Beihefte
zum
Botanischen Centralblatt.
Original-Arbeiten.
Herausgegeben
von
Geh. Regierungsrat Prof. Dr. 0. Uhlworm
in Berlin.
Band XXXIII.
Erste Abteilung:
Anatomie, Histologie, Morphologie und Physiologie der Pflanzen.
Mit 9 Tafeln und 187 Abbildungen im Text.
1917
Verlag von C. Heinrich
Dresden - N.
Inhalt
Wille, Anatomisch-physiologische Untersuchungen am
Gramineenrhizom. Mit 5 Tafeln
Voß, Über Unterschiede im anatomischen Bau der
Spaltöffnungen auf Ober- und Unterseite der Laub-
blätter einiger Dikotylen. Mit 164 Abbildungen
im Text
Meyer, Die Stelärtheorie und die neuere Nomenklatur
zur Beschreibung der Wasserleitungsbahnen der
Pflanzen. Mit 1 Abbildung im Text
Böhmker, Beiträge zur Kenntnis der floralen und
extrafloralen Nektarien
Bobi lioff-Preißer, Beobachtungen an isolierten Pali-
saden-und Schwammparenchymzellen. Mit 2 Tafeln
Hauri, Anatomische Untersuchungen an Polsterpflanzen
nebst morphologischen und ökologischen Notizen.
Mit 16 Abbildungen im Text
Lingelsheim, Verwachsungserscheinungen der Blatt-
ränder bei Arten der Gattung Syringa. Mit 2 Tafeln
Solereder, Über die Cyanocysten von Cyanastrum
cordifohum Oliv., mit Bemerkungen über die syste-
matisch-anatomischen ^Ierkmale von Cyanastrum .
Hertel, Das Zittern der Laubblätter. Mit 6 Ab-
bildungen im Text
Le ick, Über Wärmeproduktion bei keimenden Samen
Blum, Zur Kenntnis der Größe und Schwankung des
osmotischen Wertes
r 1A ' ■ !
I oi I L - &
Seite
1—70
71—128
129—168
169—247
248—274
275—293
294—297
298-302
303—308
309- 338
339—445
Beihefte
zum
Botanischen Centralblatt
Original-Arbeiten.
Herausgegeben
von
Geh. Regierungsrat Prof. Dr. 0. Uhlworm
in Berlin.
Band XXXIII.
Erste Abteilung:
Anatomie, Histologie, Morphologie und Physiologie der Pflanzen.
Heft 1.
1916
Verlag von C. Heinrich
Dresden -N.
Ausgegeben am 31. März 1916.
Seite
Wille, Anatomisch-physiologische Untersuchungen am
Gramineenrhizom. Mit 5 Tafeln 1 — 70
Voß, Über Unterschiede im anatomischen Bau der
Spaltöffnungen auf Ober- und Unterseite der Laub-
blätter einiger Dikotylen. Mit 164 Abbildungen
im Text 71 — 128
Die Beiträge erscheinen in zwangloser Folge. Jeder Band umfaßt
3 Hefte. Preis des Bandes M. 16. — .
Zu beziehen durch alle Buchhandlungen oder direkt vom Verlage
C. Heinrich, Dresden-N.
Zusendungen von Manuskripten und Anfragen redaktioneller Art
werden unter der Adresse: Geh. Regierungsrat Professor
Dr. O. Uhlworm, Berlin W., Hohenzollerndamm 4, mit
der Aufschrift „Für die Redaktion der Beihefte zum Bota-
nischen Centralblatt“ erbeten.
AUG 7- 1923 l<M‘
ry
Anatomisch-physiologische Untersuchungen
am Gramineenrhizom.
Seit den Untersuchungen Schwendeners über „Das mecha-
nische Prinzip im anatomischen Bau der Monokotylen“ (43) wurden
die Gräserrhizome nicht mehr eingehender untersucht. A. Volkart
faßte neben eigenen Untersuchungen die bekannten Tatsachen in
dem allgemeinen Teil der Gramineen von Kirchner, Loeb und
Schröter „Lebensgeschichte der Blütenpflanzen Mitteleuropas“ zu-
sammen (55). Seine Anregungen waren die Veranlassung zur vor-
liegenden Arbeit.
Die unterirdischen Rhizome, die ich hier behandle (von we-
nigen Ausnahmen abgesehen), entstehen meist aus extravaginalen
Trieben; sie haben Niederblätter und sind in der Regel wenig-
verzweigt.
Im ersten Teil der Arbeit sollen die anatomischen Unterschiede
im Bau der Gräserrhizome untersucht werden, indem die Gewebe-
systeine besprochen werden; in einem zweiten Teil soll sie ver-
suchen, auf die kausalen Faktoren dieser Rhizomstruktur einzugehen.
Um den Einfluß des Bodens zu untersuchen, wurden im Ver-
suchsfeld Adlisberg der Eidgen. Forstlichen Centralanstalt einige
Versuche angestellt, und ich möchte Herrn Prof. Engler für das
mir während einiger Jahre bewiesene Entgegenkommen durch
Überlassung einer Parzelle Landes meinen besten Dank an dieser
Stelle aussprechen.
Die Arbeit habe ich angefangen während meiner Assistenten-
zeit im pflanzenphysiologischen Institut der Eidgen. Technischen
Hochschule in Zürich (Vorstand Prof. Dr. P. Jaccard) und fertig-
gestellt unter Leitung von Prof. Dr. H. Schellenberg, denen ich
zu größtem Dank verpflichtet bin.
Beihefte Bot. Centralbl. Bd. XXXIII. Abt. T. Heft 1.
Von
Fritz Wille aus Basel.
Mit Tafel I bis V.
1. Vorwort,
Wille, Anatomisch-physiologische Untersuchungen am Gramineenrhizom.
2
2. Das Untersiicliimgsmaterial.
Die Untersuchung sollte sich im großen und ganzen auf unsere
einheimischen Gräser beschränken; um aber für den sehr inter-
essanten und weniger verbreiteten Typus der Stärkegräser noch
mehr Repräsentanten zu erhalten, wurden noch einige mediterrane
und außereuropäische Arten mituntersucht. Für die Bestimmung
benutzte ich, soweit es frisches Material betraf, die Synopsis von
Ascherson und Gräbner (3). Dieses Werk ist für meinen Zweck
von besonderer Bedeutung, weil die Varietäten dort viel ausführ-
licher behandelt und weil dort mehr detaillierte Standortsangaben
zu finden sind, als das in der Schweizerflora von Schinz und
Keller (41) der Fall ist. Das einheimische Material wurde teils selbst
auf Exkursionen gesammelt, teils stammt es aus dem Versuchsfeld
der schweizerischen Samenkontrollstation Zürich; eine größere An-
zahl von Arten konnte ich aus den Herbarien des Botanischen
Museums der Eidgen. Techn. Hochschule entnehmen (Vorstand
Prof. Dr. C. Schröter); es betrifft dies sowohl einheimische als
auch ausländische Arten.
Bei der Auswahl des Materials wurde in erster Linie darauf
Bedacht genommen, aus möglichst vielen Triben Vertreter zu be-
kommen, um zeigen zu können, wie sich die beiden zu definie-
renden Typen der Stärke- und Zuckergräser in allen Triben ver-
halten; sodann wurde gestrebt, aus einzelnen Gattungen möglichst
viele Arten zu untersuchen, um zu eruieren, inwieweit der Gattungs-
charakter durch äußere Verhältnisse geändert wird.
Die Zahl der untersuchten Arten und Varietäten beträgt 83.
Die Verteilung des Untersuchungsmaterials auf die verschiedenen
systematischen Einheiten zeigt die nachfolgende Zusammenstellung.
Einteilung der Gräser nach der Synopsis von Ascherson
und Gräbner.
I. Panicoideae.
1. Trib. Coleantheae.
2. Trib. Oryxeac.
Oryxa clandestina A. Br.
Oryxa hexandra Doell.
Lygeum spartum Loefl.
Luxiola peruviana J. F. Gmel.
3. Trib. Phalarideae.
Phalaris arundinacea L.
Hierochloe odorata Wahlenb.
4. Trib. Andropoyoneae.
a. Subtrib. Sacckarinae.
ß. Subtrib. Andropogoninae.
Andropogon Halepensis Brot.
Andropogon yryllus Linn.
5. Trib. Zoisieae.
\\ i 1 1 1* , Anatomisch-physiologische Untersuchungen am Gramineenrhizom.
6. Trib. Paniceae.
Paspalum Michauxianum Kunth.
Paspalum plicatum Pers.
Panicum rirgatum L.
Panicum repens L.
Panicum undulat ifolium Arduino.
Pennisetum villosum Brown.
Gymnotlirix latifolium Schult.
II. Poieoideae.
1. Trib. Chlorideae.
Oynodon dactylon Pers.
2. Trib. Stupeae.
Milium effusum L.
Stupa calamagrostis Wahlenb.
3. Trib. Nardeae.
4. Trib. Agrosieae.
a. Subtrib. Miborinae.
ß. Subtrib. Phleinae.
Alopecurus bulbosus Gouan.
Alopecurus alpinus L.
Phleum pratense y. alpinum Schreb.
Pldeum pratense d. nodosum Schreb.
y. Subtrib. Agrostinae.
Cinna mexicana Beauv.
Sporobolus arenarius Duv. Jouve
Agrostis canina L.
Agrostis alba c. prorepens Aschers.
Calamagrostis tenella Link.
Calamagrostis calamagrostis ramosa Beck.
Calaynagrostis neglecta Pal.
Calamagrostis varia Host.
Calamagrostis arundinacea Roth.
Calamagrostis epigeios Roth.
Calamagrostis pseudophragynites Baumg.
Calamagrostis villosa Mutei.
Calamagrostis arenaria Roth.
5. Trib. Aveneac.
Holcus mollis L.
Arena elatior b. vulgaris Fr.
Arena pubescens Huds.
Arena alpina Smith.
Arena filifolia Lagasca.
Trisetum flavescens P. Beauv.
Trisetum spicatum Richter. .
Trisetum distichophyl/um P. Beauv.
Aera flexuosa L.
6. Trib. Pappophoreae.
Sesleria coendea Scop.
1
Ile, Anatomisch-physiologische Untersuchungen am Gramineenrhizom.
7. Trib. Arundineac.
Arioido phragmites L.
Diplachne serotina Link.
8. Trib. Festuceac.
a. Subtrib. Melicinae.
Melica imiflora, Betz.
Melica nutans L.
Melica ciliata L.
ß. Subtrib. Koeleriinae.
y. Subtrib. Eragrostiinae.
Ö. Subtrib. Poinae.
Aeluropus litoralis Pari.
Poa minor Gaud.
Poa Cenis ia All.
Poa caesia Smith.
Poa nenioralis L. I vulgaris Gaud.
Poa conipressa P. arenosa Schur.
Poa hybrida Gaud.
Poa pratensis ß. anyustifolia Smith,
t. Subtrib. Festucinae.
Br ha media L.
Calabrosa aquatica P. Beauv.
Glyxeria fluitans R. Br.
Glyxeria plicata Fries.
Glyxeria aquatica Wahlenb.
Fesluca rubra var. genuina Hackel.
Festuca rubra var. fallax Hackel.
Festuca pulckella Schrad.
Festuca myurus L.
f. Subtrib. Graphephorinae.
/]. Subtrib. Cynosurinae.
0. Subtrib. Brominae.
Bromus inermis Leyss.
Bromus erectus Huds. B. II longiflorus A. u. G.
9. Trib. Hordeeae.
a. Subtrib. Hordeinae.
Braehypodium pinnatum P. Beauv.
Brachypodium ramosum Roem. et Schult.
Braehypodium mucronatum Willk.
Triticum repens y. majus Döll.
Triticum repens ö. glaucum Döll.
Triticum curepens b 2 litorale A. u. Gr.
Triticum intermedium Host.
Triticum trichophorum II Goiranicum A. u. G.
Triticum junceum L.
Triticum repens X junceum A. u. G.
Triticum cristatum Sclireb.
Triticum dasyanthum Led.
Horden m eurapaeum All.
ß. Subtrib. Loliinae.
HI. Bambiisoideac .
10. Trib. Arundinarieae.
Phyllostacliys nigra Munro.
Wille, Anatomisch-physiologische Untersuchungen am Gramineenrhizom. 5
3. Anatomische Verhältnisse,
a. Das Bildungsgewebe.
Auf die feinere anatomische Struktur des Bildungsgewebes,
auf die histologischen Teilungsvorgänge etc. wird in vorliegender
Arbeit nicht eiugegangen. Nach Douliot (9. pag. 180) sollen
drei Initialen Vorkommen, währenddem es sonst bei Monokotylen
nur deren zwei sind, was aber nach den Angaben von L. Klein
sehr fraglich ist (59, pag. 180).
b. Das Hautgewebe.
Die Hauptaufgabe des Hautgewebes bei den unterirdischen
Rhizomen dürfte je nach dem Standort der Pflanze eine verschiedene
sein. Ein Schutz der innen gelegenen Gewebe gegen die Außen-
welt ist die allgemeine Funktion. Dieselbe kann sich aber ändern, je
nach dem Faktor, gegen den der Schutz wirksam sein soll. Gerade
unter dem Hautgewebe folgt die Rinde; diese dient in erster
Linie der Reservestoffspeicherung. Sie ist an und für sich ein
schwaches Gewebe; ihre Entwicklung ist aber meist eine mächtige;
so daß sie oft bis zwei Drittel des ganzen Rhizomquerschnittes
einnimmt. Schutz der Reservespeicher und der Querschnittsform
sind die beiden erforderlichen Funktionen. Bei Hygrophyten muß
neben der Rinde das oft reichlich entwickelte Durchlüftungssystem
gegen das Eindringen von Wasser geschützt, bei Xerophyten soll
hingegen eine allzu große Transpiration verhindert oder doch
herabgesetzt werden. Diese verschiedenen physiologischen Be-
dürfnisse erzeugen Veränderungen, die aber in ihrem groben
anatomischen Endresultat übereinstimmen.
Die Epidermis.
Ihre Rolle ist eine doppelte. Zuerst kommt ihre mechanische
Bedeutung und dann die eines Wasserreservoirs, wie von Wester-
maier (57, pag 45) nachgewiesen wurde, in Betracht. Bedingung für
den zweiten Punkt sind Diinnwandigkeit der radialen Wände, eventuell
auch starke Tüpfelung; sodann noch in einigen Fällen die Kegel-
oder Knötchenzellen, die ein totales Kollabieren der Wände ver-
hindern. Solche Wasserreservoire kommen aber nur bei wenigen
Vertretern in Betracht, wie Calamagrostis- Arten, Hierochloe etc.
Bei den meisten älteren Rhizomen wäre es leichterdings mög-
lich, die Epidermis als zwei- bis mehrschichtig zu bezeichnen.
E. Pfitzer (34, pag. 54) spricht nur dann von mehrschichtiger Epi-
dermis, wenn dieselbe durch tangentiale Teilung der Epidermis,
von Hypodermis, wenn die epidermisähnlichen Zellen aus Grund-
gewebe resp. Rinde hervorgegangen sind. In unserem Falle ist
die Epidermis nur einschichtig, indem Schnitte durch die sukzessiven
Internodien nie tangentiale Querwände der Epidermis zeigten. Die
Hypodermis tritt meist schon sehr früh auf; sie bildet im Jugend-
6 Wille, Anatomisch-physiologische Untersuchungen am Gramineenrhizom.
Stadium zwar noch keinen kontinuierlichen Ring, ist von der Rinde
aber doch gut zu unterscheiden.
Was die Form der Epidermiszellen, im Querschnitt betrachtet,
anbelangt, so sind hier ziemliche Differenzen zu beobachten. Wir
können verschiedene Typen unterscheiden, je nach dem Verlauf
der Oberfläche und der Gestalt der Lumina, ähnlich wie es Blau
(5, pag. 12) anläßlich seiner •7t///ctts-üntersuchung getan hat.
Typ. I: Zellen sind + blasig emporgewellt, so daß die Ober-
fläche einen + welligen Verlauf zeigt (Fig. 1).
Typ. II: Zellen nach außen scharf winklig begrenzt, so daß
der von den Außen- und Seitenwänden gebildete Winkel
ein rechter ist (Fig. 2).
Typ. III: Den Seitenwänden entsprechen auf dem Schnitt be-
trachtet kleine krustenförmige Epidermisaufsätze (Fig. 3).
Typ. IV: Zellen mit fast punktförmigem Lumen (Fig. 4).
ad Typ. I : Oryxa dandestina, Rierochloe odorata, Andropogon
Halepmsis , Panicum virgatum, P. undulatifoJium, P. repens, Milium
effusum, Alopecurus alpinus, Phleum nodosum, Ph. alpinum, Agrostis
alba. A. canina, Ci hna mexicana, Calamagrostis epigeios, C. pseudo-
phragmites, C. tenella, C. villosa, C. varia, C. arenaria, Holcus
mollis, Trisetum flarescens, T. spicatum, T. distichopliyllum, Avena
pubescens, A. pratensis alpina, Sesleria coerulea, Diplach ne serotina,
Melica uniflora, M. nutans, Poa pratensis , P. minor, P. eaesia.
Aeluropus litoralis, Brixa media. Glyxeria plicata, G. fluitans,
Catabrosa aquatica, Festuca rubra fal/ax, Festuca rubra genuina,
F. pulchella (Fig. 1). F. myurus, Bromus inemiis, Br. erectus
longiflorus, Brachgpodium pinnatam, B. ramosurn, Triticum jun-
ceum. T. cristatum . Hordeum europaeum.
ad Typ. II : Oryxa hexandra, Lmiola peruviana, Phalaris
arundinacea (Fig. 2). Gymnothrix latifolium, Paspalum plicatuni,
P. Michauxianum, Cynodon dactylon, Calamagrostis neglecta, Aera
flexuosa, Arena elatior, Glyxeria aquatica, Braehypodium mucro-
natum, Triticum repens majus, T. intermedium, T. litorale, T. da-
syanthum.
ad Typ. III: Arundo phragmites, Poa compressa, P. Cenisia,
P. hybrida, P. nemoralis (Fig. 3), Triticum repens glaucum.
ad Typ. IV: Lir.iola peruviana, Lygeum spart um, Stupa
calamagrostis, Alopecurus bu/bosus, Sporobolus arenarius, Cynodon
dactylon (Fig. 4).
Die Form ist eine rechteckige und zwar meist fast quadra-
tische. Doch kommen auch Ausnahmen vor, wie ganz flachgedrückte
tafelförmige und ganz schmale hochgestellte Zellen. Zu ersteren
gehören z. B. Triticum repens majus, T. cristatum, T. dasyanthum.
Cinna mexicana, Paspalum plicatum (Fig. 7), Poa nemoralis, P.
hybrida, Trisetum distichophyllum, zu letzteren z. B. Melica nutans.
Bma media. Agrostis alba, Alopecurus bulbosus, Calamagrostis
epigeios (Fig. 5). Dazwischen steht die Großzahl der Fälle.
Im Flächenschnitt betrachtet, haben wir die reichliche Dif-
ferenzierung der Gramineenepidermis, wie sie von Grob (17) von
Wille, Anatomisch-physiologische Untersuchungen am Gramineenrhizom. 7
seinen Blattuntersucliungen her bekannt ist. Es treten beim Rhi-
zom aber mannigfache Unterschiede auf. Eine Differenzierung je
nach dem darunter liegenden Gewebe, d. h. ob Rinde, Skleren-
chym etc., konnte ich bei mannigfachen Schnitten nicht beobachten.
Eine allfällig vorhandene Hypodermis begleitet die Epidermis im
ausgewachsenen Stadium in ihrem ganzen Umfang. Meist folgt
dann nach innen bis zur Endodermis oder zu den ersten Gefäßen
eine vielschichtige Rinde. Die wenigen Ausnahmen, die bei den
von mir untersuchten Gräsern überhaupt in Betracht kommen
könnten, sind Panicum umlulatifolium (oberird. Rhizom), Poa pra-
tensis und Holms mollis, bei denen + regelmäßig subepidermale
Rippen Vorkommen. Bei Poa und Holcus ist aber eine Hypodermis
vorhanden, und es ist die Rindenschicht bis zur Gesamtscheide
von so geringer Mächtigkeit, daß von keinem Einfluß auf die
Epidermisentwicklung gesprochen werden kann. Eine gewisse
Änderung in der Struktur tritt auch meist gegen die Knotenstellen
hin auf: die Differenzierung ist hier eine geringere. Im Allgemeinen
sind hier die Langzellen bedeutend kürzer; die Kurzzellen scheinen
dadurch bedeutend zahlreicher vertreten.
Ganz allgemein ist die Streckung der Hauptzahl der Epi-
dermiszellen in der Längsrichtung. In den meisten Fällen traf
ich Lang- und Kurzzellen; doch kommen auch Fälle vor, wo die
Kurzzellen stark zurücktreten oder auch ganz fehlen können (z.
B.: Hierochloe odorata, die meisten Calamagrostis - Arten, Briza
medio, Festuca pulchella, F. myarus usw.) Im Vergleich mit dem
Blatt fehlen dann eine ganze Reihe von Elementen, die im Blatte
sonst Vorkommen können, z. B die Querzellen, die bastförmigen
Epidermiszellen, Winkelhaare, reine Kurzzellreihen (die einzige
hier konstatierte Ausnahme ist Glyzeria fluitans , deren Rhizom
ober- oder auch unterirdisch sein kann). Die Einteilung von Grob
(17, pag 22 ff.) in Streifen und Felder fällt beim Rhizom ohne
weiteres weg; wenigstens gelang es mir selten, durchgreifende
Änderungen in der Struktur feststellen zu können. Als Ausnahmen
wäre hier eventuell anzuführen, daß bei einzelnen Arten die
Spaltöffnungen in Reihen angeordnet sind; es betrifft dies folgende
Arten: Pennisetvm villosum, Gymnothrix latifolium , Cynodori
dactylon, Pkleum nodosum, Calamagrostis arundinaceä, C. are-
naria, Arundo phragmites. Ebenso sind bei Phalaris arundinacea
die Kurzzellen oft in gewissen Teilen zahlreicher wie in andern;
da aber die Unterlage immer die gleiche ist, nämlich eine mehr-
schichtige Hypodermis, so ist diese Erscheinung jedenfalls mehr
zufälliger Art und ohne größere Bedeutung.
Die Langzellen bilden den Grundstock der Epidermis.
Ihre Form ist meist eine übereinstimmende. Entweder sind sie
rektangulär oder dann hexagonal; letzteres trifft nur selten zu.
Zugespitzte Langzellen kommen bei vielen Arten auch gelegentlich
vor. In allen diesen Fällen können die Wände glatt oder gewellt
sein, oder dann zahnartige Fortsätze besitzen (Fig. 8 — 14). Die
Dicke der Membran variiert dabei von Art zu Art und kann fast
bis zum Schwunde des Lumens fortschreiten (z. B. Phyllostachys
Wille, Anatomisch-physiologische Untersuchungen am Gramineenrhizom.
nigra). Die Tüpfelung der Wände ist eine häufige Erscheinung.
Ambronn (1, pag. lOOff.) sprach seinerzeit die Meinung aus, daß
die Tüpfelung in den Außenwänden eine seltene Erscheinung sei.
Die beschriebenen Fälle beruhen nach ihm meist auf Membran-
falten, also auf Täuschung; als richtiges Beispiel gibt er z. B.
Bambusa an (1, pag. 107). Bei den meisten Gräsern, die nur
oder hauptsächlich Langzellen besitzen, habe ich typische Tüpfel
getroffen. Die gleiche Erscheinung tritt aber auch bei vielen
anderen Arten auf, z. B. Calamagrostis arenarici, Luziola peru-
viana; daß es sich in sehr vielen Fällen um eine Täuschung
handelt, ist zwar richtig. Eine andere Verdickungsraodifikation
der Zellwände, die Grob (17) nicht erwähnt, tritt gelegentlich
auf, nämlich kleine, mit Chlorzinkjod sich gelb färbende, im
polarisiertem Liebt nicht leuchtende Höcker, die lebhaft an die
cellules ä fond conique von Duval-Jouve (10, pag. 227 — 234) er-
erinnern (Fig. 11, 8), die aber bis jetzt den Gräsern abgesprochen
wurden. Der größte Längendurchmesser dieser kleinen Kegelchen,
die deutliche Schichtung zeigen, liegt immer in der Längsrichtung
der Zelle. Solche Höcker finden sich oft zu mehreren in einer
Zelle; meist liegen auch zwei einander gegenüber an den sich
berührenden Längswänden. Diese Kegel findeu sich nicht in allen
Arten eines Flächenschnittes gleich zahlreich, und ich frage mich
daher, ob sie mit den Duval-Jouve’schen Gebilden als identisch
aufzufassen seien. Diese Zellform fand sich bei den meisten
Calamagrostis- Arten, dann bei Phalaris , Milium etc.
Die chemische Beschaffenheit der Epidermiszellen ist mit
Ausnahme der beiden, schon durch ihren Namen sich charakteri-
sierenden Kork- und Kieselkurzzellen variabel. Zum Nachweis
wurde vor allem Phloroglucin-Salzsäure benützt; daneben Chlor-
zinkjod in zweifelhaften Fällen als Ligninreagens. Anilinsulfat
erwies sich wegen der schon an und für sich gelblichen Färbung
der Korkkurzzellen und der Endodermis als wenig zutreffend.
Sudan III wurde schließlich als Kontrollfärbung für die Ivutikula
und zweifelhaft verkorkte Membran verwendet. Zuletzt ergaben
Färbungen mit Safranin und Hämatoxylin oft wieder Auskunft,
wo die obigen gewöhnlich benutzten Reaktionen ausblieben; be-
sonders beim Vergleich der Farbenniiancen der Endodermis mit
der fraglichen Membran. Die Ligninreaktion ist oft sehr schwer
zu beurteilen. Sich mit Phloroglucin-Salzsäure typisch rot färben-
des Lignin der benachbarten Xylemstränge zeigte in der Epidermis
keine Spur von Rötung. Nachkontrolle mit Chlorzinkjod, Sudan III,
Safranin zeigten aber einwandsfrei die Ligninreaktion der Lang-
zellen an. Wir haben es hier wahrscheinlich mit Mischung ver-
schiedener Stoffe zu tun. Diese Annahme scheint berechtigt, weil
etwa einmal der untere und innere Teil einer Zelle sich etwa bis
zur halben Zellhöhe rot, der äußere aber gelb färbte, und hier
deutlich Verkorkung nachzuweisen war. — Für die folgende
Zusammenstellung über die chemische Beschaffenheit wurden nur
ausgewachsene Rhizome verwendet, da nur sie unter sich ver-
gleichbar sind.
Wille, Anatomisch-physiologische Untersuchungen am Gramineenrhizom. 9
Aus Zellulose bestehend (mit starker Kutikula) erwiesen sich:
Ayrostis ccinina, Phleum alpinurn, Calamagrostis arundmacea, Avena
pratensis, Poa minor, Festucci rubra fallax.
Verholzt waren: Oryxa hexaudra, Lygeum spartum, Luxiola
peruviana , Phalaris arundinacea, Hierochloe odorata , Andropogon
gryllus, Paspalum Michauxianum, Gymnothrix latifolium, Cynodou
daetylon, Milium effusum, Alopecurus alpinus, Phleum nodosum,
Cinna mexicana, Sporobolus arenarius, Ayrostis alba, Calamagrostis
tenella, C. neglecta, C. varia, ('.arundmacea, C. epigeios, C. pseudo -
phragmites, C. villosa, C. arenaria, Holcus mollis, Arena pubescens,
Trisetum flaeescens, T. distichophyllum, Aera flexuosa, Sesleria
coerulea, Arundo phragmites, Diplach ne serotina, Melica uniflora,
M. ciliata, AI. nutans, Aeluropus litoralis, Poa ('euisia, P. caesia,
P. hybrida, P. pratensis, Brv.d media, Catabrosa aquatica, Glyxeria
fluitans, G. plicata, G. aquatica, Festuca rubra fallax, F. myurus,
F. pulchel/a, Bromus iuermis, Bracihypodium ramosum, B. pinnatum,
Triticum repens majus, T.repens glaucum, T. litorale, T. intermedium,
T. Goirauicum, T.crisfatum, T. dasyanthum, Hordeum europaeum,
Phyl/ostachys nigra.
Korkreaktion trat ein bei: Panicum virgatum, P. repens,
Andropogon Hatepensis, Stupa calamagrostis, (’ynodon daetylon,
Calamagrostis calamagrostis, Avena, etatior, Poa nemoralis, P. com-
pressa, Brachypodium mucronatum.
Teils verholzt, teils verkorkt waren: Oryxa clandestina, Pas-
palum plicatuni, Panicum unduiatifolium, Pennisetum villosum,
Alopecurus bulbosus, Trisetum spicatum, Bromus erectus, Triticum
junceum.
Die Kurzzellen. Die gesamte Literatur über diesen Gegen-
stand ist bei Grob (17, pag. 98ff.) völlig berücksichtigt, und neue
Untersuchungen sind seit seiner umfassenden Darstellung nicht
mehr hinzugekommen. Er unterscheidet Kork- und Kieselkurzzellen.
Die Untersuchungsweise war die von Grob (17, pag. 15)
angegebene. Die Schnitte wurden mit Phenol gekocht; eigentlich
noch bessere Resultate erhielt ich nach Behandlung mit Eau de
Javelle oder dem Schulz eschen Mazerationsgemisch und nach-
heriger Färbung mit Sudanglyzerin in der Wärme oder Chlorzink-
jod in der Kälte. Aber auch bei ungefärbten Schnitten kann man
mit einiger Übung Kiesel- und Korkkurzzellen unterscheiden, ev.
unter Zuhilfenahme von polarisiertem Licht.
Die Kurzzellen sind quergestreckt (seltener längs), meist iso-
diametrisch und immer kleiner als die Langzellen. Bei Xerophyten
können sich die Langzellen in ihrer Form stark nähern, so daß
sie dann zum Verwechseln ähnlich sehen; wenigstens kommen bei
Andropogon Halepensis Zellen vor, die sich nur durch ihr che-
misches Verhalten (nicht Färbung mit Sudan III und durch ihre
andere Farbe von den Kieselzellen) von den Kurzzellen unterscheiden
lassen.
E. Pfitzer (34, pag. 556) will allgemein die Kurzzellen als
Spaltöffnungsmutterzellen ansehen. die in ihrer Entwicklung stehen
geblieben sind, ähnlich wie es schon Sorauer tat. (48; pag. 8, 17.)
IQ Wille, Anatomiscli-phjsiologische Untersuchungen am Gramineenrhizom .
Spaltöffnungen, Trichome und Kurzzellen haben nach den beiden
Antoren den gleichen Ursprung. Bei Trichomen und Kieselzellen
scheinen in der Tat solche Übergänge stattzufinden, nicht aber bei
den Spaltöffnungen. Es kommen nämlich Kieselzellen vor, die in
Form. Lage und Membranbeschaffenheit im Flächenschnitt kaum
von kleinen Stachelhaaren zu unterscheiden sind. Aus der fertigeu
Lagerung auf diese Erklärung schließen zu wollen, ist unmöglich.
Wenn auch der outogenetische Ursprung der gleiche sein mag, so
ist damit doch gar nichts vou der physiologischen Leistung dieses
Gebildes bewiesen, und das ist doch zuletzt die Hauptsache. Die
reihenweise Anordnung der Spaltöffnungen spricht dagegen, ebenso
auch die Änderung der Zellstruktur um die Spaltöffnungen herum,
wie sie etwa einmal vorkommt, z. B. bei Phyllostachys nigra. Ver-
einzelt kommen z B. bei Bromus inermis sich mit Phloroglucin-
Salzsäure intensiv rot färbende Kurzzellen vor, die aber jedenfalls
identisch sind mit den Fußzellen der sonst bei diesem Rhizome
häufigen Haare. Von luteresse sind hier besonders die großen
Tüpfel, auf deren mutmaßliche physiologische Bedeutung später
noch einzugehen sein wird.
Die Korkkurzzellen (Korkzellen). Die Korkzellen bilden
neben den Langzellen den Grundstock der Epidermis; ihr Lumen
ist ausnahmsweise verkieselt (z. B Phyllostachys nigra) Ihre
Membran ist von variabler Dicke Die frei au die Langzellen
stoßende Wand ist immer stärker kutikularisiert. Ihre Zahl ist im
Rhizom immer bedeutend größer als die der Kieselzellen. Sie treten
oft in Paaren auf und zwar: Kieselzelle und Korkzelle, Kieselzelle
und zwei Korkzellen, oder dann aber allein, letzteres z. B. bei
Brachypodium pinnatunt , Phyllostachys nigra. Ganze Reihen (3—6)
von Korkzellen hintereinander sind eine ziemlich regelmäßige Er-
scheinung bei Panicum riryatwn. Andropogon Hahpensis; seltener
bei Stupa ealamagrostis. Ihre Form hat wenig charakteristisches.
Meist umgeben sie halbmondförmig die kleineren anliegenden Kiesel-
kurzzellen. Charakteristische Formen für bestimmte Spezies auf-
zustellen, ist unmöglich. Die Figuren 16 — 36 stellen die vor-
kommenden Typen dar. Ihre Größe ist meist gleich oder etwas
größer, selten kleiner als die der Langzellen; in den meisten Fällen
sind sie aber größer als die sie begleitenden Kieselzellen. Die
Orientierung ist eine verschiedene; meist steht ihr größter Durch-
messer senkrecht auf der Richtung der Langzellen ; weniger häufig
geht er mit jenem parallel. Die Orientierung der Kieselzellen ist
ohne Einfluß auf die der Korkzellen, indem längsgestreckte
Kieselzellen quergestreckten Korkzellen entsprechen können, neben
längsgestreckten Korkzellen. Bei einigen Arten tragen die Kork-
zellen regelmäßig ein bis mehrere Kutikularzäpfchen, die sich mit
Sudanglyzerin intensiv rot färben und sich so von ihrer Umgebung
scharf abheben, so bei ( alaniagrostis neglecta (Fig. 32, 33), Aelu-
ropus litoralis, Trificunt litorale , Brachypodium ramosum. Paspalum
Michaujcianinn, Panicum repens, Oryxa clandestina etc.
Die Kieselkurzzellen (Kieselzellen). Ihr Auftreten ist im
Rhizom bedeutend spärlicher als im Blatt Die Kieselzellen sind
Wille, Anatomisch-physiologische Untersuchungen am Gramineenrhizom. ] (
homogene Kieselkörper, die von einer verkieselten, nach außen oft
kutikularisierten Membran umschlossen werden. Im Innern der
Kieselzellen tritt oft eine dunklere Zone auf, so daß die Zelle aus
: zwei Zonen gebildet erscheint Es sollen das nach Grob (17;pag. 36)
kleine, bläschenförmige Hohlräume sein, die leer sind oder aber
festen Inhalt aufweisen können. Ausnahmsweise treten auch mehrere
Bläschen pro Zelle auf, so z. B bei Melica ciliata, Andropogon
Haieperms. Ein Übergang zwischen Kieselzellen und Stachel-
l haaren scheint, dem anatomischen Bilde nach zu schließen, etwa
vorzukommen; oder die Zellen sind in ihrer Entwicklung stehen
geblieben. (Panicum undulatifolium, Trisetum flavescens.)
Grob (17; pag. 65) gibt eine Zusammenstellung über Kiesel-
zellen und ihre Verteilung nach der Häufigkeit auf die verschiedenen
| Triben. Beim Rhizom kommen so viele Formen gar nicht vor,
und es herrscht viel größere Gleichförmigkeit Die verschiedenen
Formen treten zwar hier in kleiner Anzahl auf; aber nur ist die
Vielgestaltigkeit innerhalb der einzelnen Typen eine geringere.
Ohne auf Details und Abweichungen eintreten zu können, lasse
ich eine kurze Aufzählung der beobachteten Formen folgen; dabei
ganz auf der Nomenklatur Grobs (17; pag. 38 ff) fußend.
Kreuzzellen, z. B. Paspalum plicatum (Fig. 53).
Knotenzellen, z. B Glyzeria fluitans, Trisetum flavescens, Poa
caesia (Fig. 42).
Hantelzellen, z. B. Paspalum plicatum, Melica uniflora, G/g-
zeria aquatica (Fig. 53 A).
Sattelzellen, z. B. Brachypodium ramosum (Fig. 46).
Reizzellen, z. B. Oryza clandestina (Fig. 4).
Kreis- und Ellipsenzellen, z. B. Trisetum flavescens, Calama-
yrostis neglecta (Fig. 50).
Stab- und Plättchenzellen, z. B. Andropogon Halepensis, Pa-
nicum virgatum (Fig. 37).
Als weitere Formen wären noch Zellen zu erwähnen, die
stark verdickte Wände haben, verkieselt sind, aber viele Tüpfel
aufweisen und die in Figur 39 dargestellt sind. Sie sind jeden-
falls beide in ihrer Entwicklung stehen gebliebene Trichome.
Die Kutikula.
Alle Epidermiszellen werden von der Kutikula überzogen.
Der Nachweis geschah mit Sudan III nach vorheriger Behandlung
mit Eau de Javelle. Die Dicke kann ziemlich variieren; sie erreicht
bei Sporobulus arenarius, China mexicana, Sesleria coerulea und
Triticum cristatum eine große Mächtigkeit. Bei der Angiospermen-
wurzel soll nach Kroemer (23; pag. 20) eine Kutikula fehlen, und
es ist interessant, wie gerade in diesem Punkt die Rhizome den
oberirdischen Stengeln näher stehen.
Die Trichome.
Grob (17; pag. 19 ff.) unterscheidet bei den Trichomen vier
Hauptformen; Stachel-, Borsten-, Weich- und Winkelhaare; sodann
12 Wille, Anatomisch-physiologische Untersuchungen am Gramineenrhizom.
wird in neuerer Zeit von Brockmann-Jerosch (6; pag. 593 ff)
eine neue, unbekannte Art von Trichomen beschrieben, die zur
Wasseraufnahme dienen soll. Im voraus ist zu erwähnen, daß im
untersuchten Material keine Winkelhaare, ebenso keine Polster-
haare, eine Abart der Borstenhaare, gefunden wurden. Es
mag das vielleicht damit im Zusammenhang stehen, daß diese
beiden Trichomarten nur bei tropischen und subtropischen Formen
getroffen wurden, die in meiner Untersuchung wenig berücksichtigt
wurden.
Die Stachelhaare sind einzellig, kurz kegelförmig bis lang
zylinderisch. Sie waren zu treffen bei ('atamagrostiscalamagrostis,
('. liegt ecta, Diplachne scroti na, Melica mit ans, Panicum undidati-
folium (Fig. 56). Die Borstenhaare haben einen mehr oder weniger
erweiterten Haarfuß. Die chemische Beschaffenheit der Membran
wurde mit Phloroglucin-Salzsäure geprüft und dabei immer eine
deutliche Rotfärbung erhalten. Der Fuß ist meist getüpfelt. Im
freien Teil des Haares wurden keine Tüpfel gefunden. Solche
Haare fanden sich bei Phalaris arundinacea , Panicum undulati-
folium, Milium eff'usum, Arena pubescens, Bromus inennis, Tri-
setum ftavescens, Brach g podium mucronatum. Ihr Auftreten ist
nicht immer ein regelmäßiges; sondern sie sind meist spärlich
verteilt. (Ausnahmen: Trisetum ftavescens, Arena pubescens.)
Als Weichhaare werden Trichome definiert, die schlängeligen
Verlauf und Einschnürung über dem erweiterten Fuß zeigen. Ihr
Vorkommen konnte nur bei Festuca rubra falla.r nachgewiesen werden.
Allgemein ist zu sagen, daß die Haare nach der Topographie
zu schließen, die Kurzzellen ersetzen. So besteht die Epidermis
von Trisetum ftavescens neben den Langzellen fast nur aus Haaren
und ganz wenigen Kurzzellen.
Die von Brockmann-Jerosch (6; pag. 592) ange führten,
wasseraufnehmenden Haare sollen auch im Rhizom Vorkommen;
indes fehlen nähere Angaben. Ihre starkverdickten Wandungen
bestehen nach des Autors Angaben aus Hemicellulosen; ihr Fuß
hat verästelte Poren. Alle von mir untersuchten Haare zeigten
Rötung mit Phloroglucin und Salzsäure oder waren stark verkieselt.
Fig. 55 gibt eine solche verholzte Kurzzelle von Bromus inermis,
die zweifellos ein nicht ganz entwickeltes Haar darstellt. Man ist
auch leichterdings geneigt, au diese Brockmann sehen Haare zu
denken. Porenbildung kommt aber nach meinen Beobachtungen
bei den meisten konstatierten Haaren vor.
Die relative Seltenheit des Vorkommens von Trichomen (12 von
83 Arten) spricht allgemein gegen eine allzu große physiologische
Rolle; sie scheinen mein- als rudimentäre Gebilde aufgefaßt werden
zu müssen.
Die Hypodermis.
Als Hypodermis bezeichnet man alle subepidermalen Gebilde,
die der Epidermis in ihrem Bau gleichen oder sie doch in ihrer
Funktion unterstützen, die aber in der Rinde und nicht im Derma-
togen ihren Entstehungsort haben. Ihre chemische Beschaffenheit
Wille, Anatomisch-physiologische Untersuchungen am Gramineenrhizora. 13
ist eine variable. Neben deutlich verholzten Zellen kommen auch
verkorkte vor. Allgemein haben die Hypodermiszellen eine be-
deutende Länge; sie sind ziemlich schmal und getüpfelt. Die
Längenunterschiede kommen besonders stark zur Geltung bei den
Stärkegräsern, wie Andropogon Halepensis, Cynodon dactylon, Bam-
busa nigra etc., wo die Rindenzellen oft + isodiametrisch sind. Man
trifft alle Übergänge von den langen Hypodermiszellen bis zum
beinahe quadratischen Rinden parenclwm in langsamer Folge. Weniger
auffällig ist der Unterschied bei Zuckergräsern, doch kann man
auch hier eine deutliche Streckung beobachten. Wird die Hypo-
dermis als Wassergewebe aufgefaßt, so ist diese Erscheinung leichter-
dings erklärlich. Die Mächtigkeit variiert von ein bis drei Schichten.
Bei folgenden Arten wurde eine Hvpodermis angetroffen:
Oryxa clandestina, 0. hexaruJra, Lygeum spartum, Luziola
peruviana, Phalaris arunclinacea, Andropogon Halepensis, A. gryllus,
Paspalum Michauxianum, Pennisetum viüosum, Gymnothrix laii-
folium , Cynodon dactylon, Alopecurus bulbosus, Oinna mexicana,
Sporobolus arenarins, Agrostis alba, Calamagrostis neglecta, C. are-
naria, ('. varia, Avena pratensis, Trisetum distichophyllum, Sesleria
coerulea, Arundo phragmites, Brixa media, Biplachne serotina,
Melica uniflora, Aeluropus litoralis, Poa Cenisia, P. caesia, P. hybrida,
P. pratensis , P. eompressa, Glyxeria fluiians, P. aquatica, Festuca
myurus, Bromns inermis, B. erectus, Brachy podium pinnatum,
B. ramosum, B. mucronatwn, Triticum repens majus, T. repens
glaucum, T. litorale, T. Goiranicum, T. junceum, T. repens X jun-
ceum, T. acutum, T. cristatnm, Hordeum europaeum, Phyllostacliys
nigra.
Interzellularen zwischen Epidermis und Hypodermis wurden
selten gefunden; der Zusammenschluß ist meist ein inniger. (Aus-
nahmen hiervon sind Poa eompressa, P. pratensis, B. nemoralis,
Bromns inermis, Calamagrostis neglecta.) Die Zellformen sind ent-
weder bei beiden Organen die nämlichen (im Querschnitt), oder
die Hj'podermis kann sich formal mehr der Rinde nähern, indem
sie einfach durch eine starke Wandverdickung charakterisiert ist.
Das tritt meist bei abgeplatteten Epidermen auf; eine gewisse
Ausnahme machen hier die Triticum- Arten, bei denen auch die
Hypodermis abgeplattet erscheint.
c. Das mechanische System.
Im Voraus ist zu bemerken, daß es nicht allein die mechanische
Beanspruchung sein kann, die einem Rhizom seinen Charakter
aufzudrücken vermag. So ist z. B. bei den meisten untersuchten
Poö-Arten keine zentripetale Anordnung der mechanischen Elemente
zu konstatieren. Die subepidermalen Rippen des Stengels werden
zwar meist eingezogen, wenigstens zum Teil; aber dennoch sollte
man größere Veränderungen erwarten dürfen. Vergleicht man
z. B. Poa pratensis, caesia, Cenisa, minor, hybrida, eompressa und
nemoralis miteinander, so sind die Differenzen im anatomischen
Bau eigentlich doch recht gering, wenn man die großen Differenzen
14 Wille, Anatomisch-physiologische Untersuchungen am Grainineenrhizoni.
in ihrer Lebensweise in Betracht zieht (Wiesen-, Wald- und
Schuttgräser). In der Rindenentwicklung sind Unterschiede vor-
handen. So besitzt Poa Cmisia sieben-, P. minor fünf-, P.
hybrida fünf-, P. eaesia sechs-, P. compressa vier-, P. pratensis
drei- bis vier-, P. nemoralis zweischichtiges Rindenparenchym.
Aber die Hauptimterschiede, die die später aufzustellenden Typen
bedingen, sind anderer Natur. In erster Linie sind es er-
nährungsphysiologische Momente, wie ich nachher zeigen
werde, indem die Hauptcharaktere durch den Unterschied
Stärke- und Zuckergras bedingt werden. In zweiter Linie
sind es Anpassungsmerkmale. Systematische Momente scheinen,
so weit das wenig zahlreiche Material dies zu beurteilen erlaubt,
weniger in Betracht zu kommen.
Wenn wir trotzdem auf eine Besprechung des mechanischen
Systems eintreten müssen, so ist es die Tatsache, daß bei einem
Vergleich von Stengel, Rhizom und Wurzel doch immer solche
konstante Unterschiede Vorkommen, die es rechtfertigen, die ver-
schiedenen mechanischen Kräfte und ihre Einwirkungsart zu
verfolgen. Bei den Differenzen im Rhizombau selbst, bei der
Anordnung der Gefäßbündel, bei der Verteilung der mechanisch
wirksamen Elemente u. s. f. tritt erst die Schwierigkeit auf, hier
alles mechanisch erklären zu können. Hier versuchen die Unter-
suchungsergebnisse vorliegender Arbeit anzusetzen, indem sie zeigen
wollen, wie durch alle Triben hindurch der Unterschied Zuckcr-
und Stärkegras seinen Stempel aufdrückt und physiologisch nahe-
stehendes auch anatomisch einander näher bringt.
Von den mechanisch wirksamen Zellformen, dem Kollenchym
mit seinen verschiedenen Ausbildungen, dem Sklerenchym und
den Stereiden, kommen nur die letzteren hier in Frage. Überhaupt
scheint nach den Untersuchungen von Rothert (36, pag. 107)
allgemein die Tendenz vorhanden zu sein, daß im Stengel vor-
kommendes Kollenchym im Rhizom verschwindet oder doch stark
reduziert wird. Bei einigen wenigen Arten kommen isolierte,
verdickte Zellen in der Rinde, seltener im Mark vor. Ihre Be-
deutung geht nicht ohne weiteres aus ihrer Anordnung hervor; es
betrifft dies Melica uniflora. Daß die Mestombündel als Ganzes
auch mechanisch wirksam sind, und dabei bisweilen durch Mestom-
scheiden verstärkt werden, brauche ich wohl kaum besonders
hervorzuheben. Wenn solche Mestome auch meistens nach
Schwendener (43) nur lokale Wirksamkeit besitzen, so ist der
ganze Mestomkomplex, wie er im Querschnitt auftritt , sicherlich
auch von mechanischer Bedeutung.
Die im und am Rhizom wirkenden Kräfte sind in erster
Linie der Zug; derselbe wird hervorgerufen von den wachsenden,
oberirdischen Pflanzenteilen, von der Bewegung des Bodens durch
rutschende Bodenteile (durch Gefrieren und Auftauen,1) Geröll etc.).
l) Hier wäre leichterdings der Einwand möglich, daß eine Anpassung,
die eigentlich bei den gewöhnlichen Talgräsem nur während der Vegetations-
ruhe sich bilden könnte, eine etwas gewagte Hypothese sei. Es ist aber daran
Wille, Anatomisch-physiologische Untersuchungen am Gramineenrkizom. {5
In zweiter Linie spielt der radial wirkende Druck der Bodendecke
eine wichtige Rolle, so daß Einrichtungen zur Erhaltung der
Querschuittform vorhanden sein müssen.
Zugfeste Einrichtungen. Die Zugfestigkeit hängt nur
von der Größe des Querschnitts der widerstandsfähigen Elemente
ab. Ihre Anordnung ist theoretisch gleichgültig, sofern der Zug-
gleichmäßig auf alle widerstandsfähigen Elemente wirkt.
Die Wurzeln sind alle uniform gebaut; sie dienen zugleich
zur Festigung und zur Wasseraufnahme. Der radiale Druck, den
sie auszuhalten haben, wird durch die Epidermis, eventuell durch
ein Periderm aufgehalten; anders beim Rhizom. Hier kommt die
Uniformität der anatomischen Struktur nicht in dem Maße zur
Geltung. Alle Rhizome sind nicht direkt mit einander vergleichbar,
weil ihre beiden Funktionen, Speicherung und vegetative Ver-
mehrung etc., gerade hier von Bedeutung sind. Währenddem
einzelne, wie z. B Trisetum distirhophyllum , Poa Cenisia, Festuca
pulchella, als zugfeste Organe anzusprechen sind, gibt es wieder
andere, die mehr nur zur Stoffspeicherung, eventuell auch der
Artverbreitung dienen. Die nötige Zugfestigkeit bei diesen Gräsern
wird oft durch starke Bewurzelung reguliert, so daß eine Ver-
stärkung durch eine besondere zugfeste Struktur eigentlich illu-
sorisch wird. Gewisse Ausnahmen finden sich auch hier vor, z. B.
Orgza clandestina, 0. hexandra, Glyxeria- Arten, Andropogou Ha-
Irpens/s. Bei den ersteren ist eine zentrale Anordnung wegen der
großen Lufthöhle unmöglich; diese ist aber, weil alles ausgesprochene
Hygrophyten, wegen der Durchlüftung unerläßlich. Die nötige Festig-
keit leisten hier die Mestombiindel in genügender Weise. Das
Gleiche ist auch bei Andropogou Halepensis und Alopecurus bulbosus
der Fall. Ob der Reservezellulose, die bei Andropogou als
lamellenartige Verdickung der Zellwände vorkommt, eine mecha-
nische Wirkung zuzuschreiben ist, ist fraglich. Ebenso passen die
Arten mit subepidermalen Rippen nicht hierher. Bei der Gattung
Poa kommt es, wie bereits erwähnt, nur vereinzelt zu ihrer Aus-
bildung. Dafür treffen wir solche bei Holcus mol Hs, Panicum un-
dulatifolium und Tritinun junceum. Diese 3 Arten zeigen große
Übereinstimmung mit oberirdischen Stammorganen, indem oft das
Rinden parenchym nur einschichtig vorhanden ist. Panicum undu-
latifolium besitzt meist oberirdische Rhizome; Holms mollis zeigt
sich in seinem Rhizomverlauf im Boden, in seiner Behaarung u. s. w.
einfach als gerade Verlängerung der oberirdischen Achse in die
Erde hinein, und so scheint auch die geringe Differenzierung gegen-
über dem Halm erklärlich.
zu erinnern, daß nach Volkart (55, pag. 14) die Großzahl unserer einheimischen
Gräser keine ausgesprochene Winterruhe besitzt; sondern, wenn nicht strenge
Kälte herrscht, fortwächst und ihre Erneuerungsknospen entwickeln kann usf.
Das soll vor allem für einige wintergrüne Gräser wie Stupa calamayrostis,
Poa compressa und in mehr oder weniger ausgeprägtem Maße für sämtliche
Wiesengräser und andere Mesophyten, aber auch Hygrophyten, wie Glyxeria-
Arten, Catabrosa zutreffen.
](} Wille, A natomisch-])by siologinrhe Untersuchungen am Uramineenrhizom.
Festigkeit gegen radialen Druck. Als erster Punkt ist
die allgemeine Tendenz der unterirdischen Organe zu erwähnen,
ihre oberirdische Form aufzugeben und sich abzurunden. Bei Grä-
sern ist wegen der meist runden Form des Stengels dies allgemein
gar nicht mehr nötig; doch gibt es auch hier Ausnahmen, wie
Qlyxeria aquatica, Calamagrostis epigeios, Cgnodon dactglon etc.
Absolut rund sind die Bhizome überhaupt nicht, wie mannigfache
Querschnitte zeigten. Oft stehen einzelne Epidermiszellen etwas
nach außen vor; dann linden sich Haare u. s. f.
Die ringförmige Anordnung der mechanischen Zellen ist
hier das Zweckmäßigste. So sieht man die erwähnte Abrundung,
dann die oft bedeutend verdickte Epidermis, die verholzt oder ver-
korkt sein kann; darunter folgt eine oft mehrschichtige Epidermis
zu weiterem mechanischen Schutze. Meist ist die Tendenz vor-
handen, daß einer Kinde mit großen Lufthöhlen eine stärkere Epi-
dermis und Hypodermis entsprechen; doch ist dies wiederum nicht
allgemein gültig, wie die meisten Calamagrostis- Äxten und Trisetum
flavescens zeigen. Als schönstes Beispiel dieser Tendenz ist Tri-
setum distichopkyUum anzugeben. Bei ausgewachsenen Internodien
von Exemplaren natürlicher Standorte (bewegliches Schuttgerölle,
Bündnerschiefer) ist das Rindenparenchym ganz verschwunden oder
doch stark reduziert; an seine Stelle tritt eine mehrschichtige
Hypodermis, die ganz endodermisähnlichen Charakter annimmt. Die
gleiche Art, aus dem Versuchsfeld Fürstenalp der Samenkontroll-
station Zürich bezogen, wo die Pflanze auf frischem Lägerboden,
der zwar heute mit Bündnerschieferschutt melioriert ist, wächst,
zeigt eine parenchymatische Entwicklung der Rinde, wie andere
Trisetum- Arten
Zur Übersicht, wie bei den verschiedenen Rhizomen der unter-
suchten Gräser sich die mechanischen Gewebe zu gewissen Struktur-
typen anordnen, lasse ich eine Zusammenstellung der zu unter-
scheidenden Typen folgen.
Die verschiedenen Anordnungen im Bau der Rhizome.
I. Anordnung ohne Bastring: keine Gesamtscheiden; nur + Mestom-
scheiden.
1. Alle Gefäßbündel sind im ganzen Querschnitt mit Aus-
nahme einer kleinen Rindenzone zerstreut.
a. Gefäßbündel haben + keine Bastbeläge, dafür treten
einzelne Mestomscheiden auf: Amlropogou Halepensis
(Fig. 61), Alopecurus bulhosus (Fig. 62). Typus I.
b. Gefäßbündel haben, besonders die peripherisch gelege-
nen, starke Bastbeläge: Phyllostaehys nigra (Fig. 64),
Gymnothrix latifolmm (Fig. 65). Typus II.
2. Alle Gefäßbündel sind in 1 — 3 Kreisen angeordnet; dabei
aber deutlich Rindenzone; aber keine Gesamtendodermis;
Oryxa liexaudra (Fig. 69), Glyxeria aquatica (Fig. 66), Oryxa
clandestina (Fig. 63), G!y\eria fluitans (Fig. 67), Glyxeria
plicata. Typus III.
Wille, Anatomisch-physiologische Untersuchungen am (fraimneenrliizom. | 7
II. Anordnung mit Bastring; Gesamtscheide vorhanden.
A. Nur äußerer Bastring; nur eine Endodermis.
1. Wenige Gefäßbündel im scharf abgegrenzten Bastring
eingeschlosseu ; diese aber meist viel kleiner, oft stark
reduziert; die Großzahl liegt isoliert im Mark. Ver-
hältnis von Rinde zu Zentralzjdinder ist klein.
a. Gefäßbündel auf beiden Seiten an den Bastring
anlehnend, oder dann frei im Mark: Panicum
repens (Fig. 70). Typus IV.
b. Gefäßbündel innerhalb des Bastringes, in diesen
eingeschlossen, dann reduziert oder auch an-
lehnend; die Großzahl frei von Mark.
a. Rinde schwach entwickelt.
aa. Luftgang im Zentrum vorhanden:
Sporobolus arenarius, Cynodon dac-
tylon (Fig. 71). Typus V.
ßß. Keine zentrale Lufthöhle: Pennisetum
longistylum, Diplachne serotina. Ty-
pus VI.
ß. Kräftige Rindenentwicklung: Luziola pe-
ruviana (Fig. 72), Aeluropus litoralis.
Typus VII.
2. Bastring wenig scharf abgesetzt; alle oder Mehrzahl
der Gefäßbündel in ihm eingeschlossen; eine Reduk-
tion derselben variirt von Art zu Art. Eine kleine
Anzahl von Gefäßbündeln im Mark frei; dann aber
oft mit starken Bastbelägen; nur eine Gesamtscheide
und zwar zwischen Rinde und Zentralzylinder; deut-
liche Rindenzone vorhanden, die gelegentlich durch
subepidermale Rippen durchbrochen wird.
a. Alle Gefäßbündel in diesen Ring eingeschlossen,
a'. Rinde uniform ohne Lufthöhlen.
a. Kein Luftgang im Mark; 1 — 2 Reihen
von Gefäßbündeln.
aa. Schwache Rindenentwicklung: Poa
compressa (Fig. 73), P. nemoralis,
P. pratensis, Aera flexuosa, Ayrostis
alba, Brachypodium pmnatum,
Bromus erectus. Typus VIII.
ßß. Starke Rindenentwicklung: Arena
pubescens (Fig. 74), Festuca rubra
yenuina, Briza media. Typus IX.
ß. Luftgang im Mark vorhanden: Ayrostis
canina, Calamayrostis arundinacea ^ C.
varia, ('. tenella, Poa minor, P. caesia,
Melica nutans (Fig. 75), M. ciliata, Festuca
myurus, Triticum repens majus, Tr.
repens ylaucum, T. Goirauieum, Brachy-
podium ramosum, B. mucronatum.
Typus X
Beihefte Bot. Centralbl. Bd. XXXIII. Abt. T. Heft 1.
2
Wille, Anatomisch-physiologische Untersuchungen am (iraniineenrhizuni.
b'. Rinde mit Lufthöhlen : Calamagrostis pseudo-
phragmites, C. epigeios, C. calamagrostis
(Fig. 76), 0. varia. Typus XI.
b. Neben dem Ring noch isolierte Gefäßbiindel im
Mark.
a'. Mark ohne Lufthöhle.
a. Ohne subepidermale Rippen: Poa hg-
Imda, Festuca rubra fallax, Bromus
inermis (Fig. 77), Milium effusum,
Hordeum europaeum. Typus XII.
ß. Mit subepidermalen Rippen: Holcus
mollis (Fig. 78), Panicum undulatifolium.
Typus XIII.
b'. Mark mit Lufthöhe.
a. Ohne subepidermale Rippen: Paspalum
plicatum, Phleum alpinum, P. nodosum,
Oinna mexicana (Fig. 79), Calamagrostis
neglecta, Triticum intermedium, T. cris-
taturn, T. litorale, T. repens X junceum,
T. dasyanthum, Poa Cenisia. Typus XIV.
ß. Mit subepidermaleu Rippen: Triticum
junceum (Fig. 80). Typus XV.
B. Ein Bastring mit äußerer und innerer Schutzscheide.
1. Regelmäßige Gefäßbündelausbildung: Arena pratensis
(Fig. 83 und 86), Trisetum distichophyllum. Typus XVI.
2. Stark reduzierte Gefäßbündel: Alopecurus atpinus
(Fig. 82 und 85). Typus XVII.
C. Zwei Bastringe vorhanden: Arundo phragmites (Fig. 81).
Typus XVIII
d. Das Leitungssystem.
Die Gefäßbündel der Monokotylen, speziell auch der Gramineen,
wurden schon öfters einschlägigen Untersuchungen unterzogen. Von
neueren Arbeiten erwähne ich nur Strasburger (53, pag. 328—431).
Über den Bündelbau im Rhizom liegt eine Arbeit von Laux (24)
vor. Wir haben es im allgemeinen mit geschlossenen, collateralen
Bündeln zu tun, die bei den Gräsern so typisch gebaut sind, daß
sie seit Russow (38) als Gramineentypus bezeichnet werden.
Das Vorkommen von konzentrischen Bündeln, das Laux (24, pag. 14)
allgemein für Rhizome postuliert, ist verschwindend klein bei den
Gräsern. Solche konzentrische Bündel kommen, wie Rothert
(37, pag. 47) nachwies, an den Übergangsstellen von Rhizom und
Stendel vor; verschwinden dann aber und machen den kollateralen
Platz, die Rothert (37, pag. 27) als Teile von konzentrischen
Bündeln definiert. Die Bündel des Stengels zeigen von denen
des Rhizoms nur kleine Unterschiede, wie einige Stichproben lehrten.
Das Xylem. Ganz allgemein für unseren Typus sind die
beiden großen, seitlichen Gefäße; sie sind getüpfelt oder haben
netzförmige Verdickungen. Tm Querschnitt betrachtet sind sie
Wille, Anotoniisch-pliysiologiselio Untersuchungen ;i m (Iramineenrliizom- 19
meist rund, können aber auch elliptisch sein. Dazwischen ein-
gesenkt gegen das Zentrum hin liegen 1 — 3 Ring- lind Spiral-
gefäße. Die im Stcngelbiindel allgemein verbreitete Lücke (Aus-
nahmen bei Volkart (55. p. 33) angegeben) fehlt im Rhizom
mit folgenden Ausnahmen: Oryxa liexandra, Luxiola peruviana,
Panicum repens, Gymnothrix latifolium, Phleum alpinum, Calama-
grostis neglecta, (\ artotdinacea, Poa minor, Catabrosa aquatica,
Triticum intermediiun, T. dasyanthum, Phyllostachys nigra.
Zwischen den großen Gefäßen und den beiden Ring- und
Spiralgefäßen lagern sich etwa stark verdickte Trachei'den ein, die
sich durch ihr lebhaftes Tinktionsvermögen von ihrer Umgebung
abheben: Oryxa hexandra, O. clandestina, Panicum repens, Gym-
nothrix latifolium, Alopecurus bulbosus, Phleum nodoston, P. alpinum,
Agrostis alba, A. cauina, Calamagrostis artotdinacea, C. villosa,
Holcus mollis, Trisetum flavescens, T. spicatum, Melica nutans, M.
uniflora, Poa cotnpressa, P. minor , P. nemoralis, P. Cenisia, P.
pratensis, Brixa media, Glyxeria fluitans, G. plicata, Bromus inermis.
Brachypodium ramosnm, Triticum repens majus , T. Goiranicum,
T. junceum, T. repens litorale, Hordeion europaeion.
Die Beschaffenheit der alle Gefäße umschließenden und ver-
einigenden Holzparenchymzellen ist verschieden. Die an das Mark
und an das Phloem stoßenden Elemente sind verdickt und bilden
so eine mechanische Scheide. Das Phloem ist von den beiden Ge-
fäßen immer durch eine ein- bis zweifache Zellage von Holzpar-
enchym getrennt. Die um die Ringgefäße sich befindenden Zellen
sind verschieden. In vielen Rhizomen sind im Querschnitte keine
Differenzen punkto Wanddicke zu unterscheiden, alle Zellen des
Gefäßteils sind ungefähr gleichstark verdickt. In wieder anderen
Fällen sind diese Teile ganz schwachwandig ausgebildet. Sie geben
nur schwache Ligninreaktion, können aber auch reine Zellulose-
reaktion aufweisen, und zwar ist es mehr als die Hälfte meines
Materials, die solch dünnwandiges Holzparenchym besitzt. Beson-
ders stark ausgeprägte Bastbeläge zeigen sich selten. Solche traf
ich bei: Alopecurus bulbosus, Sporobolus arenarius, Gymnothrix lati-
folium, Pennisetum villosum, Triticum junceum, Phyllostachys nigra.
Das Phloem. Es ist in der Mehrzahl der Fälle ganz regel-
mäßig gebaut und besteht aus regelmäßigen, polyedrischen Sieb-
röhren, an deren Ecken Siebparenchym sich befindet, so daß all-
gemein ein gleichförmiges, gitterähnliches Bild entsteht. Inter-
cellularen sind dabei keine vorhanden = Typus I.
Hierher gehören: Oryxa, clandestina , Lygeion spartu m, Hie-
roclüoe odorata, Andropogon Halepensis, A. grgllus, Paspalum pli-
catum, S. Michauxianum, Panicum repens (Fig. 87), P. undulati-
foliton, Pennisetum villosum, Cgnodon dactylon, Mil hon effusum,
Stupa calamagrostis, Phleum pratense nodosion, S. pratense alpinum,
Cinna mexicana, Sporobolus arenarius, Agrostis canina, A. alba,
Calamagrostis calamagrostis, C. neglecta, C. artotdinacea, C. pseudo-
phragmites, C. arenaria, Holcus mollis, Avena elatior, A. pubescens,
A. pratensis, Trisetum flavescens, T. spicatum, T. distichophyllum,
Seslcria cocrulea, Arttndo phragmites (z. T.), Biplachne serotiua.
2(1 Wille, Anatomisch-physiologische Untersuchungen um Kramincenrhizuni.
Melica uniflora. 31. nutans, 31. ciliata, Aeluropus litoralis, Poa
Cenisia, P. caesia, P. hybrida, P. minor, P. pratensis, P. nernoraJis,
Catabrosa aquatica. Glyxeria fluitans, G. plicata , Festnca rubra
fallax, F. pidcliella, Bromus erectas, Brachypodium ramosum, B.
pinnatum , T. repens glaucum. T. repens liforale, T. intermedium, T.
Goiranicum, T. junceum, T. cristatum, T. dasyanthum, Hordeum
europaeum.
Im Typus II vereinigen wir die Gefäßbiiudel. bei denen im
Phloem Interzellularen vorkommcu; trotz der gleichen Anordnung
der Siebröhren und des Siebparenchyms verliert das Bild bedeutend
an Begehn äßigkeit; eine solche Anordnung ist zu treffen bei:
Alopecurus bulbosns, Agrostis vulgaris , Calamagrosfis cpigeios, C.
varia , C. villosa, Glyxeria aqnatica (Fig. 89), Bromus inermis,
Brachypodium mucronatum, Trificum repens majus.
Beim Typus III zeigen Siebparenchym und Siebröhren fast
gar keine Größenunterschiede im Querschnitt, so daß man vermuten
könnte, daß nur Siebröhren vorhanden seien. Als Vertrete]- sind
zu erwähnen: Phalaris arundinacea, Panicum virgatum, Alopecurus
alpinus, Poa compressa (Fig. 88), Festuca myurns.
Der Typus IV ist durch die großen Lumina seiner Siebröhren
charakterisiert, die oft in extremen Fällen die Weite der Tiipfel-
gefäße erreichen können. Das Siebparenchym ist dabei ganz un-
regelmäßig dazwischen zerstreut. Interzellularen können fehlen
oder auch Vorkommen. Die wenigen Beispiele sind folgende:
Oryxa hexandra, Luxiola peruviana. Arundo phragmites z. T. (Fig. 97),
Phyllostachys nigra (Fig. 90).
Neben diesen mehr oder weniger regelmäßigen kollateralen
Bündeln kommen in einzelnen Fällen noch konzentrische vor nebst
den entsprechenden Übergängen. Als solche sind zu erwähnen die
V-förmige Anordnung der Gefäße, das Auftreten eines einzigen
Gefäßes, das dem Phloem rindenseits opponiert ist u. s. f. (Fig. 91).
Konzentrische Bündel in verschieden typischer Ausbildung finden
sich bei 3Iilium effusum, Phleum alpinum, 3Ielica ciliata. Außer-
dem zeigen viele sonst kollaterale Bündel im Knoten die Tendenz,
konzentrisch zu werden.
Bei der Verkleinerung der Bündel, die meist gegen die Pe-
ripherie, d. h. gegen die Eudodermis hin auftritt, ist ein verschie-
denes Verhalten zu beobachten.
Eine erste Abteilung benimmt sich hier ganz normal, d. h.
es tritt einfach eine Verkleinerung des Bündels ein. Dabei ver-
schwinden die Bing- und Spiralgefäße und der Großteil des Holz-
parenchyms. Die Tüpfelgefäße und das Phloem werden kleiner.
Das Phloem nähert sich in den meisten Fällen dem dort auf-
gestellten Typus III. So verhalten sich: Luxiola peruviana, Pas-
palum Michauxianum, Panicum repens, Gymnothrix latifolium,
Panicum undulatifolium. Cynodon dactylon, Phleum nodosum, Spo-
robolus arenarius, Calamagrosfis neglecta, C. villosa . Holcus mollis,
Arundo phragmites , 3Ielica nutans, Poa compressa, P. nemoralis,
Catabrosa aqnatica, Glyxeria fluitans, G. plicata, Festuca rubra
fallax. Bromus crectus, Brachypodium ramosum, Trificum repens
Wille, Anatomisch-physiologische Untersuchungen am Gramineenrhizom. 21
majus , T. repens lit orale, T. junceum, T. repens X junceum, Hor-
de um europaeum.
Bei einer zweiten Klasse können bei eintretender Reduktion
einige Bündel sieb wie bei der vorhergehenden Abteilung verhalten,
bei den anderen ist aber die Reduktion weiter vorgeschritten und
zwar zeigt sie sich im Verlust eines Tüpfelgefäßes. Das noch vor-
handene kann dabei seine seitliche Stellung beibehalten oder mit
dem Phloem auf einem Radius angeordnet sein; oder es können
nur isolierte Tüpfelgefäße oder isolierte Phloemstränge übrigbleiben.
Solche Bündel zeigten folgende Gräser: Oryxa clandestina, Andro-
pogon Halepensis, Paspalum plicatum, Pennisetum villosam, China
mexicana, Agrostis alba, A. canina, Calamagrostis calamagrostis,
C. arenaria, C. villosa, Avena elalior , A. pratensis, Trisetum fla-
vescens, P. distichophyllum, T. spicatum, Aera flexuosa, Melica uni-
flora, M. eiliata, Aeluropus litoralis, Poa minor, P. Cenisia , P.
pratensis, P. caesia, Briza medio, Glyzerin aquatica, Festuca rubra,
F. myurus, F. pulchella, Bronnis inermis, Brach y podium pinnatum,
B. mucronatum , B. ramosum, Triticwn repens glaucum , T. inter -
medium, T. Goiranicum, T. cristatum.
In einer letzten Gruppe wären noch alle übrigen Arten zu
vereinigen. Hier haben wir überhaupt keine Gefaßbiindel, die den
Gramineentypus repräsentieren können. Abzutrennen sind noch die
folgenden Calamagrostis- Arten : C.epigeios, C. pseudopkraymites, C.
tenel/a, C. raria. Sie besitzen alle zweierlei Bündel. Die innen
gelegenen bestehen aus stark entwickelten Siebteilen; die großen
Tüpfelgefäße fehlen hier gänzlich; Holzparenchym und Ringgefäß
kommen meist vor (Fig. 91). Die Großzahl der Bündel aber be-
steht aus starkem Leptomteil mit seitlich gestelltem Tüpfelgefäß
(Fig. 91); selten sind auch isolierte Leptomstränge und isolierte
Tüpfelgefäße zu finden. Alle anderen hier vereinigten Gräser zeigen
noch weniger Übereinstimmung; es können nur isolierte Tüpfel-
gefäße und isolierte Phloeme übrigbleiben; sodann ändert sich die
Anordnung vom Phloem und Xylem von Art zu Art. Als Beispiel
dieses Verhaltens dienen: Andropogon gryllus, Phalaris arundinacea,
Hierochloe odorata, Panicum rirgatum, Milium effusum, Stupa ca-
lamagrostis, Phleum pratense alpinum, Alopecurus alpinus, Avena
pubescens, Diplachne serotina, Sesleria coendea , Poa hybrida, Tri-
ticum dasyanthum.
Die Endodermis.
Über den Bau der Endodermis sind wir durch die Unter-
suchungen von Kroemer (23, p. 83 ff.) und Schwendener (44)
gut unterrichtet. Als gemeinsame Charaktere sind ihr mit Schwen-
dener (44, p. 6, 38 ff.) die mechanische Widerstandsfähigkeit, Kon-
tinuität in der Querschnittsform und relative Permeabilität eigen.
Sie will den Durchtritt der in den Bündel u sich bewegenden Stoffe
hindern, sodann aber auch die Bündel in ihrer Gesamtheit mecha-
nisch unterstützen. Um diesen Zweck zu erreichen, werden Kork-
stoffe eingelagert. Der Nachweis wurde erbracht mittels Färbung
oo
Wille, Anatomisch-physiologische Untersuchungen am Giamiiieenvhizoui.
mit Chlorzinkjod, Sudanglyzerin, Safranin und durch Behandlung
mit konzentrierter Schwefelsäure nach bekannten Angaben.
Ihre mechanische Funktion wird oft unterstützt durch einen
Sklerenchymring, der. wie schon bei der Besprechung des mecha-
nischen Systems erwähnt, eine mehr oder weniger große Anzahl
von Bündeln vereinigen kann, nach außen und innen scharf be-
grenzt ist, oder der nach innen allmählich ins Mark übergeht.
Durch die Verkorkung wird nach Schwendener (44, p. 43) nicht
nur die Permeabilität, sondern auch die Dehnbarkeit vermindert
und zugleich die absolute Festigkeit erhöht.
Zuerst ist zu unterscheiden zwischen Einzel- und Gesamt-
scheiden. Erstere umgeben nur ein (selten 2—3) Bündel, letztere
umschließen die Gesamtheit der vorhandenen Bündel mit Ausnahme
etwa vorhandener Blattspuren. Einzelscheideu finden sich bei:
Oryza hexandra, 0. clandestina, Andropogon Halepensis, Glyzeria
aquatica, G. fluitans, G. plicata, PJ/yllostachys nigra.
Als Übergangsglied ist hier noch Gymnothnx lafifolium zu
besprechen. Bei dieser Art ist, wie schon erwähnt, kein kon-
tinuierlicher Bastring, sondern nur einige Anfänge von Bastriug-
bildung zwischen vereinzelten Bündeln vorhanden, währenddem
wieder andere völlig isoliert dastehen.
Alle übrigen Arten besitzen mehr oder weniger deutlich aus-
geprägte Gesamtscheiden.
Was die Form der Scheidenzellen anbelaugt, so sind sie zu-
nächst meist getüpfelt. Im Längsschnitt betrachtet, zeigen sie
Übergänge von der parenchymatischen Form bis zu den bastförmigen
Zellen mit schiefgestellten Poren. Es sind sodann hier zwei Klassen
zu unterscheiden, die 0- und die U-Scheiden (Fig. 92, 92). Die
Differenzierung der dünnwandigen Scheiden, wie es von Schwen-
dener (44, p. 27) gemacht wird, habe ich nicht angenommen, weil
zwischen dieser Klasse und den O-Scheiden keine scharfe Abgrenzung
möglich ist.
Die O-Scheiden sind die seltener auftretenden. Bei ihnen
sind die Scheidewände, im Querschnitt betrachtet, gleichmäßig ver-
dickt (Fig. 92). Solche Endodermiszellen trifft man bei folgenden
Arten: Lu.iola peruviana. Gymnothrix latifolium , Panicum vir-
gatinn, Cyuodon dactylon, Alopecuras bulbosus, Sporobolus arenarius,
Arena pnbescens, Arundo phragmites, Poa Cenisia , Poa caesia , P.
hybrida, P. nemoralis, Festuca myurits, Bromus erectus , Phyllo-
stackys nigra.
Alle übrigen untersuchten Arten besitzen U-Scheiden (Fig. 93).
Bei diesen sind die nach innen gelegene Tangentialwand und ev.
noch die Radialwände besonders in ihren unteren Teilen stärker
verdickt als die nach außen gelegene Tangentialwand.
Über die Verbindung der Scheide mit den benachbarten Zellen
unterscheidet Sch wendener (44, p 25 ff.) in seinen Untersuchungen
eine größere Anzahl von Typen. In den untersuchten Rhizomen
ergaben sich zwei Typen: Bei der ersten Klasse haben wir eine
Verdickung der Scheidenzellen und der innenseitig angrenzenden
Zellschichten. Eine solche Struktur zeigen: Lygeum spartum,
Wille, Anatomisch-physiologische Untersuchungen am Graiuineenrhizom. 23
Luxiola peruviana, Hierochloe odorata , Andropogon gryllus, Paspalum
plicatum , Panicum virgatum, Cynodon dactylon, Stupa calamagrostis,
Alopeeums alpinus , A. bu/bosus, China mexicana, Sporobolus are-
narius, Agrostis alba, Calamagrostis neglecta, C. arenaria , C. villosa,
C. pseudopkragmites, Avena elatior, A. pubescens, Trisetum flaves-
cens, T. spicatum (T. distichophyllum) , Aera flexuosa, Sesleria coe-
ndea, Anmdo phragmites, Diplachne serotina, Melica nutans, M.
ciliata, Aeluropus litoralis, Poa minor, P. pratensis, Festuca myurus,
F. rubra, F.pulchella (Fig. 94), Promus inermis, B. er ectus, Brach y-
podium pinnatum, B. ramosvm, Triticum repens majus, T. repens
glaucum, T. repens Litorale, T. Intermedin m , T. Goiranicum, T.
junceum, T. repens X juncetim, T. dasyanthum, Hordeum euro-
paeum, Phyllostachys nigra.
Als Typus II trennen wir die Formen ab, bei denen die
Scheidenzellen, die benachbarten Rindenzellen (1-2 Schichten) und
die innenseitig angrenzenden Zellen eine Verdickung aufweisen.
Diese Ausbildung zeigen folgende Arten: Phalaris aruridinacea,
Pennisetum villosum, Cynodon dactylon, Milium effusum, Agrostis
canina , Calamagrostis calamagrostis, C. epigeios (Fig. 95), G. aruu-
dinacea, C. varia, Avena alpina, Trisetum distichophyllum, Poa
Cenisia, P. hybrida , P. compressa, Brixa media, Festuca rubra,
Brachypodium mucronatum.
Als besondere Fälle sind hier noch Holcus mollis. Catabrosa
aquatica, Phleum nodosum, Panicum repens, P. undulatifolium ,
Gymnothrix latifolium zu erwähnen. Eine typische Endodermis
mittelst Farbenreaktionen nachzuweisen, war mir unmöglich. Eine
zwanzigstiindige Behandlung von feinen Schnitten mit konzentrierter
Schwefelsäure zeigte totalen Schwund der ganzen Gewebe, mit Aus-
nahme der Kurzzellen in der Epidermis und von feinen Membranen,
die offenkundig die Mittellamellen der mechanischen Gewebe ge-
bildet hatten. Die Farbe war die gleiche wie die der Korkzellen.
Es scheint mir bei diesen wenigen Vertretern, die sich in ihrer
Struktur stark an die Halmstruktur anlehnen, keine besondere
Endodermis ausgebildet zu sein; dafür zeigen alle mechanischen
Zellen im peripherischen Ring eine Korkunterlage; die Funktion der
Scheide wurde demnach einfach von anderen Zellen übernommen.
Kroemer (23, p. 103 — 116) hat bei der Gramineenwurzel
mehrere Endodermistypen aufgestellt, je nach dem Vorhandensein
der verschiedenen Altersstadien. Ich mußte auf eine solche Unter-
suchung, weil mir von mehreren nicht einheimischen Arten das
Material fehlte, verzichten. Zudem scheint ein näheres Eintreten
im Rhizom wegen der größeren Gleichförmigkeit viel weniger zu
versprechen.
Der Verkehr der Stoffe zwischen Zentralzylinder und Rinde
kommt durch verschiedene Einrichtungen zustande. Haberlandt
(19, p. 300) will ja den Kohlenhydrattransport nicht im Siebteil,
sondern in der Rinde vor sich gehen lassen; es müssen also auch,
um dies zu ermöglichen, viele Übertrittsstellen vorhanden sein, da
doch die Hauptspeicherung vom Zentralzylinder besorgt wird. Meist
ist die Struktur der Bündel in den Knoten eine ganz andere. Sje
24 Wille, Physiologisch-anatomische Untersuchungen am Gramineenrhizom.
ist oft ganz verwischt; die großen Gefäße verschwinden und an
ihre Stelle treten eine große Zahl von stark getüpfelten, radial
verlaufenden, tracheidenähnlichen Elementen. Sie sind in erster
Linie die Austrittsstellen des Leitungssystems in die Rinde. Die
Endodermis kann dabei ganz fehlen oder doch vielfach durchbrochen
sein. Als weiterer Punkt kommen die sogenannten Durchlaßstellen
in Betracht. An den Stellen, wo die Tüpfelgefäße und der Sieb-
teil nur durch 1 — 2 Holz parenchymlagen getrennt sind, soll nach
Schwendener (44, pag. 23) und Strasburger (53, p. 333) eine
Kommunikation nach außen stattfinden. Die Zellen der Scheiden
zeigen eine andere chemische Beschaffenheit, als ihre mehr nach
außen gelagerten Nachbarn Bei völlig ausgewachsenen Rhizom-
biindeln gelang mir ein solcher Nachweis in der Beschaffenheit der
Membran nicht, wohl aber in jüngeren Teilen. Ganz auffällig und
unter diesem Gesichtspunkt zu betrachten ist die an dieser Stelle
stattfindende Einschnürung der Bündel von Phyllostachys- Arten, die
schon Schwendener (43. p. 65) erwähnt Eigentliche Durchlaß-
zellen, wie sie in der Wurzel vorhanden sind, wurden bis jetzt im
Rhizom noch keine augetroffen. Dafür kommen in seltenen Fällen
Unterbrechungen der Endodermis in den Internodien vor. Die
Endodermis hört stellenweise auf und setzt sich ein Stück weiter
radial nach innen fort. In der entstandenen Lücke stehen oft 1 — 2
Gefäßbündel vor, die die Lücke ausfüllen, die aber zwischen sich
und den freiendigenden Endodermisenden 1 — 2 Zellschichten frei-
lassen, die nicht verkorkt sind, also zum Stoffverkehr dienen mögen.
Dafür spricht auch die deutliche Streckung aller parenchymatischen
Zellen in dieser Richtung. Die Orientierung der Bündel ist dabei
aber variabel. Bei Phalaris arundinacea z. B. fanden sich an
solchen Stellen Bündel, deren Gefäßteil nach der Lücke, deren
Siebteil aber nach dem Zentrum hingewendet war. Vor der Lücke
in der Rinde kann auch ein Blattspurbündel Vorkommen; eine ge-
wisse mechanische Bedeutung scheint mir in der Orientierung der
Bündel zu liegen. Solche Unterbrechungen, die schon Schwen-
dener (43) erwähnt, finden sich bei folgenden Gräsern : Paspalum
Micha uxianu m, Phalaris arundinacea, Stupa calamagrostis, Phleinn
uodosmn, Poa Cenisia, Melica nutans.
Die Entstehung der einzelnen Elemente wurde nur bei einigen
Arten verfolgt (Triticum repens majus, Cynodon dactylon). Dabei
ergab sich, daß die ersten, deutlich differenzierten Elemente des
Leitbündelsystems das Phloem sind und meist gleichzeitig, oft auch
etwas später auftretend, 1—2 Ringgefäße. Die großen Tüpfel-
gefäße entstehen erst später, wenn das Gefäßbündel schon deutlich
erkennbar ist. Die kleineren, mehr der Peripherie des Zentral-
zylinders zugelegenen Gefäßbündel sind hier oft meist ganz redu-
ziert. Bei ihnen fehlen auch im ausgewachsenen Zustand etwa
die Ringgefäße. Wir treffen also solche nie, dafür ein ziemlich
stark entwickeltes Phloem und meist nur ein großes Tüpfelgefäß.
Die spätere doppelte Anlage geht, wie viele Bilder zeigten, durch
Teilung desselben hervor. Die Endodermis entwickelt sich erst
viel später Ihre definitive Ausbildung erreicht sie meist erst im
deutlich sichtbaren fünften Internodium und später.
Wille, Physiologisch-auatomische Untersuchungen am Gramineenrhizoin. 25
e. Das Speicherungssystem.
Da die Stoff Speicherung- die Hauptfunktion der Rhizome ist,
so ist dieses Gewebesystem von ganz besonderem Interesse Die
assimilierten Stoffe finden nur in den allerwenigsten Fällen sofortige
Verwendung, sondern werden meist in die Reservespeicher geleitet,
um dort für eine Zeit deponiert zu werden. Die beiden Voraus-
setzungen, die Haberlandt 19, p. 356) für besondere Speicher-
gewebe aufstellt, eine große Quantität von Reservestolfen und Be-
wahrung dieser Vorräte vor jeglichen Einflüssen, sind beide für
das Rhizom erfüllt. Bei den untersuchten Gräsern kommen nur
die plastischen Stoffe in Betracht, da von besonderer Wasser-
speicherung kaum die Rede sein dürfte; wenigstens ist in der Li-
teratur auch nirgends eine diesbezügliche Angabe zu fiuden; ebenso
nicht in meinem Untersuchungsmaterial. — In erster Linie wird
es sich darum handeln, die gespeicherten Stoffe kennen zu lernen.
Die Speicherug der plastischen Stoffe.
Wir müssen erwähnen, daß die Stoffspeicherung nicht an be-
stimmte Organe gebunden ist, sondern daß das Speichergewebe
neben andern in bestimmten Organen nur eine starke Überlegen-
heit durch seine Ausbildung zeigt. Das Speichergewebe ist nur
das charakteristische Gewebesystem der Reservestoffbehälter.
Die stickstoffhaltigen Reservestoffe. Über das Vor-
kommen von stickstoffhaltigen Reservestoffen finden sich in den
Zusammenstellungen von Volkart (55, p. 154) und Wehmer (55)
keine Angaben über Gräser. Stieger (52, p. 14 ff.) traf bei
Arundo phragmites im Rhizom und Wurzel l°/oo Asparagin; den-
selben Reservestoff gibt er auch für oberirdische Organe von einigen
anderen Gräsern an. Es steht fest, daß feste Proteinkörper (Aleuron)
in keiner der untersuchten Arten Vorkommen. Es würden also
nur die im Zellsaft gelösten Eiweißkörper und Amide in Betracht
kommen.
Allgemein gibt Czapek (7, p. 58) an, daß in den Endospermen
und unterirdischen Reservestoffbehältern ähnliche Verhältnisse sich
vorfinden.
Diese Angaben sind aber nur für ausgewachsene Rhizome
geltend. Anders in den noch jungen Internodien. Hier tritt bei
Chlorzinkjod- und Jodkaliumzusatz allgemein eine schöne Gelb-
färbung ein. Diese Erscheinung ist an und für sich nichts be-
sonderes, da hier ja noch mannigfache Zellteilungen vor sich gehen,
die unbedingt größere Mengen von stickstoffhaltigen Stoffen be-
dürfen. Daß also auch allgemein nur hier an den Sproßscheiteln
die Ablagerung der Eiweißstoffe erfolgt und nicht in den aus-
gewachsenen Internodien, scheint nicht ganz unwahrscheinlich.
Die verwendeten Reaktionen wareu die Xanthoproteinreaktion,
das Millonsche Reagens und Jodjodkalium, aber nur in den aller-
wenigsten Fällen erhielt ich ein wandsfreie Eiweißreaktionen. (Die
Reagentien waren alle vorher an Rizinus-Samen mit positivem Re-
20 Wille, Physiologisch-anatomische Untersuchungen am tiramineenrhizom.
sultate geprüft.) Falls eine Färbung überhaupt eintrat, so waren
es die Reste des Protoplasten, die reagierten. Reagierende Nieder-
schläge waren nicht nachzuweisen. Mikrochemisch läßt sich hier
also mit den gebräuchlichsten Reagentien keine Eiweißspeicherung
konstatieren.
Die stickstoffrcien Reser vestoffe (Kohlenh3'drate). Eine
Zusammenstellung über Literatur bis 1908 gibt A. Yolkart (55,
1». 1 5 4 ft. ) ; da er die gesamte frühere Literatur neben vielen eigenen
Beobachtungen berücksichtigte, so folge ich diesem Autor.
Von den Fetten und Zuckerarten war es möglich, beide nach-
zuweisen. Schon Czapek (7, p. 137) gibt an, daß Fette in kleinen
Mengen in unterirdischen Speicherorganen nie fehlen dürften. Seine
Literaturangaben beziehen sich aber neben vielen andern nur auf
die Cyperaceen als nächstverwandte Familie. Ein Nachweis mit
der beliebten Alkannatinktur und der Osmiumsäure-Reaktion gelang
nie einwandfrei, indem besonders die Plasmapartien um die Kerne
herum und diese selbst den Farbstoff rapid steigerten. Nach einer
längeren Vorbehandlung der feinen Schnitte mit Äthyläther trat
aber gleichwohl eine Färbung ein. Bessere Resultate gab Sudan-
glyzerin nach vorheriger Behandlung mit Eau de Javelle. Am
besten erwies sich die von Tun mann (54, p. 163) vorgeschlagene
Mikrosublimation auf der Asbestplatte. Nach Entfernung des Haut-
gewebes (verkorkte Zellen) wurden möglichst feine Schnitte durch
die Rinde ausgeführt und diese der Mikrosublimation untenvorfen.
Das Sublimat wurde mit 10 °/0 Ammoniak behandelt, dem wenig
Safranin zugesetzt war. Die Myelinbildung war meist sogleich
typisch zu erkennen, sodann traten mit der Zeit schöne Fettsäure-
kristalle auf. Kleine Spuren von Fett gelang es so bei 30 darauf-
hin untersuchten Arten nachzuweisen. Es schien, daß bei hemi-
zellulosehaltigen Zucker- und Stärkegräsern mehr Fett vorhanden
ist, als bei Gräsern ohne Hemizellulose, wras wieder mit Czapek
(7, p. 326) übereinstimmen würde, der angibt, daß in hemizellulose-
haltigen Samen immer kleine Fettmengen Vorkommen.
Bei den Zuckergräsern fällt zunächst die relative Seltenheit
der Stärke auf. Auf die vorkommenden Stärkeformen habe ich
nicht besonders geachtet ; doch finden sich z. B. bei Arundo phray-
mites und bei Panicum virgatum schöne zusammengesetzte Stärke-
körner. Neben der sich mit jodhaltigen Reagentien blau färbenden
Stärke kommt eine sich weinrot färbende Abart vor, das Amylo-
dextrin. Dasselbe wurde dargestellt nach Literaturangaben von
Naegeli (29) durch Lösung in 60° warmem Wasser und nach-
herigem Verdunsten des Wassers im Paraffinofeu. Die so er-
haltenen Körner zeigten durchweg die weinrote Färbung nach Be-
handlung mit Jodlösung. Eine besondere Lokalisierung des Amylo-
dextrins auf bestimmte Zellgruppeu war nicht ersichtlich. Be-
sonders .schöne Rotfärbung trat bei Oynodon dactylon ein, gesammelt
im November. Ein Austreiben des Grases bei seiner späteren
Blütezeit (August-September) konnte noch nicht stattgefunden haben.
Stärke wurde in folgenden Arten festgestellt: Arundo donax,
< ynodon dactylon (29), Arundo phraymiles, ( I lyz erta aqnat n <t , Bra-
Wille, Physiologisch-anatomische Untersuchungen am Gramineenrhizom. 27
chypodium pinnatum (22), Oryza dandestina (30, p. 621); sodann
bei Stupa calamagrostis, Panieum virgatum, P. repens, Pennisetum
villosum, Gymnothrix latifolia, Pkyllostachys nigra, Brachypodium
ramosum, B. mucronatum , Andropogou Halepcnsis, Glyzerin plicata,
G. fluiians, Sporobolus arenarius, Aeluropus litoralis, Diplachne
serotina, Paspalum plicatum, Luziola peruviana.
Als weiterer fester Reservestoff' kommt die Reservezellulose
oder kurz die Hcmizellulose E. Scliulzes in Betracht (42, p. 18).
Als solche bezeichnet man alle jene Kohlenhydrate, die als feste
Ablagerungen an Zellmembranen Vorkommen. Nach E. Schulze
(42, p. 18) ist die leichte Hydrolisierbarkeit eine der Hauptcharak-
tere. Die entstehenden Zucker sind Galaktose, Mannose und Xylose.
Eine Blaufärbung mit Jodlösungen tritt häufig ein; das ist aber
nicht ausschlaggebend. Es werden verschiedene Arten unterschieden
und zwar Galaktan, Mannan, Araban, Amyloid. Viele Hemizellu-
losen widerstehen nicht heißem Glyzerin, was oft in unliebsamer
Weise bei der Entfernung von Luft aus Gelatinepräparaten durch
Erwärmung zutage tritt. Sie sind leicht löslich in verdünnten
Säuren (5 — 10%), unlöslich in Schweizer Reagens.' Bei meinen
Untersuchungen brachte ich die Schnitte, nachdem ich mit Phloro-
glucin-Salzsäure oder mit Chlorzinkjod eine Vorprobe gemacht hatte,
in 5°/o Salzsäure. Die Membrandicke wurde zuerst durch Messen
kontrolliert. Nach Einwirkung von 1—2 Stunden traten deutliche
Korrosionsüguren an den Wänden auf, indem die Innenwand un-
regelmäßige Konturen aufwies.
Die vorkommenden Ablagerungsformen sind variabel. Ent-
weder sind es lamellenartige Auflagerungen auf der Zellmembrau,
so daß sie einfach im Querschnitt als verdickte Zellmembranen er-
scheinen (Fig. 102 — 103), oder die Auflagerungen sind ganz un-
regelmäßig von zahlreichen Tüpfeln unterbrochen (Fig. 100—101).
In der Literatur findet sich nur eine Angabe von Hemizellu-
losen im Rhizom von Melica uniflora (36, p. 621). Von Interesse
ist nun, daß alle stärkehaltigen Rhizome auch Hemizellu-
losen besitzen; zwei Ausnahmen fand ich in Phyllostachys nigra
und Panieum virgatum. Hier sind Grundgewebe und Rinde völlig
verholzt, und eine Nachkontrolle, ob in diesen verholzten Membranen
auch lösliche Hemizellulosen Vorkommen, gelang mir nicht. Bei
Phyllostachys nigra wird nun von Okamura (zit. in 52, p. 46)
6,2 °/0 Xylan angegeben, das auch zu den Hemizellulosen gehört,
aber nicht als Reservestoff auf tritt ; da Panieum virgatum auch
ähnliche Reaktionen ergab, so kann hier voraussichtlich auch auf
eine ähnliche Gerüstsnbstanz geschlossen werden. — * Bei einer
größeren Anzahl von Arten konnte ich nur Herbarmaterial ver-
wenden, das aus dem Sommer stammt, und da sind die Hemizellu-
loseu oft fast ganz verschwunden. Die gleiche Bemerkung gilt
übrigens auch für die folgende Gruppe.
Im Gegensatz dazu stehen die unregelmäßigen Auflagerungen
(Fig. 100— 101). Die hier beobachteten Fälle werden später in
der allgemeinen Übersicht, um Wiederholungen zu vermeiden, auf-
geführt werden.
28 Wille, Anatomisch-physiologische Untersuchungen am Gramineenrki/.om.
Das Hauptkontiugent der Reservestoffe liefern aber die wasser-
löslichen, inulinartigen Kohlenhydrate, die im Zellsaft gelöst Vor-
kommen. Die Untersuchung und Auffindung derselben verdanken
wir C. F. Johannsen und A. G. Ekstrand (11, p. 3310 u. 594)
und H. Müller (28, p. 500). Nachträglich wurden noch ähnliche
Kohlenhydrate bei Liliaceen gefunden, z. B. das Sinistrin, das Irisin,
und von einigen Autoren mit dem Graszucker als identisch erklärt.
Die nachfolgende Zusammenstellung gibt die Hauptdaten an, wie
sie in der Literatur zu finden sind:
Name
Formel
sp. Gewicht
bei 100°
getrock.
Drehung
Spaltprod.
Schmelz-
punkt
a
P>]
Reduk. v.
Fehling
Löslichkeit
Vorkommen
Gra-
minin
^48^80^40
1.5222
links
Lävul.
209»
— 38.89
_
unlöslich in
Alkohol ; s.
leicht in H20
Phleurn, Arena,
Holcns, Dactylis,
Festuca, Poa, Ag-
rostis, Phalaris,
Alopecurns, Cala-
mayrostis.
Phlein
C90H160II7R
1.470
links
Lävul.
215»
— 48.15
unlöslich in
Alkohol;
schweri. H20
Phalaris, Phleum,
Hierochloe, Cala-
magrostis, Holcus,
Poa, Dactylis.
Triti-
cin
^ 80 ^60^25 ')
^36^62^31
links
links
Lävul.
Lävul.
— 50
— 52
unlöslich in
Alkohol; so-
fort inH2Ou.
Glyzerin.
Agropyrum re-
pens, Secale, Tri -
ticum, Elymns.
Die genaue Unterscheidung der drei Arten ist schwer. Neben
der Ausfällbarkeit mit Alkohol benützte ich noch die anderen mikro-
chemischen Inulinreaktionen, wie Thymol-Schwefelsäure, a-Naphtol-
Schwefelsäure, Orcin- Schwefelsäure; gewisse Färbungsnüancen
scheinen hier bei den einzelnen Gräsern zwar vorzukommen, aber
ein richtiges Resultat wäre ja nur dann möglich, wenn die drei
Zuckerarten rein zur Verfügung stehen würden, und die beiden
ersteren scheinen ja immer nach den Literaturangaben gemischt
vorzukommen. Diese Erscheinung ist schon an und für sich sehr
merkwürdig, besonders da die Unterscheidungsmerkmale doch sehr
geringe sind, so daß ein Zweifel an der Richtigkeit eine gewisse
Berechtigung zu haben scheint. Diese Ansicht vertreten auch
Tun mann (54, p. 199) und Wehm er (56, p. 49 u. 60). Die Art
der Ausfällung ist, wie Volkart (55, p. 18) angibt, eine verschie-
dene, je nachdem sie rasch oder langsam vor sich geht. Der Ge-
halt an solchem Graszucker ist oft ein sehr bedeutender. So kommen
nach Literaturangaben im Rhizom folgende Mengen vor: Phafctris
(inmdinacea 5°/0 Phlein (11, p. 3310 f.), Trisetum 5 °/0 Graminiu;
*) Nach Eckstrand (1. c. 11).
’) Nach Müller (1. c. 28).
Wille, Anatomisch -physiologische Untersuchungen am f4ramineenrliizom. 29
im Internodium von Avena elatior tuberosa 7’/a °/0 Graminin (Harle}',
zit. in 7, p. 367).
Angaben über weitere Zuckerarten sind selten in der Literatur
zu finden. Für Triticum repens gibt A. Meyer (26, p. 46) 0,6°/'0
Fruktose an; Völker (Lieb. Ann. Bd. LIX. p. 380; zit. in 7,
p. 60) Mannit. Die Angabe von Maunit soll nach Wehmer (56,
p. 60) zweifelhaft sein; er entsteht wohl erst sekundär in an-
gesäuertem Saft. Ein Nachweis von Fruktose, die nach dem
F lii ckinger sehen Verfahren (15, p. 237) in der Kälte reduzierend
wirken soll, ist mir nie gelungen. Reduktion trat immer erst nach
gelindem Erwärmen ein, was auf Dextrose oder Glykose schließen
läßt. Eine Verwechslung dieser reduzierenden Zucker mit Gras-
zucker scheint mir ausgeschlossen, da sowohl Graminin als auch
Phlein Fehlingsche Lösung auch in der Wärme nicht reduzieren.
Eine Angabe von Sprecher (in Volkart 55, p. 181), daß Stärke
und Graszucker bei Ericmthus Ravennae Vorkommen, konnte ich
wegen Materialmangel nicht prüfen; daß transitorische Stärke in
vereinzelten Fällen im Sommer auftritt, wurde bereits erwähnt.
Bei Wintermaterial gelang es mir nie, eine solche Modifikation zu
eruieren. Meist zeigen aber die Zuckergräser, mit Ausnahme der
äußersten, die Bohrspitze abgrenzenden Xiederblätter, gar keine
Stärke, wenigstens zeigten Hierochloe und Triticum repens, die
während einer ganzen Vegetationsperiode beobachtet wurden, nie
solche. Als weitere Stoffe wären noch einige wenige Glykoside zu
erwähnen. Bei Triticum repens soll ein Vanillinglykosid und ein
zweites Glykosid Vorkommen. Cumarin findet sich bei Hierochloe
odorata und Milium effusum ; über ihre physiologische Rolle ist
nichts bekannt. Ein letzter Körper, der Erwähnung verdient, ist
ein roter Farbstoff, der bei Phalaris arundinacea zu treffen ist.
Die Speichergewebe.
Allgemein läßt sich sagen, daß die stickstoffreien Kohlen-
hydrate überwiegen. Die einzelnen Kohlenhydrate können sich
vertreten, oder es können auch einige nebeneinander Vorkommen.
Von den von Haberlandt (19, p 376 ff.) aufgestellten Kom-
binationen fand ich im Gräserrbizom nur eine: Speicherung aller
Reservestoffo in ein und demselben Gewebe. Ich bin mir wohl
bewußt, daß. streng genommen, Rindenparenchym und Mark ent-
wicklungsgeschichtlich Verschiedenes darstellen, glaube aber denn-
noch aus rein beschreibend anatomischen Rücksichten, beide zu
einem Ganzen vereinigen zu dürfen. Die hier vorkommenden Mo-
dalitäten sind folgende:
I. Speicherung bloß im Lumen der Zellen.
1. N-haltige Reservestoffe = im Zellsaft gelöste Amide
und Eiweißsubstanzen.
N-frcie Reservestoffe = im Zellsaft gelöster Zucker.
30 Wille. AnatoniiM'li-iiliysiologiuelie Untersuchungen am (Jraniineenrlijzoni.
II. Speicheruug erfolgt im Lumen uud den Zellwänden.
2. Gelöste X-haltige Beservestoffe; Stärke -f- Herni-
zellulosen + öl + reduzierender Zucker.
3. Gelöste X- haltige Eeservestoffe; inulinartige Kohlen-
hydrate. Hemizellulosen, öl, reduzierender Zucker.
Zu 1 gehören: Paspalnm plicatum, Alopecurus alpinus, Phleum
nodosum, Ci nun mexicana , Calamagrostis calamagrostis, C. neglectu,
C. varia, C. pseudophragmites, C. arenaria, C. rillosa, Melica nutans ,
Catabrosa aquatica , Brixa media , Festuca rubra, F. myurus , F.
pulchella, Browns erectus. B. inermis, Triticum repens majas , T.
repens glaucum, T. litorale, T. intermedium, T. Goiranieum, T.
junceam, T. junceum X repens, T. cristatum, T. dasyanthum.
ad 2: Oryxa clandestina, O. hexaudra, Luxiola peruviana ,
Andropogon Halepensis. Paspalnm Michauxianum , Pani mm repens,
P. virgatum , Pennisetum rillosuw, Gymnothrix latifnlium, Cynodon
dactylon, Stupa calamagrostis, Sporobolus arenarius. Ses/eria coe-
rulea, Arundo phragmites, Diplaebne serotiua. Aelnropus litoralis,
Glycerin flu Hans, G. plicata, G. aquatica, Brachypodium pinnatum,
B. mucronatum, B. rnmosum, Phyllostachys nigra.
ad 3: Lggeum spartum, Phalaris arundinacea, Hierochloe
odorata, Panicum undidatifolium, Milium effusum, Alopecurus bul-
bosus, Phleum alpinum, Agrostis cauina, A. alba, Calamagrostis
tenella, C. arundinacea, C. epigeios, Hohns mollis , Arena pnbescens,
C. alpina, Trisetum flarescens, T. spicatum, T. distichophyllum,
Aera flexuosa, Melica uniflora, M. ciliata , Poa minor , P. Cenisia,
P. caesia, P. nemora/is, P. compressa. P. hybrida. P. pratensis,
Hordeum europaeum.
Aus dieser Zusammenstellung ergeben sich einige bemerkens-
werte Tatsachen systematischer Natur. Die Stärkegräser haben
in allen Triben Vertreter. Sie überwiegen bei den Panicoideen.
Es wäre hier sehr leicht möglich, daß zufälliger Weise bei der
Auswahl des zur Verfügung stehenden Materials eine Kummulation
in dieser Unterfamilie stattgefunden habe Von größerer Wichtig-
keit scheint die Übereinstimmung von Hemizellulosen und
systematischer Einheit. So sind in folgenden Triben und Sub-
triben die Hemizellulosen eine allgemeine Erscheinung: Oryxeae,
Phalarideae, Paniceae, Andropogoninae, Stupeae, Phleinae, Arencae,
Poinae. Verschieden verhalten sich in dieser Beziehung die
Agröstinae. Alle untersuchten Agrostis-Avtcn führen Hemizellulose,
z. T. auch die Vertreter der Gattung Calamagrostis; ob hier bei
Wintermaterial eine allgemeine Übereinstimmung zu erreichen wäre,
ist nicht ausgeschlossen. Alle übrigen Triben haben wieder viel
weniger Hemizellulose bei ihren Vertretern aufzuweisen.
Die Speicherung erfolgt sowohl in der Einde als auch im
Mark; in ersterer wenigstens solange, als eben eine Epidermis vor-
handen, da mit ihrem Absterben auch die Einde austrocknet und
abgestoßen wird.
Eine kurze Charakteristik der speichernden Zellen ist auch
von Interesse. Daß alle Stärkegräser Hemizellulosen besitzen
Willi-, Anatomisch-physiologische Untersuchungen am Grainineenrhi/.om.
81
(wenigstens so weit ich solche untersuchte), wurde schon erwähnt
Hand in Hand damit geht eine weitgehende Tüpfelung, die für die
Stärkerhizome ganz charakteristisch ist. Allgemein ist auch eine
mehr oder weniger isodiametrische Form aller Parenchymzellen.
Gewisse Längenunterschiede kommen zwar von der Hypodermis bis
hinein zur Endodermis schon vor, wie bereits angeführt; doch hat
man allgemein den Eindruck, daß es sich um relativ kurze, oft fast
quadratische Zellreihen handelt, die die Rinde bilden (Fig. 102).
Ähnliche Verhältnisse trifft man auch im Mark. Anders sind die
Zellen der zuckerspeichernden Rhizome gebaut. Hier haben wir
es allgemein mit langgestreckten, schmalen Zellen zu tun, die durch-
wegs ungetüpfelt erscheinen, oder solche doch nur in verschwindender
Anzahl aufweisen. Bei allen diesen Angaben handelt es sich nur
um ausgewachsene Teile. In der Streckungszone bei den Knoten
sind die Zellen meist bedeutend kleiner, ihre Dimensionen sind
ganz andere. Die Zuckergräser mit Hemizellulosen verhalten sich
wieder verschieden. Meist ist hier eine starke Tüpfelung vorhanden.
Die Zellwände scheinen von Zeit zu Zeit mit großen runden Lö-
chern durchzogen, die bei Chlorzinkjodfärbung ungefärbt bleiben.
Die Löcher entsprechen immer dahinterliegenden Tüpfeln.
f. Das Durchlüftungssystem.
Nach den Versuchen von Stahl (49, p. 121) und Blackmann
(4, zit. 19, p. 401) ist für die Blätter resp. die assimilierenden
Organe erwiesen, daß der kutikulare Gaswechsel gegenüber dem
stomatären stark zurücktritt. Für Rhizome und Wurzeln sind solche
Versuche noch nicht ausgeführt worden, doch müssen hier die Ver-
hältnisse jedenfalls anders liegen, indem bei beiden die Spaltöffnungen
fehlen (Wurzeln und manche Rhizome) oder doch viel spärlicher
auftreten (wenige Rhizome); zudem ist bei der Wurzel keine Ku-
tikula vorhanden.
Um die nicht stgmatäre Durchlüftung nachzuweisen, wurden
spaltöffnungsfreie, knotenlose Rhizomstücke auf der einen Seite mit
Paraffin verschlossen, mittelst Kautschukpfropf in den oberen Teil
eines Chlorkalziumturms gesteckt und auf der anderen Seite die
Luft mit der Luftpumpe verdünnt Der in Wasser tauchende, freie
obere Teil des Rhizoms entließ dabei einen ziemlich konstanten
Strom von Luftblasen, die der Rinde zu entkommen schienen. Der
Versuch wurde darauf umgekehrt. Das Wasser wurde aus dem
Turm entfernt, das in die Luft ragende Stück in ein Glas Wasser
getaucht und die Luft komprimiert; der Versuch gelang völlig, in-
dem kleine Luftbläschen an dem eingetauchten Teile austraten.
Die Versuche zeigen, daß bei spaltöffnungsfreien Rhizomen eine
kutikulare Atmung stattfindet Die beim Versuche angewendeten
Saug- und Druckkräfte sind ja bekanntlich im Rhizome viel höhere;
die osmotischen Drucke der Versuchspflanzen (Triticvm repens) be-
tragen 35— 40Atm. Von Interesse ist auch, daß bei wiederholten
Versuchen keine Luftblasen durch die zentrale Markhöhle entwichen.
Der Austritt der Luft muß durch die Poren der Außenwände der
32 Wille, Anatomisch-physiologische Untersuchungen am tiramineenrhizom.
Epidermiszellen stattgefunden haben, die bei vielen Gräsern ver-
breitet sind.
Durchlüftungsräume und -gewebe.
Um eine richtige Durchlüftung zu ermöglichen, ist vor allem
die Kontinuität der Lufträume erforderlich. Diese wird dadurch
erreicht, daß alle zu durchlüftenden Zellen an Interzellularen stoßen.
Sie bilden Hohlräume, die längs den abgerundeten Zellkanten ver-
laufen Neben den Interzellularen treten noch andere Luftkanäle
auf; zuerst sind die zentralen Markkanäle zu erwähnen Ihnen
immer eine Durchlüftungsrolle zuzuschreiben, ist nicht angängig,
ln der Großzahl der Fälle entsteht ein solcher aus mechanischen
Gründen, indem bei mehr oder weniger peripherer Anordnung der
mechanischen Elemente und der Leitstränge eine Ausfüllung in der
Mitte überflüssig wird; besonders da ja auch immer die Rinde zu
Speicherungszwecken herangezogen werden kann und das Ver-
schwinden des Marks nur ein partielles ist. Anders verhält es
sich bei den Wassergräsern, die meist eine zentrale Markhöhle
besitzen, ohne ringförmige Anordnung der mechanischen Elemente
aufzuweisen. Hier ist es die Durchlüftung, die eine zentrale Mark-
höhle bedingt. Neben ihr sind auch in der Rinde unregelmäßige
Luftgänge vorhanden. Dieselben können zeitlebens beibehaltcn
werden, wie es bei vielen Wasserpflanzen, aber auch bei vielen
Xerophyten der Fall ist, z. B. Cynodon dactylon ; oder dann sind
sie nur ein Übergangsstadium, indem dann in älteren Teilen die
Epidermis abgestoßen wird und die Endodermis ihre Funktion über-
nimmt. Diese Erscheinung findet sich besonders bei Cola) nayrost is-
und Poo-Arten. Neben dieser Form der Lufthöhlenbildung in der
Rinde findet man noch in vereinzelten Fällen eine Andeutung von
Aerenchymbildung Die einzelnen Zellen sind hier nicht einfach
zerrissen, sondern sind völlig intakt, dazwischen treten aber ver-
schieden große und regelmäßige Luftgänge auf. Diese Erscheinung
haben wir bei Glyxeria- und Oryxa-Arten (Fig. 68). Die Aerenchym-
zellen enthalten übrigens keine Luft, sondern feine Plasmaschläuche
mit wässerigem Inhalt,
Interzellularen kommen in Mark und Rinde aller Arten vor
mit Ausnahme von Deschampsia (Aera) flexaosa.
Größere Rindenlufthöhlen treffen wir bei: Oryxa hexandra,
Luxiola peruviana, Phalaris arundinacea, Panicum repcus, P. vir-
yaturn, Pennisetum villosum, Cynodon dactylon, Milium effusum,
Pt/Ieuni alpinuni, Ayroslis canina, Calamayrostis epiyeios, C. varia,
C. calamayrostis, Arena alpina, Trisetum flarescens, T. spicatum,
Arundo phraymites, Aeluropus litoralis, Catabrosa aquatica, Glyxeria
aquatica, G. plicata, G. finita ns, Trisetum repens X junceum.
Eine zentrale Markhöhle ist folgenden Arten eigen: Oryxa
clandestina, 0. hexandra, Luxiola peruviana, Hierochloe odorata,
Paspalum plicatum, Panicum viryatuin, P. repens, Gymnothrix
latifolium, Cynodon dactylon, Phleum alpinum, A/opecurus Imlbosus,
Cinna mexicana. Ayrostis alba, Calamayrostis fenella, C calamayrostis,
Wille, Anatomisch-physiologische Untersuchungen am Gramineenrhizom. Hel
C. neglecta , C. arundinacea , C. villosa, C. varia, Avena clatior, A.
alpina, Trisetum flavescens, T. distichophyllum, Arundo phragmites,
Melica nulans, Aeluropns litoralis, Poa minor, P. hybrida, P. caesia,
P. Cenisia, Catabrosa aquatica, Glyxeria fluitans, G. aquatica,
G. plicata, Festuca pidchella, F.myurus, Bromus inerrnis, Triticum
junceum, T. repens X .janecum, T. Goiranicum, T. critatum, T.
dasyanlkum, T. in ter medium, Hordeum europaeum, Phyllostachys
nigra.
Die Spaltöffnungen.
Über das Vorkommen von Spaltöffnungen an unterirdischen
Organen liegen die vergleichenden Untersuchungen von Hohnfeld
vor. Er zeigte, daß bei allen von ihm untersuchten Arten mit
relativ wenigen Ausnahmen Spaltöffnungen entweder an den Nieder-
blättern oder am Rhizom selbst zu finden sind, oder an beiden zu-
sammen. In meinen Untersuchungen habe ich nur die Achsen auf
das Vorkommen hin untersucht und habe von 83 Arten bei 27
mehr oder weniger häufig Spaltöffnungen angetroffen.
Über ihren Bau bei Gräsern besitzen wir verschiedene Ar-
beiten, so von Pfitzer (34, p. 535), Schwendener (45) und Grob
(17, .p. 83 ff.). Die Angabe von Hohnfeld (21, p. 16), daß beim
Rhizom das Verhältnis der Breite zur Länge der Spaltöffnungen
annähernd = 1 sei, habe ich in den wenigsten Fällen bestätigt
gefunden, so bei Stupa calamagrostis, Gymnothrix latifolium, Avena
elatior. Um mich über die Funktionsfähigkeit der unterirdischen
Spaltöffnungen orientieren zu können, wurde die von Neger (30,
p. 93) vorgeschlagene Jodprobe mit ätherischer Jodlösung vor-
genommen. Die nach Bestreichen mit Jodlösung sofort wieder ab-
geriebene und gereinigte Rinde wies eine getigerte Färbung auf,
und Schnitte durch diese schwarzen Flecke zeigten, daß die Jod-
lösung durch die Spaltöffnung eingetreten war. Diese Methode ist
sehr praktisch für Stärkegräser, für Zuckergräser habe ich die
Sache auch probiert; eine mikroskopische Untersuchung der gleich-
behandelten Rhizome brachte eine Gelbfärbung der plasmatischen
Zellbestandteile um die Spaltöffnungen herum. Die Probe wurde
bei allen einheimischen Stärkegräsern und bei einigen Zuckergräsern
vorgenommen und dabei immer positive Resultate erhalten.
Der anatomische Bau der Spaltöffnungen wurde von Schwen-
dener (45) eingehend beschrieben, Abweichungen von seinen An-
gaben wurden bei normalen Spaltöffnungen keine nachgewiesen. Ganz
allgemein färbt sich bei Flächenschnitten die Spalte mit Sudan-
glyzerin deutlich rot, ist also verkorkt. Die Schließ- und Neben-
zellen sind in vielen Fällen deutlich verkieselt. Die Kutikula, die
sonst die ganze Epidermis überdeckt, ist über den Spaltöffnungen
nicht vorhanden. Eine Umrahmung derselben mit kutikularisierten
Papillen beobachtete ich nur bei Phyllostachys nigra; ebenso waren
hier die begleitenden Langzellen viel stärker verkieselt, als ihre
Umgebung. Bei einigen Kulturen von xerophytischen Pflanzen
( Panicum virgatum, Cynodon dactylon) in feuchtem Boden trat eine
doutliche Verkümmerung der Spaltöffnungen ein.
Beihefte Bot. Centralbl. Bd. XXXIII. Abt. T. Heft 1.
3
34 Wille, Anatomisch -physiologische Untersuchungen am Gramineenrhizom.
Bei folgenden Arten meines Untersuchungsmaterials wurden
Spaltöffnungen konstatiert: Andropogon Halepensis, Paspalum pli-
caturn, Panicum virgatum, P. repens , P. u tidulat ifolivm , Pennisetum
villosum, Gymnothrix latifolium, Cynodon dactylon, Stupa calama-
grostis, Plüenm nodosum, Agrostis alba, Cala/nagrostis arundinacea,
C.arenaria, Halens mollis, Arena elaiior, Trisetum flavescens, Arundo
phragmites, Diplachne serotina, Poa nemoralis, Bromus inermis,
Brachypodium pinnatum, B. mucronatum, B. ramosum, Triiicum
inter medium, T. junceum, Hordeum europaeum , Phyllostachys nigra.
Die Mehrzahl der angeführten Arten weist ganz normale Spalt-
öffnungen auf. Ausnahmen hiervon bilden: Arundo phragmites,
Bromus inermis z. T., Brachypodium mucronatum. Von Interesse
ist auch, daß die Spaltöffnungen nicht immer von Langzellen ein-
gefaßt, sondern ausnahmsweise von Korkzellen begleitet sind; dies
beobachtete ich bei Trisetum flavescens. Die Kombinationen sind
hier die folgenden: Haare allein (Großzahl der Fälle), Korkzelle
-f- Haar, Kieselzellen allein, Spaltöffnung allein, Spaltöffnung -j-
Korkzelle. Das von Grob (17, Taf. II, Fig. 26) beschriebene Vor-
kommen von im Stadium der Mutter zelle stehen gebliebener Ge-
bilde ist auch bei Rhizomen in seltenen Fällen zu sehen. Dabei
ist der eine Teil, an Stelle der Nebenzelle, verkorkt; die Schließ-
zellen bleiben ungefärbt bei Behandlung mit Sudanglyzerin, sind
also verkieselt.
Die Entstehung des Durchlüftungsgewebes kann lysogen und
schizogen sein. Schizogen sind alle Interzellularen sowie die grö-
ßeren Rindenluftkammern und die zentralen Markhöhlen der meisten
Arten. Lysogene Entstehung verfolgte ich bei der Bilduug von
Rinden- und Markhöhlen bei Arundo phragmites. Die späteren
Hohlräume sind bei dieser Art vorgebildet, indem sie sich von ihrer
Umgebung durch starken Hemizellulosengehalt auszeichnen; durch
allmähliche Absorption, die auch vor den Wänden nicht halt macht,
bilden sich so die Höhlen.
Eine besondere Ausbildung des Marks in den Knoten wurde
bei Arundo phragmites angetroffen; wir haben hier ausgesprochene
Aerenchymbilduug, wie sie bei vielen Juncus- Arten zu finden ist
(Stern zellenbildung).
4. Physiologische Verhältnisse.
a. Standortsverhältnisse der untersuchten Arten.
Artname
Standort
N-freier
Reservestoff
a.Pflanzen feuchter Orte;
Wasserpflanzen.
Oryxa clandestina
Ort/xa hr.rondra
an Ufern stehender oder lang- Stärke -|- Hemicellul.
sam fließ. Gewässer
an Ufern stehender oder lang- do.
sam fließ. Gewässer
Wille, Anatomisch-physiologische Untersuchungen am Graminoenrhizom. 35
Artname
Standort
Luxiola peruviana
Phalaris arund inacea
Panicum repens
Arundo phragmites
Catabrosa aquatiea
Glyxeria fluitans
Glyzeria plicata
Glyxeria aquatiea
Panicum undulatifolium
Milium effusum
Citina mexicana
Calamagrostis arund inacea
Calamagrostis epigeios
Calamagrostis villosa
Holcus mollis
Aera flexuosa
Melica uniflora
Melica nutans
Poa nemoralis
Poa hybrida
Triticum Goiranicum
Hordeum europaeum
Hierochloe odorata
Alopecurus bidbosus
Alopecurus alpinus
Phleum alpinum
Agi •ostis canina
Calamagrostis calama-
grostis
Calamagrostis neglecta
Avena clatior
Avena alpina
Avena pubescens
Trisetum flarescens
Poa pratensis
Brixa media
Festuca rubra fallax
Festuca rubra genuina
B> •omus inermis
Calamagrostis tenella
Calamagrostis varia
Trisetum spicatum
Trisetum distichophyl, ln m
Seslcria coendea
an Ufern stehender oder lang-
sam fließ. Gewässer
in Gräben, nassen Wiesen
sandige, feuchte Orte
an Rändern stehender oder
langsam fließ. Gewässer
an Quellen, Gräben
an Quellen, Bächen
Gräben, Ufer, Sumpfwiesen
an Ufern und Gräben
b. Wälder.
feuchte, hu mose Orte inW äldern
schattige Wälder und Gebüsche
feuchte Wälder
feuchte Stellen in schattigen
Wäldern
trockene Wälder
Bergwälder
feuchte, schattige Wälder
trockene Wälder und Gebüsche
schattige, humose Misch- und
Laubwälder
schattige und lichte Laub-
wälder
Wälder, Gebüsche
feuchte Wälder
trockene Gebüsche im südöstl.
Gebiet
schattige Wälder
c. Wiesen.
trockene, mäßig feuchteWiesen
feuchte, salzreiche Wiesen
trockene Wiesen
Wiesen der Alpenregion
Moorwiesen
Wiesenmoore
Heidenmoore
Wiesen, grasige Wegränder
sonnige Magermatten
mäßig feuchte Wiesen
fruchtbare Wiesen
trockene Wiesen
trockene Wiesen
Wiesen
Wiesen
Hügel, trockene Wiesen
d. Felsen, Geröll etc.
steinige Abhänge der sub-
alpinen Region
grasige Abhänge
an Felsen der alpinen Region
Geröll, Kies der Gebirgsbäche
trockene Hügel und Felsen
N-freier
Reservestoff
do.
Zucker -J-Hemicellul.
Stärke -f-Hemicellul.
do.
Zucker
Stärke -f-Hemicellul.
do.
do.
Zucker -J-Hemicellul.
do.
Zucker
do. -j- Hemicellul.
Zucker -J-Hemicellul.
Zucker
Zucker -J-Hemicellul.
do.
do.
Zucker
Zucker -f-Hemicellul .
do.
Zucker
Zucker -f-Hemicellul.
Zucker
do.
Zucker
Zucker -J-Hemicellul.
do.
Zucker
do.
Zucker -J-Hemicellul.
do.
do.
do.
do.
Zucker
do.
do.
do.
Zucker -f-Hemicellul.
Zucker-
Zucker -J-Hemicellul.
do.
Stärke -J- Hemicellul.
fl*
36 Wille, Anatomisch-physiologische Untersuchungen am Gramineenrhizom.
Artname
Standort
N-freier
Reservestoff
Melica ciliata
sonnige Felsen
Zucker -j-Hemicellul.
Poa minor
Felsritzen, Schief erschutt
do.
Poa caesia
Felsen, trockene Abhänge
do.
Poa Cenisia
Gesteinschutt
do.
Festuca pulchella
Felsen, trockene Abhänge,
Bachalluivonen
e. Trockene Standorte,
Stepp en,Dünen, Savannen.
Zucker
Lygeum spartum
Steppen
Zucker -j-Hemicellul.
Andropogon Halepensis
sonnige, trockene Hügel
Stärke -j- Hemicellul.
Andropogon gryllus
trockene Hügel, Sandfelder
Zucker
Paspalum Michauxianum
Campos
Stärke -j- Hemicellul.
Paspalum plicatum
Campos
Zucker
Panicum virgaium
Savannen
Stärke -j-Hemicellul.
Pennisetum villosum
sandige, trockene Orte
do.
Gymnothrix latifolium
Campos
do.
Cynodon dactylon
sonnige Abhänge, Dünen
do.
Stupa calamagrostis
sonnige, steinige Abhänge,
Flußkies
do.
Phleiim pratense nodosum
trockene Orte in Kieferwäldern
Zucker
Sporobolus arenarius
am Strand, auf Dünensand
Stärke -f- Hemicellul.
Calamagrostis arenaria
auf Dünen, Sandstrand
Zucker
Diplachne serotina
steinige, sonnige Hügel
Stärke -f- Hemicellul.
Aeluropus litoralis
sandige Stellen am Strande
do.
Poa compressa
sonnige, steinige Hügel, Weg-
ränder
Zucker -j-Hemicellul.
Festuca myurus
sandige, steinige Hügel
Zucker
Bromus erectus
sandige, trockene Stellen
do.
Brachypodium pinnatum
trockene, sonnige Magermatten
Stärke -j-Hemicellul.
Brachypodiu m ra mosuni
trockene, felsige Orte
do.
Brachypodium mucronatum
trockene, felsige Orte
do.
Triticum repens majus
sandige Flußufer
Zucker
Triticum repens glaucum
steinige, sandige Flußufer
do.
Triticum repens litorale
auf Dünen
do.
Triticum intermedium
steinige Wegränder und Ab-
hänge
do.
Triticum junceum
sandiger Meeresstrand
do.
Triticum repens X junceum
sandiger Meeresstrand
do.
Triticum crisiatum
sonnige Plätze auf Sandboden
do.
Triticum dasyanthum
Steppen
do.
Die Standortsangaben entstammen meist
den Floren von
Ascherson und Gräbner (3) und Scliinz und
Keller (41).
b. Das Hautgewebe.
Es existieren zwei neuere Arbeiten über die Epidermis der
Gräser. Beide beschäftigen sich in mehr oder weniger ausgedehnter
Weise mit den Beziehungen von Struktur zu Standort und Klima.
Güntz (18, p. 14 u. 22) erwähnte, daß die Verdickung der
Epidermiszellen mit dem Standort in Zusammenhang stehe, daß
Blätter mit Zwergzellen meist eine gewellte Epidermis besitzen und
daß zwischen Klima, Standort und Zwergzellen einerseits und Klima,
Wille, Anatomisch-physiologische Untersuchungen am Gramineenrhizom. 37
Standort und Wellung anderseits keine Beziehung herrsche. Große
Turgorschwankungen werden durch stark verdickte Zellen aus-
geglichen, u. u. Grob (17, p. 16) fand, daß die Gräser der tro-
pischen und subtropischen Zone mehr Kieselzellen, besonders auch
viel charakteristische Formen (Kreuz-, Hantel-, Sattel- und Reis-
zellen) besitzen. Die Gräser der kälteren Zone haben meist ellip-
tische, rundliche und viereckige Kiesclzellen. Ebenso führen nach
Grob (19, p. 66) unsere Wald- und Wiesengräser regelmäßige
Kieselzellen und zwar in variabler Menge. Als kieselzellfrei werden
Hierochloe alpina, Fest/ica thalassiacci, Philipps! a, Trisetum, Colpo-
dium, Mibora, Chaeturus, Coleanthus angeführt. Der Feuchtigkeit
des Standorts wird kein besonderer Einfluß auf die relative Häufig-
keit der Kieselkörper der Epidermis zugesprochen; beweisend für
ihn sind die auf sumpfigem und trockenem Substrat lebenden Oryzeen,
die alle reichlich Kieselsäure besitzen. Winkelhaare und Polster-
haare fehlen den Gräsern der nördlichen Gebiete fast völlig.
Die Giintzschen Resultate (18, p. 67) sind teilweise zutreffend,
doch sind sie vielfach durch die eingehenden Untersuchungen Grobs(18)
überholt. Seine Resultate, die uns hier besonders interessieren,
sind sehr merkwürdig, scheinen aber nur so nebenbei gewonnen.
Die Bedeutung seiner Arbeit liegt besonders auf anatomischem
Gebiete. Vor allem vermißt man einen Erklärungsversuch für das
Vorkommen von Kork- und Kieselzellen. Grob (17, p. 87) gibt
an, daß im Blatte die Kieselzellen überwiegen; im Rhizom ist das
Vorwiegen der Korkzellen eine allgemeine Tatsache. Die Kiesel-
zellen im Rhizom sind auch viel weniger mannigfaltig gebaut. Wenn
auch in meinem Material die meisten von Grob (17, p. 65) be-
schriebenen Zellformen zu finden waren, so treten sie sowohl qua-
litativ als auch quantitativ gegen die Korkzellen stark zurück. Oft
sind vielerlei Korkzellen in den verschiedensten, zwar meist kleinen
ATariationen nebeneinander vorhanden.
Stahl (51, p. 72) will die Kieselsäureablagerungen im Blatte
als Anpassungserscheinung gegen Tierfraß auffassen; für das Rhizom
würde diese Hypothese schon im Voraus nicht zutreffen. In neuester
Zeit unterzog Heikertinger (20) diese natürlichen Schutz-
mittel der Pflanzen gegen Tierfraß einer Kritik und kam dabei zu
dem Schlüsse, daß dieser Anpassung jedenfalls eine viel zu große
Bedeutung bis jetzt zugesprochen wurde, indem sie meist ganz
illusorisch wirkt.
Auch die Pfitzersche Hypothese (34, p. 556), daß alle Kurz-
zellen als stehen gebliebene Spaltöffnungsmutterzellen aufzufassen
seien, kann, wenn auch richtig, nicht befriedigen; denn sofort drängt
sich die Frage auf, warum haben wir hier Kieselzellen, dort aber
Korkzellen?
Die Beobachtung, daß im Blatte mehr Kiesel- als Korkzellen
vorhanden sind, daß aber im Rhizom das umgekehrte Verhältnis
herrscht, könnte hier ev. zur Lösung beitragen. Durch Vergleich
der Epidermis von Blatt, Stengel, Niederblatt und ev. auch der
Wurzel sollte es möglich sein, diesbezügliche Übergänge zu eruieren,
01) die Wurzelepidermis, die ja entwicklungsgeschichtlich zur Rinde
38 Wille, Anatomisch-physiologische Untersuchungen am Gramineenrhizom.
gehört, als Eudglietl dieser Kinde aufzufassen ist, scheint mir nicht
absolut zu verneinen. Einige Vergleichsschnitte zeigten, daß
auch hier kurzzellähnliche Gebilde Vorkommen, z. B. bei Arundo
phragmites, neben den meist vorhandenen Wurzelhaaren, die nach
der Pfitzerschen Hypothese (34, p. 556) auch hierher zu rechnen
sind.
Es wurden die entsprechenden Epidermispräparate von Arundo
phragmites, Panieum virgatum, Phyllostachys nigra miteinander ver-
glichen und dabei ganz allgemein konstatiert, daß im Blatt die
Kieselzellen die Korkzellen an Größe und Menge übertreffen und
daß sich dieses Verhältnis bei den reinen Kurzzellreihen oft aus-
gleicht. Beim Halm sieht man eine Abnahme der Kieselzellen und
der Kurzzellen überhaupt, die im Rhizom ein Maximum erreicht,
um nur in der Wurzel übertroffen zu werden, bei der neben den
Wurzelhaaren nur ganz vereinzelte kurzzellähnliche Gebilde zu
treffen sind.
Güntz (18, p. 24) will die Wellung der Laugzellen in den
Blättern mit der Größe der Pflanze in Zusammenhang bringen, in-
dem große Pflanzen, die weit über die Erdoberfläche herausragen,
große Zugkräfte in den Blattzellen bedingen, denen die Pflanze
durch Wellung ihrer Epidermiszellwände entgegenwirkt. Die von
dem Autor ausgewählten 10 Pflanzen, mit denen er die Größe der
Wellung erkennen will, sind sicherlich zu wenig, um eine solche
Hypothese zu beweisen, die ja an und für sich ganz annehmbar
scheint. Die Blattstruktur der untersuchten Gräser habe ich durch
Stichproben geprüft, sie zeigten in Wellung, Kurzzellen etc. Über-
einstimmung mit denen der Rhizome unter Berücksichtigung der
allgemeinen, dem Organ eigentümlichen Epidermisunterschiede, so-
daß ich geneigt bin, hier zu generalisieren, wenigstens was die
Form anbetrifft. Ein Vergleich von Arundo phragmites und Pha-
taris arundinacea drängt, der Sache weiter nachzuforschen. Beide
Gräser können ansehnliche Größe erreichen und gehören jedenfalls
zu den größten einheimischen Arten. Arundo phragmites besitzt
nun starkgewellte Langzellen und viele Kurzzellen. Phalaris arun-
dinacea fast gar keine Kurzzellen und nur die bei der Epidermis
beschriebenen Knötchen, in der Regel in den Langzellen, von
Wellung ist hier also keine Rede.
In der folgenden Übersicht habe ich meine Gräser gruppiert
nach Wellung und Häufigkeit an Kurzzellen etc. unter jeweiliger
Beifügung der in den Floren (3 und 41) gefundenen Größenverhält-
nisse des Grases in Zentimetern.
A. Langzellen stark gewellt, mit zahlreichen Kurzzelleu
Oryxa chnulestina 50 — 100
Oryxa hexandra
Lygeum spartum
Luxiola peruviana
Paspalum plicatum
Paspahmi Mielmuxianwu
Panieum undulatifoUum + 30
Pennisetum villosum 30—60
Gymnothrix latifolium 200 — 400
Cynodon dactylon 10 — 30
Stupa calamagrostis 30—90
Alopeeurus bulbosus + 50
Wille. Anatomisch-physiologische Untersuchungen am Gramineenrhizom. 39
Sporobolus arenarius
Holen s mollis 30 — 70
Avenn filifolia 30 — 80
Arena alpina 30 — 100
Trisetum flavescens 30 — 80
Trisetum distichophylliim 10 — 20
Arundo pkragmites 100 — 400
Melica uniflora 30 — 60
Melica ciliata 40 — 70
Aeluropus litoralis + 20
Poa minor 5 — 30
Poa nemoralis 20 -80
B. Langzellen schwach
Kurzzellen
Andropogou Halepensis 60 — 100
Andropogou gryllus 50 — 100
Panicum virgatum 50 — 70
Panicum repens 20 — 60
Milium effusum 70 — 100
Agrostis alba 30 — 100
Calamagrostis arenaria 60 — 90
Calamagrostis neglecta 30 — 100
Poa Cenisia 20 — 40
Poa caesia 20 — 40
Poa hgbrida 20 — 120
Poa compressa 20 — 45
Poa pratensis 30 — 90
Bromus inermis 30—140
Bra chy p odiu m ra m osum
Brach gp odiu rn m ucronatum
Triticum repens majus 20-150
Triticum repens glaucum 30 — 70
Triticum eurepens litorale
Triticum junceum 30-60
Triticum repens y^junceum 30-60
Phyllostachys nigra 200 400
Horcleum europaeum 60 120
oder gar nicht gewellt;
vorhanden.
Glyxeria aquatica 90 — 200
Glyzerin fluitans 40 — 120
Glyzerin plicata 40 — 60
Festuca rubra genuina 20 — 100
Bromus inermis 30 — 140
Phleum nodosum + 40
Arena pubescens 30 — 120
Arena elatior vulgaris 30 — 180
Brachypodium pinnatum 60 — 120
Triticum intermedium 30 — 60
Triticum cristatum
C. Keine oder wenige Kurzzellen, Langzellen nicht ge-
wellt; höchstens mit einzelnen Knötchen versehen.
Phalaris arundinacea 50 — 300
Hierochloe odorata 20 — 60
Cinna mexicana
Agrostis canina 20 — 40
Calamagrostis tenella 50
Calamagrostis calamagrostis
1 60-150
Calamagrostis epigeios 70 — 150
Calamagrostis varia 120
Calamagrostis arundinacea
100-150
Calamagrostis pse i 1 dophrag mit es
80-150
Calamagrostis rillosa 60 — 120
Trisetum spicatum 10—20
Alopecurus alpinus 10—30
Phleum pratensis alpinuni 20 — 50
Aera flexuosa 30 — 70
Diplachne serotina 50 — 80
Brixa media 30 — 100
Sesleria coerulea 10—45
Festuca rubra fallax 20 — 100
Festuca pulchella 20 — 50
Festuca myurus 20 — 50
Catabrosa aquatica 10 — 50
Melica nutans 30 — 60
Bromus erectus 30—90
Triticum dasyanthum
Die Zusammenstellung zeigt, daß die Verhältnisse der Zell-
wellung nicht so einfach liegen dürften; jedenfalls nur auf die
Größe abzustellen, ist ganz unrichtig. Teilweise scheinen wieder
systematische Beziehungen mitzuwirken. Die Anpassung an ein
bestimmtes Milieu ist auch nicht allein maßgebend, indem sonst
40 Wille, Anatomisch-physiologische Untersuchungen am Gramineenrhizom.
doch zu verschiedenartige Typen zusammeugestellt werden müßten,
wie alle drei Reihen zur Genüge beweisen.
Die Längen der Langzellen bei einigen beliebig gewählten
Gräsern zeigten so große Differenzen, daß eine genauere Unter-
suchung dieses Punktes mir von Interesse schien. Um einen ev.
Einfluß des Bodens festzustellen, denn auf diesen lief die Sache
heraus, wurden einige vergleichende Kulturversuche unternommen.
Als Versuchsfeld dienten mir vier nebeneinander liegende
Parzellen im Versuchsfeld Adlisberg der Eidgen. forstlichen Zentral-
anstalt. Die Grundstücke waren 50—80 cm mit Erde gefüllt. Die
Provenienz der Erden war folgende: zäher Jurakalkboden von Baden,
reiner Sandboden aus dem Glattal bei Schwamendingen, Humus vom
Oerlikerried, Ton aus dem anstehenden Moränenboden des Zürichbergs.
Als Versuchsarten dienten: Triticum repens majus, Cxjnodon
(lactylon, Pennisetum vitlosum , Glyxeria aquatica, Phalaris arun-
dinacea, Hierochtoe odorata. Triticum wurde in Töpfen aus Samen
gezogen und sobald als möglich in die Versuchsparzellen versetzt.
Cynodon stammte aus Stecklingen, die alle von einer Pflanze ge-
nommen waren. Je 1 — 2 Internodien von Pflanzen, die aus ihrem
natürlichen Standort bei Basel geholt waren, wurden verpflanzt.
Das Gleiche geschah mit den übrigen Pflanzen. Individuelle Schwan-
kungen sollten so nach Möglichkeit vermieden werden. Sämtliche
Arten waren, mit Ausnahme von Pennisetum , zwei Vegetations-
perioden in Beobachtung, letzteres nicht, weil eine Überwinterung
im Freien unmöglich gewesen wäre. Der Faktor Klima war für
alle der gleiche, indem alle vier Beete nebeneinander lagen, ohne
durch Besonnung etwelche Differenz aufzuweisen.
Über die Größe von Organen und ihre Zellen liegen einige
wenige Arbeiten vor. Sachs (39, p. 70) war hierüber der Ansicht,
daß hier keine Proportionalität bestehe. Amelung (2, p. 207 ff.)
gelangte auf Grund von 1200 Messungen zu folgenden Schluß-
folgerungen: Homologe Organe derselben oder verschiedener Pflanzen
bestehen aus nahezu gleichgroßen Zellen, auch wenn die Organe
sehr verschiedene Zellen haben. Sierp (47, p. 123) endlich kommt
zu folgendem Resultate: Die Zellgröße bei ein und derselben Pflanze
ist konstant, regelmäßige Schwankungen kommen vor, die mittlere
Zellgröße ist nur durch viele Messungen erlaugbar. Äußere Ur-
sachen haben auf die Zellgröße einen großen Einfluß, trotzdem ist
für die Zellgröße eines Gewebes einer Spezies ein Mittelwert cha-
rakteristisch und erblich festgelegt. Existiert ein Unterschied in
der Größe der Pflanze bezw. ihrer Organe, so kann er auf einer
entsprechenden Reduktion der Zellgröße, auf gleichzeitiger Reduk-
tion der Zellgröße und Zeilenzahl oder sogar auf einer Verminderung
der Zeilenzahl und einer entsprechenden Vergrößerung der Zellen
beruhen. Die Sachssche (39, p. 70) Ansicht war auf Grund von
Abstraktionen gewonnen, die Amelungschen (2, p. 207 ff.) Angaben
werden durch die neueren Untersuchungen von Sierp (47, p. 123)
teils widerlegt; jedenfalls aber stark erweitert. Für unseren Fall
zeigen sie, daß die äußeren Faktoren von Bedeutung sind.
Wille, Anatomisch- physiologische Untersuchungen am Gramineenrhizom. 41
Am Beginn meiner Messungen wurden beliebige Internodien
aus verschiedenen Böden genommen und davon je 60 Langzellen
gemessen; dabei wurden oft schöne Übereinstimmungen erhalten,
indem die Summe von je 30 Messungen beinahe gleich war. Die
ersten Resultate für Triticum waren folgende:
Sand 159.42 ,« Ton 281.97 /t
Jurakalk 179.20 fx Humus 342.72 /x
Dabei waren auch die verschiedenen Entwicklungslängen der
Internodien aufgefallen, somit war leicht denkbar, daß zwischen
Internodiumlänge und Langzellen ein Verhältnis bestehen werde.
Um diese Fehlerquelle zu eliminieren, wurde das ganze mir zur
Verfügung stehende Material mit dem Millimetermaßstab gemessen,
das Resultat von je 200 Messungen war folgendes: Durchschnitt-
liche Internodienlänge
Kalk 2.5 cm Sand 2.741 cm
Ton 2.68 cm Humus 3.465 cm
Eine Proportionalität mit dem ersten Messungsresultat war
nicht vorhanden, das von Sachs (39, p. 70) aufgestellte Po-
stulat schien sich also zu bewahrheiten. Die folgenden Messungen
sollen nun zeigen, was für Zahlen sich ergeben, wenn man ein aus
200 Messungen berechnetes Durchschnittsinternodiura zu Grunde legt.
Sand 167.54 /x Ton 207.70 /x
Kalk 198.08 /x Humus 242.91 fx
Die erhaltenen Werte zeigten eine große Annäherung, die
Variationen in der Größe sind aber immer noch in der gleichen
Richtung. Warum aber diese Annäherung? Meine Messungen er-
gaben für alle Böden und Pflanzen, daß die Ausläufer mit je 2—4
kurzen Internodien ihren Anfang nehmen; darauf tritt eine starke
Streckung ein, die oft von einem Knoten zum andern eine Diffe-
renz von 1 cm betragen kann, und nachher tritt eine allmähliche
Längenabnahme bis gegen die Spitze hin ein. Verschiedene Male
wurden auch Rhizome angetroffen, bei denen zwei Maxima vor-
handen waren und dazwischen eine Verkürzung, die durch äußere
Einflüsse, wie Steine etc., im Boden zu erklären ist. Die Durch-
schnittsinternodien waren also alle aus der Wachstumszone ge-
nommen, wo noch nicht die größte Internodienlänge erreicht war.
Als letzte Messungsreihe wählte ich nun je gle . hgroße, 4 cm
lange Internodien, weil es sich zeigte, daß diese Länge nur selten
überschritten wird. Die Maximallänge betrug 7,6 cm im Humus.
Sand 174.415 /u Ton 243.125 /.i
Kalk 214.257 /t Humus 311.00 y
In analoger Weise wurden hierauf Messungen mit Cynodon
ausgeführt. Die beliebig gewählten luternodien ergaben folgende
Werte:
Sand 38.575 ,«
Kalk 55.450 ,«
Ton 81.025 /x
Humus 76.00 /<
42 Wille, Anatomisch-physiologische Untersuchungen am Gramineenrhizom.
Die durchschnittliche Internodienlänge wurde hier nicht mehr
bestimmt, da ich keine 200 Internodien zur Verfügung hatte und
eine kleinere Anzahl für diesen Zweck nicht geeignet gewesen
wäre, besonders da Triticum gezeigt hatte, daß diese Zahl ohne
Belang sei Es wurden Internodien von 3 cm Länge gewählt.
Die Resultate waren ähnliche:
Sand 56.325 /< Ton 84.707 /t
Kalk 59.582 // Humus 106.33 /t
Die Resultate stimmen dem Sinne nach nicht ganz mit dem
erstcren überein, dafür mit dem Resultat, wie cs bei Triticum zu
Tage trat. Das Ergebnis von Humus in der ersten Messung fasse
ich als Zahl eines kleinen Internodiums auf, das noch in Streckung
begriffen war; für Ton scheinen in beiden Fällen ausgewachsene
Internodien gewählt worden zu sein.
In ganz ähnlicher Weise verhielt sich Phcilaris arundinacea
(beliebig gewählte Internodien):
Sand 291.93 ju Ton 358.752 /<
Kalk 378. 954 /< Humus 416.031 /<
Kalk und Ton haben ihre Rolle gewechselt, der Einfluß ist
hier umgekehrt. Bei 1.5 cm langen lnternodien ergaben sich fol-
gende Werte:
Kalk 386.6 ju Sand 444.6 /t
Ton 441.2 /t Humus 556.33 fx
Pennisetum vilbsiwi ergab bei der ersten beliebigen Messung:
Kalk 57.30 fi Humus 62.81 / u
Ton 95.20 /< Sand 110.46 ju
Ausgewählte lnternodien von 3 cm Länge änderten in ge-
wisser Beziehung die Reihenfolge der Böden:
Humus 142.165 /i Kalk 302.665 u
Ton 180.625 n Sand 310.415 ]u
Die Zahlen zeigen, daß bei den Gräsern verschiedene Faktoren
bestimmend sind. Ich bin davon ausgegangen, daß das längste
Internodium dort vorkommt, wo das Gras am besten gedeiht. An-
derseits wäre aber auch die Erklärung möglich, daß, je schlechter
ein Medium einem Gras zusagt, um so eher es andere Bedingungen
zu erreichen sucht. Dies ist ihm möglich durch kräftige Rhizom-
bildung (bewirkt durch maximale Streckung der Zellen), die der
Pflanze neues Terrain, also auch neues Nährsubstrat verschafft. Da-
bei ist es dann ganz dem Zufall überlassen, ob besseres Terrain
wirklich erreicht wird. Gegen letztere Erklärung sprechen aber
die Beobachtungen an meinen Kulturen. Das Humusbeet präsen-
tierte sich immer am besten Alle Pflanzen waren schön entwickelt,
mit Ausnahme von Pennisetum , das eher schwächlich aussah. Ebenso
gelang es mir gar nicht, gewisse Pflanzen überhaupt zu ziehen
Tlierorhloe oäorcita ist mir bei zweijährigen Versuchen im Kalkboden
immer eingegangen, die Stecklinge sind immer bald verdorrt 67//-
Wille, Anatomisch -physiologische Untersuchungen am Gramineenrhizom. 43
zeria verhielt sich ganz analog, es konnte nur auf Sand- und Humus-
boden davon gebracht werden; die Zellmessungen wurden bei beiden
Alten daher unterlassen. Ich vermute daher, daß Triticum, Cijnoclou
und Phalaris auf Humus ihre beste Existenz finden und
daß in absteigender Reihenfolge die einzelnen anderen
Böden können, wie sie die Zahlen ergaben. Penniselum als aus-
gesprochenes Sand- und Steppengras liebt den Sand und findet
dort seine besten Bedingungen ; ob dabei auch die Erblichkeit eine
gewisse Nachwirkung auszuüben vermag, ist nicht ausgeschlossen.
Da alle Gräser in so prompter Weise auf die Bodenunterlage re-
agierten, so muß der Standort der maßgebende Faktor gewesen
sein, da das Klima das gleiche war.
Im anatomischen Teil wurden die Gräser nach dem Bilde der
Epidermiszellen in vier Typen eingeteilt. Die Beispiele der ein-
zelnen Typen sind nun aber in ihren Standortsbedingungen etc. so
verschieden, daß es eben unmöglich ist, hier etwas Gemeinsames
herauszubekommen. In jeder Gruppe kommen Hygrophyten und
Xerophyten vor, die wieder durch zahlreiche Mesophyten unter
sich verbunden sind. An die physiologische Trockenheit des Torf-
bodens zu denken, ist für unseren Fall nicht angängig, weil alle
Hygrophyten gar keine Moorgräser sind, sondern Gräser stehender
und fließender Gewässer, wo diese Erklärungsweise unmöglich ist.
Es sind so Konvergenzen in der Epidermisausbildung geschaffen,
die ganz überraschend sind. So sind z. B. Oryza clanclestina und
Cynodon dactylon in ihrem Hautgewebe, auf dem Querschnitt be-
trachtet, sehr ähnlich, wenn man die Form der Kurzzellen nicht
in Betracht zieht, und doch stellen die beiden Gräser fast Extreme
dar. Oryza muß seine Gewebe vor Wassereintritt, d. h. überhaupt
sein Luftgewebe schützen. Cynodon bildet ein Hautgewebe in ganz
analoger Weise aus, um Transpirationsschutz zu erreichen. Es hat
aber auch Spaltöffnungen und Poren, beides Gebilde, die Oryza
völlig abgehen müssen. Ähnliche Fälle ließen sich noch mehrere
aufführen, sie zeigen nur, daß in der Natur die verschiedenen Be-
dürfnisse durch anatomisch gleiche Strukturen befriedigt werden
können.
Der bei der Langzellwellung aufgestellte Typus C ist auch
noch unter diesem Gesichtspunkt zu betrachten. Es wurde bereits
auf die Häufigkeit der Kegelzellen in diesem Typus hingewiesen,
die sich mit den Duval- Jouveschen Gebilden (9, p. 227) ver-
gleichen lassen Von letzteren wird z. B. von Westermaier (57,
p. 65) angenommen, daß sie vorhanden sind, um ein allzu starkes
Kollabieren der wasserführenden Epidermiszellen zu vermeiden,
und um so die Turgorschwankungen, die bei der Transpiration ge-
schaffen werden, stets wirksam aufzunehmen. Eine gleiche Rolle
schreibe ich diesen Gebilden bei den Gräsern zu. Ihr anatomisches
Bild ist ja etwas anderes; hier haben wir es mit engen, knopf-
artigen Aufwölbungen der Epidermis zu tun; bei den Cyperaceen
hingegen mit kegelförmigen Aufsätzen über Bastzellen. Ihr Vor-
kommen beschränkt sich nur auf kurzzellarme oder kurzzellfreie
Epidermen; die hier aufgeführten Beispiele sind besonders Gräser
44 Wille, Anatomisch-physiologische Untersuchungen am Gramineenrhizom.
feuchter Standorte, die aber auch zeitweise der Trockenheit aus-
gesetzt sein können, ich erinnere nur an die Ccilamagrostis- Arten,
an Phalaris, au Hierocliloe u. a. in. Anders verhalten sich die
Festucaceen, hier ist die Kurzzellarmut mehr sjrstematischer Cha-
rakter. Kegelzellen wurden hier auch keine beobachtet.
Die Verbindung der einzelnen so durch Kurzzellen unter-
brochenen Wassergewebe findet dann durch zahlreiche Poren statt.
Die Funktion der Poren ist also eine doppelte. Teils dienen sie
zur Kommuuikation von durch Kurzzellen unterbrochenen Langzell-
ziigen. teils als Aufnahmeöffnuugen bei der Durchlüftung, teils
für den Wasseraustritt bei der Transpiration.
Ist diese Funktion richtig erkannt, so ist der logische Schluß,
daß die Kurzzellen vorhanden sind, um ganz allgemein
dieses Kollabieren zu unterdrücken und die Wasserbah-
nen in der Epidermis offen zu halten. Werden aber viele
Kurzzellen eingeschaltet, so sind die Langzellen aus begreiflichen
Gründen entsprechend kürzer. Das trifft in der Tat auch zu. Aus-
geführte Messungen an beliebig gewählten Zucker- und Stärkegräsern
ergaben, daß die Langzellen bei Stärkegräsern mit ganz wenigen
Ausnahmen (Glyxeria aquatica, Pennisetinn villosum) zwischen
40 — 150,« schwanken (10 untersuchte Arten). Die Größe der Lang-
zellen von 24 Zuckergräsern bewegt sich in der Großzabl der Fälle
zwischen 150 - 500 g. Hier kamen auch mehrere Ausnahmen vor,
die sich aber wieder durch den Standort der Pflanzen erklären
lassen, wie Avena filifolia, Triticum repens glaucum. Auf die An-
gabe der genauen Resultate verzichte ich. weil nicht alle Zahlen
sich auf Durchschnittsinternodien beziehen und daher nicht absolut
miteinander vergleichbar sind.
Bei einigen Pflanzen würde demnach eine gewöhnliche aus
Laug- und Kurzzellen bestehende Epidermis genügen; bei anderen
Arten wäre eine starke Verdickung der Lang- und Kurzzellen nötig,
und die vier aufgestellten Klassen sind unter diesem Gesichtspunkt
zu betrachten. Anders die Gruppe mit + wenigen Kurzzellen (C).
Hier genügen die kleinen Kegelzellen, um ein totales Kollabieren
zu vermeiden, und wieder in anderen Fällen kann die Pflanze auch
dieser entbehren. Als Erklärung sind hier teils Standortsbedingungen
anzugeben, teils verschiedene individuelle Turgorverhältnisse, die
diesen Arten ihr Dasein ermöglichen. Für unsere Gruppe C würde
eine solche Erklärung passen, indem ja teils Hygrophyten, teils
aber auch besondere Waldgräser dazugehören, alles Formen, die.
einige Ausnahmen abgesehen, nicht so an Wassermangel zu leiden
haben.
Die Wellung und Verzahnung der Epidermen in den Gruppen
A und B wären, unter diesem Gesichtspunkt aufgefaßt, nicht als
Widerstände gegen die mechanische Wirkung des Windes, sondern
als Widerstände gegen das Zusammenfallen der Zellen zu erklären.
Es liegt ja auf der Hand, daß solche durch Wellung vielfach ver-
zackte Wände größere Reibung, also auch größeren Zusammenhang
besitzen, als bloß aneiuandergelegte Zellwände, deren Beriihrungs-
lläche ja bedeutend kleiner ist.
Wille, Anatomisch-physiologische Untersuchungen am Graniineenrhizom. 45
Wie verhalten sich nun die Gräser in Bezug auf ihren os-
motischen Druck?
Allgemein ist zu sagen, daß die reinen Zuckergräser höhere
osmotische Drucke aufweisen werden, als die Zuckergräser mit
Hemizellulosen und die Stärkegräser.
Zu Gruppe C gehören aber, mit zwei Ausnahmen, nur Zucker-
gräser (Seslerici und Diplachne) 1). Die ganz ungeschützten Festu-
caceen sind reine Zuckergräser. Die Gräser mit Kegelzellen haben
zum Teil Hemizellulosen neben Zucker, die physiologische Erklä-
rung scheint mir zutreffend.
Von den 36 Arten der Gruppe A sind ein Drittel Stärkegräser;
von den 22 Gräsern der Gruppe B sind 7 Stärkegräser. Beizufiigen
ist noch, daß Zucker -|- Hemizellulosen als Reservestoff besonders
in Gruppe A und B zu treffen ist. Fünf Stärkegräser der Gruppe B
zeigen noch gewisse Eigentümlichkeiten. Zuerst Panicum virgatum
und Andropogon Halepensis, sie sind charakterisiert als Gräser, bei
denen allgemein oder doch überwiegend eine Mehrzahl von Kork-
kurzzellen hintereinander Vorkommen und durch relativ kurze Lang-
zellen ( Andropogon 64.25 ju, Panicum 52.16 g). Glyxeria plicata
ist die einzige Art, bei der reine Kurzzellreihen gefunden wurden,
und alle drei Glyxeria- Arten sind durch relativ reichliche Kurzzell-
bildung ausgezeichnet. Andere Beziehungen mögen ja auch noch
nebenher mitwirken, aber jedenfalls besteht zwischen Trans-
pirationsschutz, Kurzzellhäufigkeit, Wellung und osmo-
tischem Druck eine bestimmte Relation.
Die chemische Beschaffenheit der Langzellmembran und der
Standort sind ohne Zusammenhang. Die Vertreter mit Zellulose-
Membran gehören allen Formationen an, ganz gleich verhalten sich
die verkorkten, verholzten und die gemischten Wände. Es müssen
hier individuelle Bedürfnisse befriedigt werden, deren Bedingungen
vorderhand noch nicht definierbar sind.
Etwas klarer liegen die Verhältnisse bei der Ausbildung der
Hypodermis. . Die Gräser, bei denen ich eine solche nachweisen
konnte, lassen sich in zwei Gruppen trennen. Die einen sind alles
Hygrophyten, hier funktioniert die Hypodermis jedenfalls nur als
bloße mechanische Verstärkung der oft sehr zarten Rinde (z. B.
Luxiola, Oryxa, Arundo). Anders Gruppe 2; hier finden wir aus-
gesprochene Xerophyten, wie Cynodon, Sporobolus und Diplachne,
neben Fels- und Schuttgräsern wie Sesleria, Trisetum distichophyllum.
Beide der Hypodermis zugeschriebene Funktionen müssen hier wirk-
sam gedacht werden. Ich erinnere auch an die deutliche Längs-
streckung der Hypodenniszellen, die auf Leitung in bestimmter
Richtung hindeutet. Standort und Klima sind die beiden herr-
schenden Faktoren, die diese Verstärkung des Hautgewebes be-
dingt haben.
') Die beiden Ausnahmen, Diplachne serotina und Sesleria coendea zeigen
dafür aber eine andere Anpassung. Beide Rhizome haben oft sehr genäherte
Internodien, so daß die Niederblätter sich dachziegel artig überdecken. Durch
das so geschaffene Luftkissen wird sicherlich auch ein großer Schutz gewähr-
leistet, der die sonst gegenüber den anderen Arten verminderte Resistenz etwas
ausgleicht. Eine gleiche Einrichtung besitzt auch Lygeum spartum, das aber
sonst zu Gruppe A gehört.
4 ft Wille, Anatoniiscli-pliyniolo^ische Untersuchungen am Gramineenrhizoni.
Die spärlich vorkommenden Haare scheinen ohne größere
physiologische Bedeutung zu sein. Nur ist ihnen eine bestimmte
mechanische Wirksamkeit als Schubhaare zuzuschreiben, wenn sie
deutlich alle in einer Richtung gestreckt sind, wie es bei Tnsetum
flavescens und Mil hon effusum der Fall ist. Bei den wenigen an-
deren Arten sind die Haare mehr als rudimentäre Gebilde auf-
zufassen, die eben auch an unterirdischen Achsenorganen Vor-
kommen können.
c. Das mechanische System.
Schwendener (43, p. 128 ff.) hat über Standort und Rhizom-
struktur Untersuchungen veröffeutlicht, indem er Pflanzen aus be-
stimmten Standorten auswählte und deren Charaktere beschrieb. Die
untersuchten Arten sind fast alles C\'peraceen. Die Charaktere
betreffen teils die Ausbildungen des mechanischen Systems, teils
als dessen Ursache das + Vorhandensein von Lufthöhlen und In-
terzellularen in der Rinde.
Das Hauptergebnis der im ersten Teile enthaltenen Zusammen-
stellung der anatomischen Verhältnisse ist, daß sich in der
Großzahl der Fälle der Resercestoff (Zucker und Stärke)
aus der Struktur bestimmen läßt.
Wir beobachten nämlich, daß sämtliche Beispiele der Typen
I — VII und XVIII Stärkegräser sind, die Arten der anderen Typen
speichern inulinartige Kohlenhydrate. Zwischen reinem Zuckergras
und hemizellulosehaltigem Zuckergras gelang es mir nicht, durch-
greifende Unterschiede herauszufinden. Doch kommen einige wenige
Ausnahmen vor. Zuerst betrifft es die drei untersuchten Brachy-
podium- Arten (B.pinnatum, B. mucronatum, B.ramosnm), die ihrer
Struktur nach den Zuckergräsern näherstehen als den Stärkegräsern.
Der osmotische Druck von Brachypodium pinnatum bleibt in den
gleichen Grenzen wie der der anderen Stärkegräser, bildet hier
also keine Ausnahme oder einen vermittelnden Übergang zwischen
den beiden Gruppen. Eine weitere Ausnahme bildet Alopecimis
bulbosus, das trotz seiner Struktur Zuckergras ist.
Allgemein ist bei den Stärkegräsern eine mehr oder weniger
zentripetale Tendenz in der Anordnung der mechanischen Elemente
zu erkennen, indem nur eine relativ kleine Rindenzone sich vor-
findet. Die Hygrophyten unter den Stärkegräsern verhalten sich
verschieden. Meist ist bei ihnen gar kein Bastring vorhanden.
Oft sind dafür die Gefäßbiiudcl kreisartig angeordnet, dabei kommen
bei Glyzerin- Arten etwa Verschmelzungen vor. Die Rinde ist auch
nur von kleinen Lufthöhlen durchzogen. Dafür tritt zum Schutz
gegen radial wirkende Druckkräfte ein stark entwickeltes Haut-
systein auf (Epidermis + Hypodermis: Oryxa- und Glyzerin- Arten).
Bei den Arten mit großen Lufträumen, die Typen IV und VII
meiner Zusammenstellung (p. 17) vermag das Hautgewebe dem Ein-
drücken des Ganzen zu wenig widerstehen, besonders da noch
eine große Markhöhle vorhanden ist. Zum Schutze der Querschnitts-
form ist hier unter der lufthöhlehaltenden Rinde eine Schutzscheide
Wille, Anatomisch-physiologische Untersuchungen am Gramineenrhizom. 47
mit daran anschließendem Bastring vorhanden. Bei ganz großen
Querschnittsformen, wie bei Arundo phragmites, wird gegen die
zentrale Markhöhle noch ein zweiter Bastring angelegt.
Anders bei den xerophytischen Stärkegräsern. Sind Lufthöhlen
in der Rinde vorhanden, so werden dieselben durch Schutzscheide
und Bastring geschützt. Bei den übrigen Arten haben wir ein
verschiedenes Verhalten. Bei Phyllostackys nigra und Gymnothrix
latifolium fehlen die Schutzscheide und der Bastring, die immer
das Ganze umhüllen. An ihre Stelle treten starke Bastbeläge be-
sonders bei den mehr peripheren Bündeln auf. Gymnothrix geht
schon einen Schritt weiter (Fig. 65), indem dort schon Verbindungen
von ein bis mehreren Bündeln sich vorfinden, die sich ringförmig
zusammenschließen. Als weiteres Hilfsmittel kommen zuletzt die
oft durch starke Hemizelluloseauflagerungen charakterisierten Grund-
gewebezellen in Betracht, ob dieselben immer nur Reservestoffe
oder aber auch Gerüstsubstanzen sind, läßt sich nicht beweisen,
eher haben sie beide Funktionen nebeneinander zu erfüllen. Bei
Panicum virgatum, Phyllostackys nigra, Diplachne serotina und
Sesleria coerulea haben wir es jedenfalls besonders mit Gerüstsub-
stanzen zu tun. Ihr Tinktionsverhalten gegenüber Safranin gibt
hier keinen Aufschluß, da sie sich intensiv rotfärbeu. Ihre Hydro-
lisierbarkeit stellt sie wieder unter den Sammelbegriff der Hemi-
zellulosen. Die regelmäßige Auflagerung bei allen Stärkegräsern
spricht nur für eine gewisse mechanische Leistungsfähigkeit. Als
weiterer Faktor, der ähnlich zu erklären ist, ist noch die mehr
oder weniger isodiametrische Form zu erwähnen. Diese Form ist
jedenfalls mechanisch wirksamer, als die langgestreckten Zellen der
Zuckergräser, die dann aber selber wieder viel besser auf andere
Weise geschützt sind.
Die Zuckergräser zeigen viel mehr Übereinstimmung in ihrem
Verhalten. Die Arten mit subepidermalen Rippen haben reine
Stengelstrukturen; sie sind also nicht mit den übrigen Spezies in
Vergleich zu setzen. Vor allem fällt bei diesen Arten eine größere
Entwicklung der Rinde auf. Wie bei der Gattung Poa von P.
pratensis, die oft noch vereinzelte Rippen haben kann, bis gegen
P. Cenisia alle Übergänge Vorkommen, wurde bereits erwähnt (p. 13).
Eine deutliche, meist U-förmige (ein- bis mehrfache) Endodermis
ist fast immer vorhanden (Ausnahmen Catabrosa aqnatica und Pas-
palum Michauxianum). Die Entwicklung der mechanischen Zell-
formen ist eine größere. In der Großzahl der Fälle ist die Mehr-
zahl der Gefäßbündel von mechanischen Zellen zu einem Ring ver-
einigt, wie in der Tabelle gezeigt wurde. Große Unterschiede
zwischen hygropliilen und xerophilen Arten sind nicht zu konsta-
tieren. Die beiden einzigen untersuchten Hygrophyten Catabrosa
aqnatica und Phalaris arundinacca sind auch zu wenig ausgesprochene
Wasserbewohnei-, sondern eher Mesophyten Auch bei den Xero-
phyten ist wenig Allgemeines zu sagen. Es herrscht hier oft die
Tendenz vor, die Rinde abzuwerfen und an Stelle der Epidermis
das Endoderm treten zu lassen, eine Erscheinung, die bei Stärke-
48 Wille, Anatomisch-physiologische Untersuchungen am Grarnineenrhizom.
gräsern nur bei Diplachne serotina, Sesleria cuerulea !) und seltener
bei Panicum virgatum beobachtet wurde. Eine kräftigere Aus-
bildung der Mark- ev. auch der Rindenzellen ist bei vielen xero-
philen Arten anzutreffen (z. B. Lygeurn spartum und einige Tri-
ticum- Arten). Auf mechanische Einflüsse zurückzuführen ist die ver-
schiedenartige Rindenentwicklung bei Trisetum distichophyUum auf
verschiedenem Substrat (p. 16, Fig. 98. 99).
Wichtig scheint eine experimentelle Prüfung der Frage, wie
das mechanische System in verschiedenen Bodenarten bei ein und
derselben Art geändert wird und ob noch andere strukturelle Än-
derungen dabei zu Tage treten.
Die nämlichen Versuchspflanzen, die mir den Einfluß des
Bodens auf die Epidermis zeigten, wurden auch auf diese Ver-
hältnisse hin untersucht. Daß ein leichter Humus- oder gar ein
Sandboden eine Pflanze ganz anders mechanisch beeinflußt, als dies
bei zähem Jurakalk oder tonigem Moränenboden der Fall ist, sollte
ohne weiteres anzunehmen sein.
Die erhaltenen Differenzen waren aber sehr geringe. Geprüft
wurden die entsprechenden sukzessiven Internodien aus vier Böden
von Triticum repens majus, Cynodon dactylon und Pennisetum
villosum. Es ergab sich dabei, daß die definitive Struktur in ver-
schiedenen Internodien, also nach verschieden langer Zeit erreicht
wird. So tritt bei Triticum repens im Humusboden zuletzt das
definitive Stadium ein, sonst zeigen sich recht wenige Unter-
schiede. Das Auftreten einer U-förmigen Endodermis wurde auch
zuletzt im Humusboden beobachtet, eine Erscheinung, die mit der
vorher erwähnten also parallel geht. Ähnlich verhielten sich
Cynodon und Pennisetum in den Kulturen, hier wurde wieder das
Endstadium zuletzt im Sandboden erreicht. Bei den Pflanzen auf
Jurakalk trat eine deutlich stärkere Verdickung des Grundgewebes
als in den übrigen Bodenarten auf
Kulturen von Cynodon dactylon und Panicum virgatum auf
gewöhnlichem Boden und im Wasserbassin zeigten bei den Wasser-
pflanzen das Verschwinden einer Hvpodermis, dünneres Rinden-
parenchym und bedeutend kleineren Durchmesser der Rhizome
(1 : 0,68 und 1 : 0,73). Sonst war das Gedeihen auch in diesem
ungewohnten Medium ein gutes; sie entwickelten üppige Triebe
und kamen beide zur Blüte. Die Dicke der Langzellen war auch
bei den Wasserpflanzen begreiflicherweise viel geringer als bei
denen natürlicher Standorte.
Anhang: Die Bohrspitze des Gramineenrhizoms.
Die Vegetationspunkte in den Rhizomen befinden sich in den
sogenannten Bohrspitzen. Dieselben haben im großen und ganzen
eine ziemlich konstante Form und zwar die einer Granate. Diese
x) Diese beiden Arten haben bekanntlich keine Kurzzellen, also eine sehr
schwach und wenig geschützte Epidermis im Vergleich zu ihrer Lebensweise.
Trotz der dachziegelartig angeordneten Niederblätter geht die Epidermis etwa
verloren.
W ille. Anatomisch-physiologische Untersuchungen am (framineenrhizom. 411
Form ist bedingt durch ihre Aufgabe, möglichst leicht durch den
Boden dringen zu können, um für die Pflanze das nötige Terrain
zu gewinnen.
Der Schutz des jugendlichen Gewebes gegen Verletzungen
durch Bodenteilchen wird bewirkt durch zusammengerollte oder
-gefaltete Niederblätter, die den Vegetationskegel haubenförmig
umgeben. Die Versteifung wird durch zwei Faktoren bewirkt. In
erster Linie sind es Bastfasern, die die nötige Festigkeit bedingen
können; bei anderen Gräsern (z. B. Holcus mollis, Glyxeria aquatica,
also bei einigen Hygrophyten; aber lange nicht hei allen, da Aus-
nahmen Vorkommen, wie Phalaris, Oryxa und Arundo) sind es
hohe Turgorkräfte, die eine Stärkung des mechanisch ungeschützten
Organs ermöglichen.
Nach Ort mann (32, p. 5) hat die Bohrspitze die gleiche
Funktion wie die Koleorrhiza der Wurzeln, indem sie wie diese
ein zartes Organ zu schützen hat. Ich fand nun auch, daß das
äußerste Niederblatt um die einzelnen Bündel herum reichlich Stärke
aufweist und zwar ist eine deutliche Übereinstimmung in der Lage
der Körner zu sehen. In den weiter zurückliegenden Niederblättern
war keine Stärke nachweisbar; sie war also absorbiert. Die Stärke-
körner fanden sich bei allen hierauf untersuchten Arten (ca. 40)
und zwar auch bei Zuckergräsern. Physiologische Versuche wurden
keine angestellt; einzig wurden einige Bohrspitzen aus dem Boden
genommen und sofort mit Alkohol fixiert, um ein Herumfallen der
Stärkekörner zu verhindern und so die regelmäßige, einseitige Ver-
teilung der Stärke konstatiert. Ihre einseitige Lage und die Be-
weglichkeit erinnern sehr stark an die Statolithenfunktion in der
Wurzelspitze.
Die Lage der Niederblätter ist die nämliche wie bei den
Laubblättern; den gefalteten Laubblättern in der Knospenlage ent-
sprechen gefaltete Niederblätter in der Bohrspitze (z. B. Poa-Arten),
gerollten Laubblättern: gerollte Niederblätter (Mehrzahl der Gräser).
Von Interesse schien mir bei Glyxeria aquatica eine Ver-
wachsung der beiden Blatthälften zu einem ovalen Gebilde, das in
der Mitte eine ovale Spalte aufwies. Daß ein solches ungeteiltes
Blatt mechanisch besser wirksam ist, besonders wenn es sonst aller
Bastbeläge entbehrt, ist zweifellos, indem es ja als Keil bedeutend
fester ist.
d. Das Leitungssystem.
Über das Leitungssystem, speziell über die Bündel, sind wenig
allgemeine Tatsachen zu erwähnen. Von Lecomte (25, p. 240)
wurde gezeigt, daß mit der Größenzunahmc der Pflanzen eine Ver-
größerung der Siebröhren Hand in Hand geht, eine Ansicht, die
auch Strasburger (53, p. 921) als richtig anerkennt. Auffallend
sind in den Rhizomen die großen Siebröhren meines Typus IV
(Fig. 90^; es betrifft dies Oryxa hexandra, Laxiola peruviana,
Arundo phragmites und Phyllostackys nigra. Arundo phragmites
hat gewöhnlich ganz einfach gebautes Phloem (Typus I), wie wir
Beihefte Bot. Centralbl. Bd. XXXIII. Abt. I. Heft 1. 4
50 Wille, Anatomisch-physiologische Untersuchungen am Oraiuineenrhizom.
es in der Mehrzahl der Gramineenbündel antreffen (Fig. 96). Schilf-
rhizoiue aus dem Bodensee, die einen Durchmesser von ca. 2 cm
aufweisen, zeigten ein ganz verändertes Bild. Es war eine Gruppe
von 3-5 größeren Siebröhren in der Mitte vorhanden, in der Um-
gebung ßnden sich wenig Siebparenchymzellen, eine Anpassung,
die ich mit Lecomte (25, p. 240) als eine direkte Anpassung an
die bedeutende Größe des Schilfs der Seen auffasse (Fig. 97). Die
Durchschnittsweiten der Siebröhren bei Bodenseeschilf betrug ca.
41 fi, bei Rhizomen von den Ufern der Aare 15.5 y.
Die Stärkegräser haben auch im allgemeinen die regelmäßigeren
Gefäßbündel, die auch bei Verkümmerung die Anordnung ihrer
Elemente beibehalten und nur an Größe abnehmen; dabei kann
auch das Holzparenchym verschwinden. Der Unterschied ist aber
nicht durchgreifend, da zahlreiche Ausnahmen zu finden sind. Diese
sind zwar teils auch wieder erklärlich durch die Kürze der be-
treffenden Rhizominternodien, so daß gar keine regelmäßige Struktur
zustande kommen kann (Sesleria caerulea, Diplachne serotina).
Auf die Beziehungen von Endodermisbau zu Standort und
Klima hat vor allem S c h w e n d e n e r (43) aufmerksam ge-
macht. Er betont, daß nur die Extreme besonders deutlich sind,
daß dazwischen und aber auch sonst viele Ausnahmen Vorkommen,
die auch bei genauer Kenntnis aller biologischen Tatsachen doch
nicht ohne weiteres erklärlich sind. Beziehungen zwischen der
Form der Endodermis, d. h. ob 0- oder U-förmig, und Standort
und Klima bestehen keine. Beim mechanischen System habe ich
zu zeigen versucht, wie vielen Hygrophyten eine Gesamtscheide
überhaupt abgeht, daß dafür aber Einzelscheiden auftreten können,
und wie bei Vorkommen von Lufthöhlen eine solche anzutreffen
ist. Die Scheiden sind dann immer schwach ausgebildet, sie sind
O-förmig. Diese Tatsache hat nur für die Stärkegräser Richtig-
keit. Phalaris arundinacea als Zuckergras verhält sich wieder an-
ders, es besitzt eine deutliche ein- bis zweischichtige Endodermis.
Bei dieser Art wird aber auch etwa die Rinde abgeworfen, und die
Schutzscheide muß die Funktion der Epidermis übernehmen.
Eist die xerophilen Stärkegräser bringen es zu einer typisch
entwickelten Scheide — wie wir sie bei den Zuckergräsern so
schön entwickelt sehen — , z. B. Diplachne serotina, Sesleria coe-
rulea, Stupa calamagroslis u. s f., währenddem wieder Gymnotkrix
lutifolium und Phyllostachys nigra gar keine Gesamtscheiden be-
sitzen. Cgnodon dactylon vom Rheinufer bei Basel weist eine ganz
schwache Endodermis auf, das gleiche Gras vou den trockenen Ab-
hängen des Wallis (Visp) hat eine stark entwickelte Endodermis.
Paspalum Michauxianum, ein Stärkegras, ist scheidcnlos, wenigstens
gelang es mir nicht, eine solche nachzuweisen, sondern es ist nur
ein Ring von schwach verdickten, mechanischen Zellen vorhanden,
der etwa noch unterbrochen sein kann. Paspalum plicatnm, ein
Zuckergras, hat eine starke Endodermis mit anschließendem, wohl
entwickeltem Bastring.
Die Zuckergräser sind sehr uniform in ihrem Verhalten.
Calabrosa aquatica ist die einzige Art, die keine Scheide besitzt.
Wille, Anatomisch-physiologische Untersuchungen am (Jraniineenrhi/.oin.
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Die drei Arten mit subepidermalen Kippen sind hierbei nicht be-
rücksichtigt. In dieser Kategorie können einzelne Gruppen nicht
getrennt werden. Bei anscheinbar noch so gut bekannten Gräsern,
wie die Poa-Arten, treten uns Schwierigkeiten entgegen, die uns
zur Zeit nicht lösbar sind. Poa nemoralis ist z. B. mit stärkerer
Endodermis und mehrfach verkorktem Sklerenchymring ausgerüstet
als P. Cenisia, eine Art. die durch ihre Standortsverhältnisse, so-
wohl mechanisch als auch gegen Trockenheit und daraus resul-
tierendem Verlust von Reserven, viel stärker erscheinen sollte.
Solche Beispiele ließen sich noch vermehren.
Die doppelte Ausbildung einer Endodermis ist bei den drei
Arten verschieden zu deuten. Bei Arundo phragmites sind es
Schutzmittel gegen das Eindrücken der Rindenluftgänge und der
zentralen Markhöhle. Es sind also vor allem mechanische Faktoren,
die hier Geltung hatten.1) Bei Alopecurus alpinus, Arena alpin a
und Trisetum distichophyllum ist die Erklärung sehr fraglich. Die
beiden ersten Arten sind sicherlich Xerophyten, und so ist die Mög-
lichkeit gegeben, die doppelte Endodermis als Schutz gegen Trocken-
heit aufzufassen. Bei Trisetum distichophyllum aus verschiedenen
Böden (Felsschutt, Gerolle und Lägerboden) waren doppelte Endo-
dermen vorhanden. An dieselbe Anpassung ist also hier nicht zu
denken.
Aus dem Auftreten einer Endodermis kann nicht auf ihre
Funktion geschlossen werden. Auf die Frage, ob sie rein mecha-
nischen Zwecken dienen oder auch den Austritt von Stoffen in die
Rinde regulieren soll, gestattet die Untersuchung keine Schlüsse.
Es kann der Endodermis sowohl eine rein mechanische Rolle (Turgor-
kräfte) als auch eine solche als Schutzmittel gegen Stoffaustritt
(leichteres Diffundieren von gelösten Kohlenhydraten, starke Scheide,
Zuckergräser gar kein Austreten von ungelösten Stoffen, schwache
oder gar keine Scheide) zugelegt werden.
e. Das Speicherungssystem.
Die Entleerung der Reservebehälter im Frühjahr wurde von
Puriewitsch (35, p. 1) experimentell nachgeprüft und es hat sich
dabei erwiesen, daß dieselbe ganz selbsttätig wie in Eudospermen
vor sich geht. Eine völlige Entleerung findet aber niemals statt,
sondern es bleibt eine immer mehr oder weniger große Anzahl von
Zellen mit Reservestoffen gefüllt. Jedenfalls findet bald nach dem
richtigen Beginn der Vegetationstätigkeit wieder eine Ansammlung
von Stoffen statt. Wenigstens finden sich Hemizellulose und Stärke
während der ganzen Vegetationsdauer in kleinen Mengen. Als
Ferment sind Inulase und Diastase gefunden worden. Währenddem
die Entstehung der Stärke aus Zucker bekannt ist, so weiß man
*) Übrigens fehlt der innere Bastring mit seiner Scheide oft. Material
vom Aareufer bei Brugg entbehrte beider Gewebe. Schilf aus dem Bodensee
zeigte die gleiche Erscheinung, während bei Rhizomen aus dem Versuchsfeld
der Schweizer. Samenkontrollstation in Zürich beide vorhanden waren. Ebenso
spricht Scliwendener (43, p. 130) von doppeltem Bastring.
4
Wille, Anatomisch -physiologische Untersuchungen am Graraineenrhizom.
52
über die Bildung der inulinartigen Kohlenhydrate recht wenig.
H. Fischer (13, p. 93) gibt an, daß der Preßsaft von halbwüchsigen
Toinbinaniburknollen, welche Zuckerreaktion aufwies, diese nach
einiger Zeit nicht mehr gab, daß also eine Kondensierung zu Inulin
stattgefunden habe. Eine genaue makrochemische Verfolgung dieser
Vorgänge ist sehr wichtig.
Eine mikrochemische Untersuchung ergab aber einige be-
merkenswerte Resultate, so daß eine Aufführung derselben von ge-
wissem Interesse sein dürfte.
Als Versuchspflanzen wurden Vertreter der drei Gruppen
Cynodon dactylon, Hierochloe odorata und Triticum repens ausgewählt.
Während einer Vegetationsperiode, d. h. von Ende März bis Mitte
November, wurden regelmäßig alle vierzehn Tage Rhizomstücke
gesammelt und diese in Alkohol (96 °/0) fixiert. Die Pflanzen standen
alle im gleichen Beet, hatten somit alle die gleichen Kultur-
bedingungen und stammten größtenteils von Stecklingen einer
Pflanze, um allzu große Schwankungen zu vermeiden.
Als Reagentien dienten Chlorzinkjod für Stärke und Hemi-
zellulose (die Natur der Membran als Hemizellulose wurde schon
früher durch Hydrolyse festgestellt), sodann 96% und 98%
Alkohol für die inulinartigen Kohlenhydrate und Kupfertartrat und
20% Natronlauge für den Zuckernachweis. Letztere von Flückiger
(5, p. 237) gefundene Methode wurde besonders von Tunmann
(54, p. 184) empfohlen. Die dabei erhaltenen Resultate waren so
gute, daß das Reagens der leichten Anwendbarkeit und der ele-
ganten Resultate halber dem Fehlingschen Reagenz vorgezogen
wurde.
Fruktose wirkt sofort in der Kälte, Traubenzucker und Dex-
trose erst bei gelindem Erwärmen reduzierend. Zum voraus ist zu
erwähnen, daß nie Fruktose gefunden wurde, da Reduktion immer
erst nach Erwärmen eintrat.
Es war sodann wichtig, wie später später gezeigt wird, daß
immer nur völlig ausgewachsene Rhizome gewählt werden, deren
Alter an Schnitten leicht an der Struktur zu beurteilen ist.
Um Zufälligkeiten auszuschalten, wurden immer mehrere
Schnitte aus verschiedenen Internodien verglichen, da aber nie
nichtpassende Internodien vorkamen, so glaube ich, daß die neben-
stehende Übersicht von einigem Interesse ist.
Da keine genauen Grenzen feststellbar sind, wurden die drei
Kategorieu wenig, mittel und viel gewählt, die dann noch durch
Spur eine Erweiterung erfuhren. Soviel erlaubt die mikrochemische
Methode sicherlich, daß solche drei Kategorien, die durch wieder-
holten Vergleich der Präparate festgelegt wurden, mit einer rela-
tiven Sicherheit unter dem Mikroskop beobachtet werden köunen,
besonders da die Reservestoffe resp. die Kupferoxydulkörner an
ihrem natürlichen Platze bleiben, also immer wieder nachkontrolliert
werden konnten. Beizufügen ist noch, daß die Untersuchung des
fixierten Materials hintereinander geschah, so daß die Präparate
leicht unter sich verglichen werden konnten. Die Menge des re-
duzierenden Zuckers läßt sich schon makroskopisch durch die mehr
Veränderungen der Kohlen hydrate während einer Vegetationsperiode.
\\ ille, Anatomisch-physiologische Untersuchungen am Gramineenrhizom.
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54 Wille, Anatomisch-physiologische Untersuchungen am Gramineenrhizom.
oder weniger intensive Färbung des Deckglases mit Kupferoxydul-
körnchen erkennen.
Das erste wichtige Resultat ist, daß die Vegetations-
periode entschieden länger dauert resp. früher be-
ginnt, als gemeinhin angenommen wird. Das Material
hätte den ganzen Winter hindurch gesammelt werden sollen, um
das Verschwinden des reduzierenden Zuckers zeitlich zu bestimmen,
sodann aber auch, um über das Auftreten von Fetten und Ölen
in einer bestimmten Zeit Angaben machen zu könuen.
Die einfachsten Verhältnisse zeigt, von der technischen
Seite aus betrachtet, Cynodon\ schwerer ist schon Triticum zu be-
obachten ; die größten Schwierigkeiten bietet Hierochloe wegen den
Hemizellulosen, die das ausgefällte Phlein oft in unliebsamer Weise
verdecken.
Aus den Angaben ergibt sich, daß das Verschwinden resp.
Auftreten der verschiedenen Kohlenhydrate nicht zu gleicher Zeit
erfolgt. Sicher läßt sich nicht ersehen, ob der reduzierende Zucker
ein wirklicher Reservestoff ist, der auch im Winter vorhanden ist,
oder ob er nur ein Übergangsprodukt darstellt. Sein Verhalten
bei Ci/i/odou: absolutes Fehlen im ersten Frühjahr und die große
Menge im Herbst lassen zwar schließen, daß der reduzierende
Zucker des Herbstes im Winter ganz kondensiert wird. Auch mit
dem biologischen Verhalten von Cyuodon würde hier kein Wider-
spruch bestehen. Gynodon als wärmeliebendes Gras treibt im Früh-
jahr sehr spät; seine Blütezeit fällt auf die Monate August — Sep-
tember und so kommt es auch spät zur Ruhe. Der nachgewieseue
Verlauf des Kohlenhydratstoffwechsels wäre hier begründet. —
Anders verhalten sich die beiden anderen Gräser. Da beide schon
sehr frühe im Jahre zu treiben beginnen, so ist der reduzierende
Zucker schon als Umwandlungsprodukt anzusehen. Aus den kleinen
Mengen, die von März— Juli konstatiert wurden, ergibt sich, daß
nur soviel Phlein und Triticin umgewandelt wird, als neben den neu-
assimilierten Stoffen zum Ausbau benötigt wird. Der Gaug ist
auch hier ganz plausibel: beide Gräser kommen auch im Winter
nicht zur Kühe, sondern treiben bei nicht zu kaltem Wetter ruhig
weiter; der niedere Gehalt an Reserven ist bei Triticum so ganz
erklärlich.
In der Füllung der Reservebehälter im Sommer ist bei allen
drei Arten, trotz ihrer verschiedenen Blütezeit und ihrem anderen
biologischen Verhalten, eine ziemliche Übereinstimmung vorhanden.
Merkwürdig scheint mir nur das Fehlen der Fruktose, die von
vielen Autoren für unterirdische Speicherorgane angegeben wird
und die als Abbauprodukt aller inulinartigen Kohlenhydrate ge-
meinhin auch erwartet werden sollte. In allen Literaturangaben
wird erwähnt, daß die Graszucker Fehlingsche Lösung auch in
der Wärme reduzieren. Kohlenhydrat- Präparate, die ich von Pho-
Inris besitze, zeigten schwache Reduktion. Die Präparate sind
alier nicht rein, sondern sind schon ihrem Aussehen nach als Ge-
mische zu betrachten (Graminin, Phlein, reduzierender Zucker).
Aus dem positiven Verlauf der Zuckerprobe aber auf durch das
Wille, Anatomisch- physiologische Untersuchungen am Gramineenrhizom. 55
Reagens, die Erwärmung etc. bedingte Veränderungen schließen
zu wollen, scheint mir nicht richtig.
Die Speicherung der Reservestoffe findet, wie viele Proben
zeigten, nur in den älteren Teilen des Rhizoms statt. Schneidet
man in der Nähe der Spitze, so findet man bei Stärkegräsern in
den seltensten Fällen den sonst gespeicherten Reservestoff. Die
diesbezüglichen Untersuchungen wurden zuerst an Stärkegräsern
angestellt. Rhizomstückc von Anmdo pliragmites wurden Ende
März, zu einer Zeit, wo die Pflanze noch ganz in Ruhe war, ge-
sammelt und auf Stärke geprüft. Das erste Auftreten von Stärke
wurde erst im 15. makroskopisch sichtbaren Internodium konstatiert
und hier noch in kleiner Menge. Von anderen Kohlenhydraten
war in den ersten 10 Internodien reduzierender Zucker zu finden
und zwar auch in den die Bohrspitze bildenden Niederblättern.
Ähnliche Resultate erhielt ich während der ganzen Vegetationszeit.
So wiesen junge Sprosse von Cynodon ilactylon in den 1 — 10 Inter-
nodien keine Stärke auf. Alle zu erwartenden Reservestoffe fehlten
hier gänzlich. Wird reduzierender Zucker in sonst reservestoff-
freien Gewebekomplexen angetroffen, so beschränkt sich sein Vor-
kommen hauptsächlich auf die Siebteile. Einzelne, selten auf-
tretende Kupferoxydulkörner sind jedenfalls meist auf Verschleppung
bei der Herstellung der Präparate zurückzuführen. Gegen die
Spitze hin werden sowohl die Struktur als auch die Reservestoffe
andere. Die zentrale Lufthöhle verkleinert sich von Internodium
zu Internodium, nachdem schon etwaige Rindenhöhlungen ver-
schwunden sind. Dieselben scheinen weiter oben schon vorgebildet,
aber die Zellen sind ganz andere wie ihre Umgebung; sie zeigen
sehr starke Auflagerungen von Heniizellulosen. Dieselben nehmen
gegen den Vegetationskegel hin immer mehr überhand, um zuletzt
alle Zellen zu ergreifen mit Ausnahme der Bündelendigungen. Die
gleiche Erscheinung wurde auch für Cynodon und Andropogon
Halepensis konstatiert.
Die Befunde lassen sich mit den schönen Resultaten, die
A. Fischer (12, p. 73) über die Reservespeicherung der Bäume
erhalten hat, vergleichen.
Die genaue Lokalisation der Reserven auf bestimmte Elemente
(Gefäße, Siebröhren) kann aus technischen Gründen nicht immer
leicht festgestellt werden, da die Reserven, wenn in großer Menge
vorhanden, beim Anfertigen der Schnitte leicht disloziert werden
können. Von Fett- und Stärkegräsern zu sprechen, ist wegen dem
wenigen untersuchten Material nicht angängig. Ebenso ist es für
die Gräser sehr fraglich, ob die zwei winterlichen Stärkeminima
Vorkommen. A. Fischer (12, p. 158 ff.) macht hinsichtlich der
zeitlichen Folge folgende Angaben: Regeneration der Stärke erst
Ende Oktober, Verwandlung von Stärke in Fett im November;
Minimum der Stärke: Dezember, Januar und Februar; Regeneration:
Mitte bis Ende März; Frühjahrsmaximum Ende März bis April; es
dauert bis Anfang Mai.
Bei Cynodon wurde Mitte November viel Stärke und redu-
zierender Zucker gefunden, die Regeneration der Stärke war also
56 Wille, Anatomisch-physiologische Untersuchungen am Gramineenrliizom.
noch nicht beendigt, da wir ja den reduzierenden Zucker nur als
Übergangsprodukt aufzufassen haben. Für diese Annahme spricht
mir sein gänzliches Fehlen im März Zu erwähnen ist noch, daß
im Monat November 1912. in dem das Material gesammelt wurde,
trübe und nasse Witterung herrschte, nach einer Schönwetter-
periode im Oktober. Hinsichtlich der frühjährlichen Speicherent-
leerung stimmen meine Befunde mit Fischers (12, p. 105 ff.) An-
gaben überein, als bei Oynodon eine natürliche Verspätung wegen
dem späteren Austreiben des Grases vorliegt.
Für Cynodon, das ich nur allein verfolgte, scheint ein winter-
liches Minimum zu fehlen. Eine Umwandlung in Fett findet in
kleinem Maße statt, es handelt sich aber hier um eine ausgespro-
chene Stärke- und sicher nicht um eine Fettpflanze. Bei plasmo-
lytischen Untersuchungen in den Monaten Dezember, Januar und
Februar habe ich bei allen untersuchten Stärkegräsern (10) immer
reichliche Stärkeansammlungen vorgefunden. Es betrifft dies fol-
gende Arten: Oryxa clandestina, Pani cum i'irgatum, Gymnothrix
laiifolium, Pennisetum rillosum , Andropogon Halepeusis, Cynodon
dactylon, Arundo phragmites, Glyzerin aqnatica, Brachypodium
pinnatum, PkyUostachys niyra. Die anderen Stärkegräser meines
Materials konnte ich, da es sich nur um Herbarpflanzen handelte,
auf diesen Punkt nicht untersuchen.
Ganz anders verhalten sich auch die Knospen der Stärke-
gräser von denen der Bäume. Fischer (12, p. 120 ff.) unterscheidet
drei Zonen: ein stärkereiches Stück hart unter dem embryonalen
Gewebe, dann das sogenannte Markzwischenstück, das stärkelos
ist und als Oxaluest bezeichnet wird, und dann weiter die stärke-
haltigen Zellen.
Die jüngsten Embryonalgewebe enthielten, wie schon erwähnt,
bei Stärkegräseru keine Stärke, solche kam in den äußersten Nieder-
blättern vor. Der Inhalt war hier Glykose neben viel Protein.
Bei Arundo phraymites überwog stark die Hemizellulose, so daß
von dem Zellumen fast nichts mehr übrigblieb. Weniger stark
war ihr Auftreten bei Cynodon und Andropogon HaJepensis als
weiteren untersuchten Arten. Oxalsäurekristalle fanden sich nie in
diesen Teilen; ich traf solche überhaupt nie im Rhizom.
Bei den Zuckergräsern waren die Verhältnisse anders. Zur
Entscheidung der Frage wurden einige reine Zuckergräser und
einige mit Hemizellulose gewählt. Bei beiden Gruppen siud schon
in der Spitze die gleichen Reservestoffe zu finden, wie in den aus-
gewachsenen Teilen. Hemizellulosen waren bei reinen Zuckergräsern
auch in den jüngsten Teilen nicht vorhanden.
Das Problem der Zucker- und Stärkespeicherung wurde schon
mannigfachen Untersuchungen unterworfen. Nach Stahl (50,
p. 561, 581) sind es die trägwüchsigen Pflanzen, die Zucker, stark
transpirierende, die ausschließlich Stärke assimilieren. Dabei sind
die saccharophilen mykorrhizenführend, die amylophilen dagegen
nicht. Nach Pfeffer (83, p. 299) muß die Konzentration des Zell-
saftes einfach eine bestimmte Höhe eneichen, ehe Stärke über-
haupt gebildet werden kann. Schimper (40) und Winkler
Wille, Anatomisch-physiologische Untersuchungen am Gramineenrhizom. 57
(27, p. 532, 554) hingegen sind der Ausicht, daß der Unterschied
Stärke- und Zuckerpflanze bedingt sei durch die wechselnde Fähig-
keit, aus konzentrierten Kohlenhydratlösungen Stärke zu bilden.
A. Müller (27, p. 573 u. 491) wiederum hat die Assimilationsgröße
bei beiden Gruppen untersucht und ist zu dem Schlüsse gekommen,
daß in der Gesamtleistung eines Tages die Zuckerblätter hinter den
Stärkeblättern zurückstehen, und daß die Grenze der Anhäufung
von Kohlenhydraten bei den Stärkeblättern bedeutend höher liegt,
als bei den Zuckerblättern. Detmer (8) hat die St ah Ische
Arbeit fortgesetzt und erweitert. Die Stärkespeicherung ist nach
ihm teils der Ausdruck unmittelbarer Anpassung, teils vererbte
Eigenschaft. Zuckerspeicherung als Transpirationsschutz kann durch
andere xerophile Anpassungen ersetzt werden. Stärkespeicherung
hinwiederum ist vererbte Eigenschaft, weil ganze Familien sich
durch Stärkespeicherung auszeichnen.
Über Mykorrhizenbildung bei Gräsern finden sich in der Zu-
sammenfassung von Volkart (55, p. 43) sehr wenig Angaben. Von
den fünf Gräsern, die für uns in Betracht kommen: Sesleria coe-
rnlea, Brachypodium pinnatam, Triseiuni spicatum, Aera caespitosa,
Agrostis canina sind die beiden ersten Stärkegräser, die drei übrigen
speichern Zucker und Hemizellulose.
Auch die D e t m e r sehen Angaben (8) über vererbte
Eigenschaften oder direkte Anpassung lassen sich, wenn man die
Gräser in Betracht zieht, nicht beweisen. Ich habe in der Zu-
sammenstellung im anatomischen Teil zeigen können, wie die Stärke-
gräser in fast allen Triben Vertreter aufweisen, wie aber hinsicht-
lich Hemizellulosen und systematischer Einheit gewisse Zusammen-
hänge bestehen. Zuckergräser hingegen kommen in allen Triben
vor. Interessante Beziehungen zwischen X-haltigen Stoffen und
System hat neuerdings Stieger (52, p. 24 und 44) nachzuweisen
versucht; weitere Untersuchungen ganzer Familien müssen hier die
definitiven Lösungen bringen.
Zwischen Standort und Reservestoff bestehen gewisse Rela-
tionen. Um Wiederholungen zu vermeiden, verweise ich auf meinen
Standortskatalog.
Was zunächst die Stärke anbetritft, so ist dieser Stoff beson-
ders Hygrophyten und Xerophyten eigen. Mit Volkart (55, p. 17)
bin ich der Meinung, daß diese Erscheinung zum Teil mit dem
Austreiben im Frühjahr in Zusammenhang zu bringen ist, indem
die Vertreter beider Gruppen im Frühjahr spät austreiben, also ein
rasches Löslichmachen der Reservestoffe unnötig ist. Daß die
Hygrophyten Stärke speichern, ein Stoff, der doch osmotisch sehr
schwach wirksam ist, ist leicht begreiflich, indem doch Wassergräser
auf sehr einfache Weise ihr Xährstoffbedürfnis befriedigen können,
anders aber die Xerophyten. Wir finden Stärkegräser auf trockenem
Sande, auf Felsen, trockenen Magermatten und in den Savannen. Sie
fehlen unseren gewöhnlichen Wiesen und den Wäldern. Hier sollte
man gemeinhin annehmen, daß Pflanzen trockener Standorte durch
Erhöhung ihres osmotischen Drucks sich gegen zu starke Transpi-
rationsverluste zu schützen trachten, und wir haben vielfach das
58 Wille, Anatomisch-physiologische Untersuchungen am Gramineenrhizom.
Gegenteil. Ausreichende Gründe hierfür anzugeben, ist vorderhand
unmöglich. Daß das Hautgewebe hier einigermaßen Vorkehrungen
trifft, wurde bereits erwähnt, ebenso daß das Grundgewebe stärker
verdickt ist und daß das mechanische Gewebe hier etwas ausgleicht.
Auch sind die osmotischen Drucke bei xerophilen Stärkegräsern
etwas höher als bei hygrophilen.
Die Hemizellulosenspcicherung wird von Volkart (55. p. 17)
gleich wie die Stärkespeicherung aufgefaßt (spätes Austreiben etc.),
was ich aber bezweifle. Ich habe etwa 30 Arten nach dein strengen
Winter 1913/14 auf ihr Austreiben im Frühjahr hin beobachtet.
Sämtliche Pflanzen standen im gleichen Beet nebeneinander und
lebten also unter den nämlichen Bedingungen. Die Reihenfolge des
Austreibens war folgende: Hierochloe odorata, Holms mollis, Poo
Cenisia, P. compressa, Phalaris arundinacea, Triticum repens majus,
Aprostis alba, Trisetum flavescens. Poa Cenisia ist eventuell noch
auszuschalten, da bekanntlich alle Alpenpflanzen, in die Ebene ver-
setzt, bei der geringsten Wärme auszutreiben beginnen. Alle an-
deren Arten sind aber Hemizellulosengräser neben ihrer Zucker-
speicherung mit Ausnahme von Triticum repens majus. Bei den
Stärkegräsern erfolgt das Austreiben erst bedeutend später.
Die Bedeutung der gelösten Kohlenhydrate besteht in der
Möglichkeit der sofortigen Wiederaufnahme des Wachstums in frost-
freien Wintertagen und namentlich in einer raschen Entwicklung
im Frühjahr.
Das Vorkommen der Hemizellulosen ist noch weniger auf
Arten bestimmter Standorte lokalisiert wie die Stärke. Zuerst
wären die Stärkegräser zu wiederholen, die immer hemizellulose-
führend augetrolfen wurden; sodann tritt sie in Verbindung mit
gelösten Kohlenhydraten auf und ist hier nicht auf bestimmte
Gruppen beschränkt.
Ähnliches ließe sich beim Zucker sagen. Sein Vorkommen
ist besonders bei Wiesen-, Wald- und Felsengräsern ein dominie-
rendes; ebenso führten die Xerophyten vereinzelt gelöste Kohlen-
hydrate; sodann aber in ganz verschwindender Zahl die Hygrophyten.
Zu denken wäre bei Phalaris und Catabrosa, daß diesen beiden als
wasserbedürftigen Arten, die aber der Austrocknung ausgesetzt sind,
durch Zuckerspeicherung, also durch Erschwerung der Transpira-
tionsverhältnisse, ein Äquivalent gegeben sei. Gegen zu frühes
Austreiben sind beide geschützt durch die an und für sich niedere
Temperatur und langsame Erwärmung der wasserreichen Böden im
Frühjahr. Daß bei Xerophyten sehr viele Zuckergräser Vorkommen
und die Stärkegräser sich in der Minderheit befinden, ist aus den
herrschenden Verhältnissen sehr wohl begreiflich. Das Gleiche gilt
für die Felsengräser und z. T. auch für die Arten der Wiesen-
bewohner.
Vor allem wäre hier eine Untersuchung der osmotischen Ver-
hältnisse aller Pflanzen wichtig, die einem bestimmten Wiesentypus
angehören, z. B. Burstwiese, Fromentalwiese. so könnte man wahr-
Wille, Anatomisch-physiologische Untersuchungen am Gramineenrhizom. 59
nehmen, ob die Standortsverhältnisse sich so ohne weiteres in den
osmotischen Drucken wiederspiegeln, wie es die Untersuchungen
von Fitting (14, p. 209ff) und Senn (46, p. 179 -183) erscheinen
lassen.
Bei Stärkegräsern sind als letzter Punkt die Mark- und Rinden-
zellen mehr isodiametrisch, währenddem sie bei Zuckergräsern immer
viel gestreckter sind. Ein Zusammenhang mit dem gespeicherten
Reservestolf muß auch hier bestehen. Zu denken wäre, daß die
Transpirationsgröße bei Stärkegräsern durch Einschaltung einer
größeren Anzahl von Querwänden etwas herabgesetzt werden solle;
bei den Zuckergräsern hinwiederum sind weniger zahlreiche Quer-
wände, um die nötigen osmotischen Drucke wirksamer zu gestalten.
Auf eine weitere Beziehung zum mechanischen System wurde be-
reits dort hingewiesen.
f. Das Durchliiftungsgewebe.
Schwendener (43, p. 128) hat für die Charakterisierung der
Rhizomstruktur nach Standorten auch teilweise die Strukturen der
Rinde und ihre Durchlüftungswege benützt. In den vorhergehenden
Kapiteln habe ich auch zu zeigen versucht, wie die Ausbildung des
mechanischen Gewebes und auch der Endodermis stark von der
Beschaffenheit der Durchlüftungsräume abhängig ist.
Das Wasserleben bedingt im allgemeinen die Ausbildung von
Luftgängen schon vou sich aus, da stark wasserhaltiger Boden luftarm
ist, und diese daher von oben durch die Spaltöffnungen der ober-
irdischen Teile beschafft werden muß Wir treffen somit aus lo-
gischen Gründen bei den Iwgrophilen Gräsern keine Spaltöffnungen
am Rhizom. Als Ausnahme fand ich hier Arando pkragmites, doch
sind hier die Stomata meist verkümmert; die Pflanze stammte
übrigens aus Sandboden, der nur zeitweise unter Wasser steht.
Bei Pflanzen, die temporär von Wasser überflutet werden, tritt
dann einfach eine Verkümmerung ein. Eine zentrale Lufthöhle ist
immer vorhanden, die hier jedenfalls sich nicht nur aus Material-
ersparnis gebildet hat; sondern in erster Linie der leichteren Luft-
kommunikation dient. Xerophile Gräser ins Wasserbassin versetzt,
ändern auch in dieser Richtung ihre Struktur: in der Rinde bilden
sich viele Luftgänge und auch die Interzellularen nahmen an
Größe zu.
Entsprechend der erschwerten Luftbeschaffung der Wasser-
pflanzen ist nach Freiberg (16) auch die Atmungsgröße dieser
Gruppe entsprechend kleiner.
g. Die osmotischen Verhältnisse.
a. Osmotischer Druck und Reservestoff.
Um die osmotischen Verhältnisse der beiden Gruppen kennen
zu lernen, wurden einige orientierende Versuche mittelst der plas-
60 Wille, Anatomisch-physiologische Untersuchungen am Gramineenrhizom.
molytischen Methode mit Kalisalpeterlösung ausgeführt. Es wurden
Längs- und Querschnitte von den betreffenden Rhizomen angefer-
tigt und die Schnitte in die entsprechenden Salpeterlösungen ge-
bracht, um im Verlauf von zwei Tagen mehrere Male beobachtet
zu werden. Die Resultate, die ich unter gewissem Vorbehalt an-
führe, zeigen, wie der Zucker und die Stärkegräser, wie nicht anders
zu erwarten war. ziemliche Differenzen auf weisen. DerHemizellulosen-
gehalt scheint ohne Bedeutung zu sein, indem zwischen reinen
und hemizelluloseführenden Zuckergräsern keine scharfe Grenze be-
steht, sondern es kommen allerhand Übergänge vor. Die Gräser
gruppiere ich nach ihren N-freien Reservestoffen.
Name
Dezember
März
a. Stärkegräser.
Atm.
Atm.
Oryxa clandestina
9
13
Oynodon dactylon
20
26
Pcnnisetum villosum
18.6
20
Gymnothrix latifolium
22.3
Andropoyon Halepensis
15
17
Arundo phraymites
19
19
G ly % er hi aquatica
17
17
Brachypodium pinnatum
17
18.6
Stupa calamagroslis
26
Pliyllostaclrys nigra
22
Panieum virgatum
26
b. Zucker- -|- Hemicellulose-
Gräser.
Phalaris arundinacea
26
33
Hierochloe odorata
35
37
Holeus mollis
37
35
Ayrostis alba
30
Poa Ccnisia
37
Pna compressa
30
32
c. Zuckergräser.
Bromus inermis
40
Calo in ayrost is pseudoph rag m ites
35
Calanwgrostis calamagrostis
40
Bromus erectus
40
Trilicum repens majus
33
Triticum repens glaucum
33
ß. Osmotischer Druck und Boden.
Vergleichende Untersuchungen über das Verhalten des osmo-
tischen Druckes der gleichen Pflanze in verschiedenen Böden unter
sonst gleichen Kulturbedingungen wurden bisher noch nicht aus-
geführt. Die einfache theoretische Überlegung, daß in den ver-
Wille, Anatomisch-physiologische Untersuchungen am Gramineenrhizom. (>1
schiedenen Böden die Wasserkapazität eine andere ist, daß die
Pflanze z. B. im Humus- und Sandboden verschiedene Mühe hat,
sich das nötige Wasser zu verschaffen, ließen die Wünschbarkeit
einer solchen Untersuchung zutage treten. Senns Messungen (46.
p. 179—183) mit Algen von Felsen und von Kulturen auf künst-
lichen Nährböden boten zu große Bedingungsdifferenzen, als daß
die Sache für gewöhnliche Böden als meßbar sicher war.
Die Versuchspflanzen im Adlisberg wurden auch auf diese
Frage hin geprüft.
Die erhaltenen Werte wurden so reduziert, daß bei jeder Art
der als geringster erhalte Wert = 1 gesetzt und die Zahlen der
anderen Böden auf diesen umgerechnet wurden. Die Untersuchungen
wurden anfangs Oktober 1914 ausgeführt.
Humus
Ton
Sand
Jurakalk
Phalaris arundinacea
1
1.27
1.33
1.38
Cynodon dactylon
1
—
1.17
1.09
Hierochloe odorata
1
—
1.15
—
Olyzeria aquatica
1
—
1.28
—
Der Sinn dieser erhaltenen Werte ist aber auch umgekehrt
proportional den bei der Langzellmessung erhaltenen Zahlen, indem
niedrigen osmotischen Drucken große Langzellwerte entsprechen
u u. (cf. p. 41 ff.) Die dort ausgesprochene Hypothese von be-
stehenden Relationen zwischen Transpirationsschutz, Kurzzellhäufig-
keit, Langzellänge, Wellung und osmotischem Druck ist mir so be-
deutend besser gewährleistet. (Für Olyzeria aquatica ergaben die
Langzellmessungen im Sand 203.22 /<, im Humus 188.59 y. Ebenso
hatten Panicum virgatum und Cynodon dactylon im Wasserbassin
bedeutend größere Langzellen, als bei Kulturen auf natürlichem
Terrain )
Die erhaltenen Zahlen entsprechen ganz den theoretischen
Forderungen. Ein Vergleich mit den Messungsangaben im vor-
herigen Abschnitte ermöglicht es leicht, sich ein Bild zu machen
von dem Vorkommen der Spannungsdifferenzen in den verschiede-
nen Böden.
Im Sommer 1915 wurden die Versuche wiederholt. Cynodon
dactylon, Olyzeria und Hicrochloi' waren eingegangen; konnten also
nicht mehr untersucht werden. Dafür stand wieder Triticum repens
zur Verfügung, dessen Resultate von 1914 wegen einem Versehen
nicht verwertbar waren.
Von beiden Seiten wurden innerhalb zehn Tagen vier Reihen
untersucht. Die Resultate sind die folgenden:
(52 Wille, Anatomisch-physiologische Untersuchungen am Gramineenrhizom.
Art
Boden
Anzahl der Grammoleküle in Liter (KNOs)
Datum
0.8
0.9
1
1.1
1.3
1.5
Triticum
Humus
+
+
+
+
19. VII.
repens
-
—
+
+
+
+
20. VII.
—
+
+
+
+
+
23. VII.
—
+
+
+
+
+
25. VII.
Ton
__
+
+
+
19. VII.
—
—
+
+
+
+
20. VII.
—
+
+
+
+
23. VII.
—
—
+
+
+
+
25. VII.
Sand
+?
+
19. VII.
—
—
—
—
+
20. VII.
—
—
—
—
+?
+
23. VH.
—
—
—
—
4-
1 25. VII.
Jurakalk
+
19. VII.
—
—
—
—
—
+
I 20. VII.
—
—
—
—
+
+
1 23. VII.
+
+
25. VII.
? == Die Zahl der -J- und — plasmolysierten Zellen war ungefähr gleich.
Art.
Boden
Anzahl
der Grammoleküle in
Liter (KN08)
Datum
0.5
0.6
0.7 |
0.8
0.9
1.0
Phalaris
Humus
+
+
+
1
19.
VII.
annidinacea
+?
+
+
+
+
+
20.
VII.
—
+
+
+
+
+
23.
VII.
—
+
+
-f-
25.
VII.
Ton
+?
+
+
19.
VII.
—
—
—
+
+
+
20.
VII.
—
—
+?
+
+
+
23.
VII.
—
-
+?
+
+
+
25.
VII.
Jurakalk
+?
+
19.
VII.
—
—
—
+
+
+
20.
VII.
—
—
—
+
+
23.
VII.
—
—
—
+
+
+
25.
VII.
Sand
+
19.
VII.
—
—
—
+?
+
+
20.
VII.
—
—
—
+
+
+
23.
VII.
—
—
—
+*?
+
+
25.
VII.
Wille, Analomisch-phvsiologiKchü Untersuchungen am Graraineenrhizom. fJ3
Setzt man wie in der vorhergehenden Tabelle den niedrigsten
Wert = 1. so erhält man die folgenden Relativzahlen:
Art
Boden
Humus
Ton
Jurakalk
Sand
Triticum rrpens
1
1.1
1.5
1.3 — 1.5
1
1
1.5
1.5
1
1.1
1.44
1.3 — 1.5
1
1.1
1.44
1.66
Phalaris arundinacea
1
1.1- 1.29
1.3— 1.4
1.4
1
1.3— 1.6
1.3— 1.6
1.6— 1.5
1
1.1— 1.3
1.5
1.3
1
1-1.1
1.14
1.1— 1.3
5. Zusammenfassung der Hauptresultate.
1. Die Epidermiszellen im Gräserrhizom, im Querschnitt be^
trachtet, können in vier Typen unterschieden werden, deren Be-
deutung aber nicht bekannt ist.
2. Die Differenzierung der Epidermiszellen ist eine ähnlich
große wie im Blatte; es fehlen aber die Winkelhaare, Querzellen,
bastförmige Zellen und reine Kurzzellreihen. Neu dazu kommen
die Knötchen- oder Kegelzellen. Typisch für das Rhizom ist die
reichliche Ausbildung der Korkzellen, die relative Armut an Kurz-
zellen und ihre relativ einfache Ausbildung.
3. Die Kutikula ist immer vorhanden.
4. Die Trichome sind spärlich, jedenfalls meist nur rudimen-
täre Organe (selten Schuborgane).
5. Die Ausbildung des mechanischen Systems läßt die Ein-
wirkung von Druck- und Zugkräften erkennen; doch spielen er-
nährungsphysiologische Momente für die Struktur die ausschlag-
gebende Rolle.
6. Die untersuchten Arten lassen sich nach ihrem anatomischen
Bau gruppieren. Die erhaltenen Gruppen haben nicht nur das
gleiche anatomische Bild, sondern besitzen auch die gleichen Re-
servestoffe (Ausnahme: Gattung Brachypodium und Alopecurus
bulbosus) .
7. Die Gefäßbündel der Rhizome sind von denen des Halms
nicht sehr verschieden. Das Phloem läßt sich nach seiner Aus-
bildung in vier Typen unterscheiden.
8. Bei der Verkleinerung der Bündel gegen die Peripherie
hin ist die Reduktionsweise eine sehr variable.
(i4 Wille, Anatomisch-physiologische Untersuchungen am Gramineenrhizoni.
9. Die Endodermis wird von 0- und U-Zellen gebildet. Die
nach außen angrenzenden Rindenzellen sind selten verdickt; nach
innen ist meist ein Bastring vorhanden.
10. Der Verkehr zwischen Leitbündelsystem und Rinde wird
in den Knoten vollzogen. Selten findet eine Unterbrechung des
Bastringes innerhalb der Endodermis sowie der Schutzscheide selbst
statt.
11. Die festen X-haltigen Reservestoffe sind selten anzutreffen,
die Kohlenhydrate überwiegen weit (Saccharide, Öle, Fette). Stärke
ist relativ selten Meist treffen wir die gelösten Polysaccharide
Graminin, Phle'in, Triticin. Die bis jetzt selten gefundenen Hemi-
zellulosen haben in den Gräserrhizomen große Bedeutung. Sie
kommen in allen untersuchten Stärkegräsern und bei vielen Zucker-
gräsern vor.
12. Das Grundgewebe der Stärkegräser ist mehr isodiametrisch,
das der Zuckergräser langgestreckt und dünnwandig.
13. Der stomatäre Gaswechsel tritt zurück gegenüber dem
kutikularen.
14. Als Durchlüftungsgewebe dienen Interzellularen und Luft-
höhlen im Mark und der Rinde. Das Vorkommen von funktio-
nierenden Spaltöffnungen ist ziemlich verbreitet.
15. Die zentrale Markhöhle und die Rindenhöhlen bei Stärke-
gräsern entstehen sekundär und lysigen durch Auflösen von Hemi-
zellulosen. Die Rindenhöhlen der Zuckergräser sind schizogenen
Ursprungs, ebenso die zentralen Markhöhlen.
16. Die Bedeutung der Kieselkurzzellen ist nicht ganz geklärt.
17. Zwischen Langzellenlänge und Boden besteht eine Re-
lation. Die mesophytischen Gräser haben im Humus die längsten,
im Sand die kürzesten Langzellen. Bei Xerophyten sind im Sand
die längsten Zellen vorhandeu.
18. Zwischen Transpirationsschutz, Kurzzellhäufigkeit, Lang-
zellänge, Wellung und osmotischem Druck besteht ein deutlicher
Zusammenhang. Hygrophyten. Wald- und andere Gräser feuchter
Standorte haben wenig Kurzzellen und gerade ungewellte Lang-
zellen. Haben sie größere Schwierigkeit, Wasser zu erhalten, so
hilft ihnen ihre Eigenschaft als reines Zuckergras darüber hinweg.
Sind sie Hygrophyten, so speichern sie die osmotisch wenig wirk-
same Stärke. Umgekehrt die xerophilen Gräser: hier Kurzzell-
reichtum, stark gewellte Langzellen, stark osmotisch wirkende
Reservestoffe. Ein Hilfsmittel kann oft die anderen ersetzen.
19. Reservestoff und anatomische Struktur bedingen einander.
Die aufgestellten Typen I — VII und XVIIT sind Stärkegräser, die
Wille, Anatomisch-physiologische Untersuchungen am Gnimineenrhizom. (35
Typen VIII — XVII Zuckergräser. Die Hemizellulosen vermögen
das anatomische Bild wenig zu verändern.
20. Verschiedene Bodenarten können das anatomische Bild
wenig beeinflussen, dazu müssen schon stärkere Faktoren wirken,
wie sich bewegender Felsschutt etc.
21. Die Durchmesser der Siebröhren und die Größe der Pflanze
stehen in direktem Zusammenhang.
22. Stärkegräser haben regelmäßige Bündel, die auch bei der
Verkleinerung sich wenig verändern.
23. Zuckergräser besitzen fast immer wohlentwickelte Scheiden
(Ausnahme Catabrosa) ; bei Stärkegräsern schwankt ihre Ausbildung
je nach ihrem biologischen Verhalten.
24. Der Beginn der Vegetation ist im Jahre sehr früh
(Februar-März). Die Entleerung der Speicherorgane ist keine voll-
ständige; schon im Juni und Juli wird ein Ansteigen der Reserve-
mengen beobachtet. Der vorhandene reduzierende Zucker ist nicht
Fruktose, wie vielfach angegeben (Reduktion von Kupfertartrat und
Natronlauge erst nach Erwärmung). Das Verhalten der Gräser
während der Vegetationsruhe ist ein anderes wie der Laubbäume.
25. Die Speicherung der Reservestoffe trifft man nur in älteren
Rhizomteilen bei Stärkegräsern. Hier finden sich andere Formen
von Reserve, wenigstens gar keine Stärke, dafür viele Proteine
und Hemizellulosen.
26. Die Gräser sind Stärke- und keine Fettpflanzen im Sinne
A. Fischers.
27. Stärke findet sich besonders bei Hygrophyten und Xero-
phyten (spätes Austreiben und nur langsames Löslichwerden der
Reserven). Die Zuckergräser kommen in allen biologischen Gruppen
vor (schnelles Austreiben, schnelles Löslich werden der Reserven).
Hemizellulosen treffen wir bei Stärke- und vielen anderen Gräsern an.
28. Zwischen isodiametrischem Grundgewebe und Transpi-
rationsverminderung (Einschalten von Querwänden) bei Stärkegräsern
und prosenchymatischen Zellen bei Zuckergräsern mit hohem os-
motischem Druck bestehen wahrscheinliche Beziehungen.
29. Der osmotische Druck bei Stärkegräsern schwankt zwischen
9 und 26 Atm., derjenige von Zuckergräsern zwischen 26— 40Atm.
Die hemizellulosehaltigen Zuckergräser unterscheiden sich nicht
von den reinen Zuckergräsern.
30. Die verschiedene Wasserkapazität des Bodens macht sich
auch im osmotischen Druck geltend. Humus verlangt bedeutend
niederen Druck als Ton, Sand oder gar der zähe Jurakalk.
Beihefte Bot. Centralbl. Bil. XXXIII. Abt I. Heft 1.
0
fj(j Wille, Anatomisch-physiologische Untersuchungen am Gramineenrhizom.
(>. Literaturverzeichnis.
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37. Rothert, Vergleichend- anatomische Untersuchungen über die Differenzen
im primären und sekundären Bau der Stengel und Rhizome krautiger
Pflanzen. [Diss.] Dorpat 1885.
38. Russow, E., Betrachtungen über die Grundgewebe und die Leitbündel aus
vergleichend-morphologischem und phylogenetischem Standpunkt. (Ju-
biläumsschr. d. kgl. Univ. Dorpat. 1875.)
39. Sachs, J., Über einige Beziehungen der speziellen Größe der Pflanze und
ihrer Organisation. (Flora. 1893.)
40. Schimper, Über Bildung und Wanderung der Kohlenhydrate in den Blättern.
(Botan. Zeitg. 1881.)
41. Schinz u. Keller, Flora der Schweiz. 3. Aufl. T. I. 1908.
42. Schulze, E., Über die zur Gruppe der stickstoffreien Extraktstoffe ge-
hörenden Pflanzenbestandteile. (Journ. f. Landwirtsch. 1904. Sep.-Abdr.)
43. Schwendener, Das mechanische Princip im Bau der Monokotylen. 1874.
44. — Die Schutzscheiden und ihre Verstärkungen. (Abhlg. kgl. Akad. d.
Wiss. z. Berlin. 1882.)
45. — Die Spaltöffnungen der Cyperaceen und Gramineen. (Sitzungsber. d. kgl.
preuß. Akad. d. Wiss. z. Berlin. XXII. 1890.)
46. Senn, O., Der osmotische Druck einiger Epiphyten und Parasiten. (Ver-
hdlg. d. naturf. Ges. in Basel. Bd. XXIV. 1913.)
47. Sierp, E., Über die Beziehungen zwischen Individuum, Organ- u. Zellgröße
mit besonderer Berücksichtigung des erblichen Zwergwuchses. (Jahrb.
f. wiss. Bot. LIII. 1914.)
48. Sorauer, Über die Spaltöffnungen der Liliaceen. (Karstens botan. Unter-
suchungen.)
49. Stahl, E., Einige Versuche über Transpiration und Assimilation. (Bot.
Ztg. 1894.)
50. — Der Sinn der Mykorrhizenbildung. (Jahrb. f. wiss. Bot. XXXIV. 1900.)
51. — Pflanzen und Schnecken. (Jenaer Zeitschr. f. Naturwiss. 1888.)
52. Stieger, Untersuchung über die Verbreitung des Asparagins, des Glutamins,
des Arginins, des Allantoins und der Hemicellulosen. [Diss.] Zürich 1913.
53. Strasbur ger, E., Bau und Verrichtung der Leitungsbahnen. 1881.
(>8 Wille, Anatomisch-physiologische Untersuchungen am Gramineenrhizom.
54. Tunmann, Pflanzenmikrochemie. 1913.
55. Volkart, A., Gramina in: Kirchner. Loeb und Schröter, Lebens-
geschichte der Blütenpflanzen von Mitteleuropa. 1908.
5G. Wehmer, Die Pflanzenstoffe. 1911.
57. Wester mai er, Über Bau und Funktion des pflanzlichen Hautgewebes.
(Jahrb. f. wiss. Bot. IV. 1883.)
58. Winkler, H., Untersuchungen über die Stärkebildung in den verschiedenen
Chromatophoren. (Jahrb. f. wiss. Bot. XXII. 1889.)
59. Klein, L., Referat über Douliot 9. (Bot. Centralbl. XLVII. 1890.)
7. Figuren erklär in lg.
Fig. 1. Epidermisquerschnitt von Festuca pulchella (480) l).
Fig. 2. Epidermisquerschnitt von Phalaris arundinacea (480).
Fig. 3. Epidermisquerschnitt von Poa nemoralis (480).
Fig. 4. Epidermisquerschnitt von Oynodon dactylon (480).
Fig. 5. Epidermisquerschnitt von Calamagrostis rpigeios (480).
Fig. 6. Epidermisquerschnitt von Paspalum plicatum (480).
Fig. 7. Epidermisstück von Andropogon Halepensis (480).
Fig. 8. Epidermisstück von Phalaris arundinacea (480).
Fig.
9. Langzelle von Holcus mollis (480).
Fig.
10. Langzelle
von Arundo phragmites (480).
Fig.
1 1 . Langzelle
von Calamagrostis epigeios (480).
Fig.
12. Langzelle
von Hier
oehloe odorala (480).
Fig.
13. Langzelle
von Calamagrostis arenaria (480)
Fig.
14. Langzelle
von Poa
nemoralis (480).
Fig.
15. Langzelle
von Arena filifolia (480).
Fig.
16 — 23. Korkkurzzellen
von Andropogon Halepensis (480).
Fig.
24 - 25.
do.
von Poa comprcssa (480).
Fig.
26-29.
do.
von Lygeum spartu m (480).
Fig.
30-31.
do.
von Poa pratensis (480).
Fig.
32—33.
do.
von Calamagrostis neglecta (480).
Fig. 34.
do.
von Panicum virgatum (480).
Fig.
35.
do.
von Olyxeria plicata (480).
Fig.
36.
do.
von Paspalum plicatum (480).
Fig.
37 — 38. Kieselkurzzellen von Braehypodium ramosum (480).
Fig.
39—41.
do.
von Oryxa clandesiina (480).
Fig.
42.
do.
von Glyxeria aquatica (480).
Fig.
43.
do.
von Stupa calamagrostis (480).
Fig.
44.
do.
von Poa pratensis (480).
Fig.
45 — 46.
do.
von Luxiola peruviana (480).
Fig.
47.
do.
von Calamagrostis neglecta (480).
Fig.
48.
do.
von Trisetum flarescens (480).
Fig.
49—52.
do.
von Andropogon Halepensis (480).
l) Die eingeklammerten Zahlen geben die lineare Vergrößerung an.
Wille, Anatomisch-physiologische Untersuchungen am Gramineenrhizom. ßQ
Fig. 53, 53 A u. 54. Kieselkurzzellen von Paspalum plicat um (480).
Fig. 55. Verholzte Korkzelle von Bromus inermis (480).
Fig. 56.
Trichom von
Panicum undulalifolmm (480).
Fig. 57-
-58. Trichom
von Milium effusum (480).
Fig. 59.
Trichom von
Phalaris arundinacea (480).
Fig. 60.
Trichom von
Trisetum flarescens (480).
Fig. 61.
Rhizomquerschnitt von Andropogon Halepensis (480).
Fig. 62.
do.
von Alopecurus bulbosus (22).
Fig. 63.
do.
von Oryza clandestina (22).
Fig. 64.
do.
von Phylloslachgs nigra (22).
Fig. 65.
do.
von Gymnothrix latifolium (22).
Fig. 66.
do.
von Glyzerin aquatica (22).
Fig. 67.
do.
von Glyzerin fluitans (22).
Fig. 68.
do.
von Glyzerin fluitans (Detailbild) (75).
Fig. 69.
do.
von Oryza hexandrn (22).
Fig. 70.
do.
von Panicum repens (22).
Fig. 71.
do.
von Cynodon dactylon (22).
Fig. 72.
do.
von Luziola peruviana. (22).
Fig. 73.
do.
von Poa eompressa (22).
Fig. 74.
• do.
von Arena pubescens (22).
Fig. 75.
do.
von Mclica nutans (22).
Fig. 76.
do.
von Calamagrostis calamagrostis (22).
Fig. 77.
do.
von Bromus inermis (22).
Fig. 78.
do.
von Holcus mollis (22).
Fig. 79.
do.
von Cinna mexicana (22).
Fig. 80.
do.
von Triticum junceum (22).
Fig. 81.
do.
von Arundo phragmites (22).
Fig. 82.
do.
von Alopecurus alpinus (22).
Fig. 83.
do.
von Arena alpina (25).
Fig. 85. Ausbildung einer doppelten Scheide von Alopecurus alpinus (480).
Fig. 86. Ausbildung einer doppelten Scheide bei Arena alpina (480).
Fig. 87. Phloemtypus 1 hei Panicum repens (480).
Fig. 88. Phloemtypus III bei Poa compressa (480).
Fig. 89. Phloemtypus II bei Glyzerin aqnntica (480).
Fig. 90. Phloemtypus IV bei P/njlloslachys nigra (480).
Fig. 91. Die beiden Gefäßbündelausbildungsarten bei Calamagrostis
epigeios (480).
Fig. 92. Endodermis aus O-Scheiden bei Panicum virgatum (720).
Fig. 93. Endodermis aus U-Scheiden bei Arena alpina. (720).
Fig. 94. Endodermis mit nach innen angrenzendem Bastring; Rinde
dünnwandig: Festuca pulchella (480).
Fig. 95. Endodermis mit nach innen angrenzendem Bastring ; Rinde auch
verdickt: Calamagrostis epigeios (480).
Fig. 96. Ausbildung des Phloems bei Arundo phragmites vom Aareufer
(480).
Fig. 97. Ausbildung des Phloems bei Arundo phragmites aus dem Boden-
see (480).
Fig. 98. Rindenausbildung bei Trisetum distichophyllum aus Lägerboden,
(480).
70 Wille, Anatomisch-physiologische Untersuchungen am Gramineenrhizom.
Fig.
Fig.
Fig.
Fig.
Fig.
09. Rindenausbildung bei Trisettnn distichophyllinn aus beweglichem
Gerolle und Bündnerschieferschutt (480).
100. Rindenparenchymzelle eines hemicellulosebaltigen Zuckergrases
Poa compressa im Q. S. (480).
101. Die nämliche im L. S. von Hierocklor odorata (480).
102. Rindenparenchymzelle eines Stärkegrases: Cynodon daclylon im
Q. S. (480).
103. Die nämliche im L. S. von Andropogon Halepensis (720).
71
Über Unterschiede im anatomischen Bau der
Spaltöffnungen auf Ober- und Unterseite
der Laubblätter einiger Dikotylen.
Von
G. Voss, Bonn.
Mit 164 Abbildungen im Text.
I. Einleitung.
Neben zahlreichen Angaben über das bloße Vorkommen von
Spaltöffnungen auf beiden Seiten der Laubblätter von Dikotjdedonen
linden sich in der Literatur auch vereinzelte, meist jedoch bei-
läufige Bemerkungen über Unterschiede im anatomischen Bau und
in der Lagerung der Spaltöffnungen auf Blattober- und Blattunter-
seite.
Solche Unterschiede sind z. B. nach A. Tschirch bei Sedum
acre und Sempervivum tectorum vorhanden. Eingehender befaßt
sich G. Haberlandt mit den Unterschieden und deren Deutung
bei Populus pyramidalis und Plantayo major. Nach Haberlandt
ist bei Popxdus pyramidalis bei der Mehrzahl der Spaltöffnungen
auf der Blattoberseite „die äußere Atemhöhle in Form seichter
Trichter ausgebildet. Auf der Unterseite ist die Einsenkung der
Spaltöffnungen kaum angedeutet.“ Haberlandt schreibt weiter:
„Bei Plantayo major fand ich auf der Blattoberseite die Vorhöfe
meist beträchtlich weiter als auf der Blattunterseite. Man sieht
also, daß auf jener Blattseite, auf welcher erhöhte Beleuchtung
und Erwärmung die Transpiration ansehnlich steigern, die ent-
sprechenden Schutzeinrichtungen der Spaltöffnungen sich entschie-
dener ausprägen.“ Buck gibt an, daß bei Primula elatior und
Primula officiualis „die Stomata der Blattunterseite nur durch Zu-
sammentreten der äußeren Hörnchen“, dagegen viele Spaltöffnungen
der Oberseite sich außerdem noch durch Zusammentreten der Bauch-
wände schließen und daß bei Onobrychis sativa die größeren Schließ-
zellen der Unterseite kaum, die oberseitigen aber tiefer eingesenkt
und mit „feinerer Öffnung der Mündungskanäle der Gase“ ver-
sehen sind.
72 Yoß. Unterschiede im anatomischen Bau der Spaltöffnungen etc.
Während meiner Untersuchungen über diesen Gegenstand er-
schienen noch im Jahre 1912 eine Arbeit vonWarncke und zwei
von Hryniewiecki, welche ebenfalls Angaben über Unterschiede
der beiderseitigen Spaltöffnungen enthalten.
Nach Warncke sind die einander sehr ähnlichen Spaltöffnungen
bei Tussilago Farfara oberseits „etwa um ihre halbe Höhe“ ein-
gesenkt. auf der stärker behaarten Unterseite emporgehoben und
bei Pelasites nivens die Schließzellen der weniger behaarten Ober-
seite gewöhnlich etwas größer und tiefer eingesenkt“ als auf der
Unterseite.
Hryniewiecki gibt, abgesehen davon, ob die Spaltöffnungen
der beiden Laubblattseiten dem von ihm gefundenen Trichtertypus
oder einem anderen angehören, au, daß an beiderseits Spaltöffnungen
tragenden Blättern die Schließzellen unterseits bei Bergema crassi-
folia L., Potentilla atrosanguinea Lodd., Altham rosea Cav. etwas,
bei Heachera pilosissima Fisch, et May und Inula helenium L.
stark emporgehoben sind, wogegen die Spaltöffnungen der Oberseite
hier in der Epidermisebene liegen. Nur bei Templctotiia retusa
R. Br. sind die Spaltöffnungen unterseits ein wenig vertieft, ober-
seits dagegen in der Höhe der Epidermis gelegen. Auf der Ober-
seite sind nach ihm die Spaltöffnungen eingesenkt bei Sanguisorba
alpina Bunge, Rosa canina L., Lupinus lateas L., Anthgllis Ynl-
neraria L., Galega officinalis L., Coro/nlla rann L., Pisum sativum L.
Bei diesen Pflanzen liegen die Schließzellen unterseits in der Epi-
dermisebene. Oberseits eingesenkt und unterseits emporgehoben
sind nach Hryniewiecki die Stomata bei Phaseolns multiflorus
Willd., Rheum Emodi Wall, und Rheinn palmatnm L. Bei Pelti-
phgllum peltatnm Engl, fand Hryniewiecki unterseits einen wei-
teren trichterförmigen Porus als oberseits und bei Saxifraga penn-
sylvanica L. oberseits einen Übergangstypus mit sehr hohem Vor-
hof, auf der Unterseite aber den ausgesprochenen Trichtertypus.
Ich habe mich bei meinen Untersuchungen hauptsächlich mit
den anatomischen Unterschieden der Spaltöffnungen auf beiden
Seiten des gleichen Laubblattes beschäftigt und versucht, den Ein-
fluß dieser Unterschiede auf den Gasaustausch klarzustellen.
Die Zeichnungen wurden mit dem Abbe sehen Zeichenapparat
meist nach Handschnitten entworfen; nur in einzelnen Fällen wurden
die Objekte nach dem üblichen Einbetten in Paraffin mit dem
Minot sehen Drehmikrotom geschnitten.
Gefärbt wurde dann mit Kongorot, seltener mit Hämatoxylin-
Eosin-Xelkenöl oder Methylviolett-Lichtgriin; zur Feststellung des
Ivutikularverlaufes wurde in vielen Fällen außer der Behandlung
mit Chlorzinkjod noch die Reaktion mit Schwefelsäure vorgenommen,
da diese sichere Resultate liefert.
Für die Zahlenangaben wurde nach der von A. Weiß an-
gegebenen Methode die Anzahl der Spaltöffnungen in 20— 40 Ge-
sichtsfeldern mit einem Zeißschen Mikroskop (Okular 2, Objektiv D.
nur bei wenigen Objekten mit höherer Vergrößerung) gezählt und
dann für 1 mm2 berechnet.
Voß, Unterschiede im anatomischen Bau der Spaltöffnungen etc. 73
Das Material stammt teils aus dem Universitätsgarten zu
Berlin, teils aus dem Königlichen Botanischen Garten in Dahlem,
zum Teil wurde es auf Exkursionen in der Umgebung Berlins ge-
sammelt. Es wurde teils frisch, teils nach Fixierung durch abso-
luten Alkohol untersucht.
In terminologischer Hinsicht folge ich der von Haberlandt
in seiner Physiologischen Pflanzenanatomie durchgeführten Be-
zeichnungsweise. Unter Porus verstehe ich im herkömmlichen Sinne
die eigentliche Spalte von der Eisodial- bis zur Opisthialöffnung; er
besteht demnach aus der Eisodialöffnung, dem Vorhof, der Zentral-
spalte, dem Hinterhof und der Opisthialöffnung.
Im folgenden sollen zunächst die von mir studierten Spalt-
öffnungsapparate kurz beschrieben werden.
II. Spezielle Untersuchungen.
Salicaceae.
Salix retma L.
Die in den Alpen heimische Pflanze hat unbehaarte Blätter.
Die Verdickungsleisten der Schließzellen sind nicht sehr stark, nur
die Vorderhörnchen mächtig entwickelt. Diese stoßen auf der Blatt-
oberseite (Fig. 1) selbst bei offener Spalte fest zusammen, lassen
unterseits (Fig. 2) aber eine weite Eisodialöffnung frei. Der Porus
ist auf der Oberseite höher, Hinterhof und Opisthialöffnung weiter
als unterseits. Die Ivutikula ließ sich mit Sicherheit nur bis zu
den Vorderhörnchen verfolgen; diese sind kutinisiert
Oberseits treten auf 1 mm2 78, unterseits 134 Spaltöffnungen
auf; es besteht also das Verhältnis 1 : 1,7.
Bei Salix repens L. und Populus alba L. fand ich oberseits
keine Stomata.
Betulaceae.
Carpinus Betulus L.
Auf der Oberseite (Fig. 3) der unbehaarten Blätter sind die
Spaltöffnungen etwas eingesenkt und haben einen höheren Porus
als unterseits, wo sie etwas emporgehoben sind. Beiderseits . ist
die Höhe des Vorhofes größer als die des Hinterhofes, die Weiten
beiderseits gleich.
74 Voß, Unterschiede im anatomischen Bau der Spaltöffnungen etc.
Auf einem Stück der oberseitigen Epidermis von 0.6434 mm2
und von 0,5629 mm2 fand ich je eine Spaltöffnung, auf einem Stück
von 0,4825 mm2 und 0,4021 keine: die Anzahl der Stomata ist
oberseits also nur gering. Unterseits (Fig. 4) beträgt sie 238 auf
1 mm2.
Auf der Blattoberseite von Corylus avellana L. und Betula
alba L. konnte ich keine Spaltöffnungen üuden.
Polygonaceae.
Unterfam. Rutnicoidcae.
Rumex scutatus L.
Die Spaltöffnungen der unbehaarten Blätter schließen sich
beiderseits nur mittels der stark entwickelten Vorderhörnchen,
Fig. 3. Vergr. ca. 520. Fig. 4. Vergr. ca. 520.
welche sich über- oder aneinander legen. Die inneren Verdickungs-
leisten bilden häufig keine scharfen Ecken, sondern sind mehr oder
minder abgerundet (Fig. 7), so daß die Spaltöffnungen lebhaft an
den von Haberlandt beschriebenen Schwimmblattj'pns erinnern.
Die Weiten der Zentralspalten sowie der Vorder- uud Hinterhöfe
variieren stark. Ich fand aber nie eine Zentralspalte völlig ge-
schlossen. Auffällig ist, daß die abgerundeten inneren Leisten
stets geringere Stärken aufweisen als die eckigen. Der Porus ist
beiderseits gleich hoch.
Die Stomata der Oberseite (Fig. 5) sind ziemlich tief ein-
gesenkt und in einer Anzahl von 68 auf 1 mm2 vorhanden. Die
Unterseite (Fig. 6) weist nicht eingesenkte Spaltöffnungen uud
zwar 91 für 1 mm2 auf. Das Verhältnis stellt sich auf 1 : 1,3.
\ob, Unterschiede im anatomischen Bau der Spaltöffnungen etc. 75
U nterf. Polygonoideae.
Polygouuni viviparum L.
Auf der Oberseite (Fig. 8) der unbehaarten Laubblätter finden
sich Spaltöffnungen, deren Vorderhörnchen schräg nach außen stehen
und zu dünnen Zipfeln ausgezogen sind. Diese stoßen fast zu-
sammen. Die Schließzellen der Unterseite (Fig. 10) sind viel
niedriger und haben viel kleinere, spitze Vorderhörnchen. Diese
stehen ebenfalls schräg nach außen, lassen aber eine weite Eis-
odialöffnung frei. Der Vorhof ist auf der Oberseite weiter, der
Hinterhof enger als auf der Unterseite. Schwache äußere Gelenke
sind beiderseits vorhanden. Kommen auf der Oberseite zufällig
Spaltöffnungen über mechanischen Rippen zu liegen, so werden sie
durch mechanische Zellen, die in den Hinterhof hinein wachsen,
mehr oder weniger deformiert (Fig. 9) und außer Funktion gesetzt.
Die Kutikula füllt beiderseits die vorderen Hörnchen fast aus, reicht
aber unterseits nur bis zu den Nebenzellen, während sie oberseits
auch deren freie Innenwände und auch die benachbarten Epidermis-
zellen überzieht. Die Stomata der Oberseite sind ziemlich tief
eingesenkt, die der Unterseite etwas weniger. Oben zählt man
17, unten 164 auf 1 mm5. Das Zahlenverhältnis ist 1:9,6.
76 Voß, Unterschiede iin anatomischen Bau der Spaltöffnungen etc.
Polygonum Bistorta L.
Die unbehaarten Blätter dieser Wiesenpflanze besitzen Spalt-
öffnungen, welche im Bau denen von P. viviparum L. sehr ähneln.
Nur sind oberseits (Fig. 11) die Vorderhörnchen dicker und kürzer,
die Hinterhörnchen spitzer und länger. Ferner fand ich den Porus
aller Stomata auf der Oberseite durch eine wachsartige Masse fast
völlig ausgefüllt; manchmal reichte der Pfropf in die innere Atem-
höhle hinein. Die Frage, ob diese Verstopfung eine Folge der
Standortsverhältnisse im Botanischen Garten zu Dahlem war, muß
ich unentschieden lassen.
Die Kutikula reicht nicht über die Innenwände der Neben -
zellen hinweg und füllt nicht wie bei P. viviparum die Vorder-
hörnchen fast aus. Doch sind sie kutinisiert.
Oberseits sind die Stomata weniger tief eingesenkt als bei
P. viviparum und von ihnen 8 auf 1 mm2 vorhanden. Da sich
auf der Unterseite (Fig. 12) 137 Spaltöffnungen auf 1 mm2 finden,
beträgt das Verhältnis 1:17,1.
Caryophyllaceae.
Unterf. Silenoideae.
Grypsophila repens L.
Diese Felsen bewohnende Pflanze hat unbehaarte, schmale,
nadelförmige Blätter, welche deutlich dorsiventralen Bau zeigen.
Die Vorderhörnchen sind mächtig entwickelt und völlig kutinisiert
Hintere Hörnchen fehlen fast ganz.
Voß, Unterschiede im anatomischen Bau der Spaltöffnungen etc. 77
Beiderseits finden sich scharf ausgeprägte äußere Gelenke.
Der Porus besitzt auf der Oberseite (Fig. 13) eine größere Länge
und außerdem findet hier bei den meisten Stomata ein völliger
Verschluß der Zentralspalte statt; auf der Unterseite (Fig. 14) wird
der Schluß nur durch das Zusammentreten der Vorderhörnchen be-
wirkt. Dieser ist jedoch auch stets auf der Oberseite vorhanden.
Die starke Kutikula wird an den Bauchwänden sehr zart und
reicht bis zu den Ansatzstellen der Nebenzellinnenwände; eine
Schichtung in den Vorderhörnchen konnte ich nicht beobachten.
Die Spaltöffnungen sind kaum eingesenkt; ihre Anzahl beträgt
auf der Oberseite 115, auf der Unterseite 99 auf 1 mm1, somit
das Verhältnis 1:0,8.
Dianthus caryophyllus L.
Eines der untersuchten Blätter stammte vom zweiten Knoten
unterhalb der Blüte und lag dem Stengel fast dicht an. Bei diesem
Blatt sind die Stomata der Unterseite (Fig. 16) ( — außen — ) tief
eingesenkt, dagegen auf der Oberseite (Fig. 15) (— innen — ) kaum
eingesenkt; auch haben sie dort eine engere Eisodialöffnung und
einen engeren Vorhof, aber weiteren Hinterhof. Bei einem Blatt
78 Vott, Ünterscliiede im anatomischen Bau der Spaltöffnungen etc.
vom fünften Knoten, das etwa im Winkel von 45° vom Stengel
abstand, waren die Spaltöffnungen auf der Oberseite (Fig. 17) ebenso
tief eingesenkt wie auf der Unterseite (Fig. 18), jedoch war die
äußere Atemhöhle oberseits etwas weiter.
Die Kutiknla reichte bei allen Spaltöffnungen bis zu den
Innenwänden der Nebenzellen. Bei den tiefer eingesenkten sind
die Außenwände der Epidermiszellen in beträchtlicher Ausdehnung
kutinisiert.
Die Anzahl der Stomata beträgt nach Thomson beiderseits
55 auf 1 mm2.
Saponaria officinalis L.
Die höheren Schließzellen auf der Blattoberseite (Fig. 19)
lassen meist einen weiteren Vor- und Hinterhof und eine höchstens
ebenso weite Eisodialöffnung zwischen sich frei als die unterseitigen
(Fig. 20.)
Über den Außenwänden der Schließzellen und zum Teil auch
der Epidermiszellen ist die Kutiknla gewellt; sie reicht auf der
Oberseite über die Innenwände der Nebenzellen hinweg, unterseits
aber nur bis an diese heran.
Auf 1 min2 finden sich oberseits 10, unterseits 222 Spalt-
öffnungen. demnach im Verhältnis 1 : 13.8.
Ranunculaceae.
Caltha palustris L.
Die unbehaarten Blätter zeigen auf der Oberseite (Fig. 21) |
Spaltöffnungen, deren gut entwickelte Vorderhörnchen nur manch-
mal Zusammenstößen (Fig. 22). Zuweilen finden sich ganz auf-
fallend weit geöffnete Stomata, deren Verdickungsleisten geringere
\ o I! , Unterschiede im anatomischen Hau der Spaltöffnungen etc.
r,9
Stärke als gewöhnlich aufweisen, und deren Eisodialöffnung eine
beträchtliche Weite erreicht Einen Verschluß durch die Zentral-
spalte konnte ich nie beobachten. Unterseits (Fig. 23) sind Vor-
und Hinterhof sowie Zentralspalte, wenn man von diesen hier tiber-
Fig. 23. Vergr. ca. 550.
haupt sprechen darf, enger als auf der Oberseite; ferner legen sich
auf der Unterseite meist die Vorderhörnchen nach auswärts an-
einander.
Fig. 24. Vergr. ca. 550.
Die Kutikula reicht beiderseits bis zu den inneren Ansatz-
stellen der Nebenzellwände.
Für Ober- und Unterseite beträgt die Anzahl der Stomata
auf 1 mm2 78.
Fig. 25. Vergr. ca. 550.
Anemone hepatica L.
Die Spaltöffnungen gehören dem von Hryniewiecki auf-
gestellten Trichtertypus an und sind auf der nur wenig behaarten
Unterseite (Fig. 25) meist etwas höher emporgehoben als auf der
glatten Oberseite des Blattes. Hier sind die Vorderhörnchen gut
entwickelt (Fig. 24) und die lichte Weite, meist auch die Eisodial-
SO V o ß . Unterschiede im anatomischen Bau der Spaltöffnungen etc.
Öffnung, nur halb so groß als auf der Unterseite. Auf dieser ist
der Porus niedriger und sind die vorderen Hörnchen spitzer.
Die Kutikula leicht beiderseits bis in die innere Atemhöhle
hinein.
Es finden sich auf der Oberseite 15 Stomata auf 1 mm2,
unterseits 74, also im Verhältnis 1 : 4,9.
Keine Spaltöffnungen fand ich auf der Laubblattoberseite von
Aconitum variegatum L., Anemone silvestris L. und Clematis Vi-
ta Iba L.
Cruciferae.
Iberis sempervirens L.
Auf der Oberseite (Fig. 26) haben die Stomata stark ent-
wickelte Vorderhörnchen, welche schräg nach außen stehen, und
Fig. 26. Vergr. ca. 785.
gut ausgebildete Hinterhörnchen. Unterseits (Fig. 27) laufen die
gedrungenen Vorderhörnchen in dünne Zipfel aus; Eisodialöffnung
und Vorhof sind weiter, der Hinterhof meist enger als auf der
Oberseite.
Die starke Kutikula verdickt sich noch etwas in den Vorder-
hörnchen und überzieht die freien Wände der Epidermiszellen
innerhalb der inneren Atemhöhle.
An dem unbehaarten Blatt fand ich oberseits 99, unterseits
100 Spaltöffnungen auf 1 mm2. Letztere ragen um ein Weniges
über die Epidermis vor.
Voß, Unterschiede im anatomischen Hau der Spaltöffnungen etc. y j
Arabis alpina L.
Diese Geröllpflanze besitzt beiderseits dicht behaarte Blätter.
Auf der Oberseite (Fig. 28) haben die stark entwickelten Vorder-
hörnchen dünnere Fortsätze, welche schräg nach auswärts stehen;
hintere Hörnchen werden nur schwach ausgebildet. Unterseits
(Fig. 29) fehlen den Vorderhörnchen die Fortsätze; sie lassen eine
drei- bis viermal so weite Eisodialöffnung frei. Der Vorhof ist
kaum weiter, aber höher, der Hinterhof enger und niedriger als
oberseits.
Die Kutikula bedeckt auf beiden Seiten in gleicher Stärke
die Wände der Schließzellen. Von hier ab wird sie dünner und
überzieht noch die Innenwände der Nebenzellen. Die Vorderhörn-
chen sind kutinisiert.
Oberseits finden sich auf 1 mm2 95 etwas emporgehobene
Spaltöffnungen, unterseits 239 stärker emporgehobene. Das Ver-
hältnis der Anzahl stellt sich also auf 1 2.5.
Cheiranthus Cheiri L.
Die Stomata der Laubblattoberseite (Fig. 30) liegen in flachen
Mulden und besitzen gut entwickelte Vorderhörnchen sowie einen
Vor- und Hinterhof von etwa gleicher Weite. Unterseits (Fig. 31)
sind die Vorderhörnchen nur schwach ausgebildet, so daß sie eine
viel weitere Eisodialöffnung frei lassen als die oberseitigen. Vor-
und Hinterhof zeigen etwa die gleichen Weiten wie oberseits.
Auf der behaarten Oberseite sind die wenig zahlreichen Sto-
Beibefte Bot. Centralbl. Bd. XXXIII. Abt. I. Heft 1. 6
82 Voß, Unterschiede im anatomischen Bau der Spaltöffnungen etc.
mata unregelmäßig verteilt; auf der ebenfalls behaarten Unterseite
ßnden sich auf 1 mm2 199.
Reihe Rosales.
Unter reihe Saxifrag in ca e.
Saxifraaaceae.
Saxifraga Aixoon Jacq.
Die Blätter dieser Gebirgspflanze haben beiderseits ganz
gleich gestaltete Stomata mit stark entwickelten Vorderhörnchen.
Fig. 30. Vergr. ca. 550. Fig. 31. V, Vergr. ca. 550.
die mit kleinen dünnen Zipfeln endigen. Nur die Länge des Porus
ist auf der Oberseite (Fig. 32) größer als auf der Unterseite (Fig. 33).
Die Kutikula reicht über die Innenwände der Nebenzellen,
welche gut ausgebildete äußere und innere Gelenke besitzen, hinweg.
Bei Ribcs alpimmi L., R. nigrum L. und R. rubrum L. fand
ich auf der Laubblattoberseite keine Stomata.
\ oß, Unterschiede im anatomischen Bau der Spaltöffnungen etc. 83
Unterreilie Rosineae.
Rosaceae.
Unterf. Pomoideae.
Bei den untersuchten: Firns aucnparia L., P. Mains L. und
P torminalis L. fand ich oberseits keine Spaltöffnungen
Unterf. Rosoideae.
Potentilla aurea L.
Die gut ausgebildeten Vorderhörnchen der oberseitigen Sto-
mata (Fig. 34) werden zu Zipfeln ausgezogen, welche sich nach
Fig. 36. Vergr. ca. 1130.
außen aneinander legen, dagegen stoßen die stumpf keilförmigen
Vorderhörnchen der Unterseite (Fig. 35) nur vereinzelt aneinander,
meist lassen sie eine ansehnliche Eisodialöffnung frei. Vor- und
Hinterhof sind unterseits etwas weiter.
Die äußeren Gelenke sind nur wenig, die inneren besser ent-
wickelt
6
S4 Voß, Unterschiede im anatomischen Bau der Spaltöffnungen etc.
Die Kutikula reicht über die Innenwände der Nebenzellen
hinweg, die Vorderhörnchen sind kutinisiert.
Oberseits finden sich 20 Stomata auf 1 mm2, unterseits 230,
also ist das Verhältnis 1 : 11,5.
Geum rivale L.
Die Schließzellen der Oberseite (Fig. 36) sind höher und
breiter als auf der Unterseite (Fig. 37). Die Vorderhörnchen stehen
schräg nach außen und stoßen zusammen, während sie unterseits
sich nicht berühren. Ferner sind Vor- und Hinterhof, sowie
Opisthialöffnung unterseits weiter.
Die Kutikula verdickt sich in den Vorderhörnchen und geht
bis über die Innnenwände der Schließzellen.
Auf der Oberseite stehen die Spaltöffnungen in der Nähe der
Nerven viel dichter als auf der übrigen Blattfläche; ihre Gesamt-
zahl ist aber nur gering. Unterseits stehen die Stomata viel dichter,
jedoch läßt sich infolge der vielen Nerven nur schwer ein Durch-
schnitt berechnen. Annähernd sind 350 Stomata auf 1 mm 2 unter-
seits vorhanden.
Alchimilla vulgaris L.
besitzt auf beiden Blattseiten ungefähr gleich tief eingesenkte Spalt-
öffnungen, welche in ihrem ganzen Bau an die von Schellenberg
bei Iris germanica gefundenen erinnern. Die Vorderhörnchen stehen
fast senkrecht nach außen, der Vorhof ist schmal und niedrig, der
Hinterhof dagegen sehr weit und hoch. Die unterseitigen Stomata
(Fig. 39) unterscheiden sich von der Oberseite (Fig. 38) im wesent-
lichen nur durch die geringere Größe der Schließzellen und den
dadurch bedingten kürzeren Porus, auch die inneren Hörnchen-
spitzen fehlen unterseits.
Die ziemlich derbe Kutikula reicht bis zu den Innenwänden
der Nebenzellen.
Die Anzahl der Spaltöffnungen beträgt für die Oberseite 67,
für die Unterseite 157 auf 1 mm2, also im Verhältnis 1:2,3.
Bei Alchimilla alpina L. und der verwandten Sanguisorba
officinalis L. fand ich auch auf der Blattoberseite keine Spalt-
öffnungen, ebensowenig bei den zur Unterfamilie Pntnoideae ge-
hörigen Prunns avium L. und Prunns Pac/us L.
Yoß, Unterschiede im anatomischen Bau der Spaltöffnungen etc. 85
Legumiuosae.
Unterf. Mimosoideae.
Accicia melanoxylon R. Br.
Auf der Oberseite der unbehaarten Fiederblättchen sind die
Stomata durch Hervorwölben der Nebenzellaußenwände etwas tiefer
eingesenkt als unterseits. Die Vorderhörnchen legen sich oberseits
(Fig. 40 und 41) meist übereinander, selten stoßen sie nur mit den
Fig. 40.
Vergr. ca. 1185.
Fig. 41. Vergr. ca. 1185.
Spitzen zusammen. Unterseits (Fig. 42) lassen sie eine enge
Eisodialöffnung frei, vereinzelt stoßen sie auch hier zusammen.
Die starke Kutikula verjüngt sich von den Vorderhörnchen
an nach innen. Eigentümlich sind gewisse Schichten oberhalb des
Lumens der Schließzellen, welche weder typische Cellulose- noch
Holz- oder Kutinreaktion geben. Die chemische Natur dieser Sub-
stanz möge daher vorläufig dahingestellt bleiben. Die Anzahl der
Stomata beträgt oberseits 188 für 1 mm 2, unterseits 135, das Ver-
hältnis 1 : 0,7.
Cercis siliquastrum L.
Die unbehaarten Blätter tragen auf der Oberseite (Fig. 43)
nur vereinzelte Spaltöffnungen, deren Vorderhörnchen nicht sein-
entwickelt sind und eine ziemlich weite Eisodialöffnung frei lassen.
Unterseits (Fig. 44 und 45) sind die Schließzellen niedriger, die
Vorderhörnchen noch weniger entwickelt, der 'Vorhof weiter und
der Hinterhof stets enger als oberseits.
Die Stomata der Oberseite sind kaum eingesenkt. Auf der*
Unterseite (Fig. 46) finden sich regellos neben mehr oder weniger
eingesenkten auch ziemlich hoch emporgehobene Spaltöffnungen.
Die Kutikula endigt an der Ansatzstelle der Nebenzellinnen'
wände an die Schließzellen,
86 Voß, Unterschiede im anatomischen Bau der Spaltöffnungen etc.
Für die Oberseite ließ sich die Anzahl der Spaltöffnungen
auf 1 min2 nicht feststellen, da die Mehrzahl der Gesichtsfelder
keine oder nur vereinzelte (1 bis 2) aufwiesen; unterseits betrug
sie 157 für 1 mm2.
Unterf. Papilionatae.
Cytisus hirsutus L.
Die stark behaarte, sonnige Hügel bewohnende Pflanze hat
fast isolateral gebaute Blätter. Der ganze Spaltöffnungsapparat ist
Fig. 45. Vergr. ca. 785.
oberseits ein wenig, unterseits nicht emporgehoben. Auf beiden
Seiten entsteht durch Vorwölben der Nebenzellaußenwände eine
mehr oder minder flache Mulde. Auf der Oberseite (Fig. 47) stehen
die mächtig entwickelten Vorderhörnchen schräg nach auswärts
und legen sich eine Strecke weit aneinander. Auf der Unterseite
(Fig. 48) berühren sich die weniger starken Vorderhörnchen nur
mit ihren Spitzen. Außerdem sind Vor- und Hinterhof hier be-
deutend weiter als dort.
Die starke Kutikulajüberzieht auch die Innenwände der Schließ-
zellen. Die Vorderhörnchen sind völlig kutinisiert.
Voß, Unterschiede im anatomischen Bau der Spaltöffnungen etc. 87
Auf der Oberseite liegen die Stomata längs der Nerven, auf
der Unterseite 210 auf 1 mm2.
Cytisus scopurius Link.
Die Blätter dieser in sandigen, sonnigen Wäldern heimischen
Pflanze sind ebenfalls fast isolateral. Über den Spaltöffnungen
werden auf gleiche Weise wie bei C. hirsvtus flache Mulden ge-
bildet. Diese sind aber auf “der Oberseite (Fig. 49) tiefer. Die
Vorderhörnchen stehen gleichfalls schräg nach außen, sind aber
nicht entfernt so stark entwickelt wie bei C. hirsvtus und lassen
eine beiderseits gleichweite Eisodialöffnung frei. Auf der Unterseite
(Fig. 50) ist der Porus länger und der Vorhof weiter als oberseits.
Der Verlauf der Kutikula ist der gleiche wie bei C. hirsvtus.
Beiderseits finden sich 123 Stomata auf 1 mm2.
Cytisus sessilifolivs.
Das Blatt ist mehr dorsiventral gebaut als bei den beiden
vorhergehenden Arten. Die Vorderhörnchen sind ziemlich stark ent-
wickelt, stehen fast wagerecht und lassen unterseits (Fig. 52) eine
88 Voß, Unterschiede im anatomischen Bau der Spaltöffnungen etc.
weitere Eisodialöffnung frei als oberhalb. Ebenfalls weiter sind
Vor- und Hinterhof unterseits. Die Schließzellen der Unterseite
sind höher als die oberseitigen, obgleich die Epidermiszellen der
Oberseite (Fig. 51) viel höher als auf der Unterseite sind.
Die Innenwände der oberen Epidermiszellen waren z. T. ver-
schleimt. Die Kutikula reicht über die Innenwände der Nebenzellen
hinweg; die Vorderhörnchen sind kutinisiert. Beiderseits sind die
Spaltöffnungen z. T. etwas emporgehoben. Auf der Oberseite sind
69, auf der Unterseite 125 Stomata auf 1mm2 vorhanden; es finden
sich also die Spaltöffnungen im Verhältnis 1 : 1,8.
Bei den Blättern von Labumum alpinum Griseb. fand ich
auf der Oberseite keine Stomata.
Vicia Crtuca L.
hat auf der unbehaarten Blattoberseite (Fig. 53) eiugeseukte Spalt-
öffnungen, deren kleine spitze Vorderhörnchen steil nach außen
Voß, Unterschiede im anatomischen Bau der Spaltöffnungen etc. 89
stehen und eine weite Eisodialöffnung freilassen. Die Schließzellen
der wenig behaarten Unterseite (Fig. 54) sind doppelt so hoch,
aber schmaler als oberseits und haben starke, wagerechte Vorder-
hörnchen, welche sich fast berühren. Vor- und Hinterhof sowie die
Opisthialöffnung sind unterseits enger. Ferner zeigen die hinteren
Hörnchen eine stärkere Ausbildung als auf der Oberseite.
Oberseits ließ sich die Kutikula nur bis zu den Ansatzstellen
der Nebenzellinnenwände verfolgen, unterseits dagegen reicht sie
über die freien Innenwände der Neben- und Epidermiszellen hinweg.
Die Anzahl der Spaltöffnungen betrug auf der Oberseite 128
auf 1 mm2, auf der Unterseite aber nur 21, also das Verhältnis
1 : 0,2.
Lathyrus Silvester L.
Dieser Bewohner trockener Wälder hat auf der Oberseite
(Fig. 55) seiner unbehaarten Blätter eingesenkte Spaltöffnungen
Fig. 56. Vergr. ca. 770.
mit dünnen, langen Vorderhörnchen, welche steil nach außen stehen
und eine enge Eisodialöffnung freilassen. Auf der Unterseite
(Fig. 56 und 57) liegen die Stomata teils in, teils über der Epi-
dennisebene und haben dicke Vorderhörnchen, welche meist stumpf,
selten in kleine, auswärts stehende Spitzchen endigen. Die Eiso-
dialöft'nungs weite ist beiderseits ungefähr die gleiche. Oberseits
90 Voß, Unterschiede im anatomischen Bau der Spaltöffnungen etc.
ist der Vorhof enger und der Hinterhof weiter. Nur selteu erreicht
der Porus auf der Unterseite die gleiche Länge wie oberseits.
Die Hinterhörnchen werden unterseits etwas besser ausgebildet.
Auf der Oberseite finden sich 57 Stomata auf 1 mm2, auf
der Unterseite 67, also im Verhältnis 1 : 1,2.
Bei Latliyrus rer nun Bernh. fand ich oberseits keine Spalt-
öffnungen.
Pliaseolus vulgaris L.
Die Blätter besitzen oberseits (Fig. 58) etwas mehr einge-
senkte Stomata als unterseits (Fig. 59). Die Vorderhörnchen stehen
schräg nach außen und lassen auf der Oberseite nur eine enge
Fig. 59. Vergr. ca. 550. Fig. 60. Vergr. ca. 770.
Eisodialöffnung frei; Vor- und Hinterhof sowie Opisthialöffnung
und die Länge des Porus sind beiderseits gleich.
Die Kutikula reicht bis über die Innenwände der Schließ-
zellen.
Oberseits sind auf einer Fläche von 1 mm2 82, unterseits
107 Spaltöffnungen vorhanden, also im Verhältnis 1 : 1,3.
Reihe Sapindales.
U n t e r r e i h e Balsamini n eae.
Balsaminaceae.
Impaticns Balsamina L.
Auf der Oberseite (Fig. 60) des Laubblattes sind die Spalt-
öffnungen etwas eingesenkt und haben nur schwach ausgebildete
Vorderhörnchen. Auf der Unterseite (Fig. 61) liegen die Stomata
in Höhe der Epidermis und gleichen denen der Oberseite, nur die
Eisodialöffnung ist hier meist etwas weiter.
\ oß, Unterschiede iin anatomischen Bau der Spaltöffnungen etc. 91
Auch der Kutikular verlauf ist auf beiden Seiten der gleiche,
nur beträgt die Anzahl der Spaltöffnungen oberseits auf 1 mm2
165, unterseits aber 387, das Verhältnis also 1 : 2,3.
Impatiens glanduliyera Lindl.
Diese Pflanze findet sich an Bachrändern und hat wie I. Bal-
samim bekanntlich unbehaarte Blätter. Die oberseitigen (Fig. 62)
Stomata sind wenig, die der Unterseite (Fig. 63) aber stark empor-
gehoben. Im allgemeinen sind die Schließzellen auf beiden Seiten
ziemlich gleich gebaut, nur der Vorhof ist auf der Unterseite weiter
Fig. 63. Vergr. ca. 1130.
und die Vorderhörnchen stärker entwickelt. Sie lassen aber eine
viel weitere Eisodialöffnung frei als die schwächeren der Oberseite,
welche einen nahezu völligen Verschluß bewirken.
Fig. 64. Vergr. ca. 770.
Die Kutikula reicht bis über die Innenwände der Schließzellen.
Auf der Oberseite sind auf 1 mm2 185 Stomata vorhanden,
auf der Unterseite 246. Das Verhältnis stellt sich demnach auf
1 : 1,3.
92 Voß, Unterschiede iru anatomischen Bau der Spaltöffnungen etc.
Kliawnaceae.
Rhamnus pnmilus L.
Diese Pflanze mit ihren unbehaarten Blättern lebt auf den
Kalkfelsen der Alpen. Auf beiden Seiten ist der Spaltöffnungs-
apparat etwas emporgehoben und besitzt äußere Gelenke. Die
Schließzellen der Oberseite (Fig. 64) sind höher und ihre Vorder-
und Hinterhörnchen stärker entwickelt als auf der Unterseite (Fig. 65).
Die Eisodialöffnung ist hier stets weiter als oberseits.
In den Vorderliürnchen verdickt sich die Kutikula. Sie ver-
läuft bis über die freien Innenwände der Nebenzellen.
Es sind auf 1mm2 oberseits 83. unterseits 159 Spaltöffnungen
vorhanden, also im Verhältnis 1 : 1,9.
Malvaceae.
Kitaibelia vitifolia W.
Die Spaltöffnungen der Oberseite (Fig. 66) des ganz schwach
behaarten Laubblattes haben höhere Schließzellen als auf der Unter-
seite (Fig. 67). Die Vorderhörnchen sind beiderseits gut ausge-
bildet, jedoch stehen die oberen schräg nach außen, die unteren
aber fast wagerecht. Die Eisodial- und Opisthialöffhungen sowie
die Hinterhöfe sind beiderseits etwa gleich weit.
Die Kutikula reicht auf der Oberseite wohl meist weiter* in
die innere Atemhöhle hinein.
Die Zahlen betragen für 1 mm2 oben 102, uuten 273, stehen
also im Verhältnis wie 1 : 2,7.
Lavatera thuringiaca L.
Auf der Laubblattoberseite (Fig. 68) sind die Spaltöffnungen
etwas über die Epidermisebene emporgehoben, vielfach jedoch
Voß, Unterschiede im anatomischen Bau der Spaltöffnungen etc. 93
niedriger als in der Zeichnung; auf der Unterseite nur selten in
Höhe der Epidermis (Fig. 69), z. T. noch höher als in der Zeich-
nung. Die Vorderhörnchen sind auf der Oberseite lang und nicht
sehr stark. Auf der Unterseite sind sie viel kürzer, so daß die
Eisodialöffnung, zumal der Vorhof auch noch etwas weiter ist, hier
eine viel größere Weite besitzt als dort.
Die vorderen Hörnchen werden von der Kutikula, welche bis
über die Innenwände der Schließzellen reicht, fast ausgefüllt.
Es finden sich oberseits 124, unterseits 312 Stomata auf
1 mm-, demnach stellt sich das Verhältnis auf 1 : 2,5.
Reihe Parietales.
4. Unterreihe Cystineae.
Cistaceae.
Helianthemum vulgare Gärtn.
Die nur wenig emporgehobenen Spaltöffnungen der Laubblatt-
oberseite (Fig. 70) besitzen starke Vorderhörnchen, deren dünnere
94 Voß, Unterschiede iui anatomischen Bau der Spaltöffnungen etc.
Zipfel sich nach auswärts aneinanderlegen. Unterseits (Fig. 71)
sind die Spaltöffnungen verschieden hoch emporgehoben und haben
schwächer entwickelte Vorderhörnchen, welche nie Zusammenstößen.
Die Höhe des Porus ist oberseits stets größer.
Beiderseits sind innere und äußere Gelenke vorhanden und
reicht die Kutikula über die Innenwände der Nebenzellen hinweg.
Auf der Oberseite befinden sich 143 Stomata auf 1 mm2,
auf der stärker behaarten Unterseite 414, also im Verhältnis 1:2,9.
6. Unterreihe Flacourtiineae.
Violaceae.
Viola tricolor L.
Auf der Laubblattoberseite (Fig. 72) sind die Spaltöffnungen
kaum, unterseits dagegen nicht emporgehoben. Die langen dünnen
Fig. 73. Vergr. ca. 550.
Vorderhörnchen stehen mit ihren Spitzen nach außen. Diese be-
rühren sich oberseits meistens, unterseits (Fig. 73) nie. Die Weite
Fig. 74. Vergr. ca. 770.
des Vorhofes und der Opisthialöffnung ist etwa die gleiche, jedoch
ist oberseits der Hinterhof weiter, der Porus aber länger als unterseits.
Die Kutikula füllt die Vorderhörnchen fast aus und endet an
den inneren Ansatzstellen der Nebenzellwände an die Schließzellen.
Voll, Unterschiede im anatomischen Bau der Spaltöffnungen etc.
ÖO
Reihe Umbelliflorae.
Umbelliferae.
Unterf. Hydrocotyloideae.
Hydrocotyle vulgaris L.
Die Stomata auf der Oberseite (Fig. 74) des unbehaarten
Blattes haben höhere(Schließzellen und einen meist engeren Hinter-
hof. Die gut entwickelten Vorderhörnchen lassen eine beiderseits
gleiche, nicht sehr weite Eisodialöffnung frei; der Vorhof ist eben-
falls beiderseits gleich weit (Fig. 74 und 75).
In den Vorderhörnchen verstärkt sich die Kutikula und be-
kleidet dann die freien Schließzellwände.
Die Spaltöffnungen liegen auf beiden Blattseiten in der Höhe
der Epidermis; jedoch finden sich oberseits 37 auf 1 mm“, unter-
seits aber 117. Das Verhältnis stellt sich also auf 1:3,1.
U nterf. Saniculoideae.
Eryngium alpinum L.
wächst auf Alpentriften und hat unbehaarte Blätter. Bei den Spalt-
öffnungen der Oberseite (Fig. 76) sind die Vorderhörnchen dünner,
Eisodialöffnung und Vorhof viel enger, Hinterhof und Opisthial-
r
9ß V o B , Unterschiede im anatomischen Bau der Spaltöffnungen etc.
Öffnung aber weiter und die Schließzellen niedriger als auf der
Unterseite (Fig. 77).
Die Xebenzellen besitzen beiderseits auffallende äußere Ge-
lenke; die Kutikula reicht über die freien Innenwände der Xeben-
und Epidermiszellen.
Auf der Oberseite finden sich 117 Spaltöffnungen auf 1 nun2,
auf der Unterseite 242 etwas einporgehobene, also im Verhältnis
1 : 2,1. Unterseits nimmt die Anzahl der Stomata von der Mitte
des Blattes nach dem Rande hin zu.
Eryngium planum L.
kommt auf sandigen Triften und Flußufern vor und hat gleichfalls
unbehaarte Blätter. Die oberseitigen Spaltöffnungen (Fig. 78 und
79) sind nicht oder kaum, die unterseitigen (Fig 80 und 81) aber
stets etwas emporgehoben Die Schließzellen gleichen im Bau und
Größenverhältnissen denen von E. alpinum, jedoch variiert die
Ausbildung der Vorderhörnchen und die Weite des Vorhofs un-
gewöhnlich stark, sodaß sich besonders oberseits neben ganz engen
Eisodialöffnungen sehr weite linden (Fig. 78—81).
Voß, Unterschiede im anatomischen Bau der Spaltöffnungen etc. 97
Die Anzahl der Stomata beträgt oberseits 87 auf 1 mm2,
unterseits 201, das Verhältnis also 1 : 2,3.
Unterfam. Apioideae.
Bupleurum falcatum L.
Durch das Vorwölben der Außenwände der Nebenzellen sind
die Spaltöffnungen mit mehr oder minder flachen äußeren Atem-
höhlen versehen. Die Nebenzellen haben scharf ausgeprägte innere
und äußere Gelenke. Die Vorderhörnchen sind oberseits (Fig. 82)
zwar dünner, stehen aber schräg nach außen und stoßen stets zu-
sammen; unterseits (Fig. 83) stehen sie wagerecht und lassen eine
enge Eisodialöifnung frei. Der Vorhof ist oberseits enger, Hinter-
hof und Opisthialöffnung sind weiter, der Porus aber kürzer als
auf der Unterseite.
Die Kutikula greift über die freien Innenwände der Neben-
und auch der Epidermiszellen.
Für die Oberseite ergeben sich 132. für die Unterseite 271
Stomata auf 1 mm2, für das Verhältnis also 1 : 2,0.
Apium graveolus L.
Die Spaltöffnungen sind oberseits (Fig. 84 und 85) meist etwas
weniger emporgehoben und haben geringere Vorhofweite und höhere
Schließzellen als unterseits (Fig. 86). Die Vorderhörnchen sind
meist etwas länger und stoßen bei einer großen Anzahl von Spalt-
öffnungen aut der Oberseite zusammen (Fig. 84).
Beihefte Bot. Centralbl. Bd. XXXIII. Abt. I. Heft 1.
7
1)8 Voß. Unterschiede im anatomischen Bau der Spaltöffnungen etc.
Beiderseits gleich ist die Weite des Hinterhofs und der Ver-
lauf der Kutikula bis über die Innenwände der Schließzellen.
Oberseits beträgt die Anzahl der Stomata auf 1 mm2 142,
unterseits 251, mithin das Verhältnis 1 : 1,7.
Heraclcum Sphondylium L.
Die Vorderhörnchen der höheren Schließzellen auf der Ober-
seite sind stärker entwickelt (Fig. 87) und stoßen mit ihren Spitzen
zusammen; auf der Unterseite (Fig. 88) zeigen sie eine verschieden
starke Entwicklung, lassen aber stets eine ansehnliche Eisodial-
öffnung frei. Vor- und Hinterhof sind oberseits stets enger.
Auf der Oberseite überzieht die Kutikula die Innenwände der
Neben- und Epidermiszellen ; daß dies auf der Unterseite gleichfalls
stattfindet, konnte ich nicht mit Sicherheit feststellen.
Auf der Oberseite finden sich 58 Spaltöffnungen auf 1 nun2,
auf der Unterseite 338, im Verhältnis also 1:5,8.
Laserpitium. latifolium L.
Die höheren Schließzellen der Oberseite (Fig. 89) haben stark
entwickelte Vorderhörnchen, die Hinterhörnchen sind gleichfalls
gut ausgebildet, und der Vorhof etwa doppelt so weit wie der
Volt, Unterschiede im anatomischen Hau der Spaltöffnungen etc. ()<)
Hinterhof. Auf der Unterseite (Fig\ 90 und 91) lassen die wenig
entwickelten Vorderhörnchen eine meist weitere Eisodialöffnung
frei; jedoch kann diese sich in ihrer Weite der Oberseite nähern,
da der Vorhof zwar oft ebenso weit, aber vielfach auch viel enger
als auf der Oberseite ist. Der Hinterhof ist durchgehends ober-
seits weiter, die Opisthialöffnung ebensoweit oder enger als unterseits.
Die Kutikula verläuft beiderseits über die freien Innenwände
von Neben- und Epidermiszellen.
Das unbehaarte Blatt hat auf der Oberseite 67 Stomata auf
1 mm2, auf der Unterseite 312, also im Verhältnis 1:4,6.
Reihe Primulales.
Primulaceae.
Anagallis arvensis L.
Auf der Laubblattoberseite (Fig. 92) sind die Spaltöffnungen
etwas weniger emporgehoben und die höheren Schließzellen haben
stärker entwickelte Vorderhörnchen, deren Zipfel nur eine schmale
Eisodialöffnung frei lassen. Der Vorhof ist enger und höher, der
Hinterhof weiter und niedriger als auf der Unterseite (Fig. 93).
1()0 Voß. Unterschiede im anatomischen Bau der Spaltöffnungen etc.
Dort bilden die Vorderhörnchen nur kleine spitze Vorsprünge. Die
Opistliialleisten sind beiderseits sehr schwach entwickelt.
Das Lumen der Schließzellen der Oberseite ist etwas anders
gestaltet. Die an die benachbarten Epidermiszellen angrenzenden
Partien ihrer Außenwände sind etwas verdünnt.
Die Kutikula kleidet die innere Atemhöhle beiderseits soweit
aus, als sie von Innenwänden der Epidermiszellen begrenzt wird.
Für die Oberseite ergaben sich 25, für die Unterseite 63
Spaltöffnungen auf 1 mm 2, demnach für das Verhältnis 1 : 2,5.
Fig. 93. Vergr. ca. 785.
Bei Lysimachia vulgaris L. und L. nemorum L. fand ich auf
der Oberseite keine Stomata.
Reihe Contortae.
2. Unterreihe Gentianineae.
Asclepiadaceae.
Unterf. Cynanclioideae.
Cynanchum vincetoxicurn R. Br.
Auf der Oberseite (Fig. 94) erscheinen die Spaltöffnungen
stets etwas eingesenkt. Die Vorderhörnchen stehen beiderseits
etwas schräg nach auswärts. Sie sind jedoch oberseits viel stärker
entwickelt und lassen nur eine enge Eisodialöffnung frei. Ebenso
wie diese ist auch der Vorhof unterseits weiter, der Hinterhof aber
enger und die Höhe der Schließzellen geringer.
Unterseits (Fig. 95) sind die Stomata etwas emporgehoben
und die Kutikula über den Epidermisaußenwänden gewellt. Sie
läßt sich beiderseits nur bis über die Innenwände der Schließzellen
verfolgen.
Voß, Unterschiede im anatomischen Bau der Spaltöffnungen etc. 101
Reihe Tubiflorae.
1. Unterreihe Convo-lvulinecie.
ConvolYulaceae.
Unter! Convolvuloideae.
Pharbitis purpurea Aschers.
Auf der Blattoberseite (Fig. 96) erscheinen die Stomata durch
das Hervorwölben der Nebenzellen schwach eingesenkt. Die Schließ-
zellen sind hier höher als auf der Unterseite und haben stärker
entwickelte Vorderhörnchen, welche etwas Übereinandergreifen, sich
Fig. 96. Vergr. ca. 1130.
aber nicht berühren. Der Vorhof und die Eisodialöffnung der
Unterseite (Fig. 97) sind weiter, der Hinterhof dagegen enger.
Die Kutikula erscheint über den Außenwänden der Schließ-
zellen mehr oder weniger gewellt, verdickt sich in den Vorder-
hörnchen und endet innen an der Grenze zwischen Schließ- und
Nebenzellen.
Oberseits finden sich auf 1 mm2 94, unten 252 Stomata,
Fig. 97. Vergr. ca. 1130.
welch letztere etwas emporgehoben sind. Das Zahlenverhältnis
von Ober- und Unterseite beträgt 1 : 2,7.
2. Unterreihe Borraginineae.
Borraginaceae.
Unter! Borraginoideae.
Pulmonaria angustifolia L.
trägt auf seinen Blättern weit auseinanderstehende borstige Haare.
Eisodialöffnung und Vorhof sind oberseits (Fig. 98) enger, der
102 Voß, Unterschiede im anatomischen Bau der Spaltöffnungen etc.
Hinterhof etwas weiter als unterseits. Die gut entwickelten
Vorderhörnchen stehen bei den unterseitigen (Fig. 99) Spaltöffnungen
wagerecht, oberseits aber nach außen und etwas zurückgebogen.
Unterseits sind die äußeren Gelenke schärfer ausgeprägt als auf
der Oberseite.
Die Kutikula reicht als dünne Haut über die Innenwände
der Nebenzellen.
Die Anzahl der etwas emporgehobenen Stomata beträgt ober-
seits 28, unterseits 67 auf 1 mm2, das Verhältuis also 1 : 2,4.
Auf der Oberseite der Laubblätter von Pulmonaria offici-
nalis L. und Lithmpcrmmn officinale L. fand ich keine Spalt-
öffnungen.
Voß, Unterschiede im anatomischen Bau der Spaltöffnungen etc. 103
3. Unterreihe Verbenineae.
Labiatae.
Unterf. Stachyoideae.
Stachys offwinalis Trev.
Auf der unbehaarten Oberseite (Fig. 100) des Laubblattes
stehen die Vorderhörnchen nach auswärts und bilden mit ihren
Zipfeln einen fast parallelwandigen Spalt; unterseits (Fig. 101)
weichen die etwas stärkeren Vorderhörnchen nur wenig von der
Horizontalrichtung ab. Der Vorhof hat oberseits eine geringere
Weite, Hinterhof und Eisodialöffnung besitzen ungefähr gleiche
Dimensionen wie unten.
Fig. 108. Vergr. 1130.
Die innere Atemhöhle wird von der Kutikula, soweit sie von
den Neben- und Epidermiszellen begrenzt ist, ausgekleidet.
Es finden sich oberseits schätzungsweise auf 1 mm2 4, auf
104 Voß, Unterschiede iin anatomischen Bau der Spaltöffnungen etc.
der behaarten Unterseite 111 Stomata, welche mehr oder weniger
emporgehoben sind.
Stackj/s lanata Jacq.
hat sehr stark behaarte Laubblätter. Die Spaltöffnungen der Unter-
seite (Fig. 103) sind meist höher emporgehoben, auch haben sie
einen weiteren Vorhof und schwächer entwickelte Vorderhörnchen
als die oberseitigen. Die Hörnchen lassen unterseits eine ansehn-
Fig. 104. Vergr. 1130.
liehe Eisodialöttnung frei, während sie auf der Oberseite (Fig. 102)
Zusammenstößen.
Die Kutikula ließ sich nur bis zu den Ansatzstellen der Neben-
zellinnenwände an die Schließzellen verfolgen.
Ein nur einigermaßen genaues Zählen der Stomata war infolge
der starken Behaarung nicht möglich.
Keine Spaltöffnungen fand ich auf der Oberseite der Laub-
blätter von Stachys silvatica L. und Stachys alpina L.
Hormium pyrenmeum L.
Die Stomata der schwach behaarten Blattunterseite (Fig. 105)
sind bedeutend höher emporgehoben als auf der kahlen Oberseite.
Im Bau gleichen sich die beiderseitigen Schließzellen sehr, nur
sind sie auf der Oberseite (Fig. 104) höher und der Vorhof weiter,
auch greifen die stärker entwickelten Vorderhörnchen weiter über-
einander als unterseits.
Die Kutikula reicht bis über die Innenwände der Schließzellen.
Auf der Oberseite sind auf 1 mm2 137, unterseits 488 Sto-
mata vorhanden, im Verhältnis also 1:3,5.
Bei der zur selben Unterfamilie gehörigen Mentha aqnatica L.
fand ich oberseits keine Spaltöffnungen.
Voß, Unterschiede im anatomischen Bau der Spaltöffnungen etc. 105
4. Unterreike Solanineae.
Scrophulariaceae.
Unterf. Pseudosolanoideae.
Verbascum nigrum L.
Die wollig behaarten Laubblätter haben beiderseits etwas
emporgehobene Spaltöffnungen mit gleich hohen Schließzellen. Die
Vorderhörnchen sind oberseits (Fig. 106) stark entwickelt und greifen
übereinander, die etwas schwächeren der Unterseite (Fig. 107)
lassen eine ansehnliche Eisodialöffnung frei. Vor- und Hinterhöfe
zeigen beiderseits etwa gleiche Weiten.
Die Kutikula läßt sich bis zu den Ansatzstellen der Innen-
wände der Nebenzellen an die Schließzellen verfolgen.
Fig. 108. Vergr. ca. 770.
Infolge der dichten Behaarung war eine annähernd genaue
Bestimmung der Stomata nicht möglich.
Unterf. Antirrhinoideae.
Pentastemon spectabüis.
Das unbehaarte Blatt hat auf der Oberseite (Fig. 108) Spalt-
106 Voß, Unterschiede im anatomischen Bau der Spaltöffnungen etc.
Öffnungen, welche in der Höhe der Epidermis liegen, und deren
gut entwickelte Vorderhörnchen wagerecht stehen. Unterseits
(Fig. 109) sind die Stomata meist etwas emporgehoben und haben
kürzere Vorderhörnchen, welche schräg nach außen stehen und
eine weitere Eisodialöffnung frei lassen als oberseits. Vor- und
Hinterhof haben beiderseits gleiche Ausdehnung, ebenso der Porus,
trotzdem die Schließzellen der Unterseite etwas niedriger sind.
Auf der Unterseite (Fig. 110) finden sich am Blattraude vereinzelte
Spaltöffnungen, welche leicht eingesenkt erscheinen.
Fig. 111. Vergr. ca. 1130.
Die ziemlich starke Kutikula wird in den Vorderhörnchen
etwas verdickt und läuft an der Innenwand der Nebenzellen zart aus.
Die Anzahl der Stomata auf 1 mm2 beträgt oberseits 103,
unterseits 167, das Verhältnis demnach 1 : 1,6.
Bei Srrophularia nodosa L. fand ich keine Spaltöffnungen auf
der Oberseite des Blattes.
Voß, Unterschiede im anatomischen Bau der Spaltöffnungen etc. 107
U n t e r f . Rhinanthoideae.
Veronica spuria L.
Die Stomata des kaum behaarten Blattes sind mehr oder
weniger emporgehoben und haben auf der Oberseite (Fig. 111)
höhere Schließzellen, deren starke Vorderhörnchen etwas schräg
und mit ihren Zipfeln steil nach auswärts stehen. Auf der Unter-
seite (Fig. 112) stehen die dünneren Vorderhörnchen wagerecht.
Fig. 113. Vergr. ca. 785.
und lassen eine weitere Eisodialöffnung frei, auch der Vorhof ist
weiter, der Hinterhof aber enger.
Soweit die Wände der Neben- und Epidermiszellen an die
innere Atemhöhle grenzen, werden sie von der Kutikula überzogen.
Fig. 114. Vergr. ca. 785.
Für die Oberseite ergaben sich 33 Stomata auf 1 mm2, für
die Unterseite 347, also für das Verhältnis 1 : 10,5.
Veronica longifolia L.
Auch beim unbehaarten Laubblatt dieser Pflanze sind die
Spaltöffnungen mehr oder weniger emporgehoben und haben die
Vorderhörnchen auf der Oberseite (Fig. 113) kleine, nach außen
108 Voß, Unterschiede im anatomischen Bau der Spaltöffnungen etc.
steil stehende Zipfel. Diese legen sich bei Spaltenschluß aneinander.
Auf der Unterseite (Fig. 114) varriiert die Eisodialöffnung und auch
der Vorhof in der Weite ziemlich stark; dennoch sind \orhof und
auch der Hinterhof weiter als oberseits.
Die Kutikula zeigt den gleichen Verlauf wie bei V. spuria.
Fig. 115. Vergr. ca. 550.
Fig. 116. Vergr. ca. 550.
Auf 1 mm2 kommen oberseits 23. unterseits 193 Spaltöffnungen,
also im Verhältnis 1 : 8,4.
Digitalis pur pur ca L.
Die filzig' behaarten Laubblätter haben beiderseits empor-
gehobene Stomata; jedoch wechselt der Grad der Erhebung
Fig. 117. Vergr. ca. 550.
auf der Unterseite (Fig. 116—118) außerordentlich. Im all-
gemeinen wird der Vorhof umso weiter und der Hinterhof umso
enger, je höher der Spaltöffnungsapparat liegt. Die Schließzellen
der beiden Seiten gleichen einander sehr.
Die Kutikula reicht bis über die Innenwände der Schließzellen.
Auf der Oberseite (Fig. 115) finden sich 19, unterseits 90
Spaltöffnungen auf 1 mm2, also verhältnismäßig 1 : 4,7.
Digitalis lutea L.
Die Spaltöffnungen der unbehaarten Laubblätter sind kaum
emporgehoben und haben auf der Oberseite (Fig. 119) höhere
Schließzellen. Die Vorderhörnchen sind viel stärker als bei D.
Voß, Unterschiede im anatomischen Bau der Spaltöffnungen etc. 109
■purpurea ausgebildet und lassen eine beiderseits gleiche Eisodial-
öffnung frei. Der Vorhof ist oberseits meist enger, der Hinterhof
weiter als unterseits (Fig. 120).
Der Verlauf der Kutikula gleicht dem bei D. purpurea.
Fig. 120. Yergr. ca. 550.
Die Anzahl der Stomata auf 1 mm2 beträgt oberseits 10,
unterseits 100, das Verhältnis also 1 : 10.
Digitalis ambigua Murr.
hat auf der Oberseite (Fig. 121) nur wenige, kaum emporgehobene
Spaltöffnungen in der Nähe der Nerven, unterseits (Fig. 122) aber
verschieden hoch gehobene über das ganze Blatt verteilt. Die
Vorderhörnchen sind stark entwickelt und oberseits mit auswärts
stehenden Zipfeln versehen. Der Porus, Vor- und Hinterhof ver-
halten sich wie bei D. lutea . die Eisodialöffnung dagegen ist ober-
seits enger.
Für die Oberseite läßt sich eine Zahl für 1 mm- nicht be-
rechnen. für die Unterseite beträgt sie 104.
Die Kutikula reicht über die Innenwände der Nebenzellen
hinweg.
HO Voß, Unterschiede im anatomischen Bau der Spaltöffnungen etc.
Keilte Kubiales.
Dipsacaceae.
Dipsacus fullomon L.
Die unbehaarten Blätter besitzen auf der Oberseite (Fis-. 123)
in Höhe der Epidermis liegende Spaltöffnungen mit höheren Schließ-
zellen als auf der Unterseite (Fig. 124). deren Stomata etwas empor-
gehoben sind. Die Vorderhörnchen sind oberseits länger und greifen
übereinander, der Vorhof zeigt etwa gleiche Weite, der Hinterhof
ist weiter und niedriger als unterseits.
Fig. 124. Yergr. ca. 770.
Die innere Atemhöhle ist, soweit sie von den Epidermiszellen
begrenzt wird, von der Kutikula ausgekleidet.
Die Anzahl der Spaltöffnungen auf 1mm2 betrug oberseits 58,
unterseits 119, das Verhältnis 1 : 2,0.
Fig. 125. Yergr. ca. 770.
Knautia silratica Duby.
Auf der Laubblattoberseite (Fig. 125) liegen die Stomata in
der Epidennisebene, auf der Unterseite (Fig. 126 und 127) teils
ebenso, teils etwas emporgehoben. Der Porus ist oberseits zwar
etwas kürzer, aber Eisodialöffnumr sowie Vor- und Hinterhof, auch
Voß, Unterschiede im anatomischen Hau der Spaltöffnungen etc. lll
die Zentralspalte im geöffneten Zustand sind meist viel enger als
unterseits.
Die Kutikula zeigt den gleichen Verlauf wie bei Dipsacus
fullonum.
Oberseits finden sich auf 1 mm2 27, unterseits 55 Spalt-
öffnungen, also im Verhältnis 1 : 2,0.
Reihe Cucurbitales.
Cucurbitaceae.
Momordica Elaterium.
Auf der Blattoberseite (Fig. 128) liegen die nicht sehr zahl-
reichen Stomata in der Epidermisebene, auf der Unterseite (Fig.
129 — 131) finden sich neben wenig emporgehobenen auch sehr
stark emporgehobene und zwischen diesen beiden Extremen alle
möglichen Übergänge. In Bau und Weite der Eisodialöffnung, des
Vor- und Hinterhofes gleichen sich die beiderseitigen Schließzellen
sehr, nur sind sie auf der Oberseite höher und haben die sehr hoch
gehobenen der Unterseite einen weiteren Vor- und engeren Hinterhof.
Die Kutikula konnte ich nur bis über die Innenwände der
Schließzellen verfolgen.
112 V o ß , Unterschiede im anatomischen Bau der Spaltöffnungen etc.
Cucumis sativus L.
Auf der Oberseite (Fig. 132) stehen die Spaltöffnungen in
der Nähe der Nerven dichter als auf der übrigen Blattfläche; ihre
Zahl ist nur gering. Sie haben höhere Schließzellen, aber weiteren
Vor- und Hinterhof. Auch berühren sich ihre Vorderhörnchon nicht
Fig. 129. Vergr. ca. 550.
Fig. 130. Vergr. ca. 550.
wie auf der Unterseite (Fig. 133), sondern lassen eine, wenn auch
schmale Eisodialöffnung frei. Oberseits sind die Stomata kaum
emporgehoben, unterseits liegen alle in der Höhe der Epidermis.
Fig. 131. Vergr. ca. 550.
Fig. 132. Vergr. ca. 1130.
Die Kutikula reicht beiderseits bis zu den Ansatzstellen der
Nebenzellwände an die Innenwände der Schließzellen.
Es finden sich auf der Unterseite auf 1 mm 2 etwa 650 Spalt-
Fig. 133. Vergr. ca. 1130.
Fig. 134. Vergr. ca. 785.
Öffnungen, auf der Oberseite treten sie sehr spärlich auf; das Ver-
hältnis beträgt schätzungsweise ungefähr 1 : 17.
Cucurbita Pepo L.
Die Lagerung der Spaltöffnungen (Fig. 134 — 136) ist ebenso
verschieden wie bei Momordica Elaterium; die Weite der Eisodial-
öffnung ist ebenfalls die gleiche, jedoch sind die Schließzellen auf
der Oberseite (Fig. 134) niedriger und Vor- und Hinterhof enger
als auf der Unterseite (Fig. 135). Auch ändert sich die Weite
Voß, Unterschiede im anatomischen Bau der Spaltöffnungen etc. 113
von Eisodialöffnung und Vorhof auf der Unterseite mit der Höhe
der Emporhebung wenig.
Der Verlauf der Kutikula gleicht dem bei Momordica.
Auf der etwas behaarten Oberseite ' finden sich auf 1 mm2
274 Stomata; auf der Unterseite sind sie infolge der dicht stehen-
den Haare mit verhältnismäßig großer Basis nur schwer zu zählen
und etwa 450 auf 1 mm2 vorhanden. Das Verhältnis stellt sich
etwa auf 1 : 1,6.
Auf der Oberseite des Blattes von Thladiantha dubia Bunge
fand ich keine Spaltöffnungen; auf der Unterseite finden sich wie
bei Mormodica und Cucurbita neben wenig auch stark emporgehobene
Stomata.
Reihe Campanulatae.
Compositae.
A. Tubiflorae.
Solidaf/o virga aurea L.
hat auf beiden Blattseiten etwas emporgehobene Spaltöffnungen
vom Trichtertypus. Die lichte Weite ist beiderseits gleich, die
Vorderhörnchen sind jedoch oben stärker entwickelt (Fig. 137) und
länger, so daß sie fast immer Zusammenstößen; unterseits (Fig. 138)
lassen sie eine ansehnliche Eisodialöffnung frei. Auf beiden Seiten
waren einzelne Stomata mit einer wachsähnlichen Masse verstopft.
Die Kutikula bekleidet die Innenwände der Neben- und Schließ-
zellen, soweit sie an die Atemhöhle grenzen.
Beihefte Bot. Centralbl. Bd. XXXIII. Abt. I. Heft 1.
8
114 Voß, Unterschiede im anatomischen Bau der Spaltöffnungen etc.
Oberseits kommen auf 1mm2 23, unterseits 85 Spaltöffnungen,
also im Verhältnis 1 : 3,7.
Inula Helenium L.
Auf der Blattoberseite (Fig. 139) liegen die Stomata in Höhe
der Epidermis, unterseits (Fig. 140) stark emporgehoben. In ihrer
Form stellen sie eine Modifikation des typischen Trichtertyps dar,
da ihre Vorderhörnchen zusammenstoßen. Auf der Oberseite sind
diese in Zipfel ausgezogen, welche sich aneinanderlegen. Die lichte
Fig. 139. Vergr. ca. 750.
Fig. 140. Vergr. ca. 750.
Weite ist oberseits weiter, der Porus aber länger als unterseits.
Die Kutikula läuft beiderseits über die Innenwände der Schließ-
zellen und sind die Vorderhörnchen kutinisiert.
Auf der unbehaarten Oberseite finden sich auf 1 mm3 120
Stomata. Auf der ganz dicht behaarten Unterseite sind sie kaum
zu zählen; annähernd ist die gleiche Anzahl vorhanden.
Buphthalmum salicifolium L.
Die beiderseits emporgehobenen Spaltöffnungen zeigen den
Trichtertypns. Bei etwa gleicher Ausbildung der Vorderhörnchen
ist die lichte Weite oberseits (Fig. 141) viel geringer, so daß nur
Voß, Unterschiede im anatomischen Bau der Spaltöffnungen etc. 115
eine schmale Eisodialöffnung frei bleibt; der Porus zeigt beider-
seits gleiche Höhe
Der Verlauf der Kutikula ist der gleiche wie bei Inula.
Auf der Oberseite stehen die Stomata an den Nerven viel
dichter als auf der übrigen Fläche; auf der Unterseite (Fig. 142)
kommen 268 auf 1 mm2.
Helianthus annuus L.
Die Laubblätter haben Spaltöffnungen mit schließbarer Zentral-
spalte, welche unterseits wenig emporgehoben sind. Eisodialöffnung
und Vorhof sind (Fig. 143) oberseits enger, sonst gleichen sich die
Stomata der beiden Seiten sehr (Fig. 143 und 144).
Die Kutikula zeigt den gleichen Verlauf wie bei Inula.
Nach Weiß beträgt die Anzahl der Spaltöffnungen auf 1mm2
oberseits 175, unterseits 325, das Verhältnis 1 : 1,8.
Coreopsis grandiflora Nutt.
Die unbehaarten Blätter tragen beiderseits Stomata vom
Trichtertypus, welche unterseits etwas emporgehoben sind. Die
116 Voß, Unterschiede im anatomischen Bau der Spaltöffnungen etc.
lichte Weite und auch die Eisodialöffnung oberseits (Fig. 145) sind
enger. Die Vorderhörnchen sind auf der Unterseite (Fig. 146) länger
und stärker entwickelt. Der Porus hat beiderseits gleiche Höhe.
Die Kutikula verstärkt sich in den Vorderhörnchen und reicht
bis über die Innenwände der Schließzellen.
Fig. 145. Yergr. ca. 770.
Auf der Oberseite finden sich 64. auf der Unterseite 71 Sto-
mata auf 1 mm2, im Verhältnis also 1 : 1,1.
Bide ns pilosiis L.
Die Spaltöffnungen des Laubblattes weisen gleichfalls den
Trichtertypus auf. Unterseits (Fig. 148) sind sie emporgehoben
und stehen die wagerechten Vorderhörnchen weit auseinander. Auf
der Oberseite (Fig. 147) stehen diese schräg nach außen und legen
sich aneinander, wodurch der Porus bedeutend länger wird; die
lichte Weite ist viel geringer als unterseits.
Die Kutikula verhält sich ähnlich wie bei Corcopsis.
Auf 1 mm* finden sich oberseits 50, unterseits 185 Spalt-
öffnungen, also im Verhältnis 1 : 3,7.
Voß, Unterschiede im anatomischen Bau der Spaltöffnungen etc. H7
Tagetes erectus L.
Nur auf der Unterseite (Fig. 150) sind die Stomata empor-
gehoben. Beiderseits sind die Vorderhörnchen gleich stark ent-
wickelt und der Porus gleich hoch. Oberseits (Fig. 149) ist die
lichte Weite des Trichters und somit die Eisodialöffnung enger.
In ihrem Verhalten gleicht die Kutikula der von Coreopsis.
Die Blätter sind unbehaart und haben auf der Oberseite auf
1 mm2 53, auf der Unterseite 110 Stomata, also im Verhältnis 1:2.
Chrysanthemum vulgare (L.) Bernh.
hat auf beiden Blattseiten Spaltöffnungen vom Trichtertyp, deren
Vorderhörnchen zusammenstoßen und deren lichte Weite beiderseits
gleich ist. Auf der Unterseite sind die Stomata jedoch etwas
emporgehoben.
Ihre Anzahl beträgt für 1 mm2 oberseits 55, unterseits 68,
und das Verhältnis 1 : 1,2.
Petasites niveus Baumg.
Warncke schreibt darüber (Seite 27): „Die Spaltöffnungen der
Ober- und Unterseite des Laubblattes zeigen große Ähnlichkeit
118 Voß, Unterschiede im anatomischen Bau .der Spaltöffnungen etc.
miteinander. Der Vorhof, dessen Hörnchen gut ausgebildet sind,
ist ziemlich geräumig. Die Zentralspalte liegt ziemlich tief, und
unter ihr wird noch ein sehr kleiner Hinterhof ausgebildet. Innen-
und Außenwände sind gerade und laufen parallel zu einander.“
Der Unterschied zwischen deu Stomata der stark behaarten Unter-
und geringer behaarten Oberseite besteht nach Warncke nur in
der Größe und tieferen Einsenkung der oberseitigen Schließzellen.
Hiermit stehen meine Befunde im Widerspruch. Auf der
Oberseite (Fig. 151) ist der Vorhof zwar hoch, aber nicht sehr
weit; auf der Unterseite kommt es überhaupt nicht zu einer
Gliederung des Porus, sondern die Stomata zeigen, wie auch
Hryniewiecki (II. Seite 597 und Tafel XXVIII, Fig. 32) angibt
und abbildet, den Schwimmblattypus. Auch sind die Außenwände
der Schließzellen nicht gerade, sondern etwas gebogen, und kann
man von einer Einsenkung auf der Oberseite kaum reden. Auf
der Unterseite sind die Spaltöffnungen sogar ziemlich hoch empor-
gehoben, und es rückt hier die Ansatzstelle der Nebenzellaußen-
wand häufig bis in die Mitte des dünnen Teiles der Rückenwand.
Fig. 153. Vergr. ca. 770.
Die Kutikula konnte ich nur bis zu den Innenwänden der
Schließzellen verfolgen.
Genaue Zahlenangaben ließen sich infolge der Behaarung nicht
gewinnen. Oberseits sind etxya 55 Stomata auf 1 mm2, unterseits
mehr vorhanden, aber auch eine nur einigermaßen genauere Zahl
ließ sich nicht feststellen.
Carlina acaulis L.
Die Spaltöffnungen sind auf beiden Seiten des Blattes etwas
emporgehoben und gehören dem Trichtertypus an. Die Vorder-
hörnchen sind sehr lang und lassen unterseits eine nicht sehr weite
Voß, Unterschiede im anatomischen Bau der Spaltöffnungen etc. 119
Eisodialöffnung frei; oberseits stoßen sie zusammen (Fig. 153). Der
Porus ist beiderseits gleich hoch, die lichte Weite aber oberseits
(Fig. 154) geringer.
Die Vorderhörnchen werden fast nur von der Kutikula ge-
bildet; sie überzieht die Innenwände der Neben- und Epidermiszellen.
Es finden sich auf 1mm2 oberseits 32, unterseits 72 Stomata,
also im Verhältnis 1 : 2,2.
Cirsium arvense (L.) Scop.
Auf der Oberseite (Fig. 155) des schwach behaarten Blattes
erscheinen die Spaltöffnungen, deren lichte Trichterweite nur gering
ist, etwas eingesenkt. Die Vorderhörnchen sind sehr stark ent-
wickelt und stehen schräg nach außen, berühren sich aber nicht.
Auf der Unterseite (Fig. 156) sind die Stomata leicht emporgehoben.
Ihre Vorderhörnchen stehen fast wagerecht und sind weniger ent-
Fig. 156. Vergr. ca. 770.
wickelt. Die lichte Weite sowie die Eisodialöffnung ist bedeutend
weiter als oberseits und der Porus niedriger.
Die Kutikula reicht ebenso tief in die Atemhöhle wie bei
Carlina, Vorder- und Hinterhörnchen sind kutinisiert.
Auf der Oberseite sind 28, auf der Unterseite 140 Stomata
auf 1 mm 2 vorhanden, im Verhältnis 1:5,
120 Voß, Unterschiede im anatomischen Bau der Spaltöffnungen etc.
Oirsium heterophllum (L.) All.
Die Lage der Spaltöffnungen auf der kahlen Ober- und der
dicht behaarten Unterseite der Laubblätter gleicht der bei C. arvense.
Der Porus ist oberseits (Fig. 157) gleichfalls höher, die lichte Weite
jedoch auf beiden Seiten gleich. Die Vorderhörnchen sind unter-
seits (Fig. 158) nur schwach entwickelt, oberseits aber stärker und
in Zipfel ausgezogen, welche sich auswärts aneinanderlegen.
Fig. 157. Vergr. ca. 785.
Fig. 158. Vergr. ca. 785.
Der Verlauf der Kutikula vollzieht sich wie wie bei C. arvense,
die Vorderhörnchen sind “gleichfalls kutinisiert.
Es finden sich auf der Oberseite auf 1 mm 2 36 Stomata, auf
der Unterseite schätzungsweise 550; genau lassen sie sich hier in-
folge der dichten Behaarung kaum zählen. Das Verhältnis beträgt
also etwa 1 : 15.
Centaurea montana L.
Die Spaltöffnungen sind etwas emporhoben nnd zeigen den
Trichtertypus. Bei etwas längeren Vorderhörnchen ist die lichte
Weite und dementsprechend die der Eisodialöffnung auf der Ober-
seite geringer (Fig. 159). Der Porus ist oberseits höher. Die
Außenwände der Schließzellen sind teilweise dünner als die der
benachbarten Epidermiszellen.
Voß, Unterschiede im anatomischen Bau der Spaltöffnungen etc. 121
Die Kutikula reicht beiderseits über die Innenwände der
Xebenzellen hinweg-.
Da das Material stellenweise kollabiert war, ließen sich ge-
nauere Zahlenangaben nicht gewinnen. .Jedoch scheint die Zahl
auf der Unterseite (Fig. 160) größer zu sein.
Centauren rhaponticum L.
Das Laubblatt hat auf seiner sehr dicht behaarten Unterseite
(Fig. 162) etwas höher emporgehobene Spaltöffnungen als auf der
kahlen Oberseite Diese gehören aber nicht zum Trichtertypus,
sondern schließen ihre Zentralspalte und bilden Vor- und Hinterhof
aus. Letzterer ist beiderseits etwa gleich weit, ersterer (Fig. 161)
oberseits enger. Hier werden auch die Vorderhörnchen stärker
ausgebildet und stoßen zusammen; auch die Schließzellen sind höher.
Die Kutikula bekleidet die Innenwände der Neben- und Epi-
dermiszellen; die Vorderhörnchen sind kutinisiert.
Die Anzahl der Stomata auf 1 mm2 beträgt oberseits 61,
unterseits schätzungsweise, da genaueres Zählen nicht möglich, 375
und das Verhältnis etwa 1 : 6.
Bei Artemisia vulgaris L., Senecio nemorensis L. und Cirsium
oleraceum (L.) Scop. fand ich oberseits keine Stomata.
122 Voß, Unterschiede int anatomischen Bau der Spaltöffnungen etc.
B. Ligiili florae.
Taraxocum ufficinale Web. et Wigg.
Die Spaltöffnungen auf der Oberseite (Fig. 163) des un-
behaarten Blattes sind etwas weniger emporgehoben als auf der
Unterseite (Fig. 164). Alle gehören dem Trichtertj'p an und haben
gleiche lichte Weite und Poruslänge. Die stark entwickelten
Vorderhörnchen sind oberseits länger und dünner, also die Eisodial-
öffnung enger.
Die Kutikula füllt die Vorderhörnchen fast aus und reicht bis
Fig. 164. Yergr. ca. 1130.
zu den Ansatzstellen der Nebenzellen an die inneren Schließzell-
wände.
Auf der Oberseite finden sich auf 1 mm2 126, unterseits 212
Stomata, also im Verhältnis 1 : 1,7.
Auf der Blattoberseite von Prenanthes purpurea L. fand ich
keine Spaltöffnungen.
in. Allgemeines.
Sucht man bei der Gesamtheit der besprochenen Pflanzen
nach durchgreifenden Unterschieden zwischen den Spaltöffnungs-
apparaten der beiden Blattseiten, so fällt auf, daß starke Unter-
schiede in der Anordnung der Schließzellen in bezug auf die Epi-
dermisebene nur selten zu finden sind, z. B. bei Vitia Cracca L.,
Cucurbita pepo L., Junta Heleuium L., Momordica Elaterium , Im-
patiens glandidigera Lindl. und einigen anderen. Es waren über-
haupt nur bei nicht ganz 37 °/0 der untersuchten Pflanzen
die Spaltöffnungen auf der Blattoberseite tiefer gelagert,
Voß, Unterschiede im anatomischen Bau der Spaltöffnungen etc. 123
wobei diese Erscheinung1 2 3 4 durch Einsenkung der Schließzellen unter
das Niveau der Epidermis oder durch weniger starke Emporhebung
über dieselbe zum Ausdruck kommen konnte. In einem Falle, bei
IManthns Caryopkyllus L , fand sich auf der Oberseite der Spalt-
öffnungsapparat in der Epidermisebene, auf der Unterseite jedoch
eingesenkt. Ich glaube, daß dies damit zusammenhängt, daß die
Oberseite des steil aufgerichteten Blattes am zweiten Knoten viel
geschützter liegt als die Unterseite. Eine Stütze erhält diese An-
sicht durch die Tatsache, daß bei den schräg stehenden Blättern
am fünften Knoten die Spaltöffnungen auf der Oberseite eingesenkt
waren.
Richtet man nun sein Augenmerk auf den feineren Bau der
Spaltöffnungen, so findet man auch hier keine völlig durchgreifenden
Unterschiede zwischen den beiden Blattseiten. Wohl aber läßt
sich b ei der überwiegenden Mehrzahl, 67%, eine geringere
Weite der Eisodialöf fnung auf der Oberseite feststellen.
Bei 24% aller untersuchten Pflanzen steigert sich diese Verenge-
rung der Eisodialöffnung oberseits zu einer völligen Verschließbar-
keit. Auffallend ist, daß bei 27% der untersuchten
Pflanzen die Vorderhörnchen auf der Oberseite steil
nach auswärts stehen und die Eisodialöffnung meist als
engen Kanal ausbilden.
Die lichte Weite bezw. die Weite des Vorhofes ist bei
50,5 % oberseits geringer als auf der Unterseite. Bei der
Mehrzahl dieser Fälle ist die Eisodialöffnung auf der Oberseite
ebenfalls enger. Beiderseits gleiche Weite hat der Vorhof bei
28,5% und nur bei 13,5% ist er oberseits weiter.
Die Ausbildung der Hinterhörnchen weicht bei dem unter-
suchten Material auf beiden Seiten kaum voneinander ab. Beider-
seits entspricht einem weiteren Hinterhof in der Regel auch eine
weitere Opisthialöffnung.
Bei nur 20 % findet sich auf der Oberseite ein engerer Hinter-
hof, wenn man die nach dem Trichtertypus gebauten Spaltöffnungen
bei der Berechnung ausläßt. Bei etwa 31 % aller Pflanzen ist
beiderseits ein gleich weiter und bei 24% oberseits ein weiterer
Hinterhof vorhanden.
Einer geringeren Weite des Vorhofes auf der Oberseite ent-
spricht nicht immer eine geringere Weite des Hinterhofes. Am
häufigsten finden sich die Kombinationen:
1) Vorhof oberseits enger, Hinterhof oberseits weiter, etwa 19 %,
2) Vor- und Hinterhof beiderseits gleich weit, ungefähr 19%,
3) Vor- und Hinterhof oberseits enger als unterseits 13%,
4) Vorhof oberseits enger, Hinterhof beiderseits gleich 11%.
Die übrigen Kombinationen treten nnr in geringerer Anzahl auf.
Nur in 2 Fällen, bei Gypsophila repens L. und Petasites nivem
Baumg., schließt sich die Zentralspalte auf der Unterseite auch
bei völliger Plasmolyse nicht, wohl aber auf der Oberseite. Auf
beiden Seiten stoßen die Vorderhörnchen zusammen.
124 Voß, Unterschiede im anatomischen Bau der Spaltöffnungen etc.
Ferner kann man bei etwa 53% der Fälle auf der
Oberseite einen höheren Porus beobachten. Bei etwa 35%
ist er beiderseits gleich hoch und nur bei 11 0 0 oberseits niedriger.
Außerordentlich variabel ist die Weite der Eisodialöffnung,
sowie des Vor- und Hinterhofes bei Digitalis purpurea L. und
Eryngium planum L. ; ferner schwankt bei liumex scutatus L. und
Petasites niveas die Weite von Vor- und Hinterhof sowie die maximale
öffnungsweite der Zentralspalte sehr stark und bei Laserpitium
latifolium L. sind Vorhof und Eisodialöffnung auf der Unterseite
sehr verschieden groß.
Die an Flächenschnitten zur Weite senkrecht gemessene Länge
der Eisodialöffnung, Zentralspalte, Opisthialöffnung sowie des Vor-
uud Hinterhofes fand ich auf beiden Seiten gleich oder im gleichen
Sinne größer oder kleiner als die Weite.
Im folgenden soll nun untersucht werden, inwiefern die Tran-
spiration durch die beschriebenen Unterschiede des ober- und unter-
seitigen Porus beeinflußt wird.
Eine Übersicht über den Stand der Frage der Beziehungen
zwischen der Transpiration und den Spaltöffnungen bis 1862 gibt
Unger. Er selbst kommt zu der Ansicht, daß die Bedeutung der
Spaltöffnungen physiologisch in der Eegulierung des Gasaustausches,
insbesondere der Abgabe von Wasserdampf liegt.
Pfitzer beschäftigt sich unter anderem auch mit der Ein-
senkung der Stomata und glaubt, daß diese unter allen Umständen,
gleichgültig ob die atmosphärische Luft bewegt oder ruhig ist, die
Transpiration verringert,
Tschirch dagegen kommt nach seinen Untersuchungen über
diesen Gegenstand zu der Überzeugung, daß es sich bei Ausbildung
einer äußeren Atemhöhle vor allen Dingen um die Herstellung
eines windstillen Raumes handelt.
Volke ns sagt, daß durch Einsenkung der Spaltöffnungen,
Haarbildungen und Einrollen der Blattspreite neben der stomatären
Verdunstung auch die kutikulare Transpiration der Schließzellen
bei geschlossener Spalte herabgesetzt wird, da in diesem Falle der
atmosphärischen Luft der unmittelbare Zutritt zur Zentralspalte
und den dünnen Bauchwänden der Schließzellen verwehrt ist.
Blackman kommt zu dem Schlüsse, daß unter normalen Be-
dingungen die kutikulare Abgabe von Gasen keinen erheblichen
Anteil am Gasaustausch hat, sondern daß dieser fast ausschließlich
durch die Spaltöffnungen stattfindet.
Auch Pfeffer hält es für sicher, daß die Bewegung des
Wasserdampfes durch Einsenkung der Spaltöffnungen, besonders
wenn eine enge Eisodialöffnung hinzukommt, verzögert wird.
Derselben Ansicht ist Haberlandt, nur kann nach ihm „der
windstille Hohlraum über den Spaltöffnungen auch durch Erweiterung
des Vorhofes geschaffen“ werden, z. B. bei Cypripedivm venustum u. a.
Dieselbe Deutung gibt Menz den merkwürdigen Vorhöfen
beim Laubblatt von Melaleuca acerosa.
Brown und Escombe nahmen auf Grund von Versuchen
mit durchlöcherten dünnen Scheidewänden an, daß die stomatäre
Voß, Unterschiede im anatomischen Bau der Spaltöffnungen etc. 125
Verdunstung sich wie ein freier Diffusionsvorgang vollzieht, und
bringen die Beziehungen zwischen den Dimensionen des Spalt-
öffnungsapparates, der Spannungsdifferenz des Wasserdampfes und
anderer beteiligter Größen rechnungsmäßig zum Ausdruck.
Auf Grund dieser Arbeit hat sich Renner mit dem Problem
der eingesenkten Spaltöffnungen beschäftigt und für diese Formeln
aufgestellt, welche dartun. daß die Einsenkung bei jedem Be-
wegungszustand der atmosphärischen Luft eine Verminderung der
Transpiration veranlaßt, sofern nur die Luft in der äußeren Atem-
höhle ruhig bleibt. Damit erscheint die zuerst von Tschirch
ausgesprochene Ansicht über die Bedeutung des windstillen Hohl-
raumes über den Schließzellen theoretisch begründet. Für die be-
kannte Emporhebung der Spaltöffnungen bei dichter Behaarung
glaubt Renner als Grund die Notwendigkeit der Verlagerung der
Eisodialöffnung in weniger wasserdampfhaltige Luftschichten, in
welchen ein genügend starkes Diffusionsgefälle erreichbar ist, an-
nehmen zu müssen.
Die Menge des Wasserdampfes, welche in der Zeiteinheit
durch einen Spaltöffnungsapparat hindurchdiffundiert, ist nach Brown
und Escombe und Renner (Flora 1910, p. 462) proportional der
Spannungsdifferenz des Wasserdampfes in der inneren Atemhöhle
und der atmosphärischen Luft sowie dem Diffusionskoeffizienten
und hängt von der Temperatur ab. Ferner ist die Diffusionsmenge
proportional der Querschnittsfläche des Porus und umgekehrt pro-
portional der Porushöhe.
Die Wirkung einer äußeren Atemhöhle ist demnach eine zwei-
fache, indem sie einmal die zu durchströmende Röhre verlängert
und dadurch den Austritt des Wasserdampfes verzögert und ferner
die Spannungsdifferenz des Wasserdampfes zwischen Opisthial- und
Eisodialöffnung vermindert.
Bei jeder Spaltöffnung bewirkt, wie sich aus den vorstehen-
den Beziehungen ergibt, jede Verengerung der Porusquerschnitte
eine Verkleinerung der Diffusionsmenge. Durch eine Verlängerung
der Porushöhe wird die Menge des diffundierenden Wasserdampfes
ebenfalls herabgesetzt.
Ebenso wird unter sonst gleichen Umständen eine Vergrößerung
auch nur eines Teiles des Porusquerschnittes oder eine Verkürzung
der Porushöhe die Transpiration vermehren.
Berücksichtigt man nun bei den einzelnen Objekten die ver-
hältnismäßige Weite aller Porusabschnitte bezw. die Höhe des
Porus, so findet man bei fast 51 % auf der Oberseite die Ver-
engerung eines oder mehrerer Teile oder die Verlängerung des
Porus, während die anderen Teile den analogen der Unterseite
gleich bleiben. In diesen Fällen ist demnach die Wasserdampf-
abgabe der Spaltöffnungen der Oberseite- eine geringere. Die Ver-
engerung der Eisodialöffnung und die Verlängerung der Porushöhe
auf der Oberseite kann, wie schon früher erwähnt, durch die schräg
nach auswärts gerichteten Vorderhörnchen bewirkt werden. In
einzelnen Fällen verlaufen diese parallel und lassen bei geöffneter
126 Voß, Unterschiede im anatomischen Bau der Spaltöffnungen etc.
Spalte nur eine enge, kanalförmige Eisodialöffnung frei, wodurch
die Transpiration besonders stark herabgesetzt werden dürfte.
Wie früher erwähnt wurde, ist der Hinterhof in 24 °/0 der
untersuchten Fälle auf der Oberseite weiter wie unterseits. Dem
steht aber gegenüber, daß oberseits bei etwa lO°/0 ein höherer
Porus, eine engere Eisodialöffnung und ein engerer Vorhof auf treten,
bei 4% ein höherer Porus und eine engere Eisodialöffnung und
bei je 2,5 °/0 ein höherer Porus und ein engerer Vorhof bezw. eine
engere Eisodialöffnung und ein engerer Vorhof. Wir können somit
annehmen, daß auch in diesen Fällen die Transpiration durch die
oberseitigen Spaltöffnungen eine geringere ist als unterseits.
In den Fällen, in welchen der Vorhof auf der Oberseite weiter
ist (13,5 °/0), tritt manchmal ein höherer Porus, ein engerer Hinter-
hof und eine engere Eisodialöffnung auf. ln einem Falle (Kitai-
belia vitifolia W.) fanden sich auf der Oberseite ein weiterer Vor-
hof, aber ein höherer Porus und ein engerer Hinterhof. Auch in
dieser Gruppe ist auf eine geringere oberseitige Transpiration zu
schließen.
An den vom zweiten Knoten stammenden Blättern findet sich
bei Dicmthus Cayrophyllns L. bei beiderseits gleicher Anzahl der
Spaltöffnungen auf der Oberseite zwar ein engerer Hinterhof, aber
eine weitere Eisodialöffnung und ein weiterer Vorhof. Ich möchte
dieses größere Transpirationsvermögen der oberseitigen Stomata,
wie schon früher erwähnt, dadurch begründen, daß die Oberseite
des steil aufgerichteten Blattes weniger der Transpirationsgefahr
ausgesetzt ist als die Unterseite, auf welcher die Stomata sogar
noch eingesenkt sind. Zufolge der geringeren Steilheit des Blattes
liegen die Verhältnisse am fünften Knoten wesentlich anders. Hier
sind die Eisodialöffnung und der Vorhof beiderseits fast gleich weit.
Einem kürzeren Porus auf der Oberseite stehen in zwei Fällen
(Cytisus sessilifolius und Knautia silratica) ein engerer Vor- und
Hinterhof sowie eine engere Eisodialöffnung gegenüber, in einem
(Cucurbita Pepo) Falle ein engerer Vor- und Hinterhof. Auch für
diese Fälle ist anzunehmen, daß die Stomata auf der Oberseite
weniger transpirieren als die unterseitigen.
In zwei Fällen (Eryngium alpinum und Bupteurum falcatum )
ist oberseits bei engerer Eisodialöffnung und engerem Vorhof ein
kürzerer Porus und ein weiterer Hinterhof vorhanden.
Ferner steht bei Cytisus scoparius einem kürzeren Porus ein
engerer Vorhof gegenüber und bei Sapouaria officinalis L. einem
weiteren Vor- und Hinterhof auf der Oberseite ein höherer Porus.
Diese Fälle, in welchen ober- und unterseitige Spaltöffnungen
gleich stark transpirieren dürften, bilden den Übergang zu den
zwei jetzt zu besprechenden Beispielen, in welchen die Stomata
der Oberseite mehr Wasserdampf abgeben dürften als die der
Unterseite.
Bei Caltha palustris L. findet man bei beiderseits gleicher
Anzahl von Spaltöffnungen auf 1 mm2 oberseits neben einer weiteren
Eisodialöffnung auch einen weiteren Vor- und Hinterhof als unter-
seits. Die Spaltöffnungen dieser Pflanze schließen sich, wenn über-
haupt, so nur durch die Vorderhürnchen. Dieses Verhalten wird
Voß, Unterschiede im anatomischen Bau der Spaltöffnungen etc. 127
dadurch, daß Caltha ausschließlich an sehr feuchten Standorten
gedeiht, ohne weiteres verständlich. Der bessere Schutz der Unter-
seite hängt dann vielleicht gar nicht mit der Transpiration zu-
sammen, sondern könnte ein Schutzmittel gegen kapillare Ver-
stopfung durch Wasser darstellen. Tatsächlich sind die Blattunter-
seiten in Sümpfen usw. der Benetzung leichter ausgesetzt als die
Oberseiten.
Bei Vicia Cracca L. ist oberseits die Eisodialöffnung, der
Vor- und Hinterhof weiter und der Porus viel kürzer und außer-
dem die Zahl der Stomata bedeutend größer als unterseits (128:21).
Allerdings sind die Spaltöffnungen auf der Oberseite ziemlich tief
eingesenkt, während sie auf der Unterseite in der Epidermisebene
liegen. Ich glaube, daß das zweifellos größere Transpirations-
vermögen der oberseitigen Stomata weniger mit der Einsenkung
zusammenhängt als hauptsächlich mit der Tatsache, daß sich die
Blättchen von Vicia Cracca bei starker Beleuchtung und Erwärmung
durch die Sonnenstrahlen mit den Oberseiten aneinanderlegen.
Hierdurch werden die oberseitigen Stomata vor zu starker Tran-
spiration geschiizt, und zahlreiche ungeschützte Spaltöffnungen der
Unterseite würden bei dieser Blattstellung eine Gefahr für die
Pflanze bedeuten.
Man sieht also, daß die Pflanze außer der Einsenkung und
der Beschränkung der Anzahl der Spaltöffnungen auf der Blatt-
oberseite noch über andere Hifsmittel verfügt, um ein Übermaß der
stomatären Transpiration der Blattoberseite zu verhindern. Diese
Mittel bestehen in der Verengerung der einzelnen Porusquerschnitte
und in der Verlängerungs der Porushöhe. Sie können einzeln oder
zu mehreren gleichzeitig auftreten und auch mit der geschützteren
Lagerung und Beschränkung der Anzahl der Stomata auf der Ober-
seite kombiniert sein. Auf der Oberseite treten derart fast aus-
nahmslos Spaltöffnungen auf, deren Transpirationsvermögen im Ver-
gleich zu denen der Unterseite geringer ist.
Zitierte Literatur.
Blackmann. F. F., Philos. Trans. Roy. Soc. of London. Ser. B. Vol. 186. 1895.
Brown, H. T., et Escombe, F., Static diffusion of gases and liquids in re-
lation to the assimilation of carbon and translocation in plants. (Philos.
Trans. Roy. Soc. of London. Sr. B. Vol. 193. 1900.)
Buck, P. D., Beiträge zur vergleichenden Anatomie des Durchlüftungssystems.
[Inaug.-Diss.] Freiburg (Schweiz) 1912.
Haberlandt, G., Physiologische Pflanzenanatomie. 4. Aufl. Leipzig 1904.
Hryniewiecki, B., Ein neuer Typus der Spaltöffnungen bei den Saxifragaceen.
(Bull, de l’Acad. des Sc. de Cracovie. CI. d. sc. math. et nat. Ser. B.
1912.)
Derselbe, Anatomische Studien über die Spaltöffnungen bei den Dikotylen.
(Bull. d. l’Acad. des Sc. de Cracovie. CI. d. sc. math. et nat. Ser. B. 1912.)
1 28 Voß, Unterschiede im anatomischen Bau der Spaltöffnungen etc.
Menz, J., Über die Spaltöffnungen der Assimilationsorgane und Perianthblätter
einiger Xerophyten. (Ber. d. Wien. Ak. d. Wiss., Math.-naturw. Kl.
Bd. CXIX. Abt. I. 1910.)
Pfeffer, Pflanzenphysiologie. Bd. I. Leipzig 1897.
Pfitzer, Beiträge z. Kenntnis der Hautgewebe der Pflanzen. (Jahrb. f. wiss.
Bot. Bd. VII. 1870.)
Renner, 0., Beiträge zur Physik der Transpiration. (Flora. Bd. C. 1910.)
Schellenberg, H. C., Beiträge zur Kenntnis von Bau und Funktion der Spalt-
öffnungen. (Bot. Ztg. Abt. I. 1896. H. X.)
Thomson, Treatise on vegetable physiology (zitiert bei Weiß).
Tschirch, A., Über die Beziehungen des anatomischen Baues der Assimilations-
organe zu Klima und Standort, mit spezieller Berücksichtigung des Spalt-
öffnungsapparates. [Inaug.-Dissert.] (Freiburg i. Bad. 1880 u. Linnaea.
N. F. Bd. IX. 1881.)
Unger. Beiträge zur Anatomie der Pflanzen. IX. Neue Untersuchungen über
die Transpiration der Pflanzen. (Ber. d. Wien. Akad. d. Wiss., Math.-
naturw. Kl. Bd. XLV. Abt. I. 1862.)
Volkens, Die Flora der ägyptisch-arabischen Wüste. 1887.
Warncke, F., Neue Beiträge zur Kenntnis der Spaltöffnungen. (Jahrb. f.
wiss. Bot. Bd. L. 1912.)
Weiß, A., Untersuchungen über die Zahlen- und Größenverhältnisse d. Spalt-
öffnungen. (Jahrb. f. wiss. Bot. Bd. IV. 1865—66.)
leihefte zum Botanischen Centralblatt Bd. XXXIII. Abt. I.
Tafel I.
Fritz Wille gez.
Verlag von C. Heinrich, Dresden-N.
Beihefte zum Botanischen Centralblatt Bd. X rXX!II. Abt. I.
Tafel //.
'eiließe zum Rotanischen Centralblatt Bd. XXXIII. Abt. I.
Tafel IU.
'ritz Wille gez.
Verlag von C. Heinrich, Dresden-N.
Beihefte zum Botanischen Centralblatt Bd. XXXIII. Abt. I. Tafel IV.
Fritz Wille gez.
Verlag von C. Heinrich, Dresden-N.
Beihefte zum Botanischen Centralblatt Bd. XXXIII. Abt. I.
Tafel V.
Fritz Wille gez.
Verlag von C. Heinrich, Dresden-N.
Beihefte
zum
Botanischen Centralblatt
Original-Arbeiten.
Herausgegeben
Geh. Regierungsrat Prof. Dr. 0. Uhlworm
in Berlin.
Band XXXIII.
Erste Abteilung:
Anatomie, Histologie, Morphologie und Physiologie der Pflanzen.
Heft 2/3.
1917
Verlag von C. Heinrieh
Dresden -N.
Ausgegeben am 3. Januar 1917.
Inhalt
Seite
Meyer, Die Stelärtheorie und die neuere Nomenklatur
zur Beschreibung der Wasserleitungsbahnen der
Pflanzen. Mit 1 Abbildung im Text 129 — 168
Böhmker, Beiträge zur Kenntnis der floralen und
extrafloralen Nektarien 169 — 247
Bobilioff-Preißer, Beobachtungen an isolierten Pali-
saden-und Schwammparenchymzellen. Mit 2 Tafeln 248 — 274
Hauri, Anatomische Untersuchungen an Polsterpflanzen
nebst morphologischen und ökologischen Notizen.
Mit 16 Abbildungen im Text 275 — 293
Lingelsheim, Verwachsungserscheinungen der Blatt-
ränder bei Arten der Gattung Syringa. Mit 2 Tafeln 294 — 297
Solereder, Über die Cyanocysten von Cyanastrum
cordifolium Oliv., mit Bemerkungen über die syste-
matisch-anatomischen Merkmale von Cyanastrum . 298 — 302
Hertel, Das Zittern der Laubblätter. Mit 6 Ab-
bildungen im Text 303 — 308
Leick, Über Wärmeproduktion bei keimenden Samen 309 — 338
Blum, Zur Kenntnis der Größe und Schwankung des
osmotischen Wertes 339 — 445
Die Beiträge erscheinen in zwangloser Folge. Jeder Band umfaßt
3 Hefte. Preis des Bandes M. 16. — .
Zu beziehen durch alle Buchhandlungen oder direkt vom Verlage
C. Heinrich, Dresden -N.
Zusendungen von Manuskripten und Anfragen redaktioneller Art
werden unter der Adresse: Geh. Regierungsrat Professor
Dr. O. Uhlworm, Berlin W., Hohenzollerndamm 4, mit
der Aufschrift „Für die Redaktion der Beihefte zum Bota-
nischen Centralblatt“ erbeten.
AUG 7- 1923
129
UHR ART
NEW YORK
BÖTANICAL
GaROEN
Die Stelärtheorie und die neuere Nomenklatur
zur Beschreibung der Wasserleitungsbahnen
der Pflanzen.
Von
i
Dr. Fritz Jürgen Meyer (Marburg/Lahn).
Mit 1 Abbildung im Text.
Inhaltsübersicht.
Einleitung 129
Kap. I. Die zur Beschreibung der Wasserleitungsbahnen von Professor
Arthur Meyer und seinen Schülern aufgestellte und benutzte
Nomenklatur 130
Kap. II. Endodermis und Zentralzylinder bei van Tieghem . . . . 140
Kap. III. Die Anfänge der Stelärtheorie bei van Tieghem und Stras-
burger 142
Kap. IV. Die weitere Ausbildung der Nomenklatur der Stelärtheorie . 145
Kap. V. Phylogenetische Spekulationen der späteren Stelärtheoretiker 150
Kap. VI. Kritische Besprechung der Stelärnomenklatur und der so-
genannten Stelärtheorie 153
Literaturverzeichnis 165
Einleitung.
In einer großen Reihe von Arbeiten, welche sich mit der
Morphologie und Entwicklungsgeschichte des Leitbündelsystemes,
vorzüglich der Pteridophyten, beschäftigen, ist eine von van
Tieghem erfundene Betrachtungsweise und eine im Anschluß
daran entwickelte Nomenklatur benutzt worden, die mitsamt ihren
Anwendungen auf die Phylogenie gewöhnlich als „Stelärtheorie“
bezeichnet wird. Die durch diese Richtung entwickelte Nomenklatur
ist durch ihre Schwerfälligkeit und Verzwicktheit für die Beschrei-
bung der Tatsachen sehr unzweckmäßig, so daß Herrn Prof. Arthur
Meyer ihre weitere Anwendung in der deutschen Literatur recht
Beihefte Bot. Centralbl. Bd. XXXIII. Abt. I. Heft 2. 9
130 Meyer, Die Stelärtheorie und die Nomenklatur zur Beschreibung etc.
unerwünscht erscheint1), und er hielt es deshalb für vorteilhaft,
wenn der Versuch gemacht würde, die Nomenklatur der sogenannten
Stelärtheorie gleichsam zu übersetzen in eine leichter verständliche
und für die Beschreibung der morphologischen Tatsachen geeignete
Nomenklatur; als diese betrachtet Herr Prof. Meyer die von
ihm und seinen Schülern weiter ausgebaute und an die neu ge-
fundenen Tatsachen angepaßte Nomenklatur, welche de Bary in
seiner „Vergleichenden Anatomie der Vegetationsorgane der Pha-
nerogamen und Farne“ (1877) benutzt hat. Herr Prof. Meyer
hat mir daher die Aufgabe gestellt, unter seiner Leitung die Ge-
schichte der sogenannten Stelärtheorie und ihrer Nomenklatur kri-
tisch zusammenzustellen, auf den Grad ihrer Brauchbarkeit zu
prüfen und mit der Auffassung und Nomenklatur die des Herrn
Prof. Meyer zu vergleichen.
Diese Arbeit erhält dadurch noch einen besonderen Wert,
daß sie als Vorarbeit zu einer demnächst erscheinenden Abhand-
lung über den Bau und die Ontogenie der Wasserleitungsbahnen
bei den Pteridophyten, Gymnospermen und Angiospermen dienen
soll. Das erste Kapitel dieser Arbeit muß die Grundlagen unserer
Betrachtungsweise der Leitbündelsysteme, vorzüglich der Wasser-
leitungssysteme darlegen, da wir uns nur klar verständlich machen
können, wenn wir von vornherein scharf definierte Begriffe, die
den praktischen Bedürfnissen der Beschreibung angepaßt sind, zu
unseren Auseinandersetzungen benutzen.
Kapitel I.
Die zur Beschreibung der Wasserleitungsbahuen
von Prof'. Arthur Meyer und seinen Schülern
aufgestellte und benutzte Nomenklatur.
Die Grundlagen für eine Nomenklatur zur Beschreibung der
Wasserleitungsbahnen der Dikotyledonen sind nach Prof. Arthur
Meyer im Anschluß an die de Bary sehe Nomenklatur schon bei
Gerresheim (1912) und Rippel (1913) gegeben worden. Es ist
dort die de Bary sehe Nomenklatur mit Rücksicht auf neuere
Untersuchungen über die Leitungssysteme in Dikotyledonen er-
weitert worden. Für den allgemeinen Gebrauch bei der Beschrei-
bung nicht nur der Dikotyledonen, sondern auch der übrigen Ge-
fäßpflanzen sind diese Grundlagen nun noch weiter auszugestalten.
Ferner ist aber auch für die Beschreibung eine exakte Be-
griffsbestimmung von Rinde und Zentralzylinder sowie der Endo-
l) Die Nomenklatur der Stelärtheorie ist in der deutschen Literatur z. B.
von Strasburger in seinen „ Leitungsbahnen“ (1891), in seinem Lehrbuch
(1911) und Praktikum (1902) benutzt, in den neuesten Auflagen durch die neuen
Herausgeber aber schon wieder ausgemerzt (Lehrbuch, herausgegeben von
Fitting, 1913; Praktikum, herausgegeben von Koernicke, 1913); ferner ist
die Nomenklatur von Lotsy in seiner Stammesgeschichte (1909) und von
Bo wer im Handwörterbuch der Naturwissenschaften (Artikel über Farne) an-
gewandt worden.
Meyer, Die Stelärtheorie und die Nomenklatur zur Beschreibung etc. | 3 |
dermis nötig. Alles dies soll deshalb in diesem Kapitel in der von
Herrn Prof. Meyer angegebenen Weise von mir dargestellt werden.
Bei der Aufstellung des Systems der Begriffe wurde (Gerres-
heim, 1912, p. 2, und Rippel, 1913, p. 1) ausgegangen von den
die Leitungsbahnen zusammensetzenden Elementen (Tracheen und
Siebröhren) und fortgeschritten vom einfachen Zusammenschluß
dieser einzelnen Elemente zu immer größeren Verbänden. Zwei-
tens wurde bei jeder Gruppe zusammengehöriger Definitionen stets
nur von einem bestimmten Gesichtspunkte ausgegangen. Aus
Gründen der Zweckmäßigkeit sind im allgemeinen bei der Auf-
stellung der Begriffe alle möglichen Gesichtspunkte, der morpho-
logische, der physiologische und der ökologische, berücksichtigt
worden, mit Ausnahme des phylogenetischen, der ja nur ein rein
theoretischer ist. Wie Herr Prof. Meyer schon früher (1907,
p. 2; 1915, p. 2) andeutete, hält er es für notwendig, daß anstelle
der einseitig physiologischen Betrachtung, wie sie z. B. in zeit-
weilig zweckmäßiger Weise Schwendener und HabeYlandt ver-
treten haben, nun eine möglichst allseitige in der Anatomie Platz
greifen muß, so daß, wie Herr Prof. Meyer sich ausdrückt, eine
„allgemeine Anatomie“ zustande kommt. Auch wird die Morpho-
logie immer die wichtigste und geeignetste Grundlage der Anatomie
bleiben.
Wir werden zuerst die für die Leitblindel geltenden Begriffe,
dann Rinde und Zentralzylinder und schließlich die Endodermis
besprechen.
Die Leitbündel.
Wir werden hier die von Gerresheim (1912) und Rippel
(1913) benutzte Nomenklatur zusammenstellen und da, wo es Herrn
Prof. Meyer notwendig erscheint, vervollständigen.
Wir gehen aus von den einzelnen Tracheen. Diese teilen
wir zunächst noch in Gefäße und Tracheiden ein (De Bary,
1877, p. 172 und 173).
Stehen mehrere Tracheen ihrer ganzen Länge nach in seit-
licher Berührung, so bilden sie einen Tracheen sträng (Gerres-
heim, 1912, p. 2). Ist die Anordnung der diesen zusammen-
setzenden Tracheen eine unregelmäßige, so sprechen wir von einem
Tracheenzug. Die Tracheen können dagegen auch regelmäßig
in Platten angeordnet sein; liegen alle Tracheen einer solchen
Platte in einer Ebene, im Querschnittsbilde also in einer Reihe,
so haben wir eine einschichtige Tracheenplatte; außerdem gibt es
aber auch zwei- und mehrschichtige Tracheenplatten. Tracheenzüge
kommen z. B. in der Blattspindel von Pimpinella peregrina vor,
Tracheenplatten finden sich z. B. in der Blattspindel von Pole-
moniwn coeruleum (Gerresheim, 1912, p. 2).
Ein Tracheenstrang kann im einfachsten Falle durch eine
einzige Trachee repräsentiert werden. Solche einzelne Tracheen
kommen z. B. in den Blattnerven höherer Ordnung vor.
Mehrere Tracheenstränge schließen sich zu einem Tracheen-
teil eines Leitbündels zusammen. Das zwischen den Tracheeu-
9*
132 Meyer, Die Stelärtheorie und die Nomenklatur zur Beschreibung etc.
strängen liegende Parenchym heißt Tracheenteilparenchym.
Es ist in Tracheenteilen mit Tracheenplatten gleichfalls platten-
förmig angeordnet, und wir sprechen daher in diesem Falle von
Parenchymplatten. Nehmen in einem Leitbündel mit Tracheen-
zügen die trachealen Elemente einen größeren Raum ein als die
parenchym atischen und werden letztere teilweise rings von Tracheen
umschlossen, so entstehen P a r e n c h y m z ii g e (G e r r e s h e i m , 1912,
p. 3).
Anstelle des Parenchyms können auch Ersatzfasern Vor-
kommen. Ersatzfasern sind nach A. Meyer (1907, p. 99 und 191)
Zwischenformen zwischen Parenchymzellen und Sklerenchymfasern.
Sie sind lebend, dickwandig, spitz endigend und mit rundlichen
oder spaltenförmigen Tüpfeln versehen. Ersatzfasern kommen z. B.
in der Wurzel von Levisticum officinale und Pimpinella Saxifraga
vor (A. Meyer, 1891, p. 350 und 353).
Drittens können in den Tracheenteilen neben den Tracheen
noch Sklerenchymfasern auftreten. (Zur Definition der Skle-
renchymfasern vergl. De Bary, 1877, p. 133 ff., und A. Meyer,
1907, p. 51 und 99.)
Bezüglich der Anordnung der Ersatzfasern und der Skler-
enchymfasern sind dieselben Fälle möglich wie bei den Parenchym-
zellen. Wir werden demgemäß die Bezeichnungen Ersatzfaser-
platten und -ztige und Sklerenchymfaserplatten und -ziige
anwenden.
Ein oder mehrere Sieb- und Tracheenteile setzen ein voll-
ständiges Leitbündel oder kurz ein „Leitbiindel“ zusammen
(A. Meyer, 1907, p. 84, auch Gerresheim, 1912, p. 3). Besteht
ein Leitbündel nur aus einem Tracheenteile oder nur aus einem
Siebteile, so sprechen wir von einem unvollständigen Leit-
biindel (vergl. A. Meyer, 1907, p. 85). Der Zusatz „unvoll-
ständig“ soll in dem letzten Falle nie fortgelassen werden, da die
einfache Bezeichnung „Leitbiindel“ nur für vollständige Leitbiindel
angewandt werden soll.
Die Leitbiindel teilen wir mit Rücksicht auf die gegenseitige
Lage der Sieb- und Tracheenteile in radiale, konzentrische,
kollaterale und bikollaterale ein (De Bary, 1877, p. 361 ff.,
352 ff., 331 ff.; A. Meyer, 1907, p. 85-86).
Bezüglich der gegenseitigen Lage von Sieb- und Tracheenteil
in konzentrischen Leitbündeln wollen wir die von Haberlandt
angewandte Unterscheidung in hadrozentrische und lepto-
z en tri sehe Bündel annehmen (Haberlandt, 1909, p. 318).
Besitzt ein konzentrisches Leitbündel einen äußeren und einen
inneren Siebteil, so soll es „bikonze n tri sch“ heißen. Solche
bikonzentrische Leitbiindel kommen in Farnen vor.
Eine zweite Einteilung der Leitbiindel beruht auf der Be-
obachtung der Frage, ob an der Grenze zwischen Tracheen- und
Siebteil nach deßnitiver Ausbildung der Leitelemente noch meriste-
matische Gewebe vorhanden sind oder nicht Wir unterscheiden
demnach offene und geschlossene Leitbiindel. Bei den offenen
Leitbündeln wollen wir von aktiv offenen und latent offenen
Meyer, Die Stelärtheorie und die Nomenklatur zur Beschreibung etc. 133
sprechen, je nachdem das vorhandene Meristem normalerweise nach
der Ausbildung der primären Elemente tätig bleibt oder, wie in
den Blattstielleitbündeln, seine Tätigkeit einstellt (Gerresheim,
1912, p. 3).
Eine dritte Einteilung der Leitbiindel ist unter Berücksich-
tigung der äußeren Form der Bündel bei Gerresheim (1912,
p. 4) und Rippel (1913, p. 1) gegeben worden. Diese Einteilung
müssen wir ein wenig abändern. Bei Gerresheim und Rippel
werden unterschieden: Zylinder-, Kinnen- und Kohrbündel. Ein
Zylinderbündel soll auf allen Querschnitten kreisförmigen oder
elliptischen Umriß haben und kollateral oder bikollateral sein; da-
gegen soll ein konzentrisches Leitbiindel nicht zu den Zylinder-
bündeln gerechnet werden, sondern zu den Rohrbündeln. Ein
Rinnenbündel besitzt einen mond- oder sichelförmigen Quer-
schnitt. Es gehören dazu also gewisse kollaterale und bikollaterale
Leitbündel. Ein Rohrbündel wird dadurch definiert, daß min-
destens der Siebteil oder der Tracheenteil röhrenförmig ist. Dem-
nach sind (nach Gerresheim) alle konzentrischen Leitbündel
Rohrbündel.
Hier ist jetzt nach Herrn Prof. Meyer, wie gesagt, eine
kleine Abänderung vorzunehmen. Es ist nämlich zweckmäßiger,
nicht die Gestalt des ganzen Leitbündels ins Auge zu fassen, son-
dern nur die Form des Tracheenteiles, weil dann die in ihren
Leistungen für die Wasserleitung und die mechanische Festigkeit
gleichwertigen Leitbündel zu einem Typus zusammengefaßt werden.
Wir definieren deshalb jetzt:
Ein Zylinderbündel ist ein Leitbündel mit auf dem Quer-
schnitte annähernd kreisförmigem oder elliptischem Tracheenteile.
Dazu gehören also gewisse kollaterale und bikollaterale Leitbiindel
und diejenigen konzentrischen Leitbündel, deren Tracheenteil massiv
ist, d. h. in seiner Mitte kein Parenchym und keinen Siebteil
enthält.
Ein Rinnenbündel ist ein Leitbiindel mit rinnenförmigem
Tracheenteile. Wir müssen also gewisse kollaterale und bikolla-
terale Leitbiindel hierherstellen.
Ein Rohrbiindel ist ein Leitbündel mit röhrenförmigem
Tracheenteile. Dazu haben wir also alle konzentrischen Leitbiindel
zu rechnen, deren Tracheenteil nicht massiv ist, das sind erstens
die konzentrischen Leitbiindel mit einem Mark in der Mitte des
Tracheenteils und zweitens die bikonzentrischen Leitbündel.
Als vierten Typus fügen wir diesen nun noch die bei Gerres-
heim und Rippel nicht mit berücksichtigten Leitbündel mit
Tracheenteilen von plattenförmiger Gestalt hinzu, wie sie bei den
Lycopodiaceen Vorkommen (De Bary, 1877, p. 363). Wir be-
zeichnen sie als Platten bün de 1.
Diese vier Typen bilden eine Gruppe für sich, welcher wir
das radiale Leitbündel gegenüberstellen müssen, da es sich
sowohl bezüglich seiner Wirkung bei der Wasserleitung, als auch
bezüglich seiner mechanischen Leistung wesentlich von ihnen
unterscheidet.
134 Meyer, Die Stelärtheorie und die Nomenklatur zur Beschreibung etc.
Schließlich bleibt uns jetzt noch die Zusammenfassung meh-
rerer Leitbündel zu einer Leitbündelgruppe übrig (Gerres-
heim. 1912. p. 4). Bezüglich der Anordnung der Leitbündel in
Blatt und Achse können wir unterscheiden: Bündelgruppe mit
unregelmäßiger Anordnung, Bündelrinne und Bündelrohr.
Eine Bündelgruppe mit unregelmäßiger Anordnung ist dadurch
charakterisiert, daß im Querschnittsbilde die Leitbiindel unregel-
mäßig verteilt sind (bei den Monokotyledonen und z. B. bei He-
racleitm spondf/Hum und anderen Umbelliferen mit vielbilndeliger
Blattspur: Gerresheim, 1912, p. 4). Bei Bündelrinnen und
Bündelrohren sind die Leitbündel im Querschnitt auf einen Kreis-
bogen beziehungsweise auf einem vollen Kreise angeordnet. Es gibt
naturgemäß Übergänge zwischen einem Bündelrohr und einem Rohr-
biindel; denn wenn die Leitbiindel eines Biindelrohrs äußerst ein-
fach gebaut sind, also im einfachsten Falle nur aus einem Tra-
cheenstrang bestehen, so wird man das Bündelrohr nicht mehr von
einem Bohrbündel unterscheiden können.
Weiterhin wollen wir Bündelgruppen, -rinnen und -rohre in
lockere und dichte einteilen. Bei den lockeren nimmt das
zwischen je zwei Leitbündeln liegende Parenchym einen größeren
Raum ein als ein Leitbiindel, bei den dichten einen geringeren.
Beispiele: Vicia für lockere Bündelrinnen, Erodium für lockere
Bündelrohre, Dictammis für dichte Bündelrinnen und -rohre
(Gerresheim, 1912, p. 4).
Wir gehen nun dazu über, die Bezeichnungen für die Art
des seitlichen Zusammenhanges zunächst zwischen einzelnen Tra-
cheen, dann zwischen Tracheensträngen und zum Schluß zwischen
Leitbiindeln zu besprechen. Dieser Teil der Nomenklatur ist auch
schon in den Arbeiten von Gerresheim und Rippel entwickelt
worden, muß aber nach Ansicht von Herrn Prof. Meyer etwas
abgeändert und ergänzt werden. Zunächst wollen wir mitteilen,
welche Bezeichnungen von Gerresheim und Rippel angegeben
sind, und dann sollen die neuen und abgeänderten hinzugefügt
werden.
Zwischen zwei sich berührenden Tracheen können die Tiipfel-
>chließhäute resorbiert oder erhalten sein. Demgemäß sprechen
wir von offener beziehungsweise halboffener Verbindung
(Gerresheim, 1912, p. 6).
Unter den Verbindungen zwischen zwei Tracheensträngen
wurde unterschieden zwischen diffusen und inneren Verbin-
dungen. Die diffusen Verbindungen liegen im ganzen Tracheen-
teile zerstreut und kommen dadurch zustande, daß entweder eine
Trachce aus einem Strang in einen Nachbarstrang Übertritt, ohne
dort sofort auszukeilen (Strangverbindung im engeren Sinne),
oder indem sich eine Trachee derart zwischen zwei Stränge legt,
daß sie mit dem einen Ende den einen Strang, mit dem anderen
Ende den anderen Strang berührt, ohne aber auf einer längeren
Strecke in einem der Stränge zu verlaufen (Strangbrücke). Die
inneren Verbindungen kommen auf der dem Kambium zu-
gewandten Seite des Tracheenteiles vor und bestehen darin, daß
Meyer, Die Stelärtheorie und die Nomenklatur zur Beschreibung etc. 135
sich in dem ganzen Tracheenteile zwischen je zwei Stränge eine
oder mehrere Tracheen so zwischengelagert haben, daß sie mit
den Strängen auf der ganzen Länge des Leitbündels in seitlicher
Berührung stehen und der ganze Tracheenteil zu einem einzigen
Strang wird (Gerresheim, 1912, p. 6).
Entsprechend sind dann Bündelverb indungen definiert. Es
werden unterschieden Bündelverbindungen im engeren Sinne,
bei denen Tracheen aus einem Leitbündel in ein benachbartes über-
treten, und Bündelbrücken, die durch einzelne oder mehrere
mit ihren Enden an die zu verbindenden Leitbündel angelagerten
Tracheen gebildet werden (Gerresheim, 1912, p. 6).
Bei der Einteilung der Strangverbindungen sind bei Gerres-
heim und Rippel zwei verschiedene Gesichtspunkte gleichzeitig
berücksichtigt worden. Diese wollen wir jetzt trennen. Außerdem
ist infolge dieser Trennung eine Abänderung der Namen erforder-
lich geworden.
Zunächst wollen wir die Verbindungen nach der Art der An-
lagerung der Verbindungsglieder einteilen in:
1. Strangsteg (= „diffusen Brücke“ bei Gerresheim, siehe
Abbildung bei st).
2. Strangverbindung schlechthin (= „diffusen Strangverbin-
dung“ bei Gerresheim, siehe Abbildung bei v).
3. Straflgbriicken. Die Strangbrücken, die ungefähr den
136 Meyer, Die Stelärtheorie und die Nomenklatur zur Beschreibung etc.
„innereu Verbindungen“ bei Gerresheim entsprechen, wollen wir
neu definieren:
Gerresheim (1912, p. 6— 7) und Eippel (1913, p. 1) hatten
von ihren „inneren Verbindungen“ ausgesagt, daß sie alle Tra-
cheenstränge eines Tracheenteiles auf der ganzen Länge des Leit-
biindels miteinander verbänden, so daß ein Tracheenteil mit meh-
reren Tracheenplatten oder -zögen in einen einzigen Tracheenstrang
übergehe. Wir wollen jetzt aber schon dann von einer Strang-
brücke sprechen, wenn nur zwei Stränge durch sie miteinander
verbunden sind. Überdies braucht eine Brücke sich nicht über die
ganze Länge des Leitbündels zu erstrecken. Je nachdem die
Brücken zwei Tracheenstränge auf der ganzen Länge des Leit-
biindels ohne Unterbrechung verbinden oder nur auf einer kurzen
Strecke, nennen wir sie durchgehende oder unterbrochene
Brückeu. Unterbrochene Strangbrücken kommen z. B. in dem
Blattmittelnervleitbündel vou Viola tricolor vor (Fr. J. Meyer, 1915,
p. 33). Eine durchgehende Strangbrücke scheint von Gerresheim
bei Polrmoniiim coenilrum beobachtet zu sein (vergl. Gerresheim,
1912, p. 16); wenigstens hat Gerresheim eine Strangbrücke über
etwa 2 mm verfolgen können.
Zweitens wollen wir nun die Verbindungen nach ihrer Lage
im Tracheenteil einteilen. Es kommen in dieser Hinsicht zwei
verschiedene Fälle vor:
1. können Verbindungen zu jeder Zeit angelegt werden und
daher in dem ganzen Tracheenteile zerstreut Vorkommen; solche
Verbindungen wollen wir als diffus bezeichnen.
2. können die Verbindungen auf einen bestimmten Teil des
Tracheenteils beschränkt sein, und zwar sind sie dann in den bis
jetzt bekannten Fällen immer auf die jüngsten, also dem Meristem
zugewandten Teile beschränkt; deshalb wollen wir sie als innere
Verbindungen bezeichnen.
Es hat sich — wenigstens so weit die Untersuchungen hier-
über bis jetzt reichen — ergeben, daß Strangverbindungen und
-Stege immer diffus auftreten, die Brücken dagegen immer innere
Verbindungen sind.
Die Verbindungen zwischen Tracheensträngen kommen ent-
weder auf jeder Höhe des Leitbündels vor oder sie sind auf gewisse
„Strangverbindungszon en“ beschränkt.
Analog der ersten Einteilung der Strangverbindungen führen
wir auch die Einteilung der Bündelverbindungen durch; wir
unterscheiden jetzt:
1. Bündel Verbindungen im engeren Sinne (auch bei
Gerresheim so genannt),
2. Bündelstege („Bündelbrücke“ bei Gerresheim).
Ein den Strangbrücken entsprechender Typus, der als
Bündelbrücke zu bezeichnen wäre, wäre möglich, ist aber noch
nicht gefunden worden.
Meyer, Die Stelärtheorie und die Nomenklatur zur Beschreibung etc. 137
Rinde und Zentralzylinder.
Die Begriffe Rinde und Zentralzylinder werden von verschie-
denen Autoren verschieden gebraucht, zum Teil werden auch andere
Bezeichnungen angewandt; deshalb wird es zweckmäßig sein, die
in den wichtigsten Lehrbüchern benutzten Namen anzugeben, zu-
vor aber kurz auseinanderzusetzen, in welchem Sinne wir sie an-
wenden wollen.
Herr Prof. Meyer (vergl. 1907, p. 94, 96, 192, und Mager,
1907, p. 2) benutzte bisher wesentlich die herkömmlichen Bezeich-
nungen für die verschiedenen Rindenarten. Um die Unklarheit der
Nomenklatur zu vermeiden, welche .jetzt durch die verschieden-
artige Verwendung des Namens Rinde hervorgerufen wird, will er
jetzt die verschiedenen Gewebe folgendermaßen benennen:
Herr Prof. Meyer spricht zuerst von Peridrom und Zen-
tralzylinder dann, wenn sich das Gewebe von primär ge-
bauter Achse oder Wurzel, sowie das von Blattstiel,
Blattspindel oder Blattnerv deutlich in eine zentrale und
eine periphere Gewebsmasse gliedert. Peridrom und Zentral-
zylinder können durch eine Zylinderendodermis getrennt sein (z. B.
in der Phanerogamenwurzel) oder nicht (Lycopodiaceenwurzel)
(Prof. Meyer bei Mager, 1907, p. 2). Ist eine Zylinderendodermis
entwickelt, so reicht also das Peridrom bei den betreffenden Or-
ganen bis zu dieser. Bei sekundär verdickten Achsen und Wur-
zeln bleibt diese Bezeichnung in Geltung, solange das Peridrom
erhalten ist. Dann gehört unter Umständen auch das Periderm
zum Peridrom. — Als Innenrinde bezeichnen wir in den Achsen
der Angiospermen und Gymnospermen die Gewebe zwischen der
äußeren Zentralzylindergrenze und der Innengrenze der Siebteile
der primären Leitbiindel. — Das vom Kambium einer Wurzel, Achse
oder Blattspindel nach außen abgeschiedene, die Siebröhren ent-
haltende Gewebe, das früher (A. Meyer, 1907, p. 96, 99, 192)
„sekundäre Rinde“ genannt wurde, ist jetzt als Siebteil eines
Rohr- oder Zylinderbündels, welches sich aus einem radialen Leit-
biindel oder einem Bündelrohr entwickelt hat, zu betrachten und
soll als sekundärer Rindenteil bezeichnet werden. Rinde
in dem vom Laien und Techniker gebrauchten Sinne ist alles, was
beim sekundär verdickten Organ außerhalb des Kambiums liegt.
De Bary (1877) nennt das Peridrom der im primären Bau
befindlichen Achsen und Wurzeln der Dikotyledonen „Außenrinde“
(p. 418), das Peridrom der Monokotyledonen nennt er „Rinde“
(p. 384, 421), und ebenso bezeichnet er den sekundären Rinden-
teil der Dikotyledonenachsen und -wurzeln (p. 472). An der
„Rinde“ der Dikotyledonen unterscheidet er „Bastzone“ und „Außen-
rinde“ (p. 472).
Van Tieghem (1898, p. 29) faßt alles, was von einer Endo-
dodermis umgeben ist, als Zentralzylinder auf und bezeichnet das
außerhalb des Zentralzylinders (oder außerhalb der Zentralzylinder)
liegende Gewebe ausschließlich der Epidermis als Rinde. Da
van Tieghem aber die Endodermis nicht scharf definiert, so kommen
138 Meyer, Die Steliirtheorie und die Nomenklatur zur Beschreibung etc.
bei ihm auch Fälle vor, wo er von Rinde und Zentralzylinder
spricht, ohne daß eine Endodermis existiert und ohne daß eine
Gliederung in Peridrom und Zentralzylinder vorliegt.
Haberlandt (1909) unterscheidet in Achsen und Wurzeln
von primärem Bau auch Zentralzylinder und primäre Rinde oder
Außenrinde (p. 326, 342); unsern sekundären Rindenteil bezeichnet
er als sekundäre Rinde (p. 596—97).
Ist ein Organ nicht in Peridrom und Zentralzylinder differen-
ziert, so soll es äqual heißen. In solchen äqualen Organen
liegen die Leitbündel, die von einer Endodermis umgeben sind
oder nicht, in einem „homogenen“ Gewebe, d. h. in einem Ge-
webe, das nur nichtleitende Elemente enthält; diese brauchen da-
gegen nicht gleichartig zu sein, sondern können parenchymatisch,
sklerenchymatisch oder kollenchymatisch sein. Als Bezeichnung
für solches Gewebe findet man gewöhnlich den Namen „Grund-
gewebe“. Dieser ist von Sachs (1868, p. 100) eingeführt worden
für „diejenigen Gewebemassen einer Pflanze oder eines Organes,
welche nach Anlage und Ausbildung der Hautgewebe und der
Fibrovasalstränge noch übrig bleiben“. De Bary (1877, p. 122)
und spätere deutsche Autoren haben die Bezeichnung übernommen;
auch französische Botaniker sprechen von einem „tissue fondamental“,
daneben benutzt freilich van Tieghem auch den Ausdruck „ecorce
commune“ (van Tieghem et Douliot, 1886, III, p. 276; van
Tieghem, 1891, p. 1370) und „masse generale du corps“ (van
Tieghem et Douliot, 1886, III, p. 276).
Falls bei unseren Beschreibungen ein Name für die nicht-
leitenden Gewebe eines nicht in Peridrom und Zentralzylinder
differenzierten Organes notwendig ist, so wollen wir auch „Grund-
gewebe“ anwenden; aber es sollen dann diejenigen Gewebe ver-
standen werden, die neben den Leitbündeln in Achse, Wurzel usw.
Vorkommen; also es sollen auch die Hautgewebe mit einbegriffen
sein, da es sich ja nur um eine Scheidung zwischen den leitenden
und den übrigen Elementen handeln soll.
Bezüglich des inneren Baues eines Organs, das sich in pri-
märem Zustande befindet, sind nun also die folgenden drei Haupt-
typen zu unterscheiden:
1. Das Organ ist in Peridrom und Zentralzylinder differen-
ziert; der Zentralzylinder besitzt eine Endodermis.
2. Das Organ ist in Peridrom und Zentralzylinder differen-
ziert; der Zentralzylinder besitzt keine Endodermis.
3. Das Organ ist äqual.
Die Endodermis.
Unter einer Endodermis verstehen wir (vergl. A. Meyer,
1907, j). 51) eine interzellularfreie, stets einschichtige Scheide, die
immer aus typischen Endodermzellen besteht. Das wichtigste
Charakteristikum der Endodermzelle ist der Kasparische Streifen
auf den Radialwänden. (Über die mikrochemischen Reaktionen
Meyer, Die Steliirtheorie und die Nomenklatur zur Beschreibung etc. 139
der verschiedenen Entwicklungsstadien der Endodermiszellen vergl.
A. Meyer, 1907, p. 181.)
Je nachdem eine Endodermis einen Zentralzyliuder oder ein
Leitbiindel umschließt, soll sie als Zylinderendode rmis
(A. Meyer, 1907, p. 71, und H. Müller, 1906, p. 67) oder als
Leitbiindelendodermis (A. Meyer, 1907, p. 84) bezeichnet
werden.
Leitbiindelendodermen sind nach Mylius (1912, p. 41) in
Blättern im allgemeinen nicht vorhanden, wenn in der Achse keine
Zylinderendodermis ist. Umgekehrt sind im Blattstiel in der Regel
Leitbündelendodermen vorhanden, wenn der Zentralzylinder der
Achse eine Endodermis besitzt.
Im allgemeinen sind die Endodermen geschlossene Scheiden,
doch kommen auch nicht ganz geschlossene vor; solche unter-
brochene Scheiden fand Müller (1906) z. B. bei Iris- Spezies
(p. 71), Tradescantia (p. 72), Mylius (1912) z. B. bei Potentilla
(p. 39).'
Nach Mylius (1912, p. 39) sind die Zylinderendodermen in
den oberirdischen Achsen überhaupt meist nur in den unteren
Teilen ausgebildet, so z. B. bei Potentilla alba , Spiraea aruncus
und Spiraea Ulmaria; bei Sanguisorba officinalis reichen sie bis
zum letzten Viertel der Blütenstandachse, bei Alchemilla vulgaris
bis unmittelbar an den Blütenstand heran und bei Fragaria vesca
sogar bis in diesen hinein. Unterbrochene Leitbündelendodermen
hat Mylius (1912, p. 39) z. B. bei Potentilla fruticosa gefunden,
wo sie nur auf der Unterseite der Leitbündel ausgebildet sind.
Die Endodermen sind als selbständige Schicht aufzufassen,
als physiologische Scheide zwischen den Leitungsbahnen und den
diese umgebenden Geweben. Man hat keinen stichhaltigen Grund
dafür, sie, wie es z. B. van Tieghem allgemein tut, zum Peridrom
zu rechnen. Entwicklungsgeschichtlich kann sie nämlich erstens
mit den Zellen des Zentralzylinders und zweitens mit der äußersten
Peridromschicht gemeinsame Initiale besitzen. Die für diese beiden
Fälle von verschiedenen Autoren gegebenen Belege sind zum Teil
auf nur mangelhafte Untersuchungen gestützt; es gibt aber auch
für beide Fälle vollkommen einwandfreie Beispiele. Auf exakten
und zuverlässigen Untersuchungen beruhen die Angaben von Plaut
(1909, p. 58), der gezeigt hat, daß bei den Equisetaceen die
Endodermis und die äußerste Schicht des Zentralzylinders gemein-
same Initialzellen besitzen. Plaut hat in Längsschnitten die En-
dodermzellen und die diesen benachbarten äußersten Zellen des
Zentralzylinders in der Richtung zum Yegetationspunkte bis dahin
verfolgt, wo durch Tangentialteilung einer Zelle eine embryonale
Endodermzelle (noch ohne Kas pari sehen Streifen) und eine Zen-
tralzylinderzelle entstanden (siehe Zeichnung bei Plaut, p. 58).
Beispiele für den Fall, daß Endodermzellen und Rindenzellen aus
gemeinsamen Initialzellen hervorgehen, liefert Mager (1907, p. 8).
Er hat dies nachgewiesen für Marsiliaceen und Salviniaceen. Es
gibt also in der Tat sowohl Fälle, in denen die Endodermis ent-
wicklungsgeschichtlich zum Zentralzylinder zu rechnen wäre, als
140 Meyer, Die Stelärtheorie und die Nomenklatur zur Beschreibung etc.
auch solche, in denen sie zum Peridrom gehörte. (Weitere Literatur
besonders Bäsecke, 1908; Krömer, 1903; Rumpf, 1904, p. 7, 19,
Tafel IV, Figur 94; Russow, 1873, p. 195, Figuren 183,184,185;
aber auch Xägeli und Leitgeb, 1868, p. 74, 111; Lachmann,
1885, p. 605; Strasburger, 1891, p. 446; van Tieghem et
Douliot, 1888, III, p. 366, 530, Figuren 390, 393, 572.)
Kapitel II.
Endodennis und Zentralzylinder bei van Tieghem.
Ehe ich auf die Besprechung der Begründung der Stelär-
theorie durch van Tieghem eingehe, muß ich auseinandersetzen,
was van Tieghem unter einer Endodermis und einem Zentral-
zylinder versteht, da diese beiden Begriffe von fundamentaler Be-
deutung in van Tieghems Arbeiten sind.
Zum ersten Mal macht van Tieghem in seiner Arbeit „Re-
cherches sur la symetrie de la structure des plantes vasculaires“
(1870) zahlreiche Angaben über Endodermen (vergl. z. B. p. 60,
71, 77, 78, 84, 105, 115, 124 usw.). Er bezeichnet sie dort noch
im allgemeinen als „membrane protectrice“ oder in einzelnen
Fällen als „gaine protectrice“ und versteht darunter immer die
innerste Rindenschicht. Die Zellen dieser Schicht sollen charak-
terisiert sein durch einen Rahmen von gestaffelten Falten (un cadre
de plissements echelonnes) auf den Radialwänden. Als zweites
Merkmal kann eine hufeisenförmige Wandverdickung hinzutreten.
Diese Definition der Endodermis weicht von unserer jetzigen we-
sentlich dadurch ab, daß sie die Existenz des Ivasp arischen Strei-
fens nicht als notwendiges und hinreichendes Kriterium fordert,
sondern in erster Linie die Topographie der Endodermis als Cha-
rakteristikum betrachtet, und zweitens eine Faltung, die nicht von
dem Kasp arischen Streifen herzurühren braucht. Dadurch kommt
es nun in der Tat. daß van Tieghem Schichten, die nicht aus
Endodermzellen bestehen und somit keine Endodermen in unserm
Sinne sind, als membrane protectrice und später als Endodermen
bezeichnet. So z. B. soll die Wurzel von Lycopodiuin eine mem-
brane protectrice besitzen (p. 84), aber nach Mager (1907, p. 35)
kommen bei den Lycopodiaceen keine Endodermen vor.
In seinen späteren Arbeiten (von 1886 an) nimmt van
Tieghem auch den Namen „Endodermis“ an; er betont aber
immer noch in erster Linie, daß die Endodermis die innerste
Schicht der Rinde oder des Grundgewebes ist (vergl. z. B. 1888,
I, p. 377).
In seinen beiden Lehrbüchern (1891 und 1898) gibt van
Tieghem kurze Zusammenfassungen der Eigenschaften der Endo-
dermis. Die Wurzelendodermis charakterisiert er (1891, p. 674)
bei der Besprechung der Wurzelrinde mit den Worten: „Enfin
l'assise la plus interne et aussi la plus jeune de cette couche,
exactement superposee aux precedentes, est formee de cellules ä
membranes suberisees, fortement unies entre elles et comme en-
Meyer Die Stelärtheorie und die Nomenklatur zur Beschreibung etc. 141
grenees par un cadre de plissements echelonnes le long de leur
faces laterales et traverses C’est endoderme, qui entoure
comiiie d'une ceinture le cylindre central.“ Die Achsenendodermis
beschreibt van Tieghein in dem Absatz über die Achsenrinde
(1891, p. 738— 739) folgendermaßen: „L’assise la plus interne, qui
est l’endoderme, offre frequemment, sur les faces laterales et tra-
verses de ses cellules, des plissements echelonnes et suberises,
qui la caracterisent comme tissu subereux plisse et la rendent tout
semblable ä l’endoderme de la racine “ — In seinen Elements de
Botanique (1898) gibt van Tieghem die gleiche Beschreibung der
Endodermis, fügt aber noch hinzu (p. 84): „Vers le milieu des
faces laterales et traverses, la membrane saus epaissir, s’est su-
berisee le long d’une bande etroite formant autour de chaque cel-
lule un cadre rectangulaire.“
Das wichtigste, was wir diesen Beschreibungen zu entnehmen
haben, ist, daß van Tieghem stets die innerste Rindenschicht
als Endodermis bezeichnet, wenn er auch sonst bei der Angabe
der übrigen Eigenschaften der Endodermis nicht immer das gleiche
aussagt.
Zwei Beispiele mögen zeigen, welche Konfusion durch diese
Definition der Endodermis hervorgerufen wird:
Existiert zwischen dem peripheren und dem zentralen Ge-
webe einer Achse keine scharfe Grenze, so ist man natürlich auch
nicht berechtigt, von einer innersten Schicht der Rinde zu sprechen.
In diesen Fällen ist also die van Tieghemsche Definition eigent-
lich hinfällig; aber trotzdem konstruiert sich dann van Tieghem
eine Grenze zwischen dem peripheren und dem zentralen Gewebe
und bezeichnet diese innerste Schicht der „Rinde“ als Endodermis,
auch wenn sie keine der charakteristischen Eigenschaften der En-
dodermis besitzt. So z. B. behauptet er (1890, p. 365 ff.), daß die
Equiseten mit einer äußeren Zylinderendodermis alle auch eine
innere Endodermis besitzen. In Wirklichkeit gibt es aber auch
solche Spezies, die nur eine Außenendodermis haben. Bei diesen
soll nach van Tieghem aber ebenfalls eine Innenendodermis
existieren, nur seien die „plissements suberises“ nicht entwickelt.
Mit diesem speziellen Beispiele steht eine allgemeine Bemer-
kung in den Lehrbüchern voll in Einklang. In den Elements de
Botanique (1898, p. 170) gibt van Tieghem eine Zusammenfassung
der Eigenschaften der Endodermis einschließlich der möglicher-
weise sekundär auftretenden Eigenschaften, und zum Schluß sagt
er: „Quand tous ses caracteres font defaut ä la fois, la distinction
de l’endoderme devient plus difficile.“ Eine ähnliche Aussage findet
sich auch in dem Traite (1891, p. 752).
Ein weiterer Fall, in dem Zellen einer van Tieghem sehen
Endodermis keinen Kas pari sehen Streifen enthalten, liegt bei
der Beschreibung der „endoderme dedoublee“ der Gefäßkryptogamen
vor (siehe van Tieghem, 1888, II, p. 404 ff.; 1898, p. 170).
Van Tieg he ms Definition des Zentralzylinders läßt sich
kurz folgendermaßen zusammenfassen: Ein Zentralzylinder wird
zusammengesetzt aus ringförmig angeordneten Leitungselementen
142 Meyer, Die Stelärtheorie und die Nomenklatur zur Beschreibung (4c.
und dem „conjonctif“. Das conjonctif bestellt, falls cs vollkommen
ausgebildet ist, aus dem Mark, den Markstrahlen und dem Peri-
zykel; es brauchen aber diese Bestandteile nicht alle vorzukommen.
/Jeder Zentralzyliuder ist von -einer Endodermis umgeben.1) (van
Tieghem und Douliot, 1886, III, p. 275; van Tieghem. 1891,
p. 674, 738—739: van Tieghem, 1898. p. 84, 160.)
Kapitel III.
Die Anfänge der Stelärtheorie bei van Tieghem
und Strasburger.
Den ersten Anlaß zur Bildung des Begriffs der Stele und der
Stelärtypen gab van Tieghem die Untersuchung der Achse von
Primeln, bei denen er einen von dem gewöhnlichen Bau der Di-
kotyledonen-Achsen abweichenden Bau des Leitungssystems fand.
Nach Vaupell (1885, p. 3, 13, 15) handelt es sich bei den
betreffenden Primeln um im Grundgewebe zerstreut liegende ge-
wöhnliche Leitbündel wie bei den meisten Monokotyledonen. —
Kamienski (1875, p. 24) gibt an, daß die Holzelemente von den
Siebelementen außen und auf beiden Seiten umgeben werden und
daß jedes Leitbündel von einer Endodermis eingehüllt wird. — De
Bary (1877, p. 353) sagt, für die kleineren Leitbündel der Achse
gelte die kollaterale Anordnung. „Die größeren Bündel des Stammes
von Primula Auricula zeigen dagegen konzentrische Ordnung, die
engen Erstlinge in der Mitte, die weiten Gefäße, Siebteil und
Endodermis sukzessive ringsum. Es ist einleuchtend, daß dieser
Bau durch die häufigen Vereinigungen der kleineren kollateralen
Bündel zustande kommen mag.“
Demgegenüber meint van Tieghem (1886, I, p. 99—100),
es handele sich hier nicht um konzentrische Leitbimdel, sondern
um Zentralzylinder. Aus der Begründung dieser Ansicht durch
van Tieghem seien folgende Punkte herausgehoben: „D’abord
tout autour de chaque cordon libero-ligneux, le parenchyme dispose
ses cellules regulierement ä la fois en series radiales et en assises
concentriques, avec meats quadrangulaires interposes, absoluinent
comme il le fait autour du cylindre central de la plupart des ra-
cines et de certaines tiges. La derniere de ces assises prend les
plissements caracteristiques de l’endoderme et enveloppe immedia-
tement le cordon. Celui commence, sous l’endoderme, par une ou
deux assises de parenchyme, forment un pericycle dans lequel
prennent naissance les racines adventives. Puis viennent un cer-
tain nombre de groupes liberiens equidistants sur toute la
Peripherie du cordon, separes Tun de l'autre })ar des cellules or-
dinaires, continues avec celles du pericycle. A chacun de ces
groupes liberiens correspond, vers l’interieur, un groupe vasculaire
triangulaire, centrifuge, constituant avec lui un faisceau libero-
9 Dieser letzte Satz wird zwar in dieser kurzen Form von van Tieghem
nie ausgesprochen, aber er geht aus allen Beschreibungen hervor.
Meyer, Die Stelärtheorie und die Nomenklatur zur Beselireihunp' etc. 148
ligneux; seulement ces groupes sonfc directement en contact late-
ralement et au centre, et tous ensemble forment un cylindre vas-
culaire dans l’axe du cordon. De ternps en temps l’un de ces
groupes liberiens avec le groupe vasculaire correspondent, quitte
Je cordon et traverse le parenchyme externe ä l’etat de faisceau
libero-ligneux bilateral pour se rendre plus haut dans la fenille;
apres son depart, le cordon se renferme amoindri.“
In der Annahme, daß es sich bei den Leitbündeln der Pri-
mula Aurimla und den bei anderen Pflanzen in Achsen und Wur-
zeln vorkominenden Zentralzylindern um die gleichen Dinge han-
dele, hat nun van Tieghem für die FW?m«/«-Leitbündel und die
Zentralzylinder den für beide gemeinsamen Namen „Stele“ ein-
geführt und zwar zunächst nur, um eine kürzere Bezeichnung zu
haben ; es handelte sich dabei also lediglich um eine Änderung der
Nomenklatur. Das geht deutlich aus den Stellen hervor, an denen
der Name „Stele“ eingeführt wird: „Pour abräger, 011 peut
appeler stMe un cylindre central“ (van Tieghem und
Douliot, 1886, II, p. 216). „Pour abreger, appelons Stele l’en-
semble de faisceaux conducteurs et de conjonctif, qui compose un
cylindre central“ (van Tieghem und Douliot, 1886,111, p. 276).
Nachdem van Tieghem die beiden an sich verschiedenartigen
Gebilde zusammengeworfen hat und für den Begriff der Stele also
keine andere Definition gegeben hat als für den Zentralzylinder
(siehe Seite 141), sucht er mit Hilfe des neuen Begriffes den Bau
eines Organes oder speziell die Leitungssysteme in einem Organe
zu beschreiben und die Organe je nach der Zahl der in ihnen ent-
haltenen Stelen zu klassifizieren. Er faßt die Ergebnisse seiner
Überlegungen zusammen mit den Worten: „En somme, on voit que
la disposition des faisceaux libero-ligneux dans la tige peut se
rattacher ä trois types, suivant qu’ils sont groupes en un cylindre
central, en plusieurs cylindres centraux ou isoles saus cylindre
central“ (van Tieghem und Douliot, 1886, II, p. 215). Für
den ersten dieser drei Typen führt er dann (p. 216) den Namen
„Monostelie“ ein, für den zweiten „Polystelie“ und für den
letzten „Astelie“. Die Polystelie will er noch einteilen in
„Dialystelie“ und „Gamostelie“, je nachdem die Stelen in den
Internodien isoliert sind (wie bei Aurimla ursi. etc.) oder fusionieren
(wie bei Aurimla japonica etc.).
Als Beispiele gibt van Tieghem an:
„Structure monostelique. — Toutes les racines, ä l’exception
de celles des Lycopodiacees, la plupart des tiges Phanerogames,
le petiole des Solanees, des Cucurbitacees etc.
Structure polystelique. — La tige des Auricules, des Gunnera,
de la plupart des Fougeres, des Marsiliacees, des Lycopodes etc.;
le petiole de beaucoup des Fougeres; la racine des Lycopodiacees.
Structure astelique. — La tige des Nymphaeacees, de di-
verses Renoncules, de l'Hydrocleis; le limbe des feuilles.“
Wie wir aus diesen Definitionen und Beispielen sehen können,
versteht van Tieghem also zunächst unter Monostelie alle Fälle,
in denen ein Zentralzylinder vorhanden ist, unter Polystelie und
144 Meyer, Die Stelärtheorie und die Nomenklatur zur Beschreibung etc.
Astelie die Fälle, in denen die betreffenden Organe äqual sind;
der morphologische Unterschied zwischen Polystelie und Astelie
besteht nur darin, daß bei der Polystelie die Leitbiindel konzen-
trisch. bei der Astelie kollateral gebaut sind.
Entsprechend der Einteilung der Polystelie unterscheidet van
Tieghem später bei der Astelie noch zwischen „Gamodesmie“
und „Dialydesmie“, je nachdem er die Leitbündel als in der
phylogenetischen Entwicklung verschmolzen betrachtet oder nicht
(1890, p. 371).
An Stelle der Namen Dialystelie und Gamostelie hat van
Tieghem schon bald nach der Aufstellung der Stelenlehre zwei
neue Bezeichnungen eingeführt, die in späteren Arbeiten allgemein
angewandt werden, aber allmählich eine etwas andere Bedeutung
erhielten. Er ersetzt Dialystelie durch „Dictyostelie“ und Gamo-
stelie durch „Solenostelie“ (van Tieghem, 1891, p. 1371 — 1372).
Die Dictyostelie besteht darin, daß die Stelen ein netzförmiges
Rohr bilden (wir sprechen in diesem Falle von einem Bündelrohr
mit Leitbündelverbindungen). Bei der Solenostelie sind die Ma-
schen des Netzes so eng, daß ein großes Rohrbündel vorliegt.
Als weitere rein nomenklatorische Abänderung sei gleich an
dieser Stelle noch erwähnt, daß Gibson (1902, p. 459) den bei
Selaginellen vorkommenden Fall der Polystelie mit nur zwei Stelen
als „Bistelie“ bezeichnen will.
Nachdem van Tieghem sich diese neue Auffassung der mor-
phologischen Verhältnisse und seine darauf begründete Nomenklatur
geschaffen hat, sucht er die Verhältnisse auch vom phylogenetischen
Standpunkte1) zu betrachten. Er schreibt nach der Besprechung
seiner drei Typen (1886, III, p. 216): „Ces trois modes de struc-
ture peuvent d’alleurs se transformer Tun dans lautre. La poly-
stelie, par exemple, derive de la monostelie par division repetee;
lastelie provient, suivant les cas, de la monostelie par dissociation
ou de la polystelie par reduction; la monostelie, bien qffelle soit
toujours le mode primitif, peut cependant aussi deriver de lastelie
par association laterale ou de la polystelie par association laterale
suivie de reduction.“
Die diesen Vermutungen van Tieghems zugrunde liegende
Meinung, daß die auf Grundlage seiner Auffassung vom Bau der
Leitbündels3'steme mit Beziehung auf die Ausbildung von Zentral-
zylinder und Rinde gefundenen und in seiner Weise gedeuteten
morphologischen Tatsachen in engster Beziehung zu der phylogene-
tischen Entwicklung des Pflanzenreiches ständen, hat man als
Stelärtheorie bezeichnet.
Strasburger hat in seinen Leitungsbahnen (1891) die
Stelenlehre angenommen und schließt sich im wesentlichen an van
Tieghem an, nur in wenigen Punkten schlägt er Änderungen vor.
*) Daß die folgenden Sätze tatsächlich vom phylogenetischen Standpunkte
aus gemeint sind, ist zwar nicht ausdrücklich betont, geht aber aus späteren
Arbeiten van Tieghems hervor.
Meyer, Die Stelärtheorie und die Nomenklatur zur Beschreibung etc. 145
Bezüglich der Definition der Endodermis weicht Strasburger
von van Tieghem ab. Er schreibt: „Ich stimme mit vanTieg-
hem darin überein, daß es nötig ist, an dieser innersten Grenze
(sc. der Rinde) festzuhalten, auch wo dieselbe gegen den Zentral-
zylinder nicht abgesetzt ist; habe aber Bedenken, die Bezeichnung
Endodermis für diese innerste Rindengrenze anzu wenden“ (p. 309)
. . . . „Ich halte es für richtiger, die Bezeichnung Endodermis im
alten Sinne zu brauchen und sie auf alle Scheiden anzuwenden,
die der Wurzelendodermis gleich gebaut sind, dagegen aber die
innerste Schicht der Rinde als „innerste Riudenschicht“, wo nötig,
hervorzuheben, eventuell als Rindengrenze „Phloioterma“ oder
einfacher „Phloeoterma“ zu bezeichnen. Die innerste Rindenschicht
wird darnach als Endodermis entwickelt sein können, oder auch
nicht, andrerseits auch Endodermen in einem anderen Gewebssystem
sich ausbilden. Die Bezeichnung „Endodermis“ wird so zu einem
histologischen und nicht zu einem morphologischen Begriff, während
„innerste Rindenschicht“ oder „Phlöoterma“ nur in morpholo-
gischem Sinne zu brauchen ist“ (p. 310).
Strasburger bleibt also bei der Definition des Zentral-
zylinders, welche van Tieghem gegeben hat, der ja auch eigent-
lich nur die innerste Rindenschicht zur Definition benutzt. Für
den Begriff der Stele gibt er, ebensowenig wie van Tieghem,
eine von der des Zentralzylinders abweichende Definition.
Sodann glaubt Strasburger, den Namen „Astelie“ durch
„Schizostelie“ ersetzen zu müssen, da bei dem astelischen Bau in
Wirklichkeit der Zentralzylinder in seine Bestandteile gespalten
werde (p. 110); diese einzelnen Bestandteile, d. h. die einzelnen
von Leitbündelscheiden umgebenen Leitbündel, will er als
Schizostelen bezeichnen (p. 312). Den Unterschied zwischen der
Schizostelie und der Polystelie charakterisiert Strasburger (ebenso
wie van Tieghem) dadurch, „daß sich zur Erzeugung von Poly-
stelie die Monostele vollständig in zwei oder mehr Stelen teilt,
welche Gefäßbündel aufweisen, die um gemeinsame Zentren grup-
piert sind, während bei Schizostelie die ursprüngliche Stele in
ihre einzelnen Gefäßbündel zerfällt, diese, jedes für sich, von Teilen
des Grundgewebes der Stele umscheidet werden und nur ein Teil
des Grundgewebes der Stele in diese Umscheidung eingeht“ (p. 312).
Kapitel IV.
Die weitere Ausbildung der Nomenklatur der Stelärtlieoretiker.
Nachdem van Tieghem und Strasburger den Grund zu
der sogenannten Stelärtheorie gelegt hatten, wurden die Begriffe
und die Nomenklatur namentlich von Engländern aufgegriffen und
weiter ausgebaut. Die fünf von van Tieghem aufgestellten Typen
reichten natürlich nicht aus, sobald das Leitbündelsystem genauer
beschrieben werden sollte. Daher kam es, daß eine Unmenge von
neuen Typen geschaffen wurde, bis die Nomenklatur so kompliziert
Beihefte Bot. Centralbl. Bd. XXXIII. Abt. I. Heft 2. 10
146 Meyer, Die Stelärtheorie und die Nomenklatur zur Beschreibung etc.
geworden war, daß sie nur dem verständlich werden konnte, der
ihre ganze Entwicklung verfolgt hatte.
Als erster macht Jeffrey (1897, p. 869 — 870) den Ver-
such, eine zweckmäßigere Einteilung einzuführen. Er meint, die
Einteilung van Tieghems entspreche nicht den morphologischen
Verhältnissen. Er schlägt daher vor, folgende Einteilung der
Monostelie vorzunehmen: Als Siphonostele soll eine röhrenförmige
Stele bezeichnet werden, welche im Innern Mark besitzt, das von
den Leitelementen durch eine innere Scheide abgegrenzt ist, nach
unserer Nomenklatur also ein Rohrbündel. Einerseits soll dann
zwischen einer amphiphloischen und einer ektophloischen
Siphonostele unterschieden werden, je nachdem die Stele einen
äußeren und inneren oder nur einen äußeren Siebteil besitzt (bikon-
zentrisches und konzentrisches Rohrbündel). Außer dieser Ein-
teilung, die auf die Morphologie der Leitbündel gegründet ist,
führt Jeffrey dann noch eine zweite Einteilung durch mit Rück-
sicht darauf, ob die in der Siphonostele (dem Rohrbündel) vor-
handenen Lücken auf die Abgabe eines Blattspurbündels oder die
eines in einen Zweig eintretenden Leitbündels zurückzuführen ist.
Er berücksichtigt hier also die Morphologie der Pflanze. Seine
beiden von diesem Gesichtspunkte aus geschaffenen Untertypen
sind die phyllosiphonische und die kladosiphonische Siphonostele. Bei
der Phyllosiphonie, die bei den Filicales und Phanerogamen
vorliegt, sind in dem Rohrbündel durch den Austritt von Blatt-
spuren Lücken (foliar gaps) entstanden, bei der Kladosiphonie,
die bei den Lycopodiales und wahrscheinlich auch bei den Equi-
setales herrsche, sind gleiche Lücken durch den Austritt von Leit-
bündeln in Seitenzweige zustande gekommen (ramular gaps).1)
Den Siphonostelen stellt Jeffrey die Protostele als einzelne
Stele ohne Mark gegenüber (konzentrisches Zj'linderbündel).
Ferner erweitert Jeffrey seine Nomenklatur in einer späteren
Arbeit noch, indem er für die Polystelie der Pteridophyten den
Namen Adelosiphonie einführt mit der begründenden Bemerkung,
daß das Leitbündelsystem dieser Pteridophyten im Entwicklungs-
verlauf des Individuums aus einer Siphonostele hervorgegangen
sei (1903, p. 142).
Eine andere morphologisch begründete Einteilung der Stelen
gibt Gwynne- Vaughan (1897, p. 308). Er unterscheidet per-
fekte und imperfekte Stelen. Beide Arten kommen in der
Gattung Primula vor. Die perfekten Stelen (z. B. im Blattstiel
von Primula japonica, in der Achse von Primula involucrata) sind
nach unserer Nomenklatur konzentrische Zylinderbündel; die im-
perfekten Stelen (z. B. im Blattstiel von Primula denticulata) sind
kollaterale Rinnenbündel, bei denen die Flanken dicht aneinander
gebogen sind, so daß das Leitblindel einen Übergang vom kolla-
teralen Rinnenbündel zum konzentrischen Rohrbündel darstellt.
Die imperfekten Stelen sind also keine Stelen im van Tieghem-
schen Sinne. — Die kollateralen Blattstielleitbündel sind nach
*) Dieser Einteilung schließt sich Scott (1902, pg. 212) an.
Meyer, Die Stelärtheorie und die Nomenklatur zur Beschreibung etc. 147
Gwynne-Vaughan (p. 311) als Meristelen zu bezeichnen, da
sie Teile von jedem Bestandteile der Stelen, aus denen sie sich
abzweigen, enthalten. Dieser Name ist später auch allgemein
beibehalten worden.
Van Tieghem hält trotz der Arbeit von Jeffrey noch an
seinem alten Systeme fest, freilich nimmt er noch einige kleinere
Änderungen vor, die aber vollkommen unabhängig von den eng-
lischen Arbeiten sind.
In seinen Elements de Botanique (1898) gibt er das korri-
gierte System seiner Stelärtypen an (p. 177 ff.):
Die Monostelie teilt er zunächst in zwei Unterabteilungen:
die erste, die zentroxyle Monostelie, ist charakterisiert „par
l'unite de la Stele ainsi que par le developpement centrifuge des
faisceaux ligneux et leur Superposition aux faisceaux liberiens“.
Dies soll der bei den Gefäßpflanzen verbreitetste Typus sein (kon-
zentrisches Zylinderbündel, konzentrisches Rohrbündel und Bündel-
rohr). Ihm gegenüber steht die perixyle Monostelie, die bei
den Lycopodiaceen (Lycopodium, Psilotum usw), verschiedenen
Farnen (Achse von Lygodium, Hymenophyllum, Trichomanes usw.,
den Stolonen derA Tephrolepidae usw.) und bei gewissen Selaginellen
(Selaginella denticidata, rupestre usw.) vorliegen soll. Van Tieg-
hem definiert sie folgendermaßen: „la tige, toujours composee d!un
epiderme, d'une ecorce et d’une Stele plus ou moins large, a dans
sa stele, sous le pericycle, un certain nombre de faisceaux liberiens
centripetes et tout autant de faisceaux ligneux qui alternent cöte
ä cöte avec les faisceaux liberiens et developpent leurs vaisseaux
de la peripherie au centre, oü, en l’absence de moelle, ils con-
fluent en etoile“ (p. 177) (radiales Leitbündel und Plattenbündel).
Hieran schließt van Tieghem nun einen neuen Typus, die
Mesostelie. Bei der Mesostelie besitzt die Achse bis zur Inser-
tionsstelle der Keimblätter eine Stele (Zentralzylinder mit Bündel-
rohr); unmittelbar oberhalb der Keimblätter zweigt sich von der
Stele eine mehr oder weniger große Zahl von Meristelen (kolla-
teralen Leitbündeln) ab. (Nach unserer Nomenklatur ist die Meso-
stelie also charakterisiert durch einen Zentralzylinder mit oder —
wie z. B. bei Vitia1) — ohne Zylinderendodermis.)
Als Beispiele gibt van Tieghem an Vitieac, Dermodesmae,
Dermomyelodesmae, Cal ycanthaceae, Lecythidiaceae.
Für „Astelie“ führt van Tieghem jetzt — im Anschluß an
Strasburger — auch den Namen Schizostelie ein. Die Defi-
nition behält er in der alten Form bei, nur gibt er noch drei
Modifikationen an:
die Dialymeristelie (als Beispiel nennt van Tieghem
Ophioglossum ),
*) Bei Vicia ist die Differenzierung in Zentralzylinder und Peridrom
dadurch bedingt, daß das periphere Gewebe stärkehaltig ist, der Stärkegehalt
nach innen zunimmt, dann aber die nächst inneren Zellen vollkommen stärke-
frei sind.
10*
148 Meyer, Die Stelärtheorie und die Nomenklatur zur Beschreibung etc.
die Gamomeristelie mit isolierten Leitbündeln (die
bei einigen Eqniseten vorliegen soll),
die Gamomeristelie mit vereinigten Leitbiindeln (als
Beispiel nennt van Tieghem Botrychium).
Im ersten Falle sind die „Meristelen“ isoliert; bei der zweiten
Modifikation sind die Meristelen (in der phylogenetischen Ent-
wicklung) seitlich verschmolzen durch die radialen Teile ihrer
„Peridesmen“, d. h. der aus der „Stele“ mit übernommenen Teile
von „Perizykel“, Markstrahlen und Mark; bei der dritten Modi-
fikation sind überdies noch die Leitbiindel selbst (phylogenetisch)
verschmolzen (p. 179). Wir müssen also in den beiden ersten
Fällen von einem Bündelrohr aus kollateralen Leitbündeln, im
dritten von einem konzentrischen Rohrbündel sprechen.
Die Polystelie definiert van Tieghem genau in der alten
Weise, ohne irgendwelche Änderungen vorzunehmen (p. 179 — 180).
Später hat van Tieghem (1906, Bd. I, p. 181) seine Nomen-
klatur nochmals etwas abgeändert. Leider war es mir infolge
des Krieges nicht möglich, mir diese Arbeit zu beschaffen. Eine
Aufzählung seiner Bezeichnungen mit freilich sehr dürftigen Er-
klärungen findet sich bei Chauveaud (1911, p. 161 — 162). Da
die Änderungen der Nomenklatur nur unbedeutend, die Ergänzungen
(mit Rücksicht auf die gefäßlosen Pflanzen) völlig belanglos sind,
wird es genügen, wenn ich die Stelle bei Chauveaud zitiere:
„van Tieghem propose pour les tiges la Classification
suivante:
Le type monostelique superpose, ä bois superpose au
über, ou type general;
Le type monostelique alterne, oü le bois alterne avec le
über;
Le type mesostelique, qui offre des meristeles corticales et
une Stele mediane;
Le type schizostelique, qui ne presente que des meristeles;
Le type polystelique superpose;
Le type polystelique alterne;
Pour les plantes non vasculaires, il distingue en outre: le
type astelique, ä region centrale homogene;
Le type homogene, qui est homogene du centre ä la Peri-
pherie;
Le type schizostelique peut presenter des meristeles distinctes
(dialymeristele),oufusionees(gamom eristele). Dansle
dernier cas, les faisceaux demeurent distincts (gamo-
meristele dialydesme), ou sont eux-memes fusiones
(gamomeristele gamodesme).
Ein vollständiges System von Stelärtypen hat außerdem noch
Br ebner (1902, p. 522) gegeben. Seine Bezeichnungen weichen
teilweise von denen anderer Autoren ab, teilweise sind sie auch
neu; ich werde daher an dieser Stelle eine Übersicht über seine
Nomenklatur geben, wie sie sich in seiner oben zitierten Arbeit findet:
„Eustele. The „monostele“ of a typical Dicotyledonous
plant. It consists of a ring of collateral or bicollateral meristeles,
Meyer, Die Stelärtheorie und die Nomenklatur zur Beschreibung etc. 149
and includes the pericyclic and raedullary ground tissue.“ (Biindel-
rohr ans kollateralen oder bikollateralen Leitbündeln.)
„ Actinostele. The „monostele“ of most roots and the
similarly constructed Stele of certain stems. It consists of alter-
nating, or „radially“ arranged groups of xylem and phloem, sur-
rounded by a pericycle. Pith may or may not be present.“ (Ra-
diales Leitbündel und Plattenbündel.)
„Atactostele. The monostele of typical Monocotyledons.
It consists of a numbre of scattered vascular bundles imbedded in
conjunctive ground-tissue. Also applied to the Stele of Dicotyledons
with meristeles not arranged in a single ring. In the latter, if
the meristeles are all of one kind, described further as homo-
desmic, if of different kinds, as heterodesmic.“ (Bündelgruppe
mit unregelmäßiger Anordnung.)
„Haplostele. A simple type of Stele, frequently found in
seedling Pteridophyta, rhizome of Hymenophyllaceae etc. It con-
sists of an axial rod of tracheae surrounded by a ring of phloem.
The „pericycle“ is included if differentiated from the procambium-
strand. If central parenchyma is present, then to be described
as a medullated haplostele.“ (Konzentrisches Zylinderbündel bezw.
konzentrisches Rohrbündel.)
„Solenostele. A continuous amphiphloic tube of vascular
tissue with widely separated leaf-gaps. Pericycle present and the
tube delimited by an external and internal endodermis.“ (Bikon-
zentrisches Rohrbündel mit Blattlücken.)
„ Dictyostele. A vascular tube with large „overlapping“
leaf-gaps, so that the whole structure becomes a network of vas-
cular Strands or meristeles. The meristeles are concentric. This
is closely allied to the preceding, the difference being due to the
approximation and overlapping of the leaf-gaps. The dictyostele
is further defined as siphonic, when the network is simple and
tubulär, adelosiphonic when complex, i. e. ceasing to be ob-
viously tubulär.“ (Bündelrohr mit Bündelverbindungen und ev. mit
akzessorischen Leitbündeln.)
„Protost eie. A stele which is supposed to be primitive
in structure. Has been applied to both haplo- and actinostelic types.“
„Hysterostele. A stele which is supposed to be reduced in
structure, e. g. in Hippuris, Potamogeton and Hottonia (aquaticstem.)“
„Meristele. The vascular bündle in the old sense, except
that it does not include actino- and haplosteles as forraerly. It
therefore applies to the vascular bundles of the stem of Dico-
tyledons and Monocotyledons, the „concentric vascular bundles“ of
Pteridophyta, and vascular bundles of outgoing leaf-traces and
leaves.“ (Leitbündel.)
Außer diesen in seiner Xomenklaturiibersicht angegebenen
Bezeichnungen hat Brebner noch zwei, durch die er „Polystelie“
ersetzen will. Die Leitbündel von Frimula und Gunnera sollen
reduzierte Eustelen sein; daher soll der Bau der Leitungsbahnen
von Primula und Gunnera als Eumeristelie, und demgegen-
über der einfache Farntypus als Haplomeristelie bezeichnet
werden (1902, p. 521).
150 Meyer, Die Stelärtheorie und die Nomenklatur zur Beschreibung etc.
Dies sind die wichtigen großen Arbeiten, die sich umfassend
mit der Stelärnomenklatur beschäftigen. Ich habe nun noch einige
kleinere Arbeiten zu besprechen, in denen noch weitere neue Be-
griffe eingeführt werden.
Boodle (1900, p. 461) hat bei der Untersuchung der
Hymenophyllaceen eine bisher noch nicht bekannte Modifikation der
konzentrischen Leitbündel gefunden. Er beschreibt sie folgender-
maßen: „The protoxylem is in contact with the metaxylem, and
is on the lower side. The stele has a phloem ring, which may
be called continuous, but which tends to have larger elements on
the upper side than on the lower, and is more liable to inter-
ruptions on the lower side. If the phloem were not developped on
the lower side, the result would be a collateral bündle.“ Das
vorliegende Leitbündel ist nach unserer Nomenklatur eine Über-
gangsform zwischen einem kollateralen Binnenbündel und einem
konzentrischen Zylinderbündel. Von einem normalen konzentrischen
Zylinderbündel unterscheidet es sich nur durch die gegenseitige
Lage der Erstlings- und der jüngeren Tracheen. Diese Modi-
fikation des konzentrischen Zylinderbündels will nun Boodle als
besonderen Stelärtypus betrachten und bezeichnet ihn deshalb als
subkollaterale Stele.
Bei Lindsaya orbicuiata haben Tansley und Lulham
(1902, p. 157) eine Modifikation des bikonzentriscken Leitbündels
ohne Mark gefunden; von einem normalen bikonzentrischen Leit-
biindel unterscheidet sich das bei JÄndsaya vorliegende dadurch,
daß der innere Siebteil exzentrisch liegt und zwar an der Dorsal-
seite. Eine solche „Stele“ wollen die genannten Autoren als
Lindsaya-Typus bezeichnen.
Zu erwähnen ist schließlich noch, daß Worsdell (1902,
p. 216ff.) den Namen Tubularstele einführt für ein Rohrbündel,
wie es sonst von den Stelärtheoretikern als Siphonostele bezeichnet wird.
Kapitel V.
Phylogenetische Spekulationen der späteren Stelärtheoretiker.
Im Anschluß an die van Ti egh ein sehen Ideen (siehe
Seite 144) sind von den späteren Stelärtheoretikern zahlreiche
phylogenetische Spekulationen gemacht worden. Sie alle hier
einzeln zu besprechen, würde zu weit führen; ich will deshalb
nur auf einige Beispiele eingehen, durch die ich die Art der Speku-
lationen charakterisieren kann. Es handelt sich erstens um Speku-
lationen, die nur auf Hypothesen über die Phylogenie basieren,
und zweitens um solche, welche auf Grund des biogenetischen
Grundgesetzes von der Ontogenie auf die Phylogenie schließen.
Diese letzteren sind vor allem von Bedeutung, weil sie eine große
Anzahl von Arbeiten über die ontogenetische Entwicklung der
Wasserleitungsbahnen der Farne veranlaßt haben.
Als Beispiel für die erste Gruppe von phylogenetischen
Spekulationen sei eine Arbeit von Boodle angeführt: Boodle
Meyer, Die Stelärtheorie und die Nomenklatur zur Beschreibung etc. 151
(1900. p. 481 ff.) sucht die bei den Hymenophyllaceen vor-
kommenden Untertypen phylogenetisch aus einander abzuleiten.
Er hält drei verschiedene Arten der phylogenetischen Entwicklung
für möglich:
1) Die massive Stele (konzentrisches Zylinderbündel), wie sie
in Trichomanes scandens vorkommt, ist die ursprüngliche; sie be-
sitzt einen zentralen Tracheenteil und verschiedene periphere
Siebteile. Von ihr ist der T}rpus von Trichomanes reniforme ab-
zulciten, bei dem der Tracheenteil röhrenförmig ist und im Innern
dieser Röhre zwischen Parenchym die Erstlingstracheen liegen.
Die weitere Entwicklung ist eine Reduktion, die zum kollateralen
Bau führt. Die Reduktion innerhalb der Gattung Hymenophyllum
läuft parallel mit der bei den Trichomanes, und, wie bei diesen
Trichomanes reniforme der komplizierteste Typus zu sein scheint,
sind die größeren Formen mit einer massiven Stele (konzentrischem
Zylinderbündel) ausgestorben.
2) In der Gattung Trichomanes ist der Bau von Trichomanes
reniforme ursprünglich und die Spezialisierung schreitet in zwei
Richtungen fort; erstens findet Reduktion der Leitungsbahnen
statt, sie führt zum kollateralen Bau in Trichomanes mnscoides ;
oder zweitens eine Weiterentwicklung, die zu Typen mit breiter
Stele (konzentrischem Zylinderbündel führt (Trichomanes radicans,
Tr. scandens). Dagegen bei Hymenophyllum gibt es nur eine
Entwicklung durch Reduktion zum subkollateralen Typus (konzen-
trischem Zjfiinderbiindel mit auf der Ventralseite nur schwachem
Siebteile).
3) Der subkollaterale Typus ist der ursprüngliche, und die
Spezialisation besteht in einer Komplikation.
Von diesen Möglichkeiten hält Boodle die zweite für die
wahrscheinlichste. Auf die Einzelheiten der Beweisführung hier
einzugehen, würde zu weit führen, weil dazu eine ausführliche
Anatomie der Hymenophyllaceen vorausgeschickt werden müßte.
Die Idee, welche den Boodleschen Auseinandersetzungen
zugrunde liegt, ist die, daß die Entwicklung der verschiedenen
Typen des Achsenbaues mit dem Wechsel zwischen kriechendem
und aufrechtem Wuchs des Rhizomes zusammenhängt.
In ähnlicher Weise sucht Scott (1890/1891, p. 514 — 517)
Hypothesen über die phylogenetische Entstehung der Polystelie
bei Auricula und Gunnera zu geben. Er vergleicht die Anatomie
der fertigen Zustände der polystelischen (d. h. mit mehreren kon-
zentrischen Leitbündel) Gunnera- und AuHculn- Spezies mit der
von Myriophyllum und Hippuris bezw. Hottonia. Hottonia besitzt
in der untergetauchten Achse einen Zentralzylinder von einfachem
Bau (mit einem konzentrischen Leitbündel), wie er bei Auricnla
reptans und einigen von deren Verwandten gefunden worden ist.
Ebenso bestehen zwischen den monostelischen (mit einem konzen-
trischen Leitbiindel) Gunnera- Arten und Hippuris und Myrio-
phyllum Übereinstimmungen. Daher wirft Scott die Frage auf:
„Ist es nicht möglich, daß die polystelischen (mit mehreren
konzentrischen Leitbündeln) Dikotyledonen ihren anormalen Bau
152 Meyer, Die Stelärtlieorie und die Nomenklatur zur Beschreibung etc.
der Abstammung von im Wasser lebenden Vorfahren verdanken?*1
Diese Frage glaubt Scott bejahen zu können. Er nimmt nämlich
folgende Entwicklung an: Bei der Anpassung an das Wasserleben
wird der Zentralzylinder verengert und reduziert, indem das Mark
verschwindet und die Leitbündel miteinander verschmelzen; außerdem
geht das sekundäre Dicken Wachstum verloren. Kehren nun solche
Wasser-Phanerogamen zum Landleben zurück, so ist wieder eine
höhere Entwicklung des Leitungssystemes notwendig. Anstatt daß
dann der Zentralzylinder wieder einen größeren Umfang bekommt,
werden nun mehrere Zentralzylinder (konzentrische Leitbiindel)
gebildet, indem sich der eine (in der ontogenetischen Entwicklung)
wiederholt gabelt.
Während Scott hier die Ontogenie nur nebenbei angibt, sie
aber nicht dazu benutzt, seine phylogenetischen Spekulationen
wahrscheinlich zu machen, schaffen sich andere Autoren durch die
Untersuchung der Ontogenie eine positive Grundlage, von der sie
bei ihren phylogenetischen Spekulationen ausgehen. Die Arbeiten
dieser zweiten Gruppe von Autoren beschäftigen sich hauptsächlich
mit den Farnen.
Jeffrey (1899, p. 599ff.), Gwynne- Vaughan (1901, I,
pg. 71 ff.) und Worsdell (1902, p. 218) nehmen folgende Auf-
einanderfolge der Stelärtypen in der phylogenetischen Entwicklung
der Pflanzen an: Aus der Protostelie (konzentrischem Zylinder-
bündel) ging die Siphonostelie (konzentrisches Rohrbündel) und
Solenostelie (bikonzentrisches Rohrbündel) hervor, aus dieser die
Dialystelie (Bündelrohr mit konzentrischen Leitbiindeln) oder die
Astelie (Bündelrohr mit kollateralen Leitbündeln). Diese Reihen-
folge folgern die genannten Autoren — wie schon oben gesagt
wurde — aus der Ontogenie der Farn-Individuen; z. B. hatten
sie gefunden, daß im jungen Stamme von Pferidium aquilinum die
Solenostele (bikonzentrisches Rohrbündel) ontogenetisch zwischen
der Protostelie (konzentrischem Zylinderbündel) in der Keimpflanze
und der Dialystelie (Bündelrohr mit konzentrischen Leitbündeln)
im erwachsenen Rhizome steht.
Tansley und Lulham (1902, p. 160ff.) stellen dann ihren
Lindsaya- Typ (bikonzentrisches Rohrbündel mit exzentrisch liegendem
inneren Siebteil ohne Mark) aus den gleichen Gründen zwischen
die Protostelie (konzentrisches Zylinderbündel) und die Solenostelie
(normales bikonzentrisches Rohrbündel mit Mark).
Wenn auch die genannten Autoren im allgemeinen von der
Ontogenie auf die Phylogenie schließen, so kommt es doch auch
bei ihnen zuweilen vor, daß sie von dieser Methode abweichen.
So z. B. nimmt Jeffrey (1901, p. 779) an, daß die „medullated
monostelic and astelie types“ (konzentrische Rohrbündel und Biindel-
rohre mit kollateralen Leitbündeln) bei den Osmundaceen (in der
Phylogenie) durch Degeneration des inneren Siebteiles einer Siphono-
stele (bikonzentrischem Rohrbündel) entstanden sind. Seine Gründe
hierfür, eine bestimmte Entwicklung der Osmunda- Spezies aus-
einander, sind aber — wie bei den oben besprochenen Arbeiten
von Boodle und Scott — nur hypothetischer Natur.
Meyer, Die Stelärtheorie und die Nomenklatur zur Beschreibung etc. 153
Kapitel VI.
Kritische Besprechung; (1er Steliiriiomenklatur und
der sogenannten Stelärtheorie. ‘)
Bei der Besprechung- der historischen Entwicklung der Stelär-
nomenklatur haben wir gesehen, wie fast jeder „Stelärtheoretiker“
die ihm vorliegende Nomenklatur für unvollständig hält und glaubt,
neue Bezeichnungen hinzufiigeu zu müssen, entweder weil er einen
neuen Gesichtspunkt in der Nomenklatur berücksichtigen und so-
gar in den Vordergrund gerückt wissen will, oder weil eine von
ihm untersuchte Farnspezies in ihrem anatomischen Verhalten
irgend welche minimale Abweichungen von den bisher beschriebe-
nen Typen aufweist und er dann für seinen neuen „Typus“ auch
eine besondere Bezeichnung haben will. Etwa 50 neue Namen
sind auf diese Weise eingeführt, und ein Verständnis der da-
mit gegebenen Beschreibungen ist somit erst dann möglich, wenn
man 50 Definitionen auswendig gelernt hat. Es liegen also die
Fragen nahe: Bietet die Darstellungsweise der Stelärtheoretiker
einen Vorteil, welcher diesen Schwierigkeiten des Verständnisses
entspricht? War überhaupt die Einführung des Begriffs der
Stele von Vorteil? und war sie nötig zu den phylogenetischen
Spekulationen ?
Die Notwendigkeit der Einführung der neuen Begriffe glaube
ich schon dadurch genügend widerlegt zu haben, daß ich bei der
Besprechung der Nomenklatur in Kap. III und IV und der der
phylogenetischen Spekulationen in Kap. V jeden neuen Ausdruck
in unsere Nomenklatur übertragen konnte. Morphologische Be-
schreibungen wie phylogenetische Spekulationen sind mit unseren
Bezeichnungen nicht nur möglich, sondern wohl sogar verständ-
licher, weil unsere Nomenklatur mit scharf definierten Begriffen
operiert, sie einheitlich aufgebaut ist und weil zur Definition ihrer
Begriffe keine phylogenetischen Momente, also keine unbewiesenen
Spekulationen, verwandt sind.
Ich will nun zunächst untersuchen, ob von der Bildung des
Begriffs der Stele überhaupt Vorteile zu erwarten waren.
Vor den van Tieghemschen Arbeiten von 1886 wurden
die Begriffe Zentralzylinder und Leitbündel streng geschieden, so-
lange in einem Organe mehr als ein Leitbündel enthalten waren.
Die Leitbiindel wurden damals in der gleichen Weise definiert,
wie wir es in Kap. I dieser Arbeit getan haben. Der Begriff des
Zentralzylinders wurde von Sachs (1874, p. 116) eingeführt für
das radiale Leitbiindel der Wurzeln; da dieses in der geometrischen
Achse der Wurzel einen zylindrischen Strang bildet, der gegen die
l) Es haben sich schon früher mehrere Arbeiten (Belli, 1896; Br ebner,
1902; Schoute, 1902; Worsdell, 1903; Solms, 1903, I; Solms, 1903, II)
mit der Kritik der Stelärtheorie beschäftigt. Eine vollständige Besprechung
dieser Kritiken hier einzufügen, würde sich nicht lohnen; ich werde daher nur
auf diese Arbeiten verweisen, wenn ich eine in ihnen schon behandelte Frage
erörtere.
154 Meyer. Die Stelärtheorie und die Nomenklatur zur Beschreibung etc.
Rinde scharf abgegrenzt ist, nannte es Sachs „Achsenzylinder“.
Ebenso unterscheidet Sachs bei den meisten oberirdischen Achsen
zwischen einer Rinde und einem inneren Gewebez}Tinder, in dem
die Gefäßbündel verlaufen. De Bary (1877, p. 129, 271, 307)
spricht von einem gefäßführenden Zylinder oder Bündelzylinder
jedesmal dann, wenn das die Leitbiindel enthaltende Gewebe von
dem peripheren Gewebe scharf abgegrenzt ist, besonders tvenu
eine Endodermis vorhanden ist. Demnach waren zu Sachs’ und
de Barys Zeiten die Begriffe Leitbiindel und Zentralzylinder,
wenngleich sie noch nicht scharf definiert waren, schon vorhanden
und wurden in der gleichen Weise gebraucht wie jetzt: Leit-
biindel als zusammengehörige Gruppe von Tracheen und Sieb-
röhren, Zentralzylinder im Gegensatz zu der als Schutz-, Speicher-
oder Assimilationsgewebe fungierenden Rinde als zentrales Gewebe,
das die Gesamtheit der Leitelemente enthält. Die Leitbündel
wurden also ohne Rücksicht auf das sie umgebende Gewebe de-
finiert, der Zentralzylinder wuide dagegen in der Definition als
zentrales Gewebe der Rinde gegenübergestellt.
Diesen Unterschied zwischen Leitbiindel und Zentralzylinder
hat van Tieghem außer acht gelassen und infolge davon
Zentralzylinder und konzentrische Leitbiindel als gleiche Dinge
betrachtet und mit dem gemeinsamen Namen „Stele“ belegt, J)
Dies war der erste Fehlgriff, den vau Tieghem tat, da er zwei
bisher von den Anatomen vorteilhafter weise auseinander gehaltene
Dinge wieder zusammenwarf. Der zweite Mangel, der dem Be-
griff der „Stele“ anhaftete, lag in der Definition. Wie ich oben
auseinandersetzte, definierte van Tieghem den Zentralzylinder
mit Hilfe der Endodermis; unter der Endodermis verstand er aber
nicht, wie wir es jetzt tun, eine durch ihre Morphologie und
Physiologie charakterisierte Zellschicht, sondern eine Schicht, die
nur durch ihre Topographie bestimmt war. Er konnte somit jede
Parenchymschicht, mochte sie in der Region der Grenze zwischen
Peridrom und Zentralzylinder liegen oder in einem äqualem Or-
gane, als Endodermis bezeichnen. Und in der Tat hat sich van
Tieghem jedes Leitbiindel von einer „Endodermis“ umgeben
gedacht.2) Auf diese Unzulänglichkeit wie auch auf die dadurch
entstandenen offenen Widersprüche (bes. bei Eqnisetum) hat schon
Belli in seiner leider wenig beachteten Arbeit (1886, p. 353 ff.)
hingewiesen.
Es ist interessant, daß van Tieghem in seinen Beispielen
nur solche konzentrischen Leitbiindel als Stelen bezeichnet, die
eine Endodermis im alten Sinne besitzen, während z. B. Shove
‘) Eine Konsequenz dieser Definition ist, daß er konzentrische Leitbiindel
als Stelen bezeichnen muß, dagegen kollaterale selbst dann nicht, wenn sie
von einer Endodermis umgeben sind; und die Existenz einer Endodermis um
Leitelemente war doch das wichtigste Charakteristikum der Stele.
*) Strasburgers „Phlüoterma“ oder , .innerste Rindenschicht“ stimmt
dem Sinne nach mit van Tieghems Endodermis überein, ändert also nichts
an der Definition der Stele.
Meyer, Die Stelärtheorie und die Nomenklatur zur Beschreibung etc. 155
(1900, p. 497) die endodermfreien1) konzentrischen Leitbiindel
von Angiopteris evecta als Stelen bezeichnet und sich die Endo-
dermen dazu konstruiert. Ähnliche Beispiele ließen sich häufen.
Die Unklarheit der Definition der Endodermis und der Stele
läßt es nun auch erklären, daß Gwynne-Vaughan (1901, II,
p. 776—777) in der Beschreibung des Leitbündelsystemes von
Diclcsonia rubiginata und Pteris elata var. Karsteniana sogar
von Stelen innerhalb von Stelen spricht. Diese Farne be-
sitzen nämlich zunächst ein röhrenförmiges Biindelnetz; zu diesem
treten dann später noch einige innere isolierte konzentrische Leit-
bündel. Gwynne-Vaughan bezeichnet nun gleichzeitig erstens
das primäre Netz als Solenostele, zweitens nennt er aber auch die
in einem älteren Stadium der Entwicklung des Individuums auf-
tretenden inneren konzentrischen Leitbündel Stelen. Van T i e g-
hem würde das nicht getan haben, denn nach seinen Angaben
kann eine Stele nur in einer Rinde oder einem rindenähnlichen
Parenchym liegen, aber nicht in dem Mark einer Stele.
Bei der Kritisierung der Stelärtypen will ich an erster Stelle
die van Tieghemschen vergleichen. Mit Hilfe der alten
Nomenklatur von Sachs und de B a r y hätte man unter Be-
rücksichtigung des Vorhandenseins oder Fehlens eines Zentral-
zylinders zwei Typen des Organbaues unterscheiden können: Or-
gane mit Zentralzylinder und äquale Organe; bei den äqualen
Organen hätte man dann noch zwischen solchen mit kollateralen
Leitbündeln und solchen mit konzentrischen Leitbüudeln unter-
scheiden können, diese zweite Einteilung wäre aber der ersten
nicht gleichwertig gewesen, sondern vom morphologischen Stand-
punkte unwichtig, vom physiologischen Standpunkte aus (bezüglich
der mechanischen Leistung und der Wirksamkeit für die Wasser-
leitung) sogar vollkommen unbegründet. Van T i e g h e m hat
nun — wie auf Seite 143 schon gesagt ist — diese Einteilung in
Organe mit Zentralzylinder, äquale Organe mit konzentrischen
Leitbündeln und äquale Organe mit kollateralen Leitbündeln durch-
geführt mit Hilfe des Begriffes der Stele; dabei hat er aber nun
scheinbar drei gleichwertige Typen bekommen. Also auch in
diesem Falle ist die durch die alte Sachs- de Barysche Nomen-
klatur ermöglichte Darstellung wohl vorteilhafter als die durch
van Tieghems Auffassung bedingte.
Bei der Darstellung der historischen Entwicklung der Ste-
lärnomenklatur habe ich schon jedesmal bei der Besprechung eines
einzelnen neuen Namens darauf hingewiesen, von welchem Stand-
punkte der betreffende Autor bei seiner Begriffsbestimmung aus-
gegangen ist. Es wurden insgesamt folgende Verhältnisse von den
einzelnen Autoren berücksichtigt:
') Bäsecke (1908, p. 35) hat an einem alten Rhizome von Angiopteris
crecta gefunden, daß es sich bei einem etwaigen Vorkommen einer Primärendo-
dermis nur um die Endodermis der durch das fleischige Rhizomparenchym hin-
durchtretenden Wurzeln handelt. An einer jungen Achse habe ich mit Schwefel-
säure und nach Vorbehandlung mit Eau de Javelle mit Methylenblau keine
Leitbündelendodermis nacbweisen können.
156 Meyer, Die Stelärtlieorie und die Nomenklatur zur Beschreibung etc.
1. die Morphologie der Leitungsbahnen,
2. die Ontogenie der Leitungsbahnen,
3. die Morphologie der Pflanze,
4. die (vermutliche) Phylogenie der Leitungsbahnen.
Wären diese verschiedenen Gesichtspunkte bei den Begriffsbe-
stimmungen nicht durcheinander geworfen, so hätte wohl eine
zweckmäßige Nomenklatur entstehen können; so aber mußte sich
eine Nomenklatur ergeben, die wenig brauchbar ist. Es kam z. B.
auf dieseWeise zustande, daß die gleichen morphologischen Verhältnisse
von verschiedenen Autoren mit verschiedenen Bezeichnungen be-
schrieben wurden. Eine am Ende dieses Kapitels angefügte tabel-
larische Übersicht mag dies noch im einzeln zeigen.
Über die phylogenetische Theorie van Tieghems und die
daran angeknüpften phylogenetischen Spekulationen ist wenig zu
sagen. Es kann niemandem das Recht abgesprochen werden, phy-
logenetische Theorien aufzustellen und auf Grund derer Spekula-
tionen spezieller Art zu machen. Aber bei solchen Spekulationen
müßte eine Prüfung aller denkbaren Möglichkeiten vorgenommen
werden. Das hat z. B. B o o d 1 e in seiner oben (Seite 151) er-
wähnten Arbeit nicht getan. Er hat drei Möglichkeiten der Ent-
wicklung angenommen, bei denen jedesmal einer der jetzt vor-
handenen Typen den Ausgangspunkt für die Entwicklung bilden
soll. Aber ebenso gut könnten sich doch die drei vorhandenen
Typen z. B. aus einem vierten ausgestorbenen Typus abgeleitet
haben. B o o d 1 e s Beweisführung stützt sich überdies auf Hypo-
thesen, deren Richtigkeit nicht einmal wahrscheinlich gemacht
werden kann. Ähnlich steht es mit dem Scottschen Beweis
für die phylogenetische Entstehung der Polystelie bei den Dikotyle-
donen, der einerseits die an feuchten Stellen wachsenden Gunnera-
Arten, andererseits die auf Felsen vorkommenden Auricula- Arten
von Wasserpflanzen ableitet. — Schließlich stützten sich Jeffrey,
Gwynne-Yaughan usw. bei den Arbeiten über die Phylogenie
des Wasserleitungssystems bei den Pteridophyten auf das biogenetische
Grundgesetz. Mögen auch dadurch die Gründe etwas größeren
Wert haben, so können ihre phylogenetischen Annahmen doch da-
durch nicht bewiesen werden. Herr Prof. Meyer betont, daß
dies aus zoologischen Tatsachen abgeleitete Gesetz bei phyloge-
netischen Spekulationen in der Botanik nur mit sehr großer Vor-
sicht angewandt werden darf, da z. B. bei den Gefäßpflanzen durch
das Vorhandensein der verschiedenartigen Meristeme und durch
die Leichtigkeit der Bildung von Folgemeristemen eine selbständige
und unmittelbare Anpassung an äußere Verhältnisse leichter vor
sich gehen kann als bei den Tieren. Wie leicht Pflanzen durch
äußere Einflüsse und Eingriffe zu einer Änderung des Baues ihres
Leitungssystems veranlaßt werden können, zeigen die Arbeiten von
Simon (1908) und Neef (1914). Wird ein Teil des Leitbiindel-
systems durch irgend einen äußeren Eingriff ausgeschaltet, so ist
nämlich die Pflanze fähig, sich sofort einen Ersatz zu schaffen,
und zwar geschieht dies dann an Stellen, an denen normalerweise
nie Leitolemente entstehen können. Vielleicht ist auch die ver-
Meyer, Die Stelärtheorie und die Nomenklatur zur Beschreibung’ etc. 157
schiedenartige Ausbildung der Endodermen bei den Equjseten auf
äußere Einflüsse zurückzuführen, indem nämlich der Feuchtigkeits-
grad des Standortes entschieden haben könnte, ob eine Zylinder-
endodermis oder eine Zylinderendodermis und Innenendodermis aus-
gebildet und somit die Achse in Peridrom und Zentralzylinder
differenziert wird, oder ob Leitblindelendodermen angelegt werden
und dadurch die Achse äqual wird (vergl. Plaut, 1909, p. 51).
Nach Wiggl es worth (1907) scheint auch der Bau der Platten-
bündel der Lycopodien durch den infolge der Widerstände im
Boden unregelmäßigen Verlauf des Stammes beeinflußt werden zu
können.
Ich werde nun noch einige Arbeiten anführen, die für die
historische Entwicklung unwichtig wrnren und daher in den Ka-
piteln III— V übergangen wurden. Für die Kritik sind sie aber
von Wichtigkeit, weil sie zeigen, wie die Stelärtheoretiker mit
dem Begriff der Stele gearbeitet haben, wTelche Deutereien sie in-
folge der mangelhaften Definition der Stele ihren phylogenetischen
Spekulationen zuliebe machen konnten und zu wie verschiedenen
Ergebnissen sie dabei oft kamen.
An erster Stelle sei auf einen Widerspruch hingewiesen, der
sich in den van Tieghemschen Definitionen selbst findet und
dadurch zustande gekommen ist, daß van T i e g h e m in diesem
Fall statt der Morphologie der Leitungsbahnen die von ihm ver-
mutete Phylogenie in den Vordergrund stellt. Van Tieg hem
stellt Botrychium — wie schon auf Seite 148 gesagt ist — zur
„Gamomeristelie mit vereinigten Leitbündeln >l, die er definiert, indem
er annimmt, daß das Leitungssystem von Botrychiuui phylogenetisch
durch Verschmelzung von „Meristelen“ entstanden ist. Nach de
Bary (1877, p. 295) besitzt aber Botrychium ein meist ringsum
geschlossenes Bündelrohr, das nur durch oft sehr schmale Blatt-
lücken unterbrochen ist; überdies existiert nach B äsecke (1908,
p. 34) bei allen Botrychium- Spezies — außer Botrychium lanuyi-
nosum — eine Zylinderendodermis. Botrychium besitzt also Zentral-
zylinder und Peridrom und hätte somit nach van Tieghems
eigenen Definitionen bei alleiniger Betrachtung der Morphologie
der Leitungsbahnen zur Monostelie gestellt werden müssen.
Ein ähnlicher Widerspruch findet sich bei der van Tieg-
hemschen Untersuchung der Equiseten; außer van Tieghem
haben sich ferner noch andere Autoren mit den Equiseten be-
schäftigt und sind zu anderen Ergebnissen gekommen, obgleich sie
von den gleichen Voraussetzungen ausgingen. Ich will deshalb
hier die verschiedenen Arbeiten kurz zusammenstellen.
Es gibt drei Typen des Achsenbaus bei den Equiseten; bei
allen sind die Leitbiindel kollateral:
1. Die Leitbündel sind von Leitblindelendodermen umgeben.
2. Nach außen wird das von den Leitbündeln gebildete Bün-
delrohr gegen das Peridrom durch eine Zylinderendoder-
mis, nach innen gegen das Mark durch eine Innenendoder-
mis begrenzt.
3. Die Leitbündel werden von einer gemeinsamen Zylinder-
endodermis umgeben.
158 Meyer, Die Stelärtheorie und die Nomenklatur zur Beschreibung etc.
Stets treten Leitbündelverbindungen nur in den Knoten auf. Im
ersten Falle ist die Achse äqual, im zweiten und dritten ist sie in
Zentralzylinder und Peridrom differenziert.
Den ersten Typus bezeichnet van Tieg hem selbstverständ-
lich als Astelie und zwar als Dialydesmie, wie es ja auch nach
seinen Definitionen zu erwarten war. Bei dem zweiten Typus
sollte Gamodesmie vorliegen, die dadurch entstanden sei, daß die
Leitbündelendodermen seitlich mit einander zu einer inneren und
äußeren Zylinderendodermis verschmolzen seien (van Tieghem.
1890, pg. 370—371). Bei dem dritten Typus sah van Tieghem
zunächst Monostelie (vergl. das von 1891 datierte Lehrbuch
„Traite de Botanique“, p. 1415); nach den Definitionen konnte ja
auch nur die Bezeichnung Monostelie die richtige sein. Aber
schon vor dem Erscheinen des Lehrbuches widerruft van Tie g-
hem diese Ansicht in seiner Arbeit über Equiseten (1890, p. 371).
Er sagt dort ausdrücklich, daß auch hier Astelie und zwar wie-
der Gamodesmie vorliege und daß es ein Irrtum gewesen sei, die-
sen Fall als Monostelie zu bezeichnen. Er sucht seine neue An-
sicht damit zu begründen, daß er sagt, es handele sich hier um
einen Stillstand der Entwicklung; es sei freilich nicht die innere
Endodermis selbst in der Entwicklung zurückgeblieben, sondern
die plissements suberises seien nicht entwickelt. Welchen Zweck
diese auf nichts gestützte Deuterei hat, bleibt unklar; van Tieg-
hem gibt keinen Grund an, der ihn zu dieser Hypothese geführt
habe. Vielleicht hat er alle Spezies der Gattung Equisetum unter
einen Typus gestellt, damit ihm nicht vorgehalten werden konnte,
seine entwicklungsgeschichtlichen Theorien seien haltlos, da, wie
das Beispiel der nah mit einander verwandten Equiseten zeige,
den zugrunde gelegten morphologischen Typen keine phylogenetische
Bedeutung zukomme.
Demgegenüber deutet Strasburger (1891, p. 441 ff.)
alle bei den Equiseten vorliegenden Fälle als Monostelie. Er
sucht diese Auffassung zu begründen durch folgende Betrachtung:
Der kollaterale Bau der einzelnen Gefäßbündel drängt zu der Vor-
stellung, daß in der Tat das gesamte innere Gewebe des Stammes
als ein einziger Zentralzylinder aufzufassen sei. Bei den Arten
mit äußerer Gesamtendodermis entspricht diese der innersten
Rindenschicht. Die Einzelendodermen und eine stellenweise vor-
handene innere Gesamtendodermis sind dagegen ,.aus Elementen
des Grundgewebes des Zentralzylinders gebildet worden. . . .“
„Daß in denjenigen Fällen, in welchen die Gefäßbündel von Ein-
zelendodermen umgeben sind, die innerste Rindenschicht sich nicht
als besondere Haut um den Zentralzylinder markiert, die Grund-
gewebe dort vielmehr ohne Grenze in einander übergehen, darf
nicht Wunder nehmen. Die physiologische Veranlassung zur
Ausbildung einer Endodermis an jener Stelle fällt eben weg“
(p. 442—443).
Jeffrey (1897, p. 869) hält die Gamodesmie für den ur-
sprünglichen Zustand bei den Equiseten. Zylinderendodermis und
Innenendodermis sollen zuerst vorhanden gewesen sein; die beiden
Meyer, Die Stelärtheorie und die Nomenklatur zur Beschreibung- etc. J59
anderen Fälle sind dann hieraus (in der Phylogenie) entwickelt.
Später kommt dann Jeffrey zu einem ganz anderen Ergebnis
(1899, I, p. 183). Nach einem Vergleich mit ihren Vorfahren
meint er, das Leitungssystem der Equiseten sei eine Siphonostele
und zwar liege Kladosiphonie vor.
Campbell (1905, p. 465) lehnt diese Auffassung ab, da
erstens das ganze Leitungssystem aus dem „Periblem“ (ontoge-
netisch) entstehe und zweitens die für die Kladosiphonie charak-
teristischen „Zweiglücken“ (ramular gaps), die Jeffrey annimmt,
vorhanden seien (morphologisches Kriterium), auch wenn keine
Zweige entwickelt sind.
Nach unserer Darstellungsweise müßten die Equiseten-Achsen
in der auf Seite 157 angegebenen Weise beschrieben werden. Um
zu zeigen, daß man sich die phylogenetische Entstehung der ver-
schiedenen Typen der Equiseten auch noch anders vorstellen kann
und zwar auf Grundlage wichtigerer durch die Paläobotanik sicher
gestellter Tatsachen, mag folgendes angeführt werden:
Die Vorfahren der Equiseten, die Calaminarien, besaßen im
primären Zustande wie die jetzigen Equiseten ein Bündelrohr
(wahrscheinlich) ohne Zylinder- und Leitbündelendodermen. Aus
dem primären Bündelrohr ging dann bei ihnen in der Ontogenie
durch sekundäres Dickenwachstum ein Rohrbündel hervor (Solms,
1887, p. 304 ff.; Scott, 1909, p. 15 ff.; Potonie, 1912,
p. 193). Das sekundäre Dickenwachstum ging den klein bleiben-
den Formen der Equiseten verloren, vielleicht weil ihr primäres
Bündelrohr für die erforderlichen physiologischen Leistungen aus-
reichte. Zum Schutze der Leitbündel wurden dann aber Endo-
dermen angelegt, und zwar bildete sich bei den extremsten Trocken-
bewohnern (Equisetum arvense, E. pratense) eine Zylinderendo-
dermis, die weniger gute Abgrenzung der Leitungsbahnen, bei den
an feuchten Stellen stehenden Arten (z. B. Equ. variegatum ) Zylin-
der- und Innenendodermis und bei den ausgesprochenen Wasser-
formen (E. limosum), die mit wechselndem Wasserstand zu
rechnen haben. Leitbiindelendodermen aus (vergl. Plaut, 1909,
p. 50—51).
Von der Achse der Lycopodien hatte van T i e g h e m zu-
erst, als er die Stelenlehre begründete, eine Auffassung, die er
später nie wieder erwähnt. Er schreibt in seiner ersten hierher
gehörigen Arbeit (van Tieghem und Douliot, 1886, III,
p. 315): „Dans les Lycopodium, Psüotum et Tmesipteris, la stele
subit une serie de bifurcations (morphologisch) dans des plans rec-
tangulaires, mais chaque fois le parenchyme se divise aussitöt et
la tige se dichotomise dans sa totalite; il en resulte que chaque
branche ne contient jamais qu’une stele, tandis que la tige, consi-
deree dans son ensemble, est polystelique.“ Später in seinen Lehr-
büchern (1891, p. 1423; 1898, p. 177) bezeichnet van Tieghem,
indem er nur die einzelnen Zweige des Sproßsystemes berücksichtigt,
die Lycopodien als monostel. Demgegenüber glaubt Str asb urge r
(1891, p. 458; 1897, p. 249; 1902, p. 266), es liege Gamostelie vor,
also ein Spezialfall der Polystelie. Er begründet diese Behauptung
160 Meyer, Die Stelärtheorie und die Nomenklatur zur Beschreibung' etc.
mit der Annahme, daß das Leitungssj^stem bei den Lycopodien
durch Verschmelzung mehrerer „Stelen“, wie sie bei Sclagi-
neUa vorliegen (in der phylogenetischen Entwicklung), entstanden
sei. Campbell (1905, p. 495) teilt diese Anschauung. Da-
gegen vertreten Jones (1905), Wigglesworth (1907, p. 211)
und Lotsy (1909, p. 433) wieder van T i e gh e m s Aulfassung,
da sie meinen, es liege kein Grund vor, eine (phylogenetische)
Verschmelzung von Leitbündeln hier anzunehmen. Nach unserer
Bezeichnungsweise ist die Lycopodien-Achse in Peridrom und Zen-
tralzylinder differenziert (Endodermis fehlt) und im Zentralzylinder
liegt ein endodermfreies Plattenbündel.
Bei den Ranunculus- Arten kommen im Stengel teils nur
Leitbündelendodermen, teils nur eine Zylinderendodermis vor. Dem-
gemäß hatte van T i e g h e m diese Achsen, da die Leitbündel
zwar Endodermen besitzen, aber nicht konzentrisch sind, teils als
astelisch, teils als monostelisch bezeichnet. Dagegen wendet
Strasburger (1891, p. 311 — 312) ein: „Soll aber wirklich
Stele gleichbedeutend mit Zentralzylinder benutzt werden, wie es
ja auch van Tieghem will, so läßt sich eine derartige Auffassung
des Baues der betreffenden Ranunculus- Arten nicht rechtfertigen.
Vergleichend-morphologische Gesichtspunkte müssen über die histo-
logischen gestellt werden und die morphologische Deutung bestimmen.
Solche Vergleiche müssen aber zu dem Ergebnis führen, daß in
allen Ranunculus- Arten die Grenze zwischen Rinde und Zentral-
zylinder an derselben Stelle liegt und daß diese somit monostel
gebaut sind.“
Als letztes Beispiel will ich nun noch die Arbeiten über
Orchideen-Knollen besprechen.
Über die Entstehung der Orchideen -Wurzelknollen schreibt
schon vor der Aufstellung der Stelärtheorie Weiß (1880, p. 118),
es sei „wahrscheinlich, daß an der Bildung einer Wurzelknolle,
wenigstens bei denen, die sich bandförmig spalten, mehrere Faser-
wurzeln sich beteiligen, die verwachsen ■), sich verdicken und so
die Wurzelknolle darstellen.“ An dieser Aunahme über die Ent-
stehung halten auch die Stelärtheoretiker fest. Van Tieghem
und D o u 1 i o t (1886, III, p. 318) besprechen die Orchideen-
Wurzelu als erste vom Standpunkte der Stelärtheorie. Sie sagen:
„Les tubercules des Orchis, Ophrys etc., possedent, corame on sait,
un plus ou moins grande nombre de steles distinctes dans une ecorce
commune, mais toutes ces steles s’attachent independamment, quoique
en des points tres voisins, sur le rameau qui porte le tubercule;
elles ne derivent pas l’une de l’autre par voie de division. Ce
tubercule est donc constitue par un faisceau de racines concres-
centes et non par une racine polystelique. C’est un des exemples
qui montrent le mieux combien il est necessaire de degager la
polystelie vraie des illusions produites par la concrescence.“ (Vergl.
*) Ob eine phylogenetische Verwachsung oder ontogenetische Verschmel-
zung von mehreren Wurzelanlagen gemeint ist, ist aus dieser und den folgen-
den Arbeiten nicht zu ersehen.
Meyer, Die Stelärtheorie und die Nomenklatur zur Beschreibung etc. Ißl
auch van Tieg hem, 1891, p. 689; 1898, ]>. 79 — 80). Stras-
burger (1891, p. 429 — 430) schließt sich dieser Auffassung an;
er weist noch besonders hin auf die Ausbildung der Endodermen
um die „Stelen“. S c h o u t e (1903, p. 156), der die Polystelie
in Achsen und Wurzeln sonst überhaupt nicht mehr anerkennt,
meint, daß die Orchideenknollen, gerade weil sie durch Ver-
wachsung entstanden seien, als polystel bezeichnet werden müßten.
White (1907, p. 12) kommt auf Grund eingehender vergleichend-
anatomischer Untersuchungen zu dem Schluß, die Orchideen-Knollen
seien nicht durch Verschmelzung zahlreicher Wurzeln entstanden,
sondern aus einer Wurzel durch Anschwellung. Es liege also Poly-
stelie vor und diese sei in der von van T i e g h e m für die Pri-
meln beschriebenen Weise (ontogenetisch) entstanden.
.Nach A. Meyer (1886, p. 185 ff.; 1891, p. 211) sind die
Orchideen-Knollen folgendermaßen gebaut: Sie sind umgeben von
einem Epiblem, das stellenweis noch Wurzelhaare trägt; darunter
liegt ein sehr reduziertes Peridromparenchym in Gestalt einer
einzigen Zellschicht ; darauf folgt eine Endodermis (Z y 1 i n d e r-
endodermi s). Innerhalb dieser Endodermis liegt nun nicht — wie
bei normalen Monokotjdedonen-Wurzeln — ein polyarches radiales
Leitbündel, sondern es liegen dort, eingelagert in Schleimzellen
führendes, stärkereiches Parenchym eine ganze Anzahl, ungefähr
30, radiale Leitbündel, welche meist in der Peripherie der Knolle
verlaufen, teilweise auch in der Mitte. Jedes dieser Leitbündel
besitzt nun noch eine eigene Endodermis (Leitbiindelendo-
d e r m i s). Nach unserer Auffassung ist also der fertige Zustand
der Ore/«'s-Knollen folgendermaßen zu beschreiben: Die Orchis-
Knollen sind in Peridrom und Zentralzylinder differenziert, der
Zentralzylinder ist von einer Zylinderendodermis umgeben, und
die in dem Zentralzylinder liegenden Leitbündel sind außerdem von
je einer Leitbündelendodermis umgeben. Früher hielt es Herr Prof.
Meyer für nicht unwahrscheinlich, daß die Kn ollen nur
aus einer einzigen Wurzel entstanden seien, weil eine Zylinder-
endodermis vorhanden ist. Es müßte dann angenommen werden,
daß jede Anlage zu einem Tracheen- oder Siebstrang des Wurzel-
leitbündels zu einem vollständigen Leitbündel geworden wäre. Mit
Rücksicht auf die unter seiner Leitung im Marburger Botanischen
Institut von Kr ö in er (1903), Rumpf (1904), Müller (1906),
Mager (1907), B äs ecke (1908) und Plaut (1909) angestellten
Untersuchungen über Endodermen hält er es jetzt aber auch nicht
für unmöglich, daß die Knollen (phylogenetisch) aus zahlreichen
Wurzeln entstanden sind, jedes Wurzelleitbündel seine Endodermis
beibehalten hat, obwohl sie nicht mehr notwendig ist, und daß die
Zylinderendodermis sekundär hinzugetreten ist, um die als Reserve-
stoffbehälter dienende Knolle nach außen abzugrenzen. Somit wäre
auch die periphere Lage der Zylinderendodermis und die mangel-
hafte Ausbildung des Peridroms erklärlich.
Ich will nun noch zwei Übersichten zusammenstellen, die
nochmals illustrieren mögen, wie verfehlt die Darstellungsweise
der Stelärtheorie ist:
Beihefte Bot. Centralbl. Bd. XXXIII. Abt. I. Heft 2.
11
102 Meyer, Die Stelärtheorie und die Nomenklatur zur Beschreibung etc.
Tabellarische Übersicht über die verschiedenen Leitungs-
systeme, die als „Stele** bezeichnet sind.
Unter einer Stele wird verstanden:
Im Zentralzylinder liegendes
radiales Leitbündel mit Endodermis (Wurzel, z. B. van Tieghem
und Douliot, 1886, III, p. 276),
kollaterales Zylinderbündel mit Endodermis (Rhizom von Tricho-
manes muscoides, Boodle, 1900, p. 480),
konzentrisches Zylinderbündel mit Endodermis (Achse der meisten
Hymenophyliaceen, Boodle, 1900),
konzentrisches Rohrbünde] mit Endodermis (verschiedene Schixaea-
Achsen, Boodle, 1901, p. 373 ff.),
bikonzentrisches Rohrbündel ohne Mark mit Endodermis (Lind-
saya, Tansley und Lulham, 1902, p. 157 ff ),
bikonzentrisches Rohrbündel mit Mark mit Endodermis ( Loxsoma ,
Gwynne-Vaughan, 1901, I, p. 71 ff.),
Plattenbündel ohne Endodermis (Lycopodium- Achse, van Tieghem,
1891, p. 1423; 1898, p. 177),
Bündelrohr aus kollateralen Leitbündeln mit Zylinderendodermis
(Phanerogamenachsen mit Zentralzylinder, van Tieghem und
Douliot, 1886, III, p. 276),
Bündelrohr aus kollateralen Leitbiindeln ohne Zylinderendodermis
(Achse von Vicia, van Tieghem, 1898, p. 178),
Bündelrohr aus konzentrischen Zylinderbündeln ohne Zylinderendo-
dermis (= Diktyostele von Brebner, 1902, p. 523).
Bündelrohr aus bikollateralen Leitbiindeln ohne Endodermis (Cu-
curbita- Achse, Brebner, 1902, p. 520),
Bündelgruppe aus kollateralen Zylinderbündeln oder aus konzen-
trischen (leptozentrischen) Rohrbündeln und kollateralen Zy-
linderbündeln — mit oder ohne Zylinderendodermis (Monokotyle-
donen-Achsen, Brebner, 1902, p. 522);
in äqualen Organen liegendes
konzentrisches Zylinderbündel mit Endodermis (Auricula, van
Tieghem, 1886, I, p. 99),
konzentrisches Zylinderbündel ohne Endodermis (Ceratoptrris- Achse,
Shove, 1900, p. 497),
kollaterales Rinnenbündel mit Endodermis (Blattstiel von Primula
denticulata, Gwynne-Vaughan, 1897, p. 308 ff.),
Bündelrohr aus kollateralen Zylinderbündeln mit Leitbündelendo-
dermen (Equiseten-Achsen, Strasburger, 1891, p. 441).
Demgegenüber wurde in folgenden Fällen, in denen eine
Differenzierung im Peridrom und Zentralzylinder vorliegt, der
Zentralzylinder nicht als Stele angesehen, sondern anders gedeutet:
Zentralzylinder der Equiseten mit Zjdinderendodermis (van Tieg-
hem, 1890, p. 371),
Zentralzylinder der Lycopodien (Strasburger, 1891, p. 458 u.
a. a. 0.),
Zentralzylinder der Botrychium- Achse (van Tieghem, 1898, p. 179),
Zentralzylinder der Orchideen- Wurzeln (van Tieghem u. a.).
Meyer, Die Stelärtheorie und die Nomenklatur zur Beschreibung etc. 163
Tabellarische Übersicht über die Stelärnomenklatur.
Stelärbezeichnung :
Monostele:
Polystelie:
Dialystelie :
Gamostelie:
Astelie:
Schizostelie:
Astelie:
Gamodesmie:
Dialydesmie :
Bistelie :
Siphonostele:
Ektophloische
Siphonostele:
Amphiphloische
Siphonostele :
Phyllosiphonie:
Kladosiphonie:
Adelosiphonie:
Perfekte Stele:
Imperfekte Stele
Meristele:
Übertragung in unsere Nomenklatur :
1. Zentralzylinder von belie-
bigem Bau mit j oder ohne
Endodermis.
2. Biindelrobr aus kollatera-
len Leitbündeln mit Leit-
bündelendodermen.
Es sind mehrere Rohr- oder
Zyliuderbiindel in äqualem
Organe vorhanden.
Die konzentrischen Leitbiin-
del in einem äqualen Organ
sind isoliert
Konzentrisches Rohrbündel
oder Plattenbündel.
Ein äquales Organ enthält
nur kollaterale Leitbündel,
desgl.
Die Achse enthält nur pros-
enchymatische Leitele-
mente.
Bündelrohr oder Rohrbündel,
das durch phylogenetische
Verschmelzung entstanden
sein soll.
Bündelrohr aus kollateralen
Leitbündeln.
Zwei konzentrische Leitbündel
in äqualem Organe.
Rohrbündel.
Konzentrisches Rohrbündel.
Bikonzentrisches Rohrbündel.
Bemerkungen :
Nach van
he ms Definition.
Tieg-
Beispiel: Equiseten
mit Leitbündelen-
dodermen.
Nur Querschnittsbild
ist berücksichtigt.
Phylogenetische Ent-
wickl. berücksicht.
Querschnittsbild be-
rücksichtigt.
Nur von van Tieg-
hem (1906) für
Moose angewandt.
Phylogenie berück-
sichtigt.
Nur Querschnittsbild
berücksichtigt.
Nur Querschnittsbild
berücksichtigt.
Räumliche Gestalt
berücksichtigt.
Querschnittsgestalt
berücksichtigt,
desgl.
In einem Rohrbündel sind
Blattlücken vorhanden.
Zweiglücken vorhanden.
Bündelrohr mit Verbindungen.
| Morphologie der
Pflanze berticksich-
I tigt.
Räumliche Gestalt
und Ontogenie be-
rücksichtigt.
Konzentrisches Zylinderbündel. Querschnittsbild be-
rücksichtigt,
desgl.
Stark gewölbtes kollaterales
Rinnenbündel.
Kollaterales Leitbündel.
Ontogenie berück-
sichtigt.
(bei Br ebner, 1902,
p. 523).
11*
auch konzentrisches.
104 Meyer, Die Steliirtheorie und die Nomenklatur zur Beschreibung etc.
Zentroxyle
Monostele:
Perixyle
Monostele:
Mesostelie:
Dialymeristelie :
Konzentrisches Leitbtindel
oder Bündelrohr aus kolla-
teralen Leitbündeln.
Radiales Leitbtindel oder Plat-
tenbündel
Ein Organ enthält einen Zen-
tralzylinder und peridrom-
ständige Leitbiindel.
Siehe Dialydesmie.
Nur Querschnittsbild
berücksichtigt.
desgl.
desgl.
Gamomeristelie Bündelrohr aus kollateralen Vermutliche Phylo-
dialydesme Leitbtindeln mit gemeinsa- genie berücksich-
(oder Gamom. mer Innen- und Zylinder- tigt.
mit isolierten endodermis oder nur mit
Leitbündeln) : Zylinderendodermis.
Gamomeristelie Konzentrisches Rohrbündel mit desgl.
gamodesme Endodermis oder sehr dichtes
(oder Gamom. Bündelrohr aus kollateralen
mit vereinigten Leitbündeln mit Zylinder-
Leitbündeln): endodermis.
Monostelie
superposee :
Monostelie
alternee:
Polystelie
superposee:
Polystelie
alternee:
Siehe zentroxyle Monostelie.
Siehe perixyle Monostelie.
Unterschied nicht zu ermit-
teln. da die Definitionen und
Beschreibungen mir nicht
zugänglich waren.
Eustele: Bündelrohr aus kollateralen
oder bikollateralen Leitbün-
deln.
Aktinostele: Radiales Leitbiindel oder
Plattenbündel.
Ataktostele: Bündelgruppe aus kollatera-
len oder konzentrischen und
kollateralen Leitbündeln od.
Bündelrohr aus bikollatera-
len Leitbündeln.
Homodesmische Bündelgruppe, die nur eine
Ataktostele: Art von Leitbündeln enthält.
Heterodesmische Bündelgruppe, die zwei Ar-
Ataktostele: ten von Leitbündeln enthält.
Nur Querschnittsbild
berücksichtigt.
desgl.
desgl.
desgl.
desgl.
Haplostele :
Medullated
haplostele :
Solenostcle:
Diktyostele:
KonzentrischesZylinderbündel. desgl.
Konzentrisches Rohrbündel. desgl.
Konzentrisches oder bikon- Räumliche Gestalt
zentrisches Rohrbündel mit berücksichtigt.
Blattlücken.
Bündelrohr mit Biindelver- desgl.
bindungen.
Meyer, Die Stelärtheorie und die Nomenklatur zur Beschreibung etc. 165
Siphonische Bündelrohr aus konzentrischen desgl.
Diktyostele: Leitbündeln m.Verbindungen.
Adelosiphonische desgl., aber mit akzessorischen
Diktyostele: Leitbündeln.
Protostele: Identisch mit Haplo- und
Aktinostele.
Hysterostele : Konzentrisches Zylinder- oder
Rohrbündel.
Eumeristelie: Bündelgruppe aus konzentri-
schen Rohr- oder Zylinder-
bündeln (für Auricula).
Haplomeristelie: desgl. (für Farne).
Subkollaterale Übergangsform zwischen kol-
Stele: lateralem Rinnenbündel und
konzentrischem Zylinder-
bündel.
Lindsaya-Typus: Bikonzentrisches Rohrbündel
mit exzentrisch liegendem
Siebteil ohne Mark.
Tubularstele: = Siphonostele.
Type homogene: = Thallus.
Wollte man nun aber für alle möglichen Fälle einen Spezial-
namen vom Standpunkte der Stelärtheorie haben, so würde diese
Nomenklatur von etwa fünfzig Namen nicht einmal ausreichen. Ich
möchte nur noch auf einige besonders auffällige derartige Beispiele
hinweisen :
Es gibt in der Stelärnomenklatur keine Möglichkeit, radiale
Leitbündel und Plattenbündel zu unterscheiden. Sie werden unter
den Namen „perixyle Monostelie“ oder „monostelie alternee“ oder
„Aktinostelie“ zusammengefaßt — Ebenso werden unter homodes-
mischer Ataktostele erstens verschiedene Fälle, die bei den Mono-
kotyledonen-Achsen Vorkommen, verstanden, und zweitens das
Bündelrohr der Oucurbitaceen-Achsen mit bikollateralen Leitbiin-
deln. — Sodann fehlen schließlich Bezeichnungen für das in einem
Zentralzylinder liegende kollaterale Zylinderbündel z. B. bei Tri-
chomanes muscoides und das in einem Zentralzylinder liegende
bikollaterale Leitbiindel, z. B. bei Asplenium obtusifolium. Beide
werden einfach als „Stelen“ bezeichnet.
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desgl.
Ontogenie berück-
sichtigt,
desgl.
Querschnittsgestalt
und vermutliche
Phylogenie berück-
sichtigt,
desgl.
Querschnittsbild be-
rücksichtigt.
desgl.
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[Besprechung von Schoutes Stelärtheorie.]
Beiträge zur Kenntnis der floralen
und extrafloralen Nektarien.
Von
Hans Böhmker
aus Neudorf bei Eutin.
Inhaltsverzeichnis.
Seite
Einleitung 171
Einzeluntersuchungen 174
I. Extraflorale Nektarien 174
Acacia epkedroides, A. imcinella, A. longifolia, A. cornigera,
A. lophantha , A. macrantha 174
Marcgravia dubia 179
Pithecolobitnn Saman 181
Sambncus ebulus , S. nigra 182
Impatiens scabrida 188
Viburnum ameriennum 184
liicinus communis 185
Momordica cochinchinensis 187
Clerodendron fragrans 188
Banisteria chrysophylla 189
Prunus avium, P. armeniaca, P. cerasus, P.persiea, P. Padus 190
Passiflora coerulea 198
Drynaria Linnaei 194
Gossypium indicum 194
Vicia faba 195
IÄgustrum vulgare 19(i
Silene orientalis 197
II. Florale Nektarien 197
a. Dicotylae 197
1. Choripetalac 197
Euphorbia splendens 197
Bougainvillea glabra 199
Aquilegia Skinneri 199
170 Böhmker, Beiträge zur Kenntnis «1er floralen und extrafloralen Nektarien.
Ranunculus Kerneri • 200
Capparis spinosa 201
Cratnbe grandiflora 202
Altliaea sulphurea 203
Tropaeolum tnqjus 204
Linum flamm 205
Sedum angulatum 205
Passiflora caerulea 207
2. Sympetalae 208
Gentiana brevidens 208
Borrago officinalis 200
Orobanche speciosa 210
Nicotiana Sanderae 212
Gloxinia hybrida 213
Symphoricarpus racetnosa 214
Cucumis sativus 215
Cucurbita Pepo 216
Codonopsis ovata 216
Campanida Vidalii 217
b. Monocotylae 217
1. Septalnektarien 217
Allgemeine anatomische Verhältnisse 217
Butomus umbetlatus 218
Allium nutans 221
Ornithogalum pyrenaicum 221
Yucca angustifolia 222
Kniphofia hybrida 223
Agapanthus umbellatns 224
Funkia coendea 224
Galtonia candicans 225
Heiuerocallis citrina 225
Crocus dabnatictis 225
Gladiolus Gandavensis 226
Musa sanguinca 227
2. Nektarien am Perigon und epigyne Drüsen .... 229
Lilium Martagon. L. candiduin 229
Fritillaria imperialis 231
Colchicum speciosum 233
Tulipa süvestris 234
Alslroemeria aurantiaca 234
Iris hybrida 23«)
Hedychium maxinnun 236
3. Ersatz der Nektarien durch Futterwarzen .... 237
Stanhopea insignis 237
Zusammenfassung 238
171
Einleitung’.
Sowohl über florale als extraflorale Nektarien- liegen zahl-
reiche Untersuchungen vor, die allerdings zum großen Teile nur
die anatomischen Verhältnisse dieser Organe behandeln. In nur
wenigen Abhandlungen finden sich auch Angaben über deren
Inhaltsstoffe, die dann aber meist sehr allgemein gehalten sind.
So erschien eine eingehendere Untersuchung über die in dieser
Beziehung vorkommenden Gesetzmäßigkeiten wünschenswert. Das
Ziel der vorliegenden Arbeit war, solche für das Verhalten von
Gerbstoff und Stärke zu verfolgen. Aus diesem Grunde habe ich
auf anatomische Verhältnisse weniger Rücksicht genommen und
sie meist nur vor der Besprechung der Inhaltsstoffe zur Orien-
tierung kurz skizziert. Gleichzeitig habe ich auf eventl. vor-
liegende Literatur verwiesen. Schon bei den Voruntersuchungen
fiel mir in einzelnen Nektarien ein besonderer Kalziumoxalatgehalt
auf, und daher habe ich auch diesem einige Beachtung ge-
schenkt.
Auf eine eingehendere Besprechung der vorliegenden Literatur
kann ich verzichten, da sie sich bei Behrens usw. findet. Nur
werde ich kurz auf die Arbeiten eingehen, die die Inkaltsstoffe
berücksichtigt haben: Hier ist als erste die Arbeit von Bonnier1)
zu nennen, der vor allem zahlreiche Untersuchungen über den
Zuckergehalt in den Nektarien angestellt hat.
Ein Jahr später erschien die Arbeit von Behrens über die
Nektarien der Blüten, derz. T. die Stärkeverhältnisse berücksichtigt.
Morin i gibt eine zusammenfassende Darstellung über den
Nektar- und Stärkeverhältnisse in Anschluß an seine anatomischen
Untersuchungen.
Einzelne Angaben über Inhaltsstoffe finden sich in Stadlers
Beiträgen zur Kenntnis der Nektarien und Biologie der Blüten;
desgl. bei Aufrecht: Beitrag zur Kenntnis extratloraler Nektarien.
Auch in Schwendts Arbeit: Zur Kenntnis der extrafloralen
Nektarien finden sich nur allgemeine Angaben über Inhaltsstoffe,
vor allem über den Gerbstoff.
Das von mir untersuchte Material wurde vom Sommer 1913 bis
zum Sommer 1914 im botanischen Garten zu Göttingen, dessen Nomen-
■) Die Werke der genannten Autoren finden sich im Literaturverzeichnis.
172 Böliinker, Beiträge zur Kenntnis der floralen und extrafloralen Nektarien.
klatur auch benutzt wurde, gesammelt. Es wurde mit konzentriertem
Kaliumbichromat 3/< Stunde injiziert, ca 5 Tage im Dunkeln auf-
bewahrt und dann ausgewaschen. Der hierbei ausgefallene braune
Niederschlag wurde als Gerbstoff bezeichnet.
Zur Prüfung auf Stärke wurde nur in wenigen Fällen frisches
Material benutzt, meist konserviertes.
In letzterem Falle entsprechen sich die angegebenen Stadien
für Gerbstoff und Stärke vollkommen, da ich die eine Hälfte der
Schnitte für die Gerbstoff-, die andere für die Stärke-Untersuchung
verwandte. Auf diese Weise konnten nicht verschiedene Ent-
wicklungsstadien fälschlich verglichen werden, wenn es sich um
die Beziehung zwischen Gerbstoff und Stärke handelt. Zum Nach-
weis von Stärke diente Chloraljod.
Die einzelnen Objekte sind in den Einzeluntersuchungen so
angeordnet, daß die extrafloralen Nektarien vorangestellt und diese
wieder nach anatomischen Gesichtspunkten gruppiert sind. Die
floralen Nekt. folgen einander nach ihrer Stellung im natürlichen
System.
Literatur.
(Nur im Text angeführte Arbeiten sind hier genannt.)
Aufrecht, S., Beitrag zur Kenntnis extrafloraler Nektarien. Diss. Zürich 1891.
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Correns, C., Zur Anatomie und Entwicklungsgeschichte der extranuptialen
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naturw. Klasse. Bd. 79. Abt. 1- 1888.)
Czapek, F., Biochemie der Pflanzen. I. II. Jena 1905. Auch 2. Aufl. 1913.
I. 503.
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Häufig- gebrauchte Abkürzungen.
Ep. = Epidermis
ausgen. = ausgenommen
ä. = äußere
Bdl. = Bündel
bes. = besonders
brt. = breit
desgl. = desgleichen
diff. = diffus
N. = Niederschlag
Nekt. = Nektarium
Pal. = Palisaden
Pap. = Papillen
Par. = Parenchym
Phyll. = Phyllodium
polyedr. = polyedrisch
Sch. ==s Schicht
Fr.-Kn.-W. = Fruchtknoten wand sez. = sezernierend
folg. = folgend
G. = Gerbstoff
gef. = gefärbt
Gef. = Gefäß.
Gr. = Grund
i. = innere
Idiobl. = Idioblasten
isod. = isodiametrisch
lg. = lang
Max. = - Maximum
Sept.-Nekt. — Septalnektarien.
Stad. = Stadium
St. = Stärke
Vergr. = Vergrößerung
Verh. = Verhältnis
vollk. = vollkommen
vorh. = vorhanden
Z. = Zelle
z. T. = zum Teil
zw. = zwischen
174
Eiiizelimtersuchuiigen.
I. Extraflorale Nektarien.
Acucia cp her/ t oi >les. Kons. 6. 2. 14.; 10. 7. 13.
Der Xekt. sitzt am Rande des Phyllodiums, ca. 1 cm von
der Basis der Blattspreite. Es wurden 4 Stadien untersucht.
1. altes Phyll. (letztes aus dem vorigen Jahre); 2 — 4 erstes,
drittes, sechstes Phyll. desselben jungen Triebes.
Sekretionsart: Diffusion.
Anatomie: 2 Hauptgefäßstränge in der Mitte des Phyll.;
ein kleines Gef.-Bdl. dem Xekt. gegenüber. Mehrere kleine
Gef.-Bdl. direkt unterhalb der kurzen vierreihigen Pal. In der Xähe
des Xekt. ist die Pal.-Sch. nur noch ein- bis zweifach, am äußersten
Rande ganz reduziert. Das Xekt. ist von verschiedenen Scheiden
umgeben. Auf das aus polyedrisch-konzentrisch gelagerten Zellen
aufgebaute Xekt. folgen nach dem Gr.-Par. zu: Verholzte Zone,
dann Gef.-Bdl. und endlich Sklerenchyinfasern. In das Xekt.-Gew.
führt von oben her ein langer, etwas gewundener Spalt, bis unge-
fähr zur Mitte hinab. Die ein wenig gestreckten Epidermiszellen
dieses Spaltes entsprechen an Größe den Epidermiszellen des
Phyll., doch ist die Kutikula sehr dünn im Vergleich zu der sehr
dicken des Phyll. Unter dieser Epidermis liegen in der Mitte
polyedr.-isod. Zellen, die von einer Zone mit wenig gestreckten
Zellen umgeben sind. Im Rad.-Schnitt finden wir eine ellipsoide
Gestalt des Xekt. Die Austrittsöffnung des Spaltes liegt in der
Mitte. Gefäße führen von beiden Seiten ans Xekt. hinan, teilen
sich und umgeben es vollständig. Interz, konnte ich im Xekt.
nicht konstatieren.
Chlorophyll: Nur in den Pal. vorhanden, Xekt. ist voll-
kommen chlorophyllfrei.
Gerbstoff: Stad. I. Die Epidermis des Phyll. ist hellbraun
gefärbt (mittelviel G.), schaumiger X. Viel diff. G. liegt in den
Pal., nach innen abnehmend. Eine starke Steigerung erfährt die
G.-Lagerung im Wassergewebe, besonders in den Z. direkt unter-
halb der Pal. (tiefbraun). Eine geringe Anhäufung solcher G. -reicher
Z. findet sich unterhalb des Nekt. In den Gef.-Bdln. kommen selten
G. -führende Z. vor. Die Sklerenchymschicht ist g.-frei. Im Xekt.
selbst ist der CI. in großen Tropfen, dunkelbraun, ausgefallen,
gleichmäßig verteilt. Einige wenige Z. sind g.-frei. Die Ep.-Z.
Böhinker, Beiträge zur Kenntnis der floralen und extrafloralen Nektarien. 175
des Spaltes und einige subep. Zellen enthalten schaumigen, gelb-
braunen N.
Stad. II. Im Phyll. wie bei I. Im Nekt. ist der Farbton
im ganzen derselbe, also nicht wie bei I differenziert. Der X. ist
hellgelb, schaumig, z. T. wenig tropfig in kleinen Vakuolen des
plasmareichen Inhalts (wie bei Vegetationspunkten). Nur findet
sich eine starke Anhäufung an der äußeren Seite des Spaltes,
tiefbraun, sehr viel G. Dieselben Verh. bei Stad. III.
Stad. III. In den Pal. mehr schmutzig-brauner N., im Wasser-
gewebe fehlen noch die meisten g. -führenden Z. Es sind nur einige
wenige vorhanden. Das Nekt. ist noch nicht ausgebildet. An der
Spitze des Nekt. fehlt auch in der Ep. des Phyll. der G. noch
vollkommen. Das Gewebe hat eben mit der Überwallung begonnen,
ist noch ganz meristematisch. Das Nekt. wird also angelegt, wenn
alle anderen Gewebe fertig angelegt sind. Der G. fehlt in diesen
Partien vollkommen.
Vergleichen wir diese 4 Stadien miteinander, so konstatieren
wir die erste G.-Ablagerung an den äußersten Teilen der Über-
wallung, also in der Nähe der Phyll.-Ep. Mit fortschreitendem
Alter nimmt der G. in den peripheren Schichten des Nekt. zuerst zu.
Die sek. Ep.-Z. erhalten sich am längsten jugendlich und führen
schaumig-kleintropfigen Niederschlag gegenüber den älteren Partien
mit großtropfigem. Die G. -Lagerung tritt im Nekt. gleichzeitig
mit der im Wassergewebe auf, in den Pal. schon früher.
Stärke: Im ganzen Gew. ist von St. keine Spur erkennbar.
Nur ein frisch geschnittenes Objekt vom 2. 8. 13 zeigte mittelviel
in den Pal., wenig in einzelnen Z. der Stärkescheiden (violett). Sehr
geringe Spuren im Gr.-Par. Nekt. ist aber frei, desgl. die Ep.
des Phyll.
Kristalle: Fehlen im Nekt. Eine geringe Anhäufung von
Oktaedern scheint unterhalb und an den Seiten des Nekt. in der
Parenchymscheide der Bdl. stattgefunden zu haben. Im Grund-
gewebe sehr selten Kalziumoxalat.
Acacia uncinella. Kons. 10. 7. 13; 6. 2. 14.
Sekretionsart: Diffusion.
Anatomie und Lage: Wie bei A. epliedroid.es; nur ist das
Wassergewebe hier nicht so breit. Der Spalt im Nekt. -Gew. ist
kürzer und die Höhlung am Grunde viel weiter. Sie erreicht
einen Durchmesser von ca. Vs der ganzen Nekt.-Breite. Die
Membran ist oben verschleimt.
Gerbstoff: (6. 2. 14, ausgewachsenes Phyll. eines jungen
Triebes.) Das Nekt. enthält sehr viel G., die Ep. viel. Die oberen
Partien weisen teils großtropfigen bis traubigen N., teils diff. auf;
beide tiefbraun, sehr viel. Die Tropfen nehmen unten im Nekt.
an Größe ab, auch die Farbe ist hier etwas heller. Die das Nekt.
umgebenden Z.-Sch. sind g-frei. Im Wassergewebe finden sich
viele g.-fiihrende Z., bis dicht unterhalb der Pal. -Sch., einige in
der Mitte. Der N. liegt hier peripher; dunkel. Der Zellsaft ist
176 Böhmker, Beiträge zur Kenntnis derfloralen nnd extrafloralen Nektarien.
verhältnismäßig wenig (braunrot) gefärbt. Die Ep.-Z. enthalten,
bis auf wenige Z. G., hellbraune Tropfen in hellerer diff. Grund-
substanz. Die Gef.-Bd. sind fast ganz g.-frei.
Chlorophyll: Fehlt im Nekt.
Stärke: (frisch. Mat. 10. 7. 13.) Nekt. ist vollkommen
stärkefrei, desgl. die Ep. des Phyll. Reichlich St. liegt in der
Nähe des Nekt. in den Pal. bis etwas über das Nekt.-Gew. hinaus,
am meisten in der 2. Pal.-Sch. In den übrigen Pal. findet sich
wenig St. (feinkörnig). Ein anderes Objekt vom selben Tage zeigt
ganz ähnliche Verhältnisse, nur ist hier überall etwas mehr St.
vorhanden.
Acacia longifolia. Kons. 10. 7. 13.
Lage, Anatomie, Sekretionsart: Wie bei A. ephedroides.
Gerbstoff: Die sez. Ep.-Z. des Spaltes führen tropfig-diff.
hellgelben N., der allmählich nach der Mitte zu abnimmt, dabei
allmählich schaumig werdend. Die periphere Partie des Nekt.-Gew.
ist g.-frei Die Ep.-Z. des Phyll. enthalten peripher ausgefallenen
N., sehr wenig, nur die 1. Pal.-Sch. führt N., der dunkler als der
des Nekt. ist, hell, selten dunkelbraun. Sehr häufig sind ganze
Zellpartien farblos. Seltener enthält die 2. Pal.-Sch. G. Im
Wassergewebe zahlreiche, große, braun gefärbte, g.-führende Z., teils
direkt unterhalb der Pal., teils auch in der Mitte (zahlreich!).
Auffallend ist bei diesem Objekt, daß das frische Material
zunächst keine G.-Färbung zeigte, erst nach einigen Tagen fiel
dieser in den Glyzerin-Präparaten diffus braun aus, und nach
Monaten fand ich bei der Durchsicht des Materials die im kons.
Material dunkelbraun gefärbten Z. wunderbar leuchtend rot gefärbt.
Diese Rotfärbung tritt selten in der 1. Pal.-Sch und in der Ep.
auf, fast regelmäßig an dieser Stelle am Rande des Phyll. Schwach
rot ist auch das Nekt. bis zur Mitte gefärbt. Schon bei ziemlich
jungen Phyll. tritt diese Rotfärbung auf. Erst bei dem ca. 4 mm
langen Objekt blieb sie aus. Das Objekt war (wahrscheinlich)
mit Chloraljod behandelt. Nachprüfungen haben keine Rotfärbung,
weder mit Jodjodkalium noch mit Chloraljod ergeben, auch noch
nicht nach 3 1/2 Monaten.
Stärke: (frisch. Mat. 10. 7. 13.) Im Nekt. keine St. vor-
handen! In der Umgebung wenig (blau), in der 2. Pal.-Sch. viel,
in der 1. wenig, ziemlich gleichmäßig verteilt, etwas weniger in
der Nähe des Nekt. Im Xylemteil der G.-Bdl. findet sich sehr
viel St. (hellbraun-violett). Auch im Gew. zwischen den neben-
einanderliegenden Gef.-Bdln. sehr viel St.
Acacia cornigera. Kons. 9. 8. 13.; 17. 3. 14 (nicht sez.).
Nekt. sitzt am Petiolus. Untersucht wurden 3 Stad.:
1. altes Blatt (9. 8. 13); 2. Petiolus 8 cm, Nekt. 2 mm lang;
3. Peliolus 2,1 cm, Nekt. 0,7 mm lang.
Sekretionsart: Diffusion.
Anatomie: (vergl. Schwendt, p. 264.) Es stellt anatomisch
den Übergang dar von A. lophantha zu den an A. ephedroides etc.
Böhmker, Beitrage zur Kenntnis der floralen und extrafloralen Nektarien. 177
vorhandenen Nektarien. Wie Schwendt nachgewiesen hat, läßt
die Vorwölbung bald nach, in der Mitte zu wachsen, nur die
Flanken wachsen und bilden eine Überwallung, allerdings ist eine
Einsenkung wie bei A. ephedr. nicht vorhanden. Die Mitte ist
verwachsen. Die ziemlich großen Zellen des Nekt. sind nach der
Mitte zu gerichtet. In der Mitte sind die Zellen verholzt und
mit Poren versehen. Die Kutikula ist in der Mitte der Prominenz
sehr dünn, daneben sehr dick.
Gerbstoff: Wie bei Acacia lophantlia, so enthält auch hier
das sez. Gew. mehr G. als die Umgebung Besonders reichlich
liegt an der Grenze zum Gr.-Par., sehr viel, tiefbraun. Heller ge-
färbt sind die inneren Zellen, die in der Mitte wieder etwas dunkler
werden. In der sez. Ep. sehr viel N., in der Ep. der Rinde viel,
hellbraun, im Gr.-Par. selten traubig-tropfiger N. Das Material
vom 17.3. 14 zeigt dieselben Verhältnisse. Das frisch geschnittene
Objekt zeigte einen etwas anderen Bau. Das Nekt. verzweigt
sich am Grunde und bildet 3 lappenförmige Anhängsel, doch
bleiben die anatomischen Verhältnisse dieselben. Auch die G.- Ver-
hältnisse ändern sich nicht Am Rande sind die Grenzzellen reich
an N., großtropfig (2—4 Z. breit), darauf folgen Z. mit traubig-
tropfigen N. in diff. Grundsubstanz. Die Tropfen werden nach
der Mitte zu wieder größer und färben sich intensiver, doch er-
reichen sie den dunklen Farbton der Grenzschicht nicht ganz.
Stad. II: dieselben Verhältnisse, nur tritt die Grenzschicht nicht
so scharf hervor wie bei I, auch sind die G.-Tropfen nicht so
klar wie bei I; der G. scheint z. T. schaumig zu sein.
Stärke: (kons. 9. 8. 13.) Das Nekt. selbst ist vollkommen
st. -frei, desgl. die das Nekt. abgrenzenden Z.-Schichten. Das Mark
des Petiolus ist reich mit St. erfüllt (tiefblau), teils grob, teils
feinkörnig. Die Gef.-Bdl. sind fast ganz stärkefrei, desgl. die
Sklerenchymschicht. Erst in der St.-Scheide tritt wieder viel
St. auf. Das frisch geschnittene Objekt zeigt dieselben Verhält-
nisse, im Mark war nur noch wenig St. vorhanden. Das Nekt.
scheint also älter zu sein. Ein anderes, frisch geschnittenes Objekt
zeigte mir im Rad. -Schnitt dieselben St.-Mengen wie beim kons.
Material. Auffallend war hier allerdings die St. -Färbung. Sie war
meist purpurrot-violett gefärbt; meist feinkörnig. Material vom
17. 3. 14: Wenig Stärke nur in der Stärkescheide. Hungerzustand!
Acacia lophantlia. Kons. 15. 1. 14.
Das Nekt. befindet sich am Petiolus des doppelt gefiederten
Blattes. Untersucht wurden 8 Stad. I — III: Länge des doppelt
gefiederten Blattes 14,5; 7,5; 5,0. IV — VIII: Blättchen noch ein-
gerollt, Länge 4,5; 2,7; 1,2; 1,0; 0,8 mm.
Sekretionsart: Diffusion.
Anatomie: Von den im Petiolus ringförmig angeordneten
Gef.-Bdln. geheu Seitenäste in das Nekt., die sich hier rasch ver-
zweigen und unter der sez. Schicht blind endigen. Im Petiolus
Beihefte Bot. Centralbl. Bd. XXXIII. Abt. I. Heft 2. 12
178 Böhmker, Beiträge zur Kenntnis der floralen und extrafloralen Nektarien.
haben wir zu unterscheiden: Mark, Gefäßbündelring, Bastring,
Rinde und Epidermis. Durch das Nekt. werden nur die Rinde und
Ep. beeinflußt, abgesehen davon, daß Seitenbdl. vom Hauptbdl. ab-
gehen. Unterhalb der Vorwölbung beginnen die parenchymatischen
Rindenzcllen, die Richtung auf das Nekt. zu einzunehmen. Zunächst
behalten sie ihre Größe bei, bis etwa zur Höhe der normalen
Rinde. Dann werden die Zellen etwas engmaschiger, es treten
feine Interz. auf. Hierauf folgt eine etwas gestreckte Zone (4— 5
Z.-Sch.), und in der sez. Sch. selbst (16 — 18 Z.-Sch.) werden die
Z. nach außen zu rundlich polyedrisch. Typisches Nekt. -Gew.
Die Membranen sind diinuer als in der übrigen Rinde geblieben.
Die Ep.-Z. sind etwas rechteckig, unterscheiden sich aber in der
Größe nicht von dem darunterliegenden Gew., doch sind sie größer
als die normalen Ep.-Z. Die sonst sehr starke Kutikuia wird viel
dünner. Wie die jungen Stadien erkennen lassen, wird das Nekt
erst sehr spät angelegt. Stad. VI zeigt die schon etwas fortge-
schrittene Vorwölbung, doch sind in ihr schon alle Gew. differenziert.
Stad. VII noch jugendlicher, weniger vorgewölbt. Stad. VIII, in
dem schon die Fiederblättchen angelegt sind, zeigt noch keine
Anlage des Nekt.
Chlorophyll: Ist in der Rinde des Petiolus vorhanden, im
Nekt, nicht.
Gerbstoff: Nach Klenke1): „Ep. dunkelbraun, fast die ganze
primäre Rinde gelbbraun, homogen. Einige Zellen des Skleren-
chyms, Phloems, Protoxylems, peripheren Marks und der Mark-
strahlen gelbbraun.“ Auch durch die G.-Lagerung zeichnet sich
das Nekt. vor dem normalen Gew. aus. Die Ep. und 1 — 2 subep.
Sch. sind tiefschwarz braun gefärbt; schaumig-homogener N. Die
darunter liegenden Z.-Sch. des hyp. Nekt.-Gew. sind sehr viel
heller, doch immerhin noch ziemlich dunkelbraun gefärbt; homogen.
(Im Hochsommer (2. 8. 13.) in diesen Sch. tropfig, gelblicher N.)
Im tiefer liegenden Par. finden sich wieder intensiver gefärbte
große Z., bes. zwischen den Gef.-Bdln., ohne regelmäßigen Zu-
sammenhang, doch spärlicher als in dem normalen Rindengewebe.
Die übrigen Teile sind normal entwickelt. Stad. IV zeigt eine
etwas stärkere G.-Anliäufung, von einer Differenzierung der äußeren
Sch. wie beim alten Stad, ist noch nichts zu erkennen. G.-Max.
Stad. IV und ff.: G.-Streifen ist nicht mehr so breit wie bei I — III.
Stad. VI enthält nur noch in ca. 4 — 5 Schichten tiefbraunen G.
Stad. VII weist nur noch in 3 Sch. G. auf. In diesen jungen
Stad, ist auch in der normalen Rinde noch nicht so viel G. wie
im Nekt. vorhanden. Man sieht also, daß die Ep. und ersten
subep. Sch. in der G.-Lagerung dem übrigen Gewebe ziemlich
voran eilen.
Das frisch geschnittene Mat. (9. 8. 13.) wies bei der Durch-
sicht im März im Nekt. eine rosarote Farbe auf, die untere Grenze
bildeten die Gef.-Bdl.-Endigungen. Die äußeren 3 Z.-Sch. waren
*) Klenke, H., Über das Vorkommen von Gerbstoff und Stärke in den
Assimilationsorganen der Leguminosen. Dis*. Göttingen 1912.
Bölimker, Beiträge zur Kenntnis der floralen und extrafloralen Nektarien. 179
ziemlich farblos. Auch in der normalen Rindeu partie tritt die
Färbung ein.
Stärke: 15.1.14: In allen Stad, im Nekt. keine St. St.-Scheide
und Gef.-Bdl. sind gleichfalls st -frei. Nur im Mark konnte ich
in einem Objekt Spuren von St. erkennen. 9. 8. 13: Das Nekt.
ist ganz stärkefrei, doch findet sich reichlich St. in der St.-Scheide
und im Xylem, Spuren im Mark, ferner zwischen den einzelnen
Gef.-Bdln. wenig. Die St. erscheint tiefschwarz und wo weniger
vorhanden ist, rötlich-violett. Diese Unterschiede hängen mit Er-
nährungsverhältnissen zusammen.
Kristalle: Im normalen Stiel finden sich zahlreiche Kristalle
von oxalsaurem Kalk (Oktaeder), in der Bar.-Scheide reihenweise
(fast in jeder Z.) abgelagert und ferner im Mark, hier oft zerstreut,
einigermaßen regelmäßig im peripheren Mark. Reichlich Kristalle
werden unterhalb des Nekt., meist entlang den Verzweigungen der
Gef.-Bdl , im Par. zwischen diesen und über den Endigungen der
Zweige, also an der Grenze des typischen Nekt.-Gew., abgelagert.
Sehr zahlreiche Kristalle sind schon im Stad. VIII vorhanden,
werden also schon sehr früh ausgeschieden.
Acacia macrantha. Kons. 9. 8. 13.
Nekt. wird vom Höcker am Petiolus gebildet.
Sekretionsart: Diffusion.
Anatomie: Geschlossener Gef. - Bdl.- Ring. Das Nekt. ist
ziemlich scharf vom Grundgewebe gesondert. Die Gef.-Bdl, die
auch im Höcker vom Bastring umgeben sind, endigen blind unter-
halb des Nekt. Das Nekt. zeichnet sich auch hier durch seine
Kleinzelligkeit aus. Die Ep.-Z., etwas rechteckig, unterscheiden
sich wenig von den sek. Z., die rundlich polyedr. gebaut und halb-
kreisförmig ins Gr.-Par. eingesenkt sind.
Chlorophyll: In den Randpartien des Höckers vorhanden,
sehr reduziert im Nekt.-Gew.
Gerbstoff: In den 3 — 4 subep. Sch. und in der Ep. des
Höckers fast überall N., dunkelbraun. Im Gr.-Par. wenig in
einzelnen Zellen. Sehr viel G. (homogen) liegt im Nekt.-Gew. und
in 1— 2 darunterliegenden Schichten (schaumig diff.). In den letzten
ist der G. etwas reichlicher als im Nekt.-Gew. vorhanden. Dieses
besitzt denselben Farbton wie die Randpartien des Höckers, also
umgekehrt wie bei A. lophanthu. Die normale Ep. enthält sehr
wenig G., das Gr.-Par. wenig, schaumig-diff.
Stärke: Fehlt vollkommen im Nekt., desgl. im Höcker, wenig
ist in der St.-Scheide des Petiolus und im Xylem vorhanden
(dunkelblau).
Kristalle: Sehr selten, nur im Par. des Höckers.
Marcgravia clubia. Kons. 26. 8. 13; 9. 2. 14.
Nekt. findet sich auf der Unterseite der Blätter. Untersucht
wurden 6 Stad. I. altes Blatt; II. ein Jahr alt; III. erstes aus-
12*
180 Böhmker. Beiträge zur Kenntnis der floralen und extrafloralen Nektarien.
gewachsenes Blatt eines jungen Triebes. Von IV an noch nicht
ausgewachsen; Stad. VI Knospenblätter.
Sekretionsart: Diffusion.
Anatomie: Dieses Nekt zeigt große Ähnlichkeit mit dem
von Acacia ephedroides. Bei schwacher Vergrößerung erscheint
das Nekt. perithezien artig ins Gr.-Gew. eingesenkt; seine Basis ist
abgeflacht. Eine Endodermis und eine Parenchymscheide umgeben
das aus isodiametrisch-polvedr. Z. aufgebaute Nekt. Die Mem-
branen des Xekt.-Gew. sind etwas verdickt, Interz, scheinen zu
fehlen. In der Mitte ist das Nekt. bis 2/3 seiner ganzen Höhe
eingesenkt. Die beiden äußeren etwas gestreckten (1 : 2) Zell-
reihen sind radial geordnet. Die Ep. trägt eine mittelstarke
Kutikula, die am Grunde der Einsenkung sehr viel dünner ist.
Da hier auch die Zellen größer (2 : 3) und plasmareicher und ihre
Membranen dünner sind, scheint hier der Herd der Sekretion zu
liegen. Direkt unterhalb der beiden Xekt.-Scheiden sind die etwas
gestreckten Z. in der Richtung des Nekt. gelagert. Das Pal. -Gew.
ist fast ganz an dieser Stelle unterdrückt. Auf die weitere Um-
gebung übt das Nekt. in anatomischer Beziehung keinen Einfluß
mehr aus. Erwähnt sei an dieser Stelle das überaus reichliche
Auftreten von starkverzweigten, schönen Idioblasten, die im ganzen
Gew. verteilt liegen.
Gerbstoff: Stad. I. und II. Im Nekt. selbst ist sehr viel
gleichmäßig verteilter, feinkörniger, intensiv braun gefärbter N.
ausgefallen. Ein Unterschied zwischen Nekt, und Nekt.-Ep. ist
nur zu konstatieren, wo der Herd der Sekretion liegt. Diese Stelle
ist etwas heller gefärbt. Die Nekt.-Scheiden sind g.-frei. In den
folgenden Z.-Sch. treten überaus reichlich G. -Idioblasten auf (tief-
* braun). Im übrigen Gewebe finden sich zahlreiche, unregelmäßig
verteilte Z. mit mittelviel körnig schaumigem N. Die reich ver-
zweigten Idioblasten sind g.-frei; desgl. die obere Ep. und das
zweischichtige Wassergewebe. In der unteren Ep. ist in einigen
Zellen schaumiger, teils hell, teils dunkler gefärbter N. zu kon-
statieren. Stad. m/IV. Die Zellen des ganzen Gewebes sind
meist noch kleiner. Die obere und erste subep. Sch. sind wie
bei I g.-frei. Im Gr.-Par. ist der G. schaumig ausgefallen, teils
tiefbraun, teils heller, nur überall mehr als bei I. Solche tief-
braun gefärbten Z. finden sich besonders reichlich an der Oberseite
in der 3. — 7. Z.-Sch. angehäuft, desgl. in der linken subep. Schicht
der Unterseite. Die untere Ep. ist bis auf wenige Z. g.-frei. In
dem Nekt. häuft sich auch hier der G. in riesigen Mengen an.
Auch bleiben in diesen Stadien die noch plasmareichen Nekt.-
Scheiden g.-frei, auch treten die dann folgenden in I/H so prägnant
gefärbten Z. nicht so schart' hervor, da auch das übrige Gew.
äußerst reich an G. ist. Das Nekt. ist tiefbraun. Sehr viel weniger
G. ist schon in Stad. V zu konstatieren. Zwar läßt sich in
der Umgebung des Nekt. eine Anhäufung nicht verkennen,
doch in geringerem Maße als bei IH/IV. Im Nekt. ist der G.
tropfig, außerhalb wie bei III/1V. Die Zellen der Nekt.-Scheide
sind noch meristematisch, gerbst.-frei. Die innere Einsenkung ist
ßölimker, Beiträge zur Kenntnis der floralen und extrafloralen Nektarien. 181
in diesem Stad, schon vollendet. Anders in Stad. VI. Die Ep.
hat sich hier gerade einzusenken begonnen, das Nekt. ist noch
vollkommen meristematisch und g.-frei. Auch ist die Anhäufung
in der Umgebung noch verhältnismäßig gering; doch sind die
g.-führenden Z. schon tiefbraun gefärbt. Die Nekt.-Scheiden sind
noch nicht entwickelt.
Stärke: Stad. I. und II. Stärke ist nur in der St. -Scheide
der Gef.-Bdl. und in den Schließzellen der Spaltöffnungen mittel-
viel (rotviolett) vorhanden. Im Nekt. fehlt die St. vollkommen.
Zusammenfassung: Das Nekt. wird sehr spät angelegt.
Das Gewebe erhält sich sehr jugendlich und bleibt zunächst
g.-frei, während einzelne Z. der Umgebung schon intensiv gefärbt
sind. Die G.-Lagerung beginnt, wenn die Einsenkung fertig ist.
Die Endodermis erhält sich sehr lange jugendlich. Im Stad. V
ist wohl die Region erkennbar, doch kann von Verkorkung noch
keine Rede sein. Im Stad. VI ist das Gew. noch undifferenziert.
Auffallend ist die G.- Anhäufung in der Nähe des Nekt.
Kristalle: Im Nekt. selbst sind sehr spärliche Raphiden
vorhanden, die im jungen Stad, fehlen. Im Gr.-Par. konnte ich
keine Kristalle erkennen.
Pithecolobium Samcin. Kons. 26. 8. 13. (V) und 6.2. 14(1 — IV).
Ein großes Nekt. befindet sich auf der Hauptspindel, kurz
vor der Insertion der Nebenspindeln. Auch auf den letzteren be-
finden sich Nekt. (viel kleiner), kurz vor der Insertion der Blättchen.
Es wurden nur große Nekt. untersucht, und zwar folgende 5 Stad.:
1) alt; 2) erstes Blatt eines neuen Triebes, 3—5 die nächsten
Blätter vom selben Trieb.
Sekretionsart: Diffusion.
Anatomie: Dieses Objekt zeigt eine große Ähnlichkeit mit
Acacia lophantha. Auch hier ist ein hyp. Nekt.-Gew. vorhanden.
Die sez. Ep. aus nur wenig gestreckten Z., die von oben gesehen
isodiametrisch erscheinen. Das folgende Gew. ist aus polyedr. Z.
aufgebaut, die Membranen sind ziemlich dick. Interz, konnte ich
nicht feststellen. Das Gr.-Par. besteht aus großen polyedr. bis
gestreckten Z , mit sehr kleinen Interz. Auch hier sind die Mem-
branen gleichmäßig verdickt Gef.-Bdl. führen nicht in das Nekt.
hinein, wohl aber bis zur Grenze des Gr.-Par. Sie zweigen sich
vom Hauptgefäß schon etwas unterhalb der Vorwölbung ab, lösen
sich unter dem Nekt. auf und endigen blind. Alle werden von
einer Sklerenchymscheide umgeben.
Gerbstoff: Auffallend ist die G.-Lagerung, da er sich im
Blattstiel nur in der Nähe des Nekt. findet (s. u.). Sehr reich an
G. sind die Ep.-Z. des Nekt. und ca. 20 Ep.-Z. neben dem Nekt.
an den Seiten Doch sind in der Nekt.-Ep. auch einige Z. g.-frei.
Ist er vorhanden, dann ist er großtropfig in diff. Gr. -Substanz oder
ist nur diff., dunkelbraun. Ebenso reichlich wie in der Ep. liegt
der G. in den 2 — 3 subep. Sch. des Nekt.-Par. In den tieferen
Schichten des Nekt.-Par. liegen nur vereinzelte schwach bräunlich
gefärbte Z , die in jüngeren Stad, fehlen.
182 Böhmker, Beiträge zur Kenntnis der floralen und extrafloralen Nektarien.
Die Nekt. der jüngeren Stad. (111) zeigen ähnliche Verhält-
nisse wie I, nur ist die Färbung noch etwas intensiver, z. T. tief-
dunkelbraun. Das Gr.-Gew. enthält nur in dem zwischen den Ge-
fäßen liegenden Par. reichlich G., tiefbraun, ohne bestimmte An-
ordnung. Am intensivsten ist die Bräunung in Stad. III, weniger
intensiv in I, noch weniger in IV. Hier wird also bei zunehmender
Entwicklung allmählich G. abgelagert (Max. in III) und nimmt
(vielleicht zur Zeit der Sekretion?) wieder ab! Im Grundgewebe
des Stengels konnte ich in Stad. I — III nirgends G. finden, nur
Stad. IV zeigte mir in Begleitung der Gef.-Bdl. einige wenige
Idioblasten. Die Binde war hier g.-frei. Nach Klenke1): ..Einzelne
Z. der Ep. und des Vasalpar. dunkelbraun.“
Stärke: Stad. I. St. ist in der direkten Umgebung des
Nekt. nicht mehr vorhanden, erst in einiger Entfernung treten im
Parench. zwischen den Gef.-Bdl. -Endigungen und z.T. im Sklerenchym
sehr wenig St.-Ivörner auf.
Stad. III. Nekt. ist st.-f'rei, desgl. die ersten Z.-Sch. des
Gr. -Par. An den Seiten des Nekt im chlorophyllführenden Gew.
ist keine St. vorhanden, erst in den tieferen Sch. findet sich viel
körnige St., ebenfalls viel in dem zum Nekt. führenden Sklerenchym-
strang. In den Gef. ist keine St. zu konstatieren, wohl aber wenig
in dem dazwischen liegenden Par. G.-führende Zellen scheinen
st.-frei zu sein.
ln Stad. IV etwas mehr als bei III.
Stad. V. Sehr viel weniger St. als in III, nur wenig mehr
als bei I.
Das St.-Max. liegt also bei IV. Hier fällt das St.-Max. vor
das G.-Max.!
Snmbucus ebulus. Kons. 8. 7. 13.
Langgestreckte, oben etwas eingesenkte Höcker sezernieren.
Untersucht wurde ein altes Nekt,
Sekretion: Durch einen Wasserspalt.
Anatomie: (vergl. Bonnier, p. 98.) Die sez. Partie wird
hier von großen polyedr. bis rundlichen Z. gebildet, die sich nicht
besonders jugendlich erhalten. Ihre Membranen sind etwas kol-
lenchymatisch verdickt. Auf diese ovale Partie folgt ein klein-
zelliges Gew., das aber bald im Höcker großzelliger wird; die Z.
sind hier etwas gestreckt. Etwas seitlich liegt in diesem Gew.
das Gef.-Bdl., das sich nicht zu teilen scheint, sondern nur an
einer Seite das Nekt, umgibt. Die Ep. des Höckers ändert sich
an der sez. Stelle kaum; nur erscheint sie vom Gew. getrennt,
vorgewölbt.2) ln der Mitte dieser vorgewölbten Ep. befindet sich
eine Öffnung. Wahrscheinlich haben wir es hier mit einem
Wasserspalt zu tun, einer Sp.-öff. mit großer Atemhöhle. Da die
■) l. c., p. 39.
*i Yergl. auch Morini, F., Contributo all' anatomia ed alla fisiologia
dei nettarii estranuziali, p. 340. (Memorie della accademia di Bologna. Serie 4.
Tome 7. 188G.1
Böhmker, Beiträge zur Kenntnis der floralen und extrafloralen Nektarien. 183
Kutikula nickt sehr dünn ist, scheint die Sekretion nur auf diesem
Wege zu erfolgen. Im Nekt. sind sehr kleine Interz, vorhanden,
im Gr. -Par. ziemlich große.
Chlorophyll: Besonders reichlich im Rindengew. des Höckers
vorhanden, es ist im Nekt. stark reduziert.
Gerbstoff: Die Ep.-Z. enthalten mittelviel diffusen — darin
einige wenige Tropfen — gelbbraunen G. Dieser wird an der
Kuppe tiefbraun. Hier nehmen auch die Tropfen an Größe zu
oder der Niederschlag ist schaumig in diff. Gr.-Substanz. Wenig-
schwach gebräunten diff. N. zeigen die Zellen des Nekt.-Par. Die
dieses Gew. umgebende Partie enthält sehr wenig G. und im
Höcker ist keiner mehr vorhanden. In der Atemhöhle bemerkt
man eine äußerst feine Körnelung, das fixierte Sekret; vielleicht
beruht diese Körnelung auf Anwesenheit von sehr geringen Spuren
von G.
Stärke: Ist nirgends, auch nicht im Höcker vorhanden.
Kristalle: Treten in Form von Kristallsand im Par. des
Höckers auf, nie im Nekt.-Par. Entweder sind einzelne Z. mit
solchen Kristallen angefüllt, oder mehrere sind zu kurzen Reihen
angeordnet, z. T. entlang den Bdln.
Sambucus nigra. Kons. 10. 7. 13.
Lang gestreckte, oben etwas eingesenkte Höcker am Blüten-
stand (seltener und länger am Blattstiel) sondern Nektar ab.
Sekretion: Findet durch Aufreißen des Gewebes (rhexigener
Spalt!) statt. Die Zellen treten auseinander.
Bonnier1) sagt zwar; „Je n’ai jamais observe de liquide
sucre sur les nectaires de S. nigra et S. ebulus .“ Doch fand ich
im Frühjahr 1914 mehrere Nektarien bei S. nigra in Tätigkeit.2)
Anatomie: Das Gef.-Bdl., das in den Höcker führt, liegt
nicht in der Achse, sondern etwas seitlich. Das Gr.-Par. ist gleich-
mäßig parenchymatisch, weitlumig. Große Interz. Nur an der
Spitze umschließt es eine kleinzelligere Zone, die kolbenförmig
eingesenkt ist. In diese endigt das Gef.-Bdl. Die Ep.-Z. sind
ziemlich quadratisch, eventl. ein wenig abgeflacht, die an der sez.
Stelle keine Veränderung erfahren. Die sehr meristematischen Z.
des Nekt. führen noch große Kerne. Interz, sind nicht vorhanden (?).
Chlorophyll: Fehlt oben im Parenchym und im Nekt.
Gerbstoff: Das ganze Gr.-Par. ist mit mittelviel diff. N.
angefüllt; nur die unteren Partien des Höckers enthalten besonders
x) Bonnier, G., des nectaires, etude critique, anatomique et physio-
logique, p. 98. (Annales des Sciences naturelles. Botanique, Serie 6. Tome 8.
Paris 1878.
2) An dieser Stelle sollten auch die ebenso sich verhaltenden Nektarien
von Impatiens seabrida besprochen werden. Der Verfasser wünschte vor dem
Druck aber noch einige andere Imp. -Arten, z. B. glanduligera, Roylei, nach
dieser Richtung zu untersuchen. Das Material dazu war bei Ausbruch des
Krieges in der Hauptsache zusammengebracht, die eingehende Untersuchung
konnte aber nicht mehr erfolgen. Da mir auch die Notizen über Imp. sca-
brida nicht mehr zur Verfügung stehen, so möge dieser kurze Hinweis hier
auf das Objekt aufmerksam machen. Berthold.
184 Bölimker, Beiträge zur Kenntnis der floralen und extrafloralen Nektarieri.
in den äußeren Sch. überaus reichlich G. in Form von Idioblasten.
Auch an der Spitze finden sich solche, aber nicht in der Ep. Ein
Unterschied in der G.-Lagerung zwischen Nekt.- und Gr.-Par. be-
steht nicht. Nur in einigen Z. des Nekt. auch kleintropfiger
Niederschlag.
Stärke: Fehlt in diesem Stad, im ganzen Nekt. und im Gr.-Par.
Kristalle: Sind nicht vorhanden.
Vi b v rnu m americanum.
Stad. I. Junges Blatt (Spreite 2.8 cm lang), kons. 17. 4. 14.
Stad. II. Knospe, eben entfaltet (Spreite 1,7 cm lang),
kons. 4. 4. 14.
Stad. III. Knospe, noch nicht entfaltet (Spreite 0,8 cm lang),
kons. 4. 4. 14.
Stad. lila. Kons. 24. 3. 14; frisch. Mat. 23. 8. 13.
Nektarien befinden sich auf Höckern am Grunde des Blattes
und des Blattstiels.
Sekretionsart: Durch Sp.-Öff.1)
Anatomie: (vergl. Aufrecht, p. 25.) Stark entwickeltes
Gef.-Bdl.-System, dessen einzelne Zweige direkt unterhalb des
Nekt-Par. blind endigen. Der Übergang vom weitmaschigen,
interz.-reichen Gr.-Par. zum Nekt.-Par. vollzieht sich allmählich
In diesem konnte ich einzelne recht beträchtliche Interz, zwischen
den polyedr.-isodiametrisch gebauten Zellen konstatieren (nach
Aufrecht fehlen hier die Interz.). Die Ep. des Höckers ist an
der sez. Stelle kaum verändert. Die Zellen sind fast kubisch ge-
baut, vielleicht ein wenig gestreckt. Kutikula ist ziemlich dünn.
Chlorophyll: Fehlt fast ganz im Nekt., sonst im Höcker
reichlich vorhanden.
Gerbstoff: Stad. I. Die sez. Ep.-Z. an der Spitze enthalten
reichlich gelbbraunen, das subep. Gew. homogen-hellbraunen N.
Das Gr.-Par. ist bis auf wenige schaumigen N. -führende Z. g.-frei.
Die Ep.-Z. des Höckers enthalten wenig G., nach oben zunehmend.
In der linken sub. Sch. sind in den meisten Z. dunkelbraune
traubige Ausfällungen zu konstatieren, die sich auch im Stengel
wiederfinden, nur etwas größer. Sehr stark gebräunte Idioblasten
finden sich in Begleitung der Bdl. im Stengel.
Stad. II. Ähnliche Verhältnisse, nur im sub. N.-Gew. zahl-
reiche Z. mit dunkelgefärbten, traubigen Ausfällungen.
Stad. III. Ein Unterschied zwischen Ep. und subep. Z. des
Nekt.-Gew. ist in der G.-Lagerung nicht zu konstatieren.
Das Gr.-Par. ist noch ganz g.-frei, auch die Ep. und erste
subep. Sch. Im Stengel findet sich eine intensivere Bräunung der
Idioblasten in Begleitung des Gef.-Bdls. Die in I schwach ge-
färbte Ep. ist hier noch g.-frei. Die erste subep. Sch. enthält
noch schaumig-homogenen N., von traubig-tropfiger Lagerung ist
noch nichts zu sehen. Auch die Färbung ist hier viel heller als in I.
*) Aufrecht, S., Beitrag zur Kenntnis extrafloraler Nekt. Diss.
Zürich 1891.
ßöhmker, Beiträge zur Kenntnis der floralen und extrafloralen Nektarien. 1$5
Stad. lila. Zeigt in den Ep.-Z. imNekt. eine diff., schwach
grünlich-braune Färbung wie im Höcker selbst.
Resultat: Die erste G.-Lagerung findet also scheinbar im
Nekt. im Par. statt, dann folgt sie in den Ep.-Z.
Stärke: In allen 3 Stadien ist nur in den St.-Scheiden der
Gef.-Bdl. St. vorhanden. Das Nekt. ist vollkommen st.-frei. Auf-
recht findet im Nekt. von Vib. Opulus auch keine St., „hingegen
können wir in den an die Gef.-Bdl. angrenzenden Z. des Füll-
gewebes reichliche Qualitäten von St. finden . . . Eine merkliche
Abnahme oder ein Verschwinden von St. zur Zeit der intensivsten
sez. Tätigkeit habe ich niemals beobachten können.“
Kristalle: Sind in den 3 Frühjahrsstadien nirgends zu finden
(im Nekt. in der Nähe der Blattspreite), doch sind zahlreiche
Ca-Oxalat-Drusen im Gr. -Par. des Höckers im Herbstmaterial
(Nektarien am Grunde des Stiels) vorhanden; im Nekt. fehlen die
Kristalle. Aufrecht gibt allerdings Kristalldrusen „hier und da
im Drüsengewebe“ an.
Ricinus communis. Kons. 29. 8. 13.
(Lage und Vorkommen der extrafl. Nekt., sowie Anatomie
und Sekretion vergl. bei Reinke1), P- 164 ff., Bonnier, p. 90/91
Aufrecht, p. 6ff.j
Untersucht wurden 5 Stad.: 1. altes Nekt., 2. — 5. folgende
Stad. Stad. 4 und 5 sind noch vom Deckblatt umhüllt. Stad. 2 — 4
sind vom selben Trieb und sezernieren.
Sekretion: Durch Abheben und Sprengen der Kutikula.
Anatomie: Die Ep.-Z des Höckers sind zu prismatischen
Z. umgebildet, zwei Schichten. Das Gr. -Gew. ist wenig davon
beeinflußt. Die in den Höcker führenden Gef.-Bdl. zerteilen sich
schon ganz am Grunde desselben.
Gerbstoff: Aufrecht sagt von sehr jungen Stadien: „In
demselben Maße, als die Entwicklung des Nekt. fortschreitet,
nimmt der G.-Gehalt an Intensität zu. Hat jedoch das Organ
seine definitive Ausbildung erreicht, so läßt sich eine Zunahme
ebensowenig feststellen, als mit dem Beginne der Zuckeraus-
scheidung eine Abnahme, ein Zurücktreten von Gerbstoff beobachtet
werden kann.“
Auch bei meinen Untersuchungen konnte ich in allen 5 Stadien
keine nennenswerten Unterschiede konstatieren, so daß ich die dies-
bezüglichen Angaben Aufrecht’s nur vollauf bestätigen kann.
Doch soll auf die einzelne Verteilung des G. hier noch näher ein-
gegangen werden. Da Stad. II normal sezernierte, sei dieses hier
beschrieben: Ziemlich viel tropfiger N., schmutzig-grau, liegt in
der Ep. und in der 1. subep. Sch. des Höckers. Die Ep. enthält
geschlossen G.; in der 1. subep. Schicht sind einige Z. g.-frei.
■) Reinke, J., Beiträge zur Anatomie der an Laubblättern, besonders
an den Zähnen derselben vorhandenen Sekretionsorgane.
(P ringsheims Jahrb. f. wissenschaftl. Botanik, Bd. 10, 1876.)
186 Böhmker, Beiträge zur Kenntnis der floralen und extratloralen Nektarien.
Unten am Grunde des Höckers führt meist nur die Ep. G., in der
Nähe des Nekt. nimmt die G. -Lagerung etwas zu, man kann häufig
noch in der 2. subep. Sch. G. konstatieren. Durch das Nekt. wird
auch die Art der G -Ausfällung beeinflußt. Die beiden gestreckten
sez. Z. -Reihen (die 2. Sch. ist nicht immer vorhanden) enthalten
der Form der Z. entsprechend ziemlich kleintropfigen Niederschlag
in allen Zellen. Die 1. subep. Z.-Sch. führt großtropfigen Inhalt, da-
zwischen kleintropfigen. Einige Z. sind in dieser Sch. g.-frei. Im
Grundgew. enthalten einige wenige, zerstreut liegende, z. T. große
Z. tropfigen und schaumigen N., andere diff. oder körnigen in diff.
Gruudsubstanz (gelbbraun). Am reichlichsten liegen diese Zellen
entlang den Gef.-Bdln., allerdings oft g.-freie Z. zwischen sich
lassend.
Stärke: Hierfür wurde frisches Mat. verwandt: 1. altes Blatt,
2. jüngeres Blatt, 3. Hauptnerv 3 cm lang, 4. mit Deckblatt ver-
sehen. Blatt 1,8 cm lang, 5. 1cm lang. (1 — 4 vom selben Blattstand.)
Stad. I. Keine St. vorhanden.
Stad. II. Im Nekt. keine St. vorhanden, auch in den folgenden
Stad, nicht. Äußerst wenig ist im Gr.-Par., ebenfalls sehr wenig
in den St.-Scheiden der Bdl.
Stad. III. Überall etwas mehr als bei II.
Stad. IV. In den St.-Scheiden sehr wenig bläuliche St.,
unterhalb des Nekt. keine; nur neben dem Nekt. in der 1. subep.
Sch. wenig.
Stad. V. (Vom anderen Blattstand!) 1. und 2. subep. Sch.
neben und unter dem Nekt. zeigen sehr wenig, die dann folgenden
ca. 8 Z.-Sch. mittelviel feinkörnige St. (violett). Im übrigen Gr.-Par.
ist sehr wenig, desgl. in den St.-Scheiden.
Das kons. Mat zeigt ähnliche Verhältnisse:
Stad. I und II. Keine St. vorhanden.
Stad. III. Unterhalb des Nekt. äußerst wenig feinkörnige
St., neben dem Nekt, sehr wenig.
Stad. IV. Keine St.
St. ist also in den sez. Z. nirgends nachgewiesen, äußerst
wenig nur im Gr.-Par., und trotzdem findet eine reichliche Sekretion
statt. (Aufrecht hat auch nur nur „in der Nähe der prokam-
bischen Stränge noch ganz junger, erst in der Entwicklung be-
griftener Gewebekörper vereinzelte Stärkekörner“ angetroffen.)
Kristalle: Auffallend ist das Auftreten von oxalsaurem Kalk
(Drusen) eben unterhalb der sez. Stelle bis zum Gef.-Bdl. Es sind
nur wenige; im übrigen Gew. keine. Stad. III und IV dieselben
Verhältnisse. Nach Aufrecht: „Hin und wieder zeigen sich auch
gelegentlich kleine tetragouale Einzelkristalle, wie wir solche auf
niedriger Entwicklungsstufe der Nekt. in größerer Menge auftreten
sehen.“
Beachtenswert erscheint mir noch, daß im frischen Mat. eine
Neubildung der Kutikula zu konstatieren war. Die alte Kutikula
verläuft horizontal und vertikal gebogen, sie ist z. T. abgehoben,
darunter ist schon eine neue sichtbar. Aufrecht sagt darüber:
„Eine Regeneration der Kutikula, wie sie beispielsweise von
Böhmker, Beiträge zur Kenntnis der floralen und extrafloralen Nektarien. 187
Reinke (p. 125) an den Sekretionsorganen der Blattzähne von
Prunus avium beobachtet worden ist, habe ich an den extrafl.
Nekt. von R. communis nicht konstatieren können.“
Momordica cochinchinensis. Kons. 27. 8. 13 und 12.3. 14.
1. 8,5 cm lang, 2. 3,3 cm lang.
Nekt. sitzen am Blattstiel dicht unterhalb der Blattspreite
in Form von kurzgestielten Wülsten; solche fand ich beim alten
Material auch an den Ranken.
Sekretion: Durch Abheben und Zerreißen der Kutikula.
Anatomie: Das Nekt. hat große Ähnlichkeit mit dem von
Ricinus communis: Weitmaschiges Gr.-Par., dessen Z. in der Nähe
der sez. Partie etwas kleiner werden. Die sonst unregelmäßig
polyedr. gebauten Ep.-Z. sind an der sez. Stelle langgestreckt (1:8).
Oft treten Querwände in verschiedener Höhe auf. Der Übergang zu
den normalen Z. geht allmählich vor sich. Nur befindet sich
unterhalb der sez. Z. eine Parench.-Scheide mit stärkeren Mem-
branen (nach Schwendt verholzt): Endodermis! Die Gef.-Bdl.
zerteilen sich ungefähr in halber Höhe des Höckers in einzelne
Stränge, die bis an die Par.-Scheide gehen. Zwischen diesen
Einzelsträngen bleibt noch normales Par. erhalten. In der Ranke
treten im alten Objekt große Steinzellen auf, die im jungen Mat.
im Blattstiel noch fehlen.
Chlorophyll: Ist im Höcker reichlich vorhanden, das in der
Nähe des Nekt. allmählich abnimmt. Die 2. subep. Sch. enthält
sehr wenig, die 1. subep. Sch. und die Ep. selbst enthalten kein
Chlorophyll mehr. Im alten Objekt ist das Chi. dunkler gefärbt.
Durch diese dunklere Farbe und durch reichlichere Wachsaus-
scheidung scheint die blaugrüne Farbe der Stengel im Herbst
bedingt zu sein, die im Frühjahr noch fehlt oder nur schwach
hervortritt.
Gerbstoff: Im Höcker ist in beiden Stadien kein G. aus-
gefallen. Nur das Nekt. enthält im Herbst viel braunen N. Der
Niederschlag ist meist homogen, mit einigen großen Tropfen, die
unregelmäßig gelagert sind. Auch die Par.-Scheide und ca. 2—3 Z.
neben dem Nekt. enthalten diff. G. Andere Verhältnisse zeigt
das Frühjahrsmaterial. Hier ist die Bräunung nicht so intensiv,
schmutzig grau-braun. Die Gr.-Substanz ist schwach diff. gefärbt,
oben und unten in den sez. Z. liegt G-, traubig, tropüg, allerdings
nicht so in geraden Reihen gelagert wie bei Banisteria chryso-
phylla (s. u.). Die Par.-Scheide ist hier vollkommen farblos!
Stärke: Im alten Mat. ist die sez. Sch. und die 1. subep.
Sch. vollkommen stärkefrei, die folgenden Sch. enthalten wenig
St., die allmählich nach innen zunimmt. Besondere Anhäufungen
(viel) in der Nähe der Gef.-Bdl.-Äste. In den Randpartien und
unterhalb der Bdl.-Gabelung fehlt die St. vollkommen.
Die beiden Frühjahrsstad, enthielten keine St., wahrschein-
lich, weil die Pflanze in vollem Treiben war und alle zur Ver-
fügung stehenden Nährsubstanzen verbrauchte, vielleicht auch wegen
Unterernährung durch Lichtmangel im Gewächshaus.
188 Böhmker, Beiträge zur Kenntnis der floralen und extrafloralen Nektarien.
Clerodendron fragrans.
Das Nekt. befindet sich auf der Unterseite des Blattes, in
den Winkeln der Hauptnerven. Es wurden 3 Stad, untersucht:
1. 10,1 cm lang; 8,7 cm breit., kons. 27. 8. 13.
Sekretion: Durch Abheben und Zerreißen der Kutikula.
Anatomie: Yergl. Reinke, p. 155 und Morini, p. 353.
Auf der Unterseite des Blattes senkt sich plötzlich die Ep
ein wenig ein. Das hier sitzende Nekt. wird von prismatischen
Z. gebildet, die von einer Endodermis und einer parenchymatischen
Scheide1) umgeben sind. Durch die Ausbildung dieses Gewebes
ist das Gr.-Par. etwas beeinflußt. Die Pal. auf der gegenüber
liegenden Seite des Blattes werden erheblich kleiner. Das
Schwammpar. wird fast ganz unterdrückt. An seine Stelle treten
länglich-strahlig angeordete Z., die sich alle nach dem Nekt. zu
strecken. Je näher die Zellen dem Nekt. liegen, um so kleiner
werden sie. Das Nekt. ist kreisrund, da man im Längs- und
Rad.-Schnitt stets dasselbe Bild erhält. Auf der ganzen Unter-
seite und z. T. auch auf der Oberseite kommen in jungen Stad,
kleine Papillen vor (vielzellig), wie sie schon Morini angibt.
Chlorophyll: Ist unterhalb des Nekt. stark reduziert.
Gerbstoff: In den Ep.-Z. des Nekt. finden wir in diff.
Grundsubstanz etwas tropfigen, hellbraunen N. (mehrere größere
und kleinere Tropfen in einer Zelle.) Große G. -Tropfen liegen in
der Endodermis, daneben ziemlich kleine Tropfen. Hier findet sich
auch mittelviel diff., schwach rötlichbrauner N., desgl. in der Paren-
chymscheide. Die folg. Z. enthalten mehr diff. N. als genannte
Z., dafür aber weniger tropfigen (hellbraun). Nach oben zu wird
die Färbung immer schwächer, diff. und kleine Tropfen. Letztere
liegen meist peripher. In der Nähe der Oberseite nimmt die N.-
Menge wieder zu, sie wird großtropfiger, weniger diffus. In der
1. subep. Sch. ist viel diff. und körniger N. vorh., in der Ep. nur
etwas dunklerer diff. Hellere und dunklere, Z. wechseln in der
Ep. oft ab. Auch in den Haaren ist mittelviel diff. N. zu finden.
Neben dem Nekt. in der normalen Spreite ist das Gr.-Par.
ebenso gefärbt wie unterhalb des Nekt.: meist tropfig, gleich-
mäßig verteilt. In der unteren Ep. ist der Niederschlag homogen-
schaumig, in der oberen schaumig mit größeren Tropfen.
Stad. II zeigt ähnliche Verh. Die sez. Ep. ist ebenso wie
bei I gefärbt, nur die Endodermis weist hier eine tiefbraune (!)
Farbe auf (diff. N. mit größeren Tropfen). Die 2 folg, subep. Sch.
enthalten besonders große dunkel gefärbte Tropfen, die an Größe
nach innen zu sehr bald abnehmen. Das Gr.-Par. unterhalb des
l) Vergl. auch: Correns, €., Zur Anatomie und Entw.-Gesch. der extra-
nuptialen Nekt. von Dioscorea. (Sitzber. d. k. Akad. d. Wiss. zu Wien 1888),
und Eisler: Das extrafl. Nekt. und die Papillen an der Unterseite bei Dws-
pyros disculor Willd. (Sitzber. d. k. Akad. d. Wiss. zu Wien 1907.)
2. 10,0 „
3. 3 „
(sez.!)| lß 2 14>
Böbmker, Beiträge zur Kenntnis der floralen und extrafloralen Nektarien. 18Q
Nekt. zeigt tropfigen, gleichmäßig verteilten Niederschlag in fast
farbloser Grundmasse. Im allgemeinen ist im jüngeren Stad, etwas
mehr G. vorhanden als im älteren.
Stärke: Untersucht wurden zwei frische Stadien (Ia u. 6)
und ein konserviertes (16. 2. 14).
Stad. Ia. Die sez. Sch. und die beiden Nekt.-Scheiden sind
vollkommen st. -frei. Im Gr.-Gew. des normalen Blattes liegt viel
St., besonders in der Nähe der Gef.-Bdl. (blau-violett). Die obere
Ep. ist ganz st -frei, die untere enthält sehr wenig. In der Mitte
des Gewebes ist weniger St. vorhanden als an den Außenseiten.
Auch in der Stärkelagerung wird das Gewebe vom Nekt. ziemlich
beeinflußt. In der Mitte des Gr.-Par. ist noch weniger St. als zu
beiden Seiten vorhanden, nach außen beiderseits nur wenig zu-
nehmend. Eine Anhäufung von St. zeigt sich aber an beiden
Seiten des Nekt. Es scheint vor der Sekretion eine Ansammlung-
unter dem ganzen Nekt. stattgefunden zu haben, die aber zuerst
in der Mitte wieder verbraucht wird. Denn in Ib zeigen auch
die Flanken keine St. mehr. In diesem Stad, ist die ganze Partie
unterhalb des Nekt. st. -frei; erst die anatomisch durch das Nekt.
nicht beeinflußten Z. enthalten, wie in Stad. Ia, St., nur bedeutend
weniger. (Das Blatt scheint schon etwas älter zu sein.)
Ein anderes Objekt (II) (im Februar sezernierend !) zeigte
nur in den St.-Scheiden St., nicht im übrigen Gew. Dieses Stad,
entspricht dem Stad. II des G.
Banister ia chrysop hy lla. Kons. 9. 3. 14.
Zwei einander gegenüber liegende Nekt. am Grunde des
Blattstiels sezernieren. Untersucht wurden 4 Stad. 1) Blattspreite
4,8, 2) 1,5, 3) 0,7, 4) 0,3 cm lang (Nekt. nicht mehr mit unbe-
waffnetem Auge sichtbar), ferner 1 frisches Stad, vom 4. 8. 13.
Sekretion: Durch Abheben und Zerreißen derKutikula.
Anatomie: Vergl. Engler-Prantl III. 4. p. 42: Kelch-
drüsen von Schwannia elegans. Blattspreite ist unten braunrot,
oben hellgrau gefärbt. Hauptnerv rötlich.
Ein hyp. Nekt.-Gew. ist hier nicht ausgebildet. Die Z. be-
halten in der kleinen Vorwölbung die rundliche ovale Gestalt wie
im Gr.-Par. bei, nehmen aber an Größe ab (bis ljt normal in den
subep. Nekt.-Z). Nur die Ep. hat eine große Umgestaltung er-
fahren. Die sonst aus ein wenig abgeflachten kleinen Zellen be-
stehende Ep. ist im Nekt. langgestreckt. Die Streckung beginnt
mit der Vorwölbung, allmähliche Größenzunahme nach der Mitte
zu 1:8/1:10. Selten treten Quermembranen auf und dann auch
noch in verschiedenen Höhen. Interz, sind im Nekt. vorhanden.
Die normal sichelförmig in der Mitte des Stengels gelegenen
Gef.-Bdl. verbreitern sich in der Nähe des Nekt. etwas, so daß die
Enden der Gef.-Bdl. ganz in der Nähe des Nekt liegen.
Gerbstoff: Stad. I. Eigenartige Verhältnisse zeigt der G.
in der sez. Partie. Die sonst g.-freie Ep. enthält am Nekt. sehr
viel G. Die Grundmasse ist homogen, in die meist zwei große
190 Böhmker, Beiträge zur Kenntnis der floralen und extrafloralen Nektarien.
Tropfen und einige kleinere eingelagert sind Die großen Tropfen
zeigen eine sehr regelmäßige Lagerung Bei schwacher Ver-
größerung scheinen sie 2 Reihen zu bilden, je eine Reihe an den
Enden der langgestreckten Z. Die obere Reihe enthält etwas
größere Tropfen, besonders an den Seiten des Nekt. In der Mitte
sind die Tropfen ziemlich gleich groß. Der Farbton der Tropfen
ist dunkelbraun, der Grundmasse hellbraun. Die subep. Z. sind
g.-frei. Erst im normalen Gew. des Stengels findet sich wieder
G.; der aber eine rötlich-homogene Färbung zeigt. Im Rindengew.
sind zahlreiche solcher rötlichen Z. zu konstatieren, die sofort ver-
schwinden, sobald das Nekt. auftritt. Diese Färbung, die sonst
nur in den äußeren Partien und in der Umgebung der Bdl. aufzu-
treten pflegt, findet sich auch dort, wo die Z beginnen, kleiner zu
werden, also an der Grenze des allerdings nicht typisch ausge-
prägten Nekt.-Gew. Unterhall) des Nekt. ist diese Färbung in den
äußeren Partien ziemlich stark, oberhalb fehlt sie hier, nur in der
Nähe der Gef. -Bdl. noch. — Auffallend ist auch die tief braune
Färbung der T-förmigen Haare, da die Ep farblos ist.
Stad. II wie Stad. I.
Stad. III. Die einzelligen Haare zeigen dieselbe intensive
Färbung wie bei I. Die sez. Zellen enthalten hier aber sehr viel
weniger G.: sehr wenig, homogen. In dieser wenig gefärbten Gr.-
Substanz finden sich einige wenige Tröpfchen, besonders an der
Basis der Z. Von einer Anordnung in Reihen ist noch nichs zu
erkennen. Der bei I rot gefärbte N. zeigt hier eine gelbbraune
Farbe, die auch nur in der Nähe der Bdl. auftritt.
Stad. IV zeigt hier ganz ähnliche gelbbraune Färbung. In
der sez. Ep. ist der N. diff., Tröpfchen sind noch nicht sichtbar.
In der Jugend ist der G. also homogen ausgefallen und wird erst
im Alter tropfig.
Stärke: War in allen Stad, nur in den St.-Scheiden nach-
zuweisen und zwar hier am meisten in Stad. I. Auch das frische
Stad, vom August zeigte dieselben Verhältnisse.
Kristalle: I/II. Eine ganz auffallende Lagerung der
Kristalle (Drusen) weisen die Nekt. auf. Während ich oberhalb
und unterhalb des Nekt. nirgends Kristalle konstatieren konnte,
fand ich sie überaus reichlich in den subep. Sch. des Nekt. abge-
lagert. Im Grundgewebe in der Höhe des Nekt. wenig Kristalle.
Die Oxalatdrusen erreichen eine stattliche Größe. Nach Engler-
Prantl sollen auch andere Organe bei Banisteria derartig große
Drusen (oder Einzelkristalle) ablagern.
Stad. I1I/IV zeigten noch keine Kristalle.
Prunus avium. Kons. 3. 9. 13; 28. 4. 14.
Nekt. befinden sich auf der Spitze der am Blattstiel sitzen-
den Höcker. Untersucht wurden 2 Stad.: 1. Blattspreite: 6,5 cm
lang (28. 4. 14.); 2. normal entw. Blatt (3. 9. 13.).
Sekretion: Abheben und Zerreißen der Kutikula.
Böhmker, Beiträge zur Kenntnis der floralen und extrafloralen Nektarien. iQp
Anatomie: Das Nekt.-Par. erinnert an die Sambucus- Arten,
die Ausbildung der sez. Ep. an die zuletzt beschriebenen Objekte.
In die kurzen dicken Höcker führt ein starkes Gef.-Bdl., das sich
schon ziemlich an der Basis in Teiläste gabelt und das Nekt. auf
allen Seiten umgibt. Das Gr.-Par. ist infolgedessen ziemlich fest.
Die Ep.-Z. des Höckers sind etwas größer als am benachbarten
Stiel. An der sez. Stelle sind sie häufig geteilt. Die Ep. ist hier
3- (oft nur 2-) schichtig, die durch Längs- und Querteilungen aus
der sonst nur einschichtigen Ep. hervorgegangen ist. Interz, fehlen
im Nekt.
Gerbstoff: Die Ep. des Höckers und des Stiels sind mit
hellgelbem, diff. N. erfüllt. Einige große subep. Z. enthalten ebenso
gefärbten N. Viel zahlreicher sind jedoch die Zellen mit großen
G.-Tropfen, die die Gef.-Bdl. begleiten und auch sonst im Gr.-Gew.
Vorkommen. Ihre Farbe ist am Grunde tiefbraun und entspricht
der des Stiels. In der Mitte des Höckers werden sie heller und
gestreckter, ihre Form unregelmäßiger. Direkt unter der sez.
Stelle finden sich zahlreiche Z., die fast ganz mit dunkelbraunem
N. angefüllt sind, einige g.-freie Z. zwischen sich lassend. Sehr
viel heller ist die 3-schichtige Ep. Im Farbton steht sie zwischen
der normalen Ep. und den tiefbraunen Tropfen des Gr.-Par. Ein-
zelne Z. sind ganz mit G. angefüllt, in anderen wieder scheint er
schaumig ausgefallen zu sein. Ein Unterschied zwischen diesen 3
Sch. besteht nicht. Die 1. — 2. subep. Sch. bilden in der G.-Lage-
rung den Übergang zum Nekt.-Par.
Chlorophyll: Ist im Nekt. nicht vorhanden.
Stärke: I. In den sez. Z. keine St., wenig im Nekt.-Par.
und zwischen den Gef.-Bdl.-Zweigen. Das Gr.-Par. des Höckers
enthält nur sehr wenig St., die Ep. keine.
Stad. II. In der 1. Sch. der sez. Ep. am Grunde der Z.
Spuren von St.; 2. Sch. und 2. subep. Sch. st.-frei. Mittelviel St.
liegt im Nekt.-Par., und zw. den Gef.-Bdl.-Zweigen, wenig im Gr.-
Par., keine in der Ep. Farbe in I und II blau. Die St. findet
sich meist in g.-freien Z. oder in solchen mit wenig G.
Stad. Ha. (Frisch. Mat. Juli, Bad-Schnitt.) 1. Schicht der
sez. Ep. enhält wenig St., 2. Sch. ist fast st.-frei. Die beiden
nächsten subep. Sch. sind farblos, erst dann St.-Lagerung wie bei
II (sehr viel); im Nekt. blau, zwischen den Gef.-Bdln. violett. Ein
Längsschnitt vom selben Tage zeigte dieselben Verhältnisse, nur
fehlte die St. fast ganz in der sez. Ep.!
Kristalle: Zahlreiche große Drusen finden sich zwischen
den Gef.-Bdln. und im Nekt.-Par. In der sez. Ep. konnte ich nie,
im Gr.-Par. wenig Kristalle beobachten.
Prunus ar meniaca. Kons. 28. 4. 14.
[1. normales Blatt, kons. 2. 9. 13.] 2. Blattspreite 3.1 cm
lang; 2a. 3,2; 3. 0,9; 4. Endknospe 0,8. Stad. 2—4 von dem-
selben Trieb!
Sekretion und Anatomie wie bei P. avium.
192 Böhmker, Beiträge zur Kenntnis der floralen und extrafloralen Nektarien.
Gerbstoff: Stad. III. G. im Stiel schon sehr reichlich
vorhanden, im Höcker sehr viel weniger. Die Ep. des Höckers
enthält blaßgelben, zusammengeballten G. Im farblosen Gr.-Par.
finden sich nur wenig g.-fiihrende Z. (in der Nähe der Gef.-Bdl.).
Die zweischichtige Ep. des Nekt. enthält etwas mehr hellgelben,
diff. G. als die normale Ep. des Höckers. Erst das Nekt.-Par.
enthält großtropfigen, ein wenig dunkleren N., der allerdings den
Farbton wie im Stiel nicht erreicht.
Stad. II. G. in der sez. Ep. etwas reichlicher als bei III,
tropfig, diff. Sehr viel intensiver ist das Nekt.-Par. gefärbt: Große
Tropfen in diff. Gr. -Substanz. Auch die bei III beschriebenen G--
führenden Z. sind schon etwas mehr gefärbt. Stad. I ziemlich
viel mehr als bei II. Ep. des Höckers fast g.-frei.
Stärke: Stad. III noch keine St. vorhanden.
Stad. II. Gr.-Par. des Höckers ist st.-frei, nur im Nekt.-
Par. mittelviel bläulich - violette St. vorhanden. Die sez. Ep.
scheint auch noch st.-frei zu sein.
Stadt. Ia. (frisch. Material) enthält auch im Gr.-Par. in der
Nähe der Gef.-Bdl. mittelviel St. Im Nekt.-Par. liegt nur noch
wenig St. Die sez. Ep. enthält nur an den Seiten etwas violette
St., die in der Mitte nur in äußerst geringen Spuren festzustellen
ist. Erwähnt sei hier noch die auffallende Verdickung der Mem-
bran unter der sez. Ep. in tangentialer Richtung. Diese Ver-
dickung besteht nur im Nekt.
Kristalle: Konnte ich nirgends feststellen.
Prunus cerasus. Kons. 3. 9. 13. (II); 28. 4. 14. (I).
Sekretion und Anatomie wie bei P. avium.
Gerbstoff: I. Die sez. Ep. hebt sich nicht so scharf wie
bei Pr. avium vom Nekt.-Par. ab; sie enthält hier viel tropfig-
traubigen G., der in der normalen Ep. des Höckers schwach hell-
gelb, diff. ist. Tiefbraun gefärbte G.-Ballen finden sich im Nekt.-
Par. und im Gr.-Par., etwas hellere in der Nähe der Gef.-Bdl.
Stad. II. Dieselben Verhältnisse, nur ist die Färbung etwas
intensiver.
Stärke: I. Im allgemeinen ist wenig St. vorhanden. Die
sez. Sch. scheint st.-frei zu sein, sehr wenig liegt im Nekt.-Par.,
wenig am Übergang zum normalen Blatt.
Stad. II. Ebenfalls wenig St. Sez. Ep. st.-frei, sehr wenig
im Nekt.-Par., feinkörnig, blau, mit geringer Anhäufung in der
Nähe der Gef.-Bdl. Das sonstige Gr.-Par. ist fast st.-frei.
Kristalle: II. Zahlreiche große Drusen im Nekt.-Par. und
einige auch im Gr.- Gew. Sez. Ep. enthält nie Kristalle.
Prunus persica. Kons. 28. 4. 14.
Anatomie, Sekretion, Gerbstoff, Kristalle: Wie bei
P. avium.
Stärke: (frisch. Material 2. 9. 13.) Wie bei P. avium, auch
hier in der sez. Ep. (einschichtig) wenig violette St.
Böhmker, Beiträge zur Kenntnis der floralen und extrafloralen Nektarien. 193
Prunus Pa eins. Kons. 28. 4. 14.
Sekretion, Anatomie, Gerbstoff: Wie bei P. avium.
Stärke: Äußerst wenig- in der St.-Scheide des Stengels vor-
handen, im Höcker konnte ich nirgends St. feststellen, obwohl die
Sekretion sehr lange dauert.
Kristalle: Nur wenig im Höcker vorhanden.
Passiflora coerulea. Kons. 27. 8. 13.
Die Xekt. kommen am Blattstiel, am Rande der Blätter und
Stipulae vor. Am Blatttsiel sitzen sie auf den Spitzen der Höcker,
die allerdings oben etwas gekrümmt sind. Untersucht wurden
mehrere Stadien, vom normalen bis zum kleinsten, mit unbewaff-
netem Auge sichtbaren.
Sekretionsart: Abheben und Zerreißen der Kutikula.
Anatomie: Ähnlichkeit mit Prunus-Arten. In den Höcker
führt ein starkes, axial gelegenes Bdl., das sich unterhalb des Nekt.
verzweigt und dieses umgibt. Die Ep.-Z. des Höckers sind etwas
abgeflacht, groß. Das Gr.-Par. ist weitlumig mit großen Interz.
Oberhalb der Gef.-Bd.-Verzweigung fehlen letztere. Hier ist das
Gew. etwas jugendlicher, und unterhalb der sez. prismatischen Z.
sind ca. 3 Z.-Sch. tangential zum Nekt. gelagert. Die ziemlich
starke Kutikula wird abgehoben, und eine neue scheint gebildet zu
werden. (Vergl. im übrigen: Reinke, p 168; Aufrecht, p. 29.)
Chlorophyll: Findet sich im Höcker im Rindenpar. reich-
lich, im Nekt. und in den 3 tangential gelegenen Sch. fehlt es.
Gerbstoff: Im lebenden Zustande ist die Ep. des Höckers
durch Anthocyan rot-violett gefärbt, die Einsenkung an der Spitze
ist anthocyanfrei. Dementsprechend ist die Ep. des Höckers durch
G. gefärbt: Sehr intensiv braun, tropfig in diff. Gr.-Substanz; nach
oben zu nimmt die Färbung etwas ab. Aber auch die nach innen
folgenden Z. enthalten noch G.: 1. subep. Sch. mittelviel, 2. subep.
Sch. wenig, in den folgenden nach innen zu abnehmend. Das
Gr.-Par. enthält in der Mitte nur sehr wenig diff. N. Eine An-
häufung in der Parmchymscheide des Bdls. ist nicht zu erkennen.
Die oft durch 1 — 2 Querwände (in verschiedener Höhe) geteilten
sez. Ep.-Z. enthalten schaumig- diff., gelbbraunen N., gleichmäßig
im Zellinnern verteilt. Hier sowie in den subep. Partien des
Höckers ist also der G. früher als das Anthocyan ausgebildet. Die
Z. oberhalb der Verzweigungsstelle des Bdls. sind farblos.
Stärke: Untersucht wurden 2 Stad : In den sez. Z. und
oberhalb der Verzweigung des Gef. -Bdls. keine Stärke (vergl.
Aufrecht, p. 33). Reichlich körnige, rötlich braun gefärbte St.
liegt im Rindenpar. des Höckers, besonders reichlich direkt unter-
halb der Verzweigungsstelle. Die St. -Lagerung erstreckt sich an
den Seiten bis in die Spitze des Höckers. Die Ep. und 1. subep.
Sch. sind hier fast ganz st.-frei, die 2. subep. Sch. enthält wenig.
Im untersuchten kons. Material ließ sich nur noch am Grunde des
Höckers wenig St. nachweisen. An diesem Objekt lassen sich
sehr gut die Beziehungen zwischen St.- und G. -Lagerung dar-
Beihefte Bot. Centralbl. Bd. XXXIII. Abt. I. Heft 2. 13
194 Böhmker, Beiträge zur Kenntnis der floralen und extrafloralen Nektarien.
legen: In dev Ep. und 1. subep. Sch. viel G. — fast keine St.,
in der 2. subep. Sch. wenig G. — wenig St In den folgenden
Sch. sehr wenig G. — viel St.
Kristalle: Drusen von oxalsaurem Kalk fanden sich in Stad. I
äußerst reichlich im Par. direkt oberhalb der Verzweigungsstelle
des Gef.-Bdls, vereinzelt unten im Grundgew. Stad. II und III
wiesen viel weniger Kristalle auf.
Drynaria Lin na ei. Kons. 29. 8. 13.
Xekt. finden sich sehr reichlich auf der Unterseite und Ober-
seite der Fieder- und Nischenblätter Geschnitten wurde das Ma-
terial (frisches und kons.) vom selben Fiederblatte:
Sekretion (nach Sch wen dt1), P- 262) durch einzelne
Sp.-öff. und durch Diffusion durch die kutikularisierte Membran.
Anatomie: „Ein und dasselbe Nekt. kann sowohl auf der
Oberseite, als auch auf der Unterseite der Lamina Nekt. ab-
scheiden.“ *) Ep.-Z. zeigen in der Flächenansicht eine auf das
Nekt. konzentrisch gerichtete Lagerung. Sp.-öff. vorhanden. All-
mählicher Übergang vom Nekt.-Gew. zum Gr. -Par. In ersterem
kleine Interz, vorhanden. Gef.-Bdl. gehen an das Drüsengewebe
hinan. (Im übrigen vergl. Schwendt, p. 262.)
Gerbstoff: Die Ep.-Z. neben dem Nekt. enthalten tropfigen
N., oben größere Tropfen als unten, braun. Im Nekt. erhebliche
G. -Zunahme in den Ep., dunkelbraun, sehr viel. Ein Unterschied
besteht zwischen oben und unten nicht mehr. Außerhalb des
Nekt. findet sich im Gr.-Par. sehr feinkörniger bis diff. G. -Nieder-
schlag; im Nekt.-Par. ist jedoch nur großtropfiger, dunklerer G. zu
konstatieren, gleichmäßig verteilt. Diese Bräunung ist schon im
frischen Material vorhanden, doch nur diff. und scheint nicht so
intensiv zu sein.
Stärke: War weder im Nekt. noch im Gr.-Gew. zu ent-
decken, mit Ausnahme der Sp.-Öff. Auch frisch geschnittenes
Material zeigte mir in diesem Stad, der Entwicklung keine St.
G.- und St.-Verh. stimmen in Bezug auf das Nekt. mit den
Angaben Schwendts überein, nur ist nach ihm „im Blatt reich-
lich (St.) vorhanden“, die ich hier in diesem Stad, nicht kon-
statieren konnte.
Gossypium in di cum (arboreum X herbaceum) .
Kons. 12. 3. 14. und 27. 8. 13.
Nekt. sitzen auf dem Mittelnerv des Blattes, ca. 4 mm von
der Basis entfernt. Untersucht wurden 4 Stad.: 1) Blattspreite
5,7 cm lang, 5,7 breit, 2) 4,6 lang, 4,8 breit, 3) 3,4 lang, 3,0
breit, 4) 2,1 lang, 2,2 breit. 1 sez. ; 2 — 4 nicht sez.
Sekretionsart: Diffusion.
Anatomie: Der Hauptnerv ist an der Stelle des Nekt.
abgeflacht. Die normal wenig abgeflachten Ep.-Z. sind z. T. zu
») 1. c. p. 262.
Bö hm k er, Beiträge zur Kenntnis der floralen und extrafloralen Nektarien. 195
mehrzelligen Papillen urnge wandelt. Das sonst sehr weitlumige
Gr.-Par. ist unterhalb der Papillen sehr viel kleiner geworden.
Die Z. haben potyedr. Gestalt. (Im übrigen vergl. Schwendt,
p. 254.)
Chlorophyll: Fehlt im Nekt
Gerbstoff: I. In der Blattspreite ist der G. meist schau-
mig-tropfig ausgefallen, im Hauptnerv fehlt er im Par. Nur in der
Nähe der Gefäßbdl. ist er traubig ausgefallen. Erst die Papillen
enthalten äußerst reichlich großtropfigen, schmutzig -braunen N.,
gleichmäßig in den Papillen verteilt. Sehr viel kleinere Tropfen
liegen in den subep. Schichten. In den tieferen, auch noch klein-
zelligeren Partien ist kein G. ausgefallen. Neben dem Nekt. ent-
hält die 1. subep. Sch. kaum erkennbare Mengen von diff. N. In
diesen Z. ist in Stad. II bei weitem mehr tiefbrauner N. (diff.)
ausgefallen als in I.
Noch etwas mehr in Stad. III. und IV. Neben dem Nekt. ist
also der G. zur Zeit der Sekretion verschwunden! Jedoch tritt er
bei zunehmendem Alter wieder auf. Im Präparat vom 27. 8. 13.
zeigte die 1. subep. Sch. schaumigen, grauen N., weniger als bei
II — IV. In diesem alten Stad, sind auch einige Z. des übrigen
Par. mit schaumigem, schmutzig-bräunlichem X. erfüllt. In den
Papillen selbst hat der G. auch in I abgenommen. In II — IV ist
sehr viel mehr vorhanden. Im alten Stad, erreicht auch hier der
G.-Gehalt nicht die Höhe, wie in den jungen Stadien.
Stärke: Stad. I enthält reichlich St. in der Blattspreite,
sehr wenig feinkörnige im Gr.-Par. des Hauptnerven, mittel viel im
- Gef.-Bdl. Das Nekt. und auch die subep. plasmareichen Gew.
sind vollkommen stärkefrei. Stad II zeigt ähnliche Verhältnisse,
nur ist hier in dem subep. Gew. des Nekt. wenig körnige St. vor-
handen, die aber in III schon wieder spärlicher wird. Das alte
Stad, zeigt wie bei I keine St., überhaupt ist hier die St.-Lage-
rung spärlicher. Die Papillen scheinen stets st. -frei zu sein!
Das St. -Max. liegt bei II, das G.-Max. bei III/IV. Also tritt
erst das G.-Max., dann das St. -Max. auf.
Kristalle: Treten reichlich im Gef.-System auf, selten im
Par. Sobald Nekt. auftritt, finden sich auch im Par. wenige.
Stad. IV zeigt im Gefäßteil die normale Lagerung, jedoch sind die
Kristalle zwischen Nekt. und Gef.-Bdl. sehr spärlich vorhanden.
Tr . r , Kons. 2. 9. 13.
V i cia tabu. £ ,
' frisches Material
Nekt. auf der Unterseite der Stipulae.
Sekretionsart: Diffusion.
sez.
Anatomie: Vergl. B o n n i e r, p. 96/97 und R, e i n k e,
p. 138. Hervorheben möchte ich nur, daß in den Teilen unter-
halb der sez. Stellen das Gew. etwas jugendlicher bleibt. Die
Kutikula ist hier so dünn, daß die Nekt.-Absonderung durch Diffu-
sion vor sich gehen kann. Die Ep.-Z. sind neben dem Nekt. stark
abgeflacht (4:1; 5:1), zwischen den Papillen weniger.
V6*
196 Böhmker, Beiträge zur Kenntnis der floralen und extrafloralen Nektarien.
Chlorophyll: Sehr stark unterhalb des Nekt. reduziert.
Gerbstoff: Im normalen Teil der Stipulae enthalten
beide Ep. -Sch. troptigen und diffusen, peripher gelegenen N., die
obere viel, die untere sehr viel. Im Schwammpar. ist kein
G. ausgefallen. Erst in der Nähe des Nekt. findet man rundlich-
pol}Tedr. Zellen mit wenig diff. Niederschlag. Schon ca. 15 Z., be-
vor die Papillen auftreten, beginnen auch die 1. und später die 2.
subep. Sch. diff. N. zu führen. Die subep. Schichten der Ober-
seite werden nicht so sehr beeinflußt. Erst der sez. Stelle gegen-
über enthalten alle Z. diff. N., z. T. auch körnigen: Viel. Die Pa-
pillen enthalten im basalen Teil kaum G., sehr viel äußerst fein-
körnigen im Mittelstück und in den oberen Teilen. Ep.-Z., die
nicht zu Papillen umgewandelt sind, enthalten etwas weniger als
die subep. Sch.
Stärke: Die Chloroplasten führen im Gr.-Gew. wenig St.
Im Parench. unterhalb des Nekt. ist keine oder nur vereinzelt
feinkörnige St. zu konstatieren. AVenig liegt unterhalb der sez.
Z. in den 2 — 3 subep. Sch. und den normalen Ep.-Z. selbst, nach
innen abnehmend. Die Papillen enthalten keine Stärke!
Ligustrum vulgare. Kons. 29 8. 13.
Nekt, an der Blattunterseite in der Nähe der Mittelrippe.
Sekretionsart: Diffusion.
Anatomie: Auch hier sind einige Ep.-Z. zu Papillen um-
gewandelt, an denen Fuß, Stiel und Kopf zu unterscheiden sind.
Das darunter liegende Drüsengewebe ist wohl differenziert. Näheres
siehe Sch wen dt, p. 259.
Chlorophyll: Fehlt dem typ. Nekt.-Gew.
Gerbstoff: Im normalen Teil des Blattes enthält die
obere Ep. ziemlich viel diff., hellgelb-bräunlichen N., die untere
zeigt nur eine schwache Bräunung. Die Pal. enthalten nur sehr
wenig G. Im Schwammpar. kein G , mit Ausnahme der Parench. -
Scheiden: Wenig diffus. Eine sehr schwache Bräunung zeigt auch
das typische Nekt.-Gew., besonders an den Seiten. In den Ep.-Z.
ist etwas mehr G. vorhanden als in den subep. Nekt.-Z. (hellbraun),
z. T. in großen Tropfen, z. T. körnig, viel; doch viel weniger als
bei Gossypium.
Stärke: Beide Ep. und die Pal. sind vollkommen st.-frei,
sehr viel ist im Schwammpar. vorhanden. Die zu Papillen umge-
wandelten Ep.-Z. sind stärkefrei! Die dazwischen liegenden nor-
malen Ep.-Z. enthalten sehr wenig St. Eine bedeutendere An-
häufung ist wieder in der 1. und 2 subep. Z.-Sch. zu konstatieren,
während die 3. und 4. Sch. wieder fast st.-frei ist. Erst die folg.
Schwammpar.-Z. enthalten wie normal wenig schwarzblaue, z. T.
violett-blaue St.
Im frischen Material konnte ich dieselben Verhältnisse für
das Gr.-Par. feststellen, doch zeigte hier das typische Nekt. nur
noch sehr geringe Spuren von St. AA^ahrscheinlich ist das Stadium
schon älter gewesen, da die stets st. -freien Papillen schon etwas
geschrumpft erscheinen.
Böbmker, Beitrüge zur Kenntnis der floralen und extrafloralen Nektarien. 197
Sil e ne oriental i s. Kons. 24. 7. 13.
Eine ca. 1,5-2 cm lange Sch. dicht unterhalb der Knoten
sezerniert eine zuckerhaltige Flüssigkeit, die bald eintrocknet
Sekretionsart: Diffusion.
Anatomie: In der Mitte des Stengels ist das locker ge-
baute Mai'k, das durch den Gef.-Bdl.-Ring vom Sklerenchym ge-
trennt wird. Die Zellen des letzteren nehmen nach außen an
Weite ab, ziemlich plötzlich ist der Übergang vom sklerenchyma-
tischen zum Rindengew. Auf die kleinen sklerenchymatischen Z.
folgen sehr große Z. (St.-Scheide). Die 3 — 4 subep. Sch. führen
ziemlich viel Chlorophyll; Interz, sind im Rindengew. vor-
handen, im Sklerenchym nicht. Oberhalb und unterhalb des Nekt.
dieselben Verhältnisse. Die subep. Z. sind etwas abgeflacht dort,
wo einige Ep.-Z. zu Papillen umgebildet sind. Sie führen viel
weniger Chlorophyll ! Die Ep.-Z. sind hier nicht abgeflacht, son-
dern sogar etwas gestreckt Die Papillen bestehen aus einer
kleinen Basalzelle und nur einer sez. Z., dem Köpfchen. Die
Papillen überragen die Ep.-Z. um ca. 1/3 ihrer Länge und sind
oben ca. doppelt so breit. Da die sonst sehr starke Kutikula auf
dem Köpfchen nur sehr dünn ist, kann die Sekretion durch Diffu-
sion erfolgen.
Gerbstoff: Oberhalb und unterhalb der sez. Fläche ist
in den Ep.-Z. sehr viel diffuser N. vorhanden, oben etwas mehr als
unten, rotbraun. In der 1. subep. Z.-Sch. ist noch mittelviel, in
der 2. und 3. subep. Sch. nur noch wenig bis sehr wenig diff. G.
(gelblich-grün) zu konstatieren. Das ganze übrige Gew. ist g.-frei.
An der sez. Stelle ist die Ep. ebenso wie die darunter und darüber
liegenden Ep.-Z. gefärbt, desgl. die subep. Sch. Die Papillen haben
allein eine Verschiedenheit aufzuweisen. Hier ist der Niederschlag
körnig in diff. Gr.-Substanz, hellrot braun.
Stärke: Unten im Mark sehr wenig St. (körnig), oben
keine. Das Gef.-System ist vollkommen st. -frei. Unten im Skleren-
chym etwas St., oben keine. Unten in allen 3—4 subep. Rinden-
zellen sehr viel St., schwarz-blau, oben wenig in der 3. u. 4. subep.
Sch., in der 2. mittelviel und in der 1. viel. Epid. sind st.-frei,
nur in den Sp.-Öff. wenig. An der sez. Stelle nur in der St.-
Scheide wenig St. Ein Rad-Schnitt läßt dieselben Verhältnisse
noch deutlicher erkennen, vor allem die allmähliche Zunahme von
St. in größerer Entfernung von der sez. St. in der St.-Scheide,
blau, bei häufigem Anfärben violett.
II. Florale Nektarien.
a. Dicotylae:
1. Choripetalae :
Euphorbia s p l ende n s. Kons. 9. 8. 13. (sez.)
Flache Drüsen auf den kelchartigen Hüllen (umgewandelte
Hochblätter) sondern Honig ab
198 Bülmiker, Beitrage zur Kenntnis der floralen und extrafloralen Nektarien.
Sekretion: Abheben und Zerreißen der stark kutikulari-
sierten Membran (Braunfärbung- mit ClZnJ).
Anatomie: Die Drüse zeigt manche Ähnlichkeit mit dem
Nekt. von Ricinus communis. Ein starkes Gef.-Bdl., das sich
direkt unter der sez. Schicht gabelt und das Drüsengew. an den
Seiten umgibt, zweigt sich vom Hauptgef.-Bdl. ab. Das Gr. -Par.,
in dem das Gef.-Bdl. ziemlich zentral liegt, ist weitlumig; etwas
gestreckte Z.; große Interz. Letztere sind auch im Nekt.-Gew.
verhältnismäßig groß, doch kleiner als im Gr. -Par. Das Nekt.
fällt sowohl durch seinen Plasmareichtum, als auch durch seine
Kleinzelligkeit auf. Isodiametrisch-polyedr. Z., die allerdings nicht
mehr so meristematisch wie z. B. bei Ranunculus (s. u.) sind. Die
Ep.-Z. sind langgestreckt (7:1) mit gebogener Außenmembran.
Im Querschnitt sind sie regelmäßig sechseckig. Die Kutikula ist
gewellt.
Gerbstoff: Die Ep. - Z. des Nekt enthalten großtropfig
ausgefallenen Gerbstoff; in der 1. subep. Sch. ist er homogen-
körnig. Diese Differenzierung ließ sich schon am frischen Material
erkennen. Die Ep.-Z. führten sehr viel rotes Anthocyan, nur
einige wenige waren anthocyan-frei, desgl. die 1. subep. Sch. Von
der 2. subep. Sch. an enthalten die Z. (2 — 3 Z. tief) einen
schmutzig grün ausgefallenen Inhalt, körnig, der mit vielen kleinen
gelblich-grünlichen Tropfen vermischt ist. Woraus diese Tropfen
bestehen, sei dahingestellt; jedenfalls ist es kein Fett (.Reaktion
mit Alkohol und Äther). Das übrige Gr.- Par. ist bis auf sehr
wenige Z. gerbstoffrei. Die normale Ep. ist ebenfalls schmutzig-
grün gefärbt, enthält diff. G. und ebenfalls genannte Tropfen.
Stärke: Die Ep. führt sehr wenig feinkörnige St.; die 1.
subep. Sch. keine; die 2. und folg. Z.-Sch. enthalten mittelviel,
ebenfalls feinkörnige St. im ganzen Gewebe, mit geringer An-
häufung an den Seiten. Desgl. liegt noch mittelviel St. eben unter-
halb der Verzweigungsstelle des Gef.*Bdls. Weniger ist im parench.
Gr.-Gew. abgelagert, doch hier etwas grobkörniger. Ein anderes
am 1. 9. 13. frisch geschnittenes Objekt zeigt dieselben St.-Ver-
hältnisse wie das kons. Material. Doch war hier in der 2. bis
ca. 5. subep. Sch. der Drüse eine intensive Grünfärbung zu beob-
achten, die sich erst nach Monaten eingestellt hatte. Das Objekt
lag in Glycerin und war mit Chloraljod behandelt.
Sonstige Inhaltsstoffe: Im weitlumigen Par. fallen
im kons. Material helle, große, lichtbrechende Kügelchen auf, die
aber nach den angestellten Reaktionen mit Alkohol und Äther nicht
aus Fett bestehen können. Im frischen Material (Glycerinpräparat)
fehlen diese Tropfen fast ganz. Es sind hier nur äußerst kleine
Kügelchen zu konstatieren. Diese großen Tropfen kommen selbst
im Nekt. noch vor. Woraus diese Tropfen bestehen, habe ich
nicht bestimmen können. Vielleicht entsprechen sie den Milch-
saftkügelchen, wie Berthold1) solche für Asclepiadeen usw.
auch außerhalb der Milchgefäße nachgewiesen hat.
‘) Berthold, Gr., l’rotoplasmamechanik. Leipzig 188G. p. 29.
Böhmker, Beiträge zur Kenntnis der floralen und extrafloralen Nektarien. 199
Bougainvillea glabra. Kons. 9. 8. 13.
Nekt. sitzt am Grunde der Kronröhre.
Sekretion: Durch Saftventile (und Diffusion ?).
Anatomie: Das Hauptgef.-Bdl. geht in die Blütenachse,
Nebenbdl. in die Korolle und in den Kelch. Etwas über der Kelch-
ansatzstelle ist die Korolle inseriert, die unten etwas verdickt ist.
Das ist die Stelle des Nekt. Letzteres ist ungefähr 8 — 9 Z.-Sch.
breit und ca. 6—8 mal so lang als breit. Das Grundgew. ist nach
innen zu locker (wie Schwammpar.) gebaut; außen in der Korolle
sind die Z. etwas gestreckt.
Das Gef.-Bdl, der Korolle liegt im Par., nicht im Nekt.-Gew.
Letzteres ist engmaschiger als die Umgebung, seine Z. sind
polyedr.-isodiametrisch. Auch sind hier die Interz. bedeutend kleiner
als im Grundgewebe. Die Ep. besteht aus fast quadratischen bis
etwas gestreckten Z. Die Kutikula ist verhältnismäßig stark.
Zahlreiche Sp.-Öff. sind vorhanden, besonders im oberen Teile
des Nekt.
Gerbstoff: Ist nicht ausgefallen. Das Nekt. erscheint grau
wegen seines Plasmareichtums.
Stärke: Kons. 9. 8. 13. Die sez. Partie ist sehr plasma-
reich und enthält in diesem Stad, unten und in der Mitte nur
Spuren von feinkörniger Stärke, oben im Nekt. wenig, auch in der
Ep. wenig. Mittelviel St. liegt in den Schließzellen der Saftventile.
Erst in den auf das Nekt. folgenden Sch. ist mittelviel violett ge-
färbte St. abgelagert, oben mehr als unten. Die äußere Ep. ist
wieder st.-frei. Die Blütenachse ist st. -frei. Andere Verhältnisse
zeigt das frisch geschnittene Material. Unten ist im Nekt. noch
wenig schmutzig-violett gefärbte St. vorhanden, oben fast nichts
mehr. Auch die Ep.-Z. enthalten hier fast ebenso viel wie das
Nekt.-Par. In der Blütenachse ist ebenfalls viel St. vorhanden:
bläulich violett. Dieselbe Färbung zeigt die Partie zwischen den
Gef.-Bdln. und der äußeren Ep. der Kronröhre (sehr viel). Zwischen
den Gef.-Bdln. und dem Nekt. ist die St. (viel) braunrot gefärbt.
Kristalle: Raphiden, z. T. äußerst lang, liegen teils au
der Grenze des Grundgew. neben dem sez. Gew., teils auch in der
Blütenachse. In der letzteren sind sie bedeutend länger als in der
Kronröhre.
Aquilegia Skinueri. Kons. 10. 7. 13.
' Der Honig wird am Grunde des Sporns abgesondert. Es
wurden 2 Stad, untersucht: 1. normale Blüte, 2. junge Blüte 1,5 cm
lang inkl. Kelch.
Sekretionsart: Diffusion.
Anatomie: Das Nekt. ist sofort durch seine gelbe Farbe
kenntlich, desgl. durch die kleineren Zellen; sehr meristematisch.
Zwischen ihnen verlaufen sehr feine Interz. Allmählicher Über-
gang zum Gr.-Par. Im Nekt. sehr viel Plasma, im Grundgew.
wenig. Beide Gew. besitzen isodiametrisch - polyedr. gebaute Z.
Oberhalb des Nekt- nehmen die Z. des Grundgewebes allmählich
200 Böhmker, Beiträge zur Kenntnis der floralen und extrafloralen Nektarien.
längliche Formen an. Die Kronröhre zeigt im Querschnitt eine
ovale Form, die innere Wand ist mehr kreisförmig. Auf jeder
Seite von der Höhle liegen auf dem größten Durchmesser die
Hauptgefäßbdl., die unterhalb des Nekt, Zusammentreffen. Sie
liegen im Gr.-Par. Unten in der Kronröhre bildet das Nekt, einen
geschlossenen Ring, an den ringsherum kleinere Gef.-Bdl. direkt
herantreten. Die sez. Ep.-Z. sind viereckig. Im jungen Stad, ist
das Gewebe der Kronröhre noch nicht so locker wie im alten. Die
Zellen sind hier noch viereckig bis polyedrisch.
Gerbstoff: I und II. Im Nekt. kein G. Nur die äußere
Ep. führt viel gelbbraunen N., desgl. 1 — 2 subep. Sch. wenig. Die
innere Ep. oberhalb des Nekt. ist farblos.
Stärke: I. Die innere Ep. ist sowohl im Nekt. selbst als
auch oberhalb desselben st.-frei. Im Nekt. nimmt die Stärke all-
mählich nach innen zu. 2 — 3 subep. Z.-Sch. sind an der Stelle
der stärksten Sekretion meist noch st.-frei. Im Innern des Nekt.
liegt mittelviel St., im dahinter liegenden weitmaschigen Gew.
liegt wenig in kleinen Körnern. Oberhalb des Nekt. beginnt die
St.-Lagerung schon gleich in der 1. subep. Sch. Am meisten St.
(mittelviel-viel) liegt am oberen Rande des Nekt., das hier nur
noch an den breiten Stellen der Kronröhre vorhanden ist, also vor
den großen Gef.-Bdln. noch fehlt, und direkt oberhalb des Nekt.
Von hier aus nimmt die St.-Lagerung sehr bald ab. Äußere Ep.
ist st.-frei.
II. Im jungen Stad, war keine St. zu konstatieren.
Ranuncu Ins Kerneri. Kons. 28. 7. 13.
Nektarabsonderung zwischen Perigon und Honigschuppe.
Sekretionsart: Diffusion.
Anatomie: Vergl. Behrens,1) p. 52. Von dem sehr
weitmaschigen parenchymatischen Gew. grenzt sich das Nekt. ganz
scharf ab. Meristematisches Gew. mit großen Zellkernen. Kleine
Interz., plasmareich. Nur endet bei R. Kernen das Gef.-Bdl., das
zum Nekt. führt, nicht an der tiefsten Stelle desselben, sondern
verzweigt sich und umgibt das Nekt. an beiden Seiten. Der eine
Teil geht ins Perigon weiter (also ist kein besonderer Gefäßstrang
dafür ausgebildet wie Behrens es für R. Ficaria behauptet),
den zweiten Teil konnte ich bis zur Höhe des Nekt, in der Honig-
schuppe verfolgen. Hier scheint er zu enden (wie bei R. acris
nach Bonnier, p. 102).
Gerbstoff: I (alte Blüte). Im Nekt. selbst befindet sich
kein G. Wenig ist im umgebenden parench. Gew. vorhanden, be-
sonders in den äußeren Ep. -Zellen, gelbbraun, größere Tropfen in
diff. Grundmasse. Reichlicher diff. und z. T. auch tropfiger N.
(kein öl, Reaktion mit Alkohol und Äther) war in den Ep.-Zellen
an der Innenseite des Perigons und des Schüppchens oberhalb des
Nekt. zu konstatieren. An der Grenze von Nekt. und Gr.-Par.
fehlt er plötzlich.
l) Behrens, W. J., Die Nektarien der Blüten. Flora 1879.
ßöhmker, Beiträge zur Kenntnis der floralen und extrafloralen Nektarien. 201
II. normale Blüte: Dieselben Verhältnisse wie bei I, nur
scheint mir die Färbung etwas intensiver zu sein, besonders in den
inneren Ep.-Z,
Stärke: I enthält keine St. mehr. II. Im Nekt. selbst fin-
det sich keine St., wohl aber wenig bis mittelviel direkt unter der
Verzweigungsstelle des Bdls. in einigen Z., auch in tieferen Z., ist
noch wenig St. vorhanden, besonders in der Nähe des Gef.-Bdls.
Im Perigon liegt nur sehr wenig feinkörnige St.
Capp aris s p in o s a.
I kons. 3. 11. 13. II/V kons. 9. 8. 13.
Nekt. sitzt an der einen Seite der Blütenachse, unterhalb
zweier Perigonblätter. Untersucht wurden 5 Stad.: 1. verblüht,
2. offene Blüte (normal), 3. Knospe kurz vor dem Aufblühen, 1,1
cm lang, 1,3 cm breit, 4. 0,4 lang, 0,5 breit, 5. 0,2 lang, 0,25 breit.
Sekretionsart: Diffusion.
Anatomie: Das durch seine helle Farbe sofort auffallende
Nekt. wölbt sich etwas nach außen vor, in der Mitte (Richtung
oben ■*— » unten) eine kleine Rinne bildend. Im Innern besitzt es
die Form eines Schiffquerscbnittes. Es ist vom übrigen Gewebe
scharf abgegrenzt, sehr meristematisch; zahlreiche kleine Interz,
vorhanden. Die Ep.-Z. sind rechteckig abgeflacht mit etwas nach
außen gebogener Membran. Sp.-Öff. konnte ich auf dem Nekt.
nicht feststellen. Die Ep.-Z. sind noch etwas plasmareicher als
das Nekt.-Par. Letzteres ist von zahlreichen kleinen Gef.-Bdl.-
Endigungen netzartig durchzogen. Diese zweigen sich von größe-
ren ab , die das Nekt. umhüllen. Wo die Bdl. an der Grenze des
Nekt. fehlen, ist ein allmählicher Übergang zum Gr.-Par. zu kon-
statieren, dessen Z. rundlich-polyedr., z. T. auch ein wenig ge-
streckt sind. Zahlreiche große Interz. Mitten im Gr.-Par. liegt
der in die Blüte führende, sehr weite Gef.-Bdl.-Ring, der in der
Nähe des Nekt. unterbrochen wird. Die Gefäße biegen in der Höhe
des Nekt. um und gehen (zunächst nach unten) in das Perigon.
Von diesem Strang aus gehen Nebenbdl. ans Nekt. Auf der ent-
gegengesetzten Seite des Nekt. verzweigen sich die Gef.-Bdl. auch
und lösen sich z. T. auf. In der Höhe der höchsten Stelle des
Nekt. sammeln sie sich wieder.
In Stad. I sind die Membranen im Nekt. etwas stärker als
in den folgenden Stad. Das Nekt. wird zwar früh angelegt, aber
erst spät entwickelt. Im Stad. IV z. B. ist das Nekt. noch sehr
klein, äußerst meristematisch; Ep. ist schon ziemlich entwickelt!
Große Kerne, Interz, sehr fein.
Gerbstoff: Fehlt im Nekt. in allen Stad., nur die Ep.-Z.
und 2 subep. Z.-Sch. des Perigons enthalten viel rötlich-braunen
N. (diffus). Scharfe Grenze zwischen Perigon- und Nekt.-Ep. durch
die G.-Lagerung (vergl. Ranunculus Kerneri).
Stärke: I. (Längsschnitt). Unterhalb des Nekt. im Mark
mittelviel, oberhalb viel fast schwarze Stärke; in der Rinde: oberhalb
sehr viel, unterhalb viel. Die Gef.-Bdl. sind st.-frei. Das Nekt.-
202 B ö h m k e r , Beiträge zur Kenntnis der floralen und extrafloralen Nektarien .
Par. enthält keine St., wenig liegt in der sez. Ep. Direkt ober-
halb des Nekt. ist viel St. an der Grenze abgelagert.
Stad. II. Ein auffallender Unterschied besteht im Gr.-Gew.
nicht: im Mark viel, in der Rinde sehr viel. Im Nekt. selbst liegt
sehr wenig feinkörnige St-, in der Ep. etwas mehr als bei I. In
diesem Stad, ist das Nekt. sowohl oberhalb als auch unterhalb
durch zwei dicke St.-Streifen scharf abgegrenzt.
Stad. III. Im Gr.-Gew. ähnlich wie bei II, nur im ganzen
etwas mehr St. Oberhalb des Nekt. findet sich noch keine St.-An-
häufung, wohl aber an der unteren Grenze in prägnanter Weise
(heller, blau). Das Nekt. selbst enthält, besonders in den äußeren
Partien, wenig St., desgl. wenig iu der Ep.
Stad. IV. Noch mehr St. als bei III in allen Teilen des Gr.-
Gew., besonders an der unteren Grenze des Nekt. Das Nekt. ist
vollkommen st.-frei, desgl. die Nekt.-Ep.
Stad. V wie bei Stad. IV.
Zusammenfassung: Im Gr.-Gew. wird sehr früh reich-
lich St. abgelagert und bleibt auch selbst nach dem Verwelken der
Blüte zum großen Teil noch erhalten. Das Nekt. führt nie viel
St., im Stad. IV war noch keine zu konstatieren. Das Max. liegt
bei III (wenig), also kurz vor dem Aufblühen! und bei I ist alle
St. verbraucht. Die Nekt.-Ep. enthält auch erst im Stad. III St.,
erreicht bei II eine kleine Steigerung und nimmt bei I wieder ab.
Doch bleibt hier die St. länger liegen als im Nekt.-Par. Vor Be-
ginn der St.-Lagerung im Nekt. wird schon an seiner unteren
Grenze äußerst viel St. abgelagert, die schon von IV ab allmäh-
lich abnimmt, bis zum vollständigen Verschwinden in I. An der
oberen Grenze zuerst St. bei II. bei I schon etwas weniger,
Crambe grandiflora. Kons. 22. 8. 13.
Vier Höcker (2 größere, 2 kleinere) am Grunde des Frucht-
knotens sezernieren, sie liegen zwischen je zwei Staubgefäßen.
Untersucht wurden 2 Stad: 1. offene Blüte, 9 mm lang; 2. Knospe,
3 mm lang.
Sekretion: Diffusion.
Anatomie: Das Nekt. fällt besonders durch seine Klein-
zelligkeit und seinen Plasmareichtum auf. Es ist ziemlich scharf
abgegrenzt. Seine Z. sind polyedr. gebaut, ziemlich groß, nicht
mehr sehr meristematisch. An den Seiten des Nekt. sind die
Zellen etwas gestreckter, desgl. die Ep.-Z., viereckig, gestreckt.
Das Gew. des Gr.-Par. ist weitmaschiger, länglich runde Z., mit
großen Interz. Die Z. sind etwa doppelt so groß wie im Nekt.
Der Übergang vom Nekt. zum Gr.-Par. vollzieht sich schnell, in
ca. 2 Z.-Reihen. Gef. führen nicht in das Nekt. hinein, sondern
nur an der Grenze entlang.
Chlorophyll: Nicht vorhanden .
Gerbstoff: Im Nekt.-Par. liegt kein G., wohl aber in der
Nekt.-Ep. und zwar ist er hier tropfig (größere und kleinere
Tropfen in diff. Gr.-Substanz). Das Gr.-Par. ist g -frei. Nur die
Ep. enthält sehr wenig tropfigen N. (in beiden gelblich-bräunlich).
ßöhmker, Beiträge zur Kenntnis der floralen und extrafloralen Nektarien. 203
Stärke: In beiden Stad, ist im Nekt. keine St. vorhanden.
Viel liegt in der St.-Scheide des Gef.-Bdls. im Blütenstiel, beson-
ders nach oben hin, resp. gegen den Fruchtknoten zu. Im alten
Stad, ist unterhalb des Nekt. keine St. zu konstatieren, im jungen
liegt dort wenig. Das junge Nekt. zeigt bei Jodfärbung eine be-
sonders intensiv gelbe Farbe.
Althaea sulphurea. Kons. 2. 8. 13.
Nektarabsonderung aus 5 stumpf-zungenförmigen Gebilden am
Grunde des Kelches, ca. 1,5 mm hoch, 3 mm breit.
Untersucht wurden 2 Stad. : 1. offene Blüte, 2. kurz vor dem
Aufblühen.
Sekretion: Kollagenbildung in der Gipfelzelle der viel-
zelligen Papillen (Behrens, p. 118).
Anatomie: (vergl. außer Behrens auch Bonnier, p. 142).
Gef.-Bdl. führen in den Kelch und Abzweigungen auch direkt an
die sez. Regionen hinan. Sie liegen im Längsschnitt ziemlich in
der Mitte. Nach außen ist das Gew. sehr weitlumig, bis etwa
zur Höhe der sez. Partie, und geht dann in ein etwas engmaschigeres
Gew. über, das noch reichlich Chlorophyll enthält. An der Innen-
seite vom Gef.-Bdl. aus ist das Gewebe am Grunde locker, paren-
chymatisch mit ziemlich gleichmäßig verstärkten Membranen.
Große Interz. Unterhalb der sez. Partie wird das Gew. enger,
die Membranen sind etwas weniger verdickt, doch bleiben die
Interz, verhältnismäßig groß. Oberhalb der sez. Partie wird das
Gew. wieder weiter. Hier sind die Ep.-Z. sehr abgeflacht (5 : 1),
die an der sez. Stelle sämtlich zu langen, reichlich längs- und quer-
geteilten Papillen umgebildet sind. Die Basalzelle erhebt sich
kaum über das Niveau der nach oben folgenden Ep.-Z., auch ist
sie kürzer (3 : 1). Der Übergang von Ep.-Z. zu Papillen erfolgt
sehr rasch. Die 1. subep. Sch. scheint auch noch etwas abgeflacht
zu sein. Nach dem Grunde zu werden die Basalzellen immer
kürzer und am Grunde selbst erfolgt der Übergang zu den nor-
malen Ep.-Z. ebenso rasch, doch sind hier die Ep.-Z. bedeutend
kürzer (rundlich 2:1; 1:1) geworden. Die Kutikula ist hier sehr
stark, desgl. äußerst stark oberhalb des Nekt. Im Stad. II die-
selben Verhältnisse. Die Papillen sind schon weit ausgebildet, nur
noch um die Hälfte kürzer und noch nicht so oft geteilt.
Im Gr.-Par. (auf der Außenseite der Gef.-Bdl. und oberhalb
der sez. Stelle) finden sich große opaleszierende Schleimzellen,
häufig ganz in der Nähe der Bdl., dann lang gestreckt, sonst
mehr oval.
Gerbstoff: I. Im Gr. -Gew. ist kein G. vorhanden, auch
nicht direkt unterhalb der Papillen. Wenig diff. N. liegt nur in
der unteren Hälfte der Papillen, doch ist die Basalzelle meist g.-
frei. Farbton: hellgrün-bräunlich; Farbton des Gew. grau.
Stad. II. Papillen unten im Nekt. farblos, oben ganz gleich-
mäßig grünlich (diffus) gefärbt. Auch unterhalb der sez. Sch.
stellenweise grünlich diff. G., besonders oben.
204 B öh rake r , Beiträge zur Kenntnis der floralen uud extrafloralen Nektanen.
Stärke: Im ganzen Gr.-Gew. ist sehr viel St. (hellblau)
vorhanden, nur die Gef.-Bdl. sind st.-frei. Oberhalb und unterhalb
der sez. Sch. liegt überaus reichlich St., hinter dem Nekt. liegt
weniger, doch immerhin noch viel St. Die Papillen und 3 — 4 subep.
Sch. sind vollkommen st.-frei. II. etwas mehr St., nur die Papillen
sind st.-frei.
Kristalle: Sind überaus reichlich vorhanden. Oberhalb und
unterhalb der sez. Stelle sind sie in der Nähe der Gef.-Bdl. sehi-
zahlreich, im Gr. -Par. selten. Unter den sez. Papillen ist das
ganze Gew. bis zu den Gef.-Bdln. dicht mit Oxalatdrusen ange-
füllt, die sehr gleichmäßig verstreut liegen. In den Papillen finden
sich nie Kristalle, in der 1. subep. Sch. selten.
Tropaeohnn majus. Kons. 10. 7. 13. (sez.)
Nektarabsonderung im Grunde des Kelchsporns.
Sekretion: „Durch einzellige Ep.-Papillen vermittels Collagen-
bildung an der Spitze“ (nach Behrens, p. 145).
Anatomie: Vergl. Text und Figur bei Behrens, p. 145.
Erwähnt sei: Großzelliges Gr. -Par., kleinzelliges Nekt, Ep.-Z.
quadratisch. Sehr starke Kutikula, die durch ClZnJ gebräunt
wird. Einzelne Ep.-Z. sind zu kurzen Papillen umgebildet mit
zarter Kutikula Im Nekt Interz, vorhanden. Gef. liegen im
Gr.-Par.
Gerbstoff: Fehlt im Nekt, nur in der äußeren Ep. wenig
vorhanden.
Stärke: Nach Behrens1) zitiere ich: Während der Aus-
bildung des Gew. „weist Jod auch noch nicht die geringste Menge
von Stärke auf.“ Sobald das Gew. ausgebildet ist, ist das Gr.-Gew.
und Nekt.-Par. „dicht mit fester St. erfüllt.“ Bei Beginn der
Sekretion Abnahme der Stärke, Umwandlung derselben in Meta-
plasma. Hierbei „verschwindet die Stärke nach und nach, und
zwar in den der Oberfläche des Nekt. zunächst gelegenen Z. zu-
erst, im Innern des Nekt. zuletzt.“ Eigene Untersuchungen: Das
Nekt. ist am Grunde des Sporns plasmareicher als in den oberen
Teilen, nach außen von der helleren Ep. abgeschlossen. Auch sind
die tieferen Sch. des Nekt. plasmareicher als die Ep.-Z. und die
ersten subep. Sch. Damit stimmt auch die St.-Lagerung überein.
Die reichlichste, plötzliche Anhäufung befindet sich in den 4—5
subep. Z.-Sch., direkt oberhalb des Nekt , nach außen allmählich
abnehmend, also an der Stelle, wo das Gew. plasmaarm ist. Das
Nekt. selbst enthält in der Ep. keine oder äußerst wenig St., in
den ersten subep. Sch. sehr wenig. Erst in den tieferen Z.-Sch.
ist wenig vorhanden. Auch liegt unten im Sporn erheblich weniger
St. (geringe Anhäufung in der Nähe der Bdl.) Es bleiben in allen
Z. nur Spuren von sehr feinkörniger St. übrig. Erst das Nekt.-
Par. enthält wieder mehr St , (mittelviel) viel. Die äußere Ep. ist
st.-frei.
*) 1. c. p. 150—151.
Böhmker, Beiträge zur Kenntnis der floralen und extrafloralen Nektarien. 205
Diese Tatsachen stimmen mit Behrens’ Angaben überein:
St.-Abnahme zuerst in den inneren subep. Z.-Sch., dann allmählich
nach außen fortschreitend. Auch soll nach Behrens die erste
St, -Abnahme im parenchym. Gew. stattfinden, doch findet sich ober-
halb des Nekt. und in den äußeren Partien des Sporns mittelviel
(viel) St. Jedenfalls wird in diesen Gew. also nicht gleich die
ganze St. verbraucht. Im Phloem der Bdl. fand ich wenig St., im
Xylem keine. Nach Behrens sollten beide st.-frei sein.
Linum flavum. Kons. 10. 7. 13.
Nektarabsonderung aus fünf muldenförmigen, in der Mittellinie
der Staubgef. gelegenen Grübchen. Untersucht wurden 2 Stadien:
1. normale Blüte, 2,0 cm lang; 2. Knospe, 1,3 cm.
Sekretion: Durch Diffusion und einige wenige Sp.-Öff.
Anatomie: Gef.-Bdl. führen nicht ins Nekt. hinein. Das Gr.-
Gew. besteht aus ovalen (bis rundlichen) Z. Sehr viel kleiner, also
jugendlicher, hat sich das Nekt,-Par. erhalten. Seine Z. sind oval
bis polyedr. In beiden Gew. sind Interz, vorhanden. Die Ep.-Z.
des Nekt. sind rechteckig abgeflacht, aber viel größer als die Nekt.-
Z. Die oberhalb der sez. Stelle gelegenen Ep.-Z. sind mehr rund-
lich bis quadratisch.
Gerbstoff: Sehr stark gebräunt sind die Z. in der Nähe
der Gef.-Bdl. im Blütenstiel; im Staubgef. enthalten nur die Ep.-Z.
und die Z. in der Umgebung der Gef.-Bdl. G. Nur am Grunde ist
hier eine Ausnahme zu konstatieren. Das Nekt. ist durch diese
Bräunung scharf vom übrigen Gewebe zu unterscheiden. Seine
Ep.-Z. zeigen einen gelblich-braunen Farbton und führen mittelviel
diff. G. Etwas weniger liegt im übrigen Nekt.-G. ziemlich
gleichmäßig verteilt; doch ist der Niederschlag hier sehr feinkörnig.
Oberhalb des Nekt. in der Ep. weniger als in der Nekt.-Ep. Das
Grundgewebe enthält nur in einigen wenigen Z. schaumigen Nieder-
schlag, nur in der Umgebung des Nekt. ist viel diff. G. vor-
handen. II. Etwas intensivere Bräunung, der Niederschlag grob-
körniger, z. T. tropfig, besonders oberhalb des Nekt.
Stärke: Bei schwacher Vergrößerung fällt zunächst die
St.-Lagerung im Blütenstiel, am Grunde des Fr.-Kn. und im unteren
Teile der Staubgefäße auf. In letzteren findet sich eine hellgelbe
Zone, die äußerst plasmareich ist. Unterhalb dieser Zone ist die
St.-Lagerung am stärksten, nach oben zu nur wenig abnehmend.
Auch bei starker Vergrößerung ist in dem Nekt. keine St. zu finden.
Die Ep. ist ebenfalls st.-frei, ausgenommen die Saftventile. Scharfe
Grenze zwischen Nekt. und Gr.-Gew. in der St.-Lagerung! Über-
aus viel St. liegt in der Nähe des Nekt , nach innen allmählich bis
viel abnehmend. In der St.-Scheide der Gef.-Bdl. geringe Zunahme.
In II überall etwas mehr St
Sedum angulatum. Kons. 10. 7. 13.
Honigabsonderung von 5 am Blütengrunde symmetrisch ange-
ordneten freien Höckern, die sich zwischen Krön- und Staubblättern
206 B ö h m k e r , Beiträge zur Kenntnis der floralen und extrafloralen Nektarien.
befinden. Untersucht wurden 2 Stadien: 1. normale Blüte, 2.
Knospe kurz vor dem Aufblühen.
Sekretion: Diffusion.
Anatomie: Der sehr dichte Gef -Bdl.-Ring des Stengels
zerteilt sich am Grunde des Fr. -Kn. Der Hauptteil geht in die
Achse des 5-fächerigen Fr.-Kn., die Nebenteile in die Perigon-
blätter. Von diesen gehen wieder Teile zu den Staubgefäßen. In
das typische Nekt.-Gew. führen keine Gefäße, wohl aber verlaufen
sie an dessen Grenze. Die Ep.-Z. des Nekt. sind größer als im
Nekt.-Par., etwas abgeflacht. Iuterz. auch im Nekt. vorhanden.
Chlorophyll: Ist wohl im Blütenstiel, aber nicht im Nekt.
vorhanden.
Gerbstoff: I und II. G. ist im allgemeinen sehr reichlich
vorhanden und zwar in Idioblasten, die sich meist an die Gefäß-
Bdl. anschließen. Auch im Mark des Stengels sind Idioblasten
vorhanden, hellbraun gefärbt, während erstere tiefbraun sind. Vom
Haupt-Gef.-Bdl. ziehen sich G. -Idioblasten zum Nekt. hinüber, ent-
lang den Nebenbdln. Somit liegen am Grunde des Nekt. zahlreiche
G.-Idioblasten, die sich in der Fruchtkn.-Wand fortsetzen. Die et-
was gestreckte Ep. des Nekt. enthält sehr viel G. (tiefbraun), auch
im Z.-Saft gelöst, in dem sich noch tropfiger Niederschlag findet.
Die Ep. oberhalb des Nekt ist auch tiefbraun gefärbt. Im Nekt-
Par. finden sich ganz zerstreut einige — natürlich kleinere —
Idioblasten. Der G. liegt im Zellsaft, in der Mitte der Zelle ist
der Kern sichtbar. Sein Inhalt ist plasmareich, körnig, im kons.
Material grau gefärbt. Zwischen Nekt. und innerer Fr.-Kn -Wand
befindet sich wieder eine farblose Zone. Nur die Ep. der inneren
Fr.-Kn.-Wand enthält äußerst viel G., ununterbrochen in jeder Zelle.
Vergleichen wir mit diesen Untersuchungen die Ed. Wagners1),
so finden wir, daß die in Punkt 1, 2, 4, 5, 8 der Zusammen-
fassung aufgeführteu Resulate vollkommen hiermit übereinstimmen.
Stärke: I. Sehr viel St. ist im Mark und mittelviel im Gr.-
Par. des Stengels, ferner zwischen innerer Fr.-Kn. -W. und Haupt-
gef.-Bdl. sehr viel vorhanden. In der Nähe der Verzweigungsstelle
des Gefäß-Bdl. -Ringes im Gr.-Gew. Anhäufung zu: Viel. Diese An-
häufung reicht bis in die Nähe des Nekt. Zwischen Staubgefäß
und innerer Fr.-Kn. -W. (also oberhalb der Ansatzstelle des Nekt.)
ist noch wenig St. vorhanden. Direkt oberhalb der Ausatzstelle
des Nekt. liegt sehr wenig. Z., die G. enthalten, führen keine St.
oder nur sehr wenig. In der Mitte des Fruchtknotens liegt um
das Bdl. herum sehr viel St., sich an den Flanken der Hohlräume
fortsetzend bis zur äußeren Ep. Zwischen der inueren Fr.-Kn. -W.
und dem Nekt. befinden sich nur geringe Spuren von Stärke. Im
Nekt. selbst ist keine Stärke zu konstatieren.
II. Hier sind alle Partien mit überaus viel St. erfüllt. Der
Ort der Ablagerung ist derselbe wie bei I, in allen Teilen sehr
viel mehr. Nur hat die Anhäufung direkt unter dem Nekt. nicht
*) Wagner, E., Über das Vorkommen und die Verteilung des G. bei
den Crassulaceen. Diss. Göttingen 1887.
Bö b mk er, Beiträge zur Kenntnis der floralen und extrafloralen Nektarien. 207
ini selben Verhältnis zugenommen wie im übrigen Gew., nicht viel
mehr als bei I. Besonders erwähnt sei hier, daß sich in diesem
Stad, sogar im Nekt. Stärke findet. Die Ep. bleibt st.-frei, in der
Spitze sind nur Spuren vorhanden, mittelviel liegt am Grunde des
Nekt., hier geringe Anhäufung an den Seiten zeigend. Auch das
Gewebe zwischen innerer Fruchtknoten -Wand und Nekt. enthält
wenig St.
Kristalle: Treten in Form von Kristallsand auf, in nicht all-
zugroßer Zahl und zwar im Mark des Stengels, an der Fr.-Knoten-
basis, in der Achse des Fruchtknotens (außerhalb des Gefäß-Bdls.)
und zwischen Nekt. und Hauptgefäß-Bdl. oberhalb des Nebengef.
Meist ist er in großen Zellen abgelagert. Auch die in Bezug auf
Stärke und Kristalle gemachten Angaben W agners (Resultate 11, 12)
stimmen mit diesen Ergebnissen überein.
Passiflora coerulea. Kons. 9. 8. 13.
„Nekt. kleidet die innere, konkave Seite des kesselförmigen
Perianthiums aus“ (Stadler,1) p. 44). Untersucht wurden 2 kons.
und 2 frische Blüten.
Sekretion: Diffusion.
Anatomie: Großzelliges Grund-Gew. Kleinzelliges Nekt.-
Gew. In letzterem auch noch feine Interz, vorhanden. Die sez.
Ep. ist von einer kontinuierlichen Kutikula (ziemlich stark) bedeckt,
diese wird am Ringwulst etwas dünner. Das Gefäß-Bdl.-System
ist ganz dem Nekt. angepaßt (vergl. Stadler, p. 44 ff.).
Gerbstoff: Ist nirgends im Nekt. vorhanden, nur in der 2.
Saftdecke ist an der Spitze viel G. traubig ausgefallen. In allen
Z. ist hier auch noch diff. G. vorhanden. Diese Stelle war bei
dem frischen Material auch durch Anthocyan rot gefärbt.
Stärke: kons. Material. Der Blütenstiel enthält viel St.,
sehr viel (blau) in der St.-Scheide des Gefäß-Bdl. -Ringes. In der
Nähe des an das Nekt. herangehenden Gefäß-Bdls. liegt etwas
weniger St. Das Nekt. selbst enthält nur wenig mehr. Nur einige
Zellkomplexe — bald oben, bald unten im Nekt. — führen noch
viel. Sehr viel St. liegt jedoch noch in dem übergebogenen Wulst.
Die Ep. ist überall frei von St. Die 1. (innere) Saftdecke ent-
hält wenig, gleichmäßig verteilt, die 2. (äußere) wieder viel, doch
ist an der Spitze (Stelle der G.-Lagerung!) nur wenig vorhanden.
Das zweite kons. Material zeigt ganz andere Verhältnisse. In
allen Teilen bedeutend weniger St. vorhanden, im Nekt. selbst
keine, viel nur in dem Ringwulst. In der 2. Saftdecke sehr wenig-
st. Geringe Mengen zeigt auch die St.-Scheide des Gefäß-Bdls.
unterhalb des Nekt. Das Gr.-Par. ist st.-frei. Wenn auch diese
Blüte kleiner als die erste war, so scheint sie aber doch schon alt
zu sein oder die Ernährungsverhältnisse sind hier ungünstiger ge-
wesen. Schon Stadler (p. 46) gibt an, daß das Nekt. der Knos-
*) Stadler, S., Beiträge zur Kenntnis der Nektarien und Biologie der
Blüten. Diss. Zürich 1886.
208 Böhmker, Beiträge zur Kenntnis der floralen und extrafloralen Nektarien.
pen durch einen außerordentlichen Gehalt an St. ausgezeichnet sei,
daß er aber in einer 2 Tage alten Blüte St. nur noch in dem vor-
springenden Wulst gefunden hat.
Bessere St. -Verhältnisse zeigten die frischen Stadien: Im
Blütenstiel wenig St., ebenfalls sehr wenig im Gr.-Gew. Die Zone
zwischen den beiden Gef.-Strängen enthält viel St. Äußerst reich-
lich ist das Nekt.-Gew. selbst damit (dunkel violett) angefüllt, von
seiner tiefsten Z.-Sch. an bis zur übergebogenen Spitze. An den
tiefsten Stellen liegt am wenigsten (doch noch viel), am meisten
in dem Ringwulst (äußerst viel). Die Ep. ist st.-frei, fast st.-frei
ist die innere Saftdecke, desgl. die äußere. Das Nekt. ist äußerst
plasmareich. Die St.-Abnahme findet also zuerst unten im Gew.,
zuletzt an der am stärksten sez. Stelle statt!
Das in Glycerin aufbewahrte Material ließ sich mit Chloraljod
sehr schwer nachfärben. Die Schnitte mußten erst wieder in
reines Chloraljod gebracht weiden. Auch so kam die tiefblaue
Farbe bei dem frischen Material erst langsam zum Vorschein.
Vielleicht ist die Diffusion durch verschleimten Zellinhalt verlang-,
samt worden (?).
Kristalle: Drusen von oxalsaurem Kalk finden sich beson-
ders reichlich im Stengel in der Umgebung der Gefäß-Bdl. unter-
halb der Nekt. -Ansatzstelle. Oberhalb kommen sehr viel weniger
vor. Nur vereinzelt konnte ich sie im Nekt. selbst feststellen, und
dann auch nur in den mittleren und tieferen Z.-Sch. Etwas reich-
licher treten sie im Ringwulst auf. Nach Stadler sind in Knospen
keine Kristalle vorhanden, daher sind sie als Nebenprodukt des
Stoffwechsels aufzufassen (p. 46).
2. Sympetalae.
Gentiana brevidens. Kons. 8. 7. 13.
Nektarabsonderung erfolgt am Grunde des Fruchtknotens; die
sez. Stelle umgibt den Fruchtknoten ganz und ist ca. 0,12 bis
0,15 cm hoch. Untersucht wurden 2 Stadien: 1. normale Blüte,
2. Knospe direkt vor dem Aufblühen.
Sekretion; Loslösen und Sprengen der Kutikula in kleinen
Teilen!
Anatomie: Das Mark des Stengels ist äußerst locker ge-
baut, ähnlich wie das Schwammpar. im Blatt. Ein Gef.-Bdl.-Ring
führt in den Fruchtknoten, in großer Entfernung am Nekt. vorbei.
Die Fr.-Kn.-W. besteht aus großen, länglichen Z., die an der Basis
kleiner (1 : 2) werden. Hier sind sie mehr rundlich-polyedr. Die
Interz, sind ziemlich groß, Ep.-Z. länglich radial gestreckt, 1 : 2.
Die subep. Z. werden nach innen zu allmählich größer; sie liegen
lockerer und sind nicht mehr sehr meristematisch. Oberhalb des
Nekt. sind die Ep.-Z. ziemlich quadratisch.
Gerbstoff: Ist in beiden Stad, nicht ausgefallen.
Stärke: Sämtliche Gew. in der Nähe des Nekt., sowie das
Nekt. selbst sind vollkommen st.-frei. Nur die St.-Scheide der Bdl.
führt auf der inneren Seite wenig St.
B ö li m k e r , Beiträge zur Kenntnis der floralen und extrafloralen Nektarien. 209
l)as Xekt. ist schwach grün gefärbt. Zahlreiche kleine
Chlor opiasten finden sich darin, die aber nur in dem Diskus
auftreten, ca. 7 — 8 Z.-Sch. tief. Auch die Ep. führt Chlorophyll.
Bei II ist noch nicht so viel Chlorophyll erkennbar.
Borrago officinalis. Kons. 8. 7. 13.
Schwach verdickte Partien an der Basis der Frucht-Knoten
sezernieren. Untersucht wurden 3 Stad.: 1. aufgeblüht, 2. kurz
vor dem Aufblühen, 3. jüngere Knospe.
Sekretion: Diffusion und Sp.-Öff.
Anatomie: (vergl. auch Bonnier, p. 124 und Behrens,
p. 245). Der Gefäß-Bdl -Ring des Blütenstiels zerteilt sich an der
Basis des Fr.-Kn., der Haupteil geht in die Frucktknoten weiter,
Seitenzweige führen ins Perigon und in den Kelch. Das Xekt.
sitzt sehr tief am Fr.-Kn., eben oberhalb der Ansatzstelle des
Perigons. Es besteht aus isodiametrischen Z., die von kleinen
Interz, durchsetzt sind. Seine Ep.-Z. sind rundlich quadratisch.
Im alten Stad, sind die Ep.-Z. des Fr.-Kn. langgestreckt (sonst
meist umgekehrte Verhältnisse). Die Kutikula ist sehr zart. Saft-
ventile sind vorhanden. Eine scharfe Grenze zwischen Gr.-Gew.
und Xekt. besteht nicht. Die Zellen des ersteren werden allmäh-
lich größer, auch die Interz, werden größer. Besonders reichlich
sind diese am Grunde des Fr.-Kn. Diese Partie, die in der Jugend
aus polyedr. Z. besteht, streckt sich im ausgewachsenen Zustande
und zwar zuerst in der Mitte der interz. -reichen Partie. Die Z.
sind dann langgestreckt (10:1). Während das Xekt. bei I alseine
kaum auffällige Wölbung am Fr.-Kn.-Grunde auftritt, sehen wir in
jüngeren Stad, an dieser Stelle eine stark vorgewölbte Partie, die
sehr frühzeitig auftritt. Das Gew. des Xekt. wird schon voll-
ständig ausgebildet, während der Fr.-Kn. klein bleibt. Erst nach
der vollständigen Ausbildung des Xekt. beginnt der Fr.-Kn. sich
zu strecken.
Chlorophyll: Ist im Xekt. nicht vorhanden, es tritt erst an
der Grenze zum Gr.-Gew. auf.
Gerbstoff: Je nach dem Alter können wir hier 3 Stadien
unterscheiden: Stad. III. Bei schwacher Vergrößerung fällt sofort
die äußerst intensive Bräunung im Xekt. und iu der Fr.-Kn.-W.
auf, ferner zwei breite Streifen, der eine direkt unterhalb des Fr.-
Knoten, der zweite in der Mitte des Ovars (dieses ist schwächer
gebräunt). Im Xekt. liegt am meisten G. in der Ep., diff. mit
kleinen Tropfen. Etwas weniger liegt in der 2. subep. Sch., nach
innen allmählich abnehmend, so daß eine helle Zone zwischen
Xekt. und Fr -Kn. -Basis entsteht. Im Xekt.-Par. liegt mittelviel
diff. X , im Gr.-Par. wenig. Eine Differenzierung zwischen äußerer
Fr.-Kn.-Ep. und Xekt.-Ep. besteht nicht, nur ist der G. an der
Spitze mehr tropfig (dunkelbraun) ausgefallen. Auch hier nimmt
der G. nach innen ab. Xur in halber Höhe des Fr.-Kn. tritt in
der ganzen Breite der Fr.-Kn.-W. eine stärkere Anhäufung auf,
aber nur in der äußeren Partie. Der breite Streifen am Grunde
14
Beihefte Bot. Centralbl. Bd. XXXIII. Abt. I. Heft 2.
210 Böhmker, Beiträge zur Kenntnis der floralen und extrafloralen Nektarien.
des Fr.-Ku. besteht aus diff. X., in dem sich zahlreiche große G.-
Tropfen finden. Auch in dem Ovar besteht der Niederschlag haupt-
sächlich aus großen Tropfen, in etwas schwächer gebräunter
Gr.-Masse.
Stad. II. Der G. hat in allen Teilen stark abgenommen.
Schon tritt eine Differenzierung zwischen Xekt.-Ep und äußerer
Fr.-Kn.-Ep. auf. In dieser ist der X. dunkler gefärbt Im Nekt.-
Par. scheint der X. schaumig-körnig ausgefallen zu sein; in der
Ep. diff. mit einzelnen Tropfen. Auch hat die G. -Lagerung an
der Basis des Fr.-Kn. in dem interz.-reichen Gew. erheblich ab-
genommen und zwar zuerst in der Mitte des Streifens. Die oberen
und unteren Partien des Streifens sind noch deutlich sichtbar.
Direkt über dieser Stelle erscheint die innere Fr.-Kn.-Ep. g -frei.
Auch im Ovar tritt keine besondere Differenzierung mehr auf:
mittelviel schaumig-diff. Niederschlag.
Stad. I. Noch weiter geht die G.-Abnahme in der offenen
Blüte. Das ganze Xekt-Gew. ist fast vollkommen g.-frei!, nur
vereinzelt tritt sehr wenig diff. X. auf, dagegen zeigt direkt dar-
über die Fr.-Kn.-Ep. viel braun gefärbten X. In diesem Stad, hat
der Fr.-Kn. seine definitive Größe erreicht.
Die Basis hat sich sehr gestreckt; der G. ist nur noch in
der unteren Partie dieser Zone erhalten geblieben.
Zusammenfassung: Das frühzeitig angelegte Nekt. enthält
äußerst viel G., verliert diesen z. T. bei seiner weiteren Aus-
bildung und ist zur Zeit der Sekretion fast ganz st.-frei. Interes-
sant ist das Verschwinden des intensiv gefärbten Streifens in der
Basalpartie des Fr.-Kn. Sobald dieses Gew. zu wachsen beginnt,
tritt auch der G. zurück. Schließlich verschwindet der G. in der
Mitte und oben ganz, wenn das Gew. die riesige Streckung erfährt.
Nur an der unteren Grenze, die sich nicht streckt, bleibt der G.
liegen!
Stärke: In sämtlichen untersuchten Stad, ist im Nekt. keine
St. zu finden. Sehr viel St. ist in der St.-Scheide im Blütenstiel
vorhanden (intensiv violett). Da sich der Gef .-BdL -Ring am Grunde
des Fr.-Kn. verbreitert und einige Seitenzweige in die Nähe des
Nekt. führen, so finden wir auch in nicht allzugroßer Entfernung
von ihm St. Im Stad. III scheint die St.-Lagerung im Blütenstiel
etwas intensiver zu sein, doch ist der Unterschied nur sehr gering.
Über den Inhalt im Nekt. sagt Behrens, p. 246: „Das Meta-
plasma dieser Pflanze enthält also nur Stoffe amylo'idischer Natur,
aus denen zu gewissen Zeiten flüssige Schleimsubstanzen ausge-
schieden sind; Proteinkörper kommen in ihm nicht vor.
Ürobanche speciosa (auf Vicia faba). Kons. 9. 8. 13.
Nekt. sitzt am Grunde des Fr.-Kn. An der Seite der großen
Unterlippe ist die sez. Fläche fast doppelt so groß als die ihr
gegenüberliegende. Es wurden 5 Stad, untersucht: 1. Blüte 2,2;
2 — 5 Knospen 1,6; 1,3; 0,7; 0,4 cm lang.
Sekretion: Diffusion und Sp.-Öff.
Bölimker, Beiträge zur Kenntnis der floralen und extrafloralen Nektarien. 211
Anatomie: Das Gef.-Bdl. verzweigt sich direkt unterhalb
des Nekt., geht jedoch nicht in dieses hinein! Das Gr.-Par. ist
sehr weitlumig. Große Interz. Eine scharfe Grenze zwischen
Nekt.- und Gr.-Par. besteht nicht. Allmählicher Übergang. Im
typischen Nekt.-Gew. sind die Z. rundlich polyedr. Sie sind auf
einer jüngeren Stufe der Entwicklung stehen geblieben. Die Ep.
ist einschichtig, ihre Kutikula sehr zart. Die Ep.-Z. sind ebenso
hoch wie die nach oben folgenden Ep -Z., aber nur ca. x/3 so breit
wie diese. Im Nekt. kleinere und größere Interz.
Gerbstoff: Stad. I. Bei schwacher Vergr. fällt das Nekt.
sofort durch seine tiefere Bräunung auf. Der G. tritt, wie die
folgenden Stad, zeigen werden, sehr früh auf. Am meisten G.
führen die Ep.-Z.: viel, tropfig in diff. Gr.-Masse. Etwas weniger
ist in der 1. und ff. subep. Sch. vorhanden. Der G.-Gehalt nimmt
nach innen zu allmählich ab und erreicht schließlich den Farbton
des übrigen Gr.-Gew. (ungefähr an der Grenze des Nekt.). Die
Ep. des Gr.-Par. enthält mittelviel tropfigen G. Auffallend ist die
starke G.-Lageruug am Grunde des Nekt. in großen und stark
lichtbrechenden Tropfen. Solche große Tropfen begleiten auch die
Gef.-Bdl., die in die Fr.-Kn.-W. gehen. Oberhalb des Nekt. ist
nur wenig tropfiger Niederschlag in sonst farblosen Z. vorhanden.
Stad. II und III. Ähnlich wie in I. Ob in II etwas weniger
G. vorhanden ist, ist mir nicht ganz klar, doch kann der Unter-
schied nur sehr gering sein.
Stad. IV und V. Hier scheint etwas mehr G. abgelagert zu
sein, vor allem sind die Tropfen größer (wie an der Basis des
Nekt. in I), besonders in der Ep. und 1. subep. Sch. Doch fehlt
hier meist die diff. Färbung, die in I— III vorhanden war.
Stärke: Stad. I. Im Stengel der Blüte liegt sehr viel St.
in dem weitmaschigen Gr.-Gew. — nicht peripher, sondern an
der physikalisch tiefsten Stelle der Zellen. Doch tritt diese St.-
Lagerung sehr gegenüber der in der Fr.-Kn.-W. zurück. Hier be-
sitzen alle Z. überaus reichlich St. Eine weitere Steigerung er-
fährt die St.-Lagerung nach dem Nekt. zu. Das selbst dünn ge-
schnittene Objekt wird fast undurchsichtig am Grunde des Nekt.
Die oberen Partien des Nekt sind in diesem Stad, verhältnismäßig
hell. Die Ep. und 1. subep. Sch. sind sogar fast st. -frei. Nur an
der Grenze von Nekt- und Fr.-Kn.-W. tritt wieder eine erhebliche
Steigerung (allmählich) auf, die nur von dem st -freien Bdl. durch-
zogen wird. Also genau umgekehrt wie die Gerbstofflagerung!
Oberhalb des Nekt liegt in der Ep. nicht so viel St. (wenig bis
mittelviel) wie im Gr.-Gew. (viel). Die innere Fr.-Kn.-W. scheint
st.-frei zu sein; dafür enthält sie aber äußerst große G.-Tropfen.
Stad. II. Maximum der Stärkelagerung. Hier ist überall
im Gr.-Gew. gleich viel St. vorhanden; nur im Nekt. ist äußerst
viel St. abgelagert, auch in der Ep. Der Schnitt erscheint tief-
schwarz.
Stad. III. Innere Fr. -Kn. -Ep. ist st.-frei. Nekt.-Ep. enthält
nur sehr wenig St., im Nekt.-Par. bedeutend weniger als bei II,
überall ziemlich gleichmäßig verteilt (bei I nicht).
14*
212 Böhmker, Beiträge zur Kenntnis der floralen und extrafloralen Nektarien.
Stad. IV. Stärkemengen ungefähr wie bei III, doch liegt
hier am Rande weniger als in der Mitte und oben weniger als
unten, ein Unterschied, der bei III nicht mehr bestand. In der
Mitte viel, oben und am Rande wenig St.
Stad. V bestätigt ebenfalls diese Verhältnisse. In den äußeren
1 — 3 Z.-Sch. keine oder wenig St.
Resultat: Stärkemaximum und G.-Max. fallen nicht zusammen.
Erst G.-Max., dann St.-Max ! Die St.-Abnahme erfolgt im Nekt.
zuerst außen, allmählich nach innen fortschreitend, auch zuerst
oben beginnend. Bei der St.-Lagerung genau umgekehrt.
Stadler, der Lathraea Squamarici auf dieselben Verhältnisse
untersucht hat, kommt für die St.-Lagerung zu einem ähnlichen
Resultat (p. 12): „In den jungen Blüten findet man sowohl im
Nekt. als auch in den benachbarten Gew. reichlich St. . . . (sie)
nimmt gegen die Ep. hin an Menge zu. In älteren Blüten ist
weniger, in eben verwelkten meist gar keine mehr vorhanden.
Sie verschwindet zuerst in den vorderen und hinteren Teilen sowie
in der Ep., zuletzt in der mit dem Fr.-K. verbundenen Ecke
des Nekt.“
Für G. sollen nach Stadler aber ganz andere Verhältnisse
vorliegen: „Da Ferriacetat und Ferrichlorid . . . keine Wirkung
hervorbrachten, fehlt es an G.“ Leider standen mir im hiesigen
Garten nur Blüten von Lathraea clandestina zur Verfügung. Aber
auch dieses Objekt Zeigte im Nekt. einen intensiven Niederschlag
bei der Behandlung mit K2Cr207.
Nicotiana Sander ae. Kons. 20. 8. 13.
Honigabsonderung findet am Grunde des Fr.-Kn. statt. Unter-
sucht wurden: 1. offene Blüte 8,7; la 7,5; 2 — 4 Knospen: 7,0; 4,4;
2,5 cm lang. 1 und 3 — 5 sind aus einem Blütenstand!
Sekretion: Diffusion und Spaltöff.
Anatomie: (Ähnlichkeit mit Borrayo und Orobanche.) Der
Gef.-Bdl.-Ring des Blattstiels teilt sich am Grunde des Fr.-Kn.
Der Hauptteil geht in die Mitte des Fr.-Kn., Seitenäste führen
ins Perigon. Oberhalb dieser Verzweigungsstelle gehen nochmals
Nebengef. vom Hauptgef. ab, um die Fr.-Kn.-W. zu innervieren.
Auf diese Weise ist das Nekt. von Gefäßsträngen flankiert; in
dieses führen keine Gef.Bdl. hinein. Das Gr. -Par. ist aus weit-
maschigen, lockeren Zellen aufgebaut. Große Interz. Dadurch,
daß Gef.-Bdl. am Nekt. entlang führen, ist letzteres ziemlich ab-
gegrenzt. Hier sind die Z. engmaschiger (1 : 1), polyedr. Sehr kleine
Interz. Die Ep.-Z. des Nekt. sind ziemlich groß, rechteckig, ab-
geflacht bis quadratisch. Die Kutikula ist äußerst zart. Auch die
1. subep. Sch. ist meist noch etwas abgeflacht, rechteckig. Ober-
halb des Nekt. nehmen die Ep.-Z. gestreckte Formen 1:2 an;
die Höhe bleibt dieselbe.
Chlorophyll: Im Nekt. findet sich kein Chlorophyll, ober-
halb liegt an der Außenseite wenig.
Böhmker, Beiträge zur Kenntnis der floralen und extrafloralen Nektarien. 213
Gerbstoff: Stad. I. G. ist mittelviel vorhanden; am meisten
in der Ep., dunkle große Tropfen. Die Tropfen werden im
Nekt.-Par. etwas heller und nach innen zu allmählich etwas kleiner.
Meist liegt in jeder Z. ein Tropfen, oder seltener hängen mehrere
Tropfen traubig zusammen Außerdem ist in allen diesen Z. noch
sehr wenig diff. N. vorhanden. In der Nähe der in die Fr.-Kn.-W.
führenden Bdl. ist nur noch äußerst wenig feinkörniger N. zu
konstatieren. Eine plötzliche Anhäufung zeigt wieder die innere
Fr.-Kn.-Ep., die mittelviel diff.-schaumigen Niederschlag führt. Im
Gr.-Par. unterhalb des Nekt. ist wenig schaumiger Niederschlag
vorhanden. Direkt oberhalb des Nekt. ist in der Fr.-Kn.-W. an
der Außenseite noch mittelviel N. vorhanden (tropfig), wie im
Nekt., aber nach oben ziemlich plötzlich abnehmend. In den
höheren Partien führen nur noch die Ep. G., innen diff.-schaumig,
außen tropfig.
Stad. II und III dieselben Verhältnisse, nur scheint mir in I
etwas mehr vorhanden zn sein. Doch ist der Unterschied nur
äußerst gering. In I war in einzelnen Zellen traubiger G. zu
konstatieren gewesen, in II und III ist jedoch in jeder Z. meist
nur ein Tropfen vorhanden.
Stärke: Stad. I. In der St.-Scheide des Hauptgef.-Bdls. im
Blütenstiel sehr viel St., im Gr.-Gew. keine. In den tieferen
Partien des Nekt. findet sich nur noch in einzelnen Z. wenig St.,
nach außen allmählich zunehmend. Eine ziemliche Anhäufung ist
in den Randpartien in halber Höhe der sez. Stelle zu konstatieren.
Die Ep. enthält im Nekt. überall und oberhalb (außen!) mittelviel
fast schwarz gefärbte St. Sehr viel liegt in der 1. — 4. subep.
Schicht, nach innen, oben und unten allmählich abnehmend, so
daß oben und unten im Nekt. nur noch die Ep. und 1. subep.
Sch. nennenswerte St. (mittelviel) führen. Stad. II zeigt eine
starke Anhäufung: im ganzen Nekt.-Gew. äußerst viel St., in der
Ep. etwas weniger, aber immerhin noch sehr reichlich. Die
Stärkelagerung zeigt besonders an der Unterseite eine sehr scharfe
Grenze (entlang den Gef.-Bdln.). In den tieferen Sch., in der
Nähe der in die Fr.-Kn.-W. führenden Gef., etwas weniger St.,
doch ist auch hier noch sehr viel vorhanden. Im Gr.-Par. ist
nur in den St.-Scheiden St. vorhanden. Stad. III. Lagerung wie
in I; nur ist hier weniger St. vorhanden, an der Stelle der
stärksten Lagerung 3 Sch. dick. Die Ep. ist fast ebenso gefärbt
wie die 2 subep. Sch. In Stad. IV ist noch keine St. vorhanden,
ausgenommen in den Sp.-Öff.
Die St. wird also zuerst in der Ep. und in den Randpartien
in mittlerer Höhe abgelagert; allmählich schreitet die Lagerung
nach allen Seiten weiter fort. Die St.-Abnahme erfolgt in genau
umgekehrter Reihenfolge! Die G. -Lagerung ist in diesen Stadien
schon konstant!
Gloxinia hybrida. Kons. 9. 8. 13.
Fünf lappenförmige Gebilde umgeben den Fr.-Kn., sind jedoch
nur an der Basis mit ihm verwachsen. Untersucht wurden:
214 Böhmker, Beiträge zur Kenntnis der Horalen und extrafloralen Nektarien.
I. kons., II. frisches Mat.: 1. offene Blüte, 2. kurz vor dem Auf-
blühen, 3. sehr junge Knospe.
Sekretion: Durch Diffusion und einige wenige Sp.-öff.
Anatomie: Gef.-Bdl. führen nicht direkt in das Nekt., wohl
aber enge, iui Querschnitt ziemlich quadratische Siebröhren, die
von größeren plasmareichen Geleitzellen begleitet sind. Diese
Siebröhren gehen bis in die Spitze des Lappens. Das Gewebe,
auf dem das Nekt. steht, ist aus ziemlich rundlichen, weitmaschigen
Z. aufgebaut. Große Interz. Im Nekt. bedeutend kleineres
Gew.: polyedr. Z. Die Zellwände sind ziemlich stark, da die
mechanischen Elemente hier fehlen. Dies ist besonders in den
unteren Partien zu erkennen. Das Gew. ist hier älter als im
oberen Teil des Nekt. Mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit ist hier
oberhalb der älteren Partie eine basale Vegetationszone zu kon-
statieren, etwa in 1/3 der Höhe des Lappens. Oberhalb sind die
Z. weniger meristematisch. Von dem Nekt. -Par. hebt sich scharf
die Ep. ab; ihre Z. sind gestreckt (1:2) und enthalten je einen
großen Kern.
Gerbstoff: Die Ep.-Z. heben sich oben vom Nekt.-Par.
durch schwachen tropfigen G.- Gehalt ab. In letzterem ist er
zusammengeballt. Einzelne Z. oder Z. -Komplexe führen etwas
mehr G. Eine Steigerung in der G.-Lagerung ist im unteren
Teil des Lappens zu erkennen. Hier liegt in der Ep. viel tropfiger
G., doch nicht gleichmäßig verteilt. Einzelne Z. zeigen tiefere
Bräunung. Fast ebenso intensiv wie die Ep.-Z. sind die axialen
Z. gefärbt, besonders in der Nähe der Siebröhren. Am deutlichsten
zeigt ein Längsschnitt die G.- Verhältnisse. Hier finden wir den
G. in Form eines Kegels abgelagert, dessen Basis mit der Basis
des Nekt. zusammenfällt. Die Basis des Lappens ist ganz mit G.
gefüllt (bis ca. der Höhe). Die Spitze des Kegels liegt un-
gefähr eben unter der Mitte des Lappens. Die normale Ep. führt
keinen G., das Gr.-Par. sehr wenig.
Stärke: Das kons. Mat. führte im Nekt. keine St., sehr
wenig im Gr.-Par. Ähnlich bei frischem Mat. Hier war aller-
dings in den basalen Regionen sehr wenigst, vorhanden. Unter-
schiede ließen sich in den 3 Stad, nicht feststellen. Bemerkt sei
noch, daß sich das Nekt. und z. T. die darunter liegenden Z. in
Glyzerin und Chloraljod nach längerer Zeit rötlich gefärbt haben
(im frischen Mat.)!
Symphoricarpus racemosa. Kons. 10. 7. 13.
Nektarabsonderung von ca. 1/i des Umfangs der Blumenkrone
bis zu ihrer halben Höhe. Untersucht wurden 2 Stad. 1. normal,
2. kurz vor dem Aufblühen.
Sekretion: Kollagenbildung.
Anatomie: Das Gr.-Gew. besteht aus lockeren, rundlichen
Z., dazwischen nicht sehr große Interz. Die äußeren Ep.-Z. groß,,
rechteckig bis ein wenig gestreckt; die 1. subep. Sch. ist nur
noch halb so groß. Innere Ep.-Z. neben dem Nekt. etwas abge-
B öhmke r , Beiträge zur Kenntnis der floralen und extrafloralen Nektarien. 215
flacht, so hoch wie die 1. subep. äußere Sch.; im Xekt. sind sie
z. T. rechteckig, z. T. zu einzelligen Papillen umgebildet. Das
ganze Xekt.- Gewebe ist kleinzelliger.
Gerbstoff: I. Die äußere Ep. und 1. subep. Schicht ent-
halten sehr viel diff. X'. In der 2. subep. Sch. ist nur noch sehr
wenig vorhanden. Bis auf einige wenige Z., die auch noch eine
sehr schwache Bräunung zeigen, ist das übrige Gr.-Gew. g.-frei,
mit Ausnahme der die Bdl. begleitenden Z.: mittelviel, hellbrauner X.
Xeben dem Xekt. enthält die innere Ep. mittelviel, diff., hell-
braunen X., einige Z. der 1. subep. Sch. enthalten wenig. Sobald
das Xekt. auftritt, führt die ganze 1. subep. Sch. mittelviel diff. X.,
z. T. auch körnig-schaumigen. Die Ep.-Z. selbst, sowohl die
Papillen wie die normalen Z., enthalten reichlich körnig-tropfigen,
schmutzig -grauen Xiederschlag. Gleichzeitig tritt hier diff. X.
auf. Selten liegt G. im basalen Teile der Papillen, fast immer
im Köpfchen. Die Grundmasse in den ausgewachsenen Papillen ist
ziemlich farblos. In Stad. II ähnliche Verhältnisse. Die äußere
Ep. und 1. subep. Sch. sind tiefbraun gefärbt. Das Gr.-Par. ent-
hält nur wenig G. mehr als bei I. Die innere Ep. ist auch etwas
stärker gebräunt und die größten Papillen enthalten auch noch
diff. G.
Stärke: Bei I im Gr.-Gew. und in den Papillen keine St.
(ausgenommen in den Sp.-Öff. des Perigons). Bei II desgl., nur
ist hier in den St.-Scheiden der Bdl. wenig St. (blau) vorhanden.
Kristalle: Kalkdrusen und Oktaeder kommen sehr reichlich
zwischen der Bdl.-Zone und der sez. Stelle vor, weniger zwischen
den einzelnen Bdl. und zwischen der Bdl.-Zone und der äußeren
Ep.; desgl. weniger im Xekt. In der sez. Ep. selbst konnte ich
keine Kristalle erkennen, wohl aber schon in der 1. subep. Sch.
Auch in II sind die Kristalle schon sehr reichlich in derselben
Verteilung vorhanden.
Cucumis seit iv us. Kons. 22. 8. 18.
Xektarabsonderung „am Boden eines nackten, fleischigen
Xapfes“ (Knuth II, 1, p. 419). „Die Xekt. bestehen aus einem
etwa 1 mm dicken Sekretionsgew. mit Wasserspaltöff. an
der Oberfläche. Der ausgeschiedene Xektar ist Stärke, welche
vom Protoplasma oder durch ein besonderes Ferment in Zucker
umgewandelt wird“ (daselbst). Untersucht wurden 7 Stad.l — 2. Frucht
schon 1.5 resp. 0,9 cm lang, 3. offene Blüte, 4 — 7. Knospen: 1,3;
1,0; 0,8; 0,6 cm lang. Bei 3 war das Xekt. ca. V2 mm dick und
6 mm breit.
Anatomie: Vom Blütenstiel führen Gef.-Bdl. in die Blüten-
achse, von denen sich Xebenbdl. abzweigen, die in die Perigon-
blätter und ins Xekt. führen. Eine Zeitlang verlaufen sie an der
Grenze des Xekt., doch sind auch kleine Verzweigungen im Xekt.
zu beobachten. Das Xekt. umgibt das Andrözeum, bezw. Gynä-
zeum als breiter fleischiger Ring. Seine Z. sind kleiner als die
des Gr.-Par., ein scharfer Übergang besteht jedoch nicht. Im
216 Böhmker, Beiträge zur Kenntnis der floralen und extrafloralen Nektarien.
Gr.-Gew. große Interz.; im Nekt. kleine. Die Z. des Xekt, sind
rundlich, (locker), bis polyedr., ca. l/2 so groß wie die Z. des
Gr.-Gew. Die Ep.-Z. sind abgeflacht, viereckig mit etwas nach
außen gebogener Membran. Die Kutikula ist etwas verdickt.
Zahlreiche Sp.-Öff.
Das Xekt. wird schon sehr früh angelegt, zuerst wölbt sich
ein oben flacher Zellkomplex in Form eines Kegelstumpfes vor.
aus dem sich später der lappige Ring bildet. Eine solche Vor-
wölbung betrug bei meinen Objekten ca. 1,2 mm. Im jungen
Stad, sind die Z. des Xekt. -Par. noch nicht so rund, sondern
polyedr. Auch sind engere Interz, als hei alten Stad, vorhanden.
Gerbstoff: fehlt vollkommen, sowohl an der Basis, als auch
im Xekt.
Stärke: An der Blütenbasis (also unterhalb des Fr.-Kn.) ist
im Stad. I eine geringe Ansammlung von St. (mittelviel — bläulich)
zu konstatieren; ebensoviel liegt in der Mitte des Griffels. Das
Nekt. selbst ist st.-frei, nur führen noch die Sp.-Öff. wenig St.
In Stad. II ist auch im Xekt. keine St. mehr vorhanden;
desgl. im Gr. -Par. Nur eben oberhalb des Ovars ist zwischen
den Gef.-Bdln. wenig bläuliche St. abgelagert. Die beiden ersten
Stad, waren, wie oben erwähnt, zwar noch blühend, hatten aber
bereits ihre St. verbraucht und wahrscheinlich die Sekretion ein-
gestellt. Daß das ältere Stad, noch etwas mehr St. führte, liegt
wohl an der Stellung der Blüte oder an sonstigen biologischen
Verhältnissen.
Stad. III. Das Xekt. ist viel plasmareicher als bei I und II.
Wenig St. liegt an der Basis des Xekt. in der Mitte, mittelviel
liegt im Blütenstiel (hellblau — violett), außerhalb des Gef.-Bdl.-
Ringes.
Stad. IV. Das vorgewölbte Xekt. ist tiefschwarz durch J. ge-
färbt: äußerst reichlichst. WenigSt. liegt an der Basis der Blüte,
desgl. wenig außerhalb der Blüte. Das Xekt. ist somit in Bezug
auf die St.-Lagerung scharf abgegrenzt. Die St.-Lagerung ist nur
durch Gef.-Bdl. unterbrochen, die st.-frei sind. Auch in der Ep.
liegt viel St., nur etwas weniger als im Xekt.
Stad. V. Ähnliche Verhältnisse, nur liegt iu allen Teilen
weniger, doch immer noch reichlich St., bläulich-schwarz. Sie ist
ziemlich gleichmäßig im Xekt. verteilt, nur findet sich an der
Oberfläche eine geringe Anhäufung.
Stad. VI. Keine St. im Xekt. In der Ep. sehr wenig in
den Sp.-Öff. Im Blütenstiel, außerhalb des Gef. -Bdl. - Ringes
wenig St,
Stad. VII wie VI.
Außerdem wurden frische Blüten geschnitten (etwa Stad. I
entsprechend): Im ganzen Xekt. noch viel St. (hellblau). Die Ep.
ist vollkommen st.-frei.
Aus der Betrachtung der einzelnen Stad, geht zur Genüge
hervor, daß bei Ablagerung der St. zuerst das Nekt. dazu benutzt
wird, gleichzeitig die Basis und die Ep. nur in geringem Grade.
In der Basis bleibt die St. ziemlich konstant, bis auch sie später
Böhuiker, Beiträge zur Kenntnis der floralen und extrafloralen Nektarien. 217
vor dem Verblühen verbraucht wird, jedenfalls ist in der Basis
noch St. vorhanden, wenn das Nekt. schon keine mehr enthält.
Das Nekt. häuft im Knospenzustande äußerst reichlich St. an, um
sie sehr schnell in Zucker überführen zu können. Das Gew. wird
sehr plasmareich und nach längerer Sekretion plasmaarm. Die
Ep. enthält sehr früh St., gibt sie aber bei Beginn der Sekretion
zuerst ab. Das St.-Max. liegt direkt vor dem Aufblühen.
Cucurbita Pepo. Kons. 8. 7. 13.
Nektarabsonderung, Sekretionsart, Anatomie wie bei
Cucumis sativus.
Gerbstoff: Ist nicht vorhanden.
Stärke: Findet sich überaus reichlich an der Übergangsstelle
vom Blütenstiel zum Nekt. (an der Basis) als ca. 0,8 mm breiter,
4 mm tiefer, 4 mm langer Streifen (tiefschwarz). Das Nekt. selbst
ist fast vollkommen st.-frei, nur einige wenige Z. enthalten sehr
wenig St. Gef.-Bdl. sind st.-frei.
Mit Cucumis sat. verglichen, fällt sofort die Verschiedenheit
in der St.-Lagerung auf. Während bei letzterem das Nekt. selbst
St. speicherte, bleibt es bei Cucurbita davon frei, und dafür wird
die Basis mit Reservestärke angefüllt!
Codonopsis ovata. Kons. 8. 7. 13.
„Ein das Ovar umgebender fünflappiger Ring sondert Nektar
aus.“ (Knuthill, 2, p. 199.) Er ist nach Paasche1) in lebendem
Zustande blauschwarz gefärbt.
Sekretion: Diffusion; nur in den äußeren Partien des Lappens.
Anatomie: DasGr.-Gew. ist ziemlich weitlumig und besteht
aus rundlichen, unregelmäßig angeordneten Z. Große Interz. An
der sez. Stelle wird das Gew. etwas engmaschiger (nicht mehr
sehr meristematisch), doch bleibt es locker; die Z. behalten ihre
Form bei. Interz, kleiner. Die Ep. besteht aus abgeflachten,
viereckigen Zellen, die oft doppelt so hoch sind wie die Ep. -Zellen
des Lappens neben dem Nekt. (nach innen zu). Die Kutikula ist
stark gewellt, dünn, aufgequollen. Die Sekretion erfolgt wahr-
scheinlich durch Diffusion, da Sp.-Öff. zu fehlen scheinen. Gef.-Bdl.
gehen nicht ins Nekt.
Gerbstoff: Fehlt im Gr.-Par. Im Nekt. ist er auch nur in den
Ep.-Z. vorhanden, wenig, zusammengeballt in diffuser Gr.-Masse.
Ebenso fehlt G. in den nach innen zu liegenden Ep. -Zellen des
Lappens. Die gekörnte Plasmamasse zieht sich, allmählich an
Dicke abnehmend, bis zur Mitte hin.
Stärke: Ist nirgends vorhanden, weder im Gr.-Gew. noch
im Nekt.
9 Paasche, E., Beiträge zur Kenntnis der Färbungen und Zeichnungen
der Blüten und der Verteilung von Anthocyan und Gerbstoff in ihnen. Dies.
Gott. 1910. p. 87.
218 Böhmker, Beiträge zur Kenntnis der floralen und extrafloralen Nektarien.
Paasche gibt noch für Cod. ov. an (p. 87): „Innerhalb des
Nekt. gelbe Chromatophoren in den ersten 4—5 subep Sch.;
innere Ep. frei. Anthocyan ebenfalls in den 4 — 5 hypodermalen Sch.“
Camp anul a Vidalii. Kons. 10. 9. 13.
Lage wie bei Codonopsis ovata; Nekt. ist im lebenden Zu-
stande gelb gefärbt.
Sekretion: Diffusion. Sp.-öff. sind sehr spärlich vorhanden.
Anatomie: Wie bei Cod. or. Nur sind hier die Ep.-Z. des
Nekt. mehr quadratisch. Die Ep.-Z. des Lappens neben dem Nekt.
haben wohl dieselbe Höhe wie die des Nekt., sind aber nicht so
breit (3 : 2). Gefäße gehen auch hier nur ans Nekt. hinan. Im
Nekt. keine oder äußerst kleine Interz., nach innen zu allmählich
zunehmend.
Gerbstoff: In der Nekt. -Ep. ist nur sehr wenig zusammen-
geballter N. vorhanden. Die tieferen Sch. haben sehr feiukörnigen
Inhalt, doch keinen G. Die Ep.-Z. des Lappens neben dem Nekt.
zeigen eine grünlich -schmutzige Farbe, sehr wenig zusammen-
geballten N. in diff. Gr.-Masse. Auffallend ist die G.-Lagerung in
der ganzen äußeren Ep. des Fr.-Kn.: sehr reichlich, diff., gelblich-
braun bis dunkelbraun, nach unten dunkler werdend. Unten ist
auch die 1. subep. Sch. hellgelb gefärbt, nach oben bald ab-
nehmend.
Stärke: Eine eigentümliche Rotfärbung, die erst nach
längerer Zeit bei Wiederholung der Färbung auftrat, zeigt hier
(wie oft bei Campanulaceen) das frisch geschnittene Nekt. Die
Nekt.-Ep. ist bis auf sehr wenige Sp.-öff. vollkommen st.-frei.
WTenig liegt in der 1. subep. Sch., in der 2. sehr wenig. Dann
folgt eine Zone, die keine St. führt. Erst in der Gegend, wo die
großen Interz, liegen, ist wieder wenig St. abgelagert. Auffallend
ist die Änderung, die die St.-Lagerung in der Ep. neben dem Nekt.
erfährt. Während die Nekt.-Ep. st.-frei war, findet sich mittelviel
St. daneben in der normalen Ep. Die 1. subep. Sch. enthält hier
nur noch Spuren von St. Das ganze tiefere Gew. ist st.-frei.
Das kons. Mat., das am selben Tage konserviert war, zeigte keine
St., doch ist es nicht ausgeschlossen, daß die Blüte etwas älter
gewesen ist.
Die St.-Abnahme setzt in der Ep. also dort ein. wo G. (im
Nekt.) auftritt! .
b. Monocotylae.
1. Septalnektarien.
Allgemeine anatomische Verhältnisse.
Da die Sept.-Nekt, schon sehr oft anatomisch untersucht
wurden1) und vor .allem, da sie im großen und ganzen einen ähn-
*) Behrens, 1. c. p. 86. — Graßmann, F, Die Septalnektarien. Flora.
1884. p. 113. — Stadler, 1. c. p. 1. — Schniewind-Thies, J., Beitrag
zur Kenntnis der Septalnektarien. Jena 1897.
Böhmker, Beiträge zur Kenntnis der floralen und extrafloralen Nektarien. 219
liehen Bau zeigen, werde ich mich damit begnügen, kurz den
typischen Bau solcher Nekt. zu skizzieren und gelegentlich auf
einige Unterschiede aufmerksam zu machen.
Nach Graßmann kommen Sept.-Nekt. nur bei Monocotylen
vor und sind „durch teilweise Nichtverwachsung der Fruchtblätter
in den Septen“ entstanden. Ihre Form ist sehr variabel; so können
wir sehr einfache gerade Nekt. finden, wie bei Liliaceae etc. oder
schlangenförmig gewellte, die uns zu den herrlich verzweigten
zickzackartigen Formen der Bromeliaceae und Musaceae führen.
Fehlen die Sept.-Nekt. ganz, so ist an ihrer Stelle meist ein starkes
Gef.-Bdl. entwickelt, und die Nektarabsonderung wird dann vom
Perigon oder von epigynen Drüsen übernommen. An der Basis
des Fr.-Kn. verzweigen sich im normalen Falle die Gef.-Bdl. und
gehen teils in der Fr.-Kn. -W., teils in den Septen nach oben.
Einerseits wird das an sich lockere Gew. des Fr.-Kn. dadurch ge-
stützt, andererseits wird dadurch die Zufuhr von Sekretionsmaterial
erleichtert.
Das Nekt.-Gew. unterscheidet sich scharf von dem Gr.-Par.
Die sez. Z. sind gestreckt, haben sehr dünne Membranen und be-
einflussen auch noch die 1 — 2 subep. Sch., die meist auch etwas
gestreckte Formen annehmen. Alle sind sehr plasmareich. Der
Übergang zum Gr.-Par. vollzieht sich allmählich. In vielen Fällen
ist auch noch ein äußeres Nekt. vorhanden, dessen Ep.-Z. auch
eine Formänderung erfahren haben. Die sez. Z. werden kleiner,
ihre Kutikula sehr dünn. Doch sind hier auch oft Sp.-Öff. zu
konstatieren. Die Sekretion erfolgt fast immer durch Diffusion.
Die Ausmündungsstelle des Nekt. ist je nach der Lage des
Fr.-Kn. verschieden. Ist der Fr.-Kn. oberständig, so mündet das
Nekt. unten am Fr.-Kn. und der Nektar fließt in dem äußeren Nekt.
zum Blütenboden hinab. Beim unterständigen Fr.-Kn. steigt der
Nektar im Nektarium oder in senkrechten Kanälen so lange empor,
bis er den Blütenboden erreicht hat.
Butomus umbellatus. Kons. 14. 7. 13.
Knuth gibt Nekt. -Absonderung am Grunde des Fr.-Kn. an,
doch ohne nähere Bezeichnung des sez. Organs. Graß mann be-
hauptet (p. 115), daß die Helobiae überhaupt keine Sept.-Nekt. be-
säßen. Derselben Ansicht ist Schniewind-Thies. Jedoch konnte
ich in den nur am Grunde verwachsenen 6 Fr.-Kn. 6 Sept.-Nekt.
feststellen, die auch den typischen Bau der gewöhnlichen Sept.-Nekt.
zeigen. Der Honig kann nur dadurch nach außen gelangen, daß
er in der Spalte bis zur Trennungsstelle der einzelnen Fr.-Kn.
hinaufsteigt und dann zwischen diesen nach außen fließt.
Das stimmt mit den Angaben Knuths überein, der sagt:
„Der Honig wird an den Fr.-Blättern in so reichlicher Menge
abgesondert, daß sich stets je ein großer Tropfen in der Spalte
zwischen je zwei Fruchtknoten befindet.“ Ein äußeres Nekt. fehlt.
Die Sekretion findet nur im unteren Teile des Nekt. statt, dessen
tiefste Stelle auf gleicher Höhe mit der tiefsten Stelle der Ovar-
220 Böhmker, Beiträge zur Kenntnis der floralen und extrafloralen Nektarien.
höhle liegt; der obere Teil des Xekt.-Spaltes dient nur als Aus-
fuhrgang, wie sowohl verschiedene anatomische Verhältnisse, als
auch Inhaltsdifferenzen erkennen lassen.
Untersucht wurden: 1. normale Blüte; 2. Knospe 1,3 cm lang,
0,7 cm breit; 3. 0,9 cm lang, 0,5 cm breit.
Anatomie: Da Butomus noch nicht näher beschrieben ist,
so werde ich hier noch etwas näher auf die anatomischen Ver-
hältnisse eingehen. Die Fr.-Kn. sind keilförmig in einander ge-
schoben und nur am Grunde verwachsen. Das Hauptgef.-Bdl. des
Blütenstiels verzweigt sich auch hier an der Fr.-Kn.-Basis und
geht teils in die Kelch- und Blütenblätter, teils in die Frucht-
knoten. In letzteren zerstreuen sie sich stark, da das Gr.-Gew.
schwammpar.-artig gebaut ist und daher durch die Gefäße gestützt
werden muß. Die meisten Einzelgef.-Bdl. sind an den schmalen
Seiten der Fr.-Kn. zu finden. Fast ebenso zahlreich, aber z. T.
größer, sind die Gef.-Bdl. in den Wandpartien. Die sez. Z. sind
gestreckt (1:3) und von einer sehr zarten Kutikula bedeckt, die
an Stärke zunimmt, sobald die Spalte nur noch zur Fortleitung
des Sekrets benutzt wird. Auch die Ep.-Z. des Fortleitungsspaltes
nehmen an Länge ab, sie sind nur noch wenig gestreckt (2 : 3).
Durch die Ausbildung dieser typisch sezernierenden Z. wird auch
das subep. Gew. in seinem Bau beeinflußt, allerdings nur in 2 Zell-
reihen. Die 1. subep. Sch. zeigt noch eine Streckung, die 2. ist
polyedr. isodiametrisch gebaut, stellt also den Übergang zu den
rundlich ovalen Z. des Gr.-Gew. dar. Auch die 1. subep. Sch.
des Fortleitungsspaltes ist etwas in ihrem Bau beeinflußt. Sie
besteht aus nur wenig gestreckten, meist sechseckigen Z., die um
so weniger Unterschiede vom Gr.-Gew. zeigen, je weiter sie vom
Nekt. entfernt sind. Die sez. Z. sind äußerst plasmareich.
Chlorophyll: Das Gr.-Gew. des Fr.-Kn. enthält reichlich
Chlorophyll, das in der 2. subep. Sch. des Nekt.-Gew. sehr weit-
gehend, in der 1. subep. Sch. und in der Ep. selbst ganz reduziert
ist. In der 1. subep. Sch. des übrigen Spaltes ist es auch etwas
reduziert.
Gerbstoff: In der äußeren Fr.-Kn. -Ep. und 1. subep. Sch.
ist mittelviel, gelbbrauner, diff. X. vorhanden, sehr wenig (etwas
hell) in der inneren Fr.-Kn.-W. Im Chlorophyll führenden Gew.
ist auch sehr wenig diff. X. nachzuweisen, der in der Xähe der
Spalten bis wenig zunimmt. Während hier auch in der Ep. G.
vorhanden ist, fehlt er jedoch in den sez. Z. und den 2 subep.
Sch. vollkommen. Auch in Knospenzuständen war hier kein G.
zu konstatieren. Stad. I— III entsprechen sich vollkommen in
der G.-Lagerung.
Stärke: Sehr viel (blau-violette) St. findet sich an der Basis
der Fr.-Kn. und in der äußeren Fr.-Kn.-W. An der Basis besteht
eine scharfe Grenze zwischen reichlich und wenig St. führendem
Gew., sie liegt horizontal, eben unterhalb der tiefsten Stelle des
Xekt. In den Septen ist äußerst wenig St. vorhanden. Eine An-
häufung findet sich um die sez. Stelle herum, doch bleibt die Ep.
hier vollkommen st.-frei; die 2 subep. Sch. führen nur Spuren von
Böhmker, Beiträge zur Kenntnis der floralen und extrafloralen Nektarien. 221
St. Dann folgt ein plötzlicher Übergang zu : Viel (ca. 6— 7 Z.-Sch.
breit), nach innen allmählich abnehmend. Die St -Lagerung in
der Nähe des Xekt. nimmt auch sehr bald nach oben zu ab, wo
der Spalt nur noch der Fortleitung' dient. Hier enthält die Ep.
Spuren von St., die 1. subep. Sch. mittelviel. Im übrigen Gew.
findet sich nur selten (ausgenommen in der Nähe der Bdl.) St.
Der Querschnitt zeigt in Bezug auf das Xekt. ähnliche Verhält-
nisse; nur die Fr.-Kn. -Achse enthält ziemlich viel St. Auch be-
findet sich hier in der weiteren Umgebung des Nekt. mehr St.
als in den ersten subep. Sch. desselben. Die Fr.-Kn.-W. enthält
mittelviel St., reichlich in den St.-Scheiden der Bdl.
Stad. II. In der Achse findet sich hier keine besondere
Anhäufung. Sehr viel (blau) St. liegt in der äußeren Fr.-Kn. W.
Übereinstimmend mit I sind die St.- Verhältnisse im Nekt.-Gew.,
auch ist hier wie in I die äußere Fr.-Kn.-Ep. vollkommen st.-frei,
die 1. subep. Sch. ist noch fast st.-frei. Erst in der Chlorphyll
führenden Partie ist sehr viel St. vorhanden.
Stad. III. Überall etwas mehr St., auch in den subep. Sch.
des Nekt. Doch sind die sez. Z. selbst ganz st.-frei. Äußerst viel
St. liegt in der äußeren Fr.-Kn.-W.
Kristalle: Konnte ich nirgends im Fr.-Kn. entdecken.
Alliiim nutans. Kons. 8. 7. 13.
Gerbstoff: Fehlte in allen 3 Stadien.
Stärke: Nirgends, auch nicht in der Knospe, vorhanden.
Sekretionsschläuche: Die axialen und peripheren Gef.-Bdl.
sind von Sekretschläuchen umgeben, die im kons. Zustande tief-
grün erscheinen (wahrscheinlich Chromoxyd!). Solche Sekret-
schläuche kommen auch in den Samenanlagen vor. Solche Z.
reichen bis zur Ausmündungsstelle des Nekt. (halbe Höhe des
Fr.-Kn.). Stad. II zeigt in dieser Höhe im Fr.-Kn. schon keine
derartige Färbung mehr, wohl aber an der Basis. In Stad. III
fehlt sie auch an der Basis.
Ornithogalum pyrenaicum. Kons. 8. 7. 13.
Untersucht wurden: 1. normale Blüte, 2. kurz vor dem Auf-
blühen.
Gerbstoff: Ist nirgends ausgefallen.
Stärke: Nicht vorhanden.
Kristalle: Überaus zahlreich und lang (2 — 3 mal so lang
wie gewöhnlich) sind die Raphidenbdl. in der Fr.-Kn.-W. Sie
kommen schon in der 1. subep. Sch. vor, nicht in der äußeren
Ep. selbst. An den Seiten des Nekt. sind bei weitem weniger
und kleinere Raphidenbdl. vorh.; die sez. Z. selbst führen nie solche
Kristalle. Auch in den Samenanlagen finden sich Kristalle.
Bemerkt sei, daß das jüngere Stadium ausnahmsweise nus
2 Septen auf wies, eine Tatsache, die schon Sch niewind- Thier
bei verschiedenen Monocotylen z. B. Agapanthus umbellatus (p. 44)
nachgewiesen hat.
222 Bölimker, Beiträge zur Kenntnis der floralen und extrafloralen Nektarien.
Yucca angastifolia. Kous. 10. 7. 13.
Untersucht wurden: 1. Blüte 4,0 cm lang, 2. Knospe 3,1 cm lang.
Anatomie: Das Septalnektarium ist sehr schmal mit einer
kleinen Erweiterung an der Außenseite. Die äußere Einstülpung
erscheint im Querschnitt rundlich, die innere Spalte ist z. T. ge-
teilt in 2 wenig divergierende Ausstülpungen. Auch hier konnte
ich einen Fr.-Kn. mit nur 2 Septen feststellen. Die äußere
Fr.-Kn.-W. enthält zahlreiche Sp.-Öff., auch noch im äußeren Xekt.
am Band, doch scheinen sie hier an der sez. Stelle zu fehlen.
Gerbstoff: Fehlt im ganzen Fr.-Kn.
Stärke: Fehlt ebenfalls im Fr.-Kn. mit Ausnahme der Sp.-öff.
Im Knospenzustande ist auch noch keine St. vorhanden.
Kristalle: Konnte ich in I nirgends konstatieren, in II
auch nur sehr wenige Raph.-Bdl.
Kniphofia hybrida (Gartenform). Kons. 9. 8. 13.
Untersucht wurden: 1. offene Blüte, 2,5 cm lang; 2. Knospe
direkt vor dem Aufblühen, 2,4 cm lang; 3./4. Knospen, 1,7 und
1,2 cm lang.
Anatomie: Das äußere Xekt. fehlt.
Gerbstoff: I. Schon mit unbewaffnetem Auge erkennt man
den G.-Reichtum dieses Objekts. Am meisten ist an der inneren
Fr.-Kn.-W. (braunrot) vorhanden. Die Ep. enthält hier viel, die
1. subep. Sch. sehr viel und die 2. subep. Sch. wieder viel. Von
hier aus nimmt derG.-Geh. nach außen allmählich ab, am hellsten
sind die äußeren Ep.-Z (sehr wenig, hellbraun). Überall ist der
X. diff. ausgefallen. Auch in den Septen nimmt der G. nach der
Mitte zu ab. Das Gew. erscheint hier schwach gebräunt. Ein
wenig mehr G. scheint in den sez. Z selbst zu liegen. Am
wenigsten liegt in der Achse des Fr.-K. Auch dessen Basis zeigt
keine besondere Anhäufung (wenig), an der Spitze nimmt der
G.-Gehalt sogar ab, allerdings nur wenig.
Stad. II. wie I. Stad. III. In der inneren Fr.-Kn.-Ep. die-
selben Verhältnisse wie bei I; in den sup. Sch. zunächst nach
außen abnehmend. Doch erreicht die G.-Lagerung hier schon in
der Mitte der Fr.-Kn.-W. ihr Minimum und nimmt nach außen
wieder zu, bis die beiden Ep. gleich viel G. haben. Im ganzen
ist etwas weniger G. als bei I vorhanden.
Stad. IV. Hier liegt in der äußeren Fr.-Kn.-Ep. und in der
1. subep. Sch. mehr G. als in der inneren Ep. Im allgemeinen
ist weniger G. als bei III vorhanden. Die G.- Verhältnisse des
Xekt. ändern sich während aller dieser Stad, nicht, oder es ist zur
Zeit der Sekretion eine äußerst geringe Anhäufung darin zu
konstatieren. Hier wird also der G. zuerst in der äußeren
Fr.-Kn.-Ep. abgelagert, hier aber auch zuerst wieder z. T.
weggenommen, oder er bleibt unverändert, während die innere
Fr.-Kn.-Ep. erheblich an G. zunimmt. Das G.-Max. liegt direkt
vor dem Aufblühen.
Böhmker, Beiträge zur Kenntnis der floralen und extrafloralen Nektarien. 223
Stadler1) gibt für Kniphofia atoides an: „Mit Eisenchlorid
konnte ich in keinem Falle auch nur eine Spur von Grün- oder
Blaufärbung erhalten. Es fehlt also dem Nekt. wie dem ihm be-
nachbarten Gewebe durch alle Entwicklungsstad, hindurch ... an
Gerbstoff.“
Stärke: Sehr viel rötlich violette St. ist im Blütenstiel,
besonders reichlich in der St.-Sch., abgelagert, desgl. in dem axialen
Gef.-Bdl. des Fr. -Kn. und der äußeren Fr.-Kn.-W., in der letzteren
nach oben zu allmählich abnehmend. Die frisch geschnittene nor-
male Blüte enthält in der äußeren und inneren Fr. -Kn. -Ep. über-
haupt keine St. In der Fr.-Kn.-W. liegt in der äußeren Hälfte
viel St., in der inneren wenig. Anhäufungen (zu : Sehr viel) finden
sich in den St. -Scheiden der Bdl. Die Septen enthalten ebenfalls
vielSt., wenig jedoch in der Nähe der st.-freien inneren Fr.-Kn.-Ep.
Die sez. Z. sind vollkommen st.-frei. Wenig liegt in der 1. subep.
Sch., in der nur wenige Körner vorhanden sind. Ein anderes Stad.
(IV a), sehr junge Knospe 1,5 cm lang, zeigte im ganzen nur sehr
wenig St. In der äußeren Fr.-Kn.-W. ist wenig, ohne besondere
Anhäufung in den St.-Scheiden, doch ist eine Zunahme an der
Spitze des Nekt.-Spaltes zu erkennen. Sonst besteht in der
St.-Lagerung kein Unterschied zwischen den Septen und der
Fr.-Kn.-W. Wenig mehr liegt in der Achse des Fr.-Kn. Überall
violette Farbe. Einen Übergang zwischen diesen beiden Stad, zeigen
II und III des kons. Mat. Stad. IV (jünger als IVa) zeigt kaum
eine Anhäufung in der Nähe des Nekt. Das ganze Gr.-Gew. ist
gleichmäßig gefärbt (wenig). In III treten die Anhäufungen an
den Flanken und besonders am Ende des Spaltes noch mehr als
bei IVa hervor. II zeigt ungefähr dieselben Verhältnisse wie III,
nur ist vielleicht in den St.-Sch. in der Fr.-Kn.-W. etwas mehr
St. vorhanden. Das Nekt. ist in allen Stad, st.-frei!
Die St. wird also zuerst in der Fr.-Kn.-W., dann an den
Flanken des Nekt. und besonders an dessen äußerem Ende, zuletzt
in den Gef.-Bdl.-Scheiden abgelagert. Die erste Abnahme erfolgt
an den Flanken des Nekt. und im inneren Teil der Fr.-Kn.-W.
Also genau umgekehrt wie die Lagerung.
Die 1. subep. Sch. der inneren Fr.-Kn.-W. enthält äußerst
viel St. bis keine oder wenig St. Der G. nimmt nach außen all-
mählich ab, die St. zu. Das G.-Max. ist erst in II erreicht, das
St.-Max. schon in III. Also erst St. — , dann G.-Max.
Raphiden finden sich spärlich in der Fr.-Kn.-W. und in
den Septen.
Agapanthus umbellatus. Kons. 9. 8. 13.
Untersucht wurden: 1. normale Blüte 3,5; 2. eben aufgeblühte
2,9 cm lang.
Gerbstoff: Ist nirgends nachzu weisen.
Stärke: Ist an der Basis des Fr.-Kn. überall reichlich
(bläulich-violett) vorhanden, besonders viel liegt in den St.-Scheiden.
*) l. c. p. 5.
224 Böhmker, Beiträge zur Kenntnis der floralen und extrafloralen Nektarien.
Nach oben zu nimmt die St. ab, in der Spitze findet sie sich nur
noch in der St.-Scheide. Die Umgebung des Nekt. ist an der
Spitze fast st.-frei. Im Querschnitt fallen sofort die St.-Mengen
in der Umgebung der Bdl in der Fr.-Kn.-W. auf. Von hier aus
nimmt die St. nach der Seite bald rapide ab, jedoch ist im ganzen
Gew. nur noch wenig St. vorhanden. Eine geringe Steigerung
erfährt die St.-Speicherung erst wieder an den Seiten der Sept.-
Nekt. und eine weitere Steigerung in der Achse des Fr. -Kn.: viel,
blau. Die sez. Ep.-Z. sind vollkommen st.-frei, desgl. die Ep.-Z.
(außen und innen) der Fr.-Kn.-W. Die St. ist im Fr.-Kn. überall
blau gefärbt, nur in den Samenanlagen erscheint sie rötlich violett.
In II ebenso, nur ist hier nicht so viel St. wie in der älteren
Blüte vorhanden. Das mag mit Ernährungsverhältnissen Zusammen-
hängen.
Kristalle: In der Fr.-Kn.-W. finden sich zahlreiche, große,
lange Schleimzellen, die Raph.-Bdl. enthalten. Diese treten an
den Seiten des Nekt. nicht auf.
Funkia coerulea. Kons. 8. 7. 13.
Anatomie: Äußeres Nekt. fehlt.
Gerbstoff: Nirgends vorhanden.
Stärke: Die Ep. des Fr.-Kn. sind st.-frei, desgl. die Ep.-Z.
der Sept.-Nekt. Die Reservestärke liegt als breites Band an der
Außenseite des Fr.-Kn , ziemlich gleichmäßig verteilt: viel, blau.
Anhäufungen zeigen die axialen und peripheren St.-Scheiden. An
den Seiten des Nekt. liegt sehr viel St. Die St.-Lagerungen im
Gr.-Par. werden auch im ausgewachsenen Zustande kaum verändert;
jedoch findet sich hier an den Seiten des Nekt. entlang den Bdln.
(3—4 Z. tief im Gewebe) etwas mehr St. (wenig).
Kristalle: Im äußeren Teile des Fr.-Kn. (im breiten St.-Bande)
finden sich äußerst zahlreiche Z. mit Raph.-Bdln., die an den Seiten
der Sept.-Nekt. spärlicher werden.
Galtonia candicans. Kons. 20. 8. 13.
Untersucht wurden: 1. offene Blüte 3,7 cm lang; 2. Knospe
1,9; 3. 1,5 cm lang (inkl. Fr.-Kn.).
Gerbstoff: Nicht vorhanden.
Stärke: Ist nur in der Umgebung der Gef. -Bdl. zu finden,
viel in der Nähe der größeren peripheren, wenig in der Nähe der
axialen Bdl. Ebenfalls wenig St. in der Umgebung der kleineren
peripheren Bdl. (bläulich violett). Die Nekt. sind vollkommen
st.-frei. Stad. II zeigt dieselben Verhältnisse wie I, nur ist hier
deutlich eine Anhäufung (viel) an der Basis des Fr.-Kn. zu er-
kennen (ebenfalls bläulich violett). Ia der Fr.-Kn.-W. nimmt die
St. nach oben zu allmählich ab; bis ca. 2/3 der Fr.-Kn. -Höhe ist
noch mittelviel St. vorhanden. Die Spitze ist st.-frei. Stad. III
zeigt weniger St. in der Umgebung derHauptbdl. in der Fr.-Kn.-W.
als bei I, keine in der Achse.
Kristalle: Raphiden kommen nur in der Fr.-Kn.-W. vor, nicht
an den Seiten des Nekt., etwas weniger als bei Agapanthus umbellatus ,
Böhmker, Beiträge zur Kenntnis der floralen und extrafloralen Nektarien. 225
Hemerocallis citrina. Kons. 28. 7. 13.
•
Untersucht wurden 2 Stad.: 1. offene Blüte; 2. Knospe kurz
vor dem Aufblühen.
Anatomie: Nach Graßmann (p. 118) fehlen bei H. die
Sept.-Nekt. (er gibt 5 Arten an). Doch zeigte mir sowohl das
kons., wie auch das frisch untersuchte Material, wenn auch nicht
an gewohnter Stelle, so doch tiefer am Grunde des Fr.-Kn. solche
Xekt. Sie sind wie gewöhnlich gebaut, meist 3-fach verzweigt
und münden in der Höhe der tiefsten Stelle der Ovarhöhle, indem
eine der drei Verzweigungen den Kanal nach außen bildet. Im
Gr. -Gew. sind zahlreiche Interz, vorhanden, die jedoch zwischen
der sez. und 1. subep. Sch. fehlen. Sekretion wie gewöhnlich.
Gerbstoff: Ist im Xekt. und Gr.-Gew. nicht vorhanden.
Xur ganz unten am Fr. -Knoten, wo dieser mit dem Perigon ver-
wachsen ist, ist die Ep. mit viel hellbraunem X. erfüllt.
Stärke: Vollkommen st -frei sind die sez. Ep.-Z., desgl. die
1. subep. Sch. In II ist nur wenig St. vorhanden. Sie bildet den
Übergang zum umgebenden Gew., in dem die St. allmählich etwas
zunimmt. Durch diese St.-Lagerung erkennt man bei schwacher
Vergrößerung 3 st.-reiche Zonen um die Xekt herum. Das übrige
Gr.-Gew. enthält ungefähr halb so viel St. Die stärkste An-
häufung findet sich jedoch in der axialen Partie um die Gef.-Bdl.
herum. Die St. ist im ganzen Gew. blau gefärbt. In der axialen
St.-Partie und den Xekt. liegt eine st.-freie Zone. Äußere und
innere Fr.-Kn. -Ep. sind vollkommen st.-frei. Stad. I enthält sehr
viel weniger St.
Sehr reichlich St. zeigte ein frisches Objekt. In der Achse
liegt wenig bis mittelviel, rötlich-violette St., sehr viel in der Um-
gebung des Nekt., doch sind diese selbst vollkommen st.-frei. Auf-
fallend ist die reiche St.-Lagerung in den Bdl. -Scheiden des mit
dem Fr.-Kn. verwachsenen Perigons, sehr viel, tiefschwarz.
Kristalle: Sehr kleine Kristallschläuche finden sich in der
Xähe der Ovarhöhlen; in der Fr.-Kn. -Wand und in der Nähe des
Nekt. fehlen sie.
Crocus dalmaticus. Kons. 9. 3. 14.
Untersucht wurden 3 Stadien: 1. normale Blüte 11 cm lang,
2. Knospe 6,8 cm, 3. 3,7 cm lang (inkl. Fr.-Kn.).
Anatomie: Das Sept.-Nekt. findet sich nur im oberen Teil
des Frucht-Knotens, es ist trotz der reichen Nekt.-Absonderung
sehr klein.
Gerbstoff: Tritt in Idioblasten auf, selten in der Fr.-Kn.-W.
und dann auch nur in der Nähe der Ovarhöhle. Die Ep. dieser
Höhlen ist stets g.-frei. Zahlreiche Idiobl. finden sich in der 1.,
etwas weniger in den folgenden subep. Sch., besonders in den
Septen. Die Ausbildung solcher Idioblasten scheint in direkter
Beziehung zum Nekt. zu stehen, denn sie sind sehr zahlreich in
der Nähe der Sept.-Nekt, im oberen Teile des Fr.-Kn., im unteren
Beihefte Bot, Centralbl. Bfl. XXXIII. Abt. I. Heft 2. 15
226 Böhmker, Beiträge zur Kenntnis der floralen und extrafloralen Nektarien.
Teile siud sie viel spärlicher. Oberhalb des Sept.-Xekt. zeigen sie
auch eine unregelmäßigere Lage und fehlen an der Spitze ganz.
Im Stad. III ist der N. der Idioblasten nicht so dunkel ge-
färbt und schaumig; die Verteilung ist dieselbe.
Stärke: In I fehlt St. im Xekt., sowie in der Achse des
Fr.-Kn. gänzlich. Die Partien an den Seiten der Sept.-Xekt und
am äußeren Ende desselben enthalten mittelviel blaue, körnige St.
In der Fr.-Kn. -W. tritt sie nur vereinzelt auf. Die innere und
äußere Fr.-Kn. -Ep. sind st -frei.
Stad. II. Die sez. Ep. des Xekt. bleibt stets stärkefrei, in
den subep. Sch. sind schon einzelne Körnchen zu konstatieren,
desgl. in der Fr.-Kn. -Achse. Die äußere Partie um das NTekt.
herum enthält sehr viel blaue St. Auch in der Fr.-Kn. -Wand ist
etwas mehr vorhanden Stad. III zeigt dieselben Verhältnisse wie
II, in der Frucht-Knoten- Wand scheint etwas weniger vorhanden
zu sein.
Erste Abnahme erfolgt also in den subep. Sch. des Xekt ,
dann am äußeren Rande desselben und in der Fr.-Kn. -W.
Kristalle: Nicht vorhanden.
Gladiol us Gandavensis. Kons. 3. 9. 13. ^
Untersucht wurden: 1. normale Blüte, 2. kurz vor dem Auf-
blühen.
Gerbstoff: Lagerung in beiden Stadien dieselbe. Auch hier
treten dunkelbraun gefärbte Idioblasten in eigenartiger Lagerung
auf. Die äußere Fr.-Kn. -Ep. ist in den meisten Z. tiefbraun ge-
färbt (einige zeigen einen helleren Farbton [Gegensatz zu Musa
s. u.]) Dazwischen treten einige ganz farblose Z. auf, die stellen-
weise auch an Größe, Gef.-Bdln. gegenüber, stark abnehmen. Reich-
lich treten die Idioblasten in der Fr.-Kn.-W. auf, ziemlich gleich-
mäßig zerstreut, oft liegen mehrere (3 — 6) zusammen. Die innere
Fr.-Kn. -Ep. ist g.-frei! In der Achse des Fr.-Kn. sind nur wenige
Idioblasten zwischen den Bdln. zu finden. Eine besond. Anordnung
zeigen die Idioblasten in der Nahe des Nekt. Die sez. Z. enthalten
nie (!) Idioblasten. das benachbarte Gew. selten. Erst außerhalb
der sie begleitenden Bdl. treten Idiobl. in Reihen auf, 2—3 Z.-Sch.
weit, doch sind hier auch noch mehrere Z. g.-frei. Interessant ist
es, daß diese Idioblasten sich in der großen Mehrzahl an Bdl. an-
schließen. Oberhalb der Sept.-Nekt., wo die sonst seitlich von den
Nekt. verlaufenden Gef. -Bdl. sich zu drei dickeren Strängen ver-
einigen, finden sich in den Septen viel weniger (oft weniger als
in der Fr.-Kn.-W.) Idioblasten, da sie sich alle dem Gef.-Bdl. -Ver-
lauf angeschlosseu haben. Sie umschließen diese kreisförmig. Eine
stärkere G. -Lagerung findet sich in der Fr.-Kn.-W. zwischen dem
äußeren Ende des Sept.-Nekt. und der äußeren Fr. -Kn. -Ep. In der
Xähe der Gef.-Bdl. ist ihre Zahl ca. doppelt so groß wie normal
im Gr.-Gew. An den tieferen Stellen des Fr.-Kn., wo die Sept.-
Xekt. nicht mehr Vorkommen, liegen die meisten Idiobl. in der
Achse, innerhalb und außerhalb des Gef.-Bdl. -Ringes.
Böhmker, Beiträge zur Kenntnis der floralen und extrafloralen Nektarien. 227
Auch im Perigon sind zahlreiche Idioblasten anzutreffen, zu
kurzen Zellketten vereinigt.
Stärke: Die sez. Ep.-Z. sind vollkommen st.-frei! Den
Übergang zu dem mit äußerst viel (hellblau-rötlich-violett) St. erfüllten
Gew. bildet die 1. subep. Sch. (mittelviel St.) Die st.-reiche Partie wird
von Gef.-Bdln. begrenzt. Darauf folgt ein Gew. bis zu den Ovar-
höhlen mit wenig St Nach außen zu, in den Septen reicht die
St -Lagerung nicht viel weiter als das Nekt. selbst; desgl. nach
innen. Die Achse enthält mittelviel, meist rötlich-violette St. Die
Peripherie des Fr.-Kn. weist nur in der Mitte des Gew. wenig-
feinkörnige hellblaue St. auf, die in der Nähe der Gef.-Bdl. etwas
zunimmt. Die Bdl. selbst sind stets st.-frei, desgleichen die innere
und äußere Ep. des Fr.-Kn. Idioblasten enthalten keine St.
Stad. II. Die St. -Verhältnisse sind in allen Teilen dieselben,
nur hier etwas reichlicher als in I. Die direkte Umgebung des
Nekt. sieht tiefblau aus.
Kristalle: Calciumoxalat tritt in der Fr.-Kn.-W. sehr ver-
einzelt in Schläuchen in Form von langen Einzelkristallen auf.
Musa sanguinea. Kons. 3. 9. 13.
Untersucht wurden: 1. offene Blüte, 2. Knospe.
Anatomie: Stark verzweigtes Sept. -Nekt. Im lockeren
Gr.-Gew. liegen zahlreiche Bdl., unregelmäßig zerstreut, die in der
Nähe des Nekt. zahlreicher werden. Seitenäste gehen in die Ver-
zweigungen des Gr.-Gew. zwischen die Nekt.-Äste hinein. Zwischen
diesen ist das Gr.-Gew. viel kleinzelliger als normal. Sonst wie
gewöhnlich.
Gerbstoff: Das Nekt. ist vollkommen g- frei, desgleichen
die Umgebung der zwischen den Ästen verlaufenden Bdl. (Gegen-
satz zu Gladiolus). Zahlreiche G.-Idioblasten liegen in der Fr -Kn.-
Wand (gelbbraun), meist in der Nähe der zahlreichen kleinen Gef.-
Bdl. Jedenfalls konnte ich in den Querschnitten kein Gefäß-Bdl.
entdecken, das nicht in seiner Nachbarschaft mindestens 1—2
Idioblasten hatte. Letztere sind hier viel länger als bei Gladiolus.
Im Gegensatz zu diesem Objekt führt M. s. in seiner Fr.-Kn -Ep.
keine Idioblasten. Desgl. sind 3—4 subep. Z.-Sch, g.-frei. Der
Farbton der Idioblasten ist hier meist dunkelbraun, selten sind
einige wenige heller gefärbt. In der Nähe des Nekt. sind die G.-
Schläuche enger als sonst im Gr.-Gew., dafür aber auch etwas
kürzer. Sie begleiten ähnlich wie Milchschläuche die Gefäß-Bdl.,
sind aber nicht mit einander verbunden.
Stärke: I. Im allgemeinen ist sehr wenig St. vorhanden.
Die sez. Z. führen nie St., die 2 subep. Sch. sind fast ganz st.-frei.
Erst in den folgenden Sch. ist sehr wenig St. zu finden. Im Gew.
zwischen den Nekt.-Ästen ist wenig St. abgelagert, wohl sind aber
große Leukoplasten vorhanden — diese führen nur wenig St. Im
Grund-Gew. um das Gesamtnekt, herum ist äußerst wenig St. vor-
handen-
15
228 Böbmker, Beiträge zur Kenntnis der floralen und extrafloralen Nektarien.
II. Im ganzen ettvas mehr St. als in I. Xekt. und 2 subep.
Sch. sind wenig verändert. Im Gr.-Gew. zwischen den Ästen liegt
mittelviel St. Um das Gesamtnekt. herum wenig, in den äußersten
10 — 12 Z.-Sch. fehlt sie bis auf geringe Spuren ganz.
Zusammenfassung der Septalnektarien.
Allgemeines: Sept.-Xekt. wurden von mir neu nachge-
wiesen bei Butomus umbellatus, also auch bei Helobiae, und bei
HemerocaHis citrina.
Gerbstoff: 1. bei Helobiae vorhanden.
2. bei allen untersuchten Liliaceae mit Ausnahme von Knip-
kofia im Fr. -Kn. nicht vorhanden. Bei Kniph. ist der als G. be-
zeicknete Stoff braunrot-schmutzig ausgefallen, doch Stadler hatte
mit Ferrichlorid keinen Xiederschlag erhalten.
3. bei Iridaceae und Musaceae fand ich Idiobl.
4. Die sez. Ep. und 2-3 subep. Sch. enthalten nie G., aus-
genommen wieder Kniphofia hybrida.
5. Beziehungen zwischen innerer und äußerer Frucht-Kn.-Ep.
scheinen nicht zu bestehen. G. fehlt in beiden bei Crocus (hier in
der 1. subep. Sch. der inneren Ep. viel G-), bei den anderen Fami-
lien in beiden vorhanden.
6. Die nähere Umgebung des Xekt. enthält selten, und wenn
vorhanden, wenig G.
7. Die Idioblasten liegen in der Xähe des Xekt. in der Xähe
der Bdl.-Zone und zwar außerhalb derselben; bei Crocus dal. be-
sonders reichlich in der Xähe des Xekt., bei Gladiolus Gand.
scheint mir eine solche Beziehung nicht zu bestehen. Bei Musa
werden die Idiobl. in der Xähe des Xekt. enger und kürzer.
8. Das G.-Max. scheint kurz vor dem Aufblühen zu liegen
bei Kniphofia, bei den übrigen untersuchten Formen wohl schon
früher.
Stärke: 1. St. fehlt stets in der sez. Ep, desgleichen in der
inneren und äußeren Fr.-Kn.-Ep.
2. Die Subep. des Xekt. enthält fast immer nur Spuren oder
gar keine St., ausgenommen Gladiolus (mittelviel). In jüngeren
Stadien wird hier meist wenig St. abgelagert.
3. Gespeicherte St. findet sich nie bei AUium mit., ‘) Ornitho-
yalum pyr., Yucca ang. Sonst liegt sie meist in der Xähe des
Xekt,, sehr häufig aber auch in der Fr.-Kn.-W.
4. Das St.-Max. liegt meist kurz vor dem Aufblühen.
5. Erste Abnahme der gespeicherten St. findet in der Subep.
des Xekt. statt, dann ziemlich gleichmäßig in den Septen und in
der Fr. -Kn. -Wand. Kniphofia zeigte, daß der Ort der ersten Ab-
lagerung der Ort der letzten Abnahme ist und umgekehrt.
6. Direkte Beziehungen zwischen St.-Lagerung und Sekretion
bestehen nicht,
*) Vergl. Meyer, A., Lehrbuch der Agriculturcbemie. IV. Aufl. 1895.
1. [). 64: Abwesenheit von 8t. ist bei Allium crpa und A. porrum mit Sicher-
heit festgestellt.
Böhmker, Beiträge zur Kenntnis der floralen und extrafloralen Nektarien. 22 9
7. Die Farbe der St. (mit Chloraljod gefärbt) ist in den St.-
Scheiden meist rötlich violett, im Gr.-Gew. meist blau, bei Gladiolus
violett und blau.
Beziehungen zwischen G. und St.
1. beide vorhanden: Butomus umbell., Kniphofia hybr., Crocus
dalm., Gladiolus Gand., Musa sang.
2. beide fehlen: Allium mit.; Ornithogalum pyr., Yucca any.
3. G. fehlt, St. vorhanden: Agapanthus umb., Funkia coerulea,
Galtonia cand.; Hernerocallis citrina.
4 G. vorhanden, St. fehlt: War nie zu konstatieren.
5. G.-Idiobl. enthalten nie St.
6. Zellen mit viel G. enthalten wenig oder keine St. und um-
gekehrt: vergl. Butomus, Crocus, Gladiolus, Musa, Kniphofia.
Kristalle:
1. fehlen bei Helobiae (Butomus).
2. zahlreich bei Liliaceae, ausgenommen Allium nut., hier
findet man aber zahlreiche mit K2Cr207 intensiv grün gefärbte
Sekretschläuche.
3. Bei Iridaceae und Musaceae mit Ausnahme von Gladiolus
nicht vorhanden.
4. Mit Ausnahme von Gladiolus, wo Einzelkristalle zu finden
waren, waren nur Raph. vorhanden.
5. Entweder kommen die Kristalle nur in der Fr.-Kn.-Wand
vor: Yucca, Agapanthus, Galtonia, Gladiolus, oder in den Septen
und in der Fr.-Kn.-W.: Ornithogalum, Kniphofia, Funkia,
Hernerocallis. Jedenfalls sind die Raph. stets in Zellen abgelagert,
die für den Organismus am entbehrlichsten sind. Deshalb finden
sich, im Xekt. nie Kristalle.
6. Beziehungen zwischen Kristallen und G. und St. scheinen
nicht zu bestehen, desgl. nicht zwischen Kristall-Lagerung und
Intensität der Sekretion, wie auch nach der Lage der Kristalle
nicht zu erwarten ist.
2. Nektarien am Perigon und epigyne Drüsen.
Lilium Martagon. Kons. 10. 7. 13.
Nektarabsonderung von Rinnen an der Innenseite der sechs
Perigonblätter; die Rinnen sind ca. 10—15 mm lang. Es wurden
3 Stadien untersucht: 1. normale Blüte 3,8; 2. Knospe 3,3; 3.
2,9 cm lang.
Sekretion: meist Diffusion, selten geringes Abheben der
Kutikula.
Anatomie: (vergl. auch Stadler, p. 38). Das ziemlich
großzellige Gewebe der Blütenblätter wird an der Stelle des Xekt.
etwas engmaschiger, doch bleiben die Interz, auch hier erhalten.
Im Gr.-Gew. finden wir ein stark ausgeprägtes Gefäß-Bdl.-System
in 2 Zonen. Die etwas abgeflachte Ep. trägt eine schwache Kuti-
kula. Am Rande der Rinnen stehen Papillen.
230 Böhmker, Beiträge zur Kenntnis der floralen und extrafloralen Nektarien.
Gerbstoff: Id der nach außen gelegenen Seite des Perigons
ist in der Ep. gelbbrauner diff. X. vorhanden. Die innere Ep. ist
sehr plasmareich, enthält größere Kerne, keine G.-Ausfällung. In
allen Stadien dieselben Verhältnisse.
Stärke: Makroskop. Beschreibung: Objekt lag 24 Std.
in Jod-Alkohol- Wasser: I. Inn. P. : St. nur in der Rinne und zu
beiden Seiten am Rande des Perigons wenig.
I. Auß. P.: St. ebenfalls in der Rinne, doch zu beiden Seiten
derselben etwas mehr als bei I. i. P.
II. I. P.: Das ganze i. P. hat sich tiefblau gefärbt, fast
gleichmäßig; nur an der Spitze ist es etwas heller. Die Ränder
sind hier trotzdem dunkel gefärbt. Die Rückenlinie erscheint nur
so weit die Rinne reicht blau. II. ä. P. ebenso wie II. i. P., nur
ist die helle Stelle an der Spitze etwas größer.
III. i. P. und III. ä. P. zeigen makroskopisch keine Unter-
schiede von II. i. P. und II. ä. P.
Mikroskopische Beschreibung. I i. P. Die sez. Ep.-Z.
sind fast alle st.-frei, desgl. die 1. subep. Sch. bis auf 3 —4 Z.-Sch.
In den folgenden Z.-Sch. liegt viel St., nach außen abnehmend. Im
weitmaschigen Gr.-Par. befindet sich nur noch wenig St. Neben
der Rinne liegt unter der stärkefreien Ep. au der Innenseite etwas
St., die nach außen bald abnimmt. Die äußersten seitlichen Z.
enthalten schließlich keine St. mehr. I. ä. P. gleich I. i. P.
II. i. P. Reichliche St.-Lagerung. Das ganze Xekt.-Gew.
erscheint tief schwarz, aus ihm ragen nur noch die Gefäß -Bdl. als
hellgelbe Partien heraus. Die sez. Ep. enthält viel St., ist aber
deutlich vom subep. Gew. zu unterscheiden. Die 1. subep. Sch.
enthält sehr viel St., die folgenden sind durch die St.-Lagerung
nicht mehr zu unterscheiden. Neben den Rinnen sind die St.-
Lagerungen an der Innenseite ebenfalls sehr vermehrt. Die beiden
mit Papillen besetzten Schutzleisten neben der Rinne sind ziem-
lich dunkel, desgl. rechts und links daneben die 3—4 ersten Z.-
Sch. Allmählich nimmt die St. nach außen ab, doch ist hier in
allen Z. mittelviel St. zu finden. Auffallend wenig ist die Rücken-
leiste an der St.-Lagerung beteiligt, obwohl sie direkt unter dem
Xekt. liegt. Hier ist kaum mehr st. als bei I abgelagert. Die
Ep.-Z. neben der Rinne enthalten auch mittelviel St, an den Seiten
sind sie meist st.-frei; nur einige wenige weisen große St. -Körner
auf. II. ä. P. desgl. III. i. P.: Ähnliche Verhältnisse wie bei II.
i. P. Die sez. Ep. bleibt im ganzen unverändert, etwas mehr St.
vorhanden. Hier sind besonders an den Seiten des Perigons St.-
Körner vorhanden. Der dicke St.-Streifen unter der sez. Ep. ist
nicht so breit wie bei II. IH. ä. P. desgl.
Ein Längsschnitt (zu I) zeigt die meiste St. nicht am Grunde
des P., sondern ca. 1 mm darüber. Der Grund enthält nur sehr
wenig St. und nimmt erst allmählich nach oben zu. Bei schwacher
Vergrößerung erscheint nur 1I3 der Breite mit St. augefüllt.
Zusammenfassung: Die St.-Lagerung beginnt zuerst in
der inneren Seite des Perigons in der ganzen Breite ohne Bevor-
zugung des Xekt., selbst in der sez. Ep. wird St. abgelagert. Das
Böhmker, Beiträge zur Kenntnis der floralen und extrafloralen Nektarien. 231
Max. ist erreicht, wenn das Nekt.-Gew. bis zur 2. Bdl.-Zone mit St.
erfüllt ist. Die Abnahme beginnt zuerst in der Ep., dann in den
2 subep. Sch., schreitet aber nicht weiter nach der Mitte zu fort,
sondern erst jvird die St. dem Gr.-Gew. entzogen, und zum Schluß
wird der dicke St.-Streifen in der 3. — 4. subep. Sch. zur Sekretion
verwandt; also Ort der ersten Ablagerung auch Ort der ersten
Abnahme!
Lilium candidum. Kons. 8. 7. 13.
Lage wie bei der Martagon-Rinne ca. 1,5 cm brt., 5 mm lg.
Sekretion: Durch Diffusion trotz ziemlich starker Kutikula.
Gerbstoff: In der Rinne in der Ep. wenig, körnig-tropfiger
X. in blaßgelber Gr.-Masse; auch die äußere Ep. enthält etwas G.,
allerdings sehr wenig. Die seitlichen Partien sind g.-frei, desgl.
die oberhalb des Xekt. gelegenen Partien des P.
Stärke: Ist in großen Körnern reichlich abgelagert, am
meisten in der Mitte der Rinne. Die Ep. enthält hier wenig St.,
fast nur als Wandbelag, während die subep. Sch. dicht mit St.
auch im Innern erfüllt sind, besonders von der 3. — 4. Z.-Sch. an.
Doch besteht hier keine scharfe Grenze; allmähliche Zunahme bis
zur Mitte des Perigons. Die Grenze bildet auch hier die äußere
Gefäß-Bdl.-Zone. Das Gr.-Gew. wird durch diese Ablagerungen-
kaum beeinflußt. Auch oberhalb der sez. Stelle fehlt die St.
Fritillaria imperialis. I — III kons. 27. 4. 14.
IV — VI kons. 4. 4. 14., frisch: 21. 4. 14. beinahe verbl.
Am Grunde der 6 Perigonblätter befinden sich 6 kreisrunde
bis ovale Nekt. Die 3 inneren sind etwas kleiner als die äußeren.
Untersucht wurden die inneren. Die Farbe des P. ist gelbrot, von
der sich dunkelrote Streifen scharf abheben. Die Außenseite er-
scheint etwas matt. An der Basis tritt eine dunkelviolette Färbung
auf, die an der Insertionsstelle in grün übergeht. Dieser dunkel-
violetten Stelle gegenüber befindet sich auf der Innenseite das
Xekt , selbst ganz farblos, äußerst reichlich sez.
Untersucht wurden: 1. beinahe verblüht 5,8 (noch sez.); 2.
normale Blüte 5,6 (sez.); 3— 6 Knospen: 4,5; 3,4; 2,8; 2,5 cm lang.
Sekretionsart: Diffusion.
Anatomie: (vergl. Bonnier, p. 100). An der Basis der
Blüten teilt sich der Gefäß-Bdl.-Ring, ein Teil geht in die Staub-
und Fruchtblätter, ein Teil in die P.-Blätter. Letztere teilen sich
wieder und durchsetzen so das ganze P. Dieses ist an der Basis
sehr locker gebaut, eist durch das Xekt. tritt eine Differenzierung
auf. Die Außenseite bis fast zur Hälfte der Breite behält die Zell-
form der Basis bei. Darauf folgt innerhalb der Gefäß-Bdl. eine
sehr lockere, interz.-reiche Partie. Die äußeren ca, 6 — 7 Z.-Sch.
bilden das Xekt. Die Ep.-Z. des Xekt. unterscheiden sich von den
subep. Sch. kaum, sie sind etwas regelmäßiger, fast quadratisch
gebaut. Auf der Außenseite wird die Ep. von ziemlich laugabge-
282 Böhmker, Beitrüge zur Kenntnis der floralen und extrafioralen Nektarien.
flachten Z. gebildet, oberhalb des Xekt. ebenfalls von etwas länge-
ren, abgeflachten Z.
Anthocyan: Oberhalb des Xekt. sind die Ep. und 1. subep.
Sch. innen rötlich gefärbt; außen ist meist nur in der Ep. Antho-
cyan zu finden. Innen ist die Färbung intensiver. Unterhalb des
Xekt. läßt die Färbung der ä. Ep. zwar etwas nach, doch sind
hier sogar 2 subep. Sch. mit Anthocyan gefärbt. Innen nimmt die
Färbung nach der Basis zu ab und fehlt schließlich ganz. Das
Xekt. ist vollkommen farblos. Nur an seinen Rändern, an der
ringförmigen Erhebung, ist eine etwas intensivere Färbung zu kon-
statieren, oben rötlich violett, unten dunkelviolett. Das Max. der
Färbung liegt an der Stelle, wo sich die Erhebungen zu bilden
beginnen. Die Innenseite derselben ist ganz farblos. Andere Arten
von Fritillaria (z. B. latifolia , Meleagris) enthalten nach Paasche
(p. 7 ff.) auch in den subep. Sch. des Xekt. Anthocyan, nur die Ep.
ist Anthocyan-frei.
Gerbstoff: I. Unterhalb des Xekt. ist in der ä. Ep. sehr
viel dunkelrotbrauner X. vorhanden, der nach oben zu abnimmt.
Erst oberhalb des Xekt. nimmt der G. -Gehalt wieder zu, erreicht
aber die Intensität der unteren Ep. nicht. In allen diesen Ep.-Z.
homogene Verteilung. In der 1. subep. Sch. ist viel weniger X.
vorhanden, schmutzigbraun, unregelmäßig zusammengeballt. Auch
hier ist die Färbung am Grunde am intensivsten, unterhalb des
Xekt. bedeutend abnehmend. Die folgenden Sch. sind g.-frei, des-
gleichen das ganze Nekt.-Gew. Dieses ist an den Seiten scharf
durch die G. -Lagerung abgegrenzt. Die untere Erhöhung zeigt
hier die intensivste Färbung, viel, nach dem Blattgrunde abneh-
mend und fehlt schließlich ganz. Der X. ist an der Erhebung
schaumig-tropfig in diff. Gr. -Masse ausgefallen. Auch enthalten
hier die subep. Sch. viel G. im Gegensatz zu der oberen Erhebung,
wo nur in der Ep. zusammengeballter X. zu finden ist.
Stad. II wie I.
Stad. III. G. -Niederschlag ist geringer als in I, besonders in
den Ep.-Z. an der Außenseite am Grunde des Blattes. Auch ist
in der unteren Erhebung am Rande des Xekt. nicht so viel G. vor-
handen. Hier erscheint der X. schaumig homogen, hellbräunlich.
Die Ep. der oberen Erhebung hat ungefähr die Ausbildung wie
in I erreicht.
Stad. IV. Die Außenseite des Blattes zeigt am Grunde eine
ganz schwache Braunfärbung. Die Erhebungen am Rande des Xekt.
sind noch vollkommen g.-frei.
Stad. V und VI desgleichen, auch hier an der Außenseite fast
g.-frei.
Das G.-Max. liegt also bei I u. II.
Chlorophyll: Fehlt im Xekt., nur ganz am Grunde des P.
vorhanden.
Stärke: I. Die untere Partie des Blattes ist st.-frei. Erst
in der Nähe des Xekt. wird St. abgelagert. Die Erhebung bleibt
st.-frei. An deren i. Grunde beginnt die St.-Lagerung. Die sez.
Ep. ist vollkommen st.-frei. Wenig führen die folgenden 6—8
Böhmker, Beiträge zur Kenntnis der floralen und extrafloralen Nektarien. 233
engmaschigeren Z.-Sch., viel die nächsten 3—4 weitlumigen. Die
Grenze wird von der Gefäß-Bdl.-Zone gebildet. Außerhalb der-
selben findet sich keine 8t. mehr, ausgenommen die Sp.-Ötf. an
der Außenseite des P. Die Farbe der St. ist überall blau-violett.
Stad. II desgl., etwas weniger St. Farbe dieselbe.
Stad. III. Sehr viel St. im ganzen Nekt.-Gew. Die sez. Ep.
bleibt st.-frei, sehr plasmareich. Die 1. subep. Sch. enthält sehr
wenig, sehr bald nach innen zunehmend. Auch außerhalb der Gef.-
Bdl.-Zone ist sehr wenig St. vorhanden, desgl. im Gew. der Er-
hebung. Sehr scharf abgegrenzt ist die St. auch wieder an der
unteren Erhebung und zwar dort, wo wir schon die Grenze des
G. fanden. Der allmählich ins Gr.-Gew. übergehende Teil der
Erhebung bleibt an der Innenseite bis zur Mitte fast st.-frei. Doch
zeigt der Blattgrund an der Außenseite wenig St. Oberhalb des
Nekt ist nur sehr wenig St. vorhanden. Farbe wie bei I.
Stad. IV enthält weniger St. als III. Lagerungsverhältnisse
wie bei III, doch ist die Grenze der unteren Erhebung noch nicht
so scharf ausgeprägt.
Stad. V noch weniger St. als bei IV und zwar sind die Ep.
und 5—6 subep. Sch. des Nekt. st.-frei. Erst die folgenden weit-
lumigen Z. enthalten wenig St. Auf der Außenseite ist sehr selten
St. vorhanden.
Stad. VI enthält noch keine St.
Das St.-Max. liegt also bei III, und zwar wird die St. zuerst
in der Nähe der Gefäß-Bdl., dann erst in der Nähe der sez. Ep.
abgelagert, während die Abnahme umgekehrt zu erfolgen scheint.
In der Erhebung sehr späte Ablagerung, sehr frühe Abnahme.
Erst St.-Max., dann G.-Max. Doch ist das Gew., in dem beide
Stoffe abgelagert werden, ein verschiedenes.
Colchicum speciostim. Kons. 20. 8. 13.
„Nekt. wird von der verdickten Außenseite des untersten
Endes der freien Staubfadenteile abgesondert“ (Knuth, II. 2, p.
512). Untersucht wurden 3 Stadien: 1. fast verblüht, 2. normale
Blüte, 3. Knospe kurz vor dem Aufblühen.
Sekretion: Durch Saftventile.
Anatomie: Eben oberhalb der Verwachsungsstelle von
Staubblatt und Perigon findet sich an der Außenseite des Staub-
blattes eine dicke Vorwölbung, deren Gew. sehr viel engmaschiger
als das des Staubblattes und des P. ist. In der Vorwölbung sind
die Z. unregelmäßig polyedr. gebaut, während sie im übrigen Gew.
meist rechteckig gestreckt sind. Am Grunde der Vorwölbung
treten zahlreiche kurze, dicke Papillen hervor, die von einer dicken
Kutikula bedeckt sind. Die Ep.-Z. haben sich nicht verändert; sie
sind ziemlich lang, abgeflacht. Sp.-Öff. sind verhältnismäßig wenig
vorhanden. Interz, sehr reichlich, im Nekt. kleiner als im Gr.-
Gew., Gefäße gehen nicht ins Nekt. Das Perigon dient nur der
Nektar auf nah me.
234 Böhmker, Beiträge zur Kenntnis der floralen und extrafloralen Nektarien.
Gerbstoff: Viel diff. gelbbrauner X. ist in der ganzen
Vorwölbung gleichmäßig verteilt. Erst an der Grenze der Vor-
wölbung wird die Färbung schwach. Das Gr.-Gew. des Staub-
fadens und des P. sind g.-frei. Nur die i. und ä. Ep.-Z. zeichnen
sich durch großen G.-Gehalt aus. Die äußere Ep. des Perigons ist
tiefdunkelbraun gefärbt, diff. G. Wenig G. liegt in der i. Ep.
Die Ep. der Vorwölbung zeigt wieder sehr intensiv gefärbte Z. mit
diff. G. In Stad. II ist allerdings im Staubgef. oberhalb des Nekt.
eine grünbraune Färbung zu konstatieren. Hier scheint der G.
in äußerst geringer Menge vorhanden zu sein, diff. Er tritt meist
in den Ecken, resp. Enden der Z. auf, in besonders abgetrennten
kleinen Zellsafträumen.
Stärke: Stad. I enthält keine St. mehr.
Stad. II. St. in den St.-Scheiden und z. T. äußerst geringe
Spuren im Nekt. -Gew. Sehr viel St. in den Sp.-Öff.
Stad. III. In den St.-Scheiden etwas mehr St. (violett) als
bei II, mittelviel; im ganzen Nekt -Gew. ist mittelviel blaue körnige
St. vorhanden. Die Ep. enthält wenig St. Das übrige Grundgew.
des Staubgef. ist st.-frei. Ein Längsschnitt zeigt direkt unter der
Vorwölbung in der Ep. eine kleine St.-Anhäufung.
Das G.-Max. ist also schon früher erreicht als das St.-Max.
Tulipa silvestris. Kons. 28. 4. 14.
Nektarabsonderung nach Kerner (I. p. 239). „In den Blüten
der Tulpen wird der Honig von Pollenblättern abgesondert. Jedes
Pollenblatt ist zu unterst an der dem P. zusehenden Seite ausge-
höhlt, und diese Aushöhlung ist mit Honig erfüllt.“ Diese Gewebe
konnte ich an keinem Staubblatt feststellen, wohl scheint mir aber
eine kleine Partie am Grunde der Staubblätter, zwischen diesen und
dem P. zu sezernieren. Jedenfalls spricht der hier veränderte
anatomische Bau dafür.
Sekretion: Diffusion.
Anatomie: Das Gr.- Par. der Staubblätter und des P. ist
äußerst zart und großzellig. Nur an der beschriebenen Stelle ist
das Gew. kleinzelliger und fällt durch seinen größeren Plasma-
reichtum auf. Die stark abgeflachten i. Ep.-Z. gehen allmählich
in kürzere und ein wenig gestreckte Z. über.
Gerbstoff: I. u. II. Der untere Teil des Staubfadens (Nekt. !)
ist g.-frei. Das Perigon enthält außen sehr viel gelbbraunen G.,
ziemlich viel weniger an der Innenseite, in beiden nur in der Ep.
Auffallend ist die G.-Abnahme, sobald das Gew. beginnt, sich ana-
tomisch zu ändern. Die Abnahme erfolgt allmählich. Das Nekt.
enthält nirgends G., im kons. Zustande sieht es grau aus infolge
des Plasmareichtums.
Stärke: I. u. II. Weder im Nekt. noch im Gr.-Par. St. vor-
handen.
Alstroemeria nurantiaca. Kons. 8. 7. 13.
Von 6 P. -Blättern sind 2 innere mit Saftmalen versehen, die
in schmalen Streifen zwischen den Hauptnerven liegen und reich-
Böhmker, Beiträge zur Kenntnis der floralen und extrafloralen Nektarien. 235
lieh Anthocyan führen. Am Grunde der P. -Blätter befinden sich
Binnen, in denen sieh Xekt. sammelt, der teils aus den Sept-Nekt.
(nach Knuth III, 1. p. 151), teils aber auch vom P. selbst ausge-
schieden wird.
Sekretion: Durch Saftventile.
Anatomie: Ähnlich wie bei I/ilium Martagon.
Gerbstoff: Fehlt im Nekt. vollkommen. Nur die äußere Ep.
und 1. subep. Sch enthalten hellgelb-braunen, diff. X. (viel). Die
Ep. enthält doppelt so viel als die 1. subep. Sch. Die Färbung
ist am Grunde am intensivsten.
Stärke: Nach der Behandlung mit Jod-Alkohol-Wasser treten
in der Rinne zahlreiche mit St. reich gefüllte Sp.-Öff. deutlich her-
vor, die am oberen Teile des P. fehlen. Da diese Sp.-Öff. in den
Perigonblättern mit Saftmalen bei weitem (3 mal so viel) am zahl-
reichsten sind, kann man wohl annehmen, daß durch sie die Se-
kretion erfolgt. Für diese Annahme spricht auch, daß im gefärbten P.
sehr viel mehr St. in der Rinne gespeichert wird als im unge-
färbten. Das Gew. ist durch diese Lagerung ziemlich beeinflußt.
Gef. -Perigon : Die meiste St. findet sich in großen Körnern
abgelagert, an den Seiten der Rinne; sogar in den Papillen findet
sich etwas St. Etwas weniger liegt unterhalb der sez. Stelle, wo
besonders die St.-Scheiden stark hervortreten. Die äußere, sehr
stark kutikularisierte Ep. enthält in einigen Zellen sehr kleine
St.-Körner, ebenfalls am Rande. Dagegen ist die innere Ep. an
den Seiten des P. tiefblau gefärbt; etwas weniger St. liegt in der
Mitte (viel). Wenig ist noch im Xekt. vorhanden, ziemlich gleich-
mäßig verteilt. Erheblich mehr St zeigte ein anderes Objekt, ob-
wohl beide Blüten am selben Tage geschnitten waren. Ep. und
Xekt. sind hier nahezu gleichmäßig mit St. erfüllt. In den übrigen
Partien etwas mehr St., also wohl ein jüngeres Objekt (aber beides
offene Blüten). Das frische Material zeigte nach längerem Liegen
in Glycerin und Chloraljod in der das Xekt. umgebenden Partie
eine grüne Farbe (Stärke?) Im Xekt. und auf der Außenseite ist
die Farbe der St. violett.
Ungef. P. Die Ep. ist st.-frei, bis auf die im gef. P. sez.
Stelle. Hier ist sehr wenig kleinkörnige St. vorhanden. Über-
haupt ist die St. sehr spärlich abgelagert, nur in den St.-Scheiden
enthalten einige Z. sehr viel St.
Der Längsschnitt zeigt die meiste St. am Grunde des P., sie
nimmt nach oben zu allmählich ab.
Trift hybrida (Gartenform). Kons. 10. 7. 13.
Alle drei inneren P. -Blätter sez. am Grunde. Da die 3 i. P.
verwachsen sind, sez. die ganze Fläche (ca. 4 mm hoch). Es
wurden 2 Stad, untersucht: 1. verblüht, 2. normale Blüte.
Sekretion: Abheben und Zerreißen der Ep.! Sp.-Öff.
fehlen. Kutikula wird mit ClZnJ nicht gebräunt,
Anatomie: Ähnlich wie bei Lilium Martagon.
Gerbstoff: Ist nirgends vorhanden.
236 Böhmker, Beiträge zur Kenntnis der floralen und extrafloralen Nektarien.
Stärke: II. Im ganzen ist sehr viel St. vorhanden, die i. Ep.
enthält sehr wenig feinkörnige St. Etwas mehr in den 3 folgen-
den Sch. Dann folgen Z. mit sehr viel St. bis 3/4 der P.-Breite.
Die ä. Z.-Sch. sind wieder arm an St. Hier ist sie auch unregel-
mäßig verteilt. Die ä. Ep. enthält in einzelnen Z. St. Der Längs-
schnitt zeigt ganz am Grunde des P. wenig St., sie nimmt aber
ca. 1/a mm über der Ansatzstelle rasch zu und bleibt dann ziem-
lich gleichmäßig verteilt.
Im verblühten Objekt II: Unterhalb der Ansatzstelle des P.
noch etwas St, in dem früher stark erfüllten Gew. nur noch
wenige Körner. Nur in der ä. Ep. sind einzelne Z. stark mit St.
angefüllt. Der Lage nach sind es Schließzellen. Auch unter
der inneren Ep. findet man in einigen Z. mittelviel St., allerdings
selten.
Chlorophyll: In der Außenseite des Perigons vorhanden, das
nach innen zu allmählich verblaßt; aber als Leukoplasten bleiben
diese Körner erhalten.
Heil ychium maximum. Kons. 6. 9. 13.
Zwei mit zahlreichen Papillen besetzte epigyne Drüsen sez.
und zwar durch Diffusion.
Anatomie: (vergl. Schniewind-Thies, p. 26). Mitten auf
dem Fruchtknoten befinden sich zwei oben etwas zugespitzte, im
Querschnitt hufeisenförmig erscheinende Höcker, in die zahlreiche
Gef.-Bdl. aus dem Fr. -Kn. hineinführen. Diese verzweigen sich
äußerst reichlich und endigen dicht unterhalb der Papillen. Das
Gew. ist ziemlich weitmaschig; große Interz, zwischen rundlich
länglichen Z. Erst in den peripheren Sch. nehmen die Z. eine
regelmäßige Lage in Reihen an. Die 2. subep. Sch. wird ziemlich
sechseckig, die erste etwas gestreckt rechteckig. Die Ep.-Z. sind
alle zu sehr langen, oben keulenförmig angesch wollenen Papillen
umgebildet, die dicht gedrängt bei einander stehen. Dadurch, daß
hier alle Ep.-Z. zu Papillen umgebildet sind, unterscheiden sie sich
von den von Behrens (p. 113) beschriebenen epigynen Drüsen von
Diervilla floribimda. Bei dieser sind nur wenige Ep.-Z. der epi-
gynen Drüse zu solchen Papillen umgewandelt. Bei Hed. mar.
lassen die Pap. nur sehr selten Quermembranen erkennen. Nur in
Bezug auf den Plasmareichtum bestehen in den Papillen Unter-
schiede. Die untere Partie (ca. y3 der Länge) ist reich mit Plasma
angefüllt, die Mitte ist plasmaarm, und das Ende der Pap. enthält
wieder viel körniges Plasma. Diese Differenzierung hängt wohl
mit der Drehung der Pap. zusammen. Denn diese sind unten nor-
mal entwickelt, beginnen dann ein Stückchen sich spiralig zu
drehen und sind dann an der Spitze wieder normal gebaut. Es
sind also keine einfachen „Prismenzellen“, von denen Schniewind-
Thies spricht. Eine Kutikula fehlt.
Gerbstoff: Das unterhalb der Drüse liegende Gr.-Par. ist
reich an G.-Idiobl. (dunkelbraun), die in der Drüse sehr viel spär-
licher auftreten, und zwar liegen hier die Idiobl. zwischen den
Böhmker, Beiträge zur Kenntnis der floralen und extrafloralen Nektarien. 237
Bdln., ziemlich in der Mitte der Drüse, bis zu 2/3 der Höhe. Im
oberen Drittel konnte ich keinen G. mehr konstatieren. Die sez.
Pap. und die subep. Sch. sind vollkommen g.-frei. Die Ep. des
Xekt.-Bodens enthält viel, diff., hellbraunen N.
Stärke: Bei schwacher Vergrößerung erkennt man wenig
St. an der Spitze des Fr. -Kn. Die Gef.-Bdl. erscheinen wie ge-
wöhnlich hellgelb. Wenig St. liegt in den inneren Partien
der Drüse, während der Rand unterhalb der Papillen sehr viel
bräunlich erscheinde St. führt. Die Pap. sind hellgelb gefärbt.
Bei starker Vergrößerung erkennt man, daß die G.-Idiobl. keine
St. führen Die St. des Gr.-Gew. nimmt nach außen allmählich zu.
Ca. 5—6 Sch. sind reich mit St. erfüllt. Die Papillen sind voll-
kommen st.-frei.
Ölzellen; In den epigynen Drüsen treten zahlreiche, z. T.
polyedr.-rundliche, ölführende Z. auf. In diesen ist meist noch
Plasma vorhanden; sind große Plasmamassen erhalten, so erschei-
nen sie tropfig-körnig in der Mitte der Z., das Öl wird also zw.
Membran und Plasma ausgeschieden. Die Mehrzahl solcher Z.
liegt in der Mitte, doch zeigen auch die Randpartien noch solche
Z., nach oben zu nehmen sie an Zahl ab. Die Spitze (ca. */* der
Gesamthöhe) ist frei von solchen Z.
1. Ersatz der Nektarien durch „Futterwarzen“.
Stanhopea insignis.
Kons. 28. 7. 13., frisch 24. 7. 13.
Die Futterwarzen (nach 0. Porsch: Erläuterungen zu den
Kny’schen Wandtafeln, zu Taf. 111 und 112) befinden sich im
Hypochil. Untersucht wurde: 1. Knospe (frisch und kons.), 2. be-
reits gewelkte Blüte. Weiter wurden die St.- Verhältnisse in einer
faulenden Blüte untersucht. Die bereits angewelkte Blüte wurde
auf eine mit feuchtem Fließpapier ausgekleidete Petri-Schale ge-
legt und mit einer Glasglocke bedeckt. Die 3 Schnitte wurden
am 1., 3. und 5. Tage nach dem Beginn der Fäulnis untersucht.
Am 5. Tage ließ sich das Objekt nur noch schlecht schneiden.
Sekretion: Findet nicht statt.
Anatomie: Die Grenze zwischen Speicher- und Gr.-Gew.
ist ziemlich scharf; ca. 1/3 der ganzen Gew.-Breite wird vom
Futtergew. eingenommen. Letzteres besteht aus verhältnismäßig
großen Z., die teils rundliche, teils polyedr. Gestalt haben. Eine
typische Ep. fehlt bei den Futterwarzen. Die kutikularisierten
Teile derselben werden nach Porsch (p. 506) schon sehr früh
abgehoben.
Die Z.-Membranen sind nach außen äußerst dünn. Am Grunde
der Speichergewebe verlaufen kleine Gef.-Bdl. Im Gr.-Gew. sehr
große Interz., im Speichergew. kleiner.
Gerbstoff: I. G. ist nur stellenweise vorhanden, und zwar
in der Ep. auf den Futterwarzen. Diese Stellen sind auch schon
iu frischem Zustande rot gefärbt.
238 Böhmker, Beiträge zur Kenntnis der floralen und extrafloralen Nektarieu.
Stärke: I frisch. Die Speichergew. sind tiefschwarz durch J.
gefärbt, gleichmäßig. Auch besteht kein Unterschied zwischen
Speichergew. und der äußersten Zellreihe desselben!! Das folgende
Gr.-Gew. enthält im Verhältnis zum Nekt. nur wenig St. in allen
Z. Eine Anhäufung zeigen nur noch diel. — 2. subep. Z.-Sch. Die
äußere Ep. ist fast ganz st. -frei, ziemlich plasmareich. Im kons.
Material fand sich körnige Plasmamasse, auch hier war nicht so
viel St. zu konstatieren wie in I (frisch), doch wird dies mit dem
Alter der Knospe Zusammenhängen.
Stad. II. 1. Die Stärke hat erheblich abgenommen. Das
Gr.-Par. ist fast st.-frei, desgl. die äußere Ep. und die äußeren
Partien der Speichergew. (1. Zellreihe und Futterwarzen an der
Spitze). Das Speichergew. enthält sehr viel weniger St. als in
der Knospe, immerhin noch viel. II. 2. Im Warzengew. noch
mittelviel St. Am dunkelsten sind hier die tieferen Sch. des
Speichergew. gefärbt, ebenfalls ziemlich dunkel die Einsenkung
zwischen zwei Warzenerhöhungen in der Ep. Also zuerst Ab-
nahme in den äußeren Partien. II. 3. Verhältnis wie bei II. 2,
nur überall noch weniger St.
Hieraus ergibt sich, daß, obwohl das Objekt schon ganz ver-
fault war, nicht die gesamte St.-Menge veratmet worden war.
Zusammenfassung.
I. Anatomisch-physiologischer Teil.
Wie schon aus den einzelnenUntersuchungen der verschiedensten
Forscher hervorgeht, lassen sich prinzipielle anatomische Unter-
schiede zwischen floralen und extrafloralen Xektarien nicht fest-
stellen. Ebensowenig wie der Bau ist die Sekretionsart für die
eine oder die andere Gruppe charakteristisch. Am häufigsten
scheint mir die Sekretion durch Diffusion zu erfolgen ; auch Sekretion
durch Spaltöffnungen ist nicht selten zu beobachten. In einzelnen
Fällen kommt Kollagenbildung (nach Behrens) vor. Auch Stadler1)
ist der Ansicht, daß „eine Beziehung zwischen der äußeren Form
des Nektariums und der Art der Sekretion sich aus den behandelten
Fällen nicht ergibt.“ Doch glaube ich, eine solche Beziehung in
den Fällen gefunden zu haben, wo die ganze verdickte Kutikula
abgehoben und zerrissen wird. Die sezernierenden Epidermiszellen
sind in solchen Objekten stets langgestreckt (ca. 1 : 8 und länger).
Allerdings fand ich bei anders ausgebildeten Epidermiszellen (bei
geflachten oder kurz gestreckten) ein Zerreißen der Kutikula nur
bei Liliam Martagon und Gentiana brevidens. In diesen Fällen
wird aber stets nur eine sehr kleine Partie der Kutikula abge-
hoben und zerrissen. Eine meines Wissens bisher nicht bekannte
Sekretionsart konnte ich bei Impatiens scabrida und Sambucas
nigra nachweisen und zwar durch einen rhexigenen Spalt.
‘) 1. c. p. 76.
Böhmker, Beiträge zur Kenntnis der floralen und extrafloralen Nektarien. 239
Sehr oft ist bereits auf das Fehlen oder die geringe Aus-
bildung von Interzellularen hingewiesen, jedoch glaube ich kaum,
daß hier ein direkter Zusammenhang zwischen letzteren und dem
Xektariumgewebe, resp. der Sekretionsart besteht. Die größten
und zahlreichsten Interzellularen fand ich in floralen Xekt., häufig
fehlten sie in extrafloralen ganz. Diese Verhältnisse scheinen mir
in dem zarten Aufbau der Blüten begründet zu sein, während die
extrafloralen Xektarien oft nicht mehr so meristematisch sind wie
die floralen.
Über die Ausbildung der Gefäßbündel sagt Stadler1), „daß
die Vasalien einen integrierenden, nie fehlenden Bestandteil, wenn
auch nicht des Nektariumgewebes, so doch des Xektariumbodens
bilden, meist sehr stark entwickelt sind und an der Grenze des
spezifischen Drüsengewebes verlaufen, wohl auch mit ihren zarteren
Bestandteilen, dem Kambiform, in dasselbe ausstrahlen.“ Im
allgemeinen stimmen meine Untersuchungen mit Stadlers Resultat
überein, allerdings fand ich nur in einzelnen Fällen eine Inner-
vierung des Xektariums selbst, z. B. bei Capparis spinosa, Cucumis
sativus, Cucurbita Pepo, ferner bei Acacia cornigera (besonders
Phloem). Auch bei Gloxmia hybrida waren nur Siebröhren zu
konstatieren, die bis an die Spitze des Xektaiiumlappens führen.
Selten fehlte eine besondere Ausbildung des Gefäßsystems, z. B.
bei Gossypium indicum (auf der Mittelrippe) und bei Silene orientalis
(am Stengel). Hierfür gibt Schwrendt eine Erklärung, der auch
ich mich anschließen möchte: „Man kann hier vielleicht die Lage
derselben im Rindengew7ebe, das ja auch Kohlehydrate leitet, für
das Fehlen der Gefäßbündel geltend machen.“ In allen übrigen
Fällen wurde dasXektarium entweder scharf vom vorübergehenden
Gefäßbündel begrenzt, oder es führten größere Zweige zum Xek-
tarium und endigten meist blind unterhalb derselben.
Da ich nur wenig Objekte entwicklungsgeschichtlich verfolgt
habe, so kann ich mir über die Zeit der Ausbildung des Xektariums
auch kein Urteil erlauben. Eiwvähnen aber möchte ich, daß ich
bei floralen Xektarien eine frühe, bei extrafloralen eine späte Aus-
bildung fand. So ist z. B. das Nektarium bei Borago offidnalis
schon sehr weit entwickelt, w'enn der Fruchtknoten sich zu strecken
beginnt. Bei Cucumis sativus wird das Xektarium, das später
das Andrözeum, bezwr. G37näzeum umgibt, schon ausgebildet, bevor
sich diese Organe entwickelt haben. Bei Capparis spinosa fand
ich eine sehr frühe Differenzierung, aber erst eine späte Ent-
Avicklung des Xektariums. Acacia ephedroides hingegen zeigte erst
eine Anlage des Xektariums, als die Palisaden schon ganz normal
ausgebildet w'aren. Von Prunus avium gibt Reinke8) an: „Die
Entstehung dieser Drüsen oder Xektarien ist eine verhältnismäßig
späte. In der geschlossenen Knospe, vor der Streckung des
Petiolus, ist keine Spur davon sichtbar.“
») 1. e. p. 69.
J) 1. c. p. 271.
3) 1. c. p. 127.
240 Böbmker, Beiträge zur Kenntnis der floralen und extrafloralen Nektarien.
Endlich habe ich noch die Ausbildung von Xektariumscheiden
zu erwähnen. In der Literatur finde ich darüber Angaben bei
Morini, Correns, Schwendt und Eisler. Neu wurde von mir
eine solche Scheide bei Marcgravia clubia nachgewiesen. So klar
die anatomischen Verhältnisse liegen, so sehr gehen die Ansichten
der verschiedenen Autoren über die Bedeutung solcher Scheiden
auseinander. Morini1) schreibt ihnen eine stützende Funktion
zu: „Questi elementi (cellule prismatiche) poggiano sopra uno strato
di cellule, bene differenziate onde adempino alla funzione di
sostegno.“ Auch Correns2) hält sie für mechanische Elemente:
„Hört die Sekretion . . . nicht auf, so könnte man der Schutz-
scheide des Xektariums höchstens eine mechanische Bedeutung
zuschreiben.“ Diese Annahme scheint mir aber durchaus nicht
gerechtfertigt zu sein, da andere, oft größere Nektarien einer
solchen Stütze nicht bedürfen. Daß die Sekretion wirklich nach
Ausbildung der Schutzscheide vor sich geht, beweist Eisler3)
für Diospyros discolor: „Die verkorkte Zellscheide tritt sehr früh-
zeitig, noch bevor das Xektarium mit der Sekretion nach außen
beginnt, auf.“ Nach Schwendts4) Ansicht sind die Membranen
an der Basis der Trichome verkorkt, um nach beendigter Sekretion
einen „Abschluß nach außen zu erzielen“. Aber ebenso wenig
haltbar wie diese scheint mir die von ihm gegebene Erklärung
über verholzte Scheiden zu sein:6) „Es mag sein, daß die Aufgabe
dieser Scheide die einer Druckgrenze im Sinne von de Vlies ist,
da höchstwahrscheinlich während der Sekretion durch das gestörte
osmotische Gleichgewicht zeitweise große Druckdifferenzen zwischen
dem Drüsengewebe und dem Xachbargewebe herrschen.“
Sollte die Scheide wirklich als Druckgrenze eine Bedeutung
haben, so müßte sie für Kohlehydrate in Lösung fast impermeabel
sein, und somit müßte das Reservematerial im Xektarium selbst
gespeichert werden, da die Scheide schon vor der Sekretion an-
gelegt wird. Eine solche Speicherung konnte ich aber z. B. bei
Acatia epliedroides nicht konstatieren. Nur direkt unterhalb der
Scheide fand ich bei Clerodendrou fragrans (verkorkt ! ) eine Speicherung
von Reservestärke. Daß diese Stärke wirklich verbraucht wird,
zeigen die älteren Stadien.
Im Gegensatz zu diesen Ansichten möchte ich versuchen,
die Scheide — wenigstens die verkorkte — als einen Regulier-
apparat für die Intensität der Sekretion aufzufassen. Denn ohne
Zweifel ist eine kutikularisierte oder verholzte Zellschicht viel
schwerer für Kohlehydrate durchlässig als eine unverdickte. Auf
diese Weise würde einer zu schnellen Abnahme der Speicherstärke
vorgebeugt werden und gleichzeitig damit einem allzugroßen Ver-
brauch an Nährsubstanzen. Für diese Auffassung spricht auch
der Umstand, daß meines Wissens solche Xektariumscheiden nur
•) 1. c. p. 353.
») 1. c. p. 661.
3) 1. c. p. 1588.
*) 1. c. p. 273.
6) 1. c. p. 274. *
Böhm k er, Beiträge zur Kenntnis der floralen und extrafloralen Nektarien. 241
bei extrafloralen Nektarien beobachtet sind. Da die meisten floralen
Nektarien nur kurze Zeit sezernieren, ist ein derartiger Regulier-
apparat natürlich überflüssig. Ausgewachsene Blätter von Clero-
denclron, die ich schon Mitte Februar sezernierend fand, enthielten
im Juni noch Nektartröpfchen auf der Unterseite der Blätter. Daß
die Nektariumscheiden wirklich am Stoffwechsel beteiligt sind,
beweisen einerseits der Inhalt dieser Zellen („dichtes Plasma,
Chloropiasten“ nach Schwendt1), andererseits die von mir ange-
gebene Abnahme resp. Zunahme des Gerbstoffs in diesen Scheiden
bei Clerodendron und Momordica.
Neu entdeckt wurden von mir die Septalnektarien von
Butomus umbellatus und die Nektarien am Perigongrunde bei
AJstroemeria nmantiaca , ferner bei Tidipa silvestris.
II. Teil: Inhaltsstoffe.
Daß reichlich Metaplasma (nach Hanstein) und große Zell-
kerne in den Nektarien, besonders in den floralen, stets vorhanden
sind, ergibt sich schon aus den Untersuchungen zahlreicher Forscher.
Auch haben die meisten von ihnen schon auf eine Reduktion des
Chlorophylls hingewiesen. Auch meine zahlreichen Objekte be-
stätigen vollkommen diese Angaben. Entweder fehlte das Chloro-
phyll im Nekt. ganz, oder es war zum mindesten stark reduziert.
Eine Ausnahmestellung nahm nur Gentiana brevidens ein, wo ich
direkt eine Chlorophyll- Zunahme konstatieren konnte. Dieses
Objekt nimmt auch in der Gerbstoff- und Stärkelagerung eine be-
sondere Stellung ein (s. u.).
Gerbstoff.
Im allgemeinen sind die Gerbstoffverhältnisse in Lagerung
und Form sehr verschieden. Ein Unterschied zwischen floralen
und extrafloralen Nektarien besteht auch in dieser Beziehung
nicht. Schon Schwendt1) sind die Gerbstoffmengen in extra-
floralen Nektarien bei seinen anatomischen Untersuchungen auf-
gefallen: Es „sind die extrafloralen Nektarien oft so enorm reich
an Gerbstoff, daß dieser schon auf den ersten Blick die Drüse
erkennen läßt, wenn man ihn irgendwie ausfällt. Teilweise ist
das Drüsengewebe so vollgepfropft mit Gerbstoffen, daß man nicht
umhin kann, diesen Körpern, die die sog. Gerbstoffreaktion geben,
irgend eine Beziehung zu dem gebildeten Zucker zuzuschreiben.“
Nach meinen wenigen entwicklungsgeschichtlich untersuchten
Objekten ergibt sich schon, daß Gerbstoff erst nach der Differen-
zierung des Nektariums auftritt, aber sehr bald am Anfang der
weiteren Entwicklung rasch zunimmt, z. B. bei Acacia ephedroides
und Marcgravia dubia. Das Maximum liegt sehr früh. In vielen
Fällen war zwar eine geringe Abnahme kurz vor der Sekretion
zu konstatieren, in manchen Fällen blieb aber der Gerbstoff
konstant, bezw. nahm bis zur Sekretion zu. An einigen Objekten
( Gossypium usw.) war im Alter lange nach der Sekretion wieder
*) 1. c. p. 274.
Beihefte Bot. Centralbl. Bd. XXXIII. Abt. I. Heft 2.
IG
242 Böhmker, Beiträge zur Kenntnis der floralen und extrafloralen Nektarien.
eine Zunahme erfolgt, die allerdings den Grad der Konzentration
wie im jungen Stadium nicht erreichte.
Ob und wieweit der Gerbstoff wieder in den Stoffwechsel
einbezogen wird, darüber zu urteilen, ist mir unmöglich, zumal
ich auch meist nur sezernierende Objekte untersuchte. Im folgenden
mögen die Ergebnisse zusammengestellt sein:
1. Sämtliche untersuchten extrafloralen Nektarien zeigen eine
Gerbstoffzunahme gegenüber ihrem Grundgewebe, ferner sämtliche
Papillen mit Ausnahme von Hedychium maximum, außerdem:
Eupliorbia splendens , Orambe grandiflora, Linum flamm, Orobanche
speciosa, Nicotianu Sanclerae, Gloxinia hybrida , Codonopsis ovata,
Campanula Vidalii, Kniphofia hybrida , Lilium candidum, Colchicum
speciosum.
2. Es entspricht einer Gerbstoffzunahme in der sezernierenden
Epidermis auch eine Zunahme im Nektariumgewebe gegenüber
der normalen Epidermis, resp. dem Grundparenchym. Bei Campa-
mda Vidalii, Codonopsis ovata und Althaea sidphurea, bei denen
nur die sezernierende Epidermis eine Zunahme aufzuweisen hat,
war allerdings auch das Grundparenchym g.-frei.
3. Daß nur die sezernierenden Epidermiszellen gerbstoffrei
blieben, konnte ich nur bei Borrago officinalis feststellen, doch
war er auch hier in jungen Stadien vorhanden.
4. Gerbstoff fehlt vollkommen im Grundgewebe und im
Nektariüm bei Cucumis sativus, Cucurbita Pepo , Bougainvillea
glabra, Gentiana brevidens, Iris hybrida , ferner bei sämtlichen
untersuchten Liliaceae mit Septalnektarien (mit Ausnahme von
Kniphofia hybrida) .
5. Eine Gerbstoffabnahme gegenüber der Umgebung findet
sich bei Ranuncidus Kerneri, Aquilegia Skinneri, Capparis spinosa,
Tropaeolum majus, ferner bei den Liliaceae und Amaryllidaceac
mit dem Nektariüm am Perigon: Lilium Martagon, FritiUaria
imperialis, Tulipa silvestris, Atstroemeria aurantiaca. Auch sämt-
liche untersuchten lridaceac mit Septalnektarien zeigen im Nek-
tarium keinen Gerbstoff. Außerdem war in den epigynen Drüsen
von Hedychium maximum (Zingiberaceae) eine Abnahme zu kon-
statieren.
6. Die erste Gerbstoffablagerung scheint im Grundgewebe
des Nektariums stattzufinden, erst später in den sezernierenden
Epidermiszellen, z. B. bei Viburnum americanum, Fritillaria
imperialis. Acacia epheclroides zeigte die erste Gerbstoffablagerung
an den äußeren Partien der Vorwölbung, desgl. Acacia lophantha
und Marcgravia dubia.
7. Eine Abnahme nach dem Maximum ist zu konstatieren
bei Acacia ephedroides, A. lophantha (!) , A. cornigera, Clerodendron
fragrans, Borrago officinalis, Gossypium indicum, Marcgravia dubia,
Pithecolobium Sarnau, Orobanche speciosa, Symphoricarpus race-
mosus, Linum flarum, ferner bei Althaea sulphurea und Colchicum
speciosum.
Eine Zunahme (bezw. Konstanz) des Gerbstoffs in älteren
Stadien bei: Ricinus communis, Banisteria chrysophylla, Mo-
Böbmker, Beiträge zur Kenntnis der floralen und extrafloralen Nektarien. 243
morclica cochinchinensis, Prunus armcniaca, Nicotiana Sanderae,
Kniphofia hybrida, Crocus dalmaticus, Vibumum americanum.
8. Gerbstoff in den Papillen (von Gossypium, Ligustrum,
Symphoricarpus und Silene): In den Papillen großtropfiger Gerb-
stoff, im Alter in farbloser, in der Jugend in diffus gefärbter
Gruudsubstanz. Das Grundgewebe enthält diffusen Gerbstoff, die
Basalzelle ist im Alter fast gerbstoffrei.
9. Gerbstoff in den Nektariumscheiden:
Acacia ephedroides : Stets farblos,
Marcgravia dubia: Stets farblos,
Momordica cochinckinensis: Im Frühjahr farblos; im Herbst wenig-
diffuser Gerbstoff.
Cterodendron fragrans: Gerbstoff in der Endodermis: Großtropfig,
diffus, in der Parenchymscheide: Desgl, rötlichbraun.
In der Jugend ist der Gerbstoff dunkler gefärbt, diffus mit
einzelnen Tropfen.
Die drei ersten Objekte besitzen eine verholzte, das letzte
eine verkorkte Endodermis.
10. Ein Zusammenhang zwischen der Sekretionsart und der
Form des Gerbstoffniederschlages im Nektarium scheint nicht zu
bestehen. In den meisten Fällen ist er in den sezernierenden
Epidermiszellen tropfig, im Nektariumparenchym gleich oft tropfig
oder homogen.
11. In der Jugend zeigt der Gerbstoff meist dieselbe Form
wie im Alter, oft allerdings erst homogen und später tropfig
werdend. Die Farbe ist in der Jugend meist etwas intensiver.
12. Ebenso wie die anatomischen Verhältnisse (z. B. Ranun-
culaceae ) in den einzelnen Familien und (z. B. Campanulinae )
Ordnungen wechseln, so wenig konstant sind auch die Inhaltsstoffe.
So findet sich z. B. bei Cucurbita und Cucumis kein Gerbstoff,
während bei Campcmula und Codonopsis wenig in der Endodermis
vorhanden ist.
Stärke:
Ebenso wie der Gerbstoff zeigt auch die Stärke verschiedene
Lagerungsverhältnisse. Entweder tritt sie im Nektarium wie im
umgebenden Gewebe normal auf, oder sie wird als Speicherstärke
abgelagert, um zur Zeit der Sekretion verbraucht zu werden. Auch
der Ort der Speicherung ist nicht immer derselbe. Jedoch ist die
Menge der gespeicherten Stärke keineswegs ein Maß für die
Intensität der Sekretion. Daß z. B. die extrafloralen Nektarien
keine, oder, z. B. Prunus, wenig Stärke speichern, scheint mir
vom Organismus beabsichtigt zu sein. Speicherstärke, selbst in
einer Menge, wie wir sie bei Cucumis etc. finden, würde nur für
eine verhältnismäßig kurze Sekretionszeit ausreichen. Da die
extrafloralen Nektarien aber meist eine längere Zeit sezernieren,
ist es praktischer, das Sekretionsmaterial dem Nektarium direkt
durch Gefäße zuzuführen. Am häufigsten ist bei floralen Nektarien
der Fall zu beobachten, daß ein Teil des ausgeschiedenen Zuckers
aus Keservcstärke gebildet wird, daß aber gleichzeitig ein Gefaß-
te*
244 Böhmker. Beiträge zur Kenntnis der floralen und extrafloralen Nektarien.
bündelzweig zum Nektarium führt, der so die Sekretion unter-
stützt. Meist ist das Xektarium stärkefrei, und das Grundparenchym
wird zur Stärkelagerung verwandt, oft allerdings auch umgekehrt.
Diese Verhältnisse sind nicht einmal für die einzelnen Familien
konstant; z. B. wird bei Cucumis satirns reichlich Stärke im
Nektarium gespeichert, während bei Cucurbita Pepo das darunter
liegende Parenchym der Ort der Stärke- Speicherung ist. Im
einzelnen liegen die Verhältnisse folgendermaßen:
1. Die sezernierende Epidermis ist zur Zeit der Sekretion in
den meisten Fällen ganz stärkefrei. Selten sind sehr geringe
Mengen in ihr enthalten. Viel Stärke fand ich in der sezernierenden
Epidermis von Alstroemrria aurantiaca (im Xektariumparenchym wenig)
und bei Xicotiana Sauderae mittelviel (im Xektariumparenchym sehr
viel). Im jungen Stadium wird oft auch in der sezernierenden Epi-
dermis Stärke gespeichert, doch weniger als im Xektariumparenchym;
diese verschwindet aber bei Beginn der Sekretion zuerst, entweder
ganz, oder es bleiben, wie erwähnt, Spuren übrig. Stanhopea
insignis, die nur Stärke in ihren „Futterwarzen“ speichert, diese
aber nicht in Zucker umwandelt, zeigt keinen Unterschied zwischen
der Epidermis und dem Speichergewebe. Die geringere Stärke-
speicherung in der sezernierenden Epidermis scheint also durch
die Sekretion bedingt zu sein!
2. Auch die Epidermis des normalen Gewebes ist meist
stärkefrei. Ist Stärke vorhanden, so findet sie sich hier meist
reichlicher als in der sezernierenden Epidermis.
3. In den meisten Fällen ist sogar das Xektariumparenchym
stärkefrei zur Zeit der Sekretion. Es bleibt stets stärkefrei bei
allen extrafloralen Nektarien mit Ausnahme der Prunus-Arten, bei
Borrago officinatis und Rauunculus Ferner/' (Bei extrafloralen
Nektarien, die von Papillen gebildet werden, fand sich in jungen
Stadien unterhalb dieser wenig Stärke, doch ist dieses Gewebe
nicht als typisches Xektariumgewebe zu betrachten.)
4. Das Grundparenchym direkt unterhalb des Xektariums ist
hauptsächlich der Ort der Stärkespeicherung. Oft ist die Grenze
zwischen Xektarium und Grundparenchym schon durch die Stärke-
lagerung kenntlich, z. B. bei Fritillaria imperialis, Capparis spinosa,
Linum flavum, Nicotiana Sanderae.
5. Die Speicherung bezw. Abnahme der Reservestärke er-
folgt auch bei deu einzelnen Pflanzen in verschiedener Reihenfolge:
Die erste Ablagerung erfolgt bei Orobanche speciosa, Xico-
tiana Sanderae und Lilium Martagon innen im Gewebe, all-
mählich nach außen fortschreitend; umgekehrt bei: Kniphofia
hybrida (erst in der Fruchtknotenwand, dann an den Seiten des
Xektariums) und bei Fritillaria imperialis (?). Bei Capparis wird
die Stärke zuerst an der unteren, zuletzt an der oberen Grenze-
abgelagert.
Auch über den Ort der ersten Ablagerung scheint keine
Übereinstimmung zu herrschen. Der Ort der ersten Abnahme ist
auch der Ort der ersten Ablagerung bei: Lilium Martagon, Cap-
paris spinosa. Doch herrschen im allgemeinen umgekehrte Ver-
Böhmker, Beiträge zur Kenntnis der floralen und extrafloralen Nektarien. 245
hältnisse vor, so bei: Orobanche speciosa, Nicotia na Sander ae, Kni-
phofia hybrida, Fritillaria imperialis.
Außerdem konnte ich eine Abnahme von innen nach außen
konstatieren bei Cucumis sativus, Crocus dalmciticus, Passiflora
coentlca, umgekehrt sollen nach Behrens die Verhältnisse für
Tropaeolum majus liegen. Somit zeigen also 6 Objekte (Cucumis,
Passiflora, Kniphofia, Lilium, Fritillaria, Crocus) eine Abnahme
von innen nach außen, umgekehrt zeigen 3 Objekte eine Abnahme
von außen nach innen (Nicotiana, Orobanche, Tropaeolum). Ob
hier wirklich, wie es bei diesen Objekten den Anschein hat, die
Verhältnisse für die einzelnen Familien, ja sogar Ordnungen
konstant sind, wird sich erst auf Grund eingehenderer Unter-
suchungen feststellen lassen.
6. Das Maximum der Stärkeablagerung liegt in den meisten
Fällen direkt vor dem Aufblühen: z. B bei Cucumis sativus, Gossy-
pium iudicum, Lilium Martayon , Sedum anyulatum, Orobanche
speciosa, Nicotiana Sanderae, Crocus dalmaticus, Colchicum spe-
ciosuni, Fritillaria imperialis, Capparis spinosa, Stanhopea insignis.
Nur bei Butomus umbellatus und Kniphofia hybrida lag das Stärke-
maximum schon etwas früher. Da aber verschiedene Septal-
nektarien schon im Knospenzustande zu sezernieren beginnen
(nach Schniewind-Thies und Stadler1): „. • ■ findet man nicht
selten schon in älteren Blütenknospen einen Honigtropfen bei
Kniphofia aloides “), kann man wohl allgemein sagen, daß das
Stärkemaximum direkt vor Beginn der Sekretion liegt.
7. Die Xektariumscheiden waren stets stärkefrei.
8. Wird Stärke in größeren Mengen gespeichert, so ist sie
meist grobkörnig, z. B. bei Cucumis sativus, Nicotiana Sanderae
Capparis spinosa etc.
Beziehungen zwischen Gerbstoff und Stärke:
Solche Beziehungen scheinen stets zu bestehen.
1. Ist das Nektarium reich an Gerbstoff, wie z. B. die extra-
floralen Nektarien oder einige Papillen, so ist Stärke nur in sehr
geringen Spuren (Prunus) vorhanden oder fehlt meist ganz. Eine
Ausnahme scheint bei Orobanche spedosa zu bestehen: viel Gerb-
stoff — viel Stärke.
2. Doch gilt diese Beziehung, die zwischen den ganzen Ge-
weben besteht, auch für die einzelnen Zellen (und dann auch für
Orobanche). Zellen, die viel Gerbstoff führen, enthalten keine
oder nur wenig Stärke; oft bestehen auch umgekehrte Verhältnisse,
z. B. Cucumis.
3. Allerdings können beide gleichzeitig fehlen, z. B. bei
Gentiana brevidens (übrigens das einzige derartige Objekt von den
untersuchten Dicotylen) und bei verschiedenen Septalnektarien wie
Allium nutans, Ornithogalum pyrenaicum, Yucca angustifolia. Bei
Tidipa silvestris und Ranunculus Kerneri fehlen beide nur im Nek-
tarium. Ob sie hier in jüngeren Stadien aber auch fehlen, ist nicht
festgestellt.
*) 1. c. p. 2.
246 Böbmker. Beiträge zur Kenntnis der floralen und extra-floralen Nektarien .
4. Gerbstoffidioblasten scheinen stets stärkefrei zu sein.
5. Bei Gossypium indicum, Colchicum speciosum , Orohatiche
speciosa . Nicotiana Sauderae tritt erst das Gerbstoffmaximum, dann
das Stärkemaxinium auf; umgekehrt ist die Reihenfolge bei Pithe-
colobiwm Sarnau, Kuiphofia hybrida, Fritillaria imperialis. Auch
hier können erst eingehendere Untersuchungen zeigen, wie weit
sich die Organisation der Blüte der der ganzen Pflanze unterge-
ordnet hat. Morphologisch ist die Blüte doch nur als ein stark
metamorphosierter Sproß aufzufassen, müßte also auch die Organi-
sationsverhältnisse eines Sprosses — wenigstens in den Hauptzügen
zeigen. Dann hätten wir nach den Untersuchungen von Bert-
hold1) in der Blüte erst ein Stärke-, dann ein Gerbstoffmaximum
zu erwarten. Da aber die Blüte sehr häufig Speicherstärke an-
legt, müßten wir folgende Reihenfolge konstatieren können: Stärke
— Gerbstoff — [Gerbstoff] — Stärke. Von obigen Beispielen können
hierfür auch wohl nur Orobanche, Nicotiana , Colchicum, Kuiphofia
in Betracht gezogen werden, weil hier Stärke und Gerbstoff beide
im Speichergewebe selbst Vorkommen. Kuiphofia hatte aber keine
sicheren „Gerbstoftreaktionen“ gegeben, wie in den Einzelunter-
suchungen näher ausgeführt ist. Die drei übrigen Objekte zeigen
erst ein Gerbstoff-, dann ein Stärkemaximum. Wenn ich auch
glauben möchte, daß diese Folge die Regel sein wird, so ist doch
auf Grund dieser wenigen entwicklungsgeschicbtlichen Untersu-
chungen kein sicheres Urteil möglich.
Calciumoxalat.
In der Umgebung der Nektarien resp. in ihnen selbst fand
ich die meisten überhaupt vorkommenden Kristallformen des Ca-
Oxalats: Drusen. Kristallsand, Raphiden und Einzelkristalle. Drusen
waren bei weitem am häutigsten, Raphiden fanden sich bei allen
Septal-Nektarien, die überhaupt Kristalle führen, mit Ausnahme
von Gladiol/is. Dieses war das einzige Objekt, bei dem ich lange
Einzelkristalle fand. Einzelkristalle in Form von Oktaedern zeig-
ten sehr schön die Acacia-Arten. Kristallsand war nur bei Sam-
bucas ebulus und Sedum ’angulatum zu konstatieren. Kombina-
tionen von verschiedenen Kristallformen in einer Pflanze habe ich
nie beobachten können.
Im allgemeinen stimmt das Vorkommen genannter Formen
mit den Beispielen von Haberlandt2) überein.
Eine Schutzfunktion im Sinne Stahls möchte ich den Kri-
stallen nicht zusprechen, höchstens den Raphiden in der Frucht-
knotenwand der Monocotylen. Denn während sie hier in den für
die Pflanze entbehrlichsten Stellen abgelagert sind, linden sie
sich z. B. bei Banisieria chrysopkylla nur im Nektarium, einem
keineswegs entbehrlichen Gewebe. In den meisten Fällen wird es
sich um ein Exkret handeln, entstanden bei einem intensiven, be-
ll l. c. II. 1. p. 147.
J) 1. c. p. 479-480.
Bölimker, Beitrüge zur Kenntnis der floralen und extrafloralen Nektarien. 247
sonders lokalisierten Stoffwechsel. Über die Art der Entstehung
der Kristalle kann ich mich ganz den Anschauungen Kohls1) an-
schließen, der annimmt, daß „der Kalk an Kohlehydrate gebunden“
ist. Das Calcium würde bei der Sekretion frei werden und mit
der oft vorhandenen Oxalsäure in Verbindung treten. (Czapek2)
gibt an: „Außer Zucker findet man im Nektar auch öfters Säuren,
was schon Hoffmann beim Agavennektar fand.“)
Im einzelnen ergeben sich folgende Verhältnisse:
1. Die sezernierende Epidermis ist stets kristallfrei.
2. Im Xektarium ist nur selten Calciumoxalat abgelagert.
Spärlich ist es bei Marcgravia dubia vorhanden, sehr reichlich bei
Banisteria chrysophylla. In beiden Objekten fehlt es in der Um-
gebung des Xektariums. Außerdem kommen noch sehr wenig
Kristalle in dem floralen Xektarium von Passiflora coerulea vor
3. Am häufigsten findet sich eine Kristallagerung direkt
unterhalb des Xektariums und dann meist reichlicher als im
übrigen Grundgewebe, so bei Acacia-Arten, Prunus-Arten, Ricinus
communis, Gossypium indicum , Passiflora coerulea (floral und
extrafloral), Symphoricarpus racemosus, Althaea sulphurea (!).
4. Kristalle im Grundgewebe, scheinbar ohne Beziehung zum
Xektarium, bei Sambucus ebulus, Sedum augulatum (beide Objekte
mit Kristallsand), ferner bei Vibnrnum americanum , Bougainvillea
glabra.
5. Auffallend ist, daß im Xektarium und in dessen nächster
Umgebung, abgesehen von Marcgravia, nur Drusen Vorkommen.
Auf andere Inhaltsstoffe habe ich bei meinen Untersu-
chungen keine Rücksicht genommen; nur selten finden sich im Text
Angaben darüber. Auch möchte ich einige auffällige Färbungen
nicht unerwähnt lassen, Einzelheiten darüber finden sich ebenfalls
im Text. Sie fanden sich bei folgenden Objekten: Acacia longi-
folia, Banisteria chrysophylla, Gloxinia hybrida , Campanula Vidalii,
Crambe grandiflora , Euphorbia splendeus, Alstroemeria aurantiaca
und Allium nutans.
Die vorliegende Arbeit war Ende des Sommer-Semesters 1914
bei der Philosophischen Fakultät der Universität Göttingen als
Dissertation eingereicht und angenommen worden. Bei Ausbruch
des Krieges trat der Verfasser, bevor er das mündliche Examen
hatte ablegen können, als Kriegsfreiwilliger in das Heer ein; er
starb den Heldentod am Morgen des 10. Xovember 1914 bei der
Erstürmung feindlicher Schützengräben bei Merckem in Flandern.
Berthold.
*) 1. c. p. 57 ff.
J) 1. c. p. 503.
248
Beobachtungen an isolierten Palisaden- und
Schwammparenchymzellen.
Von
W. Bobilioff - Preisser, Zürich.
Mit Tafel VI und VII.
Einleitung.
Das Leben eines Gesamtorganismus wird bekanntlich als
Summe des Lebens der ihn zusammensetzenden Zellen betrachtet.
Die Folge davon ist, daß jeder Zelle des Organismus eine gewisse
Selbständigkeit zugeschrieben werden kann. Und, je nachdem,
wie weit die einzelne Zelle den Funktionen des Organismus ange-
paßt ist, kann diese Selbständigkeit stärker oder schwächer zum
Ausdruck kommen. Die Einstellung der einzelnen Zelle auf die
Funktionen des Gesamtorganismus wird in erster Linie durch eine
Vereinigung des Protoplasmas mittels Plasmaverbindungen bewirkt.
Um die Grenzen der Selbständigkeit der einzelnen Zelle genauer
definieren zu können, ist es notwendig, das Verhalten von Zellen
zu studieren, die unabhängig vom ganzen Organismus kultiviert
werden. Einer solchen Isolation der einzelnen Zellen steht prin-
zipiell nichts im Wege. Der praktischen Ausführung stellen sich
jedoch mannigfache Hindernisse entgegen. An tierischen Gewe-
ben sind solche Versuche bereits mit positiven Resultaten ausge-
führt worden, und durch Anwendung verfeinerter experimenteller
Methoden ist es gelungen, die Teilung und das Wachstum von
Zellen nachzuweisen, die aus tierischen Geweben isoliert worden
waren. Um so erstaunlicher ist es, daß bei pflanzlichen Zellen,
deren Isolation aus den Geweben ohne Schwierigkeiten gelingt,
die Resultate bis jetzt sehr bescheiden waren, wie aus der Ar-
beit von Haberlandt hervorgeht. (1) *) Er hat Versuche an isolier-
l) In einem Referat über die Arbeit von Haberlandt teilt Winkler
kurz mit (Bot. Ztg. 60. 1902. p. 262), daß es ihm gelungen ist, an isolierten
Wurzelparenchymzellen von Vicia Faba einige Teilungen zu beobachten. Er
sagt dabei, daß die ausführliche Beschreibung der Versuche, einschließlich der
von ihm für das Isolieren der Zellen angewandten Methode, später erscheinen
wird. Das ist aber bis jetzt noch nicht geschehen.
ß obil iof f- ß r eißer, Beobachtungen an isolierten Palisadenzellen etc. 249
teil Zellen aus dem Palisaden- und Schwammparenchym der
Blätter von Angiospermen angestellt und auch chlorophyllfreie
Haare mehrerer Pflanzen in den Kreis seiner Studien gezogen.
Haberlandt konstatiert, daß solche Zellen in geeigneten Nähr-
lösungen verhältnismäßig lauge Zeit, etwa 1 Monat, lebend er-
halten bleiben, zur Stärkebildung befähigt sind, gleichmäßig nach
allen Richtungen etwas wachsen können, und daß die Zellen im
Stande sind, ihre Membran zu verdicken. Dagegen gelang es
ihm nicht, an den isolierten Zellen Teilungen hervorzurufen, und
E. Küster (2) äußert sich in seiner Kieler Antrittsvorlesung über
die von Haberlandt ausgeführten Versuche in folgender Weise:
„Wenn Haberlandt nur bescheidenes Wachstum und niemals
Teilung an isolierten Zellen beobachten konnte, so geht daraus
nur hervor, daß die in seinem Experiment den Zellen gebotenen
Bedingungen nicht den im Gewebe verwirklichten entsprechen. Es
steht zu hoffen, daß künftige Untersuchungen noch glücklichere
Ergebnisse zeitigen werden.“ Ähnlich lauten andere, zahlreiche,
von verschiedenen Seiten ausgesprochene Äußerungen über die von
Haberlandt angestelltcn Untersuchungen. Bei solchen Versuchen
muß man das Folgende anstreben: 1. Den isolierten Zellen Be-
dingungen zu geben, die denen in dem ursprünglichen pflanzlichen
Verbände möglichst entsprechen. 2. Verletzungen bei der Iso-
lation nach Möglichkeit zu vermeiden zu suchen. Das sind bei-
des ideale Forderungen, und in der Tat ist es nur möglich, sie
zum geringsten Teil zu verwirklichen. Das erste suchte ich
durch die von mir angewandte Methode zu erreichen, das zweite
läßt sich dadurch erreichen, daß man solche Objekte zu den Ver-
suchen auswählt, in denen die Zellen in möglichst lockerem Ver-
bände sich befinden und infolgedessen keine allzugewaltigen Ein-
griffe beim Isolieren nötig machen. Man darf aber nicht ver-
gessen, daß die Resultate in erster Linie durch die latenten Ei-
genschaften der Zellen bedingt sind. Wenn man infolgedessen
Zellteilung beobachten will, so wird das am ehesten an solchen
Zellen zu erreichen sein, die auch unter normalen Bedingungen
in ihrer ursprünglichen Lage in den Geweben, denen sie ange-
hören, zur Teilung befähigt sind. Solche Zellen findet man in den
embryonalen Geweben. Ihre Isolation ist mit Schwierigkeiten ver-
bunden, da sie in dem Verbände dieser embryonalen Gewebe dicht
aneinander gelagert sind. Außerdem sind auch die Zellen aus be-
sonders gut regenerationsfähigen Pflanzenorganen geeignete Ob-
jekte, aber in diesem letzteren Falle kommen nur wenige Pflanzen
in Betracht. ') Arbeitet man mit Zellen aus ausgewachsenen Or-
ganen, und gibt man ihnen die im Verbände herrschenden Be-
dingungen, so ist Zellteilung von vorne herein nicht zu erwarten,
es herrschen aber in den isolierten Zellen immer abnormale Be-
dingungen, schon aus dem einfachen Grunde, weil die korrelative
Wirkung der benachbarten Zellen kaum zu ersetzen ist; das letz-
tere ist auch nicht notwendig, wenn man die Zelle als solche, als
l) Versuche mit solchen Pflanzen habe ich bereits begonnen.
250 Bobiliof f-Preißer. Beobachtungen an isolierten Pahsadenzellen etc.
Elementarorganismus, betrachten will; man muß deshalb, nach
einer Methode streben, bei welcher die der Zelle gegebenen Be-
dingungen von denen im pflanzlichen Gewebe nicht allzuweit ent-
fernt sind, und bei welcher man in der Lage ist, bestimmte
äußere Reize einwirken zu lassen. Es ist zu vermuten, daß bei
ausgewachsenen Zellen Teilungen am ehesten durch Reize herbei-
geführt werden können. Auch das Wachstum der Zellen, das
Haberlandt und ich beobachtet haben, ist meines Erachtens fast
ausschließlich auf Reizwirkungen zurückzuführen. Bei manchen
Pflanzen gelingt es durch Einführung von bestimmten chemischen
Stoffen in das Substrat, das Auftreten von Wachstum an den
isolierten Zellen zu beobachten, bei anderen Pflanzen dagegen tritt
Wachstum an den isolierten Zellen auf, ohne daß irgendwelche be-
stimmte chemische Stoffe beteiligt sind. Infolgedessen ist im
ersten Falle eine Wirkung von chemischen Reizen anzunehmen,
im letzteren ist die Reizwirkung infolge Verletzung, welche bei
jeder Isolation unvermeidlich ist, nicht ausgeschlossen. Das alles
schließt auch nicht die Möglichkeit aus, daß bei den isolierten
Zellen die hemmenden Faktoren, welche in den Geweben wirksam
sind und ein weiteres Wachstum der im Verbände befindlichen
Zellen verhindern, ausgeschaltet werden. Daß bei isolierten Zellen
infolge der Ausschaltung von Hemmungen Wachstum auftritt, ist
von Haberlandt angenommen worden. Im Allgemeinen haben
solche Erwägungen nur hypothetischen Wert, und deshalb ist man
vorläufig darauf angewiesen, einfach die Tatsachen zu konstatieren,
welche sich bei der experimentellen Erforschung ergeben. Jene
inneren Veränderungen der isolierten Zellen hingegen, welche in
den unter normalen Bedingungen lebenden Zellen nicht Vorkom-
men, sind einer Reizwirkung zuzuschreiben. Diese Reizwirkung
braucht hier nicht immer ausschließlich chemischer Natur zu sein,
sondern kann auch auf dem durch die Verletzung hervorgebrachten
Reiz beruhen. Solche Veränderungen innerhalb der Zellen infolge
von Verletzung sind genügend bekannt, z. B. Lageveränderung
des Kernes und Plasmabewegung nach Tangl (3), Kretzschmar
(4) und anderen mehr.
Die Ursachen, die die Form der Zelle im Verbände be-
wirken, sind nur zum Teil bekannt; in erster Linie üben die
Nachbarzellen einen gewissen Einfluß aus; schon aus diesem
Grunde ist bei den isolierten Zellen eine Formveränderung zu er-
warten. Diese tritt auch tatsächlich ein. An der Formverände-
rung wirken aber auch die folgenden Ursachen in hohem Grade
mit: ]. Turgorschwankungen, welche durch die abnormalen Be-
dingungen auftreten, 2. die Spannungsänderung der einzelnen
Zelle. Diese Form Veränderung ist in der ersten Zeit nach der
Isolation besonders klar, und kann bei den unregelmäßigen
Schwammparenchymzellen außerordentlich deutlich wahrgenommen
werden.
Die Formveränderung der Zellen kann auch durch Wachs-
tum bedingt werden; dieses stellt sich auch öfters ein und kann
zweierlei Natur sein, entweder erfolgt eine gleichmäßige Zunahme
Mobil ioff- Preiß er, Beobachtungen an isolierten Palisadenzellen etc. 251
der Größe der Zelle nach allen Richtungen, oder cs werden an
der Zelle lokale Fortsätze gebildet. Zellteilung konnte ich nie
ein wandsfrei beobachten.
Über das Leben der isolierten Zellen kann man sich nur
dadurch Gewißheit verschaffen, daß man die Veränderungen ihrer
Bestandteile beobachtet und nach Möglichkeit analysiert. Also die
Veränderungen von Plasma, Kern, Chromatophoren und Membran.
Von diesen Gesichtspunkten ist auch Haberlandt bei seinen Un-
tersuchungen isolierter Zellen ausgegangen. Auf diese Weise
kann man nämlich aus der Summe der beobachteten inneren Vor-
gänge bis zu einem gewissen Grade zu einem Schlüsse über den
Zustand der ganzen Zelle gelangen. Eine solche Betrachtung er-
scheint auch noch aus dem Grunde angebracht, weil den einzelnen
Zellbestandteilen eine gewisse Selbständigkeit zugeschrieben wird;
einige Forscher haben sogar die Vermutung ausgesprochen, daß
die pflanzliche Zelle als ein symbiontischcs Verhältnis ihrer Be-
standteile anzusprechen ist (5, 6, 7, 8, 9).
I. Methodisches.
Die von mir ausgeführten Beobachtungen beschränken sich
auf Zellen von ausgewachsenen oder im Wachstum begriffenen
Laubblättern mehrerer Angiospermen. Die Zellen aus ganz jun-
gen Blättern sind, weil zu zart, zu den Versuchen nicht geeignet;
sie leiden auch sehr stark bei der Isolation, und ihre Existenz im
isolierten Zustande ist von beschränkter Dauer; einige Stunden
nach dem Isolieren tritt bei ihnen meist Plasmolyse ein. Die
Zahl der Pflanzen, aus deren Blättern die Palisaden- und Schwamm-
parenchymzellen sich isolieren lassen, ist beträchtlich; bei weitem
aber die größte Zahl der Pflanzen ist für solche Versuche unge-
eignet, da die Zellen beim Übertragen auf das künstliche Sub-
strat in mehr oder weniger kurzer Zeit zu Grunde gehen. Einige
Pflanzen, mit welchen ich Versuche ausgeführt habe, seien er-
wähnt: Helianthusarten, Rosaarten. Com-o/vulus arvensis, C. sepinm
und Antirrhinum majus. Es sind aber bei meinen Untersuchungen
die Hauptresultate mit 2 Pflanzen erreicht worden, nämlich mit Thun-
bergia a/ata und Viola Intra var. grandiflora. Ich werde bei den nächts-
folgenden Beschreibungen die beiden Pflanzen nur mit den Gattungs-
namen bezeichnen. Die Zellen von Viola lassen sich zwar nur verhält-
nismäßig kurze Zeit im isolierten Zustande am Leben erhalten,
nämlich bis 2 Monate, da aber bei ihnen die Kernverlagerung und
auch die Plasmabewegung deutlich zu verfolgen sind, dienten diese
als Hauptobjekte der Untersuchung. Die Pflanzen von Viola sind
ausdauernd. Es sind im Verlaufe des Winters Versuche ausge-
führt worden einerseits mit Zellen aus den Blättern der im Freien
überwinternden Pflanzen, andererseits mit Zellen von Pflauzcn, welche
im Spätherbst (Anfang November) aus dem Garten ausgegraben worden
waren und im Treibhaus Aufstellung gefunden hatten. Es konnten keine
auffallenden Unterschiede bcobachtetwerden ; das letztere Verfahren ist
aber vorteilhafter, da man hier öfters Gelegenheit hat, den Kern wahr-
252 Bobilioff-Preißer. Beobachtungen an isolierten Palisadenzellen etc.
zunehmen. Bei Viola fricolor lassen sich die Assimilationszellen
ebenfalls leicht isolieren, sind jedoch zu den Versuchen ungeeignet,
da sie bald absterben. Das zeigt aufs Deutlichste, daß man der
physiologischen Eigentümlichkeit der einzelnen Pflanzen Rech-
nung zu tragen hat, und daß trotz der Verwandtschaft für jede
Art ganz bestimmte Verhältnisse maßgebend sind.
Die kleinen Palisadenzellen und die unregelmäßigen Schwamm-
parenchymzellen von Thunbergia lassen sich noch bedeutend leich-
ter als die Assimilationszellen von Viola isolieren. Zu den mit
Thunbergia ausgeführten Versuchen sind die Zellen einerseits den
Blättern solcher Pflanzen entnommen worden, die im Sommer im
Freien wuchsen, anderseits stammten die Zellen aus Pflanzen, die
im Herbst und Winter im Treibhaus gezogen worden sind. Bei
der Isolation muß man stets darauf bedacht sein, jede Infektion
aufs peinlichste zu vermeiden. Deshalb habe ich immer mit sorg-
fältig sterilisierten Geräten gearbeitet, und es sind auch ausschließ-
lich sterilisierte Substrate zur Kultur verwendet worden. Infek-
tion wirkt sehr störend, und es konnten manche Versuche, hei
denen trotz aller Sorgfalt eine Infektion aufgetreten war, nicht
zu einem befriedigenden Abschluß gebracht werden. Eine Infek-
tion ist in manchen Fällen unvermeidlich, da dieselbe oft von den
Blättern herstammt und auch von der Jahreszeit mit abhängig ist:
so sind z B. die Zellen, welche aus Thunbergiapflanzen isoliert
wurden, die im Sommer im Garten gewachsen waren, immer aus-
giebig mit Schimmelpilzen infiziert; jene Zellen dagegen, die aus
den Warmhauspflanzen isoliert waren, neigten bedeutend weniger
zur Infektion.
Das Isolieren erfolgt in der Weise, daß mau kleine Stücke
der Blätter auf einem Objektträger in einem kleinen Tröpfchen
Flüssigkeit mit Hilfe von zwei Nadeln zerzupft; dadurch fallen die
Zellen aus ihrem lockeren Verbände heraus; oder man entfernt
zuerst die Epidermis des Blattes und kratzt dann mit einer Nadel
etwas von dem Assimilationsgewebe weg; diese Methode ist vor-
teilhafter, da man dadurch die Infektion leichter vermeiden kann.
Die auf der Nadel befindlichen Zellen werden dann entweder di-
rekt auf das feste Substrat aufgetragen, oder zuerst in den ent-
sprechenden Nährlösungen verteilt. Auf dem festen Substrate,
welches in dünner Schicht dem Deckgläschen auflag, habe ich die
isolierten Zellen nach der Methode kultiviert, welche bei mykolo
gischen Arbeiten stets Anwendung findet. Als Substrat diente
Agar, welcher mit den entsprechenden mineralischen oder orga-
nischen Nährlösungen hergestellt war. Gelatine ist in diesen
Fällen ungeeignet, da sie zwei Nachteile hat; einmal tritt hei ihr
Infektion viel leichter ein, außerdem erleiden die auf sie aufge-
tragenen Zellen bald Schrumpfungen. Mit Hilfe einer Platinöse
wurde der Agar auf dem Deckgläschen dünn ausgebreitet, und
nach dem Erstarren, was in kurzer Zeit erfolgt, wurden die iso-
lierten Zellen aufgetragen. Nachher wurde das Deckglas umge-
dreht. so daß die Agarschicht nach unten zu liegen kam, und auf
einem Ring der feuchten Kammer aufgelegt. Das Aufträgen der
Bobilioff-Preißer, Beobachtungen an isolierten Palisadenzellen etc. 253
isolierten Zellen erfolgt am besten mit Hilfe einer Lanzettnadel;
diese wurde in die Flüssigkeit, in welcher die Zellen verteilt waren,
eingetaucht und nachher flach auf dem Agar hin und her gezogen.
Die Flüssigkeit wird von der Agarschicht aufgesogen und die
Zellen liegen dann trocken auf dem Agar. Man ist auch in der
Lage, mikroskopisch zu kontrollieren, wann die Flüssigkeit durch
den Agar aufgesogen wird. Wie oben erwähnt, kann man die
Zellen auch, ohne sie vorher in der Flüssigkeit zu verteilen, di-
rekt auf die Agarschicht auftragen; das kann auch noch auf die
Weise geschehen, daß man kleine Stückchen der Blätter, von
denen die Epidermis möglichst entfernt wurde, auf der Agarschicht
hin und her streicht. Dadurch fallen die Zellen aus dem Ver-
bände heraus und verteilen sich auch auf der Agarschicht. Man
muß dabei besonders Sorge tragen, daß die feuchte Kammer stets
mit Wasserdampf gesättigt ist, denn die Eintrocknungsgefahr der
isolierten Zellen ist sehr groß.
Durch diese Methode erzielt man für die isolierten Zellen
folgende Bedingungen: sie liegen fest auf einer Unterlage; die Auf-
nahme der Nährstoffe kann nur aus dieser Unterlage erfolgen;
der zur Atmung notwendige Sauerstoff und die zur Kohlensäure-
assimilation notwendige Kohlensäure werden aus der in der feuch-
ten Kammer befindlichen Luft bezogen; die Zellen befinden sich
in einer mit Wasserdampf gesättigten Atmosphäre. Durch diese
Kulturmethode werden den Zellen Bedingungen geboten, die den
im natürlichen Verbände herrschenden entschieden näher kommen,
als jene, die man den Zellen bei der Kultur in Flüssigkeiten zu
bieten vermag. Im letzteren Falle muß nämlich die Aufnahme
der Nährstoffe, der Kohlensäure und des Sauerstoffes aus der um-
gebenden Flüssigkeit erfolgen. Eine Abnormität der hier herr-
schenden Bedingungen liegt auch noch darin, daß die Zellen einer
festen Unterlage entbehren und deshalb durch gelegentliche
Strömungen der Flüssigkeit, infolge unregelmäßiger Erwärmung,
Erschütterung des Gefäßes etc, zu vielfacher Lageveränderung
gezwungen sind. Durch die Kultur auf festem Substrat ist man
in der Lage, den Verlauf der Veränderungen, welche an den
Zellen sich abspielen, an einer und derselben Zelle einwandsfrei
zu verfolgen und durch Abzeichnen in bestimmten Zeiträumen
einen genaueren Einblick in die zeitliche Aufeinanderfolge der
Veränderungen zu erhalten. Außerdem kann man den Zeitpunkt
des Absterbens der Zelle relativ genau feststellen. Das alles ist
natürlich bei der Kultur der Zellen in größeren Flüssigkeits-
mengen ausgeschlossen. Die Kultur der Zellen im hängenden
Tröpfchen empfiehlt sich nicht, denn, abgesehen davon, daß die
Zellen sich in Flüssigkeit befinden, ist es auch bei aller Sorgfalt
in der Herstellung und späteren Behandlung der Kulturen kaum
möglich, dieselben mehr als wenige Wochen zu erhalten, da sie
austrocknen. Trotzdem habe ich zum Vergleich auch Parallelkul-
turen von Zellen sowohl in größeren Flüssigkeitsmengen, als auch
im hängenden Tröpfchen hergestellt. Die letztere Methode kam
dann zur Anwendung, wenn säurehaltige Substrate verwendet
254 Bobilioff-Preißer, Beobachtungen an isolierten Palisadenzellen etc.
wurden, da der Agar durch diese leicht verflüssigt wird. Die
Kulturen in größeren Flüssigkeitsnicngcn sind in Röhrchen von ca.
10 cm Inhalt angesetzt worden; diese wurden mit je ca. 3 cm
Flüssigkeit gefüllt, sterilisiert und die betreffenden Zellen einge-
impft. Aber nach meiner Erfahrung ist diese Methode auch noch
aus dem Grunde nicht zu empfehlen, weil die Zellen nach kurzer
Zeit dicht mit Bakterien bedeckt werden. Die in Flüssigkeit kul-
tivierten Zellen bleiben auch ziemlich lange am Leben; durch-
schnittlich war ihre Lebensdauer aber nur ungefähr halb so groß,
als die jener Zellen, die auf festem Substrat kultiviert wurden.
Agar gelangte mit verschiedenen mineralischen Nährlösungen zur
Anwendung, und zwar mit solchen, wie sie auch zu Algenkulturen
benützt werden, nämlich nach Knop, Beyerinck, und Artari
(10). Bei manchen Algen legt man auf eine schwachalkalische
Reaktion der Lösung, wie sie durch Anwesenheit von Dikalium-
phosphat bedingt wird, besonderen Werten). Obwohl die Zellen
mancher Pflanzen durch alkalische Reaktion, welche durch Zu-
satz von KOH erreicht wurde, günstig beeinflußt werden, konnte
man zwischen den Kulturen mit Mono- und Dikaliumphosphat
keinen Unterschied beobachten. Wo im Folgenden keine beson-
deren Bemerkungen gemacht sind, wurde mit Beyer inck'schcr
Lösung, in welcher Mono- durch Dikaliumphosphat ersetzt war,
gearbeitet. Diese Lösung hat folgende Zusammensetzung:
0,05 #/0 Ammoniumnitrat
0,02 o/0 Dikaliumphosphat
0,02 °/0 Magnesiumsulfat
0,01 °/0 Calzium chlorid
Spuren Eisensulfat
Summe 0.1 n/0
Knop'sche Lösung wurde auch, und zwar in einer Konzen-
tration von 0,1 °/0, angewandt, die Artari’sche 0,375 °/0. Man kann
auch höhere Konzentrationen anwenden, nämlich bis zu 1 °/0; höher
zu gehen, ist nicht ratsam, da die Lebensdauer bedeutend redu-
ziert wird. Diese Lösungen wurden mit 1,5% ausgewaschenem
Agar versetzt.
Den mineralischen Lösungen sind zugesetzt worden: 1. N-hal-
tige Substanzen: Asparagin, Pepton. 2. Zuckerarten: Dextrose,
Lävulose, Saccharose. 3. Säuren: Apfelsäure, Bernsteinsäure, Zi-
tronensäure, Essigsäure, Milchsäure, Oxalsäure, Salzsäure. 4. Ka-
lilauge.
Bei Anwesenheit der N-haltigen organischen Substanzen war
keine Besonderheit im Entwicklungsverlauf zu konstatieren. Die
Zuckerarten begünstigen in geringem Maße das Gedeihen der
Kulturen; auf Dunkelkulturcn haben sie besonders günstig einge-
wirkt. Die Säuren üben einen entschieden ungünstigen Einfluß
aus: die Zellen bleiben nur wenige Tage am Leben, wobei bald
Schrumpfungen auftreten; die Chloroplasten verändern bald ihre
Bobilioff-Preißer, Beobachtungen an isolierten Palisadenzellen etc. 255
Farbe, behalten aber ihre scharfen Umrisse. Merkwürdigerweise
schadet Salzsäure den Zellen am wenigsten; bei ihrer Anwendung
bleiben sie nämlich etwas länger am Leben als bei anderen
Säuren. Durch Einwirkung von KOH gelingt cs, einen ausge-
sprochen günstigen Einfluß zu erzielen. Im Allgemeinen wird da-
durch die Lebensdauer etwas verlängert, bei Thunbergia speziell
tritt starkes Wachstum der Zellen auf, wie es unter anderen Be-
dingungen nie beobachtet werden konnte. Die Säuren sind in
einer Konzentration von 1/800, 1/400 und 1/200, die Lauge in
1/500, und 1/250 Mol. zur Anwendung gebracht worden. In
diesen Konzentrationen sind auch die mineralischen Salze in der
obenerwähnten Zusammensetzung zur Anwendung gelangt.
Ursprünglich habe ich beabsichtigt, die Formveränderung,
welche Zellen nach der Isolation erleiden, einer längeren
Besprechung zu unterziehen und als selbständiges Kapitel zu be-
handeln Der einwandsfreien Beobachtung der Formveränderung
der isolierten Zellen stellen sich jedoch so viele Schwierigkeiten
entgegen, daß ich gezwungen bin, das zu unterlassen und in kur-
zem Folgendes zu erwähnen:
Die unregelmäßigen Schwammparenchymzellen sind nach der
Isolation einer nicht unbedeutenden Gestaltveränderung unter-
worfen. Die Fortsätze der Zellen verändern ihre Gestalt, und
zwar besonders stark unmittelbar nach der Isolation, indem sie ein
wenig größer oder kleiner werden. Die weitere Formveränderung
der Zellen erfolgt in der Weise, daß sie die Tendenz bekommen,
sich abzurunden. Dadurch werden die Einbuchtungen zwischen
den einzelnen Fortsätzen ausgeglichen. Die Abrundung ist eine
Erscheinung, die erst dann cintritt, wenn die Zelle schon unmit-
telbar vor dem Absterben sich befindet. Man kann oft sehen, daß
frisch isolierte Zellen ganz plötzlich sich abrunden und verklei-
nern und daß nachher rasch Plasmolyse eintritt. In jenen
Zellen dagegen, welche lauge Zeit lebensfähig bleiben, ist die Ab-
rundung in der ersten Zeit sehr unbedeutend; sie tritt erst später
auf, und dann gewöhnlich schwächer als an den Zellen die
weniger widerstandsfähig waren. Eine sehr starke Abrundung
ist manchmal durch ein besonders lebhaftes Wachstum der Zelle
bedingt.
II. Wachstum.
Das Wachstum der isolierten Zellen kanu in zweifacher
Weise vor sich gehen; entweder findet eine gleichmäßige Zunahme
der Größe nach allen Dichtungen statt, oder es werden an be-
stimmten Stellen der Zelle Fortsätze gebildet. Das letztere erfolgt in
der ersten Zeit, ungefähr 3 bis 6 Tage, nachdem die Zelle isoliert
wurde. Nachdem der neugebildete Fortsatz seine definitive Größe er-
reicht hat, bleibt die Zelle noch längere Zeit am Leben. Die erstere
Art des Wachstums erfolgt unter gewöhnlichen Verhältnissen erst nach
längerer Zeit, nämlich 10 bis 20 Tage nach der Isolatiou. Darauf
geht die so gewachsene Zelle nach 2 bis 12 Tagen zu Grunde.
In beiden Fällen ist auch eine erhebliche Kontraktion der Chloro-
plasten wahrzunehmen ; sie sammeln sich an verschiedenen Stellen
250 Bobilioff-Preißer; Beobachtungen an isolierten Palisadenzellen etc.
der Zolle an und bilden auch Gruppen um den Kern herum, wo-
bei sie ihre Farbe vollständig- verändern, indem sie gelb werden;
Gleichmäßiges Wachstum tritt manchmal auch an solchen Zellen
auf. welche zuerst schon lokale Fortsätze gebildet haben. Im
Allgemeinen kann man sagen, daß die Zellen der meisten Pflanzen
zu gleichmäßigem Wachstum befähigt sind; ein solches kann auch
schon in der ersten Zeit auftreten. ist aber dann meist sehr un-
bedeutend.
Viola. Die Bildung der Fortsätze ist merkwürdiger Weise
nur bei Viola naebgewiesen worden, und zwar nur bei Palisaden-
zellen. Bei dieser Pflanze war auch ein starkes Wachstum nach
allen Richtungen nachweisbar; dabei erfolgt die Größenzunahme
der Zelle sehr rasch, und 2 bis 3 Tage vom Beginn des Wachs-
tums an hat die Zelle ihre definitive Größe erreicht. Bei Viola
wird das Wachstum durch KOH in schwacher Konzentration et-
was begünstigt. Zuckerarten haben scheinbar keinen Einfluß.
Das Wachstum nach allen Richtungen tritt bei Schwammparen-
chymzellen ebenso wie bei Palisadenzellen auf. (Taf. VI, Fig. 1).
An Palisadenzellen habe ich eine Anzahl Messungen ausgeführt,
wovon im Folgenden einige erwähnt seien:
1. Am Anfang 95 /< lang; nach 22 Tagen 111 ft lang
„ „ 27 ft breit; , „ „45 /< breit
2. Am Anfang !)7 // lang; nach 20 Tagen 117 /t lang
„ .24 ft breit ; „ „ „ 39 /< breit
3. Am Anfang 92 ;i lang; nach 18 Tagen 122 ,// lang
. „ 33 /< breit; „ „ „ 39 n breit
4. Am Anfang U5 /< lang; nach 20 Tagen 105 >i lang
„ . 25 fi breit; „ . 38 /< breit.
.Membran verdickung ist in keinem Falle eingetreten. Gegen
das Ende der Lebensdauer der Zellen waren die Cliloroplastcn
stets etwas gelblich und ihre Größe hatte eine bedeutende Ab-
nahme erfahren. Am Beginn der Versuche hatten die meisten
Cliloroplastcn einen Durchmesser von ungefähr 4,3 //, zum Schluß
einen solchen von 2,9 /< im Durchschnitt. Natürlich findet man
davon zahlreiche Abweichungen. Meist waren sie auch zu Gruppen
angesammelt, von denen einige dem Kern angelagert waren. So-
weit man aus den Beobachtungen schließen kann, geht
die Vergrößerung des Kernes derjenigen der Zelle nicht ganz
parallel, sondern dieser nimmt nur unbedeutend an Größe zu. Am
2. oder 3. Tag, nachdem die Zelle ihre definitive Größe erreicht
hat, nimmt die Größe des Kernes bedeutend ab. und beim Ab-
sterben ist er ganz klein geworden und hat sich völlig abgerun-
det. Eine Übersicht über diese Verhältnisse gibt folgendes Bei-
spiel:
Am Anfang war der Kern 8.8 ft lang; 7.8 /< breit,
nach 22 Tagen „ „ „ 9,5 u „ 8.5 ft r
„ 24 „ T „ „ 13,5 n im Durchmesser.
Bobilioff-Preißer, Beobachtungen an isolierten Palisadenzellen etc. 257
Die Zelle war am Anfang (i3 /i lang; 30 u breit,
nach 22 Tagen 110 /( , 40 /i „
weiter erfolgte keine Zunahme der Größe der Zelle, und nach 27
Tagen konstatierte ich teilweise Plasmolyse der Zelle.
Während des gleichmäßigen Wachstums findet eine intensive
Plasmabewegung statt und der Kern verändert öfters seine Lage.
Nachdem aber die Zellen ihre definitive Größe erreicht haben,
nimmt die Intensität der Plasmaströmung allmählich ab, und auch
der Kern verändert manchmal seine Lage, aber dann nur gering-
fügig. Wenn dagegen Fortsätze gebildet werden, so beobachtet
man in der Zeit ihrer Entstehung eine intensive Plasmaströmung,
welche zur Ansammlung von Protoplasma in dem Fortsatz führen
kann; auch der Kern verändert seine Lage. Die Lageverände-
rung des Kernes scheint aber zu den gebildeten Fortsätzen in
keiner Beziehung zu stehen.
Zelle 1. Palisadenzolle von Viola.
Unmittelbar nach der Isolation konnte im Aussehen der
Zelle keinerlei Besonderheit konstatiert werden, und irgendwelche
Andeutung eines Fortsatzes war nicht zu bemerken (Taf. VI, Fig.
2) . Erst nach 5 Tagen beginnt ein solcher sich auszubilden und
zwar in Gestalt einer kleinen Vorstülpung rechts oben (Taf. VI, Fig.
3) . Das im Fortsatz befindliche Plasma war homogen und stark
lichtbrechend. Aus der Lage der Chloroplasten kann man die
ursprünglichen Umrisse der Zelle bestimmen, denn diese gehen
nicht in den neugebildeten Fortsatz hinein, sondern verharren in
ihrer früheren Lage. Nach ca. 6 Tagen hat der Fortsatz seine
definitive Größe erreicht, und parallel diesem Größerwerden ging
eine schwache Membranverdickung, welche auch weiterhin noch
fortschreitet. Der Fortsatz ist zuerst vollständig frei von Chloro-
ldasten, dagegen konstatiert man in ihm deutlich eine Anhäufung
von Protoplasma (Taf. VI, Fig. 4). Im übrigen Teil der Zelle re-
duziert sich das Protoplasma langsam und die Chloroplasten ver-
einigen sich allmählich zu Gruppen. Nach 15 Tagen sieht man,
daß ein Teil der Chloroplasten in den Fortsatz hineinwandert und
ihn ansfüllt. Außerdem sind in dem Teil der Zelle, welche der
ursprünglichen Ausgangsform entspricht, noch 2 Gruppen von
Chloroplasten vorhanden, eine kleine links seitlich, eine größere
unten (Taf. VI, Fig. 5). Diese Kultur hat im Dunkeln gestanden.
Zelle 2. Palisadenzelle von Viola.
Dieser Versuch ist dadurch von Interesse, weil hier der
Kern von Anfang an sichtbar war, und man deshalb seine Be-
ziehung zur Fortsatzbildung beobachten konnte. Die Zelle hatte
ursprünglich die normale Form einer Palisadenzelle; die Chloro-
plasten waren gleichmäßig verteilt, der Kern lag rechts im Plas-
mawandbelag (Taf. VI, Fig. 6). Bei der im Licht erfolgten Kultur
Beihefte Bot. Centralb). Bd. XXXIII. Abt. I. Heft 2, 17
258 Bobilioff-Preißer, Beobachtungen an isolierten Palisadenzellen ete.
ergab sich folgendes: Nach 3 Tagen konstatierte man. daß eine
Ausstülpung sich zu bilden begann, und zwar oben links, oben
rechts war etwas später eine Andeutung einer zweiten Ausstül-
pung zu bemerken; diese letztere stellte jedoch ihr Wachstum ein,
ohne sich zu einem Fortsatz auszubilden. Die erstere wuchs zu
einem Fortsatze aus. Schon 1 Stunde nach dem Isolieren war
Plasmabewegung deutlich nachweisbar. Der Iveru veränderte fort-
während seine Lage; nach 3 Tagen lag er ungefähr in der Mitte
der Zelle und war ausgesprochen rund. Die ursprünglichen Um-
risse der Zelle an der Stelle der Fortsatzbildung konnte man
bei seiner Ausbildung aus der Lage der Chloroplasten und einer
veränderten Lichtbrechung des Protoplasma bestimmen (Taf. VI,
Fig. 7). Nach 10 Tagen lag der Kern auf der linken Seite; er
war etwas nach oben verschoben und wieder länglich geworden
(Taf. VI, Fig. 8). Im Fortsatz beobachtete man eine Verdickung der
Membran und eine noch stärkere Ansammlung von Protoplasma.
Die Chloroplasten mieden in diesem Falle den Fortsatz, und die
Protoplasmabewegung war zu dieser Zeit deutlich verlangsamt.
In diesem Zustand verblieb die Zelle noch 10 Tage lang, und
dann erfolgte ein gleichmäßiges, schwaches Wachstum der Zelle.
Der Kern wandelte etwas nach rechts oben; verkleinerte sich im
weiteren Verlaufe und rundete sich ab. Die Chloroplasten wan-
delten deutlich aus der Nähe des Fortsatzes aus (Taf. VI, Fig. 9).
Der Kern war am ersten Tage 12,1 lang; 7,0 /i breit,
„ „ „ nach 18 Tagen 7,2 /i im Durchmesser.
An diesem Tage ist die Zelle abgestorben.
Haberlandt (12) behauptet, daß der Kern sich an jene
Stellen der Zelle begibt, wo Flächenwachstum und Membranver-
dickung stattfindet. In dem obenbeschriebenen Falle konnte ich
aber keine Beziehung zwischen der Lage des Kernes und der
Fortsatzbildung mit Membran verdickung nachweisen; ich konnte
lediglich die Ansammlung von Protoplasma in dem Fortsatz be-
obachten. Bekanntlich sind die Ergebnisse von Haberlandt
durch Untersuchungen von Küster teilweise widerlegt worden (13).
Zelle 3. Palisadenzelle von Viola.
Dieses Beispiel zeigt aufs deutlichste, daß man sich auf die-
sem Gebiete vor jeder Verallgemeinerung hüten muß.
In diesem Falle ist eine Membranverdickung, wie sie in den
beiden oben angeführten Beispielen konstatiert werden konnte,
nicht, eingetreten. Ein Fortsatz bildete sich erst nach 6 Tagen.
Nach der Fortsatzbildung blieb die Zelle 14 Tage lang unver-
ändert und erst dann, also am 20. Tage nach der Isolation, trat
gleichmäßiges, sehr beträchtliches Wachstum auf. Nach 26 Tagen
starb die Zelle ab. Eine ausgesprochene Einwanderung der Chlo-
roplasten in den Fortsatz wie bei Zelle 1, oder eine Wanderung
ans dem Bereiche des Fortsatzes, wie bei Zelle 2, waren hier
nicht zu beobachten
Bobilioff-Preißer, Beobachtungen an isolierten Palisadenzellen etc. 259
TliUllbcrgia. An den Zellen von Tlmnbrrqia ist unter ge-
wöhnlichen Verhältnissen kein Wachstum zu beobachten; die
Zellen jedoch, welche anf Kalilauge haltigen Substraten kultiviert
wurden, zeigten ein deutliches Wachstum nach allen Richtungen,
welches in manchen Fällen ganz beträchtlich war. Die Zellen
sind in 0,1 °/0 Beycrinck’scher Lösung mit ‘/soo Mol. oder
'/2öo Mol. KOH verteilt und auf einen Agar von gleicher Zu-
sammensetzung übertragen worden. Schon nach wenigen Stunden
war dann eine Größenzunahme der Zellen zu konstatieren. Auch
die Chloroplastcn erleiden eine Veränderung, indem sie ihr Vo-
lumen vergrößern. Ihre scharfe Umgrenzung behalten sie aber
doch bei. In manchen Fällen ist diese Volumenvergrößerung der
Chloroplastcn so stark, daß sie sich gegenseitig berühren; sie be-
finden sich dann in einer mosaikartigen Anordnung, welche sonst
bei Thunbcrgia nicht angetroffen wird. Nach Verlauf von 24—30
Stunden sind die Zellen schon beträchtlich gewachsen und die
Chloropiasten haben ihre mosaikartige Anordnung beibehalten.
Nach 3-4 Tagen sterben die meisten Zellen ab, und bei den
noch lebenden kann in seltenen Fällen noch ein weiteres Wachs-
tum stattfinden, welches dann aber sehr beträchtlich sein kann.
Solche Zellen bleiben dann noch längere Zeit, über 1 Monat, am
Leben; in dieser Zeit kontrahieren sich die Chloroplastcn wieder
und ihre Farbe bleibt dann intensiv grün; erst kurz vor dem Ab-
sterben erhält das Grün einen bräunlichen Ton.
Zelle 4. Palisadenzelle von Thunbergia.
Die Zelle war
am ersten Tag 40,0 « lang; 21,1 /< breit
nach 10 Tagen 50,1 „ 45,6 /t „
„ 33 Tagen 54,3 fi , 51,2 /i „
In den ersten Stunden nach der Isolation erfolgte die ge-
wöhnliche Anschwellung der Chloropiasten, und die Zelle nahm
dann stetig an Größe zu, bis nach 10 Tagen die definitive Größe
beinahe erreicht war. Die nach 33 Tagen vorgenommene Mes-
sung ergab nur eine schwache Zunahme der Größe; zu diesem
Zeitpunkt ist die Zelle auch abgezeichnet worden (Taf. VI, Fig. 11
und 12). Die Chloropiasten waren gleichmäßig in der Zelle ver-
teilt. Im Plasma sah man mehrere Mikrosomen, die in Bewegung
begriffen waren. Nach 35 Tagen wanderten die Chloropiasten
nach der unteren, schmäleren Partie der Zelle und sammelten
sich alle dort an. In alten, gewachsenen Zellen ist dieses An-
sammeln der Chloropiasten immer zu beobachten. Zu diesem Zeit-
punkt des Ansammelns waren die Chloropiasten intensiv grün ; von
da an begannen sie sich bräunlich zu färben. Nach 40 Tagen
war die Zelle abgestorben. In den frisch isolierten Zellen waren
die Chloroplasten mit Stärke angefüllt, welche rasch verbraucht
wurde. Starkes Wachstum tritt hier überhaupt nur an solchen Zellen
auf, wo die zuerst vorhandene Stärke nach einiger Zeit ver-
schwindet, während jene Zellen, in denen die Stärke nicht ver-
17*
260 Bobilioff -Preißer, Beobachtungen an isolierten Palisadenzellen etc.
braucht wird, nur eines geringen Wachstums fähig sind. Diese
Art des Wachstums ist besonders charakteristisch für Palisadcn-
zellcn. Es erfolgt jedoch auch, wenn auch schwächer, an den
Schwammparenchymzellen. und zwar ist es dann von ganz genau den
gleichen Veränderungen im Innern der Zelle begleitet. Die
Größenzunahme der Zelle ist hier aber bedeutend geringer (Taf. VI,
Eig. 13). In den Schwammparenchymzellen sammeln sich auch nach
längerer Zeit die Chloropiasten, aber nicht zu einer, sondern zu
wenigen Gruppen, und zwar meist in den Fortsätzen der Zelle.
Die Gruppierung der Chloroplasten ist oft unvollständig und
manche von ihnen bleiben einzeln in den Fortsätzen liegen.
Kultiviert man die Zellen von Anfang an im Dunkeln, so ist
ein bedeutend schwächeres Wachstum der Zellen zu konstatieren.
Aber auch hier bleiben die Zellen mehr als 1 Monat am Leben.
Bei diesen Versuchen mit KOH hat man große Schwierig-
keit, die Kulturen bakterienfrei zu erhalten, da bekanntlich die
Bakterien schwachalkalische Substrate bevorzugen.
III. Kulturen im Dunkeln.
Haberlandt sagt (1, p. 72) über seine im Dunkeln ange-
stellten Versuche Folgendes: „Im Dunkeln gehen die Zellen weit
rascher zugrunde, in Knop 'scher Nährlösung schon nach 4 bis
6 Tagen, bei Zusatz von 1% Rohrzucker einige Tage später;
noch länger bleiben sie in 5 °/0 Rohrzuckerlösung am Leben.“
Desto auffallender war es, daß bei meinen Versuchen die Zellen
von Thunbergia auf rein mineralischen Substraten im Dunkeln
länger am Leben geblieben ‘sind, als bei parallelen Versuchen am
Licht. Und überhaupt war das Aussehen der im Dunkeln kulti-
vierten Zellen viel besser, als dasjenige der am Licht kultivierten.
Die Zellen von Viola gehen im Dunkeln durchschnittlich einige
Tage früher zu Grunde als am Licht; dagegen zeigt sich bei
dieser Pflanze kein Unterschied in Bezug auf das Wachstum der
Zellen. Wachstum stellt sich im Dunkeln in ebenso vielen Fällen
ein wie am Licht, mit Ausnahme von Thunbergiazellen welche
auf KOH-haltigem Substrat kultiviert worden waren. Die Chloro-
plasten von Viola nehmen im Dunkeln schneller eine gelbe Farbe
an als am Licht, auch die Verkleinerung der Chloroplasten geht
im Dunkeln schneller vor sich. Wenn die Chloroplasten von Thun-
bergia zuerst mit Stärke angefüllt waren, so verarbeiten sie diese
und nach 4 bis 5 Tagen sind sie völlig stärkefrei. Auch die Zellen
der meisten anderen Pflanzen, die von mir untersucht wurden,
zeigten dasselbe Verhalten wie die Zellen von Viola.
Zelle 5. Schwammparenchymzelle von Thunbergia.
Die Gestaltveränderung der Zelle war schwach nachweisbar;
die Zelle rundete sich im Laufe der ersten Tage ganz wenig
ab; die Stärke, welche am Beginn reichlich vorhanden war, ver-
schwand nach 4 Tagen vollständig; die Chloroplasten haben ihre
Gestalt im allgemeinen beibehalten, nur einer (oben rechts) breitete
ßobilioff-Preißer, Beobachtungen an isolierten Paiisadenzellen etc. 261
sieb etwas aus. Nach 20 Tagen bemerkt man, daß die Membran in der
unteren Partie der Zelle sich etwas verdickte, und nach 30 Tagen
hatte die Membranverdickung ihren definitiven Zustand erreicht.
Von diesem Zeitpunkt an erfolgte an der Zelle überhaupt keine
Veränderung, nur die Farbe der Chloroplasten erblaßte stetig, aber
sehr langsam. Infolgedessen gilt die Zeichnung, die nach 30
Tagen angefertigt wurde, auch für den Zustand, in dem die Zelle
nach 75 Tagen und sogar einige Tage später sich befand (Taf. VI.
Fig. 14). Im ganzen blieb die Zelle 98 Tage am Leben und ist
dann infolge langsamer Plasmolyse abgestorben.
Zelle 6. Schwammparenchymzelle von Thunbergia.
Die im Laufe der Zeit in der Zelle stattgefundene Gestalt-
veränderung ist sehr gering. Die beigegebene Zeichnung der
Zelle ist 100 Tage nach der Isolation hergestellt worden (Taf. VI,
Fig. 15). Schon zu dieser Zeit bietet die Zelle ein merkwürdiges
Aussehen. Alle Chloroplasten sind nämlich linsenförmig und gleich-
mäßig in der Zelle verteilt. Sie sind vollständig stärkefrei. Das
Protoplasma der Zelle war zu dieser Zeit stark reduziert. Die
Farbe der Chloroplasten war nach 70 Tagen noch intensiv grün,
und erst dann erblaßte sie allmählich. Der grünliche Ton der
Farbe wurde bis zum Absterben beibehalten; ein vollständiges Er-
blassen trat nicht ein. Die Zelle blieb noch länger als im ersten
E'alle am Leben, und ist erst nach 120 Tagen abgestorben.
Solche Fälle sind nicht selten; im Allgemeinen aber bleiben
die Zellen etwas weniger lange am Leben, nämlich 60 bis 70
Tage, wobei ihr Verhalten auf mineralischen und zuckerhaltigen
Substraten beinahe genau dasselbe ist. Auf zuckerhaltigen Sub-
straten können sie etwas länger leben.
Versucht man, diese Tatsache zu erklären, so gelangt man
zur Annahme, daß solche Zellen sich den gegebenen Verhältnissen
an passen und in einen „Dauerzustand“ übergehen. Wenn die
Zellen auf mineralischen Substraten und im Dunkeln sich befinden,
so ist ein Bezug von organischen Nährstoffen sowohl als auch
Kohlensäureassimilation ausgeschlossen. Die in der Zelle vorhan-
denen organischen Nährstoffe werden verbraucht, und ein Teil
von ihnen wird direkt oder indirekt zur Verdickung der Mem-
bran verwendet. Man kann annehmen, daß die Membranver-
dickung einen Übergang zum Dauerzustand der Zelle darstellt;
daß diese Verdickung nicht im ganzen Umfange der Zelle statt-
findet, kann auf die Abwesenheit der erforderlichen Nährstoffe zu-
rückgeführt werden. Durch die Anwesenheit von Zuckerarten
wird die Membranverdickung in keiner Weise begünstigt. Aller-
dings kann man bei Thunbergia eine Membranverdickung gelegent-
lich auch an jenen Zellen konstatieren, die am Licht kultiviert
wurden; doch kommt dies bedeutend seltener vor, als der erst an-
geführte Fall.
Überträgt man eine solche im Dauerzustände befindliche
Zelle ans Licht, so kann man oft finden, daß eine Neubildung der
262 Bobi 1 i o f f - Frei ßer, Beobachtungen an isolierten Palisadenzellen etc.
Stärke unterbleibt; nur in seltenen Fällen konstatiert man eine
neuerliche Stärkebildung. Die Menge der gebildeten Stärke ist
aber bedeutend geringer als in Zellen, welche frisch aus den
Blättern isoliert sind. Überträgt man eine solche Zelle, die eine
Zeitlang im Licht sich befand, wieder ins Dunkle, so beobachtet
man meist, daß die neugebildete Stärke nicht verbraucht wird.
Es lag nahe, durch abwechselndes Belichten und Verdunkeln der
Kulturen die Lebensdauer der Zellen zu verlängern zu suchen,
man erreicht dadurch aber das Gegenteil; denn solche Zelle gehen
viel früher zu Grunde als jene, welche die ganze Zeit im Dun-
keln sich befanden.
IV. Plasma- und Kernbewegung.
Plasmabewegung. De Vries (14) hat die Plasmabewe-
gung als einen physiologischen Prozeß aufgefaßt, welcher der nor-
malen Zelle eigen ist und dem Transport der Nährstoffe dient.
Nach den ultramikroskopischen Ergebnissen von Gaidukov (15)
findet Plasmabewegung allgemein in den pflanzlichen Zellen statt.
Die Untersuchungen von de Vries wurden mannigfach kritisiert,
und in der Folge sind zahlreiche neuere, experimentelle Unter-
suchungen über diesen Gegenstand erschienen. Diese Arbeiten
haben gezeigt, daß die Plasmabewegung in vielen Fällen auf
Reizwirkung zurückzuführen ist, und zwar besonders auf solche
Reize, die durch Verletzung hervorgerufen wurden (Frank 16,
Hauptfleisch 17, Kretzschmar 4, Bierberg 18, und andere
mehr). Diese experimentellen Ergebnisse schließen aber die Möglichkeit
nicht aus, daß schon vor jener Plasmaströmung, die dadurch sicht-
bar wird, daß die Mikrosomcn sich mitbewegen, eine andere
Plasmaströmung vor sich geht, nämlich die des hyalinen Plasmas,
welche mit optischen Mitteln sehr schwer wahrzunehmen ist.
In den isolierten Zellen von Viola war in der ersten Zeit
keine Plasmaströmung sichtbar; die Körnchen waren in der ersten
Zeit schwach lichtbrechend und befanden sich in Ruhe. Nach 40
Dis 60 Minuten konnte man oft schon deutliche Plasmabewegung
konstatieren; diese ist wahrnehmbar entweder durch die Bewe-
gung der Körnchen, welche inzwischen stärker lichtbrechend ge-
worden sind und infolgedessen deutlich hervortreten, oder durch
die Ausbildung von Plasniasträngen, welche aus hyalinem Proto-
plasma bestehen. Diese durchsetzen den Zellraum und sind be-
sonders deutlich zwischen Kern und Plasmawandbclag. Plasma-
stränge sind gewöhnlich sehr spärlich vorhanden und treten nur
zu einer bestimmten Zeit deutlich hervor; nämlich dann, wenn
man Bewegung und Gestaltveränderung des Keimes wahrnimmt.
Lebhafte Plasmaströmung wird aus der Bewegung der Plasma-
körnchenerkannt. Wie gesagt, kann die Körnchen- Plasmaströmung
schon nach 40 bis 60 Minuten beobachtet werden, dann ist sie
aber gewöhnlich noch schwach; erst allmählich nimmt die Inten-
sität der Strömung zu, um nach 2 bis 3 Tagen ihr Maximum zu
erreichen. In der maximalen Intensität verharrt die Strömung un-
Bobilioff-Preißer. Beobachtungen an isolierten Palisadenzellen etc. 263
gefähr 3 bis 8 Tage und nimmt dann allmählich ab, bis die
Körnchen sich wieder vollständig in Ruhe befinden. Ich konnte
jedoch zahlreiche Ausnahmen von dieser Regel konstatieren ; oft
habe ich noch in 20 bis 25 Tage alten Zellen starke Körnchen-
bewegung wahrgenommen. Es handelt sich bei dieser Körn eben -
bewegung um eine typische Zirkulationsbewegung, welche sich
hier noch durch Folgendes charakterisieren läßt: die Richtung
der Strömung ist äußerst veränderlich und ebenso die Geschwin-
digkeit der Bewegung der einzelnen Körnchen; es laufen nämlich
manche Körnchen nur kurze Strecken weit, ca. 10 ju, uni dann
von dem entgegengesetzten Strome ergriffen und zurückgeführt zu
werden. Oft dagegen durchlaufen einzelne Körnchen längere
Strecken, bis zu 50 /< , mit größter Geschwindigkeit. Es kommt
immer zur Anhäufung der Körnchen zu größeren Gruppen, von
denen dann einzelne Körnchen oder kleinere Gruppen weggerissen
werden, um in die Wanderung einzutreten; oft werden sie dann
zu der Gruppe zurückgeführt, von der sie ausgegangen sind. Da
die Plasmaströmung, welche aus der Bildung von Plasmasträngen
wahrzunehmen ist, dann besonders intensiv ist, wenn am Kern
Form- und Lageveränderungen vor sich gehen, liegt es nahe, auf
eine Beziehung zwischen Kern und Plasmaströmung zu schließen.
Kernbewegung. Die Bewegung des Kernes wird von den
einen in der Weise gedeutet, daß sie eine aktive Beteiligung des
Kernes annehmen, während andere dem Kern nur eine passive
Rolle zuschreiben. Eine Verlagerung des Kernes zu beobachten
hat man bei pflanzlichen Zellen oft genug Gelegenheit. Schon im
Laufe der Entwicklung der Zelle findet eine Verlagerung des
Kernes statt; in den jugendlichen, noch vakuolenlosen Zellen be-
findet der Kern sich in der Mitte; bei dem dann folgenden Wachs-
tum erhalten die Zellen eine oder mehrere Vakuolen und dadurch
wird eine Verlagerung des Kernes bedingt, welche dann dazu
führt, daß der Kern nicht mehr im Zentrum sich befindet. Eine
ähnliche Erscheinung ist auch die Tendenz des Kernes, jene Stellen
der Zelle aufzusuchen, wo starkes Wachstum oder Membranbildung
vor sich geht (Haberlandt, 12). In allen diesen Fällen hängt
die Kernverlagerung mit einer Änderung des Gesamthabitus der
Zelle zusammen. Man wird kaum fehlgehen, wenn man annimmt,
daß in allen diesen Fällen der Kern sich passiv verhält. Auch in
den übrigen Fällen ist man geneigt, dem Kern bei seiner Ver-
lagerung eher eine passive Rolle zuzuschreiben, als eine aktive.
Das schließt aber die Möglichkeit nicht aus, daß der Kern bei
seiner Bewegung doch auch aktiv tätig ist. Da es heute nicht
möglich ist, diese Frage einwandfrei zu beantworten, findet man
vielfach die beiden Meinungen neben einander ausgesprochen.
Nemec (19) zeigt, daß außer der Stärke auch die Kerne
eine bestimmte Richtung gegenüber der Schwerkraftwirkung an-
nehmen., Er äußert sich dahin, daß der Kern zu seiner Verla-
gerung sich passiv verhält, und daß diese durch rein physikalische
Ursachen bedingt wird.
Nawaschin (20) nimmt an, daß dem Spermakern der An-
264 Bobi 1 iof f- Preißer, Beobachtungen an isolierten Palisaden zellen etc.
giospermen zur Zeit der Befruchtung ein selbständiges Beweguugs-
vermögen zukonimt. Nawaschin glaubt diese Annahme noch
dadurch stützen zu können, daß bei manchen Angiospermen die
Spermakerne eine seltsame, korkenzieherähnliche Gestalt besitzen.
Am eingehendsten ist die Kernverlagerung in jenen Fällen
studiert worden, wo sie durch Verletzungsreize bedingt wird. Diese
ist zuerst von Tan gl (3) und nachher von zahlreichen anderen
Forschern beschrieben worden: Ncmec (21), Nestler (22), Miehe
(23), Ritter (24), Schürhoff (25), Schweigier (26) und an-
deren mehr.
Die Wanderung des Kernes als Reaktion auf Verwundung
wird bekanntlich als Traumatotaxis bezeichnet. Die traumatotak-
tische Reaktion kann in zweifacher Weise erfolgen; entweder be-
wegt sich der Kern nur in seiner eigenen Zelle, und das ist der
häufigere Fall, oder der Kern wandert durch die Membran in
eine Nachbarzelle hinein, doch ist das letztere selten. Die erste
Art der Reaktion erfolgt in der Weise, daß kurz nach der Ver-
letzung die Kerne sich zu jenen Membranen begeben, welche den
verwundeten Zellen zugekehrt sind. An dieser Stelle verweilen
sie eine Zeitlang und dann erfolgt eine Rückwanderung, durch die
der Kern meist wieder an seine ursprüngliche Stelle gelangt. Im
zweiten Falle wandert der Kern durch die Membran in die be-
nachbarte Zelle hinein. Das Passieren der Membran erfolgt sehr
schnell und ist mit einer Veränderung der Gestalt des Kernes
verbunden, wobei die bekannten unregelmäßigen, hantelförmigen
Bildungen des Kernes entstehen, welche im Moment des Pas-
sierens der Membran wahrgenommen werden. Diese Art der
Wanderung ist nach Mi ehe auf eine aktive Tätigkeit des Kernes
zurückzuführen (23). Schweigier dagegen will bewiesen haben,
daß die traumatotrophen Kern- und Saftübertritte bei Moriccniriia
arvensis durch die plötzliche Änderung des Turgors in den Zellen
erklärt werden können (26).
Ritter spricht sich für passive Kernwanderung aus, und er
erklärt die traumatotaktische Kern Verlagerung als analog mit der
von ihm bei vielen Pflanzen beobachteten chemotaktischen Kern-
wanderung (24). Vor Ritter hat Nestler traumatotaktische
Kernverlagerungen bei zahlreichen Pflanzen studiert und ist ge-
neigt, eine aktive Beteiligung des Kernes anzunehmen (22). Die
Verschiedenheit der Meinungen über die Ursachen der Kernwan-
derung kann einerseits dadurch erklärt werden, daß sich der Un-
tersuchung große Schwierigkeiten entgegcnstellcn, andererseits
dadurch, daß mit verschiedenen Pflanzen gearbeitet worden ist.
Im Allgemeinen scheint die Deutung der Ursache der Kernwan-
derung nicht einfach zu sein. In den Fällen, wo eine Verände-
rung der Gestalt des Kernes und, im Zusammenhänge damit, eine
Wanderung auftritt, ist es verlockend, eine aktive Beteiligung des
Kernes anzunehmen. Andererseits kann man auch die Möglich-
keit nicht außer acht lassen, daß der Kern von der Plasmaströ-
mung mitgerissen wird. Es sind Beispiele genug bekannt, daß
ß obilioff-Preißer, Beobachtungen an isolierten Palisadenzellen etc 265
Zelleinschlüsse und Zellbestandteile von der Plasmaströmung mit-
geführt werden.
Meine eigenen Untersuchungen beziehen sich auf die Be-
obachtungen der Kernverlagerung an isolierten Assimilationszellen
von Viola. In den meisten der isolierten Zellen dieser Pflanze
kann der Kern deutlich wahrgenommen werden. Er erscheint
meist von länglicher oder annähernd runder Gestalt. Ein Kern-
körperchen kann nur in seltenen Fällen wahrgenommen werden;
mehr als eines konnte ich nie beobachten.
20 bis 60 Minuten nach der Isolation bemerkt man, daß der
Kern zu wandern beginnt. Diese Kernwanderung kann in der
ersten Zeit sehr intensiv sein, der Kern beschreibt dabei eine
kreis- oder ellipsoidförmige Bahn. In dieser intensiven Wanderung
verharrt der Kern so lange, bis er zu seinem ursprünglichen Aus-
gangsort ungefähr zurückgekehrt ist. Eine solche Art der Be-
wegung ist bis zu einem gewissen Grade einer traumatotaktischen
Reaktion zu vergleichen, und auch die vom Kern auf dieser Wan-
derung zurückgelegte Bahn ist derjenigen, die bei der traumato-
taktischen Reaktion beschrieben wird, unmittelbar zu vergleichen.
Ritter (24, p. 5) äußert sich über die traumatotaktische Kern-
wanderung in folgender Weise: „Von oben gesehen, legte der
Kern während der traumatotaktischen Verlagerung einen im Uhr-
zeigersinne verlaufenden ellipsenförmigen Weg zurück“. An-
schließend an diese Bemerkung, äußert er sich über das Vorkom-
men der traumatotaktischen Reaktion wie folgt: „Die Reaktion
erfolgt übrigens nicht in allen Zellen gleich schnell und bleibt
auch in einzelnen Zellen ganz aus“. Diese letzte Bemerkung
trifft auch bei isolierten Violazellen vollständig zu.
Die intensive Kernwanderung dauert nur kurze Zeit, näm-
lich 15 Minuten bis 2 Stunden. Nach dem Aufhören dieser Wan-
derung und nachdem der Kern in seine ursprüngliche Lage zu-
rückgelangt ist, kann es Vorkommen, daß eine neue Wanderung
beginnt; diese ist dann ohne regelmäßige Richtung und meist sehr
schwach; trotzdem kann sie mehrere Tage dauern. Bei der in-
tensiven Kernwanderung ist es jedoch nicht eine ausnahmslose
Regel, daß der Kern wieder an seinen Ausgangspunkt zurückkehrt,
sondern er kann auch an einer anderen Stelle der Zelle liegen
bleiben. Außerdem kommt es auch vor, daß die intensive Wan-
derung des Kernes von Anfang an ausbleibt, und dann kann man
nur eine schwache Bewegung wahrnehmen. Bei der schwachen
Bewegung des Kernes, welche sich nach dem Aufhören der an-
fänglichen intensiven Bewegung einstellt, kann die Bewegungs-
richtung leicht, und wie es scheint ohne merkliche Ursachen, ge-
ändert werden. Während der intensiven AVanderung des Kernes
beobachtet man auch eine Plasmabewegung, welche aus der Bil-
dung von Plasmasträngen erkannt werden kann. Trotz dieser
Plasmabewegung beobachtet man meist keine oder nur eine sehr
schwache Bewegung von Plasmakörnchen, da, wie bereits oben
orwähnt, deren Bewegung erst später einsetzt und nach 2 bis 3
Tagen ihr Maximum erreicht. Bei der intensiven Kernwanderung
266 Bobilioff-Prei ßer. Beobachtungen an isolierten Palisadenzellen tc.
beobachtet man, (lab der Kern seine Gestalt unablässig verändert,
und daß die Intensität der Kernwanderung und der Gestaltver-
änderung einander proportional sind. Infolgedessen bin ich der
Meinung, daß eine aktive Beteiligung des Kernes stattfindet,
welche mit der Fähigkeit des Kernes, seine Gestalt zu verändern,
zusammenhängt. Und ferner bin ich der Ansicht, daß die dabei
auftretende Plasmabewegung, welche durch die Entstehung von
Plasmasträngen sich kundgibt, auf eine Kernwirkung zurückzu-
führen und infolgedessen eine sekundäre Erscheinung ist. Für
diese Annahme spricht auch die Tatsache, daß die intensive Bil-
dung von Plasmasträngen gewöhnlich erst dann einsetzt, wenn
der Kern schon angefangen hat, seine Gestalt und Lage zu ver-
ändern. Wenn die intensive Wanderung des Kernes aufgehört
hat, läßt die Entstehung von Plasmasträngen sofort nach. Für
die aktive Beteiligung des Kernes spricht auch noch die Tatsache,
daß 2 bis 3 Tage nach der Isolation, wenn die Plasmakörnchen-
bewegung sehr stark ist, der Kern nur schwache Lageverände-
rungen ausführt. Die schwache Wanderung des Kernes ist ge-
wöhnlich nicht von einer bedeutenden Gestaltveränderung des-
selben begleitet; deshalb kann man wohl zu der Annahmeneigen,
daß auch die Plasmaströmung an der Kernwanderung beteiligt
sein kann. Wenn der Kern dagegen seitlich gelagert ist, kann
man oft sehen, daß bei nur schwacher Verlagerung doch eine ty-
pische Gestaltsveränderung auftritt. Aus dem oben Gesagten er-
gibt sich, daß man im ganzen 3 Modi von Kernbewegung unter-
scheiden kann, wobei aber betont sei, daß dieselben nicht scharf
gegeneinander abgegrenzt sind, und diese Einteilung überhaupt
nur vorgenommen wird, um eine Übersicht zu erhalten.
Ich unterscheide also:
1. Intensive Kernwanderung, wenig Zeit in Anspruch neh-
mend und begleitet von lebhafter Gestaltveränderuug des Kernes
und starker Plasmabewegung, welch letztere sich an der Ent-
stehung vom Kern ausgehender Plasmastränge zu erkennen gibt.
2. Schwache, längerandauernde Kernverlagerung, welche
mehrere Tage hindurch, oft bis zum Absterben der Zelle, statt-
findet. Bei dieser Bewegung kann man keine ausgesprochene
Gestaltveräuderung wahrnehmen: eine schwache Gestaltver-
änderung kommt jedoch auch hier vor und besteht in einer Ab-
rundung oder einer schwachen Verlängerung des Kernes. Diese
langsame Bewegung tritt entweder für sich allein auf, oder es
kann auch der erste Modus der intensiven Bewegung allmählich
in sie übergehen.
3. Schwache Bewegung des seitlich gelagerten Kernes, welche
von ganz charakteristischen Gestaltveränderungen begleitet ist.
Die Kernverlagerung ist sowohl in Palisaden-, als auch in
Schwammparenchymzellen konstatiert worden. Im ersteren Fall
tritt sie jedoch viel deutlicher hervor.
Da die intensive Kernbewegung kurz nach dem Isolieren
auftritt, erfolgt sie vermutlich infolge der Verletzung, wobei diese
als Reiz aufzufassen ist.
Bobilioff-Preißer, Beobachtungen an isolierten Palisadenzellen etc. 267
Kitter hat das Auftreten von traumatotaktischen Verla-
gerungen auch an plasmolysierten Zellen beobachtet; diese Kern-
verlagerungen können mit denen in den isolierten Zellen ver-
glichen werden, wobei aber der Unterschied zu berücksichtigen
ist, daß im ersten Fall die Bewegungsrichtung des Kernes vor dem
vollständigem Aufhören der Kontinuität zwischen den einzelnen
Zellen noch durch den Nachklang des Verwundungsreizes gegeben
werden kann.
Zelle 7. Palisadenzelle von Vio/u.1)
Die 12 auf einanderfolgenden Stadien der Zelle sind im
Laufe von 30 Minuten abgebildet .worden, und sie zeigen die Ver-
änderung, welche der Kern in dieser kurzen Zeit erlitten hat
(Taf. VII, Fig. 1 — 12). Das Stadium 13 ist nach 24 Stunden abge-
zeichnet worden (Taf. VII, Fig. 13). Das erste Stadium ist genau
V 2 Stunde nach der Isolation abgezeichnet worden; bis zu dieser
Zeit hatte sich der Kern in scheinbarer Ruhe befunden. Zu die-
sem Zeitpunkt lag der Kern ungefähr zentral, etwas nach links
verschoben (Taf. VII, Fig. 1). Seine Form war beinahe ausge-
sprochen rund. Es erfolgte dann sehr rasch eine Gestaltverände-
rung, die aber nur geringfügig war. Im Stadium 2 wurde der
Kern nach links verschoben und nahm längliche Gestalt an (Taf.
VII, Fig. 2). In den nächstfolgenden Stadien bis Stadium 6 exclusive
beobachtete man nur eine schwache Formveränderung, die nur zu
einer schwachen Lageveränderung führte. Im Laufe dieser 3 Sta-
dien konnte man auch die Entstehung von Plasmasträngen ziemlich
deutlich beobachten, die stets vom Kern aus zu dem plasmatischen
Wandbelag gingen (Taf. VII, Fig. 3 — 5). Im Stadium 6 konstatiert
mau ganz plötzlich eine Veränderung der Form des Kernes und
zugleich eine damit verbundene Lage Veränderung; es entstand am
Kern links ein Fortsatz. Im übrigen ist die Form des Kernes
ganz unregelmäßig (Taf. VII, Fig. 6). In diesem Stadium beobach-
tete man auch eine äußerst intensive Bildung von Plasmasträngen,
die von 4 Partien des Kernes ausgeht. Bei dem nächsten Sta-
dium erfolgte eine sehr rasche Veränderung der Gestalt des Ker-
nes, und zwar in der Weise, daß rechts ein Fortsatz entsteht, der
linke, früher gebildete dagegen allmählich kleiner wird, und es
scheint, daß der Kern etwas größer wird (Taf. VII, Fig. 7). Nach-
her erfolgt eine beinahe vollständige Abrundung des Kernes. Im
Folgenden wird der Kern stark nach rechts verschoben, ohne seine
längliche Gestalt bedeutend zu verändern. Wie diese Lagever-
änderung zwischen Stadium 8 und 10 erfolgt, ist nicht ganz klar,
da dabei keine ausgesprochene Formveränderung eingetreten ist;
möglicherweise hat sich diese der Beobachtung entzogen (Taf. VII,
Fig. 8 — 10). In den nächsten 2 Stadien ist der Kern nach links
Y) Bei der Herstellung der Zeichnungen auf Taf. VII wurde der Hauptwert
auf möglichst genaue Wiedergabe der Kernverhältnisse gelegt; das Plasma ist
ganz schematisch wiedergegeben, und die Chloropiasten überhaupt weggelassen.
2(58 Bobilioff-Prei ßer, Beobachtungen an isolierten Palisadenzellen etc.
verschoben worden; es ist dabei die neuerliche Bildung- eines Fortsatzes
beobachtet worden (Tat. VII, Fig. 11 und 12). Im Stadium 12 ist
der Kern wieder zur Ruhe gelangt und beinahe vollständig abge-
rundet. Die Bahn, welche der Kern während seiner Wanderung
beschrieben hat, ist ellipsenförmig, wobei er seinen früheren Aus-
gangspunkt ungefähr wieder erreichte. Nach Stadium 12 hörte
die intensive Wanderung auf, und die nach 24 Stunden abgezeich-
uete Zelle zeigt, daß der Kern nur etwas nach oben verschoben
war; dabei war er deutlich kleiner geworden (Taf. VII, Fig. 13 j.
Zu dieser Zeit sind die Plasmastränge nicht mehr sichtbar, hin-
gegen beobachtete man eine intensive Körnchenströmung. Die
später noch folgenden Ortsveränderungen des Kernes waren in
diesem Falle unbedeutend; er verschob sich noch etwas nach oben
und nach 5 Tagen beobachtete 'man überhaupt keine Lageverän-
derung des Kernes mehr.
Im Allgemeinen geschieht die Wanderung des Kernes, welcher
zuerst zentral gelagert war, nach einem bestimmten Schema.
Stets wird eine Gestaltveränderung des Kernes wahrgenommen,
die sich dadurch äußert, daß an ihm zu bestimmter Zeit Fort-
sätze entstehen, die im nächsten Augenblick verschwinden. Die
beigelegte Abbildung (Taf. VII, Fig. 14a— f) eines anderen Kernes
zeigt die Veränderung, welche der Kern im Laufe von 20 Mi-
nuten, während der Zeit der intensiven Kernwanderung, erlitten
hat. Hier war der Kern auch, wie gewöhnlich, zuerst rund, dann
entstanden an ihm Fortsätze und schließlich rundete er sich wieder
ab. Die von ihm beschriebene Bahn war in diesem F'alle bei-
nahe ganz kreisförmig. Man kann aber in vielen Fällen beobach-
ten, daß der Kern bei seiner Wanderung keine regel mäßige Bahn
beschreibt und daß er durch plötzliche Formveränderung in der
einen oder der anderen Richtung verschoben wird, um dann nach
einiger Zeit zur Ruhe zu gelangen.
Zelle 8. Palisadenzelle von Viola.
In den Fällen, in welchen der Kern seitlich gelagert ist,
kann seine Wanderung oft in ganz charakteristischer W^eise er-
folgen. Der Kern, welcher gewöhnlich etwas länglich erscheint,
beginnt an dem einen oder anderem Ende anzuschwellen (Taf. VII,
Fig. 15). Darauf hat er sich mit dem größer gewordenen Teil von
der Membran abgehoben, um sich dann wieder an sie anzulegen
(Taf. VII, Fig. 16). Diese Verschiebung vollzieht sich innerhalb
eines Zeitraumes von 5 bis 15 Minuten, und beim neuerlichen
Anschließend an die Membran erhält er seine ursprüngliche Form
wieder (Taf. VII, Fig. 17).
Fig. 18 auf Taf. VII zeigt in Umrissen, wie weit der Kern
sich im Laufe von 10 Minuten verschoben hat. Die oberen Um-
risse des Kernes zeigen seine ursprüngliche Lage, die unteren
dagegen diejenige, die er nach 10 Minuten angenommen hat. In
solchen Fällen kann eine Bildung von Plasmasträngen gewöhnlich
nicht beobachtet werden.
Bobilioff-Pr e i ßer, Beobachtungen an isolierten Palisadenzellen etc. 269
V. Form- und Lageveränderung der Chloroplasten.
Formveränderung-. Die zuerst scheibenförmigen Chloro-
plasten von Viola kontrahieren sich bald nach dem Isolieren. Der
Zeitpunkt, an dem die Kontraktion eintritt, ist sehr verschieden;
sie kann schon ungefähr 1 Stunde nach dem Isolieren auftreten,
meist dauert es aber länger, oft sogar einige Tage. Im Laufe
der Entwicklung erfolgt eine Verkleinerung der Chloroplasten, die
parallel mit dem Gelbwerden und Erblassen derselben geht. Die
Verkleinerung ist dann besonders stark, wenn die Chloroplasten
erblassen. Bei Thunbergia konnte ich Fälle konstatieren, wo die
erblaßten Chloroplasten nach ungefähr 1 Monat nur noch 1 ju
groß waren. Das Gelbwerden der Chloroplasten stellt sich bei
Viola besonders intensiv ein. Die Chloroplasten nehmen dabei
die mannigfaltigsten Farbenniiancen an. Die Dunkelheit begün-
stigt die Farbenveränderung besonders. Bei Thunbergia sind die
Chloroplasten schon in der Pflanze kontrahiert, und im Laufe der
Entwicklung kommt es vor, daß hier, umgekehrt wie bei Viola,
die Chloroplasten sich scheibenförmig ausbreiten: dies wird durch
KOH */ 500 und 11 250 Mol. besonders begünstigt. In KOH nehmen
die Chloroplasten von Thunbergia eine besonders schöne grüne
Farbe an; auf die Chloroplasten von Viola dagegen hat KOH in
dieser Hinsicht keinen Einfluß. In säurehaltigen Lösungen nehmen
die Chloroplasten einen bräunlichen Farbenton au, ihre Umrisse
aber bleiben scharf erhalten. Dem Erblassen und Gelbwerden der
Chloroplasten und der gleichzeitigen Verkleinerung geht ein bei-
nahe vollständiger Verbrauch der in den Chloroplasten befindlichen
Stärke parallel. Manchmal aber wird die Stärke nur teilweise
verbraucht, die Chloroplasten werden dann gelb; ihre Größe nimmt
aber nur wenig ab. Wenn die Stärke gar nicht verbraucht wird,
erblassen die Chloroplasten bis zum vollständigen Verlust der
Farbe, ohne aber dabei ihre Größe zu verändern. Solche Zellen
sind dann auch nicht mehr lebensfähig, was darauf hindeutet,
daß die elementarste Funktion, der Verbrauch der in der Zelle
vorhandenen Nährstoffe, nicht mehr stattfinden kann.
Die übrigen Gestaltveränderungen der Chloroplasten sind be-
sonders intensiv an solchen, welche ihre Farbe wenig verändert
haben. Die Gestaltveränderungen der Chloroplasten sind sehr
mannigfaltig. Es treten hufeisenförmige, halbmondförmige, linsen-
förmige und unregelmäßiggelappte Chloroplasten auf. Am häufigsten
beobachtet man jene Form der Chloroplasten, welche Haberlandt
in seiner Arbeit abgebildet hat (Haberlandt 1, Fig. 6).
Lageveränderung. Die Lageveränderung der Chloroplasten
erfolgt in einer Weise, die es nicht erlaubt, auf eine ihr zu Grunde
liegende, ausgesprochene Gesetzmäßigkeit zu schließen. Die Fälle,
in denen man von einem regelmäßigen Verlauf sprechen kann,
beschreibe ich im Folgendem: Vor dem Absterbender Zellen sam-
meln sich die Chloroplasten meist; entweder umgeben sie den
Kern in ziemlich regelmäßiger Verteilung, oder gruppieren sich
in bestimmten Partien der Zelle. Die Ansammlung der Chloro-
plasten um den Kern herum wird als Systrophe bezeichnet (Senn,
270 Bobilioff-Preißer, Beobachtungen an isolierten Palisadenzellen etc.
27. p. 70). Nach Senn tritt Systrophe bei zahlreichen Pflanzen
unter den verschiedensten Verhältnissen auf. Von dem Gesichts-
punkt aus, der dieser Betrachtung' zu Grunde liegt, ist es beson-
ders wichtig, daß Systrophe auch bei plasmolysierten Zellen zu
beobachten ist (Senn 27, p. 136). Solche plasmolysierte Zellen
kann man nämlich in Bezug auf die Abgesondertheit ihres Proto-
plasmas vom Plasma der benachbarten Zellen unmittelbar mit iso-
lierten Zellen vergleichen. Über diese in physiologischer Rich-
tung analogen Fälle kann man mit Senn (27, p. 142) sagen:
„Der einzige Ort in der Zelle, an dem sich noch Nährstoffe vor-
finden, ist der Kern. Zu diesem begeben sich darum die C’hloro-
wie die Leukoplasten“. Und auch der theoretischen Schlußfolge-
rung, die Senn daraus zog, kann man in Hinsicht auf beide ana-
loge Fälle beistimmen. Er nahm nämlich an, daß die Chloropla-
sten durch die im Kern befindlichen chemisch wirksamen Stoffe
eine chemotaktische Anziehung erfahren.
Zelle 9. Palisadenzelle von Viola.
Diese Zelle ist im Verlauf der Entwicklung stark gewachsen.
Die Zelle war am Beginn des Versuches 50 /< lang; 25 / 1 breit;
Der Kein „ „ „ „ „ 13,1 /i „ 8,3 /t „
Nach 14 Tagen, kurz vor dem Absterben
war die Zelle 70 /< „ 33 /i „
und der Kern war 8,6 fi „ 5,3 u „
Die Systrophe erfolgte ungefähr am 12. Tage; zu dieser
Zeit hat auch der Kern eine andere Lage angenommen, seine
Größe aber war noch normal, wie am Beginn des Versuches. Die
Chloroplasten dagegen waren zu dieser Zeit schon gelblich und
klein; sie hatten nämlich einen Durchmesser von durchschnittlich
1,8 fi. Im Laufe von 3 Tagen nach Eintritt der Systrophe hat
sich der Kern ganz deutlich verkleinert, und nach 4 Tagen trat
Plasmolyse ein (Taf. VI, Fig. 16 und 17).
Zelle 10. Palisadenzelle von Viola.
Nach dem Isolieren erfolgt sehr rasch eine Ansammlung der
Chloroplasten um den Kern, nämlich schon nach 3 Tagen. Die
Mehrzahl der Chloroplasten aber bleibt im plasmatischen Wand-
belag bis zum Absterben der Zelle liegen. Dieses Absterben er-
folgt ungefähr 7 Tage nach der Isolation, oder 4 Tage nach Ein-
tritt der Systrophe. Der Kern war am Beginn des Versuches
14.2 ji lang und 10,2 fi breit. Am ersten Tage nach der Sy-
strophe hat er seine ursprüngliche Größe annähernd beibehalten,
nach 3 Tagen war er etwas kleiner geworden. Er war 10,6 ,«
ang und 9,3 a breit. Die Chloroplasten sind an diesem Zeitpunkt
schon gelblich geworden und haben ihren Umfang ein wenig ver-
mindert (Taf. VI, Fig. 18).
Bobilioff-Preißer, Beobachtung^ an isolierten Palisadenzellen etc. 271
Der Entwicklungsverlauf nach der Isolation folgt in der
Mehrzahl der Fälle dem Verhalten von Zelle 9, während Ana-
loga zum Versuch mit Zelle 10 weitaus seltener sind.
Aus diesen beiden Fällen und noch einer großen Anzahl an-
derer Versuche, deren Beschreibung ich hier unterlasse, folgt, daß
die Systrophe eine kurz vor dem Absterben der Zelle eintretende
Erscheinung ist. Darauf deuten auch die bei der Systrophe ge-
wöhnlich auftretende Verkleinerung und die Veränderung der
Farbe der Chloropiasten hin. Nachdem in solchen Zellen das
Plasma vollständig reduziert ist, erfolgt der Tod der Zelle wahr-
scheinlich infolge von Mangel an Nährstoffen. Das stimmt auch
vollständig mit der Annahme einer chemotaktischen Anziehung
der Chloropiasten durch den Kern überein, denn er ist noch als
einziger Träger der Nährstoffe zu betrachten; seine Verkleine-
rung nach erfolgter Systrophe kann dadurch erklärt werden, daß
die Chloropiasten ihm die Nährstoffe entziehen und daß er dadurch
naturgemäß zu Grunde gehen muß. Daß die Chloropiasten, abge-
sehen von der Gruppierung an den Kern, noch zu anderen Gruppen
an verschiedenen Stellen der Zelle sich vereinigen können, er-
sieht man auch aus dem ersten Beispiel. Außer der Anlagerung der
Chloroplasten an den Kern sind hier noch 2 andere Gruppen zu
sehen, nämlich rechts oben und links oben; außerdem liegt noch
ein einzelner verirrter Chloroplast unter der linken Gruppe. The-
oretisch kann die Bildung solcher Gruppen auch durch eine che-
motaktische Wirkung einzelner leistungsfähig gebliebener Chloro-
plasten erklärt werden. Die anziehende Wirkung solcher nähr-
stoffreicher Chloroplasten ist der des Kernes vollständig gleich zu
setzen. Systrophe erfolgt im Licht wie im Dunkeln in gleicher
Weise, doch kann man im Allgemeinen sagen, daß sie durch Ver-
dunkelung in geringem Maße begünstigt wird.
VI. Zusammenfassung.
Die wichtigsten Resultate sind folgende:
1. Die Palisaden- und Schwammparenchymzellen
der Angiospermen lassen sich im isolierten Zustande auf
festem Substrat, Agar, längere Zeit am Leben er-
halten, z. B. die Zellen von Viola lutea var. grandiflora
bis 2 Monate, die von Thunbergia alata bis 4 Monate.
2. Im Allgemeinen ist kein besonders großer LTn-
terschied zwischen den Kulturen im Licht und im Dun-
keln nachweisbar; die Lebensdauer wird durch Verdun-
kelung wenig beeinflußt, die Zellen von Thunbergia hin-
gegen bleiben im Dunkeln etwas länger am Leben als
am Licht.
3. Das Wachstum erfolgt auf zweierlei Weise; ent-
weder nimmt die Zelle gleichmäßig nach allen Richtun-
gen an Umfang zu, oder es werden an bestimmten Stel-
272 Bobilioff -Freißer. Beobachtungen an isolierten Palisadenzellen etc.
len der Zelle Fortsätze gebildet. Die erste Art des
■Wachstums wird durch KOH in schwacher Konzentration
begünstigt.
4. In den Zellen von Viola beobachtet man Plasma -
bewegung. Diese ist daduch wahrnehmbar, daß entwe-
der Plasmastränge von hyolinem Plasma gebildet wer-
den, oder daß Körnchenströmung auftritt. Beide Arten
der Bewegung sind kurz nach der Isolation sichtbar. Die
Körnchenbewegung erreicht ihr Maximum erst nach 2
bis 3 Tagen und kann mehrere Tage hindurch fortda uern.
5. Bei Viola verändert der Kern seine Lage andauernd,
besonders intensiv aber kurz nach der Isolation; dieseinten-
sive Lageveränderung dauert nur kurze Zeit und ist mit
Gestaltveränderung des Kernes verbunden. Ich nehme
einerseits an, daß der Kern au seiner Lageveränderung
sich aktiv beteiligt, und daß die dabei auftretende Plas-
maströmung eine sekundäre Erscheinung ist; anderer-
seits kann diese Plasmaström ung doch auch bei der Ker n-
wanderung mitwirken, da bei der schwachen Verschie-
bung des Kernes keine oder fast keine Gestaltverände-
rung desselben zu beobachten ist.
6. Die Form- und Lageveränderung der Chloroplas-
ten ist mannigfach. In älteren Zellen werden die Chlo-
roplasten meist gelb und klein und verändern ihre Form
mannigfach. Sie sammeln sich zu Gruppen und um den
Kern herum; das letztere tritt kurz vor dem Absterben
der Zelle ein.
Herrn Prof. Dr. C. Schröter bin ich zu aufrichtigem Dank
verpflichtet für das lebhafte Interesse, das er dieser Arbeit ent-
gegen brachte.
Zürich, Bot. Museum d. eidg. techn. Hochschule.
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Protoplasma für den Stofftransport in der Pflanze. (Bot. Zeitg. Bd. 43.
1885. p. 1.)
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nach Siedentopf. (Ber. d. deutsch, bot. Ges. Bd. 24. 1906. p. 155.)
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19. N6mec,B., Über die Wahrnehmung des Schwerkraftreizes bei den Pflanzen.
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22. Nestler, A., Über die durch Wundreiz bewirkten Bewegungserscheinungen
des Zellkernes und des Protoplasmas. (Sitzungsber. d. Akad. d. Wissensch.
Wien. Abt. I. Bd. 107. 1898. p. 708.)
23. Mi ehe, H., Über die Wanderung des pflanzlichen Zellkernes. (Flora.
Bd. 88. 1901. p. 105.)
24. Ritter, G., Über Traumatotaxis und Chemotaxis des Zellkernes. (Zeitschr.
f. Bot. Bd. 3. 1911. p. 1.)
25. Schürhoff, P., Das Verhalten des Kernes im Wundgewebe. (Beih. z.
botan. Centralbl. Abt. I. Bd. 19. 1906. p. 359.)
26. Schweigier, J. H., Über traumatogene Zellsaft- und Kemübertritte bei
Morieandia arvensis. DC. (Jahrb. f. wiss. Bot. Bd. 48. 1910. p. 551.)
27. Senn, G., Die Gestalts- und Lageveränderung der Pflanzen-Chromatophoren.
Leipzig 1908.
Beihefte Bot. Centralbl. Bd. XXXIII. Abt. I. Heft 2.
18
274 Bobilioff-Preißer, Beobachtungen an isolierten Palisadenzellen etc.
Erklärung der Abbildungen.
Alle Abbildungen sind mit Mikroskop Leitz, Objektiv 7, mit Zeichenokular
hergestellt worden. Vergrößerung 420.
Tafel VI.
Fig. 1. Palisadenzelle von Viola. 20 Tage alt; gleichmäßig stark ge-
wachsen.
Fig. 2 — 5. Palisadenzelle von Viola. Entstehung eines Fortsatzes.
Fig. 6—9. Palisadenzelle von Viola. Entstehung eines Foi'tsatzes und
gleichmäßiges schwaches Wachstum der Zelle.
Fig. 10. Palisadenzelle von Viola. Gleichmäßig stark gewachsene Zelle
mit großem neugebildeten Fortsatz.
Fig. 11. Palisadenzelle von Thunbergia. Umrisse der Zelle.
Fig. 12. Palisadenzelle von Thunbergia. Dieselbe Zelle wie auf Fig. 11;
stark gewachsen; 33 Tage alt; auf KOH-haltigem Substrat.
Fig. 13. Schwammparenchymzelle von Thunbergia. 35 Tage alt auf
KOH-haltigem Substrat; etwas gewachsen.
Fig. 14. Schwammparenchymzelle von Thunbergia. Dunkelkultur. Die
Zelle ist nach 30 Tagen abgezeichnet worden; sie blieb 98 Tage am Leben.
Fig. 15. Schwammparenchymzelle von Thunbergia. Dunkelkultur. Die
Zelle ist nach 100 Tagen abgezeichnet worden; sie blieb 120 Tage am Leben.
Fig. 16 u 17. Palisadenzelle von Viola. Die erste Abbildung zeigt die
Umrisse der Zelle am Anfang; die zweite zeigt die gewachsene Zelle mit er
folgter Systrophe nach 14 Tagen.
Fig. 18. Palisadenzelle von I ’iola. Sechs Tage alte Zelle mit Systrophe.
Tafel VII.
Fig. 1 — 12. Palisadenzelle von Viola. Zwölf aufeinander folgende Sta-
dien des Kernes, abgebildet im Laufe von 30 Minuten, zur Zeit der intensiven
Kernwanderung.
Fig. 13. Das dreizehnte Stadium derselben Zelle; 24 Stunden nach der
Isolation.
Fig. 14a — f. Sechs aufeinander folgende Stadien des Kernes im Laufe
von 20 Minuten zur Zeit der intensiven Kernwanderung.
Fig. 15 — 17. Palisadenzelle von Viola. Wanderung des seitlich ge-
lagerten Kernes im Laufe von 10 Minuten.
Fig. 18. LTmrisse des Kernes kombiniert von Fig. 15 und 17.
275
Anatomische Untersuchungen
an Poisterpflanzen
nebst morphologischen und ökologischen Notizen.
Von
Hans Hauri, St. Gallen (Schweiz).
Mit 16 Abbildungen im Text.
1. Einleitung.
Die Polsterpflanzen sind eines der weniger bekannten, aber
auch eines der besten Beispiele für Konvergenz. In früheren
Arbeiten schon1) wurde auf die morphologischen und ökolo-
gischen Seiten der Erscheinung eingegangen; die vorliegende
Arbeit hat den Zwreck zu zeigen, dal) sich im Bau dieser Pflanzen
auch weitgehende anatomische Konvergenzen zeigen. Die
sämtlichen der Untersuchung unterworfenen Polsterpflanzen sind
nämlich anatomisch als Xerophyten charakterisiert. Es war dies
freilich schon aus deren Morphologie lind Ökologie anzunehmen,
doch wurde betont,2) daß erst eine größere anatomische Unter-
suchung die Richtigkeit dieser Annahme bestätigen könnte. Es
wurden nun im Ganzen 73 Spezies von Radialvollkugelpolstern3)
und 25 andere Polsterpflanzen auf anatomischen Bau des Blattes
und so weit möglich auch des Stengels untersucht und das er-
wähnte Resultat gefunden. Es dürfte dasselbe für die ökologische
Pflanzengeographie von Wert sein, die mit Polsterpflanzen als
besonderer Lebensform ja viel zu tun hat. 4) Es wird durch dieses
Resultat wohl auch der Begriff der „physiologischen Trocken-
') Hauri, Anabasis areiimdes Moq. et Coss., eine Polsterpfianze der
algerischen Sahara (mit einem Anhang, die Kenntnis der angiospermen Polster-
pflanzen überhaupt betreffend). (Beih. z. bot. Zentralbl. Abt. 1. Bd. XXVIII.)
Hauri, H., u. Schröter, C., Versuch einer Übersicht der angiospermen
Polsterpflanzen. (Englers bot. Jahrb. Bd. 50. Supplementbd., Festbd. f. A.
Engl er. p. 618 ff.
*) Hauri, 1. c. p. 84 u. Hauri u. Schröter, 1. c. p. 622.
3) Vergl. über alle Bezeichnungen Hauri, 1. c. p. 81 ff.
*) Vergl. Warming, Oecology of Plants. 1909. p. 11 u. 129.
18*
276
Hauri. Anatomische I ntersuchungen an Polsterpflanzen.
Abb. 1. Raoutia bryoides.
a Säulcben 5:1 ,6 Einzelblatt 13 : 1.
Abb. 2. Raonlia Pctriensis.
a Säulchen 3:1. b Einzelblatt 10:1.
Abb. 3. Raonlia Goyeni.
a Blatt von unten-außen 16 : 1, b u. e von oben-innen 16 : 1,
d Säulchendurchschnitt 12 : 1.
Hauri, Anatomische Untersuchungen an Polsterpflanzen.
277
Abb. 4. Lyallia kerguelemis.
Blattsäulchen 3 : 1, b — d Blatt 6 : 1, b von außen, c von der Seite, d von innen-
Abb. 5. Colobanthus brevisepalus.
ci Säulchenspitze 6 : 1, b Blatt von innen, c Blatt von außen, 1> u. c 10:1.
Abb. 6. Saxifraga bryo'ides. Blätter 9 : 1.
Abb. 7. Alaine sedo'ides.
c Sproßspitze 8:1. au . b Blatt von außen und von der Seite 12 : 1.
278 Hauri, Anatomsiche Untersuchungen an Polsterpflanzen.
heit“ wesentlich gestützt, denn die xerophytischeu Polsterptlanzen
bewohnen in großer Zahl physikalisch nasse Standorte x). Die in
den genannten Arbeiten auch schon aufgeworfene Frage, ob sich
eventuell neben der Konvergenz zum Xerophytismus noch andere
Konvergenzen finden möchten, ist nunmehr ebenfalls in be-
jahender Weise zu beantworten möglich geworden. Es hat sich
nämlich gezeigt, daß wenigstens teilweise eine Konvergenz zu
einem besonderen Typus mechanischen Baues sich in dieser
Lebensform entwickelt hat. Mit der Darstellung der anatomischen
Untersuchungsresultate verbinden sich gelegentliche ergänzende
Mitteilungen morphologischer Art.
2. Zur Morphologie des Blattes.
(Nachtrag zu den früheren Arbeiten; vergl. Einl.)
Die Blätter der Polsterpflanzen sind stets klein. 1 cm
Länge wird kaum überschritten. Ihrer Form nach sind sie meist
schmal-länglich oder breit-stengelumfassend. Am Grund
sind sie bei beiden Formen meist dünn, oft häutig, an der Spitze
vielfach dicklich, dabei bald mehr abgeflacht, bald mehr keulen-
förmig. Immer sind sie ohne eigentlichen Stiel. Mit wenigen
Ausnahmen (einige Azorellen) sind sie einfach, ungeteilt und
ganzrandig.
Feste Verbindung des Blatts mit dem Stengel ist möglich
besonders dadurch, daß sich die kleinen Blätter eng um den
Stengel anlegen, sodann dadurch, daß sich die einzelnen Blätter
basal und auch seitlich stark decken und so gegenseitig Halt
geben (imbrikate Beblätterung, vergl. die Abb. 1 — 10). Diese
Art der Beblätterung ist durch Schaffung windstiller Räume
zwischen den Blättern zweifellos ein Mittel gegen zu starke
Transpiration des einzelnen Blattes, also eine xerophytische An-
passung, zugleich aber trägt sie wesentlich zur wechselweisen
Verfestigung der einzelnen Blätter bei. Es gibt übrigens eine
Reihe von speziellen Einrichtungen zur gegenseitigen Ver-
festigung der Blätter von denen einige noch genannt sein
sollen, da dieser Punkt in früheren Arbeiten vernachlässigt wurde:
a) Kanten und Rippen resp. Rinnen und Vertiefungen
auf den verschiedenen Seiten der Blätter, so daß das untere und
obere Blättchen am Säulchen gut ineinandergreifen. Beispiele:
(' 'olohanlhus brerisepah/s, Abb. 5; Psammotropha qnodmngularis,
Abb. 10; Benthamielta monlana, Abb. 11.
b) Höhlung des ganzen Blattes oder der Spitze desselben.
Beispiele: L yai I ia kerya elensäs, Abb. 4; Valeriana sedifolia; Raoulia
Petriensis, Abb. 2; Benthamiella montaua; Saecardop hytum offi-
cinale; Draba pectinata.
‘) Vergl. Hauri u. Scbrüter, 1. c. p. 052 ff.
flauri, Anatomische Untersuchungen an Polsterpflanzen. 279
c) Seitliche Flügel (seitliche Gebilde am Blatt, bestehend
in einer nur aus den beiden Epidermen gebildeten Haut) und
Abb. 8. Pterygopappus Laufend.
a Sproßspitze 4:1, b Blatt von innen-oben, e Blatt von außen-unten 7 : 1.
Äbb. 9. I 'erbena caespilosa. Blatt 9:1.
Abb. 10. Psammotropka quadr angularis,
a Blattsäulclien, b schemat. Querschnitt durch dasselbe, c Blatt von oben-innen
d dasselbe von unten-außen.
Abb. 11. Bruthumiella montana.
Blatt von den beiden Seiten 14:1.
steife Haare, so daß ein besseres gegenseitiges Sichbedecken
der Blätter zustandekommt. Beispiele: Haare: Draba pectinata,
280
Hann, Anatomische Untersuchungen an Polsterpflanzen.
rifjida, Itryoidcs; Bmthmnirlla moutann; Saxifraga bryoi'des und
oppostiifolia, Abb. (3; Flügel: Armand nntscifonnis ; ihylacosper-
mum nipifrayum, Abb. 12; Ptcryyopappms Lairrenci, Abb. 8.
d) Lokale Behaarung der Blätter; hierher die meisten
Fälle von partieller Behaarung, die im Verzeichnis aufgeführt sind.
Die Haare füllen die Lücken zwischen den Blättern, lassen Ver-
schiebungen weniger zu und erhöhen so die Verfestigung der
Blätter. Beispiele: Ruoulia Gayen i, IrryoYdes; Pterygopappus
Laivrenci, Abb. 3 und 8, u. v. a.
Die Behaarung der Polsterptlanzenblätter dürfte überhaupt
unter diesem Gesichtspunkt betrachtet werden (vergl. S. 286).
3. Verzeichnis (1er untersuchten Polsterptlanzen
und Ergebnisse der anatomischen
Untersuchungen.
Radialvollkugelpolster sind uns1) 200 Arten in 47 Gattungen
und in 26 Familien bekannt. Anderweitige Polsterarten noch
138 Arten. Untersucht wurden nur von den Radialkugelpolstern
73 Arten in 29 Gattungen und in 16 Familien. Dazu ca. 25
anderweitige Polster. Auf Grund dieser Untersuchungen sind nun
wohl, was die am meisten in Betracht kommenden Radialkugel-
polster betrifft, einige allgemeine Schlüsse berechtigt. Alle
Polsterpflanzen anatomisch zu untersuchen, wäre des Mangels an
Material und der Eintönigkeit solcher Arbeit wegen nicht möglich
gewesen. 2)
Untersuchte Nicht-Radialkugelpolster sind in ( ) gesetzt.
Für Vermittelung von Material aus dem Herbarium generale
in Zürich bin ich Herrn Prof. Dr. Rickli zu Dank verpflichtet.
Herr Prof. Dr. 0. Schröter hat mir Material aus Genf, Lausanne,
Kew, Upsala und Petersburg verschafft. Auf ihn und seine schöne
Polsterpflanzensammlung geht auch die Anregung zu dieser Arbeit
zurück. Auch ihm sei der beste Dank ausgesprochen.
Abkürzungen: — nicht untersucht; ? nicht zu entscheiden
gewesen; sch. v. = schwach verdickt; v. - mittelstark verdickt;
s. v. = stark verdickt; p. oder part. = partiell. Anordnung der
Familien systematisch, der Arten innerhalb derselben alphabetisch.
Betr. Nomenklatur, vergl. Hauri und Schröter 1. c.
’) Hauri u. Schröter; 1. c. p. 652.
*) Einige wenige Spezies wurden nicht selbst untersucht, sondern die
Angaben anatomischer Art den zitierten Autoren entnommen.
Hauri, Anatomische Hntersucliungen an Polsterpflanzen.
281
Familie und Spezies
Be-
haarung-
Epi-
dermis
Palisaden-
Reihen
Bast
Bast
im
Blatt P“nSen
Steng.
Bemerkungen
Monocotyledonen
(Cyperaceae)
(Oreoboltls peclinatus)
( „ Pumilio
(Centrolepidiaceae)
( Gaimcvrdia piisilla)
(Juncaceae)
(Dist ichia muscoüles)
( „ clandestina)
(Oxi/ chlor andina)
Oicotyledonen
Chenopodiaceae
Anabasis arelioides
Aizoaceae
Psammotropha
quadrangularis
Portulacaceae
Hectorella caespilosa
( Calandrinia rupestris)
ßaryophyllaceae
Als ine sedo'ides
„ aretio'ides
Arenaria musc iform is
„ obtusa
„ polytricho'ides
„ tetraquetra
Culobanthus
„ brerisepalua
„ muscoides
„ subidatus
( „ Billardieri)
( „ Lechleri)
G ypsophila arelioides
Lyallia Jcerguelensis
Paronychia pulvinata
( Pycnophyllum bryoidcs)
Silene acaidis
„ exeapa
T hylacospennuni
rupifragum
Cruciferae
Draba acaidis
„ nivalis
„ pectinata
( „ polytricha)
„ rigida var.
brydides
((? „ scabra)
„ turgida
„ vesicari a)
part.
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
schwach
part.
0
0
0
dicht
ja
schwach
dicht
4-5-
schichtig
s. v.
S. V.
sch. v.
S. V.
S. V.
S. V. j
S. V.*)
v.
s. v.
8. V.
Y.
V.
v.
V.
V.
sch. v.
sch. v.
s. v.
v.
V.
V.
sch. v.
v.
V.
sch. v.
v.
2-3
kaum
0
2—3
1-2
1
2 — 3 schw
geg. d. Sp.
zu schwach
schwach
kaum
schwach
9
1-3
1—2
1 schwach
schwach
partiell|
2 — 3 schw
schwach
schwach s. v.
schwach v.
dicht sch. v.
schwach
?
schwach
9
ja
ja
nein
nein
ja kaum
ja kaum
ja ] nein
nein ' nein
Den dicotylen Polstern
nur ähnlich, nicht
gleichwertig.
Epidermis u. Merk ver-
holzt, nach Reiche.
Epid. verh.n. Reiche.
Epidermisaußenwand
verholzt.
Ein Extrem!
Mark verholzt.
nein nein
nein nein nach Reiche.
ja
ja
ja
ja
ja
ja
nein
nein
nein
nein
nein
nein
ja
nein
nein
ja
ja
nein
nein nein
ja nein
ja nein(?)
nein ; nein
nein
nein
**)
nein
nein
nein
nein
nein
nein
nein
nein
nein
nein
nein
nein
nein
nein
nein
?
ja
nein
nein
ja?*;
nein
') Epidermis seitlich
Flügel bildend.
**) teilw. reicht Blatt-
bast noch in den jung.
Stengel hinunter, äl-
terer Stengel kein
Bast.
Verholzungen :
Epid. (excl. Billard.)
Mark v. brevisepalus.
Die alten Blätter (viel-
fach inclus. Paren-
chym bei allen Spe-
zies).
Ein Extrem!
Epid. verholzt.
•) wakrsch. Reste vom
Blatt.
282 Hauri, Anatomische Untersuchungen an Polsterpflanzen.
Familie und Spezies
Be-
haarung
Epi-
dermis
Palisaden-
Reihen
Bast
im
Blatt 1
Bast
im
jungen
Steng.
Bemerkungen
Saxlfragaceae
**)
*)
ja
•*) Von den wenige
Saxifraga aretiöides
0
S. V.
1 schwach
nein
Drüsenhaaren wii
abgesehen.
„ aspera var.
schw., grob
0
1—3
‘) Bast d. Saxifrage |
bryöides
„ caesia
bewimpert
0
SV. — V.
V.
nein
ja
nein
nein
wenn vorhanden o
schlecht ausgebilde
in d. Hegel nicht ve
„ decipiens var.
holzt.
grönlandica f. compacia
gr. bewimp.
SV. — V.
0
(?) nein
nein
Saxifraga diapensioides
ü
V.
0
ja
nein
„ exarata
0
V.
0
nein
nein
„ Jaquemontiana
0
V.
9
(?) ja
nein
_ imbricata
0
V.
ö
ja
nein
„ marginata
0
S. V.
1 schwach
ja
nein
„ moschata
0
V.
1 schwach
nein
nein
_ oppositifolia
schwach
S. V.
schwach
ja
nein
„ Spruneri
0
V.
0
ja
nein
„ valdensis
0
V.
schwach
(?) ja
nein
„ Vandeln
Thymeleaceae
0
borstlich
s. v.
0
ja
nein
( Drapetes mucosus/
V.
0
nein
nein
') nein gerechnet, w(
Oxalidaceae
Reiche Bast sichi
Oxalis bryöides
sehr dicht
schwach
—
-*>
nein
genannt hätte.
Keine verholzten El
„ compacia
sehr dicht
*
—
—
nein
mente im Stengel,
n. Reiche. Extren
Umbelllferae
Alle A zo r ella blätti
Axorella caespitosa
0
s. v.
gut
ja
nein
haben Collenchyr
( „ corymbosa)
0
v.
9
ja
nein
mittelrippen u. z.
Seitenrippen(Epide
„ fdamentosa
0
V.
nein
nein
male Verstärkung).
( r GiUiesii)
0
V.
kaum
ja
ja
v glebaria-gumifera
0
sch. v.
0
ja
nein
( „ lyeopodio'ides )
0
S. V.
0
nein
nein
„ madreporica
ob. borstl.
—
—
—
—
nach G o e b e 1.
„ monanthos
0
sch. v.
wenig
ja
nein
( „ pedemontana)
0
V.
gut
ja
nein
„ pulrinata
ü
V.
an d. Spitze
ja
nein
r Selago
0
sch. v.
schwach
nein
nein
nach Ternetz.
(Laretia acaulis )
0
S. V.
gut
nein
nein
Mul inum cryptanthum
2-schichtig
pulvinarc
0
S. V.
gut
ja
ja*)
•) linsenförmig im
Primulaceae
Stengel eingelager
Androsace helfet ica
dicht
sch. v.
0
nein
nein
( „ ylacialis )
schwach
sch. v.
0
nein
nein
Borraglnaceae
( Eritrichium nanum )
stark, grob
V.
2
nein
nein
Verbenaceae
Verbena caespitosa
stark
V.
1—2
ja
nein
Solanaceae
Benthamiella montana
Saccardoph ylinn
schwach
s. V.
bis 3
ja
nein
pycnoph y llcüdes
0
V.
1 schwach
ja
nein
„ Axorella
0
V.
9
ja
nein
Scrophularlaceae
randlich
sch. v.
T eronica pulcinaris
gr. bewimp.
0
nein
ja
Hauri, Anatomische Untersuchungen an Polsterpflanzen. 288
• ■ t- 1 r _w .t
Familie und Spezies
Be-
haarung
Epi-
dermis
Palisaden-
Reilien
Bast
im
Blatt
Bast
im
jungen
Steng.
Bemerkungen
Valerlanaceae
Aretiastrum sedi-
folium =
Valeriana sedifolia
0
S. V.
1 schwach
nein
nein
;
Candollaceae
Phyllachne claviyera
0
S. V.
0
nein
nein
„ Colensot
0
S. V.
0
nein
nein
„ nliginosa
0
8. V.
0
nein
nein
Composltae
Abrotanella emarginata
0
S. V.
1
ja
nein
„ forsterioides
0
S. V.
1 (Spitze)
ja
ja
nein
Mark verholzt.
Bryomorpha Zeyheri
s. dicht
V.
•?
nein
Mark verholzt.
1 Lucilia aretio'ides
s. dicht
V.
0
nein
nein
( Pterygupappus
Lawrenci)
part.
V.*)
0
nein
nein
*) besonders wo nicht
Raoulia
„ (australis)
p. seidig
sch. v.
0
nein
nein
behaart.
Markzellen verdickt u.
„ bryo'ides
p. wollig
sch. v.
9
nein
nein
verholzt bei allen
Spezies.
„ eximia
sch. v.
9
nein
nein
„ Ooyeni
sch. v,
9
nein
nein
f „ grandiflora)
fast 0
V.
Spitzeschw.
ja
nein
Haastii
0
V.
?
nein
nein
Hectori
part. sch.
v-
9
ja
nein
lutescens
p. seidig
V.
i
nein
nein
mamillaris
p. wollig
sch. v.
9
nein
nein
Parkii
p. seidig
S. V.
1
nein
nein
Petriensis
V.
1(— 2)
nein
nein
rubra
behaart
sch. v.
9
nein
nein
f tenuicaidis)
p., schw.
V.
l
nein
nein
iSenecio evacoides)
s. dicht
V.
? gut
nein
ja
lVernerta humilis
part.
V.
1 gut
nein
nein
4. Die Konvergenzen im anatomischen Bau
der Polsterpflanzen.
Unter Konvergenz, einer Erscheinung, die im Pflanzenreich
besonders schöne Beispiele aufweist, versteht man ein „Zusammen-
neigen“, ein „Sichannähern“ der Pflanzen verschiedener Verwandt-
schaftskreise in morphologischer und anatomischer Beziehung. Es
kann dasselbe so stark werden, daß man ohne genauere Unter-
suchung der reproduktiven Organe die genetischen Beziehungen
absolut nicht mehr eruieren kann. Standorte und Lebensweise
haben diese Organismen, die eine gemeinsame Ökologie aufweisen,
eine gemeinsame äußere und innere Form der vegetativen Organe
gegeben — die reproduktiven sind davon weniger betroffen worden.
So muß nach den gegenwärtig allgemein herrschenden Auffassungen
die Konvergenz beurteilt werden.
284
Hauri. Anatomische Untersuchung an Polsterpflanzen.
Man kann bei genauerer Bestimmung des Begriffs Konvergenz
nun aber zwei Seiten an demselben unterscheiden und in Anlehnung
anDetto1) sagen: Konvergenz bedeutet entweder: einen Zustand,
eine gegenwärtig zu konstatierende Tatsache (Ökologismus)
oder aber: einen Vorgang, ein Werden, das sich freilich nur
höchst langsam vollzieht oder vollzogen hat.
Die vorliegende Arbeit befaßt' sich nur mit dem Zustand.
Sie beschreibt denselben, wie schon andere Beispiele von Kon-
vergenz beschrieben worden sind, so die Succulenten, Ruteu-
gewächse usw. Dabei ist die Meinung aber immer die, gerade
diese merkwürdigen Beispiele, die als auffällige Anpassungen zu
■gSnn nQp ÜO 0 003]
-P r.'o ünuCcDcuco nTPU
A
Abb. 12. Thylacospermvm ritpifraguru.
Typus I. Nur peripherisch verstärktes Blatt.
Querschnitt durch das Blatt (Vergr. 250X)- B Blattrand (£"= Epidermis,
Cu =Cutieula [Vergr. 60X]> C Querschnitt durch den Stengel
( G — Gefäße, K = Kork; Vergr. 60 fach).
beurteilen sind, dürfen uns nie das Ziel vergessen lassen, auch
die Frage nach dem Werden dieses Zustands zu stellen. Die
Frage, wie Strukturen konvergenter Art, insbesondere wenn sie
als zweckmäßig beurteilt werden müssen, entstehen, bleibt das
zentrale Problem biologischer Forschung.
Etwa gegebene ökologische Erklärungen — dies sei be-
tont — sollen keine kausalen sein. Die Frage, ob und was eine
') Detto, Theorie der direkten Anpassung. 1904. p. 29 ff.
Hauri, Anatomische Untersuchungen an Polsterpflanzen.
285
Struktur nützt, ist vollkommen unabhängig- von der Frage, wie sie
entstanden sei. Die letztere Frage ist zweifellos schwieriger zu
beantworten, wenn auch interessanter; die erstere zu stellen ist
jedoch für die Pflanzengeographie notwendig und wohl auch eher
und leichter zu lösen.
A. Die Konvergenz zum xerophytischen Bau.
Die ganze Gestaltung der Polsterpflanzen bringt es mit sich,
daß eigentlich nur die Blätter den klimatischen Einflüssen direkt
ausgesetzt sind. Die xerophytische Anpassung äußert sich denn
auch vorzüglich im anatomischen Bau des Blattes. Der Bau des
Stengels zeigt im allgemeinen keine besonderen Anpassungen,
wenn man nicht dessen starke Korkbildung als solche betrachten
will (s. u.).
Was die Blätter betrifft, so ist schon auf die Bedeutung von
deren Form und Anordnung hingewiesen worden.
Abb. 13. Dracophylhim muscöides.
Typus II. Central und peripherisch verstärktes Blatt. A Querschnitt durch das
Blatt. Starke Bastbelege und typische Ausbildung der Palisaden (Vergr. 1QOX)
B Epidermis mit Kutikula (Vergr. 400X)-
Behaarung ist vielfach als xerophytisches Merkmal an ge-
sprochen worden, andererseits sollte sie auch besonders nach
Oettli1) als mechanisches Schutzmittel gegen das Eisnadelgebläse
des Windes in den Alpen dienen, womit man wohl auch die
Wirkung gegen das Sandgebläse der Wüstengegenden in Parallele
setzen dürfte. Eine Wirkung in der einen oder anderen Art mag
vorhanden sein, doch ist sie schwer einzuschätzen. Man darf sie
wohl nicht zu hoch einschätzen. Insbesondere dem zweitgenannten
Faktor gegenüber ist wohl eine solide, harte und glatte Epidermis
ebenso brauchbar (Beispiel: Anabasis oreüoides). Behaarung ist
nun im allgemeinen bei den Polsterpflanzen gar nicht so sehr
verbreitet. Von den daraufhin untersuchten 73 Arten von Radial-
286
Hauri, Anatomische Untersuchungen an Polsterpflanzen.
vollkugelpolstern waren unbehaart: 44 Arten, also 60 Proz.;
schwach oder nur partiell behaarte Blätter zeigten 201)
Arten, also 27 Proz. und dicht behaart waren nur 9 Arten
oder 13 Prozent. Der Großteil der guten Polsterpflanzen ist
also unbehaart und Behaarung spielt uicht die große Bolle, die
man erwarten könnte. (Von 24 Nicht-Radialkugelpolstern waren
12 = 50 Proz. unbehaart, 8 = 33 Proz. partiell oder schwach
behaart und 4 = 17 Proz. stark behaart.)
Die Epidermis der untersuchten Blätter ist ausnahmslos
xerophytisch gebaut, ln vielen Fällen ist sie sogar sehr stark
verdickt und kutikularisiert. Ihre solide Beschaffenheit zeigt sich
schon beim Anfertigen der mikroskopischen Schnitte. Eine aber
auch nur im Vergleich zu den übrigen untersuchten Pflanzen
relativ schwache Epidermis ist mit wenigen Ausnahmen nur bei
behaarten Arten gefunden worden, die in der Behaarung einen
gewissen Ersatz haben mögen. Die Verstärkung der Epidermis
ist übrigens stets lokal verschieden, insofern, als die freistehenden
Stellen der Blätter, besonders die Spitzen, stets im Vergleich
zu den bedeckten Basen stärker gebaut sind. Wie aus dem
Verzeichnis hervorgeht, weisen 78 Prozent aller untersuchten
Arten mittel bis stark verdickte Epidermisaußenwände auf (vergl.
Abb. 12—16).
Auf einen zahlenmäßigen Ausdruck der Verdickungsstärke
wurde verzichtet, da dies bei der beschränkten Menge und dem
vielfach schlechten Zustand des Materials sich nicht hätte allgemein
durchführen lassen. Eine Beleuchtung der lokal verschiedenen
Epidermisausbildung wird vielleicht für einzelne Typen noch in
einer besonderen Arbeit erfolgen.
Es bleibt im einzelnen Fall dahingestellt, ob die Verstärkung
mehr dem Verdunstungsschutz oder mehr der mechanischen
Verstärkung des Blattes dient. Es dürfte so wie so nie aus-
schließlich nur die eine oder die andere Wirkung in Betracht
kommen.
Es mögen daher gleich an dieser Stelle einige Besonder-
heiten der Ausbildung der Epidermen erwähnt werden, ob-
schon sie teilweise mehr beim Abschnitt über mechanische Kon-
vergenz stehen müßten.
Verzahnungen der Epidermiswände durch besonders
schöne, wellige Ausbuchtung der Wände derselben sind nicht
selten. Beispiele: Alsine sedoides und aretio'ides, Arenaria 3 Spezies,
Colobantlms 5 Spezies, Dracophyllum mnsco'ides, Oreobolm 2 Spezies.
Mehrschichtige Epidermis findet sich bei Anabasis
areiioides (4 Schichten) und Lciretia acaulis (2 Schichten).
Verholzte Epidermis findet sich bei Colobanthus öSpezies,
Arenaria polytrichoides, Oxychloe audina und Pycnophyllum bryoides.
Bei Arenaria musciformis und polytrichoides zeigt sich die
Epidermis seitlich an den Flanken und in einer Mittelrippe be-
l) 4 dieser 20 Arten, Haouliaspezies, sind an der Spitze so dicht behaart,
daß man sie event. zu den 9 behaarten rechnen könnte.
Hauri, Anatomische Untersuchungen an Polsterpflanzen.
287
sonders stark verdickt (Leisten verstärkter Epidermis in der
Längsrichtung des Blattes).
Als xerophytische Anpassung darf wohl auch die Aus-
bildung von Palisaden in zahlreichen Polsterpflanzenblättern be-
trachtet werden. Solche wurden vielfach beobachtet, ohne daß es
möglich wäre, zu behaupten, daß sie allen nicht genannten Arten
Abb 14. Verbena caespitosa.
Typus II (behaart). A Querschnitt durch das Blatt. Bastbelege auf allen Bündeln
(Bst = Bast, G = Gefäßbündel; Vergr. 100 X)- Querschnitt durch den
Stengel (K = Kork, P = Parenchym, G = Gefäße in geschlossenem
Zylinder; Vergr. 25 X)-
fehlte, da das Material diese Frage nicht immer sicher zu be-
antworten erlaubte.
Palisadenbildung in mehreren oder einersehr guten Schicht
wurde beobachtet in 17 Radialkugelpolstern, in weniger guter, aber
noch deutlich zu konstatierender Art bei 27 solchen. Die Ober-
seite des Blattes, d. i. die dem Lichte bei etwas auswärts vom
Stengel weg gebogener Blattform am meisten ausgesetzte Partie
288
Hauri, Anatomische Untersuchungen an Polsterclflanze.-
des Blattes, zeigte besonders oft und besonders deutliche Palisaden-
ausbildung (vergl. Abb, 12, 13 und 15).
Die in vielen Fällen vorhandene dickliche, fleischige Aus-
bildung der Blätter (ähnlich wie bei Anabasis arctio'ides) läßt ver-
muten, daß wohl in manchen Fällen einige Zellen oder Partien
als Wassergewebe dienen. Der Zustand des Materials erlaubte
sichere Konstatierungen nicht. — Eine Wasserspeicherung findet
zweifellos vielfach insofern statt, als (ähnlich wie bei den Rosetten-
pflanzen) die unteren, älteren Blätter der imbrikaten Säulchen in
der Lage sind, im Notfall Wasser an die jüngeren, die Vegetations-
spitze umgebenden Blätter abzugeben Auch diese Fähigkeit dürfte
als xerophytisches Merkmal angesehen werden. Ich habe diesen
Punkt bei den alpinen Arten verschiedentlich verfolgt, es gilt das
Gesagte sicher auch für andere Arten.
Verholzung wird vielfach als eine Folge xerophytischer
Standorte und Lebensverhältnisse betrachtet. Eine Anzahl von
Polsterpflanzen zeigen Verholzungen der Epidermis, des Blattes,
des Markes in den Stengeln und insbesondere ist meist der Bast
der Blätter verholzt. Für die erstgenannten Verholzungen seien
als Beispiele genannt:
Epidermisverholzung (ganz oder teilweise): Colobanthus
4 Spezies, Arenaria polytrichoides als Radialkugelpolster; Gaimardia
pusilla, Oxychloc andina, Pycnophyllum, Colobanthus 1 Spezies als
sonstige Polsterformen.
Mark Verholzung: Alle Raoulia spez. Bryomorpha Zeyheri,
Abrotanella forsterio'ides, Dracophylluin muscoides, Colobanthus
brevisepalus, Psammotropha quadranyularis; als Nicht-Radialkugel-
polster: Gaimardia pusilla.
Die starke und frühzeitige Bildung von Kork in den
jungen Stengeln darf wohl ebenfalls bei der Besprechung der
xerophytischen Merkmale genannt werden. Sie sichert frühzeitig
den Stengel vor Wasserverlusten auch nur minimaler Art (s. w. u.).
In Blättern und Stengeln findet sich vielfach Kalziumoxalat
in Kristallen. Ohne auf dieses besonders zu fahnden, fiel es mir
auf in folgenden Arten, z. T. in ganz extremen Mengen:
Anabasis arctio'ides: Arenaria 2 Spezies.; Alsinc 2 Spezies;
Axorella 5 Spezies; Bcnthamiella montana ; Colobanthus 1 Spezies;
Gypsophita arctio'ides; Lyallia kerguclensis ; Paronychia pulvinata ;
Baoulia, bryoides; Saccardophylum pycuophylluidcs; Silene acaulis;
Thylacospermum rupifragum.
Ob dieses Auftreten mit physiologischen Eigentümlichkeiten
zusammenhängt, kann vorläufig nicht entschieden werden. *)
Alles in allem bestätigt die anatomische Unsersuchung in
weitgehender Weise die Richtigkeit (1er Auffassung (1er Polster-
pflanzeD als Xerophyten im weiteren Sinne, d. h. als an Trockeu-
heit aus irgendwelchen Gründen angepaßter, für Wassersparsamkeit
eingerichteter Pflanzen.
') Vergl. Hauri, 1. c. p. 31ff,
289
Hauri, Anatomische Untersuchungen an Polsterpflanzen.
B. Die Konvergenz im mechanischen Bau.
Schon früher1) wurde auf eine Bemerkung von Diels2) ver-
wiesen, wo dieser von einer Verlegung des mechanischen Gewebes
aus dem Stengel in die Blätter spricht, die gewisse Pflanzen von
polsterartigem Wuchs auszeichne. Etwas Derartiges wurde auch
bei Anabaftis aretwides nachgewiesen und die mechanische Wirkung
dieser Strukturen besprochen.3) Ein mächtiger Baststrang in
Verbindung mit einer sehr soliden Epidermis gibt bei dieser Pflanze
den Blättern eine so bedeutende Festigkeit, daß diese dicht auf-
Abb. 15. Alsine secloides.
Typus II. A Querschnitt durch den Stengel (Zeichen wie Abb. 14). B Blatt-
querschnitt (Vergr. 40 X)- C Epidermis (Yergr. 400 X)-
D Bastzellen (Vergr. 400 X)-
einander liegenden Organe feste Säulchen bilden und der von ihnen
umgebene junge Stengel eine besondere Festigung nicht mehr
notwendig hat.
Bei der anatomischen Untersuchung der Polsterpflanzen hat
sich nun gezeigt, daß ein großer Prozentsatz der Radialkugelpolster
ähnlich gebaut ist. Schwache Stengel sind von dichtge-
drängten, mechanisch stark gebauten Blättern um-
') Hauri, 1. c. p. 41 u. 84.
J) Englers bot. Jahrb. XXII. p. 269f.
*) Hauri, 1. c. p. 24ft’.
Beihefte Bot. Centralbl. Bd. XXXIII. Abt. I. Heft 2. 19
290
Hauri, Anatomische Untersuchungen an Polsterpflanzen.
geben. Die von den Blättern gebildeten Säulchen. die von großer
Festigkeit sind, greifen ineinander und verfestigen die einzelnen
Ästchen gegenseitig.1) Es ist auf diese Einrichtungen die Festig-
keit und Härte der Polster größtenteils zurückzuführen. Eine
gewisse Kompaktheit der Polster kann allerdings auch durch bloße
Drängung von Zweigen mit zahlreichen bastlosen, also nicht so
harten Blättern erreicht werden, immerhin nicht in demselben
Grade.
Da Erhaltung des Zusammenhangs der Zweige und dicht
geschlossene Form Lebensbedingung für die Polsterindividuen sind,
ist die Verlegung und Ausbildung mechanischen Gewebes im
Blatt, sowie auch die bloß durch epidermale Verstärkung erfolgende
Festigung der Blätter der Polsterptlanzen als zweckmäßig zu
beurteilen. Die Konvergenz ist also eine Entwicklung zum Zweck-
mäßigen.
Wie schon bemerkt, sind nicht alle Polsterptlanzen mit Bast-
verstärkungen in den Blättern versehen. Man muß also mit Bezug
auf den Blattbau unter dem Gesichtspunkt des mechaniche Baues
folgende zwei Typen von Polster pflanzen blättern unter-
scheiden :
Typus I: Peripherisch verstärkte Blätter (Amlrosace
helvetica-Typus). Epidermale Verstärkung durch Verdickung
der Epidermiswandungen, insbesondere der Außenwand. Die Stärke
der Verdickung ist sehr verschieden, immerhin so, daß das Blatt
stets xerophytisch ausgebildet erscheint und mindestens durch eine
gewisse Lederigkeit widerstandsfähig gegen Druck u. a. mechanische
Einflüße ist. Auch Verzahnungen der Epidermis, Verholzung,
sowie Mehrschichtigkeit derselben treten auf. (Siehe bereits S. 286,
wo diese Merkmale mit besprochen sind.) Zu der epidermalen
Verstärkung kommt oft mechanische Ausbildung der unter der
Epidermis liegenden Gewebe hinzu: Kollenchym und Skle-
renchyniausbüdungen an Spitze und Flanke des Blattes, an der
Peripherie desselben. (Als Beispiel vergl. Abb. 12: Thylacosper-
miivn rnpifragum.)
Typus 11: Zentral und peripherisch verstärkte Blätter
(Anabasis aretioides-Typus). Neben der erwähnten peripherischen
Verstärkungen wirken mechanisch festigend zentral gelegene, die
Gefäße begleitende Baststränge. Diese erhöhen die Starrheit
und Festigkeit der Blätter bedeutend; damit auch die der Blattsäulchen
und der Polster als Ganzes. Es handelt sich meist um typische
Bastfasern, die vielfach verholzt sind. Als Beispiele vergleiche
die Abb. 13 — 16.
Beispiele mit zentraler Verstärkung ohne gleichzeitige gute
peripherische Verstärkungen fanden sich nicht.
Der Typus II. ist der auffallendere und wohl auch der bessere
vom Zweckmäßigkeitsstandpunkt aus, da er solidere Polster liefert.
*) ebd., p. 19 f.
Hauri, Anatomische Untersuchungen an Polsterpflanzen.
291
Damit ist freilich nicht gesagt, daß nicht auch Pflanzen mit Blättern
vom Typus I gute Polster bilden können. (Gypsophila- und Oxalis-
spszies bieten glänzende Beispiele.) Es ist aber doch von Inter-
esse, zu sehen, wie viele Polsterpflanzen von der besten Radial-
kugelpolsterform sich zum Typus II entwickelt haben, obwohl er
etwas Außerordentliches darstellt. Man darf also wohl von
einer Konvergenz zum Typus II sprechen, denn von den
72 untersuchten Radialkugel polstern gehören 37
Arten, also 51 Prozent, dazu. Auffallend ist dieses Vorkommen
von Bast in den Blättern, insbesondere wenn man auch noch die
Abb. 16. Ly all in kerguelensis (schematisiert).
Typus II. A Blattquerschnitt ( E = Epidermis, Bst — Bast, Co Collenchym
Vergr. 90 X)- ® Stengelquerschnitt (K = Kork, P = Parenchym,
G = Gefäße; Vergr. 30 X)-
Verhältnisse im Bau des jungen Stengels mit berück-
sichtigt. Man könnte annehmen, die Bastbelege der Gefäße beim
Typus II seien nur Fortsetzungen der in Stengeln ja nicht seltenen
Bastelemente; dem ist aber nicht so. In nur 2 Fällen wurde
Bast im jungen Stengel von Polsterpflanzen, die im Blatt solchen
zeigen, gefunden. Die Verlegung dieses mechanischen
Elements ins Blatt ist also vollständig, nur im Blatt
292
Ha uri, Anatomische Untersuchungen an Polsterpflanzen.
findet sich der Bast, eben in dem Organ und an der
Stelle, wo er als zweckmäßig beurteilt werden muß.
Die Stengel der Blattsäulehen sind ohne besondere mechanische
Elemente. Übrigens weisen auch dio Pflanzen von Typus I mit
einer Ausnahme kein besonderes mechanisches Gewebe im Stengel
auf, die Festigkeit der Polster mit diesem Blattypus beruht also
nur auf der epidermalen Verstärkung der Blätter und deren
dichter Blattanordnung. Die Blätter und ihre Anordnung
sind also vorwiegende Träger der von den Polstern er-
reichten Festigkeit an der Oberfläche.
Die Konstatierung und der Nachweis dieser auffallenden
Konvergenz zu einem besonderen mechanischen Bautypus ist als
ein Hauptresultat dieser kleinen Arbeit zu betrachten.
Zur Charakterisierung von Vertretern dieser wichtigen Lebens-
form dürfte es sich empfehlen, neben dem morphologischen nun
auch jeweilen den anatomischen Typus festzustellen, der sich ja
meist leicht aus einigen mikroskopischen Schnitten ersehen läßt.
C. Die Konvergenz in der Korkbildung.
Alle Polsterpflanzen bilden frühzeitig an den jungen
Stengeln Kork aus. Derselbe erreicht ausnahmslos eine ziem-
liche, oft eine enorme Mächtigkeit. Er schützt die
Pflanze an trockenen Standorten oder in trockenen Zeiten vor
Wasserverlusten. An nassen Standorten dürfte er eine andere
Bedeutung haben. Man erinnert sich der starken Schwamm-
wirkung, insbesondere der mit Füllmaterial versehenen Polster:
Sie halten bedeutende Wassermengen in sich fest, die vielfach
von besonderen Würzelchen der Pflanze nutzbar gemacht werden.1)
Man kann in der starken Ausbildung von Kork auch in den an physi-
kalisch feuchten Standorten wachsenden Polstern vielleicht die Be-
deutung einer Isolation der Stengelorgane vor der im
Polster herrschenden Feuchtigkeit erblicken. Es könnte sonst
leicht ein Faulen derselben eintreten. Oder es könnte dem Stengel
bei dem oft eintretenden Gefrieren des Polsters ein Gefrieren des
von allen Seiten in den Stengel eindringenden oder ihn unmittelbar
berührenden Wassers schädlich sein. Ebenso schützt der Kork
wohl auch oft das schwache Stengelorgan vor dem eindringenden
Füllmaterial (Flugsand, Schutt, Eisnadeln etc.). Jedenfalls liegt es
nahe für die stark auftretende Korkentwicklung eine ökologische
Erklärung zu geben, ohne daß damit eine kausale gegeben sein soll.
Beispiele für besonders starke Entwicklung von Kork im
jungen Stengel zu nennen, ist überflüssig, weil alle typischen
Polsterpflanzen solche zeigen. */3 — lj* des Radius vom Querschnitt
des jungen Stengels fällt sehr oft auf den in guten Reihen auf-
tretenden Kork. Die in Hinsicht auf die Korkbildung durchaus
nicht ausgewählten Beispiele (s. Abb. 12. 14—16) zeigen dessen
Mächtigkeit.
") Hauri, 1. c. p. 93 ff.
Hauri, Anatomische Untersuchungen an Polsterpflanzen.
293
5. Zusammenfassung der Resultate.
1. Die morphologisch als Xerophyten charakteri-
sierten Polsterpflanzen sind auch anatomisch als solche
anzusprechen.
2. Der auffallenden morphologischen Konvergenz
entspricht auch eine anatomische und zwar in drei
Richtungen:
a) In Bezug auf den xerophytischen Bau der Blätter,
punkto Epidermis- und Palisadenbildung.
b) In Bezug auf einen in Übereinstimmung zur
Morphologie stehenden besonderen mechanischen
Bautypus mit Bastentwicklung in den Blättern.
c) In Bezug auf die frühe und starke Ausbildung von
Kork in den jungen Stengeln.
294
Verwachsungserscheinungen der Blattränder
bei Arten der Gattung Syringa.
Von
Dr. Alexander Lingelsheim, Breslau.
Mit Tafel VIII und IX.
Diese, in der Literatur nicht verzeichnet«, durch die Massen-
haftigkeit ihres Auftretens im Frühjahr d. J. recht auffällige Er-
scheinung fand ich an fast allen der vielen Sträucher von Syringa
vulgaris L. des hiesigen Königl. Botanischen Gartens dutzendweise,
etwas seltener war sie bei S. villosa Yahl und bei S. Josikaea
Rchb. fil., nur einmal beobachtete ich sie au S. oblata Lindl. var.
affinis (L. Henry) Lingelsh.. dem einzigen, kleinen Strauch unseres
Gartens. Völlig frei davon waren S. persica L., S. rhinemis Willd..
S. Emodi Wall.. S. Siveginxomi Koehne et Lingelsh. und S.amu-
rensis Rupr.
Die Abnormität äußert sich iu einem mehr oder minder festem
Zusammenhänge der Ränder zweier Blätter an einer kleinen
Stelle, die meist etwa in der Mitte des Randes gelegen ist. Bis
auf diese Kontaktstelle, welche bis 1 cm weit von der Peripherie
des Blattes entfernt liegen kann, erweisen sich die beiden in Kom-
munikation getretenen Spreiten eingebuchtet bis eng eingeschlitzt,
so daß die Blätter förmlich iu einander eingefalzt erscheinen. Da-
bei befinden sich beide Komponenten in gleicher Orientierung,
öfters gegenüber der Normalstellung der Quirlpaare zwangsweise
um etwa 90° gedreht. Entweder hängen die Paare eines und des-
selben Quirls zusammen, Fig. 1 a. b, und diese Art der Verbindung
überwiegt durchaus, oder aber zwei Blätter aufeinander folgender
Quirle können verwachsen sein, Fig. 2. In letzterem Falle ist die
dekussierte Anordnung stärker oder schwächer durch Druck und
Zug verändert. Fig. 3 zeigt eine seltene, nur einmal bei S. Jo-
sikaea gefundene Variation, indem das eine Blatt über den Vege-
tationspunkt des Triebes, der hierbei durch die mechanische Stö-
rung zu Grunde gegangen war, hinweg mit seinem Nachbarn in
der geschilderten Weise verschmolzen ist.
Bei sehr vielen, derart zusammenhängenden Blättern finden
wir außerdem meist einseitige, oft aber auch ziemlich symmetrisch
Lingelsheim, Verwachsungsersch einungen der Blattränder etc.
295
beiderseits ungeordnete Einbuchtungen der Ränder, die bei weniger
seichter Ausbildung eine Art Einkerbung bis Lappung der Spreite
zur Folge haben können, Fig. 1. Dieser Vorgang tritt nicht selten
auch an freien Blattpaaren in die Erscheinung und ist auch bei
solchen bereits erwähnt, und zwar zuerst von v. Widenmann Q.
Dieser Autor ist der Meinung, daß die Abnormität gewissermaßen
eine Zerschlitzung der Spreite anbahne, wie wir sie bei S. persica
L. herrschend finden. Später beschreibt Lloyd2) die Erscheinung
zum zweiten Male und erklärt ihr Zustandekommen durch die Lage
der Blätter im Knospenzustande. Diese Erklärung teile ich eben-
falls und möchte nebenher auf eine vergleichbare Bildung des
Blattrandes von Populus trichocarpa Torr, et Gray hinweisen, die
ich im vergangenen Jahre im Botanischen Garten feststellte, welche
nach meiner Vermutung auch auf die Lage der Blätter in der
Knospe zurückzuführen ist. Anfänglich war ich geneigt, darin
eine Gallenbildung zu erblicken. Wir finden hier, überwiegend im
oberen Drittel der Spreite, einseitig oder beiderseits öhrchenartige
Aufbiegungen des Blattrandes nach oben, deren Weite bis etwa
‘/a cm beträgt. Die Höhlung zeigt nicht selten Spuren eines glän-
zenden Harzüberzuges, wie er sich an den Knospenschuppen findet.
Bei näherer Prüfung der wenige Millimeter großen Verwach-
sungsstelle unserer Fliederblätter finden wir dieselbe als schwach
vorspringende, nahtartige Erhöhung beiderseits ausgebildet, Fig.
4, und in der W eise die beiden Spreiten befestigend, daß die Un-
terseite des einen Blattes mit der Oberseite des anderen in gleichem
Niveau liegt.
Das mikroskopische Bild eines Schnittes quer durch die Ver-
wachsungszone, Fig. 5, entspricht dem morphologischen Befunde
insofern, als die vereinigten Blattpartien ihr Mesophyll in entge-
gengesetzter Lagerung darbieten. Die erwähnten Nähte springen
beiderseits, oft einseitig stärker, vor und markieren die verhält-
nismäßig breite Kontaktfläche. Lückenlos umschließt eine Epider-
mis das Ganze, dagegen fehlt jede Spur davon innerhalb der ganz
einheitlichen Gewebemasse der Verschmelzungssphäre. Hier kom-
munizieren die Zellelemente beider Blätter mittels ihrer Meso-
phyllschichten in vollkommenster Weise. Die Anordnung von Epi-
dermis, Palisaden und Schwammparenchym ruft den Eindruck her-
vor, als ob jede Blattlamina etwa längs aufgespalten zur Ver-
wachsung gelangt sei, da insbesondere die Zellen der Palisadenschicht
rechts oben und links unten in ungestörter Gleichmäßigkeit Zu-
sammenhängen. Dabei fällt die stärkere Dickenentwicklung der
vorspringenden Teile gegenüber dem Querschnitt der Blätter selbst
und der mittleren Zone der Verwachsung ohne weiteres auf.
Bezüglich ähnlicher Bildungen finden wir nur bei Masters3)
*) Widenmann, A. v., Abnorme Blattformen von Syringa, in Jahres-
heft d. Ver. f. Vaterl. Naturk. Württemberg. (Sitzber. 1894. LXXV. Taf. I.)
*) Lloyd, F., Mutual irregularities in opposite leaves, inTorreya II. 137.
(Just, Bot. Jahresber. XXX. 2. 1905. 791.)
a) Masters, M. T., Vegetable Teratology. 1869. 25.
Lingelsheim, Yerwachsungserscheinungen der Blattränder etc. 29f>
eineu, übrigens falschen, Hinweis auf Bon net1), er selbst führt
keinen Fall in seiner Rubrik „Cohesion of several Organs by their
margins“ an. Bei Bonnet wird Verwachsung zweier Blättchen
der Bohne mit einem Teil ihres Randes beschrieben und ziemlich
mangelhaft abgebildet. Im Jahre 1891 befassen sich zwei Be-
obachter spezieller mit Verwachsungen; Figdor2) widmet den
unterirdischen Organen seine besondere Aufmerksamkeit, während
Reiche3) von höheren Pflanzen die Blütenorgane betrachtet. Bei
beiden Autoren suchen wir vergeblich nach Berichten über Ver-
einigungen vegetativer Blätter.
Göbel4) und Küster5 * *) erwähnen ebensowenig Beispiele für
eine solche Verwachsung bei Laubblättern. Nach der Einteilung
des letzgenannten Autors würden Fälle, wie die oben beschrie-
benen, zu den totalen Verwachsungen gehören, bei denen die Ver-
bindung beider Anteile völlig unkenntlich geworden ist, „so daß
selbst bei mikroskopischer Untersuchung die ehemalige Kontakt-
fläche nicht mehr zu ermitteln ist.“
Was nun die Ursache dieser Erscheinung anbetrifft, so möchte
ich in Anbetracht des plötzlichen und anscheinend allgemein ver-
breiteten Massenauftretens verwachsener Syringenblätter in diesem
Jahre8) Witterungseinllüsse als bewirkende Faktoren vermuten.
In dieser Annahme bestärkt mich die Beschaffenheit eines
jungen Triebes (Stockausschlag) von S. Josikaea, den ich kürzlich
auffand. An diesem vegetativen Sproß waren die jüngsten Blätter
an ihrer Basis frei und ziemlich weit entwickelt, während der
ganze übrige Teil oben von vertrockneten, geschwärzten Blatt-
resten spitz tutenförmig zusammengehalten wurde. Diese „Tute“
läßt sich durch gelinden Zug abstreifen, aber die Oberteile der
darin entwickelten Blätter bleiben fest eingerollt.
Die im zeitigen Frühjahr auf eine sehr warme Periode ein-
setzenden, tagelang herrschenden, trockenen, kalten Xordwestwinde
haben den jungen Trieben vieler Gewächse in und um Breslau
durch ihre austrocknende Wirkung stark geschadet und auch die
austreibenden Fliederknospen in Mitleidenschaft gezogen. Die ju-
gendlichen Blätter wurden an der freien Entfaltung stellenweise durch
die abgestorbenen Reste älterer Blattorgane verhindert. Durch
den mechanischen Druck der basalwärts ungestört fortwachsenden
Blätter sind die in noch verhältnismäßig jungem Zustande in dem
engen Raume ihrer ziemlich festen Umhüllung verbliebenen, jüngeren,
oberen Teile derselben in innigstem Kontakt erhalten worden, und so
*) Bonnet, Ch.. Recherches sur l’usage des feuilles. 1754. 340 t.
XXXI. Fig. 1.
*) Figdor, W., Experimentelle und histologische Studien über die Er-
scheinung der Verwachsung im Pflanzenreiche. (Sitzber. K. Akad. Wiss. Wien,
math.-naturw. Kl. Abt. I, C 1891. 177.)
*) Reiche, K., Über nachträgliche Verbindung frei angelegter Pflanzen-
organe. (Flora. LXXIV. 1891. 435. Taf. XIII.)
4) Goebel, K., Organographie d. Pfl. I. 1898. 44 u. folg.
s) Küster, E., Pathol. Pflanzenanatomie. 1916. 284 u. folg.
#) Inzwischen beobachtete ich gleiche Fälle auch außerhalb Breslaus, z.
B. in Trebnitz.
Lingelsheim, Verwachsungserscheinungen der Blattränder etc
297
konnte sich die Berührung der Blattränder an bestimmten Stellen
in der Knospenlage bis zur Verwachsung steigern. Die Tiefe der
Randeinschnitte zu beiden Seiten der Verwachsungsstelle und be-
sonders die in Fig. 2 und 3 abgebildeten Fälle bezeugen überdies,
daß die Verwachsung selbst in einem relativ späten Stadium sich
vollzogen hat.
Diese Beobachtung berechtigt zu der Hoffnung, daß es durch
künstliche Hemmung der Knospenentfaltung gelingeu kann, will-
kürlich jene und womöglich auch andersartige Verwachsungen ve-
getativer Pflanzenorgane hervorzubringen.
Fig’urenerklärung.
Fig. 1. Verwachsene Blätter von Syringa vulgaris, a von der Unterseite,
b von der Oberseite.
Fig. 2. Syringa vulgaris, Verwachsung der Blätter zweier verschie-
dener Quirle.
Fig. 3. Syringa Josikaea, Verwachsung zweier Blätter über den Vege-
tationspunkt hinweg.
Fig. 4. Verwachsungszone bei Syringa vulgaris, etwas vergrößert.
Fig. 5. Mikroskopisches Querschnittsbild der Verwachsungsstelle.
298
Über die Cyanocysten von Cyanastrum
cordifolium Oliv.,
mit Bemerkungen über die systematisch-anatomischen
Merkmale von Cyanastrum.
Von
Prof. Dr. H. Solereder- Erlangen,
Botanisches Institut der Universität.
Anläßlich der Bearbeitung der Pontederiaceen für meine im
Werk befindliche „Systematische Anatomie der Monokotyledonen“
erhielt ich durch die Güte des Herrn Geheimrat En gier aus dem
Berlinergarten lebendes Blattmaterial von Cyanastmm cordifolium Oliv.
An den Blattstielen dieser Pflanze fielen mir schon bei der Be-
trachtung mit der Lupe, namentlich im unteren Teil der Stiele,
außerordentlich zahlreiche, kleine, schwarze Punkte auf, welche
sich bei näherer Untersuchung als kugelige, indigblau gefärbte,
von einer besonderen Hülle umschlossene, feste Anthocyankörper
herausgestellt haben, für welche ich den Namen Cyanocysten in
Vorschlag bringe.
Feste Ausscheidungen von Anthocyan sind längst ge-
kannt. Molisch hat in einer vorzüglichen Abhandlung „Über
amorphes und kristallisiertes Anthocyan“ (Bot. Zeitung, 63, 1905,
Abt. 1, p. 145 — 162 u. Taf. VI) die älteren Beobachtungen zu-
sammengefaßt und im Anschluß daran neu festgestellte Fälle hin-
zugefügt.1) „Es ist dies“, so lautet seine Schlußfolgerung über die
Ausscheidung in fester Form, „gewöhnlich bei sehr intensiv ge-
färbten Pflanzenteilen der Fall; der Zellsaft erscheint mit dem
Farbstoff übersättigt und fällt dann in fester Form heraus “
Die Anthocyankörper von Cyanastrum cordifolium
kommen nur in der chlorophyllführenden subepidermalen Schicht
des Blattstiels vor. Der letztere zeigt im Querschnitt unter der
farblosen, von längsgestreckten Zellen gebildeten Epidermis zunächst
eine einzige grüne, große Chloropiasten und daneben die Cyanocysten
enthaltende Zellage, sodann eine mehrschichtige, aus schwach
') Über die Literatur des Anthocyans siehe auch Molisch, Mikrochemie der
Pflanze, 1913, p. 23(! — 341 u. Tun mann, Pflanzenmikrochemie, 1913, p.342 — 340.
Solereder, Über die Cyanocysten von Cyanastrum cordifolium Oliv. 299
kollenchymatischen langgestreckten und stellenweise durch etwas
größere Interzellularräume unterbrochenen Zellen zusammengesetzte
Rindenzone, während das übrige innere Grundgewebe aus einem
dünnwandigen Parenchym von größerem Zellenquerschnitt und
mit kleineren Interzellularen besteht. An der Peripherie des
inneren Grundgewebes befindet sich ein Bogen aus isolierten
größeren und kleineren Leitbündeln; größere und kleinere Gefäß-
bündel sind auch im inneren, markartigen Teil eingeschlossen. Das
kollenchvmatische und das ganze innere Grundgewebe sind farblos bis
auf die Zellen der Leitbündelscheiden, welche Chlorophyllkörner, aber
keine Cyanocysten besitzen. Die Zellen der zweiten, die Cyanocysten
führenden Zellschicht sind im Querschnitt kreisrund und im Längs-
schnitt gestreckt- und breitvierseitig. Die Cyanocysten sind neben
den zahlreichen und großen C’hloroplasten meist nur in Einzahl in
jeder Zelle vorhanden. Sie bilden kugelige Körper mit einem
Durchmesser von 12 — 15 // und liegen mit den Chlorophyllkörnern
zusammen im wandständigen Protoplasma. Der ganze Körper ist
tief-indigblau gefärbt und , gleichwie seine Substanz nach dem
Zerdrücken, einfach brechend.1) Eine kristallinische Struktur,
welche Molisch für die roten Anthocyanballen in den Blumen-
blättern von Pelargonium tonale angibt und zeichnet, vermochte
ich nicht zu erkennen. Mit verdünnter Salzsäure wird der Körper
sofort purpurrot, bleibt aber zunächst noch unverändert. Anstelle
der einzelnen Körper findet man bisweilen auch 2—4 kleinere bis
kleine kugelige in derselben Zelle. Außerdem beobachtet man an
dickeren Flächenschnitten in den unverletzten Zellen auch in ge-
ringer Menge Anthocyan, das im Zellsaft gelöst ist und demselben
eine blaue oder violette Färbung verleiht, sowie kleine fettropfen-
ähnliche Gebilde, die zum Teil blau gefärbt sind.
Anthocyan ist bekanntlich im allgemeinen in Wasser und
Alkohol löslich. Bei Anwendung dieser und anderer Lösungsmittel
ließ sich an den Cyanocysten zumeist eine deutliche Haut fest-
stellen, welche eine größere Resistenz hat und im Innern die Farb-
stoffmasse einschließt. Betrachten wir nun näher die Einwirkung
der verschiedenen Reagenzien! Nach längerem Liegen im Wasser
von gewöhnlicher Temperatur tritt allmählich die völlige Lösung
der Farbstoffmasse ein und es bleibt ein blaugraufarbiger Körper
zurück, der im wesentlichen nur aus der noch etwas mit dem
Farbstoff imprägnierten Hülle besteht; letztere färbt sich mit ver-
dünnter Salzsäure rötlich. Der zurückbleibende Körper gibt, wie
ich mit Rücksicht auf die „Cyanoplasten“ von Politis erwähnen
will, von denen weiter unten die Rede sein wird, weder mit
Eisenchlorid-, noch mit Kaliumbichromatlösung, eine Gerbsäure-
reaktion und färbt sich auch nicht mit Jodjodkaliumlösung. Beim
Kochen von Schnitten in Wasser wird der Farbstoff schneller ge-
löst und es bleiben oft nur die deutlichen, farblosen oder schwach
x) Übrigens leuchten au eh die von mir nach dem Verfahren von Molisch
mittels Einwirkung von Essigsäure auf die roten Blumenblätter von Pelargonium
xonale und langsamem Verdampfen der essigsauren Lösung gewonnenen Nadel-
gruppen und kugeligen Gebilde bei gekreuzten Nikols nicht auf.
300 Solereder, Über die Cyanocyeten von Cyanastrum corrlifolium Oliv.
blauen Hüllen zurück. Bei direkter Einwirkung von verdünnter
Salzsäure verändert sich, wie oben schon gesagt wurde, die Farb-
stoffmasse, abgesehen von der Purpurrotfärbung, zunächst nicht.
Aber allmählich erfolgt dann die langsame Lösung des Farbstoffes
innerhalb einer hautartigen Umhüllung. Farbstoffbröckchen bleiben
zuerst noch im Innern ungelöst; schließlich ist aber nur die schwach
gefärbte oder farblose Haut übrig. Die Lösung mit Alkohol voll-
zieht sich nur sehr langsam; selbst nach zweimal 24 ständigem
Liegen der Schnitte in Alkohol war die Farbstoff masse nur heller
blau geworden; die Abgrenzung der Körper war teilweise nicht
mehr so scharf wie zuvor. In Überosmiumsäure verändern sich
die Körper nicht. Bei der Einwirkung von Jodjodkaliumlösung
nahm ich selbst nach längerem Liegen der Schnitte in dieser
Flüssigkeit nur eine Umsetzung der Farbe in bräunlich wahr, aber
nicht überall gleich deutlich. Mit verdünnter Schwefelsäure werden
die Körper zuerst rot; dann hebt sich eine deutliche Haut ab und
nach innen von dieser tritt allmähliche Lösung ein. Sodann erfolgt
eine Zusammenziehung der Kugel zu einem farblosen, kleineren,
massiven, kugeligen, lichtbrechenden, wie ein Schleimtröpfchen aus-
sehenden Gebilde, das allmählich kleiner wird und schließlich
verschwindet. Bei Zufügung von Kalilauge, selbst von verdünnter,
ließ sich kein deutliches Häutchen erkennen; es erfolgt rasch Auf-
quellung und Lösung des ganzen Körpers, die letztere meist kon-
zentrisch von außen nach innen, mitunter auch von einer Seite
her, unter kurzer Blaugrünfärbung der Lösung, indem diese Tinte
alsbald verschwindet. Bei Behandlung mit flüssigem Ammoniak
tritt ebenso rasch Lösung ein; der Körper quillt auf, der Farbstoff
löst sich, ein immer kleiner werdendes und zuletzt verschwindendes
helles kugeliges Gebilde ist dabei sichtbar, wie aus der hautartigen
Umhüllung hervorgegangen.
Aus all dem geht deutlich hervor, daß die Anthocyankörper
aus einer anscheinend amorphen Farbstoffmasse bestehen, die von
einer Hülle aus nicht näher gekannter Substanz umgeben wird
und daß sie den Chromopiasten nicht zuzuzählen sind. Auch trifft
für sie nicht zu , daß sie bloße Ausscheidungen von festem
Anthocyan sind, welche aus einer mit Anthocyan übersättigten
Zellsaftlösung gefällt worden sind.
Den beschriebenen Cyanocysten stehen von bisher bekannt
gewordenen ähnlichen Gebilden wohl am nächsten die vonPolitis
(Sopra speciali corpi cellulare che fonnano Antocianine, Nota prel.,
Atti della Accad. dei Lincei, Rendiconti, XX, 1. Sem.," 1911,
p. 828 — 8341) in den Perigonblättern von Billberyia nut ans und
dann auch bei Pflanzen aus anderen, und zwar mono- wie diko-
t.ylen Familien in Blüte oder Frucht angetroffenen „Cyanoplasten“,
für welche der genannte Autor ebenfalls eine Hülle angibt, die
gegenüber den Lösungsmitteln stärkeren Widerstand leistet.
Identisch mit den Cyanoplasten sind unsere Uyanocysten nicht.
q Die dort für die Atti dell’ Institute botanico di Pavia angekündigte,
ausführliche, mit Tafeln ausgestattete Arbeit ist meines Wissens nicht erschienen.
Solereder, Über die Cyanocysten von Cyanastrum cor 'ifoliu:n Oliv. 301
Politis hat neben den gefärbten auch ungefärbt gebliebene Cyano-
plasten von homogenem, ölartigem und stark lichtbrechendem Aus-
sehen beobachtet, welche keine Eiweißreaktion, dagegen Tannin-
reaktion geben. Dieses Tannin sieht er als Ausgangspunkt für
die Anthocyanbildung an. Politis hat auch die Entwicklung seiner
Körper aus kleinen farblosen oder schwachblauen Anlagen verfolgt
und schließlich eine Degeneration derselben wahrgenommen, wobei
sich das Pigment in die Zellhöhle ergießt.
Eine nähere Untersuchung über die Entwicklungsgeschichte
der Cyanocysten von ( • 'yanastrum , welche weitere Aufschlüsse über
ihre Natur ergeben wird, behalte ich mir für später vor.
An dieser Stelle soll auch kurz auf Grund der Untersuchung
des Blattes von Oyanastrum corclifolium über die wichtigen
systematisch - anatomischen Verhältnisse der Gattung
Cyanastrum (mit dem Synonym Schoenlandia) berichtet werden,
welche ursprünglich durch Oliver mit den Haemadoraceen, dann
durch Cornu mit den Pontederiaceen in Verbindung gebracht und
schließlich von Engler (Bot. Jahrbücher, XXVIII, 1900, p. 357 — 359)
als eigene Gruppe der Cyanastraceen aufgestellt worden ist. Das
hervorstechendste Merkmal sind die interzellularen schizo-
genen Sekretbehälter, welche ein öliges helles Sekret enthalten.
Dieselben sind im Mesophyll, im Grundgewebe der Blattmittelrippe
und im inneren Grundgewebe des Blattstiels als kugelige, mit
einem dünnwandigen Epithel ausgekleidete Sekretlücken vorhanden.
Sie liegen in dem bifazial gebauten Mesophyll unmittelbar unter
dem ein- bis zweischichtigen, aus ganz kurzen und breiten Pali-
sadenzellen gebildeten oberseitigen Assimilationsgewebe und be-
wirken schon im lebenden Blatt, und ebenso im getrockneten,
deutliche und ziemlich große helle durchscheinende Punkte. Im
Blattstiel verlaufen außerdem ganz enge Sekretgänge mit dem
gleichen Sekret, welche im Querschnitt zunächst von wenigen
(4—7) kleinen, konvex in den schmalen Gang vorspringenden
Epithelzellen und im Anschluß daran von noch anderen, oft dick-
wandigen Zellen umschlossen sind und deren Umgebung auf diese
Weise bereits bei schwacher Vergrößerung in Form von charak-
teristischen Zellgruppen entgegentritt. Diese Gänge finden sich
meist einzeln zwischen den peripheren Leitbiindeln des Blattstiels
und treten nicht in die Blattmittelrippe ein. In zweiter Linie ist
zu bemerken, daß Raphidenbtindel nicht Vorkommen, Kalk-
oxalat überhaupt nicht wahrgenommen wurde, in dritter, daß die
gemäß der Dikotylennervatur des Blattes unregelmäßig angeordneten
Spaltöffnungen an den Flanken mit je einer zum Spalt parallel
gerichteteten Nachbarzelle versehen sind. Die Haemadoraceen und
die Pontederiaceen, zu welchen man Oyanastrum früher gestellt
hat, besitzen dagegen durchweg Raphidenbündel, neben welchen
in der an zweiter Stelle genannten Familie auch Styloiden und
styloidenähnliche Kristallnadeln Vorkommen. Die Spaltöffnungs-
apparate sind in Bezug auf die Nachbarzellen in den beiden Familien
von derselben Beschaffenheit wie bei Cyanastrum. Bei der Haema-
doraceen-Gattung Dilatris kommen auch schizogene interzellulare
302 Solereder, Über die Cyanocysten von Cyanastrum cordifolium Oliv.
Sekretbehälter vor. Die von R. Schulze (Beitr. z. vcrgl. Anatomie
der Liliaceen, Haemadoraceen, Hypoxidoideen und Velloziaceen,
Engler, Bot. Jahrbücher. XVII, 1893, p. 380 — 382 u. Taf. VIII)
erwähnten braunen „Schläuche“ von Dilatris sind nämlich nach
meiner bei D. corymbosa Berg angestellten Überprüfung Sekret-
lücken, die im Blatt ellipsoidische Gestalt haben, in der Stengel-
rinde bis 1 mm lang sind und innerhalb des dünnwandigen Epithels
im Herbarmaterial ein braunes, gerbsäurehaltiges, bei Behandlung
mit dem Schultze'schen Mazerationsgemisch siegelrot werdendes
Sekret einschließen. Bei den Pontederiaceen sind Gerbstoffidio-
blasten vorhanden, welche im Blatt von Cyanastrum wenigstens
fehlen. Das Durchlüftungssystem mit seinen weiten, von typischen
Querdiaphragmen durchsetzten Luftgängen, welches für die Wasser-
pflanzenfamilie der Pontederiaceen charakteristisch ist, geht ebenso der
Gattung Cyanastrum ab. Durch das Fehlen der Raphiden unter-
scheidet sich Cyanastrum. wie zum Schluß nochmals hervorgehoben
werden soll, ganz wesentlich von den beiden Familien.
Botanisches Institut Erlangen, im Mai 1916.
303
Das Zittern der Laubblätter.
Von
Alfred Hertel.
Mit 6 Abbildungen im Text.1)
Die Beobachtung, daß ein Laubblatt, z. B. ein Espenblatt,
in pendelnde, allmählich wieder abklingende Bewegung gerät,
wenn es von einem Windstoß getroffen wird, hat wenig bemerkens-
wertes an sich.
Tatsächlich gibt es aber auch bei Ausschluß von raschen
Richtungs- oder Geschwindigkeitswechseln des Luftstromes, also
im völlig gleichmäßigen Windzuge, andauernde periodische
Blattbewegungen. Diese vom physikalischen Standpunkt aus auf-
fallende Erscheinung bildete den Gegenstand meiner Untersuchungen.
Wenn bei ihrer kurzen Darlegung im folgenden das Wort „Zittern“
gebraucht wird, so sollen damit jene wiederkehrenden Bewegungen
gemeint sein, welche nach Schwingungszahl und -weite konstant
bleiben, solange in der Luftzufuhr keine Änderung stattfindet.
Solche Bewegungen wurden
1) im Laboratorium an natürlichen Blättern auf verschiedene
Art hervorgerufen;
2) nach ihrem wirklichen Verlaufe aufgezeichnet;
3) in Bezug auf ihr Zustandekommen qualitativ erklärt;
4) mittels einfacher Modelle aus anorganischem Material
zwecks Prüfung der Erklärung nachgeahmt;
5) hinsichtlich ihres Einflusses auf das Pflanzenleben kurz
betrachtet.2)
1. Hervorrufen des Zitterns.
Ein Laubblatt, z. B. ein Blatt der Espe (Populvs tremula)
wurde (unter den erforderlichen Vorsichtsmaßregeln zur Erhaltung
des Turgors) an einem Stativarm vertikal herabhängend verwendet
und auf eine der drei folgenden Arten in Bewegung (Zittern) ver-
setzt und erhalten:
q Kurzer Auszug aus der auf Anregung von Herrn Geh. -Rat E. Wiede-
mann im physikalischen Institut in Erlangen ausgeführten Inaugural-Dissertation
des Verfassers.
*) Die diesbezüglichen Ausführungen wollen in der Dissertation nach-
gesehen werden. Sie sind, wie mir scheint, gegenstandslos geworden angesichts
einer Arbeit von J. v. Wiesner, Studien über den Einfluß der Luftbewegung
auf die Beleuchtung des Laubes. (Sitz. -Her. der Kais. Akad. d Wiss. in Wien.
Math.-naturw. Kl. Bd. CXXI1I. Abt, 1. Okt. 1914.)
304
Hertel, Das Zittern der Laubblätter.
I) Durch Bewegung gegen ruhende Luft (entweder gerad-
liniges Schleppen oder auf einem Rundlauf);
II) durch Anblasen, und zwar
a) mit einem Luftstrahl von etwa 1 qmm Querschnitt,
der den Blattrand streifte,
ß) mit einem Luftstrahl von großem (etwa 1 qdm be-
tragenden) Querschnitt, in welchem das Blatt sich
bewegen konnte, ohne den Luftstrahl verlassen zu
können.
2. Aufzeichnen der Bewegung.
Aus technischen Gründen wurde von der Aufzeichnung der
beim Schleppen nach I entstehenden Bewegungen abgesehen. Auf-
zeichnungen wurden nur bei den durch Anblasen (II) unterhaltenen
Zitterbewegungen gemacht und zwar, um die Bewegungen nicht
zu stören, auf optischem Wege. Der Grundgedanke war dabei,
einen Spiegel auf der Blattspreite zu befestigen, einen Lichtstrahl
auf ihn fallen zu lassen und dann die leuchtende Kurve, die der
reflektierte Strahl auf einem seitlich aufgestellten Schirm zeichnete,
festzuhalten, was durch eine photographische Platte besorgt wurde.
In dieser Weise wurden von den nach II a am Rand streifend an-
geblasenen Blättern eine Reihe von Aufnahmen erhalten (Ab-
bildung 1, 2, 3). Die Methode wurde dann schließlich so ver-
bessert (durch Anwendung von Lichtblitzen (von je etwa Vas 00 Sek.
Dauer und V200 Sek. Zwischenraum) und 3 synchronen Aufnahme-
serien auf 3 zusammengehörigen Films), daß für 40 aufeinander-
folgende, zusammen eine einzige Schwingung (Hin- und Hergang)
des Blattes ausfüllende Zeitmomente jeweils die räumliche Lage
des Blattes mit großer Annäherung festgestellt, also der gauze
Schwingungsvorgaug recht genau rekonstruiert werden konnte.
(Abbildung 4.)
3. Ergebnisse dieser Aufzeichnungen.
Die Beobachtungen von Laubblättern auf dem Rundlauf und
beim gradlinigen Schleppen zeigten, daß wider Erwarten der Stiel-
länge nicht der entscheidende Einfluß auf das Zittern zukomme.
Hertel, Das Zittern der Laubblätter.
305
Versuche an 65 Espenblättern ergaben nämlich, daß Blätter, bei
denen die Stiellänge nur 25 Prozent des größten Blattdurchmessers
ausmachte, ebensogut zum regelmäßigen Zittein gebracht werden
konnten, wie solche, bei denen die Stiellänge 150 Prozent und
mehr vom größten Blattdurchmesser betrug.
Einen wichtigen Wink gab die Beobachtung, daß Espen- und
Lindenblätter von möglichst gleicher Form, Größe und Stiellänge
verschieden leicht zum Zittern gebracht werden konnten, und
zwar immer die Espenblätter viel leichter als die Lindenblätter.
Ich schloß daraus, daß neben der Stiellänge der Stielbau, vor
allem der Querschnitt, maßgebend sein müsse.
Die Kurven 1, 2, 3 zeigten das überraschende Ergebnis, daß
das Schwingungsverhältnis, nämlich Anzahl der Schwingungen
durch Biegung des Stieles: Anzahl der Schwingungen mit Torsion
des Stieles sehr einfach und ganzzahlig sei.
Die Abbildung 4, welche den Durchschnitt einer ungefähr
in Schwerpunkthöhe liegenden Horizontalebene durch die auf-
einanderfolgenden Stellungen der Blattspreite wiedergibt, bestätigt
dieses Resultat und erweiterte es dahin, daß das Schwingungsver-
hältnis = j . , sei.
1 orsionsschwingungszahl
Sehr zahlreiche Versuche auf dem Rundlauf, sowie an Espen-
blättern, die an einem auf freiem Felde stehenden Baum hingen
und durch den natürlichen Wind zitternd erhalten wurden, gaben
immer wieder das gleicheResultat, Abstimmung der Sch wingungs-
zahlen von Torsion und Biegung im Verhältnis 1:1. Er-
schien schon diese Abstimmung merkwürdig, so kam noch über-
raschender das Ergebnis einerweiteren, sehr umfassenden Versuchs-
reihe an über 100 Blättern von Pop.tremula und Pop. Canadensis,
nämlich: Die Abstimmung der Schwingnngszahlen von
Torsion und Biegung im Verhältnis 1:1 ist bei natür-
lichen Blättern von Espe und Kanadischer Pappel in
weitgehendem Maße von der Stiellänge unabhängig. Die
Stiele konnten in allen untersuchten Fällen um 65 Prozent und
mehr verkürzt werden, ohne daß das Abstimmungsverhältnis sich
geändert hätte, während nach den Formeln der technischen
Mechanik jede Längenänderung des Stieles die Biegungsschwingungs-
zahl in ganz anderem Maße ändert als die zugehörige Torsions-
schwingungszahl.
Angesichts dieser Ergebnisse schienen mir nur folgende zwei
Annahmen zulässig zu sein :
Entweder durften die Formeln der Mechanik für Torsions-
und Biegungsschwingungen belasteter Stäbe auf Blattstiele nicht
angewandt werden,
oder es wurde die Torsion durch die Biegung (oder umge-
kehrt) erzwungen.
Daß die erste Annahme nicht zutreffe, schloß ich, in dyna-
mischer Hinsicht vielleicht etwas keck, aus statischen Versuchen
über Biegung und Torsion, aus denen hervorging, daß sich, von
sehr starken Nachwirkungserscheinungen abgesehen, die Blattstiele
wie Stäbe verhielten.
306
Hertel. Das Zittern der Laubblätter.
Somit blieb noch die Annahme einer Zwangsbeziehung zwischen
Torsion und Biegung.
Ich veranstaltete deshalb folgenden Versuch:
Eine astfreie Kiefernholzlatte (750 X 8 X lß) mm3 wurde
horizontal und hochkant [d. h. breite Querschnittseite (16 mm)
vertikal, schmale (8 mm) horizontal, Längserstreckung (750 mm)
ebenfalls horizontal] mit einem Ende in einen Schraubstock ein-
gespannt. Ließ ich nun im Mittelpunkt des freien Endquer-
schnittes eine Kraft angreifen, die den Stab seitlich abwärts bog,
so zeigte sich, daß jedesmal mit der Biegung eine beträchtliche
Verdrehung des freien Endquerschnittes auftrat. (Vergl. Fig. 5.)
Damit war nun allerdings das Vorhandensein einer Verdrehung,
welche durch die Biegung erzwungen war, gezeigt.1)
') Hierbei scheinen mir zwei dunkle Punkte noch der Aufklärung bedürftig:
1. Bei genau kreiszylindrischem Stabquerschnitt scheint mir wenigstens
bei homogenen Stäben keine eindeutige Entscheidung darüber möglich zu sein,
wie der Sinn der Verdrehung mit der Biegung Zusammenhängen soll, weil doch
bei solchen Stäben das Verhalten gegen Biegung nach allen radialen Richtungen
als gleich vorausgesetzt werden muß.
Versuche an Blattmodellen mit kreiszylindrischen Stielen zeigten aber,
daß doch eine solche Abhängigkeit der Verdrehung von der Biegung existieren
muß. Der Widerspruch klärt sich vielleicht dadurch auf, daß ein bereits
tordierter Stab sich bei Biegung nicht mehr nach allen radialen Richtungen
gleich verhält. Eine Vortorsion muß aber m. E. angenommen werden, weil bei
völliger Symmetrie der Blatthälften und wenn die Windrichtung senkrecht zur
Ruhelage der Blattebene steht, zu einer seitlichen Bewegung des Blattes
mangels eines zureichenden Grundes für die Bevorzugung einer der beiden
möglichen Anfangsrichtungen kein Grund bestehen würde und die Bewegung
somit gar nicht beginnen könnte.
2. Die Figur 5 zeigt, daß beim Wegbiegen des (hinter der Zeichenebene
und normal zu ihr eingeklemmt gedachten) Stabes aus seiner Ruhelage R der
(schraffierte) freie Endquerschnitt Verdrehungen erleidet, die symmetrisch zur
Ruhelage sind, sodaß also bei der in Anmerkung 1 angenommenen Lage von Blatt
und Windrichtung die Umsteuerung der Blattfläche gerade beim Überschreiten der
Ruhelage erfolgen würde, was zur Folge hätte, daß das Blatt sich selbst
bremsen würde. Die Umstellung darf erst nach Überschreitung der Ruhelage
erfolgen, wie genauer in meiner Dissertation aus einem Analogiebeispiel ersehen
werden kann. Obwohl ich glaube, daß durch Berücksichtigung des Trägheits-
momentes der Blattfläche sich die nötige Verzögerung ergäbe, habe ich um
allen diesen Komplikationen auszuweichen, den doch in den meisten Fällen vor-
handenen Zustand ins Auge gefaßt, bei welchem der Wind schief zur Blatt-
fläche ankommt.
Hertel, Das Zittern der Laubblätter.
307
Die Bewegung dürfte also auf folgende Art zustande kommen
und verlaufen. (Vergl. Fig. 6.)
Windrichtung W sei schief zur Ruhelage R des Blattes.
Nach dem A van zi n i’schen Gesetz J) greift die Windkraft nicht im
geometrischen Schwerpunkt der Blattfläche, sondern in einem Punkte
X näher dem Vorderrande au. Die Windkraft P hat man sich
nun dadurch, daß man im Schwerpunkt zwei ihr der Größe nach
gleiche, parallele, aber die eine nach der Vorder-, die andere nach
der Rückseite des Blattes weisende und also einander zu Null auf-
hebende gedachte Hilfskräfte P’ und P” anbringt, in ein Drehpaar
P P und eine Einzelkraft P’ zerlegt zu denken. P’ greift im
Schwerpunkt an und verschiebt das Blatt entgegen der elastischen
Kraft des Blattstieles, P” P dreht das Blatt um den Stiel herum;
so gelangt das Blatt allmählich nach A, B, C und, einmal in
Schwung, weiter nach D und E. Aber mit der zunehmenden
Biegung ist eine Verdrehung des Blattes nach Vers. 5 verbunden.
Anfangs ist diese Verdrehung gering, weil ja auch die Wegbiegung
von der Ruhelage gering ist, und weil ihr das vom Winddruck
herrührende Drehpaar PP” entgegenarbeitet. Allmählich hat aber
das Blatt seine Höchstgeschwindigkeit erreicht und damit ist die
Differenz zwischen Wind- und Blattgeschwindigkeit, d. h. die rela-
tive Geschwindigkeit des Windes in Bezug auf die Blattfläche,
ein Minimum geworden, also auch der Druck auf das Blatt. Jetzt
kommt die Wirkung der zwangläufigen, von der Biegung her-
rührenden Verdrehung voll zur Geltung, bei D hat sie das Blatt
zu verdrehen begonnen und die Linksdrehung nimmt zu bis etwa F;
die Biegungskraft hat inzwischen das Blatt gezwungen umzukehren
und sich gegen R hinzubewegen, wegen des Trägheitswiderstandes
nicht in gerader, sondern gekrümmter Bahn; da das Blatt jetzt
seine Spreite nahe parallel dem relativen Winddruck hält, kann
l) Vorausgesetzt, daß dessen Anwendung bei so kleinen Flächen erlaubt ist.
W
Fig. 5.
Fig. 6.
308
Hertel, Das Zittern der Laubblätter.
es rasch in die Stellung G usw. gelangen, wobei wegen der An-
näherung an R die erzwungene Verdrehung ohnedies rückgängig
gemacht wird. Dann kann bei A der neue Kreislauf wieder be-
ginnen. Zittert aber erst einmal ein Blatt, so stört das die Ruhe
der anderen und die nötigen Unsymmetriebedingungen für die
anderen Blätter, die zur Einleitung ihrer Bewegungen unerläßlich
sind, sind geschaffen. Eine Kontrolle für die Richtigkeit der Haupt-
züge dieser Erklärung erhält man auf folgende Art: Man denkt
sich das Blatt vertikal abwärts hängend und einen die Wind-
richtung angebenden Pfeil durch den Schwerpunkt gehend; wenn
dieser Pfeil nicht normal zur Blattfläche steht, so bildet er unter
vielen anderen auch einen Minimal Winkel mit der Blattebene;
diesem Winkel lege man einen Drehsinu dadurch bei, daß man
überlegt, in welcher Richtung der Pfeil um den Schwerpunkt ge-
dreht werden muß, damit er diesen Winkel überstreicht. Im
nämlichen Drehsinne muß dann der Schwerpunkt nach der obigen
Erklärung zu Fig. 6 die elliptische Kurve durchlaufen. Dieses
Resultat kann durch Beobachtung leicht nachgeprüft werden. Der
Hauptinhalt der ganzen Erklärung ist: Das Blatt wendet,
mit dem Winde gehend, diesem die Breitseite zu, gegen
den Wind dagegen geht es, indem es seine Blattfläche
möglichst parallel der Windrichtung stellt, damit der
Widerstand so klein wie möglich wird. Diese günstige
Einstellung wird zwangsweise im richtigen Augenblick
durch die mechanischen Eigenschaften des Stieles bewirkt.
4. Nachahmung des Zitterns mit Hilfe von Blattmodellen.
Nach längeren Vorversuchen gelang es, Modelle herzustellen,
deren Zitterbewegungen in jeder Hinsicht denen natürlicher Espen-
blätter entsprachen. Die Blattspreite bestand aus Glimmerblättchen
von Quadratform (Seitenlänge 30 mm), oder von Kreisform
(Radius 15 mm), oder Rechtecksform (lange Seite horizontal, kurze
vertikal, Stiel parallel zur kurzen Rechtecksseite) oder Ellipsen-
form (lange Achse 50 mm horizontal, kurze Achse 25 mm vertikal,
Stiel in der Verlängerung der kurzen Achse). Als Stiel diente
durchweg Kupferdraht von ca. */5 mm Durchmesser und etwa
50 mm Länge. Die Modelle mit quadratischer und kreisförmiger
Blattfläche zitterten jedoch nur dann, wenn der Stiel auf etwa
seiner Länge durch Hämmern oder Walzen abgeflacht war, so daß
die Abflachungsebene normal zur Blattfläche stand. Die Größe
des Modells hat auf die Bereitwilligkeit zur Zitterbewegung im
Schwingungsverhältnis 1:1 keinen Einfluß, denn Modelle aus papier-
überzogenen quadratischen Holzrahmen von 60 cm Seitenlänge an
Holzstielen von 120 cm Länge und (8X16) mm2 Querschnitt
zitterten tadellos, wenn die 16 mm lange Seite des Stielquer-
schnittes hochkant, also normal zur Biattfläche stand, also der Stab
mit der Schmalseite auf die Blattfläche geleimt war.
309
Über Wärmeproduktion bei keimenden Samen.
Von
Erich Leick, Konstantinopel.
Dev Stoffwechsel der oxydativen Atmung- ist stets von einer
positiven Wärmetönung begleitet.1) Die dadurch bedingte Tem-
peraturerhöhung läßt sich bei vielen Pflanzen während des Kei-
mungsstadiums besonders leicht nachweisen. 2) Einmal besitzen
keimende Samen eine sehr beträchtliche Atmungsintensität,3) zum
anderen scheint gerade während der ersten Entwickelungsperiode
ein besonders großer Bruchteil der im Atmungsstoffwechsel ent-
bundenen Energie in Wärmebewegung transformiert zu werden.4 5)
Nehmen wir noch hinzu, daß der Keimungsprozeß unabhängig
vom Lichte verläuft, daß infolge des Fehlens der Blattorgane die
Verdunstung eine geringfügige ist, daß die meist schwache Ober-
flächenentwicklung einer Wärmeanhäufung Vorschub leistet, und
daß die Homogenität des ganzen Organs auch eine entsprechende
Gleichartigkeit seines physiologischen Zustandes zur Folge hat, so
erscheint es verständlich, daß an keimenden Samen besonders
zahlreiche thermo metrische und kalorimetrische Messungen vorge-
nommen worden sind. Gerade bei keimenden Samen ist der Ge-
danke sehr naheliegend, Wachstum, Atmung und Wärmeproduk-
tion könnten nicht nur in kausaler Verbindung stehen, sondern
auch direkt einander proportional sein.6) Dieser Satz bedarf aber
’) Vergl. Leick, E., Über Wärmeproduktion u. Temperaturzustand leben-
der Pflanzen. (Biolog. Centralbl. Bd. 36. 1916.) — Leick, E., Über das ther-
mische Verhalten d. Vegetationsorgane. (Sep. a. d. Mittl. d. naturwiss. Ver.
f. Neuvorpomm. u. Rügen. Bd. 43. 1911. p. 3 — 5.)
!) Deswegen benutzt man keimende Samen sehr häufig zur Demonstration
des Wärmephänomens.
3) „L’intensite de la respiration varie avec le developpement pendant la
periode germinative, par exemple, eile passe par un maximum.“ Vergl. Bonnier,
Gaston, u. Mangin, Louis, Recberches sur la respiration des tissus sans
chlorophylle. (Ann. cl. scienc. nat. Ser. 6. Bot. T. 18. 1884. p. 380.)
4) Vergl. p. 3 d. vorliegenden Arbeit.
5) Vergl. Leick, E., Über d. thermische Verhalten ruhender Pflanzenteile
(Knollen, Zwiebeln, Früchte, lufttrockene Samen). (Zeitschrift f. Naturwiss. —
Im Druck!) — Leick, E., Über d. therm. Verhalten der Vegetationsorgane.
(Sep. a. d. Mittl. d. naturwiss. Ver. f. Neuvorpommern u. Rügen. Bd. 43. 1911.
p. 7.)
310
Le iclc, Über Wärmeproduktion bei keimenden Samen.
einer sehr weitgehenden Einschränkung. Mag auch zwischen At-
mung und Wärmeproduktion oft ein annähernd proportionales Ver-
hältnis bestehen,1 *) zwischen Wachstum und Atmung ist das keines-
wegs der Fall. Ich brauche ja nur an die Blutenstände der Ara-
ceen zu erinnern.3 4 *)
Die Atmungsintensität wird entweder aus dem Sauerstoff-
konsum oder aus der Kohlensäureabgabe erschlossen. Macht man
die in vielen Fällen sicher zutreffende Annahme, das Atmungs-
material hätte vornehmlich aus Kohlenhydraten bestanden, so läßt
sich unter Zugrundelegung des Gaswechsels die reale Wärmepro-
duktion in Kalorien berechnen. Diese berechnete Wärmemenge
braucht nicht in allen Fällen der empirischen, d. h. der durch di-
rekte Kalorimetermessung gefundenen, genau zu entsprechen. Na-
mentlich G. Bonnier hat bei keimenden Samen von Roggen,
Bohnen und Erbsen3) und später bei keimender Gerste *) mit Hilfe
des Kalorimeters eine grössere Anzahl von Wärmeeinheiten er-
mittelt, als die Berechnung ergab. Die Unrichtigkeit der älteren
Bonnier’schen Angaben hat Rodewald durch folgende Berech-
nung eruiert.6) Alle im Kalorimeter entbundene Energie muß der
Substanz des keimenden Samens entstammen. Bonnier gibt nun
an, daß von 1 g Pflanzensubstanz pro Minute bis zu 120 Kalo-
rien entwickelt würden. Die Verbrennungswärme des Erbsen-
mehls, um die es sich hier handelt, beträgt nach den Ermit-
telungen Franklands6) 3936 Kalorien. Nehmen wir auch nur
den Mittelwert des Bonnier’schen Resultates, d. h. 60 Kal. pro
1 g und pro 1 Min., und setzen obendrein noch als Verbrennungs-
wärme des Erbsenmehls 4800 Kal. an, so würde trotzdem bei
einem ungefähr gleichmäßigen Verlaufe der Keimung die gesamte
Substanz des Samens bereits in 80 Min. restlos oxydiert sein. Das
stimmt naturgemäß nicht mit den Tatsachen überein. Bei seinen
späteren Untersuchungen7) fand Bonnier für 1 kg Pflanzensub-
9 „Jedenfalls haben wir kein Recht., unter allen Umständen eine Pro-
portionalität zwischen Atmung und Wärmeproduktion anzunehmen, sondern
wir müssen an Hand der Tatsachen vielmehr zu der Überzeugung kommen,
daß je nach den äußeren Verhältnissen und dem Entwicklungszustande eines
Organes prozentual verschiedene Mengen der Atmungsenergie als Wärme her-
vortreten.“ Leick, E., 1. c. 1911. p. 10.
*) Vergl. Leick, E., Untersuchungen üb. d. Blütenwärme d. Araceen.
Greifswald 1910. — Leick, E., Die Erwärmungstypen d. Araceen u. ihre
blütenbiolog. Deutung. (Ber. d. deutsch, bot. Gesellseh. Bd. 33. 1915. p.
518- 536.)
8) Bonnier, G., Sur la quantite de chaleur degagee par les vegetaux
pendant la germination. (Bull. d. la soc. botan. de France. T. 27. 1180. p. 141.)
4) Bonnier, G., Recherckes sur la chaleur vegetale. (Ann. d. scienc.
nat. Ser. 7. Botan. T. 18. 1893. p. 1 — 34. — Vergl. auch Leick, E.,
Über d. therm. Verhalten ruhender Pflanzenteile. (Zeitschr. f. Natunviss. — Im
Druck !)
6) Rodewald, H., Über d. Wechselbeziehung zwischen Stoffumsatz und
Kraftumsatz in keimenden Samen. (Journ. f. Landw. Bd. 31. 1883. p. 439.)
8) Frankland, Jahresber. f. Chern. 1866. p. 734.
7) Bonnier, G., 1. c. 1893. p. 1-34.
Leide, Über Wärmeproduktion bei keimenden Samen.
311
stanz pro Stunde als empirische Wärmemenge 3,72 Kal.1), während
die Berechnung aus dem Sauerstoffverbrauch 2,7 Kal., die gleiche
Berechnung aus der Kohlensäureproduktion sogar nur 1,74 Kal.
ergab.2) Eine derartige ansehnliche Wärmeproduktion würde in
gutem Einklänge stehen mit der sehr bedeutenden Temperatur-
steigerung, die den Keimungsprozeß zu begleiten pflegt. Die Dif-
ferenz zwischen den tatsächlich zu Tage tretenden Kal. und den
aus dem Atmungsgaswechsel berechneten versucht Bonnier durch
die Annahme umfangreicher Spaltungsprozesse, die neben der
Sauerstoffatmung einherlaufen sollen, zu erklären. Wie weit ein
derartiger hypothetischer Schluß den Tatsachen entspricht, muß
dahingestellt bleiben. Da auch die auf anderem Wege ermit-
telten Resultate Wilsings und Rodewalds, von denen weiter
unten die Rede sein soll,3) ergeben haben, daß zum mindesten
ein sehr hoher Prozentsatz4) der im Atmungsprozeß entbundenen
Energiemenge der Wärmeerzeugung anheimfällt, so ergibt sich
daraus wohl mit großer Wahrscheinlichkeit, daß die Differenz
zwischen der möglichen und der empirischen Wärmebildung nicht
durch die mit dem WAachstum verbundene Arbeitsleistung zustande
kommt.5 6) Dieser Annahme würde auch die — allerdings noch
nicht sichergestellte — Tatsache entsprechen, daß in späteren
Entwickelungsstadien der Pflanze, in denen die W^achstumstätig-
keit schon bedeutend eingeschränkt ist, die empirische Wärme-
produktion geringer ausfällt als die berechnete.8) Übrigens muß
auch darauf hingewiesen werden, daß jeder mechanischen Leistung
nur ein sehr unbedeutendes Wärmeaequivalent entspricht,7) und
daß auch durch rein physikalische Vorgänge (Osmose, Imbibition
usw.) sehr erhebliche Außenleistungen zustande kommen können. 8)
Doch haben wir wohl kaum zu erwarten, daß der Nutzeffekt der
*) Hier sind natürlich — ebenso wie bei den folgenden Angaben — kg-
Kalorien gemeint.
*) Vergl. Pfeffer, W., Handb. d. Pflanzenphys. 2. Aull. Bd. 2. 1904.
p. 833 — 834. — Bonnier, G., Ann. d. scienc. nat. Ser. 7 Botan. T. 18. 1893.
p. 27 — 28.
3) Yergl. p. 12, 23 u. 28 der vorliegenden Arbeit.
*) Eine Ausnahme macht ein Versuch Rodewalds, bei dem nur 48 °/0
der Atmungsenergie für die Wärmeproduktion Verwendung fanden. Rode-
wald hebt dabei selber die Möglichkeit eines Versuchsfehlers hervor. — Vergl.
Rodewald, H., Quantitative Untersuch, üb. die Wärme- u. Kohlensäure- Ab-
gabe atmender Pflanzenteile. (Pringsh. Jahrb. f. wiss. Bot. Bd. 18. 1887. p.
263—345. — Rodewald, H., Untersuch, üb. d. Stoff- u. Kraftumsatz im At-
mungsprozeß d. Pfl. (Pringsh. Jahrb. f. wiss. Bot. Bd. 19. 1888. p. 221 - 294.)
») Vergl. Pfeffer, W., Handb. d. Pflanzenphys. 2. Aufl. Bd. 2. 1904. p.
833. „Aus den besagten Verhältnissen ist aber zu ersehen, daß die Differenz
zwischen der gefundenen und berechneten Wärmeproduktion nicht durch die
Arbeitsleistungen bei dem Wachstum bedingt sind.“
6) Bonnier, G., Recherches sur la chaleur vegetale. (Ann. d. scienc.
nat. Ser. 7. Botan. T. 18. 1893. p. 1—34.) Bonnier ist der Ansicht, daß die
später in der Pflanze vor sich gehende Speicherung von Reservematerial mit
wärmebindenden Kondensationen verknüpft ist.
7) 42350 gern = 1 g-Kalorie.
6) Vergl. p. 5 der vorliegenden Arbeit. — Rodewald, H., Journ. f.
Landw. Bd. 31. 1883. p. 438- 439.
312
Leick, Über Wärmeproduktion bei keimenden Samen.
ptlauzlicheu Zelle viel erheblicher ausfällt als der der tierischen.
Er wird zwar den Nutzeffekt unserer Wärmekraftmaschinen wesent-
lich übersteigen, aber trotzdem voraussichtlich noch nicht 50% der
aufgewendeten Energie erreichen.
Eine ganz andere Frage ist es, ob nicht durch jede Arbeits-
leistung — ähnlich wie im tierischen Organismus — eine Stei-
gerung der Wärmeproduktion hervorgerufen wird. Die bisher be-
kannten Tatsachen würden einer derartigen Annahme nicht wider-
streiten, aber sie sind auch keineswegs imstande, sicheren Ver-
mutungen als Grundlage zu dienen. Mit Eecht hebt daher W.
Pfeffer hervor: „Ob bei den Pflanzen, analog wie bei den Tieren
(bei denen allerdings die experimentelle Prüfung leichter ist), mit
der Steigerung der äußeren Arbeitsleistung eine Zunahme oder eine
Abnahme der Wärmeproduktion verknüpft ist, wurde noch nicht
untersucht.“ Q
Die einwandfreie Feststellung der beim Keimungsprozeß pro-
duzierten Wärmeeinheiten wird durch die Begleiterscheinungen
der Quellung sehr erschwert. Kommen trockene Samen mit
Wasser in Berührung, so erfolgt eine sehr energische Wasser-
aufnahme, die mit einer Volumen Vergrößerung Hand in Hand geht.
Zwei Faktoren sind es, die diese Wirkung zustande bringen, ein-
mal die osmotische Energie, zum anderen die Quellung.* 2) Als
quellbares Material dienen die Membranen und in noch viel hö-
herem Maße die gespeicherten Stärkemassen.3 4) Für die Beur-
teilung der Quellungserscheinungen ist die Vorstellung maßgebend,
die man sich von der Molekularstruktur eines Körpers macht.
Entweder haben wir mit NaegeliQ anzunehmen, daß alle quell-
baren Substanzen sich aus Mizellen zusammensetzen, die sich mit
einer mehr oder weniger mächtigen Wasserhiille umgeben können,
oder wir sprechen den quellbaren Körpern nach Bütschli5 6) eine
') Pfeffer, W., Handb. d. Pflanzenphys. 2. Aufl. Bd. 2. 1904. p. 834.
2) Wiesner führt die Wärmeentbindung bei der Quellung auf die
Verdichtung des Wassers in den Geweben des Samens zurück. — Vergl. Wies-
ner, J., Experimental-Unters, üb. d. Keimung d. Samen. (Sitzungsber. d. Ksl.
Akad. d. Wiss. Wien. Bd. 64, I. 1871. p. 415 ff.) — Pfeffer, W., Handb.
d. Pflanzenphys. 2. Aufl. Bd. 1. 1897. p. 63. .
3) Rodewald, H., Üb. d. Quellung der Stärke. (Die landw. Versuchs-
Stat. Bd. 45. 1894. p. 201—227.) — Rodewald, H., Unters, üb. die Quel-
lung d. Stärke. Kiel u. Leipzig. 1896. — Rodewald, H., Üb. Quellungs- u.
Benetzungserscheinungen. (Zeitschr. f. physik. Chem. Bd. 33. 1900.) — Ro-
dewald, H., u. Kattein, A., Die spezifische Wärme d. Weizenstärke als
Funktion ihres Wassergehaltes u. d. Temperatur. (Zeitschr. f. physik. Chem.
Bd. 33. 1900. p. 540- 544.) — Rodewald, H., u. Kattein, A., Üb. na-
türliche u. künstl. Stärkekörner. (Zeitschr. f. physik. Chem. Bd. 33. 1900.
p. 579—592.) — Riecke, E., Zur Lehre von d. Quellung. (Nachricht, d. Kgl.
Ges. d. Wissensch. zu Göttingen. Math. -physik. Kl. 1894. Heft 1.)
4) Nägeli, C. v., Pflanzenpbysiolog. Untersuchungen. Bd. 3. 1858. —
Nägeli, C. v., Theorie d. Gärung. 1879. p. 133. — Nägeli, C. v., Mechan.-
physiolog. Theorie der Abstammungslehre. München u. Leipzig. 1884.
6) Bütschli, 0., Unters, üb. die mikroskop. Schäume u. d. Protoplasma.
Leipzig. — Bütschli, 0., Verhandl. d. Naturhist. Ver. Heidelberg. N. F.Bd. 6.
p. 287.
Leick, Über Wärmeproduktion hei keimenden Samen.
313
waben- oder netzartige Struktur zu, deren Hohlräume von Füll-
wasser eingenommen werden. Inwieweit die mannigfachen Be-
obachtungstatsachen der einen oder der anderen Theorie als
Grundlage dienen können, soll hier nicht untersucht werden.1)
Die Erfahrung hat gelehrt, daß die Intensität der Wasseraufnahme
von dem Trockenheitsgrade abhängig ist, und daß eine verschieden
feste Bindung des Quellungswassers erfolgt,.2) Durch die Quellung kann
eine überraschend große Arbeitsleistung zustande kommen. Ein quel-
lender Holzkeil vermag das festeste Gestein zu sprengen, und quel-
lende Erbsen treiben die Knochennähte des Schädels mit Leichtigkeit
auseinander. Bei einem Versuche von Haies vermochten quel-
lende Erbsen den mit 83,5 kg beschwerten Deckel eines eisernen
Gefäßes zu heben.3) H. Rodewald wies nach, daß 1 g trockene
Stärke beim Quellen einen Druck von 2523 Atmosphären auszu-
üben vermag.4) Die maximale Arbeit, die durch 1 g Stärke ge-
leistet werden kann, beträgt demnach 1125 gm. Für lufttrockenes
Laminarialaub bestimmte J. Reinke die von 1 kg beim Quellen
geleistete Arbeit auf 200 kgm. 5) Der Quellungsprozeß ist stets
mit einer positiven Wärmetönung verknüpft. Unter „Quellungs-
wärme“ versteht man diejenige Wärmemenge, die durch die Sätti-
gung einer Gewichtseinheit trockener Substanz mit Wasser bei
normalem Luftdrucke zustande kommt,.6) Die Quellungswärme ist
der absoluten Temperatur proportional und beträgt für Stärke bei
0° 21,64 Kal. Die mögliche Arbeitsleistung beträgt in diesem
Falle 11,33 °/0 der Quellungswärme.
Da die durch den Quellungsprozeß erzeugte Wärme in keinem
unmittelbaren Zusammenhänge mit den vitalen Vorgängen steht,
sondern lediglich auf rein physikalische Ursachen zurückzuführen
ist, kommt sie für das Problem der physiologischen Wärmepro-
I) Vergl. Jost. L., Vorlesungen üb. Pflanzenphys. 2. Aufl. Jena 1908.
p. 482 — 484. — Vergl. auch Wiesner, Jul., Untersuch, üb. d. Organisation
der veget. Zellhaut. (Sitzungsber. d. Ksl. Ak. d. Wiss. Wien. Bd. 93. 1886.) —
Wiesner, Jul., Anatomie u. Physiologie d. Pfl. 5. Aufl. Wien 1906. p. 34.
J) Reinke, Joh., (Unters, üb. Quellung. Hansteins bot. Abhandlung.
Bd. 4. 1879. p. 70) konnte an einem Laminariastück, das 1,026 g H20 aufge-
nommen hatte, nachweisen, daß successiv pro Stunde folgende Wassermengen
abgegeben wurden : 148 mg; 115 mg; 105 mg; 91 mg; 74 mg; 84 mg; 68 mg;
57 mg; 51 mg.
3) Pfeffer, W., Handb. d. Pflanzenphys. 2. Aufl. Bd. 1. 1897. p. 64. —
Vergl. auch die umfangreiche Literatur über diesen Gegenstand, z. B.: Gain,
Bullet, d. 1. soc. botan. d. France. T. 41. 1894. p. 490. — Bo gdan off, Landw.
Versuchs-Stat. Bd. 42. 1893. p. 311. — Coupin, Ann. d. scienc. nat. Ser. 8.
Bot. T. 2. 1895. p. 129. — Regnard, Compt. rend. d. 1. soc. d. Biolog. 1889.
p. 252. — Schindler, Wollnys Forsch, auf d. Gebiete d. Agrikulturphysik.
Bd. 4. 1881. p. 194. — Nobbe, Samenkunde. 1876.
4) Rodewald, H., Üb. d. Quellung d. Stärke. (Die landw. Versuchs-
Stat. Bd. 45. 1894. p. 227.) — Rodewald, H., Thermodynamik d. Quellung
mit spezieller Anwendung auf die Stärke u. deren Molekulargewichtsbestim-
mung. (Zeitschr. f. physik. Chemie. Bd. 24, II. 1897. p 193—218.)
5) Reinke, Joh., Unters, üb. Quellung. (Hansteins botan. Abhandl.
Bd. 4. 1879. p. 59.)
314
Leick, Über Wärmeproduktion bei keimenden Samen.
Auktion nicht weiter in Betracht. Auf den Temperaturzustand
keimender Samen vermag sie allerdings einen sehr erheblichen
Einfluß auszuüben. Ihre Wirkung erstreckt sich aber nur auf
wenige Stunden. Sobald die Quellung ihren Höhepunkt erreicht
hat, sinkt der Wert der Quellungswärme auf 0° herab. Tempe-
raturüberschüsse, die nach diesem Zeitpunkte beobachtet werden,
sind also einzig und allein der physiologischen Oxydation zuzu-
schreiben. Die Erwärmungskurve quellender und keimender Sa-
men zeigt dementsprechend zwei Maxima, von denen das erste
schon nach wenigen Stunden erreicht wird und durch den Quel-
lungsprozeß bedingt ist. x) Dieses erste Maximum kommt auch
dann zustande, wenn man gemahlenen Samen anwendet3) oder die
Untersuchungsobjekte in ein irrespirables Gas bringt. In beiden
Fällen bleibt das zweite Maximum, das ja an den normalen Ab-
lauf physiologischer Vorgänge gebunden ist, aus.3) Das mag ge-
nügen, um eine richtige Beurteilung der verschiedenen Versuchs-
ergebnisse zu ermöglichen.
Wir gehen jetzt dazu über, die wichtigsten Resultate der
einschlägigen Arbeiten zusammenzustellen. Schon seit sehr langer
Zeit war die Tatsache bekannt, daß beim Mälzen der Gerste eine
beträchtliche Temperatursteigerung zustande kommt, deren ver-
derblicher Wirkung man durch Umschaufeln der keimenden Samen-
haufen begegnen muß. Kurze Hinweise auf diese Erscheinung
finden sich bei Thomson4) und später bei Tiedemann (1830) 6)
*) Vergl. d. Untersuchungen von Jul. Wiesner auf p. 22 der vorliegen-
den Arbeit.
*) Jul. Wiesner verwendete zu einem derartigen Versuche 25 g ge-
mahlenen Hanfsamen, der mit destilliertem Wasser übergossen wurde. Folgende
Temperaturen traten dabei zu Tage:
Temp. d. gemahlenen
Samen vor d. Befeuchtung. Nach d. Befeuchtung
1) 21,8° 22,6°
2) 21,9« 23,1*
2) 22,1« 23,6«
4) 21,5« 22,5»
5) 21,6» 22,5«
Wiesner, J., Experimental-Untersuchungen
(Sitzungsber. d. Ksl. Akad. d. Wies, zu Wien.
Heft 1-5).
3) Auch in einer völlig sauerstoffreien Atmosphäre verschwindet die Eigen-
wärme nicht vollkommen, da an die Stelle der aeroben Atmung die intramole-
kulare Atmung tritt, durch die wenigstens noch Spuren von Wärme entbunden
werden. J. Eriksson stellte folgende durch intramolekulare Atmung hervor-
gerufenen Temperaturüberschüsse fest:
Keimpfl. von Hordeum vulgare
Raphanus sativus
Ervum Lens
Trifolium pratense
Avcna sativa
Cannabis sativa
Über Wärmebildung durch
Diff.
0,8»
1,2»
1,5®
1,0»
0,9«
üb. die Keimung d. Samen
Bd. 64, I. 1871. p. 415 f.
+ 0,2» C.
+ 0,2« C.
-f 0,2» C.
-f 0,1» C.
+ 0,1» C.
-f 0,1» C.
intramolekulare
Atmung.
Eriksson, J.,
(Unters, a. d. Bot. Inst, zu Tübingen. Bd. 1. Leipzig 1881 — 1885. p. 112.)
4) Thomson, Systeme de Chimie. 5. ed. T. 4. p. 344.
*) Tiedemann, Die Physiologie des Menschen. Bd. 1. 1830. p. 451 — 452
Leick, Über Wärmeproduktion bei keimenden Samen.
315
Die sehr unklaren und verworrenen Vorstellungen, die man zu
Beginn des vorigen Jahrhunderts vom Keimungsprozesse hatte,1)
brachten es zuwege, daß man dem ganzen Vorgänge und seinen
Begleiterscheinungen vom Standpunkte des Physiologen aus nur
wenig Bedeutung beimaß und das Studium der Keimungswärme
völlig vernachlässigte. Die ersten genauen Untersuchungen auf
diesem Gebiete verdanken wir H. R. Goeppert (1832). 2) Er be-
diente sich bei seinen Versuchen der sog. Zusammenhäufungs-
methode. Keimende Samen wurden in ein Holzgefäß, das mit
einer Werghülle umgeben war, gebracht. Durch den durchbohrten
Deckel des Gefäßes wurde ein genau kalibriertes Thermometer bis
zur Mitte des Haufens eingeführt.3) Die Beobachtungen fanden
in einem Raume von ungefähr konstanter Temperatur statt.4 *) Bei
diesem Verfahren muß allerdings sorgfältig darauf Bedacht genom-
men werden, daß die Untersuchungsobjekte nicht durch Schimmel-
bildung und Fäulnis anormal beeinflußt werden. Aus diesem
Grunde sind langsam keimende, voluminöse Samen — wie die von
Phaseohts und Vicia Faba — und viel Schleim enthaltende Samen
— wie die Leim- und Quittensamen — überhaupt nicht verwendbar,
und auch bei anderen Keimlingen sind meist nur die Versuchs-
ergebnisse der ersten Tage völlig einwandfrei. Außerdem muß
berücksichtigt werden, daß die Untersuchungsobjekte bei dieser Me-
thode keineswegs unter naturgemäßen Lebensbedingungen stehen.
Die Transpiration ist sehr eingeschränkt, die Wachstumsvorgänge
sind durch Lichtmangel verändert, die Atmung zeigt infolge der
Wärmestauung und der Anhäufung von Kohlendioxyd im geschlos-
senen Raume eine mehr oder weniger erhebliche Beeinflussung.
Die erzielten Temperaturüberschüsse hängen selbstverständlich in
erster Linie von der Menge des zusammengehäuften Materials und
der Wärmeundurchlässigkeit der Umhüllung ab. 6) Je mehr Samen
man übereinander schichtet, und je sorgfältiger man sie mit
schlechten Wärmeleitern umgibt, umso beträchtlicher fällt die Er-
wärmung aus. Die so gewonnenen Resultate lassen sich also nur
x) Der Keimungsprozeß wurde von Lord Bacon für eine Art von Fäul-
nis gehalten. Spätere Forscher (z. B. Horn her g, Lemery, Malpighi,
Böhmer, Senebier) bezeichneten ihn als eine „weinige Gährung“. Vergl.
Göppert, H. R., Üb. Wärmeentwicklung in lebenden Pflanzen. Ein Vortrag.
Wien 1832. p. 8 — 9.
21 Göppert, H. R., 1. c. 1832.
3) Vergl. Leick, E., Üb. d. therm. Verhalten d. Vegetationsorgane. (Sep.
a. d. Mittl. d. naturwiss. Ver. f. Neu Vorpommern u. Rügen. Bd. 43. 1911. p.
26.) — Hier finden sich auch Angaben über die Erwärmung zusammenge-
häufter Sproßteile. Genau die gleiche Untersuchungsmethode wurde in neuerer
Zeit von H. Molisch angewendet. Vergl. Moliseh, H., Üb. hochgradige
Erwärmung lebender Laubblätter. (Bot. Ztg. Bd. 66, I. 1908. p. 211 — 233.)
4) Um verläßliche Resultate zu gewinnen, ist es unumgänglich notwen-
dig, die Außentemperatur konstant zu erhalten. Vergl. hierüber : Leick, E.,
Üb. Wärmeproduktion u. Temperaturzustand lebender Pflanzen. (Biolog. Cen-
tralbl. Bd. 36. 1916.) — Leick, E., Unters, üb. d. Blütenwärme d. Araceen.
Greifswald 1910. — Leick, E., Studien üb. Wärmeentwicklung bei Blüten-
ständen u. Einzelblüten (mit Ausschluß d. Araceenblütenstände). Biblioth. bo-
tan. (Im Druck!)
*) Vergl. Leick, E., 1. c. 1910. p. 13—14.
316
Leick, Über Wärmeproduktion bei keimenden Samen.
innerhalb sehr weiter Grenzen miteinander in Vergleich stellen.
Schließlich ist auch noch darauf Bedacht zu nehmen, daß die
Außentemperatur möglichst konstant sein muß, damit nicht allein
durch ihre Schwankungen Temperaturdifferenzen zustande kommen. ')
Eine der Go eppert’ sehen Versuchsreihen mag hier folgen:2)
Differenz :
Zeit
; (1831).
Beobaehtungs-
1) 1500 g W
eizen,
2)
1500 g
Hafer,
3) 1500 g Mais,
raum
1.
2 Tg. gequoll.
4
Tg. gequoll.
3 Tg. gequoll.
23.
April
12,0°
R.
+ 1,0°
R.
+ i,o°
R.
+ 1,0»
R.
24.
11,1«
„
6,9«
5,9«
fl
3,9»
fl
25.
7»
10,8°
9,2 0
9,2»
fl
5,2®
26.
10,5°
9,5 0
,,
9,5»
fl
6,5«
fl
27.
_
8,6«
11,4®
11,4»
9,4»
fl
28.
fl
9,6«
A
13,4»
fl
12,4»
8,4»
29.
fl
11,7«
11,3 »
„
10,3«
7,3»
30.
12,8®
10,2«
fl
9,2»
fl
4 2 0
fl
1.
Mai
13,4«
10,6«
_
10,6»
fl
3^6 «
2.
n
12,0®
12,0 »
fl
13,0»
fl
5,0»
fl
3.
12,4«
11,6»
12,6«
fl
3,6«
fl
4.
14,4«
10,6«
fl
11,6«
fl
1,6»
fl
5.
fl
13,1»
14.9«
A
14,9»
fl
2,9«
Dazu ist allerdings zu bemerken, daß die letzten Tempe-
raturdifferenzen beim Weizen und beim Hafer sicherlich durch
die Tätigkeit von Mikroorganismen (Schimmelbildung und Fäulnis
zeigten sich schon Ende April!) anormal gesteigert sind. Die stö-
rende Wirkung der Quellung konnte sich nicht bemerkbar machen,
da die Ablesungen erst nach vollendeter Quellung begannen.
Berücksichtigen wir nur die ersten Beobachtungstage, in de-
nen der Keimungsprozeß noch völlig normal verlief, so lassen sich
aus den Go eppert’ sehen Angaben folgende Mittelwerte berechnen:
Temperaturüberschuß :
1) Carum carvi.
1 kg, 24 Std. eingeweicht
/
Mittel
aus
10 Beobachtungstagen
5,3« C.
2) Zea Mais.
1
1,5 kg, 3 Tg. eingeweicht
/
Mittel
aus
12 Beobachtungstagen
6,1° C.
3) Cannabis sativa.
\
0,5 kg, 24 Std. eingeweicht
/
Mittel
aus
6 Beobachtungstagen
6,9» G.
4) Pis um sativum.
\
1,5 kg, 24 Std. eingeweicht
f
Mittel
aus
6 Beobachtungstagen
8,3« C.
5) Avena sativa.
\
1,5 kg, 4 Tg. eingeweicht
/
Mittel
aus
5 Beobachtungstagen
9,3» C.
6) Triticum vulgare.
1
1,5 kg, 2 Tg. eingeweicht
1
Mittel
aus
5 Beobachtungstagen
9,5» C.
7) Spergula arvensis.
1
0,5 kg, 24 Std. -eingeweicht
/
-Mittel
aus
5 Beobachtungstagen
11,9» C.
8) Trifolium repens.
l
1 kg, 24 Std. eingeweicht
/
Mittel
aus
4 Beobachtungstagen
15,4« C.
9) Brassica napus.
\
1 kg, 24 Std. eingeweicht
i
Mittel
aus
8 Beobachtungstagen
17,0« C.
*) Vergl. p. 7 der vorliegenden Arbeit.
*) Göppert, H. R., 1. c. 1832. p. 12.
Leick, Über Wärmeproduktion bei keimenden Samen.
317
Besonders bemerkenswert ist der höbe Eigen Wärmegrad ölhaltiger
Samen (Brassica napns) . Wir werden auf die Bedeutung dieser
Erscheinung weiter unten zu sprechen kommen.1)
Daß die Wärmeentwicklung tatsächlich durch den Keimungs-
prozeß bedingt ist, daß aber die später einsetzende Tätigkeit der
Schimmelpilze und der Bakterien ganz unabhängig vom Keimungs-
vorgange ebenfalls eine Erwärmung zur Folge hat, wurde durch
nachstehenden Versuch klar bewiesen. 1 kg Weizenkörner wurde
3 Tage lang in 60°/0igem Alkohol eingeweicht, dann ausge-
waschen und zum Keimen angesetzt. Da der Quellungsprozeß be-
reits beendet war, die Keimung aber infolge der Abtötung der
Zellen unterblieb, so zeigte sich 9 Tage hindurch keine Spur von
einer Temperaturerhöhung. Dann begannen die Schimmelpilze
und die saprogenen Bakterien schnell um sich zu greifen und er-
zeugten durch ihr massenhaftes Auftreten und ihre intensive At-
mungstätigkeit eine Erwärmung bis zu 33° R. 2) Von älteren Au-
toren 3) war die Ansicht vertreten worden, die Umwandlung der
Stärke in Zucker, die während der Keimung erfolgt, sei ein rein
chemischer, von den vitalen Erscheinungen unabhängiger Vorgang,
und gerade durch ihn würde die Wärmeentbindung veranlaßt.4)
Auch diese Anschauung wußte Goeppert experimentell zu wider-
legen. 1 kg Weizensamen wurde so weit zur Keimung gebracht,
daß Plumula und Würzelchen bereits die Länge des Samens zeigten,
und die Vorratsstoffe wenigstens zum größten Teile in Zucker um-
gewandelt waren. Dann wurde die ganze Masse getrocknet und
erst nach 3 Wochen von neuem befeuchtet.5) Die Keimlinge re-
generierten die Wurzeln und zeigten dann eine völlig normale
Weiterentwickelung. Obgleich also die Zuckerbildung so gut wie
vollendet war, traten in den folgenden Tagen nachstehende Tem-
peraturüberschüsse ein: -f 2° E, -J- 5° R, + 8° R, + 16° R,
(Schimmelbildung).6) Die wahre Ursache des Wärmephänomens
blieb Goeppert als einem Anhänger der vis vitalis verborgen.
Auf einem völlig anderen Wege ist Boussingault (1838
und 1864) 7) der Lösung des Problems nähergekommen. Seine
1) Vergl. p. 14 der vorliegenden Arbeit.
2) Yergl. Göppert, H. R., 1. c. 1832. p. 15. — Wie hoch die Außen-
temperatur bei diesem Versuche war, gibt Göppert leider nicht an.
3) Kirchhof, Über Zuckerbildung aus Stärkemehl durch Kleber. (Schwei-
gers Joum. Bd. 14. p. 385.)
4) Vergl. über die Umwandlung von Stärke in Zucker: Einhof, Gehlens
neues allgem. Joum. d. Chemie. Bd. 4. p. 478. — Müller-Thurgau, H.,
Üb. Zuckeranhäufung in Pflanzenteilen infolge niederer Temperatur. (Landw.
Jahrb. 1882. p. 751—828). — Müller-Thurgau, H., Über das Gefrieren u.
Erfrieren der Pflanzen. II. Teil. (Landw. Jahrb. Bd. 15. 1886. p. 453 — 609.)
5) Bereits Th. de Saussure hatte nachgewiesen, daß bei vielen Samen
die unterbrochene Keimung unter Neubildung des Würzel chens wieder auf-
genommen werden kann.
*) Göppert, H. R., 1. c. 1832. p. 16.
7) Boussingault, Recherches chimiques sur la Vegetation, entreprises
dans le but d’examirer si les plantes prennent de l’azote ä Patmosphere.
(Ann. de chimie et de phys. Ser. 2. T. 67. 1838. p. 5 — 54.) — Ann. d.
scienc. nat. Ser. 2. Bot. T. 10. 1838. p. 257 ff. — Compt. rend. T. 58.
1864. p. 883 ff. — Vergl. auch: Sachs, Jul., Handbuch d. Experimental-Phys.
d. Pfl. Leipzig 1865. p. 20-21 u. p. 362—363.
318
Leick, Über Wärmeproduktion bei keimenden Samen.
Untersuchungen lassen allerdings die bei der Keimung auftretende
Wärme unberücksichtigt, aber die von ihm ausgeführten Elemen-
taranalysen ermöglichen es. nicht nur einen genaueren Einblick in
Wesen und Verlauf der Keimung zu gewinnen, sondern auch eine
annähernde Berechnung über Umfang und Art der Energietrans-
formationen aufzustellen. Ein solcher Versuch ist an Hand der
Boussingault’schen Resultate von Jacob Schmitz1) unter-
nommen worden. In den folgenden Ausführungen wollen wir uns
die Hauptzüge seiner Beweisführung zu eigen machen. Die ersten
Keimungsversuche stellte Boussingault bei Lichtzutritt an. Ein
derartiges Verfahren ist aber nicht zulässig, da sich unmöglich der
Zeitpunkt angeben läßt, wo die Keimung vollendet ist, und die
assimilatorische Tätigkeit der Laubblättchen beginnt. Durch die
Assimilation wird aber eine Stolfproduktion in die Wege geleitet,
die die Spuren der Dissimilation, auf die es hier allein ankommt,
mehr oder weniger verwischt. Diese Fehlerquelle vermied Bous-
singault später dadurch, daß er die Samen im Dunkeln keimen
ließ. Die wichtigsten Ergebnisse waren folgende:2)
I. 10 Erbsen keimten im Dunkeln 26 Tage lang.
CH 0 N
Gesamtgewicht: 2,168 g; vor der Keimung: 1,040 g; 0.137 g; 0,897 g; 0,094g;
1.007 „ ; nach der Keimung : 0,473 . ; 0.065 0,397,; 0.072 .:
Gesamt Verlust: 1.161 g ; Verlust: 0,567 g; 0,072 g; 0,500g; 0,022g;
II. 46 Weizenkörner keimten im Dunkeln 20 Tage lang.
CH 0 N
Gesamtgewicht:
1,628 g;
vor der Keimung:
0,758 g;
0,095
g;
0,718 g;
0,057 g;
T
0,675 , ;
nach der Keimung:
0,293
0,043
v y
0,282 „;
0,057 „ ;
Gesamtverlust:
0,953 g:
Verlust:
0,465 g;
0,052
g->
0,436 g;
0,000 g:
III. 1 Maiskorn keimte im Dunkeln 20 Tage lang.
CH 0 N
Gesamtgewicht : 0,5196 g; vor der Keimung: 0.2354 g; 0,0336 g; 0,2420 g; 0,0086g:
„ 0,2890 - : nach der Keimung: 0,1448 , ; 0,0195 , ; 0,1160 , ; 0,0087 . ;
Gesamtverlust: 0,2306 £: Verlust: 0,0906 g ; 0,0141 g; 0,1260g; 0,0001 g;
Die Samen nehmen im Atmungsprozeß fortwährend Sauer-
stoff auf und geben Kohlendioxyd ab. Wir haben uns also vorzu-
stellen, daß der verlorene Kohlenstoff eine Verbrennung zu Koh-
lensäureanhydrid erfahren hat. Von Verbindungen des Wasser-
stoffes kommt einzig und allein Wasser in Betracht, dessen Bil-
dung von mehreren Forschern während der Keimung beobachtet
wurde.3) Nehmen wir hinzu, daß die Verluste an Wasserstoff und
l) Schmitz, .1., Üb. d. Eigenwärme d. DH. [Inaug.-Diss.j Jena 1870.
p. 32-39.
J) Vergl. Sachs, J., Handb. d. Experimental-Physiol. d. Pfl. Leipzig
1865. p. 20 — 21. — Schmitz, J., 1. c. 1870. p. 33 — 34.
3) Th. de Saussure wies zuerst nach, daß der Gewichtsverlust der
Keimlinge erheblicher ist, als die Kohlensäurebildung zuläßt. — Saussure,
Th. de, Recherches chimiques sur la Vegetation. 1804. p. 17. — Einen di-
rekten Beweis für die Bildung von H,0 während der Keimung lieferten Ou-
demans u. Rauwenhoff. — Vergl. Gries, Rech. anat. etphys. sur la germin.
1864. p. 14. und ferner: Laskowsky, Landw. Yersuehsstat. Bd. 17. 1874.
p. 231. — Vergl. auch: Pfeffer, W., Handb. d. PHanzenphys. 2. Auß. Bd. 1.
1897. p. 534. — Jost, L., Vorlesungen üb. Pflanzenphys. 2.Aufl. Jena 1908.
p. 226.
Le ick, Über Wiirmeproduktion bei keimenden Samen.
319
an Sauerstoff annähernd in dem Verhältnis 1 : 8 stehen, *) d. h.
also in demselben Verhältnis, in dem diese Elemente im Wasser
verbunden sind, so bleibt wohl kaum ein Zweifel, daß der Wasser-
stoff zu Ha 0 oxydiert wurde. Die Stickstoffmenge hat so gut wie
gar keine Veränderung erfahren. Jeder Oxydationsvorgang hat
notwendig eine Entbindung von chemischer Energie zur Folge. Der
Wert der transformierten Energiemenge läßt sich in Kalorien aus-
driicken. Nehmen wir an, die Elemente befänden sich unverbun-
den nebeneinander im Samen, so können wir aus deu Verbren-
nungswärmen von Kohlenstoff: und Wasserstoff die freiwerdenden
Kalorien berechnen. Diese Rechnung gestaltet sich für Erbse,
Weizen und Mais folgendermaßen:
1 g Kohlenstoff liefert durch Verbrennung 8080 Kalorien
0,567 g „ „ „ „ 4581 „
(10 Erbsen)
0,465 g „ „ „ „ 3757
(46 Weizenkörner)
0,0906 g Kohlenstoff ,, „ ,, 732 „
(1 Maiskorn)
1 g Wasserstoff liefert durch Verbrennung 34462 Kalorien
0,072 g „ „ „ „ 2481
(10 Erbsen)
0,052 g „ „ „ „ 1792 „
(46 Weizenkörner)
0,0141 g „ „ „ „ 486
(1 Maiskorn)
1) 10 Erbsen : Verbrennungswärme des C: 4581 Kalorien
„ „ H: 2481 „
Gesamtmenge der entbundenen Energie: 7062 ,,
Jede Erbse produzierte also pro Tag: 27,2 „
2) 46 Weizenkörner: Verbrennungswärme des C: 3757 Kalorien
„ ,, H: 1792 „
Gesamtmenge der entbundenen Energie: 5549 ,,
Jedes Weizenkorn produzierte also pro Tag: 6,0 ,,
3) I Maiskorn: Verbrennungswärme des C: 732 Kalorien
„ H: 486
Gesamtmenge der entbundenen Energie: 1218 ,,
Das Maiskorn produzierte also pro Tag: 60,9 „
Die vorstehenden Werte wurden ermittelt auf Grund der Annahme,
daß die Elemente unverbunden im Samen vorhanden seien. Diese
Annahme trifft aber auf keinen Fall zu, sondern der Samen setzt
sich aus komplizierten organischen Verbindungen zusammen. Da
die in Frage kommenden Verbindungen durchweg schon sauer-
stoffhaltig sind, so muß die oben berechnete Anzahl von Kalorien
auf jeden Fall zu groß ausgefallen sein. Trotzdem sind bereits
') Das Verhältnis H : 0 betrug genau berechnet bei den verschiedenen
Objekten: Erbse 1:7,0; Weizen 1:8,4; Mais 1:8,9; (Rohne 1:8,0).
320
Leick, Über Wärmeproduktion bei keimenden Samen.
diese Werte ganz erheblich geringfügiger als die von G. Bon nie r1)
durch direkte Kalorimetermessung für Roggen. Bohnen und Erbsen
gefundenen. Dieser Forscher gibt — wie schon erwähnt — an, daß
in manchen Keimstadien pro 1 g und pro 1 Min. bis 120 Kal.
entbunden würden. Wenn wir auch zugeben müssen, daß sich die
oben von uns berechneten Zahlen als Durchschnittswerte aus
einer ziemlich langen Keimzeit darstellen, daß sie sich auf eine
kleinere Gewichtseinheit beziehen, und daß die gesamte freiwer-
dende Energie als Wärme zu Tage treten soll, so bleibt die Dif-
ferenz doch noch immer sehr groß. Zu ihrer Ueberbrückung ge-
nügt nicht die unerwiesene Annahme umfangreicher Spaltungsvor-
gänge2) und auch nicht die von Wilsing aufgestellte Hypothese
der Asparaginbildung. 3) Wir kommen also auch auf diesem Wege
zu der Überzeugung, daß die Bonnierschcn Resultate4) viel zu
hoch ausgefallen sein müssen. In exakter Weise ist hierfür, wie
wir sahen,5) von H. Rodewald der Beweis geliefert worden.
Wir haben uns jetzt die Frage vorzulegen, ob wir nicht in
irgend einer Weise feststellen können, welcher Art die Substan-
zen waren, die der physiologischen Oxydation anheimgefallen sind.
Alle oben erwähnten Samen bestehen zum weitaus größten Teile
aus Stärke. Boussingault konnte nachweisen, daß 22 Maiskör-
ner. die 6.386 g Stärke enthielten, nach 20 tägiger Keimung
5,609 g, d. h. also 88 "/o ihres Gesamtgehaltes, an Stärke eilige*
büßt hatten.6) Außerdem war schon von Th. de Saussure7) dar-
getan worden, daß bei keimenden, stärkehaltigen Samen der Re-
spirationsquotient
C02
02
1 ist, ein Umstand, der ebenfalls auf
die Verbrennung von Kohlenhydraten schließen läßt. Sehen wir
also zu, ob nicht die Atmungsverluste an C, H und 0 der pro-
zentualen Zusammensetzung der Stärke entsprechen! 100 Teile
Stärke enthalten:8)
49.38 Teile 0
44.45 „ C
6,17 .. H
Wir vergleichen hiermit die prozentuale Zusammensetzung dei-
chen angegebenen Verluste:
0 Bonnier, G.. Bullet, de la soc. botan. de France. T. 27. 1880 p. 141.
2) Vergl. p. 3 der vorliegenden Arbeit.
s) Vergl. Wilsing, Journ. f. Landw. Bd. 32. 1884. — Kodewald, H.,
Pringsk. Jahrb. f. wiss. Bot. Bd. 19. 1888. p. 293.
*) Vergl. p. 2 — 3 der vorliegenden Arbeit.
6) Es handelt sich hier immer nur um die ältere Arbeit Bonniers
(1880). Auf die neuere (1893) kommen wir erst später zu sprechen.
«) Vergl. Schmitz, .1.. Üb. d. Eigenwärme der Pfl. [Inaug.-Diss.] Jena
1870. p. 39.
') Saussure, Tlieod. de, Kecherches chimiques sur la Vegetation. 1804.
(§ 2.)
8) H. Kodewald gibt folgende Zusammensetzung d. Stärke an: 0 48,15%;
C 44,44 °/0; H 7,41%. — Vergl. Kodewald, H., Journ. f. Landw. Bd. 31.
1883. p. 412.
Le ick, Über Wärmeproduktion bei keimenden Samen.
32 i
1) Erbse: 44,0°/0 0
49,8% C .
6,3% H
2) Weizen: 45,7% 0
48,8% C
5.5 % H
3) Mais: 54,6 % 0
40,0% C
6,2% H
4) Bohne: 49,1 % 0
44,4% C
6.5 % H
Das Atmungsmaterial der Bohne würde demnach ziemlich genau
die Zusammensetzung der Stärke zeigen. Bei Erbse und Weizen
dagegen scheinen neben der Stärke auch noch geringe Mengen
von sauerstoffärmeren Körpern (etwa Fette, Öle) in Betracht zu
kommen. Im übrigen ist die Exaktheit der Analyse nicht der-
artig, daß wir eine genaue Uebereinstimmung in allen Fällen er-
warten dürften. Wir können hiernach wohl als erwiesen ansehen,
daß bei Erbse, Weizen, Mais und Bohne in erster Linie Stärke
veratmet worden ist. Dann aber sind wir in der Lage, mit Hilfe
der Verbrennungswärme der Stärke bedeutend zuverlässigere
Werte für den tatsächlichen Energieumsatz als die oben ange-
führten zu berechnen. Die Verbrennungswärme des Erbsenmehls
beträgt nach den Untersuchungen Franklands 3936 Kal.1) Wei-
zen-, Mais- und Bohnenmehl können keine sehr wesentliche Ab-
weichung von dieser Verbrennungswärme aufweisen. Für Kar-
toffel- und Reisstärke wurde eine mittlere Verbrennungswärme
von 4116 Kal. festgestellt.2) Für unsere Berechnung, in der es
sich ja doch nur um angenäherte Werte handelt, genügt es, 4000
Kal. als Verbrennungswärme zu Grunde zu legen. Daß die so ge-
wonnenen Zahlen doch immer nur sehr bedingte Gültigkeit be-
sitzen, geht daraus hervor, daß neben Stärke sehr wohl auch noch
geringe Mengen anderer Substanzen mit einer viel beträchtlicheren
Verbrennungswärme oxydiert sein können.
I. 10 Erbsen; 26 Tage Keimzeit.
Verlust an C -)- H -f- 0 = 1,139 g;
gesamte Verbrennungswärme = 4483 Kal. (7062) ;3)
jede Erbse produzierte also pro Tag 17,3 Kal. (27,2).
II. 46 Weizenkörner; 20 Tage Keimzeit.
Verlust an C + H -f- 0 = 0,953 g;
gesamte Verbrennungswärme = 3812 Kal. (5549);
jedes Weizenkorn produzierte also pro Tag 4,1 Kal. (6,0).
III. 1 Maiskorn; 20 Tage Keimzeit.
Verlust an C -j- H -|- 0 = 0,2306 g;
gesamte Verbrennungswärme = 922 Kal. (1218);
das Maiskorn produzierte also pro Tag 46,1 Kal. (60,9).
*) Frankland, Jahresber. f. Cbem. 1866. p. 734. — Vergl. auch: Ro-
de wald, H., Journ. f. Landw. Bd. 31. 1883. p. 439.
2) Vergl. Landw. Jabrb. Bd. 13. 1884. p. 554.
») In Klammern sind die früher berechneten Werte beigefügt.
Beihefte Bot. Centralbl. Bd. XXXIII. Abt. I. Heft 3. 21
322
Lcick, Über Wärmeproduktion bei keimenden Samen.
IV. 1 Bohne; 26 Tage Keimzeit.
Verlust an C + H -j- 0 = 0,3596 g;
gesamte Verbrennungswärme = 1438 Kal. ( — );
die Bohne produzierte also pro Tag 55,3 Kal. ( — ).
Die große Verschiedenheit der vorstehenden Werte erklärt
sich wohl in der Hauptsache aus der stark voneinander abwei-
chenden Größe der Samen. Dabei ist zu beachten, daß das Volu-
men des Samens nach zwei Richtungen hin in Betracht kommt.
Der größere Samen zeigt einmal eine größere Anzahl atmender
Zellen, zum anderen aber auch einen größeren Vorrat an Atmungs-
material, der es ermöglicht, viele Tage hindurch die gleiche At-
mungsintensität zu unterhalten. Während ein Weizenkorn nach
20 Tagen Keimzeit nur noch eine sehr geringe Menge von Koh-
lenhj'draten besitzt, zeigt die Bohne selbst nach 26 Tagen noch
einen reichen Vorrat von Reservestoffen. Es unterliegt also
keinem Zweifel, daß die mittlere Atmungsintensität bei großen
Samen ungleich beträchtlicher ausfallen muß als bei kleinen. Da-
mit stimmen die — allerdings im höchsten Grade anfechtbaren —
Resultate Bonniers überein.1) Weizenkeimlinge, deren Wurzeln
durchschnittlich 1,5 cm, und deren Sprossen ca 1 cm maßen,
wiesen trotz einer Keimzeit von nur wenigen Tagen pro 1 kg
und pro 1 Min. eine Wärmeentbindung von nur 20 Kal. auf.
Keimende Maissamen dagegen produzierten pro 1 kg und pro
1 Min. nach 7 Tagen noch 138 Kal. und nach 15 Tagen sogar
noch 90 Kal.
Wesentlich anders liegen die Verhältnisse bei öl- und fett-
haltigen Samen.2) Die Speicherung fetter öle gehört durchaus
nicht zu den Seltenheiten, sondern scheint bei der Mehrzahl der
Samen wenigstens in geringem Umfange stattzufinden. Bei
manchen Samen stellen die Fette sogar die Hauptmasse des Re-
servematerials dar. Folgende Zusammenstellung mag als Beweis
dienen:3)
1. Mandel: 53,68 ®/0 Fett
2. Haselnuß: 66,47 °/0 „
3. Mohnsamen: 47.69% »
4. Kokosnuß: 67,00% „
Diese Fette können teils als plastische, teils als trophische
Stoffe Verwendung finden. Da fetthaltige Samen während der
Keimung stets eine nicht unbeträchtliche Menge von Fettsäuren
(etwa Palmitinsäure, Stearinsäure, Arachninsäure, Ölsäure, Eru-
l) Bonnier, G., Recherches sur la ckaleur vegetale. (Ann. d. scienc.
nat. Ser. 7. Botan. T. 18. 1893. p. 23).
*) Detmer, W., Keimung ölhaltiger Samen. Jena 1875. — Detmer, W.,
Vergleichende Physiologie des Keimungsprozesses. Jena 1880. — Schmitz, J.,
Üb. die Eigenwärme der Pflanzen. [Inaug.-Diss]. Jena 1870. p. 39 — 41.
3) Jost, L., Vorlesungen üb. Pflanzenphys. 2. Aull. Jena 1908. p. 181.
Leick, Über Wärmeproduktion bei keimenden Samen.
323
kasäure usw.)1) enthalten,2) so haben wir uns vorznstellen, daß
durch die enzymatische Wirkung der Lipase eine hydrolytische
Spaltung der Fette in Glyzerin und Fettsäure herbeigeführt wird.
Die weitere Umwandlung dieser Spaltungsprodukte kann ohne
Zweifel verschiedene Wege einschlagen. Durch mikroskopische
Untersuchungen wurde bereits von Julius Sachs3 * *) festgestellt
daß die Fette und ihre Spaltungsprodukte nicht selten zu Kohlen-
hydraten oxydiert werden. Diese können dann durch weitere
Sauerstoffaufnahme in Kohlendioxyd verwandelt werden oder auch
in Form von Cellulose dem Aufbau von Zellmembranen dienen.
Werden im Atmungsprozeß nur Kohlenhydrate der physiologischen
Verbrennung unterworfen, so ist die Menge des gebildeten Koh-
lendioxydes genau gleich der Menge des absorbierten Sauerstoffes.
Das Gesamtvolumen einer limitierten Luftmenge wird also durch
den Atmungsgaswechsel nicht verändert. Dementsprechend zeigt
der Respirationsquotient
CO_a
02
den Wert
!.*)•
Nun aber wurde be-
reits durch Theodore de Saussure nachgewiesen, daß der Respi-
rationsquotient in sehr vielen Fällen von dem Normalwerte 1 ab-
weicht und namentlich bei der Keimung ölhaltiger Samen stets
sehr viel kleiner (bis 0,3) ausfällt,6) Dieses Ergebnis ist dann
später durch zahlreiche Forschungen bestätigt worden. 6) So haben
namentlich Bonnier und Mangin7) genaue Untersuchungen über
*) Eine vollständige Aufzählung der in Pflanzen vorkommenden Fett-
säuren findet sich in Czapek, F., Biochemie der Pflanzen. 1913. Bd. 1. p. 106.
2) Yergl. Schmidt, R. H., Flora od. Allg. bot. Zeitg. Bd. 74. 1891.
p. 300.
3) Sachs, J., Bot. Ztg. Bd. 17. 1859. p. 177.
■*) Saussure, Th.de, Recherches chimiques sur la Vegetation. Übersetzt
von Voigt. 1804. — Im übrigen läßt sich aus der Tatsache, daß der Respira-
tionsquotient = 1 ist, nicht mit Sichei'heit darauf schließen, daß nur Kohlen-
hydrate zur Veratmung gelangt sind. Es ist sehr wohl denkbar, daß verschie-
dene Stoffe bis zu verschiedenen Grenzen oxydiert werden, sodaß dadurch das
C02
Verhältnis - q den Wert 1 annimmt. — Vergl. Jost, L., Vorl. üb. Pflanzen-
phys. 2. Aufl. Jena 1908. p. 227.
6) Saussure, Th. de, De l’alteration de l'air par la germination. (Mem.
de la soc. d. phys. et d’hist. nat. de Geneve. T. 6. 1833. p. 547 u. 554.) —
Teilweise abgedruckt in : Ann. d. scienc. nat. Ser. 2. Botan. Paris 1834.
p. 270 ff. — Saussure, Th. de, Bibi, univers. de Geneve. Bd. 40. 1842.
p. 368.
6) Ich verweise auf: Godlewski, Jahrb.' f. wiss. Bot. Bd. 13. 1882.
p. 491. — Deherain et Maquenne, Compt. rend. T. 101. 1885. p. 887.
— Palladin, Ber. d. deutsch, bot. Gesellsch. 1886. p. 327. — Jumelle, Rev.
gener. de botan. T. 4. 1892. p. 112. — Jönsson, Compt. rend. T. 109.
1894. p. 440. — Purjewicz, Bot. Centralbl. Bd. 58. 1894. p. 372. — Hesse,
Zeitschr. f. Hyg. Bd. 15. 1893. p. 17. — - Mesnard, Ann. d. scienc. nat. Ser.
7. Bot. T. 18. 1893. p. 295. — Richards, Ann. of Bot. Vol. 10. 1896. p. 577.
’) Bonnier, G., et Mangin, L., Ann. d. scienc. nat. Ser. 6. Bot. T. 17.
1884. p. 209. — T. 18. p. 293—381. — T. 19. p. 218. — Ser. 7. T. 2.
1886. p. 315 u. 365. — T. 3. p. 5. — Vergl. auch: Pfeffer, W., Handb. d.
Pflanzenphys. 2. Aufl. Bd. 1. 1897. p. 534. — Jost, L., Vorl. üb. Pflanzen-
phys. 2. Aufl. Jena 1908. p. 230.
21
324
Le ick, Übei- Wärmeproduktion bei keimenden Samen.
den Gaswechsel keimender Samen angestellt, die für Linum usi-
tatissimum an successiven Tagen folgende Werte ergaben: Respi-
rationsquotient = 0,30; 0,34; 0,39; 0,40; 0,63; 0,64. In welcher
Weise ist das Überwiegen der Sauerstoffabsorption zu erklären ? *)
Auf jeden Fall müssen unvollkommene Verbrennungen stattge-
funden haben. Entweder ist ein Teil der fetten öle nur bis zu
Kohlenhydraten oder aber ein Teil der Kohlenhydrate nur bis zu
Sauerstoff reicheren Säuren (etwa Oxalsäure) oxydiert worden.
Natürlich können auch beide unvollkommenen Oxydationen neben-
einander stattgefunden haben. Die Bildung von Oxalsäure als in-
termediärem Atmungsprodukt scheint bei den höheren wie bei den
niederen Pflanzen weit verbreitet zu sein,* 1 2) pflegt aber unter nor-
malen Verhältnissen keinen großen Umfang anzunehmen. Eine
Ausnahme machen nur die Crassulaceen, bei denen während der
Nacht eine beträchtliche Ansäuerung stattflndet, die am Tage
wieder ausgeglichen wird. Bei ihnen muß also der Respirations-
quotient im Dunkeln einen kleineren Wert als 1 aufweisen, im
Hellen dagegen einen größeren.3) Bei der Keimung ölhaltiger
Samen ist der Sachverhalt ein anderer. Experimentell wurde
festgestellt, daß die Fette und Öle vielfach zu Kohlenhydraten
(Stärke, Zucker, Cellulose) oxydiert werden.4 *) Nach den Unter-
suchungen von Ed. Peters über die Keimung von Cucurbita
Pepo stellt sich die Stoffumwandlung während der Keimung folgen-
dermaßen dar : 6)
1000 Samen
Cucurbita
Pepo enthalten:
Bestandteile
Vor der
I. Keim-
II. Keim-
III. Keim-
Keimung
periode
periode
periode 8)
öl:
136,65
103.51
56,43
12,98
Zucker:
Spuren
3.81
9,48
12,80
Gummi (Dextrin):
?»
2,56^
3,55
6.13
Stärke :
0
8.89
17,50
6,63
Cellulose:
8,34
9.33
12,23
21,20
l) Die Sauerstoffaufnahme kann so beträchtlich sein, daß allein durch
sie eine Gewichtszunahme der Trockensubstanz zustande kommt. — Vergl.
Detmer, W., Physiologie d. Keimung. Jena 1880. p. 335.
*) Das ergibt sich schon aus dem sehr häufigen Vorkommen von oxal-
saurem Kalk.
3) Vergl. Aubert. Rev. gener. de botan. T. 4. 1892. p. 330. — Vergl.
auch p. 17 der vorliegenden Arbeit.
“) Vergl. p. 15 der vorliegenden Arbeit.
s) Peters, Ed., Zur Keimungsgeschichte des Kürbissamens. (Die landw.
Versuchs-Stat. 1861. p. 1. H. 7.) — Sachs, Jul., Handb. d. Experimental-Phy-
siol. d. Pfl. Leipzig 1865. p. 363—366.
8) Die 3 Keimperioden werden von Ed. Peters wie folgt unterschieden:
1. Keim periode: Hauptwurzel noch unverzweigt. 2 — 4 cm lang, hy-
pocotyles Glied sehr kurz, Cotyledonen noch in der Samenschale.
2. Keimperiode: 2 6 Nebenwurzeln von 2 — 3 cm Länge, hypocotyles
Glied beginnt sich zu strecken, Cotyledonen an der Basis grün.
3. Keimperiode: Keimwurzelsystem entwickelt, hypowüyles Glied ge-
streckt. Cotyledonen ausgebreitet und grün. Laubblätter beginnen sich zu ent-
falten.
Leick, Über Wärmeproduktion bei keimenden Samen.
325
Was lehrt uns diese Zusammenstellung? Der Ölgehalt nimmt
während der Keimung schnell bis auf ’/s ab, -während der Ge-
halt an Zucker, Gummi und Cellulose fortwährend zunimmt. Stärke
fehlt im ruhenden Samen völlig, erscheint aber zu Beginn der
Keimung in ziemlich beträchtlicher, schnell wachsender Menge,
um dann im letzten Keimstadium wieder zum guten Teile zu ver-
schwinden. Wenn wir auch zugeben müssen, daß die Versuche
insofern nicht ganz einwandfrei sind, als gegen Ende des Kei-
mungsprozesses infolge des Lichtzutrittes die Assimilationstätig-
keit begann, so geht doch aus dem gesamten Verlaufe der Kei-
mung mit überzeugender Klarheit hervor, daß zunächst die Fette
zu Kohlenhydraten — besonders Stärke — oxydiert werden, und
daß dann wenigstens ein Teil der Stärke einer vollständigen Ver-
brennung anheimfällt. Hiermit stimmt die oben angeführte Tat-
sache,1) daß der Respirationsquotient mit fortschreitender Ent-
wickelung dem Werte 1 immer näher kommt, aufs beste überein.
Ferner muß, wenn unsere Auffassung den Tatsachen entspricht,
der Respirationsquotient von Ölpflanzen, die zur Fruktifikation
schreiten, erheblich größer als 1 ausfallen, da jetzt genau der
umgekehrte Prozeß wie bei der Keimung eintritt, nämlich die
Bildung von Öl aus sauerstoffreicheren Verbindungen (Kohlenhy-
draten). Tatsächlich ist an verschiedenen Objekten ein derartiger
Nachweis gelungen. So fand Gerber2) bei Ricinus zur Zeit der
Fruchtbildung den
Quotienten
C02
Oa
bis zu 4,71.
Schließlich sei
auch noch auf die Ernährungsversuche an Pilzen hingewiesen, die
ebenfalls ein übereinstimmendes Resultat ergaben. Penicüliurn
glaucum zeigte bei Ernährung mit Zucker den Respirationsquo-
tienten 1, bei Ernährung mit Äthylamin, also einer sauerstoff-
ärmeren Verbindung, 0,67, bei Ernährung mit Weinsäure, die be-
kanntlich mehr Sauerstoff enthält als die Kohlenhydrate, dagegen
2,9. 3) Damit haben wir wenigstens in großen Zügen eine Über-
sicht über die wichtigsten Stoffumsetzungen beim Keimungsprozeß
ölhaltiger Samen gewonnen, und wir können nun der Frage näher-
treten, ob wir uns nicht auch einen Einblick in den quantitativen
Verlauf der den Stoffwechsel begleitenden Energietransformationen
verschaffen können. Gelingt uns das, so wird damit auch zugleich
das Problem der Wärmeproduktion seiner Lösung nähergebracht.
Von vornherein ergibt sich als Forderung aus unserer Darstellung
des Keimungsprozesses, daß die ölhaltigen Samen entsprechend der
doppelten Oxydation (Öl zu Kohlenhydrat, Kohlenhydrat zu Koh-
lensäure), die sich in ihnen vollzieht, eine beträchtlichere Wärme-
entbindung und damit auch eine beträchtlichere Temperaturstei-
gerung aufweisen müssen, als vorwiegend stärkehaltige Samen.
1) Yergl. p. 16 der vorliegenden Arbeit.
*) Gerber, Congr. intern, de bot. Paris. Compt. rend. 1900. p. 55. —
Vergl. Jost, Ludw. , Vorl. üb. Pflanzenpbys. 2. Aufl. Jena 1908. p. 230.
*) Diakonow, Ber. d. deutsch, bot. Gesellsch. 1887. p. 115. — Yergl. Pfef-
fer, W., Handb. d. Pflanzenphys. 2. Aufl. Bd. 1. 1897. p. 534. — Purje-
witsz, Jabrb. f. vviss. Bot. Bd. 35. 1900. p. 573.
Leick, Über Wärmeproduktion bei keimenden Samen.
326
Nun ging tatsächlich bereits aus den Untersuchungen Göpperts
hervor, daß die höchste Eigenwärme den ölhaltigen Samen von
Brassica napus zukommt. ') Dadurch haben wir bereits ein qua-
litatives Bild von der in Frage stehenden Erscheinung erhalten.
Gelingt cs nun nicht, in ähnlicher Weise, wie wir es bei stärke-
haltigen Samen versuchten, auf Grund der Stoffumsetzungen und
der Verbrennungswärmen der in Betracht kommenden Substanzen
durch Berechnung eine annähernd quantitative Einsicht in den
Energiehaushalt zu gewinnen? Sehen wir zu! Die sehr zuver-
lässigen und sorgfältigen Angaben von Ed. Peters über Cucur-
bita Pepo* 2) unterrichten uns für jede Keim periode von dem Ver-
lust au öl und dem Gewinn au Kohlenhydraten. Bezeichne ich
die Verbrennungswärme des Öles mit A, diejenige des Zuckers
mit a, des Gummis mit b, der Stärke mit c und der Cellulose mit
d, so würde sich die Berechnung der tatsächlichen Energieent-
bindung (nicht ohne weiteres der Wärmeproduktion gleichzusetzen !)
folgendermaßen gestalten:3)
I. Keimungsperiode (ca 5 Tage) für 1000 Kürbissamen:
Verlust an Öl:
136,65 —
103,51 =
33,14 g;
Gewinn an Zucker:
3.81 —
0.01«)=
3,80 g;
Gewinn an Gummi
/Dextrin) :
2,56 —
0,01 4)=
2,55 g;
Gewinn an Stärke:
8,89 -
0,00 =
8,89 g;
Gewinn an Cellulose:
9,33 —
8,34 =
0,99 g.
Von 1000 Kürbissamen wurden also während der I. Keimungs-
periode produziert: 33.14 A — (3,8 a + 2,55 b — j— 8.89 c -j- 0,99
d) Kal. Wir haben nun die mit A. a, b. c und d bezeichneteu
Verbrenuungswärmeu festzustellen. Wir benutzen dazu die von
F. Stohmann und seinen Mitarbeitern bestimmten Werte:5)
Verbrennungswärme A: öl.
Leinöl 9302 Kal.
Olivenöl 9314 „
Olivenöl 9455 „
Mohnöl 9431 „
Rüböl 9481 „
Rüböl 9602 „
') Vergl. p. 8 — 9 der vorliegenden Arbeit.
*) Yergl. p. 16 der vorliegenden Arbeit.
*) Vergl. Schmitz, J., 1. c. 1870. p. 41.
4) Für die Angabe , Spuren “ habe ich 0,01 g gesetzt.
s) Stohmann, F., Kalorimetrische Untersuchungen: I. Stohmann, F.
u. Rechenberg, C. v., Die kalorimetrische Untersuchungsmethode. II. Stoh-
mann, F., Rechenberg, C. v., Wilsing, H., u. Rodatz, P., Die Wärme-
werte der wichtigsten Nährstoffe und Körperbestandteile. (Landw. Jahrb. Bd. 13.
1884. p. 513—581).
Leick. ('her Warmeproduktion bei keimenden Samen.
327
Ätherischer Extrakt aus:
Leinsamen 9080 Kal.
Hanfsamen 9100 „
Mohnsamen 9269 „
Senfsamen 9352 „
Kapssamen 9404 „
Rübsensamen 9449 „
Das öl des Kürbissaraens muß eine g anz ähnliche Verbreu -
nungswärme aufweisen. Wir nehmen als angenäherten Wert
9400 Kal. au.
Verbrennungswärme a: Zucker.
Dextrose 3692 Kal.
Laktose 3659 „
Arabinose 3695 „
Milchzucker 3667 „
Wir nehmen als angenäherten Wert 3600 Kal. an.
Verbrennungswärme b: Gummi (Dextrin).
Stärkegummi oder Dextrin ist ein Kohlenhydrat, das als
Zwischenprodukt bei der Umwandlung von Stärke in Zucker auf-
tritt. \\ ir können also wohl annehmen, daß seine Verbrennungs-
wärme ungefähr die Mitte hält zwischen den Verbrennungswärmen
von Zucker und Stärke.
Zucker 3600 Kal.
Stärke 4116 „
Als Zwischen wert wollen wir 3900 Kal. wählen.
Verbrenuungswäriue c: Stärke.
Stärke 4116 Kal.
Wir runden ab auf 4100 Kal.
* Verbrennungswärme d: Cellulose.
Cellulose 4146 Kal.
Wir runden ab auf 4150 Kal.
Demnach haben wir folgende Rechnung auszuführen:
33,14 • 9400 — (3,8 • 3600 + 2,55 • 3900 + 8,89 • 4100 + 0,99 •
4150) Kal. = 311516 — (13680 -f 9945 + 36449 -f- 4108,5) Kal. =
311516 — 64182,5 Kal. = 247333,5 Kal.
Jeder Samen produzierte mithin während der ersten Keimuugs-
periode ca 247 Kal. Da diese Periode mit 5 Tagen sicherlich
hoch genug geschätzt ist, x) dürfte die Energieentbindung pro
Samen und pro Tag annähernd 50 Kal. betragen.
Wir führen jetzt die gleiche Rechnung auch für die beiden
folgenden Keimungsstadien und für die gesamte Keimzeit durch:
l) Vergl. p. 16 der vorliegenden Arbeit.
328
Leick, Über Wärmeproduktion bei keimenden Samen.
II. Keimungsperiode (ca 5 Tage) für 1000 Kürbissamen:
Verlust an öl: 103,51 - 56,43 = 47,08 g;
Gewinn an Zucker: 9,48 — 3,81 = 5,67 g;
Gewinn an Gummi
(Dextrin): 3,55 — 2,56 = 0,99 g;
Gewinn an Stärke: 17,50 — 8,89 = 8,61 g;
Gewinn an Cellulose: 12,23 — 9,33 = 2,90 g.
Von 1000 Kürbissamen wurden während der II. Keimungsperiode produziert:
47,08 A — (5,67 a + 0,99 b + 8,61 c + 2,90 d) Kal. =
47,08 • 9400 — (5,67 • 3600 + 0,99 ■ 3900 + 8,61 • 4100 + 2,9 •
4150) Kal. = 442552 — 71609 Kal. = 370943 Kal.
.Jeder Samen produzierte demnach während der II. Keimungs-
periode ca 371 Kal. Nehmen wir auch für dieses Stadium 5 Tage
in Anspruch, so ergibt sich pro Tag und pro Samen eine Pro-
duktion von ungefähr 74,2 Kal.
III. Keimungsperiode (ca 6 Tage) für 1000 Kürbissamen:
Verlust an Öl; 56,43 — 12,98 = 43,45 g;
Verlust an Stärke: 17,50 — 6,63 = 10,87 g;
Gewinn an Zucker: 12,80 — 9,48 = 3,32 g;
Gewinn an Gummi
(Dextrin): 6,13 — 3,55 = 2,58 g;
Gewinn an Cellulose: 21,20 — 12,23 = 8,97 g.
Von 1000 Kürbissamen wurden während der III. Keimungsperiode produziert:
(43,45 A + 10,87 c) — (3,32 a + 2,58 b + 8,97 d) Kal. =
(43,45 • 9400 + 10,87 • 4100) - (3,32 • 3600 + 2,28 • 3900 + 8,97 •
4150) Kal. = 452997 — 58069,5 Kal. = 394927,5 Kal.
In jedem Kürbissamen wurden also während der III. Kei-
mungsperiode ungefähr 395 Kal. entbunden. Wir werden kaum
fehlgehen, wenn wir diesem Stadium eine Dauer von etwa 6 Tagen
zuschreiben. Dann würde jeder Samen pro Tag ca 66 Kal. pro-
duziert haben. In diesem Entwickelungstadium macht sich viel-
leicht schon der Einfluß der Assimilation störend bemerkbar, ') so
daß das Resultat noch unzuverlässiger ist als die vorhergehenden.
IV. Die gesamte Keimzeit (ca 16 Tage).
Als Mittelwert für die tägliche Energieentbindung eines
Kürbissamens während der gesamten Dauer der Keimung ergeben
sich: 63,4 Kal.
Vergleichen wir dieses Resultat mit den entsprechenden
Werten bei stärkehaltigen Samen,2) so sehen wir sofort, daß öl-
haltige Samen eine durchweg beträchtlichere Energieentbindung
9 Vergl. p. 16 der vorliegenden Arbeit.
*) Vergl. p. 13 — 14 der vorliegenden Arbeit.
Leick, Über Wärmeproduktion bei keimenden Samen.
329
aufweisen. Ein derartiges Ergebnis steht aber im besten Ein-
klänge mit der Tatsache, daß bei der Keimung von Ölsamen eine
höhere Eigenwärme auftritt als bei Stärkesamen. Die Erschei-
nung findet ihre Erklärung in der zweifachen Oxydation, die in
ölhaltigen Samen notwendig statthaben muß. Es bedarf wohl
kaum einer nochmaligen Erwähnung, daß die vorstehend berech-
neten Zahlen keine absolute Gültigkeit beanspruchen, sondern nur
als Annäherungswerte aufzufassen sind.
Schließlich lehrt uns das Beispiel der ölhaltigen Samen noch,
daß die AVärmeentwickelung durchaus nicht immer der Kohlen-
säureabgabe proportional zu sein braucht. Fällt der Respirations-
. COj., . , , A gemessene Wärme
quotient n kleiner als 1 aus, so muß der Quotient
0,
größer als 1 sein, und umgekehrt, wenn
C0S
0 2
berechnete Wärme
größer als 1 ist, so
0 gemessene Warme ... . „ ....
muß ° kleiner als 1 sein. Eine ungefähre Uber-
berechnete Warme
einstimmung zwischen der empirischen Wärmeproduktion und der
aus der Kohlensäureentwickelung berechneten ist nur dann zu er-
warten, wenn die Messungen sich über einen langen Zeitraum er-
strecken, so daß man annehmen kann, daß die verschiedensinnigen
Differenzen sich gegenseitig ausgeglichen haben. Q
Bei den Untersuchungen von Julius Wiesner (1871, 1872)* 2)
wurden neben Temperaturmessungen auch Kohlen säurebestim-
mungen ausgeführt. Leider erfolgten diese in sehr unregelmäßigen
Zeitabständen und mit einer wechselnden Samenmenge, so daß sie
zu quantitativen Berechnungen nicht verwendet werden können.
Als Untersuchungsobjekte dienten die Samen von Mais, Gerste, Hafer,
Weizen, Hanf und verschiedenen Nadelhölzern.3) 0,5 kg Hanf-
samen wurden in einen Musselinbeutel getan und in Wasser ge-
hängt, das die Temperatur der Umgebung besaß. Nach kurzer
Zeit wurde das Wasser abgegossen und ein Thermometer in der
.Mitte der Samenmasse befestigt. Die Außentemperatur wurde
möglichst konstant gehalten. Am 5. Keimtagc stellte man das Maxi-
mum mit 7,5 0 Temperaturüberschuß fest. Ein Versuch, der in
gleicher Weise mit 0.25 kg Gerste ausgeführt wurde, zeigte eben-
falls am 5. Tage der Keimung das Eigenwärmemaximum mit
4,7°. Leider sind die beiden Versuchsreihen infolge der ver-
schiedenen Gewichtsmengen und der erheblich voneinander ab-
weichenden Außentemperaturen 4) nicht unmittelbar miteinander
*) Vergl. Rodewald, H., Quantitative Untersuchungen über die Wärme-
und Kohlensäureabgabe atmender Pflanzenteile. (Pringsh. Jahrb. f. wies. Bot.
Bd. 18. 1887. p. 343-344.)
J) XViesner, J., Experimental-Untersuchungen über die Keimung der
Samen. ^Sitzungsber. d. Kais. Akad. d. Wissensch. zu Wien. Bd. 64. Abt. I.
1871. p. 415 — 433.) — Wiesner, J., Gang der Temperatur und Ursachen der
Erwärmung beim Keimen. (Landw. Versucbs-Stat. Bd. 15. 1872. p. 135 ff.)
3) z. B. Pinus laricio und Pinus silvestris.
4) Der Hanf keimte bei ca -f- 15,5° C, die Gerste dagegen bei ca
+ 20,0» C.
330
1, nick. Über Wärmeproduktion bei keimenden Samen.
vergleichbar. Immerhin sehen wir auch liier, daß die Wärmepro-
duktion in den ölhaltigen Hanfsamen beträchtlicher ausfällt als in
den mit Stärke gefüllten Gerstensamcn. Denn wenn auch die
verwendete Samenmenge im letzten Falle eine geringere war. so
reicht dieser Umstand doch nicht hin, um die große Differenz der
Eigenwärmen zu erklären, zumal da die Keimung der Gerste sich
bei höherer Temperatur vollzog. Das wichtigste Ergebnis der
Wiesne rschen Untersuchungen ist darin zu erblicken, daß hier
zum ersten Male experimentell die Tatsache festgestellt wurde,
daß während des ersten Keimungsstadiums die durch den Quel-
lungsprozeß hervorgerufene Wärmeproduktion den Temperaturzu-
stand sehr wesentlich beeinflußt. Die Eigenwärme macht sich
bald nach der Befeuchtung der Samen bemerkbar, während Sauer-
stoffaufnahme und Kohlensäureabgabe erst nach Stunden in die
Erscheinung treten. Ein Beispiel mag hier zur Erläuterung folgen: J)
0,5 g Hanfsamen ,
, 1. Juni.
Zeit.
Temperaturüberschuß.
Gebildete CO, i
8 Uhr
vorm.
+ 0,0»
0.0 mg
8»» ,
TI
+ 0,2* *
—
9 „
n
+ 0,4»
—
9'°
„
—
0.0 mg
io I
„
+ 0,7»
0,0 ,
11 »
„
+ 1,1°
0.0 ,
12 Uhr
mittags
+ 2,2»
0.0 „
1 ,
nachm.
+ 2,5»
1,0 ,
Nachdem Wiesner noch eine ganze Reihe von Experimenten
mit gemahlenen Samen ausgeführt hatte, die bei der Berührung
mit Wasser ausnahmslos eine temporäre Erwärmung aufwiesen. a)
kam er zu folgendem Schlüsse: „Aus den im vorgehenden mit-
geteilten Beobachtungen geht mit aller Bestimmtheit hervor, daß
beim Keimen der Samen die COa-Bildung später als die Wärme-
entwicklung eintritt, woraus sich ergibt, daß die COa-Bildung nicht
die einzige beim Keimakte beteiligte Wärmequelle bildet. Die
oben angeführten Beobachtungen lehren ferner, daß eine weitere
Wärmequelle in der Wasseraufnahme der Samen zu suchen ist.
Die mit Wasser in Berührung kommenden Samen verdichten
nämlich das in ihre Gewebe eintretende Wasser, wobei Wärme
frei wird. Die ersten beim Keimakte freiwerdenden Wärmemen-
gen werden wohl bloß durch diese Wasserverdichtuug hervorge-
rufen."8)
Wiesner stellte auch den durch die Keimung hervorge-
rufenen Substanzverlust fest. Es ergaben sich folgende Werte:
*) Vergl. Wiesner, J.. 1. c. 1871.
Vergl. p. 6 der vorliegenden Arbeit.
*) Vergl. Wiesner, .1.. 1. c. 1871.
Leiek, Über Wärmeproduktion bpi keimenden Samen.
331
I. Trockengewicht von 166 Hanfkörnern: 2,709 g;
„ „ 166 Hanfkeimlingen: 1,364 g;
Verlust an Trockensubstanz: 1,345 g = 49 °/0.
(Keimzeit 5 Tage).
II. Trockengewicht von 63 Gerstenkörnern: 1,793 g;
, ,63 Gerstenkeimlingen: 1,431 g;
Verlust an Trockensubstanz: 0,362 g = 200/„.
(Keimzeit 6 Tage).
Im Gerstensamen ist fast ausschließlich Stärke magaziniert.
Nach unseren früheren Auseinandersetzungen dürfen wir annehmen,
daß hier als Atmungsmaterial nur Stärke wesentlich in Betracht
kommt. Nehmen wir als Verbrennungswärme dieser Substanz
4100 Kal. an, *) so erhalten wir die von 63 Samen in 6 Keim-
tagen entbundene Energiemenge durch folgende Rechnung:
0,362 • 4100 = 1484,2 Kal.
oder pro Samen und pro Tag:
1484,2 : 378 = 3,93 Kal.
Vergleichen wir diesen Wert mit dem früher3) für Weizen
berechneten (4,1), so ergibt sich eine gute Uebereinstimmung.
Eine entsprechende Rechnung läßt sich für den Hanf nicht durch-
führen, da hier neben Stärke sicherlich auch eine ansehnliche Öl-
menge veratmet wird. Leider sind wir nicht imstande, die Rich-
tigkeit der Annahme, daß ausschließlich Stärke im Gerstensamen
veratmet wurde, dadurch zu beweisen, daß der Gehalt der exha-
lierten COa-Menge an Kohlenstoff der in dem verbrannten Stärke-
quantum enthaltenen Kohlenstoti'menge gleichkommt. Die Kohlen-
säurebestimmung wurde nämlich anfänglich mit einer größeren
Anzahl von Samen ausgeführt, so daß sie einen zu beträchtlichen
Wert aufweisen muß.
Von besonderer Bedeutung sind die Untersuchungen H. Ro-
dewalds (1883), 3) da hier nicht nur genaue Elemcntaranalysen
ausgeführt wurden, sondern auch eine direkte Bestimmung der
Verbrennungswärmen der Samensubstanz und der Keimlingssub-
stanz stattfand. Der Stoffumsatz wurde in folgender Weise er-
mittelt. Samen von Trifolium pratense wurden zunächst einer ge-
nauen Trockensubstanzbestimmung unterworfen. Dann wurde eine
Anzahl gleichartiger Samen unter den größten Vorsichtsmaßregeln,
durch welche eine Stoffaufnahme mit dem zugeführten Wasser
und eine Stoffproduktion durch assimilatorische Tätigkeit ver-
mieden wurde, bei 20° 25° zum Keimen gebracht. Nach 5 resp.
nach 9 Tagen wurden die Keimlinge im Trockenschrank bei 105°
*) Vergl. p. 19 der vorliegenden Arbeit.
2) Vergl. p. 13 der vorliegenden Arbeit.
3) Rodewald. H.. Über die Wechselbeziehungen zwischen Stoffumsatz
und Kraftumsatz in keimenden Samen. (Journ. f. Landw. Jahrg. 31. 1883. p.
407—439).
332
Leick, Über Wärmeproduktion bei keimenden Samen.
getrocknet, und dann ebenfalls einer Trockensubstanzbestimmung
unterworfen. Es ergaben sich folgende Verluste:
I. Versuch: 5 Keimtage.
Trockensubstanz der Samen:
„ der Keimlinge :
Verlust:
II. Versuch: 9 Keimtage.
Trockensubstanz der Samen:
„ der Keimlinge:
4,0924 g;
3,4865 g;
0.6059 g = 14.81 %.
3,8015 g:
2,8542 g;
Verlust: 0,9473 g = 24,92 °/0.
Die Atmungsverluste zeigten nachstehende prozentuale Zu-
sammensetzung:
I. Versuch:
0 41,31%
C 49,68%
H 9,01%
II. Versuch:
0 33,27%
C 57,88%
H 8,86 %
Vergleichen wir diese Werte mit der Zusammensetzung der
Stärke, J) so sehen wir, daß das Atmungsmaterial im ersten Falle an-
nähernd die Zusammensetzung der Stärke aufweist, im zweiten
Falle dagegen zuviel C und zu wenig 0 enthält. Es muß
hier also neben Stärke eine Substanz von der ungefähren Konsti-
tution der Fette veratmet sein. Machen wir die Annahme, es
handelte sich um ein Gemisch von 60 Teilen Stärke und 40 Teilen
Fett (Ölsäure Ci8 H34 Os), so würden wir folgende Zusammen-
setzung erhalten:
0
C
H
60 Teile Stärke: 28,92;
26,64;
4.44;
40 Teile Fett: 4,52;
30,64 ;
4,84;
100 Teile des Gemisches: 33,44;
57,28;
9,28;
Diese Werte würden mit denen des zweiten Versuches gut
übereinstimmen.
Wir wenden uns jetzt der Ermittelung des Kraftumsatzes zu.
Zunächst sind wir imstande, aus den oben festgestellten At-
mungsverlusten und aus den Verbrennungswärmen der verbrauch-
ten Substanzen die Kalorien zu berechnen, die von 1 g Trocken-
substanz pro Tag geliefert wurden. Die Rechnung würde sich
folgendermaßen gestalten:
I. V ersuch:
4.0924 g Trockensubstanz ergaben 0,6095 g Verlust in 5 Tagen;
0,6095
1 g Trockensubstanz ergab ^ 0924 & Verlust in 5 lagen;
0,6095
I g Trockensubstanz ergab 4^)024 ■ j R Verlust in 1 Tag.
) Vergl. p. 12 der vorliegenden Arbeit.
Leick, Über Wärmeproduktion bei keimenden Samen.
333
Das Atmungs material bestand aller Wahrscheinlichkeit nach
in der Hauptsache aus Stärke. Die Verbrennungs wärme der
Stärke beträgt rund 4100 Kal. ') Die Verbrennungswärme des
pro 1 g Trockensubstanz und pro Tag berechneten Substanzver-
lustes beträgt also:
0.6095 . 4100
4,0924 . 5
Kal. = 122,1 Kal.
II. Versuch:
3.8015 g Trockensubstanz ergaben 0.9473 g Verlust in 9 Tagen;
, , 0.9473
1 g 1 rockensubstanz ergab ^ g Verlust in 9 Tagen;
m , , 0-9473
1 g Trockensubstanz ergab 3 8015 • ;; g Verlust in 1 Tag.
Veratmet wurde in diesem Falle wahrscheinlich ein Gemisch,
bestehend aus ca 60 Teilen Stärke und 40 Teilen Fett.2) Die Ver-
brennungswärme dieses Gemisches setzt sich folgendermaßen zu-
sammen:
Stärke: 1 g 4100 Kal.; 0,6 g 2460 Kal.
Fett: 1 g 9400 „ 3) 0,4 g 3760 „
Verbrennungswärme der Gemisches: 6220 Kal.
Danach erhalten wir als Verbrennungswärme des pro 1 g
Trockensubstanz und pro 1 Tag berechneten Atmungsverlustes fol-
genden Wert:
0,9473 ' 6220
3,8015 • 9 Ka1, = 172,2 Kal
Diese so gewonnenen Werte geben an, wieviel Energieein-
heiten tatsächlich im Atmungsprozesse entbunden wurden. Die
verhältnismäßig hohen Zahlenwerte erklären sich wenigstens zum
Teil aus der hohen Temperatur der Umgebung (20° — 25°), durch
die ohne Zweifel eine sehr energische Atmung in die Wege ge-
leitet wurde. Es muß aber noch als sehr fraglich gelten, wie-
viel von dieser berechneten Energiemenge tatsächlich in die Er-
scheinung getreten ist. Wir können uns sehr wohl vorstellen, daß
ein Bruchteil der freiwerdenden Energie gleich wieder als che-
mische Energie beim Aufbau neuer Verbindungen, so namentlich
der hochmolekularen Eiwreißstoffe, Verwendung findet. Dadurch
würde der zurückbleibenden Substanzmenge eine Anreicherung an
Energie zuteil. Unsere Erfahrung, die uns lehrt, daß der At<
mungsprozeß für die Erhaltung des Lebens von absolut grundle-
gender Bedeutung ist, würde also gegen eine derartige Auffassung
‘) Vergl. p. 19 der vorliegenden Arbeit. — Der von Rodewald angege-
bene Wert (4479 Kal.) ist wahrscheinlich zu hoch gegriffen.
2) Vergl. p. 24 der vorliegenden Arbeit.
3) Vergl, p. 18-19 der vorliegenden Arbeit. — Rodewald nimmt als
Verbrennungswärme des Fettes nach C. v. Rechenberg (Journ. f. prakt. Chem.
Bd. 22. 1880.) 9886 Kal. an. Auch dieser Wert ist unzweifelhaft zu be-
trächtlich.
334
Leick. Über Wärmeproduktion bei keimenden Samen.
von der Bedeutung des Atmungsprozesses nichts einzuwenden
haben. Trotzdem dürfen wir der oben geschilderten Auffassung
natürlich erst dann Bedeutung beimessen, wenn sie auf experi-
mentellem Wege irgend eine Bestätigung erfahren hat. Wollen
wir also einen wirklichen Einblick in den Energiehaushalt ge-
winnen. so ist uns mit der Berechnung der transformierten Ener-
giemengen noch wenig geholfen. Wir hätten zunächst die Frage
aufzuwerfen: Wieviele von den in Freiheit gesetzten Energieein-
heiten sind zur Wärmeproduktion und zur Leistung mechanischer
Arbeit (namentlich Transpiration) ausgenutzt worden? Zur Ent-
scheidung dieser Frage schlägt Bode wald folgenden Weg ein Die
in Wärmebewegung transformierten und zu mechanischen Lei-
stungen verwendeten Energieeinheiten sind tatsächlich in Verlust
gegangen. Energieeinheiten aber, die sich beim Zustandekommen
neuer chemischer Verbindungen betätigten, müssen als solche in
der zurückbleibenden Substanz gebunden werden. Wenn es also
gelingt, die Verbrennungswärme der zu Anfang der Keimung vor-
handenen Trockensubstanz zu bestimmen und ebenso die Verbren-
nungswärme der am Schlüsse der Keimung gebildeten Substanz
der jungen Pflänzchen, so muß die Differenz zwischen diesen
beiden Verbrennungswärmen angeben, wieviele Kal. tatsächlich ver-
loren gegangen sind. Wohlgemerkt, die Größe der im Atmuugs-
prozesse vor sich gegangenen Energieumsetzungen kann hierbei
nicht zu Tage kommen, wenn nicht vorausgesetzt wird, daß die
gesamte Energie der physiologischen Oxydation der Wärmepro-
duktion oder unter Umständen auch der Leistung mechanischer Ar-
beit dienen soll.
Die experimentelle Prüfung der eben angedeuteten Fragen
hat mit sehr großen Schwierigkeiten zu kämpfen. In wirklich zu-
verlässiger Weise wurde sie zum ersten Male von Bodewald
durchgeführt. Das Verfahren war kurz folgendes: Die gemahlene
Substanz der Samen und später der Keimlinge wird mit der 7 1/2-
fachen Menge Kaliumchlorat J) unter Zusatz von Wasser aufs in-
nigste zu einem Teige verknetet, aus dem dann die zylinderför-
migen Verbrennungssätze hergestellt werden. Nachdem diese Ver-
brennungssätze sorgfältig getrocknet und genau gewogen sind,
werden sie an ihrem unteren Ende mit einem Zündsätze2) ver-
sehen und iu ein zu diesem Zwecke besonders konstruiertes Ver-
brennuugsgefäß3) gebracht. Den ganzen Apparat setzt man in
ein B unsensehes Eiskalorimeter, das mit einer umfangreichen
Konservierungsvorrichtung versehen ist. entzündet den Verbren-
nungssatz mit Hilfe eines Induktoriums und berechnet die entbun-
*) Ein ähnliches Verfahren wurde bereits von Frankland und später
von Stohmann (Journ. f. prakt. Chem. N. F. Bd. 19. 1879.) in Anwendung
gebracht.
J) Die Masse des Zündsatzes wurde gemischt aus 4 g Schwefelantimon,
4 g Kaliumchlorat und 0.2 g Zucker (als Klebstoff). — Vergl. Rode wald, H.,
1. e. 1883. p. 416.
*) Dieses Verbrennungsgefäß ist — ebenso wie das benutzte Kalorimeter —
in der zitierten Arbeit eingehend beschrieben und auf einer besonderen Tafel
abgebildet.
Leick, Über Wärmeproduktion bei keimenden Manien.
335
dene Wärmemenge aus dem Gewichte des Quecksilberschälchens.
Natürlich sind dann noch die nötigen Korrektionen anzubringen, da
mit der Pflanzensubstanz ja auch noch Kaliumchlorat und Zünd-
satz verbrannt worden sind. Das Ergebnis war folgendes:
I. Y ersuch:
Samen: 4,0924 g Trockensubstanz mit 20118 Kal.
Keimlinge: 3.4865 g „ , 18555 Kal.
Yeratmet : 0.6095 g Trockensubstanz mit 1563 Kal.
Auf 1 g der ursprünglichen Trockensubstanz kommen also in 5 Keim-
1563 T, ,
tagen 4,0924 Ral'
Auf 1 g der ursprünglichen Trockensubstanz kommen also in 1 Keim-
1563
tage 4D924-5 Kal‘ = 76,3 Kal.
11. V ersuch:
Samen : 3.8015 g Trockensubstanz mit 18688 Kal.
Keimlinge: 2,8542 g , , 13032 Kal.
Veratmet: 0,9473 g Trockensubstanz mit 5656 Kal.
Auf 1 g der ursprünglichen Trockensubstanz kommen also in 9 Keim
5656
tagen 3^015 KaL
Auf 1 g der ursprünglichen Trockensubstanz kommen also in 1 Keim-
5656
tage 3 golö . 9 RaR = 165,3 Kal.
Vergleichen wir diese Werte mit den vorher aus dem Sub-
stanzverlust berechneten1) (122,1 u. 172,2 Kal.), so sehen wir so-
fort, daß jene erheblich höher ausfallen. Demnach wird tatsäch-
lich eine geringere Energiemenge in Freiheit gesetzt, als dem
Substanzverluste entspricht. Es hat also eine Energiezunahme
der Kestsubstanz stattgefunden. Da es sehr wenig glaubhaft er-
scheint, daß während der Keimung von außen eine Energiezufuhr
stattgefunden haben kann,2) so bleibt uns nur die Annahme, daß
es sich um remanente Energie der physiologischen Oxydation han-
delt. Beim ersten Versuche würden nur 62,5 °/0 der berechneten
Energie wirklich abgegeben worden sein, bei dem zweiten da-
gegen 96,0 °/0. Es entsteht somit die Frage, welcher Art die
Energie bindenden Stoffumsetzungen waren. Daß solche stattge-
funden haben müssen, ist selbstverständlich, da sich der energe-
tische Wert eines ruhenden Systems nicht ändern kann. Zu-
nächst richten wir unser Augenmerk auf die Umwandlungspro-
dukte der Stärke. Stärke hat neben Cellulose die höchste Ver-
brennungswärme (nämlich Stärke 4116 Kal.. Cellulose 4146 Kal.), 3)
*) VergJ. p. 25 der vorliegenden Arbeit.
*) Die Keimung ging im Dunkeln vor sieb. Eine wirkliche Aneignung
einer von außen zugeführten Energiemenge findet wohl nur im Assimilations-
prozesse statt.
s) Vergl. Landw. Jahrb. Bd. 13. 1884. p. 580.
336
Leick, Über Wärmeproduktion bei keimenden Samen.
so daß durch die Entstehung eines neuen Kohlenhydrates aus
Stärke keine Energie gebunden werden kann. Verbindungen mit
höherem Kohlenstoffgehalt — wie Essigsäure, Propionsäure, Alkohol —
können auf keinen Fall durch Oxydation aus Amylum hervorge-
gangen sein. Zahlreiche organische Säuren — wie Ameisensäure,
Oxalsäure, Äpfelsäure, Zitronensäure — weisen einen geringeren
Kohlenstoffgehalt als die Stärke auf, sie können also sehr wohl
durch die Oxydation dieses Stoffes entstehen. Da aber der Ener-
gieinhalt aller derartigen Verbindungen geringer ist als derjenige
der Stärke, so müßte bei ihrer Bildung gerade umgekehrt Energie
abgegeben werden. Es bleibt uns demnach nur die Annahme
übrig, daß die Eiweißstoffe eine Speicherung von Atmungsenergie
herbeigeführt haben, indem vielleicht ihre Zersetzungsprodukte
einen größeren Energieinhalt aufweisen als die unzersetzten Ei-
weißstoffe, aus denen sie hervorgegangen sind. Danach würde
also die schon oft geäußerte Vermutung an Glaubwürdigkeit ge-
winnen, daß nämlich die Eiweißstoffe in die Destruktion des At-
mungsprozesses mit hineingezogen werden. *)
Leider reicht die Zahl der Untersuchungen noch nicht aus,
um über die vielen wichtigen Fragen, die wir hier nur flüchtig
streifen konnten, etwas Genaueres auszusagen. Ja, nicht einmal
für die oben angeführten Werte kann eine völlige Zuverlässigkeit
in Anspruch genommen werden, da es bisher an genauen experi-
mentellen Nachprüfungen an einer größeren Zahl von Objekten
fehlt. Nur Wilsing2) hat auf Stohmanns Veranlassung die
Rodewald'schen Versuche wiederholt. Er bediente sich dabei
aber einer anderen Methode zur Bestimmung der Verbrennungs-
wärmen3) und benutzte auch für die Berechnung andere Werte.
Seine Resultate weichen von denen Rodewalds erheblich ab.
Er fand nämlich, daß sich für 100 berechnete Kalorien aus der
Bestimmung der Verbrennungswärmen 111, 104, 117 und 112
Kalorien ergaben.4) Dieses auffällige Resultat versucht Wilsing
durch die Annahme zu erklären, daß während der Keimung eine
Asparaginbildung stattfindet, die mit einer positiven Wärmetönung
verknüpft ist. Ob diese Deutung den Tatsachen entspricht, oder
ob die positive Differenz durch anderweitige Ursachen bedingt ist,
oder ob die Unstimmigkeiten nur durch die Verschiedenheit der
Methoden und ihrer nicht genügend berücksichtigten Fehlerquellen
hervorgerufen sind, darüber läßt sich vorläufig nichts Bestimmtes
aussagen. In Betracht zu ziehen ist auf jeden Fall, daß die Kom-
pliziertheit des Untersuchungsverfahrens sein- leicht zu beträcht-
*) Vergl. Leick. E., Über Wärmeproduktion und Temperaturzustand le-
bender Pflanzen. (Biolog. Centralbl. Bd. 36. 1916. p. 245—247.)
2) Wilsing. Journ. f. Landw. Bd. 32. 1884. — Wilsing, Jahrb.
d. Agrikulturchem. 1884. p. 118. — Angegeb. b. Pfeffer, W., Handb. d.
Pflanzenphys. 2. Aufl. Bd. 2. 1904. p. 836.
3) Stohman n ' sehe Methode: Vergl. Journ. f. prakt. Chem. N. F. Bd.
19. 1879. — Stohmann, Kalorimetrische Untersuchungen. (Landw. Jahrb.
Bd. 13. 1884. p. 513—581).
4) Zitiert nach Rodewald, H., Pringsh. Jahrb. f. wissensch. Bot. Bd.
19. 1888. p. 293.
Leick, Über Wärmeproduktion bei keimenden Samen.
337
liehen Fehlern Veranlassung geben kann. Die Resultate der Ro-
dewald’schen Arbeiten würden mit unserer bisherigen Auffassung
des Atmungsprozesses durchaus harmonieren, doch dürfen wir da-
rin naturgemäß keine Bürgschaft für ihre Richtigkeit suchen.
Schließlich haben wir uns noch mit den Untersuchungen
Gaston Bonniers (1880, 1886, 1892, 1893), *) von denen schon
wiederholentlich die Rede war,* 2) zu beschäftigen. Daß die Ergeb-
nisse seiner ersten Arbeit nicht zutreffend sind, haben wir bereits
früher ausführlich dargetan. Aber auch die späteren Untersu-
chungen Bonniers3) sind keineswegs einwandsfrei. Es handelt
sich hier um direkte kalorimetrische Messungen der durch den
Lebensprozeß entbundenen Wärmeeinheiten. Diese Messungen
wurden mit Hilfe des Berthelot’schen Wasser-Kalorimeters4 *) und
des Regnault’schen Thermokalorimeters (stationäres Kalorimeter)
ausgeführt. Die so ermittelten Wärmequantitäten wurden in Pa-
rallele gestellt mit den aus dem Sauerstoffkonsum und der Kohlen-
säureabgabe berechneten. Setzen wir auch voraus, daß alle Werte
wirklich einwandsfrei festgestellt seien, so könnte sich doch auf
keinen Fall eine Übereinstimmung ergeben, da die Größe des
Energieumsatzes, der an die verschiedenartigsten stofflichen Ver-
änderungen geknüpft ist, nicht ohne weiteres aus dem Gaswechsel
zu ersehen ist.6) So muß z. B. bei ölhaltigen Samen die aus der
Kohlensäureabgabe berechnete Energieentbindung viel zu klein
ausfallen. Schon aus diesem Grunde ist den Ergebnissen Bon-
niers keine allzu große Bedeutung beizumessen. Die von Bon-
nier aufgestellte Behauptung, daß die reale Wärmeproduktion na-
mentlich während der Keimungsperiode erheblicher ausfiele, als
der tatsächlichen Energieentbindung entspräche, ließe sich wenig-
stens unter Umständen durch Quellungswärme, Spaltungsvorgänge
usw. erklären. Ob aber in allen Fällen diese Faktoren hinreichend
ansehnliche Wärmemengen produzieren, um das Bonnier’sche Re-
sultat zu rechtfertigen, muß sehr zweifelhaft erscheinen.6) Weitere
Erörterungen hierüber sind zwecklos, da die von dem französischen
') Bonnier, G., Sur la quantite de chaleur degagee par les vegetaux
pendant la germination. (Bull, de la soc. botan. de France. T. 27. 1880. p.
141). — Bonnier, G., Sur les quantites de chaleur degagees et absorbees par
les vegetaux. (Compt. rend. de l'Acad. d. scienc. 1886. 22 fev.) — Bonnier,
G., Note sur la comparaison entre la chaleur degagee par les vegetaux et la
respiration. (Compt. rend. de la soc. de biol. 1892. 6 fev.) — Bonnier,
G., Recherches sur la chaleur vegetale. (Ann. d. sc. nat. Ser. 7. Bot. T. 18.
1893. p. 1—34).
J) Vergl. p. 2-3, 12, 14 der vorliegenden Arbeit.
3) Besonders: 1. c. 1893.
■*) Berthelot, Essai de mecanique chimique. T. 1. Paris 1879. p. 139.
6) W. Pfeffer bemerkt hierüber: „Deshalb läßt sich auch aus der Pro-
duktion von Kohlensäure und dem Konsum von Sauerstoff, beziehungsweise aus
dem Vergleich beider, das Quantum chemischer Energie nicht bestimmen, das
speziell im Atmungsprozeß disponibel wurde.“ — Pfeffer, W., Handb. d.
Pflanzenphys. 2. Aufl. Bd. 2. 1904. p. 832.
6) Daß durch solche Zertrümmerungen erhebliche Temperatursteigerungen
zustande kommen können, muß allerdings zugegeben werden, doch sind sie bis-
lang nur bei Anaerobionten beobachtet worden. — Vergl. Pfeffer, W., Handb.
d. Pflanzenphys. 2. Aufl. Bd. 2. p. 844 — 847.
Beihefte Bot. Centralbl. Bd. XXXIII. Abt. I. Heft 3. 22
338
Leick. Über Wärmeproduktion bei keimenden Samen.
Forscher angewendete Arbeitsmethode in keiner "Weise physiolo-
gisch zulässig ist. Die zur Untersuchung bestimmten Keimlinge
wurden nämlich direkt in das Wasser des Kalorimeters geworfen,
so daß sie von vornherein unter völlig anormalen Verhältnissen
standen. 1 ) Aber auch die Bestimmungen, bei denen sich die Keim- 1
linge in einem abgeschlossenen Behälter befanden, müssen als un-
zulässig bezeichnet werden, da das zur Verfügung stehende Luft-
volumen viel zu klein war. Schließlich kann man sich auch nicht
einverstanden erklären mit der Art und Weise, in der die Be-
Stimmung des Gaswechsels stattfand, da bei der limitierten Luft- j
menge sehr bald eine Anhäufung von Kohlendioxyd eintritt, wo-
durch dann der weitere Verlauf der Atmung beeinträchtigt werden
muß. Das mag genügen, um die Unzuverlässigkeit der Bounier-
schen Resultate zu charakterisieren und die Unmöglichkeit darzu-
tun. sie zum Ausgangspunkte weitreichender Spekulationen zu
machen.
Nachtrag.
Als sich die vorliegende Arbeit bereits im Drucke befand,
gelangte ein Separat von Lucie C. Doyes in meine Hand, das
sehr wertvolle Untersuchungen über die ,, Energie-Umsetzungen
während der Keimung von Weizenkörnern“ (Extrait du Recueil des
Travaux botaniques Neerlandais. Vol. XII. Livr. 4. 1915. p. 369 — 423;
mit 2 Tat) enthält. Besondere Bedeutung gewinnt die zitierte
Arbeit dadurch, daß nicht nur der Energieverlust während der
Keimung mit Hilfe der Verbrennungswärme ermittelt wurde, son-
dern auch gleichzeitig die Feststellung der als Wärme entbundenen
Energiequantitäten stattfand. Leider muß ich es mir versagen, an
dieser Stelle näher auf die Untersuchungsmethode sowie auf die
gewonnenen Resultate einzugehen.
Bei der Durchsicht der einschlägigen Literatur sind von mir
zwei beachtenswerte Arbeiten übersehen worden. Ich will es we-
nigstens nicht unterlassen, die Titel hier noch anzufügen :
1. G. J. Peirce: A new respiration calorimeter. Botanical
Gazette. Vol. 46. 1908.
2. G. J. Peirce: The liberation of heat in respiration. Bo-
tanical Gazette. Vol. 53. 1912.
>) Es ist auch sehr wohl denkbar, daß die gekeimten Samen, die sich
vorher nur in feuchter Luft befanden, bei der Berührung mit dem Wasser noch
eine weitere Quellung erfuhren.
Zur Kenntnis der Größe und Schwankung
des osmotischen Wertes.
Von
Gebhard Blum
ans Tablat (Kanton St. (lallen), Schweiz.
Einleitung1.
Vergleichende Messungen des osmotischen Wertes in den ver-
schiedenen Organen, Geweben und Zellen einer Pflanze sind bis-
her nur in geringer Zahl ausgeführt worden.
Wo es sich nicht um Durchschnittszahlen für ein ganzes Or-
gan, sondern um den osmotischen Wert einzelner Zellen handelt,
kann weder die Verkürzungsmethode noch die Bestimmung der
Gefrierpunktserniedrigung Verwendung finden. Deshalb dürfen hier
die betr. Untersuchungen von Cavara, Sutherst, Trinchieri,
Xicolosi-Roncati, Dixon, Atkins etc. übergangen werden.
Mit der plasmolytischen Methode fand de Vries (1877, p. 50
und 51), daß in gleichartigen benachbarten Zellen desselben Ge-
webes die Grenzplasmolyse um 1—2 °/0 Salpeterlösung differieren
kann.
Seither ist der osmotische Wert in demselben Gewebe öfters
verschieden gefunden worden. So gibt Pfeffer (1893, p. 296 ff.)
an, daß in den Keirawurzeln von Vicia Faba und Zca Mays der
Turgor des mittleren Rindenparenchyms von der Wurzelspitze in
basipetaler Richtung fällt, um etwa 10 mm hinter derselben kon-
stant zu bleiben. Nach demselben Autor (p. 399) schwankt der
plasmolytische Grenzwert des Außenparenchyms in der Knoten-
scheide von Triticum und Hordeum zwischen 5 — 9, der des inter-
faszikularen Parenchyms zwischen 8 — 12 °/0 KN03.
1909 (p. 376—391) untersuchte Kny die Markstrahlzellen von
Salix , Populus und Acscidus Hippocastanum . Die ungegitterten
Palisaden zeigten den geringsten Wert, dann folgten die Meren-
chymzellen und zuletzt die Gitterpalisaden; in jüngeren Holz-
ringeu war der osmotische Wert kleiner als in älteren, im Winter
höher als im Sommer.
Wie ler (1887, p. 78—83) fand in den Markstrahlzellen von
Pia u$ sil resh'is und Popidns nigra 18 — 24 Atmosphären ,.gleich-
22*
340 Blum, Kenntnis der Größe und Schwankung des osmotischen Wertes.
viel, ob im Jung- oder Spätholz.“ Für die Kambiumzellen von
Ricinus communis gibt er 9 — 10, von Helianthus annuus 10 — 11
Atm. an.
Bei einer großen Zahl von Pflanzen hat Hannig (1912,
p. 198 ff.) die untere Blattepidermis mit den Parenchymzellen der
Wurzelrinde verglichen. In nur wenigen Fällen waren die Werte
an beiden Orten gleich. Die meisten Pflanzen besaßen in den
Epidermiszellen der Blattunterseite einen bis um 0,35 Mol KN03
höheren Wert als in der Wurzelrinde; daher auch der Schluß, „daß
im allgemeinen der osmotische Druck in den Wurzelgeweben ge-
ringer ist, wie in den Blattzellen“ (p. 202).
Ebenso fand Faber (1913, p. 279), daß in den Wurzeln der
Mangroven „bedeutend geringere Druckwerte existieren, bei vielen
bis um die Hälfte geringer als in den Blättern.“ Im Allgemeinen
zeigen die Mangrovepflanzen aber sehr hohe Werte, bei Rhixo-
phora mucronata bis „72 Atm.“
Die Abhängigkeit vom Standort haben E. und H. Drabble
(1907, p. 117) nachgewiesen. Bei Bewohnern feuchter Standorte
sank der Wert auf 0,11 Mol NaCl, bei Bewohnern trockener Sand-
hiigel stieg er auf 0,29 und in Salzsümpfen sogar auf 0,51 Mol
Na CI. Auch dieselbe Art zeigte bedeutende Schwankungen
so z. B.:
Taraxacum officinale :
in Graben zwischen feuchtem Gras 0,11 Na CI
im Garten 0,12 „
in exponiertem Gehölz 0,15 „
auf Sandhügel 0,28 „
Die extremsten Zahlen hat Fitting (1911) bei Wüsten-
pflanzen gefunden. Er bestimmte in ausgewachsenen Blättern den
osmotischen Wert der Epidermis und oft auch des Mesophylls
(p. 222). Es wurde „ein Druck von 100 Atmosphären und noch
höher“ gemessen.
Senn fand (1913) bei Untersuchung einheimischer Parasiten,
„daß der Parasit durchwegs einen höheren Turgor entwickelt als
der Wirt.“
Vielfach wurde auch der Einfluß äußerer Faktoren auf den
osmotischen Wert untersucht. So gibt Copeland (1896, p. 30) an,
daß bei Keimpflanzen „eine hinreichend hohe oder niedrige Tem-
peratur eine Zunahme des Turgors bewirkt.“
Lidforss (1907, p. 66) wies nach, „daß der Turgor bei den
wintergrünen Blättern im Winter eine wesentliche Steigerung
erfährt.“
“Winkler (1913, p. 499) bestätigte diese Angaben für viele
Holzpflanzen, indem er fand, daß im Kambium und Mesophyll „im
Januar der Turgonvert um ca. 2 °/0 KN03 höher ist, als im Ok-
tober.“
Wie aus dieser kurzen Übersicht hervorgeht, sind unsere
Kenntnisse in verschiedenen Punkten wesentlich bereichert worden;
dagegen fehlen meines Wissens vergleichende Untersuchungen, die
Blrun, Kenntnis der Größe und Schwankung des osmotischen Wertes. 341
sich auf die verschiedenen Gewebe einer Pflanze erstrecken und
systematisch während längerer Zeit durchgeführt worden sind. Ich
habe mir deshalb die Aufgabe gestellt, den osmotischen Wert in
den verschiedenen Geweben und verschiedenen Zellen desselben
Gewebes zu bestimmen und Erfahrungen über seine tägliche und
jährliche Schwankung zu sammeln. Daran anschließend sollen auch
die Wirkungen der äußern Faktoren besprochen werden.
Arbeitsmethode.
Als Plasmolytikum dienten Lösungen von KX03. Spezielle
Untersuchungen über dessen Permeabilität stellte ich nicht an.
Doch zeigten gelegentliche Beobachtungen an Zellen der ver-
schiedensten Gewebe, daß für die zur Anwendung gekommenen
Konzentrationen, in der zur Untersuchung nötigen Zeit (20 resp.
40 Min.), ein merkliches Eindringen der Salpeterlösung nicht statt-
fand. Parallelversuche mit Rohrzucker ergaben eine sehr gute
Übereinstimmung der Resultate. Lagen dagegen die Schnitte
einige Stunden in der Salpeterlösung, so war eine Deplasmolyse
öfters zu beobachten.
Die Lösungen waren volumnormal (ein Mol in 1000 cm3
Lösung) und wurden in etwa 20 cm3 große, mit Glasstöpsel ver-
schließbare Fläschchen eingefüllt, in welche die zu untersuchenden
Schnitte gelegt wurden. Je nach Umständen erneuerte ich diese
Lösungen nach ein- bis dreimaligem Gebrauch.
Zur Untersuchung dienten folgende Pflanzen:
1. Helleborus foetichis, im Unterholz eines Buchenwaldes auf
einem Molassehügel, der sich längs der Saane, südl. des
bot. Instituts, erhebt und die Richtung West-Ost hat;
2. Urtica dioeca, am schattigen Xordrand eines Tannenwaldes;
3. Fagus silvatica, stets aus mitten im Buchenwald stehenden
Exemplaren ausgewählt, die auf dem trockenen Südabhang
des oben erwähnten Hügels wuchsen;
4. Sedum acre, von einem sonnigen Molassefelsen an der
Saane;
5. Funaria hygrometrica, auf der Südseite einer alten Mauer
Die Standorte der ersten drei Pflanzen waren kaum 3 Min.
vom bot. Institut entfernt, sodaß das Material stets ganz frisch zur
Untersuchung gelangen konnte.
Bei osmotischen Bestimmungen ist streng darauf zu achten,
daß das Untersuchungsmaterial möglichst schnell in die Lösung
hinein kommt. Frei an der Luft liegende krautige Pflanzen (Be-
leg 295) erhöhen ihren osmotischen Wert unter Umständen schon
nach einer Viertelstunde und steigern ihn allmählich bis zu einem
Maximum.
Die Wurzeln grub ich mit der Erde aus, brachte sie in
einem Topf ins Laboratorium und entfernte den Humus sorgfältig.
r$42 Blum. Kenntnis ilt*r Größe und Schwankung <les osmotischen Wertes.
unter Leitungswasser. Nach oberflächlichem Abtrocknen mit Fil-
trierpapier wurden die Schnitte hergestellt.
Sedum und Funaria bezog ich aus etwas größerer Ent-
fernung (ca. 15 Min.). Sie wurden zum Transport sorgfältig mit
Papier umwickelt.
Bei den vorliegenden Untersuchungen kam es in erster Linie
auf eine Orientierung über die Verteilung des osmotischen Wertes
in den verschiedenen Organen, Geweben und Zellen derselben
Pflanze an. Deshalb genügte es, die KX03-Konzentrationen in einem
Abstand von 0.05 Mol zu halten. Die Zellen eines Schnittes gal-
ten als plasmolysiert, wenn die Mehrzahl schwache, aber deutliche
Plasmolyse zeigte. War die Plasmolyse bei einer bestimmten
Konzentration noch nicht eingetreten, bei der um 0,05 Mol höher
gelegenen aber stark, so galt das Mittel als der gesuchte Weit. —
Wo es sich darum handelte, benachbarte Zellen desselben Gewebes
miteinander zu vergleichen (z. B. die Zellen der Rindenschichten
von außen nach innen), waren Konzentrationsstufen von 0,05 Mol
zu groß, um deutliche Unterschiede zu erhalten. In diesen Fällen
wurden daher Abstufungen von 0,01 Mol KXOs verwendet.
Um die Plasmolyse gut zu sehen, macht man bei den Epider-
mis- und Schwammparenchymzellen des Blattes am besten Flächen-,
bei den Palisaden Querschnitte. Bei den übrigen Zellen des Blatt-
stiels, des Stengels und der Wurzel waren in Radial- und Tangen-
tialrichtung geführte Längsschnitte am vorteilhaftesten. Bei jeder
untersuchten Spezies ging der plasmolytischen Bestimmung eine
genaue anatomische Untersuchung und längere Einübung voraus.
Dies war nötig, um die verschiedenen Zellformen, wie Geleitzellen,
Leptomparenchym etc. stets sicher zu erkennen.
Für jedes Gewebe wurde die ungefähre Konzentration der
Grenzlösung zum Voraus ermittelt, sodaß zur genauen Bestimmung
eine relativ geringe Zahl von Lösungen nötig war.
Um die Bestimmung unter möglichst gleichen Bedingungen;
durchzuführen, blieben die Schnitte gleichlang in den Lösungen :
bei allen krautigen Teilen ca. 25 Min.; bei Stamm und Wurzel von
Fagus erwies es sich als zweckmäßig, die Einwirkung auf ca. 40
Min. zu verlängern.
Die Temperatur der Lösungen schwankte stets (Sommer und
Winter) zwischen 14 und 18° C., sodaß im Winter die Zellen eine
Temperaturerhöhung bis gegen 20° erfahren konnten. Xun wird
aber durch eine Erwärmung um 20° der plasmolytische Gleichge-
wichtszustand bekanntlich nicht verschoben. Hierbei ist allerdings
vorausgesetzt, daß weder die osmotisch wirksame Substanz, noch
die diosmotische Fähigkeit des Plasmas verändert werde. Bei der
kurzen Dauer der Einwirkung (20 — 40 Min.) und der meist ge-
ringen Temperaturschwankung von nur wenigen Graden, glaubte
ich diese Voraussetzung machen zu dürfen. Zwar fand Ryssel-
berghe (1902, p. 229) die Permeabilität der Tradescantiae pidermis
für KX03 bei 20 u ca. 7 Mal größer als bei 0°; da jedo chzur
Blum, Kenntnis der Größe und Schwankung des osmotischen Wertes. 343
Deplasmolyse immerhin 8 Stunden nötig waren, so fällt dieser
Faktor für uns nicht in Betracht.
Am einfachsten gestaltet sich die plasmolytische Methode,
wenn die Zellwand sich nicht kontrahiert; dies trifft aber jeden-
falls in der Regel nicht zu und kann bei Vernachlässigung be-
deutende Fehler verursachen, mit denen die meisten bisherigen
Untersuchungen behaftet sind. Die für meine Zwecke nötigen
Korrektionen ergeben sich aus Tab. 1 (bei Fitnaria ist die Volumen-
reduktion unbedeutend, so daß sie nicht in Berechnung gezogen
wurde), deren Berechnung aus den folgenden Beispielen ersicht-
lich ist:
1. Beispiel. Für eine annähernd zylindrische Zelle des
Helleborusbl&ttes war:
Länge1) der Palisadenzclle vor der Plasmolyse h = 0,13485 nun
„ „ „ nach „ „ la = 0,1189 „
Breite „ „ vor „ „ bt = 0,0364 „
„ „ „ nach „ „ b2 = 0,0325 „
Volumen vor der Plasmolyse \y = 0,000140257 mm3
„ nach „ „ v2 =0,000098587 „
Volumabnahme somit 0,000041670 mm3 = 29,71 °/0
2. Beispiel. Die Inhaltsbestimmung unregelmäßig konturier-
ter Epidermiszellen gestaltet sich bedeutend schwieriger. Für
meine Zwecke konnte es genügen, die Zelle als Parallelepiped
aufzufassen, dessen Länge und Breite auf Flächenschnitten in zwei
zueinander senkrechten Richtungen gemessen wurde. Für jede
Art von Epidermiszellen nahm ich eine mittlere, aus ca. 15 Bestim-
mungen ermittelte Dicke an. So gestaltet sich die Rechnung für
eine Epidermiszelle der Blattoberseite von Urtica folgendermaßen:
Länge vor der Plasmolyse li = 0,025987 mm
„ nach „ „ 12 = 0,0231 „
Mittlere Breite vor der Plasmolyse bx = 0,01155 „
„ „ nach „ „ b2 = 0,010395 „
Durchschnittliche Höhe vor der Plasmolyse ln = 0,0063525 „
„ „ nach „ „ h2 = 0,0061215 „
Volumen vor der Plasmolyse Vi = 0,000001 907
„ nach „ ,. v2 = 0,000001469
Volumabnahme somit 0,000000438 nun3 = 22,97 °/0
3. Beispiel. Für annähernd kugelige Zellen, wie sie im
Blattparenchym von Sedum häufig sind, benutzte ich die Formel
9 Bei allen (mit dem Zeichnungsokular von Leit/, verfertigten Skizzen)
diesen Dimensionsänderungen wurde die Zellwand nie mitgemessen, was bei
vdiinnen Wänden kaum in Betracht fällt, bei dicken Membranen aber wohl
on Bedeutung sein kann,
344 Blum, Kenntnis der Größe und Schwankung des osmotischen Wertes.
^ rI. * 3 jt, wobei für r natürlich ein Mittelwert gewählt wurde. So
war bei einer Zelle
vor der Plasmolyse:
di = 0,10164 mm
d2 = 0,1028 „
d = = 0,1022 mm
und Vi somit 0,00055864 mm3
nach der Plasmolyse
dx = 0,09702 mm
d2 = 0,0947 „
d = — 0,09586 mm
und v-x somit 0,00046098 mm3
Volumverkleinerung also 0,00009766 mm3 oder 17,49 c/0.
Die Schwammparenchymzellen wurden in einzelne Zylinder
zerlegt und durch Summierung ihrer Volumina der Inhalt ge-
funden.
Die Änderung des Zellvolumens im Laufe eines Tages konnte
in dieser Arbeit noch nicht berücksichtigt werden.
I. Kapitel:
Der osmotische Wert in verschiedenen Zellen
ein und desselben Gewebes.
Der osmotische Wert ist nicht für alle Zellen ein und des-
selben Gewebes der gleiche. Schon de Vries (1884, p. 469) gibt
für die untere Epidermis der Blätter von Tradeseantia discolor an,
„daß die zur Plasmolyse gerade erforderliche Konzentration für
verschiedenen Stellen desselben Blattes entnommene Präparate
nicht genau dieselbe ist.“ Ferner betrachtet man allgemein ein
Gewebe als plasmolysiert, wenn die Mehrzahl der Zellen plasmoly-
siert ist.
1. Gewebe in gleicher Höhe. Der osmotische Wert ist
in verschiedenem Abstand vom Boden und auch in derselben Höhe
in verschiedenen Zellschichten ein und desselben Gewebes wesent-
lich anders. Sogar für benachbarte Zellen desselben Gewebes und
selbst der gleichen Zellschicht weichen die Salpeterwerte etwas
ab; doch sind bei den verwendeten Konzentrationsstufen Differenzen
in derselben Schicht relativ selten und klein und kommen daher
für uns nicht in Betracht.
a. Rindenparenchym, verschiedene Schichten in
gleicher Höhe. Die Rindenzellen von HeUeborus sind in Schich-
ten, nach Art von ineinander geschachtelten Holilzylindern ange-
Blum, Kenntnis der Größe und Schwankung des osmotischen Wertes. 345
Tabelle 1.
Volumenreduktion der Zellen bei Plasmolyse.
Gewebeart
Helleborus
foetidns
Urtica dioeca
Sedum acre.
Fagus
silratica
Volumab-
nahme in °/o
S
©
tc
c
Volumab-
nahme in 0 0
C
©
tß
Volumab-
nahme in °/o
©
©
tß
Volumab-
[nahme in °/0
©
tß
Blattspreite.
Epidermis-Mittelnerv, Unters.
„ Unterseite
„ Oberseite
Schwammparenchym
Palisadenparenchym
„ Mesophyll
©
©
©
©
s
©
bc
C
©
S
g
o
©
tß
c
CS
©
CO
©
s
'V
2
CB
CS2
©
©
©
s
©
tß
e
©
g
S
0
s
©
tß
Ö
CB
5
«
©
s
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c
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©
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C
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c
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0
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tß
s
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3
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bi)
C
©
S
0
c
tß
c
CB
©
J.
©
S
•d
08
N
19,30
30,32
19,41
24,39
27,47
20
30
20
25
27,5
5
11
10
6
9
23,68
26.87
26,45
19,31
23,38
25
25
25
20
25
10
11
12
7
9
} 37,42
24,51
37,5
_
25
19
"8
23,84
1 23,55
21,96
26,73
25
22,5
22,5
25
16
23
4
6
Blattstiel.
Epidermis
26,12
25
12
22,48
22,5
11
^ 9,56
10
7
Rindenzellen
19,15
20
6
21,70
20
5
—
—
—
9.31
10
3
Parenchym, Leptom
—
—
—
17,12
17,5
6
„ Hadrom
16,84
17.5
6
9,57
10
6
Geleitzellen
12,14
12,5
6
12,31
12,5
5
Kambium
11,38
12,5
4
—
Stengel.
Epidermiszellen, jung1)
26,50
25
8
24,92
25
12
) 37,92
37,5
14
—
—
—
, alt3)
9,64
10
6
11.17
10
8
—
—
—
Rindenzellen, jung1)
28,85
27,5
10
3
17,24
17,5
5
)l9,09
20
10
—
—
—
alt3)
8,89
8
12,14
12,5
4
—
—
—
Parenchym, Leptom
—
—
—
10,79
10
5
—
—
—
9,05
10
3
„ Hadrom
16,8
15
5
8,2
10
5
12,73
12,5
7
—
—
—
Geleitzellen
11,27
10
6
11,43
10
9
12,98
12,5
5
—
—
—
Siebröhren (jung)
4,32
4
2
9,73
10
2
—
—
-
—
—
—
Kambium
11,04
15
7
9,68
10
5
9,61
10
6
—
—
—
Markzellen
11,7
10
5
19,57
20
5
18,81
20
6
—
—
—
Wurzel.
Epidermis a. d. Wurzelspitze
29,13
30
3
30,44
30
3
23,04
22,5
3
—
—
Rindenzellen, jung1)
24,13
25
4
23,98
25
7
*29,83
30
5
—
—
, alt3)
15,43
15
6,
20.78
20
4
—
—
—
Parenchym, Leptom
_
—
—
10,09
10
5
„ Hadrom
8,32
10
5
9,43
10
6
Geleitzellen
10,59
10
5
10,76
10
6
Siebröhren (jung)
9,68
10
5!
7,16
7,5
3
—
—
—
—
—
Kambium
11,83
10
4
10,17
10
6
—
~
—
—
—
Kelchblatt.
Epidermis
27,64
27,5
9|
Parenchym
26,67
27,5
4
—
Staubfaden.
Epidermis
29,14
30
5
Parenchym
21,93
20
4
F ruchtknoten
Epidermis
12,22
12,5
4!
-
Parenchym
37,23
37.5
51
I
l) In jungen, im Wachstum begriffenen Stengel und Wurzelpartien.
3) In ausgewachsenenTeilen.
34(5 Blum. Kenntnis der Größe uml Schwankung des osmotischen Wertes.
ordnet. Nicht zu weit entfernte Zellen einer bestimmten Schicht
haben, wie man sich an Tangentialschnitten leicht überzeugen kann,
fast denselben osmotischen Wert. Dagegen zeigen benachbarte
Zellen verschiedener Schichten, wie aus den Tabellen 2 — 4 hervor-
geht,1) meist deutliche Abweichungen.
Die erste Kolonne gibt die Nummerierung der Schichten von
außen (1) nach innen; die folgenden Kolonnen enthalten den in den
betr. Zellen gemessenen osmotischen Wert. Zum Vergleich ist
unten der Mittelwert sämtlicher Schichten sowie der größte Unter-
schied der verschiedenen Schichten in Mol KNÜ8 angegeben.
In Tabelle 2 z. B. beträgt bei der jungen Wurzel der osmo-
tische Wert der äußersten Rindenschicht 0,344, der innersten
Tabelle 2.
Wurzelrindenzellen von Helleborus foetidus. 25. IV. 13.
Nummer der Schichten
Osmotischer Wert
junge Wurzel jj ältere Wurzel
ältere Wurzel
außen 1
0,344
0,382
0,373
2
0,373
0,382
0,382
3
0,382
0,396
0.396
4
0.382
0,396
0,396
5
0.396
0,417
6
0,417
0,435
7
0,435
0,453
8
0.435
0,435
innen 9
0,435
0,435
Mittelwert
Größter Unterschied in Mol
0,370
0.038
0,408
0,053
0,414
0,08
0.382 Mol KN03, der Unterschied also 0,382 — 0.344 = 0,038 Mol
KNOä.
Der osmotische Wert der Wurzelrindenzellen von Helleborus
(Tab. 2) nimmt von außen nach innen zu, sowohl bei der jüngern,
noch mit Wurzelhaaren versehenen Partie, als auch bei altern,
schon verkorkten Wurzelteilen (vergl. auch Beleg 44). Dieses Ver-
halten ist nicht mehr so regelmäßig bei den Rindenzellen des Blatt-
stiels (Tab. 4) und ganz unbestimmt (Beleg 131, II. Messung) oder
geradezu umgekehrt (Tab. 3) in der Stengelrinde.
Bei Urtica verhalten sich die Rindenzellen der Wurzel (Be-
lege 167, 187 und 211) gleich wie bei Helleborus: die Stengel-
rindenzellen (Belege 177 und 185) zeigen eine annähernd regel-
mäßige Zunahme von außen nach innen. Bei den Blattstielrinden-
zellen wurden die wenigen Schichten stets nur als äußere und
l) Hier wie in den folgenden Tabellen wurde zur Illustration jeweils eine
beliebige Messung herausgegriffen, die als solche — d. li. nicht als Gesamt -
durchschnitt — an dem beigefügten Datum leicht kenntlich ist. Doch stellt
natürlich auch hier jede Zahl ein Mittel aus 2 — 3 Beobachtungen dar.
Blum. Kenntnis der Größe und Schwankung des osmotischen Wertes. 347
innere unterschieden; je nach den Verhältnissen waren die Werte
in denselben verschieden (vergl. z. B. Tabelle 16 mit Beleg- 210
oder 212).
Bei Fagus habe ich die Bindenzellen nur in jungen Blatt-
stielen schichtenweise untersucht und eine Zunahme von außen
nach innen gefunden (Beleg 216). In älteren Blattstielen, im
stamm und in der Wurzel waren (bei der verwendeten Abstufung
des Plasmolytikums) Differenzen nicht oder weniger deutlich nach-
weisbar. Ich habe deshalb hier nur zwischen äußeren und inneren
Rindenzellen unterschieden, wobei die äußeren 4—6, die inneren
4 — 8 Schichten umfassen konnten.
Sedum besitzt sowohl im Stengel als in der Wurzel nut-
wenige Rindenschichten; sie verhalten sich (Belege 282 und 283)
im allgemeinen wie die von Urtica und Helleborns.
Tabelle 3.
Stengelrindenzellen
von Helleborus foetidns.
8. IV. 13 4h p. m.
Nummer
Osmotischer
der Schichten
Wert
1-3
0.675
4-5
0,675
6-9
0,652
10—15
0,63
Mittelwert
0,658
Größt. Unterschied
in Mol
0,045
Tabelle 4.
Blattstielrindenzellen von Helle-
borus foetidns. 11. VI. 13 2h p. m
Nummer der
Osmotischer Wert
Schichten
I
II
1
0,468
0,468
2
0,468
0,45
i
0,45
0,468
4
0,468
0,485
5
0,485
0,485
6
0.506
0,506
7
0.485
0,485
8
—
0,506
9
—
0,506
Mittelwert
0,476
0,484
Größt. Unter-
schied in Mol
0,056
0,056
b. Übrige Gewebe in Stamm und Wurzel. Die Paren-
chymzellen des Leptoms (d. h. Parenchymzellen, welche an die
Siebröhren oder Geleitzellen direkt angrenzen) sind bei den unter-
suchten Krautpflanzen meist in Schichten angeordnet, die jedoch
keine Differenzen aufweisen. Das gleiche gilt für die Parenchym-
zellen der sekundären Rinde bei Fagus.
Im Kambium zeigte die Plasmolyse bei allen untersuchten
Krautpflanzen die größte Gleichmäßigkeit, sodaß bei der Ein-
wirkung der Grenzkonzentration sehr selten stark- oder unplas-
molysierte Zellen zu sehen waren.
Der osmotische Wert der Parenchymzellen des Hadroms (d.
li. Parenchymzellen, welche unmittelbar an Gefäße oder Tracheiden
angrenzen) ist bei Helleborus, Urtica und Sedum in demselben
Radialschnitt verschieden. Weiter innen gelegene Hadromparen-
chymzellen haben oft einen höheren, oft einen niedrigeren Wert
als periphere, doch sind die Abweichungen von Mittelwert so, daß
348 Blum, Kenntnis der Größe und Schwankung des osmotischen Wertes.
sie für uns kaum in Betracht fallen. Bei Fagus dagegen besitzt
das Holzparenchym der älteren Jahresringe eine deutlich höhere
Grenzkonzentration (Beleg 260) als das der jiingern; der Über-
gang ist in dem mitgeteilteu Beispiel sprungartig (plötzliche Zu-
nahme von 1.00 auf 1,05).
Die Markzellen aller untersuchten Pflanzen plasmolysieren
schichtenweise. Die den Leitbündeln anliegenden Schichten haben
einen kleinern osmotischen Wert, als die nach innen gelegenen
(Belege 25, 203); doch ist die Steigerung oft ganz unregelmäßig
(Beleg 119).
c. Blattspreite. Sämtliche Gewebe gelangten an ver-
schiedenen Stellen der Längen- und Breitendimension der Spreite
zur Untersuchung. Die Schnitte 1—5 stammen aus der Nähe des
Mittelnerven, 1 von der Spitze, 5 von der Basis. Die Schnitte
a — e wurden an der breitesten Stelle des Blattes ausgeführt, a am
Mittelnerv, e (resp. d) am Rande. Die Schnitte 2, 3, 4, b, c, d
liegen zwischen den oben genannten in ungefähr gleichen Inter-
vallen. Schnitt 3 koinzidiert jeweils mit Schnitt b.
Die Messungen finden sich in den Tab. 5 — 9.
Beim FunariaXAdXt (Tab. 5 und Belege 284, 285, 286, 289,
293) müssen wir unterscheiden zwischen dem Mittelnerven und
den übrigen Blattzellen. In beiden Fällen nimmt der osmotische
Wert von der Spitze gegen die Basis sprungweise zu, wobei stets
ganze Zellgruppen die gleiche Konzentration besitzen. In von der
Blattspitze gleichweit entfernten Schichten überragt der osmotische
Wert der Nerven regelmäßig den des übrigen Gewebes.
Tabelle 5.
Blattzellen von Funaria hygrometrica.
Osmotisch. Wert. 24. VII. 13.
Osmotisch. Wert. 4. VIII. 13.
Nummerierung
Blatt-
Parenchym d.
Blatt-
Parenchym d.
parenchym
Blattnerven
parenchym
Blattnerven
Spitze 1
0,359
0,495
0,359
0,585
2
0,382
0,54
0,382
0,63
3
0,435
0,562
0,435
0,652
4
—
0,585
0,474
0,64
Basis 5
0,466
0,63
0,538
—
Größter Pnt erschieß in
0,411
0.562
0.437
0,618
Mol
Mittelwert
0,107
0,135
0,179
0,067
Im Gegensatz zu Funaria zeigen bei der Helleborua ispreite
die Zellen der gleichen Gewebe geringere Unterschiede zwischen
Spitze und Basis (Tab. 6 und Beleg 69). Der osmotische Wert
ist, wie bei Funaria, gewöhnlich an der Basis höher als an der
Spitze, ferner am Blattrand kleiner als in der Umgebung des
Mittelnerven.
Blum, Kenntnis der Größe und Schwankung des osmotischen Wertes. 349
Tabelle 6.
Blattzellen von Helleborus foetidm 25. II. 14.
Nummerierung
Mittel-
nerv unt.
Epidermis
Unter-
seite
Oberseite
Schwamm-
parenchym
Palisaden-
parenchym
Spitze 1
0,40
0,367
0,40
0,656
0,875
2
0,40
0,385
0,42
0,675
0,875
3
0,42
0,385
0,44
0,712
0,875
4
0,44
0,385
0,46
0,712
0,875
Basis 5
0,44
0,367
0,46
0,712
0,84
Mittelwert
0,42
0,378
0,436
0,693
0,868
Mittelnerv a
0,367
0,46
0,712
0,91
b
0,385
0,44
—
0,875
c
1
—
0,675
0,857
Rand d
0,367
0,40
0,84
Mittelwert
0,373
0,433
0.694
0,871
Größter Unterschied
in Mol
0,04
0,018
0,06
o
©
o«
0,07
Bei Fagus sind die Unterschiede zwischen Blattmitte und
Blattrand ebenfalls gering, sie wurden in Tab. 7 u. 8 weggelassen
und mögen in Beleg 225 nachgesehen werden. Dagegen lassen
sich zwischen Spitze und Basis bisweilen sehr starke Ausschläge
bemerken (Tab. 7 und 8); besonders in der Epidermis des Sonnen-
blattes sind sie auffallend groß, in den übrigen Zellen dagegen be-
deutend geringer.
Tabelle 7.
Sonnenblatt von Fagus sihatica. 24. V. 13.
Nummerierung
Epidermis
Unterseite Oberseite
Schwamm-
parenchym
Palisaden-
parenchym
Spitze 1
0,525
0,44
0,563
0,975
2
0,469
0,408
0,542
0,975
3
0,469
0,44
0,542
0,975
4
0,45
0,408
0,522
0,956
Basis 5
0,394
0,349
0,522
0,956
Mittelwert
0,461
0,409
0,538
0,967
Größt. Untersch. i. Mol
0,131
0,091
0,041
0,019
Bei Urtica ist der osmotische Wert an der Blattspitze kleiner
als am Grunde, ferner am Rand kleiner als in der Gegend des
Mittelnerven (Tab. 9).
Bei Sedum sind die Unterschiede an verschiedenen Stellen
des Blattes unbedeutend (Beleg 271). Gewöhnlich besitzen die
peripheren Zellen etwas höhere Werte als die zentralen.
2. Gewebe in verschiedener Höhe. In allen Geweben
ändert sich der osmotische Wert mit der Entfernung vom Boden,
350 Hl um, Kenntnis der Größe und Schwankung des osmotischen Wertes.
doch besitzt jedes Gewebe wieder ein besonderes Verhalten (vergl.
Tab. 10 — 13; Ausführlicheres in den Belegen).
a. Hrlleborns (Tab. 10). Was zunächst die Epidermiszellen
betrifft, so zeigt die Blattunterseite den kleinsten Wert (0.385)
Tabelle 8.
Schattenblatt von Fagns silvatica. 24. V. 13
Nummer
Epidermis
Unterseite Oberseite
Schwamm-
parenchym
Palisaden-
parenchym
Spitze 1
0,487
0.44
0.563
0,956
2
0,525
0.44
0,542
0,956
3
0,487
0,408
0,563
0,975
4
0.469
0,408
0,582
0,975
Basis 5
0,45
0.349
' 0,601
0,967
Mittelwert
0,484
0,409
0,57
0,966
Größt. Untersch. i. Mol
0.075
0,091
0,059
0,019
er steigt kontinuierlich iu der Richtung Stielspitze — Stengelbasis
(0.72) und erreicht hier das Maximum. Gegen die Stengel- und
Wurzelspitze nimmt er wieder ab.
Tabelle 9.
Blattzellen von Urtica, 23. V. 13.
Nummer
Mittel -
nerv
Epidermis
Seiten- Unter-
nerv seite
Oberseite
Schwamm
par-
enchym
Palisaden-
par-
enchym
Spitze 1
0,338
0.375
0,357
0,60
0,884
2
0,375
—
0,393
0,375
0,60
0.884
3
0,393
—
0.432
0,412
0,60
0,906
4
0,393
—
0,45
0,412
0,62
0,923
5
0.393
—
0,485
0,45
0,64
0,942
6
0,432
—
0,506
0,468
0,66
0,960
Basis 7
0,45
—
0.506
0,485
0,64
0,960
Mittelwert
0,396
—
0,450
0,423
0,623
0,923
Beim Mitteln, a
0,432
0,485
, 0,45
0,64
0,923
b
—
0,432
0,468
0.45
0,62
0,906
C
—
0,412
0,45
0,412
0.62
0,906
d
—
0,375
0,412
0,393
0,62
0,884
Rand e
—
0,375
0,393
0,375
0,60
0,884
Mittelwert
—
0,405
0,442
0,416
0,62
0,90
Größter Unter-
schied in Mol
0,112
0,057
0,131
0,128
0,06
0,076
Bei den Rindenzellen unterscheiden wir von jetzt an nur
noch zwischen äußern und innern; die Zahlen stellen also Mittel-
werte aus mehreren Schichten dar. Das Maximum findet sich in
Stengelmitte und -basis; gegen die Stengelspitze und besonders
Blum, Kenntnis der (4röße und Schwankung des osmotischen Wertes. 351
beim Übergang in die Wurzel fällt der osmotische Wert. Die
Wurzel selbst zeigt ein Ansteigen von der Basis zur Spitze, was
allerdings nur bei Berücksichtigung der Volumenreduktion her-
vortritt.
Die Geleitzellen1) zeigen keine starken Abweichungen,
aber ein ziemlich unregelmäßiges Verhalten.
Die Siebröhren wurden nur in den jungen Stielen, Stengeln
und Wurzeln untersucht. Die Plasmolyse begann an den Quer-
wänden. — In den oberirdischen Organen ist ihr Wert etwas höher
als in den Wurzeln.
Tabelle 10.
Hdleborus foetidus. 19. IV. 13.
Epidermis
Rinde
außen | innen
Geleit-
zellen
Sieb-
röhren
.
Kam-
bium
Hadrom-
paren-
chym
s
Wurzel Spitze
0,64
0,495
0,569
0,562
0,53
0,516
0,552
Mitte
0,474
0,516
0,607
0,516
0,531
Basis
0,453
0,474
0,54
0,516
0,531
Stengel Basis
0,72
0,63
0,652
0,562
0,531
0,617
0,585
Mitte
0,65
0,63
0,652
0,562
0,552
0,617
0,54
Spitze
0,525
0,607
0,63
0,54
0,54
0,595
0,54
Blattstiel Basis
0,562
0,525
0,525
0,531
0,531
0,538
(Unterseite) Spitze
0,525
0.506
0,506
0,531
0,576
0.531
0,516
Blattspreite
Unterseite, Mittelnerv
0,52
Unterseite
0,385
Oberseite
0,46
Mittelwert
0,554
0,54
0,565
0,554
0,553
0.529
0,562
0,555
Größt. Untersch. i. Mol
0,335
0,177
0,178
0,076
0,046
0,036
0.101
0,045
Von allen untersuchten Geweben weist das Kambium die
geringsten Schwankungen auf.
Größer sind die Differenzen im Hadromparenchym. Das
Maximum des osmotischen Wertes liegt in der untern Stengelhälfte,
das Minimum in der Spitze des Blattstiels.
Die Markzellen halten hier, wie fast überall, das Maximum
in den ältern Partien.
Die in den Belegen 76, 121, 124, 134, 140, 142, 144 und
153 angegebenen Messungen zeigen mit kleinen Abweichungen das-
selbe Schema.
Die höchsten osmotischen Werte der ganzen Pflanze finden
sich bei Helleborus in der Außenrinde der Stengel partie, die nied-
rigsten in der untern Blattepidermis.
*) Nach Strasburg er (p. 30«) fehlt dem Siebteil der Ranunculaceen
das Leptomparenehym. Ich habe deshalb alle die Zellen, welche die Siebröhren
unmittelbar begrenzen (radialer Längsschnitt), als Geleitzellen bezeichnet.
352 Blum. Kenntnis der Größe und Schwankung1 des osmotischen Wertes.
b. Urtica dioeca (Tab. 11). Das für diese Untersuchung be-
nutzte Exemplar bestand aus 10 Stengelinternodien, in deren Mitte
jeweilen sämtliche Gewebe gemessen wurden. Die Zahlen 1 — 10
in der ersten Kolonne der Tab. 11 geben die Reihenfolge der
Internodien von der Stengelbasis zur Spitze. Zum Vergleich sind
auch die Epidermiszellen der Mitte der Blattspreite, neben dem
Mittelnerven gemessen, angegeben. Das Blatt wurde dem fünften
Internodium entnommen. Die Wurzeln untersuchte ich etwa 2 cm
von der Spitze entfernt und beim Übertritt ins Rhizom.
Tabelle 11.
Urtica dioeca. 4. XI. 13.
Epidermis
Rinde
außen , innen
Leptom-
paren-
chym
Geleit-
zellen
Sieb-
röhren
Kam-
bium
Hadrorn-
paren-
chym
Mark
Wurzel Spitze
Basis
0,477
0,525
0,525
0,544
0,613
0,634
0,63?
0,607
0,652
0,63?
0,634
0,585
0,63
0,375
Internodium
1 (Basis)
0,585
0,531
0,525
0,603
0,72
0,54
0,659
0,425
2
0,54
0,552
0,525
0,60
0,72
0,54
0,636
0,40
3
0,495
0,577
0,581
0,62
0,72
0,54
0,636
0,45
4
0,45
0,531
0,525
0,64
0,72
0,56
0,636
0,425
5
0,425
0,552
0,525
0,60
0,742
0,52
0,617
0,40
6
0,413
0,51
0,469
0,56
0,72
0,54
0,595
0,40
7
0,434
0,489
0,45
0,54
0,677
0,52
0,552
0,40
8
0,413
0,466
0.431
0,56
0,677
0,48
0,552
0,425
9
0,413
0,435
0,394
0,50
0,677
0,48
0,51
0,41
10 (Spitze)
0,392
0,435
0,375
0,44
—
0,742
0,48
0,466
0,35
Blattstiel (Un-
terseite) Basis
Spitze
Blattspreite
Mittelwert
Unterseite
Oberseite
0,455
0.434
0,445
0,45
0,41
0,417
0,477
0,412
0,433
0,437
0,402
0,585
0,585
0,48
0,48
0,547
0,525
Mittelwert
0,450
0,498
0,48
0,554
0,627
0,697
0,53
0,582
0,405
Größter Unter-
schied in Mol
0,193
0,16
0,206
0,238
0,157
0,09
0,154
0,193
0.10
Was die Epidermiszellen an betrifft, so fällt der osmotische
Wert im Stengel sehr regelmäßig vom untersten zum obersten
Internodium; im Blattstiel fällt er ebenfalls von unten nach oben.
Bei den Blattepidermen besitzt in diesem speziellen Fall die Ober-
seite den kleinern Wert; doch ist dieses Beispiel eine Ausnahme,
da soust die Oberseite den Wert der Unterseite übertrifft. Diese
Gesetzmäßigkeiten fand ich bei allen Exemplaren unter normalen
Verhältnissen (z. B. Belege 192, 195, 196); besondere Umstände
können eine Änderung herbeiführen (Beleg 212).
Der osmotische Wert der Rindenzellen nimmt von der
äußersten Wurzelspitze bis zum dritten Stengelinternodium zu. und
Blum, Kenntnis der Größe und Schwankung des osmotischen Wertes. 353
von da gegen die Spitze wieder ab. Im Blattstiel zeigt die Spitze
einen größeren Wert als die Basis.
Das Leptomparencliyni besitzt in der Wurzel einen hohen
Wert; in der unteren Stengelpartie ist er kleiner, und steigt gegen
das vierte Internodium, um von da bis zur Spitze wieder abzu-
nehmen. Dieses Verhalten wird selten geändert (Beleg 208).
Die Geleitzellen zeigen ein Maximum in der untern und
mittlern Stengtelpartie, ein Minimum im Stiel (umgekehrt in Beleg
191 und 205).
Die Sieb röhren besitzen an der Stengelspitze einen hohem
Wert als an der Wurzelspitze.
Tabelle 12.
Fagns silvatica. 5. VII. 13.
Rinde
außen innen
Lep-
tom-
paren-
chym
Geleit-
zellen
Kam-
bium
Holz-
paren-
chym
Markstrahl-
zellen
Rinde Holz
Wurzeil (Spitze)
0,525
0,525
_
0,55
0,80
2
0,45(?)
0,575
0,472(?)
0,575
0,80
3
0,60
0,625
0,472
0,625
0,825
4
0,60
0,575
0,495
0,625
0,875
5
0,60
0,65
—
0,55
0,95
Stamm 6 (Omub.Bod.)
0,65
0,65
0,517
0,775
0,575
0,90
0,775
0,75
7(0,5 „ , )
0,675
0,675
0.495
0,80
0,60
0,95
0,825
0,775
8(lm , „ )
0,75
0,725
0,517
0,80
0.60
0.95
0.825
0,80
9(1,5 , , )
0,725
0,70
0,54
0,825
0,65
0,975
0,85
0,80
10 (2m . „ )
0,75
0,70
0,517
0,80
0,65
0,975
0,875
0,85
Ast 11 (3 m . „ )
0,75
0,725
0,54
0,825
0,65
0,975
0,85
0,825
12(3, „ , )
0,75
0,75
0,585
0,80
0,625
0,925
0,80
0,80
13(3,5 , , )
0,70
0,70
0,562
0,85
—
0,925
—
—
Zweig 14 (4 m „ „ )
0,70
0,70
—
0,825
—
0,90
—
—
Mittelwert
0,659
0.663
0,519
0.811
0,606
0,909
0,829
0.80
Größter Unterschied
in Mol
0.3
0,225
0.113
0,075
0,1
0,175
0,1
0,1
Das Kambium hat große Werte in den Wurzeln, kleinere
in der untern Stengelpartie, die geringsten im oberen Teil des
Stengels (Abweichung Beleg 196) und im Blattstiel.
Das Hadromparenchym zeigt ein Maximum im ersten
Stengelinternodium, das gegen Wurzel- und Stengelspitze abnimmt.
Ähnlich, aber unregelmäßiger verhält sich das Mark.
Im allgemeinen verhalten sich Helleborus und Urtica ziemlich
gleich; die maximalen Werte liegen bei beiden in der Regel in
der untern Stengelhälfte.
c. Fagus silvatica (Tab. 12). Die Messungen erfolgten an
einem Baum mit ca. 5 m hohem Stamm in ziemlich gleichen Ab-
ständen von der Wurzelspitze (1) bis zum obersten Zweig (14).
An den beinahe kugeligen Zellen der Rinde ist das erste
Abheben des Plasmas schwer sichtbar; erst dann, wenn es ganz
Beihefte Bot. Centralbl. Bd. XXXIII. Abt. I. Heft 3. 93
354 Blum. Kenntnis der Größe und Schwankung de.» osmotischen Wertes.
deutlich hervortrat, wurde Plasmolyse angenommen. Die Werte,
die aus dem angeführten Grunde etwas zu hoch sein dürften,
zeigen ein Minimum an der Wurzelspitze, stiegen bis in die Krone
und nahmen gegen die Zweigspitzen wieder ab.
Ein ähnliches, aber sehr unregelmäßiges Verhalten zeigt das
L ep t om parenchym.
Kambium und Geleitzellen zeichnen sich durch geringe
Schwankungen aus.
Das Holzparenchym und die Holzmarkstrahlen wurden
in den jiingern Jahresringen gemessen und zeigten ein Maximum
im Stamm. Das Maximum, besonders der Holzmarkstrahlzellen
wird aber oft in die Zweige verlegt (Belege 217, 240, 253, 262).
Bei der Buche ist im allgemeinen der osmotische Wert in
den Wurzeln am kleinsten, steigt gegen die Krone hin und fällt
wieder in den peripheren Zweigen.
Tabelle 13. 14. VI. 13.
Sedum acre.
Epi-
dermis
Blatt-
paren-
cliym
Rinde
außen innen
Gel eit -
zellen
Kam-
bium
Ha-
drom-
paren-
chym
Mark-
zellen
....
Wurzel (Mitte)
0.297
0.306
0.306
” ’i
Spitze
Stengel (Basis)
0.317
0.24
0.255
0.482
0.437
0.447
0.30
, (oben)
0.264
0.255
0.285
0.46
0.482
0.404
0.32
Blatt
0.34
0,336
-
—
—
—
—
Mittelwert
0.306
0.336
0.267
0,282
0.471
0.46
0.426
0.31
Größter Unter-
schied in Mol
0.076
—
0.066
0.051
0.022
0.045
0.043
0.02
d. Sedum acre (Tab. 13). Die Stengel wurden im untern
blattlosen Teil und in der Blattregion gemessen; für die Blätter
und die kurzen Wurzeln genügte je eine Meßstelle.
Die Epidermis besitzt bei diesem Exemplar in den Blättern
und untern Stengelteilen die höchsten Werte; umgekehrt verhält
sich die Rinde.
Kambium und Mark haben in den untern Stengelpartien
einen kleinern Wert als in den obern (Beleg 275 umgekehrt); das
gegenteilige Verhalten zeigten Hadromparenchym und Geleit-
zellen.
Tabelle 14 enthält die Mittel (m) und die größten Differen-
zen (d) in Mol KX03 nach Tab. 10 — 13.
3. Blätter in verschiedener Höhe.
a. /'«gizsblätter (Tab. 15). Die Blätter stammen alle von dem-
selben im Bestände stehenden Baum *), welcher der direkten Be-
*) Anderes Exemplar als in Tab. 12.
Blum, Kenntnis der Größe und Schwankung des osmotischen Wertes. 355
Strahlung entzogen war, aus den Höhen 1, 2 >/2, 4 und 5»/a in über
dem Boden. Die Spreiten hatten etwa dieselbe Größe und waren
ungefähr gleich gebaut. Wie aus Tab. 15 und den Belegen 231,
232, 247 zu entnehmen ist, besteht zwischen dem osmotischen
Wert in den verschiedenen Höhen absolut kein Zusammenhang.
Tabelle 14.
Zusammenstellung der Tabellen 10—13.
Epidermis
Rinde
außen innen
Leptom
parenchym
Geleit-
zellen
Sieb-
röhren
m
d
1
m
d
m d
m d
m d
m
d
Helleborus foetidus
0,554
0,335
0,54
0.177
0,565 0,178
0,5540,076
0,553
0,046
' ’rtica dioeca
0.45
0.193
0,498
0,16
0,48 0,206
0,554 0,238
0,627 0,157
0,697
0.09
"ayus silvatica
—
—
0,659
0,3
0,663 0,225
0,519 0,113
0,811 0,075
—
—
ledum acre
0,306
0,076
0,267
0,066
0,282 0.051
— , —
0,471)0,022
—
—
Kambium
Hadrom-
parenchym
Mark
Markstrabi zellen
m
d
m
d
Dl
d
Rinde
m d
Holz
m d
Helleborus foetidus
0,529
0,036
0,562
0,101
0,555
0,045
Urtica dioeca
0,53
0,154
0,582
0,193
0,405
0,10
—
—
—
Fagus silvatica
0,606
0,1
0,909
0,175
—
—
0,829
0.1
0,80
0,1
Sedum acre
0,46
0,045
0.426
0,043
0.31
0,02
—
—
—
Zu diesem Ergebnis gelangte auch Ewart (1906), nachdem er
vorher ein anderes Resultat gefunden zu haben glaubte.
Da alte Blätter an und für sich schon höhere Werte zeigen
Tabelle 15.
Blätter von Fagus in verschiedener Höhe über dem Boden. 9. V. 13.
Höhe über dem Boden
1 ni
2'/, »
4 m
5'/s ui
Epidermis, Unterseite
0,394
0,431
0,41
0,41
Oberseite
0,408
0,424
0,44
0,424
Schwammparenchym
0,601
0.62
0,631
0,639
Palisadenparenchym
0.975
0,975 |
0.956
0,975
Nervenparenchym,
0,40
0,42
0,44
Mittelnerv
0,42
Nerv enparenchy m ,
0,44
0,42
0,44
Seitennerv
0,44
können als junge (Tab. 17), muß bei derartigen Untersuchungen
hierauf gebührend Rücksicht genommen werden.
b. Urtica, Spreiten und Stiele (Tab. 16 und 17). Die
Blattstiele und Spreiten von Urtica sind an den untersten Knoten
23*
356 Blum, Kenntnis der Größe und Schwankung des osmotischen Wertes.
am ältesten und größten, an den obersten am jüngsten und klein-
sten. Zwischen beiden Extremen findet ein allmählicher Über-
gang statt.
Die Blattspreiten wurden alle in der Mitte zwischen Basis
und Spitze unmittelbar neben dem Mittelnerven gemessen, die Stiele
in der Mitte von Basis und Spitze auf der Unterseite.
Tabelle 16.
Blattstiele in verschiedener Höhe vom Boden bei Urtica dioeca.
7. VI. 13. >>
Nummer des
Knotens
1. Knot.
(Basis)
2
3
4
5
6
7
8
Spitze
Epidermis
0,44
0,424
0,424
0,408
0,424
0,408
0,387
0,367
0,367
Außenrinde
0,44
0,44
0,40
0,42
0,42
0,42
0,38
0,36
0,38
Innenrinde
0,48
0,44
0,44
0,46
0,44
0,42
0,42
0,10
0,40
Lept.-Parench.
0,434
0,452
0,434
0,413
0,413
0,413
0,392
0,413
0,392
Geleitzellen
0,434
0,413
0,434
0,413
0,413
0,413
0,392
0,413
0,413
Kambium
0,424
0,44
0,424
0,408
0,424
0,424
0,408
0,408
0,408
Hadr.-Parench.
0,517
0,495
0,517
0,495
0,472
0,517
0,517
0,54
0,517
Mittelwert
0,453
0,443
0,439
0,431
0.429
0,424
0,414
0,414
0,411
Im Blattstiel findet bei fast allen Geweben von unten nach
oben ein allmählicher Übergang statt vom größten zum kleinsten
Wert. Einzig das Hadromparenchym verhält sich abweichend und
ziemlich unregelmäßig.
Tabelle 17.
Blattspreiten in verschiedener Höhe vom Boden
bei Urtica dioeca. 11. VI. 13.
Nummer des
Knotens
1
unten
2
3
4
5
6
7
8
9
Spitze
Epidermis
Mittelnerv unt.!
Unterseite
Oberseite
Schwammpar.
Palisadenpar.
0,45
0,431
0,469
0,62
0,937
0,469
0,41
0,45
0,62
0,937
0,45
0,41
0,45
0,64
0,937
0,431
0,394
0,41
0,64
0,956
0,41
0,41
0,439
0,62
0,975
0,41
0,394
0,439
0,60
0,956 j
0,394
0,394
0,41
0,58
0,956
0,41
0,375
0,41
0,60
0,956
0,394
0,375
0,394
0,60
0,919
Mittelwert j 0,581 0,577
0,577
0,566 j
0,571 1
0,560 0,547 0,550
0,536
In der Spreite zeigen die Epidermen ein deutliches Fallen
von unten nach oben. Das Schwammparenchym steigt gegen die
Mitte zu an, fällt dann und bleibt in dem obersten Drittel an-
nähernd gleich. Im Palisadenparenchym findet gegen die Mitte zu
ebenfalls eine Steigerung statt; in den obern Blättern nimmt der
osmotische Wert ab und erreicht in der jüngsten Spreite das
Minimum.
Blum, Kenntnis der Größe und Schwankung dei< osmotischen Wertes. 357
Dieses allgemeine Verhalten: höherer Wert unten, niederer
oben, dürfte auf das verschiedene Alter der betr. Organe zuriick-
zuführen sein.
4. Zusammenfassung.
a. Der osmotische Wert in nicht zu weit von einander ent-
fernten Zellen derselben Schicht eines bestimmten Gewebes ist an-
nähernd gleich groß.
b. Eng benachbarte Zellen desselben Gewebes können wesent-
lich differieren, sobald sie verschiedenen Schichten angehören.
c. In ungleicher Distanz vom Boden zeigt der osmotische
Wert in demselben Gewebe bedeutende Unterschiede.
d. Bei der Buche ist der osmotische Wert in den Geweben
gleichalter Blätter unter ähnlichen Bedingungen in verschiedenen
Höhen des Stammes annähernd derselbe.
e. Ältere Blätter zeigen bei meinem untersuchten Material
gewöhnlich höhere Werte als jüngere; wohl deshalb nimmt bei Urtica
der Wert derselben Blattgewebe von der Bodenoberfläche zur
Spitze der Pflanze allmählich ab.
II. Kapitel:
Der osmotische Wert in verschiedenen Geweben
derselben Pflanze.
Über die Verteilung des osmotischen Wertes in den ver-
schiedenen Geweben phanerogamer Pflanzen liegen bis jetzt noch
keine vergleichenden Untersuchungen vor.
Ganz allgemein wird angenommen „daß in gewöhnlichen
Pflanzenzellen ein osmotischer Druck von 5 — 10 Atm. besteht.“
(Jost, 1913, p. 557.) Zellen, die besondere Leistungen ausführen,
wie etwa die Blattgelenkzellen von Phaseolus oder die Knoten-
zellen der Gräser entwickeln weit höhere Werte. In ersteren gibt
Hilburg (1881, p. 24 ff.) 20 Atm. an, in letzteren Pfeffer (1893,
p. 339) über 40 Atm. Daß in den Markstrahlen von Pinus silvest-
ris und Populus nigra Drucke von 18—24 Atm. Vorkommen, er-
fahren wir durch Wieler (1887, p. 78—83); ähnliche Werte fand
Kny (1909, p. 376— 391) in demselben Gewebe bei Salix arten und
bei Aesculus Hippocastanum. Fitting (1911, p. 222) gibt an, daß
in den Blättern der von ihm untersuchten Wüstenpflanzen im Meso-
phyll oft bedeutend höhere Drucke Vorkommen als in der Epider-
mis. Hannig (1912, p. 198 ff.) wies bei vielen Pflanzen im
Rindenparenchym der Wurzel kleinere Werte nach als in der untern
Blattepidermis.
Im Folgenden sollen nun für die von mir untersuchten Pflan-
zen die osmotischen Werte der verschiedenen Gewebe verglichen
werden (siehe Tab. 18—36). Für jedes Gewebe sind stets mehrere
Untersuchungen angegeben, die zu verschiedenen Jahreszeiten,
nnter möglichst normalen Verhältnissen ausgeführt wurden. Da
nach Kapitel I in demselben Gewebe die Werte in verschiedener
358 Blum, Kenntnis der Größe und Schwankung des osmotischen Wertes.
Distanz von der Bodenoberfläche differieren, so wählte ich zu diesen
vergleichenden Untersuchungen jene Stelle, welche nach unsern
frühem Erfahrungen Mittelwerte gibt.
1. Helleborns foetidus (Tab. 18 — 23). Die Messungen für die
Blattspreite stammen von einer Stelle, die in der Mitte zwischen
Basis und Spitze unmittelbar neben dem Mittelnerv gelegen ist.
Tabelle 18.
Blattspreite von Helleborns foetidus.
Datum der
Untersuchung
Mittel-
nerv
Unterseite
Epidermis
Unter-
seite
Oberseite
Schwamm-
parenchym
Palisaden-
parenchym
29. I. 13
0,50
0,437
0.50
0,675
0,977
26. III. 13
0,50
0,455
0.52
0.656
0.91
26. V. 13
0.40
0,332
0.42
0.544
0,84
7. VI. 13
0.36
0,332
0.36
0,544
0,769
17. VIII. 13
0,52
0.42
0.48
0,525
0,875
23. X. 13
0,42
0,385
0,40
0,508
0,857
Mittelwert
0,45
0,394
0,447
0,575
0,871
Beim Blattstiel schnitt ich ebenfalls in der Mitte; seine Rinden-
zellen wurden auf der Stielunterseite gemessen (Stieloberseite siehe
Belege 88, 128, 135, 157). Bei den großen Differenzen an ver-
schiedenen Stellen des Stengels erwies es sich als zweckmäßig,
Tabelle 19.
Blattstiel von Helleborns foetidus.
Datum der
Epi-
Rinde1)
Geleit-
Kambium
Hadrom-
Untersuchung
dermis l)
außen
innen
zellen
parench.
7. I. 13
0.525
0,56
0,56
0,525
0,525
0,516
26. III. 13
0.506
0,52
0,54
0.569
0,591
0,56
16. IV. 13
0,431
0.50
0.52
0.569
0,547
0,538
11. VI. 13
0.375
0.46
0,48
0,562
0,585
0.585
31. VII. 13
0,394
0,46
0.52
0.613
0.591
0,489 *
23. X. 13
0,431
0,48
0,54
0,652
0,489
0,538
Mittelwert
0,444
0,497
0,527
0,582
0,555
0,538
*) Unterseite.
zwei Bestimmungen auszuführen, die eine über der Blattregion
(Stengel oben), die zweite unmittelbar über dem Boden (Stengel
unten). Für die Wurzeln genügte eine Messung an der Spitze
und ca. 4 cm hinter derselben.
In der Blattsp reite (Tab. 18) steigt der osmotische Wert
von der Epidermis durch das Schwammparenchym bis zu den Pali-
Blum. Kenntnis der Größe und Schwankung des osmotischen Wertes. 359
saden, wo er stets ein deutliches Maximum erreicht. Setzt man
die Palisaden1) = 100, so sind:
Epidermis Mittelnervunterseite — 54
„ Unterseite = 46
„ Oberseite = 52
Schwammparenchym = 66
Palisadenparenchym = 100
das Minimum findet sich also stets in der Epidermis und kann um.
Die Hälfte und mehr kleiner sein als das Maximum der Palisaden
Tabelle 20.
Stengel (oben) von Helleborus foetidus.
Datum der
Untersuchg.
Epi-
dermis
Rinde
außen innen
Geleit-
zellen
Kam-
bium
Hadrom-
parench.
Mark-
zellen
13. I. 13
0,431
0,435 0,435
0,472
0,447
0,466
0,495
11. III. 13
0,487
0,471 j 0,495
0,562
0,551
0,552
0,585
23. VI. 13
0,425
0,54 10,517
0,585
0,562
0,607
0,489
9. VII. 13
0,431
0,417 j 0,435
0,562
0,562
0,495
0,45
19. IX. 13
0,607
0,585 0,63
0,607
0,607
0,63
0,595
17. IX. 13
0,517
0,54 0.562
0,63
0,585
0,607
0,495
Mittelwert
0,483
0,498 0,512
0,570
0,552
0,560
0,518
Bemerkenswert ist auch, daß die Epidermen der Oberseite (starke
Kutikula) und der Mittelnervunterseite (starke Kutikula) fast den
gleichen Wert zeigen, welcher trotz der stark kutinisierten Außen-
wände höher ist, als in der schwachkutinisierten untern Epidermis.
Tabelle 21.
Stengel (unten) von Helleborus foetidus.
Datum der
Untersuchg.
Epi-
dermis
Rinde
außen innen
Geleit-
zellen
Kam-
bium
Hadrom-
parench.
Mark-
zellen
5. I. 13
0,525
0,527
0,509
0,517
0,51
0,531
0,517
11. III. 13
0,626
0,607
0,63
0,577
0.577
0,595
0,552
23. VI. 13
0,45
0,585
0,562
0,562
0,585
0.607
0,51
9. VII. 13
0,45
0,45
0,472
0,54
0,54
0,562
0,45
19. IX. 13
0,585
0,698
0,698
0,652
0,652
0,675
0,62
17. XI. 13
0,495
0,585
0,562
0,54
0,517
0,54
0,495
Mittelwert
0,522
0,575
0,572
0,565
0,564
0,585
0,524
Der Blattstiel (Tab. 19) zeigt den höchsten Mittelwert in
den Geleitzellen; von da sinkt er gegen das Hadromparenchym
und gegen die Epidermis. Im Einzelnen kommen trotz aller Sorg-
l) Aus dem Mittelwert berechnet.
360 Blum. Kenntnis der Größe und Schwankung des osmotischen Wertes.
falt bei der Auswahl der verwendeten Objekte immer kleinere
Differenzen vor, die jedoch das Verhältnis nur wenig ändern. So
steigt z. B. der Wert der Epidermiszellen in den Wintermonaten
und kann die angrenzende Rinde sogar überholen (siehe Belege
124, 144).
Tabelle 22.
Wurzel von Helleborus foetidus.
Datum der
Untersuchung
Spitze
4 cm hinter der Spitze
Epi-
dermis
Außen-
rinde
Innen-
rinde
Geleit-
zellen
Kam-
bium
Hadrom-
parencb.
7. I. 13
0,543
0,634
0,613
0,562
0,54
0,54
11. III. 13
0,56
0,469
0,431
0,63
0,585
0,607
23. VI. 13
0,508
0,404
0,552
0,562
0,54
0,585
9. VII. 13
0.508
0,41
0,447
0,585
0,516
0,538
19. IX. 13
0.56
0,577
0,636
0,63
0,63
0,63
17. XI. 13
0,577
0,60
0,60
0,585
0,562
0,607
Mittelwert
0,543
0,516
0,547
0,592
0,562
0,585
Ganz ähnlich wie im Blattstiel sind die Werte in der obern
Stengelpartie (vergl. auch Belege 39, 57, 109, 121, 126) ver-
teilt. Von den Geleitzellen nehmen sie nach innen und nach außen
ab. Oft (Belege 76, 144, 153) aber liegt das Maximum in den
Rindenzellen und im Hadromparenchym.
Tabelle 23.
Zusammenstellung der Tabellen 18 — 23.
Organe
Epi-
dermis
Schwamm
parench.
Palisaden-
parench.
Außen-
rinde
Innen-
rinde
Geleit- i
zellen
Kam-
bium
Junge
Siebröhr.
Hadrom-
parench. i
Mark-
zellen
Blattsp reite
0,430')
0,575
0,871
—
—
—
—
—
—
Blattstiel
0,444
—
—
0,497
0,527
0,582
0,555
—
0.538
—
Stengel, oben
0,483
—
—
0,498
0,512
0,570
0,552
—
0.560
0,518
Stengel, unten
0,522
—
—
0,575
0,572
0,565
0,564
—
0,585
0,524
Wurzel
0,543
—
—
0,516
0,547
0,592
0.562
0,63
0,585
—
Mittelwert
0,484
0,575
0,871
0,522
0,539
0,577
0,558
0,630
0,567
0,521
*) Mittel aus Mittelnerv, Unter- und Oberseite.
Im untern Stengelteil (Tab. 21 und Belege 39, 76, 109,
121, 126, 142, 144, 153) ändert sich das Verhältnis, indem die
Rindenzellen höhere Werte besitzen, als die Geleitzellen. Im
Durchschnitt findet sich das Maximum im Hadromparenchym, das
Minimum im Mark und iu der Epidermis.
ln den Wurzeln (Tab. 22 und Belege 39, 42, 73, 109, 116,
121, 126) liegt das Maximum wieder in den Geleitzellen (Ab-
weichungen Belege 20, 46, 57, 142, 144, 153); gegen Rinde und
Bl um, Kenntnis der Größe und Schwankung des osmotischen Wertes. 361
Kambium erfolgt ein Sinken, gegen das Hadromparenchym ein
erneutes Ansteigen.
Überblicken wir die ganze Pflanze (Tab. 23), so Anden sich
weitaus die höchsten Werte in den Palisaden, die niedersten in der
Blattepidermis.
Tabelle 24.
Blattspreite von TJrtica clioeca.
Datum
der Untersuchung
Mittel-
nerv
Epidermis
Unter-
seite
Oberseite |
Schwamm-
parenchym
Palisaden -
parenchym
8. IV. 13
0,410
0,471
0,487
0,61
1,031
16. VI. 16
0,469
0,506
0,469
0,58
0,956
20. VIII. 13
0,469
0,453
0,487
0.66
1,013
23. X. 13
0,525
0,562
0,581
0,66
1,058
Mittelwert
0,468
0,498
0,506 !
0,635
1,015
2. Urtica dioeca (Tab. 24 — 28). Uio Schnitte wurden folgen-
den Stellen entnommen:
Spreite: in der Mitte zwischen Spitze und Basis, neben
dem Mittelnerv.
Stiel: in der Mitte.
Stengel: drittes oder viertes Internodium, welchen Partien
auch die Blätter entstammen.
Wurzel: Mitte zwischen Basis und Spitze.
Tabelle 25.
Blattstiel von Urtica dioeca.
Datum der
Untersuchg.
Epi-
dermis
Rinde
außen , innen
Geleit-
zellen
Leptom-
parench.
Kam-
bium
Hadrom-
parench.
8. IV. 13
6. VI. 13
3. VII. 13
15. IX. 13
23. X. 13
0,465
0,40
0,325
0,424
0,50
0,50
0,346
0,34
0,42
0,474
0,44
0,341
0,38
0,46
0,471
0,443
0,503
0,547
0,742
0,516
0,41
0,434
0,495
0,490
0,585
0,45
0,367
0,54
0,54
0,594?
0,503
0,607
0,624
Mittelwert
0,423
0,416
0,418
0,559
0,469 '
0,485
0,574
Im Blatt liegt das Maximum in den Palisaden, dann folgen
Schwammparenchym, obere und untere Epidermis und untere Mittel-
nervepidermis. Setzt man die Palisaden = 100, so folgt:
Epidermis Mittelnerv unten 46
„ Unterseite 49
„ Oberseite 50
Schwammparenchym 62,5
Palisadenparenchym 100
I
362 Blum. Kenntnis der Größe und Schwankung des osmotischen Wertes.
Im Blattstiel (Tab. 25 und Belege 176, 192, 195, 196, 212)
fallen die niedrigen Werte der peripheren Gewebe (Epidermis und
Rindenzellen) auf im Vergleich mit dem Gefäßbündel. Das Maxi-
mum findet sich im Hadromparenchym.
Tabelle 26.
Stengel von Urtica dioeca.
Datum
der Untersuchung
Epidermis
Rinde
außen innen
1
Leptom-
parench.
Geleit-
zellen
Kam-
bium
Hadrom-
parench.
Mark-
zellen
8. IV. 13
0,472
0,525
0,525
0.562
0.63
0,562
0,562
0,48
6. VI. 13
0,436
0,378
0,501
0,405
0.506
0,54
0.518
0,40
3. VII. 13
0,405
0,45
0,487
0,54
0,54
0,54
0,607
0.40
15. IX. 13
0,603
0,569
0,613
0,652
0,72
0,675
0,690
—
25. XI. 13
0,50
0,598
0,631
0,602
0,728
0,582
0,693
0,603
Mittelwert
0,483
0,504
0,551
0,552
0,625
0,580
0,614
0,471
Tabelle 27.
Wurzel von Urtica dioeca.
Datum der
Rinde
Leptom-
Geleit-
Kam-
Hadrom-
Untersuchung
außen
innen
parench.
zellen
bium
parench .
8. IV. 13
0,502
0,544
0,482
0,63
0,597
0,585
6. VI. 13
0,45
0,469
0,503
0,577
0,522
0,495
3. VII. 13
0,40
0,42
0,504
0,540
0,54
0,517
15. IX. 13
0,581
0,60
0,652
0,63
0,63
0,675
25. XI. 13
0,548
0,548
0,525
0,604
0,607
0,63
Mittelwert
0,496
0,516
0,533
0,596
0,579
0,580
Tabelle 28.
Zusammenfassung der Tabellen 24—27.
Epidermis
Schwamm
parench.
Palisaden-
parench.
Außen-
rinde
Ö «
Q)
Ö G
23 ’u
Leptom-
parench.
Geleit-
zellen
Kambium
Hadrom-
parench.
Mark-
zellen
Blattspreite
0,491!
0,635
1,015
—
—
—
—
—
—
—
Blattstiel
0,423 I
—
—
0,416
0,418
0,469
0,557
0,485
0,574
—
Stengel
0,483 j
—
—
0,504
0,551
0,552
0,625
0,580
0.614
0,471
Wurzel
0,496*
—
—
0,496
0,516
0,533
0,596
0,579
0,580
—
Mittelwert
0,473
0.635
1.015
0,472
0,495
0,518
0,556
0,548
0,59
0.471
') Mittelwert aus Epidermismittelnerv unten, Unterseite, Oberseite.
*) Wurzelmitte.
Im Stengel (Tab. 26 und Belege 163, 176, 191, 192, 196,
202, 205, 210, 212) liegt das Maximum in den Geleitzellen, wie bei
Helleborus, In gleicher Weise sinken auch die Werte nach außen
Blum. Kenntnis der Größe und Schwankung des osmotischen Wertes. 363
und innen mit Ausnahme des Hadromparenchyins, das einen relativ
hohen Wert besitzt.
Die verschiedenen Gewebe der Wurzel (Tab. 27, Belege 163,
164, 176, 192, 196, 205, 209, 210, 211) verhalten sich wie die des
Stengels.
Überblicken tfrir die ganze Pflanze (Tab. 28), so finden wir
auch hier das Maximum in den Palisaden, die Minima im Mark
Tabelle 29.
Blattspreite von Fagus silvatica.
Datum der
Untersuchung
Epidermis
Oberseite Unterseite
Schwamm-
parenchym
Palisaden-
parenchym
9. V. 13
0,424
0,41
0,62
0,975
5. VII. 13
0,367
0.337
0,522
0,937
30. VIII. 13
0,325
0,356
0,639
1,013
28. X. 13
0,387
0.356
0,502
1,142
Mittelwert
0,376
0.365
0,571
1,017
und den peripheren Geweben (äußere Rinde und Epidermis). In
Stiel, Stengel und Wurzel fallen die Werte von den Geleitzellen
und dem Hadromparenchym nach außen und innen ab. Besonders
hervorzuheben ist noch der oft höhere Wert der Wurzelrinde im
Vergleich zur Blattepidermis.
Tabelle 30.
Zweig (ca. x/2 cm dick) von Fagus silvatica.
Datum der
Untersuchung
Primär. Rinde
J §
£ .2
Leptom-
parench.
Geleit-
zellen
Kambium
Holz-
parencb.
Marks
o>
C
2
trahlen
S3
'o
20. I. 14
0.675
0,70
0,517
0.625
0,60
1,225
0.80
1,15
24. III. 14
0,675
0,65
0,625
0,70
0,65
1,175
0,825
1.025
9. V. 13
0,65
0,65
0,63
0,775
0,675
0,825
0,775
0.80
5. VII. 13
0,70
0,70
0,562
0,85
—
0,925
0,80
0.80
30. VIII. 13
0,65
0,70
0,562
0,675
0,625
0,925
0,875
0,925
28. XI. 13
0,65
0,625
0,54
0,70
0,65
0,975
0,775
1,025
Mittelwert
0,667
0.671
0,573
0,721 | 0,64
1,008
0,808
0,954
3. Fagus silvatica (Tab. 29 — 33). Für diese Untersuchungen
diente immer dasselbe ca. 5 m hohe Exemplar, welches durch die
überschattenden Bäume der Umgebung vor der direkten Wirkung
von Sonne und Wind geschützt war. Die Organe wurden an
folgenden Stellen gemessen:
Spreite: in der Mitte zwischen Basis und Spitze, neben dem
Mittelnerv (stammt von der Spitze des Baumes).
364 Bluru, Kenntnis der Größe und Schwankung des osmotischen Wertes.
Zweig: ca. 1 m unter der Baumspitze an der Untersuchungs-
stelle ca. V a cm dick, mit sekundärer Binde und sekun-
därem Holz.
Stamm: l1/* cm über dem Boden, junge Partien aus sez.
Rinde und Holz.
Wurzel: 15—20 cm von der Wurzelspitze entfernt (1 mm dick).
Tabelle 31.
Stamm (30 — 35 cm dick) von Fayas silvatica.
Datum der
Untersuchung
I. Rinde
£ c
* §
c
S .2
Leptom-
parench.
-Ja £
*£ 0>
w —
rö>
Kambium
1
Holz-
parench.
Markstrahlen
OJ
'S X
.5 O
PS X
20. I. 14
0.65
0,675
0.495
0.725
»
0,65
1.10
1.10
1.125
24. III. 14
0,65
0,65
0,585
0,70
0,65
1,075
1.075
0,875
9. V. 13
0.70
0.725
0.652
0.80
0.675
0,85
0.675
0,725
5. VII. 13
0.75
0.725
0,517
0.80
0,60
0,95
0.825
0,775
30. vm. 13
0,75
0,75
0,517
0,675
0.625
0,875
0.925
1.00
28. XI. 13
0,675
0.65
0,607
0,775
0,625
0.925
0.975
1.025
Mittelwert
0,696
0,696
0,562
0,746
0,638
0,963
0,929
0,921
ln der Blattspreite (Tab. 29) ist das Verhältnis, die Pali-
saden == 100 gesetzt wie folgt:
Epidermis Unterseite 36
„ Oberseite 37
Schwammparenchym 56
Palisaden 100
Tabelle 32.
Wurzel von Fagus silvatica.
Datum der
Untersuchung
Rinde
außen innen
Leptom-
i! parench.
Geleit-
zellen
Kam-
bium
Holz-
parench.
20. I. 14
0.725
0,70
0.527
0.70
0.60
1.275
24. III. 14
0.65
0,675
0,70
0,675
0.65
0,952
9. V. 13
0.675
0,725
0.562
0.70
0,625
0.80
5. VII. 13
0.60
0.575
0,472
—
0.625
0,875
30. VIII. 13
0.625
0,725
0.63
0.725
0.625
0,875
28. XI. 13
0,625
0,625
0,607
0,70
0,625
1,125
Mittelwert
0,650
0.671
0,583
0,70
0,625
0,979
In Zweig und Stamm (Tabellen 30 und 31 und Belege 214.
217, 222, 233, 234, 240, 246, 250, 252, 253, 254, 255, 256, 263,
265) liegen die Maxima im Holzparenchym und in den Markstrahlen
(weitere Details Kapitel V). In der sekundären Rinde zeichnen
sich die Oeleitzellen durch hohe Werte aus, während das Kam-
Blum. Kenntnis der Größe und Schwankung des osmotischen Wertes. 3ß5
bium und besonders das Leptomparenchym viel niedrigere Zahlen
zeigen; in der primären Rinde nehmen sie wieder zu.
Die Wurzel (Tab. 32) zeigt ähnliche Verhältnisse wie der
Stamm.
Ein Vergleich zwischen den verschiedenen Geweben der
ganzen Pflanze (Tab. 33) gibt hier ein anderes Resultat als bei
Tabelle 33.
Zusammenstellung der Mittelwerte.
CO
g
s
‘SL
w
Schwamm
parench.
Palisaden-
parench.
Außen-
rinde
Innen-
rinde
Leptom-
parench .
Geleit-
zellen
Kambium
Holzpar-
enchym
Markstrahl-
zellen der
Rinde
Markstrahl-
zellen des
Holzes
Blattspreite
0,371*
0,571
1,017
Zweig
—
—
—
0,667
0,671
0.573
0.721
0,64
1,008
0,808
0,954
Stamm
—
—
— 110.696 0,696
0,562] 0,746
0,638
0,963
0,929
0,921
Wurzel
—
0,65
0.671
0.583
0,70
0,625
M
0,979
—
—
Mittelwert
0,371
0,571
1,017
0,671 0,679
0.573
0,722
0,634
0,983
0,869
0,9.38
l) Mittel aus Unter- und Oberseite.
Urtica und Helleborus. Die hohen Werte der Palisaden werden
von den Markstrahlen und vom Holzpareuchym beinahe erreicht.
Wir finden sehr oft nicht nur in den Zweigen, sondern selbst in
der Wurzel höhere Zahlen (vergl. Belege 214 und 215 u. a.) als
in den Blättern. Das Minimum liegt in der Blattepidermis, dann
folgen Schwammparenchym, Leptomparenchym, Kambium, primäre
Rinde, Geleitzellen.
4. Sedum acre (Tab. 34). Es wurden gemessen:
Blatt: Epidermis auf der obern Seite und das anliegende
Mesophyll.
Stengel: beim Übergang vom blattlosen zum blattragen-
den Teil.
Wurzel: ca. 1 cm hinter der Spitze.
Tabelle 34.
Sedum acre.
Blatt
Stengel
Wurzel
Datum
der
-e ö
s
8 4
£
Untersuchung
•S.a
'S, 9
w
O r-H
03
0) *•
S ft
Epid(
mis
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*55
'H)
C5 n
a
c3
w
2 g
ns s_
c3 o3
W ft
•g, a
w
£ >>
18.
IV.
13
0,25
0,319
0,25
0,34
0,40
0,472
0,46
0,613
0,50
0,52
28.
V.
13
0,205
0,243
0,25
0,330
0,34
0,562
0,405
0,437
0,44
0,48
14.
VI.
13
0,367
0,36
0,264
0,32
0,34
0,517
0,405
0,517
0,38
0,38
14.
VII
13
0,297
0,325
0,328
0,38
0,40
0,482
0,395
0,482
0,42
0,44
19.
IX.
13
0,297
0,375
0,297
0,34
0.40
0,46
0,395
0,46
0,48
0,50
24.
XI.
13
0,288
0,356
0,25
0,38
0,38
0,46
0,405
0,46
0,54
0,52
Mittelwert
0,284
0,330
! 0,273
0,348
0,377
0,492
0,411
0,495
0,46
0,473
366 Blum. Kenntnis der Größe und Schwankung des osmotischen Wertes.
Im Blatt ist der osmotische Wert des Mesophylls höher als
derjenige der Epidermis.
Im Stengel nimmt der osmotische Wert der einzelnen Ge-
webe mit Ausnahme der Geleitzellen von außen nach innen zu.
Tabelle 35.
Funaria hygrometrica .
Datum der
Untersuchung
Blattzellen
Blattnervenzellen
Stengel j
1
2 3 4 | 5
1 2
1 4 5
00
A's
Paren-
chym
Spitze
Basis j
Spitze
Basis
2
= ! *
o c c
12. VII. 13 i 0,359 0,382 0.435 0.447 0.489jl 0.45 0.585 — 0,675' —
4. Vm. 13 0.359 0,382 0.435 0,474 0.538 0,585 0.63 0.652 0,64 -
18. IX. 13 0.34 0.359 0,435 0,466 0.531 0.472 0.517 0,562 0.585 0,652
21. III. 14 0,435 0.447 0.466 0,51 0.531 0,405 0.435 0.517 0.54 0.607
0,475 0.55 0,425
0,575 0,575ji0,50
0,55 0.50 jO, 53
0,50 0,475j;0,50
Mittelwert j 0,373 0.393 0.443 0,474 0,522 j 0,478 0.542 0.577 0.61 0,63 0,525 0,525 0,494
In der Wurzel zeigen Epidermis und Parenchym der Spitze
meist nur kleine Unterschiede.
Die kleinsten Werte finden sich in der Epidermis von Stengel
und Blatt, die höchsten im Hadromparenchym und in den Geleit-
zellen des Stengels.
Tabelle 36.
Zusammenstellung der Mittelwerte aus Tabellen 18 — 35.
Blattspreite
g — ® _
sc
5h Ck oft £ft
Epidermis
Aehsenorg.
ti. Blattstiel
Außen-
rinde
Innen-
rinde
Leptom-
parench.
Geleit-
zellen
Kambium
Hadrom-
parench.
Mark-
zellen
Rinden-
markstr.
|Holzmark-|
Relleborus
0.447 0,394 0,575 0,871
0.498
0,522
0,539
0,577
0,558
0,567
0,521
Urtica
0.506 0.498 0.635 1.015
0.453
0,472
0.495
0.518
0.556
0.548
0.590
0.471
—
—
Fagus
0,376 0,365 0,5711,017
—
0,671
0.679
0,573
0,722
0.634
0.983
—
0.869
0.93
Sedum
0,284 — 0,330') —
0.273
0,348
0.377
—
0.492
0,411
0,495
—
—
—
Funaria
0,525
l) Mesophyll.
5. Funaria hygrometrica (Tab. 35).
Hier untersuchte ich nach der auf p. 16 angegebenenen Weise-
Im Stämmchen wurde zwischen Epidermis und Parenchym unter-
schieden.
Im Blatt nimmt der osmotische Wert sowohl in den Zellen
der Spreite als auch in jenen des Nerven, in welchen er größer ist,
von oben nach unten zu; im Stengel ist er unten höher als oben,
in der Epidermis etwa gleich groß wie im Parenchym.
Tab. 36 gibt die Mittelwerte der Gewebe aller untersuchten
Pflanzen. Unter allen untersuchten Pflanzen finden wir die höchsten
osmotischen Werte in deu Wurzel- und Stengelgeweben beider Buche,
die kleinsten bei Sehn»/, während Urtica und Hellebor us in der
Mitte stehen.
Blum, Kenntnis der Größe und Schwankung des osmotischen Wertes. 367
Wie aus den betr. Tabellen (23, 28, 33, 34, 35) liervorgeht,
ordnen sieb die Blattmittel in absteigender Reihe folgendermaßen:
Urtica , Helleborus, Fagus, Funaria, Sedum.
In der folgenden Tabelle 37 sind endlich die Maxima und
Minima der osmotischen Werte in den Geweben derselben Pflanze
aus je mehreren Belegnummern zusammengestellt. Daraus ist zu
ersehen, daß die höchsten osmotischen Werte bei Helleborus, Urtica,
Fagus fast durchwegs in den Palisaden liegen, die niedersten in
der Epidermis der Blattunterseite; bei Sedum finden sich die ent-
sprechenden Werte vielfach im Hadromparenchym der untern
Stengelpartie bezw. in der Epidermis der Stengelspitze.
Tabelle 37.
Maxima und Minima der Gewebe in den einzelnen Pflanzen.
Bei-
spiele
Belege Nr.
Maximum
Minimum
Helleborus
1
22
Palisaden
Epidermis, Blattunterseite
2
61 u. 62
n
71 7
3
133 u. 134
Urtica
1
165 u. 166
„ Blattmittelnerv
2
190 u. 192
Außenrinde des Blattstiels
3
207 u. 208
Epidermis, Blattunterseite
Fagus
1
215 u. 217
n
2
235 u. 236
Holzparenchym
Tl n
(Stamm u. Ast)
3
251 u. 253
Palis. -Parench.
Sedum
1
268
Hadromparench.
Stengelspitz epidermis
(Stengelbasis)
2
281
Kambium
Stengel (oben)
6. Zusammenfassung.
a. Unter den Blattgeweben haben die Palisaden durchwegs
den höchsten, die Epidermiszellen (besonders der Blattunterseite)
den niedrigsten osmotischen Wert; er ist in ersteren doppelt so
groß oder noch höher als in letzteren. Die Epidermisunterseite zeigt
bei Helleborus und Urtica niedrigeren, bei Fagus annähernd gleichen
Wert wie die Oberseite.
b. In den Geweben des Blattstiels, des Stengels und der
Wurzel zeigen im allgemeinen Geleitzellen und Hadromparenchym
die höchsten, die Epidermiszellen die niedrigsten Werte.
Bei Fagus geht das Maximum in die Zellen des Holzparen-
chyms und der Markstrahlen über, das Minimum bleibt in der
Epidermis der Blätter.
III. Kapitel:
Die täglichen Schwankungen des osmotischen Wertes.
Da es mir darauf ankam, für die Schwankungen des osmo-
tischen Wertes während eines Tages möglichst vergleichbare Werte
368 Blum. Kenntnis der Größe und Schwankung des osmotischen Wertes.
zu bekommen, wählte ich für diese Messungen Tage, an denen die
Witterung möglichst gleichmäßig war.
Ich untersuchte die Objekte von 3 zu 3 Stunden; jede Mes-
sungsserie füllte bei konzentrierter Arbeit diese Zeit gerade aus.
Da die einzelnen Organe stets in derselben Reihenfolge (Blatt,
Tabelle 38.
Tägliche Schwankung des osmotischen Wertes bei Helleborns foetidus.
3./4. II. 13.
5ha1)
8h a
11ha
2hpJ)
5h p
8h p
llhp
2h a
5h a
Maxim. [
Schwan-
kungen
Blatt.
Epidermis, Mittelnerv
0.50
0,52
0,56
1 0,58
0,52
0.50
0,52
0.50
0,48
0.08
(unten)
Unterseite
0,367
0,685
0,402
0,42
0,427
0,385
0,402
0.402
0,285
0.07
Oberseite
0,42
0,46
0,50
0,52
0,50
0,46
0,46
0,44
0,42
0.10
Schwammparenchym
0,0 LS
0,618
0,656
0,712
0,694
0.675
0,656
0.637
0,618
0.094
Palisadenparenchym
0,822
0,857
0,802
0,802
0.875
0,857
0.84
0,822
0.84
0.07
Blattstiel.
Epidermis
0,469
0,487
0,487
0,525
0,506
0.487
0.487
0,45
0,45
0.075
Außenrinde
0,487
0,506
0,525
0,544
0,506
0.506
0,487
0,469
0,469
0.075
Innenrinde
0,506
0,544
0,544
0,581
0.581
0,544
0,525
0.525
0,460
0.112
Geleitzellen
0,502
0,562
0,585
0,607
0,585
0,562
0,54
0,54
0,54
0.067
Kambium
0,500
0,569
0.591
0,612
0.591
0.591
0,560
0,560
0,560
0.044
Hadromparenchym
0,528
0,538
0.56
0,5 7 7
0,577
0.56
0.56
0,528
0,528
0.039
Stengel.
Epidermis
0,506
0,525
0,544
0,581
0.525
0,481
0.481
0.469
0,45
0.121
Außenrinde
0,544
0,568
0.581
0,628
0.565
0,544
0,525
0,525
0,562
0.113
Innenrinde
0,56
0,58
0,58
0,60
0,60
0,56
0.54
0.54
0.52
0.08
Geleitzellen
0,502
0,585
0,562
0,607
0,62
0.607
0.585
0,562
0.585
0.068
Kambium
0,552
0,577
0,577
0,595
0,617
0.577
0,552
0,521
0.552
0.086
Hadromparenchym
0,552
0,555
0.595
0,617
0,626
0,617
0.617
0.595
0,577
Ü.0S4
Markzellen
0,017
0,51 7
0.517
0,562
0,585
0.562
0.54
0,51 7
0,517
0.068
Wurzel.
Außenrinde.
0,41
0,41
0,41
0,460
0,45
0.431
0.431
0,41
0,41
0.059
Innenrinde
0,4 SO
0,51
0,51
0,552
0,552
0.552
0.531
0,51
0,480
0.063
Geleitzellen
0,46
0,48
0,48
0,52
0,50
0.48
0,46
0,44
0,46
0.08
Kambium
0,525
0,547
0.567
0,560
0,560
0.547
0.547
0,525
0,525
0.044
Hadromparenchym
Wurzelspitze
0,489
0.51
0.531
0,552
0,552
0.531
0.489
0,480
0,480
0.063
W urzelhaar
0,58
0,60
—
0,62
0,66
—
0.64
0,60
—
0.08
Parenchym
0 58
0,60
—
0,6q !
0.64
-
0,62
—
0,58
o.ot;
Mittelwert ' ' 0,527^ 0,544[| 0,555jj 0,5<Sö|
0.578
0.549
0.544 0.525
0.521
0.070
i) a = Vormittag.
*) p == Nachmittag.
Stiel etc.) untersucht wurden, so liegen zwischen den aufeinander
folgenden Messungen desselben Gewebes je 3 Stunden.
Um die Ausschläge möglichst deutlich zu gestalten, wählte
ich völlig entwickelte, aber relativ junge Blätter und Stengelteile;
die Wurzeln maß ich an der Spitze und weiter hinten, wo die ver-
schiedenen Gewebe deutlich differenziert waren.
Blum, Kenntnis der Größe und Schwankung des osmotischen Wertes. 3ßf)
1. Helleborus foetidus (Tab. 38 und Belege 28,36, 63, 65, 85,
86, 116, 127, 130). Die Schnitte stammen von folgenden Stellen:
Blattspreite: Mitte zwischen Basis und Spitze, unmittelbar
neben den Mittelnerv;
Stiel: Mitte zwischen Basis und Spitze auf der Unterseite;
Stengel: Obere Hälfte der Blattregion;
Wurzel: Etwa 5 cm hinter der Wurzelspitze.
Tabelle 39.
Tägliche Schwankung des osmotischen Wertes bei Urtica dioeca.
9. IX. 13.
5h a
8h a
1
11ha
2h p
5h p
8h p
llhp
2h a
5h a
s s §
5-g §
^ CO
Blatt.
Epidermis, Mittelnerv
0,469
0,469
0,487
0,487
0,487
0,469
0,469
0,469
0,469
0,018
Unterseite
0,45
0,469
0,487
0,487
0,487
0,469
0,45
0,431
0,45
0,055
Oberseite
0,431
0,45
0,487
0,506
0,487
0,487
0,45
0,45
0,431
0,079
Schwammparenchym
0,562
0,581
0.60
0,619
0.60
0,60
0.581
0,581
0,581
0,057
Palisadenparenchym
0,923
0,942
0,976
0,976
0,976
0,994
0,976
0,942
0,942
0,071
Blattstiel.
Epidermis
0,40
0,42
0.44
0.44
0.46
0.42
0.44
0,42
0,42
0,06
Außenrinde
0,26 7
0,283
0.317
0,333
0.317
0,317
0.333
0,307
0,283
0,066
Innenrinde
0,317
0,333
0,333
0,35
0,333
0.317
0.317
0,30
0,30
0,05
Leptomparenchym
0.44
0,44
0,46
0,46
0,48
0,46
0,42
0,40
0,40
0,08
Geleitzellen
0,607
0,63
0.675
0,697
0,63
0,63
0,607
0,607
0,585
0,112
Kambium
0,531
0,552
0,577
0,577
0,552
0,552
0.531
0,552(?)
0,531
0,055
Hadromparenchym
0,50
0,531
0,5 1 i
0,577
0,552
0,552
0,531
0.51
0,50
0,077
Stengel.
Epidermis
0,371
0,371
0,392
0,413
0,392
0.392
0,371
0.392
0,371
0.042
Außenrinde
0,35
0,367
0,385
0,402
0,402
0,385
0,367
0.367
0,367
0,052
Innenrinde
0,437
0,46
0.46
0,503
0,482
0,482
0,46
0,495
0,437
0,415
0,088
Leptomparenchym
0,45
0,495
0,472(?)
0,517
0,495
0,495
0,472
0,472
0,067
Geleitzellen
0,63
0,63
0,652
0,675
0,675
0.652
0,652
0,63
0,607
0,068
Kambium
0,489
0,51
0,531
0,531
0,552
0,51
0,51
0,489
0,489
0,063
Hadromparenchym
0,517
0,562
0,585
0,607
0,585
0,54
0,54
0,517
0,54
0,090
Wurzel.
Außenrinde
0,431
0,431
0,45
0,469
0,469
0,45
0,431
0,431
0,431
0,038
Innenrinde
0,484
0,503
0,503
0,524
0,524
0,503
0,484
0,484
0.503
0,04
Leptomparenchym
0,547
0,569
0,591
0,613
0,591
0,569
0,591
0,569
0,547
0,066
Geleitzellen
0.652
0,652
0,675
0,691
0,697
0,675
0,652
0,652
0,63
0,067
Kambium
0,569
0,569
0,591
0,613
0,591
0.591
0,569
0,547
0,567
0,066
Hadromparenchym
0,585
0,607
0,63
0,63
0,607i
0,637
0.607
0.585
0,54
0,097
Wurzelspitze.
Epidermis
0,58
0,60
0,60
0,64
0,64
0,62
0,62
0,60
0,60
0,06
Parenchym
0,56
0,56
0,60
0,64
0,60
0,60
0.60
0,58
0,56
0,08
Mittelwert
0,502
0,518
0,538
0,555
0.544
0,531
0,521
0,508
0,501
0,065
In der Spreite nimmt (in dem am 4. II. 13. untersuchten
Beispiel) der osmotische Wert beider Epidermen von Morgens 5 h
bis Mittags 2 h zu, um von da gegen Abend etwas zu sinken. Um
11 h Nachts findet wieder ein kleines Ansteigen statt, das gegen
den Morgen zurückgeht, wo das Minimum erreicht wird. Im
Schwammparenchym ist der Wechsel sehr regelmäßig: Zunahme
Beihefte Bot. Centralbl. Bd. XXXIII. Abt. I. Heft 3. 24
370 Blum. Kenntnis der Größe und Schwankung des osmotischen Wertes.
bis nach Mittag, von da Abnahme bis gegen den frühen Morgen.
Die Palisaden zeigen ein Steigen vom Morgen bis zum Mittag,
dann eine Abnahme bis zum folgenden Morgen.
Die Gewebe des Blattstiels, des Stengels und der Wurzel
haben ihr Maximum am Nachmittag, ihr Minimum am Morgen.
Trotzdem die Wurzelspitze nicht immer erhalten werden
konnte, läßt sich doch erkennen, daß in ihr die Schwankungen in
derselben Weise verlaufen.
Tabelle 40.
Tagesperiode vom Fagusblatt. 5. VII. 13.
5h a
8h a
11ha
2h p
5h p
8h p
llhp
2h a
5h a |
Maxim.
Schwan-
kungen
Epidermis, Unterseite
0.337
0.356
0,375
0,394
0,394
0,356
0,356
0,337
0,337
0,057
„ Oberseite
0.349
0.349
0,367
0.408
0,408
0.387
0,387
0.367
0.367
0.059
Schwammparenchym
0.489
0.522
0,542
0,5 6 d
0.542
0.542
0,522
0.503
0.489
0.074
Palisadenparenchym
0.919
0.937
0.937
0.937
0,95 6\
0,956
1 0.937
0,919
0,919
0.037
Mittelwert
0,524 || 0,541
0,555
0,576
0,575
0.560 0.550 0,532 0.528 0,057
Tabelle 41.
Tagesperiode von Sedum acre. 25. VIII. 13.
5h a
8h a
11ha
2h p
5h p
8h p
llhp
II ägg
2ha!!6bpsiü
Blatt.
Epidermis
0.221
0,25
0,264
0,264
0,236
0,236
0.221
0.221 0.221 0,043
Mesophyll
0.336
0.361
0,363
0,387
0,377
0,347
0.347
0,336 0,336 0,051
Stengel.
Epidermis
0.236
0,25
0.264
0,288
0.264
0,25
0.25
0.236 0,25 0.052
Außenrinde
0.32
0.32
0,34
0,34
0,34
0,32
0.30
0,32 0.32 0,04
Innenrinde
1 0.32
0,32
0.36
0,38
0.36
0.36
0.34
0.32 0,30 ij0.08
Kambium
0.45
0,472
0,472,
0,495
0,517
0,495
0,472
0.472 1 0.45 0,067
Geleitzellen
0.482
0,482
0.503
0,525
0.503
0,503
0.482
0.46 0.46 0,065
Hadromparenchym
0,415
0,437
0,46
0,46
0,46
0.437
0.437
0.415 0.415 !0.(U5
Markzellen
0.42
0,44
0,44 |
0,42
0.44
0.42
0.42
0.40 0.40 0,04
Wu rzel.
Epidermis
0,48
0.48
0,50 1
0,54
0,52
0.52
0,50
0.46 0.46 0,08
Parenchym
0.30 !
0,32
0.34
0.34
0,36
0,36
0,32
0,30 0.30 0,06
Mittelwert
0.362
1
0.376
0.389
0,404 0,398 0.386 0.372
0,358 \0,354\ 0.057
2. Urtica dioeca (Tab. 39 und Belege 173, 174). Die Schnite
stammen von folgenden Stellen:
Wurzelspitze: unmittelbar hinter derselben
Verkorkte Wurzelpartie: Apikales Drittel zwischen Basis und
Spitze
Stengel: dritt- oder viertjüngstes Interuodium
Blätter: in der erwähnten Stengelpartie, Spreite und Stiel
wie bei Hrlleborus.
Blum, Kenntnis der Größe und Schwankung des osmotischen Wertes. 371
ln der Blattspreite ist die Änderung in der Epidermis des
Mittelnerven auffallend klein. In den übrigen Geweben steigt der
Wert von Morgen bis Nachmittag und sinkt wieder bis zum andern
Morgen. Daß in den Palisaden das Maximum erst um 8h p. m. ein-
trat, kann auf Zufall beruhen; vielleicht spielt aber bei dem ver-
schiedenen Verhalten von Urtica und Helleborus auch der ver-
schiedene Standort mit. Helleborus wurde vom frühen Morgen bis
in den Nachmittag hinein von der Sonne beschienen, während
Urtica am Waldrand im Halbschatten stand und erst gegen 5h
Abends direktes Sonnenlicht erhielt.
Die Schwankungen in Blattstiel, Stengel und Wurzel
schließen sich dem allgemeinen Schema an; nur das Hadromparen-
chym der Wurzel steigt am Abend noch einmal an und zeigt hier
sogar das Hauptmaximum.
3. FagfMsblatt (Tabelle 40 und Belege 218, 223). Bei der
Buche sind die täglichen Schwankungen nur für das Blatt ange-
Tabelle 42.
Zusammenstellung der Mittelwerte aus den Tabellen 38—41.
5h a
8h a
llha
2h p
] öh P
8h p
llhp
2h a
5h a
a fl Q
s S ©
51 “
Helleborus foetidus
0,527
0,544
1 0.555
0,586
0,578
0.549i
0,544
0,525
0,521
0,065
Urtica dioeca
0,502
0.518
0,538
0.555
0,544
0.531
0.521
0,508
0,501
0,054
Fagusblatt
0,524
0,541
0.555
0.576
0.575
0,560
0.550
0,532
0,528
0,052
Sedum acre
0,362
0.376
0 389
0,404
0,398
0.386;
0,372
0,358
0,354
0,050
geben, da die übrigen Gewebe in dreistündigen Intervallen zu
kleine und zu unregelmäßige Änderungen zeigten.
Die Spreite von Fagus verhielt sich gleich wie die von Ur-
tica; auch der Standort war ähnlich.
4. Sedum acre (Tabelle 41). Die Stengelgewebe maß ich in
der untern Hälfte der Blattregion, die Wurzeln unmittelbar hinter
der Spitze.
Epidermis und Mesophyll des Blattes zeigten die typische
tägliche Schwankung; ebenso die Stengel und Wurzelgewebe.
5. Für Funaria läßt sich die tägliche Schwankung nicht mit
Sicherheit bestimmen (Beleg 289), da die erwähnten Zonen in ver-
schiedenen Blättern ungleich groß sind und da der osmotische
Wert zu sehr von äußeren Faktoren abhängig ist.
Tab. 42 erlaubt die Vergleichung der Mittelwerte der ganzen
Pflanzen (bei Fagus nur Blatt) und der größten Tagesschwankungen.
Das Maximum findet sich überall 2h Nachmittags, das Minimum
um 5h Morgens, bei Helleborus und Sedum ev. schon 2h morgens.
Die kleinsten Schwankungen hat Sedum , die größten Helleborus.
6. Zusammenfassung.
a. Die Gewebe der untersuchten Pflanzen zeigen gewöhnlich
in den Morgenstunden vor Sonnenaufgang das Minimum des osmo-
21*
372 Blum. Kenntnis der Größe und Schwankung des osmotischen Wertes.
tischen Wertes; derselbe steigt während des Tages zu einem Maxi-
mum an, um während der Nacht wieder zu sinken.
b. Das Maximum fällt für die meisten Gewebe in die ersten
Nachmittagsstunden.
c. Das Steigen und Fallen erfolgt in der Regel ziemlich
gleichmäßig.
d. Diese tägliche Periodizität findet man während des ganzen
Jahres (vergl. Belege 28, 36, 63, 65. 85. 86, 116. 127, 130, 173.
174, 218, 223).
e. Die täglichen Unterschiede bewegen sich durchschnittlich
zwischen 0,05 und 0,08 Mol KN03; sie können im Maximum bis
auf 0,131 (Stengelepidermis von Helleborus ) und 0,112 Mol KN03
(Leptomparenchym des Blattstiels von Urtica) steigen, aber auch
ganz gering (0.018 Mol bei der Epidermis des Mittelnerven von
Urtica) sein.
IV. Kapitel:
Die jährlichen Schwankungen des osmotischen Wertes.
Um die Veränderung des osmotischen Wertes während eines
Jahres zu ermitteln, habe ich für jedes Gewebe die Monatsmittel
berechnet. Natürlich sind hierbei die Untersuchungen, die unter
abnormen äußern Bedingungen durchgeführt wurden, nicht mit-
gezählt.
Es ist einleuchtend, daß man für die gleichen. Monate ver-
schiedener Jahre, je nach den atmosphärischen Einflüssen etwas
abweichende Mittelwerte erhalten wird. So beträgt die Durch-
schnittszahl aller Gewebe bei Helleborus im Januar 1913: 0,541
im Januar 1914: 0,559.
Die in diesem Kapitel angegebenen Messungen wurden aus-
geführt von April 1913 bis März 1914.
Funaria konnte hier nicht berücksichtigt werden, da ihre
osmotischen Werte zu verschieden sind und zu stark auf Wind etc.
reagieren (Belege 284—295).
1. Helleborus foetidus (Tab. 43). Die für diese Messungen
verwendeten Exemplare standen an einem, nach Süden gelegenen
Abhang, im Gebüsch eines lichten Buchenwaldes, sodaß die Pflan-
zen vom Sonnenlicht nur teilweise direkt erreicht werden konnten
und besonders im Winter vor der kalten Bise geschützt waren.
Die verschiedenen Organe maß ich an folgenden Stellen:
Spreite: Mitte zwischen Basis und Spitze, neben dem Mittel-
nerv (Mittelnervepidermis auf der Unterseite, in der Mitte
zwischen Basis und Spitze),
Stiel: Mitte zwischen Basis und Spitze auf der Unterseite,
Stengel: erstens unmittelbar über der Blattregion und zweitens
direkt über dem Boden,
Wurzel: 4 — 6 cm von der Spitze entfernt.
In der Spreite nimmt der osmotische Wert in der Epider-
mis des Mittelnerven und der Unterseite vom Winter bis zum März
Blum, Kenntnis der Größe und Schwankung des osmotischen Wertes-.
373
ab, steigt im April, sinkt von neuem, steigt den Sommer hindurch
bis zum September langsam an, um im Oktober wieder zu fallen
und die Winterwerte zu erreichen. Auffallend erscheint das plötz-
Tabelle 43.
Schwankung des osmotischen Wertes während eines Jahres bei
Helleborus foetidns.
Januar
1914
Februar
1914
März
1914
April
1913
Mai
1913
Juni
1913
Juli
1913
August
1913
1 Septbr.
1913
Oktober
1913
Novbr.
1913
Dezbr.
1913
lattspreite.
lerm., Mittelnerv
(unten)
0,531
0.496
0.433
0,445
0,403
0,407
]f
0,451 0,528
0,56
0,435
0,46
0,547
, Unterseite
0,456
0,432
0.391
0.418
0,392
0,408
0,38 7
0,441
0,457
0.438
0,44
0,414
, Oberseite
0,506
0,478
0.483
0,462
0,429
0,443
0.424
0.472
0.48
0,44
0,367
0,403
.vammparencli.
0,673
0,696
0,630
0,668
0,653
0.632
0,536
0,563
0,638
0,582
0,473
0,63
sadenparenchym
0,895
0.869
0,892
0,84
0, 754
0.767
0.787
0.893
0,945
0,897
0.84
0,886
lattstiel.
iermis
0,52
0.487
0,454
0,468
0,3 75
0,376
0,411
0,487
0,562
0,431
0,43
0,506
.enrinde
0,48
0.506
0.515
0.515
0,46
0,439
0,365
0.52
0,54
0.48
0,54
0,56
inrinde
0.54
0,525
0,525
0,533
0,48
0.501
0,373
0,48
0.58
0.54
0,58
0,56
iitzellen
0,525
0,567
0,575
0,553
0,562
0,367
0,367
0,675
0,676
0,652
0.58
0,525
ibium
0,547
0,541
0,569
0,549
0,585
0.585
0,549,
0,607
0,636
0,489
0,558
0,569
romparenchym
0,495
0.531
0,557
0.550
0.585
0,551
0.516 0.585
0,617
0,538
0,555
0,474
tengel (oben),
iermis
0,45
0.487
0,441
0.42
0,41
0.425
0,407
0.585
0,607
0.562
0,461
0,585
»enrinde
0,471
0,471
0,424
0,495
0,495
0,54
0,444 0.585
0.585
0.585
0,505
0.525
in rinde
0,495
0,453
0,474
0,517
0.525
0.517
0,443} 0.54
0,63
0,607
0.529
0,544
iitzellen
0,531
0.585
0,540 0.562
0.562
0.585
0.562 0.652
0.607
0,675
0,591
0,577
obium
0,607
0,585
0.541
0,54
0,54
0,562
0.557
0.552
0,607
0.585
0,558
0,538
Iromparenchym
0,525
0,607
0,548
0.596
0,607
0,607
0,506
0,585
0,63
0,63
0.537
0,577
kzellen
0,516
0,63
0.54
0,518
0,54
0,489
0.45
0,562
0.595
0,585
0,467
0,489
tengel (unten),
dermis
0,63
0,63
0,62
0,551
0,54
0.45
0.438
0,585
0.585
0,63
0,506
0,618
5 enrinde
0,63
0, 72
0,602
0,633
0,652
0,585
0,461
0,585
0,698
0.652
0,573
0,652
i enrinde
1 0,652
0, 748
0,60
0.641
0.652
0.562
0,461
0,562
0.698
0,652
0.551
0,675
eitzellen
0,517
0.607
0.604
0,574
0,552
0.562
0.546
0,675
0,652
0.695
0,574
0,54
nbium
0,63
0.607
0,559
0.562
0,652
0.585
0.546
0.577
0,652
0,607
0,529
0,54
Iromparenclivm
0,54
0,63
0,604
0,641
0,63
0,607
0.529
0,607
0.675
0.63
0,54
0,607
rkzellen
0.516
0.652
0.565
0.54
0.54
0,51
0,473
0.562
0.62
0,63
0.585
0,484
0.517
Vurzel.
lenrinde
0.601
0,619
0.481
0.471
0,431
\0,404
0.510
0.531
0,616
0,64
0,548
enrinde
0.625
0.574
0,507
0,520
0,487
0,552
' 0.504
1 0.574
0,668
0,63
0,61
0,592
eitzellen
0,54
0,54
0,615
0.563
0.585
0,562
0.596
0.663
0,653
0,687
0,608
0,551
nbium
0.562
! 0,551
0.585
0.556
0.54
0,54
j 0,506
0.63
.0,653
0,63
0,574
0,596
iromparenchym
0.572
0,585
0.592
0.587
0,562
0,585
0,498
0.609: 0,664
II
0,687
0,63
0,54
Jittelwert
0,559 10,580
0,549 0,550 0,537
0,523 0,487
0,582 0,626
0,595
0.543 0,563
liehe Minimum der Unterseite im Juli. Die obere Epidermis sinkt
vom Januar bis Mai um später sehr unregelmäßig zu sein. Das
Schwammparenchym erreicht im Juli und November ein Minimum,
ein kleines Maximum im September, das Hauptmaximum im Feb-
374 Blum. Kenntnis der Größe und Schwankung des osmotischen Wertes.
ruar. Das Palisadenparenchym hat zwei Maxiina, eines im Januar,
das Hauptmaximum im September und das Minimum im Mai.
Im Blattstiel zeigt die Epidermis im Frühling und Spät-
herbst zwei kleinste Werte, während im Sommer und Winter die
Tabelle 44.
Schwankung des osmotischen Wertes während eines Jahres
bei Urtica dioeca.
Januar
1914
Februar
1914
März
1914
April
1913
Mai
1913
Juni
1913
Juli
1913
August
1913
CO
■4-3 *
•CLC5
0) y-4
m
Oktobr.
1913
Novembr.
1913
s.
K
a
C
Blattspreite
!
Epiderm., Mittelnerv
(unten)
0,410
j 0,375
0,470
0,469
0,469
0.467
0,525
„ Unterseite
0.471
\0,438
0,470
0,45
0,476
0.469
0,562
, Oberseite
0,487
41,426
0.458
0,487
0,478
0,545
0,581
Schwammparench.
0,64
0.62
0,607
0,66
0,67
0.61
0,66
Palisadenparenchym
1.031
0,956
0,956
1,027
1,020
0.984
1,058
Blattstiel.
Epidermis
0,465
0,418
0,40
0,395
0,388
0.424
0,50
Außenrinde
0,50
0,438
0,346
0.425
0,38
0.42
0,474
Innenrinde
0.44
0,396
0,341
0,441
0,42
0,46
0,471
Leptomparenchym
0,516
0,392
0,41
0,498
0,410
0.445
0.49
Geleitzellen
—
0,436
0.463
0,o06
0.588
0.547
0, 742
Kambium
0,585
10,444
0,45
0,45
0,52
0,512
0,613
Hadromparen chy m
0,54
0,539
0,514
0,522
0,555
0,562
0,624
Stengel.
Epidermis
0,54
\o,562
0,415
0.472
0.448
0.434
0,45
0.448
0,54
0,495
0,501
Außenrinde
0,656
0,525
0,35
0,5.25
0.401
0,384
0.427
0,478
0,526
0,58
0,595
Innenrinde
0,634
0,547
0,367
0.525
0,456
0,455
0,415
0.511
0.569
0.565
0,634
Leptomparenchym
0,652
0,562
0,435
0.562
0,463
0,426
0.472
0,514
0,586
0.606
0.600
Geleitzellen
0,675
0,585
0,585
0.63
0,50
0,466
0.584
0,625
0,63
0.714
0,730
Kambium
0,63
0.562
0.547
0,562
0.538
0.518
0.54
0,562
0,596
0,54
0,5 7 7\
Hadromparenchym
0.698
0,63
0.54
0.562
1 0.584
0.518
0,507
0,581
0,619
0.629
0, 701
Markzellen
—
0.40
0,48
0.40
0,393
0.44
0,495
0,57
0,58
0,603
Wurzel.
Außenrinde
0,62
0,54
0,475
0,502
0,483
0,410
0.46
0,44
0.581
0,61
0.561
0.5!
Innenrinde
0.58
0,56
0,486
0,547
0,518
0.410
0.48
0,50
0,589
0,62
0.561
0.5'
Leptomparenchym
0,63
0.585
0,54
0,547
0.519
0,545
0,585
0,562
0, 6 75
0.632
0,589
0,6i
Geleitzellen
0,652
0.607
0,607
0.63
0,536
0,573
0,63
0,562
0,72
0,695
0,614
0.6^
Kambium
0,562
0.607
0,523
0,50?
0,511
0,662
0,63
0,56
0,63
0,585
0.607
0,61
Hadromparenchym
0,585:
0,607
0,500
0,585
0,518
0,574
0,607
0.600
0.675
0,613
0,63
0,6t
Wurzelspitze, j
Epidermis
0.529 0.525
0,472
0.508
0,54
0.508
0.508
0,525
0.583
0.606
0,591
0,5t
Parenchym
0,58 |
0,o08\\0,469
0,49
0,52
0,542|
0,49
0,508
0,578
0,609
0.588
0.5t
Mittelwert
0,615 1
0.567
0,483\
0.546
0.493
0.486
0,520,
0,530. 0.575
0,608
0,605!
—
Wurzelmittelwert |
0,592|| 0,567
0,5 09\
0,54 |
0,518
0,528
0,549
0,532|| 0,629
0,621
0,593|
0,5S
höchsten Werte erreicht werden. Die Kindenzellen besitzen ihre
Minima im Juli, ihre Maxima im April und im Herbst. Der os-
motische Wert der Parenchymzellen des Gcfäßbiindels schwankt
während des Jahres sehr unregelmäßig, doch ist das Maximum im
September deutlich.
Die Gewebe des jungen Stengels zeigen vielfach im Januar
Blum, Kenntnis der Größe und Schwankung des osmotischen Wertes. 375
kleine Werte (in dieser Zeit wurden die jungen Blätter und Blüten
gebildet), erhalten im Februar ein erstes Maximum, im März und
April ein zweites Minimum und das Haupt-Maximum meist im
September und Oktober.
In älteren Stengelpartien fallen die Maxima teils in
den Februar, teils in den Herbst.
Die Rindenzellen der Wurzel besitzen den ganzen Frühling
hindurch kleine Werte, die im Herbst zum Maximum ansteigen.
. Die Geleitzellen haben im Herbst die höchsten, im Winter die
niedersten Werte. Kambium und Hadromparenchym zeigen wäh-
rend des ganzen Jahres nur ein einziges starkes Anschwellen im
Herbst.
Die Mittelwerte sämtlicher Gewebe erreichen ihr Hauptmaxi-
mum im September, ein kleineres im Februar. Das Minimum fällt
auf den Juli. Der relativ geringe Januarwert ist z. T. auf die
jungen Gewebe der obern Stengelpartie zurückzuführen.
2. Urtica clioeca (Tabelle 44). Die untersuchten Pflanzen
wuchsen am schattigen Nordrand eines Waldes, sodaß direktes
. Sonnenlicht sie nur Morgens früh und am Abend treffen konnte;
dagegen waren sie den West- und Nordwinden sehr stark aus-
gesetzt.
Im Winter sterben die oberirdischen Teile von Urtica ab.
Nur hin und wieder zeigen sich niedere grüne Stengel, die, wenn
erhältlich, gemessen wurden.
Die Schnitte stammen von folgenden Stellen:
Wurzelspitze: unmittelbar hinter derselben,
Verkorkte Wurzelpartie: im apikalen Drittel,
Stengel: im viertjüngsten Internodium,
Blätter: in derselben Region, Stiel und Spreite wie bei
Helleborus.
Die Gewebe der Blattspreite nehmen vom Frühling bis
zum Herbst, d. h. mit steigendem Alter der Zellen zu; im April
ist der osmotische Wert etwas höher, wohl infolge der ungünstigen
äußern Faktoren.
Der Blattstiel zeigt dasselbe.
Die Gewebe des Stengels beginnen im Januar mit einem
Maximum, sinken im März zum ersten Minimum, steigen im April
sehr stark an und sinken dann wieder; im Juli beginnt ein zwei-
tes Anschwellen, das fast durchwegs bis zum Absterben andauert.
In der Wurzel fallen die Maxima meistens in den Herbst.
Von den Mittelwerten der ganzen Pflanze sind nur vergleich-
bar die Werte von April bis Oktober; sie zeigen ein Sinken bis
Juni und dann ein kontinuierliches Steigen bis Oktober. Die Wur-
zelgewebe haben ein Minimum im März, ein Maximum im Sep-
tember.
3. Fagus silvatica (Tab. 45). Im Gegensatz zu Helleborus
und Urtica, wo die Monatszahlen Durchschnittswerte aller Mes-
sungen (die unter abnormalen äußeren Bedingungen gemachten
Untersuchungen abgerechnet) sind, habe ich hier monatlich nur je
376 Blum. Kenntnis der Größe und Schwankung- des osmotischen Wertes.
eine Messungsserie gemacht.») Ich wählte dazu 2 Exemplare aus
welche im Innern des \\ aldes wuchsen und gegen Wind und Be-
strahlung ziemlich geschützt waren. Die Schnitte wurden an
tolgenden Stellen ausgeführt :
Wurzel: etwa 15-20 cm hinter der Spitze; ihr Durchmesser
betrug hier 3—6 mm,
Stamm: ungefähr l»/s m über dem Boden,
Zweig: ca. 4 m über dem Boden und ca. D/2 m von der
Peripherie der Krone entfernt; der Durchmesser an der
untersuchten Stelle war ca. 1 cm,
Blatt: an der Peripherie des ca. 51/* m hohen Baumes und
etwa 7 2 m unter dessen Spitze,
Spreite: Mitte zwischen Basis und Spitze, neben dem Mittelnerv.
Tabelle 45.
Jährliche Schwankung des osmotischen Wertes bei Faqus silvatica
Blatt.
Epiderm., Unterseite
„ Oberseite
Schwammparench.
Palisadenparenchym
Zweig.
Außenrinde
Innenrinde
Leptomparenchym
Geleitzellen
Kambium
Holzparenchym
Markstrahlen, Binde
„ Holz
Stamm.
Außenrinde
Innenrinde
Leptomparenchym
Geleitzellen
Kambium
Holzparenchym
Markstrahlen, Rinde
„ Holz
Wurzel.
Außenrinde
Innenrinde
Leptomparenchym
Geleitzellen
Kambium
Holzparenchym
0,70
0,65
0.585
0,675jj 0,65
0,70 0.70
0,517 0,562
0,62.4 0,70 i 0.63
0,60 || 0,625;i 0,60
1,125 1.175 1.15
0.80 0,675 ' 0.75
1,15 | 1,125 0,975
0.70
0.70
0,517
0,625
0,60
1,17b
0,775
1.10
Mittelwert
0, 725
0,70
0,52'
0,70
0,60
1,275
0.65
0,70
0,70
0,70
0,625
1.15
0,70
0.70
0, 70
0,675
0,70
1.125
0,75 I 0,775
1.05 l|025
0,6-ö j 0,55
0,675p, 575
0,51 r.l 0,562
0,70 1 0,675
0.675i 0,70
1,225 1.225
0,675
0,625
0.517
0,725
0.625
1,075
0,875
0,85
0,675
0,65
0.54
0,725
0,65
1,10
0,775
1,15
0,46
0,496
0,582
0,65
0.65
0,63
0,775
0,675
0.825
0.775
0.80
0,70
0,725
0,652
0,80
0.675
0,85 (?)
0,675
0,775
0,575j
0,65
0,54
0,75?
0,675
1,05
0,768 0,772 0,760 0,748 0,698 0,697
0,356 0,316 0,31 j 0,319!
0,387 0,325 \0,30 0,349'
o.r
0.966'! 0
'jüö/j U,dtO U,d4y
\5 124,634 0,542 0,582
»,.928 1,013 1.047 1,12.4
0,725 0,825
0,925
0.706
0,694
0,682
0,775
0,60
0.95
0,825
0.925
0,675 0,625
0,725
0,652
0,70
0,625
0,80
0,675
0,625
0,65
0,625
0,80
0,55 | 0,625l| 0,65
0,70
0.562
0,675
0,625
0.925
0.875
0,925
0,575|
0,495
0.70
0,5 7o
0.925
0,575
0.562
0.65
0.65
0,80
0, 70
0, 75
0, 75
0,517
0,775
0,5 75
0,875
0,825
0,875
0,525
0,57.5
0,585]
0,5 75\
0,55
0,80
0,70
0,75
0,517
0.725
0.625
0.875
0,95
1.0
0,625
0, 725
0,63
0,725
0,625
0.875
0,65b' 0.715
0,70 0,675|
0,825 0,725
0,648\\ 0.63
0.675 1 0,70
0,575 0.675
0.925 1.025
0.95 0,95
0,775 ( 0.975
0, 75
0,75
0,652|
0.75
0,70 I
0,90 |
0,95 \
0,975|
0,70
0.70
0.63
0.75
0,65
0,975
0.875
0.925
0,675 0.65
0,70 0.675
0,65 0,675
0,725 0.70
0,60 0,60
0.875 0,975
0,728|| 0,739l
0. 725
0.70
0,63
0.675
0.625
1,025
0,95
1,025
0,6 1 o
0,65
0,63
0,725
0,5 75
1.00
0,875
1,00
0,70
0,70
0,595
0,70
0.625
1,00
0,764]
(
(
. |) !n den Belegen mit einem * bezeichnet. Diese Untersuchung-en nahmen
viel Zeit in Anspruch.
Blum, Kenntnis der Größe und Schwankung' des osmotischen Wertes. 377
Iii den beidseitigen Epidermen des Blattes ist das Maxi-
mum des osmotischen Wertes im Juni, das Minimum im September
zu konstatieren; das Palisadenparenchym zeigt vom Juli an ein
regelmäßiges Ansteigen.
Die Gewebe des Zweiges weisen die höchsten Werte meistens
im Herbst und Winter auf.
Die Gewebe des Stammes verhalten sich wenig regelmäßig.
Die Mittel aller Gewebe beginnen im Juli mit einem Mini-
mum, steigen kontinuierlich bis zum Maximum im Dezember und
fallen dann wieder bis zum Minimum.
4. Sedum aere (Tab. 46). Die Stengel wurden beim Über-
gang von blattragenden zum blattlosen Teil, die Blätter in der
Tabelle 46.
Jährliche Schwankung des osmotischen Wertes bei Sedum aere.
t
Januar
1914
Februar
1914
März
1914
April
1913
Mai
1913 |
Juni
1913
CO
rH
CS
2 rH
August
1913
Septbr.
1913
Oktober
1913
Novembr.
1913
Dezembr.
1913
Blatt-
Epidermis
0,312
0,375
0,312
0,25
0,205
0.367
0,267
0,264
0,297
0,312
0,288
0,297
Mesophyll
0,394
0,506
0,41
0,319
0,243
0,36
0,325
0,336
0,375
0,41
0,356
0,431
Stengel.
Epidermis
0,288
0,328
0,312
0,25
0,25
0,264
0,328
0,264
0,297
0,328
0,25
0,288
Außenrinde
0,40
0,421
0,44
0,34
0,32
0,32
0,38
0,34
0,34
0,34
0,38
1 0,40
Innenrinde
0,42
0,42
0,42
0,40
0,34
0.34
0,40
0,36
0,40
0,36
0,38
0,36
Geleitzellen
0,482
0,472
0,472
0,472
0,405
0,472
0,482
0,472
0,40
0,415
0,46
1 0,437
Kambium
0,-t5
0,45
0,425
0,46
0,437
0,45
0.405
0,440
0.393
0,393
0,405
1 0,495
Hadromparenchym
0,525
0,482
0,525
0,613
0,562
0,517
0,503
0,503
0,415
0,394
0,415
0,482
Markzellen
0,38
0,40
0.42
0,30
0,24
0,24
0,28
0.34
0.28
0,40
0,46
0,42
Wurzel.
Epidermis
0,58
0,62
0,58
0,50
0,44
0.38
0,42
0,50
0,48
0,48
0,54
1 0,58
Parenchym
0.60
0.60
0,60
0,52
0,48
0,38
0,44
0,34
0,50
0,48
0,52
0,56
Mittelwert || 0,439 ,0,461
0,447
0,402 0,.358|| 0,372
0,385
0,378
0,379
0,392| 0,405 1 0,432
Mitte der blattragenden Partie, die Wurzeln 1 — 2 cm von der
Spitze entfernt gemessen.
Das Blatt hat das Minimum im Mai, das Maximum im Februar.
Die Gewebe des Stengels zeigen ein ziemlich unregelmäßiges
Verhalten.
In den Wurzeln fallen die Maxima, ähnlich wie im Blatt,
auf den Februar oder dessen Nähe, die Minima auf den Sommer^
Die Durchschnittswerte steigen vom Minimum im Mai an-
haltend bis zum Maximum im Februar.
Tab. 47 gibt eine Zusammenstellung der Monatsmittel. Die
Minima fallen auf März für Urtica, Mai für Sedum und Juli für
Helleborus und Fagus; die Maxima auf Januar für Urtica, Februar
für Sedum, September für Helleborus und Dezember für Fagus.
Daß Helleborus den größten Durchschnittswert schon im September
hat, mag teilweise daher rühren, daß es Anfangs Winter schon
mit der Bildung neuer Organe beginnt. Bei den übrigen Pflanzen
378 Blum, Kenntnis der Größe und Schwankung des osmotischen Wertes.
fallen sämtliche Maxima auf die Wintermonate. Es verdient noch
hervorgeboben zu werden, daß Mai— Juli 1913, die Monate, welche
meist die geringsten Werte aufweisen, durch viele Niederschläge
ausgezeichnet waren.
5. Zusammenfassung.
a. Sämtliche Gewebe schwanken während des Jahres in ihrem
osmotischen Wert.
Tabelle 47.
Zusammenstellung der Mittelwerte aus Tabellen 43—46.
Januar
Februar
März
April
'ci
§
Juni
August
Septbr.
Oktober
Novembr.
Dezembr.|
Helleborus foetidvs
0,559
0,580
0.549
0.550
0.537
0.523
0,487
0,582
0,626
0,595
0,543
0.56
Urtica diocca
0.615
0.567
0,483
0,546
0,493
0,486
0.520
0.530
0,575
0.608
0.605
— •
Fagus silvatica
0,768
0,772
0,760
0.748
0.698
0,697
0,658
0,715
0.728
0.739
0.764
0. 78.
Sedum acre
0,439
0,461
0.447
0,402
0,358
0,372
0,385
0.378
0,379
0.392
0,405
0.43:
b. Das Maximum fällt bei Urtica, Fagus und Sedum in die
Wintermonate. Helleboras zeigt im Februar ein kleineres, im Sep-
tember das Hauptmaximum. Das Minimum fällt bei Urtica und
Sedum auf den Frühling, während Helleboras und Fagus ihren
kleinsten Wert im Juli haben.
V. Kapitel:
Einige Beobachtungen über die Höhe des osmotischen Wertes
auf der Ober- und Unterseite desselben Organs und über
die Bedeutung der äußern Faktoren.
Im Gegensatz zum Vorhergehenden handelt es sich hier nichf
um systematisch durchgeführte Untersuchungen, sondern um orien-
tierende Beobachtungen, die zum Schlüsse noch Aufnahme finden
mögen.
1. Antagonistische Seiten.
a. Fagus. Der in Tabelle 48 angegebene Ast war an der
Untersuchungsstelle gerade; erst gegen die Spitze hin wies er eine
Krümmung auf.
In diesem speziellen Falle besitzen Außenrinde und Leptom-
parenchzm auf der Unterseite einen höheren Wert als auf der
Oberseite. Umgekehrt verhalten sich Innenrinde, Geleitzellen, Holz-
parenchym und Markstrahlen. Im Allgemeinen ist die Differenz
zwischen oben und unten nur gering (vergl. auch Beleg 259).
b. Helleborus. Im Blattstiel (Tab. 49), dessen Epidermis-
und Rindenwerte in verschiedenen Zonen von der Spitze (1) bis
zur Basis (4) gemessen wurden, ist der osmotische Wert auf der
morphologischen Oberseite durchwegs höher als auf der entsprechen-
den Unterseite.
Blum, Kenntnis der Größe und Schwankung des osmotischen Wertes. 379
Die Teilblätter der fußförmigen Spreite tragen an ihrem
Grunde eine ca. 1 cm lange, stielförmige, nicht verdickte Partie,
die gewöhnlich die geradlinige Fortsetzung des Stiels bildet, im
Winter sich aber nach unten krümmt, sodaß die Blättchen vertikal
stehen; dies ist besonders auffallend, wenn auf einen warmen Tag
Tabelle 48.
Wagerechter Teil eines Astes von Fagus silvaUca. 3. XII. 13.
Ast 2 cm dick
Unterseite
Oberseite
Außenrinde
0,60
0,575
Innenrinde
0,55
0,575
Leptomparenchym
0,517
0,495
Geleitzellen
0,675
0,70
Kambium
0.625
0,625
Holzparenchym
0,95
0,975
Markstrablen, Rinde
0,75
0,75
„ Holz
0,975
1,00
Mittelwert
0,705
0,712
eine kalte Nacht folgt. Temperaturerhöhung bedingt ein Heben,
Temperaturerniedrigung ein erneutes Senken.
Ist die krümmungsfähige Zone nicht gebogen, so zeigen die
antagonistischen Seiten annähernd dieselben Differenzen, wie im
Blattstiel. Im gebogenen Zustande haben die Differenzen dasselbe
Tabelle 49.
Blattstiel auf der morph. Ober- und Unterseite von Helleborns.
5. VI. 13.
Epidermis
Außenrinde
Innenrinde
oben
unten
oben
unten
oben
unten
(Spitze) 1
0,375
0,356
0,50
0,48
0,52
0,50
2
0,356
0,337
0,48
0,46
0,50
0,50
3
0,337
0,337
0,48
0,48
0,48
0,48
(Basis) 4
0,337
0,30
0,46
0,46
0,48
0,46
Mittelwert
0,351
0,333
0,48
0,47
| 0,495
0,485
Vorzeichen, sind aber um ca. 50 % größer (Tabelle 50; vergl. auch
Belege 136 — 139).
c. Sedum. Gemessen»wurde ein dem Boden horizontal auf-
liegender, im Schatten gewachsener Stengel.
In den Epidermis- und Bindenzellen ist auch hier wieder der
Wert auf der Oberseite höher.
2. Äußere Faktoren. Einige bei annähernder Konstanz der
übrigen Bedingungen ausgeführte Messungen erlauben einen Schluß
über den Einfluß gewisser Außenfaktoren.
380 Blum. Kenntnis der Größe und Schwankung des osmotischen Wertes.
a. Temperatur (Tabelle 52). Gemessen wurde die Luft-
temperatur zur Zeit der Untersuchung- in der Nähe der Pflanze.
Wie die Helleborus&pveite zeigt, steigen die Werte der Epidermis-
zellen auf der Ober- und Unterseite mit der Herabsetzung der
Temperatur stark an. Das Schwammparenchym bleibt unverändert,
während die Palisaden sich durchaus ungesetzmäßig verhalten.
Tabelle 50.
Osmotischer Wert im Blatt„gelenk“ von Helleboms foetidus.
gerade
fast rechtwinklig gebogen
Unterseite
Oberseite
Unter-
schied
Unterseite, Oberseite
Unter-
schied
Außenrinde
0,58
0,62
+ 0,04
0,60 0,68
+ 0,08
Mittelrinde
0,58
0.60
+ 0,02
0.62 0,66
+ 0,04
Innenrinde
0,58
0,58
0.00
0.62 0,64
+ 0,02
Besser als in den Einzelgeweben drückt sich der Einfluß der
Temperatur in den Mittelwerten aus, trotzdem sich oft individuelle
Differenzen bemerkbar machen (Tab. 52, 3. Kolonne). Selbst da,
wo die Temperaturdifferenzen relativ klein sind, ist eine Abhängig-
keit des osmotischen Wertes unter sonst gleichen Umständen (so-
Tabelle 51.
Stengel von Sedum auf der Ober- und Unterseite. 28 X. 13.
Unterseite
Oberseite
Epidermis
0,288
0,312
Außenrinde
0.36
0,40
Innenrinde
0,38
0,40
Kambium
0,382
0.382
weit dies in der Natur möglich ist) deutlich. So sind die Mittel-
werte für die Belege 4 — 7 :
2 p
10a
2 p
6 p
Im Laubblatt
0,635
0,602
0,592
0,613
„ Hochblatt
0,635
0.602
0,591
0,606
Regen
0
0
0
0
Temperatur
—1°
+3°
+5,5°
+40
Wind
schwach
0
0
0
Insolation
schwach
stark
stark
0
Auch hier hat eine Erhöhung der Temperatur eine Herab-
setzung des osmotischen Wertes zur Folge (Exemplare aus dem
schattigen Buchenwald).
Anders verhalten sich die Blattgewebe bei höhern Tempera-
turen. Vergleicht mau die Zahlen der Belege 110, 112, 114 mit-
einander, so hat man
Mittelwerte der Laubblätter 0,494 0,521 0,553
Temperatur 12,5° 16° 18°
Blum, Kenntnis der Größe und Schwankung des osmotischen Wertes. 381
In diesem, wie auch in andern Fällen (vergl. Belege 66 und
67, 74, 77 und 78) nimmt der osmotische Wert mit der Tempera-
turerhöhung zu.
Ähnlich verhalten sich die Spreiten von Fatjus (Belege 218, 223).
Gelegentliche Untersuchungen zeigten, daß die Epidermen der
übrigen Organe bei Helleborus und Urtica nicht so stark und so
regelmäßig beeinflußt werden.
Tabelle 52.
Einwirkung der Temperatur auf den osmotischen Wert der Blatt-
spreite bei Helleborus.
Datum der Untersuchung
27. 1. 14. 10h a
28.1.14. 10h a
29.1.14. 10ha
Temperatur
10»
— 1°
— 5°
Epidermis, Mittelnerv unten
0,48
0,52
0,52
„ Unterseite
0.437
0,455
0,473
„ Oberseite
0,46
0,50
0,52
Schwammparenchym
0,694
0,694
0,694
Pal isadenpar en chy m
'0,87
0,904
0,957
Mittelwert
0,588
0,615
0,633
b. Besonnung (Tab. 53). Als Beispiel sei das Buchenblatt
gewählt. Die zur Messung verwendeten Spreiten befanden sich
beide etwa 2x/2 m über dem Boden; die eine war von der Sonne
beschienen, die andere den ganzen Tag über beschattet. Die Unter-
suchung erfolgte, nachdem das Sonnenblatt von 9 — 11 h a. m. der
direkten Bestrahlung ausgesetzt war. — Die Epidermen des be-
Tabelle 53.
Osmotischer Wert bei Besonnung im Fagusblatt. 9. V. 13.
l
Schatten
10 15 a
Sonne beschienen
11h a
Epidermis, Unterseite
0,41
0,44
„ Oberseite
0,424
0,465
Schwammparenchym
0,62
0,62
Palisadenparenchym
0,975
0,975
Leitbündelscheide, Mittelnerv
0,38
0,40
„ Seitennerv
0,44
0,44
Mittelwert
0,543
0,557
strahlten Blattes haben einen hohem Wert als die des nicht be-
strahlten, während die Mesophyllzellen nicht differieren. In andern
Fällen ist auch in den Epidermen ein Unterschied kaum zu kon-
statieren (vergl. Belege 231 und 232, Blätter ca. d1/^ — 5 m über
dem Boden).
Die Spreiten von Helleborus (z. B. Beleg 85) besitzen bei
Besonnung gewöhnlich eiuen höhern Wert. Bei Urtica ist die An-
382 Bl um, Kenntnis der Größe und Schwankung des osmotischen Wert 3?
derung unbestimmt (Beleg 183). Dagegen zeigen besonnte Fnnaria-
blätter den beschatteten gegenüber ein bedeutendes Ansteigen
(Beleg 291).
In den Stengeln und Stämmen ist der osmotische Wert bei
andauernder Bestrahlung auf der Sonnenseite im Sommer unbe-
stimmt (Beleg 240), im Winter meist höher als auf der Schatten-
seite (Belege 11 und 14, 258). Das Gesagte gilt eindeutig nur für
Tabelle 54.
Windwirkung auf die Blattzellen von Funaria. 2. III. 14.
8h a
10h a
2h p
4h p
6h p
Spreite.
(Spitze)
1
0,319
0,319
0,401
0.447
0,382
2
0,359
0,382
0,435
0.447
0,404
3
0.382
0.404
0.466
0.489
0,466
4
0,51
0,51
0.531
0,531
0,531
(Basis)
Nerv.
5
0,51
0,535
0,562
0,562
0,535
(Spitze)
i
0,30
0,382
0,382
0,425
0,425
2
0,404
0,405
0,425
0,45
0,425
3
0,45
0,45
0,472 !
0,472
0,472
4
—
0.482
0,482
0,489
0.489
(Basis)
5
0,577
0,595
0,595 |
0,577
0,531
Wind
fehlt
schwach
schwach
stark
fehlt
T‘) =
10
0,5
1
• 1
0
J2) =
bedeckt
bedeckt
bedeckt
bedeckt
bedeckt
R3) =
o
o
o
o
o
die Epidermis. Die andern Gewebe können sich trotz Besonnung-
abweichend verhalten.
c. Wind. Seinen Einfluß zeigen am deutlichsten die Blätter
von Funaria (Tab. 54). Sobald nur ein schwacher Wind einsetzt,
beginnt sofort eine Erhöhung des osmotischen Wertes, besonders in
den Zellen der Spitze, die der Luftströmung am meisten ausgesetzt
Tabelle 55.
Einfluß der Feuchtigkeit auf die Wurzelzellen von Hellebor m.
Datum
Wurzel -
spitzepid.
Außen-
rinde
Innen-
rinde
Geleit-
zellen
Kambium
Hadrom-
parench.
T
J
R
18. VIII. 9h a
0,418
0.469
0.52
0.655
0,555
0.607
11«
stark
o
20. Vm. 8h a
0.375
0,45
0.50
0.631
0,531
0,585
14»
o
stark
20. VIII. 5 h p
0,386
0,445
0,48
0,631
0,555
0,585
15°
bedeckt
o
sind. Bei starkem Wind ündet ein weiteres Anschwellen statt, um
beim Aufhören desselben wieder abzunehmen. Die Zellen des
Blattgrundes ändern sich hiebei nur wenig.
l) T = Temperatur. *) J = Insolation. 3) R = Regen.
Blum. Kenntnis flev Größe und Schwankung des osmotischen Wertes. 383
Bei Helleborus, Urtica, Fagus habe ich an vielen Beispielen
(viele Belege) gefunden, daß an windstillen Tagen der osmotische
Wert der Epidermen des Blattes kleiner ist als bei starkem Wind.
Die Epidermiszellen der übrigen Organe werden dagegen nur wenig
beeinflußt, ausgenommen dann, wenn sie dünne Kutikula besitzen.
Bei länger andauernder Luftströmung kann sich die Windwirkung
auch auf innere Organe ausdehnen.
d. Feuchtigkeit. Bei Helleborus ist der osmotische Wert
der Wurzelgewebe in nassem Boden kleiner als in trockenem (Tab.
55). Die erste Messung machte ich nach längerer regenloser Zeit
am 18. VIII. 13., Morgens 9 h. An demselben Tage bedeckte
sich der Himmel und blieb so bis zum 19. Abends. Dann setzte
Regen ein, der bis zum folgenden Mittag andauerte. Am 20.
Morgens 8 h machte ich eine zweite und Abends 6 h, als der Boden
oberflächlich schon wieder trocken war, eine dritte Messung. Man
vergleiche ferner die Rindenzellen der Seitenwurzeln (Mitte) von
Helleborus (Belege 103 und 109). In der Zeit 6. VII. bis 11. VII. 13.
waren heftige Regen häufig, während nachher eine längere Periode
von schönem Wetter einsetzte. Zur Zeit des Regens war der os-
motische Wert der Wurzelgewebe geringer als in der Trocken-
periode.
Bei länger dauerndem Regen nimmt der osmotische Wert
auch im Stengelgewebe etwas ab (vergl. Beleg 63, I und letzte
Kolonne). Bei zunehmender Trockenheit verläuft die Schwankung
umgekehrt (vergl. Beleg 188 und 192, besonders Stengel unten).
3. Zusammenfassung.
a In den untersuchten Organen besitzt die morphologische
Oberseite durchschnittlich einen höheren Wert als die entspre-
chende Unterseite. — In den gebogenen Blatt,, gelenken“ von Helle-
borus ist der Unterschied zwischen Ober- und Unterseite um das
Doppelte größer als in den nicht gebogenen.
b. Änderungen der Lufttemperatur vermögen den osmotischen
Wert der äußeren Gewebe wesentlich zu beeinflussen: von mittleren
zu hohen, wie auch zu niederen Temperaturen schwillt er an.
c. Bei Besonnung erfolgt Erhöhung in der Epidermis.
d. Dem Wind stark exponierte Organe steigern den osmo-
tischen Wert.
e. Die Bodenfeuchtigkeit setzt ihn in den Wurzelgeweben
herab.
Schluß.
Zur Bestimmung des osmotischen Wertes der Gewebe von
Helleborus foetidus, Urtica dioeca, Fagus silvatica, Sedum acre und
Funaria hygrometrica wurden Abstufungen von 0,05, bei feineren
Beobachtungen auch von 0,01 Mol KNO3 benützt. Da die Zellen
bei der Plasmolyse eine Verkleinerung ihres Volumens erfahren,
mußte diese in der Regel mit in Rechnung gezogen werden.
384 Blum. Kenntnis dev Größe und Schwankung des osmotischen Wertes.
Die Resultate habe ich bereits am Schlüsse jedes Kapitels
hervorgehoben. Das Wesentlichste soll hier nochmals kurz zu-
sammengefaßt werden.
In gleicher Höhe über dem Boden zeigen benachbarte Zellen
desselben Gewebes annähernd denselben osmotischen Wert, wenn
sie derselben Schicht angehören; gehören sie dagegen verschiede-
nen Schichten an. so können auch benachbarte Zellen des gleichen
Gewebes wesentlich differieren. Koch bedeutend größer sind die
Unterschiede in demselben Gewebe in verschiedener Distanz vom
Boden.
Bei Urtica haben die obern Blätter kleinere Werte als die
untern; das hängt offenbar damit zusammen, daß die obern Blätten
jünger, die untern älter sind.
Bei der Buche zeigen ausgewachsene, annähernd gleichalte
Blätter keine Beziehung zwischen der Größe des osmotischen Wer-
tes und der Höhe der Blattinsertion (I. Kapitel).
Unter den Blattgeweben besitzen die Palisaden den höchsten,
die Epidermen, besonders der Blattunterseite, den kleinsten Wert
(oft nur die Hälfte der Palisaden).
In Blattstiel, Stengel und Wurzel liegt das Maximum im all-
gemeinen in den Geleitzellen und im Hadromparenchym (bei Fagus
im Holzparenchym und in den Markstrahlen), das Minimum in den
Epidermiszellen.
Unter den Geweben der ganzen Pflanze finden sich die höch-
sten Werte in den Palisaden, die niedrigsten gewöhnlich in den
Epidermiszellen der Blätter (H. Kapitel).
Der osmotische Wert vollführt in allen Geweben periodische
tägliche Schwankungen; von dem Minimum am frühen Morgen steigt
die Kurve bis zum Maximum am Nachmittag, um dann wieder bis
zum folgenden Morgen zu sinken (III. Kapitel).
Auch eine jährliche Periodizität ist nachgewiesen; ihr Maxi-
mum fällt in der Regel in die Wintermonate. Die Gewebe von
Helleborus zeigen, wohl infolge der abweichenden Entwicklung,
ihre höchsten Werte im Herbst (IV. Kapitel).
In den Blattstielen und besonders in den Blatt„gelenken“ von
Helleborus besitzt die morphologische Oberseite einen großem Wert
als die Unterseite.
Sehr hohe oder sehr niedrige Lufttemperaturen bewirken eine
Erhöhung des osmotischen Wertes; ebenso verhalten sich starke
Besonnung und heftige Windbewegung. Umgekehrt sinken die
Wurzelwerte bei starker Durchfeuchtung des Bodens (V. Kapitel)
Die vorliegende Arbeit wurde vom Sommer 1912 bis Früh-
ling 1914 im botanischen Institut der Universität Freiburg.
(Schweiz) ausgeführt. Ich danke dem Vorsteher des genannten
Instituts, Professor Ursprung, welcher dieser Arbeit stets das leb-
hafteste Interesse und die bereitwilligste Unterstützung entgegeu-
brachte.
H I u in , Kenntnis der Größe und Schwankung des osmotischen Wertes. 1585
Belege.
Die Belege sind für die einzelnen Pflanzen chronologisch zu-
sammengestellt. Die Reihenfolge ist:
Helleborus foetidus L.: Belege 1 — 162
Urtica dioeca L : „ 163—213
Fagas silvatica L. : „ 214—265
Sedum acre L.: „ 266 — 283
Funaria hygrometri.cn / „ 284 — 295
In jedem einzelnen Beleg is^ links oben das Datum und wenn
nötig, auch die Tagesstunde der Untersuchung angegeben. Die
Kolonne „Bemerkungen“ enthält eigene Bestimmungen der Schatten-
temperatur T in der Nähe der Versuchsobjekte unmittelbar vor
der Untersuchung; die Windverhältnisse1) W in folgenden Ab-
stufungen: wenig, schwach, mittel, stark; über Bodenfeuchtigkeit
und besonders Regen R. „Bedeckt“ bedeutet, daß der Himmel mit
Wolken überzogen war; „Insolation“ bedeutet direkte Bestrahlung
des gemessenen Organs durch die Sonne. Wenn „Schnee“ ver-
merkt ist, so ist darunter frisch gefallener Schnee verstanden, der
die untersuchte Pflanze ganz oder z. T. bedeckt. Fehlen in den
Belegen Angaben für TU, R und Insolation, so waren diese = O.
Diejenigen Belege, die in den Text aufgenommen wurden, sind
durch entsprechende Hinweise gekennzeichnet.
Helleborus foetidus.
Beleg 1.
Blattspreite.
21. XII. 12. llh a»)
Bemerkungen
Epidermis, Mittelnerv, Unterseite
0,52
T = —3°
, Unterseite
0,42
W = schwach
„ Oberseite
0,48
Bedeckt
Schwammparenchym
0,714
Palisadenparenchym
0.960
i) a = Vormittag, p = Nachmitta
0 r
3 *
Beleg 2.
Blattspreite.
24. XII. 12. 10 b a
Bemerkungen
Epidermis, Mittelnerv, Unterseite
0,50
T = — 1°
„ Unterseite
0,42
Bedeckt
„ Oberseite
0,48
Schwammparenchym
0,694
Palisadenparenchym
0,942
i) Der Föhn ist infolge seiner austrocknenden Wirkung immer besonders
vermerkt.
Beihefte Bot. Centralbl. Bd. XXXIII. Abt. I. Heft 3.
25
386 RI um. Kenntnis der Größe und Schwankung des osmotischen Wertes.
Beleg 3.
Blattspreite.
30. XII. 12. 10 t
a
Laubblatt
Hochblatt
Bemerkungen
Epidermis, Mittelnerv,
Unterseite 0,54
0,52
T = — 3"
. Unterseite
0.455
0,473
Schwache Inso-
. Oberseite
0.58
0.56
lation
Schwammparenchym
0,694
0,714
Palisadenparenchym
0,875
0,875
Beleg 4.
Blattspreite.
30. XII. 12. 2h
P
Laubblatt
Hochblatt
Bemerkungen
Epidermis, Mittelnerv,
Unterseite 0,54
0,52
T = — 1°
. Unterseite
0,49
0,508
W = schwach
Oberseite
0,56
0.56
Schwache Inso-
Schwammparenchym
0,675
0.694
latiou '
Palisadenparenchym
0,91
0,892 D
1) Die oberen Schichten des Mesophylls des
Hochblattes nenne ich Pali-
saden. wegen ihrer Gestalt
u.
besonders wegen ihres hohen osmotischen Wertes.
Beleg 5.
Blattspreite.
31. XII. 12. 10h
p
Laubblatt
Hochblatt
Bemerkungen
Epidermis, Mittelnerv,
Unterseite 0.52
0,52
T = 3°
. Unterseite
0,437
0.437
Starke Insolation
„ Oberseite
0.52
0,54
Schwammparenchym
0,656
0,638
Palsadenparenchym
0,875
0,875
Beleg 6.
Blattspreite.
31. XII. 12. 10h
P
Laubblatt
Hochblatt
Bemerkungen
Epidermis. Mittelnerv.
Unterseite 0.50
0.52
T = 5,5°
. Unterseite
0.423
0,407
Direkte, starke
. Oberseite
0,52
0.52
Insolation
Schwammparenchym
0,656
0,638
Palisadenparenchym
0,857
0,875
Beleg 7.
Blattspreite.
31. XII. 12. 6h
P
Laubblatt
Hochblatt
Bemerkungen
Epidermis. Mittelnerv.
Unterseite 0,52
0,54
T = 1°
. Unterseite
0,437
0.437
Oberseite
0.54
0,54
Schwam mparenchym
0,656
0.656
Palisadenparenchym
0,875
0.892
Blum, Kenntnis der Größe und Schwankung des osmotischen Wertes. B87
Beleg 8.
Blattstiel.
31. XII. 12. 3h p
Bemerkungen
Epidermis
0,506
T = 4°
Außenrinde
0,56
Schwache Insolation
Innenrinde
0,56
Geleitzellen
0,525
Kambium
0,547
Hadromparenchym
0,516
Beleg 9.
Blattspreite.
3. I. 13. 10h a
Bemerkungen
Epidermis, Mittelnerv, Unterseite
0,50
T = 4°
, Unterseite
0,423
Starke Insolation
„ Oberseite
0,52
Schwammparenchym
0,656
Palisadenparenchym
0,875
Beleg 10.
Blattstiel.
3. I. 13. 2 h p
Bemerkungen
Epidermis
0,525
T = 5,5°
Außenrinde
0,54
W = sehr stark
Innenrinde
0,56
Starke Insolation
Geleitzellen
0,503
Kambium
0,525
Hadromparenchym
0,516
Beleg 11.
Stengel in der Blattregion (auf der Sonnenseite gemessen).
4. I. 13. lh p
Bemerkungen
Epidermis
0,506
• Außenrinde
0,527
T = 2°
Innenrinde
0,506
Nebef
Geleitzellen
0,54
W -- 0
Kambium
0,51
Hadromparenchym
0,531
Markzellen
0,517
Beleg 12.
Siehe Tabelle 21. Messung 5. I. 18. 10b a.
Beleg 13.
Siehe Tabelle 19 u. 221. Messung 7. I. 13. 2h p.
Beleg 14.
Siehe Tabelle 201. Messung 13. I. 13. 3h p.
25*
388 Blum, Kenntnis der Größe und Schwankung des osmotischen Wertes.
Beleg 15.
Blütenstiel.
17. I. 13. 10^ a
Bemerkungen
Epidermis
0,40
T = 3°
Rindenzellen
0,394
Nebelig
Siebröhren
0,536
Geleitzellen
0,495
Kambium
0,42
Hadromparenchym
0,45
Markzellen
0,453
Beleg 16.
Staubfaden und Fruchtblatt.
24. I. 13. 2h p
Staubfaden
Fruchtblatt
1
Bemerkungen
Epidermis 0,332
Parenchym 0,34
1
Beleg
3 Messungen an Parenchyi
0,460 T = 2°
0,375 W = schwach
Bedeckt
17.
nzellen des Laubblattes.
27. I. 13. 2h p
I.
II. m.
Bemerkungen
Nervenparenchym
Anliegendes Schwammparenchym
Abseitsliegendes „
Palisadenzelle
0,562
0,619
0,638
0,84
0,60 0,581
0,619 0,638
0,675 0,656
0,875 i 0,892
T — 3°
W = schwach
Bedeckt
Beleg 18.
Siehe Tabelle 18. Messung 29. I
. 13. 10h a.
Beleg 19.
Blattstiel.
4. II. 13. 2 h p
Bemerkungen
Epidermis
0,487
T = 2,5°
Außenrinde
0,56
W = schwach
Innenrinde
0,54
Bedeckt
Geleitzellen
0,591
Kambium
0,525
Hadromparenchym
0,474
Beleg 20.
Wurzel (in der Stengelnähe gemessen).
7. II. 13. 4h P
Bemerkungen
Außenrinde
0,634
T = 1,5°
Innenrinde
0,613
W = schwach
Geleitzellen
0 562
Bedeckt
Kambium
0 54
Hadromparenchym
054
Epidermis an der Wurzel
0,543
Blum. Kenntnis der Größe und Schwankung- des osmotischen Wertes. 389
Beleg 21.
Parenchymzellen des Blattes.
8. II. 13. 230 p
I
II Bemerkungen
Nervenparencliymzellen
Anliegendes Schwammparenchym
0,56
0,619
0,58
0,619
T = 2°
W = schwach
Schwache Insolation
Beleg 22.
Siehe Tabelle 38. Messung 3./4. II. 13.
Beleg 23.
Blattspreiten in verschiedener Höhe.
8. II. 13 p
Unten
Unter
der Mitte
Über
der Mitte
Oben
Bemerkungen
Epidermis, Mittelnerv, Unterseit a> 0,52
0,50
0,52
0.50
T = — 10
„ Unterseite
0,455
0,437
0,437
0,455
(ebenso Be-
„ Oberseite
0,48
0,52
0,50
0,50
lege 24 u.
Schwammparenchym
0,655
0,639
0,677
0,677
25)
Pal i sadenparenchym
0,96
0.978
0,942
0.960
Beleg 2 4.
Perianthblatt.
8. II. 13 p
1
Bemerkungen
Epidermis der Außenseite
0,417
siehe Beleg 23
„ „ Innenseite
0,382
Parenchym
0,396
Beleg 2 5.
Markzellen der untern Stengelpartie.
8. II. 13 p
Bemerkungen
Schicht 1 — 2 (außen)
0,517
siehe Beleg 23
3
0,562
4 (innen)
0,60
Beleg 26.
Blattspreite.
17. II. 13. 9h a
Bemerkungen
Epidermis, Mittelnerv, Unterseite
0,50
T = — 1°
„ Unterseite
0,437
Schwache Insolation
„ Oberseite
0,50
Schwammparenchym
0,698
Palisadenparenchym
0,91
390 Blum. Kenntnis der Größe und Schwankung des osmotischen Wertes.
Beleg 27.
Blattspreite.
22. n. 13. 9h a
Bemerkungen
Epidermis, Mittelnerv. Unterseite
0,50
T = 0,5«
„ Unterseite
0,455
W == stark
„ Oberseite
0,54
Schwache Insolation
Schwammparenchym
0.694
P ali sadenpar enchvm
0,892
Beleg 28.
Blattspreite.
24. H. 13
9h a
9h p
5S0 p
Bemerkungen
Epidermis, Mittelnerv, Unterseite
0,46
0,48
0,48
T = — 4°, resp. 1° u.
Unterseite
0.42
0.437
0,455
-1“
„ Oberseite
0,48
0.48
0,48
W = schwach
Schwammparenchym
Palisadenparenchym
0,694
0,875
0.714
0,91
0,675
0,892
Schwache Insolation
Beleg 29.
Epidermis.
28. D. 13. 930 a
Bemerkungen
Blattstiel. Unterseite, oben
0,525
T = — 1°
Mitte
0.506
W - schwach
unten
0,525
Leichter Schneefall
Stengel, oben
0,487
Mitte
0,525
unten
0.562
Beleg 30.
Blattspreite.
3. UI. 13. 10h a
Bemerkungen
Epidermis, Mittelnerv, Unterseite
0,50
Inder vorigen Nacht hat es geschneit :
„ Unterseite
0,385
daher die Abkühlung von 6° vom
. Oberseite
0,42
2. III. Abends auf 3. III. Morgens ;
Schwammparenchym
Palisadenparenchym
0,638
0,927
T — — 1°; W = schwach
Beleg 31.
Blattspreite.
3. m. 13. 2h p
Bemerkungen
Epidermis, Mittelnerv, Unterseite
0,46
T = 3°
, Unterseite
0,35
W — schwach
, Oberseite
0,40
Schwammparenchym
0,619
Palisadenparencbym
0,91
Blum, Kenntnis der Große und Schwankung des osmotischen Wertes. 391
Beleg 3 2.
Blattspreite.
3. III. 13. 4h p
Bemerkungen
Epidermis, Mittelnerv, Unterseite
0,50 T = 1,5°
„ Unterseite
0,35 W = schwach
„ Oberseite
0,40
Schwammparenchym
0,60
Palisadenparenchym
0,91
Beleg 33.
Blattspreite.
7. III. 13. 3h p
Bemerkungen
Epidermis, Mittelnerv, Unterseite
0,44
T = 4,5°
„ Unterseite
0,402
W = stark
„ Oberseite
0,42
R = stark
Schwammparenchym
0,619
Palisadenparenchym
0,91
Beleg 34.
Blattspreite.
8. III. 13. 3 h p
Bemerkungen
Epidermis, Mittelnerv, Unterseite
0,50
T = 6*
„ Unterseite
0,402
W = stark
„ Oberseite
0,52
R = stark
Schwammparenchym
0,619
Palisadenparenchym
0,945
Beleg 3 5.
Blattspreite.
8. III. 13. 6 h p
Bemerkungen
Epidermis, Mittelnerv, Unterseite
0,44
T = 2°
„ Unterseite
0,42
R = stark
* „ Oberseite
0,42
Schwammparenchym
0,638
Palisadenparenchym
0,875
392 Blum, Kenntnis der Größe und Schwankung des osmotischen Wertes.
Beleg 36.
Tägliche Schwankung des osm. Wertes in der Blattspreite.
9./ 10. III. 13.
Tageszeit
Mittel-
nerv
pidermis
£ ®
+3 ^ rtn
co» a>
Ö ® o ®
Schw.-
parench.
Palisaden-
parencb.
Bemerkungen
8h a
0,52
0,385
0,44
0,619
0,857
Etwas Föhn;
bedeckt ;
T = 2°
11h a
0,56
0,402
0,50
0,656
0,875
Stärkerer „
T = 9°
2h p
0,58
0,42
0,54
0,714
0,875
T = 16»
5h p
0,48
0,402
0,52
0,714
0,857
Schwach. „
T = 14°
8h p
0,48
0,385
0,46
0,694
0,84
Windstill
T = 9°
11h p
0,48
0,35
0,44
0,638
0,822
T = 11°
2h a
0,48
0,35
0,42
0,619
0,822
„ T
= 10,5°
5h a
0,48
0,367
0,42
0,60
0,787
T = 10°
8h a
0,48
0,385
0,44
0,619
0,805
•
1»
T = 8°
Beleg 37.
Achsenorgane. 11. III. 13. 10 h a — 4h p.
Blatt-
stiel
Stengel
oben ! unten
Wurzel
basal apikal
Bemerkungen
Epidermis
0,41
0,487
0,626
T = 8°
Außenrinde
0,52
0,471
0,607
0,469
0,447
W = schwach
Innenrinde
0,54
0,495
0,63
0,431
0,466
Starke Insolation
Geleitzellen
0,569
0,562
0,577
0,63
0,607
Kambium
0,569
0,551
0,577
0,585
—
Hadromparenchym
0,495
0,552
0,595
0,607
—
Markzellen
—
0,585
0,552
—
—
Epiderm. , W urzelspitze
—
—
—
—
0,56
Beleg 3 8.
Blattspreite.
12. III. 13. 103» a
Bemerkungen
Epidermis, Mittelnerv, Unterseite
0,50
T = 8°
„ Unterseite
0,35
Schwache Insolation
„ Oberseite
0,40
Schwammparenchym
0,638
Palisadenparenchym
0,875
Beleg 39.
Achsenorgane. 12. III. 13. lh — 6h p.
Blatt-
stiel
Stengel
oben ! unten
Wurzel
basal 'apikal
Bemerkungen
Epidermis
0,41
0,394
0,626
T = 7°
Außenrinde
0,46
0,396
0,562
0,431 0,41
Innenrinde
0,48
0,453
0,517
0,45 0,394
Geleitzellen
0,569
0,517
0,585
0,63 0,585
Kambium
0,547
0,531
0,54
0,585 0,585
Hadromparenchym
0-538
0,51
0,595
0,585 0,562
Markzellen
1 —
0,554
0,562
Blum, Kenntnis der Größe und Schwankung des osmotischen Wertes. 393
Beleg 40.
Blütenteile.
16. HI. 13. 3h p
Bemerkungen
Kelchblattepidermis, Außenseite
0,408
T = 6°
„ „ Innei^eite
0,387
R = stark
, -parenchym
0,41
W = stark
F ruchtblattepidermis
0,469
„ -parenchym
0,447
Junge Zellen der sich bildenden Samen
0,54
Beleg 41.
Blattspreite.
17. IH. 13. 8h a
Bemerkungen
Epidermis, Mittelnerv, Unterseite
0,48
T = l°
, Unterseite
0,367
W = stark
„ Oberseite
0,40
R = stark
Schwammparenchym
0,638
Palisadenparenchym
0,875
Beleg 42.
Achsenorgane.
18. m. 13. 3h p
Blattstiel Stengel Wurzel
Bemerkungen
Epidermis
0,489 0,634 —
T = 2*
Außenrinde
0.56 0,585 0.489
W = stark
Innenrinde
0,54 0,63 0,531
Geleitzellen
0,591 0,652 0,662
Kambium
0,569 0,552 0,585
Hadromparenchym
0,634 0,636 0,585
Markzellen
— 0,562 —
Beleg 43.
Blütenstiel.
21 HI. 13. 3 h p
Bemerkungen
Epidermis
0,44
II
Öl
©
Außenrinde
0,487
W = stark
Innenrinde
0.506
R - stark
Geleitzellen
0,52
(ebenso Beleg 44)
Kambium
0,471
Hadromparenchym
0,52
Markzellen
0,46
394 Blum. Kenntnis der Größe und Schwankung des osmotischen Wertes.
Beleg 44.
Wurzelrindenzellen in den verschiedenen Zellagen, von außen
nach innen zu gemessen.
21. III. 13. 5h p
I. Messung
II. Messung
Bemerkungen
l1) (Epidermisseite)
0,433
0,433
2
0,433
0,433
3
0,453
0,453
4
0,453
0,453
5
0,453
0,474
6
0.474
0,495
7
0,495
0,516
8
0,495
0,495
9 (Innenseite)
0,495
0,516
Beleg 45.
Siehe Tabelle 18. Messung 26. III. 13. 9h a.
Beleg 46.
Achsenorgane.
26. III. 13. 10ha — 5h p
Blattstiel
(Mitte)
Stengel
(Mitte)
Wurzel
(Mitte)
Bemerkungen
Epidermis
Außenrinde
0,506
0,52
0,634
0,652
0,577
T ca. 4—6"
W = mittel bis stark
Innenrinde
0.54
0,675
0,636
R = stark
Geleitzellen
0,569
0,607
0.607
Kambium
0,591
0,577
0,585
Hadromparenchym
Markzellen
0,56
0,595
0,585
0,63
Beleg 4 7.
Blattspreite.
4. IY. 13. 9 h a
Bemerkungen
Epidermis, Mittelnerv, Unterseite
0,44
T = 3°
j Unterseite
0,437
Nebelig
Oberseite
0,48
Schwammparenchym
0,638
Palisadenparenchym
0,875
Beleg 48.
Blattspreite.
5. IV. 13. 9 h a
Bemerkungen
“
Epidermis, Mittelnerv, Unterseite
0,50
Föhnig und bedeckt
, Unterseite
0,49
T = 11°
Oberseite
0,52
Schwammparenchym
0,714
Palisadenqarenchym
0,945
9 Die Rindenzellschichten (wie im Folgenden alle nummerierten Kolonnen
in den Tabellen), deren Anordnung in einander geschachtelten Zylindern ent-
spricht, sind, von außen (1) nach innen zu, der Reihe nach nummeriert.
Blum, Kenntnis der Größe und Schwankung des osmotischen Wertes. 395
Beleg 49.
Blattspreite.
7. IV. 13. 10h a
Bemerkungen
Epidermis, Mittelnerv, Unterseite
0,44 T = 5°
, Unterseite
0,402 R = wenig
, Oberseite
0,46 1
Schwammparenchym
0,638
Palisadenparenchym
0,857
Beleg 50.
Blattspreite.
8. IV. 13. 93» a
Bemerkungen
Epidermis, Mittelnerv, Unterseite
0,46
T = 3°
, Unterseite
0,385
Etwas nebelig
, Oberseite
0,44
Schwammparenchym
0,619
Palisadenparenchym
0,822
Bele
g 51.
Blattspreite.
9. IV. 13. 93» a
Bemerkungen
Epidermis, Mittelnerv, Unterseite
0,52
T = 1°
„ Unterseite
0,42
Nebel
„ Oberseite
0,52
W = stark
Sshwammparenchym
0,638
Palisadenparenchym
0.787
Beleg 52.
Blattspreite.
10. IV. 13. 93« a
Bemerkungen
Epidermis, Mittelnerv, Unterseite
0,44
T = 6°
„ Unterseite
0,455
Nebel
„ Oberseite
0,46
Schwammparenchym
0,675
Palisadenparenchym
0,822
' Beleg 53.
Blattspreite.
11. IV. 13. 9 h a
'
Bemerkungen
Epidermis, Mittelnerv. Unterseite
0,42
T =5°
„ Unterseite
0,385
W = schwach
, Oberseite
0,46
R = m ittel
Schwammparenchym
0,60
Palisadenparenchym
0,787
396 Blum, Kenntnis der Größe und Schwankung des osmotischen Wertes.
Beleg 54.
Blattspreite.
12. IV. 13. 9lB a
Bemerkungen
Epidermis, Mittelnerv, Unterseite 0,44
„ Unterseite 0,42
, Oberseite 0,44
Schwammparenchym 0,581
Palisadenparenchym 0,761
Beleg 55.
Blattspreite.
T = 1,5°
W ■ stark
Regen u. Schnee
14. IV. 13. 91S a
Bemerkungen
Epidermis, Mittelnerv, Unterseite 0,48
„ Unterseite 0,42
„ Oberseite 0,50
Schwammparenchym 0,694
Palisadenparenchym 0,84
Beleg 56.
Blattspreite.
T = — 1°
W = schwach
Starke Insolarion
15. IV. 13. 9 h a
Bemerkungen
Epidermis, Mittelnerv, Unterseite
, Unterseite
„ Oberseite
Schwammparenchym
Palisadenparenchym
Bele
Achsen
0,46
0,42
0,50
0,714
0,84
g 57.
Organe.
T = 0,5°
W = schwach
Insolation
16. IV. 13. 8 h a
Blatt- Stengel
stiel oben 1 unten
Wurzel
basal apikal
Bemerkungen
Epidermis
0,431 0,431
0,562
O
cd
1!
Außenrinde
0.50 1 0,495
0,607
0,44
0,51
W = schwach
Innenrinde
0,52 0,509
0,63
0,48
0,552
Sonnenschein
Geleitzellen
0,569 0,562
0,585
0,54
0,542
Kambium
0,547 0,54
0,562
0.562
0,547
Hadromparenchym
0.538 0,585
0,652
0,589
0,589
Mark zellen
— 0,495
0,54
—
Beleg 58.
Blattspreite.
16. IV. 13. 10h a
. !
Bemerkungen
Epidermis, Mittelnerv, Unterseite
0,42
T = 8°
„ Unterseite
0,437
Föhnig
„ Oberseite
0,42
Sonnenschein
Schwammparenchym
0,694 |
Palisadenparenchym
0,857
Blum, Kenntnis der Größe und Schwankung des osmotischen Wertes. 397
Beleg 59.
Blattspreite.
17. IY. 13. 9h a
Bemerkungen
Epidermis, Mittelnerv, Unterseite
0,42
T = 7,5°
„ Unterseite
0,42
W = stark
„ Oberseite
0,44
R = stark
Schwammparenchym
0,656
Palisadenparenchym
0,805
B eie
g 60.
Blattspreite.
18. IY. 13. 9 h a Bemerkungen
Epidermis, Mittelnerv, Unterseite
0,46
T = 6°
„ Unterseite
0,455
W = schwach
, Oberseite
0,50
Bedeckt
Schwammparenchym
0,656
Palisadenparenchym
0,805
Beleg 61.
Siehe Tabelle 10. Messung 19. IV. 13.
Beleg 62.
Blattspreite.
21. IV. 13. 10 h a
■
Bemerkuugen
Epidermis, Mittelnerv, Unterseite
0,48
T = 4°
„ Unterseite
0,402
W = schwach
„ Oberseite
0,50
R = etwas
Schwammparenchym
0,694
Palisadenparenchym
0,884
Beleg 63.
Tägliche Periode von Stengel und Wurzel.
21./22. IV. 13
5h a
8h a
11h a
2h p
5h p
8h p
11h p
2h a
5h a
Stengel (Mitte)
Epidermis
0,54
0,56
0,58
0,62
0,56
0,50
0,48
0,50
0,52
Außenrinde
0,619
0,581
0,525
0,544
0,562
0,581
0,60
0,60
0,581
Innenrinde
0.60
0,544
0,562
0,581
0,544
0,525
0,506
0,525
0,506
Geleitzellen
0,607
0,585
0,562
0,585
0,607
0,607
0,585
0,585
0,562
Kambium
0,585
0,607
0,607
0,607
0,585
0,562
0,562
0,585
0,585
Hadromparenchym
0,675
0,698
0,72
0,698
0,675
0,67
0,67
0,648
0,648
Markzellen
0,517
0,517
0,517
0,562
0,517
0,495
0,495
0,517
0,495
Wurzel (Mitte)
Außenrinde
0,41
0,41
0,41
0,469
0,45
0,431
0,431
0,41
0,41
Innenrinde
0,431
0,45
0,45
0,487
0,487
0.487
0,487
0,469
0,45
Geleitzellen
0,517
0,54
0,54
0,54
0,585
0,607
0,607
0,585
0,562
Kambium
0,54
0,562
0,562
0,562
0,54
0,54
0,517
0,54
0,54
Hadromparenchym
0,562
0,54
0,585
0,585
0,54
0,54
0,517
0,517
0,516
T
2°
4°
11®
16°
13°
11,5°
11°
6°
4,5®
W
schw.
schw.
schw.
schw.
—
schw.
schw.
schw.
Sonst. Bemerkungen
be-
be-
R
R
R
R
be-
R
be-
deckt
deckt
deckt
deckt
398 Blum. Kenntnis der Größe und Schwankung des osmotischen Wertes.
Beleg 64.
Blattspreite.
22. IY. 13. 9,s a
Bemerkungen
Epidermis. Mittelnerv. Unterseite
0.44
T = 11°
. Unterseite
0,437
Bedeckt
. Oberseite
0.46
Schwammparenchym
0,731
Palisadenparenchym
0,817
Beleg 65.
Tägliche Schwankung des osm. Wertes im Blattstiel.
23./24. IY 13
5h a
8h a
11h a
2h p
5h p
00
p*
11h p
2h a
5h a
Epidermis
0,469
0,487
0.487
0,525
0,506
0,487
0,487
0,45
0,45
Außenrinde
0,487
0,506
0,525
0,544
0,506
0,506
0.487
0.469
0,469
Innenrinde
0,506
0,544
0.544
0,581
0.581
0,544
0,525
0,506
0.469
Geleitzellen
0.562
0.562
0,585
0,607
0.585
0.562
0,54
0,54
0,54
Kambium
0.569
0,569
0,591
0,613
0,591
0,591
0,569
0.569
0,569
Hadromparenchym
0,538
0,538
0,56
0,577
0,577
0,56
0,56
0,538
0,538
T
12°
14°
19°
20»
20,5»
19«
17,5«
14«
11,5«
W
etwas
etwas
etwas
etwas
etwas
etwas
etwas
etwas
—
Sonst. Bemerkungen
—
—
be-
deckt
be-
deckt
be-
deckt
Regen
R
R
R
Beleg 66.
Blattspreite.
22. IV. 13. 2 16 p
Bemerkungen
Epidermis, Mittelnerv. Unterseite
0,48
T = 19°
, Unterseite
0,455
Föhnig (W == schwach)
, Oberseite
0,54
Sonnenschein
Schwammparenchym
0,714
Palisadenparenchym
0.80
Beleg 67.
Blattspreite.
23. IV. 13. 9h a
Bemerkungen
Epidermis, Mittelnerv. Unterseite
0,44
©
CO
II
H
, Unterseite
0,367
W = schwach
. Oberseite
0.46
R
Schwammpar en chym
0,694
Palisadenparenchym
0.852
Beleg 68.
Blattspreite.
24. IV. 13. 830 a
Bemerkungen
Epidermis, Mittelnerv. Unterseite
0,40
T = 10*
„ Unterseite
0.402
R
. Oberseite
0,40
Sch wammparenchy m
0,694
Palisadenparenchym
0,906
Blum. Kenntnis der Größe und Schwankung des osmotischen Wertes. 399
Beleg 69.
Blattspreite1) in verschiedener Höhe. 25. IV. 13. 4h p.
Nummerierung
Mittelnerv-
unterseite
Epidermis
Unterseite
Oberseite
Schwamm-
parenchym
Palisaden-
parenchym
1 (Blattspitze)
0,38
0,367
0,40
0,656
0,875
2
0,40
0,385
0,42
0,675
0,875
3
0,40
0,385
0,44
0,714
0,875
4
0,42
0,385
0,46
0,714
0,875
5 (Blattgrund)
0,42
0,367
0,46
0,714
0,84
a (Blattrand)
0,367
0,46
0,714
0,91
b
0,367
—
—
0,875
c
0,385
0,44
—
0,875
d (Mittelnerv)
R =
0,367
0,40
0,656
0,84
T = 7°
schwach
Beleg 7 0.
Blattspreite.
25. IV. 13. 9h a
Bemerkungen
Epidermis, Mittelnerv, Unterseite
0,40
T = 6°
, Unterseite
0,42
W = schwach
„ Oberseite
0,42
R
Schwammparenchym
0,694
Palisadenparenchym
0,923
Beleg 7 1.
Rindenzellen2) des Blattstiels auf der morph. Unterseite.
25. IV. 13
1. Messung
2. Messung
Bemerkungen
1
0,50
0,50 |
siehe Beleg 70
2
3
0,50
0,48
0,48 1
0,50 1
Äußere Rinde
4
0,50
0,52 J
5
0,52
0,52 1
6
0,54
0,54 }
Innere Rinde
7
0,52
0,52 J
Beleg 7 2.
1
Siehe Tabelle 2. Messung 25. IV. 13.
') Die Blattspreite ist der Länge nach in ungefähr gleichen Abständen
von deren Spitze (1) zur Basis (5) und in gleichen Breiteabständen (in der Mitte
zwischen Spitze und Basis gemessen) vom Rand (d) zum Mittelnerven (a) hin
gemessen worden.
4) Vergl. Bemerkungen zu Beleg 44.
400 Blum. Kenntnis der GrSße und Schwankung- des osmotischen Wertes.
Beleg 7 3.
Wurzel.
25. IV. 13. 8h p
An der
Unter der
Über der
Nahe am
Spitze
Mitte
Mitte
Stengel
Außenrinde
0,45
0,431
0,489
0,482
Innenrinde
0,487
0.487
0.552
0,503
Geleitzellen
0,469
0,585
0,562
0,562
Kambium
—
0,585
0,54
0,54
Hadromparenchym
—
0,585
0.562
0,562
Beleg 7 4.
Blattspreite.
26. IV. 13. 9 h
a
1
Bemerkungen
Epidermis, Mittelnerv,
Unterseite
0,40
T =
I40
„ Unterseite
0,385
K
„ Oberseite
0,40
J
Schwammparenchym
0.614
Palisadenparenchym
0,884
Beleg 75.
Blattstiel.
26. IV. 13. 9 h a
Oben
Mitte
Unten
Epidermis
0,41
0,431
0,45
Außenrinde
0,56
0,56
0,577
Innenrinde
0,56
0,577
0,577
Geleitzellen
0,56
0,56
0,56
Kambium
0,56
0,56
0,585
Hadromparenchym
0,585
0,585
0,585
Beleg 76.
Stengel.
26. IV. 13. 2h p
Oben
Über der
Mitte
Unter der
Mitte
Unten
Bemerkungen
Epidermis
0,41
0,517
0,54
0,562
T = 15°
Außenrinde
0,495
0,652
0,652
0.63
Innenrinde
0,525
0,63
0,652
0.652
Geleitzellen
0,562
0.562
0,562
0,562
Kambium
0,54
0,562
0,562
0,562
Hadromparenchym
0,607
0.607
0,63
0,652
Markzellen
0,54
0,517
0,54
0,562
Beleg 7 7.
Blattspreite.
28. IV. 13. 1030 p Bemerkungen
Epidermis, Mittelnerv, Unterseite
0,42
T = 21°
„ Unterseite
0,367
Feuchter Boden
„ Oberseite
0,44
Schwammparenchym
0,638
Palisadenparenchym
0,833
Blum. Kenntnis der Grfiße und Schwankung des osmotischen Wertes. 401
Beleg 78.
Blattspreite.
28. IV. 13. 239
P
Bemerkungen
Epidermis, Mittelnerv,
„ Unterseite
„ Oberseite
Schwammparenchym
Palisadenparenchym
Unterseite
0,44
0,42
0,44
0,656
0,817
T = 28°
Sonnenschein
Beleg 7 9.
Blattspreite
29. IV. 13. 9 h
a
1
Bemerkungen
Epidermis, Mittelnerv,
„ Unterseite
„ Oberseite
Schwammparenchym
Palisadenparenchym
Unterseite
0,42
0,437
0,44
0,694
0,833
T = 18"
W = etwas
R
•
Beleg 80.
Blattspreite.
-
2. V. 13. 10h
1
a
Bemerkungen
Epidermis, Mittelnerv,
, Unterseite
„ Oberseite
Schwammparenchym
Palisadenparenchym
Unterseite
>
0,44
0,455
0,48
0,714
0,756
T == 8°
R
Beleg 81.
Blattspreite.
5. V. 13. 9h a
Bemerkungen
Epidermis, Mittelnerv,
, Unterseite
„ Oberseite
Schwammparenchym
Palisadenparenchym
1
Unterseite
i
0,44
0,367
0,44
0,694
0,709
T = 10°
R
Beleg 82.
Blattspreite.
9. V. 13. 10h a
Bemerkungen
Epidermis, Mittelnerv, Unterseite
0,38
T = 15,5°
„ Unterseite
0,35
W = schwach
„ Oberseite
0,42
Sonnenschein
Schwammparenchym
0,694
Palisadenparenchym
0,695
Beihefte Bot. Centralbl. Bd. XXXIII. Abt. I. Heft 3.
26
402 Blum. Kenntnis rler Größe und Schwankung des osmotischen Wertes.
Beleg 83.
* Blattsp reite.
10. V. 13. 9h a
Bemerkungen
1
Epidermis, Mittelnerv. Unterseite
0,40
O
rH
II
„ Unterseite
0,334
W = etwas
„ Oberseite
Schwammparenchym
Palisadenparenchym
0,40
0.714
0,695
Bedeckt
Beleg 84.
Blattspreite.
23. V. 13. 9h a
Bemerkungen
Epidermis, Mittelnerv. Unterseite
0,38
II
M
o<
o
„ Unterseite
0,385
W = schwach
„ Oberseite
0,38
R
Schwammparenchym
0,675
Palisadenparenchym
0,742
Beleg 85.
Blattspreite.
26. V. 13 llh a 3h P | 6h p
Epidermis, Mittelnerv, Unterseite
0.40
0,36
0,40
, Unterseite
0,332 (?)
0,453
0,455
„ Oberseite
0.42
0,44
0,44
S ch w ammp ar enchym
0,544
0.581
0,581
Palisadenparenchym
0,84
0.857
0,892
T
19,5°
24°
20°
W
—
—
—
Sonstige Bemerkungen
bedeckt
Sonnenschein
bedeckt
Blattstiel, Stengel und Wurzel Tab. 43.
Beleg 86.
Blattspreite.
27. V. 13
12h
5h a
9h a
5h p
Epidermis, Mittelnerv, Unterseite
0,42
0,34
0,36
0,44
„■ Unterseite
0,42
0,385
0,431
0,385
, Oberseite
0,44
0,42
0,48
0,453
Schwammparenchym
0,508
0,509
0,509
0,527
Palisadenparenchym
0,822
0,822
0,84
0,875
T
11«
10°
14«
19°
W
etwas
etwas
—
Sonstige Bemerkungen
—
bedeckt
bedeckt
Blum. Kenntnis der Größe und Schwankung des osmotischen Wertes. 403
Beleg 87.
Blattspreite.
28. V. 13. 9h a
Bemerkungen
Epidermis, Mittelnerv, Unterseite
0,34
T = 17°
„ Unterseite
0,35
W = stark
„ Oberseite
0,36
Sonnenschein
Schwammparenchym
0,495
Palisadenparenchym
0,822
Beleg 88.
Blattstiel. 5. IV. 13. 9h a.
I. Untersuchung
II. Untersuchung
Morpholog. Unterseite
Morphol. Oberseite
Morphol. Unterseite
Epi-
Außen- Innen-
Epi- | Außen-
Innen-
Außen-
Mittel-
Innen-
dermis
rinde ] rinde
dermis | rinde
rinde
rinde
rinde
rinde
l1)
0,356
0,48 0,50
0,375 0,50
0,52
0,46
0,48
0,52
2
0,337
0,46 0,50
0,356 0,48
0,50
0,44
0,48
0,54
3
0,337
0,48 1 0,46
0,337 0,48
0,48
0,46
0,48
0,54
4
0,30
0,46 | 0,46
0,337 0,46
0.48
0,46
0,50
0,54
T = 14,5°; bedeckt.
Beleg 89.
Siehe Tabelle 18. Messung 7. VI. 13. 2h p.
Beleg 90.
Siehe Tabelle 19. Messung 11. VI. 13. 10h a.
Beleg 91.
Siehe Tabelle 4. Messung 11. VI. 13. 2h p.
Beleg 92.
Blattspreite.
14. VI. 13. 9h a
1
Bemerkungen
Epidermis, Mittelnerv, Unterseite
0,40
T = 18°
„ Unterseite
0,402
W = stark
„ Oberseite
0,46
Sonnenschein
Schwammparenchym
0,638
Palisadenparenehym
0,742
Bele
g 93.
Stengel (Mitte).
14. VI. 13. 11h a
Bemerkungen
Epidermis
0,356
T = 23°
Außenrinde
0,396
W = stark
Mittelrinde
0,453
Sonnenschein
Innenrinde
0,471
Kambium
0,585
M Von der Spitze (1) des Blattstiel bis zur Basis (4) desselben.
. 26*
404 Blum. Kenntnis der Größe und Schwankung des osmotischen Wertes.
Beleg 94.
Blattspreite.
16. VI. 13. 10 h a
Bemerkungen
Epidermis, Mittelnerv, Unterseite
0,40
T = 20°
„ Unterseite
0,42
W = schwach
„ Oberseite
0,44
Sonnenschein
Schwammparenchym
0,619
Palisadenparenchym
0.80
Beleg 95.
Blattspreite.
21. VI. 13. 9b a
Bemerkungen
Epidermis, Mittelnerv, Unterseite
0,42
T = 15°
, Unterseite
0,402
W = etwas
„ Oberseite
0,44
R
Schwammparenchym
0,638
P alisadenpar enchym
0,76
Beleg 96.
Achsenorgane. 23. VI. 13.
Zeit der Messung
11h a
Blattstiel
2h p 330 p
Stengel
Blattreg. Unten
8 30 a
Wurzel
bas. Partie
Bemerkungen
Epidermis
0,356
0.425
0,45
_
T fa: 11°
Außenrinde
0,38
0.54
0,585
0,404
1 ~ \p:21®
Mittelrinde
0,48
0.54
0,562
0,51
W = schwach
Innenrinde
0,52
0,517
'-0,562
0,552
Sonnenschein
Geleitzellen
0,54
0,585
0,562
0,562
Kambium
0,585
0,562
0,585
0,54
Hadromparenchym
0,517
0,607
0,607
0,585
Markzellen
—
0,489
0,51
—
Epidermis, Wurzelspitze
—
—
—
0,508
Beleg 97.
Blattspreite.
8. VII. 13. 830 p
Bemerkungen
Epidermis, Mittelnerv, Unterseite
0.42
T = 14°
„ Unterseite
0,367
Bedeckt
„ Oberseite
0.40
Schwammparenchym
0,506
Palisadenparenchym
0,822
Beleg 98.
Blattspreite.
8. VII. 13. 280 p
Bemerkungen
Epidermis, Mittelnerv, Unterseite
0,44
T = 10°
„ Unterseite
0.455
W = stark
„ Oberseite
0,48
R
Schwammparenchym
0,544
Palisadenparenchym
0,822
Blum. Kenntnis der Größe und Schwankung des osmotischen Wertes. 405
Beleg 99.
Blattstiel.
8. VII. 13. 93° a
Bemerkungen
Epidermis
0,394
Außenrinde ,
0,46
Innenrinde
0,44
Geleitzellen
0,54
Kambium
0,54
Hadromparenchym
0,585
Beleg 100.
Blattstiel.
8. VII. 13. 3h p
Bemerkungen
Epidermis
0,468 Wie Beleg 98
Außenrinde
0,48 .
Innenrinde
0,46
Geleitzellen
0,54
Kambium
0,54
Hadromparenchym
0,562
Beleg 101.
Siehe Tabelle 3. Messung 8. VII. 13. a.
Beleg 102.
Blattspreite.
9. VII. 13. 8h a
Bemerkungen
Epidermis, Mittelnerv, Unterseite
0,38
H
II
h-1
o
„ Unterseite
0,385
W = stark
„ Oberseite
0,36
R
Schwammparenchym
0,525
Palisadenparenchym
0,787
Beleg 103.
Achsenorgane
9. VII. 13.
Blatt-
stiel
oben
Stengel
Mitte
unten
Pfahl-
wurzel
(Mitte)
Seitenwurzel
basal Mitte apikal
Epidermis
0,417
0,431
0,45
0,45
—
—
Außenrinde
0,44
0,417
0,38
0,45
0,489
0,531
0,41
0,319
Innenrinde
0,46
0,435
0,40
0,472
0,552
0,552
0,447
0,435
Geleitzellen
0,517
0,562
0,54
0,54
0,562
0,585
0,585
—
Kambium
0,54
0,565
0,562
0,54
0,54
0,585
0,516
—
Hadromparenchym
0,54
0,495
0,495
0,562
0,54
0,517
0,538
—
Markzellen <
—
0,45
0,382
0,45
0,562
—
—
—
Epiderm., Wurzelsp.
T = 16°; W = C
i, seit (
;. VII.
leftige
Regen.
0,508
406 Blum, Kenntnis der Größe und Schwankung des osmotischen Wertes.
Beleg 104.
Blattspreite.
11. YD. 13. 9h a
Bemerkungen
Epidermis, Mittelnerv, Unterseite
0,48
T = 15°
, Unterseite
0,385
W = schwach
, Oberseite
0,42
R
Schwamm parenchym
0,469
Palisadenparenchym
0,77
Beleg 105.
Blattstiel.
11. YH. 13. 10h a
Bemerkungen
Epidermis
0,467
Siehe Beleg 104
Außenrinde
0,48
Innenrinde
0,48
Geleitzellen
0,517
Kambium
0,562
Hadromparenchym
0,54
Belep
106.
Blattspreite.
15. VU. 13. 10h a
Bemerkungen
Epidermis, Mittelnerv, Unterseite
0,38
T = 16<>
„ Unterseite
0,367
W = stark
, Oberseite
0,40
Bedeckt
Schwammparenchym
0,544
Palisadenparenchym
0,70
Beleg 107.
Blattstiel.
15. YU. 13. I30 p
Bemerkungen
Epidermis
0,41
Siehe Beleg 106
Außenrinde
0,46
Innenrinde
0,48
Geleitzellen
0,472
Kambium
0,54
Hadromparenchym
0.45
Beleg 108.
Blattspreite.
22. YH. 13. 9h a
Bemerkungen
Epidermis, Mittelnerv, Unterseite
0,50
T = 160
„ Unterseite
0,367
W = schwach
„ Oberseite
0,48
Bedeckt
Schwammparenchym
0,544
Palisadenparenchym
0,77
Blum. Kenntnis der Größe und Schwankung des osmotischen Wertes. 407
Beleg 109.
Achsenorgane
22. VII.
Blattstiel
Stengel
oben unten
Hauptwurzel
(Mitte)
Faserwurzel
(Mitte)
Epidermis
0,394
0,382
0,425
Außenrinde
0,46
0,472
0,472
0,531
0,425
Innenrinde
0,42
0,45
0,45
0,531
0,472
Geleitzellen
0,585
0,562
0,552
0,63
0,607
Kambium
0,585
0,552
0,552
0,472
0,466
Hadromparenchym
0,472
0,517
0,495
0,495
0,54
Markzellen
—
0,435
0,495
—
T = 15,50; W = schwach; R = 0; am 22. VII. abwechselnd bewölkt und
sonnig.
Beleg 110.
Blattspreite.
30. vn. 13. 830 a
Bemerkungen
Epidermis, Mittelnerv, Unterseite
0,46
T = 12,5»
„ Unterseite
0,35
W .— stark
„ Oberseite
0,40 .
Sonnenschein
Schwammparenchym
0,509
Palisadenparenchym
0;753
Beleg 111.
Blattstiel.
30. VII. 13. 9h a Bemerkungen
Epidermis
0,394
Außenrinde
0,46
Innenrinde
0,44
Geleitzellen
0,45
Kambium
0,495
Hadromparenchym
0.425
Beleg 112.
Blattspreite.
30. VII. 13. 11h a
Bemerkungen
Epidermis, Mittelnerv, Unterseite
0,48
II
>-*■
05
O
, Unterseite
0,402
Sonnenschein
, Oberseite
0,38
W = stark
Schwammparenchym
0,60
Palisadenparenchym
0,822
Beleg 113.
Blattstiel.
30. VII. 13. 2h p
Bemerkungen
Epidermis
0,337
II
^1
o
Außenrinde
0,48
Sonnenschein
Innenrinde
0,52
W = schwach
Geleitzellen
0,517
Kambium
0,54
Hadromparenchym
0,517
408 Blum, Kenntnis der Größe und Schwankung des osmotischen Wertes.
Beleg 114.
Blattspreite.
31. VH. 13. 11h a
Bemerkungen
Epidermis. Mittelnerv, Unterseite
0,52
T = 18
Unterseite
0.402
W = schwach
Oberseite
0,42
Bedeckt
Schwammparenchym
0,581
Palisadenparenchym
0,84
Beleg 115.
Siehe Tabelle 19. Messung 31. VII. 13. 2h p.
Beleg 116.
Wurzel (Mitte).
5. m 13.
6h a
830 a
11h a
2h p
5h p
8h p
11h p
F aserwurzel.
•
Außenrinde
0.359
0,382
0.466
0.489
0.447
0,382
0,359
Innen rinde
0.404
0,489
0,489
0,51
0.489
0,439
0,382
Geleitzellen
0,607
0.63
0,652
0,652
0,63
0,63
0,585
Kambium
0,585
0,562
0,585
0,585
0,63
0,585
0,585
Hadromparenchym
0,495
0,517
0,54
0,562
0,54
0,54
0,517
Wurzelspitze.
Epidermis, Spitze
0,508
0,49
0.508
0,525
0.508
0,49
0,49
. weiter zurück
0,508
0,525
0,543
0,543
0,525
0,508
0.508
Wurzelhaar
0,508
0,525
0,522
0,543
0,57
0,543
0,508
Beleg 117.
Blattspreite.
5. Vm. 13. 2 h p
Bemerkungen
Epidermis, Mittelnerv, Unterseite
0,52
T = 24,50
, Unterseite
0,42
W = etwas
. Oberseite
0,48
Sonnenschein
Schwammparenchym
0,525
Palisadenparenchym
0,875
Beleg 118.
Siehe Tabelle 18. Messung 17. VIII. 13. 8h a.
Beleg 119.
Markzellen des Stengels.
17. VIU. 13. 4h p
Bemerkungen
1‘)
0,568
2
0,613
3
0,587
4
0,613
5
—
l) Von außen nach innen.
Blum, Kenntnis der Größe und Schwankung des osmotischen Wertes. 409
Beleg 120.
Blattspreite
19. VIII. 13. 8h a
Bemerkungen
Epidermis, Mittelnerv, Unterseite
0,50
T =170
„ Unterseite
0,42
W = stark
„ Oberseite
0,40
R
Schwammparenchym
0,508
Palisadenparenchym
0,875
Beleg 121.
Achsenorgane.
19. VIII. 13
[ Blattstiel
Stengel
oben , unten
Wurzel
basal | apikal
Epidermis
0,487
0,585
0,585
Außenrinde
0,52
0,585
0,585
0,577
0,489
Innenrinde
0,48
0,54
0,562
0,617
0,531
Geleitzellen
0,675
0,652
0,675
0,675
0,652
Kambium
0,607
0,552
0,577
0,63
0,63
Hadromparenchym
0,585
0,585
0,607
0,569
0,549
Markzellen
—
0,562
0,562
. —
Beleg 122.
Blattspreite.
29. VIU. 13. 4h p
Bemerkungen
Epidermis, Mittelnerv, Unterseite
0,54
T = 260
„ Unterseite
0,508
W == schwach
„ Oberseite
0,52
Schwammparenchym
0,619
Palisadenparenchym
0,893
Beleg 123.
Blattspreite.
19. IX. 13. 8h a
*
Bemerkungen
Epidermis, Mittelnerv, Unterseite
0,56
O
o
II
£h
„ Unterseite
0,437
W = schwach
„ Oberseite
0,48
Schwammparenchym
0,638
Palisadenparenchym
0,945
Beleg 124.
Achsenorgane.
19. IX. 13
Blattstiel
Stengel
oben | unten
Wurzel
basal | apikal
Epidermis
0.562
0,607
0,585
—
—
Außenrinde
0,54
0,585
0,698
0,655
0,577
Innenrinde
0,58
0,63
0,698
0,699
0,636
Geleitzellen
0,676
0,607
0,652
0,675
0,63
Kambium
0,634
0,607
0,652
0,675
0,63
Hadromparenchym
0,617
0,63
0,675
0,698
0,63
Markzellen
—
0,595
0,62
—
—
Epidermis d. Wurzelsp.
—
—
—
0,56
410 Blum, Kenntnis der Größe und Schwankung des osmotischen Wertes.
Beleg 125
Siehe Tabelle 18. Messung 23. X. 13. 9h a.
Beleg 126.
Achsenorgane.
23. X. 13
Blattstiel
Stengel
Wurzel
oben
unten
basal
apikal
Epidermis
0,431
0,562
0,63
Außenrinde
0,48
0,585
0,652
0,607
0,562
Innenrinde
0,54
0,607
0,652
0,652
0,607
Geleitzellen
0,652
0,675
0,695
0,698
0,675
Kambium
0,489
0,585
0,607
0,607
0,652
Hadromparenchym
0,538
0,63
0,63
0,695
0,652
Markzellen
—
0,585
0,63
—
Beleg 127.
Blattspreiten.
30. X. 13. Zeit der Messung
10h a
6h p
9h p
Epidermis, Mittelnerv, Unterseite
0,44
0,44
0,44
„ Unterseite
0,455
0,473
0,437
„ Oberseite
0,46
0,46
0,44
Schwammparenchym
0,62
0,64
0,56
Palisadenparenchym
0,927
0,927
0,875
T
110
14,50
110
W
Föhn
Föhn
Föhn
Sonstige Bemerkungen
Bedeckt
Bedeckt
Bedeckt
Beleg 12 8.
Verschiedene Epidermen. 5. XI. 13. 2h p.
Blatt-
mittelnerv
Blat
Morph.
Unterseite
tstiel
Morph.
Oberseite
Stengel
Be-
merkungen
l1) 0,44
2 0,44
3 0,46
4 0,46
5 0,48
■) Immer von der
0,45
0,431
0,45
0,469
0,487
Spitze (1) bis
0,41
0,41
0,431
0,431
0,45
zur Basis def
0,562
0,585
0,585
0,607
0,652
betr. Teils g
T = 120
Bedeckt
W = mittel
emessen.
Beleg 129.
Junges Hochblatt.
12. XI. 13. 2 h p
i 1
Bemerkungen
Epidermis, Oberseite
0,44
T = 90
„ Unterseite
0,367
Bedeckt
Schwammparenchym
0,525
R = schwach
Palisadenparenchym
0,857
Blum, Kenntnis der Größe und Schwankung des osmotischen Wertes. 41 1
Beleg 130.
Junge Stengel. 12. XI. 13.
Zeit der Messung
lh p
4'> p
Bemerkungen
Epidermis
0,375
0,431
W = etwas um 10 p
Außenrinde
0,453
0,453
W = stark um 40 p
Innenrinde
0,435
0,453 |
Geleitzellen
0,538
0,562
Kambium
0,569
0,569
Hadromparenchym
1 0,569
0,569
Markzellen
0,495
0,517
Beleg 131.
Stengelrindenzellen (Mitte). 12. XI. 13. 5h p.
I. Messung II. Messung
1- 4
0,675
1- 3
0,594
5- 6
0,675
4— 6
0,56
7— 9
0,652
7— 8
0,577
10-13
0,63
9-12
0,617
Beleg 132.
Perianthblätter und Hochblatt.
12. XI. 13. p
Äußeres Inneres
Perianthbl. j Perianthbl.
Hochblatt
Bemerkungen
Äußere Epidermis
0,382
0,382
0,42
T = 5,50
Innere „
0,344
0,382
0,431
W = schwach
Parenchym
0,41
0,394
0,437
R =: stark
Beleg 13 3.
Junge Blattspreite.
17. XI. 13. IO3« a
Bemerkungen
Epidermis, Oberseite
0,44
T = 8,5»
„ Unterseite
0,367
W = schwach
Schwammparenchym
0,473
Bedeckt
Palisadenparenchym
0,84
Beleg 134.
Achsenorgane.
17. XI. 13.
Blattstiel
oben unten oben
Stengel
üb. d. 1 unt. d.
Mitte i Mitte
unten
Wurzel
basal apikal
Epidermis
0,41
0,45 0,41
0,517
0,517
0,495
1
Außenrinde
0,52
0,56 0,471
0,54
0,562
0,585
0,681 0,60
Innenrinde
0,56
0,60 0,495
0,562
0,54
0,562
0,619 | 0,60
Geleitzellen
0,591
0,569 0,552
0,63
0,607
0,54
0.63 ! 0,585
Kambium
0,569
0,547 0,531
0,585
0,54
0,517
0,585 0,562
Hadromparenchym
0,516
0,594 ! 0,466
0,607
0,54
0,54
0.652 0,607
Markzellen
—
— ! 0,44
0,495
0,472
0,495
Epiderm. d. Wurzelsp.
_
— —
-
—
—
— 0,577
Bemerkungen: T zwischen 8° und 10,5°; W = schwach.
412 Blum, Kenntnis der Größe und Schwankung des osmotischen Wertes.
Beleg 135.
Epidermis an der Spitze des Blattstiels (je 3 Messungen).
4. XII. 13. 9h a
Blattgelenk Neben d. Blattgelenk
Bemerkungen
Morph. Unterseite
0.45
0,487
0,487 0,506
0,506
0,506
T = 8«
* Oberseite
0,469
0,506
0,506 0,525
0,525
0,506
W = stark
R = stark
Beleg 136.
„Blattgelenk“ (gebogen).
6. XII. 13 L MessunS n- Messung Bemerkungen
oben
unten
oben
unten
Außenrinde ‘)
0,66
0,58
0,68
0,58
T = 3°
Mittelrinde1 2)
0,64
0,56
0,66
0,60
W = stark
Innenrinde 3j
0,591
0,569
0,613
0,569
R - stark
B
eleg
13 7.
Blatt„gelenk“.
I. Messung II. Messung
gebogen gerade gebogen gerade Bemerkungen
oben ! unt. oben unt. oben unt. oben i unt.
Außenrinde
0,68
0.60
0,62
0,58
0,68
0,54
0,66
0,54
T = 70
Mittelrinde
0,66
0,62
0,60
0,58
0,64
0,56
0,64
0.56
Föhnig
Innenrinde
0.64
0.62
0,58
0,58
0,62
0.58
0,62
0.56
R = schwach
Leptomparench.
—
0,678
—
0,655
—
0,656
—
0.634
Leitparenchym
0,70
—
0,655
—
0,656
—
0,655
—
Beleg 138.
Gebogenes Blatt„gelenk“.
11. XII. 13
I. Messung
oben unten
II. Messung
oben | unten
III. Messung
oben unten
Bemerkungen
Außenrinde
0,66
0,52
0,62
0,54
0,70
0,56
T = 6«
Mittelrinde
0,64
0.54
0.62
0,56
0,68
0.60
W = schwach
Innenrinde
0,62
0,56
0,58
0,58
0,62
0,60
Bedeckt
Leptomparenchym
—
0,656
—
0,634
—
0,634
Leitparenchym
0,678
—
0,566
—
0,678
—
Beleg 13 9.
Blatt, .gelenk“
I. Messung II. Messung
13. XII. 13 gebogen gerade gebogen gerade Bemerkungen
oben ; unt. oben unt. oben unt. oben ; unt. [
Außenrinde
0,70
0,58
0,58
0,58
0,72
0,54
0,74
0,58
T = 40
Mittelrinde
0,68
0,62
0,58
0,56
0.70
0,56
0,72
0,60
Bedeckt
Innenrinde
0,66
0.64
0,56
0,56
0,66
0,60
0,66
0.62
Leptomparench.
—
0,656
—
—
—
0,678
—
0,63
Leitparenchym
0,678
—
0,63
—
0,678
0,678
—
1) Die äußern 2 Zellschichten des Rindeparenchyms.
2) Mittlere Schichten der Rinde.
3) Innere 2 Schichten des Rindenparenchyms.
Blum, Kenntnis der Größe und Schwankung des osmotischen Wertes. 413
Beleg 140.
Blattspreite.
16. XII. 13
Direkt am
Stiel
Mitte
Bemerkungen
Epidermis, Mittelnerv, Unterseite
0.56
0,58
T = 00
„ Unterseite
0,42
0,402
W = schwach
„ Oberseite
0.52
0,48
Bedeckt
Sch wammparenchym
0,648
0,612
Palisadenparenchym
0.875
0,892
Beleg 141.
Blattspreite.
26. XII. 13. 10h a
Bemerkungen
Epidermis, Mittelnerv, Unterseite
0,50 T ---- - —20
„ Unterseite
0.42
„ Oberseite
0.48
Schwammparenchym
0,63
Palisadenparenchym
0,892
Beleg 142:
Achsenorgane.
26. XII. 13
Blatt-
stiel
Stengel Wurzel
oben innen basal apikal
Bemerkungen
Epidermis
0,506
0,585 0,698 —
T = — 4
Außenrinde
0,56
0,525 0,652 0,51
0,585
Schnee
Innenrinde
0,56
0.544 0,675 0,531
0,652
Geleitzellen
0,525
0,577 0.54 0,562
0,54
Kambium
0,569
0,538 0,54 0.607
0,585
Hadromparenchym
0,474
0,577 0,607 0,54
0,54
Markzellen
—
0,489 0,517 —
—
Beleg 143.
Blattspreite.
7. I. 14. 2h p
Bemerkungen
Epidermis. Mittelnerv, Unterseite
0,60
T = — 1,50
„ Unterseite
0,437
Schneefall
, Oberseite
0,44
Schwammparenchym
0,60
Palisadenparenchym
0,892
7. I. 14.
Epidermis
Außenrinde
Innenrinde
Geleitzellen
Kambium
Hadromparenchym
Markzellen
Beleg 144.
Achsenorgane.
Blatt- Stengel Wurzel Bemerkungen
stiel oben unten basal apikal
0,52
0,45
0,63
—
—
T = — io
0,48
0,471
0,63
0,655
0,547
bis — 2,5°
0,54
0,495
0,652
0,68
0,569
Schnee
0,525
0,531
0,517
0,517
0,562
0,547
0,607
0,63
0,562
0,562
0,495
0,525
0,54
0,585
0,562
1
0,516
0,516
, —
1 — 1
414 Blum, Kenntnis der Größe und Schwankung des osmotischen Wertes.
Beleg 145.
Blütenteile.
12. I. 14
Hochblatt
Kelchblatt
Staubfad.
Fruchtbl.
Bemerkungen
Morph, unt. Epiderm.
0,50
0,382
0,473
0,471
T = 3»
„ obere „
0,52
0.396
—
i
R — stark
Parenchym
0.516
0,408
0,49
0,495
W = stark
Beleg 146.
Blütenteile.
12. I. 14
Hoch-
blatt
Kelch-
blatt
Staub-
faden
Frucht-
blatt
Bemerkungen
Morph, untere Epidermis
0,54
0,396
0,49
0,471
T = — 40
„ obere „
0,58
0,417
—
—
Bedeckt
Parenchym
0,509
0,42
0,49
0,495
Pflanzen mit Schnee
bedeckt
Beleg 147.
Blattspreite.
21. I. 14. 8h a
Bemerkungen
Epidermis, Mittelnerv, Unterseite
0,54
Sonnenschein
„ Unterseite
0,473
W = schwach
„ Oberseite
0,58
Schwammparenchym
0,714
Palisadenparenchym
0,892
Beleg 148.
Blattspreite.
21. I. 14. 11 h a
Bemerkungen
Epidermis, Mittelnerv, Unterseite
0,54
„ Unterseite
0,437
„ Oberseite
0,54
Sch warn mpar enchy m
0,675
Palisadenparenchym
0,857
Beleg 149.
Wie 147
Blattspreite.
27. I. 14. 10 h a
Bemerkungen
Epidermis, Mittelnerv, Unterseite
0,48
T = 10°
„ Unterseite
0,437
Föhnig
. Oberseite
0,46
Bedeckt
Schwammparenchym
0.694
Palisadenparenchym
0,87
Blum, Kenntnis <ler Größe und Schwankung des osmotischen Wertes. 415
Beleg 150.
Blattspreite.
28. I. 14. 10 h a
Bemerkungen
Epidermis, Mittelnerv, Unterseite
„ Unterseite
0,52
T = — 10
0,455
Bedeckt
„ Oberseite
0,50
Schwammparenchym
0,694
Palisadenparenchym
0,904
Beleg 151.
Blattspreite.
29. 1. 14. 10 h a
Bemerkungen
Epidermis, Mittelnerv, Unterseite
„ Unterseite
0,52
T = — 50
0,478
Bedeckt
„ Oberseite
0,52
Schwammparenchym
0,694
Palisadenparenchym
0,957
Beleg 152.
Blattspreite.
30. I. 14. 10h a
Bemerkungen
Epidermis, Mittelnerv, Unterseite
0,52
T = — 80
j Unterseite
0,49
Bedeckt
„ Oberseite
0,59
Schwammparenchym
0,732
Palisadenparenchym
0,892
Beleg 153.
Achsenorgane.
4. n. 14. a
Blatt-
stiel
oben
Stengel
Mitte
unten
Wu
basal
rzel
apikal
Bemerkungen
Epidermis
0,487
0,487
0,562
0,63
—
T = — 6,50
Außenrinde
0,506
0,471
0,585
0,72
0,698
0,54
Bedeckt
Innenrinde
0,525
0,453
0,562
0,748
0,63
0,517
Etwas föhnig
Geleitzellen
0,569
0,585
0,585
0,607
0,54
—
Kambium
0,591
0,585
0,585
0,607
0,562
0,54
Hadromparenchym
0,531
0,607
0,63
0,63
0,585
—
Markzellen
—
0,63
0,63
0,652
—
—
'
Beleg 154.
Blattspreite.
4. II. 14. 2 h p
Bemerkungen
Epidermis, Mittelnerv, Unterseite
0,48
T = — 6»
„ Unterseite
0,437
W = etwas
„ Oberseite
0,52
Bedeckt
Schwammparenchym
0,694
Palisadenparenchym
0.875
416 Blum. Kenntnis der Größe und Schwankung’ des osmotischen Wertes.
Beleg 15 5.
Blattspreite.
4. II. 14. 6h p
Bemerkungen
Epidermis, Mittelnerv, Unterseite
0,58
T = - 10
„ Unterseite
0,473
W = schwach
„ Oberseite
0,56
Schwammparenchym
0,694
Palisadenparenchym
0,945
Beleg 15 6.
Blattspreite. 4- II. 14. 5h p.
Blattmittelnerv
Epidermis
Schwamm-
Palisaden-
Bemerkungen.
*
oben
unten
Unters.
Obers.
parenck.
parench.
1
0,48
0,52
0,403
0,50
0,638
0,892
T = — 6,50
2
0,50
0,54
0,42
0,50
0,638
0,892
später — 1,50
3
0,54
0,58
0,403
0,52
0,675
0,91
W = stark
4
0,56
0,58
0,42
0,54
0,656
0,91
(Föhn)
5
0,56
0,58
0,437
0.56
0,694
0,927
Beleg 15 7.
Epidermis des Blattstiels.
4. II. 14
oben
unten
Bemerkungen
Blattstiel, morph. Oberseite
0,509
0,541
Siehe Beleg 154
„ r Unterseite
0,471
0,527
Beleg 15 8.
Kelchblatt.
4. II. 14.
..... _ .
Bemerkungen
Morph. Unterseite
0,471
„ Oberseite
0,435
Beleg 159.
Blattspreite.
19. 11. 14. 10 h a
Bemerkungen
Epidermis, Mittelnerv, Unterseite
0,48
T = 10
„ Unterseite
0,385
W = stark
„ Oberseite
0,42
Bedeckt
Schwammparenchym
0,638
Palisadenpareuchym
0,945
Blum, Kenntnis der Größe und Schwankung des osmotischen 'Wertes.- 417
Beleg 160.
Blattspreite.
20. II. 14. 10h a
Bemerkungen
Epidermis, Mittelnerv, Unterseite
0,52
T = 40
„ Unterseite
0,455
W = schwach
„ Oberseite
0,48
Bedeckt
Schwammparenchym
0,675
Palisadenparenchym
0,91
Beleg 161.
Epidermis der Blattoberseite.
25. II. 14. 4h p
Bemerkungen
1
0,44
T = 2°
2
0,42
W = schwach
3
0,44
Bedeckt
4
0,46
5
0,50
Beleg 162.
Siehe Tabelle 6. Messung 4. II. 14.
Urtica dioeca.
Beleg 163.
Achsenorgane.
14. III. 13
Stengel
Wurzel
Wurzel-
spitze
Bemerkungen
Epidermis
0,415
0,472
T = 40
Außenrinde
0,35
0,475
) 0,469
/
W = schwach
Innenrinde
0,367
0,486
Bedeckt
Leptomparenchym
0,435
0,54
Geleitzellen
0,585
0,607
Kambium
0,547
0,523
Hadromparencbym
0,54
0,504
Markzellen
0,40
—
Beleg 164.
Achsenorgane (Wurzel).
7. IV. 13
Wurzel-
spitze
1
Wurzel
lli cm v. d.
Spitze
Wurzel
1 cm v. d.
Spitze
Bemerkungen
Epidermis
0,508
T = 90
Außenrinde
0,49
0,506
0,487
W = stark
Innenrinde
9
0,544
0,544
R - stark
Leptomparenchym
—
0,495
0,585
Geleitzellen
—
0,607
0,607
Kambium
—
0,562
0,562
Hadromparenchym
—
0,585
0,607
Markzellen
—
—
—
Beihefte Bot. Centralbl. Bd. XXXIII. Abt. I. Heft 3. 27
418 Bl uru, Kenntnis der Größe und Schwankung’ des osmotischen Wertes.
Beleg 165.
Siehe Tabelle 24. Messung 8. IV. 13. 9h a.
Beleg 166.
Siehe Tabellen 25, 26, 27. Messung 8. IV. 13.
Beleg 167.
Wurzelrindenzellen.
8. IV. 13. 4h p
I. Messung
II. Messung Bemerkungen
1
0,46
0,44 T = 90
2
0.46
0,46
3
0,48
0,46
4
0,50
0,48
5
0,48
0,48
6
0,50
0,50
7
0.50
0,50
Beleg 168.
Epidermis.
Datum
Bl
Unterseite
att
Oberseite
oben
Stengel
Mitte
unten
Bemerkungen
3. V. 9h a
0,469
0,487
0,356
0,375
0,375
T = 80 Feucht 1
—
5. V. 4h p
0,431
0,431
0,30
0,337
0,356
T = 7,5° Trocken!
•Er »
15. V. 830 a
0,394
0,375
0,319
0,30
0,30
T = 17° r 1
19. V. 2h p
0,45
0,41
0,337
0,356
0.356
T = 160 Feucht 1
^ iS
Beleg 169.
Zellen der Binde.
Datum
Stengel (unten)
j Außen- Innen-
j rinde j rinde
Stengel (Mitte)
Außen- Innen-
rinde rinde
Bemerkungen
5. V. 4h p
0,495
0,538
0.413
0,452
T = 7,5 ; Trocken
6. V. 810 a
0,474
0,516
0,452
0,496
T = 80
19. V. 2h p
0,538
0,56
0,516
0,56
T = 160 Feucht
Beleg 170.
Wurzel (basale Partie).
Datum
Kam-
bium
außen
Rinde
Mitte
innen
Leptom-
parench.
Mark
Bemerkungen
5. V. 5h
P
0,472
0,52
0,58
0,60
0,54
0,44
T = 80 Trocken
6. V. 7h
a
0,517
0,52
0,58
0,62
0,585
0,46
T = 70
6. V. 11h
a
0,495
0,50
0,60
0,60
0,607
0,44
T = 110
8. V. 340
P
0,517
0,56
0,60
0,60
0,585
0,50
T = 10,50
Beleg 171.
Wurzel (apikale Partie).
Datum
außen
Rinde
Mitte
innen
Leptom- Geleit-
parench. zellen
Kam-
bium
Bemerkungen
8. V. 4h p
0,45
0,469
0,506
0,562
0,585
0,54
T = 130
17. V. 2h p
0,409
0,487
0,487
0,54
0.585
0,54
T = lio
Blum, Kenntnis der Größe und Schwankung des osmotischen Wertes. 4[Q
Beleg 17 2.
Siehe Tabelle 9. Messung 23. V. 13.
Beleg 173.
Blattspreite.
26. V. 13
4h p
10h p
Epidermis, Mittelnerv, Unterseite
„ Unterseite
0,45
0,375
0,419
0,394
„ Oberseite
0,44
0,431
Sch warn mpar enchy m
0,64
0,62
Palisadenparenchym
0,956
0,919
T = 19,50
T = 240
Bemerkungen
W = schwach
Bedeckt
W = schwach
R = 0
R = 0
Beleg 174.
Blattspreite.
27. Y. 13
12h a
730 a
Epidermis, Mittelnerv. Unterseite
0,375
0,375
„ Unterseite
0,45
0,45
„ Oberseite
0,41
0,431
Schwammparenchym
0,58
0,58
Palisadenparenchym
0,956
0,937
T = 8«
T = 140
Bemerkungen
W = schwach
W == schwach
Sonnenschein
Sonnenschein
Beleg 17 5.
Epidermis.
30. V. 13. 10h a
Bemerkungen
Wurzelspitze
0,455
T = 18»
Unmittelbar hinter der Wurzelspitze
0,49
Sonnenschein
Beleg 176.
Achsenorgane.
30. V. 13. p.
Blattstiel
Stengel (Mitte)
Wurzel (Mitte)
Epidermis
0,418
0,448
Außenrinde
0,438
0,401
0,483
innenrinde
0,396
0,456
0,518
Leptomparenchym
0,392
0,463
0,519
Geleitzellen
0,436
0,50
0,536
Kambium
0,444
0,538
0,511
Hadromparenchym
0,539
0.584
0,518
Markzellen
—
0.40
—
27
420 Bluui, Kenntnis der Größe und Schwankung des osmotischen Wertes.
Beleg 177.
Stengelrinden zellen .
30. V. 13. 5h p
I. Messung
II. Messung
Bemerkungen
1
0,415
0,437
T = 240
2-3
0,437
0,415
Insolation
4—5
0,46
0,437
6
0,437
0,46
7-9
0,46
0,46
Beleg 17 8.
Blattspreite.
5. VI. 13. 9h a
Bemerkungen
1
Epidermis, Mittelnerv, Unterseite
0,453
T = 16»
„ Unterseite
0,417
Sonnenschein
„ Oberseite
0,435
Schwammparenchym
0,64
Palisadenparenchym
0,956
Beleg 179.
Achsenorgane.
6. VI. 13.
Blattstiel
Stengel
oben unten
Wurzel
Bemerkungen
Epidermis
0,40
0,436
0,469
T =
140
Außenrinde
0,346
0,378
0,426
0,45
R =
stark
Innenrinde
0,341
0,501
0,487
0,469
Leptomparenchym
0,41
0,405
0,495
0,503
Geleitzellen
0.463
0,506
0,506
0,577
0 i
Kambium
0,45
0,54
0,54
0,552
Hadromparenchym
0,594 (?)
0,518
0,495
0,495
Markzellen
—
0,40
0,40
—
Beleg 180.
Siehe Tabelle 16. Messung 7. VI. 13.
Beleg 181.
Siehe Tabelle 17. Messung 11. VI. 13.
Beleg 182.
Haare.1)
12. VI. 13.
Einzelliges
Haar
Brenn-
haar
Bemerkungen
Haar
0,50
T = 210
Becherförmiger Fuß
0,46
W = schwach
Anliegende Epidermiszelle
0,394
0,41
Übrige Epidermiszellen
0,41
0,41
l) An jungen Stengeln gemessen.
Bl u ni. Kenntnis der Größe und Schwankung des osmotischen Wertes. 421
Beleg 183.
Blattspreite.
16. VI. 13.
2h p
6h p
Bemerkungen
Epidermis, Mittelnerv. Unterseite
„ Unterseite
0,469
0,487
T = 23 resp. 19«
0,506
0,487
W = schwach
„ Oberseite
0,469
0,469
2h; bedeckt
Schwammparenchym
0,58
0,60
3 — 6h Sonnenschein
Palisadenparenchym
0,956
0,956
(Insolation des 6h p unter-
suchten Blattes.)
Beleg 184.
Stengel (oben).
18. VI. 13. 9h a
Bemerkungen
Epidermis
0,387
T = 19«
Außenrinde
0.348
W = schwach
Innenrinde
0,392
Sonnenschein
Leptomparenchym
0,405
Tage zuvor Regen
Geleitzellen
0.45
Kambium
0,472
Hadromparencbym
0,54
Markzellen
0,38
18. VI. 13. llh a
Beleg 185.
Stengelrinde *).
Bemerkungen
1
2
3
4
5
G
0,328
0,35
0,328
0,35
0,372
0.372
Beleg 186.
Seitenwurzel (Mitte)
26. VI. 13. 830 a
Bemerkungen
Außenrinde
0,36
T = 15»
Innenrinde
0,38
W = schwach
Leptomparenchym
0,472
R = schwach
Geleitzellen
0,495
Kambium
0,54
Hadromparenchym
0,495
Markzellen
0,40
') Von der Stengelperipherie nach innen zu nummeriert.
422 Blum, Kenntnis der Größe und Schwankung des osmotischen Wertes.
Beleg 187.
Wurzelrinde1) (in der Mitte der Wurzel).
26. VI. 13. 10h a
Bemerkungen
1
0,36
2
0,38
3
0,38
4
0,40
5
0,40
Beleg 188.
Achsenorgane.
3. VII. 13 a
Blatt-
Stengel
Wurzel
Bemerkungen
stiel
oben
unten
basal
apikal
Epidermis
0,325
0,44
0,405
_
O
iO
rH
II
H
Außenrinde
0,34
0,416
0,45
0,42
0,40
W — schwach
Innenrinde
0,38
0,46
0,517
0,46
0,42
Bedeckt
Leptomparenchym
0,434
0,482
0,54
0,585
0,504
Seit 4 Tagen schön
Geleitzellen
0,503
0,425
0,54
0,607
0,54
Kambium
0,367
0,45
0,54
0,585
0,54
Hadromparenchym
0,503
0,54
0,607
0,63
0,517
Markzellen
—
0,38
0,40
0,46
—
Beleg 189.
Blattspreite.
17. VII. 13. 9h a
Bemerkungen
Epidermis, Mittelnerv, Unterseite
0,45
T=150
„ Unterseite
0,469
W = schwach
„ Oberseite
0,45
Bedeckt
Schwammparenchym
0,64
Palisadenparenchym
0,975
Beleg 190.
Blattspreite.
21. VII. 13. 10h a
Bemerkungen
Epidermis, Mittelnerv, Unterseite
0,469
T = 160
„ Unterseite
0,45
W - schwach
„ Oberseite
0.487
Sonnenschein
Schwammparenchym
0,66
Palisadenparenchym
1,027
l) Von außen nach dem Zentral Zylinder zu nummeriert.
Blum, Kenntnis der Größe und Schwankung des osmotischen Wertes. 423
Beleg- 191.
Achsenorgane.
19. VII. 13 a
oben
Stengel
über der j unter der
Mitte Mitte
unten
Bemerkungen
Epidermis
0,382
0,425
0,405
0,45
T = 160
Außenrinde
0,482
0,517
0,562
0,54
W - schwach
Innenrinde
0,525
0,562
0,585
0,607
Bedeckt
Leptomparenchym
0,585
0,562
0,63
0,607
Wetter vorher
Geleitzellen
0,652
0,63
0,63
0,63
ziemlich schön
Kambium
0,585
0,607
0,585
0,607
Hadromparenchym
0,562
0,585
0,607
0,63
Markzellen
0,46
0,46
0,48
0,48
Beleg 192.
Achsenorgane.
21. VII. 13 p
Blattmittel-
nerv
Unterseite
Blattstiel
oben
üb. d. w
Mitte oT
unt. d. ^
Mitte
unten
Wurzel
Wurzel-
spitze
Bemerkungen
Epidermis
0,408
0,408
0,425 0,45 0,425 0,495 -
0,508
T = 150
Außenrinde
0,40
0,38
0,415 0.437 0,437 0,46 0,46
0,49
W = schwach
Innenrinde
0,42
0,40
0,394 0,415 0,46 0,482 0,48
Sonnenschein
Leptomparenchym
0,474
0,495 0,472 0,472 0,517 0,54 0,585
Tags zuvor
Geleitzellen
0,45
0,425 0,54 0,585 0,63 0,652 0,63
Regen
Kambium
—
—
0,562 0,54 0,562 0,585 0,63
Hadromparenchym 0,495
0,517 0,472 0,495 0,472 0,495 0,607
Markzellen
—
0,40 0,44 0,50 0,48 —
Beleg 193.
Blattspreite.
8. VIII. 13. 9ü a
Bemerkungen
Epidermis, Mittelnerv, Unterseite
0,469
T = 160
„ Unterseite
0,50
W = schwach
„ Oberseite
0,469
R - stark
Schwammparenchym
0,68
Palisadenparenchym
1,028
Beleg 194.
Siehe Tabelle 24. Messung 20. VIII. 13. 8h a.
Beleg 195.
Achsenorgane.
8. VIII. 13 P
Blatt-
Stengel
Wurzel
Wur- !
stiel
oben Mitte | unten
(Mitte)
zelsp.
Bemerkungen
Epidermis 1
Außenrinde 0,40
Innenrin de 0,44:
Leptomparenchym 0,434
Geleitzellen 0,591
Kambium 0,52
Hadromparenchym °>0'8
Markzellen
0,425
0,46
0,503
0,562
0,667
0,54
0,517 '
0,60
0,425
0,46
0,525
0,495
0,652
0,562
0,562
0,45
0,525
0,547
0,517
0,675
0,585
0,607
0,44
0,44
0,50
0,562
0,562
0,585
0,607
0,525
0,508
T = 16°
W = schwach
424 Blum, Kenntnis der Größe und Schwankung des osmotischen Wertes.
Beleg 196.
Achsenorgane.
20. VIII. 18
!
Blattstiel
oben
_ CO
tenge
o
§
Ö
02
e
3
Wurzel
’S 1 2
XX.
M ' ’§■
cs
Wurzel-
spitze
Bemerkungen
Epidermis
Außenrinde
Innenrinde
Leptomparenchym
Geleitzellen
Kambium
Hadromparenchym
Markzellen
0,408 0, 405 0,472 0,495 —
0,36 0,46 0,46 0,503 0,40
0,40 0,482 0,482 0,525 0,48
0,385 0,495 0.495 0,517 0,585
0,585 0,517 0,607 0,63 0,652
— 0,585 0,54 0,562 0,562
0,531 o,63t?) 0,585 0,585 0,607
— 0,44 0,46 0,48 0,52
Beleg 197.
— 0,508 T = 170
0,48 0,473
0,52
0,585
0,63
0,562
0,585
Siehe Tabelle 39. Messung 9. IX. 13.
Beleg 198.
Siehe Tabelle 39. Messung 10. IX. 13 p.
Beleg 199.
Achsenorgane.
Blattstiel
15. IX. 13 p s Ae
^ :p JS «
U <D *-i
bß bß bß
Stengel Wurzel Li, ^ i
s S TS 1 2 Bemerkungen
-£ e j? S, ®
° 3 Ci : ^
f
Epidermis 0,424 0,465
Außenrinde 0,42 0,48
Innenrinde 0,46 0,50
Leptomparenchym 0,495 0,538
Geleitzellen ‘ 0,547 0,613
Kambium — —
Hadromparenchym 0,607 0,652
Markzellen — —
0,504 0,603) — | —
0,46 0,569 0,544.0,581
0,482 0,613 0,5810,60
0,63 0,652 0,675 0,652
0,675 0,72 0,72 0,63
0,63 0,675 0,63 0,63
0,652 0,698 0,765 0,675
0,54 — — —
0,525 T = IO»
0,525 W = stark
Sonnenschein
Beleg 200.
Blattspreite.
16. IX. 13. 11h a
Bemerkungen
Epidermis, Mittelnerv, Unterseite
0,45
T = 6,50
, Unterseite
0,469
Sonnenschein
„ Oberseite
0,506
.Schwammparenchym
0,60
Palisadenparenchym
0,927
Beleg 201.
Blattspreite.
17. IX. 13. 9h a
Bemerkungen
Epidermis. Mittelnerv, Unterseite
0,487
T = 9,5»
„ Unterseite
0,469
R == stark
Oberseite
0,581
Schwammparenchym
0,62
Palisadenparenchym
1,041
Blum. Kenntnis der Größe und Schwankung des osmotischen Wertes. 425
Beleg 202.
Blattstiel, Stengel und Wurzel.
17. IX. 13 p
Blattstiel
Stengel
oben unten
Wurzel
Bemerkungen
Epidermis
0,424
0,54
0,54
0,581
T - 12,5»
Außenrinde
0,42
0,482
0,569
0,589
W - - mittel
Innenrinde
0,46
0,525
0,613
0,675
Bedeckt
Leptomparenchym
0,445
0,565
0,607
0.62
Geleitzellen
0,547
0,63
0,63
0,63
Kambium
0,514
0,585
0,607
—
Hadromparenchym
0,562
0,585
0,652
0,675
Markzellen
0,56
0,58
Beleg 203.
Markzellen der Stengelmitte.
17. IX. 13
Bemerkungen
1
0,52
2—3
0,56
4
0,62
Beleg 204.
Siehe Tabelle 24. Messung 23. X. 13.
Beleg 205.
Achsenorgane.
23. X. 13 p
Blatt-
stiel
Stengel
oben [ unten
Wurzel
basal ! apikal
Wurzel-
spitze
Bemerkungen
Epidermis
0,50
0,495
0,495
0,606
T = 9«
Außenrinde
0,474
0,56
0,60
0,62
0,60
0,609
Bedeckt, zeit-
Innenrinde
0,471
0,553
0,574
0,64
0,60
weise aber In-
Leptomparenchym
0,49
0,60
0,613
0,638
0,625
solation.
Geleitzellen
0,742 (?)
0,714
0,714
0,714
0,678
Kambium
0,581
0,54
0,54
0,603
0,565
Hadromparenchym
0,624
0,619
0,637
0,624
0,602
Markzellen
—
0,58
0,58
—
—
Beleg 206.
Siehe Tabelle 11. Messung 4. XI. 13.
Beleg 207.
Blattspreite.
24. XI. 13 p
Bemerkungen
Epidermis, Mittelnerv, Unterseite
0,469
T = 4,5»
„ Unterseite
0,42
R = stark
„ Oberseite
0,469
Nebel
Schwammparenchym
0,72
Palisadenparenchym
1,074
426 Hl um. Kenntnis der Größe nnd Schwankung des osmotischen Wertes.
Beleg 208.
Achsenorgane.
25. XI. 13 a
oben
Stengel
Mitte
unten
Wurzel
basal apikal
Wurzel-
spitze
Bemerkungen
Epidermis
0,48
0,50
0,56
0,591
T = 60
Außenrinde
0,584
0,598
0,602
0,574
0,548
0,588
Boden sehr
Innenrinde
0,624
0,631
0,639
0,574
0,548
feucht
Leptomparenchym
0,583
0,602
0,615
0,643
0,525
Geleitzellen
0,712
0,728
0,751
0,624
0,604
Kambium
0,566
0,582
0,582
0,607
0,607
Hadromparenchvm
0,668
0,693
0,742
0,63
0,63
Markzellen
0,603
0.603
0.603
—
Beleg 209.
Achsenorgane.
9. XII. 13 a
Wurzel
Wurzelspitze
Bemerkungen
Epidermis
0,589
T -- 0,5«
Außenrinde
0,583
0,58
Bedeckt
Innenrinde
0,578
Leptomparenchym
0,638
Geleitzellen
0,644
Kambium
0,61
Hadromparenchym
0,621
Markzellen
Beleg
210.
Stengel und Wurzel.
14. I. 14. 9h a
Stengel
Wurzel
Bemerkungen
Epidermis
0,54
—
T = — 40
Außenrinde
0,656
0.62
Schneefall
Innenrinde
0,634
0,58
Leptomparenchym
0,652
0,63
Geleitzellen
0,675
0,652
Kambium
0,63
0,562
Hadromparenchym
0,698
0,585
Beleg 211.
Wurzelrinde (nahe der Wurzelspitze).
14. I. 14 p
Bemerkungen
1
0,525
2
0,544
3
0,544
4
0,544
Blum, Kenntnis der Größe und Schwankung des osmotischen Wertes. 427
Beleg 212.
Achsenorgane.
13. II. 14 a
Blattstiel
Stengel
Wurzel
Wurzel- r, ,
spitze j Bemerkungen
Epidermis
0,563
0,562
0,525 T = 20
Außenrinde
0,58
0,525
0,54
0,508 R = stark
Innenrinde
0,56
0,547
0,56
W = schwach
Leptomparenehym
0,585
0,562
0,585
Geleitzellen
0,585
0,585
0,607
Kambium
0,585
0,562
0,607
Hadromparenchym
0,63
0,63
0,607
Beleg 213.
Blattspreite.
14. II 14. 2h p
Bemerkungen
Epidermis, Mittelnerv, Unterseite
0,431
T=40
„ Unterseite
0,469
W = schwach
, Oberseite
0,487
Bedeckt
Schwammparenchym
0,72
Palisadenparenchym
1,013
Stengel und Wurzel vom 14. II. 14 und 11. III. 14 siehe Tabelle 44.
Fagus silvatica.
Beleg 214.
Achsenorgane.
7. IY. 13
Zweig
(Spitze)
* Ast
l'U cm dick
* Stamm
20 cm dick
* Wurzel
*/2 cm dick
Bemerkungen
Außenrinde
0,65
0,675
0,675
0,575
T = 40
Innenrinde
0,625
0,625
0,65
0,65
Bedeckt
Leptomparenehym
0,517
0,517
0,54
0,54
Boden feucht
Geleitzellen
0,725
0,725
0,725
0,75 (?)
Kambium
0,625
0,625
0,65
0,075
Holzparenchym
1,225
1,075
1,10
1,05
Markstrahlz., Rinde
0,725
0,875
0,775
—
„ Holz
1,125
1,025
1,15
—
Markzellen
0,825
0,85
—
—
Beleg 215.
Blattspreite.
8. V. 13
4 m üb.
d. Boden
2 m üb.
d. Boden
1 m üb.
d. Boden
-O g
B °
-m
39Vö‘
Bemerkungen
Epidermis, Mittelnerv.
Unterseite 0,525
0,506
0,506
0,524
T = 6,5»
Seitennerv.
0,575
0,55
0,563
0,575
W = schwach
„ Unterseite
0,41
0,431
0,45
0,41
R — schwach
. Oberseite
0,44
0,465
0,44
0,44
Schwammparenchym
0,655
0,64
0,66
0,64
Palisadenparenchym
0,937
0,956
0,937
0,919
428 Blum, Kenntnis der Größe und Schwankung des osmotischen Wertes.
Beleg 216.
Rindenzellen des Blattstiels.
9. Y. 13 a
I. Messung
II. Messung
Bemerkungen
Außen
0,45
0,45
T = 15,50
Innen 1
0,495
0,472
W = schwach
9
0,495
0,495
Sonnenschein
Beleg 217.
Achsenorgane.
9. Y. 13 p
Zweig-
spitze
Ast*
ca.3/,cmdick
Stamm*
W urzeln *
Bemerkungen
Außenrinde
0,65
0,65
0,70
0.675
T = 6°
Innenrinde
0,675
0,65
0,725
0,725
R = stark
Leptomparenchym
0,63
0,63
0,652
0,652
Geleitzellen
0,725
0,775
0,80
0.70
Kambium
0,65
0,675
0,675
0,625
Holzparenchym
0,80
0,825
0,85
0,80
Markstrahlz., Rinde
0,80
0,775
0,675
—
„ Holz
0,825
0,80
0,675
—
Markzellen
0,775
0,75
0,725
—
Beleg 218.
Blattspreiten in mittlerer Stammhöhe, ca 3 m über dem Boden.
9. V. 13
9h a
Sonnen-
blatt*
10 16 a
Schatten-
blatt
11h a
Sonnen-
blatt
Bemerkungen
Epidermis, Unterseite
0,394
0,41
0,44
Sonnenschein
„ Oberseite
0,424
0,424
0,465
Schwammparenchym
0,601
0,62
0,62
Palisadenparenchym
0,956
0,975
0,975
Leitbündelscheide. Mittelnerv
0,40
0,38
0,40
Seitennerv
0,42
0,44
0,44
T = 150
T = 170
T = 18,50
Insolation
Insolation
= stark
= stark
Beleg 219.
Siehe Tabelle 15.
Beleg 220.
Äußerster Zweig.
10. V. 13.
950 a.
Bemerkungen
Außenrinde
0,75(?)
T = 14°
Innenrinde
0,725
Bedeckt
Leptomparenchym
0,675
v
Geleitzellen
—
Kambium
0,625
Holzparenchym
0,80
Markstrahlzellen, Rinde
—
„ Holz
0.80
Markzellen
0,575
Blum, Kenntnis der Größe und Schwankung des osmotischen Wertes. 429
Beleg' 2 21.
Blattspreite.
13. V. 13. 3h p
Bemerkungen
Epidermis, Unterseite
0,41
T == 220
, Oberseite
0,408
Bedeckt
Sch warn m parenchym
0,582
Palisadenparenchym
0,93
Leitbündelscheide, Mittelnerv
0,48
„ Seitennerv
0,44
Beleg 222.
Äußerster Zweig.
20. V. 13
9h a
10h a
Bemerkungen
Außenrinde
0,70
0,75
T =130
Innenrinde
0,675
0,675
Sonnenschein
Leptomparencbym
0,63
0,652
Geleitzellen
0,70
0,675
Kambium
0,65
0,65
Holzparenchym
0.825
0,85
Markstrahlzellen, Holz
0,825
0,80
Markzellen
0,525
0,575
Beleg 223.
Blattspreite.
20. V. 13
8h a
11h a Bemerkungen
Epidermis, Unterseite
0,41
0,468 W = schwach
, Oberseite
0,44
0,489
Schwammparenchym
0,563
0,582
Palisadenparenchym
0,956
0,975
Leitbündelscheide, Mittelnerv
0,44
0,48
„ Seitennerv
0,42
0.46
T = 9,50
T== 10,5«
W = schw.
W = schw.
Beleg 224.
Blattspreite.
23. V. 13. 3h p
1 1
Bemerkungen
Epidermis, Unterseite
0,487
T - 16,50
„ Oberseite
0,603
W = stark
Schwammparenchym
0.563
Palisadenparenchym
0,937
Leitbündelscheide, Mittelnerv
0,48
„ Seitennerv
0,48
430 Blum. Kenntnis der Größe und Schwankung des osmotischen Wertes.
Beleg 2 2 5. (I. Siehe auch Tabelle 7 u. 8.)
Schattenblatt. 24. V. 13 a.
Nummerierung
Epidermis
Oberseite Unterseite
Schwamm- Palisaden-
parenchym parench.
Bemerkungen
Beim Mittelnerv a 0,408 0,487 0,563
b 0,408 0.469 0.563
Rand c 0,440 0.469 0,542
Beleg 226.
Blattspreite.
0,975 T=140
0.967
0.967
5. VI. 13. 5*> p
Bemerkungen
Epidermis. Unterseite
0,45
T = 170
Oberseite
0.489
W = schwach
Schwammparenchym
0,582
Palisadenparenchym
0,975
Beleg 227.
Blattspreite*.
16. VI. 13. llh a
Bemerkungen
Epidermis, Unterseite
0.469
T =180
Oberseite
0,503
W = schwach
Schwammparenchym
0.582
Palisadenparenchym
0.956
Beleg 228.
Beleg 229.
Mittelnerv (Mitte)
Blattstiel.
16. VI. 13. lb p
Epidermis
0,531
Parenchym
0,489
Geleitzellen
0,54
Nervenparenchym
0,562
16. VI. 13
Epidermis
0,404
Rindenzellen
0,474
Leptomparenchym
0,495
Hadromparenchym
0,45
Geleitzellen
0,547
Am 23. V. 13 a. wurde ein Buchenast in Wasser gestellt
und darin gelassen, bis er verdorrt war (nach etwa 8 Tagen). Der
Ast war tagsüber beständig besonnt, das Wasser wurde täglich
erneuert.
Beleg 230.
Blattspreite des abgeschnittenen Astes.
> f-
_
cg ^
> c3
cg
> *
H
.
>
cg
> ~
CC TH
cg — ‘
Epidermis, Unterseite
Oberseite
Schwammparenchym
Palisadenparenchym
0,45 0.487 0,469
0.465 0,489 0,44
0.582 0.582 0.563
0,937 0.956 0,956
0.469
0,489
0.601
0.975
0.506
0.489
0,62
0.975
0,487
0.503
0,62
1,013
0,544 0,619
0,542 0.582
0.639 0,698
1.013 1,125
Blum, Kenntnis der Größe und Schwankung des osmotischen Wertes. 43 (
Beleg 231.
Schattenblätter in verschiedener Hohe vom Boden.
24. VI. 13 p
10 cm
ca. 1,5 m
ca. 3 m
ca. 4,5 m
Bemerkungen
Epidermis, Unterseite
0,356
0,375
0,356
0,394
T = 12,50
„ Oberseite
0,387
0,387
0,367
0,408
W = stark
Schwammparenchym
0,582
0,582
0,563
0,582
R = stark
Palisadenparenchym
0,919
0,956
0,956
0,937
Beleg 2 3 2.
Sonnenblätter in verschiedener Höhe über dem Boden.
26. VI. a
ca. 3,5 m
1
ca. 5 m
Bemerkungen
Epidermis, Unterseite
0,394
0,394
T = 11,50
„ Oberseite
0,408
0,424
W = mittelstark
Schwammparenchym
0,62
0,639
R = stark
Palisadenparenchym
1,008
1,008
Beleg 233.
Achsenorgane.
27. VI. 13
Zweig*
3/4 cm dick
Stamm *
4 cm dick
Wurzel*
1/2 cm dick
Bemerkungen
Außenrinde
0,55
0,706
0,625
O
rH
II
Innenrinde
0,575
0,694
0,675
W = stark
Leptomparenchym
0,445
0,682
0,625
R = stark
Geleitzellen
0,70
0,775 (?)
0,65
Kambium
0,575
0,60
0,625
Holzparenchym
0,925
0,95
0,825
Markstrahlzellen, Rinde
0,725
0,825
—
„ Holz
0,925
0,925
—
Beleg 234.
Zweijähriger Zweig, 0,5 cm dick.
1. VII. 13 a
Bemerkungen
Außenrinde
0,55
H
II
£
O
Innenrinde
0,575
W = etwas
Leptomparenchym
0,495
Sonnenschein
Geleitzellen
0,675
Kambium
0,55
Holzparenchym
0,875
Markstrahlzellen, Rinde
0,725
„ Holz
0,80
Markzellen
0,675
Beleg 2 3 5.
Siehe Tabelle 12. Messung 5. VII. 13.
Beleg 236*
Siehe Tabelle 29. Messung 5. VII. 13.
Beleg 237.
Siehe Tabelle 40. Messung 5./'6. VII. 13.
432 Blum, Kenntnis der Größe und Schwankung des osmotischen Wertes.
Beleg 2 38.
Blattspreite.
17. VII. 13.
Schatten-
blatt
Sonnen-
blatt
Bemerkungen
Epidermis, Unterseite
0,319
0.375
T = 15,50
„ Oberseite
0,325
0,387
W - schwach
Schwammparenchym
0,503
0,563
Bedeckt
Palisadenparenchym
0.919
0,956
Beleg 2 39.
Blattspreite.
23. VII. 13
Bemerkungen
Epidermis, Unterseite
0,375
T = 12,50
„ Oberseite
0,387
W = stark
Schwammparenchym
0,489
R = stark
Palisadenparenchym
0.919
Beleg 240.
Achsenorgane (Sonnenseite).
In der Regel erfolgten diese Messungen in Stamm, Ast und
Zweig auf der Schattenseite.
23. VII. 13
Zweig
2 cm dick (ll/4cmdick*
Ast*
Wurzel*
>/ii cm dick
Bemerkungen
Außenrinde
0.625
0,625
0,75
0,525
T zwischen 12,5
Innenrinde
0,60
0,575
0,675
0,575
u. 15,50
Leptomparenchym
0,562
0.562
0,517
0,585
R = stark
Geleitzellen
0,675
0,65
0,775(?)
0,575
W = stark
Kambium
0,675
0,675
0,575
0,550(?)
Hochparenchym
0,625
0,725
0,875
0,80
Markstrahlz., Rinde
0,775
0,80
0,825
—
„ Holz
0,85
0,825
0,872
Markzellen
0,725
0,70
Beleg
241.
Blattspreite.
26. VII. 13 a
Bemerkungen
Epidermis, Unterseite
„ Oberseite
Schwammparenchym
Palisadenparenchym
0,375 1 T — 16*>
0,408 W = schwach
0,503 Sonnenschein
0.937
Beleg 242.
Blattspreite.
5. VIII. 13 a
Schatten-
blatt
Sonnen
blatt
Bemerkungen
Epidermis, Unterseite
0,30
0,337
T - 20,50
T Oberseite
0,31
0,408
W = schwach
Schwammparenchym
Palisadenparenchym
0,542
0,975
0,582
0.975
Sonnenschein
Blum, Kenntnis der Größe und Schwankung des osmotischen Wertes. 433
Beleg 243.*
Siehe Tabelle 30, 31, 32. Messung 30. VIII. 13.
Beleg 2 44.*
Blattspreite.
30. VIII. 13. 8h a
Bemerkungen
Epidermis, Mittelnerv, Unterseite
0,475
T = 17°
„ Seitennerv,
0,50
W = schwach
„ Anastomosen, Oberseite
0,475
Bedeckt
„ Unterseite
0,306
„ Oberseite
0,325
Schwammparenchym
0,639
Palisadenparenchym
1,013
Beleg 2 45.
Markstrahlzellen im Holz. 5. IX. 13.
tc sc
Alter der Zweige 'S jj!
und Äste ,:JL_
<N
M
D-
1
1.
Mess.
II. *5*
Mess. ST
HI. 55
Mess.
8 jährig
12 jährig
Bemerkungen
Liegende Zellen 0,90 0,975 1,00
Stehende Zellen 0,925 1,025 1,025
Gitterpalisaden 0,925jl,05 1.125
1,125
1,15
1,175
1,175
1,20
1,25
1,20 1,0751,20
1,275 1,175 1,30
1,30 1,2251,325
T = 8°
W - schwach
Nebel
Bemerkungen ßedeckt
Beleg 2 46.
Achsenorgane.
14. IX. 13 p
Zweig*
1 cm dick
Stamm *
20 cm dick
Wurzel*
3 mm dick
Bemerkungen
Außenrinde
0,70
0,75
0,675
II
►J-
o
Innenrinde
0,825
0,75
0,70
W = stark
Leptomparenchym
0,648
0,652
0,652
R = stark
Geleitzellen
0,75
0,75
0,725
Kambium
0,575
0,70
0,60
Holzparenchym
0,95
0,90
0,875
Markstrahlzellen, Rinde
0,925
0,95
—
„ Holz
0,775
0,975
Markzellen
0,85
—
—
Beleg 247.
Blattspreite.
20. IX. 13
1/t m üb.
d. Boden
1 m üb.
d. Boden
5 m üb.
d. Boden
7 m üb.
d. Boden
Bemerkungen
Epidermis, Mittelnerv, Unterseite
0,40
0,40
0,425
0,425
T = 17<>
„ Seitennerv I.
0,375
0,36
0,40
0,40
W = schwach
, Seitennerv II,
0,375
0,35
0,425
0,375
„ Unterseite
0,30
0,294
0,394
0,31
, Oberseite
0,294
0,30
0,394
0.30
Schwammparenchym
0,522
0,563
0,542
0,542
Palisadenparenchym
0,975
1.030
0,994
1.047
Beihefte Bot. Centralbl. Bd. XXXIII. Abt. I. Heft 3. 28
434 Blum, Kenntnis der Größe und Schwankung des osmotischen Wertes.
Beleg 248.
Zweige.
20. IX. 13
1 cm dick
4 cm dick
Außenrinde
0,825
0,80
Innenrinde
0,825
0,80
Leptomparenchym
0,748
0,748
Geleitzellen
0,675
0,70
Kambium
0,75
0,70
Holzparenchym
0,925
0,90
Markstrahlzellen, Rinde
0,95
0,975
Holz
0,95
0,925
Markzellen
0,775
0,75
Beleg 2 49.
Blattspreite* (beginnt gelb zu werden).
25. IX. 13. 9h a
Bemerkungen
Epidermis, Mittelnerv
0,50
T=6»
„ Unterseite
0,319
Sonnenschein
„ Oberseite
0,349
Schwammparenchym
0,582
Palisadenparenchym
1,125
Beleg 250.
Achsenorgane.
27. IX. a
Zweig
2 jährig
Zweig,
©•o-g
fco u -O
,0 0 3
a°3
2 jähr.
23
=5-2
Zweig
>/* cm dick
2*
O
% S
■< ü
<N
Ast
4 cm dick
Bemerkungen
Rinde
0,725
0,725
0,725
0,80
0,80
0,80
T = 60
Leptomparenchym
—
0,63
0,652
0,652
0,748
0,748
W = schwach
Geleitzellen
—
0,725
0,675
0,725
0,75
0,775
Kambium
0,625
0,725
0,70
0,70
0,725
0,70
Holzparenchym
0,825
0,85
0,975
0,875
0,90
0,925
Markstrahlz., Rinde
—
—
—
0,85
0,875
0,85
„ Holz
—
—
—
0,95
0,95
0975
Markzellen
0,70
0,80
0,825
0,90
0,875
0,875
Beleg 2 51.
Siehe Tabelle 29. Messung 28. X. 13 10u a.
Beleg 2 52.
Zweig (braune Blätter).
29. X. 13 a
Bemerkungen
Außenrinde
" -0,70
0,725
T = 100
Innenrinde
Bedeckt
Leptomparenchym
0,607 |
Geleitzellen
0,75
Kambium
0,725
Holzparenchym
0,825
Markzellen
0,75
Blum, Kenntnis der Größe und Schwankung des osmotischen Wertes. 435
Beleg 253.
Achsenorgane.
29. X. 13
Zweig*
3/4 cm
Stamm *
18 cm
Wurzel*
U/2 mm
Bemerkungen
Außenrinde
0,675
0,70
0,65
T = 10°
Innenrinde
0,725
0,70
0,675
W = schwach
Leptomparenchym
0,63
0,63
0,675
Bedekt
Geleitzellen
0.70
0,75
0,70
Kambium
0,675
0,65
0,60
Holzparenchym
1,025
0,975
0,975
Markstrahlzellen, Rinde
0,95
0.875
—
„ Holz
0,975
0,925
—
Markzellen
0,75
0,775
—
Beleg 2 54.
Achsenorgane.
7. XI. 13 a
Zweig*
1 cm dick
Stamm *
Wurzel*
1 mm dick
Bemerkungen
Außenrinde
0,725
0,675
0,70
T =4°
Innenrinde
0,70
0,65
0,70
Bedeckt
Leptomparenchym
0,63
0,63
0,595
Geleitzellen
0,675
0,725
0,70
Kambium
0,625
0,575
0,625
Holzparenchym
1,025
1,00
1,00
Markstrahlzellen, Rinde
0,95
0,875
—
„ Holz
1,125
1,00
—
Markzellen
0,875
—
—
Beleg 2 55.
Wagerechter, gerader, 1 cm dicker Ast.
Basis
Mitte
Spitze
8. XI. 13
Unter-
Ober-
Unter- 1 Ober-
Unter- 1 Ober-
Bemerkungen
seite
seite
seite
seite
seite
seite
Außenrinde
0,725
0,75
0,675 0,65
0,65
0,675
T=40
Innenrinde
0,675
0,70
0,75
0,725
0,675 0,725
Bedeckt
Leptom parenchym
0,675
0,675
0,675 0,675
0,607 0,607
Geleitzellen
—
—
0,75
0,725
0,70
0,675
Kambium
0,65
0,675
0,675 0,675
0,65
0,65
Holzparenchym
1,10
1,125
1,075 1,10
1,05
1,05
Markstrahlz., Rinde
0,775
0,775
0,80
0,775
0,775 0,775
„ Holz
1,125
1,10
1,15
1,10
1,075 1,10
Beleg 256.
Zweig.
12. XI. 13 a
Bemerkungen
Außenrinde
0,675
T = 9»
Innenrinde
0,70
Bedeckt
Leptomparenchym
0,607
Geleitzellen
0,775
Kambium
0,675
Holzparenchym
0,875
Markzellen
0,80
28
436 Bljum, Kenntnis der Größe und Schwankung des osmotischen Wertes.
Beleg 257.
Dicker, gerader Ast, schief nach oben geneigt.1)
28. XL 13
2,5 cm dick
Unter- Ober-
seite 2) seite
1,5 CD
Unter-
seite
i dick
Ober-
seite
1 cm
Unter-
seite
dick
Ober-
seite
Stamm
Wur-
zel
Außenrinde
0,65
0,65
0,65
0,65
0,60
0,625
0,675
0,625
Innenrinde
0,625
0,65
0,625
0,60
0,575
0,60
0,65
0,625
Leptomparenchym
0,54
0,517
0,54
0,54
0,54
0,54
0,607
0,607
Geleitzellen
0,70
0,70
0,70
0,725
0,70
0,725
0,775
0,70
Kambium
0,675
0,675
0,65
0,65
0,65
0,675
0,625
0,625
Holzparenchym
1,025
1,025
0,975
1,00
0,975
0,975
0,925
1,125
Markstrahlz., Rinde
0,775
0,75
0,775
0,775
0,775
0,75
0,975
„ Holz
1,025
1,00
1,025
1,025
0,975
1,00
1,025
Bemerkungen: T = 4,5°; R = stark; W = mittel.
Beleg 258.
Achsenorgane auf der Sonnenseite gemessen.
3. XI. 13
Zweig* *
s/4 cm
Stamm *
ca. 20 cm
Wurzel*
1/s cm
Bemerkungen
Außenrinde
0,725
0,70
0,725
T =0°
Innenrinde
0,70
0,70
0,725
Boden gefroren
Leptomparenchym
0,63
0,612
0,562
Geleitzellen
0,725
0,65
0,70
Kambium
0,70
0,625
0,575
Holzparenchym
1,20
1,00
1,125
Markstrahlzellen, Rinde
0,875
0,85
—
„ Holz
1,125
1,125
—
Markzellen
0,95
—
—
Beleg 259.
Ast, anfangs horizontal, dann aufwärts gekrümmt.
3. XII. 13
2 cm
unten
dick
oben
D/a cm dick
unten | oben
1 cm
unten
dick
oben
l/2 cm dick
unten | oben
Außenrinde
0,60
0,575
0,575
0,60
0,60
0,625
0,60
0,60
Innenrinde
0,55
0,575
0,55
0,55
0,60
0,625
0,60
0,57 ö
Leptomparenchym
0,517
0,495
0,517
0,517
0,54
0,54
0,54
0,51'
Geleitzellen
0,675
0,70
0,70
0,70
0,675
0,70
0,70
0,70
Kambium
0,625
0,625
0,60
0,625
0,60
0,60
0.625
0,62°
Holzparenchym
0,95
0,975
0,975
0,95
0,95
0,975
0,925
0,92&
Markstrahlz., Rinde
0,75
0,75
0,775
0,775
0,80
0.80
0,80
0,825
„ Holz
0,975
1,00
1,00
1.00
0,925
0.95
0,925
0,925
Bemerkungen : T = 0° hier scharfe Krümmung.
Stamm und Wurzel Tabelle 45.
*) Ich habe etwa ein Dutzend Messungen an Ästen ausgeführt, um den
osmotischen Wert auf deren Unter- und Oberseite zu kontrollieren. Da diese
Werte nicht sehr verschieden sind, werden sie hier nicht weiter angeführt.
*) Der Sonnenseite zugekehrt.
Blum, Kenntnis der Größe und Schwankung des osmotischen Wertes. 4^7
Beleg' 260.
Holzparenchym im Stamm.1) 15. XII. 13 a.
Jahresringe
1- 3
(außen)
4-6
•
7—10 n-12
1
13-10
(innen)
Bemerkungen
0,975
1.00
1,00 1,05
1,075
T = 30
Bedeckt
Beleg 2 61.
Siehe Tabellen 30, 31, 32. Messung 20. I. 14.
Beleg 262.
Achsenorgane.
11. II. 14
Zweig*
Vj cm dick
Stamm *
12 cm dick
Wurzel *
1 mm dick
Bemerkungen
Außenrinde
0,65
0,65
0,05
T =10
Innenrinde
0,70
0,70
0,675
Etwas föhnig
Leptomparenchym
0,562
0,625
0,517
Bedeckt
Geleitzellen
0,70
0,70
0,70
Kambium
0,625
0,625
0,675
Holzparenchym
1,175
1,15
1,225
Markstrahlzellen, Binde
0,675
0,75
„ Holz
1,125
1,05
—
Beleg 263.
Achsenorgane.
2. III. 14
Zweig*
1 cm dick
Stamm *
25 cm dick
Wurzel*
1 mm dick
Bemerkungen
Außenrinde
0,70
0,70
0,55
T=l<>
Innenrinde
0,65
0,70
0,575
W = schwach
Leptomparenchym
0,585
0,585
0,562
Bedeckt
Geleitzellen
0,65
0,675
0,675
Kambium
0,60
0,70
0,70
Holzparenchy in
1,15
1,125
1,225
Markstrahlzellen, Rinde
0,75
0,775
—
„ Holz
0,975
1,025
—
Beleg 264.
Wurzeln
12. III. 14
1. Ord-
| nung*)
2. Ord-
nung
3. Ord-
nung
Bemerkungen
Außenrinde
0,625
0,625
0,65
T = 80
Innenrinde
0,60
0,60
0,625
Bedeckt
Leptomparenchym
0,60
0,625
0,675
Geleitzellen
0,65
0,65
0,70
Kambium
0,625
0,65
0,65
Holzparenchym
0,925
0,65
0,975
0 Aus dem Stamm mit dem Preßler'schen Zuwachsbohrer herausgepohrt.
*) Von den äußersten Wurzeln an gerechnet und immer in deren ..litte
gesch nitten.
438 Blum, Kenntnis der Größe und Schwankung des osmotischen Wertes.
Beleg 265.
Achsenorgane.
24. III. 14
Zweig
*/* cm dick
Stamm
Wurzel
Bemerkungen
Spitze
Basis
oben
unten
basal
apikal
Außenrinde
0.675
0,65
0,65
0,725
0,70
0,65
T=l,50
Innenrinde
0,65
0,65
0,65
0,70
0,70
0,675
W = stark
Leptomparenchym
0.625
0,70
0,585
0,70
0,675
0,70
Bedeckt
Geleitzellen
0,70
0,70
0,70
0,725
0,70
0,675
Kambium
0,65
0,65
0,65
0,65
0,675
0,65
Holzparenchym
1,175
1,15
1,075
1,00
0,975
0,925
Markstrahlz., Rinde
0,825
0,85
1,075
0,85
0,825
0,80
„ Holz
1.025
1,05
0,875
1,025
1.00
0,95
Sedum acre.
Beleg 266.
1913
18. IY.
28. Y. 14. VI.
14. VII.
18. IX.
22. X.
24. XI.
13
13
13
13
13
13
13
Blattepidermis
0,25
0,205
0,367
0,297
0,297
0,312
0,28?
Blattparenchym
0,319
0,243
0,36
0,325
0,375
0,41
0,35°
Stengelepidermis
0,25
0,25
0,264
0.328
0,297
0,328
0,25
Außenrinde
0,34
0.330
0,32
0,38
0.34
0,34
0,38
Innenrinde
0,40
0,34
0.34
0,40
0,40
0.36
0,38
Geleitzellen
0,472
0,562
0,517
0,482
0.46
0,405
0,46
Kambium
0,46
0,405
0,405
0,395
0,393
0,393
0,405
Hadromparenchym
0,613
0,437
0,517
0,482
0,46
0,405
0,46
Parenchym d. Wurzel1)
0,52
0,48
0,38
0,44
0,50
0,48
0,52
Wurzelspitzenepidermis
0,50
0,44
0,38
0,42
0,48
0,48
0,54
T = 6
T = 17°
T=17,5°
T = 17»
T = 10°
T=10,5°
T = 4,5°
Bemerkungen
W =
schw.
Boden W = st.
feucht Sonnen-
W =
schw.
R
Föhnig
Be-
deckt
Bedeckt
ecliein
Sonnech.
Beleg 267.
Siehe Tabelle 13. Messung 14. VI. 13.
Beleg 268.
10. VII. 13
Vertikaler Stengel
Spitze | Mitte Basis
Kriech.
Stengel
Wurzel Bemerkungen
Stengel
Epidermis
0,264 0,288 0,297
0,264
T = 13°
Außenrinde
0,30 0,28 0,32
0,28
R
Mittelrinde
0,34 0,30 0,32
0,30
W = stark
Innenrinde
0,38 0,30 0,36
0.32
Geleitzellen
0,482 0,46 0,482
0,482
Kambium
0,425 0,425 0,405
0,425
Hadromparenchym
0,437 0,46 0,482
0.485
Wurzel1)
Epidermis, Spitze
0,36
„ Basis
0,40
Wurzelhaar
0,32
Pater.-1' vm
-V-
1
0,30
') ca. 1 cm hinter der Spitze.
Blum, Kenntnis der Größe und Schwankung des osmotischen Wertes. 439
Beleg 2 69.
Blätter.
14. VII. 13 p
jung
alt
Bemerkungen
Epidermis 0,264
Parenchym 0,337
Beleg 2
Stengel unter der
0,34 T = 25,50
0,356 j W = mittel
Sonnenschein
7 0.
Blattregion.
14- m p
Sonnen- Schatten-
seite seite
Bemerkungen
Epidermis ! 0,288
Außenrinde 0,40
Innenrinde 0,38
Kambium ! 0,382
Beleg 2'
Blätter
0,25
0,38
0,38
0,36
71.
Wie Beleg 269
14. VII. 13 16. vn. 13
1
Bemerkungen
Epidermis, Außenseite
„ Innenseite
Parenchym, Außenseite
„ Innenseite
E
0.264
0,264
0,337
0,357
leleg 2'
Markzellt
0,264
0,264
0,337
0,319
7 2.
;n.
am 14. VI f . 13 wie Bel. 269
am 16. VH. 13
T = 14,5°
W = schwach
Bedeckt
Bemerkungen
Schicht 1
2
3
4
Siehe Tab
0,40
0,42
0,46
0,48
Beleg 273.
eile 41. Messung 25. VIII. 13.
Beleg 2 7 4.
Stengel.
26. VIII. 13
Sonnen- Schatten-
seite seite
Bemerkungen
Epidermis
Außenrinde
Innenrinde
0,217 0,25 T = 180
0,39 0,32 W = mittel
0,34 0,34 Sonnenschein
440 Hl um, Kenntnis der Größe und Schwankung des osmotischen Wertes.
Beleg 275. •
Stengel.
28. X. 13. 2h p
Ob. Blatt-
region
Unt. Blatt- 1
region ;
Basis
1
Bemerkungen
Epidermis
0,221
0,264
0,297
T = 130
Außenrinde
0,36
0,40
0,46
W = schwach
Innenrinde
0,38
0,42
0,48
Bedeckt
Geleitzellen
0,394
0.415
0,415
Kambium
0,36
0,382
0,405
Hadromparenchym
0,35
0,394
0,415
Mark zellen
0,38
0.36
0.40
Beleg 276.
16. XII. 13
26.1. 14
8. II. 14 4. III. 14
Blattepidermis
0,297
0,312
0,375
0,312
Blattparenchym
0,431
0,394
0,506
0,41
Stengel
Epidermis
0,288
0,288
0,328
0,312
Außenrinde
0,40
0,40
0,42
0,44
Innenrinde
0,36
0,42
0,42
0,42
Geleitzellen
0,437
0,482
0.472
0,472
Kambium
0,495
0.45
0,45
0,425
Hadromparenchym
0,482
0,525
0,482
0,525
Markzellen
0,42
0,38
0,40
0,42
T = — 10»
T = — 9»
T = — 4«
T = l«
Bemerkungen
Bedeckt ;
\ Bedeckt
W = schw. \\
= schw.
Reif
1
Sonnensch.
Bedeckt
Beleg 277.
Siehe Tabelle 51. Messung 28. X. 13.
Beleg 278.
Blätter in verschiedener Höhe.
16. XII. 13
oben
Mitte
unten j Bemerkungen
Epidermis
Parenchym
0,312 0,328 0,328 T=80
0,431 0,41 0,41 W = stark
R, = stark
Beleg 279.
Epidermis der Wurzelspitze. 16. XII. 13.
Entfernung von der Spitze
Bemerkungen
Spitze
0,58
T — 0<>
2 mm
0,56
W = schwach
5 „
0,54
Bedeckt
8 „
0,54
12 ,
0.58
Blum, Kenntnis der Größe und Schwankung des osmotischen Wertes. 44 1
Beleg- 2 80.
8. II. 14
Stengel
oben
1 Stengel
unten
Bemerkungen
1
Blattepidermis
0,375
I
T = — io
Blattparenchym
0,487
Stengel
Epidermis
0,328
0,34
Außenrinde
0,40
0,42
Innenrinde
0,40
0.44
Geleitzellen
0,45
0,45
Kambium
0,45
0,45
Hadromparencliym
Markzellen
0,482
0,40
0,503
0,40
Wurzelepidermis *)
0.64
W urzelparenehym 1 )
0,62
i
1
Beleg 281.
12. II. 14
Blatt
Stengel
oben
Stengel
unten
Wurzel
Spitze
| Bemerkungen
Epidermis
0,34
0,283
0,317
0,297
T =4°
Blattparenchym
0,336
—
-
—
R
Außenrinde
0,255
0,24
0,306
Etw. föhnig
Innenrinde
0,285
0,255
0,306
Kambium
0,482
0,437
—
Hadromparenehym
0,404
0,404
—
Markzellen
0,275
0,25
—
1
Beleg- 282.
Stengel-Rindenzellen.
8. II. 14
16. II. 14
I. Schicht (außen)
0,34
0,30
II-
0,34
0,30
III. , (innen)
0,36
0,32
F = 1°
T = 40
Bemerkungen
Föhnig
Bedeckt
Föhnig
Beleg 283.
Wurzel-Rindenzellen.
16. II. 14.
Bemerkungen
I. Schicht 0,315 Wie Beleg 282 II
II. , 0,41
l) ca. 1 cm hinter der Spitze.
442 Blum, Kenntnis der Größe und Schwankung de9 osmotischen Wertes.
Funaria hygrometrica.
Beleg 284. 27. IV. 13.
Nummerierung
Blatt-
spreite
Blattnerv
i
Bemerkungen
Spitze 1
0,273
0,336
T =160
2
0,297
0.36
3
0.319
0,405
4
0,382
0,425
Basis 5
0.404
0,495
Beleg 2 85. 27
. V. 13.
Nummerierung
Blatt-
spreite
Blattnerv
Bemerkungen
Spitze 1
0,273
0,315
T = 100
2
0,297
0,36
W = schwach
3
0,319
0,382
4
0,34
0,405
Basis 5
0,382
0,425
Beleg
286. 3.
VI. 13.
Nummerierung
Blatt-
spreite
Blattnerv
Bemerkungen
Spitze 1
0,275
0,292
T =140
2
0.304
0,315
3
0,34
0,336
4
0,359
0,36
Basis 5
0.404
0,405
Beleg 28
7.
Siehe Tabelle 5. Messung 24. VII.
13.
Beleg 288.
Siehe Tabelle 5
Messung 4. VIII.
13.
Beleg 289.
Tagesschwankung.
27. VIII.
13
3h a
6h a
9h a
lh p
5h p
8h p
12h p
Spreite
1
0,319
0.297
0,297
0.319
0.34
0.404
0,359
9
0,34
0.319
0.34
0,404
0,382
0,466
0,382
3
0,382
0,354
0,382
0,447
0,435
0,51
0,404
4
0,435
0,382
0.447
0.406
0.447
0,531
0,447
5
0,489
0,447
0,531
0,489
0,51
0,552
0.466
Nerv
i
0,405
0,54
0.562
0,45
0,472
0.425
0,45
2
0.45
0,607
0,652
0.517
0.54
0,517
0,517
3
0,517
0.652
0,675
0,562
0,607
0,54
0,562
4
0.585
0,675
0,698
—
0,652
0,63
0,652
5
0,607
0,698
0,72
0,675
0,72
0,698
0,72
Bl um, Kenntnis der Größe und Schwankung des osmotischen Wertes. 443
Beleg 290.
Datum
12.VII. 14.VII.ll5.VILl
13 13 13
4. VIII. 18. IX.
13 j 13 |
16- in.|2i. m.
14 14
Spreite 1
0.359
0,359
0,359
0,359
0,34
0,359 0,435
2
0,382
0,382
0,435
0,382
0,359
0,382 1 0,447
3
0,435
0.435
0,447
0,435
0,435
0,404 1 0,466
4
0,447
—
0,489
0,474
0,466
0,466 | 0,51
5 -
0,489
0,466
0,552
0,538
0,531
0,489 | 0,531
Nerv 1
0,45
0,495
0,495
0,585
0,472
0,472 0,405
2
0,585
0,54
0,54
0,63
0,517
0,562 0,435
3
—
0.562
0,562
0,652
0,562
0,585 0,517
4
0,675
0,585
0.63
0,64
0,585
0,607 i 0,54
5
—
0,63
0,675
—
0,652
0,652 0,607
Stengelepidermis
0,475
0,50
0,55
0,575
0,55
0,55 0,50
„ parenchym
0,55
0,525
0,575
0,575
0,50
0,55 0,475
Parench. d. unterird. Stengels
0,425
0,45
0,475
0,50
0,55
0,525 0,50
ii
©
„ Za
>43
£ "
gif £
Bemerkungen
o d c
!ß ffl 3)
« o S
^ ED Q)
£•8 £
® Eß ®
ögs
«r® ®
= tss o «■§
SO 02 CC 03 «2
II II 1
II 1 g
|
II II |
5
II II II II II II
c-ZS
Beleg 291.
Einfluß der Besonnung.
27. X. 13
Direkte
Sonne
Schatten
Bemerkungen
Spreite 1
0,319
0,297
T - 14,50
2
0,382
0 34
3
0.404
0,404
4
0,466
0,447
5
0,577
0,595 (?)
Nerv 1
1 0,425
0,405
2
0,495
0,495
3
0.585
0,585
4
0.675
0,63
5
*
0,675
Beleg 2 92.
Einfluß der Temperatur.
3. XI. 13
9b a
11h a
lb p
5h p
Bemerkungen
Spreite 1
0,319
0,319
0.404
0,319
Die Exemplare waren
9
0,359
0,382
0,435
0,319
an einer nicht von der
3
0,382
0,404
0,466
0,382
Sonne beschienenen
4
0,415
0,447
0,489
0,382
Stelle.
5
0,51
0,51
0,53
0,447
Boden feucht
Nerv 1
0,36
0,382
—
0,425
2
0,405
0,405
—
0,472
3
0,45
0,45
—
0,517
4
—
0,482
—
0,562
5
0,577
0,595
—
0,585
T
10
100
16»
100
W
stark
mittel
0
0
S = 0
bedeckt
bedeckt
bedeckt
bedeckt
R
0
0
o
0
444 Blum. Kenntnis der Größe und Schwankung des osmotischen Wertes.
Beleg' 293. 9. II. 14.
Nummerierung
Blattspreite
Blattnerv
Bemerkungen
Spitze 1
0,404
0,425
T = 40
2
0,447
0,472
3
0,595
0,652
4
0,68
0,68
Basis 5
—
—
Beleg 294.
Siehe Tabelle 54.
Am 12. III. 14 8h V. wurde Funaria ins Laboratorium ge-
bracht, dort auf den Tisch gelegt und in der in Beleg 295 ange-
gebenen Zeit untersucht. Die Zimmertemperatur schwankte während
der Zeit der Untersuchung von 16,5—17,5° C.
Beleg 295.
Einfluß der Austrocknung durch Liegenlassen an der Luft.
12. III. 14
8h a (frisch)
816 a
880 a
9h a
10h a
12h M.
Spreite 1
0,297
0,33
0,348
0,371
0,413
0,452
2
0,309
0,33
0,371
0,393
0,452
0,474
3
0,309
0,371
0,392
0,413
0,474
0,495
4
0,33
0,392
0,413
0,452
0,494
C,516
5
0,371 ,
0,413
0,434
0,474
0,516
0,516
Nerv 1
0,382
0,404
0,435
0,447
0,466
0,489
2
0,404
0,435
0,447
0,466
0,489
0,51
3
0,435
0,447
0,466
0,489
0,51
0,51
4
0,489
0,489
0,51
0,51
0,531
0,531
5
0,531
0,531
0,531
0,552
0,652
0,552
Zitierte Literatur.
Copelan'd, E. W., Über den Einfluß von Licht und Temperatur auf den Turgor.
Diss. Halle a. S. 1896.
Drabble E. and H., The relation between the osmotic strength of cell sap in
plants and their physical environnement. (The biochemical Journal. II.
1907. S. 117—132.)
Faber, F. C., Über Transpiration und osmotischen Druck bei den Mangroven.
(Ber. d. dtsch. bot, Ges. Bd. XXXI. 1913. S. 277—281.)
Fitting, H., Die Wasserversorgung und die osmotischen Druckverhältnisse der
Wüstenpflanzen. (Ztschr. f. Bot. 1911- S. 209 — 275.)
Hannig, E., Untersuchungen über die Verteilung des osmotischen Druckes in
der Pflanze in Hinsicht auf die Wasserleitung. (Ber. d. dtsch. bot. Ges.
Bd XXX. S. 194-204.)
Hilburg, 0., Über Turgeszenzänderungen in den Zellen der Bewegungsgelenke.
(Unters, a, d. bot. Inst, zu Tübingen. Bd. 1. 1881. S. 1—37.)
ost, L., Vorlesungen über Pflanzenphysiologie. 3. Aufl. Jena 1913.
Blum, Kenntnis der Größe und Schwankung des osmotischen Wertes. 445
Kny, L., Der Turgor der Markstrahlzellen. (Landwirtsch. Jahrb. Bd. XXXVIII
1909. S. 375-394.)
Lidforss, Die wintergrüne Flora. Lund 1907.
Pfeffer, W., Druck und Arbeitsleistung durch wachsende Pflanzen. (Abhdl.
d. math.-phys. Klasse d. Kgl. Sachs. Ges. d. Wissensch. 1893. S. 235 — 474.).
Rysselberghe van, Influence de la temperature sur la permeabilite du proto-
plasme vivant pour l’eau et les substances dissoutes. (Recueil de l’institut
botan. Bruxelles. Tom. V. 1902.)
Senn, G., Der osmotische Druck einiger Epiphyten und Parasiten. (Separat-
abdr. aus Verhdl. d. Naturf. Ges. in Basel. Bd. XXIV. S. 179— 183.)
• Strasburger, E., Über den Bau und die Verrichtungen der Leitungsbahnen
in den Pflanzen. Jena 1891.
Vries, H. de, Untersuchungen über die mechanischen Ursachen der Zell-
streckung etc. Leipzig 1877.
— Eine Methode zur Analyse der Turgorkraft. (Jahrb. f. wissensch. Botan.
Bd. 14. S. 427.)
Wieler, A., Plasmolytische Versuche mit unverletzten phanerogamen Pflanzen.
(Ber. d. deutsch, bot. Ges. Bd. V. 1887 S. 375 — 380.)
Winkler, A., Über den Einfluß der Außenbedingungen auf die Kälteresistenz
ausdauernder Gewächse. (Jahrb. f. wissensch. Botan. Bd. 52. S. 467 — 506.)
L
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1
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I
eüiefU zum Botanischen CentraJMati Bd. XXXIII Abt. I
Tafel VI.
W. Bobilioff*Preisser
Yerlag von G. Heinrich ,Dresdcn-N
77.
7 2 13. d
15
16 17. 18.
W Bobilioff'Preisser
Beihefte zum Botanischen Centralblatt Bd. XXXIII. Abt. I.
Tafel VIII.
Fig. 4
Fig. 1
Alexander Lingelsheim.
Verlag von C. Heinrich , Dresden-N.
Beihefte zum Botanischen Centraiblatt Bd. XXXIII. Abt. I.
Tafel IX.
Alexander Lingelsheim.
Vertag vo.
C. Heinrich, Dresden-N.
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HEDWIGIA
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Kryptogamenkunde und Phytopathologie
nebst
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Die Preise der einzelnen Bände stellen sich wie folgt:
Jahrgang 1852 — 1857 (Band 1) M. 12. —
„ 1858—1863 ( „ II) 20.—
„ 1864—1867 ( „ III— VI) ä „ 6.—
„ 1868 ( „ VII) 20.—
„ 1869—1872 ( „ VIII— XI) . ... k „ 6.—
„ 1873—1888 ( „ XII— XXVII) . . . ä „ 8.—
„ 1889—1891 ( „ XXVm-XXX) . . ä „ 30.—
„ 1892—1893 ( „ XXXI— XXXII) . . ä „ 8.—
„ 1894-1896 ( „ XXXIII— XXXV) . ä „ 12.—
„ 1897—1902 ( „ XXXVI — XLI) . . ä „ 20.—
„ 1903 ( „ XL1I) 24.—
Band XLIII— LVII ä „24.—
DRESDEN -N. Verlagsbuchhandlung C. Heinrich.