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Full text of "Beiträge zur Kenntnis schweizerischer Torfmoore"

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eiträge 


zur 


Kenntnis  schweizerischer  Torfmoore 

(mit  2  Tafeln). 


.~^.-!^.- 


zur 

Erlangung    der.    Doktorwürde 

vorgelegt 

der  flohen  pfiilosoptiischen  Fakultät,  II.  Sektion 

der 

UNIVERSI'TÄT  ZÜRICH 

von 

E.  Neuweiler. 

Begutachtet  von  den  Herren 
Prof.  J)r.  Maus  Schhts. 
Prof.  Dr.  C.  Schrat  er. 


ZÜRICH 

Druck  von  Zürcher  und'Furrer 
1901. 


Beiträge 


zur 


Kenntnis  schweizerischer  Torfmoore 

(mit  2  Tafeln). 


-o«o- 


zur 

Erlangung    der    Doktorwürde 

vorgelegt 

der  hohen  philosophisciien  Fakultät,  II.  Sektion 

'^^■^  LIBRARY 

UNIVERSITÄT   ZÜRICH      new  york 

BOTANICAL 
^°°  GaRDBM. 

E.  Neuweiler. 

Begutachtet  von  den  Herren 
Prof.  I)v.  Hans  Schinz, 
Prof.  Dr.  C.  ScUrötet-, 


ZÜRICH 

Druck  von  Zürcher  und  Furrer 
190L 


Arbeiten  aus  dem  botanischen  Museum  des  eidg.  Polytechnikums 

(unter  Leitung  von  Prof.  Schröter). 

III.  Beiträge  zur  Kenntnis  schweizerischer  Torfmoore. 

Von 
E.  Neuweiler. 
Hiezu  Tafel  I  und  IL  LIBRARY 
NEW  YORK 

iu>TaNICaL 

Einleitung.  r.ARDEt»!. 

Im  Norden  unseres  Kontinentes,  in  Skandinavien,  Finnland, 
Dänemark,  wurden  von  bedeutenden  Forschern  schon  lange  Unter- 
suchungen zur  Kenntnis  des  Auf  baus  der  Torfmoore  unternommen. 
Ihre  Arbeiten  lieferten  interessante  und  wichtige  Resultate,  welche 
für  die  Geschichte  der  gegenwärtigen  Vegetation  dieser  Gegen- 
den von  grösster  Bedeutung  sind.  Steenstrup,  Nathorst,  Andersson 
u.  a.  ausgezeichnete  Kenner  der  quartären  und  recenten  Periode 
des  Nordens  haben  die  Herkunft  der  Vegetation  zum  grossen  Teil 
schon  erschlossen,  und  immer  weiter  werden,  durch  die  Unter- 
stützung der  schwedischen  Regierung  in  hohem  Masse  gefördert, 
die  Untersuchungen  ausgedehnt.  Aber  nicht  bloss  wissenschaft- 
liche Gründe  sind  es,  welche  derartigen  Untersuchungen  rufen; 
auch  aus  nationalökonomischen  Interessen  hat  man  sich  solcher 
Forschungen  angenommen.  In  Deutschland,  Oesterreich  hat  man 
sich  mehr  der  praktischen  Seite  zugewendet  und  seine  Aufmerk- 
samkeit der  Moortechnik  geschenkt.  In  Bremen  besteht  für 
Preussen  eine  Moorversuchsstation  als  Ergebnis  der  Leistungen  der 
1876  ins  Leben  gerufenen  „Zentralmoorkommission";  in  Bayern 
liat  man  schon  lange  damit  günstige  Erfolge  erzielt,  Torfland  in 
ertragreiches  Kulturland  überzuführen;  Oesterreich  besitzt  eben- 
falls eine  Moorversuchsstation,  die  schon  1859  von  Pokorny  an- 
geregt wurde.  Unter  den  schweizerischen  Kantonen  besitzt  Zürich 
seit  wenigen  Jahren  einen  Kulturingenieur,  unter  dessen  Leitung 
und  Aufsicht  Meliorationen  an  Torfland  vorgenommen  werden; 
auf  dem  grossen  Moos  bei  Murten  werden  durch  Herrn  Ober- 
förster Liechti  grosse  Kulturversuche  ausgeführt. 

Vierteljahrssclirift  d.  Naturf.  Ges.  Zürich.  Jahrg.  XLVI.     1901. 


4  E.  Neuweiler. 

Lesquereux,  Gri^sebach,  Pokorny,  von  Post  haben  für  die 
Entwicklungsgeschichte  der  Moore  durch  mühevolle  Untersuchungen 
viel  geleistet. 

Bei  uns  hat  Professor  Dr.  J.  Früh  seit  längerer  Zeit  sich 
mit  der  Mikroskopie  und  Entstehung  des  Torfes  beschäftigt.  Der 
Initiative  dieses  Forschers  ist  es  zu  verdanken,  dass  die  schwei- 
zerische naturforschende  Gesellschaft  1890  eine  Moorkommission 
zur  Erforschung  schweizerischer  Torfmoore  eingesetzt  hat,  die 
seither  in  ihrer  Aufgabe  arbeitet  und  wohl  demnächst  ihre  Re- 
sultate publizieren  wird. 

Im  Zusammenhang  mit  diesen  Forschungen  wurde  ich  darauf 
hingewiesen,  die  systematisch-botanische  Zusammensetzung  einiger 
Moore,  die  erste  Entwicklungsstufe  in  ihrem  Aufbau  und  allfäl- 
ligen Schichtenwechsel  des  Torfes  zu  verfolgen  und  eventuell 
Aufschluss  über  den  Wechsel  der  Vegetation  seit  der  Eiszeit  zu 
erhalten.  Also  nicht  eine  vollständige  Monographie,  sondern  nur 
einige  Beiträge  zur  Kenntnis  schweizerischer  Torfmoore  werden 
in  den  folgenden  Zeilen  gegeben  werden,  die  sich  in  drei  Kapitel 
gliedern  : 

1.  Botanische    Zusammensetzung    des    Torfes   in    den    unter- 
suchten Mooren. 

2.  Untergrund  und  Besiedelung  desselben  in  den  untersuchten 
Torfmooren. 

3.  Die    verschiedenen  Torfarten    und    ihre    Lagerung    in  den 
untersuchten  Mooren. 


I.  Botanische  Zusammensetzung  des  Torfes, 
a)  Sammeln  und  Präparieren  der  Proben. 

Das  Material,  das  zu  meinen  Untersuchungen  herbeigezogen 
wurde,  stammt  aus  den  verschiedenen  Regionen  des  Landes.  Es 
findet  sich  solches  von  Lokalitäten  im  : 

1.  Hügelland:  Krutzelried  bei  Schwerzenbach  im  Kanton 
Zürich,  Egelsee  bei  Niederwil  im  Kanton  Thurgau,  Spitzen-Hirzel 
im  Kanton  Zürich,  Ettiswil-Kottwil-Wauwil  im  Kanton  Luzern, 
Hudelmoos  bei  Zihlschlacht,  Weinmoos  bei  Sulgen,  Heldswiler- 
moos.     Letztere  drei  im  Kanton  Thuro-au. 


Beiträge  zur  Kenntnis  schweizerischer  Torfmoore.  5 

2.  Voralpenland:  Geisboden  bei  Felsenegg  auf  dem  Zuger- 
bei'g,  Kothenthurm-Altmatt,  Einsiedeln. 

3.  Jura  :  Tramelan  im  Kanton  Bern;  Les  Eplatures  bei  La 
Chaux-de-Fonds,  La  Sagne-Les  Fonts. 

4.  Hochalpengebiet:  Juf  im  Avers,  Plan  Canfer  im  Ober- 
halbstein. 

Das  von  den  genannten  Orten  stammende  Material  wurde 
von  mir  selbst  gesammelt.  Bald  war  die  Gewinnung  desselben 
leicht,  indem  ich  mir  an  den  Stellen,  wo  der  Torf  gerade  aus- 
gebeutet wurde,  Proben  verschaffen  konnte;  bald  war  sie  jedoch 
mit  Schwierigkeiten  verbunden,  indem  ich  an  intakten  Stellen 
erst  durch  Auswerfen  grösserer  Massen  gute  Profile  darstellen 
konnte.  Um  eine  gründliche  systematische  Untersuchung  zu  er- 
möglichen und  relativ  leicht  durchzuführen,  hatte  ich  es,  wo 
immer  es  möglich  war,  auf  vollständige  Profile  abgesehen. 

Ich  teilte  die  Profile  jeweils  in  Proben  von  bestimmter  Mächtig- 
keit ab,  die  nach  der  Beschaffenheit  des  Torfmoores  von  10—30 
cm  schwanken ;  in  den  weitaus  meisten  Fällen  waren  die  Proben 
20  cm  mächtig.  Wo  es  mir  ratsam  schien  oder  wo  günstige 
Gelegenheit  war,  gesellte  ich  diesen  Proben  vollständiger  Profile 
noch  Proben  bei,  welche  unabhängig  von  ihnen  sind  und  welche 
ich  „freie  Proben"  nennen  will.  Sie  bieten  insofern  einen  Vorteil, 
als  sich  entweder  durch  Uebereinstimmung  mit  den  Profilproben 
—  ihre  Höhe  wurde  jeweils  aufgezeichnet  —  oder  durch  Auf- 
finden neuer  Reste  die  pflanzliche  Zusammensetzung  des  Torfes 
genauer  angeben  lässt.  Die  in  Pergamentpapier  sorgfältig  ein- 
gepackten und  genau  etiquettierten  Proben  wurden  bis  zu  ihrer 
gröbern  Untersuchung  im  Keller  aufbewahrt,  damit  sie  nicht  ein- 
trocknen. Es  ist  bekannt,  dass  viele  Torfarten,  wenn  sie  einmal 
eingetrocknet  sind,  nur  schwer  wieder  Wasser  aufnehmen  und  ihre 
Bearbeitung  mit  grösserer  Mühe  verbunden  ist.  Dadurch,  dass 
man  sie  feucht  aufbewahrt,  „verhütet  man  auch  die  Veränderungen, 
die  infolge  des  starken  Schrumpfens  bei  Lufttrocknung  eintreten 
und  auf  Pflanzenreste  zerstörend  wirken"  (G.  Andersson :  Die  Ge- 
schichte der  Vegetation  Schwedens.    Leipzig  1896). 

Von  der  von  Nathorst  und  Andersson  angewendeten  und  be- 
schriebenen Methode  (G.  Andersson :  Die  Geschichte  etc.),  nach 
Behandlung  mit  einem  oxydierenden  Stoffe  unter  Wasser  durch  ein 


6  E.  Neuweiler. 

Metallnetz  von  geeigneter  Masclienweite  das  gröbere  Material  von 
dem  durch  das  Mikroskop  zu  untersuchenden  zu  trennen,  habe  ich 
keinen  Gebrauch  gemacht.  Bei  einiger  Uebung  habe  ich  es  eben- 
so vorteilhaft  gefunden,  den  Torf  in  möglichst  kleine  Stücke  zu 
brechen  und  die  Reste  vor  dem  Aufschwemmen  in  Wasser  heraus- 
zupräparieren.  Nachher  wird  die  Masse  am  besten  mit  der  Hand 
im  Wasser  zerdrückt  und  so  eine  gleichmässige  Verdünnung  er- 
zeugt, aus  der  sich  beim  Zerbrechen  nicht  beobachtete  Keste 
leicht  herauslesen  lassen.  Diese  Methode  bewährte  sich  nament- 
lich bei  den  elastischen,  homogenen  und  in  Wasser  schwer  zer- 
trennbaren Massen  des  Lebertorfes.  Bei  manchen  Torfarten  em- 
pfiehlt es  sich  auch,  die  Proben  direkt  in  Wasser  aufzuschwemmen 
und  dann  die  Reste  herauszulesen.  Zweige,  Blätter,  Samen, 
Früchte  etc.  lassen  sich  so  recht  leicht  gewinnen.  Zur  mikro- 
skopischen Prüfung  habe  ich  entweder  Stücke  der  ursprünglichen 
Proben  oder  einen  Teil  der  Aufschwemmung  herbeigezogen. 

Wenn  die  gewonnenen  Organismenreste  von  fester  Konsistenz 
waren  wie  Holzstücke,  Samen,  Früchte,  Konchylien,  habe  ich  sie 
getrocknet  und  aufbewahrt.  Fasern,  Blätter  oder  deren  Frag- 
mente brachte  ich  in  eine  1 — 2  ^oige  Formalinlösung.  Auch  zur 
Konservierung  der  Proben,  welche  der  mikroskopischen  Prüfung 
unterworfen  wurden,  benutzte  ich  dieselbe  Flüssigkeit. 

b)  Schilderung  der  einzelnen  Moore. 
1.  Krutzelried. 
In  nördlicher  Richtung  von  Schwerzenbach  im  Kanton  Zürich, 
15  Minuten  vom  Dorfe  entfernt,  ziehen  sich  Moränenhügel  quer 
durchs  Thal.  In  dieser  Moränenlandschaft  befinden  sich  zahl- 
reiche Moorwiesen,  welche  in  der  Tiefe  einen  guten  Brenntorf 
bergen,  der  sich  teils  auf  einem  Untergrund  mit  glacialem  Cha- 
rakter, teils  auf  Seekreide  aufbaut.  Wenn  wir  am  Rande  der 
Moränen  ein  Profil  zu  gewinnen  suchen,  so  erhalten  wir  fast 
direkt  unter  der  Oberfläche,  in  einer  Tiefe  von  nur  20  cm,  fluvio- 
glacialen  Ton,  der  auf  Moräne  aufruht.  In  einer  kleinen,  mulden- 
förmigen Depression,  im  sog.  Krutzelried,  das  auf  drei  Seiten  von 
Wald  umschlossen  ist,  während  auf  der  vierten  der  Geisshügel 
(462  m)  liegt,  in  einer  Höhenlage  von  450 — 455  m  hat  A.  C.  Nat- 


Beiträge  zur  Kenntnis  schweizerisclier  Torfmoore.  7 

hörst,  der  beste  Kenner  der  glacialen  Fossilien,  zuerst  im  Jahre 
1872  bei  einem  Besuch  dieser  Gegenden  ihren  Charakter  inbezug 
auf  organische  Einschlüsse  erkannt.  Er  entdeckte  da  am  nördlichen 
Rande  der  Alpen  eine  Glacialflora.  Reste  von  Dryas  octopetala, 
Betula  nana,  Salix  j^olaris,  S.  retiisa,  S.  reticidata,  S.  Myrtilloides, 
Azalea  procumhens,  Polygonum  vivipanim,  Arctostaphylos  uva  iirsi, 
Myriopliyllum  sp.  wurden  aufgefunden  nebst  einer  Anzahl  Käfer 
(12  Arten)  '). 

Um  zu  entscheiden,  in  welchen  Tiefenlagen  die  glacialen  Ein- 
schlüsse am  reichlichsten  vertreten  sind,  verschaffte  ich  mir 
Schichtproben  im  Abstand  von  20  zu  20  cm.  Ich  will  hier  als 
überflüssig  es  unterlassen,  die  fluvioglacialen  Geschiebe  geologisch 
zu  erörtern.  Nur  so  viel  sei  bemerkt,  dass  von  unten  nach 
oben,  entsprechend  dem  Rückzuge  der  Gletscher,  eine  geringe 
Zunahme  in  der  Feinheit  der  Körner  zu  konstatieren  ist.  An 
grossen  Stücken,  die  sich  jedoch  selten  finden,  ist  Auslaugung 
beobachtet  worden.  Durch  recente  Pflanzenwurzeln,  namentlich 
von  Schachtelhalmen,  welche  mit  ihren  Rhizomen  den  Boden  bis 
auf  die  Moräne  hinunter  durchwühlen,  kann  sich  die  Einwirkung 
äusserer  Agentien  geltend  machen. 

An  mikroskopischen  organischen  Einschlüssen  ist  in  allen 
Proben  nichts  zu  erkennen.  Diatomeen,  Pollenkörner  etc.,  auf 
die  ich  mein  Augenmerk  richtete,  fehlen  ganz.  Nur  unbestimm- 
bare, makroskopischen  Arten  angehörende  Reste  sind  zu  verzeich- 
nen. Makroskopisch  enthalten  die  einzelnen  Proben  von  unten 
nach  oben  folgende  Einschlüsse : 

Probe  5.  120 — 100  cm,  auf  Moräne  aufruhend.  Organische 
Einschlüsse  sehr  wenig.  1  unbestimmbares,  defektes  Samen- 
gehäuse. 

Probe  4.  100 — 80  cm.  Zahl  der  Glacialpflanzen  noch  gering. 
Keine  bestimmbaren  Reste. 

Probe  3.  80 — 60  cm.  Häufiges  Vorkommen  von  Glacial- 
pflanzen :  Betula  nana  (Zweige  und  Blätter),  Salix  polaris  und 
S.  retusa  (Blätter),  Myriophyllum  sp.  (Blätter) ;  daneben  auch  Phrag- 
mites  communis  (Blätter),  Potamogeton  filiformis  (Samen  16  Stück), 
P.  natans  (1  Same).     An   Moosen   sind   zu   erwähnen:   Bryum  hi- 


')  Oswald  Heer :  Die  Urwelt  der  Schweiz  2.  Aufl. 


8  E.  Neuweiler. 

num??,  jetzt  häufig  in  Sümpfen;  Pseudoleskea  atrovirens  Dicks. 
(Stengel,  Blätter,  Paraphyllen),  jetzt  auf  eratischen  Blöcken  des 
Albis,  anderswo  auch  auf  Holz  ;  Hijimum  falcatum  Brid.  (Stengel, 
Paraphyllen,  Blüten),  jetzt  in  höhern  Lagen  des  Kantons  Zürich ; 
Hyxnmm  sive  Amhlysteginm  sp. 

Probe  2.  80 — 60  cm.  Griacialpflanzen  in  grosser  Menge: 
Blätter  und  Zweige  von  Betala  nana,  Blätter  von  Dryas  octo- 
petala,  Salix  x>olarls  et  8.  retusa  et  S.  reticulata,  Myriophyllum  sp., 
Potamogeton  sp.  An  Moosen  treten  auf:  Ery  um  himmi?,  „Hypnum 
insubricÄim  Farneti  (Estrato  dagli  Atti  del  R.  Instituto  Botanico 
deirUniversitä  di  Pavia),  nur  ein  kleiner  Ast,  welcher  bei  der 
Untersuchung  aufgebraucht  wurde,  schien  mir  genau  mit  Farnetis 
Beschreibung  und  Figur  zu  stimmen",  so  schreibt  mir  Herr  Pro- 
fessor P.  Culmann  in  Paris,  welcher  die  Bestimmung  der  Moosreste 
bereitwilligst  übernommen  hatte  ;  Hyjjmim  Lindheryii  Lindb.  ? 
Mitt.,  nur  ein  kleines  Stengelstück,  welches  bei  der  Untersuchung 
aufgebraucht  wurde,  jetzt  mehrfach  im  Kanton  Zürich  an  nassen 
Stellen;  Hypniun  trifarium  Web.  et  Mohr,  Stengel  und  Blätter; 
in  den  Sümpfen  des  Kantons  Zürich  jetzt  noch  häufig. 

Probe  1.  40 — 20  (15)  cm,  im  obern  Teil  etwas  humifiziert. 
Grösster  Reichtum  an  Pflanzenresten.  Jedoch  sind  es  nicht  mehr 
allein  Glacialpflanzen;  es  treten  auch  gemässigte  Typen  auf,  welche 
namentlich  in  Samen  vorkommen.  Wir  finden  Zweige  von 
Birke,  Erle,  Buche,  ferner  Blätter  von  Potamogeton,  Almis  sive 
Coryliis  (wahrscheinlich  recente),  Betida,  Myr'iopliyllum.  Von  Car- 
pinits  Betulus  ist  die  aus  den  drei  Hochblättern  gebildete  blatt- 
artige Fruchthülle,  auch  Cupula  genannt,  erhalten ;  sie  scheint 
mir  auch  recent  zu  sein.  In  Samen  kommen  vor :  Potamogeton 
pusühis,  P.  ßUfonnis,  P.  perfoliatus,    P.  cornjiressus,  P.  cf.  flaitans. 

Es  ist  klar,  dass  aus  einem  einzigen  Profil  die  pflanzlichen 
Reste  nicht  in  ihrer  Vollständigkeit  zusammengestellt  werden 
können.  Aber  in  der  Entwicklung  der  Flora  ist  nicht  zu  ver- 
kennen, dass  von  den  Kiesen  an  aufwärts  ein  allmähliches  Auf- 
treten phanerogamer  Pflanzen  sich  vollzieht.  In  der  untersten 
Schicht  zeigen  sich  nur  spärliche  organische  Reste.  Ungefähr  in 
der  Mitte,  in  der  3.  und  4.  Schicht,  haben  die  Glacialpflanzen 
ihre  grösste  Verbreitung  erlangt.  Aber  der  Gletscher  hat  sich 
schon  so  weit  zurückgezogen,  dass  sie  aussterben  und  andern,  ge- 


Beiträtfe  zur  Kenntnis  schweizerischer  Torfmoore. 


9 


mässigten  Typen  Platz  machen.  Nur  in  einzelnen  Orten  haben 
sie  sich  als  Relikte  in  dem  veränderten  Klima  bis  jetzt  zu  halten 
vermocht. 

Von  dem  Rande  der  Moräne  an  beginnt  der  Torf,  welcher  im 
Liegenden  weit  hinaus  fluvioglaciales  Material  aufweist.  Ich  sam- 
melte Proben  in  einer  Entfernung  von  45  m  (IL  Profil)  und 
22  m  (III.  Profil)  vom  ersten  geschilderten  Profil. 

II.  Profil. 

Moostorf  (Wiesenmoor). 
Fasertorf :    Eriophoretum    (Hoch- 
moor). 

Schwemmtorf,   Eichenschicht    von 
110—130  cm. 
6—9.  120—190   „       Lebertorf. 

Infolge  des  eindringenden  Wassers  konnte  das  Profil  nicht 
weiter  verfolgt  werden.  Hier  hätte  sich  nach  meiner  Meinung 
das  fiuvioglaciale  Material  in  einer  Tiefe  von  240—260  cm  ge- 
funden (vergl.  Profil  III). 


Moostorf. 

Fasertorf;  Eriophoretum. 
Schwemmtorf,     Eichenschicht. 
Uebergang  zu  Lebertorf. 


Probe  1—3. 
„       5. 


20—80    cm 
80—100   „ 

100—120   ., 


HL  Profil. 

Probe  1. 

20—40 

cm 

„       2. 

40-60 

„ 

„       3. 

60—80 

^ 

„       4. 

80—100 

)) 

„       5. 

100—120 

■n 

»       6. 

120—140 

V 

„       7. 

140—160 

n 

„       8. 

160—180 

)) 

„       9. 

180—200 

„ 

„       10- 

-11. 

ca.  200 

,, 

„       12. 

unterhalb  200 

n 

Lebertorf.    Kieferschicht  von 
ca.  90  cm  an. 


Potamogetetum,  Uebergang  zu 
fiuvioglaciale  Ablagerungen. 

Aus  Profil  II  und  III  ergiebt  sich,  dass  die  einzelnen  Proben 
sich  in  Gruppen  vereinigen  lassen.  Lebertorf,  Schwemmtorf, 
Fasertorf  und  Moostorf  folgen  aufeinander. 

Zu  diesen  Profilen  habe  ich  von  einer  andern  Stelle,  die  hinter 
der    das   Krutzelried    abschliessenden    Moräne    ist,     etwa    120   m 


\Q  E.  Neuweiler. 

vom  Waldrand  entfernt,  mir  Proben  verschafft.  Die  Mächtigkeit 
des  Torfes  ist  hier  gering,  ca.  1  m.  Er  ruht  auf  weissgrauer 
Seekreide,  welche  an  Konchylien  Valvata  piscinalis  Müll,  und 
Pisidium  fossarium  Cless.  aufweist.  An  mikroskopischen  Organismen 
sind  ihr  Chitinhüllen,  nicht  näher  bestimmbare  Zellenkomplexe 
und  Kalkstücke  beigemischt.  Schon  in  diesem  Untergrund  treten, 
jedoch  selten,  zum  Teil  grosse  Holzstücke  auf.  Es  sind  fast  nur 
Rindenstücke,  indem  das  Innere  herausgewittert  ist.  Eine  genaue 
Bestimmung  der  Holzreste  ist  nicht  möglich;  sie  stimmen  am 
ehesten  mit  Betida .  Auf  der  Seekreide  ist  ein  Rasentorf  auf- 
gebaut, in  den  ziemlich  viel  Holzreste  hineingemischt  sind.  In 
geringer  Menge  enthält  er  auch  Blattreste  und  Pollenkörner. 
Beim  Trocknen  schrumpft  er  wenig. 


a)  Lebertorf. 

Der  Uebergang  der  fluvioglacialen  Ablagerungen  in  einen 
braungefärbten  Lebertorf  vollzieht  sich  ziemlich  rasch.  Im  Ueber- 
gangsteil  stellt  er  ein  sandiges  Gemisch  dar,  wobei  letzterer  jedoch 
ein  untergeordnetes  Vorkommen  zeigt.  Auch  in  dieser  Zusammen- 
setzung soll  sein  Brennwert  noch  höher  stehen  als  derjenige  des 
Moostorfes.  In  den  untern  Schichten  ist  er  in  frischem  Zustande 
rotbraun  ;  nach  oben  erlangt  er  eine  dunkelbraune  Färbung ; 
trocken  zeigt  er  die  Farbe  der  Braunkohlen.  Die  Pflanzenreste 
sind  in  guter  Erhaltung.  Von  den  konstatierten  Torfarten  weist 
er  die  grösste  Mächtigkeit  auf.  Im  Profil  III  nimmt  er  die  Lage 
von  200  bis  90  cm  ein ;  in  Profil  II  findet  er  seine  obere  Grenze 
bei  ca.  130  cm  und  wird  hier  wahrscheinlich  noch  mächtiger  sein 
als  im  Profil  III, 

Den  Uebergang  zum  Lebertorf  vermittelt  die  Potamogeton-Zone, 
welche  sich  direkt  an  das  fluvioglaciale  Material  anschliesst  oder 
teilweise  noch  in  demselben  auftreten  kann  (vergl,  S.  8.  Probe  1,) 
Am  reichlichsten  sind  Potamogeton  fiUformis  und  P.  nataiis  vor- 
handen. Daneben  finden  sich  Samen  von  Potamogeton  iierfoliatus, 
P.  pnsillKs,  P.  compressus,  P.  cf.  flnitans.  Nach  oben  ist  die 
Birke  in  wenigen  Resten  zu  konstatieren,  in  und  über  welcher 
Schicht  Plmis  silvestris  dominiert. 


Beiträge  zur  Kenntnis  schweizerischer  Torfmoore.  H 

"Von  Resten,  deren  Zugehörigkeit  festgestellt  werden  konnte^ 
finden  sich  : 

Nymphaea  alba  '),  Haare,  mehrere  Samen  von  der  Länge  2'/^ 
bis  4  mm.     Die  Grösse  der  Samen  kann  sehr  variieren. 

Tü'm  f/randifolia,  gut  erhalten,  4-  und  5 -klappige  Kapseln. 
Sie  und  die  folgende  reicher  vertretene  Linde  finden  sich  in  der 
obern  Hälfte. 

TUia  iiarvifolia,  auch  in  4-  und  5-klappigen  Kapseln. 

Tilia  sp.,  Pollenkörner  in  ziemlicher  Menge  d  ^)  =  19  —  23  ft. 

Myriopliylhim  spicatum  (Fig.  41 — 42)  in  Früchten.  Die  Frücht- 
chen zeigen  auf  der  Rückseite  kleine  warzige  Höcker,  infolge  deren 
ich  die  Zugehörigkeit  dieser  Art  lange  nicht  erkannte.  Samen 
aus  Herbarexemplaren  waren  ganz  selten  zu  bekommen;  meist 
finden  sich  in  denselben  nur  Blüten.  Einzig  bei  einem  Exemplar 
des  botanischen  Museums  des  Polytechnikums  „ex  lierhario  Favrat"' 
waren  Früchte  vorhanden,  die  aber  noch  in  einem  jungen  Sta- 
dium standen  und  die  charakteristischen  Höcker  nicht  aufwiesen, 
Abbildungen,  welche  ich  mit  den  vorliegenden  Früchten  verglich, 
zeigten  dieses  Merkmal  nicht,  und  doch  wiesen  sonst  die  Früchte 
mit  Myriophyllum  verblüffende  Aehnlichkeit  auf.  Die  Litteratur 
giebt  uns  darüber  Aufschluss.  0.  Gr.  Petersen  schreibt  über  die 
Früchte  der  Halorrhagidaceen :  —  „bei  MyriopliyUum  in  Teilfrüchte 
zerfallend,  mitunter  mit  stacheliger  oder  warziger  Rückenfläche" 
(Halorrhagidaceen  in  Engler  und  Prantl :  Natürliche  Pflanzen- 
familien III.  Teil,  7.  Abt.  S.  230);  Gr.  Andersson  sagt:  „Delfructenia 
äro  hos  do.nna  art  starre,  mindre  cylindriska  (als  bei  M.  alternifoUumy 
och  stundom  pä  ryggsidan  försedda  med  sind  haklika  taggar^^  (Studier 
cfver  Finlands  torfmossar  och  fossila  Kvartärflora  S.  107).^)  Geradezu 
als  Speciescharakter  werden  die  Höcker  von  Beck,  R.  v.  Mannaghetta 
(Flora  von  Niederösterreich  2.  Hälfte  S.  168)  hingestellt.  Darauf 
hin  liegt  kein  Zweifel  mehr  vor  über  die  Zugehörigkeit  der  Früchte 
zu  Myriophyllum  spicatum. 


')  Die  Autornamen  linden  sich  in  der  folgenden  tabellarischen  Zusam- 
menstellung der  Arten. 

^)  d  =  Durchmesser. 

^)  Zu. deutsch:  Die  Teilfrüchtchen  sind  bei  dieser  Art  grösser,  weniger 
cylindrisch  und  hie  und  da  auf  der  Rückseite  mit  kleinen  hakenförmigen  Warzen 
(eigentlich  Stacheln)  versehen. 


in  grosser  Menge  in  Steinkernen  und 
in  gut  erhaltenen  Früchten;  in  den 
untern  Lagen  häufiger  und  in  mehr 
Arten    vorhanden    als    gesen    oben. 


12  E.  Neuweiler. 

Coj-nus  sanrjuinea,  1  Steinkern,  an  dem  das  Mesokarp  mit  seinen 
meridianartig   verlaufenden    Gefässbündeln    noch   gut  erhalten  ist. 

Acer  pseudojüatanus,  1  gut  erkennbarer  Flügel  und  viele  Pollen- 
körner (d  =-   26  —  27  ^). 

Menyanthes  trifoUata,  zahlreiche  Samen. 

Qiiercus  sp.,   in    dieser   Zone   nur   in    Pollen  (d  =  20 — 25  ft. 

Betida  verrucosa,  2  Blätter  und  Pollenkörner  (d  ^=  19 — 23  (u); 
in  den  untern  Lagen  massenhaft  vertreten. 

Alnus  sjj.,  Pollenkörner  nicht  selten  (d  ^=  21  |u). 

Co?'ylus  Avellana,  Pollenkörner  massig  (d  =  20 — 25  ^). 

Potamogeton  natans 

„  cf.ßuitans 

„  perfoliatus 

filiformis 
„  pusillus 

Beachtenswert  ist  das  Vorkommen  von  P.  filiformis  Pers., 
der  in  der  Schweiz  eine  vorwiegend  alpine  Verbreitung  besitzt, 
jedoch  auch  vereinzelt  im  Sihlkanal  bei  Zürich  vorkommt.  Die 
allgemeine  Verbreitung  in  Europa  ist  vorwiegend  nördlich  und  im 
Gebirge ;  er  tritt  ferner  in  Asien,  Australien,  Afrika,  Amerika  auf. 
Man  kann  die  Pflanze  als  eine  solche  mit  boreal-alpinem  Charakter 
bezeichnen. 

Scirpus  sp.,  wenige  Früchte. 

Gramineen,  Epidermis. 

Cyperaceen,  Radizellen. 

Plims  silvestris,  Zweige,  Nadeln,  Zäpfchen,  Samen,  Rinden- 
schuppen, Pollenkörner.  Es  ist  sicher  nicht  Plnus  montana.  In 
Nadelquerschnitten  zeigt  sich  deutlich  ein  rundes,  nicht  spalt- 
förmiges  (P.  montana)  Lumen  der  Epidermiszellen,  was  sicher  für 
P.  silvestris  spricht.  Von  der  Kiefer  sind  so  viel  Reste  im  Leber- 
torfe vorhanden,  dass  sie  als  besonderer  Horizont  aufgestellt  werden 
kann.  Pollenkörner  finden  sich  überall  reichlichst  vertreten.  Leichte 
Teile  sind  unten  zahlreicher  als  oben.  Es  erscheinen  nacheinander 
Nadeln,  Schuppen,  Zweige  und  Kätzchen. 

Equisettmi  sp.,  meist  recent,  bis  auf  den  Glaciallehm  wurzelnd. 
Oft  sind  die  Halme  stark  mit  Eisenoxydhydrat  imprägniert. 

Sphagmim  cymbifblium,    in    geringer  Zahl  und  stark  vertorft. 


Beiträge  zur  Kenntnis  schweizerischer  Torfmoore.  13 

Siiliagnmn  sp.,  Blattfragmente  und  Sporen  (d  =  19 — 23  ^, 
Fig.  27). 

?hjimum  trifariHm  Web.  et  Mohr,  Stengel  und  Blätter, 

Hypdum  f^i).,  aus  dem  Subgenus  Drepanocladus,  Stengel. 

Meesea  triqmtra  L.,  Stengel,  Blätter,  weibliche  Blüten;  jetzt 
spärlich  im  Aeugstermoos  und  am  Katzensee  im  Kt.  Zürich. 

Meesea  lorigiseda  Hedw.,  Stengel  und  Blätter;  am  Türlersee 
und  bei  Uerzlikon ;  am  ersten  Ort  jetzt  ausgestorben  nach  Heget- 
schweiler. 

Polytriclmm  strictum  Banks  sive  P.  jiiniperinum  Willd.,  Blätter. 

Ufedine,  Teleutospore  und  Brandspore. 

Rivularia  sp.,  stark  vertreten  (Fig.  1—4). 

Scenedesmus  obtusus  Meyen,  (Länge  15 — 23  ft,  d  =  7  —  11  /u^ 
Fig.  6—8). 

Scenedesmus  caudatus  Meyen,  (Länge  15 — 32  f^,  d  =  7  — 11  jit, 
Fig.  9 — 10).  Von  den  mikroskopischen  Organismen  ist  Scenedesmus 
um  häufigsten  vertreten. 

Pediastrum  Boi-yanum,  im  obern  Teil  häufiger  als  unten 
(Fig.  U-15). 

CJiara  sp.,  Frucht,  gut  erhalten  (Fig.  5). 

Tierische  Reste  kommen  in  beschränkter  Zahl  vor.  Am  meisten 
treten  ellipsoidische  Formen  auf,  die  sich  durch  ein  Glied  von  einem 
Stiel  absetzen.  Oben  öflfnen  sie  sich  durch  einen  Deckel,  der  indes 
in  der  Regel  nicht  mehr  erhalten  ist.  Eibehälter  von  Oligochaeten 
können  es  nicht  sein,  indem  sie  höchstens  0,19  mm  lang  sind  und 
nicht  an  beiden  Enden  in  Spitzen  ausgezogen  sind.  Die  Form  und 
der  Stiel,  woran  sich  die  Gebilde  absetzen,  sprechen  eher  für 
Entomostraken -Wintereier.  Am  grössten  ist  die  Aehnlichkeit  mit 
Eiern  von  Botrioceplmlus  latus.  Da  diese  Bestimmung  nicht  sicher 
ist,    werde  ich  sie  einfach    als    Chitinhüllen   bezeichnen   (Fig.  .^)4 

Es  kommen  ferner  vor  :  Daphnidenpanzer,  Wassermilben, 
Käferflügel,  Schmetterlingsschuppen  nebst  einigen  unbestimmten 
Resten  (Fig.  50—54). 

Hie  und  da  habe  ich  auch  weisse,  spröde,  abgerundete  Körner 
mit  einem  Durchmesser  von  1—1,2  mm  bemerkt,  die  sehr  leicht 
in  eckige  Teilstücke  zerfallen.  Mit  HCl  conc.  brausen  sie  nicht 
auf,  sind  also  keine  Kalkkörner.  Wahrscheinlich  sind  es  tonige 
oder   merglige    Konkretionen,    die   in    ganz    geringer   Beimischung 


14  E.  Neuweiler. 

Kalk  enthalten  können.  Ganz  kleine  Oeffnungen,  die  hie  und 
da  an  denselben  auftreten,  sind  durch  nachfolgende  Auslaugung 
entstanden. 

Aus  der  Ablagerung  geht  hervor,  dass  zur  Bildungszeit  des 
Torfes  anfänglich  die  Kiefer  der  herrschende  Waldbaum  war.  Auf 
den  angrenzenden  Moränen  fand  sie  einen  günstigen  Untergrund. 
Zu  Beginn  der  Torfbildung  kam  auch  die  Birke  vor;  jedoch  hat 
sie  nicht  eine  so  wichtige  Rolle  gespielt  wie  die  Kiefer,  durch 
welche  sie  verdrängt  worden  zu  sein  scheint.  Im  Nadelwald  fanden 
auch  Ahorn,  Linde,  Hasel  ihr  Gedeihen.  Es  entstand  ein  Misch- 
wald, in  welchem  allmählich  die  Eiche  sich  ausbreitete  und  zum 
herrschenden  Waldbaum  wurde.  Wie  aus  dem  Vorkommen  von 
Sumpf-  und  Wasserpflanzen  hervorgeht,  haben  wir  den  Absatz 
eines  massig  tiefen  Wassers  vor  uns.  Seerosen,  Laichkräuter, 
Fieberklee,  Myriophyllum,  Algen  konnten  in  Tümpeln  vegetieren. 
Käfer  und  Schmetterlinge  trieben  sich  herum  ;  im  Wasser  lebten 
Wassermilben,  Daphniden. 

ß)  Scliwemmtorf. 

Die  Schicht  besitzt  eine  Mächtigkeit  von  20  —  25  cm.  In 
Profil  II  zieht  sie  sich  zwischen  110—130  cm,  in  Profil  III  zwischen 
60 — 85  cm  Tiefe  hin.  Die  Gestaltung  des  Torfes  ist  eine  eigen- 
artige. Er  ist  von  ganzen  Nestern  zusammengeschwemmter  Zweig- 
stücke, Rindenfragmente,  Blätter  und  Samen  durchsetzt.  Dadurch 
bekommt  er  einen  spröden,  nicht  homogenen  Charakter.  Wenn 
Blattstücke  in  guter,  leicht  erkennbarer  Form  vorhanden  sind 
(wie  Eichenblätter),  so  hat  die  Konservierung  in  einem  Rasentorf 
ähnlichen,  mit  Gramineen  stark  durchzogenen  Gebilde  stattgefunden. 
Die  Farbe  der  Schicht  wechselt  von  einem  Schwarz  der  zusammen- 
geschwemmten Holzteile  zu  einem  Rotbraun,  worin  dunkle  Blätter 
•eingelagert  sind.  Trocken  hat  der  poröse  Torf  ein  schwarzes 
Aussehen.  Am  reichsten,  oft  in  ganzen  Nestern  allein,  kommen 
in  dieser  Schicht  Reste  der  Eiche  vor. 

Bestimmte  Reste  liegen  vor  von  : 

TJiaUctrnm  flavum,  wenige  Samen. 

Tilia  parvifoUa,  mehrere  Fruchtkapseln  und  Pollenkörner. 

Myriophyllum  spicatum,  wenige  Früchtchen  aus  einem  Nest 
von  Zweigen  und  Rinde  der  Eiche. 


Beiträge  zur  Kenntnis  schweizerischer  Torfmoore.  15 

Acer  psendoplatanns,  wenige  Samen,  Flügel  zum  Teil  erhalten, 
Pollen  massig  häufig. 

AntliylUs  Vidneraria,  1  Same. 

Memjanthes  trifoUata,  zahlreiche  Samen. 

Quercus  peduncidata,  Zweige,  Blätter,  Knospen,  Früchte 
(2  Stück),  Pollen  in  grösster  Menge.  Wohl  7*  der  Reste  stammen 
in  dieser  Schicht  von  der  Eiche  her.  Blätter  sind  oft  in  vorzüg- 
licher Erhaltung  ganz  geblieben.  Blattbasis  und  Verlauf  der 
Nervatur  lassen  keinen  Zweifel  an  der  richtigen  Bestimmung. 
Sie  sind  an  unpräparierten  Stücken  besser  zu  erkennen,  weil  das 
Blatt  sehr  spröde  ist,  beim  Herauspräparieren  leicht  bricht;  dabei 
werden  die  Kennzeichen  vernichtet. 

Corijlus  Avellana,  Pollenkörner,  ziemlich  häufig. 

Beüda  sj).,  Holz  und  Pollenkörner,  ziemlich  häufig. 

Alnus  sjh,  Pollenkörner,  ziemlich  häufig. 

Potanwgetoii  natans 

„  cf.ßnitans 

„  pejfoliatus 

„  compressns 

„  pi(siUi(S 

Cyperaceen,  Radizellen  mit  Pusteln. 

Gramineen,  Epidermis. 

Piniis  silvestris,  Pollenkörner  häufig. 

Equisetmn  sp.,  mit  Eisenoxydhydrat  imprägniert. 

Spliagnum  sp.,  Blattstiele,  Blattfragmente. 

Hypnum  trifarium  Web.  et  Mohr,   Blattstiele  und  Blätter. 

Hypninn  sp.,  aus  dem  Subgenus  Drepcmocladus  C.  Müll.,  .Stengel 
mit  Blattfiügeln  an  der  Aussenschicht. 

Meesea  triquetra  L.,  Blätter  und  Stengel. 

Anomodon  viticulosus  L.,  schlecht  erhaltene  Blätter. 

rf.  Racomitrium  s.  Aulacomnium,  Blattfragmente. 

Pilzmycel,  Brandsporen,  Rividaria,  Pediastruui  BorycDium 
(zahlreich),  Scenedesimis  obtusus  (recht  zahlreich),  Wassermilben, 
Chitinhüllen.     Unbestimmt  ist:    1  Same  (Fig.  43 — 44). 

Der  Charakter  der  Flora  ist  etwas  anders  geworden.  Der 
Nadelwald  hat  der  Eiche  weichen  müssen.  Sumpfpflanzen  sind 
reichlich  vertreten;  aber  das  borcal- alpine  Potamoyeton  ßUformis 
findet  sich  nicht  mehr  unter  ihnen.     Die  Holzpflanzen,  welche  von 


'  häufig  in  Steinkernen  und  Früchten. 


IQ  E.  Neuweiler. 

der  bewaldeten  Moräne  herstammen,  gelangten  in  ein  teichartiges 
Gewässer  zur  Ablagerung.  Der  Torf  enthält,  weiter  von  der  Moräne 
entfernt,  weniger  grosse  Zweige,  meist  nur  Blätter,  Samen  und  Pollen. 
Mit  der  Eiche  zusammen  lebten  Linde,  Ahorn,  Hasel,  Birke,  Erle. 
Aber  es  traten  Aenderungen  auf.  Nach  oben  rückt  ein  neuer 
Torf  an. 

y)  Fasertorf. 

Derselbe  besteht  aus  einer  10 — 15  cm  mächtigen  Eriophorum- 
schicht.  Die  Scheidenfasern  von  ErioyJioriim  vaginatum,  welche 
den  Lindbast  (Pelvoux)  liefern,  sind  gut  erhalten  und  bilden  eine 
zusammenhängende,  an  andern  Pflanzenresten  ganz  arme  Schicht. 
Weder  makroskopisch  noch  mikroskopisch  lassen  sich  andere  Arten 
bestimmen.  Die  Bedingungen  haben  sich  geändert.  Es  ist  ein 
Hochmoor  entstanden  (Eriophoretum),  in  dem  die  Waldvegetation 
nicht  vertreten  ist.  Wieder  beginnen  andere  Pflanzen  zu  dominieren. 
Nach  oben  begegnen  wir  dem 

ö)  MoostorJ. 

90—100  cm  (Profil  H)  resp.  50  cm  (Profil  III)  mächtig,  zieht 
er  sich  bis  an  die  Oberfläche.  Die  Masse  besteht  aus  einem  zähen, 
faserigen  Torf,  der  frisch  gelbbraun  ist,  an  der  Luft  schnell  dunkelt 
und  in  trockenem  Zustande  hell  graubraun  aussieht.  Der  Haupt- 
teil scheint  in  der  untern  Schicht  durch  Sphagnumarten  gebildet 
zu  sein ;  doch  treten  auch  Hypnumarten  hinzu,  deren  Zahl  nach 
oben  zunimmt.  Durch  die  ganze  Schicht  zieht  sich  Erioplwrnm 
vaginatnm,  jedoch  mit  abnehmender  Häufigkeit  gegen  die  Ober- 
fläche hin.  Von  Gramineenepidermis  und  Cyperaceenwürzelchen 
ist  die  faserige  Masse  reichlich  durchsetzt.  Nach  oben,  wo  das 
Eriophoro-Sphagnetum  allmählich  in  das  recente  Wiesenmoor  über- 
geht, von  ca.  40  cm  an,  machen  sich  Reste  von  Vaccinium  Oxy- 
coccus  bemerkbar;  Holzreste  treten  in  dieser  Schicht  sozusagen 
keine  auf,  daher  die  zäh  aneinanderhaltende  Masse.  An  Pflanzen- 
resten sind  zu  erwähnen: 

Thalictrum  ßavuni,  1  Same. 

Tilia  sp.,  Pollenkörner  ziemlich  häufig. 

Acer  sp.,  Pollenkörner  nicht  häufig. 

Myriophyllum  spicatwn,  mehrere  Samen. 

Menyanthes  trifoliata,  zahlreiche  Samen. 


Beiträge  zur  Keiinlnis  schweizerischer  Torfmoore.  17 

Corylus  Avellana,  Rindenstücke  und  Pollen  wenig. 

Alniis  sp.,  Pollenkörner  nicht  häufig. 

Betulct  sj)-,  »  »  ). 

Fotamogeton  cf.  fluitans  \      ...     .         ,        m-ij-        ou-i^j. 
■^  "^   '^.„  )  massig,  im  untern  reu  dieser  öchicht. 

„  jmsiUns        ) 

Eriophonim  vaginahim,  überall  in  Fasern  vertreten. 

Pinus  silvesiris,  Pollenkörner  ziemlich  zahlreich,  Holzstück 
(recent  ?). 

Cyperaceen,  Würzelchen,  Radizellen  mit  Pusteln,  Lindbast. 

Gramineen,  Epidermis. 

Sphagmmi  cymhifoUum,  in  grosser  Menge  Stengel  und  Blätter. 

HypHum  trifarium,  Stengel  und  Blätter. 

Hypnum  Sendtneri  Schmp.  ?,  sicher  ein  Hypnum  aus  dem  Sub- 
genus  Drepanodadus  Müll. 

Meesea  triqnetra,  Stengel  und  Blätter.  In  den  untern  Lagen 
zeigen  die  Moose  stärkere  Vertorfung. 

Accessorisch  finden  sich  immer  noch  Rknlaria  sp.  (siehe 
Fig.  1 — 4)  in  geringer  Menge,  Scenedes)iU(s  ohtitsas  immer  noch 
zahlreich,  Chitinhüllen,  Wassermilben,  Daphnidenpanzer. 

Die  Flora  hat  einen  andern  Charakter  angenommen.  Wenn 
wir  von  den,  aus  dem  nahen  Walde  stammenden  Pollen  absehen, 
so  können  wir  sagen,  dass  die  Vegetation  des  Moores  mit  der- 
jenigen recenter  Rasenmoore  grosse  Aehnlichkeit  aufweist.  Cypera- 
ceen,  Gramineen  und  Moose  bilden  sie  zum  Hauptteil. 

d)  Recentes  Moor. 
Das  recente  Moor  ist  im  allgemeinen  ziemlich  nass  und  macht 
die  Ausbeute  des  Torfes  schwierig,  weshalb  die  Besitzer  an  eine 
Drainage  desselben  denken.  Wissenschaftlich  wäre  es  zu  begrüssen, 
wenn  sie  unterbliebe;  denn  sonst  müssen  binnen  kurzer  Zeit  die 
Glacialrelikte,  welche  sich  an  dieser  klassischen  Stelle  erhalten 
haben  und  immer  früh  genug  dem  Aussterben  geweiht  sind,  ver- 
schwinden. Früher  soll  das  Moor  höher  gelegen  haben,  und  der 
Torf  soll  schon  einmal  ausgebeutet  worden  sein.  Die  Zeit  des 
Abbaues  wissen  die  Leute  nicht  mehr  anzugeben.  Damals  hätte 
das  Moor  seinen  Abfluss  in  direkter  südöstlicher  Richtung  gehabt. 
Durch  das  Tieferlegen  des  Moores  hätte  das  Wasser  hier  sein 
Gefälle  verloren  und  seinen  Abfluss  (Graben  oder  höchstens  Bach) 

Vierteljahrsschrift  d.  ?5aturf.  Ges.  Zürich.     Jahrg.  XLVI.  1901.  ^ 


\g  E.  Neuweiler. 

in  östlicher  Richtung  gefunden.  Wenn  der  Torf,  was  glaubwürdig 
ist,  wirklich  schon  einmal  abgegraben  worden  ist,  so  konnte  das 
auf  die  Entwicklung  des  Wiesennioores  derart  seinen  Einfluss 
ausgeübt  haben,  dass  infolge  äusserer  Eingriffe  ins  Hochmoor 
Umstände  eingetreten  sind,  welche  der  Weiterentwicklung  desselben 
in  höchstem  Grade  hinderlich  waren  und  die  Bildung  eines  Wiesen- 
moores in  ausgedehntem  Masse  förderten.  Der  Einfluss  des  Men- 
schen ist  bei  der  Gestaltung  des  Moores  zur  Geltung  gekommen ; 
der  Beginn  der  Umwandlung  wird  jedoch  schon  früher  einge- 
treten sein. 

Das  Wiesenmoor  weist  viele,  durch  das  gegenwärtige  Aus- 
beuten des  Torfes  entstandene  Tümpel  auf.  Sie  werden  von 
Wasser-  und  Sumpfpflanzen  bewohnt.  An  andern  Stellen  zeigt 
sich  in  Carex  stricta,  C.  ampidlacea,  Ni/mpliaea  alba,  Carex  imra- 
doxa  etc.  eine  vorgeschrittene  Verlandungszone,  oder  endlich  hat 
sich  das  Wiesenmoor  in  eine  Moorwiese  umgewandelt.  Wir  finden 
da  auch  Pflanzen,  welche,  an  ein  ehemals  kälteres  Klima  gewohnt, 
sich  als  Relikte  erhalten  haben.  Bei  Nennung  derselben  werde 
ich  sie  mit  einem  Ausrufzeichen  (!)  versehen. 

Auf  der  kleinen  Fläche  (ca.  90  a)  dieses  Torfmoores  er- 
halten wir  deshalb  ein  sonderbares,  artenreiches  Gemisch  von 
Pflanzen,  deren  Zusammenstellung  folgende  ist: 

Ranunculus  acris  L.  Geum  rivale  L. 

Ranunculus  Flammida  L.  Potenülla  venia  L. 

Nymphaea  alba  L.  Sanguisorba  officinalis  L. 

Cardamine  silvatica  Lk.  Epilobium  syicatum  Lam. 

Cardamine  hirsuta  L.  Myriophyllum  verticillatum  L. 

Viola  silvatica  Fr.  Lythrum  SaUcaria  L. 

Parnassia  'palustris  L.  Hydrocotile  vulgaris  L. ! 

Drosera  rotundifolia  L.  Thysselinum  palustre  Hoffm. 

Polygala  comosa  Schk.  Herademn  S'pliondylium  L. 

Polygala  vulgaris  L.  Augelica  silvestris  L. 

Lychnis  ßos  cuculi  L.  Valeriana  dioica  L. 

Linuni  catharticiim  L.  Eupatoriimi  cannahimim  L. 

Bhammis  Franyula  L.  Cirsiimi  arvense  Scop. 

Hippocrepis  comosa  L.  Centaurea  Jacea  L. 

Lotus  tdiginosus  Schk.  Hieraciiuu  boreale  Fr. 

Spiraea  Ulmaria  L.  Oxycoccus  palustris  Pers. ! 


Beilräsfe  zur  Kenntnis  sch\veizeriscliei-  Torfmoore. 


19 


Anclromeda  imlifoVm  L. ! 
Calliuia  vulgaris  Salisb. 
Menyanthes  trifoUata  L. 
Myosotis  imlustris  Roth. 
Rhinantlms  minor  Winim.  Grab. 
Pedicularis  palustris  L. 
2Ielampyrum  pratense  L. 
Euphrasia  officinalis  and. 
Betonica  vulgaris  L. 
Brunella  vulgaris  L. 
Ajuga  reptans  L. 
Pinguicula  vulgaris  L. 
ütricularia  minor  L. 
Lgsimachia  vulgaris  L. 
Plantago  lanceolata  L. 
Ramex  acefosa  L. 
Quercus  pedunculata  Ehrh. 
Betula  verrucosa  Ehrh. 
Alnus  glutinosa  Gärtn. 


Eriophorum  angustifolium  Roth. 

Eriophormn  laiifolium  Hopp. 

Carex  paradoxa  Willd. 

Carex  echinata  Murr. 

Carex  echinata  var.  grypus  Schk. 

Carex  canescens  L. 

Carex  striata  Good. 

Carex  ßava  L. 

Carex  Oederi  Ehrh. 

Carex  lepidocarpa  Tausch. 

Carex  HornscJmcliiana  Hopp. 

Carex  ampuUacea  Good. 

Carex  Ooodenoughii  Gay. 

Carex  pallescens  L. 

Anthoxanthimi  odoratum 

Agrostis  alba  L. 

Holcus  lanatus  L. 

Briza  media  L. 

Glyceria  plicata  Fr. 


L. 


Salix  nigricans  ^vf.yax.eriocarpa.  Molinia  coeridea  Mönch. 


Salix  anrita  L.  I 
Salix  Gaprea  L. 
Älisma  Plantogo  L. 
Pota)nogetoii  natans  L. 
Typlia  latifolia  L. 
Sparganium  minimum  Fr. 
Orckis  latifolia  L. 
Gymnadenia  odoratissima  Rieh. 
Stiirmia  Loeselii  Rehb. ! 
Juncus  conglomeratus  L. 
Juncus  alpjinus  Vill. 
Luzula  campestris  L. 
PhyncJiospora  alba  Vahl.  ! 


Festuca  rubra  L.  fallax  Thuille. 
Pinus  silvestris  L. 
P^'cea  excelsa  Lk. 
Eqiäsetum  palustre  L. 
Equisetum  Telmateja  Ehrh. 
Equisetum  arvense  L. 
Aspidiiim  Thelypteris  Sw. 
Sphagnum  cymbifolium  Ehrh. 
Polgtrichwn  jwiiperinum  Willd. 
Hypmtm  giganteitm  Schmp. 
Hypnum  trifarium  Web.  et  Mohr. 
Hypnum  intermediiim  Lindb. 
Chara  fragilis  Desv. 


Eriophorum  alpimim  L.! 

Aus  der  Darlegung  der  Funde  ergiebt  sich  ein  Bild  der  lokalen 
Flora  in  ihrer  Entwicklung,  Zuerst  haben  wir  als  Uebergangszone 
vom  fluvioglacialen  Geschiebe  zu  einer  Birken-  und  vorzüglichen 
Kieferzone  ein  eng  begrenztes  Potamogetetum.    Durch  Potamogeton 


20  E.  Neuweiler. 

ßlifonnis  zeigt  sich  noch  Anlehnung  an  die  Glacialflora.  Bald 
wird  die  Kiefer  der  herrschende  Waldbaum;  allein  sie  muss  der 
Eiche  den  Platz  einräumen.  In  ihrer  Gesellschaft  treten  Hasel, 
Linde,  Ahorn  und  Erle  auf. 

Die  Pflanzen  des  Torfes  sind  an  Ort  und  Stelle  gewachsen; 
wenn  nicht  direkt  im  Torfmoor  selbst,  so  auf  den  angrenzenden 
Moränenhügeln.  Aus  der  Lagerung  der  Reste  zu  schliessen,  haben 
wir  den  Absatz  eines  kleinen  flachen  Gewässers  vor  uns,  in  wel- 
ches vom  nahen  Walde  Zweige,  Blätter,  Früchte,  Pollenmassen 
geschwemmt  worden  sind.  Bei  der  Versumpfung  ging  das  flache 
Gewässer  in  ein  Eriophorum-Hochmoor  und  dann  in  ein  Sphagnum- 
Hochmoor  über,  das  durch  ein  Wiesenmoor  ersetzt  wurde. 

Der  grösste  Teil  des  Torfmoores,  das  im  Glatthai  gegen 
Dübendorf  und  Wangen  liegt,  besitzt  dagegen  einen  Untergrund, 
der  aus  Seekreide  besteht.  Auf  demselben  nimmt  ein  von  Holz- 
resten durchzogenes  Rasenmoor  seine  Entstehung. 

2.  Egelsee  bei  Niederwil. 

0.  Nägeli  ')  charakterisiert  das  Torfmoor  folgendermassen  : 
„Egelsee  bei  Niederwil,  nahe  Frauenfeld.  Stark  ausgebeutetes 
Torfmoor,  früher  wohl  noch  deutlich  Hochmoor,  in  einer  kleinen 
Thalmulde.  405  m  Meereshöhe.  Ausdehnung  300  m :  200  m ; 
fast  ganz  freiliegend,  nur  gegen  Nordosten  kleines  Wäldchen." 
Glacialrelikte :  Ändromeda,  Erioijhorum  olinnum. 

Am  Rande  des  Moores,  angelehnt  an  die  ostwärts  ansteigende 
Moräne,  fand  C.  Schröter  Glacialpflanzen.  Analog  wie  bei  Schwer- 
zenbach  zeigt  sich  an  den  meisten  Stellen  Seekreide.  Dass  die 
Gegend  früher  von  einem  See,  dem  „Egelsee",  eingenommen  war, 
beweisen  die  dort  aufgefundenen  Pfahlbaureste  zur  Genüge. 

Es  war  mir  nicht  möglich,  mir  von  diesem  Orte  vollständige 
Profile  zu  verschaffen.  Ich  führe  deshalb  auch  ein  von  J.  Früh"^) 
aufgenommenes  Profil  an  : 


')  0.  Nägeli :  Ueber  die  Pflanzengeographie  des  Thurgau.    I.  Teil.   Mitt.  d. 
thurg.  naturf.  Ges.     13.  Heft.     Frfeid.  1898. 

2)  J.  Früh  :  Ueber  Torf  und  Dopi.lerit.     Zürich   1883. 


Beiträge  zur  Kenntnis  schweizerischer  Torfmoore.  21 

„0,1—0,2  m  Moorerde. 

0,3  m   Lehm  und  Schlamm  mit  Resten  von  Erle? 

1  m  Lebertorf. 

Seekreide." 

Früh  bemerkt  dazu  ferner:  „Das  frische  Material  (des  Leber- 
torfes) ist  graubraun,  fein  durchschichtet  und  elastisch,  daher 
wohl  von  Dr.  Schröter  für  Dopplerit  gehalten.  Unter  bedeutender 
Volumen  Verminderung  trocknet  die  aschenreiche  Substanz  zu 
einem  braunen  harten  Torf  (H  ==  3 — 3,5)  ein,  welcher  wegen  des 
hohen  Aschengehaltes  sehr  schlecht  brennt.  Ich  erkannte  nebst 
Ueberresten  von  krautartigen  Gefässpflanzen,  Epidermis  vonCypera- 
ceen,  Pollenkörner  von  Coniferen,  Corylus,  zahlreichen  Chitinresten 
und  Mineralsplittern  als  Hauptkonstituenten  Algen.  Sie 
zeigen  sich  als  V'-^o — '/soo  mm  breite  blasse,  selten  septierte,  lep- 
tothrixartige  Fäden,  die  filzartig  mit  einander  verschlungen  in 
eine  gallertige  Masse  eingebettet  sind.  Das  Ganze  wird  mit  fri- 
schem .Jodalkohol  braun  gefärbt.  Diese  Fäden  gehören  offenbar 
Oscillarien  an.  Accessorisch  zeigen  sich  Gloethece  und  Ketten 
von  Hyalothece ! " 

Von  dieser  Lokalität  habe  ich  an  drei  Stellen  Proben  ge- 
nommen. Profil  L  Im  süd-südöstlichen  Teile  des  Moores  findet 
sich  an  einem  Graben  ein  gelbgrauer,  von  recenten  Fasern  und 
unbestimmbaren  organischen  Resten  durchzogener 

Lehm.     Darüber 

Lebertorf,  braun  20 — 30  cm. 

Humusschicht. 

Profil  IL     In  der  Nähe  von  Profil  I. 

Moostorf,  oben. 

Lebertorf,  braun,  unten. 

Profil  III.     Im  nordwestlichen  Teile  des  Moores. 

Rasentorf:  Moostorf  65^160  cm. 

Lebertorf  1  —  65  cm.  Eigenschaft  wie  oben  geschildert.  Er 
zeigt  sich  noch  weiter  in  die  Tiefe,  konnte  davon  und  vom  Unter- 
grund jedoch  keine  Proben  mehr  erlangen. 

Es  lässt  sich  deshalb  nicht  bestimmt  angeben,  was  für  Arten 
an  der  Bildung  der  Seekreide,  die  sich  über  den  grössten  Teil  des 
Untergrundes    erstreckt,   teil   genommen   haben.     Der    Lehm,    der 


22  E.  Neuweiler. 

sich  gegen  den  Rand  des  Moores  hin  findet,  ist  glaciales  Geschiebe 
und  zeigt  keine   besonderen  Eigenschaften,     Es  folgt  gegen    oben 

«)  Lehertorf. 

Er  ist  da,  wo  er  auf  lehmiger  Unterlage  aufruht  (Profil  I), 
von  zäher  Konsistenz,  rost-  bis  dunkelbrauner  Farbe  und  stimmt 
in  seinen  übrigen  Eigenschaften  mit  dem  Lebertorf  von  Schwer- 
zenbach  überein.  Der  Uebergang  erfolgt  allmählich.  An  makro- 
skopischen organischen  Einschlüssen  ist  darin  nichts  zu  erkennen; 
mikroskopisch  konnten  Pollenkörner  von  Pinus,  Chitinhüllen. 
Wassermilben,  Daphnidenpanzer  konstatiert  werden. 

Der  Lebertorf  des  Profiles  II  ist  etwas  weniger  zähe  wie  der 
vorige,  stimmt  sonst  mit  demselben  überein.    Es  finden  sich  darin : 

Potamogeton  comjjressus,  Samen. 

Pinus  silvestris,  Holzreste,  Pollenkörner. 

Conjlus  Avellana,  Pollenkörner. 

Pohjpodiacee  {Äspidium  Tlielypteris?),  Sporangium  gut  erhalten. 

Scenedesmus  obtusus,  in  grosser  Menge. 

Rivularia  sj).,  in  grosser  Menge.  Ferner  unbestimmbare 
Zellenkomplexe  und  1  unbestimmter  Same  (Fig.  45 — 46). 

Der  Lebertorf  des  Profils  III  ist  durch  Früh  genau  charakte- 
risiert. Auf  eine  Mächtigkeit  bis  65  cm  untersucht,  wurden  darin 
konstatiert : 

Potamogeton  com^jressus  \  Früchte ;  aus  freien  Proben  konn- 
„  natans  ten    solche     geradezu     nestweise 

„  iierfoliatus    \      gewonnen  werden. 

Tilia  sp.,  Pollenkörner. 

Quercns  sp.,  Blattfragmente,  Knospe? 

Corylus  Avellana,  Pollenkörner. 

Betula  sp.,  Pollenkörner,  Zweigstücke  und  Rinde. 

Älmis  sp.,  Holzstücke  ? 

Scirpus  compressus,  Früchte  ziemlich  häufig. 

Carex  acuta,  Früchte  in  ziemlich  grosser  Zahl. 

Cgperaceen  und  Gramineen,  Würzelchen,  Radizellen  mit  Pusteln, 
Epidermiszellen. 

Pinus  sp.  (wahrscheinlich  P.  silvestris),  Pollenkörner. 

Hypnum  sp.  aus  dem  Subgenus  Drepanocladus,  Stengel  und 
Blattfragmente  zahlreich. 


Beiträge  zur  Kenntnis  schweizerisclier  Torfmoore.  23 

Pilzmycel,  sehr  wenig. 

Scenedesmus  obtusus      I     .         ..    ,      ht  i      •  •         i 

_,      ,     .  in  grosster  Menge,  dominierend. 

Eivularia  sp.  \ 

Pedkistrum  Boryanum,  massig  bis  ziemlich  häufig. 

Daphnidenpanzer  und  Chitinhüllen.  Nach  Früh  kommen  noch 
Oscillarieen,  Gloetliece,  Hyalothece  hinzu;  ferner  fand  ich  ein  un- 
bestimmbares Chitingebilde.  Hie  und  da  fanden  sich  in  den 
Torf  eingebettet,  was  für  Lebertorf  nichts  seltenes  ist.  Steinchen 
(Kiesel),  welche  von  den  Moränen  her  hineingelangt  sind.  Auch 
andere  Holzstücke,  ja  sogar  Ivohlenstückchen  (fünf  an  Zahl), 
kommen  darin  vor.  Aus  letzterem  lassen  sich  jedoch  keine 
Schlüsse  ziehen;  denn  solche  sind  schon  oft  in  Torf  konstatiert 
worden  und  rühren  meist  von  Blitzschlägen  her  oder  sind  zufällig 
hineingelangt. 

Wie  Früh  bemerkt,  bilden  die  Algen  die  Hauptkonstituenten 
dieses  Lebertorfes:  Diatomeen  und  Desmidiaceen ,  die  einer 
Menge  kleiner  Krebstiere  u.  a.  niederer  Tiere  zur  Nahrung  dienen. 
Teile  makroskopischer  Pflanzen  zeigen  sich  in  besonderen  Modifi- 
kationen, in  Folien  und  Samen,  selten  in  Zweigen  und  grössern 
Holzstücken.  Dass  aber  die  den  Tierchen  entstammenden  Exkre- 
mente, wie  Andersson  annimmt,  den  Hauptbestandteil  des  Leber- 
torfes bilden,  scheint  mir  nicht  ganz  sicher  zu  sein ;  vielmehr 
halte  ich  mit  Früh  die  mikroskopische  Organismenwelt  direkt 
für  seinen  Hauptbildner.  Tierreste  kommen  oft  nur  in  geringer 
Menge  vor.  Exkrementenstruktur  konnte  ich  nirgends  nach- 
weisen. Es  ist  deutlich  hervorgetreten,  dass  der  Lebertorf  ziem- 
lich stark  variieren  kann.  Der  graubraune  entspricht  wohl  dem 
schwedischen  „Gyttja",  der  rost-  bis  dunkelbraune  dem  schwe- 
dischen „Dytorf".  Li  Schwerzenbach  und  Niederwil  zeigen  sich 
grössere  und  kleinere  Mengen  —  in  Niederwil  in  geringerer  Zahl 
—  Blätter,  Zweige,  Aeste,  Früchte,  Samen,  Schuppen,  Pollen  etc., 
die  meist  von  unsern  Bäumen  und  Sträuchern  herrühren,  ein- 
geschwemmt. Auch  Bestandteile  der  im  Wasser  oder  in  Sümpfen 
lebenden  höhern  Pflanzen,  namentlich  von  Potamogeton,  3I/jriophyl- 
lum,  Nymphaea,  Cyperaceen  u.  a.  m.  finden  sich  häufig.  Sehr  oft 
geraten  auch  Mineralbestandteile,  Sandkörner  in  denselben  hinein ; 
in  Niederwil  ist  er  an  solchen  reicher  als  in  Schwerzenbach.  Li 
dem   Weinmoos    bei    Sulgen,    wo   der   braune    Lebertorf,    wie   wir 


24  E.  Neinveiler. 

sehen  werden,  über  der  Seekreide  auftritt,  kommt  er  in  seinem 
ersten  Stadium  in  starkem  Gemisch  mit  Konchylien  vor.  Er  ent- 
spricht hier  dem   „Snäckgyttja"   oder  „Wiesenmergei"   Schwedens. 

ß)  Rasentorf. 

Derselbe  stellt  eine  typische  Moostorfschicht  dar.  In  frischem 
Zustande  ist  er  sehr  wasserreich  und  von  gelbbrauner  Farbe.  An 
der  Luft  nimmt  er  infolge  der  Einwirkung  des  Sauerstoffs  am 
Rande  sofort  eine  tiefbraune,  oft  ganz  dunkle  Färbung  an,  die 
gegen  innen  allmählich  fortschreitet.  Nach  einigen  Tagen  kann 
sich  an  einem  Stück  von  1  dm  Mächtigkeit  die  Umwandlung  der 
Färbung  vollständig  vollzogen  haben.  In  Profil  II  40 — 50  cm, 
in  Profil  III  95  cm  mächtig,  ist  er  an  beiden  von  derselben 
Konsistenz.  Beim  Trocknen  tritt  nur  eine  geringe  Volumenver- 
minderung ein.  Die  zahlreich  auftretenden  Moosstengel  und  Blätter 
schrumpfen  bei  der  Verdunstung  des  Wassers  wenig  zusammen. 
Infolge  zahlreicher  dabei  auftretender  Poren  ist  sein  Heizwert 
nicht  gross,  weshalb  er  als  Brenntorf  nicht  sehr  geschätzt  wird. 
Das  Hauptkontingent  bei  der  Bildung  dieses  Torfes  haben  die 
Hypneen  geliefert.  Dieselben  sind  in  vorzüglicher  Erhaltung  und 
zeigen  oft  noch  deutliche  Verzweigung  der  Stengel.  An  Organismen 
sind  darin  zu  verzeichnen: 

Sambucits  racemosa,  1  Same. 

Quercus  sp.,  Blattfragmente. 

Corylus  Avellana,  Pollen. 

Betiila  sjj.,  Blattreste  und  Pollen,  Rindstücke,  Holz.  Blatt 
und  Rinde  cf.  B.  ven-ucosa. 

Firnis  silvestris,  Rinde,  Pollen, 

Potamogeton  comjjresstis    1     selten,  nur  in  der  Uebergangszone 
„  perfoliatus    j  vom  Lebertorf. 

Sparfianinm  minimtan,  ein  gut  erhaltener,  verkohlter  Same. 

Eriophorum  sj).  (wahrscheinlich  E.  angiistifolium),  Fasern. 

Cyperaceen,  Würzelchen,  Radizellen,  Epidermis. 

Meesea  triquetra,   Stengel  und  Blätter. 

Hyimnm  Sendtneri,  Stengel  und  Blätter. 

„  aus  dem  Subgenus  Drepanocladus,  Stengel  und  Blätter. 

Scetiedesinus  obtusus   \   in  der  Uebergangszone  accessorisch  in 

Mindaria  s}).  j  geringer  Menge  auftretend. 


Beiträge  zur  Kenntnis  schweizerischer  Torfmoore.  25 

Daplinidenpanzer,  Wassermilben,  Schmetterlingsschuppen  kom- 
men selten  vor. 

Die  Flora  ist  von  derjenigen  des  Lebertorfes  sehr  verschieden. 
Die  mikroskopischen  Organismen  sind  ganz  zurückgetreten  und 
kommen  nur  noch  in  der  Uebergangszone  vom  Lebertorf  zum 
Moostorf  vor.  Ihre  Stelle  nehmen  Wasser-  und  Sumpfpflanzen, 
vor  allem  die  Laubmoose  ein.  Darin  eingeschwemmt  finden  sich 
Teile  von  Holzpflanzen,  vor  allem  Pollenkörner. 

Es  ist  nicht  zu  verkennen,  dass  bei  der  Bildung  des  Moores 
der  Egelsee  allmählich  flach  wurde.  Es  entwickelte  sich  in  dem- 
selben ein  reges,  organisches  Leben  von  Algen  und  niedern  Tieren, 
welche  beim  Abstei'ljen  den  Lebertorf  lieferten.  An  den  tiefern 
Stellen  setzte  sich  der  hellgraue,  an  den  seichteren,  z.  B.  den 
Kandpartieen,  der  braune  Lebertorf  ab.  Als  jedoch  das  Wasser 
der  vollständigen  Verlandung  anheimfiel,  konnten  diese  Organismen 
sich  nicht  mehr  halten:  weniger  zahlreich,  wichen  sie  den  nach- 
rückenden höhern  Pflanzen.  Die  Tierwelt  ist  spärlich  vertreten: 
etwa  Wasserinsekten  und  deren  Larven,  hie  und  da  auch  Schnecken 
(Eier  von  Helix  arhustorum  s.  nemoralis  wurden  im  Rasentorf  an- 
getroffen) finden  sich.  Mochte  stellenweise  auch  Hochmoor  sich 
gebildet  haben,  so  zeigt  sich  doch  in  der  grössten  Ausdehnung 
der  Charakter  des  Wiesenmoors,  wie  es  heute  noch  zum  grössten 
Teil  dort  besteht. 

3.  Spitzen-Hirzel. 
Li  jener  Moränenlandschaft,  welche  sich  zwischen  dem  Sihl- 
thal  und  dem  Becken  des  Zürichsees  hinzieht,  hat  die  Torfbildung 
günstiges  Terrain  gefunden.  In  grosser  Zahl  treten  denn  auch 
die  Torfmoore  in  den  von  Moränenhügeln  eingefassten  Mulden  auf. 
Es  ist  leicht  einzusehen,  dass  sie  auch  Fundorte  für  Glacialpflanzen ') 
bieten.  Die  Mächtigkeit  der  Moore  ist  recht  verschieden;  im  all- 
gemeinen nicht  sehr  gross,  kann  sie  von  wenigen  dm  bis  1 — 2- — 3  m 
anwachsen.  Die  Torfausbeute  geschieht  nur  im  kleinen.  Damit 
der  Torf  weniger  breche,  wird  er  wagrecht  gestochen.  Durch 
Streuegewinnung  liefert  das  Torfland  einen  ordentlichen  Ertrag, 
der  durch  die  infolge  Anlegens  von  Gräben  bewirkte  Trockenlegung 
an  manchen  Stellen  erhöht  wurde. 


')    Schröter:    Flora  der  Eiszeit.     Zürich  1SS3. 


2()  E.  Neuweiler. 

Von  der  grossen  Zahl  der  Moore  habe  ich  dasjenige  ausge- 
wählt, welches  zwischen  den  Höfen  Höhe,  Neuhaiis,  Spitzen  und 
Hirzel  liegt.  Die  Meereshöhe  beträgt  ca.  700  m.  Der  Untergrund 
ist  Moränenmaterial ;  gegen  Nordosten  findet  sich  ein  feiner  weiss- 
grauer  Tonsand,  in  den  einige  tierische  Reste  (Konchylien)  einge- 
bettet sind.  Durch  das  Moor  zieht  sich  ein  Bach,  welcher  den 
moränenartigen  Untergrund  blosslegt. 

Der  Torf  ist  an  zwei  Profilen  untersucht  worden: 

Profil  I.     100  cm  mächtig  in  5  gleichen  Proben. 

90  cm  Rasentorf,  kompakt,  zäh. 

10  cm  Moränenmaterial. 

Profil  n.     40  cm. 

30  cm  Rasentorf. 

10  cm  Untergrund  sandig,  fluvioglaciales  Geschiebe. 

Der  graue  mit  Moränenmaterial  stark  durchsetzte  Untergrund 
(Profil  I)  geht  nach  oben  allmählich  in  einen  rost-  bis  dunkel- 
braunen Torf  über,  in  dem  anorganische  Reste  wie  Steinsplitter 
immer  noch  reichlich  vorkommen.  Im  Profil  11  zeigen  sich  auch 
organische  tierische  Reste  in  untergeordnetem  Masstabe.  Die 
hellgraue  Masse  beherbergt  unten  Succinea  oblong a  Drap,  und 
Valvata  inscinalis  Müll.  Auch  Staurastrum  und  Scenedesmus  sind 
vertreten.  Nach  oben  nehmen  sie  rasch  ab,  und  da,  wo  Torf- 
bildung begonnen,  fehlen  sie  vollständig.  An  hohem  pflanzlichen 
Resten  ist  nur  eine  Moosart  (Hypmmi)  zu  erkennen. 

Der  Torf  ist  in  seiner  ganzen  Mächtigkeit  zum  Moostorf  zu 
stellen.  Seine  Farbe  kann  von  rostbraun  bis  dunkelbraun  variieren, 
regelmässig  so,  dass  der  höher  gelegene  Torf  etwas  dunklere 
Nuancen  aufweist.  In  trockenem  Zustande  nimmt  er  ein  schwarzes 
Aussehen  an.  In  den  untern  Proben  zäh,  kompakt  und  fest, 
tauscht  er  nach  oben  diese  Eigenschaft  gegen  leichte  Brechlichkeit 
und  Sprödigkeit  ein.  Auch  in  der  spröden  Torfmasse  finden  sich 
oft  noch  kompakte  zähere  Stücke,  doch  nur  in  geringer  Menge. 
In  der  an  Arten  armen  Torfflora  dominieren  vor  allem  die  Hypneen, 
auch  Torfmoose  sind  zahlreich.  Bei  der  ersten  Besiedelung  be- 
thätigen  sich  letztere  noch  nicht;  sie  treten  erst  auf,  nachdem 
das  erste  Stadium  der  Torf bil düng  zu  Ende  war. 

Die  botanische  Untersuchung  des  Torfes  hat  folgende  Arten 
ergeben : 


Beiträge  zur  Kenntnis  schweizerischer  Torfmoore.  27 

Thalictruni  ßavum,  wenige  Samen. 

Menyantlies  trifoUata,  wenige  Samen. 

Corylus  Avellana,  Pollenkörner. 

Betnla  sp.,  Zweige,  Holzstücke,  Rindenstücke. 

Poiamogeton  sjy.,  3  Samen. 

Tyijha  sp.,  Blattscheiden. 

Erioplionmi  vaginatHm,  „Lindbast". 

Carex  r/lcmm,  Samen  in  grosser  Menge. 

Scirjms  compressiis,  wenige  Samen. 

Cgperaceen,  Scheiden,  Radizellen  mit  Pusteln;  Epidermiszellen 
von  Gramineen. 

Pinns  silvestris,    Pollenkörner  (behöfte  Tüpfel:    ob  ConifereV). 

Equisetwn  sp.,  Fasern,   Rhizome  ziemlich  häufig. 

Spliagnnm  sp.,  Stengel,  Blätter  und  Blattstücke. 

Hypyium  sp.,  aus  dem  Subgenus  Drepanocladus. 

Scenedesmns  s^).  |  sehr  selten  und  nur  alsaccessorisch  aufzufassen, 

Rividaria  sp.      |  meist  in  der  Uebergangszone  zu  Torf  im  Profil  II. 

Spore,  keimend,   auch  nur  untergeordnet. 

An  tierischen  Resten  sind  Insektenflügel  und  Chitinhüllen  zu 
erwähnen. 

Der  grösste  Teil  der  Pflanzen,  die  im  Torfmoore  selbst  ge- 
wachsen, sind  Sumpfpflanzen,  Arten,  die  besonders  in  Verlandungs- 
gebieten  reichlich  auftreten.  Gewiss  ist  dies  nichts  wunderliches, 
wenn  wir  uns  den  Landschaftscharakter,  die  vielen  Hügel  mit  den 
muldenförmigen  Vertiefungen,  klarlegen,  welche  Wasserpfützen 
aufwiesen,  die  einer  solchen  Besiedelung  besonders  günstig  waren 
und  dadurch  Torfbildung  einleiteten.  Das  Moor  nahm  teilweise 
auch  Hochmoorcharakter  an,  indem  gegen  oben  hin  nach  einem 
fast  reinen  Hypnetum  eine  starke  Vermehrung  der  Sphagneen  sich 
geltend  machte.  Doch  ist  die  Hochmoorflora  wieder  durch  eine 
Rasenmoorbildung  ersetzt  worden.  Wenn  hie  und  da  Holzpflanzen 
durch  Pollenkörner  vertreten  sind,  so  stammen  sie  aus  dem  an- 
grenzenden Walde,  woher  sie  wohl  durch  den  Wind  hingetrieben 
wurden. 

4.  Ettiswil-Kottwil. 

Fast  das  ganze  Gebiet  zwischen  Wauwil,  Egolzwil,  Schötz, 
Ettiswil  und  Ivottwil  im  Kanton  Luzern  ist  von  einem  Torfmoor 
mit  Wiesenmoorcharakter  eingenommen.     Fast    überall    weist  der 


28  E.  Neuweiler. 

Untergrund  Seekreide  oder  einen  gelben,  mit  Konchylien  gespickten 
Lehm  auf.  Offenbar  hatte  der  ganz  in  der  Nähe  und  in  östlicher 
Richtung  sich  befindliche  Mauensee  früher  eine  grössere  Ausdeh- 
nung. Der  auf  der  entgegengesetzten  Seite  des  Torfmoores  lie- 
gende kleine  „Wauwiler  See",  der  in  manchen  Jahren  sogg-r  zu 
einem  Sumpf  herabsinkt,  ist  gewiss  als  ein  Ueberrest  des  frühem 
grössern  Seebeckens  zu  betrachten.  In  der  Nähe  der  Moränen 
oder  noch  besser  an  deren  Hang  kommt  man  auf  einen  lehmigen 
oder  sandigen  Untergrund,  der  als  fluvioglaciales  Geschiebe  zu 
deuten  ist,  und  in  dem  in  der  Nähe  von  Wauwil  von  C.  A.  Na- 
thorst  im  Jahre  1872  Glacialpflanzen  aufgedeckt  wurden.  Die 
Höhe  des  Torfmoors  liegt  bei  ca.  505  m. 

Die  Ausbeute  des  Torfes  wird  ziemlich  stark  betrieben.  Das 
Land  selbst  wird  auch  rationell  gebaut,  was  nur  infolge  einer 
gut  durchgeführten  Drainage  möglich  ist.  Entweder  werden 
Streuwiesen  angelegt  oder  Getreide-  (vor  allem  Hafer-),  Rüben- 
und  Kartoffelfelder  bereitet,  welche  einen  hohen  Ertrag  liefern. 

Aus  diesem  Moore  habe  ich  drei  Profile  gewonnen,  von  denen 
zwei  im  Gemeindebann  von  Ettiswil,  eines  in  dem  von  Kottwil 
liegen,  alle  drei  in  der  Nähe  von  Ettiswil  in  der  Richtung  gegen 
Wauwil.  Das  erste  und  dritte  weisen  in  ihrer  Unterlage  mehr 
den  Charakter  der  Seekreide,  das  andere  denjenigen  des  fluvio- 
glacialen  Geschiebes  auf. 

Profil     L     100  cm  in  5  Proben  zu  je  20  cm.     Ettiswil. 
„      HL     150     „      „    7  „        „      „   20  — 25  cm.      Ettiswil. 

„       H.     115     „      „9         „        „      „   10—15     „        Kottwil. 

Hiezu  kommt  noch  eine  Grundprobe  unterhalb  der  Rohbrücke 
in  einem  rechts  an  die  Strasse  Ettiswil- Wauwil  angrenzenden  ab- 
getorften  Grundstück.  Obergrund  60  cm  ;  Untergrund,  auf  50  cm 
ausgebeutet,  stellt  einen  Lehm  mit  wenig  Konchylien  dar.  Der 
Untergrund  des  Profiles  I  kann  als  ein  weisser,  seekreidehaltiger 
Lehm  aufgefasst  werden,  in  welchem  nach  unten  die  Zahl  der 
Konchylien  zunimmt.  In  der  Uebergangszone  zum  Torf  finden 
sie  sich  auch  noch.  Es  treten  darin  ferner  Scheiden  von  Wasser- 
und  Sumpfpflanzen  auf.  Im  Profil  II  zeigt  sich  derselbe  Charakter. 
In  dem  mehr  dem  fluvioglacialen  Geschiebe  näherstehenden  Mate- 
rial, woraus  der  Untergrund  des  Profiles  III  besteht,  ist  ein 
dunkelgrauer    Sand    zu    erkennen,  der   aus   vielen   kleinen  Quarz- 


Beiträge  zur  Kenntnis  schweizerischer  Torfmoore.  29 

körnern  zusammengesetzt  ist.  Nach  oben  geht  er  in  einen  Torf- 
sand über,  worin  Reste  von  Typha  zu  konstatieren  sind.  Im  I. 
und  IL  Profil  treten  Schalen  von  folgenden  Konchylien  auf : 

1.  Limiiaea  peregra  Müll.  (I) 

2.  Succinea  ohlotiga  Drap.  (II.) 

3.  Valvata  lyiscinalis  Müll. 

4.  Bitliynia  tentaculata  L. 

5.  Planorhis  marginatus  Drap. 

6.  Plsidium  fossarium  Cless. 

Die  1.  Art  fand  sich  nur  im  I.  Profil,  die  2.  nur  im  IL; 
die  folgenden  vier  traten  in  beiden  Profilen  auf.  Im  dritten  Profil 
fanden  sich  wenige  kleine  Reste,  namentlich  von 

7.  Papa  Diusconim  L., 

wohl  so  zu  erklären,  dass  die  Fauna  am  Grunde  des  Sees  sich 
auch  noch  in  angrenzende  Tümpel  erstreckte. 

In  allen  Proben  der  drei  Profile  lässt  sich  nur  eine  Torfart 
erkennen  :  ein  brauner  bis  dunkelbrauner,  meist  spröder  Rasentorf. 
Bloss  da,  w^o  er  noch  mit  dem  Untergrund  gemischt  ist,  zeigt  er 
eine  andere  Beschaffenheit.  Angrenzend  an  die  Seekreide  ist  er 
von  zäher  Konsistenz,  so  dass  es  fast  scheint,  als  hätte  sich 
Lebertorf  bilden  wollen,  und,  wie  schon  bemerkt,  im  Anschluss 
an  fluvioglaciales  Material  ein  Torfsand.  In  solchen  Uebergangs- 
zonen  zeigt  sich  zum  grössten  Teil  anorganischer  Detritus,  doch 
auch  organische  Trümmer,  die  jedoch  meistenteils  keine  sichere 
Bestimmung  mehr  zulassen.  Die  hier  auftretenden  pflanzlichen 
Organismen  sind  von  geringer  Zahl.  Scenedesinus,  jedoch  selten, 
Enoplioruin  vaginatum,  Radizellen  mit  Pusteln,  Moose  in  Stengeln 
bilden  die  Vegetation.  Kommen  wir  in  den  Fasertorf  hinein,  so 
finden  wir  eine  an  Arten  arme  Flora,  die  vertreten  ist  durch  : 

Menyanthes  trifoliata,  Samen. 

Betida  sp.,  Holzreste  häufig. 

Alnus  sp/^,  Holz. 

Corglas  Avellana,  Pollen  im  untern  Teil,  wohl  eingeschwemmt. 

Typha,  Fasern  häufig. 

Eriopilwnim  vaginaUun,  Scheiden  (Lindbast). 

Cyperaceen,  Radizellen  (teilweise  auch  von  andern  Sumpf- 
pflanzen). 

Oramineen,  Epidermiszellen. 


30  E.  Neuweiler. 

Nebst  Moosarten  sind  diese  Sumpfpflanzen  in  weitaus  gröss- 
tem  Masse  vertreten ;  die  übrigen  Bestandteile  haben  ein  unter- 
geordnetes Vorkommen. 

Picea  excelsa,  in  Profil  III  als  Holzreste  recht  häufig,  Pollen- 
körner weniger  zahlreich. 

PUiUS  süvestris,  Holzreste  und  Pollenkörner  nicht  so  häufig 
wie  vorige  Art. 

Folypodlacee,  gut  erhaltene  Sporangien-Annuli  und  Leitergefäss. 

Spliagnuni  sp.,  Blätter,  Stengel,  Sporen. 

Hypnum  trifarium,  Stengel   und  Blätter. 

An  tierischen  Resten  sind  Daphnidenpanzer  und  Chitinhüllen 
zu  erkennen.  Hie  und  da  zeigt  sich  auch  anorganischer  Detritus; 
einmal  begegnete  ich  einem  kleinen,  hexagonalen  Plättchen,  bei 
dem  die  Parallelität  der  Seiten  um  1,5  —  2  ^  abwich.  Die  Ent- 
fernung zweier  gegenüberliegender  Spitzen  betrug  30,4  ^,  der 
Abstand  zweier  entgegengesetzter  Seiten  26,4  /u..  Es  ist  ein 
Glimmerplättchen. 

Während  der  ganzen  Bildungszeit  des  Torfmoores  haben  wir 
ein  Rasenmoor  vor  uns.  Nicht  häufig  zeigt  sich  dieser  Fall, 
sondern  in  den  meisten  Fällen  tritt  uns  im  Aufbau  ein  Wechsel 
der  Schichten  mit  verschiedenen  Organismen  entgegen.  Dieser 
seltenere  einfache  Habitus  spricht  sich  auch  deutlich  in  dem  ar- 
men Inhalt  an  organischen  Resten  aus.  Neben  den  Hauptkonsti- 
tuenten,  welche  den  Rasentorf,  der  oft  einen  fast  reinen  Moostorf 
darstellen  kann,  zusammensetzen,  finden  sich  etwa  fünf  Species 
im  Torfe  vertreten.  Gewiss  eine  geringe  Zahl.  Es  sind  Hölzer, 
die  dem  Walde  entstammen,  der  aber  nicht  in  unmittelbarer 
Nähe  gestanden  haben  muss. 

5.  Hudelmoos. 
Nägeli  ^)  giebt  folgende  Charakteristik:  „Hudelmoos,  zwischen 
Zihlschlacht  und  Hagenwil  längs  der  thurgauisch-st.  gallischen 
Grenze.  Torfmoor  von  bedeutender  Ausdehnung,  etwa  1  km  lang 
und  fast  ebenso  breit.  Meereshöhe  520  m.  Lage  auf  einsamem 
Hochplateau,  das  stark  bewaldet  ist.  Nach  Norden  direkt  an 
Wald  anstossend,   der   ganz    allmählich   (Lokalname :   Waldgatter) 


*)  0.  Nägeli  :  Pflanzengeographie  des  Thurgaus   I.  Teil.     Frauenfeld  1896. 


Beiträge  zur  Kenntnis  schweizerisclier  TtHimoore.  31 

sich  nach  dem  Moore  zu  verliert;  gegen  Osten  ganz  durch  hohen 
Tannenwald  gedeckt,  gegen  Westen  durch  lichten  Wald.  Nach 
Süden  zu  starkes  Gebüsch  und  lichter  Wald,  der  ebenso  allmählich 
ins  Moor  übergeht.  Abfluss  nach  Westen  :  kleiner,  langsam  flies- 
sender  Bach,  in  der  Neuzeit  durch  Drainage  mitten  durchs  Moor 
hindurchgeführt,  in  den  sich  unter  rechtem  Winkel  die  Neben- 
Avasser  aus  dem  Riet  als  Abzugskanäle  ergiessen.  In  neuerer  Zeit 
sehr  starke  Ausbeute  des  Torfes.  Typisches  Hochmoor  mit 
schwellenden  Sphagnumpolstern."  Die  Torfmoorflora  ist  hier  ein 
recht  reiche.  Oft  treten  uns  reine  Calluneta  entgegen.  Besonders 
erwähnenswert  ist  hier  das  Vorkommen  des  seltenen  AsxMium 
cristatiim. 

Die  Torfschicht  ist  verschieden  mächtig.  Von  3 — 4  Fuss  im 
Norden,  wo  allmählicher  Uebergang  in  Wald  sich  zeigt,  kann  er 
an  andern  Stellen  8  —  9  Fuss  Mächtigkeit  erlangen.  Der  obere 
Teil  des  abbaufähigen  Torfes  ist  hier  ganz  trocken,  der  untere 
Teil,  V'-' — 2  Fuss,  infolge  des  Grundwassers  feucht.  Der  Torf  wird 
häufig  so  gewonnen,  dass  er  mit  Wasser  gemengt  und  geknetet 
imd  alsdann  in  Modellen  gepresst  wird.  Beim  blossen  Stechen 
würden  die  Torfstücke  „abschelfern"  und  leicht  zerfallen.  Der 
ziemlich  grosse  Reichtum  an  Holzresten  bewirkt  ein  leichtes  Zer- 
fallen. 

Die  Proben  stammen  aus  dem  ostnordöstlichen  Teile,  wo 
Birken  den  Uebergang  zur  Waldvegetation  vermitteln.  Die  Mäch- 
tigkeit des  Profils  betrug  110  cm  in  10  Proben,  wovon  die  erste 
und  der  untere  Teil  der  zweiten  Probe  (zusammen  20  cm)  sozu- 
sagen ausschliesslich  aus  anorganischem  Material  bestand.  Es  ist 
dies  ein  Lehm,  der  bald  mehr,  bald  weniger  mit  Geschiebe  ver- 
mischt ist.  An  manchen  Stellen  ist  er  so  fein,  dass  er  zur  Ziegel- 
fabrikation Verwendung  finden  könnte  ;  anderorts  sind  in  denselben 
eckige,  scharfkantige  Steine  verschiedener  Grösse  eingebettet. 
Der  Lehm  ist  grau  und  von  weissen  Quarz-  und  Glimmerkörnchen 
reichlich  durchzogen.  Es  ist  Moränenmaterial.  An  organischen 
Resten  ist  darin  weder  makroskopisch  noch  mikroskopisch  etwas 
bestimmbar. 

Durch  ein  Gemisch  von  anorganischen  und  organischen  Be- 
standteilen vollzieht  sich  ein  allmählicher  Uebergang  zu  Torf,  der 
in    seinen  untersten  Lagen  infolge    seiner  Zusammensetzung  noch 


32  E.  Xeuweiler. 

recht  schwer  ist  und  braune  bis  dunkelbraune  Färbung  aufweist. 
Anorganische  Bestandteile  und  unbestimmbare  Pflanzenreste  über- 
wiegen noch.  Gräser,  Rietgräser,  Holzstücke  sind  nachweisbar. 
Nun  geht  der  Torf  in  einen  braunen  Rasentorf  über,  der  aber 
durchwegs  von  zahlreichen  Holzresten  durchsetzt  ist.  Neben 
echten  Gräsern  und  Scheingräsern  nehmen  die  Torf-  und  Laub- 
moose einen  beträchtlichen  Teil  bei  seiner  Zusammensetzung  ein. 
Häufig  treten  die  Sphagneen  in  überwiegender  Zahl  auf.  Das 
Moor  nimmt  Hochmoorcharakter  an,  ohne  dass  sich  jedoch  andere 
Hochmoorpflanzen  nachweisen  lassen.  Als  kurzes  Diagnostikum 
können  wir  hinstellen  :  Der  untersuchte  Torf  ist  ein  Gemisch  von 
Moostorf  (Sphagnetum)  und  Waldtorf,  dem  jetzigen  Charakter  des 
Moores  an  seinen  Randpartieen  entsprechend.  Die  Flora  ist  arm 
an  Arten.     Folgende  Organismen  konnten  konstatiert  werden  : 

Betula  verrucosa,  in  beträchtlichen  Mengen  von  Holz,  Rinde 
und  Folienkörnern. 

Alnus  s}).,  in  Holz  und  Rinde. 

Phius  sp.  (wahrscheinlich  F.  silvestris),  in  Folienkörnern. 

EriopJiorum  sp. 

Cyperaceeen,  in  zahlreichen  Fasern,  Radizellen  mit  Pusteln. 

Gramineen,  in  Epidermiszellen. 

Sphagnmn  cymhifoUum,  in  vielen  gut  erhaltenen  Stengeln, 
Blättern  und  Blattstücken. 

Sphagmmi  sp.,  in  Blattstücken  und  Sporen. 

Hypnum  trifarimn,  in  Stengeln  und  Blättern. 

Chitinhüllen ,  nicht  häufig. 

6.  Weinmoos. 
Das  Weinmoos,  zwischen  Riedt  (Gemeinde  Erlen)  und  Sulgen 
gelegen,  als  Besitztum  fast  durchwegs  zu  Riedt  gehörend,  zieht 
sich  in  einem  von  West  nach  Ost  verlaufenden  Thal,  längs  der 
Eisenbahnlinie  Sulgen-Erlen  hin.  Es  ist  auf  der  V\'"asserscheide 
zwischen  der  Thur  und  dem  Bodensee  gelegen.  Die  Erhöhung 
ist  sehr  gering.  Das  Moor  liegt  ziemlich  eben,  so  dass  die  Ab- 
leitung des  Wassers  schwierig  ist,  und  trotz  eines  Kanals,  der  das 
Wasser  in  die  hier  entspringende  Aach  führt,  findet  sich  infolge 
des  kleinen  Gefälls  in  Gräben  und  Stellen,  wo  Torf  gestochen 
worden  ist,  stets  reichlich  Wasser.    Es  ist  zu  bemerken,  dass  der 


Beiträge  zur  Kenntnis  schweizerischer  Torfmoore.  33 

Torf  häufig  unter  Wasser,  nicht  selten  bis  zu  5  Fuss  Wassertiefe 
gewonnen  wird,  wobei  man  auf  den  Grund  des  Moores  gelangen 
kann.  Das  Moor,  das  durchwegs  Wiesenmoorcharakter  zeigt,  ist 
gegen  Süden  durch  bewaldete  Höhen  geschützt;  nach  Norden  steigen 
Wiesen  und  Kebhügel  an.  Seine  Ausdehnung  beträgt  1200  m: 
150  m,  die  Meereshöhe  460  m.  Es  findet  sehr  starke  und  ergiebige 
Torfausbeute  statt. 

Von  diesem  Moor  habe  ich  mir  neben  einem  vollständigen 
Profil  mehrere  freie  Proben,  meist  Grundproben  verschafft,  so 
dass  wir  den  Untergrund  und  den  Uebergang  zu  Torf  ziemlich 
genau  verfolgen  können.  Die  Stelle,  woher  das  Profil  stammt, 
liegt  im  Gebiete  der  Gemeinde  Sulgen,  hart  an  der  Grenze  mit 
der  Gemeinde  Erlen.  Es  ist  220  cm  mächtig,  wovon  150  cm 
unter  Wasser  stehen.     Es  setzt  sich  so  zusammen : 

Probe  1.  Seekreide  und  Lehm  mit  mikroskopischen  Ein- 
schlüssen. 

Probe  2.     0—20  cm.     „Snäcktorf"  (Uebergangszone). 
„       3—10.     20—220  cm.     Kasentorf. 

Der  Untergrund  besteht  aus  einem  Gemisch  von  wenig 
Lehm  mit  viel  Seekreide.  Li  grösserer  Tiefe  zeigt  sich  mehr 
Lehm,  darüber  fast  reine  Seekreide  von  hellweisser  Farbe.  Als 
Bildner  der  Seekreide  konnten  von  Konchylien  festgestellt  werden : 

BWujnia  tentaculata  L. 
Planorhis  marginatus  Drap. 
Valvata  inscinalis  Müll. 
Pisidium  fossarium  Cless. 

Spliaerium  coDieum  L.,  junge  Lidividuen  und  weniger  häufig 
als  vorige  auftretend. 

Mit  dem  Mikroskop  konnten  besonders  Algen  bestimmt  werden : 

Euastnmi  sj).  (Fig.  19,  20). 

Staurastrum  elegans  (Fig.  18),  nur  einmal  beobachtet. 

Polyedrium  sp.  (Fig.   11,  12),  sehr  wenig. 

Cosmarium  sp.  (Fig.   16,   17),  ziemlich  häufig. 

Stauroneis  Phoenkenteron  (Fig.  13),  ein  einziges  Mal  beobachtet. 

Scenedesmus  ohtiisus  Meyen.  (Fig.  6 — 8). 

Pediastntm  Boryanum  Men.  (Fig.  14,  15). 

2  unbestimmte  Arten. 

Vierteljahrsschrift  d.  Naturf.  Ges.  Zürich  Jahrg.  XL  VI.  1901.  3 


34-  E.  Neuweiler. 

Es  finden  sich  auch  Pollenkörner  von  Corylus,  von  Älnus^ 
von  Tilia,  von  Piniis  eingebettet,  ferner  Pilzmycel,  Brandsporen 
(Fig.  31).  Daphnidenpanzer,  Wassermilben,  Chitinhüllen  (Fig.  47— 49) 
waren  auch  erkennbar.  Im  Vorkommen  von  Radizellen  mit  Pusteln 
zeigt  sich  schon  die  Verlandung,  die  zum  Wiesenmergel  (schwedisch 
Snäckgyttja)  überführt. 

Der  Wiesenmergel  ist  ein  lebertorfartiges  Gebilde  und  ent- 
hält noch  schalentragende  Konchylien,  wie  sie  sich  in  der  See- 
kreide zeigen.  Im  Weinmoos  ist  er  von  brauner  bis  dunkelbrauner 
Farbe,  ziemlich  kompakt  und  schrumpft  beim  Trocknen  nicht  all- 
zustark. Am  ehesten  lässt  er  sich  als  Mittelstufe  zwischen  Gyttja 
(Lebertorf,  Dytorf)  und  eigentlichem  Torf  charakterisieren.  Neben 
schon  genannten  Algen  und  Konchylien  treten  in  ihm  (meist  nach 
freien  Proben  untersucht)  auf: 

Quercus  sp.  Blätterfragmente,  Zweige  und  Nussbecher.  Ganze 
Eichenstrünke  sollen  nach  den  Aussagen  der  Leute  beim  Torf- 
stechen gegen  den  Untergrund  hin  aufgedeckt  worden  sein. 

Corijlus  Avellana,  Zweige,  Blätter,  Früchte,  Pollen. 

Cornus  sanguinea,  1  gut  erhaltener  Same. 

Betula  sp.,  Rinde. 

Firnis  süvestris,  Samen,  Pollen. 

Grössere  Holzreste  habe  ich  keine  beobachten  können.  Neben 
diesen  Resten  von  Bäumen  und  Sträuchern  dominieren  Wasser- 
und  Sumpfpflanzen,  vor  allem 

Nympliaea  alba,  wenige  Samen. 

Potamogeton  natans,  viele  Samen. 

Carex  cf.  glanca^  sehr  viele  Fruchtschläuche  und  Fasern, 
Radizellen. 

Hypnum  sp.,  Blattstück. 

Diese  Arten  gewährten  dem  Absatz  Eigenschaften  des  ge- 
wöhnlichen Torfes. 

Insektenflügel,  Daphnidenpanzer  vertreten  die  Tierwelt. 

Die  ganze  übrige  Höhe  des  Profils,  190 — 200  cm,  wird  von 
einem  Rasentorf  eingenommen.  Wo  er  direkt  im  Wasser  ist, 
zeigt  er  eine  hellgraue  Farbe  und  etwas  schwammige  Konsistenz, 
enthält  wenig  Reste  von  Früchten  und  Holzstücken.  Ueber  dem 
Wasser  ist  er  der  äussern  Einflüsse  der  Luft  wegen  braun  bis 
dunkelbraun  anzusehen.    In  seiner  ganzen  Mächtigkeit  besitzt  er  ein 


Beiträge  zur  Kenntnis  schweizerischer  Torfmoore.  35 

geringes  spez.  Gewicht.  Oben  ist  er  etwas  schwerer  als  unten. 
Fasern  von  Gramineen  und  Cyperaceen  machen  den  Hauptbestand- 
teil aus.  Samen,  mit  Ausnahme  von  Carex  cf.  rßauca,  treten  ganz 
zurück.  Hie  und  da  können  Holzfragmente  hineingemischt  wer- 
den.    Nur  wenige  Arten  lassen  sich  erkennen  : 

Corylus  Avellana,  Pollen. 

Typha  82).,  Blattstücke  und  Scheiden. 

Carex  cf.  glauca,  Fruchtschläuche  in  überaus  reicher  Menge, 
woraus  mit  den  folgenden  Cyperaceenresten  auf  ein  typisches 
Caricetum  zu  schliessen  ist. 

Cyperaceen,  Wurzelstöcke,  Radizellen  massenhaft. 

Gramineen,  Epidermiszellen. 

Hypnum  sp.,  Zellenkomplexe. 

Ferner  sind  unbestimmbare  Teile  von  Porenzellen,  Samen- 
gehäusen, Holzstücken  und  Pilzmycel  anzutreffen.  Sphagnum- 
Arten  sind  nicht  zu  konstatieren. 

Die  Entstellung  des  Moores  lässt  sich  in  kurzem  zusammen- 
fassen :  Der  kleine  See  wurde  von  einem  grössern  Waldbestand 
als  gegenwärtig  herrscht,  umschlossen.  Bei  seiner  Verlandung 
gelangten  viele  Teile  der  Hauptbäume  desselben,  wie  Eichen, 
Birken,  Haseln,  in  denselben  hinein  und  bedingten  den  Absatz 
des  Wiesenmergels.  Das  sumpfige  Terrain  vermochte  der  Wald 
jedoch  nicht  zu  erobern,  und  so  geschah  es,  dass  sich  Wasser- 
und  Sumpfpflanzen,  vor  allem  Cyperaceen  (Carices)  halten  konnten 
und  den  bestehenden  Rasentorf  absetzten. 

7.  Heldwilermoos. 
Zwischen  Heldswil  und  Hohentannen,  in  einer  Höhe  von 
555  m,  auf  wald-  und  wiesenreichem  Plateau,  gegen  Norden  und 
Südosten  durch  unmittelbar  anstossenden  Wald  geschützt,  gegen 
Süden  und  Westen  allmählich  in  feuchte  Wiesen  sich  verlierend, 
liegt  das  Torfmoor  in  einer  Ausdehnung  von  600  m :  400  m.  Es 
hat  typischen  Hochmoorcharakter.  Obgleich  nur  wenig,  meist 
1 — 2  Fuss  mächtig,  wird  doch  Torf  gewonnen.  Er  stellt  ein  Ge- 
misch von  grössern  Mengen  Waldtorf,  d.  i.  einen  Torf  mit  reich- 
lichen Holzresten,  und  Fasertorf  dar.  Gegen  den  Wald  hin  scheint 
es,  dass  der  Torf  dem  Waldhumus  seine  Entstehung  verdanke,  in 
andern  Teilen  mehr  den  Cyperaceen  [Eriopltorinn  vor  allem).   Der 


36  E.  Neuweiler. 

Untergrund  besteht  aus  grobem  Moränenmaterial  von  gekritzten 
und  geschrammten  Steinen  verschiedener  Grösse.  Organische 
Reste  finden  sich  darin  keine. 

Der  Uebergang  zum  Torf  vollzieht  sich  ziemlich  rasch.  Erst 
nachdem  sich  auf  dem  Untergrund  eine  feuchte  Waldvegetation 
angesiedelt  hatte,  vermochte  die  Torfbildung  Platz  zu  greifen, 
welche  den  gleichen  Charakter  beibehielt.  Aus  dem  Torfe  sind 
an  organischen  Resten  bekannt : 

Betlila  S2).,  Holz-  und  Rindenstücke. 

EnopJioriim  vaginatum  und  Eriox)liormn  sjh,  Lindbast  und 
Fasern. 

Cyperaceen,  Fasern,  Radizellen,  zum  grössten  Teil  von  Erio- 
pltorum  und  Carex  sp.  herrührend. 

Picea  excelsa,  Holz  (ganze  Stöcke),  Pollen  (seltener). 

Sphagnmn  sp.,  Blattreste,  Stengel. 

Chitinhüllen  kommen  selten  vor,  was  im  Waldtorf  begreif- 
lich ist. 

8.  Geisboden  bei  Felsenegg. 

In  einer  Mulde,  die  parallel  der  Richtung  des  Zugerberges,^ 
von  Südwesten  nach  Nordosten  verläuft,  findet  sich  oben  bei 
Felsenegg  ein  Torfmoor,  der  vordere  Geisboden  genannt.  Der- 
selbe ist  von  massiger  Ausdehnung  und  fast  rings  von  Matten 
umgeben;  nur  in  der  nordöstlichen  Ecke  lehnt  er  sich  an  einen 
kleinen  Nadelwaldbestand  an.  Der  Vegetation  nach  gehört  er  fast 
durchwegs  dem  Hochmoor  an.  Die  Höhenlage  ist  930  m.  Torf 
wird  gegen  Südwesten  ausgebeutet.  Infolge  des  grossen  Holz- 
gehaltes zerfällt  er  jedoch  leicht.  Von  dieser  Stelle  wurde  ein 
180  cm  mächtiges  Profil  zur  Untersuchung  herbeigezogen. 

Probe  1.  0  —  20  cm.     Untergrund  und  plötzlicher  Ueber- 

gang zu  Torf. 
Holztorf. 

Fasertorf :  Eriophoretum. 

Holztorf  und  Fasertorf  gemischt. 

Der  Untergrund   besteht    aus    einem   sandigen  Material,    in 

das    oft    grössere    Steinchen    eingebettet    sind.      Die    Sandkörner 

haben  granitische    Struktur;    oft   sind   es   reine  Quarzkörner.     Es 

ist  nicht   zu   verkennen,   dass  wir   hier   ein   Moränenmaterial   vor 


2. 

20- 

-40 

3- 

-4. 

40- 

-70 

4- 

-9. 

70- 

-180 

Beiträge  zur  Kenntnis  schweizerischer  Torfmoore.  37 

uns  haben,  das  sich  auch  längs  der  Fahrstrasse  von  Zug  nach 
Felsenegg  an  dem  waldreichen  Hange  häufig  angeschnitten  findet. 

Der  Uebergang  zu  Torf  vollzieht  sich  ziemlich  rasch.  Es  ist 
ein  spröder,  schwarzbrauner  Holztorf  von  20  cm  Mächtigkeit, 
der  neben  der  grossen  Menge  von  Holzresten  auch  noch  Fasern 
und  wenige  Samen  enthält.    Es  konnten  daraus  bestimmt  werden: 

Betida  sp.,  alle  Holzreste  gehören  dieser  Gattung  an. 

Piniis  sjj.,  Pollenkörner. 

Eriophoriim  vaginatum,  Lindbast. 

Carex  acuta,  einige  Samen. 

Cijperaceen,  Würzelchen,  Fasern,  Radizellen;  ferner  Chitin- 
hüllen, Coconhülle  der  Larve  einer  Blattwespe,  Schmetterlings- 
flügeldecke. 

In  dem  darüberliegenden  Fasertorf,  der  dunkelbraun  und  zäh, 
und  in  seiner  Reinheit  nur  20  cm  mächtig  ist,  finden  sich  gar 
keine  Holzreste  und  gar  keine  Samen.  Darin  entspricht  er  dem 
Fasertorf  von  Schwerzenbach  (S.  16).    Es  treten  in  demselben  auf: 

Tijpha  sp.,  Fasern  und  Scheiden. 

Eriophorum  vaginatum,   „Lindbast". 

Cyperaceen  und  Oramineen,  in  Würzelchen,  Fasern  und  Epi- 
dermiszellen. 

Pimis  s.  Picea  sp.,  nur  in  wenigen  Pollenkörnern. 

Moosstengel.     Daphniden  und  Hydrachniden. 

Aber  der  reine  Fasertorf,  der  aus  Sumpfpflanzen  sich  zu- 
sammensetzt, mischt  sich  bald  wieder  mit  Holzresten.  110  cm 
mächtig  zieht  sich  dieses  Gemisch  bis  an  die  Oberfläche.  Die 
Konsistenz  des  Torfes  ändert  sich  oft;  je  nachdem  die  Holzreste 
oder  die  Fasern  überwiegen,  ist  er  bald  spröde,  bald  zähe.  Doch 
herrschen  meistens  die  Holzarten  vor.  Nicht  selten  finden  sich 
bis  V2  dm  dicke  Aeste  quer  durcheinandergelagert ;  sogar  ganze 
Wurzelstöcke  von  Tannen  liegen  im  Torf.  Folgende  Arten  wurden 
bestimmt : 

Betida  sp.  {cf.  B.  verrucosa),  Holzreste. 

Alnus  glutinosa     | 

Picea  excelsa  ]      Holzreste  und  Pollenkörner. 

Pinus  silvestris      ] 

Eriopliorum  vaginatum,  Lindbast. 

Cyperaceen,  Radizellen. 


38    ■  E.  Neuweiler. 

Polypodiacee  {Aspidium  Thelypteris?),  zahlreiche  Annuli  von 
Sporangien,  die  gut  erhalten  sind. 

S'pliagnum  sjj.,  Blattreste. 

Daphnidenpanzer. 

In  der  Höhe  von  120 — 140  cm  fand  sich,  in  einem  Teil,  wo 
durchwegs  Holzreste  den  Torf  zusammensetzten,  ein  hartes,  kry- 
stallinisches  Harz.  Der  Fund  stimmt  mit  dem  allgemeinen  Vor- 
kommen von  Harzen  überein.  Es  „ist  bekannt",  schreibt  Früh,^) 
„wie  schon  im  Torf  krystallisierte  Harze  als  Fichtelit  und  Krön- 
leinit  gefunden  worden  sind.  Ich  (Früh)  habe  solche  Harze  als 
solche  bis  jetzt  nur  in  echtem  Waldtorf  in  grösserer  Menge  zu 
beobachten  Grelegenheit  gehabt."  Dass  solche  Substanzen  jedoch 
nicht  als  typische,  sondern  nur  als  accessorische  Vorkommnisse  zu 
betrachten  sind,  wird  keiner  weiteren  Auseinandersetzung  bedürfen. 

Die  oberste  Probe  (160 — 180  cm)  hinwiederum  bietet  einen 
Fasertorf,  der  von  recenten  Cyperaceen-  und  Gramineenfasern 
durchzogen  ist.  Lindbast  von  Erioplionim  und  eingestreute  Coni- 
ferenpollen  lassen  sich  ferner  erkennen.  Der  Uebergang  kann 
sich  so  vollzogen  haben,  dass  der  Wald  geschlagen  und  nicht 
mehr  durch  einen  jungen  Bestand  ersetzt  wurde.  In  der  wasser- 
reichen Mulde  gewannen  Sumpfpflanzen,  welche  den  Fasertorf 
lieferten,  ein  üppiges  Gredeihen. 

Aus  der  Zusammensetzung  des  Torfes  lässt  sich  erkennen, 
dass  einst  der  Wald  das  ganze  Terrain  des  Geisbodens  eingenom- 
men hat.  Der  kleine  Bestand  ist  noch  ein  kleiner  Rest  desselben. 
Indem  aber  infolge  der  tiefen  Lage  das  Wasser,  welches  von  den 
erhöhten  Punkten  (Felsenegg  954  m,  gegenüberliegender  Punkt 
986  m,  Geisboden  930  m)  herabrann,  hier  nicht  verlaufen  konnte,^ 
vermochten  Sumpfpflanzen  :  Cyperaceen ,  Gramineen ,  Sphagneen 
in  den  Waldbestand  einzudringen  und  ein  üppiges  Gedeihen  zu 
finden.  Nachdem  der  Wald  seine  Herrschaft  verloren,  trat  voll- 
ständige Fasertorf bildung  ein,    die  jetzt  auch  im  Moor  dominiert. 

9.  ßothenthurm-Altmatt. 
Das  Hochthal   von  Rothenthurm    (ca.   900  m   ü.  M.)    ist   von 
einem  Hochmoor,    durch   welches    die  Biber  fliesst,  eingenommen. 


1)  Früh  J.:  Ueber  Torf  und  Dopplerit.     Zürich  1SS3. 


Beiträijfe  zur  Kenntnis  schweizerischer  Torfmoore.  39 

Bisweilen  wird  dieses  von  einem  lichten  Nadelwaldbestand  der 
Sumpfföhre  bedeckt.  Der  Rand  dieser  Hochmoore,  sowie  unregel- 
mässig zerteilte  Schutt  wälle,  sind  mit  jungen  Fichtenwäldern  ge- 
schmückt. Aus  dieser  Gegend  führt  Früh  (lieber  Torf  und  Dop- 
plerit)  zwei  Profile  an,  welche  ich  hier  wiedergeben  will : 

„Aenssere  Altmatt ". 

a)  1,25  m  echtes  Hochmoor:  Eriophoreto-Sphagnetum. 

h)  0,8  m  Rasenmoor  : 

a)  0,5  m  fast  reines  Caricetum,  ohne  Hypneen. 

ß)  0,25   m    oben    reines    Hypnetum ,    wird   nach    und   nach 

Cariceto-Hypnetum  und  auf  dem  Glacialschutt 
y)  0,05  m  fast  reines  Hypnetum  {Hi/pn.  trifar.)  0,4 — 0,5  m 
über  dem  Untergrund  ist  eine  Birkenschicht. 

„Lmere  Altniatt". 

a)  1,5  m  Hochmoor  mit  Spliagn.  ci/mhifol.  (u.  acutifol.),  Erio- 
2)honim  vag.,  dessen  Radizellen  den  dünnschichtigen  Torf  senkrecht 
durchsetzen  und  gleichsam  zusammennähen  und  dessen  Rasen- 
stöcke als  grobe  „Filze"  —  hier  und  in  Einsiedeln  allgemein 
Lindbast  genannt  —  herausschauen. 

}))  2,5  m  Rasenmoor. 

a)  1,0    m    hellbrauner,    schwammiger    Filz,     „schlechtester 

Torf",  fast  reines  Caricetum. 
ß)  1,25  m    kompakter,  sehr  guter  Torf,    ein  Hypneto-Cari- 

ceto-Arundinetum  {Hyp.  scorinoides  wie  in  Gonten). 
y)  0,1  —  0,25  m   fast   reines   Hypnetum,    gebildet  aus  Hyp. 

trifar.    u.  scorpioides,   wird    als  „sehr    schlechter    Torf" 

unter  den  Abraum  geworfen. 

In  der  Nähe  von  Rothenthurm  habe  ich  ein  160  cm  hohes 
Profil  gesammelt,  das  in  seiner  ganzen  Mächtigkeit  auf  ein 
Hochmoor  hinweist,  hauptsächlich  bestehend  aus  Eriophorum  vagi- 
iiatum  und  Spliagnum. 

Betrachten  wir  die  Profile,  so  fällt  uns  der  grosse  Unter- 
schied in  der  Mächtigkeit  des  Torfes  auf.  Von  kaum  1  m  kann 
sie  bis  4  m  betragen.  Es  ist  auch  ersichtlich,  dass  der  Torf 
ein    schlechter   Brenntorf    ist.     Früher   wurde   er   im    grossen   als 


40  E.  Neuweiler. 

Streutorf  ausgebeutet.  Nachdem  dies  aber  eingegangen,  ist  der 
Preis  des  Torfes  bedeutend  gesunken. 

Der  Torf  ruht  auf  Glacialschutt  auf,  der  meist  einen  grauen 
Lehm  darstellt.  Es  zeigt  sich  durch  Cyperaceen  ein  allmählicher 
Uebergang  zu  Fasertorf,  der  von  rostbrauner  Farbe  und  zäher 
Konsistenz  ist.  Fasern  von  Eriopliorum  vaginatuni  und  Schnüre, 
die  Vaccineen  und  Calluna  angehören,  bilden  den  Hauptbestand- 
teil der  zusammenhängenden  Filze.  Daneben  kommen  noch  vor: 
Blätter,  Stengel  und  Sporen  von  Spliagnuni  cymhifolium  und  S^jka- 
f/nnm  sp.  a.,  Radizellen  von  Cyperaceen,  häufig  auch  eingewehte 
Coniferenpollen,  selten  Chitinhüllen.  Wie  ich  mir  erzählen  Hess, 
wurde  bei  der  Torfgewinnung  schon  oft  Eichenholz  gefunden,  bis  15 
Zoll  dicke  Aeste,  jedoch  immer  nur  in  geringer  Zahl  (8 — 10  Stück 
pro  Juchart).  Das  Holz  hat  ein  ganz  schwarzes  Aussehen  und 
findet  sich  auf  dem  Grunde,  direkt  auf  dem  Lett  bis  ca.  Vg  m 
Höhe.  Ferner  sollen  schon  oft  abgeschnittene  Axenstücke  aus 
Birkenholz  (?)  zum  Vorschein  gekommen  sein,  die  immer  auf 
einer  feinen  Thonschicht  aufruhen.  Der  Thon  zeigt  bis  ca.  1  m 
eine  Mischung,  geht  alsdann  in  einen  reinen  guten  Thon  über. 
Was  solche  Stücke  sein  könnten,  vermochte  ich  aus  den  gehörten 
Aussagen  nicht  zu  erkennen,  und  Holzstücke  konnten  mir  keine 
vorgewiesen  werden.  Ob  sie  vielleicht  mit  „Wetzikonstäben"  in 
Beziehung  zu  bringen  wären?  Beim  Torfstechen,  das  übrigens 
horizontal  geschieht,  stiess  man  auch  auf  Holz  von  der  Zwerg- 
föhre, auf  Früchte  von  Haselnuss  (meist  in  einer  Höhe  von  1  m), 
auf  Zapfen  und  Holz  von  Rottanne.  In  den  Zeiten  von  1798/99 
hatten  sich  sogar  Kanonenkugeln  eingenistet. 

Die  Flora  des  Torfes  weist  wenig  Unterschiede  auf.  In  der 
Bildung  haben  fast  immer  dieselben  Bedingungen  geherrscht. 
Mochte  zuerst  auch  ein  Rasenmoor,  manchmal  eine  geraume  Zeit- 
lang, bestanden  haben,  so  erlangte  dasselbe  doch  immer  durch 
ein  Hochmoor  seinen  Abschluss,  meist  durch  den  Typus  des  Erio- 
phoro-Sphagnetums,  das  auch  jetzt  noch  jenes  Gelände  beherrscht. 
Dass  die  Laubholzreste  sich  immer  am  Gi-unde  oder  in  dessen 
Nähe  finden,  beweist  deutlich  genug,  dass  zur  Zeit  der  ersten 
Stadien  des  Moores  der  Laubwald  hier  eine  grössere  lokale  Aus- 
dehnung hatte,  während  jetzt  der  Nadelwald  weitaus  dominiert. 
Doch  dürfen  daraus  keine  weitgehenden  Schlüsse  gezogen  werden. 


Beiträge  zur  Kenntnis  schweizerisclier  Torfmoore.  41 

10.  Einsiedeln. 

Das  Plateau  von  Einsiedeln,  880—920  m  hoch  gelegen,  ist 
längs  der  Sihl  von  ausgedehnten  Hochmooren  eingenommen. 
Schwantenau,  Langmatt,  das  tote  Meer,  das  Chüngenmoos,  das 
Erlenmoos  u.  s.  w.  beherbergen  eine  Flora,  welche  Zeugnis  von 
einem  arktischen  Klima,  das  einstmals  in  unserm  Vaterland  ge- 
herrscht, ablegen.  Nach  Frühs  Untersuchungen  wird  der  obere 
Teil  der  Moore  stets  von  Hochmoor  gebildet,  während  in  den 
tiefern  Schichten  fast  durchwegs  Rasenmoor  auftritt,  welches  ent- 
weder als  reines  Hypnetum,  Arundinetum,  Caricetum  oder  eher 
als  Mischform  zweier  oder  aller  drei  Typen  anzusehen  ist.  Der 
Torf  besitzt  in  den  Sihlmooren  eine  bedeutende  Mächtigkeit,  die 
im  Durchschnitt  2  V2  ni  beträgt.  Die  Ausbeute  des  Torfes  lohnt 
sich  sehr.  ^) 

Die  Unterlage  des  Moores  besteht  zum  Teil  aus  einem  kalk- 
reichen Glacialdetritus,  wodurch  die  erste  Anlage  als  Rasenmoor 
bedingt  wurde,  zum  Teil  aus  Thon  und  Kies.  In  der  Roblosen,  wo 
das  Kloster  den  Torf  ausbeutet,  findet  sich  ein  bald  mehr,  bald 
weniger  mächtiger,  zäher,  grauer  Lehm,  von  pflanzlichen  Fasern 
stark  durchzogen;  unter  demselben  eine  Schicht  eckiger  Steine, 
offenbar  Moränenmaterial.  Die  ganze  Schicht  —  es  stammen  da- 
her zwei  Profile,  die,  abgerechnet  30  cm  Humusdecke,  260  und 
310  cm  mächtig  sind  —  ist  hier  aus  einem  Fasertorf  zusammen- 
gesetzt, in  dem  häufig,  namentlich  im  obern  Teile,  ganze  Wurzel- 
stöcke von  Waldbäumen  (Rottanne,  Föhre,  Birke)  eingelagert  sind. 
Die  typische  Hochmoorschicht  beträgt  nur  wenige  dm,  höchstens 
V2  m.  Ein  Rasentorf,  dessen  Hauptkonstituenten  Ranunkeln, 
Meuf/anthes,  Thalldnim,  auch  Erlophornm  sind,  kann  öfter  von 
eingeschwemmten  Holzresten  unterbrochen  sein.  In  dem  einen 
von  mir  aufgenommenen  Profil  trat  Schwenimtorf,  fast  an  die 
Unterlage  anschliessend,  in  grosser  Entwicklung,  25  cm  mächtig,  auf. 


')  Das  Kloster  Einsiedeln  beutet  im  Jahr  ^/-i— 1  Jucliart  Torf  maschinen- 
mässig  aus.  Dadurcli  wird  der  Bedarf  des  Klosters  an  Brennmaterial  jedoch 
noch  lange  nicht  gedeckt.  Im  Werte  von  15— 20  0UO  Fr.  sollen  noch  Stein- 
kohlen angekauft  werden.  Neben  der  Gewinnung  des  Torfes  ist  das  Kloster 
auch  darauf  bedacht,  den  Boden  rationell  auszunützen.  Es  werden  Streuwiesen 
angelegt,  oder  wo  der  Torf  bis  auf  den  Grund  ausgebeutet  ist,  wird  derselbe 
für  Ackerbau  oder  Wiesland  urbar  gemacht.  Dadurch  ist  der  Preis  des  Bodens, 
der  früher  als  fast  wertlos  betrachtet  wurde,  gesteigert  worden. 


42  E.  Neuweiler. 

Der  Uebergang  von  der  Unterlage  zu  dem  schwarzen,  fast 
nur  aus  Holzstücken  bestehenden  Schwemmtorf  wird  durch  einen 
schwarzen  torfigen  Lehm  vermittelt,  worin  keine  Samen  oder 
Fasern,  bloss  organischer  und  anorganischer  Detritus  erkennbar 
sind.  Ein  Zweig,  welcher  wahrscheinlich  zur  Eiche  gehört,  nebst 
einem  eigentümlich  gestalteten  Holzstück  (Fichtenholz),  das  im 
eigentlichen  Schwemmtorf  wieder  auftritt,  bilden  den  ganzen  In- 
halt pflanzlicher  Organismen. 

Der  Schwemmtorf  setzt  sich  zusammen  aus  nicht  näher 
bestimmbarem  organischen  und  anorganischen  Detritus,  aus  Hyi)- 
mim,  Betula,  Picea  excelsa,  Ähies  pectiiiata^  Ptniis  silvestris.  Das 
Holz  ist  gerade  in  Nestern  vorhanden.  Besondere  Erwähnung 
sei  zwei  eigentümlichen  Holzstücken  geschenkt,  welche  ich  zum 
voraus  mit  den   „Wetzikonstäben"  identifizieren  will. 

Die  beiden  Holzstücke  sind  auf  der  einen  Seite  zugespitzt,  an 
der  andern  abgewittert.  Das  eine  Stück  ist  131  mm  lang  und 
hat  einen  grössten  Umfang  von  87  mm ;  das  zweite  Stück  ist 
75  mm  lang  und  hat  einen  grössten  Umfang  von  51  mm.  Der 
Umfang  ist  nahe  am  abgewitterten  Ende  am  grössten.  In  der 
Zone  der  grössten  Dicke  sind  sie  von  einer  losen  Umhüllung 
umgeben,  die  querverlaufende  Furchen  zeigen.  Es  sind  ähnliche 
Gebilde  wie  diejenigen,  welche  aus  den  interglacialen  Schieferkohlen 
von  Wetzikon  und  von  Zell  im  Kanton  Luzern  stammen.  Nach 
den  Untersuchungen  von  Prof.  Dr.  C.  Schröter  ergiebt  sich  als 
Resultat  der  Vergleichung  der  „Wetzikonstäbe"  mit  recenten 
herausgewitterten  Aesten:  „Die  Wetzikonstäbe  sind  eingewachsen 
gewesene,  aus  dem  Stamm  herausgewitterte  Aststücke  von  Fichte 
und  Kiefer;  die  Zuspitzung  entspricht  der  natürlichen  Verjüngung 
des  Astansatzes,  durch  Abrollung  geglättet.  Die  „Umhüllung"  des 
„eingewachsenen"  Teiles  besteht  aus  Resten  des  Stammholzes  und 
ist  durch  Abrollung  teilweise  verloren  gegangen.  Die  quer  ver- 
laufenden „Einschnürungen"  entsprechen  den  Jahresschichten  des 
Stammholzes  der  Umhüllung.  —  Die  Art  der  Zuspitzung  sowohl 
als  die  Umhüllung  finden  also  ihre  vollkommene  Erklärung  in  der 
Natur  der  Stücke  als  herausgewitterte  Aeste.  Vollkommen  iden- 
tische „Wetzikonstäbe"  entstehen  auch  heute  noch  fortwährend." ') 

•)  Siehe:  Die  Wetzikoiistäbe.  Diese  Zeitschrift.  41.  Jahrgang  189G  (Jubel- 
J)and).    Seite  407  — 4l'4  mit  -2  Tafehi. 


Beitrüge  zur  Kenntnis  sciiweizerischer  Torfmoore.  43 

Und  wir  haben  sie  hier  vor  uns  aus  den  untersten  Lagen,  aus  dem 
Schwemmtorf  des  „toten  Meeres"  von  Einsiedeln. 

Der  Rasentorf,  der  fast  das  ganze  Profil  beherrscht,  ist  ein 
hellbrauner  bis  rostbrauner  Torf.  Zweige  und  Holzstücke  sind  in 
grösserer  und  kleinerer  Menge  eingebettet.  Die  dominierende 
Species  der  Fasern  bildenden  Pflanzen  kann  zwischen  Carex,  Erio- 
plionmi,  Gramineen,  Ranunkeln  etc.  abwechseln,  je  nachdem  sich 
der  Torf  dann  eher  zu  Streutorf  als  zu  Brenntorf  eignen  dürfte. 
Das  spez.  Gewicht  des  Torfes  ist  ziemlich  gering  und  keinen 
grossen  Schwankungen  unterworfen.  Aus  dieser  Schicht  sind 
folgende  Species  bekannt : 

ThaUctrwn  flavum,  Samen  in  überaus  reichlicher  Menge. 

RanunrAilus  aquatiUs,  zahlreiche  Samen,  Fasern. 
„  ßnitans,  „  „ 

Raminculus  sp.  a.,  Samen. 

Nymphaea  alba,  Samen  nicht  häufig. 

Vaccinmm  Oxycoccus,  4  Samen. 

Calluna  vulgaris,  Schnüre,  welche  den  Fasertorf  senkrecht 
durchsetzen  und  ihn  zu  einer  zähen,  fest  zusammenhaltenden  Masse 
verbinden. 

Polygonum  sp.,  Samen  ziemlich  häufig,  etwas  zusammen- 
gedrückt. 

Betida  sp.,  Holz. 

Almis  sp.,  Holz. 

Eriopliorwn  sp.,  Lindbast,  Fasern,  Knospen,  Knoten  recht 
zahlreich. 

Cyperaceen,  Fasern,  Rhizome,  Radizellen  mit  Pusteln. 

cf.  Sci/pus  sjj.,  Samen. 

PJialaris  arundinacea,  Caryopsen  in  reichlichster  Menge. 

Gramineen,  Epidermiszellen ;  Scheiden  scheinen  zu  Phragmites 
oder  Phalaris  zu  gehören. 

Piuüs  sp.,  Holz  und  Pollenkörner  |    Holz  mehr  ge- 

Picea  sp.,       „       „  „  spärlicher    j    gen  oben  hin. 

Polypodiacee,  Sporangienringe,  nicht  zahlreich. 

Sphagnum  sp.,  Spiralfasern  der  Rindenzellen,  Zellenkomplexe 
und  Sporen  nicht  zahlreich  ;  Stengel,  Blätter  zahlreich. 

Hypnum  sp.,  Zellenkomplexe,  Blätter  nicht  zahlreich. 

Uredinee,  Teleutospore. 


44  E.  Neuvveiler. 

Daphnidenpanzer,  Chitinhüllen,  sowie  Coconhüllen  der  Larven 
von  Blattwespen  im  einen  Profil  ziemlich  häufig. 

Es  lässt  sich  nicht  nachweisen,  dass  verschiedene  Arten  be- 
stimmte Horizonte  einnehmen.  Einzig  die  Coniferen  bevorzugen 
die  Zone  des  Schwemmtorfes  und  eine  Zone  gegen  die  Oberfläche 
hin.  Besonders  Tlialictrum,  Ranunkeln,  Phalaris  sind  durch  die 
ganze  Mächtigkeit  zerstreut  unt  treten  häufig  auf.  Die  tierischen 
Substanzen  sind  nur  accessorische  Vorkommnisse. 

11.  Tramelan. 

3  km  nördlich  von  Tramelan,  ca.  1000  m  hoch  gelegen,  findet 
sich  bei  La  Chaux  ein  ausgedehntes  Hochmoor.  Dasselbe  ist  zum 
grössten  Teil  mit  einem  lichten,  fast  ausschliesslich  aus  Föhren 
bestehenden  Waldbestand  besetzt.  Buschwerk  und  Strauchhölzer 
sind  durch  Weidenarten  (besonders  Salix  aurita),  Oxycoccus,  Vac- 
ciniiim,  Calluna  vertreten  ;  ihnen  sind  EriopJiorum,  Molinia,  Sphag- 
numpolster,  Flechten  etc.  in  reichem  Masse  beigesellt.  Weder 
die  Ausbeute  des  Torfes  noch  eine  Verbesserung  des  Bodens  zu 
kulturellen  Zw^ecken  wird  hier  rationell  betrieben.  Der  Torf,  der 
als  Streue  Verwendung  finden  könnte,  und  der  lichte,  aus  dünnen 
Bäumen  zusammengesetzte  Wald  liefern  sozusagen  keinen  Ertrag. 

Bei  der  Torfausbeute  ist  man  noch  nie  auf  den  Grund  des 
Moores  gekommen.  Auch  mir  ist  es  nicht  gelungen,  denselben 
zu  erreichen.  Gewiss  hat  hier  der  Torf  wie  in  den  Neuenburger 
Juramooren  eine  enorme  Mächtigkeit.  Das  untersuchte  Material 
erstreckt  sich  auf  ein  Profil  von  150  cm  Mächtigkeit  und  w^urde 
im  südlichen  Teile  gestochen.  Es  lässt  sich  in  einen  zähen  rost- 
braunen Fasertorf,  der  an  der  Luft  infolge  atmosphärischer 
Einflüsse  rasch  schwarz  wird,  unten  und  ihm  aufgelagert  in  einen 
spröden,  schwarzen  Torf  unterscheiden,  der  fast  keine  Fasern,  da- 
gegen Holzreste  enthält.  Im  Fasertorf  sind  festgestellt  worden  : 

Calluna  vulgaris,  durchzieht  in  wenig  zahlreichen  Rhizomen 
den  Fasertorf. 

Eriophonim  vaginatum  et  E.  latifolium,  Rhizome,  Scheiden, 
Lindbast,  in  der  Mitte  des  ausgebeuteten  Profils  eine  eigentliche 
Zone  (Eriophoretum)  bildend. 

Cgperaceen  und  Gramineen,  Scheiden,  Epidermiszellen. 

Finus  sjJ.,  Holz  und  Pollen. 


Beiträge  zur  Kenntnis  schweizerisclier  Torfmoore.  45 

Sphagnum  ci/mhifoUiim  und  Sphagnum  sp.  a.,  in  Stengeln,  Blät- 
tern, Sporen  recht  zahlreich  vertreten,  unter  dem  Eriophoretum 
ein  fast  reines  Sphagnetum  bildend. 

Im  spröden,  schwarzen  Torf  fehlt  Eriojjhorxm  fast  vollständig. 
Sphagneen  sind  seine  Haupterzeuger.  Die  gefundenen  Holzreste 
sind  zu  minim,  als  dass  sie  eine  Bestimmung  zuliessen.  Im  gan- 
zen Profil  war-  kein  einziger  Same  zu  erkennen. 

Die  Entwicklung  lässt  sich  so  verfolgen,  dass  von  dem  Sta- 
dium, wo  ein  Sphagnetum  sich  gebildet  hatte,  dieses  durch  ein 
Eriophoretum  verdrängt  wurde,  das  den  Sphagneen  wiederum 
weichen  musste.  Diese  vermochten  sich  bis  zu  den  jetzt  noch 
schwellenden  Sphagnumpolstern  zu  halten,  ohne  jedoch  andere 
Torfbildner  fern  zu  halten. 

12.  Neuenburger   Jura. 

Die  Hochmoore  im  Neuenburger  Jura,  besonders  die  aus- 
gedehnten Torfmoore,  welche  die  Sohle  des  Thaies  von  Les  Fonts 
decken  und  bei  deren  Anblick  Ch.  Martins  sich  gleichsam  in  die 
Landschaften  Lapplands  versetzt  glaubte,  gehören  zu  den  inter- 
essantesten Vegetationstypen  unseres  Vaterlandes.  In  der  That 
finden  wir  in  Bäumen,  Sträuchern  und  Kräutern  reiche  Anklänge 
an  arktische  Vegetationsbilder,  die  zu  schildern  nicht  in  den  Be- 
reich unserer  Aufgabe  fällt.  Früher  nahmen  die  Torfmoore  in 
diesen  Gegenden  noch  bedeutendere  Flächen  ein.  In  der  Gegend 
von  La  Chaux-de-Fonds  sind  noch  Reste  solcher  Moore  zu  ver- 
zeichnen. Bei  Les  Eplatures  sind  die  Hochmoore  abgetorft,  zum 
grossen  Teil  in  ertragreiche  Kulturwiesen  umgewandelt;  selten 
mag  ein  lichter  Waldbestand  den  Moorboden  noch  überdecken. 

Bei  Bonne  Fontaine  (Eplatures)  ist  ein  künstlicher  See  zur 
Eisgewinnung  angelegt.  Von  dessen  Ufer  habe  ich  einige  Proben 
untersucht.  Der  Untergrund  besteht  aus  einem  gelben  Lehm,  der 
nach  oben  infolge  der  Beimengung  von  organischen  Resten  eine 
dunklere  Färbung  annimmt.  Der  folgende  schwarze,  spröde  Torf 
ist  bei  der  Torfausbeute  als  Abraum  zurückgelassen  worden.  Seine 
Einschlüsse,  die  da  sind  :  Samen  von  Thalicirum  ßavmn,  Vaccinium 
Oxycoccus,  C  .enopodium  alhum,  Gramineen  und  Ct/peraceen-'Reste, 
sowie  Moosstengel  sind  daher  für  die  Kenntnis  des  Torfaufbaus 
nicht  zu  verwerten. 


46  E.  Neuweiler. 

Aus  dem  Hochmoor  La  Sagne  -  Les  Ponts  sind  zwei  verschie- 
dene Profile  untersucht : 

Profil  L,  zwischen  Les  Coeudres  und  Plamboz,  110  cm. 

Profil  IL,  bei  Les  Ponts  in  der  Nähe  des  Abattoir  an  der 
Strasse  nach  Petit  Pont,  100  cm. 

Im  allgemeinen  sind  die  Torfschichten  mächtiger,  als  diese 
zwei  Profile  angeben ;  4 — 5,  ja  bisweilen  bis  6  m  mächtige  Torf- 
lager sind  zu  beobachten.  Meist  besteht  der  Torf  aus  einem 
ziähen  Fasertorf,  der  im  untern  Teil  Rasenmoorcharakter  aufweist; 
Hochmoortypus  tritt  erst  nach  oben  hin  auf. 

Der  Untergrund  ist  aus  einem  dunkelblauen  bis  grauen 
Glaciallehm,  vom  Rhonegletscher  herstammend,  aufgebaut.  Der- 
selbe ist  von  fein  sandiger  oder  etwas  steiniger  Beschaffenheit, 
und  undurchdringlich  bildet  er  einen  Kitt,  der  das  zur  Torfbildung 
nötige  Wasser  gesammelt  hat.  Ganz  allmählich  geht  er  durch 
einen  dunkelbraunen,  überaus  schweren,  an  Organismen  recht 
armen  Lehmtorf  in  einen  schweren,  schwarzen  sehr  guten  Torf 
eines  Caricetums  mit  ziemlich  vielen  Resten  krautartiger  Ge- 
wächse über.     Zirka  80  cm  mächtig,  enthält  er  : 

Thalictrum  ßavum,  Samen  reichlich. 

Ramincidus  sp.,  Samen  wenig. 

Rumex  sp.,  ein  Same, 

Scirims  sp.,  Samen  wenig. 

Carex  acuta,  Samen  häufig  \    Fasern,  Radizellen  mit 

„  c/.  Buxbaumi,  Samen  häufig  '  Pusteln,  oft  den  Torf 
„       sp.  a.  j     fast   vollstdg.  bildend. 

Phalaris  arundinacea,  Samen,  Epidermiszellen. 

Plmis  sp.,  Pollen  und  Holzreste  in  grosser  Anzahl. 

Ei-iop]iorum  vaginatum,  Lindbast,  Fasern. 

Sphagnumreste  in  ganz  untergeordneter  Zahl. 

Es  treten  dann  bald  E/iophorum  und  Sp)Jiagnum  häufiger  auf, 
bis  sie  schliesslich  dominieren.  Aber  auch  E)-iophornm  muss  zu- 
rücktreten. Der  Torf  geht  in  ein  Moosschicht  über,  die  ein  reines 
Sphagnetum  {Sphagmmi  cymlnfoUum  und  Spjhagmmi  sp.  a.)  reprä- 
sentiert. So  zwischen  Les  Coeudres  und  Plamboz;  bei  Les  Ponts 
tritt  uns  im  obern  Teil  das  Eriophoro- Sphagnetum  entgegen. 
Neben  Gramineen  und  Cyperaceen  waren  Equisetensporen,  Holz 
und  Pollen  von  Fi  uns,  Blätter,  Stengel  und  Sporen  von  Sphagnum- 


Beiträge  zur  Kenntnis  schweizerischer  Torfmoore.  47 

arten  zu  verzeichnen.  Hier  waren  an  tierischen  Arten  neben 
häufigen  Chitinresten  Helix  arhustorum  sive  H.  nemoraUs  durch 
zahlreiche  Eier  vertreten.  In  beiden  Profilen  fanden  sich  die 
Eier  30 — 40  cm  vom  Grunde  an. 

Aufbau  also :  Kasenmoor  (Caricetum)  mit  nachfolgendem 
Hochmoor;  in  der  Uebergangszone  Eriophoreto-Sphagnetum. 

13.    Torfmoore   im    Gebiete    der   Hochalpen. 
(Juf,    Plan   Canfer.) 

,Wo  die  Erdoberfläche  —  gleichwohl  kalkiger  oder  thoniger 
Beschaffenheit  —  fortwährend  oder  wiederholt  durch  harte 
Wasser  befeuchtet  wird,  entstehen  die  „sauren  Wiesen",  die 
Wiesenmoore,  Grünlandsmoore  oder  Rasenmoore  (Lorenz),  je  nach 
dem  speziellen  pflanzlichen  geographischen  Charakter  vorherrschend 
aus  Cyperaceen,  Phragmites,  Hypnum  gebildet.  Hieher  sind  für 
die  Schweiz  zu  zählen  ausser  jenen  zahlreichen  lokalen  Versumpf- 
ungen des  Hügellandes,  welche  auf  den  ersten  Blick  glaciale  Ab- 
lagerungen verraten,  die  zahlreichen  kleinen  Torfmoore  der  Alpen 
bis  zur  Schneelinie. " 

,  Leicht  verwitterbar  ist  der  Gneiss"  und  der  Glimmerschiefer. 
„Die  zahllosen  Felsbrocken,  Felstrümmer,  Felsstückchen,  in  die 
er  zerfällt,  sammeln  sich  oft  zu  Schuttmassen  an  und  verwehren 
den  von  den  Bergen  rinnenden  Gewässern  den  freien  Abfluss. 
Das  Wasser,  hinter  dem  Schutte  aufgestaut  und  stagnierend, 
bietet  den  Sumpfgewächsen  einen  geeigneten  Wohnort,  die,  in 
vielen  Generationen  aufeinanderfolgend,  die  Torfschichten  erzeugen". 

Da  und  dort  können  auf  Berghängen,  selbst  im  Urgebirge, 
Moore  vorkommen.  „Wo  ein  regelmässiger  Abfluss  weichen 
Wassers  die  schiefe  Ebene  ständig  feucht  erhält,"  kann  Moorbil- 
dung eingeleitet  werden.  Dieses  Beispiel  finden  wir  in  Juf  (Avers), 
2160  m  hoch,  wo  ein  regelmässiger  Wechsel  von  Torfschichten 
und  Schuttbänken  im  Profil  sich  zeigt,  so  zu  erklären,  dass  das 
Wasser,  welches  von  den  Höhen  herabrann  und  Trümmer  des 
verwitterten  Bündnerschiefers  herabwälzte,  mit  diesem  mitge- 
schleppten Material  die  Torfschicht  überdeckte.  Die  herrschende 
Feuchtigkeit  vermochte  die  Torfbildung  dadurch  nicht  zum  Still- 
stand zu  bringen.     Neue  Sumpfpflanzen  sprossten  hervor. 


48  E.  Neuvveiler. 

Der  Torf  ist  ein  Raserxtorf,  der  keine  Samen  und  Früchte 
enthält.  Am  Grunde  findet  sich  hie  und  da  Holz  von  der  Arve 
(PhiKS  Cemhfa).  Lehrer  Heinz  von  Cresta  hat  sogar  einen  ganzen 
Arvenast  gefunden.  Es  darf  wohl  mit  Bestimmtheit  angenommen 
werden,  dass  hier  der  Wald  früher  höher  hinaufging  als  jetzt.  Infolge 
des  Bergbaus,  der  im  Val  Bregaglia  betrieben  wurde,  ward  der  Wald 
übermässig  geschlagen  und  ging  deshalb  zurück.  Die  guten  Alpen, 
welche  an  dessen  Stelle  entstanden,  dienen  zu  seinem  Ersatz.  Da 
indessen  im  obern  Teile  dieses  Hochthaies  zu  wenig  Brennmate- 
rial vorhanden  und  sich  dieser  Torf  nicht  zu  Brenntorf  eignet, 
wäre  ein  etwas  grösserer  Waldbestand  wünschenswert. 

Die  Torfschicht  inklusive  der  aus  anorganischen  Substanzen 
bestehenden  Bänder  hat  eine  Mächtigkeit  von  130  cm.  Der  Torf 
ist  dunkelgrau,  nur  selten  als  Brennmaterial  verwendbar,  da  über- 
all vei-einzelte  Steine  oder  sandartiges  Gemenge  von  Chlorit- 
schiefer  in  kleineren  Gruppen  vorkommt.  Von  unten  nach  oben 
habe  ich  folgende  Zusammensetzung  konstatiert : 

Probe  1.  0 — 30  cm.  Torf  von  dunkler,  grauer  Farbe,  stark 
mit  anorganischen  Teilen  gemengt.  Wo  Torf  auf  Bündnerschiefer 
aufruht,  zieht  sich  ein  ganz  sandhaltiges  Band  durch.  Moosstengel, 
PhiHS  Cemhra  (Holz). 

Probe  2.  30—40  cm.  Aussehen  etwas  heller,  z.  T.  mehr 
Fasern,  z.  T.  fast  lauter  Geschiebe.  Stark  entwickelte  Rhizome, 
Moosstengel. 

Probe  3.  40 — 65  cm.  Im  obern  Teil  zieht  sich  ein  steiniges 
Band  durch;  sonst  braungrauer  Rasentorf,  der  beim  Trocknen 
schwarz  wird.  Starke  Entwicklung  von  Rhizomen  und  Fasern, 
daneben  Moosstengel  (Hypnum). 

Probe  4.  65 — 85  cm.  An  Probe  3  anlehnend  steinig;  sonst 
Torf  besser  als  in  den  vorigen  Proben.  Viele  Rhizome,  Fasern, 
Radizellen  von  Cyperaceen  und  Gramineen,  Moosstengel  und  Zweig- 
stücke (Plnus  Cemhra). 

Probe  5.  85 — 110  cm.  Torf  gut,  braun,  von  Rhizomen  und  Fa- 
sern stark  durchzogen,  die  teils  abgestorbene,  teils  recente  Pflanzen- 
teile repräsentieren.    Radizellen  mit  Pusteln  zahlreich:  Cyperaceen. 

Probe  6.  110 — 130  cm.  Brauner  Rasentorf  stellt  starkes  Ge- 
wirr von  Fasern  dar.  Rhizome  fehlen.  Radizellen  mit  Pusteln 
von  Cyperaceen  häufig. 


Beiträge  zur  Kenntnis  schweizerischer  Torfmoore.  49 

Bessere  Torfbildung  tritt  am  Septimerpass  im  Oberlialbstein 
auf.  In  gleicher  Höhe  wie  in  Juf,  2130—2160  m  hoch,  zieht  sich 
auf  „Plan  Canfer"  längs  des  Stallerberges  ein  Torflager  hin,  dessen 
Mächtigkeit  mir  jedoch  nicht  bekannt  ist.  Nur  soviel  sei  bemerkt, 
dass  die  Ausbeutungstiefe  über  220  cm  beträgt,  ohne  dass  man 
dabei  auf  die  Unterlage  kommt.  Es  liegt  einem  schiefrigen  Ge- 
stein, bestehend  aus  Serpentin  und  Bündnerschiefer,  auf.  Etwas 
weiter  unten  (ca.  2000  m)  beobachtet  man  diesen  Untergrund  in- 
folge bedeutend  geringerer  Mächtigkeit  des  Torfes  an  den  Wasser- 
rinnen. Der  Torf  bildet  eine  zusammenhängende  Schicht  von 
ßasentorf  und  weist  eine  ziemliche  Dichte  auf.  Als  Brennmate- 
rial ist  er  gut,  mid  infolge  des  Mangels  an  Brennholz  in  diesen 
hohen  Lagen  auch  wertvoll.  Den  Bedarf  für  den  Winter  vermag 
er  jedoch  nicht  zu  decken.  Das  fehlende  Holz  muss  weit  thal- 
aufwärts  transportiert  werden.  Die  Ausbeute  des  Torfes  geschieht 
nicht  wie  im  Thal.  Er  wird  in  dünnen  quadratischen  Platten 
von  l^lVo — 2  dm  Seitenlänge  gestochen.  Beim  Trocknen  weist 
er  nur  eine  geringe  Volumenverminderung  auf. 

Wie  aus  dem  allgemeinen  Habitus  und  aus  den  drei  Proben, 
die  in  den  Höhen  von  80,  150  und  220  cm  gesammelt  wurden, 
zu  entnehmen  ist,  hat  während  der  ganzen  Bildungszeit  an  diesem 
Orte  ein  Caricetum  vorgeherrscht.  Unter  den  dazu  gehörenden 
Fasern  und  Radizellen  lässt  sich  hie  und  da  auch  noch  „Lind- 
bast" von  Eriopliorum  erkennen.  Samen,  Früchte  und  Holzarten 
sind  durchaus  nicht  vertreten.  Wo  der  Torf  ausgebeutet  worden 
ist,  hat  sich  eine  Sumpfvegetation  des  Platzes  bemächtigt.  Es 
haben  sich  vor  allem  Eriopliorum  Scheiiclizeri  und  Carex  stricta 
angesiedelt,  daneben  saure  und  echte  Gräser,  welche  in  den  an- 
stossenden  Weidwiesentypus  überleiten. 

Die  beiden  Moore  weisen  in  ihrer  Zusammensetzung  nur  eine 
geringe  Zahl  von  Pflanzen  auf.  Nur  wenige  Ried-  und  echte 
Gräser  haben  sich  an  ihrer  Bildung  beteiligt. 


Viertel.iahrsschrift  cl.  Naturf.  Ges.  Zürich.  J.ihrg.  XLVI.  1901. 


50 


E.  Neuweiler. 


c)  Zusammenstellung  der  gefundenen  Reste. 


Name   der  Art 


Pflanzliche  Reste. 

Thalictrum  flavunt   L.     . 

Ranunculus  aquatüis  L. 

„  fluitans  Lam. 

sp.      .     .     . 

Nympliaea  alba  L.     .     . 

Tilia  grandifolia  Ehrh.  . 

,       imrvifolia  Ehrh.    . 

^       sp 

Acer  pseudoplatanus  L.  . 

,      sp 

Anthyllis  Vulneraria  L. 
Myriophyllum  spicatum  L. 
Cornus  aanguinea  L.  .  . 
Sambucus  racemosa  L.  . 
Vacciniu7n  Oxycoccus  L. 
Galluna  vulgaris  Salisb.  . 
Menyanthes  trifoliata  L. 

Rumex  sp 

Polygonum  sp 

Fagus  nilvatica  L.  (recent?) 
Qiiercus  pedunculata  Ehrh 

,         sp 

Corylus  Avellana  L.  . 
Betula  verrucosa  Ehrh 

,       sp 

Alnus  glutinosa  Gärtn. 

.       sp 

Potamogeton  natans  L. 

„  cf.  fluitans  L 

„  perfoliatus   L 

,  fiUformis  Pers 

,  compressus    L 

,  pusiUus  L. 

sp.  .  .  . 
Typha  sp.  {latifoUa  L.  ?) 
Hparganium  minimum  Fr. 


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X 


X 


Beiträge  zur  Kenntnis  schweizerischer  Torimoore. 


51 


Name  der  Art 

a> 

CO 

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i 

1 

OS 

CS 

i 

E 

•> 

aa 

Scirpus  compressus  Pers.     . 

n^ 

Eriophorum  vaginatnm  L. . 
laiifolium  Hopp. 

^v 

Carex,  cf.  glauca  Murr.  .     . 

,        ampuUacea  Good. 

.,       acuta  L 

„        cf.  Biixbaumi  Wahlb. 

.,        sp 

Cyperaceen 

Phalaris  arundinacea  L. 
Phragmites  communis  L.     . 

Gramineen 

Pinus  Cembra  L 

T,       silvestris  L.      .     ,     . 

.       sp 

Abies  pectinata  DG.  .  .  . 
Picea  excelsa  Link      .     .     . 

Equisetum  sp 

Polypodiacee   (Äspid.    The- 

lypteris?  S\v.)  .... 
Sphagnum  cymbifolium  Ehrh. 

sp 

Hypnum  tri f avium  W.  et  M. 

,         falcatum  Brid. 

„         insubriciim  Farneti 

r,         Sencltneri   Schmp. 

,         ex  subgenere  Dre- 

panocladus  C.  Müll.    .     . 

Hypnum  Lindbergii  Lindb. 

scorpioides    .     .     . 

,         sive  Ämblysteg.  sp. 

sp 

Polytrichum  strictum  Banks. 
sive  P.  juniperinum   Willd. 
Meesea  triquetra  L.    .     .     . 
„        longisecta  Hedw.     . 
Anomodon  viticulosus  L.     . 
Bryum  binum 

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X 

X 

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X 

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X 

X 
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cf. 

1 

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X 

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X 
X 
X 

* 

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X 
X 

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X 
X 
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X 

X 
X 

X 

X 
X 

X 
X 

X 

52 


E.  Neuweiler 


Name   der  Art 


rseiiäoU'iJcea  atrovirens  üicks 

Uredinee    

Füsmycelinm 

Chara  sp 

Euastrum  sp 

Staurastrum  sp 

Cosmarium  sp 

Scenedesmiis  obtusus  Meyen 

^  eaudatus  Meyen 

Pediastruni  Boryanum  Men. 

Rivularia  sp 

Stauroneis  Plioenicenteron  . 
Oscülaria,  Hi/alothece     ■     . 

Gloetliece 

Algae  sp.  v |  X 

I 

Tierische  Reste. 

Daphnia  sj).       .     .     . 
Hydrachna  sp.  .     .     . 
Sclimetterlingsschuppe 
Insehtenflügel     ■     .     ■ 
Blattioespe  Cocon  .     . 
Chitinhüllen  .... 
Helix  arbustorum  s.  nemorali 
Succinea  oblonga  Drap. 
Valvata  piscinalis  Müll. 
Limnaea  peregra  Müll. 
Bitliynia  tentaculata  L. 
Planorbis  marginatus  Drap 
Pisidium    fossarium    Clless 
Pupa  muscorum  L.     . 
Sphaerium  corneum  L 


Un  bestimm  te  Reste 

Same  Fig.  43,  44  .     . 

.      45,  40  .     . 

Fig.  50—53  .... 

,      54 

Nicht  gezeichnete  Beste 


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X 


X 


X 


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X 


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X 
X    X 


X 
X 


X 


Beiträtje  zur  Kenntnis  schweizerischer  Torfmoore. 


53 


Es  ist  klar,  dass  die  aus  Torfmooren  bestimmten  Arten  nur 
einen  geringen  Prozentsatz  aller  Torfbildner  ausmachen.  Die  Flora 
des  Krutzelriedes,  eines  kleinen  Gebietes,  weist  über  100  Arten 
auf,  eine  Zahl,  welche  nicht  einmal  beim  Aufbau  aller  untersuchten 
Moore  erreicht  wird.  Am  reichsten  an  pflanzlichen  Einschlüssen 
ist  der  Krutzelriedtorf.  44  Arten  treten  darin  auf.  Nur  weil  eine 
grosse  Zahl  von  Arten  hineingeschwemmt  worden  sind,  finden  wir 
diese  reiche  Menge.  Aus  der  Quartärflora  Schwedens,  die  zum 
grössten  Teil  aus  Torfmooren  gefunden  wurde,  sind  nach  Andersson ') 
nur  15  7"  t^er  jetzigen  Flora  bekannt. 

Die  Möglichkeit  einer  Konservierung  im  Torf  ist  für  ver- 
schiedene Species  verschieden.  Am  meisten  erhalten  gebliebene 
und  deshalb  bestimmte  Arten  bieten  die  Bäume  und  Sträucher, 
daneben  auch  Wasser-  und  Sumpfpflanzen  in  Früchten  und  Samen. 
Kompositen.  Fapilionaceen,  Gräser  fehlen  fast  ganz.  Sie  sind  des- 
halb so  fragmentarisch,  weil  ihre  Teile  einer  leichten  Zerstörbar- 
keit unterworfen  sind,  während  Holz,  Sampn,  Blätter,  Pollen  etc. 
widerstandfähiger  sind. 

II.  Untergrund  der  Torfmoore  und  Besiedelung  desselben. 

Zur  Uebersicht  soll  vorerst  eine  gedrängte  Zusammenstellung 
darüber  folgen : 


Lokalität 


Untergrund 


Uebersran^szone 


1.  Schwerzenbach    I    a)  Fhiviogiac.  Ablagerung. 


2.  Egelsee 


Spitzen-Hirzel 


b)  Seekreide. 

a)  Gelbgrauer  Thon  u.  Let- 
ten (glacial)  mit  einigen 
Konchylien. 

b)  Seekreide. 

a)  Gelbgrauer  Sand  und 
Letten  mit  wenig  Kon- 
chylien. 

b)  Moränenmaterial. 


Potamogetonetum  geht  in 
Lebertorf  über  (Kniizelried). 

Rasentorf  mit  Holzresten. 

Rostbrauner  zäher  Leber- 
torf, der  nach  oben  we- 
niger zähe  u.  reiner  wird. 

Graubr.  Lebertorf  (Algen). 

Zäher,  dunkelbrauner  Ra- 
sentorf: Hypniim. 

Zäher,  dunkelbr.  Rasen- 
torf: Potamnyeton,  Scir- 
pus,  Typlia,  Equisetum. 


^)    G.  Andersson:    Geschichte  der  Vegetation  Schwedens. 


54 


E.  Neuweiler, 


Lokalität 

Untergrund 

Uebergangszone 

4.  Ettiswil             1 
Wauwil               \ 
Küttwil              1 

a)  Fluvioglac  Ablagerung. 

b)  Lehm   und   Letten   mit 

Torfsand:  Tt/j^ha. 
Zäher  Rasentorf:  Carices, 

Konchylien. 
c)  Seekreide. 

Eriophorum ,  Eqnisetum. 
Zäher  Rasentorf:  t'aiicelnra. 

.").  Hudelmoos 

Moränenmaterial. 

Holzreste,  Cyperaceen. 

(i.  Weinmoos 

Seekreide. 

jWiesenmergel" ,  leitet  mit 
Caricetum  zu  Rasentorf 

• 

über. 

7.  Heldwilermoos 

Moränenmaterial. 

Waldvegetation  (Waldhu- 
mus) oder  Cariceto-Erio- 
phoretum. 

S.  Geisboden 

Moränenmatei'ial. 

Waldtorf  (plötzlich)    mit 
Carices. 

9.  Rothenthurm    ) 
Altmatt              ) 

Glacialschutt  (Lehm). 

Nach     Früh    fast     reines 
Hypnetum.     Moose,  Cy- 
peraceen  leiten   zu  Ra- 
sentorf über. 

10.  Einsiedeln 

Moräne,  Thon  und  Kies. 

Nach  Früh  oft  reines  l^y\i- 
n&ixim.  Hypnum,Garices, 
Holzreste. 

11.  Tramelan 

V 

V 

l!2.  La   Sagne-Les 

Glaciallehm. 

Lehmtorf,  fast  reines  Cari- 

Ponts 

cetum  ;  Thalidr.  flavnm. 

13.  Hochalpen 
a)  Juf 

Bündnerschiefer.                 j 

Rasentorf,   bestehend  aus 

b)  Plan  Canfer 

Bündnerschiefer   mit         > 

Gramineen,  Cyperaceen, 

Serpentin.                       ) 

Hypnum  (?). 

Betrachten  wir  den  Untergrund,  so  fallen  uns  zwei  Haupt- 
typen auf.     Der  Untergrund  besteht : 

1.  Aus  glacialem  Geschiebe  (Moränenmaterial  und  fluviogia- 
ciale  Ablagerungen). 

2.  Aus  Seekreide. 

Dazu  möchte  ich  noch  eine  Mischform  fügen,  wo  der  Untergrund 

3.  Aus  konchylienhaltigem  Lehm  und  Letten  besteht. 

Wo  der  Untergrund  aus  glacialem  Geschiebe,  das  durch  die 
quartären  Eisströme  dahin  transportiert  wurde,  besteht,  ist  er 
entweder  ein  Organismen  entbehrendes  Moränenmaterial  (Hirzel, 
Hudelmoos,  Heldwilermoos,  Jura,  Einsiedeln  etc.)  oder  ein  fluvio- 
glaciales     Gebilde,     welches     oft      „Glacialpflanzen"      beherbergt 


Beiträge  zur  Kenntnis  schweizerischer  Torfmoore.  55 

(Schwerzenbach,  Wauwil).  Es  sind  dies  Pflanzen,  welche  ein 
kälteres  Klima,  als  gegenwärtig  herrscht,  dokumentieren  und 
durch  welche  wir  einen  Einblick  in  die  Vegetation  der  quartären 
Oletscherzeit  erhalten. 

In  flachen  Gewässern  leben  am  Grunde  viele  Mollusken,  welche 
die  Seekreide  absetzen.  Den  Hauptbestandteil  bilden  oft  kleine 
Konchylien:  Valvata,  Planorhis,  Limnaea,  Succinea  etc.,  Arten,  die 
an  der  Basis  vieler  Torfmoore  angetroffen  werden.  Auch  Algen, 
hauptsächlich  Diatomeen  und  Desmidiaceen  sind  reich  vertreten. 
Bei  der  Verlandung  vermögen  sie  sich  nicht  mehr  zu  halten  und 
weichen  der  anrückenden  Vegetation.  Beispiele  hiefür  bieten 
Schwerzenbach,  (Niederwil),  Weinmoos,  Wauwil. 

Konchylienhaltigen  Lehm  und  Letten  kann  man  immer  da 
konstatieren,  wo  das  Geschiebe  quartärer  Gletscher  und  späterer, 
jetzt  allerdings  vollständig  verlandeter  und  in  Torfmoore  umge- 
wandelter Seen  neben  einander  angetroffen  werden.  Durch  die 
Konchylien  lehnt  sich  dieses  Material  an  die  Seekreide  an;  der 
Lehm  und  Letten,  der  in  der  Regel  dominiert,  erinnert  durch 
viele  Quarzkörner  und  Steinchen  an  die  angrenzenden  Moränen. 
Diese  Zwischenform  findet  sich  naturgemäss  gegen  den  Rand  der 
verlandeten  Seen  hin.  Sie  ist  so  entstanden,  dass  durch  Wasser- 
läufe das  feinere  Material  von  höher  gelegenen  Moränen  mitge- 
schleppt wurde.  In  ruhigem  Wasser  gelangte  es  alsdann  zum 
Absatz.  Oder  es  konnte  vom  Rande  der  Gewässer  in  kleinen 
Rinnen  feines  Geschiebe  eingeschwemmt  werden.  Wo  solche  me- 
chanische Sedimente  in  reichlichem  Masse  zur  Ablagerung  ge- 
langten, treten  die  tierischen  Organismen  zurück.  Dadurch  er- 
klärt sich  die  geringere  Zahl  von  Konchylien  in  den  thonartigen 
Erden  von  Niederwil,  Ettiswil,  Wauwil. 

W^o  ein  konchylienarmer  Lehm  ohne  Seekreide  in  der  Nähe 
konstatiert  wird,  darf  aber  nicht  auf  Seecharakter,  den  diese  Ge- 
gend an  sich  getragen  hätte,  geschlossen  werden.  Viele  Konchy- 
lien leben  in  kleinerer  Zahl  in  grösseren  Tümpeln,  Weihern  etc., 
worin  von  den  umliegenden  erhöhten  Punkten  Material  abgelagert 
wird.     Das  Torfmoor  von  Spitzen  ist  ein  Beispiel  hiefür. 

Einen  vierten  Typus  bildet  gleichsam  die  Unterlage  der  Torf- 
moore von  Juf,  Plan  Canfer,  wo  auf  dem  stark  verwitterten  und 
recht  fruchtbaren  Bündnerschiefer  sich  leicht  eine  Vegetation  an- 


56  E.  Neuvveiler. 

zusiedeln  vermochte.  Wenn  geologisch  auch  ganz  verschieden, 
so  mag  er  doch  in  dem  Verhalten,  Wasser  leicht  zu  stauen  und 
sumpfigen  Boden  zu  schaffen,  als  Gebirgsmaterial  mit  glacialem 
Geschiebe  in  dieser  Eigenschaft  übereinstimmen  und  für  Torfbil- 
dung fördernd  wirken. 

Der  Uebergang  zu  Torf  geschieht  in  den  meisten  Fällen  all- 
mählich ;  doch  kann  er  auch  plötzlich  erfolgen.  Letzteres  habe 
ich  auf  einigen  Mooren  beobachten  können,  wo  der  Uebergang 
durch  Waldtorf  vermittelt  wird  (Hudelmoos,  Heldwilermoos,  Geis- 
boden). Es  sind  Lokalitäten,  wo  Moränenmaterial  im  Liegenden 
sich  findet.  Auf  dem  Untergrund  hatte  sich  ein  Wald  angesiedelt. 
Ein  Moor  hatte  nun  die  Fähigkeit,  in  denselben  einzudringen  und 
seine  Versumpfung  herbeizuführen. 

In  den  übrigen  Fällen  Hess  sich  ein  allmählicher  LTebergang 
konstatieren,  der  nie  durch  Hochmoortorf-,  sondern  immer  durch 
Rasentorfbildung  (Wiesenmoor)  eingeleitet  wurde.  Am  häufigsten 
ist  das  Caricetum  und  das  Hypnetum  vertreten.  Dass  ein  Pota- 
mogetonetum  zu  Lebertorf  überleitet,  habe  ich  im  Krutzelried  be- 
obachtet. Oft  herrschen  auch  anorganische  Bestandteile  recht 
lange  vor  und  bedingen  die  Bildung  eines  Lehmtorfes  oder  Torf- 
sandes, worin  sich  Reste  von  Cyperaceen  finden  (Ettiswil,  La 
Öagne),  oder  es  zeigt  sich  beinahe  direkter  Uebergang  durch  mit 
anorganischen  Bestandteilen  sehr  stark  versetzten  Lebertorf.  Im 
Weinmoos  ist  der  Uebergang  durch  „Wiesenmergel"  (schwedisch 
Snäckgyttja),  einen  mit  Konchylien  stark  gemengten  Lebertorf, 
der  zum  grossen  Teil  Cyperaceen  aufweist,  bewerkstelligt.  Dass 
Lebertorf  häufig  ein  Uebergangsgiied  zwischen  den  thonigen  oder 
sandigen  Unterlagen  und  dem  eigentlichen  Torf  darstellt,  ist  auch 
anderswo  beobachtet  worden. 

Die  Rasenmoore  nehmen  ihren  Ursprung  auf  kalkreichem 
Untergrund,  die  Hochmoore  auf  kalkarmem.  In  Seen,  wo  sich 
8eekreide  absetzt,  ist  deshalb  nicht  wohl  Hochmoorbildung  mög- 
lich. Auch  auf  einem  Untergrunde,  der'  nur  von  hartem  Wasser 
befeuchtet  wird,  kann  kein  typisches  Hochmoor  (Sphagnumvegeta- 
tion)  entstehen.  Die  thonigen  und  sandigen  Unterlagen  sind  meist 
glaciale  Ablagerungen,  die  selten  kalkfrei  sind.  Es  ist  deshalb 
nichts  auffallendes,  dass  bei  den  untersuchten  Mooren  zuerst 
immer    eine    Wiesenmoorvegetation    aufgetreten    ist.      Wenn    in 


Beiträge  zur  Kenntnis  .schweizerischer  Tortinoore.  57 

Moränenmulden  sich  Wasser  staute  oder  Seen  der  Verlandung 
entgegen  gingen,  so  trat  eine  Sumpfvegetation  auf,  bei  der,  wie 
es  auch  jetzt  noch  geschieht,  Binsen  und  Simsen,  Cyperaceen, 
Schilfrohr,  Potameen,  Seerosen  dominierten  und  Wiesenmoorbil- 
dung  bedingten. 

Wo  auch  später  Hochmoore  aufgetreten,  haben  sie  als  Aus- 
gangspunkt ein  Rasenmoor  gehabt.  Das  trifft  nicht  bloss  bei 
den  untersuchten  Mooren  zu.  Andere  Forscher  ')  stellen  dies  als 
Wahrscheinlichkeit  für  alle  Hochmoorbildungen  hin  und  doku- 
mentieren es  durch  eine  grosse  Zahl  Beispiele. 


in.  Die  verschiedenen  Torfarten  und  ihre  Lagerung. 

Beim  Aufbau  des  Torfes  haben  wir  auf  Grund  von  Aschen- 
analysen zweierlei  Bestandteile  zu  unterscheiden :  wesentliche  und 
accessorische.  Die  wesentlichen  sind  die  aus  Pflanzen  abstam- 
menden Teile ;  die  accessorischen  sind  in,  das  Torfmoor  eingela- 
gerte Sedimente,  mag  das  nun  durch  den  Wind  oder  durch  flies- 
sendes  oder  sickerndes  Wasser  geschehen  sein.  Eine  genaue 
Trennimg  zwischen  den  beiden  Bestandteilen  ist  nicht  durchzu- 
führen, da  es  durch  die  Torfart  bedingt  ist,  was  wesentliche  und 
was  accessorische  Teile  sind.  Zu  den  letzteren  haben  wir  zu 
rechnen:  alle  anorganischen  Bestandteile,  Tierreste,  Scenedesmus 
und  Rivularla,  überhaupt  Algen  (jedoch  nur  im  eigentlichen  Torf, 
während  sie,  wie  wir  sehen  werden,  im  Lebertorf  zu  den  wesent- 
lichen Konstituenten  gehören). 

Der  Torf  kann  ein  Lebertorf  (Gyttja,  Dytorf )  oder  ein  eigent- 
licher Torf  (Gefässpflanzen-,  Moostorf)  sein.  Ueber  Bedeutung 
und  Stellung  des  ersten  ist  man  noch  nicht  recht  im  Klaren. 
Lidessen  darf  angenommen  werden,  dass  der  Lebertorf  und  der 
schwedische   „Gyttja"  identisch  sind. 

Der  Lebertorf  ist  in  reiner  Gestalt  graugelb  bis  grau,  gall- 
ertig, zieht  sich  stark  zusammen  und  wird  dabei  hellgrau.  So- 
zusagen immer  sind  Mineralbestandteile  mechanisch  in  denselben 
hineingeraten,  bald  in  grösserer,  bald  in  kleinerer  Menge.  Auch 
Stämme,    Zweige,    Blätter,    Früchte,    Samen,   Blütenstaub  sind  in 


')  Früh.     Ueber  Torf  und  Dopplerit. 


5g  E.  Neuweiler. 

Masse  in  ilin  eingebettet.  Sie  können  sich  oft  zu  eigentlichen 
Schichten  anhäufen,  und  bilden  dann  einen  Schwemmtorf  (Krutzel- 
ried). 

Nach  V.  Post  bilden  die  im  wesentlichen  aus  Algenresten 
bestehenden  Kotmassen  kleiner  Crustaceen  das  Hauptmaterial  des 
Lebertorfes.  Ich  möchte  hingegen  eher  der  Ansicht  Frühs  hin- 
neigen, dass  die  Algen  selbst  nebst  niedern  Tieren,  Crustern,  und 
nicht  erst  die  denselben  entstammenden  Exkremente  jener  Tier- 
chen sein  Hauptkonstituent  seien  (Niederwil). 

Nimmt  die  Zahl  der  geschwemmten  Reste  zu,  so  geht  die 
Gyttja  in  einen  braunen,  stark  schrumpfenden  (zu  V^— Vi"  des  Vo- 
lumens) Lebertorf  über,  der  einzigen  Art,  welche  nach  dem  Trocknen 
und  Wiederbefeuchten  wieder  zu  seinem  ursprünglichen  Volumen 
anschwillt  und  elastisch  wird.  Die  Algen  sind  etwas  zurückge- 
treten. Er  ist  mit  dem  schwedischen  Dytorf  zu  vergleichen, 
dem  Andersson  ebenfalls  eine  grössere  Zahl  höherer  Pflanzen  und 
braune  Farbe  zuschreibt,  während  Algen  abnehmen.  Der  Dytorf 
soll  mehr  Humussäuren  enthalten,  welche  das  Tier-  und  Pflanzen- 
leben in  der  genannten  Art  und  Weise  beeinflussen,  dass  Tiere 
und  Algen  auf  Kosten  höherer  Gewächse  verschwinden.  Dytorf 
ist  wohl  analog,  wie  der  Wiesenmergel,  als  eine  Abart  des  Gyttja, 
als  ein  Lebertorf  zu  betrachten.  Der  braune  Lebertorf  hat  hin- 
wiederum grosse  Aehnlichkeit  mit  dem  gewöhnlichen  Torf  und 
leitet  auch  zu  ihm  über. 

Der  graue  und  braune  Lebertorf  ist  nur  da  festgestellt  wor- 
den, wo  die  Torfbildung  in  einem  off'enen  Gewässer  eingeleitet 
wurde  (Niederwil,  Krutzelried,  Weinmoos).  Sie  verschwinden,  so- 
bald das  Becken  so  seicht  geworden,  dass  Sumpfpflanzen  auf- 
treten können,  um  dasselbe  der  Verbindung  entgegenzuführen. 
Es  beginnt  Torfbildung  im  eigentlichen  Sinne  mit  den  Haupt- 
typen des  Gefässpflanzen-  und  Moostorfes,  die  nach  den  dominie- 
renden Pflanzenarten  Hochmoore  ^),  Wiesenmoore  oder  Uebergangs- 
formen  zwischen  beiden  darstellen. 


1)  Hochmoorformen  sind:  Sphagnetum,  Callunetum,  Rhynchosporetum 
VaccinieUim,  Pumilionetum,  Eriophoretum  etc.  und  deren  Kombinationen. 

Wiesenmoorformen  sind  :  Caricetum,  Hypnetum,  Arundinetum,  Potamogete- 
tuni,  Quercetum  (Öchwemmtorf),  Equisetetum  etc.  und  deren  Kombinationen. 

Uebergangsformen  sind  :  Alnetum,  Molinietum,  Heidewiesenmoor  (^Auen"). 


Beiträge  zur  Kenntnis  schweizerischer  Turfmoore.  59 

Im  vorigen  Abschnitt  haben  wir  bemerkt,  dass  alle  unter- 
suchten Moore  auf  Rasenmoor  aufgebaut  sind.  Nur  selten  be- 
herrscht derselbe  Typus  und  dieselbe  Form  die  ganze  Mächtigkeit, 
rast  immer  macht  sich  ein  Schichtenwechsel  in  der  Zusammen- 
setzung geltend.  Das  Rasenmoor  selbst  kann  seinen  Charakter 
ändern ;  denn  bald  kann  ein  Hypnetum,  bald  ein  Caricetum,  bald 
der  Waldtorf  oder  eine  Mischform  dominieren.  Gewinnen  Erio- 
phorum-Arten  die  Oberhand,  so  entsteht  das  Hochmoor  (Krutzel- 
ried,  Geisboden,  Tramelan,  Jura).  Doch  selten  vermag  sich  das- 
selbe lange  wie  bei  Tramelan  rein  zu  halten;  meistenteils  treten 
Sphagneen  hinzu  und  leiten  zum  Sphagnetum  über,  das  sich  auch 
ohne  Vermittlung  von  Erloinlionim  bilden  kann.  Reines  Callune- 
tum  ist  weniger  im  Profil  als  an  der  Oberfläche  angetroffen  wor- 
den. Doch  wird  es  an  manchen  Stellen  auch  im  Torf  dominierend 
auftreten  können. 

Während  bei  den  schwedischen  Mooren  in  ihrer  typischen 
Form  von  unten  nach  oben  Gyttja,  Dytorf  und  zuoberst 
Torf  folgt,  in  denen  nacheinander  fünf  verschiedene 
Zonen  :  Dryaszone,  Birkenzone,  Kiefernzone,  Eichenzone  und 
Fichtenzone  auftreten,  lässt  sich  bei  uns  eine  solche  Reihenfolge 
nicht  nachweisen.  Die  Reihenfolge  in  der  Torfart  ist  in  Schweden 
<iadurch  bedingt,  dass  die  Absatzmedien  in  den  meisten  Fällen 
dieselben  waren ;  bei  uns  aber  zeigt  sich  darin  ein  grosser  Unter- 
schied, dass  sehr  vielen  Mooren  nicht  ein  offenes  Gewässer  vor- 
anging. Wenn  auch  ein  solches  vorgelegen  hätte,  so  wäre  immer- 
hin noch  nicht  ohne  weiteres  übereinstimmende  Bildung  in  ver- 
schiedenen Regionen  zu  erwarten.  Einzig  im  postglacialen  Krutzel- 
ried  lässt  sich  etwas  ähnliches  erkennen,  wo  in  dem  braunen 
Lebertorf  Birken-,  Föhren-  und  Eichenhorizont  successive  auf- 
einander folgen,  nach  oben  durch  ein  Eriophoretum  und  darüber 
liegendem  Wiesenmoor  abschliessend.  Allein  aus  diesem  einzigen 
Beispiel  darf  nicht  auf  allgemeine  Ueberstimmung  in  der  Ent- 
wicklung der  Floren  geschlossen  werden ;  vielmehr  müsste  an- 
genommen werden,  dass  nicht  bekannte  lokale  Verhältnisse  eine 
scheinbare  Uebereinstimmung  geschaffen  hätten.  Wenn  und  so- 
lange am  Nordhange  der  Alpen  die  nordischen  Horizonte  nicht 
])esser  nachweisbar  sind,  hat  die  Ansicht,  dass  die  entwicklungs- 
geschichtlichen Verhältnisse  der  Flora  Skandinaviens  auf  baltische 
Klimaschwankungen  zurückzuführen  sind,  ihre  Berechtigung. 


(jQ  E.  Xeuweiler. 


Zusammenfassung. 


1.  Die  Zahl  der  gesamten  im  Torfe  gefundenen  Arten  von 
Pflanzen-  und  Tierresten  beträgt  42  Phanerogamen,  31  resp.  28 
Kryptogamen  und  15  Tierarten,  worunter  8  Konchylien. 

2.  Unter  allen  Pflanzen  finden  wir  keine  ausgestorbene  Art. 
Potamogeton  filiformis  Pers.  ist  lokal  verschwunden  und  leitet 
vom  fluvioglacialem  Geschiebe  zum  Torf  über.  Die  Flora  der 
verschiedenen  Moore  giebt  auch  keine  Andeutung  einer  Klima- 
veränderung. 

3.  Auf  den  Untergrund  baut  sich  zuerst  immer  ein  Rasen- 
moor auf,  das  entweder  die  ganze  Mächtigkeit  des  Torfes  ein- 
nehmen oder  in  den  Hochmoorfcypus  übergehen  kann. 

4.  Der  Lebertorf  ist  mit  „Gyttja"  und  „Dytorf"  zu  identi- 
fizieren. 

5.  Eine  Uebereinstimmung  mit  der  nordischen  Entwicklungs- 
Reihenfolge  (Dryas-,  Birken-,  Föliren-,  Eichen-  und  Fichtenzone) 
konnte  nicht  gefunden  werden. 


Es  sei  mir  noch  gestattet,  allen  denen,  welche  mich  bei 
meinen  Untersuchungen  unterstützt  haben,  meinen  wärmsten  Dank 
auszusprechen.  Herrn  Prof.  Dr.  J.  Früh,  der  mir  Anleitung  zum 
Sammeln  der  Proben  gab  und  mir  die  Konchylien  bestimmte ; 
Herrn  Prof.  Dr.  P.  Culmann,  Paris,  der  die  Bestimmung  der 
Moosreste  bereitwilligst  übernahm ;  vor  allem  aber  Herrn  Prof. 
Dr.  C.  Schröter,  in  dessen  Laboratorium  ich  vorliegende  Arbeit 
ausführte,  und  der  mir  bei  der  Untersuchung  mit  Rat  und  That 
beistand,  schulde  ich  meinen  verbindlichsten  Dank. 


Beiträge  zur  Kenntnis  schweizeri.sclier  Torfmoore.  gl 


Erklärung  der  Tafeln. 
Tafel  I. 

Fig.     1—4.  Basalpartie  von  Rivularia  sp.     -iOO/l. 

,       5.  Oospore  einer  (Ihara  sp.     'Ml. 

(i  — 8.  Scenedesmus  obtusus  Meyen.     ^00/1. 
'.t— 10.  ,  caudatus  Meyen.     200,1. 

_     11  — li>.  Polyedrium  sp.     200/1. 

13.  Stauroneis  Phoenicenteron.     200,1. 

^     14 — 15.  Pediastrum  Boryanum  Men.     200/1. 

^     16 — 17.  Cosmarium  sp.     200/1. 

,     18.  Staurastrum  elegans.     200/1. 

..     19-20.  Euastrum  sp.     200,1. 

21.  Equisetumspore.     3.50  1. 

,,     22—23.  Pollen  von  Nymphaea.     350  1 . 

..     24.  Unbestimmt.     3.50/1. 

,     25.  Brandpilzspore.     3.50/1. 

.     2(>.  Farrenspore.     350/1. 

.     27—30.  Sphagnum    sp  :    27    Spore,    350/1 ;    28—29  Zellnetz.    28  schwach, 

29  stärker  vertorft  200/1;  30  Stengel  berindet,  37/1. 

,.     31.  Moosstengel  mit  Blattansätzen. 

Tafel  II. 

„  32—34.  Hypnum  sp.,  schwach  vertorft.     200/1. 

„  >5-=^36.  Farnkraut.  Polypodiaeee :    36  Annulus  eines  Sporangiums. 

-  37.  Leitergefässe.    200/1. 

„  38.  Radizellen   mit  Pusteln  von  Cyperaceen.     200/1. 

,  39.  Epidermis  der  Blattscheide  \^on  Eriophorum  vaginatum.    200  1. 

„  40.  Epidermis  von  Gramineen.     200/1. 

,  41—42.  Teilfrucht  von  Myriophyllum  spicatum:    41   von  der  Kante  aus. 

42  vom  Rücken  gesehen.     10/1. 

r  43—44.  Unbestimmte  Frucht:    43  von  vorn,  44  von  hinten  gesehen.  10/1. 

,  45—46.               ,                   ,          45     „         ,       46     ,  der  Basis      ,          10/1. 

__  47—49.  Chitinhüllen:    47  mit  Stiel;    48   ohne   Stiel,    aber   mit   Andeutung 

eines  Deckels:  49  Bruchstück  einer  Hülle.     200  1. 

.  .50— .54.  Unbestimmte  Tierreste.     200  1. 


Inlialt. 


Einleitung 

I.  Sotanische  Zusammensetzung-  des  Torfes 

a)  Sammeln  und  Präparieren  der  Proben 

b)  Schilderung*  der  einzelnen  Moore 

1.  Krulzelried  .... 
-1.  Egelsee  bei  i\iederwil 

3.  Spitzen-Hirzel 

4.  Ettiswil-KoUwil    . 

5.  Hudelmoos  . 
G.  Weinmoos    . 

7.  Heldwilermoos     . 

8.  Geisboden    . 

9.  Rothenthurm-Altmatt 
lU.  Einsiedeln    . 
11.  Tramelan     . 
H.  Neuenburger  Jura 
13.  Torfmoore  im  Gebiete  der  Hochalpen 

c)  Zusammenstellung  der  gefundenen  Reste 
II.  Untergrund  der  Torfmoore  und  Besiedelung  derselben 

III.  Die  verschiedenen  Torfarten  und  ihre  Lagerung 
Zusammenfassung  ......... 

Erklärung  der  Tafeln 


4 

4 
6 
6 
20 
25 
27 
30 
32 
35 
36 
38 
41 
44 
45 
47 
50 
53 
57 
60 
61 


Vierteliahrsschnft  d,  naturf.  Ges,  Zürich,      46.  Jahrg.  1901, 


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Vierteljahrsschrift  d.  naturt.  Ges.  Zürich.      46.  Jiihrg.  1901. 


Taf.  II. 


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QK  315. N48  1901  gen 

Neuweiler,  E./Beitrage  zur  Kenntnis  schw 


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