhalte, 





Dannenber (von dem Einwerien des Goldes für die 3 armen 
was St. Nikolaus that) der Brauch kömpt, Das etliche Eltern den 
etwas aufs Bette legen vnnd jagen: St. Niklaus Hat es be 
welches ein böſer Brauch ift, weil dadurch die Kinder zum Hei 
wifen werden, da wir doch wiflen, daß nit St. Nik laus, fon 
heilige Chriſtkin dlein vns alles Gutes an Leib und der © 
jcheeret, welchs wir auch allein darumb anrufen follen. 

In der ehmaligen Fürſtembergiſchen Landgrafidhaft 
lingen, Baar u. ſ. w. muß das Nitolausfeft fehr im 
leben eingewachjen gewejen jein. Ein Decretum v. 1746 
„Und weilen beynebens — ein nicht geringer Mißbrauch! 
wider in dieſem befchiehet, daß an dem Vorabend be 
ligen Nikolaifeſtes anftatt der alten, zu gutem Zihl ı 
bauung deren Kinderen eingeführten Gewohnheit und wo es 
in Erinnerung diefes Heiligen Biſchofen geichehen jolte t 
junge und ledige Mannsperſonen fih auf das häßlichſte v 
men, biß in die halbe Nacht auf der Gaffen und von eine: 
in das andere lauffen, zu mahlen nicht nur allein ein gro 
töß auf denen Straßen, fondern aud mehrfältige Unehrb 
die Wir da außzudrüden übergehen, hier und dort ausjuü 
nicht Scheuen, jo folle nicht weniger diefer Unfug und M 
bey 3 fl. Straff verbotten u. j. w.“ 

Ein verunglüdter St. Nilolaus. Die Jim 


IKhunecst TT armen une nf ..w mn... 





7 


fein liberalitett erzgaigen. Domit er ſich nun zuvor uf der ban 
beritte und ſich verſuchte, wie es im weilte anfteen, do legt er an 
St. Niklaus abendt ain Alb am und ain Dalmatif darüber; jo 
keit er im vorhin aim gemalten Bifhofhuet und ain Stab 
Vetzu machen lafjen. In ſolchem muft im der Mefiner beholſen 
kin und fein Rüttmaifter fein. War der Meinung er weilte uf 
der ſtirchen ſich probieren.“ Zufällig hatten die Bauern das Loch 
in der Kirchendede offen gelaffen, weil fie dort bald Korniäde, 
dir unten Tagen, aufziehen wollten. „Gegen Aubents fompt der 
‚unter mit feinem Meffner und einem Bueben, geet auf die Lauben; 
 daligt man in an in enppis et cotis. — Alfo wie ſich der 
Auner probiert und Sant Nitlaufen jimmliert, ſicht er nit 
mol für ſich — trifft er an das offen Koh am Zug und felt 
 fampl der Inful und dem Stab in die Kirhen hinab auf die 
St. Die halfen jm mit dem Leben darvon. — Hernad) wolt 
nit mer Sant Niklaus fein.“ 
Der Nitlas martt in Um kommt in Augsburger Male 
Malen öfters vor. 18. Ihd. 


u 
Bom Stlopfertage *). 
du Gruibingen (Göppingen) gehen die armen Schulfinder 


und beiteln im Dorje Herum Brot, Mel u. j. w. und das heißt 


man: Einreiche (Einräude?). 
Dana 2 m 


Im Mindeltale gehen an den 3 Donnerstagen vor Weih 
"ahlen die Kinder im Orte herum; haben einen Prügel ober ein 
Hämmerlein, womit fie an Fenfter, Yaden, Türen Hopfen und 
nädtliherweile rufen: 





*) Boltst. II ©. ©. . E. Meier &. 457 fi. 530; 
Augsb. Tb. 252. Hildebrand D. Wb. V. 1231. Germania 17, 91. 
Deine Mitteilungen darüber aus einem alten Prediger, B. Wagner 1593. 
(Ingolftatt.) 








8 


Holla, holla Mlopfertag, 

Schüttlet Wepfel und Bira ’rab! 
Schnitz, Hutzlen, Birnen ſehte es ab; Reiche gaben Wengen und. 
Nüffe; nicht jelten bu man Brote in Bogelform, 

In Schwabmünden haben fie nur einen Klopfertag, im 
Burgau jogar 4 Andpflisnädt. 

In derſelben augsburgifchen Gegend rufen die Kinder: 

J Mopf, i Hopf in bes Dans, 
Gibt ma mier a Küechle raus! 
D' Küechlen thuet man bada, 
D' Pfanne hör i tracha! 
ſtuechlen rauf, Küechlen 'rauß: 
Oder i ſchlah a Loch in's Haus! 
Wird nichts verabreicht jo ſchreien fie: 
Es fteht a Häfele unterm Herd 
Iſt Herr und Frö fein Kreuzer wert! 
Bral. Boltstüml. II, 453. 
Am Donnerstag vor dem vierten Adventfonntag rufen in Gro = 
fingen (Rieß) die Anflopfer : 
Gut Heila, gut Heila 
Gent m’r mein Theila! 
In Aufpaujen: 
Gut Heila, gut Heila, 
D' Katzen an da Seila 
Hund an d’ Stöd, 
Laufen alle Freßwaaren mit. 

Fenſtern. Hier muß id) mod) eines in Schwaben üblige 
Zeitvertreibes eriwehnen, wodurch, äußerlich zwar niemnad verlehd, 
aber doc) Kranken und empfindfamen Menſchen, jchrangern Bir 
tern, zu nachtheiligem Schreden Anlaß gegeben wird: ich met | 
das, in jenen Gegenden fogenannte Fenſtern. Um Weihnacht ud 
Neujahr, pflegen junge Yeute oft mit Heftigfeit, Heine Siefelfte 
oder Erbfen gegen die Fenſter befannter Perſonen, zur Radıtget, 
zu werfen. Dies joll cine Höflichfeitsbezeigung ſeyn, und man 





9 
uuß alfo gleich die Fenfter öffnen und feinen Dank dem Thäter 
Nadrufen, wenn nicht, zur Strafe die Fenſter gar eingeworfen 
erben follen. Diejer jeltfame Gebrauch hat einftens in meiner 
Gegeuwart einer: liebenswürdigen Schwangeren, die deſſelben uns 
landig war, einen für ihre Geſundheit jehr nachtheiligen Schreden 
Ängejaget, und muß allezeit auf empfindliche und franfe Menfchen 
gleiche Wirkung thun, wenn auch nicht eine dahinterſtedende Zügel« 
lopgkit deſſen Abſchaffung anraten jollte. 
"Peter Fraut, 4, 181 Me 


Nun auf die drei Donnerstag Nächt 
Als bie bauren megde und knecht 
Bei ein fein in dem funfelhaus 
Biel Aberglauben yiehen auf. 
Bon Berchtholde und wũtniſch heer 
Diefelben Mächt förhtens Th fehr 
ven, ſolch Nächt ungheuer fein. 
Et, 0 Weimar. Jahrb. VI, 414. 
Feigele's Füeßener Chronik nennt als Zeitbeſtimmung wieder: 
hatt „an der andern Knöpflesnacht“. 
A. 1602 den 12. Dez, au der mittlern Kloöpftensnacht 


Ward Hans Nagel von Rohrbad) gehentt, 
Auatı, Matefizertt. hei. 








m 
Weihnachten *). 


Von Weihnachtsſpilen kann ich beinahe gar nichts berichten ; 
de Ichte Reit iſt wol das „Kindermiegen“ in der Kirche, das bis 
in 19, 355. herein fid) vererbte. Das befannte Yied des Mönches 
m Salzburg (14. Jhd.) dabei „Joſef, lieber Neffe mein“ oder 


®) Bollst. 1. 3. 6-11. €. Meier 461 fj. Montanus I, 11 fi. 
Feter II. 273 f. Haager, Bodenfec Geſch. V Schriften IV. 69 ij. Bierordt, 
bodiſche Geſch. 1865 ©. 45 ii. 


10 





„lieber Joſef mein“ *) ift im Fränkiſchen nod) allgemein; 
aber au BVoltstümlichteit immer mehr verlieren. Das Pa 
bud) jagt: „Darnad) kompt das Feſt der Geburt Chriſti. @ 
man an ill Orten feltzamer Spill, wiegen eim 6) 
Kind odev Göklin in der Kirden und haben bieje 
fo für Heilig.” 
Auf der Hohenzolleriihen Hochzeit (Meine  Nnsgabı 

Alte A. 202) bliefen die Trompeter zum Ejjen. Es heiht: 

Man höret im Hof die Trommeter 

Wie fie anfingen ‚blajen jchon 

Zum effen, das Taut nad) meim wohn: 

Joſeph lieber Joſeph mein 

Hilff mir wiegen das findelein, 

Diß Gang fie lieblich liefen fang 

Daß e3 im ganzen Hof erffang. 
Dazu die ausführliche Anmerkung ©. 146. 147. 

Der Beſuch der Krippe**) in Augsburg ifl im . 

einmal angedeutet: 

Um diefe Zeit ift der Gebrauch 

Daß man bejucd die Kripplein aud), 

Da kann man Wiegenliedlein hören 

Geſchiehts Jahr einmal: wer wollt es wehren? 


*) Peiffers Germania V, 375. Altdeutſche Blätter II, 341. 
mann Kirhenlied Nr. 246. 247. 

**) Schon vor dem hl. Franz von Affiffi war die Ausftelun 
Krippen in den Kirchen vollstümlich und im Gebraude. In der 
Mariae de praesepio zu Bethlehem hatte die fromme Kaiferin I 
(Blacida) mitten in der Hole, welde für die Geburtsflätte Chritt 
gegeben wird, eine Krippe aus weißem Marmor errichten laffen 
anderen Orten fteilte man zu Weihnachten goldene und filberne 8 
in die Kirchen Hin. Nach und nad tamen in Deutſchland ned ' 
reich und Italien die Krippen in den Kirchen auf. Zwei Perſonen 
und Maria vorftellend, ſahen mitunter daneben, fangen ſelbſt ode 
derten einander auf dazu, worauf der Chor cinftimmie. Der 
nach Verehrung des neugeborenen Heilandes war jo groß, daß da 


u 


Sogar Ehrififinbpuppen nahmen die Augsburger Bürgersfrauen 
Mt zur Krippe am hi. Morgen, wiegten ſolche in den Armen, 
Fine Frau fam einft zu ſpät, alles war voll in der Kirche. 
Mergerlicd) ging fie fort und fagte zu der Puppe: komm liebs Je⸗ 
\eindte, laßt dir d' Webersbolla uff d' Kirwe fomma! Das 
Me neben Yorcdhen (Studenten) der Weber Spihname *). 


Eine Heute noch übliche Sitte des Befchentens an Meih- 
Kanten ift iu früherer Zeit fogar verboten worben, weil manche 
N den Koftenpumft wicht bedachten und felbft dadurch Not litten. 
das daht einmal: 

63 fehren gleihjalls in’sgemein 

Die Feirtäg durch die Dotlein ein 
Zu fehen ob von den Chriſtgaben 
Sie ſich nichts zu erfreuen haben. 

In Gonftanz fam a. 1460 ein Verbot heraus: wer cin 
Rind bept, der sol jm nit immer injtriden**) ane Gefärde 
denn 133 und jol im oh ze Wihen nächten weder Bimen- 


N4 nicht wehren lieh, der lieben Maria wiegen zu helfen und im fröße 
iten Zange jubelnd um die Wiege herumzuſpringen. Nod vor dreißig 
dahren ward um 12 Ur auf dem Turme der Tübinger Stiftskirche 
inter dem Wlajerhoral: Ghre fei Gott u. |. w. eine Meine beleuchtete 
Bige mit dem Jejusfinde gewiegt. Im Kloſter zu Preetz hatten die 
Ionnen jede Weihnacht ein Kindlein gewiegt. Hoffmann v. Fallersleben 
in feinem Kirchenlied (2. Aufl. 1864) jagt S. 418, daß die bemußten 
Vichenlieder — er führt vom „Jofeph, lieber Jojeph mein“ Varianten 
m — zu Ende des 14. Jahrhunderts in den Kirchen Deutſchlands üblich 
axveſen; S. 243: daß der Brauch des Kindelwiegens im 16. Jahrhun- 
Det wol in ganz Deutſchland üblich gemein: S. 425: daß die Wie- 
genlieder ſehr volstümlih und allgemein befannt waren. ©. 428: 
Während ſich das Kindelwiegen im 17. Jahrhundert in der tatholiſchen 
firhe behauptete, verlor es ſich aus der evangeliſchen immer mehr; die 
abei üblichen Lieder erhielten fih wohl nah: fo fang man in Hamburg 
em Jofeph u. j. w. bis in’s 19. Jahrhundert herein. 

*) Morgenblatt zur Bairifhen Zeitung 1865 Nr. 206 (Birlinger). 

**) Bergl. unten „Taufe”. 





2 
zellen, Brot, Käß, Hämpli mod; ſuſt mit anders jenden an Gr 
därd.“ 

In Rottenburg dauerte das hohenbergiſche Verbot noch hie 
zum Uebergang an Wirtemberg. 

In Altenfteig (Nagold) ziehet am Epriftabend die Schi 
jugend mit brennenden Fadeln den der Stadt gegenüber — 
Bergabhang hinan, bis zum Schloßberg gehis. — In Rieling 
haufen (Marbach) ſingt am hl. Abend die Jugend herum, hat din 
ttansparentes Käftchen mit Engeln darauf, die Worte des Sand; 
Freuet euch, denn heute iſt euch der Heiland geboren!" Ob. U.B.5d 

In Gundelfingen trugen am hl. Weihnachtstage de 
Wirte, die Müller u. ſ. w. ihre Neujahrsgeſchenle zu den Be 
amten. 1575, 

In der hf. Nacht mit Gebet zubringem ift jehl ad 
gefommen: Alte Leute wuhten nod) davon. Die Zimmerijche Chr 
nit berichtet 1133 darüber. „In der Weihenecht nacht — wie dam 
ainejt ain großer Andacht bei unfern Vorfaren geweſen, dann lat 
bei ung, alſo das jie gar nahe die ganz nacht im Gebet hervornr 
geweſen — do ift die guet Fraw auch mit zu bet gangen, for 
der vor und bei iren wachsliechtlin knüet und ire Gebett gejproden; 
(Frau Margret Gräfin v. Dettingen, dann an einen Zimmen 7 
verheiratet).” | 

U 








eihnadten und die Bäume*), Am 18. Junt 1868 
fand ih in Mulfingen in einem Baumgut etwa 20 Obftbäum 
am Stamm in der Höhe von etwa 3 Fuß mit einem Strobiel 
umbunden, nnd teilte mir der Schultheiß mit, es habe diß in dem 
Aberglauben feinen Grund, daß es die Fruchtbarkeit des Baum 
erhöhe, wenn man an Weihnachten ihm mit einem ſolchen Sel 
anbinde, 

DO. N. Mann Baumann teilte mir mit, daß er den gleichen 
Gebrauch in Diebad) gefunden habe. Daß zwar auch die rajie 


Ss 


nelle Landwirtſchaft die Obftbäume durch Strohjeile gegen def 


*) Mitteilung von Bahing. 





13 


auffriedhen eines Nachtſchmetterlings zu ſchützen empfehle, daß 
e der Schultheiß von Diebadh, gegen welchen er feine Freude 
über ausgedrüdt, daß dieſes razionelle Mittel auch in Diebad) 
wendet werde, ihm befannt habe, daß er von der Anwendung 
Strohſeils zum Schub gegen diefen Schmetterling bis jezt 
gewußt habe, der Gebrauch vielmehr auf einem Glauben berube. 

Auch in Sindeldorf erinnert fi, wie ih am 4. Auguft 1868 
ist, die jezige Generation noch aus ihrer Jugend des lmbin- 
s der Fruchtbäume mit Strohfeilen zur Zeit des Feierabend⸗ 
tms am Weihnachl3abend zu Erhöhung der Fruchtbarkeit. 


Auch in Altkrautheim erfuhr ich am 5. Aug. 1868, daß der 
brauch noch Heute von Einzelnen geübt werde. 


Derſelbe Gebrauch herricht, wie mir N. Not. Haußmann fagte, 
Rottenader DO. A. Ehingen. 


Auch in Berlichingen und Jarthaufen ift der Gebraud) bei 
helnen noch in Uebung. 

Ebenſo in Alpet O. A. Ulm, ferner wie mir R.-Rat Kolb 
21. Mai 1870 mitteilte, in Lonſee. 


Ebenfo, wie mir derſelbe 1870 mitteilte, in Grinmelfingen. 

Desal. in Lahr. 

Desgl. in Urjpring, wie ih am 3. Juni 1871 erfuhr. 

derner in Bördlingen. 

Ein Gemeinderat in Sindeldorf teilte mir mit, e3 jei früher 
der Weihnacht in der Mitternacht eine Meſſe gelefen worden ; 
in nun feine Mutter zu diefer Meſſe gegangen fei, jo habe fie 
!dem Fuß an einen vor'm Haus ftehenden Obftbaum geſtoßen 
dem feiten Glauben, daß dadurch die Fruchtbarkeit bewirkt 
de *). 
*) Bingerle, Sitten ꝛc. des Tiroler Volks, berichtet S. 148: Wenn 
tam Karfreitag in der Frühe mit einem Schlägel an einen Obft- 
a ſchlägt, wird er viel Obft tragen. Lechtal. Yerner: alles, was 
Rarfreitag in die Erde gefezt wird, gedeiht. Lautaſch. Zingerle 
ttes auf die Böttin Oftara ©. XII. 





14 


Weihnachten. In Ickelſamer's „Teuticher Brammatica dara 
ainer von jm felbs mag lefen lernen :c. Rürnb. 1537 (beffere Ausgel 
©. 58, 59: „als unter andern vilen das wort Weinnadten if, we 
ches auch Rhenanus anzaygt. das wort lautet von ainer weynige nad 
die man mit weintrinken hat zuobracht, weldhes fi zwar nit w 
übel reumet auff die hriftnächte, die wir Weinnächte nennen, weil 
man auch für den großen Bottesdienft, mit fauffen vnnd fchlemmen, & 
geht. vnd ift unns aber difer nam ettwa von ainem Haydniſchen Br 
überbliben, die jre Goetter mit ſolcher ehr begiengen u. |. w. Vrgl. Bei 
tus Rhen. rerum Germ. libri III Basil. 1531. »Noctes interdae 
epulando transmittebant (d. alt. Germ.), non solum dies: nam diem 
inquit Tacitus, noctemque continuare potando nulli probrum 
Vnde quibusdam adhuc festis diebus apud nos a nocte cogbd 
mentum, ut est ille sub calendas Januarias, quo juxta ritum ohrk 
stianum, servatoris nostri natalem celebramus, antiquo vocabuloe! 
haud dubie ex ethnicorum observationibus relicto, Vninnacht sp 
pellatur, a vino videlicet conviviisque.« (v. Raumer, d. Unterriqt i 
Deutfh. 1857. 3.11 Unmig.) Richtige grammatifche und etymologiih 
Reflerionen find unnachweisbar. ine ganz verfelte Aeußerung bepepme 
uns bei Notler Arift. 30 (Gramm, IIT, 51 ff); eine gänzlich werhefl 
eiymologiſche Anficht, total abhanden gekommenes Berfländnis der eigen? 
ſprachlichen Wurzelbeftandteile jehen wir in Maßmann's Gothica Minor: 
Haupis Zeitfhrift 1. 368 ff. Geiler, Brunſchwig, Beatus Rbenamebı 
Ickelſamer find alſo wol zu entjchuldigen. Es Tag nidt in früheren Jahr 
hunderten, und der epifche Zug unferer Vorzeit bringt uns geſchäftig im} 
Bebiet der immer grünen Volksetymologie hinüber. 

Anm. Am Reichsftift Neresheim hatten fie von den Stroh aus M 
Krippe Jeſu. Arpagaus predigt an Weihnadten (S. 82): „IR pu ur 
(ehem die Kripp Ichr und ohne Heu und Stroh geweſen? Rein, DM 
zu Närißheimb im Cloſter findet man, und mird chrentbieig eh 
behalten von dem Stroh des Kindleins in der Kripp. Und ift ohm 
gleublidy, auch) gemäß allen Gemählen von der Geburt Jeſu das Hm 
Stroh in der Kripp geweien, welches Joſef entweders gefauft oder Kl 
erfucht oder zuvor darinnen gefunden. (Hirtentäjh.) ©. 74: Red Wi 
daran mein Tiebes Teutſchland! Du ehreit die hl. Hi. Weyhenachtzit v 
vilen ſchönen und wohlgeſtelten Liedern und bietteft gleichſam der Im 
allen anderen chriſtlichen Völkeren?“ 


In Kaufbeuren ift am St. Stefangtage das Säwir 
mal abgehalten worden. Am Oftober 1588 ift vom Rate M 


aa 


15 





senrsus Deusdedit Hainz pfarhern zu K. betveffent” am ben 
hof von Augsburg überfchidt worden. Inter andern heißt 
in öffentlichen Gafthäufern bezeche er ſich mit jungen Burſchen 
finge unzüchtige Lieder; vor ettichen Jahren Hätten ihn vom 
jweinmahle an St. Stefan vier Männer auf einer Mift- 
te Beimtragen müfjen; letzte Fafnacht habe er auf offener Gafje 
& er in jein gewonlich Gunkelhauß gehen wöllen" ehriame Junge 
ven aufs ungebührlichfte „angetaftet und heimbgefucht” u. |. w. 
Reli Stiene, Die ieihsftadt Kaufdenren, Winden 1670. ©. 29. Anm, 

Am Sanft Stefanstage war dann Zufammentunft ber 
herren und Pfarrer des Blaubeurer Softers aus der Um ⸗ 
md mit Neujahrsgaben für den Prälaten; Iehterer erwie - 
fe mit andern und ein frölicher Schmaus war des Tages ge- _ 
Im. 
In Tafer eiler gehen am St. Stefandtage alle Leute 
3 Hagenbuttenejfen, die fie noch an den Hecken aufjuchen; fie 
m für's Seitenftehen, im Saulgau für’? Magenleiden gut 
i. 

Pfeffern“). So heißt die uralte Sitte, nad) der Rinder, 
der wol aud Alte im Dorje herumgingen und an St. Johanns 
&. Tag oder am FKindleinstag die Leute mit einer Wach— 
derrute beftrihen und ſprachen: 

Pfeffer, Nuſſa, Küechlen r'ouß 
oder i laß da Mader ins Hünerhaus! 

In den Ulmer Klöſtern befamen vor Zeiten die Armen und 
Eonventualen je ein Semelbrot befonders an diefem Tage. 

Pfefferkuchen. Durchaus nicht? damit zu thun hat ber 
ven@burgiiche Pfefferfuchen, ein Heines rundes Rodenlaibchen. 








*) Boltst. II. 12. Wbl. z. V. S. 30. Schmid Wb. 00. Schmel- 
12422. Pfeffern iſt = einem einen Schlag, Peitihenhieb geben = 
n eins hinein oder hinaufpfeffern. Wurmlingen. Mit dem Pfef- 
der alten Küche Hat das Wort wol hier nichts zu thun. Der Has 
Beifer ift der im verdedten Napf im Keller im der Ede eingebeigte 
— Oper follte das „Beffern“ von dem Kuchen, Pfeffertuchen den 
em haben? 








war xt yyıı jiuiwvia vun +rrYrret u put, sam 
wie das Anklopfen am Tonnerstag vor dem Ghriftieft ft 
Jahr zu Jahr ab. In den Waldorten erhält ſich's länge 

Den Pfeffer geben bei Zünften. Eine Aufl 
die Zünfte in Memmingen mag der Pfeffer geweſen fe 
- Schorer’8 Ehronif Heißt e8 nämlich: fo ift auch abgetan, da 
bin fein Zunftmeifter den Pfeffer mehr foll geben auf 3 
nachten, als fie vor getan haben; das Pfeffergeld aber fol 
nicht8 deſtoweniger geben. 

Ein Pfefferlehen erjcheint zu Findau im Mittela 

Vergl. mein Augsb. Wb. 92. Mein Alem. Büchlein von gut 
178 und dfter. Forer's Thierbuh 1563 : Unfere Köch machend 
bluot diß Thiers eyngeweid und pfäffer ein ſchwarz Kocht, Pfa 
jnen genannt. Bl. 70 und öfter. 

Um Pfeffertag oder an Georgi hielten die B 
(Ludwigsburg) Schulbuben den alten Fechttag, der a. 18 
hin fiel. Es war ein Weberbleibjel der ehemaligen Waf 
über die wehrpflichtige Mannſchaft. Die Truppen teilten 
Gemming'ſche und Schertel'ſche Notten letztere wirtemb.), 
Soldätlis und fochten gegen einander mit hölzernen Säbel 
führer waren die älteſten Schüler. Die Uebungen geſchahe 
vor dem alten Schloß zu Beihingen und bei der alten 
im Neckartale und zogen dann vor das Schloß der Her 
Schertel au Geiſingen. Wein und Wecken wurden da aı 





17 


IV 


" Aenes Jahr *). 


Der Neujahrstag ſpilt im ältern Volksleben eine größere 
Role, denn heute. Das Anfingen ift heute nur mehr Bettelei 
md alle Poeſie ift weg. In einigen Gegenden wie im Illertal 
ſaben die Buben das Neujahranjingen übernommen, natür— 
ih wie 6 Tage ſpäter, um zu beiten. In Illereichen fingen fie: 
Guet's Jaor, guet3 Yaorj 
Daß ’3 Koara guet graot, 
Daß d’ Aepfel und d’ Bira 
Zue da Finfter ’nausfliega ! 
Ein ganz gewöhnliher Glückwunſch in den Stauden ift: 

Wünſch a glüdjeligs nuis Jaor 
's Chriſtkindle im grauſa Haor, 
Daß d'r Flax und 's Koara graot 
's Glück in's Haus! 
's Unglück beim Firſt oben n'auß! 

lehnlich in Burgau und Umgegend. 

Auf das: „Daß Aepfel und Bira 

Zuem Fenſter 'naußflieget!“ 
He der Volkswitz: 
| Guet3 Jaor, guet3 Jaor 
Nimm da Budel beim Haor 
Nimm d’ Kap beim Stil 
Und gi, mer readjt vil! 

Ein Neujahranfingen in Augsburg. Die Zimmerifche 
fronif erzählt IV 43 folgende Geſchichte: „Das beſchach nun aud 
Mnewen jar. Fuegt ſich ohne geferdt, das ſich die herren 


nn 


* Boltst. II 13 fi. E. Meier, 457 Fi. Mein Tegernfeer Kalender, 
fer Germania IX 192. Bergl. der Sylveſterabend im Spiegel des 
oltzglaubens. Gin ländliches VBühnenftüd von Louis Egler. Sigma- 
hen 1870. Zappen. kl. 8%. Haager in: Echriften des Bodenſee Geld. 
IV 89 fi. 

2 





Du luxuxit WIE VOII Ulitei yun 
Und euch allen ain ſpeck zue der letzin lan: 
Damit zogen fie darvon.” 
Das Yahreinmal von Augsburg: 
So meld ih dann vor allen Dingen 
Das Neujahr fangt man an mit Singen 
Und Sohlen alle Gaffen voll, 
Daß man drob möchte werden toll, 
Da danı das Geigen, Pfeiffen, Pauken 
Zu ftiller Ruh kann trefflih taugen. 

An Großbottwar wird a. 1750 den 26. Febr. das Ui 
fingen und Muficieren vor den Häufern in der Chrif 
Neujahrsnacht abgeſtellt. Dagegen erhält das Collegiam mu: 
nicht weniger die Frau des Zinfeniften Lebherz, „welche fir 
dabei gebrauchen läßt“ für die jchöne Mufit auf dem R 
und auf der hintern Kirche eine Belohnung aus öffentlicher 
Kübler 74. A. 1765 lam das Muficieren vor ben $ 
wieder auf, das Neujahranfchreien durch die Nachwächter 
„Weil es aber nicht von bejonderer Amfländigfeit zu fein 
wird“, jo wird es wiederholt ab= und eingeftellt. Ebenderſ. 

Am Neujahrstage werden im Kalwiſchen in allen $ 
Gſpickling (Kuchen) und 2—4 Pfd. große Bräßeln g 
Das nebft Zudermerf gibt das Patengeſchenl an die Kin 


fl-.ıı . Tr ne LU. un TE SE U ur U — 


19 


ng und Sädingen gebeätelt, mit allerlei Scherz, Zängen 
md Quflbarfeiten; bie Dörfler befamen 8 Pfennige nebft einem 
Yalbviertel Wein, die Kinder im Kloſter vier Pfennige. Vergl. 
deihten, bechten Grimm Myth. 12 257. Bader im Dide. Archiv 
1177; Bader, Hiftorie von der Pfalzgräfin Genovefa S. 51 ff. 

An Oberfchtwaben heißt ein dünnes fladjes Brot: Bedhtabrot. 

Auf eine alte Sitte des Umzugs deutet Feigele's Füeßener 
Somit, „a. 1633 an Neujar Abend ift das Derumfaren 
tr jungen Gefellen von unjerm Seren Pfleger Adaz von 
kiningen ganz abgejdjafft worden.“ 

In Lindau, wo das Gratulieren an ber Tagesordnung 
'ar, machte man allen Kindern die famen Geſchenke mit den be- 
Annten im jedem Haufe ſelbſt gemachten Lederlen. 

Abgehen von ber guten echten Intenfion der alten Sitte be 
tugt ein $ in dem Decretum vom 20. Nov. 1746, das der Yürft 
vn ürftenberg erließ. „Eine gleiche Beichaffenheit (mie mit dem 
Ritolausfefte) hat es mit denen jenigen, welche um die heilige 
Beyhnacht- und Neujahrszeit mit einander herumgichen, 
md wie fie es nennen drey König *), oder Adam und Evam 
ufpiplen und andere derlei Saden, um ein Schankung zu er- 
Alten, vorzuſtellen, demnächſt auch nächtlicherweil vor denen Häu— 
am herum zu fingen pflegen, woraus mehrere Verachtung, Ger 
pält und Unanftändigfeit als Auferbauung und Gutes entitehet; 
vlchem nad) dann auch diejes in Zufunft weder Fremd nod) Fin» 
timiſchen mehr zu geitatten —“, die Bettler „haben ſolches (Al— 
ten) vielmehr in ihren gewohnlichen Kleyderen und mit dem 
tiligen Gebet, dann mit dergleichen Verftellungen und zu aller 
and Ungebühren Anlaß gebenden Gelegenheit zu ſuchen.“ 

Sälittenfarten in Augsburg, Januar. NIS jehr 
Tiebte altaugsburgijche Sitte führt das Jahreinmal dag Sch litten« 
ren an: 


*) Dem Gardinal Befarion Hat ein Spilmann nad) der Leyrenllang 
n Lob vorgeftrihen, wie e8 bey uns die Sternjinger thun. 
iehtirchen Dom. 1173, Brgl. Kehrein, Vollsſprache und Voltsfitte in 
ffau II 146 ff. Louis Egler’s Eylvefterabend ©. 15. 16. 


20 





Gibt es ein Bahn zur Schlittenfahrt 

So findet man. ſich gar bald gepaart 

Um’s Stäbelein und die Röhrfäften 

Geht allzeit der Zug am beſten. . 

Der Luxus mit Schlitten wie in Augsburg ift wol nirgends 
ſo Hoc) ‚geftiegen. Die gemalten Schlitten der. vornehmen Auge 
burger waren weit und breit befannt, und bie Chronilen befleiim | 
ſich ſehr, bei gewiſſen Gelegenheiten der Schlitten Erwähnmg 
zu thun. 

In den Schwarz'ſchen Kleiderbüchlein Fig. 44 führt det 
junge Schwarz auf einem Nenn oder Schellenſchlitten, wozu met 
Raum notwendig war, als zu ben andern Bildern. Der Schlitten 
hat viel Aehnlichteit mit denen, ſo mod; heutzutage üblich find 
niederſächſiſch Ruy ſche oder Rigiſche Schlitten noch im voriger 
Jahrhundert genannt, nur daß hier am Rücſitze die Lehne oder 
der Spiegel etwas Hoc) ift, und oben immer breiter in die hehe 
gebt, innerhalb aber, zur Augenweide der darin Fahrenden, jet 
ſchön bemalt ift. Das Gemälde an dem Schwarz'ſchen Schlitten 
ftellt eine galant gekleidete Mannsperſon vor, welche mit einer 
hübſch gefleideten Dame Breitipiel treibt. Hinten auf dem Sqhlu⸗ 
ten färt Monfieur Schwarz halb fitend, halb ftehend. Den rechten 
Fuß hat er in den Schlitten gejeßt, mit dent linken aber jtcht € 
auswärts auf dem linfen Baume des Schlitten; das Pferd Iemft 
er mit beiden Händen ohne Peitſche. Seine Kleidung ift poll 
lich. Das Kamiſölchen und das linke Hofenbein iſt blau, DE 
untere Theil der Aermel, das rechte Hojenbein und die Steümpft 
ind gelb, und Beides ift bunt gefteppt. Auf dem Kopfe trägt ıt 
ſtatt des Hutes einen grünen mit goldenen Drabtfäden durchjloh‘ 
tenen Kranz. Rund herum an allen vier Seiten der Figur fl 
geichrieben: adi 12, Jener 1521 zerbrad) id) dieſen jahlitten m 
trümmer zu Augsburg an St. Ulrichs Kirch; das Pferd wurd 
ihöllig (jew, rappelföpfig); ich fuhr allwögen fo luſtig u. j. m. 
Im nämlicen Jahre, berichtet Schwarz, wäre ein graufiger Sterbet 
in Augsburg geweſen; allein der ſcheint ihn von jeinen Vergnügen 
wenig abgeſchredt zu haben. Auf der 50jten Seite jchen wir ihm 











21 


jo wieder im einen ähnlichen Schlitten ‘in ebenjo poifier« 
her anderfärbiger Kleidung. Jener Schlitten war ſchwarz; 
tier iſt aſchfarb und mit weißen Puncten oder Knöpfen, hie und 
au; mit roten Strichen bemalt. Das Gemälde in dem Rüd- 
je ft vom außerordentlicher Erfindung: Da figt, wie es laßt 
t Heiner weißer Bär, oder am Ende nur eine Kaper und bläft 
N dem Dudelfadl einigen um fie Gerumbüpferiden Mäufen auf. 
8 vor den Schlitten gejpannte und mil Schellen behangene 
ſad iſt ein Apfelſchimmel. Rund umher fteht: adi 30, Wehr. 
unſer 10 Geſellen dieſer Geſtalt auf Sigmund Peiſchers 
ocheit. Auf S. 57 u. 58 ſehen wir den Schwarz zum dritten 
Iale auf dem Nennfclitten durch die Gaſſen ber Stadt Augs ⸗ 
I faren. Dieſe Veränderung muß ihm bamals ein befonderes 
gmügen verjchafft Haben, 

ns den Nandichriften erfehen wir es. Die erfte fautet: adi 
Jener 1523 dijer geftalt. Die Hoſen rot, Ueberzug leibfarb. 
icſen ſchlitten zerbrach ich auf dem Weinmark zu 17 Stücken, 
mm ih und Thama Oham (?) rannten in einander. — Schwarz 
3 ſich durd) dieſen Unfall und feinen dadurd) erlittenen Verluſt 
wenig anfechten, daß er nicht nur jo viel Gegenwart des Geiſtes 
hielt, die Stücte des zerbrodenen Schlittens zu zälen, ſondern 
dh fünf Tage nachher ſchon wieder mit einem andern Schlitten 
F dem Plage war, und damit bei veränderter Kleidung von da 
bis zur jungen Fajnacht oder bis zum Aſchermittwoch, jo 
ige die gute und begommene Sclittenban cs erlaubten, in der 
tadt herumjaderte. Denn das 58ſte Bild enthält umjchrieben : 
110. Jener 1523 diſer geftalt ſtets bis Faſnacht. Der Mantel 
t rot, braun, weis, goldjarb Atlas. „Tas Wams Atlas. Der 
fit was mit eim Flardanz rund um Schwarz jigt in eben 
Stellung, wie oben, im Schlitten, der am Ban den andern 
aid ift. Die Zier iſt an diefem Schlitten anders, An dieſem 
ven Schlitten ift nämlid ein Flartany, worin man fieben Per- 
em beiderlei Geſchlechts deutlid) erfennen fan. An dem roten 
jüitten Hingegen Nr. 57 ift ein Frauenzimmer abgemalt, das 
ne Hündchen, Katzen, Fihhörnden an Striden durch Reife 











fpringen läßt. Was Flagtanz fein foll, weiß ich nicht. Es gr 
nügt für unfern Zwed, ſchon hieraus den Luxus mit ben allen 
Schlittenfarten zu erfennen. 

Veit Konrad Schwarz berichtet ung im eiderbüchlein: „Dieen 
Winter 1560 da was ain treffentliche guele Schlittenpahn, als in 
vilen Jaren nit gewöſt ift, dermaffen das ich ihrs oft hab mit über 
jehen Funden. Derhalben ſich Stattpfeiffer, Boclenroß und Weibre 
ſchlitten wol muften leiden (brav herhalten),“ Die Roſſe de 
Bäder waren jehr beliebte Mietpferde ; fie fommen in Augeburget 
Schriftiwerfen wiederholt vor. Die Bäcerſchlitten waren zwei und 
dierfigig, und jehr üblid. Eine bejondere Art muß der Weiber 
fchlitten geweſen fein. 

Schlittenfarten im Fackelſchein, nächtlich von vornehmen 
Augsburgern ausgeführt, gehörten nicht zu den Seltenheiten. Eli 
tenfarten von zwanzig bis dreißig Meinen ſchön gemalten Mujdelt 
und Reiben (jo hießen die Meinen Schlitten), Schlitten mit Kir 
dern von Hunden gezogen, welde Knechte an Schnüren führten 
bei Tage, des Nachts mit Windlichtern von Jungen vorangt 
tragen durch die Straßen — gehörten zu den gewöhnlichen Pr 
trizier-Luftbarfeiten. Mein Augsb. Wb. 372. 

Gegen den überhandnehmenden Luxus beim Schlittenfaret 
verfehlte der Magiftrat v. W. nicht, Befehle zu erlaffen. So kiit 
es in einer Verordnung: jollen die don der andern Glah ihn 
Schlitten weder ganz noch zum Teil mit Gold, ſondern alleu 
an teils Orten mit Silber auszieren laßen, ſich auch der foftbaren 
Geleut, großen Federbuſchen und andern Geſchmuds enthalten, 
alſo dab ein Schlitten jamt aller feiner und des Pferds ZJugehöt 
nicht über 130 fl. Wert fei. Die Fart anlangend jagt ein Erlab: 
Wollte dann einer von der Gemeind in Schlitten fahren, jo mögen 
ihnen zwar die Pferd darzu gelichen, feineswegs aber mit Bildern 
ausgezierte Schlitten oder Pferde mit federn, ſondern nur jchlehit 
gemeine Schlitten und allein mit Haldringen behängte Pferde, darge 
nicht länger als bis Nachts um 10 Uhr gegeben werden, bei Straf 
der darmwider Handelt, 15 fl. halb von dem, der das Pferd md 
Schlitten herleihet, und halb von dem, der gefahren, zu bezablen, 


ss 


Polyi-Ordnung von 1689. (Zu der zweiten Claſſe gehörten alle 
Birenigen, die wirflid) auf der Kaufleutitube immatrikufiert waren, 
hmmt Rindern und wichtigem Dienjtperfonal; ebenjo die Ma- 
ütratsräte und deren oberfie Diener; ebenfo die Mugistri, Literati, 
id die ben cursum philos. abjolvirt fammt Weibern und Kindern.) 
Ben Schlittenfarenden ſcheinen die loſen Buben und Schüler 
in schter Dorn im Auge geweſen zu fein. Diefe Burſche ftellten 
14 auf, und begannen ein Schneeballen, daß einem Hören und 
ehem verging. Diejer Unfug ging jo weit, dafı der Magiftrat 
Anfdreiten mußte. Schon vom Jahre 1647 finden ſich Erlaſſe 
9, die Abhilfe bezweden. Im Winter an Sonne und Feier 
nen, jo Schlittendan war, mußten vier Schrannenfnechte, ein 
füberes ſtadtiſches Amt, um 3 Uhr Nachmittags auf dem Wein 
alt Obacht geben auf die böfen Buben und die ımerfahrene 
Fugend, welche die ehrlichen Leute mit Schneeballen warfen. Das 
Bauamt mußte die Knechte eigens dafür bezalen. 
Seit uralter Zeit war es aud) Sitte, bei St. Ulrich Schlitten- 
amen als Weihgeſchente aufzuhängen. 
Tie Au bei Augsburg jheint ein belichter Ort des Schlittene 
atens gewejen zu jein. 
Der Jäger macht wol jelbft die Bahn, 
Daß durd die Yu man fahren kann. 
Ein anderes Vergnügen deutet das Jahreinmal an: 
Und in der That madıt man ein Rädli, 
Und tHut im Wirtshaus dann cin Tätli. 
Das Rädli ſcheint wol nichts Anderes zu jein, als ein Spiel 
I Rreife, jei es auf dem Eije oder auf dem Pilaiter, oder gar 
1 abhäldigen Stadtplägen mit ausgeipannten Schlitten. Der 
age Schulbube Schwarz läßt fid) von einem Mitſchüler auf einem 
inen ſchlechten Schlitten dahinzichen, und hält ſich mit beiden 
inden am Stride, woran jener über die linfe Schulter den 
bfitten fortzieht. Gleihjam aus jeinem Munde gehen die Worte: 
kein, magjt tädeln mit mir, muejt mid) aber wicht abwerfen *)!“ 
*) Matthäus und Beit Konrad Schwarz nad ihren mert- 
yigen Xebensumftänden u. |. m. von Elias Raspar Reichard, des Mage 


Ar Ber yi 





gegen Morgen ward dem Pfarrer dev Maien ( Lannenbe 
ſetzt. In Übers und Ilntergewehr, an der Epike den 
mit der Hellebarte (Helmbarte) rüdte man aus zur Kird 
diefer gings in’s Pfarrhaus, wo der pflichtige Käslaib fie c 
der auf eine lange Stange gebunden, herumgetragen war 
den Häufern der Herren Pfarrer, Ortsvorfteher, Gem 
hielten die Burjche an und fangen das Neujahrslied. Mein 
(Haager) will es vom letzten Kästrager gehört haben: 

Eja, eja, voll der Freuden 

Cunctis cunctis laudibus 

Laetamendo wir und zeigen 

Tnitio anni honoribus, 

Hoc denjelben anzufingen 

Fin fröhlich Jahr sine termino 

Affe Gaben von dem Himmel 

Gratulamur saeculo. 


Während des Ganges, der wol unecht ift, hebt der Tri 
Laib in die Höhe jo gut es geht unter die Fenſter. W 
geben wollte, Tegte es in den Apfel der auf einer Spü 
Ende des Käslaibs angebracht war. Die Gaben waren 
Später fanı Mel, Fleiſch, Butter und Brot dazu; beim ? 
find dann die Mädchen weſentlich; aber auch die Armen 


25 


Shuljugend befamen ihren Zeil. Die 4 Zechtage im Jahre waren: 
Rujahr, Fafnacht mit Spil und Ta, 1. Mai und Sommer 
ſobanni. 

Gefallene waren ausgeſtohßen. Nach dem: Tanz legte der 
deri die hr auf den Tiſch und beſtimmte wie lange die Keim» 
führung dauere, der Burſche mußte wieder fommen. Warn die 
it nicht Mappe, ward er für bie mächften Male ausgeſchloſſen. 

Berm ein Genoſſe heiratete, wutden die Bratitfeute von den 
Mäkrägern mit Flinte und Degen in die Kirche begfeitet und vor 
det Ricdhe eine Salve abgefeuert, nachdem der Obrift zuvor com« 
Mendierf Hatte: state et cursum inhibite! worauf die Mann⸗ 
Malt rief: 

Sovil Körnlein wir abſchießen 
So vil Jahre ſollen den Hochzeitleuten zufließen. 
Kıdmittags erhielten die Schügen in dem Wirtshaus, two die Hoch 
zit gefeiert ward, einen Ieunt. A. 1798 war das lezte Käs— 
frage Neujahrsfeſt. 
Sauger, in den Bodenſee Public. IV wi 

Tas Neue Jahr im Mlojter zu Blaubeuren“. Ta 
ging es wol luſtig ber, wie uns die toten Schriften noch beiagen. 
Eimttihe Beamtete, alles Gefinde, ja jeder der zum Kloſter in 
irgend einer Beziehung ſtand, ſelbſt die ſtädtiſchen Beamtelen er— 
Bieten di Da gab es Waidmeſſer, Sporen, Geldbeutel, 
Girtet, Handſchuhe — leztere 2 für die Weiber — doch Haupt: 
dinft war Geld. 

Tas Neujahr war einer jener Feſttage, an dem im Kloſter 
diniert wurde. Sogar Morgens ab man ſchon da: „Da fommen 
auch alle ſchulthaiſſen vnd amptlüt des Gothus über dem Imbis 
e hoff.” Die Köche und andere die nicht teilnehmen konnten 
purden mit Wein entſchädigt. Den Geladenen auf der Laube 
ard eine „Kruſe“ Weins vorgejet und auf Verlangen nochmal 








Aehnliche Sitten gab es zwiſchen Möhringen auf den Fildern 
d den Herrn von Glingen „Mildprät und andere Kuhengrüfte zum 
tem meuen Jahr." N. Plafls Möhringen 5. 26 





falls ein Geldgeſchenk. 

Auch das Dofgejinde fingt zufammen dem Prälaten v 
Abtei das Neujahr an, wofür ihnen der Großfeller einen : 
trunf ſchickt. Ferner das Gefinde von Rud und die Schül 
der Stadt, wenn jie erjcheinen, werden mit Geld befchentt. 

Aber die Beamten brachten felbft auch Gaben. Nad 
Frühſtück fand die Ueberreihung ihrer Geſchenke und Erwie 
derjefben durch den Abt ftatt. 

Großartig und bis in's Meinjte hinein wol beredinet ur 
rechnet find die Gejchenfe oder „das gut Jahr nad € 
gart.” So dem reg. Yürften 10 fl. in auro; 4 in die K 
2 den Unterjchreibern, fogar die Thürhüter der Kanzlei fi 
dat. Die Landesfürftin befam, jo fie innerhalb Lande 
5 Goldgulden; 1 fl.. in die Silberfammer; 1 fl. in die 
fammer; 1 fl. der Köchin bis wieder zu den Thorwärter 
Sürftin herab. Den Landhofmeifter traf ein beichlagenes 
oder Degen für + fl. 1 fl. in den Marftall. 


Ausführlid in Reyſcher's Statutar-Rechten S. 344. 

In Günterstal bei Freiburg begrüßte die Abtiffin ih 
jammelten Nonnen mit folgendem Glückwunſche: Liebe Frau 
Schweſtern, unjer Herr Jeſus ChHrifius verleid uns allen € 
und glüdhaftig Jahr und Gefundheit an Leib und Seel u 
wir in dieſer Zeitlichfeit nach feinem göttlihen Willen leb 





27 


par 8, dem Schaffner Hier und in Freiburg 4, dem Pfründner 
& Kloſters 8, der Kellnerin im Haufe und der am Thore 2 Schil⸗ 
a. Alle Geſchenle begleitete ein Häfelein Latwergen und ein 
Öluhen. Solcher Lebkuchen machten die Nonnen z. B.a. 1510 
ı 2 Tagen 100 große, mittlere und kleine. Der Dorfvogt 
Squltheiß) erhielt einen Scheffel Roden u. ſ. w. Die Stadt 
ka von fyreiburg bekamen ebenfalls Lebkuchen. Freiburger Did⸗ 
ſanarchiv 5, 176 (Bader). 

Das Neujahr an die Thürmer Die Thurmbläfer zu Offen» 
ng befamen zu einem guten Iahre 2 8 8 D. Der Thurmbläfer 
m Ellaßjzabern blies „um das guet Jahr.“ Er befam 8 4. Mone 
Rh. 20, 75. In Gonflanz ebenfalls. 17,190. Der Thürmer von Rott- 
Surg war zugleich Wächter in den Oriſchaften um die Stadt, zu denen 
Kb, falls Feuer oder fonft Unglüd ausläme. Am Reujahr z0g er mit 
mer Trompete auf die Ortichaften hinaus und blies, worauf er von der 
Mbebörde feinen Lohn befan. Im den Wurmlinger Rathauspapieren 
St deshalb: „wegen der Hochwacht jährlich bezalt 15 fr. mit denfelben 
ehrt 16 fr.“ 

In Steißlingen i. Hegau wird am erftien Neujahrs- und am 
nälönigtage Abends gepäterlet. — Der Hausvater ift unter 
a Seinigen, ißt mit ihnen Neujahrsbrot, Nüffe, Käſe und trinft 
ft ihnen das erftemal nad) dem Herbite vom Neuen. Sarg. 


V 
Am Dreißönigstage. 

Am Dreikönigstage war es im alten Yindau bejonders 
erlih. Auf den feierlichſten Gottesdienft in der Stadt paßte 
ht übel die allgemeine Tanzbeluftigung auf dem Lande. 

In Goldburghauſen (Hertfeld) befommen die fleißigen Wirts⸗ 
wgäfte Krapfen; Krapfenzeche heißt man das. 

In Wehingen ging einft außer den 3 Königen ein Mann 
t dem Stern herum, der jang cin altes Dlarienlied : 

Maria die b.lühet wie d' Roja u. ſ. w. 

Im Allgäu fing ein Lied de8 Tages an: 

In der Mitte fteht ein Stern 
Bei Ichönen Jungfern gern. 





bald aber wieder eingeführt ward. Die volkstümlichen 6 
ließen Jichs angelegen heim an dem Feſttage nach Der Md 
Mitgliedern ein nicht ſehr einfaches, gutes frohes Mahl zu 
Seemwein nur ward getrunfen. Das Eſſen dauerte von 
Uhr nnd es famen vor: Rindsfuppe mit Stnöpfle; Blut- ur 
würfte in 5 Matten mit Senf. Rindfleiich c. 30 Pfund m 
rettig (Gren); Sanerfraut und Sped und fleine Würf 
Matten. Bafteten mit Kalbfleiſch und Sauce in 5 Platter 
pret mit Sped gejpidt in ertra guter jaurer Sauce 1% 
Hirſchziemer; 2 Rehichlegel und zwei Rehziener, 10 Stüd 
Enten; gebadne Aepjel in 5 Platten; Rindszunge in eine 
in 5 Platten, Kalbsbraten 2 Sclegelä 15 Pfund, Winter 
falat in 5 Platten. Schweinerne Scinfen 3 Stüd. 
Mandeltorten, 1; Scheibe Käs 14 Pfd. 120 Laible Brot; 
4 Duart Wein. Tas foftete jeden 3 fl. 18 fr. Sie 
Mitglieder 34. 
Haager in den Bodenſee Publ. IV S. 85 ff. 

Am Vorabende vor Dreikönigstag wird in Wei 
O. A. Künzelsau das Felt eingeläutet und während di 
band man die Chftbäume mit Stroh ein, jo viel Yüun 
der gegebenen Zeit eingebunden werden konnten, fo viel 
in dieſem Jahre Früchte. 


Tas Dıiılnrıhrnt ın Manggendingen (Fin n!ter (irsr 





29 


Ein Spilvonder Flucht nad Aegypten. Vom Jahre 
486 heißt es im einer handſchriftl. Chronik Augsburgs (1634) 
ud ald am achteten der heiligen Dreikönig das Spil, 
ie die Jungfrau Daria da fie ein Stindbetterin gemwejen, in 
spplen geilohen, in der Thumblirchen alhie altem Gebrauch nad 


Kalten ward, hatten 2 Weiber einander mit Meijern verwundt.“ 
Int. Wb. &. 476. 
VI 
Lichtmeſſe *). 

In Großaitingen brannte jeder ſein Licht, die Buben ſezten 
w Ehre darein, das ihrige ſogar noch brennend nach Haufe zu 
ingen. Wems gelang, da hieß es: Dem muß man Küechlen 
den! Augsb. Wb. 294b. 

Bann unjer Frawen Liehtmeßtag war, hat meniglid) 
ı mit einer Kerzen verſechen, das ch aud) ein geweicht Liecht in 
a Hauß hett, und im fahl der noth jolche fünde anzünden. Der 
en Kirchenipiegel, von B. Wagner Thierhaupten 1593 BI. 91a. 

In Derdingen (Gerabrunn) wo ehedem Herrenalb begütert 
t, wird um Lichtmefje den Erjten des Orts eine Kuchengabe 
ı Berittenen dargebracht. Erinnerung an die Zeit der Kloſter⸗ 
yaben Seitens der Bannmühle. Ch. B. 75. 

An Licht meß müſſen altem Herfommen gemäß alle Buben 
Mädchen mit brennenden Kerzen wie am Palmtag in Pro- 
ion gehen. " 

Aberglaubig ift an der H. Liechtmeß eim jeden im Haus 
der gemweichten Kerzen das Haar bejengen. Weldes Haar dann nit 
U anbrennen, der muß dafjelb Jahr fterben. Lorichius 1598. S. 59. 

Zu Liechtmeß weydet man daS wachs und bittet das Gott kerzen 

in wöll, daS fie dienen zu gejuntheit leibS und feel, zu land und zu 
ker. item das er fie jegne, das wir fie jm prinnendt opferen wir auch 
dem feuer angezlindt werden. item wo fie anzündt werden, das der 
fell fliechen mueß mit allen feinen dienern. das geſchicht ohn Gottes 
Id, deshalben auch ohn glauben u. ſ. w. Dfiander, Bedenken. 


*) Boltst. II 19 ff. Bral. Kehrein im Naſſauiſchen I1 148. Meffe 
Feft, niederrh. Miffe; in Kirmes ebenfalls. 


— 


Die Schib got grad 

Got reacht, got ſchleacht 

Sie got dem N, N. eaben reacht 
Got fie nett, fo gilt fie nett! 

In der Baar wird jeit Alters die Faſnacht großariig | 
feiert. In Villingen 5. B, ift das Wueftrennen. Ein U 
mit Brett, am Kopf rennt herum; alles ruft: 

Wuaſcht, wuaſcht, wuaſcht! 
Die Menge wirft ſtets nad), ſeinem Kopſe. Der alte Prof 
Schleicher dorten war unverwültlic hierin, 

Beim Hanjelrennen, das ja aud ſchon durch illuftr 

Zeitungen weiter befannt geworden ift, hört man den Ruf: 

Stade, Stade! 

Gibt der Hanfele Fein Geld, jo jchreit man: 
Hanjele, Hanfele, du Lumpahund 
Hait net gewißt, daß d’ Faſnet kommt! 
Hättiſch 's Mul mit Waſſer griba, 
Wär d'r 's Geld im Sedel bliba. 
Hanjele, Danjele, du Lumpahund! 

Ferner: . 
Wenn’? aud) faine Hanfele find, 
Wir find nett druff verſeſſa: 

Wir können aud) von andern Leut 
Würſt und Schibling freßa! 
Andre Faſnachtreime aus der Baar find: 
Sangfam: Härig, härig, härig ift die Kap 
Und wenn die Kap nett härig wär 
Fing ſie feine Mäuſe mehr 
Härig, härig, härig ift die Kap! 
Gibt man den Narren nichts, heißt es: 
Der Vitabua gugget fur, 
Macht a jure Goſcha 
Und wenn 'r joll 'n Sechſer zala, 
Zalt er nu 'n Groſcha! 







Fine alte augsb. Masle der „Flecledieh“ ward von ben 
Kindern angerufen : 
Fledledieb 
Haſt d' Madlen lieb! 


bh im. —— ein 









‚gar Fein fl! 
Roggenburgiichen, überhaupt im Allgäu 
viel. In Herretshofen war am Mon- 
en Sen ag eg 


tröffle im Beingarten iR Sefamtt genug. 
mit Beten in Generaleuniform bar. 
—— daß man bie Füße 





u ———— * Roß ein Paar Füße —* 
haben, auf den Hauptplähen; macht ſeine Sprüche; bei Wirlen 
und molhabenden Leuten kehrt es ein umd läßt ſich ergeben für 
feine Sprüde. Oft geht e3 auf's Yand, mo jein Geſchäft gut 
lohnt. Seit 23 Jahren (1860) ift 's Walſer's Mude das ai 
nad tröjjlein; vor ihm war's immer der Zimmermann Start, 

Einzelne Reime find: 
| 1 

Die Fafnaht ift num wieder herangerudt 

[| Und id bin wieder auf meinen Gaul 'naufgjudt. 
Hört ihr Herrn, ich grüß' Euch ſämtlich bier, 
Ich fomm daher geritten wie ein armer Cavalier, 
Mein Refidenz jteht droben auf dem Hungerberg. 
Hans Leberwurft bin ich genannt, 





34 


Wol befannt im ganzen Land. 

Auf den Alpen und am Federſee 

Hat das Frau Vajenregiment Diener. 

Eine ſchöne Mamjell Hab ich gepadt Hinter mi 
Sie kann fo jhön fingen wie ein Brummeltier 
Sie Heißt Glapfopf Immer-Weh, 

Zut gar nie Zuder in’ Kafs. 

Geftern Abend ſpät hab id; mein Weib verlor 
Wer fie findt und mir eine neue bringt, 

Der befommt ein gutes Gefchent. 

Große Thaler nehme ich feine an, 

Weil man in Manchem Haus nicht wechſeln fı 
Jezt tragen fie Schnauf- und Badenbärt, 

Da ift mein Maul und Magen nicht genährt. 
Hätt ich gnug Grumbirn und Haberfuppen, 
Dann wollt ih flinfer auf meinen Gaul ’nauf jud 
Ich reit Hinauf und reit herunter, 

Ich reit durch Schnee und reit durch Miſt 
Nur Iuftig, weil es Faſnacht ift. 

Ihr Mädchen, was ich euch jagen will: 

Traut in der Faſnacht den Narren nicht zu vi 
Sie treiben gern mit euch ein böſes Spil. 
Jezt will ich meinen Sprud) ſchließen, 

Sonſt möcht ih noch einbüßen, 

Will lieber fortreiten auf mei'm Gaul, 

Daß ich etwas befomm für mein’ Gaul. (Mau 


2 
Die Faſnacht fommt in ſchnellen Schritten, 
Drum bin ic jo tapfer daher geritten, 
Um euch das Neueſte zu verkünden, 
Wie in der Stadt und Allerwinden 
Alles wetteifert auf dieje Zeit 
Und fein Narr mehr ſchläft vor Freud. 
Mein Name ift Mud, meine Refidenzftadt ift ! 
Leb' ſchon 40 Jahr in diejem Revier; 





Schild und Lanze hab? id in Heißer Schlacht verloren, 

Fiel oft in Sumpf bis am die Ohren, 

Mußt' oft Hungern und dürften bei Nacht, 

Daß mir jede Rippe kracht. 

Bin deshalb am Hals ganz aufgeblafen *), 

Trag eine Krawat bis am die Naſen. 

Mei m Schaf dem wird's ganz matt vor lauter Three, 

Shteiet oft die ganze Nacht: o je, 0 je! 

Mein Gaul iſt ganz mager von lauter Brich und Stroh, 

Et Hat feine Wärme, drum beißt ihn fein Floh; 

Iqh freue mich ſchon auf diefe Zeit 

Weil id; wol weiß, daf da Keinen was tet. 

Bitt euch deßhalb um ein Mein Douceur, 

Aber ja feine Thaler, jonft befomm id Malheur. 

36 Tab es euch frei, jeien's Groſchen oder Sedhfer, 

Denn meine beften Freunde find Wirte und Metzger. 

BE mad ich mein Gompliment und reit davon, 

Nein Gaul tieht den Haber, dag mer ich ſchon. 

Lebt tool, meine Herrn und Damen, id) vergefje euch nicht, 

llebers Jahr komm' ich wieder, wenn hinten nichts bricht. 
3 


Ich will euch nun hiemit verfünden, 
Daß die Faſnacht ih nächſtens wird einfinden. 
Meine Herren und Damen jeid freundlich willlommen, 
s wird euch verkündet mit Pfeifen und Trommeln. 
ch bin ja aufgepupl als wie ein Gavalier, 
Onım heut ſchon von Franfen und Brie **) 
ein Gaul der jhäumt vor lauter Springen, 
OT Hunger werden ihm die Ohren fingen. 
Alle Narren komm ich einzuladen, 
Sowol von Wirtemberg als auch von Baden, 
enn daß ich verlobt bin, werd't ihr alle wiſſen, 
VDie ſchönſte Braut, fie ift von Illertiſſen, 


N Das jegige Faſnachtrößlein hat nemlich einen ſchönen Kropf. 
*) Briog, 


do 


Nimmt mic in diefer jhönen Faſnachtzeit, 

Wo's Bratwürft regnet und Fünferwürſt ſchneit. 

Thut deßhalb euch recht ſchon mit Kränz’ und Bänder ſchmüde⸗ 
Auch ich werd auf die Hochzeit die Hoſen friſch fliden, 
Die Jünglinge werben auch nicht bös gudem- 

Wenn fie zur Hochzeit lommen dem Walſer Mule. 


Elftauſend Jungfern kommen an bie Ehr, 
Es gibt einen Zug bis zum Mehget Kadr). 
Dort will ich mein’ Metzgerſuppe halten, “ 


Denn Bratwürft mögen ja die Jungen wie die Alten, 
Auch iſt Bier, Kas, Brot nicht zu wergeffen, 
Sonft täten ja die Wirte wie beſeſſen! . 
Daß mir ja aber fein Wirt es übel nimmt, —* 
Komm ich zu allen, wenn's mid auch geimmt, 

Drum will id) glei) bei Heren N. deu Unfang made —a 
Denn wenn er ſolche Gäfte kriegt, wirb er laden: 
Lebt wol, meine Herren umd Damen, 

Mein Sprüdjlein ift jeht aus, 

Gebt noch ein Hein Douceur, 

Dann vet’ id) froh nad) Haus, 


4 
Gebt Obacht, meine Herren, gebt Obacht, ihr Frau 
Mein Rößlein ift mutig, man kann ihm nicht frame 
Es jpringt um die Wette in Kreuz und Quer, 
Und tanzet und gumpet ob's Faſnacht ſchon wär. 
Kann fast nicht mehr ſchnaufen, jo ſchnell bin ich g’ritten, 
Hab Hunger und Durft anf meiner Reife gelitten, 
Aber Alles macht nichts, wenn ich an die Freud denk, 
Daß die Fafnadıt ift nächſtens, macht mir feine Ränf- 
Ihr werdet ſchwerlich mich mehr fennen, 
Wenn id in Galla reit daher. 
Nepomuk Waljer thut man mich nennen, 
Remlich fo für ordinär. 


*) Andr ift ein berühmter Mepger in Ravensburg. 


3 


Eine Braut Hab ich mir auserforen 

Es ift das ſchonſte Mädchen vom der Welt, 
Blos trägt fie ehvas lange Ohren, 

Ih glaub’, daß fie euch g'wiß gefällt. 

Ihr feid nun alle freundlich eingeladen 
Zu dicſer großen Feftlichteit 
Sowol von Wirtemberg als auch von Baden, 
Bern es auch tegrtet ‚oder: ſchneit. 
Doch um eins muß ich eud) bitten, 
Vas die Höchjeitsfitte eh dem war, 
Eine feine Gabe beizufteuern 

Hr das edle ſchdne KHodjyeitpaar. 
Geift pinein in eure vollen Taſchen, 
Denkt, der Ritter Mufe habe Durft, 
Dann lang’ id) nad) einer vollen Fiaſchen 
Leere fie bis zum Grund nad) Herzensluſt. 


5 
I tritt herein und aljofeft 
Und grüß den Heren und all jeine Gäft — 
Und wenn id) den erften grüßen thät und den zweiten nicht, 
So wär ich fein rechter Abodeier nicht. 
Abodeier bin ich hochgeboren, 
In meinem Vaterland gibt's vil Wein und wenig Koren, 
IH bin von Sadjfen 
Allwo die ſchönſten Mädchen auf den Bäum'len wachſen; 
36 hab mich nicht recht befonnen, 
Sonft hätt id ein paar Dugend mitgenommen. 
Hollah! Frau Mutter laßt's euch nit verdrießen, 
Laßt mir ein Stüd Sped beim Fenfter 'rausſchießen, 
Nit jo Mei und nit zu groß, 
Daß er mei Faſnachtroß nit verjtoßt! — 
Haha! — — 
Die Faſnacht in Rangendingen wurde am Dienstag 
mber3 feierlich begangen. 2—3 Burſche mäten mit vollftän- 
m Haberngeſchirt im Schnee das Dorf herab. Nad einiger 





























120 


Ein Sceitlein Holz rauf 

der wir f&lagen ein Loch ins Haus! 
Na der Habe: 

Bir danken für die Gaben, 

Die wir empfangen haben. 

Wenn wir über's Jahr wieder rum fingen 


Wollen wir der Frau einen Pelz mitbringen. 
I. zeeeh? Aiiser's Heihihte von Anivah 1786 2. 179. 


Einige Gegenden Oberſchwabens fennen „Rapazinern 

für dieied jet. Die Holyiammler rufen: 
Der Ropayiner ift da! 
Mr welle au Sped! 

Alles befommen fie; der Salat aber wird dazu geflolen. 

Ein Himmelieuer. „Nach Pfingſten hat der römiid) König 
und sein Zun Pbilinpus 10 Fuder Holz auf den Fronhof laufe 
Füeren und nad Ave Marias Zeit ein Dimmelfewr gehabtun 
Herzog Vbilivr und sein Adel zu dreimal um das jeutt 
danzet. Das gelegt Hol; bat 93 Zen! am der Höhe. Hera 
Vdilivd tanzet mit Uriula Neidhartin etwa Hanſen Burgermeiftrt 
ron Um Tochter.” Nah dem Chroniften Sender, Augeb. W 
230 # „Da find zwei Spanier auf dasıbrinnet Himmelfemtr 
tumen.“ Ebenda. 
Dimmelfeuer verboten. Den 3. Juli a 1593 find 15 
um des Willen, dab fie wider das Verdot am &t 
ag Dimmeliewer gebalten und darüber ſpringen 
cine jede su 5 8 geitraft und das Geld den Knechten für 
idt Mid gelaßen worden. Yauingen. 

A. 1566 im Juni wurden ob des Türtenkrieges alle Tänze 
t. Jobannisfener eingejtellt. 


Er osuh 
Tas Tanzen um St. Iohannis früher vil al 
te an den Tanz der Serodias erinnern, der Johannes dem 
den Repi leitete. Der Gaustange glaubte man, an Dielen Ta, 
in ganzes Jahr larıg vor, 
alten Keimiucungen die Tär 
leñenen Tine in Conftantir 
nad den verbeerenden Eoidem 
land faum anders. 





















—— 


edituo apponi debeat, cum etiam haeo sint onera vern 
alias beneficia et ipsa pro rata temporibus dividantur. 
3. 1617. Gegen deme (einer Holyabgabe ſeitens der Herr- 
Königsegg) ſoll nun daß pfund pfenning, fo ein pfarrhere 
oben finden zuo Moßlirch järlichen an brott für daß Fa ß⸗ 
tädtin fpendieren follen, von der herrſchafft aufgehept fein. 
keaborf. Roprib. 1.007 

lom geifigen Fajnahtkräpflein®). 

lomder Faſnacht. Merkhe: In der Bafnadht gehen bie lieben 
lamen ond Habenein Tröftlein miteinander; aljofolft du auch 
bihuten, du ſolſt gehen zu deinem Lieben gefponfen Chriſto u. ſ. w. ©, 287. 
Niite@ottden Batterumb ein Bafnahtfüchlein. Eya him ⸗ 
batter erzeige mir heut diſe gnabe und guete und tue das fo beine 
fin begerl: gieb mir fur ein luſtiges Faſnachttuechle bein Einge- 
! Sohn — damit er mein firbirg fei und firſprech u ſ. w. S. 288. 
Nb auch Gott dem Batter ein Faſnachtträpflein. DO ewiger 
aller Barmberzigleit; ih arme Sünderin opfere beiner göttlichen 
at für ein Faſnachtträpflein deinen aflermolgefelligften Sopn — 
: Eile ihm krapflein opfere ih dir alles dis fo er in feiner 
ifigften Seel erlitten hat; — für den taig und überziehung 
apfleins opfere ich dir feinen heiligen leib und alles fo er von 
und aufien in allem feinem heiligen leiden erlitten u. |. w. Fir 
achen des kräpfleins opfere ich dir fein feuerflammende in- 
ge liebe in welder er alle dieſe wert getan. 

L Mone Anz. V 212 ff. 

Die Faſnachtküchlen von Fulgenftadt dürfen nicht über- 
werden. Zu Zeiten des a. 1833 verftorbenen Pfarrers 
mann befam jedes Kind der Pfarrei big zu jeinem 14. Jahre 
afnagptdienftag das obligate große Küchle. Alles was 
zing in’3 Pfarrhaus oder wurde getragen. Andere gewiſſe 
befamen’s nad Haufe. 

Die Fafnadht der Engelsgefellen in Rotweil, 
n Statuten derjelben heißt es: item auf die Herrenfaj- 
‚ wenn das Tanzen und Umziehen erlaubt ift, ſollen Fän— 
fein; am Montag Abends, der Vogt und Oberft in dem 


i Aus einem Inzitofer (Sigmaringen) Klofterfrauen — Gebetbüdlein 
17. 3b. 


40 


Gericht; am Montag in das Rottenmünfter, der Vogt und Obn 
in dem. Gericht. Den Lebzelten jolle tragen, und abdanlend 
Oberft Fünfer und der Oberft Dreier, foll ben Stab tragen. — Jie 
es ſoll fein Stubengejell vermasteret oder in der Narre 
den indie Geſellſchaft fommen and) nicht aufı der Zanzlauf 
nod) in dem Umzug. fi einfinben,  Nudgaber, Rotes 1277.) 

Im benachbarten Wehingen ging nad) alter Sitte alles, Ir 
und Neid in's Wirtshaus, nur zum Mein, 

Zwiſchen Vollersheim und Kirchbierlingen ligt die Narren 
wife. Marchtl. Chr. ©. 85. 

Die Zimmeriſche Chronil IV 195 erwähnt ‚eines deſoeh 
nartengerichtes von Meringen (bei Tuttlingen ?), wo alle bum 
men, drolligen Jahres-Borlommmiffe aufgeliſcht wurden. 2 
einem halbnäreijchen Apothefer in Rotweil, der feine Stiefel ſu 
bern wollte und in den Necar fiel, heißt es „ich glaub, dei 
das burgrecht zu Rotweil nit ſalvirt, er mär diſer einigen I 
halben fürs ſchemmenge richt geen Meeringen citiert morde' 

Fafnahtsbeluftigungen find in Oberſchwaben bejonbei 
zu Haufe und werden in den Städten und gröhern Orten m 
bejonderer Heiterfeit gepflogen, und in Waldjee blieb man Ki 
alter Zeit hierin feinesweg3 zurüd. Diefelben finden aber # 
uns nur in den legten drei Faſnachttagen, dann auch nod c 
Donnerstag vorher, dem jogenannten gumpichten Donnerstag, Rd 
An ihn reiht ſich dann der pfromige freitag, wo junge Leute u 
Scherz fuchen, einander das Geſicht zu ſchwärzen, und un Died 
der ſchmalzige Samstag, von dem man fagt, daß an diejem Tey 
böje Weiber Kuchen baden müſſen. An den nun folgenden de 
eigentlichen Faſnachtstagen führt die Iedige, männliche Jugend u 
Tage öfters Masfenzüge aus, in denen fi Häufig Humot 8 
Geſchmack vereint; an einzelnen Charaftermasfen der verjchiedenit 
Art felt es natürlich auch nicht, und Nachts beim Tanzverguägt 
wiederholen ji die Vermummungen oft in ſchönen Anzügen " 
aud) mit Wik gepaart, indejien regelmäßig ftreng mastirt; IH 
wochs endlich fand fonft von der leoigen Mannſchaft das Begrebe 
der Faſnacht mit einem förmlichen Umzuge durch die Stadt Ad 


a 


daran eine Art Fahne, mit vielen umgelehrten leeren Geldbeuteln 
Rängt, Der Anführer des Zugs ftellte bei jedem Wirtshauſe 
Kine und diefelbe Anfrage, 3. B. „ſeid Ihr auch beim Hirſchwirt 
Furfen?" umb der ganze Zug, antwortet jedesmal: „überall als 
dom il." Sofort hielt berfelbe-am Schloßtore und ein Stroh⸗ 
nnnden als Fafnachtpuppe ward Anm zum Schluffe in die Aach 
gnorfen, und: damit war die Fafnacht begraben. Sonntags das 
faul, am fogenannten Funfenfonntag, holte jodann ehedeſſen und 
dam Zeil jegt mod, jeder Jungling bei feiner Tänzerin den Zune 
Inning ober ‚das Funkentüchle, Das ift jeit uralter Zeit das Frühe 
Nngsfeft, das Abends mit dem jogenannten Funfenjeuer beſchloſſen 
Died. Hieran beteiligen ſich die meiften Jünglinge und Jung- 
Manen und das Scheiben- oder Funkenſchlagen dauert ſo lange 
kt, bis die Hexe verbrannt ift; lezteres nennt man die Spihe 
E jum Hunfenfeuer verwendeten Holzſtoßes, den die ledigen Burſche 
lags vorher mit einem Wagen einſammeln. 
Baldfee und f. Borzeit ©. 199 ff. 

Bon der jog. Bauernfajnadht. In der Schwabmühl— 
aufer Pfarrhronit v. 1762 Hdjd). fteht S. 151 folgendes: 

„Es pflegen einige hiefiger Bauren dem Pfarr-Bicario an 
et Kirchweyhe und auf Weinachten einen Laib Brodt zu verehren, 
ie auch, wann jie im Winter ſchlachten, Wurft und Fleiſch zu 
erſchiclen. Denjenigen fo dergleichen überbringen, werden ges 
fenft jedesmal 6 fr. wann jie Fleiſch und Wurjt überbringen. 
b einem Laib Brod aber 4 Ir.; bringen jie Würft allein ohne 
eiſch 3 fr. Der Urſachen halber zu einer Erfanntlickeit werden 
eſe Bauren gemeiniglih umb die Faſnacht an einem beliebigen 
ag auf den Abend in den Pfarrhof eingeladen und aufgefpeifet. 

Diefer alte Braud) iſt a. 1763 Feria v ante Dominicam 
ünquages. gleichfahls objervieret worden und waren gegenwärtig 
Bauren, wie aud) der Schulmeifter, nod andere 2 jeind wegen 
rhindernuß ausgeblieben. — Wurden ihnen folgende Speifen 
gejegt: 1) Gerſtenſuppen; 2) 3 Unten; 3) gebratene Kalbſchlegel 
der Brüe; 4) gerefte ſchweinerne Yeber mit gebratenen ſchwei— 
nen Ripplein; 5) ſchweinerne Würjt; 6) 2 Goppaunen mit 


122 


An St. Johannis dei Hailigen Evangelijtenefel 
tranfen jie St. Johanna Segen. Barth. Wagner, der Lagen 
Kirchenſpiegel Thierhaupten 1593 Bl. 71a. 


Anm. Martinus Senff in feiner oben genannten Promotion 
ſchrift S. 25 führt eine Stelle an aus Arnoldus: „fat auff ſolch ae 
dergleichen Weife, wie heutigs Tages noch in Teutichland hin und ke, 
das tolle Pövel-Gefindlein über das Sohannesfeuer fpringt und abe 
gläubifcher heidnifcher Meile fih ſamt ihren herbeigetragenen Kinders 
ben ſolcher Flammen wieder mancherley Krandheiten vdeflelbigen Jaht 
über, räuchert und reiniget. Arnold fhrieh zu Roßens „Unterſchiedliche 
Gottesdienften in der ganzen Welt“ einen Anhang. S. 115 4 fehl as 
B. Strigenitius: „O es wird viel Zauber mit dem ohannesfeuer g 
trieben, c8 wirft mander einen toten Pferdelopf, der aufm Schindanget 
gelegen ift, hincin, da& die Zauberei fol foımmen und fol feuer helm’ 
u. |. mw. 


„Aljo dag diejelbige Sach die geweyhet wird über die natärlide 
Güte, fo ſy Hat durch die Weyhung auch ein abfonderliche heimliſche Kraft 
bekommt wider die Geister, wider das Hochgewitt er, Zauberehen, 
Hexereien und allerlei natürlichen böſen Zufällen.“ 

St. Johannesſegen nach Herib. v. Salurn. Festiv. 369. 

Heribert v. Salurn Feſtiv. S. 370: Die Boßheit der Heren und Jar 
berer zu verhindern, die ſonſt manchen Menſchen mit dem Wein nit weg 
Voſſen machen und nit geringen Schaden zufügen, majjen das ve 
Hexengeſchmaiß oftermals jelbft in den gerichtlichen Ausjagen befennel 
haben, daß fie mit ihren Teufelskünſten in die Keller fommen und manchen 
Panzen Wein ausgetrunfen haben. Wo man aber St Johannisſegen 
in e. Ranzen oder Vak Wein gefchüttet, da haben fic demfelbigen Panjen 
Mein nicht zulommen mögen.“ 

So haben unfere Poreltern und ciferige Chriften allezeit feſtillih 
geglaubt, daß mann fie in Zt. Johanns Namen od. wie ınan pflegt A 
jagen St. Johannesſegen trinfen werde ihnen kein Ungiät 
widerfaren” aa O. 


Martinus Bohemus im Kirchentalender 1608 ©. 377 gl: 
„So dürffen wir auch nit an jeinem Tage Todtenbeine X 
brennen, Fackeln oder Lichter anzünden oder Reder umbtreiben 
Denn das brennen der Todtenbeine und anderer ftinfenden Sachen 
ift heidniſch“ u. ſ. m, 


| 





43 


achtſtechen in Rotweil: Die Zimmeriſche 


Ein Faf 
Ühronit 1132 berichtet: „Man hat auch große und herrliche Fa ff« 
nahten allda gehalten.“ — Eine Gräfin Margareta von Dete 
Kngen, verwittsete Zimmern, hatte einen alten Diener (in Rotweil), 
‚war bei irem herren felligen, hieß Hanns von Praunen, war 
ain abenbtenziger, ſchimpfiger Mann.“ Der wollte mit „einem 
len Reuterlin Hans Sättelin“, im Spital daſelbſt, eins ſtechen. 
dr Sättelin „ward jonft für eim guets, froms, dorechts mendle 
Yhalten.* Rad) eingeholter Erlaubnis vom Bürgermeifter der 
Bericht empfing, „wie ſolichs Stehen ein geftalt wurd haben,” 
hal der Bürgermeifter allen Zeug dazu an; ber Sattelin war 
Ihe geijäftig. „Hanns von Praunen aber, ber fieß hiegwiſchen 
An duchin man machen, da warb im Leib mit etlichen plattern 
halle ſhwaiß ußgefüllt; ſollichs ward allerdings ganz malfterlid) 
macht. Als nun der beftimpt tag vorhanden, do famen die baid 
Sticer uf die ban; jeder hett feine Trabanten. Hanns von Prau— 
nen heit ſich verbußet, der füert fein ftroen Man und war alles 
dermaßen jo artlich, das menigclichen darfür bett, der Hans von 
Praunen ſeße uf dem Roſſ. Wie nun die Trommeter anfiengen 
4 plafen und das erft rennen beſchah, do felten baid ſticher ain- 
andern; im andern aber, do traf Sättelin wol und zerftieh etliche 
Hlattern, das der ſchweiß allenthalben neben dem Stechjeug ußher 
tan. Do ſchrie jedermann: „Hanns von Praunen ifi tobt.“ 
Bie Sättelin das erhört, do vermaint er, es wäre war, zudem er 
ben ſchwaiß jahe überflüßig herabfließen. Derhalben flohe er mit 
dethenltein Zaum durch alles Volt, die jtatt hinab zu S. Johanns, 
in ain Gommenthurei' Johanniter Ordens und ain Freihait; 
deſelbſt ſprach er umb Gottes Willen den Hauscommenthur an 
umb mittailung der freihait, clagt im darbei den Unfall ganz ernſt⸗ 
lich darin er Fomen u. j. w.“ Er floh in die Kirche und glaubte 
et an die Täuſchung als der angeblich Ermordete zu ihm fam 
And alles darlegte. „Er ift zu Rottweil dazumal zu aim großen 

KTelachter geraten und hat es im die Obrigfait wol verguet 
gehabt.” 
Eine Fajnadt in Mejifird. „Herr Wernher Freiherr 





. 124 


der Kölner hintende Bote v. 1814. Damit ift nicht gefagt, als ob 
unfere Vorfahren am Oberrhein und in Schwaben nicht auf 
Kirmes (Kirchemeffe) gehabt Hatten; heute nicht mehr. Der 
Alemanue hat feine Kilbi, Kil be, Kilme; der ungriſche Berg 
länder bat Kirms für Gelage, Taufſchmaus; niederländifd Ker 
miß, nordfränt. Kirm; bennebergifh Kermes. Die Säle 
in ihren Alten und Urkunden: Kirmeß. 


Das halb ſchwäb. halb alemanniſche Kirbe ift zufammen 
geihrumpft aus Kirchene Weihe, Weihung (Kirchweihing ſchreibt dat 
MWendeläheimer Pfarrurbar v. 1548) und Kirta aus SKirdtag; 
Kirms, Kirmes aus Kirch Meffe (Feſttag). 


In Schwaben find die Locallirchweihen, die bis jezt in Baier 
und fortdauernd in der Erzdioceje Köln gefeiert werden, aufgehoben. 
Die Allgemeine oder AllerweltS-, Sauallermeli* 
kirchweih gilt nur nod. 


Dur ein biſchöfliches Ordinariatscireular an die gefammte 
Kuratgeiftlichfeit in dem diefjeitigen furwürtemberg. Bisthumsan⸗ 
teil, datiert v. 12. April 1804, unterz. v. Weſſenberg, heißt es: 
„Die manderley Mißbräuche, die bey der jährlichen Feyer dt 
Kirchweyhen, welche bisher in den verjchiedenen Pfarren an ver 
ſchiedenen Tagen begangen wurde, fi eingejchlichen haben, veran 
lafjen das biihöflihe Ordinariat im Einverftändnig mit Seine 
Kurfürftlihen Durchlaucht von Würtemberg und höchſtihrer Lande 
ftelle in Ellwangen, zu verordnen: daß von nun an das Andenlen 
an die Einweyhung jämmtlicher Kirchen in dem ganzen furtürtemb. 
Bisthumsantheil am nemlihen Tage und zwar am 3. Sonntag 
im Oftober gefeiert werden folle.” 


Die Kirhmeih in Ehingen a. D. war befonders für die 
Jugend ein großer Freudentag. Um Halb 12 Uhr. famen die 
Knaben und Mädchen der ganzen Stadt auf dem Kirchhofe zu⸗ 
jammen, die Alten fehlten aud) nicht; ebenfo wenig die Keira 
(Geiftlichen) und Herren (Beamte). Alles war gefpannt auf den 
Schlag zwelf. Nach dem Schlagen und Zmwelfeläuten gieng der Her 





4 


Hierben folte, kunt ober wüſſt auch mit willen wit zu fterbeit, 
Itmal$ er noch fatn vafjnadhtsbugen het gehen. Aber er 
he fort und mogt ber vaſ ſnacht nit erwarten.“ 

Hummerifdhe Ehe. 17 805. 

Das Bräutlen aus neuefter Zeit, Das Bräntlen 
N&igmaringen, d. h. das in's Waſſerwerfen des Neuverheirateten 
hub jo ſtrenge eingehalten, daß ſich ſogar der Erbprinz Leopold 
Ab der Fürſt v. Rumänien vertreten laſſen mußten. Betanntlich 
Alte den Neuverheirateten um dem Brunnen zu tragen, eine 
fuhfpige ihm zu waſchen, ihm auf einer Stange den unſichern 
Kt machen zu Taffen u. ſ. w. Vollkst. II 45 ff. 


Das Narrengeriht zu Stodal*)., Das Narrengeridt 
1 Stocach, das nod) feinen alten Namen eines grobgünftigen Narren» 
hs beibehalten hat, ift eine Pofie der Borzeit, die noch jegt von den 
Amlojen Bewohnern dieſes Siadichens fortgejpift wird. Das topo» 
Apbiide Leriton von Schwaben richtet unter dem Artifel Stodach dieſes 
fitut zu ftreng, und wünfcht, daß diefe abgeihmadte, unſittliche Son- 
erbarfeit auf immer verſchwinde. Aber die Abſicht dieſer Poſſe, allge 
wine Froͤhlichteit zu verbreiten, die man fo oft bei unferen neuen Volls- 
fen vermißt, diefer Zwed allein verdient ihre Erhaltung, und fie hat 
men unfittlicften Theil, das fogenannte Narrenbuch, das jährlich erſchien, 
weit dem befien Geifte des Zeitalters und der Urbanität geopfert. 
Serfeint nicht mehr. Der Stamm-Gerr diefer Zunft war einer von 
m Menſchen, die in früheren Zeiten das Gluc hatten, Wahrheiten un« 
fraft jagen zu dürfen, die gewöhnlich Hüger waren, als die Menſchen, 
? über fie lachten, und mit denen Wahrheit und Freude von den Höfen 
dgmanden; der Stammherr war Hanns Rünnc von Stodad, 
Anarı Herzogs Leopold des Glorwürbigen, im Anfange des 14. Jahr» 
nderts. 

Im Jahre 1315 verjammmelte der Herzog, wie belannt, einen anſehn - 
xn Heerzug in die Schweiz, um die Orte zu bezwingen, die gegen feinen 

*) Wortlich genommen aus dem Morgenblatt 1807. S. 1006-1008. 
11. 1012. Vrgl. Schulz, die Deutigen in den älteſten Zeiten. Wien 
97. 11 196 erwähnt des Feſtes „als Narrenfeft im Hechingiſchen“ fieh 
Bst. IE 35 ff. „Ein intereffanter Auffatz über das St. Rarrengeriht 
im Tübinger Morgenblatt Nr. 252 ff. von 1807 enthalten.“ Kolb, 
. db. Baden III 257. 


126 

Obſt, Enten, Hüner insgemein 
Und wer mit Geld verfehen nit, 
Nimmt mwenigft doch Lavendel mit. 

Von der Ulrichskirchweih; 
Kommt dann der Julius herbei 
Eo tft au Ulrichs Kirreweih, 
Da wird das Weibsvolf heftig laufen 
Strümpf, Zeug und Spigen einzulaufen, 
Da kann auch mander Mann nicht willen 
Wie er von feinem Weib wird beichifien. 

„Darnach fommt die heilig Kirchweihe, ſagt das Papiftenied, 
daran ein groß Gefreß ift under den Laien und Pfaffen, die ir 
ander weit darzu laden.“ 

„Bei wenig jaren und zu unjern Zeiten nemlich Anno 15% 
do fein vil bauren bei einandern geweſen auf einer Tirhweilt 
zu Rottenader. Uf den aubendt, als fie all fat geweſt, wie late 
gebreuchlich uf den kirchweihinen, da3 man vilmehr von dd 
weins und gefreß, dann umb Gotes oder bettens willen jufama 
tompt, do ift ainer under den bauren von den andern abgeſchede 
und bat wider heim feren wellen. Dem bat ain anderer zu drink 
gebotten und geſprochen: er joll biemit Sant Jo hannsſegen 
drinken! Dijer jprüdt: „für war, id) hab difen ganzen tag P 
vil gedrunfen, das ich gar nit drinfen mag, jedoch wil id Gar 
Johannsſegen nit verachten.” — Er fiel in die Donau ‚N 
diefelb am diefeften und ftrengeften der enden geloffen.“ Gr mr 
berausgeholt. „Es jein die pauren alle darauf gefallen, da} @ 
Sant Johannsſegen, den er im ermel mit im ufern wid 
haus getragen darvon hab geholfen, welches villeucht mol a 
fein mag.” In Munderfingen fiel ein Mezger in die Donau, de 
zwei, die ihn retten wollten, famen mit erfterem glücklich heraus F 
achten, waver etwas an inen gelegen, jo weren fie ertrunfen; ed 
güetlich zu glauben: fie haben Sant Iohannsfegen, DER 
vor ain halben jar getrunfen noch nit verdeut gehapt“ u. |. n. 

„Zu unfer Zeiten wil man an tail orten nit vergut habe 
da man aim Sant Johannsjegen bdarbeut im abjcaibe 
uf mainung, man geb gemainlic) denen, jo was am leben verjgald 


47 


Mbfprift und eine meuere Beftätigung des dortigen Narreninſtitute 
her gläfernen und zinmernen Rapfel im diefes Archiv niedergelegt. 
bei ber Ausbeſſerung des Brummen am 8. Juni 1694 ward diefe 
be vorgefunden, aber fie joll in neueren Zeiten verſchwunden fein. 
Gericht ſelbſt befland aus einem Narrenvater (Präfidenten), aus einem 
midreiber (Gerihtsfägreiber) und 6—8 Beifigern. Jede gejellige Ber- 
ing teilt fi in Mlafien; die Mitglieder diefer Verbindung wurden im 
+ gewöhnliche und Ehren-Narzen eingeteilt. Die Lauf ⸗Narren, bie 
igften Kinder der Thorheit, Hatten das Recht, in harletinstracht vor 
bei dem jahrlichen Umguge Herumlaufen zu dürfen. Sie hatten ihren 
m Bater, ber jeinen Kindern voranlief, und einen Fahnrich, der mit 
jehne in der Hand den jährlichen Bug anführte. Bewegung war 
Beieh Diefer Narren, und ein Arzt hätte nichts befferes thun Lönnen, 
diefe Verbruderung für feine ſtranlen zu fliften. Unter bie ge 
nliden Narren mubte fi jeder Bürger der Stadt, gleich nad) 
' Heirat, aufnehmen Laffen, wenn er den Luftbarfeiten des jähr- 
Gerichts beiwohnen, und vermeiden wollte, von den Paufnarren auf 
Straße aufgefangen, und in den Brunnen getaucht zu werden. Bei 
Anfreibung in das Narrenbuch mußte jeder Gandibat einen geroifien 
« oder Befbbeitrag an die Rarrengilde entrichten. Die Ehren-Mit- 
der waren die Honoratioren: Jene, welche einen jährlichen Gelb- 
8, oder das fogenannte Faſnachttkuchel entrichteten, Maler und 
muer, die für die Narrengilbe jährliche Arbeiten lieferten, Söhne 
Rorren, die fi) bei dem Inflitute beſonders ausgezeichnet hatten, und 
€ in der Zeit der Xetivität des Narrengeriht geboren wurden, 
$ Inden, wenn fie der Handel oder ihre Gefhäfte während des 
ng8 in Stodach zurüdhielten, und fie vermeiden wollten, am Rar- 
annen getauft zu werben. Alle diefe Narren wurden in das mit 
arrentronit verbundene Narrenbuch namentlich eingetragen, und dies 
növerzeichniß ward jahrlich von dem Narrengerichte durch die erfor« 
ıen Zu- und Abſchriften beftätigt. Wer die Einrichtungen unferer 
n Alademien betrachtet, der muß erftaunen, wie ähnlich oft die Ein- 
ng der Weifen jener der Narren ift, und wie unbemerfbar zuweilen 
Seidelinie zwiſchen der Thorheit und der Weisheit hinlauft 

Das öffentlige Narrengeriht follte nad den Statuten alle 
am Aſchermithwoche gehalten werden. Es durfte aber nad) dem Gut ⸗ 
feiner Mitglieder auf den Faſchingsdienſtag verlegt werden, mas 
zeiftens geſchah. Das erfte Gefgäft des Gerichts war die Belegung 
angelnden Glieder im Narrenrate, dann die Veftätigung des Nameng - 
tandeßverzeihniffes der Narren. Der Geift des damaligen Zeite 


128 


weihbuben (Kirbebua) verfteigert, d. h. es wird von den lediger 
Burſchen nad einander !/s—1 Maas Wein getrunfen, wobei jet 
den andern zu überbieten ſucht und derjenige, welcher den Iele 
Einſatz macht, wird Kirchweihbube (Feſtordner). Er ift ausgt 
zeichnet durch reiche Verzierung feiner Mütze. Die Zeche kan 
15—20 fl. betragen. Am Kirchweihjonntag badt jede, auch d 
ärmfte Hausfrau Kuchen. Die Feſtlichkeit beginnt mit einem re 
chen Frübftüd am Sonntag Morgen, meift Kaffee, und daun Fleiſd 
genuß zu Mittag. Kinder und Gefinde erhalten auf die Kird 
weihe ohne Ausnahme neue Kleider und wenn e8 auch nur € 
einzelnes Kleidungsftüd wäre. Im Wirtshaus beginnt am Som 
tag Nachmittags die Muſik, der öffentlihe Tanz aber Montag 
in der Frühe. Der Kirchweihbube bat die Muſikanten, bie di 
Wirt zechfrei Halten muß, zu zalen. Am Montag wird ununke 
brochen bis in die jpäte Nacht Hineingetanzt und wenige Mäbe 
find, die ſich nicht ſchämen würden, vom Tanz wegzubleiben. 3 
Beitreitung der ganzen Kirchweihfeierlichkeit veranftaltet der Kirh 
weihbube mit feinen Kameraden eine Lotterie mit etwa 100 Losla 
a 6 fr., wobei ein Ring, Tabafspfeife 2c. herausgeſpilt und Jeder 
mann in Gontribution geſetzt wird. Ueberdieß zalen die Zin 
zerinnen eine Beilteuer von 12—30 fr. Gewöhnlich wird aud 
noch ein Hammel erfauft und herausgefegelt. Früher fielen ve 
den Reichen namhafte Beiträge, fo daß der Kirchweihbube öfter 
nod einen Ueberſchuß von 10 fl. und mehr hatte. Gegenwärli 
reichen die freiwilligen Beiträge faum zu, um die SKoften zu be 


jtreiten. 
Ob. A. 8. 45 fi 


Bon der Hilzinger Kirchweihe berichtet die Zimmerd 
Chronik, daß bei „Dreitaujend perjonen an aim dat 
weren.“ II 299. 

E3 gab auh Gloden die man des Jahres nur einm 
und zwar an der Kirchweih läutet. „Darnach leüt man di 
groß gloggen, wann man ain außfiert zum Gericht oder wann d 
brint, das man ſturm ſchlecht: ja eß jeind Gloggen die man ei 
im Iar einmahl leut an der Kirchweichung.“ N 


4 


Nattengericht auch mod; befondere Protocolle, in die von einem 
ee eingetragen ward, mas flirs Stodader 
Biicum interefiant fein, oder ihr Zwerchfell erſchutiern fonnte. Bor 

fe öffentfüchen Ratrentritil folgte fein Anſchen der Verſon mod, bes 
4, an dem die Handlung begangen wurde. Aber das grobgünftige 
chaudelte oft Gegenftände, bie es nicht verſtand, oder es 

Äimpfte Perjonen, an denen der plumpe Spott abglitt, und bie ein 
ker Win Hätte geibeln follen; jo find diefe Protocolle, die im Aus · 
be under dem Namen des Stodachet Narren Buchs bekannt waren, 
eehin ſormliche Einjendungen geihahen, dem Zeitgeifte zum Opfer 
mat worden. Das Publilum war indeſſen ſchon am perjönliche Ber 
Mpfungen und Gehäffigleiten gewohnt: es entftand dadurch eine Art 
Bde im ber deutſchen Litteratur, bis bie allgemeine Bibliothel und 
te Litteratut · geitungen in biefem Punkte nichts mehr zu wunſchen 


Das Rartenbuch abgerechnet, das der Geift der Zeit vernichtete, wird 
le Wolle noch jet fortgejpielt. Das Gericht eröffnet feine Feierlichteiten 
dem fogenannten ſchmutzigen Tonnerftage. Der Laufnarten» 
er ſucht mit der Leuchte des Diogenes, glüdlicher als fein Borfahre 
der Tonne, die Narren auf, und das Zeit ter allgemeinen Fröhlid- 
if eröffnet. Auch durch Trommelſchlag wird diefe Eröffnung befannt 
wöht; dann wird an dem Narrenbrunnen feierlich ein Baum errichtet, 
die Faſtenzeit entwurzelt. Gr wird in der Stille, dem Geiſte der 
mer gemäß, wieder weggenommen. Selbſt während der Anweſenheit 
Franzoſen ward diefer Baum neben den Freiheitsbaum der Ueber: 
der gepflanzt. Sie leifteten gutmütig auf den Rang, den das Alter 
‚ Berzigt, und der Baum, den fie diesmal pflanzten, war Hein und 
inſehniich. Dafur hat er aber aud) feinen pralenden Nachbar über» 
. Der eine ift längft verdorrt, fo vil Blut ihm aud begoh, das Rind 
gutmütigen Torheit wird noch jedes Jahr erneuert. Der Faſchings- 
Rag iſt für das eigentliche Feſt der Rarren beftimmt. Der Zug wird 
türfifcher Mufit eröffnet. Die übrigen Narren ziehen auf Wagen 
Sälitten, zu Fuße oder auf Böden und Ejeln, in alle Geftalten ver- 
amt, hinter ihr her. Gemwönli wird mitten in der Stadt ein Thea 
errichtet, wo eine Poſſe geipilt, das Gericht abgehalten, und die Zu- 
durch verborgene Wind» und Staubmulen genedt werden. Den 
zen Tag wird der Faſching begraben. Die Rarren eröffnen einen 
werzug in fÄrwarzen Meidern, mit gedampfter Mufil. Der Rarten- 
c halt dem Geftorbenen eine Trauerrede, und ein Mitglied der Bilde, 
infid) der Laufnarrenvater, wird unter vilen Poſſen klug gemacht. 
4 


= 


130 


Bon den letztern mußte wenigftens Einer beim Feſie anweſt 
fein und 1 Pfund Weihrauch opfern. A. 1792 ward vom perſ 
lichen Erfcheinen dispenſiert. Es waren damals in Augsburg 6 Et 
brüder im Amte. So hatten 24 Ortfchaften Kirhbrote zu lic 

Mie an Kirchweihen fremde Bäder mit ihrem Brote ı 
fuhren, Iefen wir aus Buchau in der Zimmer. Ehronif I ] 
„Er Hartmann, het den gepraud, jo er ain kärch weihen 
paurnhocdzeit in den umbligenden Dörfern erfarn mechte, 
er brott dafelbft hin.” Er zechte noch fpät, ritt in's Wirtsf 
hinauf, fam aber nicht mehr herab damit; das Noß mußte, 
bunden, binabgelaffen werden: „wol abher in hundert tau 
teufel namen!“ fagte er befoffen. Er fuhr Heim; aber im & 
wars nicht geheuer; der Bäder Iegte fih ob einer Geſtalt, fl 

Nah einem Reglement v. 1708 war das Hinauslaufen 
Sahrmärkten und Kirchweihen zum auswärtigen Biere ai 
geftattet, jonft aber zum Zehen „des gemainen Hinauslauffen 
fremde oder auslendiſche Oerter abgeſtöllt.“ Augsb. 

Geiler von Keifersberg in |. Predigten 1508 jagt: 

„Alſo gefhicht es oh mit den Kirchweihen und de 
märften; diz misbrauchen die weltlichen zu jrer Seel Verdammi 

Eine der mwildeften Kirchweihen war die Günterstaler bei fi 
burg, 8 Tage nah Ehrifti Himmelfart; der Schaupiaß der gl 
ften Ausſchweifungen, wie Bader im Didcefan- Archiv 5, 162 ja 
Des Zufammenfluffes von Menfchen befonders aus Freiburg, | 
Menge Spilleute, Gaufler und Späſſemacher müde und barod ® 
legen, feßten die frommen Nonnen e8 mit Erlaubnis von Konfı 
durch, daß in der Allerfeelenoctan das Feit abgehalten ward. U 
im 15. Ihd., die Verlegung a. 1440! 

Die Jura Contr. msc. Tuttl. S. 640 bringen ein $er 
die Zeit Ulrich v. Wirtemberg anlangend: „jo feynd auf ! 
Hochzeiten Kirchweyhinen, offentlich oder heimlich rottieren 9 
geiellichaften verbotten bey Herzog Ulrich“ u. ſ. w. 

Bon denen Kirchweyhen. Was gejagt worden von bet & 
nacht, ift eben auch zu verftehen von den Kirchweyhen auf dem De 
dann faft fein Unterſchid zwiſchen ihren Kirdwephefsrenden, um # 


as 


nachts·Luſtbarkeiten: alfo, daB mancher Züngling, und Mägdlein alle Faß⸗ 
nacht, und alle Kirchweyh in die alte vilfältige Todfünden fallet, niemahl 
unterlagt, und mithin iſt zu fördhten, daß fie vil Jahr ungültig beichten, 
weil fie weder wahre Neu, und Vorſatz haben, über daß, was fie in 
der Faßnacht, und Kirchweyh geflindiget, fondern immer in die alte Ger 
legenheit zu fündigen gehen, und in die alte Sünden fallen, vil Jahr nad 
einander. Das Kirchweyh⸗Feſt ift eines aus denen vornehmften, und ift 
eingeſtelt zur Gedächtnuß, und Dankfagung, daß der grofie Gott fi wür⸗ 
diget bey uns in der Kirchen zu wohnen, und unfer Gebett zu erhören. 
Man folte Bott loben, und aber manchesmahl ift auf dem Land der Kirch⸗ 
weyhungs· Tag nichts anders als ein Freß⸗Tag, ein Tantz⸗Feſt, ein Buhl. 
Tag, ein anderer Faßnacht⸗Tag, ein Verführung der Jugend: daB ift ein 
mierantwortliche Schändung de Tags des Herrn! Wehe denen, jo jelben 
elo entheiligen, abermahl wehe! denen jenigen, welche darzu heiffen, und 
ihr Hauk darzu offen halten! O armfeelige! fie machen ſich ſchuldig viler 
frembder Sünden. Altes alem. Gebeibüchlein. 

Von der Kirchweyhung. „Umb die Kirchweyhung ift 
eß ein oralt Catholiſch allgemain Feſt, dann eß im alten Teita- 
ment herrlich celebriert und gehalten worden, alſo, das man nit 
ein, fondern 8 Tag darmit hat zuebradit. Im newen Teftament, 
inn der ganzen Chriftenhait, in allen Stätten, Märkten, Dörfern, 
Ainöden (Einödhöfe, Allgäu), Weilern auf dem Land ift 
eß gib und geb.” Barth. Wagner, der Layen Sirchenfpiegel, 
Xhierfaupten 1593 BI. 69b. 

„Ein groffer eifer war bey den Alten zu allerlai Weyhung 
ber Kirchen; ein jeder wolt fich deffelben thailhaftig machen. Zue 
ben drey hochen Feſtabent, der geburt Ehrifti, dei newen Jars, 
der HI. drey König haben die frommen Chriften den Prieſter ge 
beten, daß er jhre Heufer wolle reuchen, jegnen, mit dem Wich⸗ 
Brunn beiprengen.” Ebenda BI. 71a. 

„Auff die Kirchweyhung kommen gute freund, mit Weib und 
Rinder, Iegen die fchönfte Hleider an u. f. mw. Auff den Kirch— 
weyhungen ift fain wainen, fain heulen, fain unmuet, fonder laut⸗ 
fer Frewd — ift deß fingen fain end in der Kirchen, im Hauß, 
af der Gaſſen — feind vil Kramer vnd werden jo wunderbar- 
lihe Ding gefehen, da8 man fagt: ad, das hab ich mein Ieben- 
lang nie geſehen, was erdenft bie Welt nit!" Ebenda Bl. 73b. 74a. 


132 


XVI 
St. Marfinstag. 


„Um Martini” wandern die Knechte und Mägde; da zeit 
man Zinſen u. |. w., werden die Stadtrechnungen abgehalten. 
Sich Volkst. II 191 ff. 193 ff. 173 ff. Von der Martindgens 
wiſſen die ſchwäbiſchen Bauern nit mehr vil. Bor 30-10 
Jahren noch famen hunderte von Gänjen in Dörfer und Städte, 
um für die Stadtherrn und reichern Bauern gejchlachtet zu werden. 
Jezt its vorbei. E. Meier S. 452 ff. berichtet von einigen lezten 
Zügen de3 alten Martinsfeſtes. Im alten Augsburg war es cist 
feftliche Zeit. Beſonders find die gegenjeitigen Beſchenkungen dt 
Zünfte hervorzuheben. Die MWeberzunft ſchenkte dem T. Deputirtn 
da, wie am „Unſchuldigen Kindleinstag“ reichliche Gaben; de% 
gleichen die andern Zünfte ihren Vorgejezten. Daß die „Snappen‘ 
dabei auch ihr Feſt gut feierten, läßt ſich denken. A. 1557 der 
13. Wintermonat3 brannte in Augsburg ein Haus ab, „jolde 
hatten die Suappen, da fie fchmermeten und Martinsnachht 
hielten, verwahrloſst.“ Mein Augsb. Wb. 3306. Schmell. 121656. 

In Frauenzell war es vor Zeiten Sitte gewejen, auf St. 
Martinstag gemeinſchaftlichen Trunk zu halten. Die Regierung 
gejtattete in Anhoffung Hinfüro ſüeßer Ruhe und Eingfeit den 
Martinstrunf wieder. A. 1791 wieder aufgehoben. Ch, 
Einöden 49 fi. 

Der Augsburger Kalender (ed. Nicol. Joly) von 1655 im 
Mintermonat: 

Iß Martinsgänk, trind ſtarken Meth 
Brauch Pfeffer, Wein nimt dir dein Leyd! 

Jod. Lorichius, Aberglauben 1593 (Freiburg i. Br.) ©. 62: 
An etlichen Feyrabenden zunadt als St. Ballen, St. Dlartin, de 
H. Dreykönig ond andern, freydige Gaftungen anftellen,  ift ein 
ärgerliher Myßbrauch, dieweil die bereitung zum morndrigen Got 
tesdienit dardurd) verhindert wirdt. Da man aber je ein erbatt 
Hriftfihe freudt Haben wil, mags am Tag nad) verrichtem Got 
dient und nit davor beſchehen.“ 


— 
— 


53 
it bleiben, herenigegen Niemand erlaubt fei, er mag jeyn wer er will, 
gemelbte Kleidung zu tragen, es wären dann frembe Perjonen vom 
= ın darf man indistinete allerhand Masten tragen, und 
bedienen, 2) Sollte fih Jedermann huten, feine Sottiſen oder 
Sachen amufangen, weder auf der Strafe noch auf der Ro- 
Ober er muß, wenn man ihn einmal dafür gewarnt, gewärtig ſeyn, 
man ihm einen Affeont anthun, oder gar nicht mehr auf die Re- 
laſſen wird, um ſolche dadurch nicht zu verſchreien, oder in boſe 
Renommee zır ſehen. 3) M vor allemal verboten, feine Daste weder auf 
ud aus der Redoute zu affrontiren, fie ſei männlichen oder weiblichen 
Beätehts. 4) Solle alles Johlen, Schreien, Peitfen-statihen auf der 
Ehahe verboten und die Wade befehligt feyn, wenn fie dergleichen Ron- 
haneienten antrifft, und biefelben einmal verwarnt worden, in Arreſt 
Aber auf die dauptwache zu führen. 5) Sollen alle Wurfeltiſche aufge- 
haben jeym, und feine Lalaien oder andere geringe Leute, wer fie auch 
Ken, fi unterftehen, auf der Redonte zu mürfeln. 6) Hat fid ein 
Mer zu befleikigen, diefen vorgeichriebenen Punkten in Allem getan nad» 
leben, oder im Kontraventions⸗Fall nach geſchehener Verwarnung ge 
viriig zu fepn, daß er nach Befinden durch die geftellte Wache, als welche 
xnaue Obficht auf Alles haben fol, entweder von der Redoute herunter, 
Wer wenn das Verbrechen darnad) beſchaffen, wol gar in Arreit geführt 
md behalten werde. 7) Solle fowol denen Hof. als Ranzlei-Pedienten, 
ve auch Rauf- und andern ehrbarn Bürgersleuten angefagt werden, und 
icdurch belannt gemacht ſeyn, ſich auf der Redoute bei Vermeidung des 
rm Ungnade fleißig einzufinden. 8) Wird hiemit einer jeden Masle, 
ie fonft auf den Rarnevals gewöhnliche Freiheiten, auch alle Sehurität 
ad Schuz wider ungebürlihe Anfälle verfprogen, dergeitalt und alfe 
aß derjenige, welcher ſich unterfteht, eine Maske, unter was Prätert es 
amer ſeyn möge, auf oder auffer der Redoute zu affrontiren, anzugreifen 
der zu attafiren, ohne einige Gnade mit harter — ja geitalten Sachen 
ad, mit Leib» und Lebens-Ttrafe angefehen werden ſoll. Dieſemnach 
U fi 9) Niemand gelüften laſſen, weder ein Etilet, Terzerol, Piſtol noch 
"gen, ober wie das Gewehr ſonſt Ramen haben mag, öffentlich noch 
imlich zu tragen oder bei fi) zu führen, widrigenfalls der fo hierwicder 
iniren, und darauf attrapirt wird, ohne weitläufigen Prozeß mit obge- 
ter Straf angefehen werden ſolle. Wornach ſich jedermänniglich zu 
ten wiffen wird. Zu Urkund deiien haben wir dieſes Patent eigen» 
ndig unterjchrieben, und unfer fürftliches Selret-Innſigel beigedrudt. 

Stuttgart, den 10. Januar 1719. 


nr 


Eberhard Ludwig, 9. 3. W. 


134 





©. 13: „So ift aud ein Gans feinem Fleiſch und Kat 
nach kain jo herrlicher Vogel nit, das er fo großer ehr wird 
folte fein. — So auch ein Gans ein verächtlicher und närriſch 
Bogel ift, das ein jeglicher, defien man ſpotten will, für ein Ga 
"oder Genßvatter gehalten wird, möchten nit unbillid jr vil geı 
wunder darab nemmen, waher e8 doch kommen, das faft in d 
ganzen Chriftenheit die Martins Gans bey grofien und Maine 
Jungen und Alten, Reichen und Armen, jo gar ober die mafl 
in ehren gehalten wirdt, das menigflih von derjelbigen get 
thut hörn fingen vnd fagen, ja noch viel Lieber ehe 
und wiffen do nit woher eß fombt oder warumb eß geſchicht 

Sodann wird ausgeführt: „der Wachſamkeit Halb habe m 
dag Thier von jeher jo hochgehalten. Die einzelnen Stände werde 
auf die Wachſamkeit, ſymboliſch die Martinsganz, hingewiſen; bi 
den Handwerkern heißt es: dieweil ihr das Jar herumb arbai 
Sant Martins trintel zu fuhen im Braud habt un 
zu Zeiten die Gans mit inen zu eßen pfleget u. 1 

Martinus Bohemus eifert in jeinem Kirchenkalender Witten! 
1608 ©. 8 87 gegen das Gänfe- Eben an St. Burkhards Tg 
„Auff Burckhardi hat das gemeine Völklein einen Freſſetag, de 
gute gemeftete Gänfe vnd halten eine ftadtliche Zeche, das mandt 
zu einem porco vber dem Burdhardo wird. Welches, wenn ! 
der gute Dann bei Lebzeiten gewußt jm eim jchledhtes gefale 
ward geweſen fein.“ S. 617 ftehtein langes Lob der Gänſe. M 
Gansleber fei ein Herreneßen. Bon St. Martin weißer: wi 
der Moft zu Wein. 


XV 


Allerdeiligen und Allerfeelen *). 


In der Zeit des 1. und 2. Novembers führt uns das voll 
tümliche Feſtjahr Schaaren von umherbettelnder Armen, Spitäl, 
von Kindern vor. 


*) Boltst. II 166 ff. Ernſt Meier 451 ff. 





55 


Zuem BasmachtfFiir will jede god; 
Und i mein haft, me much fie Io, 
So Stubehoder fin nit nut, 

Das gitt die argſte Forchtibutz 


Allo, in Wald gang, wenn be witt, 
Nimm s Sarli und mad Welle mit; 
Hau Schibe-Stede, hasleni, 

Un dör fie mitt, juft brenne fiel 


Die Buebe Laufe währli {ho 
uf ’s Himmeltiich enanderno. 
Sie henlen ihri Schiben a, 

Ne menge het ſchier ytrage dra. 

Achä, dert chunnt der Fritzli an, 
Ci Mueter iſch e jharfi Arau, 
Sie nimmi em grüfeli im Acht, 
Doc Kid't fios, dak er Welle macht 


Mer wenn em rücfe. — Fritzli, he! 
Mer mödte dini Schibe ſeh 
Zä wie, chumm au ne weng do her, 
Di Burdi iſch jo ſolli ſchwer. 


Wie diel heſch dasmol zwege brocht / 
Du heſch es enrem Holzſchobf gchocht· 
Sechs Duzet nit as edigi, 

Un das no urig buecheni.“ 


„Und alli zemme dlepperdir, 
Die brunnen uff der Stell im Für. 
Un Schibe-Stede Han i zwe, 

Der HansrJerg het mer no einge.“ 


„Un Welle hemm mer! rotemol — 
8,8 Gieſrs Schopfifch ghuftig voll. 
Was meinſch, wie viel, dahes honne fi? 
Vier hundert ſufzig und eini dri.“ 


„Die hemmer alli jelber gmacht; 
iſch jeze ſcho me Wuchen acht, 
Se ſimm mer alli Tag in Wald, 
Und wär es gfi au no fo dalt.“ 


a8 


„Im Rammiſchbach un wiler no, 
Mer henn kei Sprife Tiege 10; 
Un bi der rote Lade hi, 
Und im Molfader‘obebri.“ 


„Drum iſch der Schopf jez au fooll 
Ewegbugt hemmer jielimot 
De Lite frifi dWellen au; 
Me nimmt’s uff dFaſnacht mitt ſo grau.‘ 


„Un Händel Hemmer mengmol aba; 
Mei dHolemer die denfa dra. 
Du Hubeli, i för bi nitt, 
Heißt's als, chumm, wenn de nebbis witt!” 


„Die Starchſte, das fin ebe grad 
Der Tobeis un der ſtuenerad. 
Es het efein der ander afördht; 
Die henn enander mengmol gwercht * 


„Der Engelhard iſch au derbi, 
Wenn's Heißt: jez milen fie abgmanıst fi; 
Un erft der Bhilipp-Iobel, Leid 
Set der emol in Bach ein feit.“ 


Weiſch, Bäbelt, mie lang 's no goht, 
Bis ’3 Fasnadt-Füir in Flamme oft? — 
Grad no ſechs Stund, und länger mitt, 

Der Batter het's usgerechnet Hütt.“ 


.Jer mueß i aber wieder goh.“ 
Bot taufig, Frig, preffiert’s ejo? 
IA, dini Schibe, merf i mol, 
Das fin die fhönften, aflimol. 


Se fpring denn jez uff un dervu, 
Un zObe qhaſch no zue nis du. 

DPaas Gotti, weiſch e3 nimmimeh? 
Sie hett der fern au Chuechli ge. 


„Iü, ja, jez gangi, blib's derbi, 
Mer fchre jeze Delle gli 
uf ’s Himmelriid; { mueß derzuc, 
Denn huͤtte Hemmer Alli gthuc.“ 


57 
„Un bobe büge mer fie ufl, 
Schlähn PföHT i unthien Breiter brufl. 
Umd wird es endli Nadıt derno, 
Se goht 8 a: Schibi, Schibo!⸗ 


Bejondere Lehren. Bon fonderbaren Luftbarteiten. Die Faß ⸗ 
ad Sufibarkeiten jepnd nit ohne Gefahr der Beleydigung Gottes. Man 
wb fih da nit fhmeichlen: die Faßnacht, wie mans heut zu Tag haltet, 
noch ein Ueberbfeibjel von der Hepdenihafft. Gin folde Ausgelafien- 
&i, foldhe Freuden ftehen mit wol bey einem Ghriften, das ift: bey deme, 
tr fh rühmet, ein Glid dei jo demitigen und keuſchen, ja geereugigten 
&bs Chriſti zu ſeyn. Die wahrhafft fromme, Gott förhtenbe Seelen bes 
fifen fih mehrer zu difer Zeit Gott zu lieben, da er von andern fo 
lafien wird, fie verrichten mehr gute Werd, beſuchen öfters die Kirdhen, 
un ihnen einen Abbruch in Speifen, ba faft alles dem Fraß ergeben 
+ Da ihr Here fo belepdiget wird, gezimmet fi nit, daß fe, feine 
iener, foflen fadjen. Di ifi eine gefdheide wahre Maknadht, oder Hufe 
tet, wann die Seel recht heilig Luftig ift, ohne Gefahr ſich nachmahls 
05 reuen zu dürfen. Oder gedundet dich wol daß ein Chriſtliche Lufl- 
tfeit, und ohne Gefahr zu ſundigen, zu ſeyn? den gangen Tan nit an 
itt gedenden, fi) ausgüffen in alle Freyheit, und Freiheit, den gangen 
18 efen, trinden, fpilen, tangen, j&ergen: den ganken Tag bey den 
dern Geſchlecht ſich aufhalten, mit den Augen ſpilen, Gelachter treiben, 
€ Rräfften der Natur anmenden, dijer, oder jener das Hertz abzuger 
Amen, und villeiht gegen folhen, mit denen man ſchon öffters gefün- 
Yet, oder welche ihre Schönheit, und Frechheit nit mur auf die Schau, 
Ver zum Kauf bringen? Einige ſchmeichlen ihnen, fie gebrauden ſich 
tdaßnacht, und anderer Luftbarfeiten ganz mäßiglih, und wann es auf 
2 Belepdigung Gottes folte anlommen, jo machen fie ſich auf die Seiten. 
ber höre: du befinbeft dich faum 3 Täg bey der Mikion, und vermer- 
MR ihon etwas von der Andacht, und der Fordht Gottes in dir, und du 
Reit dir ein du fönnteft dich jo lange Zeit bey denen Luſtbarkeiten ein- 
Men, ohne den Geift der Melt in dir zu veripühren, ohme aus den 
tanden der Gebühr zu jchreitten ? leichter bewenen wir uns zum Böfen, 
zum Guten. Soldes erfaren wir alle. Gar leicht ift es geſchehen, 
Kun: die Faßnachts Poſſen mit ihren fühlen, angenehmen Rarrheiten, 
4 narriſch machen. 

Die Faßnacht-Vuſtbarteiten ſeynd nit ohne Sund. In der 
znacht lebt man mutwillig, und frey, als wann alles erlaubt wäre. 
der Faßnaqcht bringt der Zeufel mehr zuwegen, als fonften in dem 


186 


der Jugend. Die Kinder ſuchen im Grafe auf den Gräbern fein 
Münzen: die Mutter, Schweiterlein, Brüderlein haben fie „gelet’ 
(gelegt). 

Dies machte, erzälte mir der F Lehrer Bettenmann, ein gr 
borner Ehinger, eine wunderbare Wirfung auf das kindliche Gemit. 
Die Berftorbenen wißen um ung, lieben uns, bejchenfen uns. 

Dafür, d. b. für die gefundenen Münzen kaufen fih dk 
Rinder Seelenbirnen, runde, braune Spätbirnen, an bieen 
Tage von Allerfeelen feilgeboten, oder die Brotgebäde: Sailen 
genannt. 

In Wehingen auf dem Heuberge brennt alle weibliche Ge⸗ 
ſchlecht vom älteften bis zum Meiniten Finde, was zur Kirche geht 
oder getragen wird, ein Wachslicht. 

Im Wertahgebiete werden noch da und dort fog. See⸗ 
lenbrezgen an den Grabjteinen und Kreuzen berumgehängt, mi 
denen Nachts natürlich fauber aufgeräumt wird. So fagt ein alld 
handſchriftl. Buch „fonderlich Iegen die Augsb. Bist. Brott auf dei 
Grab mit einer Kerzen oder zwuo.“ 


In einem Augsb. ehmals angehörenden Loßbuche des 15. Ihd 
Hdſchrft. werden Thiere redend eingeführt. Der Zajan eg 
unter andern : 

So merle eben was ich dir fag: 

Du geleiheft den Kindern am Allerfeclentag 

So ſy lauffent von Haus zu Haus 

Und ſchreyent vil fruo: Steinkuchen heraus! 
Kirhenfbmud Bd. XIII 2. Heft ©. 58. (Stuttgart, Mesler.) 

Am darauffolgenden Allerſeelentage erhielt jeder Keir 
gioje (im Benedift. Klofter zu Donaumwerd) wie gewöhnlich ein 
große Eyerbreßel, die da etwa drei Pfund wog. F. X. Bron⸗ 
ners Leben II 7. 

Tas Beichenfen der Armen fand auch ebenjo am Jahreitagt 
der Verſtorbenen ftatt. Der jog. Calwer Jahrestag mit all feine 
Spenden fält fogar in die Allerfeelenzeit. Sieh unten. Ju 
Zürfpeim b. Augsb. werden Semmeln und Weißbrote auf da 





B 


s 


mad gan ; welichet pfaff das libervert die will man beſſern als in ber 
Mat bach geichriben ftant v, Stetten IT 166, A. 1616 in Memmingen 
verboten, feine Danz im Herbergen, Scorer 128. 

Mortinus Bohemus eifert im Kirchenlalender, Wittenberg 1608 
5.158, gegen die Faſnacht darumb wollen die Fafnachtleut ungeftxaft 
fin Sagt ber Prediger etwas: Gy Hilf Gott, wie übel hat er gelan, 
Die nimpt man es ſo übel auf, wenn man wieder die Fafnacht prebiget! 
Über man mh, fih am die Welt nit teren. — Wir fehen nicht an, mas 
Ne feiben gemeinel ober was die Leute für gut achten, welchen die alte 
beibnifhe Weife im Sopf fteddet, Das (ermft jein) ſoll man noch 
bee hun und follen die Geiſtlichen nicht bei der Fakmactburk ſihen, 
Kb man fie in's Marcentegifter zeichnet, ſondern mit allem Grnft und 
Eike follen fie darwiedet pligen und donmern.“ — Dahin hat audh bie 
Mcdilige Untiquitet geiehen das fie zu der Zeit das Evangelium Qucd 18 
ku Blinden und von Chriſti Paſſionpredig geordnet, damit fie dem 
Mmemenden Fainadhtgelindel ein [cher einjagten u. |. w. 


VI 
Aſchermitwoch *). 


In Conſtanz muß es hoch Hergegangen fein, denn da fanden 
alt „in unfer Herren der Geſchlecht und der Zunft Zrinfftuben 
oftliche Mal“ was Reich und Arm jehr mitnahnı foftenhalber. 
4.1460 ward ein Geſez dagegen erlaſſen. 

Bone Zeitichr. i. Gef. des Therzheine 17, 196 

Am Aiher- Mittwoch weycht man den aſchen, die leuth 
mit zu eſchern vnd beſchweren, das fie dns von dem Vnflat der funden 
ÖL rainigen, darnach bitten fie, das Gott woll ein Engell von himell 
Men, der die aiche jegne und heilige, das fie ein heilfam ertzney werde, 
das die damit beiprengt werden nit allein immer ſundlos, fondern 
14 an leib vnd jeel gefund werden u. f. w. (gegen die tote aſche 
lemiſiert.) 

Oñanders Bedenten. 

In Ilhlereichen wird am A. wie allerwärts die Faſnacht 
graben. Ein Burſche wird auf die Bar gelegt, ift weiß gefleidet; 
andere tragen ihn; er wird in den Brunnen geworfen und fos 
in wird die „Beutelmajchet” vorgenommen. Die leeren Geld» 
tel werden umgefehrt und zum Lachen ergetzlich ausgewaſchen. 


*) Boltst. 11 55 ji. E. Meier 377 jf. Meine Alem. Sprade ©. 14. 


138 


XVII 
Sonderfefle der Reichsſtädte. 
1. Das Fiſcherſtechen in Ulm a.1832,d. 13. Augn 


Die Wirtembergifchen Jahrbücher 0.1832 1. Heft ©. 2 
berichten : 

„Am 13. Auguft wurde in Ulm ein fog. Fiſcherſte 
abgehalten. Zu den uralten Gebräuchen der Fiſcherzunft in | 
die fi) auch jet no durch Feſthalten an altertümliden 
richtungen und Gebräuchen, durch die genauere Verbindung 
Mitglieder auszeichnet, gehört auch dieſes Fiſcherſtechen, mw 
zur Zeit der Neichsjtadt alle zwei Jahre in der Woche nad) 
Schwörtage abgehalten wurde. 

Sechs⸗ und zwanzig junge Sciffleute ließen ſich diesmal 
Stehen einjchreiben. Sie ziehen zu zwei und zwei in Ghar 
Heidungen mit Speeren bewaffnet unter Trommelſchlag und 9 
dur die Stadt; voran die Iuftigen und jeit uralten Zeiten fteh 
Masten des Bauers undder Bäurin, die Harleling mi 
Schellenlappe u. j. w. Auf fie folgen die ernfteren Anzüge, 
weiß gefleidete Fiſcher (Weißfiſcher genannt), dann Maske 
Geifte der neuern Zeit. Den Zug fließen eine gleiche | 
Mädchen in weißer Kleidung. Vor den Häujern von Bela 
hält der Zug, man hängt ihnen ein Gedentjtüd an ihren He 
jpeer und läßt den gefüllten Becher unter ihnen herumgehen. 
der Donau angelomnmen verfuchen zuerft die Iuftigen Masten 
ihren Kähnen den Kampf, wobei nad alter Gewonheit in 
erften Gang des Bauers und der Bäurin der erftere befiegt 


*) Volkst. II 245. 54, 69. Ein Nürnberger Tradtenbud 17. 
berichtet von einem Fiſcherſtechen „jo um Pfingften auf der 8 
von denen Fiſchern gehalten wird.“ Auch Leipzig, Halle, Weihenfell 
mande andere Städte Deutſchlands haben ihre Fiſcherſtechen. — 
ropa von Lewald 1836. Didaskalia 1836. No. 229. Nicolai Reife ! 
Deutſchland. Journal von und für Deutihland 1792 S. 960. 





—— 
der Shlag auf den Kopf zertrümmert den Napf und alles lacht 
and der Kaufpreis wird gleich im Wirtshaus verfoffen. 

Kugeb. 206, 208, 

Das „Papiftenbug“ weiß vom Aſchermitwoch im alt, Augsbrg. 
‚af biefen Tag (HFafnachtdienftag) der ejcherigen Mitwoch Teiten 
fe bie daſten ein mit großer Mummerei; halten Banfett und 
kefieiben fich in ein ſonder Manier.“ 

In Waldjee ward (a. 1615) neben dem Verbot des Faſ⸗ 
ttuchle ins glei 2 Iahre darauf alle Mummerei am Njcher- 
iwoch abgejhafft, dagegen eine ehrliche Zeche nicht verwehrt. 
de Fafnachtvergraben a. 1775 verboten, Lebte mod) big 
Kmeuere Zeit herein. 

Banfee und feine Worzeit ©. 192. 

„Etlich Magen und ſuechen die Faſnacht mit Fadeln und Yat- 
tmen beim hellen Tag: ſchreien Mäglih, wo die Faſnacht hinge- 
ommen fei. — Etlich tragen ein Häring an einer Stangen und 
gen: nimmer Wurft, Häring! — Etlid) henken ein Haufen Bueben 
n fih und fingen ihnen vor. — Etlich jahen einander und tragen 
inandet ufj Stangen in Bad.” Papiftenbud. 

In den alten Fürftenbergijchen Landen, in der Landgrafidaft 
dar, Stühlingen ſcheint der Tag mitunter wild gefeiert worden 
u fein. Ein Decretum v. 20. Nov. 1746 hat unter anderm 
genden $: „So ergibet ji) auch, daß öfiters an dem Acer 
üttwoch, ohngeachtet mit dieſem Tag die hi. Yaftenzeit ſchon an— 
inget, hier und da allerhand Ungebühren, mit jogenannter Ber 
tabung der Faßnacht und fonft in mehr andere Weg vor- 
ıgehen pflegen, welches wir aber ala eine unanftändige und wider 
ie Ordnung der chriſtkatholiſchen Kirch jelbit Tauffende Sach eben- 
ills verhütet wiſſen wollen“ u. j. w. 

In Günterstal bei Freiburg trieben am Aſchermitwoch die 
ungen im Dorf ihren „Schimpf” (Scherz), man Ioßte von ihnen 
aen auß, der in den Bach getragen werden jollte. Sie erhielten 


am Kloſter eine Schüffel voll Gumpojt und ein Viertel Weins. 
Bader im Diöc. Archiv 5, 177. 


130 


Bon den lektern mußte wenigftens Einer beim Yeite anmweien 
Sein und 1 Pfund Weihraud) opfern. A. 1792 ward vom perjön 
lichen Erjcheinen dispenſiert. Es waren damals in Augsburg 6 Stuhl 
brüder im Amte. So hatten 24 Ortfchaften Kirhbrote zu liefen 

Wie an Kirchweihen fremde Bäder mit ihrem Brote auf 
fuhren, lefen wir aus Buchau in der Zimmer. Chronik II 153 
„Er Hartmann, bet den gepraud), jo er ain kirch weihe ode 
paurnhoczeit in den umbligenden Dörfern erfarn medhte, fer 
er brott dafelbft Hin.” Er zechte noch fpät, ritt in’s Wirtähen 
hinauf, fam aber nicht mehr herab damit; das Roß mußte, ge 
bunden, binabgelaffen werden: „wol abher in hundert taufad 
teufel namen!“ fagte er befoffen. Er fuhr heim; aber im Sicbe 
ward nicht geheuer; der Bäder legte fi) ob einer Geftalt, flark 

Nah einem Reglement v. 1708 war das Hinauslaufen am 
Jahrmärkten und Kirchweihen zum auswärtigen Biere alan 
geftattet, fonft aber zum Zehen „des gemainen Sinauslaufen in 
fremde oder auslendiſche Derter abgeſtöllt.“ Augsb. 

Geiler von Keiferäberg in |. Predigten 1508 fagt: 

„Alſo geichicht es och mit den Kirchweihen und Ahr⸗ 
märkten; diz misbrauchen die weltlichen zu jrer Seel Verdammil- 

Eine der wildeiten Kirchweihen war die Günterstaler bei grei- 
burg, 8 Tage nad Chriſti Himmelfart ; der Schaupfaß der gib 
ften Ausſchweifungen, wie Bader im Didcefan- Archiv 5, 162 ſagt. 
Des Zufammenfluffes von Menfchen befonders aus Freiburg, der 
Menge Spilleute, Gaufler und Späfjemacher müde und darob X 
legen, feßten die frommen Nonnen e8 mit Erlaubnis von Konfam 
dur, daß in der Allerfeelenoctav das Feft abgehalten ward. A 
im 15. Ihd., die Verlegung a. 1440! 

Die Jura Contr. msc. Tuttl. 5. 640 bringen ein Baba 
die Zeit Utrichs v. Wirtemberg anlangend: „jo feynb auf al 
Hochzeiten Kirchweyhinen, offentlich oder heimlich rottieren zoo 
geiellihaften verbotten bey Herzog Ulrich“ u. f. w. 

Bon denen Kirchweyhen. Was gejagt worden von der 7 
nacht, ift eben auch zu verftehen von den Kirchweyhen auf dem Bab 
dann faft fein Unterſchid zwiſchen ihren Kirchweyh⸗Freuden, un) " 





131 


— w—)h — 


htsa⸗Luſtbarkeiten: alſo, daß mancher Jüngling, und Mägdlein alle Faß⸗ 
cht, und alle Kirchweyh in die alte vilfältige Todſünden fallet, niemahl 
terlaßt, und mithin ift zu fördten, daß fie vil Jahr ungültig beichten, 
len fie weder wahre Reu, und Vorſatz haben, über daß, was fie in 
te Faßnacht, und Kirchweyh gefündiget, fondern immer in die alte Ge 
yenheit zu füindigen gehen, und in die alte Sünden fallen, vil Jahr nad 
sander. Das Kirchweyh⸗Feſt ift eines aus denen vornehmften, und ift 
ngeftellt zur Gedächtnuß, und Dankſagung, daß der groffe Gott ſich wür⸗ 
get bey uns in der Kirchen zu wohnen, und unjer Gebett zu erhören. * 
Ran folte Gott loben, und aber manchesmahl ift auf dem Land der Kirch⸗ 
enhungs-Tag nichts anders als ein Freß⸗Tag, ein Tantz⸗Feſt, ein Buhl⸗ 
Eag, ein anderer Faßnacht⸗Tag, ein Verführung der Jugend: das ift ein 
mierontwortliche Schändung des Tags des Herrn! Wehe denen, fo jelben 
Ho entheiligen, abermahl wehe! denen jenigen, welche darzu belffen, und 
iht Hauß darzu offen halten! O armfeelige! fie machen fich ſchuldig viler 
fembder Sünden. Altes alem. Gebetbüdhlein. 

Von der Kirchweyhung. „Umb die Kirchweyhung ift 
eß ein vralt Catholiſch allgemain Feſt, dann ef im alten Tefta- 
ment herrlich celebriert und gehalten worden, aljo, das man nit 
in, jondern 8 Tag darmit hat zuebracht. Im newen Teftament, 
inn der ganzen Ehriitenhait, in allen Stätten, Märkten, Dörfern, 
Ainöden (EinödHöfe, Allgäu), Weilern auf dem Land ift 
eß gib und geb.” Barth. Wagner, der Layen Sirchenfpiegel, 
Thierfaupten 1593 Bl. 69b. 

„Ein grofjer eifer war bey den Alten zu allerlai Weyhung 
xt Kirchen; ein jeder wolt ſich deffelben thailhaftig machen. Zue 
en drey hochen Feitabent, der geburt Chrifti, deß newen Jars, 
er Hl. drey König haben die frommen Chriften den Prieſter ge= 
eten, daß er jhre Heujer wolle reuchen, jegnen, mit dem Wich⸗ 
tunn bejprengen.” &benda Bl. 71a. 

„Auff die Kirchweyhung fommen gute Freund, mit Weib und 
inder, legen die ſchönſte Meider an u. f. w. Auff den Kirch⸗ 
übungen ift fain wainen, fain heulen, kain unmuet, fonder laut⸗ 
e Fremd — ift deß fingen fain end in der Kirchen, im Hauß, 
ıf der Gaſſen — feind vil Kramer vnd werden jo wunderbar- 
he Ding gefehen, da8 man fagt: ad, das hab ich mein leben⸗ 
ng nie gefeben, was erdenft die Welt nit!" Ebenda Bl. 78b. 74a. 


er 


Am Palmjonntage führt man in Aalen die fin 
den Kirchhof und die Verwandten beſchenken jelbige mit!t 
welche angeblid) von den Verftorbenen aus dem Grab hera 
gelegt worden find. Selbſt an Auswärtige ſchiden Mand 
Dinge unter diefem Vorgeben. 

Ob. 9. 3.0. 

Ju Ziegelbad) eilen ale Buben nad) dem Gotk 
auf ihre Weißtannen- oder Wachholderbüſcheln, die an € 
oben angebracht find, los; jeder ſucht micht der erfte aus de 
fein, aber auch nicht der Iezter jener befommt den Namen 
fchmeder, diejer Palmefel; dieſer erhält die ſog. Palmſchni⸗ 
Art Küchlen, die aus weißen Brotſchnitten urſprünglich 
gemacht find; fie werben im binnen guten Eierteig ein 
und in fiedendes Schmalz gelegt. Der Palmen der Bub 
an einer Stange im Garten aufgefteet und bleibt da bis 
erften mal donuert; dann wird er herabgenummen und j 
fo oft es wettert etwas davon auf dem Herde verbrannt. 

In der Saulganer Gegend Braud) diejer Palmen eb 
die Eierſchalen ausgeblajener, zweimal durchlöcherter Eit 
ſichtlich ſchon von Ferne auf, Im Walder Bezirk ( 
fieht man diefe oft 10— 12° Hohe fünftlihe Palmen vor da 
türen als Welterabtreiber. 

In einigen Gegenden des bairijhen Oberſchwabens r 
Palmen auch in's Flachs geftedt; in Balzhaufen ift er im 

In Kempten wurde am Palmabend ein Palmejel 
St. Magnustiche geführt. Wer aus der Stadt ausgewieſ 
Tonnte jo mit dem Palmejel und dem Friedensfürften darı 
geftrafter Nüdtehr fich erfreuen. 

Jagers Ulm ©. 312. Anmerta. 240b. 

In Ilhlereichen jagt jeder zu dem der ihm begi 
mwänjd dir Glück? Ja warum? (fragt der andere): Jo 
denn nett daß Heut der Balımejeltag ift? Spott. (Ganz 
fie aud an Pfingiten.) 

Der Palmeſel in Kempten ward a. 1336 unter A 
farb Burged eingeführt. 


Br 


N. 1470 gab es zwiſchen Stadt und Abt Streitigkeiten wegen 
B Balmejels. Aljärlih am Balmfonntag zogen Bürgers 
kilee und Rat, Mt und Jung, Männliche und Weiblichs mit 
fmmenden Kerzen in die Ktofterficche um den Palmeſel von 
At abzuholen und ihm in Proceflion in die St. Mangkirche zu 
fingen. Die Aufnahme Geächteter in ben Bürgerverband ger 
kb da. Abends nach dem Gottesdienfte führte man den Palm» 
Win Beeceffton wieder im das Kloſter zurüd, wo ihnen der Abt 
d ſein Convent ganz andächtig entgegenfamen und fo den Eſel 
ber im jeinen alten Stall geleiteten. 

Später ließen fi die Bürger der Stadt einen eigenen Eſel 

em 
‚Born, Sempt. Ehe. S. 16 u U. 

Um Palnttag beſchweret man die palmen das alle Frafft, alle 
kt, aller anlauff und alles herr (Heer, bairiſch) des teuffeles auf dem 
Imen aufgetourzlet vnd verjant wer, darnach joll Bott die Palmen alfo 
men, das wer fie tregt alle anfehtung des teuffels mag überwinden. 
m das die flett darin man fie tregt geheilligt werde, alſo daß alles teuffel 
ent davon weychen mueß u. j. w. darnach beitet man den hülzen 
ifell mit außmwendigen Gebeten an oder ein crucifir und thuons nit die 
d jondern wo nit ſchull jeindt, die Briefter ſelbs welches ein grewel ab» 
Herep ift u. j. w. Ofiander. 

Palmeſel in Tübingen. Dan wird mir aud nicht ver- 
gen, wann id) de3 Palnı-Ejels-Dienfts in Tübingen gedende, 
ilen die Jugend und vieles gemeine Vold annoch biß jego aber: 
wbiih oder auf curioje Weife daran gefallen hat. Wer ber 
ıdt, wie diejer Palm-Eſel noch alle Jahre bey dem Teicht- 
wbigen Bold im Pabjtum fo hoch gehalten wird, und Proce- 
mö-Weije, darbey auch hohe und niedere erjcheinen, und auch 
: diefem in Tübingen erjchienen find, einher geführet wird, der 
d mich entſchuldigen, dab ihne unter die Tübingiſche Miscella- 
ı Ecclesiastica einrude. Ob ihme zwar die vorige Ehre nicht 
jr angethan wird, jo ift er dennoch auch mod) jego im feinem 
ıll in dem Vestibulo Templi S. Georgiani eingejhloifen. Ob 
em gab es nemlid 1512 eine neue Verordnung, und mußte 
e gröffere Ehre wiederfahren als jie ihme vorhero wiederfahren 





132 


XVI 
St. Martinstag. 


„Um Martini” wandern die Knete und Mägde; da zeit 
man Zinfen u. |. w., werden die Stadtrechnungen abgehalten. 
Sieh Volkst. II 191 ff. 193 ff. 173 ff. Bon der Martinsgens 
willen die ſchwäbiſchen Bauern nicht mehr vil. Bor 30-40 
Jahren noch famen hunderte von Gänſen in Dörfer und Städte, 
um für die Stadtherrn und reichern Bauern gejchlachtet zu werden. 
Jezt ifts vorbei. E. Meier ©. 452 ff. berichtet von einigen lepen 
Zügen des alten Martinzfeftes. Im alten Augsburg war es cin 
feftliche Zeit. Befonders find die gegenjeitigen Beſchenkungen der 
Zünfte hervorzuheben. Die Weberzunft ſchenkte dem T. Deputirten 
da, wie am „Unſchuldigen Kindleinstag” reichliche Gaben; d% 
gleichen die andern Zünfte ihren Vorgejezten. Daß die „Anappen“ 
dabei auch ihr Feſt gut feierten, läßt fich denfen. 9. 1557 den 
13. Wintermonat® brannte in Augsburg ein Haus ab, „jolde 
hatten die Knappen, da fie fchwermeten und Martindnaft 
hielten, verwahrflost.” Mein Augsb. Wh. 330b. Schmell. 1? 1656. 

In Frauenzell war es vor Zeiten Sitte gewefen, auf St. 
Martinstag gemeinjhaftlihen Trunt zu halten. Die Regierung 
geftattete in Anhoffung Hinfüro füeßer Ruhe und Eingkeit den 
Martinstrunf wieder. A. 1791 wieder aufgehoben. Di, 
Einöden 49 ff. 

Der Augsburger Kalender (ed. Nicol. Joly) von 1655 im 
Wintermonat: 

Iß Martinsgäng, trind ſtarken Meth 
Brauch Pfeffer, Wein nimt dir dein Leyd! 

Jod. Lorihius, Aberglauben 1593 (Freiburg i. Br.) 6.62: 
An etlichen Yeyrabenden zunacht al8 St. Gallen, St. Martin, M 
H. Treyfönig vnd andern, freydige Gaftungen anftellen, iſt et 
ärgerliher Myßbrauch, dieweil die bereitung zum morndrigen Gol⸗ 
tesdienſt dardurch verhindert wirdt. Da man aber je ein erbatt 
Hriftliche freudt haben mil, mags am Tag nad) verrichten Gall 
dienſt und nicht davor beſchehen.“ 





133 


Zu Steinberg Ob. A. Laupheim werden in der Martins- 
d Michaelisnacht die Kinder befreundeter Familien mit Küchlen 
d Fleiſch bewirtet. DO. A. B. 38. Um dieje Zeit tragen da⸗ 
iM Kinder und Erwachſene an Stangen befeitigte brennende 
topbündel auf die Höhen der Umgegend und zünden Teuer an. 

Bon Heilbronn berichtet die Ob. A. Beichreibung ©. 63: 
8 Martinsfeft wird nicht gefeiert, nur Snaben vermummen 
Inch als Pelzmärte, machen ein Getöfe mit Schellen und 
rien wol aud) noch Erbfen an die Fenſter, daß die Scheiben klirren. 

A. 1597 erſchien in Thierhaupten, im Verlag des Klofters 
e Schrift: Bon der Martinsgans, eine jchöne und nußliche 
dig — wie und was geflalt wir St. Martins Gans eßen 
ſ. w. (49) von M. Melchior de Fabris Pfarrheren zu Aweren 
. m. 

„Vorred: Die Alten aßen oder tranten, oder theten ſonſt etwas 
wort oder im werk, fo theten ſy eh alles zu der ehr und Glory 
td. Deromegen dann von jnen vil eufferlihe und Teibliche 
ng fürgenommen, durch welche fie zu erinnerung der innerlichen 
) gaijtlichen ermanet wurden: als da iſt der Palmeſel, das 
tab, die Aufferftehbung, Auffart, Herablaffjung der 
ben, Sonnenwend-Fewr, von alle andere dergleichen 
etliche Geremonien der Kirchen, die nichts anders fein, alß der 
en Biecher. Dann was fie dur da3 wort gehört, das wird 
n gleich in dem werk fürgeftellt, auf daß ir gedechtnus darmit 
erkt werde. Alſo haben fie auh St. Martins Ganns 
ohne fonderliche Vrſach angefangen zu ejjen, deren ſich menigk⸗ 
leiblih zu gebrauchen befleußt, aber wenig wißen die vrſach, 
rung vnd Bedeutung, werden aud) wenig innerlih vnd ga iſt— 
ı darmit gejpeift. Dieweil dann joldhe Gans bey den Ca— 
iſchen vnd andern fo gar gemain vnd angenem, hab ich oft 
vil vmb die Bedeutung gelerte Leut gefragt, Prediger gehört, 
vil ich Poftillen mögen befommen, nadin geſucht, aber bey 

mehrern thail gar nichts, bei etlichen aber etiwad gar wenig 
nden, daran ba mein begir nit erjettigt vnd ich bei mir felbft 
cht, die fachen feien eines größern Nachgedenten werth.“ 








„Als uf den Palmabent der braud) geweſt, wi 
das der palmeſel nad) der Veſper mit ainer ganze 
ſchaft und dem ſchulern belaitet und von ſechſen den | 
im rat daſelbs gefiert wurt zu unfer framen ennet der 
der alt herr Gotfrid und herr Johanna Wernher mit e 
Adel auch mitgefolgt." Einer ſchalt den andern: „bu 3 
Da ſchrie der beſchuldigte: „ich zeuch dem teufel, was 
doch“. Alles lachte ihm aus, er konnte ob feiner Rebe 
Zeit fi) kaum mehr ſehen lafien. Der alte Gotfrid 
„Das di bo mag fehende! foltu unſers Herrgotts 1 
teufel nennen !* In Heudorftrug ein großer Hund den Ejeln 

Anm. Das Palmefelfeft oder Eſelfeſt ſchlechth 
Mittelalter einen großen Ruf. Man jete eine junge Din 
prächtig herausgepuzten Eſel und führte die Gruppe um den 
in's 17. Ihd. herein konnte fi in rein katholiſchen Gegend 
Nachahmen des hi. Ejels vom Eintritt des Herrn her erhalten 
burgifchen war der Ejel von Ronnenberg ber volfstim 
Gonfiftorialordnung mußte abhelfen. Schulz, Eitten, Wien 


In einigen andern Gegenden des augsb. Schwa 
aud wieder die Meinen Buben den Palmeſel von der | 
in Die Kapelle. Der Heiland wird gefüßt; die Kind 
Bräßen als Gejchente. 

In Rangendingen fpilte der dortige höfgerr 





= 


Niet fand er auf dem Kirchhofe, allwo die Palmtag-Paffion 
vom Pfarrer verleſen ward, den Die Buben altherlömmlic; mit 
Bımtöpchen warfen. Die Broyeffion blieb; der Efel fam ab. 

In Rottenburg a. N. ſah man jehr darauf, am Palm- 
hage die Meinem Finder, welche ihr erftes Gewand befamen, auf 
den fefficjen: Ejel zw fepen: Gedeihen derſelben hing davon ab; 
ad nur Berühren des Ejels war gut. Als der Efel verkauft 
hard, erfand ihn ein Noftenburger Bürger an der Steig, ber 
Heß lange davon „Ejelsmesger“. 

Anm. Der Ausdrud „Pälmlin jdieken“ kommt bei den Straß- 
Aigen häufig vor, wie b. Geiler, Brunfwid ’zc. Co fagt Iehterer; 
Saenbom, im Elfa Palmen, darum das man die Heft von dem 
Read zu unſerm Hergot ſchie ht am dem Palmtag.* f. 1060. „Wann 
Sul Erden eim widerwärtig gat, fo wil jederman beimlin an jn 
Michen.* Geier, Ev. ch. 7a. 

Auch der Aberglaube mit den Palmen war fehr groß. 
50 jagt das Kräuterbud) von Mathioli-Camerarius, Frant- 
wt 1626 Bl. 46b: „der gemeine Mann glaubt, dab die gewey— 
een Zweige diejes Baumes (Stehpalme) über die Thür aufge 
enlt für den Donner bewahren follen — iſt aber mehr cin Aber» 
laub.” Ferner „die Reißle von diejem Palmgeſchlecht (palma 
umilis) tregt man jajt in ganz Welihland feil in der Faſten: 
mit jhmüden fie jhr Oelzweige am Palmtag zur Weihung.” 

Lorihius Aberglb. 61: Am Hl. Palmtag jovil bietter 
m geweyhetem Palmen als Leut im Hauß jeind in eins jeden 
ammen in's {eur werffen. Und welchs bletle am erften verbrenn, 
ſſelb müß am erjten fterben. 


2 Donnerstag, Freitag. 

Auf dem Hertfeld geht man in der Donnerstagsnacht in die 
irten, fniet dreimal unter den Bäumen nieder und betet. 
Ehottic. 

Im Marbachiſchen wird in der Gründonnerstagnadht eine 
enge Laugenbretzeln von den Burſchen im Wirtshaufe verzehrt 
> den Mädchen an's Fenſter gebracht. Die feine Liebhaber be- 





Man muß die Zitte auf religiöfer Grundlage ſucht 
5 Üfterlammes mit bittern Kräutern di 
Ausſchlag zu dem Brauche gegeben haben. 


Im Vredigerfiofter in Rotweil jdeint man den A 
dem Starjreitage gerne heiterer Dinge geweſen zu jein. * 
ventual Zimmerle „der was ganz abentheurig“, prebig 
meriſche Chronif II 403) nämlich an einem Karfreitag 
o wie waren wir mächten jo voll? wie waren wir aber 
Die Herren von Notweil, welche teilnahmen, waren bi 
möchten verraten werden, „denn bie waren amgrienen 
tag zu Abent im Cloſter Predigerordens gemeft, Bettı 
gemaifelt und frölich geweſen.“ Die kein gutes Gewiſſen 
ſchon aus der Kirche gehen, blieben aber doch noch zw 
Angft darinn. 

Tas Läuten dee Angft Ehrifti und am freitag 1 
dung, am Samſtag für die armen Seelen das Mise 
auf dem Hertfeld des Jahres immer üblich). 

Auf der Alb bringt des Karfreitag Morgens bie { 
Manne ein gejottenes Gänfeei über das Bett und ber 


am jelbigen Abend einen Eierkuchen. 
DR... 


Am Karfreyttag mit dem erucifix ſehr ergerli vnd 





13 


x 


Ofen '). 


1 Ofterfpeifen, Badwerl. In dem alten Mosbacher 
Sinbtreihte v. 1520 bei Mone Zeitich. 17, 188 heißt es: „den 
Dfiermontag als man tie von Alter laden verſucht.“ 

Jun Schömberg (Rotweil) beftand eine alte Ofterfladen- 
Hiftung, wovon jeder etwas befam. Daher das Sprichwort: 
de igeft d’ Flada am Karfreitag: an Oftern Haft nichts.” 

In der Augsb. Pfründordnung v. 1543 jteht: „die Gül« 
Age jollen allwegen zu Djterfladen damit gebachen und jedem 
Nründtner ein Stud von einem laden geben werden.“ Yugsb, 
Börtb. 3660. Im Ravensburgiſchen (Waldburg) hat das Bolt 
Härte“. 

Weine Acın. 

In Lindau wurden die berühmten Dftergeigen gebaden 
on Bädern. 

In einer Chronik bei Mone Cueli. I 1100 heißt es vom 
Nahre 1542: „auch hat man diejes Jahr die Yiehter, den Palma 
MW Flada im Schnee geweiht.” 

Tie Hauptſpeiſe aber hieß Geſegnets. In Heußlin's 
vᷣgelb. (1563) Bl. XCIV iſt es alſo beſchrieben. 

„Ueber diß werdend auch hertgeſottne Ener genennt jo alſo 
ing getochet werdend, daß ſie ſich aus der ſchalen ſchellen laßen, 
fe zerſchneidet man bei uns in 4 Zeil und betrönet mit diſen 
ıden ein blatten mit Salat. Man hacket aud) etwan einen jeden 
ll, nämlid) das Klar und Totter injonders ganz Hein und legt 

nebend einandren in ein Blatten und tut darzu als die dritt 





vrahe 90. 


*) Boltst. II 81 fi. €. Meier 392 jf. A. F. Reimann, Deutiche 
tsicfte ©. 35 fi. Peter Bolfst. II 284 fi. Ueber die Frihiahrsfeuer, 
noch jelten vortommen, jieh über Yand und Meer 1860 No. 16. 





— 


Farb rot gerduckt Fleiſch, biß das die blatten voll worden, d 
bringt man die nad) dem Gebrauch der römiſchen Kilchen an 
heiligen Oftertag dem Pfaffen zu jägnen.” 

In einem geſchribenen Buche aus Augsb. 15. Ihd. (Münde 
egm. 402 Bl. 19a) ftcht „Oftergjegnets“ *) aljo verzeidnd 
„As der Gopdienft defjelben Feſts volbradit was, fo gieng Su 
Utrid) haim; dajelbs waren beſunderlich 3 koſtlich Tich bereit 
ainer jm ſelbs und die er bei jm wolt haben; der ander M 
U. Frauen Pfaffheit; der drit St. Afra Sammung. Und als Di 
Lemplin, trank, jped und anderes nad) gemonbeit des Zap 
gefegnet und von jedermann genommen warb, darnach fieng Jede 
mann an mit freuden eßen und trinken. Darnach fumen U 
Spillent, trumeter, Pfeifer und ander Spilleut in großer Da 
und trumeten und pfiffen 3 mal nad) einander, Nachdem: alapel 
To fungen die Chorheren ein refponfori und Geſang um der M 
ligen Urftend U. Heren und ward das tranf jedermann gebe 

Im Scorndorjifchen, Geradftetten, fommen mit de 
Anbruche des Ofterfeites ſchon in der Mitternachtsftunde die jungt 
Burſche mit Lichtern vor das Pfarrhaus, ebenjo vor anderer Hänk 
und fingen Anferjtehungstieder. Ob. U. B. 30. 

In Rottenburg-Ehingen jpilte das „Gejegmets” eine Haup 
rolle an Oſtern. Im Pfarrbuche von St. Moriz kommen wiede 
holt Notizen darüber vor; zum Jahre 1632: das Stüfft folle au 
wieder nad) altem Braud) vor dem Krieg das Geſegnets geht 
Darüber nad) langer Deliberation und vielen eingebrachten md 
vernünftigen Nationen und Urſachen geludirt worden: dismal na 
nit für ratjamb erfennt, ſolches anzufangen; dann die Mittel jet 
Unföften jo gemeinfih auf 30 oder 40 R. fommen bei dem &H 
derzeit nit vorhanden zu bezalen.“ 

N. 1633 war das Flaiſch ſchon eingekauft zu dem vor Ah 
gebräudjigen Gejegnets; weil aber auf Oſtern d' Feind cin 
fallen mußte es unterlajien werden und wurde dad Flaiſch u 
die Herren Gapitulares umbgetailt laut jelber Stiftsrechnung, m 


*) Vral. A. F. Reimann ©. 45 fi. 


75 


weil der ſchwediſche Krieg vil Jahre gewehret, die eingehns nimmer 
iffert, iſt das Geſegnets nimmer angefangen worden, aljo untere 
fen quare inde aliqua saltem solus bello. 

Ferner ſteht einmal: Geſegnets auf den hl. Oftertag 
jelm die Chorheren allein geben ohne der Kaplan Koften statuta 
Mechtildis No. 26 (Hohenberg). 

Zum Jahre 1651: IV die Martii ift wegen des Bejegnets 
gebt worden, ob man mit jelbes mad) altem Brauch geben wolt, 
heil der Kerr Pfarrer in Rottenburg foldem ſchon vor einem Jahr 
iu geben angefangen, darüber beliberirt, daß die Zeit zu ſpat und 
mon’: diß Jahr woll laßen bleiben. 

a. 1656 den IV Yan. ift wieder davon geredt worben. 

#. 1666 den III Febr. ift proponirt weil‘ bie Pfarrfinder 
U Ehingen afle Jahr treiben, daß das Gejegmnets geben werde, 

Im Mindeltale tritt man fich, wer das Gefegnels, ben 
Daſterflada, Broatle nad) der Kirche tragen dürfe. 

Das jhon genannte Papiſtenbuch jagt von Oſtern: 

Volgt zu Morgen der Djtertag, da weifet man den Ans 
bißtram: laden, Keß, Gehedts auf den Altar und ſchicken die 
Freund einandren des Geweihten oder Fladens. 

2 Oftereier, andere Sitten*). Ebenjo wichtig oder nod) 
wichtiger find die volfstümlichen Oftereier. Im Leonbergiſchen 
Börte das Eierleſen ſchon vor 50 Jahren auf. Winnsheim hat es 
bit Hahnentanz noch. In Stammheim (Calw.) noch 1856. 

In Wehingen auf dem Heuberge gingen vor Altem 
3—10 Burjce mit einem Korbe im Dorfe herum und bettelten 
inter Abfingung eines ebenfalls alten Yiedes Eier. — Im Bade 
tang’fchen einft ſehr üblid), jezt nur noch in Althütte, Großaſpach, 
tietenau, Sechſelberg, Sulzbach, Strümpfelbach. In Oberbrüden 
Ötte es in den 50cr Jahren auf, in Unterbrüden vor 38 Jahren. 


*) Wir begehen anheut das hochheilige Ofterfeft, pflegen einander 
färbte Eyer zu verehren und mollen hierdurd andeuten, das Ayr 
je ein Abbildung unfers glorwürbigen von dem Tod auferflandenen 
dlands. Grießt. Dominic. II 141. 


— 


Das Eierleſen leune ich noch aus Wurmlingen. 
genau daſſelbe dabei geſchehen wie z. B. in Kirchberg: — | 
wurden ausgelegt. Da fand auch die Wette zwiſchen dem Eier 
leſet und dem, der ein Pfand über herholen mußte, flott. Wet 
zuerſt zu Ende war, hatte gewonnen. Die Burſche trugen weiht 
Hofen, waren mit roten Bändern behangen.. Das Werfen dr 
Eier in die Wanne fand ftatt auf 50-60 Schritt Entfernimg- 


Gierlefen in Augsburg. Here Dr. Georgius Dais 
ihius in j. Arithm. perfeeta am 398, Blatt jpricht: „Um am 
dern DOftertag it es zu Augsburg allzeit gebräuchlich, daß fid) porn 
Knaben vor dem Notenthor im Lauffen folgender Gejtatt üben: 
dem Einen Iegt man 100 Eier nad) der Fänge jedes 2 Schuh vun 
den andern, die ſolle er unzerbrochen in cin Korb, jo auch 2 
von dem erften Ei ftehet, einholen, jedoch jo oft er von dem Korb. 
lauft jo oft nur 1 Ci bringe. Der ander aber ſolle unter 
deſſen nad Gödingen (ift ein Dorf, nad) gemeiner Meinung Yr 
Meil von der Stadt gelegen) lauffen und wieder kommen; ud 
wer feinen Lauf am erjten verrichtet, der gewinne, mas aufge 
morfen worden. Jept ift die Frage wie viel der Gierjammler 


Schuh lauffen müſſe und wer vermutlich gewinne? 
Schenter, Mathem. Vhyfical. Crouicungounden, Rürnb. 1 
















Was ift diejes anders, als ein unausipredliche Oſter-Freud, wet 
froliche die Chriſt inen Juugern hat wollen anrichten! 
Oper (das ih mich fein bald ertlare) uns vielmehr hierdurch hat wol 
Anleitung geben, zu einem zuläßigen reuden-Spiel, dergleichen unſen 
Fromme Vor-Eltern und Vorfahrer zu diefer Frölichen Zeit gemeimigti 
pflegten anzuftellen, und annoch an vielen Orten gebräudig und Abd 
ift, weldjes man nennet das Ayr-Klauben, oder Ayr-Löjen. Ein joldeh 
geiflliches Ayrsflauben wollen wir heut auch anftellen, zu einer geiftfiden 
Reerention und Luflbarfeit der Seelen. Sie laſſen ſich die Zeit mit 
lang werden, mod) verdrieflen; Ich fahre indeſſen fort im Rahmen DE 
Allerhochſten. Attendite 

Che und bevor wir diſe geiftlihe Recreation oder Kurhweil en 
fahen, iſt nicht ein vergebliche Sach, daß wir zuvor wiflen, im wem ab 
bejagtes Ofter-Spiel beftehe, und was da feye das Ayr ⸗Klauben oder Ayır 
Loſen. Diejes Spiel (welches in Ober-Teutjhland an vielen Orten m 




















77 


mebrauch ift) beftehet in dem: Man gehet hinaus aufs Feld, oder in 
nm weiten MHof-Barten, oder Wieſen, da laufft man mit gang Körb voll 
Iren zw. Man nimmt eine gewiſſe Zahl derfelben, hundert, zwey hun ⸗ 
at, oder noch mehr; Solche legt man auf den Boden, der Länge nad, 
Inh hinter daS ander, in gewiſer Diflanz: Etwann einen Schritt weit 
Ins don dem andern. Diele Apr (der das Spiel gewinnen will) muß 
er allefambt, eines nach dem andern, zuvor aufflauben, und in ein be» 
Ämmtes Geſchirr, ©. g. Sieb, oder Korb, legen, ungerbrochen, che daß 
Manderer, zu einem gewiſſen Biel lauffend, wieder zurud kommt, Da 
It es num ein Gewett, weldher aus biefen Beeden geſchwinder feye, der 
fer, oder Klauber, das ift, der eim im Hin» und Widerlauffen; Oder 
ander im Ayt aufflauben; Das tft nun Tuftig zu ſehen: Dann als 
(oft ver Mlanber ein Ay aufhebt, laufft er damit zum Korb oder Sieb, 
bfegts darein. Kehtt derweilen der Lauffer ehender zurud, jo ift Das 
Hgefehte Gewinnet fein; Gleichwie es dei Auftlaubers ift, wann er vor 
dernclunfft deh Lauffenden mit dem Aufllauben fertig wird; Zer. 
fl er aber ein My, fo hat ers Spiel verlohren. Warum unfere fromme 
!ten ſolche Kurgweil und Ofter-Cuft erjonnen, und zu diefer jeigen Zeit 
den angeftellt, ift zweifelsohne nicht allein zur Puftbarleit, und erfaub- 
jem Ergögung dei Leibs neichehen: Sondern auch, vermutlich, auf etwas 
fies angejehen gemeit: Weylen das Ay, fo wol in geiftligen, als 
lien Schrifften ſchöne Ausdeutungen hat, und man allerhand ſchöne 
maliihe und ſittliche Lehr-Stuck (fo in dent Ay verborgen und gleich- 
Ab unter jeiner Schalen verihlofien feynd) ziehen mag: Man leje und 
thiehe nur das ſinnreiche Bilchlein P. Georgii Stengelii 8. J. fo er 
ia Paschalia intituliert, darinn wird er viel dendwirdiges und Kur 
48 von den Ayren finden und feinen Furwitz wol biffen fönnen. (in 
ädes wollen wir heut auch thun, und lauter moraliſche und fittliche 
lie Schr-Stud zum Heyl der Seelen, und erlaubli—her Seelen-Er- 
Yung meiner Zuhörer, auf die Bahn bringen, und hiemit nennen ein 
licpes Ayreftlauben: Dieweilen ih ſolche Lehr-Puncten meiftens aus 
dern Büchern und Authoren zujammen gejucht, und, wic jener die Ayr, 
ammen gelefen und auigeflaubt habe. 

Som Ay, in genere und insgemein, zu reden, haltet Erycius Pu- 
mas das Ay für das groffe Wunderwerd der Natur: Wie er dann 
von ein gantes Bud) geſchrieben und viel wunderlide Sagen hiervon 
lt. Woraus ich nur ein und dag andere berühren will, das mir zur 
& dienet. Bom Ahy ſagt gemeldter Author, dab es gleichſamb zweth · 
I werde geboren: Das erſtemal, wanns dic Henne, oder cin anderer 
el legt; Das andermaf, warın es ausgebrütet und ein Tebendiger Vogel 






















78 
daraus wird. So, jo, AA! gehet es mit uns Menfchen aud; Die eie 
Geburt, wordurd wir von Mutter-Leib kommen, ift noch gan jeledt ud 
elendiglich; Es ift uns diel zu eng, wann bie Welt ſchon noch jo mil 
wäre; Wir ſeynd in dieſem armſeeligen Leib, und etmann unler einen 
ſchlechten Tach eingejehloffen, wie der: Dotter, ober das junge Vögelein im 
Ay: Wir muſſen viel wiederwärtiges von Armut, Krandheit, Tribal, 
Hunger, Durft, His und Kälte leiden und ausfichen. Mer ift, dem fin 
Net nicht unterweilen zu eng wird? Wer riehrt ſich nicht zw Seiten une“ 
feiner Sthalen, und wäre gern daraus ? O! wie viel ſeynd, die fid mil 
dem 9. Paulo zu weilen hören laſſen: Quis me liberabit de eorpen 
Mortis hujus ? Wer wird mid; erledigen von Diejem- fterblicen 
Und wieverumb: Desiderium habens distolvi et esse cm Christo, 
IA) verlange aufgelöft zu werden und bey Chriſto zu ſeyu. BDod mb 
man Patienz und Gedult haben, wie mit dem My, es lat fic bie Eud 
nicht übereilen; Das Ay ift zwar gelegt; Das Bögelein aber, ober | 
Hunlein, ift noch nicht da, jagt der H. Auguftinus: Ovam est 
sed nondum est pullus, cum Patientin exspectetur. Das M 
etwas, aber doch noch fein Dinlein, man muß mit Gedult darauf marlm 
was es werde, umd daraus fommen werde: Der, Zeit und der Brut 
man erwarten, biß diefe fürüber ſeyn wird, und was die Natur nicht lat 
oder vermag, muß die Guad erfeßen. Diefe wird, nad) zerbrochner Shalet 
unfers fterblicen Leibe, jhon zeigen, was aus uns foll werden; Es mid 
uns hoffentlich Gott dur jeine Gnad und Barmpersigkeit hieraus führt 
gu einen weit beffern und ewigen Leben; wo unfer Seel in einem nun 
mehr glorificierten unfterblihen Leib weite genug haben wird, jo mit 
memblich, als weit der Himmel und Ruheſtadt der Außerwehlten ſeldien 
ift. Da laßt uns nun aufffauben dieſes Ay, und diefe zweh Stud, nen 
lich unfern erſten Ausſchluf und Geburt, und Ausbrut betradten, un 
etwas genauers der Sad) nachſinnen. 

Mein! was ift ſchlechters und geringers als ein Ay? Wets anfing 
lich haben will muß ſich darumb busen, entweders nach einen Streh⸗ Ach 
im einer ftindenden Henneſteig, oder ſonſt in einen wüſten finftern Winde 
Wers findt, erhebt einen ſchlechten Schat der laum drey Geller weh 
Verbricht ers, jo hat er nichls, als daß er vielleicht feine Hand und Mei 
bejudlet; Und fan man mit einem Ay, wie wir Teutichen pflegen zu je 
nen, neun Schanden aufheben. Was würde dann ich für ein Eht ach 
heben (fönnte vielleicht einer bey ſich gedenden) mit meinem Ayrklantenl 
Aber, fein gemach! AA! das Ay, und unfer beutiges Mpr-Klauben, # 
nicht zu verachten: Nicht alles was ſchlecht, ift Darumb auch verdchtid, 
Ach nein! wann wir alle ſchlechte Sachen twolten wedwerffen und mm 











79 


edlen, würde man auch dem koſtharen Sachen ihren Wert entziehen, und 
De mittelmäßige Ding ſchlecht jeyn; Weiten ſonſten nichts ſchlechters vor 
Banden. So jchlecht ein Ay jeyn mag; So fan. mans doch zu vielen 
Bingen brauchen, unb hat ein Kennen-Uy unter den Speifen ein fo grofien 
Rahmen, daß, wann man fragt, welche aus allen Speiſen bie allerbefte 
fm? Man gleich darauf (und war weißlich) antworten fan: Ein Ay. 
N taum ein Speiß beffer, geſunder, nutlicher, in einem rechten Preif, 
Nie befler, Feier umd- Leichter zu Ubertommen, zu kochen, und zu verdeuen 
Brals ein My. Weiten e8 dann umb ein Ay ein jo koſtliches Ding ift, 
d muß mar unſern Ofter-Luft und Mpr-Mauben nicht fo verachtlich 
Gten, und wird «5, hoffentlich! niemand verachten, aus folgenber Urſach. 
Mtea ſawad. Bredigtdu. 

S. 403 jagt derjelbe Verf. „Ein Ey auf einer Wieſen zu 
hrfen, daß es nicht zerbreche. Diefe Kunſt brauchen auch die 
finder um Dflern in unjerm Sand, wann fie wit ben gefärbten 
ern auf der Wieſen fpielen. Sie machen die rechte Hand etwas 
A legen das Ey der Läng der Hand nad) in die Höle, daß die 
ipiß gegen die {Finger fomme, biegen und legen den Mittelfinger 
wauf; werfen aljo von unten her das Ey drehend in die Höhe. 
Reit nun das Ey wegen foldes Umtrehens auf eine Spipe füllet, 
a8 es jehr ftarf, wie folgen wird, zerbricht e8 nicht, e3 falle dann 
Wein Holz, Stein oder ander hart Ting, darauf es zerbrechen 
1b“ 

Das Jahreinmal jagt vom Eierlejen: 

Am Ofterdienftag darf man glauben 
Iſt eine Freud um's Eierklauben. 
Früh nad Hauftäbten geht die Reiß, 
Gleich nad) der Predigt wie man weiß ıc. 

Südweſtlich vom badijhen Dorfe Steihlingen ift der Sechof 
it einem Meinen See. A. 1845 ward hier auf den Eis das 
ierleien gehalten. Einmal lejen die Mädchen, das andere Mat 
e Buben Eier. Zuweilen gehts flott her: Mufit, beſchärpte Reiter 

ſ. w. Karg. Auch in Veiertheim b. Karlsruhe beging man 
® Gierlejen feierlid). 

Nach dem wirtemb. Hoftalender von 1770 fand a. 1650 das 
etleſen ſchon ſtatt. „Die Mahler und Pilterfuechte hatten das 


und ungereimte Glucwunſche geſchrieden nehen. wen 
außen angebrachten Triebels (Handhabe wird der ab 
Streifen wieder aufgeiidelt, 
Ein Beilpiel aus Hoßkfird: 
Hier verehrt id} dir ein Ofterei, 
Siehe nur recht langſam fonft brichts entzwei. 
Dies Oſterei will id} bir geben, 
Auf daß du noch viel Jahr foN leben. 
Biele Jahre und fonft noch viel mehr, 
Benn du fie braucheſt zu Goties Ehr; 
Dann Gottes Ehre mir allein 
Wird allzeit daß befte fein. 
Was Gott will dab muß gefchehen, 
Wenn's ſchon die Menden nicht gern fehen. 
Dann vor Bott bleibt nichts verborgen, 
Sei es Abend oder Morgen. 
Id erwähle mir nur eines, 
Ein getreues und fonft feines — 
Ein treues Herz das muß id} haben, 
Und ſollt ich's aus der Erde graben. 
Wer ein treues Herz will finden, 
Muß bei der Eonnen ein Licht anzünden. 
Wann die Falſchheit bränn als wie Das Fener, 
Co wär das Holz nicht Halb fo theuer. 
Liebſtes Kind darf ich's wagen, 


Dih ein siminek Mart au Franen 





81 


Dod was die Liebe fonft umwindet, 

Das bleibet Yahre jo wie heut, 

Ein Hütten darinnen ein Stubchen 

Und ift der Raum aud jo winzig und Mein 

Wie diefes Ei. 
Auf die Kirchhöfe gehen muß am hl. Ofterabenb einft 
Mefflich Sitte gewefen fein. „Es was domals bie gewonhait 
Möfftirch das iedes Jars am Ofterabent Weib und Mann in 
ker Anzal am Abent und in der Naht 9 Weihleginen mit 
Iht und irem gebet beſuchten. Die alle wurden um Mittere 
t famentlih wider in bie Statt gelaffen, alsdann fing die 
zmetin an.“ (Reden durfte man nicht,) 
Ämmerifhe Chr. 1 496. 
Das „Emausgehen“ am Montag hat im manden Ge- 
en zu vollstümlichen Sitten Veranlaſſung gegeben. So ift in 
tſchwaben der Gang „nad Emaus“ ein Luſtgang in’s Wirt: 
einer benachbarten Ortſchaft. Man hält es für Pflicht jeine 
ilin dazu einzuladen. 
Unterhalb der Alb, im Nedartale, geht man aud nad) Emaus, 
der Gang gilt einer benadbarten Kirche ober Kapelle. 
So ift es im Mindeltale, Balzhaufen und Umgegend : Alles 
fort zur Kapelle nad Emaus: „i gang nad) Emaus um 'n 
vola Freuda”. „Därft ett lang fraoga und ijt auch mit 
a”, 
Bei Kempten jtand auf dem Steinrinnenöſch eine Marien- 
(e. Am dritten Ofterfeiertage fand Meſſe ftatt, ftart von den 
Mfindern beſucht, denn nad) derjelben befam jedes der fleinen 
er zwei harte Gier und einen Heller, die größern zwei harte 
Butter, Brot. Endlich folgte ein Trunt beim Pfarrer zu 
Dang. Im 30järigen Kriege zerflörten die Schweden die 
le und die Kinderprocejlion gieng nad) St. Mang, was man 
ı Emaus gehen“ hieß. Zorn 25. 
In Ueberlingen jpilt der jog. Oſterochs eine Rolle. Auf 
n wird ein ausgezeichneter fetter gemäfteter Ochſe außerfehen, 
jmal ſchon vom Mezger darauf hin früher gefauft und ge 

6 





Way VHS waten way OL [ELMULLeIN.) 
wartete mit Sehnjucht darauf; in der Regel war der 
Gebiete der Fabel mit inhaltreiher Velehrung oder vo! 
der Tradition entnommen. 

Dieje Ofjtermärlein find wol zu unterſcheiden von 
fpiten, die vielfach jhon vor der Reformation verbo 
mußten. (Um.) Franz Borgias Gößenberger hat in ei 
ſchrift v. 1752 (Augsb. 4° „Die in 3 wichtigen Pun 
liſch wordene Herren Lutheraner) gejagt: Ein Dfteri 
muß angenehm und nützlich fein. Es ift aljo, wie es fi 
und nad) der Brauch auffommen zu einer Ermunterung 
eine annehmlie und zugleih nußlihe Fabel ot 
mährlein von den Kanzlen vorzutragen.” Zu Leitı 
St. Radegunden wurden noch jpät herein foldye Predigti 

Die Zimmeriſche Ehronif II 472 berichtet: „das 
anfteen bliben biß uf die nechſtlünftige Oftern und 
vor jaren zu Möfflicdy der geprauch geweſen, das der 
oder pfarter uf den Ojtertag nad) der prebig ein gu 
lien ſchwant gejagt, da hat Herr Adrian Dornſogel 
die handt genommen, nad) der predig uf fünftigen o 
dem Paule Hebenftreit und feiner frawen gepredigt, wi 
wie gefölgig fie nu ſeie“ u. j. mw. Arpagaus Hirtentäſ 
Der Dftermährlein ift jdon ein fo große Anzahl er 





as fo vielen ich Ewer Liebe jolle vorbringen? (Eingang der Ofter- 
antagsprebigt.) 

Dfterjpil. — „Melcher Leichtenhendle ift ein wunberbar- 
fer Pfaff getvefen. Won dem fagen noch die Alten, wie er uf 
Ain Zeit zu (Krähen) Hainftetten ein Ofterfpil Hab Halten wollen 
ud die historiam des Palmtags, wie der Herr Chriftus uf aim 
id zu deruſalem ingeritten, jpilen und nämlich jo Hab er fein 
Meiner uf ain Müllereſel geſeht, im ain langen Rod angelegt; 
Mm jeien 12 Bauren nachgefolgt, wie die 12 Jünger; er aber 
her Pfaff ſeie bei ber Kirchen mit den übrigen Bauren, auch 
Nungen und Alten geftanden, hab ihm mit dem gewonnlichen Geſang 
Mpfangen. Do hab ainer under dem Haufen, der dem Meiner 
dnft feindt geweſen, ain Palmenaft dem Mefner uf ain Aug ger 
Sollen, dadurch der Mefner erzürnt ab dem Ejel gefallen, darvon 
Moffen und gejagt: der Teufel folle iren Hergott fein.” 

Zinmerifde Chr. IT 008 ff. 

II 604: „Ujdem Mark thet er zwen Waidſchrei mit follicher 
Jetlichteit, das uffer etlichen Gaſſen ain Zulauffen wardt, als ob 
in Ofterjpitl jolt gehalten werden.” 

II 453: „nun het er (im Dorf Herrenzimmen) die Nacht ein 
dferſpill bei den Pauren gehapt und den Salvator zu Miter- 
ht ufgehept und uf den Altar geftellt.” 

Dfterjpil in Memmingen. A. 1460 (berichtet Schorer) 
aden Ofterfeyrtagen hielt man ein Ofterjpiel allhier auf 
en Blatz zwiſchen dem Eichhaus und der Meg von dem Leiden 
ihriſti mit ſchönen Figuren und Reimen, war fajt an 
aichtig. Es wehrete den Montag und Oftermontag. Man machte 
a bejonder Gerüſt dazu 9 Bretter lang und 20 Bretter breit. 

Memm. Ghronit 2. 2. 

A. 1562 den 5. Aprilis iſt von ainer Burgerſchaft allhier 
a feines Spiel vom großen Abendmal und von den 10 Jung 
auen gehalten worden durch David Albrecht: waren aber 70 
erſonen darinnen. 

Shore ©. 9. 
S. 102 berichtet unier Chroniſt mehr, was ich hier einjhalte: 





gaben davon empfange — den |pedh weghen fie aljo. item 
Alio: wer davon ifiet mit allerien heymligen jegen u f. w. 

Abſchrift v. A. Tfiandero Sedenten auf das „uterim v. Ann. (Birfe 
Interima ;. Nürnberg. Beilage E. S. 111 ff, 

Ob die Sonne an dem 5. Oftertage wann fie ı 
drei Sprung thue*). Wir wollen alhie den Anfang nen 
Sonnen, als dem gröften Sieht und ſchönſten Zierd an de 
und erſtlich von ber vorgegebenen Frage hören Georgium U 
P: hernach auch unfere Meinung darvon anzeigen. Er 
alfo: Ich finde in etlichen Poftillen, der Menſch ſolle fi billu 
fees freuen; Dann auch die Herzliche jhöne Sonne an de 
thue auf den erften Oftertag frü, warn fie erſt aufgehet, und 
Abend, ehe dann fie untergehe, drey Freudenſprünge. Nach t 
des 19. Pſalms: Er hat der Eonnen eine Hütten in denfelb: 
und biefelbige gehet heraus, wie ein Bräutigam aus feiner Ka 
freuet fich, wie ein Held zu lauffen den Weg. Darauff la 
Alten und Zungen, des Morgens frü vor der Sonnen Auf 
des Abends fpat, vor der Sonnen Untergang, mit grofien | 
das Feld hinaus, und fehen zu, wie die Sonne tantzet. Wa 
diefelbe fo lang angeſehen haben, daß ihnen Blau und Braun, 
Finſternuß vor die Augen fommet, fo ruffet einer bie, der ı 
Jetzund thate fie den erften, Da bald den andern, Bnd dann 
Sprung. Wer nun fagen wolte, er hätte es nicht geiehen, 
man für blind, oder für einen Gottesläfterer halten. Wan: 
Sonne gewiß fihtbarer Weiß an dem rechten Oftertag tanfeb 
die Alten und Wir des Zanls nit bedurffet: Dann Gott 


fihtbar Reichen an den Simmel aefetet. dahei man den recht 





85 


E hat aber fein gelehrier Chriſt das jemals gerühmet, ober ſich 
berufen, wielweniger haben e die. Sternfeher bey den gelehrten 
gelhan. Dann diejelken beweiſen augenjcheinlid aus ihrer Kunft, 
meber Sonn noch Mond, noch einiger Stern, ein Haar breit aus 
Stand abtreite, jpringe oder tantze, ſondern die Planeten gehen 
fich im ihren Circuln, ob es gleich ſcheinet, als ob fie yurud 
nimmermebr aber gehen fie über- oder unter fih. Bud wann die 
fd einen Finger breit erhübe, und wieder nider feste nad) unjerm 
jo wurde bie gante Welt ſich zugleich mit erheben und krachen 
Dannod wird biejer Glaub geprebiget, behalten, und alle Oftern 
; Dann weil uns die Warheit nimmer gefallet, muſſen wir den 
glauben. Soweit Rollhagen. Id halte aud dafür, daß die Sonne 
Madter Mafien nicht fpringe, und dig megen folgender untieberfpredhr 
fer Brfadh: die Sonne, wie in der Aſtronomia gang gewiß, gehet aller 
Bil md unaufhörlih auf und unter, zum Exempel, wann fie uns aufe 
M ſo gehet fie andern unter, sc. Vnd dieſes warel fort und fort: 
Beil nun die Sonne, wann fie aufgehet, pringen folte, müßte fie den 
Manzen Tag, ja 24 Stunden aneinander tanten, und jpringen, welches 
deh ungereimt, und wieder alle Erfahrung. Zum andern, fan es fih 
Miden, daß ihrer zween ftehen in einer ſchlechten Diftang, der eine hat 
tan Berg dor fich, oder ein ander Objectum, der ander nichts, fo folget, 
Map dieſem die Sonne eher aufgehe und erſcheine, als jenem, müfte alfo 
We Eonne einem jeden zu unterſchiedlicher Zeit drei Sprünge zu gefallen 
un. Jedoch wollen wir diejenigen, fo vorgeben, fie haben die Eonne 
Bringen gefehen, nicht gar hinwerffen, fondern fie ein wenig auseifen und 
ientworten, und halte ich gantlich davor, es fepe ein Optiſcher Betrug. 
dann erfilich, wie Rollhagen droben gejagt, durd das jharfie Anjehen 
83 Geficht geſchwächt und gefälf—het werde, warn nun die ftarde Ein - 
Klang darzufommet, Hilffet fie den Betrug der Augen ftard befördern. 
Fam andern, warın die Sonne Hinter den Bergen herfürfticht, es feye an 
weldem Tag es wolle, jo hat es bey dem erften, mittlern und Iekten An- 
Kid, biß fie gan aufgegangen, das Anfehen, als ob fie allezeit einen 
Sprung thäte. Drittens, jo fan es wol jeyn, daß der Menſch einen 
meflen Sprung der Sonnen zu jehen vermeinet: dann wann die Aftro- 
mi gefragt werben, warum die Sonne fich bisweiln eher jehen lafle, 
4 ihr Zeit aufgugehen, und uns in das Gefit zu fommen? antworten 
e, dieſes geihehe wegen des grofien Dampffs der Erden, und megen des 
!ebels, dardurch ung die Sonne reflectirt werde u. |. w. 


BEFTETZTE 


5— 





Die übrigen hatten fi, fo gut fie konnten, placirt. Dos R 
des Ganzen kontraftirte jehr mit dem jegerlichen Anfange ein 
ftunde und eines Gefanges, Diek Städtchen ift vielleicht das 
wo man, um eine Komödie zu geben, zuvor eine Betjtun! 


Der Schaufpieldireftor, der das Ganze angeordnet hal 
der Herr Superintendent bes Oris. Die Muſit fieng ı 
Vorhang erhob ſich. Vierzehn Knaben Hatten ſich durch di 
fältige Bemühung des allzugejchäftigen Soufleurs auf dem 
in eine Reihe gedrängt. Der erſte fieng am zu beten: 
Augen warten auf dich.“ Auf der Bühne hatten die Fı 
das Tiſchgebet nicht erwartet, als ſchnell das Gebet eine V 
nahm und in die Naturgejdhichte übergieng, Es wurde di 
Menge von Gejhöpfen hergezält, melde das Thierreich 
Endlich war der Schluß der: weil die Holländer im vorige 
fo viele Heringe gefangen, die alle Augen gehabt Hätten, 
den Herrn warteten, jo müffe der liebe Gott viele Koſtgä 
diefer Welt Haben. Nach diefem erbaulichen Eingang fa 
zur Sache jelbft. Das Ordefter ließ fi) wieder hören, 
befonder3 eine zahnloſe Sängerin mit ihrer fiftulirenden | 
ſelbſt mit den blafenden Inſtrumenten um den Vorzug, ge 
werden, wetteiferte. 


Das Heine Luftfpiel aus Weiffens Kinderfreunde: Gute 
der eltern größter Reichtum, wurde von den Kindern aul 
Die Meinen’ Akteur fpielten ihre Rollen ziemlich artig; « 
ſchlechte Wahl ihrer Perjonen verdarb alles wieder. So h 
Rolle des Lottchens ein Mädchen der Größe nad) von 14 
und die des Arnolds, ihres Vaters, ein Knabe, der fauı 
9 Jahr zälen mochte. 

Dem Luftpiel folgte noch ein Nachſpiel. Sein Innha 
Eine Erhebung Würtembergs über alle andere Yänder. 
Knaben und Mädchen, deren der eine ein Chinejer, der anl 
Egyptier, der dritte ein Weitindier, zu jein vorgab — ! 
alle auf gut Nürtingiſch geffeidet waren — erhoben den 
ihrer Länder, fie fonnten aber gegen den Würtemberger, d 


beſet hatte, nicht auflommen. Das Refultat war: Würtemberg, das 
dehte Land unter dee Sonne. Die Mufit machte dem Feſte ein Ende.“ 
Eduly II 1085, 

Zu Vaihingen, Laufen und Bradenheim werben firhtweihartige 
barfeiten durch alte Stiftungen begünftigt, im Worfommer 
halten alle Jahre in Vaihingen, In Laufen alle 2, in Bradenheim 
nur alle 10—15 Jahre, 

An diejem Feſte nimmt das ganze Bolt Theil. Die finder 
haufen, mit Sträußen bebänbdert, frifiert und gepudert am frühen 
Worgen zufammen und verfammeln ſich in der Schule. Die Mid» 
den tragen große Birfenreifer in der Hand, die man Maien 
kennt, an denen jeidene Tücher, Bänder und Stüde von Gold- 
füter Hangen. Die Knaben tragen leine ſolche Maien. Dagegen 
ihnen ein alter Säbel ober Degen an die Hüfte geſchnallt, daß 
IF ben alten Thorwärtern jo ziemlich ähnlich find. Mädchen nnd 
naben hielten nach dem Kirchgange ein Wettrennen und ſchmauſen 


ann und tanzen. 
Journal von und für D. 1784; 6 &. 16-180. 


Heute können auch die in den Monat Juni fallenden Kinder- 
Re Maifefte heißen. 

„Es liegt in den Gebräuchen unjerer Voreltern immer etwas, 
enn fie näher und unbefangen betrachtet werden, das einen höhern 
Hung verrät und einen eblen Endzwed in Aniprud nimmt. 
8 wäre daher zu wünſchen, daß bei der Reform fold alter Ger 
Auche das Wefentliche, das Gute, von dem hinzugefommenen Mis- 
auche gefühlet und jenes cher beibehalten als das Ganze abger 
oft würde. Unter diefen alten Gebräuden iſt das Mapnfeft 
er die Aufftellung eines Maienbaumes in jedem Dorfe einer der 
rzüglichſten. Die Tendenz dieſes Gebrauches war gewiß feine 
dere, als die Unſchuld der Landjugend auf eine ausgezeichnete 
eife zu ehren. Die Bänder, womit der Baum geziert warb, 
zen jo viele Aushängjcilde, ala in dem Dorfe noch meibliche 
ſchulden blühten. Wahr ift es, daß in dent Laufe der Zeiten 
ver gute Gebrauch durch die elendeſten Misbräuche verunftaltet 
den if. Dadurch daß es üblich geworden, biejen Baum in 

mitternägtlichen Stunden aufzuftellen, wurde mancher nächt- 





einem alten Gebrauch Maibäume vor ihre Cnartic 
nucab. d. a2 b. V Ealer, Sniveiterabeud S. 2. 

Einer derſelben ließ ſeinen Maien als übliche 
dortmaliger Zeit einer Geſchlechtersfrtau vor das Hau! 

In Steißlingen (Hegau) werden am Maitag 
Brunnen des Dorfes bunt mit Hatternden Bändern gezi 
von den Dienfibuben aufgerichtet, welche an diefen 9 
Vieh tränfen. Am Sonntag darauf gehen dann d 
Nachbarſchaft derjelben mit einem Körblein herum fom 
äinnernen Kanne, fammeln Eier zum „Dotſch“ (Eier 
Wein, Nachmittags wird das gemeinfam Tuftig verzel 

In Stuttgart geſchah das Maienfteden unte 
und Pfeifenihall no a. 1665. 

Ein uraltes Maienfeft zu Laufen (Befigheim) 5 
aufgehört. . 

In diefem Jahrhunderte pflegte hier auch ein I 
halten zu werden, welches Prof. D. Ch. Seybold, ı 
Bradenheimer, in den von ihm verfaßten Roman „Ha 
mürttemb. Kloſtergeſchichte“ ehr anziehend zu verw 
Die ganze Stadt und die umliegende Gegend verfam 
dem Wäldchen, das an dem weſtlichen Ufer des Neck 
halbe Stunde von dem Orte liegt, und das zu dieſe 
hoitimmt it Pie Kinder siehen in Rrmeifion mit 





n 


Tumfte war, wirb zum Konige erwählt, oder follte wenigftens dazu 
möhlt werben. Sind num die Rinder im dem Waldchen ange 
Immen, jo treten fie eins nad) dem andern vor bie Herren ber 
Etdt, die mebflden übrigen Zuhörern von Stande in einem 
Rreiie fipen, jagen eine moralifche Sentenz oder ein Lied her, ober 
führen tleine Geſpräche auf. Hierauf folgt der Wettlauf um einen 
afgefledten Bogen Papier, dann erhält der Sieger und der Ber 
figte ein Meines Geſchent von Brezeln, Papier ıc, aber freilich 
Immer eiwas mehr, und endlich eröffnet der Maienkönig mit der 
Rönigin den Ländlichen Ball unter den Bäumen. Hartmann m. 
40.6. 233 ji. 
Dos Jahreinmal: 
So bald als nur anfommt der Maien, 
‚Sich Zimmerleut und Maurer freuen 
Und fteden vor's Bau Herren Hauss 
Ein Tannen Baum der drüben 'nauß 
Weit gehet, doch wie id) jest meld 
Daß fie befommen ein gut Trink Belt, 
Maien und Weihnahtabäume zu holen verboten, 
revel. Hatzel, Grundjäße der Forſtpolizei Heilbronn 1802 ©. 37. 
Anm. In den a. 1708 zu Augsb. gedrudten Predigten eines ge- 
miflen P. Amandus heißt es S. 278: ein gemeiner Brauch ift bei den 
ebhaberinnen, daB fie zwar fonft zum Öftern, forderiſt aber an dem 
Maitag ihre Geliebte mit einen ſchönen und wolriegenden Blumen» 
tauß oder Voſchlen verehrten, weilen nemblich dieſes Monat vor andern 
t allein von den alten Fabelmeiftern jondern auch von der Natur jefbft 
n Blühen und Blumen zugeeignet.” 


Des Maienbaumes felbft gedenft aud Heribert v. Salurn in |. 
Ust. Predigten (Salzb. 16801700): „in dem Mayen gehet man in 
Wälder hinauf; nimbt die ſchönſte wolriechende Lerchenbäumlein heraus, 
igt fie mit freuden in die Stadt und Töfer hinein; Ziert fie mit fei« 
un Bändern, Rauſchgold, Fahnlein mit Frücht und andern Sachen und 
M auf den Platen und vor den vornemften Häufern zu Maien auf.” 

Geiler v. Kaiſersberg zieht auch als Frempel und An- 
äpfungspunft den Maitag herein (Predigten 1508): 

„Wann e3 heut der Maitag iſt, an dem man jpilt Maien 
» Bäume aufzuridhten*) und jteden für die Heuſſer der 





ununterbrochen die Runde; der Platzmeiſier dittierte bal 
dem den Suff, jo daß ſolcher Tanz oft theuer zu ſtehen 


Kleidung: rote Leiblen, weiße Schürgen. 
Mein Angsb. 26. Ab. 


Aberglauben. „Im der erften Meynacht, wey 
amölfe ſchlecht, in eyl Waller ſchöpfen, im felben ben ı 
für rauth und andere leybsgebreſten baden, if ein |pötti 
licher Aberglaub, dardurd der Dienft Gottes benfelbige 
Hindert wird. Ebenfalls ſündigen aud die am felben h 
anfahen baden eh fie in der Kirch geweſen ober auch 
nung das es befier ſey, bann an folgenden Tagen. 9 
närriſch, das man fagt, Meienregen made gäl Har“. 

toridius ©. 68. 

Eine nicht unbedeutende Rolle fpilten ehemals bis 
der. A. 1429 laut Chroniken waren fie in Augsb. 
Schwange. So fing damals „Easpar Sommerer 
Maienbad an, daß man badete für dem Wertachbr 
Dem Burgermeifter, den Richtern und den Räten zu | 
man in bie Maienbäder Geſchenke; nad einer | 





*) Der „Weltmann“ mit ſ. Vorſchlagen gegen die Ui 
©. 38 meint, man follte das alte Mayenfeft wieder recht aufl 
blos al ein Feſt ländlicher Unſchuld. Wenn der Baum 
Mapentage bei Tage aufgeftellt, feine Aufſtellung mit eine 


0 

1486: war (Ulm) geftattet, ifnen ein Mans Mafvafier oder 
# Wert zu ſcheulen. Schmid, Wb. 370. Ju einer Biber 
* Chr. 17. Ihd. wird Maienbad und Maienmild den 
fen verordnet im Spitale. 


In dem Bebenhauf. Paffional (1439) heißt es von Si. Jo⸗ 
8 Ev. „und hieß jn jeßen in ein bittenen fiedendigs Dels, 
aß er fun und ſaß da yn als in ainem Maygenbade” 
(7a. (Mündhen.) 

Belannt ift daS berüchtigte „Nun babe ih im Maithau‘ das 
agarnfönigin Witwe Agnes bei der Hinrichtung der 63 Mähner 
ſarwangen ausrief. Abhandl der Berl, Akad. 1862 ©. 822. v. d. 
» GSäillers Tel 5, 1 (nad) Tjhudi): 

Geſchworen Hat fie, ganze Beugungen 

Hinabzufenden in des Vaters Grab, 

In Blut ſich wie in Matenthau zu badem, 
tiqudi I 245 N. a.: auch fich babe (bei der Eroberung der Feftung) 
jarmhertzig erzeigt, daß fie in der Entleibten Blut herum gefpaziert 
dagt: fie bade im Mayenthau. Joachim Meyers Schillers 
Im Tell 1858. 4° ©. 43. 
der Gebraud der Maibäder fommt in der Zimmerifen Chronit 
prache. II 228 ftirbt ein Jacob v. 3. zu Altoberndorf im Maien- 
III 3. IV 399. 

Imm. Vergl. Kriegt, Deutices Bürgertum, Neue Bolge 1871 
fi. Sehr befannt find aud die St. Johannisbader. Ebenda. 

Vom Mai fommt Maiding, der echt volfstüml. Ausdrud 

ngroßen $rühlingsgerichtätag im Gegenſat zum Herbft- 
Ebenjo volfstümlih war die Mai- und Herbitfteuer. 

ell aber ift Maifteuer die Abgabe von 300 Eiern der Lau— 
an Alpirsbach. (Alpirsb. Lagb. 1659.) 

In der Küche jpilte der Maianfen, Maibutter eine 

wie heute noch; in den Arzneibüchern ebenjo. 

58 gab auch „Meyen- oder Reiffwirte“ 6. Acecis-Ordg. 
Reyſchet 17, 252. 

‚nm. Maien, der, uripr. was der Monat Mai bringt, vor allem 

umen, Sträuße jeder Art (Feldberg): mitten Maien uffen Guet, 

Godzeitftrauß heißt in Hebels Briefen (Bafel) 6.233 Mayen. 

irfenruten und Stämmden: Maienwald. Ein befanntes Lied 





ab velttienel und wermuot und Epichſamen.“ Vrgl. du 
una und Hermode unter Mai. 

Anm. Der ev. luth. Sittenprediger Martinus Bohemu 
tenberg, Kirchenkalender S. 274 jagt: wenn der lieblihe Mı 
alles fo luſtig und herrlich if, fo wird der Menſch zugleid) 
und frölih. Da finden fi) denn die Weltlinder, die nemeı 
mit, weils ihnen dazugeht vnd fagen: wohlher, nu laße un 
weils da ift und unſers Leibes brauchen weil er jung if. 
ung mit dem beflen Weine und Salben füllen, laffet ung 
blumen nigt verfeumen u. |. m. Die Maibäder bagegeı 
das man feiner Gejundheit pflege, daS man warn babe, au 
gebraude u. |. w. S. 308. Aber fon S. 315 donnert er 
aber mit den Welt-Rindern den Meyen mißbraucht zur Günd u 
der wird Gottes Strafe nicht entgehen u. |. w. 


XIu 
Ffingfien. 


Der Pfingftmontag zu Heilbronn am 
Ein wichtiger Tag für die Heilbronner. Denn an | 
die Kühe, welde in zwey Heerzügen auf die Waide 
ftattlih gepußt. Raum ift die Frühkirche geendet, | 
ſtühhirt, fröhlichet als fonft, in fein Horn, um die Kä 
bruch aus ihrem nächtlihen Standquartier zu mahnen. 


er hie (Fhre man einer Menge arnker und Meiner Ynas 


95 


Ihruer an ber Spipe feiner geichmückten Kühe die Strafe durch- 
ſchen zu Dürfen. Um feinen Kühen feine Schande zu maden, 
hter ſich beute feftlicher, als gefterm gekleidet, feine meſſingene 
Shnallen friſch abgerieben, jeine Hofen gejcheuert, den Sonntags- 
ut wieber aufgejegt, mit der beiten Peitſche ſich bewaffnet, und 
Inn nenen Snotenftodl zum Kommandoſtabe ergrifen. Aber feider! 
ind heute fein jorgfältig gewählter Anzug über feiner Kühe Schmud 
an überjehen! Nur die freundliche Liſel wintt ihm vom bee 
ihbarten Kübftall ihren lauten Beyfall zu. Trompeter und Felde 
ter zugleich zieht er alſo unmittelbar nad) der Frühlirche mit 
inem Horn durch die Strafen, jubelt an jeder Gafjenede jeinen 
it einquartierien Untergebenen bie befannten Töne zum Aufbruch 
% und lauf tönt der Kühe Beyjallgeihrey in jeinen Trompeten- 
Aber nicht blos den. Kühen iſt jein von Gaſſe zu Gaffe 
h erneuernder Anklang das frohe Signal zum Ausrüden, jondern 
14 den Bewohnern Heil bronns wird damit ein langerjehntes 
adliches Panier aufgejtedi. Sie verfammeln ſich überall auf der 
trage, oder vor den Thoren, und die Fenſter werden eröffnet. 
ander hat die Kirche verjäumt, weil jeine Ungeduld ihn nimmer 
tte ruhig fißend ihr Ende erwarten laſſen, und mande Schöne 
mogte nicht die Zeit zur Vollendung ihrer Toilette ſich zu ger 
tten; im Megligee eilt fie, mit ihren fleinen Kindern, oder mit 
en jüngern Geſchwiſtern, die jo gerne den Spaß jehen wollen, 
f die Straße, um an einer Hausthür, pder an den Fenſtern 
& Belannten, noch einen reiplaß zu gewinnen. Boshafte Leute 
en freilich, ihre eigene Neugierde treibe fie herbey, um zu jehen, 
die Haartour, oder der Schleyer, oder der jpanijche Kragen, 
dem neulich ihre Nachbarin, die Kaufmanns Frau, jo hoch— 
thig ih auf dem Warttfurm *) gebrültet hat, und von dem 
in der Eile eine Copie für ihres Weingärtners Kuh, auf diejen 
ichen Tag habe verjertigen laſſen, dem Kuhgeſichte nun lafien 


*) Der Wartturm liegt auf einem nahen Berge bei Heilbronn, und 
Häufig von den Einwohnern des Stadichens zum Beranügen befuct. 
he Xage in der Woche ift Mufil und Tarp oben. 





yoyı zu nun wen mc ainvirn zu Wepumc. ru | 
fie jo geihäftig ift, ihnen afles zu erflären, und ihr 
janteit alles vorzuhalten; fie muß freilich zur Erkläru 
aus der Nachbarſchaft anführen; allein welcher Pad 
dieß tadeln? Und wenn fie aud bisweilen herzlich i 
mifchen Aufzug der Kuh lacht, fo geichieht ja dieß blos 
Kleinen zu Liebe, die allemal herzlicher lachen, wenn 
mit ladt. 

Doch ich verweile mich zu lange bey der Verthe 
ſchonen Geſchlechts gegen ſolche Verläumder, und vergeffe 
Leſer auf die Heilbronner Kühe warten. Sie kom 
ein Heer von Knaben, das vol Ungeduld an den Gaſ 
exte, bis die Kuhſtälle ſich öffneten, und die Kühe, E 
ihren Rammerzofen, den Viehmägden, deren häusli 
freylich Heute zwiefach gegen ben ftattlihen Puß der K 
in mutigen Sprüngen ber Haupiftraße, wo erſt da 
Schauſpiel ſich eröffnet, zu rennen. Alles fliegt num 
fter, und die Menge Volls, die auf der Straße ver! 
richtet ihre Augen voll Begierde auf die Gafie Bin, : 
der ZJubelton ihr entgegen ſchallt. Da kommen fie nu 
ander heran, von ber Rechten unb von der Linken, bie 
lich geziert mit dem veralteten ober noch gangbaren M 
ſchönen, ober des minder ſchönen Geſchlechts, und fa 


9 


dieſt in einen * verwidelt. ‚Der hängt eine Schnur Perlen 
um den Hals, und ‚jener blühen Vergißmeinnicht über den uhr 
augen. Manche hat ſelbſt ihren Schwanz in Zitusloden emporge 
bunden, mit einer iepe beſeſtigt, und. manche Theile find mor 
dit gugebedit, bie an der Kuh jonfb die Natur immer in ihrer 
Blße darftellte, und bey dem Mügern Menſchengeſchlechte etſt bie 
Mode entjchleyerte. Da tummeln fie fich denm in den Straßen 
haum die gepußten Kühe, und mit lautem Gelächter wird jede 
na anlommenbe empfangen. Trotz der menſchlichen Maste bleibt 
dnnoch die gewaltige Natur Siegerin ; unter dem modiſchen Steoße 
hute muht eine acht Schwäbiſche Kuh hervor, und.troß der ſtunſt 
über Rammerzofen‘ ſticht dennoch das ſpihige Horn durch Schal, 
Shignon und, Schleyer hindurch. Auch, verläugnet ſich das- Kube 
heficht: mirgenda; tolewol Kenner verfichern, es ſey in mandem 
Mehr Eharatter als in ben Phyfiognomien einer ganzen Thee ⸗ 
Wenblee, Die etwas längeren Ohren wollen ſich nun vollends gar 
nicht unter den Haubenjpigen verbergen laſſen. Oft jtößt Die Eine, 
ie der benachbarten Kuh in Freundſchaft ſich nähern wil, mit 
hrem modiſchen Hut, der Andern in's Auge. Ergrimmt fährt 
itſe nun auf, und ſchnell liegt der modijche Hut durd) ihre Hor- 
er zernichlet, in feinen traurigen Trümmern auf dem Boden. 
ver frißt die Eine der Andern den Blumenjtrauß von den Hör- 
ern oder vom Schwanze, mit großem Wppetit herunter: dort 
ägt eine Kuh mit dumpfem Gebrülle den Chignon, oder die Pe 
ique ihrer Schwefter im Maule und ſucht vergebens eine Ver- 
andlung der Haare in Heu mit ihren Zähnen zu bewerfitelligen. 
- So wandern fie zum Thor hinaus, mande ſchon in der Stadt 
ter Zierde entkleidet; und für die, welde ihren Puh mod) un— 
rſehrt an ſich tragen, ftehn icon die geihäftigen Bofen, mit 
ven Bänderihadhteln, vor dem Thore bereit, um den Hörner 
zrat ihnen wieder abzunehmen, und für den feftlihen Einzug, 
r die Heerde des Abends in die Stadt — oder in den Stall 
U, mit Sorgfalt aufzubewahren. 

Ueberzeugt, daß dieſe zu Heilbronn, feit uralter Zeit üb- 
ye Sitte, den Pfingftmontag zu feiern, allgemeinen Beyfall fin- 

7 





wenn, mn vun win mean wusuin gepunen wirue 
die 12 Monatskupier beliebten Modejour 
vergangenen Jahre, zwiſchen ihren Hörnern; die übrig 
die fetten Kühe Pharaonis — wären denn mit laute 
ftüden der herrſchenden Mode, zu ihrer Zierde ange 
die neue Mode, die man gerne in Abgang bringen m 
in dieſem Zug paradiren, und etwa an ben Schwanz 
bunden und gleichſam criminaliter gefchleift werben. 
fignalifirte ſich ſodann durch ein einzelnes Kleidung 
Ganze gäbe ein Repertorium der Mode, das gleichſa 
Augen aufmarſchirte. in Cul de Vache würde a 
unfern Damen den Cul de Paris zu verdrängen. 4 
deffen guter Ruf ſchon ohnebieß, feit Erfindung der 
fo fehe bey unjeren Schönen geftiegen ift, würde zu 
Berem Anjehen gelangen, und nad) und nad) ein förr 
mometer der Mode werden. 

Sprüde beim Pfingftritte*). (Rottweiler 

Borreiter: 

Friſch auf, friſch auf das ganze Hausgefind, 

Ab Play, ab Plag mit Weib und Kind! 

Den Play fol man mir rommen, 

Es werben große Herren nad mir kommen; 





Mer TOTER nd Meier AN E 4. 


- 


Reiner ſoll mir auf biefen Platz hintretem, 
Sonft werb' idy-ihm’ das Schwert durch“s Kerze fledhen, 
Reiner ſoll mir treten allhier, 
Dber ich ſchau gleich um einander Quartier 
Woher, woher treibt cuch der Wind, 
Da eure Stiefel jo fiaubig find 
Dffigien 
Wir reiten daher und alfo jeft, 
Ih grühe Gott und eute Gaſt. 
Würde ich den einen grüßen. und den amdern ‚nicht, 
So wär ich fein rechter Offizier nicht, 
Ein rechter Offizier bin ich genannt, 
In Deuti> und Welſchland gar wol; befannt; 
Ih bin dem Hauptmann ſein Fourier, 
Darum muß er jpenbieren mir. 
Bil er fpendieren, 
So werd’ ih mein Volt hier einquartieren; 
WIN ex aber nicht fpendieren, 
So werd’ ich mein Bolt wieber weiterführen 
Bis zu Straßburg auf die Brud; 
Dort foht man uns eine gute Supp': 
Einen Weißen und einen Roten, 
Und dazu einen guten Broten. 
Yest, Here Hauptmann, faget her, 
Bas ift nun euer Begehr? 


gauptmann: 
3% Hab’ mein Volt geführt wol aus dem Feld, 
34 degehr’ nur Proviant und aud Bel 
Bor meine Soldaten, die id) jett da hab, 
Damit fie mir ein wenig erlauben. 
Weil es aber nicht fann fein, 
So muß ich leben nad) der Welt gemein. 
Dert wi ich mich jegen in die Ruh, 
dorcht jegt unferm Fähndri zu! 
Erfter Fähndrig: 
IH hin der Fähndri aus dem Chor, 
3 dab’ dem König einen Eid geihworn. 
Der Rönig hat mir diefe Fahne gegeben, 
34 jol fie nicht aus den Händen geben, 





Ich hab’ fie geſchwungen wol über 
Den Franzoſen in's Gefiht hinein. 
Den Franzofen zum Truß 
Und unjerm König David zum Ru 
Wenn einer das Courage nicht hat, 
Der macht den andern noch recht v 
Dem wäre es beſſer, er blieb gu & 
Und trieb feiner Mutter die Hiar ( 
Goliat: 
Biſt du David, das Königlein? 
Du bift mir viel zu gering. 
Ich ſchame mich mit dir zu ſchlagen 
Deinesgleichen wollt? ich ein ganzes 
Du David du ſiehſt wol fhön und 
Fdaſſeſt wider mid) deinen Mut; 
Willſt dich ergögen an meinem WI 
Bartholomä mußt du tollen (dulde 
Sonſt mußt du mit Schanden dad 


Erſter Conſt äb 

David hat in feiner Taſche drei € 

Sie werden dem Goliat den bitter 

Sie bedeuten: Gott Vater, Gott € 

O bu blinder Tropf, ber du von ſolch 
David: 


Bann BEER AT 


101 


Meine Schlinge hat folde Kraft, 

Dah fie dich und alle Teufel zu Schanden markt. 

Sie bedeuten: Graze Apolone vitum Deum nostrum. 
(Beim Ichten Wort muß Goliat fallen.) 


Ein Fahadr ich ſpricht / 
Soliat! ‚Boliat! fich «auf und thu dich ermannen, 


Da man das Geld mehr hiebt, als Gott. 

Würde man Gott mehr Tieben, nl das Gelb, 

Bielleicht ftünde es beffer in der Melt. 

Das Hab ich gelefen in der h. Schriſt, 

Def Undantbarfeit ein großes Lafter if. 
rum till ich mich bedanken gegen euch, 

Daß ihr Ale fommet in's Himmelreid,. 

Dimmelreich iſt Freude ohne alles Leid, 

on nun an bis in Emigfeit. 


Soliat: 
dir Herrn, ihr Herrn, es möcht’ eud wundern, 
o ich wär zu Haus. Es liegt in einem 
remden Sand jenfeits des Jordan, 
tum bin ich ein fo tapferer Mann. 
Sottiop, die Not Hat mid nicht Hieher getrieben, 
bin nur aus Kurzweil hieher gelommen. 
der doch nehm’ ich die Bratwurſt ohme gebraten, 
Ser ope gefotten, den Butter ohrie dewogen, 


102 

Die Dufaten ohne Gewicht, 

Wenn fie ſchon ſind ein wenig au leicht, 
Das Heine Geld ohne gezahlt, 

Werft nur brav her das Geld. 


Er ſter Maienführer: 
Majenführer, Majenführer bin ih genannt, 
Den Majen fuhr' ich in meiner rechten Hand, 
Und wenn ber Majen fällt, 
So reit id, dah der Boden Mnällt; 
Bleibt er aber aufrecht fteben, 
So werd’ ich mit meinem Sameraben in's Wlirtshe 
Da trinken wir eine Maaß Mein, 
Und wellen dann recht Tuftig fein. 
Hernad) cine Maaß Waffer, 
Damit wir wieder frifhen Mut jafen. 


Zweiter Maienführer: 
Majenführer, Majenführer bin ih genannt, 
Den Majen führ' ih in meiner rehten Hand. 
Den Majen fuhr' ih hin und wieder, 

Das Brot thu ich betteln, dann verlauf ich's gleich wi 
Da fomm’ einer dazu, 

Der Hat weder Struͤmpf nod Schub. 

Da fam ich zu einem römiſchen Bauer. 

Auf der Milch wächſt Rahm, 

Aus dem Rahm macht ınan Yutter, 

Aus dem Butter macht man Schmalz, 

Aus dem Schmalz bäht man Küchle. 

Rund ift mein Hut, g'ſund ift mein Blut, 
Sieben Guldi Hab’ ich zum Heiratgut. 


Erfter Mobrentönin 
Ich bin der König von Mohren, 
Mie ihr feht bin ich neboren. 
Schwarz und rund ift mein Geficht, 
Und wer mid) kennt, der glaubt es micht 
Meine Lefagen (Rippen) find auch fehr rot 
Ich ik auch gern ein gut Stüd Brot. 
Iqh hab‘ auch ſchon manden erfchredt, 
Wenn ich meine weißen Zähne geblödt 


g 


108 
BmweitenMohrentdnig: 
Dem Raifer Karolus bim ich ſein Sohn, 
35 hab” meinem Vater Alles verthon. 
bab die ganze Nacht gefreifen und geſoffen 
Der beſte Wein ift mir bie Gutgel Kinab geloffen 
6% wäre beffer geweſen, ich ware zu Haut geblieben, 
Und hätt’ meinem Bater die Ofen getrieben. 
Aber Osjen treiben mag ich nicht, 
Ob dem Betteln ſcham ich mich, 
Steh ih, jo hängt man mich 
AG) Gott, wie fält mir bie-Hrmut fo: jchiwer, 
Wenn id mer nicht geboren wär. 
kam id in eine Stab; die Stadt heißt Ellwangen; 
Tiegen viele Schufter, "Schneider und Herren gefangen. 
Herr ber lieſt das. Buch, 
er Sqneider mißt das Tuch, 
er Eufter ſchneid't die Haut, 
Md fcpneidt mir 2 Paar Stiefel draus. 
as eine Paar ift zu kurz, das andere zu lang, 
as ift eine verfluchte und vermalebeite Zang’! 
Tiefe Fang? ift glühend heiß, 
as ift eine verfluchte Gaiß 
ie Gaiß die geht in Garten, 
Feißt mir alle Zwetihgen und Zibarten 
°! der Spruch ift geſprochen, 
G: ift noch Reiner auf einem Nußbaum erfoffen 
Es Hat aug noch nie Einer den Andern mit dem Holzfhlegel erftogen 


Erſter Hufar: 
34 bin ein Hufar, 

ind was ich red’ ift wahr. 
Ver Herr wird uns aber ſchenken ein 
Von dem afferbeften Wein. 

it erden ihm bezahlen mit Silber und mit Bold; 
Ehönen Mädle bin ich hold. 

Stdnen Mädte will ich winlen, 

Dt ihnen win ich Geſundheit trinfen 

ut mid nur dech an, 
Ve ich fo lieblich winten fann. 


104 
Bmeiter Qufarı 
Ih bin Hans von Hansmanshauſen e 
Bon Groß und Klein · Warthauſen. 
Ein Schwert führ' ich an meinen Seit‘, 
Es wird euch g'wiß d'rab grauſen, 
Wenn ich mein, Schwert. außzieh', 
Und dieſen Platz werd' rommen, 
So werben gleich große und Heine huſaren nach mir lommen 
Armer Bauer: 
Ach Gott, ih bin ein armer Bauer, 
Mein Leben ift mir mäditig jauer! 
Yet treib! id’s noch bis Martinstag, 
Dann hab’ ich erſt die größte Plag 
Der Umtmann hält mid) immer auf, 
Und jest mich in das Narrenhaus 
Bring’ ich elwas auf ben Markt, 
So preffen mid) die Leute Rarl. 
Der eine reißt mich hin, der andere ber, 
So treiben fie'8 eine lange Zeit mit mir, 
Bis ich das Geld unter fie vertheil'! 
Bleibt mir noch eiwas übrig davon, 
So fauf’ ih, was id) faufen Tann: 
Reiten, Rarrenfalben und auch Schmer, 
So ift mein Beutel ſchon wieder leer. 
Ich Hab’ drei Kühe mur um's Halb, 
Dem Mehger gehört jeht ſchon das Kalb. 
Wenn id) glaub’, es fei mein Gewinn, 
&o nimmt’s der Mehger ſchon dahin. 
34) Hab’ drei Pferd, 's ift fein’s mas tert. 
Das erfte hinkt Heuer und fernd, 
Das zweite ift blind und fauf, 
Das dritte hat fein'n Zahn im Maul. 
Der Pflug der mangelt mir am Rad, 
Der Wagen leine Leitern hat, 
Die Egge hat auch nur 8 Zähn, 
Ich darf doch zu feinem Wagner geh'n. 
Ich hab’ einen Knecht, man hat mir gelagt, 
Der Leder ſchlupf mir zu der Magd. 
Auf 30 Gulden lommt fein Lohn, 
Ic Hab’ doch gefurcht't, er lauf’ davon. 


Himmel, 
ei feinen Sireich 
Pingften in rn Wie re b. 
5. hieß auch Hier ber Pfingftbuk ‚Pfingſtoreck“ *. Ein 
terug v. 2430 fedigen Burſchen zu Roß ſprengten zweimal 
x Dorf aus und ein und dem Walde zu. Dort ward „gftoda“; 
Inte beim Stehen (Wettreiten) mußte Pfingftdred fein 
Ad mard in Rinden eingehüllt und ritt im Zuge herein in's Dorf. 
Der 1. erhielt den Säbel; der 2. die Standari; der 3. den Majen 
RR ebenſo der 4. und 5. Die Maien wurden „uff die Bröne 
© n* gitedt. Der Pfingfidred mußte bei jedem der 3 „Brönnen” ins 
fer ftehen und ben „Bäulen” in einem Schäpfle Wafler geben; 
Sneben jchüttete er Waffer auf die Volksmenge. Nach dem wurden 
Drüche gehalten und Eier eingeſammelt, die man im Wirtshaus ein» 
Tagen ließ und darzu traf, 





| *) Ih deute eb entjcieden als Pjingitsced, vollsetymologiſch 








Maienirager mit‘ Y kbenreiter, der 2 nafttümmel mit 8 
tern und endlid der „Roßbollaſtoaßer“. In 9 
holen die Kinder den Pfingftmeden bei Göttle unt 

Anm. Grftere Gegend gehört no zum augsb. Schwaben, 
anzeigt. Die alem. Franlen und Alemannen haben ftaoken 

Am Pfingfimontag ift das Kläpffeſt. Ale 2 
welche Vieh aufber Waide gejchlagen, müffen die Hirtenbube 

Auf dem Heuberge wird an Pfingften zum erfı 
Vieh ausgetrieben (Egesheim). Morgens vor ber | 
befte Morgenefjen den Hirten verabreicht (Sped). 

Die Pfingftgeifel der Hirtenbuben, fangftilig, 
Lärm. 

Der Wafjervogel. Diefer Sitte hat das V 
der Bayerijh. Zeitung vom 1. Febr. 1865 und im Ja 
©. 1174 gedacht. Es ift eines jener Feſte, welde in | 
deutichland vorfommen, dod in Benennung und in d 
heiten wieder bedeutend von einander abweichen. Tie J 
au Grunde liegt, ift der Rampf des Sommers u 
ters, ein uralter Ueberreft aus dem germanijden £ 
Der Name Waffervogel ift oberbayerifch und nicht 
Er wird aud nur da in Schwaben gehört, wo der T 
Bayern leicht ertlärlich if Soviel ich sie Jen ang 








107 


hlannt, und) war einft Fehr volfstümlich. "Im der Stadt Augs · 
kung ſelbſt Kennt man ihn nicht; er kann aber nicht umgangen 
erden, weil das Feſt bis vor die Thore hin gefeiert ward. Gegen 
Aaringen hin und ſchon im Burgauiſchen Gebiete heißt die "Sitte 
Vingftoogel; im ſchwäbiſchen obern Nedartale begegnet uns 
de Pin gftdreet; wahrſcheinlich Pfingſt · rech zu ſprechen. 
ben dieſem figuriert über'm Nedar md weiterhin der Pfingfi- 
bup und allgemein iſt der Pfin gftlümmel, Der Brauch, einen 
in doub ober Reijach zu leiden, ift allen Gegenden gemein ebenſo 
do Uintertauchen in’ Waſſer, ferner geht dem eigentümlichen 
Ar ber Wetteitt voran; der Lehie, der Unanfehnlichfte, der Schtwächfte 
mug Pfingftvogel, "Bub, Lummel werben. Am Nedar wird der 
fte beim, Reiten der Pfingftdred, auf der ſchwäbiſchen Alb ringt 
man, und ber Befiegte muß in Laub gehüflt nierden. Ganz jo 
in a beim Waſſervogel in den Stauden, im Schmutter- und Zu · 
hemtal. Der Befiegte muß da jein, weil er bei den Anſchau— 
ungen der alten Germanen den Winter vorjtellt, wenn es nicht 
umgefehrt gefaßt werben muß. Wie der dumme, betrogene Teufel, 
in dem nad) ber Chriftianifierung Süddeutſchlands Niemand anders 
als die alten Götzen in Fragen verfehrt widerfpiegeln, in der Sage 
Reis als den Kürzern ziehend, fpuft, jo ift die Perjonification des 
Winters oder Sommers in dem verhüllten Burſchen zu erbliden. 
Bfingften ift ſreilich ſchon etwas ipät, wenn man da den Win« 
ferabjhied und feine Befiegung feiern will. Schon Grimm erinnert 
Äh in feiner Mythol. II 715 des Waſſervogels und weiß nicht 
'eht, wohinaus mit dem Brauche; ob er den ſcheidenden Winter 
Ver Sommer andeuten joll. Der jcheidende Sommer ward in 
ielen Gegenden ſchon am 24. Juni feſtlich begangen; jo in Rot- 
burg am Nedar, wo der jogenannte blumenbekränzte, nachher 
Rgebrannte und zerhaute Engelmann herhalten mußte, und 
arum fönnte es nicht zu weit abliegen, wenn im Wafjervogel 
ie „Sommerſunwende“ widerſcheint, dem jo wichtigen Augen- 
fd in den religiöfen Anſchauungen der alten Germanen, wo Ge« 
enwart und Zukunft glei, wo aljo die ganze Zufunft wie Ges 
art vor Augen liegt. Darin bejtätigt mid in meiner Ans 





baderiſchen Brauch "Hat Schmid in n feinem Schwãb 
S. 518 berichtet; die Angabe, daß in Augsburg ſel 
Schilfrohr geflochtene Junge durch die Straßen zog 
richtig; wenn es aber vorkam, fo mögen es Buben g 
die ben echten Wafſervogel im benachbarten Hochſtiſt dr 
afften — echt altaugsburgiid, d. h. ſtadtiſch augtbur 
nicht. 

In genanntem Birkach (in den Stauden) iſt der 
der ſogenannte Froſchbach, ſo breit, daß Kinder ihn 
überſehen fönnen; weiter unten in Döpshofen heißt eı 
Iordan. Diefer Froſchbach, die liebe Herberge vor 
Quadern, genügte ſchon vor alter Zeit, um ben Wa 
unterzutauden. Der Wettritt um den Maien, ein 1 
Ken mit Eierſchalen ıc. verziert, ging ber Sitte voraus, 
hatte einen „ölbernen“ Wedel, einen Ruthenbündel 
in Grün eingehüllt. Seine Untertauchung beenbigte bir 
des Brauches; er warb im Waffer „giargelet“ und u 
berem Zuftande im Wirtshaufe angelommen fein. D 
den.armen Kerl aber möchte gemwefen fein: er war zech 
ging der eigentliche Waſſervogel im Zechhauſe an. 1 
licher mag es im Iuftigen Großaitingen zugegangen fei 
ber Stonb im Wertachtale. Die fogenannte „Rittle 


fe 2 Ku mem. ton. 








100 


Birden gen dem Dorf in die Wette, zum Maien. Draußen war 
vr Bafjervogel verhüllt und ganz in Weiden eingeflochten. Der 
Ritt im Dorfe herum fing au. Der 1. war der Sprecher; ber 
4 hatte den Geldbeutel; der 3. den Kreha (Sorb); der 4. den 
malzhafen ; der 5—6, reiten ſo mit; ber 7. und & muß ben 
Baffervogel bedienen; fie heißen beide Freireiter, und müllen 
em Waſſerdogel in's Waſſer „eheien”. 

Die KFleidung iſt ſeieriaglich und der lurze Schäpper darf 
iht fehlen: Der Sprecher führt eine gute Peitſche. Der Haupte 
A proftijche Bug ift die Schmalz ⸗ Butter«, Eierbettelei, welche 
hgenftänbe nachher verbaden und beim. Wirt verpehrt werden. 
I Geratshofen unter dem Schapberge tommen 6 berittene Burſche 
ſanmen, um vorerſt nad) ‘dem Ziel zu reiten. Auf den Ruf 
Al fpringen alle 6 ab und wer's am Beſten kann, ber trägt beim 
mug den Maien. Der 2. trägt einen Sabel und Geldbeutel; 
73. einen Schmalzhafen; der 4. einen Eierforb,; der 5. führt 
a Waſſervogel; der 6. ift er jelbft. Diejer wird ganz in Baum- 
wige eingehüßlt und fo auf dad Pferd geſeht; der den Maien 
igt, wird von den Mädchen mit Bändern geihmüdt; der Maien 
DR mit farbigen Bändern, Tüchern, auögeblajenen Eiern voll 
t und um behängt. Der Umzug fieht e8 wieder bejonders auf 
ıben ab, um den 2. praftiihen Zeil recht vollauf mitmachen 
fönnen. 

Die Reimereien des Sprechers find interefiant und je nad 
Agiedenen Ortſchaften unweſentlich verſchieden. Die Augsburger 
ıben follen beim Nachäffen des Waſſervogels gejungen haben: 

Pfingſta ift fomma 
Fräen fih Alta und Junga; 
Fiſchla im Wafler 

Bueben auf der Gafja. 

Bill uns der Bauer d’Pfingfla verbieta 

So wolla wir ihm foin Roß mehr hueta, 

Koin Roß mehr hüeta, koin Koara a'ſchneida 

So wollet wir Bueba uff Fridberg reita, 

Auf Fridberg reita, das hohe Schloß, 

Da reita mier Bueba das befte Rob. 


10 


D-Hauftetter, Bruck iſt broda, j DE 
Mit Iauter Hauftettifche Rofie. mr j 
Hat a Gulden Schauer (9) in's Haus J 
Gudet Herr und frau rauf. 

Mir molla 3 Liedle bſchließa 

Mocht Herr und Fro verdriehen 

Mier wölla ’3 Xiedle bleiba lau 

Mier mücha heut no weiter gau. 


Das echte Wajjervogelfied, das die Großali 
iſt folgendes: N 

Bir reiten, wir reiten den Waſſervogel 

Bir wiflen nicht, wo er ift hingeflogen? 

Er ift geflogen: ber das Rieb 

Und macht den, Fiſchen das Waſſer jo trieb, h 

So triteb, jo trüch bis auf den Boden, 

Da meinet die Madlen, wir jollet fie (oben! 

Wir Iobet fie nicht, wir fobet fie nicht, 

Mir Toben die jhwarzbraunen Weugefein 

Mit ihren ſchönen Krängelein, 

Das Kränzelein hat eine feidige Schnur, 

Einem jedwedera Baura Bueba auf fein Huet. 

Und wenn die Baura uns wöllet das Pfingftreita 

Nao wellet mier ihna foin Roß mehr hüeta; 

Koin Roß nie hüeta, foin Fülle mehr treiba; 

Nao mölet mier alles ge Fridberg reita, 

Ge Fridberg reita ins obere Schloß, 

Dao tommet die Baura und holet die Roh. 

Und wenn die Baura die Roß wend Haba, 

Nao mueßet je n’ Sad vol Thaler mittragu, 

'n Sad vol Thaler ift no nett gnueg 

A Huet voll Bata gehört auch darzu. 

U Huet voll Baha ift no nett gnueg, 

W Rräga voll Goißla gehört au darzu. 

So folgen Schnüre, Semmeln, Eie 

Schluß: 

Jeht wollet wir da Baura danta 

Mit lauta Schwaoba und Schwanka; 

Schwaoba und Schwanla find uns wolbeta 

Wir bieten der Yaurin die rechte Hand. 


111 


Zwiſchen dem Schmutter- und Zuſamtal heißt der Spruch: 

Bingfte find tomma, 

Dao, Freuen ſich Alte und Junge: 

Bir gehen in die. weite Welt, 

Da jehen wir kin Korn unb fein Feld. 

Sie wöllet 8 Pfingftreita verbieta, 

Da wöllet mir fein No und fein Fulle mehr huta— 

Bir reiten auf Fridberg, das große Schloß, 

Da haben die Bauern die jhönften Rofi; 

Und wenn fie jhöne Roß wollen haben, 

Wifens die Sade vol Thaler traga. 

A Sad voll Thaler ift no nelt gnueg, 

U Haja vol Schmalz gehört auch darzu! u |. w- 

Bir zeiten '5 Brüdle in Boden hinein, 

Bir möllen ’5 Brudle macha 

Mt Eiſen md mit Gſpacha. 

Wir wöllen '5 Brüdle yiera 

Ni Seiden und mit Schnuera. 

Bir gehen uff die rechte Hand; 

Bir gehen auf die line Hand, 

ger Eier, Schmalz und Geld! 

SD Tegiert die Welt 

Bir danfen unferm Heren Jeſu Chriſt, 

Der am hl. Kreuz geftorben ift. 

Ein Sptuch aus der Burgauer Gegend lautet nicht viel ab- 
veichend· 


Du wolla wir Bueba auf Baumberg reiten, 
Baumberg iſt das befte Schloß, 

Da friega wir Bueba die befta Rob, 

Bir beften Gaul, 

Da reiten wir Vueben 300 Meil; 

300 Meit ift mo nett genug. 


N Rraza vol Eier ift mo nett gnueg 

1 fhöns Baurenmädle gehört aud) dazu; 
Yiböns Bauramädle ift no nett guueg: 

Da reiten d’ Buben aufs Waſſer zu, u. |. m. 


Ver hoßenzolleriihe Sommervogel beim Faſnacht-Narren - 
in Grofjelfingen gehört wol micht jtrenge Hieher. Auf dem 





zur Geſchichte der Vauerntomödien in Oberbayern. Im dem L 
Iſar und Jun ſchloß fd) einftens an das hohe Kirchenfeſt 
die Feier eines altheidnif—en Brauches an, das Spiel des 
welches ſich, freilich unter verſchiedenen Geftalten, in einigen 
das gegenwärtige Jahrhundert erhalten hat. Die Beranlaflı 
Beier, oder der Zweck derfelben, möchte ſchwer herauszufinden 
jeder Wiederholung ſich fremdartige Zufäge mit dem fonderb 
verbanden, modurd der urſprungliche Sinn nah und nah 
wiſcht ward. Wenn Einige in dem Aufzuge ein Erbitten u 
den wollen, fo erbliden Andere in der Poſſe eine Verherrlichu 
mers Über den Winter. Bauern, welche bei dem fröhlichen 
nehmer waren, wifien hierüber feinen Wufihluß zu geben. 
Ralteten es, meil es fo herldmmlich war, und machten mi 
Voda und der Ahr!“ auch dabei waren. 

Der vor wenigen Jahren von Münden nad Tegernfe 
reichte auf einer walbumgrenzten Ebene das Dorf Sauerlad 
jeglicher Wut rafen während de Sommers bie Gewitter 1 
Hiegenden Fluren und Forſte, und felten vergeht ein Jahr, wı 
Stürme fräftige Stämme breden, und ſchwere Edloffen ' 
des Landmannes vernichten. Hier vereinigen fi die Wet 
Loiſach und Ammertale, ja ſelbſt die Gewitier, melde tief i 
den Illerquellen entjpringen, entladen fi zwiſchen dem Sch 
felsgraben nur zu Häufig mit verheerender Gewalt. 

Bor und in dem geräumigen Poſthauſe herrſchte ſon 
Xeben. Poft, Stell», Privat, Güterwagen z. ftanden in la 


118 


da dieſem fonft jo lebhaften Orte Sauerlach hat fid das Spiel bes 
Befernogels bis zum Jahre 1840 erhalten. Zum Umzuge war gewöhn- 
id der Pfingftimontag befimmt; nur wenn die Ungunft der Witterung 
& nit erlaubte, wurde er vetſchoben. Uebrigens fand dad Spiel micht 
ährlich Matt,  Tondern in Zwiſchentaumen von zwei, drei und ſelbſt 
mhe Jahren. Die Hervotragendften Bauern der Gemeinde Übernahmen 
Ne Leitung, und vertheilten Die Rollen an paſſende Perfonen, Männer, 
Bırigen und Knaben. Das weibliche Geſchlecht durfte ſich nicht bethei- 
ige, Um einzelne Lieblingsgeftalten recht ſicher zu kennzeichnen, Tick 
man don Münden Goftüme fommen, wofür der Commune jedesmaf eine 
Auflage von 30 bis 40 Gulden erwuchs. 
 Muherhalb des Dorfes am Saume des Waldes ftellte fih der Zug 
im Ordnung, und bewegte fih dann langſam durch die Strafen Sauer 
Ms. Boran fehritt, ſprang oder tanzte unter lacherlichen Geberden der 
Matsmurft in / det noch jeht üblichen Zeichnung. Diefem folgten vierzig 

aufgeputzit Pferde, geritten von der männlichen Jugend, Daran 

Hd Hoch ju Roß ſechs Muſicanten, bie gewaltig in ihre binder- 
Wlämdten Trompeten bliefen. Ahnen nad) wankte der „Sucelwagen*, 
leider ftatt mit prangender Ausfteuer, mit altem Gerumpel hoch aufge» 
Madt war. Namentlich war e3 eine aus den Fugen gegangene Himmel- 
hettfabe, die in ihrer Miefengeftalt mit verblichenem Viau über das zer- 
irochene Zeug rapte. Drei abgezehrte Mähren zogen den Trummer- 
Wufen. Xnftatt einer wolgenäßrten Kuh ſchritt hinten nad) ein magerer 
Beisbod. Auf einem fogenannten Schweizerwägerl famen nun die Braut- 
erſonen Hansl und Greif, und dieſen folgten auf vierjpännigen Wagen 
fe Rranzjungheren, Kranzjungfern und übrigen Hochzeitsgäſte. Auf 
ner hohen ſchwankenden Stange, die mit Kränzen und Bändern über- 
5 geiert war, ward von drei fräftigen Burſchen der Waſſervogel 
eiragen, welcher dem Sefte den Namen gab, ohne daß Jemand den Grund 
apa wußte, oder fi) um denfelben fümmerte. Nun jhlofien ſich vaar- 
eife an: Landrichter und Doctor, Luther und fein „Ratherl*, Klausner 
® Hansgrobion, Rrüglmann und Raminfeger. Den Schluß bildeten 
ger und Schügen, die den unvermeidlicen „bayerif—hen Hieſel“ gefeflelt 

ihrer Mitte führten. 

Ir der Rähe des Pofthaufes, wo über einem Heinen Teich eine 
ee errichtet war, fand ber Zug feinen Ausgang. Bon der Umgeb- 
"g Hatten fich zahlreiche Zufchauer eingefunden, melde das Bretterge- 
BR dicht gedrängt umftanden, und weidlich lachten über die wunderlichen 
Malten und fomifgen Gruppen. Bon dem ſchmudloſen Theater aus 
‚xden meiftens in Snittelverfen verſchiedene Reden gehalten, die aber 

8 


114 


in loblicher Weile allgemein ergetten, aber jelten argerten oder beide 
ten. Nun nahm der Landrichter den bayeriſchen Dieſel in ein free 
Verhor; der Hochzeitlader dankte im Namen der Brautleute ab; der Docd 
zühımte feine Weisheit und Erfahrung, die er ſich in allen Weltrile 
gefammelt, und machte die Kranken, welche man auf einem Marche 
gen Herbeiführte, geſund. Matronen, vom Wlter tief gebeugt, malt 
auf ſtruden geftüst, milbjem heran; doch unter der Hand des man 
baren Hippofrates verwandelten fie ſich in lebensfrijche Jungfrau 

Bei allen diefen Verhandlungen spielte der Hansmwurft die Ha 
rolle, und von feiner Perfon hing das eigentliche Gelingen des Enidı 
ab. Er unterbrad) die Sprecher durch brollige Einfälle und träftige & 
genreden. So ward z. B. ber Klausner, welcher in einem fangen In 
trage jeine Frömmigfeit und Ascetit pries, durch die Einwürje des Id 
fenreißers fo in feinen Grunbjägen erjhüttert, da er zur großen Mi 
heiterung die härnene Kutte abwarf, und mit einer Schönen von Eu 
lach fi zum Tanze aufſpielen ließ. 

Die Träger der Hauptpartieen farben iweg, die Nechtoumen md 
ten fid zum Ginftudieren nicht bequemen. Zudem ward die Gemeind 
durch Hagelſchlag und Viehſeuchen oftmal ſchwer heimgeſucht, und Died 
zur Wiederholung des Spieles verſchwand gänzlich. Damit lebt der lim 
zug des Waflervogels nur mehr in der Erinnerung. 

Wie man aus der Tradition weiß, und wie greife Augenzeuge @ 
zälen, feierte man mit einigen Abweichungen ſolche ſommerliche Eigek 
fefte im vorigen Jahrhundert au in dem öſtlich von Gauerlad ge 
nen Egmating. Diejer Ort ift ein anſehnliches Pfarrdorf an M 
Straße von Peiß nach Zorneding. Pallavicini befigt dort ein —* 
dehntes Oelonomiegut mit einem fiatilichen Bräuhaufe. 

Nach langer Pauſe, welche Kriegs» und Theurungsjahre ver 
haben mögen, ward endlich 1822 die Wiederholung des Wal 
Spieles in Egmating angeregt, und die eben vom Militärbienfe 
gelehrten Wirtsjöhne mit der Durdführung beauftragt. 

Am Tage des Feſtes bewegte ſich von der Flurarenze des 
der über hundert Perjonen zälende Zug theils zu Wagen, tb 
Perd in den geräumigen Hoi des herrſchaftlichen Echlofies. Pe 
eine Bühne aufgeihlagen; grüne Waldbäume bildeten die Goulifer 
Mädchen der Gemeinde hatten Gingang und Theater mit Zlama 
Kränzen geſchmuct: mehr durfte fih, wie in Sauerladh, der 
Theil der Bevolterung nicht hetheiligen. 

War ſchon der Feſtzug ein viel bunterer und größerer, ald I 
weftlihen Nachbarn, fo wagten fi die Gamatinger aud derurh 











115 

Sqritt weiter, dab fie ſormiliche Schaufpiele Aber die Bretter 
Die Stude wurden mit Muſit angefangen und geiäloffen. 
getraute ſich Togar, Melodien und Chöre, z. B. aus der Oper 
‚reifclig* einzulegen. Bet der Durchführung kümmerte ſich der Sänger 
sicht im Beringften um Die Begleitung, noch letztere um den erften. Die 
Hauptjahe lag darin, dak man mit einander anfing, und bei der fetten 
‚Rote im (Frieden wieder zuſammentam. Je gräuliher der Tontampf in 
der Mitte miete, deſto mehr flaunten die bäuerlichen Zuhörer, deſto 
mehr lachten die geladenen Gafte aus Münden. Rennenswerte Aus. 
Magen veramlakten die Romdbien nidt, da die Garderobe ohne befondere 
Benifiensongft mit buntem Papiere angepaft warb. Trohdem murben 
‚von Seite der Gutsadminiſtration dem „eiteomite* jede bis adıt Kro ⸗ 
mthaler, und von den Gäflen einige Gulden als freiwilliger Beitrag 
Abermiftelt. 

Der Zeitverluft der Beteiligten war übrigens nicht gering anzu» 
Mölngen. Schon drei bis vier Wochen vorher verliefen Männer und 
Burihen Senfe und Plug, und übten ſich umverbroffen in ihren Rollen 
Des war auch feine Kleinigkeit für angehende Mimiler, welde meiftens 
weder leſen noch ſchreiben fonnten, die fid) alfo lediglich durch das Bor- 
fagen wortſicher bilden mußten. 


Ein turtiſches Spectatelftüid eröffnete gewöhnlich die Weihe der 
Epiele. Ein grimmiger Sultan, bewaffnet mit einem Sarras, als wollte 
er auf einen Hieb ganz Egmating fpalten, lag im Streit mit einem 
teooltirenden Paſcha Imı Gintergrunde lauerten die mordgierigen Sol- 
daten. Nachden der gereimte Worttampf erfolglos geblieben war, ſtürzte 
die friegstuftige Schaar hervor, und nad einem haarfträubenden Säbelge- 
feht, bei welchem es namentlid auf die papiernen Halbmonde der Tur- 
Bane abgefehen war, ward der Paſcha verjagt, und das Drama ger 
Mloffen. Nun gieng „der bayerifhe Hiejel“ mit Arien und Chören 
über die Bühne. Die Handlung endet mit einem betäubenden Gewehr- 
fuer, in welchem die Soldaten und Gerichtsdiener erlagen. Unter großem 
Jubel des Publicums erjgien unverlett aus dem Pulverdampfe der große 
Bildſchutze als unbefiegbarer Held. — Daran reihte fih ein fentimenta- 
8, ländlices Gefangftüd „der Stadtherr und das Yaurenmädel“ mit 
Iniginaltert; „Liebe, Heine, loſe Minke 2c.“ begann eine empfindfame Arie, 
ie aus der rauhen Kehle eines robuften Yauernjungen gar ſonderbat 
ang. Ein fhmäctiges Büriclein fang mit feinem Stimmghen die 
dartie der „Iofen Minte“. — Die Ruftipicle „der Rauchfangkehrer“, 
gens für Egmating in Ecene gefept, und „der beraufhte Bauer“, ein 








vier Eimer Vier unentgeldlich 
Nach diefer großartigen Ovation, bei welcher Sänger 
ihre lehten Kräfte verſchwendeten, ordnete ſich der bunte Ani 
zuge, und Töfte fi) dort auf, wo er begonnen. Damit v 
zu Ende. 
Die erſchöpften Hiftrionen entpuppten fi wieder zu 
Bauern, und fuchten in der Schenke Hinter dem vollen Kru 
So lebendig die Freude an ſolchen Aufzügen in unfer« 
war, fo Hat fie fi) doch felbR bei den eifrigen Egmating 
Auch dort verfallen Waſſervogel und Theater der Bergefi 
vielen Hinderniffe, welche geiftlihe und weltliche Obern den 1 
in den Weg Iogten, mögen die Luft zu Wiederholungen | 
Spiele ausgelöfcht haben. 
Dorgendt. 3. Baheriſchen Zeitung 1865 Nr. 32. 





xIv 
St. Joßaunes-, St. Beitsfener, Ioßannes 
In Heilbronn befränzten noch 1863 bie Wein 
Bildſäule des Heiligen, die mit zum Schmauje getr 
Der Johannigjegen wird noch jest al Schmauß vor | 
getrunken. 
An 


*) Vollkst. II 96 ff. Peter, Vollst. II 287. Grnft 9 


Iohannistag*) madten in ber 





17 





end bie finder ein feuer, das fie aber Beitsfeuer, Zinta- 
2") hießen. Beim Holzeinfammeln riefen fie: 
Sankt Veit, St. Veit, 
Sankt Gloria! 
Bet oder drui 
Kommt am 5’ Nacht 
Zum Zinkafuir! 
ober 
Heiliger St. Weit, 
Id) bitt did um a Scheit, 
Id biu dic um In Voſche 
Unferm lieba Derrgott a Fuir uffplojda! 
Wenn du mir leins geiſcht 
Stil i dir de ganz Scheiterbeug! 
Das Veitsfener in Rangendingen war urſprünglich 
3 anderes als die Sonnwendfeierlichkeit; vor dem Brühl oder 
er Starzel brannte man das euer. Die Holzbettier riefen 
en Häujern wie allerwärts: 
Heiliger St. Leit 
Gi mir au a Scheit 
Dans oder dru 
Zum hoalige Sinkafur! 
In Steinberg (Laupheim) verfammeln fih an 3 Sonntagen 
St. Veit die Kinder und die Fedigen um ein Feuer aufer« 
363 Ortes. Paare tanzen über das Himmelsfeuer, damit der 
3 gut gerät. Buben und Mädchen jprangen darüber. 
Jarth. Wagners Apojtelpredigten auf das ganze Jahr u.j.mw.1593 
ftadt bringen S. 190 eine St. Veitspredigt, wo auf die Jahres= 


fenestras, nullus ut intret, das ift: vom Hörenfagen Lügt man 
Ein Martin Senff promovierte in Jena 1699 den 14. Oft. mit der 
t: Ignem Johanneum vulgo daS Johannis-Feuer. 4°, 
Es find Diefe Teuer mol nichts anderes als die alten Sun- 
wer, die bald früher, bald jpäter vorfommen fonnten. 
ng verbot ſchon a. 1653 d. 20. Juni „die alten heidniſchen, böfe 
heit des Souvend oder Zimetfeuers*. Nürnberger Anzeiger, im Untere 
L. a. 1859 €. 19b. — Et. Beitstag 15. Juni, 


feitfitte Bezug genommen wird: „es wolle jederzu St. Veit laufert 
und um ein Sheit anhalten d. d. ein Trempel jenes Abens 
und Todes nehmen.” Vgl. Germania 17,91. Mone Anz. 8, 60 
(der Felbmeffer.) In Juzilofen bei Sigmaringen opjerte man fübr 
Eier auf dem Nebenaltar zu Ehren St, Veits um bie 
des Wergjäens, dann gerät es ee die Bauern. 

Bejenopfern oben I 55. Volfst. U Bei 
oben I 390. Auf die befannte 

von 1634 (Augsb.): „a. 1374 ift aus Er 
Gottes und Anregung des böſen Geiſtes — Die Leut 
daß fie memblichen auf dem Frohnhof beim St. 7 
unfinniger weis zu tanzen angefangen." 

Die Nebensart im Allgäu: Jezt brenn i bi 
da Santa Hanferroan! fann nur auf das St. N 
ſeuer gehen. 

Die alten Freudenfeuer im Städtden 
werben in Chroniten genannt (Mone Ouellenj. II 88 a) 
ſchentung der Kinder und Zünfte, lehtere mit Wein, Si 
den 17. Juli, hiengen urſprünglich mit St. son. 

Freudenfener nannte man auch die F 
tunft hoher Gäfte z. B. in Augsburg. Am ei. a 
auf dem Frondof. Wb. 168. a. 1559 bei Ankunft 
Hoheiten (1634). 

Die Polizey zu Paris Hatte bereits unterm 20. Junius 1742 d 
weiſe Verordnung ergeben laſſen, wie, bei Gelegenheit des auf Johan 
tag dajelbft üblichen Freudenfeuer die Eigenthümer der € 
fich verhalten follten, vor denen das Feuer angezündet wird, und 
folche verjchiedene Gerüfte aufzuführen pflegen, auf welchen fie dem 
verfammelnben Volke, für eine beftimmte Bezahlung, Plat anmeiien- DL 
fo heilſame Poligepverordnung lam in Vergefienheit, und darauf 
das ſchon oben erwähnte ſchredliche Unglüd. Man ward aljo durd 
Lerfuft von obngefähr 1800 Mitbürger geroitiget, und feit jenem umgl 
lichen Tage herſchet die größte Aufinerffamteit in jedesmaliger Be 
jener Verordnung, die ich hier zum Mufter anführen will. Ale 
wohnern warb nemlich befohlen, vor Aufrichtung folder GBerükt, 
ſchriftliche Erfaubniß einzuoten, im welder die Fänge und Berist 
























at 


äfleb befimunt werde. Auf diefe joll fodann, fo wie auf Regelmäßige 
! und Äefle derjelben, auf das jorgfältigite gefchen merden, 
Arant 4, 0. 

Dimmelfwir heißt das Sunwendfewer in Orendrunnen 
A. beim 9. verhupfa. Ueber dem brennenden Holzſtoß 
m die hüpfenden jungen" Paare ; 

Blig, Blog 
Daß mein Flax 
Ueber vier Ela war! — 
In Nördlingen ward o, 1559 das Wetterleuten und das 
annisfewer abgeihafft. Müller S. 67. 
In Waldſee ward das Johannis feu er — nodmal a. 1798 
hen Ried gehalten — ftrenge verboten. Mit dem Wirtembergiſch⸗ 
m hörte es von ſelbſt auf. Waldjee und j. Vorzeit 197. 
In Stuttgart kommen bei Tage die Johannesbäder 
1659, Abends ziemlich häufig die jog. Johannesfeuer vor. 
ontheim iſt noch, wie im Oehringiſchen, allenthalben das St. 
mesfeuer üblich. 
Imm. ei dem berügmten Johannisfeuer von Anſpach, das ſchon 
Boche vor dem Tage des Heiligen anhub (1784 aufgehoben), jogen 
nhaufen mit einem gepuzten Baum durh die Straßen und riefen 
rtwürdigen Reimereien: 
Da tommen drey Herren gegangen 
Mit Spiefen und mit Stangen; 
Florian 
Zund den Mädeln d’Roden an 
To fie nimmer ſpinnen fönnen. 
It ein guter Herr im Haus 
Langt ein Schaͤtlein Holz raus. 
Gi du lieber Sirt 
Gieb uns fein cin Tids! 
Ei du lieber Hanns 
Gieb uns fein ein langs! 
Ei du lieber Thuma 
Lak ein Scheitlein fumma! 
Wir hören drei Schlüfjelein klingen 
Und uns ein Scheitlein bringen. 
Thfir und Thor ift aufgegangen. 


aa 


Im St. Iohannistrunter). „Ein gueter eatholicus 
Fir gewefen, und het fonderlich vil uf Sant Iohanns- 
gen; ſprach: zu welcher Zeit man eim ain drunt hutte in 
Ant Johanns Namen, follt das feiner abſchlagen.“ Beim 
ihentenabſchied in Bononia: „zum abftandt heiten fie alle nad) 
fiher Gewonheit wol gezecht, weren nad) dem Imbiß von ain« 
vr geſchaiden. — Im Abſcheiden Hetten fie ainandern St. 
bannsjegen zu drinken dargeboten und all getrunfen bis 
iinjungen Edelmann.” Weiteres „Kirhweih“ ©. 126. 127. 
Iimmerifäie Chrouit Ut 201. 

Im Reinharbshaufer Pfarrbuche fleht: „der an der Hoch 
übliche und überblibene St. Johanneswein gehört dem 
ter und muß felben der Mejmer in Pfarrhof bringen.“ 

Zu der befannten Geſchichte der drei dürren Brüder, 
nerifche Chronit IT 47; Germ. 14, 393, die den Nitter eine 
1, fügt ein Predigtbud) B. Wagners (Paſſions- und Blut- 
gten 1612 Freiburg) bei: „es war am Vorabend St. Johannis 
iflä, unſer Junfer jolle Johannesjegen trinten, welches er jampt 
n Diener gethan und ſchit letzlich ein wenig Wein über jeined 
Haubt ab.” Als er zum Galgen kam, hörte er die dürren 
er: „Edelmann, Edelmann jei dir gut, daß du St. Johannis 
getrunfen, zeuch Hin und laß die Toten Hinfüro an in Ruhe.” 
annia I 197. Ueber den ähnlichen St. Ulrichs Minnetrant 
nein Augsburg. Wb. 1864 ©. 419 fi. 

In der Biographie der ſchwäbiſchen Betha Bona (Zera- 
ıe Liebesflammen AltorjeWeingarten 1769) heißt 8 ©. 50: 
ın lezten Augenbliden) „richtete jie fih etwas auf und jih an- 
g erinnernd, wie Jejus am Kreuz vor jeinem Tod nod mit Gall 
ffig getränfet worden, verlangte jie St. Johannes Segen.“ 


Bergl. Felners Neue Alem. Gedichte. Vaſel 1803. ©. 192: 

& füchri di Heim zue in d'Muhli 

:tofje mer nonemol a mitem Glas und St. Johann’ Sege! 
3. der Wiener mervart von Karl Schädel, Clausthal 1842. 
3 umd die fundige Anmertung ©. 39. Vonbun, Beiträge zur 
m Mythologie, Chur 1862 S. 134. 





Arnold ichrich zu Roßens „Un 
Gottesdieniten in der ganzen Welt“ einen Anhang. 11% 
B. Strigenitius: „DO es wird viel Zaubern mit dem Johan 
trieben, es wirft mander einen toten Pferdefopf, der aufm 
gelegen ift, hinein, daß die Zauberei jol foınmen und fol { 
u. ſ. w. 


Alſo daß dieſelbige Sach die geweyhet wird über di 
Güte, fo ſy Hat durch die Meyhung aud ein abfonderliche heit 
befomnt wider die Beifter, wider das Hochgemwitter, Ja 
Herereien und allerlei natürlichen böfen Zufällen.“ 

St. Johannesfegen nah Herib. v. Salurn. Festiv. € 

Heribert v. Salurn Feſtiv. 5.370: Die Boßheit der Her 
berer zu verhindern, die fonft manchen Menſchen mit dem Wei 
Bofien maden und nit geringen Schaden zufügen, maſſen de 
Herengeſchmaiß ojtermals felbft in den gerichtlichen Ausiag 
haben, daß fie mit ihren Teufelsfünften in die Keller lommen ı 
Banzen Wein ausgetrunten haben. Wo man aber St Joha 
in e. Panzen oder Vaß Wein gefgüttet, da haben fie demfelt 
Wein nicht zulommen mögen.“ 

So haben unfere Voreltern und eiferige Chriſten alle 
geglaubt, dag wann fie in St. Johanns Namen od. wie ma 
jagen St. Johannesjegen trinfen werde ihnen kein 
widerfaren." a. a. O. 


Martinus Bohemus im Kirchenkalender 1608 S. 


So dürfen mir auch nicht an feinem Tage Tahter 






123 F 


Das Fareln in Kalw. Ueber der am rechten. Nagold 
Yer bingiehenden Straße, der Biſchof genannt, fteigt der öftliche 
das Thal begrenzende Berg fteil auf bis zu einer gewaltigen Felſen · 
mafe dem Hohen Felfen. Am Fuße deſſelben ligt ein altar« 
fürmiger Sandfteinwürfel nad) jeder Richtung 4—5‘ meflend. Am 
Tge nach dem Septemberjahrmarlte kommen feit unvordenklichen 
Feilen die Schulbuben jeder mit Fadel, einer mit dem Holzicheitle, 
tin anderer mit Reiſach verjehen zujammen, machen da feuer, 
finden die Fadeln an, unter Führung der ältern Jungen ber 
Shule beiteigen fie dem hohen Felſen, jauchzen, ſchwingen Die 
Bränder. Beim Abendglodenfegen ftellt man ſich in Otdnung 
kibenmäßig und zieht längs der Bergſeite anf die janft abfallenden 
Befen. Der Zug ift lang und für die Stadt ein herrlich Schaur 
diel. Auf dem Brühl unterhalb der Stadt werden die Fackelu 
feleſcht und zufammengetorfen, jo daß das gänzliche Verbrennen 
vr Reſte das Meine Nachſpil abgibt. Früher 3 Wochen ſich 
aiederhofend darf polizeifid nur mehr eine Mode die Sitte ſtatt - 
inden, 

Der Urjprung der Sitte ift, wie die Cberamtsbeichreibung 
531 bemerft, unbefannt. Ich halte für cin durch die Refor— 
ation verichobenes Funken- oder St. Johannesfeuer, deſſen Verr 
indnis abhanden gefommen ift. 





xv 
Kirchweih* 
Der Baier kennt nur ſein Kirta, der Rheinländer feine 
rmeß. „Unterhaltungen eines Kirmeßfreundes“ brachte 


Boltst. II 161 ff. A. 5 Reimann 287 ij. E. Meier 447 fi. 
ein II 176 ff. Montanus l 57 fi. „Die auff Gaſtereien, Vangeten, 
hzeiten ziehen, wie auch aui Kirchweihung, allein wie man ſagt 
wegen des Schlamps eſſen, trinlen, weltlicher Freud und Jubel kein 
er End vor ihnen haben, dann daß jie einander wellen blind voll 
em, wollen einander verblenden." ®. Wagner, Kirhw.-Brdgt. 1607. 





Tas Halb ſchwäb. Halb alemanniihe Kirbe iſt 
geſchrumpft aus Kirchen Weihe, Weihung (Kirchweihing 
Wendelsheimer Pfarrurbar v. 1548) und Kirta au 
Kirms, Kirmes aus Kird-Meffe (Feſttag). 


In Schwaben find die Localkirchweihen, die biß je 
und fortdauernd in ber Erzdioceje Köln gefeiert werben, 
Die Allgemeine oder Allerwelts-, Saua 
kirchweih gilt nur noch. 


Durch ein biſchöfliches Ordinariatscircular an d 
Kuratgeiftlichkeit in dem dieſſeitigen kurwürtemberg. $ 
theil, datiert v. 12. April 1804, unterz. v. Weflenber 
„Die mancherley Mißbräuche, die bey der jährlichen 
Kirchweyhen, melde bisher in den verſchiedenen Pfarr 
ſchiedenen Tagen begangen wurde, ſich eingeſchlichen he 
laſſen das bijhöflihe Orbinariat im Einverftändniß 
Kurfürftlihen Durchlaucht von Würtemberg und höchſtil 
ftelle in Ellwangen, zu verorbnen: daß von nun an b 
an die Einweyhung ſämmtlicher Kirchen in dem ganzen 
Bisthumsantheil am nemlihen Tage und zwar am 
im Oktober gefeiert werden ſolle.“ 


DieKirhmeih in Ehingen a. D. war befon 


zer . 


benlärm los. Alles gucte am dem himmelhohen Thurm hinauf, 
de 1. Jugend ſchrie aus Leibesträften : 

Kichweifan, Kirchweihſan, 

ſthei mir au a Zeltes “ra! 
Und fo giengs immer fort und fort. Auf einmal that der Du 
tomann (Thuemmwächter) 8 Fenfler auf und warf einen Krätta voll 
„hukla“ rab. Da giengs darauf als ob's Sauter Goldtubpf wären, 
bean Jedes wollte ciwas Ariegen. Aber der Dur a mann ſchüttete 
hogteid) auch einen Kubel voll Waßet herunter, da die Buben und 
Midhen patjchnaß wurden. Das war die Haupfgaude! Mit den 
dan Rleinen blieben Watter und Mutter in wolweislicher Werne 
Men: denn meben dem Bad gab's gelegentlich auch blutige Köpfe. 
Di Ding am noch 4 mal vom Thurme: bis dem Duramann 
Ehni und Waßer ausgiengen. Dieje Freude wachte der alte 
deramann ben Kindern bis zu feinem Tode aus eigenen 
Witten. 

Ein jog. fetter Kirhmeihbod wurde da und dort alter 
Gitte gemäß auch abgetan. 

Im Schorndorfiſchen gelten die Kirchweihen vil. Alt 
and Jung nimmt Anteil. Maien vor den Häujern mit Schau— 
Rüden behängt, die herausgeſpilt und herausgetanzt werden. In 
dingingen (Maulbronn) findet an der K. das Gaſſenmachen 
Aatt d. h. die Iedigen Burſche ziehen unter Mufit im Orte herum, 
fen vor des Pfarrers, des Lehrers u. |. mw. Haus aufjpielen, 
utürih vor der Geliebten Wohnung darfs nicht vergeſſen 
derden. 

Im alten Augsburg hatten fie die Jörgentirchweih, 
ie St. Ulrichskirchweih; die Michelikirchweih und die größte 
eute noch feftlich begangene Jacoberfirhmeih. Der bair. 
ugsb. Name Dult = Feittag, wird aud dafür gebraudtt. 

Die erfte ift eingegangen; die wichtigſte die lezte; eim 
btes augsburger Vollsfeſt, wobei die Riejenrettihe figurieren. Die 
autſche oder Schogge ergest auch Alte. — Das Jareinmal: 

Eh Julius geht vorbei, ift aud Yacobi-Rirremeih, 
Da fauft man in der Vorftadt ein 





Wie er von jeinem Weib wird beſchifſen. 

„Darnach fommt die heilig Kirchweihe, jagt das 
daran ein groß Gefreß ift under den Laien und P 
ander weit darzu laden.“ 

„Bei wenig jaren und zu unfern Zeiten nemlid 
do fein vil bauren bei einandern geweſen auf einer 
zu Nottenader. Uf den aubenbt, als fie all fat gew 
gebreuchli uf den firdmeihinen, das man vilı 
weins und gefreß, dann umb Gotes oder bettens ı 
tompt, do ift ainer under den bauren von den andeı 
und hat wider heim feren wellen. Dem hat ain and 
gebotten und gejproden: er joll hiemit Sant Jo 
drinten! Dijer ſprücht: „für war, ih hab bifen ı 
vil gedrunfen, das ich gar nit drinfen mag, jedoch 
Johannsjegen nit veradten.“ — Er fiel in bi 
diefelb am biefeften und ftrengeften der enden geloffı 
heraußgeholt. „ES fein die pauren alle darauf geft 
Sant Johannsfegen, den er im ermel mit im 
haus getragen darvon hab geholfen, welches villeu 
fein mag.“ In Munderkingen fiel ein Mezger in di 
zwei, bie ihn retten wollten, kamen mit erſterem glüdti 
achten, waver etwas an inen gelegen, fo weren fie e 
güetlich zu glauben: fie haben Sant Johannsfı 


A 


am 


nd zu ir geprender und verbienter ftraff Hingefürt werden, jon 
er ed ift von elfichen Hoflenten aim anderer jegen barfür uf 
ie Ban tommen, haift Sant Bernhartsjegen. Derſelbig 
die art und die kraft, wo er dargebotten, jo gibt es zum offe 
mal volle brüder und der jegen würt nit mit ainem drunf, tie 
tt ander, jonder mit großen gleſern und berjelbigen nit wenig 
Ägericht. Ich hab andy gejehen, das zu unfer lebzeiten eklicye, 
Sant Bernhartsjegen fo überffüfig angenommen, der- 
len under die zofj gefallen, arın und bain des jegens wol ent« 
finden haben.“ 

Alſo werden den merertail die alten ordnungen und chriſten⸗ 
Gegepreuch unferer loblichen und frommen Altvordern miſsbraucht, 
& geraten dergeflalt in min ſolchs unweſen, das der gemain man 
mad; ain lauters gejpött hieraus gemadit.” 

Ammerifche Ehromit TIT 201 f. 

Die Bruderfirhmweih in Schaffhauſen ward cinit 
Aid) begangen und zwar auf Sonntag Eraudi. Nach Stodar 
nd nach ihm Kirchhofer Jahrbücher 1838 S. 16) vergaßen da 
inge und Alte die ausgeftandenen Uebel. Nachbarn oder Au— 
dörige bezeugten durch perjönliche Theitnahme ihre Freundſchaft 
er Ergebenheit. U. 1520 beehrten die neuen Bundes ge— 
jjen von Rotweil die Stadt mit ihrem Beſuche, an die 
0 Mann waren es. Ale wurden gajtfrei gehalten und bei 
Abreiſe mit eincım Fuder weißen und roten Weines bejchentt. 
13 Wappen der Stadt zierte Faß und Wagen. Nicht unfojtbar 
t das Geſchenk, da als etwas Merkwürdiges wird, daß 

Saum weißer Wein um 10 fl. an einen päbjtlichen Yegaten 
fauft worden. Noch Hat fid) beim Volf das Andenken dieſer 
igen Feier ſprüchwörtlich erhalten durd den rohen Zuruf: 
tandi im Bruderhöfli! 

Die Kirchweihen werden immer nod) in ungebundener 
Ibarfeit gefeiert 3. B. in Enzflöjterle wird der Kirchweih⸗ 
3 3—4 Wochen vor dem Kirchweihſonntag verdingt, d. h. die 
gen Burſche fragen zuerſt bei einem Wirt an, ob er Kirchweih 
en wolle; ſagt er zu, jo wird bei ihm die Stelle eines Kirch- 









genug zu Mittag. Kinder und Gefinde erhalten « 
weihe ohne Ausnahme nene leider und wenn es « 
einzelnes Kleidungsftüd wäre. Im Wirtshaus begin 
tag Nachmittags die Mufit, der öffentliche Tanz a 
in der Frühe. Der Kirhweihbube hat die Mufifa 
Wirt zechfrei halten muß, zu zalen. Am Montag ı 
brochen biß in die jpäte Nacht hineingetanzt und wei 
find, die fi) nicht ſchämen würden, vom Tanz wegn 
Beitreitung der ganzen Kirchweihfeierlichleit veranftal 
weihbube mit feinen Kameraden eine Lotterie mit ehe 
& 6 fr., wobei ein Ring, Tabafäpfeife 2c. herausgeſpi 
mann in Gontribution gefeßt wird. Ueberdieß zal 
zerinnen eine Beifteuer von 12—30 fr. Gewöhnli 
nod ein Hammel erfauft und herausgefegelt. Früh 
den Reihen namhafte Beiträge, fo daß der Kirch 
nod einen Ueberſchuß von 10 fl. und mehr hatte. 
reihen die freiwilligen Beiträge faum zu, um die . 
ftreiten. 
DA. 8.0 fi 

Bon der Hilzinger Kirchweihe berichtet di 
Ehronit, daß bei „breitaufend perjonen an 
weren.“ 11295. 

Es gab auch Gloden die man des Jahres 


— — 


129 


5 Kirhenfpiegel von B. Wagner, Auguſt. Thierhaupten 1598 
1 500, 
Rirdweihlieder: 

Kirchmweih bleib do, bleib do1 

Kirhweih bleib dot 

Will dir a Kiffle geba, . 

Daf di kannſt nieberlegen. 

Rircweih. Bleib dot 

Und d’ Kirchweih ift heur und,feard, 

D’ Kirchweih ift alles weart. 

Riedweih bleib dao, bleib das! 

Dir dajnacht lommt au! 

D’ Kirchweih ift homma. 

D' Kirchweih ift dan! 

Rirchweih gang nimma 

Bleib allweil dao! 
Auge. fhmabiih. Mein Wo. 279. 

Kitbe bleib dao, bleib dao! 

’S find nur 3 Batza dao! 

Kilbe bleib dao! 
llenanniſch. 
Auf dem Hertfeld befommt der Hirte weißes Brot und Tor 
die Kleemeiſterin den Kirchweihluchen; des Kleemeiſters Knecht 
it Stroh. An der Kirchweih erwarten die Wirte die Kauf— 
. Handwerker, bei denen man das Jahr über zugejprodyen 
und dieſe laſſen was draufgehen. 
In dieſe Zeit fällt der Herbſt, allwo die Hirten, Schäfer, Ka- 
ger, Gänjehirten Werg u. j. m. erhalten. Im Krautherbft 
Irmen Kraut — jpäter im Herbft Flachs. Die Schenkung, ihr 
cehend, an Oſtern bejteht in Eiern. 
Kirhbrot an der Kirhweih. In Adelsried mußten 
firhweihjonntag (nad) Maria Geburt) 78 Kirhbrotlaibe 
; dritte Jahr 72) geliefert werden und zwar 10 Pflichtige 
168: 2 herrſchaftliche (v. Hl. Kreuz in Augsburg) Höfe 
en 24 Laibe. Der Pfarrer bezug 40 Laibe, der Mejner 
die Stuhlbrüder am Dome in Augsburg bezogen 18 Laibe. 

9 





eu vun wugiupe ya WE gechit MU put, au u 
hinauf; fam aber nicht mehr herab damit; das Ro 
bunden, hinabgelajjen werden: „mol abher in Hu 
teufel namen!“ fagte er befoffen. Er fuhr heim; a 
wars nicht geheuer; der Bäder Iegte fi ob einer 
Nah einem Reglement v. 1708 war bas Hi 
Jahrmärkten und Kirchweihen zum auswärtige 
geftattet, font aber zum Zechen „des gemainen Hi 
fremde oder auslendiſche Derter abgeſtöllt.“ Augsl 
Geiler von Keiſersberg in |. Predigten 1508 
„Alſo geſchicht 8 och mit den Kirchweihe 
mörften; biz misbrauchen die weltlichen zu jrer Seel ! 
Eine der wildeften Kirchweihen war die Günter! 
burg, 8 Tage nach Eprifti Himmelfart ; der Schau 
ften Ausſchweifungen, wie Bader im Diöcefan-Arhiu 
Des Zufammenfluffes von Menſchen befonders aus 
Menge Spilleute, Gaufler und Späſſemacher müde ı 
legen, ſetzten die frommen Nonnen es mit Erlaubnid 
durch, daß in der Allerſeelenoctav das Zeit abgehalte 
im 15. Ihd., die Verlegung a. 1440! 
Die Jura Contr. se. Zuttl. &. 640 bring 
die Zeit Ulrichs v. Wirtemberg anlangend: „fo fi 
Hochzeiten Kirchweyhinen, offentlich oder heimfid 





131 


nabtssQuftbarfeiten: alfo, dak mancher Iüngling, und Mägdlein alle Fahr 
nd, und alle ſtirchweyh in die alte vilfältige Todfünden fallet, niemahl 
unterlaht, und mithin iſt zu ſorchten, daß fie vil Jahr ungultig beichten, 
weile fie weder wahre New, und Vorfah Haben, über daß, was fie in 
der dehnacht, und Kirchwehh gefündiget, jondern immer in die alte Ber 
Igenfeil zu fündigen gehen, und im die alte Sünden fallen, vil Jahr nad) 
Ainander, Das Kirchweyh · Feſt ift eines aus denen vornehmften, und ift 
engeftelt zur Gedachtnuß, und Danffagung, daß der grofie Bott ſich milr- 
Biget bep uns in der Kirchen zu wohnen, und unſer Bebett zu erhören. 
Man folte Gott Toben, und aber mandesmahl ift auf dem Land der Kird- 
dahungs · Tag nichts anders als ein Freß ⸗ Tag, ein Tanyegeft, ein Buhl» 
%og, iin anderer Fafmadit-Tag, ein Berführung der Jugend: das ift ein 
uberantiwortliche Schändung des Tags des Herrn! Wehe denen, jo jelben 
Alle entheiligen, abermahl wehe! denen jenigen, welche darzu Helffen, und 
Ühr hauß darzu offen Halten! O armjeclige! fie machen ſich ſchuldig viler 
hanbter Sünden, Alies alem. Gebetbüdlein. 

Von der Kirchweyhung. „Umb die Kirchweyhung ift 
eß ein vralt Catholiſch allgemain Felt, dann eß im alten Teſta— 
ment herrlich celebriert vnd gehalten worden, aljo, das man nit 
ein, fondern 8 Tag darmit hat zuebracht. Im newen Teftament, 
in der ganzen Chriftenhait, in allen Stätten, Märtten, Dörfern, 
Anden (EinddHöfe, Algäu), Weilern auf dem Land ift 
th gib und geb.” Barth. Wagner, der Layen Kirchenſpiegel, 
Thierhaupten 1593 Bl. 69b. 

„Ein grojjer eifer war bey den Alten zu allerlai Weyhung 
der Kirchen; ein jeber wolt ſich dejielben thailhaftig machen. Zue 
den drey hochen Feſtabent, der geburt Chrifti, dei newen Jars, 
der Ht. drey König haben die frommen Chriſten den Priefter ges 
beten, daß er ihre Heufer wolle reuchen, jegnen, mit dem Wich- 
btunn beiprengen.“ Ebenda Bl. 71a. 

„Auff die Kirchweyhung fommen gute Freund, mit Weib und 
Rinder, legen die ſchönſte Meider an u. ſ. w. Auff den Kicch- 
weyhungen ift fain wainen, kain heulen, fain unmuet, fonder laut» 
ter Frewd — ift deß fingen fain end in der Kirchen, im Hauß, 
auf der Gaſſen — feind vil Kramer vnd merden jo wunberbar- 
liche Ding gefehen, das man fagt: ad), das hab ich mein Ieben- 
lang nie gejehen, was erdenft die Welt nit!" Ebenda Bl. 73b. 748. 


D 


140 


gemalien Bruftbilder der Zunftmeifter *) diefer Innung vom ſechtzehnien 
Hahrhundert an. Ebendaſelbſt jahen wir einen Polal, aus welden fe 
bei feierlichen Gelegenheiten den „Willlomm“ trinten und woran vuk 
Schauftüde hängen, die ihnen theils von Zunftgenofien geftiftet, theil 
von hohen Herrihaften zum Dante für geleiftete Dienfte verehrt workn 
find. Eines derfelben, von Silber, in der Form eines Herzens, trägt We 
wolgeprägten Bruftbilder von Franciscus und Maria Therejie 
neben einander. Darunter fteht geichrieben: „1745 den 19. October het 
eine erbare Mayſterſchaft beide kaiſerliche Majeftäten mit 43 Schiff vom 
Ulm abgeführt und find glücklich den 27. October erfreuli in Wien a 
gelommen.“ Ein anderes zeigt, daß die Schiffsleute von Ulm den br 
308g Carl von Würternberg mit bedeutendem Convoi nad Linz gefühel 
haben, 1758. 

Es ift noch heute ein gefunder und kräftiger Menfchenfchlag, der in 
feinem ganzen Wejen das Mittelalterliche und Städtifche nicht verleugad 
und die deutfche Biederbheit repräjentirt. 

Die junge Mannſchaft diejer Schiffer hält bisweilen ein Waſſerturrier, 
Schifferſtechen genannt, das ſchon ſeit Yahrhunderten befteht um 
während der reichäftädtifchen Periode, als die Zunft noch reidher wer, 
alle zwei Jahre abgehalten ward. Damals verwendete jowoL die Jnnung, 
als auch der Einzelne, viel Geld auf diefe mannhafte Beluftigung. Sat 
Um würtembergiſch ift, fehrt fie nicht in regelmäßigen Terminen mie 
der, fondern wartet eine befonders feftliche Gelegenheit oder anderweitige 
Aufforderung ab. In den festen 20 Jahren zählte man nur 3 Schiffer 
ſtechen, nämlich: Anno 1818, 1822, 1832. Bas im Jahr 1838 ward 
auf den Wunfd) der Ulmer Xiederfränze angeftellt. 

Folgendes war der Hergang der Sade: 

Zuerjt zogen dic fampfluftigen Jünglinge, mit ihren weihgelleibeter 

*) Nicht alle Mitglieder der ES chifferzunft find Meifter, was nut 
der werden kann, der das 30jte Jahr zurüdgelegt und ſich verheirathet 
hat. Trifft nun Beides zufanımen, jo kauft er fi ein 60 oder nd 
mehrere Schuhe Tanges Schiff und macht es, zum Beweiſe feiner Tüf 
tigfeit, flott, das ift, er muß ganz allein daS darauf gehörige Häusde 
bauen, die Ruderbänfe machen, die Rudel, welches die perpendicular Re 
benden Pfähle find, an denen die Ruder befeftigt werden, errichten; fur. 
Alles anfertigen, was zu cinem ausgerüfteten Schiffe gehört: jedoch bar 
er zu einiger Beihülfe einen Sinaben nehmen. Iſt ihm nun Ale ge 
lungen, jo hat er daS Recht, mit andern Meiftern zu lofen und zum er 
mal als Steuermann nah Wien abjufahren. 


133 





Ju Steinberg Ob. A. Laupheim werden in der Martind- 
d Nichaelisnacht ‚die Kinder befreundeter Familien mit Küchlen 
d Fleiſch bewirtet. O. A. B. 38. Um dieſe Zeit tragen da⸗ 
iſt Rinder und Erwachſene an Stangen beſeſtigte brennende 
rohbündel auf die Höhen der Umgegend und zünden euer an. 

Von Heilbronn berichtet die Ob. U. Beſchreibung ©. 63: 
8 Martinsfeft wird nicht gefeiert, nur Knaben vermummen 
Ind ala Pelzmärte, machen ein Getöje mit Schellen und 
fen wol aud) noch Erbjen an die Fenſter, daß die Scheiben klirren. 

9. 1597 erſchien in Thierhaupten, im Verlag des Kloſters 
t Schrift: Von der Martinsgans, eine ſchöne und mupliche 
tbig — wie und was geftalt wir St. Martins Gans een 
fm: (4°) von M. Melchior de Fabris Pfarrheren zu Aweren 
kw 

„Vorred: Die Alten aßen oder tranfen, oder theten ſonſt etwas 
wort oder im werf, jo theten ſy eß alles zu der ehr und Glory 
e3. Deromegen dann von jnen vil eufjerlihe und leibliche 
19 fürgenommen, durch welche fie zu erinnerung der innerlichen 
gaijtlihen ermanet wurden: al3 da ijt der Palmejel, das 
ab, die Aufferftehung, Auffart, Herablafjung der 
uben, Sonnenwend-Fewr, von alle andere dergleichen 
liche Geremonien der Kirden, die nichts anders fein, alß der 
m Bieder. Dann was fie durch das mort gehört, da8 wird 

gleich in dem werk fürgeftellt, auf daß ir gedechtnus darmit 
ft werde. Alſo Haben fie au St. Martins Ganns 
ohne ſonderliche Vrſach angefangen zu eſſen, deren ſich menigfs 
teiblich zu gebrauchen befleußt, aber wenig wißen die vrſach, 
tung vnd Bedeutung, werden aud wenig innerlich vnd gaift- 

darmit gejpeift. Dieweil dann jolde Gans bey den Ca— 

iſchen vnd andern jo gar gemain vnd angenem, hab ic oft 
vil vmb die Bedeutung gelerte Leut gefragt, Prediger gehört, 
dit ich Poſtillen mögen befommen, nachin geſucht, aber bey 
mehrern thail gar nichts, bei etlichen aber etwas gar wenig 
nden, daran da mein begir nit erjettigt vnd ich bei mir felbit 
ht, die ſachen ſeien eines größern Nachgedenken werth.” 








in ehren gehalten wirdt, das menigflid) von derjel 
thut hörn jingen vnd jagen, janod viel I 
vnd wiſſen doch nit woher eß fombt oder warumb « 

Sodann wird ausgeführt: „der Wachſamkeit hi 
das Thier von jeher jo hochgehalten. Die einzelnen € 
auf die Wachfamteit, fyinbolifh die Martinsgans, Hi 
den Handwerkern heißt es: Dieweil ihr das Jar 5 
Sant Martins trinkel zu ſuchen im Brau 
zu Zeiten die Gans mit inen zu eßen pflı 

Martinus Bohemus eifert in jeinem Kirhenfale 
1608 ©. $ 87 gegen das Gänſe -Eßen an St. Bı 
„Auf Burchardi hat das gemeine Völkfein einen $ 
gute gemeftete Gänfe vnd halten eine ſtadtliche Zeche 
zu einem porco dber dem Burdhardo wird. Weld 
der gute Dann bei Lebzeiten gewußt jm ein jdlı 
warb gewejen fein.“ S. 617 ftehtein langes Lob di 
Gansleber jei ein Herreneken. Bon Et. Martin 
der Moft zu Wein. 


xvu 
Allerheiligen und Allerfeelen *). 


In der Reit dead 1 und 9 Manemhora Führt u 


135 


In Rangendingen waren jog. „Sailenäder* (Stelenäder). 
Aug dem Ertrag diefer Meder wurden die fog. Saiten (das be— 
Kannte mehfteinförmige plattgewaljte Badwert mit 2 Endzipfeln) 
Aaden und im der Kirche vom Heiligenpfleger an die armen 
Kinder verteilt. 

Hatte auch die Sitte Wein und Brot zur Bencdiktion in die 
fire zu tragen früher ob Misbrauchs obrigfeitliche Einfhränfung 
rlitten, jo war doch, weil es den Armen galt, das Allerfeeienfeft« 
kat nicht damit inbegriffen. Umer Verordnung 15. Ihd. Schmid 
Bh. 491. - 

Ueber die Beſchentung der Kinder von Seite der Zauf- und 
Yimpaten ſieh Vollst. IL 167. 

Die Namen des Brotes find Sealbroat*), Scalbroat- 
übe. Augsb. Wo. 384, 

Sealameahl eine uralte Gabe an Ort3arme in Dirlauingen ; 
no als Gabe an den Lehrer erhalten. Seelnapf (Ober 
mb.) Ilertal. Seelenwede, Gräters Jduna und Hermode. 
Al, Monat Nov. 

In Memmingen beftand eine Stiftung für Hausarme und 
wwärtige Arme, der gemäß immer an Allerheiligen und Aller 
den die Seelhauspfleger im den Ziegelftadel hinausgiengen 
id Almoſen austeilten. Vorher Anſchlag an der Kirchtüre. 

In Ravensburg pflegte bei Reichsſtadtzeiten der ſtädtiſche 
ettelvogt mit den armen Spitälerinnen und den armen Weibern 
erhaupt in der Stadt herumzugehen: auf den Bettel. Die Weiber 
teten wie üblich ein Vaterunfer. 

In Ehingen a. D. gieng man auf die Gräber in Begleitung 


*) Auch in Schwaben Haben fih bei den Proteftanten unzäßlige 
!räude des Katholizismus im Ehbaren erhalten. Die Seel- 
den, die Baftendregeln. Die Erbien am Freitag u. |. m. 
gegen mennen die Proteftanten die Schneden ein katholiſches Ehen. 

Birtemb. Ihrbucher 1887. 189. Ueber die uralten Drehen fieh 
ida 1838, I 41. 





Tage von Allerjeelen feilgeboten, oder die Brotgebäde 
genannt. 

In Wehingen auf dem Heuberge brennt alles w 
ſchlecht vom älteften bis zum Meinften Kinde, was zur 
oder getragen wirb, ein Wachslicht. 

Im Wertadhgebiete werben noch da und dor 
Tenbrezgen an ben Grabjteinen und Kreuzen herum 
denen Nachts natürlich fauber aufgeräumt wird. Go fı 
handſchriftl. Buch, ſonderlich legen die Augsb. Bist. Bı 
Grab mit einer Kerzen oder zwuo.“ 


In einem Augsb. ehmals angehörenden Loßbuche di 
Odſchrft. werden Thiere redend eingeführt. Der F 
unter andern: 

So merle eben was ich dir ſag: 

Du geleicheſt den Kindern am Allerſeelentag 

So ſy lauffent von Haus zu Haus 

Und ſchrehent vil fruo: Steinkuche n berar 
Kirhenfhmud Bd. XIII 2. Heft ©. 58. (Gtuttgert, Mezler.) 

Am darauffolgenden Allerfeelentage erhielt 
giofe (im Benedikt. Mlofter zu Donauwerd) wie gem 
große Eyerbregel, die da etwa brei Pfund wog. { 
ners Leben II 7. 





143 


nicht nur der Stoß des Gegners, fondern aud der Gegendrud des eigenen 
Eiskes aus der Haltung bringen kann. Liegt Einer zu weit vor, jo hat 
er u befürchten, in den eigenen Kahn hineinzufallen, was ſchmählich und 
wihrlich iſt. Gewöhnlich ftürzt der Ueberwundene jeitwärts rüdlings in 
den Fluß und wird ſchwimmend von feinem Boot aufgenommen. Hat 
N ein Reuling ſehr ſchlecht gehalten, fo erhält er bei'm Heraufziehen 
von den Ruderern einige Schläge auf die naflen posteriora. Oft ge 
Wicht eb, daß Beide zugleich die Haltung verlieren und mit einander 
fallen. 


Kecht ergöglich ift es, wie fie ihren Rollen getreu bleiben. Die Ar⸗ 
lenins, 3. B., fchnitten ihre Befichter, machten Faxen und drehten fid 
lin auf dem ſchmalen Kiele, ftießen dagegen, gleihjam um das Pub» 
Klum zu täufchen, nicht auf einander, fondern parirten die fingirten Stöße 
mit dem Speere. Befondern Spaß machten die Masten aus der Zopf- 
Fi Die Dame mit ihrem Fächer verneigte fi fort und fort cofettirend 
und repräfentirend vor den Zuſchauern und der alte Philifter, der ſchon 
nitternd heranfuhr, Tieß fi gutwillig von feiner Hälfte hinunterftoßen, 
worauf fie mit den Lächerlichften Beberden ihren Triumph feierte, wäh. 
vend der Gemahl jämmerliche Fragen ſchnitt und nur mit Mühe das Boot 
erlletlern zu können ſchien. 

Indeſſen ward nicht immer Spaß getrieben: Die kräftigen Burfche 
verießten fich im Verlaufe des Spiels recht Iebhafte Stöße und es galt, 
übte Kunft und Gewandtheit zu bewundern. Die zwei Ritter hielten, trotz 
ihter ſchweren Tanzen, dreimal ohne Erfolg den Umgang, und unter den 
Veißfiſchern bewies befonders Einer glänzende Tapferkeit. Bon ihm wurde 
der fiegreiche Ritter auf feinen fünften Umgange binabgeftoßen, wobei 
indeß Beide fielen. 

Arı Schluſſe des Stechens warfen fih Alle zumal in's Waſſer, um 
nah folder Anftrengung ihre Kunftfertigleit im Schwimmen zu zeigen. 
Wie übrigens die Kraft des Menfchenalters dennoch abgenommen hat, 
beweif’t der Umftand, daß noch vor einigen Decennien von den Rittern 
mit Ipigen Tanzen in eifernen, 60 Pfund ſchweren Harnifchen gelämpft 
Bard, was jet des Schwimmens wegen für zu gefährlich gehalten wird. 

Es wäre nur zu wänfchen, daß dergleichen Vollksfeſte in Deutichland 
Iımer mehr verbreitet und auf verſchiedene Arten von MWetteifer in för» 
erliher und geiftiger Hinficht angewendet würden. Ein neues Olympia 
teilich kann nicht immer erſtehen; aber dennoch manches Talent, manche 
Kraft durch den Sporn der Deffentlichleit fich entfalten und ein gemein- 
mes Streben nad Borzligen aller Art erwachen. Reimann 372 ff. 


Fiſcherſtechen in Augsburg. Bon Stetten II 177 


144 


berichtet: Fiſcher ſtechen wurden in ältern und neuern Zeiten 
zumeilen auf den Waflergräben oder dem Bach mehr von fremden 
als von hiefigen Fildern gehalten. A. 1561 ward eins durch 
die Fugger den kaiſerlichen Prinzefjinnen, die damals bier waren, 
zu Ehren veranlaßt. Sie ließen dazu die Stecher auf eigne Koflen 
kleiden. 

Anm. Berühmt war das Halloren⸗Stechen zu Halle im Reaper 
burgifchen. Die H. üben ſich von früher Jugend an im Tauchen uhr 
tiefes Waſſer. Sie flellen, jagt Schulz, die Deutfchen, Wien 1807 6. 1%, 
jährlich ein paarmal ein fog. Halloren» oder Fiſcherſtechen m. 
Alle weit gekleidet, im Zuge mit Muſik nah dem Waſſer, mo angeiee 
men fie von der Brüde hinabfpringen, fi) in Kähne begeben, worauf WS 
Turnier anhebt. Wer in’s Waſſer geftoßen wird, ift befiegt. Der 3 
geht wicder zurüd zu Spiel und Tanz; fie befommen viel Geſchenle. 


2 Das Scharlahrennen in Nördlingen. 


Auf der Kaiferwieje ward ein Zil von Stroh audgefrft 
wer es zuerft im Nitt erreichte, erhielt ein Stüd Scharlad) al 
Preis. N. 1442 wird in Rechnungen des Scharlachtuchs ermöhrt 
„darum man in der Meß rannte”. Pferde oft mit ſchweren Ste 
nen beladen und mit ſchwer geharniichtem Ritter madjten de 
Rennen. Fechtmineiſter und Armbruftihüßen fanden ſich ein. In 
16. Ihd. erloſchen. Joh. Müller ©. 47. 

Die Gefellenfteher von N. waren befannt und nicht 
ſelten nach Um und Augsburg geladen. Ihr Stechen brachle Ge⸗ 
wapnete und Bürger auf die Beine, ſamt dem Stadtamimam. 
Sadträger, Scharwächter, Weinzieher Hatten Stangen und hal 
den Gefallenen auf. Die Thore mit Gafjenhauptieuten bejezt, M 
oft Kübel ſtatt Helme auf hatten, ftahen auf der Straß md 
machten die Narren. S. 47. 


3 Turnmidele, Midhaelitag. 

Am 29. Scptember, dem Michaelstage, war in Augsbun 
großes Feſt. Von 6 Uhr Morgens bis 6 Uhr Abends fam dab 
uralte Wahrzeichen zum Vorſchein. Der Erzengel Michael fe 
beim Stundenjhlag oben am Perlachturm hervor und floh va 


139 


affer geworfen wird, beim zweiten Gange aber der Bäurin 
tie Loos widerfährt. Bei den übrigen Streitenden gift 
ver That ftchen zu bleiben und den Gegner in das Waller 
fen. Den eigentlichen Sieg, mit allen Kämpfern mehrere 
u flechen und von feinem überwunden zu werben, errang 
Keiner. Das herrlichfte Wetter begünftigte dieſes heitere 
ft; die ungeheure Menge von Zufchauern an den beiben 
der Donau und der terajfenförmigen Anhöhe auf der wir= 
iſchen Seite (es mochten wol 8—10,000 jein) gewährte 
Öchft erfreulichen und malerischen Anblid“ *). Schmid im 
®b. 193: „Seit 1817 iſt es aud in Ganflatt üblich, 
pt aber eine jo alte und verbreitete Voltsbeluftigung, daß 
itampf im engliſchen Rechte boatswain battle Fiſcherlampf 
wird.“ — Grimm. Wb. III 1685 : „ein Spiel der Fiſcher 
a Waffe.” Ohne Nachweis. 


Das Eifferftehen zu Ulm. 

Das Ruder tönt, die leichten Seegel ſchwellen, 

Gelichtet find des Schiffes Anter ſchon, 

Und bei der Schiffer lauten Jubelton 

Durchfliegt es leicht die ebnen Spiegelmellen. 

2. Nöller. 

» Schiffer der ehrwürdigen mweiland Neihsftadt bilden, der That 
& eine eigene Innung, welche geachtet und wolhabend ift. Eie 
ieles von ihren althertömmlichen Sitten und Gebräuden beiber 
ind bewahren fchägenswertge Andenken aus früheren Perioden. 
gt jogar in einem Gafthofe an der Donau die mit lebhaften Farben 


Franz X. Bronner in jeinem Leben erwähnt einer Idylle „das 
ftechen“ die er machte II 6: „Ich dichtete unter dem Titel: 
te Fifſcher eine Robinfonade nad) meiner Art und die Idyllen: 
ſcherſtechen, der Dieb, die belohnte Wolthat, der Kuchen u. |. w. 
S. 160-170. 3. Bandchen der Schriften Vs. frühere Fiſcher- 
ınd Erzählungen, Zürich 1794. Als Anmertg.: Es verftreiht ſelten 
‚ in welchem nicht aud) jest noch ein ſolches Fiſcherfeft, entweder 
oder zu Augsburg, Donaumwerd. Neuburg, Regensburg u. ſ. w. 
pird. 


Alle in's Wafler gefallen find. Sollte Einer mit Wllen ber ! 
den Umgang gemacht haben und doch troden bleiben, fo iR er 
Seftes, d. h. er darf auf dem Balle, welchen Abends die Sch 
Mädchen geben, in feinem Coſtüm erfcheinen und tanzen. Ei 
Preis giebt e8 nicht, damit „die gute Harmonie” unter den ( 
Halten werde. Dagegen werden die Geſchenke am Hauptſpeer 

Kämpfer verloßt, jo daß Jeder Etwas gewinnt, nur mit ti 
ſchiede des Werthes. Wuc hängen zu dem Stechen die Mäl 
Freunden alte Medaillen von Gold oder Silber an ſeidenen bi 
dern an, deren uns mehrere gezeigt wurden. Sie find finntei 
aus dem fiebzehnten und achtzehnten Yahrhunderte, mit Wappe 
Schriften, ohne Zweifel Geſchenke der Reichsftadt an die Inm 
einer derſelben fieht man Ulm mit dem Münfter und die 

Ulma praesidio numinis tutissima (Ulm, unter dem Edi 
fiher ftehend). Auf einer andern fteht: Pro patria cuncta 

et ferre parati (für das Baterland Alles zu thun und zu lei 
1622. — Wie diefe Geſchenke von Generation an Generation 
fo auch die Rüſtungen. Heuer war e8 der Fall, daß nach achtz 
zwei Söhne in demjelben Coſtüme wie die Bäter einander 
ſtanden. 

Ihre Waffen find lange hölzerne Speere, unter dem Arme 
Anhalt und vorn mit einer runden hölzernen Kappe verſehen. 
tragen ſchwere Lanzen, die eben deßwegen an der Gpige mit 
polftert find. 


Mare man ainabaen Dunn mL MN.C.el.w»Bi... 2! 5%, 


143 


mt nur der Stoß des Gegners, jondern auch der Begendrud des eigenen 
Eiskes aus der Haltung bringen kann. Liegt Einer zu weit vor, jo hat 
& zu befürchten, in den eigenen Kahn hineinzufallen, was ſchmählich und 
elährlih if. Gewöhnlich ftürzt der Ueberwundene ſeitwärts rücklings in 
den Fluß und wird ſchwimmend von feinem Boot aufgenommen. Hat 
M ein Neuling ſehr fchlecht gehalten, jo erhält er bei'm Heraufziehen 
von den Ruderern einige Schläge auf die nafien posteriora. Oft ge 
* et, daß Beide zugleich die Haltung verlieren und mit einander 


Recht ergötzlich ift e8, wie fie ihren Rollen getreu bleiben. Die Ar: 
Iguins, 3. B., fchnitten ihre Befichter, machten Faxen und drehten fich 
tünſtlich auf dem ſchmalen Kiele, ftichen dagegen, gleihjam um das Pub- 
Kam zu täufchen, nicht auf einander, fondern parirten die fingirten Stöße 
mit dem Speere. Belondern Spa machten die Masken aus der Zopf- 
Fi Die Dame mit ihrem Fächer verneigte fi fort und fort cofettirend 
ud repräfentirend vor den Zufchauern und der alte Philifter, der ſchon 
zitternd heranfuhr, Tieß fi) gutwillig von jeiner Hälfte hinunterftoßen, 
worauf fie mit den Tächerlichiten Geberden ihren Triumph feierte, wäh» 
zend der Gemahl jämmerliche Fragen ſchnitt und nur mit Mühe das Boot 
elettern zu können ſchien. 

Indeflen ward nicht immer Spaß getrieben: Die kräftigen Burfche 
verfegten fich im Verlaufe des Spiels recht Iebhafte Stöße und es galt, 
ihre Runft und Gewandtheit zu bewundern. Die zwei Ritter hielten, troß 
ihrer ſchweren Zangen, dreimal ohne Erfolg den Umgang, und unter den 
Veißfiſchern bewies beſonders Einer glänzende Tapferkeit. Bon ihm wurde 
ber Regreiche Ritter auf feinem fünften Umgange Hinabgeftoßen, mobei 
indeß Beide fielen. 

Am Schlufle des Stechens warfen fih Alle zumal in’s Wafler, um 
nad folder Anftrengung ihre Kunfifertigkeit im Schwimmen zu zeigen. 
Kir übrigens die Kraft des Menfchenalters dennoch abgenommen hat, 
beweiſt der Umſtand, daß noch vor einigen Decennien von den Rittern 
mit ſpitzen Lanzen in eiſernen, 60 Pfund ſchweren Harniſchen gekämpft 
Word, was jetzt des Schwimmens wegen für zu gefährlich gehalten wird. 

Es wäre nur zu wünſchen, daß dergleichen Vollsfeſte in Deutichland 
Immer mehr verbreitet und auf verſchiedene Arten von Wetteifer in für» 
Herlicher und geiftiger Hinficht angewendet würden. Gin neues Olympia 

ilich kann nicht immer erfichen ; aber dennoch manches Talent, manche 

Kraft durch den Sporn der Deffentlichfeit ſich entfalten und ein gemein- 
Tames Etreben nad Vorzügen aller Art erwaden. Reimann 372 ff. 

Fiſcherſtechen in Augsburg. Bon Stetten II 177 


144 


berichtet: Fiſcherſtechen wurden in ältern und neuern Zeile 
zumeilen auf den Waffergräben oder dem Bach mehr von fremde 
als von hieſigen Fiſchern gehalten. A. 1561 ward eins dur 
die Fugger den faiferlihen Prinzefjinnen, die Damals hier ware 
zu Ehren veranlaßt. Sie ließen dazu die Stecher auf eigne Koſt 
kleiden. 

Anm. Berühmt war das Halloren⸗Stechen zu Halle im Megd 
burgifhen. Die H. üben fih von früher Jugend an im Tauden unt 
tiefes Waſſer. Ste ftellen, jagt Schulz, die Deutichen, Wien 1807 ©. 16: 
jährlich ein paarmal ein fog. Halloren» oder Fiſcherſtechen a 
Alle wei gekleidet, im Zuge mit Mufil nach dem Waſſer, wo angelem: 
men fie von der Brüde hinabfpringen, fi in Kähne begeben, worauf Mei 
Turnier anhebt. Wer in's Wafler geftoßen wird, ift befiegt. Der I 
geht wieder zurüd zu Spiel und Tanz; fie befommen viel Geſchenle. 


2 Das Scharlahrennen in Nördlingen. 


Auf der Kaiferwieje ward ein Zil von Stroh audgefelt 
wer es zuerſt im Nitt erreichte, erhielt ein Stüd Scharlahh als 
Preis. N. 1442 wird in Rechnungen des Scharlachtuchs ermöhrt 
„darum man in der Meß rannte”. Pferde oft mit ſchweren Si 
nern beladen und mit ſchwer geharniichtem Ritter madjten de 
Rennen. Fechtmeiſter und Armbruſtſchützen fanden ſich ein. JM 
16. Id. erlojhen. Joh. Müller ©. 47. 

Die Gefellenjteher von N. waren befannt und nicht 
ſelten nach m und Augsburg geladen. Ihr Stechen brachle Ge⸗ 
wapnete und Bürger auf die Beine, jamt dem Stadtamimaut- 
Sadträger, Scharwächter, Weinzieher Hatten Stangen und half 
den Gefallenen auf. Die Thore mit Gafjenhauptleuten bejeg, die 
oft Kübel jtatt Helme auf hatten, ſtachen auf ber Straß m? 
machten die Narren. S. 47. 


3 Turnmidele, Midhaelitag. 

Am 29. September, dem Michaelstage, war in Yugkbetf 
großes Feit. Von 6 Uhr Morgens 5i8 6 Uhr Abends fam de 
uralte Wahrzeichen zum Vorſchein. Der Erzengel Miderl fon 
beim Stundenihlag oben am Perlachturm hervor und ftad do 


BE En _ — 


us - 


Draden, Am Eifenberg unten ſtunden Zaufende und warteten 
Rs Spieles. So oft «8 anſchlug traf der Stich den Draden. 


Tas Ynhreinmal: 
Gewiß muß man auf den Perlad gehn 
Den Turm-Mideli da zu jehen, — — 
Auch zeigt ſich jest mebft anderer Burft 
Gemeinlich Waldmanns Hanswurſi. 
8. Stetten, Erläuterungen 97 ſagt: um Bolt herbeizuloden hat 
Man an Mihaeti-Kirhiweig die finnreihe Maſchine des Thurm - 
- mihel erdadht und ihn jeine Exercitien machen laſſen, das in den 
allen Zeiten große Bewunderung erregt haben mag, heutzutag aber 
den Kindern gefällt. Vielleicht ift er jonft auf dem alten Rate 
haiſe geftanden, che das Uhrwert auf den Perlach gefest ward. 
Cine Geſchichte ift noch nicht genug unterſucht, ich will aud) nicht 
U der enfte jein, der fi dran wagt. Andere jagen, es ſei ftatt des 
alten Götzen St. Midaelsbild angebradt worden. A. 1616 ift 
der Zurnmichele auf Magiftratsbefehl von Chriftof Murmann 
defertigt worden. Der gejdidte Uhrmachet Hans Schlym wußte 
das Bild mit jeinem Uhrwerke zu verbinden. 
Anm. Vrgl. mein Augsb. Wb. 128 f. Schmeller I? 1561. 
Eine Reihe Chronijten gedenten uralter Feſtlichleiten am St. 
Nigaelstage. „Die Göttin Cijaris haben fie vereret und ir 
du gefallen ein Jartag und herrlichen Umbgang gehalten an St. 
Nichaelsabend, am weldem jie nad) altem Gebraud noch beutigs 
Tags auch die Kirchweih und Jahrmejj begehen.” Augsb. Wb. 336. 
An dem Vorabend mußte der Vürgermeiiter unter Sang und 
Mang, unter Vortragung von Lichtern durd die Stadt reiten. 
Ute Rechnungen bringen immer genau die Auslagen. 13 Knechte 
muflen mitreiten, nachher Gelage, Tanz. Der Wadjsverbraud) 
für Rerzen um die Stäbe war fein geringer. „Drei Pfeifern 
dom Tanz uff Midaelis; Zanzterzen*u. j. w. 1469." Zu Ende 
bes Mittelalters wird auch dem mitreitenden Vogte eine Spende 
verrechnet. Wb. 336b. 
Anm. Die älteften Kirchen Schwabens und Alemanniens find die 
Miqhaels kirchen: fo die auf dem Hohenzoller. Ferner die einer mädhe 


figen Burg gleihende bedeutende alte Michaels karche dor dem obern 
10 











Thore, außerhalb der älteſten Mauer und die Stadt Hall dominierertd. 
Nach der Sage war es wirklich einft eine Burg. Better, über das rö- 
mifche Anfidlungs- und Befeſtigungsweſen u. ſ. w. Karlsruhe 18688. 31. 
Zimmeriſche Chronik. 

Auf einer Anhöhe bei dem Weiler Scharben ſtand die Burg Eiien- 
dorf „Burghalden“ Heute noch benannt. Nahe bei der Ruine iſt der 
Michelſtein (mol von michel,groß), ein großes Felfenftüd, dem eine Quelle 
entipringt. Es war ein alter Wallfartsort und die Duelle eine berühmte 
Heilquelle. Waldfee u. |. Vorzeit 369. Die berühmte Michaeliste⸗ 
pelle auf dem Wunnenftein, vor Jahrhunderten ſchon hiſtoriſch: jo im 
Bauernfriege. Auf dem Limberg im Reidlinger Thal (Hodfidien 
Ted 1864 S. 103) war eine uralte Michaelscapelle, Wallfartsorl, 
der Möncdhmeg führte zu ihr. Auf der Stelle der alten Kirche if int 
der Kindleinsbrunnen, defien Wafler auch im Sommer nicht verfet. 

4 Der Bauernfonntag heißt der zweite Sonntag nd 
Trinitatis oder der dritte nad) Pfingften, in Nördlingen, dem Rich 
überhaupt, jowie auf dem Shertfeld befannt. Großer Mefietgg: 
alles läuft nad Nördlingen. Es dauert 14 Tage und hebt om 
Sonntag Trinitati8 an. Die Bauern holen ſich ihre unenlbeht⸗ 
lichen Teldgeräte und Waaren. Auch die Ipfmeſſe wir zu 
gleicher Zeit bejucht,; aber erjt Nachmittags. Der mit den role 
Anfangsbuchſtaben de8 Namens verjehene Armlorb darf nidt 
fehlen. Schöttle. 

Anm. Vergl. Haltaus, Jahrzeitbuch 1797 ©. 258. 


XIX 
Angsburgifdes Jareinmal*). 
Vorrede über das Augspurgiſche Jareinmal. 
Hier folget nad der Monat Zahl, 
Was man zu Augspurg's Jahr einmal 
Zu ſehen oder zu begehen, 
. R 
*) Tie Reimerei ftammt aus der Mitte des vorigen Jahrhundert: 
einen Abdrud davon brachte von nıir die Germania 17. Bd. S. 86; colla⸗ 
tioniert und nach der urjprünglichen, wenn auch pedantifchen Schreibweiſe 
bier wiedergegeben. Einige Bruchteile find ſchon oben zerftreut mitgeteilt, 
ih hielt e8 für pafiend, das Ganze einer verdienten weitern Merbreitung 
nicht vorzuenthalten. 








ſamnarius. 


ruarius. 


147 
Einmal kann ja nicht oft geſchehen, 

So ſcheint es zwar, jedoch, wann wird 
Zuſammen all dies Zeug ſummiert, 

So wird nicht von dem beſten Leben 

Bei manchem es ein Facit geben, 

Aus vielen Mährlein kommt einmal 
Davon es endlich lautet kahl. 

So meld ich dann vor allen Dingen: 

Das Neu⸗Jahr fangt man an mit Singen 
Und Johlen alle Gaſſen voll, 

Daß man darob möcht' werden doll: 

Da dann das Pfeifen, Geigen, Paucken 
Zu ſtiller Ruh kann trefflich taugen. 

Um dieſe Zeit iſt der Gebrauch, 

Daß man beſuch' die Kripplein auch, 

Da kann man Wiegen-LTiedlein hören, 
Geſchicht's Jahr einmahl, wer wollt es wehren. 
Gibt es ein’ Bahn zur Schlitten⸗Fahrt, 
So findt man fi gar bald gepaart, 

Ums Städelein und die Röhr⸗Käſten 

Geht allezeit der Zug am beften. 

Der Jäger macht wohl jelbft die Bahn, 
Daß dur die Au man fahren fan, 

Und in der Stadt madt man ein Rädli 
Und thut im Wirths⸗Haus dann ein Thätli. 
Iſt dann der Froft jo ftard und ſcharf, 
Daß man dem Graben trauen darf, 

So thut man aud die Müh nicht jpahren 
Und jehen auf den Edylittihuh fahren. 
Im Hornung gibt e8 dieje Freud, 

Daß fih annaht die Faßnachts⸗Zeit. 

Da wird fi vor der Thür und Schwellen 
Der Holla- Mütterly einftellen, 

Und laden zu dem ſchönen Feſt 

Wozu es da und dort gibt Gäft. 

Auf die Reduten wird mit Hauffen 

Die ledig Burſch zu der Zeit lauffen, 
Auch, dag man meynt was jhöns zu jehn, 
In die Faßnachts Comidi gehn. 

Gleich fällt mir noch ein Stücklein ein, 


Martius. 


Aprilis. 


148 
Man hört in Reimen hübſch und fein 
Den Sonmer und den Winter ftreiten, 
Welch'r beſſer fei zu diefen Zeiten. 
Auch nimmt jegt mander für den G'ſchlier 
Ein Taften-Pregen zu dem Bier. 
Stiht nun das Graß ein wenig vor, 
So fehnt man ſich glei vor das Thor, 
Macht keinen Merzen-Staub die Sonnen, 
So geht man wenigft in G'iſund⸗Vronnen, 
Es ift ein leichts das Kinder freut, 
Und denen Alten kürkt die Zeit. 
Will man nod) mehr Ergögung haben, 
So geht man an den Hirſchen⸗Graben, 
Und zeigt den Kindern diefe Thier, 
Lockt fie dann mit dem Brod berfür, 
Geht wohl der Aehni ſamt der Ahnen, 
Und zeigt den Endeln jelbft die Schwanen. 
Noch ift zu diejer Zeit bemuft 
Dem Frauenzimmer eine Luſt, 
Daß man geht in das Feyelen⸗Zopffen, 
Da gibt e8 manden armen Tropffen, 
Der da gezopfit wird mit dem Maul 
So bei dem Weib8Vold Selten faul. 
Wenn Sftern bald heran will fommen, 
Wird der Gebraud in acht genommen, 
Daß unter die Kirrweih man geh, 
Und ja den Palmen-⸗Eſel jeh, 
Die Kinder au darauf läßt reiten, 
Geſchicht's Jahr einmahl, was ſoll's bedeuten? 
Bald folget die Proceſſion, 
Man blieb nit um viel Geld davon, 
Daß man das Geiklen nıdt jollt fehen, 
Desgleichen zu den Gräbern gehen. 
Kommt Oftern, fo legt Eyr der Haas, 
Sowohl in Häufern als im Gras. 
Am Oſter⸗Dienſtag darf man glauben, 
ft eine Freud ums Eyer-Klauben, 
Früh nah Hausftädten geht die Reiß, 
Gleich nah der Predigt, wie man weiß. 
Iſt Oftern kaum acht Tag vorbey, 


ar 


Einmal lann ja nicht oft: geſchehen, 
So ſcheint es zwar, jedoch, warn wird 
Zuſannnen all dies Zeug ſunmiert, 
So wird nicht von dem beſten Leben 
Bei manchem es ein Facit geben, 
Aus vielen Mahrlein tommt einmal 
Davon es endlid) lautet lahl. 

Yanuarius. So meld id dann vor allen Dingen: 
Das Reu · Jahr fangt man an mit Singen 
Und Johlen alle Gaſſen voll, 

Daß man darob möcht" werden doll: 

Da dann das Pfeifen, Geigen, Pauden 

Zu ftiller Ruh kann refflich taugen. 

Um dieſe Zeit iſt der Gebraud, 

Daß man beſuch' die Mripplein auch 

Da fann man Wiegen-Liedlein hören, 

Gejcicht's Jahr einmahl, wer wollt es wehren. 

Gibt es ein’ Bahn zur Schlitten-Fahrt, 

&o findt man fid) gar bald gepaart, 

Ums Städelein und die Röhr-Räjten 

Geht allegeit der Zug am beften. 

Der Jäger macht wohl jelbft die Bahn, 

Daß dur die Yu man fahren far, 

Und in der Stadt madt man ein Rädli 

Und thut im Wirths-Haus dann ein Thätli. 

A dann der Broft jo ftard und jcharf, 

Daß man dem Graben trauen darf, 

So thut man aud die Muh nicht jpahren 

Und ſehen auf den Schlittſchuh fahren. 
jebruarius. Im Hornung gibt es dieje Freud, 

Daß fd annaht die Fabnahts:Zeit. 

Da wird fi vor der Thür und Schwellen 

Der Holla-Mütterly einftellen, 

Und faden zu dem jehönen Feſt 

Wozu es da und dort gibt Gäft. 

Auf die Reduten wird mit Hauffen 

Die ledig Burſch zu der Zeit laufen, 

Auch, daß man meynt was ſchöns zu ſehn, 

In die Faßnachts Comidi gehn. 

Gleich falli mir nod ein Stüdlein ein, 


148 

Man hört in Reimen hübſch und fein 

Den Sommer und den Winter ftreiten, 

Welch'r beſſer ſei zu dieſen Zeiten. 

Auch nimmt jeht mancher für den Gfchlier 

Ein Faften-Pregen zu dem Bier. 
Martins, Stiht nun das Graß ein wenig vor, 

So jehnt man ſich gleich vor das Thor, 

Macht feinen Merzen-Staub die Sonnen, 

So geht man wenigft in G’jund«Bronnen, 

Es ift ein leichts das Kinder freut, 

Und denen Alten türgt die Zeit, 

Will man noch mehr Ergdtzung haben, 

So geht man an den Hitſchen⸗Graben, 

Und zeigt den Kindern dieſe Thier, 

Lodt fie dann mit dem Brod herfür, 

Geht wohl der Aehni jamt der Ahnen, 

Und zeigt den Endeln ſelbſt die Schwanen. 

Noch ift zu diejer Zeit bewuſt 

Dem Frauenzimmer eine Luft, 

Da& man geht in daS Feyelen-Zopffen, 

Da gibt es manden armen Tropfen, 

Der da gezopfft wird mit dem Maul 

So bei dem Weibs-Vold felten faul. 
Aprifis, Wenn Oftern bald heran will fommen, 

Wird der Gebraud in act genommen, 

Daß unter die Kirrweih man geh, 

Und ja den Palmıen-Ejel ſeh, 

Die Kinder auch darauf läßt reiten, 

Geſchicht's Jahr einmahl, was ſoll's bedeuten? 

Bald folget die Proceijion, 

Man blieb nicht um viel Geld davon, 

Daß man das Geißlen nicht jollt jeden, 

Desgleihen zu den Gräbern gehen. 

Kommt Oftern, fo legt Eyr der Haas, 

Sowohl in Häufern als im Gras 

Am Ofter-Dienflag darf man glauben, 

Ift eine Freud ums Eyer⸗Klauben, 

Fruh nad Hausftädten acht die Reiß, 

Gleich nad) der Predigt, wie man weiß. 

Ai Oftern laum acht Tag vorbey, 


So ift die erſte Kirreweyh, 

Doch ifts Geld-Löfen nicht gar viel, 
GeorgisTag verberbt das Spiel. 
Was man bei kurhen Winterlagen 
Bon Leinwand hat zufammen tragen, 
Das bringt man jeho auf die Bleich, 
Und geht fpabieren fo zugleich. 

Man findt die Kinder mit den Eltern 
Somohl in Garten als in Feldern. 
Wann der Frühling anmuthig reich, 
Jetst gibt es aud die Nafen-Leidh. 

3. So bald als nur antommt der Mayen, 
Sic) Zimmerleuth' und Maurer freuen 
Und ſtecken vor’s Bau · Herren Hauß 
Ein Tannen · Vaum, der drüber naus⸗ 
Weit gehet, doch wie ich jet meld‘, 

Daß fie beiomm'n ein gut Trind-Geld. 
Auch find jehr viele, welche paflen, 

Wenn es jest ſey gut Aderlaſſen 

Sowohl dem Zeutel als dem Leib. 

Da id) die G'ſpaß dann nicht beſchreib, 
So dieß und jene fih ermählen, 

Weil es an Zeit und Play wurd fehlen. 
Kurs, da beſucht fo Herr als Frau 

Den Bad, Schieh-Braben, Rofenau, 
Daß das Blut werd im Grünen frifh, 
Die fieben Bronnen, ficben Tiſch, 

Den hubſchen Ablaß aud nicht minder, 
Da jchleppt man mit jo Magd als Kinder, 
Doch bleibt dem Yäger-Häußlen 's Prä. 
Man fahre, reite oder geh, 

So ift der Weeg mit Luft geziert, 
Umd droben man accomodirt; 

Dhgleich der Wirth dort ziemlich ſchneidt, 
Die theure Zech dod niemand reut, 
Bei jolgem Fall laßt ſich nicht ſpahren, 
Man muß auf Wurft und Kutjcen fahren, 
Und fich ergögen auf dem Land 

Mit Pomerangen in der Hand — 
Dehwegen ftehn ja Thore offen. 


Auguftus. 


152 
Und nur was harts das weit Heimgehen. 
Die Rieden jeynd um diefe Zeit 
Sowohl der Jung'n als Wlten Freud, 
Da läßt man fi ein Lieb gefchehen 
Und manden Batzen drüber gehen, 
Damit ja werd was rechts verthan, 
Hängt Freund und Nachbarſchaft fih an, 
Ya was man hat mit Müh errungen 
Wird bier auf einen Sig verjchlungen. 
Eh’ Julius geht gar vorbey 
Iſt auch Yacobi-Kirreweyd, 
Da lauft man in der Vorſtadt ein 
Obft, Endten, Hühner indgemein, 
Und wer mit Geld verjehen nit, 
Nimmt wenigft doch Lavendel mit. 
Erſcheint der liebliche Auguft, 
Da zeigt fih manche Burger-Luft 
An dem Wahl-Tag und läßt fih hören 
Feyrt ınan der Obrigleit zu Ehren. 
Da fiehet man in vollem Staat 
Den Heinen wie den großen Rath, 
Es wird der Tag dur alle Ständ 
Zu der Ergößung angewenbdt, 
Daß wegen guter Tränd und Speifen 
Der Wahl-Tag mög ein Mohl-Tag heiken. 
Da fieht man auch des Jahrs einmahl 
Das Nath-Haus und den Guldnen-Saal, 
Nicht weniger die finftre Eiſen, 
Und was darinnen ift zu weiſen, 
Den Perladtdurm, der gar jehr hoch, 
Befteigt in großer Zahl man doch. 
Der Ehmwöhr-Tag wird von Yung und Alten 
Mit Feyrern gewiß recht hoch gehalten, 
Da kan man, wie befannt, au jehen 
D’Stadt-Cuardi in Paradi ftehen, 
Im Pfründ⸗Hof iſt auch wohl zu hören, 
Wie Bürger ihren Obern fchwöhren, 
Eo thun die Bürger auf den Eyb 
Im braunen Bier einander B’fcheid, 
Die Rofenau erfährts am beften 





188 


Bann fie erfüllt mit vielen Gäften, 

Die lieber als ein Malvafier 

Si legen in dem braunen Bier. 

Ter Glücks Hafen kommt auch darzu, 

Da laufen viele Leuthe zu; 

Die wollen ihr Glück ſelbſt probiren 

Und meynen viel zu profitiren. 

Das Friedens⸗Feſt wär nicht begangen 
Wenn nicht ein Hünlein nach Verlangen 
An dieſem Tage wurd' verzehrt, 

Wie die dd Ned oft wird gehört. 

Auch pflegt man jekt mit den Schmalz-Breyen 
Des Yahrs einmahl ſich zu ergößen; 
Zumal am Kinder. Friedens-feft 

Da ſucht man aus das allerbeft, 

Daß man den Kindern madt ein’ Freud, 
So ift auch jeßt um diefe Zeit 

Sanct Lorenz⸗Tage zu begehen 

Daran ein jhöner Umgang z’jeben. 

Und gleich darauf hat viel Beſuch, 

Weil man geht nad) dem Würſtlen⸗G'ruch, 
Die Rofenau und der Schieß-Braben, 
Darin fih manche täglich laben. 


. Sangt fi dann der September an, 


Des Jahrs einmahl man ſehen fan, 
Die Jahrs⸗Comddi diejer Zeit 

Die ift au der Studenten Freud. 

Au thut man, wie ih hör und ſeh, 
Des Jahrs einmahl dem Geld recht weh, 
Da viel Handwerker loftbar dänzlen, 
Und ob die Yungfern ihre Kränzlen 
Allzeit heimbringen unverleßt, 

Bleibt bier die Antwort ausgeſetzt. 

Des Jahrs wird, wie ich jegund Flage, 
Bei mancher Geſellſchaft wohl 8 Tage, 
Die Föry heißen's einig’ Leuth 

Und andre nur ſchlechtweg die Freud. 
Die man zum Feyren nicht darff zerren, 


‚Die ſehen auch den Lech 'naus ſperren, 


Gehn auf den Ablaß mit Manier 


163 


an fie erfüllt mit vielen Gäften, 
lieber als ein Malvaſier 
d legen im dem braunen Bier: 
Gluas · Hafen tommt auch darzu, 
laufen viele Leuthe zu; 
wollen ihr Glud ſelbſt probiren 
mieynen viel zu profiliten 
Friedens · Feſt wär nicht begangen 
m nicht ein dunlein nad Verlangen 
diefem Tage wurd' verzehrt, 
die dd Ned oft wird gehört. 
> pflegt man jeht mit den Schmalz-Brehen 
Jahts einmahl ſich zu ergögen; 
tal am Rinder-Friebens-Feft 
fucht man aus das allerbet, 
; man ben Kindern macht ein’ Freud, 
ift auch jegt um diefe Zeit 
ct Rorenz-Tage zu begehen 
an ein fhöner Umgang z’fehen. 
gleich darauf hat viel Beſuch, 
U man geht nad) dem Wurſtlen⸗G'ruch, 
Rofenau und der Schieß ⸗Graben, 
in ſich mande täglid) laben. 
igt fih dann der Eeptember an, 
Jahrs einmahl man jehen fan, 
Jahrs⸗Comödi dieſer Zeit 
iſt auch der Studenten Freud 
thut man, wie ich hör und jeh, 
Dahrs einmahl dem Geld recht weh, 
viel Handwerler foftbar dänzlen, 
>5 die Jungfern ihre Rränglen 
t heimbringen unverlett, 
hier die Antwort ausgeſetzt. 
ahrs wird, wie ich jehund flage, 
Ancher Geſellſchaft wohl 8 Tage, 
STH heißen's einig’ Leuth 
tdxe nur ſchlechtweg die Freud. 
ara zum Fehren nicht darff zerren, 
err aud den Lech 'naus |perren, 
UF den Ablaß mit Manier 








October. 


auf dem Yand ergoyen m 
Gwiß muß man auf den Perla 
Den Thurn Miceli da zu jehe 
So wird aud jest Jahr-Mard 
Der wird bejuht von Jung un 
Auch zeigt ſich jegt mebft andreı 
Gemieiniglichs Waldmanns Kar 
Aun geht es wieder an ein &ı 
Wo Leuthe nur ein wenig hauſ 
Da muß man ein recht Licht⸗ 
Anftellen nur nah Wuni un‘ 
Daß die Gefelien ſehnd zufried 
&o muß man baden, braten, 
Waß man eripahrt ein halbes 
Das geht oft drauf biy einem 
Der G'ſpaß ift auch nicht zu 
Daß man jegt fan in's Lercht 
Mithin bey der Gelegenheit 
Den Einlaß fehen unbeſchreyt 
Weyl aud der Zeit die Schn 
Muß mander fid) derfelben t 
In ein Pafleten eingewürgt 
Und aljo wird die Zeit verfi 
Bei einem folden Schnepffen 


155 
ge Abend lurtz paffirt. 
nter-Dionat hat das Recht, 
m viel Seelen-Brehen bacht, 
nit als mit rahren Sachen 
dert ein Pröfent zu machen. 
mm Martini-Tag herbed 
t man ein Gans · Geſchrey, 
F dies Feſt es eingefilhrt, 
n die Martins-Gäns tractirt 
it mäften nur recht fett 
ve und Ghriften in die Wett 
auch Leuthe, die wie Beggen 
t eineffen in den Echncden, 
s warn der Schul· Wirth fie 
weit mit Fleitß und DU, 
I man nicht vor Thor fann kommen, 
t Gebrauch in acht genommen, 
n bei THätlin in der Stadt 
h trind oder eſſe jatt. 
aterszeit foll man ſchier meynen, 
ichts Ergotliches erjcheinen. 
1 ift ſchon ausgedacht 
ne Brauch der Knöpfflens:Nadt, 
an dregen Donnerftägen 
5 nicht welcher Urſach wegen) 
b’jucht und feßet dar 
apffen und nod mehr Naſch-Waar. 
men erft die reiten Polen, 
e ift, dab unterm Cloßen 
ven muß, da man bei Licht 
ven feyl hat, warum nicht 
? 65 ift leicht zu errathen: 
1 jet gerne geht Gaßaten, 
inander aljo fort 
ıpagnie an’s dritte Orth. 
auch ein ſchandlich Spotten, 
Ghrift-Findleing zweh Verbotten 
3t und Ruprecht muſſen feyn, 
der Zeit au) ftellen ein, 
= aud gar große Schreden 


‚158 


Dieie 3 Donerstag ift an viel Oertern der Braud, daß die 
find in der Etatt herumgeen und an die heuſer Elopfen, den gif 
man Nuß, Epfel, Birren und Lebkuchen. Diefe Necht beit man für ſcha⸗ 
lich und verworfen tag, förcht fi vor Oſpennſt, Unholden Sem m 
Drutten. 

Darnach kompt das feft der Geburt Chrifi. Da hei mama 
vill orten ſelzamer fpill, wiegen ein bölzin Kind oder Göylin 
in der Kirchen und habe diefe Nacht fo für heilig, daß ellich berci 
find, al Brunnen werden diefen Augenblid, jo Chriſtus geboren fi ui 
dieſe Nacht zu Wein und in hui wieder zu Waſſer; etlich jagen, eh ſhlaxe 
al Baum diefe Naht aus. 

Ein jglicher Prieſter halt diefen tag 3 Meß, etlich gethailt, eilch 
nadeinander. 

Am 3. tag darnad) beget man Sant Johans feft, da Irinit pam 
Sant Johans Segen, das ift ein gefegneter Wein, ob Altar, darf 
man auch Kügele macht für das Wetter und ſchaur. an difem tag triufie 
die Männer die fterfe, die frauwen die ſchön. 

Den nechſten Tag darnach an der unfchuldigen kindlen tag gehen de 
jungen Gejellen herumb mit einer Nuten, ſchlagen die Zundfrawen ı8 
den Lehkuchen und diß nennen eilich den pfcifertag. 

Tarnah am 8. Tag nah der Geburt Chrifti ift der yapifa 
nemwjar. das winjchen jy eynander, ſchickhen einander gejchenf zum nnd 
Jar, auch geben diß dic Väter den Kindern, die Man den frawen zu rm 
guten eingang des jars. Sn dieſen 8 tagen fordert man khein full 
und becht ein beſonder brot. 

Nach dem fompt der heylig drey Kinig feft, daran vil cu 
Kinig wehlen, ſpill halten und ein lange wirdtichaft anrichten. 

Auf dieß fompt Liecht meß, da bringen die papiften ven tempel 


Abklatjch des bekannten Werkes „de Origine, Progressu, Ceremosil 
et Ritibus Festorum apud Judaeos, Graecos, Romanos, Turcas ei 
Indianos libri III. Rodolphi Hospiuiani. Genevae.” (3. Aufl.) 167% 
2". — und zwar für Augsburg hergerichtet; vorauf gehen auch die Züri 
filten. Dieſen Hojpinian aus Züri nahmen die Dilinger Jeſuilen m 
aufs Korn, fie reden von ihm nur als Knospinian. Der befannte 
mayer Thomas Naogeorgus in |. regnum papisticam Liber N, 
den Hofp. immer aufführt, erfährt gleiches Schickſal. Ich werde in mein 
Alemannia lettere beiden Quchen für alemannifche Eitte auszichen 
mitteilen. 


157 


Daß jie wohl werden zugebradit. 
Dieher tönnt man mit Fug wohl ziehen 
Die Jungfern Hof and Gompagnien, 
Die man fonft lange Täg! genennt, 
Und eine Luft, die wohl vergönnt. 
Bann man jetzt über Das wollt Hagen, 
And von dem Jahr einmahl viel jagen: 
So lönnt man werden abgeführt 

Wit Gegen-iFragen nad) der Fierd. 

SOb man nicht bald an allen Orihen 
Des Jahrs einmahl vertehret worden? 
in Tag einmahl, wie «8 fteht da, 
Wenn man Tobad-Eollegia, 
UM tägliche Tag gang richtig halte, 
Und warn man kaum vom Bett ertalte, 
Schon koftbar das Caffee und Ihre 
AL Morgen in Bereitichafit fteh, 

Die Chocolade auch nicht minder 
Beliebet jedem, werd als g’jünder. 

Ia, daß es in das Gelb recht lauff, 
&o bringt man gante Fränflein auff, 
Und da wei man ſchon nad; der Reif, 
Wo alle Tag der Einlehr ſey. 

DiE ſey ja übers Jahr einmal — 

34) ſchweig darauf wie Stein und Stahl, 
Und werde feinen Streit anheben, 

Die Antwort lann ein andrer geben. 
Indeß mag aus dem Jahr einmahl 

Ein jeder zichen jein Moral. 


xx 


Das PFapiflendud *). 


Avent 3 Moden vor dem neuen Jahr oder dem Geburtlag 
Petrus, ifts wahr, aufgeſezt haben, das man ſich darinn uff 
t Ghrifti bereitten joll. 


wiſtenbuech oder Chromit. vaſt Luftig und auch nuglic zu leſen. 
1. Hoi. 2". (Im Privatbefize. München.) Es ift offenbar ein 


160 

Etli lagen und fuehen die Faſsnacht mit Fackeln mı 
beim hellen tag, ſchreien kläglich wo die Faſsnacht hinkommer 

Etlich tragen ein hering an einer ſtangen und ſagen: min 
Hering! Etlich henken ein haufen Bueben an fi und fingen 
etlich fahen einander und tragen einander uff ftangen in Ba 

Den nechſten Sonntag darnad) gibt man der Fasnacht 
buzt und verhült fid aber, trinken fih voll, fpülen und u 
Als dann folgt die traurig faſt; darinn eßen fie 40 tag feiı 
nit Mil, Keß, Uyr, ſchmalz dann vom remifchen Stuel erta 
hüllt man die Altar und bayligen mit einem tuech und lakt 
tue herab, daz die ſyndige Leut die gög nit anfehen, nod 
bilder die Ehriften oder juden. 

Zu Mitterfaft ift der Nojenfonntag.e Daran ſegn 
alle gebeichten zu Rom und beftetigt aud den Juden ihr Bi 
Tag bet man an etliden Orten ein jpihl, daS die Bucber 
Stangen bretlen rumtragen in der flatt und zwen angethon 
in Syngrüen oder Eppheu, der heißt der Sommer der ande 
angelegt der heißt der Winter. dieje flreiten mit einander; 
Sommer ob und erjhleht den Winter, darnach geet 
zum Wein. 

Auf diß fompt der Balmtag. da tragen die Bapiften 
voller Büjchel palmbeun und angebunden Det. die weyh 
alles Ungewitter, an das fewr gelegt, vnnd füert ein hilzen efı 
wegelein mit einem darauf gemaditen Bild ihres Gots in dei 
fingen, werfen Palmen für ihn und treiben vill Abgötterei mit 
bilzenen Gott. Der Pfarrer legt fih vor diefem Bild nieder 
ein anderer Pfaff. Die Schueler fingen und deuten mit Fi 
Zwen Bachanten legen jich au mit ſeltſamer Geremonie um 
den bild nieder, da wirfft yderinann mit palmen zu, der di 
wiſcht treibt vill zauberei damit. 

Darnach kompt die Marterwoch vor Oftern. — Da fa 
3 Nächt vor Oftern zu Naht Metten zu fingen. Darein kon 
volt mit Hämmern, ftein und ſchlegel, klüpfel, kolben, ſtecken 
zu beſtimmter Zeit über die armen Juda's, machen zuvor 
löſchen alle Liecht im Tempel aus. Man hat auch cin aigen 
zu dieſem ſcherz. Darnach heben und tragen ſy ein Crujzifi 
etlichen orten mit einer anhangenden Latern an ſeinem hals, 
die Kirchen in einer Prozeſſion. Viel Bosheit geſchicht in d 
Die Leut werden an die Stüel genagelt. 

Darnach fterben die 3 Tag die glodhen. Da fährt maı 


101 


Ipfenden Marten und viel tafflem in ber Statt herum beruft das 
bil im die Kirchen zum Paifion, 

Am Charfreitag vor Oftern trägt man aber ein ſtreug herum, 
Mein groß geftorben Menſchenbild in ein Grab, wirft Ireubweis ſpachtei 
it Oel oder Chryſam in und Tauff. 

Rem man ſegnet im Vorhof des Tempels das feur; das auch an 
cuer gelegt fur all Welter und Ungeftümm hilft. Alsdann werben 
Gloden wieder lebendig und leuten der faften gen Simmel, 

Rimbt man die Hilgen bloch oder bild aus dem Grab und fingt ıc. 

Bolgt zu Morgen der DOftertag,gda weihet man den Anbißfram: 
dem, Seh, Gehetg auf den Altar und fehicen die Freund einander des 
weihten ober Fladens. Darauf hat man das Hochambt mit freitden, 
orglet man mit ſchall, das erflingt mit feinen Buelliedlein und hofiert 
Imit figurieren, fingen und pfeifen den Ohren der Menſchen, das 
dh zu kitzeln, daß etwa an einem Furſtenhof zu vil wär, 

Ber dan diß drey Tag vor Oftern zum Saerament geet, der ſchidet 
gut heuchleriſch — beicht, gürtet fein girtel ab, Tegt die zu feinem 
etwa in tempell und geht dahin zu unferem herrgott. Den nechſten 
geet man nad) Emaus, daran ift wieder all andacht aus. 
Auf diß feft fompt die Creutzwochen, da geet die ganz ftat mit dem 
18 wallen, aus der Statt etwa in ein Dorf zu einem heiligen, das 
as treibt woll bemarren und wolfeile Zeit von Gott erwerben, das 
ht 3 Tag aneinander, da ifet man ayr und was man guts hat im 
nen Gras auf dem Kirchhof und ermaien fid) die Leute woll. 
Bald darauf volgt das Veft der Auffart (daran ydermann vol ift 
ein fliegel eben much). Da zeucht man das erftanden Bild, fo diſe 
auf dem Altar geftanden if, vor allem Volt zu dem Gewölb hinein 
wirft den Teufel ein ſcheutich Wild an ftat herab, in den ſchlagen 
amfleendt fnaben mit langen gerten bis fie ihn umbringen; darauf 
t man oblet vom Simmel herab zu bedeuten das Qimmelbrot. 
Gleich darauf über 9 Tag ift der Pfingstag, da hangt man ein Bil. 
vogel oder tauben unter das Loch im Gewelb; daz bedeut den hi. 
t, den Apoſtlen zugeſchitt. 
Auf dig Feft fompt Unfers Herren Fronleichnamstag. Da tragt 
das Sacrament mit einer pfaffenprogeifion unter einem föftlihen 
ten Himel, den vier, mit ferzen gegiert, tragen in einer Monſtramz 
m an vill Orten, mit vill Figuren aus dem alten und newen Teftar 
gezogen. Item vil Hiftorie aus den Legenden. Da fihet man den 
on, vill teuffell, Heilige u. ſ. w. Da ift ein Junffrau St. Katharina, 
zant Barbara, dife Maria u. |. w. und geſchicht fehr vill Hoffart an 
11 


162 
diefem fefl. Die Juden martern unfern Serregott, etwa ein Mau we 
Ehriftus fein muß, panfhlen hin und her, benten ibn vor der Sudl a 
das Ereug mit zwaien Schächern. Bor dem Sacrament geen Engel vorher 
die werffen mit Noſen zu dem Eacrament. Item Johannes der Tee 
ſprechend: fich das ift das Lamm Gottes! Man ftreet alle Gaſſen wi 
gras, rojen, henkt jy voll meyen zc. ıc. alles dem veit zu ehren. 

An diefem Tag reit man auch an vill Orten umb den $lusr, ie 
ift um das foren mit vill ferzenftangen. Der pfaff reit aud mit, trägl 
unfern bergott leibhaftig am Hals in einem jedel, an beftumpten Orka 
figt er ab, fingt ein Evangelium über das foren und fingt der vie 
vier orten bis er umb die fluer reit. Die Junkfrauen geen ſchon ge 
Ichmudt in einer Prozeifion auch mit fingen und laſſen ihn woll fern md 
geſchiht vill hoffart, Muotwill und Büeberei von rennen, ſchwetzen fingen 
jehen und gejehen wollen fein. 

Nah den fompt Sant Beit, dem opfert man vill hüener, we # 
af, für das vergifft und kaufft ydem khind ein Trieglen. 

Et. Urban ift um pfingften fewr darvor der Weinhäder heilß 
den mwerffen fye jemmerlich in das fott oder dred, fo es an feinem ig 


regnet; ift e8 aber ſchön, fo tragen fie ihn gen Wein in das Wire, 
fegen hinder den tiſch, behenlen ihn mit Weinreben und vertrinfgen im, 


bringen ihn offt ein trunf und halten e8 von feinetwegen. 

Gleich darauff kompt Sant Johann des Teuffer. Daran mail 
man in allen Gaſſen Freudenfewr, fingt und tanzt darum wie die Jubel 
umb das Kalb, jpringt darüber. Dazu fammeln die Bueben ven IM 
zuvor Holz mit fingen und ftelen. Un etlihen enden fest man Vaß ar 
einander, diß jpilt man auh in den Börffern; an diefem tage trick 
Ihier yoman Mett nad dem Landesbraud. 

Darnach kompt unfer Fraumen Himelfart; da tregt alle Bel 
Obsbüjchel, allerlei kreuter in die firchen zu weihen für alte ſucht m 
plag übergelegt gewer. Mit diſen kreutern gejchiht fehr vill Zauberei; W 
Knaben tragen dft mit Öpflen und darauf gemacht vögel, die da in W 
Dpfel biden, der ſchönſt ift Kinig. 

Darnach fompt die heilig Kirchweihe, daran ein groß gefreß in 
unter den Laien und pfaffen, die einander weit darzu laden. Die Bauttt 
laden gemeinklich ihren pfarrer zu jn in das Würtshaus mit jener Add 
oder Rellerin. Etwa wirdt der pfarrer voll, jo fileren ihn die Vanrc 
beim, eima hebt der pfarrer einm Bauren den Kopf bis er fid überwirfl 
und geipeyet. Zu Morgends halten die priefter gemeindtid ein Jahık 
tag; darzu kommen vil geladen pfaffen und helffen der armen Seel meh 
balb voll gen Himmel; darnad halten fie umb die preienz Nachlirchweihe 


| 163 






in Wärzhaus oder pfarrhoff und begeen erft den jarsdag recht. Doc geet 


jerältige Patäft, tempel, cidſter 1c.2c. das will finig nit vermöchten, 
Alfo dab ein Sprichwort bei ihnen drauf worden ift, memlid: es iſt 
Mits reigers dan der Vettel: der vermag es alles, dan wo es alzeit 
ttopfet, ja regnet, da verfeuet es nimmer. 
Rach dem tompt St. Martin: da ihet ein yder Mausvater mit 
Winem gefind eine Gans; ift er in Vermögen, faufft er jn Wein und 
Mett und loben Sant Martin mit volljein, ehem und trinken fingen ıc. 
We and an etlichen Orten St. Michel, da man die liehtgans ihet 
fin pder Hausvater mit feinem gefind. 

St. Niclaus fompt bald darauf; den falten die jungen Knaben, 
Web er jnen etwas beſcher und underleg. So ſy nun entichlaffen, Tegt jn 
Üetter und Mutter under oder in die Schuech gelt, dpfel birren, ruten 
Ef. m. daß, jo fps zu Morgen finden, nemmen fies mit Freuden als 
ton ©t. Riclas beſchert auf und an. 

Mem die Ba piften bauen Föftlich tempel von orglen, marmelen, gold, 
Älber, mit toftlichen Altarn; bildwert voller Ampfen, leuchter ſchilt 
md heim. 








164 


Der Chor ift etwas erhabner, mit fchönern Geſtül geziert dan 
da8 Langhaus. em ein Sacriftei, darinn der Pfaffen riftung und Im 
erei iſt. 

Sonderlich legen die Augsb. Bill. brott uff das Grab mit me 
Kerzen oder zwuo, legen: manchmal auf den Witar, fo zeit e8 der ich 
ner und ift e8 von der armen Seel wegen. Un etlichen Orten opfert mes 
Wein, brot und mel auf die Altär. 

Dann fo ſchwadert der Pfaff eine Vigil herein, die weder er ji 
noch die Menſchen verftehen. 

Zu End der Meß get man mit einem rauchfaß über daß grab, pie 
let etwas damit davon. 

Iſt die Klag aus, da zeucht der clager die feindjelig Laglappn wie 
auß; dan an etlichen Orten freiffen ſis an den hals, an etlichen ſqhlch 
mans allein umb den kopf und zeucht es für das Maul, damit die Il 
des erben laden nit gewar werden. 

Ob dero ®rab preglen fie ein wort zehen. 

An etlichen Orten, fo die erben nicht weinen noch Hagen mögen, P 
befolden fie Hagleut ald Begeinen, die vorhergeen und die augen wd 
Zwibel beftreichen, daß fie weinen und ſich Eläglih Rellen. 


XX 


Kirchliche Brände). 

1 Der Calwer Jahrtag und feine Stifter **). Die Jir 
meriſche Chronik II 327 berichtet kurz: „Die Grafen von Cab⸗ 
fein vor jharen auch medhtig grafen geweſt; aber das ftiften ud 
bin und wider geben hat fie zu armuet, auch letzlich gar hing 
riht. Der maift tail irer güeter fein dem clofter Hirſow worde, 
gleichwol fie an das Gotshaus Ereuzlingen bei Conftanj and 
groß guet geben, darum da8 wunderbarlich mal uf di 
Wurmlinger perg foll gehalten werden, im welcher fiftw 
ſonderlich warzunemen, dag die uf fein Wein, fonder nur uf pi 
fondirt, darauß abzunemen, das villeucht zu felbigen zeiten aM 

*) Kirchliche Sonder- und Kocalbräude. Die allgemein irchliche 
find bereits vom Advent ab aufgeführt. 

**) lands Schriften VIII 555 ff. 


—— 


um. - 


— —-—r 


Nedar und im felbiger Landsart gar fein Weinwachs oder doc) 
gar wenig Hat gehapt.“ 

Anm. Zu dem Braude beim Calwer Jahrtag Volkst. II 416, eine 
gehretene Gans zu verabreichen, darinn ein gebraten Hun und in dem Hun 
eine Bratwurft — füge ich einen Bericht des Augsburger Raumolf ©. 89: 
ons reicher Leut Söhne (Beichneidung), halten fie inen ein großes Feſt, 
Dretien darauff ein ganzen Ochſen, in den fie fhieben ein Hammel, dar» 
ah in den Sammel ein Kennen und zulezt in die Hennen ein Ay, was 
jnen darauf überbleibt, daS theilens meiter auß unter die Armen.“ 


2 Ueber den Altheimer Saujahrtag, des die Horber pflagen, 
Beht in einem Urbar v. 1713 in Altheim: ein Wiß im Salz. 
Retter That dem Hailigen zu Aitheim, wovon jerlidh der Sauw⸗ 
jahrtag gehalten wird, deſſen Stifterin Catharina von Toggen- 
burg war. 

3a Beltet. II 194. 

3 Jägerfeſt. Zwiſchen Mülhauſen und Wiefenfteig, hart am 
Sehirgsabhang, ftand die Kirche von Mariä Dozburg, (auch Tode» 
burg) vom Weltpriefter Konrad Wahrenheinz im Jahre 1389 ger 
füftet, e8 war eine dem Volke liebe Wallfart und ein Stiftsvifar 
don Wiefeniteig wohnte bei- der Kirche. Im Jahre 1805 ward 
die Kirche zum „Aergerniß des Volkes” abgebrochen und das 
Wundertätige Mariäbild in die Stiftskirche nad Wiefenfteig über- 
tragen. Oberamtsbeihluß. In diefer Kirche ward alle Jahre 
wiſchen Oſtern und Pfingiten, wenn der Stiftsprobft (ein Dom- 
dere von Augsburg) in Wiefenfteig war, ein Jägerfeſt ge 
alten. Beim feierlichen Hochamt verfammelten ſich die Stifts- 
deren, Ritter und Nitterfräulein und alle Jäger. Der jüngfte 
Sgerburfche eröffnete mit einem Leithund den erften Opfergang 
and es folgten alle Jäger in fchönfter Kleidung und ſämmtliche 
Hperfeauen und Töchter. Beim zweiten Opfergang fam ein Knappe 
wit einem andern Leithund und es folgten die Stiftsherren, Ritter, 
Edelftäulein und Gäſte; darauf Mahlzeit und Jagd. Das Opfer 
gehörte der Kirche. Jetzt iſt es ein öder Plab und mit Weh—⸗ 
mut erinnert man fich der alten guten Zeit. 

In uralten Zeiten haufte in Dozburg ein Raubritter und in 


166 


der Burg war ein fchredliches Burgverliek, wo die Gefangen 
verhungerten, vom Ungeziefer gefreifen wurden oder bei lebendigen 
Leibe verfaulten. Endlich ward diefes jchredliche Geſchlecht um 
gebracht. Noch jest geht e8 dort um man hört Nachts Gedäg 
und Gefchrei. 


4 Das Sanct Jörgenfeft beim Yüörgencapele zu Es 
tingen*). Am 24. April war früher — bis in den Anfang die 
Jahrhunderts herein — der Iörgenritt, ein Feſt, zu dem di 
ganze Umgegend im Donautal zu Pferd und Wagen berbeiftröukt. 
Es follen einmal über 1400 Reiter gegenwärtig gemejen je 
Lie Herrſchaft von (Klofter) Heiligfreuztal kam feierlich mit ie 
Leuten zum Ritt. Ihr wird die Stiftung der Kapelle zugefchrieben. 
Die Herrſchaft von Heiligfreuztal allein hatte Schimmel, die übrigen 
alle gewöhnliche Pferde. Ein Bürger von Ertingen — zum lgiar 
male war e8 der alte Riedmüller Bernhard Eberhard — hatte al 
Patron zu reiten und aud) in feiner äußern Erjcheinung und Trodl 
den Nitter St. Jörg zu repräjentieren. Der Patron allein Mi 
einen feurigen Hengft. Bei der Kapelle wurden die Pferde, nah 
dem Hochamt, benediciert. Darauf folgte ein allgemeiner Umit 
um den Eſch, der bei der Pfarrkirche beichloßen ward. 


5 Beidreibung des Blutrittes nah dem ehmal. Reidsfiehrt 
Weingarten von der Reiter-Kompagnie Biberach““). Dieſe Kompagnk 


*) Vergl. Volkst. II 21: Ritt zu der Et. Jörgencapelle, Anmertung 
Et. Yörgenfcheibe, oben I 101. Ueber St. Georgs Cult 479483. Dei 
Elucidarius von Augsburg 1543 (aus Seb. Franf?): „etwan fo die Teuticher 
friegen wollten, ruofiten fie Herculem an, wie jeyunder St. George 
den heiligen Ritter.“ Der belannte Augsburger Reifende Rauwolf e 
richtet in feiner „aigentlichen Beichreibung der Raiß“ u. ſ. w. LXauingen 
1582 5.316 von der Stadt Diojpolis: „Darinnen ſonderlich nichts dan 
die Kirchen St. Jörgen zu fehen, welden die Türfen fürnemlid «3 
einen Ritter und Helden für andere Heiligen ehren.” Lorichius, 
1593 &. 35 madt auch auf ein Stüd Aberglauben mit dem St. Jr 
genbild aufmerffam. „3. Iſt aberglaubig. daS der krank fol ein rl 
fauffen und den St. Zörgen oder eine andern Heiligen Bildnuh # 
einer firden an Hal henfen.“ 

**) Vollst. 11 253 ff. 267. 269. E. Meier, Schwäb. Sagen 6. 3A. 


—— 


167 


ward von einem Biberacher Patrigier geftiftet und gebildet, und zwar 
bon einem Hrn ©. Brandenburg im Jahre 1794, Der lezte Blut 
tif geihah 1803, wo er vom der neuen Megierung, unter der Viberach 
fand, verboten ward. Die Stiftung befteht aber infoweit noch, als am 
Sonntag wor der Auffarl des Herrn eim feierliches Hochamt abgehalten 
irh, moflkr bie Geiſtlichen und Chormuſiter noch ihre Belohnung erhalten. 
Der Stifter diefer Neiterfompagnie ließ in feiner Kapelle, bie unter dem 
Rımen der „Brandenburgiihen* in ®. belannt if, eine Abbildung dieſes 
Rites mit feinem Porträt, wo er von Meiterm umgeben erfdheint, als 
Dekengemälde ausführen. uch lann man eine ſolche Abbildung, aber 
karith ganz werborben, noch im Brandenburgiſchen Kaplaneihaus in Bir 
had fehen. Die Ausruſtung und Uniformierung genannter Reiterab- 
lung war bis zu 100 Mann berechnet und ward in einem eigenen Lokal 
Am einen hiezu verorbneten Wadhtmeifter bejorgt, 

Die Uniform war Hellblau mit roten Aufſchlagen; die Kopfbededung 
Übete ein breiedfiger Hut mad) preußiſcher Art, und nach Ichterer waren 
Ad bie Möde. Der Hut ſelbſt war mit einer filbernen Dreffe oder Worte, 
Mit einem ſchwarzen Vuſch oben an der Epite verfehen. An den Unie 
men waren Achſelſchnüre. Die Pferdededen waren dunfelblau, mit 
wißen Borten eingefaßt. Jeder Reiter hatte einen Karabiner nit Riemen 
im weißer Leder und auch die Patrontafce war mit weißem Riemen- 
ed veriehen. Dazu famen noch zwei mit Tuch bededte Piftolenhalter 
it weißer Bortierung. Ihre Bewaffnung bildete ein Degen in lederner 
ide, dann fteife Stiefel mit Manſchetien und Hojen von Hirſchleder. 

Die Mannſchaft beftand nicht aus lauter Biberahern, fondern auch 
1 Leuten vom Pand, die ſich in die Rompagnie Hatten aufnehmen laſſen 
D einen jährligen Veitrag leiften mußten, welch" Iezterer aud) von den 
iberacher Bürgern ſelbſt wegen Erhaltung von Uniform und Waffen zu 
ſqehen Hatte. 

Da die Mannfhaft auch mit Haarzöpfen nach damaliger Art gediert 
ir, aber die Landleute feine Zöpfe trugen, jo ward ein eigener Brifeur 
Reit, welcher den Reitern die falihen Zöpie bejorgte und felbe auch 
iR frifierte und puderte. Der Friſeur zog felbft mit dem Reiterzug nach 
eingarten, um, weil man dort übernadhtete, die Zöpfe am Morgen 
eder zu ordnen. Dieſer Haarfünftler fuhr mit einem Bagagewagen, 

welhem Mäntel und andere Effelten für den Wall des Eintretens 
lechtet Witterung nachgefuhrt wurden. 


I. Weber, Deutſchland S. 305 ſpricht in ganz herabwurdigender Weiſe 
on, indem er an die nicht Heiligen Blutritte erinnert, d. h. die Wölfe. 


168 

Nachdem diefe Reiter ein paarmal mit einander Beſprechungen ge 
pflogen, fam am Sonntag vor Ehrifti Himmelfart jämmtlige Ram 
ſchaft in aller Frühe zufammen, kleidete fih in volle Uniform um m 
dann vom Hauje ihres damaligen Majors, des Hrn. Aſſeffors Leenjen 
(Sroßvaterd des Hrn. Prof. 8.), in Parade nad der Kapuzinerficke, 
wo die Reiter jämmtlich beichteten und dann nachher in der Pfankithe 
dem Hochamt anmohnten und nad demjelben fommunizierten. Rebe 
endigtem Gotteßdienfte giengen fie in das Haus ihres Wadhtmeiften ım 
legten die Uniformen wieder ab. 

Am Himmelfartsfeft, Morgens nah dem Frühgottesdienſte, warn 
alle Reiter ſchon jo parat, daß nad einigen Trompeterfignalen [änm 
liche Mannſchaft zu Pferde auf dem Marttplag fich aufftellte Die ed 
dem Land befindlidden Mitglieder famen ſchon in aller Frühe, um fh 
frifieren zu laflen und fonft ihre Sachen in Ordnung zu bringen. ma 
wirklich prachtvollen Anblid boten die ausgezeichnet ſchönen Pferde. Wem 
die Reiter auf dem Markt aufgeftellt waren, famen die Träger der pe 
Standarten, welche mit damaftrotem Seidenzeug lberzogen und and u 
Bold geftidt waren. Auf der einen Seite der Standarien, die ud jal 
noch gut erhalten find, befindet fih das HI. Blut, auf der andern I 
Biberacher Stadtwappen (Biber) mit reicher Verzierung und Goldftideri 
und ſchweren goldenen Schnüren und Quaſten. 

Mit der Fahnenwache der Standarten erjhienen zugleich aud de 
Major, der eine reiche Uniform trug, und die andern Offiziere. We 
nun die Standarten übergeben waren, fieng die aus 10 Mann beitehenk 
Mufit zu ipilen an. Dieſe Diufiter hatten blausrote Uniformen um 
auf ihren Hiten große weiße Federbüſche. Nun jezte ſich der Reiterpt 
auf gegebenes Kommando in Bewegung. Voran die Pferde des Major, 
wovon das Handpferd mit einer mit hellblauem Tuch befetten und mil 
dem Stadtiwappen bezeichneten Dede geziert war; nebft diefen befand FA 
auch noch das brandenburgische Wappen. Hinter dem Reiter, der dei 
Handpferd führte, fam der Heerpaukenſchläger und dann nad ihm N 
10 Mufiter, Hinter dieſen der Feldpater allein zu Pferd mit einem violett 
blauen Rod und einem an beiden Seilen aufgeichlagenen runden ſchwar⸗ 
zen Hut, einen Kreuzpartikel in Gold gefaßt auf der Bruft, der an ek 
violettes Band befeftigt war. Auf ihn folgte der Major oder der Rom 
mandierende, fodann dieRittmeifter mit den andern Chargen. Die Etat 
darten waren mitten im Zug. So gieng dann derfelbe unter Mufll, We 
Mannſchaft mit blankem Säbel in der Rechten durch die Stadt. Di 
DOffizierspferde waren mit roten feidenen Schnüren im Kranz geihmält 
Auch die andern Pferde hatten dieſe Zierde. 





‚169 


Ban zog nun in folder Ordnung bis in die Gegend des Lauten» 
Keller. Hier ward „Halt“ kommandiert, der Säbel in die Scheibe 
&, und nun entblößte der Felbpater fein Haupt und fieng den Roſen⸗ 
ı zu bein an. Dann, wenn daS Gebet im Gange war, flig er 
Plerde und fezte fih in eine hier für ihn und den Major bereit ge 
ne Chaiſe. In Waldfee fligen dann beide wieder zu Pferd und pa⸗ 
ten durch die Stadt, wo fie dann nachher wieder zu Chaiſe nad 
m. Der Major konnte als älterer Mann die Tour bi3 Weingarten 
zu Pferde fortjegen. Das Lamm in Weingarten war das Wirts- 
‚ wo fämmtliche Reiter übernachteten und Baraden für die Pferde 
khlagen waren. 

Der Einzug in Weingarten geſchah in größter Barade und ftrömten, 
m ſehen, viele hundert Wallfarer zufammen, die bereits ſchon am 
melfartsfeft angelommen waren. Nachdem die Reiter fi) im Klofter- 
mfgeftellt hatten und von einer Deputation des Kloſters und des 
Hfledens Altvorf begrüßt worden waren, zogen fie mitten durch den 
Bielten beim Rathaus fill, wo die Mufil einige Stüde auffpilte 
bon da gieng es wieder in ihr Wirtshaus zurüd. Vom Klofter ge: 
an den Teldpater und Major das Anerbieten, ihr Quartier im 
er und zwar bei Hof aufzufhlagen. Nur der erſtere nahm gewöhn⸗ 
die Einladung an, während der Major fie deswegen ablehnte, um 
Reiter jelber überwachen und jeder Unordnung bei jo vielen taus 
n von Walljarern felbft begegnen zu können. Die Mannſchaft mußte 
refen Abend jedem Lärm und Spil entfagen und nad 10 Uhr war 
Eder wachehabenden Mannſchaft niemand mehr in der Wirtsftube. 
Den folgenden Morgen — Blutfreitag — um 2", Uhr ſchon 
dur den Trompeter die Tagwache geblajen, damit die Mannſchaft 
mfmache und in gehörigem Putz, wozu wieder der Friſeur das Sci» 
befonder3 bei den Reitern vom Lande, die mit falſchen Zöpfen auf: 
I, beitragen mußte. 

Präcis Morgens 4 Uhr zogen fie von ihrem Quartier zu Fuß ab 
war in die Klofterfirhe in den Chor, wo ihnen von einem Klofter: 
ichen eine eigene hl. Mefle auf dem Hochaltar gelefen ward. Nach 
kung derjelben zogen fie, ihre Offiziere an der Spite, in ihr Quar⸗ 
wieder zurüd, wo das Frühflücd genommen ward. Nah vdemfelben 
das Signal gegeben, daß fie ſich zu Pferde fezten, und in ſchönſter 
mg erſchienen fie dann auf dem Blake, von wo aus der Blutritt be⸗ 
. Den Biberadher Reitern ward, als den von weitefter ferne her: 
imenen, die Ehre zu Theil, ſich nleih an die da3 hl. Blut begleitende 
tichaar des Kloſters und des Fleckens anfchließen zu dürfen. Gine 


„170 


Ehrenwache zu Pferd umgab das Hi. Blut, das von einem Klofeil 
lihen, dem Pater Custos, der zu Pferde ſaß und das Hi. Ylutgefäp um 
den Hals hängen hatte, geiragen ward. Ihm zur Seite war ein in il 
ber geharnifchter Reiter, der eine rote feidene, reich verzierte Fahne tra 
mit dem Bild des hl. Konginus. Auf feinem filbernen Helm hatte ir 
Reiter weiße wallende Federn. An die Biberacher Reiter jchloken fid dam 
die Übrigen Neiterabteiluugen, die aus vielen benahbarten Etädten um 
rößern Orten angefommen waren und einen großen Kavalerie-Zug bi 
deten, an. Auch eine Menge Infanteriecoınpagnien begleiteten das hi. She 
Roc andere Reiter jchloßen fi als fromme Wallfarer dem’ Zuge ei, 
und es war die Vorficht getroffen, um die Zahl fämmtlicder Neiter u m 
fahren, daß diefelben durd eine offene Scheuer paffieren mußten, durch de 
auch die ganze Prozejfion gieng. Gier wurden nun die Reiter gezählt. 
Die Progeffion dauerte wol 2 Stunden lang. Biele taufend Mr 
fonen aus ganz Schwaben, Schweiz, Vorarlberg ꝛc. begleiteten dieſelbe 


Nachdem fie vorüber, zogen die Biberadyer, die nach der Prozeffim unkn 


am Kloſter Pofto gefaßt hatten, fogleih in ihr Quartier und iratm ei 
bald den Rückmarſch an und zwar in derjelben Ordnung und Weile, m 
fie es auf dem Hermarſch gehalten, nämlich durch die Orte, durch die ſe 
famen, jpilte die Muſik und wurden auf dem Wege zuweilen Gebete wr 
richtet. In Waldfee ward Halt gemacht und das Mittagsmahl gebalks 
wie im Hinaufritt und wurden die Pferde gefüttert. Um 2 Uhr wen 
wieder zum Abmarſch geblafen und unter Muſik mit den Heerpaufen die 
Stadt verlaiien. 

Zwiſchen 5 und 6 Uhr Abends trafen die Reiter nad und nad @ 
und hielten in der Gegend des ſchon genannten Lautenkellers ſtill, bis ol 
beijammen war, um den Einzug ebenfo feierlich, wie den Ausmarſch A 
nahen. Indeſſen ftrömte Jung und Alt aus der Stadt den Fromm 
Reitern entgegen, um jie dahin zu begleiten. ine Menge Kinder beit 
Konfeifionen beftürmten die Heimfehrenden um ein fog. „bi. Blütle u 
fühlten ſich jelbe wirklich glüdlich, ein foldes aus Zinn, Blei oder Rt 
ling geformtes Bilden zu erhalten. Manche Reiter, dic nicht alles lcd 
herichentten, um ihren Kindern auch fo etwas als Grup heimbringen # 
fönnen, wurden mit Bitten jo geplagt, daß fie gern dem Kinderruf: .f 
i bitt, i bitt um ein heiliges Blütle* entſprachen. 

Nachdem die Kompagnie fi) geſammelt hatte, ſchwang fie fi wirt 
zu Pferd und es ward zum Einzug in die Stadt geblajen. Frendig br 
nleiteten dic den Reitern entgegengezogenen Xiberacher fie dahin, we M 
überall aus den Häufern begrüßt wurden. Nachdem fie auf dem Rırlt 
plag angelommen, wurden mehrere Mufifftüde aufgeführt, worauf M 


. 


nn A —— ——— — —s — —— 





171 


— 


nnihaft der Stadt der Major den Dant für diefen frommen Blutritt 
prach und vom TFeldpater dann zum Schluß der Segen ertheilt ward. 
h gegebenem Trompeterſignal ritten dann die 2 Standartenträger aus 
Reihe der Reiter hervor, und eine Fahnenwache, von einem Offizier 
het, begleitete die Standartenträger in die Pfarrkirche, mo die Fähn⸗ 
ſe ihre Lanzen, denn ſolche bildeten die Standarten, an ihren beftimm- 
Ort fiellten. Als die Fahnenwache wieder zurüdgeflommen ward vom 
meifter „ab* fommandiert, worauf die Reiter ſich unter freundlichen 
gen trennten und die vom Land nad Haufe zurüdfehrten. 


6 Echutzengeltag. Zu Eonftanz Zeiten war in den öfter 
„ Borlanden, in der Grafſchaft Niederhohenberg die Site, 
eine Prozeſſion gehalten ward, der ein Engel im blauen Ge- 
de und gelben Stiefeln mit dem Stab vorangieng. Mein feliger 
er war Schußengel als die Sitte ablam. Das Gewand konnte man 
ı bi8 vor nicht Ianger Zeit im Chörle in einem Kaften fehen. - 


Es jcheint allgemein üblich gewefen zu jein den genannten 
| To zu feiern. Eine Augsb. Chronik erwähnt des Engels, 
ber der Congregationsproceſſion vorausging. Auch von einer 
gelfahne weiß derjelbe Ehronift Sender. — Darauf ſpilt 
Conlin im „neydigen Narren“ an: „ein Scherppen um Die 
en macht fein Soldaten, fonft weren aud die Engel am 
Iinleihnamstag Soldaten.” (1706.) 


Am Schugengelfeft halten die Ebersbadher (DO. A. Saulg.) 
ı Umgang, wo die beiden Reihen der Betenden die Figur eines 
l auf die Wiejen gezeichneten Kreuzes abgehen, jo daß fie ſich 
entfernen, bald nähern. 

Schutengeljfonntag in lWeberlingen. In Ueber: 
n findet alljährlich kirchlicher Umgang ftatt zur Erinnerung 
ven abgeichlagenen Schwedischen Angriff auf die Stadt A. 1632. 
16. Mai war erft recht nach 24 Tage währender erfolglofer 
hieBung der Feind befiegt und das Feſt heute noch gefeiert. 


7 Rieslaus v. Zolentinfeft. „Den 10. Herbftmonat das 
des bi. Beychtigers Nicolai v. Tolentin difer Gürtelbruder- 
tfonderbabrer (ganz bejonderer) Patron. An difen Tag weyhet 


172 


man Brot für allerley Anligen vnd Gebräden, ir 
Sonderheit fürdas Fieber.“ Von den Auguftinerneingefüht 

Der gnadenreichen, hochgebenebeyteften Mutter Gottes Ra 
riä Gürtelbruderichaft — durch P. Blafium Burgknecht Ord. Prior. 
Conſtantz am Bodenjee 1619 ©. 180. 5. Aug. Bgl. Joanne 
Khuen, vexillum patientise, Münden 1635 : das ander Gejang. 

8 Das Titularfeſt. Eine Congregation mit eigenen Eitie 
und Bräucden, eigenen Büchlein zum Beten, jogar mit eigenen 
Leichentuche und Fahne feierte in Rottenb. (c. 1660) ihre Stiftung 
Ale Mitglieder mußten an Maria V. erfheinen von Stadt un 
Land: eine Art Gefellencongregation; Gefellen hießen di 
Mitglieder, die den Hauptteil ausmachten. Geiſtlich und Weltlid, 
Hoch und Nieder, Fürſten und Grafen bi8 vom Donautal her wart 
im Pub dabei erſchienen; die Bevölferung des Landes met 
in der Stadt beim Feſte; es gab fein Quartier mehr. Bormittagk 
gottesdienft mit Predigt eröffnete die eier in der Jeſuitenlirche; 
jeder brachte zum Opfer eine Kerze, die er brennend während de 
Sottesdienftes unterhielt. Nachher Proceffion die Stadtlangget : 
hinab, den Graben und die Ehingerlanggafje durch über ben I 
Platz, über die obere Brüde in die Pfarrkirche und von da aM 
jegigen Waldhorn vorbei wieder in die Jeſuitenkirche. Nad da 
Proceſſion hielt der Rat der Congregation Sitzung und nad M 
Sitzung allgem. Tafel. Der Präfelt fonnte auch dem weltliche 
Stande angehören; der Präfes war Jejuit. Ein zollerijdher Fark 
(v. Hechingen) war aud im vorigen Jahrhd. einmal Präfelt. Te 
trug ſich die eigentümliche Gejchichte zu; ein Gefelle, der Bieringet 
Dojefle war „Wilderer” und gieng dem obgenannten Tyürften vol 
Hechingen in den Forft. Ertappt, erreichte ihn die damals üblift 
Strafe: er fam auf die Galeeren nach Frankreich. Beim Perle 
war er am Titularfefte nicht da; man frug und es ſtiellie fd 
heraus, daß er feine Strafe in Frankreich büßen müſſe. Sogleih 
ward der Fürſt mit Fürbitten angegangen, der ſich des gar kaun 
mehr errinnerte, der Bieringer Joſefle erhielt Reifegeld und er⸗ 
ſchien bald wieder bei feiner Congregation. 


9 Die große Karfreitagsprozefiion in Rottenburg a # 





173 


Die großen Karfreitagsproceifionen finden wir erft feit 
m Anfang des 17. 3608. in denjenigen ſchwäbiſchen Städten, 
vo die Jeſuiten ſich feſtſetzten. In Augsburg ward die erfte a. 
1603 abgehalten. Sie waren nahe daran echt vollstümlich zu 
werden, und haben auch da und dort volkstümliche Seiten ange⸗ 
iommen: aber recht in Fleiſch und Mark find fie doch nicht über- 
fgangen. 

In Rottenburg begann der Umzug Nachmittags gegen 21/2 
Ahr, nah der Grabespredigt Chrifti und zog ſich im Rottenburg- 
Bingen den fog. Graben hin zum ſog. Klöfterle, das jezt ein 
Birtspaus ift, und der Jeſuitenkirche zu. Es war ein rechter 
Paffionszug: das ganze Leiden Eprifti mit feinen Vorbildern im 
1.T. ward aufgeführt. Die Perfonen bei der Kreuzigung kamen 
Me vor, fogar Pilatus. Die Spitalbuben ftellten die Juden vor 
nd geißelten Chriftum. Den Vorausreiter machte Pilatus, ganz 
wrgenländifch gekleidet. Die altteftamentlichen Vorzeichen wurden 
xl mitgetragen, teils, weil fie oft umfangreich waren, auf Wagen 
ügefaren. So 3. B. Jonas im Bauche des Wallfiiches, da⸗ 
eben Ehriftus im Grab. Der Wallfiſch war von Pappenbdedel 
nd bat den Jonas im Munde. Ebenfo war das Paradieg vor⸗ 
et. Kinder übernahmen meilt das N. T. Das N. T. bil- 
een Buben von 16 und 17 Jahren; Chriftus war ein Mann; 
mge Zeit machte ihn der Geitenloder, der feinem Spignamen 
ach faſt nur befannt war, wie es bi3 heute noch in Rottenburg 
blich iſt. Der Zug gieng ſehr langſam; die Volfsmenge war 
bermäßig groß. Die ganze Landbevölterung überſchwemmte die 
ade. Merkwürdig waren die Kreuzſchloapfer, ſie bildeten 
m Nachzug; hatten blaue Hemden mit Kaputzen; die Schuhfchnallen 
it Papier verbunden: fie wollten nicht erfannt fein und waren 
mer Herren des guten Standes; beim Meiner zogen fie fich 
a und der durfte bei einem Eide fie nicht verraten. Meiſtens 
ar es Bußübung vom Beichtjtule aus. Ein Zeil mochte ſich 
⁊ Uebung des Kreuzichleifens wol freiwillig unterziehen. Die 
über trugen große Kreuze oft 11—12’ lange, teils hole, teils 
aſſiv gezimmerte,; ganz nad Wunfch und Befehl der Jeſuiten. 


174 





Beicht hörten damals im 17. und 18. Jahrhd. in Rottenburg nut 
Jejuiten. — Weil diefe Kreuze oft zu ſchwer waren, hielt die 
Proceſſion an; die allerlegten waren beim Zuge ganz früher die 
Flagellanten; fie trugen weite Hemden, im Rüden biengen for 
artige Lappen die mit einer Schnur aufs und zugezogen werden 
konnten; fie beteten den ſchmerzhaften Roſenkranz und belamen 
bei jedem „Gegrüßt jeilt du Maria” einen Strei vom Hinterman 
auf den, blöden Rüden. Es war ein mertwürdiges Schaulpl, 
dieſes „Gepantſch“ auf einander. Misbräuche hoben Ieztere Eittt 
auf. Auch der Ehriftus ward arg mitgepeiticht, daß er einſteni 
das Kreuz wegwarf und davon lief; worauf die Sitte aufhört. 


Anm. Vergl. die Karfreitagsprocefiion in Wurzach Boltstänl. I 
©. 169 ff. 


A. 1799 ward in Lauingen verboten Kreuze zu fchleifen, ſih 
zu geißeln, härene Kutten zu tragen, oder überhaupt verkleidet ji 
gehen *). 


Anm. Demnad aber unfer Gegentheil im Papftthumb jährlid al 
heutigen Tag ein jonder anſehenliche Nächtliche Prozeſſion mit groi 
Pomp und Apparat, auch vielen Kiechtern und Facklen anftellen; darbe 
fie nicht allein die Hiltorien des Paſſions mit allerlei darzu gemachte 
und gepappeten Bildern und Götzen, wie aud jonders hierzu beflchie 
und verordneten Perjonen als in einer Gomedien fpilen und den Karten 
für Augen ftellen: fonder bei gemelter Prozeſſion fich jhrer ein guter Thel 
Ehrifto vermeintlich zu Ehren und Nachfolg feines Leidens, mit gefnöpften 
Striden bis auf das Blut dermaffen ftreihen und geiklen, daß ihnen de} 
Blut reichlich über die Lende herabfleußt und bei vilen die Geißel, Kam 
und fonderlid der ganz Rud und Lende aller blutig und fo zerfegt wii 
daß endlich die Beijel im Blut pfetjhet; etliche große hölzerne Kraf 
tragen und fchleiffen; andere mit Ausgejpannten Armen daher gehn u. |." 

Zwo chriſtliche Predigten von der abjcheulichen Geiklung® 
procejfion, welche jährlidd im Papftumb am Charfreitag gehalten 
wird, durch M. Melchiorem Volcium (ugs. b. St. Anna 1607) 
Tüb. in d. Gel. Druderei. 


*) Die feierliche Proceſſion mit Militair ward 1774 von Kain 
Joſef II abgeſchafft. Waldſee. 





175 


Bon dem religidjen Drama war im 18. Jhd. wenig mehr 
die Rede. Man dachte kaum mehr der Meijterfinger und ihrer 
Theater; nur die Paſſionsſpile in Verbindung mit der $rohn- 
liänamsprocefjion ſchleppten noch geraume Zeit ſich fort, 
gehalten durch die Zünfte, welche da fich noch in alter Herrlichkeit 
dem Volle zeigen konnten. Trenkle, Diöc. Archiv II 135. 

dei einer närrifhen Landshuter Studenten - Schlittenfart 
„Utopianijches Extra-Blatt u. ſ. w. 18. Ihd. kommen für den. 
8, Februar vor: Zween Dleiner von Brauneggen und Buechorn 
aus Tyrol, recht Ehrwürdige Greifen, die ſchon das dritte seculum 
hinter fi) geleget, daß alfo ein jeder 120 Jahr zehlet, reyfen 
nachher Hauß mit einer Heu⸗Körben (Krätze) vol friiher Gedanken 
für die Krippen- und Charfreitagsproceſſion. 


Als nah dem 20. Febr. 1583 die Haufbeurener Katholiken 
den verbeßerten Kalender annahmen, fam es zu jämmerlid) er 
börmlihen Pladereien. In der SFronleihnams- Oftav unterließ 
der Magistrat die Stadtdiener zu den Umgängen zu jenden: „da 
feint die Yutherifchen Weberbuben fat unzichtig und mutwillig ges 
weſen mit floffen, mit zungenausreden, mit danzung und bededtem 
Harbt.“ Als zwei katholiſche Bürger zwei Buben dafür züchtigten, 
hielt ſie der Rat etliche Tage in Haft, die Buben wurden ſowenig 
Beftraft, wie ſpäter die Söhne des Bürgermeiſters Bonrieder, des 
Stadtanwalts Bonrieder und des einen Predigers, welche in das 
Chor der Martinskirche einftiegen, ihre Notdurft auf dem Sarren, 
Worauf der Palmefel ſtand, verrichteten, einen großen Schneeballen 
dajn legten, den Karren im Kor hinaufführten und ein Vigilien— 
Buch auf den Unflat legten. Felix Stieve, Reichsſtadt Kaufbeuren 
180 ©. 37. 


In katholiſchen Ländern wird auf jedem Dorfe das Frohnleichnams⸗ 
ef (Festum Corporis Christi, Fete de Dieu) mit einer ftäbtifchen 
Vracht gefeyert. Beſonders werden da die jungen Bauernpurſche, wovon 
te mehrften bey feiner andern Gelegenheit ein Feuergewehr in ihre Hände 
Debracht haben, von dem Pfarrer und Ortsoberen genau aufgezeichnet, um 
bey dem Borübergehen der Progeffion Flinten loszubrennen, melde von 
of, faft bis oben an, voll getropft find, folglih in den Händen unvor⸗ 





17 


ovor die Prozefjion vorübergehen muß, behängen, oder behängen lafien. 
he aber noch derjeiben Vorübergehen verflojien tft, jollen die Tücher und 
rapeten nicht abgenommen werden, damit nicht durch den Umfturz einer 
leiler, oder auf fonft eine Weile, jemand bejchädiget werde; als wofür 
Ber Gigenthümer eines ſolchen Haufes, und jeder Vater oder Hausherr, 
vemn ihre Kinder, oder Geſinde damit Unheil anrichten würden, zu ftehen 
aben jollen“ *). Wäre e3 ohnmaßgeblich nicht beſſer, dergleichen geſchmack⸗ 
Be immer gefährliche, zu mancherley Unordnung und unnöthigen Aus» 
gen Anlaß gebende Maslerade des Tapezierens ganz zu unterdrüden ? 
Frant Syſtem 4, 113 ff. 


In Waldſee. In Waldjee, wie in oberſchwäbiſcher Gegend 
berhaupt, ijt der Hang zu geiftlichen Komödien frühe bemerkbar. 
derzeichnet begegnet man den erjten Spuren in Waldjee ums Jahr 
640, wo Schulmeifter Spiegler auf das Fronleichnamsfeſt 
m Comödie dedizierte, wofür ihm ein Schaf, den „Commödie— 
ibenden” aber ein Trunf gereicht ward. Sodann hat 1732 und 
740 eine bürgerliche Gejellichaft das Leiden Chrilti aufgeführt, 
nd jih bis zum Schluße des 18. Ihds. erhielt. Der Stadtjädel 
ahlte 5 Fl. Geld und verwilligte einen Trunk. Waldſee und 
me Vorzeit S. 196. 

Das Gmünder Pafjionzjpiel hörte a. 1803 auf. 


10 Bon den Umgangen mit dem Sacrament. „Bon 
ter und von unverdechtlichen jharen here haben unjere eltvordern 
m hochlöblichen Sacrament vil und großer ehr bewijen, 
jonderhait uf das vejt unſers Herren Fronleihnamstag 
MD dann uf den Uffart dag, jo man umb den cid 
fligt u reiten. Uf denjelbigen und dann den Fronleich— 
amatag**) jein meben andern ehrerbictungen die jungframwen 


— 


*) Code de la Police T. J. p. 45. 46 

**) Arpagauz, geiftliche Hirtentäich 1706, Kempten, predigt am Fron⸗ 
Snamstag I Feltiv. 496: „Jede Blum dann an eweren Stränglein, jeder 
ſtenbaum dur die Gaflen und vor den Häuferen, alles Gewand und 
5 fonft Schönes jedes Haus hat vor den Fenſteren, alles Geleut in 
ra Thürmen, alles Knallen auß den Büchſen, aller Thon der Trompeten, 
tHarffen, der Orglen, der Biolinen — alles gereichet zu Vermehrung der 

12 


„178 


gewon geweſen, dem Hochlöblichen Sacrament vor allen Chorſchüelem, 
prieftern und menigclichen vorzugeen und zu belaiten, wie danı 
auh an vil orten ſolche gewonheit noch im praud ift. Und wie 
wol hievor mehrmals ſich begeben, da neben und mit andem 
Jungfrawen etiiche, die gleihwol zimlichen beſchrait geweſen, ſih 
eingemijcht und eintrungen heiten, noch Dann war derfelbigen doyur 
mal gueter Mainung verjchonet worden. (Zwei Mädchen warı 
body ſchwanger, „danı ehe ain Monat vergieng betten fie ſich beide 
gejüngt.”) In Folge deffen verglihd man ſich „das Hinfüro mer 
uf den uffart oder aud den Herrn Fronleichnamstag zu ewige 
zeiten die jungfrawen nimmermer dem Sacrament follten vorge 
und an defien jtatt etliche ferzenftangen fein gemacht worden, dt 
von den fürnembften handwerfern mit brinnenden Terzen, Gott A 
lob und ehren, in der procejfion werden vorgetragen.“ 

Als nad) dem großen Brande von Schiltach Oberndorf u 
voller Furcht war, veranftalteten fie Andachten: „das fie in aim 
fürze darnach ſich verainet, den allmechtigen Got umb nad gr. 
beten und gemainlich fampt der priefierfchaft mit Dem hochwürdige 
Sacrament umb den Flecken Oberndorf in der prozeſſion ganget, 
in aller majen, als uf den tag corporis Christi gewonliden Dr 
ſchicht. Verhoffentlich der allmechtig hab fie gnedigclichen erhör 
und dem böjen gaift feinen mutwillen nit geftatten wellen ſonder 
jeind darvor behuet worden.“ 

Zinmerifhe Chronit II 223 ff., III 82 ff. 

11 Zum HI. Kreuz, Augsburg u. ſ. w. Die Progejfion 
nad) hl. Kreuz in Augsburg bfühten einft jchr. Gretjers Vetter 
Prozeſſionsbuch Aijb: von den heiligen progejfionen und Creuy 
farten, welche in difen uhralten catholiſchen Gebrauch hi. Propl 


zufälligen Heiligfeit feines Nahmens.* — Georg Wittweiler, Pfalter, 6 
ſtanz 1619 III, 199: „Auf feinen Tag des ganzen Jahrs reimt ſich dieſe 
Verſicel (PB. 117, 26 constituite diem solennem u. f. w.) beßer, a 
auf das Feſt corporis Christi des hl. Fronleichnambs Chrifti, an melden 
jedermann in großer Anzal mit Blumen und Mayen zufammentempt 
bis zum Altar des Herrn“ u. S. w. 


N 





m 


mes und Greuzfarten anzuftellen, jonderlid an St. Marrtag an ⸗ 
fegen fein laſſen. Vgl, Zimm. Chr. III 355. 

Im Jahre 1607 veranftalteten die Donauwerder Demonftta= 
mgeProgejfionen zum hl. Kreuz daſelbſt; darob in die Adıt erflärt 
d Baiern mit der Execution beauftragt; behielt es auch. 

Was die Raftatter Elerifei vor 100 und mehr Jahren noch 
üßeuersbränften für Prozeffionen cum sanctissimo veranftalteten, 
äh P. Fran, Mediz. Polizei: Der Pfarrer zog mit der Mon- 
Tanz im beiden Händen noch in den 5Oger Jahren des vorigen 
Ibrhunberts hinaus und beſchwor mit dem Allerheiligſten bie 
Hanmen, ohne daß bieje dem. feierlichen Befehl nachgaben bis 
Is verzehrt war. Offenbar, jagt Frank, war er zu früh daran, 

12 Nach Petershaufen. Die Domberen von Konftanz mußten 
ah Biſchof Gebhard II Anordnung alle Jahre 3 mal in feier« 
het Prozeffion nad) Petershaufen ziehen und bort für feine 
ilenruhe beten. Merk; Chr. ©. 79. Diefem Biſchofe jagt 
tan nad), er wäre trodenes Fußes über den Po gefeßt, weil er 
m Verfolgern gedrängt ward, die ihm die Heiltümer abnehmen 
nlten. (S. 82). Seine Todtenbor wird fo ſchwer, daß er nicht 
eilet getragen werden fonnte; er wollte in Petershaufen begraben 
in, dahin hatte es feine — wol aber in den Dom — große 
fihe ©. 87. 

13 Auf den Kirchhof. Die Zimmeriſche Chronit I 202 
Tihtet: „uf jede jampstag zu nacht, ſo die prieſterſchaft zu Möß - 
th nad) der Veiper über die greber gat.“ Eine Sitte die 
dem Heuberge auch üblich geweſen. 

14 Die Reisbüfhelprogeffion. In Salmandingen zogen 
mals am Karfreitag die Leute als Büher mit Reisbüjcheln ber 
den, alles Jung und Alt in Progejfion den Kornbühl hinauf, 
3 anderwärts mit Kreuzen gethan wurde. 

15 Zu St. Leonhard. A. 1797 den 26. u. 27. Mai 
t Zeit der Viehſeuche veranftaltete man in Lauingen, alter Sitte 
Nöten gemäß, eine Prozejfion zu St. Leonhard und St. Johann; 
ı erften Tage ward alles Vieh auf den Plaß geführt und mit 
n Santtiffimum gejegnet. Kränzle's Aufzeichnungen. 


180 


16 Schiffsprozeffion. Bei Gelegenheit, da Itmer von dr 
griechiſchen Schiffsprozeſſion ſpricht, welche die Athener nad) Delot 
geichict Hatten, nad) deren Zurüdtunft Sokrates den Becher trarl, 
jagt er (Geſ. Werke I 120): Cine ſolche Schiffaprozejjion 
auf größern oder Heinern Fahrzeugen rudert oder jegelt unke 
Hymnen und Mufit jährlih auf Krifti Himmelfart um die 
reitzende Injel Reichenau im Bodenjee und wird von dem jm 
feitigen jchmweizeriichen Ufer mit dem Bonner Meiner Kanonen 
begrüßt. 

17 Eine Augsburger Prozeifion verhöhnt. Eine Pır 
zejfion der Mönche von St. Ulrich erlitt während des Augäburget 
Neichstages den 23. Mai arge Verhöhnung. Bor dem Luartitt 
bes Kurjürften wurden die Benediltiner von den Sachſen und von 
den Heilen mit Gezifh und dem Schrei der Kühe und Ode 
verfolgt; 2 Tage nachher lichen die Sadjien einen „Schalmegr’ 
mit den jammervollen Tönen eines jchledhten Injtruments ihn 
Geſang begleiten, während die Lüneburger abgenagte Knode 
vom Fenjter über jie herunter warfen. Der Augsburger Vürge 
lachte dazu. 

Kein, Reform. Geſch. S. 153. Aus den Relationen ©. 60. 

18 Der Serrentag in Kempten. Am 10. Mai ward M 
Gedädhtnistag der Einweihung des Benediktinerflojters in Kempieh 
gefeiert mit Progejfion und großem Markte. Die Predigt jan 
jtatt in der Kapelle auf der Schwaigwife. Uraltes Feſt. Zorm 3. 
Bon 1470 gieng die Prozejjion über die Boleuten, wo cine ge 
malte Tafel mit Bitdern jtand. Nach daſelbſt gejchehener Andadh 
gieng die Progejjion durch das Scheibenholz über einen Steg nad 
der St. Beorgencapelle, welche auf einem Felſen mitten in M 
Iller ſtand und von dort wieder zurüd zu dem erjehnten Schmaut: 
S. 25. 

19 Ums Feld reiten *). Dieje uralten durch die Rirdt 


*, Arpagaus, Geiftliche Hirtentäͤſch, Kempten 1706 predigt ( gehe 
393): „Wir feind mit einer einmüthigen Prozejfions-Berfamblung M 
dahin forgfältig, daS uns der liebe Frieden beharrlich anſcheine, dab 9 


188 


st angefochten, daß er uf den hailigen Uffarttag 
jolt halten, wie im den cathofichen kirchen gepreudhe 
Kid das man des Salvatoris bildtnus fompt ben 
foll flengen und ufziehen, aud Für und Waffer 
velb herabjhütten. Diß fürmemen bet er ins wert 
wiffendt aller deren in der flat, zu dem fie dajelbs uf 
religion wie fein firchen beſchloſſen haben.“ 

that ihm dafür. Als von 1513 ab die Katholiken in 
n den verbefjerten Kalender annahmen, fam es zu Jjäammer- 
dereien: am Sarfreitage brojd) der Meiner in der Pfarre 
Getreide, am Feſte Chriſti Himmelfart ſchidte der Bürger 
ht wie fonft, die Zimmerleute um das Ehriftusbild 


Nartinslirde aufzuziehen. Felix Stieve, Kaufb. 


25. 

jafar Merlin, Propft von Waldkirch, bringt den Marke 
ı Baden dazu (1528. 24. Juni), die Grablegung Krifti, 
elfart ins Kirchendach wieder gejezlid) einzujchärfen. 
Geſch. 80. 

Fährlichere Aenderungen im äußern Cult wurden fait 
etroffen. Die abergläubijhen Bräude der Karwoche, 
Grab Kriſti, Himmelfart u. j. w. in Um, Biberad), 
ſchaift S. 67. 

ꝛrenglaube als Veranlafſung zur Einſetzung der Scapulier⸗ 
fit in dem Gotteshauſe Ettenheim-Münfler. Unter Abt 
iger, welcher durch Wahl, dem Chriftoi Heubler in jeiner Würde 
war (30. November 1623), wurde der Crt Munſterthal einige 
inander von furchtbaren Ungerittern heimgeſucht. Ramentlich 
n Jahre 1625 der Fall. Am 20. Juni des gen. Jahres, bee 
t am 24. Juli, wurden die Religiofen und Ginmohner des 
3 Lebhafteite geängitigt; an leterem Tage vernichtete zugleich 
zer Hagelſchlag nicht nur alle Erdgewächſe, jondern vermundele 
hen und Thiere. Auf den Hagel folgte ein Wollenbruch. Das 
ende Wailer jprengte Thüren und Thore des Klofters auf, 
1 und Gebäude nieder und führte die gervaltigften Bäume und 
nit ſich fort, 

Waſſer ftand an der Kloſterpforte 5,5 Fuß hoch und füllte alle 


182 
„Dan pflegt auch fonjten außerhalb des bi. Fronleichnams⸗ 
feft das hochwürdigſte Sacrament prozeffionsweis zu Fuß und pu 
Roß gemeinigklich aber zu Roß durch die Felder und Aeder ber 
umb aufueren von weichem Gebraud der Knüttelpoet Klokpod 
Naogeorg aljo grölzet: 
Die Bawren reitten umb daß Korn 
Sampt ihrem priefter und paftorn, 
Bil Kreuz und Fahnen fein darbei. 
Da tombt Frig Knoll mit jeim Geſpey, 
Was er jagt ift erlogen als: 
Er jchreibt der Priefter trag am Hals 
Ein Sedel und das Brot darin. 
Das ift der Ketzer Lied und Sinn.” 
Unmittelbar nad) der Prozeifion geht man in Böhmenlird 


in die Wiefen, ſucht eine Pflanze: die ift gut für die Klauenſeuche. 

Die Bewirtung der beim Slirchengefange mitwirfenden Kräft, 
Fahnenträger, wird bald am Fronleihnamstage bald an Ehrift 
Himmelfart vorgenommen. In Markdorf befommen afle vom 
Rathaus die Eſeleſchelle, das Feſtbrot, rund, mit eingelerbtn " 
Viereck auf der Oberrinde. Eſeleinsſchellen, Mutjchelte. Rob 
holz, Alem. Kinder-Lied S. 85. 

20 Das Anfzichen des hi. Geiſtes. Die Sitte befand 
überall und bejonder3 war fie in Nugsburg redht volftümlid. 
A. 1782 ifl am hl. Tage zu Pfingften Nachmittag der hl. 
Geiſt zu tot gefallen; das ift: eine Figur des hi. Geiſtes 
mit Kranz und brennenden Wachskerzlein allenthalben umgeben 
ift von dem runden Yod) des Kirchengetäfers herabgelaßen wordt, 
wie es vorhero nad 12 Uhr unter abgefungener None allhier ib 
lid) war. Als dann ift der Spagat gebrocden und aljo un 
lauter Gelächter und Getös dieſes Spectaculum zu jehen. 

Das Herabwerfen von Zuder= und anderem Backwerk durd 
die Oeffnung war herkömmlich. In der Schweiz ebenjo am Paln 
tag. Lütolf S. 561 No. 596. | 

Die Zimmerifche Chronit III 161 berichtet von einem Graſen 
v. 3. Chriftof einem „frommen, fintlihden Mentfchen.” „Er i 
wenig jar uf ſeiner Commendaria zu Hall geweſt. Es hat in 


—* 


— 


— — — — — — — — 


183 
Fain Zeit angefochten, dab er uf den hailigen Uffarttag 
in Non jolt halten, wie in den cathofichen kirchen gepreude 
ih, memblich das man des Salvatoris bildtnus ſampt ben 
ngelin ſoll fleugen und ufziechen, auch Für und Waffer 
tomgewelb herabſchütten. Diß fürnemen het er ins wert 
yeiht, unwiſſendt aller deren in der ſtat, zu dem fie daſelbs uf 
xt newen religion wie jein kirchen beſchloſſen haben.“ 

Man that ihm dafür. Als von 1513 ab die Katholifen im 
dauſbeuren den verbejjerten Kalender annahmen, kam es zu jämmer- 
iden Padereien: am Karfreitage droſch der Mefner in der Pfarre 
itht jein Getreide, am Feſte Chriſti Himmelfart jhidte der Bürger- 
heifter, nicht wie fonft, bie Simmerleute um das Chriſtusbild 
nder Martinstirde aufjuzichen. Felix Stieve, Kaufb- 
m ©. 25. 

Balldafar Merklin, Propft von Waldtirch, dringt den Mark— 
tafen von Baden dazu (1528. 24. Juni), die Grablegung Krifti, 
ieHimmelfart ins Kirchendad) wieder geſezlich einzufchärfen. 
im, Ref. Geich. 80. 

Ungefährlichere Aenderungen im äußern Cult wurden fait 
jerall getroffen. Die abergläubiihen Bräuche der Karwoche, 
almejel, Grab Krifti, Himmelfart u. j. w. in Um, Biberach, 
ny abgeihafft &. 67. 

21 Heyenglaube als Veranlaffung zur Einfegung der Scapuliers 
tuderſchafft in dem Gotteshanfe Gttenheim-Münfler. Unter Abt 
Spar Geiger, welder durch Wahl, dem Chriſtof Heubler in jeiner Würde 
Ögefolgt war (30. November 1623), wurde der Ort Munſterthal einige 
ihre nacheinander von furchtbaren Ungewittern heimgeſucht. Namentlich 
© dies im Jahre 1625 der Fall. Am 29. Juni des gen. Jahres, ber 
Wers aber am 24. Juli, wurden die Religiojen und Einwohner des 
tes auf's Lebhafteſte geängftigt; an Iehterem Tage vernichtete zugleich 
T gewaltiger Hagelſchlag nicht nur alle Erdgewächſe, jondern vermundele 
4 Menfhen und Thiere. Auf den Hagel folgte ein Wollenbruch. Das 
tbeiftrömende Waſſer jprengte Thüren und Thore des Klofters auf, 
j Mauern und Gebäude nieder und führte die gervaltigften Bäume und 
Isftüde mit fi fort. 

Das Wafer ftand an der Klofterpforte 5", Fuß hoch und füllte alle 
































184 
unteren Mäume, jo daß man Die Meitpferbe, um fie zu reiten, au den 
Stalle in den Gonventsgarten bringen mußte. Obwol das Oemilır 
micht länger als dritthalb Stunden dauerte und ſich micht weiter als il 
zunäcft unterhalb des Kloſters erftteite, betrug doch der Sähaben ar 
Bed, Gebäuden und anderem bei 4000 Gulden. 

Zange Zeit giengen die Religioſen voll banger Erwartung, fie mödla 
wieder von gleihem Unglude betroffen werben, umber. 

Alle diefe verheerenden Wetter waren in ihren Augen nur bie Falkt 
von Nachſtellungen benachbarter böfer Leute, die durch Mithilfe des Teuet 
ſolches auszurichten vermochten. Denn aljo hatten jelbft einige zu Re 
gingen der Zauberei und Hererei wegen hingerichtete Manns- und Walt 
verfonen befannt, daß fie Die zwei grofen Wetter und Gemäfler anı 
richtet, die Kirhenthiiren mit 300 Katzen niederzureißen und das Gattdı 
haus ganz und gar hinwegzufloßen ſich unterftanden, welches, wenn 
es nicht mit feiner Allmacht und die Schupheiligen mit ihrer Mrürhi 
ſonderbarlich abgewendet hätten, gewiß geſchehen wäre. 

Noch ruhet in nicht afljuweiter Ferne an Malvesflelle*) „der bl 
Stein“, den die Flofterfeinbfichen Heren umfonft zu heben verfucht 
ihm von der Höhe des Berges auf das Gotteshaus hinabzuftürzen 
unter feiner Laſt zu zettrummern. 

Bald nad) diefen ſchweren Heimfuchungen lam Schellhammer, 
der Rechten und Präfeft der beiden Erzbruderſchaften im Dominik 
Mofter zu Freiburg, in das Gotteshaus Ettenheim-Münfter, meld 
Abt Hate, tie viel er und fein Gonvent ſeit einigen Jahren durd Im 
gewitter auszuftehen hätten. Der Doftor der Rechten ertheilte den Ak 
die Erzbruderſchaft des heiligen Nojentranz afte 
frau Maria einzuführen, wodurd das Kloſter und die ganze Kerrihdh 
vor ferneren Unglitesfäffen bewahrt bleiben würden, indem, tie er at 
durch dieſes Mittel ſchon mehrere andere Orte, als das Stift un W 
Probftei EMvangen, unter gleihen Umftänden Hilfe und Rettung M 
Tangt hätten 

Der Akt und Konvent fichen ſich diefen guten Nat q 
und erwirften alsbald von den P. Provinzial der P. P. 
zu Freiburg die Frlaubnis zur Mufrichtung der benannten ® 
welche am 21. Nob. 1697 aufs Meierlichfte in der Landelin 
gejeht wurde 


Bruderihafts.ltten. Stöber, Seh 
dafetbft.) reib. hift. Aticie. IT 14 






































x Barrei Münfterthal, g— 





*) Neuwald, herrſchaftliche Waldung 





185 


22 Baternofter ſchieben. An den Bildftöden, auch an 
dfreuzen waren früher an einem Drat Päterlein (pater) gefaßt. 
T Vorübergehende betete nun zu Ehren des 5. Kreuzes, oder 
n Heil der Seele des bier Berunglüdten zc. etlihe Vaterunſer 
d rüdte genau fo viele Kügelhen auf die Seite. Es war 
ter'm Volt der Glaube, daß man mit jedem Paterunfer eine 
ne Seele aus dem Fegfeuer erlöſe. Co hielt man es wirklich 
‚eine Totjünde, einige Päterlein zu verjchieben, ohne gebetet 
haben. — Heute findet man dergl. höchſtſelten. 

23 Zobtentanzerinnerungen. „Zum dritten haben wir zu 
ditieren, daß mäniglich fterben muß, niemandts ift ausgenommen, 
fen Reyen muß jedermann tanzen; fterben ift unſer höchfte und 
ke Schang, niemand fan dem Todt entrinnen, diſes Elendts ift 
mand befreyet.“ Zraftat vom Standt der Kföfterlihen Jung⸗ 
men. Conſtz. 1608 ©. 324. 

Ein befannter volft. Totentanz zu Konſtanz auf der Inſel, 
Cberftdorf. 

In Saulgau bat fi) noch die alte hieher gehörige Redens— 
‚erhalten: Der ſieht aus, wie der Tod an der Wand. 

24 St. Ida Comödie. Anno 1612 gab bei Straub zu 
nftanz ein GBeiftlicher eine furze Beſchreibung der gottjefigen 
auen St. Ita Gräfin von Kirchberg heraus und am Schluße 
ch die gereimte Hiftorie, zu deren Anfang der Verfafjer des 
ichleins dem günſtigen Leſer mitteilt: 

„Die Comedie aber haben wir aus ſonderbar erheblichen 
ſachen, die zu erzählen unnötig, dißmal unterlaßen, und zu einer 
vern gelegenen Zeit und Edition und vorbehalten.“ 

Ueber die ſüddeutſchen geifllichen Comödien in Salem, Kon— 
3, Heberlingen, im Breisgau und der Ortenau fieh ZTrendle 
eib. Diöceſanarchiv IT 131 ff. . 


35 Das Lauinger Pajfionsſpiel*). Die Hauptſtätte, mo 
*) Die Freiburger Paſſionsſpiele hat Prof. E. Martin in 
Zeitſchr. für Bejellichaft zur Beförderung der Geſchichts⸗, Altertums⸗ 
Bollstunde von Freiburg u. f. w. III. Bd. Heft 1. 2.1873 (Scheuble) 





186. 

heute noch das Paſſionsſpiel blüht, it bekanntlich Oberanmer- 
gau. Einſt aber mochten wenige Märkte und Städte Süddentid- 
lands deſſelben entbehrt haben; das bezeugen mündliche Ueberlie 
ferungen und jchriftlihe Documentee Mündliche Weberlieferumg 
weist in Lauchheim, in Gmünd, Burgau auf die bildliche Balionk 
voritelung hin. Bon Gmünd haben wir noch einen Zert, de 
Herr Holzwarth veröffentlicht hat. Von Burgau gibt & anf 
einen Text, den ic) der Dlünchener Hof» und Staatsbibliothek jchenkk, 
er ift circa von 1816—18 und von einem damals befannim 
Allerweltsreimer, einem höher geitellten Geiftlichen verfaßt. Lim 
Sauingen ijt der, den ich auszugsweiſe mitteile. Die Terte mühe 
wol unterſchieden werden, ob fie volftümliche oder künſtliche fin. 
Die volftümlihen mögen wol rar jein, und wo fie urjprüngfd 
echt volftümlich waren, haben wir fie jezt halb modern hochdeutid, 
halb echt, gerade wie wir es an gewiſſen Gebeten wahrnehat. 
Der fortjchreitende Zeitgeift mit jeiner Schulweisheit feilte an des 
„barbarijchen” Ausdrüden, bi3 ihr ganzer Reiz weg war, m 
gegen das nicht Iefende und fchreibende Publikum an dem Erbteilt 
fejt Hielt. Won 1812—30 oder vielmehr vom Beginne der Jr 


jephinifchen Zeit an genügten dieſe frommen, echt Tatholijchen Zeit 


nicht mehr, daher wir oft jo bitter getäujcht werden beim freudigen 
Ueberleſen eines Pajlionstertes: meiſtens nen und überarbeite, 
Ich will mid auf das Yauinger Spiel für diesmal bejcränten. 
Wie in Rottenburg a. N. die Harfreitagsfeier durch eine groß 
artige Procefjion begangen ward, wo edit romanijch die Geißler, 


herausgegeben. Die Ausrüftung der Proceflion war im Einzelnen wi 
ſehr einfah: der Teufel trug den Baum, von weldem Adam und 6 
aben; Joſua und Caleph die große Traube, ein Engel den Stern, dei 
die Heiligen Dreilönige mit ihrem Ajtronomus folgten; auf Wagen nel: 
Maria mit dem Kindlein, dem Ejel'und dem Ochſen im Hüttchen; Ural 
und Elftaufend in einen Schiffe. An 1557 weigerten fi die Ehen” 
fnechte der großen Ausgaben, der Rat gab nad „weil ohnehin mehr Ge 
Ipött als Andacht dabei ſei.“ Martin citiert Fiſchart S. 201 ff., meldet 
der Freiburger Aufführungen (Proceſſion) gedenkt (Bienenforb). Schreibt, 
Freiburger Adreßlalender 1837. 


— — —— a ——— 





187 


hazihlaifer, hären Gewandträger fich jehen ließen, fo in Laus 
nam. Dieſe Proceifionen datieren nach ihrem Urfprunge ins Ende 
«16. und den Anfang des 17. Jahrh. In Lauingen fam zu 
et Proceſſion alfo noch die Paſſion, was fehr lang andauern 
wchte. Längere Zeit fiftiert, wie mir bis jezt befannt, ob ver- 
Dedener Exceſſe, erſcheint das Paſſionsſpiel auf das Jahr 1798 
» 1799 angeſagt. Der Rat forgte mwolweisiih vor. Alles 
teustragen bei der Proceffion, alles Geißeln, alles härene Ge: 
amdtragen, alles Maskieren und Verkleiden in andere Geftalten 
ar ſtreng unterfagt. Ja fogar heißt es im Erlaß, „auch feine 
ajfionscomödie aufführen.“ Im Jahr 1798 aber holte 
an gnädigite Erlaubnis ein — aber au nur für 1798 — und 
e ſtreng geiftlihde Comödie ward geftattet. Darüber fertigte 
8 Stadtvogtamt und Polizeiamt folgenden Atteft aus: „Daß die 
m hieſiger Bruderfchaft am heutigen Karfreitag aufgeführte Baj- 
mötragödie ohne den mindelten Erceß oder Unordnung abge= 
ujen, ein joldhes wird in Kraft diß atteftitt. Actum den 10. 
türy 1788.” Der Zug zum Spile war nad) folgendem Schema 
gelegt. „Zu einem Paſſionsausgang ohne zu ſprechen, 
ihlagen oder maskirt zu erjcheinen. 1) Genius mit dem Schildt 
‚D. N. Jesu Christi ſamt 2 Stabträgern. 2) Die Weltfugel 
t dem Lamm Gottes. (Hierein die Kinder der I. Elafje. 3) Der 
yptiſche Joſeph. 4) Der Delberg. (Sinder II. Claſſe) 5) Da- 
HM in der Löwengrube. (Kinder III Elafje.) 6) Die Gefangen 
hmung Chriſti. 7) Annas und Kaiphas famt dem jüdiichen 
ıt (die Tedigen Gejellen). 8) Chriſtus in der Verſpottung Herodis 
Handwerker). 9) Die Geißlung. 10) Die Krönung (2 Hands» 
zler).. 11) Ehriftus mit dem Purpurmantel und Pilatus (2 
indwerfer). 12) Abraham und Iſak (2 Handwerker). 13) Die 
euzziehung (2 Handwerker). 14) Chriftus am Kreuze. 15) Ma» 
ı unter dem Kreuze (die HH. Auguftiner). 16) Das Grabmal, 
wauf der Magiitrat und das Frauenvolk folgte. 

So jcheint Anno 1798 die Sade faum cin Abbild des alten 
uinger Paſſionsſpils zu fein. 

Ich habe einen Text, der älter ift als 1798 und deſſen For⸗ 


188 





men noch viel weiter zurückweichen, als in die Zeit des Schreiberk, 
. Der „Erfte Auftritt” zeigt uns den jüdiſchen Nat, der eben fin 
und her ratjchlagt, was mit den Verführer anzufangen fei. Au 
phas referiert: „Ihr Herren insgeſamt, es wolle fich geziemen, Euh 
zu beläftigen; laßt Euch's nit fallen ſchwer, daß ich noch habe kat 
den Rat fo fchnell beſchloſſen. Es wird, ich zweifle nit, Euch ale 
fein befannt, daß nämlich Jeſum wir von Nazaret laſſen aufſuchen 
in dem Land; dann wird er feine Pehr noch weiter forttreiben, 
wie er bis dato das ganze Fand — bethört, wird das Mofailk 
Geſatz zu Boden ligen bleiben und wird die Synagog noch välk 
umgefehrt!“ 

Annas: Sobald es möglich ijt, jo thue ich vermeinen, ſol 
man ihn greifen an und fegen in Verhaft. Wer da nun be 
Vernunft, wird mir’3 vor aut erfennen, dann wer vil Uebels ti, 
muß fein davor beitraft. 

Nicodemus will nicht jo raſch zu Werke geben, um nid 
das Kind mit dem Bade auszufchütten, „warn man nod marke 
thät, glaub’ ich, wär das beſte.“ (Echter Schwabe.) 

Eleazar beſchuldigt Nicodemus, er halte eg im Geheime 
mit Jeſus und dringt auf jchleunigfte Einfahndung des Böfewidtk, 

Der Rat Samuel läßt ſich aljo hören: „Mich wundert, dab 
man uns nicht heit furchtjame Hafen, weil wir mit diefem Mom 
jo fang haben gewart, der und gefezt fo oft die Brillen auf de 
Najen. Mein Rat ift, daß die Sad nit lang werde geiparl.” 

Kaiphas dringt daranf, lieber heut noch zu fehen, wie ft 
werde in's Netz gebracht. 

Unterdeſſen kommt Judas herein, den Samuel, der Rat, wel 
fennt. Judas hebt an: „Ih bring euch gute Woft, bitte wodt 
mich reden laſſen und wollt, daß ich jchon längſt zu euch anlon⸗ 
men wäre! Kaiphas fordert ihn auf, was jeines Thuns da nod 
jo fpät wäre? Judas: Ihr Herren, thut gemach! Gut Sad IM 
ſich nicht eilen! Glaubt mir nur fiherlid, es ijt noch nidt F 
ipat. Ic fomm den graden Weg vom Meifter glaufen. Ich ende 
meine Red, jagt, was wollt ihr mir geben, warn ich den Beier 
Euch verrat noch dieſe Nat? Und jo es nicht geſchicht, je ih 

1 





189 


sein Leib und Leben; bezahlt ihr mir die Müh, jo iſt der Kauf 
macht! 

Annas hält dies für himmlische Yügung und Kaiphas ver- 
pricht den doppelten Lohn, wenn Die Sache günftig verläuft! 

Judas: DieSah muß werden, wie ich mich habe verpflidht:; 
Kur her bald mit dem Geld, das ift mein Verlangen! 

Annas: Judas fomm ber! Nach den Beding empfang die 
W Silberling! Willjt aber der Juden Kronen, fo ftehen dir 
elbe frei! 

Judas: Der Juden Kronen ich feine mag; dann fie 
alien fein Vorſchlag! gib mir aus dem Opferſchatz, was du mir 
etſprochen haft! 

Annas: 

Hier Haft du 30 Silberling 
Mur gewiß den Meifter überbring! 

Nicodemus befürchtet des Himmels Strafe. „Ich geh da= 
m und fomm nit mehr in Rat.” Bon Kaiphas befragt, wie 
nd was, jagt Judas: „da jeid ihr ohne Sorgen; laßt euch gar 
ichts anfechten; ich Ferm ihn gar zu wol, will mid) ſchon ſchicken 
zen. Gebt mir Leut, wann ih fomm von Knechten und Sol— 
alen; Heut foll er euer jein, tragt gar feinen Zweifel! Ich 
rd zu rechter Zeit gewiß mid) heut einjtellen; da Habt ihr meine 
and und glaubt mir, es bleibt dabei! Doch ftill, id) gehe von 
ier geuug, daß er von mir beherzt verrathen fei; und das muß 
st gleich ſein!“ 

Zweiter Auftritt. 
Der Delberg. 

Chriſtus: Schlafet und ruhet! — Jedoch es iſt genug; 
chel auf, weil bereits die Stund' iſt angebrochen — ſtehet auf! 
wit die verboßte Schaar in voller Wut kommt angezogen und 
bon der ganze Schwarm bei uns in der Nähe ift. Laßt uns 
men entgegengehen, dem Verräther und feinem Volk will ich mid) 
any frei ergeben! 

Judas: Haltet ein, daß ich mid au einem andern nicht 
gehe ; jedoch ich erjehe ihn ſchon, dem ich liefere in Euere Händ. 


190 


Ein verftellter Yreundichaftstuß joll Euch zum Zeichen dienen — 
wen ich füllen werde — der iſt's — den greifet — jei gegrül 
Rabbi! 

Nach einer gegenjeitigen Unterredung ganz nach dem bibliläen 
Texte, wo bejonders der Meifter berzergreifend ſpricht, hebt det 
Hauptmann an: „Greift an und fchonet nit! Es umgebe ihn de 
ganze Schaar! Nur feft mit Feſſeln, nur feft mit Striden gebunden; 
Ketten mit Ketten umringet und was nur zur Sicherheit dien 
mag!" Petrus zieht vom Leder und huſch klagt Malchus jden: 
Vermefiener, was habe ih dir gethan? Du Haueft mir das Okt 
gleih ab? Es räche es die ganze Schaar! EHriftus tröflet ik: 
„Komme Freund, dein Schidjal rühret mid; meine Hand er 
dir, was das Schwert Hat ungeredht ausgewirkt! Petre mie map 
du Dich vergehen und welcher Eifer hat dich bethört? Zurüd de 
Hand, zurüd das Schwert an feinen Ort! Weiß du nicht, dab 
Schwert mit Schwert gerochen werde u. ſ. m.” 

Der Hauptmann im echten alten nichtsdurchbohrenden, reict⸗ 
ſtädtiſchen Ton, als ob es gelte, den bayerischen Hieſel zu fangen, 
ſpricht: „Die Mannfchaft fehließ fi wol, um und um umgeht 
ihn! Führet ihn fort und nit vermeilet. Führet ihm behuffen 
und wolgeſchloſſen! Der Befehl ift genau und eingefchärfft, 
daß die Seinigen ihn nit erbeuten!“ Vier Juden verficern die 
gänzlihe Machtlofigfeit des Gefchloffenen ; feine Zauberei jei ge 
brochen. 

Dritter Auftritt. 
Joannes. 

Hautſchaudernde Begebenheit! Schmerzvolle Umſtänd! 3 
darf nit davon gedenken, was ſich anheut hat zugetragen und id 
geſehen hab ! 

Maria: Joannes, Tiebfter Freund, ad) jag doch an, me 
bedeut dein jammervolles Klagen? 

Joannes: Ad Mutter, verlang nicht von mir, dak id M 
mein Leid ſoll jagen! 

Maria: Warım nit? Iſt vielleicht mein Perſon auf 
mit dir getroffen ! 


Dumm Mh. —— — 





191 


Joannes: Ja ich fann es nicht länger bergen, was mid) be= 
teübt ift daS traurige Schidjal deines Sohnes, meines Meifters! 

Troſtlos über diefe „ſchmerzvolle Zeitung“ vernimmt 
Vie das Nähere von Joannes und ruft aus: O Leid, o Herzenleid! 
Rein Sohn ift gefangen! Dem ganzen Gemwald feiner Morde 
feinden iſt er überlaffen ! 


Vierter Auftritt. 
Yuden und Magd beim Kolenfeuer. 

Judenmagd: Zu Lieb Eud da, Soldaten, hab id) das 
Fener aufgemacht! 

Jud: Du haft di wol gehalten! 

Magd: Der Mann ift auch von dem, die ihr heut habt ge- 
fangen ; ich kenne ihn ziemlich wol, ijt ſtets mit ihm umgegangen. 

Petrus: Was du haft da geredt, weiß und verjtehe ich nit; 
er ift mir unbefannt; bitte, fafje mich mit Fried! 

So ftreiten der Hauptmann, die Magd mit ihm herum; erjterer 
droht ihm mit dem Lohn. Petrus fchwert ab. Da kommt nod) 
ein zweiter Sud: Du bift jein Landsmann; ja verrat Di) doch 
bie Sprach; die Kleidung und das Haar: was fagft du zu dieſer 
Sech? 

Petrus: Ich hab bei meinem Heil und Gottes Gſatz geſchworen 

So will ich noch dazu auf ewig ſein verloren, 
Und das hoͤlliſch Feuer ſoll mid) da vor Euch verbrinne 
Wann ich ein Jünger bin oder ich den Menſchen kenne. 

Gleich darauf bricht Petrus in ſeine bekannte bittere Reue 
ans, die wirklich herzergreifend poetiſch geſchildert iſt: „Fließet ihr 
Trränen unaufhörlich! fließet ihr meine Augen! Quellet hervor 
die bitterſten Zährenbäch! Meine Wangen ſollen nit ertrocknen und 
in Wehmut zerſchmelzen mein erſtarrtes Herz! Ach meinen Meiſter 
hab ich verleugnet, ihn! — Wo iſt mein Wort, daß ich mit ihm 
in Todt wollt gehen? Wo ift meine Lieb, wo ift meine Treue? 
Bey Judas hab ich geeifert! Gegen den Diener hab ich gezudt 
% Schwert! Und ad)! eine ganz ſchwache Magd hat mich be- 
ieget und eine ſchändliche Fordht hat überwunden mid! Wie hab 
d doch fagen mögen: ich weiß nett was du ſageſt? Wie hab 


192 


ih noch ſchweren können: wahrlid, ich kenne diejen Menjcen nit! 
Der Hahnenruf hat mid) belehrt, was der Herr mir vorgelagt: 
Und doch fiehet mich der Meifter mit liebſten Augen an! Jet 
ipringe mein Herz und drüde ab meine Bruft der Schmerz! die 
Bet ihr Augen, vergießet bittere Thränenbäch!“ 


Fünfter Auftritt. 
Kaiphas: Gott ſeye ewig Lob, der uns einmal erhört 
Und zum gemeinen Ruß aud unjer Bitt erhört 
Daß er uns diefen Mann bei duntel finftrer Racht 
Miraculoferweis hat in die Hand gebracht! 
Es ift viel befier, ja, daß ein Menſch für uns fere 
ALS daß das ganze Volk zu Grund geh und verderbe! 
Annas: Die Wahrheit liegt am Tag, wir haben gnug der Proben, 
Drum rat id), daß die Sach nit werde lang verſchoben 
Es ift ein altes Recht: wer ſich ſelbſt macht zu Gott 
Geftraft wird mit dem Tod! 
Hauptmann: Hier iſt der lofe Mann, den ihr fo Lang begeht, 
Der da nad) jeinem Sinn, das Bfa hat umgeht! 
Nicodemus: Höre Annas, halte ein, mich will's nicht dunfen qui, 
Daß man jo Übereilt vergieke Menſchenblut! 
Wißt ihr danıı net, daß ung verbieten alle Gjas 
Tab man nit gar zu jäh auf den Berhajten plak! 
Sondern ehe über ihn der Nat ein Urteil fält 
Daß er vor werd verhört und jelbften vorgeftell. 
Einige Räte werden redend gegen Jeſum eingeführt. 
Kaiphasladet ihn vor und fordert ihn zur Verantwortung au. 
„Haltet jein Lehr nit Prob, jo bleibt fein Lehr im Stich“ 
Nah einigen Worten zerreißt Kaiphas jein Kleid und über 
gibt Jejum (zum Kreuzigen) den Leuten, um ihn vorher Pilalo 
zuzuführen. . 
Sechſter Auftritt. 
Judas erhenft jih. Vorhergehender Monolog. 
„O du verfluchtes Geld, dem ich allein zu Lich 
Ein Mörder worden bin und aud zugleich ein Dieb! 
TC ihr in Ewigkeit verfluhte Eilberling 
Wie drudt ihr mich fo Hart, da ihr jeid fo ring! 
Ihr jentet mich fogar bis im die HöN hinab, 
Denn e8 gehöret ja für mid) fein anders Grab! 


193 
Sogar bin ich jezt ſogar des gemeinen Luft nicht wert! 
Brof, Wunder iſt, daß mic) jetzt verſchlucket nicht die Erb, 
dd bin derjenig Menſch, dem alle Elerienten 
Ind aud; noch über das all Greaturen pfänden. 
Mein eigen Meifter Hab ich um den ſchlechten Gwinn 
Dem loſen Pfaffengſchmeiß mutwilig geben Hin! 
Berflucht ſei bie Stund, verflucht ſei der Tag, 
Da ich bei Bolt fein Gnad noch Huf zu hoffen Hab! 
herflucht ſei auch der Leib, der mich zur Welt geboren, 
Berflucht mein Arme Seel, die ewig ift verloren! 
llles ſoll fein verflucht, mein Seel die bleib im Stich, 
teben mag id) nit mehr, will ſelbſt erhenten mich! 


Siebenter Auftritt. 
Chriftus vor Pilato, 
iphas: Sag an, wo ift dein Here? Meld uns bei ſelbem an; 
Er möcht vernehmen uns, warn anderft es fein fan, 
:ge: Ich geh, ihr Herren, und werd euch glei) anmelden. 
iphas: Sag, daß er fomm heraus, wir dürfen nicht hinein, 
Dieweil der Rüfttag Heut, ſonſt würden wir untein. 
ımeldung. Daß die hohen Priejter ſammt dem jüdiſchen 
caußen ſeien u. ſ. m. 
aterredung des Kaiphas und des Pilatus. Letzterer jagt, 
r etwas gethan, warum fie ihn nicht richten. Kaiphas er- 


Hätten die Römer nit das Blutgricht uns gnommen, 
So wären wir auch heut zu Eud gwiß nit kommen! 
odann verleumdet er auf ſchändliche Weije Chrijtum, um 
wichtung gewiß zu erreichen. 
latus: Herr Hauptmann bringt ihn her, ich will ihn ſelbſt befragen, 
Ob er’8 geftehen wird, wann er anhören wird Die Klagen. 
uptmann: Hier ift der loſe Mann, den man von mir begehrt. 
latus beginnt das Verhör: 
Was ſchwere Klagen hab ich erft von dir gehört. 
Trete was nähers her und merle auf mich, 
Auf alles, was ich frag, fein recht verantwort did! 
Und erftlic ſage mir, ob dur ein König bift, 
Aus was für einem Reid) und wer dein Vater ift. 
13 


194 


Nach mehreren an die Hi. Schrift ſich anlehnenden Bart 
fagt Pilatus: Ein König bift du doch, wie ich am bir veripür. 
Bilatus will ihn freigeben, da kommt Kaiphas wieer mi . 
Auflagen, d. h. Wiederholung der ſchon befannten Punkte. 
Bilatus fragt nun nochmal an: 
Haft es vernommen ja, wie hart fie dich verklagen? 
Berantwort’ dich darauf! Doch thue mir erfilich jagen, 
Bon wannen bift her? Gag’s, reiz' mi nicht zum Som! 
Chriſtus: In Galiläa, bin zu Bethlehem gebor’n. 
Pilatus: Bann dem allo if, jo ift ja diefer Mann, 
Wie er mich hat bericht’, Herodis Unterthan; 
So bringt ihn dann hin; dann flieht es mir nit iu 
Daß in feinem Gebiet ih ihm eingreifen thw u. |.®- 
Achter Auftritt. 
Ghriftus vor Herode. 
Kapitän: Mein Freund, zu rechter Zeit kommen wir bier zujem, 
Bitt, nehmet die Mühe und meldet mid bald an. 
Die ganze Synagog fchidt mich in ihrem Kamen 
Hieher in den Pallaſt, euch kurz zu zeigen an: 
Sie haben Ihro Majeftät was Wichtiges anzubringel, 
Bitten um Audienz in aller Unterthänigleit x. 
Der Page und Kapitän unterreden ſich noch weiter in get} 
phitifterhaftem Tone, als ob man zwei Schuhmacher oder Bet 
des 17. Jahrh. vor der Augsburger Magiftratethüre vor ſih 
hätte. Des Sichwichtigmachens will fein Ende gefchehen. Herode 
kommt felbft heraus; da fält einem unmwillfürlich der Herodes ml 
dem Srautfächele in Arme, von unjerem mundartlicen valtr 
ländifchen Dichter fo hübſch gefchildert, ein. Auf Herodes Fr 
antwortet Kaiphas: Gebietender Monarch, großmächtigfter König: 
Hier diefer Mann bat unfer Gſatz zernichtet; ſchwermet im 
herum jchon eine geraume Zeit u. |. w. Dann hebt Herodt 
zu Chriſtus, der ſchweigt nad) wie vor, an: 
Was großes Glück von Gott thut heut mir widerfaren! 
Der Tag ſoll gewik von mir glüdfelig fein genennt; 
Sei mir freundlich willkomm! ich hätt vor etlich Jahren 
Blaub mir gar gerne dich mit Freud und Luft gefennt. 
Sag mir dann fürzlich her, wie du es überſehen, 


I _ a — 


195 


Und was du haft geihan der hohem Geiſtlichteit? 
Daß in jo ſchlechtem Stand dic vor meinem Thron muß jehen, 
Die dich in vollem Grimm hieher zu mir begleit. 
Warum ſchweigſt jezt fill? Was bindet deine Jung? 
Biſt du denn auch auf einmal deiner Sprach beraubt? 
Annas: Jezt, wo. bu reden ſollſt o Thor, da thuſt dir ſchweigen ? 
Wolan, jo mad) dich jhön, es geht dich jelbften an! 
Thu vor Ihro Majeftät dein Unſchuld Hat anzeigen 
Bann du unſchuldig bift, ich zweifle jehr daran! 
Der Rat Eleazar ärgert ſich aud) gewaltig und Herodes 
idt: 
ans habt ihr mir gebracht hieher dor einen Narren, 
Iezt find ich wahr zu fein, wie's alte Sprichwort geht, 
Heut hab ich s in der That genugſam am dir erfahren, 
Daß nemli wit vil Guts tommt her von Nazaret. 
Sud) einer in dem Stall ein alte Ejeldedin, 
Diemeil ex ift ein Narr, drin faurt er ſich verſteden. 
Thut ihn nur wieder Pilato überbringen u. |. w. 
Neunter Auftritt. 
KRaiphas: Das Kleid fteht ihm fo nett, als wär es ihm angemeffen ! 
1. Jud: Ich will darauf brav ſchlagen, bis mir d’ Beitſchen bricht. 
Damit id) ihm das Meid nur recht in d’ Falten richt. 
2. Iud: IR dann das unjer König, daß mir dich fo gebugt, 
Anſtatt da du uns danfft nur allzeit mit uns drugſt 
Annas: Ei wol ein großer Herr, ein mächtiger Prophet, 
Der alfo ſchon gegiert im Narrentleid dafteht. 
Id glaub, fie zweifleten, ob feieft du der regt! 
Kaiphas: Ihr Knecht, führt ihn fein facht hindurch die ganze Stadt, 
Auf daß ihn jedermann kann jehen in der That, 
Daß er eim Thoren glei in diefem fönen Kleid, 
Welches der König ihm verehrt zu diefer Zeit. 
Rapitän: Je größer ift der Schalt, je größer aud) das Glüd. 
Hätt er beim König net verborgen feine Did, 
So hätt er in gewiß fo ſchön nit ausftaffirdt. 
Gib acht, dak nur das Kleid nicht feine Farb verlitt, 
Nehmt ihn, dab er wird anwider Pilato vorgeftellt. 
bauptmann: Ihro Majeftät ſchidt zurüd den verhaften Mann, 
Dieweil fein Urſach er des Todes finden fann. 
Und weil der foje Mann nit reden wollt ein Wort 
Ließ er im Narrenkleid hinwieder jagen fort! 


Kaiphas und Annas unterreden ich wieder, wie Rilati 
Beſchluß aufzuheben wäre; und fie wollten ihm die Ungnad des 
. römifchen Kaiſers zuziehen. 


Zehnter Auftritt. 
Geißlung und Krönung. 
Hauptmann: Zerfleiſch ihn bis aufs Blut, fo gut ein jeder fanı. 
1. Jud: An dem joN8 fehlen nit, laß dich nur nichts anfenten, 
Dann ih komm an did, jo haft du ſchon den reiten! 
2. Zud: Du mußt nur halten ber; feiner dich gewiß verſchont! 
1. Zud: Ih Hab mein Tag gehört: Iuflig zu einem Ding 
Eripart Halb Arbeit und macht die Arbeit ring! 
Drum ſchlagt nur tapfer drauf, es gilt ein Gweit, 
Kein Straich ift da umfonft, alß der daneben geht. 
Und ob ih zwar fon fpür, daß ich müed in den Armifl 
So ſollſt du Böswicht gwiß mich dennoch nit erbarmert- 
Hauptmann: Ihr Burſch ſeidt wolgemut, biet allen Kräften as. \ 
Laßt Euchs gereuen nit und ſchlagt nur tapfer yrea wi 
Entweidden kann er nit; er iſt gebunden feit! 
2. Zud: Ich bin ſchon ziemlich müed, mein eigne Schub bdmsE- - 
Es hat jhon lang gedauert, drum will's nit mehr 5 = Yu 
Drum komm ein anders Paar, laßt ihn mit feiern lu u % 
3. Ind: Was gilts, wann ich dir komm? ich mad) dir angft und bs 
Ich hab mich lang geipart, bin ziemlich ausgeraft, 
Darummen du bei mir nit viel Guts zu gewarten ha — 
4. Jud: Ih gäbe was darum, wann ich recht ſchlagen konnt, 
Ich mein es dir zu gut, diß Bad iſt dir geſund! 
Du haſt, ſo viel ich merk, dich allzuvil erhizt, 
Dieweil dein ganzer Leib ſo überhäufet ſchwizt. 
5. Jud: Laßt ab von Eurem Wut, es hat ſchon lang gewhruu— 
Sonſt ſchlagt ihr ihn zu todt, er ſinkt ja ſchon zuu EE— 
Er iſt gleichwol ein Menſch und nit ein wildes Vich, 
Ein harter Stein ſoll ja ſeiner erbarmen ſich. 
Hauptmann: Steh auf, du mußt nun fort, du biſt den Ort z 
m er ıı 
Und ift nur immer Schad, daß traget dich Er - 
1. Jud: Weil du ein König bift, ih dir die Kron aufjeg, 
Gib aber jelbften Acht, daß fie dich nicht verlet. 
Die Kron fehr ſpitzig ift! Jetzt biſt du jchön gekrönt, 
Ich hätt es längft getan, wann ich nur hätt gekenn t? 


N \ 





197 


Sud: Es frewet mich fehr, daf du ihm Haft die Kron verehrt, 
Weißt du dann ſelbſten mit was noch dazu gehört? 
Damit er aber Nichts an feinem Pracht verliert, 

At Not, dab ich ihm auch prächtig mit Purpur zier, 
Daß du ein König bift, eim jeder ſehen kann! 
Fand: Bom Fuß bift du fürwahr ganz Königlich geziert, 
Zur Kron und Purpur dir der Scepter nur mangirt; « 
Nimm Hin den Scepter, denm er ift hell und leicht, 
Der ſich ganz wol und recht mit deinem Reich vergleicht. 
ze d: St biegt vor ihm Die Knie umd Höflidy ihm verehrt, 
Es ift der König ja noch wol ein Mehrers wert — —! 
Ürza: O Nacht, o ſchreclensvolle Nacht, ach was hab ich geſehen, 
Ein ſolche Forcht hat mir gemacht, was mit mir iſt geſchehen, 
Daß wo ich auch nur gehe hin, Die Geſpenſtet mir nachftreben, 
Diß Öficht wird liegen mir im Sinn, fo Lang ich werde leben! 
E ſoll mir eine Warnung fein, dah ich mich nicht derfehle 
Und ffimme mit dem Juda ein, die größte Pein wird quälen. 
Gedroht aud) meinem Mann ift zwar, fo mich thut herzlich 
ſchmerzen, 

Doch weil entgehen fann der Gfahr er noch, freut mid) 
von Herzen. 

Philende komm! ich muß was dir Notwendiges anbefehlen! 

‚hilende: Hier bin id) bereit, ganz williglich ich mid) ſtelle. 

Jolina: Geh Hin zum Herrn aljobald, wo er ſich möcht aufhalten, 
Und jag: er foll der Juden Gwalt nit laſſen völlig walten. 
Kein Urteil fol er an jenem Dann, ber ſich thut Iefus nennen, 
Der Juden Rlag nit hören an, noch fi) zur Folg bequemen. 
Sag, daß die Nacht viel Plagen ich Hab gegen ihn gelitten, 
Soll hüten ſich, erhören mid, das thu allein ihn bitten! 

Ditende vollbringt den Vefehl. 


Eilfter Auftritt. 

. Ecce homo! 

Vlatus: Kommt alle her und laßt uns ihn beſchauen, 
Simmel! das find ja wilde Thier- und feine Menſchentlauen. 
Hat euch dann fein Unſchuld gar fein Erbarmnus gemacht? 
Daß fo viel tauſend Siraiche ihr ihm habt zugebradt! 
Bann ihr ein dummes Vieh hättet alfo zugericht, 
So foll e8 Euch erbarmen, warum dann Jeſus nicht? 
Nun feet allzumal ein’ Menſchen vor euch ſtehen, 


198 


— mem 


Laßt die graufame Salt euch allen zu Kerzen gehe. 
Seht ſoll er ledig jein, lann hingen wo er wil, 
Habt ihr verftanden mit Was faget ihr hien 

Alle: Un’ Kreuz mit ihm, an's Kreuz mit ihm, ſonſt haft vor 

fein Ruf! 

Nun folgt eine Unterredung zwiſchen Chriſtus, Pilatus, Kei⸗ 
phas. Lehterer jagt endlich: 

Bann uns auf unjere Klag nit ein Berguügen gſchicht 
So bi in Ewigleit kein Freund des Kaiſers nit! 

Philende: Euer Hausfrau fhidet mich hieher, daß M 
Euch an Jeſu nit jolt vergreifen, dann fie Die vergangene Rot 
die Höllen erfchredt und ganz flar angezeigt, da Jeſus ohne alt 
Schuld fei; darum fie Eud bittet, Ihr follt ihn laſſen frei! 

Die Menge ſchreit. Pilatus will nicht anbeißen, aber „DM 
Kayfer“ betont Kaiphas jo ſehr. Pilatus gibt endlich nad, ud 
das Urtheil wird bei verfammeltem Volle verkündet. 

Das Todesurtheil ift ganz im fpät üblichen Urkundenftgl ab 
gefaßt. Wir „machen hiemit fund und zu wiſſen jedermännigid * 
Pilatus tröftet fi: 

Wolan, fo fei e8 dann, weil id genöthigt bin, 
Eo führt dann Jeſum fort mit ihm und freuzigt ihn! 

Der Hauptmann freut fi. Johannes jammert ob Di 
Meifters Schidfal. Maria erinnert ſich der Weiſſagung Eimer 
Johannes hält einen längern Monolog über jeines Met 
veiden: es geät alles was prophezeit an feinen Bliden vorikt. 
Wie fie jo beifammen flagen, hören fie ein Getös! Ach ſit 
fommen! 

Maria: Ad Iefu mein, mein liebes Kind, kann id) dich endlich Ki 

Hat dann dein Keiden noch fein End; vor Leid mödt N 
ergeben: 

Mein Kind, mein Kind, eins bitt ich did), nur diz lahm 
erwerbei, 

In Lual und Bein, ad laß doch mich, mid Arme 8 

dir ſterben! 

Jud: Was klagſt du lang, du gottlos Weib, hättſt du ihn beſſer yoga! 
Die Schuld daher dir felbft zufchreib, ift alle Welt betrogen 


x 


199 
Intereffant ift die Unterrebung umd ber Ruf „fort! fort!“ 
len Schimpfnamen von aller Juden Mauler! 
Maria, die frauen werden weggeftoßen. Jejus ruft: 
2eb wol dann, Tiebfte Mutter mein, 
Wie weh geſchieht nit ung beiden! 
Raria: Mein Kind, mein Freud, mein Troft, 
Allein wie ſollt ich können jeheiden! 
Da ſchreit wieder ein roher Jude brein: 
Halt's Maul, fei Hi und mad) ein End, 
Ich will's mit Kurzem fagen: 
Nichts Nut ift d' Mutter und das Kind, 
Da habt ihr Euer Magen! 
Wiederholt rufen fie: 
Fieht, reißt, fehleppt, ſchlagt immer zu, 
Nimmer auf Erben jollft haben Ruh! 
in Anderer:; Nur fort, nur fort, verfludter Mann, 
Nichts Guets haft mehr zu hoffen! 
Rein Teufel dir mehr helfen kann, 
Dein Stund iſt ſchon verloffen! 
Niemal was Guts haft angeftift, 
Saft uns allzeit betrogen! 
Nichts als Unheil Haft angerict, 
Dein Lehr war ganz verlogen! 
Zwölfter Auftritt. 
Die Kreuzigung. 
Jud: Hört Brüder merket auf, das Kreuz fann er nit tragen 
Bis auf den Berg hinauf, er will jetzt ſchon verzagen, 
Bir müffen andere Leut zu diefer Arbeit haben. 
50 reden die Juden Hin und her, wer wol tragen helfe. 
Ein vierter Jude ruft Simon: 
Komm her mein lieber Freund, Hilf diefem fein Kreuz tragen, 
Schau er nit weiter fann; er will uns da verzagen! 
imon: Was geht mich diefer an, bin von der Fremb herfommen, 
3% tenn nichts von dem Mann, Hab auch fein Teil ger 
nommen 
Bon allen was da gſchicht, «8 ift ohn mich vorgangen, 
Ihr felbften gnug da feidt, die lönnen Kreuz nachtragen. 
Yud: Was braucht es diejen Streit, nimmt ihn bei feinem Kragen 
Und reißt ihn her mit Gmalt! 


200 


3. Jud: Willſt nit freiwillig geben, ich will dich treiben bald, 
Daß dir kein Lieb wird gejchehen! 
Simon: Laßt mich, ih ſags mit Fried, bin heut ſchon weit hergangen, 
Bin von der Neiß ganz mie. 
4. Jud: Du bift jest ſchon gefangen. 
Veronica: Ad liebfter Jeſu mein, wie bift mit voller Wunden, 
Ad was für Cual und Pein Haft nit ſchon empfunden! 
Ad lag dein Angeficht, woraus dein Blut thut dringen, 
Abdrücknen vorher u. |. w. 
Simon: AG wie trudt nit fo ſchwer der Kreuzlaſt meinen Ruda! 
2. Zud: Komm du nur nad) uns her, er wird dich nit verbrudm! 
Hierauf folgt ein Geſpräch zwiſchen Johannes, Beronits, 
Maria, das von keinem bejondern Belang für die Sache ſelbſt if. 
Sie jammern: Ad Himmel, kannſt du denn den Gränd 
noch länger jehen u. j. mw. 
Der Hauptmann fällt ein: _ 
Jetzt ift mit großem Pracht der König Ion vorhanden 
Mit allem feinem Bolt, Bedienten und Trabanten, 
Drum halt uns nicht Tang auf und wader tummle did! 
2. Jud: ch will verfidern dich, eh kaum ein Stund vergeht, 
So hangeft du was gilt mit jedem in die Welt! 
Nun kommt eine Unterredung der Joanna, Magdalena, Eier 
pda u. j. w. Auf die Worte Ehrifli an die Frauen jagt M 
ude: 
Was nuzt dein Predigen, dein Drohen Niemand acht, 
Dein ſchlechte Profezei ein jeder nur auslacht! 
4. Jud: Wolan, jetzt ſchicke dich und gib die Kleider her, 
Wann nur der Unterrock vom Leib herunter wär, 
Er wird dir an dem Leib anfleppen ziemlich feſt, 
Jedoch muß er herab, jei du nur mol getröft! 
1. Jud: Der Schmid ift nicht gefcheidt, wo hat er hingedacht, 
Daß er die Nägel hat jo did und gſtumpet gmadi! 
Doch fei ihm, wie ihm woll: ich ſchlag ihn doch hinein— 
Und wann auch mit foll gehen Nerv, Adern, Fleiſch und Bei 
2. Jud: Warum Haft du doch das Loch hinweg jo weit gebohtt: 
Es hat dir gewiß Jemand dag Maß genommen fort. 
Rimm diefen Strid und ihn feft um die Arm bind 
Und zieh gleihwol fo lang, bis er die Lucken findt. 
Hauptmann: Izt hebt ihn auf allsgmach, daß Kreuz fez in bie Sit, 


— 


— — — — 


201 


Doch nemt Euch wol in Acht und laßt ihn fallen itt. 
Was fangt ihr aber am mit diefem feinem Meib? 
3. Iud: Dieweil er, wie ihr feht, gewirket ift durdaus, 
Drum rat ich Euch, daß Ihr mit Würfel den fpilt aus. 
4. Jud: Ih bin zufrieden jhon, dem Rod mur ausgebreit, 
Der befte Paſch zieht eim, jo gibt es feinen Streit! 
1 Jud: 18 hab geworfen ich, der Rod ghört mein, keim andern nit, 
Hauptmann: Seht wie der Hönig jo hübſch und herrlich prangt, 
Anftatt des Konigs Thron er an dem Kreuj da hangt 
u. J. w 
Chriftus; Vater, weil fie bfind ven Fehler nit verſtehen, 
Berzeih ihnen die Sind, die fie an mir begeben! 
Ieht ſpricht der gottloſe Schädher Jesmas und der gute 
mas. Magdalena, Johannes, Maria reden mit Ehrijtus.s 
Der Hauptmann: Hier dunf den Schwammen ein, ftedt ihn . 
tinen Speer und gib zu trinfen ihm, jo lang es ihme ſchmedt. 
2. Jud: Da trinf, wann e3 in dir das Grimmen nit erwedt. 
Magdalena und der Gekreuzigte wechſeln noch einige 
ırte, 
Der Hauptmann öffnet die Geite und hält von Furcht 
wält einen Monolog. Endlid) ruft er: Verwundet ift mein 
3 und id empfinde diejen Lauzenſtich — das Geblüt will faft 
atren; Bangigfeit haltet ihm den Lauf! 
Nun werden der Hauptmann, Iſak, Eleud, Joram redend 
yeführt. 
Worgenbl. 3. Baheriſchen Zeitung 1866 Nr. 234 ff. (Birlinger.) 
26 Wallfarten *). 
Nun weren noch der Kirchen vil 
Im Teutfhland znennent ohne Zil, 
Im Todten Moß auf dem Schwarsmaldt, 
Da Dannen machien ungeftalt, 
Zu Ehingen, zu Rorgenwiß, 
Zum Bufjen, vnd zu Engliſch Wiß. 
Zu Kilchhoffen in dem Breygew, 
Auff den Hurnlin, das ift nichts news. 


*) Ueber "Waldfarten und Brunnenfefte ſieh Montanus Vollsfeſte 
{f. 


. 202 


. Zu Steinhauſen bey Schuſſenriedt, 

Zu Warthaufen und andrem Gbiei. 

Zu Birnaw zuechſt bey Bherlingen, 

Da das Lob Gottes offt erflinglet, 

Vnd alle Tag, wie offt mit Saufen, 

Wallfarthen zu der Kirchen lauffen. 

Bann ih all Derter folt ergellen 

Oder die alle nennen wöllen, 

Würd’ ich bei difen nicht verbleiben, 

Wivil müßt ich d'Bücher beſchreiben? (S. 149.) 

Kurtze Hiſtoriſche, warhaffte vnd gründ« lihe 

Narration oder beichreibung, | Bon dem | Anfang, Vrſprung 
Herlom- | men, Frucht vnd Nutzbarkeiten dep | Bl 
fahrtens: mit erzehlung etwelcher für« | nemer Derther, Perjon, 
von fattlicher Miradla | oder Wunderzeychen, fo von diſem Ehrifte 
fihen vnd Löblichen | Werd augenſcheinliche, würdtiche vnd geil 
liche | Kundſchafft und Zeugniß gebent. | Auß Göttlicher her 
iger Schrifft ond | approbierten oder bewerten Hip 
torien allen | frommen Catholiſchen Chriſten vnd andächtigen | 
Bilgern zu Ehren ond gefallen zufammen getragen, | ond in tab 
ſche Rhytmos geftellt, | dur | IOANNEM GEORGIVA: 
Tibianum, difer zeyt Bürgern vnd Latinie ſchen Schulmeiſters 
der Catholiſchen Neic)s= | ftatt Vberlingen am Bodenſee. 
lob cap. 5. | Ad aliquem Sanctorum convertere! Wende bil 
jergendt zu einem Heiligen. | Getrudt zu Conſtanz am dr 
denſee, bey | Leonhart Straub. | 1598. | 


Wallfarten (öftlich deutfih Betefart) nah Aachen auf 
in Oberdeutjchland gut befannt. Im Leben der hl. Luitgart gilt 
Betteln fürs Klofter „ala ob er ein fart hette geton gegen 
Auch.” 4544. — Ittner, gej. Schriften II 146 berichtet: Unter 
der Regierung Kaiſer Joſefs II verfchwanden (Schwarzwald) bit 
meilten Diefer Feldwallfartäfapellen, die mir in meinem Ina 
benalter jo viel Vergnügen gemacht hatten. Ohne Zweifel hatt 
der weiſe Monarch Gründe genug dieje Gebäude aufheben ji 
Iaßen, follte e8 auch nur der gewefen fein, die Gläubigen befte 
eher zur Andacht in ihre Pfarrlirhen zu. bannen. Als ih mu 





J * 

— 

‘.. 
ne 


208 





yerfitäten zurückkam und die Lieblingsorte meines Knaben⸗ 
ſuchen wollte, konnte ich faum mehr bie Stellen erfennen 
eftanden waren. . 

e alte Wallfart ift zu St. Theodulf in Bauitetten 
n). 


27 Alte Gebete *). 


1 Samstaggebet. 


Heut ıft die heilige Samstag Nacht, 

Wo unfer Herrgott auf dem Grab faß. 

Er ſchrie: O ad! und o Weh! 

Wie thun meine heiligen 5 Wunden jo weh! 

Die falſchen Juden hand gſchlaga und gſtoßa, 

Die kleinen wie die großa. 
an ich nun einen Menſchen hätte, der mir das Gebetle 
tag Nacht dreimal ſpricht und nie vergißt, dann wollt 
ne Seelen erlöjen: 

Zum erften fein Bater, 

Zum andern fein Diueter, 

Zum dritten fein Seel felber Amen. (Wilfertsweiler). 


2 Altes Morgengebet. 


Unjer Herr fteht auf dem Grab 

Und jichreit immer: ad) weh! ach weh! 

Wie thun mir meine bl. 5 Wunden jo weh! 

Die gſtochna vnd die ghauna. 

Wenn ich nur einen Menichen hätte, 

Ich wollt ihm gern erlöfen 

3 arme Seela: 

's erft ift jein Bater, 

's ander feine Dtutter, 
Yiefe halb mundartlidden, halb hochd. Gebete find Bruchftüde des 
enen Baterunfers, das jedermann ſchon vor 100 Jahren 
Kreuzer auf Märkten, an Wallfartsorten faufen konnte. In 
bei Augsburg wird das goldene Baterunfer, freilich wenig Vollks⸗ 
nehr enthaltend, in 1000 v. Exemplaren gebrudt und colportiert. 


204 


’& dritt ihn ſelbſt! 

dv’ Holl ift bſchloßa, 

S’ Himmelreich ſteht alle Tag offa ! 
Schugengele mein, 

Komm zu mir in’3 Herz hinein, 

Bleib bei mir den ganzen Tag, 

Nimm mein’ Seele wol in Acht, 

Gott iſt mein Bater und id fein Kind. 
Jeſus verzeib mir alle Eünd! Amen. 

Das große Gebet. Ein Auswuchs Elöfterlicher Andad 
übung ift das fog. Große Gebet. Eine Anzal von 100,000 
Ave Maria wurde etwa unter dreißig Perfonen zum „Abben' 
verteilt. „Im Jor 1516, do wurden wir der ganz Content, 
mit einander eins, daß wir nun binfür das groß Gebet einankt 
wolten thuen. Dies beſchach in der von Eſchbach Stüblin, af 
Anbringung der Frauwen Abtifjin Agneß von Tüßlingen, dam 
fie hatt’ große Pin in ihrer Seel, daß es unter ihr abgange 
was." Didc. Archiv 5, 174. 

„sn diefem Jor in die Sylvestri, den achtenden Obend obit 
Barbara de E. do ward da8 groß gebet zuerft wieber ufgebe, 
jeder Frouwen (der woren 22 an Zahl) 4000 Ave Maria, de 
Schweſtern 1000 und dem blinden Veit auch 4000.* „N. 1517 
fazt man aber das groß Gebet.” Die Nbtiffin befam 400, die 
Schreiberin 600, die andern je 4900, der Bruder Veit 500, 
die Schwefter Gertrud 4000, die zwei Kinder je 300, zuf. 100,000 
Ave Maria. W. a. O. 


3 Altes Paſſionsgebet. 
(Aus Rohrdorf bei Horb.) 
Da Jeſus das Kreuz naustragt, 
Zittert alles wa3 an ihm war. 
Pilatus ſprach: Warum zitterft du jo fehr. 
Jeſus: Ich zittere wie alle Menſchen fehr. 
Herr Bott Vater, was tft am hl. Palmtag? 
Ausgritta wie demüctiger König. 
Herr Bott Vater, mas ift am hl. Quontag? 
Eingritta wie a demüetiger König. 
Herr Gott Vater, was ift am hi. Erchtag? 





205 


—— — 


Aweiſer Profet. 

Herr Gott Vater, was iſt am hl. Mitwoch? 
Verrata und verfauft deana jalſcha Juda um 30 Silberling. 
Herr Bott Vater, was iſt am grüena Donſtig? 
A kranker Leib, wolfärtige Speis. 

Herr Gott Vater, was ift am hl. Karfreitag? 

A taodter Ma, 's fieht a neamet mai derfür an. 
Herr Gott Vater, was iſt am hl. Karfamftig ? 
A Woaßakeanetle; 

Der Mueter Gottis iahre Auga verlaora woara! 
Herr Gott Bater, was tft anı HI. Aoftertag ? 
UÜferflanda von deam Grab 

IR wieder woare a flarfer Ma, 

3 fieht a Neamet mai derfür an! 

Herr Gott Vater, was Häft hinter d'r glan? 
Die drei Ding find wol getan: 

3 ift dia Beicht, 

'8 ander unjerer lieba Frau zater Leib, 

3 dritt 's Hoalig Oehl. 


tt i nau 'n Menſcha dear miar des Gebet all dag in der 
h drimal ſpräch, dear thät verlaißa drei Saila: de &ft 
er; de ander ſei Muoter; de dritt wär oaga ſein: 

Dia 3 Saila ſottet verlaißt ſen 

Aus der Pein, nunne drein! 
z Gebet babe ich (1859) in Frommanns Ztſchrft. V S. 261 


Auszüge aus einer handſchriftlichen Chronik in 
17. 366. 1 Angſt Chriftiläuten. „U. 1631 den 
bat man allhie in ©. Mangen Gotteshaus anfahen 
zſt Christi läuten alle Donnerstag zu Abend um 6 Uhr. 
t jie nun allhie geläutet worden.” 


Sterbantlaß. „A. 1628. Am Tag Sylveftrin hat man 
chael Dettlen fein andern Hausfrau mit der neuen Ant» 
Ibendmal und Cehlung verjehen — und das hochwürdige Sa= 
mit einer ſtattlichen Proceß mit brennenden Lichtern begleit 
Haus; von dannen wiederum in die Kirchen und zuvor 
e allhie bräuchig geweſen.“ 


206 


3 Rarfreitagsprocejiionen. Am hi. Charfreiteg 
(1619) hat man dahier das erftemal in der Proceffion die Kıraz 
getragen und ift bei den Herren Jeſuiten angefangen worden. 

4 Mariü Empfängnis. „N. 1629 den 3. De, al 
auf den Tag Mariä Empfängnis iſt im ganzen Deutihland m 
allen katholiſchen Orten geboten worden zu feiren und ift diß ir 
neuer Feiertag; zuvor ift er nie gefeiert worden.” 

Loßſtühle und Hausftühle in der Kirche © 
hießen früher in manchen Gemeinden die Kirchenftühle, weit 
durch's Loß alter Sitte gemäß einem Gemeindeglied zufieien. de 
Durchmufterung der Währinger Pfarrbücher (ob. Augsburg) be 
hufs ſprachlicher Studien fiel mir der Ausdrud Lopftuhl af. 
An einer eigenen Ordnung darüber von 1718 heißt es: „Het de 
hinterlaßene Tochter — zum Exempel, welche der verflorbens 
Mutter Loßſtuhl erheben follte, ſchon vorhinein einen Loßſtahl 
oder Hausſtuhl, folle kein Recht haben zu diefem Stuhl.“ Dr 
Gegenſatz ift der Hausftupl, der fozufagen ein Realredt 
war. Darüber fteht dort: Es darf ewig kein Hausſtuhl W 
einem Loßſtuhl, auch viciſſem fein Loßſtuhl mit feines 
Hausſtuhl vertaufcht werden. Wol aber aus erheblichen Ir 
fadhen ein Hausſtuhl mit einem andern Hausftuhl, ot 
ein Loßſtuhl mit einem andern Loßſtuhl n.j.w Re 
Nedensart: Einen Stuhl zum Haus maden, die di 
fteht, iſt jofort leicht verjtändlich. 

Bal. Birlinger Schwäb. Auge. Wh. €. 3198. 
29 Alte Rottenburger Brande. 

a Das Rihtermal. Spaichingen gehörte, ſcheint &, m 
Zehnten und Paftorierung zum Stift St. Moriz in Rottenb. Ehing® 
Ein Feſteſſen während des Jahres ift wol übliche, auf den Yauttı 
ligende Laſt geweſen. Der PVicarius, den das Stift dort hatk 
Ichreibt laut des Lib. Quotlib im Pfarrarchive an feine Her: 
„Die pauren wollen durdhaus das Richtermahl von ihrer N 
haben ; jo ich aber ihnen verbotten und obwohlen fie fid nad 
gehendt mer darumben angemeldet iſt aber jnen nimmer wiljen 
worden wegen fo großen Expenjen u. |. w. Die Richter wola 


au! 


burhaus von jnen das richtermal haben. Er wolle ihnen aber 
mehr nit geftatten als wie voriges Jahr beſchechen für 1 Perf. 
80 Häller, als nemli dem Vogt, 12 Richtern und H. Pfarrern 
Kim 30 Häller. (a. 1688 8. Juni.) 

b Das Lepemal. Bei dem Stift St. Moriz in Rottenb, 

Ehingen ſcheint bei guten Weinjahren ein Derbſtfeſt obigen Na= 
mens üblich gewefen zu fein, das anderwärts jehlechthin Herbftmal 
dei. Im dem alten Pfarrbuche fteht: „Das Lehemal ift noch 
tin aller Gebrauch gegeben in des Pflegers Haus; Lepewein 
deng auf 9 Ohm; 10 Biertel (10 Ohm — 1 Fuder, 1 Fuder 
3%, Eimer). A. 1658 ift feines geben morden, weil ein Ca— 
Monieus nur 1 Fuder Wein befam; jebod jedem Knecht dafür 
4 Baßen geben. 
" e Der Shügenjahrtag. Die Herren Bürenfhügen 
alldier halten jährlich den nächſten Sonntag nad) S. Joannis 
Baptist. ihren Jahrtag bei uns auf Et. Anna Altar Morgens 
Mad) der Mitte mit 1 fl. Meß. Nach der Exhortation lifet der 
Prediger ab dero verftorbenen Namen; begehrt endlich die Suffra- 
Bi. Die jteden auf ein ehrlid paar Warferzen. Gnädigjle 
Derrſchaft verehrt ihnen järlich zu verſchüſſen 12 R. und den Arms 
deuftichüßen 4 R. Veldichügen, jo fie in's Veldt verordnet werden, 
3 Viert. Wein. 

d Das Umgeldfäuten. Ale 14 Tage ward im alten 
vorderdſterreich. Rotenburg a. N. nach dem Zwölfeläuten noch eine 
fondere Glode, die Umgeldglode gezogen, worauf alle Gafien- 
irte zum Zoller mußten, um da3 aus dem lebt ausgeſchenkten 
Beine fällige Umgeld zu bezalen. 

‘  e Das Reifenläuten. Rottenburg hielt bis auf unjere 
Beit viel auf den Weinbau. Der Reiffen, als ärgfter Feind 
—2 guten Weinlandes mußte weichen, dachte man durch das Läu— 
ge. Der Reiffenſchmecker, d. h. der voraus wußte, welche 
jerung fommen muß, jpilte aud) bei feitlichen Umgzügen "eine 
Ue; er ift ein Muger Bauer. 
! Noch in den Jahren 1813—17 tam in Rottenb. das Reifr 
jenläuten vor. Man fragte gewohnlich den Joh. Anton Ger- 


198 


— — — 


Laßt die grauſame Gſtalt euch allen zu Kerzen gehen. 
Jetzt ſoll er ledig fein, lan hingehn wo er will, 
Habt ihr verftanden mi? Was ſaget ihr hiezu! 
Alle: An's Kreuz mit ihm, an's Kreuz mit ihm, fonft haft voraus 
fein Ruh! 

Nun folgt eine Unterredung zwifchen Epriftus, Pilatus, Roi 
phas. Lebterer jagt endlid: 

Wann uns auf unfere Klag nit ein Vergnügen gſchicht 
So biſt in Ewigkeit fein Freund des Kaifers nit! 

Philende: Euer Hausfrau ſchicket mich hieher, daß St 
Eu an Jeſu nit jolt vergreifen, dann fie die vergangene Rod 
die Höllen erjchredt und ganz Mar angezeigt, daß Jeſus ohne alt 
Schuld fei; darum fie Euch bittet, Ihr follt ihn laſſen frei! 

Die Menge ſchreit. Pilatus will nicht anbeißen, aber „DM 
Kayfer“ betont Kaiphas fo ehr. Pilatus gibt endlich nad), w 
das Urtheil wird bei verfammeltem Wolfe verkündet. 

Das Todesurtheil ift ganz im fpät üblichen Urkundenſthl ab 
gefaßt. Wir „machen Hiemit fund und zu wiffen jedermänniglid * 
Pilatus tröftet fi: 

Wolan, fo fer es dann, weil ich genöthigt bin, 
So führt dann Yefum fort mit ihm und kreuzigt ihn! 

Der Hauptmann freut fi. Johannes jammert ob de 
Meifters Schickſal. Maria erinnert fi) der Weifjagung Simtond 
Johannes hält einen längern Monolog über jeines Meike 
Leiden: es geht alles was prophezeit an feinen Bliden vorükt. 
Wie fie fo beifammen klagen, hören fie ein Getös! Ad ft 
fommen! 

Maria: Ah Jeſu mein, mein liebes Kind, kann ich dich endlich Ki, 

Hat dann dein Leiden noch fein End; vor Leid mödt N 
vergehen! 

Mein Kind, mein Kind, eins bitt ich did, nur diß {of md 
erwerben, 

In Qual und Bein, ad) laß doch mich, mid Armt ai 
dir erden: 

2. Jud: Was Hlagft du lang, du gottlos Weib, hättft du ihn befier 309 

Die Schuld daher dir ſelbſt zufchreib, if alle Welt beirop": 


— — 





199 


Intereffant ift die Unterredung und der Ruf „fort! fort!“ 


it allen Schimpfnamen von aller Juden Mäuler! 
Maria, die Frauen werden meggeftoßen. Iefus ruft: 
Leb wol dann, Tiebfte Mutter mein, 
Wie weh geſchieht nit ung beiden! 
Maria: Mein Kind, mein Freud, mein Troft, 
Allein wie font ich können jcheiden! 
Da fchreit wieder ein roher Jude drein: 
Halt's Maul, ſei ſtill und mad) ein End, 
Ich will's mit Kurzem fagen: 
Nichts Nutz iſt d' Mutter und das Kind, 
Da Habt ihr Euer Klagen! 
Wiederholt rufen fie: | 
Zieht, reißt, ſchleppt, ſchlagt immet zu, 
Nimmer auf Erden follft haben Ruh! 
Ein Anderer: Rur fort, nur fort, verfludter Mann, 
Nichts Guets Haft mehr zu hoffen! 
Kein Teufel dir mehr helfen kann, 
Dein Stund ift fon verloffen! 
Niemal was Guts Haft angeftift, 
Haft uns allzeit betrogen! 
Nichts als Unheil Haft angeridht, 
Dein Lehr war ganz verlogen! 
3Zwölfter Auftritt. 
Die Kreuzigung. 
2. $ud: Hört Brüder merket auf, da8 Kreuz fann er nit tragen 
Bis auf den Berg hinauf, er will jegt ſchon verzagen, 
Wir müflen andere Leut zu diefer Arbeit haben. 
So reden die Juden hin und ber, wer wol tragen helfe. 
Ein vierter Jude ruft Simon: 
Komm Her mein lieber Freund, hilf diefem fein Kreuz tragen, 
Schau er nit weiter fann; er will uns da verzagen! 
Simon: Was gebt mich diefer an, bin von der Fremb herfommen, 


Ich lenn nichts von dem Mann, hab aud fein Teil ger 
nommen 


Bon allen was da gichicht, es ift ohn mich vorgangen, 
Ihr jelbften gnug da jeidt, die lönnen Kreuz nachtragen. 

1. Jud: Was braudt e8 diejen Streit, nimmt ihn bei feinem Kragen 
Und reißt ihn her mit Gwalt! 


, 


200 


3. Jud: Willſt nit freiwillig gehen, ich will dich treiben ba, 
Daß dir fein Lieb wird gejchehen! 
Simon: Laßt mid, ich ſags mit Fried, bin heut ſchon weit hergangen, 
Bin von der Reiß ganz mie. 
4. Zud: Du bift jezt ſchon gefangen. 
Beronica: Ach liebfter Jeſu mein, wie bift mit voller Wunden, 
Ah was für Qual und Pein Haft nit ſchon empfunden! 
Ah laß dein Angefiht, woraus dein Blut thut dringen, 
Abdrüdnen vorber u. |. w. 
Simon: AG wie trudt nit fo ſchwer der Kreuzlaſt meinen Rude! 
2. Zub: Komm du nur nach ung her, er wird dich nit verbruden! 
Hierauf folgt ein Geſpräch zwiſchen Johannes, Beronile, 
Maria, das von keinem befondern Belang für die Sache jelbft if. 
Sie jammern: Ad Himmel, fannft du denn den Gräud 
noch länger jehen u. }. w. 
Der Hauptmann fällt ein: 
est iſt mit großem Pracht der König ſchon vorhanden 
Mit allem feinem Boll, Bedienten und Trabanten, 
Drum halt uns nit Iang auf und wader tummle did! 
2. Jud: Ich will verfidern dich, eh kaum ein Stund vergeft, 
So hangeſt du was gilt mit jedem in die Wett! 
Nun kommt eine Unterredung der Joanna, Magdalena, Eier 
pba u. f. mw. Auf die Worte Chrifti an die Frauen jagt M 
Jude: 
Was nuzt dein Predigen, dein Drohen Niemand acht, 
Dein ſchlechte Profezei ein jeder nur auslacht! 
4. Jud: Wolan, jetzt ſchicke dich und gib die Kleider her, 
Wann nur der Unterrock vom Leib herunter wär, 
Er wird dir an dem Leib ankleppen ziemlich feſt, 
Jedoch muß er herab, ſei du nur wol getröſt! 
1. Jud: Der Schmid iſt nicht geſcheidt, wo hat er hingedacht, 
Daß er die Nägel hat fo did und gſtumpet gmafit! 
Dog ſei ihm, wie ihm woll: ih ſchlag ihn doch hinein, 
Und warın aud) mit foll gehen Nerv, Adern, Fleiſch und Br 
2. Jud: Warum haft du doch das Loch hinweg jo weit gebohtt, 
Es hat dir gewiß Jemand das Maß genommen fort. 
Nimm diefen Strid und ihn feft um die Arm bind 
Und zieh gleichwol fo lang, bis er die Lucken findt. 
Hauptmann: Izt Hebt ihn auf allsgmach, dag Kreuz fez in die Will 





201 
Doch nemt Euch wol in Acht und laßt ihn fallen itt. 
Was fangt ihr aber an mit diefem feinem Kleid? 

3. Jud: Dieweil er, wie ihr feht, gewirket iſt durchaus, 

Drum rat ih Euch, daß Ihr mit Würfel den jpilt aus. 

4. Jud: Ich bin zufrieden ſchon, den Rod nur auögebreit, 

‚Der befte Pafch zieht ein, jo gibt es feinen Streit! 
1. Jud: 18 hab geworfen ich, der Rod ghört mein, keim andern nit. 
Hauptmann: Seht wie der König jo hübſch und Herrlich prangt, 
Anftatt des Königs Thron er an dem Kreuz da hangt 
u. f. m. 
EHriftus: Vater, weil fie blind den Fehler nit verftehen, 
Berzeih ihnen die Sind, die fie an mir begehen! 

Jegt ſpricht der gottloſe Schächer Jesmas und der gute 
Jismas. Magdalena, Yohannes, Maria reden mit Chriftus.s 

Der Hauptmann: Hier dunf den Schmammen ein, fted ihn 
n einen Speer und gib zu trinfen ihm, jo lang es ihme fchmedt. 

2. Jud: Da trinf, warın e3 in dir das Grimmen nit erwedt. 

Magdalena und der Getreuzigte mwechjeln noch einige 
Borte. 

Der Hauptmann öffnet die Seite und hält von Yurdt 
equält einen Monolog. Endlih ruft er: Verwundet iſt mein 
vers und ich empfinde diefen Lanzenſtich — das Geblüt will faft 
Marten, Bangigkeit haltet ihm den Lauf! 

Nun werden der Hauptmann, Iſak, Eleud, Joranı redend 
Neeführt. . 

Rorgenbl. 3. Bayerifchen Zeitung 1866 Nr. 234 ff. (Birlinger.) 


26 Walfarten *). 
Nun weren noch der Kirchen vil 
Im Teuiſchland znennent ohne Zil, 
im Todten Moß auff dem Schwartzwaldt, 
Da Dannen wachſen vungeftalt, 
Zu Ehingen, zu Rorgenwiß, 
Zum Buflen, ond zu Engliſch Wiß. 
Zu Kilhhoffen in dem Breykgem, 
Auff dem Hürnlin, das iſt nicht3 news. 
— — —⸗ 
*) Ueber Waldfarten und Brunnenfeſte ſieh Montanus Volksfeſte 
71 ff. 


. 202 


. Zu Steinhaujen bey Schuflenriebt, 

Zu Warthauſen und andrem Gbiet. 

Zu Birnaw zuechſt bey Bberlingen, 

Da das Lob Gottes offt erflinglet, 

Vnd alle Tag, wie offt mit Saufen, 

Wallfarthen zu der Kirchen Lauffen. 

Wann ih all Oerter ſollt ergellen 

Oder die alle nennen wöllen, 

Würd’ ich bei difen nicht verbleiben, 

Wivil müßt ich d'Bucher beſchreiben? (6. 149.) 

Kurtze Hiſtoriſche, warhaffte und gründ⸗lihe 

Narration oder beichreibung, | Von dem | Anfang, Vrſprung 
Herlom- | men, Frucht vnd Nutzbarkfeiten dep | Bl 
fahrtens: mit erzehlung etwelcher für- | nemer Derther, Perjonen, 
von flattlicher Miradla | oder Wunderzeychen, fo von diſem Ehrille- 
lichen vnd löblichen | Werd augenfcheinliche, würdliche und grei" 
liche | Kundſchafft vnd Zeugniß gebent. | Auß Göttlicher her 
iger Schrifft vnd | approbierten oder bewerten hir 
torien allen | frommen @atholifchen Chriſten und anbädhtigen | 
Bilgern zu Ehren vnd gefallen zufammen getragen, | und in taub 
ſche Rhytmos geftellt, | dur | IOANNEM GEORGINA! 
Tibianum, difer zeyt Bürgern vnd Latinie | hen Schulmeiftem 
der Gatholifchen Reichs- jtatt Vberlingen am Bodenitt 
lob cap. 5. | Ad aliquem Sanctorum convertere! Wende dif 
jergendt zu einem Heiligen. | Getrudt zu Conſtanz am Ur 
denfee, bey | Leonhart Straub. | 1598. | 


Wallfarten (öftlich deutſch Betefart) nah Aachen auf 
in Oberdeutſchland gut befannt. Im Leben der HI. Luitgart gil 
Betteln fürs Kloſter „ala ob er ein fart hette geton gegen 
Auch.“ 4548. — Ittner, gef. Schriften II 146 berichtet: Unter 
der Regierung Sailer Joſefs II verschwanden (Schwarzwald) die 
meiften dieſer Feldwallfartsfapellen, die mir in meinem Ant 
benalter jo viel Vergnügen gemacht hatten. Ohne Zweifel baitt 
der weile Monard) Gründe genug diefe Gebäude aufheben P 
laßen, jollte e8 auch nur der gemejen fein, die Gläubigen deſto 
eher zur Andacht in ihre Pfarrkirchen zu bannen. Als ich mr 


218 


m noch die bürgerlichen Kolleglen, 2 Preispämmel und 
luß die jauchzenden Schäfer und Schäferinnen, Auf dem 
angefommen, begannen die Wetlfämpfe: der Wettlauf 
fer und Scäferinnen, der Mägde mit gefüllten Wafler- 
er Sadhüpfer u, ſ. w., gegen welche alle die Stadt mit 
Breifen nicht Targte, während das fiegreiche Schäferpaar 
ieln bedacht und mit gligernden Schappeln gejiert twurbe, 
in fröhliches Treiben, dazu die prächtige Staffage zur 
ie 300° hohe Felſenwand, auf welder die Stadt Tiegt, 
+ mit Zufhauern bededle Tribüne. Hierauf vergnügte 
Ingend beim Zange, die Alten Fanden ſich beim Glafe 
Feſt verlief in ſchönſtet Harmonie, al$ wären die Tage 
wiedergefehrt. . 
Mercur. 1873. No. 277. Schwäb. Ehronit. 
. Häufig ähnlicher Braud in Schwaben. Der Markgröninger 
ntefte; der Uracher E. Meier ©. 434. 
ıhnentanz in Teinach. Am Tage Yatobi (25. Juli) 
Teinacher ein eigentumliches ländlices Feft, welches nit nur 
1te aus den benachbarten Dörfern, fondern auch einen Zufammen« 
itemden aus der Nähe und Ferne nach Teinach herbeizieht. 
er fogenannte Hahmentanz. Zu den Koflen des Fefies tragen 
die Curgäfte etwas bei. Der größte Theil derjelben und 
die Anfhaffung der in Halstügern, Vändern und dgl. ber 
Breife, wird jedoch aus einer Stiftung beſtritten; welche von 
sten Königin Mathilde von Wirtemberg, Witwe des Königs 
» die oftmals das Teinacher Bad beſuchte, neben andern für 
mer Teinachs beftimmten Stiftungen gemacht wurde. 
Feſt beginnt (ungefähr um 3 Uhr Nachmittags) auf dem öffent 
je mit einem Wettlaufe von jungen Bauerburi—hen und Mäd- 
diefen folgt ein Ejelöwettrennen, welches, da diefe Thiere an 
ger, als an’s Wettrennen gewöhnt find, oft zu komiſchen Scenen 
1g giebt. Nach diefem beginnt erft der Hahmentanz, wozu mit 
muficiert wird. Es wird hiezu mitten auf dem Plage eine 
e Stange aufgeftellt, auf deren Spige in einem hölzernen Gitter 
ingefperrt ift. Unterhalb des Gitters geht ein ſeitlicher Höl- 
: heraus, an weldem ein kleines Brettchen in Schnüren hängt. 
Brettchen wird ein mit Waller gefültes Glas geftellt. Run 
Bauernburſche mit ihren Mädchen um die Stange herum. 


Bon Zeit zu Zeit ſtellt fi ein Paar unter das Bretichen oder hölzernen 
Teller mit dem Waflerglas. Das Mädchen büdt fi und faht ihen 
Tänzer an den Knieriemen, während dieſer ſich auf die Schuliern 6 
Mädchens mit den Händen fügt, und hierauf durd) einen Eprung in We 
Höhe, den das Mädchen unterftügt, das Bretichen mit dem Kopfe zu er 
reihen und fo dag Glas hrrabzumerfen ſucht. Wem dieß zuerft dreimal 
gelungen ift, der erhält als crfien Preis den Hahn, weldem nod ei 
Tuch oder dgl. beigefügt wird. 

Eigentümlih ift die Art, wie bei dieſem Feſte Die Polizei gehend 
habt wird, um den für die Wettrennen und den Tanz nöthigen Raum 
von dem Andrange der Zuſchauer frei zu erhalten. Es geht nämlid zu 
dieſem Zwede cin mit einer gefüllten Gießkanne bewaffneter Polizeidienet um 
her und begrüßt jeden, der fih zu weit bercindrängt, mit einem Guß Walk. 

Anm. 1. Das DörfhenTeinach felbftift ziemlich unbedeutend, und feine Be 
wohner find dem größern Theile nad) arm, da fie nur wenige und mil 
jehr fruchtbare Felder und keine Wälder, welche den Kauptreichtum der 
Bewohner des Schwarzwaldes bilden, befiten. Sie erwerben ihren Leben⸗ 
unterhalt teils durch verfchiedene Heine Gewerbe, teils durd die Dienß⸗ 
leiftungen, welche fie im Sommer den Eurgäften erweifen. 


Dr. C. dr. Wülle 8 Beſchreidung des Gefundbrunnend zu Teinach. Etutig. 1% 
S. 4. ff. 


Annı. 2. Ueber die Auffindung der Quellen erzält eine in der Gegm 
noch lebende Sage Folgendes: An der Stelle, wo jezt das Dörfchen Ic 
nad Recht, ftand ehemals ein Jagdhaus der Grafen (von Calw oder pm 
Wirtemberg — ift unbeflimmt). Der daſelbſt angeftellte Foͤrſter be 
merkte einesmals, daß ein ſchöner Hirfch alle Tage zu einer unweil de 
Förfterhaufes, etwas oberhalb des jezigen Brunnenhaufes befindliden 
Quelle fam, um fi darin zu baden. Dieß machte ihn auf die Cut 
felpft aufmerffam, und er fand, dak ihr Wafler von dem gewöhnlicha 
Quellwaſſer merklich verſchieden ſey. Auf feine Anzeige hievon wurde KT 
Quelle eine hölzerne Faffung gegeben, und fie wurde nun von Kranke 
aus der Umgegend mit manchem guten Erfolge gebraudt. Nach cimga 
Jahren aber wurde durch einen Wolkenbruch das ganze Thälchen über 
ſchwemmt, und die Quelle wieder verſchüttet, erſt ſpäter wieder aufgefundt 
und gefaßt. 

Ebenda. 

5 Hammeltänze. In Hornberg beſteht der H. dar: 
ein Tuch an einem Stabe, der Preis der Tänzerin, bezeichnet da 
Schauplatz. Der ſtark gezierte Hammel wird von Knaben gebradl. 
Tanz unter Mufit um den Pfahl. In einem doppelten Kalt 





215. 


der an einer brennenden Lunte befeftigt ift, hängt ein Glas voll 
Bein. Fällt das Glas fo ift das eben tanzende Paar Sieger, 
worauf es große Wirthichaft gibt, ein Reicher gewönlich auger- 
ſchen. A. Schreiber, Deutſchlands Trachten 1. Heft. Reimann 
6.13. Auch in den fog. Straßenorifchaften war der Hammel: 
any einft jehr im Schwange. Augsb. Wb. 217b. Memmingen : 
Ban fprang um einen Hanen und lief um einen, den gewann 
ein Hummel von bier. Schorer 32. Um einen Hanen lügen. 
Unges. Wb. 48. 

Anm. Berühmt if der Hahnnentanz in der Baar in Deutid- 
Is Rational-Trachten u. |. w. von A. Schreiber 1. Heft quer Fol. 
Breiburg. Darnach die Schilderung bei 3. A. Reimann, Deuiſche Bolts- 
Ki, Weimar 1839 ©. 228 ff. | 

6 Der Siebenjprung. „Eines anderen, jedenfalls aud) 
ehr alten Tanzes erwähnt B. Auerbah in feinen Schwarzwälder 
Torfgefchichten. Es ift dies der in Schwaben übliche Sieben: 
ſprung. Die Zeit feiner Entſtehung läßt fi) nicht geſchichtlich 
feſtiellen. Der ganzen Art nach muß dieſelbe jedoch eine ſehr 
Füße geweſen ſein, denn erſtens wird bei dem Tanze geſungen 
und zweilens hat er Aehnlichkeit mit verſchiedenen mittelalterlichen 
Reigen. Man ſingt dazu: 

Mach mir nur den Siebenſprung, 

Mach mirs fein alle ſiebe! 

Mach mirs daß ich tanze kann, 

Tanze wie ein Edelmann. 

Es iſt einer u. ſ. w. 
Bei den Worten „es iſt einer“ Imiet der Tänzer nieder und be— 
ührt mit Ellenbogen und Stirn den Fußboden, während ihn die 
Tänzerin umtanzt. Am Schluße des nächſten Verſes heißt es: 
es find zwei” und fo geht es fort bis fieben: dann wird rüd- 
Kitts bis eins gezählt, wobei ftet3 diefelben Bervegungen gemacht 
erden.” 


Sollötanze im deutfhen Mittelalter v. W. Angerftein. Berlin 1868 Heft 58 der 
Nehew’icdhen Sammlung. Weber die Namen der alten Bollatänze, ebenda ©. 16 ff. 


7 Der Bahnholztanz bei Gufjenftadt. Im gl. 
taatsarchiv zu Stuttgart Tiegt eine beglaubigte Urkunde, die den 
Jahnholztanz nennt, den eine alte Sitte zur Erinnerung der gegen⸗ 


216. 


jeitigen Grenzen des Uimifchen und Anhauſenſchen Gebiets 
gebracht zu haben jcheint. Ein Bericht des Kioflervogts 
haufen und Pflegerd zu Guſſenſtadt vom 15. Mai 17 
folgende Beichreibung. 

Etwa eine flarfe Viertelftunde von dem Flecken Gi 
befindet fi) ein auf Ulmiſchem territorio gelegener Pl 
Bahnholz genannt, worauf von ohnfürdenklichen Jah 
allezeit den eriten May ein öffentlicher Tanz gehalten unl 
Tolgendes obfervirt worden. 

Die ledige Purfche von Guffenftabt hatten darbey d 
zug. Sie zogen darbei mit Hingendem Spiel auf, erwehlte 
2 Plagmeifter und machten mit ihren mitgebradhten Tedigeı 
Perſonen mit dem Tanz den Anfang, worauf jodann 
mijche Icdige Ieuthe, wann vorher jede Parthie denen Plal 
eine landmünz gegeben hatte, mittanzten. Als zufchauer fa 
darbey ein allerhand benachbarte Geiſtlich und weltliche 
und andere Perfonen. Es wurden zugleich von denen Lanl 
allerhand geringe Waaren glei al3 an einem offenliche 
marft failgehabt, auch ſowohl von Württembergijchen all 
Ihen Wirthen und Beden, Wein, Bier, Brandenwein u 
ausgefhendt und verfaufft, ohne daß jemand weder 3 
Accis gegeben hätte, und wann, wie bei dergleichen Gele 
wicht felten zu geichehen pflegt, Schlägereyen oder ander 
bare Händel vorgefallen, jo ftraffte der Beamte zu Gı 
Dagjenige ab, was folchergeltalten auf dem hochfürſtlicher 
hingegen auf diffeitigem territorio paffirte. Bey etwa 11 
aber ift nun der eingebrochenen Kriegs- und andern Be 
Zeiten willen, dieſer Bahnholztanz unterblichen, jedoch « 
alle Jahr deßwegen zwijchen Beederſeitigen Beamten 
communicirt und jeder landes- und territorial:Serrichaft 
falls habende Jura jorgfältig rejervirt worden. Alls a 
die Iezihin von dem Ulmiſchen Amtmann zu Gtubersl 
Guffenftadt gejchehene Anfrage, Pfarrer und Anwald d 
nad der Anlage und zwar ohne mein Vorwüſſen Ihme Al 
ſchriftlich in Antwortt gegeben, daß wann Ulmiſcher Seil 





——— 


Ber 


au vielen Unordnungen und Sünden Anlaß gebenden Gebraud), 
glich) und ein für allemal abſchaffen würde, folder von Guffens 
fadt: wicht erneuet werben follte, wie man dann dißorts auch diſes- 
mol bey Haus bleiben werde, fo erhielte ich darauf den 7. May 
don dem Ulmiſchen Magiſtrat ein Schreiben, wovon ich hier auch 
Gopias beylege, in weldjem derjelbe vor Abfaſſung einer Nefolution 
don mir eine nähere Nachricht zu befommen wünſchete ob und was 
don Ener hochfürſtlichen Durchlaucht vor eine Verfügung dißfalls 
borgefehrt worden ſeye.“ 


„Da num“, jchließt der Bericht, „die zeiten freilich aljo bes 
offen, daß das Volt ehender zum Haufe des Heren, als auf den 
Tunzplak zu führen ſeyn möchte, auch der 1. May alle 7 Jahre 
und alſo ad anumm 1746 auf einen Sonntag fället, benebft 
diefer Bahnholz-Tanz wenig oder gar nichts zu bedeuten ꝛc. ıc. 

Nun wurde durch Decret der herzogl. Regierung vom 22, 
Jar. 1746 der Tanz unterfagt. 


8 Das Ringjingen. Im Rottenburg-Ehingen auf dem 
Vah famen an jcönen Sommerabenden die Mädchen zufammen 
vum Ringfingen. Sie bildeten einen großen Reigen und fangen 
immer im Kreis herumlaufend Hand in Hand. Buben durften 
niht Theit nchmen, diefe ftanden vor dem Ning draußen. Der 
Vorfänger (Barle) ftand mitten im Kreiſe und fang. Er trat 
3 mal zu einer Jungfrau Hin und bat mit abgezogenem Hut. 
Das dritte mal erhielt er von der Jungfrau jchöne Bänder an 
feinen Hut, den er ſchwang und fang: 

Schaut, Buben, ſchaut, 

Ihr Junggefellen ſchaut, 

Das hat mir geben die ſchöne Jungfrau ; 

Sie hat mir's geben 

Und nicht abgfhlagen, 

34) foll es auf meinem Hutlein tragen. 
Nachher wieder gemeinſamer Geſang. 


Großbottwar hatte eine alte Tanzſtatt denn a. 1550 
ind 1551 wird der gewölbte Steg bei der „Danzitatt” über deu 


218. 


Bad) in’s Gäffle uff die „Barrwifen“ gebaut. &. Kübler's Groß 
bottwar ©. 48. 

Ann. Das Ringfingen oder der Raihentanz verbietet der 
Straßburgifche Frauen-Rofengarien (1528): „mit unzichtigem frevenliden 
tanzen, jo man ein reygen jpringt." (Für Frauen.) 

9 Rotweiler Tanzordnung Das Tanzen unterlag 
manchen gefetzlichen Verordnungen; eine ſolche aus dem 17. IR. 
fei hier erwähnt. „ES fol auch hinfüro in unferer Gerridaft 
fhein Dank weder haimblich noch offentlih ohne Erlaubnis des 
Dbervogt3 weder bei Schieſſen noch fonften gehalten werten: 
da dann zu tanzen vergunnt, foll darin Ehrbarkeit und zudt ge 
halten und gebraucht werden; die junge Gejellen und tanpene 
Sollen ihre Rödh anhaben, die Magt nit fo ungebührlich herum 
und uff Die Arel werfen; in Summa in aller Ehr und Zul 
denfelben fridlih beimohnen, zu rechter Zeit anfangen und won 
man an Sonn= und Feyertagen das Ave Maria läutet wicer 
uffpören. Auch die Spilleute wurden bei einem Webertretungsfalt 
geftraft. Bon den Zünften wurde der Tanz bei ihren Zeiten gi 
gepflegt. Wie in Augsburg, jo fagt Erhard Cellius aud de 
wirtemb. Webern nah: Sie halten Dank und Freudenſpil. 


Anm. Johann von Münfter, marfgräfl. badiſcher Rat und Obervogl 
zu Pforzheim befchreibt ein Ball: oder Tanzfeft des 16. Ihds. in feine 
a, 1594 erſch. „Sottjeligen Traktat vom ungottjel. Tanz.“ 


10 Die Heuliehertänge. Eine wichtige Sache if auf 
bei Tänzen, nicht aber bei der Hochzeit, daB die jüngern Zurikt 
nur bis zu einer beftimmten Stunde tanzen dürfen: fie müſſen um 
7 oder 8 Uhr heim. Man tituliert ſolche Heuliecher (Vum⸗ 
lingen) „Doaſchahacker“ (Dorjen=), „den Heuliechern noch 'n Zar 
daß fie heimkommet“ rufen die ältern Burſch. Zulezt: „den Tr 
Ihahadern no 'n Tanz, daß fe heimkommet *).” 


*) „Dorihenhader* find die Yuben, welche für das Biehfutier ve 
„Krautftrünte* im Winter zerhaden müſſen, der Oberknecht oder älttt 
Bruder thut das nicht; ebenjowenig heuliechen (herausziehen). 


219 


Anm Im Bagnangiſchen ift mod das „abwechjelnde Singen“ beim 
Tone üblich, und das jog. „Hufgeben" eines Tanzes d, h. der Tänzer 
fingt ber Mufil ein Liedfein vor, 

Da 8. m, 

Anm Bom Tanzen Überhaupt, Ein beliebter Ausdruck iſt „Tegen, 
unmerfegen“ in und unterhalb der Donaugegend bis an den See. In 
Weingarten Heißt ein Reim: 

Mein Vater ift a Feager, 
Meine Mutter fengt au, 
Jetzt bin i der jung. Feager, 
Dent feag i halt au. 
Er I. Brifhlin’s Hohenzofl. Hochzt (Meine Ausgabe S. 50 unten) 
CH f 


Dann fteiff, aufrecht und ſchon allwegen 

Im Saal die Graffen „umbdher fegen.* 
©. 68. 8. 38: von 2 frauen: 

Die Motronen giengen allwegen 

Zwo miteinander „daherfegen.“ 

11 Augsburger Tänze. „In Augsburg, wie überall in 
Schwaben hießen die edit volfstümlichen 4zeiligen Liedlein, feien 
fe von einem oder mereren gemacht, meift uralt, ſchlechthin Tänze. 
Das mit Händebewegung und taftmäßigen Klatſchen veranftaltete 
Tanzen, Hat wol feinen Namen von eben dieſem Klatſchen: 
das urjprüngliche war das Licd (vgl. Leid), der) mit Fuß- und 
Händebewegung, welch Tezteres jezt noch allein Tanz heißt. One 
&d gab eh feinen Tanz, aber one Tanz war das Lied üblich. 
Ehte alte Augsburger Tänze find: der Dreher von der ent " 
diechenden Bewegung; der Achter, Mb. s. v.; dad Wenna- 
detle ) (Menuette); der SKiffelistang von der Sitte des 





*) Es muß nicht geftattet werden, daß jede Gattung don Tanzen 
berall willtürlich eingeführet werde. Die Aerzte beobachten täglich, dak 
© fogenannten Schleifer und Walzer die Gefundheit vorzüglich, und be» 
Mders bei Frauenzimmern verderben. Gewiſſe Engliſche Tänze treiben 
3 die Bewegung des Körpers bis aufs höchſte, und müfen von einer 
eihe von Menuetten befolget werden, che fi der Bal ſchliefſet, wenn 
Ht üble Folgen davon erwartet werden follen. Im Hochſtift Wirzburg 


D 
Kiffenzumerfeng; der Balbierertang, bei. im Grofaitingen, 
weil dabei beim Laternenſchein vafiert und der Boden außgech 
wird; der Rutſcher, wovon das Lieb heißt: 
Rutſch Hin, rutſch ber, 
Rutfc mit der Magd ins Federbett. 
Ferner muß ic) nennen den Hanentanz, wobei ftarf in bie Hände 
geſchlagen wird; der Vierer, der Sechſer, der Adler halt 
feinen Namen von der Anzal Paare. Auf den Schluß der Zur: 
zeit get der Reim: 
Auf Kathrei 
Dao gaot der Tanz ei. 

Soweit die vollstümlichen Tänze. Anders muß eß bei den Ge 
ſchlechtstangen hergegangen fein. Sie waren gut, ehrlich), dead, 
nad) Zinten, Pfeifen, Schalmeien, Dudeljäden, Eitern, Trommeln 
und Pofaunen, wie auf Gemätden zu erjehen. Stetten, Nadteäit 
164. Vorerſt werden erwänt Nachttänze. „Nad) jelbiger gl 
licher Vergleihung villmal Turnier und Nachttänze gehalt 
worden.“ Gaß. 141. „Und ward das ander Gebäw widerunb 
mit züchtigen Tänzlein und erliden Kurzweilen an Sul 
Michaelis des Erzengels Kirchweyhe eingeweyhet” a. a. O. 166 
„Und ward ir zu Gefallen auf irem Tanzfofer ein Nadhttan 
gehalten“ a. a. ©. 170. Die Chroniken ſtrozen von Nacridiet 
über feſtliche Tanze in N. Das Tanzhaus (Gaf. erwänt, dh 
man den Tanzplan von neuem höher baute, 166) war da fit 
die großen Bälle der Geſchlechter und Genoffen, ſowie für da 
anweſenden fremden Adel und ſtund anfangs zwiſchen dem ab 
haufe und Perlachturm, hernach verlegte man ch auf den Pi 
bei der Morizenficche und erſt a. 1632 ward eh aba 
Zum Tanz bedurfte ch der Erlaubnis des Rate Einige jung 
Leute auf den Geſchlechtern mußten einladen ; die Kleider derich® 


waren uralter Sitte gemäß auffallend: ein rot carmofin allabite 
i 













Wanmes, role Hofen mit voten Dopveltaffet durchzogen und ml 


find die Schleifer und Walzer durd ein allgemeines Gejeg unterm | 
Junii 1765 auf immer und in hochfürftl. Fuldiſchen Landen durd at 
wiederholtes für. Nefeript 1767 verboten worden. — rat 











221 


retfeidenen Schnüren verbremt; dazu kam ein kleiner rotmollener 
Mantel, der bis auf den Gürtel gieng, oben mit einer feidenen 
Sanur zufammengelnüpft; auf der rechten war er offen und hieng 
um den Leib; ferner ein mit goldenen Schnüren ummundener Kranz. 
Die Herren und Frauen trugen bei Tänzen eine Art Masten- 
leider. Auf der Stube war gemeinfames Mittagepen. Solche 
Kierlihe Tänze waren zweimal in der Faßnacht und bei An⸗ 
wienbeit großer Herren. Die älteften Gefhlechtertänze*), 
ren die Ehroniten gedenken, fallen in's Jar 1318, als dem Kai⸗ 
er Abrecht und jeiner Gemahlin zu ren ein foldher veranftaltet 
dard. A. 1418 galt ein Tanz dem Kaiſer Sigismund, bei wel- 
hr Gelegenheit er den Frauen goldene Ringe außteilte. A. 1577 
var der lezte Geſchlechtertanz. Religionsverhältniffe fcheinen die 
lejache des Aufhörens gewejen zu fein. Ueber die bei den Tänzen 
Biden Hofnarren fieh unten s. v. N. Vgl. ferner den Frei⸗ 
tätigen 1804. II Bd. ©. 102. 103. Einen alten Geſchlechter⸗ 
m.in Noten auf einem Gemälde von 1522 fürt Paul von 
Stetten an, Erläuterungen ©. 85. Selbft das gemeinfte Volt 
eluſtigte fih mit Zehen und Tanzen, auf offenen Straßen, in 
Ühlihen Gefellentänzen, um Kränze und Hahnen, 309 jauchzend 
ı der Stadt umher, zechte vor den Thüren der Häuſer an zu⸗ 
ereiteten Tifchen und Bänken. Exceſſe 1512, Gefellen-, Hanen-, 
zanztänze abgeſtellt. P. v. Stetten II 164. Die Klingen- und 
Refierfhmide hatten ihre Schwerttänge und noch heut zu Tage 
t bei den Schäfflern der Raiftanz üblich, ein Gontretanz, der von 
en Gejellen bei Erlangung der Meiſterrrechte auf offener Straße 
or den Wohnungen und der ihrer Kunden nad einer eigenen 
Rufit getanzt wird. Ebenda 167. 168. Eine Hauptrolle bei 
a Zünften fpilte die Dänzelwoche; eß ift eine Jaresfeft- 


nn nn ——— 


*), In Memmingen, beriätet Schorer, wollten die Geſchlechter Nie 
nand bei ihren Tänzen mittanzen lafjen, es wäre denn ihr Zunftgenoß. — 
Bar ein lauter Hochmut! Scorer 35. Bei einem Gejellentanz der 
ungen Batrizier 1577 luden 2: Albrecht v. Stetten und W. Rehlinger 
ef mit Löfllicden Kränzen ein. Chronik. 


222 
woche der Geſellen. Voran fiet wie billig die Weberbämel 
mode in ber jog. Lorenzwodhe. Schon Erhard Gellins jagt 
dom den wirtemb. Webern: „Sie halten Dänz und Fremden 
ſpit.“ (10. Auguft.) Bor dem 7. Auguft durfte Feine Zunft it 
Dünzelwodhe halten; die Weber hielten fie in ber Vorderhund, 
Der Tag began mit Procefjion der Gefellen zu St. Afta md 
von da zu St. Georg, wo der Gottesdienft mit Dodamt ar 
halten ward. Bei der. Magiftratsherren Häufer hielt man und er 
Kenappentnecht tat den Spruch. Die Meiſter tmaren alle gr 
laden. Bon dem Magiftrat auf erſchien ein Deputierter, dt 
gmädiger Herr von den Anweſenden betitelt werden muſſe ud 
den Erenplaz einnam. Auch zum Umzug geſchahen beſonden 
Einladungen. Großartig waren Mal und Tanz, wo auf Gef 
heit des guädigen Herrn und der Meifter Vorgeher gehrukle 
ward. Eß gab aud 2 Nachtdänzel: etwa Afterfefte, blam 
Montage. Bon der Weberdänzelwode*) am namen ad 
die übrigen eine nad) der andern iren Anfang. Am heiter 
gieng eß ſchon da her. Die Weberrechuungen weifen fo c. 23-301. 
auf, was die Kaffe, die alles beftritt, zu bezaten hatte, Te 
Augb. Jareinmal: 

Auch tut man wie ih hör’ und ſeh 

Des Jar's einmal dem Geld recht weh, 

Da viel Handwerker foftbar dänzien; 

Und ob die Jungfern ire Kränzlen 

Allzeit heim bringen unverlejt, 

Bleibt hier die Antwort außgeſezt. 
A. 1760 ward das Weber-Jubiläum feſtlich gehalten zur Er 
nerung an die Hunnenſchlacht, „da geſchah der völlige Auszug oW 
Tängelmontag". Web. Umzug ©. 35. Umzug 1760: „I | 
marſch gehet erftlid) bei denen Herrn Stadtpflegern vorbei, W | 
auch bei denen Herrn Deputierten des Weberhandwerls, alW | 
jederzeit vor iren Häuſern ein Fähndrich um den andern irn 

*) Die Weberdängelwode ſcheint auch Zil- Auf- und Abdingxitai | 

geweſen zu fein, „gebingt, verfprodener Knappe bis auf die Dänıık | 
mode". Web. Ordg. 17. Ihd. 


as 


In mit der Fahne macht. Sodann marjdhieren fie vor das 
haus, allwo inen durch die Herrn Beyfiger aus iren he— 
Pocalen ein Trunk gereichet wird, Bon da gehet- der 
nad) St. Ulrich in dem Hof, allıwo die Fähndride aber- 
ite Exercitien machen. Von St, Wricen marſchieren fie 
ie Bedengafjen hinab anf ire Herberg, allwo fie eine Mal- 
ten und die Herren Beiſiher und Vüchſenpfleger dayu ein⸗ 
Inmittelft wird die Fahne zu einem Fenſter hinausge - 
Den anderten Tag ziehen fie weiter vor berer ‚Herren 
Hund Bigenpfleger ire Behaufungen, allwo inen ein Trunl 
wird. Endlich begeben fie ſich nad) vollendeten Zug auf 
rberge, augsb, Confeſſ. Den Zug bildeten ein Haupt- 
Meifterfon), 2 Lieutenants, 2 Fändriche; ſodann die Pro- 
vorſtehet, 4 Altgeſellen fatol, Teils, I Ladenſchreiber, ein 
atnecht, 4 Altgejellen, proteit., 1 Ladenjchreiber, 1 Knappen⸗ 
Die Reigenfolge: 1) 2 Knappenknechte mit rot und 
Reid, Schuh mit einem roten und gelben Abjaz, mit einer 
jen zweifärbigen Dufeggen und maden Bahn. 2) Ein 
Ruficanten. 3) Die Stadtpyr oder Wappen, daneben 
ven, jeder I Adler tragend, neben inen 2 Gejellen mit 
4) Der Hauptmann mit dem Sponton in gefärbter Klei 
nen folgt ein Knab in weißer Kleidung mit rot und gelbem 
einen Lorbeerfranz tragend. 5) 2. Feldwäbel. 6) Die 
fellen in roten Kleidern jampt Hut mit Federn, gehen unter 
: nad dem Rang. 7) Der Willkomm von beiden Laden, 
nen 2 mit bloßen Degen. 8) Die 4 Birenpfleger, in 
r Kleidung, Mantel und Degen. 9) Die Tafel vom 
us mit dem Wappen, die a. 1660 gelragen worden. 10) 
ımeljhläger und 1 Pfeifen. 11) Drei Kuaben mit der 
ı Herren Deputierten vom Weberhaus, ire adelichen Wappen 
neben inen 2 Gejellen mit bloßen Degen. 12) Der erſte 
) mit den neuen Fahnen und 2 Vierer; dijen begleiten 
Bejellen in roten Weften und gelben Aufſchlägen mit bloßen 
13) Die erſte Zajel von der Schlacht von einer Be- 
zweier Gejeflen mit bloßen Degen, nebenzu folgen einige 


in Euiras. 14) Der halbe Zeil von der Gefellichaft 4 und 4 zwiſchen 
eingeteilt die Tobjprüh und ?riedenstaffel, auch Kriegäruflum, 
neben inen 2 Gejellen mit bloßen Degen, auch eingeteilten uabın 
oder Meifterfönen, weiche wol aufgebuzt, in Hut und Federn wit 
einer Leibbinden und Degen, Bogen und Pieil, worbei von einigen 
Gejellen der halbe Zeil der Schenkkannen getragen werden. 15) 
Der 2. Chor Mufifanten. 16) Bildnis von Kaiſer Otto und Et. 
Uri, aud Weberhauswappen von Knaben tragend, neben ine 2 
Sefellen mit Degen. 17) 6 Sechſer, 3 und 3 gehen in jchwargen 
Kleidern, Hut mit Schwarzen Federn mit rot und gelbem Fußband, 
aud gelben Abjaz tragen die Vocal vom Weberhans und 4 Ge 
jellen neben inen mit bloßem Degen. 18) Die Zaffel von der 
Wappen übergab an Kaiſer Otto, darneben 2 Gejellen mit bloken 
Degen und einige mit Cuiras. 19) Der andere halbe Zeil vom 
der Gejellichaft mit bloßen Degen und Knaben eingeteilt; and 
zwijchen inen die Fridenstaffel und Lobjprüd und SKriegsrüftun 
eingeteilt, wobei von einigen Gefellen der andere halbe der Scherf: 
fannen getragen werden. 20) 4 Trommelfchläger und 2 Pfeiffer. 
21) 2 Lieutenants. 22) 2 Leibſchüzen. Alle Gefellen trage 
gelbe und rote Maſchen. Ten Beſchluß machen einige von dr 
Meifterfhaft in Harnifch zu Pferd, welche zerſchidene in dem had 
1861. Reichsgotteshaus zu St. Ulrih und Afra allhier bis anken 
aufbehalten twaren“. In der nämlichen Befchreibung heikt 6 
©. 32: „it den Webern von einem hochedlen Magiftrat verflatket 
worden, in irer ſog. Tänzelwochen järlid einen öffentlichen 
Auf und Umzug mit Ober- und Untergewer, fliegenden Fanen 
Trommeln und Pfeifen folenniter zu halten. Welchen freien 39 
im Anfang eine lange Zeit, ſowol Meifter als Gejellen beigeron 
haben, hernachmal3 aber von den Meiftern denen Gefellen ade 
überlaßen, bis endlich mit eingefallenen ſchweren Zeiten (jede 
one Vergebung ſolcher erworbenen Freiheit) ermeldter Zug wm 
einer Zeit zur andern eingeftellet und auf verhoffende Aeflerum 
verfhoben worden. Wie dann noch järlic durch gemiffe day 
verordnete Bilchjenmeifter vor Amt auf dem Weberhauje entinekt 
dem nädjten Siz vor oder nad) St. Ulrichstag zu erjcheinen um) 


— 


— — — — — — — ——— 





225 


darum anzubalten pflegen, weldher aber jeit a. 1660 nicht ınehr 
halten worden, ob zwar wol gleich hierauf im Jare 1666 folcher 
wiederum durch die Herren Deputierte vergönnet, aber wieder ein- 
geftellt worden bis 1760” u. ſ. w. Auch in Saufbeuren gab eß 
ein Dänzelfeft, über deſſen Urjprung man indes nichts Sicheres 
weiß, als daß eß ein Schulfinderfeft ſchon frühe geweſen 
in muß. Urkundlich a. 1567 wird eß als üblicher Dänzeltag 
der Schulkinder bezeichnet. An dem öffentlichen Umzuge mit Trom⸗ 
wein und Fahnen des Vormittags erfchienen die Knaben in mili⸗ 
färiihen, die Mädchen in verfchiedenartigen andern Coftümen 


und zogen Nahmittags in das Hölzchen. Das Feſt dauerte 3 Tage.“ 
Nein Augeb. Wo. ©. 309 ff. 


12 Das Dorffeft*). 

Es pfeiffen die Pfeiffer und maden ein’ Tantz, 

Drum fpringen die Leute, das Gretl und Hank. 

Sie jauchzen, fie jchreyen, fie fingen und laufen, 

An Zäunen da fieht man die Früchte des Saufen ; 

Der eine gibt wieder, was er hat verjchludet, 

Der Ander beim Bäumen fi nöthig binbudet. 

Da ſieht man von Außen, was wird dann geſchehen, 

Wann Hankl und Gretl fidy heimlich verdrehen. 
Unter einem Bilde. Augsburgifc. 


13 Bon dem Tanzen des Landvolkes. 

1 Im Jahre 1814 erjhien am Oberrhein ein Heine 40 Seiten 
umfeßendeg Octavbüchlein: Vorſchläge wic dem auf dem Lande 
umfih greifenden llebel der Unzuht könnten Schranken 
Befegt werden. Bon einem Weltmanne bearbeitet.” ©. 14 ff.: 
eUuh in den Öffentlichen Quftbarfeiten, die den Landvolke geftattet find, 

fih Umflände, die der Moralität jehr ungünftig find. An manden 
Orten herrſcht noch immer die Gewohnheit, daß den Kindern, die noch 
ni tanzfähig find, freier Zugang auf die Tanzböden geftattet wird. Sie 

und hören da manch freiern Umgang, manch freiere8 Wort u. |. w. 
Die nächtlichen Tänze auf dem Lande find allzeit eine miſſliche Sache 
für die Sitten der Landjugend. Diefe ift dabei größtentheils ohne Auf- 


— 


*) Landliches Feſt mit Tanz von Daniel Hopfer. Nagler Nr. 74 
W.6 6. 800. 
15 


296 


Acht, ohne Wadjfamkeit der Eltern und Meiſterſchaften auf ihre Kinder 
und Dienftboten. In der Stadt wird fein rechtlicher Bürger jeine Taler 
ohne Begleitung der Eltern oder ſonſt vertrauter Perfonen zum nädle 
lichen Tanze gehen lafien. Auf den Dörfern ift es nicht jo. Die jungen 
Burſche und Mädchen tanzen allein auf dem Tanzboden und wenn die 
halbe Nacht getanzt iſt und man fi durch Trunk und Tanz erhizt fat, 
fo führt der Zunge fein Mädchen — zu welcher Stunde der Mitterneh! 
e8 auch fein mag — ganz allein nad) Haufe und dann laßt ſich denlen 
welche Beipräche, Beſtellungen, Xüfternheiten noch gebraucht werden wm 
bey erhiztem Gemüthe, bei aufwallendem Blute die Einnlichfeit in ihre 
ganzen Allmacht zu genießen. Während des Tanzes werden nicht fer 
von den jungen Burjchen Lieder auf die Melodie der Tänze gefungen 
welche von den Dorfsjungen felbft ausgedacht find. Ihr Inhalt ift gewöhn 
lich des ſchmutzigſten Gehaltes und um jo gefährlicher, da Mufil und länd 
liche Dichtkunſt die verderblihen Eindrücke begünftigen.” 

2 J. A. von Ittner's Gefammelte Schriften 11 (1827) vom Oberrhein 
„So ging es in hödfter Ordnung eine Zeit lang fort, Jedes konnte ſei 
Talent in der Tanzkunſt zeigen; allein damals war ſchon eine ſeht # 
jährliche Revolution in derfelben eingerißen, die vorzüglich durch eig 
aus Oberdeutihland und von den Gegenden der Donau hergelommem 
Dffiziere mächtig und zum Schaden des reinen Kunftfinns und der Er 
ganz befördert ward. Diefe Art Tänze waren zwar ſchon unter uns be 
kannt, aber in guten Geſellſchaften nicht üblich, höchſtens nur in gemeine 
MWirtshäufern, wo die Handwerksburſche, die Land» und Stabtmägke U 
einem ewigen Wirbel bei einer tobenden Mufil ſich herumdrehien m 
herumriſſen. Man nannte fie aljo Handwerfsburfchentänze, welche % 
nennung doch ſpäter durch den beliebten Namen Walzer umgetaujht war.’ 

In den Klagen der Totengräber, ebenda Il 361 hat 6: 
„Das Medizinalcolegiun — mißgönnt uns den Gewinn, den wir bit 
von ven Sarnevalsluftbarkeiten zu hoffen hatten. Kein Winter ift verganget 
in welchem nicht mehrere junge Mädchen den beliebten Walzer injonverh 
den fogenannten Langaus mit joldem Eifer tanzten, daß fie bald Mr 
auf in die Hände der Aerzte fielen und von diejen uns überliefert wurder’ 

3 Tänze, Luftbarfeiten. Der herrſchende Geſchmak bei als 
Beichwerden über Abnahme der Handlung und Berfall des Rahrungipr 
fandes, find unter allen Ständen der Einwohner Quftbarleiten. ee be 
legenheit ift ihnen willlommen, jolden zu vergnügen. Richt nur an Sem 
und Feiertagen, jondern aud) zu andern Zeiten find die Gaſthöfe voll mM 
Leuten, die fih bei Marfgräfler- und Nekar⸗ auch ausländifchen Beimt, 
und bei fonft wol beſezten Tiſchen einen vergnügten Nachmittag mad 


N 


227 





Un Tänzen, Spazierfahrten, Quftreifen fehlt e8 niemals. Die 
Summen, die diefe Dinge Loften, find ungleich größer, als die Erbauung 
eines Somddienhaufes. Dieß darf nur einmal errichtet werden, fo ift man 
af immer fertig. Jene Ausgaben aber fangen alle Tage wieder von 
vorne an. 

Nee eines Eurländers durch Schwaben. 174. ©. 234. 

14 Gegen da3 Tanzen. 1 Eine Warnung, handjchrift- 
lich, des alten Kletgauer Nuralcapitel3 (erzb. Archiv in Freiburg) 
1648 verbietet: Heimlich in Schlupfwinkeln Tanzen, Springen, 
Jauchzen, Schreien und Soldaten-Pößli treiben, es ſeye dann ehr- 
lie Hochzeit oder Erlaubnis, jedoch alsdann länger nit als bis 
jur Veiperzeit. 

Diöcef. Archiv IV 309. (Kaiferftuf.) 

Anm. Ferner ift firenge verboten: die Lafterhaftigen Mäuler in 
Runfelhäufern, Gaftereien frei gehen zu lafien; unmäßiges Freßen und 
Saufen; Schwören „bei Gott” koſt 15 fr., Sacrament 15 kr., 7 Sacra- 
mt 30 fr., 100 Sacr. 1 fl., 1000 Sacr. 1fl. 30 fr., 10,000 Sacr. 2fl., 
dluotſacrament 3 fl. Bei Teufelholen 3 Bazen, Seelenverpfanden 3 Bazen 
u. |. m. 

2 Wegen des Elendes im Reiche ließ der Rat in Augsburg 
den 12. Juli 1519 das Singen, die Hanentänze, Weintrinfen, 
Zehen auf Tiſchen vor den Häufern, das Zrommeljchlagen auf 
den Gafjen, und alles Tanzen, ausgenommen auf Hochzeiten und 
die jog. Schaubeltänze verbieten. 

Augeb. Wb. 391b. 

3 Tanzen und Kinderlehr. Der Pfarrer von Döps— 
bofen in den Stauden oberhalb Augsburg berichtet a. 1625, den 
6. November: „Zu der Sinderlöhr will man gar nicht Gehorjam 
leiſten, fondern Hingt und Lafft dem Danz zu, wann ein pfarrer 
ſolches beredt und den Danz will abfchaffen, fo hat aud) 
feiner fein Frid, wie mir diefe Zeit begegnet, da ich den Danz 
wegen der Kinderlöhr nit hab mellen fortgehen laſſen, find Die 
ih nächtlicherweil mir für den Pfarrhof geloffen, mit ſchreien, 
Toben mir zum Trutz. Der vogt ſolches laſſen paſſiren, was follen 
dann wir thun?“ 

4 Gegen das Tanzen. Pfarrer. So höre ih wol mein Hang! 





wiffet ihr dann nicht? was eure Freund, eure Benachbart 
und nod mehr andere, euch für fhöne Stüdlein fon ve 
und ihrem Buhler erzehlet, und derenthalben euch gewaı 
zu ſeyn ermahnet haben, damit eure Tochter nicht bald 
eleifon zu Opfer gehe? Allein ihr möget halt nichts wi 
man euch ſchon ale Wahrheit faget, jo muß jedermann 
haben, nur allein eure Tochter, und ihr Buhler nicht 
I eure unordentliche Liebe, nemlih zu euren Kinderen 
und II jene verteuflete Ehrſucht, Kraft dero ihr euch fi 
dundet, warn die Mannsbilder um eurer Töchteren fi 
bey allen Tängen, bey allen Kirchweyhen, in allen Wir. 
ſchleppen, und dem Teufel zuführen, endlich Merds Baur 
ihr Bauren und Eltern felbften, dem Lafter der Unleuſchhe 
Eheftand, und jetzt noch nicht feind ſeyet, fondern immerdı 
lies Belieben darvon traget, und jelbes euch noch imı 
anfchmedet alß wie den, mit Higiger Krancheit behai 
Trund, mit einem Wort, weil ihr jelbften (wie ich bal 
in diefem Stud nicht weit her jeyet, ihr Bauren und Elten 
ſeynd jene Ding, und die eingige Urſach, warum ihr vo 
fertigen Leben eurer Söhnen und beſonders eurer Töchtere 
wiſſen wöllet, darum auch ihre Sünden überjehet, zu felb 
und im geringften nicht verhinderet; dann gleichwie der | 
vom Baum falle, und eure Kinder eben auch jegt das 
eurer Jugend euch in der Wahrheit und in der That ve 





fih are Töchteren an Sonn« und Feyertägen in eurem Hauß fir ein 
Sben führen, dann da ihr an folgen Tägen Nachmittag eiwan aus dem 
Kauß über Feld, oder zu einer Maaß Bier gehet und euren Tödhteren 
demnach nur ein wenig den Nuden fehxet Merds Baur! jo ftehet unter 
Den auch nur ein wenig ſtill, und fehet auf eur Dad) zurud, jo wirb 
mc ber Nauch eures Gaming jogar jagen, was ihr nicht wiſſen wöflet; 
dann weilen eure Töchteren ſodann ihren Buhleren auflochen, die Kunft 
Aber nicht tonnen, den Rauch des Feurs im der Kuchel einzufperren, fo 
wird jefber euch unfehlbar fagen, wie das Kochen zu jo ungewöhnlicher 
Beil in einem Bauren-Hauß, ein gantz gewifies Zeichen jeye, daß freuubde 
GN in eur Hauß kommen feyen, möllet ihr aber dem Rauch auch nicht 
glauben, daß die Bubler eurer Tödhteren ſolche frembde Gäft jeyen, Merds 
Buuz! ſo machet es, wie es ſolche Buhler machen, fehret wieder zurud; 
Maht einen Umweeg, gehet auch wie fie bey eutem Garten und hinterer 
ı Mir hinein, überfallet ſolche eure unvermuthete Haußgenoſſene oder Gaſt 
Mhlingen, fo werdet ihr gewißlich folge gute Speifen- finden, dergleichen 
Man euch das gante Jahr hindurch feine auffehet, wol aber werdet ihr 
{ann daran ſchmeden dürfen, darbey werdet ihr auch gewißlich eine folche 
Gfelfhafft finden, dero weder eure Tochter, ja auch eure Alte gewißlich 
tiht feind ſeyn wird, weh! euch aber ihr Bauren! warn ihr auch jolde 
Proben verachten, und dannod) nicht wiffen wöllet dasjenige, von was faft 
ud die Kinder auf der Gafien zu reden wiffen, und richtet euch ſodann 
Wu jmer erfchröclichen Rechenſchafft, welche ihr nicht nur über alle Sün- 
Ben eurer Göhnen und Töchteren, als Mithelfer, und Rachfeher derfelben, 
Pnderen auch über eur fo gleißneriſches, falſches und demnach gottlofes 
Rigwwiſſen, dem Allerhöchſten werdet ablegen müfjen. 

Jacob. Ich vermepne, der Herr Pfarrer folte in diefem Stud nicht 
a! Berantwortung uns Männeren allein 'auflegen, ſondern aud denen 
Müttern: ich Habe zu Hauß aud) ein fo junges Zoberle, und Töcterlein, 
Weldes gleich anderen Mägdlein ſchon immerdar nur will beim Tan 

', und die Mutter Hilft ihr auch darzu, wann id nun der Tochter 
Was Zangen ſchon verbiete, jo Laffet die Mutter fie dannod) heimlich Tauf- 

warn ich aber der Mutter nur einmahl fage, fie folle dieſes nicht 
San, das Mägdlein werde auf ſolche Weiß nichts nutz, es ſeye Sund, fo 
Rs gleih Feur im Tach, und id) büffe ſodann bey ihr fo flard ein, 
Map ich die gantze Woche kein gutes Geficht mehr von ihr befomme, mit 
ine ort, jo wol die Tochter als die Mutter folgen mit nicht, mas 
Rz einer jodann machen? 

Bere Vieras veuer ©. 20. 





vun. oupe geſug vup sm acc [iuuv ımeye um Dul 
tänz, undter waß jmmer Protert, Erlaubt werden 
aber zu andern tägen Einige tänz Erlaubet werd 
ſpihlleith und Muſicanten um 9 uhr abendts alßbal 
menten bey ſeiths legen, und ohne weitern anſtand 
hören bey 6 f. 24 fr. ſtraff. Die ledige Mägd 
haben fi ab denen tanz=pflägen abendts um Bet 
nacher hauß undt zwar ohne geſpahnſchafft der leedi 
DVerfügen, welche barwieber handlet, ſolle mit offentl 
abgewandlet werden; derjenige, welcher bey gelegent 
rauppenlieder finget, obder fonften in Wirths- und 
Ebenfahls dergleich gottlofer gefänger anftimmet, flı 
oder gläßer verwirfft Hat ſchon Vermög publicirter ober 
ordnung die ftraff Einer Etlichwochigen ſchanz-arb 
gleichwie dann auch ſchon bereiths Verordnet worde 
ledige Purſch abendts um 9 uhr Von denen tänzen 
gehen ſollen; alfo hat es darbey auch Hinfünfftig | 
und wirbt zumahlen denenfelben das fonft gewohnliche N 
„bey firaff Stägiger ſchanz-arbeith alles Ernſtes V 
Eltern aber, welche jhren Kindern foldes ohn Veran 
laßen, oder jene Hauß Vätter die ſolches jhren Knet 
jollen auf jeden Betrettungsfahl Ebenmäßig zum b 
offentlichen abgeftrafft werden. Nehmliche beſchaffenheit 


Pen 





au 


Hei in manchen Gegenden Tebhaften Anteil an öffentlichen Tanzen 
nahm, wie Heute noch da und dort in Böhmen, ift befannt. In 
Shuffhaufen wurden denen die des Altares warten, alle offenen 
Une unterfogt außer wenn fie auf eine Hochzeit geladen waren. 

Noch war (ad 1622), jagt Kirchhoſer Jahrbücher ©. 21, kein 
Jahrhundert verfloffen, ſeit der Benedittiner Noeger im Thurn auf 
der daſtnacht bei St, Agnes beim Tanz todt niederficl. I. Wernher 
von Zimmern hielt einft einen Tanz zu Hochmejfingen; der Doms 
herr Bernhard d. Eberftein. tangte mit andern im Stiefel und 


Sporen umher, 
Bismertfche Che. il 206. 


‘ Auh bei Primizen muß es manchmal ftark zugegangen 
kin. Ceß führt aus einer zuverläffigen Quelle in einer Cultur- 
Widichte IT, 468 an: Gaufler, Poſſenreißer, Sänger, Sänger 
Immer und ein Heer von unnüßen Weibsleuten hätten ſich einge 
fünden; zulezt, wird Klage geführt, hätte der Neupriefter ſeibſt mit- 
getanzt. In Italien, Frankreich und dem Niederlande wiſſe 
man nichts von ſolchem Unfuge; nur in Oberdeutfchland Habe der 
Teufel fein Spiel mit diefem, ſowie mit vielen andern Misbräuchen. 


XXI 
Baufe*). 


1 Das Rind. Geburt. Taufe. Ich ſchicke voraus, daß 
Mädihen, welche nod) nicht mannbar find, in ber Riedfinger Gegend 
Ru, er, der Verf. habe noch gefehen, wie in einigen Kirchen die Domherrn 
wud die Chorfnaben ſich bei der Hand fahten und tanzten während fie 
eleich Danklieder fangen. Angerftein S. 7. — Im Jahre 1830 warb 
2 Hamburg das Tanzen den Geiftlihen verboten. Kriegl ? ©. 272. 
Ya felbigem Jahre: die Domherrn und Bicare follten, wenn fie auf bie 

ter-Infel zögen, dort nicht über drei Tage verweilen und bei der Heim» 
@ fr nicht bei hellem Tage nadt durch die Gaffen reifen. Ebenda. 

*) Krieg ? ©. 188 ff. Sieh Zingerle's Sitten, Meinungen des 
Tiefer Boltes 1871 2.©.1 ff. Aufl. Kehrein Il 178 fj. Oben I 191.294. 


Böde genannt werden. Iſt eine zu ihren Jahren gekommen, jog 
man: fie hat den Bod verkauft. Da gibts an jelbigem Xag 
für fie ein beſonderes Feſteſſen ab. 

Anm. Bod, die bodbeinige wörtlih, zum Stammworie biege 
ablautlich gehörig; Bock was aus „biegen” entflanden, daB frumm 
Unbebolfene. Holggeftelle u. ſ. w. 

2 Wenn ein Mädchen mit einem Sinde niederfommt m 
ihon wenn ſich die erften Anzeichen der Schwangerjchaft beme 
(id machen, heißt man es „fürertommen“ (herporfommen). In t 
Balinger Gegend ift e8 Brauch, daß die Angehörigen einer „gütt 
fommenen“ derjelben das Haus verjchließen, fie nicht eher wie 
in's Haus hineinlaßen, bis fie da8 erftemal nach dem Wochenb 
wieder von der Kirche heimkommt, und fi) dann mit einem Trin 
geld losgekauft hat. 

Bergl. Ehönwerth, I 177. 

3 In die Weiden faren. Am Bodenfce jagt man d 
Brüderlein und Schwefterlein, die willen wollen, woher die Rind 
fommen: „Der Bater geht mit dem Schifflein in Bi 
Weiden, ſchneidet eine Pfeife, pfeift und die St 
bamme hat da3 Kindlein gebradt.“ 

Mochelis Grattl. In Ertingen (Dr. Bud) ift der Ri 
Hele (— ..) es, der die Kinder bringt. Man pflegt zu jagm 
o Qua, do biſcht du no lang in's Mochelis Gratr' gem 
wo des gſchea ijcht“ d.h. da warft du noch lange nicht auf N 
Melt. 

Anm. Eolte hier das Wort Mud, Mauch — Kige, Edi," 
borgene Höhlung zu vermuten fein? Mauchlet, Mauggei drk 
im Heu, Stroh, Bette, allwo die Kinder ihr Obſt verbergen und } 
Reife, d. h. taig = reif werden laſſen. Griech. uw, wuyos u. |. m 8 
Grattl = 1) die Stellung oder der Gang mit gefpreizten Peine; 
der Zwiſchenraum zwiſchen ſolchen Beinen oder füdd. Füßen. 

4 Kinder aus dem hohlen Baum. frz. X. Brom 
in j. Leben I 23 ff. berichtet: „Nach dem franz Jojef ward W 
nod ein Brüderchen gebohren, der aber nur einige Wochen erleb 
Ta fragte id) meinen Vater einſt bei Tiſche: „Mo iſt denn um 
Brüderlcin herlommen?“ Lie Hekanne ſaß aud dabei. „Ti 








Frau da,“ fagte er,“ hat es aus dem RKrautgarten her 
eingebracht, du fannft mod Heute den ‚hohlen Baum 
ſchen, aus dem die feinen Kinder immer heraus 
ſhauen, die man dann abholen läßt, jobald man 
ihrer verlangt,“ Wirklich, führte er mid) Abends in ben Kraut ⸗ 
garten bor das Thor hinaus — auf dem Wege famen wir am 

. tinen Meinen Teich, wo ein hohler Weidenftamm am Geftabe ftand, 
„Da fieh Hinein”, fagte mein Vater. Und id Jah durch den 
hohlen Baum im fpiegelnden Waffer drunten mein Bild. „Siehft 

U Bueinen Knaben herausfpauen?“ feagte mein Vater. „Ja, Vater, 
aberer fieht mix gleich,“ antwortete ich. „Mag fein“, fuhr er fort, 
iiele Leute jehen einander gleich. Es find noch eine Menge Buben 
in dieſer Gegend herum zerftreuet.. Rufe nur laut, was du rufen 
bilft, fie werden dich gewiß ſogleich verſpotten.“ Ich rief laut; 
‚Buben, wo ſeyd ihr?“ Und das Echo vom gegenüberftehenden 
Berge, auf dem die Ziegelſcheune ftand, antwortele unverweilt zu 
Meiner größten Verwunderung: „Buben, wo jeyd ihr?“ Nun 
glaubte ich alles und wollte immer Hinüberlaufen um die fpottenden 
Rufer auch zu ſehen.“ 


5 Wenn man jagen will: da bin ich oder irgend ein anderer 
Mod nicht auf der Welt gewejen, heißt es: der ift noch hinter 
einem Sad voll Wafjer geftanden oder hinter einem 
End voll Holzäpfel und Hat Erbfen beuget (aufjdichten) 
und mit Eiszapfen zunde (gezündet). Schwarzwald, Rot- 
Weiler Gegend. 


6 Botenbrot. Bei Geburt eines Kindes pflegte in Schaff⸗ 
derſens älterer Zeit die Magd, jo die frohe Kunde umſagte, eine 
Reife Schürze und Blumenfträuße zu tragen: bei einem Knäblein 2, 

i einem Dlägdlein 1. 
Unsth 2. Heit 192 Anm. 

Anm. Die Bötin Heißt Freudmaidli, es hatte einen Blunen- 
Ruf und ging von Haus zu Haus. Belege bei Rochholz, Alem. Kinder» 
Bi aaı fi. 


7 Nach der Vollsmeinung dürfen 3 willinge, wenns ein Bub 


284 


und ein Mädchen iſt, einander heiraten, weil die Ehen imf 
geichloffen werden und hier 's Zemmagen“ ſchon im Mu 
vor fi) gegangen jei. Ertingen. 

8 Bon der Wefterhaube*). „Derjelb jung Her 
benius Ehriftof) hat ein Weiterhauben gehapt (alfo wüı 
Felin genannt, das die fünder zu zeiten ob ire 
gefiht mit inen an die welt pringen). Das iſt 
für ain glüdhafts, guets zaichen geachtet worden, dann 
bei wenig findern zu finden.“ 

„Herr Froben von Hutten wellt in, man folt folk 
würfel zum wefterheublin legen, damit der jung Her, 
erwuchſe, zu aim jpüler und aim wilden abentheurigen 
man wurde, der ain friegeman und ain frenfifcher reute 
‚alfo wellt man mit im zufriden fein. Do mußt man kol 
würjel darzuthon. Hiebei ift zu merfen, der aberglaub dei 
fen und das follihe ſachen nichs würken kunden; danı 
jung Herr, wie er zu ſeinen tagen kommen, kainem ſpil 
reuterei nie nachgefegt, oder ſich deren beladen, das wiſſ 
die, ſo in bis anhere gekennt.“ 

„Die alt grefin von Werdenberg bat hernach im ge 


*) Das Glücks- oder Weſter häublein fpilte eine groß 
Es iſt das „rot Wammeſch oder ſeidin ſamaſtin Wammeld” 
v. Kaiſersberg. J. Pauli Broſämlin Straßb. 1617, BI. 109; € 
buch BI. 190b. Bei Fiſchart „Helm oder die Sturmhaub.“ @ 
28. Der Ire kennt das Glückshäubchen; in England treiben 
bammen Handel damit; jogar geſucht in Anzeigen der Times. 
6, 2, 448. Rochholz Alem. Kinderlied 281. Das „Wefter“ mhd. 
ahd. wasti, westi (parn), Kind, Täufling im Chrifamhemd. © 
häufig ift Wefterhend, das erfte Hemd, welches die Taufpat 
Patentinde verehrt. Schmid 529. Weigand Wb. IT 1067. Mein 
Wb. 430 ff. Volkst. II 318 Fi. „Kindbetterinnen Tießen fi we 
fehen (mit den Sacramenten), noch ausfegnen und die Kinder nit 
weftern.* Pflummernihe Annalen 1523—1531. Hofcrft. 9 
pfenninge eine Conftanzer Münze 1213. Feyerabend, Ottober 
471. Augsb. Wb. 431a. 








VV 
⁊ 


235 


dochſelbig felin ides jhars mit gofdt, edelgeftein und pörlin zu 
böfern und zu mehren; dann alfo haben die Alten vor jharen 
ain glauben gehapt, jo das beſchehe, jo mere ſich auch befielbigen 
Jungen finds glüd und zeitlich guet.“ 

Bimmerifche Chronik IT 376. 

I Das Beichenken der Kinder von Seite der Pathen Heißt 
im oberfien Schwarzwald helfen, Hälfen: „des hät mir d'Gotta 
ghälſet“ (Kleider). Es ift altes heilifon, ſieh meine Alemannia 
I Heft 2. Peter Frank Syftem III 675 fagt: unfere Pathen- und 
Göttelgebinde, Eier und die Kuchen, die man auf jeden Jahrtag 
denen, die man über die Taufe gehoben hat, zuſchickt. 


10 Nach der Taufe gibt der Götte und die Gotte, wenn 
fe aus der Kirche kommen, der Wöchnerin einen Thaler. Das nennt 
man der Kindbetterin einftriden. Einbinden alter Ausdruck; 
in Dietenwengen heißt ed „einfteden.” Oft geſchieht es 
ſchon in der Kirche. 

Bäl. Grimm Wb. III 168. 

11 BornehmeEinftrideten. „Sohataud ainer von Bod⸗ 
mm ain apt in der Reichenow zu gefatter über fein Sone ge- 
Wonnen; do ftricht derfelbig apt dem jungen feinen taufgotte, 
den Mindeljee, fo vormals dem gotshaus der Reichenow mit der 
Aigenſchaft zugehört, im tauf ein und ward auch der fee denen 
bon Bodmen gleich zugeftellt und übergeben. — Solliche koſtliche 
einftirideten an findteufeten fein vor jaren vilmals be— 
ſchehen. Alſo ſoll ain Abtiffin von Buchow vor vil jaren ben 
Buflen eim Truchſeſſen von Waltpurg eingeftridt haben, wie 
dann follich geſchlecht iezo vil jar nichs behalten Finden und von 
wegen difer einftrideten mit dem Buſſen, do Hat ain capill 
u Buchow gleichwol zu fpat ain ftatut gemacht, das hinfüro ain 
obkiffin von Buchow zu ewigen zeiten nit ſolle gefatter fein, ein 
jelihs inconvenient kunftig zuvorkommen.“ 

Zimmeriſche Chr. I 65 fi. 

In einem altwirtembergifchen Generalrijfript vom 10. Jan. 
1495 bei Reyſcher XII 4, 3 heißt es: „So offt aud ein Frau, fie 
Fri oder arm, ein Kind gebührt und das zu dem Tauff ſchicken 


wnevez jesum uw um wir wege U wure 


der Entbindung bringen Verwandte ꝛc. es ind Ha 


14 Den Gvyatterſchwanz jhiden Götle 
Furtwangen 8 Tage nad) der Taufe der Wöchne 
in einer Anzal oben genannter Brote 16—18 
Pfunden Rindfleiſch. 


15 In Wehingen brachte jeder Beſuch bei 1 
ein „Bagenlaible* mit, jo daß die Wöchnerin 
voll beifammen hatte. Ebenjo geſchah der Kran 
mit Gaben. 


16 Am Tage der Ausfegnung einer Wöchn 
vatterin und die Wöchnerin mit einander ins Wir 


Anm. Gegen zu frühe kirchliche Ausſegnung eifer! 
rich Hoffmann der Jüngere aus Frankfurt a. M. „Wi 
immer frohe Mütter gefunder Kinder werben und felbf 
fhön bleiben. Frif. u. Leipzig 1791. ©. 188: „Ri 
lann das Kirchengehen aud) den Wöcnerinnen unter g 
werben, bejonders wenn fie fi) lange darin aufhal 
einmal eine hergebrachte Gewohnheit, daß der € 
in die Kirche geſchehen muß. Hierbei wird abe 
auf Jahrözeit und Witterung genommen und manche 
daher ſchon die Ausübung dieſer Gewohnheit mit ihrer 
wohl gar mit ü Xeben bezahlen müfjen.” — Peter | 








287 


rad le oonvive, le relövage, convive de commeres u. f. w. @egen 
den Qurus bei den Taufen ſelbſt tritt ein badifches Generalreſtript vom 
9. Januar 1782 auf. Die Pfarrer mußten Sittenwädter fein, befonders 
hatten die reform. und lutheriſchen Pfarrherrn ein oder zmei zuverläffige 
Beriomen worzufordern, die berichten mußten über den Hergang bei den 
Leichen⸗ Hochzeit- und Tauffhmäufen. ©. 696. 


17 Tanz bei vornehmen Taufen Wenn in der 
Zimmeriſchen Familie zu Mößkirch eine Taufe war, wurde auf 
dem Rathaus getanzt: „UF den tag als difes frölin geporn, 
do wardt ain Danz zu Mößkirch uf dem rathaus gehalten, 
wie gepreuchlich. Begab fi in felbigem Danzen (1533) das 
ain junge diern, ain Dienftmagt am Danz von denen, bie fo 
ungeftimm Danzen, nad) dem deutjchen gemainen böfen gepraud, 
dermafien umbgeftofen ward — daß fie ftarb.“ 

Zimmerifhe Chr. IV 164. 


Anm. Ueber die ariftofratifden und bürgerlichen NRathaustänze fieh 
meine Ausgabe der hohenzolleriſchen Hochzeit von Jacob Friſchlin 1860 
6. 148. 


Tauffuppen im Badifhen. Es iſt alfo natürlih, daR man 
einem foldden Schaden zu begegnen ſuche, und den Mißbraud der Kind- 
taufſchmauſen, bejonders auf dem Lande, gänzlich abftelle. In den 
Vediſchen Landen find die Tauffuppen zu reichen verbotten, und durch 
ein Generaldecret vom 20. Auguſt 1755 ward den Hebammen aufge- 
Wehen: „daß jelbige die ihnen belannt werdende Uebertretung der wegen 
der Tauffuppen ergangenen Verordnung, bei ihrem Oberamte ohne einigen 
Vebler alfogleih anzeigen, widrigen Falls aber ohnausbleiblich empfind- 
lhſer Ahndung fi zu gewärtigen haben folten“.*) Diefe Berord- 
weng lann noch dahin erweitert werden: daß die Hebammen ihre Find» 
Eetterinnen vor allem ſchädlichen Unternehmen treuli warnen, und im 
Gel, daß eine ſolche ſich unterftünde, muthwilliger Weife entgegen zu 
handeln **); oder wo fi ein Ehemann unterfienge, feinem Eheweibe, in 
den erfien Tagen nach dem Gebähren, das Aufftehen anzubefehlen und @e- 





*, Gerſtlacher's Samml. 1. c. 

”) Die Geſetze der altgläubigen Perſianer oder der Sauren verordnen 
iheen Kindbetterinnen während dem Wochenbette nur die nöthigfte Nahrung 
A ſich zu nehmen, und fih nichts zu erlauben, was ihrem Stande zuwider 
fen dürfte. Dissertation sur la Religion des Perses p. 32. 


238 
zu übertragen, welde ihrer gegenwärtigen Lage zumider win: 
ein ſolches ebenmäßig bei gehöriger Stelle anzeigen follen. 

Auch der einer Kindbelterin ſo nöthigen Leibs ⸗ umd Gemithirube 
find dergleichen Gaftmale zinider: und die häufigen Anordnungen, wlät 
da zu geſchehen pflegen, haben nad) üblere Folgen, als die von einer Ihr 
fadung von Seiten der Wöchnerin*). Das unaufhörliche Latmen da 
meiftens betruntenen Gäfte, befonders ber geſchwätzigen Weiber, und, mE 
noch ſchlimmer ift, die Betrunfenheit der Hebamme jelbften, dat au ie 
innere Rube, und auf das Schidjal der entfräfteten Sindbetterim Wr 
allerſchlimmſte Wirkung: indem jelten mehr die Hebamme nad del 
Schmauſen im Stand ifl, allen Zufällen vernünftig zu begegnen ml 
foldje gar leicht die Gewohnheit annimt, ſich bei allen dergleichen ud 


rauchen. 
Bet. Front, Spft. d. Bolijel 1.007. 


18 Aberglauben, Der Gürtel der Gehärenden aus Yıjl 
breitem Hirſchleder mit Schnalle zum Schnüren ift in der Orga 
um Aulendorf allgemein im Gebraud). 

Gegen Krämpfe und wilde Wehen werden aus Werg Mt 
Hanf gedrehte Bänder, um den Leib 12, und um Beine, Amt 
und Kopf je 1 angelegt; man darf fie nicht ans und abftrie, 
man joll jie „unverdanfs“ verlieren. 

Ar Samstag Abenden „zwiſchet Liecht“ kommt die Mehl 
frau zu Kindbetterinnen, um an ihren Brüften zu trinlen ud 
die Kinder zu quälen. Ertingen. 

Die Nachtfrau fommt um Mitternacht, jaugt an de 
wãrzchen der Neugeborenen, davon befommen die Kleinen die Di 
vorfommenden Bruftwarzenentzündungen. Ertingen. 

„Ein trefflich Symphaticum medium magicum vor die Schwird 
ſucht: Hänge das Holz einer Baar, darauf eine Kindbetlerin m 
dem Nüdgrad verfaulet, an den Hals und trage joldes.” At.“ 


Fürs Zahnen der Kinder. Dazu ift nun ein Nut 






*) Man jehe Rniphof, Dissert. de ineommodo et pericnlo pu= 
peris ex conyivio baptismali imminente. Erfurt 1756 
teacte auch nur, wie übel eine mit fo vielen Menjchen angeiütte da 
auf Mutter und Kind hier wirten müffe. 

**) Schaßlanımer 








289 


pi, unbeichrien abgebifien, ir Leber genäht und an den Hals 
hängt, das befte Mittel. 

Auch follen Sprüdjlein gebetet oder an die Wiege geheftet, 
on großem Nutzen fein. Ebenda. 

Kleinen Kindern die Nägel nicht abgeichnitten, höchſtens ab- 
ebifien — fie mögen fit damit aud noch fo jehr zerfragen — 
amit die Heren nicht zufommen. 

Bei großen Bäuchen und Abzehrungen hat das Kind den 
agenden Wurm. io Nußfchale mit Mehlbrei gefüllt auf den Nabel 
ü Taig — den frißt er. 

Wenn Kinder Gihter (Convulfionen) haben, foll man fie 
ht anrühren, denn das berührte lied werde lahm. 

Mit Kindern ift nichts anzufangen, 

Erfter Verſuch einer Beſchrbg. der Stadt Pforzheim mit bei. 
Igiehung auf das phyf. Wohl ihrer Bewohner von Dr. 3. Chr. 
toller, großb. bad. Phyſicus 1811. Pforzh. Kap. 

Bon Kindbettern. MNberglaubig, das etliche Kindbetterin 
ermeinen unfer lieben Frawen der Mutter Gottes ein Ehr zu 
hun, wann fie ſechs wochen in jhrer Kindbeth verpleiben. Uebel 
Durds den armen gehn, wann jede ſechs wochen müft findbetten. 
Irihius 59 ff. Es hat ſich vor Jaren begeben, daß ein ſchwangere 
ftau auff der Gaſſen unverjehenlich eins finds genejen und gleich 
rauf mit dem SKindlin in die Kirchen gangen, dem Almedhtigen 
Bott der glücklichen Erledigung und erzeigter Gnaden höchlich ge- 
and, MWiewol nun damaln etliche vermeinten, diſe Fraw bett 
ar unrecht gethon, daß fie fogleich in die Kirchen gangen, ift doch 
ie durch den bijchöflichen entjchyd hochgelobt worden. Derhalben 
häten die Kindbettern vil rechter und Gott wolgefälliger, wann 
ie ſih bald einjegnen ließen und darauff, fo oft fie fündten mit 
Mdern Ehriften in die Kirch giengen. Wären fie aber ſchwach, 
d mögen und müſſen fie wol daheimb pleiben, gleichiwie andere 
tranden. Sollen aber nit gedenden noch darfür halten, das Gott 
der unier liebe Frau die Mutter Gottes durch ihr lang daheimbt⸗ 
leiben geehrt werden. S. 50 ff. 

Aberglaubig iſt, das die Kinder die beym H. Tauff dapfer 


240 | 
weinend, lang leben werben, Wanır fie aber under der ſirchthaten 
weinend, jo fterben fie bald. 

Wann des Kinds weiterbad zun Bäumen geſchütt werdt, madt 
& biejelben fruchtbar. 

Dann ein Kind in der lindbett lache, jo werd& ein dad 
Kind, Wann es in der Kirchen jauge, jo werds weinfüdlig. 

Welchs thier vber ein Kind fpringe eh es getaufft je, dat 
forchte es fein lebenlang. Wann einer vber eim Kind frei, 
jo wachs es im etlich tagen nit, 

Das Kindern nachtrinfen gejegnet ſey. 

Bann ein Mauß eins Kindsnebele eh, jo werds cin Did. 
Wann mann aber dem Kind im fibenten Jar feins alters ji 
nebele gepulvert ingebe, jo werdts ein gar geſchickis find. 

Bann man die Mäble an des Vatters- vnnd die tödhterlt 
der Mutterbruft ftoffe, jo gerahten fie wol. 

Wan Kinder freuß tragen vnn gräber machen, jo bdut 
fterbend, tragen fie aber fahnen, und ftreiten gegen einander 1 
bedeuts Krieg. 

Lorichius ©. 

Bon Kindbetterin. Das man einer Kindtbetterin Id 
beth, die gantze zeyt ihrer Kindbeth ſoll mit geweychten Yiehtm 
bezünden, die felbe auch ſampt ihrem Kindle vilfaltig jegner 
ob der böß Feind mehr gewalt vber fie bett daun vber 
Menjchen. Dann dardurd) macht man jie die Kimdtbetten e 
Heinmütig vnd angjthafftig. Derhalben rähtlicher ein jede Ki 
betterin jegne ſich ſelbs wie fie jonften pflegt, vnd bette mat h 
vermag, vnnd ſchlag alle Meinmütigfeit von Hertzen. © 
Kindergebären nicht allein fein Sind, jonder ein qu 
gefelligs Werd ift. Die vergebne fort vnnd ander 
bringt manche in groß vnglüd. Es ift ein gemeiner Ka 
man frande Yeuth nit lang joll alleinig lafjen, jonderlid 
Haupt ſchwach jein, wie dann Kindbetlern gemeinlich beſchitt. Tr 
rumb hat die Kirch Gottes ein befondern Segen verordnet, de M 
Pfarrer vber die Kindbettern in Häuſern ſprechen jollen, 
anfehtung leyden. Es möcht aud) einer wol argwohnen, 
















































2 


imdbettern bie anjechtungen mehr kämen auß faul- und geilfeit 
mn aus Leiblicher ſchwacheit. Daher die arbeitfamen vnnd jrum- 
en Kindbettern nit vil anfechtung flagen. 

Das ein FKindbetterin, da fie in ein ander Hauß, eh fie auß⸗ 
tjegnet begert, foll in ein Büttin gefebt, zugededt, vnnd alfo ges 
agen werden, damit fein lufft an fie gang. 

Mäniglich weilt, da8 man frande Leut, die nit gehn fünden, 
agen muß. Spöttlich aber iſts einen tragen der gehn fan, ſonder⸗ 
ch gehörter mafjen. Wil derhalben ein Kindbetterin, die wol 
en fan, im vorigen Hauß nit pleyben, fo gehe fie zuvor in bie 
ich, laſſe ſich einſegnen, vnnd gehe darnach an andere ort da fie 
rer Krandheit fügfih fan außmwarten. Iſt derhalben bey ge- 
teltem tragen ein gar grober aberglaub, fittemal ein jede Kind- 
tern, wie oben gemelt, ſich mag in die Kirch einfegnen laffen, 
an fie wil. 

Das man der verftorbnen Kindbetterin ſchlaffbeth acht nächt 
ach einander maden fol, dann fie pfleg darin zuligen. Iſt heid⸗ 
iſch vnd Teuffliſch. 

Das man auff der verſtorbnen Kindtbetterin grab ein weyß 
eſttidt netz legen ſoll, damit kein verwundter darüber gehe, iſt 
berglaubig. 

Das denen, die das H. Sacrament der Firmung empfangen, 
Beiftliche oder Weltliche weyber die binden aufflöſen, vnd den 
Kheyfam abweichen ſollen, iſt ein ärgerlicher vnerhörter, ſchandt⸗ 
icher mißbrauch, Dann ſolchs von der Prieſterſchafft beſchehen ſoll, 
md derhalben allen Weybern mit ernſt zuverbieten. 

Das auch durch ſolchs abweſchen des Chryſams ein beſondere 
Rvatterichaft ervolge, iſt ein grober ſpöttlicher jrrtumb. 

Lerich. 70 ff. 

Ob die find mit zoubereye unholden werfen umbgiengen 
md deß offentlich erfunden und überwunden werden. Freiburg. 
Stat. |. 72b. 

Aberglaubig ift, das an Sonn= und Feyrtagen man den Kindern 
ſoll Wein zu trinken geben, damit fie nit thorecht werden. Lorichius. 

Das fonntägige Kinder fein böß Gefpens fehen fünden. Der]. 


242 


Das man am Mitwoch kein Kindt zum erſtenmal baden noch 
entweſtern, das iſt zu Abwäſchung des Chriſams in die Kirch tragen 
ſoll. Derſ. 

In Attenhauſen wurden dem hf. Alban Kinderkleider ge 
opfert. | 

Jttner, (herausgegeben von H. Schreiber) Geſammelte Schriften 
II Bd. S. 11: Ich war in mehreren Ddeutjchen Städten, mo 
man wegen eines ähnlichen Aberglaubens (Augenzauber) ſelbſt in 
vornehmen Häufern ein Meines Kind nicht Toben durfte ohne bei— 
zufügen „Gott behüte es!“ Vergaß man e8, fo jezte die Wärterin 
es gleih mit einem gewiſſen Nahdrude Hinzu. 

Geſcheite Kinder fterben bald. Ertingen. 

Stirbt zu Ertingen ein Kind, fo befommt ber Mefner eine 
Schüſſel vol Mehl ſamt 5 Eiern, die ins Mehl geſteckt werden. 
Er behält die Schüflel. 

Ein feltfamer Gebrauch ift es doch um denjenigen, welden id 
in mehreren inländifchen Gegenden beobachtet habe (Bruchſal u. |. W.) 
daß nemlich eine jede Hausfrau einem nicht Über 1 Jahr alten 
Kinde, wenn es das erftemal zu ihr zu Bejuche getragen wird, tin 
ungejottenes friſches Ei verehre, um dadurch wie man ih, 9 
weiß nicht woher, einbildet, bei diefem Kinde das Zahnen zu ° 
leichtern. 

Peter Frank, poliz. Medicin III 104. 

Anm. Die Aerzte ſollen einen fo wichtigen Theil ihrer Kunſt zum 
offenbarften Nachtheil der Menfchheit, dem abergläubigen Weiberlort 
nicht abtreten. Daher rührt «8, daB die mehrften SKinderfranl: 
heiten für Hexereien und widernatürliche Zufälle angefehen, und als foldt. 
mit Unterlafjung aller natürlihen Hülfsmittel, mit Iauter Segenipreder 
eyen und Amuleten behandelt werden. Zu bedauern ift es, daß mandk! 
fromme aber unwiſſende Mönd, anftatt zur Ehre der wahren Religiet, 
allen Aberglaub ausrotten zu helfen, noch vieles beitrage, um den leidt 
gläubigen Pöbel in feinem Urtheile von den Urſachen der mehrften Kir 
derfrankheiten zu ftärfen, und fo immer alle Beihülfe auf Alfanzereim 
oder doch auf übelangebrachte, von der Kirche nie gebilligte geiſtliche Kit 
tel einzufchränten. Ich weiß, daB aus diefer Urſache jährlid eine groß 
Menge von Kindern ftirbt, von melden viele würden gerettet worden [Mt 
wenn nicht die Elteren von dem eitlen Wahne eingenommen wordt 





ten, daß ihre Kinder feine natürliche und von einem Leibarzte zu befie- 
de Krankheit Hätten: jondern daß, wenn dieſes oder jenes geheimnis⸗ 
le Mittel nicht anſchlagen wolle, auch feine phyfiſche Hülfe zu erwarten 
er), 

Peter Franck II 273. 


XXII 


Sodzeit. 

Befanntfhaft. Brautwerbung**. Die Belannt- 
Haft, mit welcher jezt ziemlich allgemein unter dem ober= und 
iederſchwäbiſchen Bauernvolke die Brautfchajt anhebt, beginnt bis- 
eilen jehr naiv nad) dem Spruch: 

Wenn ’s dier ist 

Wie ’s mier ist, 

Na gät der Gspass & 

Nä weascht du mein Weible 

Und i wear dein Mal 
zoch geht eine Heiraterei nicht immer auf die Weile an, daß fi) 
order die Herzen fänden, weil die Wolhabenheit der Oberſchwaben 


— — 


— ſ — 


*) Ehen dieſes Vorurtheil dehnet ſich auch auf die Viehkrankheiten 
us, gegen welche der einfältige Landmann immer genug gethan zu haben 
laubt, wenn er einen Dreifönigd- oder Qulaszettel an die Stallthüre an- 
eſchlagen hat. Sogar der proteftantifche Pöbel ift nicht frei von der- 
leisen unfinnigem Wahne, weldhen man doch nie auf die Rechnung der 
irhe hätte ſchreiben follen. Derf. 

**) Ich erinnere hier an die ſchönen Morte K. V. v. Bonftettens 
Söriften, herausgegeben von Matthifon, Züri 1793 S. 19), die er 
im Dorfe Afflentſchen (Freiburger Grenze, Saantal) ausſpricht, „deflen 
ewohnern jede Liebe, Heyrat und Begräbniß in ihrer Mitte würdig 
heint in die Jahrbücher des menſchlichen Geſchlechts aufgezeichnet zu 
erden. S. 55. „Geſeze thun viel, Geift noch mehr, Sitten das 
teifte.” — Ueber die Naſſauiſche Hochzeit fieh Kehrein II 160 ff. Mon- 
mus, Volksfefte I 79 ff. Peter, Vollstüml. IT 216 ff. Amandus Baum- 
irten, Aus der volfsmäßigen Weberlicferung der Heimat IX, Geburt, 
eirat, Tod S. 42 ff. Krieg? S. 222 f. Die Formen der Ehe 
Wehung: Im neuen Reich 1873 Nr. 18. S. 681 ff. 


244 


— — 


Geldariftofraten aus ihnen gemacht hat, damit aber zugleich einen 
Familien» und Blutſtolz zeugte. Daher fommt es denn, daß ber 
Bauer xar’ eEoynr, der fi) jelbft fo nennt, im Gegenſatze zum 
Kleinhäuster, dem fog. Kläffler, nicht gern eine Verbindung zwiſchen 
einem Bauerntind und dem Kind eines Kläfflers oder Handwerlers 
ſieht. Es ift eine foldhe Heirat immer eine Misheirat, welder 
die ehrjüchtigen Vettern und Bajen von der Freundſchaft nur jelten 
vergeben. Es gibt Fälle, wo cin Handwerfetöchterlein jelbfl mehr 
Geld in die Heirat bräcdhte alS der Bauernſohn, verlodend genug 
für einen Mann, der jehr darauf fieht, dab fein Sach beifammen 
bleibt und vermehrt werde und dod überwiegt der Standesſtolz 
und der Bauernſohn muß eine Bauerntochter heiraten, die weniger 
Vermögen befizt. Ein wolhabender Handwerker wird immer al 
Emportömmling mit fcheelen Augen angeſehen. Will das Her 
eine Eroberung nicht ganz vollbringen, jo wird der Sirenengejang 
von der Zal der Roffe, der Kühe, der Ochien, der Nauderten 
Acker und Mannsmaden Wifen angeftimmt, die man hätte, und 
jelten fchlägt man dieje herrliche Seite vergebens an. 

Aber es gibt auch unter diejen Leuten Spröde, die dem ar 
dern Teil, welcher eine Liebſchaft nad) dem Herzen unterhalten 
möchte, viel zu jchaffen machen, und geht die Not an den Dann, 
wird gar zur Sympathie oder zum kleinen Hexenwerk gegriffen. 
Der Verſchmähte thut feinem Schaf den Nadhlaufan! Tas get 
man fo an, daß man der Spröden etwas von dem fFingernagll 
des linken Daumens in’3 Getränke jchabt, weshalb dieſes Ge 
ſchabſel ſchlechtweg al3 Gift bezeichnet wird. Läßt ſich dahe 
ein Bauernjohn nicht von der Liebe zu einer Kläfflerstochter ab⸗ 
bringen, jo verwinden es die freunde (Vettern und Bafen) mit 
zu behaupten, es jei ihm der Nachlauf angethan worden. Zt 
Liebhaber, von bösmauligen Yeuten der Kerle genannt od 
ſchlechtweg „ear”, bringt jeinem Schäßle, vom Uchelmollenden 9 


Menſch oder „Sui“ genannt, von der Kirbe ein Werte, Ringe 


oder Zöpfle mit heim, vom Markt aber cinen „Krom', den ii 
dem Schätzle bei Nacht an einer Stange zum Ladenfenfter ihter 
Kammer emporgibt. Damit legt er freilich auch eine große Ehre ein und 


2 


darf wol auch auf Leitern emporllimmen um zu „discurrieren.“ Die 
Gewonheit mit der Leiter vor die Kammer bes Schahes zu gehen, 
keißt man „Loiterle oder Gassäta gaun“. Die Burjche, welche 
einander nächttich aus Eiferfucht nachſchleichen, fragen oder ſchimpfen 
fh, verfehren überhaupt in der fog. verfehrten Stimme; fie ſprechen 
Mr in Fifleltönen, um fi) nicht erfennbar zu machen. Die 
Mädchen Hüten ſich wol einem ſolchen Bittfteller die Fenſſer zu 
öffnen, che er gehuftet hat, denn daran erkennen fie den Tauberich, ob 
der rechte Waldtauber ift oder nicht. Sofl ein Mägdlein für 
ihre Untreue beftraft werden, jo thut der Verlaffene, als ob er 
der neue Buhle ſei und thut als wolle er derjelben einen Markt- 
fram bringen. Da es Nacht ift, ſtredt er einen Stroßting, den 
m durch eine Miſtlache gezogen, dem Mädchen empor. 

Um fie mit ſchallendem Gelächter zu berhöhnen, wenn fie nad) 
dem vermeintlichen mürben Brot greift, geichieht das. Am Sonn- 
ag Abend gehen die Paare meift auf beftimmten Plätzen ſpazieren 
Der machen allerlei Spile vor dem Dorf, auf den Wiſen und 
m den Wäldchen. In Wurmlingen b. Tutti. gehen Buben und 
Mödgen Weilheim zu an der Kapelle hinaus; zichen ſich oft auch 
dr Anhöhe dem Heuberge zu hin. Iſt es noch feine rechte Be— 
'anntihaft, jo gehen die Burſche in fleinen Abteilungen und die 
Midgen ditto. Beide wiffen recht gut, wo es gift. Die Wurm: 
inger bei Rottenburg giengen auf das jog. Hohfträßle oder in 
ven obern Wald im Sommer: die Hirſchauer die Weinbergan- 
Vben hinauf. 

Das Heimfüren der Geliebten ift allgemein üblich in Ober« 
Ind Niederſchwaben. 

Verſuchts ein Auswärtige dem im Dorfe ins Gäu zu gehen: 
"he dem! 

Ein Burſche, der immer bei den Mädchen fizt, jogar weib- 
Ge Arbeiten fi beigehen läßt, wird Fuſe oder Mädlis— 
ufeler genannt; der wird es auch nicht unterlafen bei der Hoch- 
it es allen Mädchen zu bringen, d. h. aus feinem Glaje trinfen 
en, das aber vorfichtige Mädchen in den 3 höchften Namen mit 
ur 3 Fingern anfaffen, damit ihnen der Nachlauf nicht angetan 


246 . 
werden fann; denn wäre derartiges Gift darinn verjpränge ſicher⸗ 
lich das Glas augenblidlih, ehe noch daraus getrunken werden 
fonnte. 0 
Bei jener Gelegenheit de8 Tanzes pflegen ernfthaftere Burjche 
wol auch zu prüfen, ob ihre Zukünftige ein ſchaffiges Hausweib 
werde oder eine faule Schlampeläre. Zu diefem Ende ftelt 
er ihr Käſe vor. Schneidet fie von der Rinde des Käſes gar 
nicht8 weg, wird fie eine unreinlihe Schutt, fehneidet fie fehr 
haushälteriſch weg, jo gibt e8 ein ſchaffigs Weib und fchneidel 
fie zuviel von der Käsrinde weg, wird fie cine Aushauferin. 

Die Brautwerbung, melde eine ernitliche Heirat zum 
Zwecke hat, wird vom Vater oder einem Kameraden des junge 
Mannes eingefädelt. Oder wenn die Braut ein unbefanntes Müd- 
. hen fein follte, gehen der Bräutigam und ein Vetter in das be 
treffende Haus, indem fie vorgeben, irgend etwas Laufen zu wollen, 
bis fie das Mädchen gefehen haben. Gefällt fie, was der Freier 
mit einem Fußtritt feinem Better zu erfennen gibt, wird um: 
Heiraten herumgeſprochen. Die Mutter hat das natürlich ſchon 
vorher geahnt und deshalb im Hintergrund Schon eine Aufmartung 
zubereitet, was ein günftiges Zeichen it. 

Ich habe hier nicht die im Volkstüml. II gejchilderten großen 
Bauernhochzeiten im Auge, wo man über Feld muß, jondern die 
Heinen Bauernhochzeiten des Donautale® in und um die alten 
Donauftädte herum von Sigmaringen bis Ehingen u. j. w. 

Wartet das Mädchen mit Kaffe auf, fo iſt das ein günflige? 
Zeihen (Boms b. Saulgau). 

MWieder in andern Orten geht ebenfalls der Wetter oder Ru 
merad des Freiers in das betreffende Haus, wo die Ermällt 
ſizt. Meift entdedt man auch dort die eigentliche Abficht glei 
und wenn die Brautwerber genehm find, thut man jehr freund 
ih. Man jest den fremden Gäften Schnaps Weißbier und Weil 
brot vor, wie man's gerade im Haus hat. Ein feiles Rob gb 
Anlaß zum Diskurs und weil ein Wort das andere gibt, Tomm 
man zulezt aud auf das Heiraten zu ſprechen. Der Kikt 
räufpert fich jest und hat das Herz zu jagen, wie die und die 





247 


wei vermöge der Freundſchaft und des Zeugs nicht fo übel zu» 
ſanmenpaſſen dürften. Der Freier ſelbſt hat nichts bei feiner 
Berbung von diefen Dingen zu preijen, ebenjo wenig von jeinen 
Bingen etwas zu jagen. Nur tritt er bisweilen dem Better 
auf Die Füße, wenn er ihm zu Tangfam auf die eigentliche Aufgabe 
Ioifteuert. Uber der Vetter geht mit fouderäner Verachtung aller 
Sentimentalität feinen geweisten Weg dem Zil entgegen nad) dem 
Sptuch: langſam voran! Inzwiſchen hat das Mädchen an der 
Dare oder dem Küchefenfterle, das in die Stube geht, gehorcht 
und das Vorbringen der Werber je nad) Gunfl oder Misgunft 
inter heimliche Sächeln mit angehört oder durch defpeftierliche 
Gefigtsperänderungen fritifiert. 

Findet der Antrag Anklang, jo läßt man die Tochter lommen 
ind fragt fie um ihre Meinung, die fie natürlich mit einem ver» 
genen aber lächelnden 3’ Iäh, i woiß itt! abgibt um unter den 
Irauen hervor dem Freier zu fagen, daf er gefalle. Nun rüdt 
er Better immer weiter vor, bis endlich der Tag ausgemacht 
Ad, an dem die Braut in das Haus des Bräutigams zum 
bſeacha“ fommt. Dann tommt die Braut mit ihren Eltern, 
Brüdern oder Verwandten und beficht des Bräutigam’ Haus 
md Hof von unten bis oben. — Nachher wird ein Trunf gethan 
md der Heiretötag gehalten, wo man die beiderfeitigen Vermögens- 
abtretungen mit vieler Knauſerei abmarktet. Die Brautleute haben 
dabei nichts zu jagen. 

Iſt einem Mädden vom Bräutigam abgejagt worden oder 
Wurde es böslich figen gelaßen, dann ftreuen bei Nacht ſchadenfrohe 
Leute Angeln oder Spreuer von der Hausthüre des Mädchens bis 
Mm die Thüre des gemejenen Bräutigam oder jofern er in einem 
Andern Dorfe wohnt bis vor das Dorf Hinaus in der ent- 
Preiienden Richtung. Da fagt man dann: Der und der hat man 
ut Nacht „fürgjät.” Natürlich wird eine ſolche Erbraut auß- 
lelacht damit. 

Sagt aber ein Mädchen dem freier im Haufe ab, fo geht 
ieſer mit feinem Vetter in's Wirtshaus und ärgert fid), daß aus 
em Rofhandel nichts gemorden. 


248 


In der Baar jagt der Brautholer zu den Eltern de 
beim Abholen zum Zange: 

S’ Bogt’3 Jergle ſchickt mi bear, 

Ujer Kathrei wär fein Begear; 

Ear werd je halta in Ehra, 

Drum wearet3 die lieba Eltra itt verwehra ! 
In Saulgau lautet die Einladung zur Hochzeit: 

Ich lade Ahnen ſchön und fein 

Zur Hochzeitfeier ein ! 

Hört nur auf und ſchweigt fill 

An melden Gafthof ih Sie laden will! 


Das war der herfömmliche Reim des alten Saulg. Hochz 
genannt „Wiggabüſchele.“ 


An Ehingen a. D. und Umgegend mußte jede Brau 
zum bdrittenmal verfündet war „dia ma hot züm dritta 
kazl ’räkheit” einen ſchwarzen Schurz anziehen; fie mußt« 
Sungferaichaft traura. 


Dom Hodhzeitätage Am Tage der Hochzeit 
Haus der Brauticute Allen geöffnet, welche das jchön 
(Nusjteuer) jchen wollen. In der Gegend von König: 
muß man Die Leute dazu einladen. Dieje verfehlen 
Schaaren zu fommen und alle Käften und Schubladen 
muftern, die Anzüge und das Linnenzeug zu befchnuffeln 
ſchnarcheln. Jezt wird darüber debattiert, wer noch fo 
„Zuig“ gehabt habe, wie dieje Brautleute, oder ob jo n 
nie dageweſen jei. Iſt der Weißzeug nur vorneher an 
dern aufgebeugt und hinten ein holer Raum, jind die 
Ihadenfroh genug denfelben über den Haufen zu werfen 
man ſehe, daß dic Braut ihren Kalten nicht voll und m 
Reichtum Wind gemadht habe. (Ertingen). 

Das „Kindszuig“ oder die Meine Ausſteuer w 
den Angehörigen jo angeſchafft, daß die Mutter der Bi 
Taufhäubchen und Taufküffen hergibt. 


Wil jemand bei der Trauung Einfpradhe erheben, 


——— 


2.49 


De Mann feinen Hut, das Weib fein „Nufter“ gegen den Altar 
Bin. Zwiefalten. 

Die Morgenfuppe. — Das Eſſen vor dem Kirchgange 
Hecht in der Riedlinger Gegend in einer Weinfuppe. Was übrig 
Bicbt, dürfen die Kinder, welche vor dem Wirtshaus warten, aus⸗ 
ein. Ertingen. 

Gleich nad der Trauung gehen die Brautleute auf den 
Kirchhof, um dort für ihre + Eltern und Angehbrigen zu beten. 
En. 

In Wurmlingen b. Tutti. geht man ebenfalla hin. Sonft 
Ep Sitte geweſen, daß die Hochzeitleute zur Morgenſuppe nad 


Dauſe gingen, erft fpäter fam das Wirtshaus dazu auf. 


Alsdan ift der Pauren Sitt 

Bon der Kirchen hiemit, 

Giengen fie wider beim 

Alt und Jung gemein, 

In Meyer Bezzen Haus. 
Dint. 2, 82. 


Das St. Yohbannsjegentrinfen war allgemein jüd- 
deutſch. Kriegf 2 ©. 254. 9. v. Salurn fagt I 20: diſe ver- 
Iprochne Lieb und Treu zu beftätigen gibt man hernad) dem Braut: 


Bl St. Johannes Segen zu trinfen; man gibt dem Braut- 


Dof einen geweichten Wein aus dem Kelch zu trinken, den man 
St. Johannesfjegen oder St. Johanneslieb pflegt zu nennen. 
In öfterr. Schlefien St. Jacobsſegen. Peter IT 225. 

Kommt man von der Trauung ins Wirtshaus zurüd 
Vs thut der Dreitänger mit der Braut die 3 Tänze während 
Der ganze Kirchgang zufieht; darum foftet es beide Theile manchen 
Sqweißtropfen, weil der geringfte Fehler oder Bod den ganzen 
Zag zu Spötteleien Anlaß gibt. Der Dreitänger bat nad 
dem „Ehrengfellen“ die wichtigſte „Ehrenftelle.” Bon Seite der 
Zreundſchaft nehmen die nächſten Verwandten die Stelle des Hoch⸗ 
deiwaters und der Hochzeitmutter ein, wenn eines der Eltern ge- 


Norben iſt. Ertingen. 


Während der Hochzeitfeier müßen die Hochzeitsleute (die 


22 
die Neupermählten in die Kirche geben. Am Sonntag nachher 
gehen fie miteinander in's Wirtshaus um mit dem Wirt abjr- 
rechnen; jezt geht das junge Weib zumerjtenmal in ber Weiber 
haube aus. 

Ziehen die jungen Eheleute ins Haus ein, bringen die Nach 
barn und andere Ortsleut Schmalz, Mehl, Eier und Mid und 
diefe erhalten dafür je in eine Haushaltung 2 Kücdlen. 
Baadı. 


Schußenrieder Hochzeiteinladung. Der Hochzeitlader 
ſpricht beim Eintritt in's Haus: „Es wird euch ſchon bewußt und 
befannt fein, daß fi) hat vor etlihen Tagen eine ehrliche Heirat 
(Heiretätag, Stulfefte) zugetragen mit dem ehrſamen Süngling R. 
N. und der tugendhaften Jungfrau N. N.“ 


Jezt fommt die Finladung zur Kirche. Darauf: Nä ta me 
haũ a Glas Wein oder Bier, was biliebig ift; wenn's d’Hode 
zigleut wieder vergelta fünnet, wearet fie’ au thun, 's ma je 
bei Tag oder bei Nacht, in Freud oder in Leid; aber allzeit lieber 
in Freud als in Leid. Das gibt Gott Vatter, Gott Sohn, Gott 


hl. Geift. „Jez neamet jo verlieb mit d’r Einladung und fommd 
au zu ip!“ 


1 Ein Hochzeitſpruch von Deißlingen bei Rotwail. 
Bei der Ankunft der Braut vor dem Haufe des Bräutigams. 


Beliebter Freund, nimm bin die Braut, 
Sie werde nun mit dir getraut; 

An diejes Tages Wichtigkeit 

Denkt Eure ganze Lebenszeit ! 


Nun ſeidt Ihr Eurem Ziele nah, 
Wo von dem Priefter am Altar 
Geſchloſſen wird das Eheband, 

Das kein Menſchen auflöjen kann. 


Dem Brautpaar gratulier ich heut, 

Und wünſch Eud Frieden, Glüd und Heil 
Und Segen in den Eheftand, 

Der immer heilig wird genannt. 








258 





Nur noch ein Wort geliebte Saft, 
Daß Ihr die Eheleut nit vergeht, 
Thut für fie ein Gebet verrichten, 
Damit fie halten ihre Pflichten. 


Auch ihr Cameraden allzujammen, 

Mit dem innigften Dankverlangen 

Wuaunſchen Glück und Segen Euch 

Und ehliche Zufridenheit *)! 
In dem ſchwäbiſchen Gebiete Thannhauſen, Mindeltal, kam 
da ſprach der Brautführer das Kränzle rab; am Finger jedes 
ührers hieng ein Kräntzlein, man mußte es ihm abkaufen; ſprach: 

Jez hauni des Kränzle gwonna, 

Mit meiner falſchen Zunge, 

Mit Lueza und mit Schwähzg, 

est kan i dena junga Gfella 

Und Brautführer damit träßa. 
ſchrie er die Zech aus, 
Hochzeitſpruch vom badijhen Schwarzwald. 

Es iſt ein aiter Braud, 

Deßwegen erlaube ih mir auch, 

Zu üben alte Sitte, 

Zu treten in Eure Mitte. 


Dieß wırd mir auch Niemand vermehren, 
Weil es gejhieht den Neuvermählten zu Ehren, 
Die heute um die 10. und 11. Stunde 
Geſchloßen haben den ehelichen Bunde. 


Alle Ihr Gäfte an der großen Schaar, 
Waren Zeugen, daß vor dem Hodaltar, 


Aeltere Hochzeitſprüche aus Schlefien ſieh Hochzeitregel. Gebräuchlich 
löblichen Bauerſchaft vor einen Brautdiener, was er bei einer 
uchlichen Hochzeit zu reden und zu thun habe u. j. w. dieſem iſt 
jet die Werbung, daß Kränzlein ausbitten und andere Sadıen 
e bei dergleihen Hochzeit gebräuchlich ift. Gedrudt zu Neiſſe 1796. 
Kurze und einfeltige Anleitung wie man eine chriſtliche Ehe werben 
agen, aud wie man zur Hochzeit bitten und abdanken u. |. w. 
Christianumm Praetorium Anno MDXCI. 8°. Augsb. Sprüde 
aus dem Anfang des vorigen Yhrbds. in Megalifjus deutfcher 
ıpoefie 1731 S. 20 ff. \ 


354 


Wo Ihr beigewohnt dem Gottesdienft biß er geendet: 
Bis der Priefter den Segen über fie geſpendet. 

Bor der ganzen Gefellichafts-Runde, 

Wunſche ich Euch Hochgeehrte Hochzeitleute zum ehelichen L 
Für euch iſt Heut ein feſtlicher aber auch ein ernſter Tag beſchi 
Ein ruhiges Gewiſſen u. Benügfamteit gibt nurden wahren dr 
Das ıft daS größte Glück auf der Erden-Runde. 
Auch das wünjde ih Euch zum ehelichen Bunde, 
Ich wünſche Euch auch viele irdiſche Güter, 

Der Allmächtige fer hiezu der Behüter. 

Ich wünſche euch Geſundheit und Tanges Leben, 
Das wolle Euch der himmliſche Vater geben. 

Dazu wüunſche ich Euch Kinder mehr an der Zahl, 
Die Euch Freuden maden und feine Qual. 
Nochmals wünſche ih Euch zum ehelichen Bunde: 
Eheliche Treue bis zur legten Stunde. 

Und wenn Euch der Tod die Augen thut ſchließen, 
So wünſche ich Euch den ewigen Frieden zu genießen. 
Das gebe Euch Bott Bater, Sohn und HL Geiſt, 
Das ift das Hochſte, was ich Euch zu wünſchen weiß 
In der ganzen Gejellihaft wünſche ich Allen, 
Jedem mehr ulS bunderttaufend Thaler! 

Heute ſchon, nicht erft morgen, 

Dann hätten wir feine Nahrungsjorgen. 

Wenn ich mir auch noch erlaube zu jcherzen, 
Berurfaht gewiß feine Schmerzen; | 

Denn dies gilt befonders den H. Ehrengeſell! 

Der heute begleitet auch cine wichtige Stell 

Und die Pflicht übernommen, 

Daß alle MWeibäbilder zu tanzen fommen! 

Sollte auch Eine oder die Andere bleiben fiten, 

Die allenfalls nicht Tiebt zu ſchwitzen: 

Dabei hat auch jede die freie Wahl, 

Ob fie eintritt in den Tanzjaal. 

Und allfalls nur tut ſchauen zu, 

Dann werden nicht zerrißen Etrümpf und Schub. 
Ihr Zünglinge, Jungfrauen, Mädchen gar hübſch und ſchön, 
Bleibt Abends nicht fo in den Eden ſteh'n, 

Und bewahrt Eure Schönheit und Unſchuld rein, 





255 


Das macht Euch Ehre bei der Hochzeit zu jein. 
3h könnte noch jagen von vielen der Dingen, 
Bald wird aber die Muſik erklingen. 

derr Ehrengejell! Jetzt beginnt zu vertreten Eure wichtige Stell, 
Bald werden Sie fi trauen 

Die Schöne Braut recht freundlich anzufchauen. 
Ind mit ihr die drei erften zu tanzen, 

Das gehört bei der Hochzeit zum Ganzen. 

Kuh Euch, Ihr Säfte im ganzen Saal, 

Zub wünfcde ih ein gejegnetes GHochzeitmal ; 
Suppen, Fleiſch, Nudeln und Rahmen, 

Daß der Wirt oft fann an Hahnen, 

Wurſt und Schinken nur recht aufgehauen, 

Da mag ein gefunder Magen fchon verbauen. 
Dann gehört noch obendrein, drei Maß guter Wein, 
Abends Braten, Zwetichen, Papen und Küchle 
Und noch zu nehmen al3 Krom im weißen Tücdhle 
Für fleine Mädele oder Büble. 

Dann ſchlaft e8 gut unterm Bettziechle. 

And hätt auch Einer getrunfen zu viel, 

Bon diefem bin id nun ſtill; 

Ich will da nicht troßen 

Oder er möcht Jonft kogen. 

Doch von etwas andern darf ih noch jagen: 

sh bin arm — ohne mi zu Flagen, 

Ich habe nichts als ein gefchliffenes Maul, 

Das läuft wie ein Yudengaul. 

Zum Schluße will ih nod jagen: 

Fin gut Trinfgeld möcht ich noch vertragen: 
Dann gebt von dannen die Studerjohanna *). 


hochgeehrte Brautleute, 

Stlauben Sie mir heute, 

An Eurem Hodzeitlihen Ehrentage, 

Ein paar Wort an Euch zu ſprechen: 

Bott grüße Euch alle insgeſammt, 

Die Ihr als Hochzeitleute angejehen feid, 

Es grüßt Euch das Hochzeitpaar, 

me der Hochzeitsladerin und Spruchſprecherin in Eiſenbach, 
adt im badiſchen Schwarzwald, aus deren Mund das Bor- 
fgeſchriben tft. 


at, 


257 


Hochgeehrtes Brautpaar! 

Die ihe heute vor dem Trau-Mltar, 

Um bie 10. und 12. Stunde, 

Geſchloſſen Habt den ehlichen Bunde. 

Auf allen euern Wegen, 

Berleihe Gott den Segen 

Zu eurem Heute geſchioſſen Band, 

Wanbdelt froh — Hand in Hand. 

Dann mögen eure Jahre in Tage 

Dinfliehen ohne Mage, 

Und bis zu eurem Lebens-Reft, 

Nie vergefien das Hodzeitsfeft. 

Der Herr hat ſich einftens auch erfreut 

Fu Ganna bei einer Hochzeit; 

Ich erlaube mir nod) beizufügen, 

Der Herr machte aus 6 vollen Krügen, 

Aus Wafler den beften Wein! 

So folt es Heute zu Tag noch Jein — 

Aber nur ein Gott kann diefe Kunft, 

Bei allen andern iſis nur Dunft, 

Der nachgemachte Wein; 

Er ift nicht gut, er if nit rein. 

Drum höret mid) an ihr Wirte, 

Zeigt niemals dieje Begierde 

Und laßt das Waſſer von den Bäßern, 

Um Gottes Schöpfungs-Babe zu verbekern: 

Dann rufen auch gleid) alle Gaſt, 

Der Wein ift gut aufs aller beft. 

Darf ich hoffend ſicher glauben, 

Die geehrte Geſellſchaft wird mir wol erlauben! 

Hier beim feſtlichen Zechen, 

Meine Wünfche auszufpregen. 

Namentlich dem hochgeehrten Brautpaar, 

Die heute vor dem Trau-Altar, 

Um die 10. und 11. Stunde, 

Geſchloſſen Habt den ehelichen Bunde. 

Frohe Tage feien Ihnen beſchieden, 

Genügſamieit gibt den wahren Frieden: 

Diefes feltne Glüd auf dem Erden-Runde 

Wunſche ih Ihnen zum ehelichen Bunde. 
7 


258 
Auch ein gefundes Tanges Leben. 

Gott fegne alle Ihre Mühen und Beltreben, 

Wie au Ihr heut gelnüpftes Band, 

Wie au Ihren widtigen Stand. 

Daß zugleich Ihre Lehren 

Segensreich ſich vermehren, 

Und rufen: Laß die Kleinen zu mir kommen! 

Des großen Lehrmeiſters Worte ſollen Ihnen frommen. 
Denn wichtig iſt der Lehrer⸗Dienſt, 

Oft ſchmal gemeſſen der Gewinnſt, 

Doch wenn Eltern ihre Kinder gut ziehen und pflegen, 
Erwachſet dem Lehrer auch der Segen. 

Wenn die Ortsvorſtände mit gutem Willen 

Alle getreulich ihre Pflicht erfüllen, 

Und die gute Tochter wie der dankbare Sohn 
Dankend beten zum hoͤchſten Thron: 

Iſt dies nicht der fchönfte Lohn ? 

Kurz find meine Wünſche an diefer Stelle, 

Sie fommen und fließen zur Herzensquelle 

Dem Bräutigam fowie der Braut, 

Habe ih meine Wünfhe anvertraut. 


Auf ebner Bahn und mit Rofen beftreut, 

Sei diefem neuen Ehepaar durchs ganze -Xeben geweiht, 
So wie heute firöme von oben herab 

Glück Heil und Segen 

Wie den Hoczeitsgäften darneben, 

Dann wird ihnen Gott zum Hochzeitsgeſchenke 

Geben die Fülle feiner Herrlichkeit, 


Annı. Ich jege des gleihen Stils wegen einen Ramenstagsgratult 
tions⸗Spruch hieher: „Ganz unvermutlic) aber doch mit größtem Bergnüg! 
erinnere ich mid), daß heute Ihr hochheiliges Namensfeft eingefalen i 
Alfo bin ih jetzt mit allem Fleiß verbunden, meinen Stücdwunid © 
Ahnen abzuftatten. Alſo gratuliere ih Ihnen jegt von Grund ımeineh 
Herzens und vom Heil meiner Seele und wuünſche Ihnen daß fie famml 


Ihrer dauerhaften Familie noch recht vile Namensfefte erleben wollen m 


einen gefunden und beglüdten Wohlftend und endlich nad diefem 
vollen Leben die ewige Seligleit erlangen möchten. Dieſes Alles wär 
ih Ihnen von Grund meines Herzens und vom Heil meiner Seele 
Schwarzwald. Ebenda. 


250 


Hier und dort in der Ewigteit. 

Schent Himmel diefem teuren Paar 

Glüd, Heil und Segen immerdar, 

Dann ift der frohe Wunſch erfüllt, 

Der jegt aus manden Herzen quillt, 

Kurz feind meine Wanſhe an diefer Stelle, 
Aber fie lommen und fliehen zur Herzensquelle, 
Den Bräutigam wie aud) feiner Braut 

Hab id) meine Wunſche anvertraut. 


igleidhen. „Es laſſen Euch freundlich einladen die zwei 
Hodhzeitleute N. N. den fünftigen bei ihrer Hochzeit zu 
zu — dem alldortigen Gottesdienft beiwohnen vom Une 
zum Ende, bis ber Priefter den Segen über fie hat aug= 
Nach diefem geht man in das Öffentliche Wirtshaus 
Hirſchenwirt Kleiſer und Gaftgeber auf dem Höchſt. Er 
fei verfaßt mit Efjen und Trinfen, jeden Gaft aufzu— 
ad) feinem Belieben. Auch dagegen jagen aber bie 
‚ wo fie e3 wieder wollen verdienen in anderen Ehren, 
er in Freud als in Leid: das gebe uns und ihnen Gott 
, Sohn und hi. Geiſt.“ 
ı nehmen Sie meiner Einladung jet fo verlieb, und 
) fleißig bei der Hochzeit ein. 
tft fommt Suppe, dann Wurft, dann Sauerefien, dann 
fund Gröfchts, dann fommen die Sprüche. Darauf 
die Deufifanten und der Tanz beginnt mit den drei 
zen. Dazwiſchen Schmweinebraten und Kraut, dann Ein« 
x. Das Eſſen dauert fort von Mittag bis Nachts. 
‚rbare freunde wegen einer ehrlichen Hochzeit fomme ich 
Es haben ſich zum heiligen Saframent der Ehe ent 
der Tedige N. N. und bie Iedige N. N., fie find auch 
und Vorhabens ihren ehrlihen- Hochzeit? Tag am N. N. 
a. Dazu jeid ihr Höflih invitiert und eingeladen, Ihr 
u ihnen fommen in ihre Bewohnung und allda eine 
appe genießen, nad) jelber ihnen den Kirchgang helfen 
is die Ehe mit dem heiligen Saframent beftättiget und 


260. 


der Priefter das gemeihte Waſſer über fie ausgeteilt hat, nad 
jelben mit ihnen ziehen zum ehrbaren Gaftgeber N. R. Wirt 
und allda ein ehrlihes Mittag⸗ oder Hochzeitmahl zu genießen. 
Gott der Allmächtige wolle Euch nicht ausfchließen, jo fagt der 
Herr Wirt ſey Lob und Dank wohl verfaßt mit Speis und 
Trank, er wolle tapfer aufwarten und wenig reden. So 
ift der Herr Hochzeiter wie auch die Hochzeiterin anerbirtig 
foldhes wieder gegen jeden zu erftatten oder erjeßen, ſey es in 
Freud oder Leid, doch lieber in Freud als in Leid.“ 

Abdankungsſpruch an einer Hochzeit für Brautleukk, 
an die beigewohnten Hochzeitgäſt. Ehrbare Freunde, wegen einer 
ehrlichen Hochzeit feid Ahr hieher gelommen. Nun jo haba 
unfere erften Eltern Adam und Eva ſchon im Paradies als Ehe 
leut ſich mit einander vermählet, fo hat aud der Sohn Gott 
Jeſus Chriſtus den Eheftand unter die fieben heiligen Salkramente 
eingefeßt, jo hat es auch anheut gefallen diefen neuangehenden Ehe 
leuten fich durch des Prieſters Hände einfegnen und beflättigen 
zu laffen, wie Ihr denn zur Hochzeit feind berufen morden, mit 
ihnen zur Kirche gegangen, dem Gottesdienft vom Anfang bis zum 
Ende beigemohnt, naher Vollendung aber desjelben im die gegen’ 
wärtige Bewohnung beim Herrn Gaftgeber N. N. Wirt dahier ein 
ehrlih8 Mittag oder Hochzeitmal genoffen zu haben, wie id nit 
zweifle, daß jedes werde ſolches gethan oder verricht haben, allo 
feid Ihr dem höchſten Gott für Speis und Trant, die Ihr genoßen 
haben auch Dank ſchuldig, ich Hoffe aljo, es werde ſich feiner 
mweigern, jondern zu Gottes Lob fprechen in der Still ein andäch 
tige8 Vaterunſer und Ave Maria. 

Nun Ihr Borgemelte ein jeder nad) feinem Stand ode 
Würde: fo ijt erftlich Hier gegenwärtig der Herr Hochzeiter jammt 
feiner vielgeliebten Hochzeiterin wie aud) die Eltern von den Braul 
leuten wie auch die ganze ehrbare Freundſchait, fie laſſen ſich bei 
allen höchſt gütig bedanken vor die erzeigte Ehre, wo man ihnen 
anheut an ihrem Ehren« oder Hochzeits-Tag erwieien hat, fie find 
auch anerbietig ſolches wieder gegen einen jeden zu erftatten ober 
zu erjegen. Was aber zweitens die Irten oder Zeche anbelang, 


m \ 


261 
ı zahlt der Herr Hochzeiter für N. N. die Ze, die anderen 
jodhzeitgäfte können ſich die Rechnung beim Herrn Gaftgeber N. N. 
Birt dahier machen laſſen. Wie auch zum Dritten ift hier gegen- 
bärtig der Herrn Wirt mit feiner Köchin und Seller, eins oder das 
imdere entſchuldigte fi warn in der Küche oder im Seller was 
Mangel verjpürt worden, fo bitten fie ganz um Verzeifung; wann 
ſih die Gefegenheit wieder ereignet, dann wollen fie es befier oder 
fölimmer machen. Endlich bitt id vor mic) jelbft, weil ih bin 
AU Zeh oder Abdankung berufen worden, wann id) nicht einem 
jeden feinem Titel oder Refpeft erwiejen hab, jo bitte id ganz um 
Verpihung. Nun fo wünſchen wir unferen neuangehenden Eher 
leuten Glüd und Segen und der Hochzeiterin ein volles Vers 
Mügen und von Zeit einem Jahr einen Prinz mit weiſſem Krause 
Haar.“ Andreas Meger, Ippingen (Bezirksamt Donauefchingen). 
Anm. Obige Mitteilungen verdanfe ih Prof. Dr. Barad. 


Allen und jeden Liebhabern mein höflich Hoſch— 
deit-Rompliment*). Ich Franz Zölpel, von grobem feufchen 
Blut, aus der Lederfelder Heimat, Großhändler und Kleingewinner, 
Mue fund männiglich, und bejonders den nädjften $reunden von 
Vetteldorf im Hungerland, daß id) mit Unwiſſenheit, und aus 
anbedachtem Rathe mich endlich verlobt und verſprochen habe mit 
der ehrbebürftigen, wohlverjoffenen, Hudelichen, ſchnudelichen, faulen, 
Ülampigen, ſchlecht aufgepußten Tochter vom Bettelftab gebürtig, 
Gre Zucht und Tugend ift nicht groß, aber ihr Reichthum ſehr 
fein. Denn fie bringt mir zu ein ehrliches Heyratgut, dabei ein 
ten Filzhut, mit einer alten ftaubigen wollenen Schnur, und 
R hartem baarem Gelbe ſechzig Thaler weniger neunzig Gulden, 
undert hölzerne Dufaten, zehn Botzen an Meinem Gelbe, auch 
On allerhand wolgezogenem Biehe, ſchwarz und weiß, dreyhundert 
156, viertaufend Läus, vier Küh ohne Beine, einen blauen Eſel, 





*) Fliegendes DI. Anfg. diefes Ihds. Auf Märkten im bairiſchen 
maben feilgeboten. 


262 





einen hinkenden Gaul, zwey räudige Schafe, eine Wieſe, jo in der 
Bafferklingen lieget, ein lederhafted Maul, zwey krätzige Hände 
und offene Füß, der Leib ift wült. Und von allerley fahrenden 
Meubien und Huab, bringt fie mir zu eine reiche Gab, eine alte 
Taſchen ohne Geld, eine Schletmühl im untern Feld, zıwey hol⸗ 
zerne Pfannen, groß und Hein, zwey Stüd Bettwerk, darinnen 
feine Federn jeyn, zwölf jtröherne Handtücher, acht über vol 
Eyerneiter, zwey Dutzend Löffel ohne Stiel, ein Leibtuch von Stroh 
geflochten, ein Fiſchernetz zum Dedbett. Sie hat auch einen Kram 
laden mit woltiedyendem Gewürze: dann vornen ſchenkt fie Btun⸗ 
zewein, und hinten bat fie Lecktuchen. Dabey verehrt fie mir ein 
Schnupftüdlein, jo mit feinen Blumen ausgenähet, aud ein paat 
birnbaumene Hojen, jo mit Wanzenleder gefüttert find. Sie wr 
macht mir auch treulich viel böfe Tage, und nichts als ſchlafloſe 
Nähte. In Summa, fie ift weder gerad noch krumm, fie Mt 
einen Budel, und ift nicht fromm; fie ift dabey an Armuth reid, 
fieht einer adhtzigjährigen Jungfer gleih: was ich gewinne die 
ganze Wochen, thut fie in einem Tag verkochen; auch alles, weh 
ich thu erfparen, muß bey ihr durch die Gurgel fahren: fie locht 
ich die Eyer und giebt mir die Suppen, kann auch einen guten 
Wein verichluden; den jüßen trinkt fie gern binein, brodt auf 
friſche Weden darin. 

Herentgegen vermag ih Franz Tölpel auf dem uralten 
Schweizerhof, zu Widerlegung ihres zugebrachten Heyratguts, de 
ehrbedürftigen, kleberhaften, maurigen, ftumpigen, lumpigen, ftan⸗ 
jigen Jungfer Braut, ein alt abgenutztes Reibeiſen, ein idönd 
Tiſchtuch mit Strohjeil ausgewirft, einen gläjernen Holzſchlägel— 
zivey fteinerne Tiſche, und einen leeren Mehlkaſten, darin jol je 
halten ihre Faſten, einen hölzernen Kefjel, einen ledernen Dregiuß, 
ein ſtrohenes Schiereifen, einen löcherichten Krug, zwey erdene 
Schüſſeln, zwey Dubend erdene Teller, einen dDurchfichtigen Spiegel 
und ſtinkendes Nachtgeſchirr. Ich bring ihr auch zu zwang 
bleyerne Goidgulden, ſechshundert hölzerne Tulaten, fünfzig fteinerne 
Thaler, vier Sädel lederne Dreybägner, viel niemals gelehent 
Groſchen, Batzen und Kreuzer. Item zwölf ungefangene Vögel, 


203 





lachtauben ohne Zahl, eine gejchorene Gans, Hintenden Hahn, 
mb wafjertragende Henne, einen dreybeinigten Ejel, eine blinde 
Bau, ein tobtes Kalb, dreihundert Nofseyer, eine lange Schnapps 
naxfi, einen alten Hojenknopf, ein paar rothe Pelzftiefeln, ein 
nit - Pelz bejhlagener Wagen ohne Räder, zum Spazierenjahren. 
Inb jo wir beyde von einander ſcheiden, joll das Gut beyfammen 
bleiben. 
4 Hodzeit auf dem Hertfeld. 

Einladung. Alldieweilen, zweifelsohne, aus jonderbarer 
Anordnung Gottes auf vorher eingeholten Nat und Gonjens 
beiderfeits Freundſchaft den Stand der Hl. Ehe anzutreten, der 
Ehrefame und beſcheidene N. mit der Ehre und Tugendſamen 
Yangfrau; N, und diefe beiden in Ehren ehelich zu werben ſich 
gegen einander verlobt, und verſprochen bis auf prieflerlihe 
Hand und Copulation und alsdann zufünftigen Dienftag, als 
heut über 8 Tag ihren Chriſtlichen Kirchgang anzuftellen und ſich 
in der allhiefigen Pfarr- Kirchen chriſtlich latholiſchen Gebrauch nach 
Eonfirmieren und beftättigen zu lafen gänplichen Vorhabens und 
entihloßen fein. Wenn nun bei jothanen hochzeitlichen Ehrentag 
die liebe Gegenwart des geehrten Herrn Vetters, Herrn Nachbars 
RN, aud) jonderbar wurde angenehm fein. Als gelanget 
anhero dieſer beiden ihr ganz freundichaftliches Bitten, es möchte 
fi) der Herr Vetter, Fran Bas, und liebwertheſte Angehörigen 
belieben laſſen, auf erwähnten Dienftag dem Hochzeiter und der 
Hoßpeiterin die Ehr und Gefälligeit zu erweiſen, bei ihrem hoch- 
xillihen Ehrentag in das N. N. Wirthshaus als liebtwerthefte 
Godzeitgäft zu erſcheinen, den chriſtlichen Kirchgang helfen zieren 
und alsdann mit dem wenigen was Gott zu einer Mahlzeit be- 
Äderren wird, verlieb zu nehmen; es wird ein Perſon für die 
Rahlzeit geben 48 fr. Solche erwieſene Ehr und Gefälligteit wird 
in feine Vergeßenheit geſtellt, ſondern in vorfallender Begebenheit 
Wiederum mit hödjitem Dank verglichen und erjeßet werden. 

NB. Diefer Sprud) wird nur bei Zenjenigen, welche gewiß auf 
bie Hochzeit gehen, gethan, bei denen andern aber fann Folgendes 
Oder eine dergleichen kurze Einladung gemacht werden. 


au 

„Es laßet Hiemit der gegenwärtige Hodhzeiter und bie Seinigt, 
Sie jembendfich, befonders bie liebe Angehörige dieſes Hau 
hoflichſt invitieren und einladen zu ihrem hochzeitlichen Ehtenlag | 
welcher angeftellt und gehalten wird zu fünftigen N. umd zwar 
gewöhnlicher Maßen bei Franz Joſeph Steidle, ſollte es ihm aber 
bei der Mahlzeit zu erſcheinen für diesmal abgeſchlagen werden, | 
fo verhoffet doch der Hochzeiter und die Hochzeiterin, Sie werden 
auf den Nachmittag bei ihnen zuiprechen, dagegen werden fie 16 
aud) in vorfallender dergleichen Begebenheiten gegen ihnen odıt 
deren ihrigen mit einer angenehmen Hochzeitſchent einftellen und 
wiederum mit Dank erſetzen.“ 

Wenn num die Hochzeit in ber Kirchen verfammelt, gehet ber 
Priefter in der Ab und Stola jammt dem Kelch wit den yoi 
Miniftranten auf den Altar, das Mehgewandt aber wird nachgt 
tragen und Tegt ſelbiges der Priefler allererft nad} der Eopulatior 
an. Dem Hochzeiter gibt dann jogleich der Meßner den benedie 
eirten Ehering, jobald er im die Kirchen fommt. NB. Iſt auf 
allenfalls der Hochzeiter bei Abholung des Rings und Weines p. 
fragen, ob er dem Herrn Pfarrer die Veichtzettel ſchon überreichel 
habe, deiigleichen wen eines von denen Brautleuten don einer 
andern Pfarrei her gebürtig, ob jelbige den Verfündumgsietd 
übergeben haben. 

Was es ſchon ein und andermal aus 
welche aus Vergeſſenheit nicht vorhero überliefert worden, 
Confuſion abgegeben, benamendlich nur in zweien, melde mei 
Zeit dahier geſchehen, nehmlich in Paul Kiningers unteren Schmied! 
bei welchen man den Verfündzettel allererjt nad) dem Zujammer 
läuten zu Daltingen hat abholen und aljo den Kitchgang bet 
aufſchieben müſſen, desgleihen bei Johannes Weiß, welcher feinen 
Berhtzettel zu Haus in dem Schrein liegen laßen, hat vor dem 
Altar ftehend, warten müſſen, bis jolde geliefert worden, NB 
welche ich ſelbſt abgeholet. Desgleihen ift auch denen Brass 
leuten mit Gelegenheit zu jagen, daß wann es bei der Copulatier 
auf dieje Wort komme, (jo gebt ihr eritlic dem Mahlring um 
alsann die Hand) dafjelbige nach dem angeftetten Ring, Mt 





Abgang jothaner Zettel, 
N 














205 


ünd, welche fie einander gegeben, ſollen fein beifammentaffen, 
der Knopf gemacht jeie, denn an jonften muß der Priefter 
ige nochmal vermahnen und jagen, Thut die Händ zufammen, 
!de unachtfame Ueberſehung ſchon vielmal practicieret worden. 
tners iſt denenfelben auch auzudeuten, wenn es nehmlichen zwei 
Nigen Perſonen, welche noch niemal verheirat geweſen, daß fie 
6 dem Pater noſter in ber Mefje für den Altar zuſammen 
Berfnien, und aljo fnien bleiben, bis die Meß aus ift, wenn 
aber Wittibsleut, oder nur eines vom Wittibäftend, und 
5 andere ledig, jo dürfen fie nad) dem Pater nojter nicht mehr 
ten Altar nieberfnien, fondern wenn die Copulation vorbei, 
it 8 alsdann mit diefen Fried. Nach der Meh wird ber 
ı Ioannis-Segen Wein zu Trinfen ausgetheilt, dahero kann 
tMeßner ſolchen zeitlich fammt dem Becher und einem ſaubern 
mbtüchlein zuweg richten. 

Nachdem nun der Bräutigam dem Herrn Pfarrer den ges 
Imlihen Gulden und wenn der Heiratstag noch nicht bezahlt, 
t ſelbigen au 20 fr. in der Sacriftei richtig gemacht, aladann 
1d derjelbige wie auch feine Braut bei der Kirchen von denen 
ei Miniftranten mit einem Stohl aufgefangen, welche ihnen 
Wann etliche Kreußer in die Bragen für ein Zrinfgeld ſteken. 

Nachmittag gegen 4 Uhr wird bei der Mahlzeit nachfolgender 
ad gethan: 

Hodzeit-Sprud. Alldieweilen heutiges Tags, nicht 
Afelnd aus jonderbarer Anordnung, auf vorhero eingeholten 
t und Conßens beiderjeit3 Freundſchaft den Stand ber Hl. Ehe 
jetreten, ber ehrenhafte und beiceidene N. N. mit der chre- 
> tugendfammen Jungfrau (Wittib) N. N. und diefe beide dann 
Hlatholifchen Gebrauch nad durch priefterlihe Hand confirmiren 
) beftättiget worden. Als wird denen gejammten liebwertheften 
Sgeitgäften von jelbjten beftermaßen befannt fein, daß man 
get bei einer hochzeitlichen Mahlzeit eine kurze Sermon oder 
tuch zu thun. Als nämlichen dem Hochzeiter und feiner ge⸗ 
ten Hochzeiterin zu fonderbaren Nugen und Ehren, ihnen auch 
einer ferneren Verrichtung. Bitte deromegen Sie wollen aud) 


266 


ſolches nur fürzlich von mir vernehmen. Demnad dann der Che 
fand nicht nur eine geringe Cermonie oder ſchlechter Gebtauch 
von einem Menſchen erdichtet, ſondern von Gott jelber eingejeget 
in dem Paradies, wie dann auch der bi. Apoftel Paulus den H. 
Eheſtand herrlich rühmet, indem er jagt, daß der Eheſtand ki 
unter denen fieben Hl. Sacramenten eines, ja nennet es ein großes 
Sacrament. Iſt aljo billig und recht, daß man den hl. Eheftand 
ehrlich Halte, und heilig nenne, aud) ijt an göttlicher Anordnung 
und Borjehung an unſerer zwei erjten Eltern, an Adam und Eva 
abzunehmen, indem fie Gott hat eingejeet in das Paradies, hat 
er gleich mit ihnen gewirlet und gepflanzet den Stand der hi. Ch 
denn von Gott felbften alle gute Anordnungen und Sapungen 
berfommen. 

Es meldet auch die hl. Schrift, daß es nicht gut fei, daß der 
Menſch allein ſeie. Es zeiget aud an der hi. Kirchenlehrer Am 
brofius, daß die Gebährerin Gottes die übergebenedeiteite unte 
allen Weibern, die Jungfrau Maria babe auch einen Mann haben 
follen, der ihr in obliegenden Nöthen und ſonderlich in der Fluch 
in Egypten ein getreuer Hilf wäre, wie dann ſolches gemejen it 
der hl. und jungfräulide Mann Joſeph. Chriſtus, unſer liebt 
Herr und Heiland, hat auch den hl. Eheftand confirmiret und bee 
ftättiget und feinem erften Dliracul und Wunderzeichen auf Mt 
Hochzeit zu Kanna in Galiläa, indem er aus Wafjer den allerbeiten 
Wein gemadt hat. 

Nun finden wir, daß es wahr feie, indem Gott der W 
mächtige denjelbigen gebenedeiet und verehret, in Erjchaffung de 
Menſchen auch ausgefproden: Wachſet und mehret euch und a 
füllet die Himmel und Erden. 

Nun aber zu größer Ehr und Lob, auf Bitten und Anhalte 
Des Hochzeiters, und feiner geliebten Hochzeiterin find fie fünmt 
liche liebwerthefte gute Freund und Nachbarn heutigen Tags daft 
erihienen und anlommen, und alddann in fchönfter Zier dieſelbe 
helfen zieren und begleiten in das allhieſige Gotteshaus und Pla’ 
kirchen, alldorten der Eopulation und dem hl. Meßopfer beigewohrt; 
zweifelsohne werden fie auch in ihrem Gebet eingedent geweſen 





267 


— — — 


dieſer beiden neuen Eheleute, als etwa um einen guten An⸗ 
g, um glücklichen Fortgang In ihrem Eheftand, wie uns dann 
BL. Apoftel Jakobus lehret, indem er jagt: Betet für einander, 
Daß ihr jelig werdet. Und nad) vollbrachtem Gottesdienft 
m find fie wiederum ins Wirtshaus bei N. N. Wirt und 
Ageber dahier einkommen und erfihienen. Da ift ihnen dann 
jenige, was uns Gott von Speis, Fleiih und Trank bejcheeret 
‚zum Theil aufgejeßt und vorgetragen worden, zu verhoffen, 
werden mit denen ſchon wirklich empfangenen und annoch nad)» 
genden Gaben Gottes verlieb nehmen. 


Beinebeng wird ihnen auch wohl bewußt und befannt fein, 
B eine ſolche hochzeitlihe Mahlzeit nicht ohne große Mühe und 
often kann angefangen und vollendet werden. Dieje Laſt aber 
wm Hochzeiter alleinig aufzubürden, würde c8 ihm als einen 
u angehenden Haushalter ſchier zu jchwer fallen. ft Jomit 
thane Hochzeit, wie jonjt gewöhnlicher maßen und alten Her⸗ 
mmens angejtellt worden, einem jeden Hochzeitgajt um fein eigen 
eld zu tractiren und alſo auf eine jede Perſon an verdinget 
orden: 48 fr. Denn dieje Mahlzeit ift nicht wie jene, von 
der der bi. Evangelift Matthäus am 22. Capitel jagt: Wer 
; fommet auf diefe Mahlzeit, der bedarf fein Guet noch Geld, 
dern nur ein bochzeitliches Kleid. 


Ferners ift Ihnen auch wohl bewußt und befannt, daß nicht 
rt dahier im Wirthshaufe, fondern auh an andern Orten der 
l. Gebraud ergangen, daß man pflegt bei einem hochzeitlichen 
tentag, einen Hochzeiter, und eine Hochzeiterin zu verehren, zu 
jaben und zu befchenten, als wollt ichs hiemit denen gefammten 
wertheften guten freunden und Nachbarn referiret haben, in 
zinnige Schüffel, welche der wohlachtbare N. N. aufſetzen wird, 
ein zu ſchenken, was einem jeden beliebig und anftändig fein 
4, aladann wird allererft nachgehends der Wirt feine Gebühr 
48 fr. einnehmen, damit nun folches alles deito beiler möchte 
ı flatten gehen, wolle dazu verhilflich fein die allerhöchſt Drei⸗ 
tigkeit, Gott Vater, Sohn und hl. Geift. Amen. 


HOGzeNET unv jageı ernuuch jammı jener Vraui 
frau Gott dem Allerhöchſten ſchuldigſten Dant, d 
Kraft feines Heiligen und ſeligmachenden Worts ı 
tung des hi. Geiftes fie in den Stand ber hi. 
tommen, verordnet, eingefeßt und beftättiget, auch 
hochzeitlichen Ehrentag Eſſen und Trinfen beſch 
wir Gott allegeit Dank jagen und geben ihm Ehı 
Zum andern fo bebanfet ſich aud der Hochzeiten 
zeiterin alldieweilen fie jämmtliche liebwertheſte g 
Nachbaren auf diefen ihren hochzeitlichen Ehrenta 
und anfommen, und haben jie aud mit einer gui 
und begabet. Solche Wohl- und Gutthat aber nd 
in eine Vergefjenheit ftellen, jondern in vorfallen 
an wiederum mit höchftem Dank vergleichen. 
Beinebens, jo ift des Hochzeiters, wie auc 
ganz freundliches Bitten, daß fie alle am dene 
am Een und Trinken wollen verlieb nehmen ur 
Speiß ober Tranf Etwas follte manquiert haben, 
Hochzeiter, wie auch den Wirt für gut halten, 
Tags wird man ein ſolches wiederum hereinbrin 
Dero wegen denn wird man Morgen bei der 


einen iehen Tiſch au einem Martheil naher zum 9 





267 


tin dieſer beiden neuen Eheleute, als eiwa um einen guten Ans 
ing, um glüdiichen Fortgang In ihrem Eheftand, wie uns dann 
erhl. Mpoftel Jakobus lehret, indem er jagt: Betet für einander, 
Maß ihr jelig werdet. Und nad) vollbradtem Gottesbienft 
am find fie wiederum ins Wirtshaus bei N. N. Wirt und 
hafigeber dahier eintommen und erfihienen. Da ift ihnen dann 
objenige, was uns Gott von Speis, Fleiſch und Tran bejcpeeret 
Ab, zum Theil aufgeſeht und vorgetragen worden, zu verhoffen, 
Ewerben mit denen ſchon wirkic empfangenen und annod) nach- 
genden Gaben Gottes verlieb nehmen. 


Beinebens wird ihnen auch wohl bewußt und befannt fein, 
Ab eine ſolche hochzeitliche Mahlzeit nicht ohne große Mühe und 
often Kann angefangen und vollendet werden. Dieje Laft aber 
hem Hochzeiter alleinig aufzubürben, würde es ihm als einen 
tm angehenden Haushalter ſchier zu ſchwer fallen. Iſt fomit 
thane Hochzeit, wie jonft gewöhnlicher maßen und alten Her- 
mmen3 angeftellt worden, einem jeden Hochzeitgaſt um fein eigen 
eld zu tractiren und aljo auf eine jede Perjon an verdinget 
orden: 48 fr. Denn bdieje Mahlzeit ift nicht wie jene, von 
alchet der hi. Evangelift Matthäus am 22. Capitel jagt: Wer 
ı fommet auf dieſe Mahlzeit, der bedarf fein Guet nod Geld, 
ndern nur eim hochzeitliches leid. 


Ferners ift Ihnen aud) wohl bewußt und befannt, daß nicht 
x dahier im Wirthshaufe, fondern auch an andern Orten ber 
H. Gebraud) ergangen, daß man pflegt bei einem hochzeitlichen 
wentag, einen Hochzeiter, und eine Hochzeiterin zu verehren, zu 
yaben und zu beſchenken, als wollt ichs hiemit denen gefammten 
iwertheften guten Sreunden und Nachbarn referiret haben, in 
zinnige Schüfjel, welche der wohladtbare N. N. auffegen wird, 
‚cin zu ſchenken, was einem jeden beliebig und anftändig fein 
8, alsdann wird allererft nachgehends der Wirt feine Gebühr 
48 fr. einnehmen, damit nun joldes alles defto befjer möchte 
ı flatten gehen, wolle dazu verhilflic fein die allerhöchſt Drei- 
tigkeit, Gott Vater, Sohn und hl. Geift. Amen. 


270 


Grimmen, Beiffen und au Kraken. 

Das wär halt der beite und, 

Wenn einer fein befommen konnt 

Ein fronmes, treue, reiches Weib, 

Die nit gar alt und ſchön vom Leib. 

Aber dergleichen wird keiner bekommen, 

Denn e8 find auf der Welt nur drei Yrommen, 

Die eine if ſchon im Sündflut verfoffen, 

Die andre bat fi weiß nicht wo verloffen, 

Die dritt und lest ſucht man nod. 

Und wird fie finden Keiner doch. 

Dies aber klannman maden wohl, 

Wenns Weib je frömmer werden fol: 

Wenn men nur thut wie ich geſagt hab, 

Eo gebt ihr gwiß kein Mangel ab. 

Jetzund will ichs bald beichliehen, 

Es mödt fonfl nur ein oder ander verbrießen 

Dies iſt nur aus Kurzweil erbacht, 

Und wird dadurd Niemand veradht. 

Seid nur Iuftig, trinkt und eßt, 

®ott darneben nicht vergeßt. 

Weilen fie aber heutiges Tags wieder ſeid erjchienen, 

So thut joldyes der Hochzeiter für eine große Ehr arten 

Und bedanken ſich gegen Ahnen aufs Allernächſt, 

Man wirds vergleihen aufs aller Nächſt. 

E85 weiß zwar auch Jedermann, 

Das fein Anfang, es kommt das (End daran, 

Diefes aber ohngeacht, 

So hat man jezt die Zeh gemacht, 

Gin jeder hab’ auf feinen Beutel acht. 

Es ſoll fi aber Feines laßen verbrießen, 

Ein Jedes wird halt 24 fr. geben müßen. 

Terner aber, wie ih thu jagen 

So ift no Etwas aufzutragen: 

Nämlich für 18 fl. — halt Kreuzer Bier und Branten 

Als können fie noch länger luſtig fein. 

Dieweil man noch thut ſchenken ein. 

Dies nehm ein Yeder wohl in Acht, 

Wünſch ihnen hiemit allen eine gar gute Nacht. 
Ebenda. Mitgeteilt aus alten Berichten von Schöttle. 


269 

wie e& bei dergleichen Kirchweihen der Braud) ift, alsdann 
8 unfehlber wiederum eine Inftige und große Nachhochzeit 
a, wenn viel Leut dazufommen. Damit nun folder hoch- 
+ Ehrentag und angefangenes Freudenfeft in lauter Fried⸗ 
öhlichteit möchte vollzogen werden, jo wolle uns Gott Gnab 
eihen, bier zeitlich und dort ewiglid. Amen.“ 

Sprud bei einer Nahhodzeit. 

Ich muß ihnen etwas Neues jagen, 

Was ſich erft kurzlich hat zugetragen! 

Merkt nur alle fein wohl auf 

Und welcher abgezogen, der jeht nur wider auf. 

Ih komm daher von Blaufelden 

Und muß etwas von den Weibern melden, 

Wie man diejelben dort tut tracfiren, 

Die ihr Männer nur wollen tribuliren, 

Denn fie gaben um ein Leichtes nicht, 

Bis mans jämmerli hat zug'richt, 

Daß fie feinen Menſchen gleich mehr fehen, 

Und fönnen weder gehen nod) ftehen, 

Denn ein böfes Weib ihren Mann, 

Niemal beſſer Toben kann, 

ALS wenn er ihr daB G'ſicht verderbt, 

Und ihr die Augen blau anfärht. 

Da wird man dann gewiß fragen bald: 

Frau, wer hat aud) fo ſchon gemahlt? 

Das hat mir mein feiner Mann 

Mit fein zarten Händen gethan. 

Wohl ein ſchönes Praditat, 

Der Zenige dies nicht verbienet hat. 

Veſſer mär es ja im Frieden Ieben, 

As ftet in Grimm und ante feben, 

Gottes Segen weight geſchwinde, 

Alwo ein ſolches Hausgeſinde, 

Selten, Fluchen, Tag und Nacht, 

Dadurd) wird Gott zum Zorn gebracht. 

Nichts ſchöneres kann auf diefer Erden, 

Als Innigleit im Eheftand gfunden werden. 

Hingegen aud) nichts Yergres auf der Welt, 

IS wenn ihr zwei im weiten Feld, 


272 


Mütter, beziehungsweife Pflegmütter und die übrige weiblide Ein- 
wohnerſchaft. Den männlihen Zug eröffnen Knaben, Sonntage 
ſchüler u. |. w. in derjelben Ordnung wie bei den Trauendper 
jonen, die meiften, wenigftens alle Zamilienangehörigen, mit Bändern 
und Rosmarin geijhmüdt. Ihnen folgt der Bräutigam in de 
Mitte feiner zwei Gejellen, ſämmtlich mit Bändern und Roime 
rinftängeln geziert, und nach diefen bemerkt man beide Väter oder 
Pflegväter der Brautleute und die übrige Mannſchaft des Ort. 
Die Mufif begleitet den Zug bis zum Kirchhofthor. Durch Pr 
ſtolenſchüſſe ſucht mau die Fyeierlichfeit noch zu erhöhen. Die Braut 
wird vom Brauftführer unter ceremoniellen Berbeugungen vor den 
Altar und von da wieder weggeführt. Von der Kirche geht der 
Zug unmittelbar in das Wirthshaus zum Brauttanz den de 
PBrautführer mit ihr ausführt. Nach dem Brauttanz begicht fh 
da3 Brautpaar zum Geiftlihen, um die nöthigen Ermahnunge 
für die künftige Ehe einzuholen, und hierauf beginnt das Mittep 
efien. Bon dem Hochzeittiſch werden alle Kranke und aud alk 
Perfonen, die aus förperlihen Urſachen der Hochzeit nicht anmohne 
fünnen, gejpeist. Nachmittags finden fi die Fremden und Rad 
die Ortsangehörigen bei der SHochzeitfeier ein. Jeder Gajt mir 
von den Brautleuten und ihren Eltern perſönlich bewilltommt um 
verabſchiedet. Der Gäfte find es oft mehrere Hunderte. De 
Schenken ift ein eigener, feierlicher Alt des Tages. CS finde 
Statt Nachts zwiſchen 10 und 11 Uhr. Einer der Geſellen, ode 
der Brautführer geht mit einem Teller von Gaft zu Gajt, dor 
Tiſch zu Tiſch, und ſammelt auf diefe Art die nicht unbeträht 
lichen Geldgejchenfe ein. In jeinem nächſten Gefolge if dei 
Brautpaar, um für die Schenke den Dank abzujtatten. An dieje ſchlie 
Ben ſich zwei Gefpielinnen der Braut an, einen großen Korb md 
MWeden tragend, aus weldhem von der Braut jedem Schenfenden, 
nad) dem Verhältniß feines Gefchents, 2 bis 6 Wecken vereh 
werden. Beide Väter und beide Mütter der Brautleute jhliehn 
den Zug und wiederholen die bereit von Braut und Bräutigas 
angebrachten Dankfagungen. Bor Beendigung des Schenkens ned 
Hauje zu gehen, wäre (abgefehen von den von auswärts gekommenen 


IN 





273 


Säften, die ſchon Abends von dem Feſte ſich zurüdziehen und 
beim Abjchiede ihre Geſchenke darbringen) ein unerhörter Etiquette- 
fehler. Nach dem Schenken aber wird die Zahl der Gäfte immer 
feiner, bis fich gegen 1 oder 2 Uhr vollends Alle verloren haben. 


6 Hochzeit im Böblingiſchen. Eigenthümliche Gebräude 
und beſondere Volksbeluſtigungen nehmen immer mehr ab und 
ſegar der Tanz bei Hochzeiten, Kirchweihen und fonftigen Gelegenheiten 
wird feltener und hat in einzelnen Orten beinahe ganz aufgehört. Eine 
Untnahme macht auch hier Schönaich, wo bei Hochzeiten die Muſikanten 
wer dem Wirtshaufe, in welchem fich die Hochzeitögäfte verjammeln, um 
von da in die Kirche zu geben, jo lange auffipielen, bis ihnen der Zug 
en den Augen if. Sobald derfelbe wieder aus der Kirche fommt und 
den Muſikanten ſichtbar wird, fpielen diefe wieder auf, bis die Hochzeits⸗ 
He am Wirtshaufe anlangen. Bor dem Wirtshaufe hält der Schul- 
meifter eine Rede. Ueber die ganze Feierlichkeit, ſogar während des 
Sqmauſes und des Tanzes behalten der Bräutigam und der Brautführer 
die Hüte auf; letzterer tanzt den erften Reigen mit der Braut. Die Braut 
und die Beipielin (Brautjungfer) theilen an die Hochzeitsgäfte Bänder aus 
ud zwar an die Ledigen farbige, an die Verheiratheten ſchwarze; tft Je⸗ 
mand vom Forſtperſonal zugegen, jo erhält diejer ein grünes Band. In 
Sqhaffhauſen wird zu feierlihen Hochzeiten mit Predigt in der Kirche und 
Zen; im Wirtshaufe von der Braut und Gefpielin Haus für Haus ohne 
Unterichied geladen. Zum Kirchgang hat der Bräutigam feinen Gejellen, 
Ne Braut ihre zwei bis drei Geipielinnen und den Brautführer, der fie, 
ine Silabandichleife mit Rosmarinzmeig in der Hand, mit Verbeugung zum 
Ritar führt. Die verwandten Ehemänner nehmen in der Kirche den 
Bemeinderathsftuhl ein; die Väter des Bräutigams und der Braut, Vor- 
Ränder und befonders zu ebhrende Verwandte zeichnet ein ellenlanges, 
latterndes, ſchwarzes Band im Knopfloch aus. Nach der Trauung ftellen 
ich die ſtets zahlreich Anmejenden auf der Straße auf, die Dlänner auf 
ex einen — die Weiber, da3 Brautpaar und Gefolge auf der andern 
Beite, und der Schulmeifter mit der von dem Brautpaar erhaltenen Band- 
Wleife in der Hand, hält eine Rede. Nach diefem beginnt die Zechhoch⸗ 
Bit. Eine Herein- oder Hinauß-Heirathende zieht mit dem Hausrath auf 
em Wagen feierlich ein oder ab, wobei auf den Käften die Betten rein- 
ich überzogen, auögebreitet find; vornen fteht die angelegte Kunkel mit 
Byindeln beftedt und womöglich mit etlichen Wepfeln behängt, hinten 
wur die Wiege nicht fehlen. Sowohl bei den Hochzeiten als bei derglei- 
Ben Ein- oder Auszügen wird von den ledigen Burjchen geſchoſſen. In 

18 


un Oyunuuy, wupemyrun a. muy. @upee ven Yyuuygcı 
weihen und Jahrmärkte die wichtigſten Beranlafjungen zu 
Tanz und Gelagen; übrigens verliert fi, wie ſchon oben: 
die Luft zum Tanzen täglich mehr und an einigen Orten g 
zu den Geltenheiten. Ueber das Jahresfeft der Kehler, m 
in Böblingen abgehalten wurde und über den fogenannten 
in Sindelfingen befland, verweilen wir Auf die betreffenden 
bungen. 
Ds. A. Beſchida 3. 45. 46 

7 Aus der Kalmer Gegend. Eigenthümlige Gil 
beluftigungen werden, wie aller Orten, allmälig feltener, ı 
beſonders in den eigentlichen Waldgegenden, etwas langfam 
häufig übliche Tanz beſchränkt fi} in neuerer Zeit nur r 
weihen, Märkte und Hochzeiten, welch’ Iektere auf dem foge 
immer nod auf eine follenne Weife abgehalten werden; ' 
Zechhochzeiten, die öfters 2—3 Tage andauern. Zur Ko 
ein fogen. Hochzeitlader die Gaſte in der ganzen Umgegent 
dann ihre Gaben mitbringend, zahlreich erfdeinen. IR d 
Orte, fo iht man in ihrem elterlichen Hauſe die fogen. 
beftehend aus Faſtnachkuchlein, die man dfters in Wannen 
Raffe, Wein, Schnaps x. Den Tag vorer bringen die ! 
innen) des Orts Butter, Schmalz, Mehl, Milch ꝛc. zum 
die Braut von einem fremden Orte, jo wird fie zwei ot 
abgeholt, während fie ihr Hausgeräte ein oder zwei Tagı 
aeit heraebraht und dann ein fattliches Andreitbett aufarı 





275 


— u — 


m die Mufifanten, welche aufipielend den Zug in und aus der 
pleiten. Nach der Trauung gehts in's Wirtshaus, vor welchem 
Imeifter einen Hochzeitwunſch zu halten hat, hernach wird daB 
jlein herausgetanzt, weßhalb alle Burſche auf das „Amen“ warten 
dann auf die Braut flürzen, um das Brauttüclein und die 
m Brauttanz zu erhajhen. Während des Hochzeitmahls geht 
ıtpaar jedes mit einer Bouteille Wein, die mit rothem Bande 
‚, bei den Bäften umber und reicht jedem Gaſt das gefüllte Glas 
Worten: „i will’8 ech bringe” (ih will3 Euch bringen, d. i. 
, wobei, da darauf jehr gefehen wird, Niemand übergangen 
of. Die Braut und die Brautjungfern find geichappelt, das 
tragen Kronen von Goldflindern (Goldflitter) mit Krollen (Ko⸗ 
m Glas zc. und müflen diefe Schappeln den ganzen erften Hoch⸗ 
ufbebalten. 

den Orten Gedjingen und Dedenpfronn befteht noch die nette 
8 am Tage nad) der Hochzeit, bei Unbemittelten am Tage jelbft 
rgengabe gefröppelt” wird; d. h. beinahe von jeder Familie des 
gt das Weib oder das Mädchen ein Schüffele voll Mehl, Linien, 
nd Lebensmittel aller Art als Morgengabe in's Brautbaus, fo 
teuvermäbhlten öfter8 ein ganzes Jahr davon zu leben haben. 
iſt ein Geiger und die Kameraden des Bräutigam tanzen dann 
Mädchen, während das Mitgebrachte ausgeleert wird. Moft oder 
d von dem Bräutigam gereiht; in der Sammer prangt ein 
wm, behängt mit Sinderfleidungsftüden aller Art, weldhe der 
n den Geipielinnen gejchentt wurden; man nennt diefe Sitte „an 
n fteden.“ i 

Im Oehringiſchen. Mit dem förmlichen Verſpruch 
utfeute vor Eltern und Zeugen, dem „SHeirathen” wird 
he Verbindung als eine gültige und legale betrachtet. 
fem „Heirathstag“ folgt die Hochzeit als Alt der kirch⸗ 
njegnung. Die erfte häuslihe Handlung vollzieht die 
retende Hausfrau im Haufe mit dem infchneiden einer 
pe und mit dem Holen einer Gölte voll Waſſers. Beim 
in die Kirche hat die Braut mit ihren Brautjungfern 
. Hochzeitmägden“, bei dem Herausgehen aus der Kirche 
atigam mit den „Hochzeitknechten“ den Vortritt; wie denn 
Bräutigam dadurch, daß er während der Einjegnung 
te feine Hand oberhalb der Hand der Braut zu Balten 


276 





fi) bemüht und dadurch zu verftehen giebt, daß er von vornherein 
fein männliche Vorrecht zu wahren gefonnen fei. Bei dem Ein | 
tritt in da8 Haus werden die Brautleute von dem Hochzeilbittet 
mit feierliher Anrede begrüßt. Wenn die Braut nit aus em 
Orte ihres Bräutigams ift, jo wird fie von den männlichen Or« : 
genofjen zu Pferd und zu Wagen mit Fahnen und Muſil enge 
holt „einbladet“, d. h. einbegleitet. Die Fahnen, welche die Re | 
ter tragen, bejtehen aus Stöden mit farbigen Taſchentüchern, den 
Geſchenken ber „Hochzeitmagd“ an den „Hochzeitknecht“. Ber 
Hausrath der Braut wird auf offenem, ftolz befpanntem Wagen, 
auf dem vorn quer die Wiege mit Bett fteht, fortgeführt. a 
Hochzeiten in den wohlhabenden Orten ift der Aufwand fehr be 
trächtlih und es werden dabei nicht jelten ungefähr 40 Sim 
Kernen zu Gebäden, 1 Schwein, 1 Rind, 60—80 Pd. Kalbilaih 
und einige Eimer Wein gebraudt. 
Die Beltlichfeiten im Haufe der Braut dauern öfters vos 
Dienftag bis Donnerftag ununterbrochen fort und werden ſodam 


im Hauje ded neuen Ehemanns bis zum Sonntag fortgejegt. 
Ob. A. B. 41 ff. 


9 Im Halliſchen. Die Hochzeiten ferner bien 
eine ziemlich eigenthümliche Phyfiognomie dar. Brautführer um. 
Bräutigamsführer find nicht wie im Altwirtembergifchen ledigt 
Leute, Brüder und Schweſtern, Kameraden und Kamerädinne, 
jondern die beiderjeitigen Eltern, Obeime, Muhmen oder Zar 
pathen, Vormünder, Pfleger und dgl. Die Hochzeitknechte un 
Mägde bilden eine eigene Sippichaft, eine Art von Adjutaniet 
des allgemeinen Vergnügens, weldem Beruf fie denn aud md 
beiten Kräften nadhlommen. Den Tag vor der Hochzeit wird & 
nad) Lärm und Genuß von Getränfen dem Hochzeitstag faſt gleih 
fommender Einzug gehalten, wobei das Hausgeräthe des anzicher 
den Theils immer jo ſinnreich geordnet ift, daß die Wiege obe 
auf zu liegen fommt, und weldes auf einem mit vier jdöne, 
wohlgeſchirrten Roſſen beijpannten Wagen, die befränzte Brautfah 
an einem rothen Bande Hintendrein und zuleßt unter Piftolr 
ſchüſſen das Brautpaar in einiger Diftanz, um raſch fahren # 


u 
. 


—— 





innen, eingeführt wird. Am GHochzeitötage wird vor dem Gottes⸗ 
inft die Frühſuppe, beftehend aus Nudeln oder Reis, mit Rind- 
leiſch und einigem Wein eingenommen, jodann mit voranſchreiten⸗ 
um Muſikcorps und unter Piftolenfchüffen zur Kirche gegangen, 
kerauf unter nochmaligem Gelnall auf den Tanzboden gezogen. 
hier Hält der Schulmeifter eine Beglückwünſchungsrede, in der 
Infpielungen auf das Anſehen der Yamilie, deren Wohlftand und 
gl. vorfommen müſſen. Kaum hat er Nmen gejagt, fo fällt mit 
Defreiich die Tanzmufif ein, und nun müſſen zuerft Braut und 
Fäutigam miteinander, hernach jedes von ihnen mit den Hod- 
üönechten und Mägden der Reihe nach tanzen. Hierbei wird 
mau- darauf gejehen, daß diefer jogenannte Brauttanz mit 
nftand und Gemwandtbeit, und ohne Fehler ausgeführt wird, 
an das Vorkommen eines ſolchen, Straucheln, Fallen, Verlieren 
8 Hut3, oder Zerfnittern und Serftreuen des Straußes gilt für eine 
fe Vorbedeutung. Gegen 5 Uhr des Abends folgt dann das 
yentliche Hochzeitsmahl, wobei abermals Reis oder Nudeln und 
mdfleih, dann das faure VBoreffen, Kraut und Schweinefleich, 
rauf Schweinebraten und Würfte die Hauptgerichte bilden. 
ährend des Eſſens trägt das Hochzeitägefinde eine mit Kinder⸗ 
idern angethane Puppe, den zu ermwerbenden Stinderfegen an 
utend, unter meift nicht jehr züchtigen Gejängen mit Mufifbe- 
tung herein, und ein Hochzeitäfnecht hängt fie tätjchelnd und 
eichelnd unter brüllendem Gelächter der Anmefenden, Die 
8 hundertmal Gejehene immer wieder beladhen, an einem Hafen 
der Zimmerdede auf. Nacht? gegen 12 Uhr, ohne namhafte 
zwechslung der Gerichte, abermals Eſſen, das bei angefehenen 
ımilien berfömmlid mit gebadenen Kalbsfüßen fchließen muß. 
gen Morgen wird unter Poſaunenſchall der Koften des trodenen 
ſches ausgerufen, was nicht nur das nicht ſehr beacdhtete Signal 
m Aufbruch, fondern aud zum Abgeben der Hochzeitsgeſchenke 
deuten fol. Die Heimziehenden werden hinausgegeigt und hin- 
Sgetrompetet. Nach folder Geſtalt im Wirtshaufe befchloffenen 
hen Tagen folgen noch 4—5 andere außer dem Wirtshauſe, 
dbei oft in mehreren Ortjchaften in den Häufern der Verwandten 


278 


unter den Zönen zum Tode ermüdeter Mufilanten berumgezogen, 
und_jene mit Efien und Trinken gebrandſchatzt werden. 
. . 47 1. 


10 Im Schorndorfifchen gelten die oft 2—3 Tage währen- 
den Zehhodzeiten. Am Hochzeittage ſelbſt gegen Mitternadt 
wird das großbaufdige über und über mit Zierrat und jlıtte- 
wert gemachte Ehrentränzchen vom Kopfe der Braut durd eine 
angefehenen Bürger, Schuldheiß oder Gemeinderat nad) vorauf 
gegangener Rede abgejchnitten. Hochzeitsgeſchenke erft beim Ein- 


zug der Braut ins neue Haus. Der Zug dabei ift langſam md 
feierlich, gebildet von Knaben und Gefpielinnen des jungen Weihe, | 


dem Brautführer eine verzierte Kunkel an des Zuges Spiße, 
die Verbeirateten, fejttäglich gefleidet. Darauf folgen die raus 
und Mädchen des Ortes und bringen Lebensmittel, Abends 
fommen die Männer und ſchenken Geld. Dann hebt die Rod 


hochzeit an 
u. Befärbg. 30. 

11 In Haiterbach Ob. A. Nagold befteht die ſog. Schüler 
juppe. Bei feierlichen Hochzeiten holen die älteften Schultnabe 
nach dem erjten Geläute zur Hochzeitpredigt im Brauthaufe de 
Schülerfuppe ab, welche in einer großen Schüffel voll Suppe mi 
etwa 6 Pfund Fleiſch befteht, wozu 2 Maas Wein und 2 aihle 
weißes Brotes gegeben werden. Das mit dem Lehrer gemeinicaf- 


lich gegen en und dann zur Kirche. 
. A. Beſchrbg. S 


12 Im Nürtin giſchen findet die Einladung durch Braut mi 
Gejpielinnen und Bräutigam mit Gejellen wie allgemein um Rob 
tenburg auch ftatt. Obligates Brotjchneidenlafien und Einſteden 
der vielen Stüdlein. Bei ganz vornehmen Hochzeiten ift der airch 
gang vor dem Gottesdienſte, das Hochzeitsgelage nad) demſelben 
Don Kohlberg ab, in Unterboihingen geht dem Kirchgang Jeder 
und jogar Tanz vorauf, jo daß es oft unliebjames Zuviel wird. 
In Erfenbrechtsweiler gedenft man der Sindbetterinnen und DE 


— m... --- —_ 


Kranken des Orts, man ſchickt ihnen Nudeln und Rindfleiſch md 


Haus. In der Kirche befommt jedermann den KRojmarinftenge 


mit Bändern. 
A. Ob. Beſchrba. 49, 171. 


279 

13 Die Wolfigluger (Nürtingen) feiern das Hereinheiraten 
kit alter Zeit mit dem Hahnenritt. Es wird eine Henne mit 
inem Taffetband an einen Pfahl gebunden, der in der Erde 

ft. Nach dem Zile rennen die ledigen Burfche und wer zuerft 
erde jpringenb die Henne erobert ift Giger, erhält ein 
1 Maas Wein und ein Gulden vom Brautpaate. 
na 
14 Im Badnaugijchen gibts meiſtens Zechhodhzeiten ; im 
Aigen Kreiſe dauern jie 2—3 Tage Großer Kirdgang 
fs worauf die Brautfeute jehen. Hochzeinader, jelbft der Wirt 

eu angelegentlichſt darum. Der Zug ift der gewöhnliche: 
ec im Feſtſchmud voraus u. j. w. An die Brautführer ſchließt 
das Ehepaar mit Myrtenſträußchen und M.-Kränglein ge- 
an. Den Zug ſchließen die Verheirateten; die Iedigen 
ſchießen. In Filialen gehen diefe bis vors lezte Haug. 


nen; Die andern lommen Nachmittags und Abends. 
fe bei Zechhochzeiten fällt natürlich der Einladung ger 
gut aus. Kirchenläuten gibts: weder bei ftillen noch lauten 


















15 In Leinzell (Gmünd) gehen beim Hod;zeitstag von beiden 
Brautführern einer dor der Braut, der andere hinter ihr mit ger 
aogenem Degen, den aud) die Muthlanger reich bebändert führen, 
damit die Braut nicht gejtolen werde. An die Muthlanger Degen 
erden im Wirtshaus die Gejchente gehentt. In Gmünd jelbit 
ft man wie auf Faſnachten (Rottweil) jo auch auf Hochzeiten 
Srobe Dinge. Jeder des Zuges trug einft einen Strauß mit 
Bitrone. 

16 Im Waiblingijchen halten nur mehr Aermere Einzüge 
Hochzeiten. In einigen NRemstalorten ift die Sitte, nad) der 
Framung die üblichen Geſchenle dem Brautpaar auf der Straße 
Barzubieten und von Seite ber Trägerinnen müfjen die Braut- 

in das Hochzeithaus begleitet werden. 
Ob. a. 8.4. 







280 


— — 


17 Die Möhringer (Fildern) Hochzeitordnung No. 3 von 
1662 ſteuert der übermäßigen Verausgabung und den Unorbnunge. 
Befiehlt dem Hochzeiter mit Ober- und Untergewehr fid) vor dem 
Gericht zu ftellen, jeinen vom Pfarrer unterzeichneten Chegeitl 
zu bringen und einen eueraimer aufs Rathaus zu Tiefern. Pief 
©. 31. Zwei Sonntage nad) einander mußte das Paar pre 
clamirt werden und dann ftand e8 frei, ob auf dem Rathaui 
oder im Wirtshaus die Hochzeit abzuhalten jei. Dienflag de 
herkömmliche Einfegnungstag. Sonntags geſchah es nur ob be 
jonderer gebietender Umjtände. Ebenda. 


18 In Steißlingen (Hegau) gehen vor dem Hochzeittag 
Bräutigam und Ehrengefelle von Haus zu Haus und laden ein 
Die Braut wandert ebenfalls mit der Gefpielin oder Ieztere allem 
ladet ein, gibt und empfängt Gaben. Die Morgenfuppe vor DM 
Kirchgang: Kafe, Bier, Wein. Dann Kirchgang mit Mufit, de 
Hochzeiter mit dem Götte, fie mit ihrer Pathen voraus; nachhen 
in's Wirtshaus, es folgen die drei Ehrentänze. Jeder Gaſt be 
fommt zwei Quart Wein, die er bis Abende mit Weib wm 
Kindern verzehrt. Karg. 


19 Abtsgmündiſche Hochzeitbräuche. Die anverward— 
ten Frauen ſchenken Küſſen zur Hochzeit. Am Hochzeitätage gehen Di 
nächiten Anverwandten (Meiber) mit den Schenkfüffen am Im 
im Gänſemarſch halbwegs mit Mufif vom Wirtshaus begleitet 
in da3 Haus der Braut und von da wieder in's Wirtshaus. Die 
Küſſen hängt man zu den obern Fenſtern hinaus im Wirtszimmt: 
je größer die Anzal deſto größer die Ehre. Später trägt man! 
wieder in’3 Haus der Braut. 


20 Ziegelbaher Brauch. Ziegelbach gehört ſchon ei 
ganz andern Gegend an und dürfte zum Leutfircher Gebiet zähle 
in Sitte und Sprade. Da nimmt der Bräutigam einen WM 
heirateten Mann, den Hutabzieher, mit in die Kirche; dance 
noch 4— 8 ledige Burſche, jo er jelbft noch nie verheiratet mÄt. 
Die ledigen Burjche heißen Brüder. Die Braut nimmt ebenfol! 
eine verheiratete Weibaperjon mit, die Schlampere heißt; iſt bi 


ai 


Braut feine Witwe, jo find im weitern Gefolge 4—8 Mädden, 
Schweftern genamt. 

Während des Evangeliums bleiben beide Brautleute knien. 
Gehts dem Altare entgegen zur Copulation, fo jest der Bräufie 
gam den Hut auf; den ihm beim Altare der Hutabyieher abnimmt. 

21 Hohzeitbräude im Remsthah Buch u. ſ. w. Drei 

Wochen nad) dem Verſpruch ift die Hodyeit. Die Einladung 
macht der Bräutigam mit dem Brautführer. Sie ſprechen beim 
Eintritt: „Was unjer Begehren ift, wird Euch ſchon befannt fein! 
NA gät ma von der Kirch in Ochſa, na fü ma eßa und trinfa, 
hopfa und fpringa näd) Belieba!“ Den Lädern bietet man in febern 
Haufe Wein und Brot an. Der Bräutigam nimmt von jedem 
Haufe ein Schnitzlein mit, aus den gefammelten Schniglein wird 
ben Brautfeuten am Hochzeitmorgen eine Suppe gelocht und vor 
Gele. 

it bei ihrem Gange ein Haus zu und Niemand daheim, jo 

Ähreiben fie groß an die Thüre: Hochzeitläder dageweſen! 
Beim Kirhgang am Hochzeitmorgen hat die Braut eime 
Brautführerin und eine Nebengängerin; desgleichen ber 
Vröutigam einen Brautführer und einen Nebengänger. Bor 
dem betreffenden Wirtshauſe ficht man den Bräutigam und feinen 
Viautführer mit Nebengänger, wie fie jedem Kirchgangtheilnehmer 
in jinnernen großen Dedelfanten Wein anbieten; die Braut und 
Vrautführerin mit Nebengängerin teilen Brot, Sträußchen, Roſa⸗ 
Mein mit blauen und roten Bandelchen behangen aus: jeden 
obigen trifft ein Sträußchen Hinters Ohr, an die Kappe oder 
ins Knopfloch. Die Ledigen ſchießen außerhalb Etters immer. 
Der Wirtshaushof ift Sammelplatz vor dem Kirchgange: ift alles 
da ordnet ſich der Zug und ſezt ſich zur Trauung in Bewegung. 
Mac der Trauung wird die Kunkel geholt — baheriſch-ſchwäbiſch - 
"S Widele Holla — vor den Ledigen mit Muſit und dreimaligem 
Zange: nämlich in der Brauhaus Imal; auf dem Wege das 
2, mal; im Wirtshaushof das 3. mal. Die Kunfel wird wie das 
Wburgifch ſchwäbiſche Wickele Hingeftellt und drum herum ge= 
Ant. Dann get’s hinauf in’8 Lokal wo das Hochzeiteſſen ift; 





Meiblein; babei fupferne blecherne Geſchirre, Kin 
Salatfeier , jo daß die Kunfel ausſieht als ob 
daranhänge. Die Kupfergejdirre werden im W 
nagelt, an den Wänden, jo baß fie alles ſieht. 
Krone ber Kunfel fieht man 1—2 Spiegel. 
Bei der Ankunft im Saale hebt alsbald der 
3 mal tanzen Braut und Brautführer und Reber 
& Braut und Bräutigam; Vrautführer und Brautf 
gänger und Nebengängerin trifft. Jezt gibt die B 
führer einen Weftenzeug ober ein buntes Tüchlei 
Nebengänger; die Präfentation geſchieht auf der 
ſchidt man ſich zum Eſſen an und fit aber umgehe 
braten, KRalbsbraten, 2 Paar Bratwürfte, Griebı 
würſte und 1 Stüd Milltuchen an den Herrn Pf 
Nacht? oder gegen Morgen, wenn die Bert 
andergehen, werden die allernächſten Angehörigen 
ichneiden eingeladen. Vertraute find auch dabei. 
gehen die Brautleute zu den allernächſten Hin u 
vom Kränzleabfcneiden*). In einer bejondern 
Brautleute in der Mitte; alles, fogar die Elten 
Trauungslieb wird jezt angeflimmt, etwa „es wal 
einigen Strafen hält der, welcher das Kräuzle 
Wehe hie hie (Eheleute anncht ta Mahnunn im | 


E13 


mp naher Verwandter, auch Vertrauter, Pathe, darf das Kränz- 
in abſchneiden. Eine Frauensperjon macht unter dem Singen 
18 Sränzlein Ioß; Braut und Bräutigam figen mit gefalteten 
änden da, So wird das Kränzlein auf leichte Art wegzu- 
men fein. Der Abnehmer legt dem Bräutigam das Kränzlein 
ben Schooß; während deſſen weint die junge Frau. Das Kränze 
M an jeinem Rode befommt fie auf den Schooß. Jezt fangen 
!Umftehenden wieder zu fingen an, indem fie das begonnene 
d fortjegen. Alles zerfiveut ſich; das junge Ehepaar ift ſich 
Mt überlaßen. 

Der Kränzlesabſchneider bekommt dafür ein Tüchlein 
® Bräfent. 

Kommt die Neuvermählte nad) Auswärts, jo wird fie von 
hel Gameradinnen als fie nur hat umfangen. Es werben ſche⸗ 
© Bändel gefauft; in den beiden Enden ein Mämmele und ein 
chernes Klepperle, Kinderſpilzeug. 

Beim Abzug geht das Verabſchieden mit Umarmung bei ihren 
tem Geſpielinnen fort. Das Band wird ganz um fie gewidelt; 
!immele und Klepperle hängen auf beiden Seiten des Schurzes 
Aunter. Alles weint. Oft ift die Scheidende ganz mit Bändeln 
midelt, die jpäter als Wiegenbändel dienen müffen. Iſt die 
Age Frau vom Orte ſelbſt fällt das weg. Beim Einzug in's 
8 befommen die Neuvermählten von jedem Haus eine Zeine 
U Kartoffeln; darauf Brotförblein mit Schni und Zwetſchgen, 
thl. Werg liegt aud hie und da darauf, auch Welſchkornmehl. 

Der Einzug in's Haus ift eigen. Der Herbft ift die Zeit, 
Am alles eingeheimft ift; bis zum, Herbft bleibt ber junge Ehe- 
nn wie Sohn im Haufe und iſt da bis der Hausſtand ein« 
ichtet iſt. 

Auch zum Einzug muß geladen werden; das thun Braute 
terin und Nebengängerin. 

22 Conſtanzer Hodzeitbräude. Noch in den 7Oger 
dren des vorigen Säculums begab ſich der Brautbewerber mit 
er⸗ und Untergewehr in feiertäglihem Gewande, begleitet von 
m ebenjo ausftaffierten Knaben vor das ſtädtiſche Steuerhaus 


284 


an der Fiihbrüde und ſchoß dort jein Gewehr dreimal ab. Hier 
auf verfügte er jich vor die Steuerherrn felbft und brachte feine 
Anligen und Geſuch um Heiratserlaubnis an mit den geziemmbde 
Morten. Diefe jollten mit ihm ein Heine® Examen an und fudte 
fih jo dazu überzeugen, ob der Bewerber gehörig leſen, ſchreibe 
und rechnen fann. Fiel die Prüfung zu feinen Gunften aus, | 
befam er eine jchriftlihe Heiratsbewilligung. Der hocherfren 
Bräutigam trat ab, und entfernte fi; gab unten mit einer dre 
fachen Salve feine freunde fund. Bon da an zog er mit jene 
Edelfnaben vor da8 Haus der bangenden, jorgenden, ſehnſuchtsvo 
ſchauenden Braut und begrüßte fie mit wiederholter bdreimalig 
Salve. Die ängftlihe Braut wurde in der Regel durd In 
Vögel recht in Furcht gefezt, als wäre der Bittfteller mit feine 
gehorfamen Anlangen durchgefallen; fie jaß während des Cramer 
wie auf glühenden Kohlen. 

Noch im Anfange diefes Jahrhunderts gab es viele Feie 
lichkeiten. Ein bejonderer Hochzeitlader im Fracke, kurzen Hola 
feidenen Strümpfen, Schnallenfjuhen, mit Chapeau bas und jie 
lichem Degen angethan Iud in ebenjo zierliher und gut gejeh 
Rede zur Hochzeit ein. Das Mal begann um Mittag; die ein 
lichfeit endete erjt de3 andern Morgend. Außer dem Walzer un 
dem unvermeidlichen Hopſer tanzten ehrbare Bürger und Fraue 
die ruhige abgemefjene Menuet oder den beliebten Sechſer, eir 
Art von Gontretanz. Die Gaben, jo nicht in Geld beitande 
wurden im Zanzjaale an Schnüren aufgehängt, was zu viel 
Heiterkeit oft Veranlaßung gab; jo beſonders wenn Kindszeut 
Kinder aus Lumpen in Wigen, Schloger oft von übermäßige 
Größe zu jehen waren. Oft geihah arger Mutwille wie ; 2 
mit den Brautbetten, die zufammengenäht worden find, daß fi 
nicht aufgedeft werden konnten. Oftnahm man Brettchen heraus 
jo daß die Brautleute hinunter fielen. 

23 S Widele holen eine uralte Hodhzeitfitte in der Reiſche 
nau, der Straße und in den Stauden üblich, aber jezt felten, weil 
abgeihafftl. In Großaitingen holte man nad dem Male am 
Hochzeitstage das Wickele, d. h. die mit Werk ſchön und zier 


285 


b angelegten Kunteln nebjt dem gofd- und filberigen Nenfpin 
1. m. Der Zug bewegte fi) ins Haus der Braut: und ein 
üben trägt Hochzeitsgeſchenle; Häfen von Kupfer u. ſ. w. 
kaotifar, Durjlag zum Spazenmaden dürfen als Geſchente 
ft felen. Mitten im Orte auf freiem Plaze ftellt man das 
tele hin und tanzt. Y/; Stunde darum, wobei der Wein und 
wrfrug fleißig die Runde macht. Jedes Mädchen oder frau, 
am gleich alt, muß einen Tänzer Haben, ſonſt iſt's eine große 
ande: befommt eine feinen, jo lacht man fie brav aus. Daher 
Aufforderung, Schreien und Rufen oft nad) Hausfnechten, die 
endlich im Ausſicht auf gute unentgeltliche Zeche von Seite 
t Tanzerinnen herbeilafjen und tanzen. Nachher gets dem Wiris⸗ 
us zu und der Tanz wird fortgefegt, worauf das Widele zur 
de in eine Kammer gelegt wird. Sonft ift dort Widele = 
'em Flodlein Werg. Ein Tanz in den Stauden: 

Hoppete ho in d’Doana nei 

Mei Alte will ett ſpinna 

Schopp'r a Widele Werg in 4. 

Und laß da Teufel brenna. 

in Augeb. Wh. 41b. 


74 Aufder Alb. Als ein Beijpiel der bejonderen Gemohne 
der Alpenbemwohner diene die Beichreibung ihrer Ehe-Con- 
Dieſe find einem förmlichen Handel und Kauf vollkommen 
Wenn 2 junge Leute fi verloben wollen, jo treten 
tige Eltern mit ihren nächſten Anverwandten zufammen, 
er den Kauf abzufchließen. Der Sohn fauft jodann dem 
8 Baurengut, nebſt Haus, Vieh, Pferden, Schiff und 
ab, wie ein Fremder, am Kaufſchilling darf er aber 
uhgut abredjnen. Iſt die Braut, ihre Eltern und Freunde 
ieden, jo wird der Contraft aufgezeichnet, und von allen 
iunterſchrieben: wo nicht, jo handelt man mit dem 

er genug nad) dem Sinne der Conttahenten fallen 
und will ſich aber der Water nit bequemen, fo 

h der Handel, und der Sohn muß feine Geliebte fahren 

eine andere wählen. So auch umgefehrt, wenn es 


Sohnes Eltern nicht mit der Braut Heurathgut zufrieden find, ſo 
kann fie auch wieder ihre Wege ziehen. Das Geld muß alädamn, 
wie e3 angebungen wird, bezahlt werben: gemeiniglich Hälftig baar, 
die andere Hälfte aber zu Zihlern, die oft 5080 Jahre währen 
tönnen, jo daß mancher von jeinem Großvater und Urgroßvater 
ber noch Zihler zahlen muß. 3. 3. an 500 fl. zahlt man 
etwa jährlih 6 oder 8 fl. zu Zihl. Vom baaren Gelbe, und 
was etwa die Eltern jonft noch an Capital und Meubles haben, 
werden den übrigen Kindern Heurathsgüter gegeben. Der Baker, 
der jein Gut dem Kinde verfauft, dingt fi) aus, was das Kind 
ihm lebenslänglich für Leibgeding reichen muß; und fo liegt die 
Erhaltung und PVerforgung der Eltern und etwa elender Krüppel⸗ 
bafter und zum Ehſtande untüchtiger Kinder demjenigen ob, ber 
das Baurengut käuflich übernommen hat. Ferner dinger der 
Vater aus, wie lange er noch die Haushaltung führen wolle; um 
innerhalb folder Zeit ift der Sohn mit feinem Weib nidts al 
Knecht und Magd; dafür reichet der Vater dem Sohn und ſeinen 
Kindern, foviel er während dieſes feines Knechtsdienſtes zeuge, 
Speife und Kleidung, welches alles im Heurathsbrief ſpecificin 
wird, und anftatt des Lohns läßt er ihn etwa 1 Jauchart Ades 
mit Tinfel, und 1 mit Haber jchneiden und den Ertrag zu Gel 
machen, wintert ihm auch etlihe Stüd Vieh, und gibt im 
Flachs und Hanf, oder gewiffe Ellen Tuch und wild, nel 
Schuh, Leder und Nägel genug. Gibt nun der Vater feine Haus 
haltung auf, jo wird er Pfrönder, und die Jungen müflen ihm 
alles anjchaffen, ihn aud), wenn er gar nicht8 zu arbeiten vermag. 
verjorgen, wie e8 ausbedungen worden. Auf diefe Art fönnen 
manche 12 bis 15 Jahre mit einander in der Che leben, un 
ind noch mehr nicht, ala Knechte, fonften aber aller Steuern und 
bürgerlihen Beichwerden frey, haben aber auch feine bürgerlidt 
Beneficien. Der Braut Heurathgut beftehet in baarem Gel, 


proportionirlihem Hausrath, der befien Kuh aus des Vaters Stalk, 


und einem Schmal-Rind. Iſts dem Vater des Bräutigams nit 
genug, jo wird ein weiterer Handel verfucht, oder Die Heurath 
zernichtet, wie fih denn etwa um 1 Baar Schuhe, oder um 15 Ellen 


— —. 





287 


Zwilch willen der ganze Handel verſchlägt, bis beyde Familien 
darüber einig werden. 


25 Hochzeitsgebräuche zu Ingelfingen am Kocherfl. 
Den erften Tag nad) der Hochzeit um 4 Uhr gehet der Zug aus 
dem Hochzeitshaufe. Voraus blajen die Mufifanten. „Diejen 
folgen 2 bis 3 Paar fleine und eben foviel erwachſene Mädchen 
‚wit Körben, dann das junge Ehepaar; zur Seite 2 junge Burjche, 
wovon der eine 10 bis 12 mäßige zinnerne Flaſchen mit Wein 
an einem ledbernen Riemen anhängen, der andere eine Maßkanne 
md ein Zrinfglas in der Hand Hat. Voraus laufen Jungen mit 
leeren Säcken. Der Zug gehet bloß durch die Gafjen des Orts, 
Aber ganz natürlicher Weife ſehr langfam, um jedermann Zeit 
zu laßen, ſich mit einem beliebigen Hochzeitgeſchenk in Bereitichaft 
zu halten.“ | 

Jeurnal v. u. f. Difchl. 1787 b. ©. 202. No. 3. 

26 Aus Donaumwerd berichtet Franz X. Bronner in jeinem 
Leben 1415: Die Hochzeitfeyer nahte fi. Die Brautleute ſowohl 
als die übrigen Hochzeitgäfte tragen in der Gegend um Donau 
werd, wenn fie zur Trauung in die Kirche ziehen, eine Zitrone 
mit darinftedendem Rojmarinftrauße in der Hand. 

In Großelfingen im Rieß heiken "die zu Haufe gehaltenen 
Hochzeiten Gillkrätzleshochzeiten. Der lezte Säbel beim 
Hochzeiten den 2. Dezb. 1828 zur Anwendung. Gefallene wurden 
auf auf dem Gerichtähaus getraut. Die Montagstrauungen 
Wurden den 14. Nov. 1842 wieder eingeführt. 

Handſchriftl. Ehronit von Großelfingen von Phr. Fleifchner 1833. 


27 Hochzeitsgebrauch zu Künzelsau am Koder- 
fluß. „In Künzelsau gehet den Tag nad) der erften Hochzeitnacht 
dee junge Frau unter Begleitung ihres Gatten und der Braut- 
jungfern, wovon immer 2 und 2 einen leeren Korb tragen, von 
Haus zu Haus, jaufen mit einem gemwiffen Ungeftüm in die Wohn- 
ſtube und begrüßen den Hausherren und feine Frau, welche ſich 
anf diefen Beſuch immer in Bereitihaft halten — mit Diejem 
Anhang: 


288 


„Ih habe mid) diefe Nacht arm geichlafen, ihr fol mir 
auch was fteuern.” 

Hierauf gibt jedes — oder iſt vielmehr Ehren halber gr 
nöthiget, nach dem Verhältniß und den Umftänden, an Silber x. 
etwa3 zu geben, welches die Brautjungfern in ihre Körbe legen 


und ſogleich wieder weiter wandern.” 
Journal v, u. f. Diſchl. 1787. 6. ©. 202. 


28 Eine Hochzeitjitte aus Schwaben fteht in Gräters Jdun 
und Hermode 1812 S. 204. Die Braut entfernt jich, der Bräufi 
gam auch, die Muſik ſucht die beiden. Forderung zur Kapitule 
tion, Abfingung von Liedern; Geräufh mit Töpfen u. |. m. 

Leider ift der Ort von Gräter nicht angegeben. 

29 Im Leutlirher Oberamte fpielt der jog. Feſt wein nad 
den Sponfalien und der Abdanfer bei ben Hochzeitfeierligteiten 
eine Hauptrolle. Ob. U. B. 42. 

30 In Gärtringen (Herrenberg) bringen die Mädchen an 
Morgen nad der Hochzeitnacht den Neuvermählten Mehl, Cie, 
Dürrobft, Erbſen, Linfen, überhaupt „eflende Waare“ und da 
beißen fie Morgengabe. Da finden fi die Kameraden de 


Hochzeiters ein und das Tanzen verfteht ſich von jelbft. 
Bgl. Ob. A. B. 36. 


31 Schwerttragen *). J. W. Wolf jagt in feinen Beiträgen 
zur deutſchen Mythologie S. 14 bei Abhandlung des Schwert 
Wuotans: So kommt auch das Schwert bei Hochzeiten vet, 
wie au im 18. Jahrh. in Schwaben die Brautführer groß 
Schwerter mit flatterndem Band vor der Braut hertrugen. 

Anm. In Oeftreih ob der Ens (jo wird im Mufeum Franjo 
Karolinum 1869 S. 53. 64 gejhriben) ſollen die Hochzeitslader ot 
Zeutlader früher Degen getragen haben, deren Griffe mit Bändern Wr 
jiert waren. 

Heute den 2. Mai 1863 erfahre ih in Ebnat, dab die 
Gebrauch auf den heutigen Tag nod dort in voller Uebung iſ 


*) 5. Näheres bei Rochholz. Der Glaube und Braud. I 0-2: 


289 





Ie beiden Brautführer tragen zu jeder Seite der Braut ein Schwert, 
tgleiten fie damit vor den Altar, treten nun zur Seite und be— 
leiten fie dann wieder ins Wirtshaus, wo die Schwerter über 
m Platz, den die Brautleute einnehmen, in bie Dede geſpießt 
haben. Iſt die Braut des Ktranges nicht mehr würdig, jo wird 
t flatt von den Schwertträgern von 2 Weibern zur Kirche und 
träcgeleitet. Der gleiche Gebrauch herrſcht nod im Ohmenheim, 
Ermanglung von Schwertern nehmen fie Säbel oder Hirſch- 
Inger, 

In Göttingen A. Ulm bejteht der Gebraud) nad. Ebenjo 

Veidenftetten bis 1870. 
Desgleichen in Jungingen, 
Sal. D. U. Beidrs, v. Ilm ©. 34. 

Auch in der Gegend von Wallerftein. In Stadt Neresheim 
it der Gebrauch noch in den 1820ger Jahren. 

Nah Hadländers Jluftrirter Zeitg. 1863 S. 664 beftcht 
: Gebrauh auch in Neubronn O. A. Nalen, die Brautführer, 
lche die Schwerter oder Degen tragen, heißen Hochzeitsknechte, 
hrend der Einfegnung freuzen fie die Degen. 

In Ebnat nimmt die Braut nad der Trauung im Wirtd- 
is den Kranz in dem Augenblid ab, in welchem das den Mittel- 
ilt des Schmauſes bildende Sauerkraut und Schweinefleifch auf» 
tagen wird. 

In Jungingen überreicht die Braut unmittelbar nach der 
auung dem Geiftlichen ein Sadtud) (in der Regel ein buntes) 
Gefchent. 

Der Hochzeitszug wird vom Wirtshaus zur Kirche mit Diufit 
leitet und wieder zurüd. Jeder der Mufifanten hat dabei ein 
#8 Sadtuch, das ein Gejchent des Brautpaares ift, auf dem 
df liegen. Vor dem Altar jtellt ſich rechts und links ein Ehren⸗ 
le auf, der einen von toten Bändern ummundenen Degen 
der Hand Hält. Nach der Trauung überreicht bie Braut dem 
iſtlichen ein Sadtud. 

Nah Hadländers Illuſtrirter Zeitung 1863 S. 664 befteht 

19 





PS EFASerREESEREEN En . 
der Anverwandten und Belannten „ihabab“ gier 
bemittelten Haushaltung mußten bie Väter der S 
wahrnehmen, daß bitteres Elend centnerſchwer a: 
und flatt eines frugalen Tiſches das Nagen an 
jebem Morgen und Abend ſich wiederholte. Ur 
ſchen Aushaufereien Lräftigli zu begegnen, fah 
Stäbte und Märkte veranlaßt, ftrenge Gejege eir 
eiferner Conjequenz deren Uebertretung zu ahndı 
nun find recht Iehrreid für die Kenntnis diefe 
geſchichte; wiewol fie einander fo gleih und & 
ein Ratsherrenmantel dem andern. Hat man 
zeitordnung gelejen, jo fällt einem eine Augsburı 
es find diefelben Recepte geſchrieben gegen d 
ſchwendung, die ſich wiederholte, Land auf und 
die Sache in der Atmoſphäre läge und ſich bal 
ſchwächer niederſchlage. In Ulm ſah das nieder 
Ieren Stande angehörige Volk die reichen Feſte 
in Augsburg desgleichen, in Lauingen war ein 
grundftod, der ſchon im Stande war, mit man 
Mächtigen im Gelde zu wetteifern; leider zogen 
die latholiſche Religion wieder mit den Waffen 
geführt wurde, nad) Um, Augsburg und Nürn 


Matririer nahen ⸗8 arabartin unh ala fe fahan 





293 


Bräuche bei Hochzeiten, ſah ſich der ehrbare Lauinger Nat ver- 
onlagt, Schon Anno 1594 Einhalt zu thun, wenn nit Armut 
and Elend zufehends innerhalb der Mauern krankhaft ſich aus⸗ 
breiten jollten. Gott, deſſen Werk der heilige Eheſtand ift, zu 
ren, jchrieb die obere Behörde Ordnung über Ordnung aus 
amd glaubte fteuern zu können. Doch öfter umfonft. Schon Anno 
1612 verließ die Lauinger Prefje die wolbefannte, mit dem Stabdt- 
wappen, dem gefrönten Morenkopf verjehene Hochzeitordnung, 
die nad) Geftalt der Zeit und einfallender Umstände ftrenger und 
ansführlicher gegeben zu jein jcheint, denn ihre Vorgängerin 
von 1594. 

Bor allem und zu oberjt fteht hier eine eingehende War- 
aung vor ungejeblicher, heimlicher, unbefannter Verlobung. Diefer 
Punct ift ein Teidiger Hemmſchuh für manchen Fortſchritt im ſo— 
Galen Leben früherer Zeit gemefen. Ganze Familien, ganze Ge- 
meinden traten durch eine heimliche Verehelichung oder Verlobung 
einander feindlich gegenüber, und die Sache hob ſich nicht immer 
zum Frieden beider. Dan denke fi, daß gerade in Lauingen 
der heimlich verlobte Bürger, ob er aud) auf das Bürgerrecht fre= 
ventlih pochen und trußiglich jündigen mochte, von dem ehrſamen 
Rote ausgewieſen werden konnte. Welche Störung, welche Ver⸗ 
nichtung der ganzen Zufunft eines jungen Mannes bei damaligen 
Zeitläuften! Dazu kam, daß heimlich Verlobte, wenn fie geduldet 
Wurden, aller jener Treuden müßig gehen mußten, welche andern 
griſtlichen Eheleuten vergönnt waren: die folenne Hochzeit. Kein 
Bunder, daß auf dem großen Goncil zu Trient dieſer Punct jo 
ſehr betont wurde. Die Kirche mußte ihre äußerften Mittel auf- 
Bieten, befonder3 heimliche Ehen zu verhindern. Und die heim- 
Kihen Verlobungen waren nur die Vorftaffeln dazu. 

Die Verlobung beißt in der ältern Sprache „Hinſchwö— 
tung“ oder dag „Hinſchwören“. Waren wirklich zwei junge 
Lete einig über die Verehelihung, jo fand das Hinſchwören 
Pott, wobei einige „ehrliebende” Perfonen mit Zuziehung eines 
Kirhendieners fi einfanden. Diefer Kirchendiener, unter dem 
man wol einen Geweihten zu verftehen hat, mußte erbeten werden. 





294 





Sein Geſchäft hiebei gieng darauf, den Leuten, fo fi) ein lid 
Verſprechen geben wollten, vom ehelichen Stande einigen Unter: 
richt beizubringen, fie an's Gebet zu gemahnen, um Erlangung 
des göttlichen Beiſtandes zu einem ſo hochwichtigen Vorhaben. 

Auf das „Hinſchwören“ folgte die Stuhlfefte, der Bei 
mein, wie man da und dort noch heute fagt; in Oberſchwabe 
geradezu Heiretötag genannt. Da muß es arg zugegangen 
fein, denn der Veftwein ift in Ulm ebenſo gebrandmarlt ge 
weien, wie in Augsburg und in Lauingen noch ganz bejonden, 
„weilen fi die Leut jo hoch in Untoften vertiefen, daß man 
man hernach ein Hausweſen und burgerlihe Handtierung um 
Nahrung anjtellen fol, das Heiratgut oder Zubringen meiftenteiß 
binweg und umgebradt, und die Eheleut ſich nimmer erholm 
tönnen, Not leiden, oft im erften Jahr daS lieb Almoſen mw 
Schreien müſſen.“ 

Der Beftwein follte mit dem Anrichten Tängftend um 3 
Uhr Nachmittag angefangen werden. Wer die Stunde nit ir 
hielt und anrichten ließ, wie's beliebte, büßte 2 fl. Strafe. Beier 
Zehen nach dem Veftwein fcheinen nichts jeltenes geweſen zu je, 
waren verpönt und die Webertretung gleich bedeutenderen Ur 
brechen abgeftraft. Wer 300 fl. baar zujammenbradhte, oder ie 
gendes Gut von felbigem Werte vermochte, durfte den Veſtwen 
ſchon feierlich begehen. Doch die vorgejchriebene Berjonengel 
überfchreiten oder eine „Nichte“ (Gericht) zuviel beibringen # 
laſſen, zalte Buße; für Lebteres je 2 fl., für Erſteres je auf ein 
überzälige Perjon 30 fr. 

Der Veſtwein war vorüber. Jezt mußte ji das WM 
lobte Paar beim Bürgermeifter im Amte, darnach beim Her 
Ortspfarrer ftellen d. h. fi) quasi anzeigen. Bevor das mil 
beobadjtet ward, fonnte von einer DVerfündigung nicht die Re 
fein. Der allgemeinen Ordnung nad hatten fie das Brauf 
eramen beim Herrn Pfarrer zu erftehen, „fie wurden“, jagt bie 
Vorſchrift, „aus dem Katehismo notdürftiglid) eraminirt.“ Halten 
fie jo genugjame Rechenſchaft von ihrem Glauben gegeben, 1 
zeigten fie die Einwilligung und das Vorwiſſen des Rates KM 


N 


hochwürdigen Herrn vor, was in einem Zettel vom Bürgermeiſter 
und Stadiſchreiber unterzeichnet, beſtand. 

Nach der üblichen Proclamation benahm man ji mit Eltern 
und Vormündern über die Zeit des Kirchgangs, ſowie über Pre— 
digt und Einfegnung und meldete, rejpective bat beim Deren 

Piarrer darum, aber ja zeitlich genug zuvor; fagte genau den Tag 
der Hochzeit am und beſtellte jo die Nachricht an die Einzuladenden, 
So jehr Zeit den Sermonen bei Leihen und Hochzeiten 
Leben wünſcht, wird es doch noch eine gute Weile 
J hen Sitte abzutun. Seiner Zeit hatte die Sitte 
A ; feitdem Aber der Abſtand zwiſchen Reichen und 

i ſeitdem ift es lächerlich zu hören, wie dem Reis 
‚gute, dem armen Tropfen gar feine oder gar 
tige, fältere denn Eiszapfen und mijerable Rede gehalten 

I meine nur gewiſſe Gegenden und auch da nur gewiſſe 
ien. Es muß auch jhon im 16. Jahrhundert welche ges 
haben, die ſich um Predigten bei ihrer Verehelichung wenig 
en, Wenigſtens jagt ein Lauinget Ratsbeſcheid Leuten, die 
nicht zu dem gebührlihen Erſuchen und Anſprechen beim Hrn, 
er anfchiden Tonnten, geradezu alles feierliche Geleit und alle 
N ab, „ſie ſollen ſchlecht eingejegmet werden“ 
d heißt ſolch Benehmen ein Verbrechen, einen verſchuldeten 



















Iezt zum Kirch gang ſelbſt; er Heißt im den Acten ſchlecht- 

Ein der Hriftliche. Von Oftern bis Michaeli galt 8 Uhr, 

don da an bis über den Winter 9 Uhr Morgens als die Normale 

Funde der Einfegnung. Cine Viertelftunde vor der anberaumten 

Dit ertönte das bejondere Glödlein, „damit ſich meniglich unent- 

N Wuldiget bei Zeit zum Kirchgang ſchicken möge.“ Wofern aber 

dſmen auf das Zuſammenſchlagen nit alsbalden zur Kirchen 

ie, ſondern eine halbe Stunde darüber ausbleiben wird, 

von den Bertrauten zur Straf zween Gulden genommen 

- Ober aber im Fall Umvermöglichleit, ein andere an fie gelegt 
Werden. 


Einer eigentümlihen Unfitte begegnet ein Ratsdecret zu ©. 


206 
Schon ſeit Atem jcheint ſich der Brauch im gemeinen Leben Ein 
gang verſchafft zu Haben, bei der fogenannten Morgenjuppe rl 
voll und toll ſich anzueffen und anzuteinfen. Noch Beutzutagt 
treffen wir den Unfug anderwärts. Ich kenne ein Baueenmeih, 
die 3 Tage fih förmlich ausgehungert Hatte, wm ja bie aut 
Morgenfuppe rechtmäßig mitmachen zu können, bis ihr der Magen 
aus Nand und Band gieng und die befannte Geſchichte bes Ulrid- 
rufens noch vor dem Kirchgang eintrat, 

Weil einmal die Predigt da, meinte der Magiftrat von Lur 
ingen mit vollem Rechte, jo folle fie auch fich zu Nußen gemadt 
werden. Um das Wort Gottes und das Gebet würdig für fü 
machen zu fönnen, müfje man deſto nüchterner und anbädhtigrr 
fein; es jolle daher Niemand bei der Hochzeit eine Morgenjuppet 
oder einen Trunk nehmen, nötigenfalls aber mur bei fih m 
Haufe. Wer von Außen geladen, genieht Suppe und trintt vor 
her. Einheimiſche büßten die Uebertretung mit 15 fr. 

Mitunter fam es vor, daß trotz des vorherigen Glodenzeiden 
die Gäſte zu jpät in der Kirche erſchienen. Das ward jedemil 
übel vermerkt. Denn zum theoretiſchen Teil zu gehen, bedingt 
in der Regel den practiihen. Wer erftern ſchwänzte, und el 
beim Male erjchien, war der Verfäumnigftrafe verfallen un 
büßte 30 fr. 

Wie nod) heute iſt die alte Geichichte des Kirchganges den 
gaffenden Publicum immer neu; denn wie kann jo eine 
feit unbegafit vorübergehen? Ich glaube, größere Narren 
N. N. gibt es nirgends in der Welt; jelbit der gute Mom, 
wenn er vom Bureau durftig und hungrig heimfommt, findet kir 
Weib und fein Feuer: es ift ja eine Hochzeit bei St. Boniſaz Mt 
in der Peterffiche! In Sauingen muß es mitunter recht mt 
hergegangen jein. Denn der Rat verbietet alle Untuh, ale 
Gejpött und ärgerliche Gelächter, und verweiſt zur Ruhe, zu! 
Zücjtigfeit und gebührenden Ehrerbietung; folange die Kirdbit 
noch um die Kirche waren, hatte das Publicum feinen beitimmtr 
Stand» und Gaffort außerhalb der Freithofmauer. Wer ct 
Kleider anhatte, dem war es umverwehrt, am der heiligen Bar 











297 


fung Zeil zu nehmen, „zur Predigt, Gebet und Fürbitt.“ Machte 
das Volk Exceſſe, jo fand unverzüglich die anbefohlene „Ihuen- 
der Eifenftrafe* ſtatt, die Mann’E- wie Weibsperjonen paffieren 
fonnte. Daß dem Volte aber alle Berechtigung zur Unruhe und 
jum Gefpött genommen werben fol, ift unrecht. Denn bei ſo— 
genannten Misheiraten, wo der Mann um */s Jahre mehr zählt, 
8 die Braut, hatte der Pöbel von jeher ein Recht, zu rumoren, 
md würden auch nur die Buben mit Pfannen und Dedeln Türmen. 
Da lann mit Recht nicht ftreng entgegengetreten werben. Es ift 
altes Voltsrecht. 

Eine Hauptrolle jpilt in den Ordnungen und Ratsbe- 
Ihläffen die Anzal der Geladenen. Die Lauinger Ordnung läßt 
u „die Verlobten, deren Eltern und Vormünder, Gejchwifterten, 
and den Ehegatten und die eigenen Kinder aus vorigen Ehen, wie 
aud fremde und junge Kinder in 8 und 9 Jahren, Spielleute 
und Aufwarter, von alten Leuten mehr nicht denn 15 Paar, und 
don jungen Ledigen 12 Perjonen, oder im fall fi) mit fo viel 
Xbigen Niemand beladen wollt, noch auffommen fönnte, an dero 
Wgang fo viel alte Leut, da anderft der Verlobten Vermögen 
800 fl. oder darüber, wo es aber darunter, nur 8 Paar alte 
amd 8 junge Perfonen geladen und gejpeift werden. Uebertretung 
loſtete per Kopf ein fl. Darüber fand ftrenge und gewiſſenhafte 
Eontrole ftatt. 

Ein uralter deutſcher Brauch ift die Sorge für die Armen 
bei ſolchen feſtlichen Anläſſen. Die Armen ſchaarten fid bei 
dochzeiten von Nah und Fern und zogen ſchon im Mittelalter 
db befondere Augenmerk der Gebieterin und Braut auf fi. Ich 
innere an die Möringer- und ähnliche Sagen. Noch heute 
gt es Landſchaften — ic) fenne mehrere im Schwarzwalde — 
w am Hochzeitätage das Brautpaar Geld auswirft, und Finder 
ud Arme leſen es auf. Im alten Cauingen wurde jedesmal ein 
Beten in der Kirche aufgeftellt, „dem Almoſen zur Steuer und 
damit die Ehleut jampt ihren Geladnen zu milder Handreihung 
gen den Armen angereist werben.” 

Gehen wir dem Zuge nad zum Male, oder wie fid die 


298 





alten Ordnungen ausdrüden, zu der Traftation von Speis und 
Trant. Sie konnte im eigenen Haufe oder in der Zaferne ati. 
finden, ganz heutiger Sitte gemäß. Nehmen wir eine jogenannt 
Weinhochzeit an. Dem Wirte wurde angedingt, mehr nich 
denn 4 Ehrenridten auftragen zu Iafien. Auf den erſtes 
Gang wurde aufgefeßt ein Vorefien und dabei eine aufgelchnitten 
Suppe, Fleiſch nebſt einer Hennen; den zweiten Gang bildele ein 
Eſſen Fiſch; den dritten der Braten ſammt Wermut und zweier 
Weine. Wer fidh eine Ueberfahrung deſſen beigehen laſſen wolk, 
zalte 4 fl. Strafe. Wein und Brot, Iezteres ſtets neubaden, 
durfte nicht zum Eſſen gerechnet, es mußte extra angeſchriben 
werden. Ein Tiſch durfte 9 Verjonen haben, ob Mann's⸗ ode 
Weibsperjonen, ob jung oder alt, galt gleich viel und für ſit 
konnte der Wirt, bei dem die Hochzeit angedingt war, 3 fl. rechnen; 
die Perſon alfo 20 fr. Auch dafür war gut gejorgt, wenn Brit 
in Sannen, Bechern, Gläfern oder Flaſchen jtehen blieb. Te 
Wirt war verpflichtet, alles wieder anzunehmen, wie er & ab⸗ 
zulaſſen einhielt, nur 1 oder 1!/, Maß möchten ihm vergütet d. } 
zum Beſten eingerechnet werden. 

Eine dumme Sitte Hat jchon früher eingerifjen, was nuf 
immer tran3portabel war, von den Gerichten mit fort und heim 
zujchleppen. Am unverſchämteſten machen's doc) die hungrig 
Iuttlinger Hochzeitgäſte. Ta braucht man des ganzen Jahrgangs 
vom Wochenblatt, um alles ummideln und einfchieben zu können, 
gleihviel wenn aud die Brühe im Sade ſich herausarbeitet, je 
vor lauter Einſacken kommt man faft nicht zum Eſſen. Id weiß 
noch mehrere Orte, wo das der Fall. In Lauingen, Ulm, Aug 
burg :c. begegnet ein Geſetz ſchon im 16. Jahrhundert dieſen 
Unfuge. In der Ordnung von 1612 ift die Strafe für Uekr 
tretung auf 15 fr. angejeßt. Die wirtembergijchen alten Ho& 
zeitordnungen betonen diefen Punkt jehr. 

Um allem übermäßigen Efjen und Trinken vorzubeugen md 
zugleih den jungen Eheleuten jparen zu helfen, jah ſich ein ehr 
lamer Rat genötigt, Weifungen ausgehen zu laſſen, daß vom 
Hochzeitstage an — bei Weinhochzeiten — täglid nur mehr eine 

) 


EB 


Malzeit verftattet ſei für die Gäfte, das junge Gefind und bie 
Uten, und zwar um Mittagszeit, woraus erhellt, daf; die Saus 
fereien und Mäler ſich früher mehrere Tage fortzupflanzen pfleg- 
ten, Uusgenommen von diefem Verbote, nur einmal noch 
Iheifen und Gelage Halten zu dürfen, waren natürlich die Eher 
leutchen jelbft, deren Eitern, Kinder und Vormünder, Geſchwiſter, 
deren Eheleute, die beiden Brautführer und die 2 Tiſchjungfrauen; 
tbenjo ein obligater Kirchendiener und die Perjon, welche die Neu= 
dermäßlten Nachts heimgeleiten durfte, Die auswärtigen Gäfle 
Deren natürlich dabei. Ein ſolches, teilweije verbotenes zweites 
Gen, Nachteffen mußte längftens um 6 Uhr anheben. 

Die Gerichte beftanden in 2 warmen Speijen, jammt der 
dom Mittag überbliebenen falten Speis: der Preis betrug für 
den Tiſch 2 fl., jo Alte daran ſaßen. Ein Tiſch mit nahever- 
wandten, blutsverwandten jungen Leuten betrug 1 fl. 30 fr. Exceß 
der Ordnung zalte 2 fl. per Perjon. 

Die herkömmliche Zeit des Hochzeitmales war Sommers 
und Winters bis 11 Uhr eingefeßt, die Dauer bis 3 Uhr, wobei 
tinem unbenommen blieb, von 3 Uhr an auf eigene Rechnung 
Mktinfen. Sogar für gute Siorbnung ward beitens bejorgt. 
Sobald es 11 Uhr ſchlug, verlas ber Hochzeitlader die Rangord⸗ 
nung ganz nad) dem Schema des Kirchganges; wer abgelejen war 
hatte fich unvermweigerlic an feinen Platz zu begeben und fi da 
Uedergufegen. Beim Ableſen nicht Anweſende mußten ſich mit 
den vacierenden Sigen unten am Tiſche begnügen und feiner der 
Eijenden Hatte zu weichen. Der Hochzeitlader wies aud ihnen 
den verdienten Pla an. War zur beitimmten Stunde die An— 
Kühle nicht fertig, jo büßte der Wirt mit einem Gulden. 

Während der Tafel mag ſich weiter feine beſondere Sitte 
geltend gemacht Haben, bis auf daB Abdanken. Einem jtein« 
alten Brauche gemäß dankte Jemand im Namen des Brautpaares 
beierlich für den Beſuch und unterließ nicht, auf den von Gott 
Qemoditen Eheftand im Paradieſe hinzuweiſen. In der Regel 
kat e8 ein Anverwandter, ein gebingter Hodjzeitlader, oder der 
We Herr Lehrer, bei dem Braut und Bräutigam nod) in die 











——— pe mm ge 
Iabe ſchon viele Ordnungen gegen den Unfug zu 
Der Laninger Nat meint, e3 werden alle Hoi 
dem Trunt ohne alles zu nötigen, in gebühr 
Froͤhlichteit ſich dergeftalt erzeggen, damit Gottet 
lich und mutwillig nicht mißbraucht, ſondern in d 
erfannt und dankbarlich genoſſen werben, zu mı 
große Gläfer und Pocal zu trinken abgeſcha 
Uebertretung wurde als Frevel behandelt und bef 
Wie es nicht ohne Polterer und Lärmer bei 
abgehen kann, mag diejes Unweſen auch fon im 
bejtanden haben, denn der 16. Artikel der God; 
bittet fi) alles „Palgen und Fluchen und alles Uni 
falls unabläßlic mit der Strafe vorgegangen we: 
Bei weiter die gewichtigfte Zielſcheibe, gegen 
Verbote richten, ſcheint die Unfitte der übertrieb 
artigen Schenkungen und Verehrungen bei Wein 
hodhzeiten, im eigenen oder Wirt8lofale zu fein. 
Brauch und Uebermaß zu begegnen, ift der ehrja 
Verordnung eingegangen, daß ein „Paar Chen 
Reichsthaler oder noch 3 fl. als Hochzeitsgeſch 
Mann allein nicht über 2 fl., eine Frau oder ei 
höchſtens 1 fl. oder ein Reichätaler, eine Jung! 


San Maut nina AMathana 





301 


Jahrhundert eine ſolche, wo jeder für ſich zehrt und die Schenkung 
‚ungleich niederer zu ftehen fommt. Gabete- Hochzeiten mwährten 
in der Regel nur einen Tag. Gehalten war man alfo zu 
ſhenlen. Ein „Paar Ehevolt“ ſchentte 25 Bahen, ein Mann 1 
fl, ein Weib und junger Gejell LO Bapen, eine Junfrau 9 Bagen, 
Die Gabelen · Hochzeiten ftellten ſich als unpractiſch heraus und 
wurden abgetan. 

Bei den jogenannten Bierhodhzeiten war es in Lauingen 
äblih, dab ein jeder Gaft jeine Malzeit, d. h. jein Eſſen, Bier 
und Brod ſelbſt bezale; der Mann und junge Gefell zalten 24 fr,, 
din Weib oder Jungfrau 18 fr. Strenge Einhaltung der Zeit 
bar da eingefhärft. Drei Richten durften aufgetiſcht werden, 
mehr nicht, dazu niemals Fiſche. Wein und Bier nebeneinander 
Dar nicht geftattet, der Verſchwendung halber; mitnehmen vom 
Sen gieng dnrhaus nicht an. Die „Hochze itſcha nkung“ war 
niedrig angeieht. Das Paar Ehevolk betraf höchſtens 16 fr., 
Kt Mann oder junger Gejell 10 fr. Ein Weib oder Jungfrau 8 fr. 

Oftmals mag es vorgefommen fein, daß Gäfte zufagten, als 
& drauf und dran fam, aber ausblieben und jo der Wirt Ver- 
Infte erlitt. Für fie, Heißt e8 in dem Gejek, müfjen die Brauts 
leute einftehen und die Zeche zur Hälfte übernehmen. Geſchenke 
don Nichtanweſenden waren dem Ermeſſen des Gebers oder der 
Geberin bezüglich des Preifes anheimgeftelt. Man hieß das über 
Kiſch oder in dem Lädlin verehren.“ 

Was die Schenkungen an Gäfte jelbft anlangt, jo werden 
Bräutelhemden, Goller, Schuh und Kränze genannt. Es 
mp großer Aufwand damit gemacht worden fein, weil viele Er⸗ 
Affe dagegen vorhanden find. Den Brautführern und jungen 
Gefellen durften zu Ende des 16. und Anfang des 17. Jahr 
handerts nur mehr Kränze von Majaron, von anderem Blumen» 
Werl, von grüner Seide gegeben werden. 

Jezt etwas von den Spielleuten. Man fonnte da Leute 
son Diftinction wahrnehmen. In der Regel trieb man das Ger 
qaſt handwerlsmäßig; doch treffen mir nicht felten den ſimplen 
Attsſchulmeiſter im alten Sinne, der zu gewiſſen Zeiten den jungen 





302 
Leuten zum Ergepen den Fidelbogen ſtreicht. Ob bei KHodzeitn 
das auch vorkam, davon ftehen mir nicht genug Zeugnifle zu Ge 
bot. Aber Strafacten in Oberſchwaben berichten faft alljähtlid, 
wie der Schulmeifter von den Burſchen die Wirtsſtiege hinab 
geworfen worden ſei. Die Zahl der Muſikanten war fireng gr 
ſetzlich feftgeftellt. Leute, die einander 300 fl. Heiratsgut je 
brachten, durften zweierlei Mufifanten haben; die unter 300 fl 
hatten nur einerlei Spielleute: bei jogenannten Bierhochzeiten zwi 
Ihr Lohn betrug 24 fr. täglich von Seite der jungen Chelakt; 
die jungen Gejellen bezaften 15 kr.; dagegen durften fie, mit 
auh die Köchin, den Teller zu weitern Beiträgen „aufiehen' 
Die Köchin wurde bei den ſchwäbiſchen Hochzeiten von jeher gi 
bedacht. Noch heute iſt die Sitte durchaus nicht auffallend, mer 
in gewiſſen Gegenden die nichts weniger als appetitlich angefleibek 
und gepußte Köchin mit dem Schaumlöffel oder fonftigem Rüden 
gefäß von Gaft zu Gaſt fteigt und ihr „Salz“ fordert. 

Das Beſchenken des Kirchendieners von Seite der Ehe 
leute durfte nie vergeffen werden. Man erblidte darin eine ge 
wife Ehrfurchtäbezeugung gegen das ehrwürdige Predigtamt (m 
damals proteftantiichen Lauingen), darum wurd der Kirchendiene 
foftenfrei beim Male gehalten. Nahm er nicht Anteil, jo br 
zalte man ihm von einer Weinhochzeit 30 fr., von einer Yin 
hochzeit 15 fr. Wollten Vermöglichere etwas mehr thun, fo ftand 
es ihnen ganz frei, Das Beſchenken des Ortspfarrers ift uralk 
Sitte, und e3 wird fein Yand geben, wo die Sitte nicht befland 
und teifweife noch bejteht. Es ift auch ganz natürlich, dag hi 
einem jo wichtigen Acte der Geiftliche bedacht wird, es ift gleich 
jam das Opfer, das ihm die Neuvermählten bringen, um ih 
neue Stellung der Unterwürfigfeit unter die feelforgerliche Führam 
zu befunden. Es gibt Orte, wo ich e& dem Pfarrer nicht raten 
möchte, von der gejelligen Seite de3 Tages ſich auszuſchließen. 

Aber auch noch andere Verpflichtungen hatten die junge 
Eheleute. Die Meiner, Stadtknechte, Türmer wollten gleihfe® 
ihre Sache haben. In katholiſchen Gegenden fordern heute noch 
die Minijtranten ihren Tribut, indem man nicht anders weiß, ol 


308 


daß fie mit dem Cingulum den Brautleuten die Thüre abſperren, 
bis fie ſich auslöfen. Noch früher weiß ich, dab die Braut /s 
Laib weißes Hochzeitsbrot mit Wachsſträngen umwunden darbradhte, 
worüber id; mid; als Miniſtrant weidlich hermachte. Im alten 
Lauingen erhielt der Mefner bei Weinhochzeiten 12 fr. Die un- 
vermeiblichen Stadifmechte (Polizeifoldaten) und der Zürmer 
erhielten je 10 fr. Bon Bierhocjzeiten dem Meiner 10 kr., dem 
Zürmer und Stabtfneht je 8 fr. Dafür durften fie in feiner 
Weiſe bei der Hochzeit läftig und aufdringlich werden; fie hatten 
feinen Anfpruch auf Wein noch auf ein Ejfen; es jei denn, daß 
ber Magiftrat den jungen Eheleuten den Wein aus fonderlicer 
Bevorzugung verehrte; da durften Mejner, Stadfnechte und Türmer 
annehmen, was ihnen dargeboten ward. 

Wir Haben bisher von dem 2. Hauptteil nichts gehört: vom 
Zange. Getanzt wurde tie jeht noch. Aber die Zeit war dafür 
fehr arg zugemefien. Die vorſorgende polizeiliche Obergewalt 
wird wol ihre Gründe hiefür gehabt haben. Wie in Augsburg, 
Um u. ſ. w. war das Tanzhaus der geräumige Plag, mo man 
fh fammelte. Winterägeit wurde es um halb 3 Uhr, Sommerd- 
zit um 3 Uhr Nachmittags geöffnet; um 6 Uhr aber und Sommers 
um 7 Uhr wieber geſchloſſen. Ließ fi ein Spielmann herbei, 
Über dieſe Zeitpuncte hinaus zu bleiben und auf die Abmahnung 
da Anechts nicht abzulafjen, fondern noch einen Reijen zu jpielen, 
fotoftete es ihm feine Befoldung. 

Ueber den Hergang jagt die Hochzeitordnung: „es ſoll auch 
einer, ohne der Brautführer „Erlaubdnus“ ihme felbften einen 
Borragen nemmen, viel weniger dem andern fürfpringen, oder in 
@berer Weg den Rayen brechen, noch aud) ſich unzüdjtig vertrehen.“ 
Exceſſe koſteten einzeln 5 Scillinge und waren an die Knechte zu 
Weahien. Gröbere Vergehen hatten unverzügliche Abführung in 
den Turm zur Folge. 

Eigentümlihe Aufmerffamfeit widmen die Ordnungen den 
ſegenannten hochzeitlichen Abendtänzen, die beim Nachteſſen 
Rattfanden. Nur da, wo die Hochzeit war, durften ſolche Unter- 
daltungen gehalten werden. Winterszeit galt '/« nad 9 Ußr, 





304 


Sommerszeit 10 Uhr als Normalzeit für das Aufhören der Tünt 
Innerhalb diejer Zeit waren auch nur die Spaziergänge der jungen 
Geſellen anberaumt. Webertretung ward mit dem Turme geftrail 

Die jogenannten Nachhochzeiten, früher 2—3 und mehr 
Tage aneinander fortgefeiert, jcheinen manches Unziemliche in 
ihrem Gefolge gehabt zu haben, wurden darum ſchon im 16. 
Jahrhundert wiederholt verboten. 

Die fogenannten gejchlojjenen Zeiten galten wie immer. Au% 
nahmsfälle famen wol vor, doch fehlten bei ſolchen Hochzeis 
Spielleute und Tänze. 

Zur Aufrechthaltung der Ruhe und zu einem ziemlichen her⸗ 
gang hat die Verordnung fehr bedeutend beigetragen, daß de 
Bräutigam fammt zwei Freunden allmegen auf den nächſten Ms 
tag um 7 Uhr Vormittags, von jelbft und ungeboten bei 5 
Strafe und Turm, auf dem Rathauſe anzeigen mußte, ob w 
in wieweit Exceſſe vorgefallen wären und mußte der weitern ver 
fügung gewärtig fein. 

Dispens von vielen obengenannten Verordnungen erhielt 
Fremde, Fürjtlihe, Edle, Räte, jo in Lauingen die Hochzeit halle 
wollten. Aber eine Conjequenz jollte ſich Niemand daraus ziehen. 
Sole, die in der Stadt blieben und Bürger waren, mußte 
ihre Hochzeit auch da halten und nur aus erheblichen Gründen 
fonnte der Rat Vermilligung ertheilen, anderswo den tyeiltag # 
begehen. Es konnte ein Exceß fogar die Entziehung des Bürger 
rechtes zur Folge haben. 

Dies der Hergang einer Hochzeit zu Yauingen im game 
16. und 17. Jahrhundert. 

2 Mit der Dede beſchlagen. Die Zimmeriihe Er 
nit II 195 ff. gedenft der alten Sitte: „Wie man nun in M 
nacht den breutigam zulegen und man die hochzeiterna in die Char 
mer gefüert, fie baide wie von Alter herfommen, mit ber Dedin 
zu beſchlagen, hat man den breutigam nirgends fünden fünden‘ 

Hans Riffel, berichtet Schorer 17, namb ein Wittib zu MT 
Ehe, hette vor ein Scherric, wollte am Sonntag beyligen und 
am Montag Hochzeit halten und hielte auch die Jech nad) DM 


—— 


ii Ma Me 
— — — 


305 


Bad ober Brautgoldbab. Die Frau aber ward franf, daß 
man fie mit dem Sacrament verjahe am Sonntag Nachmitlag; 
darnach wollte der Riſſel beyligen und die Dede beſchlagen, 
damit er, jo fie ftürbe, erbete. Hierauf fein die vor 200jährige 
denratsbrauch aflhier zu erfehen.“ Eine der berühmteften „Dede- 
beihlagungen“ iſt die Kaifer Friedrichs II, die uns Neneas Syl- 
dius berichtet (1452). Der Kaifer Tie ſich anf italieniſchem Bo- 
den nach deutſchet Sitte ein Lager machen, Tegte ſich darauf, und 
fieß ſich feine portugaliſche Braut in die Arme legen und in Ge 
genwart aller Vornehmen des ganzen Hofes die Dede über fie 
erziehen. Beide fühten fi), und ftunden angelleidet, wie fie ſich 
Iegten wieder auf. Dies ift, jagt Aen. Sylo., eine unter ben 
Deutſchen hergebrachte Gewohnheit, welche bei der Vermählung 
Ahrer Fürſten beobachtet wird. Vrgl. Schulz, die Deutſchen in der 
Älteiten Zeit, im Mittelalter u. ſ. w. Wien 1807. I 134 ff. 

Bei dem Nieberlegen des Brautpaares nad} der Hochzeit ward 
in Augsburg früher der Anfingmein verabreicht. Braut und 
Bräutigam, Eltern welche ihn verabreichten, Leute die Zeil nahmen, 
derfielen der Strafe. 1532. 1540. 

Wein Kugeb. Worierbuch 20b. 

3 Shuhgabe. In einem alten Augsb. Erlaß des Magiftrats 
heißt es: Swan man auch hochzit Hat, fo fol man nieman chainen 
ſchuch geben, ez welle ein man danne finer husftowen zwene 
ſchüche bringen. 13. 14. Jahrh. 

Das Papiſtenbuch, fieh oben ©. 157 ff. jagt: „Kein Eh 
Iguet man ein zu verbotnen Zeit als fei fie unrein, man erfauffs 
dann umb ein ſchwarz Hennen.“ 


4 In das Pabſttum heiraten war bei Altwirtemberg fehr 
Verpönt: „T. Wölflin hat feine Tochter in das Pabſttum ver 
keirat.” „In das Pabſttum zu Pfora verheurat 6 Hlr.“ Jur. 
Eontr. Tutti. 782. 783. 803. „Das Verheuraten der Kinder ins 
Babittum Hinfürder zu meiden.” Generalrejfrpt. 1669. Reyſch. 
VIIL 802. Ebenfo verdingen in’ Pabſttum. Die Kinder 
aus dem Pabſttum abforderna.a. O. 

2 


806 


5 In einem altwirtemb. General-Reftript v. 1582, 3. jet. 
b. Reyicher IV 439 Heißt ed: „So iſt unfer befeld, da Binfän 
Jemandt fürnemens zu feiner Hochzeit umb ein Trommen ke 
dir anlangen wurdet, Du welleſt ſollichs geftatten.“ 

A. 1601 ward allzeit auch ein Hochzeittanz am Zur 
hauſe gehalten, ein Stadtknecht war dabei. Gunbelf. 

N. 1619 wurden Anfangs die Hochzeiten in Gunbdelfin 
gen nur unter dem Kirchturm oder Borzeichen eingefegnet md 


das Gefind trieb allerlei Mutwillen mit Raufen, Zopfen und med 


nachher abgeitellt, weil deswegen einige im Ausland fich einjegnm 
ließen. 

Zu Gundelfingen waren feit ältefter Zeit in der He 
berge zur Goldenen Krone die Hochzeiten. 

In Lindau wurden zu befiern Hochzeiten ehemals die Pferde 
aus dem Marftal auf Erlaubnis des Magiftrats Hin entiehet 
(Ordnungen.) 

Zu Waldfee beftand noch a. 1630 die Sitte, daß die Bräuft 
der angefehenen Bürger mit der Stadtkutſche abgeholt und det 
Hochzeit ein Abgejandter des Rates beimohnte. 

Walpdfee und f. Borzeit &. 196. 

6 Zwei ehrbare Männer mußten auf die Sitten Acht geben 
(Waldfeer Ordnung ©. 82 ff.); wenn frauen tanzten und jröß 
lich waren durfte fein lediger Dann tanzen. 18 Geladene und 6 
Schüffeln durfte die Hochzeit haben. 

A. 1534 ward einer aus der Stadt gejchafft, weil er eine 
feichtfinnige Weibsperſon geheiratet. 


7 Rotweiliihe Ordnung. „Wann denn zwo ledige Pr 


jonen in Hurerei bei einander ergriffen oder durch Schwängerig 
und in anderweg geoffenbart würde, die ſollen jedes mit 101. 
unnadjläßlich geftraft werden. Ta fie aud) ſchon einander die ER 
verjprochen, aber dody vor Beſtätigung und gebaltener Hodyril 


zufammenfdlupfen würden, jollen fie nichts deſtoweniger jedch 


obftehende 10 fl. erlegen, oder da fie Armut halber ſolche frefl 
gäntzlich zu erftatten nicht vermöchten, theils mit dem Thurm ab⸗ 
büßen. Darzue ſoll die Hochzeiterin kheyn Kranz beim Kirchgang, 


a — — 


Ge 


307 


fondern ein ſchleyer ufjhaben und von Weibern zur 
Rirdien geführt werden.“ (1618) *). 

Bei jeder Hochzeit durfte nur 3 Stund gefpeift werden. Im 
Uebertretungsfalle ſolle der Wirt 5 ® Heller bezalen als Strafe. 
Ebenſobiel follen die beiden Hochzeitfeute von jedem Tiſch bezalen, 
mann an mehr als 4 Tijchen gejpeist würde. 

Die Zimmerifhe Chronit IV 165 berichtet: „Brave Johann 
Chriftof von Zimbern bracht einsmals ein Franzoſen mit im her- 
Ms, hieß Johann Gorcier. Als er fahe das unzüchtig danzen zu 
Sttafburg, vermaint er, die Leute weren unfinnig und heilen Ia ma- 
Indie de S. Jean. Hett er erſt gejehen die benz zu Rotweit 
uf dem Markufden Hodzeiten, do ain jeder ein befon- 
deren reien fürt, was würt er dann gejagt haben?“ 

8 Freihbodzeiten. Und weilen aud) bishero ein fonderbarer 
Nibraud; mit denen Freihochzeiten eingerißen und hierinn im- 
mer eines das andere übertreffen wollen, dadurch fi dann junge 
angehende Eheleute alsbald in Schulden fteden und hernachmalen 
den Wirt in langer Zeit nicht bezalen können; als werden denen 
don der Gemeind erfter Klaß oder dem 3. Stand zwar endlich 
noch die Wein und Freihochzeiten verflattet, denen andern 
aber gänzlich abgeſchafft.“ Augsb. Polz.-O. 1735. ©. 21. 

9 Spreuerfäen. F. X. Bronner in ſ. Leben 1416: Aber 
laum war es zu Ende, jo ſprach der Pater Amand: „Wählet 
luſtigere Stüde, ſonſt wird uns der Frater Bonifazius nicht heiter; 
tr fit ja da, ala wären ihm Spreuer gejäet wor 
den.“ Was er damit jagen wollte, wird verſtändlich werden, 
denn man weiß, daß in unferer Gegend fih mutwillige Burſche 
nanchmal den Spaß machen, vom Haufe einer Verfobten bis zur 
Uür ihres verjchmähten Liebhabers Spreuer zu ftreuen. 





*) „Dahero if vor Zeiten bei den Mlten gebräuchig geweſen, 
Wenn die Braut oder neue Haushalterin das erftemal in des Bräutigams 
Haus geführt worden, fo hat man die Hausthur mit einem Rranz 
von Flach gecrönet; dardurd ward bedeutet, dab die neue Haushal. 
ferin ihren Fleiß folle antwenden mit der @efpunft.* Heribert von Salurn 
Festiv. S. 280. 


808 





10 Hochzeit auf dem Nathaufe. U. 1733 den 3. ger. 
hält Spitalpfleger Fink feiner Tochter Hochzeit⸗Glückwunſch nf 
einem Tanz in der Ratsſtube zu Großbottwar und bat die Er 


laubnis erften Tags bis Glodenzeit bafelbft tanzen zu dürfen. 
Kübler S. 72. 


XXIV 


Brauner. Seide. 

Beileid im Unglüd. Tritt in einer Familie ein Ungi 
ein, „dertwirft” eine Hub, fällt ’8 Ross, fommen Freunde und Rob 
barn und nähern ſich der Thüre VBerunglüdter in einem ganz eigen 
tümlihen Trauerſchritt. Bor der Thüre greifen weichherig 
Männer zum Fazinaitle, während die Weiber fchon vorher W 
Thränen mit Mühe unterdrüdend, plötzlich in ein jämmerlide 
Klagegeheul losbrechen und ſich beftändig in ihre Schürzen ſchnenen 
So wird nun in Gefellihaft mit dem Unglücklichen eine gu 
Weile geweint, bis ſich die hartherzigen Männer allmälig erkühne 
dem unglüdlihen Manne nahe zu treten und ihn zu tröflen 
wonach ſich gewöhnlich die ganze Berfammlung zu den Troſtgründe 
ihres Vorredners zu wiederholten Malen bekennt. „Daß man’ hl 
jebt nicht mehr anders maden fünn, und daß es halt ſo's Gott 
Will gemejen, da es jonft nicht gejchehen wär, und der Okt 
woift am Velten, worum er jo ebbes thuet und der Herr fan 
wieder gea.“ Nach diejen mehr oder weniger fataliftiichen Tröftungen 
legt Jedermann einen feinen Beitrag an Geld in einem Papier 
dem Unglücklichen in die Hand und allmälig entjernt ſich der ei 
um den andern unter jteter Wiederholung des von ihm zuerft ge 
brauchten Schlagmwortes des Troſtes. So oft eine neue Perfen 
eintritt, geht von Seite des Unglücklichen und der Weichherzigere 
von den Anmefenden das Klagen auf's Neue an, um denſelben 
Troftgründen wieder Pla zu machen, wie vorher. Wenn es &i 
Stück Vieh war, defjen Fleiſch noch genießbar, dann holt Jeder 
mann ein Stüd Fleiſch, wodurd) der Schaden großenteild wieder 
erjeßt wird. Nur bei Pferden ift ein Unglück jehr fatal, dahet 


309 


mer jo arg, als wäre ein Menjd) geftorben, der den 
hem jehr nahe ftand, 

tanfenbejud in Ertingen. Der Krantenbejud 
meift nur von Seite der Weiber, Nach der Morgenkirdhe 
Ye Mitleidige in ſchwarzem Kleid den Kranten. Sie öffnet 
e ſehr langſam und feije; angellopft wird natürlich nicht, 
der Kopf in der Stube zum Vorſchein, dann liſpelt das 
n Globt ſei Jeſes Chriſtes! bleibt alsdann an der Thüre 
halb die Arme übereinanderſchlagend, bald die Bewegungen 
Vrengens mit Weihwafjer vornemend; auf Zureden der Ans 
t des Franken nähert ſich der Beſuch in einem unnach⸗ 
© Leifejchritt dem Krankenbett; immerfort ben ſtranken 
ihwaſſer befprigend; jest macht der Beſuch eine Weile Halt 
Ht fih eine Thräne aus dem Aug; aladann hebt er 
n Zuſpruch zu maden. Unter beftändigem Weihmwaffer- 
en entfernt ſich der Beſuch wieder und darf e3 nicht unter» 
t der Thüre fih geraume Zeit mit den Angehörigen des 
zu beſprechen. Jezt erft bricht der Stron der Rebe los. 
tommt unter der Schürze hervor eine Meine Verehrung 
ſchein, wie Zuder, Kafe u. j. w. und dann geht ber 
illmälig heim. Nod oft genötigt file zu ftehen und allemal 
in Paar Worte mit den „ausfolgenden” Angehörigen des 
zu ſprechen. Die Männer zeichnen ſich nicht felten durch 
3e Naivität aus, indem fie bei gefährlichen Kranken ohne 
if herausplatzen: Alterle mad Reu und Leid! Du bift 
Du hairſcht da Gudigau nimmer ſchreia! Bud. 

m Sterbenden. Für „Sterben“ haben die Leute 
3e Sammlung von Ausdrüden: heimgehen, aufamflen, ges 
jig fein, himmeln, der geht „ins Meſmerſch Gäta“, ber 
5 bald dem Meſmer d’ Henna Halta (Allgäu), der geht 
Laub, der hört den Gudigau aud) nicht mehr, den hadet 
> Sieh Bud, Mebdiz. Vollsaberglauben 1865 ©. 23. 
jburg geht «8 zum „Hennadonc”. Es jei ein vice 
altender Totengräber oder Friedhoftüſter Anton geweſen. 
ille Welt 's Lariera haut und bald zum Hennadone 


310 


gaut“ fingt der Spipifpui Scheiffele. 'M Hennadone 's Fuck 
liefera” ebenfo üblid. Mein Augsb. Wb. 2278. In Münden 
gehts zum St. Steffej, d. h. Chriſtoffel. Ebenda. für de 
Sterben der alten Weiber hat niemand fo nädjitenliebloje Sprüde 
als der Schwabe: fie jeien zäher als die Katzen, haben 9 Häu, 
’8 braucht Arbeit bis die Seel ein Loch reißt; ſtirbt fie, jo ſei die 
Hebamme nicht mehr ſchuldig. Ruhiges Sterben ruhiges Genie. 
Die Stube wird verfchiedenemal mit Weihwaſſer bejprizt, um de 
Teufel zu verſcheuchen. Richtet fi jemand zum Sterben, fo kt 
er ihm „d' Aiſſener (Hufeijen) rabreißen lafjen“. 

Im altaugsburgijchen „Blaterhaus“ waren jog. Troftineätt 
angeftellt, „die im Abweſen der Geiftlihen den Sterbenden jr 
ſprechen und alle Tag, ſowol Morgens ala Abends in allen Er 


ben das Gebet fleißig verrichten müſſen.“ 
Schwediſche Lazaretordnung 1632. Münden Handſchriftlich. 


Liegt Iemand in den legten Zügen, fo verjpricht man en 
Wallfart, daß es bald ausgehen möge. 

Dem Sterbenden die eine Hand und den Weidhbronnen p 
reihen, als Abſchied, wird in Boms, Hochberg wol eingehalten; 
gerade jo wie bei der Kindbetterin. 

Hat der Tod fich fein Opfer auserjehen, jo treibt er dal 
felbe, wenns bald zu Ende kommt, bei gefundem Leibe raſtlos in 
Dorfe herum. Eine Angft, er weiß nicht warum, befällt den N 
ſchen. Er läuft zu feinen Nadbarn und „Freunden“ d. h. dr 
wandten. Diefe ahnen nicht? Gutes und raten ihm zu beige. 
Stirbt er bald darauf, fo jagen die Leute: „Ia, das hab ich gleid 
glagt, daß der ftirbt, denn warum? der Taud hat 'n ſchau? 
Täg im Dat 'rumtrieba.“ 


Das Zeihen mit der Glode heißt „d' Ziglod Läute”. 
Mit dem Nbfeken oder Anjchlagen des Klöpels kündet man det 
Tod eines Mannes oder einer Frau an. „Einem ’ der 
Ha läuta“ heißt es anderwärts. In Ertingen heißt es in zwi: 
ter Bedeutung auch „einem gründlid die Wahrheit fagen”. „® 
Schidung läuten“ ift ganz volksüblicher Ausdrud. gran ! 
Bronner jagt darum IL 12 (Leben): „erfchroden Tief ein Schnitte 


————e 





311 


fort um ihr die Schidung läuten zu laſſen.“ In Waldſee war 
noch bis zum Jahre 1789 Sitte, die Schidung für jede ver- 
fiorbene erwachſene Perjon mit allen Glocen zu läuten. Im jenen 
Ihre ward gejeht „mur mehr mit einer Glode zu läuten.“ Walde 
fee v, Eggmann S. 157. 


Anm. Der Pfarrer Beer von Gottmannshofen fagt feinen Wer» 
finger Gapitelsbauern 1752 in ſ. Ermahmungen „Merts Baur“ ! ©. 156 
Tolgentes: Bedendet, was werden Euch nutzen alle eure Höf, Felder, Wie 
den und alles eur Geld und Gut, wann ihr auf eurem Todt-Bethlein 
werdet daliegen? Ach jauber, nichts! Dann für alles dieſes wirb man 
hohem dreh zufammen gebundene Nehrleinineinem Weide 
Brunnen Röffeleim neben ein ſchlechtes Crugiſtrbild zu Fuſſen eures 
Rrandenbeihs euch vor die Augen hinftellen; gt eurem Haupt aber wirb 
mer für alle eure Neichtumen auf dem Simſen ein wenig Zuder, einige 
Menige in einem Papierlein eingeröitelte Kraft · jeltlein ſambt einem Schächte 
kein Lattiwergen einkaufen, euch darmit zu ſtärlen, eure @eld-Sedel werden 
bodann in anderer Händen jein, ſambt allen Schlühfen über eure Truchen 
und Räften, Darfür aber werden fie vor eure Augen etliche Glählein 
Medigin hinftellen und wenn ihr bei der Welt noch wol daran jeyet, jo 
Merdet ihr unter ſolchem eurem Kranden-Haufrat aud) ein Glaßlein Schlag- 
Walter jehen, mit einem Heinen Federlein darinn eingedundet, weldhes man 
uch zu Zeiten um die Schläf und Nafen ftreihen wird, Eure Händ wird 
Man ummiclen mit einem ſchlechten Mofentränglein, mit euren Fingern 
Werbet ihr Halten ein Meines Kruzifibifdlein Jeſu Chrifti. Diefer allein 
Bird ſich nicht ſcheuhen fih von euren talten und ſchon halb vermoderten 
Händen ſodann anrühren zu laſſen u. ſ. w. (Seidt ihr tot) jo werden 
ah (S. 158) eure Freund auch aller guten Fetzen berauben, — es ift 
Alles qut in das Grab — mird es heifien! An dem es dem ärmften 
Velller graufete! u. j. w 


Namen für den Sarg. Im größten Teile Schwabens heißt der 
Sarg „Bär“, bäre; es gehört zu dem Ablautzeitwort bairan, böran 
bören — tragen, wozu Tragbare im Neuhoqhdeutſchen zu vergleiden, 
Welches daſſelbe ift. Alſo uriprünglich: ein Geftell, das ſich zum Tragen 
für 2 oder mehrere Perfonen im Lauf der Zeit am beften geeignet hat, 
der bequemen Weiterjhaffung eines darauf gelegten Transportgegenftan * 
38 am zweddienlichften ift. Schwabiſch gilt es für Sarg felbft, was 
mundartlic) und ſelten; bei Schiller in den Räubern fommt es vor; wo- 
gegen für das Geſtell zum Stroh-, Miftfortfhaffen der Rame „Bear“ d. h. 





zen Klagkleidern und Rappen den Hobel genommen u 
U. 2. Frauen Kirchen: da hand ſy in mitten der Kird 
niedergejegt. — Auf dem Hobel und ſchwarzen Tuch if 
creutz und fein Gardinalut u. |. w.“ 4. 1591 vermach 
Frau Apotheker Fellerin zwei Gulden „umb willen ihr d 
Hobel gelafien.” (Bei der Beerdigung.) Iſt wahrfchei 
benannte Rechbrett, auf dem die Leiche ligt, jo Lange dei 
fertig und da. Hobelwagen = Leidienwagen, häufig ge 
burg fuhren Weberstnappen im Hobelwagen berum« 
wurden dafür beftraft. 
Augsb. Ib. 28. 

A. 1459 zieht Herzog Albrecht von Defterreih hen 
(Erbübernafme) und hat an dem dritten Tag de Mon 
Pierden zu Augsburg vaf lkoſtlich feinen erſten Einritt 
hatte auch feinen Gemahel mit jme gefüert, die £ 
Kobelwägen, darauf die Fürften mit jrem Frouvenzis 
Frauen geflert wurden. Graherzogin Mechtild, Freibi 
11164. ®b. III. Da wird unnötig Robelwägen in He 
Stälin’s Meinung (Schmeller 4, 37) geändert; 8 if geı 
Kobelwagen ift mol ein Hobelmagen, aber ein Hobelu 
ein Kobelwagen. K. ift Rutihlaften, Kammerwag 
nehmer Leihenmwagen. Brgl. Hildebrand im D. Wb 
bar gehören die mit Qobel zufammengefesten Wörter 
bel u. ſ. m. (Augsburg, Nürnberg) auch bieder. Ro! 
enges Meines Haus, fei es Schenke, Krankenhaus, Tau 


N J 





as 


bus . w. Die Kobelhäufer und Bierhäufer, Aufenthaltsorte von 
Gannern, Gunzburger Dofumente 17. Ihd. Die Kobel b. Augsburg; 
Seltralahsl bei Wellenburg; zu den 3-Kbbeln, Dietfirchener 


Augob. 296. 286. 

Der alemannifce Name für Sarg ift „Totenbaum“, heute wie 
dor alter Zeit im Brauche. Mit dem „Doddabomm renna” jagt man 
in der Baar für „mit der Leiche gehen®. 

Die gimmeriſche Chronit 1349 berichtet von einem erbenloßen Hans 
don Geroldsdect, der „in Hiberniam, alda daun Sant Patrizii Feg⸗ 
Fr, gepogen, bafelbft-er bie abentheurn erfarn und glidlichen widerumb 
au folder Spelunca fonıen und dannchin alle tag feines Lebens iſt er 
fo gang fill und traurig geweſt, daf; er wenig geredt, nimer lachent oder 

ih ift gejehen worden. Er hat auch ain Totenbaum, darin er 
had) feinem Wbfterben gelegt zu werden begert, ſteetigs in feiner ſchlaf- 
(amer neben feinem bet fleen gehapt.* Der Graf Hans Truchſeß „von 
Bılyurg“ farb a. 1505 am St. Stefanstag in hohem Alter. or feinem 
erben bat er um tiefe Beiſetung im Mofter Many. „Alſo in allem 
Graben do fand man tief im Ertrich ain andern Dodtenbaum; aber 
man ſucht mit weiter, ſonder ließ es aim gute ſach fein.“ Nachgrabungen 
gaben fpäter, daß jener erfte Sarg jpurlos verſchwunden war. 

II 92: „in dem aber als man den vermainten Todten in den To= 
lenbaum gelegt, hat er richten und ſich zu bewegen angefangen u. |. m.“ 
Der Kardinal Franz aus Florenz; ward während des Konflanzer Goncils 
147 „in einem aihin ®om vergraben‘, Marmor, geſchichtt. To- 
Pogt. v. Konftanz S. 98, 

Vergleiche meine Mitteilungen in Kuhns Zeitſchrift für vergleichende 
Spracforigung XV 198; XVI 424; XVII 41. XX 62, Mer iennt 
"ct in Hebels Geiſterbeſuch auf dem Feldberg die Stelle: 

Boni an Mambach tumm, jo trage fie 3. Meideli ufe 

Mitten heilige Chrüg und mit der verblichene Fahne, 

Mitten Chranz am Todtabaum und brieggen und ſchluchzen. 

Ebenfo in der Häfnet-Jungfrau; in Felners Neuen Wem. Gedichten und 
M Arnolds (des Strahburgers) Pfingftmontag. 


Leiche“). Dr. Bud berichtet: Während die Leiche im Haufe 
— — 


*) Bergl. Kehrein II 176 ff. Amandus Baumgarten IX 97. Muſ. 
dehr. Bericht XXIX. Kriegl ? S. 166 fi. 








meif 8 „Dantfager“ her mi fen, um allen nod 
geben zu fönnen nebſt bem üblichen „Vergell' 
Dantjager find nahe Verwandte, ftehen den ga 
Thüre und teilen und jchneiden Brot aus. 8 
die Zal der Brotpfunde an einige Hundert. (£ 
fingen.) Abends gehen Nachbarn und die Freund 
florbenen Haus um zu wachen: abwechſelnd Ge 
In Wurmlingen niet man, betet den Roſenkran 
vitanei vor und nachher befommt man da und | 
Brot, oft auch nichts. Im Ertinger Gäu find I 
nacht viele Leute da, teils in der Stube, Dere (H 
oder vor dem Kaufe. Wer Gelegenheit hat, kn 
die längs der 4 Wände läuft, um laut zujammeı 
eine Pauje ein jo geht der Weißlaib, Moft, Schı 
wirds nachher noch heiter. Gerne ſpricht man ı 
genen „Ja, ja, hat der jelig N. gean Gſpäß ghett: 

In Dedenpfronn und Gedingen fagt der ı 
des Verftorbenen zu den Hauptleibtragenden am 
di Gott in deim Load und i weünſch, daß iel 
wieber zämma kommet.“ 


315 

Das Abdanken beim Leichengottesdienfte warb im Ueber— 
fingen poligeifich verboten. So 1541 (Mone, Zeitfährft. 12,49), 
wegen der „Seuche“ : „Dieweil ain yeder, jo er ain opfer gehabt 
nad) der Meß heransgangen volgents Lewten, jo im zuom opfer 
in der Meß zuo eren nnd der abgeftorbenen Seel zu Troft gangen, 
banfet; jollihe Dankung jtellen meine herren ab und 
möllen, das hinfüro weder Weib noch Man zuo Nacht in ber 
Velper noch Morgends nad) dem Amt mer danken oder Hagen, 
fonder ein Jeder nad; Ußgang der Me heimziehen ſoll.“ 

In der Megel brennt das weibliche Geſchlecht 1 Jahr lang fir 
dat angehörige Verftorbene beim Gottesdienft den Wadhsftod. 4 Wochen 
lang wird jeden Abend zu Haus ein Rojentranz gebetet. So lang das 
Tale im Haus Ligt, ift am Abend in der Kirche ein Roſentranz. Auch 
frb die ganze Nacht Wächter aufgeftellt. Die Leichen find bei den Pro- 
chanten Nachmittags 1 Uhr, bei den Katholiten Vormittags. An Aller- 
len geht jedes Auswärts-Verheiratete nad Haus aufs Grab der Sei, 
Migen, Alb. Hertfeld. 


Die Leihenmalzeiten erhalten fih da am längiten wo 
das Hofigftem vorherricht oder wo der Pfarrkirche mehrere Weiler, 
liale einverleibt find. Bührlen in ſ. Briefen IT 137 jagt audh: 
eihenbegängniffe, Taufen, Kirchweihen, Märkte, ja für die 
auf zerftreuten Gehöften Wohnenden der Gottesdienft, find für 
Gebirgebewohner Veranlafjungen zu Heinen Wanderungen, Trinte 
gelagen und mancherlei Luft. Für fie ift das Einanderfehen jo 
lodend und reizend als für uns Städter die raffiniertefte Kunſt. 
, Peienfitten. Die Leichentrünfe werden im Nürtingifchen 
Anmer jeltener; war zulezt eine üble Sitte daraus geworden, In 
Erlenbrechtsweiler wird jeden Totenbarträger ein Roſmarinſtengel 
Mebft 15 Kreuzern auf den Sarg gelegt; davon darf er nur 3 

Kreuzer nehmen „damit der Tote ruben kann.“ Ob. A. Be— 
Neprg. 49. 

In Gmünd hörten die alten üppigen Leichenſchmäuſe längft 

auf, Früher giengen 12 arme, im ſchwarze Kutten mit weißen 

ägen und Aufichlägen gefleidete Männer dem Leihenzuge voran, 

rinen ſchwarzen Stab mit Zlormantel in der Hand haltend. Die 





’ 816 


— — 


Frau, die Mutter, Die Tochter des Verſtorbenen trugen Leichen— 
mäntel und Schleier, mweldde die Frau noch 6—8 Wochen lang 
im Haufe trug; der Mann war ebenfalls zu Haufe ſchwarz gr 
kleidet. Der täglihe Kirchgang hielt 4 Wochen an. Ob. 1. 
3. 80 (1870). 

In Bollmaringen (Horb) werden die Berftorbenen in ei 
Leintuch eingenäßt. 

Im Gerabronn'ſchen waren einft die Leichentrünfe ich 
üblich. „Nun ift jedoch auch diefer Gewonheit begegnet”, fügt die 
Ob. Amtsbeſchreibung S. 37. 

Leichentrünke find in einzelnen Orten des Oberamts Sup 
heim noch eingeführt. 

Ob. A. B. S. 38. 


Das Aufbehalten der Hüte bei Leichpredigten iſt in meh 
reren altwirtembergijchen Orten der Männer Sitte. 

Von entferntern Filialen her fommen in Gegenden von Aal 
oft Wagen von Ochjen gezogen mit dem Sarge ohne alle Berie 
rung; gewöhnlich fizt im fatholiichen Teile darauf eine frau, 
die ein brennendes Licht in einer gewöhnlichen Laterne hält. 

O. A. B. S. 5, 

Im Waiblinger Bezirke gibt es noch die Klagſtüle, m» 
hinein die Männer fiken, während der Trauer beim Gottezdienf. 
Der Leichenfäger befonmt ein paar Strümpfe. Ob. A. B. S. II. 


Läuten bei Leichen verboten. Ein Reſkript Herzog Fre 
drichs v. 1603 befiehlt „daß fortan bei den Leichenbegängnifite 
fremder Religionsgenoffen alles Yäuten unterbleiben ſoll. Yon die 
ſem Berbot jcheinen die Ortsbehörden zum Velten der Heilig 
cafjen bisweilen dispenfiert zu haben. Im Mehrftetter Totenbuh 
v. 1668 heißt e3: den 10. Martii ift Ulrich Dizingers, Schüpen 
Mutter aflbier, fonften von Auwingen gebürtig, allhier begrabm 
worden. Weiten ſie aber von lutheriſcher Lehr abgefallen und 
papiftiich worden, fo hat man ihr zwar geläutet, doch muß id 
Sohn dem Heyligen erjtatten 20 fr. Befehlen jie aljo dem Ur 
teil Gottes.“ Wirtemb. Jahrbücher 1838, S. 105. 


— üü 


317 


Gegen Zrauerlurus. Etwas ähnliches ift aber doch ber 
AS zu Stande gelommen, nämlich ein Gefeh, wodurch der bisher im 
Fhmang gegangenen Uebermaſſe Leichenbegängniſſen und in Wbficht auf 
ie Nleidung, wodurch mande Familien, oftmahlen mehr ‚als durch den 
Serluft der ihnen durch das Abſterben der Ihrigen erttzogenen Perjonen, 
N Betrübniß, verfegt werden, abgeholfen werden fol. Ich hörte darüber 
teilen, und bie landesvalerliche Abſicht ſeht rühmen, zugleich aber auch 
üe Beforgnik äußern, daß es mit biefem, wie mit vielen anderen ebenfo 
ten und heilſamen Geſetzen gehen bürfte: daß fie nicht gehalten werben. 
Ks päre Schade, wenn diefe Furcht gegrlindet wäre. Cine größere Tors 
eit it doch wol nicht zu gedenfen, als bie im Anſehung dieſes Gegen⸗ 
landes begangen wird. Weder die Lebendigen, noch die Verſtorbenen haben 
9m dem eingebildeten Staate, der bei den Begräbnifien mit Kleidern ger 
fieben wird, den mindeften Vorteil: jene noch empfindlichen Schaden dazu, 
die Frau, die einen Ehegatten verliert, ift ſchon gefhlagen genug, dah 
br gemeinigli ihr Unterhalt entgeht: um das Maaß des Jammers voll 
amadhen, muß aber nun noch ſoviel aufgewendet werden, daß man von 
ieher Höchft tollen Ausgabe wol einige Wochen oder Monate Ieben könnte. 
Ran fagte mir, da von diefer Sache in einer Geſellſchaft geſprochen ward, 
5 die Ghegattin eines Kanzleibedienten, da diefer mit Tode abgieng, 
nd fie in den dürftigften Umfländen Hinterließ, feinen Sarg mit rofas 
dem Taffent Habe ausſchlagen Laffen. Man hätte ihr, da fie nachgehends 
it ihren Kindern Hungerte, raten follen, den fo vornehm zur Exde ber 
Alteten Secretär, oder wer er war, wieder ausgraben zu laſſen, den Tafe 
mi aus der Baare herauszunehmen, wieder, und follte e8 auch mit Schaden 
ſqehen, zu verlaufen, und fi) Brot dafür anzuſchaffen. Würmer füttern, 
€ doch nicht dafür danken, und Hingegen fi jelhft in Rot verfegen, ift 
% furwahr nicht Klugheit und ebenfo wenig Liebeßerweifung gegen den 
erſtorbenen, der, wie die Würmer, aud nicht dafür dankt, und mit weit 
tingern auf ihn verwandten Koften vorlieb genommen hätte. Bebiente 
d Dienfiboten werden am meiften mit der neuen Trauerorbnung uns 
krieden fein. Bei diefen Leuten folle es vorhin wirklich weit gegangen 
®. Mägde 3. B. durften nicht einmal ohne ſchwarze handſchuhe über 

Gafle gehen, um auf dem Markte einzufaufen, oder Wafler zu holen. 
md ein Haus fleißig mit Todesfällen heimgeſucht, jo waren daß glüd» 
we Beitpunfte für den Bedienten oder die Magd, die fih ein fein En- 
Uchen, weil nur das erftemal Kleider, alsdann aber baares Geld für 
Trauer mußte gegeben werden, zu fammeln mußten: und Berfonen die 
© Dienfte verändern wollten, oder überhaupt Dienfte ſuchten, fahen fi 
Mich um foldhe Häufer um, in denen die Werpte einen täglichen Zteit 





818 





hatten: ober wo die Hand des Todes einen Raub nad) dem andern 


fammelte. 
Reiße eines Surländers durch Schwaben 1784. ©. 110. 


Vergleiche Montanus, die Deutihen Boltsfefte I 91. Verbet dei 
chenaufwandes u. |. w. durd den Kurfürften Clemens Auguſt. — 8 
gegen Luxus an LXeichenlleidern in Aalen ſieh Ob. U. ©. 58. 


Beerdigung Waſſerſcheuer. Eine herzoglich wiı 
Verordnung: Der Verftorbene ſoll alsgleich ungereinigt um 
gewaſchen mit gehöriger Behutſamkeit blos eingewidelt und 
Beerdigung nicht länger als höchſtens 24 Stunden in Anftaı 
Iafien, dem Zotengräber au) das Grab einen Schub tiefe 
fonft gewöhnlich machen, aufgegeben werden. Das Reſkrip 
27. März 1782 gebietet auch alle leider, Geräte, Löffel, ! 
zu vernichten. 

Beter Franck 4, 390 ff. 

Die Gugel. Als Trauerfleid erfcheint die Gugel, 
ich ausfindig machen Tonnte, zu Anfang des 16. Jahrhm 
In einem Augsburger Schriftwerfe heißt e8: „28. Novemb. 
ftarb mein Bater; klagt (trauerte) ihn alſo in vier gefl 
ultimo Junio 1520. In der SKugellapp, Mantel und 
u. ſ. mw. nichts von feudin.” Alſo viermal wechſelte 
halb fieben Monaten die Zrauerfieidung. Bei der erften ı 
Trauer erfcheint der Trauernde in einem langen fchwarzen 9 
und in einer Gugelkappe, welche vorn weit über das Gefich 
ausget, ſowie an einigen Orten die Rappen der Leichenbitti 
Klageweiber, hinten aber hängt ſolche ganz lang über den ! 
herab. Das Antlig ift alfo bier unter derjelben völlig ve 
In der zweiten Geftalt fieht man nur die Augen und die 
die übrigen Teile des Gefichtes werden durch die Kappe ve 
auch ift der Trauermantel bier etwas fürzer, und unten gu 
Degenfpige unter demjelben hervor. Die beiden übrigen ' 
dungen find einander faſt durchgehends ähnlich, außer daß i 
dritten der Hals weniger bloß ift, als in der vierten, wie 
aud in diejen zwei lezten Schilderungen der Leidtragende a 
ber Gugel einen ordentlihen Hut auf dem Kopfe trägt. 


— 





519 


Die Begleitung ber Leiche von Männern in der Gugel fcheint 
n allen fübdeutfchen kleineren und größeren, bejonders Reichsftädten, 
iblich geweſen zu fein; dabei muß bemerkt werden, daß wahrfchein- 
ih der Koſten halber nur Neiche und Adelige die Nuszeichnung 
alten. Hiezu ſtimmt die Weitenrieder’iche Angabe bei Schmell. 
[ 22: „wer eine Wappe führt, dem hängt man fie (bei feinem 
ihenbegängnis) um den Sarg, und feine Hauptfläger gehn in 
agel, d. 5. in einem langen jchwarzen Mantel und folder Ka⸗ 
ge über den Kopf.” 

Andere Stellen a. a. D.: „Hinter dieſem fommt in der 
ugel der Trauermantel der P. T. Herr Amtsverwalter mit ſechs 
ahflägern, welche alle den Roſenkranz laut beten.” (Karfrei⸗ 
eprocelfion.) „Jeder hat zwei prinnende Wandlicht in der 
md, und jeder einen langen ſchwarzen ungegirten (ungegürteten) 
od und cin Kappen am Hals mit einer berfürgezogenen Gugel.“ 
a. O. . 

Bei herrſchaftlichen Leichenbegängniſſen in Conſtanz bediente 
an ſich acht bis zchn ſchwarzer Gugelmänner, ähnlich wie bei 
n Rarfreitagsproceifionen. Dieje trugen über’8 Kreuz gebundene 
warze Pechfadeln, an die ein gemaltes Yamilienwappen geheftet 
er. Als im Jahr 1788 die Kaiferin Maria Therefia jtarb, 
urden in der Domkirche und bei St. Stefan Trauergottesdienfte 
halten, wobei 24 ſolcher Gugelmänner mit über’8 Kreuz ge- 
mdenen Syadeln, an denen die Wappen bededt waren, das Trauer- 
räfle umgaben. Dieſe Geftalten traten da das leztemal auf; 
es II Reformation bradıte der Sitte den Todesſtoß. Die 
ugelmänner traten etwas jpäter unter dem Namen Bubengöggel 
ob längere Zeit im Lyceum und in den Senabenjchulen auf, um 
je fauten und boshaften Schüler zu bearbeiten. 

Bellst. II 405. 
Die Gugelftoffmürfer in Augsburg und Um muflen 


wondere Abgaben in die Weberbüchje legen. 
Mein Augeb. Wb. 206b. Schmid Wb. 247. 
In Heilbronn. Bor 1782 war es in Heilbronn, wie an vielen 
wen Orten. Man mußte dem PVerftorbenen die legte Ehre antun; 
0 heikt, er ward mit vielem Prunk aufgepuzt, in einen, oft koſtbaren, 





820 





Sarg gebracht, meiftens zur Schau außgeftellt; in anſehnlicher Proccfien, 
unter Gejang und Blodengeläute, vom Sterbhaus abgeholt, und durch cim, 
entweder in der Kirche, oder auf dem Todtenader, gehaltene Leichentede 
gegen die Gebühr Lobgepriefen. Auch herrſchte in mehrern Käufern ie 
Wahn, daß alles, was der Sterbende in feinen legten Stunden am fa 
gehabt habe, der Leichenfrau verfallen, und daß überhaupt jede bey folden 
Gelegenheiten abzutragende Gebür keiner Wblürzung unterworfen er. 
Rad der Beerdigung ward gemönlih gejhmaußt, und der Ubend une 
baulich genug bingebradt. Die Trauerkleidung, melde aud dem hass 
gefinde, meiften& doppelt, gegeben werden mußte, koftete, nicht nur die de 
milie des PVerftorbenen, jondern au die nähere Terwandte, große Eu 
men, und fezte mande Häufer in Verlegenbheit. 

Die Betrachtungen über diefen Unfug veranlaßten den Magiſtrat p 
der Verordnung vom 17ten September 1782, welche wie bier beileger 
Sie ift um fo merfmwürdiger, weil fie mehrern benachbarten zum Beilpiel, 
bei einigen mit Beibehaltung ihrer eigenen Worte, gedient dat. Am 19 
Od. ward ein Nachtrag, der eine Heine Abänderung in minderbedeutenden 
Umftänden enthält, gemadit. 

Der Ton dieſes Geſetzes ift, wie uns dünkt, gerade derjenige, welde 
bei ſolchen Gegenftänden gebraucht werden muß. 

Die Zeit, in welcher Befolgung erwartet ward, trat ein; und be 
Todesfällen in einigen der erften Häufer waren inzwiſchen Veiſpiele gr 
geben worden, welche allerdings Eindrud maden mußten. Dennoch mat 
melte ein Hauffen, welcher vielleicht eine Belehrung über die Rortrefilicdtet 
der neuen Anftalt von der Kanzel erwartet hatte, und ſich jolde in ind- 
viduo von feinen Xehrern zu verjchaffen, vermutlich zu bequem war, dat 
über; und dad Minifterium in Heilbronn nahm Beranlafjung davon, U 
den Magiftrat eine Borftellung, worinnen es die Bedenklichkeiten des Yoll 
vortrug, zu übergeben. 

Wie feicht dieſe Bedenklichkeiten des Volks waren, läßt ſich leicht denler 
Inzwiſchen glaubte der Magiftrat, daß hier der Ort feie, den bios juper 
fiziellen Einfichten der zweifelnden Bürger durdy Üeberzeugungen zu gif 
zu kommen, und fo erjchien die weitere, hier beigelegte Berorduum. 
deren unterftrihene Stellen cigentlih die ihm vom Miniflerium belan 
gemachten Einwendungen der wankenden beftreiten. Wir halten die Ber 
dung, mit welcher bier der Magiftrat von der erften Strenge des Ge 
nachläßt, für einen Zug feiner Menſchenkenntnis. Den ordnunglicbende, 
aufgellärtern Bürgern wird die Befolgung der Verfügungen vom Ihn 
Sept. und 19ten Oct. 1782 zum Beifpiel für die Schwachen und Um" 
jenden der Gemeine empfolen; denjenigen aber, welche erft nad und nad 


—4 


nkan 


321 


das nilgfilhe der Ordnung einzufehen im Stand, und nad) längerer Seit 
ww ihtet Wufllärung bebürftig find, etwas nachgelaſſen. 

‚Die Folge von dieſer Berfigung war, daß von da am bie Reichen 
nah den erflen Vorſchriften, mit Unbrud) des Tags, in Stille auf den 
Totenader, gemeiniglich in Begleitung Einer — oft ohne — Leichenkutſche 
bracht, und Höchftens unter Abfingung eines Liedes beim Grab, und Abe 
ung eines Gebets vom Schulmeifter, beerdiget werden. Die Verord» 
tung wegen der Trauer wird ebenfalls befolgt. Und ſchon in den erſten 
Anhren danlle der größte Theil der Bürger feiner Obrigkeit für eine Eins 
fhlung, die ihm vieleicht zu gleicher Zeit von ihrer vernünftigen und 
ollfätigen Seite befannt ward. — Eine Anefdote, welde ums erzählt 
orben ift, wäre jehr merkwürdig und charalteriſtiſch, wenn fie Grund hat. 

Bald nad; dem belchrenden Dekret farb die Frau eines Wein- 
Mätiners; eines Mannes alfo aus der umterften Voflstlafe. Sein 
Naöber fragte ihm: Ob er feiner Frau eime ordentliche Leiche und Pre» 
digt Halten Tafje? Nein, ſagte diefer; 's ift nicht erlaubt. Jener erwie - 
derte, daß es neuerlich wiebergeftattet worden ſei. MWiebergeftattet? mol 
den Worten nach; aber leſet nur; die Herren haben ja einen Hundsfott 
darauf geſezt. 


Wogazin von und für Echwaden v. C. 9. Wagenfeil, 1787. 1. Bänden ©. 46. 


Zotenopfer. In Grofelfingen (Nieh) war es Sitte Yeb- 
kuchen und gute Sachen für die Kinder an’s Grab in Papier ein- 
gewidelt zu legen. Die Ortshebamme führte das Kind, defjen 
Bater oder Mutter eben beerdigt werden follte zum Grabe; die 
Lebluchen wurden weggenommen, dem Finde gegeben und ihm 
berfihert, daß der Vater und die Mutter das noch gegeben, aus 
Lebe zu ihrem Kinde. Dann erſt folgte der Grabgejang. 


Den 20. Juni 1828 hat Pfarrer I. M. Fleiſchner der 
Sitte ein Ende gemacht. 


Totenſchmuck. Die Blumenkränze find Zeichen der Liebe, 
ſowie des Fortlebens nad; dem Tode. Die gleichen Blumen, die 
Man heute in den Totenfranz mwindet, winbet man morgen auch 
in den Hochʒeitstranz. Die „Schäpelen“ im Sarg, ebenjo auf 

Kopfe. Eine Lilie befommt meiftens eine Jungfrauenleihe in 

Hand, bie Blume der Reinheit, auf alten Bildern vor Jeſus, 
a1 





822 


Maria aus dem Boden gewachſen. Im zwelfjährigen Möonchle 
bat das Kriftfind „in der Iinggen band ein wifjer gilge.“ B. 126 
Schaffhauſen'ſche Sitte. Unot 2. Heft 137. Häufiger ift der Ro 
marin*) bei Leichen und bei Hochzeiten wiederum auf dem Land 
wo man die Zweige in den Händen trug während des Bangı 
hernach in das Grab warf. Der Rojmarinftod ftirbt ab mit d 
Verweſen der Leiche oder zeigt Tot an durch fein Abfterben. Le 
beer ift der griechiſch⸗römiſchen Zeit eigen. Das Immergri 
ift wieder echt deutfh. In Stein a. Rh. find die Särge beidı 
der Jünglinge und Jungfrauen mit einfahen Kränzen gejier 
die der Finder haben weder Blumen noch Kränze. Im neu 
Zeit nemen modeartig die Blumen auf den Gräbern überhand 
alt ift der Braud nicht. Früher ſah man außer ben roten Roſe 
die zwei anſpruchsloſen Blumenarten : die blaßrotblühende Felle 
nelte und die weiſſe fog. Gedultblume. Unot 140 Anm. f 
dem Lande haben die Gräber fog. Buſch- oder Schlenznägeli, 
auch diefe nur vertreten in den Iilafarbblühenden Exemplaren. 


Den 5. Nov. 1647 erließ der Rat in Schaffhaufen us 
Verbot: „dieferm nad) und alsdann oud) mit ungewohnten Krängen 
nit allein einem, fondern mehreren darzu gleihlam Kronen und 
Blumenwerd uff den Totenbäumen lediger Knaben ud 
döchtern, Hoffart und Pracht, fo in ſolchem leidweſen feinesweg) 


— — 


*) Ein Reim heißt: 
Rofmarin und Xorbeerblätter 
Schenk ih dir zu guter Let, 
Das fol fein das Angedenken 
Weil du mich nochmal ergezt. 
In dem Liede auf Herzog Marlboroughs Grabe, urſprünglich auf den IR 
des a. 1563 ermordeten Herzogs von Guiſe, heißt eB: 
Man pflanzte Rojmarin rund um des Grabe Hang 
Und auf dem höchſten Zweige eine Radıtigal da ſang. 
Es ſchwebte feine Seele durch Korbeerblätter. 
Unot 113 Anmerkung. 


E23 

vortlich mod gebürlich getriben und erzeigt würt: follen 
ſtliche fränz den abgeleibten Knaben und Döchtern uff den 
enboum zufegen genhlichen abgeftridht und verboiten feyn; 
18 in ſolchem fahl einer ledigen Dochter woll ein Shäppelin, 
Mein gemeiner und ſchlechter Gattung wie von item har, 
jt werden möge.“ Mandatenbuc von 1643—66. Unot 
1. 142. 


dei gegenmwärtiger Lei) und Conbuft weyland der tugenb- 
Jungfrauen jelig, jehen wir neben anderen, wie daß ber= 
Baar mit allerhand Blumenwert und Kranzen ges 
welches ein uralter Braud) ift. Lauingen. 
wii Maghaus ©. 21. 
Imehrlid. GSelbftmörder haben auf jebem Kirchhofe 
hle abgelegene Ede. Das Begraben auf freiem Felde, 
ein Zweifämpfer, ein Raufbold, ein Wegelagerer fiel, war 
allgemein üblich. Heute noch findet man folde Stellen, 
rippe, mit einem Stein darauf, ausgegraben werden. Auf 
vegräbnifje geht der Ausdrud „verſchlagen“ heimlich 
em, verbergen in der Ravensburg. Statuten, Kirchen- und 
ordnung. 14. Jahrh. Eben. (Schmid ſchwäb. Wb. 404. 
Es heißt dort: „Wenn eine Leich ift oder mehr, hier zu “ 
lichen, fo es verſchlagen ift und man bie Leut an 
feld legt.“ Die Feldkreuze zeigen oft folde Begräbnis- 
an. 
Ibgeleibte Perjonen, die von ber Kirche und den Geſezen 
vißen wollten, mußten nad) ber hochfürſtlichen wirtembergiſchen 
al⸗O. (Sammlung 1757 Stuttgart Jentſch ©. 381) nädt- 
eile unter das nächſtgelegene Hochgericht begraben 
Da aber der Desperation halber man nicht weiß (gewiß, 
elbftmörder) foll er in einem abmwegjamen Ort, auf jelbiger 
ng, der Enden er ſich leiblos gemadet, durch den Nach- 
oder nädjft gejeffenen Cfeemeifter fo tief, daß er von denen 
1 nicht außgefcharret, vergraben werben. (Der Meifter be 
fl.) Der Wajenmeifter mußte Schaufeln, Hauen und das 
felbft mitbringen. Zufall von Hinterlaßenſchaft fand dabei 


324 


nicht ftatt. Ehriftliche Vorausſehung waltele oft ob, jo daß tot- 
gefundene Selbftmörber bisweilen auch in dem Kirchhof beerdigt 
wurden. 

Unmoraliſchen Perſonen ward, jo fie jtarben, in Großelfingen 
im Rieß nur mit einer Glocke geläutet. Katholifen durften nur 
an die Kirchhofmaner begraben werben. A. 1687 farb ein breis 
zehnjähriger Knabe durch den Fall von der obern Sceme; et 
ward Abends nad dem Gebetlenten ohne Sang und Mlang an 
die Kirchhofmauer gegen Kajpar Strauß Maierhof zu begraben. 

Am 1. April 1657 ift ebenda Leopold Gruber, breifigjähriger 
Papift, ohne Sang und Rlang nur mit einem kurzen Sermon naht 
an die Kirhhofmauer begraben worden. 

Piarchronit. Hanpfhrift von Pfarrer Fleiſchner 1839. (Bon Meldior Mer mir 
mitgeteilt.) 

Anm. Beerdigen heißt hier geradezu Tegen. „Man fegt ihn’ 
jagt das Volt. — Die zwei Heiligenpfleger, ein Bauer und ein Söldner, 
wurden gewönlid in Großelfingen auf dem Kirchhofe gemählt. 

Zur Sitte der Leihencarmina. A. 1772 den I. 
Mai läßt der Magiftrat von Großbottwar auf den Tod des hier 
wonhaft gemejenen Freiherrn und churpfälziſchen Kammerherm 
von Dachröden in Rüchſicht auf die vielen Gefälligfeiten und Gut: 
taten, welde dieſe Familie der Stadt und namentlich der Arınut 
erwiejen, ein Leichen-Carmen fertigen und druden. Es mird hi 
Herrn Sefretär Elſäßer in Stuttgart beitellt, aber von Herrn Mr. 
Gauß, Hofmeifter bei dem jungen Herrn von Brandenitein in 
Stuttgart verfertigt und Hält 2 Bogen. Gauß empfängt dafür einer 
Sprzies-Mard’or d. i. 7 fl. 20 fr. 

©. Kübler's Großbottmar S. 80, 

Tübinger Ceidenordnung*). Alle übrige bisher gewönliche Fer 
ichiebenheiten in der Trauerfleidung ſollen jo gnädigit als ernitlidft mr 


*) Trauer» und Leichen -Tax - Ordnung vor die Stadt Tübingen, ah 
gnüdigfter Vorſchriſt der Herzogl. Würtemb. Trauer: und Leichen Tu 
Verordnung d. d. 24. Apr. 1784 und des in Rüdficht bejonderer birgt 
Local-Umftände d. 19. Junii 1784 erlaffenen gnädigften Referipts Chrit 
teitlich entworfen, den 1. Sept. 1784. Tübingen, gedrudt bei Ehrifss 
Gottlieb Frand. 1784. 


boten ſeyn, da ſolche lediglich unter die übermäfige Ueppigleiten ger 
hören, und zum Hauptzwedt nicht das geringfie beitragen. Nur bei der ers 
Rem Abteilung folle denen trauernden ſowol Manns als Frauens · Per · 
ſonen frei ſtehen, zum Unterſchied dieſer tiefen Trauer 6 Wochen lang 
mit ungepuberten Haaten, aber keineswegs folde mit Flotband zu ums 
wenden, zu erjheinen: und jo mögen aud die Perfonen weiblichen Ge- 
ſchlechts flatt der immer toftbaren ſchwarzen Meidung fih einer ſtleidung 
von weiſſem Barchet oder aſchengrauen Tamis, welde aber Höchftens mit 
einem ſchwarzen Band bejezt jeyn ſolle, zum alltäglichen Gebrauch bedienen. 
$ 17 Der Leihen ASonbuft jelbft, welchem bei Perfonen, denen das 
Trauerblafen erlaubt ift, ein Barbierer in ſchwarzer Meidung, aber ohne 
Flor und Mantel, bei andern aber die Leichſagerin vorangehet, fol ohne 
Unterfchied im nicht mehr als höchſtens zwey Gutſchen beftehen, in melden 
die allernachſte Anverwandte des Berftorbenen jamt dem Beichtvater oder 
einem andern Geiſtlichen, den Leichnam begleiten Mnmen: es wäre daun 
die Unzal der Mittder in einem Trauerhaus jo gros, daß folde in zwey 
Gutſchen nicht Raum genug haben würden: im welchem einigen Fall höch ⸗ 
ftens mod) die dritte Gutſche zu nehmen erlaubt ſeyn folle. Dabei wird 
denen Gutſchern bei Strafe auferlegt, wann Leichen unterm Hag vorfallen, 
damit durchaus nicht mehr das Wiener-Gäfle, fondern geradenwegs den 
Markt (es wäre dann Jahrmarkt) zu pairen: indeme dabei das bisherige 
Vorurieil gänzlich aufgehoben wird. 
$ 18 Im Ball eine arme Familie nit im Stande wäre, ſich zum 
Vonduct einer Gutſche zu bedienen, jo ftehet jelbiger frei, den Verftorbenen 
auch zu Fuß zum Grab zu begleiten, wobei aber der Gonduct allein auf 
Die allernachſte Unverwandte, Eltern, Ehgatten und Kinder, eingejchränkt 
werden, und dieſe bei ſolcher Gelegenheit weder mit langem fylor, nod) 
im Mantel ericheinen follen: es ſollen auch weder Barbierer, noch Leichjä- 
gerin, fich unterftehen, mehrere Leute, dann hier erlaubt, zur Leiche einzuladen. 
819 Während dem Hinausführen der Leiche wird das gewönliche 
Geläut, jedod niemals länger, als eine Halbe Viertelftunde, geftattet: und 
Tolle, warn in der Stabtfirche geläutet wird, niemals mehr die @tode in 
dem Spital zugleich angezogen werden. Vetreffend aber das bisher übliche 
Gefang bei den Leihen, jo Haben Seine Herzogliche Durchlaucht per Roser. 
Spee. d. d, 19. Jumii c. a. dem gemeinfaftlichen Oberamt dahier gnär 
bigft zu erkennen gegeben, daß Höchſtdenenſelben zu gnädigſtem Wolges 
fallen gereichen würde, wann foldes, da es denen Hinterbliebenen nur 
Roften verurfacht, vor die Zukunft unterblicbe: Man verfichet ſich daher 
mberheit zu denen Honoratioribus, daß fie hierunter mit gutem Beis 


wel Dorangehen werben. 





326. 


8 20 Das Trauerblafen auf dem Kirchenturm iſt nur bei den 
Todesfall folgender Berfonen, deren rauen und confirmirten Sinder, er 
laubt, nemlich: derer herzoglichen HHerrn Beamten, fie mögen noch in 
Dienften ftehen oder nicht; derer Nitterjchaftlihden HHerrn Eonfulenten, 
Setretariuß, Eaffier und Regiftrator; Landihaft-Afiefior, Stadt: und Amt 
ſchreiber; Burgermeifter; Stadt» und Amts- Pfleger; Hofpitalverwalter; 
Schäfereiverwalter; und derer Lehrer der lateiniſchen Schule, ingleidhem 
derer Pfarrers Wittfrauen. Wo aber ein Fall vorläme, der in dieſen 
Berzeihnis nicht enthalten ift, jo fommt e8 darauf an, ob die verfiorben 
Berjon den Rang eine Burgermeifters gehabt habe: als welchenfalls das 
Trauerblofen ohne Anftand erlaubt ift; würde aber hierunter noch em 
Zweifel obwalten, jo hat der Zinfenift darüber anzufragen. 

8 21 Das große, bei biefiger Handlung befindlide Baar- um 
Leichen⸗Tuch wird nur bei der Leichenbegängnis erwachſener Berjonen, jo 
das 14te Jahr zurüdgelegt, geftattet, und zwar mit dem weiſſen Grey 
nur bei denjenigen, welde das Trauerblajen haben, wohingegen ander 


das weiffe Creuz nicht gebrauchen dörjen; bei nicht erwachienen Perſonen 


unter 14 Jahren aber wird das gewönliche Heine Baartuch gebraudt. 

8 22 In Anſehung der Baaren oder Todten-Särge iſt gnädigf 
verordnet, daß nicht allein inskünftige alle Baaren, bei 10 Reichsttaler 
Strafe, blos von thannenem, und weder von aihenem, noch ſorchenen 
Holz verfertiget, fondern auch unter den thannenen Särgen die Art der 
Arbeit alleinig auf die, bei dem Leichen⸗Tax fpecificirte Battungen, me 
runter Übrigens die Wahl denen Hinterbliebenen völlig frei ftehet, einge 
ſchränkt, alle übrige Arbeiten von Zierraten aber, die fonft gewönliche 
Kugeln von Dreher-Arbeit, ingleihem die, von denen Schloffern verfe: 
tigende koſtbare Handgriffe jamt loben, jedoch mit Beibehaltung der 
Schrauben, ein= für allemal abgeftellt ſeyn jollen. 

8 23 Das Ausſchlagen der Särge mit weifiem Leinwand folle nie 
malen geftattet, fondern der Leichnam lediglich eingewidelt, oder ihme ein 
Sterblleid angethan, aud foll nienialen mehr von den Baten des ver 
ſtorbenen Kindes deſſen Sterbfittel, Baar oder Grab bezalt werden. 

8 25 Alle weitere Mishräude, als wohin alle Malzeiten und Zechen 
der Träger, und anderer Perfonen, die Austeilung der Sträufe, Hr 
und Eitronen an Träger und andere mit der Leiche beſchäftigte oder nich 
beſchäftigte Perjonen, die Abgabe an Wein, Brod und Käs, für Xröge 
und andere Perſonen, und alle dafür erfinnliche Surrogate, nicht wenige 
das Abholen der Kräuter in den Apoteken und dergleichen zu rechnen 
find, follen hiermit gänzlich abgetan und verbotten feyn: auch wird in 
Hällen, warn ein Zunftverwandter dur feine Zunftgenofien zu Grabe ge 


3237 





agen wird, alles bisher gewöhnliche Zehen der Träger hiermit ausprüd- 
h verbotten. 

8 26 Gben jo jolle die Betellung und Ausſchickung der Kränzlen 
d GSträufe bei den Leiden der Kinder und ledigen Leute, item das Bes 
len der Baaren für die Dötlen, hiermit nachdrüklichſt verbotten feyn, 
e denn aud den Schreinern und Leichjägerinnen bei Strafe einer Heinen 
evel ſolche nit in den Sarg zu legen aufgegeben ift. 

8 27 Auf die Berflorbene ein oder mehrere Keichengedichte zu ver- 
figen und druden zu laflen, ift für die Zukunft um jo mehr abgeftellt, 
dardurch nicht nur das Trauerhaus und Anverwandte in grofe Koſten 
fezt, ſondern auch durch das Ausſchicken derjelben viele andere Familien 
gen der eingefürten Trinigelder beläftiget werben. 


XXV 
Ernte *). 


- Die eigentlihen Schwaben zwilcher Iller und Led, bevorab 

: Anftößer der Oftfranfen, alfo die Rießbewohner, hatten ehedem 
gemein den Namen Schnitt für Ernte; heute in den Nedar= 
enden ſpärlich volküblich. Der Schnitthahn für Sichelhente 
Allgäu, Leutkirchiſchen. Der berühmtelte zu Unterfhwarzad an 
- Bartholomä 24. Aug. Wolfartsweiler. Daher in dortigen 
funden auch allgemein Schnittmonat für Juli oder auch 
zufammengejett Schnitt jchlehthin. „Zwiſchen hie und St. 
‚obstag des hi. Zwelfhotentag im S nit ſchirſt künftig.” Urkunden 
3 ſchwäbiſchen Städtebundes II 436 ad 1501. Zu Ende des 
. Jahrh. fommt „Schnitt“ in den Ingolftätter Apoftelpredigten 
3 Bartol. Wagner (1593) öfters vor, der es bildlich verwendet, 
m geiltlihen Schnitt”. Kuhn, Ziſch. f. vergl. Spchf. 19, 317 ff. 
Im Hauenftein’ichen jollen die Bauern neben den Steuern, 

? fie der neuen badiſchen Herrſchaft entrichteten, je die zehnte 


*) Boltstümtl. II 424 ff. E. Meier ©. 439 fi. Montanus Volksfeſte 
: #. Peter, Volkst. II 267 ff. 2. v. Hörmann „der heber gät in litun“. 
ınsbrud 1873 ©. 26 fi. 


328 





Garbe für den Kaijer Joſef und Maria Terefia auch noch ſichen 
gelaffen haben, die natürlich luſtiges Vogelfutter abgaben. 

Im ſog. Kohlerwinkel bei Augsburg wird ein feines Blüy 
hen mit Halmen, das lezte Stüd Aders am Schluffe der Emte 
fo abgefchnitten, daß jeder Schnitter halmmeife zu fchneiden hat 
und wen der Iezte Halm trifft, fagt man, der friegt die Sau und 


wird ausgelacht. 
Mein Augsb. Wb. 2196. 
In Unterböbingen und Zimmern Iniet der Bauer mit allen 


Schnittern, bevor man die Winterfrucht fchneidet nieder und bein 
5 Baterunfer und den Glauben. Auf dem Iezten Ader ber 
MWinterfrucht läßt man jedesmal eine Hand voll Halme ſtehen, 
die man vorher ſchon bezeichnet und umkreist hat; in dieje Aehren 
ftedt man einen geſchmückten Maien eine kleine Birke oder Bappel 
und befeftigt die Halme daran, alsdann dafjelbe Gebet. Man läßt 

den auf dem Felde ftehen als Vogelfraß. | 

Db. A. DB. 80. E. Meier 439. 

Da und dort fommt e8 vor, daß dem Sarbenbinder, dem die 
Mägde oder Töchter den Schnitt hertragen und läßig find, ven 
diefen ein Wecken Brot gegeben werden muß; aljo findet der 
Binder die Wid oder das Strohſeil leer, jo darf er die Gabe 
fordern. | | 

Beim Einfaren des erften Garbenwagens fieht mar 
3. B. in NRotweil Feine Buben und Mädchen als feierlich gefleidet 
Schnitter und Schnitterinnen nebenhergehen oder mitfaren. 

Allgemeiner war die Feier al3 nad) dem Teuerjahre der erft 
Segenswagen wiederum fam. 

Fürt man den Iezten Wagen Winterfrucht ein, fo ift es aud 
an einzelnen Orten üblich, daß das Schnittervolf ſich fingend und 
jolend auf dem Wagen hören läßt. Fin Tännchen ſteht oben nad 
vorne in den Garben, dabei hoch oben fizt der „Enellende“ gur 
mann. Das Tännlein heißt „der Maia.“ Abgeftiegen geht? and 
lange Befcheidtrinfen. 

Sichel: und Pflegelhente Diefe Sitte nad einge 
taner Ernte und aufgehenkten Sicheln, nach Ausdraſch des Eir 
geheimften und Aufhenkung der Drejchflegel den Schnitten um 





329 


Dreſchern ein Eßen und Trinken zum Schluffe ihrer Arbeit und 
mandmal auch nod ein Trinfgeld zu geben, war in Möhringen 
(Zutflingen) laut Stadtrehnung von 1626 üblich. Mone Zt. 21, 
256. Abt Gaiffer von St. Georgen führt in feinen Tagebüchern 
aus dem 17. Jahrh, die Sitten oft an: Mone Quellſ. II 369. 
505. 170. 181, u. ſ. w 


In Heubach (Gmind) pflegt man bei ber Siche lhan get bie 
‚größten ehren auszulefen und während des Schmaufes in einem 
Glas auf den Tiſch zu ftellen. Man zält die Körmer einer Aehre 
und hebt fie bis zur nädhften Ernte auf. 


5. X. Bronner berichtet in jeinem Leben II 425 vom Sande 
bei Donauwerd; Als wir ins Haus traten, fanden wir einen 
Haufen Sandleute, welche guter Dinge waren, rings um einen Tiſch 
faßen und den Nerntefrang feierten. 


Nach beendigter Ernte wird befonder8 inSanzenbad und 
Sittenhardt, 17/,—2 Stunden ſüdweſtlich von Hall, der ſchönſte 
Blumenftrauß, der ſich auftreiben läßt, an einem Pfal befeftigt 
und diefer fodann von jedem Bauern in den Acer geftedt, deffen 
Frucht zulezt von ihm eingeheimft ward. Ebenfo Ieert fein ein- 
geborner Bauer des Roſengartens feine Obftbäume vollftändig ab: 
mindeftens ein Exemplar der betreffenden Früchte muß dem Baum 
derbleiben, damit er das nächſte Jahr twieder trägt. 


Ueber einen alten Erntefhmud, den die Schnitter ſich bei— 
legten, berichtet Mynfinger in feinem Vogel- u. ſ. w. Bud) ©. 94; 
„Und etlich ſprechen, wann man den Hunden und gemainlich funt 
andrem tier die gelben Reinplumen, die die Yerndgejellen 
in jhappelmweis uf den hüeten tragen an den Hals henfe, das 
die würm aud) inwendig in dem Leib davon fterben, alspald da= 
ſelb fraut dürr worden ſei.“ 


Die Sichelhenke in Untermarchtal, Franz X. Bronner 
in feinem Leben II 87 ff. ſchildert wie er auf jeiner Flucht von 
Donaumwerd nad) Untermarchtal kommt. „ALS ich zu dem Wirts- 
hauſe fam, das einfam an dem einen Ende der Donaubrüde fteht, 





330 


an deren anderm Ende das den Freiherrn von Späth gehörig 
Schloß und Dorf Untermardtal liegt, ſchallte mir eine Tuftigt 
Bauernmujit daraus entgegen. Der Ton Iodte mid) am und 
id) trat in die Stube. Es ward eben die jogenannte Sichelhente 
das Ende der Ernte gefeiert; ein budfichter Mann mit einem 
Hadbrettchen (einer Art Gembal), ein anderer mit einem Dubd- 
jad, der ſich an die Knie Schellen gebunden Hatte, um mit det 
Beinen den Takt zu rollen, und ein großer Bube, der den Bei 
dazu jägte, reipten hier alle jungen Füße zum Hüpfen; id) nahm 
Plaz am leerſten Tifhe und beluftigte mih an der allgemeinen 
Freude. Einige Alten ſaßen bei mir, hatten ein großes hölernd 
Gefäß voll Birnmoft vor ſich und liefen ſichs tapfer ſchmeden 
Ich ward ſogleich mit Efjen und Trinken zum Weberfluß verſehen 
Raum hatte ich abgejpeifet da fam ein kurzes mutmilliges Mit 
hen herbei umd forderte mich zum Tanze auf. „Das ift unmög 
lic, mein Kind,“ fagte id „ich habe jo wunde Füße und bin io 
müde, daß ich faum gehen kann; wie joll ich tanzen?” „Ey, mar 
ift zum Tanzen nie müde, wir haben aud) bis Abend im Felde 
gearbeitet und find nun doch luſtig! Komm du nur mit!“ 36 
verfuchte aufzuftehen, aber meine Sohlen ſchmerzten mich jo ich, 
daß ich mid faum auf den Beinen zu halten vermochte. 
umjonft du frohes Mädchen! Id kann die nicht folgen. Pergiel 

„Ey jo bleib fißen, du Iotentanz!* jagte fie ſchnippiſch 

böfe; id) glaubte du ſeieſt ein luſtiger Kerl; doch ich ſehe ſchot | 





5 ijt fein Leben in dir! Merfe dir aber, wenn du nicht tanielı 
fo ſollſt du mir auch nicht ruhig ſchlafen!“ Es ging in den 
Flohbette jchleht; Bronner quartierte aus und hatte Skandal mit 
rohen Fremden, 

Das Sihelhängen, nad) dem Bauerndialette Sichelhentet 
ein Gebrauch, welchen der wirtembergifche beguterte Sandınann und B 
aus der Urzeit noch beibehalten hat und heilig beobachtet, ein Lämdlihet 
Feſt, weldes er jeinem Schnitter-Völlhen und Gefinde, zur Belohren 
ihres Fleißes, jedes Jahr nad) der Ernte veranftaltet. 

Der Gedanke am diefe Freude verfüht dem ſchwitzenden 
fein Ungemad); minder fühlt er die brennenden Strafen der 
welche feinen Rüden röften; rüftiger flingt die Sichel und jchnet 














331 


ſegnete Halm unter feiner emfigen Hand. Laut tönt der Jubel dem 
migegen. he der Morgen noch zum Tage reift, lebt die ganze 
ie des: Bauers zufammen: hier bereitet die pefchäftige Wirtin fur 
Mäfte den Kuchenteig; dort verbrullt unter dem Knie des Schlächters 
tes Maſtſchwein dumpf fein Leben; eine emfige Magd heizt zum 
erle den mächtigen Ofen und das Kamin fpeit Wogen von Rauch 
inem Schwarzen Schlunde gegen die Wollen; im feſtlichen Pompe 
dm ſich die Kinder des Bauers und gehen ftolz die Strafen einher, 
ausvatet ladet feine nächften Verwandten, zumellen auch den Paftor 
tamn oder Schultheih, zum Dale. Nun eilt er, die legten Garben 
en; ruſtig jagt jegt der Vauersfnedht mit bem Better *) auf dem 
m dem Wder zu und knallt mit der bebänderten Peitſche feine Freude 
die Flur aus. 

Bann bie Garben geladen find, jo ladet der Bauer feine Schnitter zur 
thenlet ein; Emarrend geht der Wagen vorwärts und hinter ihm das 
‚ge Vollchen der Schnitter, jeder die Sichel im dent Arm, einher und 
yaufe der Freude zu. Jezt jhmüdt fi" das Volt mit dem Gonntags- 
Gonntagsfleider) und tritt in die Stube des Landmanns, wo er 
undlich willtommen heißt; nad) uraltem Gebrauche werden die Sicheln 
weiſe in dem Zimmer umber in die Dielen geſiect und nun beginnt 
maus. Oben an der Tafel fizt der Bauer mit feiner Frau, oder 
intmann und Pfarrer und in bunten Reihen die Schnitter mit ihren 
rem oder Mädchen auf beiden Geiten herunter. Bisweilen ſchurgt 
er Wirt und fein Weib ſelbſt zu Aufwärtern: der munterfte Wit 
! das Effen, bei welchem, wenn der Schmaus den Ehrennamen Gidjele 
t Haben foll, eine großäugigte Fleiſchſuppe mit Schwarzbrot **), 
leiſch mit Meerretig, Sauerkraut mit dem feifteften Schweinefleiſch 
inem Blonzen, Würfte, Gans- und Schweinebraten und ein fetter 
und neben dem Heineren Badwerle von Faſtnachtskucheln und Tar 
en, dide mürbe Butterkuchen aufgetiſcht fein muſſen. 

Bie glüdli träumt ſich nicht die Schmausgeſellſchaft, wen keines 
Stade fehlt und Alles, wie gewöhnlich, vollauf da if! Jeder lachelt 
Wirt dankbar, zufrieden und mit beiden vollen Baden an, raunt 
gefliffentlid Halblaut, dem geihäftigen Nachbar die Freigebigkeit 
Birtes in die Ohren und rügımt, e& nod) nirgends fo angetroffen 
ben. Mit redlich ungezwungener bäurifcher Balanterie legt der junge 


*) Better heißt bei den Anedhten der Kerr. 
) Der Pafor und Amtmann befommen eine Suppe mit Weihbrot. 


Schnitier und der naive Bauerntnecht feiner freundlichen Brfmette ben 
Teller voll und trinkt mit ihr aus einem Becher; Freubig ift der Hans 
vater, wenn er fieht, daß jeine Beute munter find und wader drauf Ies 
ehren, Heute firömt ungemefjen der befte Wein feines Kellers aus dem 
machtigſten Haushumpen hervor; ein Vivat nad) dem andern reizt feine 
Freigebigleit und nie wird der zinnerne Becher des Schnitters leer. 

Nach dem Eſſen erlaubt er dem Iuftigen Volle Luftbarteiten mit 
Karten, Pfänderjpiel, Kegelſchieben u. ſ. w. und läßt fogar oft, wenn « 
brav ausgab *), die Mufifanten kommen, um feiner Gejellſchaft einen Tany 
zu geben. Dieſes Vergnügen währt jo lange fort, bis das Völflein genug 
bat: Nun wird noch einmal, auf's Wohlſeyn des freigebigen Landmannk, 
der tnottigte Erntebecher in die Runde geleert; hierauf rechnet der Emmi 
vater mit feinen Schnitten ab, bezahlt fie mit Mlingender Münze und 
giebt noch Jedem fein beſonderes Bejcheid-Ejien, welches der Mei der 
Malzeit ift, mit nad) Haus. Der Schnittet dankt und geht, laut delt 
nod) aus der Ferne fein Yuchzen und Vivat zuriid; das Befinde geht mu 
mutbiger an feine Arbeit und Herr und Frau freuen ſich ihres Cem 
und Lobes. 

Wirtemberg. Hoftalender 1790. Meimann 331 ff. 

In Gräters Jduna und Hermode 1812 werden Yahreiieht 
von Schwäbiſch⸗Hall aufgezählt: 

Die Bauernrehnung der Salzfieder, über den Thalerodier, 
das Bretzenfeſt (Ofterdonnerstag), der Kirchenzug der Haalburid, 
der Mühlenzug, der Bronnenzug, die Erntemalzeit im Spr 
tal, der Hundebeſchlag. 

Dreſcherſitten“*). Wer beim lezten Drafc den It} 
ten Flegelſchlag thut, heist in der Tuttlinger Gegend M 
„Bub“. Er muß ſeinen Mitdreſchern einen Schoppen Bra— 
wein bezalen. Nach dem wirtembergiichen Hoftalender von 179 
und Reimann 326 ift das Dreichflegelhängen ein I 
Schmaus, den nad alter Sitte der ſchwäbiſche Bauer fid « 
Beim Testen Drajd) lädt der Bauer die Dreher ein zur Fleg 
oder Pflegelhenket. Diefe bedanfen fid) in einer be 
Formel und wollen, weils jo fein muß, fonmen. 

















*) Das ift, wenn feine Ernte geſegnet ift. 


**) Voltst. II 425 f. E. Meier S. 441 ff. Peter, Vollel U 








388 


fie das Iezte Stroh mit einem freudigen Pflegeltalt abzufchlagen 
und hängen dann, nachdem fie in des Bauern Stube getreten, 
den Pflegel herum. Anfangs ein Humpen auögetrunfen, dann 
tommt Suppe, Schweines, Würfte (Blonzen) Sauerfraut u. ſ. w. 
Tanz und Mufif bildet den zweiten Zeil. Heute gehts nicht mehr 
jo üppig ber. 

In und um Weilheim bei Tuttlingen haben fie beim Drefchen 
die Sitte des Weitens gerne. So muß 5.2. einer mit einer 
Hand 3 Flegel ohne fie auf den Boden fommen zu laffen tragen; 
obendrein in derjelben Hand einen Laib Brot und darauf eine 
Maas Wein. Kann er das in der Scheuer ohne Anftand herum⸗ 
tragen, fo bat er die Wette gewonnen. 

Da3 fog. Modelvertragen wird im bairiihen Schwaben 
ah „in d' Dreſche reiten“ genannt; Mufit mit Pfannen, 
Näpfen dem zu Schanden, der ſich erwiſchen ließ. 

Im Gaildorfiihen feiert man da und dort fogar das wich⸗ 
tige Gefchäft des Krauteinſchneidens, natürlich bei Neichern 
üblicher Feſttag. Sauerfraut mit Schweinefleifh und Schmalz. 
gebadenes darf ja nicht fehlen. Ob. A. B. 39. 

Dos „Früh oder fpat bei Liecht tröſchen“ wird in den Für 
Rembergifchen Feuerordnungen firenge unterfagt und beſtraft. In der 
legten Ordnung von 1798 fteht aber: „wo aber das Tröfchen beym Kicht 
— geftattet worden ift, folle e8 wenigſtens beim Dellicht in einer ges 
ſchloſſenen und in einem Loch in der Wand und fonft mol verforgten La⸗ 
terne geſchehen. 

Heuernte. Die Heukatze entſpricht der Sichelhenke. 
Im Sreudenjtädtiichen werden die Ehalten und Taglöhner überhaupt 
beim Schluße der Heuernte feftlich bewirtet mit Wein und Straus 


bezen, einem Schmalzbadwert. 
D6. U. Beihreib. ©. 8. 


Auf dem Schwarzwalde heißt der Tezte Wagen Heu bie 
Heugaiß“. Nachher werden Kuchen gebaden, an Wein Ueber- 
Muß, damit die „Heugaiß“ recht getrunken werden kann; e3 
Werden Bekannte, bejonder3 die Mäder auch eingeladen. 


_334 


AXVI 


Dienfidoten- und Sirtenbrange. 


Dienftbotenfitten*). Die Dienftboten heißen heute noch 
im Munde älterer Leute Eahalten, Aihalten. & alid. Gen, 
Hausordnung, Vertrag. | 
Das Aufdingen fand ſchwäbiſch um Martini, alemaniih 
um Weihnachten ftatt. Hochberg. Es hat jedoch Martinsigg 
vorgefchlagen. 
Der Tag des „Herrſchaftwechſels“ heißt am mitten 
Netar „Büntelistag” v. Bündel. Sie fingen: 
Heut iſt mein Büntelistag, 
Morga meine Zeit, 
Wenn i au reifa much, 
Raiß i itt weit. Weingarten, fonfl. 
oder 


Heut led mi der B. i. A. 

Morga fein Weib. 
Ebenfo ift Georgi und Lichtmeſſe, und Jacobi, Micheli eine Dienf: 
boten-Wanderzeit.. In den Augsburger Ordnungen von 164: 
beißt &8: Warn die Müller umb St. Georgentag ihre Ehe— 
halten dingen, follen beede Herrn Yurgermeifter im Amt darbei 
fein. Auf der Alb ift da und dort der 3. Febru ar ein bejonderr 
CEhaltenfefttag: Wandertag heißt er. Auch heuer, berichtete vot 
einigen Jahren eine ſchwäbiſche Zeitung, war derfelbe ſehr lebhaft 
In einzelnen Orten waren ſchon Vormittags die zum Abholen da 
Knechte und Mägde beitimmten Wägelein angelommen. Nad | 
Uhr Mittags geht der Zug an. Zuerſt fommt die Neihe an dk 
weiblichen Dienftboten, denen zur Ehre von ihrem Austritt au 


*) Diethelm Keller S. 346 berichtet vom Kaifer Magnentius: „er bel 
auff ein Zeit den knächten ain maal geben, das von dem Morgen 
hin bis zur Befperzeit gewärt hat nad gemeinem Brauch deſſelbigen 
deutſchen Volks.“ 








335 


hrem feitherigen Dienfihaufe bis zum Eintritt in das neue meift 
volgeorbnete Piftolenjalven folgen. Den Zug begleiten die feft- 
ch geihmüdten Gefpielinnen, denen die Effekten vorausgetragen 
erden. Die neue Dienfiherricaft regaliert die Neuangelommenen 
Hit einem Kruge Bier. Nun begibt ſich der ganze Zug ind Wirts- 
aus. Der zweite Alt beginnt. Piftolenfalven verfünden, daß nun 
je Reihe an den männligen Dienftboten ift, die meiftens den 
hon vorgerüdten Abend wälen. Sind dieſe im neuen Quartier 
ngefommen, jo folgt wieder ein Signal, da die Dienftboten alle 
ieder verſammelt und ein Trompetenfignal ladet nun die ganze 
Dige Jugend zum beginnenden Lichtmefjetänzchen ein, das nicht 
den darf und erft mit Morgengrauen endet. Wenn dieſe Feſt- 
Ihfeiten in der Ordnung enden, jo darf man ben Dienſtboten die 
freude recht wol gönnen. Es fleht ja immer wieder eim ganzes 
Jahr an, bis fie jagen können: dieſer Tag gehört uns! Es giebt 
ıber auch feine Herrichaft, die hiegegen Einſprache erheben würbe 
ind an diefem Tage nicht gerne für Knechte and Mägde den Dienft 
verfähe. Außer diefem einzigen Wandertag ift der Außtritt inner- 
Halb des Jahres ein äußerft feltener und für Herrſchaft und Dienft- 
boten nicht ehrenhaft *). 

Der Göttslaib. Ehedem biieben die Dienftboten bis 

) (Sälefien.) „Auf dab aud) das Befinde von feinem Dienk nicht 
abgehalten und verwehnet werde, jo ſoll feine Herrſchaft oder Wirt, weil 
eb Gefinde gemeiniglichen auf Weynadten beftellet und gemietet wird, 
wer Martini anders mo Zeit und Termin und Zeit des Mietens ger 
beiten wird über 6 Wochen vor der Zeit um Knecht und Mägde fih zu 
hemähen.“ Schleſ. Stat. 1677. I 106. 1652: „Unb wiewol ſolches Ge⸗ 
Welen der Untertanen zu Weynachten oder furz zuvor zu geſchehen 
Megt hat man doch ſchicllichen eradjiet, das e8 auf Martini — ober 
tnlängft hernach, um welde Zeit fi) die Dienſtboten zu vermieten pflegen, 
ugeorbnet werde.” Nr. 127. — „fol die Mietung der Dienſtboten v. Wey- 
taten biß wieder Weynadten — und des Gefinde zu Martini ober 
Boden für Weynachten und nicht ehender gemietet werben.“ 

Unerlaubt austretendes Gefinde „fol mit Hilf der Obrigkeit oder 
lints nachgetrachtet und wann er zum Siand gebracht an’s Halseifen 
Sfellet.” Nr. 165. 





386 


in ihr hohes Alter bei einer Herrſchaft, was man aber aud gi 
Iohnte. Gieng e8 mit der Arbeit nicht mehr, flanden fie ans und 
fanden bei Anverwandten ihr Stüblein oder ihren Plak im Speichet 
d. h. einem Nebengebäude. So oft gebaden ward, konnten bie 
Dienfiboten bei ihrer ehmaligen Herrfchaft einen Laib Brotes hole; 
befamen bei diejer Gelegenheit immer auch noch Eßens. Kommata 
die Leutchen ob Altersſchwäche nicht mehr felbit geben, jo fahrt 
die Herrihaft den Laib hin und das folange fie Iebten. Einen 
ſolchen Laib hie man den Götts- oder Gottslaib. Im mr 
gen Häufern, wo die Dienſtboten noch jo Iange bleiben, erhalte 
fie ihn bis Heute, wo nicht wird erarmen Leuten zu Teil. 

Auch das Eſſen beim Bauern, was die Taglöhner chedem 
an Sonn- und beſonders Hohen Feſttagen hatten, ift abgegangen. 
Obere Donau. 

Gegen Unfug der Dienftboten. „Hank. Wie loınmt wide 
heraus Serr Pfarrer? e8 if diefeß uns gang etwas neues. 

Pfarrer. O mein Hank! dieſes ift gang und gar nichts neues, WE 
ihr euch einbildet, dann id) fage euch mit wenig Worten meine Baur! 
es ift dieſes Laſter der Unkeuſchheit unter eueren Ehehalten, Taglöhneren, 
ja auch euren Kinderen, Söhnen und Töchteren jo gemein auf dem eh 
zur Zeit der Erndt, oder des Schnits, auch in eueren Etädlen, Häußeren 
und anderen Orten, daß ihr meine Bauren! faft au faum einen einigen 
Broden Brod in das Maul jchiebet, welcher nit mit diefem after der 
Unteufchheit zubereitet worden ſeye. Jacob. Diß wöllen wir nit hoffen 
Herr Pfarrer! dann was die Erndt, oder die Zeit des Echnitts betrifft, 
fo müſſen ja alle Leuth in dem Feld fodann arbeiten, demnach fo fan ja 
nit viel unkeuſches geſchehen. Pfarrer. Ja meine Bauren! eben dides hei 
den Teufel geiehen, daß euere Leuth Bott den Allerhöchften eben zu jenet 
Zeit mit diefer Sind beleydigen, zu welder fie ihne am meiften jolte 
loben, benedeyen, für die gefcegnete Feld⸗Früchten Dand jagen, und ar 
beiten, als nemlich zur Zeit des Schnitts, jest aber im Widerfpihl anfetl 
des Loob Bottes I von ſolchen unkeuſchen Schand-Thaten, Buelereyen und 
anderen unzüchtigen Dingen beftändig unter ihrer Arbeit miteinander reden, 
welche nit anderft, als für lauter jchwäre Sünden müſſen ausgelegt werden, 
und dieſes wegen der Aergernuß fo viler jungen Seelen, die folde mr 
feufche Reden anhören müfjen, weldhe der Höllen würdig feynd. II da # 
aber geſchiehet, daß man der in Arbeit einen Außſpahn machet, und euett 
Leuth das Brod eſſen, jo iſt es noch ärgerlicher zu erſehen, wie eure Echnit⸗ 


337 

unleuſchen Worten auch zu denen Werden kommen : indeme 
feurs oder müfjigen Stunden jo ärgerliche Ding mit Am 
1, und auf andere noch jhändlichere Weis gegen, und mit 
(, woran dem Teufel jelbft graujet, und dieſes unter jo 
lichen, auch lauten Gelächter, und Geſchrey, daß jederman 
lem ſolches hörend, urteilen lan, wie folde eure Schnitter in 
jen Gräih herum figend, die allergottlofifte Sunden begehen, 
m auf dem Feld umter denen ewrigen her gebet. III eben aljo 
8 unter ihnen zu in euren Stäblen, da fie nemlich die eingeheimbfte 
miteinander den Winter Hindurd) austreſchen; zummahlen fie glau- 
fie Könnten in folder ihrer harten Arbeit keines Weegs forktommen, 
fie ihnen ſolche mit denen aller unleuſchiſten gottlojen Reden nit 
leichter, und furgweiliger machten; jehet meine Bauren! und uner - 
ihr diejes alles höret, und jehet, ja auch jelbften darbey ſehet, jo 
ihr dannoch diefes alles gelten, ihr ſchweiget, ja ihr lachet noch jelb« 
fen barzu, und fteflet ſolche höllijce gottloſe Reden, Werd, und Schand« 
Thaten jo wenig ab, als wann jelbe nichts anderes, als lauter gute Werd 
‚dor dem Allerhöchften wären, und dieſes ift-ewer Dand meine Bauren! 
fr den jo Seegen-reichen Schnitt, und eure Nahrung, welde ver aller- 
gütigfte, und allerweißifte Gott jo reichlich und nebreich euch bereitet hat; 
und was das Wllerärgifte bey diefer Sad ift, ſo thut ihr über fo bile 
Haufend fremde Sünden, deren ihr auf ſolche rt euch teilhafftig madhet, 
und. hieraus erfolgen, eben jo wenig Vuh, als der Teufel, ja noch vil wer 
niger; zumabfen der Teufel feine Sünden wenigift ſchon offtermahls ber 
fenmet hat, ihr aber meine Bauten! um ſolche gemeldte freinbde Sünden 
nit das Geringfte wiſſen wollet, folglich auch eben nit anderft als im ges 
ringen über jelbe auch feine Vuß thut: Merds Baur! deiwegen nimmet 
mic) nit mehr Wunder, daß der allerhöchfte mit dem Donner, Hagel, auch 
durch das Feuer vom Himmel die Benedeyungen eurer Felder, Scheuren, 
und Häufer widerum durch daS vergangene erjcrödliche Donner-Wetter 
zu fi genommen, und das Feur der Unteuſchheit alſo mit dem Feur vom 
Simmel geftrafft, weil ihr euere Gelb-fFrüchten nit anderft auch, als mit 
Dielen Sünden und Daledepungen wider Gott Habet eingefammlet. 

Hanf. Was in unferen Städlen, und im Feld zur Zeit der Erndt 
Böfes geſchihet, darvon bärf der Herr Pfarrer mol nit viel jagen, wol aber 
Babe wir immerdar ſelbſt wider unſere Ehehalten, beſonders Mnerht zu 
lagen, daß fie ſich jo frech gegen einander im unferen Qäuferen aufführen. 
Dfarter. Da fommt ihr mir eben recht, mein Hanf! und wer ift jehul- 

baran, als meiftens ihr Bauren allein? dann I eben darum, weil ihr 
yon jelbR wiſſet, was euere Knecht für Rauppen ſeynd, fo werden alle 

2a 


SRRREITEFTS 
J 





888 


Sünden auf eurer Seel brinnen in der Höllen, welche daraus erfolgen, 
da fie ein fo Argerliches Leben mit euren Mägden, ja auch Tödgteren fül- 
ren, wann ihr ſolche böfe Gelegenheiten nit ausrottet. II Ihr wife in⸗ 
gleihem nur gar zu wol, was ihr an euren Taglöhneren für Flegel hab, 
wie unverſchamt fie im Feld, in euren Stäblen, und Häußeren fi mil 
euren Weib8-Bilderen jo wol mit Reden, als in Gebärden aufführen, fe 
jeynd im Ehe-Stand, und jolten demnad denen ledigen Perfonen felbfen 
in allem abwehren, um alles Unteufches zu unterlaflen zufprechen, und ihnen 
fagen, daß alles was aud im Eheſtand erlaubet jeye, jedannod im Ge 
ringften fein Bergnügen verfchaffe, ſonder Eitelfeit über Gitelleit fee 
anftatt defien aber feynd fie felbften die Borgänger in allen Lafteren, weld 
eure Knecht jo wol als die Mägd zu aller Leichtfertigkeit abrichten, if 
aber jchweiget dannoch darzu. III Eben alſo wifjet ihr nur allzu wel 
jelbften meine Bauren! daß eure Knecht wo nit täglich, jedoch wenigiſ 
alle Sonn- und Feyr⸗Täg des Nachts aus⸗ und zu ihrer Vuhlſchafft übe 
Teld lauffen, des Morgens aber jpat erft widerum nader Hauß lommen, 
IV e8 fan euch auch feines Weegs unbelannt ſeyn, was ihr an einige 
euren Mägden für unfeufche Lueder, und Schand⸗Aaß habet? bey welden 
fi) dann deßwegen faft auch alle Nächt die unkeuſche ſchwartze Raaben cin 
finden, und jo ärgerlie Ding treiben, welche nit anderft als zur größe 
Aergernuß und Verführung auch anderer unſchuldigen Seelen ausfclagen 
können, weilen fie alles dasjenige mit Augen anfehen müffen, und mit 
ihren eigenen Ohren anhören, was die ganze Nacht hindurch ſchändliches 
geredt, und getriben wird: und jedannoch gedultet ihr alleß, fo gebet dam 
Rechenſchafft über alle diefe aus eurem überfehen, und ſtillſchweigen her⸗ 
fommende fo erfhrödlihe Sünd und Laſter. 

Jacob. Warum aber Herr Pfarrer follen wir dann dieſes alles gat 
jo fireng vor Gott verantworten müfen? Pfarrer. Darum; weil md 
um folde Sünden abzuftellen, verbindet eine dreyfache Schuldigfeit, nem 
lih eur Stand, die Liebe des Nächften, und die Gerechtigkeit. 

I Euer Stand verpflichtet euch hierzu; weil ihr Hauß-Bätter jet 
und Elteren, denen e8 obliget unter denen ihrigen eine ſolche Zudt p 
halten, damit niemand unter denen Hauß⸗Genoſſen, und Kinderen einftens 
an dem Gerichts-Tag über euch Klagen könne, daß fie wegen eurer Rod 
läßigfeit in dem Böſen alle Gelegenheit gefunden haben. 

II Es verbindet euch zur Verhinderung alles Böfens unter denn 
eurigen, die Liebe des Nächſtens: Krafft dero ihr ihnen wenigift fo vil 
Liebe erzeigen joltet, daß fie nit jagen können, in eurem Dienft und Hauß 
jeye e8 wegen eurer gottlofen Ueberſehung ärger hergangen, als bey benen 
Teuflen in der Höllen ſelbſten; zumalen fie niemals ihr ganzes Leben 


209 


6 fo vile auch der allerſchwäriſten Einden begangen hätten, 
db mit zw einem Haus · Vatter gehabt hätten, dahero mır allzu- 
98 der große Heil. Apoftel jagt, nemlih: Wer feiner Hause 
fine Sorg traget, der ift ärger, als ein Heyd; zumalen fo 
Heyden jelbiten erlennen, denemjenigen, welche im ihren 
+ Händ, Fuß, aud ihren Schweiß anmenden, jo vile Liebs- 
m ſchuldig zu fein, daß fie neben Darreihung ihres Lohns, 
um Himmel verhilflich fein, oder wenigift fie von der Höll 
m: ihr aber meine Bauten! tut ganz das MWiderfpil, und 
weit ärger als die Heyden jeldften. III Endlich jo ver» 
ür eure Ehehalten zu forgen, die Gerechtigkeit; albieweilen 
in ſolches zu thun end gegen ihre Elteren verpflichtet Habet: 
Baur! DO! wie herzlich, demütig, und ernftlich, Haben jelbe 
ahrung und Einftellung ihrer Kinder in eure Dienfl euch 
ihr doch auch ihres Sohns, oder ihrer Tochter halber möchtet 
daſſelbe in eurem Dienft nit verführet werden möchten! ihr 
ſolches auch mit diefen Worten ganz heilig verjproden: Wir 
für fie forgen: wir wollen euren Sohn halten wie unfern 
ure Tochter nit anderft, als warn fie unfer eigene Tochter 
meine Bauten! heißt daS euer Verſprechen halten, warn 
inderen, auf obige Weis alle Freyheit, Buelereh, nächtliches 
and fo gottloſe Zufammentünften geftattet? und ſelbe alſo 
em Teufel übergebet? ift dieſes der regtmähige Kohn ihrer 
gebet dann Rechenſchafft Hierüber dem Allerhöchſten meine 
fin, daß ihr fo unverantwortlich und Gewiſſeniotß gegen eure 
handlet, diefes nimbt mid) endlich fo faft and mit Wunder; 
gift in etwas gegen euch frembd fepnd, daß ihr aber eben 
weit Gottlofer gegen euer ſelbſt eigenes Fleiſch und Blut 
nemlich gegen eure eigene Söhn und Tädteren, melde ſchon 
wachſen feynd, dieſes ift das Allererbärmlichifte, und welches 
tt am Allermeiften den Hals brichet, meine Bauren! IV 
nu nit hoffen Herr Pfarrer! daß man von meiner Tochter 
yen könne. Pfarrer. O mein Hank! nur gar zu oil, wohl 
ahır, daß ihr alles ganz und gar nit für etwas Böfes haltet; 
ir her, ift das mit böß genug, daß eure Tochter, ohnerachtet 
ein Mayen-Räfer aus der Erden hervor gefehloffen if T fie 
ı einen eigenen Buehler haben muß, welcher fie alle Sonne 
üg in des Teufels feine Schind ⸗ ſtuchel nemlich zu allen Längen 
Dauſer füre, fie Hat noch niemal gelernet, wie fie Gott 
ffer lieben, ihme aud) anloben und Hufbigen folle, jedannoch 


/. 


340 
will fie jegt ſchon einen ſtinckenden Roß-Buben Tieben, und zen ißme ww 
derum geliebet werden, darum jie in der Wochen alle Stunden glet, biß 
der Gonn- oder Feyr⸗Tag anlomme, um vom jelbem zur Vachlerch, um 
zum Tanz abgebollet zu werden, O ihr gotilofe Elteren! iſt dam Web 
wit ſchon böß genug, weil ihr eurer Tochter dasjenige zulaſſet, und je 
darvon nit abhaltet, woraus alle Enden ver Unkenſchheit bey jungen 
Leuten ihren Anfang bernenien, als nemlich von dem Xenz, Il denn ik 
wiſſet e8 ja felbften nur gar zu wol, daB eure Töchtern mit ihre 
Feinden nit tanzen, jonder nur mit jenen, welche fie igrıen ſchon bejonberl 
für ihre Liebhaber und Quehler ausgejehen, und erwälet haben, ans meiden 
dann erielget eine mehr als billige Pelanntidafft, aus diefer eine we 
ordentiicde und unfeufche Liebe, aus folder eine gotilofe Berträmiuhlel, 
wegen welcher fie der Böttlihen Gerechtigkeit Icon in Die Hand falle, 
dehwegen nimmet die Gnad Gottes bey euren Töchteren eb, Die unten 
Verjuchung aber zu, aus Erlaub Gottes beioımmet and der Teufel über 
fe mehr Gewalt und Stärke, worbdurd die Stärle des Geiſts im ihre 
Seelen allo gewaltig abnimmet, daß fie auf keine Weis mehr denen In 
reizungen ihrer Buchler widerfiehen mögen, damit fie ſelbe mit beieybigen, 
lafien demnach alles dasjenige gar gern geſchehen, was jelbe immer wm 
Gottlofigkriten verlangen, worzu dann die Gotilofe Begleitung verjelben 
nacher Hauß bey finfierer Nacht treulich bilffet, aljo, daß dieſe unkahhe 
und gottloie nur allzu vıl erfüllen, beftäfftigen, und mit denen Werken 
de3 werien Manns fagen können: non sit pratum, per quod non tram 
eat luxuria nostra: es tolle fein Wieſen ſeyn, über weldye unfere Ur 
teufchheit nit gebe. III wie ipat immer die Vuehler eure Tödhteren nede 
Haus bringen, fo legen fie dannoch ben euch Elteren die größte Ehr ein, 
beſonders werl fie aus des Teufels jeiner Sudel⸗Kuchen der alten Hutter 
an Stuck Braten, ein paar Würft, oder wenigiſt ein weißes Etind Bra 
witbringen und verebren, dargegen fie ihnen roch auflochet, umd fo lang 
bey der Tochter zu verbleiben erlaubet, al3 es ihnen belieben! O ihr get» 
loſe älteren! was if dieſes? verlauffet ihr dann alio gering die Exden 
eurer Kinder dem Teutel! Judas der Berräter Ghrifti Jeſu, bat feinen 
Meier um 30 Zilderling zum Todt verfauft, das iR (unſerer jezigen 
Müng nah) um 15 Gulden, ihr aber verlauffet die Eeelen eurer Tib 
teren jur cwigen Verdammnuß auch jogar nur um ein weifes Etud Vrodi 
alle daß dieſe Elende in aller Wahrheit einſtens in ibrer Berbaumuuh 
werden mit denen orten des Propheten auffchregen können: vendide 
runt me propter puyillum hordei. et fragmen panis: fie haben mi 
vertuuit um ein wenig Gerften, und ein Stud Brodt, weiters jo erfühd 
ihr Gottloie. und Gewiſſenloſe Elteren auch diefe Wort der Heil Eqrift: 


341 
posuerunt pueram in prostibulo & puellam vendiderunt pro vino: 
fie Haben den Knaben in das Huren-Haus geihan, und das Maägdlein 
haben, fie um Wein verlauft! © Himmel wo ift die Gerechtigkeit ? wo iſt 
die Rach, über fo gottloſe Elteren; allein des Efends ift noch fein End IIV 
dann warn der Buler auf folde Art genug mit eurer Tochter geluderet, 
und von Sunden und Laftern gantz ermildet, naher Hauß will, jo ladet 
ne die Mutter ſelbſten jhon wiederum auf den nächſten Feyrtag ein, 
iommt er aber nicht, jo ift ihr ängfter als feiner Buhlerin ſelbſten, deffent» 
Degen fie ihme auch fogar auf der Gaſſen aufbaflet, und ihme feine Saum» 
efigfeit mit diefen Worten jürhaltet: Michel, Jae, Beſt (oder wie fein 
Ramen fauten mag) warum fommeft jo lang nimmer? wer hat dir etwas 
xtan, dab du fo lang ausbleibeit? komme und bringe beine Waſch mit, 
die N. N. muß, die ſelbe ſchon waſchen, ich will dirs auch fleden a. Ey 
o waſch! ey fo li! du gottlofes Naben-Nah! wart! der Teufel wird 
Sir zwagen mad) deiner Waſch und wird dir gewiß; auch deinen Müttet 
Ieden! bu gottloje Mutter! auf foldhe Weiß wird der Buler mit Fleiß 
mn das Kauf der Tochter Hinein geziglet, daß er jomol bey Tag, als bey 
er Nacht, bey feiner Buhlerin aus» und eingehen kann, nad) feinem Be» 
eben mit größter Wergernuß der ganzen Gemeind. V gelegt aber der 
ubler habe nicht gar jo viel Freyheit bey euch, daß er fo beftändig bey 
ver Tochter ſeyn därfe, nichts deſtoweniger, fo weißt ihr dieſelbe ſchon 
F eine andere Weis zu helfen, deßwegen dann will fie beftändig bald 
dieſer, bald in jener Kirch dem nahmittägigen Gotts -Dienſt beywohnen, 
' den Ablaf gewinnen: bald in diefem Dorf, bald wieder in einem 
ren, denen Bruderſchaft · Umgängen beywohnen, auch den Creutz ⸗Weeg, 
die Stationes abbetten, und dem Calvari-Verg zulauffen, allwohin 
ich ihr Buhler von ihrer verfluchten Kupplerin ſchon beſtellet if, 
ex fie von dort aus zum luderen, und zum tanzen in das Wirts-Hauß 
et, und einführet, auf ſolche Weis dann muſſen die Aufierlihe An - 
n, und daß allerheiligfie Leiden Ghrifti Jeſu ſelbſten, dieſer gott 
Rott einen Dedmantel ihrer Buhlerey, Sünden und Lafteren abgeben: 
otteswillen! wer hat jemal dergleichen Gottlofigleit gehöret, gewiß ⸗ 
rd man eine ſolche auch unter denen Heyden jelbften, welde den 
für ihren Gott halten, nicht antreffen: Geſezt aber auch VI daß 
teuflifche Lebens · Art eurer Tochter an allen Sonn- oder Feprlägen 
gehe, und fie etwann das Kauk an einigen berfelbigen bäten 
ihr Eltern etwann daran über feld gehet, jo ift doch die Gott - 
verfelben nicht minder; albieweilen abermal ihr Buhler durch des 
Bofl-Xlepper eure Abweſenheit wiſſen muß, und deßwegen zu 
hlerin in das Kauf eingeladen wirb, der ſich dann nicht faumet, 





342 


fondern alfo bald im Anzug ift, auch Hinter eurem Hauß fo lang hin 
und ber pfeiffet und mwifpfet, biß er gleihwol von jeinem geliebten Mif- 
Finken durdy den Garten, bey der hinteren Thür eingelaflen, und einge 
führet wird, fo dann gehet das fieden, braten und Kiechlein baden an, 
alfo, daß nit nur allein der Rauch des Camins deſſen ein Zeug ek 
fondern der Geruch der Speifen au in der ganzen Nachbarſchaft ver 
nommen wird, was für ſchöne Geſpräch die Speifen verjüfien, darson 
weiß der Teufel am beften zu reden, unterdeflen flehet die hölliſche Kup 
ferin ſchon Wacht, damit diefes gottlofe Paar in ihren Liebs⸗Verzuckungen 
nicht etwann gählingen möchte verftöret werden, wo aber der böfiäe 
Wächter euch Eltern über feld wieder naher Haus auch nur von weitem 
fommen fiehet, jo giebet eure faubere Tochter ihrem Buhler die Üüberbliebene 
oder nicht gar aufgezerte Speifen in feinen Sack mit, damit er durch ſelbe 
auch bey anderen feines gleihens Gameraden fi rühmen könne, wie ihm 
feine Buhlerin aufgewartet babe, auf ſolche Weis wird er endlih u 
hintern Tür hinaus mit vielen Verträgen auf das künftige wieder entlaflen. 

Alſo gehet e8 her meine Bauren und Ülteren in euren Käufern, 
unter euren Töchtern! welches fo faubere Leben fie mit eurer Crlaubnuf 
auch jehr viele Jahr lang fortfegen, nemlich fo lang, als biß ihr fe 
mit ihren Buleren endlich al8 wie die arme Hund in den Ehefland pr 
ſammen fuplet, wornach derjelbe eben jo unglüdjelig ſeyn muß, als gott- 
loß die vorhergegangene Zubereitung zu felben geweſen if: wer mir 
nun ausſprechen können die Menge der allerihwäriften Sünden, welde 
dur fo viele Jahr lang von euren Töchtern in ihrem Schandsleben 


begangen werden? Ah! O Bott allein fan und weiß dieſes. 
Merts Baur S. 179. 


Hirtenbräude Der fleine Heuberg *) oder „de 
Heuberg ift offen“. Unter diefem Namen begreift das Boll 
eine wellenförmige, mit vielen engen Thälern durchfurchte üppige 
Acker- und Wieſenlandſchaft. Nacd warmem Frühlingäregen blühen 
gegen Mitte Mai die Pflanzen auf und erjteht eine Vegetation, 
wie fie nur die gejegnetiten Striche Schwabens aufjumeifen ver: 
mögen. In dieje weiten Flächen teilen ſich die Orte: Binädorf, 
Dormettingen und Geislingen. Seit neuerer Zeit errichteten der 
Staat und Freiherr Schenk von Stauffenberg einzelne Meiereien 
in diefer einfamen Gegend. Früher entweihte der Pflug nie die 
Pflanzftätte; feine Hecrde zertrat diefe Gemeinwiejen. Bis zu einem 


N 


*) Vrgl. meine Alemannia II 81 Anmerkung. 


as 


gewifjen Feſte behielten fie ihren Schmud. War die eigentliche Heu- 
Ernte vorüber, jo Tiehen die verftändigten Gemeindevorfteher diejer 
Ortjaften durch den Büttel ausrufen: „Der Heuberg ift offen“. 
Alles freute fih auf diefen Tag. Die Jünglinge übten Lieder ein, 
richteten Kränze für ihre Pferde und Ochſen her; jeder wollte die 
ſchonſte Senſe, die reichte Gurt, das weißefte Hemd, die glänzendfte 
Seberhofe, den breiteften Hofenträger, die ftärkten Arme und die 
didften Waden haben. Die Alten Iebten frisch auf beim Anblid 
der Fräftigen munteren Jugend. Küchlen und Straubezen, Hoderlen 
und Vaudelen wurden gebacken. Am Abend zuvor die Senfen ges 
dingelt, es ward gefungen und am Blättle gepfiffen; die Rollen 
wurden verteilt, Tänzer und Tänzerinnen beftellt, die Reihenfolge 
der Familien im Mähen ausgemittelt, die Mufifanten zufammenges 
jucht, die Geigen befaitet, die Klarinetten-Köpfe umwunden und 
die rofligen Trompeten und Hörner gefammelt, Wägen mit Fou- 
tage beladen und jo dauerte diefe Vorbereitung die halbe Nacht. 
Mancher verjpätete ſich aud bis am Morgen. Bei der Ankunſt 
ward ſolcher mit einer Art Katzenmuſit und dem Rufe: „Ihr fommet 
wie der mit dem Palmen nad) der Kirche“, empfangen. Schlag 
6 Uhr ertönte ein kurzes Zeichen, die Gemeindefahne entrollte ſich. 
„Hoc, Halloh“ ſchrie donnernd die ganze Jugend. Eine Imalige 
Fanfare erihol und die Mufitanten Huben an einen Marſch zu 
fpielen, die Jugend jtampfte den Taft dazu, daß man aus der 
auffteigenden Staubwolke das Tempo ermeffen fonnte. Voran ging 
der Zambour mit der großen Trommel, der allerlei Geftifulationen 
machte, hinter ihm die Bläſer; machten fie eine Paufe, dann bes 
gann der Gefang der Jugend. Das „Morgen rot“ kam zuerft 
an die Reihe. Auch fielen manche heitere Scherze, Stihreden und 
wurden gegenfeitige Begrüßungen der jungen Welt getaufcht. 
Kam man auf dem ſog. langen Ziel an, jo ward, wo bie 
Seute der andern Gemeinde noch nicht angelommen waren, bie 
Fahne aufgepflanzt, verlefen und den einzelnen ihre Pläge und 
Gefchäfte angewieſen, die Verhaltungsmaßregeln eröffnet, zur Ein- 
tracht, Fleiß und Anftand beim Zange ermahnt, ein wenig auß« 
gerubt und ein heiter Lied gefungen. Blieb der andere Teil zu 


344 


lange aus, jo fürderten die einen das Backwerk an jeinen Befiin- 
mungsort, andere wezten die Senjen oder wezten mit ihren Wer 
fteinen den jpät Eintreffenden ein ſpöttiſches und herausfordernde 
Klingen und Rauſchen entgegen. Ein freundlicher Willlomm un 
guter Morgen erjchallt bei ihrer Ankunft. Näher Belannte und 
Verwandte bejuchten fich gegenfcitig, Iuden einander ein ꝛc. Damm 
folgte ein Morgenlied, 3 Märſche zugleih mit einander bildeten 
den Uebergang zur Tagesordnung. 

Run giengd an ein Mähen, die Senſen raufchten, das üppige 
Gras im Morgentau reihte ih Matte *) an Matte. Scherze über 
Stellung, Schwung, Matte und Senſe würzten die Arbeit. Eltern 
und "Borfteher- Augen und andere Augenftrahlen fpornten zur Krafl- 
Entwidiung. War der Pormann ohne Uinterbrehung ang il 
gelangt, jo verfündete ein tüdhtiger Juheſchrei oder ein artiger 
Jodler fein Glück. Schalkhafte Mägde und freudentruntne Bauren- 
töchter hatten die Matten zu zerjtreuen. Ihre gebräunten flarten 
Arme, ihr kräftiger Bau, ihre vollen gefunden Gefidhter, ihr ke 
terer Humor, ihr ſchelmiſch⸗freundliches Bliden, die frohe Arbeit 
luſt zeugten von ihrer Unverdorbenheit und Natürlichkeit. Rich 
am Stridrahmen und Nähtiſch und in der Tyabrit, nein auf dem 
Felde des frijcheiten Lebens befand man ſich. Züchtig mar die 
altertümliche Kleidung; blendendiweiße Hemden und Schürze, tapiend- 
faltige braune oder ſchwarze Röde, unter denen reine blaue Strümpfe 
und hübſche Schnallenſchuhe die kräftigen Füße bededten, ein nach 
Mailänderart um den Kopf geichlungenes weißes Batiſttüchlein 
und ein in den Hüften befeftigtes Schweißtüchlein bildeten den An 
zug der fcherziuftigen Mädchen. Bei jedem AJubejchrei riefen fie 
einander zu: der mei, der dei, der eier :c. der fanne. Und mußte 
einer weßen und wollte fi mit einem Juheifchrei unter Die befjeren 
Ihmufeln, jo ſchrie Alles: Netich, Aetih, und Iachten dem Verun⸗ 
glüdten an den Fingern Rüben ſchabend entgegen. Doch die un 
parteiiſchen Wichterinnen in dieſem landwirtſchaftlichen Turnier 
fuhren wader in ihrer Arbeit fort, daß fie fat mit den Turnier 


*) Alem. Ausfprache für Wade. 


Bus 


enden jelber fertig wurden. War die lezte Schmeld dem Schnitt 
der Senje erlegen, jo fpilten die 3 Mufifer wieder Eins. End» 
loſer Jubel hallte über die geſchorene Fläche hin. Lieder ertönten; 
Iuherufen, Pfeifen, und Schnalzen wollten fein Ende nehmen. Nun 
ward denen zu Haus durch eine Piftolenfaloe die vollbrachte Ars 
beit verfünbel. Der Hornift gab das Signal zur Ruhe. Nun bes 
gann der geordnete Ueberfall auf die Vaudelen und Hoderlen und 
Straubezen, die Bier- und Wein- und Moſtflaſchen, Mitchtöpfe 
und Brondenwein-Gläjer und jo luſtig als wie bei der Arbeit 
giengs nun bier zu. Nach althergebraditem Gebrauche muhte die 
Magd oder die nächſtdem ſich verheiratende Tochter zu und vom 
Tiſche beten, das durfte und mollte feine ſchlecht machen. Wer 
erinmert ſich nicht da an die Speijung in der Müfte? Wo gleicht 
ein landwirtſchaftliches oder Turnerfeft an Naturwüchſigkeit, Innig · 
feit und Feierlichteit diefem einfachen Weite? Trotz feiner Tangen 
Dauer ermüdet es nicht, troß feiner Einfachheit emtleidet es nicht. 
Bar dem hungrigen Magen Recht widerfahren, ein Pfeifchen ger 
ſchmaucht, Befuche gewechſelt, hatte die Julifonne die Matten ge- 
börrt und die Uhr 2 gefchlagen, jo ward ein Zeichen gegeben und 
die flinfen Mädchen ftunden auf der Wieſe, daS würzige {Futter 
zu wenden, das Gras in Schlauen zu rächen und zu häufen. Nun 
mußten fie, die zuvor jo ftrenge gerichtet, die Prüfung beftehen. 
Der und der „geht's aus den Händen“, „fiehft daS Merle, wie 
Flint“ — flüfterten ſich die Burfche zu und manchen reute es, einer 
kangfamen den Tanz zugejagt zu haben. Dod — Verſprechen 
war heilig, „Ein Mann ein Wort”. Nachdem der legte Rechenzug 
getan, nahte der Höhepunkt des Feſtes. Die Mufifanten griffen 
zu den Iuftigen Waffen. In der Nähe eines ebenen Plahes 
Rellten fie fi auf, die jeden Ortes für ſich beſonders. Ein Sig- 
mal verfündet des Tages Neige. Feierabendlieder ertönen, derweil 
verzehren die „ſchaffigen“ Madchen ihr Abendbrot. Doch kurz ift 
ihre Raft. Der Bormäder kommt ſchnalzend herangefprungen, faßt 
die gebräunten Arme feiner Nuserlefenen und eilt mit feiner Dien« 
dei dem Tanzboden auf grünem abgemähtem Wiefenplane zu, um 
Den Reigen zu eröffnen und die Ehre aud) des Vorianzes zu haben. 


346 


Im Nu eilt Alles herbei und barret der Minute, einzutreten in 
den munteren Reigen und zu walzen und zu fchnalzen, bis gol⸗ 
dene Sternlein ihr glänzendes Lichtchen aufzünden und der Pater 
Mond das fröhliche Gewuſel und Gehubel zu belädheln anfängt. 
Qaue Abendwinde ftreihen über den wirbelnden Kreis und trodnn 
die triefende Stirne und treuen Hände; kein Stäubchen befäfigt 
die Runge, fein Gas und Sciefer-Oel erzeugt Schnuppen md 
Huften, feine Krinoline verfperrt die Umficht und den Kreislau], 
fein Schnürleib bindet das keuchende Leben zujammen. Frei und 
lüftig, rein und züchtig war dieſer alte nationale Walzer und fügte 
fo jauber zum ewigen Sphärentanz der Sterne, daß der Aftronom 
gut getan hätte, die ruhende Are der beiden munter bewegten 
Kreife in Einklang zu bringen. Doc! er hat nicht Zeit, der Bor: 
tänzer ſchreit ja: „einen Hopjer“! Die Augen auf! Da geht 
durdeinander, daß du meinft, eine unjichtbare Hand habe auf ein 
dürres Gras geſchlagen und ein Heer von langbeinigen Heufchreden 
hüpfen nedend ein wenig weiter. Und welch' ein Höllenſpeliakel, 
wenn ein ftolperndes Paar ummwarf, und wie flin? war's wieder 
auf und in taftmäßigem Lauf! Der Engel der unfchuldigen freude 
beiprengte endlich den Tanzboden mit fühlendem Thau, die Dame 
Natur öffnete ihr Riechfläfchchen und ließ entftrömen den würzigen 
Duft des kräftigen Heues. Ein ſchöner Abend, waährlich! Er hatte 
Städter und Dörfler, Reiche und Arme, Hohe und Niedrigre, Bür⸗ 
ger und Herren im trauten reife vereinigt. Wenn fonft Rad: 
barn aus anderer Herren Länder zu den ehmaligen, fernigen Ober: 
bohenberger famen, gab’8 Eiferfüchteleien, Sticheleien und weil al: 
dazumal jedweder unter feinem weißen Zwilchkittel einen Knittel 
trug, jo ſezte es nicht felten Holzereien ab und die Ummohner hatten 
Reſpekt vor ihren faiferlihen Nachbarn. Hier aber gieng unter 
heiterem Zanze und fröhlihem Male des erften Tages Abend unter 
und die Nacht machte dem Feſte ein gemütliches Ende. Wie man kam, 
mit Muſik und Gefang, zog man ab und die hriftliche Nachtgrübt 
ſchickten fid) die Scheidenden zu. 6 zurückgelaßene Wächter ſchüzken diele 
Nacht das Gemeingut und noch weit halte es „gute Nacht, gute Nacht. 

Dieſe Naht umfieng ruhiger Schlummer, ein gejegneter Schlaf 





mtliche Streiter des Tages. Dod nur kurz war die Nacht für 
ber Hahnenjchrei wedte die müden Glieder, aber munter wie 
zuvor fand fie der Morgen. Doch heute brauchte es ja nicht 
len, zuerft muß die Sonne den Thau von den Häuflein ab ⸗ 
Dann erft fonnte auf ben erwärmten Raſen das erft welle 
ausgeſtreuet werden. Morgens 10 Uhr warb bie geftrige 
it fortgefegt. Nach einigen Stunden raſſelten unter Peitſchen · 
die Wagen daher. Unter Singen und Jodeln wird aufge 
und beimgefahren, die weite Ebene ift geräumt und wird 
den Schäfern feierlihit übergeben. 
Die Abgrenzung der betreffenden Anteile bejorgten die Ge- 
bevorfteher. Es ward um dieſe Pläze das „Hälmfe gezogen“ ; 
er Gemeinde fie zufallen jollen. Sie an die Schäfer zu über 
4 war ein Recht ber Vormünder der 3 Gemeinden. Fiir ben 
ich dabei gab der Oberfchäfer der Tänzerin des Vormäders 
Kram, wogegen diefe des Schäfer Hut mit einem Strauß 
den Leithammel mit einem Kranze zierte. Das war bie lezte 
Feſtlichteiten. Man fchritt zum Einkauf des Krams. Die weite 
: Wiefenflähe mar ja ſchon in einen Marktplaz verwandelt. 
Schäfer muß ehrenhalber tief in die Taſche greifen, denn bie 
erin als Primadonna macht heute Anſprüche. Aber aud die 
jen bleiben nicht zurüd. In Reihen, Arm in Arm, durchziehen 
ie Reihen der Krämerbuden und muftern fie ſcharf. Indeß 
ven die heimgefahrenen Burſche, der Kram hat fi gefunden, 
tauft, bewundert. Dafür aber faufen und verehren auch die 
erinnen ihren Tänzern Pfeifenketten :c. als Anbenfen an den 
m Heuberg. Aber nicht blos fie, o nein! die ganze Nadı« 
daft ift da und das Bild einer improvifirten Volksmeſſe ift 
em. Der Hanswurft fehlt nicht und Tafchenfpieler zeigen ihre 
tee Das nahe Forchenwäldle überſchattet die Barafen der 
gerten Wirte mit ihren Erfrifhungen. Der Engelwirt von 
nettingen und der von Geislingen haben gute Pläze und in 
Hläfern feinen Stoff; aber der Sephle jorgt für Moft. Jung 
At, ja 7 ganze Gemeinden find Heute verbrüdert und gar 
jer Gelegenheit zu ehlichen Bünbdniffen ift Hier Tür und Tor 


geöffnet in ehrjamer Weile. Doch der Jubel 
“ drängt, die Fäfler find Ieer, die Zungen müde, 
auf und Alles eilt der Heimat zu. Der Heuberg ji 
Geiſt der Einfamteit ſenkt fid) hernieder, nur der Sci 
Blöten tönt, bis der Schnee die Wicje in ihre Rach 
A. 1825 ſchloß ſich der „Seuberg” zum Tegl 
ſchwunden ift die reiche Wieſe; ſchlechte, nie gebüngte 
magere Saaten. Düftere Wehmut bunfelt das ern 
Auge derer, die fih noch an die WBiefe, deu Martt, 
Tanz erinnern und nun fagen müffen: „Der 
bleibt gefchloffen“. Die Vollsfeſte rüden ein, eines 
bern, aber das Volk it nicht fräftiger, nicht paktiı 
Auffchwung fehlt, denn die Flügel find im bejchnitten; ei) 
der Alp hält es darniedergebannt. Alles ordnet izt dick 
aber was fie noch nicht geboren, daß iſt ber Patriokiäum 
Mitgeteitt ©. Edul. A. 8. Waler in Dirgenfeim Ghäte. 1, 
Häufeln heißt ein Rofsbubenfitte an der obern J 
Mülpeim, in Stetten. Welcher zum erftenmale in hich 
ſchaft auszieht und Vieh Hinaustreibt, dem wird ein „& 
(Art Juppe) über den Kopf gezogen und er befommt Pri 
zogen und zupften den Neuling chedem elendiglich. Hier 
& an's Ringen und der Stärkfte war der Meifter: er du 
Heimtreiben in den Ort vorangiehen, die Roſſe alle Hinter 
am Seile, da8 am Halfter befeftigt iſt, nach ſich ziehend. 
tags, aber auch an andern Tagen nahm man gebäten € 
die Hauptburiche ſaßen am euer, die andern, jüngere, 
hüten. — Sie waren die Bringer der eriten Erdbeeren alh 
an den Hüten oft mit Birfenzweigen zufammen gebunde 
eine Art Köder aus Birkenrinde faßten die erften Früßlin 
Zogen die Buben des Abends heim, jo rief der Obe 


der das Commando hatte: 
Unna-n-uffa 
Oba-rabe 
hern und derna z’amagschlaga 
hoam farö! rossbuebö ! 


Jezt ſaß man auf und ritt heim. 

















348 


geöffnet in ehrfamer Weile. Doch der Jubel geht aus, die Fat 
“ drängt, die Fäffer find leer, die Zungen müde, die Wirte breden 
auf und Nlles eilt der Heimat zu. Der Heuberg ſchließt ſich. Der 
Geift der Einfamteit ſenkt fich hernieder, nur der Schafe monoton 
Biölen tönt, bis der Schnee die Wieſe in ihre Nachthaube einkleidel. 

A. 1825 ſchloß ſich der „Heuberg“ zum leztenmale. Ber 
ſchwunden ift die reiche Wieſe; jchlechte, nie gedüngte Felder tragen 
magere Saaten. Düftere Wehmut dunlelt das erinnerungsßeilere 
Auge derer, die ſich noch an die Wieje, den Markt, den heiteren 
Tanz erinnern und nun jagen müflen: „Der Heuberg iſt und 
bleibt gefchloffen“. Die Volksfeſte rüden ein, eines nad) dem an 
dern, uber das Bol ijt nicht kräftiger, nicht patriotifcher. Der 
Aufſchwung fehlt, denn die Flügel find ihm bejchnitten ; ein drüden 
der Alp hält es darniedergebannt. Alles ordnet izt die Obrigfeit; 


aber was fie noch nicht geboren, das iſt der Patriotismuß,. 
Mitgeteilt v. Shul. U. 8. Wafer in Dirgenheim. Schoͤttle. 


Häufeln heißt ein Rofsbubenfitte an der obern Donau bei 
Mülheim, in Stetten. Welcher zum erftenmale in Hirtes Eigen 
ſchaft augzieht und Vieh Hinaustreibt, dem wird ein „Schaupen“ 
(Art Juppe) über den Kopf gezogen und er befommt Prügel. Sie 
zogen und zupften den Neuling ehedem elendiglih. Hierauf gieng 
es an’3 Ringen und der Stärkite war der Meifter: er durfte beim 
Heimtreiben in den Ort voranziehen, die Rofje alle Hinter einander 
am Seile, da8 am Halfter befeftigt iſt, nach fich ziehend. Sonn 
tags, aber and an andern Tagen nahm man gebäten Sped mit, 
die Hauptburiche ſaßen am feuer, die andern, jüngern, mußten 
hüten. — Sie waren die Bringer der eriten Erdbeeren als Sträußt 
an den Hüten oft mit Birfenzweigen zufammen gebunden; au 
eine Art Köcher aus Birkenrinde faßten die erſten Frühlingsgaben. 

Zogen die Buben des Abends heim, jo rief der Obergefreite, 
der das Commando hatte: 

Unnae-n-uffa 

Oba-rabe 

hern und derna z’amagschlaga 
hoam farö! rossbuebo ! 


Jet ſaß man auf und ritt heim. 





849 





Inden Klee jpannen. Gab ein Hirtenbube in Rangen- 
ngen nicht Acht aufs Vieh, jo ward er folgendermafien abge 
taft. Man band ihm mit einem Halfter der Pferde die Hände 
sammen, ebenjo die Füße; jtedte zwiſchen beide Hände und Füße 
m Ausfabriteden und ließ ihn die Halde hinab. Das hieß man 
in Rlaia |panna”. 

Hirtenbraud in Rangendingen. Da. geben bie ie 
nbuben dem Vieh Schappeln von Blumen um die Hörner; 
nd betteln, dafür befommen fie je 3 oder 6 fr. Die Reihen ges 
na 6 fr. Wer nur ein Roſs oder Ochſen bat, jo befommen die 
e Schappel. Das war, jagen bie Rangendinger, ein altes Jäger- 
ht; iſt jezt nicht mehr üblih an Pfingften. „Deam hät man 
in Schappel hingemadt, der geit nix her!“ Andere rühmten 
H „Mei Kuch Hät a Schappel“. 

Das Hornabjhneiden. Im jog. Kohlerwinfel bei Augs- 
urg fam im Frühjahre, bevor das Vieh auf die Weide getrieben 
yard, der Hirte mit einem Gemeinderat und begann das „üb- 
iche Hornabjchneiden”. Dafür erhielt er ein Ei und einen Sreuzer. 

Augeb. Wh. 2366. 

In den 7Oger Jahren des vorigen Jahrhunderts hatte ein 
Jofcavalier von Bruchſal einen bereits jehr nachteilig gewordenen 
Bolf in jener Gegend erleget, worauf die benadhbarten Schäfer 
ermutlih nad) einem ältern Herkommen, dem glücklichen Schüßen 
m mit Bändern außgezierted Lamm verehrten und da⸗ 
ei einen Sprud berjagten. 

Bet. Franck, Syſtem der mediz. Polizei 4, 259. 

Hirtenbraud in Heilbronn. Am Pfingftmontag war 
a8 Feſt des Kühaustreibens. Kühe mit Blumen und Kränzen 
eſchmükt und fogar auf burlesfe Weiſe mit Kleidungsſtücken, oft 
nit ſatiriſchen Anſpilungen auf Tächerlide Moden. U. 1807 mit 


Aufhebung der Viehwaiden auch verſchwunden. Ausführlich oben 94 ff. 
Ob. A. 8. ©. 68. 


Der Sloden: oder Schellenmarkt. Am Pfingfl- 
nontag auf dem Vöhrenbühl, einer Parzelle von Lauterbad) (Ob.⸗ 
N. Oberndorf) kommen die Hirtenbuben der ganzen lmgegend zu- 


350 
jammen. Heute der einzige Tag frei vom Hüten. Bon allen 
Seiten bringen fie die Viehgloden herbei und — je mehr deilo 
befier — maden brav Lärm damit. Dann verlaufen und wer- 
tauſchen fie felbige unter einander in ergeblihem Trinfen. Krämer 
kommen mit Peitſchen und QTabatspfeifen; andere Artikel find bei 
jolhem jonderbaren Markt verboten. Dazu kommen natürlid aud 
Erwachſene, jehen zu und wo es hinausläuft wifjen die zwei Wirt 
ihaften auf dem Böhrenbühl am beiten. 
Bergl. ud Ob. A. B. ©. 78. 

Für die Hirten. Mit euren Hürten verfahret ihr noch vil graw 
famer; weil ihr fie aufeine allergraujamifte Weis bezahlet, I dann de ihr 
ihnen das gedingte Brodt reichen jollet, jo gebet ihr ihnen foldes mur 
alsdann, da eure Laib Brodt, welche ihr gebachen habet, verbrennet, wer: 
ſchupft, oder ſchon verſchimmlet jeynd, II das ihnen ſchuldige Betraid ver⸗ 
fälfchet ihr, inmaflen ſolches jo ſchlecht if, daß, wo man ſonſten aus einem 
Megen 5 ehrliche Laib Brodt baden könnte, der arme Hürt kaum 3 Laib⸗ 
lein befomme, jagt, oder klagt er etwas, jo heißt es: vor der Thür ii 
draufien. III was jonften vor diefem ein Hürt an Wiſen, oder gemeine 
Augen und Graß-Fledlein Einkommen gehabt Hat, dieſes ſchmähleret ihr 
immerdar mehrers, und gebet ihme nur etwas auf einem Spänlein hin, 
IV das übrige verkauft ihr unter den Schein des gemeinen Rubens, wor- 
von ihr wenigift als Führer in der Gemeind, den halben Teil verjaufd, 
dargegen V der arme Teufel bey Tag und Naht unter dem freyen Him 
mel ftehen, Xeib und Leben daran wagen, und im Sommer wegen immer 
währenden Bligen der Donner: Wetter bey der Nacht ſchier erblinden, au 
alle Augenblidt gemärtig jeyn muß, wann ihne der Dorner erſchlage, oder 
vor Regen und Kälte erfrande. VI über diefe jo ſchlechte Beſoldung folk 
er alles gut maden, was eure Pferdt, Kühe und Schwein in Feldern und 
Gärten immer für einen Schaden verurſachen, wofür er doch nidt fan: 
wann ihr Bauren eure Pferdt des Tags, oder gegen Abend ausſpannet, 
fo jaget ihr felbe glatter dings nur zu dem Dorf hinaus, fie fommen kr 
nad Hin, wo fie wollen, dardurch gewohnen fie, daß jelbe nur immerdat 
in andern ihren Saamen⸗Feldern fi nähren, fommet der Hirt darzu, 
jo jeynd fie nicht zu bändigen, ſpringen über alle Höden, Zäun, und Stan⸗ 
gen, jedannoch foll der Hirt den Schaden bezahlen: VII da der Hirt de 
Abends die Pferdt, Rindvieh, Schwein, und Gänß eintreibet, jo thut ihr 
ſolche nicht ein, de&megen fie dann bey einer Gaſſen herein, aber bey der 
anderen wieder in die angebaute Felder hinaus Tauffen, brechen in die 
Gärten ein, und verwüften euren Nachbaren alles, ihr aber lachet zu allem 


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851 


diefem noch darzu, war ſchon andere über das Vieh fo wol als über euch 
fludden, und habet ein Freud daran, weil euer Bieh jo Liftig und geſchickt 
iR, ſich alſo ſelbſt zu nähren: jo gebet dann Rechenſchaft von allen diejen 
heimlichen Ungeredtigfeiten ihr Bauren! 

Beer „Werts Baur“. 


XXVII 


Wergbereitung. Knnkelſtube. 


Hanf. Werg. Faden. Der Hanf wird „gelochen“ d.h. 
herausgezogen. Man unterjcheidet gewöhnlichen Hanf und den 
feinen, Feinla“ geheißen. Der gelochene Hanf wird handvoll⸗ 
weife in Heine Bündel „Hämpfel” gebunden und auf Wiesgründen 
geiproat d. 5. ausgelegt zum Dörren. Nach einiger Zeit hebt 
man ihn auf und bindet ihn auf und bindet ihn in garbenartige 
Büſchla, trägt oder fährt fie in den Brechgraben, Brechrain ober 
Darre oder Bredloh. Zuerſt verjhlägt man den Hanf, 
damit die rohen verbolzten Bruchſtücke des Stengel3 abfallen, 
Agama, Nägäma, Angla geheißen. Sodann wird „gut 
gebrochen“ d. h. das feinere Werg tritt hervor beim Brechen; 
die Hämpfel, herumgelegt, werden „jämmagleaſa“, 3—4 Hampfel 
zujammen gebrochen, weil nad Abfall der „Pegama“ die Maſſe 
Meiner wird. Nahdem madht man Kloben mit 24 Hämpfel, 
bindet diefe an Büſchelen. 4—5 Hämpfel werden zuſammen⸗ 
gebunden nachher und auf die Bluimühle, in Hailfingen Blus 
müle genannt, oder auch Reihe geſchafft. Won der Bluimüle 
aus nah Haufe in „Blündern“ oder Grastüchern auf dem 
Kopf getragen oder dem Karren gefürt, wird's beim Sonnen- 
fein im Freien griht und gejhmungen, dann gehts zum 
Hechler; das gute heißt Yeinla, das ſchlechtee Aewerg; aus 
fegterem macht man Willen vder Wella und fo gehts an die 
Aunkel. 

Da gibts von dem Feinla „Feinlafade Sobo arafade“ 
und vom ſchlechten , Aewerkegan.“ Jezt gehts ans haſpla, der 
Hafpel zu zehnhundert Fäda, dieſe 1000 Fäden geben einen 


3487 

geöffnet in ehrjamer Weile. Doch der Jubel gebt aus, die Zeit 
drängt, die Fäffer find leer, die Zungen müde, die Wirte bredien 
auf und Nlles eilt der Heimat zu. Der Heuberg jchließt fi. Der 
Geift der Einfamteit ſenkt fi) hernieder, nur der Schafe monoton 
Biölen tönt, bis der Schnee die Wicje in ihre Nachthaube einkieidel. 

A. 1825 ſchloß fih der „Heuberg“ zum Ieztenmale Ber 
ſchwunden ift die reiche Wieſe; fchledhte, nie gedüngte Felder tragen 
magere Saaten. Düftere Wehmut dunfelt das erinnerungäheiter 
Auge derer, die fih nod an die Wieje, den Marft, den heiteren 
Zanz erinnern und nun fagen müflen: „Der Heuberg ift um 
bleibt geſchloſſen“. Die Volksfeite rüden ein, eines nach dem an- 
dern, uber das Volk ijt nicht fräftiger, nicht patriotiſcher. Der 
Aufſchwung fehlt, denn die Flügel find ihm bejchnitten ; ein drüden 
der Alp Hält es darniedergebannt. Alles ordnet izt Die Obrigkeil; 


aber was fie noch nicht geboren, das ijt der Patriotismus. 
Mitgeteilt v. Schul. A. 8. Wafer in Dirgenheim. Schättle. 


Häufeln heißt ein Rofsbubenfitte an ber obern Donau bei 
Mülheim, in Stetten. Welcher zum erftenmale in Hirtes Eiger 
ſchaft auszieht und Vieh hinaustreibt, dem wird ein „Schaupen” 
(Art Juppe) über den Kopf gezogen und er befommt Prügel. Sie 
jogen und zupften den Neuling ehedem elendiglid. Hierauf gieng 
es an's Ringen und der Stärfite war der Meijter: er durfte beim 
Heimtreiben in den Ort voranziehen, die Roffe alle hinter einander 
am Seile, das am Halfter befeftigt ijt, nach ſich ziehend. Som- 
tag3, aber aud) an andern Tagen nahm man gebäten Sped mil, 
die Hauptburiche ſaßen am Teuer, die andern, jüngern, mußten 
hüten. — Sie waren die Bringer der eriten Erdbeeren als Sträuße 
an den Hüten oft mit Birfenziweigen zufammen gebunden; auf 
eine Art Köcher aus Birkenrinde faßten die erften Frühlingsgaber. 

Zogen die Buben de3 Abends heim, fo rief der Obergefreik, 
der das Commando hatte: 

Unna-n-uffa 

Oba-rabe 

hern und derna z’amagschlaga 
hoam farö! rossbuebö ! 


Jezt ſaß man auf und ritt heim. 


— — 22— — man u -- 


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In den Klee fpannen. Gab ein Hirtenbube in Rangen- 
Dingen nicht Acht auf's Vieh, jo ward er folgendermaffen abge- 
ſtraft. Man band ihm mit einem Halfter der Pferde die Hände 
jufammen, ebenjo die Füße; ftedte zwiſchen beide Hände und Füße 
ben Ausfahrfteden und lieh ihm die Halbe hinab. Das hieß man 
„in Klala jpanna*, 

Hirtenbraud in Nangendingen. Da. geben bie Hir- 
tenbuben dem Vieh Schappeln von Blumen um bie Sörner; 
und beiten, dafür befommen fie je 3 oder 6 fr. Die Reichen ge» 
den 6 fr. Wer nur ein Roſs oder Ochſen hat, jo befommen bie 
die Schappel, Das war, jagen bie Rangendinger, ein altes Jäger- 
recht; ift jegt nicht mehr üblich an Pfingiten. „Deam hät man 
koin Schappel hingemacht, der geit nig her!” Andere rühmten 
ſich „Mei Huch Häta Schappel. 

Das Hornabjhneiden. Im jog. Kohlerwintel bei Augs- 
burg Fam im Frühjahre, bevor das Vieh auf die Weide getrieben 
ward, der Hirte mit einem Gemeinderat und begann das „übe 
liche Hornabſchneiden“. Dafür erhielt er ein Ei und einen Kreuzer, 

Auged, Wb. 2366. 

In den 7Oger Jahren des vorigen Jahrhunderts Hatte ein 
Hofcavalier von Bruchſal einen bereits jehr nachteilig gewordenen 
Wolf in jener Gegend erleget, worauf die benahbarten Schäfer 
vermutlich nad) einem ältern Herfommen, dem glücklichen Schühen 
ein mit Bändern ausgeziertes Lamm verehrten und da= 
bei einen Sprud herjagten. 

Wei. Frand, Spftem der mediz. Polizei 4, 259. 

Hirtenbraud in Heilbronn. Am Pfingitmontag war 
Das Feſt bes Rühaustreibens. Kühe mit Blumen und Kränzen 
iämütt und fogar auf burlesfe Weiſe mit Kleidungsſtücken, oft 
zit fatieijchen Anfpilungen auf Täderlihe Moden. A. 1807 mit 


Aufhebung der Viehwaiden aud) verfhwunden. Ausführlid oben 94 ff. 
Ob. A. G. 68.6. 


Der Glocen- oder Schellenmarlt. Am Pfingſt— 
Montag auf dem Vöhrenbühl, einer Parzelle von Lauterbach (Ob.⸗ 
A. Oberndorf) Iommen die Hirtenbuben dee ganzen Umgegend zur 





350 
jammen. Heute der einzige Tag frei vom Hüten. Bon allm 
Seiten bringen fie die Viehgloden herbei und — je mehr deiio 
beſſer — machen brav Lärm damit. Dann verkaufen und ver 
tauſchen jie jelbige unter einander in ergeplichem Zrinfen. Krämer 
tommen mit Peitſchen und Zabatspfeifen; andere Artitel find be 
ſolchem jonderbaren Markt verboten. Dazu kommen natürlid) aut 
Erwachſene, jehen zu und wo es hinausläuft wiſſen die zwei Wirt 
ſchaften auf dem Vöhrenbühl am beiten. 
Bergl. aud) Ot. U. 8. ©. 76. 

Für die Hirten. Mit euren Härten verfahret ihr noch vil gr 
jamer; weil ihr fie aufeine allergranfamifte Weis begahlet, I dann da ikt 
ihnen daS gebingte Brodt reichen follet, fo gebet ihr ihnen foldhes mm 
alsdann, da eure Laib Brodt, welche ihr gebachen habet, verbrennel, ir 
ſchupft, oder ſchon verſchimmiet fegnd, II das ihnen ſchuldige Getraib mr 
fätfehet ihr, inmaffen folches jo fehlecht ift, daß, wo man fonften aus eine 
Metzen 5 ehrliche Laib Brodt baden könnte, der arme Hürt faum 3 Ya 
lein befomme, jagt, oder Magt er etwas, fo heißt es: wor der Thür ik 
drauffen. III was ſonſten vor dieſem ein Hürt an Wifen, oder gaminz 
Nugen und Grahefledlein Einlommen gehabt hat, dieſes ſchmahieret ir 
immerdar mehrers, und gebet ihme nur eirwas auf einem Spänlein Fr 
IV das übrige verfauft ihr unter dem Schein des gemeinen Nutent Pr 
von ihr wenigift als Führer in der Gemeind, den halben Teil veriuft 
dargegen V der arme Teufel bey Tag und Nacht unter dem fregen Dir 
mel ftehen, Leib und Leben daran wagen, und im Sommer wegen immtt 
währendem Bligen der Donner: Wetter bey der Nacht jchier erblinder, 4 
alle Augenblid gewärtig ſeyn muß, wann ihne der Donnet erſchlage N 
vor Regen und Kälte erfrande. VI über dieſe jo ſchlechte Beſoldung FE 
er alles gut machen, was eure Pferdt, Kühe und Schwein in weni! 
Gärten immer für einen Schaden verurſachen, wofür er doch nitt Ir 
mann ihr Bauren eure Pferdt des Tags, oder gegen Abend ausirt 
fo jaget ihr ſelbe glatter dings nur zu dem Dorf hinaus, fie fommer I 
nad) hin, wo fie wollen, dardurch gewohnen fie, da jelbe nur imamt 
in andern ihren Saamen: Feldern fich nähren, kommet der ditt MF 
fo ſeynd ſie nicht zu bändigen, ſpringen über alle Hödten, Zöun, um Eur 
gen, jedannoch ſoll der Hirt den Schaden bezahlen: VII da der dit* 
Abends die Pferdt, Nindvieh, Schwein, und Gänk eintreibe, I 
ſolche nicht ein, deßwegen fie dann bey einer Gaſſen herein, adet de 
anderen wieder in die angebaute Felder hinaus Lauffen, braten = 

Gärten ein, und verroülften euren Nachbaren alles, ihr aber lachet je dl? 


















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diefem noch darzu, warn ſchon andere über das Vieh jo wol als über euch 
Auchen, und habet ein Freud daran, weil euer Vieh fo liſtig und geſchickt 
iR, ſich alſo ſelbſt zu nähren: jo gebet dann Rechenſchaft von allen diefen 
heimlichen Ungereötigfeiten ihr Bauren! 

Beer „Werts Baur”. 


XXVII 


Wergdereifung. Kunkelſtube. 


Hanf. Werg. Faden. Der Hanf wird „gehbochen“ d. h. 
herausgezogen. Man unterſcheidet gewöhnlichen Hanf und den 
feinen, Feinla“ geheißen. Der gelochene Hanf wird handvoll⸗ 
weiſe in Heine Bündel „Hämpfel“ gebunden und auf Wiesgründen 
gefproat d. h. ausgelegt zum Dörren. Nach einiger Zeit hebt 
man ihn auf und bindet ihn auf und bindet ihn in garbenartige 
Büſchla, trägt oder fährt fie in den Brechgraben, Brechrain oder 
Darre oder Bredloh. Zuerſt verjchlägt man den Hanf, 
damit die rohen verholzten Bruchſtücke des Stengel abfallen, 
Agama, Nägäma, Angla geheißen. Sodann wird „gut 
gebrochen“ d. h. das feinere Werg tritt hervor beim Brechen; 
die Hämpfel, herumgelegt, werden „jämmagleaſa“, 3—4 Hampfel 
zufammen gebrocdhen, weil nad Abfall der „Pegama“ die Maſſe 
Meiner wird. Nachdem maht man Kloben mit 24 Hämpfel, 
bindet diefe an Büſchelen. 4—5 Hämpfel werden zufammen- 
gebunden nachher und auf die Bluimühle, in Hailfingen Blus 
müle genannt, oder audy Reihe geihafft. Von der Bluimüle 
aus nah Haufe in „Blündern“ vder Grastühern auf dem 
Kopf getragen oder dem Karren gefürt, wird's beim Sonnen- 
fein im Freien g'richt und geſchwungen, dann gehts zum 
Hechler; das gute heißt Yeinla, das ſchlechtee Aewerg; aus 
fegterem macht man Willen oder Wella und fo gehts an die 
Aunkel. 

Da gibts von dem Feinla „Feinlafade Soboarafade* 
und vom ſchlechten „Aewerfegan.“ Jezt gehts ans haſpla, der 
Hafpel zu zehnhundert Fäda, diefe 1000 {Fäden geben einen 


352 

Rick oder Schneller. Iſt vieles beifammen, kommt's in die 
Waſch, wird dann gebauchet und ausgewäſcht, getrodnet, gekfopft, 
„Ridllopfa“ geheißen; endlich wird der Faden gerollt und 
zum Weber getragen. Ta gibt? 1. Aewercketuech 2. Feinla oder 
Soboaratueh. So kommts uff d' Bläacdhe, befeftigt an 4 Tud 
flogen und über Stangen gelegt. Buben, die nichts zu fun 
haben, hüten das Tud, eine Art Sinefurfielle; daher man zu 
einem rechten Tyaullenzer jagt: „du magjt lieber gar nichts tun 
al8 Tuehhüctä.“ 

Beim „Flachsliechen und nachherinen „Riffeln“ deſſelben 
geht es immer recht Iuftig ber, da gewönlich vil „DMannd- und 
Fraunamen“ zufammen dieſe Arbeit verrichten und Weißbier und 
Schnaps nicht fehlen. Wird der Flachs (in allen Zuftänden „erg“ 
genannt, das Wort „Flachs“ kennt man in Oberſchwaben kaum) 
vor dem Dorf bei der „Darre“ gebrochen, jo geht «8 nicht minder 
Iuftig her. Kommt ein Fremder des Wegs daher, fo nimmt eim 
fuftige Brecherin eine „Hampfel“ und diefelbe drillend fagt fie dei 
Sprüdlein ber: 

J jä 'm Herra vür 

Mit Werg und mit Agla! 

Der Herr (oder Frau) ſei gefanga, 

Bis ear langet in ſein' Sack 'nein 

Und zalt der Jungfer'n Schoppa Wein. 

Die Brecherinnen haben in N. das Vorrecht eine volle Stunde 
für das Broteſſen Morgens und Nachmittags, ſowie von Mittag 
12 bi8 1 Uhr ein Schläfhen auf dem Brechplatz machen zu 
hürfen. 


Braud beim Hanfliehen. Der Hanf wird in kleinen 


Bündeln gelochen, welhe man „Sang“ beißt (vergl. Weihſang 
ſ. v. a. Weihbuſchel). 

Beim Wergbrecden ift im Gäu ganz wo oben genannt 
die Sitte des „Straibens“ (Streuens). Geht ein fremder Her 
oder wolhabender Bauer vorbei, jo jchidt ſich eine der Brecderinnen 
an, einen „Hampfel“ Werg vor ihm zu ſchütteln und folgenden 
Sprud zu jagen: 


2. Dem Meng bin i gange, 
;;, Dem Serra heu—n—i gfanga, 
. Wenn. car will a—n—Ehr erlanga 
car glei in fein gligige Beutel, lange. 





> @eßen Madchen am Hanfader vorüber, jo Iange man liecht, 
Khoanı ifmen zu: Meet aud) a Iungferafang! BN ih, ca 

jen nicht verfpotten faffen, als ſei ed. feine Jungfrau mehr, 
8 8 ein Paar „Sangen“ liechen, dann kann e8 wieder weiter 
ven. Fünfzig Sangen geben einen „Baußen,“ einen Bund. 
m männlichen Hanf heißt man „Femmel,“ den weiblichen „Saun= 
get” (Samentragende). 

Bom glumpigen Donnerdtag bis zum Aſchermitwoch muß die 
inerin ihren Mägden Werg geben. Diejes Werg bürjen die 
ägde für fih auf den Verkauf fpinnen. Der Erlös gehört 
n Mägden als Fafnachtgeld. Jemehr Ride,‘ deſto mehr Gelb, 
um fpinnen fie bisweilen eine ganze Nacht durch. 


Heimgarten. Haimgarten, heimgartengehen ift 
ix in gewiſſen Gegenden Schwaben, bejonders im Nieß, üblich: 
bie Höjtube, in die Kunfelftube gehen, vertrauliche Zufanmen- 
nft außerhalb des Haujes. In Mindelheim ift jede Unterhaltung, 
8 Gefpräch zu jeder Tageszeit, das Striden, Spinnen — aber 
meinſchaftlich „Haimgarten“ genannt. In den jog. Strafenorte 
haften bis hinein in die Stauden heißt jede Unterhaltung auf 
m Wege von zwei oder mehreren Perſonen „Haimgarten.” In 
toßaitingen: Haltens ’n Hoingarta! wenn zwei zufammenitehen 
id reden. Sogar für „reden“ ſchlechthin begegnet es. Ein Kind 
Großaitingen erzälte, wie der Herr Pfarrer in der Kirche 
beingartet Hätte. In Wurmlingen: außelaufen = auß — hin = 

23 





354 


laufen. So ſchon im Mittelalter bei alemannijchen und bairijden 
Schriftſtellern. Lexer, Handwörterbuh I 1219. In der Ardk 
Noes ©. 413 heißt e8 im Beichtipiegel: „Ich habe gebulet, ich hab 
gchöjtubet, ih Hab gehaimgartet, ich bin zu einem Mägdlem 
gangen.” In dem Reinhardshaufer-Waldberger Pfarrbuche (Stau: 
den, Augäburg) heikt es: „Iſt aber Sonntag und gehöret zur Ehre 
Gottes und nit zum Müßiggang, fpilen und Heimgartengehen.” 
Vergl. mein Augsb. Wb. 2166. „So fombt wir wollen an 
Heimgart gehen” jagt der Tod in einem Zange 1627. Ebenda. 
Vergl. auch Volkst. II 431. Im alemannijchen Gebiete jagt 
da3 Volk quantitätlich entſprechend: z'högadda, z'hägadda abwechſelnd 
mit z'Stubbede oder z'Mätſchma gehen, wie in Deiß—⸗ 
lingen bei Rotweil. Auch z'Dorfa gehen; kommet z'Dorf 
iſt alemanniſch üblich. 

Heimgarten iſt wie aus dem folgenden hervorgeht der ein⸗ 
gehegte umfridigte Platz. Urſprünglich wol die Zuſammenklunft im 
umhegten Hofe des Hauſes; „Haim“ iſt klar; gaden oder garten? 
Mit dem Zeitwort garten S herumziehen kanns nicht zuſammenhängen. 
Ausführliches bei Schmeller 12 938 ff. Man tut gut, ſich die 
noch heute erhaltene uralte Bedeutung des „Baden“ — Stube, 
Kammer, Gemah ins Gedächtnis zu rufen. 

Haingarten Heißt der umfridigte Platz des kaiſerlichen 
Hofgerichtes zu Rotweil. dv. Langen 138. Das lezte Hofgeridt 
im Haingarten fand den 22. Juli 1784 ftatt unter Por 
Ludwigs dv. Freiberg als Statthalter des Fürſten von Schwarzen 
berg. Ebenda 143. Meine Sprache des Notweiler Stadttechts 
1865 Münden, Sibgäber. der f. b. Alad. S. 50. Die Well. 
IV 293 haben: „ſo ſol er fin beſts gewand geben, als er ze lil⸗ 
chen oder haingarten gat.“ „So hat ein Keller recht zu dem 
wie er zue Hilden und zu Haingarten gieng.” ©. 413. Schmid, 
ſchwäb. Wb. 94 (Schluß). 

Huaierloß, Hoierliß. Schmid im ſchwäbiſchen Wörter 
buche jagt, es fei Zeit und Ort de3 Feierabends, gewöhnlich auf 
Bänfen vor den Häujern, wo Hausleute und Nachbarn zu Ge 
\prächen zufammenfommen. Echt ſchwäbiſch. Im Günzburg und 


355 


Yauingen, in Ulm, Giengen einft und heute noch allbefannt. Konnte 
och der Lauinger Prediger Piftorius im 17. Ihd. im feinem 
Zachaus“ es auf der Kanzel bringen: „In deinem Privathaus 
aft du Angft, Sorgen und Hauskreuz vollauf: fizeft dur an die 
Jayerlof und fteheft auf der Gaffen, höreft du nur von welt 
Ichen und zergänglicen Sachen reden.” Lauinger Documente im 
lechive, aus dem 16. Ihd. find häufig mit dem „H.” beſchäftigt 
5o (von 1585) lautet ein Beleg: „Umb des heilwärtigen ge 
taimen gebetts und darauf fließender zeitlicher und ewiger Nuzr 
arfeit willen fleißig und andãchtiglich beſuchen und ſich am ärger- 
em fpazieren, hayerlofen und bergfeihen mehr deufeliſchen 
(bhaltungen nit betreten faßen mollen.“ 1573: „Ernſtlich aber 
fleißen ſich under den Predigten, offentlichen jpazierens, Hay r- 
ofens, Jubilierens und ſchandtlichem Gejang oder Saitenjpil“ 

f. w. Günzburg, von 1626 (Urphed): „Umb willen ich ihnn 
Heller hei verfamletem Heyrloß und Gaflenftandt biffamirt.” 
Dieweil id dann über Alles das den täglichen Müeßiggang, 
ayrlofen feyern und Schanzwverf mehr als meinem Hausweſen und 
andtwerl ergeben“ u. ſ. w. — „Hinfür will id) mein Leben beffern, 
ich allerhand verweiſlichet Thaten enthalten, fürnemblih aber 
= gewonlichen Hayr loſen uff freier Gaſſen“ u. ſ. w. Giengener 
tatuten von 1654 (Schmid Wb. 284): „unter der Predigt ſoll 
& niemand in Wirtöhäufern, auf der Gaſſen und öffentlichen 
lägen ober Hairlofen betreten laßen.“ 

Man findet im Mittelalter den Ausdrud Heierleis, Hei- 
releis, Heierles, was Tanz bebeuten fol. Sieh Lexers Hand- 
orterb. I 1210. Ganz verfelt ift an hei, hei! zu denken, dem 
Ren, ja vielen aus dem Nibelungenfied befannten Ausruf ber 
freude, Aufmunterung u. |. w. Es wäre möglich, dak dem mittel- 
ochd. jämerleis = Sehnjuhtögefang nad) Verlornem enſprechen ⸗ 
es beijerleis angejegt werben fönnte.e Sumerleis gehört 
inem alemanniſch⸗ſchwäbiſch weit abgelegenen Dentmale an. 188, 
8. wie bei Lerer (oben) ber zweite Theil lautet ift entweder ton« 
Yes — lus, = 108, = laus. Ich fiehe gar nicht an: an Löfe, 
% = Leihtfertigleit zu erinnern; denn an los = Schwein, Mutter 


366 


ſchwein zu denken ligt fern, urſprünglich war Haierlos nidt 
böje. 108 war das Grundwort und heier = Hüter, Wächter das 
Beilimmungswort: frei, Icichtfertig, weil vom Hüter des Hauſes 
weg. Oder aber kann es dod altes lais, ſchwäb. *lois lautend 
jein und Lied bedeuten ? 


Kuntelftube*). Der Pfarrer von Depshojen oberhalb 
Augsburg berichtet den 6. Nov. 1625: „In den Gunggelhäu 
fern gibt es jegund bei nächtlicherweil große Un zucht under den 
jungen Leuten; hilft auch fein VBermanung. Wann ain prieier 
oder Pfarrer etwas jagt, jo will man ihn todt haben und ge 
Ichieht uns dardurch aller Deſpekt und böje ſchmachreden; it auf 


Heillofigfeit der weltlihen Oberkeit ſchuldig.“ 
Berg. Lütoll, Sagen, Bräude S. 548 Nr. 514a. 


Die Sigertöhofer „Guntelftubenordnung” vom 19. Dez. 1700 
enthält folgendes: „Die Gungelhäujer find bei Tag und Nadt ab 
geteilt. Es gab große ©. und mindere für Töchter und Mägde, 
die getrennt jein mußten. Die Heinen Mägdlein mögen bei Haus 
bleiben. Die Buben jollen in ihre ©. gehen und nicht zu den 
Mägden, jondern ihnen ausweichen. Uebertretung fojtet 30, Chr: 
abjchneidung dajelbit 45 fr." Pfarrurdio. 

Augsb. Wo. 2054. Ueber Wedhſel von g und k ebenda unter k. 

Das Günzburger Statutarredht: „Item, wer ander Yeuten 
Kind oder EHehalten mit daimblihen Gunglhäuſern oder jonft 
haufet oder hojet oder das Ihr — abnimmt, jol geftraft werden.” 

Tannhauſer Stat. (Mindeltat): „Antreffende Gunkelhäuſer 
bei nächtlicher Werl, woraus oft mander bei Unrat, Verführung 
der unverjtändigen unfchuldigen Jugend, Winfelheirut, Jungfrau 
ſchwächen, Ehebruch und Rumoren und andere Uebel entjtehen — 
follen abgejhafft werden — ebenfo ſolche Zuſammenkünfte 


*) Haager, Schriften Des Boden-Vereins III 6O ff. Eine Basler Verordnung 
von 1627 verbietet alle nächtlichen Zujammenfünfte von ledigen Mann⸗ 
und Weibsperfonen, als find das Defterlen, die Kunkel ſtuben — jet 
jofle bei Haus und Hof fi halten u. ſ. w. Rechtsquell. II 162. 





357 


wo die Baurnknecht anheimb bleiben und nit zu den Weibsbildern 
geben — dürfen ſchon unterhalten werden”. 

„Die Gunkelh äuſer tollen unter hoher Straff verboten fein, 
außer wann auf vorbergehend-gebührends Anhalten von dem Amt 
wegen Armut und manglenden Liechtern eine ehrlihe Zuſammen⸗ 
funft erlaubt ward, jo foll man mit denjelben umbzechen, aber 
denen jungen Gejellen darein zu gehen nit verflattet werden.” 
Ebenda 8 62. 

In Gundelfingen werden 1599 die Gungelhäuſer abge 
ſchafft. 

Der Pfarrer Gaiſſer zu U.L. Frau Thann bei Wangen ſagt 
in ſeiner Arche Noe's 1693 (Dilingen) S. 218: „ein gar böſe 
Gelegenheit iſt in jolde Gungelſtuben, mo die junge Burſch 
allein zufammenfommet, unzüdhtig redet, finget, fpringet, ſcherzet, 
betajtet, fid) begeben“. &.506: „Weil der Teufel bei den Tänzen 
und andern Kunfelftuben, wo die chriftlihe Ehrbarfeit verjagt 
wird, ſich oft einfindet.” 

Es iſt alio im Allgäu ehedem wie bis heute die Kunkelſtube 
Volksſitte geweſen. 

Weiber und Mädchen gehen da mit ihrer „Spinnet“ häufig 
zu Verwandten oder Bekannten zur „Hochſtube“. Die Jungen 
mit Kunfeln, welche hübſch mit Blei ausgelegt find und deren Haupt 
zierlich mit vergoldeter Krone, „Klunkern“ und Federn geſchmückt 
ift, das Rädlein mit Blei und fog. Helfenbein ausgelegt, die Alten 
mit den uralten „Hechelen“ um ihre „Klotzen“ zu „Schnellern“ 
abzuipinnen. Meift geht man nad dem Mittageilen. Tritt der 
„Saft“ ein, fo jagt er zumpferlich: Haund er ſchau z Mittäg geſſa? 
Worauf freundlich erwiedert wird: Io, Gottlob, Ahr au? Sofort 
reiht jich an diefe Trage eine Menge Entihuldigungen, wie z. B.: 
ai, ai, 2 ijcht heut no gar it aufgrummet, ai, ai, wemma fo en 
Saft friegt, mer haund au jo vel Urbet u. dgl. m. Aladann fieht 
fih der Gajt verlegen um einen Pla um und ſezt fih auf bie 
um die ganze Stube laufende Banf in der Nähe der Thüre oder 
auch auf das Ofenbänkle. Die Haudleute geben aber dieje Be- 
Tcheidenheit nit zu und führen den Gaft-vor zum Tifh. Dann 


358 


rennt die Hausfrau in der Stube herum mit ihrer Schürze Tiſch, 
Bänke und Simjen abwijchend, wobei fie ſich wieder entſchuldigt, 
daß nicht aufgrummet fei. Nun plaudert man dies und das und 
wenn es Zeit zum „Broteſſen“ ift, holt die Hausfrau dem Gall 
das Nekwafier: dürre Schnig, Huzeln, dürre Zwetichen, Zipperen, 
Schlehen, Weißbrot, Bier und Schnaps, bisweilen Honig und Ge 
ſälz. Während fie aus der Schürze austeilt, jagt fie zu jeder 
Spinnerin: Send, haund er au a Nebwafler, 3 ift nu a bule; 
Netzküchele wead wol trufa je. Wenn man um 5 Uhr „er 
abend“ läutet, geht die Spinnerin von der Hochfiube heim zum 
„Miften oder Kochen“, um jpäter irgendwohin „zum Licht” zu gehen. 


Die Spinnftube in Begingen bei Reutlingen und 
Umgegend. Ber Burſche tritt ein um „Aegama z' ſchüttla“: 
Yungfer ı möcht fie bitta, 
Därf i nett au d’ Aegama Mpättte, 
Die kleina wie die großa 
Der Jungfer auf ihren Schooßa. 
Ei Jungfer, morum hot fie jo 'n Stolz, 
Ihre Kunkel iſt jä au von Holz! 
Sie: 
Ja, wenn je wär von Silber bicdhlaga, 
Naà wetti dier ebbiß anders faga. 
Er: 
Ei Jungfer worum fieht fe jo bleich, 
Hat fie in’? Hemmet ........... 


It noch fein Runfelheber da, jo jingt das Mädchen: 
's jchlecht neune, 's ſchlecht zehne, 
8 ft no koin Bua dA. 
J bin froh, daß mein Kunkel 
uf 3 Füeßa ftäht. 


Anderwärts: Der Bua will zum Mädchen, das jpinnt, hir 
treten und den Abfall vom Schurz abſchütteln; jagt dabei: 
Er: 
Jungfrau ih will Sie bitten 
Die Nägema will ich Ihna Ichütlen, 





En 


Die Heina wie bie granfa 
Auf der Jungfrau Schaoha. 
dungftau, worum fieht Sie jo blaich, 
Hat fie ach... oder mi...? 
Sie: 
O du alter Tumpatittel, 
Du dürfft mir meine Nägema nett ſchuttla 
Sie Tieget jo Het und fo feit, 
Sie wäten no uff andere Gäft. 
In der Steinlad) heißt es, es jolle fin Mädchen leere Spindeln 
timtzagen, jonft komme ein nadiges Mändle zu dem Mäddhen. 
Eine Rolle in der Kuntelftube ſpilt aud) das Kunfelgipfele: 
Fift der obere leine Endipig auf dem Kunfelfrange, Wer von 
Mn Mädchen an diejem Kranze und dem Fipfele etwas beſchä- 
Igt und verloren hat, hat auch „die Jungferſchaſt“ verloren, gibt 
vielem Spaß Anlaß. 
Ueber ſchwäbiſche Kunfelftuben ſieh „Wirtembergifcher Hoffa- 
"der don 1790 Nr. 12”. 


Gegen Runtelftuben*). Die Zufammenkunfften oder 
Rbarfeiten in denen @undel- oder Piectftuben jepnd nit ohne Gefahr 
fündigen, mitfin zu mepden. Bedende man nur, wer zufam kommt? 
? was da getriben wird. 

Erftligen: Kommen zufammen Töchter, und Magd, welde in vilen 
enften herum gefahren, alles Voß überall aufgelaubet: Berbuhfte Mägd- 
n, verjöhrepte, übelerzogene: manche die ſchon lang in der Unzucht ger 
t, Rolerin, denen das vätterliche dauß zu eng, die vätterlihe Zucht 
Tepdentfih. Run mit Schlimmen wird man ſchlimm, fo gibt ſich ja 
2 unfuldige Seel in Gefahr. 

2 Rommen fie zuſammen in den allerſchlechtiften, offt liederlichiſten 
Anferen; dann folde Häufer, wo ein Gottsförchtiger Qaußvatter, fheuen 
und fein rehtihaffner Baur leydet ein Gunckelhauß. Zu deme laft 
an oft die Jugend allein beyfam. O mas Gefahr? 

3 Gefdicht nichts anders, als Leuth austragen, Ehrabſchneiden; was 
der Gemeind ärgerliches geidjicht, wird in der Gundelfluben ausge 


*) Aus einem alten alem. Gebet: und Erbauungsbüclein 17. 18. 
d. Drud. . 


360 


tragen, man fingt Buhl-Lieder, unkeuſche Lieder: man redet unkeuſch, man 
reifjet ärgerlih herum, man tanget frech darein. 

Durch difes muß nothwendig die Forcht Gottes, die Andacht, Einge 
zogenheit, Zucht und Ehrbarfeit zu grund gehen: man nimbt an fid die 
üble Sitten der anderen, man ſchämt fi nit unzüchtig zu feyn, weil mar 
die Exempel der anderen ficht, jo muß ja ein unjhuldiges Kind verführt 
werden. a jo haben es vil Hundert befennt, daß fie in dem Bundes 
hauß verführt worden, daß fie no unſchuldig wären, wann fie niemahl 
in ein Bundelhauß wären gelommen. 


Die zufammenfunfiten in den Bundel-Stuben ſeynd gar jelten ohne 
Sünd. Jene fo e8 erfahren, haben befennt, daß die Bundelftuben vol 
" der grofien Eünden: einige, jo gejehen wie es zugebet, haben belennt, 
dag manche Bundelftuben wenig unterfiden von denen Hexen⸗Zuſammen⸗ 
funfften, andere, jo zugejehen, haben aufgeſchryen: warlid ein Hauß, in 
welchen ein Gundelftuben, ſtehet auf der Höllenblatten. In unterſchid⸗ 
fihen Gerichtern haben Weiber, und Mägdlein beiennt, daß fie im der 
Bundelftuben zu Heren worden. Mandye haben in dem Todbeth aufge 
ſchryen: O wehe mir wegen dem, fo in Gundelftuben geſchehen! 


In der Bundelftuben, wo lauter Weibs-Perſonen beyfammen, jün 
diget man I Mit Ehrabſchneidung. 2 Treiben fie Geſpött auß den geiſt⸗ 
lichen Sachen, Predigen. 3 Singen und reden fie unfeufhe Sachen, von 
Lieb: Pojien, machen grobe unkeuſche Echerkreden von anderen Geſchlecht, 
erzehlen unkeuſche Geſchichten von Eheleuthen: fie kochen, eſſen, trinden, 
wa3 fie zu Hauß geftohlen. Alsdann geht das Tangeı an, das |händ- 
lihe Herumreiſſen, und difes fo wol bey Tag, als Naht. Es geſchehen 
Ihändliche Verblöjjungen. Und wolte Gott, das nit offt geichehete die an 
dere Sünd, aus denen, jo in den Himmel ſchreyen, die man nit nennen 
darf, und darum genennet wird die ftumme Sünd. Es wäre fein Wun—⸗ 
der, wann ein Gundelhauß vom wilden Feur verzehrt wurde. Wann fie 
naher Hauß gehen, ad was Gefahr! was greuliche Laſter geſchehen oft! 
darum lehrt die Erfahrnuß, dak in folden Hauß, mo ein Gundelftuben, 
fein Glüd, und Seegen, oft daS Vieh verzaubert wird. 

Wann fie Ihon verführt, wollen fie die gefährliche, und offt Sünd 
volle Zuſammenkunften nıt mehr unterlaffen, und förchten ſich mehr ihre 
fündhaffte Freuden zu verlichren, als ihre Seel, und himmliſche ewige 
Freuden: alsdann betrügen fie fich felbft, und machen ſich ſelbſt Glauben, 
als thäten fie ſich durch unteujch reden und fingen nit ſchwerlich verfün- 
digen, da fie doch offt Todiiinden ſeyn fönnen, nemlic wann es gefhiät 

"mit Yergernuß oder unfeujcher Beluftigung: über das, wa immer für 





861 


— 


sleufhen Mutwillen die Mägdlein mit einander treiben, halten fie für 
in Sund, da fie Doch weit entjeglichere Sünden ſeyn, weilen fie mit einem 
eſchlecht geſchehen. Einige Mägdlein verblümlen ihre Sünden in der 
eicht, und beichten mithin ungültig: haben fie in Gunckelhauß unehr- 
ıre, ımanftändige Berblöfiungen begangen, fo beichten fie eß für umreifien, 
iben fie entfeßlihe Schandthaten begangen, jo jagen fie, wir haben um- 
würget. O wie vil gehen darum der Höllen zu! 

Darummen jollen die Obrigleiten mit aller Schärpfie die Gunckel⸗ 
äufer fo wol bey Tag, als Nacht, auch einerley Geſchlechts, dann dife 
mb offt die ärgifte, weilen die Sind, fo in Himmel ſchreyt, gröfler ift, 
3 andere Sünden, vertilgen: dann fie feynd, wie e8 die Erfahrnuß nur 
x zu vil lehrt, ein Untergang der Jugend, beſonders deß weiblichen Ge⸗ 
lechts, ein Peſt der Unſchuld, Verderbung aller guten Sitten, ein Xehr- 
ul aller Buhlerinnen, ein Feind der Ehrbarfeit, ein Schwind⸗Gruben 
er Lafter, des Teuffels Tiebfte Wohnung. Nun merde wol, meilen ein 
des Drt oder Quftbarfeit, wo deines gleiche insgemein ſchwerlich zu 
ndigen pflegen, oder verführt werden, nad) Lehr der Theologen ein nädhfte 
elegenheit ift, ift jelbes mithin unter einer Todfünd zu meyden. 

Widerum meilen ein Hauß-Vatter und Hauß-Mutter in Gewiſſen 
ſuldig ıft, feine Kinder, und Dienftbotten von böjen Gelegenheiten ab- 
ziehen, und vilmehr jelbe unter ihren Augen, fovil möglich, zu halten, 
fehe ich nit, wie fie felbe ohne Sünd in den GundelsHäuferen können 
fien herumfahren, weilen dife cine augenjheinliche Gefahr verführt zu 
erden, wie es die Erjahrnuß genug lehrt. Dende nur mande Hauß— 
tutter nad), was fie ın difen Zujammenfunft in ihrer Jugend Böſes ge» 
hen und gehört. 

Merde zum anderen. Gin Mägdlein, jo in der Gundelftuben, oder 
yeimgarten, ſich insgemein, oder zum öftiften ſchwerlich verfündiget, weil 
ie in unkeuſchen Reden oder Geſängen ein unkeuſches MWolgefallen und 
zeluſtigung gehabt, fan ohne Todfünd in foldes Gundelhauß, oder zu 
olchen Geſpihlinen nit mehr gehen, weilen e3 ihr ein nächſte Gelegenheit 
ur Sünd ift. 

Wie vilmehr, wann fie fih mit ihren Geſpihlinen noch ſchändlicher ver: 
Ündiget, als mit VBerblöffen, Antaften, oder noch gröberen Schandthaten. 

3 Welche ein Bundelhauß geftatten, machen ſich viler frembben Sün- 
den ſchuldig, haben noch gröfjere Berantwortung, weilen fie zu allen Sün- 
den Unterfchluff geben. Ihr jagt, es geichehe nichts Böfes: aber unkeuſch 
teden, fingen, frech herum reifien feynd nur gar oft Todfünden wegen 
der Aergernuß, jo man gibt, und wegen der Gefahr fi darin zu bes 
ufigen. " 


362 

4 Solche Mägdlein, welde in der Gunckelſtuben unleufch reden, fingen, 
berumreifien zc. beichten insgemein ungültig, jo lang fie Barein gehen: 
weilen fie fi insgemcin durch unfeufche Beluftigung ſchwerlich wertünbigen, 
und die Gelegenheit niemahl meyden. Die Sundel-Mägdlein, To übersl 
berumfahren, jegnd die liederlichiſte Mägdlein, fie haben fein wahre Yin 
dacht, kein Forcht Gottes, kein Zucht, und Ehrbarkeit, ihr Sinn, und e 
danden ift alles zum Böſen: fo fliehet dann dile Zufammentünften um 
gebet acht, zu wem ihr euch gefellet. 


Runtelfubenmärden*. Dergute Philippines. Bora 
ten, wie unfer Hergott noch mit feinen Jüngern in der Welt herum ur 
fete, fam er mit feinen Zwölfen auch einmal in ein fleines Bauernderi 
in der Schweiz und bat dort bei den reihen Bauern um Radjtberberge. 
Alle ſchlugen fie aber ab. Der Bauer im Sekten Kaufe jagte ihnen used, 
daß vor dem Orte draußen in einem Eleinen Speicher ein alter Wittiber 
lebe, der pflege jonft immer fo herumzulaufen, die Leute übernadten zu 
lafien; fie jollten mal dort anfragen. WMeifter Philippines kochte chen für 
ſich zu Nacht, als die Dreizehn vor dem Haufe anlamen und um Quartiet 
nachfragten. Philippines lächelte und ſagte: z'ja! es wäre ſchon als 
recht, wenn ich nur jo viel Plag hätte, um euch alle beherbergen zu lünuen. 
Beſann fi eine Weile und jagte: Für ſechs Manu könnte e8 am Ga 
reihen. Die Jünger aber wollten durdaus bei einander bleiben. Run 
jo Schauet in Gottesnamen, wie ihrs mit dem Liegen madıt, meinte Meiſter 
Philippines, ih will mal im Ort drinn Stroh betteln, damit ihrs m& 
auf meinem Stubenboden bequem maden fönnt. Auch will id um Plahen 
j&hauen, damit ıhr euch zudeden fünnt. Am andern Morgen Rand der 
gute Philippines gar bald auf und kochte für jeine dreizehn Gäſte, ſoweit 
fein Meiner Borrat reichte, und bat fie zu enen. Da gefiel den Jüngen 
übcraus gut und Petrus jagte zu ihm: Höre, Philippines, du darif dra 
Wünſche thun, jie werden dir gewiß in Erfüllung gehen. Hm! dachte Bir 
lippines bei fi, was joll ih mir jegt geſchwind wünjden? Er bufdt 
ein bischen und fagte dann: Für's Erfte, jo möchte ich jet noch 500 Jahre 
lang eben jo bleiben wie ich gerade bin; Philippines war aber ein rüfiger 
Schhziger. Für's Zweite, dab mein Birnenbaum vor dem Haus allzeit 
Birnen trägt, denn er hat mich bisher jaſt ganz erhalten, item zu dicht 
Bitte, dab jedweder, der auf ihn fleigt, nicht wieder herabgehen kann, ohm 
daß ich's ihn heiße, und zum Dritten und Legten, daß, wer ohne meinen 
Willen in meinen Altvaterjeffel dort am Ofen fit, nicht mehr heraus: ge 


*) Größtenteil® von Dr. R. Bud aufgezeichnet. 


363 
hen kann. Das ſoll geicheben, fagte der Herr und gieng mit feinen Jün⸗ 
gern weiter. Ws 500 Jahre um waren, fam der Tod zu Philippines; 
es war Herbſt, und Philippines wollte eben Birnen ſchütteln. Der Tod 
ſagte: Hör’ Philippines! Die 500 Jahre wären jekt um und‘ du folliefl 
Salt jegt mit mir gehen. Ei, ei, erwiederte Philippines aufgeräumt, fchon ? 
Ich \ollte nod zuvor meine Birnen ſchütteln. But! fagte der Tod, du 
bi arfangen alt und ungeleichig, ich will für dich auf den Baum fleigen 
und die Birnen ſchütteln, damit wir fertig werden, du machſt mir zu lange 
fam, alter Krader. Der Tod ſchüttelte nad Kräften, Philippines las die 
Birnen auf und trug fie alle heim. Hernach wollte der Tod wieder vom 
Birnbaume berabfleigen, fonnte e8 aber nicht. Ich hab’ dich nicht heißen 
Binauftlimmen, jagte Philippines, bleib jomit, wo du bifl. Da bat der 
Tod inftändig, der Alte möchte ihn doch wieder herablafien. Philippines 
aber fagte, ih will e8 thun, wenn du dich nor 500 Jahren nicht wieder 
bei mir bliden läßt. Was konnte der Tod thun, er mußte einjchlagen. 
Auch diefe 500 Jahre giengen um. Da ftellte ſich der Tod mieder ein 
uud fagte: So, Philippines, dießmal erwifcheft du mich nicht. Philippines 
jaß am Tiſch und jchrieb einen Brief. Wird nicht jo preffieren, Tod, jagte 
Bhilippines, laß mich den Brief gar fertig machen, dann wollen wir jehen. 
Der Tod jagte: Meinetwegen, und feste jih aus langer Weile in den Alt» 
vaterjefiel am Ofen. Als es aber Ernſt galt und er auch da nicht weg» 
gehen lonnte, mußte ex, meiner Ser, noch an 500 Jahre glauben. Auch 
diefe famen herum und jest half feine Liſt mehr. Philippines gieng mit 
dem Tod in die Ewigkeit. Führe mich zuerft in die Hölle, fagte Meifter 
Philippines, will dod auch jehen, wie's da zugeht. ALS fie vor dem Tore 
anlamen, jchrieen die Teufel: Heio! Tod! was bringft denn da für einen 
Kerle? Ei, fagte diefer unwirſch, fragt ihn doch felber, er ift alt genug 
zum Schwätzen. Drauf jagte Philippines, wer ich jei? DO, ein Spieler 
und ein Eäufer. Da lachten alle Teufel einen gewaltigen Schoden und 
der Oberſte der Teufel fragte ihn: Hör’, Alter, haft du keine Würfel bei 
dir? DO ja, fagte Philippines, herentgegen aber fein Geld, ich ſetze aljo 
meine Seele. Der Teufel rüttelte den Knöchelbecher und warf. Philip: 
pines warf nad) und hatte ein Aeuglein mehr. Das wär’ mal eine Seele, 
jichmunzelte Philippines, gieng in die Hölle hinein und fuchte ſich eine Seele 
heraus. Jetzt ſah er im größten Haufen drinn fein Werb und rief ärger- 
lich: Hab’ ich's nicht immer gejagt, du interefjiertes Weib du, du werdeſt 
mir einmal da herein fommen? Aber jet will ich dich doc erlöfen, und 
nahm fein Weib mit fih. Der Teufel fieng wieder mit ihm zu ſpilen 
an und verlor nad einander 12 Seelen. est ward er fuchsteufelswild 
und ſchrie: So, Kerle? meinft denn du, du dürfft mir die ganze Höll' 


364 

„rummen?“ Sprang in die Hölle und ſchlug das Tor zu. Nun gieng 
der Tod mit dem ganzen Zug, dem Philippines und feinen 12 gewonnenen 
Seelen weiterd dem Himmel zu. Dort klopfte Meifter Philippines an. 
Sankt Petrus ſchaute zur Türe heraus und fragte nad feinem Begehr. 
Ha! ich wollte nur gern mit mieinen Reifegefellen da in den Himmel, anl 
wortete Philippines. Da ſchaute Petrus den ftattlihen Zug mit verwun⸗ 
derliden Augen an und fagte: Sapperlotts, das find halt wol viel auf 
einmal. Ei, jagte Philippines, weißt du nit, daß ihr auch euer vid 
geweien, al8 ihr in der Schweiz zu mir gefommen, und ich hab’ euch anf 
in meinen Speicher gelafien, hat weniger Pla gehabt, als der Himmd 
da oben. Pos! Guckuk! fo, ihr feids, Philippines ! nur als herein {pe 
ziert — hat's da geheißen, und fo find fie alle 18 in den Himmel ge 
fommen. 


Anın. Erzält von dem ehem. Barbaregkenjflaven Mutfcheller in Eichen, 
DA. Saulgau. 


Derpfiffige Schneider. Ein Schneidergefelle ging in die Fremde. 
War ein gewichstes Bürfchlein, das, wie alle Schneider, nicht wenig Geil 
hatte. Nun kommt diefer au) dur einen Wald, findet ein Bogelnef, 
nimmt es aus und mit ſich, dendend, man wifje nidht, für was das gui 
fein könnte. Kurz darauf fam er in eine Stadt, allmo man eben hatte 
ausichellen Lafien, daR derjenige, weldyer zwei Ungeheuer, ein Einhorn (Fr 
zäbler: uxhurn) und einen Riefen, aus der Welt ſchaffe, des Königs Tdd- 
terlein zum Weib befommen und Tronfolger fein ſolle. Ber Schneider 
faß auf einem Edftein und wehrte den Fliegen. Da ſchlug er im Xerger 
drein und tödtete fieben auf Einen Schlag. Da fchrieb er auf feinen 
„Kappenſchlatt“: jchlag fieben z'Tod auf einen Streich wol ohne Zom! 
Das fahen die Städter und braten den Gewaltiger vor den König. Der 
trug ihm auf, das Einhorn zu tödten. Der Schneider jagte: Pah! dat 
ift mir ein VBagatell! inwendig denfend, wenn ih mal wieder vor dem 
Loch draußen bin, fünnt ihr mir gen Fingerlen fommen! Richtig ward 
er ausgefchidt, und als er eben einen Nebenweg einfchlagen wollte, das 
Einhorn zu meiden, ftürzte dies auf ihn zu. Cr flüchtete ſich Hinter eine 
„Zwiſcheltanne“, das Einhorn aber ſchoß jo auf ihn los, daß e3 fein Kom 
in die Tannengabel hineinbradte. Der Schneider war jett gleich bei det 
Heck und ftedte feinen Pfriem durchs Horn, daß das Einhorn gefangen 
war. Luftig gieng er in die Stadt und fante: Drauffen bei der Zwiſchel⸗ 
tanne fünnt ihr euer Einhorn holen. Ba machten alle große verwundert 
Augen und dachten, das ift ein Heidenkerl, der ift recht für den Rieſen. 
Item man jhidt ihn alsbald gegen den Unhold. Ei, davon ift feine Rede, 





865 


e De neh daß ich eud) dieſen großmanligen Tropfen nit bringe: 
aber ward ihm wind und wehe, wenn er nur an den Rieien 
te. Ber Schneider gieng feines Wegs, wieder abjeits, den Rieſen zu 
den, aber wieder lief er ihm gerade in die Hände. Ber Rieſenlerl 
dätete den Schneider fo fehr, daß er nicht einmal vom Boden auffland, 
beum er lag im Gras und hatte geſchlafen. Endlich ſchrie er fo laut 
onnie: Go du Windbeutel, gäuchft dich recht! Will doch mal fehen, 
vu für eine Kraft ha. Warf einen Stein in die Höhe, daB er un- 
ig lange nicht mehr herablam, und fagte dann: Eo, Kröile, jegt mad 
wal nah! Der Schneider griff in fein Schnupftuch, nahm feinen Bogel 
warf ihn in die Luft. Der kam natürlich nicht wieder. Sapperment, 
be der Rieſe, der if nicht der Mindeſte. Jetzt iſt die Reihe an mir, 
ꝛ der Schneider. Was gilts, du vermagfi diefen Schneller nicht zu 
ben! Zog bei diefen Worten einen Fadenſchneller aus dem Ranzen 
and ihn dem Niefen. Diefer hatte ſich inzwiſchen „figfingen“ aufge, 
et. Haha! lachte der Riefe, diefen elenden Rid da nicht zerreißen 
en? Der Schneider war aber pfiffig genug, dem Niefen zu zeigen, 
man den Echneller in die Hand nimmt, um ihn zu zerreißen. Man 
dazu wie der Rieſe im Graje ſaß, widelt den Schneller um die Hände 
Remmt nun mit den Händen recht3 und links an den Knien an. So⸗ 
wäre alle3 unverfänglich gewejen. Allein wie der Rieſe in der ges 
ıten Stellung eben recht in der Arbeit war, ſteckte ihm der Schneider 
n Wanderſtab zwiichen Armen und Beinen durd, Der Riefe war 
„Bodsfutter geipannt“. Der Rieje lag hilflos da wie ein Kind, denn 
mann weiß, was es heißt, ind Bodsfutter gejpannt fein. Der Schnei⸗ 
tief eilig in die Stadt und fagte: Holt euch den Lümmel, er liegt 
n im Wald, dort hab’ ich ihn derweil ins Podsfutter geipannt. Da 
dem König gar nicht wol, daß ein „griefeleter* Schneider jein Tochter» 
n werden jollte und ſann auf eine Lift. Item er befahl den Schneider, 
m Bauern einen Siter vom Pflug mwegzunehmen, ohne daß es der Bauer 
He; auch dürfte der Ochfe feinen Schwanz haben, dann möge er wieder 
men, wegen der Heirat zu fragen. Der Schneider beſann ſich eine 
fe und „Eitterte* nur fo in fich hinein, gieng vor die Stadt hinaus, 
er einen Bauern am Waldfaum adern jah. Der Schneider fchlich fich 
ie Nähe des Bauerd und rief, indem er fi allmälig tiefer in den Wald 
inbegab, fortwährend: O Wunder über Wunder, o Wunder über Wun⸗ 

Der Bauer ftugte, denft bei fi, der hat gewiß einen Schaf gefun- 
will doch jehen! und lief ins Holz. Derweil fam der Schneider gar 
el aus einem Bofchen heraus, fpannte einen Ochſen aus, ſchnitt ihm 
Schwanz ab und ftedte ihn dem andern in den Hals. Als er lange 


: 


366 
wieder fort war, fehrte der Bauer aus dem Wald zurüd und jah, was 
geihehen war. So, jo! rief er verzweifelt auf, jetzt hab’ ich Wunder 
über Wunder, jett hat derweil ein Ochs den anderen gefreſſen! Der 
Echneider aber kam für den König, und jet mußte der König Wet 
halten und ihm feine Tochter geben. Wenn er noch nicht geftorben if, 
lebt er noch. 


Der Lügner. Da war Ihnen mal cin König, der halte mar ein 
einziges Kind, eine Tochter. Diefe verſprach er demjenigen zur Gemahlin, 
der „am ärgften lügen“ könne. Er ließ aber „nebent jeinem Balast“ 
einen Zaun madıen, defien Epalten oben mit eifernen Spießen beichlagen 
waren, mit dem ausdrüdlicen Bemerfen, dab jedweder, der die Probe 
nicht beftehe, auf einen Spieß gejegt werden ſollte. Run hatten ſich ſchea 
viele edle und unedle „Xugebeutel” verfuht und das Hag war ſchon vell 
geipidt bis auf einen einzigen Spieß. Da trat ein „fahrender Schüler“ 
zum König und jagte, er getraue fi), fein Tochtermann zu werden. We 
riet dem „Berwegliden“ ab; allein der Burſche blieb auf feinem Ber 
haben bebarren. Run nahm der König die Proben mit ihm vor. Zum 
Erften führte er ihn in ein Zimmer, deifen Boden mit Silberplaiten be 
legt war, und fragte den Jungen hernach, ob er auch ſchon irgendwo jold 
einen foftbaren Boden gejehen habe. O ja, jagte der. Schüler, daheim bei 
meinem Bater. Ermwiederte der König: Mit Gunſt, wer ift denn Euer 
Bater? Nun ja, wer wollt er fein? Der Sauhirt in unferm Dorf. Ter 
König räufperte fih und brummte für fi Hin: dag Euer Bater fo nid 
Geld eripart, daß er am Ende einen filbernen Boden hat können mader 
Iafien, iſt möglid, denn Sauhirt fein ift verdienftlih. Darauf führte er 
den Echüler in ein zweites Gemach, da ward der Boden mit Goldplatten 
belegt. Gelt Junge! Ihmunzelte der König, aber jo was haft du dei 
ganz gewiß noch nirgends gejehen? Ci warum nicht ? verfegte der Schüler, 
mein Vater daheim hat ja auch melden. Wie fo? fragte verwundert der 
König. Hm! jehet Herr König, mein Bater hat feinen filbernen nur feiner 
machen laflen, dann hat's zu einem goldenen gereiht. Mag fein, dak es 
bat einen leider mögen, ift immer noch nicht unglaublid. Jezt nahm 
der König diefen Bejellen mit fih auf einen Rübenader und fragte den 
Schüter, ob er „Tags feines Lebens“ auch ſchon mal fo große Rüben ge- 
jehen habe. O du blutiger Heiland, verjezte der Burſche, da find die en⸗ 
rigen nur Wurzen gegenüber denen, die ich irgendwo gefehen habe, denn 
jelbige haben ein Krautwert gehabt, daß zmweiundzwanzigtaufend Manz 
unter den Blättern haben unterftchen Können. Run ja, jagte der König, 
kann ein Schweinhirt einen goldenen Yoden machen laſſen, fo fönnen auf 





367 


wadien, und führte den Burſchen in den York, um ihn 
andy einmal fo hohe Tannen gefehen habe, wie bier da. 
da meine Gute! rief der Burfche wie verwundert aus, das if nur Ve⸗ 
meiß gegen das, was id ſchon von Tannen geſehen habe. Ich Babe 
anders halber probirt, wie body fie jeien. Habe mir daher zweiund⸗ 
anzigtanfend Rägel gelauft, um fie den einen nach dem andern in ben 
amm zu ſchlagen und darauf in die Höhe zu klimmen. Denket Euch, 
bin ich His in den Himmel hinauf geflommen und die Tannenwipfel 
sen noch nicht zu ſehen. Da fei er, erzälte er weiter, lange herum» 
aufen, indem er gedacht Habe, er müffe bo auch den Himmel gelegen- 
ti anſchauen, weil man in der Welt drunten fo viel Weſens von ihm 
Letzlich jei er aber zu den Seligen gekommen, und die hätten nicht 
wollen, daß er nur jo mir nichts dir nichts in den Himmel „here 
2: fie hätten auch müſſen viel ausfleben, biß fie ihn verdient ha⸗ 
1» er Isle auch fein Zeil ausfiehen, wie fie und dergleichen. Run fe 
u dieſes Gemaunke“ zumider geweien und er babe darauf Bedacht ge 
zmien, wieder in die Welt herabzurutichen. Als er aber die Tanııen 
bt mehr gefunden habe, hätte er im Ginn gehabt, ſich irgendwo im 
mmel einen Ort auszufuhen. Wie er nun fo herumgeftolpert fei, hätte 
ein Bollenfaß bemerkt, und ala er hineingefehen, fer „Kriſch“ drinn ge 
m. Aus diefer Kriſch habe er fih ein Seil gemacht, diefes mit übrig⸗ 
Liebenen Nägeln am Himmelfenſter feftgenagelt und an diefem habe er 
allmälig auf die Welt herabgelaffen. Aber noch weit im oberen Luft⸗ 
is ſei das Trumm auögenangen, und er habe nun feine andere Wahl 
abt, als das Seil oben abzufhneiden und unten wieder an den Reft 
nfnüpfen, bis er endlich auf den feften Boden gelommen, wie das Seil 
n nur noch aus lauter Knöpfen beftanden habe. Da vereiferte fidh der 
nig nicht wenig und fchrie: Aber das ift verlogen! Gut! jagte der 
wfche, alfo bin ih Euer Tochtermann! (Der Erzähler hat bier, wie er 
mer bei Lügegeihichten zu thun pflegt, den Sprud angefügt: Rocher 
t 3 ganga, hau meine Hoor gewichft und d' Schuch puderet!) 


gar 


Der hat's Narrenglüd gehabt. Ein Bauer war zum Glücks⸗ 
gel geboren. Der hatte ein einziges Kühlen, das gab ihm aber Mil 
e drei. Das ärgerte die Nachbarn gar fehr und fie dachten des Nach⸗ 
x Weib müfle unfelbar verhert fein. Der Neidteufel trieb fie dazu 
‚des Nachbars Kuh totzuichlagen. Der Bauer ſchaffte das Aas in das 
Ma und wie er eben mit der Kuhhaut Heimgieng, ftieß er auf einen 
"upp Räuber, die zälten ihr Geld. Als die Räuber den Bauer jahen, 
fen fie davon, denn fie hielten ihm für den feibhaftigen Gottjeibeiuns. 


368 


Das Bäuerlein aber nahm das Geld mit fih heim. Die Nachbarn 
wunderten fi) nicht wenig über das viele Geld und fragten ihn, wie 
er dazu gelommen. Unſer Glüdsvogel erzälte den Hergang wahrheits⸗ 
getreu. Da fchlugen die Bauern des Dorfs ihre Kühe tot und trugen 
fie in den Wald. Wer fi aber nicht bliden ließ, waren die Näuber. 
Run ergrimmten die Bauern und erfchlugen im Zorn ihre Nachbars Weib. 
Der Nachhar aber war pfilfigedumm, wie die Laupemer, und dachte an 
den Apfelbaum in jeinem Garten. Schüttelte die Wepfel, lud einen 
Wagen voll auf, fette fein tote Weib oben darauf und fuhr in die 
Stadt. Dort ftellte er fih in die Nähe des Wagens auf die Lauer. jr 
zwifchen fommt ein Herr daher und fragt die Bäuerin, wie fie ihre Aepfel 
gebe. Die aber jagte nichts. ALS er zwei oder dreimal umſonſt fragte, 
ward er ungehalten und jchlug das Weib auf den Kopf. Das fiel ne» 
türlih gleihd um und im jelben Augenblid padte ihn der Bauer von 
hinten und ſchrie: So! jo! ihr Habt mein Weib totgeichlagen! Der 
Herr mußte wol oder übel bedeutend blechen, um den Bauer los g 
werden. Wie nun die Nachbarn daheim erfuhren, auf wajerlei Art et 
zu joviel Geld gefommen, jchlugen alle Bauern des Dorfes ihre Weiber 
tot und fuhren mit ihnen und den Xepfelmagen in die Stadt Be 
aber vergebens auf den Herrn mit dem Stock wartete, das waren unſere 
Bauern von Dingsda. Run ärgerten fie fi) über ihren Nachbar, weil 
fie keine Weiber mehr hatten und beſchloſſen, den Begenftand ihres Neides 
rundwegs umzubringen. Sie nahmen daher einen Sad und ftedten ihren 
Nachbar hinein, um ihn im Dorfbah zu erfäufen. Mittlerweile lam 
aber eine Schafheerde daher und jo Ichnten fic den Sad derweil an das 
Brüdengeländer. Als der Schäfer über die Brüde ging, rief der Bauer 
im Sad: O wie glüdlich bin id, o wie glücklich bin ich, und kanns doch 
nit brauchen. Verwundert hielt der Schäfer an und fragte den Wann 
im Sad um Beiherd von wegen jeiner Rede. Ci, jagte der Bauer, die 
Leute wollen mich hier über Gewalt zu ihrem Schulgen maden, und weil 
ih nicht will, haben fie mich in diefen Sad gejperrt, bis ich mürb werde. 
So? ſagte der Schäfer, ih würde 3. B. jo etwas recht gerne werden. 
Das könnt ihr auch, verjezte der Bauer, aber dann müflet halt Ihr ın 
den Sad ſchlüpfen, damit Ihr fagen könnet, ih will euer Schulze fein, 
wenn fie wiederfommen und fragen, willſt noch nicht Schulze werben? 
Das that der Schäfer und jhloff in den Sad. Run kamen die Bauern 
daher, und als fi der Staub gelegt hatte, nahmen fie den Sad und 
warfen ihn ins Wafler. Wer aber nah einer Weile mit einer Schaf—⸗ 
heerde zum Dorf hineinfuhr, war unſer Glücksvogel. Jezt ſperrten die 
Bauern ihre Augen angelweit auf vor Erflaunen und frugen da ange 





369 


entlihk, wie ers denn gemacht babe, da gehöre doch mehr Glück dazu, 
; wenn einem jelbft der Holzichlegel auf der Bühne kälbere. Jezt er: 
te der Bauer, mad er unter dem Waller für ein fchöne® Land ge 
den babe, da jeien Vieh und Schafheerden in Menge. Er jelbft habe 
eine ſolche ausgelejen und jei nun mit der hier gegenwärtigen Heerde 
mgefabren. Wenn fie auch gern welche hätten, braudhten fie nur ins 
ıfler zu Ipringen. Da drängten fi alle Bauern an den Bad. Jeder 
te zuerft ind Waller. Halt! rief aber der Schulze, mir als der 
rigkeit gebührt die erfte Wahl, und das von Rechtswegen, darum fo 
ımt ihr nad, wenn ich euch rufe: fommt! Die Bauern jpisten ſchon 
e Ohren auf da3 ſüße Wörtlein: lommt! als der Schulze ins Wafler 
ang. Das machte nun bei dem Schmerbaudh einen gewaltigen „Plumpf“. 
e Bauern aber verflanden diejen Laut: „Lommt!“ und plumpften alle 
füber ins Wafler wie Fröſche. Herausgeflommen aber ift feiner mehr. 
war der arme Glücksvogel allein Herr und Meifter im Dorf und 
in er zeither nicht geftorben ift, lebt er noch. 


Das irdiſche „Paradeis.“ Giengen einmal ihrer drei mit» 
ımen auf die Wanderfchaft. Reiften in allerlei fremde Länder und 
ven da mal an einen gewaltig hohen Berg. Die Leute dort herum 
ten nicht zu jagen, was auf der andern Seite für ein Land jei. Die 
eie aber wunderte das über die Maſſen, denn fie dadıten, dort ſei daS 
radies, verſprachen fih deshalb, um jeden Preis auf den Berg zu 
gen. Nun halfen die zwei, welche unten blieben, dem dritten nad) 
hften auf den Berg. Als der oben war und fie ihm zuriefen, jezt 
e er jagen, was er ſehe, lächelte er nur herab und gieng über den 
rg. Da ſchickte man den zweiten auf den Berg, nit dem ausdrüd- 
ven Gelübde, zu jagen, was er drüben im Paradies jehe. Nun machte 
aber auch der wie der erfte. Jezt war das umtftehende Volk arg: 
hniſch geworden und half dem dritten hinauf, band ihm aber ein 
il an den Fuß, um ihn fogleich wieder herabzuziehen, wenn er Miene 
ie, wie die andern ohne Aufſchluß durchzugehen. Kaum war der 
en, richtig fieng er aud) an zu lächeln wie die andern Zwei und wollte 
3 Paradies hinüberſpazieren. Allein das Volt zog ihn rechtzeitig vom 
rg herab und beeilte fih nun, ihn mit Fragen zu beftürnen, wie es 
Paradies drüben ausfehe.. Der arme Burſche verjudte zu reden — 
x aber plöglih ftumm geworden. Jezt wußte das neugierige Volk erft 
bt nichts vom Paradeis und weiß bis heute noch nicht mehr. 


Lohn und Strafe Gin frommes Elternpaar Hatte zwei herzens⸗ 
e Kinder, einen Knaben und ein Mädchen. Die gute Mutter ftarb 
24 


370 
ſchon frühe und die braven Kinderlein belamen bald darnad eine bök 
Stiefmutter, welche einen jehr ausgelafienen bösartigen Knaben mitbragite. 
Diefer jowie die Stiefmutter konnten die guten Kinderlein nicht leiden, 
weldhe es bejonders hart hatten, wenn der Bater nit zu Haufe war. 

Einmal blidten alle drei Finder in den Schöpfbrunnen hinab. De 
jahen fie einen wunderjhönen Garten, in weldem die Bäume golden: 
Blätichen Hatten. Der gute Knabe ſprach: Ich will in den Eimer hin 
einfigen ; lafjet mi dann hinunterfahren.” Die zwei anderen lieken es 
fo geihehen und das Knäblein kam in den Garten, ging zu einem Bäun- 
hen bin und ſprach: 

„Bäumlein, Bäumlein, ſchüttle dich, 
Schütt’ Goldblattlein über mich!“ 

Das Bäumlein ſchüttelte ih und das Knäblein wurde dicht mil 
Goldblatichen bedeckt. So gieng es wieder zum Eimer, ließ ſich herauf 
ziehen und fand im goldenen Kleide da. Das Schweſterchen bat man 
die zwei Brüder es auch hinabzulaſſen. Es ſezte fi nun in den Eime 
fuhr in den Garten Binab, fagte daſſelbe Sprüdlein wie fein Orkde: 
hen; das Bäumchen ſchüttelte fih und das Kind war ebenfalls vom 
Kopf bis zu den Füßen dicht mit Goldblättichen bedeckt. Es gieng banı 
zum @imer, ließ ſich wieder beraufziehen und beide Geſchwiſterchen fanden 
nun da in goldenen Bewande, im ftralenden himmliſchen Schmude. Der 
böje Bube wollte nicht geringer erſcheinen und begab ſich auf gleiche Weiſe 
in den Garten. Als er aber fagte: 

„Bäumlein, Bäumlein, ſchüttle Dich, 

Schütt' Golpblättlein über mid! 
da fiel Pech, jo ſchwarz wie Schuſterpech, von allen Bäumen, bededie feinen 
ganzen Körper, daß er kaum mehr atmen, hören, die Augen davon frt 
maden und den Eimer finden fonnte. Als er wieder auf der Erde mar, 
wollte ihn feine Mutier davon befreien, allein fie konnte es nidt. Sie 
ſchürte (heizte) dann den Badofen, und als die Hize etwas vergangen 
war, ſchob fie den Knaben hinein, um das Pech hinwegzufchmelzen. De: 
Veh aber fing an zu brennen und das Teuer verzehrte den böfen 
Knaben. 

Die Rätſel. 1 Der Kaifer fam einmal in ein Kofler und fragt: 
den Abt, ob es ihm gut gehe. Jawol, fagte der, er hätte nichts zu 
wünſchen übrig. Da fpra der Kaifer: Jezt follet ihr aber Ungemach 
baben und mir bis in dreiviertel Jahren folgende drei fragen beant: 
worten, widrigenfalls ich euch alle davonjagen werde. Erftlich was iſt der 
Kaijer wert? Zum andern: mas iſt der Maienregen wert? Drittens: 
wie weit ift Glüd und Unglück von einander ? Da ſchickte man die Patres 





371 


mf die Hohen Schulen überall Hin, aber als „es ſich nahte, wie Beim 
Hadeinfseffen,” da warb ihnen bang, fle wußten noch nicht Beſcheid. Nun 
beite man den pfiffigen Müller der Kioftermühle und ſteckte ihn im bie 
des Ubtes. . 
Dielen fragte der Kaiſer: Habt ihr nun die Aufldfung zu meinen 
Abt fagte ja: Zum erſten if der Kaiſer 29 Gilberlinge 
wert; er wird dech nicht fo viel wert fein wollen als Chriſtus. 
ten: iR der Mairegen unſchätzbar, zum dritten: iſt Glück 
and Ungläd nur eine halbe Stunde von einander. Der Kailer fragte: 
wie 
est 


2 „&8 haufete auf eine Zeit ein Praelat in feinem Glofter, daB es wol 
beffer fein Tönte. Sein Bifttator kam, fragte nach, wie man dem Gottel- 
ent abwarte, ob es nicht bisweilen auch volle Metten abgebe, ob man 
au feiner Gorglofigkeit nie mit dem Wiegenband in die Kirchen geleutet, 
5 wie Glößerliche Bucht gehalten, ob er die geiftlide Güter vermehre 
der verſchwende, ob der Karren noch am alten Orth Rebe, oder das 
Naädlein zuviel geloffen jey; Utrum tantum praesit, vel etiam prosit. 
»b das Convent getröftet, dem treſchenden Ochſen das Maul nicht geiperrt, 
denen, jo Tag und Naht am Karren ziehen müflen, Pondus diei & 
sestus. alle Beihwärnufien tragen, ihr Gebühr gereicht, das Elofter leib⸗ 
lich und geifllihder Weiß ab» oder zunemme Der Pifitator befand die 
Sad über die mafien jchlecht beftellt, einen Borfteher, als wie dorten bey 
ven Propheten: Qui pascebat semetipsum. Der Praelat ließ ihm wohl 
ſeyn, Hielte eine Gaſterey über die ander, nahm ein Raiß vor nad der 
anderen, machte grofle Unloften und Schulden, die arme Religiofen und 
Brüder folten e& wieder erjparen, was er verſchwendet hat; aljo famen 
ſchwäre Klagen wider ihn vor, daß der Bifitator ihn abzufezen gedachte: 
doch, weilen er fi erfennet, und umb Gnad batte, und Beflerung ver- 
ſprache, wurde ihm auff ein neues die Prälatur zugefagt, wann er auff 
drey Fragen wife zu antworten. Erftlih: Wie hoch er den Visitatorem 
Ihäze? Zum andern: Wo das Cloſter in der Welt Tiege. Drittens: 
Wie weit Glüd und Unglüd voneinander jeye. Dem Praelaten (welcher 
lonft nicht vil geftubirt) war angft und bang, wie einer Katzen im Sad, 
beſanne fi Hin und ber, wolte ihm aber nichts einfallen; voll deß Un- 
muts gebet er in das Feld jpazieren, traf feinen Schaaffhirten an, der 
merdt auß dem finfteren Gefiht, daß feinem gnädigen Herrn nicht wol 
wäre, fracht die Urſach: Ya mein lieber Mare Stöffel Goͤrgel, du muft 
wiflen, daß ich nicht lang mehr werb Prälat ſeyn, meine ſchlimme Leüth 
haben mich verflagt, e3 hat bey dem Visitator alles vor müflen, was 


372 

fie auff mich gewußt haben, jezt joll ich ihm jagen: Wie hoch ich ihn jhäge! 
Wo mein Elofter in der Welt lige? und wie weit Glüd und lingläd von 
einander ſeye? Gnädiger Herr (antwortet der Schaaffhirt) leiht mir euer 
Kutten, und hütet der weil meine Schaaff, laft mid) zum Visitator, warn 
es anfangt dunlel zu werden, geben, id will ihm die drey Fragen auf 
das beite beantworten. Sie werden de8 Handels eins, der Schaafihirt 
tombt für den Visitator, jagt: er hab fich bejonnen, und fdhäge ihn 29 
Silberling werth, nur umb einen ſchlechter und weniger, als das hoͤchſte 
Gut von dem Judas tft verlaufft worden. Das Elofter belangend, fick 
e8 mitten in der Welt, wann er e3 nicht glaube, könnte er es meſſen 
Glück und Unglüd ſeynd vier und zwanzig Stund von einander, dann 
geftern (jagt er) bin ih ein Schaafihirt geweſen, heut aber ein Praelat. 
Wol geantwortet, ſpricht der Visitator: jo ſey dann, und bleib ein 
Praelat. &o vil vom Oftermärlein.” Altes Predigtbuch 17. Ihd. 


Die Sage vom großen Stier am See Ym Thurgau hatten 
fie einmal einen gewaltig großen Ochfen. Wenn er wütig iar, 
ſtupfte er mit den Hörnern die Sterne vom Himmel berab. Dieſer Odhie 
weidete auch einmal auf den Wijen, da es eben Heubet war und bie 
Bremſen Luftig ſchwärmten. Nun ftad ihn eine Bremje in das Hinter 
teil, und der Ochſe, welcher eben einen Wiſch Heu im Maul hatte, fuhr 
unmutig mit feiner Schnurre nad) bejagtem Teil, die Brems zu ver- 
jagen. Ber aber fuhr ihm im Jacht der Heuwiſch aus der Goſche und 
flog über den Bodenſee bis in das Schwabenländle herüber. ALS eine 
diefen Heuwiſch fand, führte er 7 Wagen voll Heu heim, denn der Wild 
war nicht größer und nicht kleiner. Endlih kam es aud foweit, daß 
man diejen Ochſen mezgete. Die Gemeinde kaufte da8 Horn für ihren 
Kuhhirten. Das war aber jo gewaltig groß, daß, als der Hirt, mie 
man zu tun pflegt am Jörgentag zun erftenmal ausfuhr und in's Horn 
tutete, der Ton erft an Martini Herausfam. Aus den Zähnen hat der 


Eträljäger fein Kunſtſtücklein gemadt. 
Schriftlich von Dr. Yud. 


Der Gevattersmann. Es war einmal ein armer Mann, welder 
jein Bewerb auswärts hatte. Diejem nun fam jein Weib in das Wochenbett; 
da gieng er umber, ſich einen Gevattersmann zu erbitten; er wurde aber 
überall abgewieſen. 

Da gieng der arme Dann vor das Ort hinaus und traf da ein 
Mannsbild, welches ihn fragte, wo er hingehe und warum er fo betrübt 
jet. Er erzälte ihm nun fein Anliegen, worauf der Fremde ſagie, er 
wolle ihm zu Gevatter ftchen. Als er ihn nun fragte, wer er ſei, ſagte 


u \ 





. 
6 
—— 


378 





»Ffremde Mann, er ſei Unſerherrgott. Drauf gab ihm aber der andere 
‘ Antwort, daß er ihn nicht wolle, denn fagte er, hätteft du mich reich 
nacht, jo wäre mir Jedermann zu Gevatter geftanden. 

Da gieng der arme Mann wieder ein Stüd weiter. Da verkam 
n wieder ein fremder und diefer fagte ihm aud, er wolle ihm Ges 
tersmann fein. Als er ihn nun aud fragte, wer er fei, befam er die 
twort, er fei der Tod. Da freute ih der arme Mann und fagte, 
. wolle er, denn er mad’ e8 aud allen Leuten gleich. 

Als das Kindlein aus der Taufe gehoben war, fagte der Tod, jezt 
le er den armen Mann auch rei maden. 

Er folle nur ein Doltor werden; dann foll er nur obachtgeben, ob 
ı Gevattermann bei den Füßen oder bei Säupten eines Kranken ftehe. 
ehe er oben, jo müfle der Kranke fterben, ſehe er ihn aber bei den 
Ben, fo komme der Kranke davon: dabei dürfte er auch alle Kranken 
- mit Waſſer kurieren. 

Das machte er nun fo und wurde bald ein fteinreiher Mann. Eins» 
(8 hatte er einen vornehmen Herrn in der Kur; und da fah er feinen 
patteramann bei dem oberen Ende de8 Kranfen. Da er bier eine 
Be Belohnung zu erwarten Batte, jo wollte er den Tod überliften. 
Ließ kleine Nädlein an die Bettflatt machen und fehrte fie um, jo daß 
ı Gevattersmann, der Tod, zu des Kranken üben lommen follte. 

Allein der Tod ließ das nicht geſchehen; er hielt fi an der Bett- 
t feit, und blieb am obern Ende; und fo mußte der Kranke zum Ber- 
8 des Doltors fterben. 

Bald darauf aber holte der Tod auch feinen Gevattermann. 
Mündlid. . 


XXVIII 


Hans und Sof. Zimmermannsſprüche. 


1 Bei Haus- und Gutsübergaben. Der Gutthäter 
hm aus den Grundftüden einen grünen Wafen und einige grü- 
ide Stauden. Mit diefen trat er vor verfammeltem Volke in 
: Kirche zum Altare hin und Tegte auf ihn diefen grünen Wafen 
d die Zweige. Der Priefter nahm fie nun hinweg in fein Haus 
d ſezte fie dort ein. Damit waren die Grundftüde eigen ge⸗ 
icht. So bei Privatleuten. Chron. von Freifingen von 1724. 

Bei Waldungen bieb man einen Aft ab und fegte ihn in 
: Hand defien, dem der Wald gegeben worden. 


=: 


374 


In der Regel erhält der ältefte Sohn das Haus- und da 
ganze Gut um einen annehmbaren Anjchlag, jo daß er „mol nod 
haufen kann.“ 


Die jüngeren Brüder erhalten ihr beftimmtes Heirat 
gut an baarem Gelde, das jedoch bis zu ihrer Verheiratung auf 
dem Haufe beim älteren Bruder unverzinsfich ftehen bleibt. 

Ferner eine aufgemadjte Bettftatt, nämlich 1—2 Bett⸗gie⸗ 
hen, Pfulben, Küffen mit doppeltem Ueberzug, einem flägernen 
und einen reiftenen oder wollenen. Hie und da nod eine Ruh 
oder ein Kalb. Ä 

- Die Töchter befommen eine „aufgerichtete Bettflatt,” ein 
Ehren⸗ oder Hochzeitlleid und wo tunlich auch noch eine Kuh dapı. 

Bei den Bauern gibt man fteis eine Kuh dazu; und den 
Bauren-Söhnen vielfach ein Pferd. Die Verehlichungen geſchahen 
früher durchgängig auf Gütergemeinfhaft; ein fogenanntes „ein 
geworfenes Gut” wurde gemadt. Ein Leib, Ein Gut, hieß es. 
In der Regel wird nad) Proportion des Vermögens ein Rüdjel 
gemacht, der auf die Seite des verftorbenen Eheteils fällt, wenn 
fein Kind vorhanden iſt. 

Bei der zweitmaligen Verehelichung wird den Stindern aus 
erfter Ehe ein „Voraus“, Präcipuum gemadt. Bei Sterbfällen 
hatte der überlebende Teil das erfte Look aufs Gut. Der ältefte 
Sohn aus erfter Ehe wurde felten'weggefauft. Dies litt die Lehen⸗ 
berrichaft nicht. Heutzutage jedoch wird dag Gut dem zeiten 
Dann und den Kindern aus der zweiten Ehe angeheirate. Tie 
Kinder eriter Ehe werden weggekauft (mit Geld entſchädiget). Ein 
Stieffind crbten die rechtmäßigen Geſchwiſter. 

Bei Teilungen hatten die Kinder zweiter Ehe den gleiden 
Zeil mit Vater oder Mutter aus dem gemeinjam Ermorbenen. 
Es hieß: „Soviel Mund, foviel Pfund.” 

Die ledigen Geſchwiſter hat der da8 Haus und Gut über- 
nehmende Sohn (oder Tochter) mit „Kalt und Warm“ im Kauf 
zu dulden. Es hieß gewöhnlid „den Unterſchleif im Haus gratis 
zu vergönnen.“ Gemeiniglich wurde ihnen eine Kammer au 
gemadt. 





375 


Die Ehecontrakte wurden ehebem ſammtlich vor Amt in Ge— 
genwart zweier Zeugen von beiden Seiten protofolliert und eine 
Abschrift mitgeteilt, 

Die Pfründ oder der Ausgeding befieht gemeiniglic) 
in einem eigenen „Stüble* das Heigbar iſt. Nach Deponierung 
der Boarſchaft werden ben „Jungen“ noch mäßige Zieler geſezt, 
bie „Alten“ Behalten ſich, befonders bei den Bauern, einige Weder 
bevor. Dieje muß der Sohn oder Tochtermann unentgeltlich an- 
bauen und einheimjen, jebod ohne die Saatfrucht. Ober aber 
man machte die Lieferung eines jährlichen Getreibe-Quantums aus, 
3 B. 6 Sri. Kernen, 6 Sri. Roggen und ebenjoviel Gerften; auch 
mußte bei den Bauern eine Kuh im Stall unterhalten werden, Bei 
ben „Seinen“ zuweilen eine Geiß. Wo dies nicht der Fall war, 
gab man zur Pfründ wöchentlich 1—2 Maaß Milch, ſodann 
einige Pfund Schmalz, einige Pfund Schmeer, Mehl, ſchwarzes 
und Schön-Mehl, einen Teil des Objtes; bei den Bauern ein 
halbes Schwein, bei den „Kleinen“ Y/, Schwein und einige MWürfte; 
Küche und Keller waren gemeinfam zu benüben. Wo das Stüble 
ermangelte, hatten die Alten das Recht, am Stubenofen frei fi 
zu wärmen unb in Rranfheitsfällen in der Stube zu liegen. Die 
Bauren, zumal wenn Holz beim Hofe war d. h. ein jog. Bauern» 
ſaule, machten ſich ein jährlihes Holzquantum frei vor's Haus 
wm führen, in Leibgeding. 

Auf den Fall, daß die Alten und Jungen ſich nicht vertragen 
konnten, ward ein fog. „Austreibgeld” von 3—8 fl. feftgeſezt. 

Dberfäwaben. Sqottie 

2 Hofmezgereifeft. Hofmezger heißen in Schwaben bie 
Unternehmer, welche größere Gütercomplege faufen und fie bann 
verteilen, die Waldungen ausftoden und nad) eingebrachtem Kaufe 
preife daS übrige einem andern wiederum verfäuflic) abtreten. Im 
manchen Gegenden find c8 die Juden. In der Gmünder Gegend 
B. in Bettringen fland vor noch nicht fo langer Zeit die Hofe 
mezgerei in Blüte. Die Verfleigerung der einzelnen Grunde 
Rüde fand im Wirtöhaufe ftatt. Jeder befam Bier und Wein 
Mehr denn genug: es fand fi) aud die ganze männliche Ber 


376 


— — 


völkerung gewiſſenhaft ein. Für's Eſſen ſorgten die Hofmezger, 
meiſt Israeliten, gar gut: denn da iſt mit den Bauern vieles zu 
maden, was fonft nicht möglid. Einzelausruf und guldenmeile 
Verſteigerung — ba da gieng der Bauer auf den Leim! Ber 
einen Gulden weiter bot, dem ward ein Sreuzerived zugeworfen. 
So madte das Brot oder der Köder den fimplen Steigerer oft 
ganz unfinnig und hundert Gulden ergaben ſich wo fonft feine 
fünfzig möglich gewefen waren. 
Mid. Grimm. 

3 Die Sidel. Der Ofenjeßel heißt echt altdeutih Sidel 
(sidele) oder mit Artikel Zidel. Er ift der Sig des Großvater: 
der Berger, weil zugleih Truhe, Sideltruch, der Kleider. Manche 
Sideln haben zwei bis drei Stufen. Beim Abflerben des Grch- 
vaters fizt der Vater hinauf; er überfieht alle Kinder und deren 
Tun und Treiben. Knecht und Magd figen nicht dahin, fie ſollens. 
ja nicht wagen. Für den fremden ift es ebenfo unſchicklich. Tie 
Sidel- oder Zideltruhe Hat zwei Abteilungen, die eine größer, 
die andere fleiner ; die leztere verjchließbar. Da Iegt das Gefinde 
jeine Kleider hinein: die jeidenen Halstücher, filbernen Nufter u. 
j. m., in die große Abteilung fommen die leider überhaupt. Mit 
dem Verſchwinden alter Sitte des oberſchwäbiſchen Bauernhauſts 
und Hofes kommt auch die Sidel in Abgang. Die Kleiderfäften 
fommen auf. Alſo ijt die Sideltruhe der Gradmeſſer des alten 
Volkstums. 


4 Die Stehpalmeinder Herrgottsecke. Bührlen er: 
zält in feinen Briefen aus dem Schwarzwald (1828) II 14: 
Es war die Stechpalme. In früher Jugend hatte ich bei fatbe: 
liichen Leuten folche Zweige über einem Cruzifix ſchwebend ange 
troffen ; fie behaupteten diefelben von einer Wallfart nad Maria 
Einſiedel als Warzeihen mitgebracht zu haben und fo follten fie 
auch von unfrer Pilgerichaft Zeugnis geben. 

5 Vom Abtritte. Die älteften Häufer hatten wie den Bad- 
ofen in's Freie hinaus gleihfam ala Anbau auch den Abtritt, der 
oft jehr mangelhaft aus langen Brettern zufammengefügt war. 
Gewöhnlich Heißt er Haüsle; pöbelhaft Sch. Haüsle. Privel 





377 


formt aud) ſchon ziemlich volfstümlich vor; in einer Augsb. alten 
Urfunde Brivatae*). Im alemanniſchen Gebiete Haben wir 
gäubli von Laube, weil der Abtritt am Ende ber Laube d. 5. 
des Ganges unter dem Dachſchuße fidh befand. Laut Augsburger. 
Urkunden hieß er ſchon frühe dort Loüblin. 

Es gibt faſt überall einen eigenen Ausdrud für das Reini- 
gen des Abtritis. Auf dem Herisfeld fagt man den Ochſen⸗ 
mezgen. Anberwärts hörte ich den Bojer ſtecha. 

Ja auch eine Abtrittspoefie ift nicht wegzuſtreiten. So pflegt 
man da und dort zu lefen: 

Hier iſt der Abtritt, 
Das große Scheißgericht; 
Kein Brotololl wird angenommen, 
Wer heißen will, muß felber kommen, 

In gewiffen Städten waren die Nachtwächter **) die „Ga- 
nalſchlüpfer“; e8 mußte immer vorher von oben gerufen werden, 
bevor etwas hinunter gelaßen ward. In Bafel mußten die To» 
tengräber die Tolen bejchlieffen und gut Achtung geben, ob 
etwas baufällig, wa8 daringeworfen. Bei Beichlieffung mußten 
Mägde und alles den Totengräbern Red und ‚Antwort geben, 
wo fie find und welches Haus es ift. 1741. Nechtäquell. II 975. 

In Münden und einigen andern Städten heißen fie Nadht- 
dnige; Pappenheimer (Nürnberg), Zumpfeler (Um). 


*%) Sub terra vallicum in circumferentiis subtus etiam et 
superius muratum, in quo privatae eonfluunt. 1264. von Stetten, 
Sandwerler, Nachtrag S. 27. In den WMalefizaften von 1743 (Aug 
burg) ift von einer „Geburt“ die Rede, die ins Privet geworfen ward. 
Wibertinus, Untichrift, I6d eifert gegen den eingerifienen Misbraud der 
rauen und Weiber, die ihre Servidor und Privatftül und Geſchirr 
as lauter Eilber machen laſſen; der Teufel ſei e8, der eine ſolche Macht 
Bat, daß er denfelben filberne Privätſtül anſchafft. 

*®) Geiler v. 8. im Pilgrim fagt: „aber den weltlichen, den toreten 
Mernſchen, den ſchmeckt es gar wol; denen geſchieht gleich als denen 
Menſchen die Privet raumen, die ſchmeckens nit überall. 


378 


6 Raubvögel an Toren und Türen”). Diele Sitte, 
erlegte Stoßvögel an Scheuertore zu nageln, bis fie oft nad) langer 
Zeit abfallen, ift in den meiften Gegenden Schwabens üblich bi8 
auf den heutigen Tag. 

Je größer der Raubvogel, defto größer die Ehre einen jolden 
aufgenagelt zu haben: gerne thut man e8 den Hünerweien. Es 
hängt der Brauch teilweife mit der Geldbewilligung von Seite der 
Regierung für erlegte Raubvögel zufammen. So beweiſt ein hoch⸗ 
fürftlih wirtembergijches Generafrejtript vom 16. Februar 1737, 
daB die Jägerknechte Raubvögel von anderwärt3 her, 3. 3. von 
Ausländern, kauften und in Rechnung bradten. Sammlung 
Stuttgart 1757. 

Ih erinnere an die große Fledermaus, die nad der 
Zimmerijhen Chronif Il 392 „mit iren Flügeln zu langiiriger 
gedechtnus ans Thor geheftet worden.“ 

Vergl. oben I 289 die Sitte zu Hammerspach, Wildſchwein⸗ 
föpfe am Rathaus anzunageln ala Wahrzeihen. Wo es Büren 
gibt und wenn eine joldhe Beſtie nah langem Jagen und vielem 
Heerdenverluft endlich erlegt ward, werden die Tatzenfelle an 
Scheuertoren angeheftet. 

7 Shwarzmwaldhäufer. Die alemanniiden Schwarzwald: 
wohnungen beftehen aus vierjeitigen behaucnen aufeinanderliegen- 
den Baumfjtämmen, inwendig in mehrere Stuben abgetecilt, welde 
mit jauber gehobelten Brettern ausgetäfelt find. Gegen öſtlicher 
und ſüdlicher HimmelSgegend ift eine Reihe dicht nebeneinander 
jtehender tyenfter angebracht, welche die Luft und Sonnenftralen 
auffangen und dem Innern einen feltenen Grad der Heiterkeit und 
MWärme mitteilen. Hölzerne Gallerie ums Haus, vom Dad, 
aus Stroh, Schindeln gegen Wind und Regen gejchüzt, ebenio 
gegen die Yaft des Schnee's. 

Vrgl. von Fahnenbergs Kniebisführer 1838, Karlsruhe, ©. 14. 
Bader in Heuniſch-Bader's Großherz. 1857 ©. 277. 


*) Ein 1701 bei Schmallalden geſchofſener Eteinadler ward am 
Etadttore angenagelt. Landau, Jagd und Falknerei E. 273. 


379 





Bührlen in feinen Bildern von Schw, I 114 ff. jagt: Was 
mag doch den Anblid der hölzernen Wohnungen jo anziehend 
machen, jo wenig fie eim architeltoniſch ſchönes Bild gewähren? 
Obne Zweifel ift es das heimifche Gejühl, das uns anwandelt, 
wenn wir hier den Menjchen jein warmes, ſchüßendes geräumiges 
Neft, wie den Vogel das jeinige aus Bereitliegendem, aus dem 
Erzeugnis jeiner Berge maden und die mandperlei Beſtimmungen, 
die es erfüllt, jo beutfih am ihm dargelegt zu jehen u. j. w. 
©. 218: die Wohnungen haben nicht immer ein freundliches 
Ausjchen. Die Wände von Tannen und Fichtendielen, anfangs 
von heller Holzfarbe, bräunen ſich im Verfolg der Zeit durch Luft- 
ſaure, Raud und Schmutz und halten dabei lange genug, um 
endlich bejonders innen finfter und unfreundlich auszujehen. So 
fanden wirs in der Herberge zu Nichhalden u. ſ. w. 


8 Brot [hneiden Iaffen. Beinahein allen Gauen Schwa- 
bens ift es Sitte, daß man, wenn man ein Haus befugt, Brot 
ſchneiden läßt. („Gang ſchneid au’.”) Im der Gegend von Saulgau 
gibt man dem Beſuche noch ein Stüd mit und wäre es aud) eine 
reihe Perfon. (Gaftfreundfgaft der atten Deutjchen.) 

Die Scheltfinger legen dem Gaft wol das Brot in, aber 
kein Meſſer. (Bollswig.) Bei den Laiben reiht man dem Gafte 
die ſchmale Seite des ovalen Teiles hin (wol weil es hart ift?) 
und fagt, beſonders zu ledigen Perfonen: 

Sqhneid King rum, 
\ Srlohi der Shah it um. 

Wenn man am breiten oberen Rande ſchneidet, jo ſchneidet 
«& bie Liebe ab. 


Anſchnitt. In der Gegend von Ehingen war es früher 
allgemein Sitte, daß man einen Laib Brot, den man anſchneiden 
wollte, vorher mit der Mefferjpige unten am Said mit dem h. 
Mreuz bezeichnete. 

Der alte Pfarrer von Schwörzficdh habe aber allemal einen 
heibenmäßigen Zorn gehabt, wen das geichehen ſei. Der Meiner 
hat aber noch gejagt, e8 fei nur bewegen. 


384 


die Bewohner einjt ausziehen heißt, jo wolle der Herr fie aufneh⸗ 
men in jene Wohnungen, die er uns dort oben bereitet hat. 


4 68 liegt mir etwas auf der Bruft, 
Ich weiß nit, ift e& Hunger oder Durft; 
Der Kamerad der hinter mir fteht, 
Mit eim Glas Wein 
Wird mir Schenken ein. 


JIzund Bauherr und Baufrau 

Und alle die unter mir ftehen, 

Ih bring's euch nit aus Haß und Neid, 
Aus Lieb und Freundlichkeit 

Euch Allen zur Gejundpeit. 


Jezt werd ich mich eine bedenken 

Und das Gläslein unterſchwenken, 

Und wenn das Glas zerbricht, 

So find die hiefigen Mädlen feine Jungfern nidt. 


Wenn ein Ortsangehöriger ein Haus baut, thun ihm ſeine 
Nachbarn und guten Freunde „Ehrenfuhren“. Sie führen ihm 
eine gewilfe Anzal von Wagen Steine, Holz :c. herbei. 

Wenn man ein neues Haus aufgerichtet hat, dann thut der 
Bimmergefell auf dem Firjt einen Sprud, alsdann trinkt er Wein 
und das Glas wirft er über das Haus hinab, alsdann ftedt man 
einen Maien auf da3 Haus. Dafür befommt der Gejell ein Nas 
tud. Die Ort3leute aber bringen dem Hausbejiger Schmalz, Eier 
und Mehl, wofür fie „Küchle“ erhalten, die gemeinjam beim Gr 
bäu verzehrt werben. 


Wann ein Haus aufyerichtet ijt, jo wird ein Spruch gehalten. 
Dieje Ehre wird gewönlich einem Zimmergejellen zu Teil. Es ge 
ſchieht durch einen Sprud, in weldem das vollendete Gebäude 
dem Schuß des Höchſten empfohlen wird und wobei man auf das 
Wol des Landesherrn, der Anhörenden, des Bauherren und de 
Werkleute zu trinfen pflegt. 

Der Sprud enthält jtetsfort Beziehungen auf Beitimmung 
und Zweck de3 Gebäudes. 


385 


h füge bier noch einen aus dem Bayreutfchen ftammenden 
, Schwaben Hin befannten guten Sprud, den ih Scöttle . 


, bei: 


Hoc leb' die Kunſt und Wiſſenſchaft, 
Die Menſchenkindern Häufer ſchafft. 


Denn wäre nicht der Zimmermann, 
Sagt, Freunde! mir, wo wohnen dann? 


Schon in der allerältften Zeit 

Prangt unfre Kunft au weit und breit. 
Sie war von Fürſten hoch geehrt, 

Und jeder Brave hält fie wert. 

Drum rufe, wer da rufen fann, 

Hoch lebe jeder Zimmermann! 


Ber Zirkel, Wintelmaß und Blei, 
Da fühlen wir uns froh und frei. 


Ber Gottes Tempel, wie in Hütten klein, 
Greift unjre Kunſt erſchaffend ein. 

Und wie fo mandes Königsichloß 

Ward nur dur unfre Kunſt erft groß. 


Wer das Richtmaß und den Zirkel erfand, 
Der lebe Hoch! als unbelannt! “ 

Denn Freunde, jagt jelbit, ohne fie 

Blieb’ ja vergebens unfre Müh. 


Bis uns nımmt auf das Hinmeläzelt, 
Sn eine fchön’re beil’re Welt 
Sich auch da Zimmerhandwerk hält. 


Tief in den Grund, wie auf zum Himmelsblau 


Vollführt der Zimmermann den Bau, 
Auf offner See, wie auf dem Land 
SR unſre Kunft gar wol belannt. 

Und wo man Menſchen nur erichaut, 
Da wird gesimmert und gebaut. 
Do, wo am meiften wird getan, 
Das Baterland fteht oben an! 

So nehmet denn daS Glas zur Hand: 
Dem Fürften und dem Vaterland. 


386. 


Ich Schwenk mich hie in Gottes Macht, 
Ih Hab mich ja bis Her gebracht, 
Vertraue fiher Jeſu CHrift, 
Ter ja der beits Helfer ift. 
3. E. Engelhard, Neuftatt an der Ari, Engelhardidhe Bucbhandlung 144. 


Unm. Dies ift eine, ſo gefährlichen Handwerken nötige Uebun. 
Aber Mutwillen und Gaudeleyen follten nie geduldet werden, bey welchen 
ſich ſolche Menfchen oft der äufferften Gefahr ausfegen, wenn fie nad) An'⸗ 
führung eines Gerippes von einem Haufe oder Turme, vor einer Den 
herbepeilenden Volkes, ihre jogenannten Sprücde von dem oberjten Giprel 
des Gebäudes unter allerhand gefährlichen Gauckeleyen herabichregen, ur: 
volle Gläjer unter das Volt herabwerfen, wie es in ımehreren deutiden 
Provinzen auf dem Lande noch üblich ift. Ich weiß ein Beyſpiel von 
den, no faum zwanzigjährigen Sohne eines Baumeifterd im Speyerigen. 
der, un den gewöhnlichen Bauſpruch herabzujagen, den erſt fertiggewer: 
denen Kirchturm zu Huttenheim beftiegen hatte. Der unglückliche Sünr 
fing, ala er bald das Ziel erreichet Hatte, verlor, vor Schwindel, das Ge— 
ficht, rufte feinen, in der Tiefe ftehenden Bater zu: wohin er fid p 
wenden habe? Gott jey dir gnädig, antwortete der in diejen Auftritten 
ſchon erfahrne Vater, und in eben dem Augenblide lag jein Eohn yı: 


fhmettert vor feinen Füllen. 
Frank, Syſtem der poliz. Medizin 4, 15. 


XXIX 


Suzxus, DBettel, Hungersnot, öffentliche WBoltätigkeit 
vor Alters. 


Bon Den Wirtshäufern. Tür cinen Reifenden find die Wirtshäukt 
hier zu Lande, vorzüglich aber in der Hauptftadt fo beichaffen, dak mar 
fie anderwärts in Deutſchland ſchwerlich befier findet. Es find ihrer in 
Etuttgart nicehrere, wo man in Abfiht auf Zimmer, Bett, Tafel un 
Meine jo gut und in fo billigen Breifen bedient wird, daß man nur ewa⸗ 
vom Zaune breden muß, wenn man durdaus Magen will. Ich mar 
bei meiner Ankunft in den Gafthof gewieſen, wo vor einigen Yahren KT 
Kaifer Joſeph logierte, und konnte mich nicht genug über die fehr autt 
Einrichtung vermwundern, die da getroffen ift, um Fremden alle möaliät 
Bequemlichkeit und Vergnügen zu verjhaffen. Nur Schade, daß di: 
Haus nicht eine etwas befjere Tage hat, fonft würde ganz und gar nidt: 





. 885 





Ich füge hier noch einen aus dem Bayreutſchen flammenden 
nach Schwaben Hin bekannten guten Sprud), den ih Schöttle . 
anfe, bei: 


Hoch leb' die Kunſt und Wiſſenſchaft, 
Die Menſchenkindern Häufer ſchafft. 


Denn wäre nicht der Zimmermann, 
Sagt, Freunde! mir, wo wohnen dann? 


Schon in der allerälifien Zeit 

Prangt unfre Kunft auch weit und breit. 
Sie war von Bürften hoch geehrt, 

Und jeder Brave Hält fie wert. 

Drum rufe, wer da rufen Tann, 

Hoc lebe jeder Zimmermann! 


Bei Zirkel, Winlelmaß und Blei, 
Da fühlen wir uns frob und frei. 


Bei Gotte8 Tempel, wie in Hütten klein, 
Greift unjre Kunft erfchaffend ein. 

Und wie fo mandes Königsichloß 

Ward nur durch unjre Kunſt erft groß. 


Wer das Richtmaß und den Zirkel erfand, 
Der lebe hoch! als unbefannt! ” 

Denn Freunde, jagt jelbft, ohne jie 

Blieb' ja vergebens unfre Müb. 


Bis und nimmt auf das Hinmelszelt, 
Sin eine ſchön're beil’re Welt 
Sich aud das Zimmerhandwerf hält. 


Tief in den Grund, wie auf zum Himmelsblau 
Bollführt der Zimmermann den Bau, 
Auf offner See, wie auf dem Land 
Iſt unſre Kunft gar wol belannt. 
Und wo man Menſchen nur erihaut, 
Da wird gesimmert und gebaut. 
Dod, wo am meiften wird getan, 
Das Baterland fteht oben an! 
So nehmet denn daS Glas zur Hand: 
Dem Fürften und dem Vaterland. 
. 25 


388 
vielmehr fih ganz gefund dünkt, und gerade aladann am allergejundefen, 
wenn der Tod wirkfih vor der Türe if. 

Reife eined Kurländers 313. 

Raietriufen im vorigen Jahrhundert. Die ſchwäbiſchen Bauern, 
wie ich zu meinem großen Wergerniß, bauptjählih im Herzogtum Wir⸗ 
temberg, teils in Gafthöfen ſelbſt nejehen, teils bei gehaltener Nachfrage 
über ihre häusliche Lebensart, mir habe erzälen laffen, haben nun auf 
das Gaffeetrinfen feit einigen Jahren angefangen — eine Eitte, die be 
fonder8 für ein Land, das in Aktivhandel gegen andere Ränder foweit zu: 
rüd if, daß es nad und nad zu Grunde gerichtet werden muß, nicht 
ſchlimmer fein könnte — und nit einmal der vor zwei Yahren um des 
englifchen und holländischen Krieges willen fo hoch geftiegene Wert dieler 
für eine Menge Menſchen fo ſehr entbehrlihen Waare, bat, wie ih ver⸗ 
fihert worden bin, diefer Raſerei Einhalt thun können, fo, daß manche 
Krämer in Städten und auf den Dörfern gegenwärtig ' bei feinem ihr 
Artikel fiherer auf geſchwinden Verkauf rechnen können, als bei Zudır 
und Gaffee. — Ich traf zwifchen Heilbronn und Gannfladt einen Fremden 
in einem elenden Dorfwirtshaufe an, der, da wir einen ganzen Tif voll 
Bauern, anjtatt der Weingläfer, einen Topf Caffee nad dem andern aus 
leeren ſahen, große Augen darüber machte und mid frug, was ich, da tt 
mir meine Befremdung in dem Geſichte leſen konnte, dazu dächte? 34 
wünſchte, verfeßte id, in des Wirts und der Wirtin Stelle zu fein, um 
e8 diefe Leute in der Zeche fühlen zu laſſen, wie nachteilig dieſe Nachäffung 
der Größeren für den Beutel des gemeinen Mannes fei: und um ihnen 
ein Getränke zurichten zu können, daß fie den Gaffee weiß nicht wohn 
wünſchen müßten. Ich wüßte nicht, antwortete der Neifende, vielleicht hat 
diefe neue Mode der Bauern hie zu Lande eine oder gar mehrere gute 
Seiten. Zuerſt halte id) fie für einen Beweis ihres Wolftandes, weil Re 
nicht darauf fallen würden, wenn es ihre Bermögensumflände nicht zu 
ließen. Und dann, dünft mid), ift es doch beijer, einige Zaflen Kaffee zu 
verichluden, bei dem fie ihre Sinne nicht verlieren, und in den Schenlen 
von einer Unordnung in die andere geraten, als Nächte durch bei em 
Wein zu rumoren. flauben fie nicht, ſetzte er Hinzu, daß das Gaffeetrin 
ten dem Nahrungsitande nicht jo empfindlich jchadet, als die Weingelagt, 
an denen die Bauern, wenn ihnen der Wein einmal zu Kopfe geitiegen 
ift, fein Ende finden können? Es wäre zu weitläuftig, antwortete id, mid 
hier auf Ihre Gründe einzulaſſen. Nur werden Sie doch wol nidt im 
Ernfte behaupten, daß man aus diefer Gattung von Ueppigkeit bei dem 
gemeinen Volk in diefen Gegenden auf einen blühenden Wolftend [lieben 
dürfe. Gefezt der Schluß wäre einftweilen und im Anfang richtig, io 





387 


uszuſetzen fen. Man erzält, daß, da der Kaiſer einen Caffee Hier 
n, er dem Wirt befohlen babe, fi felbft auch eine Taſſe einzu 

Diefer babe fi fo lang geweigert, dem Kaifer folge zu leiſten, 
7 Miene gemadt, den Wirt zu bedienen, da er denn endlich nach⸗ 
habe. Dieß foll die Weile des Kaiſers in allen Gafthöfen fein. 
eine® Kurländere 79. 


emde Beine. Ich bin überzeugt, daß manche Necarweine, wenn 
einem andern europätichen Reiche, oder gar aus einem andern 
; herbeigeführt würden, unvergfeichlich heißen müßten, da man 
unter die fehr mittelmäßigen rechnet ; und in Schwaben lein foft- 
aftmal gehalten werden kann, ohne daß die Tiſche unter der Lafl 
ıden Beine, noch mehr aber der Beutel des Wirts, den die Diode 
auch mit dem Strom fortzuſchwimmen, unter diejer eingebildeten 
heit feufzen muß. Pracht und Ueppigkeit if, wie die Geſchichte 
ı allen Zeiten das Berderben der größten Reihe und Giaaten ge 
Was ift es Wunder, wenn diefe Seuche aud Heine Länder ins 
em flürzt, in denen vorhin die unfelige Begierde der GBeringeren, 
Größeren in allen möglichen, auch in den Torheiten, und, leider! 
ı am erften, nachzuthun, die eigene Srankheit ift. Ich habe dieß 
ı Herzogtum Wirtemberg angetroffen, fo jehr ich hoffte, daß da» 
den weil fi die Schwaben über ihrer fleifen Anhänglichkeit an das 
n jo vieles müſſen nachſagen laflen, auch die alte deutſche Einfalt 


Lebensart und den Sitten finden würde. 
eines Kurländers 77. 


rus der Neihsftädte. Das jcharfe Auge eines Patrioten, der 
Gedenkungs-Lebensart der Einwohner genau befannt ift, wird 
je alles noch etwas entdeden, in den: er Ilrjachen diefes Berfalls 
ann. Ih will Sie, mein Liebfter, nicht lange raten laſſen. Es 
worüber man zu flagen anfangen könnte, für bloße Mode zu 
wenn nicht der Augenjchein dieje Klagen nur für gar zu gegründet 

Der Luxus ift auch in Lindau, wie überall, zu Haufe. Diefer 
es bürgerlichen und Öffentlihen Wolftandes ift defto gefährlicher, 
annter er fich oft einfchleicht, und je auf einer unfchuldigern Seite 
yenen zeigt, die er berüden und zu Grunde richten will. Jene 
die oben angeführt find, find heftige und ſchnell hinreißende furcht⸗ 
anfheiten, wider die man fih mit einer noch fo hoch getriebenen 
nicht allemal ſchützen fann; die Ueppigfeit aber ift ein ſchleichen⸗ 
ver, daß die Kräfte nach und nad, und ganz unmerklich verzehret, 
man oft nicht ſowol jheinhare Hoffnung zur Geneſung hat, als 


390 

ſeres Volles fortgepflanzt. Gleichwol ift man unendlich viel mäßiger ge 
worden, als man nod vor hundert und zweihundert Jahren war. Am 
allerärgiten trieb man die Vollfauferei zu Anfang des 16ten Jahrhundert, 
wo «3 namentlih in Sachſen geradezu entjeglich getrieben ward. Daher 
jagt die Zimmerifche Chronik: „Als (wie eben) aber die Saren- und Hd 
ienterle mueßen jaufen oder doch das vil jar im prauch haben gehapt‘ — 
— „zu unfer zeiten ift e8 alles daS widerfpill (gegenüber der Mäßigint 
der Alten, von welcher der Chronift eben gejprochen hat) ; die jungen jaufen 
inen die hels ab, — daS bekurzt das leben, verderpt und ſchwecht die na 
tur* — „dann da das ſchantlich faufen noch nit uf der pan tar“ jeien 
die Leute ganz andere Sterle gewejen. Und Iheronymus Geldt fagt bei 
Gelegenheit der Schilderung des trefflihen Egerifchen, Dinkeljpühler und 
Bopfinger Methes, der unter allen Hummelwäſſern“ zum hödjiten ge 
priefen werde — „das man aber an etlichen Orten unjern Meht an Sant 
Johannis Baptifte nach Hauffen weiß trinkt, ift mehr ein alter heldniſcher 
Brauch und gewonheit, dann Chriftenlich und gejund, dann darvon fingen 
die St. Urbansbrüder ein Lied, giebt ein Gfeglein ein Kübel voll, ker 
naher ſehen die vollen Bölg und Weinnepper die Morgenjonne nit auf 
gehen, und kommt aus der Füllerei die volle geſchirr umbſchütten, zitieren 
der händ und vil ander Breften.” Dieje allgemeine Trunkſucht des Löten 
Jahrhunderts war nicht ohne Rückwirkung auf die Speijes und Tranlkord⸗ 
nungen der öffentlichen Anjtalten. Gin leuchtendes Beijpiel hiefür dürfte 
im „Ürdinarijpeiszedel” des Spitals zum Heiligen Geift in Ravensburg 
aus dem Sure 1530 jein. 

Nah dieſem gab es im Spital Ravensburger und Königsegg'ſche 
Pfründner, leztere aus der Herrſchaft gleihen Namens. Ein Ravenzbur- 
ger Pfründner jollte erhalten täglih eine Maas Wein, alle ronialten 
(Duatember) 4 Pfd. Schmalz und einen Käslaib. Ferner am Sonntag. 
„Zinstag und Vonderstag“ auf Morgen und Abend zwei Stüde Fleiſch 
nit Gemüje, am Diontag, Mittwod, Freitag und Samstag Morgen? 
und Abends „Geriten und Gemüſe“. Ein Königseggifcher Pfründner ſchien 
etwas tiefer im Fett zu fiten. Denn laut Vereinbarung zwiſchen den 
Herren von Königsegg und einem Spital zu Ravensburg jollte ein Königs 
eggiſcher Pfrundner erhalten, täglich eine Maas Wein, an nachftehenden 
Tagen aber wie folgt, nämlid: 

Am Neujahr 2 Maas Wein; an Dreifünig ebenſo; an Schaftian 
1 Maas Wein und ein Pfund Fleiſch; am Pfeffertag 2 Maas Wein und 
cin Pfund Fleiſch; an Frauenlichtmefle 2 Maas Wein: am Fajnadtzinz 
tag ebenjo; an Rofenfonntag (Laetare) ebenjo; an Oſtertag ebenjo: an 
Walburgis (1. Mai) edenfo; an der Auffart cbenjo; an Yohanni zu 


391 





Sunnenwenden ebenjo; an Peter und Pauli ebenfo; der Sichelhange eben- 
jo; an Dattheihtag «benjo; an Mauritii ', Mans Wein, 1 Pfund Fleijch 
und zwei Laib Brot; an Simon und Jude 2 Maas Weinz an Alerhei- 
ligen %/, Maas Wein, 1 Pfund Fleiſch und zwei Laib Brot; an Anpreas- 
tan 2 Maas Wein; an Thomastag ebenſo; am hl. Tag zu Weihenächten 
ebenjo; an Yohanni (zum Minnetrant) ebenjo. Summarum jährfid 402 
Maas Wein, 

Bude follte der Pfründner alle Fronſaſten 4 Pfund Schmalz und 
tinen Spitallaib vom beften Mehl erhalten. Wertter an den vier Mode 
veiten  (Bierfeften) Gebratenes. Item wochentlich 3 Pfund Fleiſch und 
mar je ein Pfund am Sonntag, Dienstag und Donmerstag; am allen 
Gafttagen, Dochzeittagen und Sonntagen Fiſche oder Bebadenes, jeden Frei» 
tag Fiſche, amı Mitwoch und Samstag aber auf alle Fülle Gebadenes. 

Dieraus: bitrfte ſattſam erhellen, welch ſchwere Aufgabe ein Vfrund ⸗ 
ner des Spitals zum hl. Geift jährlich zu Löfen Hatte, wie das flir dem, 
welchet Anjprud auf eine Pfründe zu machen hatte, in der That eine 
aute alte Zeit war, endlich aber auch, daß unter obigen Bedingungen auch 
unfer Jahrhundert noch manchen Liebhaber aufzuweiſen haben dürfte, fih 
eines loblichen Spitals „Drbinarifpeißzedel“ zu unterwerfen. Vidembach. 

Dad. 

Der Straßenbettel vor 100 Jahren. An dem verftorbenen Ober⸗ 
amtmann Müller hatte der Herzog nicht nur einen ſehr einfichtsvollen 
und tüdtigen Veamteten, fondern aud die Stadt Sulz einen für ihr Veſtes 
äußserft beforgten und rechtſchaffenen Vorfteher. Er hat fi nicht nur durch 
Schriften über die Landwirtſchaft und das Manufalturweien verdient ger 
macht, fondern es find auch fonften unter ihm Anftalten zu Stande ger 
tommen, die jür das ganze Land von großem Nutzen fein müßten, wenn 
fe in den Gang gebracht und erhalten würden. Der Straken« und Gaj- 
fenbettel nahm in dem Serzogtum zufehends überhand, und jo gut edane 
geliih das Land ift, fo fah e in diefem Gtüd darin nicht beffer, als in 
einem erztatholiſchen aus, wo man nicht zehn Schritte gehen oder reifen 
ann, ohne von heilloſem Gefindel, Vaganten und Bettlern ſcharenweiſe 
belagert zu werden. Da das auf der einen Seite ein Veweis einer ſchlechten 
Polizei ift, und auf der andern einen ſchadlichen Einfluß in vielen Rud. 
ſichten auf die Einwohner hat, aud unter dieſen Bettlern manche bedenke 
Tide Leute find, deren man fi) nicht eben allemal auf der Straßen zu er - 
freuen hat, wenn man fie zu ſehen befömmt, jo wurde von dem Herzog 
erhftlicger Vedacht darauf genommen, diefem Unmefen zu feuern. Vemel. 
deter Oberamtmann erhielt den Auftrag, in alle Städte des Landes zu 
gehen und fi} mit den Vorftehern zu beſprechen, wie hierin befiere Ord- 


392 
nung eingeführt werden könnte. Jeder Ort jolite ſich anheiſchig maden, 
feine Armen und Rotleidenden jelbft zu verjorgen, welches aus den Ein 
fünften der Gemeinden, der Hojpitäler und anderer frommer Stiftungen, 
oder auch, wo e8 an ſolchen fehlte, durch Beiträge der Bewohner ſelbſt am 
bequemften geſchehen könnte, die fi) auch um defto williger dazu entichliehen 
tönnten, weil fie nun des Anlaufs der Bettler los würden. Fremde Belt 
ler follten ab» und wenn e3 Landeskinder jeien, in ihre Heimat; au 
wärtige aber gar vor das Land hinausgemwiefen werden. Um diefen En» 
zwed deſto beffer zu erreichen, follen an den Toren der Städte und vor 
den Dörfern Stöde errichtet, und an denfelben die Drohung angeſchrieben 
werden, daf hier das Betteln bei harter Xeibesftrafe verboten je. Di 
Drohung folle au an ſolchen, die fih doch auf dem Betteln betteter 
laſſen, vollzogen werden ; zugleich aber auch jedermann auf das ernſtlichſe 
bei Strafe verboten werden, feinem Bettler ein Almoſen zu geben. Ja 
noch mehrerer Erleichterung diejer in der Tat guten Anftalt jollten Häuſer 
errichtet werden, worin man Notleidenden Arbeit geben könne, 3.8. Wollw, 
®arn-, Baunmollenjpinnereien u. dgl. In verjchiedenen Städten des 
Zandes geht diefe Einrichtung gut von flatten; es ſollte aber überall ge 
ſchehen. Die Ober» und Staatsbeamten haben auch wirklich Den gemeſſen⸗ 
ften Befehl von dem Landesherrn, alle Vierteljahre unmittelbar an ihn 
zu berichten, ob diefer Verordnung in den ihnen untergebenen Orten nad 
gelebt werde. Ob es von allen gefchieht, wei ieh nicht. Iſt es jo, ſo 
nehmen fi viele von ihnen ohne Zweifel die Freiheit, dem Herzog etwas 
zu fagen, wovon fie feine Verantwortung haben, unbefümmert, ob fie die 
Wahrheit jchreiben, oder nidt. Id bin in Gegenden des Landes gefom, 
men, wo des Betteld fein Ende war, und ih ward oft hart an den zum 
Schreden der Bettler errichteten Stöden um eine milde Gabe angerufen: 
auch felbft in einigen Städtchen, deren äußeres Anjehen mir Ordnung und 
MWolftand zu verraten ſchien, ſah ich Leute herumziehen und Almofen ein⸗ 
fordern, die gewiß in cben dem Orte zu Haufe waren. Da id) in dan 
Gafthöfen meine Verwunderung darüber bezeugte, weil ich doc wußte, 
das Gejege wider diefen großen Uebelftand vorhanden ſeien, jo antwortete 
man mir: daß man es mit manchen Geſetzen im Wirtemberger Land 
fo genau nicht nehme: aud haben fi hie und da die Beiftlichen wider 
diefe Verordnungen geſetzt und behauptet, daB es wider das Ghriftentum 
jei, daS Almoſengeben zu verbieten, und daß eben deßwegen ein edle 
Chrift Hierin Gott mehr geboren müſſe als den Menfchen, oder Chrig- 
feit. Endlich fagte man mir auch in einen gewiſſen Städtchen, das ıd am 
eben diefer Anekdote willen nicht nennen will: Unfer Herr Oberamtmann iſ 
ein herzguter Mann, der allem Verdruß feind ift, und ein gut Glas Wein 





393 


t. Was foll er ſich um die Bettelordnung ſcheeren? Sie mag ihren 
3 fortgehen oder nicht, wenn ex nur feine Mühe und Anlauf hat. Ihm 
les recht — das ift fiher eine bequenie Lebensart: wenn fie nur auch 
gemeinen Wejen jo verträglid, wäre! — Sulz hat auch eine Kotton- 
ufaktur. — Sie ift eine von den wicht zalreichen im Herzogtum über- 
pt, und diejenige, die auch etwas jheinbares zur Verteidigung der nicht 
wie es fein jollte, im Schwang gehenden Berorbnung wider den Gajr 
und Sttafenbettel jagen, behaupten, daß der Mangel hieran haupt- 
lich an jenen Schuld jei. So lange man den armen Leuten und Rin- 
1, die arbeiten fönnen, nicht zu arbeiten giebt, jo fange man fremde 
ler nicht in Arbeitshauſer ftedt, jo fange werden dieje und jene diejes 
| bequeme Handwerk fortfehen, einige werden ſich auch, um fid des 
gers zu eriwehren, dazu gezwungen jehen. Aber jobald man die gut 
imten in den Stand fett, ihr Brot ſelber zu verdienen; die, die es 
tb können, verjorgt; die unartigen dazu zwingt, und die auswärtigen 
janten, jo bafd fie jih nur bliden laſſen, von der Strafe wegnimmt, 
oird dieſe Sandplage gewiß auffören und die Herumſtreicher werben 
Land fliehen, in dem man die Kunſt jo gut verfteht, ihmen ihre faule 
ensart nieder zu legen. 
Reife eine® Kurländere 194 ff. 


Bertel in Ulm. Veſonders da ich, jo lange ih mid in Um aufe 
t, eine Unordnung bemerkte, die diefer Nepublif feine Ehre macht, und 
deren Abftelung eine noch jo große Summe Geldes, als das Gomd» 
haus gefoftet hat, noch nicht zu groß wäre. Den Straßen» und Gais 
hettel fieht man hier in feiner ganzen Schändlichteit. In den Käufern 
Men eigene Leute dazu gehalten werden, um die Almofenfordernden, die 
die Fenſter und Türen fommen, zu befriedigen, und es vergeht feine 
ztelftunde, daß diefe nicht Arbeit haben follten. Wie fömmt das, fragte 
find denn Hier feine Anftalten, um diefem beſchwerlichen und gefähr- 
en Unweſen zu feuern? Ein Gomddienhaus, war die Antwort, haben 
: wol, aber fein Zucht · und Arbeitähaus. 

Weife eines Kurländers ©. 297. 


Hungeröust. Anfang 17. Jahrh. Wedglödlin der Teutjcen: Oder 
erqchieliche Wundergeigichten: Die Erfte, Bon der Erbarmlichen, vnnd 
Sefchtwerlihen Hungersnot: Welde die arme Leut in Schwaben, Al- 
8 vnd am Bodenſee täglich erleiden, vnd viel Qundert perjonen Hun ⸗ 
8 geftorben, fampt einem eifferigen @ebett wider diefelbe, nutzlich und 
wendig zu ſprechen 

Bon der Hungersnot. Die Hungersnot ift ein fondere Straffe un- 





394 





jerer Sünden vnd ungeredhtigfeit, welches unter den dreien Göttlichen Haupt: 
ftraffen nicht die geringſte ift. 

Welches nit allein bezeugen die alte Weltliche, fonderen aud die Geiſi⸗ 
fihe und Bibliſche Hiftorien. 

Was aber für erbärmliche Hungersnot in Schwaben, Algöw und am 
Bodenjee von armen Leuten erlitten wirdt, ift mehr trawrig, betrübt und 
mitleidentlich zu hören, als zu erzehlen möglid. 

Im Hertzogtumb Würtenberg, iſt ein ſolche not erftlih vmm Brot 
getoeien, daß Ihre F. ©. deßwegen Ordnungen gethan, damit mennig 
lichen vmm jein Belt können Brot befommen, daber fie es noch nicht 
bewenden laflen, jondern weil fie großer täglihen Hungersnot beridte, 
haben Ihro F. ©. verordnet, dab in allen Fleden, Ja Dörffern und Stät 
ten, Stuben beftellet, in melden die arme Kindere täglichs zweimal ge 
ſpeiſet, vnnd jeden ein pfundt Brott darzu gegeben wirdt, vnnd das allen 
armen ohne unerjcheidt, dann fein Taglöhner, mit feiner Hand arbeit in 
diefer ſchweren zeit ji ernehren fan, welches jhro F. ©. zu unerſterblichen 
Lob ewiglich geraidet. Dadurch dann mand Chriſtenmenſch erhalten, 
welches ſonſten hette durch Hungern verderben müſſen. 

Aber weiters hienauff iſt die Hungersnot noch viel gröſſer geweſen. 
ſonderlich umb Vlm herumb, bey den Adelichen, vnd der Clöſter vnter⸗ 
thanen, welche feine hülff oder vorſtandt gehabt, Deren dann viel Kun 
gers geftorben, ein teils an den Zehen Gebotten fich vergriffen vnnd Or 
ſtohlen, ein teild von Weib vnd Kindern geloffen, diejelbe figen vnd ver⸗ 
derben laſſen. Als ſolches die Statt Ulm in erfahrung gebradt, haben 
fie nicht allein ein gemein Gebett in der Statt angeftelt, jondern auf 
offentlich verfündigen laifen, daß fein Yurger von Weib vnnd Kindern 
ziehen, jondern das Allmojen abholen vnnd ſich deſſen gar nit bejhämen 
jolfe, vber diß hatt ein Erſamer Rat, der grofien Hungersnot mehrer 
abzwochren alle Vierzehen tag frucht der Burgerſchafft vmb das halbe 
Geldt, jo es fonften unter den Kornhauß gekoftet, aufgeteilet, welches ein 
Vatterſtück vnnd Hülff, vnd der thewrung ein ſtoß geweſen. 

Zu Vberlingen vnd Biberach kan ein Perſon zu Nothwendiger Speiß 
für Drey Basen Brott Eſſen. 

Hin vnd wieder am Bodenſee, im Algöw, vnnd ſonſt herumb, da if 
die Hungersnot nicht außzuſprechen, dann viel arme Leut das abgeſtandent 
Vieh uf denn Manjen geholet, gekochet, vnn gegeſſen, vicl haben das därtt 
Hew vnd Raub geiotten, gehadet vnd gegeſſen, vnn tft an jolden Orten 
nichts als Meinen vnnd Wehllagen, Weinen vnd Heulen. Tiearme Kindt 
better findtlin, ja warn fie es nur haben löndten, nur Haberbrey chen 
müſſen, die Rindbetterin, deren man in die 134 im felbigen Landt zehle, 





895 


iglich verſchmachtet, viel alte Perfonen find auß Lanter Mattig- 
der gefunden und geftorben. Die Kinder lauffen hin vnnd ber, 
em Bitter Hunger. AG, Ad was Hergenleyde müflen dero El⸗ 
brechendt jehen. Niemand will oder fan ihnen mehr heiffen, es 
ey einander verzaget, vnd gehet dero Orts ſchier gleihfam zu, 
Hattone dem Biſchoff zu Ment gejhrieben wirdt, Weldher auch 
: zeit in ein ſchewer fein Armen zufammen fordert, onnd fament- 
mlich verbrennen ließ, der hernach von Mauſſen gefrefien wurbt, 
i bezeugt der Meußthurm zu Bingen. 

fagt, daß im Biſtumb Coſtnitz vnd der Abtey Kempten all» 
= Sechs Hundert Perſonen, ohne SKindbeiterin und Alte Leut, 
geftorben, vnnd täglih noch viel außgematie Leut, als ob die 
regierte, darnieder fallen und Sterben, vnd bejorgentlich, fo fie 
g erreihen vnd der Hit empfinden, wegen alleriey genofjener 
yer Speife, noch fehrers dahin fallen werden, vber diß alles meh⸗ 
Ihe thewrung wegen deß vberhäufften groffeß ſchnees in dieſen 
er die Samen widerumb beihädigt und frift, wie dann dieſer 
rt, vnnd Hochbeſchwerlicher thewrung halb, der Herkog von Wür- 
tie Statt Vlm, die Statt Augipurg gemeine eyiferige Gebett an» 
nb das Gott folhe trübjeligfeit gnedig abwenden wölle. 
Gedenckwürdige Hiftori hatt fi mit einem ſechs Jährigen Ana» 
bach, ein Meil wegs von Stempten, eins Schulneifters Söhn⸗ 
agen, dieſes Hatte innerhalb 16 Woch feinen bifien Geflen oder 
‚ feine Eltern aber grofien Hunger erlitten, weldher ohne alles 
ieby geſetztes Gebettlin, täglichs Gebettet, vnd Gelungen, melde 


acher deß Hungers erlaſſen vnd reichlich gefpeilet worden u. j. w. 
zlatt 4. 1615. 


ntlige Woltätigleit vor Alterd. Den 18. Sept. 1511 ver- 
Jörg Truchſeß, Freiherr von Waldburg, beim Rate zu Ueber 
r die Bäter und Brüder zu Wolfegg Et. Franzisfus Ordens 
zel, welche Mangel hätten an Gejangbücdern, ®radualen und 
rien. Der lleberlinger Rat joll fih nun bei den Barfüßern 
hin verwenden, daß dieje ihre alten Bücher, deren fie nicht ber 
ien, den Brüdern zu Wolfegg zum Behufe der Abjchriftname 


Zt. 238, 8. 

Bundelfingen befanen laut Stiftungsbriefes der Großalmoſen⸗ 
1495 Arme, Kranke, Alte die jog. Almofenröde: „all Tag 
3 arm Menih jolden Almuojenrod anlegt — mit einem 
- und Ave Maria zu bitten für die Stifter“. 


396 


Die Almoſenbüchſe in Wirtshäufern iR im 17. Yahrhunder 
von Fühen dur den Ehroniften Feigele nachgewieſen. 

Der Almofentaften in Memmingen zieht fi durd alle Chto 
niten bindurd. Es war ein Haus, fpäter fiel das weg, das Almoſen ver- 
teilen erhielt ih. Schorer. 


In St. Balentins Namen Almoſen fanımeln. 1472. 
Augeb. Chronil 1634. 


XXX 
Bäder. Seringe. 


Reifen des ſchweizeriſchen Frauenzimmer in dit 
deutihen Bäder. Hat etwan an einigen Orten der Schwejz 
das Frauenzimmer nicht die unumſchränkte Gewalt in toflbaren 
Kleidern und neuen Trachten fi hervorzutun, fo reifen fie mit 
befto größerer Begierde de8 Sommers in das Zellerbad, ode 
nah Teinach, Selze, Ems — um dajelbft dem Zwange der 
Landesgeſeze zu entgehen. 

Keyßler's Reifen S. 3. Neue Ausg. 1751 von M. G. Shüke. 

Von den Budftuben Wie die Städte, To die Märtte 
und Flecken: alle hatten ihre Badſtube. In Wurmlingen bei 
Tuttl. Tigen noch jezt in der Negiitratur Actenftüde, melde an 
die einftige Blüte der 2 Badftuben am Wege nad Tuttlingen in 
den Wijen hinweiſen. Nach a. 1633 war in Tuttlingen jelbi 
ein berühmtes Badhaus, das die Schweden zeritörten. 

Vergl. Krical 2 ©. 11. Am Ulm 5 Heine Orte mit Badern 

A. 1434 erhielt das Stift Marchtal die Erlaubnis vom 
Kaiſer Sigismund in Grießbad bei Seefirh und in Mardtal ein 
Bad errichten zu dürfen. (Marcht. Chronif.) 

Dom Abte Simon Göß (1432—1515) verlangt eine An 
Hageichrift „eine Bad tube”, der Prälat jolle dem Barbierer 
Koft, das Convent den Lohn geben.” A. a. O. 

Kriegk 2 ©. 3. 

Der Sigertähofer Bader, Meſſerſchmid, hatte Laut Rechnungen 

von 1558 „ein guots wolgehaizts Bad, darzu zwei Maien- um 





0 
‘ 
8 


897 





i Merzenbad zu geben.” Im Augsburg war ein Bäder- 
ein Merzen- und ein Maienbad. 
In Ulm gab e8 fogar eine blos für die Dirnen der Frauen⸗ 
er beftimmte Badftube. — A. 1489 gab es in Ulm auch 168 
atbadftuben. In Eßlingen Hatten die Badftuben teils an 
Spital, teil8 an einzelne Kiöfter, teil8 an Bürgerfamilien Zins 
ntrichten, was offenbar nicht mit deren Eigentumsrecht zu⸗ 
ienhängt, fondern von Hypotheken ewigen Gülten oder Legaten 
ihrte. Krieg ? ©. 21. Gegen Badeexceſſe gibt es jchon 
Erlafje: im Glottertal muß Schamhaftigfeit geſetzlich befohlen 
en. 15. I. Die jog. Badhauben kamen damals auf. 
ergl. Yenrabends Dttobeuren. I 346. III 668. 
In Bietigheim blühte einſt das St. Ulrih3bad, nade 
e3 Bettelhaus. Sehr berühmt war da8 längft zerfallene 
wenninger Bad. Mehrere Schriften nennen einen „Jun g⸗ 
nnen” im Schwenninger Gebiete, es ift wol die Duelle im 
en⸗Eſpel. Rösler Nat.-Geich. 1, 12. 


Aus dem alten Badeleben. Die Mönde waren bie 
en Pfleger und Hüter der Bäder: die Schwarzwaldbäbder 
n meift uralte Sapellen 3. B. Peterstal, St. Peter. Daher 
tt es daß die Heilwirkungen der Quellen durch dhriftliche 
mittel, Gebet, Beihwerungsformeln Talismane, Reliquien 
fügt wurden. Am Tage de3 Patrons war feierliche Ein- 
ıng der Quellen. Bor dem Curtrinfen wurde jedesmal ein 
esdienit abgehalten, welchem jeder Kranke womöglich anwohnen 
te. Für die Genejung wurden Münzen, Gerätjchaften als 
x in die Quellen geworfen oder in der Kapelle aufgehängt. 
Feier der Geburt Chrifti, Johannes des Täufers u. |. m. 
ven bejondere chriftliche Badetage gehalten, während an Faſt⸗ 
n nicht gebadet werden durfte. Zu Kanftatt wurde am Jo⸗ 
sestage Tag und Nacht 24 St. lang gebadet, weil dieſes jo 
jam jei als 4 Wochen fonft. N. 1602 wurde bdiejes fitten- 
yrlihe lange Baden erſt abgetan „als ein recht abjcheulich 
clich und recht abgöttiſches Babjttumsftüdlein.” 
ıbizli dissert. de Acidulis Argent. 1627. p. 68. 


398 | 


Anm. Der Augsburger Arzt Raumolf fagt in feiner Reiſe: Veim 
Bad haben fie (Morgenländer) zwei Tücher um fich zu jchlagen „wie die 
Beden und Müller bei uns zu tun pflegen.“ S. 30. 

Heringe. Das majjenhafte Heringverbrennen im Mitte: 
alter hat jeinen Grund in der Befürdtung die lepra zu fördern. 
Die lepra tyria (von dem Schlangen Tyrio) „fommet mer den 
alten Dienichen und gewonlich mer der Frauen und denen, die viel 
gebraucht haben gejalzen Fiſch, als Häring und alt ful ge 
falzen Käß und viel fur mil und infonderheit die do Mild 
und Fiſch zu einem Tiſch eßen.“ 

Gersdorf BL. 73b. . 

A. 1506 ließ der Scultheiß Bernhart Wigeräheim „wo 
tonnen berings fül geſchauwen — offentlid am 
mard verbrennen.“ Dorfbuch von Raftatt No. 1. Bl. 18. 
Mone Archiv I 241. 


Heringe waren im 13. Ihd. fchon ſehr befannt und fomma 
auch im Stadtbuh von Augsburg vor und zwar in den einge - 
rüdten Zolltarifen. Man ließ die bei Kramern gefundenen alten 
Heringe jogar dur den Nadrichter verbrennen. v. Stetten 
II 137. 

Die ſchwediſchen Heringe waren bejonders verpönt. Den T. 
März 1766 ergeht eine fürſtlich mwirtembergijche Ordnung, durd 
welde die ſchwediſchen Heringe und fog. Holgut, ala ein 
untüchtige verdorbene, der menſchlichen Geſundheit ſelbſt ſchädliche 
Waare, ein für allemal ſchärfſtens verboten und der Befehl ge⸗ 
geben worden, dergleichen Heringe an den Grenzen des Hoditift: 
abzumeijen u. j. w. Peter Brand. Syſtem der mediz. Polizei III 19. 

Anm. haring, häring = der im Heere, in grofler Anzal daher 
zieht, harı althd., harjis got und — inc, »ing, das Patronymicum. 


XXXI 


Zur ſchwäbiſchen Fracht. 


Es gibt im alemanniſchen Gebiete heute noch mehr volkeigenartige 





899 


Arachten denn —— Ich erinnere an die Frauenttacht der 
Baar: die engen Kopfhaͤubchen, die vielgefälteten Hippen, bie bei einer 
reichen Bauerntochter beim Auseinanderziehen fo breiten Stoff bietet, 
aß ber „hernen“ am Lupfen und „dernen“ am Karpfen ftreift. Die 
szoben Strümpfe, die abfihtlich bis unter die Arme gezogene Hippe, 
—2 daß es abſcheulich ausſieht, bezeichnen die Baarerin. Die wir⸗ 
Kewbergijche Baar behielt ihre Tracht um ſo eher, weil ſie nach 
We; alten Territorialverhältnifien wie abgefchnitten von ben um⸗ 
5 Herrſchaften war. Die übrigen Schwarzwälberinnen, 
»% weit noch Vollskleidung erkennbar, haben die ſchlechte Taille 
—2R hohe Strohhüte, aber zum Unterſchied von der Baar, die 
ad Alniriembergijch ſchwarz trägt, gehen jene farbig; ein Kenn⸗ 
Eichen: aller alt» und wenwirdembergifchen Gebiete. Vom füd- 
dien und weilliden Schwarzwaldabfall an iſt die Tradıt jedem . 
Pub Gebels Gedichten und dem Schazkäſtlein mit ihren Bildern 
Befannt. Innerhalb des altwirtembergifchen Gebietes nehmen ſich 
die bunten Steinlächerinnen und die weißfitteligen, rotbrüftigen 
Steinlacher aus, als ob fie hereingejchneit wären. Einzelne Ge: 
genden fennt man an den jog. Radhauben, Marlinhauben, Bö- 
demieshauben und mie fie alle heißen. Die alten Kleſamenröcke 
meiner Heimat, Abzeichen der Wolhabenheit, find gänzlich abge- 
fommen. Der Name geht auf die Farbe des Kleſamens zurüd. 
Der Hauptunterfchied zwilchen ſchwäbiſchen und alemannijchen 
Bauern in früherer Zeit ift daS Beinkleid, die Hofe. Der Ale— 
manne hat weite gejältete Hofen, der Schwabe enganliegende. Ich 
erinnere an die Hauenfteiner wo es heute noch zu jchen. Daher 
Ionnte der Tyroler Capuziner Griesfirhen 17. Ihd. von der 
Kanzel herab die moralifhen Runzeln des Sünder, um an Zal 
fie endlos zu bezeichnen, nur in Vergleich mit der Schweizerhofe 
und deren Falten ziehen. Bon den gelben ledernen enganliegenden 
Hofen, die ih in meiner Alemannia I 94 ff. jchilderte, datiert 
der Ausdrud „Schwab“ für Froſch in dem Breisgauifchen, bes 
kannt aus Anjpilungen des 16. Ihds. Nicht vom Quacken, was 
das Schwahhaftige der Schwaben deuten fol, jondern von den 
gelben Schenkeln des Froſches und des Schwäbiſchen Bauern ift 











400 


das volfsipöttiihe „Schwab“- hergenommen. Ic laße nun einen 
Heinen Beitrag zur ſchwäbiſchen Zradtentunde aus älteren Be 
richten beitehend folgen. Es follen nur Andeutungen jein. Die Ober: 
amtsbejchreibungen geben fih für Wirtemberg nicht jelten Mühe 
ausführliche Nachrichten zu liefern. 

„An uralten Kleidertradgten ift Schwaben die vornehmfte Pro· 
vinz in Teutſchland, und es gereichet in Wahrheit den Einwohnern 
zum Ruhm, daß fie biäher fo ſtark noch darüber gehalten, da andre 
teutiche Provinzen ſchon längft von dem Franzöſiſchen Geichmad 
angeftedt, und durd die Tyrannei der Dioden, vorzüglich bey dem 
Kopfputze der Frauenzimmer, der alle halbe Jahre verändert if, 
ein unjägliches Geld verlieren. Die Kleidertracht zu Augsburg 
babe ih ſchon vorher bey Beichreibung der Stadt angezeigt, 
worauf ich bier verweije. 

Zu Studgard und faft im ganzen Herzogtgum Würtenberg, 
Heildronn :c. findet man faum nocd geringe Leberbleibjel der 
alten ſchwäbiſchen Tracht, das vornehme und geringe raum 
zimmer, auch jogar die Mägde geben dajelbft ganz ungezwungen 
Schr gut geffeidet, mithin muß man die alte Tracht nicht durch 
ganz Schwaben juchen. SHergegen zu Uln, Memmingen, Biebe— 
rad) und meiter in Oberſchwaben, ift fie no im ihrem vollen 
Glanze wenigſtens bei dem Mittelmann, und auch nod) bey vielen 
PVornehmen. Faſt an jedem Orte bat fie etwas unterjchiedene. 
Zu Um und Memmingen tragen die Weibäleute im Geſichte je 
genannte Obrlappen, jo aus 3 jchwarzen zugefpizten Schnäbeln 
beitehen, davon einer oben vom Kopf bis auf die Nafe geht, die 
2 andern aber gehen über die Schläfe tief ins Geficht. Wie ſon⸗ 
derbar dieſes ausſieht, fann man fich leicht vorjtellen. Auch haben 
jie hier ſchwarze hohe ſtark gefräujelte Hauben, wenn fie zum 
Abendmahl gehen. In den mehrften Gegenden von Schwaben 
tragen die Weibsleute Schnürbrüfte von ganz bejonderer Forn, 
die jelbjt gegen die Natur der Sade ijt. Chen, wo fie geräumig 
und rund gebogen jeyn jollten, find fie flach und preſſen die Bruft 
zuſammen, unten bergegen gehn fie tief herunter, und ftehn übe 
den Unterleib hervor. Die rechte alte ſchwäbiſche Tracht der Bor: 


1 
| 
! 


401 


ehmen ijt an fich Eojtbar, weil wegen der vielen ganz Dicht zu= 
ammengezogenen alten, und der häufigen Kräuſeleien, ungemein 
iel jeidene® Zeug von dem beiten Taffent und Grodetur dazu ' 
ebört, und die Kleidung fih leicht an den vielen Falten zc. ab» 
tößt, wenn fie nicht ſehr gut in acht genommen wird. Man hat 
sir in Memmingen verfichert, daß die verichiedene Kleidung einer 
uten Bürgerstochter bey ihrer Verheiratung auf 2000 fl. often 
oll, weil fie zu jeder Sache eine eigne befondre Kleidung bekömmt 
. B. zur Hochzeit, zur Kindtaufe, eine jonntägliche, zum Abend» 
nal ꝛc. 

Die Bauermädchens in Schwaben haben nad Verfchiedenheit 
er Länder wieder unterjchiedene Kleidertrachten. In vielen Ges 
enden tragen fie gejlodhtne und fang herunterhängende Haare, 
povon der ſchwarze Band bis an der Erde herunterhänget (tie 
mößtentheils in der Schweiz), an andern Orten bergegen haben 
ie die Haare auf dem Kopfe zujammen gewidelt, und mit einer 
moßen jilbernen Haarnadel durchſtochen, jo die gewidelten Haare 
et hält. Anderwärts tragen jie jchwarze Spigen an den weit 
ms dem Gefichte ftehenden Hauben, und wieder an andern Orten 
veiße Spizen. Große runde Strohhüte, jo mit jchwarz gefärbten 
einen Stroh durchflochten und gezieret find, haben ſie überall im 
Bebraud. Wenn fie recht fein, jo koften fie bis 4 Gulden, und 
ie jtehen ihnen recht gut im Geſichte. Die Mieder find in vielen 
Begenden mit einem furzen weißen Weberzug, der nicht feit an 
liebt, bedeckt. An den mehrſten Gegenden aber ijt die Bruft 
n den vorher jchon beichriebenen Bruftharniich eingeferfert, ſo Die 
onft wolbegabte Weibsbilder ungemein verftellet. Die Röde find 
äberall jehr kurz. Sie gehn kaum bis an die Waden, wenn ihre 
diebhaber jie alfo auf der Kirmß beym Zanze rechtjchaffen ſchwenken, 
io haben die Zuſchauer Augenmeide. 

Die Mannsperfonen unter dem Sandmann tragen durch ganz 
Schwaben breite grüne Zragbänder über dem Brufttud, woran 
die Hofen, die von einem bejondern Schnitt find, feitgemacht 
werden. Einige reihe Bauern und Fuhrleute haben fie gar von 


Seide, bejonder8 an den Sonntagen und bey ihren Gelagen. Den 
26 


400 


das volfsjpöttiihe „Schwab“ hergenommen. Ich laße nun ein 
Heinen Beitrag zur ſchwäbiſchen Trachtentunde aus älteren Be 
richten betehend folgen. Es follen nur Andeutungen jein. Die Ober: 
amtsbeſchreibungen geben ſich für Wirtemberg nicht ſellen Mühe 
ausführliche Nachrichten zu. Kiefern, 

„Un uralten Kleidertrachten ift Schwaben die vornehmſte Pr 
vinz in Teutſchland, und. es gexeichet in Wahrheit den Einmohnen 
zum Ruhm, daß fie bisher fo ftarf noch darüber gehalten, da andır 
teutſche Provinzen ſchon Fängft won dem Franzöjiichen Gejgmat 
angeftedtt, und durch die Tyrannei der Moden, vorzüglidy bey dem 
Kopfpuge der Frauenzimmer, der alle halbe Jahre verändert if, 
ein unſägliches Geld verlieren. Die Kleidertracht zu Augsbug 
habe ic) ſchon vorher bey Beſchreibung der Stadt angezeigt, 
worauf ich hier verweiſe. 

Zu Studgard und faft im ganzen Herzogthum Würtenberg, 
Heildronn sc. findet man fanın nod; geringe Ueberbleibſel ki 
alten ſchwäbiſchen Tracht, das vornchme und geringe Ftauen- 
zimmer, aud) jogar die Mägde gehen dajelbit ganz ungezwungen 
ſehr gut gefleidet, mithin muß man die alte Tracht nicht durd 
ganz Schwaben juden. Hergegen zu lin, Memmingen, Pie: 
ad) und weiter in Oberſchwaben, ift fie mod; in ihrem volm 
Glanze wenigjtens bei dem Mittelmann, und auch noch bey vielm 
Vornehmen. Faſt an jedem Orte hat fie etwas unteridiedent: 
Zu Um und Memmingen tragen die Weibsleute im Gefichte ir" 
genannte Ohrlappen, jo aus 3 ſchwarzen zugeipizten Schnäbtt 
bejtehen, davon einer oben vom Kopf big auf die Naje geht, de 
2 andern aber gehen über die Schläfe tief ins Geſicht. Wie im 
derbar diejes ausficht, kann man ſich leicht vorſtellen. Auch habt 
jie hier ſchwarze hohe ſtart gefräujelte Hauben, wenn fie zus 
Abendmahl gehen. In den mehrften Gegenden non Schmiht 
tragen die Weibsleute Schmürbrüfte von ganz beionderer TB. 
die jetbjt gegen die Natur der Sache iſt. Oben, wo fie geraumf 
und rumd gebogen jeyn ſollten, find fie fach und preiien die dr 
zuſammen, unten hergegen gehn fie tief herunter, und ftehn u: 
den Unterleib hervor. Die rechte alte ſchwäbiſche Tracht dur Fr 





401 


sehmen ift an fich loſtbar, weil wegen der vielen ganz Dicht zu⸗ 
ammengezogenen alten, und der häufigen Sräufeleien, ungemein 
Kel ſeidenes Zeug von dem beiten Taffent und Grodetur dazu 
jehört, und die Kleidung fi leicht an den vielen Falten ꝛc. ab⸗ 
tößt, wenn fie nicht fehr gut in acht genommen wird. Man bat 
wir in Diemmingen verfichert, daB die verichiedene Kleidung einer 
mten Bürgersiochter bey ihrer Verbeiratung auf 2000 fl. often 
of, weil fie zu jeder Sache eine eigne befondre Kleidung befümmt 
. B. zur Hochzeit, zur Kindtaufe, eine fonntäglihe, zum Abend- 
nal zc. 

Die Bauermädchens in Schwaben haben nad) Verſchiedenheit 
ex Zänder wieder unterfihiedene Kleidertrachten. In vielen Ge- 
enden tragen fie geflochtne und lang berunterhängenbe Haare, 
sonon der ſchwarze Band bis an der Erde berunterhänget (wie 
nößtentheil3 in der Schweiz), an andern Orten bergegen haben 
fe Die Haare auf dem Kopfe zujammen gewidelt, und mit einer 
großen jilbernen Haarnadel durchſtochen, jo die geiwidelten Haare 
ſeſt hält. Anderwärts tragen jie ſchwarze Spiken an den weit 
aus dem Geſichte ftehenden Hauben, und wieder an andern Orten 
weiße Spizen. Große runde Strohhüte, jo mit ſchwarz gefärbten 
ſeinen Stroh durchflochten und gezieret find, haben fie überall im 
Gebrauch. Wenn fie recht fein, jo koften fie bis 4 Gulden, und 
fe fliehen ihnen recht gut im Geſichte. Die Mieder find in vielen 
Gegenden mit einem furzen weißen Ueberzug, der nicht feit an« 
fließt, bededt. An den mehriten Gegenden aber ift die Bruft 
in den vorher Schon befchriebenen Bruftharnifch eingeferfert, jo bie 
fonft wolbegabte Weibsbilder ungemein verftellet. Die Röde find 
Überall ſehr kurz. Sie gehn kaum bis an die Waden, wenn ihre 
Vebhaber fie alfo auf der Kirmß beym Tanze rechtſchaffen ſchwenken, 
ſe haben die Zufchauer Augenweide. 

Die Mannsperjonen unter dem Landmann tragen Durch ganz 
Sqhwaben breite grüne Tragbänder über dem Bruſttuch, woran 
bie Hojen, die von einem bejondern Schnitt find, feitgemadht 
Werden. Einige reiche Bauern und Fuhrleute haben fie gar von 
Seide, befonder8 an den Sonntagen und bey ihren Gelagen. Den 

26 


404 
zuſammen prefiet, tragen fie Ueberzüge von Sammt mit frifirten meiten 
Ermeln. Hiernächſt kurze und ſtark gefaltne Nöde, gewiß drei bi3 vier, 
wo nicht mehr, über einander gezogen. Daß dieſes, zufammen genommen, 
weder ein gutes Anjehen überhaupt giebt, no) von dem Wuchs der Berion 
einen vortheilhaften Begriff madt, kann ſich jeder leicht vorftellen. Man 
muß jchlehterdings dieſe Tracht erflli gewohnt fein, ſonſten wird fie 
einem jeden Fremden auffallend feyn. 

Das vornehme Frauenzimmer hergegen, und aud die mehrften von 
der andern Klaſſe, jo der evangeliſchen Lehre zugetan find, gehen auf 
Franzöſiſche Art gekleidet nad dem beiten Geſchmack, bey melden eine 
Heerde von Friſeurs fi jehr wohl befindet. Der Staat und Lurus iſt 
bier fo groß, wie zu Frankfurt am Mayn, und hat mit der Nahrung und 
dem Gewerbe der Stadt jchwerlih Verhältniß, mithin würden gewifie, 
den übertriebenen Staat und Luxum etwas einjchränfende Maaßregeln 
zur Erhaltung der Einwohner nad gerade wol nothiwendig fein.“ 

Aus Philipp Wilhelm Gerken's Reifen durd Schwaben, Baiern, an 
gränzende Schweiz, Tranten, und die Reiniſche Provinzen ꝛc. in den 
Jahren 1779-1782, nebft Nachrichten von Bibliothefen, Handſchriften ıc., 
Röm. Altertümer, Polit. Verfaffung, Landwirtſchaft und Yandesproducten, 
Sitten, Sleidertradgten cc. m. 8. I Theil von Schwaben und Baiern. 
Auf Koften des Verfaſſers. Stendal, gedrudt bei D. C. Franzen 1783. 

Zur Sitte der Neunziger Jahre*). „Glaub er mir, Herr Gr 
vatter, jo geht es in allen Stüden, und es ift gar fein under, wann 
man all den Aufwand nimmer beftreiten fann, welcher täglich größer 
wird. Zu meines Vaters Zeiten bat man im ganzen Ort no nichts 
von Stiefeln gewußt, und jelber der Herr Pfarrer iſt in feinen Game 
ihen nad) Etuttgart geritten, jejt meint jeder Baurenknecht, er mülle 
wenigftens auch fein Paar Stiefel haben. Zu meinen Hochzeitrok, den 
ih noch an hohen Feſttagen trage, hat die Elle 2 fl. gefoftet, und jeder: 
man bat geglaubt, des Schulzen Chriftoph ſeie hochmütig geworden: 
jezt tragen fie Tuch jo fein, wie es faum der Herr Cheramtmann kei 
der Huldigung trägt, und Bruftiücher darzu vom feinften Seidenzeug. 
Tie Meiber und Mädlen gehen immer jcefigter, und tragen koſtbare 
Pändel. Lab er es jezt nur nad) dem Krieg wieder recht wolfeil werden, 
dann werden mir jehen, wie e8 geht. Die Alten verderben, und die 
Jungen nehmen ein liederliches Erempel. 

„Kann er ihm aud denken, daß wir ın unfern Iedigen Jahren jo bei 
Naht int Dorf herumgelärmt und herumgefchrieen haben, wie «3 jeit 


*) Neue Wirtenb. Briefe von 1797.1798. Ohne Ort. 1799 8°, 5.37 fi. 





408. 
andere widtige Urſachen wicht nachgerabe Gelegenheit geben, ben 
gemeinen Mann, ber beſonders daran hängt, den es eigentlich 
drüdt, von dem Vorurteil nach und nach abzuleiten, und biefen 
Tücherfihen Aufwand mehr und mehr einzufhränten, damit der- 
ſelbe umndthiger Weife nicht noch ärmer gemacht wird. Ich follte. ' 
glauben, wenn obrigfeitliche Perſonen, Prediger, und andere Vor⸗ 
nehme mit guten Beyfpielen vorgingen, die Prediger beſonders 
bem gemeinen Mann hiervon vernünftige Grunbfäße beibrädhten, 
ud die Obrigkeit mit gelinden Berordnungen den großen Auf⸗ 
wand nad) und nad) einfchränfte, daß dieſes alles bei der gemeinen 
 Bürgeriöuft Eindrud machen, und man endlich das Joch dieſes 
: alten lacherlichen Gebrauchs ſelbſt willig abſchütteln würde. Man 
a gäbe überbem, ohne den großen wejentlichen Nupen, den Aus- 
| länbern, jo dergleichen lächerliche Aufzüge nicht gewohnt find, die 
Gelegenheit. benehmen, ſich darüber Iuftig zu machen.“ 

„Bon der fo berühmten Augfipurgertradht muß ich auch nod etwas 
erwähnen. Die Frauenzimmertradht dafelbft ift an ſich jehr unterjchieden. 
Die Bornehmen tragen fi) wie faſt an allen Orten in Teutſchland auf 
Sranzöfiihe Art, die andere Battung, bejonderd von der latholiſchen Re⸗ 
ligion aber auf die alte Schwäbiſche Art, die freilich einem Fremden, 
der fie nicht gewohnt ift, fremde und jehr jonderbar vorkömmt. Dieſes 
aber ift nit allein in Augſpurg, jondern auch durd ganz Schwaben, 
obwohl die Tracht in vielen Stüden zumal in Nebenſachen, faft in allen 
Gegenden unterjhieden ift. So lächerlich und widrig fie auch dem Frem⸗ 
den vorlömmt, jo ift fie doch folide und von Wert. Sie hat nicht das 
flitterhafte, jo jego den Putz und die Kleidung unferer Schönen auszeichnet, 
und die Armut der jegigen Zeit deutlich beweijet, fondern fie hat einen 
innern Wert, der bey jenem wegfällt. Ueberdem hat fie noch dieſes voraus, 
Daß ob fie zwar neu viel Geld koſtet, hergegen, weil fie viele Jahre und 
halbe Lebengzeiten aushält, doch im Grunde wirtjchaftlicher ift, wie jene, 
die fih alle Jahre verändert. Wenn gleich der Stoff dazu nicht viel 
£oftet, jo bleibt doch auch hernach wenig oder gar nichts von der Sub» 
Ranz weder ferner brauchbar, noch zum Verkauf übrig. 

Sonderbar und übel fehen befonders die goldnen Hauben (die man 
in Ober und Niederſachſen Mützen nennet) aus, die wie ein Beutel 
hinten über daS Genid herunter hangen, jonften aber jehr reichhaltig von 
Gold find. Eine wirklich recht widerlihe Figur. Ueber den Schnürleib, 
fo eigentlih nad der Natur die Bruft frei laſſen jollte, ftatt daß er ſolche 





406 
Ein Büchlein trägt fie in der Hand 
Ein pater noster ohn verftand, 
Der Priſter fann fie lehren wol 
Wie man alles verfiehen jol. 


3 Ein Augsburger Magd. 


Die Augsburger Mägd find nicht reich, 
Doc fehen fie den Leuten gleich. 

Und treten gar wader daher 

Als wenn die Gaß ihr eigen wär. 

Mit weiſſen Stiffeln angetan. 

Wol aufgeihürzt lauffens davon 

Sie dienen treulid ihrem Herrn 

Man bat fie allenthalben gern. 


Die Lebensart in Stuttgart ift angenehm und ungezwungen, 
mehr, als man in einer Refidenz, die einen jo glänzenden Hof bat, erwarten 
follte. Pracht und Ueppigfeit fieht man hier, wie aller Orten, doch ſcheint 
dieß den Brad noch nicht erreicht zu haben, wie in andern Rändern: Ter 
Herzog hat der Stadt au durd die Errichtung einer neuen Meſſe auf 
zubelfen geſucht. Auf die leztere jollen franzdfiiche Kaufleute aud Hüte 
a la Montgolfier mitgebracht haben. Der Herzog erfuhr es kaum, ſo 
Ihidte er darnad. Sie waren aber bereits bis auf einen oder zween 
alle verkauft. Darüber foll er fi) geärgert und auf der Stelle erklärt 
haben: es müfje eine Stleiderordnung zu Stande fommen, damit dem 
ſchädlichen Muthmwillen feiner Unterthanen, die ohne Rüdfichten auf ihre 
Bermögenuniftände fih alle neue Moden auſchaffen, eingejchräntet wer. 

Reife eined Kurlandere S. 109. 


Kleinigleiten. Rom Ingrün fagt der Meifter „Iheronimus 
Brunſchweig“ (Straßburg 1. Hälfte 16. Jahrh.) in feiner Diftlierfunft 
Bl. 726: „deſſen Bletter gleih den Blettern des Burbomes, doc ein 
wenig fpitiger; vilen wolbelannt darumb ‚„das man ſchapel daraus 
machen ift, jo man zu dem tanz gat.“ Derjelbe Brunjchweig jagt: 
„3 ift auch ein ander geſchlecht der jchneden, die fein groß Hein, die 
hüßlin haben zenlin; uß den großen werdengemaft 
Bühjenderläuffer oder botten“ f. 108 a. 

Im Kleiderb. v. Veit und Konrad Schwarz aus Augsburg fieht . 
10 fi. „das wir Teutichen mit Kleidung je und allmögen nie anderft ge 
wöſt fein, al8 wie die Affen. Was wir gefehen haben: wir mäflen 
nahmaden auf vilerlei Nationenart, zur Zeiten auch diejelben paſtar⸗ 





405 


edige Purſche mahen? Aus des Herrn Pfarrers allen feinen Er⸗ 
gen machen fie foviel als gar nichts, und fürchten fi au nimmer 
m Kirchenkonvent. Das kommt daher, dab viele ſchon in der 
nichts nuz find, und auf Bater und Mutter nichts mehr geben: 
rlich feitdem fie andere Sprüche und Geſänger und mehr dergleichen 
lernen, die wir alte nicht gelernt haben, da meinen fie gleich, fie 
mehr und feien gejcheider. Wo aber fein Nefpelt mehr gegen die 
if, da ift au fein Neipelt mehr vor der Obrigkeit, das glaub 
‚ Kerr Gevatter!“ 
3 einer ſolchen Nachzucht muß dann natürlicherweile das Gefind 
erſchlechteſten fich anlafien, wie Er mir au in feinem Schreiben 
aß mit den Ehalden gar nimmer auszulommen feie. Das kommt 
‚eder vom lokeren Leben, wie ich fchon vorher gefagt habe. Die 
ten wollen in Kleidern und in allen Städen immer koſtbarer 
yrum kann e8 au nie am Lohn genug werden, drum denken fie 
auf Pfiffe und Kniffe, wie fie ihre Herren bei der Naſe herumführen 
wird man mißtrauiſch und grämlid, und wie man in den Wald 
Hreit, fo halt es wieder.“ 


ie ſog. Frankfurter Häublein müſſen ehedem eine eigene 
geipilt haben. Sie find oft bei Altwirtembergs Zeiten verboten 
: in der III Poliz. Ordg. v. 8. Oft. 1660. Reyſch. XIII 430. 
em Öeneralreffript v. 4. Wehr. 1664. Ebenda 467. 


einem alten Trachtenbuch, gedrudt zu Frankfurt dur Martin Lechler, 
legung Sigm. Feyrabendts 1586 fommt eine ſchwäbiſche Jungfrau 
det vor; unter ihr fteht: 
1 Mit fonderliden Fleiß beſchau 

Die Ihöne ſchwäbiſche Jungfrau, 

Das Angefiht iſt rund und far 

Am Rüden ab hengt ihr geel Haar. 

Die Kleider ftehen ihr wol an, 

Ihr Zucht gefellet Jedermann ; 

Sie madht bisweilen breite Wort 

Doch geht ihr die Rede dapfer fort. 


2 Ein andedhtige Frau zu Augsburg: 
Ein Weib alfo gezieret ift, 
Zu Augsburg eben zu der Frift 
Wan Fe wil zu der Kirchen gen 
Wie du die Yıgur fiehft ten. 
N 


408 


aus den vielen Judenvierteln, Judengaſſen, Judenort (Rotweil), 
Judenkirchhöfen — wo längft nicht3 mehr von den Juden zu jehen 
— in Städten und Märkten. — Der Judenberg, Judenbronnen 
in Augsburg. Judenſtein, Judenbaftei, ebenda. Judenweg von 
Fiſchbach nah Depshofen ob Augsburg. 


In Gmünd ift noch jezt der jog. Judenhof bekannt, eine 
Erinnerung, daß einft Juden einen Teil der Bevöllerung au% 
machten. Sie ſollen eine eigene Schule gehabt haben. Schon a. 
1397 wurden fie aus der Stadt verwijen. 


In Rotweil gab es einen Stadtteil „Sudenort*)“, der 
ganz von Juden beivont war, dann war die Stadt deren lange 
frei und ledig; jezt find die Juden vollfommen die Herrn und Ge 
bieter Rotweils. 


Ueber die Ravensb. Mordgeichichte haben wir ſchon Näheres 
vernommen (fieh oben Bd. I 28 ff... A. 1331 zu Probit Her: 
mann's Zeiten (in Marchtal) mordeten die Juden einen unidul 
digen Knaben mit Namen Ulrich Frei zu Ueberlingen; jo erzält 
una die Marchtaler Chronit**. Sole Tügenhafte Norwändt 
dienten dazu die Verfolgung zu rechtfertigen. 


In Ueberlingen muß die Zal der Juden bedeutend geweſen 
jein,; auf dem Allmend gegen St. Leonhard war der große Kird> 
hof, der heute noch den Namen trägt. A. 1349 und ff. ſcheinen 
fie gleichfalls großes Elend ausgeftanden zu haben: fie hätten, hiek 
es, die Brunnen vergiftet, Die Kreuzigung des Heilandez veripottet. 


In den Jahren 1344—48 wurden die Juden in Ulm mit 
allen möglichen Peinen verfolgt und gemordet: man vertilgte fie 


*) Ort — Stadtviertel; Rotweil hatte außerdem einen Waltherort 
(Waldtorort), Sprengerort, St. Johannisort, Zorenzort, Heiligkreugort. 

**) Kurze Geichichte von dem PBrämonftratenferftifte Chermardthal, 
von feinem Anfange 1171 bis zu feiner Auflöfung 1802 (von Abt Frie⸗ 
drich II verfaßt). Ehingen a. D. 1835. 





407 


xt, alfo das wir uns alzeit jelgam Zeregiert haben — dab die welt 
lenger ge nerrifger und noch kain aufhören mit den 
uen ſelzamen gebrauden der Haidyngen bis dats if." 


XXX] 
Bon den Inden. 


Bon den Juden. Bon den Gräueln und Ungerechtigkeiten 
zen die Juden, von den fog. alten Judenaustreibungen ber frü- 
nt Jahrhunderte, leben noch zalreiche Erinnerungen im jchwä- 
hen Volke. Am lichften ſchlichen ſich gewiſſe Irrtümer wie eine 
aunfheit bis heute noch im Volksleben fort: die Juden Hälten 
riſtenkindern Blut abgelafien, Brunnen vergiftet. Mag wirk⸗ 
>) aus Misverftändnig des Oſterweintrinkens der die egypt. 
agen andeutete und in Schwaben ftet3 rot wur, Blut vermutet 
'Tden jein, das ja den Iſraeliten verboten: zeitweilige Entrüftung 
Des epidemiſch fich forterbenden Wuchers brach zulezt bei den Ehriften 
Wut aus und veranlaßte die haariträubenden Epijoden, wie fie 
8 Localchronilen von Städten und Märkten, überbradht haben. 
a Altwirtemberg hatte der Judenhaß durch den Juden Süß wieder 
che Nahrung gewonnen. Wie groß die Gehäßigkeit noch in 
"uerer Zeit ſich äußerte, erfieht man aus den Ereigniffen des 
ahres 1848 wo es nicht viel mehr brauchte, um die ſchon da 
weſenen barbariichen Gräuel zu wiederholen, ich erinnere an Baie 
ngen u. |. w. Einer der Hauptbemweggründe der Judenverfol- 
ingen ijt wol in dem unbefiegbaren Widerwillen des Chriften- 
les wider ihre fait ausfchließende Erwerbsform, ihren Geldhandel 
id Wucher. Den Chriften war das Zinsnehmen verboten, man 
h in ihrem Treiben ein die Mitbürger ausjaugendes Privilegium ; 
er die Kehrjeite ihrer enormen Geldmacht war eine jo untilg- 
re Verhaßtheit. — Dan denft dabei aber nicht an das gleich- 
m dogelfrei erflärte Gut des Juden : er konnte fonft nichts treiben, 
Sgeihloffen von allem, wofür er Zinjen, wenn auch hohe, nahm. 

Wie verbreitet die Juden in Schwaben waren, erjieht man 


410 





Anmert. Beter Niger im Stern Meihiah*) jagt von den 
Juden: „warn (denn) fie wandern vil weiter in die werlt nemlid die Ve⸗ 
nediger und Sanuenfer, und lorentiner und darumb daS dijen nit fünt- 
lich ift, ift e8 verfehlih, das es gelogen if.” „Idoch jo leyden fie das 
nicht unſchuldigklichen, under vmb irer Poßheit willen darumb das fie de 
triegen die Leut und verderben die landt und beſchatzen die Landt mit 
Wucherey und umb der heimlichen mördt willen als denn nun funtliden 
ift und darumb, fo leiden fie folidhe vervolgung und nicht unſchuldigklichen. 
Ebenda. Als den geichiet auf den heutigen tag, das die Ehriften ſchweren 
und fprechen „hab ich das getan, jo halt mich für einen Juden u. |. m.’ 
Ebenda. 


Im Markt Tannhaufener Einnahmebud von 1657 finden ſich 
die Ausdrüde: Judenrofigeld, Yudenfüzgeld, Judenneujahrgeld, Ju: 
dentotfäll, Juden-Ausjtände u. |. w. 

Redensarten: „So wollt ih um ihre Seel nit ein 
$udenheller geben” jagt der Pfarrer von Wengen 1740; et 
meint die böfen Feldherrn. „Ich Habe ein Weib, wär mir um 
einen Judenpfennig fail“. Augsb. Wb. 2588. Dafelbit ſieht 
noch Einiges bieher paſſende. 

Die Juden hatten befanntlid) im Mittelalter auch gelbe Ab 
jeihen; fo mußten fie in Augsburg von 1444 an laut eine 
handſchriftl. Kronif von da (1644) gelbe Ringe tragen. Du 
Schimpfwort „gelber Jud“ kommt bei Conlin (und Abraham 
a S. Clara?) vor. Mein Augsb. Wb. 187. Gelber Pas, mil 
dem zwei gejtrafte Stadtgardijten a. 1739 vor die Stadt und 
fortgetrieben wurden, fönnte zur Vergleihung angezogen werden. 
— Der Augaburger Arzt Raumwolf erzält S. 410: „Sunft finde 
man der jüdijchen Arzet die an der Statt jres gelben Bundts 
rotte Hüttlin aus Scharlady auftragen.“ 

Judenhaube heißet in Augsburg ein feiner Ueberſchlag 
über das Haupt und Net, von vornher mit einem ipikigen Schnäpf 
fein verſehen; ijt insgemein von Eftoff oder Damaft und mit 
Spiten frifieret, fo die Weibesbilder zu Sommerzzeit im Hauit 


*) 1477; Drud v. Conrad Feiner, Eflingen. Hain Rr. 11886 
Ebert II 203 Nr. 14820. Brunet III 519. 


209 
I Feuer und Schwert und Galgen; z0g ihre Güter ein: alles 
geſchah, weil fie die Brunnen vergiftet und die Peſt veran- 
t hätten! So die Marchtal. Chronil. Grauenhaft muß auch 

DVerjagung in Thannhaujen bei Mindelheim gewejen jein: fie 
‚rben ohne Obdach in den Wald getrieben, wo fie an allem Not 
tm und zulezt wegzogen. 

Im Jahre 1718 erließ Graf Philipp von Stadion den Bes 
Il, die Juden Hätten den Markt binnen Jahr und Tag zu ver- 
ſen. Als fie nach Ablauf der Zeit feine Miene zum Auswan- 
m machten, wurden ihre Häufer verkauft, ihre Schulden liqui⸗ 
tt und ihnen der Ueberreſt hinausbezalt. Nachdem fie noch nicht 
fmollten, wurden je 6 Bürger für eine Familie beordert, deren 
ibjeligleiten in den Aberhau, einem Wäldchen beim Marfte zu 
msportieren. Sechs Wochen campierten fie da im äuferften Elend 
d zogen gen Hürben. Die Synagoge ward abgebrochen; eine 
ıpelle darauf gebaut. Der alte Synagogenopferftod ift noch in 
t Rapelle zu jehen. 

In Gundelfingen waren Juden feit frühefter Zeit, bis 

1740 ihre Ausweifung vom Fürftentume geſchah. 

A. 1623 bat der Rat zu Gundelfingen einige früher aus— 
ſchaffte Juden wieder zu Gnaden aufgenommen, weil einer davon 
i Ftanzöſiſchen Kriege den Dolmetſcher machte und jelbft dem 
ate Geld vorftredte. 

A. 1660 ward ihnen erlaubt Seitengewehre und Piftolen zu 
agen, 

A. 1696 wurden die Juben weiters auf 5 Jahre in Schuß 
nommen: jede Familie mußte jährlich 45 ff. Toleranggeld be⸗ 
len. 

Eine Judenabgabe, die in Gundelfinger Akten wiederkehrt, 
das Gansgeld. A. 1683: an Gänsgelb von der Juben« 
aft und gibt jeder nad altem Herkommen von einer Gans 30 
» johin ab 16 Gäns 8 fi. 

Im einer Rechnung v. 1567 fteht, daß die Juden jährlich 
n Pfarrer in Gundelfingen eine Neujahräverehrung machten. 





412 


Geſellen. Der trefflihe Maler Joh. Baptift Pflug hat ihre Geſichter por: 
trätirt und in einer Reihe von Aquarell» und Lelbildern Scenen aus 
ihrem Leben dargeftellt. Sieben diefer Porträte zeigt auch unjer Bud in 
ſechs äußerft gelungenen Holzſchnitten. Die Krone dieſer „fieben Schwaben“ 
ift freilich „der einäugige Fidele“ S. 24, unübertreiflidher Typus der traw 
tigeren Sorte ſchwäbiſcher Landesart, in eine Landſchaft von Ealvater 
Roja aber nimmermehr zu verwenden. 

Großes und bedeutendes, Heldenfampf und Edelmut, bietet die Ge 
ſchichte dieſer Menſchen jo wenig wie blutigen Mord und graujame Un 
tat. Es find Strolche der untern Gattung, Mifchungen verbredheriider 
Keckheit und täppiicher, dummer Feigheit. Hätten dieje Burſche und ihn 
Weibsbilder Immermanns Roman gelannt, was aus mehreren Gründe 
nicht der Fall war, fie hätten fi) „Epigonen“ genannt, traurige Reſte eiart 
befiern Zeit, jener Zeit nämlich, welche die Gedankenlofigkeit als „die guk 
alte Zeit“ zu preifen pflegt. Schilderungen wie die vorliegende fönnen 
von derlei Einbildungen heilen. 

Augsb. Allgem. Ztg. Beilage Nr. 18. 1866. 

Das heilloſe Saunerunweien fünnen wir am beiten aus den nd 
da und dort erhaltenen Berhören erfaren. Ich teile darum zwei folder 
Protocolle ganz und ein anderes auszugsweile mit. 

Coppey vnnd abgejhrift der urgiht und befhantnst 
Scebaftiane Kinig von Megabeüren bey Dettnang pärtis 
jo in deren von Feutfürd venknus fomen, ſain mijjhandle 
gen ſachen belangende, darumb er dan verdiente ftrafi 
empfangen, aud fein gejellen, jo aujfer dem kartenſpil ſein, 
betreffen thut, dem anfenglidh aljo: 

tem verjchiner zeit fey er zu ainem bey Memmingen fomen, mi 
namen Jacob Gberhart, von Horb pürtig, jo fh funit ſchwarz Yadli 
nennt, ain flaine perjon, hat ain ſchrammen in ainem baden, jhmat 
bloderhojen und fain lat daran, ain ſchwartz fnebelbärtli, iſt jcheller 
fing im fartenfpil, und zu Pfullendorf in gefängnus gelegen, und aber 
darauß entrunnen. Soll ain funft fünden und wiſſen, das er aller fanden 
und gefängnuflen frey und ledig werden und außkomen fünde, zeücht 
vil in difer Iandsartd hin und wieder. Diſer Ihwarg Jäcklin heil 
ime Baftian Künig, daS er aud in der geſellſchafft der Mordbrenner kin 
und wohin man ime bejdhaiden werd, brennen und anzinden wolle, ai 
halben Gulden auf die ſach, auch ime aichelenfenfer in dem karten 
jptl geben. 

Item gemelter Jacob Eberhard genannt ſchwartz Jäcki um ea 
Baftion Kinig haben unguvärlid vor neun wochen ain haus in ainem 


411 


ıgen; das Neft daran wird insgemein mit einer Schleife Band 
en und unten bejeßt.“ Frauenzimmer Lexicon (Amarantheg) 


& 
r 


8 Ein virkliches Object oder Subject der Griminaljuftig bat 
milich noch in ſpatern Jahren in dem „Berbreiier auß verlorner Ehre” 
einem pfychologiſchen Bild veredelt. Richt minder claſſijch in feiner Urt 
t dann Hermann Kurz dafjelbe Object in feinem „Sonnenwirt“ zu 
tem präcdtigen Roman geftaltet, nachdem er ſchon früher den Fra Dia- 
lo des Schwarzwalds, Jakob Reinhardt, genannt Hannitel, in „Schillers 
Amatjare,“ lieblich für die Guten, ſchrecſam für die Boſen, hineingenre 
itet. Ueber al dieſe mehr oder minder glüdfichen Umſchreibungen des 
nel Moor in Profa, über Schinderhannes, bayeriſchen Hieſel und wie 
: alle heißen, fehlt es aud nicht an actenmäßigen Darftelungen, und 
merdings hat ja Hr. F. Eh. B. Anc-Ralemant in feinen vier Bänden 
der „Das deutihe Gaunertum · (Reipzig, F. A. Brochaus, 1858 Bis 
362) einem jeden ehrlichen Menſchen die Gelegenheit geboten, ſich zunädhft 
eoretifch für jede beliebige Art von Spigbubenfaufbahn auf dad gewiflen- 
tftefle vorzubereiten. 

Eine lichte, gründliche, gut gejchriebene Darftellung aus Acten bes 
User Gerichtshof und aus bewährter mundlicher Ueberlieferung Liegt 
u dor in der Arbeit eines wirtembergijhen Profefiors: „Die legten 
Auberbanden in Oberſchwaben in den Jahren 1818 bis 1819. Ein Bei» 
as jur Sittengeſchichte/ von Dr. M. P.” (Stuttgart, A. Koch, 1866.) 
en Einwohnern der Stadt Biberad ift die Erinnerung an jene Zeiten 
‚on darum in gutem Gedachtnis geblieben, weil am 20. Juli 1819 einer 
® Anführer jener Banden im Gefängnis von dem durch die außerhalb 
Fefigte Kette geleiteten Blitz erſchlagen wurde: 

„Da feilt der Straf den Ring durdein, 

Er feilt bis in das Herz hinein,“ 
iat Guſtav Schwab in feinem Gedicht über dieſes Begebnis. Auch die 
<flelende Kunft bemädhtigte fid) der damals in Biberach verfammelten 





414 
under ain ander‘ zu unfriden worden ; cr von inen zogen, und alß zu ob: 
genanten ſchwartz Zädli von Horb fomen. 

Item verjehen, daß er zu ainen gejellen thomen, Hans Lew von Feld: 
für genant, ſei aichelenzehner im farthenjpil, ain alter man, 
ain ſchwart klaid mit weiſſen thaffet durchzogen, hatt ain feurbüdjien an 
ime, trag banzerermel, hab ain langen bart, hab ain tegen an, und tregt 
ain hellenbarten; difer hab ime finig angeſprochen, fo er mit ıme ziehe 
und ime volgen, jo wel er in reih machen; — aber er ſei von ım 
fomen. 

Stein befhent und verjehen, als er gen Stettingen under Straujbure 
fomen, ſey er mit ainem bawern unains und ertragen worden, das tr 
ime getrewt, das er in verbrennen well, und als er aljo hells tags, ım 
hauß mit ime zandet, er kinig ain feurin brand am herd erwüſcht, dem 
bauren nad geworfen, jey der brand, darauff er dan vleifiig gefeuret, in 
ain ftrobann (Barn) geratten, davon dan da3 hauß angangen und drei 
beijer verbrunnen, und er davon enttrunnen, und fi in ain Holg ver: 
ſchlagen; hab aber khain gelt von diſer that gehabt. 

tem mer befbent, daS er und fein gefjell obgenant von Steckborn 
zu Enendah dem ſchuldthais getrewet, daS ſy ine verbrennen mwöllen und 
ime darauf ain ſcheur angezint und verbrent haben. 

Item mer befhent, daS er zu Hintziſtobell heür jelb dritt deren no 
men hie unden verzeichnet, vier fürft verprent, und haiſſen feine geſellen 
fo ime geholffen, der ain Philip von Strajburg aichelenſechser im 
farthenjpil hatt und tregt ain rott klaid an und manglet an der ct: 
rehten Hand zweier finger, der ander Jerg Kramer von Ad, ain alter ae: 
fell, tregt ain feuerbüch und ain rott Haid an. 

Mer hatt er verjehen, daS er ain gefellen gehabt, Jäcklin von ol 
fingen genant, hab nur ain hand, ain rott zaichen mit eim hellen crew, 
tregt bangerermel an, ſei [hellenfing im Spil. 

tem mer befenet, daS er ſelb dritt zwiſchen Stedboren und Thiefen: 
hoven zwen fürft angezint und feien jeine gejellen geweſt Lauren Mehme 
von Dedingen bey Pfullendorf, ain Spengler, jey ainaugik, verffaidt 10 
oft, und ſey ſchellenſaw im Fartenfpil. Der ander haift Hans jr: 
dell von Geißlingen, ain Spengler, ain ftarder langer gejel, und aid 
lenneuner ım kartenſpil und verklaid fih aud oft. 

Mer befhent, das ainer Jacob Boiffer von Stülingen haiß, hab air 
rott klaid und ain krumbs theklin. 

Item befhent das Davit Bomgartner von Ulm, fo aiche lenvierert 
im farthenfpil ift, Hab aim wunden im angeſicht, banterermel, dem 
herr Bomgartner zu Erbach das haus anzinden, und wie inen nit gelun 





415 
gen, hette er Davit dem vogt daſelbſt ain ftain dur die fenfter in die 
ftuben geworfen, und wie fy gen Najleftatt fomen, hette er ainem bauren 
an zaum und veldjättelin geftolen, damit ain roß feinem freind, ainem 
zu NRingingen aufzemen und hinwegreitten und empfieren wellen, es hatte 
aber ime ybel gefält. 

Item befent und verjehen, das er und Davit Bomgartner zwiſchen 
Nördlingen und Giengen zwen Baurenhöve angeftedt, weren aber nit ans 
gangen. 

Atem befent, das er cin gejellen hab mit namen Salemon von 
Sreiburg, hatt vil eeweiber genommen, hat ain braun flaid an, ain böß 
hand und ain wunden im baden; ift ſchellenachter im ſpil 

Stein befent und verjehen, das ainer, genant das Bäurlin von 
Hagnomwan See ſchellenachter in farthenjpil, ſei ein alter gejel, 
hab ain ſchwartz barettlin und ain ſchwartz böß Haid an. 

Stem nad dem ainer, de3 namen ime nit bewift, feinen vatter jein 
hauß zu Bernriedt ſeines erachtens wider die billihait abgebrunnen, das 
er dem jelbigen getrewt als oft er aufridhte und aufbam, jo oft welle er 
ime wider abbrennen und nad dem er aber, feiner jegend nit nachſetzen, 
oder lomen mögen, hat ers ainem anderen bevolhen, derjelbig hatt es auf 
dem boden hinweg gebrennet. 

tem befent, da ainer Simon von Wien in Oeſterich, ain dider 
ſtarcker man, jo fatn barth hab, und ain ſchlachtſchwerdt, ain rappier 
und ain griner mantel trage, laubenneüner im farthenfpil. 

Stem mer befent, daß Hans Hager von Reutti, ain raner dinner 
man, der fain bart, und ain rott klaid anhab, |hellendreier im far- 
tenjpil. 

Stem belent daS fein gelel, ainer Zen Bomgarter von der 
grofien ftrooß, ain Spengler, jo ain rotten bart, an ainer hand zwen finger 
verloren, hat zu Ulm von Trebjens wegen gefangen gelegen, und jo man 
ine dero artikel halber oder hoher gefragt hette, man groſſe übelthatten 
bey ime gefunden, wandle noch vil geen Ulm und hab jein einfer vaft 
bey dem zichtiger dajelbft und haben jeine gejellen iero einter vaſt in der 
garthkuchin, iere brenzaidin in hojen und wammeſſern verneet, und thilen 
fi) vaft in bamern hei verffaiden. 

tem befent, da8 er ain gejellen gehabt mit name Hans Ulmer, 
ein ſtarker man, hab ain rotten bart, ain rott Haid und ainen gelben 
haggen im Wammek. 

Item Erhardt Eberhain von Riedlingen, vaft ain junger gejell, jo 
tain bart, und gemelter Hans Ulmer haben beſchaid und gelt empfangen, 
das ſy auf künftig Galli Riedlingen die herren Truchſäſſen und Fürſtem⸗ 


416 . 
berg mit morbbrennen angreiffen und iero land und leuthen mit nichten 
verſchonen jollen. 

Stem befent und verjehen, daS er und jeine gejellen aın anichlag 
gemacht, das ſy auf nechſt fünfftig Sanct Othmars mardt zu Thett- 
nang, wa jy finden oder mögen brennen wellen, doch bitt er finig, jetzo, 
dag man dis gemelten von Thettnang ala fein vatterland vor ſchaden nod> 
peürlich warnen welle. 

Item befent und verjehen daß gemelte jein gefelichafft ein bevelch 
und gelt darauff empfangen, daß fie die feinff herren fett Munderdingen, 
Riedlingen, Mengen, Saulgow und Waldfee, auch Leiphaim verbrennen 
und verderben follen. 

Item mer befent, daß er und gemelte feine gefellen, in willen ge 
habt, daß ji zu der Schär auch anzınden, und feür einlegen wellen und 
fünden ain ander an den zaichin erfennen, und hab er Sebaftian King 
ain rott zaichin, ain baden gehabt. 

tem mer befent und verjehen, daß ain dorf drei meil under Stra) 
burg gelegen, mit namen Stainbad), darın ain wierdt fit, mit namen 
Gregorius, alda follen ſy auf nedftlünftig St. Andreastag zujemmen 
fonımen, beihaid und gelt zu erbollen und fig ain edelman daſelbſt, der 
habe gar vil thuns und mweßens mit ſolchen gefellen. 

tem zu Freyburg an der faldenftaig hab er ſelb vierdt ain fuer- 
man nieder geworffen und die thäſchen genomen und nit ermordt (mie fie 
nit anderft vermaindt) jey tedodh wider auf und er, thätter mit jeinem 
gefellen Hanken Maurer von Villingen biß gen Billingen fomen. 

Item mer befent, daS er thätter, mit gedauchten feinem geiellen 
Hanßen Maurern von Schaffhaufen geloffen und ainen hierten buoben 
im veld ain große wunden gehauen, vermeint, daß er dahin, und veridi- 
den fein folt, aber nichts bey ime gefunden. 

Item mer hatt er verjehen, daß er zwiſchen Freiburg und Vreiſach 
am walhen *) buben mit ainer gewürtzlad erwilcht, und ime mit ainem 
ſchweinſpies ermordt und nit mer dan ain fronen bei ime gefunden. 

Item befent und verjehen alS vor zwai jaren hinder freiburg ain 
wald mit feiner kram nidergelegt und ermordt worden dabey und 
mit ſey er auch gewejen, darzu Hilf, rat und that getban, denjelben hetten 
ſy die war genommen und atmen anderen walden umb 40 gulin ju 
fauffen geben, fi all darnah auf ain gattung in blaw geflaiden, note 
feine gefellen fo dabey und mit gewejen watft er nit. 


*) Italiener, Wäljchtyroler. 





417 


tem mer beihendt und verjehen, er hab bei ainem darf, Hielingen 
nant, bey Rottenburg an der Tuber ain meblin bei 16 jaren ermorden 
id umbbringen helfen, fie ab dem weg in ain geftaubech gefchlaift und 
ain heller bei ier funden. 

tem befhent und verjehen, daß er mit ainem gefellen auf Hagnow 
gieben, haben fie ainem büblin und meblin zwen thaler ungevärlid, fo 
: im herbfi gewunnen, entwent und geraubt, aber inen nichts geihon 
ıd fein gefel if geweien Hans Beier von Münden. 

tem befbhent, das er ain fen, mit namme Lang Meldior von Weiſ⸗ 
aborn, tragt ain fange böfe juppen an und gang mit ainem brieff im 
nd-umb, geb für, er hab den fallenden ſiechtag, briſt (fehlt) ime aber 
mw nichts, und fol man gut acht uf den felbigen haben. 

em befhent und verjehen, das er ain magt jeins Bruder hiweg⸗ 
füerbt, inunangejehen als er zuvor zu DMegabeuren weib und find hab, 
e ain diden pfennig auf die ee geben, und fie zu Augſpurg zu kürchen 
id Straaffen füeren wellen. 

Item beihent und verichen, als furg verſchiner zeit ain Augjpurger 
tt allhie durchgangen, und er ain trund mit ime gethan, als er aber 
rmerft, das der bott wol bemeint geweſt und nichzig von fidh ſelb ge 
ft, hab er fi) an gemelten botten, als er mit ime hinausgangen, gericht, 
ıe die brief auf der brieffthäfchen gerifien, die brief geöffnet und andert- 
iben thaler vnd den: botten auß jenem jädlin 4 bagen und ime den 
antel ab dem bal3 darzu genommen, mit vermeldung, jo er ime nad 
uffen und er von ime jagen wolle, er ime den half abfchlagen, umb diſer 
incipal und fürnemften urſach willen er dan in meiner herren ains er» 
ren raths alhie zu Leutlirh fangnus verftridt worden, und wie der bott 
ıd ain baur ime gen Thautenhoffen nad gejagt, hab er den mantel von 
ıe geworfen und ime mwiederumb zu geftellt. 


(Bon hier an find die Blätter Ieer.) 
17. 3hd. Bon Db. 4. Phnfilus Dr. Buck mitgeteilt. 


Uhrgiht Hans Langhanſen von Saulgen gepirtig, 
elher auf Sambstag de& 18. Juny postpositi anni 
ırd den Strid und Rad juftificirt worden 1611. Obwol 
ınns Langhans von Saulgen, jung, verſchinen montag, welcher gewejen 

der 16. diefes Monats May jein hieurige Donerflage den 28. Aprilis 

Ihanne gietlihe und peinliche befhentniß, deren er teilß mit khundſchafter 

erwunden, ainem loblidden landgeriht und dann einem ganzen vmſtand 

emeßenlich abgelaugenet, hat er doch foldde den 17 ejusdem de Nov. 

denlich wiederumb repetirt, erholt und mit vil beffer warzeichen und 
27 





418 


vmbſtenden gedfnet, wie ſolche ſein befhentnus nachfolgendermaflen ju m 
kennen gibt. 


Was erfilich ungefehrlich acht wochen vor Oftern fen es aim jahr 
gewvefen, als er zuo Speier ezllich tuech verfaufft vnd ſei mieberumb herauf 
ziehen geweſen, ſei er zuo Melchingen in des Peter würtshauk zo pweim 
gefellen thommen, mit denen hab er angefangen zuo zedhe, vnder bem trurl 
vnd als fie des wein voll empfunden, haben fie under dem geſprech ein 
ander jo vil zu verflehen geben, daß je einer des andern gemilel unb 
fürhaben woll merkhen thönnen, dardurch fie dan jo meit in Ahundicait 
geraten vnd verglichen, wa fie etwa einen antrefien finden, der gelt rt, 
ime daffelbige zuo nemmen. It meinung fei anfenglich nit gemeem, 
jemants zuo ermörben, aber fie haben fi) farfh zuofamen verbinden 
dnd gefchworen, einander geireu geiellichafft zu halten bik in todt. 


Nach ſolchem beſchluß ſeien beede jelbige gejellen mit ime Heimbwert 
gangen vd daß gleidt geben diß gen Riedlingen dmb haben auf den 
eeg dazumal nichts antroffen. Zuo Riedlingen Haben fie im Madre 
hauß einfhert, vnd ein zech mit einander geton, ſich dazumall auf 
mit einander verglichen, acht tag nad; Cftern bey dem ochien auf dm 
meinmarft zuo Viberach zuo fammen zu fhommen, jungft beicehen. dat 
fie an ainem Sambftag vngefahr umb zehn uhren vormitag vajelbfer 
zuoſammen khommen jeyen: dazuemallen haben fie drei fid verglichen. ne 
die Pfalz hinab miteinander zuo raifen, vnd jeien dann fontag alie in 
jelbigem fürnemmen mit einander von Biberach auf Riedlingen joe. 
dazumal haben fie wiederumb im Madfena hauß zue abent einfhert um 
weil er, Lenz, jelbiger Zeit bei dem weiſſen röfin geweſen, welches glet 
geegen Madlena hauß hinüber, hab er Lang Hanns jnnen im Men: 
Haus hören reden, darumb er zum fenfter hinaus gepfiffen und «! 
heraußer gejehen, habe ex ime zurückgeſchrien: zuo ine hinüber zuo theme 
habe Langhanf ine zuo geſprochen, mit ime ain maß mein zue tiintter 
vnd zuo naht mit ime zuo effen. Daß hab er gethon. Als fie nur ir 
trunth thommen, hab Lenz geftaget, was das andere für zmen a 
feien, habe Langhannß geandwordet, er khenne fie nit, und gethen. & 
ob fie allererft auf dem weeg zuo ime khommen. WIE fie nun ein 
wein oder ſechs getrunkhen Hab Lenz inne gefragt, mohinauß f 
wollte, auf weldes er ime geandtwort, er wije nit mobinauf er ich 
jeine jagen ſtehen eben auf jaufedern, weil ime die ichude 
dazumallen dermafjen grauß, daß er nit gemült, was er anfangen set 
dan in der Schreppeler von Biberach vnd Adam Stähelin von Fin 
daß außerſt aljo geflaget, daß er nit gewiß, wa er gelt bat nimm 























3 


jolen, darumben er zuo ime Lenzen gefaget, wann er etwas wüſſte anzu⸗ 
fangen, daß er finde gelt befhommen, fo wolt er es thoen. 

Darauf Lenz geantwort: er wife woll, wie jein fach ftände, fie ftehe 
ebenſo baufellig als die jein, wann fie etwas mulften zu überfhommen, 
e8 wäre mit fueg, unfueg oder in waſſerlayweeg es wollte, fo wolten 
fie feehen daß fie e3 befhommen. Ba habe die andern zwen aud) darzuo 
geredt, daß fie einander im irem fürnemmen woll verftanden haben, 
darumb der Lenz gejaget, alß fie in trunfh mit ainander hineinfhommen, 
er wolt belffen etwaß befhommen, es ſei glei) mit ftellen oder rauben, 
wie fie finden. Die zwey aber mit welchen er die Ehundichaft zuo Mel- 
chingen angefangen, haben fi genant der eine Hans von Kempten, der. 
ander Balle von Eijenen (Finy) von deme er foviel verftanden, daß er auch 
ein weber jey, wiſe aber nit, ob er zuo Eißenne oder außerhalb hierumb 


daheimet fen. 


Darauf haben fie ire anſchläg vnd practica zuofamen getragen, 
ainer hab die meinung gehabt, wann fie einen antreffen, der gelt babe, 
Dafjelbig von ime zuo fchrödhen, der andere hab gejagt, wann fie etwann 
in ainem mwürtß- oder reichen pauren hauß gelt müßten, daffelbig auo nemmen, 
der Drit ſey difer, der viert ainer andern mainung gemwelen, fie feicn 
dazumallen in dem hinnderen jtiblin bey ainander gejeflen, welches gegen 
Adamß kaus hinaug geht und feie eben zuo jelbiger Zeit niemants mehr 
darınnen geweſen, daß fie woll mit ainander reden fönnen. 

Schlieklih aber haben fie ſich mit ainander verglichen, aufs Land 
hinauß zuo ziehen vnd zuo ſehen, ma jie etwas überfhommen könnten, 
vnd ſeye vom jontag abent biß auf zinftags am morgen beijamen «zuo 
Riedlingen bliben, habe ein jeder für ſich ſelbß zalt, dann er Langhanns 
ein guldin mit von Saulgen getragen hab. 

Am andern al3 am zinftag ſeyen fie vier mit ainander auf Dibingen 
gangen vnd bey dem Lemblin auf dem markht einfhert, hab der Lenz den 
Baltak Deferer zuo ime bradt, der ſey bey drey tagen zuvor bey tnıe 
Zenzen zu Riedlingen geweſen und hab er der Deferer ein bintel wie ain 
handtwerkhsjung auf dem rüfh tragen. 


Alß er der Deferer vnd Lenz zuo ime Langhanß vnd feinen zweyen 
andern gejellen fhomen, haben fie jhon bi auf drey maß wein gehabt, 
ſey der Lenz zuo inne gejeflen vnd gethon, wan er erit zuo ime khom 
vnd zuvor nit bey ime geweſen ſey, der buob Hab ſich gewert und gejagt, 
er babe fhein gelt, dan er Lenz zuogeſprochen, jolt zuo ime fizen, er 
wolt die zech für ime geben. Darauf hab er Langhans den Lenzen ge 
fraget : von wannen er mit difem gejellen Thomen, hab er gejagt, er ſeye 


420° 


bey einem meifter under dem thor geweſen, bey demjelben hab er inne 
geholt, und molt jezo wandern auf Porzen und Breijell zuo. 

Nachdem fie nun in trunih Ihomen, hat Lenz den buoben gefraget, 
ob er au mit wolt anlegen, hab der buob geantwort, nachdem es cin 
fach jey. Solchem nad) hab ainer diefe, der ander ain andere Redt gefaget, 
biß fie fezlich Hinder ainander verbunden worden. 

Darauf fjeyen fie am mittwoch von Dibingen auf Herrenberg zu 
gezogen, dafelbft ſeyen fie vber nacht geweien, von dannen fie biß auf 
den abent in ain dorf gangen, zwiſchen Herrenberg und Weilerftatt ger 
legen, lige vonder ainer hoben ftaig, wan man hinab zeucht, und fee der 
würt darum des Herzog von Wirtemberg Zollmeifter, des namen jeye im 
entfallen. Da jeien fie auf dem weeg etwan auf der ſtraßen nidergelegen 
vnd achtung geben, ob fie etwas erfilhen fünnen, babe aber denjelbigen 
tag nichts außrichten Ihönnen, dan es nichts abgeben mwellen. Bon dem: 
ſelbigen dorf jeyen fie freytags naher Werlerftatt zuogezogen, haben fe 
einen vollen fuerman an der ftraffen fchlafent funden, der ſey aufgeftanden, 
vnd aın wenig mit ime geiprochen, bald aber wieder niedergeſeſſen, da 
haben feine andern gejellen ine Langhanßen vorhero geichift zuo luegen, 
ob inne niemants entgegen gehe, darzuo ime feine geſellen gewunfhen, 
darauf er fortgangen und gejagt: „Bott behiet euch, Thomet bald hernach 
ir gejellen‘. AB er nun auf ain agger länge von innen fhommen vnd 
vmb fi gejehen, jeyen feine gejellen jchon ob ime geweſen und in er 
ichlagen. Der hab ain geladt liderin gejäß angehabt, ein ſchwarz bardatın 
mamms, weiß ftrümpf vnd gecleit geweſen, mic fuerleuth im Wirtemberget 
landt vnd auf der Alb pflegen gecleit zuo jein. Ver ſey von Perjon ein 
junger man geweſen in einem roten part, fünne nit aigentlich jagen, welder 
in zum erften nidergejchlagen, er hab aber bey jeinen gejellen gefragt, 
welcher es gethan, haben fie gejagt, der Hank hab inn zum erften nieder- 
oeihlagen. Den körper haben fie an ainen wäldlin, welches aflernegit 
darbey gemeien an ain hag geſchlaipft, er Langhanß feye auf der wacht 
geftanden, bis fie in vergraben vnd warn jemants fhommen mere, hete 
er innen zum zeichen gcepfiffen, da fie beten ın das Wäldlin fliehen 
fhönnen. Bon gedachten jeinen gejellen hab er hernacher verftanden, dat ſie ain 
gruob geicharret, den körper dareın gelegt, vnd im fat zuogedekht haben, 
von gelt jeie ime Langhanßen zuo feinem theil 5 fl. worden. Bon 
dannen jeyen fie alle fünf mit ainander vort gen Weilerftatt gangen, vnder 
etander gelaget, dieſe fa jei ine geraten. In Weilerftatt haben fie bei 
der ofen, wie man beim (?) hinein geth auf der rechten handt eingefhert, 
dafelbft Haben fie dapfer gezert vnd woll auf geweſſen. Allda fie ander 
balbe tag blieben vnd wiederumb mit ainander beredt, wo fie jezo hinauf 





21 


mwolten, weil aber der buob gejaget, er wolt wandern vnd wolt nit mehr 
mit inen, da feie der buob und Xen; mit ainander von inen gangen 
vnd auf Pforzen zuo gezogen. Langhans, Galle und Hank von Kempten 
aber jeien mit ainander wiederumb zuorükh heraufwerts zogen. 

Zuo Herrenberg haben fie wiederumb einkert, dajelbften haben fie 
ainen anſchlag gemacht wa fie jezo hinwolten vnd jeye alljo anderthalb 
tag dort verblieben. Bon dannen jeyen fie auf Dibingen zuogezogen vnd 
etwas auf die linkhe Hand geichlagen, dazuemall haben fie zwifchen Herren- 
berg vnd einem clofter auf der linken feithen in einem dorf gelegen 
einen man in ſchwarz linnen hoſen, praunen pörtlin vnd leibfarben 
ſtrümpfen angetroffen, haben darfür gehalten, er müßte ain roß- oder 
khiekäufer gemwejen fein, nun jeye er Hanß vorbero, der Galle neben, 
den fie ermört, der Hang aber binden nadgangen. Al nun niemandt 
vorhanden geweſen vnd fie iren vorteil erjehen, babe fi Ballen ein 
wenig gehindert, indeme habe der Hank ain bengel gehabt, jeie ntt gar 
groß gewejen, darmit hab er hinderügs auf inne gefchlagen, das er ge: 
fallen. Volgenß mit füllen in ine gejprungen, das er nit fchreyen können 
vnd alljo vollends ermört. Den körper haben fie an ein weyerlin deran ein 
grab gewejen, getragen und mit mift der negſt darbei gelegen bedefhet, 
vnd ſeye ime zuo feinem teil abermalß auf 5 fl worden, das bluot haben 
fie gemonlid nur mit denen fueljen verjchert, oder mit fat und ertrich 
bedekht. 

Nach dieſen verbrachten mordt ſtukhen ſeye fie mit ainander auf Di: 
bingen gezogen vnd damals auf dieſen erſten gang weiters nichts ver- 
richt, von dannen auf Riedlingen vnd von Riedlingen ſei er Langhans 
auf Saulgen gangen. 

Zuo Riedlingen haben ſie wiederumb im Madlena hauß einkhert, 
und ehe fie von ainander geſchaiden, haben ſie ſich wiederumben verglichen, 
innerhalb 5 tagen zuo Biberady bei dem ochßen abermals zuofanımen zu: 
Ihommen. Dazumalen jey fie zwey tag bei ainander zuo Riedlingen ge> 
weſen, vnd dapfer mit atnander gezert, alfo daß er Kanghans von dem 
gelt, welches ime bei denen zwey ermördten zuo feinem teil worden, über 
3 fl. nit heimbbracht hab, vnd habe die Madlena zuo Riedlingen mehr- 
mals zuogejproden, warmit fie vmbgehen ? das fie nit heimb zuo iren 
weib und kindern ziehen, ir arbeit verrichten vnd inne verwiſen, das fie fo 
vnnüze gejellen ſeyen. 

An fainf tagen hernach als fie zuo Riedlingen vonn ainander gangen, 
ſeyen fie ihren verabſchieden gemeß zuo Biberah zum ochſen zujamen 
thommen, alda haben fie wiederumben ain anſchlag gemadt, wa fie jezo 
binaußwolten, er Langhans hab wellen auf Ulm zuo, Hans hab aber ge- 


422 
faget, e8 babe kheine hölzer daſelbſt hinzuo, es fer ein bejerer ſtrich auf 
Waldſee, dan e8 hab vil hölzer felbft hinab, alljo fie daß mehr worden, fe 
wolten auf Waldfee zuo ziehen, wie dan geſchehen, und alß fie von Bi⸗ 
berach außzogen, habe fie zwiſchen Steinenbach und Waldfee im hol; ain 
mansperjohn antroffen, mit der haben fie geredt: wohinauß er wolt, der 
hab gejagt, er wolt auf Waldſee zuo, vermeint, er jet vielleicht von der: 
jelben gegenet gemwejen. Habe ein gelbes bärtlin gehabt, den hab Hans 
mit ainem Bengel niedergejchlagen, vnd ine alfo ermördt, den förper ins 
holz geichlaipfft, an ain zaun gelegt vnd mit reiß bedetht, an gelt fei 
ime Langhans auf 4!/, fl. zuo feinem theil ward. 


Als fe nun dieſe morttat volbradt, jeye fie denielben abent wider 
hinüber auf Elchenreitin werts gangen, haben fie zwiſchen Waldſee und 
Elchenreitin gegen abents vndern lit ain man antroffen, den fie für ain 
fautreiber angelehen, in ainem praunen geftuzten bärtiin, hab liderin 
gedoſchte hojen und ſchwarz hardyetin wammeß mit ainem vberichlage an 
getroffen, weldhen Hans von Khempten zum erjten angriffen, niderjchlagen 
vnd ermört, den förper in ain agger vergraben, dann ain pfluog mit 
weit Davon geftanden, darus fie die jege8 genommen, ain Zoch darmit ge 
madt, ine darein geworfen vnd verſchart. Rad) diefem mordtftufh haben 
fie denjelben aubent wiederumben hinibergefchlagen und mit ainander 
gangen bik in ain ainddtE hauß, Matenhauß genant, dafelbft ſeyen fie 
vber nacht gewejen, vnd des andern tags am morgen vollents mit ain- 
ander auf Waltjee gangen, alda haben fie bei der Vökhelhauben einkbert, 
dafelbften fie dapfer mit ainander ein tag lang vnd des anderen tags 
wiederumb bis vmb zehen vhren gezecht, vnd dajelbften fie zum anderen 
mahl geſcheiden, zum jelbigen mahl haben fie khein anſchlag gemadt, wa 
fie wiederumb zuojammen khommen wolten. 


Nahdeme er Langhans nun von Waldjee auf Saulgen gangen, hab 
er ein jungen paurenfnecht zwiſchen Waldfee und einem hoff, wiſſe nit 
wie er hieß, aber ſei gelegen wie man auf Fünffhäuffer zugeth, ange 
trofen, daß ſei in ainem hölzlin geichehen, deme Hab er Langhans zu 
gejprochen, ſolt gelt oder biuet geben, hab er ime daS ſekhelin darge 
worfen vnd davon geflohen, daß hab er Langhans aufgehebt und anderhalb 
guldin darin funden, ſolches hab er genommen vnd darmit ebenfo voft 
allſo der andere gefloden. 


Als er diefen anderen ganz heimblomen hab er über 3?/, fl. mit 
mer gehabt, daS hab er vertrunfhen und um fheineß heller werts aufierhalb 
eine8 Leib brots oder zweyer in das hauß gefauft, dan es hab überell 
nichts erichoffen. 


428 


i nen tag oqht daheimb geweſen. Nachdem er das 
1, vnd nichts mehr gehabt, ſeie er wiederumb hinauß auf Us 
auben zuo gangen, alba er bei bem Bämmerling vber nadt-geweien, 
norgen feye er zuo Kraut Micheln gangen vnd gelt bey ime ent» 
der habs ime aber abgefhlagen, alljo feie er wiberumben 
28 wirtshauß gangen, under folder Zeit ſeye feine zwer gefeilen 


n warmes, gedoſcht Tiderin hoſen und rote ſtrimpff angehabt; mit 
feien fie fortzogen biß inn ain geſtrip und als fie alm weil 
ime geredt vnd ine Sannjen vorangeiilt, zuo ſehen, ob Nie - 
8 gegen inne hergehe, er auch fich vmbſehen vnd ein zeichen wollen 
, daß niemants vorhanden, Haben fie ine ſchon niederſchlagen ger 
den förper haben fie vnden in dem dannenftöfplin im holz gelegt 
vachholder vnd danraiß abgehauen vnd denfelben darmit bedefht, das 
jaben fie zuo Ehenweiler in der dafern geteilt. Sei ime Langhanfen 
a auf 5°, fl. worden, dann e8 auf 17 fl. geweien jeye, die felbige 
fege fie zuo Ebenweiler vber nacht gebliben, gedempfft und am anderen 
llererft vmb zehen uhren hinweggangen. 
Zuo Ebenweiler haben fie miteinander verlaßen, inn 3 ober 4 tagen 
Rengen inn des huotmachers hauß wiederumb zuoſammen zuofommen, 
f Langhans von Ebenweiler widerumben auf Saulgen gangen vnd 
er Sans auf diſen driten gang auf 4 fl. heimbracht. Am 4. oder 
1g ſeyen fie zuo Mengen zuofammen fommen, da haben fie fi} ber 
ob fie auf Pfullendorff oder Dutlingen zuo wolten, alfo ſeyen fie 
toth worden auf Dutlingen zuo ziehen. Rachdem fie nun zwiſchen 
ingen und Neuhauſen fommen, haben fie ein jung man mit wenig 
in den wiſſen antroffen vnd weil man fonften wanns naß wetter 
meh das holz geen muoß, hab ime der Hans zuo geiproden mit 
durch das Holz zuogehen, denn der weeg feie beſſer als inn wiffen, 
er gar naß vnd tief ſeie. Alß er ime num gefolgt vnd fie in das 
kommen hab inne der Hans hinderwärts nidergejchlagen vnd entleibt, 
drper in holz an zaun gelegt, mit reiß zuogedeit und auf 107, FL 
ne funden. Rad; geſchehener morbthat feyen fie auf Reuhaufen zuss 
n, vnd daſelbſt bei dem wirt, weldem zuvor das weib zuo dot ger 


424 

ſchlagen worden, vbernacht gebliben, alda haben fie das gelt geteilt. Son 
Reuhaufen feyen fie am morgen zuo Wilhelmen Donmweit zuo Waren 
dorf gangen, dajeldft ſeien fie den ganzen Tag bliben, und gezedht, dan die 
wirtin feie gar woll mit inen aufgewejen, von dannen feyen fie hernachen 
mit ainander auf Niedlingen zuofhomen, alda haben fie widerumben ın 
Madlena hauß einkhert, anderthalben tag alda bliben vnd miteinander 
geratidhlaget, wo fie jezo hinauß molten, da Hab einer daB Nied hinab 
Ulm zuo, der ander in die Wirtemberger Land wellen. Letzlich aber 
jeyen fie mit einander auf Dibingen gangen, dann e8 hab auf Ulm zu 
viel Nieder und wenig gelegenheit. 


Als fie nun hinab auf Dibingen gezogen, haben fie zwiſchen Zwi⸗ 
falten dem clofter und einem grofien dorf, welches vngefär auf anderthalb 
fund von clofter gelegen bey ainem holz cin manßperſon antroffen, mi 
deme feyen fie ein weil gangen, ine gefragt, wohinauß er wolt und waß 
feine handtierung feye, der hab innen zu verftehen gegeben, er wolt fehen. 
ob er fäß oder waß dergleichen verfhaufen fhondte und wolts hbernader 
auf Rauenjpurg füeren. Under foldem geipräden haben fie ime Lang 
bank mit den augen gewunkhen, vor fie zuo gehen vud achtung zuo haben, 
ob niemants fürhanden, ſei er Langhans gangen, vnd ime zuo gejproden 
er muefle dapfer geben, fie jolten weidtlich nachkommen, er mwolt den wirt 
beftellen. Nun hab er das zeichen gehabt, wan niemants vorhanden geweſen. 
dad er nur binder ſich gejehen, oder ſtill geftanden vnd geluget, ob fi 
fhonımen, haben fie darbey woll gemuft, daß zeit anzugreifen jeye, welde: 
er au an dijen ort gethan, darumb die andern zwei ine niedergefchlagen 
den cörper in das holz geichleipfit und mit reiß bedekt vnd habe die 
perfon ein Schwarz par hojen angehabt, feye noch ain jung man geweien. 
bei deme haben jie jo vil funden, daS ime über 5 fl. zuo jeinem teil fee 
worden vnd haben die teilung zuo Dibingen bei dem Schaaf gemadt. 
alda auch der Lenz inen kommen feye. 


Bon Dibingen feyen fie dißmal auf Aurach zuogangen vnd alls fe 
von Aurach auf Reitlingen zogen, haben fie ein mwandergejellen auf dem 
veldt angetroffen, mit deme feyen fie gangen biß fie ſchier zuo ainem 
holz thommen, nun hab der Lenz mit ime geredt vnd gethon als ob er 
wehr mit ime taufdhen wollen, in foldem haben fie Langhanſen gewunkhen 
fortzuziehen, wacht zuo halten, welches er gethon, als er nun vngefäht 
auf eine agger Ienge fommen vnd hinder ſich gejehen, ſeye fie ſchon mit 
ime förtig geweien. Er der ermördte hab ain weiſſen vngeferbten hust 
getragen, darumb fie ine für ein huotmacher gehalten, den körper haben 
fie in ein dikhe gejchleipfft und bebefht, der Hans habe das bintel, de} 





425 





— 


und das mentelin genommen vnd gelt haben fie nur 2%, fl. ge 
‚ voß baben fie zuo Beitlingen bei dem Sternen alles vertrunten. 
Ws fie nun anderthalb tag zuo Reibtlingen gegert, feyen fie von bannen 
Herrenberg gezogen vnd von Herrenberg auf Kalb; vor Kalb her- 
zwiſchen Kalb und ainem groffen dorf gegen vunswerts, wife nit 

iß, baben fie ain perfon in ainem holz antroffen, ver hab au 
alb geen wollen, den hab Hans vnder den geipreih, weil er Lang 
khundſchafft eingenommen, erfchlagen, den körper haben fie 
der linkhen feiten wie man von hineingeht in ein gefleid 
mit reiß bedelht und hab ime, Langhanfen, faum ain man ge 
glei wie diefer, fie haben ine für ain roßteuſcher gehabt, feie ein 
ungeiger wie er Langhans inne gefchest auf 35 jar geweien, hab 
ein yraun parth gehabt, ſchwarz wames und hoſen angetragen, haben uber 
30 fl. bei ime befunden. Rad) gefhehenem mordt feyen fie volgents gen 
Kalb hinain gangen vnd bei dem Bolh eingefhert, allda haben fie das gelt 
geteilt, ime Langhanſen ſei auf 6 fl. worden und fey der Balteh in ainem 
dorf, ehe fie den mort volbracht, zuo inne khommen, weift nit wie e8 heift, 
aber da ift ime bewuft, das cın guete zehrung darın vnd daß man fhein 
vmbgelt dajelbften gibt, darumb er dann auch dieſen mort beigewonet habe. 
Bon Kalb jeyen fie wiederumben heraufergangen, haben zwiſchen Olingen 
vnd Reitlingen, zum dorf, ain mannsperfon angetroffen, in einem braunen 
Part, rot firimpfen, ſchwarz Iidernen hojen und ſchwarz bardatin wames 
mit einem vberichlage, das haben fie zuegeſprochen, wahinauß er wolt, der 
innen geantwort, wolt auf Dibingen zue, den haben fie aller anzeig nad 
für ein roßdeufcher gehalten. Nun haben fie zuo Kalb mit ainand geipilt, 
weldger zum wenigften werf, der müeſe den erften angrif then, do hab 
er Langhans nur drei und aljo das wenigft geworfen, darumb er anjezo 
diſen angreifen vnderligen habe müejen, babe ime dero halben vnver⸗ 
fehens hinderwerts ein doldyen zum genikh hinein durch den halß geftochen, 
daß durch und durch gangen, dorauf er gleich baldt gefallen und blieben, 
Yen dolch hab er zuo Aurach nmb 3 fr. auf dem crempellmarft dafelbft 
Maufft. Daß ſey aufm veldt geichehen. Ballin ſei auf der wacht vorgangen, 
Sans Hab wacht gehabt, wie e8 gehen werde, den cörper haben fie in ein 
graben an ainer hekhen geworfen, mit fath bedeft, das bluet haben fie 
mit den fließen verfhhert und was er nit verfcheeren fhinden, darauf hab 
er erden gevefht. An gelt haben fie auf 22 fl. bei ime funden. Rad difer 
wolbrachten mordtſtukh jeye fie geen Riedlingen zogen und daß gelt inn 
Madlena hau geteilt. Zuo Riedlingen jeye fie anderthalb tag in Iueder 
gelegen, von dannen er Langhans heimbgangen jey, und hab vber 4 fi. 
zuit heimgebradt. 


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426 

Vnd als er zwey tag daheimb geweien, fei er wiederumben außgangen, 
in der meinung, jeine gejellen wieverumb zu Biberach anzutreffen. Er 
hab fie aber zuo Brot im wirtshauß angetrofen, dann fie von Riedlingen 
nit weiter als bis gen Grot khommen. Alda jegen fie bliben, bik er 
wiederumb zuo innen fhommen, alda haben fie fich beredt, ob fie auf 
Memmingen oder Biberach wolten, haben fie geſchloſſen widerumb auf 
Waldſee zuo ziehen. Als fie nun hinaufkhommen, jeyen fie auf die ge 
rechte handt hinumbwerts gangen, dan fie ſeyen nit der firaß nad) gangen. 
Zwiſchen Otenfhwang vnd Fünfheußer feyen fie an ainer aich wiederge 
feflen und ain brot geflen, jey ein perfon becleit wie ain paurman daher 
fhommen, ain wehr auf der achſel und an derjelbigen ein leinene juppen 
getragen, babe fie Langhanjen vorangeſchikt zuo jehen ob niemants für 
handen, al& er inne ain zeichen geben, hab ine der Hans niedergeſchlagen, 
den cörper haben fie auf der linghen handt in das holz hineingeſchleipfft 
under ain danftoth gelegt, und mit danreiß bebeft, hab weiß wuline hoſen 
angehabt, jei dohingangen wie ain pot, haben 8',, fl. bei ime funden, 
vnd weil er ain hibſchen Filz aufgehabt, hab Galle huot mit ime getaufät, 
die ſchnuor von feinem huot genommen vnd vmb den andern gelegt. Zue 
Altſchauſen bei dem Lämmerling haben fie darauf gezert, und dajelbf 
das gelt geteilt, imme jei bei 2:/, fl. worden, vnd haben fie fi) mit ein 
ander beredt in ainem tag 3 oder 4 zuo Altigaufen wiberumben zu® 
fammen zuofhommen. 

Darauf jeie er Yanghans heimb auf Saulgen gangen, aber yber 
3 tag nit daheimb geblieben, fonder wiederumben auf Altichaujen zogen, 
allda er feine gejellen widerumben antrofen, daſelbſt ſie iren anſchlag ge 
macht vff Raucnipurg zuo ziehen. Als fie nun innen waldt fommen, ſch 
innen im Altihaujer waldt ein perjon an die hand gangen, in hoßen und 
wammeß, den fie für ein Eromer gehalten, jey ein zimblicher alter man 
gemweßen, hab anfangen ain graven bart befhommen, dem hab Hans von 
Kempten zuogejproden, ob er vil gelt habe? jolts inne geben, wann et 
wolt daß leben haben, hab er innen die detihen dageworfen vnd davor 
geflohen, darein haben fie auf 18 fi. funden. Waß feine zuvor befannte 
diebftal vnd adulterien belangent, zeigt er dießmal ann, es jey alle 
wor, wie er befhent habe, darauf jolt man fih nur gewiß verlafien. U 
er auch vervrſachen ſeynes beichehenen ablaignenß befraget, zaiget er an, 
jolde darumb gethonn zuo haben, dann er ine eingebildt, warn er eh 
gegen ainen ganzen vmbftand läugene jo werde man ine eintweders widerumb 
mueßen inn geiengfnuß fieren, womit er demnach dab Leben noch ein 
weil erretten, inmaßen er dan darbey angezeigt, man wiſſe woll, daS ain biebe 
läugenne, biß er an galgen fhom. Ueber das hab er noch weiterk gedacht, 


— 


427 


wen er gleich fterben milefle vnd als laugne vnd darauf berbleibe, fo 
hat der gemain man darfür gehalten, das er unſchuldig geftorben, vnd 
were feinem weib, finderen und freunvſchafft nit aufheblich geweſen wie 
dan er zuo denen vnd darmit auch der Pfarrer und Beichtvater feine 
vnjchuld zeugniß fein fhönnen, und dan daß er ine deſto weniger zuo 
zeiten befhenntnuß vermainen fhönde, hab er aud in ber Beicht fein 
vrgicht wiberfprochen, vnd fein vnſchuld für gemwent, welches er aber für 
nemblih darum gethon, dann er Hab beforgt, warn er e8 inn der Beicht 
Hefgenne, fo möget der pfarter der Obrigfeit eiwann durch amzaigung 
fo vil zuo verfichen geben, daß er ſchuldig. Als er aber beiraget, ob er. 
den ſchaden zeitlichen nemen: jein jel ſollicher geftalt verdammen molle, 
wiget er darauf an, er hab ann ſchächer am creuz gedacht, wann man 
inne auf die Brechen gelegt vnd es am legten geweſen, jo wolt er gedacht 
haben, Gott jolt ime gnebig vnd barmherzig fein vnd miſſethaten verzeihen, 
Hab er darfür gehalten, er werde auf dife weiß eben fo woll ſeelig oder 
Hete den pfarrer zuo ime Thommen laffen, und wolt gethon Haben, als ob 
er ime fonft was zuo fagen vnd wolt ime allererft jeine Mifjethaten vnd 
das er ſchulde bethennt haben, und ſolches darumb der Pfarrer, habe ſich 
mit vermerfgen lafſen derfen, vnd wan cr aljo nit anderft gegen den ge» 
mainen man geftorben, als wann er auf einer fürgegebenen vnſchuld bliben 
und geftorben feye. 

Außerhalb difes Hat er ſich aud vernemnien laffen, er habe vers 
meint, es jollen ine jeine herren von Zaulgen beilagt haben, er wolt inne 
rechtſchaffen hoffen gemacht und fie vor allen vmbftandt inn Jofa- 
phats tHall geladen haben. 

Dife befantnuß hat er vngebunden vnd frey, jedod an dem ort 
alda die tortur fürgenommen würdt den 18. May von 3 uhren nad» 
mittag angefangen vnd alljo knau bik aubent befennt, auch darauf ange» 
weist, jezo Habe man bey feiner feelen heil vnd feligfeit vnd auf feinen 
aydt die recht wahrheit darauf er aud) bleiben vnd fierben wolt. 

Bon demfelben. 

Aus dem Gaunerleben vor hundert Jahren. Das Bud, 
woraus nachfiehende wenige Auszüge genommen, heißt: Sulz am Near. 
Weichreibung derjenigen Jauner, Zigeuner, Straßen-Räuber, Mörder, Martt- 
Kircgen-Tag und Nacht . Dieben, Falſchen Geld-Münzer, Wechsler, Spieler 
und andern herum vagirenden liederli;en Gefindels, welche zum Schaden 
Arnd Gefahr des gemeinen Wejens teils in Schwaben, dann in der Schweiz, 
Baiern, in der Pfalz, am Reinftrom, Boden und Zürger-See, Frant- 
zeih, Tirol, auch nod in andern Ländern, wurtlich noch herum fhärmen, 
and von der dahier von 1798 bis 1799 in Verhaft gelegenen, hienach 





428 

benannten Jauner⸗ und Mörder-Bande, währendem Inquisitions-Process 
mit grofier Mühe entdekt und beichrieben worden. Nebft einem Anhang 
der aus dieſer Gejellihaft hie und da hingerichteten, oder natürlichen Tods 
geftorbenen Erzjauner und Dieben. Auf öfteres und dringendes Anver- 
langen, bejonders von Auswärtigen Justiz-Aemtern, auf eigene Koften, 
zum wahren Wohl der jo höchftnöthigen allgemeinen Sicherheit, als dem 
edelften Kleinod eine Staatd annoh zum Brud befördert, von Georg 
Yacob Schäffer, Ober-Amt-Mann zu Sulj. Ao. 1801. Xübingen, gedrudt 
bei Wilhelm Heinrih Schramm. Vorrede: 

„Es find zwar von jeher über die — beionders in Schwaben immer 
zalreich herumſchwärmenden Bagabunden und Jauner jezumeilen geſchrie⸗ 
bene — und gedruckte Liſten erſchienen, deren Nutzen nie zu verkennen 
war; die von dem Herrn Oberamtmann Schäfer zu Sulz am Necdar nad 
einer mit dem berüchtigten Konftanzer Hanns und mehreren deſſen Spief- 
gejellen geführten weitläufigen Inquifition aufgenommene — und mit gan 
befonderer mühevoller Präzifion verfaßte — anno 1785 dem Publikum 
durch den Drud mitgeteilte umftändlicdhe Liſte aber bat alle vorhergehende 
weit übertroffen, und ohne fie würde mancher Yauner feinem verdienten 
Kohn entweder ganz entgangen, oder ala ein bloffer Vagabund umnentvelt 
geblieben und durchgeſchlupft ſeyn.“ 


„Obwol nun diefe vortrefliche Liſte gegenwärtig noch fehr brauchbar, 
nüglihd und notwendig tft, wovon ich) aus eigener Erfahrung mehrere 
neuere Beiſpiele aufweifen könnte; jo mußten ſich doch nothwendig jeit 1754 
unter den Jaunern durch natürliche und gewaltſame Todesfälle, Dderjelben 
lebtägliche Einferferung zc. viele Veränderungen ergeben, und es bilden 
fich teils dur Ablömmlinge von alten Jaunern, teil durch anderes I 
genanntes landreifiges Gefindel (wozu bejonders jeder Krieg reichliche Ba: 
träge liefert) wieder neue Jauner-Banden, deren gleichmäſige öffentliche Zr 
ſchreibung ſowol den Publifun als jedem Kriminal-Yuftiz-Beamten wir 
ihenswert und nötig ſeyn will.” Einzelne Auszüge find: 


Der Heine Bernhardle, mittlerer Boftur, 30 Jahre alt, rede gut fran- 
zöſiſch, und ſeye aus dem Elſaß gebürtig, katholiſcher Religion, der ver 
wegenfte Dieb, den er kenne, habe ein weiſſes eingefallenes Angeficht, graue 
Augen, habe auch ſchon nad Leuten geſchoſſen und geflohen, aber jeined 
Wiffens noch Niemand getödtet, ſeye auch ſchon zu Straßburg inngelegen, 
halte ſich meiftens in der Schweiz auf. 

Anna, des Brandenburger-Hannjen Tochter, vulgo Brandenburger: 
Annele, katholiſcher Religion, mittelmäfig unterjezter Statur, 3U Yahte 
alt, habe ein volllommen Angeficht, ſchwarzbraune Wugen, und an einer 





429 
Rarbe in der Stirn, welde ihr der Bernhard dur einen Stil 
bracht, bejonders tennbar; laufe jego mit des Uhrenmachers Sepple. 
Stumpfbhofen-Lorenz, ein Kamerad vom grofien Keßler und gehlen 
18, aljo ein Erzjauner, unterjezter Boftur, 40 Jahr alt, katholifcher 
ion, ſchwarz von Haar, Gefiht und Augen, trage ein blau lumpicht 
e, alte ſchwarze Hoſen, gehe jehr dappig, wie ein Bär, daher. 
Schwarze Mattis, 46 Jahre alt, katholiſcher Religion, mittlerer unters 
Statur, Habe ſchwarze Haare in einem Zopf, ein ſchwarzbraun voll» 
ıen Angefiht, trage einen blau tüchenen Rot, ſchwarzlederne Hofen 
Schu, und babe eine helle kindiſche Sprache; wie ihm jein Menſch, 
iangnafigte Käterle, erzält, gebe er mit des Gungelis Jacoble, und 
an Dieb vom erften Rang, habe bei St. Blafien vor 5 oder 6 Yahren 
Bettelmeib um 15 fr. willen, die fie ihm ſchuldig geweſen, todtge 
en. 
Bröfamlen-Geiger, deren Bater, 60 Yahr alt, katholiſcher Religion, 
und mager, babe graue in einen Zopf gebundene Haare, ein ſchwarz⸗ 
ß eingefallen Angefiht mit herunterbangenden Haarloden zu beeden 
n, und graue Augen, trage einen blau tüchenen Rok, ein rotes Bruft- 
ſchwarze Iederne Hofen, weiſſe Strünpf und Schu, auch einen Hirſch⸗ 
z. Rede jehr Schnell und unverftändlih, trage ein Käftlen bei ſich, 
ſeye ein Marktſchreyer und Qualfalber, der die Leute auf alle Art 
ge. Ein jehr groffer Dieb. 
Marianne, vulgo des Winkler Marianne, 48 Jahre alt, katholiſcher 
ion, kurzer bejeztet Statur, habe ein bleiches Angefiht mit Runzlen 
Muttermähler, jchwarze Augen, Augbraun und dergleihen Haare, 
einen Kopf, wie eine Salblägel. Stehle, wie ihr Mann, und fehe 
ens am Tag die Gelegenheit zum Stehlen aus. 
Hanneslen, vulgo des Keßler⸗Mattheſen Hanneslen, ein Sratten- 
er, 27 Jahr alt, katholifcher Religion, diker bejezter Poftur, vollfom- 
n bleichen Angefihts, jchwarzer Augen und gelber Augenbraunen, 
einen Schnauzbart, ſchwarzbraune Haare und ftarfe Waden. Trage 
lau Kittele, rotes Leible, weiſſe lederne Hoſen, weiſſe Strümpf und 
Stehle, wo er zulommen könne, und jeye ein graufamer ver- 

er Dieb, der immer einen groffen Prügel wie ein Mezger mit fi 


Habe ſchon zwei Menſcher, die Schweftern feyen, auch jeineß jezigen 
3 Gchwefter geſchwängert, und wenn e8 noch wäre, wie vor Alters, 
ürde er verbrandt. Marſchire oft in die Schweiz. 

Bronno, vulgo des Salbenmanns Brunno, Bruder vom Hanneslen, 
jahr alt, katholischer Religion, grofier bejezter Statur, habe ein rot- 


430 
brecht ſchwarzbraunes Angefiht mit Sommerfleden, graue Augen, gelblichte 
Haare, und Hände voller Eommerfleden. Habe ihnen vom Geifinger Dieb 
ftahl blau und braunrote Tuch abgelauft. Stehle Erbbiren und ander 
Feldfrüchten. 

Rad) des Duhlen⸗Kittels Hanneslens Ausſage ſeye Nr. 116 auch eim 
Beiſchläferin von dieſem, und ſchaffe ſolchem Uhren und andere Kleider 
an. Bronno babe zu feinem Vater zu Wilflingen einmal gejagt: du 
Federnthaler druden ihm Blez ab! der Schmalzgnolle habe demſelben jchon 
viele Sachen abgelauft. 

Antoni Winzelmaier, deren Sohn, 29 Jahr alt, fatholifcher Religion, 
$urzer bejezter Statur, runden Angefihts, grauer Augen, gelbledkter Haare. 
Gebe fih bald vor einen Kekler, Sägenfeiler, Krattenmacher oder Büder 
beſchläger aus, betrüge die Leute mit Quadfalbereien, und alle Kehle 
fteblen. 

Maräu, defien Weib, eine Tochter von dem in der Sulzer Life, p. 
21. Rr. 105 beſchriebenen Yauner, Billinger Caſper, 26 Jahr alt, lathe⸗ 
liſcher Religion, langer diker Poſtur, habe ein vollkommen rotlechtes Us 
gefiht, graue groje Augen, gelblechte Haare, werde aud) die Boläugig ge 
nannt. Seye ein erzliederliches Menſch, weldye die Leute mit Arınan 
Ihrödtich beiträge, und zu Freiburg mit denen Soldaten als Hure fort: 
gelaufen ; jezo aber jeye fie wieder bei ihrem Mann. Komme viel ins 
Wirtembergiſche; habe ein Kind Jalobelen 11 Jahr alt. Seye ? Jahr 
zu Buchloe geſeſſen, mwojelbit ihr der rote Hechlenſpizer durch cin falſche⸗ 
Atteſtat herausgeholfen. 

Agnes, eine Tochter vom berüchtigten Villinger Kafpar, Schweſtet 
von Rr. 144 ehemaliges Weib des im Ravenſburger Zuchthaus geftorbenet 
Franz Carl Crauſen, eines Sohns vom Schinder- oder Cehlträger-Hanne, 
42 Yahr alt, katholiſcher Religion, mitlerer unterſezter Poftur, braunledter 
vollkommenen Angeſichts, doſchigter Rafe, brauner Augen und Haare, welch 
leztere fie ehedeilen in Zöpf getragen. Habe ein Maul wie cine Klapper⸗ 
Ihlange, und fünne am ®Beften die Leute mit Wurzeln und Oehler be 
trügen, flähle wie eine Rage. 

Anna Maria, oder Ratshäufer Ammäulen, deren Tochter, die zweik 
Beiichläferin vom rothen Hechelſpizer, 20 Jahr alt, katholiſcher Religion, 
kurz unterfezter Statur, rotlechten Angeſichts, ſchwarzbrauner Augen, gelb 
lechter Haare, habe ein grofies Gebiß, und ſchon im 14ten Jahr ein Kind 
vom Hedlenjpizer gehabt, in allem aber zwei oder drei von demfelben. 
Betrüge die Leute auch mit Oehler. 

Des Schwarzen Martins Theres, Schwefter vom Philipp, ſeye auf 
Beilläjerin vom Bernhardie, und der Kälber Mareine Helena dergl. ge 





431 


weien. Auch mit des Schinder Peters Theres, die wenigſtens 3000 Dieb- 
ſtähle begangen, geloffen. Komme viel in polnischen Bok zu Grafenhauffen, 
Bei St. Blafien, dajelbft die Tochter es mit ihme Halte. Diefes feye ein 
Dieböwirtshaus. 


Yohannes oder Schmalzgnolle, ſeye Nr. 71 recht beichrieben. Habe 
mit ihme den Diebftal Nr. 34 begeben helfen. Seye ein Hauptjauner, 
der fih viel im Schrambergifchen, St. Georgifchen aufhalte. Kegle vieles 
mit denen Bauten. 

Schnizbukels Jule, deffen Zubalterin, Nr. 72 recht beichrieben. Eine 
Diebin, deren nur wenige gleihlommen, und die im m Sdlaf ftehle, auch 
wit ihrem Kerl aufs Stehlen außgehe. 


Hannes, deren Sohn, 22 Jahr alt, katholiſcher Religion, grofler rahner 
Boftur, jommerfledigen Angefihts, grauer Augen, ſchwarzbrauner Haare, 
Habe viele Sommerfleden auf denen Händen, und ihme von einem Marft- 
diebſtahl Waaren abgelauft; ftehle und geige, wie es ihn ankomme. 

Heiden-Sepplen, deilen Vater, Nr. 89 ebenfalld. Seye ein ſchreck⸗ 
Iiher Dieb, der in jeiner Jugend auf Mord und Tod gegangen, und zu 
Rothweil gehängt würde, fobald man ihn befäme. 

Joſeph Mint, der Stelzenbub genannt, von Ueppingen aus dem Für: 
Rembergiihen Oberamt Möhringen gebürtig, 34 Jahr alt, Fatholifcher 
Religion, ftartbejezter Statur, bleihen Angeſichts, ſchwarzbrauner Augen, 
und ſchwarzer Haare, trage am rechten Fuß eine Stelze. Führe einen 
tannenen durdbohrten Eteden mit fi, ın welchem zwei Yıldbeine fteden, 
auch ein Häfele mit bejonderem Leim, womit er das Geld aus denen Opfer: 
ſtöcken, denen er aller Orten hin nachziehe, herausangle. 

Einger Carle, 40 Jahr alt, fatholiiher Religion, groſſer Statur, 
langlecht, blattermaſigen Angefihts, grauer Augen, brauner in Zopf ge« 
bundener Haare, mit groffen Haarloden. Habe mitXieder gehandelt, 
ftehle aber jezo wo er könne. 


Bärbel oder HergottSmadersbärbel, 42 Jahr alt, fatholifcher Religion, 
ohne Zähne im obern Mund, ein fauberes langes Menſch, jeye meiſtens 
befoffen, und ſchwöre wie ein Landsknecht. 

Der Heine Hanneslen, 34 Jahr alt, katholiſcher Religion, magerer 
Statur, bleichen Angefihts, mit etwas Blatermafen, grauer Augen, ab- 
geſchnittener jhwarzbrauner Haar, gleihen Heinen Balenbarts, ſpreche gut 
franzöfiſch, meiftens aber teutih, habe ein Muttermal am c. v. Hinter: 
teil gleich einem Apfelfüchlen, führe Piftohl mit fi, halte fi öfters auch 
— im Agäu auf, und feye einer der gefährlichiten Jauner, und bei Hün- 





432 
ingen zu Haus, Geye ſchon vor ſechs Jahren in Frankreich auf der Ge» 
Teere geweſen. 

Gottfried Brei, ihrer Margret Vater, den 27ften May 1777 zu Bus- 
{oe mit dem Schwerbt hingerichtet. 

N. Diejer und feine zum Zeil noch lebende Cameraden, haben nah 
dem Buchloer Protocoll Q. 430 Bfters, warın fie keine andere Schelmen- 
Poſſen mehr gewußt, zufammen gejagt: „Unſer lieber Herr Gott, uns 
Tiebe Mutter Gottes jollen jo große Helfer und Fürbitter jein, dich 
thun uns aber nie in ein Bauernhaus, Wirtshaus, oder Amthaus, mo 
viel Gelb it, Helfen.“ 

Ferner nad) obigem Protoc. Beilag Nr. 38. 

„Bei denen drey Tritten, weldes eine Wahlfart ohmmeit Eirs 
ten am falten Markt fepe, hätten fie unfern lieben Herr Gott vornen mes | 
dem Altar hinweg und unter die Kirhtür genommen, und jolden mit 
ihren Stefen, unter dem vermelden: Schlaget den Kogen zu tobi! zu i 
Kirgtür hinaus geihlagen.“ 

Weiter: „die Mutter Gottes ſollte ein jo ſehr keuſche AJungfraa 
jepn ac." 

Sauerburger Toni, von Sauerburg im Elſaß, fatholiiher Rel 

etlich und 40 Jahr alt, von mittlerer magerer Poflur, weislechten A 
ſichts, weiſſer Haar, gehe etwas vorwärts mit dem ober Körber, 
eib mit fich. 

Der Molzemer Michel, aus Molzheim im Elſaß, katholiicer Re 
5 Jahr alt, dit beſezter Statur, 5 Schuh 10 Zoll im Meh, wein 
ts, mit etwas wenig Blatter-Mafen, und weiſſen Haaren, füh 
Weib mit ſich. 

Der Heine ſchwarze Thanner, aus Thann im Sundgau 
Religion, 40 Jahr alt, Meiner difer Poftur, jehr ſchwarzen vo 
Angefichts, und ſchwarzer Haar. 

Wobei noch weiters zur Nachricht angefügt wird, daß viele do 
Belen- und Müller-Knechten meiftens Sonntage unter der 
ders in den Parrhäufern, einbrecen, und gemeiniglich Abe: 
die Scheuer auf das Heu oder Stroh, wie die Schrendefeg 
räumer in den Bauern-Häuſern, ſich einſchleichen, und d 
Kirchgang durd) das Dad) hinaus Acht geben, ob alle 
in bie Kirche gegangen, das fie ſchon bei einem Pfarrhaufe 
verſucht, und jedesmal die Leiter eine halbe Stunde 
bis es endlich das viertemal gelungen, einzubrechen. 
Sharfreitag aber nehmen fie hauptſächlich recht mit © 
vor, weil fie, wie die meiften Jauner, die Meinung haben, 










































Morgens 
aus dem {x 















433 


welche an diefen beeden Tagen mit einem guten Erfolg einbrechen, dann 
da& ganze Jahr hindurch bei ihren Diebereien glüdlich ſeyen. 

Gottfried Gelele, von Bernbach, aus dem Wirtembergijchen bei Herren» 
ald, 33 Jahr alt, hat oft eine Concubine bei fi), die er angeblich überm 
Rhein geheurathet, ex ift groffer Statur, führt oft einen ſchwarzen Mez⸗ 
gerhund, betrügt die Leute mit Schazgraberey, abergläubiſchen Künften 
umd Dergleihen. Er bat das Verſchneiden der Thiere gelernt, nennt fi 
einen Thierarzt, ift ein gefährlicher Räuber und giebt fi) daß Anfehen, 
als ob er von Obrigkeiten abgeſchikt ſey, andere Räuber und namentlidy 
den Bernhard Müller der Juſtiz zu überliefern. 

Banz⸗Haff, aus dem Ulmifchen gebürtig, 46 biß 48 Yahr alt, 5 Fuß 
9 Zoll groß, diler Poftur, mit langlechtem Geſicht und Kinn, blauer Augen, 
ſchwarzbrauner abgejchnittener Haar, jprecdde die Ulmer Mundart, trage 
einen grünlechten Ueberrod, ſchwarzlederne Hojen und Stiefel; er jeye unter 
dem Schwäbiſchen Creis⸗Kontingent geftanden, gebe vor, die Leute zu lehren, 
falſch Geld zu maden, ihnen geheime Bücher anzuſchaffen, Geifter zu be⸗ 
ſchwören, und Schäze zu erheben, unter welchen Borjpieglungen er viele 
leihtgläubige oder gewinnſüchtige Leute betrüge. 

Nah dem 46ſten Stüd der teutſchen National-Zeitung S. 1058 ward 
diefer Mörder, der Friedrich Wilhelm Rund heikt, in Sachſen arretirt, 
nach Altdorf ausgeliefert, und im Octbr. 1801 vom Oberkriminalgericht 
dahin verurteilt, daß derjelbe 3 Tag nach einander eine Stund auf einem 
öffentlichen Gerüſte mit der Inſchrift: Raubmörder — auf der Bruft zur 
Schau außgeftellt, johin mit 50 Stodftreichen gezüchtigt, und mit der jährs 
Iihen Wiederholung diejer Straf am Tage de8 verübten Verbrechens, mit 
dem langmwierig im 2ten Grade vierzigjährigen jchwerften Gefängnifie ges 
ftraft werden jolle. 

„Sein Kamerad, der Laubheimer Toni, habe deijen Berfchläferin mit 
Sehr ftarlen Sachen das Kind abgetrieben, diefem Kind den Bauch aufge 
Ichnitten, das Herzlen davon gefreſſen, auch beede Händlen abgejchnitten. 
Bor dem Einbrud hätten jie dann allemahl die zehn Fingerlen hievon 
angezündet, jo viel nun davon gebrannt, jo viel Leute haben aud in dem 
Haus, in welchem der Einbruch geſchehen ſollen, ſchlafen müffen, warn 
Hingegen ein Fingerlen nicht gebrannt, ſo ſeye eine Perſon weiter in dem 
Saus gelegen, davon fie nichts gewußt, und die hernach auch nicht ge⸗ 

Tchlafen.“ 

Und hiemit wird nun, bei meinem herannahenden Alter, meine lezte 

Arbeit in diefem Fach, beſchloſſen. Es iſt zur Genüge bereit befannt, 
Da unter die viele traurige Folgen des leztern Kriegs, unftreitig auch die 


GQrofße Vermehrung des Jauner-, Straßenräuber⸗, Bettlere und Betrüger: 
909 


432 


ingen zu Haus. Seye ſchon vor ſechs Jahren in Frankreich auf der Ge⸗ 
leere gewefen. 

Gottfried Frei, ihrer Margret Bater, den 27ften May 1777 zu Bud- 
[oe mit dem Schwerbt hingerichtet. | 

N. ®Diejer und feine zum Teil noch lebende Cameraden, haben nad 
dem Buchloer Protocol Q. 430 öfters, wann fie feine andere Schelmen- 
Poſſen mehr gewußt, zufammen gejagt: „Unfer lieber Herr Gott, uns 
liebe Mutter Gottes fjollen jo große Helfer und Fürbitter fein, dirk 
tun uns aber nie in ein Bauernhaus, Wirtshaus, oder Amthaus, we 
viel Geld ift, helfen.“ 

Ferner nah obigem Protoc. Beilag Ar. 38. 

„Bei denen drey Tritten, welches eine Wahlfart ohnweit Ek- 
ten am kalten Markt ſeye, hätten fie unjern lieben Herr Gott vornen von 
dem Altar hinweg und unter die Kirchtür genommen, und ſolchen wit 
ihren Stelen, unter dem vermelden: Schlaget den Kogen zu tobt! pu 
Kichtür hinaus geſchlagen.“ 

Weiter: „die Mutter Gottes jollte ein jo ſehr keuſche SIungfrau 
ſeyn ꝛc.“ 

Sauerburger Toni, von Sauerburg im Elſaß, katholiſcher Religion, 
etlich und 40 Jahr alt, von mittlerer magerer Poſtur, weislechten Ange 
fihts, weiſſer Haar, gehe etwas vorwärts mit dem obern Körper, führe 
ein Weib mit fid. 

Der Molzemer Michel, aus Molzheim im Elſaß, katholiſcher Religion, 
36 Jahr alt, dif beiezter Statur, 5 Schub 10 Zoll im Meß, weifien An⸗ 
gefihts, mit etwas wenig Blatter-Mafen, und weiſſen Haaren, führe em 
Weib mit fid. 

Der Heine Schwarze Thanner, aus Thann in Sundgau, latholiſcher 
Religion, 40 Jahr alt, Heiner diler Poftur, jehr Schwarzen vollfommenen 
Angefihts, und ſchwarzer Haar. 

Wobei noch weiters zur Nachricht angefügt wird, daß viele von diefen 
Belen: und Müller⸗Knechten meiftens Sonntag unter der Kirche, beſon⸗ 
ders in den Pfarrhäufern, einbrehen, und gemeinigli Abends zuvor in 
die Scheuer auf daS Heu oder Stroh, wie die Schrendefeger oder Stuben 
räumer in den Bauern-Häujern, fi einjchleihen, und des Morgens beim 
Kirchgang durd das Dach hinaus Acht geben, ob alles aus dem Haus 
in die Kirche gegangen, daS fie jhon bei einem Pfarrhaufe zu 4 mahlen 
verjudt, und jedesmal die Leiter eine halbe Stunde weit herbeigetragen, 
bis e8 endli daS viertemal gelungen, einzubrehen. Am Chriftag und 
Charfreitag aber nehmen jie hauptfählich recht mit Vorbedacht Einbrüdt 
vor, weil fie, wie die meiften Jauner, die Meinung haben, daß diejenige 





435 


gebrocden, wach jey. Denn als foviel Fingerlein nicht gebrannt hätten, fo viel 
Perjonen hätten im Haus gewacht. Bas Händchen hätten fie auch für 
ein bewährte und unfehlbares Mittel gehalten, um Schlöffer von jelbft 
aufgehen zu machen. (Sieh oben S. 433 und I 115.) 

Um folde Kindshändchen ſich zu verfchaffen, hatten die Böſewichter 
mehrmals ſchwangere rauen überfallen und ermordet, ihnen den Leib 
aufgeſchnitten und der ruht die Händchen abgefchnitten, doch ſeien dazu 
nur männliche Embryonen zu brauchen geweſen. (W. Franck.) 


Den Landsknechten das Handwerk verdorben. %. 1709. 
Brotot. S. 176 werden zu Bondorf zwei Freymann verfolgt, nämlich 
der einte Jauner, der dide Hankmidhel, der anderte aber der läuffer oder 
Lorenz gewejen, halten fich mehrmalen umb den Buffen auf bei Haldingen 
und ®öpfingen, dabei der eine vom anderen gelagt, daß er allen landsknechten 
ein böfes Spiel made, indeme er öfters wo er ybernachte, ftehlen thue, 
aljo das nachgehends wegen ihm fein bauersmann mehr einen landtsknecht 
ybernachten wolle. Aulendorf. Bud. 


Zur Gaunerfprade. Im vergangenem Spätjahre glüdte es mir 
in Lauingen, wo ih nah Sprache und Zitte der alten Stadt fahndete, 
auch einen Zettel zu befommen, wo Nachſtehendes ſich geichriben lejen lieg: 


Bande des Hiejel. Flüche und Drohungen. Ihr reichs— 
ſtädtiſche Ejel! Staudajäger! Sandhafen! Haarzöpfe! Baumausreiſer! 
Zumpenhunde! Ihr Federſchützen! Ihr Nachttöpfe! Es wäre bei cud) 
Schad um eine Kugel! Bis ich auf den Rabenſtein komme! Ihr Spaäatza⸗ 
hirn! Ihr Strohköpfe! Ihr Reichstropfen! Ihr Hieſelfanger! Die ihr den 
Strick nicht werth ſeid! Ich will euch den rothen Hahn aufs Dach ſetzen! 

Ich erſchieße den gemäſteten Prälaten und brenn ihn und das 
Faullenzerneſt zuſammen! Heute bin ich Prälat! 


Namen derer von der Bande: Andreas M. vulgo der Bueb. 
Studele, Sattler. Der Tiroler. Der Anderl. Der braune Nikolaus. 
Gregor. Der bayeriih Hanſel. Sebaftian. Johann Adam Locher, vulgo 
der Blaue. Johann Georg Brandmaier, der Rothe. Enthauptet. Afra 
Bobinger. Tirrag, der Haushund. 

Bayr. Ztg. Morgenblatt 1865. ©. 289. (Birlinger.) 


1725 Quadfalbereı. Marktſchreierei. Es wird hiemit fund 
und zuwiſſen getban reip. hoch und nidern Standsperſonen, daß allbier an» 
fommen ift Johann Georg Herlig Burger von Augfpurg, mit feinem 
veritablen, Welt berühmten, und approbirten friſchen Engliſchen Haupt- Pulver, 


434 

Sefindels gehöre. In allen Nahen und Entfernten Gegenden häufet fih 
dergleichen Geſindel einzel und in Banden jehr flarf an, und befonders 
befindet fi) der ao. 1798 aus dem Blolhaus zu Heidenheim auf eine un, 
begreiflihe Art entlommene Erz⸗Jauner und Strafien-Räuber, Caſpar Ein- 
öder, welcher in der. Oberdiſchinger Liſte Seite 136 Nr. 1411 bereits ge 
nau bejchrieben ift, an: der Spize einer Näuber-Bande, die in den Nord⸗ 
Schwäbiſchen Gegenden, feit einigen Monaten, aller Orten nichts als Furcht 
und Schreken verurfadht hat, — und meiftens in den Pfarrhäufern und 
Kaufläden gewaltiame Diebftähle ausführet. Der Yufliz und der öffent 
lichen Borjorge für daS Menſchenwol muß daher an der Berminderung 
diefer Ihädlihen Menſchen⸗Geſellſchaft alles gelegen ſeyn, indeme eine jolde 
Geſellſchaft dem LXeben und Gütern der Bürgern Außerft gefährlich if, fie 
geben mit vereinigten Kräften zu Werl, vertheidigen fi mit Macht gegen 
jeden, welcher fi) das Seinige nicht rauben laflen will, fie beunruhigen 
ganze Länder mit ihrem Unternehmen, und warn fie gleich nicht wirklich 
tödten, jo find fie do, im all eines Widerftands, dem Leben der Bürger 
gefährlich, fie ſtehen fich einander gegen die fie verfolgende Obrigkeiten bey 
und die Beijpiele find nicht felten, wo es ſolchem verbündetem Gefindel 
gelungen, einen Gefangenen von ihrer Bande, auf dem Transport, oder 
aus dem Gefängniß zu befreien, als aus welchem wichtigen Grund auf 
noch ferner jehr zu mwünjchen wäre, daß, warn von denen vorbeſchriebenen, 
vielen Erz⸗-Jaunern und Dieben bie oder da beigefangen werden, ſolche 
als wahre Feinde des Staats, welche fi mit einander verbunden haben, 
nit nur nichts zum Borteil des Staats zu arbeiten, fondern vielmehr 
den guten Bürgern ihr wol erworbenes Bermögen zu entziehen, nicht leicht 
mit einer Gefängniß, fondern mit einer andern dem Verbrechen angemef 
jenen Strafe belegt würden, maßen die Gejängnik-Strafen, nad taufend 
Beilpielen, dergleihen Leute nie beffern, und die Hoffnung und Möglid- 
feit wieder in Freiheit gejezt zu werden, ein zu ftarfes Gegengewicht ge 
gen die Wirkung der Strafe tft; der Verbrecher aber in der Strafe leiden 
muß, damit andere in der Vorftellung diefer Leiden einen binlänglihen 
Bermeggrund finden, von ähnlihen Verbrechen abzuftehen. 


Baunerei mit Kindshändchen 1586. Ein gewiſſer Ger 
Buleney aus Hiltzispobel bei Ravensburg, der im Kledgau auf einem 
Diebftal mit Einbrud ertappt und dann wegen Mord, Raub, Rothzuät 
u. f. w. geftändig und hingerichtet worden war, geſteht: daß er und feine 
zwei Gefellen ein vom Mutterleib ausgeſchnittenes Kind 
bändlein bei fih gehabt und daffelbe an feinen fünf Fingerlein ang® 
jündet hätten, um zu jehen, ob Riemand in dem Haufe, in das fie ein⸗ 





439 


— — 


Grundſazen und Maßregeln mehreren Schwierigkeiten unterworfen iſt, — 
weil das, was auch gemeinſchaftlich verabredet und ausgemacht worden, 
nit immer fo durchgängig beobadhtet wird, und eben nicht in jedem 
einzelnen Staate, in Heinen wie in großen, zureichende Anftalten wider 
die Jauner vorhanden, oder die vorhandenen in beftändiger gejegzmäßiger 

Würkſamkeit find; wo e3 dann nicht fehlen kann, daß nicht die Entftehung 
und Berbreitung dieſes Geſindels dadurch begünftigt werden jollte. 

Hiezu trägt auch die religiöfe Verfaffung Schwabens das ihre bey. 
Catholiſche und Proteftantiiche Staaten wechjeln in diefem Lande durch» 
gehends mit einander ab, und es herrſcht demnad darin, fo wie ver» 
ſchiedene Religions-Brundfäge und Gebräuche, alſo auch ein verſchiedenes 
Religions-Interefie. Dieſer Umftand beflimmt und leitet vielfältig das 
politifche Intereſſe, ſchwächt den Gemein⸗Geiſt, erzeugt bie und da Duld⸗ 
famkeit und Gleichgültigfeit gegen herumziehendes Gefindel, und veran- 
laßt verjchiedene Handlungen und Auftritte, die dem innern Wohlftand 
und der Sicherheit der wechſelſeitigen Staaten nadtheilig find. Die vielen 
Proceffionen und Wallfarten verfchaffen den Saunern treffliche Belegen- 
heit zum rauben und ftchlen, mie fie denn bey ſolchen Anläflen nie ver- 
jäumen, fi in großer Menge einzufinden. Hernad wird ihnen aus übel» 
verftandenen Religions-Grundſäzen hin und mieter von Elöftern und 
Geiftlichen, jelbft auch wider den Willen einer aufgeflärten Regierung, 
Vorſchub geleiftet: die beichtenden Jauner — und jelten iſt einer, der 
da3 Beichten ganz unterläßt, werden an manden Orten abjolvirt ; die 
Gefangenen wenn fie ausbrechen, finden in manden Pfarrhäujern oder Clb⸗ 
fern und Kirchen, wohin fie fliehen, Aufnahme und Schuz, und dann 
wieder ihre Freiheit. Ein gleiches geichieht aud bey Streiffen, wenn fie 
da in Gefahr find, und Gelegenheit finden, in eines der benannten Zu- 
fluchtsörter zu entwilchen. 

So würket die natürliche, die politifche und religidje Kage Schwabens 
zufammen, ein Diebögefindel darin zu ziehen und zu unterhalten; und 
mit dieſer Grundurſache bangen alle die Übrigen näher oder entfernter 
zufammen, weldye noch weiter hiezu beytragen. Diele find: 

1. Die älteren und neueren teutſchen Kriege, bejonders am Ober- 
Rhein. Während diefer Kriege dejertirten immer viele Soldaten und am 
Ende derfelben wurden noch mehrere entlafien, die dann haufenmweife fi) 
zu den Jaunern ſchlugen. Dick ift Thatſache. Denn immer bat fi) dies 
Gefindel, wenn auch gleih beim Ausbruh jener Kriege etwas davon 
weggeräumt wurde, im Lauf der Kriege jelber und unmittelbar darauf 
in Schwaben auffallend, oft außerordentlid vermehrt, und es ift beynabe 
hiſtoriſch gewiß, daB abgedanfte und defertirte Soldaten der erfte Eaz, 


. 436 





desgleichen feiner in Teutihland hat, welches ein Univerfal-Mittel für 
das Haupt iſt, und ſchon groffe Wunder geihan hat, wovon ſehr vil zu 
ſchreiben wäre, weldhes von den beften Kräutern und Olitäten zubereitet 
if, auh von einem ſehr herzliden Geruch, und macht joldyes nicht fo 
gleich nieflend. 


1. Wann man ein Gefhwulft im Geſicht bat, jo ziehet es über fd. 


2. Bertreibt es die garftige Röthe aus den Augen, auch das Saufen 
und Praufen der Ohren. 


3. Verhüt es, und ift jehr dienlich für Zähn-, Kopfivehe und Schwinkel, 
wie auch für den Schlag und binfallende Krankheit, wer ſich dieſes bedient, 
wird mit Gottes Hülf nicht leicht davon angegriffen werden : Die Doſis 
iR auf ein viertel Yahr abgetheilt, koft 1 fl. 8 Mr. die halbe 34 Kr., 
und die viertl 17 Sr. 


4 Ein Englifche Larier in Form eines Küchleins, fo ein Antipathie 
wider die Gall ift, und ohne einiges Reifen, Schneiden, no Grimmen 
den Leib reiniget. 

5. Mein herrli und goldenes Leben⸗Pulver. 


6. Ein vortrefflide Magen-Elerier, oder Blut-Reinigung, dieſe iſt 
wider alle böſe Lufft und gifftige Nebel. 


7. Ein herrliche Tinctur wieder die übrige kupfferige Röthe in dem 
Angeſicht. 


8. Mein herrlich- und ſehr rares Zahn-Pulver. 


9. Mein herrlich⸗ und köſtliches Augen-Waſſer, welches alle Roͤthe 
und Schärffe auß den Augen vertreibet. 

Was die Apoſtema, wie auch die Gall und Röthe der Augen anbe⸗ 
langet, offerire ich mid als ein Practicus, jolches mit Subtilität aus 
zuführen. 

Das gedrudte Recept wird alles klar zeigen. 

Mein Loſchier in Wienn tft auf dem Saltgrieß in dem alten Eatt 
leriſchen Hauß in dem erſten Stod. Dijes Hauptpulver iſt auch zu be 
lommen bei Herrn Lemann Buchführern glei dem Baldauf über. 

Flieg. Bl. 8°. 

1770—84. In Oberſchwaben wenigſtens ſcheint es nicht an dem 
zu ſein. Die Straßen find nicht ſehr ſicher: und dieſe bedenklichen Leute 
iheinen, da man in Baiern ernſtlich durch Galgen und Rad mit ihnen 
ipricht, mit welchen Zierraten die Landftraßen dort zu Lande reihlih 
bejegt find, jenes ihnen nicht behaglihe Klima zu meiden und mun 





487 


Schwaben zu eınem Schauplag ihrer Heldenthaten madhen zu wollen. 
Man jagte mir, daß fie fi) ohnehin in diefen Gegenden gern einnifteln; 
teils weil die verſchiedenen Herrihaften, wovon fie fi) aus einer geſchwind 
in die andere verfügen fünnen, ihnen mehr Sicherheit gewähren: teils 
weil eben dieje Herren, aus Furcht vor großen Unloften, wenn fie folde 
Leute juftificiren laffen müßten, nicht gerne an ihre Beifangung kommen, 
und endlich weil die katholiſchen Geiſtlichen fidh eine Amtspflicht daraus 
maden, ihnen entweder, wenn fie in Gefahr find, erwiſcht zu werden, 
Aufenthalt zu geben, oder wenn fie auß Gefängniflen entweichen, fie eine 
Zeit lang zu ihrer Sicherheit bei fi) aufheben. Die Geſchichte, die fich 
noch nicht lange im Oeſterreichiſchen zugetragen bat, da ein Mörder, den 
man den neuen Lehrjägen von Verbrechen und Strafen gemäß am Leben 
ließ und zu einer harten, vermuthlihd auch langwierigen Gefangenkhaft 
verurtheilte, au dem Gefängniß brach, und einen Landedelmann aufs 
unmenjdlichfte behandelte und endlih gar tödtete, kann lehren, wozu dife 
Aufhebung der Todesftrafe diene. Der Landedelmann würde noch leben, 


wenn man jeinen Mörder nicht am Leben gelaljen hätte. 
Reife eines Qurländers 1784 5. 251. 


Warum gibt es jo viele Gauner in Shwaben?*. Die 
Urſachen von dem Dafein einer jo großen Menge von ihnen find jehr 
zulammıengefezt und mannigfaltig. Die erften und vornehmften find ohne 
Zweifel — die natürlihe Beſchaffenheit, und noch mehr die politifche und 
religiöje Verfaſſung dieſes Landes. 


Was die natürliche Befchaffenheit deffelben betrifft; jo iſt diefelbe den 
Jaunern ungemein günftig. Schwaben ift einer der fruchtbarſten Kreiſe 
von Teutichland, hat reihe und wolhabende Einwohner ; und Diebe, 
wenn fie auch in großer Anzal da find, finden immer genug zum nehmen — 
immer genug, nicht blos zum nothdürftigen Unterhalt, fondern felbft 
zum Wohlftand. Dann bietet ihnen, was nod wichtiger und unentbehr. 
licher für Diebe ift, der Schwarzwald und die Alp fammt dem Welzheimer 
Wald genugjame Sicherheitspläze an, wo fie fi) aufhalten und verftelen 
fönnen. Der Schwarzwald bildet eine weite Gebürgsmaſſe mit ungeheuren 
Wäldern, an der ſich gegen die Donau und noch mehr gegen den Rhein 
hin und mehrere größere und Heinere Thäler öfnen. In diefen Thälern 


*) Abriß des Jauner und Bettelmefens in Schwaben nad) Alten und 
andern fiern Quellen von dem Verfaſſer des Koftanzer Hank. Statt 
gart bey Erhard und Löflund 1793. 


438 





fliehen meiftens nur einzelne Bauerhöfe, und die Dörfer in der Begend 
find wegen der vielen Waldungen weit von einander entfernt. Faſt eben 
fo verhält fichs mit der Alp. Sie har auf ihrem hohen und weithin ſich 
ziebenden Bergrüfen — zwar weniger als der Schwarzwald, aber doch 
immer ſehr beträdtlihe Waldungen, weite unüberjehbare Strefen von 
Haiden, jehr entlegene Ortſchaften, und ſenkt fi) oft zu tiefen Tälern. 
Eine ähnliche Beichaffenheit hat es mit dem Welzheimer Wald, der fid 
an diejelbigen anſchließt. Auch diefer hat einen jehr beträchtlichen Um⸗ 
fang, und eine Menge von Höfen, die auf demjelben zerftreut umher⸗ 
liegen. Run iſts Erfahrungsjadhe, daß da, wo große Wälder und un 
wegjame öde Gebürge und Thäler, und dabey vermöglicdhe Einwohner und 
gute Gelegenheiten, etwas zu erhaſchen, find, fi) immer gern Diebe und 
Räuber fammeln. Es kann alſo nicht fehlen, daß nicht aud bey Schwaben 
diefe limftände einen bedeutenden Einfluß auf Erzeugung und Unterhal⸗ 
tung von Jaunern haben jollten. 


Doch würde diefer Einfluß immer ohne jonderliche Folgen ſeyn, 
wenn nicht aud die politijche und religidje Berfafjung dieſes Landes von 
der Art wäre, daß Jauner dabey ihre Rechnung finden. Schwaben if 
in eine faft unüberjehbare Menge von Staaten zerftülelt, und vielleicht if 
fein Flek auf dem Erdboden, der bei einem jo Heinen Umfang fo viele 
Herren hat. Es zält 29 Fürften, Srafen und Herren, 20 reihsunmittel 
bare PBrälaten und 31 Neichsftädte, die Oefterreihiihen, im Umfang 
dieſes Sreifes gelegenen Herrſchaften und die freye Reihs-Ritterichaft mit 
ihren zahllofen Gebieten ungerechnet. Bon dieſen vielen Staaten haben 
nur einige wenige einen bedeutenden Umfang, die übrigen alle find bald 
mehr bald weniger unbeträdhtlih, "und mancher erftreft fein Gebiet nicht 
über eine oder etlihe Stunden, auch zerichneiden und durchkreuzen fie 
einander auf taufenderley Art. 


Jauner, die in Schwaben auftreten wollen, haben alſo faſt überall 
ein anderes Territorium in der Nähe, fie können fich faft mit einem 
Sprung auf fremden Boden verfezen, und den Herrn wechſeln, jo oft und 
jo ſchnell fie wollen. Diß gibt ihnen erwünjchte Gelegenheit, um jo 
leichter fich zu verftefen, bey drohender Gefahr einen zufluchtsort zu finden, 
und ihren Berfolgern zu entwifchen — erſchwert ihre Austundicaftung 
und Beyfahung — hilft alfo mit dazu, fie bey ihrem Diebsleben fidet 
zu ftelfen, um fo mehr, weil die werhjelfeitigen ſchwäbiſchen Staaten nidt 
alle zu einem politifhen Banzen verbunden find, ſondern die Oeſterreichiſchen 
und Nitterfchaftlichen für ſich beftehen, und wieder befondere Eorporationen 
formiren, weil, aus diefem Grunde, die Bereinigung zu gleichförmigen 





439 


Grundſäzen und Mafregeln mehreren Schwierigkeiten unterworfen if, — 
weil das, was auch gemeinjchaftlich verabredet und ausgemacht worden, 
nit immer jo durchgängig beobachtet wird, und eben nicht in jedem 
einzelnen Staate, in Heinen wie in großen, zureichende Anftalten wider 
die Yauner vorhanden, oder die vorhandenen in beftändiger gejegmäßiger 
Würkſamkeit find; wo es dann nicht fehlen fann, daß nit die Entftehung 
und Berbreitung dieſes Gefindels dadurch begünftigt werden follte. 

Hiezu trägt aud) die religidje Verfaflung Schwabens das ihre bey. 
Gatholifhe und Proteftantifhe Staaten werhfeln in diefem Lande durch⸗ 
gehends mit einander ab, und es herrſcht demnach darin, fo wie ver- 
ſchiedene Religions⸗Grundſäze und Gebräuche, alfo auch ein verſchiedenes 
Religions-Ynterefie. Diefer Umftand beftimmt und leitet vielfältig das 
politifche Intereſſe, ſchwächt den Gemein⸗Geiſt, erzeugt bie und da Duld- 
famleit und Gleichgültigkeit gegen herumziehendes Gefindel, und veran- 
laßt verjchiedene Handlungen und Auftritte, die dem innern MWohlftand 
und der Sicherheit der mwechjeljeitigen Staaten nadtheilig find. Die vielen 
Proceifionen und Wallfarten verſchaffen den Jaunern trefflicde Gelegen- 
heit zum rauben und ftehlen, wie fie denn bey ſolchen Anläſſen nie ver 
fäumen, fi in großer Menge einzufinden. Hernach wird ihnen aus übel» 
verfiandenen Religions-⸗Grundſäzen hin und wieder von Glöftern und 
Geiſtlichen, jelbft auch wider den Willen einer aufgeflärten Regierung, 
Vorſchub geleiftet: die beichtenden Jauner — und felten ift einer, der 
das Berichten ganz unterläßt, werden an manden Orten abjolvirt; die 
Befangenen wenn fie ausbrechen, finden in manchen Pfarrhäujern oder Eld- 
fern und Kirchen, wohin fie fliehen, Aufnahme und Schuz, und dann 
wieder ihre Freiheit. Ein gleiches geſchieht auch bey Streiffen, wenn fie 
da in Gefahr find, und Gelegenheit finden, in eines der benannten Zu⸗ 
fluchtsörter zu entwifchen. 

So würket die natürliche, die politifche und religiöfe Lage Schwabens 
zujammen, ein Diebsgefindel darin zu ziehen und zu unterhalten; und 
mit diefer Grundurſache hangen alle die übrigen näher oder entfernter 
zufammen, weldye noch weiter hiezu beytragen. Diele find: 

1. Die älteren und neueren teutfchen Kriege, beſonders am Ober: 
Rhein. Während diefer Kriege dejertirten immer viele Soldaten und am 
Ende derfelben wurden noch mehrere entlafen, die dann haufenweife fi) 
zu den Jaunern ſchlugen. Dich ift Thatfahe. Denn immer hat fi dies 
Gefindel, wenn auch gleih beim Ausbruch jener Kriege etwas davon 
weggeräumt wurde, im Lauf der Kriege jelber und unmittelbar darauf 
in Schwaben auffallend, oft außerordentlich vermehrt, und es ift beynabe 
hiſtoriſch gewiß, daß abgedankte und dejertirte Soldaten der erfte Eaz, 


440 





die urſprüngliche Grundlage deſſelben, find; jo wie es faltiſch if, das 
die meiſten würklich vorhandenen Jauner entweder ſelber Soldaten waren, 
oder von ſolchen näher oder entfernter abſtammen. Was läßt fich auch 
von außgerifienen und verabſchiedeten Soldaten anders erwarten, als daß 
fie — dur die Berabihiedung, oft mit Weibern und Kindern außer 
Brod gejezt, und zum Teil zur Deiperation gebradt, und vom Krieg 
her an ein rohes Leben und an Gewalttbätigleiten gewöhnt, ein Yu% 
tunftsmittel ergreifen, daS ihnen in ihren Umftänden das nächſte if, und 
am meiften einleuchten muß ? Das ſchwäbiſche Diebsweien wird 

2. dur die Menge der herumziehenden Bettler genährt. Es iſt al. 
gemein belannt, und e3 wird in dem zweiten Teil dieſes Werks genauer 
gezeigt werden, in was für einer ungeheuren Anzahl Bettler und Faul- 
lenzer, bejonder8 in gewifien Diftriften Schwabens umherſtreichen. Dice 
Leute find einerfeit3 die wahre Pflanzihule der Jauner. Es iſt oben 
bemerkt worden, daß unter den 468 Jaunern, die dem Koſtanzer Hanf 
befannt waren, 198 fi befanden, welde aus dem Bettelftand zur Jaw 
nerey übergegangen waren. Man darf alfo ficher annehmen, daß immer 
mehr als der dritte Teil der Jauner von den Beitlern berftamme, um 
mithin eine Menge der legteren die Lebensart der erfleren ermwähle. 

Dieß kann auch der Natur der Sache nach nicht anders jein, wenn 
bepderlei Gefindel in einem Lande um und neben einander erifiirt. Du 
ſchwäbiſchen Diebe und Bettler haben an gleihen Orten und in gleichen 
Gegenden ihre große gemeinichaftliche Hauptniederlage, begegnen einander 
faft auf allen ihren Wegen und Strichen, die fie in Schwaben herum: 
maden, und treffen einander in ihren Herbergen an. Die Bettelleutt 
jeben und hören die Thaten der Jauner, ihre gemachten Beuten, ihren 
daher entftehenden größeren Wolftand und ihr Wolleben. Sie werden 
oft von den Tieben, wenn diele eben feine Kameraden oder deren nicht 
genug haben, geworben, zu gemeinjchaftlihen Einbrüchen oder zur Hülle 
dabei aufgefordert. Hang zur Liederlichleit und zum herumftreichenden 
Leben tft bey ihnen fchon vorhanden. — Was ift da natürlicher, als daß 
einer um den andern — daß jeder, der Muth, Kraft, Geſchiklichkeit und 
Unternehmungögeift hat, Jauner wird? Bejonders iſt dies bei den Kindern 
der Bettler beynahe unvermeidlich, jo bald fie ins SYünglings-Alter ein 
getreten jind. Denn einmal wird da in ihnen, bei der Entwicklung ihrer 
Kräfte, ein Trieb zu ihrer Kräfte, ein Trieb zur Thätigkeit und ein 
Hang zur ALuftigleit, zum Wolleben und zum Großtun rege, und de 
da8 Jaunerleben diefen Trieb und Hang weit mehr befriedigt, ala de} 
träge Bettlerleben; jo befommen fie dadurch natürlicherweiſe eine Vorliebe 
zu jenem, der fie nicht widerfiehen können u. |. w. 





41 


XXXIV 


Yom Sharfrichter und Abdecker. 


Namen des Scharfrichters und Abdeckers. Klee 
meifter*), oder Feldmeiſter waren gemöhnlid aud die 
Scharfrichter; hatten ihre Abdederhütten noch vor furzer Zeit nad) 
Vorſchrift der alten Gejeze an abgelegenen verborgenen Orten, 
hinter Gebüfch und Bäumen und es waren ihnen eigene von den 
gewöhnlichen Straßen ganz abgejonderte Wege zu ihren Verrich⸗ 
tungen angemwijen. Jezt ift diefeß meiftens anders geworden. Dan 
hält ſich nicht mehr an leztere und jene ſtehen meiſtens offen da, 
Ekel und jhädlihe Dünſte zugleich verbreitend. 


Waldfee und ſ. Vorzeit 1863 ©. 189. 


Meifter, Meifterberg. Der ftädtiihe Scarfrichter in 
Waldſee Hatte jeinen Sit an der Burghalde, daher öfter der 
Berg Meifterberg hieß. Der herrſchaftlich Wuldfeeifhe Scharf: 
rihter faß in dem nahen Steinah. Ebenda. 


Bärtlinge hießen im Ellwangiſchen die Scharfridhter. Es 
Tann zu Barte = Beil gejtellt werden; wahrjcheinlich aber gehört es 
zu Saienbruder, der fi da und dort zum Scharfrichter ge— 
braucden laßen mußte „wie dann nod im Kloſter Eberach bei 
Mannägedenten ein Convers, Bruder Eberhard die übelthätliche 
Bein eraminiert.” Beſoldus I 969. 


Geiſtliche haben bisweilen auch das Richtſchwert geführt. 
Ebenda. Auh Zigeuner ließen fih dazu brauden. 


Zur Bollziehung der Todesurteile ſtellt die höchſte Staatsgewalt 


———— — —— — 


*) Der heutige förmliche Kleebau ſtammt erſt aus dem vorigen 
Jahrhd. Klee iſt früher vollsmäßiger und dichteriſcher Ausdrud bes mit 
Kleeblumen bunt gezierten Raſens. Hildebrand im D. Wb. V 1060. 3a. 
Klee ift aljo = Raſen oder Wafen (fieh lautlich Nedholder und Wed- 
holder) und Kleemeifter, Kafiller, der da wohnt. Sie oben ©. 828. 


442 

eigene Männer auf, die man in der gemeinen Sprade Scharfrichter 
nennt. — Es gab aber Zeiten, da Niemand diefes unangenehme Amt 
über fi nehmen wollte. Da nöthigten die alten deutichen Landes» oder 
Stadtgeſetze den jüngften Ratsherrn oder Richter, das ſcharfe Urteil per- 
fönfih zu vollziehen; deßwegen nannte man ihn auch Scarfridter. — 
Der Züngfte im Rate war alfo verpflichtet, zu hängen oder zu köpfen. 
Die Ausübung diefer Pflicht tat ihm an Ehre und gutem Ramen feine 
Abbruch. 


Endlich, weil die Urteile, vielleicht aus Mangel an Uebung, unge 
ſchickt vollzogen wurden, gewann man Leute durch Borftellungen, Gel, 
erteilte Reben an Grundftüden oder durch andere Vorteile, daß fie auf 
fih und ihre männliche Nachkommen das traurige Amt übernahmen; und 
jo murden die jüngften Ratsherren vom Amte enthoben. Im der Folge 
aber ſchob dennoch die Einbildungstraft diefen nüglicden Dienern der 
peinlihen Strafgeredgtigkeit, den Scharfrichtern, unverdiente Ehrlofigfeit 
zu. Zunfte und Annungen in einigen Städten jchloffen fie und ihre 
Kinder an der Teilnahme von bürgerlichen Gewerben aus. 

Run mußten diefen Männern die deutfchen Geſetze abermals zu Hilfe 
fommen. Die Reichsabſchiede traien ins Mittel, und erklärten ihre Kinder, 
wie recht und billig, für ehrenhaft und für fähig zu gelchrien Beſchäfti⸗ 
gungen auf Univerfitäten, zu allen Gewerben und allen Aemtern im 
Staate. 


Seit diefem nun legten fi) mehrere Söhne der Echarfrichter auf 
Künfte und Wiflenichaften. So ift mir eine anjehnliche Reichsſtadt be 
fannt, wo der Sohn des Scharfrichters, ohne dem ererbten Amte in dem 
anfehnlichen Zehen, da3 fein Vater bejaß, zu entfagen, ein gelehrter, glüd- 
licher und ausgezeichneter graduirter Arzt ward, und in diefer Eigenſchaft 
vieler Menſchen Neben rettete. Ittner II 209. 


Schäpele heißt bei Schmid Wb. 449 der Scharfridter. 


Scheler — Waſenmeiſter. Erbtruchſeſſiſche-Zeiliſche Ste 
tuten und Landsordnung von 1605. 47. Tit.: „Es ſoll auch nie⸗ 
mandt in vnſeren herrſchaften zue abgeſtanden Roß vnd Viech kheinen 
andern Schöler fordern, nemben und gebrauchen, dan der von 
Zeil.” Scheeler oder Schinder. Blaubeurer Kloſt. O. 1558. 
Reyſch. S. 339. 


Anm. Der Name Beſthib für den Scharfrichter kommt in KT 
Reimkronik über Peter v. Hagenbach (Mone Quellſ. 3, 387) vor: 





443 


Der Richter ſprach ihm vor ein Gebet, 
Er jhwang ihm ab an der Stett 

Das Haubet von feinem leib, 

Der Richter was Beſthib. 


In Franken (Bamberger) und in der Brandenburger Halsgerichts⸗ 
ordnung vd. 1507 und 1516 wird er BPeinlein genannt. Zöpfl., peinl. 
Halsg. O. Karls V. Schmell. I 2 893. 


Allgemein führen die Kroniken an: der ift von dem und dem 
Meifter gerichtet worden, der Meijler N. richtete den N., 3. B. 
a. 1618 den 23. Juni war N. der lezte, jo Meifter Michael 
Drübler gerichtet. (Augsburg.) a. 1680 ift N. der erfte geweſen, 
fo Meifter Hartmann Bruder des Ieztvorigen gerichtet hat. 
Augsb. Malefiz: Alten. Handichrift. a. 1697 den 17. Juni wurde 
Diebftal8 halben enthauptet Hans Hellmut von Ulm, diejer war 
der Iezte, jo Meifter Marx gerichtet hat, u. f. w. a. 1618 den 
10. Nov. hat ein junger Scharfrichter 2 Verbrecher in Augsb. 
gerichtet und an ihnen das Meifterjtüd gemacht. 


Rechte und Pflichten des Scharfridters, Wajen- 
meifters. Laut Urkunde von 1615 mußte der Wafenmeifter in 
Gundelfingen 12 Jagdhunde für das Jägerhaus Neuburg unter« 
halten. Im Elſaß mußte der Meiſter wegen der vielen Hunde 
herumgehen und die Zaben abjchaffen. Alf. 1862- 67 ©. 263. 
Wie die Herrenhaus-Gomenthur pflegen von Alter&hero die Stadt- 
Diener, wie auch den Nachrichter des Jahrs zweimal zu fpeijen, 
fo war es aud da und dort in Schwaben Sitte. Bejoldus I 969. 


So ift auch ein Abbtiffin und ihr Gotts haus einem ſollichen Ges 
richt über das Blut etwas ſchuldig ze thun. Ramli die Balgen-Leiter 
in Ehren ze haben, aud den Nachrichter, als oft er das Bericht vol» 
führt, ein neu par Handſchuh zu geben und demjelben Nachrichter 
all Wachen fehuldig etwas Salzes ze geben u. ſ. w. 

15. Ihd. Zürd. Antig. Mitthl. 8, 438. 

Bon Stift Großmünfter befam der Scharfrihter zu Fluntern zu 

Weihnachten 4 Ss. Den. und 4 Stauf roten Weins. 
Wittig. d. Antiq. Gef. II 121. 


Das Recht zu arzten ward den Echarfrichtern zugeftanden. 


444 
a. 1697 den 17. Juni ward diebitalahalber enthauptet Haus Hell: 
muth von Ulm, diejfer war der legte, jo Meifter Marx Philipp 
Hartmann gerichtet hat, nad) demſelben aber das kaiſerliche Privile- 
gium erhalten ohne allen Vorwurf, gleich wie andere Herren Medizi 
zu practigieren. 
Malefiz-Att. 

Scorer Memm. 8.108: den 6. Auguiti zuvor (1573) er: 
ftah fi des Müllers Sohn von Burheim allhier beim Nachrichter, 
der ihne in der Chur hatte. — Iſt ein ſchändlich Ding, das den 
Nachrichtern Hin und wieder da3 curieren zugelaffen wird. Muß 
vor dieſem hier auch der Brauch gewejen fein, aber es hat eine 
löbliche Obrigkeit diefer Zeit ſolches abgeſchaffet und hier an ein 
gut Werk getan, omb vieler wichtigen Urſachen willen xc. 


Nah Stöbers Alfatia 1862-67 5. 264 fol fih der Scharfrichter 
de8 Arzneiens bemüßigen bei großer Geldſtrafe. Meifter Ebhriftens, des 
Scharfrichters Frau und andere Weiber, welche etwa für gewiſſe Zuftände 
fonderbare Mittel wifien, mögen zwar gegen gute Freunde jelbige be 
ſcheidentlich gebrauchen, doch daß fie feine Kuren, fo den Doltoren und 
Balbierern zuftehen unterfangen 1652. 


Anm Palentin Müller madt in feiner gerichtlichen Arznei⸗ 
wiſſenſchaft, 4. Band, über die Widerſprüche der Rechtsgelehrtheit ın 
dieſem Betreffe folgende treffliche Anmerkung: Man will den Selbfimdrder, 
auch wenn er feine Tat nicht gänzlich vollzogen bat, beftrafen, und man 
geftattet indefien, dak Quackſalber, Scharfrichter, Schindersknechte durch 
verfehrten Arzeneigebraud (andere durch Nahrung, Getränk) mit dem 
Leben der Menihen nah Willkühr handeln. Wie viele taujend Menſchen 
werden der eitlen Ruhm: oder Habſucht aufgeopfert, da man indeflen die 
Handlung eines Ginzigen beftrafen will, der über fein eigenes Leben 
disponirt. Und auf der andern Seite, um ja den Widerspruch recht vol 
zu maden, ftraft man eine Mannsperſon, die in einem Augenblid fd 
vergeflen, und einem Staatsbürger das Leben gegeben hat. — Man ftrait 
ein Frauenzimmer, melde die Frucht einer heimlichen Liebe zur Welt 
bringt. Man verfolgt eine Geſchwächte, welche durch äußere Gegenſtände 
abgehalten, fih mit ihrem Liebhaber nicht ehelih verbinden kann; ale 
der guten Ordnung wegen! Welder lächerlicher Kontraft. 


Umgang mit dem Scharfridter. Auf freundnadber 
liches Erſuchen um Ermittelungen über das Berhalten eine Eol- 


445 


daten im löblichen yürftembergiichen Sreißregiment, N. N. von 
GSräfenhaufen betreffend, „der mit dem gräpvenhäufer 
Scharpfridter und Wafenmeijter zu viel Gemein 
ſchaft gepflogen und damit quaestionem status veranlaft 
haben“ jollte, jchreibt der Vogt von Bonndorf am 1. Juli 1691; 
„Nach Vernehmung des Scharfrichters auf Pflichten, habe der- 
jelbe erflärt, dee N. N. habe eine Gemeinſchaft mit ihm „fo ihme 
perwerflid oder unpajfirlich madhen könne“ niemals ge= 
habt, auch ihm feine ander Hilf gethan, al® was jeder Bauer zu 
ihun pflege, nämlich das abgängige Vieh, fo cr (Mafenmeifter) 
Schwere halber allein nit meiſtern fünnen, Iupfen helfen und das 
Schindermeſſer nit berührt. Der N. N. ſei und bleibe alfo zu 
einem Soldaten ganz paſſirlich. 

Bon Dr. W. Frank in der Freiburg. hifl. Zeitſchrift III, 3. Heft S. 268 mitgeteilt. 

In den Statuten der Engelsgeſellſchaft in Rotweil (Rudgaber, 
Geſch. 1278): „joll kein Engelagejelle tanzen, wo des Schinders 
Gefindlein tanzt“. — Ebenjo: Wer dem Henker und dem 
Schinder abfouffet hat Schmalz oder Unſchlitt, dem jol 
die Zunft verboten jein ein Jahr. Rotw. Rechtsb. 1278. Das 
Abgeſondertſitzen, das Berbot des Mittrinkens war für den Henker 
allgemein; in Rißeck, Rottenburg noch bis in die 20ger Jahre 
herein. | | 

In Gundelfingen wollte a. 1748 das Weberhandwerf 
die 4 aufgeftellten Totengräber vom Handwerk ausſchließen, weil 
fie den Wafenmeifter zu Grabe getragen, das Pflegamt befahl, 
„die Widerfpenftigen jo lange bei Wafjer einzufperren bis fie nad)- 
gaben.” 

Daher geben die Akten gelegentlich der Hinrichtung (1760) 
einer Magd Barbara Schmid aus Harburg in Augsburg es als 
Wunderliches an: es fei ein Bräufnecht, ein Kiftlersgefell auf die 
Richtftatt mitgegangen und ein fath. Student habe dem Scharf- 
rihter das Schwert getragen. 

Anm. Im Straßburg meigerten ſich die Handwerksleute die Mord⸗ 


und Qualinftrumente zu Handen des Scharfrichters machen zu helfen, weil 
da8 Bewer! gewiflermafien gejhändet und unehrlich gemacht ward. Der 


446 
Magiftrat beichloß, jo oft ein Balgen, Halseijen, Rad, Leiter oder Folter 
anzufertigen fet, ſämmtliche Handwerker zujammen zu rufen und die Ent- 
ſcheidung dem Loß zu überlafien. Der vom Loß Betroffene mußte die 
Arbeit gegen den üblihen Zaglohn Übernehmen. „Soldes (im alt. Ge 
fezbuche) ift ihnen an Ehren und Sünden auch unſchädlich und wer einem 
etwas vermweijen würde, der wird in anſehnliche Straff genohmen. 
Stöbers Alfatia 1856-57 S. 124 ff. 

In Colmar war verpönt: „item welcher auch unter jnen ob 
des Henkers Schibe am Kornmarlt fpilet, der befiert 5 Schill. 
Pfennig.” 1470. Mone Ztſchr. 18, 22. 

Groß erzählt in feiner Bafler Kronik 15, 46: Den 19. Marti bat 
fih ein Handwerlsmann jelbft entfeibt aus Unmut, weil er als ein Trunle 
ner mit dem Scharfrichter getrunken, welches ihm der Scharfrichter zwar 
gewehret, jener aber deſſen nicht geachtet und als ihn die Zunft nicht mehr 
wolt arbeiten laflen, fiel er in jolde Traurigfeit und Fall. 

Dem Henter fagt Siegw. Müller in feinem Strafgefegbud der Kan⸗ 
tone Uri ꝛc. (1833) S. 141 haftet von jeher der Schandfleck jo an, dag 
in Nidwalden die Heirat eines Landmannes mit einem Glied der Henker 
familie als Malefiz geftraft wird, daß er bei keiner Geſellſchaft erfcheinen 
darf und feinen Pla in der Kirche hat. 

Als in Zug vor einigen Jahren ein Steinhauer-Gefelle, in Ermang 
lung eines Scharfrichters zur Prügelftraf zu vollziehen gedungen mat, 
legten bei jeinem Wiedereintritt in der Werkſtatt die Mitgefellen die häm—⸗ 
mer beijeite und meigerten fi mit ihm zu arbeiten, fo daß er abziehen 
mußte. 

In Basel galten als Enterbungsgründe: „auch ſollen ſie nicht 
ein unehrlid” Stand annehmen, feine Hurenwürte, Henker 
Waſenmaiſter, offene und gemaine Huren werden“. Enter 
bungsgründe der Kinder 1757. Baſel. R. C. 329. 


Des Nahrichters ayde. Rotweil. Stadtredht von 1549. 

Bl. 39a. Item ain hennker fol zu Gott und den hailigen 
ſchwören den räthen und den burgern gehorfam ze feindt und ze 
richtende: e3 feye mit dem ſchwert, mit dem rade oder mit er 
trenfen”*) oder wie man ain perſon ab leib tun will und von 
jetlicher perjone nit mer dann away pfund haller zenemen. 


*) Dfenbrüggen, Alem. Strafrecht, S. 91. Rechtsaltert. aus d. Schweij 
1858, HI 21. Bamberger Halsgerichtsordn. Art. 146. 


2 — 





447 





item und fo man ains erblente, es were from oder mann 
i lib. und denen man die zungen uffchneit v B HN. und denen man 
die oren abjchneit v DB HN. 

item und was vichs unſern burgern ftirbt, fie feyendt in der 
ftatt oder uff dem landt: das foll er inen ouch ſchniden und fol 
von ainem roß, rind oder ainer fue nit mer nemen dann 3 B bil. 

item von ainem zwaijährigen kalb, das zway bay geeßen bat 
i B bel. von ainem das i hew geeßen bat i B bil. 

item von ainem jährigen fülhin 10 hllr. 

item von ainem mildfulhin 1 B Hl. 

item von ainem milchkalb 8 Bl. 

item von ainem ſchaf 8 hi. 

item von ainem kitzin und ainem lemlin 4 hir. 

item von ainer gaiß ouch 8 hi. 

item und von Uäleuten von altem vih nit mer dann iii B 
Hr. und fol ouch er oder jein necht Hingön, wo man ine hin= 
ſchickt unſern burgern in unfern Dörfern, die zu unſerer ftatt ge= 
börendt bey ainer mill wegs oder zwayen. 

item were es ouch da3 er oder jein knecht unjer burger ainem 
ainiche hüt braechte, davon joll man ime ouch bejchaidenlich Ionen 
und mag ouc heut wol darumb inbehalten, bis ime davon gelonet 
wirt, e& ſey umb jchnyden oder umb das haimbringen. 

item und ob jemant den unjern ainich vaiſt ochs oder mas 
vihs das were, ftürbe, wann der begerte ime das vich vffzetund 
und ime da3 unjchlitt herus zegeben : daS fol er ouch tun und ime 
das widergeben; und ob jemant ſonſt begerte das vich uffzethund, 
darumb, daß er ehe, was ime gebrefte: das fol er oud tun. 

item were ouch da3 ainem ain vaißt ſchwein ftürbe: das fol 
er ime ouch ſchniden und beraiten und ſchmelzen umb den balb- 
tail, ob er anders des begert, und ob ainem ain vaißt pferbt 
oder veldtroß fturb, das foll er ime ouch ufftun und das ſchmalz 
herustun und widergeben, wer des begert. 

item warn ouch ain bejchlagen pferdt oder veldiroß ftürbt: 
dem follen fie die yjen ouch abbrechen und widergeben. 

item er ſoll ou nieman anderswo Hingön richten, weder 


448 


herren noch ftetten: ain burgermaifter erloube ime dann das und 
follendt ouch feine Inecht, deren jeyen ainer oder mer da3 ouch 
ſchwören ze halten als er. 

item darumb fol man ime geben alle fronfaften 30 B hit. 
und behuſung in der alten flatt; da der erfle maifter injaß und 
Soll ouch er das hus und den garten nußen und nießen und alle 
die zins richten, jo davon gandt. (BI. 40a.) 


item von ainem ochſen oder alten rind lebendig zu begra- 
ben xv B bit. 

item von ainer thunnen hering zu verbrennen v I hür. ob 
fih aber fugte, da3 er zwo oder drey mit ainander verbrennen 
wurde, joll er oudy nit mer dann v & Hllr. ze Ion nemen *). 


Redensarten: In den Augsburger Schriftwerfen der Cri⸗ 
minaljuftiz fommen die Ausdrüde vor: „Dem Richter an feine 
Hande und Bande geben“ (1757), „dem Scharfrichter an ſeine 
Hand und Bande geliefert” oder nur: „an feine Bande geliefert“. 

Ehebrecher müfjen über des Henkers Befen tanzen. Arhe 
Noe's 292. 

Lange Nägel haben, wie ein Schinder. Volksmund. Wein 
garten. 

Den Henker jenen Freund oder Gevatter nennen fam nidt 
jelten vor. 

Gin altes Nepomufbüdlein, Anfang 18. Jhd. weiß: Kaijer 
Menzel pflegte den Henferjeinen Gevatter zu nennen **). 

Ganz rohe Sceltrufe: Schindershund, -Bua, -Rerle 
Vrgl. die Strafe die auf das „Scinder heißen“ gejezt ward. Ge 
rihtshändel vom Dorfe Küffingen 1569. v. Kremer ©. 37. Lit. Il 
Scelmenjdinder, al3 Schelte, urkundlich belegt. Der Ausdrud 


*) Das Häringverbrennen, eine gegen Seuchen und Vollskranl⸗ 
heiten ergriffene allerwärts üblihe Maßregel. S. mein Augsb. Wörterb. 
220. 221. Sieh oben 398. 

**) Ich möchte im Meier Helmbrecht B. 426 das „neve“ aud anf 
dieſe Redensart beziehen. | 





449 


von Hans Sachs ijt befannt: ich will dich füren in ein Badt, das 
rinn Did muß der Henker krawen. In einem hiſt. Gedicht 
aus der Reformationzzeit (Mone Quellenfjammlung) heißt es: Hat 
er jm lajjen die Platten [hleifen mit Henfersftein. Matt. 
Claudius III 34 (ältefte Ausgabe) gebraucht die Red. A. „mit dem 
möchte der Henker in Gejellfehaft gehen.“ 

Shaw zu, daß di der Henker fired 

Und dich min Arſch an d' Naſen bledh. St. Meinrad. S. 69. 

Bildlich die falichen Profeten „ſy jeynd auch henker und 
ſchergen des antchriſten und des Teufels, in welchem Namen 
fie aljo ftrid legen den armen ellenden Gewiſſen“ ꝛc. 

Ein nützliche Predigt zu allen chriften von ber vaften und 
feyren geprediget worden. Von Bruder Heinrih Kettenbad 
zu Ulm a. 1522. 

Heißt Geißlen Gott auf der Pauden loben, jo ijt fein 
Menſch, welcher Gott mehr auf der Pauden lobt, dann der Scharff- 
rihter, deſſen Handwerk ijt böjen Buben auf den Rüden zu 
pauden. Volcius 1607. Augsb. 46. 


Eine geheimnisvolle Hinrichtung. (Mündlich mit- 
geteilt.) Es war eine furchtbare rabenſchwarze Nacht, der Himmel 
hatte alle jeine Schleufjen geöffnet und wie in den Tagen der 
Sündflut jtrömte der Regen herab und peitjchte ihn der Sturm 
an die menschlichen Wohnungen, daß es einem drinnen halb bange 
ward. Jedermann war froh, wenn er nur nicht ins Freie hinaus 
mußte. Früher als ſonſt legte man fich zu Bette Es war ja 
fo recht eine eigentlihe Schlafnacht. In diefer ftürmifchen Stunde 
hielt plößlich eine mit 2 Pferden bejpannte große und hohe Kutſche 
vor dem Haufe des Scharfrichterd zu Heidenheim an. Drei ver- 
fappte, ſchwarz gefleidete Männer fliegen aus, traten in die Wohn- 
tube ein und fragten nah dem Scharfrichter. Er war ſchon in 
Ruhe, das Weib aber ſpann nod an ihrer Kunfel. Nicht wenig 
erfchroden war fie und rief in Angjt und Beftürzung ihres Mannes 
Namen unmilltürlih. Nicht minder große Augen madte aud 
Meifter Martin, als e3 hieß, er „müfle mit”. Recht innftändig 
bat er um Gnade, daß man doc ihm nicht? zu Teid thun möchte. 

29 


450 


Nicht, ward ihm ermwidert, fein Leid ſolle ihm geichehen, er werde 
wieder im gleichen Fuhrwerk zurüd geführt werden. „Uebrigens 
fommt mit uns, Ihr habt Eures Amtes zu warten, nehmt da3 
Schwert mit.” Nun fügte ſich Meifter Martin ins Unvermeid- 
liche, aber hart war jein Abſchied von feinem jungen Weibe, be 
forgnisvoll jeine Stirne, und ein Thränenftrom floß über die Wan⸗ 
gen feines Weibes hinab, wie wenn ihre 2 gloßigen Augen 2 Brunn: 
quellen geworden wären. Man verband nun Martin die Augen, 
fegte ihn in die Kutfche und fort giengs im jaufenden Galoppe. 
Reiner fpra nur Ein Wort auf der für Martin jo unbeimlichen 
Fahrt. Wohin? das durfte er nicht willen, darum waren ihm ja 
die Augen mit einem ſchwarzen Tuche verbunden. Doch e& hätte 
dies faum gebraudt, jo dunkel und ſchwarz war die Nacht. Aber 
nit einmal an welchem Tor feiner Vaterjtadt er hHinausfahre, ſollte 
er erraten. So giengs ein paar Stunden Ieng fort, düjter, lang 
weilig, erwartungs⸗ und geheimnisvoNl. 

Endlich gieng die Karofje etwas langſam und Martin merkte, 
daß e3 einen Berg hinaufgehen müſſe. Da ſchlug eine dumpfe 
Glode eben 11 Uhr Nadhts Nach kurzer Friſt hielt der 
Magen an, man ftieg aus. Martin ward eine Treppe hinaufge 
führt, hierauf, wie er an den holen Zritten bemerken fonnte, muß 
es durch mehrere Säle gegangen jein. Endlidy öffnete ſich eine 
Flügeltür etwas knarrend. Diele ward hinter ihm verjdlolien. 
Nun ward da? Band an den Augen gelöst. Martin land in 
einem großen und hohen Saale, deſſen Boden bei !je ° tief mit 
jog. Sägmehl bedelt war. Das ganze Zimmer jchwarz umhängt, 
in der Mitte Stand ein befeftigter Sefjel ohne Lehne. Rechts 
an der Wand 4 Wriefter mit brennenden Kerzen, links 4 weltliche 
Richter in ganz ſchwarzen Mänteln. Nun ward bei einer Neben: 
tür der Delinquent gejchlofien bereingeführt. Er war in jeinem 
Ihönen Ornat. Hierauf ward ihm da3 Urteil verleien, der ge: 
brochene Stab vor die Füße geworfen, ein Stück des Urnate um 
da3 andere abgenommen, die Yingerjpiben und die Tonſur abge 
ftreift, daS Armen-SündersHemd ihm angezogen und er jofort auf 
den feften Stuhl gejezt und gebunden an den Händen und Füßen. 





451 


— — 


„Sehet, ſprach der Richter zu Martin: Hier ſind Geiſtliche, da die 
weltlichen Richter, ſie haben ein gerechtes Urteil geſprochen, Ihr 
habt keinerlei Verantwortung, thut nun was Eueres Amtes iſt.“ 
Martin nahm izt die Hinrichtung vor. Ein kräftiger Zug und 
das Haupt lag auf dem Boden. Schnell ward der Rumpf vom 
Stule losgemacht und ſammt dem Haupte in den danebenſtehenden 
Sarg gelegt. Martin erhielt ſeinen Henkerslohn und ward izt nach 
wieder verbundenen Augen ebenſo heimgeführt, wie er geholt wor⸗ 
den. 40 Jahre lang wußte Martin nit, an welddem Orte er 
gewefen. Schon war das Andenken daran wie erlof—hen. Nun 
traf es fih, daß Martin einſtmals Geſchäfte halber nach Neres- 
heim fam. Es war um da8 Jahr 1780. Der großartige Fir- 
henbau trieb ihn auch den St. Ulrichäberg hinauf. Noch war er 
nicht ganz oben, da ſchlug die Glode 11 Uhr Mittage. 
Der dumpfe Ton machte ihn aufmerffam; plößlih war e3 ihm, 
wie wenn die Schuppen von den Augen fallen. Das ift ja die 
nämliche Glode, jprach er bei fich jelbft, ganz diefelbe Glocke, die 
11 Uhr ſchlug, als es damals fo Tangjam bergauf nieng. Jenes 
Ereignis ſtand nun in ganz frischen Gewande wieder vor jeinen 
Augen. Nun jondierte er Alles genau und erfundigte ſich nad 
den untern Zimmern und Sälen des Klofters. Alles harmonierte 
aufs pünftlichfte.e Und fo war er fich izt Mar, daß er in dieſen 
Räumen jene Hinrichtung vollitreden mußte. Der Glodenjchlag 
Hat ihm auf die Spur geholfen. Kein Yaden ift fo fein geipon- 
nen, er fommt oft durch ein Geringfügiges und Unbeachtetes an 
die Sonnen, und wenn e3 bisweilen noch jo lange anfteht. Der 
40jährige Schleier war nun gelüfte. (Nus Akten.) 

Aber, werden meine Lejer fragen, wie fommt denn da3 Kloſter 
dazu? Und wer ift der unglüdliche Priefter gewefen? Das Klofter 
war vom Kaijer mit Stod und Galgen belehnt. Die geführte In— 
quifition gieng nad) den Regeln des damaligen Gerichtsverfahrens 
und da überdies mweltlihe Richter das Urteil fällten, jo hätte diefe 
Sade nichts Auffälliges an fih. Nur das Geheimnis ift auffäl- 
Yig und weist auf einen außerordentlihen Fall hin. Ein details 
firter Beriht vom Verwalter Biltor Höpp in Sapfenburg 


452 





gibt Aufſchluß hierüber. Es mar in den Jahren 1739 auf 
1740, al3 Freiherr v. Lehrbad) ſchon etwa 9 Jahre lang Eom- 
thur in Kapfenburg war. Er bejuchte viel eine Verwandte in 
Lauchheim, deren Mann, aud ein Herr von Lehrbach, in nieder- 
ländifchen Militärdienften jtand. In diefem Städtchen baute er 
feinem Neffen und deſſen Frau das jchöne jpäter Erdnen'ſche Haus, 
mit einem Marienbilde und 2 jchönen fteinernen Panduren ge⸗ 
ihmüdt. Er jcheint feine Ordensregel vernadpläffigt und lieber den 
Weltfreuden gehuldiget zu haben, Mit feiner Dienerjchaft nahın 
er auch Aenderungen vor. Eine junge Beſchließerin aus Laud- 
beim war 3 Jahre da, als fie im Schloße ihre Niederkunft hielt. 
v. Lehrbach ließ das Kind heimlid der Schweiter der Belchlieheria, 
die in Dorfmerfingen verheiratet war, legen. Es ward da auf) 
bedingnisweile getauft, hieß Joſeph und ftarb zum guten Glüd 
nad) 8 Tagen, denn die Kälte hatte ihm zu ſehr zugeſezt. Die 
eingeleitete Unterfuchung fand den unglüdlichen Vater bald heraus. 
Nun madte diejer einen blinden Mordverjud an fich, indem ern 
die Wand ſchoß, mit den Raſiermeſſer fi die Haut aufrizte und 
jo im Blute an jeiner Bettjtatt Tiegend gefunden ward. Diele 
Doppelthat ward ihm um jo jchlimmer ausgelegt, je höher er ftand. 
Der deutſche Ordensmeiſter veritändigte jih mit den weltlichen 
Richtern über die oben erzälte Form der Hinrichtung im Kloſter 
zu Neresheim. So wird das Verbreden an feinem Stande ge: 
ihont. Heut zu Tage hätte dies den Kopf nicht gefoftet; aber 
jene Zeit nahm den Bruch der Gelübde ftrenger, die Ordens-Ehre 
erheilchte dies Ichon. Unwürdige Mitglieder ftieß jeder Orden aus 
Das Publikum wußte nicht, wohin Freiherr v. Lehrbach gekommen 
und was ihm geſchehen; aber heute noch ſoll e8 im Schuhhäule, 
zwiſchen Kloſter und Ummenheim, wo vor Zeiten der Galgen gi 
jtanden, nicht ganz jauber ausjehen. Diele behaupten feit und fteif, 
dort einen „Geift ohne Kopf“ wandeln gejehen zu haben, jelbit 
Ihon am hellen Tage. Seitdem find 121 Jahre vorüber, aber 
ſolche Taten find ftete Gedenffäulen für die Nachwelt, die nie vers 
tilgt werden können. 


Diitteilung von Schottle, 





_453 


Bom Verſcharren des gefallenen Biehs. 8 5. Da, wonod 
nicht Ichidlich gelegene, den Forderungen einer guten Polizey entſprechende 
Bläße beftimmt find, wohin das Vieh verſcharrt werden kann, follen die 
Bolizegbehörden fogleich für Anweiſung folder Pläge jorgen. Dieje dürfen 
weder in der Nähe eines Orts noch einer Landſtraße, auch nit an einer 
jehr gangbaren @eitenftraße oder Feldwege, noch weniger in der Nähe 
der Biehwaiden liegen. Solcher Platz muß wenigftens eine Biertelftunde 
von Ortſchaften und von den Straßen, Wegen und Waidplägen entfernt 
fegn, er darf nit fumpfig, wo mögli nicht auf der Süd- oder Südweſt⸗ 
fette eines Orts gelegen, auch muß er dem Luftzug von allen Seiten aus⸗ 
geſetzt ſeyn; feine Lage darf auch nicht tief, jondern diefelbe muß vielmehr 
erhaben, oder mwenigftens in einer Ebene jeyn. 

8 6. Es ift ernftlih darauf zu fehen, daß fein Cadaver unbegraben 
liegen bleibe, ſondern daß alles gehörig und wenigftens 5 bis 6 Fuß tief 
jo ſchleunig wie möglich verjcharrt werde. 


Der Wafenmeifter ıft dafilr verantwortlich, daß ſolches gefchehe. 


8 7. 63 ift ferner darauf zu jehen, daß der Wafenmeifter daS ge» 
fallene Bieh fobald als möglih, und wenigſtens innerhalb 12 Stunden, 
nachdem ihm die Anzeige gemadht worden, abhole, und joll dieſes im Som» 
mer wo möglich bei Naht gefchehen. 


8 8. Wenn ein Stüd Vieh an einer anftedenden Krankheit gefallen 
ift, oder wenn ein Stück Vieh mit einer foldhen Krankheit befallen, aus 
polizeylicden Rückſichten getöbtet wird, fo dürfen die Teile deſſelben nicht 
benutzt werden, fondern daffelbe wird mit der Haut verfharrt. Die Haut 
muß aber in Gegenwart der Ortsporgejegten oder eines Thierarzt3 an 
verſchiedenen Stellen alfo zerjchnitten werden, daß foldhe durchaus unbrauch⸗ 
dar ift. 

Für feine Bemühung erhält der Wafenmeifter in einem ſolchen Fall 
von einem Pferd zwei Gulden, von einem Stüd Rindvieh 1 fl, 30 fr. 


89. Kein Wafenmeifter darf Fleiſch oder Fett von gefallenem oder 
getödtetem Vieh zum Genuß für Menſchen aufbewahren oder verlaufen 
oder verfihenten, bei Bermeidung ſchwerer nad) Umftänden zu ermefienden 
Strafe. 

8 10. Wenn die Wohnungen der Wafenmeifter nicht jchon jo außer- 
Halb der Stadt oder dem Ort gelegen find, daß alle Operationen, die fie 
mit dem gefallenen Vieh, oder mit dem zu tödtenden Vieh, jo wie mit den 
zur Benutzung beftimmten Teilen, fo wie endlich die Bereitung und Trods 
nung der zum technifchen Gebrauch beftimmten Teile ohne Berlegung des 


454 


Anftands und ohne Gefahr für die Gejundheit darin vorgenommen werden 
tönnen; fo ift dafür zu forgen, daß eigene Gebäude u. |. m. 
Badische Gejegesfammlung. Anfang diefes Jahrhds. 

Srauenhäufer. Daß Schwaben die meiften Huren hatte, 
ift im Mittelalter eine befannte Geſchichte. Felix aber jagt ge: 
radezu, daß 3. B. zehen Meilen um Eßlingen ebenjoviele Nonnen 
als Freudenmädchen feien, ebenjoviele Nonnen finde man in allr 
Herren Länder aus Schwaben, ala Einwohnerinnen ſchwäbiſcher 
Abkunft in Frauenhäufern. Die Mädchen (amabiles et delicatse, 
delicatum et formosum genus) jeien ebenjo liebreigend wie ge. 
judt ob ihrer Arbeitjamfeit, fie jeien auch al3 Nonnen gejudt als 
gejund, ftart und vernünftig (rationabiles), Vergl. Eleß Eultur- 
geihichte Schwabens III 700 ff. Meine Alem. I 92 ff. 


Zimmerifche Chr. II 128: „E3 haben aineft die alten aller: 
lai mittel an die handt genomen, die jugendt zu ziehen und mit 
ainem böfen ain erger3 zu fürfommen, als dann fein gewejen die 
gemainen framwenheujer in den ſtetten. Alſo auch ift von vil 
jaren ber ain follih gemain framenhaus zu Mefifirch geweſen 
in der undern ftatt an der ringfmaur an der Ablach. Bei zeiten 
aber und regierung herr Johanns Wernhers — ijt ain jolid® 
verwegens und frechs weſen bei etlichen weibsbildern zu Möſtſtirch 
worden, das die armen huren im frawenhaus ſich nit mehr erneren 
fünden — jonder haben ir haus jampt der muetter verlaljen und 
haben, wie man jagt, ein fagenetlin an ein fteden gebunden, da 
mit jeind jie mit fliegendem fendlin ußer der jtatt gezogen.” — 
„Und bedarf man ains jollihen haus difer zeit gar nit, eim jol- 
liche leuchtvertigfeit ijt in der welt.“ 

Andere Benennungen diefer unzüchtigen Häuſer waren: rauen: 
jimmer, Töchterhaus, Hurenhaus, gemeine Haus (Augsb. Chr, 
handſchriftl. 1634), Offenhaus. Sender, der Augsb. Chronilt, 
erzält von drei Ulmer- und Langenauer Mädchen, die zu Aug 
burg aus dem Dienft in’3 Offenhaus eingiengen. Mein Wb. 364b. 
In einem Landsberger Erlaß von 1632 ijt das Haus „zu den 
gemeinen Weiblein” verpönt. Domcapitel3-Ardiv, Augsburg. 
Jungfrauenhöfe find in Augsburg etwas anderes geweien als 


ſolche Hauſer; Kriegk—291 UT darnach zu corrigieren. Es ſind 
Ubendtrauzchen ſchener Tamen geweſen in Ehren. Mein Wo. 2586. 
Die Rordlinger Frauenhausordnung von 1472 duldet die Anftalt 
„dieweil die Mutter der heiligen Chriſtenheit um mehrerem Uebel 
zuvor zu kommen, daß man in einer Commun ein Frauenhaus 
und freie Töchter in demſelben habe.“ Krieg ?S. 293. Der 
Frauenwirt mujte feine und faubere Weibsbilder haben. Die Dir⸗ 
nen die jih im Wirtshaus nicht ordentlich aufführen, ſoll er in's 
Narrenhaus fperren u. |. w. Solcher Häufer waren 1436 hinter 
dem Schäfergarten an Deininger Mauer, im Koppenhof erjcheint 
der Frauenwirt Eberlen. I. Müller, Merkwürdigfeiten der 
Stadt Nördlingen 1824 S. 25. Des Schußgeldes für ſolche 
Häujer entſchlug ſich weder die geijtlihe (ſogar der Pabſt) noch 
die weltlihe Obrigkeit jener Zeit. Es waren eine Reihe Frauen⸗ 
häuſer Fürſtliche, Biſchöfliche, Reichslehen. Kriegl a. a. D. In 
Nördlingen ftand das Frauenhaus direft unter dem Rat oder Bür- 
germeifter, in Rottenburg a. N. unter dem Scharfrichter. — Die 
ISnwohnerinnen waren ärztlid in Ulm von der Hebamme beauf- 
fichtigt. 15. Ihd. Nach dem Auftreten der Venerie durch Aerzte. 
In Eplingen und Um war aud unter dem Namen Freiwirt ein 
eidlich verpflichteter Frauenmwirt eingejezt. Vom Frauenhaus in 
Memmingen Heißt es (Unold 37): a. 1465 wird wieder ein Frauen⸗ 
wirt bejtellt mit jährlih 2 Pfd. Hellern vom Haus zu geben und 
ſoll gehorjam fein zu allem wegen den Frauen wie hie der Braud). 
In Conftanz verpadhtete man das Jnftitut an einen Mann („des 
Rates oifenes und freies Haus“). Die befannteften Frauenhaus— 
Ordnungen find: die Gonftanzer 1413; die Ulmer 1416; Die 
Nördlinger 1472. Auch Opfer für Kerzen in die Hauptfirche hatten 
die Mädchen zu entrichten. Ulm. An den Feſttagen war fein Ein- 
aß für Männer. Zwang de3 Leibes, des Ausganges war Ditto 
nicht in Ulm und Conſtanz. Unterjtügungsfafjen für franfe herab- 
gefommene Dirnen waren ebenfall3 jchon bekannt. Ueber weitere 
Einzelheiten Kriegk a. a. O. 


Anm. Die |. g. Brauenhäufer in den Städten de3 Mittelalters 


456 





feinen ihren Urjprung zu haben in den Frauenhäujern auf den fünig- 
lien Villen der Karolingerzeit. 

Da waren die Wohnungen des Frauengeſchlechtes, wie noch im Orient, 
von den Männerwohnungen getrennt. E8 waren eigentlich die Arbeits, 
häufer der Frauen; fie hießen auch pisae (Perg III 177) oder pislae 
(cap. de villis c. 49). Nach der Verordnung Karls des Großen beftan- 
den fie aus mehrern abgejonderten Gebäuden, durch Einzäunung zu emem 
Ganzen verbunden. Genitia hießen die Frauenhäuſer als ſolches Ganzes, 
wovon die Arbeitshäujer, pislae, pisiles, pisae Abtheilungen waren (cap. 
de vill. c. 49). In diefen Arbeitshäujfern wurden alle weiblichen Ar 
beiten beforgt. Schon damals ftanden fie aber nicht im beiten Rufe, und 
mögen mitunter auch zur Proftitution benügt worden fein. (Cf. Coneil. 
Confluentin. an. 922. c. 5. bei Sarzheim II 599. Regino de eccles. 
discipl. II c. 8 37 bei Harzh. II 513 ꝛc. Maurer, Gefchichte der Fron⸗ 
höfe I 135.) 

Auch auf den Fronhdfen der geiftlihen und weltlichen Grundherren 
gaben es ſolche Geneciarien, Arbeitshäujer für rauen. (Ibid. I 135. 
204 |.) An der Spige fand eine Oberin. 

Sie hatten wol wegen ihrer Kunftfertigfeit einen dreifach höhern Wert 
als die Freifrauen felbft. Die in den Frauenhäufern oder Gaden lebenden 
Brauen (Gadales) werden auch mit den Tiederliden rauen zuſammenge⸗ 
ftellt. (Cap. de disc. palatii v. 809 c. 9. Bert III 158. Maurer 
S. 243.) 

Es fommen auf in jolden Häufern (Colmar) erzeugte Zaftarde vor. 
(Monach. s. Gall. II 4. Pertz VII 749. Maurer I. c. S. 244.) 

Allmälig entartete dieſe urſprünglich indifferente und erlaubte Ein: 
richtung in's Unfittlihe. Aber immerhin bietet diefe Annahme den Schlül 
fel, un Manches ſonſt ſchwer zu Erflärende verftändfich zu machen. Nicht 
die Unfittlichleit hat das Inftitut hervorgerufen, wie mande fi die Sache 
vorftellen, jondern umgefehrt, fie hat fi) erft zu einer Zeit des zunehmen: 
den Sittenverfall8 daran gehängt. Die Makel hingegen, welde die Err 
ftenz der Frauenhäuſer vor dem fittlichen Urteile auf das fpätere Mittel 


alter wirft, wird durch unjere Hypotheſe in Etwas gemildert. 
Blätter aus der fath. Schweiz. 


Bon den fahrenden FJräulein*. Nah dem Augsb. 
GStadtreht ſoll der Henker aller fahrenden Fräulein prlegen; 
„fe andern aus der Stadt treiben, die da Nachts oder Tags der 


*) Sieh Wunderhorn, ed. Birlinger und Greceliuß I 109 fi. 





457 





Unteufchheit obliegen : wollen. Augsb. Wb. 166b. Bon Stetten 
II 85: Im Jahre 1440 erkannte der Rat, daß die heimlichen Frauen, 
Töchter, die in der Stadt aufund niedergan und nit in offen 
Frauenhäuſern find, nit mer Stürz, Sydin, noch forallin Pater 
noster tragen, nod brauchen jollen auf feine Weiſe und daß auch 
jhr jegliche befonder3 an ihren Schleyren, die fie auftragen, einen 
‚grünen Strid, zwai Finger breit haben und auch ohne 
Magd auf die Galle yehen jollen. 

Anm. Belannt find die gelben Schleier in altdeutſchen Schrif- 
ten, jo bei Berthold und andern. Ich führe folgendes hinzu. „Zum erften 
Hopft oder kompt der Teufel mit ainem Flainen gedand; jobald du fichft 


ain gelben ſchlayer vnd kartenſpil, jo laufffi du im nad.“ 
Wrid Krafft, Arche Noch, Straßb. 1517. Ziijb. 


Etwas ganz anderes find gelbe Sporne „Gelbe Eporn“ ver 
pönt. Der bekannte Hubmaier im Bauernkrieg ſprach oft „widder die fo 
gelbe jporn führen“ Stern 70. 


XXXV 


Rechtsbräuche. 


1 Rechtsaltertümer. 


1 Ertränken. Welcher ſich wiſſentlich oder betrügklicher ge- 
ſtalt falſches Gewichts und Maß gepruchte, der ſoll darumb am 
Leben geſtrafft und „erdrenft werden”. Freiburger Stat. Bl. 9864. 
(Breisgau.) 

„Item welcher vnſer Statt brunnen nachts oder tags gevar= 
licher geitalt verpricht, Hinderjchledht oder verunreiniget, zu ſchaden 
vnd nachteil gemeinem nuß vnd geprud) aller inwoner, der joll dar« 
umb geftrafft und ertrenft werden.” Bl. 95a. 

In Augsburg begegnet die Strafe oft. Z. B. a. 1577 den 
20. April ift erfäuft worden Barbara Steurin von Tandberg. 
Handſchrift. 

Ertränken der Geiſtlichen als Gewaltſtreich oder Volksjuſtiz 
tommt im Hall'ſchen vor, z. B. eines Pfarrers Peter von Bachenſtein 





458 


in Künzelsau, der unrechtmäßig jeine Stelle erhalten haben jol. 
Ein anderer vom Pabſte aus rechtmäßiger Pfarrer, Namens Schmale 
treu, überfiel Peter von B. im Bette, legte ihm bei Waſſet un 
Brot im Lachhof in Ketten, führte ihm zulezt auf dem Ulerberg, 
von da ans Waſſer zum Ertränten. Da jollte er Berzidt, 
binnen 5 Jahren 300 fl. verſprechen, der Rache entjagen, Abi 
Intion für ihn und alle Helfer erwirlen. Zeitjchrift bes bifter. 
Vereins für das würtemberg. Unterfranfen. 1. Heft 1847 ©. 16. 
Ein Priefter Berchtold von Neinsberg ward von einem neidiſchen 
Gonfrater und deſſen Helfern überfallen. B. befam Recht vom 
Biſchof von Wirzburg und. der beauftragte einen C. v. Bebenburg 
ihn wieder in jein Befigtum zu bringen, Bald darauf tam die 
Widerjacher abermals, nahmen B. vom Altar und den Sacramentes 
weg zu einem Wajjer und unterſtunden ſich ihn zu ertränfen 
und als er Gebreftens und Dünne wegen des Waſſers nit certrin: 
fen mocht, ſchlugen jie ihn fein Haupt ein mit Steinen und bier 
gen ihn alſo tod an einen Baum.“ Ebenda S. 10 fi. N 
Proce bis vor den Raijer. 





2 Enthauplung. Im April 1684 ijt in Zusmarsdau'— 
ein ſechszehnjähriger Menſch ob crimen bestialitatis enthauptet“ 
und nachher mit dem Thiere verbrannt worden. 

A. 1574 d. 14. Mai an einem Donnerstag ijt Anto 
von Dftendorf mit dem Schwert gericht und da er dem 
richter nicht heben wollte ift ihm der Kopf von der Erd 


geſchnitten worden. 
ne. Matefizatten. Hi. 



















*) Köpfen ſpät-mittelhochd. iſt ganz an die Stelle des mh? 
fitivums Houbeten = enthaupten getreten und hat ein älter-nhd. b 
tem in diefem Sinne früh und völlig verdrängt, ahd. houbit'n 
Edlib. Kronit gebraucht beide Löpfen und enthaupten gleich 
die burger alle fahen und binden und meint fie alle zu enthopt 
da er alfo 5 oder 6 lieh erfüpfen. — Vergl. „Und machten ir 
tenig dem enthoupter undder entHouptet fie, und ſchluog in 
mit ab diz zerganclich leben“. Zürich. Ihrztb. II 48. 















Einem der dem Schurfrichter nicht „heben“ wollte, ward 1514 
zu Augsburg der Kopf „von der Erde abgejchnitten”. Ebenda. 
Gemeinjames Beten aller Zufchauer no bis vor 50 Jahren 
üblich. | 

3 Lebenbig verbrennen. Die Augsburger Malefizaften bj. 
berichten von 1609, wie Kafpar,Schäffler von Oberapfeldrach wegen 
Unzudt mit dem Vieh Iebendig verbrannt ward.“ 

A. 1431 verbrannte nıan auf einer Kuh einen, die hatte er 
lieb gehabt. Kronik 1634. Augsb. 295b. 


4 Ins Faß ſihlagen. Der abgenommene Leib eines Selbſt⸗ 
mörders, welcher fih in Memmingen erhängt hatte, ward in ein 
Faß gejhlagen und in die Iller geworfen. 1592. v. Erhart, 
mediz. Topogr. v. Memmingen 1813 ©. 64. 


5 Selbfimörder verbrannt. Zimmeriſche Chronit III 280: 
Zu Heudorf in der Herrihaft Möſſkirch auf dem Hainrich Weiglind» 
hof ſaß cin Maier Claus Griemiger, der erhenfte ſich „hünder jein 
behaufung in fein garten an ain baum. Nun ward ain zanl, 
welcher obrigfait der leib zu verprennen zufteen jollte, dann der 
paum jtande in dem garten ohne mitel innerhalb eiters des dorfs, 
fo die hochen gericht daider herrichaften Möſſtirch und Sigmaringen 
underjchaidt; jo bet jih aber der arm man an ainem aft über 
den zaun hinauß entleibt. Hierüber ward vil disputiert, aber grave 
Garle von Zollern, als ain newer indaber der figmaringe’jchen 
werdenberge’schen güetern, gab die ſach nad). Aljo wardt der tobt 
cörpel wie gebreuchlich, in zimbrijcher obrigkait zu eſchen verbrennt.” 


Ebenda ©. 496: „In Rordorf Hat ſich a. 1543 ain laidiger 
fal begeben.” Ein Bauer „hat ſich in der ernt, wie er feinem ge= 
fündt Hat garben helfen ufziehen unverjehenli in der ſchewr an 
ainem obertan erhenft. — Sein cörpel ijt unferr von der ſcheuer 
uſer befelch der obrigfeit wie gepreuchlich, vom nachrichter ver- 
prent worden.“ 

A. a. O. S. 49: ein Rutſcher d. h. ein Bettler, der auf dem 
Rade die Füße verloren, ward eingethan; Nachts — es war in 


460 


Dberndorf a. N. — erhängte er fh. „Des morgen? fam der 
ambtmann mit feinem diener, do befindt er den gefangenen er» 
worgt und todt fein. Alſo uf bevelch der herrſchaft ward der leib 
dem nahridter verantwurt und an gewönlicdhem ort 
verbrenet.“ 

Einen erbentten Sattin- und Kindsmörder „hat man durd) den 
Nachrichter von Stodad zu Stüden zerhowen und verbrennen 
laffen; wyb und find aber mit jamer und berzleid zu der erden 
uff den kilchhof erlich beftattet und begraben.“ 


Rüger, im Unot 330. 


6 Lebenbig begraben. Anno 1505 ward ein Snab mit 
12 Jahren und ein Mägdlein von 13 Jahren und eine Köchin 
wegen Mords zum Tode verurteilt; der Knab ward mit dem Schwerte 
gerichtet, die Köchin aber und das Mägdlein wurden lebendig 
unter dem Galgen begraben. 

Schwarzes Büchlein v. Augsb. Hoſchtft. Augdb. Wh. 17%. 

A. 1436 wurde in den Falten eine rau, welche in der Chriſt⸗ 
nacht, während der Frühmeſſe, ein altes Weib erſtochen und ent- 
fliehen wollte, lebendig begraben. Ebenda. 

A. 1427 ward Peter v. Hall, ein Kramer, wegen Notzucht 


unter dem Galgen zu Augsburg lebendig begraben. 
Augsb. Wb. 178a. 


7 Soldatengalgen. A. 1633 ward der Augsburger, Stoß, 
ſchwediſcher Profoſenknecht, an den Soldatengalgen gehängt. Male 
fizbüchlein. 

Nach einem handſchriftlichen Bericht über die Vorgänge in 
Augsburg während der Schwedenzeit war auch in Augsburg die 
Sitte gang und gäb, daß Jungfern einen Verurteilten losbitten 
konnten, aber ihn heiraten mußten. Jener arme Sünder, für den 
eine ſpitznaſige alte Jungfrau einſtehen wollte, ſchaute um und 
ſagte: 

A ſpitzig Naſen, 

Spitzig Kinn, 

Da ſizt doch der Teufel drinn. 
Mad lieber Gingerl, Gangerl! 





461 





Er ließ ſich hängen. Auch in den dreißiger Jahren des 17. Ihds. 
ward ein Reiter zum Galgen verurteilt; er ſoff noch unter der 
Leiter 3 Maß Wein, „wurde alsdann aufgehangen, unangejehen ihn 
. ein junges Menſch zu erlöfen begehrt.” 


8 Ein eiferner Galgen *). Herzog Friedrih von Wire 
temberg verfuhr 1596 ff. gegen Goldmader alſo. Obwol jelbft 
mit Goldmaden beſchäftigt, mit Künftlern des Faches ſich abge- 
bend, gieng es doch ihm ſchlimm mit Leuten des Gelichters. Ein 
Beorg Honauer aus Olmüz in Mähren geb. 1572 befam ein 
folches Anfehen ob feinem Betruge bei Leuten, daß er ich end» 
fich felbit adelte, mit Adeligen „auf Duz“ joff, oftmal3 70—80 
Rofje auf der Streu hielt, fam aud nad Stuttgart, bezog das 
alte Lufthaus, erhielt 36 Gentner 18 Pfund mömpelgardifches Eifen 
nebjt Geld. Er brannte duch und ward verfolgt, in Oldenburg 
erreicht, auf einen Wagen gejchmidet, zu Anfang des Mürzmonat3 
1597 nad Stuttgart gebradt. Während des Verhörs ließ der 
Herzog aus dem ihm früher gegebenen Eijen ein Galgen verfer- 
tigen, ſchön rot anftreihen, mit Gold verzieren, 18° hoch, auf einem 
gewaltigen Duaderjodel, 20° breit, 4° hoch ihn mit 3 Gentnern 
Blei einjenfen. Oben auf ihm jtand nocd ein andrer Galgen, 
einer Fahne glei von 13’ Höhe, der von dem Winde umgetrieben 
werden fonnte. Mach gehaltenem Urteil hat der Herzog ihm, als 
einem Meineidigen, die zwei vorderen Yinger auf dem Schloßplatz 
abhauen nnd darnach in einem Kleid von Goldſchaum mit Hut, 
Schuhen und Tedern lafjen an die Spike der Fahnen hängen (2. 
April 1597 zwiſchen 9 und 10 Uhren). Er hat aud) an die un- 
tern vier Teile des Galgens für die vier Schichtmeifter aus dem 
Bergwerk, welche gemeltem Honauer in feinem Betrug dienen und 
behülflich fein follten, 4 Ketten machen laſſen, fie daran zu henken 


*) Prof. Eytenbenz hat ohne Piaffs Publication, ſcheint e8, zu fen- 
nen, diefe Gefchichte mit falſcher Namenjchreibung in dem 1. Jahrg. der 
Schriften des Vereins für Geichichte des Bodenjeeß und feiner Umgebung 
1869 5. 144 ff. veröffentlicht. 


wu yus vrswuyueı jun Saunv 
Bolt fein ein großer Herr genannt. 
Hofjärtigg Gmüt, leihtfertigs Herz 
Band fid) bei ifm nur mie ein herz 
Fürften und Herrn hat er betrogen, 
Dah’r auch Land und Leut betrogen. 
Groß Buberei hat er begangen, 
Alſo Hat er ſein'n Lohn empfangen. 
Er war nicht wert, daß er auf Erd 
Sollt haben fein Begräbnik wert, 
Sondern da hangen in der Luft 
Zwiſchen Himmel und Erdenfluft. 
Zur wolverdienten Straf und Lohn 
Andern zu einem Exempel ſchon. 
Darum wer hier vorüber geht, 
Dies Erempel vor Augen ſteht. 
Er fei jezt gleich frei oder Knecht, 
Der ſoll gedenken: Bott ift gerecht! 
Der läßt fein Uebel ungerodhen. 
Daß kein Urteil werd geſprochen, 
Dafür behit uns Gott alljammen 
Mer hier vorüber geht, ſprech Amen. 

„Es hat auch fein Stallmeifter jeinen vert 
tommen, daß er gehängt worden, aber an einen al 
neben aufgerihteten hölzernen Galgen.“ 
Ein dritter, „Neufcheler“ des Namens, ward 





463 


ut und landtſchaften ernftlichen bejchriben het. Die erſchinen nun 
le gehorſamlich, das niemandt3 außblibe, der nit ehafte und ge- 
ıgjame urſachen jeines nitkomens fürbradhte, dann allain die von 
ulgow. Wie nun der herzog feiner underthonnen gehorfame ain 
oß gefallens truege, jo fragt er do, außer was urſachen allain 
e von Sulgow ußbliben. Do wardt im gejagt: es weren ire 
nan und burgermaijter nit anhaimjch, ſonder in ain badt gezogen. 
‚a3 man der berzog zu eim ſollichen großen misfall, das er die 
m Sulgomw folder liederlichkait und verachtung halb ainstails 
er freihaiten entjeßt, fonderlichen aber, daß fie Hinfüro zu ewigen 
iten fein hochegericht fih gebrauden follten. Das wurt aljo 
ıd mueß uf heutigen tag gehalten werden und da fie ain dieb 
greifen, richten fie denjelbigen armen man an ainem baum, der 
nderlichen darzu verordnet ift worden von vil jharen here. Zu 
njern zeiten ift der felbig baum aller dürr, allain der 
t, daran man richt und justiciam erequirt, der ift grün, welches 
ch wol zu verwundern ift und von bil leuten aljo ijt gefehen 
orden.“ 

Zimmeriſche Chr. I 255 ff. 


Anm. Dabei ſteht: „bedarf derhalben bei denen von Sulgom nit viel 
Sputierena, ob ir hochgericht auf des reichs boden jtande oder nit, dan 
ın alter herlommen, das alle hochgericht, jo undermauret oder uf feulen 
en uf des reichs boden, die aber, jo in die erden eingelaßen oder tn 
den eingraben, die gehören den fürften, herren, edelleuten oder andern 
„ jo vom reid) regalia und den ban über das bluet haben“. S. 256. 


10 Strid abſchneiden. Die gefürftete Nebtifjin zu Lindau 
m Bodenjee hatte ehemals da3 Recht, während ihrer Regierung 
nen vom dafigen Magiftrat zum Tode verurteilen Mifjetäter durch 
genhändige Abjchneidung de3 Strides von des Scharfrichters Hand 
ı befreien. Dieß ward den 27. Oktober 1780 aljo vollzogen: 
ie Fürftin war mit ihrem Gefolge am jogenannten Baumgarten. 
(uf Geheiß des Geiftlihen bat der arme Sünder fußfällig um Er- 
jung. Die Yürftin ergriff fodann den Strid, woran er vom 
scharfrichter geführt wurde, jchnitt ihn ab und fagte: ch erlöfe 
ih im Namen des Allerhöchſten und der übergebenedeiten Jung⸗ 


464 





frau Maria. Hierauf ward der Erlöäte mit ins Stift genommen, 
geipeiit, bejchenfet und zur Beſſerung jeines Lebens ermahnt. Der 
Strid ward ihm, wie gewöhnlid, um den Yeib gebunden und be- 
fohlen, jolchen Icbenslänglic) zum Denkmal zu tragen. 

Der alte Brauch, wenn ein Frauenzimmer ſchnell einem Ge: 
hängten den Strid abjchneiden und ihn heiraten will, iſt in den 
marfgräfl. badiſch. hachberg. Statuten als falſcher Wahn hir 
geſtellt. Durlach 1710 S. 356. 

Anm. Der ſchreckliche Aberglaube war allgemein: wenn Hand und 
Fuß eines Hingerichteten aus der Erde jehen, jei Juftizmord vorhen- 
den. Im Waldſeeiſchen kam das vor, weil die Beerdigung oft übereilt 
geihab, ferner der dortige Moorboden fid) leicht hob zur Gefrierzeii. Wal 
fee und ſ. Vorzeit S. 192. 


1 St. Jehannestruuk vor Der Hinritung. Die Zimm⸗ 
riihe Chronik III 12 berichtet, wie die Studenten in Freiburg i. 
9. einen jungen armen Sünder befreiten. „Es raube der jung 
Mentich jedermann, das er aljo jemerliden umb jein junge 
?eben tollte gebracht werden.“ Dan wigelte Leute auf „die jollten 
al illustres personae und vermeg ihrer Freiheiten (Adelige) dem 
Nachrichter im ausfieren den armen jungen vom jtrid nemmen 
und erretten. Gin bauf doftores, magiſtri, jtudenten, priejter und 
ander, die alle gingen in den ſpittl daſelbſt, aldu dan der arm 
tung ſollt fürgenert werden und daſelbſt wie gepreudlid 
jant Johannes Segen trinfen. — Sie ichnitten dem nad) 
rihter Den verurtailten von dem ftrid, zogen den zu ſich in den 
ſpittl — alſo mußten der ſchulthaiß mit jeinen joldaten damal? 
abziehen.” 


12 Zwifhen Hunden aufangen. Als Jakob Andrei in 
der Graiſchaft Helfenjtein reformierte, hörte er einmal, daß ein 
Jude wiederholter Diebſtäle wegen nahe bei Weiſſenſtein an den 
Füſſen zwiſchen zwei Hunden aufgehängt worden lei; 
ſchnell eilte er dahin — um den Juden zu befehren, nicht zu be. 
freien. Zerfleiicht, pialmierend, Gottes Hülfe anrufend hieng der 
Arme da und Andreas predigte ihm vom Meſſias vor. Die Hunde 
haben, o Wunder, ſogleich des Zerfleilchens ſich enthalten! Der 


— 





_465_ 


Mann ward Frift, bat ihn los zu madhen, zu taufen, dann möge 
man ihn wieder, aber nur am Halje aufhängen, was aud 
geſchah. So war es, ſezt der Erzähler bei, daß diefer Jude durd 
As. trefflihe Hülfe aus dem Rachen des Teufels gerifjen wurde, 
Orstio funebris de vita et obitu Jac, Andreae a Johanne Harbrando 18090. 
Was die erlaubt bleibenden Strafgattungen anbetrifft, jo dulden 
wir feine marternde Todesarten und feine verſtümmelnde 
Leibesftrafen; es findet aljo dasjenige was ihrenthalben in der pein- 
lichen Hals⸗Gerichts⸗Ordnung gemeldet wird, feine fernere Anwendung. Die 
allein erlaubte Todesſtrafe war bisher die Enthauptung, zu der in 
geeigneten Fällen noch die Aufftedung des Kopfs auf einen Pfahl als 
Shärfung hinzukommen durfte. Wegen der neueren gegen dieſe Todesart 
auf die Bahn gebradten Einwürfen, als ob fie vorzüglich hart jei, be- 
halten Wir uns für die Zukunft hierüber nähere Unordnung bevor. 
Badiſche Erlafle v. 18085—24. 


13 Gliebderabhauen. A. 1449 wurden einem Waltmüller 
in Augsburg 2 Yinger an der rehten Hand abgehauen, 
Die zunge abgeschnitten wegen Betrugs, Diebſtals, Meineids. 

Schwarzes Bud, Hdoſchrift. 

A. 1628 den 2, Juni war W. von Höchſtät wegen verübter 
Mordtat erjtlih die rehte Hand abgehauen und fernad mit 
dem ſchwerte hingerichtet. Lauinger Ardiv. 

&. 1743 wurde einer Weiböperfon die rechte Fauſt ab- 
geſchlagen. 

A. 1757 wurde einer verurteilt zum Abſchlagen des Kopfes 
und Der rechten Hand; aus Gnade jedoch blos erſteres vor= 
genommen. 


A. 1683 wurde einem Deſerteur aus großer Gnade, was 
überhaupt lange vorher nicht mehr geſchehen, das linke Ohr 
abgeſchnitten und er nachher an den Pranger gejtellt. 


Anm. Brunſchwig, Chirurg. Straßb. 1497 BI. 150: „würt einem 
ein or abgehowen und in dem hobt nit gerürt: das ift ein große Wund, 
- darzu ein glid verlorn und ein Öwig lafter, warn er mag bedacht werben 
im abgeſchnitten fi diepftals halber.“ Nafe: „darzu ein ewig 
fafter man fy verdacht werden Ehbruchs halben underftunden abge 
fchnitten zu werden.” Bl. 15a. 

30 


466 


Das Fingeripißen wird in den Alten, weldye A. 1640 
an den Kaiſer nad Wien aus Wirtemberg gegen die grauiamen 
"wieder eingerichteten Aebte der größern Klöſter abgiengen, genannt. 
„Gin Daulbrunniiher Münd, Auguſtin genannt, neben Theobald 
Schwäblin, Cloſters Kellern zu Wierngheimb und Tetteräheim, 
(haben) den Bnterthanen dajelb bey Leib3- und Ledensftraf, Chren- 
abſchneiden und Fingerſpitzen verboten, den wirtembergiihen 
Beamten eine Rarition zu leiften”“ u. ſ. w. S. 98. Derielbe Rater 
Auguſtin fanzelt gar grob einen Bürgermeifter ab ob eine! vor. 
MWirtemberg angehefteten Patent: „hat der Münch getagt, werde 
er, Schuldheiß fich geluſten laßen, den MWürtemberger mehr feinen 
gnädigen Tyürften vnd Herrn zu nennen, jo wollen fie jhne auf 
den Scejenader führen, ihme die drei Finger ſpitzen un 
gleich an den nechſten Baum hencken laßen.“ ©. 99%. 


14 Das Gericht zu Hoßklirch. 1541. Ich Baltus Eberlir. 
thuon fund: — auf bevelch meines herren (des von Königsegg 
das id) nach altem brauch zu Hoßkirch vnder den linden an offene: 
füngsjtraß vnder freyem himel nach peinlihem recht mit den ge 
ſchwornen vrteil Iprechen offenlich in verbannem gericht geſeſſen bin... 
fonımen für ung Dans und Jerg die Vttenweiler von Riedhau'er 
Hagende . . . dab die Drei ihren Water, den Amann von Rie: 
haujen erjchlagen haben und dab fie den Büttel gebeten baben, 
jolhe anher vor das Gericht zu laden, fie jehen aber, daß die 
Mörder niht da jeien.” Nun ließ man den Büttel in den Ring 
jtehen und jchwören, dab er den Antwurtern „bei Haus und Hof, 
wo fie bei ihren Weiben und Kindern wohnen“ auf den beutigen 
Zag (Zünßtag in der Kreuzwochen) geboten habe. Hierauf mard 
Umfrage gehalten, was nun gu thun jei. Man beſchloß, daß der 
Büttel jolt außrieffen uff die vier firaßen ob die antmwurter vor: 
handen weren, da jie fi} aber nicht jehen ließen, ward den Klägert 
erlaubt durch ihren Fürſprechen ihre Klage ausführlich vorzubringen, 
nämlich daß die drei ihren Ehemann, Water und Blutsfreund er: 
Ihlagen Hatten und hoffen fie, daß dieſe drei Mörder das Leben 
verwirft haben. Alsdann trat im Namen de2 Herrn v. K. der 





461 





tönigseggiihe Vogt vor das Gericht, Magend: daß die That in 
feiner Vogtei geihehen, hoffe darum, daß der „Mörder Hab und 
Gut, Liegend und Vahrend, Pfenning und Pfenningmwert, nichts 
auägenommen“ der Herrſchaft heimerfannt werden und zwar mo 
feine Gnaden fie betreie in jeinen Marken, Dörfern, zu Wafler 
und zu Land. Hierauf hielt man wieder Umfrage, was zu thun 
ſei und ward beſchloſſen „das recht fol niemand eylen, man wilje 
nit wa3 die antwurter verhinderet habe zu kommen, und Ddieweil 
heute der erjte rechttag feye, jolle jie der geſchworn püttel auf 
morgen al3 den mitwochen morgens vff die jybend ur zum rechten 
verlünden, wo fi dan nit fomen, fol der richter mit den vrtail« 
ſprechen uber den todten kerpel geen und den bejehen.” Am Mittwoch 
fommen zuerjt die Blut3verwandten des Erſchlagenen vor Gericht 
und fragen an, ob die Mörder nicht ihr Leben verwirkt hätten. 
Da die Antiwurter wieder nicht erfchienen waren, mußte fie der 
Büttel abermald nad) den vier Gaſſen laut rufend vorladen. 
Als fie auch jezt nicht erſchienen, frug man nun und ward Rates: 
„daB man inen uf den dritten tag und endtag auf freitag nad) 
himelfahrt (weilen da3 feit gerade am Ddonnerjtag und am feittag 
feinen Ghriftenmenjchen über das Blut zu richten gebühre) auf 
morgen3 um die jybend ur geboten werde, zu antworten.” Wiederum 
famen an diejem Endtag die Witte, Söhne und Feeundſchaft des 
Erſchlagenen und ließen durd ihren Fürſprecher anfragen, was 
man über die Mörder für eim Urteil gefällt habe. Wiederum 
werden die flüchtigen Mörder nad) den vier Straßen gerufen, ohne 
daß fie erjcheinen, jezt beſchließt da3 Gericht, daß die Angehörigen 
des Ermordeten: „wo fie die drei todtjchlager treffen in flädten, 
dorfen, zu land und zu waſſer :c. mögen fie die niederwerfen und 
vor ein gericht zu Hoßkirch bringen, damit fie vom leben zum tod 
gebracht werden, vnd jo möge auch der v. K. als oberfait greiffen 
zu aller irer hab vnd gut.” Für den Stabhalter des Gerichtes 
(Baltus Eberlin) jiegelt, weil das Gericht fein eigenes Inſiegel 
bat: her Hans von Sürgenftein zue Krauchenwies. (Bud). 


15 Wegelisleut. Es ift vor jaren etwan und nod) an 


468 


— nn 
* 


etlichen orten vnd enden beſchechen, das die vbeltheter gefangen 
worden jend von irer beilen hendel und taten wegen, die dann 
mit dem ftringen rechten buß haben empfangen vnd mit fiben 
trefflichen mannen bemwifen als ſchedlich leut vnd weger todt dan 
lebendig. Diejelben hieß man mwegelißleut, mametlicher ain 
gelbe kappen und ſchwur aim den hals und leben ab, den ern 
fant, noch gefechen hatt. Thomann, Weiffenhorner Ehronif ad. ann. 
1531. hs. (Baumann). 


16 Hinrigtung in Altborf-Weingarten. Waß bei dem 
öfterr. Marftfleggen Altorff bei der Eprecution deren geführten 
Malefizprocefien von Alters objerviert worden: 1 wird dem armen 
Sünder zum Rechten verfündt den dritten Tag vor der Execution 
Abende um 3 Uhr. 2 Am Tag der Erecution zu Morgens 
ongefähr umb 7 Uhr oder umb 8 Uhr kommt der Büttel für die 
Reichen und citiert den armen Sünder peremptorie zue Anhörung 
der Vrtel. 3 Alsdann führt und bringt der Keichenmeijter den 
armen Sünder mit Striden gebunden auß dem Keichenhauf. 4 
warten vier Amtäfncht auf Pferden und bewöhrter bei der Thür 
de3 Keichenhauß und beglaiten, zwen voran, zwen binden reütend 
den armen Sünder biß zum Rathauß. Underdefjen haltet ſich der 
Vebereüter bey des Junker Klöcklers hauß auf und jo der Sünder 
vor das Nathauß fommet, fo rueft der Keichenmeifter, das mann 
ſtill ſeye. 5 Darauf reütet der UWebereüter herfür und rueft 
offentlih und mit heller Stimm aus, das aus ernitlihem Befelch 
dee h. Landvogts hochgräfl. Ercellenz (von Königsegg) Niemand, 
er jey hoch oder niedern Stands bey Straff 40 % Heller bei dem 
armen Sünder Gewalt oder Hand anlege, weder diejenigen, denen 
er von hoher Obrigkeit oder Mlalefizrichter übergeben und zu vol 
ziehen, anbefohlen. 6 Darauf rueft der Yleggenammann vom 
Rathaus herab dem Scharpfrichter, aufzumerfen was Urteil und 
Recht gebe. 7 Hierauf wird durd den Gerichtsichreiber die Br- 
giht abgeleſen und der Sentenz publiciert. 8 Nach joldyer Pers 
lefung fragt der Fleggenammann den Nachrichter, ob er verjtanden, 
was Vrtl und Recht geben habe, daB er demfelben fleißig nad- 





469 


— — 


zulommen wiſſe? Welcher antwortet und den armen Sünder in 
ein Gewalt nimbt. 9 Nachdem nun der arme Sünder dem 
Scharfrichter übergeben, jo würd er der Landitraß nad auf die 
Richſtatt geführt und reütet der Ueberreüter vorher und von den 
Ambtsknechten zwen vornen, zwen hinder dem Sünder biß zu der 
Rihtftatt, denen aud der Tleggenammann folge. 10 Auf der 
Richtſtatt würd die Execution volzogen und da es bejchehen, be= 
fragt der Scharpfrichter, ob er recht gericht? Da antwortet der 
Ammann, wann du vom Leben zum Tod gericht haft, jo haft du 


getban, was Urtl und Recht geben hat. Aulend. Kopb. 3, 1. 
Bom Db. A. Phnficus Dr. Bud mitgeteilt. 


17 Um Nachrichter bitten. Eine häufig vorfommende Er- 
ſcheinung in unjern Gegenden; der Volfswit läßt jogar Städtchen 
bei andern um ihren Galgen bitten, weil fie einen hängen müßen. 

A. 1488, den 13. Dec. bitten Bürgermeifter und Rat v. 
St. Gallen den Rat zu Ueberlingen um ihren Nadhridter, 


Der einen armen Knecht wegen Diebftals richten fol. 
Oberrh. Zeitidrift 23 ©. 5. 


18 Hinritungstoften in Gundelfingen. A. 1627 murbe 
Jacob Kürner gerädert. Die Koften waren: Chriftof Mumpredt 
Dr. juris für da3 Urteil 7 f. 20 fr., am Richttage dem Verbrecher 
einen guten Wein 1 fl. dur die Geiftlichen, worunter aud) 
Freunde, 6 jl. 49 fr., der Fiſtal, die Ratsherren und die Anver- 
wandten des Malefizianten haben nit einander Malzeit gehalten 
und verzehrt 27 fi. 39 fr., dem Schmid, Zimmermann und Wagner 
9 fl. 22 fr., 85 Bürgern, welche bei der Hinrichtung mit Wehr 
und Waffen ausgerüdt, jedem 6 Kreuzer und dem Wachtmeiſter 
12 Kreuzer, jomit 8 fl. 42 fr. Dem Nachrichter für die Ere- 
cution 4 fl. und für das Foltern bei den frühern Verhören 12 fl, 
40 Tr. Den Stadt: und Feldfnehten 1 fl. 15 fr. Für Lichter 
und Spezereien in da3 Gefängnis 24 fr., dem Wajenmeijter 
für das Rad auf die Erecutionäftatt zu führen 1 fl. 


19 Das Bahrrecht *). 1 „Uff das jtunden die gemelten 





*) Das Fließen der Wunden in Gegenwart des Mörders wird nod) 


rihter zuofammen und erfanndten ſich mit ainhelliger urtail uff 
ire aide zu urteilen. mügen N. undt RN. baidt obgenanndt uff 
des toten leihnam3 mwunden und jeglider jeine 
baidt finger in die wunden legen undt da jchwören leib- 
ih aydt zuo Gott undt den Hailligen, da3 fie baidt an dem tot- 
ihlag, jo da gegenwürtig ftöh unſchuldig jeien und weder 
hilf noch rat darzuo getan haben.” 

„Das er de3 genieß und den genanndten bürjchuogt feiner 
clag Halb nit zu antworten hab und da3 die genanndten rider 
davon ain jeglicher vorgemeldter ſchwören wöll zuo Dem todten 
leihnam hbinzuogangende, ob jih die wund endern 
wolt, da3 fie daS offneten. welicher aber folliches recht nidt 
thät, jo fjoll füro bejchehen, was recht wäre.” 

„Ulf das jo volnfüren die obgenannten N. N. — jolid 
recht jeglicher infonder, wie ihnen ertailt ward uff das fraglich ob⸗ 
genanter bürſchſchulthaiß die genannten richter uff jr aide, ob jie 
an der wunden des todten leichnams der da gegen 
wirtig ftund Dehain enderung hetten gejehen, antwor- 
ten fie do al ainmudiglih: da betten jie fein enderung 
geſehen.“ 

Dieſes Bahrrecht ſtammt aus dem Jahre 1473 und iſt in 
einer erneuerten Copie von mir in dem Rotweiler Archiv gefunden 
und abgeſchrieben worden. 

Damit ſtimmt eine Schwyzer Totſchläger-Ordnung von 


behauptet in der Magia naturalis „Geheime Unterredungen zwiſchen 
zweyen vertrauten Freunden — von der Magia naturalis u. ſ. w. zum 
Druck gegeben von dem Collegio Curiosorum in Deutſchland. Im Ja— 
nuario 1702. Gedruckt zu Cosmopoli. 8. S. 99: „Anderer häuffigen 
Wirkungen des Geblüts zu geſchweigen, gebe ich dem Herrn nur in Ob⸗ 
ſervanz zu ziehen, ob das nicht wunderlich genung und doch natuürlich zu 
gehe, wenn das Blut eines umgebrachten Menſchens feinen 
eigenen Thäter verräth, wenn es von dem todten Körper 
contra ordinem naturae fließet, wie ſolches der ganzen 
Melt befannt ift.“ 


Pa N 





41 


1342; da3 Landbuch von Uri, da3 Luzerner Formelbuch u. |. w. 
Oſenbrüggen, R. A., Heft II 108 ff. bringt intereffante Fälle 
nod aus dem 16. hd. bei. 


Tas Bahrgeriht Fand bein Totſchlag ftatt, wenn Der 
Thäter unentdedt, aber Verdacht gegen einen oder mehrere vor—⸗ 
handen war. Man ließ fie an die Bahre treten und den Leich⸗ 
nahm berühren, im Glauben, bei Annäherung des Schuldigen 
werde er zu bluten beginnen. Unterblieb da3 Bluten, jo hatte ſich 
der Beargmwöhnte durd) fein Vortreten gereinigt. Grimm R. N., 
S. 930 ff. 

2 Anno 1473 wurde Michel Rothanß von Meiler erjchlas 
gen. Dan flagte deswegen acht Thäter an, die der Pürßvogt 
vor das Malefizgericht forderte. Sie waren die That nicht 
fanntlih, da trug man den Leichnam des Erjchlagenen in’3 Bür B- 
geridt und es murde gemeret: zwei von den Angeklagten, 
Conrad Gongli von Neuhaujen und Hans Hengftler von Weiler 
jollen ihre Shwörfinger in die Wunden legen und einen 
Ayd ſchwören, daß fie den Totſchlag nidht gethan. Sodann 
wurde Umjrag gehalten, ob feine Veränderung an der Wunde ge— 
ichehe? Da begehrte der Pürßvogt, daß die andern ſechs ebenfalls 
in die Wunde ſchwören ſollen. Die Richter traten alle Hinzu, 
ſahen wieder feine Wenderung und die Angeflagten wurden des 
Totſchlags ledig erfannt und ihnen deswegen ein Brief zugeitellt. 

So gibt von Langen in feiner Geichichte Rotweils obige von 
mir urfundlid ausgehobene Bahrgerichtsverhandlung 1. 

Solhes Gerichtsverjahren des Pürßge richts dauerte bis 
zur Einführung des römischen Rechts in Rotweil. 

Noch von 1503 berichtet Petermann Etterlin in jeiner $ro= 
nita (Bajel, 1507) einen Bahrrechtsfall: die ausgegrabene Frau 
fängt noch nad) 20 Tagen an zu ſchäumen, wie ihr Mörder, ihr 
Mann, bherzutrat, und wie er jchmwören jollte, fieng fie an zu 
biuten, „daß das Bluot durch die Bar niederrann, und entjarwet 
ſich.“ Etterlin bringt in demjelben Gapitel nod ein ähnliches 
Exempel aus Züri, nur mit dem Unterjdiede, daß das Blut⸗ 


412 





Ihwigen des Mordinjirumentes den Mörder zum Gefländnifie nö: 
thigt. Vergl. Unoth, 2. Heft 126. 

3 Ein jolder Fall ift auch in der Zimmerifchen Chrnit 
II 512 zu finden: wie der cörpel uf der walftatt aljo todt u} 
geladen warde, wolten die zwen tödter, die auch zugegen und mit 
den andern don weniger argwons wegen erſchinen, dem cörper nit 
genahen, nahmen fi an, fie welten dem abgeftorbenen entleibten 
ein creuz maden *). Das markt der amptmann. Der bevald 
und rueft aim jeden zu dem far zu gern. Das beichad: jie 
giengen alle herzu. Als der Lude Seger berzutritt, wiewol ungern, 
fing der todt cörper an heftig zu ſchweißen. Bon fiund an er- 
hebt fi der argwon auf Ludin. Der ander Paule, der ſondert 
ih von den andern und tbette ſich ußer dem dorf u. ſ. mw. Ar- 
pagaus predigt am Oftermontag (S. 304): und gleichwie der 
Entleibte in Gegenwart des Thäters pflegt zu ſchwitzen oder 
gar zu blietten: aljo in Gegenwart eines hoben Regenten fi 
glei) oder von Aufien her zeichen weiſen, aus den die inmwendige 
Boßheit offenbar wird. 

OD Bei Mord: nnd Totihlägen. Durch ganz Schwaben herrjchte 
bis in die Mitte des 16. Jahrh. der Brauch, dab der Mörder, zumal 
wenn der Mord mit Bedacht gejchah, in der Nähe (des Ortes) oder der 
Pfarrei, der ein Getoͤteter zugebörte auf Begehren der Angehörigen ein 
ſteinern Kreuz, 5° hoch, 3° breit und 1’ dik, mußte jegen laften. Außerdem 
hatte er 1 Requiem. 1 Amt ad S. Trinitatem und 1 Amt adB. 
M. V. in der Pfarrfiche des Ermordeten halten und 50 Brivatmenen 
leſen zu laflen. Zur Tumba opferte er 4—5 Pfund Kerzen, trug zum 
Cpiergang telber 1 Pfundkerze, gab den Angehörigen je !;, Pfundtkerze, 


») Die Mörder des Förſters Prfinger zu Blomberg (23. Junt 
1574) müſſen Abfolution holen (14 Tage); Buße thun beim Grabe (30 
Tage nachher), Totenämter halten lafien, nebft 4 ehrbaren Männern 
ſchwarze Kerzen tragen und opfern, 5 follen fie ein Steinfreus, 
wie das in folden Fällen gebräuchlich iſt, wo fie von der 
Obrigkeit hinbejchieden werden, aufiegen laflen (4 body 3° bratı: wer 
urteilt in die Proceßkoſten und 125 fl. „Ergegung” an die Wittwe. Dr. 
Grant in der Freiburg. bift. Ztich. II 428 fi. 


IN 





473 


mußte bei der Tumba fo oft auf die Erde fnien, als es der Pfarrer 
Baben wollte, bezalt jämmtlidde Leichenkoſten, entfchädigte die Angehörigen 
mit Geld und machte 7 Wallfartögänge. 

Letztere insbefondere, wenn er einen Berwandten getödtet hatte, davon 
ner nach Rom gehen mußte. Stadelhofer Geſch. v. Kl. Roth. II 148— 156. 
führt mehrere Beiſpiele an. Eeit der Mitte des 16. Jahrh. treten die 
Vildſiödllein an die Stelle diefer Kreuze. Das Volk hieß fie „Toloſer⸗ 
Kreuze.“ So ftand ein ſolches bei Dunfteltingen, eins zwifchen Duchingen 
und Alt»-Steußlingen, 7 neben einander in der Rähe von Giengen. 
Cie mußten an Haupt» oder Bizinalwege gefezt werben. 

Sqhottle. 

21 Ein fürſtenbergiſch⸗hohenzolleriſches Rechtsaltertum vom J. 
1610. Folgendes Aktenſtück ligt in der Rathausregiſtratur des uralten 
fürſtenberg⸗zolleriſchen Albortes Melchingen, der auch ein eigenes Sta⸗ 
tutarrecht hatte. Der dortige, für deutſches Altertum ſich eifrig hin- 
gebende Pfarrer Schlotter ſandte mir die Urkunde zu. 

‚Zu wiſſenn vnnd kundt ſey menigchihem: nachdeme dreiſſigeſten 
monatstag Decembris des negſt abgewichenen Aintaußent ſechs hundert 
vnnd zehenden jars wegen begangener entleibung, welche Hanns 
Jacob Hoch ann weilandt Enndris Goggelen ſeligen geweßennem burger 
zue Drochtelfingen vollbracht, ein vergleichung getroffen, welche under an⸗ 
dern articuln vnnd punncten innſonderheit auch diſes inhalts; das ſich 
gedachter Hanns Jacob Hoch gleich bei ſeiner erledigung unverzogenlich 
auf die Ungeriſche und Sibenbürgiſche Gränitzen begeben 
und fich in kriegsdienſten wider den Erbfinndt chriſtenlichen namens oder 
wahinn er jonften jederzeit von feinem Oberiſten beſcheuden wurde, ge 
braudden zuelaßen vnnd alfo zweingig Jar lang beharrlich vnnd 
unaufjfeglih auf den gränigen zu verbleiben, aud an feinem 
andern ort im heyligen reich ſich aufzuhalten fuog und madt haben foll. 
Alles neberenn innhalt3 feiner über ſich gegebener und mit dem Gibt 
beireftigter obligation. 

Ob er aud zwar dent herren obriften inn der Haubtveflung Raab 
mit anjehentlihen fürjchreiben zue joldem endt zuegeihidt worden, fo 
hat er do ann denfelbigen orten nit underbradt werden können in 
erwägung zue denfelbigen zeiten ein Anftandt mit dem Erbfeindt ges 
troffen vnnd dahero vil wol verfuochter joldaten abgedanndt und nit mehr 
underbalten worden. — Derentwegen er Hoc fi widerumben inn diſe 
Zandt begeben, etlich jor under der lantgraveſchaft Stielinngen niderge- 
Jafien, aud fi nad laut für gemifjener glaubwürdiger urfunden in folder 
zeit ehrlich), wohl vnnd aljo gehalten, das ihme dajeibften zuwohnen zue⸗ 


474 

gelaffen werden wölle. Dieweil es aber wider ſeim vorangezogenen ver- 
ſprechen und aufgerichte brief unnd figell darumb ime daſſelbig onne der 
Goggeliſchen vergünftigung nit zuegeben werden fönne, alſo ift er, Hanns 
Jacob Hoch obgedacht auf erlangt geleidt neben Georg Maigdlern, bur: 
germeiftern, Theiß Blatik und erg Hochen feinem Bruder, beede des 
Rats daſelbſten von der Goggeliſchen freundtichaft aber Jerg Stehelin, 
burger zue Riedlingen des entleibten Enndris Goggels jeligen Stieffvater 
und Meter Goggell würth zue Meldjingen, gedachtes Goggels feligen 
bruoder für fih und andere tiere Stieffjöhne, Brüeder und verwandte 
donnerjtags den Dreizehenden Yebruarii zum Heilligenberg erjchinnen und 
durch seine beiftändt gancz innjtändig bitten laffen, ihme die genad zue 
erzeigen, darmit er miderumben in difem Iande wohnen mügte — auf 
aufgeichehenn zuſprechen unnd gepflogene vnnderhandlung jo vill erworben, 
das in beiderjeitS vereiniget unnd vergleihenn wordenn, in majen hernach 
folgt: 

Erſtlich joll mehrgemelter Hanna Yacob Hoch unverhindert vnnd 
onne widerjprechen der Goggeliſchen Verwandten fung unnd madt haben, 
unngefahr auf vier oder fünff St. weegs weiter aber nit näher vonn der 
Herrſchaft Troctelfingen feine wohnung zu haben, doch mit dem anheng, 
da fih8 etwann begebenn wurde, da8 er Hoch unnd einer von den Gogge⸗ 
liichen verwandter, der Ime wiſſentlich und bekandt were auf der fragen, 
inn einer herberg oder fonften einander antreffen wurden, das fein theil 
Sem andern zu argen unnd unnguoten weder mit mworten noch mit merk 
hen urſach geben ſolle. — Darmit aber unglüd defto fiherlicher verhüd, 
ſoll in ſolchen begebenden fällen Er Hoch ſchuldig jein den Goggeliſchen 
ſoviel möglich jederzeit aus den augen zue weichen und weil ime 
Hochen auch vonn Innen die milte und mitlcidenliche barmherzigkeit er— 
zeügt worden, das Er ye zue zeiten ſeine muoter zue Drochtelfingen be⸗ 
ſuochen, auch nach Irrem todt dahinn kommen, ſeine erbſchaft abholen 
und sein noturft daſelbſten hanndlen müg, bat er hingegen verbindtlich 
zuegeſagt und verſprochen, warn und fo vft er gehörter maßen nad 
Drodtelfingen kom, jich jederzeit ſtill und eingezogen zue halten, offene 
zechen in würtsheuſeren vnnd jonften dergleihen gemeine zuſammenkuniten, 
fonderfih aber die Goggeliſchen auf begebende fähl unnd gelegenheit zu 
meiden vnnd zu weichen, mie zuvor gemeldt ift. — Darmit auch ſy die 
Goggeliſchen defto mehr vor Im geſichert ift dahin abgehandelt und ver- 
glihen, das cr Hod nit allein fonnften allen anderenn articuln, puncten 
vnd claufulen feiner über fih gegebener obligation, welche Donnerſtags den 
dreißigſten monatstag Decembris des Ninntaufenndt ſechshundert vnnd 
zehennden jars aufgericht worden, ſtehet veſt vnnd unverbrichlich halten 





475 


fol und will, fonder hat auch noch darüber Georg Hoden einiger Bruoder 
zue Drodtelfingen zue rechtem wahrem ungezmweifelten bürgen geftelt, alſo 
wa er einem oder dem andern puncten in diſer vergleihung begriffen 
freffentlih überfahren unnd einen aus den Goggeliiden dur Innen 
ſchmach jchaden, laſter oder Laidt begegennen folte, daß auf folden un- 
verhofften fahl nach laut feiner vorigen über fich gegebener obligation gen 
ihn verfahren unnd darüber anngezogener Georg Hoc fein bürgen dem 
geſchedigten oder beleidigten umb fünfhundert guldin guot unnd zahler 
fein jolle. dann ferner hat er Hanns Jacob Hoch auch verjproden und 
zuegelagt den Boggelifchen für irren angemwendeten uncoften hiezwijchen 
oftern dreißig guldin pahr zuebezalen, auch dem Heiligen zue Melchingen 
ainhundert gulden paar oder mit brieffen dergeftalt guot zue machen, 
da8 damit die zahlung ſolcher ainhundert guldinn paar gefchehenn wurde, 
daB der Zins darvon auf Oſtern diſes lauffenden ſechzehnhundert unnd 
vierzehenden jars feinen anfang nemmen fol. Tür weldes alles Georg 
Hoch als Bürg, felbftichuldener vnnd zaler onne einige erception, wols 
that Recht oder Einredt melde denn Bürgenn zum beften geordnet ausge— 
legt verjtanden werden oder fein mügten verſprochen zuegeſagt und fi 
veftiglih alls ſolches am crefitigften geſchehen mügte, zu deme allem ver- 
bunden hat, darwider ſy dann alle jambt unnd fonders für ji), irre 
erbenn vnnd mit Intereſſenten überall nichts zuebefriden, zjuebefreyen, 
zuihügen unnd zue beſchirmen verſprochen, fonnder alle beneficien, Genaden 
wolthaten, redten, exrceptionen, reftitutionen, indulten genzlih renuncyrt 
vnnd ſonderlich aud des Rechten gemeine verzeihung binnde nicht, e8 gebe 
dann eine fonnderung vorher, wohlbedächtlich begebenn haben vnnd deflen 
zue wahrem fteeten urkund befennen wir die Partheien obgemelt den 
ernveften herren Mathäum Hofmann Gräflich fürſtembergiſchen Rat und 
Lanndtſchreiber der Graveſchaft Hetligenberg erbeten zu habenn, das er 
gegenwertigem unferem vergleihungsbrieff jeinn gewönnlich infigill jedoch 
Am vnnd feinen erbenn onne ſchaden fürgetrudt bat; welches gejchehen 
ift zum Seiligenberg den dreizehenden Monatstag Yebruarij des ſechzehen⸗ 
hundert unnd vierzehenden Jahres.“ 


22 Wallfart für Totſchlag. Aus Güngburger Alten 17. 
Hd. erhob ich folgendes. Bei Zotichlag, d. h. „wenn die Wunde 
Ietal” und ratione des Verbrechens oder begangenen perjurii ihme 
ebenfalls eine Wahlfart etwan nah Ettal oder Gergen 
bei Neuburg oder wohin es ſonſt einem loblichen Magiftrat be- 
lieben mit dem Beiſatz aufzutragen wäre, dat er alldn beichten, 


476 


— — 


comuniciren, zwei hl. Meſſen leſen laße und disfalls, daß er ſolches 
alles fleißig verrichtet habe, beglaubte Kundſchaft zurüdbringen ſolle 
und dies alles von Rechtswegen. Joſef Ignaz Hormayr de Hor— 
tenburg.” 


In Ueberlingen fiel die Wallfart weg, Bezalung einer Gelb» 
fumme 3. B. an eines erjtohenen Brunnenmaders Witwe (1410) 
binnen 5 Jahren 100 fl. und für die bevorftehende Kindbett 
10 fl. Die Thäter müßen 3 Mefien Iefen Iaßen, in Klagklei⸗ 
dern fnien mit brennender Kerze in der Hand, aud zu Opfer 
gehen. Die Tumba oder „Schrag” mit dem Leichentuch und 
brennenden Kerzen vor dem Frühmeßaltar eigens aufgeftellt, muß 
der Zäter mit Weihwafjer beiprengen, ftatt den Entleibten. An 
der darauf folgenden Predigt joll er im Klagſtul ftehen, der 
Prediger ſoll verkünden „nun mehr Jacob Cäſperlin abfolviret 
fei.“ Soll er ferner gemeiner Stadt die große Einigung ent⸗ 
richten und fürderhin nur ein abgebrochen Meſſer tragen. 

Schriften des hift. Vereins vom Bodenſee 1 Bd. 145 (1869). 

Anm. Eine Wallfert nad Aachen galt fehr viel. In dem Leben 
der Liutgart von Wittihen heißt e3 darum: „wer bettlen würde für da3 
Stift der hätte „als vil gnaden erworben um Gott als ob er ein yart 
hette gethon gegen Auch.“ Vrgl. Voltst. II 188 Anmerkung, wo ein 
ſchlägige Litteratur verzeichnet fteht. 


23 Bon Freiungen. In Rotweil. St. Johannz ift ain 


Commenthurei Johanniterordens und ain Freihait. 
Zimmerifhe Chronik II 33. 


In Dürmangen Der Markt Dürwangen (Dinkelsbühl) 
genoß das Recht einer faijertihen reiung Der um Auf 
nahme in die Freiung nachjuchende Delinquent hatte ſich beim Ober- 
amte Dürmangen zu melden, welches dann darüber an die Negier- 
ung berichtete. Fand dieſe billige Gründe, jo ficherte fie dem 
Flüchtlinge die FZreiung auf Jahr und Tag zu. Diejer hatte bei 
der Aufnahme auf offenem Markte in Gegenwart von 2 Geridt# 
männern, ein Schwert, da8 ala Freiheitszeichen am Nathauie be 
findlih war, zu berühren. Der Delinquent mußte fich ſelbſt ver- 


Pa \ 





477 


foftigen und durfte den Flecken nicht verlaflen. Die Freiung konnte 
auch auf ein weitere Jahr und Tag verlängert werden, die Unter⸗ 
ſuchung erlitt aber durch die Aufnahme in die Freiung feine Std» 
rung.” 

Dettinger Wochenbl. 1786. Nr. 18. 

Anm. 1 Ueber die deutfchen Fried- und Freiftätten von Karl Wein- 
hold. Zur eier des Geburtstages Sr. Hoheit des Herzogs Friedrich VIIL 
6. Juli 1864. Kiel, Drud, Mohr. 2 Vergleichung der hebräifchen, heid⸗ 
niſchen und chriſtlichen Aſyle v. Lic. Langer, Neiſſe, Realfyulprogr. 1867'68. 
Drud v. Bär. 11 Seiten. — Mit den Klöftern und Botteshäufern hän- 
gen auch nod viele Freihöfe zufammen; auch andere Locale, wo der Zus 
fammenbang nicht erſichtlich: der Fiſchmarkt zu Freiburg i. B., die Münze 
in Augsburg, die Befte Aſperg, Lichtenfteig in Toggenburg. Es gab ein- 
zelne Freibänke in Wirtshäufern : im Adler in Brunnen, am roten Thurm, 
an der Treib, unter dem Seelisberg, ein heiteres Stüblein zur Gans in 
Altfletten bei Zürich, zur Zeit der Reformation eine Freiftatt. Oſenbrüg⸗ 
gen Studien z. deutſch. und ſchweiz. Rechtsgeſchichte 1868. ©. 13. 


In Felldorf. Eine Freiung war aud eine Haudede in 
Felldorf. 

In Conſtanz war es die biſchöfliche Pfalz. A. 1489 den 
25. Juni verwendet ſich Biſchof Otto von Conſtanz beim Rate 
von Ueberlingen für Frau Müllerin von Tettnang, welche zu ihm 
nach Conſtanz in ſeine Pfalz ins Aſyl geflohen ſei, weil ſie dem, 
Bachmüller zu Fiſchenhuſer (Vorſtadt von Ueberlingen) ein Kind 
aber ohne alle Argliſt und Gefährde, mit heißem Waſſer verbrannt 
und erſtickt habe. Sie erbiete ſich nun „daz kind nach ordnung 
der chriſtenlichen kilchen wie ſich gebürt, ze büſſen und demnach 
alles, daz fi ſchuldig und pflichtig iſt ze tund“. 

Oberrh. Ztſchr. 33, 5. 

Die Mainau war Aſyl des deutſchen Ordens. 1520. a. 

a. O. 9. 


Tübingen war vor Alters eine befannte Yreiftätte für Ges 
ächtete, Zotjchläger u. j. w. 


Schmid, Pfalzgrafen. S. 395, 
Ein berühmtes Afyl war das Yreiftüble in Ehrijtofs- 
tal bei Freudenitadt. 


478 





Zwiſchen Wendelsheim und Oberndorf am der Grenze der 
DOberämter Rottenburg und Herrenberg war ein Freipläßle ein 
gemarft, ein uraltes Aſyl mit Zehentteinen umgeben; nicht um: 
fangreich; der Platz hat heute noch feinen Eigentümer. 


Noch a. 1765 flüchtete fi ein Waldſeer Bürgersfohn, we- 
her in ber Nacht jeinen Bruder beim Nachhauſegehen im Streite 
erftodhen hatte, in die Franziskanerkirche feiner Vaterſtadi. 
Zum Glüd war die Wunde nicht gefährlich) und das Gange hatıe 
feine weiteren Folgen. 

Waldfee und feine Vorzeit ists. S. 179. 


Freiungen im Augsburger Gebiete. Obenan ſich 
in Augsburg jelbft das Reichslloſter St. Ulrich. 3 Tage durften 
dort als Recht nad) den Statuten verlangt werden. Sodann jel 
jede Kirche wiederum Aſyl fein. (Mein Augsb. Wb. 167.) 
Höfe des Biſchofs und der Kapitelsherren waren cbenfal 
Ferner die berühmte Augsburgr Münze Zu Memmingen un 
der Epital eine Freiung. Vrgl. Weist. I 689. 


Te 


ai 








Franz X. Bronner in jeinen Yeben IT 276 erzält, Mt. 
dem Zimmer jeines Domherrn eine Frau Freiung judt 
Mann wollte jie aus wichtigen Gründen der Giftmiſcherei antıa 





Anm. In Aut. W. Ertels Praxeos Aurea and. Theil 
Augsb. 1721 heißt : „obwolen ich die Freyungsrechte kr: 
Hauffen zu werfen mich nicht erfühne, fo weiß ic gleichwol 
der gröbfte Ausſchuß lafterhafter Leute unter dieſem Vorwand ı: 
diget Hingehet.“ 














„Daher jeind nad Vejoldi Zeugnus die Freyungen i 
und vilen andern Orten eingejogen und beihränfet, atſo 25 
handler jogar aus geheifigten Orten herausgefehleppet word 
wicht aus Verachtung Gottes, jondern weilen dieſes ein grober 3 
der Religion und Gottesdienfts ift, wann man ſich deren zur Uni 
teit, Hegung und Anreihung zu Sünden bedienen will.“ & 





„Nein in Anſehung heutiges tagiger Sitten, woßte id ! 
täter voten, daß er diefer alten in Abgang gekommenen Gewonbe— 
hutſam frauen und jeine Wolfart darauf wagen ſoute. T 











479 


heutiges Tages die Kirchen ſowol aus geiftliher als meltlicher Autorität 
das Freyungäreht doc mit einigem Unterſchied der Verbrechen haben.“ 
©. 96. 


„Wiewolen ber denen Evangeliſchen faft ſolch ganzes Freyungsrecht 
mehrenteils aus rechtmäßigen Urſachen aufgehoben if.“ 

Bildlich gebraucht Piſtorius 17. Ihd. Dilingen ,„Freiungsſtatt, Frei⸗ 
ungsort“ von der Kirche, wo der Sünder Gnade holen könne. 

24 Vom Branger. Tie Brangerjtrafe ift allen jüd- 
deutſchen Landen eigen geweſen. 

Die Volksjuſtiz und beſonders die der Kinder ſpilten eine be= 
deutende Rolle. In Roth bei Leutfirh war der Pranger nod ganz 
ſpät üblich; die Buben übten ihre Juſtiz mit Schneeballen an der 
ausgeſtellten Perjon. 

In der hochfürftlich wirtembergifuhen Eriminal-O. (Sammlung, 
Stuttg. 1757 II Ti. des Extrakts 1734—42 S. 380) heißt es: 
„Zur Ringerung der Unfoften jollen in weit entlegenen Orten die 
MWaajenmeifter zur Territion an Pranger ftellen, mit 
Nuten ausbauen und andern dergleihen gebrauchet werden.“ 


In Memmingen ward a. 1596 ein Jude, der ji) ſchmutziges 
Gewinns wegen zweimal taufen ließ, für dieſen Frevel an den 
Pranger geftellt. Das öffentlihe Ausſtellen von Paſquillanten 
kommt in Engen a. 1782 vor mit angehängtem corpus delicti; 
er mußte fid) in signum recantationis Öffentlih auf den Mund 
Schlagen. Der Zettel naher durch den Amtsdiener zerrißen. Franck 
in der Freib. hiſt. Zeitichrift. II 429. 

N. 1472 (berichtet Werlih:Gaijer) ward in Augsburg den 
6. Tag des Heumonat3 oder Bäder Zunftmailterauf den Pran— 
ger — den man im Gegenfpil von den unjchanparen Sitten ber 
aljo nennet — gejtellet und jme Schmähwort halben, mit welchen 
er den Rat von wegen daß er jeinen Bruder, jo gemeiner Stadt 
Müller gewejen und derjelben vil abgetragen, furz zuvor hatte hen= 
fen laſſen: und dann aud alle jeine Zunft — verwandte wider 
gethanen Eid fälſchlich angegriffen die Zungen jampt zween 
FGingernanderredtengand durch denHenker geftußet.“ 
45. 226 deutſche Ausgabe.) 


480 


Brol. aud Gullmann, Geſch. v. A. I 120. Ein R. ward 
einmal in 9. geftraft weil er die Dlagd. Mayrin eine „pranger: 
mejlige Huren” gefdolten. 

9.1662 follten zwei Mezger wegen Wuchers an den Pranger 
ftommen. Gullmann II 242. 

A. 1530 fam ein Sodomit an den Pranger. 

In Ilereihen ift an der Vorderſeite des Nathaufes die 
Pranger: Altane. 

Einem Lauinger Erfentnis von 1670 gemäß ward „Anna 
Fünkhin“ wegen meineidiger Verlafiung des Ehemannes, der Kinder 
verurteilt: „der Scharpfrichter joll fie nemen, binden und uff den 
Pranger ſtellen; mit der Auetten, wie es allhier herkommen 
(durh das Pfarrtor) ausbauen.” Handſchrift. Rathaus. 

„Wenn nun der richter befenne, daß das Gericht genugiam 
bejezt jei, jo fragt er zum andern in gleicher Ordnung einen jeden 
und bei ermelten Pflichten, ob der Miſſetäter den Tod verſchuldet 
hab. Ta fie dann aljo befennen, wird von ihme zum drittenmal 
gefragt ınit was Mittel und Art der Straf der Uebeltäter joll hin- 
gerichtet werden. Darauf ift durch den Herren Richter in gegen: 
würtigem Falle einhelliglih erfennt worden, daß er erſtlich durd 
den Scharfrihter gebunden, auf den Pranger fürgeitellt, 
und warn feine Üebeltaten vom Rathaus abgelejen worden, hinaus 
zu gewonlicher haubtjtat gefüehrt, ihm dajelbften die zweyen vor: 
deren Finger an der rechten Hand abgehauen und er al3dann mit 
dem Schwert von Leben zu Zode fol bingerichtet werden, das 
zwiichen jeinem Haupt und Körper eine blutige Straß 
gejehen werd.” Lauing. Alten. 

Gin Günzburger Maleficant ward gegen Hinterlaffung 
einer geihmworenen Urpfed, auf den Pranger geftellt, mit Ruten 
ausgehauen und alsdann aller öſtreichiſchen Lande auf ewig ver- 
wiſen. Der Knecht führte ihn beim Ausſtreichen, welches der 
Scarfrichter höchſteigen that, zur St. Leonhardscapelle: dort ward 
er entlalien. 

Markt Thannhaufen „Wurde aber Jemand im Ehe: 
brud) zum andern mal fellig erfunden, folle derjelbe malefiziſch 


IN 





"481 





mit Stöllung uff offenen Prangel und Verweiſſung der 
Herrichaft gebüeßet werden.” (Statutarreht Nr. 6.) Ferner: in 
delicto commissae fornicationis u.j.w. M. Luz und Johanna 
Eirenjhmalz, beide ledig, jo in unehre gelebt und fie geſchwängert 
nebit beiderfeitiger Ausſchaffung, er beftraft um 10 fl.; fie hingegen 
in Abgang der Mitteln in öffentliher einftändiger Yür- 
fellung an die Schandfaul nnd Auffeßung des ftro- 
hernen Kranzes gebüßt- werden joll. (1748.) 


Anm. 1 Einzelne Rechsftädte fcheinen ion im 18. Ihd. mit 
der Prangerftrafe ein Ende gemadt zu haben. So ligen mir die Sta- 
tuten von Diemmingen auß dem Anfange de8 vorigen Ihds. vor: alle 
prangermäßigen Vorkommniſſe werden mit Ruten und Ausmweifungen ab» 
gemadt. Deffentliches Bußetun mit Predigt in der Kirche, Nennung des 
Ramens, Warnung an die Pfarrlinder trifft man dagegen als nidt jel- 
tene8 Vorkommnis. 

2 Das Wort Pranger fam vom NMiederrheine ber und Jollte 
Pfranger lauten. Vergl. pfrengen (drüden, prefien) in meinem Augsb. 
Wb. 94. Niederl. prangen = drüden. 1412 mitteld. der Pranger = 
Smwangäbehälter für Verbrecher, Pfal, zur Schauftelung des Verbrechers. 
Sich Weigand Wb. II 411. 


Der Pranger in Kempten. A. 1720, heißt e& in der 
Kronit von Zorn S. 98, ward der Pranger in Kempten 
am Giüterftadel renoviert, auf welchem am andern Tage ein Blaicher- 
knecht ob Diebjtal gejtellt und jodann mit Ruten geftrichen ward. 

N. 1757 den 11. Februar ward der Scharfridter 3. G. Fuchs 
famt Weib, Knecht und Magd wegen verübten Diebftälen und 
MWaidevergiftung auf den Pranger geftelt. Fuchs noch mit 
Nuten geitraft und für immer der Stadt verwijen. ©. 104. 

Den 19. Dezember obigen Jahres ward am Pranger nod 
eine Schandjäule errichtet, an welcher die Namen aller im 
Felde dejertierter Soldaten des Städtiſchen Kemptiſchen Contin⸗— 
gents durch den Scharfrichter angeſchlagen worden ſind. S. 107 ff. 

Galgen, Strick und Pranger waren unehrlich, die Enthaup⸗ 
tung ehrlich. Oſenbrüggen Studien ꝛc. 1868 ©. 4. 


Der Pranger in Gmünd. Die Rathausregiftratur der Stadt 
81 


482 


Gmünd befigt unter anderem aud) eine viele Bände umfaßende hand- 
Schriftliche (18. IHd.) Kronit. Einem Duartbande entnommen ift fol: 
gende Geihichte: Ein Pranger ift aufgemalt, Daran eine Hure ausge⸗ 
ftellt. Unterhalb ijt zu leſen: „Sonft feßte man die Huren auf 
den Branger, welche die Geldjtrafen nicht erlegen fonnten. An dem 
alten Rathauſe jebt man auf eine 2 Staffel Hohe Treppe eine Schranne; 
darauf mußte die Hur fiten. Man gab ihr in die eine Hand 
eine Rute und in die andere einen Scepter von Gtroh*), 
feßte ihr eine Kron von Stroh gemadt auf, auf deren in der 
Mitte ein Glödlein hing. Wie die fich bewegt, fo jchellt joldes. 
Dann waren auch 2 Zöpfe von Stroh da.” Oberhalb ftatt dei 
Himmels fteht gefchrieben: So wird die Unzudt geftraft! 

„Wenn das Mannsbild nicht zalen konnte, fo mußte es aui 
den Band fiben, fo lange feine Hure obenfigte, welches 3 Wochen 
märfte jedesmal eine Stunde andauerte.“ 

Diefe Strafe, ſagt der Kronift, war, fo lange ich denfe in 
Ausübung bis wir wirtembergifh geworden. Tas nannte man 
„auf den Branger ſtellen“. Es find auch andere Verbrechen, 
Diebe u. |. m. auf den Branger gejtellt worden, d.h. auf den 
Bank und hatten ein Zettele oder Zäffele anhangend, darauf ihr 
Verbrechen ſtunde. 

Anm. In Mülhauſen im Elſaß ſollen ſolche Dirnen 1681, (Al⸗ 
fatia 1862—67) nicht nur in Thurm gelegt, ſondern dreimal um den 
Brunnen auf dem Spitalplat geführt werden; jollen auch immerdar die 
Zöpf unter die Hauben verbergen. — Megen Feld diebſtal mußten die 


verbürgerten Perfonen Geld bezalen: die Hinterfafen büßten aber mi 
Trillen und Geigen. 

Mitlhaufen d. 25. Aug. 1648. Wegen unzücdtiger Schmachwort, 
Gottesläfterer wurden die Leute „Durch des Herrn Amtleut fürgeftellt, ge 
rechtfertigt und darum an ihrem Leib mit dem Halseifen oder ven 

*) Darauf fpilt au Franz X. Bronner in f. Leben 1132 an, al 
er böje Märe von feiner ehmals Angebeteten erfuhr: O wehe mir! Schnell 
bat fi) der Herligenjchein in einen Strohkranz verwandelt! — Dieſem 
Strohfranz gegenüber war der Kranz von Flachs, den man an 
Hochzeiten an des Bräutigams Thüre vorfand, wie der Tiroler Heribert 
von Salurn predigt, eine jchöne uralte Sitte. 


ö 





483 


Etein vor dem Kreuz umzutragen und darnad an ihrem Gut 


geftraft und gebefiert.“ 
Heilig Kreugordnung. Alfetia 1862—67. ©. 200. 


Im markgräflih badiſch-hachbergiſchen Lande wurden Diebe, 
die in Geſellſchaft über 10 fl. Wert ftalen, an den Pranger ge- 
ſtellt. Durlach 1710 %ol. ©. 340. Ebenſo geſchah es Fijch- 
dieben. S. 344. 


In Waldſee. Im Jahre 1699 kam der eigentümliche Fall bier 
vor, daß P. Payers Ehefrau um Begnadigung ihres inneliegenden Mannes 
„neben fieben ſchwangern Frauen“ bat, die zwar für jezt nicht, dagegen 
aber jpäter erfolgte. Bemerkenswert ift aud, daß bei den manigfadhen 
Zwiſtigkeiten zwijchen der Stadt und dem Herrn Truchieflen, jo wie mit 
dem Ghoritifte, gewönlich daS hiefige Franziskanerkloſter zu den Verhand⸗ 
Iungen gewählt ward, das aljo als ein Lokal neutraler Art betrachtet 
worden ift. 

Es beftunden übrigens in Waldfee die Strafgattungen nnd Etrafan- 
ftalten in folgendem: Schwert, Strang, Teuer, Waſſer, Vierteilen; Gefäng, 
niß, körperliche Züchtigung, Nuthenausftreihen, Prangerftellen. Der 
einfache Arreft war im fogenannten Bürgerftüble, der jchwerere in der 
Neuchen, und im Blodhaufe. Einzelne Vergehen ließ man in der Geigen, 
im Triller, oder im Narrenhäusle, ſodann auch mit öffentlichen Arbeiten, 
abbüßen. Das Ynquiriren mit der jcharfen Frag geſchah durch die Tortur, 
zunädft mit VBorzeigung (Territion), dann mit der Anwendung (Tortur) 
der Tolterinftrumente, al3: Daumenſchraube, ſpaniſchen Bod, Streden an 
der Leiter u. dgl. Oft führte aber im gelindeften Grade eine Barthie 
Stoditreihe jhon zum Ziele. Bei einer Hinrichtung läutete man die 
Armefünderglode von Rathaus. Die Prügel nannte man bier noch in 
den 1790ger Jahren Arjchpreller,; den jogenannten Hagenſchwanz führten 
die Eſchayen, und der 1793 erwähnte Warwedel ift wol dafjelbe. Ver⸗ 
fäumdern ward ein Täfelein angehängt, auf den fand: „du ſollſt nicht 
Ehrabſchneiden.“ Sonftige Schwäzereien von Weibsperjonen beftrafte man 
mit dem Schnabel oder in der Beigen. fremde Perſonen find bei Ber- 
gehen unter Trommelſchlag dreimal um den Marktbrunnen berumgeführt 
und dann hinausgewieſen, mitunter auch hinausgepeiticht, oder, wie es 
1693 heißt, mit dem Belen binausgebailt worden. 

Was Stortationen anbelangt, fo find diejelben bei Vermöglichen mei» 
tens mit Geld, bei Armen aber mit einftündiger Ausftelung mit dem 
gewönlichen Zeichen (Strohdegen, Strohkranz) vor dem Rathaus und nad 
heriger dreimaliger Umführung um ben Marktbrunnen unter Trommel- 


484 

ſchlag, abgebußt worden. Länger dauernde Freiheitsſtrafen waren jelten, 
und nod) 1728 ift erſtmals von einem angefangenen Zuchthauſe im Ardit- 
viertel die Nede. Der Galgen befand fih auf der ſudoſtlichen Höhe lintz 
vom Prauenberge; das Kopfhaus aber nahe bei der Burghalden, dem 
Schloßſee zu, im ehemaligen Nied. Im der Nähe des chematigen Galgens, 
etwas Heurenbad) zu, iſt in den alten Büchern eine Stelle mit „zur Red 
reihen“ bezeichnet; hier wurde alſo gerädert. 1722 mod) ward don einer 
Zuftification 16 fl, und von der Vollziehung einer Leibesftrafe 4 f. 
Degalt. 

Im Jahre 1657 hat man den Pranger und Erfer am Mathaule 
meu hergeftellt; dort find die Urgichte und Urteile der Mifjetäter verlefen 
und der Stab über fie gebrochen worden. Das Unfehen des Stadtamt: 
manns ſcheint übrigens zu Zeiten und namentlich, 1689 nicht gar be 
geivejen zu jein, da ihn damals der Magiftrat wegen Injurien und ver 
weigerten Abtretens 4 Tage in's Blochaus und nachher noch 8 Tage int 
Gefängnus legen ließ. Erſt 1728 ordnete aud der Rat an, alle Contralte 
in der Kanzlei anzugeben und dort beſchreiben zu laii hin hatt: 
alſo die jurisdietio volunmtaria in Waldſee ihren ächten Nem 

Jurispdictionsmarfen befanden fih in unjerm Gebiete und ſind 
Teil nod) vorhanden: auf dem Wolfsbühl, vor dem Siechenhaus 
ad am Dorf, bei der Linden, am Steinenkergerweg, an der Bideteâ 
ftraße, am Haiſterlircherweg, recht? an der Bildſäule, am alten Murzatir 
weg, am Probftweiherle lints, am Urbacherweg, und an der krum: 
den auf der Höhe. 1727 hat man jolche umgangen und alle Kneder 
ſchüler beigegogen. 1 ind die Marten im Pürihdiftrifte von Rr 
bei Steinbach bis 24 bei Heurenbach gejegt, und dann Die Vogehieas 
marken aud) berihtigt worden, von A bei Eichſtegen bis N br 
im Ried, wozu 30 junge Vürgersjöhne beigezogen und dann mi 
Glas Wein im Spital ergötzt wurden, 

Die Gejege waren, wie bereits angeführt ward, nach A: 
Gauverfaffung allmälig jtrenger, die Progeduren ſofort jgari, 
lich häufig ſogar barbariſch. Wie hienad) zu erjehen, iind von Laie 
1594, demnach in einem Zeitraum von nur 184 Jahren, 43 Pe 
zum Feuertode, 4 andere zum Rad, 6 zum Strang, 17 zum 
und 4 zum Erſaufen, aljo im Ganzen 74 Perjonen in Walvier ; 
verurteilt und diefe Strafen aud hier vollzogen worden. 














































In Günzburg Ein Falſchmunzer ward I, 
des Nathaujes von 1680 „über ſolches durch den Nachrichte 
bunden und über das Rathaus binab zu dem Pranger bin 











485 


führt) — allda eine zimbliche Weile geſtanden, — allda wieder herab 
und unter Begleitung der Wacht in die Kornſchrand geführt — 
allda von dem Nachrichter entblöst über den Markt den Statt» 
berg binab — die Donau hinab — hinein gehauen, felben zimb- 
lich mol getroffen — allda entlaffen und von den Stattfnecdhten 
bis mitten die Brud gefürt u. |. w. 


In Hall. Die Ratsbücher haben ad 1679 folgenden Ein⸗ 
trag: „Wegen Gottesläftern wird I. Dimler, Grundübel genannt 
auf den Pranger geftellt mit dem Zettel Inhalts: Safra= 
ment3läiterer auf dem Hut und eine Rute in der Hand; bei 
Heruntergehen wird ihm die Zunge etwas aus dem Mund gezogen, 
dann ein Paar Maulfchellen gegeben und nach bezalten Untoften 
mit feiner Mutter aus Stadt und Land ewig verwieſen. 

Zıfdrft. f. wirtemb. Franken IV 116. 

1699 am 8. Januar hatte in der Pfarrlirche zu St. Mang 
eine ganz eigene Geremonie, und zwar eine Kirchenbuße ftatt. M... 
NR... Bürger, Schuhmader und Kloſterthorwart ward nämlich eines 
dreifachen Ehebruchg überwieſen, und dahin verurteilt, daß er 3 
Sonntage nacheinander, und jedesmal mit anfangendem Gloden- 
geläute durch 3 Stadtknechte vom Rathaus abgeholt und bis zum 
Anfang der Predigt vor der Kirchenthür *) mit einer Rute in der 
Hand, welche er aufredht halten mußte, gejtelt ward. Beim An 
fang der Predigt führte man ihn in die Kirche, wo in der Mitte 
derjelben, der Kanzel gegenüber, ein hoher Stuhl für ihn bereit 
war. Das drittemal ward er am Ende der Predigt vor den Altar 
geführt. und mußte dort mit lauter Stimme Gott um Vergebung 


*) Im Ansbachiſchen traf dieſes auch Trinker. A. 1585 betrant 
fih ein Peter Kranz von Ziegendorf und fluchte. Ta kam der Beſcheid 
von Ansbach: „ift zum Abſcheu für Andere Fünftigen Eonntag fo lange 
die Bredigt währt, vor die Kirchtüre zuröffentliden Bönt«- 
ten; und Buße zu ftellen.” Mud, Heildbronn S. 205. „Nah 
Randsbraud oder Recht mit brinnender Kerzen und einer Ruten in der 
Hand hHalbentblößter zwei⸗ oder dreimal vor der Kirchentür fliehen oder 
gar wol den Kopf laſſen.“ (Ehebrecher) Albertus Winterholler, messis 
Evangelica 1717 p. 571. 


486 


— — 


ſeiner Sünden, die ganze Gemeinde um Verzeihung der gegebenen 
Aergerniß bitten, und eine Lebensbeſſerung angeloben. Kempten. 

Sonderbare3 Beijpiel von Gerechtigkeitsliebe. 
Ein Bauer von Morbach, Weinjperger Ober-Amts, ergrif jein 
Weib mit feinem Knecht im Ehebruch. Ihre Thränen — ihr fuß⸗ 
fäliges Bitten um Vergebung waren bei ihm umjonjt: Er zeigte 
das Berbreden dem gemeinſchaftlichen Ober-Amt an. 

Es ward dem Weib die gewöhnliche Ehbruchsſtrafe und die 
Kirhenbuß auferlegt. Die Strafe bezalte der Mann jogleid. In 
der Kirche zerfloß das junge, beſchämie Weib in taujend Ihränen. 
Ihr Mann Hatte jih ihr gegenüber gejtellt, und weinte ebenjall 
bitterlih. Nach geendigtem Gottesdienjt erwartete er jie an der 
Züre, nahm fie freundlich bei der Hand und jagte: „Der Ge 
rechtigkeit mußte bei dir der Lauf gelafjen werden, jezt aber biſt 
du wieder mein liebes Weib.” Er führte jie fröhlich nach Haus, 
und febt noch gegenwärtig mit ihr vergnügt und zufrieden. 18. Jhd. 


25 Ausſtellen vor Dem Rathauſe. Gafjer-Werlih S. 215 
erzälen: den 4. Aprili® 1505 ward ein Weber, Molter genannt 
auf die Halbrunde Stapfeln des Rathauſes under dem 
Erker öffentlich geftellt und durch den Stattwaibel, wie man foniten 
mit Shelmen, Lieb und andern öffentlichen Uebel 
tätern zu procediren außgeruffen, darumb dab er auf den Sonn 
tag umb Mitjajten mit jeinem Weib, jo jelbmals ein Kindbetterin 
— denen er zur jelbigen Zeit, da dann das Pabſttumb noch in 
vollem Schwang gangen, faum zugelajjen ward -- geweſen, von 
einem Kalbskopf geffen und ward jolde gelinde Straf jme, 
al3 der jonjt von meniglihen für einen aufrichtigen Mann gehalten 
worden, auß Gnaden und auf große Fürbitt, wie der Waibel auf 
rufte widerfaren.“ 


26 Die Trile oder Zriller*). Gr. X. Bronner in i. 
») Das Trillhäushen und der Pranger in Köln, auf dem alten 


Markt, den 7. April 1798 umgemworfen und am 9. April ein Freiheits⸗ 
baum gepflanzt. Ein Beißelhäuschen war ebenfall da, wo den zum Geißeln 





487 


Leben 1475 erzält: Dort drüben ftehet der Triller, das Schreden 
werdender Heiner Diebe. Gewiß ward bier ſchon mander ſchlim⸗ 
mer Bube getrilit, der feinem Nachbar die Rüben ausgezogen oder 
die Aepfel vom Baume gepflüdt hat. Vielleicht wäre er lange als 
ein tüchtiger Räuber verjchrien, hätte ihn nit Schande im An⸗ 
fange und das laute Hohngelächter jpottender Knaben gebeflert. 

A. 1756 den 29. Aug. wird beichlojien, daß Feldiebe 
Andern zum Abjcheu und Exempel im Triller, einem Berließ 
mit Hafpel im Garcerturm büffen jollen. Großbottwar. Kübler 
©. 75. 


27 Schupfen. 1 Von fupler und kuplerin, wie die, 
geftraft ſollen werden. Offen fupler und fuplerin ond Die 
fo eclüt offhalten, fromm döchtern und frowen zu bübereye bewegen, 
zufamen ftoßen vnd darzu raten vnd belffen, die follent ir zunft- 
recht verloren haben, von difer Statt verwyſen oder ſunſt noch ge= 
Iegenheit deß handels mit der ſchupffen oder in ander weg hoch 


geitrafft werden.” 
Freib. Etatut. f. 95 ff. 


Anm. Der „Weltmann”, Berfafler der Vorjchläge wie dem auf 
dem Lande um fi) greifenden Uebel der Unzucht Schranken gejezt werden 
fönnten, jagt S. 28: (1814) Geldftrafen ziehen nicht, weil der Keiche immer 
im ®orteil gegen den Armen. „Die Strafen (von Einft) waren für» 
perliche, Ausftellungen mit der Schandtafel, mit der Beige, mit dem Stroh» 
franze, mit Verhaftungen, Etöde und ſpaniſchem Mantel bei Mannsper- 
fonen.” Die Spöttereien der Dorfjungen bei ſolchen Executionen, ſchaden⸗ 
frohes Gebaren des Nachbarn — ſchafft keine Beflerung. Beſondere Stühle 


— — — 


und Brandmarken verurteilten Verbrechern die Kleider ausgezogen wurden. 
Auch der Schandpfal (Kär) am Hofe von den Franzoſen abgeriſſen. 1798. 
Selner, neue Alem. Gedichte 1803 Bajel: 
. 's Churz wiile het ſcho menge gftürzt, 
Worum ſpielt 's Nachbers Joppi ſo? 
Worum iſch Jorg in d' Trille ſcho? 
Si ſuufe gern, fie ſpiele z' vil 
Wiil keiner obbis ſchaffe will. S. 28. (Arbeit.) 


488 


in der Kirche pakt wieder nicht: da find alle Menſchen glei; da nur 
Verjöhnung keine Rache und Strafe. ©. 31 Nr. 3: verfteht es fid von 
ſelbſt, dak nad dem alten rühmlichen Gebraude die gefallenen Mädchen 
de3 Landes den jungfräulicden Kopfpug nicht mehr beibehalten dürfen. 
©. 34 Strafe für ausgefgämte Huren: „eine ſchwarze, auf bejondere Art 
zugeſchnittene Haube wäre paßend.“ Vergl. die gelben Abzeichen diefer 
Leute im Mittelalter. 


2 Nah dem Augsburger Kroniften Sender hat der Rat 
„bie bei Sant Ulrichsclofter über die Laden in die Hödin am 
Korb aufgericht, darein hat man die Beden geſezt, die das Brot 
zu ringe hant baden. Darein muft er figen in hechin aufgeridt, 
wie in einem jtorgenneft, al3 lang er welt, font nit anders aus 
dem forb komen, er zud dan cin firidlein, fo keret ſich der Torb 
um und fiel der bed in Lachen und wurd jedermans jpot.” 

Augsb. Wörterbuch 403 ff. Bolkét. II 485. 
Anm. U. 14142 jol der Wippgalgen, nah Gullmann, in A. auf 


gerichtet worden jen. Am Fiſchgraben joll der Schnellgalgen geftanden 
haben. 


28 Der Lafterftein im Augsburgiſchen. Tie chebrede: 
rischen Perfonen wurden an einander gehängt und mußten 3 Sonn: 
tage nacheinander den Laſterſtein tragen. Yauingen. Ardiv. 

Eine Ehebrecherin, weil fie eingejteht mit einem Landsknecht 
in Neuburg gefündigt zu haben, mujte am 1. Auguſt 1593, 12 Uhr 
die Stein dreimal um den Röhrkaſten auf dem Markt müniglid 
zum Abſcheu und Grempel tragen. Alten. Archiv. 

A. 1601 muſte ein Bäder wegen Unzucht mit feiner 
Magd 4 Wochen Turm, 3 Sonntag hernad) mit Tragung de 
Laſterſteins um die Kirchen afliwegen dreimal, darzı jedesmal 
durd) die Stadtlncht von einem Zurm zum andern geführt, 
Ardiv L. 

Ten 5. Auguft 1606 iſt Anna Wöllerin von Haufen dop- 
peltes Ehebruchs wegen begnadigt worden. Sie ward öffentlid 
borgeftelt mit Antragung der Lafterftein dreimal durch die 
Stadtfneht um den Nöhrkaften und in ihre Behaufung geführt — 
ihr Leben lang in Trauerkleidern und Schleiern — ſich aller Ge 


ö 





489 


— 


ſellſchaften, Taufen und Hochzeiten enthalten u. |. w. Lauingen. 
Archiv. 

In Gundelfingen kam mir a. 1599 das Laſterſteintragen 
und das Narrenhäuglein erwähnt vor. Die Ratsprotocolle von Hall 
ad 1656 beridten: Der Hurerei mit mehrerem Ernſt zu fteuern. 
Por die Weiber einen Lafterjtein aufzurichten, denen felben 
die Geigen anzulegen, die Mannsbilder aber ad opus publicum 
zu condemnieren nad) Geſtalt der Sache zu relegieren an Pranger 
zu ftellen und noch ſchärfer verfahren pro qualitate delicti. 


Ztiärift. f. wirtemb. Franken. IV 113. . 


Der Lafterftein in Möſſkirch. Nach der Zimmerifchen 
Chronik beitand in Möfffich für weibliche Perfonen, welche eines 
unzüdtigen Lebenswandel3 beichuldigt wurden, die Strafe, daß fie 
den Tafterftein durch die Stadt tragen und ihr wol aud den 
Rüden kehren mupten. Zum erjtenmale fam dieſe Strafe in An— 
wendung bei „einem gar hypſchen Medlin, hieß Martha Kiklingen“, 
welche durch ihren Umgang mit einem jungen Geijtlihen Namens 
Hans Nopp, großes Aergernis gegeben hatte. Während Nopp 
ih durch die Flucht der verdienten Strafe entzog „wardt das 
Martele ergriffen und der Obrigfeit überantwurt. Das ward der 
Stadt ewigclichen verwifen undt mueſte den Lajterjtein dartzu 
tragen, welde Straf domals ein Anfang nam zu Möfffich, dann 
vormal fain jolder Stain allda im Braud) geweien, der hoffnung, 
c3 feien hievor jo Fromme leut zu Möſſkirch geweſen. Alſo iſt 
der Tajterjtein domals zu ainer ftrait den gailen Weibern zu Möji- 
firh in Brauch kommen. Hernad über neunzehen Jahr, nemlich 
a. 1546 mueite auch aine zue Möjlfich dijen lajteritein für 
die jtatt hinaustragen; die war gleichfalls der ftatt ver- 
wieſen.“ 

Anzeiger f. K. d. deutſch. Vorzeit 1866 ©. 63. 64. Barack. 
Vrgl. Allatia v. 1856—57. ©. 125. (Aus Schimpf und Ernit 
Pauli's.) I. Pauli, Shimpi und Ernft ©. 33 (Tefterley) „Uff 
ein zeit wa3 ein fraw, die het beichult, da3 man jie offenlid) ftraf- 
fen jolt, als an etlichen orten ift ond fie in das halsyſſin ftell und 


490. 


ir ein brieff an die flirn machen; daran ir boßheit gejchriben fton, 
in etlichen ftetten hat man ein forb.“ 


29 NRarrenhänslein. Das Narrenhaus des Mittelalters 
ift nur ein polizeilihes Ortägefängnis, bat mit Irrenarreſt gar 
nicht zu thun. 

„Die Frauensperjonen jung und alt auh in Narrenhäus— 


Yin 8 Tag und Nächte büeßen und ftraffen wöllen lafjen.“ 
Kirchenordnung 1559. Reyſch. VIII 265. 


„Bei Straff des Thurms oder Narrenhäuslin’s“. Jur. 
Gontrov. Zuttl. hf. 

Den 20. Oftober 1594 ift Michael Mader von (Donau⸗ 
werd?) Dilingen um depwillen, daß er aufdem Wochenmarkt einem 
Bed einen Laib geftolen in das NMarrenhäuslein gelegt und 
1/, Jahr die Stadt zu meiden. Lauinger Archiv. Im Thann⸗ 
hauſer Strafbuh 17. Ihd. fommt das N. auch vor. Narren 
oder Tollenhäuslein in Memmingen. Scorer 6. Das N. 
auf dem Fiſchmarkt in Augsburg „Unfur und Geſchray auf ber 
Gaſſen“. Wb. 349b. Auch wer in W. gegen die Ordnung Ge: 
tränf aus dem Wirtshaufe, Yleifh von Außen kaufte, fam ins N. 
Das biſchöfliche N. in Konjtanz, das in Ravensburg u. |. w. 
In Bronners Leben I 58. I 135 droht die Kloſterfrau dem klei⸗ 
nen Obftdieb mit dem Narrenhäuslein; deögleichen dem Rü— 
bendieb. 

Yür leichtere Vergehen gab es und gibt e3 heute noch das 
jog. Rathausftüble in Wurmlingen, früher hörte man nur 
vom Narrenbäusle, das oft wie in Wendelsheim unter den 
Kirchhofitaffeln fi) befand. Am Oberrhein oft ſchlechthin Häuſel 
oder elfäß. Berjerghboriham Das augsb. Narrenhäuf 
fein fommt in Urkunden oft vor. Sieh aud) Mone Anzeig. VI 188. 

In Nördlingen wurden Eheleute, die geichlechtlich ſich mit an⸗ 
dern abgaben interimiftiich bis zum Urteil oder zur Hauptbeftrafung 
in’8 Narrenhäuslein gebracht. — Nach der marfgräfl. badiſch-hach⸗ 
berg. Mafefiz. Ordnung kamen Rinder, die in Gärten und felder 


unbefugt liefen, ns Karrenhänslein oder Springern. Tur— 
lad 1710. S. 346. 

Tus Narrenhäuslein in Oberſtdorf ward am 27. Sept. 
1715 in das Rathaus hinein gebaut. Ein altes W. war im Erd» 
geſchoß des Rathaufes in Rain. 

Anm. Ueber das alte Gefängnisweſen und die Namen fieh Krieg ? 
©. 37 fi. (Stod, Loch, Block, Klog). Oſenbrüggen Strafredt S. 112. 6. 


Statt Narrenhäusle blos „Häusle”: wann der Knecht 
wieder jo grob gegen Ihn ift, wie das leztemal, fo mad} er kurzen 
Proceß und laß er ihn in’3 Häusle fteden, biß und dann daß 
er zur Reſſon fommt. Neue Wirtemb. Briefe 1797. 1798. Ohne 
Ort. 1799. ©. 32. 

In Hall nahm der Stadtfneht Lienhard von drei Adeligen, 
denen er Wein zu bringen hatte als Verehrung der Stadt 20 Bapen 
und fam darum ind Narrenhbaus 1616. 1617 ebenfalls, weil 
er fi während des Rats zur Traube geſezt. 


30 In das Kefit legen *). „Item wann ainem oder ainer 
umb fein ſchuldt nad) den 4 wochen, dreyen wochen oder 8 tagen 
geboten wird unnd der ſchuldner fur ainem amtman kombt unnd 
fih gegen dem kleger erbuot umb fein ſchuldt pfandt zugeben undt 
ber ſchulthaiß erkennt, daz des pfandes gnueg jeje, jo jol man 
die mann nit inthurm nod die frowen in das fefit legen.“ 

„Unnd ob er alsdann ſolche obgemeldte zil nit hiellte, Das 
dann die überfarer in den thurm oder fefit gelegt unnd dorus 
nit gelaffen werden, bis das ain jede ergangner urteyl volg unnd 
ftatt getann hat.” %. 20a. 20b. 

„Item weldyer uff den tag als die ſtewr verrieft wirt unnd 
in acht tagen darnach die ftewr nit bezalt, fo ſoll inne der ſtewrer 
bey feinem ayde in Den thurmunnd die fromwen in das fefit 
heißen legen. Doch follent diefjelben kain turnlöfe geben.” F. 658. 


31 Die fog. Kuh, ein Augsburger Gefängnis erwähnt F. X. 


*) Rotweiler Stadtrecht, Handſchr. BI. 19b. 


492 


Bronner: daß der arme Händefüffer jogleich nad; Augsburg citit 
und in die jog. Kuh gefperrt wurbe (custodia) III 16, Ein an 
derer war ſchon mehr ala jehsmal in der Kuh gewejen. ©. 17. 
In Lauingen waren Gefängiffe 1 Mefnerturm; 2 der umtere 
Kroder, das jchärfite Gefängnis; 3 die Keiche; 4 Eile; 
5 Saurengen; 6 der Schneller (Schnellgalgen), öffentliche Schand- 
ftrafe. Objtdiebftal. 


32 Das Badenbrennen kam an Dieben u. ſ. w. zu Aug& 
burg Häufig vor. Senders Kronit 507: hat man 5 jhön 
Frauen durd) die Baden brennen. A. 1563 brannte der Den 
Ier zwei Falſchmünzerinnen, Schweitern auf die Baden, 1564 
widerfuhr das einer Falſchmünzers Gattin von Obergafthaufen. 
1525 und 1527 desgleichen Wiedertäufern. Gaſſer. — Handichrifil, 
Kronik 1634. 





rungen, Alem. Ztraficht S. 95, Mein Augso. 





33 Galgen auf den Rod nähen. Herzog Chriſtof ron 
Wirtemberg ließ dem über grober Untreu ertappten Amtskellet ju 
den 


Kirchheim einen Galgen auf den Rüden jeines Rockes nähr 
er öffentlich tragen müſſen. 





Bicks Negentenipiegel von 1602 S. 69. Maier im» 
Archiv Bd. 10 504 (1788) macht dazu bitterböſe Glo 






34 Aus Hohenzollerus Griminaljuftiz *). 1668. % 
gegen den Iljährigen Hirtenfraben Franz Schneider von R 
ſchwyl, in der Schweiz gebürtig, zu Laiz wohnhaft, wegen Ge 
und Tödtung jeiner Geſchwiſter. Dem Knaben wurden in 







warmen Bade mehrere Adern geöffnet und auf dieſe Were det 


Leben genommen. Der Leichnam wurde verbrannt. 


*) Mitteilungen des Vereins für Geſchichte und Wltert 
Hohenzollern. VI. Jahrgang 1873,74. Sigmaringen. Sam 
drud der P. Liehner ſchen Buchdrucerei. (v. Eugen Schnel ) 












493 


1774. Unterfuhung gegen mehrere ledige Burſche von Hart« 
haujen a. d. Sch. wegen Verletzung der Sittlichkeit durch Ein- 
dringen in fremde Häufer unter Benukung von Hakenſchlüſſeln und 
wegen Spreujtreuen von der Wohnung eines Mädchens bis zum 
Knechte des Pfarrers. . 

1675. Unterfuhung gegen Eliſabetha H. von Menningen 
wegen Ermordung ihrer vier Sinder. 

Urtel. „Ihr Leib ſoll mit glühenden Zangen und drei unter» 
ſchiedlichen Griffen auseinander geriffen, hernach foll fie ſammt 
einem Hunde, einem Hahnen, einer Schlange und einer Katze 
(fait eines Affens) in einen Sad geftedt, in das Waſſer ger 
worfen und ertränft, aljo mit dem Wafler vom Leben zum Tod 
geftraft werden.” 

1687. Unterfuhung gegen Jakob Sch. aus dem Züricher 
Gebiet wegen Brud der Urphede und wegen Diebflahl. Demfel- 
ben wurden die Finger abgehauen. 

1756. Unterjudung gegen Chriſtoph Sch. von Wolfen bei 
Kempten wegen Straßenraub und rechtswidrigem Verlauf eines 
Menſchen an die preußiihen Werber. Wurde enthauptet. 

1743. Unterſuchung gegen Anton 9. von Hopfenbadh wegen 
Bruch der Urphede und megen Diebſtahl. Derjelbe wurde zum 
Tode verurteilt, jedoch dahin begnadigt, daß ihm da8 vordere Glied 
der Schwörfinger abgehauen murde. 

1721—1776. Die Reparatur de3 Hochgerichtes und die 
Aufitellung eines Pranger3 zu Heiligfreuzthal. 

Die Hinrihtung wurde auf dem jogenannten Galgenberge 
vollzogen. Der in den 1830ger Jahren abgebrochene Galgen, der 
aus 3 gemauerten Pfeilern mit quergelegten Balken beftand, bes 
fand fih auf der Höhe und an der öftlihen Ede des Tannen 
wäldchens, welches vom Kloſter Gorheim zum früheren Exerzier⸗ 
plaße auf der Laizer Erget führte. 

Das Wäldchen ift jebt urbar gemacht und alle Spur eines 
früheren Hochgerichtes vertilgt. 

Im Jahre 1734 wurde der Galgen und Pranger zu Horn⸗ 
ftein wieder aufgerichtet. 


Ei 


Im Jahre 1745 wurde für bie fürſtlich fürftenbergiichen 
Scharfrichter eine bejondere Tracht vorgeſchrieben. 

Als ein Guriojum verdient noch das alte Herlommen auge 
führt zu werben, wonach diejenigen fremden Männer, welche nah 
BVeringenftadt einwanderten, und diejenigen dortigen Bürger, melde 
auswärtige Weibsperjonen heirateten, den Nadhtwächterdienjt uns 
entgeltlich verjehen mußten. 

Im Jahre 1711 wurde wegen dem abergläubijchen „Chrifiofiel- 
Gebet“ eine Unterjuchung gepflogen. 

In den Jahren 1654 und 1671 wurden Berordnungen er 
laſſen gegen herumziehende Leute, als: Citronenhändfer, Pomeranzen- 
händler (aljo wahrſcheinlich die unſchuldigen Tiroler), Walljahre 
u. ſ. w., welde an Thüren und Mauern eine giftige Salbe am 
ftreihen, aud) Brunnen und MWeihbrunnen in Kirchen damit ver- 
giften, ſowie allerlei Zeichen an die Häufer ſchreiben folfen, 
damit die Yeute, welche diefe Zeichen und jene Salbe wegtiicen, 
in wenig Stunden fterben müfjen. 

Dieje Verfügung gründete ſich auf eine Mitteilung der mir: 
tembergijchen Behörden, wahrſcheinlich aber auf Brotneid der Kaui- 
leute gegen die unſchuldigen Tiroler Händler. 

Im Jahre 1676 wurde Valentin Y. von Riedetäweiler wegen 
Ehebruch beftraft und zur Ausftellung bei der Kirche zu Wald mi 
einer brennenden Wachslkerze und mit einer Rute in der Kun 
verurteilt. 

Im Jahre 1764 wurde eine durch einen Musketier geich 
gerte Dirne zu Wald vor der Kloſterkirche daſelbſt ausgeitelit vr 
Anhängen der gewöhnlichen Schandzeichen und Aufickung 
Soldatenhui 

Im Jahre 1773 wurden über Gauner bejondere Beictä— 
bungen und Liſten angefertigt und überall hin verjendet (die Ver 
boten der modernen PHotographien). 















AUS Anhang zur vorftchenden Zuſamminſtellellung erfaubt he © 
Verfafer, von den Formalitäten für die verjchiedenen Todesarten au 
Griminal-Protofolle vom Jahre 1564 die Art und Weiſe, mic N 
dern zu vollziehen war, anzuführen. 














495 


Ueber einen Bagabunden, der geftohlen, angezlindet und gemordet hatte, 
wurde geiproden: „Daß der Nachrichter ihn nehme, ihn mit gebundenen 
Händen und Füßen auf die Schlaipfe (meiftens eine Kuh⸗ oder Ochſen⸗ 
Haut) lege, aud fein des armen Menſchen Haupt über die Schlaipfe auf 
da8 Erdreih bangen lafie, ihn jo an die gewöhnliche Richtftatt hinaus⸗ 
führe, dafelbft feine 4 lieder als einem Mörder mit dem Rade zu Smalen 
abftoße, nämlih am rechten Schenkel unter dem Knie anfange und ftoße, 
bis die 4 Glieder zum achtenmal abgeftoßen und gebrochen find; demnach, 
fo folches befchehen, ihn in das Rad flechte und auf das Rad einen Galgen 
made und des armen Menſchen Haupt mit dem Strid daran hänge. Her- 
nah fol der arme Menſch mit Feuer zur Aſche verbrannt werden.“ 

In diefem fpeziellen Falle wurde aus bejonderer Gnade geftattet, daß 
das Teuer nicht unter, jondern neben dem Rade gelegt und zu einem all: 
gemeinen Exempel angezündet werden folle. 

Eine Weibsperfon, welche nicht abfihtlich, jondern aus Fahrläſſigkeit 
ihr Kind getödtet hatte, erhielt folgende Strafe: Drei Sonntage nad) ein- 
ander mußte fie in der Pfarrkirche, nachdem der Priefter gepredigt hatte, 
mit einer Wachäferze, jo ein halbes Pfund wiegt, um den Altar gehen, 
nachfolgend vor den Altar knieen und laut 5 Paternofter, 5 Ave Maria 
und den Kriftlihen Glauben beten. So dieſes an den 3 Sonntagen be» 
ſchehen, folle fie folgends zu unferer lieben Frau nad Einfiedeln feren 
(reifen, wallfahren), allda ihre begangene Sünden und Miſſetaten beichten 
und büßen, von einem Prieſter die Ablolution empfangen und hierüber 
eine jchriftlihe Urkunde vor die weltlichen Richter bringen. 

Im Jahre 1434 wurden einigen Faljchipielern und Würflern „von 
Oberleit wegen“ die Augen ausgeftohen. Im Jahre 1442 wurden zu 
Conſtanz einige Falſchmunzer in fiedendem Waſſer gekocht. Sieh Dacher, 
geſchribene Kronik von Conſtanz, Ms. Nr. 646. der St. Galler Bib⸗ 
liothek. 

35 Geigenſtrafe. Puncto furti mit der Geigen und 
der Ruthen im Nacken vorgeſtellt Agatha Nadlerin 1730. Thann⸗ 
hauſer Strafakten: den 13. N. ward Anna Lichtenbergerin und 
Anna Holzböckin welche underweilen für ganze Nächt ſich in den 
Gunkelhäuſern aufgehalten neben Abſtraſung mit der Geigen 
jede noch 2 fl. zahle. 17. Ihd. 

In Augaburg famen liederliche Perjonen unter Oberaufficht 
der Amtsknechte in die Geige, dur die Gaffen geführt, wobei 


die Juftiz übende Jugend rief: Geig auf, Geig auf! 
Bergl. Augeb. Wb. 185b. 


496 


Guünzburgiſche Alten des Rathauſes 17. Ihd. bringen einen 
Fall. Wegen einer geftolnen Uhr fol das jortilegiihe Sib ge 
triben werden. Bei der Wirtin zum Monjchein ward ein Sib, 
bei Martin Ott ein „Schafficeer” entlehnt. Man verfügte ſich 
in Adam Fiſcher's Haus, um dajelbft das Sib zu reiben; des 
Nentmeifter® Bediente hielt es; die Schafjcheer wird darein ge 
ftedt und gings an: So wahr St. Peter und Pauf begraben 
ligt, jo wahr hat dieje oder jene Perfon (die mit Namen müſſen 
genennt werden) das entfrembete Gut. Bei mehr Namen Halfs 
nit, aber bei des Schneiders Namen ſchlugs ein. „So wahr 
St. Peter und Paul begraben, hat dieſer Schneider die Uhr ger 
ſtolen.“ (Aus Vexation geſchahs) Da ift urplöglid, das Sib von 
ſelbſt geloffen. — Angeflagt geftand fie, fie hab „von einem ber 
halmſchen Soldaten (Prach) gelernt“: „int fie zu ihrer woler 
dienten Straff andern aber zu einem Erempel mit der Gaig ſambt 
einem Sib durd) den Stattdiener ſowol in der Statt ai Vor— 
ftatt Herumgeführt worden und diß von Redtswegen.” 

Die markgräfl. badiſch-hachbergiſchen Statuten, Durlad 1510. 
©. 328 bejtimmen die Geige für Iedige unzüchtige Frauen: 
ſonen. Das Kranzabreißen der Braut ob zu frühen Beüch!ais 
wird ebenda ©. 329 geboten. 

A. 1694 den 21. Febr. ward zu Großbottwar ein Buride 
„welcher in ein Haus geichlupft” und etliche Bücher genom 
um jie zu verkaufen für Brot im größten Hunger „weilen er c 
halber Simpel in der Stadtknechts-Stube verſchloßen, dort a— 
halten, andern Morgens in den Ihurm gelegt und nach der Kirk 
eine Stunde ander Geige auf den Markt gejtellt.” A. 
den 11. April werden zwei Weiber wegen Hüner-Tiebit 
der Geige abgeſtraft. 


G. Rüblers 2. 
















Als zur Zeit des 3Ojährigen Krieges die Aebte der ic 
biſchen Klöſter Alpirsbach, Bebenhaufen, Adelberg und Mau! 
nebſt andern ihre chemalige Herrlichkeit gegen Wirtemberg ır 
auf furze Zeit grauſam auffriſchten, hat der von Adelbera den 
Pfarrer von Hundtsholz vertrieben. Der wirtembergiihe Ant 











497 


— 


mann in Schorndorf ſchritt ein und jchidte des Pfarrers Magd 
mit einem Schreiben an den bt, die ftellte e8 dem Pförtner zu. 
Darauf ließ der Abt das Mädchen aus dem Pfarrhaus gewaltfam 
holen und der Büttel hatte Befehl ihr die Geige anzulegen, was 
denn auch geihah. — Aller unterthänigft Anzaig und Bitt an die 
Röm. Raijerl. Majeftät u. |. w. 1641 4° (Stuttgart?) ©. 95. 


36 Geiftlide anf Karren. A.1477: „ein Helfer in Augs- 
burg den 6. März dur die Stadtfnechte mit Knoten an Händen 
und Füßen auf freiem Markt zu Hohn und Spott vor Mäniglich 
auf einen Karren ſchmieden und nah Dillingen führen laſſe.“ 

Malefiz Akt. bi. (Wittmann). 

Der Winkelprediger Joſt Höflih ward in Um an Pfingften 

1524 auf einen Karren geſchmidet und an den Biſchof nad Con⸗ 


ftanz gejandt. 
Keim Ref.⸗Geſch S. 32. 


37 Giegübel. A. 1731 den 23. April wird dem Herrn 
Burgermeifter beditten eine Schandbühne oder Gießübel auf— 
zurichten. Großbottwar. 

G. Kübler ©. 72. Zum Volkst. II 229 ff. wo von Rotten⸗ 
burg, Tübingen, Eßlingen, Biberach, Heiligfreuztal diejelbe An« 
jtalt auch gleiches Namens berichtet wird. Wbl. 3. Vollst. S. 34, 
wo die Erflärung fteht. 


38 Ning am Hals. Halseifen. 1477 Zeugenverhör. 
Steffa bedenjchlaher het ain eyfin ring am hals, der Hetti 
arten, howen, noßglogen, nepper und anders geftolen, den jtraft 
ein berrichaft zu fungsegg. Urgichtbuch Aulend. 152. 


Halseijen. Eine alte Güngburger Urphede lautet: „das 
difer gefangene N. öffentlich an das Halseiſen geftellt, ihme der 
bemelt Diebftall dem zu Günzburg hergebrachten Braud nah für- 
gelejen, folgendt3 mit Ruthen ausgehauen und des Lands ver⸗ 
wijen werden folle.” Der Rotweiler Rat ließ a. 1528 die neuen 
Evangeliihen „thürmen”, ihre Büchlein (Spreters chriſtliche In⸗ 
ftruftion 1527) durch den Henker verbrennen, mande Belenner 

32 





498 
mit Ruten fläupen, in das Halseijen Iegen, jogar hinrichten 
Keim Reform.-Gejh. S. 104. Weist. 4, 472. 3, 336. 

Anm, Der Scharfrichter (lietor); den das Stift zu Groimänfter in 
Zürich gu Fluntern hatte, war durch äufere Abzeichen bemertlich. Der 
Schlegel und das Beil Hieng in Witingers Hofftatt; ebendort war aud das 
Halseifen, vor dem Kronentor war eben der Chorherren Halsciien. 
Notizen über das Stift zu Orokmünfter vor ber Reformation von Br 
gelin Sohn. Mittlg. der Antiquar. Gej, II 121. 

Im Heilbronner Stat. R. 1549 wird für Aupler und Suplerinnen 
das Halseifen beflimmt und nachher folgt die Ausweifung BL. 69. 
Nah martgräflich bad. hachbergiſchen Statuten (1710) fommen ledige 
Vlutsverwandte wegen geſchlechtlichen Umgangs ins Halseifen. ©. 333. 

„Selig ſoll von feinem Herren jelbft ein annehmliches Onabenurtrit 
anhören, indeſſen einen ſeinen beſcheidenen Gaft in Beſcheidthun abgeben 
Der Fabian aber wird wegen feines gar zu großen Etceß Wurmbrand 
übergeben, daß er ihn erftlih an das Bacheraher Halseifen fl, 
und ſolange mit Heilbronner Römern durdarbeite, bis er garı 
fraitlos dahinfallend der Juftiz ein Genügen getan.“ 

Kunft über alle Künfte, ei. Köhler 196. 

39 An den Stof flogen. Die Augsb. Malefizaften bi 
merfen: a. 1615 den 31. Januar wurden 3 Verbreder ont 
Hauptet. Dieſe 3 find die legten gewejen, jo an den Stel 
auf dem Fiſchmarkte mit dem rehten Fuß geito 
und folgendes jagen müßen: Im Namen Gottes des Vaters, Ns 
Sohnes und des hi. Geijtes u. ſ. w. 

40 Auf dem Pflafter Inien. Anfangs der 70ger Sa 
des vorigen Jahrhundert? wurden, laut Bericht im Ardive 
in Yaningen einige Männer gefänglid) eingezogen, weil fie mel 
Nächte hindurch zur Verihaffung von Geld das jog. Ehriſt 
gebet, das den Aften beiligt, unter Rojenfranzabbeten acbzans! 
hatten. Der Hauptanführer mußte 2 Stunden Normittegs ver 
10—12 Uhr und Nachmittags von 2—3 Uhr „mit 2 
bobenen Händen frei auf dem Pflaster Inien.“ Prrl 
catum den 20. Sept. 1773. 

41 Schindmefier unters Kinn. A. 1462 we 
Krarmerzunftmeifter anf große Fürbitt der Gemeind a 
unter dem Grfer des Rathauſes allhier auf einem Stati 





























499 


vom Henker das Schindmefjer unter das Knie gejezt 
und er das Angejicht aufrichten müßen und ift alfo mit großer 
Schmach und Hohn unredlih gemaht worden. (Als Baus 
amtsporftd. 32 fi. unterjchlg.) 

A. 1478 ebenfalls ein Bedenzunftmeifter unredlich gemacht. 
Unterſchlagung. 

Ebenfalls ein Wilh. Hängenohr unredlich gemacht. 
Unterfchleif. 


42 Schellenbergen. Ich habe im Volkstümlichen IT 216 ſchon 
der nachfolgende Strafe gedacht. Unterftehende Mitteilung ftammt aus 
der badiſchen Geſetzesſammlung von 1803—1824. Bei Altwirtem- 
bergszeiten jcheint ganz beſonders der Wilddieb dem „Schellenbergen“ 
verfallen geweſen zu fein. Sieh mein Wol. 3. Vollst. 81. In dem 
oben angeführten Sulzer Gaunerbuche treffen wir S. 44 eine Marft- 
diebin, Ottilia „die zu Bafel habe ſchellenwercken müſſen.“ S. 

„die Ichielige Clara ſeye wegen Stehlens fchon in Baſel am 
Schellenwerdsfarren gelaufen.“ 

„Hiernähft folgt die Strafe des Schellenwerks, melde in 
einer durh das Lokal an Handen gegebenen dffentlihen Arbeit bes 
ftehet, die aber von gemeiner Arbeit dadurch unterjhieden ift, daß 
der Sträfling die erfte Zeit und zwar jo viele Tage als viele Wochen 
feine Strafzeit dauert, in Feſſeln, wodurch der Iinfe Arm an den rechten 
Fuß weitlos gefefjelt ift, arbeiten, au die Naht im Gefängniß zubringen, 
und daraus zur Arbeit auf» und abgeführt werden muß. Sie führt, wenn 
nicht beiondere Verordnung im Urteil e8 aufhebt, allemal eine körperliche 
Zuüchtigung am Ende mit fi. Sie fann aber auch mit doppelter 
Züchtigung, wovon alsdann die eine zum Anfang und die andere zum 
Ende gefdieht, und mit dreifacher, welde aladann zum Anfang in 
der Mitte und am Ende gegeben wird, erfannt werden, wo es die Bor» 
ſchrift oder eine im einzelnen Ball erforderlihe Schärfung der Strafe 
fordert. Sie wird nur gegen Mannsperjonen erlannt, und kann nie über 
vier Monate anfleigen. Ein Monat Schellenwerk gilt für drey Monat. 
Zuchthaußſtrafe oder für drey Wochen Kettenftrafe.“ 


43 Eſelritt. Das Ejelreiten, aber rüdlings, fam im 
alten Augsburg oft vor. Ein Gerfthofer Bauer, der ein Torra⸗ 
velin in der Trunkenheit überftieg und auf die Wache jchimpfte, 


500 


— — 


mußte z. B. auf Befehl des Stadtcommandanten vor der Haupt: 


wache rüdling3 „Ele lreiten.“ 
Sulmann, Geld. v. A. V 226. 


Für Die — ſollten aber die Uebertreter des Brot— 
ſatzes und Getreideanſchlags auf einen hölzernen Eſel auf dem 
Perlach geſezt werden. 


Ebenda III 

Den 3. Min 1682 ift wieder ein neuer Strafejel oder 
bölzerne® Soldatenpferd auf den Kälbermarkt gejezt worden, weil 
der alte Schimmel verfault war. 

Anm. Richt fern der Diepoldsgafle in Köln, auf dem Neumarkt, 
fand bis zur Ankunft der Franzoſen ein hölzerner Eſel, auf dem die 
Funken zur Strafe fiten mußten. Zu den Borderfüßen der Strafmaſchine 
war ein Brett mit einem Loche, die hölzerne Heufe genannt. Dieje ward 
den Weibern der Soldaten, die gleichfalls dem Militärgeridht unterworfen 
waren, als Strafe für ein Bergehen um den Hals gelegt. In der Rähe 
des Eſels waren mehrere in die Erde geihlagenen Pfähle, worauf die 
ftraffälligen Unteroffiziere eine Zeit lang ſtehen mußten. 

44 Berweifungen ins Elend, Zuflucgtwinfel. In Auge 
burg wurde a. 1509 einem Straßenräuber das Urteil verleen 
da3 Yand bis über den Rhein zu meiden. Malefizalten, 
Handſchrift. Auch in Hal fam ob Gottesläjterung ewige Per: 
weiſung vor. 

Die marfgräflid” badiſch-hachbergiſche Landesordnung „Land: 
recht, Durlach 1710“ ©. 327 verweiſt unzüchtige Weiber nach 
erſtmaliger Steupung mit Ruten und geſchworner Urphed „über 
die Donaw.“ Hilft es nicht, ſo ſollen ſie vom Leben zum Tode 
durch Schwert oder Waſſer gebracht werden. S. 328. 

45 Gegen Zauberei und Schatzgräberei. Das Verbrechen 
der Zauberei kann auch nicht weiter vorkommen, da man längſt 
von dem Ungrund des Beiſtandes übernatürlicher Kräfte zu Her: 
vorbringung jchädliher Wirfungen in der Ehriftenheit überzeugt 
it. Wenn demnach je etwas ich zutrüge, das dahin geeignet 
ichiene, und dem Richter vorgebradht würde, jo müßte e3 in Un- 
witjenheit, in Sinnesverwirrung, oder in Betrug feinen Grund 
haben, wo dann im erjteren Fall durch angemefjene Belehrung, 
im zweiten durch Einjperrung in Irrenhäujer den Folgen des Uebel: 





501 


vorzubeugen wäre; im dritten Fall aber das eintritt, was gleich hernach 
von Schabgräbern gejagt wird. Es ift nemlich jeit jener Gejekgebung : 
Ein anderes mit obigen Gaudeleyen verwandtes Uebel, 
öfter vorgelommen, das ift die Schaßgräberey. Dabei wirfen 
gewöhnlich dreyerley Perjonen zulammen. Die Rädelsführer, 
welche die Abficht haben von der Leichtglaubigfeit anderer einen 
Borteil zu ziehen, deshalb Nachrichten vom Daſeyn verborgener 
Shäbe ausftreuen, oder den Glauben daran rege machen, und 
die Kunſt fich beimefjen, ſolche mit Hülfe guter oder böfer Geifter 
zu heben; die Helfer3helfer, welde fi aus Leichtglaubigkeit 
und Gewinnſucht bethören laſſen, an den deßfallſigen Unternehs 
mungen mitwirfenden Antheil zu nehmen und die Schaßluftigen, 
welche blos ihre Leichtglaubigkeit mißbrauden laſſen, um für jene 
in Hoffnung auf den vermeintlihen Schatz Geld ober Geldeswert 
berzugeben. Letztere find wegen ihrer begränzten Cinficht, die 
ihnen ohnehin zum Schaden gereicht, mehr mitleid3wert al3 ſtraf⸗ 
würdig. Sie werden daher nur zu ihrer Beihämung in dem 
Strafurteil namentlid als Schagluftige unter Strafloserflärung 
aufgeführt, und ihr wirklich hergegebenes Geld wird dem Orts⸗ 
almojen verfallen erffärt. Die Mitfchuldigen werden zu einer ein- 
ftündigen Ausftelung mit der Aufſchrift: Einfältiger Schatz— 
gräber neben gleihem Verluſt des bergegebenen Geldwerth3 be= 
ftraft. Die eritere Klaſſe aber ift eigentlich diejenige, gegen welche 
die Strenge des Gerichts fi wenden muß; fie find völlig nad) 
den unten Nro. 47 Lit. b. vorfommenden Regeln über Verfäl⸗ 
ſchungen öffentlicher Urkunden, die einen Geldvorteil bezmweden, 
zu behandeln, nur daß außerdem eine zweiſtündige Ausitellung 
mit der Auffchrift: Betrügeriſcher Schabgräber der übri— 
gen Strafe vorangebt, auch die nach jenen Regeln verdiente Strafe 
verhältnigmäßig geihärft wird, wann Mißbrauch des göttlichen 
Namens mit unterlaufen ift, oder Entweihung heiliger Handlungen 
oder anderer Dinge, die zur Gottes-Verehrung einer im Lande 
verbürgerten oder geduldeten Religionsgemeine gehören *). 


*) Bolftändige Sammlung aller badiſchen Staats⸗ und Regierung» 
Hlätter von 1803-1825. Karlsruhe 1826. 


502 


46 Totenfopf geftolen, Strafe. Darin Gobler zu Ar 
pirsbach jdidte a. 1731 ihren Stiefjohn nah Schenfenzell um 
ein Stüd vom Kopf eines Toten aus dem Beinhaus durd) Ber 
mittlung der Anna Ihlin zu holen. Die franfe Gobfer wollte 
das Bein pulverifieren und einnehmen. Der Johann Gobler 
brachte einen ganzen Totenkopf nad) Alpirsbach. Die Unterjuhung 
hierüber geſchah in Wolfach: in vorfichender ſach puncto ablatae 
cervicis cadapherieae wird hiermit zu Recht: erfannt, daß bie 
Ihlin für ihr gottfojes Unterfangen dreimal 24 Stunden, ihr 
Töhterlin 6 Stunden, die Maria Gobler zweimal 24 Stunden, 
auf dem Haberkaften bei Waſſer und Brot abbühen; der 
Knabe Gobler Hingegen von dem Amtsboten mit einem Schilling 
Pf. und 12 Streich abgejertigt werden ſolle. Der Totentopf ward 
wieder ins Beinhaus zurüdgebradt. 

Dr. Frank in der Zeitſchrift für Freiburg. Geſch. und Alters 
thumskunde II 331. Oben I 115. 

47 Strafe für böſe Eheleute. In oberihwäbiichen Herr— 
ſchaften fam es chedem vor, daß jtreitige Eheleute zujammen in 
den „Dura“ (Thurm) gejperrt wurden. Sie befamen ein Meiter, 
eine Gabel, einen Stuhl, und was da3 „Fürncamit“ war, 
eine Bettjtatt. Tas half, probatum est! Dan jah nicht jelten 
beide aus dem Ihurm in größter Einigkeit ins Wirtshaus geben. 

In Memmingen war das Verfahren nichts jeltenes, zäntiisr 
Eheleute mit Einen Löffel cijen zu laſſen. A. 1624, den 13. 
Juli hat man 2 Eheleut, jo übel mit einander gelebt, in dat 
Blodhans gethan und mit Einem Löffel ejien laßen. 


Scorer 190. 

48 Der Datte fommt. In der Gegend von Balingen Hi 
ein Amtsort und Dorf, Pfeffingen, von dem man eine jeltiam: 
Gewohnheit erzäft. Wenn Eheleute zänkiſch leben, jo werden ie 
zur Nachtzeit durch einen jtarfen Stochſchlag an ihre Thüre, und 
den Zuruf: „der Datte kömmt,“ gewarnt und zum Frieden erinnert. 
Datte ift ein nur unter dem niederen Pöbel in Schwaben, 
bejonder® in dem Herzogthum Würtemberg, gewöhnliches 
das jo viel, als Vater jagen will. Den unfriedlichen Leuten 























503 





eine furze Yrift gegönnt, ih zu befiern, um dem Datte die Bes 
mühung, fein Amt an ihnen zu verrichten, zu erſparen. Fruchtet 
dieſer erſte Wink nichts, jo wird der Stocſchlag noch zwei oder 
drei Nächte mit Nachdruck wiederholt und der Zuruf verftärft. Trägt 
e8 ſich aber zu, daB auch diefes ohne Nutzen abläuft, jo brechen 
zween oder drei verfleidete, oder fonjt unfennbare Männer in das 
von dem Asmodi beſeſſene Haus mit Gewalt ein, und nun ge= 
ſchieht das, was vorhin an der Hauäthüre geſchah, auf dem Rüden 
der Katzbalger mit jolcher Energie, daß man des auf diefe Ope— 
ration erfolgenden Hausfriedens beinahe allemal mit vollflommener 
Zuverläfjigfeit verjichert fein fann. Man behauptet, dieje Sitte 
jei nit nur in diejem Dorfe, fondern aud in andern Yleden 
der dafigen Gegend eingeführt. Die Obrigkeit fieht durch die 
Yinger, und kann ji diefe Art von demofratifcher Verfügung 
defto eher gefallen laſſen, da ihr dadurch manche verdrüßliche Be- 
mühung, folche Eheleute vor Amt zu fordern, erjpart, und Die 
Abſicht doch, und vielleicht nad) beſſer, als durch Zureden des 
Geijtlihen, nad dem, als nad einem wehrlojen Mann, rohe 
Bauern ohnehin jelten viel fragen, oder durch die Strafen des 
weltlichen Richter erreicht; Hingegen auf diefe Weile der Proceß 
ganz furz und jummariih und zwiſchen vier Wänden abgetan 
wird. Der Wiederheriteller des Friedens verlangt aud) durchaus 
feine Belohnung für diefe Dienftleiltung, und Uneigennübigteit 


ift ja überall eine gute Sitte. 
Reife eincd Curländers durch Schwaben 1784. S. 182. 


Auf Grund diefer Mitteilung gibt Schulz, die Deutichen zc. Wien 
1807 11 194 ff. eine Beſchreibung derjeiben Sitte. 


Auch eines eigentümlichen im Zeller Stabe einheimifchen Ge⸗ 
brauches muß Erwähnung gejchehen. Wenn nämlich hier ein 
Zank unter Eheleuten mit Thätlichleiten endet und die Sache ruch⸗ 
bar wird, jo verjammelt ih Nachts in der Nähe des Haufes der- 
jelben eine Anzal Bauernburfche, die, wenn fie ungejtört bleiben, 
während etwa einer Viertelftunde mit Geißeln, welche mit guten 
Treibſchnüren verjehen find, ein Konzert aufführen, deſſen Mib- 
töne weithin fi vernehmen faffen. Die öfters eintretenden Pauſen 





504 
füllt einer der Bauernburfche aus, indem er in einen irbenen Topf 
unter feäftiger Anftrengung feiner Lungen Hineinftöhnt, um neben 
dem durd; das Geißeln der Peitſchen repräfentirten Verhalten det 
Mannes aud dasjenige der Frau dramatiſch Darzuftellen. Seh! 
der auf diefe Weife gekränkte Ehemann fid) gegen den ihm ange 
thanen Schimpf mit Drohungen und Scheltworten zur Wehre, de 
kümmern fi die Bauernburſche nicht darum. Kommi «= dem: 
ſelben aber in den Sinn, zum Prügel zu greifen und ihnen je 
zu Leib zu rücken, jo ziehen fie ji, um Unannehmlichteiten und 
Feindſchaften zu vermeiden, jo ſchnell als möglich zurüd. Dieje 
heimliche Gericht foll, wie ſich wohl denken läßt, nicht ohne wol 
thätigen Einfluß auf die ehelichen Verhältniſſe der Einwohnet der 
betreffenden Ortſchaften ſeyn. 

Rirhheimer Ob. U. 8 

49 Strafe mit der ſchwarzen Henne. Die Zimmerüce 
Chronit III 279 berichtet von einem gewiſſen Seßler in Norderi 
(Moöſſtirch), der „welt oder könnt nichts guets thuen (in der&he)‘: 
„er ſolte billicher brucder Engele haiſen wie man dieſelbigen 
leut nempt.“ —— „Es fam die ſach ſoweit, das die junge: 
ſellen das geſchrai, das über den Seßler gieng erfueren. win 
namen fie in uf ein hurdt, gaben im ain ſchwarze He 
in die rechten handt uud trugen in aljo von Nordart b 
Althain zu St. Pangratio, wie in aimer proceß. Da'elt 
Althain haben jie in die Firden getragen; do hat er d 
hailigen die ſchwarzen Kennen zu ainem opfer bringen 
damit ihm geholfen wurde. Die Hürde ift hernach etliche ı 
der kirchen lainendt bliben. Als das opfer verbradt, h 
in mit inen wider geen Nordorf in's würtshau 
vermaint die ſach gericht Haben. Aber es balf dem c 
man nit vil, die Arad font die Walfart mit loben.“ 

Anm. Ich ſtelle bicher eine Hochzeitſitte; Die Gejchichte ı: 
Huhn ſpielt hier auch uralt herein. Die Gemeinde Wat 
.daß wir ihn (Geiftlichen) ein Weib zu nehmen — ift auch night ı 
er hat vor vil Tagen, che fh die Aufruhr bei uns erh. 
uns ausgebeten mit ihm gen Hohenloh zu einem Jürg X: 


und ihm um deß Maid zu werben. Das ift zum mehr: 

































gen 




















505 


fcheben, aber nit fürtragen wollen. Auch jo bat er gedachts Lotters 

Hausfrauen gebeten ihm ein Huhn zu geben, das fie nit thun 

wollen, damit fie ihrer Maid kein Gejchrei machte, als folt fie einen 

Dfaffen genommen haben. Aber er, der Pfarrherr, hat den Werbern 

ſelbſt ein Huhn geſchenkt zu einem Schein, als jolt etwas an der 

Saden jein, das fie ind Wirtshaus getragen und darinn gegeßen.“ 
Yörg, Revolut. Ztalter 297 (16. Ihd). 

50 Berladung ver Gottes Gericht. inter der böjen 
Gräfin von Würben war der Dienfihandel in Blüte. Dabei 
Betrug über Betrug! Bot einer nad geſchloßenem Kaufe mehr, 
galt der erfte ſchon abgeſchloßene Kauf nichts. Einmal verlobte 
fi) Jemand mit der reichen Apotekerswitwe, kaufte mit deren 
Geld eine Amtmannsſtelle. Da bot ein anderer mehr; aber der 
Hauptläufer erhielt nichts zurüd als leere Vertröftungen. Er drohte, 
fie aber ließ ihm ob unlauterer Dinge einen Prozeß anhängen, 
dem er fih durdy Flucht entzog. Die unglüdlide Braut fam in 
Not und bat um ihr Geld. Erhielt nichts. In der Verzweiflung 
fchidte jie der Gräfin eine Vorladung vor Gottes Gericht, was 
zur Folge hatte, daß fie unter dem Schein des Irrſinns gefäng- 
li) eingezogen ward. Die Verzweiflung diftierte der Armen noch 
eine Vorladung, die fie dem Himmel zum Weberbringen überlicß. 
Dur den Geiftlihen Urſperger jcheint fie Hilfe befommen zu 
baben. 

Pfaff Miszellen 123 ff. 

In Haldenwang ließ Tr. Georg einen Schneider aus Ebers- 
bach enthaupten. Dieſer erklärte fih für unfchuldig und Jagte: 
fo lad ich dich Georgen trudfäfen und Georgen von Mindelheim 
vnd alle, die jhuldig find an meinem tot, daß fie da (in Joſa— 
phattal) erſcheinen vnd antwourt geben an meinem tot. Da hat 
herr Georg Trudjäs wiederum gejagt, er folle hinziechen er welle 
ime erfcheinen vnd des rechten fein. (Werdenfteiner Ehronif.) 

Iſt im Allgäu no Sitte. Ich ſelbſt weiß, daß im bayı. 
Dorfe W. der Pfarrer und Jäger lange in Feindichaft lebten. Als 
letzterer fterben jollte, ließ er erſteren fommen, empfieng von ihm 
die Saframente und Iud ihn, was ihren fpec. Streit belangte, ins 
Thal Joſaphat, was diefer annahm. Baumann. 


06 


5l Einer wirb geftraft, weil er fig für den Geifliden 
ausgab. A. 1712 ward im Waldkirchiſchen auf dem Hörnlinberg 
bei Elzach ein verbäditiger herumziehender Geiftlicher abgefakt, 
der nach Geftändnis zwei Jahre das Handwerk trieb: 40 mal 
predigte, 25 mal Meffe las, 52 mal Beicht hörte. Die Juriſten⸗ 
facultät in Freiburg beantragt Tod mit dem Schwerte. Obgleid 
die poena falsarii gemöhnlid nicht auf Lebensſtrafe ausgedehnt, 
der in der Beicht zugefügte Schaden auch nicht irr:parabel ge⸗ 
nannt werden fünne, weil nicht erwieſen, daß eines der Beicht⸗ 
finder inzwijchen geftorben, jo wird doc) auf die Todesſtrafe concludiert 
unter Bezugnahme auf Carpzov und die Analogie eines Betrügers, 
der den Kaiſer als angeblicher fremder Fürſt bejchwindelt hatte, 
indem ſich der Miffethäter fälſchlich als Vicarius Chriſti gebärdet 
babe. Der Delinquent dem Officialat in Conſtanz ausgeliefert. 

Dr. Frank in der Freib. hift. Ztſch. II 432. 


52 Galgenabraumen. 3. 1712 dato (12. Oktob.) hat 
man das Hochgericht alhier (zu Aulendorf) jo ruinos gefunden, 
das ſolches jchwerlich den Winter hindurch unzerjallner geblieben 
were, . . . als bat man die fäul auf dem boden mit einem ftarfen 
fuß aud) eine neue zwergkjäul machen laſſen . . . Vie handierf 
feut geflagt, das dieſe reparierung an irem handwerk nadteilig 
fein werde, wan nit zugleid) fambtlihe andere Maifterichaft jambt 
Knecht und gejellen allhiefiger chriamber zunfft bei dilfem Verl 
dabei erjcheinen und jeder etwas daran jchaffen oder anrühren 
jollte, al3 hat man nit ermanglet alle bandwerfäfeut der Herr: 
haft zu convocieren, mit welchen ſodann von jeiten der Herridalt 
Johann Manz, der Ganzleiverwalter Weftenvogt, Franz Joſef Melt: 
jon uns zu dem Hochgericht begeben, allwo un® die maiſter⸗ 
Ihaft gar und gar gefolget und da dieje dahin fommen, haben 
fie jelten den galgen machen, hienach al3 man wieder in voriger 
ordnung herabgangen, haben die zunftmeiſter vorgebradt, man 
werde ihnen Hoffentlich einen trunk angedenen lafjen, woryber einem 
jeden Meijter und gejellen, deren 91 waren, ein maß Wein und 


ein faible brodt angejchafft worden. Auld. Verhörprot. ©. 267. 
Dr. Bud. 


ON 





507 


Das Salgenabraumen geichah bei fürftlihen Einritten 
der Biſchöfe; die Leichname wurden begraben. Augsb. Wörterb. 
177 ff. 


53 Alte Sitten aus Gundelfingen. (Proteft. Zeit.) a. 
1622 ward eine Magd geftraft, die ein Kind in die Kirche mit« 
genommen, das gejungen und gelacht hat. 

a. 1598 mußten die Cenjoren auf's Schärffte anzeigen, wenn 
einer ins Papfttum (d, 5. eine Katholifin) Heiratete. 

a. 1619 mußten der Rat und die Zunftmeilter einen Res 
vers außftellen, daß fie bei Taufen und Hochzeiten nicht mehr über 
Feld geben wollten bei hundert Thaler Strafe. 

a. 1660 wurde viertelmeije in jeden Haufe der Stadt an⸗ 
gejagt, wer die Kommunion empfangen muß. 

a. 1618 und 1620 wurde ein fürftlicher Befehl erlaifen ob 
der gefährlichen Zeiten alles Spiel, Eſſen und Trinken einzuftellen, 
die Betftunden zu beſuchen, die Falttage zu halten und Beicht und 
Sommunion zu gebrauden. Die Nadhläjfigkeit wurde ftrenge ges 
ftraft. Der Pfarrer erſchien felbft im Verhör. Der Schulmeilter 
von Bachhagel mußte abziehen. 

a. 1599 wurde ein Schäfer um zwei Thaler geftraft, weil 
er jeinen Hund, der einen Hajen fieng, nicht geprügelt. 

a. 1677 (!) wurde ein Hirt geftraft, weil er nicht verhindern 
tonnte, daß ein Wolf cine Gaiß biß. 

a. 1609 ift dem Holzwart zu Obermedlingen befohlen wor» 
den, feinen Hund zu prügeln, da er mit diefem einen Haſen ge⸗ 
fangen. 

a. 1618 wurden einem, ber nichts als Schulden und Kinder 
batte, die MWirtshäufer, liederlichen Geſellſchaften, Spielen und 
Müſſiggang unterfagt. 

a. 1631 war ein Pfarrhof zu Untermedlingen und ein eigener 
Pfarrer. Es gieng jehr ärgerlih im Pfarrhofe zu mit Saufen, 
Zangen, weöwegen der Vogt Hagte. Der Pfarrer dagegen klagte 
über den Vogt, daß derjelbe fein Kreuz mache und fonft wenig 
in die Kirche fomme. 





508 


1700 waren zu Untermeblingen 28 Tabakraucher, in Peterd 
wört 29, in Bachhagel 42, in Burghagel 31, in Landeshaujen 
18, in Gundelfingen 30. 

In der Lauinger Apotheler - Ordnung von 1618 wird 
unter anberm, was man alles haben fann, auch »Granium 
hominis suspensi praeparatum« „gewehre Hirn 
ſchale von einem gehenften Menſchen bereit,“ aufge 


führt, 


54 Rechtsbrauch im Maerkte Thannhanfen. Im 17. Ich 
Hundert noch war es zu Thannhaufen, dem alten Reichsmartie 
im Mindeltale, Herkömmlich, Die Gefangenen an den Ofter-Pfingite und 
Weihnachtsfeiertagen zu den Ihrigen heimferen zu laffen gegen 
Abnehmung des Schwures, daß fie nachher wieder in ihre Saft 
zurüdferen. Kerte einer nimmer zurüd, jo wurde die Adıt über 
ihn ausgejproden. Sp z. B. durfte der untere Müller von Thann— 
hauſen der ſich a. 1646 im Gefängniffe befand am hi. Titertas 
nad) Haufe gehen: des andern Tages jtand er wieder ein un! 
meldete jid) beim Pfleger allda. 


55 Auf dem Kirchhof Kegel fpilen muß eine beion 
Liebhaberei geweien fein. A. 1692 den 16. März wird 
Geſellſchaft junger Bürger, welche, obgleich die ſchon jeit 2 Je 
verboten geweſen, auf dem Kirchhof zu Großbottwar 
haben, jeder um 5 Schilling bejtraft. 

8 Nuibler 2. wi 

56 Wilddiebftrafe. it eine altherfömmliche rantı 
in Schwaben Wilddiebe oder Holzdiebe an einen Waldba 
binden. Im Reichsforſt Schönbud), in Ertingen ganz a 
Vorkommnis *). 

















) Bergl. wie man vm Diuf vnd Raub ſchub ſchiede— 
ſchup fürt, der jol ein des gewalt der im daz gut geben hat 
er bins; im geſchworen ift. Iſt daz er dem ſchub entweichet. 
pinden an jeinen Aſenpaum ob er einen hat oder an 
nagel. Rechtb. v. 1332 Weitenr. Bir. VII 63. 











509 


57 Aus der Zeit des armen Konrab und bes Bauerns 
Iriegs. Der Gaiß Peter aus Beutelsbach, ein aufgewedter Kopf, 
verſchuldet, böfer aufrührerifcher Zunge, nahm gelegentlich ber a. 
1514 auögejchribenen Capitalfteuer in offner Verfammlung auf 
freiem Felde eine Schaufel, zog damit einen großen Ring umd 
rief, jelbft darinn jtehend: „der arme Konrad heiß ich, bin ich, 
bleib ich, wer nicht will geben den böjen Pfenning, der trete 
mit mir in diefen Ning.” Bei 2000 Bauern folgten ihm. 
Das war der erjte Schritt womit diefer „Konz“ als Widerpart 
der Regierung auftrat. — Als hernach die Verbrauchäfteuer, 
welche man zuerft bei dem Fleiſch probieren wollte, in Anmwendung 
fommen jollte, flug der „Gaißpeter“ vor, mit dem verringerten 
Gewicht die Wafferprobe zu maden: „ſchwimme es oben, 
folleder Herzog Recht haben, finfe es unter, ſo haben 
ſie Recht.“ In der Rems, beim Weg zwiſchen Großheppach 
und Beutelsbach, „in der Waage” (Wäg, vögs got. gurges) heißt 
der Platz, fand die Probe ftatt: das Gewicht jank, der Bauer hatte 
Recht! Dieſes Geriht ward noch an mehreren Orten des Rems⸗ 
tales mit entſchieden günjtigem Erfolg für die Bauern abge- 
halten *). 

Vrgl. G. Kübler, Chronit der Stadt Großbottwar 1861 ©. 12 ff. 


Anm. Der Verfaffer der „Neuen Wirtembergifchen Briefe“ v. 1797 
und 1798 ohne Drudort 1799 S. 8 ruft aus: ift daS (als ich bei Waib⸗ 
lingen vorübergeflommen war) diefe Rems, in welder vor drei Jahrhun⸗ 
derten der jchlaue Aberglaube Herzog. Ulrihs (!) neues Gewicht eine 
Probe im Schwimmen maden ließ? 

Drol. ©. 3. Webers Deutſchland 2. Aufl. ©. 247. 

Als der befannte Bauernhauptmann (genötigte) Feuerbacher 

von vier Bauern gejudt, von der rau verftedt und nicht aufge- 


*) Als Kleidung hatte der Baikpeter einen weikleinenen Bauernlittel 
und einen grauen Filzhut. Auf dem Fähnlein war ein Eruzifir auf 
blauem Grunde, vor demfelben ein Iniender Bauer; die Umjchrift Iautete: 
„der arme Conrad.” Anfangs fcherzten die Bauern von ihren Bütern 
zu Nirgendsheim und auf dein Hungerberg, von Keinrat u. |. mw. 


510 


funden ward, ſchrien die Kerle der Feuerbacherin drohend zu: 
„Er muß ber, er muß zu uns auf den Berg (Wunnenftein);; jagt 
ihm das, oder er foll ſeines Leibs und Lebens nicht ficher jein; 
wir wollen ihm einen Pfal vor'3 Haus ſchlagen und 


ihn preis maden aller Welt.“ 
G. Kübler S. 25. Voller. II 189. 193. 


58 Uneheliche Kinder. Cine Augsburger Chriftlihe Er- 
mahnung „das den vneelichen Finden zuo irer Leibsnarung un 
billicher weis bis Hieher Lernung der Hanndtwerk, Einfommung 
der Zünften und Bürgerrecht aufgehalten werden,” Anfang 16. 
Ihd. beffagt ſich „So ain lediger Gejell außer der Ee ain find 
erzeugt, jo will er fein rhuom haben, wirdt von Niemand ala 
leichter oder unerlicher Gejell gehalten, ſunder zu allen eeren zuge 
laßen; aber jold fein Kind fol von wegen da3 es jein PVatter 
uneelich erzeugt fein Leben fang zu keinen eerlihden Sachen werden 
zugelaßen!“ 

Dazu jtimmt der folgende Satz: 

„Aber die unehelicden Kindfein haben wenig Glücks und Segen: 
von Gott und fein auch vor der Welt gemainflich zu alleriey ehr: 
lien jtenden untüchtig.“ 

Brandend. Nürnb. Kinderpredigt 1533 (Petreius). 


59 Schulftrafen alterer Zeit*). In älterer Zeit liebte 
man in Schulen jo bei. in Saulgau, folgende2 Strafverfahren 
ftrenge zu handhaben. 

Auf ein c. 1Y/s‘ langes und ebenſo breites Brettlein, gehobelt, 
malte man einen ziemlih die Fläche einnehmenden Ejel. Der 
ward jo aufgehängt, daß ihn alle Schüler fehen konnten. Unter 
allerlei Strafen, die man dem faulen oder unartigen Schulfinde 
anthat, ward im Nu nach Uebereinfunft des Herrn Satecheten 


*) Vergl. Kriegt ? 104 ff. In lat. Schulen Asinus Lupus u. |. w. 
Die Rute war da8 instrumentum universale. 


u \ 





511 


— 


und Lehrers das Eſelanhängen oder Eſelheimtragen ver— 
fügt. Sogar die Juſtiz übende, ſpöttiſche Mitſchülerſchaft begleitete 
den oder die Arme von der Schule bis zum Hauſe. 

Dieſe beſchimpfende Art und Weiſe des Strafverfahrens hatte 
manches Unliebe und Unpädagogiſche zur Folge. Haß beſonders 
äffiſch liebender Eltern gegen den H. Lehrer und Abſtumpfung 
des Ehrgefühles der Kinder. 

Eine andere Strafe war das Knien auf einem ſpizigen 
Scheiten d. h. auf einem ſchneidenden Rande des Holzes. Ein 
etwa 4’ langes und 4’ dickes Holzicheit harten Schlages auf 2 
oder 3 Seiten glatt abgehobelt und ſcharf abgelanntet, meſſer⸗ 
- Mingenartig. Fruchteten andere Strafen nicht, jo fam diefe als 
die wirfjamjte. Mehrere Stunden auf einem ſolchen ſpitzigen Holze 
fnieen war furdtbar jchmerzli und des öftern geichah es, daß 
ein Kind blutrünftig oder unbeweglid; ward und kaum mehr heim- 
gehen konnte. (Bon alten Schullehrer Stegmaier in Saulgau.) 
F. X. Bronner in ſ. Leben 147 erwähnt das ſog. Sped: 
-tämmcrlein. 

Anm. Daher ift an vielen Orten gebräudlich, dab die Schulkinder 
des Winters täglich ihr Anteil Holzes unter dem Namen Scheitholz ſelbſt 
berbeibringen. Da die Echullehrer zum Teil jehr darauf jehen, daß der 
Beitrag nicht zu gering einfalle, jo laden auch kleine Kinder manchmal 
Raften Holzes auf, womit fie bei Blatteife oft dahinftürzen. Arme Elteren 
müflen fi oft daS zu Haufe bendtigte Holz abziehen, oder behalten ihre 
Kinder gar zu Haufe: weßwegen diefer Unfug in Badifchen Landen durch 
ein bejonderes Decret vom 17. Mai 1754 ganz aufgehoben und befohlen 
worden ift, „daß zwiſchen den Echulmeiftern und Gemeinden jämtlicdher 
Didcefen, bei welchen das Holztragen der Kinder annoch üblich ift, ein 
Vergleich, nach welchem jede Gemeinde ihren Schulmeiftern, flatt des von 
ven Schulkindern betrageneu Brennholzes, eine gewiſſe hinlängliche Can» 
tität deſſen, zu bendthigter Einfeuerung der Schulftuben, järlih zum Beften 
ihrer Kinder liefern und abgeben möchten, getroffen werben jolle *,. Frank. 


*) Gerftlader, 1. c. T. 1. S. 179. So fol fih aud kein Schul: 
meifter unterftehen, die Schulkinder während den Schulftunden zu feinen 
eigenen Geſchäften, als Verſchicken, Holz: und Waflertragen und dergleichen, 


——— 


Wie viel mehr muß alles dieſes geſchehen, wenn man, mie von 
mehreren umvernünftigen Schulmeiftern geſchieht, eds» bis ſieben 
jährige Rinder auf ein ſcharfediges Scheitholz manchmal eine halbe Stune 
tnieen laßt, und muß nicht hiedurch zu Entzündungen des Stmiegelentet, 
zu dem Gliedſchwamme und dergleichen mehr, Anlaß gegeben werben*jt 

Man hat aljo endlid) angefangen, allen diejen Unfug einzufeben und 
diejer Einficht hat man verſchiedene menſchenfreundliche Verordnungen ze 
danfen, von welden ich die SKurpfälzifhe vom 16. September 1766 
zum Beijpiel einſchalten will. 

„Nachdem vielfältige Klage Über das harte Verfahren deren Shuk 
meifteren gegen die Schuljugend, befonders wann fie ihren Eltern ge 
Häßig, eingefommen, ſich auch in der That ergeben, daß verſchiedene Kinder 
mit Stöd und Fauſten fo erbärmlich gejdlagen worden, ba man zu 
deren Rurierung Chirurgos adhibiren müfjen.“ 

„WS hat das Oberamt N. N. denen indeſſen Bezirke fich befinbenben 
Scufredtoren und Schulmeiftern, sub poena cassationis zu verbiethen, 
die Schullinder weder mit Stöd noch Wäuften, jondern lediglich mit 
Worten, oder Flatieren, und wo es nöthig, mit Ruthen zu beitrafen.” 
Mannheim den 16. Scptember 1766. 

Veter Frant IT 565, 


Andang. Shmähungen ſowohl ſchriftliche oder durch den Drud 
verbreitete d. i. Pasquillen als mündlich ausgeftogene, werden in der 
Regel nicht mehr peinlid) fondern blos bürgerlid) beftraft ; es wäre dann, 
daß fie wider Obrigfeiten, oder von Kindern wider ihre Eltern, von 
Pfleglindern wider Pfleger ausgeftoßen und ſehr gröblich waren, d.h 
ihnen peinliche Vergehungen zu Laſt legten, wo alsdann die Sad: ihärtr 
genemmen, und nad Ermeſſen des Fals bis zu halb jähriger Zuchthar— 
ſtrafe hinangeſchritten, auch der Verbrecher den Eltern oder Phegerr 
den Knieen Abbitte zu thun angehalten werden muß. 
Bad. Geſezesſammlung 1803-2. 
11 Weistümliches u. ſ. m. 


1 Der Happich **). „Es Hat jegermelte Gajtennogte 





zu gebrauchen. Weftättigungs-Refeript der zu Pforzheim und St 
geführten Schulordnung, vom 30. December 1768, $. 10. 

*) Gleichfalls ift den Schulmeiftern nicht erlaubt irgendtinige Kr 
brecher auf ſpihiges Holz Inieen zu laſſen, als wodurch fie an ihrer Pr 
jundheit Schaden Leiden. Sam. Badiſcher Verordn. IB. &. ie. 

) Mit diefem Weistum haben wir zugleich die Beitätigung, NS 











513 


Ehur ain folliden brauh und ain folliche gewonhait, das alle 
jar ain bifhoff zu Ehur feinen kaſtenvogt mit ainem happich 
verehrt, wie nun follid ampt an herzog Friederichen von 
Schwaben Ihomen, ward im. järlih gen Rotmweil, in die ftatt 
geihidht, zu denen er ain fundern gnaigten gnedigen willen trug, 
umb des millen, das die burgerſchaft dafelbft vor jaren ir leib 
und guot zu dem römifchen könig Konrad, dem dritten diß namens, 
der diſes fürften andere brüder geweſen, jo newlich gejeget wider 
faifer Lotharium.” 1190. 

„Sunft hat herzog Heinrich des römischen kaiſers anderer 
bruder herzog Eonraden von Schwaben die kaſtenvogtei über das 
bisthumb Chur ſampt der verebrung des happichs — den 
jährlih8 der Schulthaiß der Stadt Roweil empfieng, zu leben 
verliehen.” 

„Wie aber dieſer fürft Herzog Fridrich hernach wider die 


Rotweil ſchon im 12. Jahrh. einen Schultheiß hatte. — Langen jagt 
©. 68: „Als Friederih Barbarofja den Bilhof Egino von Ehur zum 
Fürften des Reichs machte und dem Stifte viele Privilegien gab, jo über: 
trug dieſer Biſchof dagegen dem Sohn des Kaijers, dem Herzog Friede⸗ 
ri, die Kaſtenvogtei über das Stift Ehur. Nun war e8 gebräudlich, 
daß der Biihof von Ehur dem jeweiligen Kaſtenvogt alljährlich ein Feder⸗ 
fpiel verehrte, und fiel diefe Verehrung laut Urkunden dem Schultheik 
von Rotweil zu (als des Reichs Amtmann). — Das Rotweiler Schult⸗ 
heißenamt war aljo urjprüngli Hein ftädtifches Amt, fondern ein 
fatferliches: der VBürgermeifter leitete die ftädtifchen Angelegenheiten. Bei 
Ratsfigungen ſaß der Schultheiß unten gegen die Thüre zu; der Bürger: 
meister hatte den Borfit. Später find beide ſtädtiſch. A. 1546: Der Bür- 
germeifter joll Tünftig nicht mehr bei der Thür figen, jondern an der oberften 
Stelle, dem Schultheiß auf der rechten Seite. Das Schultheißenamt lößte 
a. 1401 die Stadt von 8. Rupredt aus; e8 war alfo von da an ftäd- 
tifeh und dauerte auch) neben dem Bürgermeifteramt fort; bejonders han⸗ 
delte e8 beim Stadtgeriht Straffälle ab und nahm Appellationen von 
Ratsheichieden an. Ganz ſpäter blieb dem Schultheikenamt nur nod die 
Erledigung der Gantſachen. Der Bürgermeifter hatte die Straffälle. Beide 
wechſelten in der Regierung jährlich ab. 
38 


"514 


ungleubigen mit jeinem her vater dem kaifer ziehen willens, ad 
er auch thet und Taider dahinden blieben, ſchentel er zubor 
dem jhulthaifien gemeiter flatt und allen jeinen nachtommen diele 
herrlichtait oder gerechtigkeit des happichs, dem jmr 
vorgendts jars die bijhöf zü Chur geben haben.“ 

„Und wiewol nad) abgang herzog Fridrichs dieſes lehen der 
eaftenvogtei zu Chur au herzog Conradten von Schwaben jeinen 
anderen brüder gefallen, darnach am Herzog Philippen II, ſo if 
doch der hHappid) allwegen dem ſchulthaißen zu Rotweil als des 
reichs amptmann blieben und järlich geben worden.” 

„Es hat aud) biſchof Hainrid des tömiſchen Kaiſers anderem 
brüder, herzog Gonradten von Schwaben die caftenvogtei über dat 
bistum Chur jambt der verehrung des happichs, dem järlids 
der ſtattſchulthaiß zü Rotweil empfieng, ze lehen verliehen, gleiher 
geftalt wie vor ime weiland herzog Friedrich von Schwaben jellic 
Ichen von jeinem vorfahren Biſchof Egino auch empfangen 
habt.“ 

„Diſes herfommen des Churerihen happichs hab ih — 
verjtandt Herr Hans Conrad Hettinger jo lang zeit gemainer ſtan 
Rotweil ſchulthaiß und burgermaijter gewejen — es in ain buod 
geihriben, das der wolgeboren mein junders gnediger herr Graf 
Wilhelm und Wernher von Zymbern mit jeiner hand geichriben 
— „darinn fie etwann bis der boft mit ainem happich aber 
fertiget mögen werden, um gedult bitten.“ 

(Aus den Ratsprotofollen von 1580 an.) Dur 
pid zu Ghur. 1580. „Uff aberm. überjgiften happic 
und darbei gethonen des biſchöflichen hofmaiſters zu Chur iihreiber 
weil derjelb abermals als zum federjpil untauglich üdericitt, © 
die antwurt, das uff fünftig jar zuo gebürender zeit us der ain 
ſpenniger oder ain anderer, dem joliches federſpil befant br 
neben ainem ernſtlichen ſchreiben, daß man fürhin solid 
tauglichen Happid) anzunemen nicht gemeint, jondern jolich 
für aine geringe verachtung auſnehme.“ 

a. 1585. „Petr episcopus von Chur entihuldiger NE 
der Lieferung dreyer augjtendiger happich, das Ihre Gnaden d— 



























515 


felbige vor der Zeit zu handen gebracht, daß fie aber meitter nit 
thun mit dem erbüetten vff zufünftigen 86 Jahr 4 happich zu 
Lifern, ift decretiert, daz ime, biſchouen wiederumb mit allem ernft 
zügeichriben, daß die anerborne happich mit alfo [under 
geheupt, mit dem gejchell und ganz geclaidt vf künftig jar end» 
lich uns dieſelbige züzejchift werden.“ 

a. 1599 becretiert Montags vor Petri und Pauli: „daß 
man den happich zu Chur wieder erfordem und ain potten 
abordnen joll.” 

Zinftag3 nad Ulrici den 8. Julil6038: „beidhloßen 
den bappich altem gebrauch nad) zur Chur zu erfordern und ab- 
bolen zu laſſen.“ 

Donnerftags den 28. Auli 1605: „befohlen worden, 
daß der habich zu Chur abgeholt werde: doch gar 
abgetragen und mit dem clait wie fi gebürt be= 
bengt jei und nit ain neftvogel wie zuvor gewejen.“ 

Donneritag den 18. Monatstag Augufti 1605 de- 
eretiert und beſchloſſen: „daß bei ehendifter gelegenheit an den 
Herrn Biſchof zu Chur wegen des Habichts ein Schreiben folle 
verfertigt (erden), darinnen vermeldt und angezogen werden, 
welcher gejtalt ein abgetragener Habid mit Gläut, Ge 
ſchüech und andrem jolle gejtattet jein, aber weder heuer noch 
vorigen Jahres aljo überfchiedt worden; deromegen er, Herr Bijchof 
alter gerechtſame meitläufig zu berichten mit dem Anhang: wo 
binfüro wider verhoffen die Lieferung, wie ſich gebührt, nit er⸗ 
volgen würde, man verurfacht werde, ſolches an gehörigen orten 
anzubringen.” 

Zinftags deu 18. Juli 1606 befohlen: „daß ein 
Schreiben an den Herrn Bilchoffen zu Chur umb Lieferung eines 
abgerichten abgetragenen mit dem geleut wolbehengten Happich 
verfertigt werde.“ 

Den 9 Juli 1614 befohlen, „daß Ihro Gnaden dem 
Herrn Biſchoffen zu Chur umb den Habid) zugefchriben werden 
jolle.“ 

No bis in’8 Jahr 1630 gehen diefe Beichwerden fort. 





516 


Die Urmbrufterbücher haben dies Weisthum ebenfals; 
aber nichts, was nicht aus ben Urkunden hier auch bekannt wärt, 
Im Stuttgarter k. Staatsarchiv ift ebenfalls ein Aftenftüd, den 
„Habicht* betreffend, das faft wörtlich unjere Mittbeilungen ent 
hält und das v. Langen gleichlautend in feinen Beiträgen gibt. 

Die Zimmeriſche Chronif IT 73; „in unfer Tandtsart ift die 
ftatt Rotweil ſchuldig dem biſchof von Chur jarlichs aim fperber 
zu ſchicken.“ 

Anm. Die Andeutungen zum Gugheimer Weisthum v. 1544 von 
Wilmanns, Herrigs Archiv Bd. 47, 297. 


2 Ein alter Gerihtsfammelplag. Die Zimmeriihe 
Chronit berichtet I 13: „Umb dife Zeit Kaifer Oktonis, des dritten 
des Namens, haben Urslingen, Zimbern, Nederburg gen Epien 
dorf pfarren follen, wie dann dife drei Herjchaften, die Herzogen 
von Urzlingen, die Freiherren von Zimbern und die Herren von 
Nederburg, die ih acht ires herfommens grafen von Sulz gemeien, 
in einer nehe, nemlidy ein meil wegs, ainander gejefien fein, daher 
noch bei den Alten in jelbiger lantsart ain gemeiner leimedt, 
das vor vil jaren bemelte drei Herrſchaften oder Geſchlechter, da 
fie mas Nötigs zu handeln gehapt, jeder tail mit etlichen jeinen 
den nechſt gejefienen Iehenfeuten vom adel und vertraten bei aim 
Bronnen genannt . . . unfer Epfendorf oder Wintersgeiten in 
ainem benannten Hof daſelbs zujammen fomen, dajelbit jre ſachen 
und geſcheften mit dem wenigſten uncoften verrichtet und hab irer 
jeder gemainlich ain flejhen mit wein, air, ſchunken oder iorit 
mas von falten brates mitbringen lajjen und nad verrichten ge 
ſcheften und beſchehener Collation jeder gegen Abend wider in ic 
Behaufung einfert. Zu unjer Zeiten kunden wir uns fo nat 
nit behelfen, jonder man muß ainandren in die großen ſiett ver 
tagen.“ 








3 Ein freier Markt in Oberndorf. „Johannes 
ſich umb hilf und rat bei denen vom adel, bevorab aber im I 
Schwaben und denen im viertel des Neders und Schm 
worben. Danit aber ſollichs deiter mit minderm argwon zu 














617 


ließ er a. 1502 ein freien markt geen Oberndorf außriefen. Dahin 
tam ein groſe anzall vom adel außer der ganzen Iandtsart, auch ſonſt vil 
erlider leut. Da ward im von den merertail und fürnembften vom adel 
hilf und befürberung erfent und zugefagt, wie fie dan auch hernach daB 
getrewlichen vollftredt und gelaift haben. — Was nun die gebreud uf 
dem freien markt geweien, daß ift noch wol zu erfaren. Aber zu wiſſen, 
als die alt fraw, die grevin von Dettingen, von irem fon, herr Johannſen 
Wernder, der abentheur zuzuſehen, auch uf das rathaus zu Oberndorf 
gefiert worden, hat der vetter vom Stain erfaren, daS die alt zerbrochen 
ſtiffel angehapt, ift er ir zu bosheit und zu aim ſchimpfboſſen uff die 
ſtiffel gefaren — alfo hat es ain braud am freien marft — und dieweil 
fe zuvor fi von den richtern nit, wie gepreuchlichen, geleviget, hat fie 
die Riffel in ainer nebenftuben abziehen müden und erſt darnach wider 
Iehen megen. Dergleihen abenteurn und ſchimpf fein dozumal vil alda 
fürgangen. 

Erftlihen würt der frei marft durch den ſtattknecht offenlidden in 
der kirchen verrüeft, daS von ainer herrichaft daſelbs folcher Freier marft 
uf dem rathaus ſechs wochen und drei tag gehalten werd und der folle 
menegelichem zu geprauchen erlaupt fein. — Hernach gaat man nad mit- 
tag uf das rathaus. Daſelbs laft die herricaft ein befondern ſchult⸗ 
hHaifen und zwelf richtere uß der gemaindt und fainen uß dem rat, aud) 
ainen fondern gerichtsfnecht jegen und ordnen und tägligen, wenn man 
- auf das rathaus fompt und die gewonlich zech auß und fürliber, pflegt 
man gericht zu halten und iſt der gerichtöfnecht zu verliefen, der herr. 
Schaft freier marft feie offen. Zu dem würt au ain bader- 
büetle davornen über den ehrtifh an drei Fäden, gleichergeftalt wie ain 
wagichüfiel, in der ftuben ufgehenft und welder zu der ftubentür hinein» 
geet, der mueß fein hüetlin zuvoran abziehen, mit unbebedten haupt hinein- 
geen und ain häller zwijchen den zwaien mitlen fingern, das ift inter me- 
dium et annularem haben und ine vor ime inhin pieten, darzu ſprechen: 
„Erihreden nit!” auch fi gegem baderhüetle naigen und verner jagen: 
„Da freie ih mich gegen meinem gnedigen herren dem fünig (dann das 
ufgehentt baderhüetle würt „mein gnediger herr der künig“ genannt) mit 
ainem marf filbers, den haller hiemit ins hüetle legend; darbei vleifig 
acht nemen, das er daS hüetle oder den faden, daran es hanglt, niendert 
berüere. Und welcher fi alſo dermaflen, wie gehört, befreiet, der ift, fo 
lang er in der fluben bleibt frei; als oft aber ainer heraus geet, und 
wider hinein will, der mueß fich allewegen obberichter mafjen widerumb be⸗ 
greien. Wann aber ainer in berüerte ftuben geet und ains oder mer ob» 
erzellter ceremoni, als mit reverenz des künigs oder in ander weg über⸗ 





518 
ſchreit und mit erftatt, jo hat alsdann ber nechft, melden fuft madt je 
fragen, ob der herrſchaft freier markt offen jeie. Antwurt der ſchulthath 
ja. Darauf nimpt der, jo clagen will, ain fürjpredien und ratgeben, 
clagt zu dem, jo die unzucht begangen, wie das er jein gnedigen hexven, 
den fünig entunert u. |. w. mit böfter form, als man mag. Dernhalken 
fart er ime mit feinen gueten guet; und nimpt etwas an feinem lb, 
«8 feie huet, roch, wammes, hoſen, girtel, gewehr u. w. ober ain figends 
ftud, ain ader, wis, garten, haus oder hof und nennt daſſelbig uf jein 
guet ; aud) nent er das, darauf er ainem faren will, ain guet, als axem- 
pli gratia: ih Lorenz clagte zu Steffan umd jagte darbei: id) far mit 
meinen gueten guet, namlichen mit meinem rod (und zuge denjelben ab) 
dem gemelten Stefjan uf fein guet namlihen Hojen und wam mas 
jo mueſt der gedacht Steffan hoſen und wammas abziehen, und warm er 
ſchon hojen und hemedt (salva reverentia) behebelt heite; dann man het 
macht, alles, jo ainer am feib, darauf zu faren, aflain das underhemet 
aufgenommen. Nach joldem ftat der gerichtstnecht davornen uf bem hart 
und rueft, ob jemands welle böffern, zum erften, andern und dritten mel 
Wills dann der clager oder antwürter böffern, jpricht er: ich wis bönern 
mit ainem, zwaien, dreien oder mehr marfen filbers oder mit farender 
haab, oder ligenden güetern. Wellen fie es aber nit mehr böfiern, jagt 
ir ieder, er Hab ain guet guet. Uf ſollichs gat das gericht hinauf und 
fett die güeter, darauf fie ainandren jeind gefaren, welches guet böfer 
jeie, dann das ander, ob des clegers darmit er dem antwurter ufgejaren 
oder ob des antwüirters böfer, dann des clegers jeie, welcher dem andern 
tail nachgeben fol. Und fomnıen alsdann die richtere wider in die ftuben. 
Darauf fragt des clegers fürjpred den cleger heimlich, ob er da: 
uf welches er gefaten behalten oder Lafjen wölle. Dargegen fragt de 
beclagten fürfpred) den antwürter offenlid, ob er aud) behalten oder ların 
wol. Wann er dann behalten oder lajien will, offnet des clegers far 
ſprech aud) ob er behalten oder gelajien hab. So haben ſie dann ba 
behalten, jo ſchetzt der richter, welcher dem andern foll hinaußgeben. Tir 
jelbig much dann dent gegentail, was geſchetzt würt, biß zum zmaimziofter 
tag — das iſt uf Hilarei jo das gericht ain ort hat — erlegen und be 
zallen, und ime der ander jein guet laßen es gefalle ime oder nit 
es aber zu theur geſchetzt, daS gewonnlichen beſchicht, io much der. 
halten hat, das guet haben, es gefale ime glei oder nit, cs were 
jach das er ſich mit dem gegentail güetlichen vertragen mögte. Vertres: 
er ſich dann, würt er gegen dem richter pfenfellig. Kxeinpli gratis: io 
joll ain burger Viſcherhanns, zu Oberndorf geweſen fein, der a 
dafelbften uf den weier zu Waldtmeſſingen gefaren fein und bal 








guet, 














519 


yartheien behalten. Obgehörter maßen ift dem Bilherhannfen der weier 
mit urteil zuteilt worden und hat die herrſchaft ſolchen mweier wider haben 
wellen, bat fie fih mit ime jein3 gejallens müeßen vertragen, und ine 
Biſcherhannſen etliche fuder weind, mit zwaien raifen gebunden, das ift 
eilich maß, zu firaff geben. Wann aber baid tail laffen, fommen fie baider- 
feits zu ſchaden umb ain fueder, das iſt umb ain maß, zwo, drei oder 
mehr nach geflalt der ſachen. Behelt aber der ain und laft der ander, fo 
fompt der, der behalten hat, nit zu ſchaden, aber der, fo gelafien hat. 

Und was der zeit, weil der freimarft weret, für ftraffen geiallen, das 
würt durch ain jchreiber von perfona zu perfon ufgeihriben und mueß 
ieder ſolchs biß zum zwainzigeften tag bar erlegen. Rat jochen werden 
alsdann mann und weiber zufamen beruefen, die verzechen die gefallnen 
ſtraffen und feind frölich, gueter ding mit danzen und fpringen“. 

3inmer. Chr. II 111. 


4 Das zulaufende Geriht*). Bis in die 2. Hälfte des 
15. Jahrhundert3 pflegte in dem Dorje Mähringen auf der Her- 
dern, jüdöftl. von Tübingen, — ein ſog. Kirjpel (Kirdipiel) 
und zulaufendes Gericht gehalten zu werden. 

Die 5 Dörfer Mähringen, Wantheim, Ommenhaujen, Hymen⸗ 
huſen und Jettenburg bildeten in älterer Zeit ein Kirchſpiel, das 
feine Kirche zu Mähringen hatte. Es fund das Gericht an Sonn 
tagen jtatt und andern gebannten tyeiertagen nach der Melle auf 
dem Kirchhofe zu Mähringen; der Scdulthaiß v. M. prä- 
jidierende den 24 Beiligern aus den genannten Ortichaften, jedod) 
jo, daB die Streitigkeiten der Heimburgen und Einwohner eines Or⸗ 
te8 von den Richtern dieſes Ortes allein entjchieden wurden. Ge⸗ 
meinſam entſchieden alle in nicht kirchſpieliſchen Ortsſtreitfällen, 
wie von Wannweil, Kuſterdingen, Kirchentellinsfurt u. ſ. w. 

Die Streitſachen wurden beim Schultheißen in Mähringen 
angemeldet, jo gebot er, wenn man aus der Kirche gieng, den Rich—⸗ 
tern aus den 5 Orten, die er noch auf dem Kirchhof vorfund, 


*) Beger, beider Rechte Licenc. und der Reichsftadt Reutlingen Syn- 
dicus primarius Sendſchreiben Über das uralte Kirchſpel und zulauffende 
Gericht zu Möringen. Reutlingen 1762. 6 Seiten. — Der Vrfß. ſchöpfte 
aus jchiedsrichterlichen Verhandlungen von 1480 im Archive zu Reut⸗ 
lingen 27 Pergbl. Ofenbrüggen, Studien 1868 5. 65 ff. 


520 


ftille zu ftehen und Recht zu ſprechen. Zwei Schuh vom Kirch⸗ 
hof und der Richter Hatte dem nicht mehr zu folgen. Darum kam 
e8 häufig vor, daß die Nichter von der Kirche giengen vor und 
ehe die Meile bis zu Ende befchehen. 

Der einzelne Richter erhielt als Lohn 2 Schilling Heller. 

Bor diefem Gerichte konnten jedoch Feine andern Streitigfeiten 
als ſolche abgetan werden, worüber ſich die beiden ftreitenden Par- 
teien gutwillig einverftanden oder wie es in den alten Alten heikt 
verwilltüret oder verwilliget hatten, daſelbſt ihre Sache entjcheiden 
und ausrichten zu laſſen. 

Die Flecken Wannweil, auflerdingen und Kirchentellinsfurt 
hatten aber die Ordnung bei ſich gemacht, daß derjenige Beklagte, 
der ſich auf das Fürgebot des Klägers nicht vor dem Kirchſpiels 
gericht zu Mähringen ſtelle, ſeiner Heimatsgemeinde in 2 Schilling 
Buße verfallen jolle. 

Nachdem Mähringen und Jettenburg an die Grafen von 
Wirtemberg gelommen waren, wollte der Vogt nicht mehr leiden, 
daß man am Sonntag rechte und legte das Gericht nach Jetten⸗ 
burg, worauf es bald außer Gebrauch kam. Dieſes Kirchjſpiels⸗ 
gericht war ein bloſes Schiedsgericht. 

2ral. Weist. I 275. 

> Mapiftätten waren bei Wangen und bei Iſny. Lie merk: 
würdigſte ift die bei Leutkirch. An dem Waldſtück Haidihaden 
auf dem Punkt, wo die jekige Straße von Leutkirch nach Wurzad 
die alte Landſtraße durchichneidet, welche von Gebrakhofen nad 
Mailand und Niederhofen führt und in alten Zeiten viel befahren 
ward, um den Peutficher Zoll zu umgehen — ftand die alte 
Landgericht&capelle auf freiem Haidboden, die feinen andern Herrn 
al3 die Geſammtheit der Freien hatte, die hier ihre Gerichte hielten. 
Dabei war da3 Haidbild oder der in Stein ausgehauene Mallus, 
der Gerichtäftul, der entfernt ward, al3 man im Anfang des 16. 
3503. das Landgericht von Leutkirch weg nad Iſny verlegte. Auch 
die Kapelle ift längft „niedergefallen“ (1594). 

D. N. B. 102. 


Das Blutgeriht zu Notweil ward unter der Linde auf der 


„sa 


Mittelftabt gehalten, an dem Plat wo die aufgerichteten 4 Steine 
find; dabei ftand vormals eine Linde Pürk-O. von 1574: das 
Pürßgericht auf der gewöhnlichen Richtftatt, uf der Mittelftadt 
unter der Linde.“ 

Ben Langen ©. #8. Siet unten Rr. 6 nnd oben ©. 354. 

Vührlen in |. Briefen aus dem Schwarzwald, Stuttg. 1828 
II 184 berichtet: Bor Rottweil jahen wir in der Ede eines Garten 
einen hohen jteinernen Stuhl, das Iepte Wahrzeichen bes 
unter der ehmaligen Reichsverfaſſung bier beftandenen faijerlichen 
Hofgerichts, deſſen außgebehnter Gerichtsbarkeit ſich aber im Verlaufe 
der Zeit immer mehr Reichsſtände durch Privilegien entzogen hatten. 

Der uralte Seelaher Gerihts-Wajen oberhalb Gſchwend 
ſieh Preſcher Altgermanien 1804. 1. Bdch. 40. 

In Deiningen (baitifh, Rieß) war eine alte Gerichtsftätte 
bei der Brüce über die Eger „zu den Leorn“ d.h. ze den löwirn, 
blöwiren = zu den Hügeln, Totenhügeln, Laiber in Wurmlin« 
gen b. Rottenburg h1l8o (hlaivs) collis, clivus. 


6 Linden. Die Beihreibung des Stuttgarter Amtes 1851 
macht auf die Linden aufmerfjam. Auf Heinen Höhen, dent 
würdigen Markungsſtellen, Scheidewegen pflanzen die Bauern ihre 
Linde. Vielfach fieht man noch die Ortslinde, unter der nad) des 
Tages Hige und Laſt Alt und Jung fid) findet. Beſondere Ehre 
geihieht der 2. in Heumaden, wo man fie erft neuerdings mit 
einem gemauerten Käſe umgab. In Möhringen, Plieningen, Bon- 
faden, Musberg und Weidad) fichft du den Voltsbaum. In meiner 
Heimat Heißt nod eine OrtSabteilung fo: in der Finde, beim 
Lindebach. 

Sieh Weist. I 54. 131. 258. 272. 310. 331. 386. 446. 
552. 554. 569. 565. 609. 626. 688. 691. 695; ebenfo in ben 
folgenden Bänden. 

7 Kellerrecht. Das folgende Kellerrecht, in großer Schrift 
auf einer Holztafel, hieng einft im Hofteller des Schloffes Heiligen» 
berg am Bodenfee und fam von dort in den fürftl. Hofteller zu 
Donaueſchingen, wo es dem Eintretenden jammt ber drohenden 





522 


Vritſche jogleich in die Augen fällt. Es enthält gleich andern (. 
Birfinger, Volfstümlihes aus Schwaben U S. 198, Nr. 206) 
die Regeln, die der Fremde oder Gaſt beim Beſuche dei Relırs 
zu beobachten hat, wenn er ſich der angedrohten Strafe nicht auf 
jegen will. Es lautet in etwas lesbarerer Schreibmweije: 
Es jey willlommen freundiichift 
Ein Jeder, der was ſehen, 
In Diefen Keller lommen ift, 
Darinnen rum zu gehen. 


Hat dic) der Durft herein gebracht, 
So tannft ihn allhier flillen, 
Aud) wer nad) etwas Narem iracht, 

Kann hier die Augen füllen. 


Dedoch, der ſich ergöhen will, 
Hat fih im Acht zu nehmen, 

Darumben ftche alhier til, 
Die Gfehe zu vernehmen. 


Nicht fluechen, ſchwören jolle man, 
Nicht pfeifen, ftohen, jhlagen, 

Auch nicht an di daſſer llopfen an, 
Sonſt nimmt man ihm beim Kragen. 


Kannſt dich nicht Löjen mit den Geld, 
So much dein Haut es büchen, 
Wann c3 dir ſchon nicht wol 

Soll's dic) doch nicht verdri 
Dann das ift 5’ gmeine Kellerrecht, 
So Jeden thur verpflichten, 
Er ſey gleich vornehm oder jchlecht, 
Much fi) nad) diefem richten. 






Barad. 


8 Schulthaißenwal mit der Bone in Rotweil. 
Neujahrstage hielten Hinter einem Umbange beim Hochaltar in 
Pfarrkirche 3 von den jog. Herren Siben Düte für 
Ratsglieder, die zu Viürgermeiftern wälbar erfennt worden v) 
nebenbei ftand nod) ein Sibner. DTieſe Hüte waren ven ı 
färbtem Filz mit Meinen „Stürmen und Hohen Gunf 











538 


wie ſog. alte fchweizerifche Tyreiheitshüte. Außen vor dem Umhang 
ftanden andere 2 Sibner, die jedem vorbeigehenden Bürger eine 
welche große Aderbone reihten. Die Bürger giengen aljo Dann 
für Dann um den Altar, gaben dem nebenftehenden Sibner im 
Borbeigehen ihre Bone, der fie öffentlich in den Hut deſſen legte, 
den der Bürger mwälen wollte. In deſſen Hut die meijlen Bonen 
lagen, der war Bürgermeifter. 


Das Stadtrecht f. 17b hat folgende Stellen: 
„Wie mandenburgermeifter mit den bonen ermwöllt.“ 
So follen danu darnach des erjten die richter unnd die zunft- 
maifter unnd die andern des raths unnd darnach die achtzehen 
unnd nad) inen die gemainde uberal reich und arm ir jeglichen 
jein bonen legen u. j. w. 


Wann unnd wie man den fhulthaiffen mit der 
bonen erwöllt. 

Darnach uff den zwölfften tage oder uff ainen fonnentage 
darvor oder andern tage, ded man dann zu rat wirdet, wie oder 
wann es die obbeichribnen fiben allergelegentlih iſt unnd füeglidy 
ift beduntt, fo lauft und beteutet man aber das volf überall 
in die kilchen, jy jeien burger oder nit, maijter unnd knecht unnd 
nembt man dann drey, die die fiben zu dem fchulthnillenamt er» 
foren habendt, unnd auch welcher ja jeglichem jeinen hut hebt 
und welder die bonen gibt unnd welcher jeglichem die bonen 
leyt. (f. 18a.) 

„Und jol dann auch dem volk erfünden, das ieglidyer burger 
reih und arm fein bonen lege; der ainem unnder den Dreyen, 
der ime dann zu dem ſchulthaißenamt bedunft uff feinem eide reichen 
unnd armen der beſt unnd wegeſt niemant ze lieb noch ze laide 
one alle geverde.” 

„So foll uff den tag, wann ain ſchulthaiß aljo mit der 
bonen erwöllt unnd erforen wird — ime der rathe jchwören 
unnd geloben.“ f. 18b. 


„Wer den fhulthaijfen mitder bonenermöllen ſolle.“ 
Darnach follent dann alle die ustreten, die nit burger ſeindt 


524 
und follent die, die burger feind jedermann, rei unnd arm ainen 
ſchulthaiſſen mit der bonen wöllen in der maß, al3 vorge 
fchrieben ftat unnd namlidy jeder fein bonen legen der dreyen 
ainer.“ (a. a. O.) 


9 Stransredt an Leihen. Im Jahr 1651 geriet ein 
Schaffhäufer Handelamann, der Forderungen in der Umgegend 
eintrieb, am jpäten Abend bei Bräunlingen in den Waldhäufer 
Bach, der ſtark angefhmwollen war, wurde umgerifjen und mit 
fammt jeinem Pferde unter dem Steg durdhgetrieben, wobei er 
ertrant. Der Leichnam wurde vom Wafler auf einer Wiele aus: 
geworfen, wo ihn die Bräunlinger erhoben und der Yamilie, unter 
Zulendung des Pferds, den Todesfall- wiſſen ließen. Da je 
doch der Stadt nur die niedere Jurisdiction zuftand, jo verlangte 
die Obergerichtsherrſchaft die Auslieferung der Leiche und 
al8 der Sohn des PVerunglüdten mit einer Sänfte erjchien, um 
diejelbe abzuholen, wurde ihm dies eher nicht geitattet, als bis er 
die Befugniffe der Obergerichtäherrichaft, von ihm das Fall 
recht zu erheben, anerfannt und den Yall jammt allen 
Kojten zu zahlen verfproden. Was die Höhe des Fallrechts be 
‚trifft, jo wurde dieſes, in Betracht daß das Pferd bereit? nad 
Schaffhauſen verführt jey, auf 50 Reichsthaler angeſchlagen. 


10 Fallrecht bei Unglücksfällen. Einer leibelgne Wittwe 
von Unterbrändt, deren Mann bei der großen Feuersbrunſt zu 
Hüfingen am 23. September 1705 von einem einftürzenden Scheuer: 
giebel erichlagen worden, wird von der Leibherrſchaft der Haupi⸗ 
fall „zu einiger Eonjolation der betrübten Wittwe, obgleich man 
dergleihen jura nit völlig nachzuſehen pflegt umd 
ohne alle zukünftige Conſequenz“ zwar erlajlen, Doc ſoll die 
MWittwe eine Wallfart nah Triberg für die Herr 
haft verrichten. — Zwei andern leibeignen Wittwen zu Hüfingen 
werden „aus herzlihem und gnädigem Mitleiden mit ihnen und ihren 
armen Kindern „die jchuldigen Todafälle ihrer bei jüngjt entitan- 
dener Brunft (in Schloffer-Thebes Haus) fo erbärmlich erjchlagenen 
rejp. Männer und Väter. ohne praejudiz, aber aud) ohne Beding: 





525 


ungen nachgelafien. — Einer andern, welcher 1705 die 
Feinde ihren Mann erſchoſſen, wurde an dem Yalljak von 


6 jl. ein Gulden nachgelaſſen. 
W. Frand. 


11 Fraißfall. 3. 1704 hab ich Ganpleyverwalter den 
leihtnam (eines auf Königseggſchem Gebiet todt aufgefundenen 
Saulgauer Bürgers) auf einem farren mit 6 bewehrten Männer 
und bis zu der bildtjaul auff der gränig unweit des Saulgawiſchen 
Freithoffs außliffern laſſen, desuper hunc actum traditionis die 
jurisdictio et limites confirmirt auch den Frai ßfahl genohmen, 


fo ein ſchuech und ein blawer ftrumpf ift. 
Aul. Berhörprot. v. 1704 ©. 475 ff. Und. 


12 Fallzins in Ihaunbaufen. Unter den Gefällen, weiche 
der Herrſchaft geleiftet werden mußten, befand ſich auch eine Ab- 
gabe „Fallzins“ genannt. Wenn diefer Zing auf Martini vor 
Anzündung des Lichtes, da das Geld noch erfannt werden konnte, 
nicht verabreicht ward, jo war das Gut, worauf dieſes Gefäll 
ruhte, der Herrichaft verfallen. 

Am Ende des vorigen Jahrhundert? verfäumte der Beſitzer 
der untern Mühle diefe Zalung und fein Gut wäre verfallen ge⸗ 
weſen; aus Gnaden ftand man davon ab, jedoh mußten 2 Du⸗ 
taten Strafe erlegt werden. 

Ein Thannhaufer Urbar von 1610—1615 ermänt de 
Brauches auch: „Föllzins. Gefallen auf den Tag Martini 
und was nit geben würde, ehe man das Licht anzündet und das 
Gelt nit mer kennen fann, jo ift da3 Gut, woraus der Zins geht 
verfallen.” 

13 Holz ineinem Walde zu holen, beanfpruche fein Eigen- 
tum wer wolle, ift feine Schande, „denn das Holz ift nicht für 
einen Mann gewachſen.“ 

14 Obfiredt. Nach St. Sallentag gehört alles Obit, was 
etwa noch auf den Bäumen ift, dem welcher e3 herabholt, gleich“ 
viel ob ihm der Baum gehöre oder nid. 

Alles herabgefallene Obſt gehört dem, der es zuerft findet. 

Alles Obſt auf Gemeindeplägen it Eigentum aller und 


526 


tann jeder Gemeindegenofje davon nehmen. wie er will. Die 
Gemeinde hat fein Recht ſolche Bäume für die Gemeindetafie zu 
verfteigern. 


15 Bienenreht. Wenn ein „Immen* ſchwärmt und der 
Schwarm („das Volt”) ſich Hebt und in die Weite ſchweiſt, jo 
muß der Eigentümer, nadeilen, indem er fortwährend mit einem 
Hammer an eine Senje ſchlägt, einerjeits um die Leute darauf 
aufmerfjam zu machen, daß der Immen fein Eigentum, anderer 
jeits um den Jmmen zum Sitzen zu bringen. Verliert er den 
Ammen aus den Augen und jeßt er ſich irgendivo, da der Eigen 
tümer nicht auf das Beftimmtefle nachweiſen kann, daß das jein 
„smmen“ ift, jo gehört er demjenigen, welcher ihn zuerft fieht. 

16 Der Wäqhterſpieß. Die Wade, welche zu gewiſſen 
Zeiten oder an gewiſſen Tagen der öffentlichen Sicherheit halber 
von Gemeindswegen aufgejtellt wurde, hieß „Schaarwacht.“ Wer 
Schardienſt that, erhielt einen Spieß (diden langen Stod mit 
einem Spießeiien). Mit diejem Gewaffen gieng er „um den Ztod” 
d. h. um die innere Ninggafe des Porfes z. B. Sontags unter 
der Kirche oder in „den Freinädhten“, wo den Iedigen Burichen 
allerlei Unfug erlaubt war. War der Wächter für jeinen Theil 
oder Tag fertig, jo jdidte er den Spieß jeinem Nachbar int 
Haus. In meiner Kindheit mar immer mein Vergnügen diier 
Spieß zum Nachbar tragen zu dürfen. 

17 Weistum von Lenfidel 1546. Und jo die Stainer* 
ainem ain Stain an faine Güter jezen, joll derjelb den Zi 
ain mas weines zu geben ſchuldig ſeyn, wie der Jargang i- 
Lenndtjidel iſt nit den wenigſten nod den Beſten. 

Und welden die Sybner oder Stainer Ihres jtainens halter 
fürfezticher oder bedadjter weis mit ernftlihen und unleiderttr 
ſchmeheworten jtraffen würd, der jöll wie von alter SHerkbone 
gebüßt umd geftraft werden, Nämlid) umb ain Fuder wein: dant: 
Eych, und ain Bath wech, das jöll man zu Lendtjidel under d 
Lynnden bei dem Kirchhof legen und Jedermann darvon drin” 











*) Untergänger. Zeitſchrift für wirtemb. Franten. 








827 


und eſſen laſſen und niemand wehren. Tarzu jöl er ainem Jeden 
Stainer ain bar Hoßen Lündiſch Duch und jeder Dorfäherrichaft 
zeben malter Haberns geben. 


18 Weistum. „Es ijt auch nichts ſeltſams, dag man zu 
erfantnu3 der gerecdtiglait fees mueß geben oder ain par 
Hendtſchuch, feitmals da3 vor jaren alfo gepreudhlich ift ge: 
weil. — Vergleichen fo geben die von Bejenfeibt ufm Schwarz: 
waldt dem Prior von Reichenbadh järlichs nur 9 Häller, die jollen 
in aim edel jein, der drei pfennig koſtet. — Der Stift zu Möß: 
kirch gibt järlid dem hailigen zu Pfaffenhofen zehen ſchilling heller 
und zwen bäller für ain fedel oder den fedel darfür. 

Aber zu Nichjtet Hat es ain jolliche alte gewonhait, die aben- 
teurlicher, dann die andern alle und namlich fo ift ain jeder 
Abt zum hailigen Creuz zu Tonowwerdt järlich ain biſchof von 
Aichitett ſchuldig 200 kreuzkees zu geben und die geen Miftett 
in’3 ſchloß zu liffern. Das geet aber nur mit folcher form zue. 
So die 200 kees uf ain wagen geladen, füert man den zwiſchen 
die thor im ſchloß; Ddajelbft heit denn der fuermann Still, biß 
der kuchinſchreiber oder der jo ſollichs befelch Hat, vorhanden ift. 
Derjelbig fompt mit ainer brinnenden ferzen und fteigt uf den 
wagen, daraus nimpt er ungefarlich ain feed, der ime gefellt ; von 
dem jchneit er ain fehniten, die brennt er an. Wann nun der 
käs nit jo faißt oder jo guet, das die fehnitten anbrint und dem 
jchreiber oder wer es ift, biß an die finger brennt, fo iſt der 
gerechtigfait nit genug beichehen und mag er den furman baißen 
mit dem Wagen und mit den feejen wider umbkeren und wer- 
ſchaft bringen. 

Dergleichen gewonhaiten haben wir hin und wider mit wenig. . 

Alſo auch ligt ain Iramenclofter, genannt Maingen, St. 
Brigittenordend under den Grafen von Detingen. — Solchem ift 
ain Abt von Kaisheim jedes jars fchuldig zu zinjen ain ai. 
Das fürt man uf ainem wagen hinüber und laſts den frawen 


järlih alfo überantworten. 
Zimmeriſche Chr. II 73 ff. Bolfet. IL 185. 





528 


19 Bärenhälterei in Böblingen. Eine Merlwürdigleit der 
Stadt war das Bärenftift. Laut after Stiftung mußten im 
Scloßgraben Bären igenährt werden, deren Unterhaltung 
ſich die Regierung jehr angelegen fein! ließ. Nejtript non 1553 
die jungen Bären betreffend; 1569, 3—5. Nov. Burgvogis Be 
richt, daß der alte Bär franf fei; barauf Decret wie ihm zu helfen. 
Stuttg. Archiv, Die Thiere pflanzten ſich fort, jo daß Herzog 
Chriſtof junge Bären zum Geſchent nad) Heſſen ſchiden konnte. 
BWirtemb, Jahrbücher 1829 S. 455. Herzog Karl wandelte & 


in eine Unterftügung armer Familien um. 
D6. U. 8. &, 190, 


20 Die Weiberzehe in Mülheim am Bach (Sulz). Jahr⸗ 
lich an der Faſnacht mufte das Kloſter Kirchberg den Weibern 
vd. M. eine Zeche geben. Alle Meiber und Mitwen fanden fi 
dabei ein, weil jede 16 freuzer zu verzehren hatte, wofi t 
fraut und Schweinefleijh, Brot und Wein verabreiht ward. Jed 
mußte ihr eigen Ehe und Trinfgeichirr mitbringen. * 
haus wurden 3 Portionen geĩchickt. A. 1812 hörte die Sitte auf 
Gapital ward zum Schulhausban verwandt; denn ſchon 1 


3 Kloſter die Pflicht mit 400 fl. ab. 
22 























21 Der stlofterwein in Gemrigheim. Die Reichenbach 
ſche tojterfellerei war in Folge einer alten Stiftung, n 





Edelfrau gemacht haben ſoll, ſchuldig zum beliebigen 
itellen 
wieder aufzufüllen, wenn es Ieer zu werden anfieng. 

xauchs derorbnete Kriſtof a. 
dieſe jährliche Abgabe hinfort 3 Eimer, 4 Jmi, 6 ) 
überjchreiten dürfe und feste den Urba 
s der jog. Urbelesmwein. Später trat der P 

Lunzünger® Kaufen 13 





Inſaßen ein Wählen Wein im Herbſte auf 












geriffenen Mis 


stag zum Aus 





22 Tuchmachergeſellen-Feſt. 
tage der Zunft der 


In Calw fand 
g ftatt. 

















529 


— t — 


fnappen, durch die Hauptſtraßen der Stadt getragen. Der Fahnen— 
träger mit Gefolge, das Zunftgeräte tragend, war in Hemdärmeln, 
den grünen Arbeitsſchürz an. Bor einigen Jahren oberamtlich 


verboten. 
Sb. WW B. S. 61. 


23 Das Baderzunftfeh in Kalw. Am Jahrestage der 
Bäderzunft ward von Kaifer Leopold daS ſog. Ehrengeleute 
vergönnt. Das Dokument gieng leider beim Brande verloren. Bei 
der Belagerung Wiens durch die Türken hatte ein Calwer Sol- 
Dat, ein Bädergefelle ſeines Zeichens, die Minierer ausgelund- 
Ichaftet und machte jchnell Anzeige. Das rettete Wien. Bon 12— 1 
Uhr Mittags durfte durch faiferlihe Gnade zum Lohne die große 
Glocke geläutet werden. Neuerdings oberamtlih auf !/, Stunde 
beichränlt. 

Ob. 9. 8. 51. 89. 

24 Zunftbrauh in Waldſee. Bon den fürzlih aufge 
hobenen Zünften folgen hier noch einige der frühern Sitten und 
Sebräude: 

An Handwerlstagen fand ſich jedes Handwerk in feiner 
Herberge ein. Die Meijter hatten ihren Sig in der gewöhnlichen 
Gaftftube, wo auch die Zunftzeihen (Schilde) aufgehängt waren. 
Die Gefellen dagegen, welche man auch Burfche nannte, auf der 
Lauben (Tanzlauben), weßhalb fie auch Laubenburjchen genannt 
wurden. Wer von feinen Mitgliedern dem Handwerk etwas jchul- 
dete, mußte es 8 Tage vor dem Zunfttage erlegen, bei Strafe 
einer Duart Wein, wer hingegen bei Handwerks⸗ und Zunfttagen 
zu ſpät oder gar nicht fam, wurde mit 20 fr. gebüßt. Schimpf: 
worte der Gefellen unter fich wurden halbjährig bei der Zunft 
abgerügt. Gefellen, jo wie auch Meijter, welche mit Buben (Lehr- 
jungen) in Spiel und Zeche Gemeinſchaft machten, hatten je 20 
fr. Buße zu erlegen. Alle diefe und ähnliche Einrichtungen hatten 
anf die Sitten einen großen und molthätigen Einfluß. Dan 
fannte überhaupt ehedeſſen für geringere Vergehen nur das Wort 
Buße, während man jeßt nicht? al3 Strafen, und nur immer 
Strafen fennt. Auf der andern Seite jind die Buben meiſtens 

34 





530 


in einem gemeinfchaftlic) verzehrten Trumte beſtanden, ober wurden 
dazu verwendet, und jo wurde bas, was mit Uneinigleit begonnen, 
mit Frohlichteit beſchloſſen, wähtend jeht die Geldſtrafen wielfad 
als Finanzquelle des Staats angejehen und hienach behanbelt 
werden. Ganz früher bejtund bei Trinfgelagen übrigens bie fhöne 
Sitte, daß nur ein Becher: oder Pokal herumgieng. Dies bieh 
man umgedhen, in der. Zeche trinfen. Selbſt in den Ritterburgen 
war es jo und als jpäter Kannen und Gläjer allgemein einge 
führt wurden, jo war namentlid) bei den Zünften dennoch je ein 
Humpen vorhanden, der noch extra umhergieng. Diejelben erhielten 
id) theilweiſe mod) bis zur meueflen Zeit und fie find ehrwürdige 
Erinnerungen altdeutjcher Freundjchaft und Treue, 
Waldſee und ſ. Vorzeit S. 198. 

25 Bon den Soldaten. In Großbottiwar werden «. 1092 
einige junge Brute, weit fie am Sonntag ihre Montar angehabt, 
deshalb verwarnt und mit Strafe bedroht. 

©. Kübler ©. 66. 

Soldatjein in Waldjee. Wie kläglich es aber hie 
nah 1761 in Waldjee mit der Refeutenjtelung ausſah, möge cin 
Veijpiel beweijen. Damals hatte die Stadt noch 1 Rekruten zu 
ſtellen. Hiezu lieh ſich Johann Birk von Andelfingen engı 
gieren, Hatte aber das Maß nit. Sofort wurde dem Beifikers 
john Conrad der Antrag zu Ziähriger Gapitufation gegen 
fl. Handgeld und unentgeltliche Vürgerannahnıe gemacht, von i 
aber ausgefhlagen, der jofort nun, da man ihm ohnehin als einer 
Müſſiggänger Betrachtet, ausgewiejen wurde, worauf alle ledigen 
Bürgers-, Beiſihers? und Bauernfögne zum Spielen auf dus 
Rathaus eutboten worden find. Statt denjelben erichienen aber 
deren Väter und Mütter, und erklärten, daß jie ihre Söyn 
jpielen Taffen, koſte es, was es wolle. Mittterweil erbot fh 
gutem Glücke für den verlegenen Rat Andreas Ertel aus 
burg, der für 150 fl. und das zugefiherte Bürgerrecht au 
Jahre einſtund. 

Waldſee und j. 3 oreit ©. 207. 






















Allgemeines Inhaltsverzeichnis *). 


Nikolaustag 

Vom Klopfertage 
I Weihnachten 
j Neues Jahr 

Am Dreilönigstage 
I Lichtmeſſe 
1 Von der Faſnacht 
IM Aſchermitwoch. 
Am weiſſen Sonntag 


Karwoche 
l Dftern . 
I Maitag . en 
111 Pngiten . 2 2 2. 


IV St. Johannes, St. Beitsfeuer, Johannesminne 
v Kirchweihe. 

VI St. Martinstag . 

VII Allerheiligen und Allerſeelen 

VIII Sonderfejte der Reichsftädte 


1 Fiſcherſtechen in Ulm 138—143. In Augsburg 
143—144. 2 Scharlachrennen in Nördlingen 144. 
3 Turnmichele, Michaelitag (Augsburg) 144 f. 4 
Bauernionntag. 


*) Nealindeg im Anhange. 


Seite. 
1— 7 
1— 9 
9— 16 
17— 27 
27— 29 
29 
30— 59 
59 — 61 
62— 69 
65— 72 
73— 85 
86— 94 
94—116 
116—123 
123—131 
132—134 
134— 137 
138 —146 


Nro. 
XIX 


xx 
xx) 


XXI 


532 


— 


Augsburgiſches Jahreinmal . 


Das Papiftienbud . . . - 
Kirchliche Bräuche 


1 Der Calwer Jabrtag und jeine Etifter 164 f. 
2 Der Altheimer Eaujahriag 165. 3 Jägerfeſt 
(Dozburg) 165. 4 St. Jörgenfeft (Ertingen) 166. 
5 Weingartener Blutritt 166 f. 6 Schugengel- 
tag 171. 7 Nicolaus v. Tolentinfeft 171 ff. 8 Ti⸗ 
tularfeft 172. 9 Karfreitagsprogeifion (Rottenburg 
u. f. w.) 172 ff. 10 Bon den Umgängen mit 
dem Sacrament 177 fi. 11 Zum hl. Kreuz in 
Augsburg 178 ff. 12 Nah Petershaufen 179. 
13 Auf den Kirchhof 179. 14 Die Reisbü—⸗ 
ſchelprozeſſion (Ealmandingen) 179. 15 Zu 
St. Leonhard 179. 16 Sciffsprogeffion (Rei- 
henau). 17 Augsb. Prozeifion verhöhnt. 18 
Der Herrentag in Kempten 180. 19 Ums Feld 
reiten 180 ff. 20 Aufzichen des hl. Beiftes 182 ff. 
21 Herenglaube, Ecapulierbruderihaft 183. 22 
Paternofter ſchieben. 23 Totentanzerinnerungen. 
24 St. Ida Comödie. 25 Lauinger Baifionsfpiel 
185 fi. 26 Wallfarten 201 ff. 27 Alte Bebete 
203. 28 Auszüge aus der Füßener Kronil 205 fi. 
29 Alte Rottenburger Bräude 206 ff. 30 Geift: 
liche als Jäger und Wilddiebe 209. 

Volkstänze rn 

1 Der Schäfersjprung in Bretten 209 ff. 2 Marl: 
gröninger Schäfertanz 211 fi. 3 Der Schäfer: 
lauf in Wildberg 212 ff. 4 Der Hanentanz in 
Teinach 213 ff. 5 Hammeltänze 214 ff. 6 Siben- 
jprung 215. 7 Der Bahnholztanz bei Buffenftadt 
215 ff. 8 Ringfingen (Rottenburg) 217. 9 Rot: 
weiler Zanzordnung 218. 10 Heulichertänge 218 fi. 
11 Augsburgertänge 219 ff. 12 Das Dorffeſt 225. 
14 Gegen das Tanzen 227 fi. 15 Bom Tanzen 
der Geiftlihen 230 fi. 


*) ft. XXI. 


Exite. 
146—157 
157 — 164 
164—209 


209— 231 





534 


velfingen 469. 19 Das Bahrrecht 469 f. 20 Bei 
Mord- und Totſchlagen 472. 21 Ein fürflen- 
bergiſch· hohenzolleriſches Rechtsallerlum vom J. 
1610 473 ff. 22 Wallfart fit Totſchlag 475. 
23 Von Freiungen 476., 24 Bom - Pranger 
479 f. 25 Ausftellen vor dem Rathaufe 486, 
26 Die Trille oder Triller 486. 27 Schupfen 
487. 28 Der Lafterflein im Augsburhiſchen 
488 fi. 29 Narrenhäuslein 490. 30 In das 
Kefit legen 491. 31 Die jog. Kuh 491. 32 
Das Badenbrennen 492. 33 Galgen auf den 
Rod nähen 492. 34 Ans Hohenzollerns Crimis 
naljuftiz 492 ff. 35 Geigenftrafe 495 ff. 36 Geift- 
liche auf ‚Karren 497. 37 Giekübel 497. 38 
Ring am Hals 497. 39 An den Stod ftohen 
498. 40 Auf dem Pilafter Inien 498. 41 Schind- 
meſſer unters Kinn 498. 42 Schellenbergen 49%. 
43 Gfelritt 499 f. 44 Verweifungen ins Elend, 
Zufluchtwintel 500. 45 Genen Zauberei und 
Schasgräberei 500 ff. 46 Totenkopf geſtolen, Strafe 
502. 47 Strafe für böſe Eheleute 502. AB Der 
Datte fonımt 502 f. 49 Strafe mit der ſchwarzen 
Henne 504. 50 Vorladung vor Gottes Gericht 
505 f. 51 Einer wird geftraft, weil er ſich für 
den Geiſtlichen ausgab 506. 52 Galgenabraumen 
506 ſ. 53 Alte Sitten aus Gundelfingen 507 
51 Rechtsbrauch im Marlte Thannhauſen FUN. 
55 Auf dene Kirchhof Kegel ſpilen 508. 56 Wild 
diebftraje 508. 57 Aus der Zeit des armen Kon— 
rad und des Bauernkriegs 509. 58 Uncheliche 
Kinder 510. 59 Schulſtrafen älterer Zeit 510 fi. 






II Weistümtiches u. j. m. . 


1 Der Happid) 512 fi. 2 Gin alter Gerichtsſam. 
melpfag 516. 3 Ein freier Markt in Cherndorf 
516 f. 4 Das zulaufende Gericht 510. 5 
Mapiftätten 520. 6 Linden 521. 7 Keller 
tet 521. 8 Schulthaißenwal mit der Bone in 
Rotweil 512 f. 9 Standreht an Leihen 524 








@eite, 








635 


10 Fallrecht bei Inglüdsfällen 524. 11 Fraikfall 
525. 12 Fallzins in Thannhaufen 525. 13 
Holz in einem Walde zu holen 525. 14 Obft- 
recht 525. 15 Bienenreht 526. 16 Der 
Wächterſpieß 526. 17 Weistum von Lenfidel 
1546 526. 18 Westum 527. 19 Bären- 
hälterei in Böblingen 528. 20 Die Weiberzedhe 
in Mülheim am Bad (Sulz) 528. 21 Der Klo- 
fterwein in Gemrigheim 528. 22 Tuchmacherge⸗ 
jellen-Feſt 628. 23 Das Bäderzunftfeft in Kalw 
529. 24 Zunfibrauh in Waldfee 529. 26 
Bon den Soldaten 530. 


Bonn, Drud von Sarl Weorgi. 





t her. 
Dessen Lehr- und Streitschriften. 
Zum ersten Male 
nicht aus Sammelwerken 

. sondern 
aus den unverfälschten Urdrucken 
für Laien 
in zeitgemässe. Sprache gebracht 
von 
einem Laien. 
‘Band I Die Auslegung des Vater Unsers, 
Preis hroch. 12 Sgr. 
Band II Auslegung über Busse, Taufe und Abendmahl. 
Preis broch. 15 Sgr. 

— — 1 — — 
Ortsnecereien u. ſ. w., Reals und Verbalinder, im 
Anhange, erſcheint zu Neujahr. 

— —— —— — ——