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Full text of "Beitrage zur Kenntniss von Verlauf und Behandlung der tropischen Malaria in Kamerun"

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Beiträge 


zur 

Kenntniss  von  Verlauf  und  Behandlung 

der 


tropischen  Malaria  in  Kamerun. 


Dr.  Albert  Plelin, 

Kaiser!.  Begierungsarzt. 


Berlin  1896. 

Verlag  von  August  Hirschwald. 
NW.  Unter  den  Linden  GS. 


Die  von  Tropenärzten  verschiedener  Nationen  geschilderten  mehr 
oder  weniger  typischen  Formen  der  Tropenmalaria,  ihrer  Comp] icationen 
und  ihrer  Behandlung,  darf  ich  bei  den  Interessirten  als  bekannt  vor- 
aussetzen. Demgemäss  wird  es  wesentlich  meine  Aufgabe  sein,  im 
Folgenden  auf  Das  einzugehen,  was  möglicherweise  der  Kamerun- 
malaria während  meiner  Beobachtungszeit  eigenthümlich  war.  Wenn 
die  Litteratur  dabei  vielleicht  unvollständig  berücksichtigt  wurde,  so 
bitte  ich,  zu  bedenken,  wie  schwer  man  sich  dieselbe  in  Afrika  zu- 
gänglich machen  kann. 

Obgleich  die  grosse  Verschiedenartigkeit,  mit  welcher  die  Malaria 
nach  Ort,  Zeit  und  individueller  Disposition  bekanntlich  verläuft, 
es  verbietet,  die  Beobachtungen,  über  welche  ich  berichte,  ohne 
Weiteres  zu  verallgemeinern,  so  erscheint  es  doch  auch  praktisch 
geboten,  gewisse  Fragen  weiter  zu  erörtern.  Das  illustrirt  z.  B.  die 
Thatsache,  dass  jene  wichtigste  und  schwerste  Complication  der 
Malaria,  das  sogenannte  „Schwarzwasserlieber“  von  den  deutschen 
Aerzten  der  afrikanischen  Westküste  [Fisch  (1),  Wicke  (2), 
D'  ring  (3)]  mit  sehr  vorsichtigen  kleinen  Chinindosen,  von  Friedrich 
Biehn  (4),  Kohlstock  (5),  [in  letzter  Zeit  auch  Fisch]  und  mir, 
ganz  ohne  Chinin  behandelt  wurde,  während  man  in  Ostafrika  noch 
imimner  nach  Steudel  (6,  7)  zu  verfahren  scheint,  der  8 — 10  g 
pro  Tag  verabreichte,  und  Gaben  von  5 — 6 g wochenlang  fortge- 
brauchen liess. 

Bei  meinen  Untersuchungen  ging  ich  von  der  Ueberzeugung  aus, 
dass  nur  die  Fieber  erfolgreich  mit  Chinin  behandelt  werden  können, 

A.  PI  eil  n,  Tropische  Malaria  in  Kamerun.  ^ 


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welche  durch  jene  Parasiten  erzeugt  werden,  die  das  Medicamcnt  ver- 
nichtet. Und  weiter,  dass  dieses  Gift  in  zwar  wirksamer,  aber 
möglichst  geringer  Menge  anzuwenden  sei,  da  es  den  lieber- 
geschwächten Tropenbewohner  sehr  unangenehm  beeinflusst.  (Vergl. 
auch  Lewin  „Nebenwirkungen  der  Arzneimittel“  (8). 

In  Kamerun  zeigte  sich  gewöhnlich  ein  Unterschied  zwischen 
dem  Verlauf  der  „Erstlingsfieber“  und  dem  der  späteren  Recidive. 
Erstere  treten  häufig  zunächst  als  Continua  oder  Remittens  auf  und 
können  sich  viele  Tage  lang  so  hinschleppen,  wenn  das  Specificum 
nicht  ausreichend  angewendet  wird.  Aber  auch  gegen  das  Chinin 
zeigen  diese  Formen  ungewöhnliche  Widerstandskraft,  und  zuweilen 
müssen  l1/,  oder  2 g Chinin  pro  dosi  et  die  durch  mehrere  Tage 
gebraucht  werden,  bevor  die  Temperatur  dauernd  zur  Norm  zurück- 
kehrt. Grössere  und  öfter  wiederholte  Gaben  haben  mich  nicht  rascher 
zum  Ziel  geführt  (8),  während  dadurch  die  subjectiven  Beschwerden 
und  die  Gefahren  eines  Collapses  sich  vermehren. 

Vrm  ausserordentlich  günstiger  Wirkung  sind  bei  einer  Continua 
mit  hohen  Temperaturen  kühle  Bäder;  bei  einer  Remittens,  Schwitz- 
bäder zur  Zeit  der  Remission,  wenn  die  Sehweisssekretion  zu  wünschen 
übrig  lässt.1)  Zur  subjectiven  Erleichterung  bei  heftiger  Cephalea-, 
Lenden-  und  Gliederschmerzen,  empfiehlt  sich  am  meisten  das  Anti- 
pvrin  oder  Phenacetin.  Auch  habe  ich  von  einer  dreisten  Mor- 
phium injection  (0,01 — 0,02  g),  besonders  bei  unstillbarem  Erbrechen 
und  der  oft  so  quälenden  Unruhe  und  Dyspnö  im  Beginn  des  Aufalls, 
nur  Günstiges  gesehen. 

Doch  das  einzige  Heilmittel  ist  und  bleibt  das  Chinin.  Bei 
der  Schwere  der  hiesigen  Fieber  hat  man  keine  Zeit  zu  langem  Ex- 
perimentiren.  Nur  das  Phenokoll  wurde  zuweilen  versucht;  es  er- 
wies sich  als  absolut  wirkungslos,  wenn  man  davon  absieht, 
dass  dasselbe  zu  4 g pro  die  die  Temperatur  vorübergehend  herab- 
setzt und  die  subjectiven  Beschwerden  lindert. 

Das  Antipyrin,  welches  an  der  Westküste  neuerdings  viel  an- 
gewendet wird,  wirkte  nach  meinen  Beobachtungen  nur  symptomatisch. 


1)  Der  bekannte,  von  Quincke  angegebene  Schwitzapparat  leistet  hier  un- 
bedingt die  besten  Dienste. 


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Hier  in  Westafrika  gilt  es  als  besonders  bedenklich,  das  Chinin 
während  oder  unmittelbar  vor  dem  Fieberanfall  zu  nehmen.  So  wenig 
das  theoretisch  begründet  ist,  insofern  das  Malariaplasmodium  nur  im 
frühen  Stadium  seiner  Entwickelung  durch  das  Chinin  getödtet  wird, 
und  demnach  die  Chininwirkung  während  des  Anfalls  am  vollständigsten 
sein  muss,  wo  die  jungen  Parasiten  „gewissermaassen  in  statu  ’nascendi“ 
getroffen  werden  [ich  komme  hierauf  noch  zurück;  vergl.  auch 
Mannaberg  (9)],  — so  zweckmässig  ist  es  praktisch,  den  Fieber- 
abfall zu  erwarten,  wenn  sich’s  um  Intermittens  handelt.  Erstens 
ist  dann  die  Wahrscheinlichkeit  am  geringsten,  dass  das  Medicament 
durch  Erbrechen  und  Durchfall  sofort  entfernt  wird;  zweitens  wird 
der  Kranke  besonders  stark  belästigt,  wenn  die  Chininbeschwerden 
auf  der  Höhe  des  Anfalls  eintreten.  Freilich  ist  das  freie  Intervall 
oft  so  kurz,  dass  sich  dies  Unerwünschte  nicht  vermeiden  lässt.  - 
Auch  darf  nicht  übersehen  werden,  dass  Derjenige,  welcher  sich  dazu 
entschliesst,  sofort  Chinin  zu  nehmen,  wenn  er  einen  Fieberanfall 
nahen  fühlt,  der  zweiten  der  hier  typischen  beiden  Fieber- 
attaquen vor  beugt.  Die  Parasitengeneration,  welche  durch  ihre 
Sporulation  den  zweiten  Fieberanfall  auslösen  würde,  ist  nämlich  in 
der  Regel  der  Chinineinwirknng  noch  zugänglich,  wenn  der  erste  An- 
fall sich  anzukündigen  beginnt.  Dieser  erste  Anfall  bleibt  allerdings 
unvermeidbar. 

Sehr  warnen  möchte  ich  davor,  bei  einer  Continua  etwa  das 
Herabgehen  des  Fiebers  erwarten  zu  wollen,  bevor  man  zum  Chinin 
greift.  Da  kann  es  leicht  zu  spät  werden.  Ich  habe  es  mir  zum 
{Grundsatz  gemacht,  unter  allen  Umständen  iy2 — 2 g Chinin  zu  geben, 
wenn  eine  Continua  mit  hoher  Temperatur  (39 — 40°)  zweimal  24  Stunden 
gedauert  hat.  Um  der  Resorption  in  diesen  schweren  Fällen  sicher 
zu  sein,  führe  ich  das  Chinin  hier  gern  durch  Injection  in  die  Gluteal- 
muskulatur  ein.  Vierundzwanzig  Stunden  später  folgt  eine  zweite, 
und  im  gleichen  Intervall  eventuell  noch  eine  dritte  Dosis  gleicher 
Grösse  auf  demselben  Wege.  In  seltenen  Fällen  liel  die  Temperatur 
kritisch  und  dauernd;  öfter  wandelte  sich  die  Continua  vorher  zur 
Intermittens  um,  und  es  bedurfte  noch  einiger  weiterer  Chiningaben, 
um  definitive  Entfieberung  zu  erreichen.  Die  Plasmodien,  welche  man 
anfangs  in  allen  Stadien  der  im  peripheren  Blut  verfolgbaren  Ent- 


1* 


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Wickelung  antrifft,  verschwinden  häufig  schon  vorher  aus  der  Cir- 
culation. 

Es  ist  keine  Frage,  dass  solche  hartnäckigen,  hier  übrigens 
ziemlich  seltenen  Fälle,  dazu  herausfordern,  es  mit  ganz  grossen 
Chinindosen  zu  versuchen.  Ich  persönlich  hatte  bis  jetzt  keine  Ver- 
anlassung dazu.  Einmal  fürchte  ich,  dass  ganz  grosse  Chiningaben 
(3  g und  mehr),  bei  diesen  Schwerkranken  Herzschwäche  hervorrufen 
könnten,  mit  welcher  man  es  sonst  glücklicherweise  nur  sehr  selten 
zu  thun  hat;  dann  aber  hat  sich  mir  das  soeben  beschriebene  Ver- 
fahren einer  gewissermassen  fractionirten  Sterilisation  des  Körpers  mit 
mässigen,  täglich  wiederholten  Chiningaben  als  ausreichend  erwiesen. 
Ich  habe  an  acuter,  scheinbar  uncomplicirter  Malaria  nur  einen  Kranken 
verloren : 

Der  Capitain  einer  schwedischen  Bark  litt  seit  zwei  Tagen  an  einer  Febris 
continua  mit  Temperaturen  um  40°  C.,  als  ich  am  20.  I.  96  seine  Behandlung 
übernahm.  Die  Temp.  betrug  40,6;  die  Pulsfrequenz  110  und  120;  massiger 
Kopfschmerz;  Sensorium  völlig  klar;  Erbrechen  bestand  nicht;  ebensowenig  nach- 
weisbare Organveränderungen.  2 grm  Chinin.  Am  21.  1.  war  der  Zustand  der 
gleiche;  weitere  2 grm  Chinin.  Nach  dem  Chiningebraüch  sank  die  Temperatur, 
wie  am  Tage  vorher  vorübergehend  unter  39°  C.,  um  dann  gleich  wieder  zu 
steigen. 

Da  das  Fieber  am  dritten  Tage  fortdauerte,  so  sollte  der  Kranke  abends  ins 
Hospital  zur  Bäderbehandlung  übergeführt  werden.  Chinin  erhielt  er  an  diesem 
Tage  zunächst  nicht.  Der  Puls  erregte  10  h.  a.  keinerlei  Besorgniss;  die  Tem- 
peratur war  40,1.  Nachmittags  stieg  dieselbe  jedoch  rasch  auf  41,0—41,7 — 42,5, 
und  der  Tod  trat  unter  furibunden  Delirien  ein,  ehe  der  Arzt  zur  Stelle  kommen 
konnte. 

Die  Obduction  ergab  u.  A.  hochgradige  Entartung  der  schwach 
entwickelten  Herzmuskulatur  bei  totaler  Concretio  pericardii. 

Ich  glaube  nicht,  dass  hier  grössere  Chiningaben  gerettet  hätten. 

Wo  es  sich,  wie  gewöhnlich,  um  Intermittens,  oder  die  schon 
sehr  viel  seltenere  Remittens  handelt,  da  empfiehlt  es  sich,  wie  ge- 
sagt, das  Chinin  zu  1 — iy2  grm  während  des  Temperaturabfalls 
zu  reichen;  etwa,  wenn  die  Körperwärme  auf  38,0  bezüglich  38,5°  C 
i.  ax.  gesunken  ist,  und  die  Schweissabsonderüng  reichlich  wird.  Zu 
dieser  Zeit  finden  sich  im  Blut  der  Malariakranken  in  Kamerun  (von 
vereinzelten  Ausnahmen  abgesehen)  zwei  Generationen  von  Parasiten 
in  zwei  verschiedenen  Entwickelungsphasen  neben  einander:  Die 


jüngere,  welche  als  allerkleinste  endoglobuläre  Ringelchen  von  etwa 
V25 — Vi5  der  Grösse  eines  rothen  Blutkörperchens  erscheint,  wird 
durch  das  Chinin  getödtet  und  verschwindet  wenige  Stunden,  nachdem 
das  Chinin  zur  vollen  Wirkung  kam,  aus  dem  Blut.  Die  zweite 
Generation  hat  meist  die  Mitte  ihrer  Entwiekelung  erreicht  oder  über- 
schritten - — je  nach  der  Nähe  des  kommenden  Anfalls.  Die  Plas- 
modien haben  demnach  Vs — XU  c^er  Grösse  eines  Erythrocyten  und 
führen  bereits  Pigment,  oder  auch  nicht1).  Ihr  Wachsthum  und 
ihre  Sporulation  werden  zu  dieser  Zeit  durch  eine  Gabe  von 
3 grm  Chinin  nicht  mehr  aufgehalten,  wenn  auch  gewöhnlich 
schon  durch  die  üblichen  1 — D/2  grm  um  einige  Stunden  verzögert2). 
Der  entsprechende  Fieberanfall  pflegt  nachher  durchaus  von  der  gleichen 
Schwere  zu  sein,  wie  der  erste.  — Es  hat  also  gar  keinen  Zweck, 
den  Kranken  in  der  Zeit  relativen  Wohlbefindens  nach  dem  ersten 
Anfall,  wo  er  vielleicht  isst,  trinkt,  schläft,  mit  weiterem  Chinin  zu 
behelligen:  Das  zweite  Fieber  kommt  doch.  Wird  aber  gegen  das 
Ende  desselben  eine  weitere  Chinindosis  von  1 — W/o  grm  verabfolgt, 
dann  tödtet  diese  auch  die  Jugendformen,  in  welche  die  zweite  Gene- 
ration sich  auflöst,  und  der  Kranke  bleibt  fieberfrei,  ohne  weiter 
Chinin  zu  erhalten3)-  Oft  ist  er  selbst  nach  schweren  Attaquen  am 
4. — 5.  Tage  dienstfähig  — bis  das  nächste  Recidiv  kommt. 

Während  der  ersten  Zeit  meiner  Thätigkeit  hier  wendete  ich  das 


1)  Nur  bis  zu  diesem  Stadium  lässt  sich  die  Entwickelung  der  Parasiten  im 
peripheren  Blut  verfolgen.  Sie  erfolgt  weiter  in  den  engsten  Capillaren  resp.  Blut- 
räumen der  bekannten  inneren  Organe,  wo  die  Wirtlie,  die  rothen  Blutkörperchen, 
früher  oder  später  haften  bleiben,  je  nachdem  sie  früher  oder  später  durch  die 
Entwickelung  der  Schmarotzer  in  ihrer  Constitution  geschädigt  werden.  Das  kann 
schon  sehr  früh  geschehen;  dann  trifft  man  nur  die  ringförmigen  Jugendformen 
im  peripheren  Kreislauf.  — Vergl.  auch  Friedrich  Plehn  (4),  van  der 
Scheer  (32)  und  die  Italiener. 

2)  Die  Entwickelung  einer  einzelnen  Generation  dauert  ungefähr  40  Stun- 
den; entwickeln  sich  zwei  neben  einander,  wie  hier  geschildert,  dann  scheinen  sie 
sich  gegenseitig  zu  beeinträchtigen,  so  dass  die  Sporulation  erst  nach  etwa 
48  Stunden  eintritt. 

3)  An  anderen  Plätzen  der  Westküste,  wo  ich  Erkundigungen  einziehen 
konnte,  als  Fernando-Po,  St.  Thome,  Eloby,  entwickelt  sich  in  der  Regel  nur  eine 
Generation  zur  Zeit.  Wenigstens  glaube  ich  das  daraus  schliessen  zu  können, 
dass  dort  eine  einzige  Chiningabe  zur  definitiven  Beseitigung  des  Fiebers  fast 
stets  eenüfft. 


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Chinin  reichlicher  an  und  pflegte  nach  der  Entfieberung  noch  einige 
Gramm  in  2 — 3 mal  vierundzwanzigstündigen  Zwischenräumen  zu  geben, 
obgleich  ich  dann  niemals  mehr  active  Parasiten  fand.  Jedenfalls  kamen 
auf  die  einzelne  Malariaerkrankung  nicht  mehr  als  höchstens  6 — 7 grm. 
Inzwischen  musste  ich  mich  davon  überzeugen,  dass  durch  dieses  Ver- 
fahren nur  die  Convalescenz  verzögert  wird,  insofern  die  meisten 
Kranken  nervös  werden  und  oft  noch  Schlaf  und  Appetit  verlieren. 
Die  Rückfälle  traten  nicht  seltener  auf  und  waren  nicht  leichter,  als 
später,  wo  bei  jeder  Erkrankung  nur  2 — 3 grm  zur  Verwendung 
kamen.  Gerade  bei  den  Recidiven,  die  ganz  besonders  typisch  zu 
sein  pflegen,  reichte  dieses  Quantum  fast  stets  aus,  gleichgültig,  ob 
sie  alle  6 — 4 — 3 — 2 Wochen  sich  wiederholten.  Man  erreicht  durch 
ein  solches  Zurückhalten  mit  überflüssigem  Chiningebrauch,  dass  die 
Europäer  selbst  in  dem  exceptionell  ungünstigen  Klima  von  Kamerun 
fast  durchgehend  den  grössten  Theil  ihrer  geistigen  Frische  und 
körperlichen  Elasticität  behalten,  bis  die  complicirten,  perniciösen 
Fieberformen  sie  dahinraffen,  oder  ihre  Heimkehr  nach  Europa  er- 
zwingen. 

Was  sollte  auch  an  einem  intensiven  Malariaherd,  wie  Kamerun 
selbst  ihn  darstellt,  ein  gänzliches  Vernichten  der  Malariakeime  durch 
grosse,  auf  Kosten  des  Organismus  oft  wiederholte  Chiningaben  nützen, 
falls  es  möglich  wäre?  Vierzehn  Tage  später  haben  sich  vielleicht  die 
inzwischen  neuaufgenommenen  Keime  entwickelt,  und  ein  zweiter  An- 
fall — möglicherweise  wieder  mit  dem  schwereren  Charakter  eines 
Erstlingsfiebers  könnte  eintreten! 

Die  symptomatische  Behandlung  der  einfachen  Fieberattaquen 
unterschied  sich  in  Nichts  von  der  sonst  bei  hochfieberhaften  Affec- 
tionen  üblichen.  Kohlstock  (5),  Fisch  (1),  Davidson  (10)  und 
Andere  schildern  sie  ausführlich. 

Die  als  Erreger  der  „chronischen  Malaria“  vielfach  angesehenen 
sogenannten  Halbmondformen  bildeten  in  Kamerun  einen  ganz  in- 
constanten  Befund.  Oft  vergingen  Reihen  von  Monaten,  wo  man  sie 
trotz  regelmässiger  Blutuntersuchungen  niemals  antraf.  Sie  stellen 
nach  meinen  Beobachtungen  höchst  wahrscheinlich  eine  inactive  (viel- 
leicht dem  Verfall  bestimmte??)  Form  der  Malariaparasiten  dar,  was 
mit  den  Ansichten  zahlreicher  italienischer  Forscher  (Golgi  (29),  Mar- 


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chiafava  (23,  24),  Celli  (23),  Bignami  (24),  sowie  auch  van  der 
Sehe  er ’s  (32)  übereinstimmt.  Ich  habe  diese  Gebilde  durch  viele 
Tage  und  selbst  Wochen,  nachdem  die  Anfälle  überwunden  waren, 
bei  völligem  subjectiven  Wohlbefinden  im  Blut  gefunden,  ohne  deshalb 
Chinin  zu  geben,  und  der  Zufall  wollte  es,  dass  diese  Patienten  be- 
sonders lange  von  Recidiven  verschont  blieben.  Einigemale  fand  ich 
ausgebildete  Halbmonde  in  Leukocyten  eingeschlossen;  das 
zeigt  den  Weg  an,  auf  welchem  der  Organismus  sich  dieser  Gäste 
entledigen  dürfte. 

Die  meist  stark  geschwächten  Personen,  welche  solche  Dauer- 
formen allein  beherbergen,  mit  Chinin  zu  behandeln,  dürfte  um  so 
weniger  rathsam  sein,  als  nach  den  übereinstimmenden  Berichten  an- 
derer Untersucher  selbst  grosse  Gaben  hier  von  unsicherer  Wirkung 
.sind  (32,  34,  35,  9).  Auch  der  einzige  Kranke,  bei  welchem  sich  die 
eigentliche  „Laverania“  — die  grosse,  geisselführende  Form  (7,  10,  11) 
— neben  den  Halbmonden  fand,  hielt  sich  danach  ganz  besonders 
lange  recidivfrei,  ohne  Chinin  bekommen  zu  haben  — 

Wie  schon  Kohlstock  (5)  hervorhebt,  soll  das  Chinin  in 
grösseren  Gaben  ganz  ausschliesslich  angewandt  werden, 
wenn  sich  die  activen  kleinen  endoglobulären  Parasiten  im 
Blut  finden.  Hält  man  sich  hieran,  so  werden  Misserfolge  kaum 
eintreten,  und  damit  wird  auch  die  Versuchung,  das  Heil  in  excessiv 
hoher  Dosirung  zu  suchen,  von  selbst  fortfallen.  — 

Dabei  ist  es  allerdings  sehr  wichtig,  dass  man  sich  der  Aufnahme 
des  eingeführten  Chinins  durch  den  Organismus  versichert.  Es  scheint, 
dass  die  Resorption  des  Medicaments  seitens  der  Schleimhäute  des 
Verdauungskanals  in  den  schweren  Tropenfiebern  oft  eine  mangel- 
hafte ist,  auch  wenn  ein  starker  Reizzustand  sich  nicht  durch 
heftiges  Gallenbrechen  und  blutig-seröse  Stühle  kundthut,  wie  das  in 
Kamerun  häufig  der  Fall  ist.  Hier  verdient  die  Methode  der  intra- 
muskulären Chinininj ection  mehr  Beachtung,  als  sie  bisher  bei 
den  deutschen  Tropenärzten  gefunden  zu  haben  scheint.  Zur  Ver- 
wendung kam  ausschliesslich  das  Chininuni  bimuriaticum,  wie  es  die 
Kade’sche  Oranien -Apotheke  zu  Berlin  in  zugeschmolzenen  Glas- 
kölbchen ä 0,5  und  1,0  g in  1,  beziigl.  2 g Wasser  gelöst,  zum 
Gebrauch  fertig  liefert.  Die  angewandten  Spritzen  (Wi  n dl  er- Berlin) 


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führen  Asbestkolben,  dienten  ausschliesslich  der  Chininin jection  und 
wurden  vor  jedesmaligem  Gebrauch  durch  Kochen  in  Wasser  sterilisiert. 
Sie  sind  mit  Platin-Iridiunmadeln  armirt.  Die  Einspritzung  geschah 
in  die  Glutealmuskulatnr  — zuweilen  in  den  Supra-  oder  Infraspina- 
tus.  Nachdem  die  Haut  durch  Abreiben  mit  Aether  und  mit  Carbol- 
oder Sublimatlösung  desinficirt  war,  wurde  die  Nadel  senkrecht-  auf- 
gesetzt, bis  zu  einer  Tiefe  von  mindestens  3 cm  eingeführt,  und  dann 
der  Inhalt  der  Spritze  massig  schnell  entleert.  Massirt  wurde  nicht. 
Der  Schmerz  ist  bei  guten  Instrumenten  und  einiger  Geschicklichkeit 
in  der  Ausführung  sehr  massig;  jedenfalls  geringer,  wie  nach  den 
Levin’schen  Sublimatinjectionen.  Bei  weit  über  200  Einspritzungen 
sah  ich  zweimal  Röthe  und  Schwellung  in  der  Gegend  der  Injections- 
stelle,  starke  Schmerzhaftigkeit  auf  Druck  und  vorübergehende  Tem- 
peratursteigerung. Doch  gingen  die  Entzündungserscheinungen  rasch 
zurück,  ohne  dass  es  zu  Suppuration  oder  Nekrose  kam,  und  es  bil- 
dete sich  ein  kleiner  harter  Knoten,  der  noch  einige  Zeit  druckempfind- 
lich blieb.  Einmal  brach  bei  einem  schwer  delirirenden  Kranken 
die  Spitze  der  damals  angewandten  Stahlnadel  ab.  Zehn  Tage  lang 
blieb  die  Injectionsstelle  reactionslos;  dann  bildete  sich  unter  leichter 
Fieberbewegung  ein  Abscess,  aus  welchem  durch  Incision  eine  Partie 
nekrotischen  Muskelgewebes  entleert  wurde,  worauf  er  bei  Drainage 
rasch  heilte.  In  den  übrigen  Fällen  bestand  die  Reaction  entweder 
in  einer  leichten  Empfindlichkeit  beim  Sitzen  auf  der  betreffenden  Stelle 
vom  3. — 6.  Tage,  oder  es  fehlte  auch  diese  so  vollkommen,  dass  der 
Reconvalescent  z.  B.  am  dritten  Tage  ohne  Beschwerden  zu  reiten 
vermochte.  Was  den  Heileffect  anlangt,  so  habe  ich  durchgehend  den 
Eindruck  gehabt,  dass  die  Chininwirkung  bei  intramuskulärer  Appli- 
cation eine  energischere  ist,  wie  bei  innerlichem  Gebrauch.  Die 
italienischen  Forscher  in  Rom  kamen  schon  früher  zu  demselben 
Ergebniss.  (Im  Heiligengeist-Hospital  daselbt,  wo  ich  1894  Studien 
zu  machen  Gelegenheit  hatte,  bestand  die  typische  Behandlung  damals 
in  je  einer  Chinininjection  von  je  1 g morgens,  mittags  und  abends.) 
— Das  Verfahren  beim  Aufnehmen  der  Lösung  aus  dem  Glasskölb- 
chen  brachte  es  mit  sich,  dass  0,1 — 0,2  auf  das  Gramm  Chinin  ver- 
loren gingen.  Dennoch  war  die  Wirkung  des  Restes  so  vollkommen, 
dass  ich  mich  mit  den  0,8 — 0,9  gnn  pro  dosi  et  die  zuletzt  immer  be- 


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gnügte.  — Bei  der  hypodermatischen  Injection  scheint  die  Wirkung 
nach  mündlicher  Mittheilung  von  Friedrich  Plehn  unsicherer  zu  sein; 
jedenfalls  kommen  dabei  öfters  Nekrosen  und  Abscesse  vor.  — 

Sehr  bemerkenswert!!  ist  es,  dass  im  Gegensatz  zu  der  prompten 
Heilwirkung  der  intramuskulären  Chinininjection,  die  subjectiven 
Chininbeschwerden  dabei  viel  geringer  sind,  als  bei  der 
Aufnahme  des  Chinins  per  os.  Ein  grosser  Vorteil  ist  schon,  dass 
die  Belästigungen  seitens  der  Verdauungsorgane  natürlich  ganz  fort- 
fallen; nur  deutlicher  Chiningeschmack  tritt  nach  10 — 15  Minuten  ein, 
und  beweist,  dass  die  Resorption  rasch  vor  sich  geht.  Aber  auch 
das  Nervensystem  scheint  weniger  stark  irritiert  zu  werden.  Ich 
kann,  die  allgemeine  Versicherung,  dass  der  „Chininjammer“,  bis 
auf  etwas  Taubheit  und  Ohrensausen,  nach  der  Injection  von  selbst 
iy2  g fast  ganz  fehlt,  aus  Erfahrung  am  eignen  Leibe  durchaus  be- 
stätigen. Man  wird  daraus  schliessen  dürfen,  dass  ein  Theil  der  cere- 
bralen Erscheinungen  refleotorisch  durch  Reizung  der  Magenschleimhaut 
ausgelöst  wird.  Viele  Patienten  bevorzugten  infolge  dieser  geringen 
Reaction  die  intramuskuläre  Applikation  auch  da,  wo  Chinin  prophy- 
lactisch  angewandt  wurde. 

Von  den  ganz  schweren  Formen  der  Malaria  verdient  kurze  Be- 
rücksichtigung zunächst  ihre  Verbindung  mit  Insolation.  Anfangs  be- 
herrschte letztere  ganz  das  Krankheitsbild:  Somnolenz  mit  stertorösem 
Athmen  oder  auch  rasende  Kopfschmerzen  mit  Sinnestäuschungen  und 
Bettfluchtversuchen;  dabei  kleiner,  frequenter,  flatternder  Puls,  der  so- 
fort erforderte,  dass  man  das  Herz  excitierte,  obgleich  die  Temperatur 
zuerst  unter  39°  blieb.  Parasiten  fand  ich  zu  dieser  Zeit  noch  nicht; 
sie  zeigten  sich  erst,  wenn  in  den  nächsten  Tagen  typische  Malaria- 
attacken auftraten,  die  durch  beständig  drohende  Herzschwäche  und 
schwere  cerebrale  Erscheinungen  vor  den  gewöhnlichen  sich  auszeich- 
neten. Erst  jetzt  wurde  Chinin  angewandt;  vorher  behandelte  ich  mit 
kühlen  Bädern  bei  thunlichster  Abkühlung  des  Kopfes,  mit  Aether- 
und  Campherinj  ectionen,  ohne  vor  einer  mässigen  Morphium-  oder 
Chloralgabe,  auch  bei  drohender  Herzschwäche  zurückzuschrecken.  (Seit 
übrigens  hier  ganz  allgemein  für  strengeren  Schutz  des  Kopfes  gegen 
intensive  Sonnenbestrahlung  gesorgt  wird,  sind  jene  Krankheitsbilder 
fast  verschwunden).  — 


— 10 


Ganz  ähnlich  wurde  bei  den  algiden  und  choleraähnlichcn  Er- 
krankungen verfahren,  nur  dass  ich  hier,  anstatt  der  kühlenden  Bäder 
heisse,  oder  auch  heisse  Einpackungen  geben  licss.  Die  furchtbaren 
Angstzustände  und  kaum  erträglichen  Kardialgien  machen  bei  dieser 
quälendsten,  aber  glücklicherweise  seltnen  Krankheitsform  ausgiebige 
Anwendung  von  Narcoticis  nötig.  Auch  bei  Cyanose,  wenn  der  Puls 
kaum  fühlbar  war  und  Collapstemperaturen  vorherrschten,  haben  1 
bis  2 cg  Morphium  subcutan  unter  reichlicher  Anwendung  von  Exci- 
tantien  niemals  Schaden  gebracht,  während  sie  für  die  bedauerns- 
werten Kranken,  die  manchmal  noch  von  entsetzlichen  Muskelkrämpfen 
gepeinigt  werden,  eine  wahre  Wohlthat  sind.  Die  meist  sein'  hef- 
tigen Darmerscheinungen  wurden  nur  günstig  dadurch  beeinflusst.  Die 
Entleerungen  waren  nicht  copiös,  wie  bei  Cholera,  sondern  es  wurde 
nur  wenig  blutig  gefärbte,  wässerige  Flüssigkeit  geliefert,  und  die 
ausserordentliche  Zahl  der  Stühle  war  zum  Theil  fraglos  durch  die 
furchtbare  Angst  verursacht,  welche  energische  Männer  stöhnen  und 
jammern  liess.  Wenn  dann  die  Temperatur  gestiegen  war  und  wieder 
zur  Norm  zurückkehrte,  so  trat  die  Chininbehandlung  in  ihre  Rechte. 
Doch  war  in  der  Dosirung  besondere  Vorsicht  nötig,  da  Neigung  zu 
neuem  Collaps  fortbestand. 

Später,  nachdem  der  zweite  Anfall  glücklich  überwunden  und  zum 
zweiten  Male  Chinin  gereicht  war,  erholten  sich  die  Kranken  so 
schnell  wie  nach  einem  gewöhnlichen  Fieberanfall.  Freilich  mussten 
sie  bald  darauf  wegen  anderer  schwerer  Fieberformen  Heimatsurlaub 
antreten,  bezüglich  aus  dem  Kolonialdienst  ausscheiden. 

Es  giebt  Fälle,  wo  die  Hartnäckigkeit  der  dann  meist  vierzehn- 
tägigen Recidive  jeder  Behandlung  spottet;  immer  wieder,  immer 
wieder  bekommen  die  geplagten  Dulder  ihre  schweren  Doppelanfälle, 
zur  eigenen  Verzweiflung  und  zur  Verzweiflung  des  Arztes,  der  ver- 
sucht wird,  zu  immer  grösseren,  immer  länger  fortgesetzten  Chinin- 
gaben zu  greifen,  — und  doch  ohne  Erfolg.  Ich  probierte  es  dann  mit 
der  Chininprophylaxe,  wie  ich  sie  1886  in  Java  erfolgreich  anwandte 
(10),  wie  sie  dann  Gräser  (11),  Schellong  (19)  und  Andere,  wenn 
auch  in  etwas  abweichender  Form,  gebrauchten,  und  wie  sie  später 
von  Zahl  (20),  der  sich  von  ihrer  Wirksamkeit  in  Indien  überzeugt 
hatte,  schon  in  Kamerun  geübt  wurde.  (Mündliche  Mitteilungen 


11 


aus  zweiter  Hand).  Siebentägig  wurde  ein  Gramm  gegeben.  In  ein- 
zelnen Fällen  war  eine  günstige  Wirkung  unverkennbar;  in  anderen 
erkrankten  die  Inficierten  am  Chinintage  selbst  oder  am  Tage  zuvor 
mit  der  gewöhnlichen  Heftigkeit.  Der  Zwischenraum  war  also  für  die 
hiesigen  Fieber  zu  gross. 

Da  es  mir  nun  wegen  der  üblen  Nebenwirkungen  auf  Nerven- 
system und  Verdauungsapparat  nicht  wünschenswert  erschien,  öfter 
ein  ganzes  Gramm  zu  geben,  so  versuchte  ich  es  zunächst  mit  1/2  g 
fünftägig,  und  zwar  mit  ganz  überraschendem  Erfolg.  — Ich  wieder- 
hole: Gerade  in  verzweifelt  hartnäckigen  Fällen,  wo  schon  Heimsen- 
dung in  Frage  kommen  konnte,  wurde  Chinin  so  gebraucht.  Die  Wir- 
kung wrar,  dass  die  bis  dahin  vierzehntägig  wiederkehrenden  Doppel- 
lieber viele  Wochen,  oder  selbst  Monate  fortblieben,  und  die  elenden 
Kranken  sichtlich  aufblühten.  Kam  es  schliesslich  doch  zu  einem  An- 
fall, so  verlief  derselbe  wesentlich  leichter,  meist  ohne  Erbrechen  mit 
niedrigeren  Temperaturen  und  viel  geringeren  subjectiven  Beschwerden. 
Besonders  häufig  trat  an  Stelle  der  typischen  zwei  Anfälle  nur  einer 
auf,  und  es  genügte  demgemäss  eine  einzige  Chinindosis  zur  Heilung. 
Eine  gesteigerte  Widerstandskraft  der  Parasiten,  etwa  infolge  von  Ge- 
wöhnung an  das  Medicament,  wurde  durchaus  nicht  constatirt.  Die- 
selben zeigten  sich  im  Gegenteil  weniger  lebensfähig,  insofern  kleinere 
Gaben  zu  ihrer  Vernichtung  meist  ausreichten. 

Eine  in  den  englischen  Colonien  der  Afrikanischen  Westküste  als 
„Malariatyphoid“  bezeichnete  Krankheit,  welche  hier  in  der  Trocken- 
zeit bei  den  Schwarzen  vorkam,  und  die  ich  letzhin  auch  zweimal  bei 
Europäern  sah,  übergehe  ich,  da  sie  dem  echten  Abdominaltyphus 
jedenfalls  sehr  nahe  steht,  wo  nicht  mit  ihm  identisch  ist.  Mit  Ma- 
laria-Plasmodien hat  dieselbe  jedenfalls  nichts  zu  thun1).  Weder  im 
peripheren,  noch  im  Milzblut  konnte  ich  trotz  sehr  zahlreicher  Unter- 
suchungen die  sonst  nie  fehlenden  Parasiten  nacliweisen,  und  demge- 
mäss blieb  auch  die  anfangs  geübte  forcierte  Chinintherapie  stets  völlig 
wirkungslos.  Dass  trotzdem  eine  gleichzeitige  Infection  auch  mit  dem 
Malariaplasmodium  Vorkommen  kann,  versteht  sich  natürlich  von  selbst. 


1)  Dasselbe  gilt  nach  meiner  Ansicht  von  einem  grossen  Theil  der  von 
Werner  (21)  und  Martin  (22)  beschriebenen  ähnlichen  Fälle. 


12 


Am  schwersten  heimgesucht  wird  Kamerun  durch  die  Compli- 
cation  des  einfachen  Malariafiebers  mit  Zerstörung  der  roten  Blut- 
körperchen, deren  Zerfallsprodukte  die  Nieren  ausscheiden'  müssen, 
wenn  Leber  und  Darm  dazu  nicht  mehr  ausreichen.  Das  Hämoglobin 
der  Erythrocyten  giebt  dem  Urin  die  eharacteristische  dunkel  blut- 
rote oder  tief  schwarze  Farbe,  während  ein  mehr  oder  weniger 
intensiver  Icterus  die  zweite  Haupterscheinung  des  gefürchteten 
S c h w a r z w a s s e r f i e b e r s ausmacht. 

In  den  allerschwersten  Fällen  ist  derselbe  nur  auf  den  Skleren 
sichtbar,  und  die  Haut  erscheint  fahlgrau,  wie  bei  einer  verblutenden, 
septischen  Wöchnerin  (Fall  No.  22).  In  den  weniger  foudroyanten 
Fällen  ist  der  Ikterus  am  stärksten  entwickelt  und  kann  hier  Grade 
erreichen,  wie  man  sie  sonst  bei  akuter  gelber  Leberatrophie  und  bei 
Phosphorvergiftung  sieht.  Er  tritt  sehr  schnell  auf;  meist  ist  er 
wenige  Stunden  nach  Beginn  des  Schüttelfrost  deutlich  und  hat  mit 
Beginn  des  Fieberabfalls  seine  grösste  Intensität  erreicht.  Rasch  wie 
er  gekommen,  verschwindet  er  auch  wieder,  und  schon  wenige  Tage 
später  ist  die  Hautfarbe  zu  dem  gelblichen  Hellgraubraun  zurückge- 
kehrt, das  dem  Europäer  in  Kamerun  eigenthümlich  ist.  Die  Skleren 
bewahren  die  ikterische  Farbe  etwas  länger. 

Das  Nierenepithel  dürfte  stets  alterirt  sein,  da  die  normale 
Niere  wenigstens  die  im  normalen  Kreislauf  vorkommenden  Albumin- 
stoffe zurückhält.  Ob  man  die  Veränderungen  jedesmal  als  „Ne- 
phritis“ auffassen  will  (4,  7),  ist  vielleicht  Geschmacksache.  Das  Coa- 
gulum,  das  nach  Kochen  mit  einigen  Tropfen  Essigsäure  mehr  als 
zwei  Drittel  der  Flüssigkeitssäule  im  Reagenzglas  einnehmen  kann, 
nachdem  eine  Stunde  zuvor  normaler,  eiweissfreier  Urin  entleert  wurde, 
fehlte  manchmal  nach  weiteren  10  Stunden  wieder  vollkommen.  (Vergl. 
Fall  15,  26,  29,  31.)  Seine  Farbe  variirte  zwischen  der  eines  dunklen 
Milchkaffee  und  der  von  tiefschwarzem  Kaffeesatz.  Eine  leicht  bräun- 
liche Verfärbung  des  beim  Kochen  mit  Essigsäure  gebildeten  Nieder- 
schlags, oder  des  feinblasigen  Schaums  liess  die  Fortdauer  der  Hämo- 
globinausscheidung am  längsten  verfolgen.  Ein  Theil  des  Coagulum 
sammelte  sich  stets  an  der  Oberfläche  der  Flüssigkeit  und  konnte 
dort  beim  Erkalten  zu  einer  festen  Decke  erstarren.  Zuweilen  löste 
sich  auch  das  überreichliche  Coagulum  wieder  rasch  bei  Zusatz  einiger 


13 


weiterer  Tropfen  Essigsäure,  oder  bei  längerem  Kochen.  (Vergl. 
Fall  30.)  Einmal  überraschte  es,  einige  Tage  im  watteverschlossenen 
Reagenzglas  auf  bewahrt,  durch  leuchtend  purpurrothe  Farbe.  Stets 
war  die  Reaetion  des  stärker  hämoglobinhaltigen  Urin  alkalisch— offenbar 
durch  Beimischung  von  Blutsalzen.  Eine  Analyse  der  Ausscheidungs- 
produkte zu  machen,  war  ich  nicht  in  der  Lage.  Jedenfalls  verhielt 
der  Urin  sich  bei  den  einzelnen  Kranken  verschieden  und  chemisch 
wesentlich  anders  wie  bei  typischer  Nephritis.  Wenn  man  weiter  be- 
rücksichtigt, dass  in  gewissen  Fällen  (vergl.  Fall  5,  6,  11,  15,  16, 
17,  18)  das  specifische  Gewicht  des  Urins,  auch  bei  stark  verminderter 
Quantität,  sehr  niedrig  sein  kann  (vergl.  auch  Murri  14)  und  die 
charakteristischen  Cylinder  dann  nicht  vorhanden  sind,  so  muss  man 
zugeben,  dass  Hauptsymptome  der  Nephritis  hier  fehlen.  Ich  bin 
geneigt,  anzunehmen,  dass  die  Zerfallsproducte  des  Blutes  ausgeschieden 
werden  können,  ohne  die  Nieren  bis  zur  Entzündung  zu  reizen, 
während  in  anderen  Fällen,  namentlich  bei  unzweckmässigem  Ver- 
halten des  Kranken,  schwere  Nierenentzündung  bewirkt  wird. 

Eine  solche  kann  rasch  entstehen ; dann  hat  der  Urin  gleich  an- 
fangs normales  oder  erhöhtes  specifisches  Gewicht  und  das  Sediment 
enthält  Cylinder.  Oder  aber,  sie  tritt  später  auf,  wenn  die  Hämo- 
globinfärbung des  Urins  schon  ganz,  oder  fast  ganz,  verschwunden  ist. 
Dann  vermindert  sich  die  bis  dahin  vielleicht  reichliche  Urinmenge; 
das  specifische  Gewicht  erhebt  sich  zur  Norm  und  darüber;  die  Menge 
des  jetzt  gelblichweissen  Eiweissniederschlags  steigt  rasch,  und  im  Se- 
diment erscheinen  die  bis  dahin  fehlenden  Cylinder.  Hier  könnte  man 
von  „secundärer  Nephritis“  sprechen.  Auch  sie  heilte  unter  zweck- 
mässiger Behandlung  meist  sehr  schnell,  und  nach  wenigen  Tagen  be- 
wiesen überreiche  Mengen  eiweissfreien  Urins  von  niedrigem  speci- 
fischen  Gewicht,  dass  der  Kranke  in  die  volle  Convalescenz  getreten 
war.  Nur  einmal  bestand  die  Störung  noch  nach  Wochen,  als  der 
Patient  heimkehrte  (Fall  1). 

Merkwürdig  ist  die  Beschaffenheit  des  spärlichen  Fluidums,  welches 
in  Fällen  von  Anurie  vorübergehend  entleert  wird.  Die  Farbe  war 
grünlich-strohgelb,  manchmal  deutlich  fluorescirend,  vergl.  Fisch  (1); 
der  Albumingehalt  wechselte;  zuweilen  war  er  ganz  gering,  auch  wenn 
in  24  Stunden  keine  50  cbm  gelassen  wurden.  Das  spec.  Gew.  war 


14  — 


subnormal  — einmal  bis  zu  1005  verringert,  — und  auf  dem  Filter 
fehlten  Formel  erneute,  die  den  Nieren  entstammen  konnten,  vollkommen, 
bis  eventuell  reichlichere  Diurese  erfolgte.  Wahrscheinlich  ist  die 
Nierensekretion  hier  durch  ähnliche  Veränderungen  ausgeschaltet,  wie 
sie  bei  der  asiatischen  Cholera  Vorkommen.  Eine  Verstopfung  der 
Harnkanälchen  mit  Blutkürperfragmenten  oder  Parasitenpigment  liess 
sich  in  frischen  Rasiermesserschnitten  jedenfalls  nicht  bemerken,  und 
Beides  fehlte  auch  constant  in  der  zu  verschiedenen  Zeiten  entleerten 
Flüssigkeit.  Ueberhaupt  war  ein  stärkeres  Sedimentären  des  Urins 
auch  bei  Oligurie  eine  Seltenheit  und  nie  wurden  Formelemente  ge- 
funden. welche  dem  Blut  entstammen  konnten  oder  auf  Parasiten  zu- 
rückzuführen waren.  Zuweilen  zeigte  das  spärliche  Sekret  bei  Anurie 
Schleimgehalt;  es  dürfte  also  z.  Th.  von  dem  Epithel  der.  unteren 
Harnwege  und  den  damit  zusammenhängenden  Drüsen  geliefert  werden. 

Ausgesprochene  urämische  Erscheinungen  fehlten,  auch  bei  viel- 
tägiger Dauer  fast  completer  Anurie.  Höchstens  könnte  ein  leichter 
Stirnkopfschmerz,  der  manchmal  vorkam,  auf  Urämie  bezogen  werden. 
Erbrechen  war  nicht  constant.  Knöchelödem  sah  ich  niemals;  eben- 
sowenig kamen  Krämpfe  oder  Bewusstseinsstörungen  vor.  Die  Pro- 
gnose war  sehr  ungünstig,  wenn  auch  keineswegs  absolut  infaust. 

Auf  Gallenfarbstoff  wurde  der  Urin  aller  Schwarzwasserfi eber- 
kranken mehrfach  untersucht:  doch  fiel  die  Probe  bis  auf  einen  Fall, 
der  sich  auch  sonst  besonders  verhielt,  stets  negativ  aus  (No.  35). 

Was  die  Blut  Veränderungen  selbst  anlangt,  so  habe  ich  selbst  im 
acutesten  Stadium  der  Krankheit  eine  grössere  Neigung  der  rothen 
Blutkörperchen  zur  Gestaltsveränderung  oder  zum  Zerfall,  als  sie  die 
zufällig  im  Hospital  befindlichen  Reconvalescenten  zeigten,  unter  dem 
Mikroskop  nur  bei  3 von  12  Schwarzwasserfieberkranken  nachweisen 
können.  Zum  Vergleich  wurden  zwei  Thoma-Zeiss ’sche  Zähl- 
kammern mit  den  beiden  Blutproben  in  der  gewöhnlichen  Weise  be- 
schickt, die  beiden  Gesichtsfelder  (Quadratennetz  und  Blutkörperchen) 
genau  gezeichnet  und  alle  Viertel-  bis  Halbestunde  die  Zeichnungen 
mit  den  entsprechenden  Bildern  unter  dem  Mikroskop  verglichen. 
Dreimal  veränderten  sich  die  Erythrocyten  des  Schwarzwasser- 
fieberkranken ausserordentlich  rasch,  und  zwar  nahmen  sie  nicht 
die  typische  Stechapfelform  an,  sondern  erschienen  wie  radiär 


15 


um  das  Centrum  gefaltet,  oder  über  die  Fläche  gewellt.  Die  Controll- 
versuche  bewiesen,  dass  die  Technik  die  Veränderungen  nicht  ver- 
schuldete. Ausserdem  habe  ich,  wenn  immer  thunlich,  den  möglichst 
genau  bestimmten  Hämoglobingehalt  zur  B.lutkörperzahl  in  Beziehung 
gesetzt,  und  fast  immer,  wie  bei  allen  anderen  Gesunden  und  Kranken 
ein  sich  völlig  entsprechendes  Verhältniss  beider  zur  Norm  gefunden; 
besonders  wenn  man  berücksichtigt,  dass  der  im  Serum  gelöste  Farb- 
stoff der  zerfallenen  Blutkörper  das  Verhältniss  etwas  zu  Gunsten  des 
Hämoglobin  zu  verschieben  pflegt,  und  dass  umgekehrt  im  Beginn 
intensivster  Blutneubildung,  die  Blutkörperzahl  im  Verhältniss  zum 
Hämoglobingehalt  (9)  etwas  vergrössert  zu  sein  scheint  (Fall  3,  Fall  35 
und  andere).  Es  gab  aber  auch  Fälle,  wo  dies  zur  Erklärung  der  Diffe- 
renzen nicht  ausreichte,  und  wo  die  unverhältnissmässig  geringe  Blut- 
körperzahl sich  nur  durch  ihren  raschen  Zerfall  infolge  verringerter 
Widerstandskraft  bei  den  üblichen  Methoden  erklären  liess.  Hier 
fanden  sich  dann  auch  Schatten;  sehr  selten  andere  Bruchstücke  von 
Erythro cyten  (Fall  35).  Die  Untersuchungen  über  diese  Verhältnisse 
können  aber  noch  keineswegs  als  abgeschlossen  gelten,  sondern  werden 
eifrig  fortzusetzen  sein.  Als  ein  Zeichen  dafür,  dass  die  Blutconsti- 
tution Schwarzwasserfieberkranker  eine  sehr  labile  geworden  ist,  gilt 
es  mir  ferner,  dass  die  Plasmodien  führenden  Blutkörper  sehr  früh 
aus  der  Circulation  verschwinden.  Man  trifft  dann  im  peripheren  Blut 
oft  nur  die  kleinsten  Jugendformen  an,  was  ich  Friedrich  Plehn  (4) 
in  diesem  Sinne  nur  bestätigen  kann1). 

Wenn  der  rasch  wachsende  Hämoglobingehalt  auf  energische 
Blutneubildung  schliessen  liess,  dann  zeigten  sich  vielfach  Megalocyten 
und  Mikrocyten  und  einigemale  kernhaltige  rothe  Blutkörperchen.  Die 
letzteren  dürften  viel  häufiger  vorgekommen  sein,  aber  die  Zeit  zum 
Färben  und  Untersuchen  der  Präparate  war  nicht  immer  vorhanden; 
einmal  Hessen  die  Kerne  sich  sehr  zahlreich  im  ungefärbten  Präparat 
erkennen. 

1)  Die  hochinteressanten  Experimente  Murri’s,  welcher  eine  verminderte 
Widerstandskraft  in  seinem  als  „Chininvergiftung“  bezeichneten  Falle  nicht  nach- 
weisen  konnte,  wie  auch  ich  bei  der  überwiegenden  Mehrzahl  meiner  Kranken, 
war  ich  leider  nicht  zu  wiederholen  imStande,  da  Murri’s  Veröffentlichung 
erst  am  Ende  meiner  Thiitigkeit  in  Kamerun  in  meine  Hände  gelangte,  als  diese 
Arbeit  abgeschlossen  war. 


16 


Verschiedentlich  kamen  Blutungen  vor.  So  besonders  in  die 
Pleura,  Magen-  und  Darmschleimhaut.  Einmal  ins  Perikard;  einmal 
ins  Unterhautzellgewebe  und  in  den  Thalamus  opticus;  einmal  in  die 
Retinae.  Ausser  bei  No.  28,  wo  vom  Kranken  persönlich  glaub- 
würdige Angaben  über  umfangreiche  Magen-  und  Darmblutungen  intra 
vitam  gemacht  wurden,  trat  diese  Erscheinung  nach  dem  Bericht  des 
Lazarethgehiilfen  in  noch  viel  schwererer  Form  bei  einem  Unterofficier 
der  Schutztruppe  auf,  dessen  Schwarz  Wasserfieber  in  36  Stunden 
tödtlich  verlief. 

Ursprünglich  lag  es  nahe,  im  „Schwarz Wasserfieber“  mit  seinen 
ganz  eigenartigen  Erscheinungsformen  und  seinem  oft  so  verhängniss- 
vpllen  Verlauf  eine  Krankheit  sui  generis  zu  suchen  und  einen  spe- 
ci fischen  Erreger  dafür  zu  vermuthen.  Diese  Annahme  wurde  dadurch 
gestützt,  dass  nach  übereinstimmender  Aussage  Derer,  welche  die 
westafrikanische  Küste  lange  kennen,  das  Schwarzwasserfieber  im 
Kamerungebiete  vor  15  Jahren  völlig  unbekannt  gewesen  zu  sein 
scheint,  [Vergleiche  auch  Friedrich  Plehn  (1).]  Man  nahm  daher 
vielfach  an , die  Krankheit  sei  aus  den  portugiesischen  und  französi- 
schen Kolonien  eingeschleppt  worden,  wo  man  sie  viel  länger  kennt. 
[Ich  glaube,  dass  ihr  Auftreten  und  ihre  Verbreitung  in  Kamerun 
mit  dem  Uebersiedeln  der  Europäer  aus  den  schwimmenden  Faktoreien, 
den  sogenannten  „Hulks“  im  Fluss,  nach  dem  Ufer  zusammenhängt, 
und  mit  den  durch  das  Niederlassen  an  Land  unabweislichen  Kultur- 
arbeiten am  Kai  und  im  Boden  (vergl.  Jacobi  38).]  Zudem  glückte 
es  häufig  nicht,  die  charakteristischen  Malariaparasiten  beim  Schwarz- 
wasserfieber nachzuweisen  (4,  9,  15,  18,  27),  und  die  Wirkung  des 
Chinin  war  eine  mehr  als  fragliche. 

Die  Erklärung  hat  sich  inzwischen  ergeben:  In  allen  Fällen 
ohne  Ausnahme  sterben  die  aktiven  Parasitenformen 
während  des  Blutkörperzerfalls  ab.  Wahrscheinlich  betrifft  die 
Zerstörung  zunächst  die  Blutkörper,  welche  in  ihrer  Constitution  durch 
die  Invasion  der  Schmarotzer  erschüttert  sind.  Letztere  gehen  dann 
im  veränderten  Plasma  unter.  Die  Schnelligkeit  und  Vollständigkeit 
ihrer  Vernichtung  hat  gewisse  Beziehungen  zur  Schwere  und  Dauer 
des  Anfalls.  Schon  nach  weniger  als  zwölf  Stunden  können  alle 
Parasiten  verschwunden  sein,  während  Hämoglobinurie  und  Fieber 


17 


noch  kurze  Zeit  fortdauern  mögen,  denn  der  Blutzerfall  bleibt  nicht 
auf  die  nachweisbar  mit  Parasiten  beladenen  Körperchen  beschränkt. 
In  leichteren,  etwas  protrahirten  Fällen  traf  ich  Plasmodien  noch  am 
zweiten  Tage;  dann  trat  aber  stets,  meist  schon  vor  dem 
Cessiren  der  Hämoglobinurie,  völlige  Entfieberung  ein, 
ohne  dass  ein  Körnchen  Chinin  gegeben  wurde.  Nur  der  rasch 
tödtliche  Fall  (22)  machte  eine  Ausnahme. 

Einmal  fand  ich  Halbmondformen,  nachdem  Fieber  und  Hämo- 
globinurie vorüber  waren.  Sie  scheinen  also  der  Blutveränderung  stand- 
zuhalten und  wahrscheinlich  ist  das  die  Ursache,  dass  sie  in  einen 
ätiologischen  Zusammenhang  mit  dem  Schwarzwasserfieber  gebracht 
wurden,  den  sie  nicht  haben.  [Fisch  (1) -Stendel  (6).]  Aber  es 
muss  noch  andere  inaktive  Dauerformen  geben,  welche  wir  noch  nicht 
kennen.  Diese  scheinen  sich  in  manchen  Fällen  entwickelungsfähig 
zu  erhalten,  wo  die  aktiven  Formen  untergingen,  und  sind  dann  im 
Stande,  nach  einiger  Zeit  neue  Malariafieber,  bei  fortbestehender  Dis- 
position und  entsprechender  Gelegenheitsursache  auch  Schwarzwasser- 
fieber wieder  hervorzurufen.  Die  vom  Herbst  1894  bis  Frühjahr  1895 
Erkrankten  blieben  lange  recidivfrei.  Später,  in  besonders  ungün- 
stiger Zeit  (Herbst  1895)  erkrankten  die  Leute  zum  Teil  häufiger  von 
Neuem.  Da  sich  aber  eine  neue  Infection  des  Körpers  von  ausserhalb 
in  Kamerun  niemals  ausschliessen  lässt,  so  muss  man  auf  die  Fälle 
von  Schwarzwasserfieber  zurückgreifen,  welche  garnicht  selten  nach 
Verlassen  des  Malariaherdes  an  Bord  der  Schiffe  oder  in  Europa  Vor- 
kommen, wenn  man  prüfen  will,  ob  die  Malariakeime  durch  ein 
Schwarzwasserfieber  vollkommen  vernichtet  werden. 

In  zwei  Fällen,  über  welche  ich  Nachricht  habe,  war  dies  der 
Fall.  Ebenso  blieben  einige  Reconvalescenten,  welche  nach  schwerem 
Schwarzwasserfieber  aus  dem  Hospital  direct  an  Bord  geschafft  wurden, 
ganz  ohne  die  sonst  bei  dem  Klimawechsel  nach  Europa  so  häufigen 
Malariarecidive. 

Die  Parasiten  unterschieden  sich  beim  Schwarzwasserfieber  wäh- 
rend meiner  Beobachtungszeit  in  nichts  von  denen  der  uncomplicirten 
Malaria  hier.  Nur  zuweilen  führten  sie  kein  Pigment,  nachdem  sie 
die  Mitte  ihrer  Entwickelung  überschritten  hatten;  oft  freilich  ver- 
schwanden sie  schon  vorher  aus  der  peripheren  Circulation.  Aber 

A.  Plehn,  Tropische  Malaria  in  Kamerun.  o 


18 


sie  unterschieden  sich  scharf  von  den  Erregern  der  heimathlichen  In- 
termittens,  wie  sie  in  Deutschland  zuerst  Friedrich  Plehn  (25), 
dann  Quincke  (26),  Bein  (30),  Rosin  (33),  Rüge  (31)  und  Andere 
schilderten.  Diesen  entsprechen  auch  die  von  Councilman  (34)  in 
Baltimore,  Dock  (35)  in  Galvestone  (Mexiko),  van  der  Scheer 
(32)  im  Holländischen  Indien  beobachteten  Organismen,  welche  ich  in 
vereinzelten  Fällen  in  Rom,  dann  auch  bei  Fieberkranken  aus  Vorder- 
indien, Florida,  Brasilien  und  Russland1),  sowie  einmal  bei 
einem  Europäer  im  Kamerungebirge  fand.  Die  Italiener  haben 
diese  Formen  schon  vorher  als  Ursache  der  Malaria  „primaverilis“  oder 
„in vernähst  beschrieben  (23,  24,  28,  29,  37);  Mannaberg  (9)  sah  sie 
bei  seiner  gutartigen  Tertiana  und  van  der  Scheer  (32)  bezeichnet 
sie  als  die  Erreger  der  Tertiana  und  Quartana  in  Holländisch  Indien. 

Wenigstens  morphologisch  nahe  scheinen  dagegen  die  Afrikaplas- 
modien den  von  den  italienischen  Forschern  (23,  24,  36)  als  charak- 
teristisch für  die  ,,Febris  estivo-autunmalis“  beschriebenen  Parasiten  zu 
stehn,  welche  während  meines  Aufenthalts  in  Rom  den  regelmässigen 
Befund  bildeten.  Mannaberg' (9)  scheidet  sie  in  „pigmentirte  Quoti- 
dianparasiten“,  „im pigmentirte  Quotidianparasiten“  und  , .maligne  Ter- 
tianparasiten“,  während  van  der  Scheer  (32)  diese  Formen  ganz 
allgemein  Quotidianplasmodien  nennt,  obgleich  er  ihre  Entwicklungszeit 
als  zwischen  24  — 48  Stunden  schwankend  angiebt.  Ich  traf  dieselben 
ganz  ausschliesslich  in  Kamerun  und  ausserdem  bei  einem  Matrosen 
vom  Congo2). 

1)  Die  Möglichkeit,  diese  Beobachtungen  zu  machen,  wurde  mir  durch  die 
Liberalität  des  Herrn  Dr.  Lauen  stein  geboten,  welcher  die  Liebenswürdigkeit 
hatte,  mir  dazu  in  dem  seiner  Leitung  unterstellten  Seemannskrankenhause  in 
Hamburg  Gelegenheit  zu  geben.  Ich  beeile  mich,  demselben  an  dieser  Stelle 
meinen  verbindlichsten  Dank  auszusprechen. 

Zu  ganz  besonderm  Dank  bin  ich  aber  den  Herren  Professor  Basti anelli 
und  Dr.  Dionisi,  sowie  dem  Director  des  Heiligengeist-Hospitals  in  Rom,  Pro- 
fessor Marchiafava  verbunden.  Während  letzterer  mir  das  reiche  Material  seines 
Krankenhauses  für  meine  Studien  zu  benutzen  gestattete,  verdanke  ich  es  der 
freundlichen  Anregung  und  Unterweisung  der  beiden  Erstgenannten  zunächst, 
wenn  ich  meine  Untersuchungen  in  Kamerun  mit  einiger  Sachkenntniss  be- 
ginnen konnte.  Es  ist  mir  eine  ehrenvolle  Pflicht,  das  hier  ausdrücklich  auszu- 
sprechen. 

2)  Ich  möchte  hier  bemerken,  dass  ich  gegenüber  den  Versuchen,  die 
„Quartanparasiten“  von  den  „Tertianparasiten“  auf  Grund  des  bisher  Erbrachten, 


19 


Ob  im  einzelnen  Falle  anstatt  einer  einfachen  Malariafieberattaque 
ein  Schwarzwasserfieber  ausbricht,  das  hängt,  die  Infection  mit  dem 
Afrikaplasmodium  vorausgesetzt,  ausser  der  örtlichen  und  zeitlichen, 
wesentlich  von  der  persönlichen  Disposition  ab. 

Das  Wesen  der  örtlichen  Disposition  mit  bestimmten  Bodenver- 
hältnissen in  Zusammenhang  zu  bringen,  oder  die  zeitliche  von  beson- 
deren meteorologischen  Erscheinungen  abhängig  zu  machen,  war  wäh- 
rend der  Zeit  meiner  Beobachtungen  unmöglich. 

Nur  das  schien  im  Allgemeinen  bemerkbar,  dass  an  den  Lokali- 
täten, wo  die  uncomplicierten  Fieber  besonders  häufig  und  schwer 
sind  (zum  Beispiel  auf  der  Jossplatte  und  dem  angrenzenden  Fluss- 
ufer), auch  die  Schwarzwasserfieber  öfter  Vorkommen.  Weiter  sah 
man  in  den  Uebergangsperioden  von  der  Trocken-  zur  Regenzeit  und 
umgekehrt,  w7o  fast  täglich  Regengüsse  mit  heller  Sonnenbestrahlung 
wechseln,  so  dass  eine  besonders  lebhafte  Wasserverdampfung  vom 
Boden  aus  stattfindet,  die  Schwarzwasserfieber  mit  den  einfachen  Ma- 
lariafällen zugleich  sich  vermehren.  Manchmal  wuchs  ihre  Zahl  un- 
verhältnissmässig  stark,  wie  im  September  1895,  als  in  Kamerun 
selbst,  bei  einer  europäischen  Bevölkerung  von  etwa  70  Seelen,  ausser 
30  Erkrankungen  an  einfacher  Malaria,  14  Schwarzwasserfieber  vor- 
kamen. Sonst  war  das  Verhältniss  nach  Friedrich  Plehn  (4) 
1 : 11 — 12,  vom  März  1893  bis  September  1894,  während  meiner 
Beobachtungszeit  — October  1894  bis  März  1896  1 : 8,5,  wobei  noch 
besonders  ins  Gewicht  fällt,  dass  diese  letzten  Zahlen  nur  der  Statistik 
von  Beamten  und  Soldaten  entnommen  sind,  also  auch  die  schwächsten 
Malariafieber  mitgezählt  wurden.  Das  Zahlenverhältniss  war  43  : 368. 


als  feststehenden  Typus  zu  trennen,  sehr  skeptisch  bin.  Auch  kann  ich  Manna- 
berg (9)  bei  seinem  Unternehmen,  die  kleine  Parasitenform  im  obenbezeichn eten 
Sinne  in  drei  Unterabtheilungen  zu  scheiden,  nicht  folgeleisten,  sondern  möchte 
annehmen,  dass  es  sich  um  das  Vorhandensein  nur  einer,  oder  gleichzeitig  zweier 
Generationen  des  kleinen  Estivo-autumnalis-typ’s  handelte,  der  nach  Ort,  Zeit 
und  individuellen  Eigenthümlichkeiten  seines  Wirtlies  einigermaassen  variiren 
dürfte.  — Celli  und  Marchiafava  (37)  sowie  van  der  Scheer  (32)  scheinen 
sich  bereits  dieser  Ansicht  zuzuneigen,  und  vielleicht  ist  es  nur  eine  Frage  der 
Zeit,  dass  die  Zusammengehörigkeit  aller  der  verschiedenen  Gestalten  als  Glieder 
einer  veränderlichen  Species  wird  erwiesen  werden,  indem  sich  die  Uebergangs- 
formen  und  Zwischenstufen  finden. 

o* 


20 


Die  Hauptrolle  spielt  die  persönliche  Disposition.  Das  be- 
weisen schon  die  zahlreichen  Erkrankungen  und  selbst  Todesfälle  von 
Afrikanern,  lange  nachdem  sie  nach  Europa  zurückgekehrt  sind.  Fälle, 
wie  sie  Friedrich  Plehn  berichtet,  wo  Besucher  von  Kamerun  nach 
einigen  Wochen  ihre  Fieberreihen  mit  einem  Schwarzwasserfieber 
anfangen  (4),  zeigen,  dass  entweder  eine  weitgehende  Disposition  zum 
Blutzerfall  schon  von  Hause  mitgebracht  werden  kann,  oder  dass  die 
Infektion  unter  besonderen  Umständen  eine  solche  Wirkungskraft  er- 
langt, dass  sie  auch  über  eine  widerstandsfähige  Blutconstitution 
triumphirt.  Ich  habe  Aehnliches  nicht  beobachtet,  sondern,  wie  auch 
Fisch,  immer  wieder  gefunden,  dass  ein  Schwarzwasserfieber  inner- 
hall) der  sechs  ersten  Monate  Kamerunaufenthalt  zu  den  Seltenheiten 
gehört.  Trat  es  schon  so  früh  auf,  so  gab  eine  sehr  grosse  Zahl  sehr 
irrationell  behandelter  einfacher  Fieber  eine  Erklärung  dafür;  denn, 
abgesehen  von  der  Länge  des  Aufenthalts  an  der  afrikani- 
schen Westküste,  ist  es  eine  grössere  Zahl  durchgemachter 
Fieber,  welche  hier  früher  oder  später,  wohl  stets  die  individuelle 
Disposition  schafft.  Sehr  verbreitet  ist  die  Anschauung,  dass  reich- 
licher Chiningebrauch’ eine  solche  Veranlagung  befördere,  und  man  hat 
infolge  dessen  manchmal  mit  einer  gewissen  Chininscheu,  auch  bei 
gewöhnlicher  Malaria  zu  kämpfen. 

Ich  konnte  für  die  Berechtigung  obiger  Annahme  keine  Anhalts- 
punkte gewinnen,  und  möchte  nur  dringend  empfehlen,  jede  uncom- 
plicirte  Malaria  nach  (len  oben  (largelegten  Grundsätzen  mit 
Chinin  thunlichst  gründlich  zu  vernichten.  Das  ist  in  erster 
Linie  ein  Mittel,  um  zu  verhüten,  dass  sich  Neigung  zum  Blutzerfall 
entwickelt.  Der  oben  besprochenen  Chininprophylaxe  dürfte  es  in 
diesem  Sinne  Vorbehalten  sein,  hier  noch  eine  Rolle  zu  spielen. 

Chronisch  Inficirte  gelten  auch  als  disponirt  für  Schwarzwasser- 
fieber, wenn  Temperatursteigerungen  bei  ihnen  nur  in  geringer  Höhe  und 
selten  Vorkommen,  während  der  Hämoglobingehalt  des  Blutes  trotzdem 
bis  unter  die  ITäfte,  ja  in  einem  Falle  bis  auf  ein  Drittel  des  Normalen 
sinken  kann.  Selbst  Bastianei li  (15)  vermuthet  einen  Zusammen- 
hang zwischen  der  durch  chronische  Malariainfection  entstandenen 
Anämie  und  dem  Schwarzwasserfieber.  Ich  konnte  nicht  finden,  dass 
besonders  stark  Anämische  wesentlich  mehr  bedroht  seien.  Jedenfalls 


21 


sind  die  Wenigen,  bei  welchen  der  Hamoglobingehalt  des  Blutes  die 
in  Kamerun  auch  bei  bestem  Wohlbefinden,  gewöhnliche  Reduction  auf 
3/4 — ~/g  des  Normalen  nicht  ganz  erfährt,  keineswegs  gesichert. 
Immerhin  wird  es  gut  sein,  schwere  derartige  Anämien  zu  bekämpfen, 
denn  dass  die  daraus  entstehenden  kachektischen  Zustände  schliess- 
lich perniciösen  Fiebern  den  Boden  bereiten  können,  ist  kaum  von  der 
Hand  zu  weisen.  Ich  hatte  hier  den  besten  Erfolg  mit  Chinin  — 
wieder  fünftägig  ä x/2  S gegeben,  sei  es  combinirt  mit  Arsen  und 
Eisen  oder  nicht. 

Als  Beispiel  diene  folgender  Fall: 

S.,  Bureaubeamter,  anfang  der  Zwanziger,  herkulische  Gestalt;  bei  seiner 
Ankunft  rosiges  Gesicht;  war  vom  13.  III.  1895 — VII.  95  auf  der  Jossplatte 
thätig,  ohne  Fieber  zu  bekommen  und  wurde  dann  nach  Victoria  versetzt,  Hier 
leichtes  Fieber;  ungefähr  vier  Wochen  darauf  ein  zweites.  Nahm  kein  Chinin.  Ich 
sah  ihn  Ende  Sept.  95  in  Victoria;  inzwischen  hatte  er  kein  Fieber  wieder  gehabt. 
S.  machte  einen  äusserst  schlaffen,  indolenten  Eindruck;  Gesichtsfarbe  livid-eya- 
notisch;  Tremor  von  Gesichtsmuskeln  und  Händen;  sonst  keine  Störungen  des  peri- 
pheren Nervensystems  nachzuweisen , doch  scheint  S.  geistig  nicht  ganz  normal 
und  ist  zu  geistiger  Arbeit  unfähig.  Keine  Oedeme,  Unterschenkel  mit  Ulcerationen 
bedeckt  (klimatische  Erkrankung).  Keine  Lues.  Kein  Alkoholismus.  Innere 
Organe  gesund,  nur  Milz  eben  nachweisbar  vergrössert.  Appetit  sehr  wechselnd, 
ebenso  Stuhlgang.  S.  liegt  meist  zu  Hause  auf  dem  Bett  oder  dem  Sopha  und  ar- 
beitet selten. 

1.  X.  Ins  Hospital  zu  Kamerun  aufgenommen.  Zustand  unverändert.  Hlimo- 
globinprocent  des  Blutes  36,5  *).  Arsen  und  Eisen. 

11.  X.  Einmaliger  kurzer  Fieberanfall.  Höchste  Temperatui  39,6;  nach  Ab- 
fall lx/2  g Chinin;  am  nächsten  Tage  1 g Chinin.  Blieb  fieberfrei  und  wird  bald 
darauf  entlassen.  Ende  Oktober  kleines  Fieber,  hat  kein  Chinin  genommen. 

2.  XI.  Beingeschwüre  verheilt,  Gesichtsfarbe  fahl.  Allgemeinbefinden  ziem- 
lich gut.  Hb-pCt.  33. 

8.  XL  Kopfschmerzen.  Temp.  morgens  38,3,  Hb-pCt.  33.  Im  frischen  Blut 
neben  ausgebildeten  Halbmonden  eine  Parasitengeneration,  etwa  in  der  Mitte  der 
Entwickelung.  (Die  Urheber  des  beginnenden  Anfalls  sporuliren  in  den  inneren 
Organen.)  Dementsprechend  am  9.  XL  zweiter  leichter  Anfall.  Jedesmal  nach 
Sinken  der  Temperatur  1 g Chinin ; dann  weiter  fünftägig  x/2  81  während  mit 
Eisengebrauch  fortgefahren,  das  Arsen  aber  fortgelassen  wird. 

15.  XL  Hb-pCt.  43. 


1)  Wenn  hier  und  weiter  der  Hämoglobingehalt  zuweilen  bis  auf  x/a  pCt.  - 
ich  werde  in  Zukunft  Hb-pCt.  abkürzen  — angegeben  wird,  so  kommt  es  daher, 
dass  stets  das  Mittel  von  mindestens  2 von  einander  unabhängigen,  gleichzeitigen 
Bestimmungen  mit  2 Apparaten  genommen  wurde.  Eine  Genauigkeit  bis  auf2pCt. 
wird  sich  auf  diesem  Wege  stets  erreichen  lassen.  Meist  ist  dieselbe  grösser. 


25.  XI.  Hb-pCt.  59,5.  S.  isst  und  trinkt  mit  bestem  Appetit. 

1.  II.  96.  Hb-pCt.  61,5.  30.  III.  96:  Braucht  noch  immer  sein  Chinin  fort, 
sieht  völlig  verändert  aus  und  befindet  sich  ausgezeichnet.  Fieber  hat  er  nicht 
wieder  gehabt.  Hb-pCt.  65. 

Irgend  eine  schädliche  Wirkung  von  solchen  massigen  gegen 
chronische  Infection  und  Anämie  gebrauchten  Chiningaben  sah  ich  nie- 
mals, wenn  dieselben  bei  völligem  Wohlbefinden  zu  Zeiten 
gegeben  wurden,  wo  die  Parasiten  im  cirkuli  reu  den  Blute 
fehlten  und  die  Temperatur  normal  war.  Demgegenüber  wurden 
bei  48  von  55  Schwarzwasserfiebern  die  Attaquen  direct  durch  eine 
Chiningabe  von  1/2 — iy2  g ausgelöst,  welche  ein  Kranker  nach  ty- 
pischem Fieberanfall  oder  wegen  „Krankheitsgefühl“,  resp.  „Unwohl- 
sein“ genommen  hatte.  In  drei  der  übrigen  Fälle  liess  sich  das 
Chinin  als  Gelegenheitsursache  ausschliessen;  in  2 Fällen  ist  darüber 
nichts  aufgezeichnet.  Jedenfalls  spielt  das  Chinin  ausser  den  von  F riedr. 
Plehn  (4)  angeführten  Anlässen  als  Gelegenheitsursache  eine  hervor- 
ragende Rolle  in  der  Aetiologie  des  Schwarzwasserfiebers. 

Stendel  (6)  sagt  da:  Die  kleinen  Chininmengen  stellen  ge- 

wissermassen  ein  Reagenz  auf  die  Erreger  des  Schwarzwasserfiebers 
dar,  indem  sie  dieselben  aus  einem  inactiven  Zustande  herausstören. 
In  Action  versetzt,  sollen  die  Parasiten  dann  erst  durch  Gaben  ver- 
nichtet werden,  welche  „die  Grenzen  der  Chininvergiftung  streifen.“ 
Wenn  man,  wie  ich,  die  Specificität  der  Erreger  des  Schwarzwasser- 
fiebers leugnet,  so  muss  man  sich  gegen  den  Stendel’schen  Erklärungs- 
versuch ihres  Zusammenwirkens  mit  Chinin  von  vornherein  ablehnend 
verhalten.  Mein  Standpunkt  steht  dem  Murris  näher.  Ich  nehme 
an,  dass  durch  die  Einwirkung  gewisser  Formen  des  Malariagiftes  die 
rothen  Blutkörperchen  Disponirter  in  ihrer  Constitution  derart  verändert 
werden  können,  dass  sie  dem  Angriff  mannigfacher  Schädlichkeiten, 
vor  allem  aber  dem  specifischen  Einfluss  des  Chinins,  nicht  stand- 
zuhalten vermögen.  Der  Umstand,  dass  ich  im  Gegensatz  zu  Murri 
in  einzelnen  Fällen,  wie  erwähnt,  eine  deutlich  verminderte  Wider- 
standskraft der  Erythrocyten  gegen  gröbere  äussere  Schädlichkeiten 
fand,  konnte  diese  Auffassung  nur  befestigen.  — 

Die  zweite  Stendel’sche  Behauptung  ist  eigentlich  schon  durch 
Friedrich  Plehn  (4)  und  Kohlstock  (5)  an  der  Hand  der  Statistik 


23 


•widerlegt  worden,  welche  zeigt,  dass  die  Behandlung  des  Schwarz- 
wasserfiebers ohne  Chinin  bessere  Resultate  liefert.  Auch  meine 
Statistik  ergiebt  dasselbe.  Demgegenüber  bezweifelt  Stendel  den 
Wert  einer  (naturgemäss)  kleinen  Statistik  und  vermuthet  wenigstens 
zuletzt  (Kolonialzeitung),  dass  die  Schwarzwasserfieber  in  Kamerun 
leichter  seien,  als  in  Ostafrika,  eben  weil  sie  ohne  Chinin  heilten. 

Mir  scheint  imGegentheil  aus  Steu  d el’s  eigenen  Krankengeschichten 
hervorzugehen,  dass  der  Blutzerfall  bei  seinen  Patienten  eine  Neben- 
rolle spielte,  auch  wenn  er  länger  anhielt  als  in  Kamerun.  Wie  weit 
für  den  schweren  Krankheitsverlauf  direkt  das  Chinin  verantwortlich 
zu  machen  ist,  welches  Stendel  bis  zu  123  g in  23  Tagen  und  8 bis 
10  g pro  die  gab  — darüber  mag  Jeder  sich  seine  eigene  Ansicht 
bilden.  Die  Krankengeschichten  No.  6 und  No.  13,  wie  einige  von 
Bastianei li  (15)  bestätigen  jedenfalls,  was  alte  Westafrikaner  auch 
sonst  nach  Erfahrung  am  eignen  Leibe  erzählen:  dass  Fieber  und 
Hämoglobinurie  bei  Chiningebrauch  viele  Tage  und  selbst  Wochen 
dauern  können.  — Dagegen  währte  in  27  meiner  Fälle,  wo  sich  das 
einigermassen  genau  feststellen  Hess,  das  Fieber  durchschnittlich 
21,5  Stunden,  die  Hämoglobinurie  35  Stunden;  von  einem  Fall  (No.  22) 
abgesehen,  der  bis  zu  seinem  Tode  fieberte,  betrug  die  maximale 
Dauer  des  Fiebers  48,  der  Hämoglobinurie  72  Stunden  — 

Ob  deshalb  das  Kamerun-Schwarzwasserfieber  als  das  leichtere 
anzusehen  ist,  das  mag  zunächst  das  Folgende  zeigen:  Nach  der 

neuerdings  seitens  des  „Auswärtigen  Amtes“  aufgestellten  amtlichen 
Statistik  sind  seit  Gründung  der  Colonie  Kamerun  bis  jetzt  (1.  Febr. 
1896)  164  Beamte  und  Europäische  Soldaten  hier  thätig  gewesen, 
wenn  man  diejenigen  abrechnet,  welche  nach  weniger  als  sechs  Monaten 
durch  gewaltsamen  Tod  oder  wegen  moralischer  Unzulänglichkeit  aus- 
schieden. Von  diesen  starben  im  ganzen  25  nach  einer  durchschnitt- 
lichen Dienstzeit  von  15,4  Monaten;  und  zwar  an  Schwarzwasserfieber 
16,  an  Malaria  (hämaturisch  ??)  7,  an  Durchfall  1,  1 in  Lagos,  offen- 
bar auch  an  Malaria.  Es  schieden  ferner  wegen  Krankheit,  als  dauernd 
tropendienstunfähig,  resp.  ohne  nach  Afrika  zurückzukehren,  49  aus, 
nach  durchschnittlich  14,1  Monaten.  Davon  infolge  Schwarzwasser- 
fiebers 14,  infolge  von  Malaria  (hämaturisch??)  18.  — Da  nur  kern- 
gesunde, ärztlich  untersuchte  Leute  in  den  Kameruner  Colonialdienst 


24 


treten,  wird  man  die  Leiden,  welche  die  übrigen  17  zur  Heimkehr 
nötigten,  als:  Oedeme,  Nervenaffectionen,  Nierenentzündung  etc.,  auch 
fast  sämmtlich  auf  Malaria,  und  zum  Theil  Schwarzwasserfieber  zurück- 
führen müssen;  das  um  so  mehr,  als  andere  Erkrankungen,  auch 
Dysenterie,  hier  für  den  Europäer,  verglichen  mit  Malaria,  kaum 
eine  Rolle  spielen.  — Von  den  bleibenden  90  Europäern  schieden 
11  aus  den  verschiedensten  dienstlichen  und  persönlichen  Gründen  aus, 
ehe  sie  18  Monate  hier  waren;  27  befinden  sich  seit  weniger  als  einem 
Jahre  in  der  Colonie.  Die  bleibenden  52  hatten  eine  durchschnittliche 
Dienstzeit  von  2 Jahren,  welche  zwischen  l1/,  und  3 Jahren  schwankte. 
Nach  genossenem  Heimatsurlaub  zurückgekehrt  waren  zur  Zeit  dieser 
Aufstellung  (1.  Febr.  1896)  aber  nur  18,  allerdings  einige  mehrmals.  — 
Es  war  also  nicht  der  dritte  Theil  der  Angestellten  die  vertragsmässigen 
zwei  Jahre  im  Kamerungebiete  thätig,  und  zwar  hauptsächlich  infolge 
der  Wirkungen  von  Schwarzwasserfieber.  Eine  Statistik  über  die  ent- 
sprechenden Verhältnisse  in  Ostafrika  ist  mir  hier  nicht  zugänglich, 
aber  nach  dem  Eindruck,  welchen  man  durch  das  erhält,  was  man 
erfahren  kann,  spielt  das  Schwarzwasserfieber  dort  lange  nicht  diese 
verderbliche  Rolle. 

Weiteres  möge  man  den  folgenden  Krankengeschichten  entnehmen, 
die  das  Material  kurz  wiedergeben,  welches  diesem  Teile  meiner  Aus- 
führungen zu  Grunde  liegt. 

1.  K.,  Bureaubeamter.  Herkulische  Gestalt.  Seit  7 Monaten  (April  1894)  in 
Kamerun,  hat  oft  Fieber  gehabt.  Nahm  am  25.  und  26.  X.  wegen  leichten  Fiebers 
je  1 g Chinin. 

27.  X.  morgens  wieder.  11  h.  a.  Schüttelfrost,  Erbrechen,  Temp.  40, 8. 
Icterus.  Milz  18:  11  cm;  Leber  nicht  vergrössert  oder  druckempfindlich.  Urin 
70  ccm,  dunkelkirschroth,  durchscheinend;  auf  dem  Filter  zahlreiche  Nieren- 
cylinder.  Beim  Kochen  erstarrt  die  ganze  Flüssigkeitssäule.  Im  frischuntersuchten 
Blut  einzelne  Jugendformen  von  Parasiten. 

28.  X.  9 h.  a.  Temp.  37,2.  Allgemeinbefinden  besser.  Der  Icterus  hat  zu- 
genommen. Das  Erbrechen  dauert  fort.  Urinmenge  fast  1 Liter;  Farbe  heller. 
1/5  Vol.  Eiweiss  ’).  Im  Blut  keine  Parasiten. 

29.  X.  Zustand  wie  gestern.  Höchste  Temp.  37,6.  Urin  reichlich;  nach- 
mittags wieder  normal  gefärbt;  enthält  y8  Vol.  Niederschlag  und  Nierencylinder. 

1)  Vs  Vol.  soll  bezeichnen,  dass  die  Menge  des  etwa  3 Stunden  nach  dem 
Kochen  mit  einigen  Tropfen  Essigsäure  mittels  einer  kleinen,  dem  Reagensglas 
angelegten  Scala  gemessenen  Coagulum  Vs  des  Volumen  der  ganzen  Flüssigkeits- 
menge betrug.  — Ich  werde  weiter  so  abkürzen. 


25 


15.  XI.  Die  Temperatur  erreichte  inzwischen  mit  kurzen  Unterbrechungen 
noch  täglich  für  einige  Zeit  38°  C.  Der  Icterus  hat  abgenommen.  Eivveiss-  und 
Cylindergehalt  des  Urins  waren  niemals  ganz  verschwunden. 

Heute  treten  bei  stark  vermehrtem  Eiweissgehalt  des  Urins  und  Temperaturen 
bis  40°  und  mehr  von  Neuem  Parasiten  auf,  die  nach  Darreichung  von  21/,  g 
Chinin  intra  musculos  glüteos,  vertheilt  auf  2 Tage,  mit  der  Temperatursteige- 
rung verschwinden.  — Doch  wird  Iv.  der  Nierenläsion  wegen,  im  December  heim- 
gesandt. 

2.  Frau  S.,  24  Jahre,  Missionarin.  Seit  Mai  1894  in  Kamerun,  Hikori-town. 
8 Tage  nach  Ankunft  Fieber,  das  sich  alle  3 — 4 Tage  wiederholte  und  oft  mehrere 
Tage  dauerte.  Chinin  wurde  stets  nur  vorher  ä 0,5  g genommen,  ohne  Wirkung. 

14.  XI.  94.  Fiebergefühl.  10  h.  a.  0,5  g Chinin.  1 h.  p.  Schüttelfrost; 
wiederholt  Erbrechen;  hohes  Fieber.  2 h.  p.  Urin  schwarzroth,  spärlich;  5 h.  p. 
und  10  h.p.  nur  wenige  Tropfen ; dick-schwarz;  dann  kein  Urin  bis  15.  XI.  7 h.a. 
da  160  g,  schwarzbraun  gefärbt.  8 h.  a.  Temp.  noch  39,4.  Schwerer  Icterus. 
Milzdämpfung  16*/2  : 11  cm.  4 h.  p.  100  g Urin  unter  Brennen  entleert  1/3  Vol. 
Coagülum  beim  Kochen  mit  Essigsäure. 

16.  XI.  8 h.  a.  210  ccm  Urin.  1/i  Vol.  Niederschlag;  einige  Cylinderfrag- 
mente.  Farbe  heller.  Temp.  37,5;  Haut  dunkel  citronengelb. 

17.  XI.  Abends  Urinmenge  600  ccm.  Urin  nicht  mehr  hämoglobinhaltig. 

19.  XI.  Urinmenge  normal;  Eiweiss  und  Cylinder  verschwunden.  Icterus 

verblasst.  Temp.  für  kurze  Zeit  38,0. 

24.  XI.  Temp.  39,1;  1/2  g Chinin  nach  Abfall. 

25.  XI.  Temp.  bis  39,6;  1 g Chinin  nach  Abfall. 

26.  XI.  Temp.  blieb  normal  und  S.  hatte  trotz  grosser  Anämie  eine  rasche 
Reconvalescenz. 

Sie  befand  sich  dann  weiter  wohl  und  concipirte.  Ein  kleines  Fieber  im  Ja- 
nuar 1895  wurde  nicht  ärztlich  behandelt.  Juni  1895  infolge  von  Verletzung 
Abortus;  im  Anschluss  daran  Schwarzwasserfieber  und  Tod  nach  3 Tagen  (von 
anderer  Seite  behandelt). 

3.  Frau.  C.,  27  Jahre  alt,  zart  gebaut.  Seit  32  Monaten  in  Kamerun;  da- 
zwischen 2 in  Aburi,  Goldküste  (Erholungsstation).  Hat  nur  leichte  Fieber  in  ge- 
ringer Zahl  gehabt. 

19.  XH.94.  Uebelbefinden,  daher  20.  XII.  bei  normaler  Temperatur  morgens 
0,5  g Chinin  genommen.  3 h.  p.  Schüttelfrost;  Temp.  40,7;  5 h.  p.  Erbrechen; 
Urin  schwarzroth.  8 h.  p.  Temp.  39,0. 

21.  XII.  7'/2  h.  a.  Temp.  37,0.  Lippen  farblos.  Haut  und  Sklera  citronen- 
gelb. Gallenbrechen.  Ilb-pCt.  55.  Blutkörperchen  2896000.  Schwacher,  aus- 
setzender Puls. 

300  ccm  Urin  seit  20.  XII.  5 h.  p. ; derselbe  enthält  beim  Kochen  3 * * */i  Vol. 
Coagulum  und  ist  dunkelblutroth  gefärbt  ; keine  Nierencylinder. 

22.  XII.  Temperatur  blieb  normal.  6 h.  a.  Haut  gelbgrau;  Puls  besser; 
Gallenbrechen.  Urinmenge  36  ccm;  Farbe  etwas  heller;  x/3  A7ol.  Niederschlag. 
Keine  Cylinder.  Hb-pCt. 40;  Blutkörperzahl  2648000.  6 h.p.  Urinmenge  25  ccm. 


26 


23.  XII.  Temperatur  normal.  Grosse  Schwäche  und  Unruhe.  Urinmenge 
6 h.  a.  = 0 ; 8 h.  a.  55  ccm.  Bedeutend  heller,  bräunlichgelb.  Keine  C'ylinder. 
1/3  Vol.  ungefärbter  Niederschlag.  Blutkörperzahl  2208000. 

24.  XII.  Haut  fahlgrau;  Gallenbrechen  dauert  an.  Urin  noch  spärlich, 
schmutziggelb;  3/s  Vol.  Coagulum.  Keine  C'ylinder.  Hb-pCt.  26.  Blutkörperzahl 
1 280000. 

25.  XII.  Temperatur  subnormal;  sonst  Zustand  wie  gestern.  Blutkörperzahl 

1 120000. 

26.  XII.  Schwächeanfälle.  Unstillbares  Gallenbrecben.  Urinmenge  6 h.  a. 
bis  6 h.  p.  122  ccm.  1 5 Vol.  Niederschlag.  Hb-pCt.  33.  Blutkörperzahl  1920000. 

27.  XII.  Erbrechen  lässt  nach.  Seit  gestern  107  ccm  Urin,  die  grünlichgelb 
aussehen,  nur  noch  Spuren  von  Niederschlag.  Hb-pCt.  33.  Blutkörperzahl 
2032000. 

28.  XII.  Urin  reichlicher.  Beim  Kochen  mit  Essigsäure  leichte  Trübung. 
Hb-pCt.  33.  Blutkörperzahl  2570000. 

Die  Blutkörperzahl  nahm  in  der  Folge  weiter  zu;  bald  auch  der  Hämoglobin- 
gehalt;  die  Urinmenge  vermehrte  sich  und  der  letzte  Rest  von  Eiweisstrübung  ver- 
schwand rasch;  ebenso  der  Brechreiz. 

Zu  Anfang  Januar  1895  wurde  die  Reconvalescenz  noch  mehrfach  durch 
schwere  Nasenblutungen  aufgehalten,  die  die  Blutkörperzahl  vorübergehend  zu- 
rückbrachte; doch  konnte  Bat.  am  14.  Februar  mit  66  Ilb-pCt.  aus  dem  Kranken- 
haus entlassen  werden,  um  ihren  Hausstand  zu  übernehmen.  Im  April  1895  kehrte 
sie  nach  Europa  zurück,  ohne  bis  April  1896  Fieber  gehabt  zu  haben. 

4.  T.,  Kaufmann,  etwa  30  Jahre  alt,  kräftig;  war  früher  3 Jahre  in  Lagos 
und  Porto-Novo  thätig  und  kam  im  September  1894  nach  halbjährigem  Heimaths- 
urlaub  nach  Kamerun.  Hier  hatte  er  einige  leichte  Fieber,  die  er  mit  unregel- 
mässigen kleinen  Chininmengen  behandelte;  früher  bei  seinem  ersten  Aufenthalt 
in  Afrika  machte  er  zweimal  schweres  Schwarzwasserfieber  durch. 

28.  I.  95.  Leichter  Fieberanfall.  Nephritis.  Urin  dunkel;  enthält  kein  Hä- 
moglobin; setzt  aber  beim  Kochen  1/i  Vol.  ungefärbten  Niederschlag  ab;  auch 
enthält  er  C'ylinder. 

30.  I.  Gestern  Befinden  besser.  Heute  etwas  Fieber;  Urin  aber  heller  und 
eiweisslrei.  Im  Blut  Malariaparasiten. 

31.  I.  11  h.  a.  bei  36,8  Temp.  und  völligem  Wohlbefinden  1,2  g Chinin. 
Abends  Schüttelfrost,  Kopfschmerz.  83U  h.  p.  Temp.  40,9.  400  g dunkelblut- 
rother  Urin.  Gallenbrechen. 

1.  II.  6.  h.  a.  Seit  gestern  abend  300  ccm  leuchtend  rubinrother  Urin;  der- 
selbe enthält  keine  Cylinder,  Blutkörper  etc.  und  scheidet  beim  Kochen  mit  Essig- 
säure 1/6  Arol.  schwarzbraunen  Niederschlag  ab.  Leichter  Icterus. 

9 h.  a.  Temp.  39,9.  Urin  gelbbraun,  klar;  1/5  Vol.  Coagulum;  Nieren- 
cylinder.  Noch  einen  Parasiten  gefunden. 

6 h.  p.  SOOccm  Urin,  von  der  gleichen  Beschaffenheit,  wie  morgens.  Temp. 
37,6  0 C. 

2.  II.  Temperatur  und  Urinmenge  normal;  Urin  eiweissfrei.  Icterus  ver- 
schwunden. 


27 


6.  II.  Rasche  Reconvalescenz.  Hb-pCt.  38. 

14.  II.  Hb-pCt.  47.  Erholungsreise  zur  See. 

27.  III.  Ilb-pCt.  55  (kürzlich  leichtes  Fieber). 

23.  IV.  Hb-pCt.  60.  Hatte  seitdem  bis  März  1896  nur  sehr  selten  mit  leich- 
ten Fiebern  zu  tliun. 

5.  G.,  Kaufmann,  25  Jahre,  ausserordentlich  kräftig.  Seit  März  1893  im 
Kamerungebiet;  bis  März  1894  etwa  1 4 tägig  Fieber;  dann  immer  1 — 2mal  Chinin 
nach  Gutdünken.  März  1894  schweres  Schwarzwasserfieber,  was  unter  Chininge- 
brauch mehrere  Tage  dauerte;  fieberfrei  bis  December  1894;  dann  wieder  häufig 
erkrankt  und  Chinin  genommen  bis  Februar  1895. 

3.  II.  95.  Fieber,  Chinin. 

4.  II.  Schüttelfrost;  blutig  gefärbter  Urin.  5 h.  p.  Temp.  40,2.  Kopf- 
schmerzen, Erbrechen. 

5.  II.  8 h.  a.  Neuer  Schüttelfrost,  Kopfschmerzen,  Gallenbrechen.  Urin- 
menge seit  gestern  140  ccm,  Farbe  dunkelbraunroth,  spec.  Gew.  1010,  enthält 
1/6  Vol.  charakteristisch  gefärbten  Niederschlag.  Keine  Cylinder.  IIV2  h.  a. 
Temp.  38,4.  Urin  wieder  dunkler.  4V2  h.  p.  Temp.  37,4.  Urin  bedeutend  heller 
gefärbt. 

6.  II.  Temperatur  normal.  Urin  bernsteinfarben,  eiweissfrei;  enthält  ver- 
einzelte Epitheleylinderbrocken.  Hb-pCt.  52. 

14.  II.  Rasche  Besserung.  Hb-pCt.  53  (war  inzwischen  wohl  noch  erheblich 
geringer  gewesen). 

22.  II.  Hb-pCt.  80!! 

24.  II.  Hb-pCt.  84.  Erstes  kleines  Fieber  im  Juli  1895;  März  1896  noch 
beim  besten  Wohlbefinden  hier  thätig. 

6.  v.P.,  alter  Afrikaner,  hatte  ungezählte  Fieser  und  auch  mehrere  Schwarz- 
wasserfieber an  der  Westküste  schon  durchzumachen.  Eins  davon  dauerte  bei 
Chininbehandlung  3 Wochen,  eins  14,  eins  10  Tage.  Seit  December  1894  in  Ka- 
merun. 

I. 

Bis  4.  II.  95  einige  leichtere  Fieber,  letztes  am  3.  II.;  danach  am  4.  II. 
morgens  l1/2  g Chinin;  1 h.  p.  dreistündiger  Schüttelfrost,  hohes  Fieber,  Er- 
brechen. 5 h.  p.  Urin  dunkelbraunroth,  enthält  1/8  Vol.  charakteristisch  gefärbten 
Niederschlag.  10  h.  p.  Temp.  noch  38,4. 

5.  II.  Temp.  normal.  Urin  eiweissfrei,  keine  Cylinder.  Leichter  Icterus.  — 
Rasche  Reconvalescenz. 


II. 

19.  II.  Fiebergefühl.  1 g Chinin  vormittags;  nachmittags  Schüttelfrost. 
Temp.  40°  C.  Urin  „ganz  dunkel“  (bin  abwesend).  Abends  Fieberabfall. 

20.  II.  morgens  fieberfrei,  Wohlbefinden.  1 g Chinin.  IIV2  h.  a.  IV2  Stun- 
den Schüttelfrost.  Temp.  40,4.  Urin  dunkelrubinroth.  Abends  Urin  gelbbraun. 
Fieberabfall.  Icterus. 

21.  II.  morgens  Temp.  normal.  Urin  eiweissfrei.  Spec.  Gew.  1030. 


28 


III. 

5.  III.  Unwohlsein.  Fiebergefühl. 

6.  III.  morgens  Temp.  normal.  Wohlbefinden.  Nimmt  gegen  ärztlichen  Rath 
IV2  g Chinin.  12  h.  in.  Schüttelfrost.  Temp.  über  40°  C.  Gallenbrechen.  Urin 
tiefschwarz,  spärlich.  Abends  nach  hydropathischen  Maassnahmen  Temp.  38,5; 
steigt  unter  Frieren  sofort  wieder  bis  39,9.  Gallenbrechen.  Schwerer  Icterus. 
Grosse  Unruhe. 

7.  III.  morgens  Temp.  39,0.  Urin  unverändert  bis  4 h.  p.,  wo  er  aufhellt. 
9 h.  p.  bereits  gelbbraun,  eiweissfrei.  Temp.  normal.  Gallenbrechen  hält  an. 
Durchfall. 

8.  III.  Temp.  unter  37,0.  Durchfall  dauert  fort.  Erbrechen  lässt  abends 
nach.  Icterus  verblasst. 

9.  III.  Die  Reconvalescenz  will  nicht  eintreten.  Die  Urinmenge  sinkt  auf 
200 — 300  ccm  pro  Tag,  das  spec.  Gew.  auf  1005,  während  sich  beim  Kochen  mit 
Essigsäure  nur  eine  leichte  Trübung  bildet;  reichlicher  Schleimgehalt  des  Urins; 
auf  dem  Filter  nur  einige  Epithelien  der  gröberen  Harnwege;  keine  Cylinder  oder 
Nierenepithelien. 

Erst  am  15.  III.  steigt  die  Diurese  wieder,  um  am  20.  die  Norm  zu  über- 
schreiten. Spur  von  Trübung  beim  Kochen  noch  nachzuweisen.  Das  Erbrechen 
tritt  wieder  auf;  der  Kranke  geniesst  nichts.  Schlaflosigkeit. 

17.  III.  Hb-pCt.  59. 

27.  III.  Hb-pCt.  50.  Mehrwöchentlicher  Luftwechsel  führt  rasch  zu  völliger 
Herstellung. 

IV. 

23.  VIII.  Leichtes  Fieber  in  Edea  (Sannaga). 

24.  VIII.  morgens  bei  völligem  Wohlbefinden  und  normaler  Temperatur  1 g 
Chinin;  2 Stunden  später  Schüttelfrost;  Temp.  40,5;  Erbrechen;  blutig  gefärbter 
Urin.  Zustand  dauert  den  24.  und  25.  unverändert.  Icterus. 

Seit  26.  VIII.  fieberfrei. 

V. 

4.  IX.  Fieber.  Im  Blut  spärliche,  pigmentirte  Parasiten  von  Vs  der  Grösse 
eines  Erythrocyten.  Fieberabfall  gegen  Abend. 

5.  IX.  Bei  völligem  Wohlbefinden  und  normaler  Temperatur  1 g Chinin. 
U/2  Stunden  später  Schüttelfrost,  Fieber,  Erbrechen;  nach  2 Stunden  Abfall  auf 
38,0;  dann  neuer  Schüttelfrost  undAnstieg  über  40°C.;  Urin  schwarzroth;  9 h.a. 
dritter  Schüttelfrost,  doch  hat  der  Urin  schon  wieder  gelbbraune  Farbe  angenom- 
men; spec.  Gew.  1024;  geringer  Niederschlag  beim  Kochen.  Icterus.  — Im  Blut 
finden  sich  keine  Parasiten  mehr. 

6.  IX.  Erbrechen.  Gastritis.  Enteritis.  Insomnie.  Temperatur  und  Urin 
völlig  normal.  Langsame  Erholung. 

13.  IX.  Hb-pCt.  59. 

VI. 

16.  IX.  Fühlt  sich  elend  und  fiebrig.  Im  Blut  kleine  ringförmige  Amoeben 
von  ‘/io — V«  der  Grösse  eines  rothen  Blutkörperchen  (2.  Generation  — die  ältere 
sporulirt  in  den  inneren  Organen).  — Ein  Stunde  später  Temp.  39,2;  Anstieg  ohne 
Frost;  bald  Schweiss. 


29 


IT.  IX.  12  h.  nachts  durch  Schüttelfrost  erweckt;  Erbrechen,  dann  Sch weiss. 
1 h.  a.  Urin  schwarzroth ; Vs  Yol.  Niederschlag.  — 6 h.  a.  Urin  braunroth; 
Vs  Vol.  Coagulum.  — 9 h.  al  Temp.  36,3.  Leichter  Icterus,  grosse  Schwäche. 
Urin  hell,  zeigt  nur  eben  erkennbare  Trübung  beim  Kochen  mit  Essigsäure.  Spec. 
Gew.  1024.  — IU/2  h.  a.  Schüttelfrost,  Beklemmungen,  schwere  Cyanose,  Temp. 

40.3,  dabei  Puls  kräftig,  80!  Urin  wieder  schwarzroth,  bei  auffallendem  Licht 
schwarz.  Spec.  Gew.  1024,  enthält  1U  Yol.  Niederschlag.  — 7 h.  p.  Temp.  37,1, 
Schwächezustände;  Urin  ohne  Spur  von  Eiweiss,  gelbbraun. 

18.  IX.  Temp.  bleibt  normal,  Urin  eben  so,  spec.  Gew.  1023.  Hb-pCt.  46. 

23.  IX.  Reconvalescent  wird  auf  See  geschickt  und  erholte  sich  trotz  einiger 
kleiner,  ohne  Chinin  durchgemachter  Fieber  soweit,  dass  er  Ende  Oc.tober  bei 
leidlichem  Wohlsein  Heimathsurlaub  an  treten  konnte. 

Fieber  oder  Schwarzwasserfieber  hat  er  bis  März  96  nicht  wieder  gehabt. 

7.  P.,  Kaufmann,  Anfang  der  Zwanziger,  kräftig  gebaut;  seit  3V2  Jahren  in 
Kamerun.  Während  der  ersten  3 Jahre  war  P.  auf  einer  Hulk  thätig,  ohne  über- 
haupt Fieber  zu  haben.  Vor  4 Monaten  wurde  die  Factorei  an’s  Ufer  verlegt; 
3 Monate  später  Fieber,  das  sich  allwöchentlich  wiederholte  und  jedesmal  mit 
„etwas  Chinin“  bekämpft  wurde. 

22.  II.  95.  Wieder  Fieber;  gegen  Mittag  „etwas“  Chinin  genommen.  Nach- 
mittags Urin  dunkel,  Erbrechen,  Fieber  (kein  Frost).  — 8 h.  p.  Urinmenge  150, 
Farbe  schwarzroth,  spec.  Gew.  1018,  bildet  3/&  Vol.  Coagulum.  Temp.  noch  38,2. 
Milz  und  Leber  nicht  nachweisbar  vergrössert. 

23.  II.  Seit  gestern  Abend  650  ccm  Urin,  spec.  Gew.  1019,  Farbe  noch 
dunkler  wie  gestern,  1/3  Vol.  Niederschlag,  keine  Cylinder.  — 12  h.  m.  Temp. 

38.3.  Icterus.  Im  Blut  keine  Parasiten.  Hb-pCt.  53.  — 3 h.  p.  Schüttelfrost. 
Temp.  38,2.  Puls  125. 

24.  II.  Seit  gestriger  Messung  200  ccm  Urin,  spec.  Gew.  1018,  Farbe  braun- 
roth, V 6 Yol.  Coagulum,  keine  Cylinder.  Temp.  37,0.  Starker  Icterus. 

25.  II.  Der  Urin  ist  noch  spärlich,  kaum  verfärbt,  spec.  Gew.  1018,  3/s  Yol. 
Eiweiss,  zahlreiche  Cylinder.  Temp.  36,7.  Hb-pCt.  50. 

26.  II.  Urin  reichlicher,  eiweissfrei.  Temp.  blieb  normal.  Icterus  fast  ver- 
schwunden. 

P.  kehrte  kurz  darauf  nach  Europa  zurück  und  hatte  dort  zwei  leichte  Fieber. 
Seit  Herbst  95  ist  er  wieder  in  Kamerun  und  hat  bis  jetzt  kein  Schwarzwasser- 
lieber gehabt. 


8.  P.,  Kaufmann,  23  Jahre  alt,  sehr  grosser  starker  Mensch,  dessen  blasse 
Gesichtsfarbe  auffällt.  P.  ist  seit  9 Monaten  in  Kamerun  thätig  und  hat  nur 
wenige  leichte  Fieber  gehabt,  nach  welchen  er  je  1 g Chinin  zu  nehmen  pflegte. 

21.  III.  Kopfschmerz  und  Uebelbefinden. 

22.  III.  Morgens  bei  völligem  Wohlsein  und  normaler  Temperatur  lg  Chinin. 
Nachmittags  Frost,  Erbrechen,  Fieber,  blutiger  Urin.  Milz  überragt  den  Rippen- 
bogen fingerbreit. 

23.  III.  Urin  grünlich  braunroth,  spec.  Gew.  1028,  Vis  Vol.  Coagulum.  — 
4 h.  p.  150  ccm  Urin  von  dunkelrubinrother  Farbe  und  1024  spec.  Gew.  Leichter 


30 


Icterus.  Temp.  37,6.  — Abends  280  ccm  Urin  von  der  gleichen  Beschaffenheit. 
Temp.  36,4. 

24.  III.  Urin  eiweissfrei.  Seine  Menge  wächst  rasch,  obwohl  das  spec.  Gew. 
sicli  auf  1028  hält. 

27.  III.  Hb-pOt.  69. 

31.  III.  Wieder  Fieber  bis  zum  7.  IV.;  tägliche  Steigerungen  bis  auf  40°  C. 
Chinin  zunächst  nicht  riskirt.  Phenolcoll,  täglich  zu  4 g,  erweist  sich  als  völlig- 
nutzlos. 

Am  7.  IV.  wird  der  Zustand  durch  einmalige  intramusculäre  Injection  von 
1 g Chinin  beendet.  v 

10.  IV.  Hb-pCt.  53.  P.  wird  an  die  See  geschickt. 

II. 

30.  V.  P.  hat  sich  inzwischen  wohlgefühlt  und  kein  Chinin  genommen. 
Heute  weniger  frisch,  nachdem  er  bei  glühender  Hitze  ein  Leichenbegängniss  mit- 
gemacht  hat.  „Zur  Sicherheit“  1 g Chinin  gebraucht.  3 Stunden  später  dunkler 
Urin.  4 Stunden  später  Schüttelfrost,  Temp.  41,8;  Erbrechen.  Furchtbare 
Dyspnoe  (so  dass  auf  Fremdkörper  im  Kehlkopf  gefahndet  wurde). 

31.  V.  Temp.  normal,  die  Hämoglobinurie  dauerte  im  Ganzen  3 Tage:  dann 
zunächst  Besserung,  doch  werden  fortgesetzt  nur  300  bis  500  g Urin  pro  Tag 
entleert. 

6.  VI.  sah  ich  P.  zuerst.  Derselbe  zeigt  gelblich-livide,  cyanotische  Haut- 
farbe und  wird  von  schwerster  Athemnoth  gepeinigt,  welche  durchaus  den  All- 
gemeineindruck cardialen  Asthmas  macht  und  den  Kranken  zwingt,  hochaufge- 
richtet  im  Bette  zu  sitzen.  Die  Herzdämpfung  ist  nicht  verbreitert;  über  den 
Ostien  unbestimmte  systolische,  als  anämisch  gedeutete  Geräusche.  Pulsschlag 
unregelmässig,  klein,  celer;  Arterie  auffallend  leer.  Ueber  dem  unteren  Lungen- 
rand rechts  Dämpfung;  Athmungsgeräusche  rein.  Temp.  37,3.  Gesicht  erscheint 
etwas  gedunsen;  sonst  keine  Oedeme.  Ilb-pCt.  33.  Zuweilen  Würgen  und  Er- 
brechen. Urinmenge  seit  24  Stunden  60  g,  spec.  Gew.  1012,  2/s  Vol.  Eiweiss. 
Morphium  und  Chloral  selbst  zu  0,03  und  3 g ohne  jede  Wirkung;  Aether-Cam- 
pher  etc. 

7.  VI.  Zustand  unverändert;  25  ccm  Urin. 

8.  VI.  572  h.  a.  Exitus  letalis. 

Die  Obduction  ergab  — ausser  schweren  Veränderungen  der  Nieren  und 
massiger  Dilatation  des  sehr  schwach  entwickelten  und  stark  entarteten  Herzens, 
Äzvergrösserung  etc.  — eine  fast  infantile,  zarte  Aorta:  5 cm  Umfang  an  der 
Klappenbasis,  was  bei  einem  Hünen  von  mehr  als  6 Fuss  Grösse  ein  ganz  beson- 
deres Missverhältniss  darstellt. 

•J.  R.,  Schiffszimmermann,  gross  und  sehr  kräftig.  Seit  5 Monaten  (No- 
vember 94)  in  Kamerun.  14  Tage  nach  seiner  Ankunft  schweres  Fieber,  das  sich 
mit  unveränderter  Heftigkeit  sehr  oft  wiederholte. 

3.  IV.  95.  Seit  2 Tagen  Kopfschmerzen,  Erbrechen,  Magenschmerzen. 
12  h.  m.  mit  40,5  ins  Hospital.  2 h.  p.  Temp.  39,6.  R.  ist  leicht  benommen, 
Milzvergrösserung  nicht  nachweisbar.  Im  Blut  ausserordentlich  zahlreiche,  kleinste 


31 


Ringformen  von  V20— Vis  Blutkörpergrösse;  4—6  in  jedem  Gesichtsfeld;  die  Blut- 
körper sind  oft  doppelt,  und  selbst  dreifach  inficirt.  Ausserdem  linden  sich 
weniger  zahlreich  kleine,  pigmentlose  Amöben  von  Vs — Ve  Blutkörpergrösse  in 
lebhafter  Bewegung.  Die  Leukocyten  führen  viel  Pigment.  2 h.  p.,  Temp.  gefallen, 
Schweiss;  Blutbefund  wie  2 h.  p. 

4.  IV.  11  h.  a.  Temp.  normal.  Das  Blut  giebt  denselben  Befund,  wie 
gestern,  nur  sind  die  Parasiten  bedeutend  spärlicher.  2 g Chinin  intramuskulär. 
Hb-pCt.  67.  4 h.  p.  Erbrechen,  Temp.  38,0;  5 h.  p.  Temp.  39,6,  Urin  dunkel- 
rothbraun,  Coagulum  von  charakteristischer  Beschaffenheit,  Parasiten  wieder 
äusserst  zahlreich,  doch  im  gefärbten  Präparat  nur  solche  von  circa  Vs  Blut- 
körpergrösse zu  finden.  6.  h.  p.  Schweiss,  Besserung. 

5.  IV.  6.  h.  a.  Temp.  38,1;  9 h.  p.  37,3.  Im  Blut  kein  Parasit  mehr. 
Hb-pCt.  62.  Der  Urin  ist  11  h.  a.  noch  rubinroth  mit  Vs  Vol.  Coagulum;  6 h.  p. 
zeigt  er  hellrothgelbe  Farbe,  1006 — 1007  spec.  Gew.  und  keine  Spur  von  Ei- 
weisstrübung mehr. 

6.  IV.  Temp.  unter  37,0;  keine  Milzvergrösserung;  Allgemeinbefinden  gut, 
Appetit  ; Hb-pCt.  60;  9 h.  a.  enthält  das  Blut  vereinzelte,  z.  Th.  pigmentirte  Para- 
siten von  Ve — V 3 Blutkörpergrösse. 

7.  IV.  Wohlbefinden,  Temperatur  normal,  kein  Chinin,  Hb-pCt.  56.  Im 
frischen  Blut  einige  ausgebildete  Halbmonde  mit  ruhendem  Pigmentkranz  in 
der  Mitte. 

11.  IV.  Hb-pCt,  immer  noch  56,  trotz  völligen  Wohlbefindens  seither;  des- 
halb die  erbetene  Entlassung  verweigert. 

13. — 16.  IV.  Wieder  Fieber  mit  täglichen  Steigerungen  bis  über  40°  C.  und 
dem  gewöhnlichen  Parasitenbefund. 

Am  15.  und  16.  IV.  nach  Temperaturabfall  je  0,9  g Chinin  intramuskulär. 

17.  IV.  Temperatur  normal,  Wohlbefinden.  9 h.  a.  Im  Blut  keine  Para- 
siten, Hb-pCt.  52. 

30.  IV.  Wieder  Fieber ; eine  Generation  z.  Th.  pigmentirter  Parasiten,  IV2  g 
Chinin;  nächsten. Tag  fieberfrei,  kein  Chinin.  3.  Tag  und  5.  Tag  wieder  je  ein 
rudimentärer  Anfall,  die  mit  je  1 g Chinin  behandelt  wurden. 

7.  5.  Hb-pCt.  66;  auf  Wunsch,  arbeitsfähig  entlassen. 

Im  Mai  und  im  Juni  dann  noch  je  ein  kleines  Fieber. 

25.  VI.  Hb-pCt.  70. 

6.  VII.  Hb-pCt.  70. 

Arbeitete  bis  März  96  ohne  Unterbrechung  und  hat  den  Arzt  nicht  wieder 
in  Anspruch  genommen. 

10.  K.,  Zimmermann;  seit  9 Monaten  (Juli  94)  in  Kamerun  hat  im  August 
und  im  Oktober  schwere,  seitdem  einige  leichte  Fieber  gehabt  und  den  Arzt  seit 
Oktober  nicht  mehr  consultirt. 

7.  IV.  Fieber,  wie  seit  mehreren  Tagen. 

8.  IV.  Erst  besser,  dann  wieder  Erbrechen,  Temp.  40,0  und  40,8.  Trotz- 
dem 6 h.  p.  IV2  g Chinin;  8 h.  p.  Schüttelfrost,  Kopfschmerz,  Durchfall.  350  g 
Urin  rubinroth  mit  Stich  ins  Braune.  Der  charakteristische  Niederschlag  beim 
Kochen  nimmt  Vs  der  Flüssigkeitssäule  ein.  Spec.  Gew.  1028. 


32 


9.  IV.  K.  fieberfrei,  Urin  enthält  kein  Eiweiss  mein;  spec.  Gew.  1024.  Der 
Kranke  bleibt  fieberfrei,  ohne  Chinin  erhalten  zu  haben. 

Am  11.  IV.  Hb-pCt.  60. 

13.  IV.  entlassen. 

18.  IV.  Wohlbefinden,  Hb-pCt.  65. 

II. 

24.  IV.  Befindet  sich  seit  einigen  Tagen  schlecht  und  hat  auch  wieder 
Temperatursteigerungen.  9 h.  a.  nimmt  er  deshalb  U/2  g Chinin.  3 h.  p.  Schüttel- 
frost,; Temp.  39,5.  — 5 h.  p.  Temp.  40,5,  Aufregung,  Beklemmung,  Kurzluftig- 
keit, Ikterus.  Es  werden  60  ccm  Urin  entleert,  der  bei  auffallendem  Licht  schwarz, 
bei  durchfallendem  Licht  dunkelrubinroth  erscheint  und  grünlich  fluorescirt. 

Beim  Kochen  gerinnt  fast  die  ganze  Flüssigkeitssäule.  — 9 h.  p.  950  ccm 
Urin,  gefärbt  wie  5 h.  p.,  spec.  Gew.  Gewicht  1016. 

V 2 Vol.  Niederschlag  beim  Kochen  mit  Essigsäure,  der  Urin  enthält  keine 
Cylinder,  nur  vereinzelte  Epithelien  der  Harnwege. 

25.  IV.  6 h.  a.  Temp.:  37,9,  Urin  heller,  noch  schwarzroth,  doch  mit  Stich 
ins  Braune.  Hb-pCt.  42.  — 6 h.  p.  Urin  blassrubinroth  mit  Stich  ins  Braune, 
V s Vol.  Coagulum,  keine  Cylinder.  — 9 h.  p.  Urin  gelbbraun,  eiweissfrei. 
Temp.  37,1. 

26.  IV.  Temp.  36,5.  Urinmenge  verringert,  spec.  Gew.  1018,  keine  Eiweiss- 
trübung, keine  Formelemente.  Hautfarbe  sehr  blass,  doch  hat  der  Ikterus  nicht 
zugenommen. 

30.  V.  Temp.  blieb  normal,  Hb-pCt.  55. 

7.  V.  Hb-pCt.  69. 

8.  V.  Wird  K.  zum  Dienst  entlassen  und  bald  darauf  nach  Victoria  versetzt, 
wo  er  nach  Chinin  später  noch  ein  leichtes  Schwarzwasserfieber  und  einige  leichte 
uncomplicirte  Fieber  hatte,  die  ohne  Chinin  heilten.  K.  wagte  es  nicht  zu  nehmen, 
aus  Furcht,  wieder  Schwarzwasserfieber  zu  bekommen.  Im  März  96  ist  K.  noch 
in  Victoria  thätig. 

II.  E.,  Missionar,  25 — 30  Jahre  alt.  Seit  10  Monaten,  Juli  94,  in  Kamerun. 
Acht  Tage  nach  Ankunft  Fieber,  das  allwöchentlich  wiederkehrt;  während  der 
freien  3 — 4 Tage  jedesmal  morgens  und  abends  je  V2  g Chinin  genommen, 
während  der  Fiebertage  keins.  — Februar  25  erstes  Schwarzwasserfieber,  3 g 
Chinin  genommen,  später  „noch  einige“  Schwarzwasserfieber,  die  immer  mit  „be- 
sonders viel“  Chinin  (nach  Gutdünken)  behandelt  wurden. 

4.  V.  Seit  8 Tagen  Fieber,  Kreuzschmerzen.  E.  sieht  äusserst  blass  und 
elend  aus.  Grosse  Schwäche,  Milz  am  Rippenbogen  .fühlbar,  Urinmenge  kaum 
500  g in  24  Stunden,  Urin  von  normaler  Farbe,  erweissfrei  (10  h.  a.). 

Bis  zum  7.  V.  wurden  täglich  4 g Phenokoll  gegeben  (aus  Sorge  vor  dem 
Blutzerfall  bei  Chiningebrauch),  doch  dauert  das  Fieber  an  und  E.  verfällt  Zu- 
sehens. Daher  d.  7.  V.  — IIV2  h.  a.  IV2  g Chinin.  1 h.  p.  Schüttelfrost  und 
Fieber,  4 h.  p.  Schweiss  und  Temperaturabfall.  Darauf  sofort  erneuter  Anstieg, 
41 2 h.  p.  38,4,  6 h.  p.  39,4,  Schweiss;  heftiges  Erbrechen,  intensiver  Ikterus. 
Seit  dem  Morgen  50 gUrin  von  tintenschwarzer  Farbe  entleert;  das  Coagulum  beim 


33 


Kochen  mit  Essigsäure  ist  tiefschwarz  und  nimmt  fast  die  ganze  Höhe  der  Flüssig- 
keitssäule ein.  Die  Milz  überragt  den  Rippenbogen  fingerbreit. 

8.  V.  Haut  und  Conjunc'tiven  intensiv  citronengelb,  Wangen  farblos,  Lippen 
blassviolett,  Temp  normal.  Seit  gestern  kaum  100  cbcm  Urin,  der  beim  Kochen 
ganz  gerinnt  und  schwarze  Farbe  zeigt.  Die  Leber,  welehe  gestern  noch  völlig 
normal  erschien,  ist  heute  auf  Druck  und  beim  Betasten  sehr  empfindlich,  nicht 
vergrössert.  DasErbrechen  dauert  fort.  AbendsZustand  unverändert.  Temp.  normal. 

9.  V.  Die  Leberschmerzen  haben  abgenommen.  Urin  fehlt  ganz.  Brechreiz, 
Ructus  und  Singultus,  Temp.  36,5 — 37,0,  höchste  Temp.  abends  37,7.  Wie  an 
den  Tagen  zuvor  reichlich  dunkelbrauner  Stuhl,  Hb-pCt.  28,5.  Patient  erhält  täg- 
lich 1 — 2 Heissluftbäder  nach  Quincke  unter  ärztlicher  Aufsicht. 

10.  V.  Nacht  sehr  unruhig,  häufiges  Erbrechen,  doch  wird  die  flüssige 
Nahrung  z.  Th.  auch  behalten.  Puls  um  100;  Temp.  normal;  Schweiss ; Ikterus 
verblasst.  Im  Ganzen  4 cbcm  Urin  von  gelblich  blassgrüner  Farbe  gelassen,  der 
beim  Kochen  9/io  Vol.  Niederschlag  giebt.  Auf  dem  Filter  durchaus  keine  Form- 
elemente. 

11.  V.  Zustand  unverändert,  5 cbcm  Urin  in  2 Portionen  entleert.  Abends 
Brechreiz  geringer,  Pat.  geniesst  mehr  und  schwitzt  viel,  keine  Schmerzen  mehr. 
Höchste  Temp.  37,5,  Puls  120. 

12.  V.  Höchste  Temp.  37,5,  7 cbcm  Urin,  derselbe  hat  trübbräunlichrothe 
Farbe  und  giebt  i/s  Vol.  Coagulum.  Allgemeinbefinden  etwas  besser,  kein  Er- 
brechen, etwas  Hering  genossen,  sehr  viel  Schlaf  infolge  von  Erschöpfung. 

13.  V.  Zustand  unverändert,  7 cbcm  Urin  mit  4/s  Vol.  Coagulum,  Schmerzen 
in  der  Nierengegend,  Priessnitz. 

14.  V.  Wie  gestern;  Gesicht  ödematös;  die  7 cbcm  Urin  enthalten  einige 
verfettete  Nierenepitlielien  und  Epithelien  der  Harnwege,  keine  Cylinder. 

15.  V.  Zustand  unverändert. 

16.  V.  Ebenso. 

17.  V.  Etwas  besser,  doch  schmerzt  heute  der  ganze  Körper  bei  jeder  Be- 
wegung, besonders  Kreuz-  und  Nierengegend.  Seit  gestern  70  cbcm  klaren  Urin 
entleert,  Farbe  hellgelb,  spec.  Gew.  1008,  enthält  Vio  Vol.  Eiweiss. 

18.  V.  Seit  gestern  Abend  300  cbcm  Urin,  spec.  Gew.  1009.  Nur  noch 
Spuren  von  Eiweisstrübung  beim  Kochen  mit  Essigsäure.  Auf  dem  Filter  einzelne 
hyaline  Cylinder,  verfettete,  gequollene  und  vakuolisirte  Nierenepitlielien.  Die 
Schmerzen  in  der  Nierengegend  lassen  nach. 

19.  V.  800  cbcm  eiweissfreien  Urin.  Die  Kräfte  heben  sich,  obgleich  der 
Appetit  noch  ganz  fehlt. 

26.  V.  Die  Esslust  hat  sich  inzwischen  eingestellt  und  Pat.  war  in  die  volle 
lleconvalescenz  eingetreten,  als  Nachts  nach  einer  „kolossalen“  Abendmahlzeit 
unter  lautem  Schreien,  Erstickungsanfall,  Cyanose  und  in  wenigen  Minuten  der 
Tod  eintrat.  Offenbar  handelte  es  sich  um  eine  Lungenembolie. 

12.  A.,  Kaufmann.  Seit  6 Jahren  mit  Unterbrechung  an  der  afrikanischen 
Westküste;  jetzt  seit  17  Monaten  in  Kamerun  (Hikory-town).  In  dieser  Zeit  „kaum 
Fieber  gehabt“  und  „kaum  Chinin  genommen“. 

16.  und  17.  V.  leichtes  Fieber,  etwas  Chinin. 

A.  PI eli n.  Tropische  Malaria  in  Kamerun.  g 


18.  V.  Erbrechen,  hohes  Fieber  ohne  Schüttelfrost,  Unruhe.  A.  ist  sehr 
kräftig  gebaut;  Züge  verfallen ; schwerer  Ikterus.  Die  Milz  überragt  den  Rippen- 
bogen fingerbreit;  die  Leber  ist  ebenfalls  etwas  vergrössert  und  druckempfindlich. 
Bis  zum  Abend  300  g schwarzrothen  Urins,  spec.  Gew.  1009,  beim  Kochen  mit 
Essigsäure  1/i  Vol.  Coagulum. 

6.  VI.  Wurde  bald  wieder  hergestellt,  ohne  Chinin  genommen  zu  haben. 

"25.  Yt.  Rückfall  nach  intensivster  Besonnung,  der  gleichfalls  ohne  Chinin 
heilte.  Seitdem  relatives  Wohlbefinden,  bis  A.  im  Februar  96  heimkehrte. 

13.  T.,  Polizeimeister.  Seit  einem  Jahr  im  Kamerungebiet  (Kribi);  hat  sich 
die  ganze  Zeit  wohlgefühlt,  und  „höchstens  alle  Monate  einmal  wegen  Gefühl  von 
Fieber  1I g Chinin  genommen“.  Ebenso  am  8.  VI.  95,  wo  die  Wirkung  ausbleibt; 
deshalb  am  9.  VI.  morgens  noch  1 g Chinin.  Abends  Schüttelfrost,  heftiges  Fieber, 
Erbrechen,  Kopfschmerz,  blutiger  Urin  in  erheblicher  Menge.  T.  nahm  während 
der  nächsten  Tage  je  ’/2  g Chinin,  Fieber  und  Hämoglobinurie 
dauerten  dabei  bis  zum  13.  VI. 

Am  15.  VI.  Versuch  aufzustehen.  Rückfall:  Frost,  Fieber,  Urin  dunkelbraun  bis 
19.  VI.,  wo  er  wieder  hell  ist.  Während  des  Rückfalls  wurde  kein  Chinin  genommen. 

T.  wird  am  21.  VI.  nach  Kamerun  ins  Hospital  gebracht.  Er  bietet  ein  Bild 
äusserster  Schwäche:  Flimmern  vor  den  Augen,  Klingen  der  Ohren,  Lippen  kaum 
sichtbar  gefärbt.  Brustorgane  gesund;  anämische  Herzgeräusche  fehlen;  Milz  nicht 
nachweislich  vergrössert;  Temp.  normal. 

22.  VI.  Hb-pCt.  23,  Zustand  unverändert.  6 h.  p.  Temp.  38,8  ohne  Störung 

des  Allgemeinbefindens.  Urin  braunroth.  4. 

23.  VI.  Temp.  morgens  normal.  Im  Blut  keine  Parasiten;  die  Bfutkörper 
zeigen  Veränderungen  wie  bei  schwerster  Anämie:  Megalocyten  und  Mikrocyten 
in  allen  Uebergängen  zum  normalen;  die  ersten  häufig  ganz  blass  bis  schattenhaft. 
12  h.  m.  Schüttelfrost,  Temp.  39,6,  Erbrechen,  Urin  braunroth,  bald  darauf 
Schweiss.  Hb-pCt.  21. 

24.  VI.  9 h.  a.  Temp.  36,8,  im  Blut  keine  Parasiten;  Veränderungen  der 
Erythrocyten  wie  gestern;  braunrother  Urin.  12  h.  m.  Frostgefühl,  Temp.  39,0, 
bleibt  so  mit  geringen  Schwankungen  bis  6 h.  p. — 8 h.  p.  Temp.  und  Urin  normal. 

25.  VI.  Allgemeinbefinden  gut,  Temp.  normal,  Urin  sehr  reichlich,  spec. 
Gew.  1012,  eiweissfrei,  Arsen  und  Eisen. 

26.  VI.  Hb-pCt.  19  (war  inzwischen  wohl  noch  tiefer  gesunken),  Urin  wie 
gestern,  spec.  Gew.  1014. 

6.  VII.  Rasche  Reconvalescenz,  Hb-pCt.  42,5. 

13.  VII.  Hb-pCt.  56.  Kehrt  auf  Wunsch  nach  Kribi  zurück. 

18.  VIII.  wieder  in  Kamerun;  leichtes  Fieber,  das  mit  l1/,  g Chinin  beseitigt 
wurde,  ohne  dass  Blutzerfall  eintrat. 

26.  VIII.  Hp-pCt.  73.  That  bis  März  96  an  verschiedenen  Stellen  des  Schutz- 
gebiets Dienst  und  brauchte  den  Arzt  nicht  wieder  in  Anspruch  zu  nehmen. 

14.  L.,  Zimmermann.  Seit  7 Monaten  — November  94  — im  Kamerungebiet 
thätig,  hatte  L.  sehr  viele  sehr  schwere  Fieber,  die  aber  seine  Blutbeschaffenheit 
relativ  wenig  schädigten,  obgleich  L.  stets  blass  und  mager  war.  Der  Hämoglobin- 


35 


gehalt  des  Blutes  sank  nie  unter  70  pCt.  und  betrag  meist  75 — 78  pCt.  Ende 
April  wurde  L.  nach  Edea  versetzt;  dort  hatte  er  Anfang  Juni  2 Tage  lang 
Schwarzwasserfieber.  Am  dritten  Tage  danach  V2  g Chinin,  drei  Stunden  später 
Rückfall,  der  mit  Schüttelfrost  begann  imd  zwei  Tage  dauerte,  kein  Chinin  mehr. 

Am  27.  Juni  wurde  L.  sehr  elend  ins  Hospital  nach  Kamerun  gebracht. 
Er  hatte  dort  noch  einen  leichten  Anfall  von  Schwarzwasserfieber  und  kehrte  bald 
darauf  nach  Deutschland  zurück. 

15.  D.,  Ingenieur.  Früher  jahrelang  am  Congo;  hat  dort  schwere  Fieber, 
auch  Schwarzwasserfieber,  gehabt;  das  letzte  1884;  dann  2V2  Jahre  in  Kamerun, 
stets  gesund;  ebenso  während  halbjährigen  Urlaubs.  Jetzt  seit  V»  Jahr  bei  gutem 
5t  ohlsein  wieder  hier. 

28.  ATI.  95.  D.  fühlte  sich  seit  3 Tagen  schlecht  und  appetitlos;  zuletzt 
auch  etwas  fieberig;  daher  abends  1 g Chinin;  3 Stunden  später  Frost,  dann 
Hitze;  Urin  tintenschwarz. 

Am  29.  ATI.  morgens  Urin  klar,  eiweissfrei;  Andeutung  von  Ikterus,  Temp. 
blieb  normal. 

8.  IX.  Kleines  Fieber;  mit  zweimal  je  1 g Chinin  beseitigt. 

II. 

27.  10.  Fühlt  sich  schlecht  und  fiebrig;  Abends  1 g Chinin.  10  h.  p. 
durch  heftigen  Schüttelfrost  aus  dem  Schlaf  erweckt;  hohes  Fieber,  Erbrechen. 
Urin  bräunlich  blutrotli,  enthält  iU  ATI.  charakteristischen  Niederschlags. 

28.  X.  10  h.  a.  Temp.  noch  38,4;  kehrt  im  Laufe  des  Tages  zur  Norm 
zurück.  Urin  schon  morgens  hell,  reichlich,  eiweissfrei. 

D.  blieb  gesund  bis  Januar  96,  wo  er  einen  ganz  ähnlichen  Schwarzwasser- 
fieberanfall  durchzumachen  hatte,  der  ohne  Chiningebrauch  ebenfalls  günstig  ver- 
lief. Seitdem  hat  er  bis  März  96  kein  Fieber  wieder  gehabt. 

16.  P.,  Polizeimeister  in  Victoria,  30  Jahre  circa.  Seit  91  mit  halb- 
jähriger Unterbrechung  zu  Anfang  93  im  Kamerungebiet  thätig.  Hat  während  des 
ersten  Aufenthalts  etwa  vierwöchentlich  leichtes  Fieber  gehabt  und  dann  Chinin 
genommen.  Gegen  Ende  der  Zeit  hatte  P.  auch  Schwarzwasserfieber.  Während 
seines  zweiten  Aufenthaltes  hier  nahm  P.  jeden  Sonnabend  prophylaktisch  1 g 
Chinin  und  blieb  über  IV2  Jahre  fieberfrei.  Erst  in  den  letzten  Monaten  litt  er 
häufig  an  Fieber.  Mitte  Juni  1895  Schwarzwasserfieber,  ohne  dass  in  den  letzten 
10  Tagen  Chinin  gebraucht  war;  es  dauerte  einige  Tage;  kein  Chinin.  Drei 
AATchen  später  wieder  einige  leichtere  Fieber;  P.  wagte  nicht,  Chinin  zu  nehmen. 

22.  ATI.  Abends  nach  Kamerun  ins  Hospital.  Temp.  37,9. 

23.  ATI.  Temp.  normal.  Milz  überragt  den  Rippenbogen  zweiquerfingerbreit. 
Hb-pCt.  30.  Nachmittags  etwas  Kopfschmerz,  Temp.  39,  kehrt  noch  am  Abend 
zur  Norm  zurück. 

24.  VII.  10  h.  a.  Temp.  normal.  Allgemeinbefinden  relativ  gut.  Im  Blut 
spärliche  kleine,  als  Ringe  erscheinende  Parasiten  und  pigmentführende,  grössere 
Amöben,  sowie  Halbmondformen. 

26.  VII.  Temperatur  abends  38,3,  Zustand  sonst  unverändert.  Hb-pCt.  30. 

29.,  30.,  31.  VII.  3 — 4 g Phenokoll  pro  die  ohne  sichtbaren  Effect. 


36 


1.  VIII.  Hb-pC’t.  32;  Blutkörperzahl  1952000  im  cmm. 

2.  — 6.  VIII.  tägliche  Temperatursteigerungen  bis  39°  C.  und  darüber.  Im 
Blut  pigmentirte  und  jüngere  unpigmentirte  Parasiten  neben  einzelnen  Halb- 
monden. 

6.  VIII.  4 h.  p.  0,75  g Chinin,  bimuriat.  intramuskulär. 

7.  VIII.  Blieb  fieberfrei.  Im  frischen  Blut  keine  Parasiten  zu  finden. 

Hb-pCt.  34,5.  5Va  h.  p.  1 g Chinin,  auf  Wunsch  per  os.  10  h.  p.  Allgemeinbe- 
finden noch  gut.  ' 

8.  VIII.  1 h.  a.  Frost,  Fieber,  Erbrechen.  Urin-  und  Stuhldrang.  Bis  6 h.  a. 
werden  525  cbcm  schwarzrothen  Urins  unter  Brennen  in  der  Harnröhre  entleert; 
derselbe  hat  ein  spec.  Gew.  von  1010  und  bildet  beim  Kochen  mit  Essigsäure 
Vib  Vol.  des  charakteristischen  Coagulum.  7 h.  a.  76  cbcm,  spec.  Gew.  1009, 
Farbe  gelbbraun  mit  Stich  ins  Rothe;  nur  noch  Spuren  von  gefärbtem  Coagulum. 
Pat.  verfallen , fahl,  ikterisch,  äusserste  Schwäche,  Schlafsucht.  Temp.  37,1, 
Puls  125.  Hb-pCt.  34,5,  Blutkörperzahl  1564000.  Bis  9 h.  p.  steigt  die  Urin- 
menge über  die  Norm  und  das  spec.  Gew.  sinkt  bis  1004,  doch  bleibt  der  Urin 
verfärbt  und  giebt  etwas  Niederschlag  beim  Kochen.  Charakteristische  Formele- 
mente liessen  sich  auf  dem  Filter  niemals  nachweisen.  8 h.  p.  Temp.  38,2,  Puls 
132.  Schwäche,  Schlafsucht. 

9.  VIII.  7 h.  a.  Temp.  36,8.  Schwäche.  Ikterus  hat  zugenommen. 

Hb-pCt.  24.  6 h.  p.  Urin  eiweissfrei,  gelbbraun.  Hb-pCt.  19,  Blutkörperzahl 

980000.  Stuhl  goldgelb,  wie  beim  Säugling;  offenbar  äusserst  gallenreich.  Milz 
nicht  mehr  fühlbar.  Dämpfung  kaum  nachweislich  verbreitert.  Leber  nicht 
vergrössert. 

10.  VIII.  Haut  schmutzigolivengrau,  Lippen  kaum  gefärbt,  grosse  Mattig- 
keit. Temp.  normal,  Puls  120.  Anämische  Herzgeräusche,  sonst  Herz  normal. 
Urin  überreichlich,  gelbbraun,  eiweissfrei,  spec.  Gew.  1009.  Hb-pCt.  20.  Blut- 
körperzahl  1012000.  Viel  Mikro-  und  Poikilocyten. 

14.  VIII.  Kasche  Reconvalescenz  bei  gutem  Appetit.  Hb-pCt.  25.  Blut- 
körperzahl 1478000. 

191  VIII.  Hb-pCt.  39. 

22.  VIII.  Hb-pCt.  43.  Blutkörperzahl  1952000. 

29.  VIII.  Leichtes  Unwohlsein.  Höchste  Temp.  nachmittags  37,5. 

30.  VIII.  12  h.  m.  Frost,  Temp.  über  40  °C,  dann  bald  Schweiss.  Hb-pCt. 
56,5.  Abends  9 h.  p.  Temp.  normal.  1 g Chinin.  Urin  normal. 

31.  VIII.  Temp.  normal.  Allgemeinbefinden  gut,  kein  Fieber  wieder. 

Geht  dann  bald  nach  Hause,  weil  fast  2 Jahre  in  Kamerun. 

17.  v.  St.,  Offic.ier.  Seit  5 Monaten  in  Kamerun;  hat  einmal  leichte  Dys- 
enterie, sonst  während  zweier  Feldzüge  nur  wenig  leichte  Fieber  gehabt.  Nach 
der  Rückkehr  vom  zweiten  im  Juni  1895  wieder  ein  solches,  welches  nach  Chinin- 
gebrauch in  Schwarzwasserfieber  überging.  Dieses  verlief  in  24  Stunden  günstig,, 
ohne  dass  Chinin  genommen  wurde. 

II. 

Anfang  September  1895  zeigte  ein  zweiter  Malariaanfall  nach  IV2  g Chinin 
die  Symptome  des  Schwarzwasserfiebers.  Es  verlief  wie  das  erste.  — Seitdem 


1 


37  — 


ziemlich  regelmässig  alle  12  bis  15  Tage  zweitägiges  Fieber,  dass  v.  St.  mit  je 
IV2  bis  2 g Chinin  beseitigte. 

III. 

18.  und  19.  I.  1896.  Jagdpartie  in  die  Mangroven ; Uebernachten  im  Busch 
ohne  Zelt,  Durchnässung. 

20.  I.  Uebelbefinden. 

21.  und  22.  I.  Malariaanfall  mit  hohem  Fieber;  kein  Chinin  genommen. 

23.  I.  nachts  neuer  Anfall.  3 h.  a.  1 g Chinin.  5 h.  a.  Schüttelfrost, 

hohes  Fieber,  Erbrechen,  Beklommenheit.  Leichte  Dyspnoe,  Cyan  ose.  8 h.  a. 
150  cbcm  schwarzrothen  Urins,  spec.  Gew.  1022;  V2  Vol.  Coagulum  beim  Kochen 
mit  Essigsäure,  enthält  keine  Formelemente,  Temp.  40,0.  12  h.  m.  die  157  cbcm 
inzwischen  gelassenen  Urins  zeigen  dieselbe  Beschaffenheit,  wie  die  vom  Morgen; 
spec.  Gew.  1012,  V 2 Vol.  Coagulum.  Viel  Erbrechen.  Im  Blut  vereinzelte  Para- 
siten in  verschiedenen  Entwickelungsstadien.  Hb-pCt.  64.  Blutkörperzahl 
2872000.  Starker  Schweiss.  — 6 h.  p.  Temp.  normal.  470  ccm  Urin,  spec.  Gew. 
1007,  Vs  Vol.  noch  bräunlich  gefärbtes  Coagulum,  vereinzelte  feinkörnige  Cylinder. 

25.  I.  6.  h.  a.  275  cbcm  Urin,  spec.  Gew.  1019,  Vs  Vol.  noch  bräunliches 
Coagulum.  Temp.  blieb  normal,  leichter  Ikterus.  Linker  Leberlappen  auf  Druck 
und  spontan  schmerzhaft,  Leber  nicht  vergrössert,  die  Milz  überragt  den  Rippen- 
bogen dreiquerfingerbreit.  Im  Blut  keine  Parasiten  mehr.  12  h.  m.  80  cbcm. 
Urin,  eiweissfrei.  6 h.  p.  78  cbcm  völlig  klaren  eiweissfreien  Urins,  spec. 
Gew.  1022. 

26.  I.  Harnfluthen,  Wohlbefinden. 

27.  I.  Die  Leberschmerzen  verschwinden.  Appetit  stellt  sich  ein. 

28.  I.  Wird  v.  St.  auf  Wunsch  entlassen. 

IV. 

4.  II.  Nach  kleiner  Buschjagd  tags  zuvor  sehr  angegriffen.  V2  g Chinin 
genommen.  Temp.  38,5. 

5.  II.  Bei  völligem  Wohlbefinden  und  normaler  Temp.  11  h.  a.  1 g Chinin. 
2 h.  p.  Schüttelfrost,  Temp.  41,2,  Pulsfrequenz  90!!  Erbrechen.  Urin  reichlich, 
schwarzroth.  Sehr  bald  Schweiss,  ohne  dass  deshalb  die  Temperatur  sinkt. 
6 h.  p.  Urin  noch  dunkler.  9 h.  p.  Urin  heller.  Temperatur  unter  38°  C. 
Leichter  Ikterus. 

6.  II.  Wohlbefinden.  Temp.  subnormal;  Schwächegefühl.  Im  Blut  keine 
Parasiten.  Hb-pCt.  67.  Urin  blieb  reichlich;  vormittags  noch  wieder  stärker  ge- 
färbt, nachmittags  strohgelb , spec.  Gewicht  1017,  kein  Niederschlag  beim  Kochen. 

7.  II.  Der  Icterus  blasst  ab. 

15.  II.  wird  v.  St.  nach  Malimba  an  die  See  geschickt,  wo  er  sich  bei  pro- 
phylaktischem Gebrauch  von  V2  g Chinin  jeden  Tag,  trotz  vieler  Jagdunter- 
nehmungen, rasch  und  ausgiebig  erholt.  Bis  Mitte  März  hatte  er  kein  Fieber  wieder. 

18.  S.,  Lazarethgehilfe.  Seit  20  Monaten  — Anfang  94  — in  Kamerun;  hat 
zeitweise  viel  Fieber  gehabt  und  rationell  Chinin  genommen.  Einmal  hatte  er  al- 
gide  Zustände  dabei,  mit  heftigen  Durchfällen,  Erbrechen,  Beklemmungen,  hoch- 
gradigem Angstgefühl,  Cyanose  und  kleinem,  frequenten,  aussetzenden  Puls.  Mor- 
phium, Aether,  Campher  linderten  rasch. 


38 


24.  VIII.  Kleines  Fieber;  nach  Abfall  6 h.  p.  lVa  g Chinin  bei  normaler 
Temperatur. 

25.  VIII.  Gegen  1 h.  a.  durch  heftigen  Schüttelfrost  erweckt;  dann  Hitze- 
geluhl, Kopfschmerz,  Erbrechen.  I>ie  1500  ccm  Urin  aus  der  Nacht  sind  schwarz- 
roth  gefärbt.  Temp.  38,7.  — 8 h.  a.  225  ccm  Urin,  noch  dunkler,  spec.  Gew. 
1017,  giebt  im  Spitzglas  oder  auf  dem  Filter  keinen  sichtbaren  Rückstand.  Mit 
Essigsäure  gekocht  V2  Vol.  Niederschlag.  — lU/2  h.  a.  Im  Blut  keine  Parasiten, 
Hb-pCt.  58,  Blutkörperchenzahl  3776600.  Temp.  39,5.  — 4 h.  p.  Urinmenge 
700  ccm,  spec.  Gew.  1006,  Coagulum  beim  Kochen  spärlicher.  — 6 h.  p.  Temp. 
38,0,  Urin  reichlich,  rubinroth.  — 9 h.  p.  Temp.  38,3;  Schweiss,  Schwächegefühl, 
Schlafsucht. 

26.  VIII.  8 h.  a.  Wohlbefinden,  Temp.  36,4.  Seit  gestern  500  ccm  Urin, 
spec.  Gew.  1024,  Vs  Vol.  ungefärbter  Niederschlag  beim  Kochen  mit  Essigsäure. 
Der  Icterus  blasst  ab.  Hb-pCt.  54.  Blutkörperchenzahl  3388000. 

27.  VIII.  Weitere  Besserung.  Bis  12  h.  m.  500  ccm  Urin,  spec.  Gew.  1029, 
eben  wahrnehmbare  Trübung  beim  Kochen  mit  Essigsäure;  auf  dem  Filter: 
Schleimausgüsse  der  gröberen  Harncanäle;  keine  Cylinder  oder  andere  Form- 
elemente. Icterus  verschwunden. 

30.  VIII.  Hb-pCt.  55,5. 

Geht  Anfang  September  nach  Hause  und  kehrt  im  März  96  nach  Kamerun 
zurück,  ohne  inzwischen  Fieber  gehabt  zu  haben. 

1!).  11.,  Arbeiteraufseher.  Seit  10  Monaten  — November  94  — in  Kamerun. 
Nach  5 Monaten  erstes  Fieber,  das  sich  in  sehr  schwerer  Form  alle  14  Tage  oder 
noch  öfter  wiederholte;  die  Temperaturen  überstiegen  oft  41°  C. 

Vom  20.  VII.  95  ab  wurde  deshalb  siebentägig  1 g Chinin  genommen.  Seit- 
dem blieb  II.  fieberfrei  bis  26.  VIII.,  wo  er  Tags  zuvor  sein  Chinin  zu  nehmen 
vergessen  hatte. 

II.  fiebert  am  26.,  27.  und  28.  leicht  und  that  Dienst  dabei.  Dann  am 

28.  VIII.  Nachmittags  1 g Chinin.  Nachts  heftiger  Fieberanfall;  unter  leichtem 
Brennen  in  der  Harnröhre  wurde  schwarzrother  Urin  entleert. 

29.  VIII.  Morgens  war  der  Kranke  bereits  fieberfrei  und  auch  der  Urin  wurde 
im  Laufe  des  Tages  normal. 

2.  X.  Ilb-p.Ct.  66,5. 

II.  kam  später  nur  noch  dreimal  wegen  leichten  Fiebers  in  ärztliche  Behand- 
lung und  wurde  im  Februar  96  nach  Edea  versetzt. 

20.  G.,  Missionar,  kam  Juli  91  nach  Kamerun;  zu  Anfang  hatte  er  sehr 
wenig  Fieber;  Mitte  Februar  93  Schwarzwasserfieber;  Mitte  Mai  93  Dysenterie.  Da 
dieselbe  nicht  wich,  Ende  Juni  93  Heimkehr.  Zwei  Jahre  in  der  Schweiz;  aber 
trotz  längerer  Behandlung  in  der  Berner  medicinischen  Klinik  bestand  die  Dys- 
enterie fort.  Dennoch  kehrte  G.  Mitte  Juni  95  nach  Kamerun  zurück  (!!).  Sechs 
Wochen  nach  Ankunft  nahm  die  Dysenterie  wieder  acute  Form  an  und  sieben- 
tägig wiederkehrende  Malariafieber  gesellten  sich  dazu,  die  zunächst  „bloss  mit 
Schwitzen“  behandelt  wurden;  30.  VIII.  Ausserdem  noch  -/ 3 g (10  grains)  Chinin, 
2 Stunden  später  Schüttelfrost,  hohes  Fieber,  schwarzrother  Urin,  das  Brennen 


39 


beim  Uriniren  ist  so  stark,  dass  „der  Urin  kaum  gelassen  werden  kann“.  Kein 
Chinin  mehr  genommen. 

Am  1.  IX.  Urin  wieder  hell,  doch  hat  G.  weiter  tägliche  Temperaturen 
zwischen  38,7  und  40,0°  C.  Eine  schwere  Dysenterie  dauert  fort. 

2.  IX.  Abends  erster  Besuch.  G.  ist  collabirt;  äusserst  anämisch.  Temp. 
39,8.  Letzter  Zeit  pro  Tag  etwa  20  Stühle  von  rein  blutiger  oder  blutig-schlei- 
miger Beschaffenheit;  Tenesmus  dabei  massig. 

5.  IX.  Hb-pCt.  20  ; im  Blut  keine  Parasiten,  weshalb  das  Fieber  auf  die 
Dysenterie  bezogen  wird ; es  fällt  rasch  nach  Wismutklystieren  und  Opium. 

11.  IX.  Pat.  transportfähig;  kommt  ins  Hospital. 

14.  IX.  Hb-pCt.  36. 

16.  IX.  Temperatursteigerung  bis  39,0°  C. 

17.  IX.  Temperatur  morgens  normal.  Im  Blut  spärliche  Jugendformen  einer 
Parasitengeneration.  V2  g Chinin. 

18.  IX.  Das  Fieber  kehrte  nicht  wieder. 

19.  X.  Blieb  fieberfrei.  Hb-pCt.  60. 

28.  X.  Stuhlgang  seit  längerer  Zeit  völlig  normal;  Allgemeinbefinden  gut. 
Entlassung. 

19.  XI.  Die  Heilung  hielt  an;  inzwischen  nur  einmal  leichtes  Fieber;  doch 
kehrt  der  Kranke  aus  persönlichen  Gründen  nach  Europa  zurück. 

21.  H.,  Kaufmann.  Seit  einem  Jahr  in  Kamerun;  vorher  2 Jahre  in  dem 
gesunderen  Cap  Lopez;  hat  nur  wenig  leichte  Fieber  gehabt;  so  am  5.  IX.  95. 
Nimmt  nach  Temperaturabfall  2/3  g (10  grains)  Chinin.  Vier  Stunden  später 
Schüttelfrost,  hohes  Fieber,  blutfarbener  Urin;  sehr  grosse  Schwäche.  Kein  Chi- 
nin mehr. 

6.  IX.  Urin  und  Temp.  völlig  normal.  Bleiben  so. 

13.  IX.  Geheilt  entlassen;  Hb-pCt.  71. 

Blieb  gesund  bis  zu  seiner  Heimkehr  im  Februar  96. 

22.  T.,  Kaufmann.  Seit  18  Monaten  in  Kamerun;  hat  öfters  meist  leichte 
Fieber  gehabt;  das  erste  dauerte  14  Tage.  T.  nahm  jedesmal  je  1 — 2mal 
0,6  Chinin. 

16.  IX.  fühlte  sich  T.  unwohl  und  hatte  leichtes  Fieber. 

17.  IX.  fieberfrei;  Wohlbefinden;  10  grains  (2/3  g Chinin).  4 h.  p.  kühles 
Bad.  — 11  li.  p.  Schüttelfrost;  hohes  Fieber.  — 12.  h.  p.  Urin  gelassen,  der  wie 
Blut  aussah.  Trinkt  viel  Sauerbrunnen.  Bis  zum  ärztlichen  Besuch  am  18.  IX. 
12  h.  m.  U/2  1 schwarzrothen  Urins  producirt.  Auf  Verlangen  weitere  80  cbcm 
entleert,  welche  die  Farbe  frischen  arteriellen  Blutes  zeigen.  Beim  Kochen 
sammeln  sich  die  etwa  1/e  Vol.  Niederschlag  an  der  Oberfläche  der  Flüssigkeit  im 
Reagensglas  und  erstarren  dort  in  wenigen  Sekunden  so  fest,  dass  das  Glas  sich 
bis  zur  Horizontalen  umkehren  lässt,  ohne  dass  Flüssigkeit  ausläuft.  Das  Coagu- 
lum  zeigt  die  Farbe  von  Kaffeesatz  und  wird  bei  Zusatz  von  etwas  Essigsäure  tief- 
schwarz. — Temp.  38,7;  Puls  110;  massiger  Icterus.  Gastritis.  Obstipation.  Die 
Milz  überragt  den  Rippenbogen  dreiquerfingerbreit.  — 2 h.  p.  Temp.  über  40°  C. 
Reichlicher  Urin  von  schwarzrother  Farbe.  (Es  wurden  heute  5 1 Sauerbrunnen 


40 


getrunken  und  nur  einmal  erbrochen.)  — 6 h.  p.  Temp.  38, G,  Puls  132.  Seso- 
l'ium  frei.  Keinerlei  subjective  Beschwerden.  — 10  h.  p.  Frost  und  neuer  Fieber 
anstieg. 

19.  IX.  8 li.  a.  In  der  Nacht  grosse  Unruhe,  die  es  den  Wachen  unmöglich 
macht,  die  Temperatur  zu  messen;  doch  keine  Delirien.  2 1 Flüssigkeit  seit  gestern 
Mittag  genommen  und  1 1 Urin  von  schwarzrother  Farbe  producirt;  derselbe  zeigt 
1013  spec.  Gew.  und  erstarrt  beim  Kochen  mit  Essigsäure  fast  vollkommen.  Das 
Gerinseln  zeigt  die  Farbe  von  dunklem  Milchkaffeesatz.  Temp.  40,0;  Puls  150. 
Lieber  dem  Herzen  überall  kurzes  systolisches  Geräusch.  — 2 h.  p.  Zustand  un- 
verändert; Puls  146;  Temp.  39,7.  Coffein;  Champagner.  — 8.  h.  p.  Erbrechen 
häufiger.  Urin  weniger  reichlich,  aber  auch  weniger  stark  gefärbt.  Temp.  38,7 ; 
Puls  148. 

Auf  Brust,  Bauch  und  Stirn  treten  hirsekorn-  bis  linsengrosse,  bläulichrothe 
Fleckchen  hervor,  in  deren  Mitte  sich  ein  miliariaartiges  Bläschen  erhebt. 

20.  IX.  8 h.  a.  Temp.  38,4;  Puls  150.  Die  500  g Urin  gelblich  braunroth; 
spec.  Gew.  1012;  1/2  Vol.  Coagulum,  das  sich  noch  stark  gefärbt  zeigt.  2 h.  p. 
Temp.  38,6;  Puls  166.  Die  Milz  überragt  den  Rippenbogen  kaum  noch  2 finger- 
breit; das  Erbrechen  nimmt  zu;  die  Flüssigkeitsaufnahme  sinkt;  der  Kranke  ver- 
fällt. — Morphium,  Coffein,  Aether.  7 h.  p.  Temp.  39,3;  Puls  150 — 160;  Facies 
Hippokratica.  Hautfarbe  fahl-graugelb;  Lippen  blutlos;  2 Stühle  angeblich  tief- 
schwarz. Die  Bettwäsche  ist  durch  das  Erbrochene  intensiv  goldgelb  gefärbt.  Der 
Urin  ist  kaum  noch  gefärbt  und  enthält  Vs  Yol.-pCt.  Eiweiss. 

21.  IX.  Morgens  Temp.  38,5;  11  h.  a.  40,2;  Puls  150 — 160;  schwach.  Milz 
nicht  mehr  fühlbar;  nach  Umfang  der  Dämpfung  kaum  noch  vergrössert.  Die  Pe- 
techien verblassen.  Delirien;  grosse  Schwäche.  — Im  Blut  keine  Parasiten.  Urin 
gelbbraun;  spec.  Gew.  1011;  V20 — Vis  Vol.  hellgefärbter  Niederschlag;  auf  dem 
Filter  einige  Cylinderbruchstücke.  — 3.  h.  p.  Zustand  unverändert.  Temp.  40,1 
und  40,2;  Puls  150 — 160.  Die  Aetherinjectionen  werden  fortgesetzt.  — 9 h.  p. 
Puls  132;  kräftiger,  aber  schlaff.  Extremitäten  eiskalt,  schweissbedeckt.  Schluch- 
zende Athemzüge.  — 12  h.  m.  Tod  unter  zunehmender  Schwäche. 

Die  Obduction  ergab  ausser  allgemeiner,  hochgradigster  Anämie  sämmtlicher 
Organe  einen  rothen  Erweichungsherd  im  rechten  Thalamus  opticus,  vergrösserte 
Milz  (18  : 11  : 4,7),  Nephritis,  hämorrhagische  Gastritis,  Herzentartung. 

2S.  St.,  Unterofficier.  Seit  5 Monaten  (April  95)  im  Kamerungebiet;  zuerst 
3 Monate  in  Edea,  dann  in  Kamerun  selbst.  Vierzehn  Tage  nach  Ankunft 
schweres  Fieber  6 Tage  lang;  14  Tage  später  zweites  4 tägiges  Fieber  und  weiter 
alle  7 Tage  ein  kurzer  Anfall,  oft  mit  Temperaturen  über  41  0 C.  In  Kamerun 
kehrten  die  Attaquen  dann  14tägig  wieder  und  waren  leichter.  Jedesmal  nach  Ab- 
fall der  Temperatur  1 g Chinin  genommen.  Hinterher  stets  sehr  matt  und  schlaff. 

14.  IX.  Befindet  sich  morgens  schon  schlecht,  geht  aber  zum  Dienst.  Abends 
Fieber;  Temp.  bis  40,8.  Nachts  Schweiss,  Schlaf. 

15.  IX.  8 h.  a.  fieberfrei;  1 g Chinin;  12  h.  m.  Schüttelfrost;  Temp.  40,6; 
rubinrother  Urin  in  normaler  Menge;  spec.  Gew.  1011;  Vs  Vol.  Coagulum  von 
charakteristischer  Beschaffenheit.  Grosser  Durst;  viel  Sauerbrunnen.  — 3 h.  p. 
Schweiss;  Temp.  fällt;  Urin  viel  heller.  — 8 h.  p.  Urin  gelbbraun,  leichte  hell- 


41 


gefärbte  Eiweisstrübung  beim  Kochen;  Temp.  38,2.  — 10  h.  p.  Urin  reichlich; 
wieder  schmutzig  braunroth;.  Vio  Vol.  gefärbter  Niederschlag.  Massiger  Ikterus. 

16.  IX.  Fieberfrei.  Der  Urin  zeigt  vormittags  noch  deutliche  Hämoglobin- 
verfärbung und  Niederschlag  beim  Kochen  mit  Essigsäure,  wird  aber  bis  3 h.  p. 
überreichlich,  blassrothgelb,  eiweissfrei  und  hat  ein  spee.  Gewicht  von  1003.  Der 
Ikterus  verblasst. 

19.  IX.  St.  steht  auf  und  befindet  sich  wohl. 

II. 

22.  IX.  Nachmittags  leichtes  Fieber. 

23.  IX.  8 h.  a.  Temp.  36,4;  lg  Chinin.  — ll1/’  h.  a.  Schüttelfrost.  Temp. 
41,0°  C. ; heftiges  Erbrechen;  blutfarbener  Urin;  Schmerzen  in  Milz  und  Brust. 

24.  IX.  6 h.  a.  Temp.  37,9  ; 9 h.  a.  36,4;  bleibt  normal.  Seit  gestern  Nach- 
mittag kein  Urin  mehr. 

24.  IX.  Abends  ganz  kleine  Menge;  sieht  wie  Blut  aus. 

25.  IX.  Sah  ich  den  Kranken  seit  dem  Rückfall  zum  ersten  Mal.  Haut  und 
Conjunctiven  dunkelcitronengelb ; Urin  fehlt  bis  auf  einige  Tropfen  beim  Stuhl; 
keine  Oedeme ; keine  Kopfschmerzen ; Sensörium  frei. 

26.  IX.  Kreuzschmerzen.  Oefters  Erbrechen.  Vormittags  45  ccm.  Urin; 
Farbe  grünlichgelb;  spec.  Gew.  1010;  beim  Kochen  mit  Essigsäure  Vs  Vol.  unge- 
färbter Niederschlag;  auf  dem  Filter:  Epithelien,  keine  Cylinder.  Nachmittags 
noch  25  ccm  Urin. 

27.  IX.  Allgemeinbefinden  unverändert,  141  ccm  Urin  im  Ganzen,  der  sich 
wie  gestern  verhält. 

28.  IX.  Brechroiz  und  Rückenschmerzen  geringer,  Urinmenge  97  ccm 
im  Ganzen,  spec.  Gew.  1008,  Niederschlag  beim  Kochen  mit  Essigsäure  etwa  Vs 
Vol.,  Farbe  grünlich-gelb.  Auf  dem  Filter  Epithelien  der  Blase  und  Harnwege, 
keine  Cylinder.  Hb-pCt.  25. 

29.  IX.  Zustand  unverändert,  Urinmenge  120  ccm,  spec.  Gew.  1009. 

30.  IX.  Fühlt  sich  etwas  besser;  Gesicht  leicht  gedunsen,  keine  Spur  von 
Knochelödem;  Urinmenge  181  ccm,  spec.  Gew.  1010,  Vis  Vol.  Eiweiss. 

1.  X.  Erbrechen;  Nährklystiere  von  Eiern  und  Milch.  Urinmenge  90  ccm 
(Kleinigkeit  ging  ins  Closet). 

2.  X.  Das  Erbrechen  nimmt  noch  zu,  Morphium  ist  dagegen  ganz  wirkungs- 
los, die  Nährklystiere  werden  durch  die  Würgbewegungen  rasch  .wieder  aüsge- 
stossen.  Schwächezustände.  Urinmenge  im  Ganzen  245  ccm,  spec.  Gew.  1008 
und  1009,  Vis  Vol.  Eiweiss  und  weniger. 

3.  X.  Fortdauerndes  Erbrechen  reichlicher  Mengen  dünnflüssiger,  gallig  ge- 
färbter Massen.  Urinmenge  71  ccm,  verhält  sich  wie  gestern. 

4.  X.  Erbrechen  dauert  an,  daher  nichts  genossen  ; auch  die  Nährklystiere 
werden  nicht  behalten.  Singultus.  Urinmenge  320  ccm,  spec.  Gew.  1009,  noch 
etwa  V20  Vol.  Niederschlag. 

5.  X.  Zustand  wie  gestern ; Durchfall.  Die54ccm  Urin  verhalten  sich  wie  gestern. 

6.  X.  Zustand  dauert  unverändert  fort,  die  54  ccm  Urin  von  heute  zeigen 
kaum  noch  Eiweisstrübung.  Durchfall;  etwas  Champagner. 

7.  X.  Heftiger  Durchfall  und  Erbrechen,  daher  lässt  sich  kein  Urin  ge- 
winnen, doch  soll  derselbe  bedeutend  reichlicher  gewesen  sein.  Puls  80. 


42 


8.  X.  Temp.  35,6,  Inihle  Extremitäten,  Athmung  geschieht  mit  Seufzen  und 
Stöhnen,  das  Vorhandensein  von  Schmerzen  wird  geleugnet.  Nachmittags  rascher 
Kräfteverfall:  halte  Glieder,  facies  Hippokratica;  Stuhl  unter  sich  gelassen;  Aether- 
injectionen;  Temp.  36,1,  Puls  um  90,  unregelmässig;  Urin  fehlt,  doch  überragt 
die  Harnblase  die  Schamfuge  zweifingerbreit.  Nachts  Tod.  Die  Athmung  erlöscht 
vor  dem  Puls,  nachdem  sie  die  C'h  eyne-Stokes’sche  Form  angenommen  hat.. 

Die  Obduction  ergab  neben  hochgradiger,  allgemeiner  Anämie,  Verände- 
rungen der  Nieren  und  Entartung  des  Herzmuskels,  Stauungsödem  von  Hirn  und 
Lunge,  sowie  zahlreiche  Blutaustretungen  in  die  Schleimhaut  von  Magen,  Jejunum 
und  ®eum.  Die  Milzmaasse  waren : 10  : 8 : 2,8. 

24.  M.,  Zimmermann,  sehr  kräftiger  Mensch.  Seit  10 Monaten  (November  94) 
in  Kamerun,  hatte  eine  sehr  grosse  Zahl  schwerer  Fieber,  diein  der  gewöhnlichen  Weise 
mit  1 — 1 ]/2  g Chinin  nach  jedem  Temperaturabfall  behandelt  wurden.  Im  Juni  95 
choleriformer  Anfall  mit  algiden  Zuständen  und  schweren  Collapsen,  seitdem 
weiter  etwa  alle  14  Tage  Fieber,  so  den  23.  IX.  95. 

Erhielt  am  24.  IX.  — 7 h.  a.  bei  normaler  Temp.  und  Wohlbefinden  U/2  g 
Chinin.  10  h.  a.  Schüttelfrost,  hohes  Fieber,  schwarzrother  Urin.  4 h.  p.  der  Urin 
von  normaler  Farbe  und  eiweissfrei.  So  bleibt  es. 

28.  IX.  verlässt  M.  das  Bett. 

30.  IX.  Entlassen.  Ilb-pCt.  78. 

II. 

7.  X.  kommt  M.  wieder  nach  Fieberanläll  ins  Hospital.  Temp.  38,5. 

8.  X.  — 7 h.  a.  Wohlbefinden,  Temp.  normal.  1 g Chinin.  12  h.  m. 

Schüttelfrost,  Temp.  39,3,  furehtare  Cardialgien,  Gallenbrechen.  3 h.  p.  werden 
200  g schwarzrothen  Urins  unter  heftigem  Brennen  in  der  Harnröhre  tropfenweise 
entleert;  spec.  Gew.  1020;  beim  Kochen  mit  Essigsäure  gerinnt  fast  die  ganze 
Flüssigkeitssäule;  das  dicke  Sediment  enthält  reichlich  feinkörnige  Cylinder  und 
Nierenepithelien,  kein  Blut,  Eiter  etc.  Morphium,  heisse  Umschläge.  Abends  be- 
findet M.  sich  besser.  Temp.  38,0,  160  ccm  Urin  von  der  gleichen  Beschaffen- 

heit, wie  3 h.  p. 

9.  X.  Nachts  kein  Schlaf;  4 h.  a.  neuer  heftiger  Schüttelfrost,  hohes  Fieber, 
erneute  Beklemmungen,  Erbrechen.  Urin  wie  gestern,  750  ccm  von  1012  spec. 
Gewicht.  7 h.  a.  Temp.  39,3,  der  Schweiss  beginnt.  Im  Blut  fand  sich  nach 
langem  Suchen  noch  ein  endoglobulärer  Parasit  von  Vs  Blutkörpergrösse.  10  h.  a. 
Der  spärliche  Urin  sieht  aus  wie  reines  Venenblut.  Temp.  38.  11  h.  a.  Schüttel- 
frost, Temp.  39,3.  12  h.  m.  kolossaler  Schweiss.  2 h.  p.  550  ccm  Urin  von  un- 
veränderter Beschaffenheit.  4 h.  p.  Temp.  39,8,  der  Schweiss  hält  an.  9 h.  p. 
Temp.  39,5 — 38,6,  Puls  132.  755  ccm  Urin.  Die  hochgradig  anämische  Haut- 
farbe wechselt  zur  ikterischen.  Das  Brennen  beim  Uriniren  hört  auf. 

10.  X.  — 6 h.  a.  Die  ganze  Nacht  Fieber,  aber  keine  Fröste  mehr,  äusserste 
Anämie,  schwerer  Ikterus,  1100  ccm  schmutzig-braunrothen  Urins.  12  h.  m.  Temp. 
39,3,  Puls  132.  Urinmenge  620  ccm,  spec.  Gew.  1012,  enthält  V 2 Vol.  schwarz- 
braunen Niederschlag.  Ilb-pCt.  21.  3 h.  p.  Temp.  37,5,  6 h.  p.  Temp.  37,4. 
Unruhe,  viel  Erbrechen.  Puls  128.  9 h.  p.  Temp.  normal,  grosse  Schwäche, 
Puls  128.  Urin  1420  ccm,  hellrubinroth. 


43 


11.  X.  Erbrechen  lässt  nach,  Milch  mit  Ei  als  Nährklystiere.  Höchste  Temp. 
37,9.  Im  Laufe  des  Tages  werden  über  3000  ccm  strohgelben  Urins  von  1013  spec. 
Gew.  entleert.  Hb-pCt.  14!! 

12.  X.  6 h.  a.  Temp,  38,0,  Puls  132,  Urin  reichlich,  spec.  Gew.  1012,  Spur 
von  Eiweisstrübung  noch  vorhanden.  — 3 h.  p.  Temp.  39,6;  keine  endoglobulären 
Parasiten;  starke  Leukocytose.  — 6 h.  p.  Temp.  unverändert. 

13.  X.  Morgens  Temp.  38,6.  — 3 h.  p.  39,3,  die  Pulsfrequenz  fiel  vorüber- 
gehend auf  116,  sonst  schwankte  sie  zwischen  128  und  140.  Viel  Phantasiren; 
im  Blut  durchaus  keine  Parasiten  zu  finden,  auch  kein  Pigment  in  den  Leukocyten. 
Urin  sehr  reichlich,  strohgelb;  spec.  Gew.  1013,  nur  Spur  einer  Eiweisstrübung 
beim  Kochen  mit  Essigsäure.  Hb-pCt.  14.  Abends  Zustand  besser,  in  der  Nacht 
wieder  Fieber. 

14.  X.  Vormittags  vorübergehend  37,6  und  37,4,  abends  wieder  39,  Puls 
138;  durch  Einlauf  grosse  Massen  rein  goldgelben  Stuhls  herausbefördert,  Schweiss. 
Die  Milz  überragt  den  Rippenbogen  um  gut  Zweifingerbreite;  Leber  nicht  ver- 
grössert.  Der  Ikterus  geht  zurück;  das  Wohlbefinden  ist  stets  am  grössten  bei 
höchster  Temperatur.  Alkohol;  sehr  viel  Milch,  die  nicht  mehr  erbrochen  wird. 

15.  X.  Temp.  morgens  39,8,  Puls  140.  Trotzdem  ist  der  Kräftezustand  ent- 
schieden gehoben.  Hb-pCt.  18,5.  - 12%  h.  p.  Starker  Schweiss.  Temp.  39,0. 

Die  rothen  Blutkörperchen  schwanken  in  ihrer  Grösse  von  bis  zum  Dreifachen 
des  Normalen,  die  Megalocyten  lassen  schon  ungefärbt  einen  grossen,  runden  Kern 
sehr  deutlich  erkennen.  Typische  endoglobuläre  Parasiten  fehlen  durchaus,  ob  in 
einigen  Leukocyten  einzelne  Pigmentstäubchen  vorhanden  sind,  bleibt  zweifel- 
haft. Die  Milz  ist  etwas  zurückgegangen. 

16.  X.  8 h.  a.  Temp.  38,8;  1 g Chinin  innerlich.  Das  Chinin  wurde  dem 
Kranken  als  Opium  suggerirt,  und  so  schlief  er  zum  ersten  Mal  seit  10X^4  Stunden, 
3 Stunden  lang.  — 12  h.  m Temp.  39,4,  Puls  148.  Nahrungsaufnahme  noch 
immer  gut;  ausser  5 — 6 Liter  Milch,  Eiern,  Schinken,  Weissbrod,  jetzt  noch 
2V2  Flasche  Wein  pro  Tag.  — 6 h.  p.  Temp.  38,7,  Puls  124.  Zur  Nacht  V2  g 
Chinin  für  Opium. 

17.  X.  M.  fühlt  sich  bedeutend  besser.  Temp.  38,7,  Puls  124.  — 8 h.  a. 
1 g Chinin  für  Opium.  Schlaf.  Abends  Temp.  38,  Puls  104.  Hb-pCt.  30. 
Vs  g Chinin. 

18.  X.  Höchste  Temp.  38,3.  Allgemeinbefinden  sonst  viel  besser. 

19.  X.  Temp.  normal.  Hb-pCt.  30. 

21.  X.  Rasch  fortschreitende  Reconvalescenz.  Hb-pCt.  34.  Die  kernhaltigen 
Erythrocyten  sind  verschwunden.  M.  klagt  seit  einigen  Tagen  über  Sehstörungen. 

24.  X.  Die  heute  mögliche  Augenspiegeluntersuchung  ergiebt  beiderseits 
Netzhautblutungen.  Hb-pCt.  42,5. 

30.  X.  Die  purpurrothen  Verfärbungen  in  der  Netzhaut  haben  weissliches 
Colorit  angenommen.  Sehvermögen  wieder  hergestellt.  Hb-pCt.  45. 

31.  X.  Temp.  über  39,0.  Allgemeinbefinden  wenig  gestört,  nur  Appetit 
geringer. 

1.  XI.  Temp.  überschreitet  kaum  38,0.  Hb-pCt.  43. 

2.  XI.  Morgens  mehrfach  Gallenerbrechen.  Temp.  40°  C.  Im  frischen  Blut  spär- 
liche, kleinste,  ringförmige  Parasiten.  — Abends  Temp.  38.  1 g Chinin  für  Opium. 


u 


3.  XL  6 h,  a.  Temp.  38,2.  — 9 h.  a.  Temp.  37,6.  Im  Blut  keine  Parasiten 
mehr  vorhanden.  10  h.  a.  1 g.  Chinin. 

4.  XI.  Morgens  1 g Chinin,  blieb  zunächst  fieberfrei. 

7.  XI.  llb-pCt.  53.  Im  Laufe  des  November  hatte  M.  dann  noch  einen  Fieber- 
anfall mit  Temperaturanstieg  bis  40°  C.  durchzumachen;  da  nur  eine  Parasiten- 
generation vorhanden  war,  so  liess  sich  die  Infection  mit  1 g Chinin  definitiv  be- 
seitigen. Seitdem  nahm  M.  fünftägig  ’/ 2 g Chinin  und  blieb  fieberfrei,  bis  er  im 
December  nach  Deutschland  zurückkehrte. 

Sehr  b emerkens werth  sind  in  diesem  Fall  die  Temperatur- 
steigerungen vom  12. — 18.  X.  bei  völligem  Fehlen  der  Parasiten, 
subjectivem  Wohlbefinden,  überreichlicher  Nahrungsaufnahme  und 
intensivster  Blutneubildung.  Vielleicht  hing  hier  die  erhöhte 
Körperwärme  mit  letzterer  zusammen,  und  das  Sinken  derselben 
nach  dem  Chiningebrauch  mit  der  dadurch  vorübergehend  deutlich 
aufgehaltenen  Blutregeneration. 

25.  C.,  Pflegeschwester,  37  Jahre  alt.  Seit  7 Monaten  (April  95)  in  Kamerun 
thätig,  hatte  C.  während  der  ersten  2 Monate  mit  nur  kurzen  Unterbrechungen  be- 
ständig Fieberanfälle,  die  sich  bei  der  schwer  nervösen  Pat.  durch  starke  Magen- 
affectionen  und  eine  hier  sonst  unerhörte  Widerstandskraft  gegen  Chinin  aus- 
zeichneten. Seit  Mitte  Mai  7 tägig  1 g Chinin  prophylaktisch.  Der  Erfolg  war  un- 
vollständig, aber  immerhin  derart,  dass  die  schwer  zu  beeinflussende  C.  dadurch 
veranlasst  wurde,  ihr  Gramm  Chinin  gegen  ärztlichen  Rath  alle  5 — 6 Tage  zu 
nehmen.  Seitdem  kein  Fieber  von  einigem  Belang  bis  October  1895.  Der  Hb- 
gehalt  des  Blutes,  welcher  nach  den  ersten  6 — 8 Wochen  auf  59  pCt.  gesunken  war, 
bewegt  sich  schon  lange  zwischen  70  und  80  pCt.  Am  10.  X.  betrug  er  75  pCt. 
Ende  October  Erfrischungsfahrt  nach  Edea  und  Malimba.  Wegen  Verdauungs- 
störung Chininprophylaxe  ausgesetzt,  gleichzeitig  den  Magen  überladen  und 
viertelstündiges  Seebad  bekleidet  in  der  Brandung  genommen.  Schwere  Erkältung. 

13.  XI.  Wegen  Uebelbefindens  das  ausgesetzte  Chinin  ä 2 X V2  g morgens 
wieder  probirt  und  theilweise  erbrochen.  — 12  h.  m.  Schüttelfrost,  hohes  Fieber, 
Erbrechen.  — d1/^  h.  p.  Neuer  Schüttelfrost,  Temp.  39,0,  Erbrechen.  Der  spär- 
liche, wie  reines  Venenblut  gefärbte  Urin  unter  Brennen  und  Schneiden  entleert; 
beim  Kochen  mit  Essigsäure  3/4  Vol.  schwarzbrauner  Niederschlag.  Später  Car- 
dialgien,  Präcordialangst,  Unruhe,  Erbrechen,  Durchfall. 

14.  XI.  Die  Erscheinungen  haben  sich  gesteigert.  — 5 h.  a.  Temp.  38,7. 
Morphiuminjectionen  schaffen  vorübergehend  mehrfach  Erleichterung.  Starker 
Icterus.  In  der  Nacht  450  ccm  dunkelrubinrother  Urin,  spec.  Gew.  1017,  2/s  Vol. 
Coagulum;  der  Bodensatz  im  Spitzglas  fast  0.  Mikroskopisch:  amorphe  Urate, 
körnige  und  Epitheleylinder,  Epithelien  der  unteren  Harnwege,  kein  Blut,  Eiter, 
Pigment  etc.  Im  frischen  Blut  vereinzelte  Schatten,  Leukocytose.  Ein  endoglobu- 
lärer,  pigmentirter  Parasit  von  der  Grösse  eines  Erythrocyten.  — 10  h.  a. 
Temp.  39.0,  kein  Frost;  heftiges  Gallenbrechen.  • — 6 h.  a.  bis  12  h.  m.  485  ccm 
dunkelkirschrothen  Urin,  der  sich  verhält  wie  der  frühere;  spec.  Gew.  1010.  Der 
Icterus  nimmt  zu.  — Abends  Urinmenge  720  ccm,  spec.  Gew.  1012.  Die  Tempe- 
ratur sinkt. 


45 


15.  XL  Temp.  normal.  Der  Urin,  welcher  Morgens  noch  kirschroth  gefärbt 
war  und  Vs  Vol.  Coagulum  zeigte,  beträgt  bis  zum  Abend  6 h.  p.  620  ccm  mit 
1013  und  1014  spec.  Gew.,  hat  gelbbraune  Farbe  angenommen  und  enthält  nur 
noch  Spuren  von  Eiweisstrübung.  Der  Icterus  beginnt  zu  verblassen.  Hb-pCt.  86,5. 

16.  XL  Zuweilen  Schwächezustände,  sonst  allmälige  Besserung. 

21.  XI.  Hb-pCt.  41. 

22.  XI.  9 h.  a.  Erbrechen,  Kopfschmerz,  Temp.  38,2.  Im  Blut  ziemlich 
zahlreiche,  pigmentlose,  lebhaft  bewegliche,  endoglobuläre  Amoeben  von  Vs  bis 
1/s  der  Grösse  des  Blutkörperchen.  Allerldeinste  Ringformen.  Nachdem  die  Temp. 
39,0  erreicht  hatte,  bald  Schweiss  und  Abfall.  Abends  1 g Chinin  intramuskulär. 
Einige  Stunden  später  Schüttelfrost,  Fieber.  Urin  blieb  normal. 

23.  XL  Temp.  normal,  1 g Chinin  intramuskulär.  Kein  neuer  Fieberanfall. 
Das  Allgemeinbefinden  bessert  sich. 

27.  XL  Hb-pCt.  48. 

10.  XII.  Hb-pCt.  61. 

Kein  Rückfall  bis  Januar,  wo  C.  Kamerun  mit  leichtem  Fieber  verlässt. 
Kurz  nach  der  Ankunft  in  Hamburg  wieder  Fieber,  und  nach  reichlichem  Chinin- 
gebrauch Schwarzwasserfieber,  das  in  Genesung  ausging. 

26.  S.,  Hiilfs  gärtner,  Mitte  der  Zwanzig,  klein,  kräftig.  S.  ist  seit  9 Mo- 
naten in  Kamerun  thätig;  vorher  befand  er  sich  1 Jahr  in  Togo.  Hier  war  er  ge- 
sund, während  er  in  Kamerun  eine  grosse  Anzahl  mehr  und  weniger  schwere 
Fieber  durchmachte,  die  er  meist  ungenügend  behandelte. 

3.  XI.  95.  Choleriforme  Gastroenteritis. 

4.  XI.  Beschwerden  nach  Opium  fast  verschwunden;  doch  tritt  leichtes 
Fieber  auf.  Hb.-pCt.75.  Im  Blut  Vormittags  einzelne  kleine  pigmentlose  Amoeben. 

5.  XI.  Bei  Wohlbefinden  und  normaler  Temperatur  1 g Chinin.  — 12  h.  m. 
leichtes  Frieren,  Temp.  39,3.  Die  Milz  überragt  den  Rippenbogen  fingerbreit. 
Leber  nicht  vergrössert.  Der  Urin  sieht  aus  wie  reines  Venenblut.  Die  Tempe- 
ratur fällt  noch  am  selben  Abend. 

6.  XL  Temp.  normal.  Im  Blut  keine  Parasiten  mehr.  Leichter  Icterus. 
Urin  strohfarben,  eiweissfrei.  Hb-pCt.  65. 

13.  XI.  entlassen. 

17.  XI.  Nach  Buea  (in’s  Gebirge)  versetzt,  wo  er  einige  Fieber,  angeblich 
auch  ein  Schwarz  Wasserfieber,  durchzumachen  hatte,  bevor  seine  Acclimatisation 
beendet  war.  März  96  war  er  noch  dort  thätig. 

27.  S.,  Missionar.  Seit  etwa  12  Monaten  in  Kamerun;  hat  nur  leichteFieber 
gehabt  und  wenig  Chinin  genommen,  wie  er  angiebt. 

11.  XI.  fühlt  er  sich  fieberig  und  nimmt  daher  8 h.  p.  1 g Chinin.  — 
12  h.  m.  heftiger  Schüttelfrost,  hohes  Fieber,  Urin  bleibt  hell. 

12.  XL  Morgens  Temperatur  normal;  angeblich  kein  Chinin  wieder  ge- 
nommen. — 12  h.  m.  neuer  Schüttelfrost,  hohes  Fieber;  blutfarbener  Urin;  Icterus. 

13.  XI.  Der  inzwischen  unter  heftigem  Brennen  gelassene  Urin  ist  noch 
dunkler  rothgefärbt.  Starker  Schweiss.  4 h.  p.  Keine  Parasiten  im  Blut.  Beim 
Kochen  mit  Essigsäure  1U  Vol.  Coagulum  von  schwarzbrauner  Farbe. 


46 


14.  XI.  Temp.  morgens  37,2,  Wohlbefinden,  starker  Ikterus,  starker  Magen- 
katarrh. Urin  noch  hämoglob ingefärbt. 

16.  XI.  Es  ging  weiter  gut,  doch  zeigt  der  Urin  noch  immer  Spuren  bräun- 
licher Trübung  beim  Kochen. 

18.  XI.  Urin  hell  und  beim  Kochen  klar.  Pat.  entlassen. 

~ II. 

19.  und  23.  XI.  Fieber  und  heftige  Kopfschmerzen.  Nahm  21.  und  23.  je 
V2  g Chinin,  worauf  Besserung  eintrat. 

24.  XI.  8 h.  a.  1 g Chinin  bei  normaler  Temperatur.  11  h.  a.  Uebel- 
befinden.  5 h.  p.  Schüttelfrost,  hohes  Fieber;  schwarzrother  Urin.  IIV2  h.  p. 
zweiter  Schüttelfrost. 

25.  XI.  12  h.  m.  Temp.  38,2.  Urin  reichlich,  rubinroth  mit  Stich  ins  Braune, 
Ikterus.  Die  Milz  überragt  den  Rippenbogen  fingerbreit. 

26.  XI.  Der  Ikterus  verschwindet.  Urin  kaum  noch  gefärbt,  weniger  reich- 
lich, spec.  Gew.  1024,  enthält  zahlreiche  feinkörnige  Cylinder  und  verfettete 
Epithelien. 

28.  XI.  Urin  hell,  eiweissfrei.  Entlassen. 

Hatte  Mitte  December  wieder  2 Malariafieberanfälle  mit  Schwächezuständen 
und  Collapsen,  vertrug  aber  diesmal  das  Chinin,  ohne  dass  Schwarzwasserfieber 
auftrat.  Seitdem  in  Mangamba  thätig,  wo  es  ihm  gut  geht. 

28.  L.,  Unterofficier.  Seit  18  Monaten  (Mitte  1894)  im  Kamerungebiet  auf 
verschiedenen  Stationen  thätig  und  an  verschiedenen  Expeditionen  betheiligt. 
Hat  häufig  leichte  und  schwere  Fieber  gehabt  mit  mehrfach  über  41,0°  C.  Temp.; 
nach  Abfall  1 — IV2  g Chinin  genommen. 

Seit  6 Monaten  in  Buea,  wo  er  Dysenterie  hatte  und  eine  Lymphangoitis 
des  Beins  mit  Bubonen  durchmachte. 

3.  X.  Nach  kurzem  Aufenthalt  in  Victoria  Fieber  mit  heftigem  Erbrechen, 
Kreuzschmerzen  und  Temperaturen  bis  41,6;  das  Fieber  fällt  bis  zum  Abend. 

4.  X.  8 h.  a.  1 g Chinin.  Um  11  Uhr  vierstündiger  heftiger  Schüttelfrost, 
Temp.  41,3.  Athemnoth,  Beklemmungen;  gleichzeitig  reichliches  Bluterbrechen 
und  viel  Blut  in  den  zahlreichen  diarrhoi'schen  Stühlen.  Zehn  Stunden  später  ist 
die  Temp.  normal,  doch  halten  der  blutige  Urin,  das  Blutbrechen  und  die  bluti- 
gen Stuhlgänge  noch  3 Tage  an.  Aeusserste  Schwäche. 

21.  X.  L.  hat  sich  wenig  erholt  und  leidet  an  Sehstörungen,  be- 
sonders rechts. 

26.  X.  Wird  L.  ins  Hospital  nach  Kamerun  gebracht.  L.  ist  sehr  matt 
und  schwach,  äusserst  blass.  Kaum  zählbarer,  sehr  schwacher  Puls,  Temperatur 
steigt  vorübergehend  auf  38,3.  Die  Milz  ist  unter  dem  Rippenbogen  eben  fühlbar. 
Hb-pCt.  40.  Urin  reichlich,  spec.  Gew.  1007,  eiweissfrei. 

29.  X.  Die  Reconvalescenz  schreitet  fort,  die  Sehstörungen  dauern  an;  der 
Augenspiegel  lässt  jedoch  keine  Veränderungen  am  Hintergrund  erkennen. 

5.  XI.  Hb-pCt.  47. 

10.  XI.  3 h.  p.  Temp.  40,5,  ohne  grosse  suhjektive  Beschwerden. 

11.  XI.  9 h.  a.  fieberfrei.  Im  Blut  pigmentirte  Parasiten.  Kein  Chinin 
riskirt;  dennoch  blieb  L.  fieberfrei. 


47 


14.  XI.  Hb-pCt.  45. 

21.  XI.  Hb-pCt.  59. 

25.  XL  Hb-pCt.  60. 

26.  XI.  Entlassen. 

1.  und  2.  XII.  Starker  Fieberanfall  mit  Schüttelfrost;  nimmt  je  1 g Chinin 
nach  Fieberabfall  und  befindet  sich  seitdem  vorzüglich,  bis  er  14  Tage  später 
Hei math su r 1 aub  antritt. 

21).  J. , Maschinenschlosser.  Seit  2 Jahren  im  Kamerungebiet,  zuerst  in 
Victoria,  dann  seit  3 Monaten  in  Kamerun  selbst.  Hatte  öfters  kleinere  Fieber, 
die  er  bald  mit  V2  g,  bald  mit  2V2  g Chinin  pro  dosi  behandelte.  Auch  da- 
zwischen nahm  J.  noch  gelegentlich  V2 — 1 g Chinin. 

Am  12.  XI.  1895  erkrankte  J.  an  Bord  des  Dampfers  in  Viktoria  nach  An- 
tritt seines  Heimaturlaubs  und  entsprechendem  Alkoholexcess  morgens  mit  Fieber 
und  Erbrechen;  abends  nach  Fieberabfall  1 g Chinin. 

13.  XL  Morgens  blutrother  Urin.  J.  wird  ausgeschifft  und  am  15.  XL  ins 
Hospital  nach  Kamerun  gebracht.  Temp.  3 h.  p.  36,8.  Urin  dunkelrubinroth. 
Leichter  Ikterus. 

17.  XL  Temp.  normal.  Urin  hell,  eiweissfrei. 

21.  XL  Die  Kräfte  haben  rasch  zugenommen.  Hb-pCt.  62. 

25.  XL  Entlassen. 

II. 

28.  und  29.  XL  wieder  Fieberanfälle,  die  mit  Erbrechen  und  Schüttelfrost 
einsetzten  und  unter  hohen  Temperaturen  verliefen. 

30.  XI.  Ins  Hospital  aufgenommen.  12  h.  m.  Temp.  40,5.  9 h.  p.  Temp. 
37,4.  1 g Chinin. 

In  der  Nacht  zum  1.  XI.  1895  Schüttelfrost,  schwarzrother  Urin.  Temp. 
über  40°  C.  Morgens  Ikterus.  Im  Verlauf  des  Tages  fällt  die  Temp.  zur  Norm 
und  Abends  ist  auch  der  Urin  hell  und  eiweissfrei. 

6.  XII.  Wird  noch  recht  elend  an  Bord  des  Dampfers  gebracht  und  soll 
später  noch  ein  schweres  Schwarzwasserfieber  durchgemacht  haben. 

30.  K. , Zollbeamter.  Seit  13  Monaten  im  Kamerungebiet:  11  Monate  im 
Rio  del  Rey,  2 in  Kamerun  selbst.  Hatte  fast  allmonatlich  leichtere  Fieber,  die 
mit  je  zweimal  V2 — 1 g Chinin  beseitigt  wurden;  einige  Male  stieg  die  Temp. 
über  41°  C.  Im  ganzen  hat  K.  sich  immer  wohl  gefühlt;  er  wird  am  28.  XL 
wegen  seiner  enorm  blassen  Gesichtsfarbe  zur  Untersuchung  geschickt;  dieselbe 
ergiebt  keine  Anomalien.  Hb-pCt.  80. 

3.  XII.  Fieberanfall;  derselbe  beginnt  mit  Schüttelfrost  und  Erbrechen;  die 
Temp.  steigt  bis  41,3.  Abends  38,7;  Kopf-  und  Milzschmerzen. 

4.  XII.  Temp.  normal;  12  h.  m.  IV2  g Chinin;  3 h.  p.  kühles  Bad;  kurz 
darauf  Schüttelfrost,  Beklemmungen,  Dyspnoe,  Harndrang,  schwarzrother  Urin. 
7 h.  p.  Temp.  noch  39,5;  das  Schweissstadium  beginnt.  Kommt  ins  Hospital. 

5.  XII.  In  der  Nacht  Schüttelfrost;  Temp.  nicht  gemessen.  — 9 h.  a.  neuer 
Schüttelfrost,  Fieber,  Präcordialangst,  Cardialgien,  Erbrechen,  grosse  Unruhe  und 
Schwäche;  Ikterus.  Im  Blut  keine  Parasiten.  Urin  schwarzroth,  spec.  Gew.  1022, 


48 


1/i  pC't.  Niederschlag  von  der  gewöhnlichen  Beschaffenheit.  Auf  dem  Filter:  Pig- 
menthäufchen  und  Bruchstücke  feinkörniger  Cylinder.  — 12  h.  m.  Wieder  Schüt- 
telfrost; Temp.  39,1.  Das  subjective  Befinden  hat  sich  seit  einer  Morphiumgabe 
gebessert.  475  ccm  Urin  von  1007  spec.  Gew.  Im  Spitzglas  diesmal  reichlicher 
Bodensatz,  der  Detritus,  Pigment  und  Cylinderbruchstücke  enthält;  das  beim 
Kochen  mit  Essigsäure  gebildete  schwarzbraune  Coagulum  nimmt  die  ganze  Höhe 
der  Flüssigkeitssäule  im  Reagenzglas  ein,  löst  sich  aber  fast  vollkommen  bei  Zu- 
satz einiger  weiterer  Tropfen  Essigsäure. 

Gegen  Abend  vierter  Schüttelfrost.  — 6 h.  p.  Temp.  39,3;  profuser  Schweiss; 
Schwäche.  — 9 h.  p.  500  ccm  Urin;  spec.  Gew.  1012;  1/6  Vol.  Niederschlag,  der 
sich  bei  fortgesetztem  Kochen  ganz  löst.  — Temp.  37,4. 

6.  XII.  Temp.  normal;  Hautfarbe  äussert  blass.  Urin  reichlich;  zeigt  Nach- 
mittags die  inzwischen  fast  verschwundene  Hämoglobinfarbe  noch  für  kurze  Zeit 
wieder;  dann  wird  er  völlig  normal. 

10.  XII.  Die  Reconvalescenz  schritt  ungestört  fort.  Hb-pCt.  27. 

Kehrte  dann  im  Januar  96  nach  Hause  zurück,  ohne  wieder  Fieber  gehabt 
zu  haben. 

31.  D.,  Bootsmann.  War  ein  Jahr  an  Bord  des  damaligen  „Nachtigal;<  in  Ka- 
merun thatig,  trat  dann  zu  Anfang  November  95  in  den  Gouvernementsdienst  über 
und  kam  nach  Edea.  — Bis  dahin  hatte  D.  nur  einmal  kurz  nach  seiner  Ankunft 
im  Herbst  94  Fieber  und  nahm  damals  an  Bord  des  „Cyclop“  (Lazareth-hulk  der 
Kriegsmarine)  im  Ganzen  10  g Chinin.  In  Edea  einige  leichte  Fieber;  nach  jedes- 
maligem Temperaturabfall  je  1 g Chinin. 

3.  XII.  Kommt  D.  dienstlich  nach  Kamerun ; er  fühlt  sich  ohne  bewussten 
Grund  gemüthlich  stark  deprimirt;  nimmt  9V2  h.  a.  V2  g Chinin.  — 12  h.  m.  nach 
Rückkehr  von  kurzer  Geschäftsfahrt  auf  dem  Fluss  sehr  matt;  der  gelassene  Urin 
ist  reichlich,  auch  in  dünner  Schicht  bei  durchfallendem  Licht  tief  schwarzroth, 
giebt  etwas  Bodensatz  im  Spitzglas  und  beim  Kochen  mit  Essigsäure  4/ 5 Vol.  Coa- 
gulum. Dabei  völliges  subjectives  Wohlbefinden,  von  leichtem  Kopf- 
schmerz abgesehen.  2 h.  p.  ins  Hospital;  Temp.  39,0;  Wohlbefinden;  Andeutung 
von  Icterus.  — 6 h.  p.  Temp.  38,4;  Urin  reichlich;  spec.  Gew.  1012;  Hämoglo- 
binfärbung eben  noch  erkennbar;  Coagulum  noch  gefärbt.  — 9 h.  p.  Temp.  37,4, 
Urin  reichlich,  fast  wasserhell;  spec.  Gew.  1002;  keine  Spur  von  Eiweiss. 

4.  XII.  Fortdauerndes  Wohlbefinden;  keine  Milzvergrösserung;  Icterus  kaum 
noch  erkennbar.  Temp.  normal. 

9.  XII.  Entlassen. 

II. 

10.  XU.  Soll  wieder  Fieber  haben;  wird  daher  zur  Untersuchung  ins  Labo- 
ratorium bestellt;  dort  3V2  h.  p.  Temp.  38,3  bei  angeblich  völligem  Wohlbefinden. 
Im  frischen  Blut  durchaus  keine  Parasiten  zu  finden.  D.  erhält  sofort  1 g Chinin. 
Kaum  5 Minuten  später,  bevor  I).  seine  Wohnung  erreichte,  Schüttelfrost;  Temp. 
41,4;  schwarzrother  Urin.  Wird  ins  Hospital  gebracht. 

11.  XII.  Morgens  Urin  hell,  eiweissfrei;  Temp.  normal,  Hb-pCt.  45.  Abends 
steigt  die  Körperwärme  noch  einmal  für  kurze  Zeit  auf  40.  Während  der  nächsten 
Tage  nur  noch  37,6 — 38,0°  C. 


49 


17.  XII.  Hb-pCt.  55;  Temp.  blieb  normal.  Den  Vorschlag  heimzukehren 
lehnt  D.  ab. 

20.  XII.  Abends  V2  g Chinin;  Nachts  Schüttelfrost,  Fieber. 

21.  XII.  Kurze  Temperatursteigerung  bis  39,8;  die  subjectiven  Beschwerden 
waren  an  beiden  Tagen  gering.  Chinin  erhielt  D.  nicht  wieder. 

23.  XII.  Hb-pCt.  65. 

25.  XII.  Entlassen. 

III. 

3.  I.  96.  Fieberanfall. 

4.  I.  Die  gesunkene  Temp.  steigt  rasch  wieder;  dennoch  Abends  IV2  g Chi- 
nin genommen.  IV2  Stunden  später  fürchterlicher,  anhaltender  Schüttelfrost  (D. 
ist  dadurch  aus  dem  Bett  geschleudert  worden);  Angstgefühl  so  entsetzlich,  dass 
D.  laut  nach  Hülfe  schreit. 

5.  I.  Früh  morgens  ins  Hospital.  (Ich  war  beurlaubt).  Temp.  40,3;  mit 
dem  beständigen  Erbrechen  und  den  unwillkürlichen  Stuhlentleerungen  werden 
einige  Tropfen  blutig-schwarzen  Urins  herausbefördert;  dann  wird  kein  Urin  mehr 
gelassen.  Schwächegefühl,  schwerer  Ikterus.  — 9 h.  p.  Temp.  noch  39,3. 

6.  I.  Temp.  zwischen  37,0  und  36,5;  kein  Urin. 

7.  I.  Temp.  bis  37,5;  40  ccm  Urin. 

8.  I.  Temp.  bis  37,6;  kein  Urin. 

9.  I.  Früh  morgens  „ein  wenig  Urin“  ins  Becken.  Abends  sah  ich  den 
Kranken  zuerst. 

Gesicht  eingefallen;  Hautfarbe  fahlgrau.  Stomatitis.  Mehrmals  täglich  Er- 
brechen; die  Verstopfung  wird  durch  Klystiere  bekämpft.  Temp.  normal;  Puls 
etwas  leer,  aber  kräftig  und  regelmässig;  80  Schläge  in  der  Minute.  Kein  Urin. 

10.  I.  Zustand  unverändert.  — 6 h.  a.  24  ccm  Urin  von  grünlich-gelb- 
brauner Farbe;  beim  Kochen  mit  Essigsäure  V3  Vol.  bräunlich  gefärbtes  Coagulum. 
— 6 h.  p.  23  ccm  Urin,  Temp.  normal,  Puls  90,  schwächer.  Keine  Milzvergrösse- 
rung  nachzuweisen,  keine  subjectiven  Beschwerden,  ausser  Schwäche  und  Er- 
brechen. Abends  und  in  der  Nacht  etwas  Urin  verloren.  Die  genossene  Milch  wie 
alle  anderen  Speisen  wieder  erbrochen. 

11.  I.  Zustand  unverändert.  Im  Ganzen  35  ccm  Urin  von  der  gleichen  Be- 
schaffenheit, wiegestern;  das  Coagulum  zeigt  immer  noch  Spuren  von  Braun- 
färbung; auf  dem  Filter  keine  Nierencylinder  oder  sonstigen  Formelemente,  bis 
auf  einige  gröbere  Epithelien.  Hb-pCt.  22,  Blutkörperzahl  1,248,000.  Abends 
etwas  Schlaf  und  vorübergehendes  Schwinden  des  Brechreizes  nach  kleinem 
heissen  Punsch. 

12.  I.  Zustand  unverändert.  Die  Nährklystiere  lösen  Durchfall  aus.  Die 
mehrfach  versuchten  Qui ncke’schen  Schwitzbäder  werden  nicht  ertragen;  Heiss- 
wasserbäder besser.  Die  58  ccm  Urin  verhalten  sich  wie  gestern.  Gegen  Abend 
trübt  sich  das  Sensorium  zeitweise,  der  Puls  wird  frequenter  und  setzt  zuweilen 
aus.  Temp.  normal.  Aetherinjectionen. 

13.  I.  6 h.  a.  Puls  90,  kräftiger;  sonst  Zustand  unverändert;  Urinmenge 
55  ccm,  verhält  sich  wie  gestern;  Coagulum  immer  noch  etwas  gefärbt.  Blase 
leer.  — 5 h.  p.  Leber  und  Milz  nicht  nachweisbar  vergrössert.  Herzdämpfung 
nicht  verbreitert;  erster  Herzton  sehr  leise,  zweiter  auch  über  der  Herzspitze  acoen- 

A.  Plehn,  Tropische  Malaria  in  Kamerun. 


4 


50 


tuirt,  über  der  Basis  gespalten.  Puls  90,  klein,  leer,  regelmässig.  Keine  Oedeme, 
leichter  Stirnkopfschmerz,  Sprache  deutlich,  Stimmung deprimirt.  Die  Nährklystiere 
gehen  ins  Bett.  — b'U  h.  p.  wird  es  dem  Kranken  nach  seiner  lauten  Versicherung 
„plötzlich  ganz  wohl“,  während  dieAthmung  Hach  wird  und  nach  3 Minuten  stockt; 
der  Puls  bleibt  noch  kurze  Zeit  fühlbar. 

Pie  Obduction  ergab  im  Wesentlichen:  Allgemeine  Anämie ; Veränderungen 
der  Nieren;  Milzvergrösserung  (18:11:4,2)  — die  Milz  lag  der  Palpation  und  Per- 
kussion unzugänglich,  neben  der  Wirbelsäule,  mit  der  Längsaxe  dieser  parallel  — 
Blutungen  in  die  rechten,  in  ganzer  Ausdehnung  leicht  verwachsenen  Pleura- 
blätter; Lungenödem;  Entartung  des  Herzmuskels. 

32.  B.,  Unterofficier.  Seit  18  Monaten  — Juli  94  — im  Kamerungebiet; 
theils  an  Expeditionen,  theils  auf  der  Jossplatte  selbst  thätig.  An  schweren  Fiebern 
litt  B.  seltener,  desto  öfter  an  Verdauungsstörungen,  die  zum  Theil  auf  seine 
mangelhafte  Mundpflege  zurückzuführen  sind.  October  94  mit  scorbutartigen  Er- 
scheinungen im  Hospital.  Den  Feldzug  durch  das  Bakoko-Gebiet  machte  B. 
grössten  theils  in  der  Hängematte  mit  und  kehrte  Ende  Juni  sehr  elend  nach 
Kamerun  zurück.  Am  25.  VI.  mit  hohem  Fieber  ins  Hospital  aufgenommen,  bot 
B.  das  Bild  der  Malariakachexie:  Blasse  Schleimhäute,  gelbgrauer  Teint,  starke 
Abmagerung,  grosse  Milz  (22  : 13),  chronischer  Magen-Darmkatarrh.  Hb-pCt.  37. 
Unter  entsprechender  Behandlung  erholte  B.  sich  allmälig. 

13.  VII.  Hb-pCt.  54. 

20.  VII.  Hb-pCt.  60.  Wird  entlassen. 

13.  XII.  Wieder  Fieber,  wie  mehrmals,  seit  der  Entlassung  im  Juli. 

14.  XII.  Morgens  Temp.  normal,  1 g Chinin.  — 6 h.p.  Frost,  7 h.  p.  Temp. 
40,5,  schwarzrother  Urin.  — 9 h.  p.  Aufnahme  ins  Hospital,  360  ccm  dunkel- 
blutrother  Urin. 

15.  XII.  6 h.  p.  Temp. 37,9;  Ikterus;  Urin  rubinroth;  Menge  etwa  \l/2  Liter; 
spec.  Gew.  1010;  enthält  1/4  Vol.  schwarzbraunen  Niederschlag,  der  bis  zum  Abend 
auf  1/8  Vol.  zurückgeht.  — Das  6 h.  a.  ziemlich  reichliche  Sediment  im  Spitz- 
glas besteht  aus  amorphen  Uraten  und  Detritus;  keine  Nierencylinder.  — 12  h.  m. 
Temp.  38,6.  Der  Urin  sedimentirt  nicht  mehr.  — 3 h.  p.  Temp.  37,3,  bleibt  nor- 
mal. Im  Blut  11  h.  a.  keine  Parasiten  mehr.  Der  Ikterus  nimmt  bis  zum  Abend 
zu;  die  Milz  überragt  den  Rippenbogen  zweifingerbreit. 

16.  XII.  Wohlbefinden.  Die  Milzschwellung  geht  zurück.  Der  Ikterus 
schwindet.  Die  Urinmenge  ist  6 h.  a.  normal;  spec.  Gew.  1015;  der  Urin  ist  viel 
heller,  zeigt  beim  Kochen  aber  noch  V20  Vol.  gefärbtes  Coagulum.  — 6 h.  p.  Urin 
hell,  klar;  bleibt  so,  auch  beim  Kochen  mit  Essigsäure;  Menge  geringer;  spec. 
Gew.  1023. 

17.  XII.  Rasche  Convalesceuz.  Hb-pCt.  41. 

23.  XII.  Hb-pCt.  60,  Pat.  steht  auf.  B.  hatte  in  Kamerun  dann  kein  Fieber 
wieder,  ging  aber  bald  nach  Deutschland  auf  Urlaub. 

33.  M.,  Zimmermann.  Seit  14  Monaten  — November  94  — im  Kamerun- 
gebiet thätig;  zuerst  auf  der  Jossplatte  selbst,  wo  er  viele  und  zum  Theil  schwere 
Fieber  hatte,  so  dass  der  Hämoglobingehalt  seines  Blutes  vorübergehend  bis  auf 


51 


47  pCt.  sank,  später  in  Edea.  Dort  ging  es  M.  anfangs  besser;  dann  aber  stellten 
sich  auch  da  alle  14  Tage  leichtere,  zweitägige  Fieber  ein.  Jedesmal  danach 
nahm  M.  V2  g Chinin;  so  auch  am  1.  Januar  1896.  Am  8.  I.  nachts,  ohne 
dass  seit  dem  1.  Chinin  genommen  war,  oder  sich  sonst  eine  Ursache  finden  liesse, 
Schüttelfrost,  Fieber,  Erbrechen,  Kopf-  und  Rückenschmerzen.  Urin  reichlich, 
blutroth. 

Das  Fieber  dauerte  (nach  Bericht)  zwei  Tage,  die  Rothfärbung  des  Urins 
drei  Tage.  Die  Farbe  von  Haut  und  Skleren  war  intensiv  citronengelb.  Chinin 
wurde  nicht  mehr  genommen. 

17.  I.  Als  M.  endlich  transportfähig  schien,  wurde  er  per  Boot  aus  Edea 
nach  Kamerun  ins  Hospital  gebracht.  Fat.  ist  sehr  verfallen.  Hautfarbe  fahl- 
graugelb, Conjunctiven  schmutzig-citronengelb,  Schleimhäute  kaum  gefärbt.  Die 
Milz  überragt  den  Rippenbogen  dreifingerbreit,  Leber  nicht  vergrössert.  Appetit 
und  Schlaf  vorhanden.  Der  Urin  ist  reichlich,  klar  grünlich-strohgelb,  eiweissfrei, 
spec.  Gew.  1008.  Temp.  blieb  normal. 

18.  1.  Hb-pCt.  27,  Blulkörperzahl  1666000. 

25.  I.  Hb-pCt.  37. 

30.  I.  Während  der  letzten  Tage  leichte  Temperatursteigerungen,  den  29.  I. 
bis  39,0;  dabei  keine  wesentlichen  Störungen  des  Allgemeinbefindens.  Sehr  stark 
galliger  Durchfall.  Im  Blut  keine  Parasiten,  kein  Chinin.  Hb-pCt.  31. 

31.1.  Temp.  blieb  normal.  Im  Blut  keine  Parasiten  zu  finden.  Hb-pCt.  28,5, 
Blutkörperzahl  1540000.  Leichter  Ikterus.  Morgens  und  abends  je  V 2 g Chinin; 
wird  gut  ertragen. 

1.  II.  Wohlbefinden,  Hb-pCt.  31,5,  Blutkörperzahl  1 604000.  Reichlicher, 
stark  gallenartiger  Stuhl. 

8.  II.  Hb-pCt.  46.  M.  nimmt  5 tägig  V2  g Chinin  bei  gutem  Wohlsein. 

17.  II.  Hb-pCt.  60. 

18.  II.  Hb-pCt.  62,  Blutkörperzahl  3180000.  Kehrt  im  März  nach  Deutsch- 
land zurück. 

34.  P.,  Kaufmann.  Seit  fast  2 Jahren  in  Kamerun;  hatte  viele  leichtere 
und  auch  schwerere  Fieber,  die  er  nach  Gutdünken  mit  Chinin  behandelte. 

14.  I.  96.  Nach  einer  wegen  leichten  Fiebers  genommenen  Chiningabe  von 
“/ 3 g Chinin  Schüttelfrost,  Fieber,  Erbrechen,  schwarzrother  Urin. 

Am  25.1.  nachmittags  Temp.  38,1.  Ikterus.  Urin  gelbbraun  mit  Stich  ins  Rothe. 

16.  I.  Wohlbefinden;  Temp.  normal;  rasche  Reconvalenscenz.  Bis  März  96 
hat  P.  ärztlicher  Hilfe  nicht  mehr  bedurft. 

35.  N.,  Maschinenschlosser,  25  Jahre,  mittelgross,  kräftig  gebaut.  Seit  16 
Monaten  in  Kamerun;  hat  seit  Jahresfrist  nur  leichte  Fieber  gehabt  und  etwa  alle 
14  Tage  1 g Chinin  genomnen,  „wenn  ihm  schlecht  war“.  Ebenso  heute,  den  31. 
III.  96  — 9 h.  a.,  nachdem  er  morgens  noch  zum  Dienst  ging.  11  h.  a.  Schüttel- 
frost, hohes  Fieber,  Erbrechen.  2 h.  p.  schwarzrother  Urin,  kurz  darauf  Schweiss. 
3 h.  p.  Temp.  noch  40,5,  6 h.  p.  39,9,  Beklemmungen,  Magenschmerzen.  Urin 
wie  vorher.  Ikterus.  9 h.p.  Temp.  39,1.  DieMilz  überragt  den  Rippenbogen  2 finger- 
breit; Leber  nicht  vergrössert  — nicht  druckempfindlich.  Urinmenge  seit  2 Uhr 


4* 


52 


760  g,  Farbe  schwarzroth,  spec.  Gew.  1015,  reichlicher  Bodensatz,  der  ausser 
amorphen  Uraten  mitDetritus  feinkörnige  Cylinder  enthält.  2/s Vol.  Goagulum ; das- 
selbe nimmt  bei  Zusatz  von  etwas  Essigsäure  tiefschwarze  Farbe  an. 

1.  IV.  In  der  Nacht  wieder  Schüttelfrost  und  Temperaturanstieg,  erneutes 
Erbrechen.  6 h.  a.  Ternp.  38,4,  Puls  klein,  unregelmässig,  etwa  120.  9 h.  a. 
dritter  Schüttelfrost,  Temp.  40,6,  Erbrechen.  Urinmenge  seit  gestern  Abend 
120  ccm.  Urin  bei  durchfallendem  Licht  in  dünner  Schicht  tiefschwarzroth, 
bei  auffallendem  tiefschwarz.  Schaum  gelblichroth , 2U  Vol.  Coagulum  beim 
Kochen,  spec.  Gew.  1008.  Auf  dem  Filter  vereinzelte  Cylinder,  sehr  viel  Blasen- 
epithelien,  Hb-pCt.64.  Im  Blut  fand  sich  nach  langem  Suchen  noch  ein  amöboider 
Parasit  von  etwa  V12  Blutkörpergrösse.  11  h.  a.  profuser  Schweiss;  der  Ikterus 
hat  beträchtlich  zugenommen,  Puls  um  100,  kräftiger;  Temp.  38,4.  Urinmenge 
seit  gestern  bis  Abends  6 h.  p.  200  ccm,  Farbe  unverändert,  spec.  Gew.  1013, 
2lz  Vol.  Coagulum.  Kurz  darauf  neuer  Fieberanstig  ohne  Frost  bis  39,9,  Cardi- 
algie.  9 h.  p.  Temp.  39,4.  0,01  Morphium  subcutan.  Reichlicher  Schweiss. 

2.  IV.  Haut  und  Sklerae  dunkelcitronengelb ; keine  Schmerzen  mehr;  etwas 
Dyspnoe;  Puls  120,  Temp.  38,2.  Starker  Schweiss;  Brechreiz;  Zunge  belegt. 
Pat.  erhält  viel  kohlensäurehaltiges  Wasser,  da  die  Milch  von  ihm  erbrochen  wird. 
Urinmenge  seit  gestern  abend  800  ccm,  spec.  Gew.  1013 — 1011,  Farbe  schwarz- 
roth,  wie  gestern,  doch  ist  ein  Stich  in’s  Braune  unverkennbar.  Im  Blut  durch- 
aus keine  Parasiten  zu  finden,  dasselbe  lässt  keine  Veränderungen  unter  dem 
Mikroskop  erkennen,  ausser  dass  es  zahlreiche Mikrocyten  führt.  Hb-pCt.  49,  Blut- 
körperzahl 2690000.  9 h.  p.  Temp.  37,8,  Puls  100,  Urinmenge  430,  spec.  Gew. 
1013,  auch  sonst  Beschaffenheit  des  Urins  wie  bisher.  Durchfall.  Nach  lauem 
Bad  Schlaf. 

3.  IV.  In  der  Nacht  wenig  Schlaf  wegen  Magenschmerzen.  6 h.  a.  Tempi 
37,1, .9  h.  a.  Temp.  36,8.  Hb-pGt.  37.  Tiefbräunlichgelbe  Farbe  von  Haut  und 
Skleren.  Schleimhat  von  Lippen  und  Mund  kaum  sichtbar  röthlich  gefärbt. 

Die  Milz  überragt  den  Rippenbogen  zweifingerbreit.  Leber  nicht  vergrössert, 
nicht  druckempfindlich.  Der  Durchfall  dauert  fort;  Abends  Leibschmerzen,  die 
0,01  g Morphium  rasch  weichen. 

Urinmenge  bis  zur  Nacht  1300  ccm,  Farbe  braungelb  mit  Stich  ins  Grün- 
liche, spec.  Gew.  1012.  Auf  dem  Filter  leuchtend  goldgelbe  Nierencylinder  und 
massenhaft  amorphe  Urate.  Die  Probe  auf  Gallenfarbstoff  ergiebt  auch  heute 
negatives  Resultat.  V3  Vol.  Coagulum.  — Abends  laues  Bad,  in  der  Nacht 
Schlaf. 

4.  IV.  11  h.  a.  Hautfarbe  grünlich  braungelb,  auf  Armen  und  Beinen 
leuchtend  goldgelb.  Brechreiz  geringer,  Durchfall  dauert  an.  Milch,  Bouillon 
mit  Ei.  Urin  reichlich,  alkalisch;  Farbe  schwarzgrün  fluorescirend  ; Schaum  gelb  - 
grün,  spec.  Gewu  1009.  Vs  Vol.  Coagulum.  Hb-pCt.  27.  Blutkörperzahl  1520000. 
Im  Blut  keine  Parasiten  zu  finden.  Reichlicher  Milchgenuss,  Kopfschmerzen.  — 
6 h.  p.  Temp.  39,1,  Puls  104.  Urin  schwarzbraun  mitStich  insGrüne;  beimKochen 
bildet  sich  erst  nach  Ansäuern  VcVol.  Coagulum,  das  schmutzig-smaragdgrüne 
Farbe  zeigt. 

5.  1\ . 6 h.  a.  ln  der  Nacht  kein  Schlaf  wegen  Kreuzschmerzen.  Temp.  38,0, 
Puls  um  100.  Ikterus  beginnt  abzublassen.  Urin  reichlich,  verhält  sich  wie 


53 


gestern,  giebt  aber  starke  Gallenfarbstoffreaction.  Im  Laufe  des  Tages 
wird  seine  Farbe  heller  und  die  Menge  des  Coagulum  beim  Kochen  mit  Essigsäure 
geht  zurück.  Der  Durchfall  ist  fast  verschwunden,  der  Stuhl  dünnbreiig,  hell- 
graugelb. Kein  Erbrechen  mehr.  Hb-pCt.  27,5. 

6.  IV.  Höchste  Temp.  37,6.  Keine  Schmerzen  mehr;  es  stellt  sich  Appetit 
ein.  Die  etwa  2 1 Urin  sind  von  grünlichgelbbrauner  Farbe,  bei  auffallendem 
Licht  braunschwarz,  der  Schaum  ist  grüngelb;  der  Urin  enthält  reichlich  Gallen- 
farbstoff, beim  Kochen  mit  Essigsäure  giebt  er  aber  noch  leichte  Eiweisstrübung. 
Der  Ikterus  verblasst.  Hb-pCt.  30. 

7.  IV.  Der  Ikterus  verschwindet  rasch.  Der  Urin  verhält  sich  wie  gestern, 
nur  ist  er  heller.  Hb-pCt.  31.  Temp.  normal. 

8.  IV.  Weitere  Besserung.  Stuhl  sehr  stark  gallig  gefärbt,  Urin  1500  ccm, 
spec.  Gew.  1007,  Spur  von  Eiweisstrübung  und  Gallenfarbstoffreaction  eben  er- 
kennbar. Hb-pCt.  32,5. 

9.  IV.  Temp.  normal.  Schaum  des  Urins  nicht  mehr  verfärbt.  Gallenfarb- 
stoffreaction fehlt.  Urin  eiweissfrei.  Appetit  und  Schlaf  gut.  Hb-pCt.  32,5. 
Blutkörperzahl  2 268000. 

10.  IV.  Die  Besserung  schreitet  fort.  Hb-pCt.  33,5.  Blutkörperzahl 
2384000.  — Nachmittags  stieg  dieTemperatur  ohneFrost  und  ohne  die  geringsten 
subjectiven  Beschwerden  und  erreichte  6 h.  p.  39,9.  — 9 h.  p.  Temp.  bereits 
wieder  unter  39,0.  Appetit  ungestört. 

11.  IV.  Nachts  gut  geschlafen,  Temp.  morgens  normal;  im  Blut  keine 
Parasiten.  — 12  h.  m. : Temp.  38,0.  — Abends  normal. 

12.  IV.  Die  Temp.  blieb  normal,  ohne  dass  Chinin  gegeben  worden  wäre. 
Allgemeinbefinden  fortgesetzt  gut.  Hb-pCt.  37. 

13.  IV.  Zustand  äusserlich  unverändert,  doch  lässt  der  Appetit  nach  und 
der  eiweissfreie,  reichliche  Urin  enthält  wieder  Gallenfarbstoff.  Der  Stuhl  ist 
sehr  stark  gallehaltig.  Hb-pCt.  39,5. 

18.  IV.  Die  Kräfte  heben  sich  nicht  in  der  zu  erwartenden  Weise.  Der  Urin 
ist  schwärzlichbraungrün  und  zeigt  Gallenfarbstoffreaction;  er  ist  eiweissfrei, 
spec.  Gew.  1015.  Hb-pCt.  45.  Blutkörperzahl  1030000  und  1001000. 
(Es  wurden  kurz  hintereinander  2 Zählungen  von  je  200  Quadraten  vermittels 
zweier  verschiedener  Thoma-Zeiss’scher  Apparate  gemacht,  und  Controllzählungen 
mit  derselben,  frisch  bereiteten  Kochsalzlösung  bei  einem  Reconvalescenten  vor- 
genommen, deren  Resultate  zu  dem  Hb-gehalt  in  Beziehung  gesetzt;  hier  überein- 
stimmendes Verhältniss  zur  Norm  ergaben.)  Sehr  auffallend  war  (auch  für  den 
damals  in  Kamerun  befindlichen  Collegen  Dr.  Döring)  eine  eigenthümlieh  roth- 
gelbe  Verfärbung  des  Blutes  von  N.,  offenbar  von  gelöstem  Blutfarbstoff  (vielleicht 
auch  Gallenfarbstoff?)  herrührend. 

Die  ganz  un  verhältniss  massige  Verringerung  der  Blutkörper- 
zahl kann  wohl  nur  durch  eine  pathologisch  herabgesetzte  Wider- 
standsfähigkeit und  Auflösung  eines  grossen  Theils  der  Erythro- 
cyten  während  der  Blutentn  ahme  etc.  erklärt  werden.  Die,  welche 
überhaupt  zur  Zählung  kamen,  zeigten  keine  grössere  Neigung 
zur  Auflösung,  wie  diejenigen  des  Controlversuchs,  wenn  sie  ihre 
Gestalt  auch  viel  rascher  veränderten  als  jene. 


54 


Demnach  hätten  wir  es  hier  mit  einer  liämogiobinaemie  zu  tliun, 
wo  der  Blutfarbstoff  erst  nach  Umwandlung  in  Gallenfarbstoff  durch 
die  Nieren  beseitigt  wurde,  und  auch  die  übrigen  Zerfallsproducte  der 
Erythrocyten  die  Nieren  nicht  passirten,  denn  der  Urin  blieb  in  dieser 
Periode  der  Krankheit  frei  von  Albuminaten.  Der  unverhältnissmässig 
hohe  Farbstoffgehalt  ist  hier  auf  das  gelöste,  gewissennassen  todte, 
Hämoglobin  zu  beziehen.  Schon  der  Kräftezustand  des  Kranken  ent- 
sprach in  keiner  Weise  einem  Gehalt  functionirenden  Blutfarbstoffes 
von  45  pCt. ; sehr  viel  mehr  einem  solchen  von  20  pCt.,  wie  ihn  die 
Million  Erythrocyten  geben  würde. 

19.  IV.  Temp.  normal.  Urin  unverändert.  Hb-pCt.  42,5.  Wohlbefinden. 

26.  IV.  Die  Besserung  schritt  inzwischen  ungestört  fort.  Der  Urin  ist  frei 
von  Eiweiss  und  Gallenfarbstoff.  Ub-pCt.  56.  Blutkörperzahl  3006000.  — Nach- 
mittags leichte  Temperatursteigerung. 

27.  IV.  Die  am  Morgen  normale  Temperatur  stieg  9 h.  p.  bis  40,0.  Im 
Blut  fanden  sich  keine  Parasiten. 

Die  weitere  Beobachtung  des  Kranken  durch  mich  hörte  dann  auf,  doch  er- 
fuhr ich,  dass  er  sich  noch  wochenlang  im  Lazareth  befand. 

Dies  wären  vom  1.  X.  94 — IV.  1896  zusammen  53  Erkrankungen 
an  Schwarzwasserfieber  mit  5 Todesfällen,  also  9,8  pCt.  Mortalität. 
Ausserdem  habe  ich  durch  genaue  Erkundigungen  noch  von  weiteren 
35  Schwarzwasserfiebererkrankungen  im  angegebenen  Zeitraum  Kennt- 
niss  erhalten,  ohne  auf  die  Behandlung  einwirken  zu  können.  Davon 
starben  15,  also  43  pCt.  Dass  sich  hier  schwerere  Erkrankungen  der 
Kenntniss  des  Arztes  entzogen  haben,  glaube  ich  nicht,  denn  in  der 
kleinen  Kolonie  laufen  alle  Beziehungen  von  auswärts  thätigen  Beam- 
ten, Missionaren  und  Kaufleuten  immer  wieder  im  Mittelpunkt  zu- 
sammen, und  man  erfährt  alles.  Man  wird  danach  zugeben  müssen, 
dass  das  Schwarzwasserfieber  therapeutischer  Einwirkung  auch  hier 
zugänglich  ist,  wo  der  Arzt  seine  Hauptaufgabe  nicht  mit  Steudel 
darin  sieht,  dem  Kranken  enorme  Chininmengen  einzuverleiben. 

Dabei  ist  zu  berücksichtigen,  dass  von  den  5 Verstorbenen  drei 
erst  im  Stadium  ausgebildeter,  fast  completer  Anurie  in  meine  Be- 
handlung kamen,  einer  bereits  in  verzweifeltem  Zustande,  36  Stunden 
vor  seinem  Tode.  Ein  zweiter,  nachdem  die  Anurie  5 Tage  bestanden 
hatte.  Ich  glaubte  diese  Fälle  dennoch  in  die  Statistik  aufnehmen 
zu  sollen,  weil  sie  im  Krankenhause  und  ohne  Chinin  behandelt 


DD 


wurden.  Vielleicht  aber  ist  es  kein  Zufall,  dass  diese  drei  Patienten 
die  einzigen  waren,  welche  beim  Beginn  der  Krankheit  — von  an- 
derer Seite  — Alkohol  (Wein  und  Sekt),  No.  8 in  grossen  Quanti- 
täten, erhalten  hatten.  Ich  habe  zunächst,  auch  bei  Alkoholikern, 
stets  absolute  Abstinenz  beobachten  lassen,  resp.  Sekt  erst  in  der 
Reconvalescenz  oder  im  vorgerückten  Stadium  der  Krankheit  gegeben. 

E.  — No.  11  — hatte  die  ausserordentlich  schwere  Krankheit 
bereits  überwunden  und  empfing  schon  keine  ärztlichen  Besuche  mehr, 
als  er  - — offenbar  einer  Lungenembolie  — erlag. 

Nur  No.  22  ging  im  unmittelbaren  Anschluss  an  den  denkbar 
acutesten  Blutzerfall  zu  Grunde,  während  die  Nieren  sich  dabei  dem 
Ausscheiden  der  Zerfallprodukte  dauernd  gewachsen  zeigten.  Es  han- 
delte sich  hier  um  eine  förmliche  Verblutung  durch  die  Harnröhre 
unter  schwerem,  alle  Symptome  des  septischen  bietendem  Fieber. 
Dies  war  der  einzige  Fall  (von  den  choleriformen  abgesehen),  wo  der 
Zustand  von  Herz  und  Puls  gleich  anfangs  in  ernster  Weise  beun- 
ruhigte und  zur  Anwendung  von  Excitantien  aufforderte.  Die  übrigen 
Erkrankungen  gaben  dazu  nur  zuweilen  in  den  letzten  Stadien  Ver- 
anlassung. Die  Herzthätigkeit  auch  sehr  schwer  Kranker  war  meist 
relativ  wenig  afficirt,  und  die  Behandlung  konnte  sich  im  wesentlichen 
darauf  beschränken,  die  Nieren  durch  Einführen  möglichst  grosser 
Mengen  von  Mineralwässern  fleissig  zu  durchspülen  und  zu  dem  Zweck 
den  ohnehin  grossen  Durst  eventuell  künstlich  noch  zu  steigern.  Wenn 
der  Hämoglobingehalt  rasch  auf  30  pCt.  und  darunter  sank , dann 
war  der  Puls  natürlich,  der  Verminderung  an  Athmungsorgan  ent- 
sprechend, selbst  bei  normaler  Temperatur  recht  frequent.  Sonst 
habe  ich  sehr  oft  eine  im  Vergleich  zur  Temperaturhöhe  auffallend 
niedrige  Pulszahl  angetroffen.  Einmal  betrug  sie  90  Schläge  in  der 
Minute  bei  41°  C.,  einmal  80  bei  40,3.  Selten  überschritt  sie  120 
Schläge,  auch  bei  Temperaturen  über  40°  C. 

Trotzdem  glaube  ich  nicht,  dass  die  gegebenen  Krankheitsbilder 
beim  ( Tnbefangenen  den  Eindruck  erwecken  können,  als  seien  die  Schwarz- 
wasserfieber in  Kamerun  leichter  wie  in  Ostafrika  nach  SteudeFs 
Schilderungen.  Stendel  selbst  steht  nicht  an,  zu  erklären,  dass 
seine  Chinintherapie  den  Krankheitsverlauf  schwerer  gestalte.  Ob  er 
cs  gewagt  hätte,  Zustände  von  so  verzweifelter  Schwere,  wie  sie  über 


56 


die  Hälfte  meiner  Kranken  durchmachten,  noch  „schwerer“  zu  gestalten? 
Ich  bezweifle  es.  Wenn  aber  ja  — in  Kamerun  hätte  er  wohl 
selir  üble  Erfahrungen  damit  machen  müssen;  davon,  dass  die  bei 
symptomatischer  Behandlung  leichter  verlaufenen  Fälle  ihren  Cha- 
rakter wahrscheinlich  sofort  verändert  hätten,  ganz  abgesehen. 

So  komme  ich  in  Bezug  auf  die  Behandlung  des  Schwarzwasser- 
fiebers zu  dem  direct  engegengesetzten  Resultat  wie  Steudel, 
nämlich  dass: 

1.  Chinin  überflüssig  ist,  weil  die  Gegner,  welche  es 
bekämpfen  soll,  in  kurzer  Zeit  an  den  Folgen  ihrer  eigenen 
Thätigkeit  zu  Grunde  gehen. 

•3.  Chinin  gefährlich  ist  im  höchsten  Maasse,  weil  es 
besonders  geeignet  erscheint,  neue  Paroxysmen  von  Blut- 
zerfall hervorzurufen,  nachdem  die  ersten  vielleicht  glücklich 
überstanden  sind.  (Yergl.  auch  Friedrich  Plehn  (4). 

Dass  Recidive,  wie  Steudel  behauptet,  bei  seiner  Behandlung 
viel  seltener  wären,  konnte  ich  nicht  finden.  Wenn  doch,  dann 
würde  sich  das  damit  erklären  lassen,  dass  der  Reconvalescent  in 
Ostafrika,  oder  gar  Europa1)  weniger  Gelegenheit  findet,  sich  neu 
zu  inficiren,  als  in  Kamerun.  Die  Disposition  für  Schwarzwasser- 
fieber dürfte  aber  durch  StendeFs  123  g in  23  Tagen  gegeben,  kaum 
beseitigt  werden. 

Wie  aber  lässt  sich  sonst  der  Entwickelung  dieses  gefährlichen 
Zustandes  entgegenwirken  ? 

Die  Antwort  ist  in  meinen  Ausführungen  grösstentheils  schon  ent- 
halten. 

Es  sei  mir  gestattet,  die  Resultate  hier  noch  einmal  kurz  zu- 
sammenzufassen: 

I.  Schwarzwasserfieber  wird  vorbereitet  durch  eine 
grössere  Zahl  einfacher  Malariafieber. 

Diese  lässt  sich  herabsetzen: 

1.  durch  Assanirung  des  Terrains, 


1)  Steudel  erklärt  Jeden,  der  Schwarzwasserfieber  einmal  Überstand,  für 
dauernd  tropen dienstunfähig  (6). 


2.  durch  zweckmässige  Wohnungsverhältnisse, 

3.  durch  geeignetes  persönliches  Verhalten;  daliin  gehört: 

a)  Zweckmässige  Kleidung  (ausgiebigster  Schutz  gegen  Sonnen- 
bestrahlung!) 

b)  Reichliche,  kräftige,  abwechslungsvolle  Nahrung  (mässiger 
Alkoholgenuss  ist  statthaft). 

c)  Thunliehst  ausgiebige  körperliche  Bewegung  (jede  Art  von 
Sport  in  diesem  Sinne  ist  nützlich). 

d)  Vermeiden  überflüssiger  Schädigung  durch  Alkohol-  und 
sonstige  Excesse,  Durchnässtwerden,  Erkälten,  unnöthiges 
Nächtigen  im  Freien  etc. 

e)  Energische  Behandlung  der  ausgebrochenen  Fieber  mit  ernst- 
haften Chiningaben,  ohne  durch  überflüssig  hohe 
Dosirung  den  Kranken  physisch  und  psychisch  zu 
schädigen. 

f)  Nach  Umständen  Chininprophylaxe. 

II.  Disposition  für  Schwarzwasserfieber  wird  auch  geschaffen  durch 
längeren  ununterbrochenen  Aufenthalt  an  den  Malariaherden  der  afri- 
kanischen Westküste,  ohne  dass  viele  einfache  Fieber  zu  be- 
stehen waren. 

Also  wird  der  Aufenthalt  am  Schwarzwasserfieberherd  abzukürzen 
sein.  Dies  ist  um  so  wichtiger,  als  die  einmal  bethätigte  Disposition 
sich  selbst  nach  mehrmonatlichem  Urlaub  nach  Europa  nicht  immer 
zu  verlieren  scheint.  Nach  den  oben  gemachten  Berechnungen  hatte 
die  Dienstzeit  der  25  in  Kamerun  Verstorbenen  durchschnittlich  15,4, 
die  der  49  dauernd  tropendienstunfähig  Heimgesandten  14,1  Monate 
betragen,  während  nur  18  der  sämmtlichen  im  Laufe  der  Zeit  nach 
Kamerun  herausgesandten  Beamten  etc.  (bis  zum  1.  Februar  1896) 
hierher  wieder  zurückkehrten.  Die  bisher  übliche  Verpflichtungs- 
dauer von  2 Jahren  ist  also  für  Kamerun  unbedingt  zu  lang. 
Hätte  sie  12  Monate  betragen,  so  wäre  der  grösste  Theil  der  Todten, 
wie  der  krank  Ausgeschiedenen  dem  Colonialdienst  bewahrt  worden.  Wie 
wichtig  es,  vom  Gesichtspunkt  der  Humanität  ganz  abgesehen,  auch 
praktisch  sein  dürfte,  die  erfahrenen  Kräfte  sich  weiter  zu  erhalten, 
darüber  brauche  ich  kein  Wort  zu  verlieren. 

Aehnliche  Erwägungen  dürften  die  Engländer  veranlasst  haben, 


58 


die  Dienstzeit  für  ihre  Colonien  an  der  afrikanischen  Westküste  aut 
12  Monate  festzusetzen,  worauf  6 monatlicher  Heimat hsurlaub  gewährt 
wird.  Die  Franzosen  haben  nach  Catrin  (17)  ihren  Tropenärzten 
die  weitgehendste  Liberalität  im  Ausstellen  von  Urlaubsattesten  zur 
besonderen  Pflicht  gemacht,  und  die  Spanier  auf  Fernando  Po  ver- 
fahren nach  denselben  Grundsätzen. 

Inwieweit  der  Aufenthalt  auf  einer  Gesundheitstation  an  der  afri- 
kanischen Westküste,  sei  sie  nun  im  Gebirge  oder  an  der  See  in 
Irischer  und  relativ  malariafreier  Luft  gelegen,  den  Urlaub  nach 
Europa  ganz  wird  zu  ersetzen  vermögen,  muss  sich  erst  zeigen.  Vor 
übertriebenen  Hoffnungen  möchte  ich  hier  warnen.  Aber  mit  Zuver- 
sicht darf  man  erwarten,  dass  der  Termin  für  die  ersten  Schwarz- 
wasserfieber sich  wird  hinausschieben  lassen,  wenn  die  Thätigkeit  am 
Malariaherd  selbst  rechtzeitig  und  eventuell  wiederholt  durch  Aufent- 
halt. in  comfortablen,  zweckmässig  gelegenen  und  eingerich- 
teten Gesundheitsstationen  unterbrochen  wird.  Dabei  wird  es  ganz 
besonders  darauf  ankommen,  den  Leidenden  in  die  günstigeren  klima- 
tischen Verhältnisse  zu  versetzen,  bevor  die  Kräfte  wesentlich  ge- 
litten haben.  Nur  dann  erträgt  er  den  Klimawechsel,  auch  im  gün- 
stigen Sinne,  ohne  Schaden.  Dagegen  kann  nicht  dringend  genug  da- 
vor gewarnt  werden  (10),  acut  Kranke,  die  das  Fieberstadium  viel- 
leicht kaum  überwunden  haben,  zu  transportiren.  Diese  gehören  ins 
Hospital;  mindestens,  bis  sie  ungestützt  gehen  können  und  ihr  Blut 
50  pCt.  Hämoglobin  aufweist.  Das  wird  auch  nach  den  schwersten 
Erkrankungen  in  oft  ganz  erstaunlich  kurzer  Zeit  erreicht,  vorausge- 
setzt, dass  man  die  Reconvalescenz  nicht  mit  unsinnigen  Chiningaben 
stört.  Eine  Zunahme  von  Blutkörperzahl  und  Hämoglobingehalt  um 
20  pCt.  innerhalb  von  7- — 8 Tagen,  kommt  vor,  und  eine  solche  von 
10  pCt.  im  gleichen  Zeitraum  bildet  die  Regel.  Den  etwaigen  Wün- 
schen nach  sofortigem  Klimawechsel , welche  gerade  die  Schwerst- 
kranken  oft  energisch  äussern,  hat  der  Arzt  deshalb  mit  Schonung 
und  Energie  sich  zu  widersetzen,  da  sie  dem  Patienten  sicher  Scha- 
den bringen,  wenn  sie  den  Arzt  auch  von  der  Verantwortung  dafür 
scheinbar  befreien. 

Ueber  chronische  Malariaformen  in  Kamerun  ist  wenig  zu 
sagen,  da  das  frühzeitige  Auftreten  des  Schwarzwasserfiebers  deren 


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Entwicklung  wohl  fast  immer  zuvorkommt.  Meistens  ist  es  nach  et- 
was längerem  Aufenthalt  hier  sein'  schwer,  oder  unmöglich,  zu  ent- 
scheiden, ob  es  sich  im  einzelnen  Falle  um  ein  Rec.idiv  bei  chroni- 
scher Infektion,  oder  um  neue  Parasiteninvasion  handelt.  Massige 
Milztumoren  treten  gewöhnlich,  wenigstens  zur  Zeit  der  Fieberattaquen 
hervor.  Sie  können  aber  auch  ganz  fehlen.  So  war  bei  mir  selbst 
nach  23  Fieberanfällen,  die  ich  während  19  Monaten  durchmachte, 
irgend  welche  Milzschwellung  nicht  nachzuweisen.  Lebervergrösserung 
war  ganz  selten.  Zweimal  Hess  sie  sich  vorübergehend  bei  Schwarz- 
wasserfieberkranken nachweisen.  Einmal  gab  starkes  Potatorium  im 
Verein  mit  chronischer  Malariainfection  dazu  Veranlassung.  In  den 
übrigen  seltenen  Fällen,  wo  ich  geringe  Leberschwellung  fand,  war 
dieselbe  nach  Maassgabe  der  mikroskopischen,  durch  den  Verlauf  be- 
stätigen Untersuchung  auf  acute  Hepatitis  zurückzuführen.  Dass 
der  Hämoglobingehalt  des  Blutes,  ebenso  wie  die  Zahl  der  rothen 
Blutkörperchen,  beim  Europäer  in  Kamerun  regelmässig  um  1/4  bis  1/3 
des  in  Europa  Formalen  reducirt  werden,  erwähnte  ich  schon.  Ob  es 
sich  dabei  um  Folgen  der  Einwirkung  des  Malariagiftes,  oder  des 
tropischen  Klimas  handelt,  darüber  werden  die  Untersuchungen  noch 
fortgeführt  werden. 

Die  meisten  Europäer,  welche  einige  Zeit  in  Kamerun  gelebt 
haben,  werden  „nervös“.  Der  Grad  und  die  Aeusserungsweise  der 
„Nervosität“  ist  je  nach  Charakteranlage  und  Temperament  sehr  ver- 
schieden. Schwerere  psychische  Störungen,  welche  die  Zurechnungs- 
fähigkeit und  Verantwortlichkeit  der  Betreffenden  beschränkt  hätten, 
sah  ich  niemals  ohne  gleichzeitige  körperliche  Erkrankung,  oder  nur 
im  unmittelbaren  Anschluss  an  eine  solche.  Erweisen  sie  sich  in 
letzterem  Falle  einigermassen  schwer  oder  hartnäckig,  so  halte  ich 
schleunige  Heimsendung  für  unbedingt  geboten. 

Die  nervösen  Erscheinungen  in  der  Gesammtheit  ihrer  wechselnden 
Aeusserungsformen  konnten  ganz  entschieden  als  eine  Neurasthenie 
Chlorotischer  bezeichnet  werden,  wie  sie  [nach  Catrin  (17)]  schon 
vor  Zeiten  von  alten  Tropenpraktikern  aufgefasst  wurden.  Im  Wesent- 
lichen zeigten  sie  sich  als:  grosse  persönliche  Erregbarkeit,  auch  über 
Kleinigkeiten,  mit  Heftigkeitsausbrüchen;  leicht  verletzliche  persönliche 
Empfindlickeit;  rascher  Wechsel  von  heiteren  zu  trüben  Stimmungen; 


60 


grosses  Schlafbedürfnis , zuweilen  förmliche  Schlafsucht;  sehr  viel 
seltener  Insomnie;  Hang  zur  Unthätigkeit ; zuweilen,  wenn  die  Fieber 
sich  häuften,  entwickelte  sich  weitgehender  Indifferentismus.  Wechsel 
von  Appetitmangel  und  Heisshunger,  oft  auch  von  Durchfall  und  Ver- 
stopfung, ohne  dass  es  sich  um  Katarrhe  der  betreffenden  Schleim- 
häute handelte. 

Ein  kräftiger  Mann  von  25  Jahren  hatte  zuweilen  hysterische 
Weinkrämpfe.  Oefters  treten  unbestimmte  Schmerzen  in  verschiedenen 
Körperth eilen,  meist  Gliedern  und  Gelenken  auf;  auch  leiden  die  Co- 
lonisten  zuweilen  an  Herzklopfen,  das  sehr  quälend  werden  kann,  selten 
ist  leichtes  Knöchelödem.  Echte  Neuralgien  waren  sehr  selten,  traten 
aber  zuweilen  als  sichere  Vorboten  kommenden  Fiebers  in  ganz  be- 
stimmten Nerven  auf,  z.  B.  im  Nervus  spermaticus. 

Sogenannte  larvirte  Malariaformen  sah  ich  nie.  Ohne  deshalb  ihr 
durch  so  viele  zuverlässige  Tropenforscher  constatirtes  Vorkommen 
leugnen  zu  wollen,  möchte  ich  doch  glauben,  dass  ihre  Domäne 
wesentlich  wird  eingeschränkt  werden,  wenn  man  erst  allgemein  für 
die  Diagnose  der  Malaria  in  zweifelhaften  Fällen  den  Nachweis  des 
specifischen  Erregers  fordern  wird. 

Jene  secundären  Organ  Veränderungen,  welche  sich  nach  Catrin 
(17)  aus  chronischer  Malaria  entwickeln  können,  resp.  nach  lange  Zeit 
hindurch  häufig  wiederholten  Fieberanfällen  entstehen,  und  als  ein 
Sehrumpfungsprocess  der  vorher  hypertrophirten,  congestionirten  Organe 
sich  darstellen,  sah  ich  in  Kamerun  nicht.  Sie  scheinen  einem  so 
späten  Stadium  der  Krankheit  anzugehören,  dass  es  der  Europäer  in 
Kamerun  nicht  erreicht,  wo  sich  die  Malariainfection  in  allen  ihren 
Aeusserungsformen  durch  eine  besonders  grosse  Acuität  auszeichnet. 

Es  mag  Demjenigen,  welcher  sich  der  Einwirkung  jenes  mörde- 
rischen Klimas  aussetzt,  zum  Trost  gereichen,  dass  er,  nach  den  bis- 
herigen Erfahrungen,  wenigstens  kein  langes  Siechthum  riskirt. 


Benutzte  Literatur. 


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Derselbe,  Das  Schwarzwasserfieber.  Deutsche  Kolonialzeitung.  1896. 

No.  18. 

2.  Wicke,  Togo,  Deutschwestafrika.  Mündliche  Mittheilung  durch  Döring, 

sowie  auch 

3.  Döring,  Ein  Beitrag  zur  Kenntniss  des  Schwarzwasserfiebers.  Deutsche 

med.  Wochenschr.  1895.  No.  46. 

4.  Friedrich  Plehn,  Das  Schwarzwasserfieber  der  afrikanischen  Westküste. 

Vortrag,  gehalten  in  der  Berliner  medicin.  Gesellschaft.  1895.  Herbst. 

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med.  Wochenschr.  1895.  No.  43. 

Derselbe,  Deutsche  Kolonialzeitung,  1896.  No.  1 u.  2. 

8.  L evin , Nebenwirkungen  der  Arzneimittel.  Berlin.  1893. 

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12.  Verfasser,  Zur  Prophylaxe  der  tropischen  Malaria.  Berliner  klin.  Wochen- 

schrift. 1887. 

13.  Gräser,  Einige  Beobachtungen  über  Verhütung  des  Malariafiebers  durch 

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Derselbe,  Ueber  Malariaprophylaxe.  Tageblatt  der  62.  Versammlung  deut- 
scher Naturforscher  und  Aerzte  zu  Heidelberg.  1890. 

14.  Murri  (Bologna),  Ueber  Chininvergiftung.  Deutsche  medicin.  Wochenschr. 

1896.  No.  8 und  9. 

15.  Kohlstock,  Zur  Chininbehandlung  des  Schwarzwasserfiebers.  Entgegnung. 

Deutsche  med.  Wochenschr.  1895.  No.  46. 

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Dieselben,  Ueber  die  Varietäten  der  Malariaparasiten  und  über  das  Wesen 
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30.  Bein,  Aetiologische  und  experimentelle  Beiträge  zurMalaria.  Charite- Annalen. 

XVI.  Jahrgang. 

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ärztliche  Zeitschrift.  1892. 

32.  van  der  Sclieer,  Ueber  tropische  Malaria.  Aus  dem  pathol.  Institut  von 

Eijkmann  (Veltefreden,  Batavia).  Virchow’s  Archiv.  Bd.  139.  1895. 
Derselbe,  Geneeskundig  Tijdschrift  v.  Nederl.  Indie.  1891.  Bd.  31.  1 — 2. 

33.  Rosin,  Ueber  das  Plasmodium  Malariae.  Deutsche  medicin.  Wochenschrift. 

1896.  No.  16. 

34.  Councilmann  (Baltimore),  Neuere  Untersuchungen  über  Laveran’s  Organis- 

mus der  Malaria.  Fortschritte  der  Medicin.  1888.  Bd.  6. 

35.  Dock  (Galvestone,  Mexiko),  Die  Blutparasiten  der  tropischen  Malariafieber. 

Fortschritte  der  Medicin.  1891.  Bd.  9.  No.  5. 


'36.  Canalis,  lieber  die  parasitäre  Varietät  „Laveran’sche  Halbmonde“  und  über 
die  malarischen  Fieber,  die  davon  abhängen.  Fortschritte  der  Med.  1890. 
ßd.  8.  No.  8.  ’ * 

37.  Celli  e Marchiafava,  11  reperto  del  sangue  nelle  febbri  malariche  inver- 

nali.  Bulletino  delle  R.  Academia  med.  di  Roma.  Ann.  XVI.  1889 — 1890. 
Fase.  VI.  Ref.  Centralblatt  für  Bakteriologie.  1891.  Bd.  9. 

38.  Jacobi,  Ueber  das  pernieiöse  Malariafieber.  Inaugural-Dissertation.  1868. 

Im  Uebrigen  findet  sich  die  Literatur  bei  F.  Plehn  und  Mannaberg  zu- 
sammengestellt. 


Gedruckt  bei  L.  Scliumaclier  in  Berlin.