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Full text of "Beiträge zur Kenntniss mikroskopischer Organismen"

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DULAU  <St  C°  LI5 

87,  80H0  8Q..  LONDON,  W. 


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185: 

MAYHABDM.ttETCÄXT, 


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LIBRARY  IS) 


BEITRÄGE 

ZUR  KENNTNISS 


MIKROSKOPISCHER  ORGANISMEN. 


VON 

6.  FRESENIUS, 


DR.    D.    MED.     D,    C11IR,    PRAKT.    ARZTE,    LEHRER    D.    BOT.    AM    SEN'CK.    MED.    ISST.,    MEHR.    «EL.    GESELI.SCH.    MITGL. 


MIT   DREI  LITHOGRAPHIRTEN  TAFELN. 


(Abgedruckt    aus     den    Abhandlungen     der    Senckenbergisclien    naturforsclienden    Gesellschaft/ 


FRANKFURT  A.  M. 

DRUCK     UNI)     VERLAG     VON     H.     L.     B  R  U  !S  N  E  R. 

1858. 


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Stephanops  muticus  Ehrenb. 

Tafel  X.    Figur  1  —12. 

JJie  Arten  der  Gattung  Stephanops  gehören  gewiss  zu  den  schöneren  Riiderthieren, 
welche  man,  sobald  sie  uns  einmal  aufgestossen  sind,  sofort  mit  Interesse  betrachtet 
und  für  eine  genauere  Untersuchung  liebgewinnt.  Besonders  der  schön  geschweifte 
hyaline  Fortsatz,  welcher  schirmartig  den  Kopf  umgibt,  ist  es,  was  diesen  Thierchen 
eine  auffallende  Auszeichnung  verleiht.  So  zart  dieser  Schirm  ist  und  so  wenig  er  bei 
zu  schwacher  Vergrösserung  wahrgenommen  werden  kann,  so  hatten  doch  schon  die 
alteren  Beobachter  ihn  bemerkt  und  0.  F.  Müller  (sowie  die  Copie  in  der  Encyclopedie) 
sribt  eine  ziemlich  entsprechende  Abbildung  davon. 

Die  Species,  welche  mir  in  zahlreichen  Exemplaren  im  Januar  v.  J.  in  gestandenem 
Wasser,  entnommen  einem  mit  Salvinia  natans  und  Lemna  versehenen  Kübel  des  bota- 
nischen Gartens,  zum  erstenmal  vorkam,  hat  meist  eine  Länge  von  '/j-'/s"""".  In  ihrer 
Gesellschaft  fand  sich  nicht  selten  ein  Colurus,  wahrscheinlich  uncinatus.  Im  Um- 
fang ist  das  Thierchen  fast  cylindrisch,  jedoch  auf  der  einen  (oberen)  Seite  etwas 
flacher;  ich  will  dabei  sogleich  bemerken,  dass  das  Thierchen  diese  Seite,  welche  zu- 
gleich diejenige  ist,  welcher  die  Concavitat  des  Kopfschirmes  sich  zuwendet,  beim 
Schwimmen  in  der  Regel  nach  oben  tragt,  und  nicht  die  andere  convexere,  welcher  die 

Convexität  des  Schirmes  zugekehrt  ist  und  die  wir  als  den   Rücken  ansprechen. 

1* 


—     4     — 

Der  Kopf  hat,  von  oben  gesehen,  eine  dreieckige  Form,  die  Spitze  ist  abgestumpft 
und  aus  ihr  steht  eine  dunkele  Linie,  wie  eine  Borste,  hervor,  jedoch  ohne  den  Rand 
des  Kopfschilds  zu  überragen.  Die  beiden  seitlichen  Ecken  des  Dreiecks  laufen  mehr 
oder  weniger  spitz  zu  und  dicht  an  ihnen  sitzen  die  beiden  rothen  Augenpuncte.  Bei 
günstiger  Stellung  des  Thierchens  bemerkt  man  deutlich,  wie  diese  rothen  Puncte  eine 
gewölbt  vortretende  Oberflache  haben.  Einigemal  schien  es  mir,  als  süssen  sie  einem 
kurzen  hellen  Stielchen  auf  (Figur  7*).  Der  dreieckige  Kopf  ist  umzogen  von  einer 
zarten  hellen  breiten  Platte,  welche  schaufelförmig  vertieft,  rings  zugerundet  und  nur 
selten  an  der  der  Spitze  entsprechenden  Mitte  ihres  Umfangs  schwach  vortretend  ist.  Es  ist 
diess  der  vorhin  erwähnte  Kopfschirm,  von  Ehrenberg  Diadem  genannt  (daher  der 
deutsche  Gattungsnamen:  „Diademthierchen").  Dicht  an  der  Spitze  des  Kopfes  befinden 
sich  zwei  rundliche  oder  ovale  helle  farblose  Körperchen,  die  eng  aneinander  liegen, 
zuweilen  mit  einem  kleineren  unpaarigen  oben  zwischen  ihnen.  Sie  sind  in  der  Figur 
25  der  27ten  Tafel  der  Encyclopedie  (Copie  des  0.  F.  Müller)  bereits  angedeutet  als  runde 
helle  Stelle.  In  der  That  zeichnet  sich  schon  bei  schwacher  Vergrösserung  unter  einer 
gewissen  Beleuchtung  dieser  Punct  auffallend  durch  seine  Helligkeit  aus.  Zu  beiden 
Seiten  dieser  Körperchen  kommen  gewöhnlich  zwei  borstenähnliche  Striche  vor,  welche 
somit  nebst  der  vorhin  erwähnten  terminalen  Linie  den  Anschein  bewirken,  als  sei  die 
Kopfspitze  mit  drei  Borsten  versehen.  Darunter  habe  ich  die  beiden  seitlichen  (die 
Borstennatur  der  mittleren  Linie  ist  mir  zweifelhaft)  wiederholt  schwach  bewegt  gesehen. 
Oefter  erkannte  ich  an  dieser  Kopfspitze  ziemlich  deutlich  eine  Form,  wie  in  Figur  12; 
die  beiden  seitlichen  Borsten  lagen  den  ovalen  Körperchen  dicht  an  und  liefen,  so  schien 
es  wenigstens,  an  der  Basis  derselben  zusammen,  während  ihre  Spitzen  oberhalb  der 
Körperchen  durch  eine  feine  unbestimmte  Querlinie  vereinigt  schienen.  Diese  ver- 
einigende Linie  ist  mir  jedoch  noch  etwas  problematisch.  Da,  wo  die  beiden  Linien  an 
der  Basis  der  ovalen  Körperchen  zusammenlaufen,  erkannte  ich  einmal  bei  einer  wieder- 
holten langsamen  Drehung  eines  Thierchens  um  seine  Längsachse  eine  kleine  helle 
kugelige  Ilervorragung  sehr  bestimmt  (Figur  12  a). 

Unterhalb  der  Borsten,  beiderseits  oberhalb  der  augentragenden  Ecke  des  Kopfes 
stehen  zwei  Organe,  welche  in  der  Müller 'sehen  Abbildung  schon  so  angedeutet  sind, 
wie  man  sie  bei  oberflächlicher  Betrachtung,  oder  auch  bei  einer  gewissen  Stellung  der- 
selben wirklich  zu  sehen  pflegt,  nämlich  zwei  dunklere  Striche  von  einiger  Breite,  die 
auf  eine  hier  ansitzende  Borste  schliessen  lassen  könnten  (Figur  5).  Genauere  Unter- 
suchung bei  zweckmässig    gehandhabter   Beleuchtung   gibt  über  die  wahre  Beschaffenheit 


MATNAEE  M.  METGAU, 


—     5    — 

dieser  dunklen  Striche  genügendere  Auskunft.  Es  sitzen  nämlich  liier  zwei  kleine 
flügeiförmige  Organe  an,  welche  in  Form  und  Bewegung  an  manche  Fischflossen  leb- 
haft erinnern.  Man  sieht  diese  Flügelchen  in  verschiedener  Richtung,  bald  horizontal 
abstehend  (Figur  3,  7),  bald  mehr  der  Langsachse  des  Thierchens  sich  nähernd,  also  in 
schräger  Stellung  (Figur  2,  4);  im  ersten  Fall  erscheinen  sie  breiter,  im  letzleren 
schmäler,  mehr  oder  weniger  linienförmig.  Nach  Einwirkung  von  Jodlösung  werden  sie 
ohne  Schwierigkeit  erkannt,  aber  auch  schon  ohne  diess  bei  etwa  ISOfacher  Vergrösse- 
rung,  wenn  das  Licht  gehörig  gedämpft  wird.  Der  untere  Rand  dieser  Fortsätze  ver- 
läuft gerade,  der  obere  verläuft  geschweift  zur  Spitze,  oder  die  Form  derselben  ist, 
wenn  sie  dem  Beobachter  die  Fläche  zukehren,  auch  wohl  eine  keilförmige  mit  schräg 
abgestutztem  oberen  Rand  (Figur  6).  Ehrenberg  erwähnt  diese  Flügelchen  oder 
Taster  nicht,  bildet  sie  auch  nicht  ab,  worauf  bereits  Perty1)  aufmerksam  gemacht  hat. 
Leydig2)  zeichnet  sie,  jedoch  nicht  so,  wie  sie  bei  der  in  Rede  stehenden  Art  er- 
scheinen. Oefter  habe  ich  sie  deutlich  flossenartig  bewegt  gesehen,  besonders  wenn  das 
Thierchen  durch  irgend  einen  Umstand  in  seiner  freien  Rewegung  gehindert  war  und 
mannigfache  Versuche  zu  seiner  Befreiung  machte.  Weniger  stürmische  Bewegungen 
dieser  Taster  entgehen  einem  bei  längerer  Beobachtung  auch  nicht.  Sie  haben  übrigens 
nicht  immer  gleiche  Richtung;  so  fand  ich  bei  ruhig  liegenden  Thierchen  den  einen 
Taster  schräg  nach  vorn,  den  andern  nach  hinten  gewendet. 

Von  dem  etwas  vorgetriebenen  oder  gelenkartig  verdickten  Insertionspunct  der 
beiden  Taster  läuft  eine  feine  Linie  beiderseits  schräg  nach  innen  und  unten,  und  es 
wird  so  ein  trichterförmiger  Raum  begränzt,  der  sich  als  die  Mundöflhung  zu  erkennen  gibt. 
In  seiner  Tiefe,  da  wo  die  beiden  Linien  sich  nähern,  sitzen  zahlreiche  feine  Wimpern 
an,  und  die  Beobachtung  erkennt  auch  von  hier  ausgehend  das  lebhafte  Spiel  dieser 
Cilien,  die  sich  bis  über  den  Rand  des  Kopfes  hinaus  erstrecken,  jedoch  den  Kopf- 
schirm  nie  überragen.  Bei  der  Seitenansicht  sieht  man  öfter  diese  Cilien  deutlich,  wie 
sie  mit  ihren  Spitzen  gekrümmt  nach  aussen  gerichtet  sind  (Figur  9).  Dass  auch  noch 
oberhalb  der  beiden  Taster  gegen  die  Spitze  des  Kopfes  hin  Wimpern  ansitzen,  schien 
mehrmals  deutlich  zu  seyn  (Figur  6,  in  Glycerin). 

Zwischen  den  Tastern  und  den  Seitenecken  des  Kopfes  treten  zwei  mehr  oder 
weniger  halbkugelige  zarte    Protuberanzen  auf,  die  zwar  nicht  an  jedem  Exemplar  so- 


!)   Zur  Kenntn.  kleinst.  Lebensformen,  pag.   43. 

2)  Siebold  u.  Kolliker  Zeitsehr.  VI,  Taf.  3.  Fig.  33. 


—     6     — 

fort  sichtbar  sind,  ein  andermal  aber  wieder  sehr  deutlich  erkannt  werden.  Bei  Exem- 
plaren, die  man  mit  Beagentien  behandelt,  stellen  sie  nebst  der  Spitze  des  Kopfes  drei 
angeschwollene  Partieen  des  Dreiecks  dar.  Figur  7  sind  sie  abgebildet.  An  diesen 
Stellen  sieht  man  auch  bei  zur  Ruhe  gekommenen  oder  im  Absterben  befindlichen  Thier- 
chen  zwei  Büschel  gekrümmter  Cilien  ansitzen  (Figur  1,  3);  doch  konnte  ich  nicht 
finden,  dass  letztere  den  beiden    Protuberanzen  als    ihrer    Basis  aufsitzen. 

Unterhalb  der  Mundöffnung  erscheint  der  Kauapparat,  wahrend  des  Lebens  des 
Thierchens  in  bekannter  Activitat  sich  zeigend.  Seinen  Bau  kann  ich  hier  wegen  seiner 
Kleinheit  nicht  naher  im  Detail  beschreiben;  man  möge  aus  den  Figuren  bei  8  die 
Formverhaltnisse  desselben  entnehmen,  so  wie  sie  mir    deutlich  wurden. 

Der  in  der  Mitte  des  Leibes  dicht  unter  dem  Kauapparat  gelegene  Theil  hat  eine 
fast  viereckige  Form,  an  beiden  Seiten  mitunter  eine  leichte  Einschnürung,  und  seine 
Mitte  wird  zuweilen  durch  eine  Blase  eingenommen ,  welche  ganz  den  optischen  Ein- 
druck wie  die  tiefer  unten  gelegene  contractile  Blase  macht.  Bei  leichten  Drehungen 
des  Rumpfes  lebender  Thierchen,  sowie  bei  abgestorbenen  kommt  ein  längliches  Organ 
an  der  einen  Seite  des  Rumpfes  zur  Anschauung  (Figur  1),  welches  mit  zahlreichen 
blassbräunlichen  Molekularkügelchen  erfüllt  war.  Ueber  die  Natur  desselben,  sowie  die 
der  übrigen  Eingeweide,  welche  ich  in  den  Figuren  t,  2,  4  anzudeuten  versuchte, 
wage  ich  kein  Urlheil  abzugeben;  ist  es  ja  schon  bei  viel  grösseren  Formen  nicht 
leicht,  die  Interaneen,  die  man  dort  mit  grösserer  Bestimmtheit  erkennen  kann,  nach 
Bau  und  Function  zweifellos  zu  benennen,  und  wird  ja  nicht  selten  die  Deutung, 
die  der  Eine  heute  gibt,  von  einem  Andern  morgen  beseitigt  und  durch  eine  neue 
ersetzt. 

Im  Hinterleib  dicht  oberhalb  des  Fusses  befindet  sich  querüber  gelagert  eine 
ovale  helle  Stelle,  welche  sofort  den  optischen  Eindruck  einer  grossen  contractilen  Blase 
macht.  Auch  bei  den  mit  Jod  getödteten  Exemplaren  bleibt  diese  Stelle  hell,  während 
die  Umgebung  sich  intensiv  braun  färbt.  Am  oberen  Umfang  der  Blase  sieht  man  bei 
ruhig  liegenden  Thierchen  sehr  gewöhnlich  eine  partielle  Zusammenziehung,  die  bei 
einiger  Andauer  den  Schein  eines  pulsirenden  Organs  veranlasst.  Man  zählt  in  der 
Secunde  zwei  bis  eine  Systole  und  Diastole,  oder  auch  in  zwei  Secunden  nur  eine,  mit 
interponirten  kleineren  oder  grösseren  Pausen.  Ein  vollständiges  Verschwinden  der  Blase 
habe  ich  nur  selten  bemerkt ;  das  Wiedererscheinen  fand  nur  langsam  statt.  An  diesen 
Contractionen  betheiligte  sich  zugleich  der  Rumpf  des  Thieres  nebst  Panzer,  besonders 
die    hinteren,    der    Blase  zunächst  liegenden  Theile    desselben. 


—       7       — 

Am  Hinterlheile  des  Körpers,  wo  der  Fuss  hervortritt,  scheinen  beiderseits  am 
Rande  ein  paar  spitze  Zacken  vorzustehen,  die  besonders  bei  der  Seitenansicht  sich  wie 
ein  deutlicher  Dorn  ausnehmen.  Freie  Spitzen  kommen  jedoch  hier  nicht  vor.  Am 
Hinterlheile  des  Thierchens  findet  sich  nämlich,  ähnlich  wie  am  Kopftheile,  ein  abge- 
rundeter hyaliner  sehr  zarter  Fortsatz,  dessen  Profilansicht  leicht  zur  Annahme  freier 
Dornen  verleiten  könnte.  Jodlösung-  macht  auch  diesen  durchsichtigen  Theil  deutlicher 
und  färbt  ihn,    wie  das  Kopf'schild,  grünlichgelb,  während    alles  übrige  braun  wird. 

Der  aus  dem  Panzer  hervorragende  Fuss  besteht  aus  drei  Gliedern,  wovon  das 
letzte  gabelig  ist  und  von  zwei  sehr  fein  zugespitzten  beweglichen  Schenkeln  gebildet 
wird.  Ein  paar  zarte  bandartige  Streifen,  welche  die  Fussglieder  durchziehen,  sind  die 
bewegenden  Muskeln  derselben.  Das  oberste  der  drei  Fussglieder  scldiesst  sich  an 
einen  breiteren  Fortsatz,  in  welchen  die  weiche  Körpersubstanz  ausgeht,  an  und  ist  zu- 
weilen durch  eine  Einschnürung  davon    schärfer  abgesetzt. 

Aufnahme  von  FarbstofFen  hat  mir  bis  jetzt  nicht  gelingen  wollen,  wie  ich  denn 
überhaupt  in  dem  Verdauungsapparat  keine  aufgenommene  Körper  habe  bemerken  kön- 
nen. Bei  einigen  besonders  grossen  Exemplaren  fand  ich  an  verschiedenen  Stellen  im 
Innern  kreisrunde  Bläschen,  ganz  blass  grünlich  gefärbt.  Sie  schienen  mir  nicht  aus  der 
umgebenden  Flüssigkeit  aufgenommen  zu  sein.  Oefter  sind  sie  mit  einem  hellen  Contour 
einer  zarten  Blase  ähnlich  umgehen  (Figur  3). 

Was  die  Bewegung  dieses  Bädertbierchens  betrifft,  so  schwimmt  dasselbe  gerade 
ausgestreckt  auf  dem  Rücken  liegend  mehr  oder  weniger  lebhaft,  in  der  Regel  nicht 
sehr  rasch.  Man  braucht  nicht  allzulange  zu  warten,  um  einzelne  Exemplare  zu  einer 
für  die  Beobachtung  erwünschten  Ruhe  kommen  zu  sehen.  Zuweilen  legen  sie  sich  auf 
die  Seite,  verharren  entweder  in  dieser  Stellung  einige  Zeit  ruhig,  oder  drehen  sich 
dabei  langsam  im  Kreise  herum,  den  Fuss  nach  der  Ventralseite  gekrümmt.  Ein  ander- 
mal liegt  das  Thierchen  ruhig  und  macht  seinen  Wirbel  im  Wasser,  indem  es  sich  mit 
ausgespreizten  Spitzen  des  Fusses  fixirt  und  mit  dem  übrigen  Körper  und  Kopf  nach  der 
einen  oder  andern  Seite  neigt.  Der  Kopf  mit  der  unterhalb  der  Augen  befindlichen 
ersten  Abschnürung,  dem  Hals,  bewegt  sich  nebst  dem  Kauorgan  nach  beiden  Seiten, 
nach  oben  und  unten,  sowie  in  der  Richtung  der  Längsachse,  also  sich  etwas  vor- 
streckend und  zurückziehend.  Bisweilen  bäumt  sich  das  Thierchen  wie  krampfhaft  nach 
verschiedenen  Seiten,  stellt  sich  auch  auf  seinem  Fusse  senkrecht  in  die  Höhe. 

Zum  Schlüsse  noch  ein  Wort  über  die  Nomenclatur.  Der  von  0.  F.  31  Uli  er  ab- 
gebildete   Bruchionas     lamellaris,     der    Stephanops    lamellaris    des    grossen    Ehren- 


—      8      — 

bergischen  Infusorienwerkes ,  sowie  der  von  Lcydig  in  s.  Abh.  über  die  Räderthiere 
in  Sieb.  u.  Köll.  Zeitschr.  VI.  Taf.  3.  Fig.  33  abgebildete  Stephanops  unterscheidet  sich 
auf  den  ersten  Blick  durch  die  drei  derben  Spitzen,  in  welche  der  Panzer  nach  hinten 
ausgeht,  und  durch  die  spornartige  Spitze  am  vorletzten  Fussglied.  Brachionus  cirratus 
der  Tafel  28.  Fig.  13  der  Encyclopedie  und  Stephanops  cirratus  Ehrenb.  hat  eben- 
falls hinten  drei  lange  Dornen.  Es  bleibt  sonach  nur  Stephanops  mnticus  Ehr.  übrig, 
als  diejenige  Form,  welche  der  oben  beschriebenen  am  meisten  entspricht  und  welche 
ich  als  identisch  annehme. 

Eine  zweite  Stephanops- Art,  welche  ich  in  Wasser  aus  dem  Walldorfer  Sumpf 
beobachtete,  kommt  im  Bau  mit  der  vorigen  überein,  unterscheidet  sich  aber  durch  die 
Form  des  hinteren  Endes  des  Panzers.  Dieses  geht  in  drei  Spitzen  aus,  welche  jedoch 
bei  Weitem  nicht  so  lang  sind  als  bei  St.  lamellaris  (ich  kenne  von  dieser  Art  bis 
jetzt  nur  die  publicirten  Abbildungen)  und  sich  nebst  dem  ganzen  Panzerhintertheil  durch 
grosse  Zartheit  (viel  zarter  als  das  Diadem)  auszeichnen.  Auch  fehlt  bei  meiner  Form 
die  spornarlige  Spitze  am  Gabelfuss.  Der  Panzer  hat  an  seinem  hinteren  Ende  drei 
deltoidische  Zahne,  welche  sich  durchaus  nicht  in  lange  dornige  Spitzen  endigen,  wie 
solche  bei  St.  lamellaris  dargestellt  werden;  sie  haben  fast  gleiche  Form  und  Grösse 
oder  häufiger  ist  der  mittlere  Zahn  etwas  grösser.  Figur  11  stellt  diese  Art  im  Um- 
riss  dar.     Sie  könnte  als  St.    tri  den  latus  bezeichnet  werden. 

Wie  verhalt  sich  wohl  die  von  Seh  mar  da  in  dessen  kleinen  Beitr.  zur  Naturgesch. 
der  Inf.  beschriebene  und  abgebildete  Gattung  Listrion  zu  Stephanops  ?  Sollte  sie  viel- 
leicht damit  zusammenfallen?  Panzer  und  Fuss  werden  hinten  dreispitzig  abgebildet;  die 
Form  des  Kopfes,  die  Stellung  der  Augen  ,  der  unten  tellerförmig  ausgedehnte  Vorder- 
theil  entspricht  im  Allgemeinen,  ebenso,  dass  „aus  der  Mitte  jedes  Raderorgans  eine 
verlängerte  Wimper,  bandartig  gestaltet",  hervorgehen  soll,  worunter  wohl  die  nicht 
scharf  gesehenen  Taster  gemeint  seyn  könnten.  Abweichend  ist  die  Form  der  Kiefer 
und  die  Anwesenheit  von  drei  Muskelbündeln  auf  jeder  Seite. 


Drepanomonas  dentata  Fresen. 

Tafel  X.    Figur  25-28. 

Farblos,  sichelförmig,  flachgedrückt,  vorn  und  hinten  fein  zugespitzt,  mit  5  hervor- 
ragenden Leisten,  wovon  2  auf  jeder  flachen  Seite  und  einer  am  convexen  Rand  liegt. 


9     — 


Am  concaven  Rand  befindet  sich  in  der  Mitte  eine  bauchige  Vortreibung  mit  einem 
kleinen  Zahnchen;  ein  gleiches  Zahnchen  ist  unterhalb  der  Spitze  befindlich.  Nach  der 
Gegend  des  letzteren  laufen  mehrere  Linien  sehnig  von  oben  und  aussen.  Vor  der 
convexen  Randlinie  sieht  man  bei  einer  gewissen  Lage  des  Thierehens  eine  wellen- 
förmige Linie  verlaufen ;  auch  kommen  noch  einige  dergleichen  zum  Vorschein ,  wenn 
man  ein  todtes  Thierchen  von  der  schmalen  Seite  betrachtet,  wenn  es  auf  dem  convexen 
Rand  stehend  dem  Reobachter  zugewendet  ist;  es  schien  dann,  als  sei  eine  solche  Wel- 
lenlinie mit  ganz  kurzen  Zahnchen  besetzt.  Im  Innern  des  Körpers  sind  nur  farblose 
Körnchen  zu  unterscheiden ,  durch  welche  eine  etwas  perlgraue  Färbung  des  Ganzen 
bewirkt  wird.  Einigemal  sah  ich  etwa  in  der  Mitte  des  Körpers  nach  dem  concaven 
Rand  hin  eine  röthlich  schimmernde  (ob  contractile?)  Vacuole.  So  lange  ich  sie  bei 
dem  sich  langsam  bewegenden  Thierchen  beobachten  konnte,  bemerkte  ich  keine  Con- 
tractionen  derselben.  Reide  spitze  Enden  des  Thierehens  sind  von  sich  bewegenden 
zarten  Fadchen  gevvimpert.  Am  vordem  Ende  erstrecken  sich  dieselben  sowohl  am  con- 
caven als  convexen  Rand  (ob  auch  auf  den  Leisten  der  beiden  Flachen?)  bis  gegen  die 
Körpermitte  hin;  am  hinteren  Ende  gehen  sie  nicht  so  weit  herauf.  Diese  beweglichen 
Cilien  sind  gewöhnlich  schwer  zu  sehen. 

Schwimmt,  auf  der  flachen  Seite  liegend,  nicht  sehr  rasch,  ist  aber  ziemlich  un- 
ruhig; macht  auch  Drehungen  um  die  Längsachse. 

Länge   Vis— Vi4mm,  Rreite  in  der  Mitte   ]/37mm- 

In  Wasser  aus  dem  Walldorfer  Torfsumpf. 


Mallomonas  Plösslü   Pert. 

Tafel  X.     Figur  39  —  41. 
Perty  zur  Kenntn.  kleiust.  Lebeusf.  pag.  171.  Taf.  XIV.  Fig.  19. 


Körperumriss  oval  und  länglich,  das  fadentragende  Ende  oft  spitz  vorgezogen. 
Borsten  lang  und  ziemlich  zahlreich;  ich  habe  an  einem  angetrockneten  Exemplar  gegen 
30  gezählt.  Sie  scheinen  an  der  ganzen  Circumferenz  des  ziemlich  cylindrischen  Kör- 
pers anzusitzen.  Beim  Schwimmen,  wo  sie  dem  Körper  mehr  anliegen,  werden  sie 
zwar  nicht  bewegt  (so  dass  also  der  terminale  Flimmerfaden  das  eigentliche  Be- 
wegungsorgan ist),  doch  verändert  das  Thierchen  öfter  langsam  ihre  Richtung,  sie  liegen 
bald  mehr  dem  Leibe  an,  bald  stehen  sie  mehr  ab.     Die  zwei  vordersten  Borsten  stehen 

2 


—     10     — 

ähnlich  zweien  Fühlern  zur  Seite  des  Bewegungsfadens.  Der  etwas  schmutzig-grün- 
liche Inhalt  den  Körper  gleichmässig  ausfüllend  oder  unterbrochen ;  in  der  Mitte  zuweilen 
eine  helle  Vacuole.    Ich  habe  einige  kleine  contractile,  optisch-rothe,  Stellen  beobachtet. 

Schwimmt  nicht  besonders  rasch;  wendet  sich  zuweilen  ruhig  kopfüber  und 
schwimmt  in  andrer  Richtung  weiter. 

Länge  Vm-Vu™  . 

In  Wasser  aus  der  Mörfelder  Lache. 

Perty  hat  dieses  Thierchen  unter  die  Monadinen  aufgenommen;  nach  meiner  An- 
sicht dürfte  es  jedoch  von  dieser  Gruppe,  wenn  man  nicht  deren  Gränzen  sehr  weit 
stecken  will,  auszuscheiden  seyn. 


Baeonidium  remigans  Pert. 

Tafel  X.   Figur  32  —  33. 
Perty  zur  Kenntn.  kleinst.  Lebensf.   pag.   149.  Taf.   VII.  Fig.  3. 

Im  Walldorfer  Torfwasser.    Juni. 

Vu  —  Vib mm'  lang.  Entspricht  in  Grösse  und  andern  Merkmalen  ziemlich  der 
Perty'schen  Form.  Wird  oft  ziemlich  ruhig  in  der  Nahe  von  Confervenfäden  ver- 
weilend gefunden,  nur  leise  ruckweise  hin  und  her  fahrend  ohne  die  Stelle  zu  verlassen, 
und  langsam  um  die  Axe  sich  drehend.  Andernfalls  bewegt  es  sich  auch  sehr  rasch. 
Die  Wimpern  am  vordem  Ende  simuliren  allerdings  bei  ihrer  Bewegung  öfter  eine 
Membran  wie  bei  Paramec/um  Chrysalis  u.  a.  Zeigt  sich  meist  in  der  Gestalt  wie  bei 
Figur  32,  selten  auch  etwas  gekrümmt,  oder  sich  krümmend  und  wieder  gerade  richtend. 


Amoeba  lateritia  Fresen. 

Tafel  X.    Figur  13  —  19. 

In  gestandenem  Wasser  von  Walldorf,  in  demselben,  in  welchem  auch  Spirotaenia 
obscura  vorkam,  Mitte  Juli  1857. 

Ein  durch  seine  Farbe  und  die  zahlreichen  feinen  hyalinen  Spitzen  schönes 
Geschöpf.  Die  Farbe  ist  ein  dunkeleres  Ziegelroth,  welches  beim  Absterben  in 
Braunroth    übergeht.      Körper    bald    rundlich    oder    oval    im    Umriss,    bald    langgezogen 


—    11    — 

und  an  einem  Ende  abgerundet,  am  andern  in  mehrere  Spitzen  ausgezogen,  oder 
fast  gleichbreit  langgezogen,  oder  eiförmig  und  zugespitzt,  oder  von  ganz  anregel- 
mässigem Umriss.  Körperfortsätze  entweder  bloss  dünne  feine  Spitzen,  oder  hier 
und  da  stärker  vortretende  Ecken  der  Körpersubstanz,  welche  aber  stets  in  feine 
Spitzen  auslaufen.  Letztere  sind  zuweilen  sehr  zahlreich,  so  dass  ringsum  der  Kör- 
per von  ihnen  starrt;  zuweilen  werden  sie  nur  partiell  vorgeschoben.  Sie  kommen 
von  verschiedener  Länge  vor;  einzelne  erreichen  nicht  nur  den  jeweiligen  Durch- 
messer des  kugelig  geformten  Körpers,  sondern  sie  übertreffen  ihn  noch.  Die  Spitzen 
bewegen  sich  tastend,  zuweilen  krümmen  sie  sich  etwas,  sind  mitunter  wie  geknickt 
oder  fast  geschlängelt,  richten  sich  aber  alsbald  gerade.  Körper  voll  kleiner  Mo- 
leküle. Innere  Organisation  nicht  sichtbar.  Ob  bei  dem  in  Glycerin  gebrachten 
Exemplar  Fig.  19,  bei  welchem  sich  der  Inhalt  in  der  angedeuteten  Weise  getrennt 
hatte ,  eine  eirundlich  umschriebene  Stelle  bei  a  einen  Kern  darstellt,  ist  nicht  be- 
stimmt entschieden.  Der  Körper  mass  ohne  die  Spitzen  im  kugelig  zusammenge- 
zogenen   Zustand    V20"  Viomm'. 


Arcella  hyalina  Ehrenb. 

Tafel  XII.     Figur  1  —  24. 

Zahlreiche  Exemplare  dieses  Rhizopoden  habe  ich  im  Monat  Februar  in  Wasser 
zu  beobachten  Gelegenheit  gehabt,  welches  einem  im  Gewächshaus  des  hiesigen  bota- 
nischen Gartens  stehenden  Kübel  mit  Isoetes  palustris  und  einer  Cladophora  •)  ent- 
nommen, kurze  Zeit  in  meinem  Zimmer  gestanden  hatte.  Die  Schale  hat  einen  bald 
fast  kreisrunden ,  bald  elliptischen  Umriss,  bald  ist  sie  an  einem  Ende  etwas  ver- 
schmälert und  zeigt  sich  mehr  eiförmig.  Der  eine  Theil  des  Umfangs  ist  stärker,  der 
andere  flacher  gewölbt.     Man  findet  das  Thierchen  nicht  selten  so  liegen,  dass  von  den 


*)  Bei  dieser  Confervee  hatte  ich  Gelegenheit,  den  Inhalt  vieler  Zellen  in  zahllose  Schwärmzellen  umgewan- 
delt zu  sehen,  welche  eiförmig  und  meist  scharf  zugespitzt  waren;  am  spitzen  hyalinen  Ende  war  ein 
blassrother  nicht  scharf  umschriebener  Fleck  zu  bemerken ;  die  Flimmerfäden  blieben  undeutlich.  Durch  eine 
seitlich  am  oberen  Ende  der  Zelle  entstandene  Oeflnung  traten  sie  aus,  um  nach  kurzem  Schwärmen  zur  Ruhe 
zu  kommen  und  zu  keimen.  Am  Austreten  verhinderte  Schwärmzellen  sah  man  in  der  Mutterzelle  sich 
herumbewegen  und  in  verschiedenen  Keimungszustiinden  daliegen,  oft  die  ganze  Zelle  dicht  ausfüllend.  Dabei 
war  öfter  innerhalb  der  entstandenen  Cellulose-Membran  die  röthliche  Spitze  der  Primordialzelle  noch 
deutlich. 

2* 


—     12     — 

beiden  längeren  Seiten  des  Schalenumfangs  die  eine  stark  bogig-geschweift  ist,  die 
andere  gegenüberliegende  dagegen  in  ihrer  Mitte  fast  gerade  verläuft,  schwach  abge- 
stutzt erscheint  und  selbst  einen  seichten  Eindruck  zeigt.  Mitunter  vorkommende  Exem- 
plare von  fast  halbkugeliger  Gestalt  schliessen  sich  hier  an.  Die  Schale  ist,  soweit  sie 
nicht  durch  die  innere  Substanz  verdeckt  wird ,  farblos ,  jedoch  gewöhnlich  nicht  ganz 
hyalin,  sondern  mit  einem  sehr  leichten  Sepiaanflug  tingirt.  Von  einer  Textur  der 
Schale  ist,  wenn  sie  in  Flüssigkeit  liegt,  nichts  zu  erkennen ;  eingetrocknet  hat  sie  bald 
ein  gestreiftes,  faltig-runzeliges  Ansehen,  bald  erscheint  sie  fein  punctirt  oder  granulirt. 
Dass  ihr  eine  gewisse  Dehnbarkeit  und  jedenfalls  nicht  die  Festigkeit  wie  den  Gehäusen 
anderer  Rhizopoden  zukommt,  dafür  spricht  ihr  Mangel  an  Formbeständigkeit  beim  Ab- 
sterben, besonders  beim  Eintrocknen,  und  auch  beim  lebenden  Thier  zuweilen  eine 
leichte  Gestaltveränderung.     Ihr  längerer  Durchmesser  beträgt   Vio  —  54»  """• 

Die  Mündung-  der  Schale  fallt  hier  durchaus  nicht  so  leicht  und  bestimmt  in  die 
Augen,  wie  bei  andern  Rhizopoden.  Sie  befindet  sich  gewöhnlich  an  einer  der  längeren 
Seiten  des  Schalenumfangs,  und  zwar  an  der  Stelle,  wo  derselbe  leicht  abgestutzt  oder 
eingedrückt  ist  (Figur  10,  21,  22).  Hier  sieht  man  ölter  zarte  Rlasen  aus  dem  Innern 
heraustreten  und  bei  todten  Exemplaren  Partieen  der  weichen  Körpersubstanz  lappen- 
förmig  vorragen  (Figur  10,  21).  Bei  Exemplaren,  welche  sich  dem  Eiförmigen  näher- 
ten, schien  die  Oeffnung  am  spitzeren  Theil  sich  zu  befinden,  wo  ein  Austreten  von 
einer  und  mehreren  zarten  Blasen  beobachtet  wurde  (Figur  17  —  20).  Wenn  nun  auch 
die  Oeffnung  im  Allgemeinen  einen  mehr  unregelmässigen  Umriss  zu  haben  scheint,  so 
kommen  doch  auch  Falle  vor,  wo  dieselbe  von  einer  regelmässigen  rundlichen  Linie 
umschrieben  wird  (Figur  16,  in  Chlorcalciumlösung  liegend).  Im  Innern  der  Schale  be- 
merkt man  hellere  und  dunklere  Körnchen  von  verschiedener  Grösse,  welche  einen  hell— 
bräunlich-grünlichen  Wandüberzug  bilden  helfen.  Dieser  bedeckt  selten  den  ganzen  dem 
beobachtenden  Auge  zugekehrten  Theil  der  Schale,  sondern  lässt  gewöhnlich  einen 
hyalinen  Theil  derselben  unbedeckt,  der  ein  zartes  kernähnliches  Bläschen  zeigt,  um- 
geben von  einem  kreisrunden  Hof  (Figur  11,  12,  18  etc.).  Dass  das  centrale  Bläschen 
kernartiger  Beschaffenheit  und  nicht  eine  Vacuole  ist,  ergibt  sich  aus  der  genauen  Be- 
obachtung selbst  und  aus  der  Anwendung  von  Jod,  wobei  es  schärfer  markirt  hervor- 
tritt und  sich,  wie  der  ganze  Inhalt,  gelbbraun  färbt  (Fig.  23).  Der  Hof  um  den 
Kern  dagegen  (bei  andern  Rhizopoden  von  Manchen  als  Kapsel  des  Nucleus  bezeichnet) 
macht  seiner  röthlichen  Farbe  wegen  mehr  den  Eindruck  einer  Vacuole  und  weniger 
den  eines  Kernes,  von  dem  der  innere  Kern  den  Nucleolus  darstellte;  freilich  erhalt  er 


—     13     — 

sich  an  Exemplaren,  die  in  Chlorcalciumflüssigkeit  liegen  und  auch  nach  Jodeinwirkung. 
Ebenso  zeigt  er  sich  bei  hin  und  wieder  vorkommenden  abgeblasslen  todten  Exemplaren 
besonders  scharf  markirt  und  massig  (Fig.  17). 

Die  contractile  und  dehnbare  Substanz,  der  beweglich-belebte  Theil  des  Rhizopoden. 
ist  sehr  zart,  structurlos  und  tritt  aus  der  OeiFnung  der  Schale  in  verschiedener  Form  und 
verschiedenem  Grad  der  Ausdehnung  hervor.  Bald  sind  es  nur  wenige  spitze  Fortsätze, 
welche  auf  der  einen  oder  andern  Seite  der  Schale  vorstehen,  bald  ragen  nach  allen  Sei- 
ten kürzere  und  längere  sehr  feine  Strahlen  vor;  ein  andermal  ist  ein  grösserer  unge- 
theilter  Lappen  ausgetreten,  der  vorn  in  einige  feine  Strahlen  ausgezogen  ist,  oder  die 
vorgetretene  bewegliche  Substanz  umgibt  in  ansehnlicher  Ausbreitung  einen  grösseren 
Theil  des  Schalencontours  (der  gewölbte  Theil  der  Schale  dem  Beobachter  zugekehrt, 
oben  befindlich,  die  contractile  Substanz  abgewendet,  auf  dem  Objectträger  sich  ausbrei- 
tend) und  schickt  nach  mehreren  Seiten  feine  Fortsätze  aus,  die  einfach  oder  ästig  sind, 
mitunter  stellenweise  zusammenlliessen  und  eine  ansehnliche  Länge  erreichen  können 
(vergl.  die  Abbildungen).  Dass  aus  der  Mündung  der  Schale  runde  Blasen  austreten, 
wurde  schon  oben  erwähnt;  sie  sind  bald  äusserst  zart,  hyalin,  mit  nicht  differenzirtem 
Inhalt,  bald  mit  grösseren  und  kleineren  Vacuolen  versehen,  bald  sind  sie  auch  weniger 
zart,  mit  granulösem  Inhalt  und  zeigen  selbst  ansehnliche  Diatomeen  eingeschlossen.  Auch 
grossen  ausgetretenen  Blasen  begegnet  man  öfter  an  der  Schaleninündung ,  welche  nicht 
nur  die  Grösse  der  Schale  erreichen,  sondern  zuweilen  übertreffen  (Figur  20).  Solche 
grosse  Blasen  trifft  man  auch  isolirt  im  umgebenden  Wasser  an ;  ich  habe  in  ihnen  auch 
dunkele  Körnchen  in  molecularer  Bewegung  gesehen.  Ob  sie  sich  weiter  entwickeln 
und  ob  sie  vielleicht  zur  Fortpflanzung  eine  Beziehung  haben,  ist  durch  Beobachtung  bis 
jetzt  nicht  ermittelt. 

Von  fremden,  vom  Rhizopoden  aus  dem  umgebenden  Wasser  aufgenommenen  Kör- 
pern erblickt  man  besonders  Diatomeen  und  gewunden  in  der  Schale  liegende  und 
dabei  nicht  selten  noch  theilweise  aus  der  Mündung  hervorstehende  Fäden  einer  klei- 
nen Oscillariee. 

In  Beziehung  auf  Fortpflanzung  der  Rhizopoden  glaubt  Colin,  dass  die  Copulation 
eine  wichtige  Rolle  spiele.  Er  fand  Difflugien  und  Arcellen,  deren  Schalen  zu  zweien 
mit  den  Oeffnungen  auf  einander  gesetzt  und  fest  verbunden  waren.  Selbsttheilung  könne 
nach  der  Natur  des  Gehäuses  nicht  stattfinden;  es  sei  daher  anzunehmen,  dass  die 
Juno-en  erst  nackt  seien  und  erst  später  die  Hülle  bildeten.  Ich  habe  bei  dem  in  Rede 
stehenden  Rhizopoden  gefunden,  dass  Theilung    in  zwei  und  vier  Individuen  vorkommt, 


—     14     — 

Bei  Figur  1  hängen  zwei  durch  Theilung  hervorgegangene  Exemplare  in  einer  feinen 
Trennungslinie  noch  zusammen.  In  dem  eingeschnürten  Exemplar  Figur  5  ist  eine 
Trennungslinie  noch  nicht  zu  erkennen.  Figur  8  (nach  einem  Präparat  in  Chlorcalcium- 
lösung)  zeigt  die  Einschnürung  der  Schale  in  der  Mitte  und  daselbst  auch  die  der  weichen 
Körpersubstanz,  welche  von  der  Schale  etwas  zurückgezogen  ist  und  in  jeder  Hälfte  den 
Kern  noch  gut  erkennen  lässt.  In  Figur  14  n.  15  haben  sich  bereits  vier  Individuen 
gebildet,  zwei  davon  unter  meinen  Augen.  Das  grössere  Exemplar  bei  14  a  war  an- 
fänglich noch  nicht  eingeschnürt;  es  zeigte  sich  alsbald  eine  schwache,  rasch  zuneh- 
mende Einschnürung  und  nach  Verlauf  von  etwa  einer  halben  Stunde  war  die  Trennung 
in  4  Individuen  so  wie  in  Figur  1 5  vorgeschritten.  Die  beiden  Figuren  sind  schwächer 
vergrössert,  als  die  übrigen,  abgebildet,  weil  die  Gruppe  ohne  Anwendung  eines  Deck- 
gläschens mit  einem  schwächeren  Linsensyslem  (Oberhäuser's  No.  7)  betrachtet  und  ge- 
zeichnet wurde.  Für  Theilung  sprechen  ferner  die  der  Natur  genau  nachgezeichneten 
Figuren  2,  3,  6,  13;  bei  Fig.  6  ist  nur  an  der  einen  Seite  eine  Einkerbung  vorhanden ; 
Figur  2 — 4,  wo  die  weiche  Substanz  in  verschiedener  Weise  ausgebreitet  ist  und  feine 
Fortsätze  ausschickt,  sind  drei  Grade  der  Trennung  der  Schale  dargestellt,  während  die 
Körpersubstanz  ungetheilt  beide  Schalen  zusammenhält.  Sollten  solche  Zustände  nur 
durch  Verschmelzung  von  zwei  oder  mehreren,  bis  dahin  isolirten  Individuen  erklärt 
werden  können;  sollten  sie,  schärfer  ins  Auge  gefasst,  und  wenn  wir  uns  dabei  noch 
ähnlicher  Fälle  aus  dem  Bereich  der  Infusorien-  und  Pflanzenwelt  vergegenwärtigen, 
nicht  eher  für  Theilung,  als  für  Copulation  sprechen?  Es  soll  damit  jedoch  nicht  be- 
hauptet werden,  dass  letztere  bei  unserem  Bhizopoden  unwahrscheinlich  sei;  sie  dürfte 
hier  ebensowohl  vorkommen  können,  als  bei  der  von  Lee  lere  gezeichneten  spiraligen 
Difflugie,  bei  der  von  Carter  4)  in  Vereinigung  abgebildeten  Euglypha  alveolata  und 
bei  Difßugia  proteiformis ,  von  welcher  der  hiesige  mikroskopische  Verein  Präparate 
besitzt,  die  ein  Zusammenhängen  der  beiden  Gehäuse  an  der  am  verschmälerten  Ende 
liegenden  Mündung  zeigen. 

Was  die  systematische  Bestimmung  dieses  Bhizopoden  betrifft,  so  dürfte  die  in  der 
Ueberschrift  gewählte  Benennung  nicht  fehlgegriffen  seyn.  Freilich  kamen  zahlreiche 
polygastrische  Blasen,  wie  sie  Ehrenberg  darstellt,  nicht  zur  Anschauung,  die  Form 
der  beweglichen  Fortsätze  entspricht  nicht  genau  und  ein  Kern  ist  nicht  erwähnt;  doch 
stimmen  im  Allgemeinen  Form,  Farbe   und  Grösse,  der  Kern  kann  übersehen  seyn  und 


->)  Ann.  and  Magaz.  of  nat.  bist.  Will.  2.  ser.    1856.  pl.  V.  Fig.   3-1  —  35. 


—      15     — 

in  der  Erklärung  der  Abbildung-  spricht  Ehrenberg  von  später  beobachteten  zahl- 
reichen wimperartigen  Füssen.  Er  hat  übrigens  die  Form  nur  fragweise  zu  Arcella 
gebracht  und  die  Vermuthung  ausgesprochen,  dass  sie  zur  Gattung  Difflugia  ge- 
hören  könne. 

Eine  weitere  Rhizopoden-Form ,  welche  der  unsrigen  sehr  nahe  steht  und  viel- 
leicht damit  zusammenfallt,  ist  die  von  A.  Schneider  in  Müller's  Archiv  f.  Anat.  u. 
Phys.  1854.  Heft  III.  pag.  204  beschriebene  und  abgebildete  Difflugia  Enehehjs.  Es  ist 
hier  sogleich  zu  bemerken,  dass  diess  nicht  die  Ehrenb ergische  Difflugia  Enchehjs  ist, 
wie  aus  des  Letzteren  Abbildung  und  der  unten  von  mir  gegebenen  desselben  Geschöpfes 
sich  ergibt.  Die  Form  von  Schneider  nähert  sich  viel  mehr  unserer  Are.  hyalina. 
Er  bildet  jedoch  die  Leibessubstanz  mit  starkem  Contour  von  einer  äusseren  zarteren 
membranösen  Hülle  meist  zurückgezogen  ab  und  am  spitzeren  Ende  austretend  und  den 
Fuss  bildend.  Bei  meiner  Form  zeigt  stets  die  Schale  den  stärkslen  Contour;  Gränzen 
der  Leibessubstanz  im  Innern  sind  im  Leben  nicht  wahrzunehmen;  tritt  sie  aus,  so  bildet 
sie  zuweilen  eine  zartere,  die  Schale  umgebende  scheinbare  Hülle,  besonders  wenn  sie 
dabei  nicht  ringsum  Strahlen  aussendet;  dann  kommen  Ansichten  vor,  wie  in  der 
Schneider'schen  Figur  19,  wo  aber  der  innere  dunkele  Contour  die  Schale,  alles 
übrige  contractile  Körpersubstanz  ist. 

Trinema  Acinus  Duj. 

Ta  fei  XII.      Figur  25  —  27. 

Trinema  Acinus  Duj  ardin.  Arm.   des   sc.    nat.  1836.    V.  pl.  9.    Difflugia  Enchelys  Euren».  Infus.  1838.  pag.  132. 

Taf.  9.  Fig.  4. 

Diese  durch  Form  und  Oeflhung  des  Gehäuses  ausgezeichnete  Art  wurde  im 
Februar  in  gestandenem  Wasser  mit  Salvinia  aus  dem  botanischen  Garten  häufig  von 
mir  beobachtet  und  im  Sommer  in  Wasser  aus  den  Walldorfer  Torfsümpfen.  Ihre  Grösse 
betrug  V30 — I/25mm".  Austreten  von  fadenförmigen  Fortsätzen  wurde  selten  gesehen.  Die 
Eigenthümlichkeiten,  welche  sie  in  Gestalt,  Lage  der  Oefrnung  und  Inhalt  darbot,  habe 
ich  versucht,  in  der  mitgetheilten  Zeichnung  wiederzugeben.  Das  Exemplar  Fig.  27  * 
mass  ausnahmsweise   '/ig""" 

Der  Duj  ardin'schen  Benennung  habe  ich  den  Vorzug  geben  müssen,  da  ihr  die 
Priorität  zukommt,  vermeide  es  aber,  mich  in  eine  Discussion  über  den  Werth  dieser, 
sowie  der  übrigen  Galtungen  einzulassen,  mit  deren  Namen  die  hier  von   mir  aufgeführ- 


—     16     — 

ten  beschälten  Siisswasser-Rhizopoden  belegt  sind,  da,  wie  mir  scheint,  unsere  Kennt- 
nisse von  diesen  Geschöpfen  noch  zu  unvollkommen  sind,  um  wissenschaftlich  genügende 
Gattungscharaktere  entwerfen  zu  können. 


Difflugia  spiralis  Ehrenb. 

Tafel  XII.    Figur  37  —  42. 

Bei  Gelegenheit  der  Besprechung  vorstehender  zur  Frankfurter  Fauna  zahlender 
Rhizopoden  will  ich  nicht  versäumen,  auch  eine  hier  vorkommende  Form  zu  erwähnen 
und  abzubilden,  welche  nicht  zu  den  gemeineren  zu  gehören  scheint.  Es  ist  die  von 
Ehrenberg  im  Monatsbericht  der  Berlin.  Akad.  vom  Jahr  1840.  pag.  199  aufgeführte, 
bei  Berlin  beobachtete  Difflugia  spiralis,  soweit  wenigstens  die  a.  a.  0.  mitgetheilte 
sehr  kurze  Diagnose  einigen  Anhalt  für  die  Bestimmung  gestattet.  Sie  wird  zu  VW 
gross  angegeben.  Unsere  Exemplare  messen  von  Vi„  bis  Vi""" ".  Sie  stammen  aus  den 
an  mikroskopischen  Geschöpfen  so  reichen  Walldorfer  Sümpfen.  Ich  habe  Exemplare 
von  verschiedener  Grösse  und  Ansicht  abgebildet.  Figur  41  u.  42  stellt  nach  stärkerer 
Vergrösserung  ein  Stückchen  der  Schalenoberfläche  dar.  Man  findet  Individuen,  welche 
ein  aus  gröberen  Körnern  gebildetes  Gehäuse  ,  ähnlich  wie  Diffl.  proteiformis  besitzen, 
und  solche,  wo  das  Gehäuse  einen  feineren  durch  zierliche  Netzlinien  ausgezeichneten 
Bau  zeigt ;  wieder  andere  Exemplare  haben  auf  dieser  feingenetzten  Schale  in  grösserer 
oder  geringerer  Anzahl  grobe  Körner  anhaften  ,  so  dass  die  Schalenwand  aus  solchen 
zweien  verschieden  slructurirten  Schichten  zu  bestehen  scheint,  von  welchen  die  äussere 
gröbere  und  mehr  locker  zusammenhängende  leichter  zerfährt. 

Als  Formen,  die  hierher  gehören,  führe  ich  die  bereits  im  Jahr  1815  von 
Leclerc  5)  abgebildete  Difilugie,  welche  in  neuerer  Zeit  auch  Cohn  6)  beobachtet 
und  Difflugia  Helix  genannt  hat,  und  vermuthungsweise  die  von  Perty  7)  auf 
Tafel  VIII  Figur  22  abgebildete  an,  welche  als  Monstrosität  der  Diffl.  proteiformis 
betrachtet  wird. 


5)  Note  sur  la  Difflugie  in  Mem.  du  Mus.  d'hist,  nat.  D.  pl.   1 7.  Fig.    1    und  4  (letztere  in  Copulation), 

6)  Siebold  u.  Kölliker  Zeitschr.  f.  wiss.  Zool.  IV.  pag.  261. 
')   Zur  Kenntn.   kleinst.   Lebensformen,  pag.    187. 


—    n    — 

Diffliigia  oblonya  Ehrenb. 

Tafel    XII.    Figur  43  — 45. 

Gehäuse  kugelig-,  nur  durch  die  Mündung  etwas  zugespitzt,  oder  eiförmig  und 
eiförmig-länglich,  heller  oder  dunkeler  braun,  mit  unregelmässigen  Netzlinien  gezeichnet. 
Mündung  mit  dunklerer  Einfassung  und  meist  mit  fünf  Zähnchen  besetzt;  sie  erscheint 
bei  manchen  Exemplaren  in  der  Seitenansicht  wie  ein  kurzer,  durch  schwache  Ein- 
schnürung abgesetzter,  vorn  abgestutzter  Hals.     Länge  der  Schale   Via — Vi2mm'- 

Ich  beziehe  diese  in  den  Walldorfer  Sümpfen  lebende  Art  auf  die  in  dem  grossen 
Infusorienwerk  von  Ehrenberg  pag.  131  beschriebene  und  Taf.  IX.  Fig.  2  abge- 
bildete D.  oblonga,  über  deren  MündungsbeschafTenheit  indess  nichts  bemerkt  ist;  auch 
Carter's  Difflugia  tricitspis  (a.  a.  0.  Taf.  VII.  Fig.  80  „tricuspid  form  of  opening  of 
testu)  dürfte  hierher  gehören,  da  die  Anzahl  der  Zähne  an  der  Mündung  hier  schwerlich 
eine  constante  ist. 

Cyphoderia  margaritacea  Schlumberg. 

Tafel  XII.     Figur  28  — 36. 

Dieser  schöne  Rhizopode  wurde  von  Dr.  A.  Schmidt  im  Frühjahr  1856  in 
einem  Graben  beim  Kettenhof  unweit  Frankfurt  zuerst  aufgefunden.  Es  ist  dieselbe 
Localität,  wo  Dr.  Schmidt  auch  den  Campylodiscus  costatus  und  spiralis  zuerst  lebend 
beobachtete.  Die  hier  unter  Figur  32  —35  beifolgende,  von  ihm  angefertigte  Abbildung 
hat  er  mir  zur  Veröffentlichung  mitgetheilt.  Grösse  und  Form  ist  sehr  verschieden, 
wie  aus  den  Zeichnungen  hervorgeht;  erstere  beträgt  bei  den  mir  vorliegenden  Exem- 
plaren '/a— !/smm-  Länge  und  VM  —  Vi2n""-  Breite.  Die  Facettirung  des  Gehäuses  ist  sehr 
deutlich  und  elegant;  bei  starker  Vergrösserung  macht  dieselbe  den  Eindruck  eines  Netz- 
werkes mit  rundlichen  sechseckigen  Maschen  (Fig.  36).  Das  Gehäuse  füllt  das  Thier 
mehr  oder  weniger  aus.  Die  ausgestreckten  Fäden  sind  einfach  oder  ästig;  einmal 
wurde  ein  sich  zurückziehender  Faden  keulenförmig  gesehen. 

Gehäuse  desselben  Geschöpfes  habe  ich  im  Sommer  1857  in  Torfwasser  von 
Walldorf    beobachtet,     Figur   28  —  30.      Die  Crenulirung  der  Mündung  zeigt  Figur  31. 

Es  dürfte  wohl  keinem  Zweifel  unterliegen,  dass  unser  Rhizopode  mit  dem  obigen 
von  Schlumberger  in  den  Ann.  des  scienc.  nat.  3.  ser.  Zool.  Tom.  III.  pag.  255 
(1845)    beschriebenen    übereinkommt.     Eine    ähnliche   Form    findet   sich    bei  Perty  auf 


—     18     — 

Taf.  VIII.  Fig.  21  fragweise  als  eine  Euglypha  abgebildet,  aber  die  Scbale  wird  farb- 
los und  glatt  genannt.  Vielleicht  gebort  auch  die  Form  hierher,  welche  Rabenhorst  in 
No.  9  der  Hedwigia  vom  Jahr  1854  als  steten  Begleiter  des  Campylodiscus  erwähnt 
und  abbildet.  Doch  geschieht  auch  hier  der  eleganten  Facettirung-  des  Gehäuses  keine  Er- 
wähnung. Eine  ähnliche  retortenformige  Schale  hat  die  von  Schulze  H)  in  der  Ostsee 
aufgefundene  Lagynis  baltica. 

Monadinen. 

Wer  sich  mit  der  Untersuchung  der  Infusorien  etwas  genauer  beschäftigt,  wird 
zugeben,  dass  die  Gruppe  der  Monadinen  sowohl  hinsichtlich  der  Beobachtung  selbst, 
als  der  Bestimmung  der  einzelnen  Arten  nach  den  vorhandenen  Hausmitteln  nicht  zu 
den  leichteren  gehört;  ist  man  ja  doch  auch  über  die  Begränzimg  der  Familie 
selbst  trotz  des  zweckmässigen  Ausscheidens  von  manchem  Ungehörigen  noch  kei- 
neswegs im  Klaren  und  darf  eine  solche  zur  Zeit  nur  als  provisorisch  gellen.  Mit 
Ausnahme  einiger  bald  zu  erkennender  Formen  und  nach  Ausschluss  der  früher  nicht 
davon  unterschiedenen  beweglichen  Algenkeime  bringt  eine  immer  noch  ansehnliche 
Zahl  dieser  kleinen  einfachen  mikroskopischen  Wesen  den  Beobachter  gewöhnlich  in 
grosse  Verlegenheit,  wenn  er  ihren  Namen  nach  den  existirenden  Beschreibungen  und 
Abbildungen  ermitteln  soll.  Es  kommt  hinzu,  dass  gar  manche  der  zur  Beobachtung 
kommenden  Monadinen  noch  namenlos  und  nicht  systematisch  untergebracht  sind. 
Dujardin  hat  auch  von  dieser  Gruppe  der  Infusorien  eine  klare  Darstellung  ge- 
geben ,  und  es  mag  leichter  gelingen,  sich  in  die  von  ihm  aufgestellten  Gattungen 
und  Arten  zu  finden,  wenn  auch  erstere,  wie  er  selbst  zugesteht,  mehr  als  künst- 
liche betrachtet  werden  dürfen.  Es  ist  einstweilen  vielleicht  sogar  besser,  diesen 
kunstlichen  Gattungen  noch  eine  und  die  andere  nicht  minder  künstliche  hinzuzufügen, 
als  mit  bestehenden  Gattungen  Formen  zu  vereinigen,  die  zwar  auch  auf  der  niede- 
ren Stufe  der  Monadinen  stehen,  aber  doch  im  Einzelnen,  was  Gestalt,  Bewegung 
u.  s.  w.  betrifft,  besondere  Verschiedenheiten  darbieten  und  desshalb  nicht  unter  der 
Gattung  Monas  oder  den  verwandten  sofort  gesucht  werden.  Perty  hat  in  seinem 
reichhaltigen  Werke  auch  das  Material  der  Monadinen  namhaft  vermehrt  und  durch 
seine    Darstellungen    die    Oiientirung    in    diesem    erst    durch    Dujardin    etwas    gelich- 


PJ  Ueber  den  Organismus  der  Polythalamien,  Leipz.    1854.  Taf.  I.  Fig.    *  —  8. 


teten  Chaos  erleichtert.  Auch  dieser  Forscher  scheint  einer  Gattungsvermehrung  ge- 
neigt zu  seyn.  Fernere  genaue  Untersuchungen  und  das  Bekanntwerden  eines  grösse- 
ren Formenkreises  durch  neue  Entdeckungen,  woran  es  nicht  fehlen  wird,  werden 
über  die  Natürlichkeit  oder  Unnatürliclikeit  mancher  bis  jetzt  angenommenen  Gattungen 
und    über    die    Selbstständigkeit    mancher    als  Arten    figurirenden    Formen    entscheiden. 

Von  den  im  Folgenden  beschriebenen  Formen  habe  ich  drei  dem  Genus  Monas 
zugetheilt,  zwei  andere  schienen  zweckmässiger  Typen  besonderer  Galtungen  abzu- 
geben.     Tetramilus   und    Anlhnphijsa    schliessen    sich    an. 

Monas  truncata  Fresen. 

Tafel  X.    Figur  42. 

Diese  Monade  ist  mir  öfters  in  verschiedenen  gestandenen  Wässern,  mitunter 
häufig-  in  stehendem  Wasser  mit  Conferven,  begegnet,  ohne  dass  es  mir  gelang,  sie 
irgendwo  erwähnt  oder  abgebildet  zu  finden.  Sie  ist  farblos,  hyalin,  Vis« —  Vioo""" 
gross,  im  Umfang  oval-rundlich,  vorn  abgestutzt,  von  zwei  Seiten  comprimirt  ;  in  der 
Mitte  des  Körpers  oft  ein  grösseres  Bläschen  (Kernchen),  auch  mehrere  kleine.  Am 
vordem  abgestutzten  Ende  sitzen,  meist  seitlich,  zwei  Fäden  an,  welche  von  der 
Länge  des  Körpers  sind  oder  denselben  wenig  übertreffen.  Dicht  unter  dem  vordem 
Band  sieht  man  meist  ein  schmales  querlaufendes  Körperchen,  welches  schwach  (wohl 
nur  optisch)  grünlich  gefärbt  ist.  Unterhalb  dieses  Querbändchens,  dasselbe  fast  berüh- 
rend, findet  sich  auf  der  einen  Seite  eine  kleine  deutliche  contractile  Vacuole.  Die 
Seitenansicht  zeigt,  dass  der  Körper  durch  einen  leisen  Eindruck  in  der  Mitte  schwach 
gekrümmt  ist.  Schwimmt  unter  einem  Zittern  des  Körpers  ohne  Drehung  um  die  Längs- 
achse nicht  rasch  und  ruht  bald  aus,  nachdem  es  von  der  geraden  Richtung  öfter  abbog 
und  umwendete. 

Monas  consociata   Fresen. 

Tafel  X.    Hig|ur  31. 

Einzelne  Monade  ohne  den  Faden  '/mo  —  'As  mm  lang,  eiförmig,  in  eine  schnabel- 
förmige Spitze  verschmälert,  welche  in  einen  Flimmerfaden  von  mehr  als  doppelter 
Körperlänge  ausgeht;  die  untere  Hälfte  dieses  Fadens  wird  gewöhnlich  steif  gesehen, 
und  nur  der  obere,    desshalb  ohne  Jod   schwer    sichtbare  Theil  beweglicb.     Der    Körper 

ist  farblos,    zeigt    gleichfalls   farblose    feine    Körnchen    und  am  hintern  Ende    meist  eine 

3* 


—     20     — 

runde,  optisch-röthliche,  Vacuole,  welche  aber  nicht  contractu  gefunden  wurde.  Zahl- 
reiche Monaden  dieser  Art  sind  in  einen  glashellen  Schleim  eingebettet,  welcher  durch 
farblose  Körnchen  granulirt  erscheint.  Eine  Bewegung  einer  solchen  3Ionadengesellschaft, 
welche  wohl  nicht  zweifelhaft  seyn  dürfte,  habe  ich    bis  jetzt  nicht  wahrgenommen. 

In  gestandenem  Wasser  aus    dem    Walldorfer  Sumpfe,  Juni  und  Juli. 

Findet  vielleicht  ein  Analogon  in  Cercomonas  vorticellaris  Perty  (Taf.  XIV.  Fig.  9), 
die  aber,   wie   man  sieht,  sonst  wesentlich  abweicht. 

Monas  Oberhaeuseri  Fresen. 

Tafel  X.     Figur  44  —  45. 

Von  3Ionaden,  welche  in  Menge  eine  Röthung  des  Wassers  oder  rothe  Ueberzüge 
bewirken,  finden  wir  mehrere  verzeichnet.  Ich  erwähne  einige.  Monas  Okenri,  von 
Ehrenberg  im  Jahr  1836  bei  Jena  gefunden,  später  auch  bei  Berlin,  wurde  im 
Sept.  1844  durch  Professor  Eichwald  auch  in  Petersburg  beobachtet  und  an  Dr. 
Weisse  mitgetheilt  9).  Sie  bildete  Flecke  von  schöner  Lackfarbe  auf  dem  Boden  des 
Gefässes  und   Weisse  hat  die  Monaden  selbst  als    Farbe   zum  Coloriren  benutzt. 

Morren  10)  hat  in  einem  Schwefelwasser  in  Belgien  in  den  Sommermonaten  eine 
Monade  beobachtet,  welche  eine  schöne  Rosa-Farbe  besitzt,  und  zwar  einige  Aehnlich- 
keit  mit  M.  Okenii  verräth,  aber  doch  in  den  Form-  und  Grösseverhältnissen  abweicht. 
Sie  erreicht  nur  die  Grösse  von  Vaoü"""',  ist  nicht  cylindrisch,  sondern  eiförmig,  ist 
nicht  3 — 4    mal  länger  als  breit,  der    Körper  wird  utrinque  altenuatum    genannt  etc. 

Perty  1!)  führt  diese  beiden  Arten  unter  einer  neuen  Gattung,  ChromaHum,  auf 
und  beschreibt  eine  der  M.  Okenii  nahe  verwandte  Art  als  Chromatium  Weissii,  und 
eine  sehr  kleine,  nur  '/i2oo  — V900  Linie  messende,  blass-violette  Art  als  Chrom, 
i-iolascens. 

Eine  rothe  Monade  habe  ich  im  Jahr  1850  in  unserer  schwefelhaltigen  Quelle 
bei  Frankfurt,  dem  s.  g.  Grindbrunnen  aufgefunden.  Sie  bildete  schön  carmoisinrothe 
Streifen  und  Ueberzüge  auf  dem  Boden  von  Tellern  oder  an  der  Wandung  von 
Gläsern,   worin    sich   Wasser    nebst   Oscillarienmassen    aus  dem    steinernen   Bassin    der 


a)   Bull,  de  la  classe  phys.  math.  de  l'Ac.  imp.  d.  sc.  de  Petersbourg.    Tom.  III.  Nr.  20.   1845. 
">')  iNouv.  Mem.  de  l'Ac.  roy.  des  sc.   de  Bruxelles.  T.  XIV.   1841. 
")   Zur  Keimtn.   kleinst.   Lebensformen.     Bern    1852.   pag.    1 74. 


—     21      — 

genannten  Quelle  befanden.  Es  sind  meist  rasch  sich  heruintiiminelnde  cylindrische 
Geschöpfe  von  V^—  %»""*"  Länge,  an  beiden  Enden  abgerundet,  mit  hyalinem  schwach 
carmoisin-farbigem  Körper,  welcher  mit  einer  verschiedenen  Anzahl  sehr  kleiner  Bläschen 
erfüllt  ist,  die  intensiver  carmoisin  gefärbt  sind.  Mitunter  beobachtet  man  auch  Exem- 
plare, welchen  die  Bläschen  fehlen  und  welche  bloss  mit  einer  homogenen  hellrothen 
Masse  erfüllt  sind,  und  zwar  kommen  hierbei  auch  grosse  Exemplare  vor,  welche 
bereits  den  Anfang  der  Einschnürung  in  der  Mitte  zeigen.  Quertheilung  der  Monade 
habe  ich  überhaupt  oft  beobachtet.  Die  Bewegung  ist  eine  um  die  Längsachse 
rasch  drehende,  wobei  die  Monaden  mit  Schnelligkeit  sich  vorwärts  bewegen.  Ver- 
mittelt wird  diese  Bewegung  ohne  Zweifel  durch  einen  Schwingfaden,  der  aber  wegen 
seiner  grossen  Feinheit  mit  sehr  guten  Instrumenten  nicht  zu  sehen  war,  jedoch 
aus  dem  Strudel  erschlossen  werden  konnte,  welchen  er  in  gefärbter  Flüssig- 
keit machte. 

Diese  Form  stimmt  in  mancher  Hinsicht  mit  Ehrenberg's  Monas  Okenii.  von 
welcher  noch  keine  Abbildung  veröffentlicht  ist,  überein,  weicht  jedoch  auch  wieder 
in  manchen  Stücken  davon  ab.  Bei  letzterer  Art  wird  die  Länge  des  Bussels  an- 
gegeben, während  bei  der  meinigen  ein  solcher  gar  nicht  zu  erkennen  ist  (auch 
Perty  konnte  bei  seiner  verwandten  Art  nie  einen  Faden  wahrnehmen).  Dann  gibt 
Ehrenberg  mehreres  Detail  über  das  Innere  an,  was  bei  meiner  Art  durchaus 
fehlt;  auch  ist  bei  dieser  der  Körper  nicht  gekrümmt.  Hiernach  und  wegen  des 
eigenthümlichen  Vorkommens  meiner  Monade  in  schwefelhaltigem  Wasser  fand  ich 
mich  veranlasst,  dieselbe  als  eine  neue  Art  zu  betrachten,  welcher  ich  den  Namen 
des  berühmten  Optikers  beilegte.  Als  später  Perty's  Werk  erschien,  fiel  mir  als- 
bald das  darin  beschriebene  und  abgebildete  Chromatium  Weissii  auf  als  eine  Form, 
die  der  meinigen  sehr  nahe  stehen  müsse,  vielleicht  sogar  damit  zusammenfallen 
könne.  Doch  wollte  nicht  Alles  genau  stimmen;  so  wird  die  Grösse  nur  zu 
V400-  V-ioa  Linie  angegeben,  bei  den  sich  theilenden  Exemplaren  fehlt  die  Einschnürung. 
Ich  zog  daher  vor,  meine  Monade  unter  meiner  älteren  Benennung  zur  Zeit  noch 
hier  aufzuführen,  der  Zukunft  überlassend,  die  Verschiedenheit  der  hier  verglichenen 
Formen    zu   bestätigen  oder    deren    Zusammenfallen    ausser  Zweifel    zu    setzen. 

Eine  viel  kleinere  Art,  welche  ebenfalls  eine  rothe,  aber  mehr  pfirsicbblüthrothe 
Färbung  veranlasst,  habe  ich  in  demselben  Glase,  worin  die  vorige  aufbewahrt  wurde, 
beobachtet.  Die  Körperform  ist  oval  und  länglich;  die  Grösse  beträgt  nur  '/W— '/uo"""  ; 
an    beiden   Enden    findet   sich    ein    dunkler    röthlich    durchscheinender    Punct,    wesshalb 


—     22     — 

ich  die  Form  vorläufig  Monas  bipunctata  nannte  (Fig.  43).  Die  längeren  Exemplare, 
welche  mit  mehr  als  zwei,  öfter  mit  vier  Puncten  versehen  sind ,  scheinen  meist  solche 
zu  seyn,  die  die  Quertheilung  vorbereiten;  ich  habe  auch  bei  solchen  in  der  Mitte 
eingeschnürten  nur  an  beiden  Enden  einen  Punct  gefunden.  Auch  kommen  Exemplare 
mit  nur  einem  Punct  an  einem  Ende  und  selbst  unpunctirte  ganz  farblose  vor.  Ich 
möchte  diese  Art  wohl  für  Monas  rosea  Morren.  halten,  wenn  nicht  der  Körper 
der    letzteren    utrinque    attenuatum,    antico    fine    parumper    tenuius    genannt    würde. 


Rhabdomonas   Fresen. 

Mit  diesem  Namen  bezeichne  ich  die  sogleich  zu  beschreibende  Form,  welche 
sich  unter  den  verlängerten  cylindrischen  Monaden  durch  ihre  sehr  deutlichen  Längs- 
streifen (gäßdog,  i),  Streifen)  auszeichnet.  Die  Rhabdomonades  oder  Stabmonaden 
Ehrenberg's  dagegen  bilden  eine  Abtheilung  seines  Genus  Monas,  in  welcher  ich 
keine  Art  bemerke,  welche  mit  der  von  mir  hier  erläuterten  übereinstimmte.  Meine 
Gattung  Rhabdomonas  ist  also  mit  den  Ehrenbergischen  Rhabdomonaden  nicht 
identisch. 

Rhabdomonas  incurva  Fresen. 

Tafel  X.     Figur  46  —  47. 

In    stehendem    Wasser   mit    Conferven,    Vallisneria   etc.  im   botanischen    Garten. 

Körper  V60-Väomm  lang,  V200— Viso"""  dick,  länglich-cylindrisch,  schwach  sichelförmig 
gebogen,  am  vorderen  Ende  etwas  dicker,  daselbst  fast  abgestutzt,  der  Länge  nach  mit 
meist  drei  sich  deutlich  hervorhebenden  Linien  gestreift,  meist  nur  in  der  vorderen 
Hälfte  mit  blassgrünlichen  Bläschen  oder  Kernchen  erfüllt.  Bewegt  sich  grade  vorwärts 
mit  ganzen  oder  halben  Drehungen  um  die  Längsachse.  Bewegungsorgan  ein  ohne 
Jod  kaum  zu  erkennender  Faden,  etwa  von  der  Länge  des  Körpers,  auch  anderthalb- 
mal so  lang. 

Mit  geringen  Verschiedenheiten  in  Form  und  Grösse  ist  mir  diese  Art  auch  noch 
an  einigen  andern  Orten  vorgekommen;  so  z.  B.  auch  ziemlich  häufig  in  einem  Sand- 
tümpel bei  der  Ziegelhütte  ohnweit  Sachsenhausen  in  Gesellschaft  zahlreicher  Pediastren  etc. 
Diese  Exemplare  waren  nur  l/n  —  V66mm   lang. 


—     23     — 
Grymaea  vacillans   Frcsen. 

Tafel  X.   Figur  48  —  49. 

Farblos,  hyalin,  einer  Damentasche  ähnelnd;  comprimirt,  von  der  flachen  Seite  im 
Umfang  rundlich,  von  der  schmalen  Seite  gesehen  birnförmig,  der  hintere  comprimirte 
Theil  meist  in  einer  leichten  Drehung  gegen  den  vorderen  angeschwollenen  verlaufend. 
Lange  '/ioo  —  V90""" .  Schwimmt  mit  dem  dickeren  Theil  nach  vorn,  langsam  um  seine 
Langsachse  rotirend  und  dabei  wackelnd,  wobei  fortwährend  bald  die  flache,  bald  die 
schmale  Kantenseite  dem  Auge  sich  darbietet.  Als  Bewegungsorgan  habe  ich  mehrmals 
bei  langsam  sich  bewegenden  Exemplaren  die  Schwingungen  eines  Fadens  zu  erkennen 
geglaubt  und  bei  einem  mit  Jod  getödteten  Exemplar  (Figur  49)  einen  Faden  wie  in 
der  Abbildung  gesehen.  Der  Gattungsname  ist  von  ■yqvfioda\  Beutel,  Tasche,  ent- 
nommen. 

Ich  habe  diese  Monadine  häufig  in  stehendem  Wasser  aus  einem  Kübel  des  bota- 
nischen Gartens  beobachtet,  worin  sich  Vallisneria  und  andere  Wasserpflanzen  befanden. 
Die  Vermuthung,  dass  dieselbe  mit  Perty's  Monas  urceolaris  identisch  ist,  dürfte  viel- 
leicht nicht  unbegründet  seyn.  Aber  das  kleine  Geschöpf  macht  in  seinem  ganzen  Ge- 
haben einen  anderen  Eindruck,  als  die  übrigen  Monaden,  die  auch  der  Ungeübte 
bald  zusammengruppirt. 

Telramitus  rostratus  Pert. 

Tafel  X.     Figur  34  —  35. 
Perty  zur  Kenntu.   Mciust.   Lebensformen   uag     170.   Tat.   XIV.    Fig.  4. 

Häufig  in  stehendem,  durch  Euglenen  grün  gefärbtem  Wasser  in  einem  Graben 
nächst  Bockenheim  bei  Frankfurt,  in  Gesellschaft  von  Polytoma  Uvellu  u.  a. 

Körper  '/.o"""  lang,  farblos,  im  Umfang  etwas  birnförmig,  vorn  abgestutzt  und  an 
einer  Seite  in  ein  kurzes  Schnäbelchen,  nach  hinten  in  eine  feine  Schwanzspitze  ver- 
längert, auf  der  einen  Seite  (Rücken)  von  kantig-flüg-elförmig  hervortretenden ,  etwas 
schräg-windend  verlaufenden  Längsriefen  convex ,  mit  blassen  Körnchen  erfüllt,  welche 
nach  dem  hinteren  Ende  schärfer  umschrieben  und  dunkler  sind.  Am  vorderen  stum- 
pfen Ende  befindet  sich  eine  (contractile?)  Blase  und  hier  sitzen  die  vier  während  des 


—     24     — 

Lehens  unsichtbaren  Fäden  an.  Schwimmt  mit  dem  stumpfen  Theil  voran,  indem  es  sich 
um  die  Längsachse  wälzt. 

Anthophysa  Müllcri  Bory. 

Tafel  X.   Figur  20  —  24. 

Ich  komme  auf  diesen  alten  Volrox  vegetans  des  0.  F.  Müller,  der  in  dem 
Eh renb er gischen  Werke  unter  die  Ep/styl/'s-Ar[en  aufgenommen  ist,  und  über  welchen 
sich  Dujardin  n)  und  Colin13)  ausführlicher  verbreitet,  hier  noch  einmal,  wenn  auch  nur 
in  wenigen  Worten,  zurück.  Ausser  der  älteren  Art  habe  ich  eine  zweite  hier  beob- 
achtet, die  sich  von  jener  wesentlich  unterscheidet,  und  deren  weder  Dujardin,  noch 
Colin  Erwähnung  thun.  die  aber  mit  der  Bory 'sehen  Anthophysa  solitaria  und  der 
Ehren  bergischen  Epistylis  Botrytis  übereinstimmen  dürfte.  Hier  folgt  eine  kurze 
Beschreibung  beider. 

Anthophysa  Midleri.  besonders  häufig  in  gestandenem  Wasser  aus  dem  Frank- 
furter Stadtgraben  im  Februar  beobachtet,  aber  auch  sonst  nicht  selten  im  3Iain  u.  a. 
Wässern  vorkommend ,  stellt  dichotoinisch  verästigte  braune  Stämmchen  dar,  welche 
abgelöst  als  braune  Flocken  im  Wasser  schwimmen.  Die  Astenden  sind  heller,  zeigen 
eine  zartere  feinkörnige  Substanz,  und  an  ihren  Spitzen  hyaline  kugelige  Gruppen  oder 
Trauben  von  ei-  oder  birnförmigen  3Ionaden,  welche  in  verschiedener  Anzahl  beisam- 
men sitzen,  einen  ziemlich  langen  Schwingfaden  haben  und  ausser  einigen  dunkeln  Körn- 
chen im  Innern  weiter  keine  Organisation  wahrnehmen  lassen.  Oefter  bemerkt  man  an 
den  einzelnen  Monaden  noch  einen  sehr  zarten  breiten  oben  abgestutzten  Anhang-,  der 
bald  ausgedehnter,  bald  kürzer  sich  zeigt;  von  den  bisherigen  Autoren  wird  ein  solcher 
nicht  erwähnt;  auch  geben  dieselben  die  Gestalt  der  Einzelmonaden  nicht  genau  so  an, 
wie  ich  solche  gefunden  habe.  Dujardin  nennt  sie  „tantöt  plus  court  et  presque 
globuleux,  tantöt  allonge,  pyriforme,  avec  un  ou  deux  renflemens,  dont  I'anterieur,  tou- 
jours  plus  gros,  est  obliquement  tronque."  Vielleicht  ist  mit  der  vorderen  dickeren  ab- 
gestutzten Anschwellung  der  von  mir  soeben  erwähnte  zarte  Anhang  gemeint,  den  frei- 
lich Dujardin's  Abbildung  als  solchen  nicht  erkennen  lässt.  Einmal  kam  unter  ge- 
wöhnlichen Exemplaren   dieser    Art   ein    an    seiner   Basis    in    einem  Stückchen  brauner 


12)  Anm.   des  sc.   nat.   2.   ser.   Tom.   X.  pag.    13.     Hist.   nat.  des  Zoophyt.  Infus,  pag.   3Ü3. 

13)  Nov.   Act.   Ac.  Leop.   Car.   XXIV.    1.   pag.    110   u.   f. 


—     25     — 

Substanz  fixirter,  zarter  hyaliner  einfacher  gerader  Faden  vor.  der  an  seiner  Spitze  auf 
kurzen  Stielchen  eine  Anzahl  Monaden  trug.  Die  Grösse  einer  Gruppe  fand  ich  l/50"u° . 
die  der  Einzelmonaden  V]5o  Vioo"""  betragend.  Die  Trauben  trennen  sich  leicht 
und  rasch  von  den  Aesten  und  schwimmen  dann  wie  Pandorina  u.  a.  im  Wasser 
herum. 

Anthophysa  solitaria  Borg. 

Tafel  X.     Figur  29  —  30. 

Diese  Art  ist  mir  im  April  in  gestandenem  Wasser  mit  Salvinia  aus  dem  botani- 
schen Garten  vorgekommen.  Der  Stiel  ist  einfach,  bis  zur  Spitze  scharf  contourirt. 
'/25  —  y8mm  lang,  bei  der  mikroskopischen  Betrachtung  unter  Wasser  hellbräunlich-grün- 
lich  und  geht  an  seiner  in  Hinsicht  auf  Form  und  Farbe  scharf  abgesetzten  Spitze  in 
so  viele  feine  hyaline  kurze  Fädchen  aus,  als  Monaden  daran  sitzen.  Jede  Monade 
hat  eine  im  Verhältniss  grosse,  röthlich  schimmernde,  aber  nicht  contractu  gesehene 
Vacuole  und  an  der  Spitze  einen  gleichen  zarten  abgestutzten  Anhang,  aus  dem  ein 
langer  Bewegungsfaden  hervorragt,  wie  A.  Müllen.  Die  Länge  der  einzelnen  Mona- 
den betrug  Vioo  — '/75mm'.  Der  an  seiner  Basis  fixirte  Stiel  bewegte  sich  leicht  hinüber 
und  herüber.  Figur  30  stellt  einen  kurzen  hyalinen  Faden  mit  zwei  Monaden  ah  der 
Spitze  dar,  der  zwischen  andern  kleinen  Algen  ansass.  Bei  den  Vacuolen  a  a  sah  ich 
eine,  wenn  auch  sehr  langsame,  doch  deutliche  Contraction  und  Expansion. 

Die  von  Ehrenberg  beschriebene  und  abgebildete  Epistylis  Botrytis  passt  ziem- 
lich auf  die  hier  in  Rede  stehende  Form,  die  freilich  keinen  stipes  hyalinus  hat. 


Vibrio  —  an  cyanoyenus? 

Blaue,  mehrere  Linien  grosse,  rundliche  Flecken  auf  weissen  Oblaten,  welche  auf 
feuchtem  Sand  lagen ;  Anfangs  April. 

Besteht  aus  kürzeren  und  längeren,  geraden  oder  schwach  gekrümmten  gleich 
dicken  Stäbchen,  welche  durch  Quertheilung  in  Glieder  zerfallen.  Länge  %o«— Vjm, 
selbst  bis  Viso""" .  Bewegung  in  Wasser  nicht  bloss  die  molekulare,  sondern  sehr  deut- 
lich sieht    man  die  Stäbchen   rasch    in    allen  Richtungen  hin  und  her  fahren,    vorwärts. 

rückwärts,  in  seitlicher  Richtung  abweichend  und  im  ruhenden  Zustand  auf  einer  Stelle 

4 


—     26     — 

sich  bewegend,  ähnlich  wie  andere  Infusorien,  die  mittelst  Flimmerfaden  sich  drehen. 
Bei  den  längeren  Formen  zeigt  der  Körper  bei  den  Bewegungen  deutliche  Undulationen, 
bei  den  kurzen  ist  er  steif.  Es  dürfte  keinem  Zweifel  unterliegen,  dass  auch  hier  feine 
Flimmerfäden  die  Bewegung  vermitteln,  die  freilich  bei  der  Kleinheit  des  Vibrio  mit 
unsern  Mikroskopen  nicht  wahrgenommen  werden  können. 

Eingetrocknet  und  mit  Wasser  befeuchtet  lebt  dieser  Vibrio  wieder  auf  und  man 
sieht  dann  auf  dem  Objectglas  nach  einiger  Zeit  an  dem  Bande,  wo  die  blauen  Massen 
dünn  sind,  ein  lebhaftes  Gewimmel  grösserer  und  kleinerer  Formen.  Nachdem  etwa 
eine  halbe  Stunde  nach  der  Befeuchtung  mit  Wasser  verflossen  ist,  kommen  die  bis 
dahin  ganz  ruhigen  Körperchen  in  eine  schwache  Bewegung,  die  sich  jedoch  von  der 
molekularen  nicht  unterscheiden  lässt.  Nach  abermaligem  Verlauf  von  einer  halben 
Stunde  gewahrt  man  deutlich  einzelne  Körperchen  mehr  oder  weniger  rasch  herum- 
schwimmen, während  die  Mehrzahl  noch  ruhig  ist  oder  bloss  molekular  sich  bewegt. 
Nach  Verfluss  mehrerer  Stunden  hat  sich  die  Zahl  der  frei  herumschwimmenden  Kör- 
perchen namhaft  vermehrt. 

Es  ist  bekannt,  dass  auf  gestandener  Milch  öfter  blaue  Flecken  vorkommen,  ge- 
bildet durch  einen  Vibrio,  welcher  den  Namen  V.  cyanogenus  erhalten  hat.  H)  Die 
Identität  dieser  und  der  im  Vorstehenden  beschriebenen  auf  feuchten  Oblaten  entwickel- 
ten Art  ist  mir  wahrscheinlich.  Auch  die  blauen  Vibrionen  der  Milch  leben  wieder  auf, 
wenn  man  sie  nach  dem  Eintrocknen  wieder  anfeuchtet. 


Sijncrypta  Vohox  Ehrenb. 

Bei  dieser  Volvocine,  welche  ich  im  Juli  in  der  Moerfeldter  Lache  beobachtete, 
kommt  nicht  nur  gleichfalls  ein  rothes  Stigma  vor  (Ehrenberg  hat  Spuren  von  Augen 
umsonst  gesucht),  sondern  ich  habe  auch  deren  zwei  sehr  deutlich  ausgedrückte  neben- 
einander, und  zuweilen  sogar  eine  ganze  Gruppe  davon  am  vorderen  Theil  jeder  Zelle 
gesehen.  Die  Einzelzelle  besitzt  zwei  lange  Flimmerfäden  und  ist  von  einer  hyalinen, 
von  feinen  Schleimkörnchen  wie  granulirt  aussehenden  Membran  umschlossen.  Eine 
deutlich  begränzte  derbe  Hülle  wie  bei  Pandorina  ist  nicht  vorhanden. 


14)  Fuchs  in  Gorlt'sund  Hertwig's  Magaz.  f.  d.  Tlüerlieilk.  1841.  Perty  zur  Kennte,  kleinst.  Lebens- 
formen, pag.    180. 


—     27     — 

Diese  Volvocinen-Form  ist  zarterer  Natur  als  die  verwandten  und  verträgt  nicht 
so  gut,  wie  letztere,  die  Anwendung  chemischer  Mittel.  Sie  zerfliessl  leicht;  hierbei 
habe  ich  aus  jeder  Zelle  einen  runden  farblosen  Kern  heraustreten  gesellen. 


Cklamydomonas  multifilis  Fresen. 

Tafel  XI.     Figur  34  —  42. 

Im  Bassin  des  botanischen  Gartens,  Anfangs  Mai. 

Umriss  der  Zelle  rund  und  oval.  Lange  V92—  %smra'.  In  der  Mitte  ein  scharf  um- 
schriebener Kern;  der  übrige  grüne  Inhalt  zeigt  zahlreiche  kleine  Körnchen.  Am  vorde- 
ren Ende  vier  Flimmerfaden,  länger  als  der  Längsdurchmesser  der  Zelle;  sie  sitzen  an 
der  grünen  Substanz  an.  Dicht  unter  der  die  Flimmerfäden  tragenden  Spitze  befindet 
sich  eine  kleine,  optisch  rosafarbige,  contractile  Vacuole.  Diese  Vacuole  habe  ich  auch 
noch  bei  unbeweglich  daliegenden,  ihrer  Fäden  beraubten  Zellen  in  rhythmischer  Thätig- 
keit  gesehen.  Zwischen  Spitze  und  Mitte  liegt  ein  rother  Pigmentfleck.  Die  grüne 
Zelle  ist  von  einer  sehr  zarten  dicht  anliegenden  Haut  umzogen.  Bei  etwas  grösseren. 
'/ä4mm-  messenden  Zellen  habe  ich  an  dem  hier  zugespitzten  Vordertheil  sechs  Flimmer- 
fäden ansitzend  gefunden  (Fig.  37). 

Mehrmals  sind  mir  Formen  wie  die  in  Figur  38  u.  39  abgebildeten  vorgekommen. 
Seitwärts  der  fadentragenden  Spitze  befand  sich  eine  stumpfe  Protuberanz,  deren  grüner 
Inhalt  mit  dem  der  Hauptzelle  ein  Ganzes  ausmachte  und  gleichfalls  mit  einem  runden 
Kern  versehen  war.  Es  ist  ein  eigentümlicher  Anblick,  welchen  diese  abnormen  Zellen 
mit  ihren  vier  bis  sechs  seitlichen  Flimmerfäden  darbieten.  Es  scheint,  als  wollten  sich 
diese  Zellen  durch  Sprossung  und  Abschnürimg  theilen. 

Der  Vergleichung  wegen  füge  ich  hier  auf  der  nämlichen  Tafel,  Fig.  43 — 45  eine 
nach  derselben  Vergrösserung  gezeichnete  Abbildung  der  hier  wenigstens  nicht  häufigen, 
wie   es  scheint,  von  andern  Beobachtern    nicht  selten  mit  andern  Formen  verwechselten 


Chlamydomonas   Pulrisculus 

bei.  Diese  Form  stimmt  am  meisten  mit  der  Abbildung  Ehrenberg's  überein.  Sie 
unterscheidet  sich  von  der  vorigen  durch  Kleinheit,  anderen  Körperumriss,  schwieriger 
sichtbare  Flimmerfaden,   welche   stets    nur    zu    zwei    vorhanden,    selten  die   Körperlänge 

4* 


—     28     — 

übertreffen,  oft  kürzer  sind  (Ehrenberg  zeichnet  sie  meist  zu  kurz),  durch  undeut- 
licher umschriebenen  Kern,  undeutliches  rothes  Stigma.  Ich  fand  die  Zellen  '/iso  —  I/75mm  lang. 
Ebenso  füge  ich  der  Vergleichung  wegen  auf  Tafel  X,  Figur  36 — 38  eine  nach 
gleicher  Vergrösserung  gezeichnete  Abbildung  der  in  der  neueren  Zeit  gewiss  mit  Recht 
zu  dieser  Gattung  gebrachten  und  mit  der  Benennung 

Chlamydomonas  hyalina  Cohn. 

belegten  Polytoma  Urella  bei.  Die  Exemplare  sind  aus  einem  Graben  mit  stehendem 
Wasser,  welches  durch  Euglenen  intensiv  grün  gefärbt  war.  Sie  waren  VU — Vwmm 
lang,  elliptisch  und  länglich- elliptisch,  an  beiden  Enden  abgerundet,  am  vorderen  Ende 
mit  zwei  Flimmerfäden,  welche  den  Körper  an  Länge  übertreffen,  in  der  hintern  Hälfte 
mit  kleinen  Körnchen  erfüllt,  in  der  Mitte  mit  einem  zarten  von  einem  hellen  Hof  um- 
gebenen Bläschen,  welches  einem  contractilen  gleicht,  aber  nicht  contractu  gesehen 
wurde.  Ausserhalb  dieses  Hofes,  besonders  nach  hinten,  befinden  sich  dunklere  Granu- 
lationen. In  der  Spitze  zeigt  sich  ein  kleines  contractiles  Bläschen.  Theilungszustände, 
wie  man  sie  häufig  unter  den  einfachen  Exemplaren  herumschwimmen  sieht,  linden  sich 
in  Figur  37  u.  38  abgebildet. 

Dass  diese  Chlamydomonas  nichts  weiter  als  eine  farblose  Form  der  Chi.    Puhis- 
culus  sei,  davon  bin  ich  gegenwärtig  noch  nicht  vollständig  überzeugt. 


Micractininm  pusilhtm  Fresen. 

Tafel  XI.    Figur  46  —  49. 

Als  im  letzten  Frühling  (1857)  das  Bassin  des  hiesigen  botanischen  Gartens  wie- 
der angelassen  war,  nahm  in  Kurzem  (es  war  Anfangs  Mai)  das  Wasser  eine  trübgrün- 
liche Farbe  an.  In  ein  Glas  geschöpft  sah  es  fast  farblos,  nur  etwas  trüblich  aus ;  nach 
ruhigem  Stehen  bildete  sich  ein  deutlicher  blassgrüner  Bodensatz.  Dieser  erwies  sich 
bei  der  mikroskopischen  Untersuchung  vorzugsweise  aus  kleinen  Zellen  von  folgender 
Beschaffenheit  bestehend.  Runde  Zellchen  von  '/wo— Vi5on"n'  Grösse,  kleine  Exemplare 
nur  Vann1""1  und  weniger  messend.  Farbe  der  einzelnen  Zelle  blassgrün.  Im  Innern  der- 
selben meist  ein  grösserer  runder  Kern.  Eine  feine  die  grüne  Zelle  umziehende  Mem- 
bran scheint  noch  vorhanden,  ist  aber  mit  Bestimmtheit  kaum  zu  unterscheiden.  Am  Rande 


—     29     — 

raijen  nach  allen  Seiten  kürzere  und  längere,  starre,  nicht  bewegte  Faden  hervor,  welche 
etwas  schwierig:  sichtbar  sind ;  es  müssen  starke  Objective  und  gute  Beleuchtung  dazu 
angewendet  werden.  Man  sieht  den  grünen  Inhalt  der  Zellen  als  Vorbereitiuiff  der 
Theilung  in  2  bis  4  Partieen  sich  sondern,  dem  entsprechend  den  runden  Contour  z.  B. 
in  4  schwache  Vortreibungen  (Figur  47)  übergehen;  sodann  findet  man  2—4  Zellen 
mehr  oder  weniger  zusammenhangend  (Fig.  48 — 49),  auch  mehr  als  4,  wodurch  eine 
beerenartige  Form  entsteht.  Die  Zellen  liegen  stille  oder  werden  etwa  durch  die  Strö- 
mung des  Wassertropfens  forlbewegt;  einigemal  fuhr  eine,  ahnlich  wie  Cyclidium  Glau- 
coma,  ziemlich  rasch  hin  und  her;  da  ich  solches  aber  spater  nicht  mehr  sah,  so  ver- 
muthe  ich,  dass  diese  Bewegung  eine  von  aussen  veranlasste  und  nicht  von  der  Zelle 
selbst  ausgegangene  war. 


Apiocystis. 

Tafel  XI.   Figur  1—20. 

Diese  nette,  von  Naegeli  vor  acht  Jahren  als  neues  Genus  aufgestellte  und  in 
den  Gatt,  einzell.  AJg.  genau  erörterte  Algenform  war  bisher  in  hiesiger  Gegend  nicht 
beobachtet  worden,  wie  sie  denn  auch  an  andern  Orten  nicht  zu  den  gemeinen  Vor- 
kommnissen zu  gehören  scheint;  Kützing  führt  sie  in  den  Spec.  Algarum  auch  als 
nicht  lebend  gesehen  auf.  Wir  hatten  im  Mai  vorigen  Jahres  Gelegenheit  sie  lebend  zu 
beobachten,  da  sie  in  einem  Weiher  in  den  hiesigen  städtischen  Anlagen  an  Cladophora 
fracta  häufig  ansitzend  vorkam.  Der  Gründer  der  Gattung  hat  sich  bereits  ausführlich 
darüber  ausgesprochen;  doch  dürften  vielleicht  einige  nach  der  Natur  sorgfaltig  ent- 
worfene Zeichnungen  nebst  ein  paar  Bemerkungen  nicht  unwillkommen  seyn.  Ich  bilde 
hier  eine  Anzahl  Exemplare  von  verschiedener  Grösse  und  verschiedenem  Entwicklungszu- 
stand  ab.  Die  kleinsten  massen  V46  —  Vnmm'  in  der  Länge.  Figur  1  enthielt  nur  eine, 
ziemlich  grosse,  grüne  Zelle;  bei  Fig.  2  war  solche  der  Zweitheilung  unterlegen. 
Figur  3,  wo  bereits  die  Viertheilung  überschritten  war,  mass  Vamm:  Eine  der  grösseren 
Blasen  Fig.  6,  welche  wegen  ihres  Umfangs  nur  schwach  vergrössert  abgebildet  ist, 
mass  etwa  !/2mm-.  Der  helle  oder  farblose  Baum  in  den  grünen  Zellen,  welchen 
Naegeli  sehr  deutlich  hervorhebt,  konnte  bei  unsern  Exemplaren  meist  nicht  oder  nur 
schwach  bemerkt  werden.  Die  Wimpern  an  den  grünen  Zellen  sind  meist  in  der 
Zweizahl   vorhanden.     Man    sieht   sie   oft    deutlich  genug   an    den    von    der  allgemeinen 


—     30     — 

Blase  eingeschlossenen  grünen  Zellen  ansitzen  und  aus  letzterer  in  beträchtlicher  Länge 
hervorragen  (Fig.  8 — 12).  Die  Zellen  umkleiden  sich  in  der  allgemeinen  Blase  mit 
ihren  besonderen  Blasen  (Fig.  5  und  besonders  Fig.  7).  Der  Theilung  der  Zelle  scheint 
eine  Vermehrung  der  Chlorophyllbläschen  vorauszugehen.  Figur  15  ist  eine  ziemlich 
grosse,  '/75mm  messende  Zelle  abgebildet,  von  einer  dicht  anliegenden  zarten  Membran 
umzogen  und  mit  vier  kleinen  Chlorophyllbläschen  versehen. 

Die  Gestalt  der  umgebenden  Blase  ist,  wie  man  sieht,  sehr  wechselnd,  die  stiel- 
artige Verschmälerung  derselben  kürzer  oder  länger.  Von  fast  kugeligem  Umriss  geht 
sie  meist  in  einen  birnförmigen ,  bei  grossen  Exemplaren  oft  luftballonförmigen  über. 
Figur  8  ist  eine  langgezogene  keulenartige  Form  mit  dickem  Stiel  und  Figur  4  eine 
langgezogen  birnförmige,  in  der  Mitte  eingeschnürte  ,  einem  Flaschenkürbisse  ähnliche 
abgebildet.  Solche  in  die  Länge  gedehnten  Formen  machen  mir  es  auch  wahrscheinlich, 
dass  Ap.  linearis  Naeg.  nur  Varietät  von  Ap.  Brauniana  ist. 

Eine  weitere  hierher  gehörige  Form,  welcher  wohl  mindestens  Art-Recht  zuge- 
standen werden  darf,  habe  ich  in  Wasser  aus  den  Torfsümpfen  von  Walldorf  beobachtet 
(Figur  17 — 20).  Sie  sass  gewöhnlich  Fäden  einer  Mougeolia  an;  die  Blasen  haben 
meist  V75  —  VU"""'  Länge;  nur  einmal  sah  ich  ein  Exemplar  von  Via"""'  Länge  (Fig.  20), 
wovon  es  aber  noch  zweifelhaft  seyn  kann,  ob  es  wirklich  hierher  gehört.  Ich  be- 
zeichne die  Form  als  Apioeysfis  minor.  Die  Blasen  sind  weniger  birnförmig  gestaltet 
wie  bei  Ap.  Brauniana;  sie  sind  an  der  Basis  oft  kaum  stielartig  verdünnt,  unmittelbar 
mit  stumpfer  Basis  ansitzend;  mitunter  sitzen  sie  einem  kurzen  ganz  dünnen  fast  borsten- 
artigen Stielchen  auf.  In  jeder  Blase  findet  sich  meist  nur  eine  grüne  Zelle;  Theilungen 
derselben  in  zwei  fand  ich  nur  ein  paar  mal,  während  bei  Ap.  Brauniana  alle  mög- 
lichen Grade  der  Grösse  und  Theilung  zu  den  gewöhnlichen  Erscheinungen  gehören.  Die 
Farbe  ist  ein  blasseres  Grün,  mehr  gelblich-grün  mit  einem  schmutzig-bräunlichen  Stich. 
Dieser  grüne  Inhalt  der  Zellen  ist  bald  eine  gleichförmige  Masse,  bald  iindet  man  eine 
Anzahl  kleiner  Körnchen  darin  ausgeschieden,  bald  ist  es  nur  ein  dunkel  contourirtes  Körn- 
chen, welches  die  Gleichförmigkeit  des  Inhalts  unterbricht  und  sich  fast  wie  das  rothe 
Stigma  bei  andern  Algen  verhält.  Ich  habe  deren  auch  zwei  gesehen  und  einmal  zwei 
in  molekularer  Bewegung,  während  sie  sonst  fixirt  erscheinen. 

Bei  frischen  Exemplaren  habe  ich  wiederholt  eine  kleine  contractile  Vacuole  er- 
kannt (Figur  17  v).  Sie  lag  an  der  Basis  der  grünen  Zelle,  unterhalb  oder  zur  Seite 
des  dunkeln  Stigmas  oder  Körnchens,  dehnte  sich  langsam  aus,  zeigte  das  bekannte 
optische  Roth,   und    zog   sich   dann   blitzschnell   wieder  zusammen.     Diese  Beobachtung 


—     31     — 

war  mir  um  so  interessanter,  als  ich  hier  zum  erstenmal  eine  contractile  Vacuole  bei 
einem  mikroskopischen  Wesen  wahrnahm,  welchem  man  die  Natur  einer  Alge,  also 
einer  Pflanze,  nicht  wird  streitig  machen  können;  bei  den  grünen  beweglichen 
Formen  mit  dergleichen  contractilen  Stellen  tauchen  bekanntlich  immer  noch  hier  und 
da  die  Ansichten  von  Zoologen  auf,  welche  diese  Wesen  für  ihr  Bereich,  und  zwar 
grade  der  Vacuolen  wegen,  in  Anspruch  nehmen.  Die  continuirlich  erscheinenden  und 
verschwindenden  Vacuolen  unserer  Apiocystis  wird  wohl  Niemand  für  auch  nur  ent- 
fernte   Anlage    eines  Herzens    oder   Respiralionsorgans    halten. 

Während  diese  Art  ebenfalls  öfter  einen  oder  zwei  Fäden  zeigt .  welche  an  der 
grünen  Zelle  ansitzen  und  über  die  Blase  hinausragen,  Fehlt  ihr  dagegen  der  grössere 
runde  Kern  in  jeder  Zelle  (Chlorophyllbläschen),  welcher  bei  Ap.  Braunkma  vor- 
kommt, gänzlich,  und  es  ist  diess  ein  sogleich  in  die  Augen  fallendes  Merkmal, 
woran  man  Ap.  minor  unterscheiden   kann. 


Botryococcus  Braunii  Kütz. 

Tafel  XI.   Figur  27  —  33. 

In    den  Torfsümpfen    von  Walldorf. 

Einzelzellen  eiförmig,  besonders  oft  eiförmig-kegelig,  anfangs  grün,  dann  braun- 
roth  und  blassgrün,  das  Braunrolhe  zunehmend  und  das  Grün  dann  oft  nur  am  schmä- 
leren Theil  sichtbar.  Zuweilen  scheiden  sich  ein  oder  ein  paar  Oeltröpfchen  im  Inhalt 
aus.  Der  längste  Durchmesser  der  Zellen  beträgt  Vioo— V7 <,"""■  Die  Zellen  sind  in 
rundlichen  Knäueln  zusammengruppirt,  diese  Knäuel  hängen  durch  einen  oft  in  Fadenform 
sichtbaren  Schleim  zusammen  und  bilden  so  einen  grösseren  viellappigen  Algenkörper 
von  verschiedenem  Umriss.  Früher  ist  derselbe  grün,  später  durch  vorwaltendes  Her- 
vortreten eines  orangefarbigen  Stoffes  feurig-gelbroth.  An  den  abgebildeten  Einzel- 
zellen Figur  31  ist  diese  Entvvickelung  des  rothen  Stoffes,  der  den  grünen  ver- 
drängt,   zu  sehen. 

Als  ich  mich  behufs  der  Bestimmung  dieser  Alge  in  der  Literatur  umsah,  fand 
ich  ausser  dem  im  Nachtrag  zu  den  Species  Algarum  von  Kützing  aufgeführten 
Botryococcus  Braunii  keine  Form,  die  einigermassen  unserer  Walldorfer  Alge  ent- 
sprochen hätte.  Aber  auch  diese  blieb  mir  zweifelhaft,  da  ich  die  in  der  Be- 
schreibung  von  Kützing  erwähnten  „granula  interna "  von     Veoo  — '/ioo'"  Grösse   mei- 


—     32     — 

ner  Alge  nicht  anzupassen  wusste.  Die  Vergleichung  von  Exemplaren  aus  dem 
Neuenburger  See,  welche  ich  der  Güte  von  Prof.  A.  Braun  verdanke,  gab  nun 
gewünschten  Aufschluss.  Es  ist  hiernach  unsere  hiesige  Alge  mit  der  Gattung 
Botryococcus  identisch,  und  ich  glaube  wohl  auch  der  Species  nach.  Hie  grünen 
Zellen  des  B.  Braunü  linde  ich  in  ihrer  Grösse  nicht  wesentlich  verschieden  von 
den  hiesigen,  sie  messen  nämlich  Vioo- '/ho""11  ;  sie  liegen  derben  Hüllmembranen  ein- 
gebettet und  zwar  in  einer  gewöhnlich  deutlichen  quaternären  Anordnung,  wie  aus 
den  hier  zur  Vergleicbung  abgebildeten  Figuren  32  u.  33  zu  ersehen  ist.  Umhüllender 
Schleim  fehlt  auch  der  hiesigen  Form  nicht;  er  wird  bei  dem  Druck  des  Deckplatt- 
chens, welcher  die  Zellenoruppen  auseinander  treibt,  in  Form  von  Faden  zwischen  den 
einzelnen  Läppchen  sichtbar;  doch  fand  ich  ihn  bis  jetzt  nicht  solche  dicke  gallertige 
Hüllen  bilden,  in  welchen  die  grünen  Zellen  in  quaternärer  Ordnung  und  von  ein- 
ander etwas  entfernt  liegen;  letztere  schliessen  bei  unserer  Form  dichter  aneinander 
und  leere  Gallerthüllen,  aus  welchen  die  grünen  Zellen  durch  Druck  entfernt  waren 
(Fi<<-.  32),  fielen  nicht  in  die  Augen.  Dennoch  dürfte  die  Sache  sich  im  Wesentlichen 
so  verhalten,  wie  bei  der  Form  aus  der  Schweiz;  Gallerthüllen  kommen  denn  doch 
auch  der  hiesigen  Form  zu ,  sie  sind  nur  dünner  (Fig.  28,  29),  daher  die  grünen 
Zellen    dichter  gruppirt. 


Spirotaenia  obscura  Ralfs. 

Tafel  XI.     Figur  21—26. 

Diese  schöne,  von  Ralfs  in  England  entdeckte  und  in  den  British  Desmidieae 
beschriebene  und  abgebildete  Alge  habe  ich  im  Monat  Juli  in  Wasser  aus  den  Torf- 
sümpfen  von  Walldorf  zu  beobachten  Gelegenheit  gehabt.  Sie  besteht  aus  cylindri- 
schen,  nach  beiden  Enden  allmählich  verschmälerten,  spindelförmigen,  an  den  Spitzen 
abgerundeten  Zellen  von  %  bis  %  mm  Länge;  ausser  den  beiden  hyalinen,  chlorophyll- 
losen Spitzen  und  einer  mehr  oder  weniger  grossen  und  deutlichen  Stelle  in  der  Mitte 
(zuweilen  seitlich  am  Rand  befindlich)  ist  die  ganze  Zelle  grün.  Bei  genauer  Einstel- 
lung der  dem  Beobachter  zugewendeten  oberen  Fläche  sieht  man  12  —  14  schräg 
verlaufende  dunklere  Chlorophyllstreifen  über  letztere  hinziehen.  Eine  kleine  Verände- 
rung des  Focus  zeigt  ein  die  Mitte  der  Zelle  longitudinal  durchziehendes  Chlorophyll- 
band,  und  eine    abermalige  Veränderung   der   Einstellung   bringt   die  auf  der   abgewen- 


—     33     — 

deten  Seite  der  Zelle  befindlichen,  die  oberen  durchkreuzenden  schrägen  Linien  zur 
Anschauung.  Ueber  die  Form  der  schräg-  sich  windenden  schmalen  Chlorophyllbänder 
gibt  Figur  26  nach  einem  in  Glycerin  aufbewahrten  Exemplar  näheren  Aufschluss.  In 
der  Hütte  war  bereits  Theilung  des  grünen  Inhalts  eingetreten.  Die  Fortsetzung  der 
Windungen  auf  der  abgewendeten  Seite  der  Zelle  zeigte  auch  bei  diesem  Präparat  bei 
einer  gewissen  Einstellung  die  Durchkreuzung  derselben.  Ausserdem  treten  in  der 
grünen  Substanz  der  Zelle  noch  grössere  und  kleinere  Bläschen  in  verschiedener  An- 
zahl, oft  sehr  reichlich ,  hervor.  In  manchen  Zellen  sieht  man  sie  sehr  entwickelt 
und  in  grosser  Zahl  und  ziemlich  gleicher  Grosse  in  schrägen  Reihen  zwischen  den 
Windungen  liefen.  Nur  an  beiden  Enden  der  Zelle  nehmen  sie  an  Grösse  merklich  ab. 
Kürzere  Zellen  von  demselben  Bau,  aber  etwas  anderer  Form  kommen  öfter  unter 
den  andern  vor  (Figur  24);  sie  sind  vor  dem  einen  Ende  etwas  breiter  und  liegen 
häufig  so  wie  in  Figur  24.  woraus  man  auf  eine  hier  stattgefundene  Trennung  durch 
schiefe  Theilung  schliessen  kann.  In  einem  Falle  fand  ich  sie  noch  dicht  zusammen- 
liegend (Figur  23) ;  bei  Bewegungen  mit  dem  Deckgläschen ,  wo  sie  sanft  herumge- 
dreht auch  so  wie  in  Figur  25  sich  zeigten,  wurden  sie  nicht  aus  dieser  Lage  gebracht, 
ohne  Zweifel  zusammengehalten  durch  Reste  der  allgemeinen  Gallerthülle,  welche  auch 
die  ungeteilte  Zelle  umgibt  und  von  mir  ganz  den  Ralfs'schen  Zeichnungen  entsprechend 
gesehen  wurde.  Bei  angefertigten  Präparaten  fand  ich  mehrmals  an  noch  nicht  getheil- 
ten  Zellen  in  der  Mitte  bereits  die  Andeutung  einer  schrägen  Theilung.  In  Figur  22 
ist  in  der  Mitte  der  Zelle  am  Rande  eine  sanfte  Einkerbung  des  grünen  Inhalts  zu  be- 
merken und  eine  diese  Stellen  verbindende  feine  Linie,  über  welche  aber  ununterbrochen 
die  schiefen  Chlorophyllstreifen  hinweglaufen.  Bei  massiger  Einwirkung  von  Jod  trat 
vorzugsweise  bei  dem  in  der  Richtung  der  Längsachse  der  Zelle  verlaufenden  Chloro- 
phyllband   eine    blaue  Färbung  ein. 


Erklärung    der    Abbildungen. 
Tafel   X. 

Figur  1  —  12.  Stephanops  muticus.  1  —  6  Exemplare  von  verschiedener  Grosse  nnil  Darstellung  des 
Einzelnen  (siehe  die  Beschreibung),  zum  Theil  nur  im  Umriss.  7  Kopf  mit  Augen,  Tastern,  den  beiden  halb- 
kugeligen Protuberanzen;  die  Bewimperung  nicht  gezeichnet.  8  Kiefer.  9  —  10  Seitenansicht.  11  Form  mit 
dreizähnigem  Panzer.  12  mittlere  Ecke  des  Kopfes  mit  einer  kleinen  kugeligen  Hervorragung  hei  a.  Sammt- 
liche  Figuren  nach   350  m.   Vergr. 

Figur  13—  19.  Amoeba  laleritia.  13  —  17  einige  Falle  der  Gestaltveränclerung  mit  mehr  oder  weniger 
vorgestreckten  Spitzen.    18-19  zusammengezogene  Form,  19  in  Glycerin.   Sümmtliche  Figuren  nach  200  m.  Vergr. 

5 


—     34     — 

Figur  20  —  24.  Anthophysa  Mülleri.  20  —  21  dichotomisch  verästigte  Stammelten.  22  Astende  mit 
ansitzender  Monaden  -  Traube.  23  abgelöste  Monadentrauben.  24  Monaden  mit  zartem  abgestutztem  Anhang; 
die  beiden  letzten  Figuren   350  in.   vergr.  » 

Figur  25  —  28.      Drepanomonas  dentata,  350  m.,  26  200  in- vergr.   25  zeigt  die  schwer  sichtbaren  Wimpern. 

Figur  29  —  30.      Anthophysa  solitaria .   350  m.   vergr.      30  aa  contractile  Vacuolen. 

Figur  31.  Monas  consociata.  Eine  Monadengruppe,  200  m.  vergr.  31  *  Stuck  einer  solchen  nach 
350  m.  Vergr. 

Figur  32—33.     Baeonidium  remigans.      Figur  34—35.     Tetramitus  rostratus. 

Figur   36  —  38.     Chlamydomonas  hyalina. 

Figur  39  —  41.     Mallomonas  Plösslii,  350  in.   vergr. 

Figur  42.     Monas  truncata,  350  m.  vergr.     42*   von  der  schmalen  Seite  gesehen. 

Figur   43.     Monas  bipunetata ,   900  m.   vergr. 

Figur  44  —  45.  Monas  Oberhaeuseri.  44  ein  Monadenhaufen,  schwacher  vergrossert.  45  einzelne  Mo- 
naden,  stark  vergr.,   45*  eingeschnürte  und  sich  theilende  Exemplare. 

Figur  46  —  47.  Rhabdomonas  ineurva,  350  m.  vergr.  46  lebend,  47  theils  angetrocknet,  theils  mit 
Jod  behandelt. 

Figur  48  —  49.  Grymaea  vacillans,  350  m.  vergr.  48  Ansichten  von  der  breiten  und  schmalen  Seite. 
49  mit  Jod  getödtet. 

Tafel  XI. 

Figur  1  —  16.  Apiocystis  Brauniana.  Vergl.  oben  den  Text.  Figur  1  — 3,  5,  12  —  16  sind  350  m., 
Figur   4,   7  —  11    sind   200  in.   und   Figur   6   ist   65  m.   vergr. 

Figur  17  —  20.     Apiocystis  minor.      18  nach  200  in.,   17,   19,  20  nach  350  m.  Vergr. 

Figur  21  —26.      Spirotaenia   ohscura .   350  m.   vergr.      26   ein   Exemplar   in  Glycerin. 

Figur  27  —  33.  Botryoeoccus  Braunii.  27  und  30  nach  200  mal. ,  die  übrigen  Figuren  nach  350  m. 
Vergr.      32   und   33   nach  Exemplaren  aus  dem  Neuenburger  See. 

Figur  34  —  42.  Chlamydomonas  mullililis,  350  in.  vergr.  38  —  39  abnorme  Formen.  37  Form  mit 
sechs  Faden.      40  —  42   Theilungszuslande. 

Figur  43  -  45.      Chlamydomonas   Pulvisculus,   350  m.   vergr. 

Figur  46  —  49.     Micractiniuni  pusillum ,   350  m.   vergr. 

Tafel   MI. 

Figur  1  —24.  Arcella  hyalina.  Die  Figuren  sind,  mit  Ausnahme  von  14  und  15,  nach  einer  350  m. 
Vergr.  gezeichnet.  Sie  finden  nieist  ihre  Erläuterung  im  Texte.  Bei  Figur  21  ist  die  ausgetretene  weiche 
Körpersubslanz  mit  zahlreichen  Vacuolen  versehen. 

Figur  25  —  27.  Trinema  Acinus,  350  m.  vergr.  25  und  27  von  der  Seite  gesehen.  26  zeigt  2  Fäden 
aus  der  Mündung  vorgestreckt.      27  *  Schale  eines  besonders  grossen  Exemplars. 

Figur  28  —  36.  Cyphoderia  margaritacea.  28  —  31  Gehäuse  aus  dem  Walldorfer  Sumpfe,  28  —  29 
nach  200  in.,  30  —  31  nach  350  m.  Vergr.  32  —  35  aus  dem  Kettenhofgraben  bei  Frankfurt,  32  der 
lebende  Rhizopode  mit   ausgestreckten  Fäden;    36   sehr  stark  vergrössertes  Stuckchen  des  facettirten  Gehäuses. 

Figur  37  —  42.  Difflugia  spiralis.  37  —  40  Gehäuse  verschiedener  Grosse  und  Ansicht ,  200  m.  vergr. 
41  —  42   Theil  des   Gehäuses,   350  m.   vergr. 

Figur  43—45.  Difflugia  oblonga ,  350  m.  vergr.,  drei  verschiedene  Exemplare  aus  der  Präparaten- 
Sammlung  des  Frankfurter  mikroskopischen  Vereins;  43  in  schräger  Lage  gezeichnet;  in  dieser  Figur  sowie  in 
Fig.   45   ist  die  Netzzeichimng  des  Gehäuses  nicht  ausgeführt. 


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