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Full text of "Beitr©Þge zur Entwicklung der Allantois der V©œgel"

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HARVARD  UNIVERSITY. 


NOV  13  1924 


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Beiträge 

zur 


Entwicklung  der  Allantois 


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INAUGURAL-DISSERTATION 

WELCHE 

ZUR  ERLANGUNG  DER  DOCTORWÜRDE 

IN  DER 

MEDICIN  UND  CHIRURGIE 

MIT  ZUSTIMMUNG 

DER  MEDICINISCHEN  FACULTÄT 

DER 

FRIEDRICH-WILHELMS- UNIVERSITÄT  ZU  BERLIN 

am  1.  Februar  1895 

NEBST  DEN  ANGEFÜGTEN  THESEN 

ÖFFENTLICH  VERTHEIDIGEN  WIRD 

DER  VERFASSER 

Friedrich  Fftlleborn 

prakt.  Arzt 
aus  C  u  1  m. 


OPPONENTEN : 

Hr.  Dr.  med.  Sobotta. 

-  Cand.  med.  Hein. 

-  Cand.  med.  Thedinga. 


BERLIN. 

Buchdruckerei  von  Gustav  Schade  (Otto  Francke). 

Linienstrasse  158. 

5 


Seiner  Mutter 


gewidmet 


vom 


Verfasser. 


In  der  vorliegenden  kleinen  Schrift  gedenke  ich 
einige  Beobachtungen,  die  ich  bei  Untersuchung  der 
Eihäute  der  Vögel  gemacht  habe,  in  Kürze  vorzulegen. 

Im  Jahre  1891  begann  ich  mich  auf  Rat  des  Herrn 
Professor  Dr.  Hans  Virchow  mit  dem  Bau  und  der 
Entwickelung  der  Allantois  der  Vögel  zu  beschäftigen 
und  brachte  nach  mannigfachen  Unterbrechungen  diese 
Arbeit  im  Jahre  1893  im  wesentlichen  zum  Abschluss; 
durch  die  Ableistung  meiner  Militairpllicht  und  eine 
längere  Reise  ins  Ausland  wurde  ich  daran  verhindert, 
früher  mit  meinen  Ergebnissen  an  die  Öffentlichkeit  zu 
treten. 

Infolge  einer  im  Jahre  1894  in  einer  japanischen 
Zeitschrift  von  Hirota  veröffentlichten  Arbeit  „On  the 
Sero- Amniotic  Connection  and  the  Foetal  Membranes  in 
the  Chick“  (The  Journal  of  the  College  of  Science, 
Imperial  University,  Japan,  Vol.  VI,  Part  IV.  Tökyö, 
Japan  1894)  wurde  ich  veranlasst,  meiner  Darstellung 
eine  andere  als  die  ursprünglich  beabsichtigte  Fassung 
zu  geben.  Da  ich  den  Inhalt  der  Hirota’schen  Arbeit 
als  bekannt  voraussetze,  will  ich  nur  das  Gefässsystem 
und  die  histologische  Struktur  der  Allantois  etwas  ge¬ 
nauer,  wenn  auch  nur  in  den  Hauptzügen  beschreiben 
und  mich  im  übrigen  darauf  beschränken,  hervorzuheben, 
inwieweit  meine  Resultate  mit  denen  Hirota’s  überein¬ 
stimmen. 


6 


Die  Arterien 
und  Venen  der 
Allantois  *). 

I.  Im 

Allgemeinen. 


II.  Beim  6  tägigen 
Hühner-Embryo. 


1.  Orientierung 
auf  d.  Allantois. 


Das  Gefässsystem  der  Allantois. 

Die  Blutgefässe  der  Allantois. 

Die  Allantois  besitzt,  wie  schon  Carl  Ernst  von  Baer 
beschreibt,  zwei  Arterien,  nämlich  die  Art.  umbilicalis 
dextra  und  sinistra,  dagegen  nur  eine  Yene,  die  Vena 
umbilicalis.  Aus  den  vortrefflichen  Injektionspräparaten 
Popoff’s  geht  hervor,  dass  dies  auch  für  ganz  jugend¬ 
liche  Embryonen  (4  Tage  20  Stunden)  zutrifft1). 

Zum  Ausgangspunkt  für  die  Beschreibung  des  Ge- 
fässsystems  der  Allantois  diene  die  eines  6  Tage  lang 
bebrüteten  Hühnereies,  welche  etwa  die  Grösse  eines 
Markstückes  besitzt. 

Zur  leichteren  Orientierung  will  ich  die  Allantois 
in  vier  Quadranten  einteilen  und  an  ihr  eine  nach  dem 
Kopf  und  eine  nach  dem  Steiss  des  Embryo  gerichtete 
Hälfte  unterscheiden;  ausserdem  soll  an  der  Allantois 
senkrecht  zu  der  ersten  Teilung  eine  zweite  stattfinden 
und  eine  dem  Körper  des  Embryo  zugewandte  und  eine 
ihm  abgewandte  Hälfte  unterschieden  werden2).  Die 
folgende  Darstellung  bezieht  sich  speciell  auf  das  Stadium 
des  6.  Tages,  doch  zeigen  die  jüngeren  und  älteren 
Stadien  ähnliche  Verhältnisse3). 


*)  Die  Randbemerkungen  sollen  nur  den  Inhalt  des  Textes  an¬ 
deuten  und  nicht  dazu  dienen,  die  Disposition  desselben  genau 
wiederzugeben. 

')  Die  Dottersackgefässe  des  Huhnes,  Demetrius  Popoff,  Wies¬ 
baden  1894. 

2)  Ich  konnte  für  diese  Lagerungsbeziehungen  keine  geeigneten 
kurzen  und  präcisen  Ausdrücke  finden,  so  dass  ich  mich  im  Folgen¬ 
den  leider  langatmiger  Umschreibungen  bedienen  muss. 

3)  Hirota  spricht  über  die  Anordnung  der  Allantois-Gefässe  am 
5.  Tage  in  folgenden  Sätzen:  „At  the  end  of  the  fifth  day  we  can 
distinguish  in  a  surface  view  the  right  and  left  allantoic  arteries  and 
one  large  allantoic  vein  in  the  allantois.  The  right  artery,  which 
is  always  bifurcate  in  the  inner  limb  of  the  allantois,  supplies  the 
posterior  part  of  the  allantois,  while  the  vein  is  divided  into  two 
or  three  main  branches  in  the  outer  limb.  The  left  artery  is  smaller 
than  the  other  two  vessels,  and  is  destined  to  supply  the  anterior 
part  of  the  allantois;“  doch  ist  es  absolut  unmöglich,  sich  nach 
dieser  Darstellung  ein  Bild  von  dem  Verlauf  der  Allantois-Gefässe 


7 


i 


Von  den  beiden  Allantois-Arterien  ist  die  linke  bei 
weitem  stärker  als  die  rechte  entwickelt.  Der  Verlauf 
der  Art.  umbilicalis  sinistra  ist  folgender:  Nachdem  sie 
zusammen  mit  dem  Allantois-Stiele  und  den  beiden  an¬ 
deren  Allantois-Gefässen  aus  dem  Embryo  herausgetreten 
ist,  begiebt  sie  sich,  das  innere  Blatt  des  Harnsackes 
durchziehend,  zu  dem  vom  Embryo  abgewandten  Allantois- 
rande,  um  hier  umbiegend  auf  das  äussere  Blatt  der 
Allantois  überzugehen;  noch  während  ihres  Verlaufes 
auf  dem  inneren  Blatt  aber  hat  sie  sich  unter  etwa 
einem  rechten  Winkel  in  zwei  starke  Aste  gegabelt, 
von  denen  der  eine  mehr  kopfwärts,  der  andere 
steisswärts  verläuft.  Von  diesen  Asten  versorgt  der 
steisswärts  ziehende  die  steisswärts  gelegene  Hälfte  des 
dem  Embryo  zugewandten  Allantois-Abschnittes  und  auch 
einen  benachbarten  Teil  des  dem  Embryo  abgewandten 
Abschnittes,  welcher  im  übrigen  von  dem  kopfwärts  ver¬ 
laufenden  Aste  der  Art.  umbilic.  sin.  versorgt  wird. 

Die  rechte,  schwächere  Allantois- Arterie  liegt  in 
ihrem  Anfangsteile  der  V.  umbilic.  eng  an,  trennt  sich 
aber  während  ihres  Verlaufes  durch  das  innere  Blatt  der 
Allantois  von  derselben  und  strebt,  meist  in  zwei  Aste 
geteilt,  dem  äusseren  Blatte  zu,  von  dem  sie  den  kopf¬ 
wärts  gelegenen  Teil  der  dem  Embryo  zugewandten 
Allantois- Hälfte  versorgt. 

Beide  Allantois-Arterien  geben  während  ihres  Ver¬ 
laufes  durch  das  innere  Blatt  auch  Zweige  an  dieses  ab. 

Die  Allantois-Vene  ist  ein  starkes  Gefäss,  welches, 
wie  schon  gesagt,  anfangs  neben  der  Art.  umbilic.  dextr. 
verläuft  und  ungefähr  der  Mitte  der  Amnionserosa-Ver¬ 
bindung1)  (Hirota)  gegenüber  auf  das  äussere  Blatt  um¬ 
biegt. 


zu  machen,  da  Hirota  den  Leser  im  Unklaren  darüber  lässt,  was  er 
eigentlich  unter  „the  anterior  part“  und  „the  posterior  part  of  the 
allantois“  versteht.  Auf  der  Abbildung  einer  Hühner-Allantois  vom 
6.  Tage  (Fig.  8)  dagegen  ist  der  Verlauf  der  Getässe  korrekt  ge¬ 
zeichnet,  doch  verwechselt  Hirota  in  der  Bezeichnung  die  rechte  und 
die  linke  Allantois- Arterie;  diese  Verwechselung  findet  sich  übrigens 
konstant  in  Text  und  Abbildungen  der  ganzen  Arbeit. 

x)  Über  die  Amnion-serosa-Verbindung  siehe  S.  27.  Die  kon¬ 
stante  Lagerungsbeziehung  der  Ven.  umbilic.  zu  der  Amnion-serosa- 
Verbindung  wird  auch  von  Hirota  1.  c.  S.  354  besonders  hervorge¬ 
hoben. 


2.  Anordnung  der 
grossen  Gefässe 
der  Allantois. 

a)  Arterien. 


b)  Vene. 


8 


Septad.Allantois. 


3.  Anordnung  der 
Gefässe  auf  dem 
äusseren  Blatte. 


Arterien  und 
Venen. 


Im  vorliegenden  Stadium  ist  die  Stelle,  an  welcher 
die  Vene  vom  innern  Blatt  auf  das  äussere  umbiegt  (in¬ 
folge  langsameren  Wachstums  des  Gefässes),  bereits  be¬ 
trächtlich  gegen  den  übrigen  Rand  der  Allantois  zurück¬ 
geblieben.  Dies  hat  zu  einer  jener  von  Hirota  als  „Septa“ 
der  Allantois  bezeichneten  Duplikaturen  der  Allantois- - 
Wand  Veranlassung  gegeben;  auf  die  Beschreibung  dieses 
Vorganges  will  ich  nicht  näher  eingehen,  sondern  ver¬ 
weise  auf  die  detaillierte  Schilderung  Hirota’s.  (Übrigens 
hat,  wie  ich  ausdrücklich  hervorheben  will,  schon  Carl 
Ernst  von  Baer  diese  Septa  gekannt  und  die  richtige 
Erklärung  für  dieselbe  gegeben.  Entwickelungsgeschichte 
der  Tiere,  I.  Teil,  S.  123.) 

An  den  Arterien  ist  in  diesem  Stadium  von  der 
Bildung  der  Septa  erst  wenig  oder  garnichts  zu  sehen. 

Auf  dem  äusseren  Blatte  angelangt,  teilen  sich 
nun  Arterien  und  Venen  in  mehrere  grössere  Aste;  die 
dem  Rande  des  äusseren  Blattes  zunächst  gelegenen  ver¬ 
laufen  dabei  diesem  annähernd  parallel. 

Die  Anordnung  der  Arterien  und  Venen  auf  dem 
äusseren  Blatte  des  Harnsackes  ist  eine  derartige, 
dass  stets  die  Verzweigungen  der  Arterien  und  Venen 
gleichwie  die  Finger  der  gefalteten  Hände  ineinander 
greifen:  durch  diesen  Vergleich  soll  ausgedrückt  werden, 
dass  erstens  die  Vene  in  der  Mitte  der  durch  zwei  Ar¬ 
terienäste  gebildeten  Gabel  verläuft  und  umgekehrt,  und 
zweitens,  dass  Arterie  und  Vene  von  entgegengesetzten 
Richtungen  einander  zustreben. 

Arterien  und  Venen  überkreuzen  sich  auch  stellen¬ 
weise,  ziehen  jedoch  nie  in  diesem  Stadium  zu  gemein¬ 
samen  Gefässsträngen  vereinigt  (etwa  wie  die  Art.  und 
V.  femoralis)  nebeneinander  her,  sondern  sind  stets  durch 
einen  Zwischenraum  getrennt,  welcher  von  denfeineren  Ver¬ 
ästelungen  der  Gefässe  eingenommen  wird.  Die  weitere 
Verästelung  der  Arterien  und  Venen  findet  in  der  Weise 
statt,  dass  bald  nach  rechts,  bald  nach  links  Seitenäste  von 
den  grösseren  Stämmen  abgegeben  werden,  und  dass  sich 
diese  Art  der  Verzweigung  bis  zu  den  Kapillaren  hin 
fortsetzt.  Die  von  einem  Gefässe  abgegebenen  Seiten¬ 
zweige  sind  jedoch  nicht  alle  gleich  stark,  sondern  es 
werden  .selbst  von  grossen  Stämmen  ausser  starken 
Seitenästen  auch  sehr  feine  Gefässe  abgegeben,  welche 


9 


sich  ohne  weitere  Verästelung  direkt  in  Kapillaren  auf- 
lösen. 

Die  Gefässe  des  äusseren  Blattes  verästeln  sich 
also  ganz  ähnlich  wie  ein  Tannenzweig,  nur  dass  bei 
diesem  die  Seitensprossen  stets  von  derselben  Stelle  des 
Zweiges  nach  beiden  Seiten  ziehen,  und  bei  den  bespro¬ 
chenen  Gefässen  die  Anordnung  nicht  eine  so  regelmäs¬ 
sige  ist.  Ganz  wie  dies  für  die  grösseren  Aste  beschrie¬ 
ben  ist,  greifen  auch  die  feineren  arteriellen  und  venösen 
Verzweigungen  ineinander  ein.  Betrachten  wir  das  äus¬ 
sere  Blatt  bei  schwacher  Vergrösserung,  so  macht  es 
den  Eindruck,  als  ob  die  feinsten  Arterien-  und  Venen¬ 
verzweigungen  ziemlich  unvermittelt  blind  endigten,  eine 
Betrachtung  bei  starker  Vergrösserung  zeigt  uns  aber 
ein  ausserordentlich  feinmaschiges  Kapillarennetz,  welches 
dicht  unter  der  dünnen  Ectodermschicht  gelegen,  die 
ganze  Oberfläche  des  äusseren  Blattes  einnimmt,  und  in 
welches  die  Endäste  der  Arterien  und  Venen  einmünden, 
indem  sie  aus  der  tiefer  gelegenen  Schicht  gegen  das 
Ectoderm  hin  aufsteigen.  Die  Kapillaren  bilden  so  enge 
Maschen  und  haben  dabei  ein  relativ  so  weites  Lumen, 
dass  sie  nur  mit  denen  der  Lunge  höherer  Tiere  und 
mit  denen  der  Chorioidea  des  Auges  verglichen  werden 
können,  und  man  kann,  statt  von  einem  im  Gewebe  lie¬ 
genden  Gefässnetz  ebensogut  von  einem  durch  Gewebs- 
pfeiler  unterbrochenen  Blut-Sinus  sprechen. 

Diese  Kapillarzone  habe  ich  auffällenderweise  noch 
nirgends  genauer  beschrieben  gefunden,  sondern  man 
begnügt  sich  in  der  Litteratur  mit  der  Bemerkung,  dass 
das  äussere  Blatt  der  Allantois  ein  bedeutend  entwickel¬ 
teres  Gefässnetz  als  das  innere  Blatt  besitze.  Duval1) 
bildet  an  Stelle  dieser  Kapillarenschicht,  welche  von 
einer  äusserst  platten  Ectoderm-Lage  überzogen  wird, 
eine  Schicht  kubischer  Epithel-Zellen  ab:  allerdings 
macht  diese  Kapillarzone  auf  dicken  Querschnitten  häufig 
einen  ähnlichen  Eindruck. 

Gegen  den  Rand  des  äussseren  Blattes  hin  werden 
die  Kapillarmaschen  weiter  und  weiter,  bis  sie  endlich  am 
Rande  selbst  in  das  weitmaschige  Kapillarnetz  des  inneren 


9  Duval:  Sur  les  annexes  des  embryons  d’oiseau.  [Journal 
de  FAnatomie  1884  Tab.  X.  Fig.  14  (B)]. 


b)  Kapillaren. 


10 


4.  Anordnung  der 
Gefässe  auf  dem 
inneren  Blatte. 

a)  Kapillaren. 


b)  Avterien  und 
Venen. 


Blattes  übergehen;  diese  Übergangszone  zwischen  den 
typischen  (respiratorischen)  Kapillaren  des  äusseren  Blattes 
und  den  Kapillaren  des  inneren  Blattes  ist  an  verschie¬ 
denen  Stellen  verschieden  breit,  was  vielleicht  mit  dem 
ungleichen  Wachstum  der  verschiedenen  Stellen  des 
Allantoisrandes  zusammenhängt. 

Was  nun  das  Kapillarnetz  des  inneren  Blattes  an¬ 
betrifft,  so  zeigt  es  einen  vollständig  anderen  Typus  als 
das  des  äusseren  Blattes;  es  ist  dies  ganz  erklärlich,  da 
ja  nur  das  äussere  Blatt  des  Harnsackes  wegen  seiner 
Lage  an  der  Schalenhaut  des  Eies  die  noch  funktions- 

o 

lose  Lunge  des  Embryo  vertritt.  Dementsprechend  sind 
denn  auch  die  Kapillarmaschen  des  inneren  Blattes  im 
Vergleich  zu  denen  des  äusseren  Blattes  ungeheuer 
weit1). 

In  früheren  als  dem  vorliegenden  Stadium  sind  sie 
allerdings  viel  enger1),  doch  werden  sie  im  Laufe  der  Ent¬ 
wicklung  trotz  sehr  lebhafter  Kapillar-Neubildung  wenig¬ 
stens  stellenweise  noch  ganz  bedeutend  weiter,  als  es 
am  6.  Tage  der  Fall  ist.  Die  Allantois  verhält  sich  dabei 
wie  ein  Gummiballon,  auf  welchem  sich  eine  Netzzeich¬ 
nung  befindet:  wenn  wir  denselben  durch  Aufblasen  ver- 
grössern  (entsprechend  der  Grössenzunahme  der  wachsen¬ 
den  Allantois),  so  rücken  die  Maschen  der  Netzzeichnung 
immer  weiter  auseinander. 

Bisher  wurde  nur  erwähnt  (S.  7),  dass  die  Arterien 
Äste  an  das  innere  Blatt  abgeben;  ausser  diesen  erhält 
das  innere  Blatt  des  Harnsackes  nun  auch  venöse  Äste. 
Die  Venen  des  inneren  Blattes  sind  in  der  Reihenfolge, 
wie  sie  von  der  V.  umbilic.  entspringen,  folgende: 

1.  Eine  Begleitvene  zu  der  Ärt.  umbilic.  sin.;  dieser 
im  vorliegenden  Stadium  noch  schwache  Venenast  um¬ 
spinnt  die  Arterie  mit  einem  feinen  Netzwerke  (vgl.  auch 
S.  19)  und  giebt  Zweige  ab,  welche  teils  in  Begleitung 
von  arteriellen  Ästen,  teils  isoliert  auf  dem  inneren  Blatte 
verlaufen  und  sich  hier  in  das  grobmaschige  Kapillarnetz 
auflösen.  Nach  dem  Rande  des  inneren  Blattes  zu  wird 
das  Gefäss  dünner  und  dünner,  bis  es  schliesslich  nicht 
weiter  verfolgbar  ist. 


!)  Vgl.  auch  Popoff:  Dottcrsackgefäss  des  Huhns,  Fig.  8. 


11 


2.  Einige  Äste,  welche  von  der  V.  umbilic.  ent¬ 
springen  und  ohne  Begleitung  einer  Arterie  sich  auf  dem 
inneren  Blatte  verzweigen. 

3.  Eine  stärkere  Begleitvene  zur  Art.  umbilic. 
dextr.  und 

4.  einzelne  Zweige,  welche  von  der  Vene  während 
ihres  Verlaufes  am  freien  Rande  des  oben  erwähnten 
„Septums“  an  das  innere  Blatt  abgegeben  werden. 

Aus  dem  Gesagten  geht  hervor,  dass  zwar  die  in 
der  Gegend  des  Allantoisstieles  gelegenen  Teile  des  inneren 
Blattes  genügend,  die  dem  Rande  näher  gelegenen  Partieen 
im  Bereiche  der  Art.  umbilic.  sin.  jedoch  sehr  schwach 
mit  Venen  versorgt  sind  und  deshalb  wohl  einen  Teil 
ihres  Blutes  in  die  nahe  gelegenen  Venen  des  äusseren 
Blattes  entleeren  werden. 

Dasselbe  dürfte  in  gleicher  Weise  für  jüngere  Stadien 
zutreffen,  in  denen  die  \v.  comitantes  ebenfalls  relativ 
sehr  schwach  entwickelt  zu  sein  scheinen.  Auch  in  Be¬ 
zug  auf  die  übrige  Anordnung  der  Gefässe  entsprechen 
jüngere  Stadien  im  grossen  ganzen  dem  oben  beschriebenen. 
Natürlich  entwickelt  sich  das  typische  Gefässnetz  des 
äusseren  Blattes  erst,  nachdem  die  Allantois  die  seröse 
Hülle  erreicht  hat;  vorher  besitzt  die  ganze  Allantois  ein 
Gefässnetz,  welches  dem  eben  geschilderten  des  inneren 
Blattes  entspricht,  nur,  wie  bereits  gesagt,  bedeutend 
feinmaschiger  ist. 

Die  V  eränderungen  nun,  welche  das  Gefässsystem  des 
Harnsackes  in  den  Stadien  nach  dem  6.  Tage  eingeht, 
sind  folgende: 

Das  äussere  Blatt  wird  in  den  folgenden  Tagen 
noch  stärker  vaskularisiert:  die  respiratorischen  Kapillar¬ 
maschen  der  äusseren  Lamelle  sind  in  diesem  Stadium 
noch  enger  als  vordem  und  sind  jetzt  auch  annähernd 
gleich  weit,  während  in  den  jüngeren  Stadien  das  Kapillar¬ 
netz  (auch  abgesehen  von  der  Randzone  des  äusseren 
Blattes)  vielfach  ungleich  grosse  Maschen  zeigte. 

Ferner  rücken  auch  die  grösseren  Blutgefässver¬ 
zweigungen  näher  aneinander  und  die  Endäste  der  Ge¬ 
fässe  gehen  vielfach  mit  benachbarten  Anastomosen  ein, 
jedoch  die  Arterien  stets  nur  mit  Arterien  und  die  Venen 
mit  Venen.  Hierdurch  entsteht  nun  unterhalb  (nach  der 
Allantoishöhle  zu)  der  Kapillarzone  ein  arterielles  und 


III.  Hühner- 
Embryonen  vor 
dem  6.  Tage. 


IV.  Hühner- 
Embryonen  nach 
dem  6.  Tage. 


1.  Veränderungen 
am  äusseren 
lilatt. 

a)  Kapillaren. 


b)  Arterien  und 
Venen. 

Anastomosen. 


12 


Arterien  u.Venen 
verlaufen  teil¬ 
weise  zu  gemein¬ 
samen  Strängen 
vereinigt. 

V.  comitans  Art. 
umbilic.  sin. 


2.Veränderungen 
am  inneren  Blatt. 


a)  Kapillaren  d. 
inneren  Blattes. 


ein  venöses  Netzwerk,  deren  Maschen  sich  vielfach  über¬ 
kreuzen1);  in  den  jüngeren  Stadien  sind  solche  Anas’to- 
mosen  nicht  vorhanden. 

Wie  oben  erwähnt,  ziehen  die  Arterien-  und  Venen¬ 
zweige  in  jüngeren  Stadien  auch  niemals  zu  gemein¬ 
samen  Strängen  vereinigt  nebeneinander  her,  wohl  aber 
findet  ein  solches  Verhältnis  in  der  zweiten  Hälfte  der 
Bebrütung  statt. 

Zum  Teil  geschieht  dies  dadurch,  dass  Zweige  der 
V.  comitans  Art.  umbilic.  sin.,  welche  vom  6.  Tage  an 
rasch  an  Grösse  zugenommen  hat,  den  Asten  der  Arterie 
auf  das  äussere  Blatt  folgen  und  sich  auch  dort  nicht 
von  ihnen  trennen. 

Diese  Venen  gehen  nun,  kurz  nachdem  sie  auf  das 
äussere  Blatt  des  Harnsackes  getreten  sind,  Anastomosen 
mit  sehr  starken  Venen  des  äusseren  Blattes  ein;  da  ein 
grosser  Teil  des  venösen  Blutes  der  äusseren  Allantois- 
Lamelle  durch  diese  Anastomosen  abfliesst,  dehnt  sich 
der  im  inneren  Blatte  gelegene  Abschnitt  der  V.  comi¬ 
tans  Art.  umbilic.  sin.  so  sehr  aus,  dass  die  Vene  der 
zugehörigen  Arterie  an  Lumen  nicht  nachsteht2). 

Auch  im  Bereiche  des  inneren  Blattes  der  Allantois 
gehen  im  Laufe  der  Entwicklung  zahlreiche  Veränderun¬ 
gen  vor  sich. 

Das  Kapillarnetz  wird,  wie  bereits  oben  angedeutet 
(S.  10),  stellenweise  noch  weiter  als  vordem.  An  ande¬ 
ren  Plätzen  wieder  ordnen  sich  die  Kapillaren  in  einer 
bestimmten  Lichtung  an;  so  finden  wir  gewöhnlich,  dass 
nach  dem  7.  Tage  an  einem  Teile  des  Amnion-Allantois- 
Verwachsungsrandes  (S.  27)  die  Kapillaren  des  inneren 
Blattes  einander  parallel  ziehen  und  ungefähr  senkrecht 
auf  den  ebenerwähnten  Verwachsungsrand  auftrelfen. 
Auch  dort,  wo  die  Kapillaren  des  inneren  Blattes  an  die 
Eiweisssack- Allantois  (siehe  S.  23)  grenzen,  sind  sie 
stellenweise  ähnlich  angeordnet.  Doch  sind  diese  Ver- 


])  Hierzu  kommt  noch  an  derselben  Stelle  ein  später  zu  be¬ 
schreibendes  Lymphgefässnetz. 

2)  Diese  Verhältnisse  deutet  Hirota  in  den  Worten  an:  „One 
basal  branch  of  the  allantoic  vein ,  which  runs  with  the  right  — 
(müsste  heissen  mit  der  linken,  s.  auch  Anm.  S.  6)  —  allantoic  ar- 
tery,  becomes  conspicuous  by  anastomosing  with  other  branches  of 
the  same  vein.“ 


13 


hältnisse  zu  schwankend,  um  eine  genauere  Beschreibung 
zu  rechtfertigen. 

Besonders  berücksichtigt  muss  aber  das  Gefässnetz 
der  Amnion-Allantois-Verwachsung  und  der  Eiweisssack- 
Allantois  werden.  An  beiden  Stellen  geht  das  weite 
Gefässnetz  des  inneren  Blattes  durch  starke  Kapillaren- 
Neubildung  ziemlich  unvermittelt  in  ein  sehr  feinmaschi¬ 
ges  Gefässnetz  über1);  die  Gefässe  sind  dabei  oft  stark 
geschlängelt,  wie  dies  auch  schon  auf  den  benachbarten 
Partieen  des  inneren  Blattes  zuweilen  der  Fall  ist.  Dort, 
wo  die  Ei  weisssack- Allantois  in  das  äussere  Blatt  der 
Allantois  umbiegt,  wandelt  sich  das  Gefässnetz  ganz  in 
der  oben  beschriebenen  Weise  (S.  9)  in  das  typische 
respiratorische  Kapillarnetz  um. 

Merkwürdig  sind  nun  mehrere  Verbindungen,  welche 
die  Gefässe  des  inneren  Blattes  der  Allantois  mit  ande¬ 
ren  Gefässsystemen  eingeht. 

Wie  schon  Carl  Ernst  von  Baer2)  erwähnt,  erhält 
das  Amnion  um  den  11.  Tag  etwa  eine  Vaskularisation. 
Es  wachsen  nämlich  von  der  Bauchwand  des  Embryo 
her  Gefässe  in  das  Organ  hinein.  Diese  Gefässe  sind 
zum  Teil  stark  geschlängelt,  was  bei  ihrer  Lage  in  der 
Wand  eines  kontraktilen  Organes  nichts  Auffälliges  hat; 
häufig  sind  sie  derart  angeordnet,  dass  die  Arterie 
zwischen  zwei  Begleitvenen  verläuft,  welche  durch  Quer- 
Anastomosen  nach  Art  der  Sprossen  einer  Leiter  unter¬ 
einander  in  Verbindung  stehen.  In  Kommunikation  mit 
den  am  weitesten  gegen  den  Amnion- Allantois -Ver¬ 
wachsungsrand  vorgedrungenen  Partieen  dieser  Gefässe 
stehen  häufig  merkwürdige  weite  Hohlräume,  welche 
strotzend  mit  Blut  gefüllt  sind;  sie  bilden  gewöhnlich 
ein  unregelmässiges  Netzwerk,  welches  zahlreiche  blind 
endende  Ausläufer  besitzt. 

Ausser  diesen  direkt  aus  der  Leibeswand  des  Em¬ 
bryo  hervorgegangenen  Gefässen  erhält  nun  das  Amnion 
nach  meinen  Beobachtungen  auch  noch  solche,  welche 
vom  inneren  Blatte  der  Allantois  herstammen  und  strecken¬ 
weise  am  Amnion-Allantois-Verwachsungsrande  ein  fein- 


b)  Gefässe  der 
Amnion- 
Allantois-Ver¬ 
wachsung  u.  der 
Ei  weisssack  - 
Allantois. 


c)  Verbindungen 
der  Gefässe  des 
inneren  Blattes 
mit  anderen 
Gefässsystemen. 

a )  Verbindung  d. 
Allantois-Gefässe 
mit  denen  des 
Amnions. 

Vaskularisation 
des  Amnions, 

von  der  Bauch¬ 
wand  aus, 


von  dem  inneren 
Blatte  der 
Allantois  aus. 


')  Für  die  Eiweisssack- Allantois  wird  dies  auch  von  Duval 
besonders  hervorgehoben. 

2)  Entwickelungsgeschichte  der  Tiere  Bd.  I.  S.  124. 


14 


Anastomosen 
zwischen  diesen 
Gefässbezirken. 


ß)  Verbindung  d. 
Allantois-Gefässe 
mit  denen  der 
Dottersack- 
gefässe. 


Entstehung 
dieser  Ver¬ 
bindung. 


maschiges  Kapillar-Netz  bilden.  Diese  beiden  Gefäss- 
systeme  gehen  nun  mit  einander  Anastomosen  ein  und 
hierdurch  treten  die  Allantois-Gefässe  in  Kommunikation 
mit  den  Bauchwandgefässen  des  Embryo.  Die  Ana¬ 
stomosen  finden  sich  aber  immer  nur  auf  kleinere  Ab¬ 
schnitte  beschränkt,  und  auf  dem  grössten  Teile  des 
Amnions  bleiben  beide  Gefässbezirke  durch  eine  un- 
vaskularisierte  Zone  von  einander  getrennt.  Ein  solcher 
gefässloser  Abschnitt  bleibt  auch  in  späteren  Stadien  in 
grosser  Ausdehnung  bestehen,  trotzdem  sich  während  der 
Einziehung  des  Dottersackes* 1)  der  Amnion -Allantois- 
Verwachsungsrand  immer  mehr  dem  primitiven  Nabel¬ 
ringe  (der  Stelle,  an  welcher  das  Amnion  in  die  Bauch¬ 
haut  übergeht)  nähert. 

Dieses  dürfte  zum  Teil  dadurch  bedingt  sein,  dass 
am  Verwachsungsrande  der  Allantois  und  des  Amnions 
in  diesem  Stadium  auf  weite  Strecken  starke  Quellungen 
der  Amnionmuskulatur  eintreten  (siehe  S.  29)  und  so 
der  Weg  für  die  Anastomosenbildung  verlegt  wird;  diese 
Quellungen  sind  wahrscheinlich  auch  ein  Grund  für  das 
in  diesen  Stadien  recht  spärliche  Auftreten  von  Vasku¬ 
larisation  des  Amnions  vom  inneren  Blatte  aus. 

Ferner  treten  die  Allantoisgefässe  auch  in  Verbin¬ 
dung  mit  dem  Gefässsystem  des  Dottersackes. 

Es  gelang  Popoff,  bei  neunzehntägigen  Hühnerembryo¬ 
nen  vom  Dottersacke  aus  die  Allantois  zu  injicieren,  und 
durch  Injektion  von  der  Allantois  aus  konnte  ich  vom 
17.  Tage  an  die  Dottersackgefässe  füllen. 

Die  Verbindung  zwischen  den  Gefässen  des  Dotter¬ 
sackes  und  der  Allantois  kommt  folgendermaassen  zu 
Stande:  Am  12.  Tage  und  wohl  schon  etwas  früher  kann 
man  in  der  Umgebung  des  Mesodermringes  eine  Vasku¬ 
larisation  der  Serosa  (von  den  Dottersackgefässen  her¬ 
stammend)  bemerken,  und  am  13.  Tage  beginnt  die  Serosa 
auch  vom  inneren  Blatt  der  Allantois  aus  durch  ein 
schönes  Kapillarnetz  vaskularisiert  zu  werden.  Die  zwi¬ 
schen  beiden  Gefässprovinzen  gelegene  Serosastrecke  wird 
durch  die  Verkleinerung  des  Eiweisssackes  immer  kürzer 


9  Hans  Virchow:  Der  Dottersack  des  Huhnes  Seite  39  in: 

I.  Band  der  internationalen  Beiträge  zur  wissenschaftlichen  Medicin, 
Zeitschrift,  Rudolf  Virchow  gewidmet.  Berlin  1891. 


15 


und  endlich,  etwa  am  16.  Tage,  treten  die  beiden  Gefäss- 
systeme  miteinander  in  Kommunikation. 

Durch  diese  Anastomosen  mit  allen  benachbarten  y)  Folgen  der 
Organen  mag  nun  zwar  ähnlich,  wie  dies  bei  der  Lungen-  ^leh^dilTAiian- 
atmung  durch  die  Einmündung  der  Vv.  bronchiales  in  tow-Gefässe  mit 

C'  o  11  (4  Q  |  Q  gC  » 

die  Vv.  pulmonales  geschieht,  dem  arteriellen  Blute  der  Systemen  ein - 
Allantoisvenen  auch  sauerstoffarmeres  Blut  beigemischt  gehen, 
werden,  andererseits  aber  wird  die  Sicherheit  der  Cirku- 
lation  durch  diese  Verbindungen,  die  bei  event.  Stö¬ 
rungen  als  Notauslässe  dienen  können,  gefördert  werden. 

Überhaupt  ist  für  die  Cirkulation  der  Allantois  in  [Die  zweck- 
jeder  Weise  höchst  vollkommen  Sorge  getragen,  und  ich  Tnordnun^d^ 
glaube  auch,  dass  die  auf  S.  8  erwähnte  Thatsache,  gro8Qgfäggg“tois’ 
dass  die  grösseren  Gefässstämme  im  Wachstum  hinter 
den  sie  umgebenden  Allantoisabschnitten  Zurückbleiben, 
ihre  Erklärung  durch  eine  hierdurch  beabsichtigte  Er¬ 
leichterung  der  Cirkulation  finden.  Die  Gefässe  ziehen 
nämlich  infolge  ihres  relativ  geringeren  Wachstums 
mitten  durch  die  Allantois-Höhle  vom  innern  Blatt  zum 
äussern  Blatt  und  biegen  nicht  erst  am  freien  Rande  der 
Allantois  von  der  inneren  auf  die  äussere  Lamelle  um; 
sie  gelangen  also  dadurch  auf  einem  kürzeren  Wege  zu 
dem  äusseren  Blatte  (welches  ja  als  respirierendes  Organ 
des  Embryo  mehr  als  die  anderen  Allantoisabschnitte 
einer  starken  Blutzufuhr  bedarf),  als  ob  sie  genötigt 
wären,  erst  die  ganze  innere  Lamelle  bis  zum  freien 
Rande  der  Allantois  zu.  durchlaufen,  um  das  äussere 
Blatt  zu  erreichen,  wie  dies  ja  geschehen  würde,  wenn 
das  Wachstum  der  Gefässe  gleichen  Schritt  mit  dem  der 
ihnen  benachbarten  Allantoisabschnitte  hielte.  Wenn 
das  letztere  der  Fall  wäre,  so  würden  ferner  auch  alle 
grösseren  Gefässstämme  der  Allantois  (soweit  sie  für  das 
äussere  Blatt  bestimmt  sind)  beim  Schlüsse  des  Eiweiss¬ 
sackes  (s.  S.  36)  auf  einen  engen  Raum  zusammenge- 
drängt  werden,  was  natürlich  nicht  so  zweckmässig  für 
die  Gleich mässigkeit  der  Cirkulation  aller  Teile  des 
äusseren  Blattes  wäre,  als  die  thatsächlich  vorhandene 
Ei  nmündung  an  weiter  von  einander  entfernten  Stellen 
des  äusseren  Blattes.  Vielleicht  ist  es  auch  von  Wichtig¬ 
keit,  dass  durch  diesen  eigentümlichen  Gefässverlauf 
die  beiden  Aste  der  Art.  umbilic.  sin.  aus  dem  Bereiche 
des  schrumpfenden  Eiweisssackes  gebracht  werden. 


16 


V.  Hühner- 
Embryonen  in  d. 
letzten  Tagen  d. 
Bebrütung: 

1.  Äusseres  Blatt. 


2.  Inneres  Blatt. 


/ 


Art.  umbilic. 
dextr. 


VT.  Feinerer  Bau 
der  Allantois- 
Gefasse. 

1.  Arterien  und 
Venen. 


2.  Kapillaren- 
Neubildung. 


Über  das  Gefässsystem  der  Allantois  während  der 
letzten  Tage  der  Bebrütung  wäre  folgendes  zu  sagen: 
Die  Gefässe  des  äusseren  Blattes  erhalten  sich  auch 
während  der  letzten  Tage  auf  der  erreichten  Entwicke¬ 
lungshöhe. 

Das  innere  Blatt  der  Allantois,  welches  als  solches 
durch  die  Verwachsung  mit  dem  Amnion  während  des 
Eintritts  des  Dottersackes  immer  kleiner  wird,  zeigt 
auch  am  19.  Tage  noch  ein  sehr  reiches  Gefässnetz,  und 
auch  der  unmittelbar  an  das  innere  Blatt  grenzende  Teil 
der  Amnion-Allantois-Verwachsung  hat  selbst  in  diesen 
Stadien  noch  eine  reiche  Vaskularisation;  auf  dem  vom 
Rande  des  innern  Blattes  entfernteren  Teile  der  Amnion- 
Allantois-Verwachsung  aber  bildet  sich  das  Gefässnetz 
im  Laufe  der  Entwicklung  mehr  und  mehr  zurück. 

Über  das  Schicksal  der  Art.  umbilic.  dextr.  will  ich 
noch  bemerken,  dass  sie  nicht,  wie  bisher  angenommen, 
zu  Grunde  geht,  sondern  ich  kann  Hirota  —  der  freilich 
auch  hier  die  rechte  mit  der  linken  Allantois- Arterie 
verwechselt  —  bestätigen,  dass  sie  bis  zum  Schluss  der 
Bebrütung  erhalten  bleibt;  allerdings  hat  das  Gefäss  in 
der  zweiten  Hälfte  der  Embryonalentwicklung  nur  eine 
untergeordnete  Bedeutung  und  versorgt  hauptsächlich  das 
innere  Blatt  (resp.  die  Amnion-Allantois-Verwachsung)  und 
das  Septum  an  der  Ven.  umbilic.  (interallantoic  septum 
von  Hirota). 

Ich  will  diesen  Abschnitt  mit  einigen  Bemerkungen 
über  den  feineren  Bau  der  Gefässe  abschliessen. 

Die  Wandung  der  grösseren  Arterien  ist  um  das  Viel¬ 
fache  dicker  als  die  der  Venen,  während,  wie  ich  gleich 
vorweg  bemerken  will,  die  Lymphgefässstämme  nur  aus 
einem  einfachen  Endothelrohr  bestehen.  Die  Kapillaren¬ 
neubildung  erfolgt  auf  dem  inneren  Blatte  der  Amnion- 
Allantois-Verwachsung  und  der  Eiweissorgan- Allantois 
(auf  dem  äusseren  Blatte  ist  sie  der  Dicke  der  Membranen 
wegen  weniger  leicht  zu  verfolgen)  auf  zweierlei  Weise: 

1.  Benachbarte  Kapillaren  treten  durch  anfangs 
solide  Sprossen  mit  einander  in  Verbindung,  welche 
später  von  den  Gefässen  aus  ein  Lumen  erhalten. 

2.  Die  Kapillarwand  stülpt  sich  zu  einem  von  An¬ 
fang  an  hohlen  Spross  aus,  dessen  keulenartig  erweitertes 
Ende  anderen  Gefässen  entgegenwuchert. 


17 


Oft  ist  die  Verbindung  zwischen  dem  erweiterten 
und  mit  Blut  gefüllten  Ende  des  Sprosses  mit  der  Ka¬ 
pillare,  von  welcher  er  anscheinend  ausgegangen  ist,  so 
dünn,  dass  sich  ein  Lumen  darin  absolut  nicht  nach- 
weisen  lässt,  so  dass  es  aussieht,  als  sei  das  Blut  in 
diesem  keulenartig  verdickten  Abschnitt  entstanden. 

Das  innere  Blatt  der  Allantois  um  die  Mitte  der 
Bebrütung  ist  wohl  eins  der  schönsten  Objekte,  um  Ge- 
fässentwicklung  zu  beobachten;  besonders  schöne  Bilder 
erhielt  ich,  wenn  ich  die  durch  Sublimat  fixierten  Objekte 
mit  Borax- Karmin -  Indigo  -  Karmin  (nach  der  Vorschrift 
von  Grenacher)  färbte  und  dann  stark  entfärbte:  wäh¬ 
rend  der  Untergrund  rot  erschien,  waren  die  Blutkörper¬ 
chen  durch  das  Indigo-Karmin  dunkelblau  gefärbt,  so 
dass  man  bei  schwacher  Vergrösserung  eine  gut  gelun¬ 
gene  Injektion  zu  sehen  glaubte,  und  die  Details  der 
Kapillarneubildung  waren  ebenfalls  vortrefflich  diffe¬ 
renziert. 

Lymphgefässe  der  Allantois. 

Ausser  dem  eben  beschriebenen  Blutgefässsystem 
findet  sich  nun  in  der  Allantois  auch  ein  sehr  entwickeltes 
Lymphgefässsystem. 

Über  die  Lymphgefässe  der  Hühner-Allantois  sind 
von  Budge  Untersuchungen  angestellt,  die  leider  durch 
den  frühen  Tod  des  Verfassers  unvollendet  blieben.  Die 
Resultate  sind  deshalb  nur  in  Form  von  zwei  vorläufigen 
Mitteilungen  veröffentlicht. 

Die  ältere  dieser  Mitteilungen  ist  im  Medicinischen 
Centralblatt  1881  enthalten;  die  für  die  vorliegende  Ar¬ 
beit  in  Betracht  kommende  Stelle  lautet:  „Es  fand  sich, 
dass  die  arteriellen  Gefässe  der  Allantois  bis  zu  den 
feinsten  Verzweigungen  von  zwei  Lymphgefässen  be¬ 
gleitet  werden,  deren  Grösse  im  Verhältnis  zu  den  be¬ 
nachbarten  Blutgefässen  steht.  Die  Lymphgefässe  sind 
gegen  das  umliegende  Gewebe  scharf  und  deutlich  abge¬ 
grenzt,  mit  Ausbuchtungen  versehen,  aber  wie  ich  glaube, 
aus  dem  Laufe  der  injicierten  Masse  entnehmen  zu  dürfen, 
ohne  festschliessende  Klappen1). 


*)  Die  letzte  Bemerkung  entspricht,  wie  ich  gleich  hier  anführen 
will,  auch  meinen  Beobachtungen. 

F. 


[Technische 

Bemerkungen.] 


I.  Allgemeine 
Bemerkungen 
über  das  Lymph- 
gefäss-System. 

1.  Budge’s  An¬ 
gaben  über  die 
Lymphgefässe  d. 
Allantois. 


2 


18 


2.  Erstes  Auf¬ 
treten  d.  Lvmph- 
gefässe. 


„Von  diesen  Hauptgefässen  gehen  zahlreiche  Ästchen 
ans,  die  ein  dichtes  Netz  um  die  Arterien  herumbilden. 
Wo  mehrere  Ästchen  Zusammenkommen,  bemerkt  man 
eine  Erweiterung.  Die  Maschen  des  Netzwerkes  sind 
länglich.  So  steckt  also  die  Arterie  in  einem  voll¬ 
kommenen  Lymphgefässcylinder,  wovon  man  sich  leicht 
an  Injektionspräparaten  bei  verschiedener  Einstellung 
des  Mikroskops  überzeugt. u 

Die  andere  Mitteilung  befindet  sich  in  den  Berichten 
des  Kopenhagtmer  Kongresses  von  1884  und  wurde  von 
H  is  nach  Budge’s  Tode  als  Erläuterung  zu  einer  Lymph- 
gefäss-Injektionen  der  Allantois  enthaltenden  Farbentafel 
abgedruckt.  Diese  Stelle  lautet: 

„Jedes  grössere  Blutgefäss  wird  von  zwei  Lymph- 
stämmchen  begleitet.  Letztere  sind  durch  zahlreiche 

..  o 

Ästchen  verbunden,  so  dass  das  Blutgefäss  in  einem 
Cylinder  von  Lymphgefässen  steckt.  Der  Abfluss  der 
Lymphgefässe  geschieht  einmal  durch  die  auf  diese 
W  eise  injicierbaren  Lymphherzen  (Archiv  für  Mikro¬ 
skopische  Anatomie  1882)  und  zweitens  durch  den  Ductus 
thoracicus.  Der  Bildung  dieser  Lymphgefässe  in  der 
Allantois  geht  vorher  ein  Blutgefässnetz,  welches  sehr 
viel  Ähnlichkeit  mit  den  Lymphgefässen  hat.  Man 
kann  nämlich  vom  8  bis  etwa  10.  oder  11.  Tage  durch 
Injektion  von  einem  Aste  der  Vena  umbilicalis  aus  ein 
solches  Netzwerk  injicieren,  nach  diesem  Tage  nicht 
mehr.  Ob  dieses  Blutnetz  so  lange  die  Funktion  der 
Lymphgefässe  an  den  Arterien  zu  versehen  hat,  oder  ob 
vielleicht  aus  ihnen  Lymphgefässe  hervorgehen,  darüber 
sind  meine  Untersuchungen  noch  nicht  abgeschlossen.“ 

Diese  beiden  Mitteilungen  decken  sich  also  nicht 
vollständig,  da  in  der  ersten  nur  von  einem  Lymph- 
gefässnetz  um  die  Arterien,  in  der  späteren  von  einem 
solchen  um  alle  grösseren  Gefässstämme  gesprochen 
wird;  ausserdem  werden  in  letzterer  auch  Andeutungen 
über  periarterielle  Blutgefässe  gemacht. 

In  der  folgenden  kurzen  Schilderung  der  Allantois- 
Lymphgefässe  werde  ich  Gelegenheit  nehmen,  auf  obige 
Notizen  zut  üekzugreifen. 

Der  Termin  des  ersten  Auftretens  von  Lymph¬ 
gefässen  in  der  Allantois  ist  schwer  bestimmbar;  wahr¬ 
scheinlich  ist  dasselbe  in  seinen  Anfängen  schon  am 


19 


6.  Tage  oder  früher  vorhanden,  deutlich  wird  es  aber 
erst  am  7.  oder  8.  Tage. 

Wir  finden  alsdann  auf  einem  Querschnitt  durch  ein 
grösseres  Gefäss,  z.  B.  den  Stamm  der  Art.  umbilic.  sin. 
zu  beiden  Seiten  der  unter  der  Arterie  befindlichen  Be¬ 
gleitvene  zwei  Stellen,  welche  wie  Löcher  in  der  peri¬ 
vaskulären  Bindegewebssubstanz  aussehen  und  nur  durch 


8.  Die  Lymph- 
gefässe  nach  dem 
7.  Tage. 


eine  einfache  Lage  von  Endothel  von  der  Umgebung 
abgegrenzt  sind:  es  sind  dies  Lymphgefässe.  Auch  am 
ganzen  übrigen  Umfange  des  Arterien -Querschnittes 
sehen  wir  eine  Reihe  kleinerer  derartiger  Lumina;  ausser 
ihnen  aber  zeigt  sich,  und  zwar  meist  mehr  dem  Rande 
der  Arterie  genähert,  noch  ein  Kranz  kleinerer  Blut-  4-  Perivaskuläre 
gefäss  -  Querschnitte.  Diese  kleinen  Blutgefässe  sind  Blutsefasse- 
Venen,  welche  um  die  Arterie  ein  Netzwerk  bilden. 

Solche  Vasa-Vasorum  konnte  ich  vom  6.  bis  19.  Tage 
injicieren  (vgl.  S.  10). 

Budge  giebt  an,  dass  er  nur  vom  8.  bis  ll.  Tage 
von  den  Venen  aus  ein  perivaskuläres  Blutgefäss-Netz 
füllen  konnte.  Allerdings  sind  solche  Netze  besonders 
in  späteren  Stadien  nicht  an  allen,  sondern  nur  an  ein¬ 
zelnen  Gefässen  nachweisbar,  sicher  aber  ist  es,  dass 
diese  Vasa-Vasorum  gleichzeitig  mit  einem  gut  ent¬ 
wickelten  perivaskulären  Lymphnetze  vorhanden  sind. 

Es  scheint  mir  fast,  dass  Budge  diese  Thatsache 
nicht  kannte  und  deshalb  auf  die  Vermutung  kam,  dass 
das  anfängliche  Blutgefässnetz  sich  vielleicht  in  ein 
Lymphgefässnetz  umwandeln  könne. 

w  as  nun  die  von  Budge  erwähnte  Ähnlichkeit  der 
perivaskulären  Allantois -Blutgefässe  mit  den  Lymph- 
gefässen  anbelangt,  so  ist  dieselbe  allerdings  vorhanden, 
besonders  aber  an  kleineren  Stämmchen  auf  dem  inneren 
Blatte  des  Harnsackes  frappierend,  wo  sich  zuweilen  mit 
Blut  gefüllte  Gefässe  ganz  so  um  andere  herumspinnen, 
wie  dies  die  Lymphgefässe  zu  thun  pflegen. 

Doch  eine  solche  Anordnung  an  sich  spricht  noch 
nicht  für  einen  näheren  Zusammenhang  mit  dem  Lymph- 
gefäss-System,  da  ähnliches  schon  oben  (S.  13)  als  häufiges 
Vorkommen  von  den  die  Amnion-Arterien  umspinnenden 
Venen  beschrieben  wurde1). 


0  Auffallend  ist  es  allerdings,  dass  sich  bei  Lympbgefässinjek- 
tionen  die  Venen  zuweilen  füllen;  ob  so  etwas  nur  durch  mecha- 


20 


II.  Die  perivasku¬ 
lären  Lymph- 
gefässe  d.  grossen 
Blutgefäss- 
Stämme. 


III.  Die  Lymph- 
gefässe  auf  dem 
inneren  Blatte  d. 
Allantois. 


Rückbildung 

derselben. 


Kehren  wir  nun  nach  dieser  Abschweifung  zur  Be¬ 
schreibung  der  Lymphgefässe  zurück. 

Betrachten  wir  ein  grösseres  Blutgefäss  nach  In¬ 
jektion  der  Lymphbahnen  bei  schwacher  Yergrösserung 
von  der  Fläche,  so  sehen  wir,  dass  dasselbe  von  einem 
sehr  schönen  engmaschigen  Netze  feiner  Lymphgefässe 
allseitig  umsponnen  wird.  Ein  solches  Netzwerk  findet 
sich  auch  an  der  Y.  umbilic.,  wenn  auch  die  sie  be¬ 
gleitenden  Lymphgefässstämme  bedeutend  schwächer 
entwickelt  sind  als  an  den  grossen  Arterien. 

Letztere  sind  jederseits  von  einem  starken  Lymph- 
gefässstamme  begleitet,  welcher  das  feine  perivaskuläre 
Lymphnetz  aufnimmt,  und  welcher  häufig  unregelmässige 
Zipfel  und  Ausbuchtungen  in  das  benachbarte  Gewebe 
entsendet.  Die  beiden  Lymphgefässe  können  auch  zu 
einem  gemeinsamen  dicken  Stamme  verschmelzen. 

Doch  nicht  nur  die  grösseren  Blutgefässstämme  sind 
von  Lymphgefässen  begleitet,  sondern  diese  folgen,  wie 
schon  Budge  angiebt,  den  Gefässen  bis  in  die  feinsten 
Yerästelungen. 

Auf  dem  inneren  Blatte  und  der  Amnion-Allantois- 
Verwachsung  ist  es  die  Regel,  dass  die  Arterie  und 
Yene  zu  einem  gemeinsamen  Strange  vereinigt  sind, 
welcher  jederseits  von  einem  Lymphgefässe  eskortiert 
wird.  Diese  Lymphgefässe  werden  anfänglich  nur  durch 
vereinzelte,  im  weiteren  Yei laufe  durch  immer  zahl¬ 
reichere  Quer- Anastomosen  mit  einander  verbunden, 
bis  die  Lymphgefässe  beider  Seiten  endlich  zu  einem 
einzigen  Lymphcylinder  über  dem  betreffenden  Gefässe 
zusammengeflossen  sind. 

Wenn  sich  die  Arterien  im  weiteren  Verlaufe  von 
den  Venen  trennen ,  so  pflegt  das  Lymphgefäss  die 
Arterie  zu  begleiten. 

Es  muss  jedoch  hervorgehoben  werden,  dass  das 
Lymphgefässsystem  nicht  an  allen  Teilen  des  inneren 
Blattes  gleich  stark  entwickelt  ist,  sondern  dass  es 
stellenweise  auch  eine  weniger  reiche  Ausbildung  zeigt. 

In  dem  letzten  Viertel  der  Bebrütung  scheint  das 


nische  Verletzung  der  Gefässwandungen  zu  stände  kommt,  oder  ob 
vielleicht  ein  anderer  Zusammenhang  besteht,  wage  ich  nicht  zu  ent¬ 
scheiden. 


21 


Lymphgefäss-System  des  inneren  Blattes  und  der  Amnion- 
Allantois-Verwachsung  eine  Rückbildung  zu  erfahren. 

Ähnliche  Verhältnisse,  wie  die  eben  beschriebenen 
zeigt  das  reiche  Lymphgefäss-System  der  Eiweisssack- 
Allantois. 

Viel  entwickelter  und  regelmässiger  aber  als  das 
des  inneren  Blattes  zeigt  sich  das  Lymphgefäss-System 
des  äusseren  Blattes  der  Allantois. 

Die  grossen  Äste  der  Arterien  und  Venen  besitzen 
auf  dem  äusseren  Blatte  dasselbe  feinmaschige  Lymph- 
gefäss-Netz,  wie  es  oben  beschrieben  wurde.  Auch  die 
kleineren  Zweige  der  Arterien  und  Venen  (welche,  wie 
oben  auseinandergesetzt,  wenigstens  anfänglich  stets  von 
einander  getrennt  verlaufen)  werden  regelmässig  von 
zwei  Lymphgefäss  -  Stämmen  begleitet,  welche  durch 
Quer-Anastomosen  zu  einem  groben  Flechtwerke  ver¬ 
bunden  sind.  An  den  feinsten  Ästchen  der  Arterien 
und  Venen  angelangt,  trennen  sich  aber  die  kleinen 
Lymphstämmchen  in  der  Regel  von  den  Blutgefässen 
und  bilden,  mit  benachbarten  Lymphstämmchen  anasto- 
mosierend,  ein  grobmaschiges  Netz  feiner  Lymph-Ka- 
pillaren;  dieses  Netz  liegt  natürlich  nach  innen  (d.  h.  der 
Allantois -Höhle  zugewendet)  von  der  Blut-Kapillaren- 
Zone. 

Überall  dort,  wo  kleinere  oder  grössere  Äste  der 
Arterien  und  Venen  einander  überkreuzen,  treten  die  sie 
begleitenden  Lymphgefässe  mit  einander  in  Anastomose. 

Die  Entstehung  von  Lymphgefässen  können  wir 
auf  dem  inneren  Blatte  schrittweise  verfolgen:  Es  bilden 
sich  etwa  um  den  8.  Tag,  besonders  in  dem  nach  dem 
Rande  zu  gelegenen  Teile  des  inneren  Blattes,  strecken¬ 
weise  sehr  zahlreiche  warzen-  und  leistenförmige  Aus¬ 
wüchse,  welche  aus  einem  lockeren  Bindegewebe 
(Schleimgewebe)  bestehen  und  nach  der  Allantois-Höhle 
zu  prominieren.  Denselben  Vorgang  beobachtet  man 
auch  an  der  Amnion-Allantois-Verwachsung  und  an  der 
Ei  weisssack- Allantois. 

Besonders  stark  sind  diese  Prominenzen  um  die 
Blutgefässe  entwickelt  und  verschmelzen  hier  schliesslich 
zu  einem  cylindrischen  Wulste,  in  dessen  Mitte  das 
Blutgefäss  liegt.  Dieser  Wulst  lässt  jedoch  noch  für 
lange  Zeit  seine  Entstehung  aus  einzelnen  mit  einander 


IV.  Die  Lympli- 
gefässe  auf  dem 
äusseren  Blatte 
der  Allantois. 


'S f 

) 


V.  Entstehung  d. 
Lymphgefässe. 


22 


I.  Die  Allantois- 
gefässe  b.  andern 
Vogelarten  (als 
dem  Huhn). 


Bei  Singvögeln. 


II.  Technische 
Bemerkungen. 


verschmolzenen  Papillen  erkennen,  und  es  sieht  aus,  als 
ob  er  korkenzieherartig  um  das  Gefäss  herumgewunden 
wäre.  Es  entstehen  nun  in  dem  lockeren  Schleim¬ 
gewebe  dieses  Gebildes  Hoblräume,  welche  mit  einem 
einfachen  Endothel  ausgekleidet  sind,  und  welche  sich 
von  den  Lymphgefässen  aus  injicieren  lassen.  Die  oben 
beschriebenen  papillären  Exkrescenzen  sind  am  stärksten 
um  die  Mitte  der  Bebrütung  entwickelt;  später  ver¬ 
schwinden  sie,  soweit  sie  nicht  zur  Lymphgefässbildung 
Verwendung  gefunden  haben;  am  14.  Tage  sind  nur 
noch  wenige,  am  17.  keine  mehr  vorhanden 

Nachtrag  zum  Gefässsystem  der  Allantois. 

Obgleich  bei  den  Untersuchungen  über  das  Gefäss¬ 
system  der  Allantois  hauptsächlich  Hühnereier  verwandt 
wurden,  habe  ich  dennoch  auch  eine  genügend  grosse 
Zahl  anderer  Vogelspecies  untersucht,  um  sagen  zu 
können,  dass  das  oben  Ausgeführte,  von  einzelnen 
Details  abgesehen,  auch  für  die  Vögel  im  allgemeinen 
Geltung  hat. 

Auch  bei  Singvögeln,  auf  die  ich  infolge  der  Duval’- 
schen  Arbeit  besonders  mein  Augenmerk  richtete,  fand  ich 
die  typische  Kapillar-Zone  des  äusseren  Blattes,  das  relativ 
reiche  Gefässnetz  der  Amnion- Allantois-Verwachsung, 
das  Vorhandensein  von  Lymphgefässen  und  die  mit  ihrer 
Bildung  im  Zusammenhang  stehenden  Bindegewebswülste. 
Auch  die  Anordnung  der  Gefäss- Septa  ist  im  ganzen 
dieselbe,  wie  sie  von  Hirota  für  das  Huhn  beschrieben  ist. 

Die  vorliegenden  Resultate  wurden  mit  Hülfe  von 
Blut-  und  Lymphgefässinjektionen  gewonnen. 

Als  Injektionsmasse  diente  das  sog.  lösliche  Ber¬ 
liner  Blau  und  bei  Doppelinjektionen  wurde  ausserdem 
frisch  bereitetes  Chrom-Gelb  benutzt.  Beide  Substanzen 
wurden  in  Wasser  gelöst  resp.  aufgeschwemmt  zur  An¬ 
wendung  gebracht. 

Die  Injektionen  wurden  ferner  teils  mit  der  Ein- 
stich-Canüle  nach  der  Methode  von  Werthheim,  teils  — 
in  späteren  Stadien  —  mittelst  einer  gewöhnlichen 
kleinen  Injektionsspritze  ausgeführt. 

Bei  Lymphgefäss-Injektionen  kam  nur  die  Werth- 
heim’sche  Einstich-Methode  zur  Anwendung. 


23 


Die  Injektion  der  Allantois  -  Blutgefässe  hat  in 
späteren  Stadien  gar  keine  Schwierigkeiten. 

Weniger  leicht  ist  sie  dagegen  in  den  ersten  5  bis 
6  Tagen  der  Bebrütung;  nur  selten  gelingt  es,  die 
feinen  Gefässe  des  inneren  Blattes  in  diesem  Stadium 
zu  füllen. 

Die  Lymphgefäss-Injektion  bietet  wenigstens  nach 
dem  8.  Tage  keine  erheblichen  Schwierigkeiten. 

Ohne  Injektionen  wäre  es  unmöglich  gewesen,  über 
die  meisten  der  in  Betracht  kommenden  Punkte  Klar¬ 
heit  zu  erlangen. 


Die  histologische  Struktur  der  Allantois. 


Einleitende  Bemerkungen. 


Die  Allantois  ist  bekanntlich  eine  Ausstülpung  der 
Darmwand  und  besitzt  als  solche  eine  entodermale  Aus¬ 
kleidung  und  nach  aussen  davon  eine  Schicht  Mesoderm. 
Am  5.  Tage  etwa  verwachsen  nun  die  am  meisten  nach 
der  Aussenseite  des  Eies  (also  der  Eischale  zunächst) 
gelegenen  Abschnitte  des  Harnsackes  mit  der  darüber 
liegenden  serösen  Hülle  und  bilden  das  sog.  äussere 
Blatt  der  Allantois,  während  der  übrige  Teil  als  das 
innere  Blatt  der  Allantois  bezeichnet  wird. 

Das  äussere  und  das  innere  Blatt  sind  also  nicht 
nur  ihrer  Topographie,  sondern  auch  ihrem  Aufbau 
nach  verschiedene  Abschnitte  der  Allantois. 

Im  Laufe  der  Entwicklung  stülpt  nun  aber,  wie 
Duval  in  seiner  grundlegenden  Arbeit  „sur  les  annexes 
des  embryons  d’oiseau“1)  nach  weist,  die  Allantois  die 
seröse  Hülle  über  dem  das  Eiweiss  enthaltenden  Abschnitt 
des  Eies  in  eine  Duplikatur  vor  sich  her,  und  die 
Allantois  besitzt  daher  in  diesem  Abschnitte  sowohl 
auf  der  äusseren,  wie  der  inneren  Lamelle  einen  Über¬ 
zug  von  Serosa.  Da  es  nun  notwendig  ist,  diesen  mit 
Serosa  bekleideten  Abschnitt  der  inneren  Allantois- 
Lamelle,  welche  einen  Teil  des  Eiweisssackes  bildet, 
von  dem  übrigen  Teil  des  inneren  Blattes  streng  zu 


I.  Entstehung 
der  Allantois. 


II.  Unter¬ 
scheidung  eines 
äusseren  und 
inneren  Blattes. 


III.  Die  Eiweiss- 
sack-Allantois. 


b  Journal  de  rAnatomie  1884. 


24 


scheiden,  so  will  ich  ihn  einfach  als  „Eiweisssack- 
Allantois“  bezeichnen,  und  unter  der  Bezeichnung 
„inneres  Blatt  der  Allantois“  nur  die  nicht  mit  Serosa 
überzogenen  Teile  der  inneren  Lamelle  verstehen. 

Es  soll  nun  nach  einer  kurzen  Betrachtung  der 
jüngsten  Stadien  zuerst  das  innere  Blatt,  alsdann  das 
äussere  Blatt  und  schliesslich  der  Eiweisssack  (Sac 
placentoide  DuvaFs)  in  Bezug  auf  ihre  histologische 
Struktur  und  die  Veränderungen,  welche  dieselbe  im 
Laufe  der  Entwicklung  erleidet,  in  Kürze  besprochen 
werden. 

Die  Allantois  vor  der  Differenzierung  in  ein  inneres 

und  äusseres  Blatt. 

Betrachten  wir  die  Allantois  in  einem  Stadium, 
wo  noch  keine  Verwachsung  mit  der  Serosa  statt¬ 
gefunden  hat,  so  ist,  wie  aus  obigem  hervorgeht,  das 
ganze  Gebilde  nur  aus  den  Schichten  zusammengesetzt, 
aus  welchen  später  nur  das  innere  Blatt  besteht.  Die 
Innenfläche  des  Organs  ist  mit  einem  annähernd 
kubischen  Epithel  entodermaler  Abstammung  ausgekleidet, 
und  über  demselben  befindet  sich  eine  mehrfache  Lage 
von  Mesoderm-Zellen,  zwischen  denen  in  diesem  Stadium 
fast  noch  keine  Zwischensubstanz  erkennbar  ist. 


Die  Allantois  nach  der  Differenzierung  in  ein  inneres 

und  äusseres  Blatt. 


I.  Einleitende 
Bemerkungen. 


II.  Das  innere 
Blatt. 


1.  Beim  Hühn¬ 
chen  von  5—6 
Tagen. 


Von  dem  Momente  an,  wo  sich  die  Allantois  mit 
der  Serosa  verbindet,  findet  eine  Divergenz  in  der  ge¬ 
weblichen  Entwickelung  zwischen  den  serosafreien  und 
den  mit  der  Serosa  verwachsenen  Teilen  (dem  äusseren 
und  dem  inneren  Blatt)  statt,  und  die  ursprüngliche 
indifferente  Anlage  erfährt  entsprechend  der  ungleich¬ 
artigen  Funktion  der  beiden  Allantois-Abschnitte  in 
beiden  auch  eine  verschiedene  Ausbildung. 

Das  innere  Blatt  geht  nun  im  Laufe  der  Ent¬ 
wickelung  folgende  Veränderungen  ein: 

Am  5.  bis  6.  Tage,  wo  die  Verbindung  mit  der 
Serosa  schon  im  ausgedehnten  Maasse  besteht,  hat  sich 


25 


das  innere  Blatt  stellenweise  sehr  verdünnt,  während  es 
an  anderen  Stellen  durch  Bildung  von  reichlicher 
Zwischensubstanz  von  Seiten  der  Mesoderm-Zellen  eine 
bedeutende  Dicke  erreicht  hat;  auf  dem  dem  Anfangs¬ 
teile  der  grossen  Gefässstämme  (Art.  umbilic.  dextr. 
u.  sin.,  V.  umbilic.)  benachbarten  Allantois-Abschnitte 
kommt  es  auch  zur  Bildung  zahlreicher  papillärer  Vor¬ 
sprünge,  welche  nach  der  Innenfläche,  besonders  aber 
nach  der  Aussenseite  des  Harnsacks  prominieren. 

Die  Mesoderm-Zellen  erscheinen  in  diesem  Stadium 
bis  auf  die  der  äussersten  Schicht  des  Allantois-Sackes 
als  sternförmige  Körper  inmitten  einer  homogenen 
sulzigen  Masse  (Schleimgewebe). 

Die  äusserste  Schicht  besteht  dagegen  aus  Platten 
polygonaler  Zellen,  welche,  wie  dies  Silberpräparate 
zeigen,  mit  feinen  Zacken  ineinandergreifen.  Ich  will 
diese  Schicht  als  Mesoderm-Grenzschicht  bezeichnen. 
Aus  einer  Lage  ganz  ähnlicher  platter  Zellen  besteht 
übrigens  auch  die  entodermale  Auskleidung  des  inneren 
und,  wie  ich  gleich  hinzufügen  will,  auch  des  äusseren 
Blattes,  nur  ist  die  Auszackung  der  Zellränder  meist 
weniger  ausgesprochen  als  an  der  Mesoderm-Grenzschicht. 
Die  Zellen  des  Entoderms  sind  übrigens  nicht  alle  gleich 
gross,  sondern  es  wechseln  Gruppen  grösserer  Zellen 
mit  Gruppen  kleinerer  Zellen  ab;  auch  ist  das  Ento- 
derm  an  einzelnen  Abschnitten  weniger  flach  als  an 
andern. 

An  den  dünnsten  Stellen  besteht  das  innere  Blatt 
fast  nur  aus  Entoderm  und  der  Mesoderm-Grenzschicht. 

Beim  8  tägigen  Huhne  finden  wir  noch  dieselbe 
Ungleichheit  in  der  Dicke  der  verschiedenen  Abschnitte 
des  inneren  Blattes;  die  oben  geschilderten  papillären 
Exkrescenzen  sind  zwar  grösstenteils  geschwunden,  statt 
ihrer  haben  sich  aber  an  den  Randpartieen  des  inneren  Blattes 
andere  leisten-  und  warzenähnliche  Auswüchse  gebildet, 
welche  in  die  Allan tois-Höhle  hineinragen:  es  sind  dies 
jene  Wülste,  welche  in  der  oben  beschriebenen  (S.  21) 
Beziehung  zur  Lymphgefässbildung  stehen.  Das  Ento¬ 
derm,  welches  diese  Papillen  überkleidet,  ist  stellenweise 
zweischichtig,  während  das  Entoderm  auf  den  andern 
Abschnitten  des  inneren  Blattes  in  der  Regel  als  eine 
einfache  Lage  platter  Zellen  erscheint. 


a)  Dicke  der 
Membran. 


Papilläre 

Vorsprünge. 


b)  Mesoderm- 
Zellen. 


c)  Entoderm- 
Zellen. 


2.  Beim  Hühn¬ 
chen  von  8  Tagen. 

a)  Dicke 
der  Membran. 

Papilläre 

Exkrescenzen. 


b)  Entoderm. 


26 


c)  Muskulatur. 


Anordnung 

derselben. 


Ihr  feinerer  Bau. 
Ihre  Entstehung. 


Betrachten  wir  das  innere  Blatt  eines  ungefähr 
8  Tage  alten  Hühnerembryo  bei  schwacher  Vergrösse- 
rung,  so  bemerken  wir  stellenweise  eine  feine  Streifung 
der  Membran;  stärkere  Vergrösserung  zeigt  uns,  dass 
im  mesodermalen  Teile  Spindelzellen  vorhanden  sind, 
welche  durch  parallele  Anordnung  das  streifige  Aussehen 
bedingen:  es  sind  dies  die  ersten  Anfänge  einer  glatten 
Muskulatur,  welche  in  den  nächsten  Tagen  zur  vollstän¬ 
digen  Entwickelung  gelangt;  diese  Muskulatur  wurde 
zuerst  von  H.  Virchow  gesehen  und  beschrieben1). 

Das  gegenseitige  Lagerungsverhältnis  der  Elemente 
dieser  Muskulatur  ist  in  den  verschiedenen  Teilen  des 
inneren  Blattes  nicht  dasselbe:  streckenweise  verlaufen 
die  Muskelzellen ,  wie  schon  oben  angedeutet,  einander 
parallel,  und  zwar  findet  dies  an  denselben  Stellen  statt, 
wo  auch  die  Kapillaren  des  inneren  Blattes  einander 
parallel  gerichtet  sind  (S.  12);  die  Yerlaufsrichtung  von 
Kapillaren  und  Muskulatur  ist  dabei  die  gleiche.  An 
andern  Abschnitten  aber  ist  von  einer  Anordnung  nach 
einer  bestimmten  Richtung  nichts  wahrnehmbar,  und  es 
finden  sich  stellenweise  sogar  sternförmige  Gruppierungen 
der  Muskelzellen,  ähnlich  denen,  welche  bei  Besprechung 
der  Amnionmuskulatur  noch  genauer  beschrieben  werden 
sollen.  An  verschiedenen  Stellen  des  inneren  Blattes 
ist  die  Muskulatur  auch  ungleich  stark,  an  manchen  Ab¬ 
schnitten  nur  sehr  gering  entwickelt;  sie  ist  einschichtig 
oder  bildet  eine  mehrfache  Lage2). 

Die  einzelnen  Muskelzellen  sind  schmale  platte 
Bänder  mit  länglichen  Kernen. 

Ob  diese  Muskulatur  aus  den  Zellen  der  Mesoderm- 
Grenzschicht  durch  Auswachsen  nach  einer  Richtung 
entsteht,  wie  man  dies  bei  Vergleichung  von  Silberprä¬ 
paraten  jüngerer  und  älterer  Stadien  vermuten  könnte, 
oder  ob  sie  sich  aus  anderen  Schichten  des  Mesoderms 
differentiiert,  wage  ich  nicht  zu  entscheiden.  Stellenweise 
liegt  allerdings  nach  aussen  (von  der  Allantois- Höhle 
aus  gerechnet)  von  dieser  Muskulatur  noch  eine  Lage 


J)  Der  Dottersack  des  Huhnes.  S.  27/28. 

2)  Auch  bei  den  anderen  von  mir  untersuchten  Yogelarten  (auch 
bei  Singvögeln)  liess  sich  eine  Muskulatur  auf  dem  inneren  Blatte 
nachweisen. 


27 


platter  Zellen:  an  anderen  Stellen  ist  eine  solche  Zell¬ 
lage  nicht  nachweisbar1). 

Ausser  der  eben  erwähnten  Muskulatur  tritt  nun 
noch  eine  andere  Muskelschicht  in  Beziehung  zu  dem 
inneren  Blatte  der  Allantois.  Es  verwächst  nämlich, 
wie  H.  Virchow  entdeckt  hat2),  das  innere  Blatt  mit  dem 
darunter  liegenden  Amnion. 

Diese  Verwachsung  erscheint  zuerst  etwa  am  7.  Tage 
in  der  Nähe  der  Amnion- Serosaverbindung  (S.  37)  an 
dem  hinteren  (dem  Steiss  des  Embryo  entsprechenden) 
Teile  des  Amnions  und  breitet  sich  dann  schnell  über 
den  ganzen,  dem  inneren  Blatte  der  Allantois  zugewandten 
Abschnitt  des  Amnions  aus3).  An  einer  Stelle  jedoch, 
welche  dem  Anfangsteile  der  V.  umbilic.  und  Art.  umbilic. 


Q  Die  Entscheidung  solcher  Fragen  ist  nur  an  Flächenprä¬ 
paraten  mit  Hülfe  sehr  starker  Vergrösserungen  möglich;  sehr  gute 
Dienste  leisten  versilberte  Präparate.  Querschnitte  sind  unzuver¬ 
lässig,  da  erstens  bei  Schiefschnitten  durch  eine  einschichtige  Zell- 
Lage  leicht  eine  mehrschichtige  vorgetäuscht  wird,  und  zweitens  weil 
ein  mehrschichtiges  Epithel  auf  Querschnitten  einschichtig  erscheinen 
kann,  wenn,  wie  dies  bei  platten  Zellen  häufig  der  Fall  ist,  die 
dickeren,  den  Kern  tragenden  Teile  der  einen  Zell -Schicht  an  den 
Stellen  liegen,  wo  die  andere  Zell-Schicht  am  dünnsten  ist,  nämlich 
dort,  wo  zwei  benachbarte  Zellen  zusammenstossen. 

2)  H.  Virchow:  Dottersack  des  Huhnes.  S.  27/28. 

3)  Man  hat  sich  davor  zu  hüten,  blosse  Verklebungen  des  Am¬ 
nions  mit  dem  inneren  Blatte  der  Allantois,  wie  sie  häufig  bei  in 
toto  fixierten  Eiern  Vorkommen,  für  Verwachsungen  zu  halten.  Ein 
gutes  Kennzeichen,  wie  weit  die  Verwachsung  des  Amnions  mit  der 
Allantois  vorgeschritten  ist,  bildet  auf  Flächenpräparaten  das  eigen¬ 
tümliche  oben  beschriebene  Verhalten  der  Kapillaren  des  inneren 
Blattes  beim  Übergange  auf  diese  Verwachsung.  Ich  will  hier  noch 
hinzufügen,  dass  die  Amnion- Allantois -Verwachsung  in  der  ersten 
Hälfte  der  Bebrütung  in  der  Regel  nicht  eine  kontinuierliche  zu  sein 
scheint,  sondern  dass  es  auf  Schnittpräparaten  so  aussieht,  als  ob 
verwachsene  Strecken  mit  solchen  abwechseln,  wo  die  Membranen 
durch  einen  weiten  Zwischenraum  von  einander  getrennt  sind.  Zum 
Teil  findet  eine  solche  diskontinuierliche  Verwachsung  wohl  auch 
wirklich  statt,  häufig  wird  dies  aber  durch  eine  Hohlraumbildung 
innerhalb  der  mit  dem  Amnion  thatsächlich  verwachsenen  Allantois 
vorgetäuscht.  Ferner  sei  an  dieser  Stelle  erwähnt,  dass  die  Amnion- 
Allantois- Verwachsung  um  die  Mitte  der  Bebrütuug  auf  gefärbten 
Präparaten  ein  eigenartiges,  verwaschen  fleckiges  Aussehen  besitzt, 
welches  davon  herrührt,  dass  die  Kerne  des  inneren  Blattes  der 
Allantois  an  einzelnen  Stellen  dichter  stehen  wie  an  anderen.  Ein 
ähnliches  Aussehen  zeigen  bisweilen  auch  beschränkte  Abschnitte 
des  inneren  Blattes,  welche  nicht  mit  dem  Amnion  verwachsen  sind. 


% 


3.  Amnion- 
Allantois- 
Verwacbsung. 


a)  Umfang 
derselben. 


28 


b)  Der  Bau  des 
Amnions 

seine  Muskulatur, 


sein  Ectoderm. 


Anordnung  der 
Amnion- 
Muskulatur. 


dextr.  entspricht,  findet  konstant  keine  Verwachsung 
zwischen  dem  inneren  Blatte  und  dem  Amnion  statt, 
wohl  weil  hier  infolge  der  stärkeren  Krümmung  des 
Amnions  keine  direkte  Berührung  zwischen  der  Allantois 
und  dem  Amnion  zu  stände  kommt. 

Dieses  ist  deshalb  von  Wichtigkeit,  weil  in  der 
zweiten  Hälfte  der  Bebrütung  konstant  bei  allen  von 
mir  untersuchten  Vogelarten  in  diesen  Baum  zwischen 
dem  inneren  Blatte  der  Allantois  und  dem  Amnion  ein 
zungenförmiges  Divertikel  des  Dottersacks  hineingezwängt 
wird. 

Bekanntlich  besitzt  das  Amnion  eine  Muskulatur, 
Die  muskulösen  Elemente  treten  schon  in  sehr  frühen 
Stadien  auf  und  sind  am  5.  bis  6.  Tage  deutlich  als 
kurze  Spindeln  sichtbar;  bereits  während  der  ersten 
Hälfte  der  Bebrütung  wachsen  diese  Spindeln  zu  schönen 
Muskelzellen  aus.  Im  ausgebildeten  Zustande  sind  es 
sehr  lange,  schmale  und  dünne  Bänder,  welche  nur  in 
der  Mitte,  wo  sich  der  elliptische  Kern  befindet,  etwas 
dicker  sind. 

An  vielen  Stellen  —  jedoch  nicht  überall  nach¬ 
weisbar  —  liegt  nach  aussen  (von  der  Amnions-Höhle 
aus  gerechnet)  von  dieser  Muskulatur  noch  eine  Lage 
platter  Zellen,  welche  teils  eine  dreieckige  oder  viel¬ 
eckige  Gestalt  haben  und  lange  Ausläufer  besitzen,  teils 
langgestreckte  Bänder  darstellen,  welche  in  ihrer  Gestalt 
an  Muskelzellen  erinnern;  zwischen  den  letzterwähnten 
Zellformen  und  der  eigentlichen  Amnion  -  Muskulatur 
finden  sich  zahlreiche  Übergänge. 

Das  Ectoderm  des  Amnion  ist,  wie  ich  Hirota1)  be¬ 
stätigen  kann,  im  ausgebildeten  Zustande  zweischichtig, 
an  der  Amnion  Serosa-Verbindung  auch  mehrschichtig; 
es  sind  meist  flache  polygonale  Zellen. 

Die  Anordnung  der  Amnion-Muskulatur  ist  nun  der¬ 
artig,  dass  die  Muskelzellen  in  der  Gegend  des  primi¬ 
tiven  Nabelringes  (die  Zone,  an  der  das  Amnion  in  die 
Bauchwand  übergeht)  diesen  wie  ein  Strahlenkranz  um¬ 
geben  und  auf  den  übrigen  Abschnitten  des  Amnions 
stellenweise  zu  sehr  schönen  grösseren  und  kleineren 


*)  Hirota:  1.  c.  S.  345. 


29 


sternförmigen  Gruppen  angeordnet  sind,  indem  sie  von 
einem  Centrum  aus  nach  allen  Richtungen  ausstralhen. 

Wenn  das  Amnion  mit  dem  inneren  Blatte  der 
Allantois  verwächst,  so  kommen  die  Muskellagen  beider 
Häute  aufeinander  zu  liegen;  streckenweise  werden  sie 
allerdings  durch  die  dünnen  Zelllagen,  welche  die  Mus¬ 
kulatur  des  Amnions  des  inneren  Blattes  stellenweise 
überlagern,  von  einander  getrennt  sein,  doch  sind  diese 
Zellschichten  nach  eingetretener  Verwachsung  nicht  mehr 
nachweisbar. 

Anfangs  lassen  sich  die  beiden  verwachsenen  Mem¬ 
branen  noch  von  einander  abpräparieren,  und  man  sieht 
alsdann,  dass  die  beiden  Muskelsysteme  ihre  Selbstän¬ 
digkeit  bewahrt  haben.  Später  ist  eine  solche  mecha¬ 
nische  Trennung  beider  Häute  aber  nicht  mehr  möglich. 

Die  reich  entwickelte  Muskulatur  der  Amnion -Al- 
lantois-Verwachsung  erfährt  nun  aber  merkwürdigerweise 
in  der  zweiten  Hälfte  der  Bebrütung  eine  fast  vollstän¬ 
dige  Rückbildung  und  bis  auf  einzelne  Stellen,  wo  sich 
noch  ein  Rest  der  Muskulatur  erhält,  verschwindet  sie 
fast  gänzlich,  sodass  von  der  anfänglich  relativ  dicken 
Membran  ausser  den  Gefässen  fast  nur  noch  das  ecto- 
dermale  Epithel  des  Amnions  und  das  entodermale  des 
inneren  Allantois  Blattes  übrigbleibt.  Da  in  den  letzten 
Tagen  der  Bebrütung  nun  die  Verwachsung  des  Amnions 
mit  der  Allantois  beim  Eintritte  des  Dottersackes  in  die 
Leibeshöhle  des  Embryo  sehr  rasch  fortschreitet,  so  muss 
auch,  wenn  aus  den  beiden  muskelreichen  Häuten  (dem 
Amnion  und  dem  inneren  Blatte  der  Allantois)  eine  mus¬ 
kellose  Haut  entstehen  soll,  ein  rapides  Schwinden  der 
Muskulatur  an  der  Stelle  der  Amnion-Allantois-Verwaeh- 
sung  stattfinden. 

Auf  Durchschnitten  durch  diese  Stelle  bei  einem 
19  Tage  alten  Hühnchen  sehen  wir  denn  auch,  wie  sowohl 
die  Muskulatur  des  inneren  Blattes  (die  übrigens  in  diesen 
späten  Stadien  noch  wohl  erhalten  bleibt),  als  besonders 
die  des  Amnions  in  der  Nähe  des  Amnion-Allantois-Ver- 
wachsungsraudes  sehr  stark  aufgequollen  ist.  Durch 
diese  Quellung  ist  die  Muskulatur  offenbar  in  einen 
leicht  resorbierbaren  Zustand  gebracht,  denn  auf  der  Am- 
nion-Allantois  Verwachsung  findet  sich  keine  Muskulatur 
mehr,  und  es  sieht  ganz  merkwürdig  aus,  wie  aus  der 


c)  Muskulatur 
der  Amnion- 
Allantois- 
Verwachsung. 


Rückbildung  der 
Muskulatur. 


30 


4.  In  den  aller¬ 
letzten  Stadien 
der  Bebrütung. 

Verschmelzung 
mit  d.  Dottersack. 


[Bin  Rest  des 
Eiweisssackes 
bleiiit  beim  Aus¬ 
schlüpfen  am 
Hühnchen 
hatten.] 


5.  Der  histolo¬ 
gische  Bau  der 
Allantois-Septa. 


a)  Die  Entstehung 
der  Septa. 


b)  Ectoderm- 
Einschlüsse. 


Verschmelzung  von  zwei  dicken  Membranen  eine  ganz 
dünne  hervorgegangen  ist. 

In  den  allerletzten  Stadien  der  Bebrütung  verschmilzt 
das  innere  Blatt  endlich,  soweit  es  nicht  mit  dem  Am¬ 
nion  verwachsen  ist,  fest  mit  dem  Dottersacke  (wenig¬ 
stens  beim  Huhne),  und  wird  deshalb  auch  voraussicht¬ 
lich  beim  Ausschlüpfen  des  jungen  Vogels  nicht  wie  die 
übrigen  Teile  der  Allantois  in  der  Eischale  Zurückbleiben, 
sondern  einen  Teil  des  inneren  Nabelfeldes  (H.  Virchow) 
bilden  müssen. 

Zugleich  mit  dem  inneren  Blatte  der  Allantois  wird 
das  Hühnchen  beim  Ausschlüpfen  auch  die  fest  mit  dem 
inneren  Blatte  verbundenen  Reste  des  Eiweisssackes, 
wenigstens  teilweise,  mit  sich  nehmen;  hierfür  spricht 
auch  die  Beobachtung  H.  Virchow’s1),  welcher  bei  aus¬ 
geschlüpften  Hühnchen  bis  zum  7.  Tage  konstant  am 
distalen  Dottersackpole  ein  kleines  weisses  Säckchen 
fand,  in  dem  er  einen  Rest  des  Eiweisssackes  vermutete. 

Beim  Ausschlüpfen  des  Vogels  tritt  also  nicht,  wie 
Duval  vermutete,  eine  Trennung  zwischen  Dottersack  und 
Ei  weisssack  am  Mesoderm  Ringe  ein. 

An  dieser  Stelle  soll  auch  die  histologische  Struktur 
der  Allantois  Septa  Erwähnung  finden.  Die  Septa  der 
Allantois  (für  welche  ich  den  Namen  „Gefäss-Mesen- 
terienu,  der  bereits  von  Popoff2)  gebraucht  ist,  als  sehr 
bezeichnend  acceptieren  möchte)  bestehen,  wie  Hirota 
auseinandersetzt  und  ich  bestätigen  kann,  überall  aus 
Duplikaturen  der  Allantois,  welche  durch  den  Zug  der 
Allantois-Gefässe  nach  der  Höhle  des  Harnsackes  hin 
eingefaltet  werden,  und  deren  einander  zugekehrte  Flächen 
verwachsen.  Dort,  wo  die  eingefalteten  Abschnitte  der 
Allantois  mit  Ectoderm  überzogen  sind  (wie  dies  an  der 
Ei  weisssack- Allantois,  jedoch  nicht  an  den  übrigen  Ab¬ 
schnitten  der  Allantois  geschieht),  muss  dieses  auch  mit 
eingefaltet  werden,  und  da  das  Ectoderm  an  der  Aussen- 
seite  der  Allantois  liegt,  so  müssen  ferner  die  Ectoderm- 
Lagen  bei  der  Einfaltung  nach  der  Allantois-Höhle  zu 
aufeinander  zu  liegen  kommen.  Auffallenderweise  ist, 
wie  auch  Hirota  bemerkt,  das  Ectoderm  nur  kurze  Zeit, 


x)  H.  Virchow:  Dottersack  des  Huhnes.  S.  40. 
2)  Popoff:  L.  c. 


31 


nachdem  es  in  die  Falte  eingeschlossen  ist,  noch  nach¬ 
weisbar,  später  ist  es  gänzlich  geschwunden;  da  das 
eingeschlossene  Ectoderm  sich  nun  nicht  etwa  nach 
irgend  einer  Seite  hin  zurückziehen  kann,  so  folgt  daraus, 
dass  es  an  Ort  und  Stelle  zu  Grunde  geht. 

Die  beiden  nach  der  Allantois-Höhle  zu  gewandten 
freien  Flächen  der  Septa  müssen  gleich  den  übrigen  Ab¬ 
schnitten  dieser  Höhle  mit  Entoderm  bekleidet  sein. 

Die  Septa  sind  dünne  Häute  und  enthalten  wenig 
mesodermale  Bestandteile;  glatte  Muskulatur  besitzen  sie 
in  der  Regel  nicht. 

Ich  will  an  dieser  Stelle  die  Degenerations-Erschei¬ 
nungen,  welche  sich  in  den  letzten  Tagen  der  Bebrütung 
am  inneren  Blatte  der  Allantois  zeigen,  hier  zugleich 
mit  denen  abhandeln,  welche  auf  dem  äusseren  Blatte 
stattfinden,  da  sich  die  im  Folgenden  geschilderten  Vor¬ 
gänge  an  der  ganzen  Allantois  in  gleicher  Weise  be¬ 
merkbar  machen. 

Die  Entoderm-Zellen  sehen  einige  Tage  vor  dem 
Ausschlüpfen  des  Hühnchens  häufig  an  den  Rändern 
wfie  angenagt  aus,  und  auf  ihrer  der  Allantois-Höhle  zu¬ 
gewandten  Oberfläche  findet  sich  eine  durch  Hämatoxylin 
sehr  dunkel  werdende  Masse;  es  sind  dies  wahrschein¬ 
lich  nicht  einfache  Niederschläge  aus  dem  Inhalte  des 
Harnsackes,  sondern  wohl  degenerierte  Abschnitte  der 
Zellsubstanz  selbst.  Im  Zusammenhang  damit  stehen 
vielleicht  auch  polygonale,  sich  in  Hämatoxylin  sehr  in¬ 
tensiv  färbende  Schollen,  welche  häufig  in  der  Mitte  eine 
hellere  Stelle  zeigen.  Endlich  befinden  sich  in  den 
Entoderm-Zellen  in  diesem  Stadium  häufig  grössere  Hohl¬ 
räume  neben  den  Kernen. 

Diejenigen  Teile  der  Allantois ,  welche  an  der 
serösen  Hülle  entlang  wuchernd  sich  mit  dieser  ver¬ 
binden,  erhalten  dadurch  ausser  einem  Zuwachs  von 
mesodermalen  Bestandteilen  auch  eine  Schicht  Ectoderm, 
so  dass  das  äussere  Blatt  also  im  Gegensatz  zu  dem 
inneren  aus  allen  drei  Keimblättern  aufgebaut  ist. 

Das  Ectoderm  der  Serosa  ist  wenigstens  an  dem 
mit  der  Allantois  verschmelzenden  Teile  in  der  Regel 
eine  doppelte  Lage1)  kubischer  Zellen ;  stellenweise 


c)  Entoderm. 


d)  Mesoderm. 


6.  Die  Degenera¬ 
tions-Erscheinun¬ 
gen  an  der 
Allantois. 


III.  Das  äussere 
Blatt  d.  Allantois. 

1.  Einleitende 
Bemerkungen. 


2.  Bau  d.  Serosa. 
a)  Ectoderm. 


J)  Siehe  auch  Hirota:  L.  c.  S.  345. 


32 


b)  Mesoderm. 


3.  Verschmelzung 
zwischen  Serosa 
und  Allantois. 


4.  Ectoderm  des 
äusseren  Blattes 

a)  in  der  Über¬ 
gangszone, 


b)  über  den 
respiratorischen 
Kapillaren. 


Lage  kubischer 
Zellen  unter  der 
Kapillar-Zone. 


5.  Entoderm. 


können  diese  Zellen  allerdings  auch  platt  sein  und  an¬ 
scheinend  eine  nur  einfache  Schicht  bilden.  Der  meso¬ 
dermale  Anteil  der  serösen  Hülle  ist  von  variierender 
Dicke. 

Die  Verschmelzung  zwischen  Serosa  und  Allantois 
geschieht  in  bekannter  Weise  durch  Verwachsung  der 
beiden  einander  zugewandten  Mesoderm-Schichten.  In 
der  Nähe  des  Verwachsungsrandes  ist  häufig  noch  die 
Zusammensetzung  des  äusseren  Blattes  aus  zwei  Mem¬ 
branen  eine  Strecke  weit  erkennbar. 

Auch  das  Ectoderm  der  Serosa  behält  in  den 
Randpartieen  des  äusseren  Blattes  seine  ursprüngliche 
Gestalt  bei,  doch  hat  die  Zone,  in  der  dies  geschieht, 
an  den  verschiedenen  Abschnitten  des  Randes  eine  sehr 
ungleiche  Breite.  Es  ist  dieses  dieselbe  Zone,  an  welcher 
der  Übergang  des  Gefässnetzes  des  inneren  Allantois- 
Blattes  in  das  respiratorische  Kapillar  Netz  des  äusseren 
Blattes  stattfindet;  ich  will  diesen  Abschnitt  des  äusseren 
Blattes  im  Folgenden  als  „Übergangszone“  bezeichnen. 

Dort,  wo  die  Kapillaren  des  äusseren  Blattes  ihre 
typische  Ausbildung  erlangt  haben,  finden  wir  statt  des 
doppelschichtigen  kubischen  Serosa-Epithels  eine  Schicht 
sehr  platter  Zellen,  welche  unmittelbar  über  den  Kapil¬ 
laren  liegen;  es  erinnert  dies  ganz  an  die  Verhältnisse, 
welche  wir  sonst  bei  respirierenden  Organen  zu  finden 
gewohnt  sind.  Diese  dünne  Ectoderm-Lage  wird  in 
dem  Laufe  der  Entwicklung  von  den  ihr  eng  anliegenden 
Wandungen  der  Kapillaren  immer  schwerer  zu  unter¬ 
scheiden  und  in  der  zweiten  Hälfte  der  Embryonal-Ent- 
wicklung  gelingt  dies  meist  nicht  mehr1). 

Ich  will  hier  gleich  erwähnen,  dass  in  der  letzten 
Hälfte  der  Bebrütung  dicht  unter  der  Kapillar-Zone  eine 
Schicht  kubischer  epithelartiger  Zellen  (wenigstens  beim 
Huhne)  zur  Entwicklung  gelangt,  welche  wahrscheinlich 
mesodermalen  Ursprunges  ist. 

Das  Entoderm  des  äusseren  Blattes  bildet,  wie  be¬ 
reits  S.  25  erwähnt  ist,  eine  Lage  meist  platter  Elemente, 
doch  kommen,  besonders  in  späteren  Stadien,  auch  ku- 

*)  Man  muss  in  späteren  Stadien  die  Kapillar-Zone  im  Zu¬ 
sammenhang  mit  der  Schalenhaut  untersuchen,  da  beim  Abziehen 
der  letzteren  die  Wandungen  der  dicht  unter  ihr  liegenden  Kapillaren 
zum  Teil  mit  entfernt  werden. 


33 


bische  Zellformen  vor.  Stellenweise  scheint  das  Ento- 
derm  auch  in  mehrfacher  Lage  vorhanden  zu  sein.  Ich 
glaube  jedoch,  dass  diese  Mehrschichtigkeit  in  den 
meisten  Fällen  auf  einer  Täuschung  beruht,  die  dadurch 
verursacht  wird,  dass  die  an  die  Entodermschicht  gren¬ 
zenden  mesodermalen  Bestandteile  stellenweise  ein  epithel¬ 
artiges  Aussehen  besitzen. 

Die  Dicke  des  äusseren  Blattes  ist  je  nach  der  Aus¬ 
bildung  der  mesodermalen  Schichten  (diese  bestehen  aus 
dem  S.  25  beschriebenen  Schleimgewebe)  eine  sehr  ver¬ 
schiedene:  neben  ganz  dünnen  Stellen,  welche  nur  ver¬ 
schwindend  wenig  Mesoderm  enthalten,  giebt  es  auch 
sehr  dicke  Partieen;  besonders  dick  sind  diejenigen  Ab¬ 
schnitte,  an  denen  das  äussere  Blatt  in  die  Eiweisssack- 
Allantois  übergeht. 

Wie  bereits  oben  angedeutet,  schaltet  sich  im  Laufe 
der  Entwickelung  zwischen  inneres  und  äusseres  Blatt 
der  von  mir  „Eiweisssack- Allantois“  genannte  Teil  ein. 

Dieser  ist  auch  seiner  histologischen  Struktur  nach 
ein  Mittelding  zwischen  äusserem  und  innerem  Blatt 
der  Allantois  und  erinnert  ganz  an  die  eben  beschrie¬ 
bene  „Ubergangszone“  zwischen  äusserem  und  innerem 
Blatt. 

Die  Dickender  Eiweisssack-Allantois  ist  eine  wech¬ 
selnde;  zuweilen  ist  die  Membran  allerdings  recht  dünn, 
in  der  Regel  jedoch  erheblich  dicker  als  das  innere 
Blatt  der  Allantois,  mit  welchem  sie  übrigens  die  nach 
der  Höhle  der  Allantois  einspringenden  Wülste  gemein¬ 
sam  hat,  deren  Beziehungen  zum  Lymphgefässsystem 
oben  S.  21  näher  erörtert  sind. 

Die  mesodermalen  Bestandteile  der  Eiweisssack- 
Allantois  erscheinen  meist  weniger  durch  Zwischensub¬ 
stanz  von  einander  getrennt,  als  es  beim  äusseren  Blatte 
die  Regel  ist;  eine  kompakte  mehrfache  Schicht  spind- 
liger  Elemente  findet  sich  häufig  unter  dem  ectodermalen 
Überzüge  der  Eiweisssack- Allantois  und  stammt  wohl 
ebenso  wie  dieser  von  der  Serosa  her;  diese  Schicht  ist 
auch  von  Duval  beschrieben  und  abgebildet  worden. 
Auf  Flächenpräparaten  sieht  man  häufig  Elemente,  welche 
ganz  an  die  beim  inneren  Blatte  beschriebenen  glatten 
Muskelzellen  erinnern;  dasselbe  ist,  wie  ich  gleich  hier 
bemerken  will,  auch  auf  dem  nicht  mit  der  Allantois 
f.  3 


6.  Mesoderm. 


IV.  Eiweiss-Sack- 
Allantois. 

1.  Allgemeine 
Bemerkungen. 


2.  Dicke 
der  Membran. 


3.  Mesoderm 


glatte 

Muskulatur 


34 


glatte  Muskula¬ 
tur  auch  an  der 
Serosa. 

4.  Entoderm. 


5.  Ectoderm  des 
Eiweiss-Sackes. 


a)  Es  ist  zwei 
schichtig. 


verwachsenen  Abschnitte  der  Serosa  des  Eiweisssackes 
der  Fall,  wo  man  diese  Spindeln  radiär  um  den  Meso¬ 
dermring  angeordnet  findet.  Das  entodermale  Epithel 
verhält  sich  wie  das  der  übrigen  Allan  toisteile,  doch 
sind  die  Elemente  meist  weniger  platt  als  an  den  übri¬ 
gen  Abschnitten;  in  etwas  späteren  Stadien  sind  hier 
auch  blasig  gequollene  Zellen  häufig. 

Das  Ectoderm  der  Eiweisssack- Allantois  soll  gleich¬ 
zeitig  mit  dem  der  Serosa  besprochen  werden.  Dies  ist 
deshalb  zweckmässig,  weil  ja  das  Ectodermepithel  der 
Eiweisssack- Allantois  von  der  serösen  Hülle  abstammt, 
und  zweitens  weil  die  ectodermalen  Schichten  der  Eiweiss¬ 
sack- Allantois  zusammen  mit  denen  der  Serosa  (soweit 
sie  nicht  mit  der  Allantois  verwachsen  ist)  die  innere 
Auskleidung  des  Eiweisssackes  bilden;  wir  können  daher 
auch  die  Ectodermschicht  der  Eiweisssack-Allantois  und 
die  der  Serosa  unter  der  Bezeichnung  „Eiweisssack- 
Epithel“  zusammenfassen1). 

Das  Eiweisssack-Epithel  ist  zweischichtig;  allerdings 
scheint  auf  Querschnitten  häufig  nur  eine  einzige  Zell¬ 
lage  vorhanden  zu  sein,  doch  kann  man  sich  auch  in 
solchen  Fällen  in  der  Regel  an  guten  Flächenpräparaten 
(am  besten  an  Isolationspräparaten  der  ectodermalen 
Zellschicht)  von  der  Doppelschichtigkeit  des  Epithels 
überzeugen  (siehe  auch  die  Anm.  1  S.  27). 

Trotzdem  halte  ich  es  nicht  für  ausgeschlossen,  dass 
in  Ausnahmefällen  eine  einschichtige  Ectodermlage  vor¬ 
kommt. 

Wenn  schon  an  den  anderen  Eihäuten  zahlreiche 
individuelle  Varianten  die  Beschreibung  sehr  erschweren, 
so  ist  dieses  beim  Eiweisssacke  noch  in  ganz  besonderem 
Maasse  der  Fall;  auch  können  dicht  nebeneinander  liegende 
Teile  desselben  Eiweisssack-Abschnittes  eine  andere  Aus¬ 
bildung  des  Epithels  zeigen,  so  dass  es  unmöglich  ist, 
eine  für  alle  Fälle  gültige  Beschreibung  zu  liefern. 

Die  Regel  ist,  dass  das  Epithel  diejenige  Formierung 
zeigt,  welche  von  H.  Virchow  als  typisch  für  das  Eiweiss- 

✓ 

*)  Ich  will  ausdrücklich  bemerken,  dass  ich  das  ectodermale 
Epithel,  welches  die  Seitenwände  des  Dottersackoabel  -  Sackes 
(Virchow)  [sac  de  l’ombilic  ombilical,  Duval]  bedeckt,  und  welches 
nicht  zur  Serosa  gehört  —  da  es  ja  nicht  mit  Mesoderm  überkleidet 
ist  —  nicht  unter  dieser  Bezeichnung  mit  einbegreifen. 


35 


sack-Ectoderm  beschriebeu  ist:  nämlich  dass  einer  flacheren 
Zelllage  am  Mesoderm  eine  höhere  nach  der  Höhle  des 
Eiweisssackes  zu  aufsitzt.  Die  Zellen  der  letzteren  Schicht 
können  nun,  wie  auch  H.  Virchow  beschreibt,  sehr  man¬ 
nigfache  Formen  zeigen:  sie  können  entweder  bedeutend 
flacher  als  kubisch,  oder  kubisch,  oder  cylindrisch  sein, 
endlich  auch  keulenartig  gestaltet  in  das  Lumen  des 
Eiweisssackes  vorspringen. 

Die  Zellen  enthalten  häufig  Bläschen,  welche  mit 
einem  fremden  Inhalte  (dem  aufgenommenen  Eiweiss) 
gefüllt  sind,  wie  dies  auch  Duval  und  Yirchow  ab¬ 
bilden. 

In  der  Nähe  des  Mesoderm-Ringes  finden  sich 
regelmässig  sehr  hohe  vollsaftige  Epithel  -  Formen, 
welche  hier  in  zwei-  oder  mehrfacher  Lage  als  zotten¬ 
ähnliche  Bildungen  in  die  Höhle  des  Eiweisssackes  vor¬ 
springen. 

An  den  übrigen  Abschnitten  des  Eiweisssackes  sind 
ähnliche  Bildungen  beim  Huhn  in  der  Regel  nicht  vor¬ 
handen1),  doch  kann  ich  Duval  bestätigen,  dass  viel¬ 
schichtige  Epithel-Anhäufungen  im  ganzen  Eiweisssacke 
bei  Singvögeln  sehr  zahlreich  sowohl  an  der  Serosa  als 
besonders  an  der  Eiweisssack-Allantois  vorhanden  sind2). 

Jedoch  konnte  ich  beim  Huhne  ebensowenig  wie 
H.  Virchow  in  diesen  Ectoderm-Exkrescenzen  jemals 
eine  deutliche  bindegewebige  Axe  oder,  worauf  es  be¬ 
sonders  ankommt,  Blutgefässe  nachweisen:  auch  bei 
Singvögeln,  bei  denen  Duval  solche  Gefässe  detailliert 
beschreibt  und  abbildet,  konnte  ich  niemals  etwas  Der¬ 
artiges  entdecken. 

Allerdings  sieht  man  zuweilen  auf  Schnitten  durch 
diese  Epithel-Exkrescenzen  rundliche  Lücken,  an  deren 
Rande  sichelförmige  Kerne  zu  liegen  scheinen,  doch 
rührt  dies,  wie  aus  der  Vergleichung  mit  Flächenprä* 


x)  Dies  entspricht  auch  den  Beobachtungen  Virchows  und  ebenso 
sagt  Hirota:  „bu  the  papillated  placental  structure  of  the  albumen 
sac  is  always  confiued  to  the  vicinity  of  the  umbilicus. 

2)  Man  muss  sich  überhaupt  davor  hüten,  die  bei  einer  Vogel- 
Species  gefundenen  Verhältnisse  ohne  Weiteres  auf  andern  zu  über¬ 
tragen  und  wenn  Duval  diese  Zotten  in  der  Art,  wie  er  sie  bei 
Singvögeln  gefunden  hat,  auf  seinen  Hühnereier  darstellenden  Schemata 
abbildet,  so  ist  das  entschieden  unrichtig. 


b)  Epithel-Zotten 

a)  am  Mesoderm¬ 
ring 


ß)  an  d.  übrigen 
Abschnitten  des 
Eiweiss-Sackes 

beim  Huhn 


bei  Singvögeln. 


c)  Keine  vaskula- 
risierten  Zotten. 


36 


I.  Die  Gestalt  d. 
Eiweiss-Sackes. 

1.  Konstanz  des 
Dottersacknabel- 
Sackes. 


2.  Vorhandensein 
eines  geschlosse¬ 
nen  Eiweiss- 
Sackes 

a)  bei  im  Brütofen 
entwickelten 
Eiern 


b)  bei  von  der 
Henne  normal 
bebrüteten  Eiern. 


paraten  hervorzugellen  scheint,  davon  her,  dass  einzelne 
Zellen  geschrumpft  sind,  und  dass  sich  ihr  Inhalt  dabei 
als  eine  sich  stärker  färbende  Masse  an  die  Wand  einer 
benachbarten  Zelle  zurückgezogen  hat. 


Die  Gestalt  des  Eiweiss-Sackes  und  die 
Resorption  des  Eiweisses. 

Was  den  Bau  und  die  Entstehung  des  Dottersack¬ 
nabel-Sacks  (Virchow)  [sac  de  l’ombilic  ombilical,  Duval] 
anbelangt,  so  stimmen  die  Resultate  meiner  Unter¬ 
suchungen  bis  auf  geringfügige  Differenzen  völlig  mit 
dem  überein,  was  Duval  darüber  in  seiner  grundlegenden 
Arbeit  veröffentlicht  hat. 

Bei  normal  bebrüteten  Eiern  ist  derselbe  auch  eine 
konstante  Bildung.  Wenn  H.  Virchow  den  Dottersack¬ 
nabel-Sack  nicht  fand,  so  lag  dies  daran,  dass  ihm  nur 
im  Brütofen  mangelhaft  entwickelte  Eier  zur  Verfügung 
standen.  Die  im  Brütofen  entwickelten  Eier  können 
aber  in  Bezug  auf  die  Ausbildung  der  fötalen  Anhänge 
vielfache  Abweichungen  von  den  normalen  Verhältnissen 
zeigen,  und  auch  die  Angabe  Virchow’s,  dass  er  das 
„Eiweissorgan“:  „das  eine  Mal  als  festgeschlossenen 
Sack  („Eiweisssack“),  das  andere  Mal  als  ein  gänzlich 
offenes  Feld“  („Eiweissfeld“)  gefunden  habe,  muss 
dahin  korrigiert  werden,  dass  nur  die  letztere  Form  als 
typisch  zu  betrachten  ist,  womit  die  verschiedenen  von 
H.  Virchow  abgebildeten  Formen  ihre  Bedeutung  für  die 
normale  Entwickelung  verlieren. 

Auch  die  Bemerkung  Virchow’s,  dass  sich  gegen 
Ende  der  Bebrütung  noch  zuweilen  eine  ansehnliche 
Menge  Eiweiss  vorfindet,  ist  auf  die  mangelhafte  Ent¬ 
wickelung  seines  Materials  zurückzuführen*,  Virchow 
spricht  übrigens  selbst  die  Vermutung  aus,  dass  die  im 
Incubator  bebrüteten  Eier  nicht  ganz  zuverlässig  sein 
dürften1).  Bei  den  von  der  Henne  bebrüteten  Eiern 
fand  ich  ebenso  wie  Hirota,  dass  der  Verschluss  des 
Eiweisssackes  etwa  am  12.  Tage  stattfindet,  und  dass 


])  H.  Virchow:  L.  c.  Seite  31. 


37 


um  den  16.  Tag  das  Eiweiss  bis  auf  geringe  Reste  aus 
diesem  Sacke  verschwunden  ist. 

Was  die  von  Hirota  abgebildete  und  beschriebene 
eigentümliche  krugförmige  Gestalt  des  Eiweisssackes  be¬ 
trifft,  so  stimmen  meine  Beobachtungen  völlig  mit  den 
seinigen  überein,  und  was  er  vom  Huhne  beschreibt, 
fand  ich  in  ganz  ähnlicher  Weise  bei  anderen  Vogel¬ 
arten  (auch  bei  Singvögeln)  wieder.  Duval  ist  diese 
merkwürdige  Gestalt  des  Eiweisssackes  entgangen.  Die 
gestreckte  Form  des  „Eiweissorgans“  (Virchow)  und  das 
Heraufreichen  desselben  an  der  linken  Seite  des  Tieres 
bis  an  das  Amnion  heran  wurde  zuerst  von  H.  Virchow 
gesehen,  doch  kam  er  infolge  seines  mangelhaft  ent¬ 
wickelten  Materials  nicht  zu  einer  vollkommenen  Kenntnis 
/  der  typischen  Form. 

Diese  Gestalt  des  Eiweisssackes  wird  zum  Teil 
dadurch  bedingt,  dass  sich  das  Amnion  und  die  seröse 

O  7 

Hülle  niemals,  wie  bisher  angenommen,  von  einander 
vollständig  abschnüren.  Diese  dauernde  Amnion-Serosa- 
Verbindung  (sero-amniotic  connection)  ist  in  der  mehr- 
1  fach  citierten  Arbeit  von  Hirota  zuerst  und  ausführlich 
beschrieben  und  in  ihren  wichtigen  Beziehungen  zum 
Eiweisssacke  klargelegt  worden. 

In  derselben  Arbeit  findet  sich  auch  eine  detaillierte 
Beschreibung  der  oben  schon  mehrfach  erwähnten  „Septa“ 
der  Allantois. 

Ich  selbst  hatte  bereits  im  Flerbste  1892  das  kon¬ 
stante  Vorkommen  einer  persistenten  Amnion-Serosa- 
Verbindung  und  ihren  Einfluss  auf  die  Gestalt  des 
Eiweisssackes  entdeckt.  Auch  hatte  ich  die  Allantois- 
Septa  in  derselben  typischen  Anordnung  zum  Eiweisssack 
wie  Hirota  gefunden,  dessen  treffliche  Arbeit  ich  über¬ 
haupt  bis  auf  einige  weniger  wichtige  Punkte  durchaus 
bestätigen  kann. 

So  stimmt  es  völlig  mit  meinen  Resultaten  überein, 
dass  das  Ectoderm  der  Amnion-Serosa-Verbindung  all¬ 
mählich  durch  Mesoderm  ersetzt  wird  und  dass  endlich 
eine  .Durchbrechung  der  Amnion-Serosa-Verbindung  ein- 
tritt,  durch  welche  die  Höhle  des  Amnions  mit  der 
des  Eiweisssackes  in  offene  Kommunikation  tritt. 

Es  ist  auch  völlig  zutreffend,  dass  man  erst  nach 
dem  Auftreten  dieser  Kommunikation  Eiweiss  in  der 


3.  Krugförmige 
Gestalt  des 
Eiweiss-Sackes, 


teilweise  durch 
die  Konstanz 
einer  Amnion- 
Serosa-Verbin¬ 
dung  bewirkt. 


[Septa  der  Allan¬ 
tois  in  typischer 
Anordnung  zum 
Eiweiss-Sack.] 


4.  Kommunika¬ 
tion  des  Eiweiss- 
Sackes  mit  dem 
Amnion. 

II.  Die  Resorption 
des  Eiweisses. 


38 


1.  Eiweiss  im 
Amnion. 

a)  Ursprung 
desselben. 

b)  Schicksal 
desselben. 

2.  Das  Amnion 
als  Eiweiss 
resorbierendes 
Organ. 

a)  Auffälliges 
dieser 

Vorstellung. 


b)  Ähnlichkeit  d. 
Eiweiss-Sackes  u. 
d.  Amnion-Höhle. 


a)  Ectoderm- 
Auskleidung. 


_  •• 

ß)  Uberkleidung 
mit  Allantois. 


y)  Vaskulari¬ 
sation. 


Amnion-Höhle  findet,  vor  dieser  Zeit  aber  nicht,  und 
die  Annahme  Hirota’s,  dass  dieses  Eiweiss  durch  jene 
Kommunikationsöffnungen  aus  dem  Eiweisssacke  in  das 
Amnion  gelangt  sei,  scheint  mir  sehr  gerechtfertigt  zu 
sein;  da  sich  nun  am  19.  Tage  kein  Eiweiss  mehr  in 
der  Amnion-Höhle  befindet,  so  ist  anzunehmen,  dass  es 
durch  das  Amnion  resorbiert  ist1). 

Das  Eigenartige  dieser  durch  Hirota  angeregten 
Vorstellung  liegt  darin,  dass  ein  Organ,  welches  bisher 
nur  Aufgaben  ganz  anderer  Art  zu  haben  schien,  das 
Amnion,  für  die  Resorption  des  Eiweisses  in  Betracht 
kommt  und  dass  andererseits  dasjenige  Organ,  welches 
ausschliesslich  zu  diesem  Zwecke  angelegt  zu  sein 
scheint,  der  Eiweisssack,  dieser  Aufgabe  anscheinend 
nicht  gewachsen  ist. 

Diese  Vorstellung  verliert  jedoch  ihren  befremdlichen 
Charakter,  wenn  wir  den  Aufbau  des  Eiweisssackes 
und  den  des  Amnions  miteinander  vergleichen. 

Das  Amnion  ist  ja  eigentlich  nur  ein  abgeschnürter 
Teil  der  Serosa  und  besitzt  ebenso  wie  die  Serosa  des 
Eiweisssackes  ein  doppelschichtiges  Ectoderm- Epithel2). 
Ebenso  nun  wie  bei  der  Bildung  der  Eiweisssack- 
Allantois  ein  Abschnitt  der  Serosa  mit  dem  inneren 
Blatte  der  Allantois  verwächst,  findet  auch  eine  teil¬ 
weise  Verschmelzung  des  Amnions  mit  dem  inneren 
Blatte  der  Allantois  statt. 

Auf  der  Eiweisssack-Allantois  gelangt  offenbar  zum 
Zwecke  einer  leichteren  Fortschaffung  der  resorbierten 
Massen  das  Gefässnetz  zu  stärkerer  Ausbildung  als  an 
den  übrigen  Teilen  des  inneren  Blattes 3):  dasselbe  ist 


9  Es  wäre  allerdings  nicht  undenkbar,  dass  das  Eiweiss  aus 
der  Amnions-Höhle  durch  dieselben  Kommunikationsöffnungen  später 
wieder  in  den  Eiweisssack  zurücktrete,  um  dort  resorbiert  zu  werden, 
doch  scheint  mir  dies  wenig  wahrscheinlich. 

2)  Das  Ectoderm  ist  aber  nicht  nur  in  dem  Eiweisssacke  des 
Hühnchens,  sondern  bei  allen  Amnioten  diejenige  Keimschicht, 
welche  bei  der  Resorption  des  dem  Embryo  ausser  dem  Eidotter 
zur  Verfügung  stehenden  Nährmaterials  zunächst  in  Betracht  kommt. 

3)  Dies  entspricht  allerdings  nicht  der  Auffassung  von  Gasco 
(Archives  italiennes  de  Physiologie,  Congres  internat.  de  Rome, 
pag.  XXVI),  welcher  behauptet:  „.  .  .  le  sac  de  l’albumen,  dans  sa 
Constitution  et  dans  sa  fonction  est  independant  de  l’allantoide“, 
und  welcher  über  die  teilweise  Verwachsung  der  Eiweisssack-Serosa 


39 


auch,  wie  oben  geschildert,  der  an  Amnion-Allantois-Ver- 
wachsung  der  Fall. 

Dass  der  nicht  mit  der  Allantois  verwachsene  Ab¬ 
schnitt  der  Eiweisssack-Serosa  ganz  ähnlich,  wie  der 
nicht  mit  Allantois  bekleidete  Abschnitt  des  Amnion 
vaskularisiert  wird,  geht  ebenfalls  aus  dem  bei  Be¬ 
sprechung  der  Vaskularisation  der  Allantois  Gesagten 
hervor. 

Den  Zotten  ähnlichen  Epithel- Anhäufungen  im  Ei¬ 
weisssack  können  wir  aber,  da  sie  keine  Gefässe  ent¬ 
halten  und  bei  manchen  Vogelarten  nur  sehr  gering  ent¬ 
wickelt  sind,  keine  hervorragende  Bedeutung  zusprechen, 
ganz  abgesehen  davon,  dass  mehrschichtige  Ectoderm- 
Änhäufungen  auch  stellenweise  am  Amnion  Vorkommen, 
wenn  auch  nicht  in  denselben  Formen,  welche  sie  am 
Mesoderm-Ringe  zeigen. 

Das  Eintreten  von  Eiweiss  aus  dem  Eiweisssacke 
in  das  Amnion  dürfte  aber  auch  für  die  Raumökonomie 
innerhalb  der  Eischale  von  Bedeutung  sein.  Durch 
dieses  Eintreten  von  Eiweiss  in  das  Amnion  - —  ein  Vor¬ 
gang,  der  durch  eine  event.  Kontraktion  der  glatten 
Muskulatur  der  Eiweisssack-Wand  (siehe  S.  34)  wesent¬ 
lich  unterstützt  werden  muss  —  wird  eine  sehr  schnelle 
Verkleinerung  des  Eiweisssackes  möglich,  wodurch  für 
den  wachsenden  Embryo  Raum  geschaffen  wird.  Aller¬ 
dings  wird  das  Eiweiss  auch  in  der  Amnion-Höhle  einen 
gewissen  Raum  beanspruchen  müssen,  doch  könnte  da¬ 
durch  Platz  geschaffen  werden,  dass  in  demselben  Maasse, 
wrie  Eiweiss  in  die  Allantois-Höhle  eintritt,  ein  Teil  des 
Liquor  amnii  (zur  Deckung  des  durch  Verdunstung  ent¬ 
stehenden  Wasserverlustes)  absorbiert  würde,  so  dass 
der  Füllungszustand  des  Amnions  trotz  des  Eintritts  des 
Eiweisses  nicht  zunehmen  würde. 


mit  der  Allantois  sagt:  „.  .  .  .  cela  doit  etre  attribue  seulement 
ä  des  conditions  topographiques,  c’est-ä-dire  au  marque  d’espace 
au  niveau  du  pole  aigu,  sans  qu’elle  acquiere  pour  cela  la  valeur 
d’un  organ  servant  ä  la  nutrition  .  .  .  .“ 

Derselbe  Autor  leugnet  auch  die  von  mir  in  keinem  einzigen 
Falle  vermisste  Verwachsung  zwischen  Amnion  und  Allantois. 


(P  Epithel-Zotten. 


c)  Zweckmässig¬ 
keit  des  Über¬ 
trittes  von 
Eiweiss  in  das 
Amnion. 


40 


I.  Duval’s  An¬ 
sicht  von  der 
Anordnung  in 
drei  Etagen  senk¬ 
recht  zur  Ei-Axe 


a)  bei  kleinen 
Vögeln 


b)  beim  Huhn. 


Die  Anordnung  der  Hauptbestandteile 

des  Ei -Inhaltes. 

Am  Schlüsse  des  Duval’schen  Atlasses  der  Embryo- 

V 

logie  ist  in  einer  Reihe  von  schematischen  Abbildungen 
ausser  dem  Verlaufe  der  Eihäute  auch  die  Anordnung 
von  Eiweiss,  Dotter  und  Embryo  innerhalb  der  Eischale 
während  der  verschiedenen  Entwickelungsstadien  ver¬ 
anschaulicht.  Diese  Schemata  sind  in  mehreren  Punkten 
nicht  zutreffend,  vor  allem  nicht  für  Hühnereier,  welche 
sie  darstellen  sollen. 

Es  soll  hier  auf  die  Darstellung  der  Eihäute  selbst, 
welche  bereits  durch  II.  Virchow1)  eine  teilweise  Kor¬ 
rektur  erfahren  hat,  nicht  näher  eingegangen  werden, 
sondern  nur  die  Anordnung  von  Embryo,  Dotter  und 
Eiweiss  berücksichtigt  werden. 

Nach  der  Duval’schen  Darstellung  ordnen  sich  unter 
dem  Einfluss  der  Schwerkraft  Eiweiss,  Dotter  und  Em¬ 
bryo  vom  7.  Tage  der  Bebrütung  an  derart  in  3  Etagen 
übereinander,  dass  sich  der  Embryo  am  stumpfen  Pole, 
das  Eiweiss  —  der  specifisch  schwerste  Bestandteil 
—  am  spitzen  Pole  befindet,  während  der  Dotter  — 
welcher  leichter  als  das  Eiweiss  ist  —  die  mittleren 
Partieen  einnimmt.  Dotter  und  Eiweiss  sind  nun  so 
übereinander  gelagert,  dass  die  Berührungsebene  beider 
Substanzen  senkrecht  zu  einer  Axe  steht,  welche  den 
stumpfen  und  den  spitzen  Eipol  miteinander  verbindet. 

Eier,  deren  Inhalt  sich  durch  die  Schwere  derartig 
anordnet,  müssten  dabei  senkrecht  auf  der  Spitze  stehen. 

Wie  weit  dies  bei  den  Gelegen  kleiner  Vögel  (die 
nach  Duval’s  Ansicht  allerdings  annähernd  senkrecht  auf 
der  Spitze  stehend  bebrütet  werden)  zutrifft,  will  ich  hier 
nicht  näher  erörtern,  sicher  aber  kann  durch  die  Schwer¬ 
kraft  eine  derartige  Anordnung  niemals  beim  Hühnerei  her¬ 
vorgebracht  werden,  welches  während  der  Bebrütung  durch 
die  Henne  auf  annähernd  horizontaler  Unterlage  aufliegt1). 

!)  H.  Virchow:  L.  c.  S.  29  u.  S.  38. 

J)  Dass  Hühnereier  bei  der  Bebrütung  nicht,  wie  Daval  dies 
von  den  Eiern  der  Wachtel  behauptet,  auf  der  Spitze  stehend  be¬ 
brütet  werden ,  wird  auch  von  H.  Virchow  gegen  die  Duval’sche 
Darstellung  geltend  gemacht. 


41 


Es  ordnen  sich  denn  auch  beim  Huhn  nach  dem 
Zurückweichen  der  Dotterhaut  infolge  der  ungleichen 
specifischen  Schwere  Dotter  und  Eiweiss  nicht  in  der 
von  Duval  abgebildeten  Art  über  einander  an,  sondern 
die  Trennungsebene  zwischen  beiden  verläuft  ungefähr 
vom  unteren  Rande  der  Luftkammer  bis  zum  spitzen 
Pole  des  Eies1)2). 

Die  ungleiche  specifische  Schwere  der  Teile  des  Ei¬ 
inhaltes  ist  allerdings  ein  sehr  wichtiger  Faktor  für  die 
Anordnung  der  einzelnen  Bestandteile  des  Eies,  durch¬ 
aus  aber  nicht  der  einzige,  und  wenn  Duval  sagt,  dass  das 
Amnion  mit  dem  Embryo  deshalb  den  höchsten  Punkt 
des  Eies  einnähme,  weil  es  der  specifisch  leichteste  Teil 
des  Eiinhaltes  sei,  so  trifft  dies  nur  für  gewisse  Stadien  zu. 

Man  kann  sich  leicht  davon  überzeugen,  dass  zeit¬ 
weise  der  Embryo  sammt  seinem  Amnion  schwerer  als 
die  umgebenden  Dotterabschnitte  sind,  wenn  man  bei 
einem  ca.  6  tägigen  Hühnchen  die  Stellen,  an  denen 
Embryo  und  Amnion  mit  ihrer  Umgebung  in  Verbindung 
stehen,  durchtrennt.  Man  sieht  alsdann,  dass  der  Embryo 
gänzlich  untersinkt:  trotzdem  aber  befindet  sich  derselbe 
auch  in  diesem  Stadium  stets  an  der  absolut  höchsten 
Stelle  des  Eies. 

Die  bei  der  Anordnung  der  verschiedenen  Teile  des 
Eiinhaltes  in  Betracht  kommenden  zum  Teil  recht  kom- 
plicierten  mechanischen  Verhältnisse  habe  ich  an  einer 
grossen  Anzahl  von  Eiern  näher  untersucht  und  gleich¬ 
falls  den  Verlauf  der  Eihäute  genauer  festzustellen  ver¬ 
sucht,  nehme  aber  Abstand,  an  dieser  Stelle  näher  hier¬ 
auf  einzugehen. 


J)  Eine  ähnliche  Anordnung  bildet  Hirota  bei  einem  zehn¬ 
tägigen  Hühnerei  ab. 

2)  Die  Eier  wurden  zur  Feststellung  dieser  Verhältnisse  teils 
frisch,  mit  Hülfe  des  Ooskops  untersucht,  teils  nach  Entkalkung 
und  darauffolgender  Härtung  unter  Wasser  präpariert.  Natürlich  ist 
es  dabei  von  der  allergrössten  Wichtigkeit,  dass  vor  erfolgter 
Härtung  die  beide  Pole  des  Eies  verbindende  Axe  genau  dieselbe 
Richtung  gegen  den  Horizont  behält,  welche  sie  unter  der  brütenden 
Henne  inne  hatte. 


II.  Die  thatsäch- 
liche  Anordnung 
beim  Hühnerei. 

a)  Ungleiche 
spec.  Schwere. 


b)  Andere 
Faktoren. 


42 


Schlussbemerkungen. 

Zu  den  vorliegenden  Untersuchungen  wurde  eine 
grosse  Anzahl  von  Hühnereiern  verwandt,  doch  wurden 
nur  solche  Eier  benutzt,  welche  durch  die  Henne  bebrütet 
waren. 

Ausser  den  Hühnereiern  untersuchte  ich  auch  zahl¬ 
reiche  Arten  einheimischer  Wald-  und  Wasservögel  etc., 
welche  ich  durch  die  Liebenswürdigkeit  eines  mir  be¬ 
freundeten  Arztes  und  Naturforschers,  Herrn  Dr.  Stim- 
ming,  erhalten  hatte,  dem  ich  dafür  an  dieser  Stelle 
meinen  besten  Dank  ausspreche.  Ferner  ist  es  mir  eine 
angenehme  Pflicht,  Herrn  Professor  Dr.  H.  Yirchow  für 
die  Anregung  zu  dieser  Arbeit  und  die  mir  dabei  ge¬ 
leistete  liebenswürdige  Unterstützung  zu  danken. 


Thesen. 


i. 

Ein  Teil  des  Eiweisses  der  Yogeleier  wird  durch 
die  Amnion-Höhle  resorbiert. 

II. 

Es  wäre  zweckmässig,  das  zweite  anatomische 
Präparier- Semester  in  die  Zeit  nach  dem  Tentamen 
physicum  zu  verlegen  und  mit  dem  Operationskursus 
zu  verbinden. 

III. 

Bei  Erfrierungen  leichteren  Grades  ist  die  Behand¬ 
lung  mit  dem  Faradischen  Strom  eine  rationelle. 


Lebenslauf. 


Verfasser  dieser  Arbeit,  Friedrich  Fülleborn,  evangelischer 
Konfession,  Sohn  des  1871  verstorbenen  Rechtsanwalts  F.  Fülleborn. 
geboren  am  13.  September  1866  zu  Culm  an  der  Weichsel,  erhielt 
seine  wissenschaftliche  Vorbildung  auf  den  Gymnasien  zu  Culm. 
Dortmund  und  auf  dem  Köllnischen  Gymnasium  zu  Berlin;  auf 
letzterem  bestand  er  Ostern  1888  das  Maturitäts-Examen  und  wurde 
alsdann  an  der  Friedrich -Wilhelms-Universität  zu  Berlin  immatri¬ 
kuliert  und  in  der  medicinischen  Fakultät  inskribiert.  Er  verblieb 
während  seiner  ganzen  Studienzeit  an  dieser  Universität. 

Am  12.  März  1890  bestand  er  die  ärztliche  Vorprüfung  und  am 
20.  Juli  1892  das  Examen  rigorosum  und  am  27.  Juli  1893  das  me- 
dicinische  Staatsexamen. 

Seit  dem  Winter-Semester  1892/93  bis  jetzt  war  derselbe  in 
der  philosophischen  Fakultät  an  der  Friedrich-Wilhelms-Universität 
zu  Berlin  immatrikuliert.  Er  nahm  Teil  an  den  Vorlesungen  und 
Kursen  folgender  Herren  Professoren  und  Docenten  der  Berliner 
Universität  (resp.  der  Königlichen  Berg- Akademie)  zu  Berlin : 

Bardeleben,  v.  Bergmann,  Behrend,  Benda,  du  Bois-Reymond, 
Dames,  Engler,  Fritsch,  Gerhardt,  Gusserow,  Hartmann  (-)*),  Hertwig, 
v.  Hofmann  (-j-),  Klemperer,  Korschelt,  Leyden,  Liebreich,  v.  Luschan, 
v.  Noorden,  Olshausen,  Preyer,  Rubner,  Scheibe,  F.  E.  Schulze, 
Schweigger,  Schwendener,  Silex,  Sonnenburg,  H.  Virchow,  R.Virchow, 
Wahnschaffe,  Waldeyer,  Winter. 

Allen  diesen  seinen  hochverehrten  Lehrern  sagt  der  Verfasser 
seinen  aufrichtigsten  Dank.