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Full text of "Beiträge zur historischen Syntax der griechischen Sprache"

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tfSrmmiLICIIt [NTWICÜLÜHG 

CONSTRUCJIONEN 

Mi' IN. 



D'- JOSEF STURM 



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WÜRZBURG, 
■■ BUCH- * K0H3THAND1.UHJ, 



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BEIIHiiGE ZUR HISTORISCHEN SYNTAX 



DER 



GRIECHISCHEN SPRACHE. 



HERAUSGEGEBEN VON I. SCHANZ. 



III. HEFT. 

GESCHICHTLICHE ENTWICKELUNG DER 
CONSTRUCTIONEN MIT IIPIN. 



VON 



Jm JOSEF STÜRM 

ASSISTENT AH GYHHASIUH Zu WOHZBXJRG. 



WÜRZBURG. 

A. STUBEH'S BUCH- * KUHSTHAHDLUHG. 

1882.' 



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GESCHICHTLICHE ENTWICKELUIIG 



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WÜRZBURG. 

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A. STUBSR'S BUCH- k KUHSTHAHCLUNS. 

188Z 



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JJie vorliegende Arbeit will die Entwickelung der 

Coniunction nply vom historischen Standpunkte aus beleuch- 

^.^n und hat somit in erster Linie den Zweck, zu einem 

, yingst fühlbar gewordenen Bedürfnis, zum Aufbau einer 

C^istorischen Syntax der griechischen Sprache, einen, wenn 

><uch freilich geringen, Beitrag zu liefern; in zweiter Linie 

^ber die noch immer unklaren und schwankenden Ansichten 

über den Gebrauch der Coniunction izplv in der classischen 

Zeit an der Hand des statistischen Materials und auf Grund 

genauer Vergleichung fester zu gestalten. 

Eine wesentliche Erleichterung für die Bearbeitung 
dieser vielumfassenden Frage gewährten mehrere vortreff- 
liche Spezialuntersuchungen für Homer, Hesiod, die ionischen 
Schriftsteller und scenischen Dichter. Im Anschlüsse hieran 
wurde beabsichtigt, durch weitere Untersuchungen des Ge- 
brauches jener Coniunction bei den lyrischen Dichtern, bei 
Thucydides, Xenophon, den attischen Rednern und Plato 
diese Frage zum erwünschten Abschluss zu bringen. In- 
zwischen war bereits eine ähnliche Arbeit über die Redner 
erschienen, der auch bald eine zweite über Thucydides 
und Xenophon folgte. Beide wurden dem Verfasser erst 




bekannt, nachdem er seine Untersuchung über die Redner 
und Xenophon beendet hatte *)• 

Die Benutzung der übrigen Spezialforschungen war 
eine durchaus selbständige; sie wurden vor allenn hinsicht- 
lich des gegebenen Materials, dann auch nach eingehender 
Prüfung in den gewonnenen Einzelresultaten verwertet. 
Ausserdem sind Homer und Herodot einer nochmaligen 
Bearbeitung unterzogen worden. 



•) Eine nachträgliche Vergleichung der beiderseitigen Arbeiten 
ergab keine wesentlichen Unterschiede, welche fQr das zu gewinnende 
Gesamtresultat von Einiluss gewesen wären. Die Selbständigkeit der 
eigenen Arbeit bekundet sich schon darin, dass die npi^f analogen Fälle 
von «pöxepov ^ in die eigene Untersuchung mit aufgenommen worden 
waren, was in beiden erwähnten Abhandlungen unterblieben war. 



Cap. I. 



Neben icp(v und itipo^ nennt uns die Grammatik noch 
die Partikeln öore, ög, 8aov, S<p' (j) (i<p' ^xe, i<p' 'JTs), 
welche als „Coniunctionen^ verwendet den Infinitiv nach 
sich haben können. Von sämtlichen Constructionen nun 
gehört eine einzige dem Homerischen Sprachgebrauche an, 
nämlich die von izdpo^ und 7cp(v, während die Entwickele 
ung der übrigen einer späteren Zeit vorbehalten blieb. 

Es sind uns somit zur Lösung der Frage, welche wir an 
die Spitze unserer Unteisuchung zu stellen haben, wie näm- 
lich ein durch die Partikel TcpCv eingeleiteter 
Infinitivsatz in die Reihe der Temporalsätze 
eintreten konnte, zwei Wege angewiesen, einmal der 
Homerische Gebrauch, in welchem wir die ältesten 
Spuren besitzen, ferner aber die spätere Entwickel- 
ung der soeben angefahrten Constructionen, 
und zwar in erster Linie der von Sore, &<; und 8aov. 

Bevor wir jedoch zur Besprechung des ersten Punktes, 
zur Untersuchung des Homerischen Gebrauches der Par- 
tikel icpfv übergehen, erscheint es nicht unnötig, noch ein- 
mal die Frage über die Etymologie von izplv und nipo^ 
kurz zu berühren. Es haben sich nämlich diejenigen, welche 
den vorliegenden Gegenstand irgendwie einer Bearbeitung 



unterzogen haben, an Richter ') angeschlossen, welcher nach 
Curüus die Partikel uplv als Comparativforra fasst. Letz- 
terer gibt in den Grund z. d. gr. Etym. 5. Aufl. p. 284 
hierüber Folgendes: „irpCv = irpo— tv für npo — tov ist wie 
lat. pris = prius für pro — ios Comparativ, primus Super- 
lativ von pro^. So ansprechend diese Erklärung auch sein 
mag, dürfen wir uns nicht verhehlen, dass sie ihre einzige 
Stütze in der Analogie der lateinischen Sprache bat; dazu 
kommt aber, dass die Etymologie von prius selbst noch 
lange nicht geklärt ist, wie denn auch schon Curtius an 
ebenderselben Stelle bemerkt: „Corssens abweichende An- 
sicht (Beitr. 434), wonach die Locativform prae allen diesen 
lat. Wörtern zu Grunde liegt, scheint mir schon deswegen 
unwahrscheinlich, weil sie die Identität von pris 
und nply aufheben würde.** 

Ebenso bedenklich erscheint die Contraction der Com- 
parativendung lov zu lv, für die es unseres Wissens keine 
Analogie gibt. Grade die Endung cov wurde erhalten, so 
in dem verwandten icp<&iov früh 0, 470. 

Eine weitere Bestätigung für seine Ansicht glaubt 
Richter (p. 6) darin zu finden, dass eine Comparativform 
den nachfolgenden Infinitiv am besten erkläre. Hiergegen 
ist jedoch zu bemerken, dass nicht allein npiy, sondern 
auch das ihm gleichconstruierte Tcipo^, welches doch offen- 
bar keine Comparativform ist, stets in syntactischem Ge- 
brauche comparativen Sinn hat, und dass öfters auch 7cp6ad>ev 
und iziXai (schon früher) jene Bedeutung erhalten. Dieser 
Gebrauch aber erklärt sich dadurch, dass die Adverbien 
7cp£v und uflcpo^ meist im Gegensatz zur Gegenwart (vöv) 
wirklich gesetzt, oder wenn nicht, so doch stets gedacht sind. 

Wir ziehen daher Harteis Erklärung in dessen „Ho- 
merischen Studien"*) als die einfachere und na- 



*) F, B, Bichter: de particulis npCv et ndpog earumque usu 
Homerico. Diss. Lips. 1874-, mit einigen unwesentlichen Zusätzen un- 
ter dem Titel: Quaestiones homericae I: de particula np(v als Pro- 
gramm des Gymn. Chemnitz zum zweitenmal erschienen. 

2J Sitzungsberichte d. k. Acad. d. Wissensch. 68. Bdn Wien 187 1 p. 453. 



^_ 

türlichere vor, welcher Tiptv aus dem Stamme upo 
und dem Suffixe tv, ähnlich wie ndXiv aus ndX und tv, ab- 
leitet, indem er bemerkt, dass nap und TcaX die wechseln- 
den Formen eines Stammes seien, zu denen sich durch die 
Metathesis Tcpa und nach der Vocalspaltung Tcpo gesellt 
haben. Bezüglich des Suffixes tv verweist Hartel auf das 
lateinische Suffix im, das mit Präpositionen und Pronominal- 
stämmen verbunden werde; upEv bedeute demnach soviel 
als „von weg" oder „früher in der Zeit^. Diese Erklärung 
entspricht ebenfalls dem Homerischen Gebrauche in Rück- 
sicht auf die Quantität von 7ip£v, welches noch in grösserer 
Anzahl lang gebraucht ist. 

Bezüglich der Etymologie der Partikel ndpo^ schlies- 
sen wir uns Curtius an, welcher dieselbe (a. a. 0. p. 269) 
als Genitivform des Stammes uap betrachtet und mit dem 
scr. puras vergleicht. Dasselbe thut Delbrück *), jedoch hält 
er ndpoq selbst für das Neutrum eines Nomens. 

Wir haben sonach in beiden Partikeln ursprünglich 
reine Temporaladverbien zu suchen; ähnliche Bildungen 
aus dem ursprünglich gleichen Stamme und einem Suffix 
oder einer Casusendung sind neben 7cpo~tv und Tcap — og 
noch: Tipo — afl^ev, noik — at, TiaX— tv, nxp — at, Tcap — otfl-ev. 

Als Adverbien der Zeit sind beide bei Homer in Ge- 
brauch; ndpoq erhält später (bei den Tragikern) noch die 
Bedeutung eines Localadverbs z. B. Soph. Ai. 73. Der Be- 
deutung nach sind sie gleich, mag man auch npiy mit dem 
lat. prius, ndpoq mit ante zusammenstellen; sie entsprechen 
den deutschen Adverbien „vorher, zuvor, eher, früher". 

Nach diesen einleitenden Bemerkungen gehen wir zum 
Gebrauche der Partikeln upJv und ndpo^ bei Homer *) über 



*) B, Delbrück: De inf. graec. Diss. Hai. 1863. pag. 34. 

*) Ausser der citierten Schrift von Bichter besitzen wir über 
den Homerischen Gebrauch der Part, «ptv eine Spezialuntersuchung von 
22. Foeret&r: De usu conjunct. nplv homeric. et hesiod. in den Miscell. 
phiL soc. lat. Vratisl. 1863, p. 9 ff. Ferner finden sich in den Abhand- 
lungen über den homer. Infinitiv von Fleischer, Alhreeht und OavalUn 



6 

un^ zwar zunächst, um lür die Entstehung unserer Con- 
struction die nötigen Anhaltspunkte zu gewinnen. 

Das Ergebnis einer Zusammenstellung sämtlicher Ho- 
merischen Stellen ist folgendes: Homer setzt in den 
von der Partikel Trpfv eingeleiteten Temporal- 
sätzen an 81 Stellen das Yerbum derselben in 
den Infinitiv, an 7 Stellen die Modi, und zwar 
6 mal den Coniunctiv, 1 mal den Optativ; der 
Indicativ fehlt vollständig. Nach ndpOQ finden 
wir ebenso wie nach 7cp{v an 12 Stellen den In- 
finitiv, niemals die Modi. 

Diese auffallend geringe Zahl der Modi lässt von vorn- 
herein den Schluss zu, dass die Infinitivconstructionen die 
ältesten und ursprünglichen gewesen sein müssen; ferner 
aber, dass wir in jenen wenigen Fällen die erste Stufe 
der Entwickelung von Modi nach nph zu erkennen haben. 
Sonach ist vor allem zu beantworten, wie es kommt, 
dass nach der Partikel Tipfv überhaupt der In- 
finitiv stehen kann. Hiermit hängt aber naturgemäss 
die weitere Frage zusammen, ob die Partikel selbst in 
diesen ältesten Fällen als Adverb oder Präposition 
zu betrachten ist. 

Die Lösung dieser beiden Fragen ist denn auch vieler- 
seitß versucht worden. Wir haben die verschiedenen An- 
sichten gesammelt und in drei Gruppen geschieden. Zur 
ersten Gruppe zählen wir diejenigen, welche nply als 
Präposition betrachten; zur zweiten alle, welche nply ad- 
verbial fassen und zur Erklärung des Infinitivs eine Ellipse 



die betreffenden Stellen nach verschiedenen Gesichtspunkten geordnet 
aufgezählt : 

0. H, Fleischer: De primordiis Graeci accus, c. infin. ac peculiari 
eins usu Homerico. Lips. 1870 p. 67 und 68. 

C Älhreckt: De accusativi cum infinitivi coniuncti origine et usu 
Homerico; in Curiius Stud. zur gr. u. lat. Grammat. IV. B. Leipz. 1871 
p. 55 u. 56. 

8, J, CavaUin : De temporum infinitivi usu homerico quaestiones. 
Diss. Lundae 1873. p. 11 u. 12. 



zu Hilfe nehmen; sodann ergiBt sich eine dritte Gruppe, 
an deren Spitze Bichter steht, welcher den Infinitiv aus 
seiner ursprünglichen Casusnatur zu erklären sucht. 

Aus der ersten Gruppe führen wir die Ansicht 
Foersters hier an« Dieser geht davon aus, dass 7cp(v, ur- 
sprünglich Adverb, mit dem Infinitiv verbunden als Prä- 
position, mit dem Verbum finitum als Coniunction aufzu- 
fassen sei ; biebei verweist er auf Analogien im Lateinischen 
und Griechischen, wo Adverbien als Coniunctionen sowie 
als Präpositionen gebraucht worden seien. Den Infinitiv 
fasst er als Locativform und erklärt den ausgedehnten Ge- 
brauch desselben aus dem Umstände, dass der Infinitiv 
nach 7cp(v den Begriff einer reinen Handlung bezeichne, 
ohne weitere Angabe, ob eine solche wirklich eingetreten 
sei oder nicht, und ohne Rücksicht auf die Zeit, in welcher 
dieselbe stattfinde. Mit Foerster stimmen überein Englich '), 
ferner Jolly^}, welcher auch öaxe, sowie die übrigen mit 
einen! Infinitiv vorkommenden Partikeln als Präpositionen 
betrachtet; an letzteren schliesst sich Karstens^) an. End- 
lich spricht Capelle in seinen Beiträgen zur Homerischen 
Syntax*) von einem „präpositionsartigen" Gebrauch der 
Partikel TipCv. Def Vollständigkeit halber erwähnen wir 
auch GoUf. Hermanns oft citierte Erklärung in den Anm. zu 
Elmsl. edit. Med. p. 351: Tcpfv ae xeXeOaai = npb xoO xe- 
XeOaa{ ae. 

Der syntactische Grebrauch der Partikel Tcpfv wider- 
streitet dieser Auffassung, die sowohl von Herzog °) als auch 



*) ö. Englieh: De infin. homerico. Diss. Vratisl. 1867. pag, 33 
adn. 17. 

^ J» JoUy: Geschichte des Infinit, im Indogermanischen. Mün- 
chen 1873. pag. 221 u. 239. 

^ J, Karstens: De infinitivi usu Aeschyleo. Diss. Küiae 1877. 
pag. 36. 

*) Öapelle: Philologus 36 (1877), pag. 204; wiederholt im Jahres- 
berichte Philologus 37 (1877), pag. 112. 

5) Herzog: Die Syntax des Infinit. N. Jb. f. Phil. u. Paed. 1873 
pag. 1—^. 



von Richter widerlegt worden ist, indem diese darauf hin- 
weisen, dass Homer noch nicht den Artikel zum Infinitiv 
setzen kann, der allerdings nach einer Präposition zu er- 
warten ist. Ferner hat Richter darauf aufmerksam gemacht, 
dass Tzpl^ bei Homer niemals als Präposition vor ein Sub- 
stantiv getreten ist und sich erst bei Pindar eine derartige 
Stelle findet. Dem fügen wir noch bei, dass auch izipo^ 
nicht so gebraucht wurde '), TcpioO'ev hingegen, welches nie 
einen Infinitiv zu sich nimmt, in den Gebrauch einer Prä- 
position übergegangen ist. Ausserdem lesen wir o, 394, wo 
nach Tcp(v ein Substantiv ohne Prädicat folgt, nicht den 
Genitiv Tcplv Sp?]^, sondern nplv Sp?]. Dass man spätlatei- 
nische Constructionen, wie Hör. Sat. II, 5, 69 : praeter plo- 
rare, Seneca de benef. V, 10: nullum interest inter dare et 
accipere, nicht als Analogien heranziehen kann, bedarf wohl 
keines Beweises. Auflfallender wären die von Wilhelm^ 
angeführten scr. Infinitive nach der Präposition purä. In- 
des hat Jolly (a. a. 0. p. 113 flF. u. 137) darauf hingewiesen, 
dass solche Genitive und Ablative nach purä durchaus nicht 
als wirkliche Infinitive zu betrachten seien. 

Zur zweiten Gruppe haben wir alle jene gerechnet, 
welche zur Erklärung des Infinitivs eine Ellipse zu Hilfe 
genommen haben. So will Bernhardy in seiner wissensch. 
Syntax der gr. Sprache (p. 368) X^yco oder T^yoöjiat er- 
gänzen. Delbrück (a. a. 0. p. 34) nimmt nach Tcipo^ und 
Tzpbi den Ausfall von 4) an. „Hpfv, meint er, habe bei 
Homer, Herodot und den Attikern sehr häufig f\ bei sich; 
letzteres aber habe auch ausfallen können, ähnlich wie im 
Lateinischen „quam^^ nach plus, minus und amplius. Der 
nach Tcp^v gesetzte Infinitiv müsse wie ein Substantiv be- 



1} Man hat an einer Stelle 9, 253 ndpog als Präposition gefasst ; 
auch Bichter cltlert sie als solche. Allein La Boche macht mit Recht 
in seiner Ausgabe (pag. 115) darauf aufmerksam, dass n&^o^ in diesem 
Falle mit oxi|isv zu verbinden sei. 

2} Wilhelm: De infin. linguarum sansc. bactr. pers. graec. ose. 
umbr. lat. got. forma et usu. Iscenaci 1872 pag. 6 u, 8. 



9 

trachtet werden, dessen Casus sich aus dem jeweiligen Satz- 
Verhältnisse ergebe. So sei z. B. in (p, 138: 

|i^ Tcp6ad'e %kioQ e&pi> 96VOU xaxä deoru y^VYjxai 

dvSpöv jivijon^pwv, wp(v y' i^fiia^ SX8^|iev l^w 
der Intinitiv £Xd'£|iev Nominativ; denn es müsse eigentlich 
heissen: |ii) %Xioq ySviijTat Tiplv fj ^XS-lfiev ydvnjxat. Accusativ 
sei der Infinitiv in H, 481 : oiSi xi^ ixXfi 

izply Tciietv, Tcplv Xettpai bntp\uyiX Epov((Ovi. 
,,keiner wagte eher das Trinken als das Opfern (i) SiXn] 
Xel<|^aiy^ Denselben Ausfall von f) nimmt er auch für ndpo^ an. 

Schon von vornherein ist es bedenklich, eine Con- 
struction durch Ausfall einer Partikel zu erklären, da dies 
der Methode, vom einfachsten auszugehen, widerspricht; 
umsomehr hier, wo von 81 Fällen nur 2 nach Tcplv ein i) 
folgen lassen. Ferner stützt Delbrück seine Erklärung auf 
bereits fertige Constructionen und constatiert, was auch 
Richter getadelt hat, einen Casuswechsel, der beim Ho- 
merischen Infinitiv noch nicht existiert % eine Massnahme, 
welche sofort auch dadurch unmöglich wird, wenn wir die 
bereits zusammengesetzte Construction in H, 481 auf eine 
einfache also reduzieren: „keiner trank eher, bevor er 
spendete". 

Mit der Erklärung des Letzteren stimmt die von 
Schoemann^) bezüglich des Ausfalls von 4) überein; dieser 
verweist ausserdem auf analoge Constructionen mit Soxe, 
wobei er in den Fehler verfällt, diese Constructionen vom 
fertigen Sprachgebrauch aus zu erklären und so zur offen- 
bar falschen Ansicht geführt wurde, z. B. Q, 368 in: 
y£p(i)v Si TOI oOxo^ i7cif]Sel, £v5p' ä7ca|i6vaad'ai einen abge- 
kürzten Ausdruck für yepafxepoG f) &ozb iybpa in»- 
{iuvaod'ai zu finden, eine Erklärungsweise, welche mit dem 
Wesen des Homerischen Infinitivs in directem Widerspruch 
steht. 



*) Vgl. Meierheim: De infinitivo Homerico cap. III. Spec. I u. II. 
Spec. I: Diss. Gotting. 1875 und Spec. II: Programm v. Lingen 1876 
p. 4 flF. 

s) aehoemann: Jb. f. cl. Phü. (Fleckeiaen) 1869 p. 222 ff. 



10 

Hieran scbliessen wir Herzogs Ansicht, die offenbar 
eher einen Rückschritt denn einen Fortschritt bekundet. 
Dieser fasst (a. a. 0. p. 18) den Infinitiv nach icpfv und 
Tcipos ebenso wie den imperativischen und optativischen 
Infinitiv elliptisch. Er sagt: „Von einem sogenannten absol. 
Infinitiv auszugehen, d. h. den Infinitiv frei zu fassen als 
reines Abstractumj ginge, wenn diese Constructionen einer 
späteren Zeit angehörten. Bei Homer aber bedürfen wir 
einer einfacheren Erklärung: „der elliptischen". Beim im- 
perativ. Infinitiv ist dies längst erkannt, aber auch bei 
Tcpfv und Tzipoz wird es das richtigere sein. Diese sind 
bei Homer da, wo sie mit dem Indicativ vorkommen, Ad- 
verbien, warum sollten sie nicht auch mit dem Infinitiv so 
zu fassen sein?" Sonach erklärt er O, 224: 

Tpcoag S' oö 7cp2v Xifj^co ÖTCepcpciXou^ ivap^t^cov, 

npiv SXaai xaxi deoio. 
„ich will nicht eher aufhören mit dem Töten, eher [soll 
es kommen] zum Treiben nach der Stadt". 

Ueber die Selbständigkeit des imperat. Infinitivs kann 
nach den neueren Untersuchungen kein Zweifel herrschen; 
zeigt sich doch in ihm recht deutlich seine alte Casusnatur, 
welche das Ziel, die Richtung andeutet *). Mit Recht wurde 
denn auch diese Ansicht von Meierheim (a. a. 0. Sp. II. p. 2) 
widerlegt, indem dieser speciell darauf aufmerksam macht, 
dass nach einem verbum accidendi (z. 6. in $, 224 ^ufi- 
ßafvstv) bei Homer sich weder der Infinitiv noch der Acc. c. 
Inf. findet. Damit ist Herzogs Ansicht völlig unhaltbar gemacht. 
Zum Schlüsse geben wir Meierheims und Tudeers *) Er- 
klärungen. Ersterer geht (a. a. 0. Sp. II. 2) von solchen 
Stellen aus, wo die Partikel icpiv zweimal steht. Diese hätten 
keinen Einfluss auf den Infinitiv gehabt, wie aus E, 288 
hervorgehe: 



*) Vgl. unter Andern : JoUy a. a. O. p. 215 und in einer Arbeit 
in Cfuriius Stud. VI, 1873, p. 217 ff.: „Die einfachste Form der Hypo^ 
taxis^. p. 245. 

•) Ose. Aem. Tudeer : De infinit, sermonis homerici ratione syn- 
tactica. Disput, academica. Helsingforsiae 1876 p. 132.. 



11 

dtip oö [iiv acpöf y' df(D 
Tuptv y' iTioTiauaeoftat, TzplY y' i!) Ix6p6v ye Tieaivxa 
a?|iaTo^ £aat "Apifa, xaXa6ptvov TcoXe[iiaTi^v. 

Hier hätte das zweite Trptv ye weggelassen werden können, 
so dass die Stelle gelautet hätte: o5x dfci) Tcpfv y' änonaü- 
aeofl-at, •?} Sxepov äoat; dann bezeichne der Infinitiv seiner 
alten Natur gemäss das Ziel und weise auf das Bevor- 
stehende hin. Der gewöhnliche Gebrauch habe sich erst 
dann entwickelt, als im Infinitiv die verbale Kraft so stark 
geworden sei, dass er in Nebensätzen angewendet werden 
konnte. Aehnlich will Tudeer die ursprünglichste Form 
der Construction in jenen Stellen erkennen, wo der von 
TTpiv abhängige Infinitiv einem vorhergehenden durch das 
Prädicatdes Hauptsatzes hervorgerufenen Infinitiv entspricht; 
er erklärt demnach S, 45 : 

&q Tuox' äTCTjirefXrjaev hl Tpdbsaa' dyopeucöv, 
|ii) Tcplv Trip vTjöv irpoxl IXcov ÄTiovieoftat, 
irplv Tzupl vfjas äviTcpfJaat, xxelvat Sk xal aöxo6$, 

„er drohte, er werde nicht vorher zurückkehren, vorher 
aber (ergänze: drohte er) werde er die Schiffe anzünden". 
Hieraus hätten sich sodann Constructionen entwickelt wie 

H, 480: oöSfe xt^ IxXrj 

7cp2v m^ecv, Tcpcv Xet(]/at {)7cep[i£ver Kpovc(i)vi. 

Mit diesen Erklärungen kommen wir nicht weiter als 
mit der von Delbrück; denn auch Meierheim bleibt schliess- 
lich nichts übrig, als zur Partikel f) seine Zuflucht zu nehmen, 
die an jener Stelle E, 288 deswegen gesetzt ist, um das zweite 
Glied 2xep6v ye etc. dem ersten acpöl" — nply y' inonaüata- 
%'(xi gegenüber zu stellen. Zweitens aber musste auch er, 
nachdem er einmal diese bei Homer einzig in ihrer Art 
dastehende Stelle (denn X, 266, die zweite Stelle mit nply 
y' •?}, hat gleichen Wortlaut) zur Grundlage genommen, für 
die übrigen 79 Fälle eine Ellipse constatieren. Letzteres 
gilt zum grossen Teile auch für Tudeer; denn die Fälle, 
auf welche er seine Annahme stützt, sind ebenfalls äusserst 
selten. 



12^_ 

Zur dritten Gruppe übergehend, führen wir die 
Ansicht Richters an. Dieser .spricht sich (a. a. O. p. 28 f.) 
dahin aus, dass icp^v wie mit den Modi, so auch niit dem 
Infinitiv verbunden auf dem Wege der „Correlation" eine 
„Coniunction" geworden sei. Seine Erklärung, auf welche 
Weise Tcpfv den Infinitiv zu sich nehmen konnte, entbehrt 
der nötigen Sicherheit und Klarheit; Capelle hat dieselbe 
in seiner Recension (a. a. 0. p. 111) geradezu als unver- 
ständlich bezeichnet. Richter beruft sich nämlich auf den 
Ausspruch Langes ^)^ „dass nicht bloss das Verbum fini- 
tum, sondern auch das Nomen (Substant. wie Adiect.), ja 
sogar eine bestimmte Casusform oder auch ein Adverb, 
beziehungsweise ein durch Präposition und Casus gebildeter 
Ausdruck die Fähigkeit in sich habe, prädicativ verwendet 
zu werden". Hieraus schliesst er (p. 30): „ergo infinitivus 
(als Casus eines abstract. Substantivs) solus usurpari potest. 
Quid? quod infinitivus apud Homerum est in enuntiatis, 
quibus sive voluntas continetur sive Imperium? Itaque in- 
finitivus post Tcpfv collocatus prorsus convenit Homerico 
usui dicendi eoque demonstratur, infinitivum etiam in sen- 
tentiis secundariis adhiberi posse". Dieser Erklärung sind 
Prame^ und Lüth^} in ihren Arbeiten gefolgt, letzterer 
mit dem Unterschied, dass er in jenen Sätzen, deren Haupt- 
satz eine Negation enthält, die ursprüngliche Construction 
erkennen will. 

Vor allem musste Richter durch Beispiele belegen, 
wie er den Infinitiv jeüer aus Langes Arbeit citierten Regel 
angepasst wissen wollte. Denn aus dem Gesagten ergibt 
sich nur, dass er den Infinitivsatz als ursprünglich selb- 
ständiges Glied einer Periode betrachtet; hingegen ver- 



*) L, Lange: der homerische Gebrauch der Partikel sl. Leipzig 
1872. p. 215. In den Abh. d. k. s&chs. Gesellsch. d. Wiss. XVL B. 
1874. p. 521. 

*) Ono. Prause: de particulae xcpiv usu tragico et Aristophaneo. 
HaL Sax. 1876. p. 4. 

•) O, Lüth : de usu particulae irpCv, qualis apud oratores Atticos 
fuerit. Rost. 1877. p. 7 u. 8. 



13 

missen wir nähere Angaben über das Verhältnis von iipfv 
zum Infinitiv, sowie über den inneren Zusammenhang von 
Haupt* und Nebensatz ; unklar ist weiterhin die Bemerkung 
über die Entwickelung der selbständigen Infinitive, die er ' 
mit jenem Satze von Lange in Verbindung bringt. Seine 
Ansicht endlich über die Entstehung der Construction auf 
dem Wege der Correlation, welche sich auf die öftere 
Wiederholung der Partikel Tcpfv in Vordersatze stützt, soll 
später im Zusammenhang mit anderem gewürdigt werden. 

Die richtige Methode, welche uns zur Lösung unserer 
Frage führen kann, ist eine genaue Betrachtung des Ho- 
merischen Infinitivs. Wir müssen vor allem der Grund- 
bedeutung eines solchen Infinitivs nach npCv auf die Spur 
zu kommen suchen, wie dies auch später bei Betrachtung 
des Coniunctivs nach Tcp^v unsere Aufgabe sein wird. 

Diesen Weg hat Wagner ') eingeschlagen, indem er in 
seiner kurzen Erklärung über die Entstehung unserer Con- 
struction von solchen Infinitiven ausgeht, welche die Gram- 
matik als Infinitive der Rücksicht, der Beziehung bezeichnet. 
Zum Beleg wählt er folgendes Beispiel 0, 642: 

Der Infinitiv ^i.y(t(5%'a\. tritt ebenso wie w65as limi- 
tierend zu £p,e{v(dv und hängt von dem in £p,e(va)v liegenden 
Vergleichungsbegriffe ab; wir übersetzen die Stelle: „er ist 
besser in Bezug auf seine Füsse und in Bezug (in Richtung) 
auf das Kämpfen". Vgl. noch A, 258 und K, 437. Gleich- 
wertig sind die nach iipJv gesetzten Infinitive. Den einfachen 
Satz: TOÖTO Syivexo (und oöx SySvero) Tiplv iXko xt yevfeafl'at 
erklärt Wagner also: „Dies geschah eher in Bezug auf das 
Geschehen von etwas anderem". Der Vergleichungsbegriff 
ruhe offenbar in Trpfv, der ganze Satz toöt' bf^^zzo wplv 
werde auf irgend einen bestimmten Fall bezogen. 



*) E. Wcbgnerx De usu particulae «pCv Thucyd. et Xenophont. 
Rost-Suer. 1879. p. 6. f. 



14 

Diese Erklärung Wagners verdient vor allem deshalb 
volle Zustimmung, weil sie mit der Natur des Homerischen 
Infinitivs im Einklang steht; f&r ihre Richtigkeit dürfte 
weiterhin noch der Umstand sprechen, dass auch wir ganz 
unabhängig von Wagner zu demselben Resultate gekommen 
waren. Wir fügen nunmehr einige Belegstellen^) bei, um 
an denselben die vorgebrachte Ansicht noch deutlicher zu 
erweisen. So ist z. B. der Infinitiv auf ein Pronominaladiectiv 
bezogen Z, 463: aol S' aö v4ov Saaexai iXyo^ 

X'^TSl' T010O8' äv5p6^, ä(iäveiv So6Xcov ^|iap. 
Vergleichen wir damit 9, 173: 

ob yöEp Tot ai ye Totov iyefvaxo wdxvta (ii^xv)p 

o76vTe ^uxfjpa ßtoO t' i|Jievai xal bXazG>y, 
so wird man zugeben, dass hier o76vTe füglich fehlen könnte; 
der durch oKvte wiederholte VergleichungsbegriflF ruht in 
Z, 463 in tocoOS' iv8p6^. Ebenfalls auf den Acc. eines Ad- 
iectivs bezieht sich ein Infinitiv l^, 230: 

TÖv |iiv 'Adifjvafn] flijxev, Atig Sxysyaüra, 

{iei^ovoE t' ÜQiSieiy xal TcdEaaova. 
In V, 33 liegt der VergleichungsbegriflF in einem Adverb: 

ionaolinq S' £pa x(p xax^Su (fio^ i]eX(oto 

56p7cov inoly(^to9'ai. 
In dem Gesamtausdruck äonaaEo)^ S6pTCQV inolyEod'ai 
erkennen wir eine adverbiale Bestimmung des Prädicates; 
dieselbe gibt hier die Art und Weise, den Umstand an, 
unter welchem der Untergang der Sonne erfolgte. 

Wie nun hier zu einem allgemeinen Adverb, müssen 
wir uns zu den Temporaladverbien TcdEpog und Tipfv bezüg- 

^] Wir verweisen ausserdem auf die von Meierheim a. a. O. Sp. 
II. pag. 4 ff. gesammelten Beispiele. Ueberhaupt hat der Homerische 
Infinitiv durch die in dem letzten Jahrzehnte veranstalteten Unter- 
suchungen eine sichere Grundlage gewonnen. Vor allem hat Meierheim 
den Infinitiv seinem syntactischen Gebrauche entsprechend auf dativi- 
schen Ursprung zurückgeführt, indem er mit Recht in dem finalen und 
consecutiven Infinitiv die älteste syntactische Form erkennt. Auch jene 
zahlreichen Infinitive, die für uns hier in Betracht kommen, hat der- 
selbe auf ihren dativ. Ursprung zuräckgeleitet. Aehnliche Resultate 
ergaben sich aus der Arbeit von Tudeer; vgl. besonders a. a. 0. pag. 104. 



15 

liehe Infinitive gesetzt denken. Wir haben oben gesehen, 
dass Tzply und nipo^ bei Homer nur in dieser Eigenschaft 
angewendet wurden; dies nötigt uns von vornherein, sie 
in gleicher Eigenschaft auch mit dem Infinitiv verbunden 
zu betrachten. Eine derartige Zusammenstellung 
aber fand statt, um als adverbiale Zeitbestim- 
mung zum Prädicate eines Satzes heranzutreten. 
Wählen wir, um dies klar zu machen, eine Construc- 
tion mit TCocpo^; denn gerade in diesen durchweg sehr ein- 
fachen Constructionen glauben wir die ältere Form am 
meisten gewahrt zu finden ^). M, 221 : 

oöS' iziXeoot f^pcov 56(ievat xexieaaiv iolatv. 
Wir übersetzen: „er Hess ihn los vorher im Bezug auf das 
Kommen^' ; ndpoQ Uiadui ist explicativer Natur ; es gibt den 
Zeitpunkt des Loslassens an. Ebenso klar ist dies in fol- 
gender Stelle, wo bereits im Prädicat ein Zeitb^riflF liegt, 
der nun noch näher expliciert wird. 11, 322: 

icp^ ipe^cEp^evo^ nplv oindaai 
„er kann zuvor auslegend eher im Bezug auf das Stossen^^ 
Oder H, 480: obSi xk; hXrj 

TTplv Tciieiv Tcplv Xet4;ai äicepiuvic Kpov(o>vc 
auf die einfachste Form zurückgeführt : „keiner trank eher 
in Bezug auf das Spenden^. 

Vor allem erkennen wir aus diesen Beispielen, dass 
sie in ihrer ursprünglichen Form keineswegs einen 
*aus zwei Gliedern zusammengesetzten Satz 
bilden. 

Bevor wir nun die weitere Entwickelung der Con- 
struction verfolgen, wollen wir untersuchen, ob nicht auch 
die nachhomerischen Constructionen mit ßore, d>( und 8aov 
c. Infinit ebenfalls auf ein ursprünglich einfaches Satzver- 
hältnis zurückzuführen sind. 

Wie schon angedeutet, ist Saxe bei Homer noch nicht 
zur Einleitung eines Folgesatzes in Anwendung ge}^ommen ; 



^) Der Nachweis ist pag. 22 geführt. 



16 

vielmehr tritt es in den Homerischen Gedichten nur als 
Vergleichungspartikel auf, während der einfache Infinitiv 
stets an Stelle des später von dieser Partikel eingeleiteten 
Folgesatzes steht. Wir verweisen auf Soph. Elect. 393: 

und ebenda 822: 

Tci^üxev SaS-Xö^, öor' äpxelv cpJXot^. 
Hiemit vergleichen wir Homer p, 347: 

aiSä)^ S' oöx dyaS^ xexp>]!^^vq> dv8pl Tcapeivat, 
wozu Ameis bemerkt: odBäiq S* oöx iya9^ mit icapetvat ist 
persönliche Construction mit dem Infinitiv des Bezuges, wo 
wir erwarten: „es ist nicht gut, dass Scham beiwohne". 

Jedoch hat man an zwei Stellen Spuren einer Ent- 
Wickelung zu finden geglaubt; nämlich I, 42: 

el Sh ool a&T^ '8'U[iö^ iiziaoMxai ßore v^eo^ai 
und p, 20: 

oö yip iizl GTtafl'p.otat (ievetv 5xt tyiXUoq eJ|it, 

öot' £iitT£cXa[i£vq) cn]|idEvTopt iroEvTa utflioÖ'at. 
Fleischer*') erkennt mit Classen in diesen Stell^ff den 
deutlichen Anfang zu dem späteren Gebrauch von ßore. 
Ebenso Meierheim^')\ doch ist nach ihm öoie an diesen 
Stellen noch nicht in relativem Sinne gebraucht, sondern 
besitzt noch seine indefinite Bedeutung. Herzog ta. a. 0. 
p. 17) und mit ihm Capelle (Rec. p. 111) fassen es wie 
sonst bei Homer als relative Vergleichungspartikel und 
setzen v^ead'at noch unmittelbar zu iTciaauTat, utS'eafl'at zu 
TYjXfxos ins Verhältnis. Aehnlich erklärt Delbrück (a. a. 0*. 
p. 33) die erste Stelle: „si animus te impellit velut ad 
proficiscendum". Mit Recht macht dieser weiter darauf auf- 
merksam, dass die der Partikel öoxe später beigelegte Be- 
deutung aus der ursprünglichen Bedeutung des Infinitivs 
genommen worden sei, ßoxe aber selbst nicht den Infinitiv 
regiere. Unserer Ansicht nach ist in den beiden Fällen 
deutlich der Weg gezeigt, wie öore Consecutivpartikel 



^) Fleischer a. a. O. p. 27 Anm. 

*) Meierheim a. a. 0. Sp. I. p. 17 Anm. 



17 

werden konnte; der Infinitiv hängt allerdings nicht von 
&(Tze, sondern vom Prädicate ab, wie dies auch aus S, 
260: inü fiSTj [lot xpaSJij zizpaino vdeoS-at verglichen mit 
I, 42 hervorgeht. Noch bei Herodot wurde dies Verhält- 
nis gefühlt; denn es finden sich Stellen, an denen &crce voll- 
ständig fehlt; so z. B. VI, 5: dv^eOxsv Sij ob yäp lnei9'e 
Toug Xlo\>Q &(3xt icouTc^ SoOvai yia^j Siiß?] i^ MutiX'^vtjv 
xal licstae Aeaßfous Soövai o£ vfea^. Vgl. auch VII, 6: 
xal £v£ic£iae Saxe Tcot^eiv xaOxa Sdp^ea. Ein Unter- 
schied zwischen &axe 6oOvai und dem einfachen Infinitiv lässt 
sich nicht erkennen. Das ursprüngliche Abhängigkeitsverhält- 
nis des Infinitivs vom Prädicate des Hauptsatzes musste später 
mehr und mehr schwinden, besonders al» auch Subiects- 
wechsel in beiden Sätzen zulässig wurde, also der Infinitiv 
c. Acc. nach Soxe gesetzt werden konnte; wiewohl immer- 
hin durch die Partikel die Abhängigkeit des Infinitivs vom 
vorangehenden Prädicate des Hauptsatzes angezeigt wird. 
In seiner ursprünglichen Form also, und das ist für uns 
das Wichtigste, bestand ein derartiger Folgesatz nicht aus 
zwei Gliedern ; sobald die alte Bedeutung von öaxs schwand, 
konnte und musste sich ein Verhältnis von Vorder- und 
Nachsatz bilden. 

Nicht unwichtig für unseren Zweck ist weiterhin die 
Entwickelung von &^ und &<jov. '£2g findet sich erstens der 
Partikel . Soxe ganz analog gebraucht; z.B. bei Herodot 
und Aeacbylus ; seine Ent wickelung ist der von Soxe gleich. 
Zum Beleg erwähnen wir Aesch. Pers. 431 *) : 

&Q xot^Se xal Sl^ ävxiaY]x(&aai ^oit^ 
und vergleichen damit Aesch. Ag. 1034: 

o& yip xotoöxog öote ö-pijvijxoö xo^etv. 
Sodann lesen wir (S>c ebenso wie 6aov schon bei Hero- 
dot vor den sogenannten selbständigen Infinitiven, vor denen 
beide Partikeln bekanntlich auch fehlen können; z. B. fio- 
xktv i{io( III, 135; c&g i\iol 8ox£etv V, 58. 



*) Vgl. Karstens: a. a. 0. p. 21. 



18 

Delbrück (a. a. 0. p. 31) bemerkt über die Auslassung 
von (bq vor diesen Infinitiven, dass nur zwei Annahmen 
gestattet seien, entweder müsse der Infinitiv von der CJon- 
iunction abhängig gedacht und diese in den Fällen, wo der 
einfache Infinitiv stehe, als ausgefallen betrachtet werden, 
oder es sei der Infinitiv unter allen Umständen absolut zu 
fassen. Die Richtigkeit letzterer Ansicht werde sofort für 
den klar sein, welcher 8oov und 6^ in ihrer ursprüng- 
lichen Bedeutung fasse. Als Adverb oder Casus des Rela* 
tivstammes seien sie zunächst in adverbialen Gebrauch 
übergegangen und liessen, zum Infinitiv herangetreten, das 
durch den Infinitiv Ausgesagte gewissermassen bedingt er- 
scheinen; wirkliche Coniunctionen, welche den Infinitiv 
regierten, seien sie also ursprünglich nicht. Schömann (a. a. 
0. p. 228) sieht in solchen Infinitiven einen „limitierenden 
Zusatz^^ und erklärt Sophocles 0. R. 82: äXX' dxdaai p,^v i^Su^ 
„der Bote ist erfreulich, soweit sich vermuten lässt". Auch 
unserer Ansicht nach waren diese scheinbar absoluten In- 
finitive, ebenso wie die nach wate gesetzten, ursprünglich 
von einem Prädicate abhängig; denn vergleichen wir 0. R, 
82 : „er kommt angenehm in Beziehung auf das Vermuten', 
mit 0. K. 16: x^P^^ 5' SS' fep6$, &<; ÄTceixiaat ^), so haben 
wir eine Erklärung, wie sowohl 6? hinzutrat, indem vor 
den zu Up6Q limitierend gesetzten Infinitiv äueix^aat noch 
eine nähere Bestimmung „auf irgendwelche Weise" gesetzt 
werden konnte, dann aber auch, wie der Infinitiv ohne 
6? selbständig wurde. Wie nun, wenn uns schon Homer 
selbst ein derartiges Bild gibt! Bereits haben wir Z, 463 
und cp, 173 nebeneinander gestellt (p. 14), in welch' letzterer 
Stelle durch Beifügung von ofov gewissermassen ein zweites 
Satzglied geschafien wurde. Betrachten wir nun erst e, 483 : 
cp6XX(i)v yip Stjv x^^^i ^iXtS-a ttoXXt^, 
öoaov t' fjfe 56(1) f^h xpets ävSpag ip6a*at, 
so ist klar, dass der Infinitiv auch ohne 8aaov bereits limi- 



«) vgl. die von Sehneid,-Nauek zu Trach. 141 citierten ähnlichen 
Stellen aus Sophocles. 



19 

tierend zu x^^^^ tzoXX^ 6>jv treten konnte; nun setzte aber 
Homer zur näheren Bestimmung des Infinitivs noch ein 
Saoov hinzUj wodurch wir den Sinn erhalten: „soviel um 
zu schützen^^. Dieser Infinitiv ipüa9ui ist also nicht in erster 
Linie von 8aaov abhängig zu denken. 

So sehen wir bei sämtlichen Infinitivconstructionen, 
dass ursprünglich ein einfaches Satzverhältnis vorlag; sämt- 
liche Infinitive sind limitierend ; nur ist für die Entstehung 
der besprochenen Constructionen der Unterschied hervor- 
zuheben, dass der Infinitiv bei iipCv und TcdEpo^ limitierend 
zu jenen Adverbien herantritt, während die Adverbien öore, 
&z und Saaov zur näheren Bestimmung vor einen bereits 
erklärenden Infinitiv gesetzt werden. Sobald die ur- 
sprüngliche Bedeutung der Partikel verwischt 
war, musste die Zweiteilung des einfachen 
Satzes erfolgen und die mit icpfv und öaxe ver- 
bundenen Infinitive die Gestalt abhängiger 
Aussagesätze annehmen. Dies bei öaxe zu verfolgen, 
wäre um so interessanter, als hier erst allmählich der In- 
finitiv c. Acc. Raum gewann. 

Nach diesen Erörterungen wäre nunmehr zu betrach- 
ten, wie sich allmählich in unserer Construction das Ver- 
hältnis von Vorder- und Nachsatz ausbilden konnte. 

Wir haben in der Verbindung der Partikel iip£v mit 
einem Infinitiv zunächst eine einfache adverbiale Zeitbestimm- 
ung des Prädicates gefunden; so z. B. N, 172: vate 8i ü'^Saiov, 
iiplv SXä-etv ufag 'Axatöv. Hiermit vergleichen wir die erste 
Stelle der Ilias A, 97 : 

obS* Syt nphf Aavaotatv itixia Xoiyby in&ati^ 

Tzpl)f y' inb naxpl tplXtf S6|ievai ikix&niSix xoup7]V 

inpidvfi^fj ÄviTcotvov, äystv y Eep^v ^xaT6|ißy]v 

ig Xpüoyjv 
oder e, 462 : 

a(p(dVv Sk nply icep Tp6{ioc iXXaße ^alSL[ia yula, 

Tcplv 7r6Xe|i6v t' ISitiv noXi[ioi6 xe p,£p|iepa Spya. 

In A, 97 und 6, 4S2 erkennen wir ganz deutlich das 
Verhältnis zweier zu einander in Beziehung gebrachter 



20 

Sätze; in beiden findet sich die Partikel nph, an letzterer 
Stelle stets zu Anfang des Satzes gesetzt. Von yornherein 
wird es nun klar sein, dass beide Partikel ursprünglich die* 
selbe Bedeutung haben mussten^ und dies kann keine an- 
dere sein, denn die adverbiale. In den doppelt ge- 
setzten Adverbien nun haben wir den ersten 
Uebergang aus dem einfachen zum zusammen- 
gesetzten Satze zu suchen, und dies Verhältnis wird 
um so klarer, wenn wir erkennen, dass die allgemeine Zeit- 
angabe des ersten npl^f durch den Inhalt des folgenden mit 
Tzpiyf eingeleiteten Infinitivsatzes näher bestimmt wird. 

Betrachten wir von diesem Gesichtspunkte geleitet 
A, 97, so finden wir die allgemeine 2ieitbestimmnng der 
Partikel Tcpfv in dem Satze: „oö8' Syt nply — dnciaet" 
durch den epexegetisch beigefügten Infinitivsatz Tcpiv y ino^ 
S6p,evac etc. noch einmal und zwar genauer fixiert; das 
erste icp^v aber zeigt schon im voraus auf den Zusammen- 
hang sowie auf die Art der Verbindung von Vorder- und 
^Nachsatz hin, welch' letzterer, hierdurch fühlbar geworden, 
auch schärfer geschieden werden musste. Die Wieder- 
holung der Partikel im Vordersatze war offenbar ein Be- 
dürMs der Deutlichkeit; die epexegetische Kraft des fol- 
genden Infinitivsatzes aber ist so recht an der angeführten 
Stelle durch die Partikel yi bezeichnet. Der limitierende 
Infinitiv schliesst sich an das zweite 7cp{y an; dieses steht 
ebenso wie das erste als Zeitadverb in enger Beziehung zum 
Prädicate des Vordersatzes. Wir erklären demnach A, 97 : 
„nicht wird er eher das schmachvolle Verderben abwen- 
den, eher wenigstens im Bezug auf das Zurückgeben 
u. s. w." Derartige epexegetische Infinitivsätze finden sich 
aber auch sonst noch bei Homer; so z. B. K, 17: 
^5e 5i ol xaxi fl-uiiöv iplaxri 9«^veT0 ßouX'^, 
NfeoTop' Ituc iipwxov NrjXi^rov SXö'fep.ev dvSpa^v, ferner 
0, 510: T^fitv 5' oÖTts ToöSe v6o€ xai (ifjxts i|ie£vü>v, 

wo der Infinitivsatz fj — [il^at den durch ToOSe angezeig- 
ten Gedanken enthält. 



21 

.Wirklich als Coniunction konnte jedoch vorerst in 
solchen Sätzen bei Homer die zweite Partikel noch nicht 
gefühlt werden ; auch war andererseits die in dem In&nitiv 
liegende Grundbedeutung noch erhalten. Dies zeigt vor allem 
ß, 373: dXX' 5|ioaov (i^ |i7]Tpl ^IXiq xdSe (iudi^aaadwt, 

TtpJv y' 6t' äv ivÖExitTj xz 5u(o8exix7] te y^vi^xat, 

&(; Sv (1^ xXa(ouaa xaxi XP^^ xaXöv IdnvQ. 
Lassen wir vorerst den Unterschied zwischen Coniunctiv 
und Infinitiv unberücksichtigt ; soviel ist klar, dass der Con- 
iunctiv nicht von 7cp(v, sondern von St* dlv abhängt; nplv 
ist in der Formel 7tp£v y' 8x' äv reines Adverb ; es muss dem- 
nach der Infinitiv no^'iaai auf dasselbe bezogen werden. 
Dass sich dieser hier ohne Verbindung anreihen konnte, 
zeigt noch fühlbar dessen alte Kraft. Weiterhin entsprechen 
sich als gleichwertige Satzglieder 8t' äv — ytrrjxai und der 
Infinitiv izod-kaai] beide schliessen sich an das Adverb icp(v 
an und dienen zur Zeitbestimmung des Prädicates; ver- 
gleichen wir mit dieser Stelle 8, 746: 

1(160 8' iXtxo |xiyav 8pxov 
(1^ icplv aoi Ipietv, icplv 8(o8exäTi7v ye yeviad-ai 
fl d* a&Tf]V 7cod*&aai xal ä(pop{ii^ivTO( äxoOaai, 
so gibt dieselbe für unsere aufgestellte Ansicht über Ent- 
wickelung von Yorder* und Nachsatz volle Bestätigung. 

In welch' engem Zusammenhange endlich noch der 
mit TCpCv eingeleitete Infinitiv zu seinem Vordersätze gefühlt 
wurde, zeigt P, B02: oö yäp SycDye 

"ExTopa nptafi(8T]V (liveo^ axifjcreaduc dta> 
u p £ V y' in* 'AxtXXfjoc xaXXfxptx® ß i^ fi e V a t Imzta 
y(bX xaxaxxe^vovxa, (poßfjaaC xe axl'xpK; äv8pG)V 
'Apyefcöv, ij x' aöxög Ivl icpc&xoiacv iXolrj. 
Würde hier 7ip(v nicht noch als Adverb gefühlt wer- 
den, so wäre unserer Ansicht nach die paratactische An- 
fügung des Satzes ij x' — äXo(>j an den Hauptsatz oö yip 
— 8t(ö nicht möglich gewesen; denn offenbar entsprechen 
sich hier als Hauptglieder oö — oxi^aeafrat itw Tcpfv — 
ßi^lJievat etc. — 'Apyefwv und ?) — äXotrj. 



22 

Nun haben, wie schon erwähnt, Richter und mit ihm 
Prause und Lüth^ gestützt auf Stellen wie A, 97 für die 
Entwickelung unserer Construction die Correlation ange- 
nommen. Diese Ansicht hat ersterer (p. 28) besonders da- 
mit begründen wollen, dass in den fünf ersten Büchern der 
Ilias (A, 97; B, 348, 354, 413; A, 114; E, 218 und 287) nur 
^pjv — nply sich finde mit Ausnahme von E, 218, welche 
Stelle oö ndpO(; — izplv biete, während icpfv ohne vorher- 
gehendes Adverb erst im sechsten Buche zu lesen sei. 

Nach dem, was wir über die Entstehung unserer In- 
finitivconstruction gesagt haben, kann von einer Correlation 
im wirklichen Sinne keine Rede sein; das Adverb izpU 
in Verbindung mit seinem Infinitiv diente nur zur näheren 
Bestimmung des Prädicates ; es konnte also nicht als selb- 
ständiges Glied in Wechselbezug zu einem Vordersatz 
treten ; Correlation war eben nur dann möglich, wenn nach irpiv 
sofort die Modi gefolgt, d. h. wenn zwei ursprünglich selb- 
ständige Sätze neben einander getreten wären *). Aber auch 
in diesem Falle bedurfte es, wie später gezeigt wird, keiner 
Correlation. Ferner sprechen gegen diese Annahme Richters 
die Constructionen von uöcpo^, welche wir schon deswegen als 
ältere Formen 7tp(v gegenüber zu betrachten haben, weil sie 
in den Homerischen Gedichten schon selten gebraucht, nach 
Homer völlig geschwunden sind *), und izipo^ selbst nie als 
„Coniunction" mit Modi verbunden wurde. Ausserdem tragen 
diese Constructionen den Stempel der grössten Einfachheit an 
sich, indem sie zum Prädicate des Hauptsatzes, welches 
stets ein Präteritum ist, den mit n^poq eingeleiteten In- 
finitiv als adverbiale Bestimmung herantreten lassen und 



>) Auch Wagner ist gegen Bichtera Ansicht aufgetreten, indem 
er mit Kecht einwendet, dass zur Correlation der Wechselbezag paral- 
leler Sätze notwendig sei; ein solcher aber liege, wie er besonders 
sehr treffend an X, 154 nachweist, in sämtlichen Fällen nicht vor. 

*) Künstliches Aufleben von ndpo^ mit dem Infinitiv finden wir 
in einigen Stellen bei Theocrit; so z. B. XXII, 189*, sogar Tcdpot^sv 
ist 1 mal mit dem Infinitiv verbunden XVII, 48. Vgl, Krügermann: 
Quaestiones Theocriteae. Diss. Vratisl. 1876 p. 25. 



23 

uns so ein treues Bild der ursprünglichsten Form geben. 
Ferner machen wir noch besonders darauf aufmerksam, 
dass Tzipoq nie beim Beginne eines Verses steht, also schon 
einen Nachsatz epexegetisch an einen Vordersatz anreiht, 
wie wir dies bei den entwickelteren Formen von TcpJv 
gesehen haben ; vielmehr geben sämtliche Stellen folgendes 
Bild, welches das einfache Satzverhältnis klarstellt: Z, 348 

Svfra (16 xöji' d7ü6epae Tzipo^ idSe Spya yeveafl'af 
oder a 21: 6 8' Äairepxi? jiev^atvev 

ävTifl-itp 'OSüofjt ndpo^ f^y yalav Jx^aS^at. 

Von sämtlichen Constructionen mit ucepo^ 
nun hat auch nicht eine einzige im Vordersatze 
izdpo^ oder ein verwandtes Adverb, ein Umstand, 
welcher entschieden gegen Richters Ansicht bezüglich der 
Correlation spricht. 

Wir haben erklärt, dass die erste Stufe zur Bildung 
eines doppelten Satzverhältnisses die zweimalige Stellung 
des adverbialen tcptv gewesen sei. 

Es wäre nun unsere Aufgabe, zu ergründen, unter 
welchen Umständen das Adverb allmählich den Charakter 
der Coniunction annehmen konnte. So lange ein zweites 
TipCv im Vordersatze stand, musste die adverbiale Kraft 
auch in dem den Nachsatz einleitenden Tip^v fühlbar bleiben ; 
sobald man sich gewöhnte, dasselbe fallen zu lassen, musste 
die epexegetische Kraft des Infinitivsatzes mehr und mehr 
erlöschen, derselbe aber naturgemäsd sich zu einem ab- 
hängigen Aussagesatz entwickeln, wodurch sich der Cha- 
rakter des Adverbiums verschob, dasselbe zur Coniunction 
erstarkte. 

In der That lässt sich nun in dieser Hin- 
sicht ein Fortschritt in der Odyssee der Ilias 
gegenüber constatieren. Während nämlich in der 
Ilias von 43 Stellen in 20 Fällen dem icpEv des Nachsatzes 
im Vordersatze dasselbe oder (was sehr selten ist) ein ähn- 
liches Adverb (ndpo^) entspricht, an 23 Stellen dasselbe 
fehlt, findet sich in der Odyssee die Anwendung ersterer 
Art nur noch an 10 Stellen (von denen nur 6 nplv — Tcplv 



24 

bieten), während wir an 28 Stellen im Vordersatze bereits 
kein Adrerbium mehr lesen. In der Ilias sind endlich, 
wie auch aus der Zusammenstellung von Richter (p. S7) hervor- 
geht, die vorangehenden Adverbien nur «pJv, xb npb und 
nipoi; (E, 218). Die Odyssee hat t& upfv gar nicht, Tcptv 
nur 6 mal und ndpo^ 2 mal angewendet; ausserdem noch 
Ttpöaö'ev ^y 137 und Ttpöxspo^ X, 88. Weiterhin darf nicht über- 
sehen werden, dass bei Constructionen mit affirmativem Vor- 
dersatz das Adverb ebendaselbst fast gänzlich fehlt. Die Ilias 
selbst bietet im ganzen 12 affirmative Constructionen, von 
welchen nur 4 das Adverb itpfv im Vordersatze haben; 
hingegen findet sich von 18 affirmativen Stellen der Odyssee 
nur noch in einer einzigen t, 585 7tp(v im Vordersatze. 
Häufiger jedoch steht das Adverb icp(v bei negativ con- 
struiertem Hauptsatze. Es haben nämlich 16 derartige 
Stellen der Ilias und 9 der Odyssee das Adverb, während 
in fast ebensovielen negativen Stellen (15 der Ilias, 11 der 
Odyssee) dasselbe fehlt. V^ir erwähnen diesen Umstand 
zur Erklärung der bei allen späteren Schriftstellern auf- 
fallenden Gewohnheit, ein der Partikel icpiv verwandtes 
Adverbium z, B. npöxspov besonders an die Negation im 
Vordersatze anzuschliessen. 

Es bleibt uns nur noch eine Frage zur Beantwortung 
übrig, ob sich nämlich in den Homerischen Gedichten schon 
Stellen finden, in welchen der Charakter der Coniunction 
bereits deutlicher zu Tage tritt. 

Der durch icpCv eingeleitete Infinitivsatz musste seiner 
explicativen Natur entsprechend stets am Ende des Satzes 
stehen, was wir auch in fast sämtlichen Stellen bestätigt 
finden. Sobald aber der Infinitivsatz vor den Hauptsatz 
trat, musste der adverbiale Charakter der Partikel bedeu- 
tend zurücktreten, der coniunctionale nach Massgabe an- 
derer Coniunctionen bereits vorwiegen. Eine derartige 
Stelle ist ^, 229: 

^plv (liv yip TpotTfjc li;tßifj(ievat ufa$ 'Axatöv 
el^iyiiQ dvSpcEaiv '^p^a. 
Ferner zeigt bereits grosse Freiheiten in der Stellung des 



■■■ 



25 

Infinitivsatzes Q, 244: aöxip Sycöye, 

Ttplv dXana^o|iiv7]v xe ii6Xtv xepal^ojiivTjv xe 
dcp^aXjiotatv JSetv, ßafrjv S6(aov ''AvSog efaco. 
Aehnlich sind : e, 301, v, 124 w, 430. 

Vollständig als Coniunction könnte Ttpfv mit dem Infini- 
tiv in dem einen Falle betrachtet werden, wo es als Cor- 
relativum einem xöcppa gegenüber steht und ebenso wie 
?(og analog Scppa gebraucht ist. O, 100: 

IIplv (ifev Y&p IlixpoxXov iTtioTcetv afatfiov '^[lap, 

xöfpa xC (ioi Tce^iSiad'ac £v2 ^peal ^(Xxepov ^ev. 

Anfallend ist auch hier wiederum, dass sich diese vor- 
geschrittenen Constructionen erst gegen Ende der Ilias und 
in der Odyssee finden, was im Verein mit den schon an- 
gedeuteten und noch weiter zu berichtenden Eigentümlich- 
keiten den allmählichen Fortschritt der Construction ganz 
deutlich charaktrisiert. 

Nach dieser Erklärung über die Entstehung der In- 
finitivconstructionen wenden wir uns zum zweiten Teile 
unserer Aufgabe zur Besprechung der Modi nach tcpfv. 

Wir schicken das Sachliche voraus: Der Coniunctiv 
Aorist ohne äv resp. xiv findet sich nur an 6 Stellen; 
der Vordersatz enthält stets eine Negation und 
Haupttempus; letzteres kann auch in Abhängigkeit von 
einem Präteritum kommen. Den Optativ Aorist ohne äv 
resp. x£v lesen wir nur an einer Stelle O, 580. Der Haupt- 
satz ist ebenfalls negativ; sein Prädicat ist ein vom In- 
dicativ Imperfect abhängiger Infinitiv Praesens. 

Von vornherein ergibt sich als das Wahrscheinlichere, 
dass sich die Constzuction von npiy mit den Modi ebenso 
entwickelt haben musste, wie die aller jener Partikeln, 
welche in Verbindung mit Modi „Coniunctionen" geworden 
sind. 

Wir müssen demnach von zwei ursprünglich unab- 
hängigen Sätzen ausgehen, deren engere Verbindung durch 
die gegenseitige Beziehung der Gedanken hervorgerufen 
wurde. Aeusaerlich ist eine solche Verbindung durch eine 



26 

Coniunciion gekennzeichnet, die in allen ähnlichen Fällen 
auf ein Adverbium oder eine Casusform zurQckzuführen ist. 
Jedoch sind die Modi nicht von der Coniunction abhängig 
zu denken, sondern durch das ursprüngliche Satzverhält- 
nis hervorgerufen. Wählen wir, um das Gesagte für unsem 
Zweck zu erläutern, folgendes Beispiel: 2, 134, 

dXXdc ab |xiv |ii^ii(d xaxaSOaeo |id)Xov 'ApYjog, 

uptv y' l[ii 6eöp' ^Xd^Oaav h 6cpd-aX|iolacv fStjat, 

und führen dasselbe auf die älteste, paratactische Form 

zurück, so ergibt sich folgende Uebersetzung: „stürze dich 

nicht in den Kampf, zuvor wenigstens sollst du mich sehen'^ 

Zunächst erscheint hier der Coniunctiv in seiner ur- 
sprünglichsten Bedeutung; er drückt „den Willen" aus und 
gehört zu jener Gruppe, welche Delbrück ') als „Coniunctive 
des WoUens'' bezeichnet; wie z. B. Q, 551: 

oö5£ (Atv ÄvoTT^aet^' nplv xal xaxöv iXXo ud^TjaO«, 
wo wir in TtpCv noch wirkliches Adverb haben. Wir über- 
setzen: „Nicht wirst du ihn zum Leben erwecken; eher 
sollst du noch ein anderes Leid erdulden; vergl. auch 
A, 522 : ÄXX4 ab jiiv vöv a5xts Äicöartxe, V''h ^^ voT^a-jj TIpi^" 
„gehe jetzt, Here soll dich nicht sehen". 

Wie also wpCv als Coniunction mit dem Coniunctiv 
verbunden werden konnte, glauben wir an dem eingeführten 
Beispiele gezeigt zu haben. Die Unterordnung des zweiten 
Satzes unter den ersten wird durch das Adverbiuui 7cp(v 
angedeutet; wir haben also, wenn wir uns der von Jolly^ 
aufgestellten Anordnung über die Bildung von Nebensätzen 
anschliessen wollen, diese Art der 2. Gruppe Abteilung b 



*) Delbrüeh'Windüeh: Syntact. Forsch. I. Der Gebrauch des Coni. 
und Optat. im Sansc. und Griech. Halle 1871. p. 13 und 17 ff. 

*) Jolly stellt in seiner Arbeit: „die einfachste Form der Hypo- 
taxis" (p. 220 a. a. 0.) folgende Dreiteilung auf: 

1. Die Unterordnung ist durch gar kein eigenes Wort ausge- 
drückt*, — einfachste Form des Hypotaxis. 

2. Die Unterordnung ist durch ein satzverbindendes Wort aus- 
gedrückt, welches im Nebensatz steht, ihn meistens einleitet, und zwar 

a) durch ein satzverbindendes Pronomen xax* SJox^^) welches ent- 
weder auf ein anaphorisches Pronomen (im Sanscrit, Zend, Griech., 



J 



27 

zuzufügen. Merkwürdiger Weise findet sich auch bei den 
Coniunctivsätzen (ebenso wie bei den Infinitivconstructionen) 
an 2 Stellen der Ilias 2, 189; Q, 781 im ersten Satzgliede 
das Adverb Tcptv wiederholt; die Odyssee setzt in einem 
solcher Fälle statt dessen Tcpöofl-ev; in der noch übrigen 
Stelle der Ilias, sowie in jenen der Odyssee sehen wir der 
Negation noch das Adverb n& beigefügt 

Dies bestätigt einerseits die früher gemachte Be- 
merkung, dass sich ein verwandtes oder gleiches Adverb 
mit Vorliebe an die Negation des Vordersatzes anschliesst, 
andrerseits zeigt es auch wieder den Fortschritt, den wir 
in der Odyssee der Ilias gegenüber gefunden hatten. Nicht 
nötig ist es, wie schon oben angedeutet wurde, die Ent- 
wickelu^g der Modi aus der Correlation zu erklären, des- 
wegen, weil die Ilias an 2 Stellen auch npiv im Vorder- 
satze bietet ; vielmehr glauben wir, dass nplyf und die ähn- 
lichen Zeitadverbien nur des Nachdrucks wegen in diese 
überdies stets negativen Vordersätze eingefügt wurden; 
derartige Wiederholungen aber finden sich z. B, auch in 
Sätzen mit (b^; so Q, 337: 

xal np(a(iov xoJXa^ lul vfja? 'Axatöv 
ög ÄyaY', (5)€ jAifix' äp tt^ 18tj (ai^t' dtp xe voT^qj, 
wozu Delbrück (a. a. O. synt. Forsch, p. 60) bemerkt, dass 
das erste &i erst aus der engeren Verbindung beider Sätze 
entsprossen sei: „Das erste &^ ist erst nachträglich hinein- 
gekommen, um auf die Art; wie der Nebensatz an den 
Hauptsatz geknüpft werden soll, schon im voraus die Auf- 
merksamkeit des Hörers zu lenken^^ 



Deutschen etc.) oder auf ein Interrogativpronomen (im Lat., Neu- 
pers., auch im Deutschen etc), Immer aber auf ein ursprüngliches 
Demonstrativum zurückgeht und zugleich die meisten Coniunc- 
tionen der betreff. Sprache bildet; 
b) durch eine Partikel anderweitiger, doch meistens auch pronomi- 
naler Herkunft. 

3. Die Unterordnung ist sowohl im Haupt-, als im Nebensatz 
ausgedrückt, indem beide je ein satzverbindendes Wort enthalten — 
Correlation. 






28 

Nun fragt es sich, ob es für die Sprache ein Bedürf- 
nis war, neben dem Infinitiv auch die Modi nach nplv zur 
Entwickelung zu bringen. Diese Frage muss unter Berück- 
sichtigung folgender Umstände entschieden bejaht werden; 
ihre Beantwortung aber ist uns durch diese wenigen Fälle, 
welche die Entstehung der Construction in ihren Anfangs- 
gründen zeigen, bedeutend erleichtert. 

Wenn wir bei den Infinitivconstructionen das Ver- 
hältnis von Vorder- und Nachsatz prüfen, finden wir, dass 
der in dem infinitivischen Nachsatz liegende Gedanke den 
Hauptsatz zeitlich näher bestimmt und dem Inhalte des 
Hauptsatzes zeitlich folgend gedacht wird: eine Handlung 
tritt ein oder ist eingetreten, ehe eine zweite eintreten kann 
oder eingetreten ist. Bei dem so eben besprochenen Bei- 
spiele S, 134 jedoch erkennen wir ein umgekehrtes Ver- 
hältnis, dass nämlich die Handlung des Nachsatzes vor 
der des Hauptsatzes zur Verwirklichung kommen muss; 
wie dies so recht durch die zurückgeführte Parataxe klar 
geworden ist. Derartige Sätze nun, in denen „der Gedanke 
des Nebensatzes die Stufe bildet, über die man zum Haupt- 
gedanken kommen kann'' bezeichnet Delbrück^) als priori- 
sche Coniunctionssätze, im Gegensatz zu den posteriorischen 
d. h. zu solchen, in denen der Hauptsatz dem Nebensatze 
zeitlich vorangeht. Nun liegt es in der Natur der Sache, 
dass solange diese ursprünglich paratactische Stellung noch 
als solche gefühlt wurde, mit anderen Worten, solange die 
adverbiale Kraft der Partikel nplv auch noch hier gewahrt 
blieb, die Construction mit den Modi nur nach negativem 
Vordersatze möglich war. Hiermit aber stimmt der Ho- 
merische Gebrauch, welcher diese Construction nur unter 
jener Bedingung anwendet, überein. Denn die Entwicke- 
lung einer Construction aus einer Parataxe in folgendem 
Sinne: „Gehe in den Kampf, vorher sollst du mich sehen'' 
ist undenkbar; dieselbe konnte schon deshalb nicht in Hypo- 
taxe treten, weil, wenn das Adverb Ttpfv zur Coniunction 



*) A. a. 0. vgl. besonders p. 101. 



29 

im Sinne von „bevor" übergeht, dann ein dem ursprüng- 
lichen entgegengesetzter Sinn sich entwickeln würde, da 
es nunmehr hiesse: „Gehe in den Kampf, bevor du mich 
sehen soUst^^ Vielmehr musste sich, da der zweite Gedanke 
„vorher sollst du mich sehen" dem ersten „gehe in den 
Kampf' zeitlich vorangeht und betont ist, naturgemäss fol- 
folgende Construction ergeben: „Da sollst mich eher sehen, 
bevor du in den Kampf gehst"; damit aber sind wir zu 
einer Construction gelangt, welche notwendig den Infinitiv 
nach sich hat. Ueberhaupt konnte icpCv nach affirma- 
tivem Hauptsatze neben dem Infinitiv nur den Indicativ zu 
sich nehmen, letzteren aber erst dann, als es nach völligem 
Schwinden seines adverbialen Charakters zur Coniunction 
erstarkt war. Für den Coniunctiv und Optativ war dies 
unmöglich, da coniunctivische Temporalsätze ihrer Natur nach 
die in ihnen liegende Handlung nur in Beziehung auf ihr 
Verhältnis zur Handlung des Hauptsatzes hinstellen können, 
mithin zur temporalen Bedingung oder, wenn man 
will, zur Grundlage für den Eintritt der Handlung des 
Hauptsatzes werden. Ein solches Verhältnis aber kann sich 
bei unserer Construction nur nach negativem Vordersatz 
bilden, wie klar aus folgendem hervorgeht. Sagen wir: 
„ich gehe, bevor du es befiehlst", so haben wir zeitliches 
Folge Verhältnis: das Gehen wird mit dem Befehlen in zeit- 
liche Beziehung gesetzt. Bezeichnen wir den Hauptsatz mit 
a, den Nebensatz mit b, so erhalten wir das Verhältnis: 
a ist oder war, ehe b ist oder war. Eine temporale Be- 
dingung enthält b nicht, daher der Coniunctiv hier durchaus 
unzulässig ist. Sagen wir hingegen: „ich gehe nicht, ehe 
du es befiehlst (paratact.: vorher sollst du es befehlen), so 
erhalten wir zunächst folgenden Gedanken: ohne deinen 
Befehl, wenn du es nicht befiehlst, gehe ich nicht; hier ist b 
„das Befehlen" die Basis für a „das Gehen". 

Zu trennen ist hiervon der Indicativ, der später bei 
wirklich eingetretenen Handlungen im Nachsatze auch nach 
affirmativem Vordersatze gesetzt wurde. Dies geschah aber, 
als icpCv völlig Coniunction geworden; Homer kennt daher 



./ 



30 

solche Fälle noch nicht, die herrorgerufen wurden durch 
das Bedürfnis, statt des Infinitivs den deutlicheren Indicatir 
zu setzen. Doch darüber ausführlich später. 

Nach dem Gesagten können wir der von Wagner (a. a. 
O. p. 36) über die Modi, speziell über den Indicativ nach 
TtpJv gegebenen Erklärung: „toöt' <Jv oder oöx ^jv icpiv 
äXXo Tt Jy^vexo, hier wird der Nachsatz mit dem Vordersatz 
verglichen'' nur dann beistimmen, wenn wir bereits von 
fertigen Constructionen ausgehen, d. h. npCv nur als Con- 
iunction zu betrachten haben. Damit sind wir aber über 
die älteste Form der Parataxe, wie sie für den Coniunctiv 
so klar bei Homer vorliegt, hinweggegangen. Wagner stützt 
seine Erklärung auf die von Bichter (p. 13) gegebenen 
Beispiele, in welchen das Adverb icpCv an der Spitze eines 
Satzes sich häufig auf einen vorhergehenden Satz bezieht. 
So z. B. «, 177—179: 

zb 5h T^xpatov •J}Q'eXe S'uiX^J) • 

i^at kmyviii^oiq S6pu (JieiXtvov A?ax(Sao, 

dXXi Tcplv 'AxtXXeüg o^eSöv äopt S^ufiöv ÄTCTjupa. 
oder N, 161: 

t9j^ 5' (dcjTifSo^) oÖTt StT^Xaaev, ÄXX4 noXb npiy 

h xauX^ id^ri toXiyhy 56pu" 
und A, 29, wo seiner Ansicht nach die Hypotaxe beinahe 
vollständig ist: 

T^v 5' Syä) ob X6a(D' 7cp(v (itv xal Yfjpa^ STcetatv. 
Diese Stellen zeigen wohl, wie die Modi entstehen 
konnten, und zu diesem Zwecke wurde auch £2, 551 benützt. 
Hingegen ergeben sie bei genauer Betrachtung ein ganz anderes 
Gedankenverhältnis. Nehmen wir noch einmal 2, 134, durch 
welche Stelle wir den Coniunctiv klar zu machen versuchten, 
so haben wir folgenden Gedanken : „Gehe nicht in den Kampf, 
vorher sollst du mich sehen^^; d. h. „erst dann, wenn du 
mich gesehen, gehe in den Kampf*'. Vergleichen wir aber 
hiermit die eben citierte Stelle A, 29, so erhalten wir fol- 
genden Sinn: „ich werde sie nicht losgeben, eher wird sie 
alt"; d. h. „eher, als dass ich sie losgebe, wird sie alt" 
und so ist sie auch von Plato Resp. III, 393 e, wiederge- 



31 

geben: irplv bk XuQ-fjvat aöxoö t^v S-uyatlpa, Sv "Apygi I<yy3 
Y>jpiaetv (iexi o5. Keineswegs aber ist hier zu erklären: „erst 
dann, wenn sie alt ist, werde ich sie losgeben". Wir haben 
hier eine paratactische Stellung, welche hypotactisch eine 
Infinitivconstruction geben muss, wenn sie ihrem richtigen 
Oedankeninhalt entsprechen soll ; dasselbe ist in den übri- 
gen von Richter citierten Stellen der Fall; so ST, 161, welche 
hypotactisch nur folgenden Sinn haben kann: äXXos noXb 
Ttplv SceXcEaat iv xauX^ ii'pi etd 

Dass man ferner nicht von einer an Hypotaxis nahe- 
kommenden paratactischen Stellung sprechen kann, zeigen 
Stellen, welche nach dem Adverbium nply eineNegation 
enthalten; so z. B. T, 209; 5, 155: 

eöayyiXtov 5i (iot Sotü) 

Tcplv Si xe, xal (iiXa uep x6xpt]|a^vo€, oö xt Se^o^M'T'Jv. 

Endlich sprechen gegen Wagners Ansicht auch ähnliche 
Constructionen mit TccJpoj, welche sämtlich in hypotactische 
Form gebracht ihrem Inhalte nach nur eine Infinitivcon- 
struction annehmen könnten. So z. B. 6, 165; 11, 628; X, 452: 
1^ S' S|x^ obSi Tcep ulo^ JvtirXTfjaO-fjvat Äxotxtg 
d^d-aXfioTacv Saae* TccEpo^ 5£ (xe ni^^e xa2 aöx6v. 
Dies ergiebt: ndpoi; — liooci ni^vt etc. Ferner X, 324: 
0&8' dicövrjxo (xo6p7]s)" Ttipo^ 5£ (itv "Apxejit^ Ixxa. 

Hiezu kommt aber noch weiter der Umstand, dass nipo^ 
nie in den Gebrauch einer Coniunction übergegangen ist. 

Für die Entwickelung der Modi war demnach not- 
wendig, dass das Hauptgewicht auf den zweiten, den Nach- 
satz gelegt wurde, indem dieser die Bedingung für die 
Verwirklichung des ersten Satzes war. Nehmen wir nun 
zum Beweise hierfür auch eine Homerische Stelle und zwar 
die schon öfters citierte A, 97: 

oö8' 8ye nph Aavaotatv deix£a Xotyöv iTiAaet, 
TtpCv y' inh naxpl ^lX(f S6(ievat IXtx(I)7rt8a xoiprjv 
&Tzpidvrf^, dvöETTotvov, äyetv y tepijv Sxax6|xßTf]v 
i^ Xpäaigv. 



32 

Hier scheint durch die Negation im Vordersatz ein Wider- 
spruch mit dem früher Gesagten vorzuliegen; wir hätten 
der Negation entsprechend den Ck)nianctiv zu erwarten. 
Dieser Widerspruch ist jedoch nur scheinbar. Wir haben bei 
der Aufstellung des Schemas (pag. 29) absichtlich einen Punkt 
ausser Acht gelassen, welcher hier nachzutragen ist. Ss^en 
wir nämlich : „ich gehe nicht, ehe du es befiehlst'^, so sind 
zwei Verhältnisse denkbar; entweder ruht das Hauptge- 
wicht auf dem Prädicate des Hauptsatzes, oder auf dem 
des Nebensatzes. Im ersten Falle ist das „Nicht-Gehen" 
betont; wir erklären: a ist nicht, bevor b ist; b „der Be- 
fehl" dient hier zur einfachen Zeitangabe; der Gedanke ist: 
„ich gehe nicht vor dem Befehl"; ob dieser eintreten 
wird oder nicht, bleibt dahin gestellt, allerdings in der 
Weise, dass die praesumptio für den Eintritt des Befehles 
ist. Damit haben wir aber den Uebergang zu dem bereits 
besprochenen conditionalen Verhältnis angegeben, indem 
wir sagen: „ich gehe nicht, beror = wenn du es nicht 
befiehlst". Das „Nichtgehen" ist hier von dem „Nichtbefehlen" 
bedingt gesetzt, mit anderen Worten: „ohne deinen Be- 
fehl gehe ich nicht" oder „ich gehe, aber erst dann, wenn 
du es befiehlst". 

In dem soeben angeführten Beispiele nun (A, 97) soll 
nicht die Bedingung angegeben werden, unter welcher die 
Thätigkeit des „ÄTct&aet" stattfindet; denn sonst wäre der 
Coniunctiv nach 7cp(v notwendig, und wir erhielten den 
Sinn: „vorher soll er (Agamemnon) die Jungfrau zurück- 
geben". Vielmehr deutet der Sprechende an, „dass das 
Abwenden des Verderbens zeitlich nicht früher stattfinden 
werde, als die Zurückgabe der Tochter". Ob letztere 
stattfinden soll oder nicht, wird von ihm nicht 
betont. Die älteste Zeit begnügte sich mit der einfachen 
Infinitivconstruction, indem sie nur die zeitlichen Bezieh- 
ungen zweier durch rcpb verbundener Handlungen ins Auge 
fasste; dass der Infinitiv die Kraft in sich hatte, diese Be- 
ziehung auszudrücken, haben wir oben gezeigt Sobald 
aber der denkende Mensch in dieHandlung des 



33 

Nebensatzes die Bedingung für den Eintritt 
der Handlung des Hauptsatzes legen wollte, 
niusste er zu den Modi greifen. Bei Homer können 
^ir den Beginn dieses Prozesses beobachten ; auf welche 
Weise der Coniunctiv zu stände kam, haben wir ebenfalls 
zu zeigen versucht. 

Noch eine zweite Stelle möge das soeben Gesagte 
belegen. In H, 480: oö5£ xk; StXt] 

TTplv 7ct£etv, Tzplv Xetcj;at bntpiieviX Kpovfcovc 

würde nach späterem Gebrauche (bei Xenophon und den 
Rednern) der Indicativ zu setzen sein. Wie wir uns den 
Infinitiv zu erklären haben, ist schon gesagt: „das Unter- 
lassen des Trinkens steht in zeitlicher Beziehung zum Spen- 
den"; ein conditionales Verhältnis hineinzulegen, welches 
den Sinn gäbe: „wenn er ^icht vorher gespendet hatte" 
also paratactisch, „vorher hatte er gespendet '^, war eben 
für Homer noch kein besonderes Bedürfnis; erst der spä- 
teren Zeit war es vorbehalten, logisch schärfer zwischen 
temporalem und conditionalem Verhältnisse zu scheiden. 
Homer hat die Notwendigkeit dieser Scheidung bereits ge- 
fühlt, wie deutlich aus jenen vereinzelten Fällen, welche 
den Coniunctiv bieten, hervorgeht. Dass aber grade der 
Coniunctiv und Optativ bei ihm die ersten Modi waren, 
welche mit icpJv verbunden wurden, entspricht erst recht 
der Natur jener, die ja beide am ehesten geeignet waren, 
hypotactisch verwendet zu werden. Merkwürdiger Weise 
finden sich aber auch diese Modi nach icpfv vorzugsweise 
in der Odyssee und in der jüngsten Partie der Ilias, so 
dass wir auch hierin äusserlich eine Bestätigung für die 
jüngere Form dieser Constructionen haben. 

Hiemit glauben wir das Verhältnis von Infinitiv und 
Modi nach 7cp(v im wesentlichen dargelegt zu haben; wir 
werden am Schlüsse der Arbeit, nachdem wir sämtliche 
Schriftsteller im einzelnen bezüglich dieses Gebrauches durch- 
gesprochen haben, noch einmal auf das Gesagte zurückzu- 
kommen haben. 



34 

Man könnte vielleicht solche logische Scheidungen bei 
der Entwickelung einer sprachlichen Erscheinung als ge- 
wagt bezeichnen. Dem ist zu entgegnen, dass dieselben 
zunächst in der Entwickelung unserer Construction bei Homer 
ihre Bestätigung gefunden haben. Weiterhin ergeben sich in 
der lateinischen Sprache Analogien, welche zeigen, wie all- 
mählich feinere Auffassung des Verhältnisses zweier ur- 
sprünglich selbständig nebeneinander stehenden Sätze eine 
Veränderung im Gebrauche der Modi hervorriefen^). 

Dass ferner auch in Temporalconiunctionen conditio-^ 
naler Sinn hineingelegt werden konnte, glauben wir am 
besten durch Delbrück belegen zu können, welcher (Synt. 
Forsch, p. .72) sagt: „Zur Bezeichnung des Gedankens, dass 
der Nebensatz als die logische Grundlage des Hauptsatzes 
zu betrachten sei, hat das ältere Sanscrit und Griechisch 
keine eigene Form. Wir haben schon bei yadä und 6xe 
gesehen, wie eine Partikel, die gewöhnlich temporalen Sinn 
hat, in rein bedingendem verwendet wird. Danach zu 
schliessen, dürfte auch d in Bedingungssätzen ursprünglich 
temporal zu fassen sein. Die zeitliche Grundlage ist die 
Form, in welcher die logische mit ausgedrückt wird u. s. w.** 

Es bleibt uns nunmehr noch übrig, über das Fehlen 
von äv oder x^v in jenen Homerischen Coniunctivstellen 
eine Erklärung zu geben. Wir unterlassen es, die einzel- 
nen Ansichten hierüber aufzuzählen*) und erwähnen nur 
die von Richter, welcher in dem Fehlen dieser Partikel 
eine grössere Kraft des Coniunctivs sieht. Die Frage kann 
jedenfalls nur im Zusammenhange mit dem diesbezüglichen 



*) Wir haben hier vor allem den üebergang vom Indicativ zum 
Coniunctiv in den abhängigen Fragesätzen im Auge, wie er überzeugend 
aus Plautus von Becher in einer Dissertation: „de syntaxi interrogatio- 
num obliquarum apud priscos scriptores latinos^ Greifst. 1872 nach- 
gewiesen wurde. Ebenso kennt das ältere Latein den Coniunctiv der 
Kebenzeiten nach quom noch nicht, sondern wendet den Indicativ an; 
vgl. Lühhert: „die Syntax von quom und die Entwickelung der rela- 
tiven Tempora im älteren Latein". Breslau 1870. 

2j Ygi, dichter a. a. 0. p. 45. 



35 

Gebrauche der übrigen Temporalconiunctionen bei Homer 
definitiv entschieden werden. Massgebend ist Delbrück in 
seiner Untersuchung über diesen Gegenstand, welcher sich 
zunächst ober die Bedeutung von äv und x4v (a. a. 0. p. 23) 
folgendermassen ausspricht: „xlv und äv haben nicht die 
Macht, den Gebrauch des Modus zu modifizieren, sondern 
sind sprachliche Zeichen des modifizierten Gebrauches" (vgl. 
auch p. 90). Sodann weist er pag. 84 fif. nach, dass in 
jenen Coniunctionssätzen^), in welchen ausschliesslich das 
Wollen, die Absicht ausgesprochen sei, äv und x£v 
selten, bei dem „erwartenden Coniunctiv'' aber sehr häufig 
gebraucht worden seien. Ebenso zeigt er bezüglich der 
coniunctivischen Hauptsätze, dass „bei dem Coniunctiv des 
Wollens x£v nie, bei dem der Erwartung meist erscheine*'. 
Diese Resultate lassen 'sich auch für unseren Zweck inso- 
fern verwerten, als wir bei der Erklärung des Coniunctivs 
nach iip(v auf eine ursprüngliche Parataxe zurückgehen 
mussten, deren zweites durch njpiv eingeleitetes Satzglied 
ebenfalls einen „Coniunctiv des Wollens^ enthielt 
(vgl. besonders p. 26). 

Den Optativ fanden wir nach npiy nur an ieiner 
Stelle, <&, 580. Wir betrachten denselben als Optativ der 
abhängigen Rede ganz in der nämlichen Eigenschaft, in 
welcher er sich auch nach anderen Coniunctionen (z. B. 
nach Tva) zeigt; seine Entstehung aus der Personen- und 
Modus Verschiebung hat Delbrück (a. a. 0. p. 79 und 82) 
nachgewiesen. Wir erklären demnach auch unsere Stelle: 

oöx Sfl-eXev (peGyetv, Ttplv Ttetpi^aatx' 'AxtXfjog' 

Unabhängig heisst der Satz: „ich fliehe nicht, vorher will 
ich versuchen = ehe ich versuche (Coniunctiv)" ; in Ab- 
hängigkeit: „er wollte nicht fliehen, vorher möchte er ver- 
suchen = ehe er versucht hätte''. Doch dürfen wir nicht 
übersehen, dass der Coniunctiv auch dann, wenn das Haupt- 



^) Die Sätze mit npCv hat er nicht in diese Untersuchung ein- 
geschlossen. 



36 

verbum des Vordersatzes in Abhängigkeit von einem Prä- 
teritum tritt, beibehalten werden kann. Dies zeigt z. B. 2, 189: 
[iT^Dfjp 5' g5 |ie qpfXTj Tcpfv y' ela •B-wp'i^aaeoS'at, 
upfv y' aÖT^jv äXS-oöaav Iv d^aX|AOtatv rS(j)|iat' 
„Vorher soll ich sie sehen*. Wir vergleichen hier- 
mit die öfters besprochene Stelle 2], 134: 

iXXi ab (i&v (i'^TCO) xaTaSOaeo (id&Xov 'Apifjo^, 
Tcpfv y' l|ife Seöp' JXS^Oaav Sv d^aXfiolotv ESifjai, 
welche den directen Wortlaut bietet. Der Coniunctiv hängt 
in S, 189 von •B-wp'^oaeoB^t ab; mit anderen Worten, die 
Handlung des Nebensatzes steht so mächtig unter demEinfluss 
dieses eine gegenwärtige Handlung bezeichnenden Infinitivs, 
dass die Modusverschiebung unterbleiben kann ; tritt letztere 
ein, so enthält der Optativ zugleich den Wunsch des Subiectes, 
wie dies aus jener einzigen Homerischen Stelle ersicht- 
lich ist.- 

Wir könnten hiemit unsere Untersuchung beschliessen ; 
jedoch glauben wir noch die Ansicht von Capelle bezüglich 
der Entstehung des Coniunctivs und Optativs nach icpfv 
einer kurzen Besprechung unterziehen zu müssen. Dieser führt 
in seinen Beiträgen zur Homerischen Syntax (a. a. 0. p. 204) 
die Entstehung der Modi auf die Formel Tcpfv y' 8x6 zurück. 
Nachdem man einmal diese mit dem Indicat., Coni. und 
Opt. verbunden habe, sei 8x6 weggelassen und ^pfv allein 
als Coniunction gebraucht worden. Als Beweis hierfür 
führt er späteres Sax6 verglichen mit dem alten el<; 8xe, oder 
die im mittelh. aus 6 daz, sit daz etc. entwickelten Con- 
iunctionen S, sit an. 

Zunächst interessiert uns hier die Construction von 
Tcpfv y' 8x6. Diese findet sich an 7 Stellen^), und zwar folgt 
der Indicativ nach affirmativem Vordersatz M, 436; t|^, 41, 
nach negativem I, 587, S, 178. 

Der Coniunctiv und Optativ steht nur nach negativem 
Vordersatz ; ersterer an 2 Stellen der Odyssee ß, 373 und S, 475 ; 



«) Vgl. JRichier: a. a. 0. p 52; er verdächtigt mit Recht v, 320. 



37 

letzterer I, 485. Ferner citiert Foerster (a. a. 0. p. 12) noch 
4 Stellen aus den Homerischen Hymnen, in welchen wir 
den Indicativ nach Tcpfv y' 8x8 lesen ; so hym. in Apoll. 49, 
in Cer. 96, ib. 195; ib. 202. Bei den Späteren finden wir 
diese Verbindung nicht mehr. 

Wir tibergehen die Erklärungen, die meist auf An- 
nahme einer Ellipse „^p£v y' i) Bxe" *) und dgl. hinauslaufen. 
Die beste Interpretation ftlr diese Constructionen geben 
unserer Ansicht nach Stellen wie H, 61: 

ijxot ScpTjv ye 
oö uplv |i>jvt'9'|Jiöv xaxa7caua£|xev, dXX' bnöt* äv 5*) 
vfjag Sfii^ d(p{xTjxat düxi^ xe Tzz6Xt[t,6^ xe. 
Aus den Fällen von icptv y' 8xe mit dem Coniunctiv wählen 
wir aus ß, 373 : 

iXX' 5|jioaov fii) |JiTjxpl ^IX-q xdcSe |jiU'9"^oaa'9'at, 
^p(v y' 8x' äv §vSexdEx7j xe 8u(i)8exdEry] xe ylvTjxat. 

Wiederholen wir statt des iXXi in H, 61 das im 
Vordersatz stehende upfv mit Hinzunahme von yl, so haben 
wir eine Erklärung, wie die Verbindung nply y' 8xe ent- 
stehen konnte. Umgekehrt Hesse sich auch in ß, 374 ^p^v 
ye vor 8x' äv durch iXXd ersetzen, ohne dass gerade der Sinn 
eine wesentliche Veränderung erlitte. Vgl. z. B. o, 440 — 448 : 
[lil xl(; |ie 7cpo^auS(£xa) ^Tc^eaatv 

&|xexlpa)v kxip^y^ etc. 
446: dXX' 8xe xev 5i) VTjög nXelri ßt6xoto yfev>jxat, 

dyyeXfrj |iot STcetxa -B-oög Sg StiiiaS-' £x^o9^' 
Wir haben also auch in jenen Fällen, genau so wie wir 
es beim Infinitiv und Coniunctiv gesehen, icpfv in seiner 
ursprünglichen adverbialen Bedeutung zu fassen. Die 



1) Unrichtig ist es auch, in späteren Zusammensetzangen, wie 
x{ KpozBpaiq, &ce, die Partikel ^ einschieben zu wollen ; so z. B. Demosth. 
Mid. § 119: xal xfj (i&v npoxspodo^ 5xe xaSx* SXvfsv, elosXvjXöd^i xocl 8i8{- 
Xexxo ixsCvcp* hier hängt ÖX9 xa.fi'f SXeyev nicht von nporepaCqc ab, son- 
dern steht als selbständiges Satzglied stoeXviXöd^i gegenüber ; vgl. Sauppes 
Erklärung dieser Stelle : „als er das sagte, hatte er den Tag zuvor etc,^ 
Aehnlich verhält es sich mit np£v y* öxe. 



38 

Modi sind mit fixe in Verbindung zu bringen, 
wie schon das beigefügte äv beim Coniunctiv deutlich 
beweist ; icpfv hat auf dieselben nicht den geringsten Einfluss. 
Zunächst erkennen wir in solchen Fällen von upfv y' fixe 
nur abwechselnde Formen für ähnliche Infinitivconstructionen, 
wie aus 11, 61 verglichen mit I, 650: 

oü yap Tzph TcoX£|ioto {isSTjaofiat aEfiaxoevxos, 
Tiptv y' u£öv npta|JLOio Saf(ppovo^, "Exxopaj Siov, 
Mup|JLtS6vcov inl xe xXtafas xat vfjag ExeGfl-at etc. 
femer aber aus ß, 373 verglichen mit S, 746: 

e|ieö S' SXexo {ilyav 8pxov 
|i^ Tcplv aol dp^etv, Tcplv SwSexdcxTjv ye ysySaS-at etc. 
ganz klar hervorgeht. Andererseits freilich bekunden die- 
selben auch das deutliche Bestreben, die bestinamteren Modi 
an Stelle des Infinitivs zu setzen; am meisten tritt dies in 
jenen Fällen hervor, welche upfv y' 8xe mit dem Indicativ 
eines Praeteritums nach affirmativem Vordersatz bieten. 
So z. B. M, 436: 

ÖS fifev xö)V enl loa, [idyri xexaxo irröXejiög xe, 
Tupfv y' 8x6 S*) Zeug xöSoi; ÖTOpxepov "Exxopt Scoxev 
JIpi(X[t,lSiQj 8$ Tipöxog ^oi^Xaxo xetxoc 'Axatöv. 

Das Gedankenverhältnis dieser Periode ist derart, dass das 
Hauptgewicht auf dem Nachsatze, nicht aber auf dem Vor- 
dersatze ruht, wie dies stets in den Infinitivconstructionen 
der Fall war. Es musste daher der Nachsatz ebenfalls ein 
ursprünglich selbständiges Satzglied sein, wenn er, dem 
Gedankenwerte nach das Hauptmoment der 
Periode, paratactisch an den Vordersatz angereiht wer- 
den sollte. Bei affirmativem Vordersatze nun konnte Homer 
im Nachsatze den Indicativ nach einfachem Tcp(v noch nicht 
folgen lassen, da der adverbiale Charakter der Partikel 
noch überwiegend war. Wenn daher der Dichter ein selb- 
ständiges und seinem Inhalte nach wichtigeres Satzglied 
an einen Vordersatz anschliessen wollte, so bedurfte er 
entweder einer anderen Coniunction, wie z. B. Scog, oder 
er musste sich jener Verbindung von Tcpfv y' 8xe Si^ be- 



t 

• 



39 

dienen. Letztere eignete sich hiezu deswegen ganz beson- 
ders, weil durch 8x6 8t^ oder iXX' öxe Sifj stets der An- 
fangspunkt einer neuen, wichtigen Handlung 
bezeichnet wird. So z. B. F, 209: 

iXX' 5x6 S^ Tpcieaatv Sv dypoiilvotatv IfitxS-ev, 
Gxdevxcov (i^v MevIXao^ biztipsy^f^ e&pia^ ä>iiou^ etc. 

Vgl. auch r, 212. Wie aber in M, 436, lesen wir auch in 
den übrigen Indicativstellen stets upfv y* 8xe S*^; z. B. 
tp, 41 und I, 587: 

dXX' ou5' ög xoö -a-ufiöv ivl oxifj'ö'eoatv eTcet'8'OV, 

Tcpfv y' 8xe S-)) -ö-aXaiios Tcöxa ßiXXexe, xol 8' JtcI Tcöpytov 

ßalvov Koupfjxec xal ev^T^pr^^ov (leya äaxu. 

Wir erklären demnach M, 436: die Schlacht stand in glei- 
cher Schwebe, vorher wenigstens; da nun verlieh 
Zeus dem Hector den Sieg = solangebiser verlieh. IIpEv 
y' 8xe 6i^ ist dem Sinne nach Swg vollständig gleich und 
könnte als nachdrückliche Umschreibung desselben gelten. 
Dass der Indicativ an diesen Stellen von 8xe 8-^ abhängt, 
bedarf wohl kaum der Erwähnung; Tcp(v hat auf denselben 
ebensowenig Einfluss, als in F, 209 das vor 8xe 8t^ stehende 
(xXXce. 

Wenn wir daher auch zugeben, dass diese Construc-' 
tionen mit npiy y' 8xe für die Entwickelung der Modi von 
förderndem Einfluss waren, dürfen wir doch nicht die Ent- 
stehung derselben direct durch Ausfall von 8x£ zu erklären 
suchen. Dies ist einmal nach dem, was wir über die Ent- 
stehung des Coniunctivs vorgebracht, ganz unwahrschein- 
lich ; ferner haben wir schon an Infinitivconstructionen wie 
O, 100 (vgl. p. 25) deutlich gesehen, dass icpfv auch ohne 
Ausfall von 8xe den Charakter einer Coniunction annehmen 
konnte; sodann muss es mindestens aufifallen, dass die 
Coniunctivstellen mit npiv y' 8x' &v erst in der Odysse vor- 
kommen, mithin auch äusserlich der Coniunctiv nach ein- 
fachem 7cp(v keineswegs als jüngere Form erscheinen kann ; 
ausserdem weist schon das Fehlen von äv nach einfachem 
T^ptv mit Coniunctiv darauf hin, dass beide Constructionen 



4 

von einander zu trennen sind*). Endlich ist die aus dem 
mhd. entnommene Analogie nicht stichhaltig, indem das 
jenen Partikeln zugefügte ^daz^ als spätere pleonastische 
Form ZQ betrachten ist*). 



^) Vgl. besonders auch das p. 35 über das Fehlen von &v Ge- 
sagte. 

2) Jolly: die einfachste Form d. Hypotax. a. a. 0. p. 232: „ent- 
behrlich ist es (daz) in den Fügungen mit ehe, bevor, seit, indem diese 
eben von Anfang an nicht in die dritte, sondern in die zweite Spezies 
der Hypotaxis gehört haben". 



Gap. II. 



Wir haben die uns im vorigen Capitel gestellte Auf- 
gabe, auf welchem Wege der durch ^ptv eingeleitete In- 
finitivsatz in die Reihe der Temporalsätze eintreten konnte, 
auf doppelte Weise zu lösen versucht, indem wir einerseits 
seine ursprüngliche Form und seine Weiterentwickelung 
bei Homer zu ergründen strebten, andererseits die Analogie 
in der Entwickelung späterer Infinitivconstructionen zu 
Hilfe nahmen. Hieran schlössen wir eine Erklärung der 
Modi, wobei wir vor allem auf die Bedingungen, unter 
welchen dieselben eintreten konnten, Rücksicht nehmen 
mussten. Unsere weitere Aufgabe wird nun sein, für die 
Richtigkeit der gewonnenen Resultate auch in dem Ge- 
brauche der Construction bei den späteren Dichtern und 
Prosaikern die Bestätigung zu suchen. Zu diesem Zwecke 
aber ist es nötig, ein kurzes Bild der Construction, so wie 
es sich bei jedem einzelnen Schriftsteller gestaltet, voraus- 
zuschicken, und zwar in der Reihenfolge, dass wir an Homer 
und Hesiod die lyrischen Dichter, an diese die scenischen 
anschliessen, hierauf die Prosaiker folgen lassen. 



42 



§ 1. 

Homer, Hesiod, die Homerischen Hymnen. 

Ueber den Gebrauch der Partikel T^pfv bei Homer 
können wir uns nunmehr kurz fassen, da das Wesentlichste 
hierüber schon in Cap. I gesagt werden musste. Nur einige 
Punkte glaubten wir uns für diesen Teil aufsparen zu 
müssen. 

Bei sämtlichen Infinitivconstructionen setzt Homer den 
Infinitiv Aorist mit Ausnahme von 3 Stellen, welche den 
Infinitiv Praesens bieten: A, 97 x, 475 nach Tcpfv, S, 245 
nach Tzdpo(;. Vor allem muss hervorgehoben werden, dass 
dem Infinitiv Aorist keineswegs Präteritalbedeutung beizu- 
legen ist ; vielmehr besteht, wie CavalUn *) in seinen Unter- 
suchungen über die Tempora des Infinitivs (p. 4 und 11) 
für Homer gezeigt hat. der Unterschied zwischen Infinitiv 
Praesens und Aorist einfach darin, dass ersterer eine dauernde 
oder wiederholte, letzterer eine eintretende oder momen- 
tane Handlung bezeichnet. Hieraus aber erklärt sich auch 
der fast ausschliessliche Gebrauch des Infinitivs Aorist in 
unseren Constructionen. Da nämlich der mit Tupfv verbun- 
dene Infinitiv den Zeitpunkt der Handlung des Vordersatzes 
genau bestimmen soll, so konnte dies am nachdrücklichsten 
dadurch geschehen, wenn durch den Infinitiv das Eintre- 
ten einer neuen Handlung, nicht aber die Dauer einer 
solchen zum Ausdruck gebracht wurde. Was jene drei 
Ausnahmen angeht, so treffen wir in x, 475 und S, 245 
die Infinitive ä|icpa(poeaad'ac und (leSeafl-at, für welche ein 
Aorist überhaupt nicht in Gebrauch ist ; anders ist es in der 
bereits mehrfach citierten Stelle A, 97 : Tipiv — &nb — S6|ieva& 
und äyetv. Richter will den Infinitiv äyctv aus der Leb- 
haftigkeit der Erzählung erklären; richtiger wird es sein, 



^) BereitB p. 6 citiert. Vgl. auch die Recension von Capdle: 
Philol. 37. p. 113 f. 



43 

den Grund für den Infinitiv Praesens im Verbum selbst zu 
suchen. Vor allem kommt der Infinitiv dyayeaS'at nur einmal 
und zwar in Verbindung mit b^tXe(; (S, 87) vor; bei Verben 
der Bewegung aber wie äyetv und cp^petv steht fast aus- 
schliesslich der Infinit. Praes.*); ferner ist der Imperat. 
Praes. äye stets bei Homer in Anwendung; endlich führen 
wir zum Vergleich mit A, 97 noch A, 443, welche denselben 
Gegenstand behandelt, an: 

„fi Xp6o>], np6 [i' SuejitJ^ev äva? ÄvSpöv 'Aya[i£|iVü)V 
naXSd xe aol iy^iJLev, OoJßtp y £epi)V Ixaxöjißifjv 
^fe^at etc. ^ 

Der zweite Punkt, den wir noch kurz berühren müssen, 
behandelt die Frage über den Accusativ c. Infinitiv nach T^pfv. 
Hierüber haben Richter und Foerster schon das Nötige ge- 
sagt; letzterer sehr ausführlich und treffend (a. a. 0. p. 19). 
Den einfachen Infinitiv setzt Homer bei gleichem 
Subiecte des Haupt- und Nebensatzes. An zwei Stellen 
B, 354 und rj, 195 fügt er des Nachdrucks halber zum 
Infinitiv den Accusativ bei. B, 354: 

T(J) (nfj Ttg T^plv äTietylafl-ü) olxövSe visaS-at, 
Tzplv Ttva Tc4p Tpdxöv dcX6xq) xaxaxotjii'jfl'fjvat, 
xtaaoS-at S' *EX6v7]g 6p|n^|iaxcE xs oxovaxötg xe. 

Femer findet sich der einfache Infinitiv, wenn das 
Subiect des Nebensatzes als Obiect im Hauptsatze vorkommt, 
mag letzteres im Accusativ, Dativ oder Genitiv stehen. 
Den Accusativ c. Infinitiv endlich lesen wir, wenn das 
Subiect des Infinitivsatzes weder mit dem Subiecte noch 
Obiecte des Hauptsatzes übereinstimmt. Nur an 2 Stellen, 
an der öfters citierten A, 97 und O, 556 fehlt der Accusativ, 
worüber Richter (p. 42) gehandelt hat. Für A, 97 beruft 
er sich mit Recht auf Nägelsbachs Erklärung (in den Anm. 
zur Ilias) : „dass Agamemnon hier nicht ausdrücklich genannt 
werde, passe trefflich zur Scheu, welche Kalchas vor ihm 
hege". Die Auslassung von 'Apyefous in 0, 556: 



*) Vgl. hierüber OavalUn a. a. 0. p. 15. 



44 

ob yip 5x' 5oxtv dTiooxaSöv 'Apyefotatv 
(idEpvaad'ac, irpfv y' ^fe xaTaxToE|jiev ^fe xax' äxpKj^ 
'IXtov aJicetv^v SX^etv xTdEoS-at xe icoXfxa^ 
erklärt er mit Döderlein aus dem plötzlichen Subiectswechsel 
im Nachsatze. 

Bezüglich der Beschaffenheit des Vordersatzes haben, 
wir bereits gesehen, dass eine scharfe Scheidung 
zwischen affirmativem und negativem Vorder- 
satz noch nicht vorliegt; der Grund hiefür wurde eben- 
falls angegeben. Was die Handlung des Nachsatzes angeht, 
so kann ihr Eintritt entweder als bevorstehend gedacht 
werden, wie z. B. e, 301: 

^ |i' l^ax* iv ir6vT(p, uplv naxplSa yatav lY,ia9'0Liy 

äXye' dvaT^Xi^afitv, 
oder es kann derselbe durch die Verwirklichung des Haupt- 
satzes verhindert werden, wie Z, 464: 

iXXi (le xe^Tjöxa x^'^ xax4 yat« xaXÖTrxot, 

Tcpfv y' Sxt afjs xe ßofjg aoö Q-' SXxijB'iioto TCuS-iafl-at, 
wo Tcpfv einem ßoxe iii^ oder !va jat^ gleichkommt; endlich 
aber finden sich Stellen, in welchen die Handlung des Nach- 
satzes nach der des Vordersatzes wirklich eingetreten ist; 
z. B. N. 172: vafe 5h H-^Satov, ^plv IXS-elv ufag 'Axatöv. 

Zum Schlüsse fügen wir das gesamte Material nach 
folgenden Gesichtspunkten geordnet bei ') : 

I. Tzipo^ steht nur mit Infinitiv an 12 Stellen (6 der 
Ilias, 6 der Odyssee); 

1) nach negativem Vordersatz: 1 mal t^, 309: 

0Ö8£ ol ÖT^VOg 

Tct^xev iizl ßXecfdEpocac izipoq xaxaXl^ac £7uavxa. 

2) nach affirmativem Vordersatz: 11 mal; im 
Hauptsatz steht: 

Indic. Imperf. A, 578; 0, 316; a, 21; ^, 381; W, 764*. 
Indic. Aor. M, 221; S, 245; *, 376; S, 286*; tc, 218*. 
Indic. Aor. (mod. irreal.) Z, 348*. 



*) Die mit * bezeichneten Stellen haben im Nachsatz Acc. c. Infin, 






45 

IL Tupfv steht A. mit dem Infinitiv; im Vorder- 
satz findet sich 

1) das gleiche oder ein verwandtes Zeitadverb, 
und zwar ist derselbe: 

a) affirmativ und enthält: 

a) Haupttempora : x, 585* ; B, 348. Die erstere lautet : 

Tcplv to6toüs T6Se xö^ov l6$oov diKpatpöwvxag 
veupi^v t' ävTavöaat Storoxeöaaf xe atSi^pou. 
ß) Nebentempora; so 
Indic. Aor. ©, 452. 
Indic. Imperf. X, 155* 
Nebentempus ergibt sich I, 403* (xö icpfv): 

oö yap Ijiol ^^x^S dvxöt^tov oöS' 8aa (paolv 
^Xtov Sxxfjofl-at, eövatöfievov icxoXfe^pov, 
xö Tcplv Itc' efp-^vyjc, uplv IXO-elv ulas 'Axatöv 

b) negativ und enthält 
a) Haupttempora und zwar: 

Indic. Praes.: T, 169*. 

Imperat. (stets imperativ. Infinitive) H, 839 ; 0, 294 ; B, 413* ; 

letztere lautet: 

jii] ^plv in* •?)6Xtov Sövat xal hzl xvitpai; äXA-etv, 

Tipfv |i£ xax4 TcpyjvJg ßaX£etv HptdEiioto [ilXaQ-pov etc. 
Vertreten ist der Imperat. durch den Coniunctiv (|^ 138*: 

|i*] Tcpöafl-e xX£o$ eöpi> (p6vou xax4 äoxu y£v>jxat 

dvSpöv (iVTjoti^pcDV, T^pfv y' i^|i4ac IXA-^iiev S$a) 

ipY^v i<; i^|ji£x£pov T^oXuSdvSpeov 
Indic. Futur: A, 97 5 S, 334; O, 224; B, 354*; 6, 473*; 

I, 650*; E, 218* (Tripos), ß, 127* (TidEpos), a, 288* (TidEpoö- 
Haupttempora ergeben: S, 46; x, 385; 0, 72* (xö ^p^v), 

E, 287*; A, 114*; v, 193* 
ß) Nebentempora und zwar: 
Indic. Aor. x, 475. 
Nebentempora ergeben: H, 480, X, 88 (icpöxepos), S, 253*; 

S, 747* Wir eitleren X, 88: 

dXX' o55' öc efcöv 7cpox£pTjv, Tcuxtvöv ntp iytütA^j 

aZ|iaxo^ daoov rjisv Tcplv Tetpeatao ^ufl-^afl-at. 



46 

2) Im Vordersatz fehlt ein derartiges Zeitad- 
verb und zwar ist derselbe 

a) affirmativ und enthält 
a) Haupttempora und zwar: 

Indic. Praes.: 0, 588* 

Imperativ: Z, 80»; o, 209*; tc, 376*; w, 430*; letztere lautet: 
äXX' äyexe, uplv xoöxov ^ Sg n6Xov öxa Ex^afl-at 
{) xal 1^ *HXt5a Slav, S9i, xpaxiouotv 'EneioC, 
Toftev. 

Haupttempora ergeben: Z, 464 (bereits citiert); Q, 
246, S, 668, p, 597*; sämtliche enthalten einen Optat. 
des Wunsches, z. B. S, 668: äXkä ol aöxcj) 

Zeü)^ bXiaeiE ßfrjv Tiplv ^^ß>j$ (ifexpov ly.iaQ'Oci. 
I^, 288* (Coniunctiv. Nebensatz). 

Durch Zusammensetzung: S, 823; v, 426; o, 30; e, 
207; e, 301. 

ß) Nebentempora und zwar: 
Indic. Äor.: X, 17; H, 322; *, 301; X, 319*; 5, 230* 
Indic. Imperf.: rj, 83; N, 172*; a, 210*. 

Nebentempora ergeben: 0, 100*; o, 401, drückt einen 
unerfüllbar gedachten Wunsch aus: 

aiy ö^peXX' 6 ^elvog ÄX(j)|ievcrs äXXo*' dX^ofl-at 
uplv ^XA-eiv. 

b) negativ und enthält 
a) Haupttempora und zwar: 

Indic. Praes.: 1, 100; O, 578; S, 18*; wir erwähnen Y, 100: 
xal S' äXXcög Touy' JS<) ßiXo^ Ti^xer', oöS' aTCoXi^yei 
Tcplv XP°^S ÄvSponioto SteXS-etv. 

Imperat.: P, 31; Y, 198; x, 537. 

Indic. Fut.: T, 423; T, 256; X, 266* 

Haupttempora ergeben: I, 386; Xj Ö4*; (Potent, der 

Gegenwart). 

Durch Zusammensetzung: M, 171; 0, 556; ^, 45,- 

Q, 338; ü, 181; P, 502*; ß, 374*; >j, 196*; v, 122*: 
xal xi \ikv o5v TuapA Tcufl-iiiv' SXairj^ iä-poa fl-^xav 
Sxxö^ 68oö, |ii^ TC(j) xt^ 6StxdE(i)v dv^pt&Tctov, 
^plv 'OSuo^' SypsaS-at, äTisX-ö'öv STjX-^aatxo* 



47 

ß) Nebentempora und zwar: 
Indie. Imperf.: T, 312; t, 64*; erstere lautet: 

oöSe Tt 9'ü{i(j) 
lipnezOy icplv 7üoXI|jiou aT6[ia 5ö|jievai aEfiaxöevxo^* 
Indifc. Aor.: [i, 186; t, 148. 
Zusamm enges.: X, 50; p, 104*. 

B. Tcpfv mit dem Coniunctiv; im stets negati- 
ven Hauptsatze stehen 

a) Haupttempora: 
Imperat.: S, 135. 
Futur.: x, 175: 

& cptXot, oö ydEp ttw xaTaSuaojis^' &y(y\)[i&^oi icep 
ei$ 'AKao S6|jioug, TipJv |i6pat[iov -JjiJiap S7T;£X9"Tg. 

Infinit. Fut. abh. von Indie. Praes.: p, 7. 

Infinit. Aor. abh. von Indie. Praes.: v, 335. 

b) Die Haupttempora kommen in Abhängigkeit von 
einem Praeteritum und zwar einem Indie. Imperf. : 2, 190; 
2, 781 : fi ydcp 'AxcXXeö? 

7^£jji7i(ov |i' öS' inixeXXt {leXatvdEcov ircb vtjöv, 
|ji^ Tcplv 7C7]|jiav^ecv, Tuplv ScoSexfl^TTj ftöX-g ^(ig. 

C. Tcptv mit dem Optativ: O, 580; nach einem 
beim Coniunctiv unter b angegebenen Vordersatze (Infinit. 
Praes. abh. von Indie. Imperf.). 

Wir haben nunmehr die weitere Entwickelung un- 
serer Construction bei Hesiod und in den homerischen 
Hymnen') zu betrachten. Ein Fortschritt ist in je- 
nen Gedichten nur insofern bemerkbar, als die 
Modi mehr zur Geltung gekommen sind. 



^) Bekanntlich müssen die Homerischen Hymnen von Homer 
selbst getrennt and einer späteren Periode zugewiesen werden. Nach 
Baumeister: Hymni Homerici. Leipzig 1860 sind von den hier in Frage 
kommenden Partien die Hymnen auf den Del. Apollo und auf Aphro- 
dite den Homeriden zuzuschreiben; der Hymnus auf den Pyth. Apollo 
aber gehört der Hesiodischen Schule an, w&hrend der auf Demeter 
zwar ionischen Ursprungs, doch jünger als die vorgenannten sei. Aehn- 
lich Windisch: de hymnis Hom. maioribus. Diss. Lips. 1867; vgl. be- 
sonders p. 67 u. 68. 



48 

Der Infinitiv (Aorist) findet sich nur zweimal vor und 
zwar nach negativem Vordersatz ; so Hesiod, scut. Herc. 40 *) : 
oöS' 8y' inl 8(iG)a^ xal iroi|JLiva^ iypoi&xoLi; 

ferner hym. in Yen. 150: 

oÖTtc iT^etTa -B-eöv oSxe S^tjtöv ÄvO-pAictov 

Ivä-dtSe [ie ax^^aet, T^plv o^ (ptXÖTTjxt [ityijvat 

abxlxa vöv. 

Beide Stellen entsprechen noch vollständig dem Ho- 
merischen Gebrauche; mit letzterer vergl. man z. B. die 
oft besprochene A, 97. 

Der Coniunctiv und Optativ steht bei Hesiod 
an zwei Stellen nach negativem Vordersatz. Dem Ho- 
merischen Gebrauche noch völlig entsprechend lesen wir den 
Ck)niunctiv Aorist ohne xlv resp. äv. Theog. 222^: 
oöS^Tcoxe X-^youat S-eal Setvoto ^öXoto, 
Tupfv y' &nb x(p Scixoai xax^v Stciv, 8oxts i|iapTg' 
femer Opp. 737: 

[ji7]Sd TCOx' äeva(i)V 7Coxa|jiä^v xaXXC^^oov 8Sa)p 

Tcoaol T^epqcv, Tcpfv y' eö^TQ 2S(bv 1$ xaXa ^^efl-pa etc. 

Beide Fälle haben im Vordersatz Haupttempora und 
ähnlich der Hometischen Partikel n& das Verwandte Zeit- 
adverb noxi ; zu Tiptv tritt die Partikel yd, ebenso wie S, 135. 

Die Homerischen Hymnen bieten kein derartiges 
Beispiel. 

Der Optativ Aorist steht unter denselben Verhältnissen 
wie bei Homer nach negativem Vordersatz, dessen Haupt- 
tempus in die Vergangenheit gerückt wurde. So scut. 
Herc. V. 16: 



*) Diese Stelle, sowie v. 16 können wir unbedenklich als acht 
Hesiodische Verse für iinsem Zweck verwerten, da v. 1—56 jenes Ge- 
dichtes ursprünglich den Eöen angehört haben mussten. Vgl. Sehoemann : 
Hesiodi, quae feruntur carmlnum reliquiae c. comment. crit. Berl. 1869 ; 
p. 68. 

*) Diese Verse sind im Anschluss an v. 217 von Kochly (nach 
Q'öiiling) nicht in den Text aufgenommen, von Sehoemann und Flach 
jedoch mit Recht als acht beibehalten worden. 



49 

ob ydEp o£ -Jjev 
Tzplv Xex^(j)v iTctßfjvat SOa^öpou 'HXextpoiivTjs, 
,irpfv ye (p6vov xfaatTo xaatyvTfJTWv fieyad^iMov 
Vj^ äX6xou, {laXep^^ Si xaxacfXi^ai Tcupl x(!>|Jia^ 
ävSpüiv i^p(!)(i)v Taq)((i)V SSi Ti^XeßodEfov. 
Ferner hym. in Cerer. 332: 

oö |Ji4v yip tcot' lq)ckaxfe öOi&Sgo^ OöX6|iiroto 
upfv y' äT^tß'/joeaQ-fltt, öö icpJv yfjgxapiuöv Ävi^aetv, 
Tcplv fSot dcpS-aXiiototy Sfjv eö(S>mSa xo6p>jv. 
In sämtlichen Coniunctiv- und Optativstellen enthält 
der Nachsatz die Bedingung für den Eintritt der Handlung 
des Vordersatzes; recht deutlich ist dies an den zwei zuletzt 
citierten Stellen, die ausserdem noch den Wunsch des Sub- 
iectes mit einschliessen. 

Den Indicativ Ihd&fk wir dum erstenmal an 
einer Stelle in dem Hymbud auf den Pythischen Apollo 
V. 178: 

3? T^ y' dvTtccaete, cp£peaxl (itv atat|jiov ''j{iap, 
TZ ply yi oi föv Scpfjxev äva? Ixdcepyo^ 'AuöXXwv 
xapT8p6v. 

Auffallend ist vor allem, dass wir den Indicativ zuerst 
nach affirmativem Vordötsatz vorfinden ; vielmehr wäre 
derselbe zunächst in solchen Ctonstructionen zu erwarten 
gewesen, deren Vordersatz eine Negation enthält, indem 
dieselben leicht auf ursprüngliche Parataxe zurückgeführt 
werden konnten. Die Notwendigkeit einer derartigen Ent- 
wickelung lag für Homer nicht vor, wie dies an H, 480 
(vgl. p. 33) nachgewiesen wurde. Dass femer nach affir- 
mativem Vordersatz weder Coniunctiv noch Optativ folgen 
konnte, ist ebenfalls (p. 29) gezeigt worden. 

Versuchen wir daher, eine Erklärung für den Indicativ 
nach affirmativem Vordersatz aus der citierten Stelle selbst 
zu gewinnen ! Wir erkennen bei genauerem Zusehen, 
dass das Hauptgewicht in dieser Construction auf 
den Nachsatz gelegt werden soll; durch die 
Vollendung der Handlung desselben ist genau der Zeit- 
punkt bestimmt, an welchem die Handlung des Vorder- 

4 



50 

Satzes abgeschlossen und ausser Wirkung gesetzt ist. 
Wir erklären demnach: „ein jeder musste umkommen, 
bevor = b i s Apollo das Ungetüm getötet hat *, durch den Schuss 
des Gottes wurde dem Töten von Seiten des Tieres ein 
Ziel gesetzt". Ein derartiges Verhältnis von Vorder- und 
Nachsatz hat Homer noch nicht mit Hülfe der einfachen 
Partikel nph zum Ausdrucke bringen können; vielmehr 
wendet er entweder das deutlichere S(o^ an, wie klar aus einem 
Vergleiche der besprochenen Stelle mit e, 123 hervorgeht: 
a? {iJv 8x' '£2p{ü)v' SXexo poSoMxxoXoQ ^(ic, 

ofs dyavols ßeX^eoatv iicotxo{idvif} xax^^ecpvev.; 
oder er bedient sich der bereits p. 36 ff. genauer besproche- 
nen Zusammensetzung von 7cp(v y' S'ce S^. Das Bestreben, 
auch bei einfachem 7cp{v ein solches Satzverhältnis auszu- 
drücken, bekundet sicli allerdings in der p. 25 behandel- 
ten Stelle O, 100: 

Tcplv (iiv yip HdcxpoxXov iTCioicetv afac|iov 4j|iap, 
TÖcppa t( |jioi Tcecf iSiadai bfl fpeal (pCXxepov ^ev etc. 
Doch ist in dieser noch der einfache Infinitiv beibehalten, 
da die coniunctionale Kraft der Partikel bei Homer noch 
nicht stark genug war. Der Indicativ nach af- 
firmativem Vordersatz hat sich einzig aus 
dem Bedürfnisse entwickelt, bei wirklich statt- 
gefundenen Ereignissen an Stelle des Infini- 
tivs den Modus der bestimmten Aussage zu 
setzen; das Verhältnis von Vorder- und Nach- 
satz musste dann derart sein, dass auf letz- 
teren der Nachdruck gelegt werden soll. Dieser 
Uebergang zum Indicativ war aber erst dann 
möglich, als die alte Bedeutung des Infinitivs 
verwischt und eine fühlbare Scheidung zwi- 
schen Haupt- und Nebensatz eingetreten war; 
kurz, als np^v Coniunction geworden und in 
dieser Eigenschaft ganz analog ga>^ gebraucht 
werden konnte. Andererseits bewirkte auch das all- 



51 

mähliche Anwachsen der Coniunctivconstructionen, dass 
Tcpfv immer mehr einen coniunctionalen Charakter annahm 
und endlich als gleichberechtigt mit den übrigen Coniunc- 
tionen in Anwendung kam. 

Vor allem aber findet unsere Erklärung über den In- 
dicativ darin einen Hauptstützpunkt, weil Homer diesen 
Modus nach icpCv überhaupt nicht kennt Die erste Stelle 
ist vorliegende aus jenem Hymnus; derselbe gehört aller 
Wahrscheinlichkeit nach der Hesiodischen Dichterschule an'). 
Bestimmteres ist freilich für die Abfassungszeit dieses, so- 
wie auch der übrigen Hymnen nicht ermittelt worden ; für 
unseren Zweck ist vor allem der Umstand von Wichtigkeit, 
dass dieselben als Producte einer jüngeren Periode von Ho- 
mer zu trennen sind. 

Hieran reihen wir noch eine kurze Besprechung der 
bereits p. 37 citierten 4 Stellen, welche den Indicativ nach 
npfv y' 5t8 darbieten. Wie wir ebenda genauer an M, 436 
gezeigt haben, darf der Indicativ in solchen Fällen durch- 
aus nicht mit der Partikel npb in Verbindung gebracht 
werden. Vergleichen wir nun auch eine solche Stelle z. B. 
hym. in Cerer. v. 192 ff.; 

£XX' oö AY]{ii^Tii]p &pri<f6po^ äYXa6Sa)po( 
ijd'sXev iSpidao^'OLi inl xXia{ioto ^aeivoO, 
äXX' ixiouoa S|ii{ivey xax' 5|i|iaTa xaXi ßaXoOaa, 
Tcptv y' 5x6 Sil Q^ S^i^xev 'Ii{ißY] xl8v' eJSula 
7CT]XT&v iSo^y xad'Oicepd'e S' lic* ipyG^eov ßiXe x(bai(;' 
2v^a xad-e^oiilvT] icpoxaxlaxsxo x^P^^ xaXÖTTupTjv 
mit der soeben besprochenen, welche den Indicativ nach 
einfachem -rcpfv bietet, so werden wir in beiden ein gleiches 
Verhältnis von Vorder- und Nachsatz erkennen; auch an 
ersterer Stelle ruht das Hauptgewicht auf dem Nachsatz, 



<) WindUch a. a. O. p. 18 zerlegt den Hymnus in 3 Teile und 
weist nur die zweite Partie von 122 — 196, in die auch unsere Stelle 
fallt, der Hesiodischen Schule zu. Chrütensen: „de hymno in Apoll. 
Hom." Kil. 1876 nimmt fiir den ganzen Hymnus 8 Teile an, die ver- 
mutlich von verschiedenen Verfassern verschiedener Zeiten herrührten . 
Vgl. p. 17, 18 und 34. 



52 

wie schon v. 197 deutlich zeigt. Beide Constructionen be- 
standen also, soweit wir ermitteln können, noch gleichzeitig 
neben einander, ebenso wie bei Homer der Coniunctiv (und 
Optativ) nicht nur nach einfachem TcpCv, sondern auch nach 
Trpfv y' 8x' äv zu lesen ist. In den Homer. Hymnen sind 
aber die Modi nach npfv y' Sxe bereits auf den Indicativ 
beschränkt; bei den späteren Schriftstellern finden sich 
solche Constructionen überhaupt nicht mehr vor; dieselben 
mussten schwinden, sobald auch der Indicativ nach der 
Coniunction TjEpCv festen Fuss gefasst hatte. 



§ 2. 
Die lyrischen Dichter. 

Wir geben zunächst eine kurze Uebersicht des Ge- 
brauches unserer Construction '), wobei wir Pindar von 
den übrigen lyrischen Dichtem trennen. Letztere setzen 
den Infinitiv nach nph an 14 Stellen, von welchen nur 
eine negativen Vordersatz bietet. Der Coniunctiv kommt 
3 mal, der Optativ 1 mal stets nach negiertem Haupt- 
satze vor; der Indicativ fehlt. 

Bei Pindar finden wir an 8 Stellen den Infinitiv 
und zwar stets nach affirmativem Vordersatz; den Indi- 
cativ hat er 3 mal, den Coniunctiv und Optativ 
hingegen an keiner Stelle in Anwendung gebracht. 

Ein Fortschritt in der Entwickelung un- 
serer Construction bekundet sichdemnach vor 
allem darin, dass die Infinitivconstructionen 



') Der Gel;>rauch der Partikel np£v bei den lyrischen Dichtern 
konnte nur zum geringen Teil von Foer$ter in der Schrift: „de usu 
partic. TcpCv, qualis apud lonicos scriptores fuerit". Mise. sem. lat. 
Vratisl. 1865 p. 1 — 7 berücksichtigt werden. Es wurden daher nach 
abermaliger Durchsicht sämtlicher Gedichte {Bergk: Poetae lyrici Graeci. 
2. Aufl.) Pindar neu behandelt und die bei Foer»ter fehlenden Stellen 
ergänzt. 



53 

fast ausschliesslich auf solche Stellen be- 
schränkt sind, deren Vordersatz affirmativ ist. 

Aber auch in dem einzigen Falle, dessen Vordersatz 
eine Negation enthält, ist der Infinitiv ganz am Platze ; denn 
bei Theog. v. 594: 

jiTfjxe xaxotacv äaö) xt Xfrjv <pp£va, jii^x' dyaS-olacv 
xepcpd^? S^aTrJvTj?, Tiplv xiXo^ dlxpov {8eCv 

soll doch offenbar durch den Infinitivsatz keine Bedingung 
für den Eintritt des Hauptsatzes ausgedrückt werden, so 
dass wir den Sinn erhielten: „erst dann, wenn du am 
Ziele bist, sättige dein Herz durch Leiden u. s. w,'' ; viel- 
mehr liegt das Hauptgewicht im Vordersatz, während der 
Infinitiv nach iip(v nur eine einfache Zeitbestimmung ent- 
hält. Ausserdem ergibt sich aus ähnlichen Fällen, dass 
TCplv xiXog (2xpov J8elv eine beliebte Formel gewesen sein 
muss ; so z. B. Simon. 126 v. 2 und Pindar Isthm. IV (III), 31 : 

loxtv 8' dcpcEveta xö^a? ^«^ jiapvafxfevwv, 

Tiplv xiXoq äxpov Exia-ö-at. 

Betrachten wir nunmehr die Infinitivconstructionen 
genauer, so sehen wir zunächst, dass ähnlich wie bei Ho- 
mer der Infinitiv Aorist nach npfv überwiegend vertreten 
ist; nur an 2 Stellen steht der Infinitiv Praesens: einmal 
bei Theog. v. 485, nach vorausgehendem Imperat. Praesens, 
der Infinitiv jie^öetv, welches Verb überdies nur im Praesens 
und Imperfect gebräuchlich ist: 

iXX' i) Trplv (i.e'8'6Ecv uTiaviaxaao — 
y) 7cape(bv fii] Titvc* ') 



*) Foerster bemerkt zu dieser Stelle, dass hier zum erstenmal 
nach einem Imperat ohne Negation itp{v mit Infinit, gesetzt sei^ auch 
Prause hat dies (a. a. 0. p. 8) aufgenommen. Diese Bemerkung ist 
unrichtig, da sich derartige Stellen bereits bei Homer finden; z. B. 
Z, 80-, 0, 209: 

onouStj ^^v dvdßacve, xiXeud xe Tcdvxa^ IxaCpou^, 
nplv Sjis otxaö' txioO-at AnoLffstkai xs Y^povxi. 
Vgl. noch: 71, 376-, (o, 430. 



54 

Ferner bei Pindar Nem. YIII, 19 ebenfalls nach einem 
Praesens im Vordersatz: 

7aTa|jLai Sf] nooal xo690t^, dfinvicov xe npCv ti fifiev. 
Weiterhin finden wir im Vordersatze die Ilaupttempora in 
geringerer Anzahl vor; so das Praesens bei Pindar nur 
1 mal in der bereits citierten Stelle Isthm. IV (III), 31; 
ebenso bei Selon 13 v. 34: 

Seivfjv elg aötoO S6^av Exaoxog Sx^t, 
Tcpfv Tt ica^elv. 
Den Coniunctiv Aor. im Stelle des Praesens hat Theog. 
V. 1015 ; in gleicher Eigenschaft steht der Optativ bei Dion. 
Chalc 3 V. 4: xal Tiplv Ixecvov cSelv, 

0{i|iaxc ^yi\Ji,axlaaia%'e x&v ald-ipa x&v xax& xXcvy]v. 
Historische Tempora bieten im ganzen 16 Stellen; vor- 
wiegend ist der Indicativ Aorist. Den gnom. Aorist bat 
Pindar Pyth. II, 90: 

(jxd9'\iM^ Sk xivo^ £Xx6{ievoi 
Tcepiaao^ ^v^Tca^av SXxo^ öSuvap&v i^ npdad'e xapSi(jc, 
Tiplv 8aa 9povxtöt [i>]xi(i^vxai xuxetv. 
Ferner lesen wir Indicat. Aor. Pyth. III, 9; IX, 113; Nem. 
Vn, 73; IX, 26; Theog. v. 917: 

iXXä Tcplv ^xxeXlaai xaxlßv] S6{iov 'At'So^ ebcd* 
ebenda v. 969; Simon. 118 v. 4; Bacchyl. 3 v. 3. 
Indicativ Imperfect findet sich bei Pindar Nem. VIII, 51; 
ferner bei Simon. 147 v. 1 und 187 v. 2: 

A. Oö T6Stoc yivog -Jjv; ß. NaC, wplv ^uyslv ye naxpfSa. 
Indicativ Perfect endlich ebenfalls bei Simon. 126 v, 2: 
ivS-iSe nuS-Avaxxa xaoJyv>jx6v xe xixeud'ev 
yaf, Spaxfj^ f^ßnj^ icplv xiXog dExpov JSetv. 

Hieran schliessen wir noch eine Stelle aus den carm. po- 
pul. 21 V. 2: 

Tcplv xa2 {ioX&v xelvov, äv^oxo)' 
sodann ein fragment. Stück aus Tyrtaeus 14: 

uplv ipexfjg TceXcEaai x£p{iaaiv t) 'd'avoexou. , 
Der Vordersatz sämtlicher Infinitivstellen enthält nie 
das Adverb irpfv; ein verwandtes Zeitadverb steht nur bei 



V 



55 

Pindar; so Pyth. II, 90: npda^e und Nein. VIII, 51: nccXat. 
Ausserdem kann in Theog. v. 969: 

l^^v afvT^aa^ Tipfv aou xaxa icivxa Säfjvac 

ein derartiges Adverb aus ScpSi'jv entnommen werden; es 
ist dies die zweite Stelle, welche im Vordersatze cpS-cEvo) 
mit einem Participinm enthält; die erste und einzige bei 
Homer fanden wir 11, 322: 5<p87j dpe^Äjievo^ Tiplv oöidcaat. 

Meistens steht der Infinitivsatz seiner Entwickelung 
entsprechend nach ; doch finden wir ihn Theog. v. 485 und 
917, sowie Dionys. Chalc. 3 v. 4 vorgestellt. Naturgemäss 
muss in sämtlichen Constructionen die Handlung des Haupt- 
satzes vollendet sein, ehe entweder die des Nebensatzes 
eintreten (Nem. VIII, 19) oder als eintretend gedacht wer- 
den kann; so z, B. Sol. 13 v. 34; Theog. v. 485; Find. 
Isthm. IV (III), 31 ; Pyth. II, 90. Ferner kann ihr Eintritt 
durch die Verwirklichung des Hauptsatzes verhindert wer- 
den, wie in Pyth. IIL 9; Nem. VII, 73; IX, 26; Theog. v. 
917, 1015; Simon. 118 v. 4; 126 v. 2. Wirklich einge- 
treten ist die Handlung des Nebensatzes an folgenden Stel- 
len: Theog. V. 969; Simon. 147 v. 1 und 187 v. 2; endlich 
Pind. Nem. VIII, 51: 

8^1 ndX(xi xal rcplv yeviaS-at t4v 'ASpcEoxou xccv xe Ka5|AeJ(ov Sptv. 

Hier haben wir noch ein ganz deutliches Bild der Ent- 
wickelung unserer Infinitivconstructionen. Durch das Ad- 
verb TzdXai ist im allgemeinen der Zeitpunkt angegeben, 
wann das Lied gpsungen wurde; dieser wird sodann durch 
das epexegetiscn beigefügte xal Tcglv yeviaS-at etc. näher 
bestimmt. 

Wir gehen nunmehr zum Gebrauche des Coniunc- 
tivs und Optativs über. Das Fehlen dieser Modi bei 
Pindar kann deswegen nicht auffallen, weil wir bei ihm 
kein einziges Satzverhältnis haben, welches sich zur Bil- 
dung derselben geeignet hätte. Bei den übrigen Dichtern 



56 

findet sich der Coniunctiv an 4 Stellen % von welchen sich 
jedoch nur zwei als unbedingt acht erweisen lassen. Diese 
sind Theog. v. 963: 

öpY^v %al ^ud-fibv xal Tp67cov Soxtg äv ^. 
Ferner Solon 36 v. 21: 

xlvxpov S' ÄXXog cbg iyö) XaßAv 
xaxofpaSi^C xe xal cpiXoxTi^|i(i>v dvi^p 
oÖt' äv xaxiaxe S^ftov oöt' iTcaöaaxo, 
Tcpiv äv xapd^otti lAap i^iX'Q yiXa. 
Mit gleichem Wortlaute, citiert Plutarch in der vita 
Sol. c. 16 die zweite Stelle. Der Coniunctiv ist hier auf 
den ersten Blick befremdend; wir erwarten eher den In- 
finitiv, wie ihn unter gleichen Verhältnissen Homer X, 17 
und auch noch Euripides z. B. Ale. 373 bieten. In der 
classischen Zeit gewann, wie später gezeigt wird, in diesen 
Fällen der Indicativ die Oberhand, da sich naturgemäss 
auch bei solchem Satzverhältnisse der enge Zusammenhang 
mit den entsprechenden hypothetischen Perioden geltend 
machen musste. Zunächst soll auch an dieser Stelle durch 
den Coniunctiv das conditionale Verhältnis zwischen beiden 
Satzgliedern hervorgehoben werden. Dieser Coniunctiv nun, 
welcher ursprünglich unter dem Einfluss einer gegenwär- 
tigen oder in der Gegenwart gedachten Handlung entstan- 
den sein muss, wird trotz des historischen Tempus des 
Vordersatzes beibehalten; dies konnte aber hier um so 
leichter geschehen, weil der Vers ein gebräuchliches Sprich- 
wort*) war, etwa: oö icaöaexat oder oöx äv rcaOaatxo, nph 
äv xapi^aq Tclap i^iX'Q ydcXa, so dass der letzte Teil des- 
selben in seiner ursprünglichen Fassung an den Vordersatz 
ohne Rücksicht auf das Tempus desselben angefügt werden 



<3 Völlig wertlos für anderen Zweck sind 3 Stellen aus den 
unächten Partien des Anacreon und Phocylides, die sich überdies durch 
ihre Unregelmässigkeiten als Producte der jüngsten Zeit kennzeichnen; 
so Anacreont. 38 v. 7-, 30 v. 16 und Pseudophoc. v. 74. 

2) Vgl. auch die p. 70 zu Soph. Ant. 619 gemachte Bemerkung. 



57 ' 

konnte, falls sich das nötige Haupttempus leicht ergänzen 
Hess. Wir werden noch zwei ähnlichen Fällen bei Herodot 
und Äeschines begegnen, in welchen ebenfalls aus dem 
Präteritum ein Haupttempus zu entnehmen ist. 

Weiterhin erwähnen wir das im Yolksmunde lebende 
Sprichwort *) : 

welches sich in den Pseudophocylidea v. 87 vorfindet und 
von späteren Schriftstellern meist in wenig veränderter 
Form aufgenommen wurde; so z. B. von Aristophanes Yesp. 
725 und 920; Euripides Heracl. 180. 

Endlich kommt folgender bereits von Foerster richtig 
hergestellter Fall in Betracht; Simon. Amorg. 1, v. 12 : 

9^vet Sk TÖv |iiv y^pa^ dS^Xov Xaß6v, 

Tcplv T^pfi' IxTfjxat' xobQ 5k etc. 
Das handschriftliche !xv]xai ist von Foerster mit Recht in 
liiio%ui geändert worden; denn in ^fl^vo) mit Hermami^) 
einen negativen Sinn legen zu wollen, geht offenbar zu 
weit; nach ^fl-avü) wird nicht nur bei Theognis v. 969, son- 
dern überhaupt bei allen griechischen Schriftstellern TcpCv 
mit dem Infinitiv verbunden. Auch das Verhältnis zwi- 
schen Vorder- und Nachsatz lässt nur einen Infinitiv zu; 
ausserdem dürfte das Fehlen von (2v die Herstellung von 
Ixia^ai erleichtem. Endlich vergleichen wir noch mit 
dieser Stelle die bereits citierten Theog. v. 594; Find. Isthm. 
IV, 31; Simon. 126 v. 2. 

Ein Fortschritt in der Entwickelung des 
Coniunctivs ist insofern bemerkbar, als bei 
Theog. V. 963 und Sol. 36 v. 21 zum erstenmal die 
Partikel äv zum Goniunctiv herangetreten ist. 
Wir werden hierüber später im Zusammenhang mit anderem 



*) Der Autor dieses Verses ist nicht mit Bestimmtheit ermit- 
telt worden. Bergk zeigt a. a. O. p. 365, dass er von den Scholiasten 
fälschlich dem Phocylides zugeschrieben wird; vgl. noch dessen wei- 
tere Bemerkungen an eben dieser Stelle. 

s) Vgl. Anm. zu Elmsl. Eurip. Med. v. 215 p. 351. 



I 



58 

zu sprechen haben. Auch bezüglich des Vordersatzes ver- 
dient hervorgehoben zu werden, dass bei Theog. v. 963 zum 
erstenmal ein den Imperativ vertretender Coniunctiv steht, 
während bei Homer in einem ähnlichen Falle 4>, 137 noch 
der Infinitiv nach icptv zu lesen ist 

Der Optativ Aorist findet sich bei den lyrischen 
Dichtern nur 1 mal; Theog. v. 125: 

oö Y&p Sv tlSelr^z ävSpö^ v6ov oöS& Yuvaix6^, 
Tcplv ntipr^d'tlri^ &antp bndZuflou. 
Während bei Homer das Haupttempus des Vordersatzes in 
die Vergangenheit gerückt wurde, und sich aus dem Con- 
iunctiv des Nebensatzes der Optativ bildete, sehen wir hier, 
in welch' nahe Verwandtschaft mit den hypothetischen 
Perioden unsere Constructionen durch das ihnen zugrunde- 
liegende conditionale Verhältnis gekommen sind ; ohne den 
Gedanken irgendwie zu stören, können wir np(v durch tl 
{ii^ ersetzen. Aehnliche Fälle werden wir auch bei So- 
phocles vorfinden. 

Den IndicatlvAorist hat von sämtlichen Dichtern 
nur Pindar 3 mal angewendet; der Vordersatz dieser Stel- 
len, welcher ebenfalls stets ein Praeteritum enthält, ist 
2 mal affirmativ, 1 mal hingegen negativ. Die beiden 
ersten Fälle lesen wir in den Olympien; nämlich IX, 57: 

xeCvcov S^ "oav 
XaXxioTwSec öjidiepot 7cp6YOvot, — etc. 

Tcplv 'OX6ji7Wog d^Ye{i(&v 
-B-öyaip' &nb ydc^ *E7ceid>v 'Otcösvtoc ivapTiiaatg, SxaXog 
|i(X^^ MaivaXCatacv iv Seipaig, xod Sveixev etc. 
und XIII, 65: 

Tipfv ye ot y^pDodiinDTLa xo6pa xötXcv6v 
HaXX&g ijveyx', i^ övefpou 8' aöxfxa 
"^v önap, cp^vaae 8'. 
Diese Stellen beweisen die Richtigkeit der p. 50 über die 
Entstehung des Indicativs gegebenen Erklärung. Wir er- 
kennen zwei selbständige, durch die Coniunction Tiptv ver- 
bundene Satzglieder; das Hauptgewicht ruht auf dem zweiten 



59 

Gliede, da der Dichter an dieses seine weiteren Gedanken 
anreiht, wie Olymp. XIII, 65 deutlich zeigt; am treffendsten 
erklären wir auch diese Stelle: „er duldete so lange, bis 
Pallas, ihm den Zaum brachte; damit hörte sein Leid auf^. 
Der Unterschied zwischen Infinitiv und Indicativ tritt um 
so klarer hervor, wenn wir mit beiden Fällen den p. 55 
besprochenen aus Nem. VIII, 51 vergleichen. 

Die erste Stelle, in welcher der Indicativ nach 
negativem Vordersatz steht, lesen wir Nem. IV, 28: 
5ÜV (j) Tzoze Tpwtav xpaxatö^ TeXajic&v 
n6p%'riaE xal MdpoTca^ 
%od TÖv jidyav -rcoXejitaxiv SxicayXov 'AXxuovfJ, 
oi> xtxpaopia^ ye Tcplv Si}(i)Sexa nizptf 
^(dd^ t* inz\JL^e^(x(bxoci iTCTCoSdcfioug gXev 
5lg xdaoug. 
Der Infinitiv würde in diesem Falle nur den Zeitpunkt des 
Prädicates oö Tcöpflifjoe genauer angeben. Dies lag jedoch 
nicht in der Absicht des Dichters, vielmehr wollte er auch 
hier in den Nachsatz den Hauptgedanken legen, wie schon 
die eigentümliche Stellung der Negation zeigt; denn, der 
Sinn ist offenbar folgender : „Telamon vernichtete Troia und 
traf den Alcyones; vorher aber vernichtete er den 
Wagen = nicht jedoch, bevor er den Wagen vernichtete". 
Beide Ereignisse sind nur sehr locker durch npl^ verknüpft, 
dessen Stellung hier noch deutlich seinen ursprünglich ad- 
verbialen Charakter erraten lässt Durch die Negation 
wird nur die Handlung des Nebensatzes der des Haupt- 
satzes zeitlich vorangestellt. 

Zum Schlüsse fügen wir noch eine kurze Besprechung 
des adverbialen Gebrauches unserer Partikel bei, da der- 
selbe bei den lyrischen Dichtern verhältnissmässig noch 
ziemlich ausgedehnt ist. So steht das Adverb TipCv einem 
vOv gegenüber bei Theog. 57: oE 8k Tcplv Sofl-Xol vöv SetXof. 
ebenso Piaton 15 und Anacreon 21 v. 3. Ohne Bezug auf 
ein anderes Adverb findet es sich bei Theog. 502; mit xa£ 
verbunden ebenda 599; mit filv und S4 zu Anfang eines 
Verses Ion. 1. v. 8: Tcplv 8fe (jtWTcöatv ; ebenda 3, v. 3; Ana- 



60 

creon 104. (ep. 5), Tö Tcp£v, welches auch die Ilias und 
der Hymnus auf den Pyth, Apollo v. 298 boten, lesen wir 
bei Minerm. 3 v. 1; Archil, 92 v. 3; Anacreont. 8 v. 10 
und 13; Melanipp. (Diühyr. fr.) 4 v. 2; endlich Theog. 483: 
xi Tipiv S(bv a(S>(fp(ov, Toxe vi^irtog. Pindar hat von sämt- 
lichen Schriftstellern den Gebrauch unserer Partikel inso- 
fern am weitesten ausgedehnt, als er allein dieselbe an einer 
Stelle auch als Präposition verwendeö'; nämlich Pyth. IV, 
43 : Tcplv Spag. Adverbial findet sich icpCv bei ihm nur 2 mal : 
Isthm. VIII (VII) 75; fragm. dithyr. 79. 



§ 3. 



Die scenischen Dichter. 



9 



Den Gebrauch der Partikel irpfv bei den scenischen 
Dichtern hat Prause in der bereits erwähnten Schrift aus- 
führlich behandelt'). Selbstredend soll hier kein Auszug 
aus dieser Arbeit vorgelegt werden ; unsere Aufgabe ist es, 
auf Grund des gegebenen Materials hauptsächlich diejenigen 
Momente hervorzuheben, welche die WeiterentwickelQng 
unserer Construction kennzeichnen. Zunächst ist nun eine 
übersichtliche Zusammenstellung sämtlicher Fälle not- 
wendig : 

Aeschylus hat an 18 Stellen den Infinitiv ange- 
wendet und zwar mit Ausnahme von 3 Fällen stets nach 
affirmativem Vordersätze. Der Coniunctiv Aor. stets mit 
dcv findet sich 6 mal (nur im Prometheus) nach negativem, 
der Indicativ eines Präteritums 1 mal nach affirmativem 
Hauptsatze. Der Optativ fehlt. 

Sophocles setzt den Infinitiv nach npbf an 19 Stel- 
len, von welchen ebenfalls nur 3 einen negativen Vorder- 
satz haben. Der Coniunctiv Aor., häufiger mit, seltener 
ohne Sv, findet sich in 22 Fällen; der Optativ ist 5 mal. 



>) Ausserdem wurde für den Infinitiv bei Aeschylus die bereits 
p. 7 eitler te Arbeit von Karatene benutzt. 



61 

ebenso wie der Coniunctiv, nur nach negativem Vordersatze 
angewendet. Der Indicativ steht 1 mal nach affirmativem 
Hauptsatz. 

Euripides lässt an 68 Stellen den Infinitiv zu, von 
welchen nur 7 einen negativen Hauptsatz haben. Der In- 
dicativ steht bei ihm ebenfalls nach affirmativem Haupt- 
satze an 7 Stellen, der Coniunctiv hingegen, häufiger mit, 
seltener ohne ivj nach negativem Vordersatze in 19 Fäl- 
len. Der Optativ ist bei ihm nicht in Gebrauch. 

Bei Aristophanes finden sich sämtliche (50) Infini- 
tive mit Ausnahme von 2 Stellen nur nach affirmativem Vor- 
dersatz. Den Coniunctiv Aor. mit Sv lesen wir an 24 Stellen 
nach negativem Hauptsatz; der Optativ fehlt, während der 
Indicativ, wie bei Aeschylus und Sophocles, nur 1 mal, 
jedoch nach negativem Hauptsatze vorkommt 

Aus den Fragmenten der Komiker z&h\t Prause 15 
Infinitivconstructionen auf; der Coniunctiv Praesens steht 
1 mal bei Cratinus AnjXtiSYjg VIII (M. II, 35) : «plv napoöaa 

Sonach erhalten wir für die scenischen Dichter ein 
Gesamtergebnis von 170 Infinitiven, 72 Coniunctiven, 5 Op- 
tativen und 10 Indicativen. 

Vor allem erkennen wir aus diesen Anga- 
ben ein bedeutendes Wachsen der Modi nach 
TcpCvy womit selbstverständlich das Schwinden 
der Infinitivconstructionen nach negativem 
Vordersatz Hand in Hand gehen muss. Diese 
Erscheinung aber bestätigt unsere p. 32 ff. gegebene Er- 
klärung bezüglich der allmählichen Entwickelung unserer 
Construction ; nachdem einmal auf den Unterschied zwischen 
temporalem und conditionalem Satz Verhältnisse grösseres 
Gewicht gelegt wurde, mussten einerseits die Modi mehr 
um sich greifen, andererseits aber erklärt sich auch aus 
diesem Umstände, dass auf jene zahlreichen Infinitivstellen 
nur mehr noch 15 kommen, deren Vordersatz eine Nega- 
tion enthält. In diesen Fällen aber soll durch den Infinitiv- 
satz nur eine einfache Zeitbestimmung ohne jede conditio- 



62 

nale BeimiBchuDg angegeben werden. Dies lässt sich zu- j 

nächst an jenem Beispiele erweisen, welches im Vordersatz 
ein Praeteritum bietet; nämlich Aesch. Sept. 1032: 

fjSrj Ti T0Ö8' oö 8ucxeT(|i>jTat S-eotg. 

oö, 7ip(v ye x^P^v n^vSe xtvSövq) ßaXctv. 
Hier haben wir zeitliches Folgeverhältnis, indem die Hand- 
lung des Hauptsatzes, „das Nichtgehasstsein von Seiten der 
Götter^, der des Nebensatzes vorangeht, der Infinitiv 
also nur angibt, wann (nicht bis wann) das „Nichtgehasstsein^ 
stattfand. Weniger deutlich lässt sich dies Verhältnis bei sol- 
chen Stellen erkennen, welche im Vordersatze Haupttem- 
pora haben. Hier mag der Leser oft geneigt sein, in den 
Nachsatz einen conditionalen Sinn hineinzulegen, da der- 
selbe dem Gedankeninhalte der ganzen Periode näher 
kommt. Wir stehen daher nicht an, zuzugeben, dass an 
manchen Stellen statt des Infinitivs ebensogut auch der 
Coniunctiv gesetzt werden könne und vergleichen z. B. 
Soph. Trach. 2: 

&Q oöx £v aliby^ ^xfioEd'Oic ßpotcl^v, Tcplv £v 

S-öEv^ Ttg, oöx' eJ XP'J^^S ^Ö*^' ^^ "^^ xaxöc* 
mit Trach. 197: 

zb yd^p Tio^oöv Sxaotos Sxfia^elv ■S'dXiöv 
oöx äv ixeS-eiTO, icplv xaS-' T^ovijv xX6etv. 
Dies darf uns jedoch keineswegs bestimmen, den Infinitiv 
und Coniunctiv für gleichwertig zu erachten, wie dies Frame *) 



*J Vgl. p, 16 und 20. So will er umgekehrt in Soph. Antig. 
308 und Ai. 106 fl: 

AI. ^avetv yäp aöx6v o5 tC tco) MXq). 

A8. nplv äv xC 8pdlq!}C, ^ x£ xepddv^^ nXiov; 

AI. Tiplv äv 8©8«lc Tcpöc 'ttoV IpxsCou OTi-pjc — 

A0, t£ ö^xa Töv 8öox7]vov SpYÄosi xaxöv; 

AL jidoTtYt npSxov vöira qpocvtx^lC ^v^. 
kein conditionales Verhältnis erkennen; hier werde durch den Con- 
iunctiv nur angezeigt, dass die Handlung des Nachsatzes vor der des 
Vordersatzes eintrete. Offenbar ergibt sich doch aus dieser Stelle fol- 
gender Sinn: „ich will ihn nicht töten, wenn ich ihn nicht vorher 
gepeitscht habe*<; das letztere ist es ja grade, worauf Aiax 
den Hauptwert legt. 



.63 

gethan hat; vielmehr besteht auch in diesen Stellen der 
feine Unterschied zwischen einfacher Zeitangabe und Be- 
dingung, welche der Dichter je nach Bedürfnis in eine 
solche Periode hineingelegt hat. Wir sind in der Lage, 
dies an einer Stelle aus Eurip. Hei. 321 unwiderleglich 
nachweisen zu können: iY.\i.a9'0^aa S" eö 

npb^ Tig TÖx«? "ti X^PV-^ "^^^C yöouc t' Ixe. 
-rcplv 5' oö8fev dp^öc eJSIvat, zl aot izXio^ 
Xu7cou|i£vio ylvotx' Sv; äXX' i\iol mfl-oö. 
Der Sinn ist folgender: ^deine Trauer nützt dir nichts, 
bevor du (nicht) die richtige Kunde hast^. Interessant ist 
die Negation im Nachsatze, welche unseres Wissens nur 
in diesem Falle vorkommt. Dieselbe ist offenbar hier 
pleonastlsch für das indefinite xl beigefügt, da der Nachsatz 
schon an und für sich negativen Sinn hat. Wichtig ist 
nun für unseren Zweck, dass hier oö54v, nicht aber 
{i7]S£v gesetzt ist; hieraus ersehen wir nämlich, dass der 
Dichter trotz der negativen Fassung des Vordersatzes von 
einem bedingenden Verhältnisse absieht und nur das Prä- 
dicat des Hauptsatzes, auf welchem das Hauptgewicht ruht, 
näher bestimmen will. Wir erklären also die Stelle: „vor 
dem (nicht) genauen Wissen nützt dir deine Trauer nichts" ; 
nicht aber: „wenn du es nicht genau weisst u. s. w."; denn 
im letzteren Falle müsste jir]86v oder richtiger 
der Coniunctiv nach nply äv stehen. Ebenso deut- 
lich erscheint die einfache Zeitangabe in folgender Stelle 
Soph. Trach. 632: 

zl Sfjx' äv iXko y' ivv^Tcot^; SiBoixa. yd^p 
|i^ 7cp(|> X£yotg äv x6v iröS-ov xöv l^ Sjioö, 
npb eiSdvai xäxeTd'ev, el 7cod'o6(ted'a. 
Deianeira spricht zu Lichas: „möchtest du nicht (ich fürchte 
du könntest) vor der Zeit von meiner Sehnsucht reden, 
nämlich bevor du weisst, ob Heracles meine Liebe er- 
widert". Betont ist hier der Vordersatz, wie schon das 
Adverb np^ anzeigt, welches durch den Infinitivsatz seine 
nähere Erklärung findet. Aehnlich ist ein Fragment des 
Eurip. 462, 5: 



64 

bntp^dX'Q [18 Yfjpa^ 

icpiv a&v x^p(s^<7<3cv Spav Tipo^iSetv. 
Hieran reihen wir noch eine zweite Stelle aus Eurip. Herc. 
für. 603: ii6Atv Si o^v 

{if] icplv xapdE^'gg up2v t68' e5 diad'at, x^xvov. 
Auffallend ist das Adverb ncpfv im Vordersatze, welches 
sich in dieser Stellung bei den scenischen Dichtem nicht 
mehr und überhaupt nur noch in einem ähnlichen Falle ^ 
bei Herodot findet. Wir haben es hier mit Ueberresten 
des alten Homerischen Gebrauches zu thun; das adverbiale 
Tupcv wird durch den epexegetisch beigefügten Infinitivsatz 
noch einmal genauer bestimmt, daher denn die Infinitive 
d-lad-ec und Tcpo^cSelv vollständig am Platze sind. Sonach 
werden auch noch durch diese Stellen die p. 20 vorgebrachte 
Ansicht bezüglich der Entstehung unserer Construction be- 
stätigt. Weiterhin kommt Herc. für. 926 in Betracht: 

ndztpy tC 'd*6a) icpiv xxavetv Eöpuad'ia 

xad-ipacov TcOp xal 7c6vou( SctcXoO^ ly((a 

Die Negation liegt in der Frage; der Sinn ist: „vor dem 
Töten will ich nicht opfern^. Haupttempora und zwar 
Praesens haben femer im negativen Vordersatze: - Aesch. 
Ag. 1026; Soph. Ai. 1418: izpb fSetv 8', oftSel? liivxt^ töv 
|ieXX6vT(DV und Arist. Pax 307. Der Optat. potent, fin- 
det sich bei Aesch. Suppl. 743; Soph. Trach. 197; In- 
dicativ Futur bei Eurip. Med. 94; Coniunctiv Aor. nach 
[iil an Stelle des Imperativs bei Arist. Eccl. 589. End- 
lich lesen wir dem Homerischen Gebrauche völlig ent- 
sprechend den Infinitiv in zwei Fällen der Nicht Wirklich- 
keit bei Euripides Rhes. 61 und Ale. 373: 

xax^X^ov äv xa( ji' oöS*' 6 HXoötwvoc x6(ov 
oöy obnl xcSwcTj f^\))^ono[i,nhQ äv X(ipa)v 
Sa^ov, TTplv tl^ qpög aöv xaTaaxfJaat ßfov. 



') Ebenfalls nach negat. Vordersatz; vgl. p. 77. 



65 

Bereits bei den lyrischen Dichtern p. 56 wurde erwähnt, 
warum in solchen Fällen in späterer Zeit durchweg der 
Indicativ zur Geltung kommen musste. Eine Bedingung 
will Euripides hier keineswegs in den Nachsatz gelegt 
wissen; sonst hätte er zum Indicativ greifen müssen, wie 
dies z. B. Demosthenes 20, 96 gethan : xP^v xofvuv AeTTufvrjv 
{!)] 7rp6xepov ttWvat töv iauxoO v6{iov, Tiplv toötov SXi>a£ 
Ypa(]ios(ievog ==: -tl (i.^ SXuos. Der Umstand aber, dass sich 
der Dichter in den vorliegenden Fällen mit dem ursprüng- 
lichen Infinitive begnügte, bestätigt unsere früher vorge- 
brachte Ansicht, dass von den Modi der Indicativ nach 
'Tcptv am spätesten festen Fuss gewinnen konnte. 

Wir unterziehen nunmehr die Infinitivconstructionen 
mit affirmativem Vordersatz einer kurzen Betrachtung^ 

Was die Tempora des Infinitivs betrifft, so be- 
merken wir den Infinitiv Praesens im ganzen an 
18 Stellen, von welchen 2 auf Aeschylus, 7 auf Sophocles 
und je 3 auf Euripides, Aristophanes und die Fragmente 
der Komiker kommen. Den Infinitiv Perfect aber 
lesen wir (von sämtlichen Dichtern) zum erstenmal 
bei Euripides in 3, bei Aristophanes in 8, in den Frag- 
menten in 3 Fällen. Prause hat sich p. 22 der von 
Hermann zu Eurip. Med* v. 79 gegebenen Erklärung 
der Tempora angeschlossen, welcher wplv Sew^vfilv durch 
priusquam coenem, 7ip2y Secnv^aaL durch priusquam coe- 
navero, Tipcv SeSeiTcvYjxdvai durch priusquam a coena sur- 
rexero erklärt, so dass also durch den Infinitiv Praes. der 
Beginn einer Handlung, durch den des Aor. die Vollen- 
dung derselben, durch den des Perfects der Zustand nach 
der Vollendung bezeichnet werde. Unrichtig ist zunächst 
die Erklärung des Infinit. Praesens; derselbe kann nur 
die Dauer oder Wiederholung einer Handlung zum Aus- 
drucke bringen *)• Ebensowenig hat der Infinit. Aor. eine 



^) YgL auch p. 42. Dasselbe Re&ultat ergibt sich für Thucy- 
dides aas der Arbeit Forsmnanna: „De infinitivi temporum usu Thucy- 
dideo« in Ciirt Stud. VI, 1873 p. 3—83. 

5 



66 

Präteritalbedeutung, sondern gibt nur das Eintreten oder 
die Verwirklichung einer Thatsache an, ohne jede Bezeich- 
nung der Zeitstufe. Wir haben daher Soph. OC. 36: 

Tupiv vöv xi iiXefov' Joxopetv, ix xfjaS' SSpa^ 

nicht zu erklären: ^bevor du noch weiteres zu sagen 
beginnst", sondern: „bevor du noch dasjenige, was du 
im Sinne hast, weiter ausführst ')** ; Oedipus hat seine Rede 
noch nicht vollendet, als er von dem Fremden unterbrochen 
wurde. Ebenso verhält es sich z. B. auch Eurip. Orest. 1093: 

zl yip ip(b xaX6v ^oxe 

yfjv AeX^CS' IXO-cbv Ocoxdcov dbcpöirxoXtv, 
♦ 8s icplv [iiv byL&z Suaxuxe^v «pJXo^ irapfjv, 

vöv S' oöxdx* d\d SüoxüxoÖvxf oot qjfXog; 
„bevor ihr unglücklich wäret"; es soll die Dauer des Un- 
glücks hervorgehoben werden, wie v. 1096 zeigt. Hingegen 
würde Tcplv Süoxux^cjat also zu übersetzen sein: „bevor ihr 
ins Unglück gerietet". Interessant ist daher folgendes Bei- 
spiel, welches beide Infinitive bietet; Aesch. Sept. 268: 

Syd) 5' in'' ävSpag 1^, i[iol oöv 6ß86jiC[), 

ivxrjplxac ix^poXat, x6v [i^yav xpÖTrov 

elq inxaxziy(tX^ l^68ous xdegco |ioX(t)V, 

icplv dyySXoüs onepxvoö^ xe xal xaxuppöfl-ou^ 

Xöyous Exiad'ac, xal ^ X^^eiv XP^^^^ ^^^' 
„bevor die Gerüchte dorthin gelangt sind und dann die 
Gemüter entflammen". 

Der Infinitiv Perfect endlich bezeichnet auch in un- 
seren Fällen eine vom Standpunkte des Sprechenden aus 
vollendete Handlung % ohne jede Rücksicht auf die Zeit- 
stufe des Prädicates im Vordersatze. Bemerkenswert ist, 



*) Vgl. z. B. Trach. 731: otyÄv &v &p{idCot os t6v nXsCo) Xöyov. 

•) Vgl. auch Forwmann a. a. O. p. 10: „perfecti infinitivum non 
Indicare rem ante factam, sed statum aliquem eo tempore de quo agitur 
perfectum, ita ut prope acoedat ad infinitivum praesentis: cf. dStoöot 
YSY^v^^**^ ÄpioTot (Thuc. IV, 90, 2) et dgio6(i8Voi \iOLXi\i^TOLtoi etvat 
(II, 81, 3)«. 



67 

dass nur eine Stelle bei den scenischen Dichtem historisches 
Tempus bietet; Eurip. Elect. 1069: 

ijxt^ ^vyazpbq wplv xexup(da<8'ac a^ayi^ 
viov t' (Jtc' olxcöv dvSpi^ 4§(op|itj[i£vou 
^av<8*&v xaT67CTp({> 7üX6xa|iov l^i^axei^ x6{i)]^. 
,,du schmücktest dich, ehe das Opfer vollzogen wor- 
den und nachdem dein Mann erst jüngst von Hause fort 
ist". An allen übrigen Stellen lesen wir im Vordersatze 
Haupttempora; so Praesens bei Arist. Av. 1034: 

xal 7c&{i7couacv i)87] 'Tctax67üou^ 
i^ xijv 7r6Xtv, npiv xal xe<8'6a<8'ai xotg S-eorg; 
der Aor. •9'6aaad>ai gäbe den Sinn: „bevor sie den Göttern 
ein Opfer veranstalteten". Wie nahe überhaupt der In- 
finitiv Perfect an den des Praesens herantritt, zeigen Arist. 
Fax 375 ; Lysistr. 322 : Tcpiv I|iiceirpijcr8ut und endlich Eurip. 
Med. 79: 

ä7C(oX6|ieo3'' ip*^ tl xax&v TcpoaoCaopisv 
viov naXatt^, nph t6S' i^vxX)]x^vat. 
„bevor dies Leid für uns vorüber ist". 

Bezüglich der Tempora des Vordersatzes verdient 
hervorgehoben zu werden, dass die Hauptzeiten fast 
doppelt so stark vertreten sind als die Neben- 
zeiten. Nur bei Sophocles ist das Verhältnis ein gleiches. 
Unter den Haupttempora lesen wir den Imperativ Praes. 
oder Aor. am häufigsten (22 mal); so z. B. Aesch. Ag. 
1630; Eurip. Med. 1242; Arist Ran. 885; Soph. El. 20: 
nplv o5v Ttv' dvSpüiv S^oSotTTopelv oxlyifjc, 
SuvöEicTetov Xö^ototv. 
Bemerkenswert sind auch einige Stellen bei Euripides und 
Aristophanes, welche Indicativ Futur mit Negation bieten 
und einen Imperativ vertreten; z. B. Eurip. Andr, 1041; 
Arist. Ran. 481: 

& xaTay^Xaax' oÖxouv ivaaT-^aet TaxJ> 
Tcpfv TtvdE o' JSetv äXXöxptov ; 
Von den Nebentempora sind Indicativ Aorist und 
Imperfect am zahlreichsten vorhanden; das Plusquamper- 
fect in der Bedeutung des Imperfects findet sich nur 1 mal 



68 

t 

bei Aristophänes Plut. 737. Den Indicativ Perfect lesen | 

wir nur bei Aesch. Sept 1032 und Prom. 826, sowie bei 
Arist. Nub. 631 und Eccl. 649; hingegen stets mit Prae- 
sensbedeutung bei Sophocles und Euripides; z. B. Soph. 
Trach. 1133: 

x^-S-VTjxev — Tcplv <&c XP^^ ^* ^5 ij^'^C *aveTv x^P^SJ 
vgl. femer Eurip. Hec. 429—431. 

Endlich erwähnen wir jene Fälle, welche im Vorder- 
satze einen Potentialis der Vergangenheit oder einen un- 
erfüllbar gedachten Wunsch enthalten-, Arist. Ran. 673: 

lßouX6(i7]v 6' äv Toöt6 oe 
icp^Tepov vof|jaai, nplv iyi^ tdt^ izkrffdL^ XaßelV. 
Aehnlich ist Soph. El. 992. Die Wunschsätze sind ein- 
geleitet durch e?fre bei Aesch. Ag. 1505, durch ö(p6Xov bei 
Soph. El. 1132 und Arist. Ran. 955: 

6g Tiplv StSdc^at y' ä^eXeg (ilaog Siappayf^vai. 

Dem Satzverhältnisse entsprechend muss die Handlung 
des Vordersatzes bereits vollendet sein, ehe die des Neben- 
satzes entweder als eintretend gedacht werden kann oder 
eintritt z. B. Soph. Trach. 4. Am häufigsten aber sind jene 
Fälle, in welchen das Prädicat des Nebensatzes durch die 
Verwirklichung des Hauptsatzes an seinem Eintritt verhindert 
wird ; letzterer bietet meistens Präterita; z. B. Soph^ Anttg. 120 : 

a(|jLdETcov ylvuaiv 7cX7]ad>^v«i etc. 
Doch finden sich auch Haupttempora, wie der Imperativ 
bei Aesch. Ag. 1630: 

oxtl-^t ymI aü etc. — icplv TraO^stv Sp^ÄVTeg. 
Zu dieser Kategorie zählen wir auch die von Prause p. 26 
aufgezählten Stellen aus Euripides, in welchen der Nach- 
satz finalen Sinn hat und up^v der Coniunction !va [ii^ oder 
11*^ gleichkommt; so z. B. Med. 290: xaöt' oöv nply iiaS-eTv 
(jpuXdc^ojiat, womit wir Homer P, 30 vergleichen. Besonders 
interessant ist Soph. Antig. 280: 

TCoeOaac, Tcpiv bpyfiz xi\iM luax&aai Xl^ov, 
woran der Dichter sofort anschliesst: 

fii] 'qjsupefl'^g dEvou^ xe xal y^pwv fijia. , 



V 

\ 



69 

Endlich treffen wir solche Fälle, in welchen der Infinitiv 
bei wirklich eingetretenen Handlungen im Nachsatze steht; 
wir eitleren Eurip. Ion 1271: 

^oO-XoQ S' Sxüpoa 5a((iovQs, npb i(; 7i6Xtv 
{loXelv 'Afl-yjvöv x^^^ |i>jTputiv Tceaelv. 

Wir gehen nunmehr zur Besprechung der Modi nach 
Tcptv über. 

Der Coniunctiv Aorist (nie Praesens) findet sich 
nur nach negiertem Haupttempus des Vordersatzes 
Bemerkenswert sind zunächst einige Fälle, in welchen die 
Beschaffenheit des Hauptsatzes einen negativen Sinn ergibt ; 
Eurip. Orest. 1219: 

cp6Xaaae 8', fjv xt^, npJv xeXsüxifjS^ cpövos, 
t) $6fji|iax6c ttc ?) xaafyvyjTOg izaxpbq 

Prause schliesst sich mit Recht an Elmsley an, der fOXaaae 

S' 'jjv Tc^ als Umschreibung für <fi}\aL<SQ^ |ii^ xt^ betrachtet. 

Ferner gehört hierher Soph. Antig. 175: 

ätii^X<^^^^ Si Tcavxög ävSpä^ Ixfxad'etv 
4'ux'^v X6 xal f pov)]!^« xa2 YV(S>|iii]v, icplv dEv 
äpxatc xe xaJ v6(ioiatv Svxptß^s (jpav^. 

Die Negation liegt hier in cifii^x^^°^> '^gl- ei^dlich Eurip. 

Heracl. 180. Sehr häufig lesen wir im Vordersatze den 

Indicativ Futur; hierzu rechnen wir auch Soph. 00. 909: 
oö ydcp iiox' 8§et xij^Se xfjs x^P^^} ^P^^ ^^ 
xsCva^ ivapYE?^ SeOp6 |iot oxi^a'gg äycov. 

An einer Stelle steht der ConL deliberat. als Vertreter des 

Futurs; Eurip. Iph. Taur. 19: 

oh |ii) vaOg ä(pop|i(a^ X*^^^^^' 
T^h äv x6p7]v (rijv 'lytyivecav 'Apxentg 

Weiterhin findet sich der Imperativ Aor. oder Praes. ; z, B. 
Arist. Vesp. 920: 

|i^ 7cpoxaxayfYV(i)ox' & TCdExep, 

Tcplv dcv y' (ixoöoTgs ä|i<pox^pC[)V. 
Der Imperativ ist öfters auch durch den Coniunct. Aor. 



70 

vertreten, wie Aesch. Prom. 720. Den Indicativ Praesens 
wendet Sophoeles mit Vorliebe an (6 mal); z. B, Ai. 107; 
Perfect mit Praesensbedeutung lesen wir Antig. 619: 

luplv nxjpl d>ep|A^ 7ü68a xi^ npoaaöcTQ. 
Frame bringt mit Recht den Coniunctivsatz mit Et86xt 8' 
oö8£v in Verbindung; derselbe schliesst sich als ursprüng- 
licher Bestandteil einer alten Sentenz') sehr locker an 
den Vordersatz an. Ferner bieten praesent. Perfecte: Aesch. 
Prom. 757 (itpoxe£|iev6v laxi) und Eurip. Ale. 150: 

oÖTCCD t6S' ol8e Seorcö'njs, Tcplv äv tcöES^, 
wo Prause ganz unnötig zur Erklärung des Coniunctivs 
eine Ellipse zu Hülfe nimmt, indem er aus dem Vorder- 
satze oö8i yvcbaexat ergänzen will. 

An diese Besprechung der wichtigsten Ck)hiunctiystellen 
haben wir die Frage über äv anzureihen. Wir fanden 
diese Partikel zum erstenmal bei den lyrischen Dichtern 
(vgl. p. 57) ; Aeschylus hat dieselbe stetp angewendet, wäh- 
rend sie bei Sophoeles 8 mal, bei Euripides 5 mal, bei 
Aristophanes 2 mal *) fehlt. Wie Prause durch Vergleichung 
solcher Stellen, in welchen äv fehlt oder beigefügt ist, über- 
zeugend nachgewiesen hat (vgl. p. 17 und 18), kann ein 
Unterschied zwischen derartigen Fällen bei den scenischen 
Dichtern nicht festgestellt werden. Unserer Ansicht nach 
erklärt sich das Auftreten und allmähliche Ueberwiegen 
dieser Partikel einzig aus dem engen Verhältnisse, 
in welches unsere Coniunctivconstructionen 
mit solchen hypothetischen Fällen treten 
musste, deren Nebensatz durch iiv eingeleitet 
wird; wir haben demnach in uplv äv gewissermassen 
eine abgekürzte Formel für liv |ii) 7ip6xepov zu erkennen. 
Eine ähnliche Beobachtung ergab sich auch p. 58 für den 



') Bemerkenswert ist, dass dieser Chorgesang noch mehrere 
Sentenzen enthält; ausserdem spricht für diese Ansicht die veraltete 
Form npooaöo^. 

2) An beiden Stellen Ran. 1281 und £ccl. 628 hat Meineke dv 
eingefügt. 



71 

Optativ. Bei Homer fehlte notwendigerweise die Partikel 
(2v, was sich aus der ursprünglich paratactischen Fügung 
der Periode erklärte '}• Im übrigen lässt diese Partikel an 
und für sich keinen besonderen Einfluss auf die Bedeutung 
des Coniunctivs erkennen, wie die Vergleichung einer 
Homerischen Stelle £2, 781 : 

TcejiTcwv |i' ö)S' dirixeXXe jieXatvcEwv inb vijöv, 
jiij Tiptv TOjiiavietv, Tcplv ScoSexdETTj ji6X]j ijws- 
mit Eurip. Ale. 1148 ergibt: 

oötwj) 9'i\LiQ aoi xfJoSe Tcpoaf (i)vi7{idex(0v 
xXöetv, nply äv "freolat xolot vepxipot^ 
d(payvfo7jxat xal xpfxovjiöX^^ioc. 
Der Optativ ist einzig bei Sophocles in Anwendung 
gekommen und zwar an 5 Stellen nach negativem Vordersatz. 
Auch hier tritt, wie bei Homer, deutlich die Natur dieses 
Modus hervor, indem die Nebenhandlung, ebenso wie die 
Haupthandlung, in die Vergangenheit gerückt, zugleich den 
Wunsch des Sprechenden zum Ausdrucke bringt. So lesen 
wir Phil. 551: 

iSo^i (iot |ii) atya, Tcplv ^piQ(xi\i,[ aoi, 
xöv ttXoöv itotelafl-at. 
Andererseits konnte der Coniunctiv dann beibehalten werden, 
wenn der Nebensatz unter dem Einflüsse der gegenwärtigen 
Haupthandlung verbleibt, ohne Rücksicht darauf, dass letz- 
tere in Abhängigkeit von einem Präteritum gekommen ist; 
so Ai. 741: 

x&v ävSp' äiiTjöSa TeOxpo; IvSo-ö-ev axiyrj^ 
fjii] '5<ö Tcapi^xetv, «plv uapcbv aüxög xuxiß. 
Sodann lesen wir den Optativ, genau wie in der p. 58 
besprochenen Stelle des Theognis, nach vorhergehendem 
gleichen Modus potentialis in einem Falle OR. 505: 
dXX' oÖTTox' lywy' äv, «plv ßotfi' dpO-iv Itcos, ji6{i(po|ievü)v äv 
xaxa(pa(ii]V. 



») Vgl. p. 26 und 35. 



72 

Wichtig sind schliesslich noch Phil. 961 und Trach. 
657, da wir in diesen Fällen zum erstenmal den Op- 
tativ nach vorausgehendem Optativ des Wunsches gesetzt 
finden; der erstere lautet: 

SXoco |ii^7C(0, Tcplv {idE'8'oi|i' e2 xal ndeXiv YV(i>|i7]V {iexofaecg. 
Endlich haben wir den Gebrauch des Indicativs 
nach 7Cp(v noch kurz zu besprechen. Die tragischen Dich- 
ter haben denselben nur nach affirmativem Vordersatz 
angewendet, während die einzige Indicativstelle bei Ari- 
stophanes negativen Vordersatz bietet; Av. 700: 
7tp6xepov 8' oöx ijv ylvog ä^ocvixwv, wplv Ip^Q 5wvl|it§ev äiravta. 
Wir vergleich^i hiermit die p. 59 besprochene Pindarische 
Stelle. Die von uns gegebene Erklärung über die Ent- 
Wickelung und Bedeutung dieses Modus findet auch durch 
sämtliche hier vorliegenden Fälle ihre Bestätigung. Prause 
will keinen Unterschied zwischen Infinitiv und Indicätiv 
erkennen (vgl. p. 11 und 26 f.); derselbe ergibt sich je- 
doch ganz einfach aus einer Vergleichung von Aesch. 
Prom. 826: 

St Tcplv |ioXe7v SeOp' lx{i6|i6x'9nf2X6V ^pocaco, 
mit Soph, OR. 776: ^T^^M'^JV 8' dv^jp 

doTöv iilytoTo? Tö)v ixel, npiy jiot xöx') 
TociS' inioxrij 6'au|idEaai |i^v ä^Ca etc. 
,,i%h war der mächtigste, bis ein solches Geschick mich 
traf = da traf mich plötzlich solches Geschick^. Die erste 
Stelle hingegen hat nicht den Sinn : „ich will erzählen, was 
er bis zur Ankunft gelitten", sondern: „was er vor der 
Ankunft gelitten"*, betont ist hier das Leiden, nicht das 
Aufhören desselben. Auch in den übrigen Indicativ- 
stellen liegt, ebenso wie in Soph. OR. 776, das Hauptgewicht 
auf dem Nebensatze, welcher meist ein neues, für den 
Hörer überraschendes Moment einführen soll. Besonders 
deutlich zeigt sich dies Streben an zwei Euripid. Stellen, in 
welchen statt des gewöhnlichen Präteritums sogar der In- 
dicativ Praesens nach icpfv folgt; Med. 1162 und Hec. 129: 
aTcouSal Sh Xöywv xaTaT6tvo|ifev(ov 
^aav faat uto^, nphf 6 itotxtX6<yp(ö,v, 



73 

AaepTccESu]^ iceC&et orpaTi&v etc. 
Der .entscheidende Einfluss, welchen Odysseus durch die 
Ueberredung des Heeres auf die ganze Situation ausübte, 
wird Fom Chor, welcher diese Worte spricht, noch auf 
die Gegenwart ausgedehnt. Bemerkenswert ist endlich, 
dass Euripides die Partikel Si^, welche häufig zur Hervor- 
hebung eines Satzgliedes angewendet wird, zum ersten- 
mal (von sämtlichen Dichtern) bei einer Indicativ- 
construction mit icp(v verbindet; Andr. 1125. 

Der adverbiale Gebrauch der Partikel npl^ ist bei 
den scenischen Dichtern sehr gering '). Im Vordersätze, 
und zwar in Beziehung zur nachfolgenden Goniunction, 
fanden wir 7cp£v nur in den beiden p. 64 besprochenen 
Euripid. Stellen. Auffallend ist hingegen die Zunahme ver- 
wandter Adverbien im meist negierten Vordersatze, wie 
iip6xepov, TcpÄad-ev, icpcdxa, i^dpoiO-ev und np^] grosse Vor- 
liebe für dieselben zeigt besonders Aristophanes ^}. 



§4. 

Herodot und die ionischen Schriftsteller^). 

Herodot hat neben TipEv auch Tcplv fi und Tcpdxepov ij, 
an einer Stelle sogar einfaches fi nach (pfl-ccvcü in Anwendung 
gebracht. Vorwiegend ist nach diesen Partikeln ebenfalls 
der Infinitiv, welchen wir im ganzen 53 mal und zwar 
nach nph -fj an 27, nach einfachem TipEv an 17, nach npi- 



*) Vgl. auch Karatens^ a. a. O. p. 57. 

*) Vgl. Prauae a. a. O. p. 3 u. 31 

'3 Die betreffenden Stellen aus Herodot und den ion. Schrift- 
stellern sind (mit Ausschluss der Fälle von npöxspov — ^) zuerst von 
yoerster in der erwähnten Schrift behandelt worden. Teilweise sind 
dieselben auch gesammelt in einem Programme von Schön thal 1880 
p. 14 von Vayhmger: „Gebrauch der Tempora und Modi bei Herodot^. 
Ausserdem gibt Hamann : „de infinit, synt. Herodot^^ Diss. Gissae 1879 
p. 50 eine Zusammenstellung sämtlicher Infinit! vconstructionen. 



74 

xepov fj an 9 Stellen lesen. Der Coniunctiv Aorist 
(nach negativem Vordersatz) findet sich nach ^p(v 13 mal, 
nach Tiplv fi 8 mal, nach icpöxepov f) 5 mal; der Indicativ 
(ebenfalls nach einer Negation im Hauptsätze) nach npcv 
in 5, nach Tuplv fj und Tipirepov '?} in je 3 Fällen. Der 
Optativ fehlt. 

Vor allem verdient die Partikel uplv fi unsere Auf- 
merksamkeit. Man darf dieselbe wohl mit Recht als Eigen- 
heit des ionischen, genauer des neuionischen Dialectes be- 
zeichnen, da die attischen Dichter und Prosaiker 
diese Zusammensetzung niemals anwenden') 
Nur Homer hat, wie schon früher erwähnt wurde, an zwei 
dem. Wortlaute nach gleichen Stellen E, 288 und X, 266 
zu Tcpiv ein f) hinzugefügt, während wir bei Hesiod, den 
Homerischen Hynmen und den lyrischen Dichtern keine 
Spur von wplv f^ entdeckten. 

Wie die analogen Fälle von Tipdrepov fi zeigen, scheint 
in der Zusammensetzung von nplv f) ebenfalls der adverbiale 
Charakter mehr hervorzutreten. Nehmen wir z, B. 1, 170: 
Xp>30Tij 8k xal TTplv fi Sia^^apfjvac Iwvfijv BiXeo) dvSpög 
MtXijafoü tYv({)|i7j) SylveTo- oder I, 72 : -Jjaav 5k o£ Söptot oöxoc 
t6 |i^v Tcpötepov t) Hdpaa^ £p^ai Mi^Scov xan^xoot, x&ze Si 
Köpou- und vergleichen damit VI, 119: ßaatXeJ>g Si Aapetog, 
Tiplv jifev a?xfiaX({)Tou€ ^ev^aO-at xoüg 'Eperpt^a^, htZy^i 09t 
Setvöv x^^o^j so kann von einem Unterschiede im Gebrauche 
der drei Partikeln nur insofern die Rede sein, wenn wir sagen: 
in den beiden ersten Stellen haben wir in 7cp(v und icp6- 
xepov Adverbien, im letzten Falle kann npl^ als (3oniunction 
betrachtet werden. Dies darf uns jedoch nicht verleiten, 
zur Erklärung des Infinitivs nach nply f) eine Ellipse zu 
statuieren, indem wir z. B. für 1, 170 sagen würden: „nütz- 



') Interessant ist, dass die nachclassische Zeit (z. B. Plntarch) 
dieselben wieder aufnimmt; auch Tkeocrit, welcher auch «dpog mit 
dem Infinitiv aufleben liess, verbindet nplv ^ an einer Stelle mit dem 
Coniunctiv und lässt ebenfalls einmal einfaches ^ mit Infinitiv nach 
(p^dvu) folgen-, vgl. Krügerma/nn a. a. O. p. 24 u. 25. 



75 

lieh war auch eher, als die Unterjochung von lonien statt- 
fand (TTplv i) lylvexo xb Sta^S-apfjvat etc.), der Rat des Thaies". 
Unserer Ansicht nach ist die Partikel f^ in diesen offenbar 
jüngeren Zusammenisetzungen nichts anderes als ein 
Pleonasmus; Homer bedurfte derselben nicht, da bei 
ihm die alte Kraft des Infinitivs, die Beziehung auszudrücken, 
noch stark genug war. Sobald dieselbe weniger deutlich 
gefühlt wurde, konnte zu TcpCv ein 4j als erklärender 
Zusatz beigefügt werden und ganz unter denselben Be- 
dingungen vor den Infinitiv treten, wie wir bei öore p. 16 
gezeigt haben, und wie auch im Deutschen zu Goniunctionen 
jeder Art ein „als'' oder „dass" pleonastisch gesetzt werden 
kann *). Vor allem muss demnach betont werden, dass der 
Infinitiv nach wplv •?) nicht von letzterer Par- 
tikel abhängt, sondern nur mit dem ursprünglichen 7cp(v 
in Verbindung zu bringen ist, was unwiderleglich auch 
daraus hervorgeht, dass Herodot nach irplv -Jj nicht 
nur den Infinitiv, sondern auch die Modi (Indi- 
cativ wie Coniunctiv) folgen lässt. Nur insofern machte 
sich die Partikel f) geltend, als sie zur Erhaltimg der alten 
adverbialen Natur in 7cp(v beitrug, welche umsomehr ge- 
wahrt blieb, wenn noch weitere Partikeln zwischen beide 
eingeschoben wurden; wie z. B. IX, 13: Tcplv filv vuv t) 
nud'ia^ai ävexc&x^^s« Analog icplv f) hat sich der Gebrauch 
von Tcpöxepov •?) entwickelt; bei den Dichtern fanden wir 
solche Constructionen nicht vor; auch zeigt schon die ver- 
hältnismässig geringe Anzahl jener Fälle bei Herodot, dass 
wir es mit einer jüngeren Form zu thun haben. Die Par- 
tikel fj kann niemals fehlen, da dieselbe zugleich durch 
den in Tcpöxepov mehr hervortretenden Comparativbegriff 
bedingt wird. So finden wir denn auch bei Thucydides 
genau wie 7cp6xepov das entgegengesetzte Gaxepov mit In- 
finitiv angewendet; VI, 4^ 3: Sxeotv ßoxepov Sxaxiv ij aöioi)? 



') YgL das mhd. daz nach ehe, welches später schwand (vgl. 
auch p.40)*, ferner den Provinzialismus: „bevor (eher) als ich dies that^. 



76 

ofx^aat *). Das Adverb Tipdiepov in Verbindung mit ij eig- 
nete sich vorzüglich dazu, zwei wirklich eingetretene Er- 
eignisse nach ihrer zeitlichen Beziehung mit einander zu 
vergleichen, während z. B. in ähnlichen Constructionen von 
{laXXov fi mit dem Infinitiv mehr das qualitative Yerhältois 
der Periode berücksichtigt wird; vgl. z. B. I, 31: &q äfiet- 
vov ef)] äv&pc&TCcp Ted^dvai fi^XXov t) ^d)eiv. Beide durch 
Tipörepov fi verbundene Satzglieder erscheinen daher mehr 
als gleichwertig gegenüber gestellt ; ihr Zusammenhang ist 
loser, als dies in den Stellen mit npb der Fall ist. Hier- 
aus erklärt sich denn auch, warum icpöxepov von ^ getrennt 
werden konnte, was unter 9 Fällen 2 mal geschehen ist; 
VII, 228: xal zoloi Tcpöxepov teXeuxi^aaai ?) — otxcaftat, ^i^t- 
YSypaTixat etc.; ferner VI, 91: Sqpdijaav lx7iea6vTeg icpite- 
p V ix Tfj^ vi^aoü fi oqpt l'Xeov yeviaSut xi)v fteöv. Ja, Hero- 
dot ging noch einen Schritt weiter, indem er VI, 108 iipo- 
x^pov ganz fallen liess: fd'a^Tjxe y&p äv ^oXXdExi^ i^av$pa- 
noSia%'hx&q fi xtva Ku-O-io^at i^fidody. Die Gleichwertigkeit 
beider Satzglieder tritt auch besonders an der einzigen 
Stelle hervor, in welcher nach affirmativem iip6xepov ^i der 
Indicativ Futur steht; 1,127: ixIXeue xiv äyyeXov dTcayyiX- 
Xetv 5xi 7üp6xspov fi^ot uap' ixelvov ij 'Aoxuiyi^s aöxög ßouXi^- 
asxat. Das Futur ßouXi^aexat, durch die Lebhaftigkeit der 
Erzählung hervorgerufen, entspricht dem vorhergehenden 
Optativ i^^ot; dass hier nicht der Infinitiv gesetzt wurde, 
hat ausserdem auch darin seinen Grund, weil im Vorder- 
satze ein Uaupttempus steht. Wir können nämlich die in- 
teressante Beobachtung machen, dass icpiv fj und icp6- 
xepov -Jj^) mit Infinitiv nur nach Praeteriten 
im Vordersatze vorkommt, während einfaches Tiptv 
mit Infinitiv ohne Unterschied nach Haupt- und Neben- 



*) Vgl, Forssmann a. a. 0. p. 79; auch Wagner eitler t diese 
Stelle a. a. O. p. 21. 

2) Auch die einzige Stelle, welche Indic. Praes. bietet, behandelt 
ein vergangenes Ereignis; II, 44: xal taöxa xal icdvce ysy^-got äyf^ptb^^ 
TcpQX^pA iaxt ij x6v 'AjA^txpöwvos 'HpaxXia 4v xfj 'EXXddt YeviaÖ-ot. 



77 

tempora zn lesen ist. Etf" sind demnach diese brei- 
teren Formen nur für die Erzählung vergange- 
ner Ereignisse in Anwendung gewesen. 

Ein wichtiger Fortschritt in der Entwickeliing 
bekundet sich ferner besonders darin, dass Herodot den 
Infinitiv mit Ausnahme von 3 Stellen (I, 71, 165; IV, 9) 
stets nach affirmativem Vordersatz in Anwen- 
dung bringt. In I, 71 wird erzählt, wie dem König der 
Lyder vergebens geraten wurde, keinen Zug gegen die 
Perser zu unternehmen, da er von denselben überhaupt 
nichts holen könnte (xolal ye li-^ lort fiijS^v). Hieran knüpft 
Herodot die Bemerkung: IKpojjot yip, wplv Aü8oJ>; xata- 
OTp£^jiaoftat, -Jjv oQre dcßpiv oöte dyaS'iv oöS6v. Wir haben 
hier einfache Zeitangabe; betont wird der Hauptsatz (das 
Nichtbesitzen), welcher seinem Nebensatze zeitlich voran- 
geht; aus dem negierten dßp6v etc. ist das Gegenteil zu 
entnehmen: „vor der Unterwerfung der Lyder hatten die 
Perser nur Schlechtes''. Der Indicativ xaxeorpStpavxo mit 
dem Sinne: „bis zur Unterwerfung etc." würde den Schwer- 
punkt der Periode auf den Nebensatz verlegen. Es ist 
demnach der Infinitiv vollständig am Platze, und wir haben 
nicht nötig, mit Heilmann (a. a. O. p. 55) den ganzen Infinitivsatz 
als Glosse zu streichen. Ebensowenig können wir in 1, 165 eine 
von Heümann (p. 56) vorgenommene Correctur billigen. Die 
Stelle lautet: npb^ Sitaärgai xod |i6Spov aiSifjpsöv xaxeTidvxcoaav 
xal öfioaav |ii] nphf i<; O(oxa(7]v i^^stv i^plv ff xöv |iöSpov 
toÖTov äva^oivf^vai *). Der Vorschlag Heilmanns, ÄvacpifjVTB 
zu schreiben ui\d nach TCplv fj noch zl^ einzuschieben, muss 
mindestens anstössig erscheinen ; wir glauben uns aber aus 
einem anderen Grunde für Beibehaltung dieses Infinitivs 
erklären zu können. Das adverbiale irpfv des Vordersatzes, 
welches sich in solcher Eigenschaft sonst bei Herodot nie, 
bei den späteren Prosaikern überhaupt nicht mehr findet, lässt 
uns die fragliche Construction im Vergleich zu ähnlichen 



1) So schreibt Stein nach Beiahe; vgl. p. 106 B. I seiner Ausgabe. 



78 

Homerischen Stellen ') als eine ältere erkennen ; vielleicht ist 
hier der Wortlaut des Schwures von Herodot aus einer 
älteren Quelle vollständig übernommen worden*). Wir 
haben demnach diesen Fall ganz analog den Homerischen 
zu betrachten. Sehr ansprechend ist ein Verbesserungs- 
vorschlag Foersters und Heilmanns zu der dritten Stelle 
IVj9: xijv Sfe (TcöEp'&evov) «pöEvat icoux^v ly^Bii xal oöx Ano- 
8ü)aetv Ixefvcp izphf fj oE fitx^^var xiv 5k *HpaxX^a (itx- 
•8*'^vac inl xfp {iiaO'^ xoüxif. Statt des ersten (iix^vai, das 
aus dem nachfolgenden Infinitiv irrtümlich entstan- 
den sei, schreiben beide den CJoniunctiv [Atx^> dessen Spur 
(fitX*^) sich im Codex R') vorfindet; ausserdem lesen wir 
(itxflü an einer ganz ähnlichen Stelle I, 199. Dieselbe Ver- 
wechselung von Infinitiv und Coniunctiv zeigt sich I, 140: 
oö TüpÖTepov d'inx&zai ävSpög Hlpaefo 6 v^u^ Tipcv Sv biz* 
opvtfl-og fi xuvig SXxoaO-fJvat*). Cod. R bietet hier ebenfalls 
iXxuG^^; auch jS^^en nimmt in seiner Ausgabe mit Recht 
den Coniunctiv auf. Der Irrtum des Abschreibers erklärt 
sich überdies leicht aus der Aehnlichkeit der Anfangsbuch- 
staben des folgenden Wortes MAF-oü^ mit der Endung NAI. 
Soviel steht also auch für Herodot fest, dass bei ihm der 
Gebrauch der Infinitivconstructionen Homer gegenüber eine 
feste Norm gewonnen hat. 

Was die Tempora des Infinitivs betrifft, so finden wir 
vorwiegend den Infinitiv Aorist; nur vier Stellen bieten 
Infinitiv Praesens, drei nach Tipfv, eine nach upöxepov. Recht 
deutlich wird in VIII, 3 durch den Infinitiv udjiiietv der 



^gl« *^*^l^ noch p. 64 oben. 

*) Hierfür dürfte auch die eigentümliche Wiederholung von 
(lödpog sprechen. 

*) Dass dieser Codex für die Herodot. Texteskritik von Bedeu- 
tung ist, zeigt Cobet: Variae lectiones p. 409. 

*) Forssmann betont a. a. p. 53 diese Stelle, weil hier auch ein- 
mal nplv dv mit Infinitiv stehe. Derartige Fälle kommen überhaupt 
nicht vor; denn fiv kann nie in einer Infinitivconstruction beigefügt 
werden, da dies mit der Entwickelung derselben im di- 
rectesten Widerspruch steht. 



79 

dauernde Zustand der Handlung gekennzeichnet: iyhtzo 
yip xorc' ipx^ Xö^og, nph >) xal k^ SixeXfijv niyLnsiy inl 
oufifjuxxfi^V' „bevor man sich mit der Absend ung von Ge- 
sandten nach Sicilien beschäftigte^^; letzteres ergibt sich 
aus YII, 145 ff., wo die Abgesandten der meisten helleni- 
schen Staaten derartige Beschlüsse fassen. Die Absendung 
selbst erfolgte später ; vgl. VII, 153. Aehnlich verhält es sich 
in VIII, 144 : nphf fiv Tiapervat Jxetvov 4g t^jv 'Attixi^v, T^|i£ag 
xatpög SoTt TZpo^oTj^aai i^ xijv BomotCtjv „bevor jener sich in 
Attika aufhält^^ ; denn nach dem Vorhergehenden : oöx kxä^ 
Xpövou TcapdoTai 6 ß(£pßapoc iaßaXcbvl^ x^v i^(ieTipii]V haben wir 
hier zu ergänzen : „bevor er eingefallen ist und sich dann auf- 
hält". Perfectische Bedeutung haben die Infinitive i^xstv 
in VI, 116 und olxea^ui in VII, 228. Der Infinitiv Perfect 
selbst findet sich nur einmal und zwar nach einem Plus- 
quamperfect im Hauptsatz; III, 26: npcv 5k xfjg 6SoO xb 
Tt^liTTCov {lipog Sc6X)]Xu<8*&vat 'rilv OTpaTtT^v (bevor es zu- 
rückgelegt hatte), aöxJxa icöEvta aöxoüg xi zl^py attfcov iy^ö- 
(xeva intXeXolnze etc. Bemerkenswert ist, dass sich dieses 
Tempus im Vordersatze sonst nur noch an einer Stelle I, 92 
findet: 5^ ol icpiv f) ßaacXeOaat (bevor er König wurde) 
äYZKTzaai&vqQ xateati^xee. Der Unterschied zwischen bei- 
den Infinitiven ergibt sich deutlich aus den verglichenen 
Stellen. 

Bezüglich der Beschaffenheit der Handlung des Nach- 
satzes gelten auch für Herodot die früher gemachten Be- 
merkungen; jedoch muss hervorgehoben werden, dass in 
den meisten Fällen die Handlung des Nebensatzes zur 
Verwirklichung gekommen ist. Der Infinitiv dient hier 
zur einfachen Zeitbestimmung; wie z. B. in II, 2: o( S& 
AJ^ÖTtTtot, Tiplv {i4v y) Wa|i|ii^xtxov a(p£(i)v ßaotXsöoat, lv6|it^ov 
icouxoüg Trpc&xoug ^evSoS-at TidEvxcüv Äv-S-pciTctov iwetS^ Sk Wa|i- 
(ii^xixog ßaatXe^aac ifiiXyiae etc. Interessant ist auch II, 11, 
wo der Infinitivsatz den bereits im vorhergehenden Parti- 
cip liegenden Zeitbegriff noch einmal genauer fixiert: xoO 
ye Si] Jv x(j) 7cpoavacai{Aa){i£v(p XP^^V ^P^xepov >) J(xi 
Yevdafl-at oöx äv x^^^^^*} xöXtüo^; schliesslich bemerken 



80 

wir hinsichtlich der Stellung des Infinitivsatzes nach TcpCv 
und Tcpiv fi, dass derselbe ' seinem Hauptsatze meistens 
vorangeht ; der von Tcpöxepov f^ abhängige Infinitiv aber steht 
durchweg nach. 

Der Goniunctivsatz ist bei Herodot bereits ent- 
wickelt; er findet sich nach negativem Hauptsatze unter 
den schon öfters angegebenen Bedingungen. Wichtig ist, 
dass wir den Coniunctiv zum erstenmal nach TCplv fi und 
lüpdxepov ^ finden; und zwar zeigen sich diese Zusammen- 
setzungen ebenso häufig (13 mal), als upiv dEv mit demiselben 
Modus. Jedoch ergibt sich kein besonderer Unterschied 
im Gebrauche, wie aus der Yergleichung der einzelnen 
Beispiele, besonders aber aus IV, 196 deutlich hervorgeht: 
oöxe yip aötoög toö XP^^^^ äicieadat (Xi^ouai) itplv äv 
09t dcTCtaa)*^ t^ d^C^ töv ^opT^cov, oöt' ixefvou^ xöv 90p- 
t{(i)v äTiTEofrat itp6x«pov fi aÖTol xb XP^^^^^ XöEß(oat. 
Hier ist Tcpixepov f) doch nur der Abwechslung halber an 
zweiter Stelle gesetzt. Bemerkenswert ist aber, däss nply 
(^poxepov) fj niemals die Partikel dEv zu sich nimmt; 
sonach hat dieselbe auf den Charakter des Coniunctivs nicht 
den geringsten Einfluss, da sie sonst doch irgend einmal in 
beliebiger Stellung zu diesem Modus hätte treten müssen; 
vielmehr ergibt sich mit Bestimmtheit, dass die Partikel, 
analog der Bildung von Siv '), ein wesentlicher 
Bestandteil der Coniunction beim Coniunctiv ge- 
worden ist, nach den breiten Formen von uplv (iipÖTepov) fj 
hingegen deswegen fehlte, weil hier der adverbiale Charak- 
ter (besonders in Tcpixepov) überwog. 

Wir haben nunmehr einige Fälle mit nply äv zu be- 
sprechen, in welchen die Ueberlieferung von äv schwankend 
ist. So liest Stein in seiner Ausgabe zu I, 32: oöxd) ae 
lyö) X^yci), Tipiv xeXeoTT^aavTa xaXC^^ xiv aicdva nü- 
"ö" (0 fji a t. Vergleichen wir hiermit die bald darauffolgenden 
Worte: nplv S' äv zzXeux-fia-Q, STctoxeTv, |ji.>]8fe xaXletv 



') lieber den Zusammenhang beider vgl. auch unsere Bemerk- 
ung p. 70. 



81 

x(i) SXßtov etc., 80 werden wir von vornherein geneigt sein, 
an ersterer Stelle äv einzufügen. Dazu kommt aber, daäs 
einige Codices, unter diesen auch Cod. R,. vor TeXeuxi^- 
aavTa die Partikel äv bieten, an zweiter Stelle hingegen 
sämtliche Codices in der Beifügung von £v 
übereinstimmen. Auffallend ist weiterhin, dass zu I, 82 
(ebenso wie zur ersteren Stelle von I, 32) dieselben Hand- 
schriften (A^ Rdz) äv haben, während Siein in Ueberein- 
stimmung mit den übrigen Codic. also liest: inoifiacmo 
v6|iov. — |x*j npöxepov S'pi^petv xdutjv 'Apyefcöv (it^Siva, htjSJ 
xd^ yuvatx(£c a^t yi^pDooffopiiatiy, Tcpiv 6up£a^ ävaac&acovtac *). 
In III, 109 nun ist Stein der Autorität von R gefolgt: oäx 
dvtet nplv äv SiacpdfQ. Hier haben grade die Cod. ABC, 
welchen er in den beiden ersten Fällen so unbedingtes 
Vertrauen schenkt, äv ausgelassen; vermutlich hat ihn zur 
ganz richtigen Ergänzung von äv das nachfolgende Sia^iyiQ 
bewogen , vor welchem die Partikel leichter ausfallen 
konnte ^). Warum aber sollen wir nicht, gestützt auf Cod. 
R., in I, 32 und 82 ebenfalls äv hinzufügen, umsomehr, da 
es in I, 32 durch die .folgende Stelle geradezu geboten er- 
scheint, und auch andererseits die übrigen Codices ihre Unzu- 
verlässigkeit in III, 109 gezeigt haben? Endlich kommen 
hier noch zwei Fälle in Betracht; IV, 157: oö y4p S*^ 
o(psas inUi 6 fl-eö^ xfjc Äicotx^tjg, Tiplv 5i)^) äicCxcoviac 
ii; auT^v Acß6if]v. VI, 82: TCpö^ öv TaÖTa oö Sixatoöv TcetpÄv 
Tfj^ 7c6Xtoc, 7cp£v ye 8i) IpoXai y^piiarixai xaJ iicE6"{) etc. 
Die Partikeln Si^ und yk Sii sind beim Coniunctiv äusserst 
befremdend und finden sich in Verbindung mit diesem 



^y Erwähnenswert ist, dass Plato an ähnlicher Stelle äv bei- 
fügt; Phaedo 89 c: Ivopxov &v notTf]oa(|iifiv, &onBp 'ApYsTot, jiij «pöxspov 

*) Auch bei Thucydides werden wir einen ähnlichen Fall vor- 
finden; VI, 29, 2: «plv ÖtaYVÖ«; vgl. p. 95 Anm. 2. 

') Cod. R. lässt dl] aus; jedoch kann dies unmöglich mit Ab- 
sicht geschehen sein, da sonst der Abschreiber sicher £v corrigiert 
haben würde. In VI, 82 stimmen sämtliche Cod. bezüglich yk di) 
über ein. 

6 



82 

Modus bei keinem Schriftsteller vor. Hingegen hat Hero- 
dot in den Indicativsätzen nach icp(v noch yk Si^ oder 5i^ 
folgen lassen. Geradezu störend ist Si^ in IV, 157, da das- 
selbe im Vordersatz ebenfalls vorkonmit. Vermutlich ist 
diese Partikel durch den Irrtum eines Abschreibers statt 
des ursprünglichen äv in den Text gekommen-, derartige 
Verwechselungen aber zwischen äv und 81^* sind nach Be- 
obachtungen von Scham ^) und Cobet^) nicht selten. Wir 
werden demnach in IV, 159: TcpJv äv äicExdDVxac und in 
VI, 82 : TcpJv äv *) — xP'h^'^^^ 55u schreiben haben. Als 
Seitenstück und zugleich als Beleg wollen wir schon jetzt 
einen sehr lehrreichen Fall aus Antiphon besprechen. I, 29 
lautet nach Baiter-Sauppe: ol S' imßouXeu6|ievoi oöS^v faaat 
Tcplv Sv aÖTcj) c&at t^) xax^) y' iJÖTj xaJ ytyv&oxeoot töv 5Xe- 
d'pov, iv ({> tiai Auch hier ist das nach xax^) eingeschobene 
y' f^Sf] sehr anstössig. Maetzner schr^bt nach Cod. Oxon. 
in seiner Ausgabe : «pfv y' fJS*] Sv aÖT^) etc., während Lüih 
(a. a. O. p. 46), gestützt auf diese Lesart, sowie auf unsere 
Herodot. Stelle VI, 82, die Verbesserung in Tipfv ye Si^ h 
aÖTcj) öat T^p xox^ xal etc. vorschlägt. Sicherlich beruht der 
Fehler auch hier auf der Verwechselung von Si^ und äv, 
und wir stellen mit Zugrundlegung der Lesart des Oxon. 
durch nptv äv iv etc. den ursprünglichen Text her. 

Nach den vorgebrachten Gründen sind wir zum min- 
desten zum Schlüsse berechtigt, dass die besprochenen Fälle 
ohne Äv für das Fehlen der Partikel bei Herodot 
keine hinlängliche Beweiskraft abgeben. Ob 
dieselbe im neuionischen Dialecte stets beim Coniunctiv an 
Tcplv angefügt werden musste, wollen wir nicht definitiv 
entscheiden und zwar mit Rücksicht auf Hippocrates, wel- 



') Schanz: novae comment. Piaton. p. 50. 

•) Cohet: novae lectiones p. 549; observ. crit. p. 96. 

") np£v y' dv möchten wir deshalb nicht vorschlagen, weil es 
sonst nirgends bei Herodot vorkommt. Vermutlich ist yi vor hii ein 
Zusatz des Abschreibers, welchem das direct vorhergehende 7ip(v ys ^i\ 
mit Indicativ in Cap. 79 noch erinnerlich war. 



83 

eher den Coniunctiv nach Tcplv fj einmal, nach icpCv zweimal, je- 
doch ohne Äv anwendet; de aäre c, 17 (I, p. 263): XP^ — 
(iilJT6 T£(ivstv icplv TcoepiXd'Coacv i^iiipac S£xa i) xal TcXebve^* 
ferner de victu c. 49 (I, p. 315): oö xp^crcfov ^ocpi^jiaat irplv 
1^ voöooc ^eiuavS^ *). Weiterhin fehlt auch noch äv in zwei 
Schriften der Knidischen Schule*); de morbis IV, c. 20 
(II, p. 462) ; de sterilibus c. 1 (II, p. 654). Dem entgegen 
verdient hervorgehoben zu werden, dass in den Hippocrates 
gleichzeitigen (ebenfalls meist der Knidischen Schule an- 
gehörigen) Schriften, welche sprachlich für uns denselben 
Wert haben, äv an 6 Stellen beigefügt ist ; so z. B. gerade 
de morbis III, c. 2 (II, p. 248) und de ster. c. 1. (II, p. 
659); vgl. ausserdem noch de aflfect. intern, c. 40 und 46 
(II, p. 370 und 376). Wollen wir uns nicht dazu ent- 
schliessen, in diesen vier Fällen £v oder auch ij einzufügen, 
so ergibt doch wenigstens die überwiegende Anzahl der 
Fälle mit äv überhaupt, dass (Homer gegenüber) im neu- 
ionischen Dialect die Partikel äv nach icpfv mit Coniunctiv 
bereits zur gewöhnlichen Erscheinung gewor- 
den war. 

Bezüglich der Tempora im Vordersatze bemerken wir 
mit Ausnahme einer Stelle stets Hauptzeiten und zwar, 
wie die nachfolgende Zusammenstellung ergibt, durchweg 
entweder Indicativ Praesens oder Futur, niemals hingegen 
Imperativ, Coniunctiv oder Optativ. Nicht selten (9 mal) 
sind die Hauptzeiten in Abhängigkeit von einem Präteritum 
gekommen; wie z. B. 1, 19: xotat Sfe i^ Huä-fT] äiitxo|i6votat iq 
AeX(po{)g oöx I(p7j ypiiatv^ lupJv y) töv vtjöv — iiopd'&aiaai. 
In IX 117 müssen wir uns den fehlenden Infinitiv aus 
dem vorhergehenden 8x(jdc dTiiyotev etc. ergänzen. Allein- 
stehend ist ein soeben besprochener Fall, da er im Haupt- 
satz Indicativ Imperfect bietet; IV, 157: oö yip St^ acpeas 
&Tziti 6 9'eb(; T^jg ÄTioixfrjc,' wplv äv dufxwvTat S^ aöx^v Atßörjv. 



*) üebrigens wäre in beiden Fällen (in de aer. wegen d. folg. 
11; vgl. p. 120 die umgekehrte Beobachtung) der Ausfall von ^ erklärlich. 
2) Nach Haeaer: „Geschichte der Medicin*, Jena 1875, p. 128. 



84 

Der Zusammenhang ist folgender: ^die Theräer hatten den 
Spruch der Pythia, ßie sollten mit Battus Cyrene in Libyen 
gründen, nicht richtig befolgt; auf erneute Anfrage machte 
sie die Pythia auf ihren Irrtum aufmerksam, und Battus 
kehrte mit seinen Leuten zurück, da der Gott ihn nicht 
von der Ansiedelung entband'^. Der Nachsatz ist gewisser- 
massen unter dem lebendigen Eindrucke niedergeschrieben, 
welchen die Worte der Pythia auf die Fragenden machte ; 
wie wenn es etwa hiesse: „der Grott entbindet uns nicht, 
wenn wir nicht u. s. w."'). Wir können demnach den 
Vordersatz also auflösen: „der Gott erklärte, er werde sie 
nicht von ihrer Ansiedelung entbinden, wenn sie nicht vorher 
selbst nach Libyen kommen würden". Wir vergleichen 
vor allem hiemit die eben citierte ganz ähnliche Stelle 
I, 19. Sodann erwähnen wir noch I, 159: i^ful^ — töv 
Ex^TTjv i^ T6Se oö TexoX[ii^xa[iev ixStSövai, icplv Sv t& iizh 
oeO i^|xlv SrjXü)^ äxpexdco^ öxöxepa luot^wfiev. Auch hier 
zeigt sich deutlich der Einfluss der Gegenwart : „wir haben 
die Herausgabe bis jetzt nicht gewagt und wagen sie auch 
nicht, wenn wir nicht vorher etc." Die Herausgabe wird 
denn auch sofort von dem befragten Gotte angeordnet: 
xeXeOcdv ixScS6vac etc. 

An drei Stellen endlich fehlt die Negation im Haupt- 
satze; jedoch ergibt sich negativer Sinn aus der Fassung 
derselben; so ganz deutlich in I, 32: Tiplv S' äv TeXeuTi^o^, 
JirtoxeTv, (iifjSfc xaX£etv xa> etc. Ferner VH, 54: cbs 
5' SuavfexeXXe 6 ^Xto^, anivSwv in XP^^'^'JS cptc^Xtjg S^p5>J€ h 
'rijv d'cSXaaaav eöxexo izpb^ xöv ?JXtov |xY]Se|iEav ol oüvtuxf^jv 
Totaöxyjv yev^afl-at, ^ [xtv uaöaet xataoTp^(|^aaO«c t^v EöpÄ- 
7r*]v 7cp6xepov y) inl xlpiiaat xolat §xe(v7]g ydvijxat. Foerster 
erklärt 7ca6aet mit Tcoti^aet (xigxixc xaxaaxp^t|^aa8'at etc.; besser 
wird es sein, die Negation aus dem vorhergehenden jiTjSe- 
|x(av etc. zu entnehmen; denn der Sinn ist doch: „kein 
Unfall soll mich an der Unterwerfung Griechenlands hin- 
dern". Die dritte Stelle endlich findet sich VH, 10, »j: 6 



«) Aehniich erklärten wir die Stelle aus Solon; vgl. p. 56 f. 



85 

Sk äScxeet dva7C£cd'6|ievo^ npiv y) dcipex^o)^ ^X(iid*^. Man 
könnte auf den ersten Blick nach dem Vorgange Krügers 
den Infinitiv Ixfiad'eTv herstellen wollen; dann erhielten wir 
den Sinn: „er thut Unrecht, indem er dem Verläumdcr 
vertraut, bevor er genau weiss, ob jener auch die Wahrheit 
sagt". Nichtsdestoweniger glauben wir den überlieferten 
Coniunctiv beibehalten zu müssen. Foerster erklärt äva- 
7ce(d'ead*at durch: in sententia sua non perstare; unserer 
Ansicht nach ergibt sich der negative Sinn des Vordersatzes 
viel einfacher aus iStxiet; denn es liegt der ganzen Periode 
folgender Gedanke zu gründe: „ein Verläumder soll über 
einen Abwesenden nichts Nachteiliges bei einer dritten 
Person aussagen; jene aber (6 8k) soll auch nicht trauen, 
falls sie nicht zuvor genaue Kenntnis erhält, da auf diese 
Weise beide Unrecht handeln". Wir vergleichen mit dieser 
Stelle den p. 69 citierten Sophocl. Fall; Antig. 175: ätf^x^" 
vov — Sxfiafl'eiv — irpJv fiv — (pav^ ')• 

Es bleiben uns nunmehr noch die Indicativstellen 
zur kurzen Betrachtung übrig. Dieselben unterscheiden sich 
von den früher besprochenen nur insofern, als sie s t e t s nach 
negierten Präterita im Hauptsatze stehen. Bemerkenswert 
ist, dass mit Trpfv zur besonderen Hervorhebung des Nach- 
satzes stets die Partikeln y& 81^ verbunden sind, mit Aus- 
nahme von I, 13, wo wir nur einfaches Si^ beigefügt finden: 
ToÖTOü xoQ Sireo^ Au8o( xe xal of ßaocXie^ aöxöv X6yov oö8£va 
äTcoteövto, Tcplv 8^ S7reTeX£o8*r]. „Die Lyder beachteten das 
Orakel der Pythia, dass die Heracliden im fünften Nach- 
kommen des Gyges (Croesus) gerächt würden, nicht eher, 
als bis = erst dann, als dasselbe wirklich in Erfüllung 
gegangen war". Ferner lesen wir ganz in demselben Sinne 
den Indicativ Aor. nach rcpfv yeS^i an 3 Stellen : VI, 79, 110 • 
VII, 239; das historische Praesens findet sich einmal, ähn- 
lich wie bei Euripides*), in IX, 22: xÖTCXovxe^ 81 i^ xöv 



i) Vgl. auch unsere Erklärung p. 93 zu Thucyd. VI, 38, 2, 
wo wir den negativen Sinn aus xaxoC zu entnehmen haben. 
«) Vgl. p. 72 f. 



86 
&(!)p7]xa inoleuw oö8^v, Tcpfv ye 8^ |xa8*c5)V xtg t6 icoteunevov 

Weiterhin lesen wir den Indicativ eines Praeteritums 
in derselben Bedeutung wie nach Tipfv ye 8^ bei unserm 
Schriftsteller zum erstenmal auch nach icplv fj und icp6- 
xepov "^ ; in diesen Fällen fehlen die üblichen Partikeln yfe 8t^ *). 
Die Stellen mit icplv -^ finden sich VI, 45; VII, 137; VIII, 8: 
oö Tipdiepov dv£axe iiiplv >) ättCxsto JttI tö 'Aprejifotov. Nach 
irpÖTepov •?} lesen wir den Indicativ: VII, 175; VIII, 7, 93; 
das Verhältnis des Nachsatzes zum Vordersatz tritt hier 
weniger scharf hervor, als in den Sätzen mit 7tp£v ye 8i^; 
der Indicativ scheint vielmehr durch den gleichen Modus 
im Vordersatze hervorgerufen; so besonders VIII, 7: ini- 
luefiTcov Töv veöv xi^ za-^^-elaa^^ abxol oöx Sv v6(p Sxovxeg 
TauTTj^ 'c^S "J^pt^P^C — Jittfl^aeofl-at, oä8fe 7cp6Tepov i) tö auv- 
•9ir]|ice a(pi g|JieXXe (pav^aeod-ac. Endlich ist VIII, 93 insofern 
interessant, als hier zum erstenmal (allerdings nur in der 
Verbindung von irpÖTepov fj) bei einem Falle der Nicht- 
wirklichkeit im Nebensatz der Indicativ gesetzt ist: el 
|i^v vuv Sfiaä-e 8Tt h xolüvq nkioi 'Aprejitaf*] , oöx äv itzaüaaxo 
Tzpöxepov 9i etki (iiv f) xal abxb^ f^Xco. 

Wir haben nunmehr noch über die Beifügung ver- 
wandter Zeitadverbien im Hauptsatze kurz zu handeln. 
Ilpfv selbst fanden wir in dieser Eigenschaft nur noch an 
einer Stelle I, 165, hingegen ist 7rp6tepov häufig im nega- 
tiven Vordersatz gesetzt, z. B. I, 82, 140 ; V, 106 ; VI, 45 ; 
Vn, 8, ß ; IX, 93 ; ferner oöxw : I, 32 ^ endlich (p*ivü> stets 
im affirmativen Vordersatze vor rcplv ^: VI, 116 und IX, 70; 
vor TcpÖTepov f^: VI, 91. 

Zum Schlüsse fügen wir das gesamte Material in 
übersichtlicher Ordnung bei: 

A. Ber Infinitiv und zwar 

1) nach affirmativem Vordersatze steht 
a) nach einfachem nplv an 16 Stellen ; im Vordersatze fin- 
den sich 



*) Ebenfalls wegen des adverb. Charakters von nplv ^ ; vgl. p. 80. 



87 

a) Haupttempora; so Indicat. Praesens III, 127; IV, 117, 
180 ; Imper. Aor. IX, 9. Haupttempora ergeben : VI, 109 
(Coni. Aor. nach fjv); I, 46 (Opt. Aor, nach cJ); II, 121, e; 

IV, 134; VIII, 144. 

ß) historische Tempora; so Indicat. Aor. VI, 87; Indicat. 
Imperf. I, 76; VI, 119; IX, 101; Indic. Plusqmpf. III, 25; 
histor. Praes. IV, 93; histor. Tempus ergibt IV, 179 
(Infinit. Aor.). 

b) nach tc p 2 v fj an 25 Stellen ; im Vordersatze stehen stets 
historische Tempora; nämlich Indicat. Aor. I, 78, 170; 

V, 65, 72; VI, 116; VIII, 3, 12; IX, 48, 70; Indicat. 
Imperf. I, 79; II, 2; IV, 1, 125, 147, 167, 180; VI, 22; 
VII, 94; Vm, 59; IX, 13 (2 mal), 68; Indicat. Plusqmpf. 
I, 92; histor. Tempora ergeben VII, 3, 226. 

c) nach iip6Tepovfiin9 Fällen ; im Vordersalz stehen eben- 
falls nur historische Tempora ; so Indicat. Aor. V, 118 ; 

VI, 91; VII, 150, 228 (Part. Aor.); Indicat. Imperf. -I, 72; 

VII, 2 (Partie, Perf. in Verbindung mit ^aav); histor. 
Praes. II, 44; histor. Tempora ergeben IX, 16; II, 11. 

d) fi ohne Tipfv nach vorhergehendem ^S-ivo): VI, 108. 

2) der Infinitiv nach negativem Vordersatz: I, 71, 
165; IV, 9 (?). 

B. Der Goniunctiv Aorist findet sich stets nach 
negiertem Hauptsätze; wir lesen 

a) 77 p l V £ V in 13 Fällen ; im Hauptsatze steht : a) Indicat 
Praes. I, 140, 197; III, 109; IV, 117; ß) Indicat. Fut 
I, 198 ; y) Infinit. Praes. abh. v. Indicat. Praes. IV, 196 
5) Infinit. Aor. abh. v. Indicat. Praes. I, 32; V, 106 
e) Infinit. Praes, abh. v. Indicat. Perf. 1, 159. In nachfolgen- 
den vier Fällen haben wir dlv eingesetzt; im Hauptsatz steht 
a) Indicat. Praes. I, 32 ; ß) Infinit. Praes. oder Futur abh 
V. Indicat. Aor, VI, 82; I, 82; y) Indicat. Imperf. IV, 157 

b) Tcp2v f) in 8 Fällen; im Hauptsatz steht: a) Indicat 
Praes. I, 136; ß) Indicat. Fut. VH, 8, ß; VII, 197 
Y) Infinit. Fut. abh. v. Imperf. oder von einem Prae 
teritum I, 19; VI, 133; IX, 93; 117; 8) Partie. Aor 
(Praesensbedeutung) VII, 10, rj. 



88 

c) Tcpoxepov f^inö Fällen; im Hauptsatz steht: a) Indicat. 

Praes. I, 199; ß) Indicat. Fut. VII, 54; y) Inünit. Praes. 

abh. V. Indicat. Praes. IV, 196 ; 8) Infinit. Praes. abh. v. 

Indicat. Imperf. IX, 86 ; e) Infinit Äor. abh. v. praesent 

Perf. IX, 87. In I, 199 und IX, 87 ist TcpÖTepov von ij 

getrennt. 
Die Indicativstellen wurden bereits sämtlich citiert. 
Die übrigen ionischen Schriftsteller stim- 
men im Gebrauche der Partikel TcpCv mit Herodot überein, 
so dass wir uns hier nur auf das Wesentlichste zu be- 
schränken brauchen *). 

Den Infinitiv wenden sie nach icpCv und nph fi ohne 
Unterschied an, und zwar die älteren auch nach negativem 
Vordersatz; z. 6. Anaxag. fr. 4 Mull.; ebenso Hippocrates 
nach TipCv an einer Stelle de aör. c. 6 (I, p. 249). Nach affir- 
mat. Vordersatz setzt dieser den Infinitiv nach Tcpfv 1 mal, nach 
nph fj 2 mal; wir bemerken also auch bei ihm, wie bei 
Herodot, grosse Vorliebe für die zusammengesetzte Partikel. 
Die übrigen (ionischen) Schriftsteller der Hippocratischen 
Periode bieten icp£v gegen 20 mal, nplv fj aber gegen 10 mal 
stets nach affirmativem Vordersatz. Hieraus entnehmen 
wir für die Entwickelung unserer Construction zwei wich- 
tige Momente; einmal die bedeutende Abnahme 
der Partikel fi nach TcpCv, sodann gänzliches 
Schwinden der Infinitivstellen nach negativem 
Vordersatz. 

Was die Modi angeht, so findet sich, wie schon erwähnt 
wurde, bei Hippocrates 2 mal Tcpiv ohne äv mit Coniunctiv 
Aorist; ebenso in dem Orakel, welches Herodot VII, 220 
überliefert. Den Coniunctiv mit äv lesen wir bei Hippocrates 
nicht, wohl aber in den sog. Pseudohippoorat. Schriften 6 mal 



1) Foerater hat a. a. 0. sämtliche Fälle zusammengestellt; wir 
geben hier ein kurzes Bild, wie es sich aus dieser Zusammenstellung 
entnehmen Hess. Die auffallend wenigen Fälle bei Hippocrates sind 
auch aufgezählt von Kaute: „observ. grammat. de mod, usu in Hippocr. 
Script, gen." Diss. Gryph. 1876 p. 30. 



89 

nach negiertem Indicativ Praesens oder Futur im Haupt* 
8atze. npiv fi mit dem Coniunctiv hat ersterer de cap. vuln, 
c. 25; in letzteren Schriften steht es 8 mal nach negier- 
tem Haupttempus im Vordersätze. Den Optativ haben, 
ebensowenig wie Herodot, die übrigen ionischen Schrift- 
steller gebraucht ; aber auch der Indica(iv eines Praeteritums 
fehlt bei Hippocrates und in den zeitgenössischen Schriften 
nach upfv •) und izplv fj. 



§5. 

Thncydides. 

Bei Thucydides *) lesen wir den Infinitiv an 67, den 
Indicativ an 12 Stellen; in verhältnissmässig geringerer An- 
zahl ist der Coniunctiv und Optativ vertreten, da ersterer 
nur 11 mal, letzterer 2 mal vorkommt. Keineswegs jedoch 
bekundet diese Vorliebe für den Infinitiv einen Rückschritt 
in der Entwickelung unserer Construction; vielmehr muss 
vor allem betont werden, dass unter sämtlichen Infinitiv- 
stellen nur noch vier einen wirklich negativen Vordersatz 
bieten. 

Von diesen betrachten wir zunächst I, 68, 2: xod SC 
aÖTÖ oö Tcplv TtflJoxetv, äXX' STietS*] Sv z(p Spyq) Sa|i6v, toi)^ 
^u{i|ioExouc To6a6e TzaptnaXioaxt. Wie das zur Erklärung 
beigefügte 4XX' intiS^ — io[iLh = tntl fßji x(^ Svrt izdo- 
X0|i6V ^) deutlich zeigt, handelt es sich nur um reine Zeitbe- 
stimmung; wir erklären: „nicht vor der erlittenen Kränkung, 



1) Foerater citiert drei Indicativstellen nach nply aus lib. II und 
y epidem. Beide Bücher sind nachhippocratisch; vgl. Haeser a. a. 0. 
p. 124 oben und 128. 

*) Für Thucydides besitzen wir die öfters erwähnte, sehr ein- 
gehende Arbeit Wägers \ ausserdem gibt Forssmann a. a. 0. p. 54 und 
79 eine Zusammenstellung sämtlicher Infinitivconstructionen. 

») Vgl. die Anm. zu I, 68, 2 bei Foppo-Stahl ed. Vol. 1, Sect. I, 
p. 132; ferner die Erklärung WagnerB p. 15. 



/ 



90 

sondern jetzt, nachdem sie uns widerfahrt, ruft ihr die 
Bundesgenossen'^. Wagner erkennt mit Recht in dieser 
Satzform einen rhetorischen Sprachgebrauch, umsomehr als 
die erwähnte Stelle, ebenso wie die ganz ähnliche I, 39, 2, 
in Reden yorkommen. Die beiden übrigen Fälle mit nega- 
tivem Vordersatz sind V, 10, 3 : %ad &<; eßev, oö ßouX6p.evo€ 
(löEXTB Staywvfoaoö'at npb ol %al xob^ ^orjd'obz i^xetv — ^x£Xeuev* 
ferner VII, 50, 4: 6 Ntxfag — o&5' äv StaßoüXeöaaaftat Ixt e^jmj, 
Tcpfv, &<; ol n^VTetg J^rjyoOyüo, zpl^ Jvvte i^fiipa^ (ietvai. Auch 
hier hat der Infinitiv seine volle Berechtigung, da von einem 
conditionalen Satzverhältnisse abgesehen und nur eine ein- 
fache Zeitangabe an den inhaltlich wichtigeren Vordersatz 
angeschlossen wird. So wütde an ersterer Stelle der In- 
dicativ -JIkov den Sinn geben: „bis sie da waren''; der 
Coniunctiv resp. Optativ hingegen (im Sinne des in ßouX6- 
(levot steckenden Subiectes): „wenn sie nicht vorher da 
wären''; vgl. VIII, 9, 3: o& ßouX6|xevo£ iwo iioX4|xtov 5xetv, 
Tcpfv — Xaßcoai. Wir haben es mit dem einfachen Referate 
des Schriftstellers selbst zu thun: „vor der Ankunft der 
Bundesgenossen wollte Eleon keine Schlacht liefern". 

Ausserdem finden sich noch einige Stellen, deren 
Vordersatz zwar eine Negation enthält, jedoch zweifelsohne 
affirmativen Sinn ergibt; so z. B. III, 94, 4; oö yocXenb"^ 
ÄTiecpatvov, nplv 5u|ißoifjä^oat, xaxaoxpa(pfJvac. Aus oö yciXBizS"^ 
ist das Gegenteil ^dcStov zu entnehmen, welches sich ganz 
in demselben Zusammenhange im vorhergehenden Satze 
findet. Aehnlich verhält es sich in VI, 97, 3; VI, 11, 1 
und I, 125, 2: Svcauxös (liv oö Stexpfß*], SXaaaov 81, 
TcpJv SaßaXelv ii; t^jv 'Attix^v etc. 

Bezüglich der übrigen Infinitivconstructionen beschrän- 
ken wir uns hier auf Angabe der wichtigsten Momente. 

Besonders betonenswert ist der ausgedehntere Gebrauch 
des Infinitiv Praesens nach Tipfv; wir lesen denselben 
an 16 Stellen*), den des Perfects hingegen niemals. 



^) Vgl. Waffner p. 58; hierunter findet sich dreimal der Infinitiv 
slvai z. B. IV, 2, 1', 67, 4*, einmal -^xsiv. 



91 

Was die Tempora des Vordersatzes betrifift, so finden 
wir die Präterita nicht ganz so zahlreich, wie die Haupt- 
zeiten; von ersteren ist der Indicativ Aor. vorwiegend (11 
malj; von letzteren findet sich an 2 Stellen der Indicativ 
Futur: V, 9, 4; VIII, 12, 1; ebenso oft der Imperativ Aor. 
I, 78, 1; 141, 1; sehr zahlreich sind endlich die Infinitive 
von Verben des Wollens und Befehlens abhängig; z. B. II, 
86, 4 : ßouX6|ievoc £v zdyei t^v vau|iax(av icoifjaai Tcp(v xi xa2 
inb TÖv 'AdTjvafcöv Sutßoi^aat, ^wvexiXeaav etc. 

Endlich sehen wir hinsichtlich der Beschaffenheit der 
Handlung des Infinitivsatzes, dass dieselbe, ganz ähnlich 
wie bei Herodot, sehr häufig nach der Vollendung der 
Handlung des Hauptsatzes ebenfalls zur Verwirklichung 
gekommen ist. Interessant ist die Beobachtung Wagners^ 
dass Thucydides der Deutlichkeit halber in solchen Sätzen 
nicht selten noch eine zweite Zeitbestimmung, welche meist 
durch einen Participialsatz gegeben ist, neben 7rp£v mit Infinitiv 
anfügt; z.B. 11,56, 1: Sxt S' aötöv Jv t^p mSUf Svtoov, 
TcpJv i^ x^v napaXfav yfjv ^XS^elv, Ixatöv veöv STcfTiXouv — 
TcapeoxeuflcCexo. Hiermit ist der Zeitpunkt des Vordersatzes 
möglichst genau bestimmt; einmal: „während sie in der 
Ebene standen^; sodann: „bevor sie ins Küstenland mar- 
schierten". Aehnliche Stellen sind noch H, 13, 1 ; VI, 4, 3 ; 
VIII, 45, 1. Uebrigens haben wir einen gleichen Fall be- 
reits bei Euripides Elect. 1069 besprochen (vgl. p. 67). 
Alleinstehend ist VI, 11, 1: äv6*]Tov S' inl xotouroüg Jlvat 
(bv xpaxi^aa^ xe |ii] xaxacrxiiaevziz xai |ii] xaxopd'(2>aa^ (x^ £v 
T(p b[Lol(f xai Tcplv iiziyeipfiaai Serrat. Durch ^v t$ 6(1oC()> xa( 
werden zwei Ereignisse mit einander verglichen; wir müs- 
sen aus laxai ein Praeteritum (h Hjf '^v) als Stützpunkt für 
den Infinitivsatz ergänzen; letzterer diente seiner ursprüng- 
lichen Function entsprechend^) als adverbiale Zeitbestim- 
mung und konnte daher in VII, 28, 4 auch durch das 
Adverb aliein vertreten werden: od (xiv yip SonccEvai oöx 
6{j.o((Oc xai Tcplv iXkit icoXX^) |Jte(!^ouc xad'^oxaaav. 

1) Vgl. p. 15. 



92 

Schliesslich ist noch VI, 97, 3 hervorzuheben, wo der 
Infinitivsatz zur Erklärung einer örtlichen Bestimmung 
angefügt wird: axiSioc 8k Tcpiv icpoafit^at ix xoO Xei|i(bvoG 
SyfYvovTO aöxolg oöx 5Xaaaov i) nivze xal etxooiv. Poppo- 
Staiil ed. p. 201 übersetzt daher treffend: emetienda autem 
iis erant, priusquam advenirent, XXY stadia. 

Den Indicativ finden wir bei Thucydides an 6 Stellen 
nach affirmativem, an ebensovielen nach negativem Vorder- 
satz. Sämtliche Fälle bieten im wesentlichen keine neuen 
Gesichtspunkte, so dass wir hinsichtlich ihrer Erkläruog 
auf die früheren diesbezüglichen Bemerkungen verweisen 
dürfen. Erwähnenswert ist jedoch, dasd, während Herodot 
die Partikeln Si^ und yi 8i^ mit 7ip£v bei negativem Vorder- 
satz verbindet, Thucydides umgekehrt dieselben mit Aus- 
nahme einer Stelle stets nach affirmativem Hauptsatze an- 
wendet. Von den Fällen letzterer Art haben vier im Nach- 
satze Indicativ Aor.: I, 51, 1; III, 29, 1; 104, 7; VH, 71, 4. 
Indicativ Imperf. bietet I, 118, 2; Praes. histor., hervorge- 
rufen durch die Lebhaftigkeit der Erzählung, VII, 39, 2: 
inl noXb Scfjyov xfj^ i^liipac 7t6tpc5)|isvot dXXi^Xcoy, upiv 5)j 
'Apfcrtoov — ireCä-et xob^ — äpxovxa^. Ein interessantes 
Seitensiück hierzu haben wir bereits bei Eurip. Hec. 129 
(vgl. p. 72 u. 73) besprochen: cncouSal — -JJoav faac, nph — 
A«epTt<i5T]c TZtl^'Ei oTpaTtav. Im Vordersatze jener Indicativ- 
stellen lesen wiT viermal Indicativ Imperf. ; nur III, 104, 7 
findet sich Indicativ Aor., III, 29, 1 endlich Indicativ Praes. 
Wir eitleren noch die erstere Stelle : xi 8fe ntpl xob(; dyövas 
xal xä nXeiaxa xaxeX6dif] bnb ^u[if opd^v, &<; 6{x6c> ^p^v S^ ol 
'ASTfjvarot x6xe xöv iyöva jTiofijaav etc. „infolge ungünstiger 
Zufälle war das meiste abgekommen und das Spiel unter- 
blieben, bis die Athener damals den Wettkampf veranstal- 
teten" ; x6xe weist auf den im gleichen Capitel am Schlüsse 
von § 2 gegebenen Zeitpunkt hin. Von den Indicativstellen 
mit negativem Vordersatze- bietet nur eine') die Partikel 
yi Stq; überdies folgt hier nach wpfv ein histor. Praesens; 



ij üeber V, 61, 1 vgl. p. 96. 



vj 



n 



93 

I, 132, 5 : äXX* oöS' ög — 'Jj^fwoav vec&xepov xt Tiotetv S^ aö- 
t6v (Ilauoavfav), — nun folgt eine Zwischenbemerkung des 
Schriftstellers, worin er die Sitte der Spartaner, gegen einen 
Mitbürger nicht vorschnell Strafverfahren einzuleiten, be- 
spricht; hieran schliesst sich sodann der völlig neue Ge- 
danke: icpfv ye 8*j aÖTotg — |i.7]Vü'ri|c Y^yvexat, welcher 
ebensogut durch einen selbständigen Satz hätte wiederge- 
geben werden können. Ausserdem vergleichen wir mit 
dieser Stelle den ähnlichen Herodot. Fall IX, 22: icpfv ye 
8^ nalei. An den übrigen fünf Stellen findet sich im Neben- 
satz stets Indicativ Aorist ; auch der Hauptsatz bietet durch- 
weg Präterita. Als Beleg für die Richtigkeit der von uns 
gegebenen Erklärung citieren wir noch II, 65, 2 : oö fiivTOt 
7cp6xep6v ye o£ l^'oiina'nt^ JicaöaavTo iv 6py^ ly(pYze(; «ötöv, 
«plv i^yjfifcöaav xP^P^otv. Hieran reiht sich sofort die Be- 
merkung: ßoxepov S' (x^ii; oö luoXX^p (wir ergänzen: nach- 
dem sie den Pericles gestraft), Sicep cpiXel 8|xtXo^ Tcocelv, 
arpatnjyöv- eIXovTo. 

Den Coniunctiv lesen wir an 11 Stellen nach 
negativem Hauptsatz; wichtig ist, dass wir (von den Pro- 
saikern') bei Thucydides zum erstenmal den Con- 
iunctiv Praesens finden; VI, 38, 2: xal SISotxa |i£v- 
Tot |ii^ Tcoxe 7CoXX& ii:etp£i)VTec ^^^ xaxopd'c&acoaiv* i^fiet^ Sk 
xaxo2, T^plv Iv Tq) Tcad'eiv (!)|iev, n p o (puXd^aad'a! ts xa2 
a2ad*6[ievoc ^TCs^eX-freiv. Dieser Fall ist um so interes- 
santer, als wir auf den ersten Blick die Negation im Vor- 
dersatz vermissen; es fehlt daher auch nicht an Verbes- 
serungsvorschlägen; so. will z. B. Poppo den Coniunctiv 
äfiev mit xaxoC verbinden und nach na9'elv den Infinitiv 
elvat einschieben*). Wagner erklärt sich für Beibehaltung 
des Coniunctivs, indem er die fehlende Negation aus dem 
vorhergehenden SeSotxa fii^ entnehmen will. Der negative 
Sinn ergibt sich wohl viel einfacher aus xaxof, welches 



*) Die einzige derartige Stelle bei den Dichtern und zwar aus 
den Fragm. der Komiker wurde p. 61 citiert. 
*) Vgl. hierüber Wagner p. 46 u. 49. 



\ 



94 

auch vom Scholiasten darch Si& xax(av £S6vaTo( £a{iev 
erklärt wird. Wir können daher vorliegende Stelle also 
umschreiben: i^fiet^ SJ 8ti xaxEav oö Tcpdxepov cpuXoTTÖ- 
(xeS-a Tcplv — (&|x€V d. h. : „wenn es uns nicht zuvor schlecht 
geht, sind wir nicht auf unserer Hut"; oder aber: „erst 
dann, wenn es uns schlecht geht, hüten wir uns". Der 
Coniunctiv Praesens endlich kann deshalb weniger auf- 
fallen, da wir bei Thucydides auch für den Infinitiv elvat 
nach Tcp£v Vorliebe fanden. 

Mit dem Herodot. Gebrauche des Coniunctivs stimmt 
Thucydides insofern überein, als er fast ausschliesslich die 
Handlung des Hauptsatzes in Abhängigkeit von einem 
Präteritum bringt; so z. B. II, 84, 1: TcpoeCprjxo 8' «ötoT^ 
bnb Oop(iCa)VO^ |i^ hziy^eipetj Tcplv äv aÖTÖg ^Wh'^'ü' Aehn- 
liche Stellen sind ausserdem: I, 91, 2; II, 6, 2; 102, 4; 
VI, 29, 2; 71, 2; VIII, 9, 1 und 3. Das Futur der direc- 
ten Rede ist noch erhalten in IV, 97, 2; reines Haupt- 
tempus ergibt sich nur VI, 10, 3 : öore XP^ — f*^ nex6(ip(p 
xe TcöXet d^toOv xcvSuvsöetv xal äpx^C äXX*]^ öp^yeoö'at nplv 

Die Partikel äv finden wir in den- ersten 4 Büchern 
stets dem Coniunctiv beigefügt, im 6. Buche lesen wir 
sie nur 71, 2; an den übrigen drei Stellen dieses Buches 
(10, 5; 29, 2; 38, 2), ferner in den beiden Coniunctivcon- 
structionen des 8. Buches steht dieselbe nicht*). Schon 
dieser äussere Umstand weisst uns darauf hin, das Feh- 
len von äv auf die Nachlässigkeit eines Ab- 
schreibers zurückzuführen. Betrachten wir nun 



*) Wagner will p. 48 aus einer Vergleichung von zwei der- 
artigen Stellen für Thucydides den Schlass ziehen, dass in den Sätzen 
ohne dev die temporale, in den mit Av hingegen die hypothetische Kraft 
vorwiege \ 1, 91, 2 : ni|iicei xsXeöcov — |i^ d^slvat, nplv &v aöxol ndXiv xo- 
[itoÖtooiv und die ebencitierte VI, 10, 3. An und für sich ist ein sol- 
cher Unterschied aus diesen Stellen durchaus nicht erkennbar; in beiden 
enthält der Nachsatz die Bedingung für den Eintritt der Handlung des 
Vordersatzes, sonst wäre eben der Coniunctiv unmöglich. Unrichtig 
ist auch seine Bemerkung zu VIII, 9, 1: o5 TCpO8dt){ii^0ay guiinXelv, 



95 

die Fälle genauer, so erklärt sich der Ausfall der Partikel 
sehr leicht in den bereits besprochenen Stellen VI, 38, 2: 
irplv (äv) Sv T^p 7ra6"elv Sfiev, sowie in VI, 10, 3: Tcplv (äv) 
^v Sxo|xev ßeßat(öa(i)|ie8'a '). Ebenso einfach dürfte die Er- 
gänzung von £v in den übrigen 3 Stellen sein ; so VI, 29, 2 : 
nplw Stayvöac^), ferner VIII, 9, 1: nplv t4 "loä-iita — Steop- 
TöEacoatv und 9,3: oö ßoüX6[ievo( u(0 noX^jiiov ^X^tv, nplv zi 
xal Soxupöv Xoeßcoac. An letzterer Stelle erscheint die Ein- 
fügung von Äv um so dringender geboten, wenn wir der- 
selben noch II, 6, 2 gegenüberstellen: xeXeiovTec dneX'^ |ir]- 
Sfev v6(&T6pov Tcocetv, — nplv äv Tt xal aöxol ßouXeuowoc. 
Wir glauben sonach zur Annahme berechtigt zu sein, dass 
bei Thucydides die Partikel äv in den Coniunctiv- 
stellen als notwendiger Bestandteil der Con- 
iunction TcpCv zu betrachten ist. 

Der Optativ findet sich 2 mal ganz unter den näm- 
lichen Verhältnissen wie der Coniunctiv; so III, 22, 5: 
8t:ci)€ äaacpfj xi cn]|isra xfj^ ^poxTcopiag zol(; TcoXenfotg fi xal 
H^jßoyjS-otev, äXXo Tt vo|ifaavT6s xb ytyv^jtevov elvat y) tö 
5v, uplv ocpöv o£ ävSpes o£ S^tivTe^ Sta^öyotev xal xoO 



nplv T(it "la^iiia, & zdrts ijv, disoptdacootv* ,,ratio condltionalis omnlno 
deest". Losgelöst heisst der Satz doch offenbar: „wir fahren nicht, 
bevor = wenn wir nicht zu Ende gefeiert haben werden" ; Ä töt8 ijv, worauf 
Wa^er den Hauptwert zu legen scheint, ist eine Zwischenbemerkung 
des Schriftstellers, welche auf das Verhältnis der Periode ohne Ein- 
fluss ist. 

^) Hier bieten ausserdem die besten Codices deo (in der clas- 
sischen Zeit) nach wpCv ganz ungebräuchlichen Indicat. Futur ßeßawooö- 
lieO-a-, ein weiterer Beleg für die Nachlässigkeit des Abschreibers. 

2) Aehnlich fehlte auch bei Herodot III, 109 vor bioL^&xV ^^ 
einigen Handschriften die Partikel; vgl. p. 81. Wir betonen hier, dass 
der Ausfall derselben vor den Anfangsbuchstaben AI eines nachfolgen- 
den Wortes leicht erklärlich und keineswegs ungewöhnlich ist. 
Als Beleg citieren wir Antiphon 1, 25; xal Y&p (Sv) ötxatÖTspov — yi- 
vocTo &{itv, wo Baiier-Sauppe nach Ant. 5, 59: xal noXb dv dixaiöxspov 
&XoCriz mit vollem Rechte äv eingeschoben hat. Naheliegender ist freilich 
der Ausfall von äv vor gleichlautendem Anfangsbuchstaben; wie z. B. 
Ant. 5, 64: IxsCvoo y&p (Äv) Äpioxa wö^tvxo, wo äv von Dobree beige- 
fügt wurde. 



96 

äacpaXoOg ivTiXdeßoivxo. Diese Stelle ist insofern beson- 
ders lehrreich, da auch der Vordersatz im Wechsel der 
Modi keinen Unterschied erkennen lässt; wie Wagner rich- 
tig bemerkt, sind die Optative hauptsächlich durch den 
vorhergehenden gleichen Modus hervorgerufen. In ähnlicher 
Weise findet auch der Optativ an der zweiten Stelle IV, 
117, 1 seine Erklärung, da hier der Vordersatz losgelöst 
einen Potentialis der Gegenwart ergibt. 

Der adverbiale Gebrauch der Partikel iipfv ist bei 
Thucydides gering *). In Beziehung zur nachfolgenden Con- 
iunction lesen wir dieselbe nicht mehr; bemerkenswert 
ist ausserdem, dass sogar die verwandten Zeitadverbien 
äusserst selten im Vordersatze angewendet werden. So 
findet sich Tcpöxepov nur einmal bei einer Infinitivconstruc- 
tion vor; VIII, 45, 1: £v tk xoüxtf xal 5xt icpöxepov, luplv Ig 
T^v T6Sov aÖToJ)^ ävaoxfjvai, xdSt inpiaotxOj wo es durch 
den nachfolgenden Infinitivsatz recht nachdrücklich erklärt 
wird. Sodann steht icpitepov im Änschluss an eine Nega- 
tion bei zwei Indicativstellen : II, 65, 2 (oö 7cp6T£pov wauaa- 
oftat — icpfv); V, 10, 9; in gleicher Weise findet sich in 
Coniunctivsätzen n&\ z. B. VI, 71, 2 (oötco)); VIII, 9, 3. 
Endlich lesen wir (pMvo) an 7 Stellen^) stets mit nachfol- 
gendem Infinitiv; z. B. VIII, 12, 1. 

Ein Portschritt (Herodot gegenüber) zeigt sich in 
dem völligen Wegfall der Partikel fi nach Tcpfv. 
Dieselbe ist, wie wir schon früher bemerkten, in der attischen 
Sprache niemals zugelassen worden. Zwar bieten die Codices 
zu V, 61, 1 Tzphf fi mit nachfolgendem Indicativ; Haase^) und 
Krüger*) haben die naheliegende Correctur in Sii vorge- 
schlagen; hingegen macht Wagner p. 41 mit Recht darauf 
aufmerksam, dass in negierten Indicativstellen diese Par- 
tikel fehlt; wir werden daher mit ihm dieselbe einfach 
ganz streichen. 

*) Vgl. Wagner p. 36. 

2) Vgl. Waffner p. 16. 

*) Lucubr. Thucyd. p. 88. 

♦) Vgl. dessen Anna, zu der Stelle. 



97 

Endlich bemerken wir im Gebrauche von «pörepov -fj 
bereits bei Thucydides bedeutende Abnahme. Der 
Infinitiv folgt nach dieser Zusammensetzung nur 4 mal, 
an einer Stelle (11, 40, 2) bei negativem, an den übrigen 
bei affirmativem Vordersatz: I, 69, 4; VI, 58, 1 ; VIII, 45, 5. 
Der Coniunctiv findet sich nur VII, 63, 1, der Indicativ 
II, 65, 9 und VIII, 24, 4; letztere entspricht genau der p. 86 
citierten Herodot. Stelle VIII, 93. Ueberhaupt zeigen die 
attischen Schriftsteller für diese Constructionen wenig Vor- 
liebe; die einfache Coniunction npiy war naturgemäss viel 
eher geeignet, das gegenseitige Verhältnis von Vorder- und 
Nachsatz schärfer hervortreten zu lassen (vgl. p. 76). 



§6. 

Xenophon. 

Xenophon ') hat den Infinitiv nach Tcp(v in 109 Fällen 
angewendet; der Indicativ und Optativ sind bei ihm (von 
sämtlichen Schriftstellern) verhältnismässig am stärksten 
vertreten ; wir lesen ersteren an 21, den Coniunctiv nur an 
15, den Optativ hingegen an 7 Stellen. 

Unter den zahlreichen Infinitivconstruc- 
tionen finden sich nur 6, deren Vordersatz 
eine wirkliche Negation enthält. Von letzteren 
sei zunächst Cyr. III, 2, 12 erwähnt: Tcplv jifev o5v Sx^afl^at 
xa äxpa ol8' 8x1 oöx iSetafl-e efpi^VTjs' x4 piv yip öjiSxepa 



<) Wir unterlassen es, hier das gesamte von uns gesammelte 
Material anzufahren, nachdem dies bereits von Wa^er geschehen ist. 
Nicht citiert fanden wir bei ihm folgende Infinitivstellen : An. VI, 5, 26 ; 
Hell. I, 1, 31; III, 4, 12; Cyr. I, 5, 10; VII, 1, 4; VIII, 3, 2; Comment. 
III, 12, 8; Ages. 1, 15; ferner die Indicativconstructionen : Hell. 11, 1, 24; 
Cyr. IV, 5, 13. Unrichtig angeführt ist An. VI, 5, 5 (^oav) p. 24 Z. 14, 
was wohl IV, 5, 22 heissen soll; ferner p. 31 Z. 13. Cyr. III, 1,*22 
statt VII, 1, 22; endlich Comment. IV, 2, 25 als Infinitivconstruction 
p. 27 Z. 30, während sie p. 65 richtig als Coniunctivstelle angegeben ist. 

7 



98 

äa^aXä)^ elyz etc. vOv 8k öpälie Sifj, iv ol(f iaxL Deutlicher 
als an dieser Stelle kann die einfache Zeitbestimmung nicht 
hervortreten: ^bevor = solange ihr die Passhöhen besetzt 
hieltet, wolltet ihr keinen Frieden, weil ihr sicher wäret; 
jetzt aber habt ihr sie nicht mehr, darum sehet zu etc/^ 
Der Indicativ würde den Gedanken vollständig umkehren, 
da wir in diesem Falle zu erklären hätten : „ihr wolltet nicht 
eher Frieden, als bis ihr die Höhen besetzt hieltet". Weiter- 
hin kommt Hell. VI, 5, 23 in Betracht: fxlxeuov (i9]5a|jLCi>^ 
ÄTCoxplTceafl'at, Tiplv ^(ißaXetv tl^ x^v — j(^&p(xy. Gebräuch- 
licher ist allerdings nach solchem Vordersatz der Optativ, 
welcher neben der Bedingung zugleich auch den Wunsch 
des Subiectes mit einschliessen würde, wie dies z. B. aus 
§ 19: STcetö-ov ji^ noieXo9'ai jiöEx^jv, nphf — TiapaySvotvTO er- 
sichtlich ist. Der Infinitivsatz Tcplv ^(ißaXerv dient nur zur 
Zeitangabe und ist gewissermassen als erklärender Zu- 
satz des Schriftstellers zii betrachten, während das Subiect 
des Hauptsatzes den sonst gewöhnlichen Einfluss auf seinen 
Nebensatz nicht ausübte. Sodann erwähnen wir Cyr. VIII, 
1, 38: xal oöte aöxfig tcote Tiplv ISp&ooa SelTivov f^pzVzo oöxe 
Innoi^ dyujivöEaxotg atxov iv^ßaXXe. Hier wird eine tägliche 
Gewohnheit des Cyrus besprochen und auf die Prädicate 
'^petxo und hi^aXXt der Nachdruck gelegt ; Tiplv ESp(&aat ist, 
wie schon seine Stellung, dann aber auch das correspon- 
dierende dyuiivioxotc = Tiplv yuiivaaS^vat zeigen, einer 
einfachen adverbialen Beifügung gleichzustellen. Äehnlichen 
Wortlaut bietet Oec. 4, 24 : 6|ivu|if aot — ji>j7C(J)7coxe Seticvfjaat 
Tcplv Kpöoat, wo trotz der veränderten Fassung des Vorder- 
satzes der Infinitiv beibehalten wurde. Ebenso wie diese 
Stellen haben wir Cyr. IV, 3, 10 zu erklären: oiSh y&p 
xo6xü)v xöv SictoxajiSvwv vöv nph fiafl-etv oöSel^ iinlaxxxo. 
Hier zeigt wiederum die Stellung von «plv fiaö-etv, welchen 
Sinn der Sprechende demselben beilegen wollte; denn be- 
merkenswerter Weise lässt Xenophon die Modi miticp{v 
stets ihrem Hauptsatze folgen. Sonach bleibt noch 
An. IV, 5, 30 übrig : oöSajiifl^ev dtpfeaav Tcplv Tiapaö-etVat aöxow 
äptoxov. Auffallend ist, wie auch Wagner p. 29 bemerkt, 



99 

das8 der Vordersatz hier, ebenso wie in den zuletzt be- 
sprochenen Stellen, eine wiederholte Handlung enthält; es 
scheint demnach bei Xenophon die einfache Zeitbestimmung 
in solchem Satzverhältnisse beliebt gewesen zu sein. IIplv 
icapad-eivai ist zu erklären durch npb toO Tcapa^elvac, wäh- 
rend der Indicativ zu übersetzen wäre: ^sie entliessen sie 
nicht, bis sie vorgesetzt hatten". (7o6e^ hat sich mit irr%^r 
für die in geringeren Handschriften vorkommende Lesart 
Tcapafrelev erklärt '). Wir haben jedoch nicht nötig, gegen 
die Autorität der besten Cod. CBAEZ den Infinitiv abzu- 
weisen: derselbe ist besonders nach Cyr. VIII, 1, 38 leichter 
zu erklären als der Optativ, welcher in directer Abhängig- 
keit von einem Praeteritum (mit Ausnahme der p. 138 be- 
sprochenen Piaton. Stelle) bei keinem Schriftstellet zu lesen ist. 

Bezüglich der übrigen Infinitivstellen beschränken 
wir uns auch hier nur auf das Wichtigste. 

Was die Tempora des Infinitivs betrifft, so ist bei 
Xenophon eine ausserordentliche Zunahme des 
Infinitiv Praesens bemerkbar; derselbe findet sich im 
ganzen 39 mal, während der des Perfects nur 3 mal an- 
gewendet ist. 

Wie schon öfters gezeigt wurde, bezeichnet der In- 
finitiv Praes. die Dauer oder Wiederholung einer Handlung; 
so z. B. in der zuerst besprochenen Stelle Cyr. IH, 2, 12: 
Tcplv (iJv o5v iy(za9'ai t4 äxpa „bevor ihr sie in Besitz 
hattet^^ Sehr belehrend ist auch Comment. I, 2, 22: 
TcoXXol yip xal XPW^*^^^ 8uvi|ievot yefSeaö-at, Tiplv äpÄv, 
epaoö-^vteg oöxdxt Suvavxat. Wie das nachfolgende Partie. 
Aor. zeigt, muss Tiplv SpÄv erklärt werden: „bevor sie sich 
im Zustande der Verliebtheit befinden", nicht aber: „bevor 
sie in denselben geraten". Interessant ist ferner noch Com- 
ment. III, 11, 13: xal Töv ßp(i)|iiTü)V t4 ^Stoia, S4v ji£v ttg 
Tcpoatplp^ TTplv iictö-ujierv, dtTjSfJ (pafvetat, xexopea|iSvot€ 



*) Vgl. Breitetibctch , Xenoph. Anabasis p. 130: Hoc (napad^lev) 
cum Kruegero retinuit Coheiua^ existimantes, ut Tidetur, propter „rei 
i'ac-tae certum terminum^' respuendum esse infinitivum'^ 



100 

8k xal ßSeXuyjifav Tcapfe^et. Hier steht nply JmSaifietv = 
Tiplv h int%v\Ll(f elvat „bevor bei ihm Appetit vor- 
handen ist^^ dem nachfolgenden xexopea|i£voi^ als ent- 
sprechender Satzteil gegenüber; der Unterschied zwischen 
Praes. und Aor. ergibt sich recht deutlich aus § 14 der- 
selben Stelle: T>]vixaOTa y&p noXb Sia^^pec t& aöxi Scdpa 9j 
Tcplv äTct'S'ujifjaat St86vaf „als wenn man sie gibt, bevor 
Verlangen darnach entsteht. Aus dieser Fähigkeit des 
Infinitiv Praesens, einen dauernden Zustand zu bezeichnen, 
erklärt sich wohl auch der auffallende Umstand, dass unter 
den 39 Stellen 11 den Infinitiv fifvat bieten*); wir haben 
soeben äwiSiifierv dem entsprechend erklärt und vergleichen 
hiemit z. B. An. V, 6, 33: SöEv xtg jiefv^ y) inoXmiby XifjcpQ^ 
Tcplv äv ia^aXeX efvat ttäv tö orpdcteujia und ebenda VI, 5, 1 : 
Tcplv Sk ipCoTou Spav elvai. Umgekehrt Hesse sich z. B. 
auch Hipparch. 4, 7: nplv n6Xt\Loy elvai durch 7i:oXe|X£?v 
ersetzen. Der Infinitiv Perfect findet sich nur in der 
Anabasis; so zweimal in der Form SteXijXu^ivai, welche 
wir auch in der einzigen Herodot. Stelle III, 25 (vgl. p. 79) 
in demselben Zusammenhange lasen. Schon dieser äussere 
Umstand zeigt, dass wir es hier mit einem feststehenden 
Ausdrucke zu thun haben, umsomehr als das Perfect von 
8tSpXeaS*at im präsentischen Sinne von „verflossen, vorbei 
sein" häufig angewendet wird. Die beiden Fälle finden 
sich VI, 5, 5 und IV, 5, 22 : Tiplv efxoat oxdESta SteXijXufl'Svat, 
•JJaav npöc T^ xcifi-fl. Endlich haben wir IV, 1, 21 zu be- 
trachten: o5x ÖTC^jievov, ef tcü)^ Suvafjirjv (pä-ioat, Tiplv xaxet- 
Xfjtpö-at T^jv ÖTcepßoX-^v. Die besten Cod. CBA lassen npb 
xaxetXfJcpfl'at aus, die übrigen bieten dasselbe einstimmig. 



*) Wetgner erwähnt p. 58 nur 7 Fälle mit dem Infinitiv elvat 
und zählt überhaupt nur 31 Stellen mit Infin. Praes. auf; diese Zahlen 
sind unvollständig; wir eitleren deshalb die 11 Stellen mit slvai: An. 

1, 4, 13; 4, 14; IV, 6, 24: V, 6, 33; VI, 5, 1; HeU. V, 4, 37; Cyr. LV, 

2, 5; VI, 3, 7; VIII, 8, 25; Comment. I, 2. 40; Hipparch. 4, 7. Ausser- 
dem erwähnen wir noch Cyr. V, 2, 9; Hell. IV, 5, 15, wo Y^Y^soö-ai, 
ferner Cyr. II, 2, 10; IV, 2, 39, wo eWdvat, endlich Hell. I, 4, 10, wo 
■fjxetv nach «pCv zu lesen ist. 



101 

Dies veranlasste Wagner (vgl. p. 32), au jener Stelle den Inßnit. 
Perf. durch den des Aor. zu ersetzen, zumal da ersterer nach 
Yorhergehendem Futur nie stehe, sondern nach Haupt- 
tempora stets der Infinitiv Aor. zu finden sei; wie z. B. 
Hell. VI, 5, 9: cpflv£vouat Tiplv xaxaXTjcp^vat. Letzteria Be- 
merkungen sind nicht frei von Irrtümern ; denn der Infinitiv 
Perf. kommt, wenn auch nicht' bei Xenophon, so doch bei 
anderen Schriftstellern, wie Euripides und Plato, gerade 
vorwiegend nach Haupttempora vor und nimmt über- 
haupt auf die Zeitstufe des Prädicates im Hauptsatze keine 
Rücksicht ^) ; z. B. Eurip. Med. 79 : el xax&v TCpoao(ao|Jiev v£ov 
noiXaitf, Tcplv t68' SS^vxXTjx^vat. Weiterhin hat Wagner über- 
sehen, dass gerade in Hell. VI, 5, 9, worauf er so viel Gewicht 
legt, das Praesens historisch gebraucht ist, sodass diese Stelle 
ebenfalls an BeWeiskraft einbüsst. Es fragt sich nun, ob 
der Infinitiv Perf. durchaus unzulässig ist, und dies glauben 
wir besonders mit Rücksicht auf den vorhergehenden Satz 
verneinen zu können; hier beisst es: {tta S' aGxT] 666^, '^v 
6p^5, dpd'ta xal inl xaörg Ävö-pciTccov 6pÄv IJ^earl aoi Sx^ov 
toaöÖTov, oS xaTecXij<p6xe€ (puXcExTouat xijv Sxßaotv 
„die den Zugang besetzt halten und bewachen^S Das 
Particip Perf. sieht dem Praes. cpuXöExxouoc sehr nahe; dem- 
nach erklären wir auch npU xaxetXfj(pS'at : „bevor der Pass 
in der Gewalt der Feinde war", nicht aber: „bevor er 
kommen würde'^; der Infinit. Perf. lässt sich durch eine 
Umschreibung mit elvai oder xpaxelv vollständig ersetzen ; 
vgl. z. B. Cyr. IV, 2, 5 : xal Soxelxe äv, gtpij, 6xc T^fiÄg xaxa- 
Xaßetv aöxoä^, Tcplv £v xolq £pö{iaacv elvac; ferner An. 

V, 6, 7: & (xi xlpaxa xoö Spoug) xpaxetv TLaxiy^o'^xt^ 
xal nivM dXlyoi Sövatvx' äv. 

Bezüglich der Tempora des Hauptsatzes bemerken 
wir die Praeterita fast doppelt so stark vertreten als die 
Hauptzeiten. Von ersteren ist der Indicat. Aor. vorwie- 
gend; Indicat. Plusquampf. findet sich nur 2 mal: Hell. 

VI, 4, 13 und Cyr. I, 6, 39, an ersterer Stelle auch noch 



^) Vgl. besonders p. 66 f. 



102 

durch nod Sf) xa( besonders nachdrücklich hervorgehoben: 
7Cpä)tov (liv TTplv xal a^G'd'^a^at xö (lex* a&toO aTpaTeu|ia 5xt 
i^yotxo, xal S4] xal oE EicTcel; aiiveßeßXi^xeaav. Einigemal lesen 
wir auch histor. Praesens, 2. B. an der p. 101 citierten Stelle 
Hell. VI, 5, 9; ferner An. IV, 1, 7; 5, 19; 6, 24; Cyr. VIII, 
8, 25. Sodann gehören auch die Fälle mit y) 7cp(v hierher, 
in welchen zwei Handlungen zeitlich mit einander ver- 
glichen und aus dem Vordersatz die Ergänzung eines histor. 
Tempus vorzunehmen ist. Diese offenbar rhetorische Satz- 
form finden wir erst bei Xenophon ausgebildet*); natur- 
gemäss ist sie vorzüglich in Reden angewendet. Besonders 
belehrend ist Cyr. V, 2, 36: ol jifev yip noXi^iot noXb jifev 
iXdxxoyi^ tlai vöv ?) Tiplv T^xxrjd^vat ö(p' T^jiöv, TzoXb S* 
^Xixxoveg ^ 6z t diceSpaaav 'fi\L&Q. Hier haben wir neben 
dem Comparativ noch das Adverb vOv; wir ergänzen: t) 
•JJaav Tcplv etc. Ebenso ist zu erklären Cyr. VII, 5, 77; Hell. 
VII, 5, 27 ; An. VII, 7, 35 ; Apol. 24; Conv. 4, 3; Comment. III, 
11, 14. Von diesen weicht de re equest. 3, 11 ab: el ize- 
Ttovijxixog riSfi xoO Innou izdXiy Tcetp^xo Tcotetv xaöxi Soanep 
Tcplv ip^oLdb'ai ImzBÜeiy. Statt des gewöhnlichen fi finden 
wir hier SaaTcep, nach welchem inoUi zu ergänzen ist. 
Weiterhin muss Ages. 1, 5 erwähnt werden : noltav 6xt xex- 
[iTjpftov TcpoaSelxat xfjc ye wplv äp^at aöxöv dpsxfjs; womit 
wir Thucydides III. 64, 2 vergleichen: x^jv xeXeuxa(av xe 
Tcplv 7ceptxetxf?e<^Ät iip6xX>jatv — oöx äS^xetJÖ-e, Während 
hier der Infinitivsatz an dem Adiectiv xeXsuaCav einen Halt 
hat, ist derselbe bei Ages. 1, 5 gewissermassen als Präpo- 
sitionalattribut (npb xoO äpJ^ai) zwischen Artikel und Sub- 
stantiv getreten ; die Stelle ist zu erklären durch : xf]^ ^pexij^, 
•JJg {lexelxe '^plv äp^ac. Einzig in seiner Art ist endlich Cyr. V, 
3, 30 : TaSdxdQ Si^Tcpa^ev & Soxe7 icdHacv i^|i7v ttoXXoO igia thai^ 
xal xaOxa icplv xal 6xioOv 6f' i^|i(Dv äyad-öv Tcad-elv. Das 
Prädicat des Vordersatzes ist hier noch einmal nach xal 
xaöxa gesetzt zu denken; wir vergleichen ausserdem hier- 



') In ähnlicher Weise zeigt Xenophon grosse Vorliebe für ^ tl ; 
vgl; z. B. Cyr. I, 6, 46; ferner für ij öxe; vgl. Cyr. V, 2, 36. 



\ 



103 

mit An. I, 4, 12 : xal taöxa oöx inl (iccx^^ f6vTü)V, sowie 11, 

4, 15: M^vcova S^ oöx S^T^xet, xal Taöxa Tcap' 'Apiafou öv, 
'WO xal xaOxa in gleicher Weise als Supplement eines Par- 
ticipialsatzes dient. Aehnlich hätte auch Cyr. V, 3, 30 
lauten können: xal xaOxa oäSiv Tcad-cbv. 

Die Indicativconstructionen sind zwar recht 
zahlreich bei unserm Schriftsteller vertreten, bieten jedoch 
iiQ ganzen sehr wenig Neues. An sämtlichen 21 Stellen 
enthält der Hauptsatz eine Negation ; denn auch in An. II, 

5, 33 ist der in djKptyvoetv liegende negative Sinn vorwiegend : 
xal 8,xt inolouv 'Jjjicpeyvöouv, Tiplv Ntxapxoc 'Apxig i^xe. In- 
dicat. linperf. im Nachsatz lesen wir ausserdem nur noch 
zweimal; Hell. 11, 1, 24 ebenfalls VJxov, ferner Hell. IV, 8, 
28 -JJyev; sonst findet sich stets Indicat. Aor. Dasselbe 
Tempus ist auch im Vordersatz fast durchweg in Anwen- 
dung; doch zeigen sich auch präsent. Infinitive in Abhängig- 
keit von Praeterita; so An. I, 2, 26; III, 4, 28: SSogev aö- 
xotg {1^ xtvetv xoüg axpaxt(J)xag, Tiplv inb xfjg SegiÄ^ TcXeupag 
xoö nXaialox) dvi^yayov TceXxaoxig npb^ xb 6pog. Hier tritt 
recht deutlich der Unterschied zwischen Indicativ und Op- 
tativ zu Tage; wir eitleren deshalb auch An. I, 2, 2: bno- 
ox^f^evos — ji^ Tipdaä-ev icaöaeaö'at Tcplv aöxot)^ xaxayiyot 
ofxaSe. Der Indicativ i^iiYOLYO"^ wird durch die sogleich 
folgenden Worte: iizel S' oöxot iydvovxo etc. genügend 
erklärt: „sie beschlossen das Heer ^icht eher zu entfernen 
= sie entfernten es nicht eher, bis sie die Peltasten auf 
den Berg geführt hatten; der Optativ enthielte, wie An. 
I, 2, 2 deutlich zeigt, den Wunsch des Subiectes und gäbe 
zugleich den Gedanken: „bis sie geführt hätten". Weiter- 
hin findet sich Resp. Lac. 8, 1 der Infinit. Aor. abhängig von 
dem Praes. oX^ai, welches selbstverständlich ohne Einfluss 
auf die Periode bleibt. Besonders bemerkenswert ist, dass 
Xenophon für die Formel oö Tipiafl^ev (7cp6xepov) TcaöaaaS-at 
(Xfjgat) — Tcpfv Vorliebe zeigt ; wir lesen sie An. VI, 1, 27 ; Hell. 
VII, 4, 18; Oecon. 2, 9; Ages. 2, 20 (6X7}§e). Ebenso hau- 
fig ist die Phrase: 8ox7jaav oö TipiaS-ev — irpfv bei Schil- 
derung einer Flucht ; z. B. Hell. V, 4, 45 : oö Tcpöofl^ev Sox>]- 



_/ 



104 

aav oE OeaTctet^, wplv Sv zd^ xeiy^zi äylvovxo. Ferner Cyr. J, 
4, 23; Hell. IV, 3, 8; Ages. 2, 4. Schliesslich zeigen noch 
zwei Fälle Besonderheiten; einmal Hell. IV, 8, 28: Stcitu- 
XÖ>v 8' iv T^ Adaßcp xalg 7i6Xeot, — iit" oöSefifav aöxwv 'get, 
Tcplv iv MuTiXi^VQ auVTcE^as • • • nun folgen weitere Parti- 
cipien mit einer Anzahl von Zwischensätzen, woran sich die 
völlig selbständigen Schlussworte reihen: xaGta 8^ — ouv- 
Ta^ac "JJ Y e V (xbzobq iizl Mi^ä-ujivay. Wir erkennen aus dieser 
anakoluthischen Form, wie sehr der Nachsatz der Indicativ- 
constructionen als wichtigeres und selbständiges Glied ge- 
fühlt wurde *). Sodann haben wir in Oecon. 7, 7 : ob jii AP, 
2^7], o& 7cp(v ye xal SS-uaa xai eö^cffiTjv etc. aus dem vorher- 
gehenden aÖTÖg SicafSeuaag x^v yuvatxa nach der Negation 
noch inalSe\}oa zu ergänzen. Die Ellipse, sowie die (bei 
den Xenophont. Indicativstellen) sonst nie vorkommende 
Partikel yk erklären sich aus der Lebhaftigkeit des Ge- 
spräches. 

Die Coniunctivstellen finden sich stets nach ne- 
giertem Hauptsatze; wir bemerken unter 15 Fällen das 
Praesens nur einmal Cyr. II, 2, 8 : elTiov fiy)8£va xöv ÖTctafrev 
xtveta8"at, Tcplv äv 6 TcpioS-ev ^yfjxat. Bei den Verben der 
Bewegung sind die piräsentischen Formen an und für sich 
gebräuchlicher; ausserdem haben wir den Coniunct. Praes. 
durch das Futur wiederzugeben : „der Hintermann soll sich 
nicht bewegen, wenn nicht der Vordermann vorangehen 
wird". Dem Herodot. und Thucydid. Gebrauche gegen- 
über können wir bei Xenophon insofern eine Besonder- 
heit verzeichnen, als er fast durchweg vermei- 
det, den Coniunctiv in der oratio obliqua an- 
zuwenden. Ausser der eben citierten Stelle steht der 
Coniunctiv handschriftlich Sicher nur noch An. 1, 1, 10, wo 
überdies histor. Praesens zu lösen ist ; belxoii aöxoö ji^ 7rp6- 
aS-ev xaxaXöoat, Tcplv äv aöx^ji aup.ßouXe6cnjxat. Sonst finden 
sich stets Haupttempora und zwar Indicat. Praes. Hell. 
VI, 3, 16: oö 7cp6xepov Tcaiovxat, Tcplv äv — xaxaXöawatv 



*) Vgl. auch die p. 93 besprochene ähnliche Thucydid. Stelle. 



105 

ferner Hier. 6, 13 ; Comment. IV, 2, 25 5 Cyneg. 3, 6 ; 5, 2 ; 
Cyr. I, 2, 8 (Faxt. Praes.); An. V, 7, 5 (Infinit. Aqr. abh. 
V. Indicat. Praes.). Weiterhin lesen wir Imperativ: An. 
V, 7, 12: tii] &niX9^tj npU Sn dxoöorjTe, ebenso Cyr. VII, 
1, 17; Conv. 4, 28 (7ipoayope6(i) jijj ÄTüretJÖ-at) 5 endlich In- 
dicat. Futur: Oecon. 3, 1 und Comment. IV, 4, 9: dXXä [lÄ 
Ar, S(pij, oöx dxoöoet, 7cp(v y' äv aötög dTcotpT^va, die ein- 
zige Coniunctivstelle, welche wpfv y' äv bietet. Dieselbe 
hat äusserlich viel Aehnlichkeit mit der soeben besprochenen 
Oecon. 7, 7, wo wpfv ye mit Indicativ steht. Wir werden 
auch bei Plato auf einen Fall mit iipfv y' äv stossen, 
welche Verbindung grade im leichteren Gesprächstone be- 
liebt gewesen zu sein scheint. 

An zwei Stellen fehlt in den Codices die Partikel äv 
nach icpfv ; wir werden dieselbe nach Analogie der übrigen 
Fälle unbedenklich einsetzen können. Leicht erklärlich 
ist überdies ihr Ausfall Oecon. 12, 1 : o&x äv iniXb^oi^i, 7cp2v 
mavTänaatv i^ äyopä XuS^. Die zweite Stelle findet sich 
Cyneg. 3, 6: oöx SuSpxovtat, Tcplv fSwatv*) etc. 

In den 7 Optativconstructionen, welche eben- 
falls nur nach negativem Hauptsatze vorkommen, finden 
wir den Optativ Praesens 2 mal überliefert. So Hell. II, 
3, 48: dxefvots |jtiv äe£ Tcoxe tcoXsjiö zqIq oö Tipitjö-ev oJo- 
(ilvoc^ xaX^v äv dy]|ioxpaT(av elvat, Tcpiv xal 61 SoOXot 

— Spaxfi^C jistIxo^^v, xaJ Toto5£ y' aö äel ävavxfog e?|i{, 
0? oöx otovTat xaXi)v äv JyYevdaä-at äXtyapxtev, itpJv 
eJ^ TÖ ötc' dXfytDV Tupavvetoö'at t^v 7c6Xtv xaxaaTT^aetav. 
Schälen wir diesen Satz aus seiner Hülle heraus, so ergibt 
sich eine Construction, wie wir sie bereits bei Theognis 
und Sophocles kennen gelernt haben: oöx äv xaX^ tlti Stj- 
lioxpaxfa, Tcplv = eJ (i^ — (lex^X^^^^ „Anteil hätten**; 
ferner oöx äv xaX^ ^yy^votio äXtyapxf«, i^pJv = ef jiij 

— xaxaoTi^aetav. Zugleich erklären sich die verschie- 
denen Tempora des Optativs aus ihrem Verhältnis zu den 



*) Wir verweisen auf den Ausfall von äv bei Thucyd. vor 
ötaYvöot, bei Herod. vor öia^dtYlB; vgl. auch p. 95 Anmerkung 2. 



106 

völlig gleichen Prädicaten des Hauptsatzes. Ausserdem 
überliefern die Cod. CBA zu An. I, 2, 2 xaToEyoc, während 
der Optat. Aor. von den Herausgebern *) mit Recht nach 
den übrigen Handschriften beibehalten wurde : öwoax^iievog 
^ aÖTolg, el xaXG)( xaxaTcpdE^eiev i(p' & SoTpaTeäero, \l^ Tzpb- 
ofl-ev Traöaeoä-at, Tcplv aÖTobg xaxayiyoc oIxaSe. Für den 
Optativ Aorist spricht besonders auch der vorhergehende 
gleiche Modus xataicpi^eiev. Ausserdem vergleichen wir 
hiermit An. VII, 7, 57. Wie in An. I, 2, 2, findet sich auch 
in den übrigen Fällen das Hauptverbum stets in Abhängig- 
keit von einem Praeteritum; so Hell. VI, 5, 19; Cyr. I, 
4, 14. Genauer zu behandeln sind noch folgende Stellen; 
An. VII, 7, 57 : iSiovxo \i^ ÄTCfiXS-elv, npV^ inaydfoi xb orpcE- 
Teu{ia xai 9(ßp(0vc napoctoliq. Die mehrfach erwähnten C!od. 
CBA bieten uplv äv ÄTcayöEy^ ; die Herausgeber haben sich, 
soweit uns bekannt ist, den übrigen Cod. angeschlossen. 
Beide Modi konnten hier Anwendung finden; zwar ist der 
Coniunctiv gerade bei Xenophon seltener (vgl. p. 104), doch 
gibt An. I, 1, 10 für den vorliegenden Fall immerhin eine 
Parallelstelle. Ebenso haben die Handschriften zu Hell. 
II, 4, 18: Tcapi^YyeXXev aÖTolg ji^ Tcpitepov inixlb'tad'oti, Tcplv 
äv xöv a^exipwv 9i niaoi (D niori) xt^ ^l xp(üS*e(7j. Es bleibt 
uns sonach die Wahl, in beiden Fällen entweder äv aus- 
zustossen oder den Coniunctiv zu corrigieren ; letzteres hat 
zu Hell. II, 4^ 18 Sauppe in seiner Ausgabe gethan. Die 
Entscheidung ist in der That schwierig; vielleicht werden 
wir besser thun, äv an beiden Stellen zu streichen, zumal 
in der bereits besprochenen Stelle Hell. II, 3, 48 dieselbe 
Partikel zweimal nach nplv mit Optativ vorkonunt % je- 
doch hier zweifellos als Zusatz eines Abschreibers entfernt 
werden muss®). 

Wir haben nunmehr noch einige Bemerkungen bei- 
zufügen. 



<) Vgl. bes. Breüenb{ieh in seiner Ausg. p. 4. 
*) Vgl. 8atq>pe: Lexilog. Xenoph. unter np£v; ferner: Annot. crit. 
p. XXVU. 

*) Dasselbe ist auch von sämtlichen Herausgebern geschehen. 



107 

An 3 Stellen überliefern die Cod. ij nach 7cp£v; zwei- 
mal vor Indicativen: Cyr. I, 4, 23; Ages. 2, 4; einmal vor 
einem Inflnitiv: An. IV, 5, 1. Wir können dasselbe unbe- 
denklich tilgen; abgesehen von der äusserst geringen An- 
zahl spricht hierfür ein (bis jetzt wohl ganz unbeachtet 
gebliebener) Zufall, dass nämlich die Stelle in Ages. 2, 4 
in demselben Wortlaute^) Hell. IV, 3, 8 ohne fj 
erhalten ist. 

Als Adverbium findet sich TCpfv bei Xenophon nur an 
einer Stelle Cyr. V, 2, 36 : %el€ 5h xal (lef^ove^ vöv ^ tc p f v , 
hzel vevtXT^xajiev *). Von den übrigen Zeitadverbien findet 
sich meist Tcpixepov und 7cp6a^ev im Anschluss an die Ne- 
gation des Vordersatzes; so lesen wir in den Fällen mit 
Modi Tcpöxepov 10 mal, icp6ad-ev 13 mal. Im affirmativen 
Hauptsatze steht TipÖTepov nur: Cyr. II, 2, 10; IV, 3, 14; 
V, 2, 9; Oecon. 8, 23; TcpöTov 3 mal: Hell. III, 3, 10; VI, 
4, 13; Hier. 4, 2. Sehr häufig (13 mal) findet sich cpMvco, 
stets mit nachfolgendem Infiaitiv; gewöhnlich schliesst sich 
an (pS'flEvü) noch ein Particip an ; so Hell. V, 4, 49 : JtpS'aafiV 
ÖTcepßig xb oraöpcofia, wplv SX^-etv xobq OTjßafoüg* ferner VI, 
4, 21; 5, 9; Cyr. II, 4, 25; HI, 1, 19; 2, 4; IV, 1, 3; V, 
4, 38; VII, 5, 39; Hipparch. 7, 10. Ein Particip fehlt 
Anab. II, 5, 5 : ^Maat ßouX6|ievot Tcplv. Tcafl-elv IV, 1, 21 ; 
[IV, 1, 4]. 

Erwähnenswert dürften auch die von uns gesammel- 
ten Stellen mit Tipfrcepov — fj sein. Den Infinitiv fanden 
wir nur Comment. II, 7, 2 : npbxtpcN äv ifg jiot Soxet ti x^ 
65^ ^TjTöv eöpelv r) Savet^6|ievos Xaßelv. Ferner ebenda I, 
2, 17 : ^xp^v TÖv 2!(dxpix>]v |i^ Tcpötepov t4 TcoXtxtxi StSccoxetv 



*) üeberhaupt stimmt der beiderseitige Text überein. Dieselbe 
Phrase oö Tcp6o3«v loxTjaav — wpCv ohne ^ findet sich noch einigemal; 
vgl. p. 103. 

*) Waffner will p. 37 an dieser Stelle ^ icpCv als späteren Zusatz 
streichen. An und für sich gibt uns das einmalige Vorkommen des- 
selben hierzu keine Berechtigung; np(v ist keineswegs als Adverb aus- 
gestorben, wie wir bei Plato beobachten können. Andererseits ist nicht 
zu verkennen, dass npCv an dieser Stelle ganz gut entbehrt werden kann. 



i 



108 

Toug auv6vTas y) acofpovetv. Wir sehen hieraus, dass Tcpfixepov 
{] beiXenophon die Functionen von Tcptv vollständig eingebiisst 
hat und nur mehr in solchen Fällen Anwendung findet, in wel- 
chen zwei an und für sich abhängige Satzglieder nach 
Zeit und Qualität mit einander verglichen werden. Ebenso 
klar zeigt sich die Gleichwertigkeit beider Satzglieder Cyr. 
VII, 5, 41: dv&ptiTcwv 8^ noXb tcXeIov TcXfJö-og irepteton^xet 
— xal noXb Tcpöxepov t) oJ cpfXot Tcapfjaav besonders aber 
An. II, 1, 10: ÄTcexpfvaTO — ßxt TipfioS-ev äv dTcoS'dtvotev 
y) T(i ÖTcXa TcapaSotev, wo sich Tipöcfl-ev ebensogut durch 
[iaXXov ersetzen liesse*). 

Weiterhin wollen wir darauf hinweisen, wie der enge 
Zusammenhang zwischen g(og und TcpCv mit den Modi 
ganz deutlich an einigen Beispielen erkannt werden kann. 
Wir erwähnen Hell. V, 3, 2 und Comment. II, 9, 6: oöx 
aTCTjXXarueTO, 2(i)g xov xe Epdcova äcpijxe xal aöxip yjpiiiiaxa 
S8ü)X6V, wo wir ebensogut Tipfv einsetzen können. Auch für 
den Coniunctiv lassen sich Beispiele finden ; so Hell. I, 3, 9 : 
Spxoüs ?8oaav — (i^ 7coXe[ieiv, Swg äv oE — Tcpdoßet^ SX-ö-watv. 
Ferner Cyr. VI, 1, 5; Comment. IV, 3, 13 und 8, 2; letz- 
tere Stelle wollen wir einem ganz ähnlichen Falle aus Plato 
gegenüber stellen: 



Comment. 8, 2: iviyxYj 
Syevexo aöx^j) — ßiä)vai St4 xö 
— xöv 8^ v6fiov (i7]8£va äav 
brj^oaioL iiro'&vi^axetv, § o) 9 S v 
1^ d'ecop^a dx Ai^Xou g^avIXdnQ. 



Phaedo 58b : vijiog Saxlv 
— 87]{ioa((;c (iif]8£Va ÄTCoxxtvvö- 
vat, nplv äv ef^ Af}X6v xe 
äyfxijxat xö TcXolov xal tccc- 
Xiv 8eOpo. 



Ebenso wie Swg äv findet sich auch 6ax' äv für Tiplv 
äv gebraucht ; Oecon. 1, 23 : oöiioxe X-^yQuatv, 6cjx' äv äpx^- 
atv und Cyr. I, 6, 10. 

Endlich sei erwähnt, dass 7Cp(v mit Infinitiv (allerdings 
nur in den Commentarien) durch npb xoO mit Infinitiv er- 
setzt ist; so II, 1, 30: xä S' äypoSfaia npb xoö 8eta8'at 
ävayxä^etg* ebenso II, 6, 6 und IV, 4, 8: oöx 0I8' Stcü)^ äv 



^) Vgl. auch die p. 76 besprochene Herodot. Stelle I, 127, sowie 
die ebenda gegebene Erklärung von icpöxspov ^. 



109 

inoXei^ziriv aoii npb xoO dxoOaai. Wir erkennen trotz 
der negativen Fassung der Stelle, dass hier nur eine ein- 
fache Zeitbestimmung gegeben werden soll; es wäre dem- 
nach auch nplv dxoOaat am Platze. 



§7. 

Die attischen Redner. 

Bei den attischen Rednern^) finden wir nach npb den 
Infinitiv an 178, die Modi an 63 Stellen; es ergibt sich 
sonach zwischen beiden ein Zahlenverhältnis von 3 : 1. 
Von den Modi kommen auf den Goniunctiv 34, auf den 
Optativ 3, auf den Indicativ 26 Fälle. Die Verteilung sämt- 
licher Stellen auf die einzelnen Redner wird durch folgende 
Tabelle veranschaulicht: 





Infinitiv 










na< 
affirmat. 
Vorder- 


negativem 
Vorder- 


In- 
dicativ 


Gon- 
iunctiv 


Op- 
tativ 




satz 


satz 








Antiphon 


6 


1 


1 


1 


1 


Andocides 


4(2) 


2(1) 


1(1) 


1 




Lysias 


15(2) 


3 


1 


2 





Isocrates 


28 


4(1) 


13 


12(2) 


2 


Isaeus 


16 


2 


2 


— 


— 


Lycurgus 


— 


1 


1 




— 


Aeschines 


21(1) 


1(1) 


1 


6 




Dinarchus 


2 













Demosthenes 


61(23) 


9(2) 


6(1) 


11(3) 


— 


Hyperides 


— 








1 


— 


frgm. variorum 


2 











— 


Sunmia *) 


155(28) 


23(5) 


26(2) 


34(5) 


3 



^) Wir unterlassen es auch hier, eine Aufzählung sämtlicher 
Fälle zu geben, nachdem dies bereits von Liith für jeden einzelnen 
Redner geschehen ist. Aus dem von uns gesammelten Material haben 



110 

Vor allem ist der Infinitiv, entsprechend unsern bis- 
herigen Beobachtungen, auch bei den Rednern in über- 
wiegender Anzahl nach affirmativem Hauptsatze an- 
gewendet. Aber auch in jenen 23 Fällen, deren Hauptsatz 
entweder eine Negation oder negativen Sinn enthält, findet 
der Infinitiv vollständig seine Erklärung. Zunächst betrach- 
ten wir solche Stellen, in welchen die negative Satzform 
als rhetorisches Mittel zur Hervorhebung der Affirmation 
in Anwendung kam. So Dem. 30, 33 und Lys. 19, 28: 
ivd*u|ielad-e, Bxt wplv t^v vaufiaxfav vixfjaai, yfj jiiv oöx ^v 
dXX' ?) xwpßtov |iixp6v. Der Indicativ wäre natürlich in 
solchem Zusammenhange ganz unmöglich. Sodann er- 
wähnen wir Antiph. 5, 25: TCpfi^tov (ilv y&p nply dviyeadvzC 
jis elq T^jv Alvov, — oö5e2g -jJxtcJaaTfi |ie ävS-pciTccov „anfäng- 
lich nun, nämlich vor meiner Abreise, beschuldigte mich 
keiner". Nach einer kurzen Erklärung fährt der Redner 
also fort: ^TrecS^ Si tfü xe 4>x6l^^v TcXdwv — , xixe TJJxtiaavxo. 
Der Unterschied zwischen Infinitiv und Indicativ tritt hier 
recht deutlich hervor; beide waren möglich, jedoch mit 
dem Unterschiede, dass durch den Indicativ der an vor- 
liegender Stelle auf zwei getrennte Sätze verteilte Gedanke 
nunmehr auf einen Satz in folgender Form hätte beschränkt 



wir nur folgende Infinitivstellen beizufügen: Dem. 10, 11; 30, 30; 47, 
28; Prooem. 6, 4; 10, 3; Aesch. ep. 5, 4; frgm. Aleid. Odyss. 9 (Bauer - 
8auppe II, p. 157). Ausserdem ist eine Reihe von Stellen unrichtig 
citiert, weshalb wir hier eine Berichtigung vornehmen. Statt Isoer. 
8, 20 (p. 9) muss es heissen: 8, 120; statt Dem. 3, 28 (p. 12): 30, 28 
statt Aesch. 2, 192 (p. 12 u. 27): 2, 92; statt Is. 9, 10 (p. 24): 11, 10 
statt Aesch. 1, 116 (p. 27): 1, 195; statt Dem. 24, 23 (p. 29): 39, 23 
statt Dem. 49, 41 (p. 30): 19, 41; statt Dem. 55, 25 (p. 31): 55, 23 
statt Aesch. 3, 125 (p. 34): 3, 25; statt Isoer. 7, 158 (p. 39): 12, 158 
statt Dem. 38, 29 (p. 42) : 38, 24; statt Aesch. 3, 10 (p. 43): 3, 60; statt 
Isoer. 15, 7 (p. 43): 15, 17. Die von uns gesammelten Fälle von itpö- 
xepov ^, l(OC und np6 xoO mit Infinitiv werden am Schlüsse citiert 

') Die Anzahl jener Stellen, die sich in nnächten Reden, sowie 
in Briefen vorfanden, ist in () angegeben; zur Vermeidung von Miss- 
verständnissen bemerken wir, dass dieselben bereits in die nebenstehende 
Hauptzahl eingerechnet sind. 



111 

-werden müssen: oö updxepov -jiTtioavio, nplv ävtjy^T^H'^JV. 
Einfache Zeitbestimmung, meistens auch durch die Stel- 
lung des Infinitivsatzes angedeutet, haben weiterhin Is. 
5, 21; Dem. 19, 165; 23, 187; 34,41; 58,63; Lys. frg. np. 
*Ap|A. 37 p. 179; Lyc.i.35; an letzter Stelle ist der nega- 
tive Sinn aus dE8if]Xov zu entnehmen. Belehrend dürfte wohl 
auch eine Yergleichung folgender Fälle sein. Andoc. 4^ 8 : 
icplv |i&v Y^P xpid^vai o6 jS^Scov "^v tlShai xi; ahla^. Da- 
gegen lautet Dem. 8, 65 : oöx 'JJv ia^aXig Xiyetv Sv '0Xüv8(p 
xi OiXItctcou |i*) auveuneTrovS-öxcov xföv tcoXXöv 'OXüv- 
ö-Jcov etc. — oöx "Jjv äatpaXJg Xiyeiv iv öexxaXJa x4 OtXteTcou 
{i>]8iv eö nfiTcovS-öxo; xoO «XT^S-oug etc. — oöx ijv 2v 
Oi^ßacg äo^aXig, Tcplv x^v Bota)x(av äiciScoxe etc. Die 
beiden mit icplv deicdScoxe correspondierenden Participialsätze 
zeigen deutlich, dass hier der Nebensatz die Basis seines 
Hauptsatzes bildet, während an ersterer Stelle das Satz- 
verhältnis ein umgekehrtes ist. Hier findet der Infinitivsatz 
durch Dem. 23, 26 seine Erklärung: aal xi xoiaOxa icoevxa 
Tzpb |iJv xoö xijv xp£otv yev^oö^t a{xid>v dv6|iaxi Soxcv. 
Unzulässig, weil sinnstörend, wäre der Infinitiv auch Lys. 
19, 55: oöx£ npbq ßouXeuxY]p{(p Sf^v oö8eic(i)7coxe, Tcplv xa6- 
X7]V x))v aufif opiv Y^vicrS-ac. Der Redner schildert nämlich 
sein harmloses Vorleben und betont vor allem, dass er 
sich nie mit Politik befasst habe; der Gedanke, dass ihn 
das hereingebrochene Unglück nunmehr an die OefFentlich- 
keit gedrängt hat, ist dabei vollständig in den Hintergrund 
getreten. Ebenfalls zur reinen Zeitangabe dient der Infini- 
tivsatz auch in solchen Fällen, deren negierter Hauptsatz 
eine gegenwärtige oder zukünftige Handlung enthält ^). 
Hier hat der Redner von einem bedingenden Satzverhältnis 
völlig abgesehen, was er ebenfalls meist durch die Vor- 
stellung des Infinitivs auch äusserlich kennzeichnet. So 
z. B. Dem. 3, 12: wplv Sk xaOxa Trpdt^at, |x^ oxoTcetxe* ähn- 
lich ist 3, 13. Es deckt sich sonach, um den Unterschied 



*) Wir liaben hierüber auch eingehender bei den scenischen 
Dichtern p. 62 f. gesprochen. 



112 

noch einmal kurz anzugeben, Tcplv npä^ai rn^it itpb toQ np&lai ; 
hingegen npb äv Tzpd^fjfze mit &iv |iii TcpigifjTe. Selbstredend 
macht sich letzteres Verhältnis bedeutend häufiger geltend ; 
dass jedoch die Wahl zwischen beiden einzig und allein 
vom Gefühl des Sprechenden abhängt, mag auch hier eine 
Vergleichung zweier Demosthen. Stellen darthun, welche 
beide parenthetisch in die Rede eingeschoben sind. 13, 14: 
ÖTTwg |i^ S-opußi^oet [loi {i/qSelQ, npb äv äizavxa efTCW 5, 15: 
%(xl [lOi (4^ ä-opußi^ag [iT]Ss2; 7cp2v äxoOaaci). In ähnlicher 
Weise findet sich der Infinitiv ausserdem nach Haupttem- 
pora: Andoc. 1, 43; Isoer. 5, 70; 20, 14, welch' letztere 
man mit der entsprechenden Coniunctivstelle 4, 173 ver- 
gleichen möge; Is. 4, 15, wo der negative Sinn durch die 
Frage gegeben ist; Isoer. frg. xix^ri 13 p. 225*); Dem. 
Prooem. 18; Aesch. ep. 4, 1. 

Bezüglich der Tempora des Infinitivs bemerken wir 
bei den Rednern (Xenophon gegenüber) eine bedeutend 
geringere Vorliebe für den Infinitiv Praesens; 
derselbe findet sich nur an 19 (3) Stellen, wovon 7 (2) auf 
Dem., 4 auf Aesch., 3 auf Isoer., 2, (1) auf Andoc, je 1 auf 
Is., Lys. und Antipb. kommen. Der Infinitiv Perfect 
aber fehlt in den ächten Reden; hingegen lesen wir 
ihn bei Dem. 51, 5 nach vorhergehendem Plusqmpf.: npl"^ 
ydp 'Jj(pS*ac |i6vov tfjs xpii^poug to6toü$ intnkiiptaxd jAOt, sowie 
in einer überdies verderbten Stelle bei Lys. 6, 11. Von 
den praesent. Infinitiven gilt natürlich das früher Gesagte; 
bemerkenswert ist jedoch, dass der bei Xenophon so be- 
liebte Infinitiv elvat bei den Rednern vollständig fehlt. Beide 
Tempora in demselben Nachsatze bietet Andoc. 1, 67: 61 
S' Icpuyov, Tcplv i^|JtG65 8eO"^vat xal |i£XXecv dTioXetaO-af 
„bevor wir gefesselt wurden und dann fortwährend unserem 
Untergänge entgegensahen". Weiterhin vergleichen wir 
noch einige interessante Stellen, wie Aesch. 1,116: aövtoTe 

*) Vgl. auch Xenoph. Comment. IV, 4, 8 p. 108. 

2) Das unter 32 p. 227 citierte Frgm. wird fälschlich Isoer. zu- 
geschrieben ; vgl. Baiter-Sauppe zu dieser Stelle. Auch Lüth scheidet es 
p. 20 aus. 



113 

jxev xal Tcplv i|ife X£y§tv „vor dem Verlauf meiner Rede 
CDauer)^^; ob er damit zu Ende ist, bleibt dahingestellt; 
hingegen Dem. 18, 50: o£ xal t^Iv 4|jii sJTcelv ixtoöv e^Söte^* 
,, bevor ich auch nur angefangen hatte, etwas zu sagen 
C Beginn)". Endlich Isoer. 4, 157: Sv Sk Tol^ oüXX^yot; Ixt 
-Kod vöv äpi^ TiotoövTat, nplv äXXo xt xP^l^^'^fCß^V' „bevor 
sie sich überhaupt mit irgend einer anderen Verhandlung 
beschäftigen (Wiederholung)"; neben Dem. 18, 169: xal 
Tcpiv ^xe{v7]v XP^H'^'^'^^^ ^^^ icpoßouXeOaai ndEg 6 §f2(Jio^ 
5v(i) xa-ö^xo' „bevor jene ihre Verhandlungen zu Ende ge- 
führt und ein Gutachten abgefasst hatten (Verwirklichung)". 
Schliesslich bemerken wir noch, dasß die Redner mit be- 
sonderer Vorliebe bei Verben der Bewegung den Infinif. 
Praes. setzen; so e^at^vai: Dem. 59, 90; Lys. 13, 81; demivac 
und i^opp^av: Aesch. 2, 92; äicafpetv: Äesch. 3, 73; dcviye- 
aS'at: Ant. 5, 25. Femer lesen wir die perfect. Infinitive 
^xetv: Is. 7, 27; l^if^xetv: Dem. 53, 13; eJSivat: Isoer. 8, 40. 
Im Vordersatz sind die Praeterifca in überwiegender 
Anzahl vertreten. Unter den Hauptzeiten findet sich der 
Indicat. Praes. am häufigsten ; auflfallender Weise lesen wir 
den Indicat. Futur nur in einem Fragm. des Antisth. Odyss. 
(Tur. II, p. 168, 5): xal woXXaxt^ 8k iiceiXifjoetc xai noXkdi npb 
Tcod ap.cxp6y xt ipyiaaod'ai. Doch hat Isocp. 15, 274 den 
Infinit. Fut. abhängig v. Indicat. Praes. Der Imperativ 
steht ausser den bereits p. 111 citierten Stellen aus Dem. 
nur noch 53, 11 und Aesch. 1, 195. Mit Praeaensbedeutung 
finden wir den Indicat. Perf. an 9 Stellen, wovon 7 auf 
Dem., je 1 auf Aesch. und Dinarch. kommen. Oefters be- 
handeln diese Fälle die Anbringung resp. Aufhebung von 
Gesetzen und ähnlichen Verordnungen derart, dass sich die 
Thätigkeit des Praedicates auch auf die Gegenwart fort- 
erstreckt; wir eitleren Aesch. 3, 12: Tcplv Xöyov, nphf eö'8'6- 
va$ SoOvat, ^ifpa^e jtexa^^ Ayjjioaö-dvTjv äpxovxa gxe^avpöv. 
Aehnlich sind Dem. 24, 109; Dinarch 2, 12, sowie auch 
Dem. 20, 145. Ferner erwähnen wir Dem. 19, 2 : Tuplv ydcp 
etasXS-e^v elq öjiÄ^xaJ Xöyov SoOvat, — xöv |ifev dcvi^p'jxe — 
xot; 5' ÄTceiXsT Tcspttf&v. Vgl. auch noch Dem. 8, 6; 21, 

8 



114 

82; 34, 41; 55, 14. Dem präsent. Perfect entsprechend 
steht auch das Plusqmpf. mit Imperfectbedeatung ; so bei 
Dem. 30, 28: nal oüV({)xet t^ yuvatxl xal xb xö>pfov ixe- 
XT7JT0 5tc TTplv yeviaO'at t*)V 8Jx>jv. Das gleiche Prädicat hat 
auch Is. 6, 38. Sehr belehrend ist noch Aesch. 2, 92, so- 
wie Dem. 19, 155, welche den Unterschied zwischen Aor. 
und Plusquampf. deutlich hervortreten lassen. Das histor. 
Praesens wurde selten angewendet; so einigemal bei Isaeus; 
8, 8: ÄTCoO-VT^axei und 11, 10: TCplv 8i yev^ofl'ai xi^ Xii^tK; 
t£&v Scx£&v i^iitv TsXsuTqL (liv etc. Oefters schliesst sich der 
Infinitivsatz an ein absolutes Participium an; ein Partie. 
Imperf. haben wir z. B. Dem. 55, 23; ebenso Aorist bei 
Dem. 39, 5 und Andoc. 1, 89: xöv YevofUvoov npixepov ^iq- 
9ta|iiT(Dv, Tcplv EöxXefÖTjv äp^af endlich Perfect bei Isoer. 
12, 205 und Aesch. 2, 140: OaXaCxou $k npb ifii iXHl^ — 
äTceX7]Xud'6TO^. In sämtlichen (12) Fällen der Nichtwirklicli- 
keit ist npl)f nach affirmativem Vordersatz stets mit dem 
Infinitiv verbunden; wir wählen Dem. 48, 46 aus: ^xp^V 
yip aöxiv — iip6xepov xaöxa X^yetv — npU x&v if^va ye- 
via^ai etc. Umgekehrt musste nach negiertem Hauptsatze der 
Indicativ Platz gewinnen; wie z. B. Isoer. 4, 19: ^XP^^ V'^^ 
oöv — |ii] iip6xepov oüfißouXeöetv, icplv — t^jxä^ SSiSa^av = 
eS |i^ iSfSa^av. Hier liegt offenbar Assimilation des Mo- 
dus vor^. 

Nicht unerwähnt seien auch jene Cionstructionen, ia 
welchen, ähnlich wie bei Xenophon (vgl. p. 102), die Er- 
gänzung eines Präteritums zwischen fi TcpCv vorzunehmen 
ist. So ergibt sich Isoer. 4, 116 aus dem präsent. Perfect 
das Praedicat Syivovxo: icXefoug 8fe n6Xtiq al)^\iiX(üTQi yvfd- 
vaotv fj nplv x^v eJpi^VYjv i^fiÄ; Tcoti^aacS-at. Einzig in seiner 
Art ist ferner Isoer. 8, 126: icapaXaßcbv x^v ii6Xiv ytXpov 
jifev cppovoöaav ?J wplv xaxaoxe^v x^v äpx^'jv = ?J S^p6vet nph 
etc. Vgl. auch Dem. Prooem. 6, 4. Dieselbe Ergänzung 
aus einem Futur ergibt sich endlich Andoc. 4^ 5. Not- 



1) Die zweite Indicativstelle Dem. 20, 96 wurde bereits p. 65 
besprochen. 



115 

wendig ist in diesen Fällen eine die Vergleichung bedingende 
Comparativform. Entsprechend dem Xenophont. Soanzp icp{v 
(de xe eqaest. 3, 11) findet sich Saovicep ebenfalls einmal 
bei Dem. 15, 1 ; (Prooem. 27) ; die Vergleichung wird hier 
durch laov hervorgerufen. Auch xal TaOra icp(v lesen wir, 
genau wie bei Xenoph. Cyr. V, 3, 30, in einer unächten 
Rede des Dem. 25, 83. 

Was endlich das gegenseitige Verhältnis von Haupt- 
und Nebensatz angeht, so kann die Handlung des letzteren 
entweder als bevorstehend gedacht werden ; wie z. B. Isoer. 
8, 52 : &v {iiv Tcplv tl^ x^jv ixxXnjaCav ävaßfjvoct xocn^yopoOii^v, 
Ta(>Ta auveXd'övreg j(EipoxovQ^iLe^* ) oder es kann ihr Eintritt 
darch die Verwirklichung des Hauptsatzes verhindert wer- 
den'), wie Is. 5, 44: &7X obSi Ti ävad^(JiaTa, & Mevf^evo^ 
xpiSv xaXivTcov icot)}ai|i6Vo^ ä7c£d«ve Tcplv ivad'etvac, zIq t^v 
7c6Xiv X6x6|iixa^. Wir erwähnen diese Stelle zugleich als 
Beispiel der relativen Unterordnung und vergleichen mit 
ihr Thucyd. VII, 28, 2. Endlich konnte der Infinitivsatz 
nach seinem Hauptsatze ebenfalls zur Verwirklichung 
kommen; so z. B. Lys. 16, 4: fJXS-ofiev wplv xoög inb OüXfjg 
tl^ xöv HeipacS xaxeXd'etv icp6x6pov icivd*' i^|i£paig. Hierher 
gehören auch jene Fälle, in welchen der Infinitivsatz einer 
Participialconstruction als entsprechendes Glied gegenüber- 
gestellt ist. Einzig in dieser Art dürfte wohl Äesch. 3, 219 
sein; hier erhält der Hauptsatz vier nähere Zeitbestim- 
mungen; die erste und beiden letzten durch Participialsätze, 
die zweite durch einen jenen ganz gleichwertigen Infinitiv- 
satz: ÄTtyjv^x^Tl yip "fl — YP<*T''^j — ^'^t $tX(TC7tOü Cfi>vxo$, 
Tcplv 'AXi^avSpov etg x)]V ipx*iv xaxaoxfjvac, o&7C<o ooö x6 izepl 
üaüaravfav ivtiiwtov £(opax6xo( obSk — 8tetXey|Ji£voü. Vgl. 
auch 2, 147. 

Wir unterziehen nunmehr die Constructionen mit den 
Modi einer kurzen* Betrachtung. 



^) Wie genau sich np{v in solchen Fällen mit Acres }ii) deckt, 
zeigt andererseits z. B. Xenoph. Cyr. V, 1, 14: 5)i(oc ndvtoDv toötodv 



L 



116 

Der Indicativ findet sich mit Ausnahme eines Fal- 
les stets nach negativem Hauptsatze an 26 Stellen, wovon 
die Hälfte auflsocrates, 6 (1) auf Demosthenes kommen. Die 
verhältnismässig sehr häufige Anwendung dieses Modus bei 
erstgenanntem Redner erklärt sich leicht aus der Vorliebe 
desselben für eine Phrase, welcher wir bereits öfters be- 
gegneten, nämlich der von oö Trpdxepov 7caöaao0«t — icpJv. 
Dieselbe findet sich bei ihm 9 maPj, bei den übrigen 
Rednern hingegen auffallender Weise gar nicht vor; ausser- 
dem sind bei ihm in 3 Fällen für icaäorao&at Synonyma, 
jedoch ohne das Adverb 7cp6x£pov, angewendet. Von den 
übrigen Stellen bieten noch weitere fünf*) das beliebte 
Schema: oö icp6xepov Ind. Praeterit. — Tcpfv Ind. Praeterit. 
Die Fälle selbst ergeben für die Entwickelui^ keine neuen 
Momente; wir citieren Isoer. 12, 91: nod Meao>]v(oug |i^ 
TCoXiopxoOvteg o6 7cp6Tepov Sica6aavT0, nph. i^ißaXov ^x xi]^ 
Xc&pa^. Wie hier, tritt öfters zu dem Aorist i7cauadE|ii]v 
noch ein Particip Imperfect; dasselbe will die längere 
Dauer der Handlung des Vordersatzes gegenüber der plötz- 
lich eingetretenen Handlung des Nachsatzes hervorheben. 
Einmal ist der Hauptsatz in directe Abhängigkeit von Saxe 
|iifj gekommen; Isoer. 4^ 181. Ausserdem verdient noch 
Isoer. 12, 158 besondere Beachtung: &oxe — cpd'ovi^aaaac 
Si xaX<; äpexatg — o& 7cp6x6pov iicauaavxo otpdE^ xe aöx&c iicoX- 
XOouaai xal xob; iXkou^ *^XXT]vag, icplv xöptov i7co()]aav 
xöv xotviv äx^P^^ '^^ '^^ TcöAtv x*)V i^fiex^pav tl^ xoüg itr/i" 
xoug xaxaax^aai xcvSövou; Sei xf^q SuvoEixeco^ xfj; AaxeSai- 
(iovfcöv, xal iciXtv x^v ixeCvcdv 8t4 xfjc Tc6Xea)c xfj^ i^{i€x£pac. 
Auflfallend ist am Schlüsse dieser Periode der Infinitiv 
xaxaoxfjoat, welcher doch offenbar mit icpfv in Verbindung 
zu bringen ist. Abgesehen davon, dass dies, der einzige 
derartige Fall wäre, welcher einen Wechsel von Indicativ 



«) Iflocr. 4, 89, 181; 8, 68; 9, 32; 12, 91, 158, 231; 15, 318; 
16, 8. Synonyma: 12, 83, 256; 15, 11. 

a) Lys. 3, 7; Is. frg. «p. 'EpiA. 52 p. 234; Lyc. 128; Dem. 17, 20; 



22, 15. 



117 

und Infinitiv innerhalb derselben Periode zulicsse, finden 
sich beilßocr. Stellen, welche das Gegenteil erweisen; wie z. B. 
9, 32, wo auf icpfv vier Indicative folgen. Der Fehler steckt 
jedenfalls in xaxaorfjaac; wir schlagen daher die überdies 
leichte Aenderung in das Particip xaTaaT-^Gaoat vor; 
dann schliessen sich die durch xi — %ai in irfjvxe TcöXtv — » 
AaxeSac|Aov((ov und %od icc£Xiv — •fi\uxipa^ mit einander ver- 
bundenen und sich entsprechenden Satzglieder ganz einfach 
an den Indicativ nply i7co(7]aav an. <^ür diese Aenderung 
dürfte auch noch das häufige Yorkonimen von Participien 
in dieser Periode sprechen. 

Die Fälle der Nichtwirklichkeit endlich haben wir 
schon p. 114 besprochen; ebenso ist Dem. 8, 65 bereits 
p. 111 zur Erklärung einer Infinitivstelle benutzt worden. 

Der Indicat. Imperf. findet sich im Nachsatz 4 mal 
angewendet; so bei Is. 5, 7: oöSel^ aöxöv •Jj^fcooe tä m- 
7cpay(x£va eJTcetv äS(x(og Tztnp&y^ui, nph — fj|i(pcoßT^xet 
T^jitv äitavxo^ xoö xXi^pou* „da versuchte er es auf einmal 
seine Ansprüche zu erheben". Ferner lesen wir -JJv bei 
Antiph. 1, 19: uplv Sv x^ xax^ fJÖTj ijv „bis sie sich bereits 
im Unglück befand". Endlich irpocröeoav bei Dem. 9,61 
und ^yßxo bei Andoc. 4^ 17, welche Formen dem Aorist 
sehr nahe kommen *). Es erübrigt nun noch, den einzigen 
Fall bei Aeschines zu besprechen, in welchem der Indicativ 
nach affirmativem Vordersatz vorkommt; 1, 64: <&s Sfe irap-^v 
iid xb ßfj|ia xö öjUxepov 6 "Hyi^aavSpog, 8xe xat izpoaeno- 
Xi|iet 'Aptoxocpövxt x^ 'AC^JvieT, nply aöx$ x^v aöxijv xaö- 
xTjv •^TtefXijoev inaffeXla^ iv x^ ST^|i(p i^vicep iyä) Tt(iöEpxq> 
iniiyyzika etc. Durch den Eintritt des Nebensatzes wird 
die Thätigkeit des Praedicates icpoaeTcoXijjiec sofort beendet ; 
der Redner hätte füglich ebensogut sagen können: &ce xal 
7ipoa7toXe|i(bv (Part. Imperf.*)) 'Aptoxo^övxt oö iip6- 
x£pov iTuaöaaxo, irplv 'j)7ce[Xii]a8V. Wie wir soeben gesehen, 
hat sich der Gebrauch von npJv mit Indicativ fast aus- 



*) Vgl. die ähnliche Beobachtung bei Xenoph. p. 103. 
^ Vgl. unsere Bemerkung zu Isoer. 12, 91 p. 116. 



118 

schliesslich auf letztere Redefigur beschränkt. Bei affirma- 
tivem Vordersatz hingegen war irpfv von der ganz gleich- 
bedeutenden Coniunction Scog verdrängt worden, da dieselbe 
doch mehr geeignet war, das diesen Sätzen zu gründe- 
liegende Verhältnis schärfer auszudrücken; wir sehen dies, 
wenn wir z, B. auch an vorliegender Stelle TcpJv mit Scög 
vertauschen: ,)bis er ihm mit derselben Anklage drohte''. 
Umgekehrt findet sich denn auch Scd^ als Vertreter von 
TcpEv in solchen negativen Constructionen '), ein Zeichen, dass 
sich beide bezüglich ihrer Bedeutung ziemlich decken. 

Die Coniunctivconstructionen finden wir an 
34 Stellen, welche sich fast ausschliesslich auf Isoer., Dem. 
und Aesch. verteilen. Der Hauptsatz ist naturgemäss stets 
negiert, sein Nebensatz bietet den Coniunctiv Aorist mit 
Ausnahme von 3 Stellen. So Aesch. 1, 10: toü)^ ixatSoxpEßa^ 
To^^ TcaXa^orpag dvoEyeiv (ilv äTcayopedei (if) 7cp6Tepov nplv äv 
6 ^Xto$ öcvfaxiB* Abgesehen davon, dass der Aorist von ävf- 
oxetv ungebräuchlich ist, soll hier durch das Praesens die 
Dauer des Sonnenaufgangs an und für sich, zugleich aber 
auch die tägliche Wiederholung desselben wiedergegeben 
werden. Präsensbedeutung hat daher auch das sogleich 
darauffolgende Part. Perfect: xXeteiv izpoaxdxxtt npb i^Xcou 
SeSuxÖTOc. Wir haben es hier mit feststehenden Aus- 
drücken zu thun, wie z. B. auch Xenoph. Cyr. VIII, 3, 2 
zeigt: uplv i^Xtov avax£XXetv vgl. auch Herod. IV, 40: npbg 
i^Xtov i)fl(JX0Yta. Die beiden übrigen Stellen bieten den 
Coniunctiv von elvac, welchem wir bereits bei Thucydides 
begegnet sind; Dem. 10,29; Antiph. 1,29. Letztere wurde 
bereits p. 82 einer genaueren Besprechung unterzogen und 
in folgender Form von uniä hergestellt : oE S' £7ccßouXeu6|ievoc 
oöSfev faaot iiplv äv iv aÖT(^ &ot x(^ xax(^ xal Ytyvt&axtoat 
tiv SXeS-pov h $ dol' „bis sie im Unglück stecken und 
dann allmälig zur -Erkenntnis kommen^. Die Partikel 
äv fehlt in den CSodices noch an zwei Stellen, wo ihre Er- 
gänzung ebenso leicht als begründet ist; so Aesch. 3, 60: 



^) Beispiele dieser Art sind p. 108 und p. 124 citiert. 



^ 



N 



I 



119 

jiT^ie xaxayvc&TW, icplv (äv) dxo6qj, ferner Hyper. pro Eux. 
^ 20, 3: oö XP*1 "^^^^ 8txaoTi{ 7rp6xepov t4 xaS*' gxaaxa xf^g 

xaT7]Yop{ag &7co[t£veiv äxoöecv, nplv (Sv) aöti xi xe^c^acov 
Toö dcYövog — ä5cTfl^<ycDatv. Zu Aesch. 3, 60 ist übrigens 
bereits von Reisig, zu Hyper. von Schneidewin mit Billigung 
Cobets äv eingefügt worden *). 

Was die Tempora des Vordersatzes betrifft, so be- 
merken wir mit Ausnahme einer Stelle bei Aesch. 3, 235 
stets Haupttempora. Erwähnter Fall bietet den sogen, 
gnomischen Aorist: ob fU|ivi](T8'' 2xt o6Sel^ n&%ozt ini9'txo 
7cp6xepov xf xoO 5i^|iou xaxaX6a£t, nplv Sv (lell^ov x(&v Sixa- 
(m)p{(ov ^axöqg ; der Redner bespricht hier eine allezeit gül- 
tige Lebenserfahrung, der Aorist iicid'exo kommt dem Po- 
tentialen Optativ sehr nahe. 

Bemerkenswert ist,^dass die Hauptzeiten des Vordersatzes 
nie in Abhängigkeit von einem Praeteritum ge- 
kommen sind, eine Beobachtung, welche wir zum Teil 
auch bei Xenophon (im Gegensatz zu den früheren Prosaikern) 
machen konnten. So finden wir im Hauptsatze Indicat. Praes. 
z. B. Dem. 4, 41; Isoer. 12, 152 (Xexxdoy i<rtl)\ femer Indicat. 
Fut. z. B. Isoer. 14, 18: xobq S' ob icp6xepov naöaovxai, icp2v 
Sv oßxcog &<mtp i^t^g Scad-^datv. Vertreten ist das Futur 
durch einen Coniunct. deliberat. bei Dem. 23, 179; weiterhin 
steht der Imperativ, z. B. Isoer. 1, 24: ixujSiva ftXov icoioO, 
icplv Sv iJ^€xd<rQi etc. ; endlich Infinitive des Praes., Fut. und 
Aor. abhäng, von Indicat. Praesens; z.B. Andoc. 1,7: tl 
Sk d^>2^ xaOxi ^oxtv {) <j;eu5fj, oöx ^^^v xe Ofiäg icp6x6pov e^ 
Sivac, Tcplv Sv xai I|io0 äxo6oi7ie dnoXoyouiiivou. 

Schliesslich besprechen wir noch 3 Stellen, welche 
anscheinend affirmativen Vordersatz haben, deren negativer 
Sinn jedoch unverkennbar aus dem Zusammenhang her- 
vorgeht. Dem. 38, 24: (&v 8k xoO |ii] %aTriyopf^aal xoaaOxa 
Xpi^|iaxa inpd^xa^'t, icpiv Sv xaOxa inoSGntj aciOTcqLv ioxz 
Stxaiot, xal |iij xaxijyopetv. Der Infinitiv fii) xaxTjYopelv 
erklärt aicoicdev aufs deutlichste; wir verweisen ausserdem auf 



^) Vgl. die Ausg. von Baüer-Sauppe und BUu9 zu diesen Stellen 



120 

i 

Herod. I, 32: uplv 5' äv xeXeuTi^oTg, Stctoxetv, (i>jSi 'KoXUiy 

etc. Weiterhin kommt Isoer. 4, 16 in Betracht: Soxtg oöv 
ofexat Toög (SXXoug xotv^ tt TtpcE^etv äya9*6v, uplv äv tou^ 
^poeaT(i)Tag a&T(ov ScaXXi^^, X(av äTCX(og Sj^ec xdcl ii6ppü) xcov 
7cpaY|i.dETü)V äoTtv. Hier sind gewissermassen zwei Sätze in 
einander geschoben; einmal der Gedanke: „die übrigen 
Staaten werden nicht gemeinsam handeln, wenn man nicht 
ihre Leiter vereinigt; sodann: „wer aber glaubt, dass dies 
trotzdem geschehen könne, der kennt die Verhältnisse nicht- ^ 
Endlich Lys. 22, 4: aioxpöv 8* T^yoöfiat Tcpöxepov waöaaafl'at, 
nply fiv &p.8t€ — ?I>7j(p((n]aö'8.' Auch hier ergibt sich der 
Sinn: „ich werde mich der Schande nicht aussetzen und 
nicht eher aufhören, als bis ilir etc." Wir vergleichen hier- 
mit Dem. 3, 2 : irplv 8k -rtjv öcpxV *P^Ö€ ötco^^oöui, {iflExatov 
i^yoö|JLat mpl tfjg xeXeuxfJ^ övxtvoöv Tcotelofrat Xdyov. Wie- 
wohl aus [AdcTaiov ein ähnlicher Gedanke entnommen werden 
kann, ist hier nur einfache Zeitbestimmung berücksichtigt 
worden, während sich in den letztgenannten Fällen die 
conditio trotz der versteckten Negation geltend machte. 

Der Optativ (Aorist) ist auffallend selten angewen- 
det; wir lesen diesen Modus (nach negativem Vordersatz) 
stets in der oratio obliquabei Isoer. an zwei, bei Antiph. 
an einer Stelle. Auffallend ist bei letzterem die Partikel 
äv nach 7cp(v, welche beim Optat. unzulässig ist; 5, 34: 
äTcayopsuövKov xöv ^JXwv xöv ^{löv {i^ ÄTcoxxsivetv xöv £vSpa 
iiplv äv iyö) IXd'Oi|Jkc. Wir werden hier äv um so leichter 
streichen dürfen, weil Antiphon überhaupt sehr schlecht 
überliefert ist. Sonst bieten die Optativstellen nichts Neues ; 
wir erwähnen noch Isoer, 16, 5: oöx t^yoövt' oöSiv olol x' 
slvat xtvetv xöv xaS-eoxcbxwv, icplv ixiroBöv ixelvog a&xolg 
Y^votxo. Aehnlich ist 9, 63 : itplv x6ptot yivotvxo. 

Schliesslich haben wir noch einige nicht unwichtige 
Beobachtungen beizufügen. 

Was zunächst die Stellung. des Nebensatzes betrifft, 
so ist derselbe in den Fällen mit den Modi (zwei Coniunc- 
tivstellen bei Dem. 10, 29; 38, 24 ausgenommen) stets 
nachgesetzt; auch der Infinitivsatz steht in überwiegender 



121 

Anzahl nach; ist derselbe vorangefi teilt, so treten zu icpfv 
in der Regel die Partikeln (iiv, S£, (xiv yip. Einigemal lesen 
^r xa( in der Bedeutung „auch^^ vor 7Cp(v; wie z. B. Aesch. 
1, 116: aövcoxe %al nph i(ii X^y^cv.; in ähnlicher Weise 
§Tt bei Dem. 30, 28: zb ytaplov Sxixnjro ixt itplv y^v^oö-at x^v 
SixT^v* ferner |iixp6v bei Is. 1, 31 und pxpoO Selv bei Dem. 
55, 3 : xb yotp ytuplo"^ xoOxo TCepupxoS6|iii]oev 6 icax^p (uxpoD 
Setv Tcplv i^ih ysy^ad-ac. np2v oO, welches Bekher in seiner 
Ausgabe zu Dem. 17, 20 bietet, ist von den Zur. Herausg. nach 
cod. QA mit Recht gestrichen worden. Ebenso haben wir 
die Partikel fi nach Tcpfv, welche sich in 9 Fällen vorfindet, 
als späteren Zusatz zu tilgen. Für diese Vornahme spricht 
ausser der sehr geringen Anzahl der Fälle vor allem die 
schwankende Ueberlieferung von fj in den Co- 
dices, welche nur in zwei Beispielen diese Partikel über- 
einstimmend bieten ^). Dieselbe scheint uns meist durch 
Versehen des Abschreibers in den Text gekommen zu sein, 
wie wir dies am besten bei Isoer. 6, 26 wahrnehmen kön- 
nen:, i^|iet€ xoivüv Meaoi^VTjv e!Xo|iev npb (ij) Ilipaa^ Xaßetv 
xijv ßaatXetav — xal uplv oJxtafl'fJvat etc. Da im zwei- 
ten Infinitivsatz f] fehlt, so war es selbstredend auch nicht 
im ersten gestanden, ebensowenig aber auch ein beabsich- 
tigter Zusatz des Abschreibers. Anders verhält es sich 
Dem. 10, 61 (8, 59), wo Cod. S richtig oö8i — Tcpfixepov 
npb(; xä xefx>J itpooßiXXtov schreibt, Cod. F hingegen 7ip6- 
xepov uplv fi TCpoaßaX(!)v (FT) bietet; hier liegt wohl eine 
absichtliche Aenderung vor*). Ebenso ist zu Dem. 35, 3 
die Streichung von ij nach dem kurz vorhergehenden glei- 
chen Wortlaut in der Hypothesis durchaus geboten. Als 



') Liiih hat dieselben p. 34 mit den abweichenden Lesarten zu- 
sammengestellt, ohne sich definitiv fttr Beibehaltung oder Tilgung von 
^ zu entscheiden. Dindorf streicht ^ in den beiden Isocrat. Stellen 
nach der Analogie der übrigen Fälle ; vgl. p. lY der praef. seiner Aus- 
gabe: Isocrates cum brevi annot. crit. 1825. 

>) Aehnlich findet sich auch nach nXiov ein ^ an unrichtiger 
Stelle eingefügt; wir erwähnen z. B. Isoer. 6, 27 und 8, 118, wo die 
lect. vulg. «Xiov (iiXeTov) ^ durch den Cod. Urb. verdrängt wurde. 



122 

Eigentümlichkeit wollen wir weiterhin hervorheben, dass 
in sämtlichen Stellen (mit Ausnahme der beiden zuletzt 
erwähnten) nach npiy stets ein T oder 11 folgt; Ljc. 128: 
Tcplv i^i) x(^ Xtji^- Aesch. 2, 132: wplv (ij) x^jv — efpi^VTjv 
3, 25: Tuplv (fi) x&v v6|iov Dem. 22, 15: itplv (?)) xb vau- 
TtKÖv 33, 34: Tcplv (fi) 'rijv iirö^aatv oder Isoer. 4, 19: Tcplv 
(?)) Tcepl etc. und Aesch. 3, 77 : Tiplv (i)) Ttevfl^aau Wir dürfen 
dies wohl kaum einen Zufall nennen, umsoweniger, da ein 
nachfolgendes x oder n die Einfügung des i] sehr leicht 

erklärt. 

« 

Als Adverb finden wir 7cp(v an zwei Stellen ') ; einmal 
in der dem Dem. fälschlich zugeschriebenen Rede Tcepc 
*AXovvi^aou § 5 : xal irplv öiteox^p^vwv xat vöv 8k Tcpaxxövxwv 
sodann bietet Cod. 2 zur 1. Olynth. Rede § 11: x3v npW 
Oicap^oEvxcov. Die Zur. Herausg. lassen nach Cod. TH 7cp(v ganz 
weg; Bekker schreibt: icpoÜTcap^flEvxcdv. Wie wir schon bei 
der entsprechenden Xenophont. Stelle p. 107 Anm. 2 bemer- 
ken konnten, hindert uns auch hier das einmalige Vorkom- 
men des adverbialen icptv in den ächten Reden durchaus 
nicht, der Autorität des Cod. 2 zu folgen und icpCv beizu- 
behalten *). 

Weiterhin ergaben sich noch folgende Eigentümlich- 
keiten. Während bei Xenophon 7tp6xepov und icpioö-sv als 
Adverbien im Vordersatze gleichmässig verwendet wurden, 
findet sich letzteres in solcher Eigenschaft bei den Rednern 
gar nicht. Hingegen ist der Gebrauch voji 7cp6xepov auch 
in den Infinitivconstructionen mit affirmativem Vordersatz 



1) Eine dritte Stelle, welche nur der Vollständigkeit halber 
hier Platz finden möge, ist ein zu Aesch. 3, 112 überlieferter Orakel- 
spruch, welcher auch im Gebrauche des nachfolgenden Coniunctiv sei- 
nen engen Zusammenhang mit der ältesten Zeit bekundet: 
oö nplv xfjods nöXigoc ips{c|;exs n&pyov &Xövt8C) 
np{v ft ^to\S TS|JLivei xoav(6mdoc *A|iqpiTp(xY2C 
xG|ia nouxkbJiiQ etc. 
*) Vgl. auch noch p. 140 unsere Bemerkung zu deme ntsprechen- 
den Piaton. Gebrauch. 



123 

V bedeutend zahlreicher als bei Xenophon ^). Erwähnenswert 
sind endlich noch folgende Gomposila, in welchen die Prae- 
Position icp6 das gewöhnliche Adverb ersetzen soll; Antiph. 
5, 67 : icplv TÖ oa^i^ yvwod^vat ic p o an&Xovzo' Aesch. 2, 61 : 
TC p üf atpd)v* Dem. 4, 41 : tc p o op£T£. Od'dEvco findet sich 
bei den Rednern weniger häufig als bei Xenophon, doch 
unter denselben Verhältnissen, nämlich stets mit folgendem 
Infinitiv. Ohne Particip steht es Antiph. 1, 29: l&v .fd-dE- 
vioac Tcplv &ico^av£lv* mit demselben Isoer. 4, 87 ; 5, 7 ; 8, 120 ; 
Dem. 59, 100. 

Ferner kommen die Fälle von 7cp6Tepov 1} in Betracht. 
Bei Xenophon fanden wir diese Formen als wirkliche Ver- 
treter von 7cp(v gar nicht mehr vor; bei den Rednern hat 
sich ihr Gebrauch in zweifacher Beziehung bedeutend re- 
duciert. Einmal beschränken sich diese Fälle nur auf 
den Infinitiv; eine Ausnahme macht Antiphon, welcher als 
Lehrer des Thucjdides zu den Vertretern der älteren Prosa 
zu rechnen ist; dieser hat, wie sein Schüler, icp6xepov f) 
mit Ck)niunctiv an einer Stelle 2, a, 2 angewendet: oö icp6- 
xepov ^7Ci)(6cpoÖaiv {) 7cda7]c bno^la^ fuXax^v Tcoii^acovtac. 
Sodann sind die Infinitivstellen äusserst selten. Interessant» 
ist Dem. 55, 14, da hier 7tp6Tepov fj neben icpJv ohne Un- 
terschied verwendet ist: xod yip xi SdvSpa TcefuTeuxat np6- 
xepov fj xöv Tzaxipa icepcocxoSofi'^aac x)]v aEfiaaiiv, xal xde (ivi^- 
jiaxa TcaXatä xal itplv T^|iäc xx-i^Gaoö-at xö x^P^ov yerfSYrnihd 
ioxfv. Weiterhin sind noch zu erwähnen Dem. 31, 12 und 
14; Antiph. 3, 8, 5 (nach negat. Vordersatz); Is. 2, 19 : i^ iSek- 
^ — icoXX^ icp6xepov ijv lx8e5ofUv>j fj x^v «ofijacv ^eviofl-at. 
Deutlicher zeigt sich schon das Ueberwiegen des compara- 
tiven Satzverhältnisses bei Dem. 57, 70, wo wir«Tcp6xepov 
ebensogut durch (idtXXov ersetzen können. Das Gleiche ist 
Is. 9, 36 der Fall, eine Construction, welche der p. 115 be- 
sprochenen aus Is. 5, 44 entspricht: licecxa x&c — imoxi^- 



Wir eitleren: Lys. 16, 4; Andoc. 1, 89; 4, 1; Is. 3, 10; 9, 
32; laocr. 3, 17; 4, 37; 12, 205; 15, 274; 20, 14; Aeech. 2, 92, 132; 
Dem. 39, 29; 48, 46. 



124 

ß7]vac. Bemerkenswert ist noch, dass nur an der zuerst 
citierten Stelle iip6T€pov von fj nicht getrennt ist. 

Keines Comparativerhältnis, wie wir es auch bei Xeno- 
phon trafen, bietet z. B. Lys. 5, 2 : öate itoXb Tcpöxepov iya- 
•ö-oö Ttvog xeö^eoö'at Tcap' ö|i(bv i) Sicf xotaiixac^ aJxtai^ efe xo- 
aoöxov xJvSuvov xaxaoxi^aeod'ac. Hier entsprechen sich die 
beiden Infinitive des Fut. als gleichwertige Satzglieder. Dies 
Verhältnis erklärt auch Dem. 19, 268, wo statt 1} mit 
Infinit, der Genitiv, comparat. zu lesen ist: xi ScopoSoxetv 
7cp6xepov xoO xdL xotaOxa ixoielv itjzL Daher folgt denn auch 
meist nach irp6xepov fj der Indicativ, gewöhnlich im gleichen 
Tempus und Modus des vorhergehenden Praedicates ; so bei 
Lyc. 92 und 129; Dem. 33, 26; 23, 167; Antiph. 2, y, 2. 
Analog diesen Stellen hat Dem. 30, 17 und 48, 16 auch 
öoxepov fj mit Indicativ gebraucht. Am belehrendsten von 
sämtlichen derartigen Fällen ist Dem. 16, 5: oxeitx£ov xo£- 
Vüv (i^ 7rp6x6pov xouaSe ysvdoS'at ^oßspoög %od ixeydXouc id- 
acojxev fi Ixelvot jxixpol yevi^aovxat etc. 

Bereits bei Xenophon hatten wir Gelegenheit, den 
engen Zusammenhang zwischen 9cp(v mit den Modi und Ico^ 
hervorzuheben. Auch die Redner bieten hiefür recht tref- 
fende Beispiele, hauptsächlich für die Indicativconstructionen. 
Wir sehen daraus, wie die Coniunction 8(0$, deren Herr- 
schaft im affirmativen Satze bei Xenophon und den Red- 
nern durchgedrungen war, nun auch in den negativen Con- 
structionen allmählichen Einfluss gewann. Eine Ueber- 
gangsstufe von 7cp(v zu £(i>^ ist gewissermassen bei Dem. 
47, 59 erkennbar: bIq xoöxo 5' -^XS-ov itovtjpfag öoxe, Sws 
d(pe(Xovxo x& xufiß(ov Ix xoO x6Xicou aöxfj^, oöx iTCaöaavxo 
äyj^ovxe^ aal x^Tixovxcg xijv ypaöv. Einmal fehlt hier das 
sonst bei izaüaaab'ai gebräuchliche 7cp6xepov, an welchem icp(v 
immerhin seine Stütze finden musste ; sodann war auch durch 
die ungewöhnliche Stellung des Indicativsatzes 7cp(y zur 
Einleitung desselben weniger geeignet. Ebenso fehlt 7cp6- 
xepov Isoer. 12, 46 : oöSiv iiia6ovxo — icoXtopxoOvxes xal xa- 
xü)g TcoioOvxe^, £(0^ &ndoa<; xaxeaxp£(|>avxo. Vollständig ist 



125 

lö)^ sodann in die beliebte Phrase bei Lys. 25, 26 einge- 
drungen: xal oö Tcp6T£pov £icas6aavxo, Ecog x^v |iiv icöXcv — 
xaxicmjoav etc., ebenso Isoer. 17, 12: oö Tcpöxepov ä(ffjxev, 
fcö^ xaxSoxTfjaa etc.; ferner erwähnen wir noch Lys. 12, 71 ; 
Dem. 10, 61; 19, 286; endlich noch eine Optativstelle Dem. 
18, 32 : 7tc£Xtv &vel'xat wap* aöxöv 8t:ü); |i^ iitfwfiev, ?(i)g x4 
xfjs oxpaxefag eöxpenfj iroti^aacxo. 

Eine auffallende Erscheinung ist auch die Umschreib- 
ung von 7cp(v durch npb xoO mit Infinitiv; dieselbe dient 
naturgemäss zur einfachen Zeitbestimmung und wurde be- 
reits einigemal zur Vergleichung mit den entsprechenden 
Infinitiven nach npfv von uns verwertet. Besonders häufig 
macht Demosthenes von ihr Gebrauch, wie er es denn 
überhaupt liebt, den Genitiv des Infinit, von Praepositionen 
und praepositionsartigen Adverbien abhängen zu lassen '). 
lipo xoO mit Infinit, hat natürlich die gleichen Functionen 
wie upfv; es kann sonach entweder eine bevorstehende oder 
eine eingetretene Handlung einleiten; so z. B. Lyc. 20: npb Sk 
xoO ävaßafvetv xoug (xoEpxupa^ ^payia ßo6Xo|iac ScaXej^d^vai 
ö|itv, oder Dem. 19, 73: icivxa St^tcou xaOxa npb xoö xo6$ 
npfoßstg xoüxox)^ 8eöp' ^^xetv ininpoL'Kxo. Dem entsprechend 
findet sich zur Einleitung der an ihrem Eintritte verhin- 
derten Handlung statt 7cp(v = Soxe [lii auch dvxl xoO mit 
Infinitiv; so z. B. Dem. 18, 124: xaöxa xotvuv efScbg oöSiv 
^jxxov ijioö ico|xice6eiy ivxl xoO xaxijyope^v etXexo. Wir ver- 
gleichen hiermit Plato Menex. 246 d : xaXög afpoOfiefl-a ftdcX- 
Xov xeXeuxÄv, uplv ö|xä^ xe xal xoö^ ?T:etxa efg övetSrj xaxa- 
ox^aat etc.; an beiden Stellen könnte auch einfaches fj ein- 
treten, wie Plato Apol. 38 e zeigt: TZoXb |Aä(XXov aEpoönac 
öSe dicoXoY>jai{jLevos xeS-vivat, i) Sxefvtog !^fjv. Hier ist durch 
fl nur eine Vergleichung der Satzglieder nach ihrer Qua- 
lität berücksichtigt, während npfv das temporale Verhältnis 
hervorhebt. Wir laemerken noch, dass wir die ümschrei- 



*) Vgl. 8tix: „Zum Gebrauch des Infinitiv mit Artikel bei Demo- 
8tl>enes". Progr. v. BoUwea 1881 p. 26 ff. Die Stellen mit npi xoö 
etc. sind übrigens bei ihm nicht vollzählig. 



126 

bung von npb xoö mit Infinitiv nur bei Lycurg und Demo- 
sthenes vorfanden ; so bei ersterßm noch § 99 ; bei letzterem : 
12, 6; 18, 26, 33, 60, 139; 19, 73, 75, 236, 314; 21, 110; 23, 
26, 84; 24, 44; 25,8; 32, 16; 64, 28; 60, 13; Prooem, 30. 



§8. 

Plato. 

Bei Plato') findet sich der Infinitiv an 107 Stellen; 
den Coniunctiv hat er (von sämtlichen Schriftstellern) ver- 
hältnismässig am häufigsten, im ganzen 60 mal angewen- 
det, während der Optativ auf 7, der Indicativ nur auf 
4 Fälle beschränkt ist. 

Von den zahlreichen Infinitivconstructionen haben nur 
16 einen negativen Vordersatz; selbstredend bestätigen 
sich auch bei letzteren unsere an den entsprechenden Fäl- 
len früherer Schriftsteller gemachten Beobachtungen. Zu- 
nächst kommen daher solche Fälle in Betracht, in welchen 
die Negation nur rhetorischen Zwecken dient; so z. B. 
Charm. 154 ab: ofafl-öc tcou aö ye, 5cpij, dXX' oÖTtw Iv i^Xtxfa 
•Jjv Tipfv ae ÄTttivat, Xap[i(S)]V. Durch den Infinitivsatz wird 
das Knabenalter des Gharmides zeitlich näher bestimmt; 
man könnte ebensogut nach den folgenden Worten: oö yip 
Tt cpaöXo^ oöSfe TÖxe "^v Sxt naXi; öv den Vordersatz mit dXX' 
Sxt naX^ "^v wiedergeben; der Indicativ jedoch mit dem 
Sinne : „bis du abreistest^^ wäre in diesem Zusanmienhange 
undenkbar. Aehnlich sind auch Theaet 163 b, Leg. 635 b 
und Phaedo 72 e zu erklären ; wir eitleren noch letztere Stelle : 
Toöxo Si dSövaxov, el |i^ -^v tcou t^höv t^ ^^X'hi ^P^^ ^^ '^V" 
5e T(p ävd'pcDTi^vcp efSet ^ev^afl-at* „unsere Seele muss schon' 
zuvor dagewesen sein". Ebenso sinnstörend wäre der In- 
dicativ Alcib. 1, 105 e: vecoxipcp |ifev oöv 5vxt aot xal Tiplv xo- 
aaixrj^ iXiziSo^ y^Hetv oöx efa 6 O-ei^ StaXiyeafl-at. Schon 



<) Wir haben die allgemein für unächt gehaltenen Dialoge von 
der Untersuchung ausgeschlossen. 



127 

das correspondierende Particip Svrt belehrt uns über den 
Zweck des Infinitivsatzes; letzterer könnte ebensogut auch 
durch oöicco yijiovxt wiedergegeben werden. In gleicher 
Weise ist auch Tim, 37 de zu erklären: i^|ilpa( ydbp xod 
v6xTa( xal (ifjva^ xa! iviauxotig oöx Svxa^ nplv oöpav&v 
yevldö-at, xöxe äjia ixeJvq) 5wvtaxa|iiv(p xijv yiveatv aöxfi)v |iij- 
Xavälxac. Einmal entsprechen sich hier Infinitiv- und Par- 
ticipialsatz : ^vor der Entstehung des Himmels und bei 
der Zusammenfügung desselben^^ ; sodann findet icplv oöpav6v 
yevlaS'at durch Phaedo 75d:7cpöxoö yeviaS-at, besonders aber 
durch Tim. 48b : Tcpöxfjg oöpavoO Yevlaeo); genügende 
Erklärung. Weiterhin verweisen wir noch bezüglich Symp. 
189 a auf die zu Antiphon 5, 25 gegebene Erklärung^); Symp. 
189a : xal jidcX' InaüaazOj oö jiivxot irpJv ye xöv 7uxap|iöv Ttpoaevex- 
'^vac. Nach einer kurzen Zwischenbemerkung fährt der 
Redner also fort: Tiivu yip 6084)$ Sira6aaxo, iTietSi) aöx(p 
x&v icxapii&v icpoa^veyxa. Stünde bereits an erster Stelle 
der Indicativ, so würde, wie klar aus dem Zusammenhange 
hervorgeht, der zweite Satz überhaupt unmöglich sein, da 
derselbe schon in den vorhergehenden vollständig einge- 
schlossen wäre. Solche weitläufige Umschreibungen sind 
natürlich auf den leichteren Ton der Umgangssprache zu- 
rückzuführen. Einfaches Zeitverhältnis, oft noch durch Vor- 
stellung des Infinitivsatzes äusserlich gekennzeichnet, liegt 
auch solchen Fällen zugrunde, deren negierte Vordersätze 
Haupttemporä enthalten; wir verweisen nur auf Leg. 648 d: 
Tcplv £ö oy^tly T^yoöjievo^ öpÄoO-at |i^ 8eTv ferner auf 658 c, 
wo die Negation aus der Frage zu entnehmen ist. 

Wir unterziehen nunmehr die Tempora des Infini- 
tivs einer kurzen Betrachtung. Neben 76 Infinitiven des 
Aor. findet sich der des Praes. 21 mal, der des Perf. 10 mal. 
Belehrend ist vor allem Phaedo 76 c u. e, da hier in kur- 
zer Aufeinanderfolge sämtliche Tempora Verwendung fan- 
den; 76c: '^aav alf^uj^od xal icp6xepov Tcplv efvai ^v äv^pcS)- 
7C0U elSet „ehe sie sich in der menschlichen Gestalt auf- 



Vgl. p. 110. 



128 

halten"; 76 e: dvflcyxn) — elvat xal zi^ i^tiex^pa^ ^'^X*^ 
Tcplv xal T^liÄ^ yeyovivat „ehe wir geboren sind"; end- 
lich: elvat TT^v xe ^uxV i^f^öv tzply yeviaS'at %a€ ^ehe 
wir geborenwurden"; dem letzten Falle stellen wir noch 
ausserdem 75 c gegenüber : ^jtwoxdE|ie^a xal TcpJv yevlaS'att 
xai sOd-b^ Yev6iieve>&- Infinitiv und Partieip sind hier natür- 
lich gleichbedeutend: ^sowohl bevor, als auch sobald 
wir ins Leben traten". Zugleich bemerken wir, dass der 
Infinitiv yevfeoS'ac bei Plato an 18 Stellen angewendet wird ; 
besonders beliebt ist er im Phaedo*); häufig tritt auch 
^Xd-ety mit seinen Composita, sowie ä^cxia^c auf. Der In« 
finitiv yfyveafl'at findet sich nirgends, wohl aber elvat, wel- 
ches wir bei den Rednern vermissten, an 4 Stellen *). Auch 
sonst wird der. dauernde Zustand einer Handlung recht 
deutlich durch den Infinit. Praes. wiedergegeben; wir er- 
wähnen z. B. Resp. 575 e: oüxoJ ye xotoCSe yJyvovxat fSfa xai. 
Tcplv (SpxsLV. Der Infinitivsatz dient hier nur zur näheren 
Umschreibung des Adverbs tSttjc; wir erklären demnach: 
„solche (tyrannische) Menschen zeigen sich in dieser Eigen- 
schaft während sie noch Bürger und ehe sie auf dem Thron 
sind". Ganz in derselben Weise sind Alcib. 1,1056 und Gorg, 
515 b zu interpretieren. Belehrend ist auch ein Vergleich 
zwischen Resp. 467a: noXby y^pivoy Stöfxovoöyxe^ ^ewpoöot 
Tcplv ÄTixeGS-at xoö xepaueöetv und Meno 80 d: (A {ilvxoc 
fao)^ 7cp6xepov |i^v ^87]ad*a nph i{ioO ä^aad'ai. An ersterer 
Stelle ergibt sich der Gedanke: ^Die Kinder der Töpfer 
schauen lange zu, bevor sie sich selbst mit dieser Kunst 
dauernd beschäftigen"; dagegen an letzterer: „du 
wusstest es, bevor du mit mir in Berührung kamst". Der 



1) Es hängt dies mit dem dort behandelten Stoffe zusammen ; 
die Stellen sind; 72e, 75c (2 mal), 75e, 77a, b, c (2 mal), 88a, 95e. 
Der Infinitiv d^txSod-at steht: 77b, 92b u. d; ferner noch Polit. 273b; 
Euthyph. 4d, Soph. 261a. 

«) Phaedo 76c, 92 ab; Resp. 402a; Leg. 923 e; an' beiden letz- 
teren Stellen steht duvaTÖ^ slvac; ausserdem findet sich dntivai 2 mal, 
so Charm. 153b, 154ab^ ferner ägi^xeiv Leg. 766c; stdSvai und xelod^t 
Cratyl. 438b. 



129 

Infinitiv Perfect endlich kommt, wie schon das .oben 
citierte Beispiel zeigt, dem praesent. Infinitiv sehr 
nahe; so lesen wir unter den 10 Beispielen 5 mal ytrfoviwxt 
in der Bedeutung „geboren, vorhanden sein": Leg. 968e; 
Pltaedo 76e (2 mal); Phaed. 259b-, Prot. <t20a; an letzter 
Stelle entspricht Yeyovivai voIlBt&ndig dem Infinitiv SteXTj- 
Xttd-^vac, welchem wir schon mehrmals '] in Verbindung 
mit itp£v begegneten: -nasl npiv 8£ (i^Jvoc^ yeyovivat, iniSmxe 
xoüxtp. Weiterhin findet sich noch zweimal yevtXTjxfvcti 
„Sieger sein"; so Tlieaet. 164c; Lys, 206d: nplv vavtxijxivat 
icotetc TG TiaX SSuc ferner Theaet198d: npb ixx^od«^ „vor 
dem Besilze" und Leg. 937b: icplv t^jv SCxijv SiaxExpCo^ai 
„bevor das Urteil gefallt ist"; endlich Leg. 755e: t&v Sk ^dX- 
Xofov toOtov iv Tip nap6vtt, npiv nputcEve^ xe xa! ßouX^v 
-^ p f] a d- a c , xoO; vO{iocp6ikaxa{ ouXXi^avxa:; tiq )((Dp[ov 7ui%iacti 
etc. Auch hier ist npCv mit seinem Infinitiv ein erklären- 
der Zusatz des Partie iv xt^ Tcapivxt: „im vorliegenden 
Falle" d. h. „fürs erstemal, wo nämlich noch keine Prj- 
tsuien und BAtsherrn gewählt sind*"). Wir bemerken 
noch, dass der Vordersatz dieser Stellen grösstenteils Haupt- 
tewpora bietet '), eine Beobachtung, welche wir auch p. 66 
an den gleichen Euripid. Fällen gemacht haben. 

Wofl die Tempora des Vordersatzes betrifft, so über- 
wiegen bei Plato die Kauptzeiten; dieselben stehen an 64, 
die Praeterila hingegen an 43 Stellen. Näheres ergibt die 
nachfolgende Zusammenstellung, weshalb wir hier nur die 
auffallendsten Erscheinungen berühren. So wird, genau wie 
bei den Rednern (vgl. p. 113), der Indicat. Fut. nach af- 
firmat. Vordersatz nur in einem Falle angewendet-, Phaedo 
104 c: fi oö (p'^aojuv xi Tp£a xal dnoXstoÜ-ac npixepov xai 
äXXo frttoöv tce(oe(i9ui, itpiv &7K)|ietvai In xp:a 5vxa äpxca 



•) Bei Herodot cnd Xenophon; ^1. p, 100, 

*) Aefanlich ist Leg. 770a der Indic. Perf. praesentiach gebrancht : 

*) VgL demgegeaCber Wafntrt Anticiit, welcbe wir p. lOlJauf 
Grund dieser Erscheinung zurtlckweiseu muBaten. 



130 

yeviod-ai; auch der Imperativ ist, eotsprechend seiner ge- 
ringen Anwendung bei den Rednern, nur einmal im Phileb. 
27e zu lesen: &6e fi' äicöxpcvaf fioc nphf dicofi^vaad^i. Am 
häufigsten tritt der Indicativ Praes. auf; wir citieren Phaed. 
273d : ndXai i^|ietg, wplv xal ah luapeXfl'etv, Tuyx^^^l*^ Xeyov- 
xe^ etc. Durch icdEXai, welches in dem Infinitivsatz seine 
nähere Erklärung findet, ist die Handlung zugleich in die 
Vergangenheit zurückgeschoben, ohne jedoch ihre Wirk- 
samkeit in der Gegenwart einzubüssen. Unter den Neben- 
zeiten erfreut sich der Indicat. Imperf. besonderer Beliebtheit. 
Bemerkenswert ist weiterhin, dass der Indicativ PerC nie- 
mals vorkommt, während das Plusquampf. auf zwei Stel- 
len beschränkt ist, deren Nebensätze Infinit. Praesens bie- 
ten ; wir ersehen aus letzterem Umstände, dass der Infinitiv 
,auf das Tempus seines Hauptsatzes keinerlei Rücksicht 
nimmt. Die beiden Stellen sind Charm. 153 b: dXEyov Sk 
icplv i^fideg äiccivac, |ioEx>] lye^övec £v xf HortSaCf , ^v dlpxt '^arav 
oE t^Se iceicua|iivoc. Ferner Resp. 583 c: iXeXi^ec. Das 
histor. Praesens hat nur Euthyph. 4d: äico^vi^axei, icplv x&v 
d^YT^Xov äfcxiodtti* zwei ganz ähnliche Fälle lernten wir 
bei Isaeus kennen. Ein Potentialis der Vergangenheit end- 
lich findet sich ebenfalls nur einmal Leg. 706 bc. 

Wir gehen nunmehr zu jenen Infinitivconstructionen 
über, deren Vordersatz durch irgendwelche Ergänzung einer 
Erklärung bedarf. Zunächst kommen hier die schon mehr- 
mals besprochenen Fälle mit fi icpCv in Betracht, Dieselben 
sind bei Plato verhältnismässig selten, wiewohl der leich- 
tere Gesprächston an und für sich eine häufigere Anwen- 
dung derselben erwarten liesse. Der Vordersatz enthält 
stets eine Comparativform; dreimal haben wir das Imperf. 
•JJv aus dem Praes. zu entnehmen; so Cratyl. 413c: Sv- 
xaOd'a 8^ tf&j & f (Xe, icoXii iv icXe(ovc änoplq, tlyiij fi icpiv 
imx'^^p^^JOLi [iavd>^vecv etc.; ebenso Prot. 350a u. e; einmal 
aus dem Futur im Phaedo 77c: Sei 8^ Tipoaaicofielgac, Sxi 
xal diceiSiv dico^^V(i)|iev o&8^v '^TTOvSaxac^f) icplv Y6vlad>ai. 
Die Negation ist hier selbstverständlich ohne Einfluss. 



131 

Entsprechend der Xenophont. Stelle Ages. 1, 5 ') ist 
Phaedo 88a der Infinitivsatz als Präpositionalattribut zwi- 
schen Artikel und Substantiv eingeschoben: 8ob(; aÖT(p |i)) 
{i6vov Jv T^ irplv y.od yevicrS'at T^fiÄc XP^^V ®^^*^ "i^fiöv Ti^ 
^üxflcs. Von dieser Freiheit hat Plato noch ausgedehnteren 
Gebrauch gemacht, indem er den Infinitivsatz ganz lose an 
den Artikel allein anfügte; so Phaed. 259b: X^fexat S' &(; 
-Kot* -JJaav oÖTOc ävS-pwicot töv wplv Moöaag Ysyovdvaf wir 
ergänzen: xöv äv^p(biCQ>v, o! 'Jjaav, icptv Moöaa^ yeyov^vat. 
Aehnlich ist Leg. 922bc zu erklären: noXki yäp gxaoxoi 
xal SidEcpopa äXXi^Xcov xai ivavxCa xi^etvx' Sv xol^ xe v6{iot^ 
Tud xol^ xöv t(5)VXü)v •fjS'eat mal zol^ aöxöv xot^ S|iirpo- 
ad^sv, Tcplv 5cax(d'ead'ac {liXXecv. Hier dient der Infinitivsatz 
zur genaueren Fixierung des in l|iiipood*ev liegenden Zeit- 
begriffes und findet an diesem Adverb eine Stütze; wir 
umschreiben sonach die Stelle also: xal dvovxfa xoti; abx&y 
^eov^y & I|i7cpood*ev Tcplv Siaxl^ea^ai [i^XXeiv 'Jjv aöxoi^. Plato 
ist aber noch weiter gegangen, indem er itply mit seinem 
Infinitiv ohne Vordersatz ganz selbständig in Anwendung 
brachte ^) ; wir müssen letzteren einfach aus dem Zusammen- 
hang entnehmen. Einen Uebergang bildet gewissermassen 
Lys. 217b: xb (ii^xe xaxöv äpa jii^e ÄyaS'öv cpfXov yf^vexat 
xoö dyaS-oO 8t4 xaxoö Tcapouafav.. "Eotxev. AfjXov S6 y^ ^'^^ 
Tuplv Yev£ad*ai aöxö xoxöv bnb xoO xaxoO o5 Sxec. Hier hat 
der Infinitivsatz an SfjXov 5xc wenigstens einigermassen einen 
Halt ; wir ergänzen hiernach : ^(Xov y^yvexat. Ganz frei ist 
der Infinitiv in einer Frage im Euthyd. 287c: iml äic6xpcvac. 
nplv ah dTioxpfvaaS^t, 'JJv S' iy&'y als Vordersatz wäre zu 
ergänzen: -Jj xal Sfxatov Ijife Xfeyßtv etc. Vgl. auch noch 
Tim. 52d. 

Als besondere Eigentümlichkeit Piatos 
muss endlich das Fehlen des Infinitivs nach 
TTpfv bezeichnet werden; eine derartige Beobachtung 



Vgl. p. 102. 

•) Eine ähnliche Beobachtung ergab sich bei den scen. Dichtern ; 
vgl. Aesch. Sept. 1032 p. 62. 



i 



. 132 

haben wir bei keinem bisherigen Schriftsteller gemacht. 
Dieser Ausfall war natürlich nur dann möglich, wenn das 
Prädicat des Hauptsatzes im Nebensätze als Infinitiv hätte 
wiederholt werden müssen'). So Goi^. 497c: E&Saf|uiiv ef, 
8tc xi {itycEXoc (leii^rjaac npiv ti ofKxpcE, Wir könnten 
hier npEv ebensogut durch npdrepov — ■?! ersetzen. Aehnlich 
ist noch Soph. 218d und Meno 100b i t6 St oayic iwpl aö- 
Toö £Jo6ne9w TÄre, Srav «piv ^tivt tpöic^ T0I5 (ivä-piicots 
napaytTVerat -^ ipevfi, Kpötepov intxccp^otdliev aötii xaö'' 
xbzb ^ijTsTv t£ not' loTtv dprt^, AnersterStelle(Gorg.)ißt(iui7- 
^vat, an zweiter(SophO [uXexftv, an dritter sofortnachicpfv der 
InGnitiv I^ijxst'v zu ergänzen. Im übrigen bietet gerade diese 
Eigentümlichkeit Platos eine Bestätigung dafür, dass die 
Infinitivconstructionen mit npCv sowohl den übrigen Tem- 
poralsätzen, als auch Coniunctionssätzen jeder Art gleich- 
wertig erachtet wurden ; denn auch nach anderen Coniunc- 
tionen ist der Ausfall des Prädicates zulässig gewee^^. 

Hinsichtlich des g^enseitigen V erhältaisses von Vorder- 
und Nachsatz gelten selbstredend die früheren diesbezüg- 
lichen Bemerkungen. Meist ist dtr Nmohsatz ebenfalls zur 
Verwirklichung gekommen; doch finden sich auch solche 
Fälle, in welchen die Handlung an ihrem Eintritt verhin- 
dert worden ist; wir können dann np(v ebensogut durch 
&<ne ^■^ umschreiben, wie z. B. L^. 766c i Wv 84 xi; — 
ino^irQ, itpiv i^^xttv etc.; manchknal liegt dem Infinitivsatz 
auch finaler Sinn zugrunde, wie Phaed. 242a: xiyib xiv 
nota|i&v xoOxov Staß^ inip-fopan, nptv bi^ <Jo6 Tt fiES^ov 

Bereits gelegentlich waren Stellen zu besprechen, in 
welchen dem Infinitive correspondierende Partidpialsätze 
beigegeben waren; noch ein Fall möge hier Platz finde'n, 
der besonders auch deswegen sehr belehrend ist, weil hier 



■) DieBelbe Beobachtung lEsst sicli Übrigens auch im Deutschen, 
und zwar ebenfalls in der freieren UmgangBaprache machen. 

<) Neben tt ist auch f<oc z» nennen; vgl. z.B. Leg. 789e: Id>c 



133 

ausserdem noch ganz entsprechende Temporalsätze bei- 
gefügt sind; Eutbyd. 296 d: SfjXov oöv, 5xt xal naX<; (t)v 
•^7c£oT(D, xal 8t' iylyyoMj xal 8t' i^öou* xal irplv aüzb^ ysy^aS-at, 
•Kod Tcplv oöpaviv xai y^^ ysylaS-at, -^tcJotü) ÄTcaVT« etc. Vgl« 
femer auch Resp. lO^a; Leg. 923e. 

Wir gehen nunmehr zur Betrachtung der Modi nach 
iTp£v über. 

Der Coniunctiv ist an 60 Stellen nach negiertem 
Vordersätze in Anwendung gekommen; letzterer enthält 
stets HauptGseiten; ein Fall, welcher Indicat. Aor. bietet, 
macht hiorvon nur eine scheinbare Ausnahme. Der Con- 
iunctiv Praesens findet sich, unseren bisherigen Beobach- 
tungen entsprechend, sehr selten; über seine Bedeutung 
wurde schon öfters gesprochen. So ergibt sich der dauernde 
Zustand der Handlung aus einem Vergleiche von Resp. 
402 b und c; ausserdem sind noch Theaet. 207 b und Phaed. 
277 bc zu erwähnen; letztere Stelle bietet beide Tempora 
nebeneinander: icpiv iv ti; t6 Te SXy^^^^ ixiotcov e^S^ ^^P^ 
Syy Xiyti j) ypd<f&,, xaT' aÖTÖ Te tc&v bpO^Eod'ai SuvaTÖ; yi- 
v7]Tac, 6pcadE|iev6^ te niXiy xot' elSn] |iixp^ '^^^ &xyL'f\zQ\) 
T£{ivecv ^TciaTTj^f* icep( te t{)ux^C fäaecD^ 5uSd)v xaTdb Ta&Ta, 
üb fcpoaap{i6TTOV ixdavQ (p6aei elSo^ äv6up(9X(0Vy oStco i;c^9 
xal 8(acxoa[i^ t&v Xö^ov, novndkxi (^^^ noixlXouQ ^mxH ^^^ 
Tcavapfiov^ou^ StSobg Xdyou;, äTcXoO^ Si i^cX^* ob icpÖTepov 
SuvaT&v T^x^^ Saeadrat (X£YO|i£v) etc. Bezeichnender 
Weise sind den präsentischen Cioniunctiven auch die glei- 
chen Participien beigegeben. 

Wir unterlassen es, ausführlicher über die Tempora 
des Vordersatzes zu sprechen, da hierüber die nachfolgende 
Zusammenstellung Auskunft gibt. Die. beliebte Formel o5 
Tzpöxepov 7cadead*ai — icpfv findet sich auch bei Plato; so z. B. 
Phaedo 114 b: xaE TccOTa icdEaxovTS^ o& icpÖTCpov .7ca6ovTac, 
Tiplv äv Tüfifaüiotv oS^ '^5(xT]aav. Weiterhin ist Leg. 968 c 
bemerkenswert: oöxiTt v6|ioug ntpl töv TotoÖTWv SuvaTÄv 
iaxi vo|io^eTetv, nplv Sv xoa{iT]^. Die im Coniunctivsatze 



*) Vgl. äthanz in aeiner Ausgabe Vol. V. Fase. post. p. 71, 



134 

liegende Bedingung wird nunmehr durch TÖre 5i d. h. eav 
xoafi)]^*^ wiederaufgenommen und hieran der Hauptsatz in 
affirmativer Fassung angeschlossen; denn es folgen so- 
gleich die Worte: xixe 8k xupCoug öv aöxoö^ Set yfYveoQ'at, 
vonoO-exelv. Analog der p, 119 besprochenen Stelle aus 
Aeschines 3, 235 ist Leg. 720 d zu erklären : 6 5h JXeöd-epos 
(lazp6i) — -S-epaTteOet xe xal JirtoxoTtet, mal — ä|ia piv 
aöxig iiavS-ivst - -, äjAa 8i — 8t8flEcntet xöv daS-evoövxa aizo'^j 
xal oö irp6xepov STc^xa^ev, nplv äv ttjj ^u|iic6((r{], x6xe Si — 
dicoxeXetv Tcetpdcxai. Sowohl der Inhalt der Stelle, als auch 
die vorhergehenden und folgenden Praesentia zeigen an, 
dass wir ^Tc^xa^ev als gnom. Aorist zu betrachten haben. 

Wie die Zusammenstellung ergibt, finden sich im 
Vordersatze sehr häufig auch Infinitive, jedoch stets von 
Hauptzeiten abhängig; die gleiche Beobachtung wurde 
auch bei den Rednern hervorgehoben. Eine Ausnahme 
hiervon scheint Sophist. 230c zu machen; wir citieren zur 
Erklärung die ganze Stelle: vo|i£^ovxe€ yip ol xafl-afpovxeg 
aöxo6^, SaTtep o( nepl xä a(!>[iaxa laxpoi v6V0|i{xaac (Ji)) icpo- 
xepov äv xfjs irpoacpepo|i£vT]g xpo^fj? inoXaüeiy SövaaS-at aä)|xa, 
Ttplv äv x4 §|i7ro8{^ovxa h aöx(^ xt^ SxßiX'g, xa&xiv xal Tcepl 
tj^ux^S Stevoi^fl'Tjaav Jxetvot, ji^ iip6xepov aöx^v S^etv 
xöv 7cpoacpepo|iiv(ov |ia^|iix(dv Svrjatv,. Tcplv äv — xa^apöv 
ä7to<pi^V{j etc. Der erste Teil dieser Periode hiesse losge- 
löst: oö 7cp6xepov äv S6vacxo äTcoXaOeiv, Tcplv äv dxßiX^, in 
welcher Fassung er der Stelle im Polit. 281 d entspricht; vevo- 
|ifxaatv „sie sind überzeugt* ist präsent. Perfect, wie obendrein 
aus dem Zusammenhang hervorgeht, da nur Praesentia vorher- 
gehen und folgen. Dem entsprechend ist nun auch im zweiten 
Teile Stevoi^STfjaav zu erklären ; wir haben hier, wie in Leg. 
720 d, den gnom. Aorist, welchen wir am besten also wie- 
dergeben: „die gleiche Ansicht haben jene gewöhnlich 
auch bezüglich der Seele, indem sie glauben, dieselbe 
werde etc." 

Ebenso, wie an den p. 131 behandelten Infinitivcon- 
structionen, ist auch in mehreren Coniunctivstellen die Er- 
gänzung des Vordersatzes vorzunehmen. So haben wir 



\ 



\ 



135 

denselben im lo 536 d nach der Negation zu wieder- 
holen; hingegen fehlt das Prädicat vollständig in 3 Fällen, 
in welchen wir zur Erklärung einen Coniunctiv Aor. als 
Vertreter des Imperat. nach der Negation einfügen müssen ; 
z. B. Phaed. 242a: |ii^7Cü> ye (ergänze: äniX^^^}^ irplv äv zb 
xaDfia napiXd^, Der Ausfall entspricht naturgemäss der 
Lebhaftigkeit des Sprechenden, welcher seinen aufbrechen- 
den Gefährten zurückhalten will. Die nämliche Beobach- 
tung haben wir auch bei den Tragikern gemacht; wir er- 
wähnen eine ganz ähnliche Stelle aus Soph, Trach. 415: 

AIX. iicec|iL* \k(bpo^ S* ii udXat, xXäcov a£^ev. 

Arr. o5, itpJv y' äv äniQ(; Eoxopoönevo^ ßP«X'^*' 
Dem entsprechend findet sich nply y' iv auch Theaet. 
183cd: (11^, Tzply y' äv, & öeöSwpe, SwxpiTnj^ xe xal ab — 
StdX-aifjTe. Die Partikel yi, welche nur hier mit äv verbun- 
den ist, wurde sonach gerade durch den Ausfall des Prä- 
dicates hervorgerufen; dies bestätigt einmal die ähnlich 
beschaffene Infinitivstelle Symp. 189a *) : xal noeX' JTiaöaaxo, 
oö (ilvxoc icpfv Y^ '^^^ icxap|i6v Tcpoaevex'^vai* sodann 
bemerken wir auch an den soeben erwähnten Stellep lo 
536 d und Phaed. 242 a diese Partikel, allerdings nicht in 
directer Verbindung mit TcpCv, wohl aber im Anschluss an 
die Negation; ebenso an der dritten derartigen Stelle Hipp. 
I, 291c: |i^ |ilvxoc 7cp6xep6v ye, npb äv jiot efirg^* wir be- 
merken noch, dass hier das gleiche Prädicat auch im 
Vordersatz zu ergänzen ist. 

Das enge Verhältnis zwischen den Coniunctionen Tcplv 
äv und läv ((11^) konnten wir bei Isocrates beobachten, wel- 
cher im Nachsatz mit beiden wechselt; 4, 173: oöxe yip 
efpi^VTQV oKv xe ßeßafav äyayetv, i'Jv (x^ xotv^ xot; ßapßäpotg 
7toXeni^aü)|iev, oöS-' 6|iovof)aat xoJi^ TEXXijvag, irpiv äv 
xal xi( ä)f eX(a( Ix x(bv a&xGiv xod xobg xcvS6vou^ npb^ zob^ 
a&xoOg 7C0CT]a(b[ie^a. Im zweiten Gliede ist in die 
Bedingung zugleich das zeitliche Verhältnis eingeschlos- 
sen. Plato hat zuerst beide Constructionen mit 



1) Vgl. hiermit auch Aeschyl. Sept. 1032 p. 62. 



136 

einander vereinigt, indem er an zwei Stellen den 
Nebensatz so fortführt, als ob er überhaupt mit £iv ein- 
geleitet sei. Wichtig ist vor allem lo 534 b: xoöcpov yäp 
Xp^lia noirixii^ loxt xod Ttxrjvöv y.al Eep6v, xal oö np6zepov olo^ 
TS Tcotetv, Tuplv äv IvS-eö^ xe ylvijxat aal Sxypwv xai 
6 voO^ |i7]x^Ti Iv aÖT$ Iv^. np(v scheint hier nur im An- 
schluss an Tcpöxepov gesetzt zu sein und für das zweite 
Glied des Nebensatzes ganz ausser Kraft zu treten. Aetin- 
lieh verhält es sich Resp. 402c. Einzig in ihrer Art ist 
endlich im Gorg. 463c die Zusammenstellung von nply Sv 
Ttpöxov ^), welche wir im Anschluss an die soeben gemachte 
Beobachtung auch durch S&v [i^ 7ip(&xov ersetzen könnten. 

Als weitere Eigentümlichkeit Piatos haben wir 
den Ausfall eines Coniunctivs und Optativs im 
Nebensatze zu verzeichnen; jedoch unterscheiden sich die 
vorliegenden zwei Fälle von den ähnlichen Infinitivconstruc- 
tionen') dadurch, dass der Modus bereits in einem Satz- 
gliede vorkommt, während die Infinitive gänzlich fehlen; 
so Theaet. 157a: oöxe yäp «otoöv iaxi xt, itplv äv x(ji nd- 
axovxt ouviXflnj, oöxe Tcdcoxov, irplv äv x(j) itotoövxt. Ebenso 
verhält es sich in der Optativstelle Apol. 36c. Belehrend 
ist der erste Fall auch insofern, weil er die Zusammen- 
gehörigkeit von Tzply Sn im coniunctiviscben Satze aufs 
deutlichste erkennen lässt. 

Schliesslich haben wir noch über das Fehlen von dcv 
an drei Coniunctivstellen zu sprechen. Diese Partikel ist 
von den meisten Herausgebern mit Recht eingefügt worden ; 
ihr Ausfall erklärt sich überdies leicht in Theaet. 169b: 
oöx dvtet^ Tcplv (äv) ävayxio^c*). Sodann kommt Tim. 57b 
in Betracht: Xu6|ievoc oö Tiaiexat, nplv (äv) i) TcavxoEnaoiv 



1) Dieselbe findet sich nur noch bei SophocL Phil. 332. 
«) Vgl. p. 132. 

') Beindorf hat hier zuerst äv eingefugt ; dieser Stelle ist Phaedo 
62c ähnlich, wo die üeberlieferung von äv schwankt : wplv (&v) dvdyxifjv 



137 

ist überdies die Einfügung nach Resp. 440d dringend ge- 
boten: oö Xi^yet, icplv Sv ?) Sianpd^at, {) xeXeuTi^a^ etc. 
Endlich vermissen wir dSv noch Leg. 873a: npU (Sv) 96- 
vov xlcTQ etc. 

unter den 7 Optativstellen, deren Hauptsätze 
stets negiert sind, findet sich nur eine, welche den Optat. 
Praesens bietet ; Resp. 402b : äXXä TcavxaxoO 7cpo&^[io6|ied^ 
ScaytYVcboxecv, &^ ob icpdrepov la6|ievoi Ypa{i|iaxtxoE, icp2v oGto)^ 
iXo^tJ^-ev. Wir haben bereits bei Xenophon p. 105 den- 
selben Optativ nach icpCv kennen gelernt; bemerkenswert 
ist noch, dass hier das Particip Futur unter den Einfluss 
des Praeteritums gestellt ist; unabhängig würde der Satz 
lauten: oö icpörepov ^a6(u^a Ypa[i[iaTcxo(, icplv Sv 2x^1^^^- 
Ebenso ist Leg. 678d und Apol. 36c der Optativ durch die 
oratio obliqua hervorgerufen. Andererseits wird derselbe 
auch durch Assimilation des gleichen Modus im Vordersatz 
veranlasst; so Leg. 799d: xod oöx Sv icpdxepov 6p|ii^aeie, nply 
KiQ ßeßaccbaaiTo i^v axi^a xfj; icope(ag. Wir haben bereits 
zu Theognis v. 125 p. 58 auf den engen Zusammenhang 
solcher Constructionen mit den entsprechenden hypothet. 
Perioden hingewiesen. Diese Assimilation kann ebensogut 
auch unterbleiben; dann tritt naturgemäss im Nachsatze 
der Coniunctiv ein, welcher sich vom Optativ insofern un- 
terscheidet, als er nur die reine Bedingung zum Ausdruck 
bringt, nicht aber zugleich auch den Einfluss des Haupt- 
subiectes, wir dürfen wohl sagen den Wunsch desselben, 
erkennen lässt. Dies ergiebt ein Vergleich unserer Stelle 
mit Polit. 281d: 9i Xiyoiiiev (iiv £v xi iXri^i^j ob |x^v aacpi; 
ys obSi T^Xeov, Tcpiv Sv xal Totöxa^ a5xf}g ndooi^ TcepciXcofiev ; 
ganz die nämliche Beobachtung können wir auch in den 
Conditionalsätzen machen ; wir verweisen auf die belehren- 
den Stellen in Xenoph. An. V, 1, 9 u. 11; § 9: Üv oQv 
xoToc {i£po^ fuX^TXcofiev xal axoicGifiev, i^ttov Sv S6- 
vaivTo i^|ide^ ^pdSv oC 7ioXi|icoc*; gleiche Fassung hat Polit. 
281d, während Leg. 799d genau mit § 11 zusammenfallt: 
el o&v — (laxpi nkoXa xai^yoiiiev xal fuXixTociiev 
(xbxdy — faü)^ äv oöx ä7copi^aac|iev etc. Ebenso wie 



138 

Leg. 799d lesen wir den Optativ noch im entsprechenden 
Gonditionalsatze Resp. 515e: d S' — Skxoi zi^ aÖT6v — xal 
|i^ ävefv] icplv ^^eXx6a6iev tl^ xb xoO i^X(ou ^(b^^ — 
xal ^TceiS^ npb^ xö cpä)^ SX^ot etc. Auch die nachfol- 
gende Temporalconiunction intiBii ist mit demselben Modus 
verbunden. In gleicher Weise macht sich auch ein Optativ 
Futur des Vordersatzes bei Tim. 42c geltend. Nähere 
Betrachtung verdient endlich noch Parm. 165a: o5 y&p Sv 
[i£x£ßaLvev <x |jL£(^ovog e^g SXoxxov ^aivöiuvog, icplv sIq xb 
liexagu S6^ecv iX^elv. Hier ist nach Cod. B der Infinitiv 
Futur in den Text gekommen. Dieser Infinitiv ist nach 
icpCv vollständig ungebräuchlich und überhaupt undenkbar, 
daher denn auch von vornherein abzuweisen. Am besten 
behalten wir mit C!od. T den Optat S6^eiev bei, wiewohl 
derselbe hier auf den ersten Blick befremden mag. Nach 
einem Potentialis der Vergangenheit fanden wir freilich den 
Optativ niC; wohl aber an einer Stelle bei Selon den Con- 
iunctiv, auf dess6n Erklärung wir zunächst verweisen '). 
Bemerkenswert ist weiterhin, dass die Partikel iv in Ver- 
bindung mit (lexißaivev hier keine in der Vergangenheit 
unbedingt, sondern nur vorkommenden Falles einge- 
tretene Handlung bezeichnet; letztere will, wie die sogleich 
folgenden Worte: xoöxo S' etnj äv ^ivxaana fa6xijxoc zeigen, 
auch auf die Gregenwart ihre Wirksamkeit ausdehnen. Der 
Optativ ist sonach keineswegs abzuweisen, zumal er auch 
in ganz entsprechenden Temporalsätzen Stellung fand^); 
vgl. z. B. Aristoph. Plut. 1139: 

xai (i^v 6ic6xe ye oxeu^piov xoO 5eaTc6xou 
b^iXoC, t(& a' äv XavS-dcvetv iTcofoüV &ti 



t) Vgl. p. 56. 

') Aehnlich verhält es sich in solcher hypothet. Periode, deren 
Vordersatz einen in der Vergangenheit mehrfach eingetretenen Fall 
bezeichnet; so z. B. Xenoph. An. II, 3, 11 und I, 9, 19: 8 2 di xiva 
öp(^72 deiv6v Svra oZxovöjvov Ix lofS dixaCot) xal xaxaoxeudt^ovrd xs 
9lZ £pxoi x<^P>C >^>l npoa6dot>c tcoioDvtoc, oödivoc &v nthnoxs d^eC- 
XtxOf äXk* dsl nXs£(o npooedCdou. Vgl. auch Krüger: Sprachlehre 
S 54, 12, 5. 



139 

Der Indicativ eines Praeteritums, welchen wir im 
ganzen nur viermal und zwar stets nach negiertem Vorder- 
satze lesen, ist fast ausschliesslich auf Fälle der Nichtwirk- 
lichkeit beschränkt. Nur Phaed. 266a hat die beliebte alte 
Form gewahrt: 6 ji^v xö Stc' dptaxepi Tejivöiievo^ Vi'^po(;j ni- 
Xtv ToOxo t£|iV(DV oöx Siravfjxev, icplv Sv aÖTOt^ J^eupcbv 6vo- 
{xat^6(Jievov axat6v xiva Sptoxa iXoiSöpi^aev etc. Den Grund 
für die auffallend geringe Anwendung des Indicativs glauben 
wir in dem Umstände zu finden, dass Plato die negative 
Satzform bei den Indicativstellen zu verschmähen und die 
Goniunction Sü)^ vorzuziehen scheint Wir haben uns hier- 
über deutlicher zu erklären: Die angeführte Stelle aus 
Phaed r US könnte mit Verkürzung des Vordersatzes eben- 
sogut auch folgendermassen wiedergegeben werden: 6 piv 
TtccXtv lx£[ive, Sü)s — i^eupäDv — IXotSöprjaev es erscheint 
sonach oöx iTiavfjxev keineswegs als wesentlicher Zusatz 
' der Periode 5 umgekehrt nun würde Charm. 155c: Sxaoxog y^P 
T^fiöv — öfl-et, — §0)^ xöv Itc' i(j)(i'^(f xa-SiijliivcDV xöv [ifev 
iv£axi^aa|iev, xöv 5k xaxeßiXo|iev, durch Einfügung dieses Zu- 
satzes der ersten Stelle vollständig entsprechen, da es nunmehr 
hiesse : Sxaoxo^ — d)^öv oöx licavfjxev, Tcplv — dveaxi^aa|iev. 
Diese im Charm. 155c vorliegende affirmative Satzform 
scheint Plato begünstigt zu haben. Im Anschluss an diese 
Stellen eitleren wir Theaet. 165 de: fiXeyxev äv iniytdy xal 
oöx ävce(^, izply d-aufi^aa^ x^v noXuipaxov cro^Cav auv€7coS(- 
afl-ijs ÖTi' aöxoö. Aus oöx dvtefe ist der Indic. Aor. oöx äv 
dvfjxev zu entnehmen; dieses Particip konnte als deutlichere 
Umschreibung von Jir^x^^ ebensogut fehlen und statt dessen 
•fjXeyxev äv Itcex^v, 2(öc etc. stehen*)« Die beiden übrigen 
Fälle der Nicht Wirklichkeit sind Meno 84c und 86d. Wir 
betonen hier, dass sich nur noch bei den Rednern zwei 



1) Vgl. auch die p. 138 citierte Optativstelle Resp. 51öe: xal }ii] 
&veC72 ^tc. Sehr interessant ist ferner noch Xenoph. Cyr. VI, 1, 5, 
da hier umgekehrt die negative Fassung des Vorder- 
satzes durch eine affirmative abgelöst wurde, nach wel- 
cher sodann Icog eintreten musste: oöd* dmu^i ye, dXX& (livoov 
orpaTTjYi^ao), Sog &v noii^a(o etc. 



140 

entsprecheDde Stellen vorgefunden haben ^). Deutlich zeigt 
sich die Assimilation des Modus in 86d: iXX' eJ ftfev kyts} ^px^v 
|i)) |x6vov i|iaaxoO, iXXä xal aoO, oöx Sv io)ce4)oE|isd>a icpdre- 
pov elxs ScSaxxiv elxe oö ScSaxTÖv i^ ipexi^, icp2v 8 xi Sott 
7cp(bTov iC^'^aa|AQV a&T6 = ei |i^ TcpCdxov i^i^xi^aaiiev. 
Ilptbxov tritt in solcher Stellung nur noch in der pag. 136 be- 
sprochenen Coniunctivcpnstruction auf. Genau unter deu'^ 
selben Umständen hat Plato auch Sio^ angewendet, wie 
Cratyl. 396c zeigt : et 8' l|ie|Jivi^{iif]V xJjv *Hat65oü yeveaXoyCav, 
o5x iy Inau6|i)]v Scegcc&v, &^ dpd^g aöxot^ x& dv6{iaxa xstxai, 
S(o^ £7ceicecpoc^7]V xfjc ao^Cag etc. Die Goniunction Sco^ 
erklärt sich hier äusserlich aus dem Fehlen von icp6x8pov ^), 
während umgekehrt in Meno 86d nply an diesem Adverb 
eine Stütae fand. Zu erwähnen ist endlich noch Meno 84c ; 
hier haben wir die Negation aus der Frage zu ergänzen, 
den Vordersatz aber also zu vereinfachen: oöx Sv iic£X6(- 
pT]a£V, npiv xaxiiceaev. 

Es sind nunmehr in Kürze noch einige Fragen zu er- 
ledigen. 

Was zunächst die Stellung des Nebensatzes betrifft, 
so finden wir den Indicativ- und Optativsatz stets, den Con- 
iunctivsatz mit Ausnahme von 5 Stellen nachgestellt; so 
Resp. 426ab, 501e; Euthyph. 15c; Phaed. 271c, 277bc. Hier 
hat sich offenbar der Einfluss des hinsichtlich seiner Stel- 
lung viel freieren Sco^ äv geltend gemacht; wir verweisen 
besonders auf lo, 534 b, wo beide Coniunctionen angewen- 
det sind. Häuser, doch nicht so zahlreich, wie bei dei^ 
Rednern und Xenophon, (im ganzen 25 mal) ist auch der 
Infinitivsatz seinem Hauptsatze vorangestellt. 

Als Adverb war die Pajrtikel n^v keineswegs ausge- 
storben, da Plato dieselbe in dieser Eigenschaft^ manchmal 
verwendet. In Anbetracht des äusserst seltenen Gebrauches 
bei Xenophon und den Rednern sind wir wohl zur Annahme 



1) Vgl. p. 114^ ferner Herod. VIII, 93 zu p. 86. 
>) Vgl. aucJi die p. 124 gemachten Beobachtungen; besonders 
Isoer. 12, 46: oödäv §na6ovxo, Scog etc. 



141 

berechtigt, dass sich das Adverb in der gei^öhnlichen Volks- 
sprache grösserer Beliebtheit erfreute. Auffallend oft lesen 
wir dasselbe im Critias; so 106a: z(f 8i icp2v (iiv niXai 
'TCQx' Ipx^} vöv 5i Xöyotc äpxt 8*e<J yeyovöxt icpoasöxofiai' ; 
ferner erwähnen wir noch ebenda llOa, 1128, 121a; Phaedo 
75e; Phaed. 241b; Parm. 131d; Tim. 77a; Resp. 547c und 
490b: o5t(i) X-^yot d)Stvog, icplv 5' oö. 

In Beziehung zur nachfolgenden Üoniunction finden 
w^ir 7cp£v nicht, wohl aber Tcpöxepov; auch Plato nimmt 
dasselbe mit Vorliebe in dem negativen Vordersatz auf; so 
bei den Coniunctiv- und Optativstellen 21 mal, bei den In- 
dicativconstructionen 2 mal. Im affirmativen Vordersatz 
hingegen steht npöxepov nur in 7 Fällen; merkwürdiger 
Weise kommen hiervon 5 auf Phaedo: 76c, 91e, 92ab, 
95c, 104c; ausserdem Soph. 261a; Leg. 885d. Einigemal 
steckt ein Adverb im Praedicate des Hauptsatzes; so lesen 
wir TT p a^foxocafl-at Phaedo 85c; Polit. 285b; npoanoX6- 
|i6VQ^ Resp. 496 d. Ausserdem finden sich noch als ver- 
wandte Zeitadverbien niXai Gorg. 458b; Phaed. 273d; 
7ip4) Parm. 136c; [idcXXov = wpoxepov Menex. 246d; öXf^ov 
Charm. 153 b. Die bei den früheren Schriftstellern beliebte 
Construction voü qpö-dEvö) -^ np(v ist nur im Euthyph. 9a an- 
gewendet worden: 85 Äv — ip94<rQ teXtuti^oa;, wpJv — «o- 

np£v selbst nimmt bei Plato (im Verhältnis zu den 
Rednern) sehr selten eine Partikel zu sich; so einigemal 
%al in der Bedeutung „auch^; z. B. Cratytv 438b; Phaedo 
76e; npiv yip beim Beginn eines Satzes «teht Phaed. 243b; 
Tcplv äv TZ'Q Leg. 720d5 «^>(V tc^ ifiit Optat. Leg. 799d. Die 
Fälle mit itp(v y^ wurden mit Ausnahme von Ale. 1, 135 b 
bereits gel^entlidb besprochen. Eki^ig in ihrer Art ist bei 
Plato an di^et* Stelle die Zün^ammnfeni^etzung itplv Si y« mit 
Infinitiv zu Anfang ei&ed ßatfi?eö. la gleicher Weise findet 
sich eittmal «plv ji^v y« bei IßOCri ä», 49, wo Lüih *) gegen 
die besten Handschriften TA Tcply [ilv fdp voi*schlägt ; diese 



») A. a. 0. p. 21. 



142 

Aenderung ist nicht nötig, zamal auch andere Coniunctionen 
diese Partikeln zu sich nehmen ; wir erwähnen nur Theaet. 
209e: tl H ye- 

Zum Schlüsse geben wir das gesamte Material in 
übersichtlicher Ordnung: 

I. Der Infinitiv nach affirmativem Vordersatz. 
A. Der Infinitiv Aorist; im Hauptsätze stehen 

a) historische Tempora und zwar: 

1) Indicat. Aor.: Symp. 214 bc; Gorg. 458 b; Theaet. 
202d ; Lach. 180e. Mod. irreal. : Leg. 706bc ; Particip Aor. : 
Phaedo 75e; Resp. 528a; Euthyd. 276c. 

2) Indicat. Imperf.: Soph. 217b; Hipp. 1, 301c u.d; Polit. 
273b; Phaedo 75c, 77b u. c, 87a, 95c; Meno 79d, 80d; 
Euthyd. 296cd. Ein Imperfect ist zu ergänzen: Cratyl. 413c; 
Prot. 350a u. e; Phaedo 77c; ferner ebenda 88a; Tim. 52d. 

3) Praes. bist.: Euthyph. 4d. 

b) Haupttempora und zwar: 

1) Indicat. Praes.: Parm. 135c; Resp. 354b, 449d; 
Phaed. 242a, 273d; Ale. I, 118b; Leg. 770e. 

2) Imperat Aor.: Phileb. 27e. 

3) Infinit. Praesens abhängig von Indicat. Praes. oder 
einem zu ergänzenden Haupttempus: Resp. 344d, 517d; 
Menex. 246d; Phaedo 75c, 77a u. b, 92b; Soph. 261a; Gorg. 
514e; Tim. 53a. 

4) Infinit. Futur abhängig von Indicat. Futur : Phaedo 
104c; von einem Optat. potent.: ebenda 86b. 

5) Infinit. Aorist abh. von Indicat. Praes.: Resp. 354b ; 
Prot. 314a; von Indicat. Fut.: Phaed. 243b. 

6) Haupttempora ergeben weiterhin: Participia ab- 
hängig von Hauptzeiten: Phileb. 33d; Resp. 458a, 496cd, 
534cd; Coniunctiv im Relativsatz: Leg. 844d; Euthyph. 9a; 
im Conditionalsatz-: Leg. 869a; Optativ im Relativsatz: Leg. 
817d; Resp. 517a; Infinit. Praes. oder Fut. abh. von Prae- 
terita: Phaedo 91e, 92d; Resp. 393e. 

7) Zu ergänzen sind Haupttempora: Lys. 217b; Eu- 
thyd. 287c. 



143 

B. Der Infinitiv Praesens; im Hauptsatze stehen 

a) historische Tempora und zwar: 

1) Indicat Imperf.: Phaedo 76c, 92ab; Crito 46d; 
Theaet. 166b (Part. Impf.). 

2) Zu ergänzen ist Indicat Imperf.: Leg. 922bc. 

3) Indicat. Plusqmpf.: Charm. 153b; Resp. 583c. 

b) Haupttempora und zwar: 

1) Indicat. Praes.: Resp. 467a, 575e; Gorg. 515b; 
Alcib. I, 135b. 

2) Infinit. Praes. abh. von Haupttempora: Leg. 869c, 
885d ; Cratyl. 438b. 

3) Optat. potent.: Resp. 402a; Optat. im Gonditional- 
satz: Leg. 648e. 

4) Coniunct. im Conditionalsatz : Leg. 766c, 770e, 923e. 

C. Der Infinitiv Perfect; im Hauptsatze stehen 

a) historische Tempora und zwar: 

1) Indicat. Imperf.: Theaet. 198d; zu ergänzen Phaed. 
259 b. 

2) Indicat. Aor.: Prot. 320a. 

b) Haupttempora und zwar: 

1) Indicat. Praes.: Lys. 205d. 

2) Infinit. Praes. abh. von Indicat. Praes. : Phaedo 76e 
(2 mal); Theaet. 164c; Leg. 937 b. 

3) Infinit. Aor. abh. von Indicat. Praes.: Leg. 755e, 
II. Der Infinitiv nach negativem Vordersatz; 

letzterer enthält 

a) historische Tempora und zwar: 

1) Indicat. Aor.: Symp. 189a. 

2) Indicat. Imperf.: Phaedo 72e; Resp. 406a; Charm. 
154ab; Alcib. I, 105e; Tim. 37de (Part. Impf.). 

b) Haupttempora und zwar: 

1) Indicat. Fut.: Symp. 222e; Leg. 635b. 

2) Infinit. Praes. oder Aor. abh. v. Haupttempora: 
Theaet. 163b; Leg. 648d, 666a; Resp. 501a. 

3) Optat. potent.: Leg. 769e, 968e, 658c; Optat. im 
Temporalsatze: Resp. 490b. 



144 

Der Infinit. Praesens findet sich in diesen Stellen 3 mal: 
Gharm. 154ab; Leg. 666a; Alcib. I, lOSe; der Infinit Per- 
fect einmal: Leg. 968e. 

III. Der Coniunctiy Aorist stets nach negativem 
Vordersatz; letzterer enthält nur Haaptzeiten und zwar: 

1) Indicat. Praes.: Phaedo 114b; Theaet. 157a, 169b; 
Resp. 440d; Polit. 257c; Sophist. 254b; Tim. 57b; Charm. 
169b; Euthyph. 15d; Lys. 206a; lo 534b. 

2) Indicat. Fut.: Theaet. 190e, 209c; Euthyd. 295c; 
Gorg. 463c; Lach. 188a; Pbileb. 19de, 23b; Resp. 402b, 
426ab, 487e, 501e; Euthyph. 15c; Phaed. 236c (äictfuv); 
Resp. 499b (Coniunct delib.). 

3) Infinit. Praes. abhängig von Indicat. Praes. oder 
einem zu ergänzenden Haupttempus: Phaedo 62c, 85c; Lach. 
187e; Phaed. 242c; Leg. 801d, 802a, 873a, 958b, 968c; 
Phileb. 16d; Resp. 610b; Polit. 285b (2 mal); femer auch 
Soph. 230c und Resp. 449d. 

4) Infinit. Fut. abhängig von Indicat. Praes. oder ei- 
nem Haupttempus: Phaed. 228c, 277bc; Phaedo 89c; 
Soph. 230c. 

5) Infinit. Aor. abhängig von Indicat Praes. oder ei- 
nem zu ergänzenden Haupttempus: Theaet. 200d; Leg. 
768d; lo 53ed. 

6) Coniunctiv Praes. oder Aor. mit [ii^: Leg. 790bc, 
960e, 965d; Phaed. 271c; femer Leg. 882bc; zu ergänzen 
ist der Coniunctiv : Hipp. 1, 291c ; Theaet. 183cd ; Phaed. 242a ; 
Coniunctiv Aor. abh. v. Sxav: Resp. 532ab. 

7) Der Optat. potentialis: Polit. 281d. 

8) Der Indicat. Aor. gnom. (vgl. p. 134): Leg. 720d. 
Der Coniunctiv Praesens findet sich: Resp. 402bc; Theaet. 
207b; Phaed. 277bc. 

Die 7 Optativ- und die 4 Indi<5ativstellen wur- 
den bereits sämtlich citiert. 



145 



EtickUick. 

Nachdem wir im vorstehenden Capitel den Gebrauch 
unserer Construction bei den einzelnen Schriftstellern unter 
Berücksichtigung der wichtigsten und entscheidendsten Mo- 
mente behandelt haben '), wird nunmehr unsere letzte 
Aufgabe darin bestehen, die im Laufe der Untersuchung 
gewonnenen Hauptresultate noch einmal übersichtlich vor- 
zuführen. 

Zunächst lässt unsere Darstellung im Gebrauche von 
Tzply zwei in sich scharf abgegrenzte Hauptperioden er- 
kennen; wir wollen kurz die erste als die Periode der 
Entwickelung, die zweite als die der Vollendung 
bezeichnen. 

Die erste Periode, welche in den ältesten griechi- 
schen Sprachdenkmalen!, in den Gedichten Homers und 
Hesiods vorliegt, zeigt uns die Partikel Tipfv in ihren An- 
fängen. Die ursprüngliche d. h. die Infinitivconstruction 
war zwar schon ausgebildet, konnte jedoch den Modi ge- 
genüber noch keine feste Norm gewinnen, da von letzteren 
der Coniunctiv und Optativ eben erst in der Homerischen 
Zeit lebensfähig wurden. Hieraus erklärt sich denn auch 
der Umstand, dass der Infinitiv ohne Unterschied nach ne- 
gativem wie affirmativem Vordersatze Verwendung fand. 
Neben Tzplv wurde auch ^ccpo? mit dem Infinitiv gebraucht ; 
doch war diese Partikel in solcher Eigenschaft bereits im Ab- 
sterben begriffen und von Homer niemals zur Anknüpfung 
eines Coniunctivsatzes verwendet worden; bei Hesiod ist 
sie bereits verschwunden. Die äusserst seltenen Coniunc- 
tivstellen lassen die alte Parataxe ganz deutlich erkennen ; 
niemals tritt zu -repfv die Partikel äv resp. ocSv 5 der Charak- 



*) Die in Anbetracht der behandelten Materie, sowie auch der 
notwendigen Anordnung derselben ganz unumgänglichen Wiederhol- 
ungen wird der Leser zu entschuldigen wissen. 

10 



14g 

ter desselben ist eben noch vollständig adverbial, weshalb 
es sich vorerst zur Einleitung eines indicativischen Neben- 
satzes nicht eignete ; ein dem Indicativ entsprechendes Satz- 
verhältnis wurde mit Hülfe der bereits entwickelteren Con- 
iunction 8(o^ oder der Zusammensetzung von icpCv y' 6t£ Si^ 
zum Ausdruck gebracht. Letztere Formel gehörte daher 
nur dieser Periode an, da sie in der nachfolgenden von 
einfachem icp(v verdrängt werden musate. 

Die zweite Periode umfasst die übrigen von uns 
behandelten Schriftsteller. Wir nennen sie die Periode der 
Vollendung, weil der Gebrauch der Partikel seine weiteste 
Ausdehnung genommen hat und bezüglich der Rection der 
Modi, wie des Infinitivs in bestimmte Grenzen eingeschränkt 
ist. Hierbei ergaben sich folgende Hauptmomente: 

Durch die Weiterentwickelung des Coniunctivs machte 
sich das conditionale Verhältnis der Periode bei negativem 
Vordersatz mehr und mehr geltend; infolge dessen musste 
einerseits der Infinitiv hauptsächlich auf die a^rmativen 
CoDstructionen beschränkt werden; andererseits rief eben- 
dieses Verhältnis den engen Zusammenhang mit den ent- 
sprechenden hypothet. Perioden hervor; die Parataxe ver- 
schwindet, 7cp(v erhält analog anderen Coniunctionen beim 
Goniunctiv ebenfalls die Partikel iv; es ist sonach voll- 
ständig Coniunction, und in dieser Eigenschaft nunmehr 
auch der Indicativ nach demselben zulässig. Der Infinitiv 
Praesens findet neben dem in der ersten Periode fast duifch- 
weg gebrauchten Infinitiv Aorist zahlreichere Anwendung, 
der des Perfects tritt neu hinzu. 

Wollen wir äusserlich eine Grenzscheide für beide 
Perioden festsetzen, so werden wir wohl die ersten Jahr- 
hunderte nach Hesiod als solche bestimmen dürfen. Bereits 
bei diesem Dichter sehen wir den Goniunctiv (im Verhält- 
nis zu Homer) häufiger angewendet, ein Umstand, welcher 
doch offenbar den allmählichen Einfluss der Modi und den 
Uebergang zur schärferen Scheidung der zugrunde liegen- 
den Satzverhältnisse erkennen lässt. Andererseits finden 



147 

i^ich noch einige Nachklänge an die Homerische Infinitiv- 
construction bei Enripides und Herodot^). 

Fassen wir die zweite Periode noch genauer ins Auge, 
so können wir in derselben drei Gruppen unterscheiden, 
welche sich durch auffallende Besonderheiten des Gebrau- 
ches von einander abheben. 

Die erste Gruppe ist repräsentiert durch die Schrift- 
steller des neuionischen Dialectes, speciell durch Herodot. 
Neben npCv treten die für die Erzählung historischer Be- 
gebenheiten besonders geeigneten Zusammensetzungen von 
nply fi und Tcpöxepov ^i auf, welche nicht allein mit dem 
Infinitiv, sondern auch mit dem Indicativ und Coniunctiv 
Aorist verbimden werden. Der Optativ fehlt durchweg; 
der Indicativ steht nur nach negativem Vordersatz; die 
Coniunction npiy ist dann stets durch die Partikeln yh 81^ 
oder Hl verstärkt. Der Infinitiv Praesens endlich ist noch 
selten. 

Die zweite Gruppe umfasst die Dichter und Thucy- 
dides. IIplv fi ist geschwunden und tritt auch in der dritten 
Gruppe nicht mehr auf*). Der Indicativ wird sowohl nach 
affirmativem als auch nach negativem Vordersätze ange- 
wendet; bei Thucydides tritt die Partikel Si^ nur in Fällen 
der ersteren Art an icpCv heran. Der Optativ Aorist zeigt 
sich wieder (bei Theognis zum erstenmal durch Modusas- 
similation hervorgerufen). Der Coniunctiv Praesens tritt je 
einmal bei Thucydides und in den Fragmenten der Komi- 
ker auf. Die Infinitive des Praes. und Perf. werden ver- 
hältnismässig häufiger, letztere besonders bei Euripides und 
Aristophanes. 

In die dritte Gruppe schliessen wir Xenophon, die 
Redner und Plato ein ; hier ergeben sich folgende neue Ge- 
sichtspunkte : 



«) Vgl. p. 64 und 77 i. 

') Auch in den attischen Inschriften findet sich icplv ^ 
niemals: vgl. p. 152 Anm. 4. 



148 

a) npbj mit dem Indicativ steht nur nach negativem 
Vordersatz^) und ninmit niemals eine Partikel zu sich^); 
seine höchste Frequenz erreicht der Indicativ bei Xeno- 
phon, bei den Rednern (Isocrates) wird er vorwiegend auf 
die Phrase oö Tcpöxepov TcaöoaoO'at — TcpJv beschränkt, in 
den Piaton. Schriften ist er im Absterben begriffen, ver- 
drängt, wie es scheint, von Scög. In den Fällen der Nicht- 
wirklichkeit (stets bei negativem Vordersatz) findet sich der 
Indicativ überhaupt nur bei den Rednern und Plato, wäh- 
rend sich Euripides an zwei derartigen Stellen mit dem 
ursprünglichen Infinitiv begnügte. 

b) Während sämtliche übrigen Schriftsteller den Con- 
iunctiv auch in der oratio obliqua anwenden und sogar 
begünstigen, lässt diese Gruppe jenen Modus nur mehr nach 
reinem Haupttempus zu; kommt dasselbe in Abhängigkeit 
von einem Praeteritnim, so tritt der Optativ ein. 

c) Der Infinitiv Praesens ist besonders zahlreich; er 
erreicht (wie der Indicativ) bei Xenophon seine höchste 
Frequenz; auch der Coniunctiv und Optativ des gleichen 
Tempus zeigen sich verhältnismässig häufiger als bei den 
Schriftstellern der vorigen Periode. 

d) Statt TTptv lesen wir zum erstenmal auch npb xoö 
mit Infinitiv ; ^pöxepov ij übt noch sehr selten die Function 
von Tcpfv aus und ist hierbei nur noch auf den Infinitiv 
beschränkt. 

e) Als neue Formation erscheint ^ Tipfv zunächst bei 
Xenophon. 

Wir wollen nunmehr auch im besonderen den Gang 
der Entwickelung noch einmal kurz verfolgen. 

Für den Infinitiv und die Modi ergaben sich bezüg- 
lich ihrer Entstehung folgende Hauptunterschiede: Die In- 
finitivconstructionen bestanden ursprünglich nicht aus zwei 



*) Wir sehen natürlich von der einzigen Ausnahme bei Aeschi- 
nes (p. 117) ab. 

*J In Xenoph. Oecon. 7, 7 erklärt sich npLw ys aus dem Fehlen 
des Praedicates des Hauptsatzes; vgl. p. 104 und 135, 



149 

fielbständigen Satzgliedern *) ; das Adverb icpCv mit einem 
limitierenden Infinitiv war als temporale Bekleidung zu 
dem Praedicate eines Satzes herangetreten. Die C!onianc- 
tivstellen hingegen lassen bei Homer ganz deutlich zwei 
paratactisch nebeneinander gereihten Sätze erkennen, deren 
Verbindung äusserlich durch das Adverb Tcpfv hergestellt 
wurde. Den Uebergang zum zweifachen Satzverhältnisse 
bildeten beim Infinitiv die doppelt gesetzten Adverbien 
7cp(v — Tcpfv; sobald man sich weiterhin gewöhnte, auch 
den Infinitivsatz, als selbständiges Glied der Periode zu 
betrachten, musste naturgemäss eine schärfere Scheidung 
im inneren Satzverhältnisse vor sich gehen. Letztere ist 
bei Homer noch nicht durchgeführt; der Dichter hat ohne 
Rücksicht auf die Fassung des Vordersatzes einfach zwei 
Handlungen in zeitliche Beziehung zu einander ge- 
setzt; dergestalt, dass die im Infinitivsatz enthaltene be- 
stimmend zur ersteren und inhaltlich wichtigeren Hand- 
lung herantritt. Dass hiermit der Gebrauch nicht er- 
schöpft sein konnte, wurde schon damals gefühlt; wollte 
man den Nachsatz zur Grundlage seines Vordersatzes ma- 
chen, mit anderen Worten, sollte in letzterem das bestim- 
mende Moment der Periode liegen, so mussten die Modi 
zu Hülfe genommen werden. 

Der Infinitiv dient sonach einzig zum Ausdruck der 
zeitlichen Relation. Diesen seiner Grundbedeutung 
entsprechenden Einfluss übt er daher in Zu- 
kunft auch in solchen Fällen aus, deren Vor- 
dersatz trotz seiner negativen Fassung nur 
einer einfachen Zeitbestimmung bedurfte. Es 
ist dies die einzig mögliche Erklärung für die in der nach- 
homerischen Zeit sehr selten erscheinenden Infinitivstellen 
mit negativem Vordersatz ; wir glaubten daher denselben bei 



>) Aus diesem Umstände erklärt sich auch, warum niemals npU 
£v mit Infinitiv möglich war*, dieser Infinitiv mit £v hätte sich nur 
aus ursprünglich selbständigem Satze entwickeln können; vgl. p. 78 
Anm. 4. 



^150 

jedem einzelnen Schriflsteller besondere Aufmerksamkeit 
zuwenden zu müssen. 

Wie schon öfters angedeutet wurde, musste der In- 
finitiv, sobald einmal die scharfe Scheidung zwischen rein 
zeitlichem und bedingendem Verhältnisse durchgeführt war, 
vorwiegend in affirmativen Stellen Verwendung finden. Sämt- 
liche Schriftsteller, welche wir der zweiten Periode zu- 
wiesen, bestätigen durch ihren Gebrauch die logische Not- 
wendigkeit dieser Spracherscheinung. Wir werden am be- 
sten thun, die im Laufe der Untersuchung gemachten Be- 
obachtungen unter besonderer Berücksichtigung der Schrift- 
steller der classischen Zeit in einer Regel kurz zusammen 
zu fassen*): 

Der Infinitiv steht in überwiegender An- 
zahl nach affirmativem Vordersatze, um das 
Praedicat desselben zeitlich näher zu bestim- 
men; Tempus und Modus des letzteren bleiben 
vollständig unberücksichtigt. Das dieser Pe- 
riode zugrundeliegende Verhältnis beruht so- 
nach in einer zeitlichen Aufeinanderfolge 
zweier Handlungen (posteriorisches Satzverhältnis ; 
vgl. p. 28); d. h. die Handlung des Hauptsatzes, 
mag sie in der Gegenwart oder Zukunft oder 
in der Vergangenheit stehen, muss zuerst vol- 
lendet sein, ehe die des Nebensatzes 

1) als eintretend gedacht wird oder eintritt, 

2) eingetreten und ebenfalls zur Verwirk- 
lichung gekommen ist, 

3) an ihrem Eintritt verhindert wird. 



<) Wir benutzen diese Gelegenheit, um noch eine kleine Schrift 
zu erwähnen, welche uns kurz vor Drucklegung dieses Bogens bekannt 
wurde: Füüting, der Modus nach npCv und ähnlichen Coniunctionen. 
Prgr. von Münster 1849. Die (18 Seiten starke) Arbeit leidet, abgesehen 
von vielen Unverständlichkeiten, an dem Grundfehler, dass die sprach- 
lichen Erscheinungen bei Homer mit Fällen aus der classischen Zeit 
vollständig auf gleiche Stufe gestellt werden. 



151 

Was die Tempora des Infinitivs betrifft, so bezeichnet 
der Infinit. Aor. stets den Eintritt oder die Verwirklichung 
einer Handlung, der Infinit. Praes. die Dauer oder Wieder- 
holung, der Infinit. Perf. die Vollendung derselben. Letz- ^ 
terer berührt sich mit dem Praesens, wenn er zugleich 
die Dauer in der Vollendung zum Ausdruck bringt. 

Der Infinitiv mit Accusativ nach wpJv entspricht durch- 
weg den diesbezüglichen Vorschriften der Grammatik; wir 
verweisen ausserdem auf die bereits zu Homer p. 43 ge- 
gebene Erklärung. 

Von den Modi kommt zunächst der Coniunctiv in 
Betracht. Seiner Entwickelung entsprechend konnte der- 
selbe nur nach negiertem Vordersatze Verwendung finden, 
da er stets die Bedingung für den Eintritt der Handlung 
des Hauptsatzes in sich schlicsst. In einigen Fällen fehlte 
zwar die Negation, doch lag dem Vordersatze stets nega- 
tiver Sinn zugrunde; eben hierin zeigt sich der Einfluss 
des conditionalen Verhältnisses zwischen Haupt- und Neben- 
satz um so deutlicher. Die alte Parataxe wirkte besonders 
auf die Stellung des Coniunctivsatzes nach, welcher nur selten 
vor seinen Hauptsatz tritt; diese wenigen Ausnahmen las- 
sen den Einfluss der übrigen Temporalconiunctionen , in 
erster Linie den von Sü>^ £v erkennen. Bezüglich des Ge- 
brauches des Coniunctivs bei Xepophon, den Rednern und 
Plato bemerkten wir bereits, dass derselbe nur nach 
reinen Hauptzeiten in Anwendung kommt; tre- 
ten dieselben in Abhängigkeit von einemPrae- 
teritum, so hat der Optativ seine Stelle. Thu- 
cydides hingegen wendet mit besonderer Vorliebe in der 
oratio obliqua auch den Coniunctiv an. Der Coniunctiv 
Praesens endlich, welcher erst spät (zum erstenmal bei 
Thucydidesj auftritt, bezeichnet, ebenso wie der entspre- 
chende Infinitiv, die Dauer oder Wiederholung einer Handlung. 

Das Fehlen der Partikel äv bei Homer und Hesiod 
führten wir auf die ursprüngliche Bedeutung des Coniunc- 
tivs zurück. Sobald wpfv als wirkliche Coniunction gefühlt 
wurde, musste diese Partikel in ähnlicher Weise, wie zu 



152 

den übrigen Goniunctionen, auch zu ihm herantreten. Den 
deutlichsten Beweis hierfür bietet Herodot, welcher zu nph fj 
mit Goniunctiv niemals dEv setzt, einzig aus dem Grunde, weil 
indieserZusammensetzuitg deradverbialeCha- 
rakter vorwiegt. Die Frage, ob bereits im neuionischen 
Dialect die Partikel äv als notwendige Beifügung von iipfv 
erscheine, liessen wir unentschieden'); hingegen glaubten 
wir bei Thucydides die Einfügung von äv unbedenklich 
vornehmen zu können; gleiches thaten wir auch in den 
äusserst seltenen Fällen bei Xenophon, den Rednern und 
Plato, da es sich hier offenbar um ein Versehen des Ab- 
schreibers handelte. Von den Dichtern liessen Sophocles 
und Euripides an einigen Stellen*) die Partikel weg; wir 
werden das Fehlen derselben als poetische Licenz zu be- 
trachten haben. Andererseits bieten bereits Theognis, ferner 
Aeschylus und Aristophanes ^) stets nplv äv. Demgemäss 
werden wir zum Schlüsse berechtigt sein, dass in der 
attischen Prosa die Partikel. äv beim Goniunc- 
tiv durchweg als notwendiger Bestandteil 
der Goniunction Tcpfv zu betrachten ist. Hierzu 
kommt aber noch, dass in den attischen In- 
schriften die einzige Goniunctivstelle eben- 
falls icpJv äv bietet*). 

Der Optativ hat sich analog dem Goniunctiv ent- 
wickelt und konnte daher ebenfalls nur nach negativem 
Vordersatz in Anwendung konunen. Entweder ist der- 



*) Vgl. p. 82 f. 

«) Vgl p. 70. 

^) Vgl. jedoch noch p. 70 Anm. 2. 

*) Wir unterliessen es, den Gebrauch der Goniunction Tcpfv in 
den attischen Inschriften in Anbetracht der äusserst geringen Anzahl 
der Fälle besonders zu behandeln. £s finden sich nämlich ausser der 
einzigen Goniunctivstelle nur noch 3 Infinitivconstructionen, welche im 
Gebrauche keine Abweichung erkennen lassen. Citiert sind dieselben 
von Wagner a. a. 0. p. 51; vgl. ferner: Lapidum de dialecto Attica 
testimonia cöUegit ajbque disposuit JI, van Herwerden, Traiecti ad Rh. 
1880 p. 77. 



153 

• 

selbe in der oratio obliqua zulässig, oder durch 
Assimilation des gleichen Modus im Vorder- 
satze hervorgerufen. Einen Fall ersterer Art bietet 
schon Homer (p. 35), die Assimilation macht bereits bei 
Theognis (p. 58) ihren Einfluss geltend i). Auch der Op- 
tativsatz steht fast durchweg seinem Hauptsatze nach; eine 
Ausnahme macht nur Sophocles OR. 505. Der Optativ 
Praesens ist dem gleichen Coniunctiv entsprechend sehr 
selten und erst bei Xenophon gebraucht *) ; der Optat. Fu- 
tur findet sich niemals. 

Die Entwickelung des tndicativs aus ursprünglicher 
Parataxe war bei affirmativem Vordersatz undenkbar. Dieser 
Modus fand erst nach vollständiger Ausbildung der Con- 
iunctivconstruction Verwendung. Da nämlich npfv bei nach- 
folgendem Indicativ der Coniunction §(0( vollständig gleich 
ist, so konnte es selbstredend in dieser Eigenschaft erst 
dann verwertet werden, nachdem sich durch den bereits 
frequenteren Gebrauch des Coniunctivs diese Bedeutung in 
der nunmehrigen Coniunction festgesetzt hatte. Hierin liegt 
denn auch, wie wir gesehen, der Grund, warum die Ho- 
merische Zeit diesen Modus nicht kennt. Andererseits 
zeigen die Stellen aus Herodot, dass wir es mit einer voll- 
ständigen Coniunction zu thun haben, da stets an Tcp(v die 
Partikeln yh Si^ angefügt sind, welche nach dem adverbia- 
len Tcplv fi mit Indicativ ebenso consequent fehlen. Wir 
fanden den Indicativ nach affirmativem Vordersatz zuerst 
und meistens bei den Dichtern, nach negativem zuerst und 
in verhältnismässig grösserer Anzahl bei den Prosaikern- 
nur Thucydides macht von beiden Satzformen Gebrauch. 
Der Indicativ selbst wird durch das zugrundeliegende Satz- 
verhältnis hervorgerufen ^) ; der Nachsatz, welcher das Haupt- 



1) Ein besonders lehrreicher Fall ist Thucyd. III, 22, 5 p. 95 f. 

2) Wir verweisen auf die dort gegebene Erklärung; der Optat. 
Sgijxot in Soph. Phil. 199 ist natürlich aoristisch-, vgl. auch Antig. 896. 

')> Wir haben öfters an Beispielen auf den Unterschied zwischen 
Infinitiv und Indicativ hingeysriesen •, vgl. z. B. p. 59 und 72. Aehnlich 
sind auch die im Lateinischen sehr seltenen Fälle von priusqüam 



154 . ' 

moment der Periode bildet, setzt durch seinen plötzlichen 
Eintritt die Handlung des Vordersatzes sofort ausser Wirkung. 
Auf die Fassung des letzteren kam es daher bei diesen 
bereits nach fertigem Muster gebildeten Gonstructionen nicht 
mehr an. Derselbe konnte überdies, wie wir p. 139 gezeigt 
haben, beliebig formuliert werden; nur trat in solchem Satz- 
verhältnisse bei Xenophon, den Rednern und Plato nach 
affirmativem Vordersatz Scog ein, während sich TcpCv durch- 
weg an den negativen Vordersatz anschloss und meist an 
einem vorhergehenden Tcpixepov eine Stütze fand. Der In- 
dicativsatz ist daher ebenfalls seinem Hauptsatze stets nach- 
gestellt. Dem Satzverhältnisse entsprechen auch die Tem- 
pora in beiden Gliedern, indem der Nachsatz meist den 
Indicativ Aorist, einigemal auch den des Praesens zur Be- 
zeichnung des raschen Eintritts einer Handlung enthält, der 
Vordersatz aber zur Angabe der in seiner Dauer unterbro- 
chenen Handlung den Indicativ Imperfect oder auch den 
des Aorist mit einem Particip Imperf. bietet. Die vorlie- 
genden Beobachtungen fassen wir kurz also zusammen: 

np(v mit dem Indicativ eines Praeterituins 
ist nur eine abwechselnde Form für Sco^ mit 
gleichem Modus. Der Nebensatz bestimmt nä- 
her, „bis wann^ nicht „wann" die Handlung 
seines Hauptsatzes stattfand resp. nicht statt- 
fand. Bei affirmativem Vordersatz gehört die- 
ser verhältnismässig seltene Gebrauch dem 
älteren Atticismus an, bei negativem ist der- 
selbe vorwiegend auf Xenophon, die Redner 
und Plato ausgedehnt und besonders oft in der 
Formel oö icpöxepov ica6oao8'at — -repfv oder in 
dem Schema oö izpizepov — «ptv angewendet. 



und antequam mit dem Indicat. eines Praeteritums; z. B. Cic p. dorn, 
ad pont. 30, 78: qui (clves Romani) erant rerum capitalium condem- 
nati, non prius hanc civitatem amittebant, quam erant in eam 
recepti etc. Vgl. Em, Hoffmann: „Die Construction der lat. Zeit- 
partikeln«. 2. Aufl. Wien 1873 p. 175. 



155 

In Fällen der Kichtwirklichkeit tritt ebenfalls bei nega- 
tivem Vordersatz stets der Indicativ ein, während die ent* 
sprechenden affirmativen Constructionen nur den Infinitiv 
zulassen. 

Als Adverb war icp(v zwar nicht ausgestorben; doch 
ist sein diesbezüglicher Gebrauch in der jüngeren Zeit ein 
verhältnismässig beschränkter. Es hängt dies naturgemäss 
mit der häufigeren Verwendung der Partikel als Coniunc- 
tion zusammen. Praepositionsartig ist icp(v nur bei 
Pindar an einer Stelle verwendet. 




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