Ueberreicht vom Verfasser.
Beiträge
zur Kenntnis der Dipteren-Larven und -Puppen.
Prof. J. C.^ÄTde Meijere,
Amsterdam. V\
Mit 11 Tafeln.
Abdruck aus den
Zoologischen Jahrbüchern.
Herausgegeben von
Prof. Dr. J. W. Spengel in Gießen.
Abteilung für Systematik. Geographie u. Biologie der Tiere.
Band 40. Heft 3/4.
Verlag von Gustav Fischer in Jena.
1Ü16.
^
349485
Nachdruck verboten.
Übersetzungsrecht vorbehalten.
Beiträge
zur Kenntnis der Dipteren-Larven und -Puppen.
Von
J. C. H. de Meijere,
a. ö. Professor an der Universität zu Amsterdam.
Hit Tafel 4-14.
Inhaltsangabe.
Seite
eitung 178
f ezieller Teil 180
Si^atopse notata L 180
Diloplms vulgaris Meig 183
P' M fnlvicollis F 186
■'hoptera 188
Trichocera 191
Tricyphona immaculata Meig 195
Dicranomya umbrata DE Meu 197
Limnohia hifasciata Schr 198
Rhijpliolophus variiis Meig 201
Limnophila fhriißinea Meig 204
Pachygaster minutissima Zett 206
Beris raUata Föest 208
Thereva 210
Chrysopilns atrntns F. . 214
Lepiis lineola F 215
Diodria baumhaueri Meig 218
Dysmachus trigomis Meig 220
Medeterus. . 222
Zool. Jahrb. XL. Abt. f. Syst. - 12
178 J- ^- H. DK MeIJERE,
Tliri/piicKs .s/iiunn/dinus Gerst 225
DoÜrhopus . ^ 226
llilnra vtavra F
Rhamphomijia ? 230
Syr])hus bifasriains V 232
SifrpJtus veuiistii.s Meig 234
Pipunculiden 234
Drosophlld obscnra Fall 239
IL Allgemeiner Teil 241
1. Zur Kenntnis der Dipteren-Larven 241
a) Kopfbau 241
b) Segmentzahl 276
c) Stigmen 278
2. Zur Kenntnis der Puppe der Dipteren 282
3. Über die Bedeutung der Larven für die Systematik . . . 291
Eiuleituiig.
In keiner Insectenordnung ist die Verschiedenheit der Larven
eine so große wie bei den Dipteren. Schon in der äußeren Er-
scheinung weichen sie außerordentlich viel voneinander ab, aber
auch an tiefgreifenden Modifikationen fehlt es nicht. Namentlich
der Kopfbau ist dermaßen verschieden, daß es trotz mehrerer Ver-
suche bis jetzt nicht gelungen ist, in befriedigender Weise die Homo-
logien festzustellen. Seit Weismann's grundlegenden Arbeiten ist dies
von mehreren Forschern versucht; es sind hier besonders van Rees,
HoLMGREx, in neuester Zeit R. Becker ^) zu nennen. Beide letzt-
genannte Autoren haben eine Formenreihe aufgestellt, welche von
den Formen mit freiem, vollständig chitinisiertem Kopf zu dem sehr
reduzierten Kopf der Eumyiden hinüberleiten soll. Da R. Becker
vor wenigen Jahren eine Übersicht über die bezüglichen Arbeiten
älterer Autoren gegeben hat, so kann ich mir an dieser Stelle eine
solche ersparen. Becker war in der Lage auch eine Art aus der
Gruppe Orthorhapha brachycera, nämlich die Larve von Atherix, ein-
gehend zu untersuchen und kommt zur Annahme folgender phylo-
genetischen Reihe: Simulia, Chironomus, Stratiomyia, Atherix, Lon-
choptem, Musca, wobei die verschiedenen Formen je als Repräsen-
1) Becker, R., Zur Kenntnis der Mundteile und des Kopfes der
Dipteren-Larven, in: Zool. Jahrb., Vol. 29, Anat., 1910, p. 281—312.
Ebeudort auch Literaturaugaben.
Dipteren-Larven nud -Puppen. 179
tanten der durchlaufenen Stufen zu betrachten sind, natürlich nicht
als die wirklichen Vorfahren.
Am Ende seiner Arbeit führt er indessen einige Bedenken gegen
seine Entwicklungsreihe an, nämlich im besonderen, daß die als An-
tenne bzw.Maxillartaster gedeuteten Sinnesorgane nach seiner Deutung
auf das 1. Thoracalsegment verschoben sein sollen, zweitens, daß er die
von Weismann bei der Embryonalentwicklung der Musca-'La.YYe wahr-
genommene Einstülpung des Vorderkopfes nicht erklären kann. Es geht
hieraus wenigstens soviel hervor, daß auch mit seinen Ausführungen
nicht das letzte Wort in dieser Frage gesprochen ist. Da ich in den
letzten Jahren eine Anzahl Dipteren-Larven gesammelt und gezüchtet
hatte, so wurde bei mir der Wunsch rege, diese soviel wie möglich
zur Erklärung dieser überaus interessanten Verhältnisse zu benutzen.
Im Untenstehenden gebe ich zunächst eine Beschreibung einiger
von mir aufgefundeneu bzw. gezüchteten Dipteren-Larven und
-Puppen. Ich bin mir ganz klar bewußt, daß diese keine vollständige
ist, es bleibt an jeder Art noch genügend zu erforschen, es lag eben
nicht in meiner Absicht, alle Einzelheiten zu erwähnen, und auf die
innere Anatomie bin ich nur wenig eingegangen. Das Hauptgewicht
legte ich bei den vorliegenden Untersuchungen auf die vergleichende
Betrachtung des Kopfbaues, über welchen, wie gesagt, die Akten
bis jetzt noch bei weitem nicht abgeschlossen sind, sowie einiger
anderer Punkte im Körperbau der äußerst verschiedenartig ge-
bildeten Dipteren-Larven. Bei der Erörterung des Kopfbaues entstand
von selbst die Frage nach seiner sj^stematischen Bedeutung, nament-
lich in Hinsicht auf die Stellung von Trkhocem zu den übrigen
Tipaliden, weil gerade unlängst auch von Keilin die große Ver-
schiedenheit der Trichocera-ljaYYen vom gewöhnlichen Tipuliden-
Typus hervorgehoben war. Den Schluß bilden einige Betrachtungen
über die Dipteren-Puppen.
Von einigen der unten aufgeführten Arten besitzen wir schon
Beschreibungen von älteren Autoren, namentlich von Beling und
Peeris. Da von diesen Autoreu auf die feineren Strukturen nicht
oder kaum eingegangen wird, so ergaben sich diese Beschreibungen
für die von mir gestellten Fragen als unzureichend, und ich habe
deshalb vorgezogen, von den betreffenden Tieren neue zusammen-
fassende Beschreibungen zu geben. Die ältere Literatur ündet man
bei Fe. Brauer, Systemat. Studien auf Grundlage der Dipteren-
Larven. Zweiflügl. d. K. Museums zu Wien III 1883, in: Denkschr.
Akad. Wiss. Wien, math.-nat. CL, Vol. 47.
12*
IgQ J. C. H. DR Meijere,
L Spezieller Teil.
Scatox>se notala L. (Fig. 1—4).
Obgleich diese Larve schon von mehreren der älteren Forscher,
von Perris, L. Dufour, Bouche, Heeger, beschrieben wurde, so
dürfte eine genauere Beschreibung derselben nicht überflüssig sein.
Der etwas abgeflachte zylindrische Körper besteht aus Kopf und
12 Körpersegmenten. Der Kopf ist (Fig. 1) stark chitinisiert und
ganz frei, von brauner Farbe, etwas runzelig, nur mit wenigen
Sinnesborsten, im übrigen nackt; die Fühler (Fig. 2) sind kurz, drei-
gliedrig, das 1. Glied äußerst kurz, das 2. Glied ist kurzzjiindrisch,
fast ebenso lang wie breit, es trägt außer dem schmaleren, aber
relativ langen 3. Glied ein viel kürzeres Sinneszäpfchen.
Die Oberlippe ist von gerundet viereckiger Gestalt; oben liegen
in der Höhe der Füliler 2 Paar Sinnespapillen, von welchen das
vordere eine kurze zerschlitzte Borste besitzt ; am gerundeten Vorder-
rand ist die Oberlippe dicht kurz behaart; dicht dahinter finden
sich am Rande ein Paar zerstreute Härchengruppen; an der Unter-
seite trägt sie vorn eine Anzahl zerstreuter, nach hinten gerichteter
brauner Zähne mit kammartig eingeschnittener Spitze, dann folgen
2 größere Chitinwarzen und weiterhin 6 braune längsstreifenartige
Chitinrippen, deren freier Rand mit nach hinten gerichteten Härchen
besetzt ist. An der Außenseite dieser Gruppe von Längsrippen liegt
jederseits eine am freien Rand 3 stumpfe Zähne aufweisende Chitin-
platte; außerhalb dieser wieder ein Büschel von Härchen.
Die Oberkiefer sind stark, das Endglied ist seh auf eiförmig, am
Rande beiderseits stumpfgezahnt; die 3 mittleren Zähne sind größer
als die übrigen, welche von winziger Größe sind; an der Außen-
seite liegt über dieser Schaufel eine Gruppe von starken, gekrümmten
Borsten. Der untere Abschnitt des Oberkiefers trägt an seiner
Oberseite eine starke, gerade, beiderseits kurzbedornte Borste, an der
Seite findet sich ein starker zahnartiger Vorsprung.
An dem stark reduzierten Unterkiefer ist eine untere Chitinspange
bemerkbar, welche das Basalglied (Cardo) repräsentiert, das Endglied
bildet eine gerundete, am Innenrand dicht behaarte Platte, welcher
ein sehr kurzer, aber breiter Taster aufsitzt; dieser trägt auf der
kurzovalen Endfläche mehrere sehr wenig vorragende Sinnesorgane.
Die Unterlippe ist relativ klein, wenig chitinisiert, größtenteils
Dipteren-Larven imd -Pnp2)en. 181
dicht behaart; vorn findet sich eine querovale Stelle mit mehreren
kurzen Sinnesorganen. Weiter nach vorn und mehr nacli innen zu
liegt als gerundete behaarte Platte der Hypophar3'nx.
Die Thoracalsegmente zeigen an der Oberseite einen breiten
Vordersaum von dichtgelagerten kurzen Härchen, welche in Quer-
gruppen angeordnet sind ; am Prothorax ist dieser Saum am breitesten.
Darauf folgen nach hinten zu 5 Längsgruppen von stärkeren Haar-
borsten, von welchen wenigstens in den 3 mittleren Gruppen die
vorderen gleichfalls kurze Quergruppen bilden, die mehr nach hinten
gelegenen und die der äußersten Gruppen stehen vereinzelt; auch
diese Gebilde stehen trotz ihrer Stärke meistens nicht in besonderen
Chitingrübchen.
Das hintere Ende dieser Gruppen ist durch eine Querlinie ver-
bunden, welche am Prothorax eine in der Mitte unterbrochene Eeihe
kurzer brauner Chitinhöckerchen trägt; am Mesothorax ist die Reihe
vollständig, am Metathorax desgleichen, aber die Anhänge sind hier
nicht höckerförmig, sondern zeigen den Charakter der vor ihnen
liegenden Borsten ; die Querreihe geht in die äußeren Gruppen über,
wie es mit den Höckerchen der vorhergehenden Ringe allmählich
auch der Fall ist.
An den 7 jetzt folgenden Abdominalsegmenten ist das Verhalten
ähnlich, aber die Härchen des Vordersaumes sind stärker und stehen
vereinzelt ; die Borstenhaare der mittleren Gruppen sind länger, aber
spärlicher, namentlich die äußeren Gruppen schmal, mehr nach hinten
auch die mittleren, so daß die aus ebenso langen Haaren bestehende
Querreihe, welche das hintere Ende der Gruppen verbindet, mehr in
die Augen fällt; besonders an dem hinteren Segment erreicht diese
Reihe eine recht beträchtliche Länge. Am 6. Segment sind die
Längsgruppen schon auf einige (ca. 5), aber dementsprechend dickere
Borsten beschränkt, am 7. ist nur die mittlere Gruppe noch von dieser
Größe, von den äußeren sind nur spärliche Reste übrig, der Hinter-
saum ist aber geschlossen und stark entwickelt, unregelmäßig
2reihig. Am 8. Segment, welches an seinen Hinterecken die beiden
Hinterstigmen trägt (Fig. 3), ist diese Querreihe mehr nach vorn
gerückt, mit rundlich nach hinten umgebogenen Seitenenden ; in der
Mitte stehen die Borsten mehr vereinzelt und sind kürzer und
dicker, nach den Seiten stehen die Borsten gedrängt; die Längs-
gruppen sind ganz verschwunden. Das letzte, 9. Segment zeigt 2
längliche braune Flecke, welche ringsum von starken Haarborsten
Ig2 J. C. H. DE Meijere,
umgeben sind, außer am Vorderende ; auch der Seitenrand dieses
Segments ist beborstet.
Die Bewaffnung der Ventralseite zeigt mit derjenigen der
Dorsalseite Ähnlichkeit; auch hier findet sich an den Thoracal-
segmenten vorn ein breiter Saum von in kleinen Quergruppen an-
geordneten Härchen, am Prothorax finden sich 2 solche Quergürtel
hintereinander, durch eine gebogene, nackte Strieme voneinander
getrennt. Nach hinten folgen wieder 5 Gruppen von etwas stärkeren,
mehr vereinzelt stehenden Härchen, welche mit dem vorderen Quer-
gürtel mehr oder weniger zusammenhängen; namentlich am Prothorax
ist die mittlere Gruppe breit und mit dem Vordersaum verbunden,
die Härchen gehen hier auch allmählich ineinander über und werden
überhaupt wenig länger. Auch hier sind schon am Metathorax die
Gruppen hinten durch Querbrücken von Härchen miteinander ver-
bunden. Weiter nach hinten liegen an den vorderen Thoracal-
segmenten nur zerstreute kurze Härchen; am Metathorax bilden
diese einen mehr vollständigen, oben schmalen Gürtel.
An den Hinterleibssegmenten findet sich statt des vorderen
Gürtels nur eine mehr oder weniger vollständige sehr schmale Binde
zerstreuter kurzer Härchen, Die Längsgruppen und der sie be-
rührende hintere Gürtel sind namentlich im Mittelfelde stark ent-
wickelt, so daß mit Ausnahme der Seitenteile fast die ganze Unter-
seite hier mit wenig an Größe verschiedenen Härchen dicht besetzt
ist, welche zum Teil einzeln, zum Teil in kleinen Gruppen stehen;
nur nahe ihren Vorderrändern finden sich in diesen behaarten Partien
einige nacktere Stellen. Der Härchengürtel des Hinterendes ist
etwas stärker als am Metathorax, die Härchen sind aber kurz,
meistens zerstreut, bisweilen bilden sie kleine Quergruppen.
Am letzten Segment liegt die längsovale Analspalte, am Eande
von einem Ring zum Teil sehr starker Borstenhaare umgeben.
Sinnesborsten finden sich an der Dorsalseite zwischen den Borsten
des hinteren Gürtels zerstreut. Sie sind diesen sehr ähnlich, da-
durch indessen zu erkennen, daß sie in kleine Ghitiugrübchen be-
weglich eingepflanzt sind. Im querovalen nackten Felde vor den
Hinterstigmen stehen gleichfalls 2 Sinnesborsten.
An der Ventralseite fallen am meisten die in kleine Gruppen an-
geordneten Sinnesborsten der Thoracalsegmente auf. Sie liegen am
Protliorax zu beiden Seiten der mittleren Haargi'uppe, an den beiden
folgenden liegen zwischen ihnen Je 3 schmale Längsgruppen, welche also
zusammen mit den Mittelgruppen des Prothorax zu vergleichen sein
Dipteren-Larven und -Puppen. 183
dürften; jede Gruppe besteht aus 4 Borstenhaaren, 2 längeren und
2 kürzeren. Dies sind die Gruppen, welche Keilin bei einer Anzahl
Dipteren-Larven aufgefunden und als „formation" oder „organe pleu-
rale" bezeichnet hat ^).
Dicht neben dem Seitenrande liegt an Tlioracal- und Abdominal-
segmenten eine durch seine Stärke und größere Länge auffallende
Sinnesborste.
Stigmen sind vorhanden am 1. Thoracalring und am 1. — 8. Ab-
dominalring. Die 8 ersten Paare sind von gleicher Größe und Bildung
(Fig. 4), sie ragen als kurze Zäpfchen senkrecht zur Seitenlinie her-
vor. Sie sind nach dem Schema der Tüpfelstigmen gebaut und
zeigen nahe ihrer Spitze einen nicht geschlossenen Kreis von ca. 8
ovalen dünneren Stellen; die Stigmennarbe liegt also lateral, aber
die Zahl der Knospen ist eine relativ große. Die Hinterstigmen
stehen als braune, zylindrische Zapfen vor (Fig. 3), ihr oberes Ende
trägt das Tüpfelstigma, welches aus einem ringsum geschlossenen
Kreis von ca. 30 ovalen Tüpfeln besteht, mit großer, zentraler
Stigmennarbe; das Tüpfelstigma ist durch einen Saum nach unten
gerichteter Härchen umgeben.
Dil02)hns vulffaris Meig. (Fig. 5 — 10).
Auch diese Larve ist, was die oberflächlichen Merkmale anlangt,
schon durch die Beschreibungen von Ratzebürg, Beling usw. be-
kannt, im besonderen ist aber noch manches hinzuzufügen.
Die Larven haben die zylindrische Körpergestalt der Bibio-
Larven, unterscheiden sich aber besonders durch die glattere Ober-
fläche, indem die Bibio-LdiV\e,\\ eine Anzahl länglich konische Körper-
anhänge aufweisen, die von Düophus nur einige wenige, sehr kurze.
Der Kopf ist stark chitinisiert, von rotbrauner Farbe. Die Fühler (Fig. 5)
sind äußerst kurz, eingliedrig; das einzige Glied springt als kurzer,
gerundeter Höcker vor und trägt auf seiner oberen Fläche einige
wenig vorragende Sinnesorgane, nur eins hat die Gestalt eines kurzen
Stäbchens. Die Oberseite des Kopfes trägt einige wenige starke
Borsten, welche in eine sehr feine Spitze enden. Ein Paar solcher
Borsten finden sich auch auf der Oberlippe, dicht vor der Ein-
pflanzungsstelle der Fühler, zwischen ihnen liegt ein Paar als halbe
1) Keilin, D., Sur certains organes sensitifs constants chez les larves
deDipteres et leur signification probable, in: CR. Acad. Sc. Paris, Yol. 153,
p. 977.
jg4. J. C. H. DE Meijere,
Kreischen erscheinende Sinnesorgane. Überdies trägt die Oberlippe
an ihrem vorderen Rande eine Anzahl kurze, zapfen förmige Pa-
pillen; einige finden sich auch an der Unterseite, welche im übrigen
kurz behaart ist, wenigstens im vorderen Abschnitt. An der Ober-
seite zeigt die Oberlippe nahe der Basis eine kleine Grube. Die
Oberkiefer (Fig. 6) sind nicht lang, aber stark, wenig gebogen ; an
der Spitze zeigen sie 4 kurze, stumpfe Zähne, an der Außenseite
nahe der Basis 2 längere Borsten, an der Innenseite auf einem
kurzen Vorsprung ein dichtes Büschel von steifen Härchen.
Die Unterkiefer (Fig. 7, 8) sind für eine Dipteren-Larve stark
entwickelt; das Grundglied (Cardo) ist an der Uuterfiäche durch
einen Chitinstreifen ausgezeichnet, welcher 3 starke Borsten trägt.
Es trägt innen eine ungefähr viereckige Lade, welche an ihrer
Unterseite eine starke Borste aufweist; an der Oberseite findet
sich in der oberen Außenecke ein Haarbüschel, mehr nach innen zu
eine Reihe von Sinneskreischen, in der inneren Uuterecke ein kleineres
Haarbüschel, während der Innenrand eine Längsreihe von konischen
Zähnen erkennen läßt. An der Außenseite liegt der Stipes mit dem
eingliedrigen Taster ; letzterer mit mehreren kürzeren Sinneszäpfchen.
Die Unterlippe springt als eine länglich viereckige, stark chitini-
sierte, nackte Platte vor; nur dicht hinter dem Vorderrand zeigen
sich einige kurz-zapfenförmige Sinnespapillen. Nach innen zu liegt
über der Unterlippe ein kurzes aber breites Läppchen mit kurz-
gezähneltem Rand, der Hypophar3nix. Auch ventral ist die Kopf-
kapsel vollständig geschlossen, hinten aber vollständig kreisförmig
eingebuchtet.
Die Körperhaut ist überall mit einander nicht berührenden
schuppenartigen Wärzchen (Fig. 9) besetzt, welche breiter als lang
sind und an ihrem freien Hinterrande eine Quergruppe von dorn-
artigen Härchen besitzen ; die Anzahl dieser Haare ist auch an einer
und derselben Körpergegend stark wechselnd, bald findet sich nur
1, bald Avächst die Anzahl bis auf 10; meistens findet sich eine
Zvvischenzahl.
An der Oberseite trägt jedes der Thoracalsegmente 1 Paar
kurzer konischer Höcker, welche selbst auch Avieder dicht mit be-
haarten Schüppchen besetzt sind und also Vorsprünge der ganzen
Hautscliicht darstellen; die Hinterleibssegmente zeigen außerdem
ein 2. Paar, welches mehr nach außen und nach vorn liegt. Die
Hinterleibsspitze zeigt vor dem hintersten Stigmenpaar eine Quer-
reihe von 6, dahinter eine von 4 Fortsätzen, welche, namentlich die
Dipteren-Larveu uud -Puppen. 185
4 letztgenannteu, länger sind als die der vorhergehenden Segmente.
Diese liegen am oberen Kand der abgestutzten Hinterleibsspitze;
ihre Spitze ist nackt, wenig gefärbt und zarthäutig. Die Zahl der
Stigmen ist dieselbe wie bei Bibio\ sie finden sich am Pro- und
Metathorax und am 1, — 7., dann am 9. Hinterleibsringe. Das 1. Paar
ist größer als die folgenden, am grüßten ist aber das allerletzte,
welches sich außerdem im Bau von den übrigen unterscheidet.
Während die übrigen, ebenso wie die entsprechenden Stigmen der
jB/iio - Larve , nur eine einzige zentrale Stigmennarbe aufweisen,
rings um welche die Tüpfel in einen Kreis angeordnet sind, zeigt
das hinterste 5iiio-Stigma deren 2, dasjenige von Vüophus 8 (Fig. 10).
Dieses Stigma von Bibio ist dementsprechend von ovaler Gestalt,
während das von Dilophus mit den 3 sternförmig nebeneinander
liegenden Narben wieder von kreisförmiger Gestalt ist, wie die ein-
fachen Stigmen der Bibioninen-Larven es öfters sind. Genau kreis-
föimig sind aber bei Büoplms auch die übrigen Stigmen nicht, nament-
lich dasjenige des Prothorax ist deutlich queroval, die Stigmennarbe
liegt hier fast im Zentrum, die folgenden, kleineren Stigmen nähern
sich einem Kreis in größerem Maße, aber ihre Narbe liegt exzentrisch,
ist der Dorsalseite etwas näher gerückt. Alle diese Stigmen sind
von einem schmalen braunen ('hitinring eingefaßt; die dunkelbraune
Stigmennarbe ist durch einen heller braunen Saum umgeben, au wel-
chem die inneren Stützsäulclien des Stigmas ansitzen; der Tüpfel-
kreis liegt mehr nach außen und ist wenig gefärbt, die Zahl der
Tüpfel beträgt an den kleineren Abdominalstigmen ca. 20, an dem
Prothoracalstigma ca. 38, an dem dreiteiligen Hinterstigma ca. 80;
die Tüpfel sind sehr schmal, linienförmig. Die zwischen den 3
Stigmennarben liegende Partie ist etwas vorgewölbt. Im Endabschnitt
der Trachee münden unmittelbar unter dem Stigma zahlreiche feine
Tracheenäste, welche an der anderen Seite sich in äußerst feine
Tracheolae verteilen ; Büschel von dergleichen Tracheolae finden sich
an den größeren Tracheen in den letzten Segmenten und an der
Quercommissur des letzten, Verzweigung zeigen diese Tracheolae nur
an ihrer Basis. Während am stigmenlosen Mesothorax noch eine
kleine braune Stigmennarbe als Ansatzstelle des Stigmenfadens auch
äußerlich erkennbar ist, findet sich eine solche an dem stigmenlosen
Segment vor dem Endsegment nicht ; auch hat der Längsstamm zwi-
schen den 2 letzten Stigmen nur einen Seitenast, wie zwischen den
vorletzten, was dafür spricht, daß hier das letzte Stigma um ein
Segment nach hinten verschoben ist, es also eigentlich dem Stigma
186 ^ <-'. H. DE Meijere,
des 8. Segments entspricht; es wäre demnach mit dem Stigmenliorn
von Scatopse, welches unmittelbar hinter dem 8. Segment aufsitzt,
diesem aber noch deutlich zugehört, homolog.
Die Sinnespapillen haben die Gestalt kurzer, brauner Borsten;
auf der Dorsalseite zeigt sicli deren je eine Querreihe von 6 zwischen
den mittleren Fortsätzen, auch lateral finden sich noch ein Paar;
am Prothorax liegt weiter nach vorn noch eine 2., vollständige Quer-
reihe. Audi ventral liegen einige dergleichen Sinnesborsten ; an den
Thoracalsegmenten findet sich jederseits eine neben einem braunen
Punkt, welches im Zentrum einer Gruppe von kleineren Schüppchen
liegt und der Ansatzstelle einer Bein-Imaginalscheibe entsprechen
dürfte.
Die Speicheldrüsen sind von einfacher, langgestreckter Gestalt.
Am Anfang des Magens finden sich 8 kurze Blindsäcke, während
nahe seinem Ende ein längerer Anhang vorhanden ist. Es sind 4
MALPifiHi'sche Gefäße vorhanden, je 2 entspringen aus einer und
derselben Stelle, ein gemeinsamer Abschnitt ist aber kaum vorhanden ;
die beiden Paare entspringen dicht nebeneinander; sie sind von
gleichmäßiger Stärke, nur das eine Paar ist eine kurze Strecke ent-
lang etwas erweitert, enthält aber auch dort keine besonderen C'on-
cremente.
Plecia fulvicollis F. (Fig. 11—13).
Die Larve dieser Art wurde nach javanischen Stücken von mir
in Studien über südostasiatische Dipteren IV, in: Tijdschr. Entomol.,
Vol. 53, 1910, p. 59, beschrieben. Ich ging damals auf eine Be-
schreibung der Mundteile und andere Einzelheiten nicht ein, weil
mir gerade diese von größerem Interesse zu sein schienen, wenn sie
gleichzeitig mit der Untersuchung anderer Foi'men vergleichend
unternommen werden konnte.
Die Fühler (Fig. 12) sind ganz rudimentär; die Gegend, wo man
sie suchen muß, ist ganz tiefschwarz, und erst nach Entfärbung mit Eau
de Javelle erscheint hier eine halbmondförmige Stelle, in deren
Nähe einige Sinneskreischen gelegen sind. Die Oberlippe (Fig. 11)
zeigt vorn oberseits 1 Paar kurzer, dicker, dolchförmiger Borsten ; ihr
Vorderrand ist dicht kurz behaart, zwischen den Härchen stehen
mehrere kuize Zäpfchen, einige dunkler und kürzer, einige heller
und mit längerer Si)itze. Unterseits ist die Oberlippe, wenigstens
im Mittelfelde, mit dicken borstenartigen, nach der Mittellinie ge-
Dipteren-Larven und -Puppen. 187
richteten borstenartigen Gebilden dicht besetzt, an dieser Linie stehen
zwischen den Borsten dünnere Haare, am Seitenrande stehen 1 Paar
Büschel solcher nach vorn schauender Borsten; weiter nach hinten
hat die Oberlippe jederseits einen großen zahnartigen Vorsprung.
Im ganzen zeigen die Mundteile eine große Übereinstimmung
mit denjenigen von Düophus. Die Oberkiefer zeigen auch hier an
der Innenseite einen Haarbüschel, dessen Haare hier einander sehr
dicht anliegen; an der Kaufläche finden sich 4 sehr stumpfe Zähne.
Auch die Unterkiefer haben dieselbe Gestalt, die Lade hat an der
Unterseite nahe dem inneren Rande 2 starke Borsten, am Bande
selbst eine dichte Reihe grober, borstenähnlicher Haare und darüber
2 braune Chitinzapfen, am Oberrande finden sich noch 1 Paar
kleinere Chitinhöcker; die Innenseite ist größtenteils kurzbehaart,
bzw. beborstet und trägt eine Längsreihe von Sinnespapillen ; der
Taster hat relativ längere Sinnespapillen als bei Bilophus. Auch
die Unterlippe hat ungefähr dieselbe Gestalt, vorn findet sich zu
beiden Seiten der Gruppe von Sinnespapillen eine dicht kurzbehaarte
Stelle.
Schuppenartige Felderchen, wie sie bei Düophus beschrieben sind,
also mit einer Querreihe von Haaren am freien Rande, finden sich
hier hauptsächlich auf den zahlreich vorhandenen Körperfortsätzen,
im übrigen zeigt sich ein etwas anderes Verhalten; die nur durch
dunklere Färbung hervortretenden Felderchen tragen eine Gruppe
von Börstchen, welche eine Querreihe bilden und auch viel dunkler
gefärbt sind als bei D^^op/w/s ; die Zahl dieser Börstchen ist auch hier
sehr wechselnd; auf der großen Platte unten am Prothorax sind die
Schuppen sehr breit und kurz, nur am Rande, dort aber mit zahl-
reichen Haaren besetzt. Dasselbe Verhalten findet sich an der
Dorsalseite zwischen dem Kopf und der vordersten Reihe von Fort-
sätzen.
Die große Zahl der Fortsätze w^urde in der Beschreibung in
„Tijdschrift voor Entomol." schon erwähnt und ihre Anordnung an-
gegeben. Diese sind an der Ober-(Vorder-)seite dicht mit kurze
Querreihen bildenden Börstchen besetzt, an der Unterseite größten-
teils nackt und blaß gefärbt, auch die Spitze ist mehr oder weniger,
bei den längeren Fortsätzen eine bedeutende Strecke weit, von
dieser Beschaffenheit ; die kürzeren sind oben bis zur Spitze behaart.
An den meisten Fortsätzen beobachtete ich an der behaarten S^ite,
etwas unter der Mitte, ein kleines Kreischen; bei den Fortsätzen
der Dorsalseite kommt, der Basis näher gerückt, öfters noch ein
188 J. C. H. DE Meijere,
zweites vor; es sind helle, runde oder etwas ovale Fleckchen, welche
sehr schmal schwarz gerandet sind. Schnitte lehrten, daß nach
solchen Stellen feine Fädchen sich verfolgen ließen, welche die dicke
farblose Chitinschicht der Haut durchsetzen (Fig. 13). Ks handelt
sich hier ohne Zweifel um kleine Sinnespapillen; von Drüsenzellen
ließ sich jedenfalls nichts erkennen.
^^'as die Stigmen anlangt, so habe ich in der früheren Be-
schreibung schon angegeben, daß deren jederseits 10 vorhanden
sind; die Anordnung ist dieselbe wie bei Dilophus; sie haben die
Gestalt schwarzer Höckerchen, das hinterste Paar ist am grüßten,
dagegen ist hier im Gegensatz zu Bilophus das prothoracale Paar
den folgenden kaum an Größe überlegen. Jedes Stigma zeigt
einen Kreis von sehr schmalen dünneren Stellen, bei dem großen,
letzten Paar bilden dieselben ein Oval. Wegen der tiefschwarzen
Färbung hält es schwer, den Bau des Stigmas zu erkennen;
nach teilweiser Entfärbung vermittels Eau de Javelle zeigte sich,
daß im Zentrum hier nur eine Stigmennarbe vorhanden ist, über-
dies daß der Tüpfelring an der einen schmalen Seite des Ovals
sehr schmal unterbrochen ist, so daß das Stigma noch gleichzeitig
einen extremen Zustand der Stigmen mit lateraler Stigmennarbe
vertritt und als Übergang deshalb von Interesse ist. Die kleineren
fast kreisrunden Stigmen der vorhergehenden Segmente besitzen
gleichfalls eine zentrale Stigmennarbe; ihr Tüpfelkreis weist keine
Unterbrechung auf.
rtuchoiHera (Fig. 14—20). *
Über die in verschiedenen Hinsichten sehr merkwürdige PfycJio-
/9/em-Larve erschien seinerzeit eine Abhandlung von Carl Gkobben:
..Über bläschenförmige Sinnesorgane und eine eigentümliche Herz-
bildung der Larve von Ptychoptera contaminata" ^), welche außerdem
eine Beschreibung der Larve enthält. Es ist dies gleichzeitig die aus-
führlichste, welche über diese Larve veröffentlicht ist. Ich möchte
sie, was die äußere Morphologie anlangt, in einigem ergänzen und
berichtigen.
Grobben zählt an dem Tiere 12 Körpersegmente; eine so große
Zahl von Abschnitten ist eben auch erkennbar, aber auf den
1) Grobbex, C, m: SB. Akad. AViss. AVien, Abt. 1, 1875, November-
heft, p. 1 — 22.
Dipteren-Larven und -Puppen. 139
morphologischen Wert derselben geht Grorben nicht näher ein.
Nach meiner Ansicht gehört der sehr kurze erste Abschnitt zum
Prothorax, also bildet es zusammen mit dem zweiten Abschnitt
Grobbek's den Prothorax. Die 3 Thoracalringe sind dann alle
dadurch erkennbar, daß sie ventral keinen hakentragenden Höcker
besitzen, wie er am Hinterende des 1., 2. und 3. x\bdominalringes
wohl vorhanden ist.
Damit stimmt auch, daß nach Grobben, der frisches Material
untersuchen konnte, der erste Ganglienknoten an der Grenze zwischen
dem 2, und 3. Leibessegment liegt, der zw^eite im 3., so daß seinem
1. und 2. Segment nur ein Ganglienknoten entspricht.
Während die 5 ersten Hinterleibsringe von zylindrischer Ge-
stalt sind, ist das 6. (Gkobben's 10. Segment) nach hinten zu stark
verschmälert.
Was den hinter dem 6. Hinterleibssegment liegenden zum Teil
zurückziehbaren Abschnitt anlangt, so betrachtet Grobben diese als
2 Segmente; ilinen entspricht nach ihm ein Doppelganglion, welches
an das Ende des vorhergehenden, also des 6. (sein 10. Körpersegment),
verlagert ist. Jedenfalls folgen hier aufeinander: ein behaarter
konischer Abschnitt, welcher den Hauptteil des 6. Segments bildet,
dann ein kürzerer, unbehaarter, zylindrischer Abschnitt, welcher in
ersteres zurückziehbar ist ; dann ein längerer aber dünner, wenigstens
teilweise behaarter Teil von zjiindrischer Gestalt, nur teilweise
einziehbar, und dann ein kurzer, ganz zurückschiebbar nackter Ab-
schnitt; dieser trägt den Anus, die beiden schmalen Tracheenkiemen
und die Atemröhre, deren Spitze nach innen umgestülpt ist. Falls
man alle diese Abschnitte als Segmente deutet, so sind hier 9 Ab-
dominalringe vorhanden, eine Anzahl, welche auch bei Culiciden-
Larven und auch bei Bibioniden erkennbar ist, desgleichen von
MiALL 1) für die Dicranofa-h?iYYe angegeben wird. Bei dieser und
bei PtycJwptera finden wir dann weiter die Eigentümlichkeit, daß
das hintere Stigmenpaar sich vom 8. auf den letzten Körperring
hinübergeschoben hat; bei Dicranota sind die beiden Stigmen noch
getrennt und nicht vortretend, während sie bei Ptychoptera dicht
beisammen auf einem sehr langen Fortsatz, der Atemröhre, ein-
gepflanzt sind. Auch sind bei Dicranota die verschiedenen hinteren
Abdominalsegmente gleichartig, alle behaart, bei Ptychoptera sind
sie zum Teil wenig- oder nicht behaart und einziehbar.
1) MiALL, L. C, Dicranota, a carnivorous Tipulid larva, in: Trans,
entomol. Soc. London, 1893, p. 235.
190 J- t- H. DE MeIJERE,
Die Fühler (Fig. 14) bezeichnet Geobben als 2glie(liig; e.s sind
eben auch nur 2 deutliche Glieder vorhanden, als Rudiment eines
3. Gliedes wäre aber wahrscheinlich der größte Zapfen zu betrachten,
welchen das 2. Glied trägt.
Die Mundteile wurden von Grobben ausführlich beschrieben;
nur wenn er von der Maxille angibt: „Der Innenrand des erst-
genannten Stückes ist mit einer Reihe scharfspitziger Zähne ver-
sehen, die aufrecht nach oben stehen. Hinter derselben findet sich
noch ein kleiner Kamm", so hat er hier offenbar den über der
Maxille liegenden Oberkiefer als Teil der Maxille mitbeschrieben.
Bei zurückgezogener Lage des Mandibels kann es jedenfalls so aus-
sehen, wie es auch bei einem meiner Präparate der Fall war. Die
Zähne und der Kamm sind aber in Wirklichkeit die Endschaufel
der Mandibel. Derselbe Fehler wurde auch von Bkauee gemacht;
das in seiner tab. 2 fig. 19 ^), rechte Hälfte als Unterkiefer be-
zeichnete Organ ist in Wirklichkeit der Oberkiefer. Da Geobben
von den Mundteilen keine Abbildungen gibt, so habe ich dies hier
nachgeholt (Fig. 15—19).
Die Unterlippe sehe ich etwas anders, als sie von Geobben be-
schrieben ist. Die verschiedenen Teile sind hier relativ gut unter-
scheidbar. Unten liegt eine große, in der Mitte quergeteilte braun-
gelbe Chitinplatte, dessen Vorderrand eine Reihe von ca. 18 ziem-
lich zarten Zähnen aufweist. Der hintere Teil dieses Abschnitts
läuft jederseits in einen kurzen breiten Fortsatz aus; diesen hinteren
Teil betrachte ich als das Submentum, das vordere mit dem ge-
zahnten Rand als das Mentum : vielleicht wäre das sehr kurze
Stück, welches am hinteren Rande des Submentums durch eine deut-
liche Querlinie abgetrennt ist, als das Sternit des betreffenden Kopf-
segments zu deuten. Vor dem Mentum liegt der häutige, farblose
übrige Teil der Unterlippe, welcher also Laden und Taster homolog
ist; er ist noch deutlich zweiteilig, wenigstens vorn, wo es überdies
dicht behaart ist, der hintere Teil ist nur mit feinen Wärzchen
versehen. Vorn beobachtete ich auch jederseits einen kurzen Zapfen
auf einem kurzen Höcker. Einen Seitenast, welchen Grobben hier
ei'wähnt, liabe ich nicht beobachtet. Vor der Unterlippe liegt der
Avenigstens vorn wieder gelb gefärbte und dort Querstreifung zeigende
Hypopharynx, welcher jederseits in ein stabförmiges Fulcrum ausläuft.
Die Körperhaut ist mit zerstreuten, kurzen, hücker-, zahn- oder
1) In: Denkschr. Akad. Wiss. AVieu, math.-naturw. Cl., 1883.
Diptereu-Larven und -Puppen. 191
kurz dornförmigen Wärzchen übersät; diese sind namentlich an der
Spitze gebräunt.
Zwischen diesen findet sich zerstreut eine auffällig große An-
zahl von längeren Borsten , welche in Chitingrübchen eingepflanzt
sind und wohl größtenteils als Sinnesborsten zu deuten sind; diese
sind dorsal mehr oder weniger in Querreihen angeordnet, jedes
Segment besitzt deren eine ganze Anzahl hintereinander; auf den
hinteren der breiten Segmente stehen die Borsten weiter auseinander.
An der Ventralseite sind die Borsten größtenteils zerstreut, aber
gleichfalls zahlreich, nur an den Thoracalsegmenten sind Querreihen
deutlicher erkennbar; an diesen beobachtete ich auch je 1 Paar
kleine Gruppen von Borsten, welche die die Beinscheiben begleitenden
sein dürften, was auch ihrer Lage entsprach.
Gewöhnlich wird angegeben, die PtijcJioiJtera-LRrwe sei amphi-
pneustisch, womit doch gesagt sein soll, daß ein prothoracales und
ein hinteres Stigmenpaar vorhanden ist. Am Prothorax ist es mir
aber nicht gelungen etwas davon zu beobachten. Vielleicht ist bei
frischen Stücken ein Endfaden nachweisbar; ein wirkliches Stigma
dürfte jedoch nicht vorhanden sein.
Die beiden Tracheenstämme in der Atemröhre enden mit einem
länglichen Abschnitt, der an der Außenseite statt mit den Spiral-
faden mit runzligen Zeichnungen versehen ist; das Ende ist abge-
rundet, an der Innenseite liegt hier aber eine ungefähr halbkreisförmige,
schwach braun gefärbte Stelle (Fig. 20). AVir haben es hier mit
einer Modifikation eines Tüpfelstigmas zu tun, im Anschluß an die
aquatische Lebensweise. Von einem Tüpfelkreise und überhaupt
von Tüpfeln ist jedenfalls weiter nichts zu beobachten. Die beiden
halbkreisförmigen Stellen liegen dicht nebeneinander, sie sind sehr
schmal braun gerandet und liegen an dem inneren Ende der ein-
gezogenen Spitze der Atemröhre, welches braun gefärbt ist. Sie
lösen sich bei der Präparation leicht von der Filzkammer ab, so
daß es dann den Anschein hat, als ob diese je eine entsprechende
Öfinung besitzen.
TricJiocera (Fig. 21—23).
Als icli im Anfang des Jahres 1912 dazu kam, eine Anzahl von
mir gezüchteter Dipteren-Larven einer näheren Untersuchung zu unter-
werfen, befand sich darunter auch die Gattung Trichocem; ich hatte
schon eine Beschreibung der Larve und Puppe derselben fertig, als
meine darauf bezügliche Arbeit im Januar desselben Jahres durch eine
192 J- ^- H. rjE Meijere,
Abhandlung Keilin's überholt wurde. \) Da diese Beschreibung
ausführlich und gut ist, so kann ich mich in dieser Hinsicht auf
einige Notizen beschränken, möchte aber weiter unten, im allge-
meinen Teil, auf einen Punkt eingehen, welchen Keilin infolge
der von dem gewöhnlichen Verhalten abweichenden Larve dieser
Mückengattung aufwirft, ohne sie endgültig zu entscheiden, d. h. die
Stellung dieser Gattung im System. Auch Keilin konnte die schon
von Perris angegebene Tatsache bestätigen, welche auch mich sehr
frappiert hatte, daß die Trichocera-JjRrye einen ganz freien, voll-
ständig entwickelten Kopf hat, abweichend von der meistens fast
ganz eingezogenen, nur zum Teil chitinisierten Kieferkapsel der
meisten Tipuliden, und daß sie überdies amphipneustisch ist: außer
den größeren Hinterstigmen findet sich auch 1 Paar kleinerer am
Prothorax. Keilin fragt nun. ob deswegen nicht Trichocera aus der
Gruppe der Tipuliden auszuscheiden und zu Bkauer's Eucephalen
zu stellen ist, in derselben Weise und aus demselben Grunde, wie
es von Brauer bezüglich der Ptycliopteriden verteidigt wurde.
Keilin neigt zu ähnlichem Verfahren hin; er weist auch besonders
auf die große ttbereinstimmung zwischen der Trichocera- und der
Ilhyphus-Lsirve hin und meint, Trichocera könne nicht länger zu den
Tipuliden gestellt werden und ihre Tipuliden-Eigentümlichkeiten wären
auf Konvergenz zurückzuführen. Es liegt hier eine Beziehung
zwischen larvalen und imaginalen Merkmalen vor, welche wegen der
sehr verschiedenartigen Larvenformen der Dipteren gerade in dieser
Ordnung in mehreren Fällen für die phylogenetischen Auffassungen
von Bedeutung ist, weslialb ich im allgemeinen auf den ^^'ert der
Larvenmerkmale für das System unten etwas näher eingehen möchte.
Hier mögen aber einige Notizen über Larve und Puppe von
Trichocera einen Platz finden, im Anschluß an die Beschreibung von
Keilin.
Der Kopf (Fig. 21, 22) ist. wie gesagt, frei und fast vollständig
chitinisiert. Bemerkenswert ist, daß an der Ventralseite die Lateral-
platten weit voneinander getrennt sind ; im Medianfelde sind sie nur
hinten durch eine schmale Brücke verbunden. Auf Längsschnitten
ist diese Brücke als eine nach innen vorspringende starke Verdickung
der im übrigen in dieser Region sehr dünnen äußeren, braunen
Chitinschicht erkennbar.
1) Keilin, D., Recherches sur les Dipteres du genre Trichocera,
in: Bull. sc. France Belgique (7), Vol. 46, 1912, p. 172—190.
Dipteren-Larven und -Puppen. 193
Die Fülller sind meines Eraclitens als 2gliediig zu bezeichnen,
das sehr kurz scheibenförmige 1. Glied trägt neben dem viel schma-
leren eiförmigen 2. Gliede mehrere kleine Sinnespapillen; das 1. Glied
isjt auf einer grüßen braungerandeten Scheibe eingepflanzt, welche mit
der Kopfhaut nicht gelenkig verbunden ist.
Die Mandibel bestehen aus 3 Teilen, dem Grundglied, welches
an der Innenseite nahe der Wurzel einen offenbar für sich beweg-
lichen Anhang trägt; dieser zeigt außer der großen Endspitze
3 kleine Sekundärzähnchen; an der Spitze des Grundgliedes findet
sich die beiderseits am Rande stumpf gezähnelte schuppenfürmige
Endplatte. Erstgenannter Anhang ist die „Prostheca", welche nach
YiMMER ^), der sie als modifizierte Borste deutet, nicht nur an den
Mandibeln der Larven aus der Gruppe Polyneura, sondern auch an
den Larvenmandibeln der Gruppe Eucephala vorkommt. Ich möchte
sie nicht als Borste deuten, sondern als primitiven, in vielen Fällen
noch beweglichen Anhang der Mandibel. Bei Bhijplms scheint
dieser Anhang einen unbeweglichen, zahnartigen Vorspi-ung zu bilden.
Die Körperringe zeigen sekundäre Ringelung und sind dadurch
schwer zu zählen; auf jedem der 3 Thoracalringe findet sich ven-
tral ein einziger Härchengürtel fast von der Länge des Gliedes:
die Hinterleibsringe tragen ventral je 3 dergleichen Gürtel, von
welchen der hinterste breiter ist. Am 1. Hinterleibsring fehlt einer
der schmalen Gürtel, auch am Rücken finden sich alle diese Gürtel,
sind daselbst aber etwas schmaler, und die Gürtel der Thorax-
segmente sind durch eine Querfurche in 2 Teile geteilt.
Wie auch von anderen Forschern angegeben, sind 2 Paar
Stigmen vorhanden. Die Hinterstigmen haben, wie bei Tipuliden-
larven im allgemeinen, eine zentrale Stigmennarbe; diese ist von
brauner Farbe und von ovaler Gestalt: daß im Zentrum oft eine
spaltförmige Öffnung nachweisbar ist, kann nicht wundernehmen,
weil durch diese Öffnung der benachbarte Tracheenabschnitt des
vorhergehenden Stadiums bei der Häutung entfernt wurde, wie es
durch Keilin's Abbildung fig. 12 bestätigt wird. Der eigentliche
Knospenring ist schwer wahrnehmbar; jedenfalls läßt sich beob-
achten, daß dieser von der Stigmennarbe durch einen ziemlich breiten,
helleren Saum getrennt bleibt, in welchem man die punktförmig er-
scheinenden Enden der inneren Trabekel beobachtet. Die Vorder-
stigmen sind nach demselben Schema gebaut, nur ist hier dieser
1) VlMMER, in: Soc. entomol., Yol. 27, 1912, p. 110.
Zool. Jahrb XL. Abt. f. Syst. 13
194 J- C'. H. DE Meijere,
Saum relativ breiter, der Knospensaum schmaler, so daß dieser von
der Narbe weit entfernt bleibt; diese Narbe liegt hier auch nicht
in der Mitte sondei-n am Rande des Stigmas, dem Ventralrand an-
gelagert, was insofern von Bedeutung ist, als wir hier also einen
Übergang vor uns haben von einem Stigma mit gesondert neben
dem Stigma liegender Stigmennarbe, wie sie auch bei der Puppe
voilianden sind, und einem solchen mit zentraler Stigmennarbe, wie
bei den Hinterstigmen der Larve. Die Übereinstimmung letzterer
mit den Stigmen der Bibioninenlarven ist eine sehr große.
Ich will hier vollständigkeitshalber noch erwähnen, daß nach
Carpenter, in: Econom. Proc. Dublin Soc, Vol. 2, 1912. p. 57—60
die Larven von Trichocem fuscata gelegentlich Kartoffeln fressen
und dadurch schädlich werden können.
Puppe von Tr ichocera regelat ionis.
Gleich über der ^^'urzel der Fühlerscheide findet sich eine
Querreihe länglicher stark lichtbrechender Strichelchen. Unmittelbar
über dem Ursprung der Fühlerscheide stellen 2 Borsten, eine längere
mediane und mehr nach außen eine von halber Länge; am Unter-
gesichtsteil des Kopfes beobachtet man jederseits 2 kurze Börstchen.
Auch am Thorax finden sich mehrere kurze Sinnesborsten,
meistens paarweise gestellt, so z. B. einige in einer Querreihe vor
den Hörnchen, weiter nach hinten einige in einer zweiten Querreihe,
auch der Metathorax trägt davon einige.
Die eigentlichen Hinterränder der Segmente sind durch eine
Querreihe ziemlich starker gelblicher Zähnchen angedeutet. Daraus
geht hervor, daß die mittleren Ringe in je 3 sekundäre Ringe
untergeteilt sind, denn es findet sich auch an der Puppe sekundäi-e
Querringelung. Die gelben, dornaitigen Zälinchen bilden auf jedem
Segment eine einzige Querreihe, sie sind auch an der Ventralseite
vorhanden, hier aber an den vorderen Segmenten schwächer und
fehlen hier auf der Seite des Segments. Hin und wieder finden
sich in der Zähnchenreihe Sinnesborsten, welche etwas länger und
dünner sind als erstere und in eine rhitini)fanne eingepflanzt sind,
während die Zähnchen nur unmittelbare Cuticularfortsätze der Chitin-
schicht dai-stellen.
Die Stigmen sind schon von Keilix beschrieben; sowohl die
größeren Stigmenhörner des Thorax wie die kleineren, aber ähn-
lich gebauten Abdominalstigmen haben eine außerhalb des Stigmas
gelegene Stigmennarbe.
Diptereu-Larven uud -Puppen. 195
Tricyi)hona^) {Anialopls) imniactilata Meig.
(Fig. 29-31.)
Beling, in: Verh. zool.-bot. (4es. Wien, Vol. 28, p. 47 (Larve).
Die Larve (Fig. 29) fand ich im Moder, welcher mit faulen Vege-
tabilien, faulen Blättern und dergleichen gemischt war, bzw. zwischen
faulen Blättern an sehr feuchter Stelle am Ufer eines Gewässers in der
Nähe von Hilversum im März und April. Sie ist gelblichweiß, bis ca.
13 mm lang, 1 mm breit, von zylindrischer Gestalt. Der Kopf ist fast
ganz in den Prothorax zurückgezogen. Außer den 3 Thoracalringensind
äußerlich 8 Abdominalringe erkennbar, der 4. — 7. Eing zeigt ventral
nahe dem Vorderrand einen querelliptischen Wulst, welcher mit sehr
feinen Wärzchen besetzt ist; im übrigen ist die Haut wieder sehr
dicht, meistens anliegend, fein behaart; die Härchen sind ziemlich
lang, von gelblicher Farbe. Besonders dicht und regelmäßig in
dichtliegenden Querreihen angeordnet ist diese filzartige Be-
haarung an dem Hinterrand des vorletzten und dem Vorderrand des
letzten Segments; sie schaut hier nach vorn. Diese Region ist in
den vorangehenden Teil des Körpers zurückziehbar, andrerseits,
auch bei konservierten Tieren, oft angeschwollen.
Der Kopf (Fig. 25, 26) ist fast ganz zurückgezogen. Die Fühler
stehen sehr weit auseinander je an einer Seite des vorderen Kopf-
endes, sie sind zylindrisch, etwas gebogen und bestehen aus einem
langen Grundgliede und einem sehr kurzen Endgliede. Die Ober-
lippe bildet ein breites Plättchen mit biskuitförmigem Vorderende;
unten ist sie dicht mit Härchen besetzt. Die Oberlippe ist oben
fast glatt, unten dicht behaart.
Die Mandibeln (Fig. 27) sind .stark, mit scharfer Spitze und
darunter 4 Sekundärzähnen. Die Maxillen sind lappenförmig, der
Cardo ist sehr kurz, nur von ein paar, zum Teil borstentragenden
Chitinplättchen gestützt, der Stipes ziemlich stark, mit schmaler
Kinnlade und zylindrischem Taster. Das Mentum bildet eine zwei-
teilige Platte, deren 2 Hälften je 3 nebeneinander liegende starke
Zähne aufweisen. Das Endolabium ist viel zarter und zeigt als eine
am abgestutzten Vorderrande fein gezähnelte Platte den Hypopharynx.
Die Kieferkapsel ist fast vollständig schwarzbraun; sie ist
dorsal am Hinterrande dreilappig, der mittlere Lappen ist etwas
1) Tricijphona Zett. hat die Priorität, und es liegt kein Grund vor,
diesen Namen fallen zu lassen. - Bergroth, A new genus of Tipulidae
from Turkestan etc., in: Ann. Mag. nat. Hist. (8), Vol. 11, 1913, p. 583.
13*
5^96 J- C'. H. DK Meijere,
größer; median findet sich eine dunklere Längslinie. An beiden
Seiten biegt sich die Kapsel nach unten um; vorn nähern sich die
beiden Teile in der Medianlinie und enden hier in das Mentum;
jederseits desselben zeigt sich je ein kurzes Börstchen, und weiter
nach hinten liegt in der von der Kapsel freigelassenen Partie jeder-
seits ein braunes Wärzchen.
Das Hinterende (Fig. 28, 29) des Tieres ist schief abgeschnitten ;
die hinteren, unteren Ecken laufen je in einem kurzen Fortsatz
aus, welcher dicht mit Filzhaaren besetzt ist. Das abgestutzte
Hinterende selbst ist nackt, der Rand wird durch eine Reihe etwas
stärkerer und weiter als sonst voneinander entfernter Haare gebildet.
Die Hinterstigmen finden sich an der abgestutzten Partie; sie
sind oval, schwarz, nach oben einander nähernd; am Rande ent-
halten sie einen Kreis sehr schmaler Tüpfel.
Aus der Analölfnung können jederseits 2 in der Mitte einge-
schnürte Analkiemen hervorgestülpt werden.
Puppe (Fig. 30).
Gelbbraun, die Beinscheiden und das dünnwandige Abdomen
mit dunkelbraunem Anflug. Fülilerscheiden kurz, gekrümmt, auch
etwas verdunkelt, die Oberfläche zeigt schwache, dicht aufeinander
liegende unregelmäßig Querringe. Tasterscheiden groß; Unterlippen-
scheide zweiteilig. Auffällige Boisten sind am Körper nicht vorhanden.
Die Prothoracalstigmen (Fig. 31) ragen nur als nierenförmige Höcker
vor, an dessen gerundetem Außenrand man eine Reihe von ovalen
Tüpfeln beobachtet. Von den Beinscheiden sind die vorderen etwas
kürzer als die mittleren, diese etwas kürzer als die hinteren. Die
Chitinschicht des Hinterleibs ist sehr zart, nur an der Spitze von
dei-berer Beschaffenheit; der Hinterrand der Ringe trägt je einen
Quergürtel sehr kleiner Zähnchen, welche auf jedem Ring in zahl-
reichen unregelmäßigen Querlinien und Quergruppen angeordnet
sind; es sind ca. 7 dergleichen Quergürtel erkennbar. Auf diesen
Quergürteln ist die Chitinhaut etwas gebräunt, und auch die drei-
eckigen Zähnchen haben eine bräunliche Farbe; auf den vorderen
Segmenten sind die Zähnchen nach vorn gerichtet. Zwischen den
Zähnchen beobachtet man hin und wieder meistens paarweise ge-
stellte kleine Kreischen mit sehr kurzer Sinnesborste.
Die männliche Puppe trägt an der Hinterleibsspitze 1 Paar
breite Scheiden für die Zangenarme und darunter 1 Paar höcker-
artige Fortsätze; beim Weibchen sind 1 Paar giößere und 1 Paar
kleinere Scheiden für die Legeröhrklappen erkennbar.
Dipteien-Larveu uud -Puppen. 197
Dicranomyia unibrata de Meijeee. (Fig-. 32 — 36.)
DE Meijere, Studien über südostasiatische Dipteren. V., in : Tijdschr.
Entomol., Vol. 54, 1911, p. 25.
Von dieser Art hat Jacobson auf Java (Semarang', Dezember)
die Metamorphose beobachtet. Die Larven leben in den schleimigen
grünen Algen, welche sowohl in stehendem wie in fließendem
Wasser allerhand Objekte mit einer Schicht überdecken. Die Puppe
findet sich in einer Art Kokon in der Algenschicht, so daß das Kopf-
ende einigermaßen aus dieser Schicht hervorragt. Die Larven sind
10—11 mm lang, zylindrisch, ca. 0,6 mm breit, von gelblicher Farbe.
Der Kopf ist fast ganz eingezogen, der Körper fast glatt, nur an
dem 2. Hinterleibssegment, am Hiuterrand, mit einer wenig hervor-
tretenden Querwulst, die äußerste Hinterleibsspitze ist etwas ange-
schwollen, hinten abgestutzt; diese abgestutzte Fläche ist rundlich,
oben in der Mitte schwach eingeschnitten, während die unteren
Ecken schwach vorspringen. Eigentliche Fortsätze finden sich hier
also nicht. Oben zeigen sich hier die relativ kleinen und schwach
gefärbten Hinterstigmen (Fig^. 32).
Der Kopf ist bis auf seine vordere Basis zurückgezogen ; die
Kieferkapsel ist sehr unvollständig, oben zeigt sich eine V-förmige
Platte, welche am Kande schmal schwarz gesäumt ist bis auf den
vorderen Teil, wo die schwarze Färbung jederseits einen großen
Flecken einnimmt, welcher am hinteren Ende, an der Außenseite des
Schenkels des V, einen kurzen, schmalen, schwarzen Anhang zeigt.
Die Ventralseite zeigt nur 2 schmale, nach vorn konvergierende
braune Streifen, welche sich nur vorn etwas erweitern und in die
gezahnte Unterlippe übergehen.
Die Fühler sind mäßig lang, 2gliedrig, das 1. Glied ist farblos,
das 2. ist etwas kürzer und schmaler, braun, oben gerandet; es
trägt ein Paar Sinneskreischen.
Die Oberlippe ist kurz und breit, vorn gerade abgestutzt ; oben
finden sich nahe dem Vorderrand als hellere Stellen 2 Sinnesorgane,
am Vorderrande selbst mehr nach außen hin jederseits ein kurzes
Stäbchen, Weiter nach hinten fällt ein dunkler gefärbtes Querband
auf. Die Unterseite ist dicht fein behaart, die Haare sind größten-
teils median gerichtet. Mehr nach hinten zu liegt eine Qiierreihe
von 8 Zähnchen, von welchen die mittleren 4 etwas kürzer sind. Die
Oberkiefer (Fig. 33) sind stark, rotbraun, mit 6 stumpfen Zähnen,
198 J- ^- H. DE Meijere,
von welclieii der 2. und 3. von oben am stärksten sind, der 3. am
meisten vorragt.
Der Unterkiefer (Plg. 34) ist kurz, aber noch ziemlich voll-
ständig; man beobachtet ein breites Basalstück (Cardo), an welclies
sich nach oben hin 2 kurz behaarte Läppchen anschließen, von
denen das äußere in seiner oberen Außenseite das kurz ovale
Tasterglied trägt ; die verschiedenen Abteilungen des Dilophus-Vnter-
kiefers findet man demnach noch alle wieder. Das Endolabium
(Fig. 35) ist eine kleine quadratische Platte von braungelber Farbe,
welche an der Unterseite, außer am Rande, dicht kurz behaart ist
und am Vorderrand ca. 10 ziemlich spitze Zähne aufweist; an der
Basis derselben ist der sehr wenig hervorragende Hypopharj'nx
erkennbar.
Das Mentum trägt an der Spitze eine Querreihe von 8 stumpfen
Zähnen, von welchen der mittlere am größten ist und aus der
A-förmigen Reihe der übrigen hervorragt; nach hinten zu setzt es
sich in 2 lange Fortsätze fort.
Im Gegensatz zu den meisten anderen Tipuliden-Larven zeigt
die vorliegende eine fast glatte Körperhaut, es fehlt also die dicht-
anliegende äußerst feine und kurze Behaarung, welche hier gewöhn-
lich voi'handen ist. Nur auf den erwähnten Querwülsten kommen
solche vor; hier liegen sie in je 3—5 Querreihen am Vorder- und
Hinterrand des Gürtels, deren Mitte durch eine Querbinde ein-
genommen wird, welche mehrere Querreihen zerstreute, kurze braune
Wärzchen enthält, welche weniger dicht gelagert und weniger aus-
gesprochen in Quergruppen angeordnet sind. Diese Gürtel sind
ventral am breitesten, an den Seiten unterbrochen, dorsal kaum
halb so breit wie ventral.
Die Hinterstigmen (Fig. 36) zeigen rings um den großen zentralen
Teil (die Stigmennarbe) einen einzigen Kreis dicht gelagerter, sehr
schmaler Tüpfel. Das abgestutzte Hinterende zeigt nahe seinem
Rande einen nahezu vollständigen Ring von ziemlich langen gelblichen
Rjorstenhaaren, welcher den etwas vorspringenden Teilen entsprechend
in verschiedene Abschnitte geteilt ist. Nahe der Ventralseite liegen
unter den Stigmen 2 längliche braune Fleckchen, dicht darunter am
Rande ein kurzes Sinnesstäbchen.
lihnnohia hi/'asriata Scheank.
Die Larve dieser Art beschreibt J. PASTE.ifuK, in: Cas. cesk.
Spol. Entomol. V, 1908, p. 5 (unter dem Namen Limnobia xanihoptera
Diptereu-Larveu und -Puppen. 199
Mg., welcher ein Synonym ist). Diese Beschreibung ist in böhmi-
scher Sprache verfaßt, welche mir leider unbekannt ist. Es
dürfte auch für andere nicht überflüssig sein, wenn ich meine eigenen
Resultate hier publiziere. Nach den von PASxEjfiiK gegebenen Ab-
bildungen zu urteilen, stimmen unsere Beobachtungen genügend
überein. Vimmek ^) hat noch darauf hingewiesen, daß in PastejrIk's
fig. II richtig dei- Hypopharj^nx mit seinen Fulturen und dem Aus-
führgang der Speicheldrüsen abgebildet ist. Das Organ ist ungefähr
trichterförmig und trägt an dem Umkreise 2 Eeihen Zähne.
Die Larve fand ich bei Hilversum den 21. September 1909 im Stiel
einer Agaricinee. Sie hatte den Stiel fast leergetressen, die Höhle war
1 ingsum von Excrementen überdeckt, so daß das Tier sich gleichsam in
einem aus Excrement gebildeten Höcker befand, in welchem es schnell
auf und nieder kriechen konnte. Am 26. Sept. kroch sie in die Erde.
Die Larve ist ca. 20 mm lang, 2 mm breit, glänzend weiß, die
Eingew^eide schimmern bräunlich durch; sie ist von z^iindrischer
Gestalt, der Kopf ist zurückziehbar; besondere Anhänge zeigen sich
am Körper nicht, auch das Hinterende ist einfach gerundet, unten
etwas eingebuchtet, ohne besondere Fortsätze. Der Körper trägt
schmale Quergürtel von sehr feinen braunen Börstchen; diese Gürtel
sind deshalb matt. Sie finden sich am Vorderrande aller 11 Seg-
mente, mit Ausnahme des Prothorax, sowohl an der Dorsal- als an
der Yentralseite. An beiden Köi-perseiten verschmälern sich die
Gürtel nach den Seiten hin, die Seiten selbst sind ganz glatt. Ven-
tral sind die Gürtel etwas stärker entwickelt als dorsal, wo sie
namentlich an den Thoracalsegmenten nur Querlinien bilden. Im
übrigen ist die Körperhaut auch bei dieser Art mit dem gewöhn-
lichen dicht anliegenden Haarfilz bekleidet; dieser ist hier aber
äußerst zart, und die Härchen stehen weiter auseinander als bei
anderen von mir untersuchten Limnobiiden-Larven. Die Sinnes-
borsten, welche man vereinzelt auf der Haut beobachtet, bilden je
ein kurzes Basalstück, welches sich an der Spitze büschelförmig in
eine Anzahl feine Haare verteilt.
Der Kopf ist größtenteils in den Prothorax zurückgezogen. Die
Kieferkapsel ist ziemlich vollständig, sie besteht oben aus einer sich
nach hinten allmählich verschmälernden, dreieckigen Platte, deren
Rand vorn ziemlich breit schwarz ist. nach hinten sich ver-
1) VlMMEE , Ant. , Über deu Hypopharynx einiger Dipterenlarven
aus der Unterordnung Orthorrapha, in: Soc. entomol., Jg. 27.
200 J- C. H. DK Meijere,
.schmälert; im hinteren Teile ist auch die ^Mittellinie veidiinkelt. an
den Seiten schließen sich diesem Stücke vorn 2 breite muschelförmige
Platten an, welche auch auf die Ventralseite übergehen und dort
vorn zusammentreffen und an ihrem vorderen Ende die Unterlippe
tragen. Die Fühler stehen weit auseinander dicht neben den Seiten-
ecken des Kopfes, sie stehen auf kurzen Vorsprüngen und bestehen
aus einem zylindrischen, ziemlich langen Gliede nebst einem rudi-
mentären 2., letzteres ist nur halbkugelförmig und liegt neben
einigen kurzen Sinnespapillen an der Spitze des 2. Gliedes. Die
Oberlippe bildet eine kurze, breite, gerundete Platte, welche an
ihrem Basalteil eine dunkel chitinisierte Querbinde trägt, weiterhin
membranös ist und im vorderen Teil einige kleine Sinnespapillen
besitzt.
Die Oberkiefer sind stark, dunkel rotbraun, sie tragen an ihrer
Spitze 2 starke Zähne, hinter diesen am Unterrande eine Reihe von
7 kleineren Zähnen und einen größeren hintersten Zahn. Die Unter-
kiefer sind relativ gut ausgebildet; es sind breite Läppchen, mit
deutlichem Cardo, Stipes, Lade und Taster. Die Lade trägt an der
Innenseite eine Haarreihe, unten einen kurzen, dicken, stumpfen
Dorn. Die Unterlippe ist eine spitze dreieckige Platte, welche
jederseits des Endzahnes 7 Sekundärzähne aufweist.
Am Prothorax sind keine Stigmen erkennbar. Die Hinterstigmen
sind große Platten von rundlicher Gestalt, sie sind von blaßbrauner
Farbe, nur das Zentrum ist schwärzlich. Am Rande findet sich ein
Kreis sehr schmaler, linienartiger Tüpfel; darunter beobachtet man
einen etwas breiteren Kreis, welcher durch die durchschimmernden
Chitinsäulchen, welche zum Teil verzweigt sind, der Filzkammer ge-
bildet wird.
P u p p e.
Die Verpuppung findet in der Erde statt. Bei den Exuvien
findet man den zarten Hinterleib von lose zusammengesponnenen
Sandpartikeln umgeben ; es scheint sich demnach die T^arve eine
kurze Röhre anzufertigen, aus der später das Vorderende hervor-
gestreckt wird.
Die Puj)pe ist von zarter Beschaffenheit, Kopf, Thorax und die
äußerste Hinterleibsspitze sind braungelb, der übrige Teil des
Hinterleibs ist sehr zartwand ig und farblos. Kopf und Thorax sind
glatt, die Haut auch ohne besondere Skulptur. Eigentümlich sind
die breit viereckigen Prothoracalhörner. deren Bau ich schon in
Dipteren-Larven und -Puppen. 201
meiner Arbeit: „Über die Prothoracalstigmen der Dipterenpuppen •'
beschrieben habe. ^)
Die Fühlerscheiden sind leicht gebogen, nicht geringelt.
Der Hinterleib zeigt an den Segmentgrenzen sehr schmale, aber
an den meisten Segmenten fast vollständig herumlaufende Quer-
binden von gekrümmten braunen Dörnchen, welche in der vorderen
Hälfte der Binden nach vorn, in den hinteren nach hinten gerichtet
sind. Vorn und hinten sind diese Binden durch einen Saum feiner
Härchen begrenzt; diese Härchen stehen dicht gedrängt, sind öfters
von der verdickten Wurzel an gabiig geteilt. Es sind 5 solche fast
vollständige Querbinden sichtbar; die 6. ist viel weniger entwickelt,
die dorsale und ventrale Hälfte ist weit getrennt, die Dörnchen
stehen weiter auseinander; der Härchensaum fehlt.
Die braune Hinteileibsspitze ist wieder glattvvandig, besondere
Fortsätze sind auch hier nicht, außer den Scheiden der äußeren
Genitalien, vorhanden.
In der farblosen Hinterleibshaut finden sich zerstreute Sinnes-
papillen, es sind diese kleine ungefärbte Kreischen, in deren Zen-
trum sich eine sehr kurze, nach oben büschelig geteilte Borste
befindet.
Wtf/jtholojjJius varius Meig. (Fig. 37—47.)
Die Larve von Pihypholoplms varius fand ich den Winter über
zwischen faulen Blättern an einer nassen Stelle neben einem Wasser-
graben, welcher sich in einem Kiefernwalde etwa 1 Stunde südlich
von Hilversum befindet. Schon im Januar sind sie ca. 10 mm lang;
ohne sich wesentlich zu vergrößern, verbleiben sie noch Monate
hindurch in diesem Zustande, um erst im Herbste sich zu ver-
puppen und die Mücke zu liefern, welche man bei uns am meisten
im September an feuchten Stellen in Wäldern beobachtet.
Das Tier (Fig. 87) ist von schmal zylindrischer Gestalt, vorn und
hinten etwas verschmälert, schwarzbraun, etwas seidenartig glänzend,
was von einem sehr dichten Besatz feinster kurzer Härchen auf der an-
scheinend nackten Haut herrührt. An den Segmentgrenzen ist der
Körper sehr schwach eingeschnürt. Der Kopf ist ganz im Prothorax
zurückgezogen. Besondere Fortsätze, Warzen oder dergleichen sind
am Körper nicht vorhanden; das letzte Segment zeigt jedoch 5 in
1) DE Meijere, J. C. H.,'in: Zool. Jahrb., Vol. 15, Anat., 1902,
p. 670.
202 •^- ^- H. DE Meijere,
einem Kreis ano^eordnete längliche F'ortsätze, welche an der Hinter-
seite durch ein feines schwarzes Netzwerk dunkel erscheinen. Zwei
dieser Fortsätze tragen am hinteren Ende je eine der Hiuter-
stigmen. während alle an den Seitenländern lang gewimpert sind.
Vom Kopfe (Fig. 88, 39) ragt fast nichts mehr aus dem Pro-
thorax hervor. Die beiden kurzen Fühler (Fig. 40) stehen dicht
nebeneinander am vorderen Kopfrand, sie sind zweigliedrig, das
1. Glied ist bei weitem am größten, zj'lindrisch, das 2. Glied ist
länglich eiförmig. Die Oberlippe bildet ein halbkreisförmiges Plätt-
chen, welches in der distalen Hälfte oben und unten sehr dicht be-
haart ist; nahe der Wurzel beobachtet man oben 2 rundliche, ein-
ander berührende glatte Stellen mit mehreren Kreischen, wohl Sinnes-
organen. Die Oberkiefer (Fig. 40) sind kräftig, an der Spitze mit
3 stumpfen Zähnen untereinander nebst einem ebensolchen dicht
über dem 2. Zahn. In der Mitte des Innenrandes findet sich ein
kleiner halbkreisförmiger Vorsprung und darüber ein zahnartiger,
welcher an der diesem Innenrande zugewandten Seite ein sekundäres
Zähnchen aufweist. Dieser mit der Spitze nach außen gekrümmte
Zahn scheint beweglich eingepflanzt zu sein und ist offenbar mit
dem Anhang homolog, welchen Benutsson ') von der Mandibel von
Flialacrocem replicata beschreibt. Er bezeichnet es als prostheca,
welchen Namen KiRBY u. Spence einem derartigen beweglichen Anhang
an der Mandibel von Sta])lniinen gegeben hatten. Wurzelwärts von
diesem Anhang ist der Innenrand lang und dicht behaart. Die
Maxillen (Fig. 41) sind schwach entwickelt, es sind behaarte Läpp-
chen, an welchen man ein Paar Abschnitte beobachtet, deren Homo-
logie mir indessen nicht ganz klar geworden ist.
Die üntei-lippe (Fig. 42) ist ein fast kreisförmiges Plättchen,
am Außenrande lang behaart, auf der Fläche mit 2 Kreischen
(Sinnesorganen) nebeneinander. Hinter dieser Stelle liegt der flach-
gewölbte, behaarte Hypopharynx. Die Kieferkapsel ist bei dieser
Art sehr unvollständig, sie ist jederseits in 3 Spangen verteilt
(1 dorsale, 1 laterale, 1 ventrale), welche ungefähr von gleicher
Länge sind. Die 2 dorsalen berühren einander im hinteren Teil.
Von den dorsalen Spangen ist der Außenrand, von den lateralen
der Ober-, von den ventralen der Innenrand stärker und dunkler
chitinisiert. bei den beiden letzteren an der hinteren Spitze erweitert.
1) Bengtssox, S., BidraiT tili kcäniiedomen om Larven af Phalacrocera
replicata, in: Act. Soc. physiogr. Jjuud, Vol. 8, 18U7, p. 54.
Diptereu-Larveu und -Puppeu. 203
Die Lag'e im Innern des Prothorax ist aus den Querschnitten
(Fig. 43) ersichtlich.
Die Hinterstigmen (Fig. 44) sind rund, der große innere ge-
schlossene Teil ist schwarzbraun, ringsherum zeigt sich ein einziger
Kreis sehr schmaler Tüpfel. Die 2 unteren Fortsätze der Hinter-
leibsspitze zeigen nahe der Spitze eine starke Sinnesborste; an
ihrer Wurzel beobachtet man je 2 längliche helle Stellen dicht neben-
einander, welche gleichfalls Sinnesorgane sein dürften. Die die
Stigmen tragenden Fortsätze haben an der Spitze nur eine kurze
Borste, während der obere, mediane Anhang eine noch kürzere besitzt.
Puppe (Fig. 45) ca. 6 mm lang, von braungelber Farbe, das
Abdomen fast glashell, nur die Spitze orangegelb, die Hinterräiider
der Segmente schwach bräunlich tingiert. Kopf und Thoraxhaut
fast glatt, am Thorax in der Mitte des Rückens 1 Paar schwache
Sinnesborsten bemerkbar. Auch der Metathorax trägt einige zer-
streute Sinnesborsten. Die vordere Kopfplatte ist sehr klein, die
Unterlippenscheide trapezförmig, die Oberlippe wenig deutlich, die
Tasterscheiden wenig nach außen gerichtet (Fig. 46). Prothoracal-
höcker (Fig. 47) relativ lang, zylindrisch, etwas gebogen, an der
Hinterseite mit 2 Reihen rundlicher Tüpfelchen, welche sich fast bis
zur Wurzel des Horns erstrecken. Etwas hinter den Hörnchen findet
sich jederseits eine schwarzbraune, am Hinterende in 4 Zähne aus-
laufende Schuppe, von denen der hintere am größten ist, die äußeren
allmählich kleiner werden. Die Flügelscheiden erstrecken sich bis
zum 3. Abdominalring, die Beinscheiden, welche von rötlich brauner
Farbe sind, bedeutend weiter nach hinten, etwa bis zum 7. Ringe,
ihre Spitzen liegen dicht nebeneinander, die der Vorderbeine sind
etwas kürzer.
Der 1. Hinterleibsring ist glatt und braungelb, etwas länger
als der Metathorax, im übrigen von derselben Beschaffenheit wie
dieser und ebenfalls mit einigen kurzen Sinnesborsten versehen. Die
folgenden 6 Hinterleibsriuge sind sehr dünnwandig, vor dem Hinter-
rand zeigen sie eine etwas unregelmäßige Querreihe ziemlich langer
und spitzer brauner Zähnchen; zwischen den Zähnchen zerstreut
stehen ziemlich lange Sinnesborsten. Überdies sind die 2 vorderen
dieser Segmente auf ihrer ganzen Dorsalseite mit sehr feinen, ver-
einzelt oder in kurzen Quergruppen angeordneten Wärzchen versehen ;
auch auf den folgenden Segmenten sind solche vorhanden, bilden
hiei- aber Quergürtel an der vorderen Segmeuthälfte.
Die Hinterleibsspitze ist wieder stark gebräunt; hier finden sich
204 J- C*- H. DK Meliere,
an der Oberseite jederseits 3 dunkelbraune Zäline hintereinander, von
denen die beiden vorderen hinten . vor der Spitze, eine Sinnesborste
tragen, der hintere liakenföimig nach oben gekrümmt ist. Dicht
hinter diesen Haken ist der Hinterleib quer abgestutzt. Die Hinter-
leibsspitzen bilden Höckerchen, je mit 2 Tüpfelreihen.
LiiHiiopliilii feri'Ufßinea Meig. (Fig. 48—53.)
Die Larven (Fig. 48) dieser Art fand ich im April bei Hilversum
am Ufer eines Gewässers, zwischen faulen, vom Wasser fast
oder ganz überspülten, also sehr nassen Blättern. Sie sind zylin-
drisch, von braungelber bis brauner Farbe, der Kopf (Fig. 49, 50)
ist fast ganz zurückgezogen; es lassen sich außer den 3 Thoracal-
segmenten 8 Hinterleibssegmente erkennen. Am Hinterende finden
sich 4 Fortsätze, welche außerordentlich lange Behaarung tragen.
Die Fühler stehen am vorderen Kopfende weit auseinander zu
beiden Seiten der Oberlippe. Sie sind relativ lang, Sgliedrig, die
8 Glieder zylindrisch, das 2. Glied trägt neben dem schmalen 3. eine
dieses an Länge bedeutend überragende Borste. Die Obei'lippe ist
ein gerundetes, oben nacktes, an den Seiten schwarzes, in dem
^[edianfelde helles Plättchen, dessen Vorderrand jederseits 2 sehr
kurze Sinnesbörstchen trägt. An der Untei-seite der Oberlippe findet
sich in der Mitte ein Vorsprung, welcher 2 zweigliedrige, nach vorn
schauende und über den Yorderrand hinausragende Lappen trägt.
Weiter nach hinten und mehr nach außen finden sich 2 kleinere
Läppchen, welche an der Wurzel verb)-eitert sind. Der lange An-
hang, welchei- sich an der vorderen Außenecke des Kopfes befindet,
gehört zu den Maxillen. Der untere Teil ist rinnenfürmig aufgerollt
und endet oben an der Innenseite mit einem kurzen Vorsprung,
welcher eine längere und eine sehr kurze Borste trägt, nebst einigen
sehr kleinen Sinnespapillen. Auch an der Spitze trägt der lange .-An-
hang einige kleine Papillen. Das ganze Organ stellt den Stipes mit
seinen Anhängen dar, welcher hier sehr in die Länge gezogen ist;
die Spitze dürfte dem Taster entsprechen, der in der Mitte der
Innenseite liegende Vorsprung der Maxillenlade. Ein sehr kleines
( 'hitinplättchen an der Basis des Gebildes wäre vielleicht eine An-
deutung des Cardos. Die !Mandibeln (Fig. 51) sind stark, rotbraun, mit
langer, scharfer Spitze; in der Mitte zeigen sie einige blattförmige
Sekundärzähne.
An der Unterseite ist der Mund durch einen breiten, wenig ge-
färbten Querwulst begrenzt, welcher fein längsgerippt ist; die un-
Diptereu-Larveu uud -Puppen. 205
regelmäßig- angeordneten, dunkelbraun gefärbten Rippchen enden je
in einen kleinen Zahn und sind auch weiterhin , namentlicli die
unteren, gezähnt, so daß hier eine Art Reibfläche gebildet wird.
Auf dieser Stelle folgt caudalwärts ein Querleistchen, welches an
jeder Seite einen stabförmigen Anhang trägt; dieser trägt an seiner
Spitze einen kurzen zylindrischen Fortsatz. Während der Quer-
w^ulst mir mit dem Endolabium homolog zu sein scheint, dürfte in
diesem Leistchen das Mentum vorliegen.
Die Kieferkapsel ist bei dieser Gattung sehr stark reduziert;
es finden sich von ihr nur oben und unten je 2 schmale schwarze
Spangen. Die oberen biegen sich vorn hakenförmig zueinander
um, während sie nach hinten zu einander nähern und sich verbreitern.
Die unteren sind vorn gegabelt, der obei-e Ast endet dicht hinter
der Maxille, der untere trifft vorn mit einer bogenförmigen, gleich-
falls schwarzen Chitinspange zusammen, welche sich zwischen dem
gezähnelten Querwulste und dem als Mentum gedeuteten Leistchen
befindet. Der Bogen besteht aus 8 gesonderten Chitinstücken.
Außer daß der Kopf fast ganz fest in den Prothorax eingezogen
ist, ist letzterer selbst noch teilweise einstülpbar, wie es auch bei
anderen Tipuliden-Larven oft der Fall ist. Hier kann der Prothorax
fast ganz in den folgenden Ring eingestülpt werden, so daß dann
selbst von den langen Maxillen nichts mehr außen sichtbar ist. Die
ganze Körperhaut ist mit dem gewöhnlichen Haarfilze dicht über-
deckt; dazwischen finden sich vereinzelte dünne und bisweilen recht
lange Sinnesborsten, welche oft bis zur Wurzel in mehrere Aste
geteilt sind. Von dem letzten Körperring ist die vordere Partie
anschw^ellbar; sobald das Tier beunruhigt wird, entsteht hier eine
Verdickung, wie sie auch in Bkauer's Figur der Limnophila-hM-ve an-
gegeben wurde; andrerseits ist dieser Teil ganz in den vorher-
gehenden Ring zurückziehbar. AVie bei der Larve von Amalopis
immaculaia ist der Filzbesatz am Ende des vorletzten und am An-
fangsteil des letzten Segments von eigentümlicher Beschaffenheit ; dieses
ist quergestrichelt mitsehr kleinen in Querreihen angeordneten Härchen.
Der letzte Ring endet in 4 Zapfen (Fig. 52, 53), von welchen
die unteren etwas länger sind als die oberen; an der Innenseite
zeigen sie einen nackten schwarzen braunen Streifen, am Rande
sind sie mit Haaren besetzt, welche hier eine ganz besondere Länge
erreichen. In fig. 6 von Brauee's Larvenarbeit ist das Verhalten
dieser Behaarung nicht richtig angegeben; die Haare sind alle un-
verzweigt.
206 J- C. H. DE Meijere,
An der Innenseite der oberen Fortsätze lie^t das Hinterstigma.
Diese sind fast rund, schwarzbraun.
Aus der Analötfnung- können jederseits 2 länglich ovale Anal-
kienien hervorgestülpt werden, die 2 hinteren sind etw-as grüßer als
die vorderen.
In der Medianlinie der Dorsalseite findet sich auf den 10 vorderen
Segmenten ein großer hellerer ovaler Flecken mit bi-aunem Punkte
in der Mitte,' sie liegen an den vorderen Segmenten nahe den 2
vorderen, weiterhin ungefähr in der Mitte der Segmente. Es dürften
Drüsen sein.
Die Puppe ist ca. 10 mm lang, gerade, schwarzbraun, etwas
glänzend. Auffällige Borsten sind an Kopf und Thorax nicht vor-
handen. Fühlerscheide kurz, deutlich geringelt. Am Thorax bilden
die Prothoracalstigmen eine glänzend gelbbraune, fast halbkreis-
förmige Schuppe. Die Flügelscheiden sind relativ kurz, sie er-
strecken sich bis zur Spitze des 2. Hinterleibsringes, die Bein-
scheiden erstrecken sich noch ein Segment weiter nach hinten, und
ihre Spitzen liegen alle ungefähr in einer Querlinie. Das Abdomen
zeigt scharfe Seitenränder. Der 1. Ring ist oben fast nackt, die
6 folgenden zeigen oben vor dem Hinterende eine dichte Reihe
kurzer, weißer Härchen, welche den Seitenrand nicht erreicht;
auch w^eiterhin zeigt die Dorsalseite dieser Ringe zerstreute weiße
Härchen, welche namentlich in 2 Längslinien vorhanden sind;
auch diese Härchen lassen die Seitenteile der Ringe frei. Ventral
findet man am 3. Ringe nur neben der äußeren ßeinscheide eine
Längsreihe weißer Härchen, welche hinten sich nach außen umbiegt
und eine kurze Querreihe neben der Spitze der Beinscheide bildet.
An den folgenden Ringen findet sich fast dasselbe Verhalten Avie an
der Dorsalseite. An dem scharfen Seitenrande des Hinterleibs
kommen je am Ende jedes Ringes ebenfalls einige weiße Härchen
vor. An der Hinterleibsspitze beobachtet man die ziemlich eroßen
Scheiden der Legeröhrklappen ; außerdem finden sich an der Wurzel
dieser Region oben jederseits 2 braune dornartige Zähne hinter-
einander (die hinteren größer als die vorderen) und am Seitenrand
jederseits ein solcher Zahn.
I^af'7i!/(/((stcr iiiiHutissuna Zett. {= pini Feil-r.). (Fig. 54— 60.)
Der allgemeine Aspekt dieser Larve wurde von Peeris schon
ausführlich beschrieben; ich möchte nur einiges hinzufügen in An-
schluß an die von mir gegebenen Abbildungen.
Dipteren-Larven und -Puppen. 207
Der Kopf (Fig-. 54. 55) ist bei dieser Art zum größten Teil
frei; die in den Prothorax eindringende „Kopfplatte" ist bedeutend
kürzer als der freie Teil. Der mediane Teil der Dorsalseite (die
Postfrons) ist relativ schmal, zu beiden Seiten desselben stehen
vorn 2 Paar Borsten ; in derselben Höhe liegen die 2 zweigliedrig'en
Fühler in je einer etwas vorrag-enden Chitinpfanne. An der vorderen
Kopfspitze liegt oben die dreieckige Oberlippe; die zu beiden Seiten
desselben lieg^enden umfang-reichen, sehr beweglichen Gebilde, welche
von Peeris als „palpes ou barbillons" bezeichnet werden, sind oifen-
bar die Unterkiefer; sie sind von sehr komplizierter Bildung-
(Fig. 56, 57). Bei Betrachtung von oben erkennt man ein großes
längliches Basalglied, welches als dem „Cardo" homolog zu be-
trachten ist; es trägt oben eine am Bande dicht gewimperte Platte,
und außen an der Wurzel zeigt sich 1 eingliedriger Taster neben
einer starken stumpfgezahnten Schuppe und einigen Aveiteren Chitin-
zähnen. Die Platte mit seinen Anhängen betrachte ich als Stipes
samt Lade und Taster; bei StraUomijia ist sie nach Becker's^) Ab-
bildung relativ größer, dem Cardo gegenüber.
Betrachtet man das Organ von innen, so ergibt sich, daß der
Cardo eine ziemlich breite Platte ist. Unten an der Basis liegt
eine kleine Chitinplatte, welche mit zahlreichen bandförmigen An-
hängen, welche dicht aneinander anschließen, besetzt ist; wegen
des Voi'handenseins dieser Anhänge, welche dem Haarschopf mancher
Oberkiefer bei Dipteren-Larven ähnlich sehen, und wegen der Lage
möchte ich diese Platte als den Oberkiefer deuten, welche hier
also gegen den Unterkiefer weit zurücksteht; eine bezügliche Tendenz
ist aber bei vielen Orthorraphen vorhanden.
Am Hinterende des Mundes bildet das Mentum ein in der Mitte
in eine Spitze vorgezogenes Plättcheu ; neben dieser Spitze liegt
jederseits eine kreisförmige Sinnespapille. Die Seiten des Mundes
werden von den weit medianwärts verbreiterten, hier membranösen
unteren Glied (Cardo) des Unterkiefers eingenommen; sie berühren
einander in der Medianlinie und liegen hier ventral von der gleich-
falls membranösen Unterseite des Labrums.
Das Submentum ist eine ovale Platte, welche den größten Teil
der Ventralseite einnimmt und sich durch dunklere Färbung von dem
helleren Saume, der sie von den nach unten sich umbiegenden Lateral-
platten trennt, abhebt ; auch in diesem Saume liegen ein Paar Borsten,
1) Becker, in: Zool. Jahrb., Vol. 29, Anat., 1910, tab. 18 fig. 18.
208 J- t'- H. DE Meuere,
ferner findet sich auf ihm dieselbe schuppenartige Felderung, welche
auch der übrige Teil des Kopfes zeigt. Auch das Submentum selbst
trägt einige Boi'sten.
Die Lage der Körperborsten wird auch von Pekris schon an-
gegeben. Er hat schon richtig beobachtet, daß diese nicht glatt
sind, sondei-n er bezeichnet sie als ,,tres-finement tuberculeuses".
Ich möchte elier sagen, daß sie fast ganz äußerst fein anliegend behaart
sind; auf der Ventralseite der Thoraxringe beobachtet man jeder-
seits, lateralwärts von dem inneren Borstenpaar, eine Gruppe von 3
dicht beisammen liegenden Borsten, wie solche Gruppen von Keilin
bei einer Anzahl Dipteren-Larven verschiedenster Familien auf-
gefunden Avurden und schon seit langer Zeit von älteren Autoren
bei den C'ecidomyiden-Larven erwähnt wurden, wo man wegen der
vorliegenden mikroskopischen Untersuchung dieser Larven wohl am
eingehendsten, auch zur Unterscheidung der Arten, auf die Sinnes-
papillen bzw. -Borsten geachtet hat. Perkis erwähnt niclit, daß
an der Dorsalseite des Prothorax sich hinter dem BorsteuAvirtel
noch 4 Borsten in einer Querreihe befinden.
Was die Stigmen anlangt, so liegen die i)rothoracalen (Fig. 59)
jederseits am Seitenrande auf einem länglichen braunen Flecken;
jedes zeigt 2 kleine sitzende Knospen. Die Hinterstigmen (Fig. 60j
finden sich am letzten Segment zusammen in einer dreieckigen, mit
einem Querschlitz an der Oberfläche des Segments, dicht vor dessen
hinterem Rande, nach außen mündenden Höhle; jedem Stigma ent-
spricht eine Filzkammer, welche nur wenig länger als breit ist und
am Hinteri-ande ca. 4 kleine sitzende Knospen trägt; der verborgenen
Lage entsprechend, sind die Stigmen sehr zartwandig. Neben der
äußeren Öffnung der Stigmenhöhle liegt jederseits ein kurzes Börstchen.
Die Analöttnung liegt an der Ventralseite als lang ausgezogene
Längsspalte, welche beiderseits von 3 Borstenhaaren begleitet wird.
Berts vaJlata Forst. (P'ig. 61.)
Von dieser Art schlüpfte mir den 23. Juni 1905 ein Exem-
plar ans einem zwischen faulen Blättern in Hilversum befindlichen
Puparium (Fig. 61). Leider ging mir das abgeworfene Deckelchen
verloren, so daß ich nur über den übrigen großen Hinterteil des
Pupariums Angaben machen kann.
Dieser aus 10 Segmenten (Meso- und Metathorax und 8 Abdominal-
segmenten) aufgebaute Teil ist von langgestreckter Gestalt, 7 mm
lang und 2 mm breit, sehr dunkel matt graubraun, an den Ein-
Diptereu-Larven und -Puppen. 209
schnitten ins dunkel Rotbraune ziehend, die Unterseite ist im ganzen
mehr rotbraun. Die Segmente sind deutlich voneinander getrennt,
fast alle von gleicher Breite, das hintere ist hinten abgestutzt, mit
abgerundeten hinteren Seitenecken und sehr wenig gebogenem Vorder-
rand. Die querliegende Stigmenspalte ist ganz an das Hinterende
gerückt, die untere Lippe derselben ragt etwas vor und ist in der
Mitte etwas eingebuchtet. An der Unterseite des letzten Segments
findet sich eine Längsfurche, welche vorn in die querliegende Anal-
spalte endet. Anstatt der öfter relativ langen und starken Borsten
zeigt diese Art kurze Büschel feiner gebogener gelber Häi'chen; man
beobachtet deren im Mittelfelde der mittleren Einge je 4 in einer
Querreihe, welche dicht vor dem Hinterrande des betreffenden
Segments liegt. Eigentlich sind deren je 6 vorhanden, wie denn
auch bei anderen Arten jeder Ring dorsal 6 Borsten zu zeigen
pflegt; die beiden äußeren Büschel sind hier aber von winziger
Größe. Ebensolche Haarbüschel finden sich auch am Seitenrande
des Körpers; eine gerade Reihe tragen auch die Seitenränder des
letzten Segments. Die Unterseite ist mehr gleichmäßig kurz gelb
behaart; auch hier sind die Härchen in der Nähe der Hinterränder
länger und die Behaarung überhaupt auf das breite Mittelfeld be-
schränkt. Die Oberfläche des Pupariums ist nur äußerst fein-
körnig, nicht schuppig gefeldert, wie es bei einigen Stratiomjiden der
Fall ist.
Die Sprengung findet in derselben Weise statt wie bei den
übrigen Stratiomjiden, der Längsspalt verläuft über den Meso- und
Metathorax; die Puppe bleibt beim Ausschlüpfen ganz im Puparium
und zeigt eine zarte, bräunlich gefärbte Chitinhaut.
Hl Diptera danica I p. 74 gibt Lündbeck eine Bestimmungs-
tabelle der ihm bekannten Stratiomyiden - Larven. Daraus ergibt
sich, daß die .Bms-Larve, welche bis jetzt noch nirgends beschrieben
wurde, derjenigen von Sargiis ähnlich sieht; letztere hat aber einen
weit nach vorn vorgebuchteten Vorderrand am letzten Segmente,
auch finden sich dorsal an den Segmenten und am Seitenrande des
letzten Segments nur je 6 einzeln stehende Härchen, welche weit
voneinander entfernt sind, keine Büschelchen oder dicht gelagerte
Härchenreihen.
Handliesch 1) , der seinerzeit die Larve, bzw. das Puparium
von Chorisops tiUalis untersucht hat, sagt, daß sich dieses von dem-
1) Hai^DLIRSCH, A., in : Verh. zool.-bot. Ges. Wien, Vol. 33, p. 243.
Zool. Jahrb. XL. Abt. f. Syst. 14:
210 J- ^'- H- ^^ Meijere,
jenigen von Suhula, mit der sie die sitzende Cornea und die schmälere
Kieferkapsel gemein hat, durch den Bau der hinteren Stigmenplatte
und die Form des letzten Ringes unterscheidet. Bei Suhula zeigen
die Larven am letzten Ringe hinten eine gerade Querfurche, die
jederseits in eine oft borstige Ecke ausläuft und nach hinten von
dieser Furche, segmentartig abgeschnürt, die breiten Lippen der
queren Stigmenspalte. Ferner ist die Panzerung feiner, und die
Puppe bleibt in der Larvenhaut, während bei Suhula die Puppe
sich aus der Spalte des Pupariums hervorhebt. Während mir die
Kopfgestalt der 5eris-Larve unbekannt blieb, kann doch gesagt
werden, daß in den übrigen genannten Merkmalen die Beris- und
C/?omo2)s-Puparien Übereinstimmung zeigen. Was die Beborstung
anlangt, so sollen die Segmente bei Chorisops an den Seiten je 2— 3
kurze Börstchen und ebenso eine Reihe derartiger an der Bauch-
seite besitzen ; bei Beris sind die Bürstchen zahlreicher, auch an der
Rückenseite, bei Suhula sind die vereinzelten Bürstchen sehr winzig,
kaum wahrnehmbar. — Vollständigkeitshalber möchte ich noch hinzu-
fügen, daß, was den Kopfbau anlangt, die CAor/sops-Larve sich von
der SarguS'lj'AYW^ unterscheidet durch den Mangel eines seitlich
stark vorstehenden Augenhügels, auf dem die halbkuglige Cornea
sitzt, und durch die dadurch nach hinten nicht plötzlich verbreiterte
Kieferkapsel. Die größere Augenwölbung trennt sie von den meisten
übrigen Stratiomyiden-Larven, von manchen aquatischen auch die
Abwesenheit eines Respirationsborstenkranzes.
Thereva (Fig. 62—72).
T/«er('ü«-Larven fand ich im Frühjahr 1912 an sehr verschiedenen
Stellen bei Hilversum. Man trifft sie unter faulen Blättern und in
Gartenerde, in Walderde nahe der Oberfläche fast zahlreicher, als
das zerstreute Vorkommen der Imagines vermuten läßt. Ihre all-
gemeine Gestalt ist schon längst bekannt; sie sind sehr gestreckt
zylindrisch (Fig. 62), von weißer Farbe, mit braunem Kopf, haben
eine relativ starke Körperhaut und bewegen sich mit schlangen-
artigen seitlichen Biegungen vorwärts, indem sie sich hin und wieder
mit den Mundteilen festgreifen oder mit den Xachschiebern am hinteren
Körperende vorwärts schieben.
Der Kopf (Fig. 63—66) ist klein, länglich eiförmig, mit starker,
rotbrauner Chitinhaut. Die Kieferkapsel überdeckt als eine un-
geteilte Platte den Kopf oben und an den Seiten; hinten ist dieser
Teil in der Mitte etwas vorgebuchtet. Vorn und an den Seiten be-
Dipteren-Larven und -Pnppeu. 211
merkt man jederseits eine starke Borste. Ventral findet sich eine
liinten gerundete, vorn in 1 Paar kurze Fortsätze auslaufende, breite,
braune Platte, welche ziemlich breit von der dorsalen Kopfplatte
getrennt ist; diese dünnere, hell gefärbte Hautstelle trägt jederseits
2 Borsten. Von der Dorsalwand des Kopfes springen dicht neben-
einander 2 Chitinplatten ins Innere des Kopfes vor; diese verbreitern
sich unten und treten dort miteinander in Berührung. Nach hinten
setzen sie sich je in einen stabförmigen Fortsatz fort, mit welchem
ein längerer, ebenfalls rotbrauner Chitinstab gelenkig verbunden
ist, der eine Strecke in den Prothorax hineinragt.
Die Fühler sind sehr kurz, sie bestehen aus einem weiten,
braunen Ring, auf welchem ein kurzes dreieckiges Endglied nebst
einem einige kleine Sinnesorgane tragende Kreischen sichtbar ist.
Die Oberlippe (Fig. 67) bildet einen schmalen, braunen, medianen
Fortsatz am vorderen Kopfrand, dessen oberer Rand nahe der
Spitze 1—2 untiefe Einschnitte zeigt; die Seitenteile sind membranös
und am Rande zerschlitzt. Die Oberkiefer sind stark, vertikal ge-
stellt, hakenförmig, am Außenrande durch schuppenartig nach oben
schauende Zähnchen rauh. An der Wurzel sind sie stark in der
Vertikalfläche verbreitert und mit den Unterkiefern verwachsen.
Die Unterkiefer (Fig. 68, 69) bilden breite, ungefähr dreieckige
Läppchen, welche nahe der ziemlich scharfen Spitze 2 kurze, stumpfe,
braune Zäpfchen aufweisen und an der Innenseite nahe der Basis
eine ziemlich kurze, aber starke Borste. In der Mitte tragen sie
den gutentwickelten, anscheinend 2gliedrigen Taster; das Basalglied
desselben ist kurz und breit, dürfte mit dem Stipes homolog sein,
das Endglied, der eigentliche Taster länger und schmäler, zylindrisch,
am Ende schief abgeschnitten mit mehreren kleinen Sinnespapillen.
Die Unterlippe ist ein kleines, rundliches Plättchen mit mehreren
kurzen Borsten.
Mit dem medianen Vorsprung am Hinterende der Dorsalwand
des Kopfes gliedrig verbunden, zeigt sich eine lange, hinten er-
weiterte Chitingräte von schwärzlicher Farbe, welche sich bis in
den Mesothorax hinein erstreckt (Fig. 63, 67).
Der schlangenartige Körper ist durch sekundäre Ringelung in
eine große Anzahl Ringe geteilt, wie es auch schon von Bouche,
Brauer u. A. bemerkt wurde. Es sind deren 20 erkennbar. Die
Thoracalsegmente sind einfach, bei ihnen greift der Vorderrand des
folgenden Segments je über den Hinterrand des vorhergehenden. Sie
sind ferner durch den Besitz von je 1 Paar langer Borsten, welche
14*
212 J- t'. H. DE Meijere,
ventral nahe dem Seitenrand eingepüanzt sind, gekennzeichnet. Der
Prothorax trägt nahe dem Hinterrand, mehr dorsal gelagert, das
vordere Stigma, dessen Bau icli seinerzeit') schon ausführlicher be-
sprochen habe. Ich bin indessen jetzt bezüglich der Auffassung
desselben einigermaßen anderer Ansicht als damals. Während ich
es früher als von den Tüpfelstigmen verschieden ansah, betrachte
ich es jetzt, nachdem mir zahlreichere Übergänge bekannt sind, als
eine einfache Sorte solcher Stigmen, bei welcher die Tüpfel noch
ganz ungestielt sind und gering in Anzahl. Dem entspricht auch
das im übrigen primitive Verhalten dieser Larve. Es besitzt 2
längere Tüpfel, welche nebeneinander auf der rundlichen Platte
liegen; am Kande der anderen Hälfte der Platte liegt die Stigmen-
narbe.
Von den folgenden Körpersegmenten sind die 6 nächstfolgenden
zweiteilig; auch hier greift der Vorderrand der Segmente je über
den Hinterrand der vorhergehenden; zwischen beiden findet sich
an diesen Segmenten ein schwarzer Eing, bei dem der vordere
Teil über den hinteren greift, also das umgekehrte der Fall
ist. Auch in anderer Hinsicht sind die vordere und die hintere
Hälfte verschieden; an der vorderen bemerkt man an den Seiten
einen rautenförmigen Eindruck, ventral fällt vor dem Hinterrand
ein weißes Dreieck, ein Lappen des Fettkörpers, auf; in der vorderen
Hälfte trägt der Tracheenlängsstamm die 2 großen Aste ; die hintere
Hälfte zeigt ventral 2 nach hinten zusammenstoßende Fettkörper-
bänder, die Seiten dieser Segmente zeigen keinen rautenförmigen
Eindruck, sondern nur mehrere punktförmige Eindrücke (Muskel-
ansätze). Das 8. Segment trägt das hintere Stigma, etwas vor ihrer
Mitte; die Verhältnisse zwischen dem 7. und S.Ring sind fast dieselben
wie an den beiden Teilen des vorhergehenden Ringes. Das Hinter-
stigma ist nach demselben Schema Avie das Vorderstigma gebaut,
hat aber 4 Tüpfel.
Nach diesem stigmentragenden Ring folgen noch 3 kurze Ringe,
bei denen aber der Hinterrand je über den Vorderrand des vor-
hergehenden Ringes greift. Der letzte dieser Ringe ist sehr kurz
und trägt die beiden kurzen, zapfenartigen Nachschieber, welche
keine Häkchen tragen; das vorletzte zeigt jederseits 3 Borsten, 2
mehr nach vorn und dorsal, 1 weiter nach hinten, von welchen
1) DE Meijeke, J. C. H. , Über zusammengesetzte Stigmen bei
Dipteren-Larveu, in : Tijdschr. Entomol., Vol. 38, p. 22.
Dipteren-Larveu uud -Puppen. 2l3
2 lateral und 2 ventral eingepflanzt sind. Letztere Paare stehen
fast übereinander, das laterale um weniges mehr nach hinten.
Ein junges Exemplar von 7 mm Länge zeigte schon die gleiche
Gliederung wie die erwachsene Larve, auch der Kopf bau und die
Verteilung der langen Borsten am Körper sind ähnlich. Sehr ver-
schieden sind aber die Stigmen. Das vordere Paar ist noch gar
nicht vorhanden, das Ende der Trachee bildet hier einen feinen
Strang ohne Lumen; das hintere Stigmenpaar (Fig. 71) ist noch viel
weniger kompliziert als später und zeigt nur ca. 5 verschieden große
Knospen ; die Stigmennarbe ist undeutlich.
Eine kurze Beschreibung der TAerem-Larve und -Puppe hat vor
einiger Zeit Collinge ^) gegeben. Der Verf. stimmt in der Auffassung
der sekundären Ringeluug mit mir überein, nur faßt er die 2 letzten
Körperabschnitte als ein Segment zusammen. Er weist darauf hin,
daß Sharp (in: Veerall, British Flies, Vol. 5, p. 37, flg. 65) das
vordere Stigma an den Mesothorax versetzt. Mir ist diese Angabe
ebensowenig klar; das vordere Stigma fand ich auch bei jüngeren
Larven, wenn es überhaupt vorhanden ist, immer am Prothorax.
Collinge gibt eine gute Abbildung der Puppe, geht aber auf
die Bedeutung der einzelnen Bezirke nicht genügend ein. Die Larve
scheint mir noch etwas zu breit gezeichnet.
Die Puppe (Fig. 72) ist blaßgelb, glänzend, von zarter Be-
schaffenheit. An der unpaaren Kopfplatte beobachtet man 2 seit-
wärts abstellende zahnartige Fortsätze, welche unter der scharfen
Spitze ein kleines stumpfes Höckerchen aufweisen. Diese Fortsätze
sind die Fühlerscheiden. Am vorderen Eand der Kopfplatte liegt
die Scheide der Oberlippe, welche in 2 sehr kurze Spitzen ausläuft;
zu beiden Seiten derselben die winzigen Scheiden der Unterkiefer,
hinter dieser Stelle die Scheide des Labiums, mehr nach außen zu
die Tasterscheiden. Die 2 großen Platten hinter der Unterlippen-
scheide enthalten die Vorderkiefer, nach außen hin schließen sich
an diese die Scheiden der Vorderschenkel an, nach hinten die
Scheiden der Mittelhüften. Die Scheiden der Vorderschenkel werden
zum Teil durch einen kurzen, breiten Anhang an der Seite der
Kopfplatte überdeckt.
Der Thorax zeigt am Rande das als ein kurzes Hörn vor-
1) Collinge, "W. E., Observations on the life history and habits of
Thereva nobilitata Fabe., and other species, in: Journ. econ. Biol., 1909,
Vol. 4, p. 14—17.
214 J- C. H. DE Meijere,
ragende Vorderstigma. daliinter eine längere, starke Borste, letztere
liegt unmittelbar über der Wurzel der Fülilersclieide. Die Spitzen
der letzteren werden nur durch die Scheiden der Vorderbeine von-
einander getrennt, die Beinsi)itzen einer und derselben Seite liegen
hintereinander; das Verhalten ist im allgemeinen dasselbe wie bei
den Leptiden.
Das Abdomen ist dorsal schuppig gefeldert, unten ist es feiner
runzelig; der 1. Abdominalring trägt oben eine Querreihe von
6 Borstenhaaren; an den 6 folgenden Segmenten ist hier je eine
Querreihe vorhanden, welche von viel zahlreicheren, aber kürzeren
Borsten gebildet wird; zwischen den Borsten stehen, an den vorderen
dieser Segmente öfters abwechselnd, kürzere dornartige Anhänge.
Ventral finden sich 6 Borstenreihen ; ferner finden sich am Seiten-
rande, dicht hinter den auf kurzen Zäpfchen sitzenden Stigmen,
kleine Gruppen von 3—4 Borstenhaaren. Die Hinterleibsspitze zeigt
keine Borstenwirte], läuft aber, wenigstens bei den weiblichen
Puppen, in 2 starke, dicht nebeneinander liegende Borsten aus.
Ein weiterer Fall solcher anormal verlängerten und Segmente
vortäuschenden Intersegmentalmembranen ist seit längerer Zeit be-
kannt, nämlich von der Elateriden-Larve Cardiophorus. Kolbe er-
wähnt ihn schon in seiner „Einführung" p. 125. Vor kurzem hat
Sharp (in : Entomologist, Vol. 45, 1913, p. 189—191) die bezüglichen
Verhältnisse bei der Larve von Cardiopliorus asellus genau beschrieben.
Chrifsopilus atratiis F.
Die Puppe ist ca. 10 mm lang, rotbraun, wenig glänzend, von
derber Beschaffenheit; die unpaare Kopfplatte zeigt hinten jeder-
seits ein Avinziges, eine Haarborste tragendes Höckerchen; etwas
weiter nach vorn in der Mitte 2 seichte Vorwölbungen nebeneinander
und dem Seitenrande näher jederseits eine anliegende, an der
Wurzel ziemlich breite, weiterhin kurz stabförmige Fühlerscheide.
Die Augenplatten tragen oben je ein winziges Höckerchen, auf
welchem ein kurzes Borstenhaar eingepflanzt ist. Größere Vor-
ragungen oder Haken finden sich also am Kopfe gar nicht. Die
Scheiden der Mundteile sind wenig umfangreich, man beobachtet
oben eine kleine Oberlippenplatte, dahinter die Unterlippenplatte,
welche kurz und breit ist, an den Seiten 2 nach außen gerichtete,
relativ große Tasterscheiden ; nach hinten zu folgen dann die schon
den Vorderhüften angehörigen Platten, welche von länglicher Ge-
stalt sind und bedeutend s-rößer als die Tasterscheide, ferner noch
Dipteren-Larven und -Puppen. 215
jederseits ein kleines, dreieckiges Plättchen, welches der Mittelhüfte
entspricht. Der Thorax zeigt keine Borsten, das Prothoracalstigma
ragt nur sehr wenig vor. Die Beinscheiden sind kurz und über-
ragen kaum die Flügelscheiden, die Beinspitzen jeder Seite liegen
hintereinander, die Flügelscheiden sind nur durch die Scheiden der
Vorderbeine getrennt.
Am Abdomen beobachtet man vor den Einschnitten am 2. bis
7. Ring vor dem Hinterrand je einen vollständigen Dörnclienring;
diese Dornen sind relativ kurz, viele sind an der Wurzel gegabelt;
die dorsalen sind ein wenig länger als die ventralen. Das letzte
Segment ist abgestutzt und trägt am oberen Rande eine Anzahl
kurze, aber starke zahnartige Vorsprünge, während unten 2 große
dreieckige Vorsprünge vorhanden sind.
Am Metathorax und 1. Hinterleibsring beobachtet man nur
einige Borstenhaare. Die Hinterleibsstigmen ragen als kleine
Höckerchen vor.
Leptis Uneola F. (Fig. 73—84.)
Larven dieser Art fand ich bei Hilversum im März und April
in Wäldern in der Nähe des Wassers unter faulen Blättern und in
mit feuchten faulen Vegetabilien gemischter Erde. — Sie sind von
weißer, schwach gelblicher Farbe, von zylindrischer Gestalt (Fig. 73),
11-ringlig, das Vorderende ist verschmälert, das Hinterende zeigt
4 kurze Lappen, zwischen welchen die 2 kleinen Hinterstigmen
liegen. Sie sehen einer schmächtigen cj^clorrhaphen Dipteren-Larve
ähnlich, haben jedoch ganz andere Mundteile, Augenflecken, ein
weniger spitzes Vorderende usw.
Der frei hervorragende Teil des Kopfes (Fig. 74 — 77, 79) ist nur
sehr kurz, außerdem nur wenig chitinisiert; dunkelbraun ist nur
eine dorsale mittlere Partie, an welche sich vorn die spitz zulaufende
Oberlippe anschließt. Diese Partie ist auch im Prothorax noch eine
Strecke weit zu verfolgen, verschmälert sich allmählich und ist am
hinteren Ende abgerundet. Die Fühler sind ziemlich lang, zylindrisch,
zweigliedrig, das 2. Glied ist aber äußerst winzig, sie stehen weit aus-
einander an den Seitenecken des Kopfes, mit Ausnahme der Basis
und der äußersten Spitze sind sie braun.
Die Oberlippe (Fig. 78) ist von oben gesehen eine schmal drei-
eckige, spitz zulaufende Platte, von der Seite gesehen zeigen sich an
ihrem Oberrande an der Spitze 3—4 Zähnchen. Zu beiden Seiten
derselben findet sich ein mit mehreren dornartigen Fortsätzen be-
216 J- (^- H. DE Meijere,
setztes Plättchen ; der vorderste Fortsatz ist an der Spitze sekundär
gezalint. Unter diesem Plättclien liegt ein am Oberrande kamm-
artig gezälineltes Chitingebilde.
Die ^[andibeln sind stark, vertikal gestellt und nach hinten ge-
krümmt; an ihrer Spitze zeigen sich einige Zähne. An ihre Wurzel
schließt sich vorn ein braunes Plättchen an, welches vorn einen an
der Spitze gezähnelten, dahinter mehrere dornartige Fortsätze trägt.
Diese Plättchen liegen bei Betrachtung von oben zu beiden Seiten der
Oberlippe. An der Unterseite der Oberlippe zeigt sich jederseits
ein am unteren Rand kammartig gezähnelter Anhang. Die Unter-
kiefer sind dreieckige Läppchen, deren auffälligster Teil die relativ
großen Taster bilden. Diese ragen weit vor, weiter als die Fühler,
und sind scheinbar zweigliedrig, der untere Abschnitt dürfte aber
wieder der Stipes sein ; es sind 2 braune Ringe an ihnen erkennbar,
einer in der Mitte, einer an der Spitze; zwischen beiden zeigt der
Taster an der Außenseite mehrere halbkugelförmige Vorwölbungen.
Die Unterlippe ist nur durch das Prämentum repräsentiert;
dies zeigt sich als 2 etwas vorragende kreisförmige Stellen neben-
einander, welche sehr kleine Sinnespapillen tragen. Der vorspringende
Kopfteil kann etwas zurückgezogen werden, in sich selbst einstülp-
bar, wie bei manchen Tipuliden, ist der Prothorax hier nicht.
Zwischen diesem Kopfteil und dem Prothorax bemerkt man, wenn
der Kopf stark vorgezogen ist, noch einen oben sehr schmalen, nach
unten stark verbreiterten Abschnitt, welchen Braueh als Zwischen-
segment betrachtet. Die Kieferkapsel setzt sich weit ins Innere
fort, bis in den Anfangsteil des Mesothorax.
Bei Betrachtung von oben zeigen sich 2 parallele, von der Seite
ausgehende obere Gräten, welche hinten durch eine breite Platte
miteinander verbunden sind, die in der Mittellinie verdunkelt ist
und hinten einen breiten spateiförmigen Fortsatz zeigt. Außer-
dem findet sich an jeder Seite eine vorn breite, bald sich in einen
Stab verchmälernde Gräte. Neben deren vorderer Hälfte liegt ein
ovaler schwarzer Fleck, welcher durch die Prothoraxhaut hindurch-
schimmert und ein rudimentäres Auge darstellt.
Der Körper zeigt 11 Ringe. Die Vorderränder der Segmente sind
durch einen Gürtel feiner, kurzer Querlinien ausgezeichnet, welcher
diesem Teile ein geschupptes Aussehen verleiht; am Prothorax ist
dieser Gürtel auf die Dorsalseite beschränkt. Am vorletzten Hinter-
leibssegment zeigen sich solche Linien auch am Hinterrande. An
den Abdominalsegmenten findet sich ventral am Vorderrande ein
Dipteren-Larven und -Puppen. 217
aus mehreren nebeneinanderliegendeii Partien gebildeter Wulst,
welcher gleichfalls die feine scliuppenartige Skulptur zeigt. Die
feinen Querlinien sind hier aber äußerst fein quergestreift, die Ränder
der kaum hervorragenden „Schuppen" sind hier demnach äußerst
fein gezähnelt.
Nahe dem Hinterrand des Prothorax liegt das vordere Stigma
(Fig. 81, 82). Dieses ist nach demselben Schema gebaut wie bei
der TJiereva-hdiYYe ; es zeigt 2 (bei einem Exemplar 3) ovale Knospen
(Tüpfel) neben der Stigmeunarbe.
Das letzte Segment ist von ovaler Gestalt (Fig. 80); unten an
der Basis zeigt sich die Analöifnung hinter einem ebensolchen
Querwulst, wie sie an den vohergehenden Segmenten vorhanden ist.
Am Hinterende ist dieses Segment in 4 kurze Zipfel ausgezogen.
An der oberen liegt unten an der Wurzel das Hinterstigma (Fig. 83).
Dieses ist von etwas ovaler Gestalt, braungelb, der große mittlere
Teil ist gewöhnlich verschlossen, während sich am Rande ein voll-
ständiger Kreis von 30 — 39 ovalen Tüpfeln findet. In einem mit
Kalilauge behandelten Präparate zeigte sich in dem mittleren Teil
jedes Stigmas eine lange spaltförmige Öffnung, welche offenbar die
primäre Stigmenöffnung repräsentiert; wir haben es hier für ge-
wöhnlich mit einer zentralen Stigmennarbe zu tun, wie bei den
Tipuliden. Die Filzkammer, welche sich hinter dem Stigma befindet,
ist sehr kurz.
Die Puppe zeigt in den Hauptzügen denselben Charakter wie
die von Chnjsopüiis atratus. Sie ist von matt graubrauner Färbung,
einige Stellen, so z. B. das Untergesicht, sind mehr glänzend und
gelblich. Die ziemlich langen und dünnen Fühlerscheiden liegen
der unpaaren Kopfplatte unmittelbar an. Höcker oder Haare sind
an Kopf und Thorax nicht vorhanden. Die Stellung der Bein-
scheiden ist dieselbe wie bei CJirysopilus. Verschieden ist dagegen
die Bewaffnung des Hinterleibs. Diese zeigt hier dorsal am 2. bis
7. Ring je eine Querreihe von Dornen, welche aber viel kürzer und
breiter sind als bei Chrysopilus, auch viel weiter voneinander ent-
fernt und nicht gegabelt sind; außerdem stehen hier in der Nähe
des Vorderrandes meistens noch 2 ebensolche Dörnchen; ventral
tragen die Ringe nur 2 Dörnchen an ihren Hinterrändern. Die
Hinterleibsspitze zeigt oben 4 Dornen, unten 2 etwas größere zahn-
artige Fortsätze.
218 J- C. H. DE Meijkre,
niocti'ia haumJiaueri Meig. (Fig. 84—88.)
Mitte April 1912 fand ich am Walde dicht unter der Ober-
fläche in ziemlich trockener Erde dicht neben den Stämmen von
Buchen und Birken zwischen deren AVurzeln mehrere Larven; einige,
welche ich zur Zucht aufbewahrte, verpuppten sich Ende April;
die Imagines schlüpften Anfang Juni aus. Die Larven (Fig. 84, 85)
sind von weißer Farbe, der freie, sehr kleine Kopf ist braungelb,
die Mundteile sind dunkelbraun. Die dorsale Kopfvvand (Fig. 86, 88)
ist breit und kurz, vorn halbkreisförmig ausgeschnitten; dicht am
Rande dieses Ausschnitts findet sich der sehr kurze Fühler, welcher
aus kaum mehr als einem halbkreisförmigen Gliede auf einer kurzen
Vorwölbung besteht. Dahinter findet sich eine sehr dicke Borste.
Die ventrale Kopffläche (Fig. 87) trägt jederseits 2 ebenfalls sehr
starke Borsten und am Seitenrande je 2 ebensolche dicht neben-
einander. Die Oberlippe ragt als eine schmale Spitze vor. Sie
liegt zwischen den beiden gleichfalls sehr schmalen und nicht langen
Oberkiefern, deren Basalstück sich seitwärts in eine dreieckige Platte
verbreitert, welche eine starke, kurze Borste und dicht dahinter
ein sehr kurzes Börstchen trägt.
Die am stärksten entwickelten Mundteile sind die Unterkiefer;
diese bilden breite, derbe, horizontal nebeneinander liegende und
beim lebenden Tier horizontal bewegende Platten von dunkelbrauner
Farbe, welche nahe ihrer Basis den kurzen, ebenfalls stark chitini-
sierten Taster tragen, der aus einem kurzen, ringförmigen Basal-
glied und einem länglich ovalen Endglied zu bestehen scheint,
welches an der Spitze mehrere kleine Sinnespapillen trägt. Vorn
liegt an der äußersten Basis des Unterkiefers wieder eine derbe
Borste. Ventral liegt als Rest der Unterlippe ein in der Mitte
längsgeteiltes, dunkles, dreieckiges Chitinplättchen ; die Spitze ist
nach vorn gerichtet (Submentum).
An die Kieferkapsel schließen sich nach innen zu 2 Paar lange
Chitingräten an, welche schwärzlich gefärbt sind und sich fast bis
zum Mesothorax erstrecken. Der Kopf ist zum Teil in das trichter-
förmig einstülpbare Vorderende des Prothorax einziehbar; ein un-
gefärbtes Zwischensegment zwischen Kopf und Prothorax ist nament-
lich ventral gut erkennbar.
Der Körper ist zj'lindrisch, schlank, die Segmente sind deutlich
voneinander abgeschnürt, namentlich die mittleren; die vorderen
sind etwas breiter und kürzer, kürzer als breit, die mittleren so
Dipteren-Larven und -Puppen. 219
lang- wie breit, die hinteren länger als breit. Die Oberfläche der
Haut ist äuiSerst fein längsgestrichelt; die Vorderränder der
3 Thoracalringe sind fein schuppig, die Schuppen farblos, am
Hinterrand durch sehr feine Zähnchen rauh; unten ist diese
Schuppenzone nur wenig entwickelt. Am 2.-6. Hinterleibssegmente
finden sich unten nahe dem Vorderrand der Segmente 2 Querwülste
nebeneinander, welche ebenfalls schuppig gefeldert sind.
Der Prothorax trägt nahe seinem Hinterrande das sehr kleine,
braungelbe Vorderstigma, welches 2 sitzende Knospen neben einer
kleinen Stigmennarbe zeigt, während die Filzkammer von Chitin-
säulchen gestützt wird ; außerdem zeigen alle Thoracalringe in ihrer
Mitte, der Ventralseite genähert, ein braunes Borstenhaar.
Das letzte Segment zeigt noch ziemlich deutlich eine Trennung
in 2 Ringe, von denen der kürzere vordere das ebenfalls sehr
kleine Hinterstigma trägt; es zeigt, wie das Vorderstigma, 2 Tüpfel
von länglicher Gestalt; zwischen den beiden divergierenden Tüpfeln
fällt auf allen Stigmen ein sehr feiner heller Punkt auf. Die etwas
längere Endhälfte läuft hinten in eine kurze, braune, nach oben
gekrümmte Spitze aus, vor welcher 4 braune Wärzchen in einem
Halbkreis angeordnet sind; zwischen diesem Halbkreis und der
Endspitze liegen jederseits 2 Borsten, außerdem trägt der Ring
4 Borsten in einer Querreihe ungefähr in seiner Mitte.
Auf der größtenteils farblosen Exuvie finden sich hin und
wieder sehr feine, aber dicke gelbliche Kreischen mit hellem Zen-
trum; es sind dies die Sinnespapillen; vereinzelt tragen sie ein
kurzes, dickes Sinnesbörstchen.
Die Analöffnung bildet eine längliche Spalte in einem ovalen
Felde, sie wird nicht von Chitinwärzchen umgeben.
Die Puppe (c^) von Dioctria baumhaueri sieht der von Dys-
machus irigonus ähnlich, sie ist 8—10 mm lang, von blaßgelber Farbe.
Die Fühlerscheide zeigt 8 starke braune Zähne, welche ungefähr
den 3 letzten Abschnitten des Fühlers entsprechen, alle aber sind
kürzer als das vordere Dornenpaar des Kopfes. Die Prothoracal-
stigmen sind sehr kleine braune Zäpfchen, nur punktartig; an der
Basis der Flügelscheide findet sich keine braune Schuppe. Die
Dornen an der Oberseite der Hinterleibssegmente sind relativ lang;
am 1. finden sich deren 8, am 2.-6. 6, und zwischen je zwei der-
selben ein kurzes Dörnchen, welche aber am 6. Ring sehr schwach
entwickelt sind. Am 7. und 8.' Ring finden sich nur längere Dornen.
Auch am 8. Rino- finden sich 2, weit voneinander getrennte Dornen.
220 J- C. H. DE Meijere,
Die Unterleibsspitze zeigt jederseits einen geraden, starken Dorn und
dicht darunter ein selir kurzes Dörnclien. An den Seiten und
ventral finden sicli weiße Borstenhaare, je in einer Querreihe vor
dem Hinterrand der Segmente.
Dt/smachus trff/otius Meig. (Fig. 89 — 91.)
Die Larve sieht derjenigen von Dioctria haumhcmcri ähnlieh, ist
aber mehr gedrungen, die Ringe sind relativ breiter. Die Bildung des
relativ breiteren Kopfes und der Mundteile ist nahezu die gleiche,
desgleichen die Anordnung der auch hier sehr starken Borsten. Die
Unterkieler sind aber schmäler und am Innenrande mit zahlreichen
kurzen Börstchen besetzt. Die Oberlippe ist gelb, vor der Spitze
findet sich an der Oberseite 1 und dicht dahinter 2 Zähnchen neben-
einander. Die Oberkiefer sind schmal, fast gerade, rotbraun, am
Ende zugespitzt. Die 4 Fortsätze sind schwäi'zlich braun, die oberen
breiter und bedeutend länger als die unteren. Das Submentum ist
größer, eiförmig, mit der Spitze nach vorn.
Die Vorderstigmen (Fig. 90a) sind punktartig, braun, sie be-
sitzen 2 länglich ovale Tüpfel; die Filzkammer ist 2 mal so lang
wie breit. Zerstreut finden sich auf der Haut kleine, gewölbte
rundliche Fleckchen von brauner Farbe mit schmalem hellem Rande.
Die Hinterstigmen (Fig. 90 b) sind bedeutend größer als \)Qi Bioctria,
etwas trichterförmig, am Hinterrande zeigen sie einen Halbkreis von
14 länglichen Tüpfeln; diese sind durch dunkler braungelbe Chitin-
haut voneinander getrennt, im übrigen ist das Stigma nur blaßgelb.
Die Filzkammer ist ungefähr ebenso laug wie breit.
Am Hinterende des Körpers zeigt sich nicht die dornartige
Spitze von Dioctria ; es ist von oben nach unten abgetiacht, der scharfe
Hinterrand gerundet. Unmittelbar vor der Spitze finden sich oben
und unten je 2 weit voneinander entfernte Borsten; weiter nach
vorn liegt ein 2. Wirtel von 4 Borsten ; der vordere stigmentragende
Teil vom 11. Ring ist relativ schmäler und deutlicher von dem End-
teil abgetrennt als bei Dioctria.
Sclmppenartige Skulptur findet sich an dem Vorderrande der
Ringe nicht, ebensowenig sind an der Ventralseite Schwielen vor-
handen.
Die vorderen Stigmen zeigen 2 Knospen wie bei Dioctria; die
Hinterstigmen sind dagegen viel mehr kompliziert als bei dieser
Gattung; sie besitzen einen Halbkreis von 14 sitzenden Tüpfeln,
auch die Stigmennarbe ist viel größer.
Dipteren-Larven und -Puppen. 221
Puppe (nach den Exuvien beschrieben; Fig. 91).
15 mm lang-; von glänzend blaß braungelber Farbe; im all-
gemeinen glatt. Kopf und Thorax ohne Borsten. Am Kopf oben
jederseits mit einem rotbraunen, dreieckigen Stirnzahn, darunter die
mit 3 ebensolchen, aber etwas kleineren Zähnen versehene Fühlerscheide ;
die Augenschicht nicht facettiert. Die Rüsselscheide ist ziemlich
kurz; Ober- und Unterlippe, Unterkiefer und Taster sind alle er-
kennbar.
Der Thorax zeigt. am vorderen Rande auf einem kleinen, ovalen,
braunen Fleckchen als kraterförmige Vorwölbuug das kleine rot-
braun gerandete Vorderstigma von querovaler Gestalt, dicht da-
hinter, aber etwas mehr ventralwärts, an der Wurzel der Scheide
des mittleren Beinpaares 2 kurze, gekrümmte Dörnchen neben-
einander, ferner an der Wurzel der Flügelscheide ein Wärzchen,
welches in einen sehr kurzen Zahn endet. Die Flügelscheiden er-
strecken sich bis zur Mitte des 2. Abdominalsegments, die Spitzen
der Beinscheiden liegen jederseits in einer Linie hintereinander, die
der beiden hinteren Paare überragen die Flügelscheiden, die Scheide
der Hinterbeine ist größtenteils von der Flügelscheide bedeckt, nur
an ihrer Spitze frei. Der Metathorax ist äußerst kurz.
Am Abdomen sind die 7 ersten Ringe gut entwickelt; jeder zeigt
oben eine Querreihe von dicken, rotbraunen Dornen, von denen die
des I.Ringes am längsten und an der Spitze etwas gekrümmt sind; an
den folgenden Ringen sind sie viel kürzer und gerade, werden aber
nach hinten zu allmählich wieder länger. An den Seiten und unten
werden diese Dornen durch weißliche Borsten ersetzt, welche eben-
falls je 1 Querreihe an jedem Segment bilden. Am 1. Hinterleibs-
ring liegen die Dornen relativ weit nach vorn, es sind deren ca. 13
vorhanden, während an den Seiten dieses Ringes, von den Dornen
getrennt, nur jederseits 3 Borsten vorhanden sind. Die Stigmen
liegen als braune Punkte nahe den Vorderrändern der Segmente;
es sind jederseits 7 erkennbar. Der 8. und 9. Hinterleibsring sind
schmäler, der 8. hat jederseits 4 weiße Borsten ; das letzte Segment
ist hinten schief nach vorn und unten abgestutzt und trägt daselbst
jederseits oben einen rotbraunen Zahn, in der Mitte ein kurzes Zähn-
chen und unten ein braunes Wärzchen. Beim Ausschlüpfen der
Imago entsteht eine Längsnaht auf Kopf und Thorax, welche sich
hinten bis zum Metathorax erstreckt, vorn in einer Quernaht endet,
welche vor den Augen und -etwas hinter den braunen Stirnzähnen
jederseits nach unten verläuft.
222 J- C'. H. DE Heuere,
Medeterus. ^) (Fig. 92—101.)
Die Lai've fand sich den Winter über unter der Rinde gefällter,
von Borkenkäfern befallener Kiefern bei Hilversum. Im Freien
linden sich Anfang j\lai noch Larven. Sie sind von zylindrischer
Gestalt und von weißer Farbe. Kopfskelet und Gräten sind schwarz ;
der Prothorax zeigt meistens vorn oben eine breitere und gleich
dahinter eine schmale braune Binde. Die stark entwickelten Warzen
des Gürtels an der Ventralseite sind größtenteils gelb. Das letzte
Segment ist etwas angeschwollen und trägt an der Spitze, nahe
der Ventralseite, 2 sehr kurze dreieckige Vorsprünge; 2 mehr dorsal
gestellte, noch kürzere, tragen an ihrer Unterseite die Hinter-
stigmen.
Der Kopf (Fig. 92 — 95) ist relativ kurz, bedeutend breiter als
lang; die Dorsalplatte hat median einen langen, an der Spitze etwas
nach oben gekrümmten Fortsatz. Die seitlichen Fortsätze sind kurz,
verschmälern sich sehr bald in schmale, über den Fühlern gelegene
Streifen, welthe auch von brauner Farbe sind. Vor denselben liegen
die bogenförmigen Platten, welche mit ihi-en Schenkeln einerseits
die Oberkiefer, andrerseits die Basis der Maxillen berühren. Die
Oberkiefer sind einfach dolchförmig; die Maxillen breit; oben findet
sich nahe dem Außenrande der sehr kurze Taster, welcher von
einem nicht geschlossenen Chitinring gestützt wird. Die Wand des
Tasters ist zum Teil stärker chitinisiert und gebräunt.
Die V-förmige, tief ins Innere eindringende Unterlippengräte
ist etwas gebogen, die vordere Spitze erscheint als kurzer, besonderer
Abschnitt abgetrennt.
Die Fühler sind sehr kurz, sie bestehen aus einem scheiben-
förmigen, durch einen nicht geschlossenen Chitinring gestützten
Gliede, welches einige Sinnespapillen trägt; ein etwas größerer
1) Aus den Larven, welche ich im AVinter und Frühjahr unter Rinde
gefällter Stämme, meistens unter Kieferrinde, sammelte, züchtete ich ver-
schiedene Arten dieser Gattung, nämlich ohscurus Zett., nmhigmts Zett.,
und in'sti.s Zett.
Auch mir war es schon aufgefallen, daß sich die Larven, z. B. hinsicht-
lich der Gelbfärbunjj der ersten Thoracalringe, nicht ganz gleich verhielten.
Da ich erst später auf diese Unterschiede achtete , so sind vielleicht
kleine Verschiedenheiten an den Mundteilen übersehen und ist unsere Be-
schreibung zunächst als eine allgemeine Larvenbeschreibung für diese
Gattung zu betrachten.
Dipteren-Larven und -Puppen. 223
Höcker wäre als rudimentäres 2. Glied zu deuten. Auch hinter und
vor dem Fühler liegen einige Sinnespapillen,
Die 2 Grätenpaare setzen sich bis zum Hinterrande des Pro-
thorax fort; das obere ist etwas länger als das untere; sie sind an
der hinteren Spitze dreieckig verbreitert, die Vorderenden sind
ziemlich breit voneinander getrennt. Die unteren Gräten sind fast
gerade, nur die Spitze ist etwas gebogen, aber wenig verbreitert,
sie sind ungefähr so lang wie der gebräunte Teil der Pharynxwand.
Der Prothorax ist bei dieser Art sehr deutlich in eine vordere,
kürzere und eine hintere Partie getrennt; die Dorsalseite der vor-
deren Partie ist fast ganz gebräunt, und ein solcher Streifen findet
sich auch am Vorderrande der hinteren Partie. Querschnitte lehren,
daß hier die mittlere Chitinlage braun gefärbt ist, dieselbe, welche
bei der Färbung mit Hämatoxylin blau gefärbt wird. Nach außen
hin liegt eine dünne glashelle Cuticula, nach innen zu eine breitere
fast farblose Schicht. Dahinter trägt diese Partie eine Anzahl sehr
kleiner braungelber Chitinringe, welche offenbar Sinnesorgane sind.
Die Warzengürtel (Fig. 96) sind bei dieser Art von komplizierter
Bildung. Sie zeigen vorn eine Querreihe von meistens 2— Szähnigen
Schuppen, welche in der Mitte unterbrochen ist; hier liegt eine mit
sehr feinen Wärzchen besetzte Region. Hinter dieser Querreihe
liegen eine Anzahl bogenförmig verlaufende Querreihen von größeren
Wärzchen und median ein mit 3—5 stumpfen Zähnen besetzter
Vorsprung.
Die Vorderstigmen sind äußerst klein ; sie liegen in einer ovalen,
etwas helleren Grube, ragen nur wenig vor und zeigen nur eine
Knospe am Ende der länglichen Filzkammer; auch die Hinterstigmen
(Fig. 98) sind wenig entwickelt; sie zeigen je 2 viereckige sitzende
Knospen neben einer rundlichen Stigmennarbe; die dreieckige Platte,
welche diese 3 Gebilde enthält, wird von einem Saum umgeben,
der am oberen Rande 4 einmal oder mehrfach gegabelte Sinnes-
borsten aufweist.
Charakteristisch ist auch die untere an der Basis des End-
segments gelegene Analöffnung (Fig. 97); diese hat die Gestalt
einer von einem breitovalen Hof umgebenen Längsspalte, welche
von einer Anzahl gruppenweise angeordneter, größerer und kleinerer
Wärzchen umgeben wird, wie aus Fig. 97 hervorgeht.
An der ebenfalls von Peeris beschriebenen, ziemlich gedrungenen
Puppe (Fig. 99) sind besonders die Prothoracalhörner (Fig. 100)
auffällig. Diese sind hier von bedeutender Länge, zylindrisch, nach
224 J- ^- H. DE Meijere,
der Spitze allmählich verjüngt; die Spitze selbst verschmälert sich
bald, ist etwas gebogen und fällt auch durch ihre dunklere Farbe
auf; von Basis bis zur Spitze werden sie von der Hornfilzkammer
durchzogen, welche besonders in der distalen Hälfte durch innere
Chitinsäulchen gestützt wird. Die Hornfilzkammer liegt der einen
Seite des Hornes unmittelbar an, sie ist im ganzen zartwandig, zeigt
keine besondere, gut begrenzte Tüpfel, man vermißt diese hier also
ebenso wie bei gewissen Tipulidenstigmen. Die Hornfilzkammer ist
relativ lang, doppeltgefaltet, innen von einem dichten, feinen Filz
bekleidet; aucli die Stigmennarbe ist erkennbar.
Die Augeugegend ist durch eine leichte Facettierung, welche
aber viel weniger deutlich ist als bei Hilara, erkennbar. Der Scheitel
trägt 2 Chitinzähne, in deren Nachbarschaft 4 Borsten stehen. Die
verschiedenen Bezirke, welche sich an der Ventralseite in dem Drei-
eck, das seitlich durch die Scheiden der Vorderbeine begrenzt
wird, befinden, sind folgenderweise zu deuten: median liegt als drei-
eckiges Plättchen die Scheide des Labium, vor demselben als oben
wenig scharf begrenzter Teil von viereckiger Gestalt die Labial-
scheide; zu beiden Seiten dieser Teile findet sich eine schmale stab-
förmige Scheide, welche der Maxille entspricht, und an der Außen-
seite letzterer die relativ breite und große Tasterscheide. Nach
hinten zu folgen auf diese Region median 3 Paar Plättchen, von
welchen die 2 vorderen die vorderen Hüftenpaare enthalten, wie ich
das an einer fast ausgebildeten, noch von der Puppenhaut um-
schlossenen Imago feststellen konnte; das 3. Paar von Plättchen,
welche von sehr geringer Größe sind, enthält die äußerste Basis des
Mittelschenkels. Diese 2 Plättchen finden sich bei den übrigen hier
besprochenen Orthorrhaphenpuppen nicht, so daß hier die Scheide
dieses Schenkelpaares nirgends an die Oberfläche tritt. An der
Außenseite der Vorderhüftenscheiden liegt je eine längliche Platte,
welche dem Vorderschenkel entspricht. Die Scheiden der distalen
Beinteile sind relativ lang; die Beinpaare liegen übereinander, die
Spitzen der verschiedenen Paare sind weit voneinander entfernt, die
Tarsenscheiden sind gegliedert; die Scheiden der Hinterbeine er-
reichen das Ende des vorletzten Körpersegments.
Das Abdomen zeigt an der Dorsalseite 8 Querreihen von nach
hinten gerichteten, starken, braunen Dornen (Fig. 101), je eines am
1. — 8. Segment. Die Gestalt dieser Dornen ergibt sich aus Fig. 101,
welche Figur gleichzeitig erkennen läßt, wie an der Basis bestimmter
Dornen die Sinnesborsten eingepflanzt sind.
Dipteren-Larveu und -Puppen. 225
Thryx>ticus sniciragdinus Geest. (Fig. 102, 103.)
In seiner Beschreibung der Metamorphose von Thrypticus sma-
ragdinus, einer Dolichopodide, welche als Larve in Schilfhalmen miniert,
hat LÜBBEN^) den Bau der Mundteile dieser Larve nicht näher be-
rücksichtigt. Dieselben sind eben sehr eigentümlich, so daß die
Homologie der verschiedenen Teile doch nicht festzustellen gewesen
wäre, solange vergleichende Untersuchungen der Verwandten und im
allgemeinen der Orthorrhaphen-Larven fast ganz fehlten.
Da mir zunächst Dolichopodiden-Larven ganz fehlten, so war
Herr Dr. Lübben so freundlich, mir auf meine Bitte gleich ein paar
Tknjiiticus-ljRYven zur Untersuchung zuzusenden. Erst später kamen
mir die Medeterus-ha.ryen zu Gesicht und erfuhr ich, daß letztere
sich viel mehr den Empiden-Larven anschließen, während die Thrypticus-
Larve im Anschluß an ihre eigentümliche Lebensweise stark modi-
fiziert ist und als allgemeines Beispiel demnach viel weniger tauglich
ist. Ihre Verhältnisse sind trotzdem in anderer Hinsicht sehr der
Beachtung wert.
Der Kopf (Fig. 102, 103) ist außerordentlich kurz, bedeutend
breiter als lang, größtenteils farblos. An der Dorsalseite liegt als
Rest der Chitinbekleidung die unpaare Dorsalplatte, deren schmälerer
vorderer Teil vorn in einen kurzen Lappen, die Oberlippe, vorragt.
Am hinteren Ende der Dorsalplatte schließen sich die sehr langen
und dünnen, am hinteren Ende kaum etwas verbreiterten Metacephal-
stäbe an. Zu beiden Seiten der Dorsalplatte beobachtet man einen
kleinen, vorn oifenen Chitinbogen. Die umfangreichsten Mundteile
bilden wieder die lappenförmigen Maxillen, welche dorsal je ein
kurzes, teilweise gebräuntes Tasterchen tragen; ventral findet sich
ein ähnliches Sinnesorgan, Sehr leicht erkennt man auch die gleich-
falls sehr langen und überall fast gleich schmalen Tentorialstäbe.
Mit ihren vorderen Enden articuliert ein hinten gegabeltes Chitin-
stück, welches vorn durch die sehr schmale Unterlippe umfaßt wird
und wohl einen Teil derselben bildet; die vordere Spitze der Unter-
lippe zeigt einen Zahn, an dessen Basis jederseits ein stumpfes
Höckerchen liegt. Es bleiben dann noch ein Paar stabförmige
Chitin gebilde übrig, deren Vorderende ein Paar zahnartige Höcker
aufweist. Diese Gebilde sind wohl als die Oberkiefer zu deuten,
welche hier wahrscheinlich mehr funktionieren, als es bei den Dolicho-
1) LÜBBEN, H,, Thrypticus smaragdinus GeesT. und seine Lebens-
geschichte, in: Zool. Jahrb., Vol. 26, Syst., 1908, p. 319—332.
Zool. Jahrb. XL. Abt. f. Syst. 15
226 J- ^- H- ^^' Meijere,
podiden im allgemeinen der Fall sein dürfte. Dafür spricht
auch, daß sich zwischen ihnen und den Tentorialstäben ein kurz
stabförmiges Zwischenstück beftndet. welches eine flügelförmige Ver-
breiterung an der Außenseite der Unterlippenschenkel bildet, sie
also indirekt auch mit diesen gelenkig verbunden sind.
Die winzigen Fühler liegen jederseits dicht neben der Dorsal-
platte; sie sind farblos, lassen ein zylindrisches Glied erkennen, an
dessen Spitze sich ein kleines Knöpfchen befindet.
Dolicliopus sp. (Fig. 116—124.)
Diese Larve fand ich zu Hilversum im Januar in Gartenerde
überwinternd. Sie ist weiß, ca. 8 mm lang, zylindrisch, das Vorder-
ende ist weniger zugespitzt als bei den Musciden-Larven. Außer
dem kurzen Kopf sind 11 Körperabschnitte erkennbar, am Pro-
thorax liegt jederseits am 2. Drittel das kleine Prothoracalstigma.
Vom 1. Abdominalsegment an finden sich an den Einschnitten ven-
tral schwache Wülste, welche Warzengürtel (Fig. 120) tragen, im
übrigen ist der Körper nackt und glänzend. Das letzte Segment
ist etwas angeschwollen und läuft in 4 kurze Spitzen aus, von
denen die oberen etwas kürzer sind als die unteren. Die kleine,
von diesen 4 kurz dreieckigen Läppchen umgebene, abgestutzte
Hinterfläche trägt oben die beiden kleinen Hinterstigmen; an der
Basis dieses Segments liegt ventral als Längsspalt der Anus.
Der Kopf (Fig. 116, 117, 119) ist breiter als lang, halbkreis-
förmig, ihre Haut nur sehr unvollständig chitinisiert. Diese zeigt
sich dorsal als eine breite, schwarzgefärbte Platte, welche jederseits
3 Fortsätze aufweist; das hintere Paar ist schmal und von hellerer,
brauner Farbe, das mittlere kurz, am Ende zweilappig, das vordere
am Ende erweitert und bräunlich. Die Platte zeigt einige löclier-
artige hellere Stellen. An jeder Seite des Kopfes findet sich
ein sehr kurzer Fühler (Fig. 118) in der Gestalt eines Chitinhalb-
ringes, innerhalb dessen sich einige Zäpfchen befinden; von diesen
ist eins größer als die übrigen und ti-ägt oben einen halbkugligen
Fortsatz, außerhalb des Halbringes liegen noch 1 Paar Sinnes-
kreischen. Die Oberlippe ist der direkte Fortsatz der Kopfplatte
und ist schmal dreieckig, oben mit einer Längsreihe von Höckerchen
versehen. Die ^fandibeln sind beim lebenden Tier schwer erkenn-
bar, neben der Oberlippe sieht man braune (hitinstreifen, welche
aber nicht genügend ihren Zusammenhang erkennen lassen. Sie
Dipteren-Larven und -Puppen. 227
sind dolchförmig ; ihre Lage stimmt mit derjenigen bei Hilara
über ein.
Die Maxillen sind die am stärksten entwickelten Mundwerk-
zeuge: sie ragen als 2 Läppchen vor, welche länger als breit sind
und die Oberlippe zwischen sich lassen; jedes zeigt am Außenrande
ventral und dorsal je ein kurzes Zäpfchen, welches am abgestutzten
Ende einige Sinnespapillen aufweist. Eins dieser Zäpfchen, nach
Analogie mit Diodria das dorsale, ist alsdasTasterrudiraent zu deuten.
Von einer Unterlippe findet sich äußerlich kaum eine Spur;
innerlich zeigt sich an ihrer Stelle eine V-förmige, mit der Spitze
nach vorn gerichtete Chitinspange, welche hinten mit dem übrigen
inneren Chitinskelet des Kopfes in Verbindung steht. Dieses wird
zunächst aus 2 oberen Chitingräten gebildet, welche vorn mit der
Kopfplatte articulieren ; zwischen ihnen hat diese hier einen kurzen
Gelenkhöcker. Hinten erstrecken sich diese Gräten bis weit in den
Mesothorax. Mehr der Ventralseite genähert liegen 2 etwas kürzere
Chitingräten, mit welcher sich die Schenkel des Unterlippengerüstes
verbinden.
Das Prothoracalstigma liegt am hinteren Drittel des Prothorax,
es ist sehr klein und entspricht einem Tüpfelstigma (Fig. 123) mit
nur einer einzigen Knospe.
Auch die Hinterstigmen (Fig. 121, 124) sind relativ klein, rund,
etwas gewölbt; sie zeigen 2 langgestreckt birnförmige Knospen,
welche der Filzkammer ungestielt aufsitzen.
Die Analspalte (Fig. 122) ist von einem dreieckigen Saum von
äußerst feinen Wärzchen umgeben; am Vorderrand des Dreiecks
bilden diese Wärzchen eine Reihe von Quergruppen.
Dergleichen Wärzchen kommen auch an den Wülsten vor, welche
sich je zwischen 2 Hinterleibssegmenten finden; hier finden sich in
der Mitte jederseits ca. 5 Quergruppen, an die hinterste schließen sich
nach außen hin noch einige Quergruppen an; unmittelbar davor
liegt eine schiefliegende Querreihe viel größerer, aber sehr kurzer
stumpfzahnförmiger Höckerchen, welche durch je eine Längslinie
voneinander abgetrennt sind.
An den 3 Thoracalsegmenten ist auch hier je 1 Paar Pleural-
organe erkennbar; sie bestehen hier aus je 3 kurzen, aber dicken
Borsten.
Die meisten Segmente zeigen an jeder Seite 2 schwach ver-
tiefte Linien, eben solche finden sich am Endsegment 9, eine zu
beiden Seiten der kleinen Klappen, eine jederseits der großen
15*
228 J- t?- H. DE Meijere,
Lappen (die ventrale median liegende ist beiden gemeinsam)
und eine in der Mitte derselben.
Vom Ende des 1. bis zum 6. Hinterleibssegment ist zwischen
je 2 Segmenten ein kurzes Zwischensegment erkennbar, welches an
der Seite vorn und hinten von den benachbarten Segmenten etwas
überragt wird; es sind also 5 erkennbar. Diese Zwischensegmente
sind hier aber sehr kurz, zeigen im übrigen den benachbarten
Ringen gegenüber dieselbe Lage wie die Zwischensegmente bei
Thereva, wo sie die Länge der echten Segmente erreichen.
Hilnra maura F. (Fig. 104—115.)
Die Larve von Hilara maura (Fig. 104) fand ich im "Winter in
Gartenerde bei Hilversum; ich traf sie einzeln von Januar bis April;
sie ist weiß, von zylindrischer Gestalt, ca. 8,5 mm lang. Außer dem
Kopf zählt man 11 Körperringe, von denen der letzte in eine
kurze, nach oben gekrümmte, mediane Spitze ausläuft. Ventral zeigt
sich eine Reihe von Warzengürteln.
Der Kopf (Fig. 105, 106) ist breiter als lang. Dorsal wird sie
von einer nach vorn in 3 lange Fortsätze auslaufende Dorsalplatte
überdeckt; die mittlere Spitze ist am längsten und endet vorn in
der Oberlippe, die seitlichen sind kürzer, an der Spitze abgestutzt.
Sie verlaufen gerade oberhalb der Fühler. Die Dorsalplatte ist, wie
das übrige Kopfskelet, von rotbrauner Farbe, der hintere Saum ist
dunkler. Vor den seitlichen Schenkeln liegt je eine bogenförmige
Chitinplatte, in deren konkaven Seite die dolchförmigen Oberkiefer
eingelenkt sind. Von den Mundteilen sind die Unterkiefer am
stärksten entwickelt, sie bilden breite, nach vorn hin verschmälerte
Lappen, welche einen eingliedrigen Taster tragen.
Die Fühler sind kurz, sie bilden einen flachen Höcker, welcher
einige Sinnespapillen trägt und von einem vorn oben weit geöffneten
Chitinring gestützt wird. Die Schenkel der V-förmigen Unterlippen-
gräte sind etwas gebogen.
Von den inneren, zum Kopfskelet gehörigen Gräten sind die
2 oberen stabförmig, mit ihren Vorderenden einander genähert. Die
unteren sind am Hinterende dreieckig verbreitert, vorn ist sehr gut
erkennbar, daß sie einerseits mit den Hinterenden der V-förmigen
Gräte, andrerseits mit unteren Anhängen der Dorsalplatte articulieren.
Das braune Phar3'nxskelet ist kürzer als das untere Grätenpaar.
Die Warzengürtel (Fig. 107, 108) sind aus stumpfen, wenig ge-
Dipteren-Larven und -Puppen. . 229
färbten Warzen zusammengesetzt. Die vordere Reihe, welche in
der Mitte unterbrochen ist, enthält beiderseits ca. 6 größere Warzen,
die alle voneinander getrennt sind; in der hinteren Reihe findet
man median 2 Warzen dicht nebeneinander, zu beiden Seiten ca.
6 bogenförmige Quergruppen von kleineren Wärzchen, in der inneren
Gruppe sind diese am größten.
Am Prothorax liegen die sehr kleineu Vorderstigmen (Fig. HO) ;
diese ragen nur ganz wenig vor und zeigen am distalen Ende der Filz-
kammer 2 kurze Knospen. Auch die am letzten Segment befindlichen
Hinterstigmen (Fig. 111) sind wenig kompliziert; man beobachtet an
ihnen je 2 längliche, sitzende Knospen; zwischen diesen liegt die
runde Stigmennarbe; die 3 Gebilde liegen in einem Viereck, welcher
von einem helleren Saum umgeben wird ; dieser trägt 2 kleine
Sinnesorgane und ist am Rande, mit Ausnahme des unteren Teiles,
gewimpert. Das letzte Körpersegment zeigt einige Längsfurchen;
unten an der Basis liegt die Analöffnung als Längsspalte (Fig. 109),
welche von einem ovalen Hof umgeben ist; zu beiden Seiten dieses
Hofes und vor denselben liegen in Querreihen angeordnete Chitin-
wärzchen. Zwischen jedem der Hinterstigmen und der medianen
Spitze liegt je eine Gruppe von 3 kleinen Sinnespapillen, diese sind
dicht aufeinander gedrängt und von einigen Härchen, wie die
Wimpern der Hinterstigmen , umgeben ; auch die mediane Spitze
trägt ein Paar Sinnesorgane.
Die Puppe (Fig. 112) ist weißlich, fast 6 mm lang.
Die Puppenhaut ist von blaßgelber Farbe, der Hinterleib außer
an der Spitze wenig gefärbt. Die Fühlerscheiden sind ziemlich
lang, zylindrisch, gebogen, am Ende abgestutzt, daselbst in der
Mitte mit einem kurzen länglich-kegelförmigen, ungefärbten Vor-
sprung. In ihrer Mitte ist die Fühlerscheide (Fig. 114) an einigen
Stellen teils etwas erweitert, teils dünnwandiger, ist hier also gleich-
sam gegliedert. Unmittelbar hinter der Scheide liegt ein starker,
nach vorn gericliteter Zahn, welcher außen an seiner Basis eine
lange Borste trägt; etwas weiter nach hinten findet sich eine 2.,
noch etwas längere. Am Untergesicht findet sich jederseits ein
kleinerer zahnartiger Vorsprung, unter diesen wieder je eine Borste,
während weiter nach außen deren jederseits 2 vorhanden sind. Die
Augengegend zeigt zahlreiche kleine Kreise mit stark liclitbrechen-
dem Mittelpunkt, welche Kreise wohl mit den Facetten der Lnago
korrespondieren. Die Rüsselscheide ist ziemlich kurz; die Puppe
zeigt hier, wenn man sie von der Seite betrachtet, nur eine geringe
230 J- ^- H. DE Meijeke,
Wölbung; die Bedeutung der verschiedenen Teile ergibt sich aus
Fig. 113. DerTliorax ist fast glatt; er trägt jederseits 5 lange Borsten-
haare. Das Prothoracalstigma (Fig. 115) ist sehr klein und unschein-
bar. Es bildet einen kurzen zapfenförmigen Fortsatz, an dessen Spitze
kaum etwas von gesonderten Tüpfeln wahrnehmbar ist. Die Stigmen-
narbe ist in gewöhnlicher Weise erkennbar. Die Flügelscheiden er-
strecken sich bis zum 5. Hinterleibsring, gleichweit nach hinten, wie
die beiden inneren Beinpaare; das hintere Paar erstreckt sich noch ein
Segment weiter nach hinten. Die 8 ersten Abdominalringe besitzen
dorsal nahe dem Hinterrand einen Quergürtel von fast abwechselnd
längeren und kürzeren braunen Dornen (Fig. 113); die kürzeren sind
einfach zugespitzt, die längeren stabförmig und fein gezähnelt. Die sehr
kurzen Sinnesborsten sind an der Basis dieser langen Dornen ein-
geptianzt. An den Seiten der Segmente finden sich je 3—4 längere
Haare nebst einigen kleinen Dörnchen. Die Ventralseite trägt vor den
Hinterrändern eine Reihe brauner Borstenhaare, ebenfalls mit ge-
zähnelter Oberfläche, welche an den hinteren Segmenten vollstän-
diger ist als vorn. Der schmälere 8. Ring hat oben eine Querreihe
von Dornen, wie die vorhergehenden, der letzte (9. Ring) hat jeder-
seits eine Reihe von 9 braunen, mäßig langen und mit Zähnchen
besetzten Dornen. Am Hinterleib sind die 7 Stigmen gut erkennbar.
Die Übereinstimmung zwischen der Hilara- und der Medeterus-
Larve ist eine so große, und wir kennen noch so wenige Vertreter
dieser beiden Familien im Larveuzustande, daß ein durchgreifendes
Unterscheidungsmerkmal der Larven dieser beiden P'amilien augen-
blicklich noch nicht anzugeben ist.
Mhamplioinyia? (Fig. 125—127.)
Auch diese Jjarve fand ich in den ersten Monaten des Jahres
bei Hilversum in Gartenerde; ich erbeutete mehrere Exemplare in
geringer Entfernung voneinander in der Erde. Sie ist, wie die
vorhergehende, zylindrisch und von weißer Farbe. Darmkanal samt
MALPiGufschen Gefäßen grünlich durchschimmernd. Kopfskelet und
die Gräten sind von brauner Farbe; die Warzengürtel sind aus
Avinzigen Wärzchen zusammengesetzt und daher wenig auffällig;
das letzte Segment ist am Ende kuglig gewölbt, ohne Fortsätze.
Die Körperlänge beträgt ca. 5 mm.
Der Kopf ist sehr kurz, viel breiter als lang; er kann überdies
noch größtenteils in den Prothorax zurückgezogen werden. Das
Kopfskelet zeigt dasselbe Schema wie bei Hilara, aber die gefärbten
Dipteren-Larven und -Puppen. 231
Partien sind Aveniger scharf abgegrenzt. Die Dorsalplatte ist drei-
eckig, sie verschmälert sich nach vorn hin allmählich und endet
vorn in der wieder etwas verbreiterten, ungefärbten Oberlippe, Neben
dem Hinterende der Dorsalplatte liegt jederseits ein vor dem Fühler
verlaufender brauner Streifen. Die Fühler sind relativ stark ent-
wickelt; rings um die Basis findet sich ein vorn weit offener Chitin-
bogen, welcher ein deutlich 2gliedriges Gebilde umgibt. Ein ähn-
liches kommt auch bei den Fühlern anderer Empididen bzw. Doli-
chopodiden vor, ist hier aber bedeutend kleiner. Die beiden Kiefer-
paare sind in gewöhnlicher Weise vorhanden, desgleichen die V-
förmige Unterlippenspange.
Die Grätenpaare sind lang, das obere ragt bis in den vorderen
Teil des Mesothorax; die oberen Gräten sind länger als die unteren,
sie sind gerade, nach hinten mäßig divergierend, am hinteren Ende
etwas verbreitert; die unteren Gräten sind gerade, länger als der
gebräunte Teil der Pharynxwand.
Der Prothorax ragt oben am Vorderrande etwas kragenartig
vor. An der Ventralseite des Körpers beobachtet man 7 Warzen-
gürtel, von denen der 1. am Vorderrand des 1. Abdominalsegraentes
liegt. Die Gürtel (Fig. 125) bestehen aus einer vorderen, in der
Mitte breit unterbrochenen Querreihe von Schuppen mit stumpf
gezähneltem Hinterrand; darauf folgen nach hinten zu bogenförmige
Querreihen von sehr kleinen Wärzchen sowie in der Mittellinie
einige Schüppchen mit aus solchen Wärzchen gebildetem Hinter-
rand. Da alle diese Wärzchen farblos sind, so sind die Gürtel
sehr wenig auffällig.
Die Vorderstigmen sind äußerst klein; die Hinterstigmen
(Fig. 127) sind von mäßiger Größe, sie liegen in einem ovalen, brau-
nen Felde, welches am Rande 4 Sinnespapillen zeigt; das Stigma
selbst sieht wie ein Zahnrad aus; die Filzkammer scheint sich in
mehrere Äste zu teilen, welche je einige Knospen tragen; alle diese
Knospen liegen aber in einem Kreise, in welchem die benachbarten
Äste der Filzkammer miteinander in Verbindung treten. Die
kleine, rundliche Stigmennarbe liegt dem inneren Eande des Kreises
an. Dicht neben den Hinterstigmen liegen einige Sinnespapillen und
2 auf braunen Fleckchen eingepflanzte Börstchen. Sehr kleine Sinnes-
organe in Gestalt eines Ringes beobachtet man auch anderswo am
Körper.
Die an der Basis des letzten (11.) Segments befindliche Anal-
spalte (Fig. 126) ist langgestreckt, bräunlich, mit dicht gelagerten
232 J. C. H. DE Meliere,
äußerst kurzen Härchen besetzt ; sie liegt in einem eben angedeuteten
ovalen Hof.
Von dieser Art und dem Dolichopus gelang mir die Zucht nicht.
Die Bestimmung stützt sich auf spätere Zuchten verwandter Larven.
St/iTlius blfasckitus F. (Fig. 128—132.)
Schon seit mehreren Jahren war mir eine sich von Aphiden
ernährende S^rphiden-Larve bekannt, welche durch ihre flache Gestalt
sich vom gewöhnlichen Typus der Syrphus-L?iYven entfernt. Ich
fand diese auf verschiedenen Pflanzen, Urtica dioica, Lonicera- Arten
in Gärten, Crataegus, Prunus zwischen Aphiden, in den Monaten
Juni und Juli. Die Tiere waren bald nachher, also schon früh im
Sommer, meistens im Juli erwachsen; meine Hoftnung, bald die
Imagines kennen zu lernen, wurde aber getäuscht, weil es sich
ergab, daß sie im Larvenstadium den ganzen Winter verbringen
und überdies keine starke Konstitution besitzen. Wenigstens gelang
mir die Zucht mehrere Jahre hindurch nicht, die Larven gingen
meistens in den ersten Monaten des Jahres zugrunde, wenn sie nicht
schon vorher entweder vertrocknet oder verschimmelt waren. Als
ich sie im Jahre 1911 wieder in größerer Anzahl auf Prunus
domestica L. auffand, machte ich nochmals den Versuch; ich ver-
teilte die Larven auf mehrere Gefäße, hielt einige feuchter, einige
trockener, einige auf Erde, andere auf Torfmulm und hatte das
Vergnügen, zunächst daß mir noch im selben Jahre ein Exemplar
die Lnago lieferte; das Exemplar, 1 $, erschien am 20. August 1911
und ergab sich als Syrphus hifasciatus F. Endlich, im Winter 1912 13,
gelang mir die Überwinterung. Ein bis April draußen lebend gehal-
tenes Exemplar brachte ich dann ins Zimmer und hielt den Torf-
mulm im Tumbler sehr feucht. Das Exemplar änderte öfters seine
Stelle, blieb aber immer an der Glaswand oberhalb dfs Torfmulms und
verpuppte sich Ende April gegen der Glaswand. Die Lnago erschien
ca. 14. Mai 1913.
Die Larve (Fig. 128) ist, wie man sie zwischen den Blattläusen
findet, von schöner grüner Farbe, matt, hin und wieder mit winzigen
helleren Fleckchen, das Mittelfeld ist etwas heller, aber nicht scharf
abgetrennt. Das Tier ist breiter und flacher als die gewöhnlichen
Ä?/rp/ms- Larven, die Mittellinie tritt ziemlich stark kielförmig her-
vor. Die vorderen Einge sind zurückziehbar, so daß in der Ruhe
der Metathorax das Vorderende des Körpers bildet; in diesem Zu-
stande beobachtet man 9 Körpersegmente; der Seitenrand zeigt einen
Dipteren-Larven und -Puppen. 233
etwas welligen Verlauf und eine Eeilie von sehr kurzen Fortsätzen
von dornartiger Gestalt (Fig. 130), welche die Sinnespapillen dar-
stellen, wie sie bei den Dipteren-Larven vielfach vorhanden sind. Der
Metathorax zeigt am Vorderrande eine Reihe von 6 solchen Papillen;
an den Seitenrändern der 7 folgenden Segmente findet man deren
jederseits 2 obere hintereinander und eine mehr nach unten; das
letzte Segment hat deren jederseits nur 1, in der Nähe seines Vor-
derrandes. Auf diesem Segmente befinden sich auch die beiden
Stigmen unmittelbar nebeneinander als ziemlich lange Zapfen auf
einem kurzen gemeinsamen Basalstück; sie sind von brauner Farbe
und tragen auf ihrer rauhen Spitze je 3 lange, schmale Knospen,
von denen 1 nach außen, 1 nach vorn und 1 nach hinten gerichtet
ist (Fig. 132). In der Ruhe ist das Tier ca. 11 mm lang. Auf der
Oberseite zeigen sich 6 Reihen kurze stabförmige Papillen ; überdies
ist diese Fläche, namentlich in der Nähe des Randes, grob gekörnelt.
Am vorderen Körperende ragt jederseits ein Sinneszapfen her-
vor, welcher auch hier wohl Antenne -{- Maxillartaster repräsentiert.
Jeder Zapfen endet mit 2 schwarzbraun gerandeten Vorsprüngen, von
denen der innere sich durch das kurze Endknöpfchen als Antenne
kundgibt. Außen wärts von diesem Zapfen findet sich am Rande ein
schwarzer, nach hinten gerichteter Chitinzahn. Das Schlundgerüst
ist ziemlich massiv. Die mit der Unterlippe vergleichbaren Teilen
sind gerade, in eine Spitze ausgezogen ; sie tragen weit vor derselben
unten einen kurzen Zahn.
Die Vorderstigmen sind von ovaler Gestalt; sie zeigen je
8 längliche ^^'ölbungen (sitzende Knospen) nebeneinander. Dicht hinter
denselben findet sich, etwas mehr nach außen, wieder eine Papille.
Wie gesagt, sind diese Larven bisweilen schon im Juni, meistens
im Juli erwachsen, sie entleeren sich dann eines schwarzen Kotes und
suchen sich eine Stelle für ihre vielmonatliche Ruhe. In den Gefäßen
blieben sie entweder auf den trockenen Blättern oder krochen an
die Glaswände und saßen in beiden Fällen ihrer Unterlage enge
angeschmiegt. Oftenbar lieben sie die Feuchtigkeit nicht sehr.
Wurde die Erde angefeuchtet, so daß auch die Blätter feuchter wurden,
so krochen sie noch im Dezember von diesen auf die Glaswände,
um trocknere Stellen aufzusuchen. Ihre Farbe hat sich, als sie
in das Ruhestadium eintraten, bald geändert, sie wurden schmutzig
braun, öfters etwas rötlich, bisweilen war die Farbe ein schmutziges
Grün, die Dorsalseite zeigt hellere Fleckchen, die Mittellinie ist
schmal weißlich.
234 J- ^'- H. DK Heuere,
Das Pu pari um ist ca. 7 mm lang, von bräunlicher Farbe, nur
etwas glänzend, ohne besondere Fortsätze, die Obertiäche fein ge-
körnelt wie bei der Larve ; es unterscheidet sich von den gewöhnlichen
Sijrphus-PwiMivien dadurch, daß das hintere K()rperende etwas breiter
und in der Mitte deutlicher gekielt ist; auch ragen die Hinterstigmen
weiter vor (ca. 1 mm).
In meinem Garten zu Hilversum erbeutete ich im April 1913
schon ein cJ dieser Art; dieses w^ar also schon einige Wochen früher
erschienen als das von mir überwinterte Exemplar.
Stjrphtis vernistus Meig. (Fig. 133.)
Von der Larve dieser Art möge hier eine Abbildung publiziert
werden. Ich fand die Larve einige Male im Winter bei Hilversum
zwischen am Boden liegenden Blättern. Sie ist mattgrünlich schwai-z
bis graubraun, durch zahlreiche kleine hellere Flecken marmoriert,
ca. 1 cm lang. Durch die seitlichen Körperfortsätze ist sie von den
gewöhnlichen Siirplms-L'Ä.v\^\\ zu unterscheiden. Das Puparium ist
mattschwarz, z. T. hell marmoriert, von der gewöhnlichen Gestalt.
Auch dieses ist durch die Fortsätze am Kande und, wie die Larve,
namentlich durch die zu beiden Seiten der Hinterstigmen befindlichen
Fortsätze charakterisiert; diese sind doppelt so lang wie das
Stigmenhorn.
JPipiincuUdde. (Fig. 134—145.)
Über die Larven und Puparien der Pipunculiden ist bis jetzt
nur relativ wenig bekannt geworden. Seit längerer Zeit wissen
wir, daß die Larven in Cicadellinen parasitieren, genauere Angaben
über ihren Bau lagen aber bis vor kürzerer Zeit kaum vor. Am
ausführlichsten sind sie von Pekkins^) beschrieben worden, welcher
mehrere Arten aus Hawaii und Australien gezüchtet hat. So wert-
voll seine Angaben auch sind, so läßt er doch einige Punkte unent-
schieden, welche für die Verwandtschaftsbeziehungen dieser Gruppe
von Interesse sind. Perkins hatte die große Freundlichkeit, mir
von dem von ihm gesammelten Material mehreres zuzusenden, und
weiter lag mir auch einiges aus Europa vor, was ich teils von
1) Pekkins, R. C. L., Leaf-Hoppers and thoir natural enemies, Pt. 4
Pipunculidae, in: Report exper. Stat. Hawaiiau Sugar Planters Assoc,
Bulletin No. 1, Part 4. — Hier findet sich auch die wenige vorliegende
Literatur zusammengestellt.
Diptereu-Larveu und -Puppen. 235
dem leider verstorbenen jungen holländischen Entomologen Herrn
BiERMAN erhielt, teils selbst gesammelt hatte. Ich möchte dieses
Material im besonderen dazu benutzen, die Mitteilungen von Peekins
in einiger Hinsicht zu ergänzen.
Als Larve konnte ich ein mir am 3. Oktober 1908 aus Typhlo-
cyba ausgekrochenes Exemplar untersuchen. Die Larve war offenbar
erwachsen und im Begriff sich in ein Tönnchen umzubilden, als ich
sie konservierte; sie hatte schon dessen ovale Gestalt angenommen,
war vorn etwas breiter als hinten, schmutzig weiß, kaum etwas
glänzend. Am Hinterende liegen die beiden Stigmen auf einem
gemeinsamen abgerundet dreieckigen Plättchen, je in der Nähe eines
der Seitenecken. Das Plättchen ist tief schwarz, oben durch eine
gebogene, unten durch eine fast gerade Linie begrenzt; die Stigmen
bilden 2 hellbraune Fleckchen auf demselben, das eine zeigt 3, das
andere 4 ovale, fast sitzende Knospen (Fig. 137). Ein solches ge-
meinsames Stigmenplättchen scheint für die Pipunculiden charakte-
ristisch zu sein, denn man beobachtet ein solches auch in Perkins'
Abbildungen, seine Gestalt ist aber bei den verschiedenen Arten
sehr verschieden ; die beiden Stigmen liegen immer weit auseinander
und sind relativ klein, bei einigen Arten sind sie durch eine schmale
Brücke miteinander verbunden. Falls bei Syrphiden oder Museiden
eine einzige Stigmenplatte am Hinterende vorhanden ist, so berühren
die beiden Stigmen oder ihre Träger einander unmittelbar, bei
den Pipunculiden zeigt aber die Platte keine Spur einer Zweiteilung
in der Medianlinie. Was die Stigmen selbst anlangt, so sind auch
in Perkins' Figuren je ca. 3 Knospen bemerkbar; bisweilen, so bei
P. cruciafa (Perkins, tab. 7, fig. 7) ist eine der Knospen mehr als
gewöhnlich von den anderen gesondert.
Unter dem Stigmenplättchen liegt die Analöffnung. Die Vorder-
stigmen (Fig. 130) sind sehr klein, sie bilden kurze Zapfen, an
deren oberem Ende man 5 festsitzende Knospen beobachtet. Sie sind
von brauner Farbe. Die Körperhaut des Tierchens ist fast glatt,
ohne Zälmchen, nur mit einem sehr feinen Netzwerk von Linien;
sie ist farblos und überhaupt zart. Die Sinnespapillen zeigen sich
als relativ große, etwas ovale Kreise mit stark lichtbrechendem
Mittelpunkt. Ihr längster Durchmesser beträgt ca. 0,03 mm.
Das Schlundgerüst (Fig. 134) ist klein, bräunlich gefärbt. Die
beiden Miindhaken zeigen keine Sekundärzähne, sind aber namentlich
an der Innenseite mit mehreren kurzen, stumpfen Zähnchen ver-
sehen. Nach hinten schließt sich an dieselben das Schlundgerüst in
236 J- ("• H. DE Meijbre,
der (Testalt zweier vertikal gestellter Platten an, welche hinten in
je einen oberen und unteren Fortsatz auslaufen.
Jederseits am Kopfe finden sich der Fühler und das gewöhnlich
als Maxillartaster gedeutete Sinnesorgan in unmittelbarer Berührung;
der Fühler besteht nur aus einem kleinen rundlichen Gliede, welches
etwas länger als breit ist. Das Vorderende des Kopfes oberhalb
der Fühler ist mit farblosen spitzen Wärzchen besetzt.
Eine am 5. Juli 1912 gleichfalls in Hilversum in einer Jasside
aufgefundene Pipunculiden-Larve gehörte offenbar einer anderen Art
an. Die Vorderstigmen (Fig. 138) zeigten bei ihr 5 ovale Knospen
in einem Kreis angeordnet, die Hinterstigmenplatte (Fig. 139. 140)
war bedeutend schmäler, von gelber Farbe ; an jeder Seite befand
sich wieder ein Stigma; jedes derselben enthielt 3 fast sitzende
Knospen. Die Platte zeigte am oberen Rande 2, am unteren 1
schwarzen Punkt, diesen Punkten entsprechen nach innen zu schwarze
Chitinfortsätze. Der After war bei dieser Art als kurzer, gelappter
Trichter ausgestülpt.
Von den Puparien interessierte mich im besonderen die Weise,
wie sich dasselbe beim Ausschlüpfen der Fliege öffnet, weil ich
gerade daraufhin auch andere Dipteren -Familien untersucht hatte.
Gelegentlich dieser Untersuchungen ^) gab ich auch einige Mit-
teilungen bezüglich Chalarus Walk., AteJeneura Macq., und sagte,
daß sich hier am vorderen Pol 5 Stücke lösen, zunächst unterseits
eine länglich ovale Platte {A), welche die Mundöffnung und die
beiden Prothoracalstigmen der Larve trägt; dann oberseits ein läng-
liches Stück (jK), welches durch eine trapezförmige Platte (C) von dem
unteren Deckel geti-ennt erscheint. Zu beiden Seiten derselben findet
sich dann noch je eine Platte von unregelmäßiger Form (Dj und Dg).
Zwischen dem oberen Deckel und je einer der seitlichen Platten
treten die kleinen Protlioracalhörner der Puppe nach außen. Über
die Beziehungen dieser verschiedenen Platten zu den Segmenten
liabe ich damals nichts angegeben, eben weil diese Frage hier, und
Avie ich beobachtet habe, bei den Pipunculiden überhaupt, nicht leicht
zu entscheiden ist. Die Segmentgrenzen sind bei den Puparien der
Pipunculiden im allgemeinen wenig deutlich, die bei Museiden z. B.
vorhandenen A\'ärzchengürtel am Vorderrand derselben sind nicht vor-
handen, und die Segmente sind in ihrer ganzen Oberfläclie fast gleich-
1) DE Meliere, Über die Larve von Lonchoptera. in: Zool. Jahrb.,
Vol. 14, Syst., 1900, p. 12:3.
Dipteren-Larven und -Puppen. 237
artig beschaffen. Dazu kommt, daß sich öfters sekundäre Querlinien
ausbilden, welche den als Segmentgrenzen zu deutenden feinen
Linien täuschend ähnlich sind und die Entscheidung sehr schwierig
machen. Bei einigen Arten zeigen sich die Hinterleibssegmente
durch je 2 solche sekundäre vertiefte Linien in 3 fast gleichlange
Teile zerlegt. Bei dem Zählen der Einge, welche die abgeworfene
Platte zusammenstellen, ist man deshalb, außer auf einige be-
stimmte Anhänge, z. B. der Vorderstigmen, auf die Lage der Sinnes-
papillen angewiesen, von denen jeder Ring eine Querreihe besitzt.
Auch bei den Teilen des Pupariums sind diese bei stärkerer Ver-
größerung erkennbar; sie sehen wie kleine Kreise aus, welche durch
radienartig verlaufende Linien in Felderchen verteilt sind. Auch
die Umgebung dieser Kreise, wie überhaupt die ganze Oberfläche
dieser Platten, ist fein gefeldert, aber weniger regelmäßig, und es
zeigen die Felderchen hier keine solche sternförmigen Anordnungen
rings um einen Zentraljjunkt. So gelang es mir auch, die Zusammen-
stellung der Platten von Chalarus festzustellen. Die große Platte A
besteht aus 5 konzentrischen Halbringen, welche dem L, IL, IIL Thoracal-
ring und dem 1. und 2. Abdominalring angehören; vom 2. erhält sie
aber nur einen ganz schmalen vorderen Saum. Die Platte B ent-
hält nur Teile des 1. und des 2. Hinterleibsringes, desgleichen die
Platten Dj und B^, welche sich überhaupt als seitlich abgetrennte
Stücke der Platte B verhalten. Die Platte C enthält einen sehr
schmalen Teil des Prothorax, sie besteht größtenteils aus Abschnitten
des IL und des III. Thoracalringes. Die Figg. 144 und 145, auf denen
das Vorderende des Pupariums von vorn und von der Seite abge-
bildet ist mit Angabe der Trennungslinien (die der Platten in voll-
ständigen Linien, die der Segmente in punktierten Linien), werden die
Verhältnisse leicht verstehen lassen.
Eine vollständige Trennung, wie bei Chalarus, scheint bei Pipun-
culus nicht vorzukommen. Peekins gibt bei den von ihm unter-
suchten Arten nur 2 gelöste Platten an, eine dorsale, trapezförmige,
welche die beiden durchbrechenden Hörner (die Prothoracalhörner der
Puppe) trägt, und eine größere, fast halbkugelförmige, ventrale;
beide sind bisweilen unvollständig gelöst. Dasselbe Verhalten traf
ich auch bei den Puparien europäischer Arten ; die 2 betreffenden Teile
sind in Fig. 141, welche das geöffnete Puparium einer dieser Arten, von
der Seite gesehen, darstellt, gut erkennbar. Die dorsale Platte ist
in Fig. 143 bei oberer Ansicht abgebildet, man erkennt die Öffnungen
für die durchbrechenden Hörner (ein Hörn ist eingezeichnet), die
238 J- ^- H. DE Meijere,
die beiden Lüclier verbindende Linie stellt eine Segmentgrenze dar,
die übrigen Längslinien sind nur sekundäre Falten : im oberen Teile
der Platte bemerkt man eine Querreihe von Sinnespapillen. Ks er-
gibt sich beim Vergleich mit Chalarus, daß diese Platte mit dem
Komplex D^-^- B -{- D^ von letztgenannter Gattung identisch ist,
Avomit auch die Stellung der Hörner übereinstimmt. Desgleichen
ist die große gebogene Platte als den Platten A-{-C von Chalarus
homolog zu betrachten; in Fig. 142 ist sie von vorn gesehen dar-
gestellt und beobachtet man deutlich eine Trennungslinie, welche
knapp über die Larven vorderstigmen hinweg verläuft und als der
Trennungslinie zwischen Ä und C homolog zu betrachten ist; nur
scheint hei Pipuncitlus hier die Trennung meistens nicht vor sich zu
gehen; ob dies aber bei Chalarus immer der Fall ist, ist fraglich.
Es würde aus obigem hervorgehen, daß von den beiden Pipuncnlus-
Platten die obere aus dem 1. Abdominalring und einem schmalen hinteren
Saum des 2. besteht, während die große untere Platte die 3 Thoracal-
ringe ganz und vom 1. und 2. Abdominalringe die übrigen Halb-
ringe (den 1. in vollständiger Breite, von dem 2. nur einen schmalen
Saum) enthält. Wenn man das hier beschriebene Verhalten mit dem
von mir in der zitierten Arbeit über Lonchoptem für andere Cjxlor-
rhaphen angegebenen Verhalten vergleicht, so findet man mit keiner
derselben Übereinstimmung. Die Trennungslinie zwischen C und Ä,
bzw. D und A wäre als die horizontale Naht der Eumyiden zu be-
trachten, aber bei diesen liegen die Vorderstigmen dorsal, bei Pipun-
culiden ventral von derselben. Auch die vertikalen Xähte entsprechen
einander nicht, denn diese liegt bei Eumyiden im Anfangsteile des 1.,
bei Pipunculiden im Anfangsteile des 2. Abdominalringes. Bei
Eumyiden betinden sich die Stigmenhörner hinter der abgeworfenen
Platte am übrig bleibenden Teil des Pupariums, bei Pipunculiden
an der abgeworfenen Platte.
Ebensowenig findet sich indessen Übereinstimmung mit dem
Verhalten der Syrphiden, denn hier verläuft die horizontale Naht
unter den Vorderstigmen, und von vertikalen Nähten findet sich hier
eine dorsale im jMetathorax, welche zur Not mit derjenigen zwischen
Metathorax und 1. Abdominalring von Pipunculus zu identifizieren
wäre, und überdies eine schief durch die ersten 3 Abdomiualringe
gehende, welche bei Pipunculiden gar kein Analogon besitzt.
]\[it dem Verhalten der Phoriden und der Platypeziden, wo nur
horizontale oder, wie bei einigen Phoriden, sagittale, also immerhin
nur Längsnähte vorhanden sind, zeigt sich überhaupt keine nähere
Dipteren-Larveu und -Puppen. 239
Übereinstimmung-, so daß wir die Sprengungsweise der Pipunciiliden
als eine eig-eiie zu betrachten haben.
Ich möchte hier noch eine Bemerkung hinzufügen über das
eigentümliche Puparium des australischen Pipmicuhis cinerasceus
Perkins, von welchen Peekins angibt, daß das Puparium, entgegen
dem Verhalten der übrigen, in die p]rde gehenden Arten, sich frei
auf Baumblättern (Melaleuca) findet. Dieses Puparium zeichnet sich
nicht nur durch eine deutlicher gekörnelte Oberfläche aus, sondern
auch die Stigmen zeigen eigentümliche Verhältnisse. Die schwarze
Platte am Hinterrande ist groß und tief und trägt jederseits 3 Höcker,
von denen nach Perkins flg. 9, tab. 7 der obere die 3 Tüpfel trägt,
welche von schmaler Gestalt sind. Da, wo man die vorderen
Stigmenhörner erwarten würde, zeigt sich jederseits ein großer
Höcker, welcher an seiner Spitze einen feinen dornartigen Fortsatz
trägt. Perkins läßt unentschieden, ob letzterer oder ob der ganze
Höcker das Stigmenhorn repräsentiert. Ich habe mich überzeugen
können, daß ersteres der Fall ist. Der große Höcker bildet die un-
mittelbare Fortsetzung der larvalen Hautschicht, ist wie diese, nur
noch etwas gröber, schuppig und von rotbrauner Farbe; aus seiner
Spitze ragt das relativ dünne, braungelbe, fast gerade und stab-
förmige Stigmenhorn hervor, nur am oberen Ende desselben findet
sich eine Anzahl Tüpfel von ovaler Gestalt.
Drosoxjhüa obseura Fall. (Fig. 146—147.)
Von dieser Art erhielt ich von Fräulein Dr. N. de Rooy eine
Anzahl Larven, welche zu Alphen a. Rhein (Dezember, 1909) auf
Gefäßen mit gärendem Johannisbeerenwein gefunden waren. Die
Larven ernährten sich von dem gärenden Safte und den ausge-
preßten Resten der Johannisbeeren und ergaben bei weiterer Zucht
diese in Holland nur wenig beobachtete Art.
Die Larve ist 5 mm lang, weiß, zylindrisch, nach vorn hin
allmählich etwas verschmälert, hinten quer abgestutzt, mit Quer-
gürteln kleiner spitzer Wärzchen am Vorderrande der Segmente.
Mundhaken (Fig. 146, 147) schwarz, ziemlich groß und stark, unge-
zahnt. Vorderstigmen mit 11 fingerförmig verlängerten Knospen,
die Finger von etwas ungleicher Länge, ca. 7 fast gleichlang, die
übrigen mehr oder weniger verkürzt, der längste ca. 0.075 mm, das
ganze Stigma einziehbar. Hinterstigmen auf zylindrischem, mit
feinen spitzen Wärzchen besetztem Zapfen, welcher sich im oberen
Teile gabelt; jede Zinke trägt auf der Spitze ein Hinterstigma,
240 J- ^- H. DE Meijerk,
welches von einem zurückgeschlagenen Härchenkranz umgeben ist
und 3 sitzende ovale Knospen trägt.
Auch dieser Zapfen kann ganz zurückgezogen werden. Oben
an der Wurzel finden sich 2 und zu beiden Seiten des Zapfens 4
etwas länger behaarte konische Fortsätze.
Das Pu pari um ist 3,5— 4 mm lang, hell bräunlich-gelb, etwas
glänzend, dünnwandig; das Vorderende ist schief nach vorn abge-
stutzt, an den beiden Ecken des gerade abgestutzten Vorderrandes ragen
die fingerförmigen Fortsätze der larvalen Vorderstigmen nur ganz
wenig hervor. Das Hinterende zeigt den zapfenartig vorragenden,
an der Spitze gegabelten Hinterstigmenträger, neben demselben
jederseits 2 sehr kurze und weiter nach unten jederseits 2 etwas
längere Läppchen.
Die Metamorphose von Drosophüa fimehris wurde seinerzeit von
Heeger (in : SB. Akad. Wiss., Wien, math.-naturw. GL, Vol. 31, 1858,
No. 20, p. 305), neuerdings von Unwin (in : The vinegarflj-, in : Trans,
entomol. Soc. London, 1907, p. 285 — 302) untersucht. Nach beiden
unterscheidet sich die Larve derselben durch den unten hinter der
Spitze mit 2 sekundären Zähnchen besetzten Mundhaken (nach
Unwin's fig. 2 steht der 2. weit nach hinten). Am Hinterende
finden sich nach Unwin's fig. 1 jederseits 3 gleichgroße konische
Vorsprtinge.
Bei den Puparien treten die Vorderstigmen der Larve stark
hervor und tragen am Ende die fingerförmigen Fortsätze in
der Gestalt eines strauchähnlichen unregelmäßigen Büschels. Nach
Heegeks Figuren nehmen die Fortsätze bei den Larven jederseits
von der Mitte des Stigmas allmählich an Größe ab, was auch
mit Unwin's Abbildungen der Puparien übereinstimmt. Heegek
spricht von 18 Fortsätzen, in Unwin's fig. 8 zähle ich deren 15;
die Zahl mag etwas variieren, ist aber immerhin größer als bei
obscura. Unwin's fig. 3 mit 11 Fingern bezieht sich auf eine Larve
des vorletzten Stadiums. Daß diese Stigmen, welche auch bei der
Larve vorstreckbar sind, erst bei der Puppe funktionsfähig werden,
darin stimme ich nicht mit ihm überein.
Diese Pupaiien zeigen auch eine ganz andere Färbung, sind
von mehr rotbrauner Farbe. Die Hinterstigmen liegen bald dicht
gegeneinander, bald divergieren sie und bilden eine kurze Gabel.
Ich habe diese Art auch aus konzentrierter salziger Flüssigkeit,
welche sich auf Einmachegefäßen befand, gezogen ( Warga tee Haar
leg. 1897).
Dipteren-Larven und -Puppen. 241
Einen Beweis der großen Widerstandsfähigkeit der Drosophüa-
Larven gibt die kürzlich erschienene Mitteilung Schulze's^), daß
eine große Anzahl Drosophüa ruhrostriata Beck, sich in Blechgefäßen
entwickelt hatten, welche in Formol konservierte Herero- und
Hottentottenköpfe enthielten. Selbst nachdem dieses Material mit
reinem Formol Übergossen war, lebten hierin die Larven weiter.
Auch über die Biologie weiterer Drosophüa- Ari^n ist in diesem Auf-
satz einiges zusammengefaßt.
Wie bei Drosophüa melanogaster Meig. (= ampelophüa Loew)
findet sich auch bei dieser Art ein geschlechtlicher Dimorphismus
in der Bewaffnung des Vordertaisus. Das S zeigt am 1. Tarsen-
gliede außen eine Längsreihe von 7—8 kurzen schwarzen Dornen;
eine ebensolche ist am 2. vorhanden. D. melanogaster zeigt nur die
des Metatarsus.
IL Allgemeiner Teil.
1. Zur Kenntnis der Dipteren -Larven.
a) Kopf bau.
Der Kopf bau ist bei den Dipteren-Larven ein sehr verschieden-
artiger. Bekanntlich ist schon bei den Nematoceren der Kopf nicht
immer frei, das offenbar ursprünglichste Verhalten des freien Kopfes
findet sich bei den Familien, welche Beauer nach diesem Larven-
charakter als Eucephala zusammengefaßt hat, d. h. bei den Myceto-
philiden, Bibioniden, Chironomiden, Culiciden, Blepharoceriden,
Simuliiden, Psjxhodiden, Ptychopteriden, Ehyphiden. Doch ist auch
unter diesen die ilusbildung dieses Kopfes im einzelnen eine recht
verschiedenartige, und es zeigt sich auch, daß keine einheitliche
Entwicklungsreihe festzustellen ist, sondern daß jedes Organ für sich
zu betrachten ist und bald das eine, bald das andere in der Ent-
wicklung bzw. Reduktion, welche hier auch eine bedeutende Rolle
spielt, vorausgeeilt ist. Obgleich von mehreren Arten genaue
Detailbeschreibungen vorliegen, welche auch die spezielleren Ver-
hältnisse der Mundteile usw. enthalten, so ist auf eine vergleichende
Phylogenie noch nicht eingegangen worden, und ich will hier ver-
suchen, nach dem allerdings noch nicht umfangreichen von mir
untersuchten Material die Hauptzüge einer solchen zusammenzustellen.
1) Schulze, P., Entwicklung von Drosophüa rubrostriata Becker in
Formol ; ein Beitrag zur Kenntnis der Lebensweise der Drosophilalarven,
in: Zool. Anz., Vol. 39, 1912, p. 199.
Zool. Jahrb. XL. Abt. f. Syst. 16
242 J- ^'- H. DK MeIJERE,
Schon die Entwicklung des Kopfskelets ist niclit überall die
gleiche. Auf der dorsalen Kopffläche sind meistens 2 nach hinten
konvergierende Nähte unschwer erkennbar. Was die Terminologie
anlangt, so schließe ich mich möglichst der sich auf umfangreiche
Untersuchungen über die vergleichende Morphologie der Insecten
stützenden Bezeichnungsweise Bkrlese's an, wie er diese in seinem
ausgezeichneten Handbuch „Gli Insetti"' zusammengestellt hat. P^in
allgemeines Schema der den Kopf zusammenstellenden Teile findet
sich hier auf p. 92. Wie bei anderen Larvenformen der Holometa-
bola sind auch bei Dipteren-Larven bei weitem nicht alle Abschnitte
voneinander getrennt geblieben. Das median liegende, nach hinten
verschmälerte Stück der dorsalen Kopffläche ist offenbar die
Präfrons; dies ist das ungepaarte vordere Stück des 1. (Labral-
und Augen-)Segments. Die beiden lateralen Teile dagegen sind aus
wenigstens 3 Somiten zusammengesetzt, nämlich aus dem 2. (Antennal-)
Segment, aus dem hinteren, einander in der Mittellinie berührenden
und durch das zwischengedrungene 2. Segment von der vorderen
Partie abgetrennten Teile des 1. Segments, und aus dem 4. (Mandi-
bular-)Segment, Zum Verständnis des vei-wickelten Verhaltens dieser
Teile in den Fällen, wo alles voneinander abgetrennt ist, sei auf
BEßLESE's figg. 24 und 25 hingewiesen, auf denen das Verhalten
bei der Ameise (nach Janet) dargestellt ist. Bei den Dipterenlarven
sind hier die Verhältnisse wegen des vollständigen Verwachsens
ganz einfach und ist nur auf die relative Größe der Präfrons zu
achten. Meistens ist sie nach hinten allmählich stark verschmälert;
hinten ziemlich breit ist sie bei Scatopse, im allgemeinen breit bei
mehreren Culiciden.
Ventral kommen jedoch viel mehr verschiedenartige Zustände
vor. Außer den lateral liegenden Teilen des 4. Segments wären
hier noch Stücke des 5. (Maxillar-) und des 6. (Labialsegments) zu
erwarten; letztere sind aber in weitaus den meisten Fällen als
gesonderte Stücke oder überhaupt ganz verschwunden, im Anschluß
an die im allgemeinen geringe Entwicklung der Unterkiefer und
speziell der Unterlippe. Vielleicht wäre der schmale hintere Saum
der medianen Chitinplatte (Submentum) an der Unterseite des Kopfes
von PtycJiopin-a (Fig. 19) noch als Rest dieser Sternite, im spezi-
elleren des 6., zu deuten.
So bleibt als Chitinbekleidung der Ventralseite fast nur das
4. Segment übrig. Zwischen den beiden, von oben bis auf die Ventral-
seite sich umbiegenden Teilen desselben liegt bei den Larven primi-
Dipteren-Larven iiud -Puppen. 243
tiver Holometabola das gut entwickelte Labium. Ähnliches findet
sich noch hei Ptychoptera (Fig-. 19), wo auch die Basalteile des Labiums
noch ziemlich stark entwickelt sind. Bei Scatopse (Fig. 1) sind die
beiden Teile einander in der Mittellinie schon mehr genähert, und
die nicht mehr dazwischen, sondern davor liegende Unterlippe ist
klein. Bei anderen Eucephalen kommt es, der immer kürzer werden-
den und weit nach vorn gerückten Unterlippe entsprechend, zu einer
medianen Annäherung, bzw. Verschmelzung der lateralen Platten,
welche aber in verschiedener Weise vonstatten gehen kann. Bei
Trichocera und RJujphus (Fig. 22) z. B. sind die Platten im ganzen
relativ breit getrennt geblieben, aber ziemlich weit nach hinten nur
durch eine schmale Brücke verbunden.
Bei den Mycetophiliden berühren die Platten einander meistens
breit, bisweilen zeigen sie beide vorn einen Vorsprung, welche Vor-
sprünge einander in der Mittellinie berühren (Mycetopliila).
Auch in anderen Fällen treten sie in der Mittellinie in breite
Berührung, höchstens noch eine feine Naht zwischen sich lassend,
wie bei Ckironomiis, oder ohne erkennbare Naht, wie bei Dilophus.
Auch Simulium und Culex scheinen nach den Figuren diesem Schema
zuzugehören.
Unter den Tipuliden finden wir, wie schon erwähnt, einen noch
ganz freien Kopf bei Trichocera. Die Präfrons ist hier noch
deutlich abgetrennt, von dreieckiger Gestalt, indem sie sich allmählich
nach hinten verschmälert und am Hiuterrande des Kopfes ziemlich
spitz endet. Lateral- und Ventralplatten sind in gewöhnlicher Weise
verschmolzen, die ventralen Ränder dieser Platten sind sehr breit
getrennt, hinten durch eine sehr schmale Chitinbrücke miteinander
verbunden. Längsschnitte zeigen, daß diese Brücke durch eine sehr
seichte Falte des Chitins nach innen zu gebildet wird. Das Verhalten
ist demjenigen von FJujphus sehr ähnlich, wie es auch Keilin richtig
beobachtet hat.
Bei den übrigen Tipuliden ist der Kopf gewöhnlich mehr oder
Aveniger reduziert. Er ist, was den hinteren Teil anlangt, dauernd
in den Prothorax zurückgezogen, und dementsprechend hat sich das
Kopfskelet in verschiedenem Maße rückgebildet. Daß überdies das
Vorderende des Körpers vorübergehend in den nächstfolgenden Ab-
schnitt einziehbar ist, ist von sekundärer Bedeutung; eine solche
Einziehbarkeit kommt auch bei ganz freien Larvenköpfen vor, so
z. B. schon bei Sciara.
Aus der Tatsache, daß in bestimmten Fällen dergleichen größten-
16*
244 J- C. H. DE Meijere,
teils dauernd eingezogene Köpfe bisweilen noch ein vollständiges
Kopfskelet zeigen, geht hervor, daß die feste Verbindung des ein-
gezogenen Teiles mit dem Prothorax das primäre ist, die Reduktion
des Kopfes ein sekundäres Ereignis. Ein Beispiel eines solchen
vollständigen Kopfes findet sich bei Tricypliona (Amalopis) (Fig. 25,
26); hier ist die Dorsalseite des Kopfes ganz chitinisiert, und es
zeigt sich hinten in der Mitte die kleine Vorwölbung, welche auch
bei den freien Larvenköpfen gewöhnlich vorhanden ist. Die Grenzen
der dreieckigen Präfrons sind an diesem Kopf ziemlich deutlich
erkennbar. Die seitlichen Platten biegen sich ventral wärts um, be-
rühren einander vorn, da wo sie mit dem hier median geteilten
Mentuni zusammenhängen, und weichen nach hinten zu allmählich
mehr auseinander.
In den meisten Fällen findet sich aber deutliche Reduktion,
welche von hinten nach vorn in der Gestalt mehr oder weniger
tiefer Einschnitte vorgreift. Bei den primitiveren Formen sind
auch hier die Fühler noch weit auseinander gelagert; die Be-
grenzung der Präfrons ist in dem frei vorragenden Teil des
Kopfes für gewöhnlich nicht erkennbar. Bei Tipula ist die Prä-
frons im hinteren Teil ganz gut erkennbar; es ergibt sich, daß
sie sich im Anfang des fest eingezogenen Teiles sehr bald verjüngt
und als schmaler Streifen nach hinten verläuft. Die Lateralplatten
sind tief eingeschnitten; die schmälere innere Partie, welche als
interno-laterale zu bezeichnen ist, liegt dicht neben der Prä-
frons, ist streifenförmig, während die Breite externo-laterale
Partie sich in die Ventralplatte nach unten umbiegt.
Bei einer leider nicht näher bestimmten Larve, welche ich in
faulem Holze fand^j, zeigt sich dasselbe Schema (Fig. 148), die
Präfrons ist aber kurz-dreieckig, viel kürzer als die hier breiten
nach hinten spitz auslaufenden Intei-nolateralplatten. In anderen
Fällen, so bei Dicranonnjia umbrata de Mei.t. (Fig. 32), erkennt man
nur eine einzige breite Mittelplatte, welche aus der Präfrons
und den damit verbundenen Internolateralplatten gebildet sein
dürfte. Eine solche einfache Medianplatte bildet Bengtsson auch
von Phalacrocera ab. Auch hier also finden sich offenbar die 2
1) Die Larve (Fig. 148, 149) fand ich am 18. April 1912 bei
Bussum in nassem vermodertem Holze. Sie war zylindrisch, bräunlich
weiß, das ziemlich vollständige Kopfskelet ist schwarz. Die Länge beträgt
10 mm.
Dipteren-Larven und -Puppen. 245
hinteren Längsklüfte nicht je zwischen Präfrons und Lateral-
platte, sondern in letzterer, so daß Bengtsson's und Holmgeen's
Notalplatte demnach die Präfrons + Internolateralplatte enthält
und nicht = ersterer (dem „Clypeus") allein ist, wie HolmgrenI)
meint. Die Grenzen der Präfrons sind hier aber auf der großen,
viereckigen Medianplatte nicht erkennbar, wie es ebensowenig- bei
anderen Tipuliden, z. B. bei Limnobia. der Fall ist; da die Fühler
einander genähert sind, ist sie jedenfalls als viel schmäler als die
Platte vorauszusetzen.
Viel bedeutender reduziert ist das Kopfskelet bei Ehypholoplms
(Fig. 38, 39). Hier erkennt man dorsal ein medianes Plattenpaar,
welches den Internolateralplatten entspricht, nach vorn weichen
sie in der Medianlinie auseinander, ihre inneren Eänder entsprechen
hier offenbar der Präfrontalnaht, weiter nach vorn hin ist die Prä-
frons aber nicht von ihnen abgetrennt. Zu beiden Seiten der-
selben liegen die Externolateralplatten, deren verdickter und dunk-
lerer innerer Saum den lateralen Teil hinten eine Strecke weit
überragt. Auch ventral hat sich in der Lateroventralplatte eine
tiefe Spalte ausgebildet, welche zum Auftreten gesonderter, stab-
förmiger Ventralplatten geführt hat.
Unter den von mir untersuchten Arten ist bei Limnophila am
wenigsten vom Kopfskelet beibehalten geblieben, die 2 dorsalen
Spangen entsprechen den Internolateralplatten, von der Präfrons ist
nur ganz vorn eine Spur infolge brauner Färbung deutlich sichtbar.
Die Lateroventralplatten werden durch die sehr schmalen, vorn ge-
gabelten Gräten vertreten; es ist also an diesen vorn ein tiefer
Einschnitt aufgetreten, und die vordere ventrale Verbindung in der
Region der Unterlippe ist hier sekundär weitgehend und eigentüm-
lich modifiziert.
Die Fortsätze sind ringsum durch eine Hypodermisschicht be-
kleidet, sie sind untereinander hinten nicht weiter verbunden, ragen
also ganz frei in die Höhle des Prothorax nach hinten vor.
Das innere Chitinskelet des Kopfes, welches als Tentorium be-
zeichnet wird, ist bei der Larve von Trichocera stark entwickelt.
Es besteht hier aus 2 Chitinstäben, deren Verlauf auch von Keilin
angegeben worden ist. Sie entspringen von der vorderen Ecke der
Präfrons, also an der Grenze zwischen diesem und den Lateral-
platten, an der Innenseite der Antennen. Hier findet sich innen
1) HOLMGREN, N., in: Z. wiss. ZooL, Vol. 88, 1907, p. 8.
246 J- C H. DE Meuere,
jederseits ein kurzer Vorspi'ung, welcher vorn einen kurzen zapfeu-
artigen Fortsatz zeigt, hinten sich in den Tentorialstab fortsetzt
(Keilix, tab. 6 fig-. 13): die 2 Stäbe divergieren nach liinten zu,
und jede erreicht an der Ventralseite des Kopfes den unteren Rand
der Lateralplatte, gerade an der Stelle, wo die diese beiden ver-
bindende schmale Querbrücke (das 6. Sternit) ihren Ursprung nimmt
(Fig. 21-23j.
Die Stäbe sind natürlich von einer Epithelschicht bekleidet,
welche die direkte Fortsetzung der Hj^podermis darstellt.
Diese Vertikalplatten stellen somit Apodeme vor, welche jeder-
seits vom Vorderrande der Präfrons deren Seitenrand entlang
eine Strecke weit nach hinten verlaufen; sie stimmen mit denjenigen
Apodemen überein, welche Berlese als „apodemi praefronto-antennali"
bezeichnet und als bei mehreren Insecten (Hijdrophilus, Gryllus,
Raupen, Blattwespenlarven) in größerer oder geringerer Ausdehnung
vorhanden angibt (cf. Gli Insetti , p. 354, fig. 415 Fv). Mit ihnen
stehen bei Dipteren-Larven die oberen Enden des Tentoriums in
nächster Verbindung. Bei anderen Insecten hat dieses Ende jeder-
seits mehrere Anheftungspunkte, von welchen einer am äußeren
Ende des querliegenden clipeo-präfrontalen Apodems, ein anderer
in der Nähe der Antennenbasis liegen kann (cf. Berlese, fig. 414,
416, 418). Daß erstere sich auf das Präfrontal apodem nach hinten
verschieben kann, ist ganz gut angängig.
Das gleiche Schema findet sich bei RhypJms, wie es auch von
Keilin gezeichnet wurde und von mir bestätigt werden konnte.
Die Vorsprünge sind hier, dicht unter den Antennen, nur spurweise
vorhanden. Bei diesen Formen finden sich also vollständige, Dorsal-
und Ventralseite des Kopfes verbindende Tentorialstäbe, wie solche
auch von Imagines der Nematoceren bekannt sind. z. B. von Chiro-
nomiden ^) und Culiciden.
Der Umstand, daß die erwähnte schmale Querbrücke hier gleich-
zeitig die unteren Enden der Tentorialstäbe verbindet, macht es
wahrscheinlich, daß diese Brücke dem unteren Apodem homolog ist,
welches sich an dieser Stelle auch bei manchen anderen Insecten
findet, d. h. das von Berlese -) in fig. 418 als 5 a bezeichnete Stück,
welches das Sternum seines 6. (Labial-)Somits darstellt.
1) l^flALL, The harlequin fly, p. 90.
2) Berlese, A., Gli Insetti, p. 349 — 357, 77, fig. 418, 5 a. Den
Bau des Tentoriums der Ameise hat Janet sehr ausführlich erörtert.
Man vgl. hierfür: Jaxet, Ch., Essai sur la Constitution morphologique
Diptereu-Larveu und -Puppen. 247
Bei den übrigen Nematoceren-Larven sind diese Gebilde weniger
vollständig oder gar nicht vorhanden. Bei Scatopse beobachtete ich
2 an der dorsalen Kopfseite von den vorderen Präfrontalecken ent-
springende Stäbe, welche aber die Ventralseite bei weitem nicht
erreichen.
Eine Mycetophiliden-Larve von mir unbekannt gebliebener Art
zeigte an der entsprechenden Stelle einen querliegenden zweihörnigen,
kurzen Vorsprung, also ohne stabartige Verlängerung nach unten zu.
Dagegen scheint sich bei der Mijcetopila-hMYe noch die die unteren,
mit der ventralen Kopfwand in Verbindung tretenden Enden der
Tentorialstäbe verbindende linienförmige Verdickung zu finden,
welche ich eben für Trichocera und Bhyphus als Querbrücke erwähnte;
HolmctRen ^) bezeichnet diese Linie als Tentorium ; wie oben gesagt,
hat sie wirklich zu diesem eine gewisse Beziehung.
Bei Ptychoptera und Diloplms konnte ich überhaupt nichts von
diesem Apparat auffinden, und ebensowenig ist in den mehr oder
weniger reduzierten Köpfen der Tipuliden s. 1. etwas davon vor-
handen.
Die Antennen der Nemoceren-Larven sind immer i-elativ wenig
entwickelt, zeigen oft sehr starke Reduktion. Am stärksten scheinen
sie noch bei gewissen im Wasser lebenden Larven zu sein. Nach
Meinert -) u. a. bestehen sie bei Chironomus aus einem großen
Basalglied, welches eine Geißel von 4 dünneren Gliedern trägt;
hier wäi-en die Fühler demnach noch ögliedrig, was wohl eine sehr
große Zahl für die Dipteren-Larven darstellt; von den Geißelgliedern
ist das erste noch etwas länger als die 3 folgenden zusammen.
Bause ") gibt für einige Tanijtarsus-LaLrYen sogar Ggliedrige Fühler
de ]a tete de Tinsecte 1899, tab. 4 fig. 1, 3. — Ders., Anatomie de la
tete de Lasius niger, 1905, p. 23, 30, tab. 5, fig. 8. — Ders., Sur la
morphologie de l'insecte, 1909, p. 45. — Nach Janet (1905, p. 30)
entsteht das Tentorium l^ei Lasius niger aus den Furcae des Antennal-,
Postantennal-, Maxillar- und Labialsegment ; nach Beelese (p. 351) kann
noch ein vom prcäantennalen Segment (Acron) herrührender Abschnitt vor-
handen sein. Die Querbrücke bei Lasius niger (ibid., fig. K.) soll nach
Janet ganz dem postantennalen Segment angehören, ist also anderer
Natur als die oben für Dipteren-Larven angegebene Querbrücke, welche mit
Berlese's fig. 418, 5 a übereinstimmt und dem Labialsegment angehört.
1) HolmCtEEN, in: Z. wiss. Zool., Vol. 88, tab. 1 fig. 3.
2) Meinert, De eucephale Myggelarver, p. 436.
3) Bause, E., Die Metamorphose der Gattung Tanytarsus, Inaug.-
Diss., 1913, p. 27.
248 J- ^- H. DE Meijere,
an. Auch bei Simulium sind nach demselben Autor *) die Fühler
lang-, borstenförmig ; sie bestehen hier aus 3 Gliedern, von welchen
die beiden ungefähr gleich langen Endglieder bedeutend kürzer sind
als das basale Glied.
Bei Blepharoceriden-Larven sind die Fühler bisweilen sehr lang,
zeigen aber keine deutliche Gliederung, in anderen Fällen sind sie
kürzer und deutlich 2 — 3gliedrig. -)
Bei den von mir in vorliegender Abhandlung beschriebenen
terrestrischen Larven sind die Fühler durchweg sehr kurz, die Glieder
deshalb oft äußerst kurz scheibenförmig, was ihre Erkennung er-
schwert; dazu scheint das 3. Glied so verschieden groß zu sein, daß es
bei starker Reduktion nur zweifelhaft als solches zu erkennen ist.
Ziemlich stark finde ich es noch bei Scaiopse (Fig. 2); die beiden
Grundglieder sind hier genügend erkennbar, aber kurz, das 2. trägt
oben einen relativ langen Anhang, welchen ich als ein 3. Glied be-
trachten möchte. Gleich bei den Bibioninen trifft man aber auf
sehr starke Reduktion ; bei Bilophus (Fig. 5} ist an Stelle des Fühlers
nur ein sehr kleines, höckerartiges Gebilde erkennbar, und bei Plecia
ist selbst gar keine Wölbung vorhanden, sondern erst nach Ent-
färbung beobachtet man ein mondförmiges Fleckchen, welches
einige kleine Sinnespapillen trägt und als letztes Rudiment eines
Fühlers zu betrachten ist.
Der Ftjjchoptem-FühleY (Fig. 14) hat 2 sehr deutliche Grund-
glieder, während als Rudiment des 3. Gliedes ein Zapfen zu be-
trachten ist, welcher sich durch seine Größe von den übrigen An-
hängen des 2. Gliedes abhebt. Den Fühler von Trichocem (Fig. 21)
möchte ich in Übereinstimmung hiermit als 2gliedrig bezeichnen,
da das scheibenförmige 1. Glied hier außer kleineren Sinnespapillen
auch ein eiförmiges Gebilde trägt, welches ich, obgleich es viel
schmäler als das 1. ist, als rudimentäres 2. Glied betrachte.
Bei den Cecidomyiden finden sich nach Kieffer '^) in den meisten
Fällen 2gliedrige Larvenfühler, bei einigen Lestremiinen könnte man
sie nach ihm als 3gliedrig bezeichnen. Bei LestodipJosis und einigen
anderen Diplosinen, desgleichen bei einigen Lestremiinen und Epi-
1) Meinert, De eucephale l^Iyggelarver, p. 45!t.
2) Bezzi, M., Blepharoceridi italiani, in: Bull. Soc. entomol. Ital.,
Vol. 44, 1912, p. 75 (Sep.).
3) KlEFFEE, Morphologie des Cecidomyides d'Europe et d'Algerie,
in: Ann. Soc. entomol. France, Vol. 69, 1900, p. 288.
Dipteren-Larven und -Puppen. 249
dosiden ist das 2. Glied verlängert, bisweilen fast borstenförmig.
An seiner Spitze kommt gewöhnlich eine kleine Sinnespapille vor.
An dem vor der Präfrons liegenden ungepaarten Stück, der
Oberlippe, sind die beiden zusammenstellenden Teile, Clypeus (im
Sinne Berlese's) und Labrum, meistens nicht als gesonderte Stücke
erkennbar. Doch finden sich z. B. bei Plecia (Fig. 11) noch deutlich
2 Abschnitte, ein größerer hinterer (Clj^peus) und ein kürzerer
vorderer (Labrum); der Clypeus hat an den vorderen Seiteuecken
2 kurze Fortsätze.
Auch bei CMronomus ist der hintere Teil der Oberlippe ziemlich
scharf abgegrenzt. ( Johannsen, in : New York Stat. Mus., Bull. 86,
Entomol., Vol. 23, 1905, tab. 20 fiig. 10.) Hierzu gehört wohl auch
das trapezförmige Plättchen, welches nach Bause^) bei der Tanijtarsus-
Larve am Vorderende des Kopfes vorhanden ist und durch den Be-
sitz von 2 oft charakteristischen Haaren ausgezeichnet ist; es wird
von ihm als Stirnschild bezeichnet und ist hier relativ schmal,
während es bei Chironoynus deutlicher als hinterei- Teil der Ober-
lippe erscheint.
Die verschiedenartige Bewaffnung, welche sich an der Unterseite
des Lab rums (dem Epipharynx) finden kann, geht aus den Detail-
beschreibungen hervor. Hier kommt häufiger jederseits eine öfters ge-
zahnte Platte vor. Johannsen '^) bezeichnet sie als „lateral arms" und
bildet sie u. a. von Diamesa ivaltlii und Chirononius ab, wo sie stark
entwickelt sind. Goetghebuer =*) bezeichnet sie als „praemandibules"' ;
Pause *) beobachtete sogar, daß sie durch besondere Muskelfasern
beweglich sind. Es mag sein, daß es sich hier wirklich um Reste
von Gliedmaßen des Prämandibulärsegments (des 3, Somits von
Berlese) handelt, wie solche auch bei Campodea z. B. verzeichnet sind.
Auch der Oberkiefer ist bald mehr, bald weniger kompliziert.
Er besteht zunächst aus einem großen Hauptabschnitt, an dessen
Spitze eine schaufeiförmige gezahnte Endplatte mehr oder weniger
deutlich abgetrennt vorhanden ist; an dem inneren Rande befindet
sich öfters ein besonderer, kleiner, ebenfalls meistens mit Zähnchen
versehener Abschnitt, welcher gleichfalls mehr oder weniger fest
1) Bause, E., Die Metamorphose der Gattung Tanytarsus, in: Zool.
Instit. Westf. Wilh. Univ., Stuttgart 1913, p. 21.
2) Johannsen, in: New York stat. Mus., Bull. 86, Entomol. 23,
1905, tab. 20 fig. 9; tab. 21 fig. 1.
3) Goetghebuer, in: Mem. Acad. Belgique, Vol. 3, 1912.
4) Bause, E., 1. c, p, 31.
250 J- ^- H. DK Mkijkkk,
verbunden ersclieint. Beim Vergleich dieser Teile mit der von
Beklesi'^ p. 129 und 130 benutzten Nomenklatur für die öfters noch
viel mehr komplizierten Verhältnisse bei Käfern usw. und im be-
sonderen bei Diplopoden will es mir scheinen, daß das Hauptstück
mit der Mala homolog ist, die Endschaufel mit dem Hauptzalin, welcher
hier sekundär gezahnt ist, während der Anhang an der Innenseite
der Prämala mit ihren Zähnen, welche bei den genannten Gruppen
oft noch mehr selbständig sind, entspricht. Der Name Prostheca,
welcher für diese gesamten Zähne von verschiedenen Autoren be-
nutzt worden ist, kann hier auch ganz gut für diesen ganzen An-
hang benutzt werden. Bei Mj'cetophiliden findet sich eine solche
Prostheca an der Basis der Mandibeln gleichfalls bisweilen, so z. B.
bei Pol/jlcpta leptogaster. Ob Holmgeen -) recht hat, wenn er bei
Mycetophila die ganze feingezähnelte Schneide der Mandibeln als
Prostheca deutet, scheint mii" fraglich.
Kompliziert gebildet sind die Unterkiefer bei den Tipulinen
und einem Teil der Limnobiinen, u. a. bei den C5''lindrotominen.
Über erstere verdanken wir genauere Kenntnisse namentlich den
Untersuchungen Vimmee's.^) Hier unterscheidet man deutlich den
Cardo. welcher durch eine querliegende Chitinplatte gestützt wird,
ferner nebeneinander einen breiten Lappen, welcher an der Spitze
2teilig ist und die beiden Kauladen repräsentiert, und einen weniger
breiten zylindrischen Stipes, an dessen Oberende der Taster gelegen
ist. Die gleichen Teile findet Bengtsson^i auch bei der Phakuro-
cera-hsirve. Bei Dicranomyia fand ich gleichfalls vollständig ent-
wickelte Unterkiefer (Fig. 34). Sehr reduziert ist das Organ da-
gegen bei Blujplioloplius (Fig. 41). Gewöhnlich ist bei den Nemoceren-
Larven nur eine einzige Kaulade nachweisbar; bei mehreren Tipu-
liden ist auch die 2., innere, ziemlich deutlich vertreten.
Ziemlich stark sind sie noch bei Dilophiis; auch hier ist aber
von den beiden Basalstücken nur ein einziger, breiter, aber sehr
1) Schmitz, H., Biologisch-anatomische Untersuchung an einer höhlen-
hewühnendenMycetophilidenlarve, Polylepta leptogaster AViXN., in: Naturh.
Genootsch. Limburg, Jaarboek 1912, tab, 3 fig. 4.
2) HoLMGREN, in: Z. vviss. Zool., Vol. 88, p. 10.
3) VlMMER , Über die Mundwerkzeuge der Tipulinen- und Pachyr-
rhinen-Larven.
4) Bengtsson, S., Bidrag til Kännedomen ora Larven af Phalacrocera
replicata, in: Act. Soc. physiogr. Lund, Vol. 8, 1897, tab. 3 fig. 34,
tab. 4 fig. 33.
Diptereu-Larven iiud -Puppen. 251
kurzer Streifen übrig, welcher einige Borsten trägt. Es dürfte dies
der Cardo sein. An dieses breite Grundstück schließt sich innen
eine einzige, fast quadratische Lade an, während gleich daneben,
aber mehr nach außen hin, ein scheinbar 2gliedriges Organ vor-
handen ist. Beim Vergleich dieser Verhältnisse mit den Tipuliden
kommt man zu dem Schlüsse, daß das untere dieser Stücke als Stipes,
das obere als der Igliedrige Taster zu bezeichnen ist. Bei mehreren
im Wasser lebenden Eucephalen-Larven, von welchen Meinekt eine
Anzahl untersucht hat, kommt noch eine kleine mehr oder weniger
abgetrennte Innenlade vor; namentlich bei Bixa ist dies deutlich.')
Es geht hieraus hervor, daß die bei Büopims vorhandene Lade der
Außenlade entspricht.
Was HoLMGKEN ") bei der Mijcetophila''L?irye als „Maxillarplatte"
bezeichnet und noch nicht zur Maxille rechnet, ist offenbar der
Cardo. wie schon 1862 Osten-Sacken ^) die entsprechenden Teile der
von ihm untersuchten Mj'cetophiliden-Larven deutete („cardinal pieces
of maxillae").
Sehr wichtig ist das Verhalten der Unterlippe. Besonders
dieses Organ zeigt bei den Dipterenlarven eine weitgehende Reduk-
tion, nur sehr selten ist es eine deutliche, das ventrale Kopfskelet
in 2 laterale Teile auseinander treibende Platte mit den bekannten
Anhängen. Dieser primitive Typus ist am deutlichsten bei Pfijchoptera
vertreten, wo auch die verschiedenen Teile noch gut erkennbar sind.
Man findet hier als an Masse überwiegendes Stück eine große
Platte, welche etwas vor der Mitte quergeteilt ist und dessen vordere
Partie am Vorderrande gezahnt ist. Der vordere Abschnitt ent-
spricht hier dem Mentum, der hintere dem Submentum ; am Ende
des letzteren ist noch ein kurzer bandförmiger Teil durch eine
Querlinie abgegrenzt, dieser dürfte der Pest des die Unterlippe
tragenden 6. Sternits sein, falls es überhaupt als ein besonderer
Abschnitt zu betrachten ist.
Vor dem Mentum liegen als weicherer, weniger gefärbter und
dicht behaarter Teil die noch in der Mittellinie wenigstens distal
voneinander getrennten beiden Lappen. Besondere innere und äußere
Laden sind nicht erkennbar. Auch von besonderen Tastern ist nichts
erkennbar; ein Paar kurze zapfenartige Sinnespapillen an der Spitze
des Organs wären vielleicht als Überreste derselben zu deuten.
1) Meinert, Eucephale Myggelarven, tab. 4 fig. 108.
2) HOLMGREN, in: Z. wiss. Zool., Vol. 88, 1907, p. 12, 13.
3) Osten-Sacken, Characters of the larvae of Mycetophilidae.
252 J- t'- H. DE Meijere,
Ich möchte dieses durch Verschmelzung einheitlich gewordene
Organ als das „Prämentum" bezeichnen; der Name „Ligula" ist
hier, weil von anderen für einen etwas verschiedenen unpaaren
Anhang der Unterlippe gebraucht, zu vermeiden, zumal er auch
eine Verwechslung mit dem Hypopharynx veranlassen kann, welcher
auch als Lingua bezeichnet wird.
Dicht oberhalb der Unterlippenladen liegt der Hj^popharynx;
bei Ptyclioptem ist dies ein schwach gewölbtes, Querstreifen auf-
weisendes Organ, an welches sich jederseits eine lange Chitin-
gräte anschließt, durch w'elche es gerade als Hypopharynx erkenn-
bar ist, denn diese Chitinfulturae sind für den Hypopharynx
charakteristisch. ^)
Maxillulae sind am Hypopharynx der Dipteren nicht nach-
gewiesen; auch Carpenter, der diese Organe bei Coleopterenlarven
studiert hat, ist der Ansicht, daß sie bei Dipteren fehlen (in: Rep.
2. entomol. Congress, 1913, p. 215); Oudemaxs meint ihre Spuren
neuerdings auch bei Floh-Larven aufgefunden zu haben (in: Tijdschr.
Entomol., Vol. 55, p. 265), sie sind hier als häutige, indessen nicht
bewegliche Läppchen erkennbar; an der entsprechenden Stelle findet
sich bei Ptychoptera z. B. nur eine seichte Witlbung. Deutliche
Keste dürften nach Johannsen's Angaben (in: New York Stat. Mus.,
Bull. 86, Entomol. 23, 1905, p. 123) bei Tanypus vorhanden sein.
Ob die Maxillulae, wie von mehreren Autoren angenommen, von
Berlese u. a. verneint wird, einem selbständigen Segment ent-
sprechen oder nur Anhänge des Labialsegments sind und wie ihre
Beziehung zum Hypopharynx ist, bleibe hier unerörtert, da es doch
aus dem Verhalten der Dipteren am wenigsten zu entscheiden ist.
Bei den übrigen Nemoceren ist meistens keine Grenze zwischen
Submentum und Mentum nachweisbar; ersteres geht bei manchen
Formen, wo die Lateralplatten an der Ventralseite miteinander in
Berührung treten, stark zurück, während hier das Mentum mit
seinem gezahnten Rand übrig bleibt, wie es bei Chironomus der Fall
ist. Bei einem Teil der Tipuliden zeigt das Labium eine eigentüm-
liche Modifikation. Das Mentum mit seiner Zahnreihe ist hier mit
dem Kopfskelet fest verwachsen und von hinten her tief median
gespalten {Dicranomyia [Fig. 34], Phalacrocera), öfters sogar bis vorn-
hin in 2 Hälften zerlegt, wie z. B. bei Tricyphona (Fig. 27). Weiter-
1) Vimmer, Über den H}popharynx eiuiger Dipterenlarven aus der
Unterordnung Orthorrhapha , in: Soc. entomol., Vol. 27, p. 103 — 105,
110 — 112.
Dipteren-Larven und -Puppen. 253
hin ist bei diesen Formen das Prämentum öfters stark cliitinisiert
und am freien Rand gleichfalls mehr oder weniger gezähnelt; an
der Außenseite finden sich dann auf einem weicheren Feldchen die
gewöhnlichen Sinnespapillen. Ein Parallelfall dürfte bei Tanijpiis
vorliegen, wo nach Meinert's Angabe und Figur das Prämentum
gleichfalls ein gezahntes Plättchen bildet. Daß in dieses gezahnte
Prämentum der Tipuliden auch die Taster aufgenommen sind, dafür
spricht auch die von Miall beobachtete Lage der Scheiben der
imaginalen Taster jederseits an der Basis desselben bei Phalacrocera -).
In anderen Fällen, so z. B. bei Trichocera, Bhiiplms sind Submentum
und Mentum nahezu verschwunden, so daß von der Unterlippe nur
das Prämentum übrig geblieben ist. Bei Bibioniden sind Submentum.
Mentum und Prämentum zu einer stark chitinisierten länglichen
Platte verschmolzen.
Die Terminologie dieser Teile ist bei den verschiedenen Autoren
sehr verschieden.
Miall uud R. Becker bezeichnen bei Chironomiis die gezahnte
Schuppe (Mentum) als Submentum, die davor liegende Papillen
tragende Partie als das Mentum. Keilin unterscheidet in der ven-
tralen Wand der Mundhöhle bei Trichocera ein Ectolabium und das
mehr nach innen gelegene Endolabium; da zwischen beiden die
Speicheldrüse ausmündet, so ist letzteres als identisch mit dem Hj^por-
pharynx zu betrachten; sein Ectolabium ist das Endolabium von
Holmgren und das Prämentum von mir. Der Name Ectolabium
wird im übrigen auch für das ganze Labium angewandt (Hennegut,
Les Insectes p. 38).
Die am Rande gezahnte Schuppe, das Prämentum, vieler Tipuliden
wird von anderen öfters als Endolabium bezeichnet, u. a. von Vimmer
und Bengtsson; das Mentum bezeichnet letzterer als Ectolabium.
Demnach sind zu unterscheiden:
Submentum ;
Mentum = Submentum (Miall, R. Becker), Ectolabium (Bengtsson);
Prämentum = Mentum (Miall) = Ectolabium (Keilin) = Endo-
labium (Holmgren, Vimmer, Bengtsson);
Hypopharynx = Endolabium (Keilin).
Unter den Orthorrhaphen interessiert uns in erster Linie die
TÄererrt- Larve, weil bei diesen äußerlich noch ein ganz vollständiger
1) Meinert , Eucephale JVIyggelarver, p. 446, tab. 3 fig. 94 c.
2) Miall, Phalacrocera, in: Trans, entomol. Soc. London, 1897,
tab. 8 fig. 6.
254 J- ^- H. DE Meijere,
Kopf sichtbar ist. Der Kopf (Fig. 68—66) ist von oben gesehen
eiförmig, die Präfrons ist schmal, nach hinten nur wenig ver-
breitert. Die Lateralteile biegen sich auf die Ventralseite um,
lassen hier aber einen breiten Zwischenraum übrig, in welchem eine
breite Platte liegt von etwas viereckiger Gestalt (Fig. 65); nach
Analogie mit Pfychopfera ist hierin das Submentum zu erblicken.
Die Mundteile sind alle nachweisbar; die Oberlippe (Fig. 67)
ist schmal, oben in der Medianlinie mit einigen Zähnen versehen.
Die Mandibeln sind stark, sichelartig gebogen, vertikal gestellt; sie
sind mit den großen Unterkiefern (Fig. 68, 69) zusammengewachsen.
Letztere sind von ziemlich komplizierter Bildung, Avie das oben
S. 211 beschrieben wurde; sie lassen keine verschiedeneu Abschnitte
erkennen, sondern nur einen großen Kopf mit mehreren Anhängen
und einen relativ großen Taster. Dieser ist scheinbar 2gliedrig;
nach Analogie mit dem Verhalten bei Bibio und anderen Nemoceren
betrachte ich das untere Glied als den zurückgetretenen Stipes. Die
Unterlippe ragt nur sehr wenig vor; auf das schon erwähnte Sub-
mentum folgt nach vorn hin ein kurzer behaarter Höcker mit einigen
Sinnespapillen, welcher den Rest der Kauladen darstellt.
Die Fühler sind kurz, 2gliedrig, das 1. Glied ist sehr kurz,
scheibenförmig.
Eine merkwürdige Erscheinung an dem Thereva-Koi^fe bildet die
innige Beziehung zwischen den beiden Kieferpaaren. Wir werden
sehen, daß bei einem großen Teil der Orthorrhaphen die Mandibeln
mehr und mehr den Maxillen gegenüber zurücktreten.
Nach hinten zu schließt sich an den Kopf unmittelbar eine dunkel-
gefärbte Gräte an (Fig. 68, 70), welche mit dem Kopfe gelenkig
verbunden ist; sie ist nach hinten zu schwach spateiförmig erweitert.
Aus Schnitten ergibt sich, daß die m e t a c e p h a 1 e Gräte im Innern
ein feines Lumen aufweist, es sich also um eine stabförmige Einstülpung
handelt, welche an der Ventralseite bei weitem am stärksten chitini-
siert ist; wie zu erwarten, ist sie an ihrer Außenseite überall durch
eine Hypodermisschicht bekleidet. An das Ende dieser relativ sehr
langen Gräte, welche sich bis in den Mesothorax hinein erstreckt,
setzen sich die beiden Imaginalscheiben der Augen an, Avelche, wie
immer, direkt über dem Oberschlundganglion liegen. Die ganze
Grätenbildung steht offenbar mit dem weit nach hinten Zurücktreten
dieses Ganglions in Verbindung.
Der Stab ist als eine exzessiv verlängerte sackartige Einstülpung
der Präfrontalnaht aufzufassen, denn obgleich die Grenzen der Prä-
Dipteren-Larven und -Puppen. 255
frons bei Thereva nur in der vorderen Hälfte sichtbar sind, so
ergibt sich doch aus der Beobachtung-, daß dieselbe hier hinten am
Kopf als sehr spitz endend zu betrachten ist, so daß sich der
Metacephalstab hier ohne Zwang als Verlängerung anschließt. Ver-
gleicht man nämlich Trichocera, so findet man hier zu beiden Seiten
der Präfrontalnaht, aber in ihrer unmittelbaren Nähe, die mittleren
Kopf borsten; hinten steht hier jederseits ein Paar außerhalb der
Präfrons, und an entsprechender Stelle findet man auch bei Thereva,
aber alle einander sehr genähert, jederseits 2 Borsten, so daß sich
annehmen läßt, daß diese auch hier das allerdings nicht deutlich
begrenzte spitze Hinterende der Präfrons zwischen sich fassen.
Da die Präfrontalnaht von außen die Zentralplatte des Kopfes
berührt, zu der auch die Postfrons gehört, welche die Facetten-
augen trägt, so kann es nicht wundernehmen, daß eine faltenartige
Einstülpung dieser Naht imstande ist, die Imaginalscheiben
dieser Augen fortzubringen. Der Stab ist als Parallelbildung
mit der Querfalte zu vergleichen, welche bei der CMronomus-
Larve an gleicher Stelle als Fortsetzung des Kopfes im Prothorax
entsteht und aus welcher gleichfalls die Augenscheiben ihren Ur-
sprung nehmen (man vgl. fig. 99 bei Miall u. Hammond, The harle-
quin fly).
Außer dieser inneren Chitinbildung sind noch einige innere
Skeletteile im Kopfe zu erwähnen. Von den lateralen Nähten der
Postfrons erstrecken sich hier zwei Vertikalplatten nach
unten, welche mit ihren etwas ausgebuchteten Unterrändern ein-
ander vorn berühren. Der Hinterrand ist eingebuchtet, seine untere
Ecke trägt einen kurzen Fortsatz, mit welchem ein Chitinstab ge-
lenkig verbunden ist. Diese beiden Stäbe entsprechen dem Ten-
torium; 2 solcher Tentorialstäbe sind mir auch bei Trichocera
und PJnjphus begegnet. Hier stehen sie aber hinten mit dem
äußeren Kopfskelet in Berührung, während sie bei Thereva hinten
frei enden; starke Muskeln des Kopfes nehmen von ihnen ihren
Ursprung. Den beiden Vertikalplatten begegnen wir hier aber zum
ersten Male. Sie entsprechen in ihrer Lage den Längsfalten des
Kopfes, aus deren hinterer Fortsetzung bei Chironomiden und Myceto-
philiden die imaginalen Fühler- und Augenscheiben entstehen. Hier
bei Thereva sind diese Falten mit Chitin ausgefüllt; mit den er-
wähnten Imaginalscheiben haben sie hier keine Beziehung; hier
haben sie den Nutzen, daß die Tentorialstäbe sich weiter nach hinten
erstrecken können und stärkerer Muskelbesatz ermöglicht wird.
256 J- C- H. DE Meijere,
Die vordere Unterecke der Vertikalplatten stößt gegen das Hinter-
ende der Mandibeln und bildet hier ein kräftiges Gelenk. Überhaupt
ermöglicht die gegenseitige Lage der Kiefer. Vertikalplatten und
Tentorialstäbe eine sehr kräftige vertikale Bewegung der Kiefer.
Dasselbe Schema wie bei Thereva finden wir bei einem Teil der
Orthorrhaphen wieder, nach meinem Befund bei Asiliden, Dolichopo-
diden und p]mpiden.
Bei den Asiliden (Fig. 84—89) ist der Larvenkopf relativ voll-
ständig chitinisiert, sein hinterer Teil ist in den Prothorax einzieh-
bar. Der Kopf ist von viereckiger Gestalt, vorn etwas breiter. Die
Fühler sind äußerst kurz, eingliedrig. Die Oberkiefer sind relativ
schwach, dolchförmig, sie liegen den Unterkiefern dicht an, sind
aber mit ihnen weniger fest verbunden als bei Thereva. Merk-
würdiger ist die derbe Beschaffenheit der Maxillarladen , welche
je eine fast vollständig stark chitinisierte , dreieckige, horizon-
tale Platte bilden; nahe ihrem Außenrande liegt der kurze Taster,
dessen scheinbares Basalglied wieder den Stipes vertreten dürfte,
während an der Oberseite des Kopfes, dessen Vorderrand hier stark
eingebuchtet ist, der Cardo als beborstete Platte erkennbar ist. So-
wohl bei Asilus wie bei Dioctria ragen die Tentorialstäbe weit aus
dem Kopfe hervor; Vertikalplatten sind im Kopfe nicht eigentlich
vorhanden; nur findet sich ganz vorn ein kleiner medianer, von
unten gesehen viereckiger Höcker, an welchen sich die Stäbe ansetzen;
diese erstrecken sich hier also viel weiter nach vorn hin als bei
Thereva. Die stabförmige Einstülpung, welche hier wie bei Thereva
auf den Kopf folgt, ist auch hier sehr lang, sie ist in 2 stabförmige,
nebeneinander liegende, durch eine dünne Membran verbundene Ge-
bilde aufgelöst. Diese Stäbe erstrecken sich bis zum Mesothorax.
Nach Nielsen's Figuren ^) sehen die Bomhylius-hRryer), was die
Mundteile wenigstens anlangt, den Asiliden-Larven sehr ähnlich.
Eine merkwürdige Übereinstimmung findet sich zwischen den
Empididen- und den Dolichopodiden-Larven. Wenigstens ist das
Verhalten bei Hilara (Fig. 105, 106) und Medeterns (Fig. 92—95),
von welchen beiden Gattungen ich Larven untersuchen konnte,
wesentlich gleich (Fig. 92—95, 105, 106). Bei beiden ist der Kopf
wenig chitinisiert und kurz; die Fühler sind mehr oder weniger rudi-
mentär. Die Oberlippe ragt als feine Spitze vor, ihre Chitinbekleidung
1) Nielsen, J. C, über die Entwicklung von Bombylius pumilus
Meig., in: Zool. Jahrb., Vol. 18, Syst., 1903, tab. 28 fig. 5, 6, 11.
Diptereu-Larven iTud -Puppen. 257
verbreitert sich nacli hinten zu und bildet die mediane Kopfplatte;
ganz hinten zeigt diese jederseits einen breiten Schenkel, welcher
in einen feinen Streifen vor der Antenne ausläuft; jederseits des-
selben liegen die zwei wenig entwickelten dolchförmigeu Oberkiefer,
vsie liegen den Maxillen dicht an, sind aber nicht mit ihnen ver-
wachsen, sondern liegen mit ihrem Hinterende in einer Gelenk-
pfanne, deren Chitinbekleidung sich vorn, unter der Mandibel, als
Chitinstreifen auf die Maxille fortsetzt. Nach Analogie mit den
Asiliden wäre dies der Cardo. Die Maxille ist lappenförmig, stellen-
weise mit gefärbtem Chitin bekleidet; an der vorderen Außenecke
liegt ein äußerst kurzes Tasterchen, dicht darunter ein zweites Sinnes-
organ, ein Höckerchen mit einigen Sinnespapillen, welches dem Taster
nur wenig in Entwicklung nachsteht und wohl das Sinnesorgan der
Kaulade darstellt. Die Unterlippe ist sehr wenig ausgebildet, ragt
höchstens als kleines Höckerchen ohne besondere Organe vor. Während
also das Außenskelet auf ein Minimum reduziert ist, ist das Innen-
skelet des Kopfes stark und ragt weit nach hinten vor. Meta-
cephale Chitinstäbe sind 2 vorhanden ; sie sind vorn je in eine kleine
Gelenkpfanne am Hinterrande der Kopfplatte eingelenkt. Der Ventral-
seite mehr genähert liegen die beiden Tentorialstäbe. Bei Hilara
wenigstens sind an der Unterseite der Medianplatte noch kurze,
sichelförmige Vertikalplatten vorhanden, mit welchen die Tentorial-
stäbe articulieren.
Diesen beiden Dipterenfamilien eigentümlich ist das Skelet der
Unterlippe ; es hat die Gestalt eines V, dessen beide Schenkel hinten
mit den Tentorialstäben gelenkig verbunden sind. Dieser Skelet-
teil dürfte dem Submentum, wie es noch bei Thereva- und Asiliden-
Larven als Platte an der Ventralseite des Kopfes erkennbar ist,
homolog sein, die Chitinisierung ragt hier aber in der V-förmigen
Figur tiefer ins Innere hinein.
Jedenfalls schließen sich die Empididen und Dolichopodiden
(zusammen = die Orthogenya von Bkauek) durch ihre Larven den
Asiliden sehr nahe an, einer Familie, mit welcher sie von Coqüillett,
zusammen mit Scenopinidae und Therevidae, zu dem „superfamily
Asiloidea" zusammengefaßt wurden. Diese Gruppierung findet somit
durch die Larvencharaktere eine gewisse Bestätigung.
Auch schon bei den Stratiomyiden ist das Gehirnganglion nach
hinten verschoben und weit in den Thorax gerückt. Dementsprechend
liegen auch die Augenscheiben in diesem Segment. Statt eines be-
sonderen, mit dem Kopf gelenkig verbundenen Metacephalstabes ist
Zool. Jahrb. XL. Abt. f. Syst. 1'^
258 J- ^^- H. DE Meuere,
hier der hintere Kopftteil selbst in den Prothorax hinein verlängert,
indessen nur was die Dorsalseite anlangt. Es tritt hier somit in
den Prothorax eine breite, schwach gebogene Platte, welche die un-
mittelbare Fortsetzung der dorsalen Kopfwand bildet, in den Thorax
ein. Die Ventralseite ist dagegen fast ganz frei. Bei der von mir
untersuchten Pachijf/aster-ljSiYYe (Fig. 54, 55) ist der freie Teil des
Kopfes noch relativ groß, die in den Thorax vordringende Partie (die
Kopfplatte nach Jusbaschjanz' Terminologie^)) ist relativ kurz.
"Wie dieser Autor bei Stratiomi/ia nachwies, entspringen die Augen-
imaginalscheiben mit gemeinsamem Abschnitt an der Unterseite
dieser Platte, dicht vor ihrem Hinterrand.
Der freie Kopfteil läßt erkennen, daß die Präfrons ziemlich
schmal ist, mit parallelen Seitenrändern. Ihre Grenzen sind nur
in der vorderen Kopfhälfte deutlicher erkennbar; weiterhin ist der
Kopf oben, auch die eingestülpte Partie, ganz einheitlich. Es ist
anzunehmen, daß die Präfrons hier sich nach hinten stark ver-
schmälert und schließlich nur die Mittellinie einnimmt, denn nach
JusBAscHJAxz (Textfig. 2) nimmt die die beiden Imaginalscheiben
der Facettenaugen tragende Blase eben aus dieser Mittellinie ihren
Ursprung. Diese Blase liegt also weit nach hinten und hat hier
nichts mit derjenigen gepaarten Faltenbildung am Präfrontalrande
zu tun, welche den Vertikalplatten den Ursprung gibt.
Die Lateralplatten biegen sich wenig nach unten um ; der größte
Teil der Ventralseite würd durch eine große ovale Platte einge-
nommen, welche nach Analogie mit Thern-a usw. dem Sub-
mentum entspricht. Eigentümlich sind auf demselben die starken
Borsten.
Die Fühler sind kurz. 2gliedrig. Von den Mundteilen sind
namentlich die Unterkiefer (Fig. 56, 57) sehr groß und von ver-
wickeltem Bau. Die Oberkiefer sind sehr klein und sind mit dem
Unterkiefer verwachsen; sie sind schwer zu erkennen, so daß
Becker -) bei Straiiomyia nur von einem einzigen Kiefer jederseits
sprechen kann und die Homologie der Teile unentschieden läßt.
Die schmale Oberlippe liegt zwischen den beiden weit vorragenden
Unterkiefern. Die Unterlippe ist äußerst klein. Meines Erachtens
1) JuSBASCHJANZ, S., Zur Kenntnis der nachembryonalen Entwick-
lung der Strationiyiden , in: Jena. Ztschr. Naturw. , Vol. 46, 1910,
p. 682—736.
2) Becker, in: Zool. Jahrb., Vol. 29, Anat., 1910, p. 298, tab. 18
fig. 18.
Diptereu-Larven und -Puppen. 259
findet sich hier und auch bei Pachygaster zunächst ein relativ großer
Cardo, welcher namentlich in letzterer Gattung sehr verlängert ist;
dann folgt der kleinere Stipes ; dieser ist namentlich bei Pachjgaster
sehr reduziert und trägt den kleinen Igliedrigen Taster; eine ge-
zahnte Platte wäre vielleicht als eine der Kauladen zu deuten,
während die langgewimperte Partie vielleicht der anderen ent-
spricht. Bei Pachygaster liegt die schmale Oberlippe zwischen den
zwei wegen der Länge des Cardos weit vorragenden Unterkiefern. Von
der Unterlippe ist mit Ausnahme des großen Submeutums wenig
übriggeblieben.
Bei anderen Stratiomyiden sind die Cardines nicht dermaßen
verlängert wie bei Pachygaster \ so zeigt sich bei Stratiotnyia, und
dies ist nach meinem Befund auch bei Odontonußa der Fall, der
Unterkiefer in 2 fast gleichlange Stücke verteilt, von welchen das
untere der Cardo, das obere der Stipes mit seinen Anhängen ist.
Der Taster ist wieder Igliedrig und zylindrisch; die übrigen An-
hänge sind vom Stipes nicht deutlich abgetrennt. Der mit Quer-
reihen von Wimpern besetzte Teil dürfte der äußeren Lade ent-
sprechen, während der innere vielleicht durch einen kurzen Anhang
an der Innen-(Unter-)seite desselben vertreten ist. Auch hier liegt
innen nahe der Basis des Cardos und mit diesem verwachsen ein
Chitinstück mit zahnförmiger Spitze, welches ich als den mit der
Maxille verwachsenen Oberkiefer betrachte.
Deutlicher erkennbar sollen die Mandibeln und die verschiedenen
Teile der Unterkiefer bei den von Heeger^) untersuchten Oxycera-
Larven sein. Hier soll neben einem Igliedrigen Taster eine innere
und eine äußere Lade erkennbar sein. Es ist aber sehr die Frage,
ob Heeger's Deutungen das Richtige treffen. Namentlich scheint
es mir fraglich, ob die von ihm als Oberkiefer gedeuteten Organe
wirklich diese Gebilde sind. Nach seiner fig. 6 tab. 3 wäre bei
Oxycera meigenii das Mentum relativ stark und durch eine am
Rande mit 5 stumpfen Zähnen versehene Platte vertreten. Auch
die von Beauee (Dipteren-Larven, 1883, tab. 2 fig. 22) bei Stratiomyia
als Oberkiefer gedeuteten Organe sind offenbar nicht diese Gebilde,
sondern offenbar Teile der Maxillen, wohl der stark gewimperte
Oberrand des Cardos. Überhaupt bildet der bis zur Unkenntlichkeit
sich erstreckende Zurückgang der Mandibeln bei den Larven der
1) HeegEE, Neue Metamorphosen einiger Dipteren, in : SB, Akad.
Wiss. Wien, math.-nat. Cl., Vol. 20, 1856, p. 345, tab. 3 u. 4.
17*
260 J- C. H. DE Meijere,
Stratiomyiden einen Charakter dieser Familie, wodurch sie in dieser
Hinsicht weiter fortgeschritten ist als z. B. die zu derselben Reihe
gehörigen Tabaniden und Leptiden,
Ein eigentümliches Verhalten zeigt der Tentorialapparat der
Stratiomyiden. Es ist hier auf die Vorderhälfte des Kopfes be-
schränkt, besteht aus den 2 großen Vertikalplatten (= die laterale
Kopfhöhlenwand v^on Jusbaschjanz), welche mit ihren Unterrändern
im vorderen Abschnitt median durch eine Brücke verbunden sind.
Der Pharynx liegt hier als von oben nach unten zusammengedrückte
Röhre über dieser Brücke, weiter nach hinten zwischen den unteren
Rändern der 2 Vertikalplatten, etwa wie in Jusbaschjanz' fig. 24.
in welchen die rotgefärbte Membran die obere Pharynxwand dar-
stellt; die untere {vmj)) finde ich in meinen Präparaten am Seiten-
rande vollständiger mit der oberen verbunden, obgleich sie am
äußersten Seitenrande auch die Vertikalplatten berührt (Fig. 58).
Mehr nach hinten zu w^erden sie unten frei voneinander, dadurch
daß diese Brücke fehlt; sie liegen auch liier mit den unteren Enden
dicht über dem Pharynx. Der untere Rand dieser Platte setzt sich
hier nur sehr kurz als selbständiger Tentorialstab nach hinten fort,
während, wie wir gesehen haben, diese Stäbe bei Thereva eine be-
trächtliche Länge erreichen. Diese sehr kurzen Stäbe liegen bei
den Stratiomyiden jederseits unmittelbar neben dem Pharynx, an
welchem gleich hinter ihrem inneren Ende ein eigentümlich modi-
fizierter Abschnitt anfängt; während der Pharynx im vorderen Teil
durch das Tentorialskelet gestützt wird, erhält er hier seine eigene
Chitinverdickung in der Gestalt eines unteren Halbrohres und eines
oberen stabförmigen Gebildes, welch letzterer an seinem oberen Rande
jederseits einen flügeiförmigen Fortsatz zeigt.
Im ganzen zeigt hier der Tentorialapparat dasselbe Schema wie
bei TJiereva, ist aber durch die Kürze der Stäbe verschieden. Es
liegt dem Pharynx in Wirklichkeit sehr nahe an. Dies geht auch
aus Becker's figg. 19 und 20 hervor, in welchen aber die ver-
schiedenen Teile nicht näher angegeben sind.
Der Querschnitt C in Becker's fig. 29 liegt aber offenbar weiter
nach hinten, sie zeigt demnach keine Verbindung zwischen dorsaler
Kopfwand und Pharynx, welche aber weiter nach vorn wohl vor-
handen ist, so daß ein Querschnitt durch diese Gegend dem Ver-
halten von Ätherix (Becker's fig. 30, Querschnitt C) sehr ähnlich
sein w4irde, nur daß bei den Stratiomyiden-Larven diese vordere
Kopfpartie nicht eingezogen ist. Das geht auch aus den Figuren von
Dipteren-Larven und -Puppen. 261
JusBASCHjANz liei'vor; in dessen fig. 24, tab. 27 ist die ..laterale Kopf-
höhlenwand"' nichts anderes als die beiden sich unten mit der Pharynx-
wand verbindenden Vertikalplatten. Auch in Textfig. 4 a beobachtet
man dasselbe Verhältnis.
Während bei den Stratiomyiden der freie Teil des Kopfes noch
relativ groß und stark chitinisiert ist, tritt derselbe bei einigen
Orthorrhaphen-Familien, welche sich im übrigen an dasselbe Schema
anschließen, mehr und mehr zurück. Noch relativ stark ist er bei
der von R. Beckee ^) untersuchten Larve der Leptide Atherix.
Der Kopf ist hier schmal, aber noch vollständig chitinisiert, die ein-
gezogene Hinterpartie, d. h. die Kopfplatte, ist aber sehr viel länger
als der freie Teil, so daß wir es hier schon mit einem Fortschritt
in der von den Stratiorajäden eingeschlagenen Richtung zu tun haben.
Das innere Skelet dieses sehr lang ausgezogenen Kopfes besteht
aus 2 langen Chitinstäben, welche offenbar mit den Tentorialstäben
von Ihereva usw. homolog sind. Sie hängen hier auch, wie dort, mit
Vertikalplatten der dorsalen Kopfwand zusammen, tun dies aber nur
an 3 Stellen (x, XX und xxx in Becker's tab. 18, fig. 15), weil die
Vertikalplatten nicht von vorn bis hinten vollständig sind, sondern
zweimal eine weite Unterbrechung zeigen. Mit dem Pharynx treten
diese Vertikalplatten nicht in Verbindung, liegen aber demselben
dicht genähert.
Die Antennen sind bei Atherix relativ lang, eingliedrig, von
zylindrischer Gestalt. Die Oberlippe ist sagittal gerichtet, zeigt
also denselben Charakter wie bei Thereva. Die großen, von Becker
abgebildeten Mundhaken sind wohl ohne Zweifel die Mandibeln; die
Maxillen sind offenbar sehr stark reduziert; Becker erwähnt von
ihnen nur den relativ sehr langen stabförmigen Taster. Das von
ihm angegebene, an seiner Basis mit mehreren Reihen von Haaren
besetzte Chitinstück, welches sich an der Basis der Mundhaken
findet, bin ich, nach Analogie mit den verwandten Formen, geneigt,
als Cardo der Maxillen zu deuten. Auch hier wären dann die Ober-
und Unterkiefer in nahe Verbindung miteinander getreten.
Die Larven von Leptis lineola, einer Gattung, welche ebenfalls zu
den Leptiden gehöi't, zeigt eine beträchtlich stärkere Reduktion
(Fig. 74—79). Der freie Kopfteil ist hier schon äußerst stark ver-
kürzt, überdies nur sehr wenig chitinisiert, es zeigt sich nur eine
kurze dorsale Medianplatte, welche vorn in die spitze Oberlippe
1) Becker, R., 1. c, p. 294.
262 J- C- H. DE Meijeke,
übergellt, und neben der Basis der letztgenannten ein Paar Chitin-
plättchen, welche mir den Cardines der Maxillen zu entsprechen
scheinen. Die in den Thorax hineinragende Kopfplatte ist hier
dagegen sehr lang, aber gleichfalls schwach chitinisiert, jedenfalls
nur teilweise gefärbt, so daß sich unter der Haut des Thorax eine
eigentümliche dunkle Zeichnung zeigt. Die Mundteile sind alle
erkennbar, die Oberkiefer noch relativ stark, die Unterkiefer weit
weniger hervorragend und von einfacherem Bau als bei den Stratio-
myiden; ihre Taster, desgleichen die Fühler sind relativ lang. Im
Innern des Kopfes finden sich 2 lange Tentorialstäbe, welche un-
mittelbar vorn am Kopfe anfangen und sich weit nach hinten fast
bis zum hinteren Ende des Prothorax erstrecken. Sie stehen nur
unmittelbar vorn mit der dorsalen Kopfwand in Verbindung, also nicht
an 3 Stellen wie bei Atherix.
Was die Cyclorrhaphen anlangt, so kommt hier zunächst die
Gattung Loncliopiera in Betracht. In meiner eingehenden Arbeit
über diese Larve ^) habe ich die Überzeugung ausgesprochen, daß
diese Gattung den Cyclorrhaphen näher steht als den Orthorrhaphen,
der Hauptgruppe, zu welcher sie von den meisten Autoren gestellt wird.
Die vorliegenden Untersuchungen haben mir für diese Meinung
neue Gründe ergeben. Tatsächlich ist das Verhalten des Kopfes der
Loncho2)tem-lj?LrYe (Fig. 151—153) weder von demjenigen der There-
viden-Reihe noch von dem der Stratiomyiden ableitbar, schließt
sich aber in schönster Weise den Cyclorrhaphen an ; durch die bessere
Entwicklung der Mundteile stellt sie eine sehr erwünschte Vorstufe
derselben dar, desgleichen durch das Verhalten des vorderen Kopfendes.
Bezüglich des höchst eigentümlichen I^aues der Lonchoptem-
Larve vergleiche man meine sich auf dieselbe beziehende Abhand-
lung in: Zool. Jahrb., Vol. 14, Syst., 1900, p. 87. Was den Kopf bau
anlangt, so habe ich dort p. 92 schon angegeben, daß das Labrum
oben nur in dem hinteren Teile dunkel chitinisiert ist; neben den
beiden Chitinstreifen, welche von der Basis dieser Stelle zu den
Fühlern fähren, ist dies die einzige Stelle, welche an der Oberseite
des Kopfes stärker chitinisiert ist: die 3 Stellen bilden also den
Rest des dorsalen äußeren Kopfskelets. Die Struktur der Unter-
seite des Labrums, also des Epipharynx, ist in Fig. 152 noch be-
sonders angegeben. Was die Teile anlangt, welche ich in oben-
1) .T. C. H. Meijere, Über die Larve von Lonchoptera, iu : Zool.
Jahrb., Vol. 14, Syst., 1900, p. 87—132.
Dipteren-Larven und -Puppen. 263
genannter Abhandlung- als rudimentäre Mandibel gedeutet habe, so
bin ich in diesem Punkte jetzt anderer Ansicht, wie aus Fig. 151 hervor-
geht; es handelt sich hier um dunkel chitinisierte Stellen am
Basalteil der Maxillen, welches ich als dem Stipes homolog betrachte;
an der Spitze trägt es die Maxillenlade, während ventral und etwas
mehr nach außen der Taster liegt. Diese Chitinplatte liegt mit
ihrem hinteren Teil unmittelbar vor den spitzen lateralen Fortsätzen
des Unterlippengestells; es wäre möglich, daß diese Fortsätze die
Cardines repräsentieren. Die Querbrücke des ünterlippengestells mit
den 2 nach vorn hin sich erstreckenden Gräten stellt offenbar, nach
Vergleich mit den Eumyiden, das Mentum dar. Nach obigem wäre
also von Mandibeln hier keine Spur mehr vorhanden, was in-
dessen bei der allgemeinen Reduktion dieser Mundteile in ver-
schiedenen Entwicklungsreihen der Dipteren-Larven nicht wunder-
nehmen kann.
Sehr bemerkenswert ist, daß der ganze vordere Körperabschnitt
bei der Lonchoptera-h?iV\% in so ausgedehntem Maße vorübergehend
zurückgezogen werden kann, daß alles unter den Mesothorax zurück-
tritt. An der Unterseite desselben bemerkt man dann die beiden
langen Fortsätze des Prothorax samt den beiden Vorderstigmen,
zwischen diesen die Mundquerspalte, vorn durch die beiden Maxillen-
laden, hinten durch die mittlere Partie der Unterlippe, welche nur
bis zum vorderen Ende des Gestells hervorragt, begrenzt. Ferner
i'agen nur vor die beiden Maxillartaster und die Fühler,
Die Mundteile sind alle erkennbar, die Oberlippe ist kurz, vier-
eckig, in der Mitte mit einer kleinen Spitze; die Oberkiefer sind
sehr klein, die Unterkiefer mäßig ausgebildet, mit kleinem Taster,
die Unterlippe häutig, lappenartig, jederseits derselben liegen 2 große
dreieckige, sich allmählich verschmälernde Anhänge. Bemerkenswert
ist, daß die Oberlippe hier noch frei hervorragt, die Mundöffnung
also noch in keiner Weise nach innen eingestülpt ist, weshalb ich
die Lonchopteriden seinerzeit als „Anatria" unterschieden habe. Sehr
übereinstimmend mit dem Verhalten der C3^clorrhaphen ist aber die
Pharynxbildung, selbst die charakteristischen Längsplatten der
Ventralwand sind hier ganz in derselben Weise wie bei vielen
Eumyiden ausgebildet. Das Gerüst des Pharynx ist noch wenig
kompliziert, 2 Chitinplatten an seiner Ventralseite bilden die „unteren
Fortsätze" des Schlundgerüstes. Oberhalb des Pharynx liegt vorn
eine gewölbte Platte, welch« mit ihren Rändern mit der Pharjmx-
wand verbunden ist und hinten in 2 Schenkel ausläuft, welche die
264 J- C. H. DE Meijere,
oberen Fortsätze darstellen. Die Vergleicliung dieses Verhaltens
mit Thereva lehrt, daß wir es in dieser gewölbten Platte wohl mit
den dort vorhandenen Vertikalplatten zu tun haben, welche gleich-
falls, wenigstens ganz vorn, den Pharj^nx berüliren ; der dorsal zwischen
ihnen liegende Teil der Postfrons scheint bei Lonchoptera stark
reduziert oder verschwunden zu sein, eine Grenze ist jedenfalls nicht
mehr erkennbar. Vielmehr treten sie im vorderen Teile median mit-
einander in Berührung; mehr nach hinten zu sind sie ganz frei.
Die hinteren Fortsätze stellen Fortsätze der Vertikalplatten dar, und
von diesen entspringen jetzt die Imaginalscheiben der Augen. Es
hat hier also eine Verschiebung derselben von der unteren Kopfwand
an die Vertikalplatten stattgefunden, deren Vorläufer, die Vertikal-
falten, schon bei manchen Nemoceren die Ursprungsstelle des iniagi-
nalen Auges enthalten; diese Verschiebung erscheint demnach ohne
Schwierigkeit annehmbar.
Auch bestimmte Muskeln, welche bei den Eucephalen mit den
Platten der dorsalen Kopfwaud verbunden sind ^), haben ihre Ansatz-
stelle auf die direkten inneren Falten dieser Platten, nämlich auf
die Vertikalplatten, verschoben.
In der ventralen Wand der Mundötfnung liegt ein quergestelltes
Chitini)lättchen, hinter welchem die Speicheldrüse ihre Ausmündung
hat. Es stellt demnach den Rest des vorderen Teils der Unterlippe
dar, ist wohl als Mentum zu deuten; nach vorn hin entsendet es
2 stabförmige Fortsätze, während an jeder Seite ein kürzerer vor-
handen ist. Unmittelbar oberhalb des Pharj^nx sind 2 kurze Stäbe
erkennbar, welche ich in meiner früheren Arbeit schon angegeben
habe (1. c, tab. 6 fig. 7, 10, 11 Cp). Ich betrachte sie als die hier
wenig entwickelten Tentorialstäbe.
Nachdem die Vertikalplatten sich von der dorsalen Kopfwand
frei gemacht haben, sich mit dem Pharynx verbunden und die Aus-
bildung der Augenblasen an sich gezogen haben, ist einem weiteren
Prozeß der Weg gebahnt, nämlich einer Einstülpung des vorderen
Kopfendes, wodurch vor der eigentlichen Mundüftnung ein kurzer
Abschnitt, das Atrium, gebildet wurde. Dazu gesellt sich eine sehr
weitgehende Reduktion der Mundteile (Fig. 146, 147, 157—164).
Eine besondere Oberlippe ist nur ausnahmsweise vorhanden, oft nur
1) Für die Anordnung dieser Muskeln bei Chironomus vgl. man
HoLMGKEN, Zur Morpliologie des Insektenkopfes, in: Z. wiss. Zoo!.,
Vol. 76, 1904, tab. 28, fig. 18.
Diptereu-Larven und -Puppen. 265
im 1. Larvenstadium (Fig. 159, 160); sie liegt im Atrium, ragt aber
bisweilen, so bei dem 1. Stadium der Conopidenlarven, weit aus der
sekundären Mundöftnung hervor. Neben der Oberlippe liegen die
beiden Mundhaken, welche von den Autoren bald als Mandibeln, bald
als Teile der Maxillen, bald als selbständige Chitingebilde gedeutet
worden sind. Die Unterkiefer sind von dem hier äußerlich ganz
membranösen Kopfe nicht mehr getrennt und nicht deutlich als be-
sondere Organe erkennbar, nur das sehr kleine, dicht unter
dem ebenfalls sehr kleinen Fühler liegende Tasterchen ist nach-
weisbar.
Die Vertikalplatten sind von der äußeren Kopfwand ganz ge-
trennt, nur ganz vorn sind sie oben in der Mittellinie miteinander
verbunden, im übrigen verlaufen sie getrennt als „obere Fortsätze"
nach hinten. Auch mit dem Pharynx sind sie nur vorn an ihren
unteren Rändern verschmolzen. Während bei Lonchoptera der ganze
vordere Abschnitt, in welchem sie median verbunden sind, stark
chitinisiert und dunkel pigmentiert ist, ist dies bei den Eumyiden
nicht mehr der Fall ; hier findet sich meistens nur ganz hinten eine
braune Querbrücke, während er vorn nur noch bei jüngeren Larven
in einer dunkelbraunen zahnförmigen Oberlippe endet. Bei gewissen
Arten ist diese Spitze im 1. Larvenstadium besonders stark ent-
wickelt und ragt aus dem Munde ziemlich weit hervor; es findet
sich dies namentlich bei parasitischen Formen, so bei gewissen
Tachinen, auch bei Conopiden-Larven, so daß die Vermutung nahe
liegt, daß diese scharfe Spitze hier beim Einbohren eine Rolle spielt.
Bei Calliphora ist diese Spitze mäßig entwickelt. Daß hier auch
bei der erwachsenen Larve noch eine stark chitinisierte, dunkle
Labralspitze vorhanden ist, wie von einigen Autoren behauptet wird,
ist nicht richtig. Auf macerierten Präparaten, welche nur das Chitin-
skelet zeigen, macht es leicht diesen Eindruck; Längsschnitte zeigen
aber, daß die hier gemeinte dunkle Spitze eine ganz andere Lage
hat, sie liegt weiter nach vorn, am äußersten Vorderende des Kopfes,
gehört also gar nicht zur eingezogenen Labralpartie, sondern bildet
eine ganz sekundäre Erscheinung (Fig. 158). Die Labralspitze ist
mit einer dünnen, nicht gefärbten Chitinschicht bekleidet, und eine
Strecke hinter ihr findet sich als gebräunte Partie an der Unter-
seite des Labrums das Epipharyngealorgan. Eine solche Epipha-
ryngealplatte, welche also nicht der Oberfläche, sondern der Unter-
fläche des Labrums d. h. der' Dorsalwand der Mundhöhle angehört,
findet sich auch bei anderen Formen, wird z. B. von Tkägaedh auch
266 J- C. H. DE Meijere.
für Ephiidra ange.i^eben. Nach AVeismann würde die un])aare Spitze,
welclie gewühnlicli als das Labrum gedeutet wird, aus den zwei ver-
wachsenen Mandibeln gebildet werden; nach seiner Beobachtung
würde sie ja durch Verschmelzung der Anhänge des Mandibular-
segments entstehen ^). Von anderen Forschern ist dies angezweifelt
worden, weil sie von vornherein geneigt waren, die „Mundhaken"
als die echten Mandibeln zu betrachten. Die Homologie letzterer
bildet bekanntlicii eine viel umstrittene Kontroverse. Lowne meint,
daß die Spitze aus Labrum und den beiden Mandibeln gebildet wird;
nach ihm seien die Mundhaken sekundäre Iiitegumentverdickungen auf
der Maxillarpartie der Mundhühlenwandung („they are the retractile
claws of the maxillae" ^) ). Daß die ungepaarte Spitze wirklich aus
3 Teilen hervorgeht, dafür sprechen mehrere Beobachtungen; sehr
ersichtlich sind sie z. B. bei der jungen Ep/iijdra-harve (Tkägardh,
tab. 2 fig. 2 b); auch beim 1. Stadium der Larve von Egle (Äntho-
myia) sprHct Meig. erwähnt dieser Autor 1 Paar neben der Mittel-
spitze liegender Stäbchen. Es ist also nicht sofort zurückzuweisen,
daß wir es hier mit den Rudimenten der Mandibeln zu tun haben.
Auch mir will es scheinen, daß die „Mundhaken" Teile der Maxillen
sind. Im allgemeinen finden wir bei Dipteren-Larven eine Tendenz
zur Rückbildung der Mandibeln. Wir sahen schon oben, daß sie auch
bei den Orthorrhaphen sehr oft mit den Maxillen zusammenwachsen
und bis zur Unkenntlichkeit verschwinden können, wie es nament-
lich bei den Stratiomyiden der Fall ist. Damit steht wohl im Zu-
sammenhang ihr völliges Fehlen bei den Imagines der höheren
Dipteren. Ferner sind auch schon bei Lonc/iopfcra die Mandibeln sehr
zurückgegangen, während die Maxillen hier gut ausgebildet sind.
Es wäre immerhin möglich, daß in diesem besonderen Zweig diese
Rückbildung stattgefunden hätte, in Verbindung mit anderen Tat-
sachen spricht es jedoch eher für einen allgemeinen Rückgang der
Mandibeln bei den Cyclorrhaphen. Eine Umbildung des IMaxillarlobus
in ein mandibelartiges Organ finden wir auch schon bei den
Mycetophiliden, desgleichen sind sie sehr stark bei den Asiliden,
so daß auch in dieser Hinsicht Parallelfälle vorhanden sind. AA'egen
der umfangreichen Verwachsung, welche bei den Mundteilen der
Cyclorrhaphen stattgefunden hat, hält es sehr schwer zu entscheiden.
1) Weismann, Die EntwickUmg der Dipteren im Ei, in: Z. wiss.
Zool., Vol. 13, 1863, p. 194.
2) Lowne, The ßlowfly, p. 40.
Diptereu-Larven und -Puppen. 267
welcher Teil der Maxillen von den Mundhaken repräsentiert wird;
wir finden von ihnen eben die Taster an der Außenseite des Kopfes;
ein kleines Skeletteil an der Basis der Mundhaken wäre ich geneigt
als Rest des Cardos zu deuten. M. E. spricht, bei der im allgemeinen
starken Entwicklung des Lobus bei mehreren Dipteren-Larven, wenig
dagegen, in den Mundhaken den stark chitinisierten Maxillenlobus
zu erblicken.
Bemerkenswert ist, daß die Mundhaken bei den Phoriden
Fig. 155, 156) eine andere Gestalt besitzen als gewöhnlich bei den
Eumyiden. Sie sind nicht nach unten und hinten gebogen, sondern
oft mehr oder weniger schaufeiförmig und horizontal gelagert, oder
sie laufen in eine kurze, etwas nach oben gebogene Spitze aus. ^)
Erstere Gestalt zeigen sie auch bei der Ephyclra-L?iYYe.'-) Auch
dieser Umstand dürfte dafür sprechen, daß es nicht die Mandibeln
sind.
Bei Phora findet sich die Querbrücke, desgleichen wenigstens in
den ersten Stadien die Oberlippe; bei Pipunculiden ist von keiner von
beiden eine Spur vorhanden. In allen Fällen scheint aber in der
Seitenwand der Mundhöhle jederseits ein stabförmiges Chitinstück er-
halten zu bleiben, welches hinten mit den Vertikalplatten verbunden
bleibt. Man findet diese Lateralfortsätze bei Calliphora, Drosophiki,
Phora in gleich schöner Ausbildung (Fig. 147, 158, 155). Daß sie
in Jugendstadien mit der dann noch öfter vorhandenen Oberlippe
zusammenhängen, gleichsam deren Schenkel bilden, darauf hat auch
Teägardh*), der die Homologien des Pharynxskelets der höheren
Dipteren gleichfalls besprochen hat, hingewiesen. Bisweilen sind
die Lateralgräten zurückgegangen, so fehlen sie z. B. bei der
erwachsenen Larve von Pegonußa nigritarsis, welche in Rumex-
Blättern miniert.
Andererseits finden sich bisweilen überzählige Chitingebilde, so
bildet Teägärdh^) für das 1. Stadium der Larve vom AntJtomyia
spreta Meig. neben den Mundhaken ein Plättchen mit fein gezäh-
neltem Rande ab, dessen Homologie augenblicklich nicht genau fest-
1) Keilin, 1. c, fig. 2 u. 26.
2) TßÄGARDH, S., Beiträge zur Kenntnis der Dipterenlarven , in :
Ark. Zool., Vol. 1, 1903, p. 6—17.
3) Keilin, p. 81, tab. 1 fig. 2—4.
4) Trägärdh, tab. 3 fig. 5 ; tab. 2 fig. 3,
5) Trägärdh, S., En svampätande Anthomyid-Larv, Egle (Anthomyia)
spreta Meig., in: Ark. Zool., Vol. 8, 1913, No. 5, p. 4, 5.
268 J- C. H. DE Meijere,
zustellen ist. Daß bald die Lateralgräten relativ stärker ausgebildet
siud und die Mundhakeu mit ihnen articulieren (z. B, bei Fphydra),
bald das labiale Skeletstück (z. B. Calliphora), darauf hat schon
Trägäkdh ') hingewiesen. Auch hier bleibt in den Einzelheiten noch
vieles zu erforschen.
Bekanntlich gehören zum Schlundgerüst der Eumyiden-Larven
noch eine Anzahl kleinerer Chitinstücke, deren Homologie seit Weis-
mann's grundlegenden Untersucliungen verschiedenartig beurteilt
wurde und im einzelnen sehr schwer festzustellen ist. Sehr voll-
ständig und schön beobachtete ich sie bei einer 7)ro«op//?7ft-Larve.
Man findet liier zwischen den Mundhaken und den großen schon
besprochenen Vertikalplatten mit ihren langen hinteren und kurzen
vorderen Fortsätzen zunächst ein H-förmiges Stück, ferner ein
medianes, oben ausgehöhltes Plättchen und vor demselben jederseits
ein kleines Chitinstückchen. Wenn wir erwägen, daß dicht hinter
dem H- förmigen Stück die Ausmündungsstelle der Speicheldrüse
liegt, so liegt der Schluß nahe, daß dieses Stück dem Unterlippen-
skelet, speziell wohl dem Mentum, homolog ist, zumal an derselben
Stelle auch bei Lonc/ioptera ein entsprechendes Chitingebilde vor-
handen ist, welches auch 2 vordere Fortsätze aufweist. Das unpaare
Plättchen, welches sich im vorderen Teil des H vorfindet, zeigt
nicht immer diese Gestalt; bei Ephydra erwähnt Trägardh hier
eine zweite schmale Querbrücke im H, während bei Calliphora hier
2 breite Plättchen nebeneinander gelagert sind. Auch diese Gebilde
gehören wegen ilirer Lage Avohl mit zur Unterlippe. Bei Calliphora
bilden sie das untere Pliaryngealorgan (Wandolleck), was den
Tastern der Unterlippe entsprechen dürfte; demnach wäre diese
Partie mit dem Prämentum homolog. Daß diese Partie der Unter-
lippe angehört, dafür spricht auch, daß nach Wandolleck (Platycephala
planifrons p. 20) eine kleine Strecke rückwärts sich die beiden
kleinen subphar3aigealen Imaginalscheiben finden. Desgleichen liegt
bei Calliphora (Holmgren), P/af^/cf^j/m/a (Wandolleck) in der dorsalen
Pharynxvvand, hinter der weichen Oberlippenspitze, das Epipharyngeal-
organ, was schon oben erwähnt wurde.
SchAver mit Sicherheit zu deuten sind dagegen die beiden seit-
lichen Chitinstückchen. Es wäre möglich, bei dem großen Anteil,
welchen offenbar die mit ihren Tastern bis auf den äußeren Kopf-
1) Trägardh, Zur Anatomie und Entwicklungsgeschichte der Larve
von Ephydra riparia, ibid., Vol. 1, 1903, p. 13.
Dipteren-Larven und -Puppen. 269
teil reichenden Unterkiefer besitzen müssen, daß diese Stückchen die
Reste der Cardines repräsentieren, welche sich auch in anderen
Fällen als sehr resistent erwiesen haben.
Korrespondierende Stücke sind aber bei Lonchoptera nicht nach-
weisbar. Bei Ephydra kommen nach Teägaedh's fig. 3, tab. 2 in
dieser Region noch 2 überzählige Chitinstäbchen vor.
Bei Phorci ist das ünterlippengestell insofern vollständiger, als
die beiden vorderen Fortsätze sich zu einer zahnartigen Spitze ver-
einigen, welche mit der gleichfalls zahnartigen Oberlippenspitze bei
Eumyiden nicht zu verwechseln ist. In Keilin's ausführlicher Arbeit
über Phoriden-Larven ^) finden sich mehrere Figuren, welche sich
auf diese Verhältnisse beziehen. Seine fig. 26 stellt einen Längs-
schnitt des Pharynx der PJiora n^/Zpes-Larve dar ; wenn er hier einen
kleinen Vorsprung in der wenig chitinisierten Grube unmittelbar
vor dem Endzahn als Hypopharynx bezeichnet, so glaube ich nicht,
daß er hierin Recht hat, weil das fragliche Gebilde eine Strecke
weit vor der Mündung der Speicheldrüse liegt, diese Mündung sich
aber vor dem Hypopharynx zu finden pflegt.
Tentorialstäbe sind uns, obgleich schwach entwickelt, noch bei
der Lonchoptera-lj2iVYQ begegnet. Den Eumyiden-Larven scheint
jede Spur derselben abzugehen. Hiermit stimmt wohl, daß sie auch
im imaginalen Kopf bei dieser Gruppe nicht mehr vorhanden sind,
während sie bei den Orthorrhaphen ein öfters kompliziertes inneres
Kopfskelet bilden, wie es z. B. aus der bezüglichen Abbildung
Beelese's für Tabanus hervorgeht. -)
Bei den Syrphiden ist das Verhalten verschiedenartig. Leicht
erkennbar sind die verschiedenen Teile z. B. bei Eumerus. Hier
sind die Mundhaken relativ groß, mit mehreren Sekundärzähnen
versehen, ^^'eiter nach hinten liegen die oberen und unteren Fort-
sätze; von dem Vorderende ihres gemeinsamen Abschnittes geht
jederseits ein Fortsatz nach vorn; dies sind die Lateralstäbe. Li
der unteren Pharynxwand findet sich die Unterlippe, welche vorn
in einer breiten Spitze endet, während zwischen Lateralgräte und
Unterlippe noch ein längliches Chitinstück vorhanden ist, welches
vielleicht mit dem unter der Lateralgräte der Eumyiden liegenden
Fortsatz vergleichbar ist. Die obere Wand der Kopfblase ist wenig
chitinisiert ; es fehlt demnach auch eine eigentliche Oberlippe.
1) Keilin, D., Recherches sur la morphologie larvaire des Dipteres
dugenre Phora, in: Bull. sc. France Belgique (7), Vol. 44, 1911, p. 27 — 88.
2) Beklese, A., GH Insetti, p. 352, fig. 416.
270 J- ^- H. DE Meijere,
Älinlich verhält sich nach Holmgren's Mitteilungen und Figuren
die Larve von Microdon. Vor kurzem hat auch Maria Andries die
Larve von Microdou ausführlich studiert (in : Z. wiss. Zool. A^ol. 103,
1912, p. 300 — 361). Auch sie fand hier die Mundhaken relativ
stark entwickelt. Das Labium ist kurz, setzt sich aus mehreren
Stücken zusammen, es endet vorn in einer am Vorderrand ausgekuppten
Platte (1. c, p. 33(i, Textfig. 13). Dagegen ist bei Sijrphus (Fig 154)
die Unterlippe sehr stark entwickelt und in 2 lange, vorn ver-
bundene und dort einen kurzen spitzen Fortsatz tragende Stäbe
umgewandelt, während die Mundhaken demgegenüber zurückgegangen
sind bzw. ganz fehlen. Es hängt dies wohl mit der Lebensweise
zusammen: diese Tiere ernähren sich bekanntlich von Blattläusen,
welche sie aussaugen. Die Lateralgräten sind bei S/jrpJms relativ lang
und treten vorn in eine Spitze zusammen, welche also gleichzeitig
die Spitze der Obeilippe darstellt. Deren Vorhandensein ist auch
aus dem von Keilin ^) gegebenen Längsschnitt erkennbar.
Während bei den Dipteren im allgemeinen die Tendenz
zur Verschiebung der Kopfganglien in den Thorax vorherrscht, ist
die dementsprechende Verkleinerung des Kopfes und die Verschie-
bung der Ursprungsstelle der imaginalen Augenscheiben auf sehr ver-
schiedenartige Weise vonstatten gegangen. Schon bei Chironomiden mit
gut augebildetem Kopf begegnen wir der erwähnten Verschiebung.
Die Ränder der Präfrons bilden hier vertikal in den Kopf ein-
dringende Falten, welche sich hinten verlängern und hinten in den
Prothorax eingetaucht sind, durch eine breite, platten form ige hori-
zontale Falte desselben überwölbt. Im hinteren Teil dieser verti-
kalen Falten entstehen an der Außenseite die Augenkeime. In ihrer
Nähe liegen die Antennenscheiben, deren Produkte wegen der Länge
der zu bildenden imaginalen Antennen zuletzt weit vorragen und in dem
Lumen dieser Falten, welches oben nur durch die Cliitinschicht der
Larve abgeschlossen ist, Platz finden. Die bezüglichen Verhältnisse
sind ausführlich von Miall u. Hajimoxd in ihren schönen Arbeiten
über die Chironomiis-hurve beschrieben. -)
1) Keilix , Sur une formatiou fibrillaire intracellulaire dans la
tuoique de la glande salivaire chez les larves de Syrphinae, in : Cß. Acad.
Sc. Paris, Vol. 156, 1913, p. 908.
2) Miall, L. C. and A. R. Hammond, The development of the
head of the Image of Chironomus, in : Trans. Linn. Soc. London, Zool. (2),
Vol. 5, 1892, p. 265— 279. — Dies., The harlequin fly, l'JOO, p. 127—135.
Dipteren-Larven und -Puppen. 271
Nach Holmgren's Figuren von Mycetophila ^) sind solche Falten
auch bei Mycetophila vorhanden, sie setzen sich aber nur wenig
hinter den Kopf fort, weil hier das Cerebralgangliön , obgleich bei
den reifen Larven gleichfalls nicht mehr im Kopfe liegend, doch
in dessen unmittelbarer Nähe vorn im Prothorax liegt ; die Imaginal-
scheiben der Augen liegen demnach dicht hinter dem Kopfe.
In sehr besonderer Weise reduziert ist der Kopf bei den Ceci-
domyiden-Larven (Fig. 150). Eigentümlich ist hier, daß der Kopf
gleichsam in zwei Abschnitte getrennt erscheint, von welchen der
vordere wenigstens noch zum Teil chitinisiert, der hintere ganz
membranös ist ; auf letzterem finden sich die Augenflecken, was schon
dafür spricht, daß wir in ihm den Endteil des Kopfes zu erblicken
haben. Auch Dufour und Mik haben ihn zum Kopfe gerechnet,
während Kieffer"^) es als 2. Segment mit dem Namen: ,.le cou"
bezeichnet. Die Chitinspangen des vorderen Kopfabschnittes, welcher
in den hinteren Abschnitt einziehbar ist, hat Kieffer in seiner
tab. 26 fig, 1—3 genauer angegeben und auf p. 314 seiner Arbeit
beschrieben. Auf p. 317 teilt er mit, daß das Cerebralganglion im
hinteren Teile des 1. und im vorderen Teil des 2. Thoraxringes
liegt. Die Bildung des imaginalen Kopfes ist von Marchal studiert.
Bei den Tipuliden herrscht ein ganz anderes Verhalten vor.
Hier ist die ganze Kopfkapsel, mit Ausnahme von Trichocera (Fig. 21,
22, 173), größtenteils in den Prothorax fest eingezogen und zeigt
infolgedessen allerhand Grade von Reduktion (Fig. 174). Bisweilen
ist der eingezogene Kopf noch nahezu vollständig, z. B. bei Tricy-
pliona, während in extremeren Fällen nur noch einige Chitinspangen
übrig bleiben, welche hinten frei in den Prothorax hineinragen. Die
Imaginalscheiben der Augen entspringen bei Trichocera dicht vor
dem hinteren Kopfrande und sind wegen der Lage des Gehirn-
ganglions im hinteren Teile des Kopfes nur kurz, es kommt hier
also nicht zur Bildung von Vertikalfalten wie bei Chironomus, das
Verhalten ist aber viel einfacher. Wo bei den Formen mit ein-
gezogenem, reduziertem Kopf die Augenscheiben entspringen, ist
noch nicht genügend erforscht worden.
1) HOLMGREN, N., Monographische Bearbeitung einer schalentragenden
Mycetophilidenlarve (Mycetophila ancyliformans n. sp.), in: Z. wiss. Zool.,
Vol. 88, 1907, p. 1—78, fig. 18, 23, 28. — Man vgl. seine Figuren
für Chironomus, ibid., Vol. 76, tab. 27 fig. 2, 3.
2) Kieffer, Monographie- des Cecidomyides etc., in: Ann. Soc.
entomol. France, Vol. 69, 1900.
272 'T. C. H. DE Meijere,
Ebenso harrt das eigentümlich reduzierte Kopfskelet der Ble-
pharoceriden-Larven noch genauerer Untersuchung.
Wieder einö besondere Entwicklungsrichtung wird durch die
Therevidenreihe vertreten, zu welcher außer dieser Familie auch
die Asiliden, Empididen (Fig. 171), Dolichopodiden gehören, viel-
leicht die ganze Gruppe der Heterodactyla Beauer's, also auch
die Apioceridac, Mijdaidae, Scenopinidae und Bomhißiidae.
Hier ist der Kopf bisweilen noch vollständig und frei (There-
viden [Fig. 178], Asiliden), sondern es schließt sich an ihn eine
stabförmige Chitingräte an (die metacephale Gräte), welche bisweilen
median längsgeteilt erscheint und an ihrem hinteren Ende, -welches
weit in den Thorax hineinragt, die Augenblasen trägt. Das Gehirn-
ganglion ist hier dementsprechend weit nach hinten verschoben.
Die Tentorialstäbe zeigen hier eine sehr beträchtliche Entwicklung.
Sowohl die Metacephal- als die Tentorialstäbe sind auch bei den
Empididen und Dolichopodiden, welche sehr ähnliche Larven be-
sitzen, außergewöhnlich groß; die äußere Kopfwand ist in diesen
Familien aber sehr viel schwächer geworden, der ganze Kopf hat
überhaupt nur geringen Umfang. Hier ist also das äußere Skelet
dem inneren gegenüber stark zurückgetreten. Mit den Augenblasen
treten weder die Vertikalplatten noch die Tentorialstäbe in irgend-
welche Berührung.
Ganz anders ist das Verhalten in einer zweiten Reihe der Or-
thorrhaphen, zu welcher zunächst die Stratiomyiden (Fig. 175) ge-
hören. Das Verhalten erinnert dadurch an dasjenige der Tipuliden,
daß auch hier der Kopf mehr oder weniger in den Prothorax
hineingewachsen ist. Dies gilt aber nur für die dorsale Wand des-
selben, Avährend die ganze Ventralwand, Avelche größtenteils durch
das Submentum eingenommen wird, frei hervorragt. Der einge-
zogene Teil wird auch schon bei gewissen Stratiomyiden recht be-
deutend, erreicht aber bei verwandten Familien (Leptiden [Fig. 176,
177], Tabaniden) einen ganz besonderen Umfang, wohingegen dann
der freie Teil nicht nur viel kleiner, sondern auch viel weniger
chitinisiert und bisweilen größtenteils membranös ist; auch im ein-
gezogenen Teil aber ist die Chitinisierung nicht immer vollständig.
Die Kopf blasen entspringen hier unmittelbar vor dem hinteren Ende
der Kopfplatte, also an gewöhnlicher Stelle, und haben weder mit
den Vertikalplatten, noch mit den Tentorialstäben nähere Beziehung.
In diese Ueihe dürften alle Familien gehören, welche Ostex-Sackex als
Eremochaeta, Bkaüee als Homoiodactyla zusammenfaßte. Audi
Diptereu-Larven und -Puppeu. 273
die Imagines zeigen demnach charakteristische Merkmale, nämlich das
Fehlen der Macrochäten und das Vorhandensein von 3 Fußläppchen.
Bei der Cyclorrhaphen-Reihe tritt wieder ein anderes Prinzip
in den Vordergrund. Von besonderer Bedeutung sind hier die
Vertikalplatten. Diese lösen sich hier auch in ihrem Vorderende
von der dorsalen Kopfwand ab; nur ganz vorn hängen die beiden
Platten mit dem hinteren Rand des Labrums zusammen. Dafür
treten sie aber in dem vorderen Teil am oberen Rande eine Strecke
weit miteinander in Berührung; diese Strecke ist entweder ganz
(Lonchoptera (Fig. 180)) oder nur hinten (Eumyiden (Fig. 181)) stärker
chitinisiert und gebräunt. An ihren unteren Rändern verbinden sie
sich mit der Pharynxwand und ragen hier als untere Fortsätze
vor, während der freie obere Teil als die oberen Fortsätze in den
Thorax hineinragen, an deren Hinterenden sich die Augenblasen
anschließen. Letztere entspringen hier also nicht mehr von der
dorsalen Kopfwand oder einem besonderen Metacephalstab, sondern
sind auf die Vertikalplatten übergegangen. Tentorialstäbe sind hier
nur ausnahmsweise (Lonchoptera) noch nachw^eisbar.
Da diese Vertikalplatten Einstülpungen am Rande der Post-
frons darstellen, so sind sie als Anhänge nach innen von den diese
Grenze berührenden Platten zu betrachten und kann es nicht
wundernehmen, daß aus ihnen sich die Organe bilden können,
welche gewöhnlich an der Kopfoberfläche entstehen. Wie aus
diesen im Innern des Kopfes der Fliegenmade liegenden Platten
die Imaginalscheiben der Augen und der Antenne gebildet werden
und wie zuletzt im Anfang des Puppenstadiums der größte Teil des
imaginalen Kopfes nach außen vorgestülpt wird, ist vor vielen
Jahren von Weismann und später ausführlicher von v. Rees be-
schrieben worden. Ich möchte noch im besonderen darauf hin-
weisen, daß auch das Untergesicht der Fliege, welches auch von
Beelese ^) als die Präfrons bezeichnet wird, erst bei dieser Her-
vorstülpung an die Oberfläche gelangt, also mit demjenigen Teil
der Präfrons homolog ist, welches sich als Vertikalplatte nach
innen gefaltet hat.
Der vordere gemeinsame Teil und die unteren Fortsätze des
Schlundgerüstes werden bei diesem Prozeß nicht umgestülpt. Sie
bleiben faltenartig and erhalten neue Chitinplatten, welche als
Fulcrum in dem kegelförmigen einziehbaren Kopfteil der Fliege ge-
1) Beelese, A., Gli Insetti, p. 102, fig. 65.
Zool. Jahrb. XL. Abt. f. Syst. 18
274 J- ^ • N- DE MkIJERK,
lagert sind, an deren Spitze sich die Mundöffnung und die Mund-
teile finden. Eben diese kegelförmige Fortsetzung des Kopfes ist
eine Eigentümlichkeit der Cyclorrliaphen. Osten-Sacken \) hat darauf
hingewiesen, daß schon Latreille dieser Unterschied aufgefallen
ist, wenn er von seinen Athericeres angibt: „Le sucoir et les palpes
sont inseres a une distance notable de la cavite buccale, pres du
coude de la trompe, qui est entierement retiree dans cette cavite,
et en forme de siphon, raais dont le su(;oir n'est jamais alors com-
pose que de deux pieces." Die kegelförmige Partie bezeichnet er
hier also als Basalteil des Rüssels; letzterer fängt eigentlich erst
an der Spitze desselben an. Die Umstülpung hat aber das zur
Folge, daß zwischen den beiden Hypodermisblättern, welche zwischen
sich das Chitin der oberen Fortsätze abgeschieden haben und da-
durch fest verbunden sind, nicht eine einheitliche, sondern je eine
Chitinschicht abgeschieden wird. Die untere Hypodermisschicht bildet
die obere Wand vom Kopfkegel und das Untergesicht, die obere
die Stirne. Auf der Grenze liegt bei den Eumyiden das Ptilinum
(die Kopfblase, welche zur Sprengung des Pupariums benutzt wird).
Ihr Auftreten an dieser Stelle ist leicht erklärlich, es ist ein sekun-
därer sackförmiger Anhang an der tiefsten Stelle des ungepaarten
vorderen Teiles der oberen Fortsätze.
Während also sowohl bei den Lonchopteriden wie bei den
übrigen Cyclorrhaphen sich die Vertikalplatten zu fast selbständigen
inneren Chitingebilden entwickelt haben, findet sich zwischen beiden
Gruppen dieser wichtige Unterschied, daß bei den letzteren jetzt
eine Einstülpung des vor der Mundöffnung, bzw. Labialspitze liegenden
Kopfteiles eintrat, wodurch das Kopfatrium (Wahl-)) gebildet
wurde; dies ist also der Abschnitt zwischen der primären, inneren
Mundött'nung und der sekundären. Nach diesem Merkmal habe ich
seinerzeit die Lonchoptem unter dem Namen: Anatria als I.Gruppe
der Cyclorrhapha aufgeführt. Die Labialregion samt den damit zu-
.sammenhängenden Vertikalplatten entsi)rechen dem „Frontalsack"
A\'AHr/s, mit welchem ich also in der Auffassung dieser Teile nicht
ganz übereinstimme, denn die Vertikalplatten sind auch, wie bei
1) Osten-Sacken, in: Entomol. moothly Mag. (2), Vol. 13, 1902,
p. 228.
2) "Wahl, Br., Über das Tracheeusystem und die Imaginalscbeiben
der Larven von Eristalis teuax, in: Arb. zool. Instit. Wien, Vol. 12,
1899, p. 43—49.
Dipteren-Larveu und -Puppen. 275
Thereva, schon bei ganz vollständigem Kopfe vorhanden und
bilden eben den größten Teil des Frontalsacks.
Bezüglich der Auffassung des Kopfbaues bei den Larven der
Cj^clorrhaphen finde ich mich nach dem Obigen in bedeutend größerer
Übereinstimmung mit den älteren Auffassungen von Weismann,
VAN Rees, Wahl als mit den neueren von Holmgren und R. Becker.
Ihr Verfahren, den eingezogenen Kopf der Tipuliden als phylo-
genetische Zwischenstufe anzunehmen, ist als verfehlt zu betrachten ;
desgleichen sind Stratiomyia, bzw. Atlierix aus der phylogenetischen
Reihe auszuschalten. Am vorderen Körperende findet sich wirklich
noch ein, wenn auch kurzer Rest des Kopfes frei hervorragend, und
die Antennen, bzw. Maxillartaster sind nicht auf den Prothorax
gerückt. An diesem Kopfe haben zweierlei, ganz auseinander zu
haltende Prozesse stattgefunden: 1. die Bildung des Frontalsacks,
welcher hinten in die 2 Blasen ausläuft, welche je eine Augenanlage
besitzen. Diesen Sack habe ich auf die auch bei vollständigem
Kopf bisweilen vorhandenen Vertikalplatten des Tentorialapparats
zurückgeführt, sie bilden demnach keine neue Kopfeinstülpung, wie
es von den älteren Autoren angenommen wurde. Bei allen Cyclor-
rhaphen, mit Ausnahme von Lonchoptera, kommt dann 2. eine wirk-
lich neue Kopfeinstülpung hinzu, nämlich die besonders oben und an
den Seiten die Mundhöhle begrenzende Partie, w^elche zu der Bildung
des Kopfatriums führt.
Es bleibt demnach auch bei den Museiden ein, wenn auch wünziger
Teil des Kopfes frei hervorragend, und dieser trägt die Fühler und
Maxillartaster, und es fällt die von Becker selbst hervorgehobene
Schwierigkeit hinweg, anzunehmen, daß diese Organe sich auf den
Prothorax verschoben haben, wie es bei seiner Auffassung not-
wendig ist.
Wir kommen also zu dem Schlüsse, daß die Reduktion des Kopfes
bei den Dipteren-Larven auf sehr verschiedenartige Weise statt-
gefunden hat und daß sich verschiedene Reihen unterscheiden lassen,
welche sich nicht voneinander, sondern nur von einer gemeinsamen
primitiven Form herleiten lassen. .Hier ist zunächst an Myceto-
philiden, Ptychopteriden, Trichocera, Rhyphiden zu denken, Gruppen,
w^elche auch, was die Imagines anlangt, alte Formen repräsentieren.
Nach diesem Larvenstudium ist es demnach auch nicht möglich, die
Cyclorrhaphen von den Orthorrhaphen herzuleiten, sondern ist die
Wurzel dieser Gruppe auf viel primitivere Formen zu verlegen, aus
welchen auch die älteren Orthorrhaphen-Familien, speziell die There-
18*
276 J- C". H. DE Meijere,
viden und die Xyloniyiden, ihren Ursprung genommen haben. Die
oft hervorgehobene Ähnlichkeit der älteren Cyclorrhaphen, speziell
der Phoriden, z. B. mit gewissen Nemoceren-Familien, tritt hierdurch
in ein neues Licht ; dagegen wird die von mehreren Forschern, u. a.
von Osten-Sacken und Verhall, behauptete Verwandtschaft von
Lonchoptera mit den Dolichopodiden wenig wahrscheinlich.
"Wenn für letztere Ansicht unter anderem der Bau des Hypopygs
als Stütze aufgeführt worden ist, so möchte ich auf die große Über-
einstimmung hinweisen, welche das Hypopyg von Lonchoptera mit
demjenigen gewisser Mycetophiliden zeigt, wie z. B. aus dem Ver-
gleich meiner LoncJiojjtera-Figm'en ') mit denjenigen von Trichonta,
welche Landrock (in : Ztschr. wiss. Insektenbiologie, 1913, p. 89 u. 90)
gibt, hervorgeht. Auch die Bildung des Kopfes ist doch eine sehr
verschiedene.
Die Kluft zwischen Orthorrhapha Brachycera und Cyclorrhapha
ist nach meinen Befunden eine sehr tiefe; beide Gruppen sind wahr-
scheinlich gesondert von den Nemoceren herzuleiten.
b) Segment zahl.
Die Zahl der erkennbaren Hinterleibssegmente ist bei den
Dipteren-Larven meistens 8 ; dann trägt das letzte, außer dem Anus,
auch die beiden Hinterstigmen, meistens an seiner hinteren Fläche.
In mehreren Fällen sind 9 deutliche Ringe erkennbar, so bei manchen
Eucephalen, z. B. bei Scatopsc; bei Bibioninen ist die Trennung der
beiden letzten Abschnitte weniger deutlich. Aus dem Verhalten
bei den Bibioniden geht hervor, daß das Stigma des 8. Ringes sich
allmählich nach hinten zu verschieben geneigt ist; bei Bihio und
Düophus ist es schon auf den 9. Ring gerückt; es läßt sich an-
nehmen, daß zufolge dieser Verschiebung der 8. Ring mehr und mehr
zurücktrat und zuletzt in den 9. ganz aufgenommen wurde. Auch
Ptyclioptera zeigt 9 Hinterleibsringe, desgleichen Bicranota (Miall);
bei den Tipuliden sind im übrigen meistens die zwei hinteren Ringe
zu einem verschmolzen, nachdem auch hier, wie schon bei Dicm-
nota deutlich, das letzte Stigma sich auf das letzte Segment ver-
schoben hat.
Bei Diocfria fand ich das 8., letzte Hinterleibssegment noch
ziemlich deutlich in eine vordere und hintere Partie geteilt.
1) DE Meijere, J. C. H., Die Loncboptereu des palaearktischen
Gebietes, in: Tijdschr. Entoraol., Vol. 49, 1906, tab. 4, 5.
Dipteren-Larven und -Puppen. 277
Daß der After bisweilen etwas nach vorn verschoben ist und
bei gewissen Tachinen-Larven nicht dem 8., sondern dem 7. Hinter-
leibssegment angehört, wird von Pantel ^) betont, der auch auf das
verschiedene Maß der Reduktion des vorderen und hinteren Körper-
endes bei den Eumyideu-Larven hingewiesen hat. So soll nament-
lich bei Thrixion das Kopfrudiment („le segment pseiidocephalique'')
sehr stark reduziert sein („reduit a deux bätonnets antenniformes,
ä la base desquels s'ouvre l'orifice buccal"). Seiner Annahme, daß
bei diesen Larven die 4 auf das Kopfrudiment folgenden Ringe als
Thoracalringe zu bezeichnen sind, kann ich im übrigen nicht bei-
stimmen.
Eine Eigentümlichkeit einiger Dipteren-Larven bildet die starke
Entwicklung der Zwischensegmente, d. h. der die Segmente verbinden-
den Membranen oder noch besser der faltbaren Segmentabschnitte,
welche sich zwischen je zwei nicht faltbaren Teilen aufeinander fol-
gender Segmente zu finden pflegen. Bei mehreren tritt ein solcher
Abschnitt ventral zwischen Kopf und Thorax auf. Ich fand ihn
bei der jungen T/?erem-Larve, bei Asiliden, bei Leptis, auch schon
bei Scatopse.
Eine große Anzahl gut entwickelter Zwischensegmente ist seit
langer Zeit für die Thereviden-Larven, auch von Scenopinus bekannt.
Hier sind sie ringsum so lang wie die zwischenliegenden echten
Segmente, so daß der Körper in eine große Anzahl Ringe geteilt
erscheint. Über die Homologie dieser verschiedenen Abschnitte sind
die Forscher nicht einig. Packaed nimmt bei Scenopinus 7 Zwischen-
segmente an, so daß nach ihm die Hinterstigmen am 1. Zwischen-
segment liegen. Nach Beauee gibt es deren 6; er verlegt die
Hinterstigmen auf das 8. Körpersegment. Letzteres dürfte richtig
sein. Auf dieses Segment folgen dann noch 3 weitere Abschnitte,
von denen der letzte sehr kurz ist und die 2 kurzen „Afterfüße"
trägt. Als Zwischensegment sind nach dieser Deutung nur die Ringe
zu betrachten, welche vorn und hinten schmäler sind als die an-
grenzenden Glieder, wie es ja auch dem Begriife der Inter-
segmentalmembranen entspricht. Für die Deutung bei TJiereva gibt
das Verhalten der von mir oben beschriebeneu DolicJiopus-LsiYYe
einen Anhalt: zwischen den 6 ersten Abdominalsegmenten bei
dieser sind 5 deutliche Zwischensegmente erkennbar, welche aber
1) Pantel, J., Sur l'unification du nombre des segraents dans les
larves des Museides, in: CR. Acad. Sc. Paris, 25 janvier 1909.
278 J- C. H. DE Meijere,
viel kürzer sind als die benachbarten Glieder. Hier liefen die
Stigmen am 8. Segment, welches gleichzeitig die Analöftnung trägt.
Bei Thereva findet sich noch außerdem ein Zwischensegment zwischen
dem 6. und 7. Segment, und außerdem ist die Hinterleibspitze
komplizierter gebildet und zeigt noch mehrere Segmentgrenzen.
Durch zweierlei Momente ist demnach die scheinbare große Segment-
zahl der Thereva-ljiXYYQ bedingt. Falls wir den sehr kurzen
letzten Abschnitt nicht als Segment mitzuzählen haben, so enthält
der Hinterleib von Thereva doch 10 Segmente, also eine relativ sehr
hohe Zahl. Vieles spricht aber dafür, daß wirklich hier eine sehr
alte Larve vorliegt. Es ist hier von Interesse, daß Schmitz ') der
Larve von Folylepta leptogaster gleichfalls 10 Segmente am Hinterleib
zuschreibt, von welchen aber das letzte unter normalen Umständen
stets, das vorletzte fast stets in eingezogenem Zustande getragen
werden.
c) Die Stigmen.
"Was die Stigmenzahl anlangt, so ist diese am größten bei den
Bibioninen. Bibio und Büoplms zeigen deren 10 Paare, nämlich je
eins am Pro- und Metathorax und an den 8 ersten Abdominalringen.
Das letzte dieser Stigmen gehört augenscheinlich dem 9., hier noch
ziemlich deutlich als besonderer Ring erkennbaren Segment an und
ist bedeutend größer als die übrigen. Daß es das nach hinten ver-
schobene Stigma des 8. Ringes ist, geht aus dem Verhalten bei
Scatopse genügend sicher hervor. Hier fehlt dem Metathorax das
Stigmenpaar, es sind also 9 Paare vorhanden. Die Stigmen stehen
auf kurzen seitlichen Vorsprüngen, nur beim letzten Stigmenpaar,
welches überhaupt größer ist, ist der Stigmenträger bedeutend um-
fangreicher und mehr nach oben gerichtet; er liegt knapp am Hinter-
rande des 8. Segments, während die übrigen Stigmenpaare in der
Mitte der Segmente gelagert sind, ist also auch hier schon nach
hinten verschoben.
Dieselbe Zahl von 9 Stigmenpaaren ist bei Cecidomyiden die
Regel; auch hier liegen die Stigmen am Prothorax und am 1.— 8.
Abdominalsegment; gewöhnlich hat sich das 8. Abdominalstigma
mehr oder weniger dem Hinterrande seines Segments genähert.
1) Schmitz, H., Biologisch-anatomische Untersuchungen an einer höhlen-
bewohnenden Mycetophilideularve , in: Natuurh. Grenootsch. Limburg,
Jaarboek 1912, Separat p. 24.
Diptereu-Larveu und -Puppeu. 279
(KiEPFEE, Monographie des Cecidomyides d'Europe etc. in : Ann. Soc.
entomol. Fran^-e, Vol. 69, 1900, p. 308). Die Mycetophiliden-Larven
sind im allgemeinen im Besitz von 8 Stigmenpaaren (am Protliorax
und den 7 ersten Abdominalsegmenten); am 8. Segmente fehlen sie
hier also (Osten-Sacken, Characters of the larvae of Mycetophilidae,
Separat p. 9).
Amphipneustisch ist unter den Mycetophiliden nach den Angaben
mehrerer Autoren die Larve von Mijcetobia; dasselbe Verhalten findet
sich auch bei TricJiocera und Ehyphus. In allen diesen Fällen ist
das 2. Stigmenpaar weit nach hinten an das letzte Körpersegment
gerückt.
Metapneustisch sind die meisten Tipuliden-Larven.
Ich möchte hier auch auf die Entwicklungsreihe, welche die
Stigmen selbst darbieten, kurz eingehen. Wie ich in meinen früheren
Veröffentlichungen über diesen Gegenstand^) nachgewiesen habe,
kommen gewöhnliche, offene Stigmen bei Dipteren-Larven nicht vor.
Immer bildet das äußerste Ende der Trachee einen soliden Strang,
welcher mit der „Stigmennarbe" als Rest der eigentlichen primären
Stigmenöffnung abschließt. Gleich unterhalb dieses kurzen Stranges
zeigt die Trachee einen seitlichen, blasenförmigen Anhang, welcher
seinerseits mit der Haut in Berührung tritt; an der Berührungsstelle
entstehen eine mehr oder weniger große Anzahl von meistens ovalen
oder länglichen dünneren Tüpfeln, welche höchstens median eine
wirkliche Spalte aufweisen können, welche aber, wenn vorhanden,
eine sekundäre Erscheinung sein dürfte. In bestimmten Fällen bleibt
die Blase ziemlich weit von der Haut entfernt und sendet Fortsätze
zu ihr, welche dann ihrerseits mit einem Tüpfel enden. Zahlreiche
Variationen auf dieses Thema kommen vor, von welchen ich eine be-
deutende Anzahl in meinen früheren Abhandlungen vorgeführt habe;
äußerst komplizierte Zustände traf ich seitdem bei den im Innern
von Hymenopteren - Imagines lebenden Conopiden - Larven '-) , und
auch bei Tachiniden - Larven wurden in jüngster Zeit mehrere
interessante Verhältnisse beschrieben, namentlich von Nielsen*^).
1) DE Meijere, J. C. H. , Über zusammengesetzte Stigmen bei
Dipterenlarven, usw., in: Tijdschr. Entomol., Vol. 38.
2) de Meijeee, J. C. H., Beiträge z. Kenntnis der Biologie und
der System. Verwandtschaft der Conopiden, in : Tijdschr. Entomol., Vol. 46,
p. 144—224.
3) Nielsen, J. C, lagttägelser over entoparasitiske Muscidelarver
hos Arthropoder, in: Entomol. Meddel. (2), Vol. 4, 1909. — Ders., Under-
280 J- C- H. DE Meijere,
Im allgemeinen sind nun bei den Euceplialen-Larven die Verhältnisse
noch weniger kompliziert. Meistens hängt die Blase selbst mit der
Haut nahe zusammen, und die Anzahl der Tüpfel ist noch gering;
die Blase ist meistens deutlich lateral, und die Stigmennarbe liegt
demnach neben der kurzen Tüpfelreihe. Solche einfachste Verhält-
nisse bieten die Sciarinen und Mycetophiliden. So fand ich z. B.
im vorderen Stigmenpaar bei der Larve von Mycetophüa imndata
ca. G dergleichen Tüpfel.
Bei den Cecidomyiden-Larven herrscht dasselbe Schema vor, die
Tüpfel sind hier aber meistens sehr klein und in geringer Zahl
vorhanden.
Bei den Bibioniden kommt es zu einer Komplikation. Hier wiid
die Anzahl der Tüpfel eine bedeutend größere; der Bogen, welchen
sie, auch wenn wenig zahlreich, gewöhnlich bilden, wird immer mehr
in der Richtung eines vollständigen Kreises umgewandelt. Sehr in-
struktiv ist hier die Larve von Scatopse (Fig. 4). Bei dieser sind
jederseits 9 Stigmen vorhanden; die 8 vorderen Paare zeigen einen
noch nicht geschlossenen Tüpfelring, obgleich die Zahl der Tüpfel
hier schon ziemlich bedeutend (ca. 8) wird; bei dem größeren und auf
längeren Fortsätzen stehenden hinteren Paar ist ein geschlossener Ring
von ca. 30 Tüpfeln vorhanden, die Stigmennarbe ist dort also zu einer
zentralen geworden. So glaube ich letztere aus der einfacheren
seitlichen Narbe ableiten zu dürfen.
Bei den Bibioninen, z. B. bei Diloplms, ist der Kreis bei allen
Stigmen geschlossen, die Stigmennarbe ist aber noch etwas exzen-
trisch gelagert, als Andeutung davon, daß ihre Lage eine ganz seit-
liche war.
Äußerst merkwürdig ist , daß die rnc/wcem-Larve sich , was
die Bildung ihrer Stigmen anbelangt, so ganz ähnlich wie die Bi-
bioniden verhält; auch bei ihren 2 Paar Stigmen sind die Tüpfel-
kreise geschlossen, die Stigmennarbe liegt aber bei den Vorder-
stigmen noch sehr deutlich exzentrisch, und wie bei den Bibioniden
ist der Tüpfelkreis durch einen breiten Ring, an welchen sich immer
zahlreiche Chitinsäulchen ansetzen, von der Narbe getrennt; bei den
Hinterstigmen ist eine zentrale Stigmennarbe vorhanden.
Nach demselben Schema wie das Hinterstigma der Trichocera-
Larve sind die einzig vorhandenen Hinterstigmen der meisten Tipu-
sögelsei' over entoparasitiske ]\[uscidelarver bos Arthropoder, in : Vid.
Meddel. naturh. Foren. Kjöbenhavn, Vol. 63, 1911.
Dipteren -Larven und -Puppen. 281
liden-Larveii s. 1. gebildet; bei den Tipulinen kommt es dann zu
einigen weiteren Komplikationen dadurch, daß statt eines einzigen
Tüpfelkreises deren mehrere vorhanden sind, während der Säulchen-
ring sich dementsprechend als besonderer Abschnitt zurückgebildet hat.
Wenn ich also die Phj^logenese der Stigmen mit zentraler Narbe in
obiger Weise fasse, so ist meine frühere Ansicht, daß diese Sorte sich
direkt an gewöhnlichen oifenen Stigmen dadurch ausgebildet hatten,
daß eine Haarfilzbekleidung sich zu einer Tüpfelplatte verbunden
hatte,^) hinfällig geworden; die zentrale Lage der Stigmennarbe ist hier
aber auch sekundär wieder erreicht, und diese Stigmen bilden eine
besondere Kntwicklungsrichtung der geschlossenen, mit Tüpfeln ver-
sehenen Stigmen.
Schon früher habe ich auf das eigentümliche ovale hintere
Stigmenpaar von Bihio, welches 2 Stigmennarben besitzt, hingewie.sen;
ich kann jetzt hinzufügen, daß bei Düophus ein weiterer Schritt
getan worden ist; hier besitzt das hintere Stigmenpaar 3 Stigmen-
narben (Fig. 10), welche in einem Dreieck angeordnet sind; die
Stigmen sind dementsprechend rund. Offenbar haben wir es hier
mit einer ganz sekundären Längsspaltung des Tracheenendes zu
tun, welche mit der Tendenz, den Tüpfelkreis dieses Stigmas mög-
lichst zu vergrößern, zusammenhängt.
Bei den im Wasser lebenden Larven zeigen die Stigmen eine
ganz andere Beschaffenheit ; eine ähnliche Schutzvorrichtung wie bei
den anderen Medien ist hier überflüssig; das Stigma ist entweder,
wenn es sich an der Wasseroberfläche befindet und das Tier atmet,
der Luft direkt ausgesetzt, oder, wenn das Tier untertaucht, wird es
durch Klappen oder durch Kinzielien geschützt. Demzufolge ist das
Stigma selbst nicht mit besonderen Tüpfeln versehen, sondern höch-
stens mit einer gleichmäßig dünnen Haut bekleidet; ob hier eine
wirkliche Öftnuug vorhanden ist, hält meistens schwer zu entscheiden.
Bei Ftijchoptera (Fig. 20) z. ß. enden die beiden großen Tracheen
in der Atemröhre mit je einer länglichen Partie mit abweichender,
keine Chitinspiral zeigender Wandbildung, also mit einer Art Filz-
kamraer; an der Spitze derselben erscheint eine ungefähr halbkreis-
förmige Stelle, Avelche durch eine schwach braun gefärbte Membran
verschlossen ist. Auch hier dürfte es sich indessen nicht um primi-
tive Verhältnisse handeln; wahrscheinlich haben wir es hier mit
einem durch Verlorengehen der Tüpfel sekundär vereinfachten Tüpfel-
stio-ma zu tun.
1) DE Meijere, J. C. H., in: Tijdschr. EntomoL, Vol. 38, p. 8U.
282 J- C. H. DE Heuere,
Die Pliyloofenese dieser Wasserlaiven-Stigmen habe ich indessen
noch nicht «genügend untersucht; nur möchte ich schon jetzt hervor-
heben, daß hier vielleicht die Stigmen von Psychoda (Fig. 165) einige
Aufklärung geben. Bei der auf einem langen Atemrohr nebenein-
ander gelegenen Hinterstigmen beobachte ich. daß sie gewölbt sind,
in der Mitte liegt die braune Stigmennarbe, ringsum umgeben von
einem bi-eiten, wenig gefärbten Saum, in welchem noch dicht neben-
einander liegende streifenförmige Tüpfel zu erkennen sind; diese
sind aber sehr schmal und heben sich weniger von der Umgebung
ab als gewöhnlich. Es ist also nach dem Schema eines Stigmas mit
zentraler Narbe gebaut, zeigt jedoch schon ein Zurückgehen der
Tüpfel.
Auch das kleine Vorderstigma von Psychoda ist stark gewölbt
und länglich vorgezogen. An der Spitze erscheint als trichterförmige
Einsenkung die Stigmennarbe; mehr nach unten hin beobachte ich
wenigstens an der Ventralseite ein paar kleine längliche Tüpfel.
Eine große runde zentrale Stigmennarbe, rings um welche sich
ein vollständiger Kreis durch feine Linien getrennter, zarter, schmaler
Tüpfel vorfindet, zeigt sich am Hintei'stigma von Dixa. ^)
2. Zur Kenntnis der Puppen der Dipteren.
Auch über die Puppen der Dipteren mögen hier einige Be-
merkungen einen Platz finden. Genauere Beschreibungen dieses
Stadiums liegen nur sehr wenig vor, und auch dann ist auf die
Homologie der verschiedenen Teile oft nicht genügend eingegangen.
Eine umfassende vergleichende Morphologie auch dieses Stadiums
ist bis jetzt noch ein Desiderat, und ich hätte eine viel größere
Zahl untersuchen müssen, bevor ich imstande wäre, eine solche hier
zu geben. Doch gaben die von mir untersuchten Metamorphosen
zu einigen allgemeinen Betrachtungen Veranlassung, welche ich
noch durch kurze ^Mitteilungen über bestimmte andere Dipteren-
Puppen zu erweitern vermag.
Die Dipteren-Puppen sind bekanntlich entweder frei oder in der
letzten Larvenhaut eingeschlossen; nur bei Ma(/efiohi und vielleicht
noch einigen Cecidomyiden wird sie zuletzt von der vorletzten
Larvenhaut umschlossen. Ln allgemeinen sind die freien Puppen
von derberer Beschaftenheit als die eingeschlossenen, welche nament-
lich bei den Cyclorrhaphen innerhalb der oft dicken Larvenhaut nur
1) Meinert, Eucephale Myggelarver, tab. 4 fig. 110.
Dipteren-Larveu und -Puppen. 283
eine äußerst zarte, fast ganz farblose Chitinschicht besitzen. Bei
den nicht eingeschlossenen Puppen ist die Verkittung der Teile ver-
schiedenartig weit vorgerückt, was sich namentlich auf die Beine
bezieht. Ihre gegenseitige Anordnung und die Überdeckung der-
selben durch die Flügelscheiden ist verschiedenartig.
Die Kopfscheide wird gewöhnlich in 3 Stücke gesprengt, ein
ungepaartes vorderes Stück und 2 nebeneinanderliegende hintere.
Das vordere Stück enthält die Scheiden der Fühler und der Mund-
teile, die hinteren diejenigen der Facettenaugen. Die die hinteren
Stücke trennende mediane Naht setzt sich auf den Thorax bis zum
Hinterrücken fort. Die querliegende Trennungsnaht zwischen dem
vorderen und den beiden hinteren Stücken fällt mit der Grenze
zwischen dem 1. und 2. (Antennal-)segment Beelese's zusammen, wie
aus dem Vergleich mit Berlese's Figuren (Gli Insetti, p. 83, tig. 37
und p. 86, flg. 41) hervorgeht, die mittlere Partie der vorderen
Kopfplatte ist also das Tergit des Antennalsegments, nach vorn hin
folgen Präfrons, Clypeus usw. nebst Sterniten- Teile des 2. — 6.
Kopfsegments, alle indessen ohne scharfe Begrenzung. Das hintere
Plattenpaar, welches die Anlagen der Facettenaugen trägt, repräsen-
tiert die Postfrons (= das 1. Somit) und den Vertex, d. h. tergale
Teile der weiteren Segmente (für diese komplizierten Verhältnisse
vergleiche man z. B. Berlese's flg. 24 und flg. 68). Auch die ge-
paarten Ocellen müssen theoretisch diesen Stücken angehören als
Anhänge des 1. Soniits, während die unpaare Ocelle dem vorderen
Stück, im spezielleren dem Tergit des Antennalsegments zuzurechnen
ist. Wirklich gibt Lunubeck ^) an, daß bei Tabanus-Fupiien bei der
Sprengung die 3 kleinen Höckerchen, welche hier meistens vor-
handen sind und welche schon Beauer als die Ocellenanlagen ge-
deutet hat, voneinander getrennt werden, was mit dem theoretisch
zu erwartenden Verhalten stimmt. Für Tabanus habe ich dies be-
stätigen können, jedes der gepaarten oberen Stücke behält hier nahe
seinem Rande eines dieser Höckerchen; bei Hexatoma peJlucens, bei
welchem aber die Imago keine Ocellen aufweist, scheinen sie mir
alle 3 am Oberrande des ungepaarten ventralen Kopfschildes zu
verbleiben, so daß hier die Trennungsnaht etwas verschoben zu
sein scheint. Bei Puppen der übrigen Familien der Orthorrhaphen
habe ich dergleichen Ocellenanlagen nicht beobachtet. Die unpaare
1) LUNDBECK, Diptera Danlca I, 1907, p. 108.
284 J- H. C. DE Meijere,
Kopfplatte ist bei den Limnobiinen und Tipulinen relativ klein, bei
den Orthorrliaphen erreicht sie eine bedeutende Größe.
An der Koi)fscheide fallen zunächst die Fühlerscheiden auf. Bei
Nemoceren sind diese gewöhnlich lang und größtenteils frei, oft mit
deutlichen Anzeichen der Gliederung.
Bei den niederen Orthorrhaphen sind sie gleichfalls mehrgliedrig,
aber viel kürzer. So finde ich sie bei Xijlomyia als kurze, seitwärts
abstehende Anhänge. Eine gleichartige Lagerung zeigen sie bei
der TÄerem-Puppe (Fig. 72), doch fehlt hier die äußere Gliederung.
Als starke, aber kurze, hakenförmige und an der Unterseite mit ein
paar sekundären Zähnen versehene Gebilde zeigen sie sich bei Asilus
und Dioctria, und in derselben Gestalt sind sie auch bei Bomhißius
vorhanden (Fig. 169). Bei der Puppe von Hüara (Fig. 114) sind sie
relativ lang, gebogen und mit einer leichten Gliederung in der
Gestalt einer seichten Einschnürung; an der Spitze steht ein kurzer
Zapfen.
Dagegen treten die Fühlerscheiden bei Medeterus äußerlich nicht
deutlich hervor. Wie die Kopfteile hier in dem großen Kopfschilde
gelagert sind, habe ich nicht ganz genau beobachten können, aber
die Fühlerborste ist in der Mitte gefaltet, so daß ihre P^ndhälfte
der Wurzelhälfte außen anliegt. Höchstwahrscheinlich sind die
Fühler, welche offenbar am oberen Ende des dreieckigen Unter-
gesichtsfeldes entspringen müssen, nach unten gerichtet und schaut
die Spitzenhälfte wieder nach vorn.
Unter den Cyclorrhaphen finde ich kurze, seitlich abstehende
Fühlerscheiden bei CalUmijia. Bei den Eumyiden scheinen besondere
Fühlersclieiden nicht ausgebildet zu sein. Bei Taclmia (Fig. 170)
liegen die Fühler am vorderen Körperende, während sich die langen
Fühlerborsten bis über den inneren Augenrand erstrecken.
Was die Facettenaugen anlangt, so sind diese meistens an der
Puppenhaut nicht erkennbar. BisAveilen aber zeigt auch schon diese
eine mehr oder weniger ausgesprochene Felderung, so z. B. bei
Medeterus ] am besten erkennbar ist diese aber bei Hüara.
Als Beispiel dieser Mundteile bei den Nemoceren wäre auf die
Figur von Tipnla hinzuweisen (Fig. 166). Hier erkennt man ganz
klar jederseits die Tasterscheide, deren Spitzenteil stark haken-
förmig umgebogen ist und dem Wurzelteil anliegt, und eine mittlere
Partie, welche in einem kurzen medianen Vorsprung das Labrum
erkennen läßt, während die beiden breiten lateralen Lappen Labellen
des Labiums entsprechen. Die verschiedenen Teile sind auch bei
Dipteren-Larven und -Puppen. 285
Tricyphona immacidata sehr deutlich, das Labrum ist hier größer,
die Tasterscheiden sind gebogen, am Ende aber nicht doppelt ge-
faltet, und die Labellen sind deutlicher getrennt. Daß sich auch
schon bei Tipuliden verschiedenartige Verhältnisse vorfinden, geht
aus Fig. 45 hervor, welche sich auf RhypJiolophus varitis bezieht.
Hier sind die Tasterscheiden ziemlich groß, oben wenig nach außen
gerichtet. Zwischen ihnen liegt als trapezförmige Platte die Labial-
scheide, während das Labrum nur als wenig auffällige schmale Partie
auf ihrer Mitte zu erkennen ist.
Daß bei den Culiciden die verschiedenen Scheiden der Mund-
teile deutlich erkennbar sind, habe ich in meiner Arbeit über die
Metamorphose der myrmecophilen Culicide Harpagomyia splendens ^)
schon angegeben. Ober- und Unterkiefer-, Mandibel- und Maxillen-
scheide sind hier lang, die Tasterscheide bildet eine kurze Schuppe
au der Wurzel der Maxillenscheide.
Nach demselben Schema gebildet wie bei Tipiüa sind die Ver-
hältnisse bei Cecidomyiden, wie z. B. bei Bliopalomyia ptarmicae
(Fig. 167), nach einer Abbildung von Miall u. Hammond (The harle-
quin fly, p. 140) auch bei Chironomus. Das Verhalten bei Xylomyia
(Solva) geht aus Fig. 168 hervor. Da hier nur die Exuvie vorlag, so sind
nicht mit vollständiger Sicherheit die verschiedenen Fortsätze am
Unterrand des Kopfschildes zu deuten, aber nach aller Wahrschein-
lichkeit liegen median Oberlippen- und Unterlippenscheiden über-
einander, während der nächstfolgende Fortsatz nach Analogie mit
anderen Orthorrhaphen-Puppen die Unterkieferscheide ist. Dann
folgen nach außen hin die größeren Tasterscheiden.
Bei den übrigen von mir untersuchten Orthorrhaphen sind die
Scheiden von Ober- und Unterlippe äußerlich gut erkennbar; die
der Unterlippe ist, wie es auch schon bei Xylomyia (Fig. 168)
der Fall ist, entgegen dem Verhalten bei mehreren Nemoceren, nicht
median geteilt oder eingeschnitten. Dem langen Rüssel entsprechend
ist bei Bomhylms auch die Unterlippenscheide sehr lang und ragt
über die Flügelscheide hinaus.
Die Scheiden der Unterkiefer sind zu beiden Seiten der Ober-
lippe oft als sehr kurze zapfenförmige Organe erkennbar {Thereva,
Hüara, Medeterus) ; bei den Asiliden sind sie, entsprechend der relativ
starken Entwicklung der Unterkiefer bei der Imago, relativ groß.
1) DE Meijeke, J. C. H., in: Tijdschr. Entomol., Vol. 54, 1911,
tab. 14 fio-. 7, 8.
286 J- C. H. DK Meijkkk,
Mehr nach außen hin liegen dann die Tasterscheideu ; diese ragen
hier aber nicht seitlich aus der Kopfplatte hervor, sondern sind nur
durch Nähte als besondere Organe erkennbar; die Taster sind denn
auch bei diesen Formen meistens nicht stark ausgebildet. Bei
Bombylius (Fig. 169) sind auch die Unterkieferscheiden lang; sie
fassen die ünterlip]tenscheide zwischen sich, sind aber kürzer als diese.
Bei den Cyclorrhaphen ist die Rüsselscheide relativ lang (man
vgl. Fig. 170 von Tachina) ; der Bogen zwischen den Augen entspricht
hier dem oberen Mundrand, denn unmittelbai" über demselben erkennt
man die beiden Vibrissen. Labrum und Labium sind nur durch eine
seichte Querfurche voneinander abgetrennt ; besondere Tasterscheiden
sind kaum vorhanden, wie dies auch aus einer Figur in „The house
fly" von C. Gordon Hewitt (in: Quart. Journ. microsc. Sc, Vol. 52,
No. 5, tab. 30 fig. 12) hervorgeht; an der entsprechenden Stelle der
Kopfscheide erkennt man nur eine sehr breite und flache Vorwölbung,
Als besondere Puppenorgane sind die Höcker oder Zähne zu
deuten, welche man öfters am äußersten Vorderende, also am oberen
Teile der ungepaarten Kopfplatte, beobachtet; hierzu gehören die
Bohrhörnchen vieler Cecidomyiden-Puppen, die an dieser Stelle vor-
handenen hakenförmigen Zähne bei Asilns, Bombijlius, Hilara.
Was die Beinscheiden anlangt, so fallen meistens hinter der
Unterlippenscheide 2 einander in der Mittellinie berührende Platten
auf; dies sind die Scheiden der Vorderhüften. Bei Bhopalomijia sind
sie relativ kurz, desgleichen bei Tipulideu {Tnjciphona, Fig. 30);
größer sind sie bei Xijlomijia inamoena. Bei den Orthorrhaphen sind
sie oft von bedeutender Größe und geben, weil sie bei der Exuvie
mit der Mundteilenpartie verbunden bleiben, dem Angesichtsteil der
Puppe eine ganz eigentümliche Physionomie (man vgl. Dysmaclms
Fig. 91, Hilara Fig. 112). Nach außen hin folgen dann die quer-
liegenden Scheiden der Vorderschenkel, während die übrigen Teile
der Vorderbeine dem Vorderrand der Flügelscheide parallel nach
hinten gerichtet sind. Von den Mittelbeinen erkennt man an der
Außenseite der Puppen meistens einen kleinen Teil der Hüften;
diese Teile liegen als 2 dreieckige Plättchen keilförmig zwischen
den Vorderbeinscheiden. Von den Mittelschenkeln ist meistens
äußerlich nichts zu sehen; bei Medetcrus (Fig. 99) liegen hintei' den
Mittelhüftenscheiden noch 2 kleine Chitinplättchen, welche nach
einer reifen Puppe der äußersten Wurzel der Mittelschenkel ent-
sprechen.
Beim Auskriechen der Imago wird von der Dipteren-Puppe
Dipteren-Larven nnd -Puppen. 287
die Haut des Kopfes und Thorax in bestimmter Weise gesprengt.
Wie schon gesagt, bleiben bei den meisten Orthorrhaphen die großen
Scheiden der Vorderhüften mit der Kopfplatte verbunden, während
sich auch hier die Scheiden der Mittelhüften ringsum von den sie
umgebenden Platten abtrennen. Bei Medeterus indessen bleiben die
ventralen Stücke alle miteinander verbunden und lösen sich nicht
einmal die lateralen Kopfplatten in ihrer unteren Hälfte ganz von
der vorderen Kopfplatte los.
Die Tarsenspitzen jeder Seite liegen bei den von mir unter-
suchten Puppen der brachyceren Orthorrhaphen hintereinander, wie
es nach Heegees Figur auch schon bei Xylophagiis ^) der Fall ist.
Gleiche Anordnung findet sich auch bei Eliyphus und bei Trichocera-),
während bei manchen anderen Tipuliden diese Spitzen nebeneinander
liegen, also alle in einer Fläche, obgleich sie nicht alle von gleicher
Länge zu sein brauchen. Auch bei den Eumyiden liegen sie hinter-
einander; dies dürfte das primitivere Verhalten repräsentieren.
Bekanntlich liegen bei einem Teil der Nemoceren die Spitzen
der langen Beinscheiden eigentümlich S-förmig gefaltet dem Thorax
dicht angeschmiegt. Dies findet sich bei Culiciden, Chironomiden
Dixiden, indessen nicht bei Ceratopogon, bei welcher Gruppe die
Beine jedoch relativ kurz sind. Osten-Sacken '^l hat schon darauf
hingewiesen, daß bei Ptychoptcra die Beinscheiden diese Faltung
nicht zeigen, aber, wie bei den Tipuliden die Regel, dem Hinterleib
anliegen und im Endteil gerade gestreckt sind, trotzdem diese
Gattung verlängerte Beine besitzt. Osten-Sacken findet hierin
einen der Gründe zur Zurückweisung der Meinung Brauer's, daß
Ptychoptera den Eucephalen näher steht als den Tipuliden.
Der Thorax wird beim Auskriechen der Fliege durch eine
Mediannaht gesprengt, welche sich bis zum Vorderrand des immer
sehr kurzen Metathorax erstreckt. Am äußersten Vorderrand des
Thorax liegt das Prothoracalstigma der Puppe.
Das Abdomen der Dipteren-Puppe zeigt im allgemeinen ein-
fache Verhältnisse. Verwachsungen bestimmter Ringe, wodurch die
Beweglichkeit zuletzt eine sehr beschränkte oder ganz aufgehoben
1) Heeger, Neue Metamorphosen einiger Dipteren, in: SB. Akad. Wiss.
AVien, math.-nat. GL, Vol. 31, 1858, tab. 3.
2) Keilin, in: Bull. sc. France Be]g. (7), Vol. 46, tab. 5 fig. 6.
3) Osten-Sacken, On the characters of the three divisions of Dip-
tera: Nemocera, Xemocera anom^la and Eremochaeta, in : Berlin, entomol.
Ztschr., Vol. 37, J892, p. 462.
288 J- ^- H- DE Heuere,
wild, wie es bei Lepidopteren der Fall sein kann, finden sich hier
nicht. Die mittleren Kinge sind hier alle gleichartig; gewöhnlich
tragen sie nahe ihrem Hinterrande eine oder mehrere Querreihen
von Haaren oder Dornen, zwischen welchen Sinnespapillen ver-
schiedenartig zerstreut sind ; öfters finden sich Sinnesborsten an der
Basis bestimmter Dornen. Die Anzahl dieser Dornengürtel ist ver-
schieden; 6—7 finden sich bei mehreren Limnobiinen; hier fehlt
einer am 1. Abdominalring; bei den Orthorrhaphen sind sie gewöhn-
lich auch hier vorhanden, bisweilen sogar stärker entwickelt als an
den folgenden Hingen, wie z. B. bei Dysmachus trigonus.
Bei den Cecidomyiden sind die kleineren, überall zerstreuten
Wärzchen, welche auch bei anderen Dipteren-Puppen gewöhnlich in
verschiedener Ausbildung vorhanden sind, oft relativ stark. Bei
vielen sind sie hier in einer am Vorderrande der Ringe liegenden
Partie zu größeren Dornen ausgebildet, während nahe dem Hinter-
rande die relativ stark entwickelten dorsalen Sinnespapillen liegen.
Über den Bau der Puppenstigmen habe ich seinerzeit eine
besondere Abhandlung publiziert \) und bin in verschiedenen späteren
Aufsätzen auf den Gegenstand zurückgekommen. Ich habe nach-
gewiesen, daß auch bei diesen dasselbe Schema vorherrscht, welches
den Larven eigentümlich ist, nämlich dasjenige der Tüpfelstigmen. In
den meisten Fällen liegt hier die Stigmennarbe seitlich, nur ausnahms-
weise, wie bei den Prothoracalstigmen der Bibioninen, kommt es zu
einem vollständigen Tüpfelkreis, mit zentraler Stigmennarbe, wie
ein solcher auch bei den Larven in dieser Gruppe vorhanden zu
sein pflegt. Ganz ähnliche Stigmen mit geschlossenem Tüpfelkreis
finde ich auch bei Pfo^or^a-Larven, offenbar wieder als Folge einer
parallelen Entwicklung.
Die sehr langen Stigmenhörner von Medeterus zeigen in ge-
wöhnlicher Weise die Hornfilzkammer, aber ihr fehlen die Tüpfel.
Auch LÜBBEN-) hat bei den kürzeren Atemhörnern von Tlmjpticus
smaragdinm Gekst. keine Tüpfel auffinden können. Stigmenhörner
sind bei dieser Gattung auch zu 4 Paar jederseits am Hinterleibe
1) DE Meijeee, J. C. H., Über die Prothoracalstigmen der Dipteren-
puppen, in: Zool. Jahrb., A^ol. 15, Anat., 1902, p. 623, 692. — Ders.,
Zur Kenntnis der Metamorphose von Platypeza, in: Tijdschr. EntomoL,
Vol. 54, 1911, p. 251—254.
2) Lübben, H., Thrypticus smaragdinus Geest, und seine Lebens-
geschichte, in: Zool. Jahrb., Vol. 26, Syst., 1908, p. 329.
Dipteren-Larven und -Puppen. 289
vorhanden, und diese sind hier sogar noch länger als die Pro-
thoracalhörner.
Auch das Durchbrechen der Prothoracalstigmen habe ich seiner-
zeit in Betracht gezogen und jetzt dem früher darüber Angegebenen
meine Mitteilungen über die Lage dieser Hörnchen bei den Pipun-
culiden und die Sprengungsweise ^) ihrer Puparien hinzugefügt. Es
ergab sich, daß hier wieder ein eigener Modus auftritt, so daß wir
bei den Puparien besitzenden Dipteren jetzt folgende Schemata
unterscheiden können, wobei mit I — III die Thoracalringe, mit 1 — 3
die 8 ersten Abdominalringe gemeint sind:
Stratiomyiden. Längsspalt in II — 1; dorsaler Querspalt in
Anfang II und Anfang 1. Kein Durchbrucli.
Lonchoptera. Längsspalt von Anfang 1 bis Anfang 4; dorsale
Querspalte in 1 und 4. Durchbruch in 2.
Phoriden. Mediane und laterale Längsspalte in 1, 2, 3 oder
(z. B. bei Phora bergenstammi) in III, 1, 2, 3. Dorsale Querspalte
meistens in 1 und 3. Durchbruch in 2.
Syrphiden. Schiefliegender lateraler Längsspalt in 1—3.
Dorsale Querspalten in III und 3. Durchbruch in 1,
Pipunculiden (Fig. 144, 145). Bei Chalarns Ringspalt im
Anfang 2. Dorsaler Querspalt zwischen III und 1. Dorsale schief-
liegende Spalte zwischen III und 1 ; dorsal-lateraler Spalt von III
bis Anfang 2. Lateraler Längsspalt von I bis Anfang 2 (bei Pi-
pimcuhts fehlend). Durchbruch zwischen 1 und 2.
Platypeziden. Seitliche Längsspalte in II — 1. Dorsale
Querspalte in II und 1. Kein Durchbruch.
Eumyiden. Laterale Längsspalte in I— 1. Ringspalt im
Anfang 1. Durchbruch in 1.
Unter den Dipteren, welche durchbrechende Stigmenhörner
zeigen sollen, nennt Bouche -) auch Scatophaga merdaria. Diese An-
gabe muß auf einem Versehen beruhen, denn bei Scatophaga habe ich
bestimmt nicht durchbrechende beobachtet. Der Tatsache, daß hier
Sc. stercoraria (geschlüpft 14. Mai 1912 aus einer im April unter
faulen Blättern gefundenen Larve) vorlag, ist diese Differenz doch
wohl nicht zuzuschreiben. Bei den Scatomyziden sind demnach bis
jetzt nur nicht durchbrechende Stigmen bekannt, während bei den
Anthomyiinen beiderlei Verhältnisse vorkommen {Famna, Pegomyia
1) DE Meijere, J. C. H,, Über die Larve von Lonchoptera, in:
Zool. Jahrb., Vol. 14, Syst., 1900, p. 120—124.
2) Bouche, Naturgeschichte der Insekten, p. 93.
Zool. Jahrb. XL. Abt. f. Syst. 19
290 J- t'. H. üK Mkijere,
mintJieivi, Caricea, Äcatithiptera, ChortophUa mit nicht durchbrechenden.
Mijdaea, Hydrotraea, Miisca, S/owoa^/ys usw. mit durchbrechenden Hörnern.
Die Helom3'zinen haben durchbrechende, die übrigen Acalyptraten
im allgemeinen nicht durchbrechende Hörner. Wir finden demnach
beiderlei Verhältnisse eigentümlich gemischt, wobei zu beachten ist,
daß die Formen mit durchbrechenden Hörnern überdies das voll-
ständige innere Stigma besitzen. Anders ist das Verhalten bei den
Aschizen, wo entweder nur ein durchbrechendes (Plioriden, Lon-
chopteriden) oder nur ein nicht durchbrechendes Stigma vorhanden
ist (Platypeziden); bei den Syrphiden finden sich beiderlei Verhält-
nisse. Auch hier liegt es nahe anzunehmen, daß das durchbrechende
Stigma polyphyletisch entstanden ist, zumal die Durchbruchstelle
so verschieden ist. Im allgemeinen ist das nicht durchbrechende
primitiver. Doch scheint in gewissen Fällen das durchbrechende
Stigmenhorn sekundär wieder zurückgegangen zu sein. Dies scheint
mir einerseits für die parasitischen Tachiniden, z. B. für Masiceni
pratensis Mg., welche nach meinen früheren Untersuchungen ein
rudimentäres Stigmenhorn besitzt, wahrscheinlich, denn diese Formen
sind doch von nicht parasitischen, z. B. wie Callipliora, mit gut
entwickeltem durchbrechendem Stigmenhorn herzuleiten; vielleicht
steht die Rückbildung mit der dünneren Puparienwand dieser sich nicht
in die Erde verpuppenden Formen in Verbindung. Andrerseits hat
auch Sijrphus infolge der Lebensweise sehr dünnwandige Puparien,
wenigstens viel dünner als die der in die Erde gehenden Syrphiden,
und vielleicht auch dementsprechend das durchbrechende Hörnchen
verloren.
Ich habe früher schon betont, daß z. B. bei Flatijcliirns ein
kleines durchbrechendes Hörnchen vorhanden ist, welches aber einen
rudimentären Charakter zeigt. Jedenfalls sind diese Hörner bei den
Aschizen und den Schizophoren nicht gleichwertig: bei Aschizen sind
es die ganzen nach außen durchbrechenden Stigmen, bei Schizophoren
etwas neu Hinzugekommenes ; ihr „inneres Tüpfelstigma" ist mit den
Aschizen homolog, ob letzteres die Pupariumwand durchbricht oder
nicht, ist hierbei einerlei. Dieses primäre Stigma ist immer mehr
oder weniger zweilappig, jeder Lappen zeigt eine wechselnde Anzahl
von Tüpfelradien. Bezüglich dieser inneren und äußeren Tüpfel-
stigmen bin ich also jetzt anderer Ansicht als früher. Nachdem ich
in so vielfacher anderer Hinsicht polyphyletischen Ursprung von
Merkmalen, bzw. Parallelbildungen, wahrgenommen habe, scheint
mir auch das Durchbrechen der Hörner mehrfach aufgetreten zu sein
Dipteren-Larven und -Puppen. 291
und möchte ich nicht länger das äußere Hörn, weil ein solches auch
schon bei Aschizen vorhanden ist, als das primitivere deuten, obgleich
es in gewissen Fällen, z. B, bei einigen parasitischen Tachinen,
sich wieder zurückzubilden scheint. Bei dieser Betrachtungsweise
finden wir also niedere Verhältnisse — nur ein inneres Tüpfelstigma —
bei mehreren Anthomyiinen und bei der Mehrzahl der Acalj^ptraten.
Ein äußeres Tüpfelstigma hat sich wohl bei den Helomyzinen wie
bei einem Teil der Anthomyiinen entwickelt und wurde auch bei
den mit letzteren nahe verwandten Tachiniden (alles sensu Gikschner)
fast ausnahmslos beibehalten. So stellen sich die Eumyiden in nähere
Verwandtschaft mit der Platypezinenreihe, denen auch noch durch-
brechende Hörner abgehen. Die Hörner der Phoriden, Lonchopteriden,
Syrphiden usw. sind dann aber selbständige Parallelbildungen, eine
monophyletische Entwicklungsreihe ist nicht mehr zulässig, ebenso-
wenig wie für die eigentümliche Sprengung des Pupariums, in welcher
jede Entwicklungsreihe ihren eigenen Weg ging. Einen prinzipiellen
Unterschied im Bau habe ich zwischen den Hörnern in den beiden
Gruppen nicht auffinden können, ist indessen auch nicht zu erwarten,
weil doch beide hornartige Verlängerungen der Filzkammer sind,
welche von einer entsprechenden Vorwölbung der äußeren Haut
bekleidet sind; mit letzterer stehen sie durch kurze Fortsätze in
Verbindung, an deren äußerem Ende die Tüpfel gelagert sind. Daß
die Hörner durch Zusammendrehen der Ränder eines Chitingebildes
entstehen, also zu einer Röhre verwachsene aufgerollte Platten
sind, wie Vimmee ^) meint, davon habe ich nirgends eine Andeutung
gefunden.
3. Über die Bedeutung der larvalen Merkmale für die Systematik.
Im obigen habe ich die Larve von Trichocera besprochen und
darauf hingewiesen, daß Keilin die Frage aufgeworfen hat, ob, nach-
dem wir jetzt wissen, daß ihre Larve sich in mancher Hinsicht
bedeutend von dem gewöhnlichen Verhalten der Tipuliden- Larven
abhebt, nicht genügende Gründe vorlägen, diese Gattung deshalb
aus dieser Familie ganz auszuscheiden.
Ich glaube dies verneinen zu müssen. Wenn wir mit Osten-
Sacken die Hauptmerkmale dieser Familie erblicken 1. in dem Ver-
halten der Thoracalnat, 2. dem Geäder, 3. in dem Bau der Legeröhre,
1) Vimmee, A., Über die Metamorphose von Aricia laeta usw.,
Soc. entomol., Jg. 26, p. 41 — 43.
19*
292 J- ^- ^- ^^ Meijerk,
so läßt sich Trichocera uach allen diesen Merkmalen als eine Tipu-
lide betrachten. Darüber war unter den Dipterologen bis jetzt auch
keine Kontroverse; nur war man öfters in Zweifel, zu welcher
Untergruppe das Genus gestellt werden sollte. Schon Osten-Sacken
hat öfters darauf hingewiesen, daß die Gattung sowohl mit den
Limnophilinen wie mit den Amalopinen Merkmale gemeinsam hat.
Sie hat behaarte Augen, wie die Amalopinen, während diese bei den
Limnophilinen nackt sind; der männliche Forceps hat längliche,
weichhäutige Anhänge, wie manche Limnophilinen, während die
Amalopinen eine hornige, starke Zange besitzen. Bei Amalopinen
steht die subcostale Querader vor dem Ursprung der Radialader,
bei Limnophilinen jenseits dieses Ursprungs und meistens der Spitze
der Hilfsader sehr genähert; bei Trichocera nimmt sie eine Mittel-
stellung ein, sie steht jenseits der Wurzel der Radial ader, aber weit
vor der Spitze der Hilfsader. Überdies zeigt Trichocera mehrere
Eigentümlichkeiten, welche eine sichere Einreihung erschweren. In
dem Aderverlauf sind noch bemerkenswert die Stellung der hinteren
Querader in der Nähe des distalen Endes der Discoidalader, meistens
unter diesem Ende, bisweilen sogar etwas jenseits desselben, bei
mactilipennis indessen ziemlich weit vor demselben, und die Kürze
der Analader. Letzteres Merkmal zeigt auch Mongoma.
Ferner ist sehr eigentümlich der Besitz der Ocellen, von welchen
nach Osten-Sacken vielleicht nur noch bei Pedicia Spuren vorhanden
sein sollen. Er sagt (1869, 1. c, p. 272) : ,,ln two male specimens of
P. albivitta [der der europäischen rivosa äußerst ähnlichen nordamerika-
nischen Art] I perceive something very like a pair of ocelli on the
front, very near the basis of the antennae. I do not see them
however, on the front of a female P. rivosa, which I can likewise
compare. This may be owing to shrinkage . . ." Ich glaube
Spuren von Ocellen auch bei rivosa zu beobachten. Die 3 von Tricho-
cera liegen an einem querovalen Vorsprung in der vorderen Stirn-
partie, eine vorn, 2 je an einer Seite desselben; sie erscheinen wie
äußerst kleine glänzend schwarze Punkte. Ein ebensolcher Vorsprung
findet sich nun auch bei Pedicia und bei mehreren Amalopinen über-
haupt. An den Stellen, wo nun bei Trichocera die seitlichen Ocellen
vorhanden sind, findet sich bei Pedicia ein ebenfalls sehr kleiner,
jedoch bei mehreren Exemplaren von mir beobachteter gewölbter
Punkt, welcher indessen nicht glänzend schwarz, sondern mattgrau
wie seine Umgebung ist, und ich glaube in diesem Punkt das Homo-
logen einer Ocelle erblicken zu dürfen. Das häufige Vorhandensein
Dipteren-Larven \uid -Puppen. 293
des Ocellenhöckers bildet indessen gerade noch eine Eigentümlich-
keit der Amalopinen. Rudimentäre Ocellen hat im übrigen Rädl ^)
bei allen von ihm untersuchten Tipuliden (Tipula, Pachyrrhina, Pty-
choptera, Limnobia), ferner auch bei Culex aufgefunden und ihren
histologischen Bau auf Schnitten untersucht.
Von Osten-Sacken wurde auch schon erwähnt, daß die hintere
Thoraxhälfte nicht die mediane Vertiefung aufweist, welche sich bei
den meisten Tipuliden hier vorfindet; sie ist aber auch nicht bei
allen Amalopinen vorhanden; so ist z. B. bei Amalopis immaculata
diese Stelle gleichfalls nahezu flach.
Ferner hat schon Osten-Sacken auf den eigentümlichen Bau
der Legeröhre hingewiesen, deren obere Klappen in Abweichung
von allen anderen Tipuliden nach unten gebogen sind, statt nach
oben (Fig. 171). -) Auch bei Ptijchoptera sind die oberen Klappen
indessen am oberen Rande konvex, die Spitze ist nach unten ge-
bogen, und die Ptychopterine Bittacomorpha soll gar keine Klappen
an der Leger öhre besitzen, ebensowenig wie die zu den Eriopterinen
gehörige Gattung Crijptolahis Ost.-Sack.
Bei den Imagines von Tridiocera fand ich 4 MALPiGHi'sche Gefäße ;
dieselbe Anzahl gibt auch Keilin '^) für die Larven an. Nach Gkobben
hat die Larve von Ptijchoptera deren 5, welche Zahl auch für Culi-
ciden und Pychoda gilt. Chironotntis hat deren aber nur 4, so daß
auch bei den Eucephalen hierin keine Übereinstimmung besteht.
Das Empodium ist, wie bei den meisten Tipuliden, stark ent-
wickelt, unten, wie gewöhnlich, unbehaart. Es zeichnet sich dadurch
aus, daß es oben gleichfalls fast nackt ist, indem es nur an der
Basis ein paar Härchen aufweist. Wie gleichfalls in meiner früheren
einschlägigen Arbeit nachgewiesen wurde, weicht Ptychoptera in dieser
Hinsicht ab^); das Empodium ist hier klein, dagegen findet sich
unter demselben das unten dichtbehaarte Sohlenläppchen, welches
in mannigfacher Gestalt bei den höheren Dipteren vorhanden ist.
Da ein unten unbehaartes Empodium sich bei manchen niederen
Holometabolen vorfindet, das Sohlenläppchen nur den Dipteren, mit
Ausnahme fast aller Tipuliden, eigen ist, so kann das Verhalten bei
1) Rädl, E., Über rudimentäre Punktaugen bei den Tipuliden, in:
Bull, intern. Acad. Sc. Prague, Sc. math.-nat., Vol. 11. 1906, p. 268.
2) Osten-Sacken, 1. c, 1869, p. 235.
3) 1. c, p. 180.
4) DE Meijeee, J, C. H., Über das letzte Glied der Beine bei den
Arthropoden, in: Zool. Jahrb., Vol. 14, Anat., 1901, p. 435,
294 J- ^- H. DE Meijebe,
Pfychoptera nicht als primitiv betrachtet werden. Es ist dies offen-
bar einer der Punkte, in welchen diese fiüh abgezweigte Gruppe
sich weiter entwickelt hat als die übrigen Tipuliden. Ob erst nach
dem Auftreten dieses Läppchens aus diesem Stamme andere Kuce-
phalen ihren Ursprung genommen haben oder ob die gleichartige
Änderung der Tarsenspitze mehrfach stattgefunden hat, so daß wir
es mit Parallelbildung zu tun haben, ist schwer zu entscheiden.
Nach Abwägung der verschiedenen Charaktere kommt Osten-
Sacken^) zu dem Resultat, daß die Gattung doch am besten unter die
Limnophilinen eingereiht wird, während neuerdings Beunetti sich
veranlaßt sieht, die Gattung zu den Amalopinen zu stellen, ,.with
the characters of which it seems to agree much better". ^)
Alles zusammengenommen ist man m. E. berechtigt, für Triclio-
cera eine besondere Gruppe der Trichocerinae in der unmittelbaren
Nähe der Amalopinae zu errichten, falls man nicht vorzieht, sie als
alte Gattung in derselben zu belassen. Jedenfalls scheint mir aber
die Verwandtschaft mit dieser Subfamilie zu groß, um eine Abtrennung
von den Tipuliden zu rechtfertigen. Dies wäre nur dann zulässig, falls
sich aus anderen Gründen ergäbe, daß alle die Übereinstimmungen
mit den Tipuliden nur auf Konvergenz beruhten und Trichocera
also von ganz anderer Wurzel ihren Ursprung genommen hätte
als die übrigen Tipuliden. Zu dieser Ansicht führen aber m. E.
die Funde bezüglich der Larven überhaupt nicht. Daraus geht
jedenfalls hervor, daß diese Larven in mehreren Punkten primitiv
sind, namentlich durch den ganz freien Kopf, die Bildung der Unter-
lippe, den Besitz der Vorderstigmen (welch letzteres Merkmal Osten-
Sacken [1869 1. c. p. 5] aus Perkis' Mitteilung ganz gut bekannt
war). Bei den übrigen Tipuliden ist, wie wir oben sahen, der Kopf
gewöhnlich eingezogen, die Rückbildung der Chitinteile ist aber sehr
verschiedenartig weit gegangen. Gerade bei den Amalopinen {Tri-
cyphona, Dicranota nach Miall) treffen wir noch recht vollständige,
obgleich eingezogene, Larvenköpfe.
Daß darauf allein keine Trennung der Imagines in verschiedene
Familien zulässig ist, zeigt der Vergleich mit dem Parallelfall bei
den Cerambyciden. Hier ist bei den Lamiiten immer und bei den
1) Osten-Sackex, R., Monogr. Diptera of North America I\., in:
Smithson. misc. Coli., Vol. 8, 1869, p. 235. — Studies on Tipulidae Part. II,
in: Berlin, entoraol. Ztschr. Vol. 31, 1887, p. 218.
2) Beunetti, E., Revision of the oriental Tipulidae, in : Records
Indian Mus., Vol. 6, 1911, p. 305.
Dipteren-Larven und -Puppen. 295
Cerambyciten gewöhnlich der Kopf in den Thorax zurückg-ezogen,
in letzterer Gruppe aber bei den Lepturinen frei, und doch würde
es unnatürlich sein, diese deshalb allen anderen Ceiambyciden gegen-
überzustellen oder sie von denselben ganz abzutrennen.
Durch Annahme einer eingetretenen Einziehung des Kopfes in
den Prothorax, bzw. Reduktion der Kopfchitinisierung, nebst Verlust
des vorderen Stigmas läßt sich der gewöhnliche Typus der Tipuliden-
Larven von demjenigen von Trichocera herleiten; auch das gelegent-
liche Vorhandensein eines stärker chitinisierten Mentums bildet
dabei kein Hindernis. Es läßt sich also nur sagen, daß Trichocera
eine primitive Larve beibehalten hat, vielleicht der weniger ver-
steckten Lebensweise entsprechend, denn viele von den Tipuliden-
Larven leben eingegraben in Erde, Mulm usw. Auch wegen einiger
Merkmale der Imagines, im besonderen ihrer 8 Ocellen, wäre die
Gattung als primitiv unter den Tipuliden zu betrachten, man könnte
sie eben deshalb an den Anfang der Gruppe stellen, aber es würde zu
unnatürlichen Kombinationen führen, falls man sie von den Tipuliden
ganz abtrennen und mit den Eucephalen-Familien Brauer's in nahe
Beziehung bringen wollte.
Die Larven der Holometabola können uns offenbar in vielen
zweifelhaften Fällen zur Entscheidung der Verwandtschaft von Nutzen
sein ; sie sind aber mit großer Vorsicht dazu zu benutzen. So würde
es doch auch offenbar verfehlt sein, Plusia mit den Geometriden in
Beziehung zu bringen, weil ihre Raupen wie bei Metrocampa unter
letzterer Familie die 2 ersten Paare der Bauchfüße verloren haben.
Die Unabhängigkeit der Spezialisierung der verschiedenen Stände
bei den Lepidopteren hat besonders Radcliffe Geote betont. ') Die
Divergenz zwischen Larve und Imago ist aber in dieser Dipteren-
Gruppe so groß und so ungleichartig, daß das bloß auf die Larven und
das bloß auf die Imagines gebaute Sj-stem einander nicht zu ent-
sprechen brauchen. Beide haben sich gesondert in verschiedener
Richtung fortentwickelt; bald ist die Larve weit zurückgeblieben,
bald schritt die Imago relativ weniger fort. Bei Trichocera blieb
die Larve zurück.
Was die Ptychopteriden anlangt, so bin ich der Ansicht, daß
auch bei dieser Gruppe von Brauer das Vorhandensein eines
freien Larvenkopfes in weit übertriebener Weise als Grund zur
1) Grote, EadcLIFEE A.,. Specialisations of the Lepidopterous wing,
Proc. Amer. phil. Soc, Vol. 38, p. 42.
296 J- C. H. DE Meijere,
Trennung von den Tipuliden benutzt wurde. Die Imagines
stehen hier offenbar den Tipuliden sehr nahe, und ich muß Osten-
Sacken ganz reclit geben, wenn er die Meinung Bkauer's bestreitet,
die Gruppe stände den typischen Eucephalen am nächsten. Daß
die Gruppe sich früh von dem Tipulidenstamm abgegliedert und
seitdem sich merkwürdig wenig weiter entwickelt hat, geht aus
dem von Handlirsch ') vorgenommenen Studium besonders nach dem
fossilen Material hervor; trotzdem sind aber die Unterschiede bei
den Imagines beider Gruppen relativ gering; selbst die gewöhnlich
am meisten hervorgehobenen Eigentümlichkeiten im Geäder, der
Verzweigungsmodus des Radius und die nur in der Einzahl vor-
handene Analis trifft nicht für alle fossilen Gattungen zu. Auch
hier haben wir es mit einer alten Gruppe zu tun. Die Larven der
heutigen Ptychopteren haben namentlich im Kopfbau sehr primitive
Verhältnisse beibehalten, trotzdem sie sich in anderen Punkten
weitgehend spezialisiert haben, im Anschluß an ihre eigentümliche
aquatische Lebensweise. Mit den im Wasser lebenden Larven der
echten Eucephalen zeigen sie aber keine weitgehende Überein-
stimmung. Man erhält aber ein künstliches System, wenn man sie
eben wegen des freien Kopfes zu den Eucephalen stellt. Auch
Needham betrachtet sie in seiner Arbeit: Report of the Entomolo-
gical Field Station conducted at Old Forge N. Y., in the summer of
1905, Albany 1908, p. 240 bloß als eine besondere Tipulidengruppe.
Mit den Dixiden verhält sich aber die Sache anders. Hier
weisen auch die imaginalen Merkmale auf die typischen Eucephalen,
im spezielleren die Culiciden bzw. Corethrinen, hin; mit diesen
stimmt im ganzen das Geäder, welches nur eine oberflächliche Ähn-
lichkeit mit demjenigen von Ptychoptera aufweist, welch letzteres
aber durchaus nicht als Typus für die Ptychopterinen im allge-
meinen zu betrachten ist. Bei Bixa fehlt auch die Quernaht des
Thorax.
Daß Osten-Sacken für die Bedeutung der früheren Stände für
zweifelhafte Fälle nicht blind war, geht eben aus dem Falle von
Dixa sehr deutlich hervor; er führt selbst die Eigentümlichkeiten
der Larve und der Puppe, bei welcher die Beine nicht gerade ge-
streckt, sondern in einige Buchten gelegt dem Thorax dicht an-
geschmiegt sind, wie bei Culex und Chironomus, als Gründe auf für
1) Handlirsch, A. , Zur Phylogenie und Flügelmorphologie der
Ptychopteriden, in: Ann. naturhist. Hofmus., Vol. 23, 1909, p. 263—271.
Dipteren-Larven und -Puppen. 297
ihre Vervvaiidtschaft mit letzteren. Hier handelt es sich aber nicht
um primitive, sondern um sekundär erworbene Eigentümlichkeiten,
welche Osten-Sacken nicht als Konvergenz betrachten möchte, zumal
hier die Charaktere der Imago gleichfalls für eine nahe Verwandt-
schaft sprechen. Die Übereinstimmung zwischen der Culex- und der
Ptychoptera- bzw. Trichocera-hsLYVii besteht aber hauptsächlich in
dem primitiven Verhalten des Kopfes, im übrigen ist die Kluft
größer als zwischen letzteren und den echten TipulidenLarven mit
eingezogenem Kopf.
Keilin hat auch besonders auf die Ähnlichkeit zwischen der
Trichocera- und der Ilhijphus-Lsivve hingewiesen. Diese ist allerdings
groß, wird aber auch größtenteils durch die beiden gemeinsamen
primitiven Merkmale bedingt. Rhyphiden und Tipuliden dürften an
der Wurzel zusammenhängen; die Verschiedenheiten zwischen Khyphus
und den typischen Eucephalen sind aber zu groß, um eine besonders
nahe Beziehung zwischen diesen beiden anzunehmen.
Ein weiterer Fall, wo larvale und imaginale Charaktere in Kon-
flikt geraten, findet sich bei den Cecidomyiden und Sciariden. Während
letztere wenig differenzierte, peripneustische, einen gut ausgebildeten,
stark chitinisierten , mit kompleten Mundteilen versehenen Kopf
aufweisende Larven besitzen, sind die Cecidomyiden durch die wohl-
bekannten Larven von meistens breiterer Gestalt gekennzeichnet,
bei welchen der Kopf sehr wenig entwickelt ist; auch von Mund-
teilen findet sich kaum mehr eine Spur, während bei sehr vielen
Formen an der Ventralseite des Prothorax sich die eigentümliche
Spatula Sternalis als besonderer Chitinapparat herausgebildet hat.
Wegen dieser eigentümlichen Larve bildete Beauer für sie die
Gruppe der 0 1 i g o n e u r a. Sehr viel schwieriger ist aber die Ab-
trennung der Imagines; namentlich die Gruppe der Lestremiinen,
welche ein relativ gut entwickeltes Flügelgeäder besitzen und deren
1. Tarsenglied nicht verkürzt ist, stimmen mit den Sciarinen in
vieler Hinsicht so sehr überein, daß die richtige Unterbringung
einiger Gattungen sogar sehr schwer wird. Das gilt z. B. für die
Gattung Zygoneura, welche von den meisten Autoren zu den Scia-
riden gestellt wird.
Auch KiEFFER kann hier kaum nach den imaginalen Merkmalen
eine Entscheidung treffen und meint, daß die noch unbekannte Larve
die Entscheidung seinerzeit ermöglichen wird.
Jedenfalls haben wir auch hier 2 scharfgetrennte Larventypen
bei fast unmerkbar ineinander übergehenden Imagines.
298 J- C. H. DE Meijere,
Die Sache ist in letzter Zeit dadurch kompliziert geworden, daß
von Enderletn ^) auf Grund der imaginalen Charaktere eine von
dei' üblichen Annahme abweichende Trennungslinie angenommen
wird. Er will die Lestremiinen von den übrigen Cecidomyiden abtrennen
und sie mit den Sciarinen zu einer Gruppe Lycoriidae (= Sciaridae)
vereinigen. Bei diesem Verfahren findet sich also gar keine Korre-
spondenz mehr zwischen Larven und Imagines: beiderlei Larven-
typen sollen bei den Lycoriiden vorhanden sein, weil der Typus der
Gallmückenlarve auch bei einem Teil derselben auftritt.
Es wäre dies indessen ganz zulässig; nur würde daraus hervor-
gehen, daß der Gallmückentypus der Larven demjenigen der Ima-
gines vorausgeeilt ist, und es würde gerade ein schöner Fall von
Divergenz zwischen dem von den Larven und dem von der Imagines
hergeleiteten System vorliegen. Obgleich der Fall sich also sehr
schön dem Ziele dieses Aufsatzes fügen würde, so scheint mir
dennoch Enderlein's Verfahren nicht ganz unanfechtbar zu sein.
Denn es haben die Lestremiinen mit den Cecidomyiden einen Cha-
rakter gemeinsam, welcher mir von großer Bedeutung zu sein scheint,
aber bisher vernachlässigt worden ist, nämlich die eigentümliche
Flügelbehaarung. Im allgemeinen setzt sich diese hier aus ge-
bogenen, lose befestigten, als sehr schmale Schuppen zu betrachtenden
Haaren zusammen, welche in eigentümlicher Weise mit ihrer Spitze
wurzelwärts gerichtet sind, wie mir dies von keinen anderen Dipte-
ren bekannt ist. Ich fand dieses Verhalten bei sehr verschiedenen
Cecidomyiden wieder; schon an den noch in der Puppenscheide be-
findlichen Imaginalflügeln ist es deutlich zu erkennen.
Den Heteropezinen scheint diese Behaarung der Flügelfläche,
wenigstens gewöhnlich, zu fehlen-); ob dies aber ein primitives
Verhalten darstellt oder gleichzeitig mit der Reduktion des Geäders
sekundär erworben wui'de, ist hier einerlei, weil über diese Gruppe
keine verschiedene Auffassung herrscht. Wenn wir nun sehen,
1) Enderlein, G. , Die phyletischen Beziehungen der Lycoriiden
(Sciariden) zu den Fungivoriden (Mycetophiliden) und Itonididen (Cecido-
myiden) und ihre systematische Gliederung, in: Arch. Naturg., Jg. 77,
1911, ßd. 1, 3. Suppl.-Heft, p. 119.
2) Bei Miaslor iiielrctloas wenigstens zeigt die Flügelfläche nur die
äußerst kleinen, schwarzen Pünktchen, welche bei anderen Cecidomyiden
auch überall zwischen den Haaren vorhanden sind; nur auf den Adern und
namentlich am Flügelrande finden sich lange, dünne, distalwärts gerichtete
Haare.
Dipteren- Larveu uud -Puppeu. 299
daß die Lestremiinen überdies durch das Fehlen der Schienensporne
mit den übrigen Cecidomyiden übereinstimmen und von den Sciariden
verschieden sind, so liegt doch m. E. kein Grund zur Verschiebung
der üblichen Trennungslinie vor. Nur ist hier die Kluft zwischen
den Larven eine viel tiefere als zwischen den betreffenden Imagines.
Im übrigen haben die Cecidomyiden im allgemeinen gar nicht eine
so deutliche, schmale Augenbrücke, wie es nach Endeklein der Fall
sein soll, und doch legt er auf dieses Merkmal ganz besonderes Ge-
wicht, indem nach ihm der einzige greifbare Unterschied zwischen
Scatopsiden und Sciariden (und die Cecidomyiden haben nach ihm
[in: Arch. Naturg., 1911, Bd. 1, p. 117] die völlig gleiche Augenbildung)
sein soll, daß bei ersteren die wenn auch nierenförmigen Augen
überall ungefähr gleichbreit sind, während die beiden letzteren
Gruppen eine schmale Augenbrücke besitzen (in : Zool. Anz., Vol. 40,
1912, p. 262).
Daß, entgegen Enderlein, die Abgrenzung der Sciariden von
den Mycetophiliden auch nicht eine so scharfe ist und wenigstens
eine solche nicht in der Augenbildung zu finden ist, geht daraus
hervor, daß sich die von ihm als besonders wichtig hervorgehobene
Augenbrücke, welche die beiden Facettenaugen auf der Stirn mit-
einander verbindet, auch bei einigen Mycetophiliden findet. Ender-
lein weist darauf hin, daß bei Docosia die Augen hinten nach oben
zu etwas verschmälert, sehr schwach zugespitzt und sehr wenig
nach oben ausgezogen sind; es ist ihm aber entgangen, daß, wie
schon lange bekannt war, viel bessere Ausgangspunkte für die
Augenbildung der Sciariden bei anderen Gattungen, nämlich bei der
Gruppe der Mycetobiinen, zu finden sind, auf welche seinerzeit auch
schon Osten-Sacken genügend hingewiesen hat, dem auch die Bil-
dung des Sciariden-Auges ganz gut bekannt war. Namentlich bei
Plesiastina findet sich hier oben eine schmaler Fortsatz, welcher von
demjenigen der anderen Seite schmal getrennt bleibt; hei Diadocidta
und Myceiohia sind die Augen halbmondförmig. Bei einer Flatyura
aus Neuseeland sollen die schmal streifenförmigen Augenfortsätze
einander sogar in der Mittellinie begegnen (Osten-Sacken, 1. c. p. 432).
Die Mycetobiinen liefern auch im übrigen für unser Thema einen
eigentümlichen Beitrag wegen der besonderen Larve, welche im Gegen-
satz zu den übrigen Mycetophiliden-Larven amphipneustisch ist,
während die übrigen peripneustisch zu sein pflegen, so daß diese
ilfyceto&ia-Larven mit den Bkyphus-h&YYen sehr große Ähnlichkeit
zeigen sollen. Wir haben also jetzt 4 primitive Larvenformen,
300 J- C. H. DK Meijerk,
Avelche |einaiider recht nahe stehen dürften, nämlich die von Ehyphus,
Mycetobia, PtycJwptera, Trichocera, welch letztere doch auch deutliche
Beziehungen zu den Bibio-hsivven zeigt. Da ein peripneustisches
Tracheensystem offenbar das primäre ist, so ist wenigstens in
diesem Merkmal die Mycetobia-Larxe aus der Mycetophiliden-, Scia-
riden-, Cecidomyiiden-, Bibionideii-Reihe herausgetreten. Obgleich es
nun bei der Möglichkeit von Parallelbildungen schwer zu entscheiden
ist, wie die richtige phylogenetische Reihenfolge ausgesehen hat,
und es nicht ganz zurückzuweisen wäre, daß die Ehyphus- und
Mycetobia -hsirven jede für sich aus einer peripneustischen Vor-
stufe zu dem amphipneustischen Verhalten gelangt sind, so
sind doch Ehyphus und die Mycetobiiden aus gemeinsamem Stamm
wohl ableitbar, obgleich die jetzt existierenden Gattungen in be-
stimmten Richtungen differenziert sind. Daß die Mycetobiiden unter
den Mycetophiliden überhaupt eine primitive, zentrale Stelle einnehmen,
darauf scheint mir auch die Ähnlichkeit ihres Geäders mit den
Pachyneuriden hinzuweisen, wodurch sie sich dem Bibionidenstamm
nähern. Daß die noch wenig bekannten Pachjnieuriden zwischen
Scatopsinen und Mycetophiliden eine Brücke bilden, hat Williston
erkannt. ^)
Von besonderem Interesse scheint mir hier die Gattung Mesochria
Enderlein ^) zu sein, deren Type (M. scottiana Enderl.) von den
Seychellen stammt und aus der von mir vor kurzem eine 2. Art
{M. cindipes) von Java beschrieben wurde. ^) Durch das Fehlen der
Discoidalzelle und auch in anderer Hinsicht scheint diese Gattung
zu den Mycetobiinen zu gehören ; die holoptischen Augen und die
sehr kurzen Schienensporne entfernen sie aber von dieser Gruppe.
Wie ich mich persönlich überzeugen konnte, ähnelt das Tier habi-
tuell sehr einer Rhyphide, und es ist sehr bemerkenswert, daß sich
das Zusammentreffen der Subcostal- und Radialader (r^ und r.>+:! nach
der neueren Nomenklatur) in ähnlicher Weise bei den Rhyphiden-
Gattungen Olbiogaster^) und Loboyaster findet, so daß die Frage be-
1) Williston, S. W., Manual of North American Diptera, 3. ed.,
1908, p. 141.
2) Enderlein, in: Trans. Linn. Soc. London, Vol. 14, 1910, p. 65.
3) de Meijere, Studien über südostasiatische Dipteren VII., in :
Tijdschr. Entoraol., Vol. 56, 1913, p. 323.
4) Williston, 1. c, p. 155, fig. 50. — Kertesz, in: Termesz. Füz.,
Vol. 25, 1902, p. 4.
Dipteren-Larven und -Puppen. 301
reclitig-t erscheint, ob nicht aus ähnlichen Rhyphiden unter Verlust
der Discoidalzelle die Mycetobiinen herzuleiten seien.
Schwer ist auch die Entscheidung über die phylogenetische Be-
deutung- des Verhältnisses der Augen bei den Mycetobiinen. Auch
hier wird es vielleicht einmal gelingen, die Sciariden von den Ima-
gines herzuleiten , nicht aber die Sciara-Larven von den amphi-
pneustischen Mycetobia-h'dYYen. Den Stammbaum im einzelnen wieder
zu konstruieren, ist eben nicht möglich; wir haben immer mit der
Möglichkeit einer polyphyletischen Entstehungsweise der Eigen-
schaften zu rechnen, dürfen aber annehmen, daß, je näher
die Formen einander stehen, desto leichter sie dieselbe Eigen-
schaft erwerben können. Es wäre also sehr gut denkbar, daß die
Sciariden- Reihe von der Mycetobia- GruiyT^e herzuleiten wäre, diese
aber erst nachher die amphipneustischen Larven erworben habe.
Auch die Puppen von Mycetohia entfernen sich von denen der
übrigen Mycetophiliden durch den Besitz von Dornenquerreihen an
den Abdominalsegmenten; nach Lyonet, Dufoue und Perris be-
sitzen sie deren 2 Reihen an jedem Segmente, während bei RhypJms
nur je eine vorkommt. Ihr Fehlen bei den übrigen Mycetophiliden,
auch bei den Sciariden ist wohl als sekundärer Verlust zu betrachten ;
den von letzteren ableitbaren Cecidomyiiden fehlen sie gleichfalls;
hier sind aber oft Dornen am Vorderrand der Segmente zur Elnt-
wicklung gelangt.
Auch Frey ^) tritt in einer vor kurzem erschienenen Arbeit der
großen Bedeutung entgegen, welche Enderlein dem Vorhandensein
der Augenbrücke zuweist, und weist richtig darauf hin, daß auch
Diadocidia eine solche besitzt. Er kann sich deshalb auch nicht
damit einverstanden erklären, wenn Enderlein wegen der Augen-
form die Sciariden von den Mycetophiliden ganz entfernen und mit
den Scatopsiden verbinden will; ich stimme hierin mit ihm also
überein und betrachte die Augenform als von sekundärer Bedeutung.
Finden sich doch auch unter den Chironomiden nach Enderlein's
Angaben (p. 122) Genera mit runden Augen neben solchen, wo sie,
wie gewöhnlich, nierenförmig sind.
Wenn Frey auf die nahe Beziehung zwischen Sciariden und
Cecidomyiden hinweist, so bin ich damit einverstanden, möchte letz-
tere aber doch wegen der Flügelbeschuppung (den Heteropezinen
wahrscheinlich sekundär fehlend) als besondere Familie beibehalten.
1) Frey, L., Über die Mundteile der Mycetophiliden, Sciariden und
Cecidomyiden, in: Acta Soc. Fauna Flora fenn., Vol. 37, 1913, No. 2, p. 44.
302 J- C. H. DK Meuere,
über wenige Gattungen gehen die Ansichten so sehr auseinander
wie über Anarete. Das Tier wurde bald bei den Cecidomyiden
(Abt. Lestremiinae; Loew), bald bei den Scatopsiden (Schiner.
Osten-Sacken, Kieffer), bald bei den Sciariden (Zetterstedt) ein-
gereiht. Leider ist die Larve bis jetzt unbekannt, so daß wir dieser
keine Argumente für oder gegen die eine oder andere Ansicht ent-
nehmen können. Da die eigenartige Flügelbehaarung der Lestre-
miinen fehlt, so kommt diese Gruppe wohl am wenigsten in Be-
tracht. Eine Entscheidung zwischen Sciariden und Scatopsinen ist
aber nicht leicht; das Tier hat mit den Sciariden die Gestalt und
die langen, dünnen Beine, die Augenbrücke und die mehrgliedrigen
Taster gemeinsam, mit den Scatopsiden indessen 2 von Endp:rlein \),
Avelcher neuerdings für ihre Lestremiiden-Natur eingetreten ist, nicht
erwähnte, aber doch schon bekannte Merkmale, nämlich die Ab-
wesenheit der Schienensporne und das relativ große Empodium,
außerdem stimmt das Flügelgeäder durch die Kürze der Vorderrand-
adern am meisten mit Scaiopse. Es handelt sich wieder darum zu
entscheiden, welche Merkmale hier als polyphjietisch entstanden
zu betrachten sind. Der in diesen Sachen sehr scharfblickende Osten-
Sacken hat seinerzeit auf die phakogenetische Bedeutung derjenigen
alten, für daslndividuum keinen nachweisbaren Wert besitzenden Merk-
male hingewiesen, welche er als „atavic index characters" bezeichnete.
Solche Charaktere scheinen mir aber die erwähnten Eigentümlich-
keiten der Beine zu sein. Dazu kommt, daß auch CorynosceUs, eine
Gattung, welche auch Enderlein zu den Scatopsinen rechnet, mehr-
gliedrige Taster besitzt. Meinerseits wäre ich also geneigt, hier
die Augenbrücke und die Gestalt als polj'phyletisch entstandene
Parallelbildung zu betrachten, und finde jedenfalls keinen genügen-
den Grund, die übliche Einreihung; dieser Gattung bei den Scato-
1) Enderlein, 1. c., p. 121. — Anarete stettinensis, in: Stettin,
entoraol. Ztg., 1911, p. 132. An letzterer Stelle bezeichnet E. sie als
Sciaride. Daß er hier aber speziell an die Lestremiinen, welche er mit
zu den Sciariden rechnet, gedacht hat, geht aus dem Stammbaum an der
erstzitierten Stelle im Archiv f. Naturg. hervor. Zettkrstedt aber reiht
die Art coraciua schlechthin in die Gattung Sciara ein, trotzdem er auch
die Gattung Lcslrcmia aufführt. In einem neueren Aufsatz (in: Zool.
Anz., Vol. 40, 1912, p.262) hatENDERLElN die Lestreraiini von den übrigen
Lestremiinae, welche darin als Campylomyzinae zusammengefaßt werden,
abgetrennt und mit den Sciarinen vereinigt. Da auch Anarete eine ge-
gabelte Media besitzt, so gehört also auch diese Gattung zu seinen Sciarinae,
womit er der ZETTERSTEDTschen Auffassung näher gerückt ist.
Dipteren-Larven und -Puppen. 303
psinen zu verlassen, so daß ich auch hierin Enderlein's reformato-
rischen Tendenzen nicht folgen möchte, um so eher, als auch von
Enderlein die Augenbrücke als besonders hervorragendes Merk-
mal betrachtet wurde. Wir fiuden aber gleich bei Aspistes, im
übrigen einer echten Scatopsine, tief eingeschnittene Augen mit
einem schmäleren oberen Fortsatz; obgleich nun diese Fortsätze
hier in der Mittellinie getrennt bleiben, scheint es mir doch nicht
möglich, hier eine scharfe Trennungslinie den Sciarinen gegenüber zu
konstruieren: diese Brücke entsteht offenbar polyphyletisch. Nach
ihm ist doch die Verschmälerung der nierenförmigen Augen auf der
Stirn der einzige greifbare Unterschied zwischen Sciariden und
Scatopsiden, welche beide Gruppen er als Zygophthalmen zusammen-
faßt (in: Zool. Anz., Vol. 40, 1912, p. 262).
Was den Prätarsus anlangt, so habe ich seinerzeit nachgewiesen,
daß bei mehreren Scatopsinen ebensogut 3 Haftläppchen vorhanden
sind wie bei den Bibioniden, daß aber die 2 seitlichen von geringer
Entwicklung sind {Scatopse, Aspistes). Bei Anarete finde ich von
diesen beiden noch keine Andeutung, das mittlere ist aber breit
und groß (Fig. 172). Bei den schwerfälligeren Arten dürfte dem
Bedürfnis noch weiterer Ausdehnung des Haftapparats die Aus-
bildung der Seitenläppchen entsprochen haben. Jedenfalls bildet
Anarete eine sehr interessante Gattung, deren genaues Studium,
namentlich auch der Metamorphose, sehr erwünscht wäre.
Eben aus den voneinander verschiedenen phylogenetischen
Reihen der Larven und den Imagines geht deutlich hervor, eine
wie große Rolle die polyphyletische Entstehung der Merkmale ge-
spielt hat. Sind wir doch gerade hier gezwungen, wenn wir für
die Imagines einen soviel wie möglich monophyletischen Stamm-
baum konstruiert haben, einen polyphyletischen für die Larven-
charaktere anzunehmen und umgekehrt. Für die imaginalen Cha-
raktere unter sich herrscht aber dasselbe Verhalten, auch diese
haben jede für sich ihre Entwicklung bestanden und sind an
mehreren verschiedenen Stellen des Systems in gleicher Richtung
fortgeschritten. Gerade bei den Dipteren scheinen mir solche
Parallelreihen für verschiedene Organe schön nachweisbar, ihr Vor-
kommen erschwert aber die Konstruktion des Stammbaums außer-
ordentlich.
Daß dies sich auch in den kleineren Abteilungen bestätigt,
das hat auch z. B. Handliesch bei seinen Forschungen über die
Phylogenie der Ptychopteriden empfunden, wenn er sagt: „Ein
304 J- t'- H. DE Meijere,
Überblick über alle besprochenen Formen läßt uns erkennen, daß
in dieser so artenarmen Gruppe allerlei Entwicklungstendenzen
stecken, die selbständig bei verschiedenen nicht direkt auseinander
hervorgegangenen Formen zum Durchbruche gelangen. Man mag
die Formen nach was immer für einem Merkmale in Keihen an-
ordnen, so wird sich immer wieder ein anderer Charakter ergeben,
der heterophj'letisch aufgetreten sein muß." Auf eine solche poly-
phyletische Entstellungsweise weist auch die sehr verschiedenartige
Mischung der Merkmale bei den Schizophoren hin ; auch hier finden
wir offenbar bestimmte Entwicklungspotenzen ; eine bestimmte Reihen-
folge des Auftretens gibt es offenbar nicht; wie die Merkmale sich
auch gesondert voneinander vererben, so entstehen sie auch in ge-
wisser Unabhängigkeit voneinander, bald früher, bald später, so
daß von zwei Merkmalen bald das eine, bald das andere sich
zuerst zeigt.
An der unteren Schwelle der Dipteren finden wir zweifelsohne
die Mycetophiliden, Khyphiden, Bibioniden und Tipuliden. Welche
von diesen die am niedrigsten stehende Gruppe ist, darüber sind
die Ansichten noch verschieden. Keine dieser Gruppen, wie wir sie
jetzt kennen, ist genügend w^enig differenziert, um die anderen von
ihr abzuleiten; es kann höchstens noch die Frage sein, w^elche die
meisten primitiven Merkmale zeigt, und nach diesem Maßstabe würde
sich vielleicht noch eine Reihenfolge konstruieren lassen, welche der
wirklichen Verwandtschaft aber sehr unvollständig entspricht.
Bei den Nemoceren sind als primitive Merkmale zu betrachten:
Runde, auf der Stirn breit getrennte Augen.
Vorhandensein von Ocellen.
Zylindrische Fühlerglieder ohne Sinnesborsten.
Nicht zum Stechen geeignete Mundteile.
Eine große Anzahl von Längsadern, namentlich eine reichliche
Verzweigung des Radius.
Schienensporne.
Vorhandensein eines unbehaarten Empodiums; Fehlen von
Seitenläppchen.
Hieraus ergibt sich, daß im allgemeinen die Tipuliden primitives
Verhalten zeigen, was die Augen, das Geäder und den Pulvillus an-
langt; Ocellen und Schienensporne sind bisweilen vorhanden, also
wohl erst innerhalb der Gruppe verloren gegangen.
Die M3'cetophiliden zeigen die Mehrzahl der primitiven Merk-
male, das Geäder ist aber reduziert, das Empodium behaart, über-
Dipteren-Larven und -Puppen. 305
dies sind die Hüften wohl sekundär verlängert. Den Bibioniden
fehlen die Schienensporne, die Aug-en sind in verschiedener Weise
modifiziert, das Geäder ist reduziert, die Seitenläppchen sind bei
den Bibioninen vorhanden; primitiv sind die Ocellen, die Fühler
(wohl sekundär mit verringerter Gliederzahl).
Bei den Ehyphiden sind die Männchen holoptisch, die Fühler
haben keine längeren Sinnesborsten, der Radius zeigt weniger Äste
als beim Tipulidenstamm, das Sohlenläppchen ist vorhanden.
Im allgemeinen dürften jedoch die Tipuliden die niedrigsten Ver-
hältnisse zeigen, die Mycetophiliden, Bibioniden und Rhj^phiden sind
in verschiedener Richtung etwas mehr spezialisiert.
Für die Larven sind primitive Verhältnisse die folgenden:
1. Freier Kopf mit vollständiger Kopfkapsel.
2. Mehrgliedrige Fühler.
3. Vorhandensein von Augen.
4. Kompliziert gebaute Oberkiefer.
5. Desgl. Unterkiefer mit wenigstens 2gliedrigem Taster.
6. Unterlippe mit großem, freiem Submentum.
7. Peripneustisches Tracheensystem mit möglichst großer
Stigmeuzahl.
8. Wenige „Knospen" an den Stigmen.
Auch hier finden wir diese verschiedenen Merkmale nicht bei
einer und derselben Gruppe, sondern über mehrere verteilt. Was
den Kopfbau anlangt, so steht Ptychoptera mit ihrem freien Kopf
und vollständiger Unterlippe sehr tief. In Hinsicht auf die Stigmen-
zahl vertreten aber die Bibioniden die älteste Stufe, während, was
den Bau der Stigmen anlangt, die Mycetophiliden die ältesten Ver-
hältnisse zeigen. Wenig reduzierte Unterkiefer sind bei den Tipu-
liden .noch öfters vorhanden. Was die Fühler anlangt, so scheint
Chironomus mit seinen ögliedrigen Fühlern obenan zu stehen ; 3 Glieder
sind bei mehreren anderen Dipteren-Larven mehr oder weniger
deutlich nachweisbar, bei Ptychoptera ist das 3. Glied schon sehr
rudimentär.
Ein komplizierter Oberkiefer ist bei Trichocera und einigen
anderen Tipuliden, weniger ausgesprochen bei Ehyphus vorhanden.
So finden wir überall alte und neue Merkmale gemischt, und
obgleich es einigermaßen gelingt, eine Phylogenie der Organe
zusammenzustellen, so ist die Feststellung des Stammbaumes der
Tiere sehr schwer und unsicher. Auch die Paläontologie gibt hier
keine Aufschlüsse. Die ersten Dipteren treten im Lias auf, aber
Zool. Jahrb. XL. Abt. f. Syst. 20
306 J- ^- H- ^^' Meijere,
hier finden sich gleicli 4 Familien, die Architipuliden, Protorhyphiden,
Eoptychopteriden und die Bibioniden ^), also, mit Ausnahme der
Mycetophiliden , gleich Vertreter aller hauptsächlich in Betracht
kommenden Gruppen.
Im großen ganzen finde ich mich hier in Übereinstimmung mit
den Ausführungen von Handlirsch bezüglich der Phylogenie der
Dipteren. Auch dieser Forscher hält ein polyphyletisches Auf-
treten verschiedener Merkmale für wahrscheinlich, so unter anderem
auch was die Rückbildung des Kopfes anlangt. Durch meine Unter-
suchungen wird dies bestätigt, da sich auch anatomisch ver-
schiedene Wege nachweisen lassen. Was bei Handlirsch's Be-
trachtungen besonders in die Augen fällt, ist, daß es nicht ge-
lingt, die größeren Gruppen voneinander abzuleiten, sondern daß
fast immer auf sehr niedrig stehende Urdipteren zurückzugreifen
ist; auch dies stimmt mit meinen Befunden. Den Anschluß der
Cyclorrhapha will Handlirsch noch bei therevidenartigen Vorfahren
finden; es ist fraglich, ob selbst hier noch weit genug zurück-
gegangen wird, weil selbst bei diesen der Larvenkopf schon sehr
bedeutend in anderer Richtung als bei Cyclorraphen spezialisiert ist.
M.E. dürften die Reihen der Homoeodactyla (Eremochaeta), die There-
viden-Reihe, die Cyclorraphen-Reihe alle an primitive Urdipteren,
welche noch zu den Nemoceren gehören, anschließen. Wenn Hand-
lirsch die Stratiomyiden und Xylophagiden zusammen auf Rhachi-
ceriden zurückführt, so wäre dies wegen des einfachen, nemoceren-
ähnlichen Fühlerbaus letzterer wohl möglich; nur kennen wir
diese Tiere im übrigen nur erst wenig genau und leider ihre
Larven gar nicht. Osten-Sacken, der die Gattung Rhachicerus aus
eigener Anschauung kannte, hält sie für eine Xylophagide -), was
ich nach einem mir gerade vor kurzem in die Hände gekomjnenen
Exemplar bestätigen kann.
Der kürzlich verstorbene Wesche veröifentlichte (in : Biol. Bull.,
Vol. 23, 1912, p. 250—270) einen Aufsatz über die Phj^logenie der
Nematocera. Obgleich seine in bekannter Weise ausgeführten mikro-
skopischen Detailuntersuchungen von Interesse sind, so scheinen mir
einige seiner Schlüsse bezüglich der systematischen Verwandtschaft
nicht gerade stichhaltig. So fällt in seinem Stammbaum p.259 die weite
1) Berlese, A., Gli Insetti, Vol. 2, p. 169.
2) Osten-Sacken, On Professor Braukr's paper: Versuch einer
Charakteristik der Gattungen der Notaconthen 1882, in: Berlin, entomol.
Ztschr., Vol. 26, 1882, p. 379 ; in : Ann. Mus. civ. Genova, Vol. 16, 1880, p. 408.
Tabanidae
Dipteren-Larven und -Puppen. 307
Trennung der Stratiomyiden von den Tabaniden und Leptiden auf,
andrerseits die zwischen Asiliden und Bombyliiden. Mir will es
scheinen, daß mehrere der von Wesche beobachteten Merkmale, so das
Verhalten der Augenstruktur und der Mundteile, öfters in verschiedenen
Gruppen eine parallele Entwicklung durchlaufen und nur mit großer
Vorsicht zur Feststellung der verwandtschaftlichen Beziehungen zu be-
Schizometopa
•, Holometopa
\ ,;].Gonopidae
Schiz^phora
Dolichopodidae •
\ /Empididae ; Platypezidae
Asilidae ..•■''
Leptidae ; /Bombyliidae /pipunculidae
1 /' Phoridae /• ,5yrphidae
■; / Sceno- • ..''
■•■ieyrtidaei / ,P'nidae;/ Lonchopteridae
Stratiomyidae\/ ;./:'..Mydai-/' ..-■-'
"-.. :■ \y dae /. ■'
;There-' Mycetophilidae
Xylophagidae.\ ''>^^^^' /Sciaridae
"•• :■■' biiriae^-;--''' _ .
••. : / .-' ..Scatopsinae
■••: /.•.■;:-.•;.■.'- ßibioninae
■; /'...-Pachyneunnae
;/J?hyphidaep.^.jgg Ghironomidae
JTipulidae ,.''.--:.'.'. Simuliidae
\ 7^.QlV''--eulicidae
; •---:!. Psychodidae
•/ Blepharoceridae
r ..Ptychopteridae
nutzen sind. Auch möchte ich mich Williston anschließen, wenn er
in einer Anmerkung auf p. 263 die Tipuliden als primitiver als die
Rhyphiden betrachtet haben will. Aus Wesche's Untersuchungen geht
immerhin hervor, welch eine Fülle von bemerkenswerten Verschieden-
heiten die mikroskopische Untersuchung zutage fördert, so daß auch
diese am wenigsten zu vernachlässigen ist.
20*
308 J- C. H. DE Meijerk,
In einer schönen Arbeit über die Blepharoceriden Italiens (in:
Boll. Soc. entomol. Ital., Vol. 44, 1912) liebt Bezzi den archaischen
Charakter dieser Familie hervor, welcher sich besonders durch den
Besitz der thoracalen Quernaht und die den ganzen Flügel um-
gebende Randader kund gibt. Auch er stellt sie in die Nähe der
Ptj^chopteriden (Liriopiden), welche er als die ältesten Dipteren be-
trachtet. A\'as den von ihm gegebenen Stammbaum (p. 93 Sep.) an-
langt, so dürften hierin die Rhj^phiden (Phryniden) zu weit von
den Bibioniden und Mycetophiliden (Fungivoriden) getrennt sein,
desgleichen letztere von den Sciariden (Lycoriidenj. Auch die
Thaumaleidae (= Orphnephilidae) sind nach Bezzi (in : Boll. Lab.
Zool. gen. agrar. Scuola sup. Agricolt. Portici, Vol. 7, 1913, p. 239)
eine sehr alte Familie, welche einerseits zu den Blepharoceriden,
andrerseits zu den Psychodiden, Culiciden und Chironomiden Be-
ziehungen zeigt.
Es könnte mir der Vorwurf gemacht w^erden, daß ich selbst
seinerzeit auf Grund der larvalen Merkmale die Abtrennung der
Lonchopteren von den Orthorraphen verteidigt habe, und es sind augen-
scheinlich manche Forscher auch jetzt nicht geneigt, diese offenbar
nur in spärlichen Relicten fortbestehende Familie den Cyclorraphen,
im spezielleren den Aschizen, ^zuzurechnen. Im Katalog der palä-
arktischen Dipteren, Vol. 2, findet sie sich am Ende der Orthor-
rhaphen. Vereall i) betont, je mehr er die Gruppe studiere, um
so mehr neige er zu der Meinung, daß ihre richtige Stelle zwischen
den Dolichopodiden und Phoriden liege, während letztere, auch sehr
verschiedenartig beurteilte Familie nach ihm auf der Grenzlinie
zwischen Ortho- und Cyclorraphen liege, aber noch auf der Seite
der Orthorrhaphen. Auch die Lonchopteren liegen nach ihm dieser
Linie schon recht nahe. Die äußeren Merkmale sind in diesen
Familien nicht ganz entscheidend, doch scheint mir der Kopf bau sowohl
von Lonchoptcra wie von Phora dem Verhalten der Aschizen, be-
sonders der im Kopfbau einen wenig spezialisierten Charakter
zeigenden Piatyp ezinen, nahe zu stehen. Von besonderem Interesse
ist hier eine Beobachtung von Leon Düfour, welche ich seinerzeit
bei meiner Besprechung der systematischen Stellung von Lonchoptera
nicht erwähnt habe, weil ich sie damals übersehen hatte. L. Dufouk
sagt 2): „Par la forme de ses glandes salivaires, par la longueur de
1) Verrall, G. H., British Flios, Vol. 5, 1909, p. 43.
2) DurouR Leon, Recherches anat. et physiol. sur les Diptferes, iu :
Mem. Acad. Sc. Paris, Sc, math. et phys., Vol. 11, 1851, p. 277.
Dipteren-Larven und -Puppen. 309
son canal alimentaire, par l'absencede bourses ventriculaires, caractere
anatomique d'une grande valeur, par ses vaisseaux hepatiques
a deux canaux choledoques, enfin, par la privation de ballons
tracheens dans Tabdomen, la Lonclioptere appartient ä la grande
famille de Museides acalypterees."
Ein ähnlicher Fall, wo die imagiualen Dift'erenzen lauge Zeit
verkannt wurden, findet sich bei den Gattungen Xylomyia uud
Xylophagus, welche früher zusammen zu der Familie Xylophagidae
gestellt wurden. Bei Xylophagus findet sich aber eine freie
Puppe, während bei Xylomyia die Puppe von der letzten Larven-
haut eingeschlossen ist wie bei den Stratiomjaden. Namentlich die
Beobachtungen des scharfsichtigen Osten-Sacken ließen erkennen,
daß hier zwischen den Imagines bestimmte Differenzen vorhanden
waren, welche auf nähere Verwandtschaft von Xylomyia mit den
Stratiomyiinen, von Xylophagus mit der Leptiden-Tabaniden-Reihe
hinwiesen, und so reiht Veerall Xylomyia bei den Stratiomyiden
ein, während Xylophagus eine besondere Familie: Xj^lophagidae
bildet, welche der Leptidenreihe näher steht. Hier gehen also Ver-
schiedenheiten in der Metam.orphose mit solchen in den Imagines
parallel, obgleich erstere weit auffälliger sind, und auch hier ist
die Ähnlichkeit in den Imagines nicht als Konvergenz zu deuten,
sondern wir haben es vielmehr mit nahe verwandten Tieren zu tun,
deren Abkömmlinge sich in verschiedener Richtung weiter ent-
wickelten. Xylomyia steht auch nach der Meinung Austen's ^) an der
Wurzel des Stammes, welche zu den Stratiomyiden führt, zunächst
den Berinen, Xylophagus bildet die Wurzel des Leptiden-Stammes.
Während hier zwischen den Larven beider Gruppen eine weite
Kluft besteht, sind die Imagines einander noch dermaßen verwandt,
daß selbst neuere Forscher, wie z. B. Lundbeck in seiner „Diptera
Danica", sie in eine Familie zusammenfassen wollen, was sich auch
sehr gut verteidigen läßt; die Larven- wie die Imagoentwicklung
ist hier wieder nicht gleichen Schritt gegangen. Der Kopfbau der
Xylophagus-LsiYYe ist nicht genügend bekannt, doch dürfte in dieser
Hinsicht die Xylomyia-L.SiYye die niedrigste Stufe vertreten, während
in der Verpuppungs weise letztere mehr spezialisiert ist. Darin
aber, daß die mit ziemlich derber Chitinhaut versehene Puppe
1) AuSTEN, E. E., On the preliminary stages and the mode of
escape of the imago in the Dipterous genus Xylomyia, in: Ann. Mag.
nat. Hist. (7), Vol. 3, 1899, p. 181 — 190.
310 J- C. H. DE Heuere,
letzterer selbständig aus der T-Spalte des Pupariums bis auf die
Hinterleibsspitze hervorbricht, vertritt diese Gattung eine tiefere
Stufe als die echten Stratiomyiden.
Jedenfalls zeigt die Xylopha(/us-'L?iYYe. desgleichen wie diejenige
von Coenomyia, einen wahrscheinlich größtenteils freien, gut chitini-
sierten Kopf, weicht hierin also von den Leptiden- und Tabaniden-
Larven sehr ab, so daß trotz des Abstreifens der Haut bei der Ver-
puppung es noch sehr fraglich ist, ob ihre Übereinstimmung mit
letzteren wirklich so groß ist, daß man sie deshalb weit von den
Stratiomyiden zu trennen braucht. Auch sind nach Beauer und
Sharp die Thoracalringe und die Hinterleibsspitze noch zum Teil
stark chitinisiert, was auch darauf hinweist, daß wir es hier mit einer
Zwischenform zu tun haben. — Eine gute Abbildung der Xijlophagus-
Larve gibt letzterer in: Verrall, British Flies, Vol. 5, p. 36; eine
mehr schematische findet sich in Brauer's Larven- Arbeit (tab. 4 fig. 80)
und bei Perris, Les insectes du pin maritime [in : Ann. Soc. entomol.
France (4), Vol. 10 (1870), tab. 3 fig. 70]. Letzterer Autor hat die
Verschiedenheit zwischen der Xijlophagus- und der Xijlomyia-hM'\%
ganz gut erkannt, weist aber auch schon darauf hin, daß sich in
den Mundteilen Übereinstimmungen finden, welchen Rechnung zu
tragen ist (ibid. p. 206). Vor kurzem hat Enderlein auch hier eine
neue Einteilung einführen wollen (in : Zool. Anz., Vol. 42, 1913, p. 533),
aber ich kann mich leider auch hier nicht mit seinen Änderungen
einverstanden erklären. Xylophaginen und Solvinen (Xylomyinen)
will er zusammen behalten, fügt diesen beiden Gruppen aber noch
einen Teil der Berinen (nämlich Äctina und Verwandte) hinzu, so
daß seine neue Trennungslinie zwischen X3-lophagiden einer- und
Stratiomyiden anderseits mitten durch die alte Gruppe der Berinen
verläuft. Daß dadurch erstere zweierlei Larvenformen besitzt, von
welchen die eine mit derjenigen der Stratiomjiden übereinstimmt,
wäre nach meinen obigen Ausführungen kein Hindernis, aber der
Bau der Imagines scheint mir keinenfalls diese Trennungslinie zu
rechtfertigen. Seine Familiendiagnose (1. c, p. 534) wird denn auch
sehr dürftig und unsicher. Getrennte Augen finden sich bei den
(5^c? mehrerer echter Stratiomyiden; das Auftreten holoptischer
Augen hat überhaupt einen sehr polyphyletischen Charakter und ist
zur Charakterisierung von Hauptgruppen nur mit großer Vorsicht
zu benutzen. Die 3gliedrigen Taster von Äctina weisen wohl darauf
hin, daß hier ein primitives Verhalten beibehalten ist, es ist aber
nicht nötig, die Gattung deshalb mit Xijlomijia in nächste Beziehung
Dipteren-Larven und -Puppen. 311
ZU bringen, welche eben nur 2gliednge Taster besitzt, wie im all-
gemeinen die Stratiomyiden. ^) Im ganzen kann ich Enderlein's
Einteilung nur als mißlungen bezeichnen. Überflüssig scheint mir
seine Unterscheidung zwischen Solva und Xylomyia. Letztere soll
Hinterschenkel besitzen, welche nicht verdickt und ohne Zähnelung
sind; dann ist aber jedenfalls marginata Meig. nicht zu Xijlomijia,
sondern zu Solva zu stellen. Daß das Puparium, also auch die Larve,
von Chorisops demjenigen von Beris ähnlicher sieht als demjenigen
von Xylomyia (= Subulä), geht aus dem auf S. 210 Augeführten
hervor.
Äußerst eigentümlich und lehrreich sind auch die Verhältnisse
bei den Phoridae. Die Larven dieser Familie sind namentlich durch
die Untersuchungen Keilin's jetzt eingehend bekannt und zeigen
auch nach diesem Forscher durchaus den Charakter der Eumjäden-
Larven, obgleich sie in einigen nebensächlichen Punkten abweichen.
Sie stehen jedenfalls dem Eumyiden-Typus außerordentlich viel näher
als der Lonchoptera-LdiY\e. Während also die Phoriden-Larven gleich
auf eine Verwandtschaft mit den Eumyiden schließen lassen, ist das,
was die Imagines anlangt, durchaus nicht der Fall. Kaum eine
Dipteren-Familie ist an so verschiedenen Stellen des Systems ein-
gereiht worden wie diese, von Osten-Sacken unter den brachyceren
Orthorrhaphen, von Beauer bei den Aschiza, von Th. Becker und
Girschner in der Nähe der Mycetophiliden, von Brues am Anfang
der Cyclorrapha, von Wesche wieder in der Nähe der Orthor-
rhapha Brachycera, im spezielleren der Dolichopodidae. Nament-
lich letzterer-) hat eine Reihe von neuen Merkmalen, namentlich
auch mikroskopischer Natur, untersucht und betont, daß die Pho-
riden eine ganze Anzahl archaischer Merkmale zeigen, welche sich
bei den Nemoceren, zum Teil auch bei den Dolichopodiden wieder-
finden. In gewissen Merkmalen, so im Fühlerbau, ist die Gruppe
spezialisiert und zeigt unter anderem hierin Ähnlichkeit mit ge-
wissen Dolichopodiden. M. E. hat aber Wesche die Übereinstimmung
1) Ich muß hier darauf hinweisen, daß die Zählung der Tasterglieder
mir insofern unsicher erscheint, als das 1. Tasterglied auch bei Oiorisops
nur ein unmittelbarer Fortsatz der Maxillenbasis zu sein scheint. Wie dem
auch sei, daß bei den niedrigsten Stratiomyiden die Reduktion der Taster
am wenigsten fortgeschritten ist, ist nicht Befremdendes und kein ge-
nügender Grund, diese von den übrigen abzutrennen.
2) Wesche, W., The systematic affinities of the Phoridae, in : Trans,
entomol. See. London, 1908, p. 283—296.
312 J- ^'- H. DK 3Ikijere,
mit letzterer Gruppe zu hoch angeschlagen. Bei dem häufigen
Auftreten von Parallelbildungen bei den Dipteren ist nicht zu ver-
gessen, daß gleicher Bau noch gar keinen Beweis für direkte Ver-
Avandtschaft bildet. Gerade der (Jmstand, daß die von Wesche
betrachteten Merkmale bald auf diese, bald auf jene Familie der
Nemoceren oder der brachyceren Orthorrhaphen hinweisen, läßt
den Schluß berechtigt erscheinen, daß die Phoriden überhaupt eine
sehr alte Familie bilden, deren alte Merkmale sich deshalb in ver-
schiedenen anderen Familien wiederfinden, je nachdem sie von diesen
beibehalten worden sind. Die Ähnlichkeit mit den Dolichopodiden
beruht zum Teil darauf, daß auch diese Familie schon früh von
ihren Verwandten sicli abzweigte, also als auch sie noch primitive
Merkmale besaß. Weist doch auch schon die große Kluft zwischen
Empiden und Dolichopodiden auf eine frühe Trennung hin, was die
Imagines anlangt, während die Larven beider P'amilien nur sehr wenig
divergiei'ten. Was die spezielle Fühlerbildung anlangt, so dürfte
diese als parallele Entwicklung zu betrachten sein, zumal sie gar
nicht allen Dolichopodiden eigen ist und nicht einmal bei den
primitivsten Gattungen sich findet. Dagegen könnte der überein-
stimmende Fühlerbau bei Phoriden und Lonchopteriden auf direkter
Verwandtschaft beruhen ; wenigstens würde hier die Parallelbildung
sich auf auch in anderen Hinsichten nahe stehende Familien be-
ziehen und sich demnach schwerer beweisen lassen.
Die Reihe von Wesche angeführter Merkmale stimmt m. E.
also ganz gut mit meinem Befund, was die Larven anlangt, nämlich,
daß die Cyclorrhaphen nicht aus hochentwickelten , brach^'ceren
Orthorrhaphen, sondern aus viel niedriger stehenden Dipteren,
irgendwo aus archaischen Nemoceren, herzuleiten sind, wo auch die
Schwelle der Xylophagiden-Reihe und der Thereviden-Eeihe liegt,
also aus jener zentralen Nemocerengruppe, von welcher die Myceto-
philiden, Bibioniden, Rhyphiden die wenig abgeänderten rezenten
Ausläufer sind.
Bei Miisca und den nächstverwandten Gattungen hat Banks ^)
darauf hingewiesen, daß hier die beiden Mundhaken zu einem ver-
wachsen sind. Auch Banks kommt zu dem Resultat, daß die Differen-
zierung von Larven und Imagines innerhalb der Calyptraten-Reihe
1) Banks, N., The structure of certain dipterous larvae with particular
reference to those in human foods, in : ü. S. Departra. Agric, Entom.
Techn. Ser. No. 22, 1912; man vgl. namentlich p. 37.
Dipteren-Larven und -Puppen. 313
keinen gleichen Schritt hält. Er unterscheidet 4 Larventypen, die
TJfwsca-Reihe, die Tachiniden-, die Anthomyiden-, die Homalomyiden-
Reihe. Die Imagines beider letztgenannten sind sehr ähnlich, unter
ihnen stehen Muscina und Verwandte im Imaginalstadium der Musca-
Reihe sehr nahe, während die Larven dem Anthomyiden- Typus an-
gehören.
Vielleicht innerhalb keiner anderen Dipteren-Familie ist die
Divergenz zwischen larvalen und imaginalen Merkmalen vollständiger
ausgearbeitet als in der Familie der Culiciden. Namentlich Dyar
und Knab haben sich bemüht, eine neue Klassifizierung der Culiciden
auf Grund der larvalen Merkmale aufzustellen, und es haben
sich dabei sehr eigentümliche Abweichungen von dem auf die
Imagines gegründeten System ergeben. Es geht dies schon genügend
hervor aus den kurzen Bemerkungen, welche Theobald im 4. Band
seines Monograph of the Culicidae, 1907, p. 13 ihrem Verfahren
widmet. Nach einer Angabe der larvalen Merkmale, wonach sich die
Familie in 3 Gruppen (Anophelinae , Culicinae, Sabethinae) teilt,
sagt Theobald: „All other genera of Anophelinae are sunk as Syno-
nyms of Anopheles, but the autliors raise one species — harheri of
CoQuiLLETT, a species so close to hifurcatus that it is hardly sepa-
rable to generic rank calling it Coelodiozesis. ... In the genus
Janthinosoma, of Arribalzaga, they place my scholasticus (a Cidex, so
near fatigans, I am not sure if it is distinct) and my Grabhamia
pygmaea and G. jamaicensis, insects of totally diflferent appearance
and habits to the type of Janthinosoma. They find that larval
characters place Pneumacidex signifer Coquillett in the genus
Mansonia. Still more surprising is the fact that from these larval
characters, Haemagogus, Stegoinyia, Grabhamia, Hoivardina, Culicelsa,
Ciüicada etc., and even Dyar's own genus Pseudoculex sink under
Aedes.''^
Soviel geht aus diesen Verhältnissen hervor, daß Larve und
Imago jede ihre eigene Phylogenese haben, und wenn sich keine
Übereinstimmung in beiden Stadien zweier Arten zeigt, so kann
dies dadurch veranlaßt sein, daß beide sich nicht in gleichem
Schritt differenziert haben oder daß das ähnliche Stadium beider
Arten sich in paralleler Weise fortentwickelt hat. Ein polyphyle-
tisches Entstehen der Merkmale wird hier öfters unumgänglich.
Auch unter Corethrinen und Culicinen ist die Kluft zwischen den
Imagines größer als zwischen- ihren Larven. Die MocJüonyx-L?irYe
zeigt die Atemröhre der Culiciden, die Imago steht dieser Familie
314 J- C. H. DE Meijeke,
nicht näher als Corethra. Als Imagines stehen die Corethrinen
niedriger, als Larven sind sie viel weitgehende!" modifiziert.
Ich glaube, die obigen Beispiele werden genügen, um zu zeigen,
wie verwickelt die Beziehungen zwischen der larvalen und imagi-
nalen Phylogenese in bestimmten Gruppen sind. Bei den Kategorien
des natürlichen Systems haben wir m. E. in erster Linie auf die
imaginalen Merkmale zu achten, eben weil sonst kein einheitliches
System möglich ist. Die Kenntnis der larvalen Merkmale ist natür-
lich ohnehin von großem Interesse; zur Trennung können diese aber
erst benutzt werden, wenn damit genügende Unterschiede in den
Imagines verbunden sind. Sonst wird ein ungleicher Maßstab an-
gelegt, Avie dies im einzelnen auch für bestimmte imaginale Charak-
tere gilt. Im Anschluß an die Viviparie zeigt z. B. Mesemhrina
eine bedeutende Differenz im weiblichen Geschlechtsapparat von dem
gewöhnlichen Anthomyinen-Typus ; dennoch dürfte keiner sie deshalb
als besondere Hauptgruppe von diesen abtrennen wollen, und ebenso-
wenig darf dies im allgemeinen bloß wegen einer besonderen Larven-
form fireschehen.
Nachschrift.
Gerade nachdem ich meine Abhandlung abgeschlossen hatte,
erschien eine schöne Publikation von der Hand Bruno Wahl's:
„Über die Kopfbildung cyclorhapher Dipterenlarven und die post-
embryonale Entwicklung des Fliegenkopfes." ^j
Wie schon aus unseren früheren Veröffentlichungen hervorgeht,
stehen wir in der Ansicht bezüglich der Kopfbildung^ der Cyclor-
raphen auf demselben Standpunkt ; auch nach Wahl ist der Frontal-
sack eine Einstülpung der Stirnregion, der Thorax beteiligt sich
an ihm nicht, es bleibt somit ein Teil des Kopfes frei, und es ist
nicht die ganze dorsale Kopfwand in den Thorax eingezogen.
Wahl stellt sich hierin in derselben Weise wie ich Holmgken
und Becker gegenüber und weist auf die Schwierigkeiten, welche
die Auffassungen letzterer veranlassen, hin. Unsere Arbeiten er-
gänzen sich in schöner Weise. Wahl beschreibt manche Einzel-
heiten ausführlich, hat sich aber auf die Cyclorrhaphen beschränkt
und stellt keine vergleichend-anatomischen Betrachtungen an, ist
vielmehr geneigt, die verschiedenen Teile des Larvenkopfes mit
1) In: Arb. zool. Inst. Wien, Vol. 20, Heft 2, 1914.
Dipteren-Larven und -Puppen. 315
möglichst indifferenten Namen zu belegen, während ich gerade be-
strebt war, die großen Züge der phylogenetischen Entwicklung des
Kopfes der Dipterenlarven darzulegen. Auf eine Homologisierung
der Teile des Schlundgerüstes mit den tj^pischen Skeletteilen des
Insectenkopfes geht Wahl deshalb nicht ein. Der großen Vorsicht,
welche ihn in dieser Richtung beherrscht, sind auch einige Punkte
zuzuschreiben, in welchen seine Ansichten von den meinigen ab-
weichen. Weder die Mundhaken, welche ich den Maxillen zurechnen
möchte, noch die Sinnesorgane, welche gewöhnlich als Fühler und
Maxillartaster gedeutet werden, ist er geneigt mit den entsprechenden
Organen zu identifizieren, sondern will sie vielmehr als Neubildungen
betrachtet wissen. Wie aus meinen obigen Betrachtungen hervorgeht,
kann ich ihm hierin nicht beistimmen ; findet man doch bei niederen
Dipteren-Larven allerhand Grade von Reduktion und Verschiebung
dieser Teile, welche mit den komplizierten Verhältnissen des Cyclor-
raphen-Kopfes zu vergleichen sind. Auch die weite Entfernung der
Anlagestelle der entsprechenden imaginalen Organe bildet m. E.
hierin keine nicht zu umgehende Schwierigkeit, wegen der Möglichkeit
der Verschiebung der Anlagestelle in der Hypodermis. Kommen
doch z. B. auch bei Chironomus die Augenblasen weit von den
Larvenaugen zu liegen, während sie bei den Culiciden-Larven dicht
nebeneinander gelagert sind. Auch scheint mir eine Verwachsung
der Maxille mit der Kopfwand, so daß ihr stark chitinisierter Teil
(der Mundhaken) und ihr Taster gleichsam direkte Anhänge der
Kopfvvand geworden sind, annehmbar.
Was Besonderheiten anlangt, so weist auch schon Wahl darauf
hin, daß bei CaUiphora nur im 1. Stadium ein Medianzahn (von mir
und anderen als Labrum gedeutet) vorkommt; der schaufeiförmige
Zahn des 3. Stadiums liegt, wie ich es auch oben betont habe, an
anderer Stelle, mehr nach vorn hin an der Unterseite des Atriums, an
der Spitze eines dort vorhandenen Wulstes (Dorsalwulst, Wahl). Auch
Wahl betont, daß der Frontalsack vorn stets unpaar ist; „in seinem
hinteren und mittleren Abschnitt zeigt er mehr oder minder An-
deutungen einer paarigen Anlage, indem er an seinen Enden in
paarige, blind endigende Zipfel ausgezogen ist und indem ferner
in seiner mittleren Region sich entweder eine Frontalsackspalte vor-
findet, die beide Wände des Frontalsackes durchbohrt, oder in dem
bei anderen Larven in der entsprechenden Region die beiden seit-
lichen Hälften des Frontalsackes in der Medianlinie nur durch eine
mehr oder minder dünne, stets einschichtige Zellbrücke verbunden
316
J. C. H. DE Meukre,
sind, die unter Umständen ein membranartiges dünnes Häutchen i
darstellt" {Calliphoni, 2. und 3. Larvenstadium). Auch nach Wahl \
ist die beim Ausschlüpfen der Fliege eine Rolle spielende „Stirn-
blase'' als hinterster medianer Blindsack des Frontalsackes aufzu-
fassen.
Erklärung der Abbildungen.
A Auge
AS Imaginalscheibe des Auges
AK Analkieme
An Anus
A( Atrium
B Imaginalscheibe eines Beines
C Cardo
CliZ Chitinzähne in der Nähe der
MundöfFnung
Co Coxa
EL Externolateralplatten
F Fühler
Fe Femur
GC Gehirnganglion
HKj) Hintere Kopfplatten
HSI Hinterstigma
JL Internolateralplatten
K Kopfplatte
L Außenlade der Maxille
L.Cr Lateralgräte
Lb Labium
Lr Labrum
M Mentum
MS Metacephaler Stab
Mu Mund
Music Muskeln
Mx Maxille
JV Stigmennarbe
0 Äußere Öffnung des Stigmensackes
Oes Ösophagus
OF Obere Fortsätze
Pf Praefrons
Ph Pharynx
PhSl Pharyngealer Chitinstab
PI Pleuralorgan
Pill Prämentum
S Sinnesorgan
SG Subösophagealganglion
Sni Submentum
SpSf Spatula sternalis
St Stipes
Stern. Sternit des Lahialsegments
T Maxillairtaster
TS Tentorialstab
Tr Trachee
Tu Tüpfel
UF Untere Fortsätze
VKpl Vordere Kopfplatte
VF Vertikalplatten
Vrntr.Pl Ventrale Platten
VSt Vorderstigmen
Z Medianer Zahn
Tafel 4.
Fig. 1 — 4. Scatop.se notatn L.
Fig. 1. Vorderer Körperteil.
Fig. 2. Antenne.
Diptereu-Larveu uud -Puppen. 31^7
Fig. 3. Hinterleibsspitze.
Fig. 4. Stigma von einem der vorderen Körpersegmente.
Fig. 5 — 10. Düophns vulgaris MEia.
Fig. 5. Fühler.
Fig. 6. Mandibel.
Fig. 7. Maxille und Labium, Außenseite.
Fig. 8. Maxille und Labium, Innenseite.
Fig. 9. Hautschuppen.
Fig. 10. Hinterstigma.
Fig. 11 — 13. Plecia fulvicollis F.
Fig. 11. Labrum.
Fig. 12. Fühler.
Fig. 13. Sinnesorgan an einem der Körperanhänge.
Fig. 14—20. Ptychoptera.
Fig.
14.
Fühler.
Fig.
15.
Labrum von oben.
Fig.
16.
Labrum von unten.
Fig.
17.
Mandibel von oben.
Fig.
18,
Mandibel und Maxille.
Fig.
19.
Labium und Hypopharynx,
Fig.
20.
Hinterstigma.
Tafel 5.
Fig. 21—23. Triehocera,
Fig. 21. Kopf von oben.
Fig. 22. Kopf von unten.
Fig. 23. Längsschnitt durch die ventrale Kopf wand, also senkrecht
zur Querbrücke = Sternit des Labialsegments.
Fig. 24 — 31. Tricyphona immaculata Meig.
Fig. 24. Larve.
Fig. 25. Kopf von oben.
Fig. 26. Kopf von unten.
Fig. 27. Mundteile usw.
Fig. 28. Hinterende von oben.
Fig. 29. Hinterende von der Seite.
Fig. 30. Puppe.
Fig. 31. Prothoracalstigma der Puppe.
Fig. 32 — 36. Dio'anomyia umbrata de Meij.
Fig. 32. Kopf von oben.
Fig. 33. Mandibel.
Fig. 34. Mundteile usw.
318 J. C. H. DB Meijere,
Fig. 35. Hypopharynx.
Fig. 36. Hinterleibsende.
Fig. 37 — 47. Jihypliolophns varius Meig.
Fig. 37. Larve.
Fig. 38. Kopf von oben.
Fig. 39. Kopf von unten.
Fig. 40. Mundteile usw. und Fühler.
Fig. 41, Unterkiefer.
Fig. 42. Präraentum und Hypopharynx.
Tafel 6.
Fig. 43. Querschnitte durch den Kopf.
Fig. 44. Hinterleibsende.
Fig. 45. Puppe.
Fig. 46. Mundteile der Puppe.
Fig. 47. Prothoracalhorn der Puppe.
Fig. 48 — 53. Limnophila ferrnginca Meig.
Fig. 48. Larve.
Fig. 49. Kopf von oben.
Fig. 50. Kopf von unten.
Fig. 51. Mandibel.
Fig. 52. Hinterleibsende.
Fig. 53. Hinterleibsende.
Fig. 54 — 60. Pachygaster minutissima Zett.
Fig. 54. Kopf von oben.
Fig. 55. Kopf von unten.
Fig. 56. Maxille.
Fig. 57. Maxille.
Fig. 58. Querschnitt durch den Kopf.
Fig. 59. Vorderstigma.
Fig. 60. Hinterstigma.
Fig. 61. Beris vallata FößST.
Fig. 61. Puparium.
Tafel 7.
Fig. 62—72. Thcreva.
Fig. 62. Larve.
Fig. 63. Vorderende.
Fig. 64. Kopf von oben.
Fig. 65, Kopf von unten.
Dipteren-Larven und -Puppen 319
Fig. 66. Längsschnitt durch den Kopf.
Fig. 67. Labrura.
Fig. 68. Unterkiefer von innen.
Fig. 69. Unterkiefer von außen.
Fig. 70. Querschnitt.
Fig. 71. Hinterstigma der jungen Larve.
Fig. 72. Puppe.
Fig. 73 — 83. Leptis lineola F.
Fig. 73. Larve.
Fig. 74. Vorderende von oben.
Fig. 75. Vorderende von unten.
Fisr. 76. Vorderende von der Seite.
Tafel 8.
Fig. 77. Vorderende schief von unten.
Fig. 78. Labrum und Umgebung.
Fig. 79. Längsschnitt durch den vorderen Körperteil.
Fig. 80. Hinterende.
Fig. 81. Vorderstigraa.
Fig. 82. Vorderstigma von der Seite gesehen.
Fig. 83. Hinterstigma.
Fig. 84 — 88. Dioctria haumhaueri Meig.
Fig. 84. Larve von der Seite.
Fig. 85. Larve von unten.
Fig. 86. Kopf von oben.
Fig. 87. Kopf von unten.
Fig. 88. Längsschnitt durch den Kopf.
Fig. 89 — 91. Dijsmaclius trigonus Meig.
Fig. 89. Kopf.
Fig. 90. a Vorder-, b Hinterstigma.
Fig. 91. Puppe.
Fig. 92—101. Medeierus,
Fig. 92. Vorderende von oben.
Tafel 9.
Fig.
93.
Vorderende des Kopfes von oben,
Fig.
94.
Vorderende von der Seite.
Fie.
95.
Kopf schief von unten.
Fig.
96.
"Warzengürtel.
Fig.
97.
Analgegend.
320 J- C. H. DE Meijere,
Fig. 98. Hinterstigma.
Fig. 99. Puppe.
Fig. 100. Prothoracalhorn (Vorderstigma) der Puppe.
Fig. 101, Dornen am Rande der Hinterleibssegmente der Puppe.
Fig. 102 — 103. Thrijpiicus smaragdiniis Geest.
Fig. 102. Vorderkörper von oben.
Fig. 103. Vorderende von unten.
Fig. 104—115. Hilara maura F.
Fig. 104. Larve.
Fig. 105. Kopf von oben.
Fig. 106. Kopf von der Seite.
Tafel 10.
Fig. 107. Warzengürtel am Vorderrand der Hinterleibssegmente.
Fig. 108. Zähne eines solchen Gürtels.
Fig. 109. Analgegend.
Fig. 110. Vorderstigma.
Fig. 111. Hinterstigma.
Fig. 112. Puppe.
Fig. 113. Dornenreihe der Abdominalsegmente.
Fig. 114. Fühlerscheide der Puppe.
Fig. 115. Vorderstigma der Puppe.
Fig. 116—124. DoUchopus sp.
Fig. 116. Vorderende von oben.
Fig. 117. Vorderende von der Seite.
Fig. 118. Fühler.
Fig. 119. Vorderende von unten.
Fig. 120. Warzengürtel am Vorderrand der Hinterleibsringe.
Fig. 121. Hinteres Körperende von oben.
Fig. 122. Hinteres Körperende von unten.
Tafel 11.
Fig. 123. Vorderstigma.
Fig. 124. Hinterstigma.
Fig. 125 — 127. Rhampho7nyia?
Fig. 125. Warzengürtel.
Fig. 126. Hinterleibsspitze, a. Analgegend.
Fig. 127. Hiuterleibsstigmen.
Fig. 128—132. Sipphus bifasciatus F.
Fig. 128. Larve.
Fig. 129. Kopf von oben.
Fig.
130.
Fig.
131.
Fig.
132.
Fig.
133.
Fig.
Fig.
134.
Fig.
135.
Fig.
136.
Dipteren-Larven nnd -Puppen. 321
Schlundgerüst.
Sinnespapille.
Hinterstigma.
Syrphus ccnustus Meig. Larve.
134 — 145, Pipunculiden.
Schlundgerüst.
Fühler und Maxillairtaster.
Vorderstigma.
Fig. 137a. Hinteres Körperende mit Hinterstigmenplatte b.
Fig. 138 a, b. Vorderstigraa einer anderen Art.
Fig. 139. Hinterstigma derselben.
Fig. 140. Hinteres Körperende derselben.
Fig. 141. Puparium von der Seite.
Fig. 142. Puparium von vorn.
Fig. 143. Die obere Platte des Pupariums.
Fig. 144. Schema der Sprengung des Pupariums bei den Pipun-
culiden, von vorn.
Fig. 145. Schema der Sprengung des Pupariums bei den Pipun-
culiden, von der Seite.
Fig. 146 — 147. DrosopJ/ila obscura Fall.
Fig. 146. Vorderes Körperende.
Fig. 147. Schlundgerüst.
Fig. 148. Limnobiinen-Larve. Kopf von oben.
Fig. 149. Hinterende derselben Larve.
Tafel 12.
Fig. 150. Cecidomyiden-Larve, Vorderende.
Fig. 151. Lonclioptera lutea Panz. Vorderende der Larve.
Fig. 152. Unterseite des Labrums.
Fig. 153. Mundteile usw.
Fig. 154. Si/rphu-s, Schlundgerüst.
Fig. 155. Phora, Schlundgerüst von der Seite.
Fig. 156. Schlundgerüst von unten.
Fig. 157. Calliphora eryihroecphala Mbig., Vorderende von der Seite.
Fig. 158. Vorderer Teil des Schlundgerüstes, von oben.
Fig. 159. Jletopia hticocephakt , junge Larve (1. Stadium).
Fig. 160. Calliphara erythrocephala^ Vorderende der jungen Larve
(1. Stadium).
Fig. 161. Mijdaea impunda Fall., Vorderende von oben.
Fig. 162. Vorderende von unten.
Fig. 163. Schlundgerüst von der Seite.
Tafel 13.
Fig. 164. Fannia (Hoinalom>/ia).
Fig. 165. Psijchoda-ljdMve, hinteres Körperende.
322 J- ^- H. DE Meijere, Diptereu-Larveu uud -Puppen.
Fig. 166. Tipida, Puppe, Vorderkopf.
Fig. 167. Ehopaloniijia miUepAü Low., Puppe.
Fig. 168. S(jlva {Xylomyia) javana de Meij., Puppe.
Fig. 169. Bomhjlius, Puppe.
Fig. 170. Tachina larvarwn L., Puppe.
Fig. 171. Trichocera annidaia Meig., Hinterleibsspitze.
Fig. 172. Anarete coracina Zett., Prätarsus.
Tafel 14.
Fig. 173. Schema des Kopfbaues bei Trichocera.
Fig. 174, Dasselbe bei einer Tipuline.
Fig. 175. Dasselbe bei einer Stratiomyide.
Fig. 176. Dass'^lbe bei Atherix.
Fig. 177. Dasselbe bei Lepiis.
Fig. 178. Dasselbe bei Thereva.
Fig. 179. Dasselbe bei Hilara.
Fig. 180. Dasselbe bei Lonchop)iera.
Fig. 181. Dasselbe bei Calliphora.
In diesen Schemata sind die Vertikalplatten rot, die Tentorialstäbe
gelb, der Metacephalstab blau angegeben.
Zoolog. JaJi rhünh er Bd. WAbt. F. Syst
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de Meyere gez.
Taf. ^/.
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Lith.AnstwlCWesser.Jena-
;cher in Jena.
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Zoolog. Jahrbücher Bd. WAbt.f.Sust.
de Meyere gez.
Verlag von Gus
Taf. 5.
LitK-AnstvlCWesser.Jena.
Ischer in Jena.
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Zoolog. Jah rbiicher Bd. WAbt. f. Syst.
Meyere gez
Verlag von Gui
Taf. 6.
Liih.AnstvKWesser.Jena.
"ischer in Jena,
Zoolog. JaJirbücher Bd. UOAbt.f.Syst. .
de Meyer (? gez.
Verlag von (ms
Taf. 7.
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Lith-Anstv.K.Wesser.Jetia.
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ZooUkj. . Jahrbücher Bd. ^OAbt.f.Sifst.
de Meyere gez.
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Zoolog. Jahrbücher Bd. kOAht.f.Sijst.
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Verlag von Gusi
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Taf. 10.
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scher in Jena.
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Zoohg.JahfbücherBdAUAbt.f.Syst.
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135.
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Verlag von Gu
Taf. 11.
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Zooloy. Jahrbücher ßd. WAbt. t. SijSt.
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Zoolog. lahrbiicher Bd. UOAbt. f. Syst.
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V.P.
TS.
M.S.
178.
de Meyere gez.
Verlag von Gu
Taf. 74.
/79.
U.K
O.F.
KopF-
U.F.
180.
181.
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LitkAnst.v.lCWesser,Jena
Fischer in Jena
Verlag von Gustav Fischer In Jena.
bucii der ver^ii^idieiideii mikrotiiv(i|)i!;di6ii
Anatomie der Wirbeltiere.
In Verbindung mit
llowitz-Münster i. W., Dr. ßrock-Erlangen, Prof. Dr. Disselhorst-Halle a. 8.,
r. V. Eggeling-Jena, Dr. V. Franz -Leipzig- Mai ieiihöhe, Prof. Dr. Hoyer-
Dr. V. Aagy- Budapest, Dr. Petc-rft- Budapest, Prof. Dr PoU-Berlin, Dr.
lig- Charlottenburg, Prof. Dr. Schaffer- Wien, Dr. Stendell- Frankfurt a. M .
(Inicka- Brunn, Prof. Dr. SzynionoTricz-Lemberg, Prof. Dr. Tandler- Wien,
Prof. Dr. Ziehen-Wiesbaden, Prof. Dr. Zimmermann -Bern.
Herausgegeben von
Prof. Dr. Albert Oppel t in Halle a. S.
Teil 1—7. 1896—1913. Preis 140 Mark.
eses umfangreiche Lehrbuch soll das in der Literatur niedergelegte Wissen
durch eigene Untersuchungen gewonnenen Anschauungen und Erfahrungen
fasser verbinden. Es gibt eine gründliche Darstellung der vergleichenden
opischen Anatomie derjenigen Organe der Wirbeltiere, für deren Bau ein
Ulis zu gewinnen nur der mikroskopischen Forschung möglich ist.
3 einzelnen Bände sind mit zahlreichen Abbildungen ausgestattet und ent-
lie für den Gebrauch wünschenswerten Verzeichnisse (Literaturverzeichnis,
ister usw.), so daß ein jeder Teil ein in sich abgeschlossenes Ganzes bildet,
emzufolge auch ein jeder Band ein zeln kauf lieh.
Inhalt:
: Der Magen. von Prof. D. A. Oppel. Mit 270 Abbildungen im
Text und 5 Tafeln. (VIII, 543 S.) 18Ü6. Preis: 14 Mark,
klin. Wochenschrift, 1898, Nr. 7:
elf. verfolgt die Entwicklunj; und Gestaltung des Magens, nachdem er zunächst in
Ister Weise den Bauplan des Wirbeltiermagens erörtert, durch die gesamte Wirbeltier-
bei dann die Literatur in ausgiebigster Weise berücksichtigt und durch eigene Unter-
n des Verf. ergänzt wird. Soweit es das vorhandene Material zuläßt, wird auch
leichzeitig mit dem anatomischen das physiologische Verhalten erörtert. Zahlreiche
hnete Abbildungen sind als Holzschnitte und litbogr.- Tafeln dem Werke beigegeben,
arf anstandslos gesagt werden, daß das Oppelsche Werk eine Leistung wissen-
ichen Fleißes und wissenschaftlicher Gründlichkeit ist, wie sie
•agender kaum gedacht werden kann, und daß der Leser vielfältige Be-
rnd Anregung daraus schöpfen wird. Ewald.
Schlund und Darm. von Prof. Dr. A. Oppel. Mit 443 Ab-
bildungen im Tert und 4 Tafeln. (VlII, 682 S.) 1897. Preis : 20 Mark,
linische Wochenschrift, 1898, Nr. 7:.
Literaturverzeichnis werden 832 Arbeiten und im Text gegen 700 Autoren angeführt;
d das Wesentliche der betreftenden Arbeiten mit den Worten des Autors in den
3ingefügt, den Oppel für das Ganze entworfen hat.
3 nun diese Anordnung des umfangreichen Stoffes anlangt, so wird zunächst der Bauplan
rohres der Wirbeltiere besprochen, Größe, Form, allgemeiner Bau und makroskopische
ng der einzelnen Abschnitte desselben, und zwar für sämtliche Wirbeltierklassen in
\bschnitten. Dann folgt die spezielle Beschreibung der einzelnen Abschnitte bei den
Ordnungen und Familien und wo es der Stotf erfordert, eine übersichtliche Zusammen-
llgemeiner Fragen und besonderer Einzelheiten. . . . Oppels „Lehrbuch" wird als Nach-
irk allen jenen, welche sich mit Tierbiologie beschäftigen, unentbehrlich sein.
Jos. S c haffer, Wien.
r med. Wochenschrift, 1898, Nr. 21:
Eine literarische Erscheinung wie diese ist wohl nur auf dem deutschen Büchermarkte
lenn es gehört der ganze Fleiß, die Ausdauer, Zähigkeit und Gewissenhaftigkeit eines
Gelehrten dazu, um ein Werk von solchem Umfange und von solcher Gründlichkeit
tn. Die vorliegende Arbeit trägt, wie die vorangegangene Monographie, über den
in Charakter eines Sammelwerkes, in welchem alles berücksichtigt worden ist, was jemals
sinschlägige Thema geschrieben worden ist. . . . wir empfehlen die Oppelsche mikro-
Anatoroie jedem, der ein Interesse daran hat, sich über den Stand der Untersuchungen
Gebiete des Magen- Darmkanals eingehender zu unterrichten. Die Ausstattung des
t vortrefflich, besonders die Illustration reichlich... Martin Heidenhain.
Ver' ^ von Gustav Fischer in Jena.
ö. Teil: Mundh^ . Bauchspe;jheldrüse und Leber, vou ]
A. Op' - Mit 67'J Al.hil.liiiigeu im Text uud 10 Tafeln. (X,
rJOO. .Preis:
Zoologisches Cc! ..iblatt, 1901, Nr. ;!/4: Cl,'
. . . Bei d« :• Schreibung der Muüiihöhle wird vom Amphioxus laiiceolatus aus;
dem sich dan n d i igenVertebrateii bis inkl. Mensch anreiben. Schlundiiopf, Zunge u
der MUndhöhl' i fahren eine eigene vSchilderung und bei letzteren werden ei iigehcE
schiedenen .'^ii<i' tions-Theorien diskutiert. Der Bau der Hauchspcicheldrüse und der
werden aucli ^ ;- iler Entwicklung dieser Organe dem Verständnis nüher gebracht. Einal]
und ein sy ' matisch geordnetes Veizeichnis enthält die Namen der im Texte erwähn
Ihm schlirl. i II sich ein Literatiirv erzeichnis und ein Autoren- und Sachregister an. . . . ~
dem Gc niete der mikro.skopischen Anatomie der Organe der Vert
jrgenl mit Aussicht aufErfolg arbeiten will, der muß unbedingt ai
Werl. ' u r ii c k g r e i f e n. Nicht allein, daß er eine vortreffliche Literaturangabe findet,
fährt, «as bereits auf dem betreffenden Gebiete gearbeitet ist: aus der Zusammensl
Befuiule, wie sie in diesem Werke vorgenommen ist, ergeben ^ich naturgemäß die verg
Gesichtspunkte und damit die Fingerzeige für weitere Spezialforschung. Ein Werk aber
leistet, genügt den denkbar höchsten Ansprüchen: Kef. weiß nicht, was er
J.obe des Oppelschen Buches anführen soll und kann. . . . Ein ausgezeiclinetes Buch,
wahren Bedürfnisse ablülft. ... B. Rawitz,
4. Teil: Ausführapparat und Anhangdrüsen der männlich
SChleChtSOrgane. Vnn Prof. Dr. Rudolf DiSSelhorst, Prof.au
Hallea.S. Mit435 Abbild, im Text und 7 Taf. (X,432S.) 1904. Preis
Inhalt: Teleostier. Selachier. Amphibien. Reptilien. Vögel. Mo
Marsupialen. Wale, Delphine. Insectivora und Chiroptera. Rodentia. La
Proboscidea. Uugulata perissodactyla, V. artiodactyla non ruminantia.
ruminantia. Carnivora. Prosimiae, Primates, Homo. Zusammenfassung. (
liches. Physiologisches. Sachregister.
Zoolog. Centralblatt, 1905, Nr. 26:
. . . Nicht nur die Histologie, sondern auch die topographische Anatomie der b
Organe hat eine sehr au.sführliche Berücksichtigung gefunden ; ferner ist das Haupt}
die Darstellung der drüsigen Hilfsorgane des „Ausführ"-Apparats gelegt. £nd
sich gelegentlich auch die accessorischen Drüsen der weiblichen Genitalien bei
(Selachier, Cetaceen u. a.). ' ' - . ^ .
O.Teil: Die Parietalorgane. von Dr. p. K. Sfudnicka, Brunn, m
bildungen im Text und 1 Tafel. (XIII, 254 S.) I9(JPj,^^"JRreis
6. Teil: Atmungsapparat, von Prof. Dr. A. Oppel. Mit 364 Ab
im Text und 4 Tafeln. (VII, 824 S.) 1905. Preis:
Inhalt: Einleitung. — Kiemenatmung: Amphioxus lanceolatus,
der Fi.sche und Amphibien. — Lungenatmung; Lungenepithel. Eutst
Atmungsai)parates der Lungenatmer. Dipnoi. Amphibia. ßeptilia. Aves. J
— Tiertabelle. Literaturverzeichnis. Autoren, und Sachregister.
7. Teil: Sehorgan, von Dr. phll. V. fanx, Leipzig-Marieuhöhe. Mi
bildungen im Text. (X, 417 S.) 1913. Preis:
MUnchener medizinische Wochenschrift, 1913, Nr. 38:
Verf. behandelt die einzelnen Kegionen der typischen Wirbeltieraugen in v
anatomischen Darstellungen unter Berücksichtigung der neuesten Forschungen, an
durch zahlreiche Arbeiten beteiligt ist. Allgemeine Betrachtungen achließen di<
Abschnitte ab. Ein Kapitel über das Amphioxusauge und ein solches über die ri
Wirbeltieraugen ergänzen die schöne übersichtliche Arbeit, die durch zahlreiche gute A
bereichert ist und die viel Eigenes enthält. Salz er, ]
8. Teil: Die Hypophysis cerebri. von Dr. pbii. Walter stende
fürt a. M. Mit 92 Abbild, im Text. (VIII, 168 S. gr. 8«.) 1914. Pre;
In dem vorliegenden Teil des Oppelschen Lehrbuches handelt es sich um eine
Darstellung des feineren, also besonders des geweblichen Baues der Hypophyse. Das hat
vor allem auch bei den durch die Funktion bedingten Veränderungen der Struktur bei
Alle Daten wurden auf möglichst viele und verschiedenartige Wirbeltiere ausgedehnt
recht breite vergleichende üebersicht gewonnen. Die Mehrzaiil der Detailbefunde ist ne
der Funktion tritt die schon früher von dem Verfasser vertretene Zweiteilung des Orga
allenthalben hervor. Das Werk bietet so nicht alleio^fUr den vergleichenden An
Zoologen vieles Interessante, sondern wird auch von dem Mediziner und Physioloi
gezogen werden müssen.
G. Pätz'sche Buchdruckerei Lippert * Co. Ü. m. b. H., Kaumburg a. d. S
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