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Full text of "Beiträge zur Kenntniss der holotrichen Ciliaten"

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BIBLIOTHEGA ZOOLDGIGA. 


Original- Abhandlungen 


aus 


dem Gesammtgebiete der Zoologie. 


Herausgegeben 
von 


Dr. Rud. Leuckart Dr. Carl Chun 


und Ä 
in Leipzig in Königsberg. 


Heft 5. 


Beiträge zur Kenntniss der holotriehen Ciliaten von Dr. W. Schewiakoff. — Mit 7 Tafeln. 


CASSEIL. 
Verlag von Theodor Fischer. 
1889. 


BEITRÄGE 


ZUR 


KENNTNISS DER HOLOTRICHEN CILIATEN. 


VON 


DE W. SCHEWIAKOFF. 


Mit sieben Tafeln. 


(Aus dem zoologischen Institut zu Heidelberg.) 


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CASSEL. 


Verlag von Theodor Fischer. 
1889. 


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Vorwort. 


Wer sich mit den Infusorien eingehend beschäftigt hat, wird zugeben, dass unsere Kenntnisse ihrer 
Organisation noch vieles zu wünschen übrig lassen. Ein genaueres Studium der Bauverhältnisse der eiliaten 
Infusorien erscheint erwünscht, nicht etwa wegen der Möglichkeit einer Ableitung der Metazo@n von denselben, 
sondern aus einem ganz anderen Grunde, welchen ich zu erörtern versuchen werde. 

Wie die Säugethiere und Insekten die höchste Stufe zweier verschiedener, jedoch von gemeinsamen 
Ahnen abstammender Phylen der Metazoön einnehmen, behaupten auch die Infusorien eine entsprechende 
Stellung im Phylum der Protozoa. Während aber die höheren Metazoön für die verschiedenen physiologischen 
Verrichtungen höchst complieirte Organe entwickelten, übernahm bei den Protozo@n, das Plasma einer einzigen 
Zelle alle physiologischen Functionen und differenzirte sich aus diesem Grunde mannigfaltigst. So entstanden 
auf der morphologischen Grundlage einer Zelle, durch fortgesetzte Differenzirung des Plasmaleibes Einrich- 
tungen für Bewegung, Nahrungsaufnahme und Vertheidigung, welche besonders bei den eiliaten Infusorien 
ihren Höhepunkt erreichen. Hier treten uns Organismen entgegen, deren physiologische Leistungen denen 
der Metazoön gleichzusetzen wären; dagegen behalten sie morphologisch den Werth einer Zelle bei. Letzteres 
dokumentirt sich besonders deutlich zur Zeit der Fortpflanzung, welche vollkommen als Zelltheilung verläuft. 

Von diesem Gesichtspunkte aus würde das Interesse der Infusorienforschung zunächst dahin gehen, 
die verschiedenen, zur Verrichtung gewisser physiologischer Functionen angepassten Einriehtungen kennen zu 
lernen, welche uns die zahlreichen Arten darbieten. Nun sind aber diese Organe, wenn man sie so nennen 
darf, in keiner Ordnung der eiliaten Infusorien zu mannichfaltigeren Ausbildung gelangt, als bei den 
holotrichen Infusorien, unter deren Vertretern wir einen allmählichen Uebergang von ganz einfach gebauten, 
resp. ursprünglichen zu hoch differenzirten Formen antreffen. 

Die Feststellung oder genaue Kenntnis dieser Organisationsverhältnisse bildet aber nicht den Zweck 
und das endliche Ziel der Infusorienforschung; die durch Beobachtung gewonnenen Thatsachen sind blos 
Mittel, welche weitere Schlüsse ermöglichen. Es entsteht zunächst die Frage, auf welche Weise diese Organe 
durch fortwährende Plasmadifferenzirung entstanden sind und weiterhin vervollkommnet wurden. 

Die Lösung dieser Frage ist auf zweifachem Wege zu erreichen: entweder durch phylogenetische und 
ontogenetische Studien oder durch vergleichend anatomische Untersuchungen. Da wir aber bei den Infusorien, 
wegen vollkommenen Mangels an paläontologischen Resten, durchaus keine empirischen Belege für die 


Phylogenie besitzen und nur theilweise von einer Ontogenie reden können, so sind wir ausschliesslich auf 
Bibliotheca zoologiea. Heft 3. 1 


IV 


den zweiten Weg angewiesen. Selbstverständlich müssen wir wieder von den einfachsten Formen, d. h. den 
holotrichen Infusorien, ausgehen, deren Vergleichung uns nicht nur zur Feststellung ihrer verwandtschaftlichen 
Beziehungen führen kann, sondern die Möglichkeit geben wird, eine Ableitung anderer Infusorienordnungen - 
von denselben zu versuchen. 

Nun sind aber gerade die holotrichen Infusorien am wenigsten erforscht und verlangen zunächst eine 
Neuuntersuchung. Alle Beschreibungen, in welchen sie in ihrer systematischen Gesammtheit betrachtet 
werden, stammen aus verhältnissmässig früher Zeit und sind desshalb wenig genügend. Die Unzulänglichkeit 
der Arbeiten von Ehrenberg (27), Dujardin (24), Perty (50), Clapar&de und Lachmann (13) wurde 
von Stein erkannt, als er sem grosses Werk (60 und 62) in Angriff nahm, in welchem er auch die bis zur 
Gegenwart herrschende Classification durchführte. Leider starb dieser eminente Protozoönforscher, ohne das 
begonnene Unternehmen zu Ende zu führen, sodass nur die Ordnungen der hypotrichen (60) und heterotrichen 
Infusorien (62) zur Besprechung kamen. 

Die in der späteren Zeit erschienenen Arbeiten von Diesing (22 und 23), Fromentel (34) und 
Kent (38) sind theils compilatorischen Characters und enthalten wenig eigene Forschungen! Bedeutend 
wichtiger für uns erscheinen die genauen und schönen Untersuchungen von Balbiani (4), Cohn (20), Entz 
(29 und 30), Gruber (37), Maupas (44 und 45), Wrzesniowsky (68) und anderen, obgleich in den- 
selben nur einzelne Formen der holotrichen Infusorien behandelt wurden. 

Aber auch in diesen Arbeiten sind gewisse Lücken nicht zu verkennen; so möchte ich z. B. bei dieser 
Gelegenheit auf ein Verhältniss hinweisen, welches bis jetzt wenig oder sogar fast gar nicht beachtet wurde: 
es ist nämlich die Körperstreifung der Infusorien. Dieselbe ist nach der Auffassung Bütschli’s, welcher 
ich vollkommen beistimme, von grosser Wichtigkeit für die Erkenntnis der verwandtschaftlichen Beziehungen 
einzelner Infusorien. Auf Grund derselben wäre eine hypothetische Ableitung der höher entwickelten Formen 
von einfachen zu versuchen. 

Von den eben geschilderten Betrachtungen ausgehend und veranlasst durch den Wunsch meines 
hochverehrten Lehrers Prof. Bütschli, welcher gegenwärtig mit der Ausarbeitung der Infusorien für sein 
Protozoönwerk beschäftigt ist, unternahm ich im Herbste des Jahres 1886 eine Untersuchung über die 
holotrichen Infusorien. 

Bei diesem Unternehmen wurde ich von Prof. Bütschli auf's freundlichste und zuvorkommendste 
unterstützt, welcher einen grossen Theil meiner Beobachtungen controlirte und mich auf vieles neue auf- 
merksam machte. Viele der in den folgenden Zeilen zu schildernden Beobachtungen sind daher eigentlich 
das Resultat gemeinsamer Arbeit mit Prof. Bütschli; derselbe hat in seiner Beschreibung der Ciliaten die 
bezüglichen Beobachtungen auch demgemäss als von ihm und mir herrührend bezeichnet. Auch die Benutzung 
der von Prof. Bütschli gefertigten systematischen Auszüge, welche derselbe mir freundlichst gestattete, 
gewährte mir mancherlei Vortheile. Ich möchte desshalb Herrn Prof. Bütschli an diesem Orte nochmals 
meinen aufrichtigsten und innigsten Dank für alle seine Freundlichkeit und Güte, welche er mir fortwährend 
bezeugte, aussprechen. 

Die in nachfolgenden Zeilen geschilderten Beobachtungen beziehen sich auf 25 Formen, unter denen 
sich einige als neue Gattungen und Arten ergaben. Die übrigen, bereits bekannten Formen sind auf ihre 
Örganisationsverhältnisse neu untersucht worden, aus Gründen, welche wir schon oben betonten. Es möge 


erlaubt sein, auf eine ausführliche Beschreibung solch’ allgemein bekannter Formen, wie Colpidium, Glau- 
coma und andere einzugehen. Es sind häufig gerade die gemeinsten Formen, deren Organisationsverhältnisse 
am wenigsten bekannt sind und die desshalb auf's Neue zu untersuchen waren. Dieser Umstand rührt wohl 
daher, dass die von den älteren Forschern angestellten Beobachtungen für ausreichend gehalten wurden, 
wesshalb man bei späteren Beschreibungen nur auf gewisse Bauverhältnisse, wie z. B. die des Mundes und 
Schlundes achtete und die übrigen wie z. B. Ectoplasmastructur und Körperstreifung ausser Acht liess. 

Indem ich mich entschliesse meine Befunde zu veröffentlichen, bin ich mir vollkommen bewusst, 
dass meine Untersuchungen durchaus nicht erschöpfend und ausreichend sind. Namentlich sind es die höchst 
interessanten Conjugationserscheinungen und, die Fortpflanzungsverhältnisse, über die ich fast gar nichts mit- 
zutheilen habe. Die Untersuchung der ersteren bildet eigentlich ein Gebiet für sich und wurde vorläufig auch 
nicht beabsichtigt. Dagegen erschien viel wichtiger für die Zwecke, die ich im Auge hatte, das Studium der 
Theilungszustände, da ja, wie bekannt, bei diesem Processe einige Organe am Körper des Mutterthieres neu 
angelegt werden, so dass wir in diesem Falle von einer Ontogenie in einem gewissen Sinne sprechen können. 
Wer sich aber mit diesen Untersuchungen eingehend beschäftigt hat, wird aus eigener Erfahrung wissen, dass 
man dabei ebenso viel auf Ausdauer, als auf Glück angewiesen ist, was auch die hervorragendsten Infusorien- 
forscher wie Stein und Bütschli behaupten. 

Ich halte für verfrüht gegenwärtig auf etwaige Speculationen über die verwandtschaftlichen Be- 
ziehungen einzelner Gebilde und Formen einzugehen, die erst nach der Untersuchung wenigstens sämmtlicher 
Gattungen der holotrichen Infusorien sich natürlich ergeben können. 

So mögen nun diese Beiträge, wenn auch in ihrer unvollkommenen Gestalt, erscheinen und demnach 
als ein Versuch betrachtet werden, unsere Kenntnisse über den Bau dieser interessanten Wesen zu ver- 
mehren. Ich hoffe die dargestellten Befunde in baldiger Zeit durch Untersuchungen anderer Formen, sowie 
der Theilungs- und Conjugationserscheinungen zu ergänzen, so weit mir die Möglichkeit geboten sein wird, 


meine Studien in der bisherigen Weise fortzuführen. 


Bevor ich mich zur Schilderung der einzelnen von mir untersuchten Gattungen und Arten wende, 
halte ich für angemessen, die technischen Ausdrücke und Bezeichnungen, deren ich mich bei der Beschreibung 
bedienen werde, zu erläutern. 

Zur Bezeichnung der relativen Grösse der Infusorien sind von mir folgende Ausdrücke gewählt 
worden: als sehr kleine bezeichne ich die Formen, welche bis 0,04 mm messen; als kleine — die bis 0,07 mm; 
als mittelgrosse — die bis 0,12 mm; als grosse — die bis 0,25 mm und schliesslich als sehr grosse, die 
Formen, welche 0,25 mm überschreiten. Diese Bezeichnungen sind freilich ganz willkürlich und sollen nur 
der besseren Uebersicht wegen die relativen Grössenverhältnisse in Worten ausdrücken. 

Zur Bezeichnung der Formveränderungen, die am Körper der Infusorien wahrzunehmen sind, bediene 
ich mich der Ausdrücke, welche seinerzeit von Cohn (20; pag. 260—261) vorgeschlagen worden sind, halte 
aber die Unterscheidung von retractil und contraetil für unwesentlich und bezeichne in diesen Fällen den 
Körper kurzweg contractil. Demnach unterscheide ich: 

1) starre Infusorien, wenn der Körper gar keine Formveränderungen erleidet, 


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2) elastische Infusorien, wenn der Körper seine Gestalt nicht selbstthätig, sondern infolge eines 
äusseren Druckes verändert und beim Aufhören desselben, die frühere Form wieder annimmt, 


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biegsame oder flexile Infusorien, wenn der Körper selbstthätig seine Gestalt wechseln kann, 
ohne jedoch die allgemeine Form merklich zu verändern, 

4) eontractile Infusorien, diejenigen, welche eine Dimension auf Kosten der übrigen verlängern 
oder verkürzen und demnach ihre Gestalt ganz bedeutend verändern können. In solchen Fällen 
sind meist auch besondere contraetile Elemente (Muskelfibrillen) vorhanden. 

Zur Orientirung der Formen mit seitlich gelegenem Munde bezeichne ich die Fläche, auf der die 
Mundöffnung liegt, als Ventralfläche, die gegenüberliegende als Dorsalfläche und die entsprechenden nach 
links und rechts von der Ventralfläche gelegenen, als linke und rechte Körperseite oder Körperfläche. 

Der Kern (Hauptkern) der Infusorien wird überall nach Maupas’ Vorgang als Makronueleus und 
der gewöhnlich anliegende Nucleolus (Nebenkern) als Mikronucleus bezeichnet. 

Die unternommene Untersuchung des Ectoplasmas auf seinen feineren Bau lehrte gewisse Verhält- 
nisse kennen, auf die ich nun ganz kurz eingehen möchte. Das Eetoplasma der Infusorien erscheint meist 
als eine dünne, gewöhnlich scharf begrenzte Plasmaschicht, die sich durch eine bedeutendere Dichte und 
stärkeres Lichtbrechungsvermögen vom übrigen Körperplasma unterscheidet. Dieselbe erscheint entweder 
homogen, oder besitzt eine besondere Structur, auf die zuerst Bütschli hingewiesen hatte. Diese Structur 
lässt sich durch Combinationen der Bilder, die man an optischen Durehschnitten und bei Flächenansicht ge- 
wahrt, erkennen. Betrachtet man die äusserste Plasmalage im optischen Durchschnitte, so erscheint sie fein 
radiär gestreift, wobei die dicht nebeneinander gereihten Streifen, feine Plasmabälkchen sind, welche senk- 
recht zur Oberfläche stehen. Bei der Flächenansicht ersieht man aber, dass diese Bälkchen, welche als 
dunkle Punkte erscheinen, durch zarte Fäden untereinander wabenartig verbunden sind. Aus diesem Ver- 
halten lässt sich der Schluss ziehen, dass die zarten Fäden dünne Wände, die scheinbaren Plasmabälkchen 
aber die radiären Kanten einer Lage von Waben oder Alveolen sind. Demnach würde diese Plasmaschicht 
einen wabenartigen oder alveolären Bau besitzen und wäre nach dem Vorschlage Bütschli’s als Alveolar- 
schicht zu bezeichnen. Nach aussen gehen die Alveolenwände in eine ziemlich scharf begrenzte und stark 
lichtbrechende Grenzlamelle über, welche mit Bütschli als Pellicula zu benennen wäre. Die Bezeichnung 
Pellieula wurde statt der früher angewandten Cuticula eingeführt, da diese äusserste Grenzlamelle kein todtes 
Absonderungsproduct, sondern blos ein Umwandlungsproduct des Protoplasmas ist. 

Wie ich schon erwähnt habe, lässt sich der alveoläre Bau des Eetoplasmas nicht bei allen Infusorien 
nachweisen; bei einigen erscheint es vollkommen homogen und dann bedeutend stärker lichtbrechend. Es ist 
aber sehr möglich, wie Bütschli meint, dass dieses Aussehen nur ein scheinbares ist und dadurch bedingt 
wird, dass die Alveolenwände sehr nah aneinander gerückt sind, resp. die Alveolen selbst äusserst klein sind, 
und somit die ganze Schicht structurlos erscheint. 

Unterhalb der Alveolarschieht, also zwischen derselben und dem Entoplasma, lässt sich bei einigen 
Infusorien noch eine besonders differenzirte Plasmaschicht unterscheiden, die gleichfalls nach dem Vorschlage 
Bütschli’s als Corticalplasma zu bezeichnen wäre. Dieselbe ist entweder anscheinend homogen (Rüssel 
des Lionotus, Schwanz von Dinophrya) oder auch alveolär gebaut (Nassula, Urocentrum), nur dass 
das Wabenwerk bedeutend gröber und weniger lichtbrechend, als dasjenige der Alveolarschicht ist. Die Ab- 
sonderung dieser Schicht vom Entoplasma documentirt sich in ihrer etwas festeren Beschaffenheit und dass 


sie immer frei von Nahrungskörpern ist. Auch nimmt sie an der Plasmaeireulation, wenn solche eventuell 
vorhanden ist, keinen Antheil. In dieser Schicht finden sich die Trichocysten (Nassula) oder trichocysten- 
artige Gebilde (Urocentrum) und Pigmente (Pigmentfleke der Nassula) eingelagert. 

Die übrigen Organisationsverhältnisse, wie Körperstreifung, Mund- und Schlundverhältnisse werden 
an entsprechenden Stellen bei der speciellen Beschreibung der einzelnen Formen besprochen werden. 

Zum Schluss halte ich für meine Pflicht über die angewandten Methoden der Untersuchung kurz 
zu berichten. Dieses umsomehr, als die mikroskopische Technik beim Studium der Protozo@ön von grosser 
Wichtigkeit ist. 

Ich begann meine Beobachtungen immer an lebenden Exemplaren. Zu diesem Zwecke wurden die 
in Betracht kommenden Thiere in einem Tropfen Wasser isolirt und durch vorsichtiges Aufdrücken eines mit 
Wachsfüsschen versehenen Deckgläschen an einer Stelle festgelegt. An solehen Präparaten lassen sich die 
Örganisationsverhältnisse beim lebenden Thiere sehr bequem studiren, was meiner Ansicht nach bedeutend 
ergiebiger ist als die Untersuchung der abgetödteven Thiere. Diese Vorriehtung ermöglicht es auch, Objecte 
von verschiedenen Seiten zu betrachten, indem man das Deckgläschen vermittels einer Präparirnadel ver- 
schiebt und durch einen entsprechenden Zusatz oder Absaugen des Wassers die nöthige Pression fortwährend 
reeulirt. Der hergestellte Druck darf aber nicht zu stark sein, weil sonst die allgemeine Gestalt und sogar 
einige Organe beeinträchtigt werden, wodurch das Thier zum Studium untauglich wird. 

Dieses Verfahren verlangt eine grosse Sorgfalt und gewisse Uebung, die man jedoch schnell gewinnt. 
Aber nicht alle Infusorien ertragen eine solche Pression auf längere Zeit; manche gehen ziemlich rasch zu 
Grunde, indem ihr Protoplasma zerfliesst. Andere dagegen, wıe z. B. Lembadion, zerfliessen nicht, 
sondern sterben selbst beim gelindesten Drucke ab, wobei sie öfters ihre Körpereilien abwerfen. An den auf 
die beschriebene Weise hergestellten Präparaten verfolgte ich die Körperstreifung, Protoplasmastructuren und 
die verschiedenen Gebilde, welche zur Nahrungsaufnahme dienen. Auch wurden an ihnen die nöthigen 
Messungen mit einem Zeiss’schen Ocularmikrometer 2 angestellt. 

Die Aufnahme und Ausstossung der Nahrung wurden folgendermassen festgestellt. Ich isolirte in 
reinem Wasser einzelne Thiere im Uhrschälchen oder im hängenden Tropfen und setzte sie in die feuchte 
Kammer, bis sämmtliche Nahrung ausgestossen wurde. Dabei ist es gerathen, kein frisches, aus anderer 
(Juelle stammendes Wasser zu nehmen, weil einige Thiere diesen Wechsel des Mediums nicht zu ertragen 
scheinen und bald zu Grunde gehen. Am besten ist es, wenn man das Wasser der entsprechenden Infusion 
filtrirt und die Objecte in das Filtrat setzt. An solchen gehungerten Exemplaren lassen sich die Beobach- 
tungen noch besser anstellen. Besonders eignen sie sich aber zum Studium der contractilen Vacuolen, wobei 
man recht deutlich die zuführenden Kanäle erkennen kann. 

Sobald die Thiere vollkommen frei von Nahrung waren, wurde eine künstliche Fütterung unter- 
nommen. Die Thiere wurden in einen Wassertropfen gebracht, welchem die entsprechende Nahrung in reich- 
licher Menge zugefügt wurde. So setzte ich den räuberischen Infusorien (Dileptus, Lionotus) andere kleine 
Infusorien, wie Cyelidium, Uronema ete., vor. Die von einzelligen Pflanzen sich ernährenden Formen (Pro- 
rodon, Holophrya, Didinium etc.) bekamen Scenedesmen, Osecillariaceen und Diatomeen oder noch besser 
thierische Fetttropfen, welche durch Zerdrücken einer kleinen Crustacee ziemlich leicht zu bekommen sind. Bei 
den von Bacterien sich ernährenden Infusorien (Colpidium, Glaucoma) wurde eine Fütterung mit Carmin oder 


Indigo unternommen. Auf solche Weise fällt es nicht schwer, sowohl die Art der Nahrungsaufnahme, wie 
auch das Vorhandensein und den Bau des Schlundes festzustellen. 

Hatten die Thiere genügend Nahrung zu sich genommen, so wurden sie wieder in reines Wasser 
gesetzt und weiter beobachtet. Bei einiger Ausdauer konnte man sowohl das Verhalten der aufgenommenen 
Nahrung, resp. Verdauung, wie die Ausscheidung der Nahrungsreste und die Lage des Afters ermitteln. 

Schliesslich sei noch eines Verfahrens gedacht, welches für manche Zwecke vorzügliche Dienste 
leistet. Es ist das sogenannte Zerfliessenlassen der Thiere. Nachdem die Thiere auf die geschilderte, Weise 
festgelegt werden, drückt man unter dem Mikroskope mit der Präparirnadel auf das Deckgläschen, bis das 
Thier zu zerfliessen beginnt. Bei dieser Gelegenheit konnte man das Ausschnellen der eventuell vorhandenen 
Triehocysten wahrnehmen; auch konnte man die am Munde und Schlunde vorkommenden Vorrichtungen 
besser erkennen, weil beim allmählichen Absterben des Thieres die Bewegungen immer langsamer wurden, 
bis sie gänzlich aufhörten. Durch dieses Verfahren werden ferner der Makronueleus und die Mikronuclei 
isolirt; dabei lassen sich auch die Structurveränderungen, welche beim Absterben derselben auftreten, mit grosser 
Genauigkeit wahrnehmen. 

Sobald ich durch die angewandten Methoden über die Organisationsverhältnisse einigermassen in’s 
Klare gekommen war, unternahm ich die Untersuchung an abgetödteten Thieren, um die gewonnenen Resultate 
zu controliren. 

Zum Abtödten eignen sich am besten die Dämpfe 1%%»iger Osmiumsäure, welche den Tod ziemlich 
schnell erfolgen lassen — es genügt schon, den Tropfen mit Infusorien einige Secunden über die Flasche 
mit Osmiumsäure zu halten. Noch geeigneter ist es, die Osmiumsäure in einem Uhrschälchen zu erhitzen, 
um die Einwirkungsfähigkeit der Dämpfe zu steigern. Aber auch diese Methode leistet nicht bei allen In- 
fusorien die nöthigen Dienste. So erfolgt bei einigen grösseren Formen (Dileptus) die Wirkung wahrschein- 
lich nieht momentan genug, sodass die Thiere nach dem Tode sich sofort in einzelne Moleküle auflösen. 
Um dieses zu verhüten wurden die lebenden Thiere mit einem Capillarröhrchen in so wenig Wasser wie 
möglich herausgefangen und auf einige Augenblicke in 1% Osmiumsäure gebracht. Der Tod erfolgte so 
plötzlich, dass nicht einmal die Trichocysten vollkommen ausgeschnellt wurden; das Protoplasma wird dabei 
momentan fixirt, so dass man am todten Thiere die Stellen der contractilen Vacuolen mit Deutlichkeit 
sehen kann. Ein gehöriges Auswaschen ist unumgänglich, weil die Präparate leicht nachdunkeln und 
untauglich werden. 

Solche Präparate eignen sich ganz besonders zum Studium der Körperstreifung und Protoplasma- 
structuren. Zur Feststellung der Körperstreifung wurden auch die von Cohn (17; pag. 423) beschriebenen 
Abhebungen der sogen. Cuticula durch Einwirkenlassen von Alkohol unternommen. Dieselben gelingen jedoch 
nicht bei allen Infusorienarten. 

Will man dagegen die Bewimperung oder andere zum Schutz oder Nahrungsaufnahme bestimmten 
Gebilde, wie Borsten, Membranellen und undulirende Membranen am Munde oder im Schlunde besser 
erkennen, so ist eine nachherige Behandlung mit 5—10°% Sodalösung sehr zu empfehlen. Ich kam auf diese 
Methode ganz zufällig bei Untersuchungen über die chemische Zusammensetzung der. Infusorienkörper, die 
ich vor etwa 2 Jahren angestellt habe.*) Ich fand nämlich, dass die nach der Pepsinverdauung unlöslich 


*) Die Resultate dieser Untersuchungen beabsichtige ich nach ihrem Abschluss nächstens zu veröffentlichen. 


gebliebenen Bestandtheile des Körperplasmas theilweise in Soda gelöst wurden. Als ich die Versuche in um- 
gekehrter Richtung wiederholte, erwies es sich, dass das Eetoplasma, Cilien und andere ectoplasmatische 
Gebilde deutlicher hervortraten, indem nämlich gewisse Bestandtheile aufgelöst wurden. Die besten Resul- 
tate bei dieser Behandlung werden erzielt, wenn man zu den mit Ösmiumsäure abgetödteten Exemplaren 
1—2 Tropfen ganz schwacher (3—5°/o) Sodalösung zusetzt und den Tropfen Y/—!/s Stunde frei stehen lässt. 
Dabei verdunstet das Wasser, die Lösung wird eoneentrirter und wirkt somit nur allmählich ein; beim plötz- 
lichen Zusatz von verhältnissmässig stärkeren Lösungen treten bei einigen Infusorien Schrumpfungen ein, 
welche die Untersuchung der feineren Bauverhältnisse sehr beeinträchtigen. Diese Methode hat sich für das 
Studium der Cilien und undulirenden Membranen so bewährt, dass ich sie nicht genug empfehlen kann. 

Geht man darauf aus, die Thiere von verschiedenen Seiten zu betrachten, so ist es rathsam die 
Objeete in Glycerin überzuführen. Man bedient sich hier ebenfalls einer in Wasser verdünnten Glycerin- 
lösung und lässt nachträglich das Wasser allmählich verdunsten. Diese in Glycerin eingeschlossenen Prä- 
parate lassen sich nämlich auf die oben beschriebene Weise bedeutend besser als in Wasser wälzen. 

Zum Nachweisen der Makro- und Mikronuclei sind ausser der Isolirung auch Färbungsversuche ge- 
macht worden. Am geeignetsten erwies sich Grenacher’s Alauncarmin, bei vorheriger Fixirung mit 
dem Flemming’schen Gemische von Chrom-Essig-OÖsmiumsäure, welches ziemlich reine Kernfärbungen 
ergiebt und eine kurze Einwirkungszeit verlangt. Diese Manipulation wird bedeutend vereinfacht durch An- 
wendung von Jodgrünessigsäure (1% Essigsäure, der eine Spur von Jodgrün zugesetzt wird), welche 
gleichzeitig als Fixirungs- und Färbungsflüssigkeit wirkt. Was die feineren Structurverhältnisse der Kerne 
betrifft, so wurden sie an isolirten, abgetödteten und gefärbten Kernen studirt. 

Ich wende mich nun zur Beschreibung der einzelnen von mir untersuchten Gattungen und Arten 
der holotrichen Infusorien. 


1. Urotricha farcta. Clap. und Lach 


Claparede und Lachmann 13; pag. 314—316, Taf. XVIII, Fig. 9. 
Diesing 22; pag. 528. 
Kent 38; pag. 505, Taf. XXVII, Fig. 2. 
Bütschli 10; pag. 1347, 1351, Taf. LVII, Fig. 1. 
Synon.: U. platystoma. Stokes 65; pag. 101, Taf. I, Fig. 7. 
?Balanitozoon agile Stokes 65; pag. 109-110, Taf. I, Fig. 19. 


Mar Tesehior le 

Sehr klein von 0,02—0,024 mm Länge und 0,016—0,02 mm Breite. Körper etwa birnförmig, hinten 
abgestutzt nach vorne halsförmig verengt, mit einer Mundöffnung an der Spitze. 

Der Körper wird von feinen und langen, ziemlich dicht stehenden Cilien bedeckt. Dieselben sind 
auf kleinen Papillen eingepflanzt, welche im optischen Durchschnitte als deutliche halbkugelige Erhebungen 
erscheinen. Diese Cilienpapillen stehen in Längsreihen und verursachen die Längsstreifung des Körpers. 

Das aborale Körperende ist unbewimpert, dagegen mit einer langen (0,016 mm) Fühlborste (b) 
(früher als Springborste bezeichnet) versehen. Dieselbe ist in einer kleinen Vertiefung eingepflanzt, verdünnt 
sich allmählich gegen das Ende und steht schief zur Längsachse des Thieres. 


Das Eetoplasma (ek) ist sehr dünn und besitzt einen radiären Bau, aus welchem Grunde man 
wohl annehmen muss, dass es der Alveolarschicht entspricht. Die äusserste Grenze derselben bildet eine 
sehr dünne Pellicula (p). . 

Das Entoplasma erscheint äusserst feinkörnig und von kleinen, stark lichtbrechenden Kör- 
perchen erfüllt. 

Der Mund (o) liest an der Spitze des halsartigen Vorderendes und wird von kleinen Cilien umgeben, 
die fortwährend flimmern und eine lippenartige Erhebung vortäuschen. Auch stehen die Körpereilien am 
Vorderende dichter als am ganzen Körper. Vom Munde entspringt ein kurzer, röhrenförmiger Schlund (oe), 
der sich nach hinten stwas verengt. Um den Schlund lassen sich sehr dünne, stäbchenartige Gebilde er- 
kennen, welche jedoch wenig scharf hervortreten. 

Die Afteröffnung (a) liegt dem Munde gerade entgegengesetzt auf der unbewimperten Körperfläche. 
Man gewahrt sie nur während der Ausstossung des Koths. 

Unweit des Afters, ebenfalls am Hinterende des Körpers, aber seitlich liegt die contractile Va- 
cuale (ec. v.), welche in der Nähe der Ansatzstelle der Fühlborste nach aussen mündet. Die Oeffnung selbst 
wurde nicht direet beobachtet, jedoch lässt sich ihre Lage daran erkennen, dass die contractile Vacuole sich 
immer nach einer Stelle zusammenzieht, wo natürlich der Porus sich finden muss. 

In der Mitte des Körpers, oder etwas mehr dem Hinterende zu findet sich em grosser, kugeliger 
Makronucleus (N) mit einem kleinen anliegenden Mikronucleus (nel). Im lebenden Zustand erscheint 
ersterer fast homogen und stark lichtbrechend. Nach der Behandlung mit Reagentien kommt eine zarte 
Membran und eine äusserst feinmaschige Netzstructur zum Vorschein; der Mikronucleus ist zu klein, als 
dass man etwas von seiner Structur erkennen konnte. 

Das beschriebene Thierchen kommt ziemlich häufig vor und tritt dann in grösseren Mengen auf. 
Es lebt im Schlamme zwischen Algen und verabscheut putreseirende Infusionen nicht. Vermöge der langen, 
feinen Cilien, die, wie es scheint, ohne jegliche Ordnung bewegt werden, schwimmt es ziemlich rasch umher. 
Bei der Fortbewegung geht das Vorderende immer voran, wobei der Körper sich um seine Längsachse dreht. 
Es schwimmt gewöhnlich ir grossen Kreisen umher, kann jedoch ganz unerwartet die Richtung wechseln, 
woran die Fühlborste Antheil zu nehmen scheint. Zuweilen bleibt es ruhig an einem Platze liegen und 
streckt dann die Cilien bewegungslos aus. Nach einer solchen Ruhepause fährt es öfters plötzlich auf, macht 
einen Sprung und bewegt sich ruhig weiter fort. 

Der Körper ist elastisch und formbeständig; er erscheint farblos und durchsichtig, kann aber infolge 
der aufgenommenen Nahrung ganz undurchsichtig werden. Das Thier ist sehr gefrässig und ernährt sich von 
einzelligen Algen. Bei der Nahrungsaufnahme kann der Schlund bedeutend erweitert werden, wobei die 
stäbehenartigen Gebilde besser zu erkennen sind. 

U. fareta wurde zuerst von Claparede und Lachmann (13; pag. 314—316) beschrieben, jedoch 
sahen sie weder den Schlund, noch die ihn umgebenden stäbchenartigen Gebilde Die lippenartige Hervor- 
wölbung, welche nach ihnen den Mund umgeben soll, beruht auf den kleinen, sehr dieht aneinander- 
stehenden Cilien, welche diese Hervorwölbung vortäuschen. Auch ist von diesen Forschern weder die 
Körperstreifung, noch die Bewimperung richtig erkannt worden, insofern sie die erstere schaubig zeichnen 
und den Körper total bewimpert abbilden. Die von Stokes als U. platystoma (65 p. 101) beschriebene 


Form scheint wegen der allgemeinen Körpergestalt, wie der Lage der Mundöffnung und Fühlborste mit 
U. fareta identisch zu sein; sie würde sich nur durch eine beträchtlichere Grösse (Ysso engl. Zoll = 
0,038 mm) auszeichnen. Er fand bei ihr einen röhrenförmigen Schlund, ohne jedoch die Stäbchen zu erkennen; 
die Bewimperung soll nach ihm eine totale sein. Auch ist sehr wahrscheinlich, dass das von demselben 
Forscher als Balanitozoon agile (n. g. et sp.) (65; pag. 109—110) beschriebene Infusor ebenfalls die 
U. fareta ist. Balanitozoon agile soll sich nur durch das unbewimperte hintere Körperende unterscheiden 
— eine Eigenschaft, welche nach meiner Beobachtung auch der U. fareta zukommt, nur mit dem Unter- 
schiede, dass nach Stokes bei Balanitozoon das ganze hintere Körperdrittel unbewimpert erscheint. 


2. Urotricha lagenula. Kent. 


Kent 38; pag. 505, Taf. XXVIL, Fig. 1. 
Bütschli 10; pag. 1547. 
Synon.: Holophrya. Lieberkühn 42; Taf. 212—213, Fig. 3—5. 
? Pantotrichum lagenula. Ehrenberg 27; pag. 248, Taf. XXII, Fig. 9. 


Tal mRı07 >> 

Mittelgrosse Thiere (bedeutend grösser als die vorige Art) von 0,08—0,01 mm Länge und 0,05 — 
0,068 mm Breite. 

Körper flaschen- oder birnförmig, mit vollkommen abgerundetem Hinterende und halsförmig aus- 
gezogenem, kurzem. Vorderende. Mundöffnung polar. 

Der ganze Körper ist total bewimpert. Die Cilien sind verhältnissmässig nicht sehr lang und sitzen 
auf kleinen Papillen, weiche in Längsreihen angeordnet sind. Diese dicht aneinander stehenden Cilien- 
papillen, welche die Längsstreifung des Körpers bedingen, scheinen in seichten Furchen zu stehen, da sie 
erst bei tiefer Einstellung deutlicher zu sehen sind — eine Erscheinung, welche auch bei anderen Infusorien 
(Holophrya, Prorodon) anzutreffen ist. Am Vorderende stehen die Cilien sehr dicht beisammen und nehmen 
gegen das Hinderende allmählich an Dichte ab, woselbst sie ziemlich spärlich vorhanden sind. Am Hinter- 
ende sind 3—4 bedeutend längere, ziemlich steife Fühlborsten (b) eingepflanzt. 

Die Pellicula (p) ist sehr dünn. Das Ectoplasma (ek) erscheint hyalin, ziemlich stark licht- 
brechend und anscheinend structurlos. Das Entoplasma ist feinnetzig granulirt, mit’ körnigen Einschlüssen; 
auch enthält es einzelne, stark lichtbrechende Körperchen. 

Die Mundöffnung (o) ist rundlich und liegt am vorderen Körperpole:; von ihr entspringt ein röhren- 
förmiger oder vielmehr etwas kegelförmiger, diekwandiger Sehlund (oe), welcher von stäbchenartigen Gebilden 
(st) umgeben wird und ein birnförmiges Lumen besitzt. Der Bau des Schlundes entspricht vollkommen dem 
von Holophrya und Prorodon, bei welchen er infolge der grösseren Dimensionen der Thiere deutlicher zu 
sehen ist und auf dessen Schilderung ich später eingehen werde. 

Der After (a) liegt terminal, unweit der Fühlborsten, in deren unmittelbaren Nähe auch die ziem- 
lich grosse eontractile Vacuole (ce. v.) nach aussen ausmündet. 

Der kugelige, grosse Makronucleus (N) liegt etwas subcentral und wird stets von einem kleinen 
Mikronucleus (nel) begleitet, welcher anscheinend eine feinstreifige Struetur besitzt. 


U. lagenula kommt bedeutend seltener, als die vorige Art vor; auch tritt sie nie in solch grossen 


Bibliotheca zoologica. Heft 3. 2 


N 


Massen auf. Die Bewegungserscheinungen sind fast dieselben wie bei U. farcta, sodass ieh nichts hinzu- 
zufügen habe. Interessant ist nur das Verhalten der Fühlborsten beim Wechsel der Bewegungsrichtung. 
Diese Borsten sind gewöhnlich bewegungslos und werden vom Thiere so zu sagen nachgeschleppt. Beab- 
sichtigt es aber bei seinem Umherschwimmen eine andere Richtung einzuschlagen, so schlägt es ein paar- 
mal mit dem Borstenbündel, oder verleiht ihm auf einen Augenblick eine schiefe Stellung, worauf eine Ver- 
änderung der Bewegungsrichtung erfolgt. Ich glaube daraus schliessen zu düffen, dass diese Gebilde auch 
zum Steuern gebraucht werden. 

Der Körper ist gelblich, jedoch scheint die Farbe mit der Quantität und Art der aufgenommenen 
Nahrung in Beziehung zu stehen. Gewöhnlich ernährt sich U. lagenula von Algen, nimmt aber mit grosser 
Vorliebe auch Fetttropfen auf. Während der Nahrungsaufnahme erweitert sich der Schlund sammt seiner 
Wandung ganz bedeutend, so dass Nahrungskörper aufgenommen werden können, deren Durchmesser den 
der Mundöffnung um das Zehnfache überbietet. 

U. lagenula wurde zuerst von Kent (38; pag. 505) obgleich ziemlich mangelhaft beschrieben. So 
erwähnt er nichts von dem Vorhandensein eines Kerns und eines besonderen, mit Stäbchen versehenen 
Schlundapparates; er bildet nur die Lage der Mundöffnung ab. Er glaubt ferner nur eine Fühlborste 
gesehen zu haben. Es ist sehr fraglich, ob Ehrenberg’s Pantotrichum lagenula (27) als synonym 
mit U. lagenula aufgefasst werden kann. Jedenfalls ist die Beschreibung desselben (pag. 248) nicht aus- 
reichend genug dafür und weniger die beigefüste Abbildung (Taf. XXII Fig. 9), welche sogar an die Identität 
mit einer Flagellate (Trachelomonas hispida) zu denken veranlasst. 


3. Holophrya discolor. Ehrbg. 


Ehrenberg 27; pag. 314, Taf. XXXIJ, Fig. 8. 

Dujardin 24; pag. 500. 

Claparede und Lachmann 13; pag. 314. 

Stein 60; pag. 95. 

Kent 38; pag. 499. 

Bütschli 10; pag. 1298, Fig. 14e, pag. 1362, 1371, 1421—22, Taf. LVI, Fig. 7. 

Synon:? H. brunnea. Dujardin 24; pag. 499—500, Taf. XII, Fig. 1. 
H. Kessleri. Mereschkowsky 46; pag. 257—258, Taf. II, Fig. 5 und 5a; auch 47; pag. 171— 
172, Taf. X, Fig. 29—30. 
Enchelys discolor. Diesing 22; pag. 526. 
Taf. I, Fig. 3—8. 

Mittelgrosse Thiere von 0,095—0,13 mm Länge und 0,06--0,05 mm Breite. Körper contractil, 
daher die Gestalt wechselnd; in den meisten Fällen länglich oval, am Vorderende bedeutend breiter, als am 
hinteren, jedoch an beiden Enden abgerundet. Zuweilen vollkommen ellipsoidal, ja sogar fast kugelförmig. 
Mundöffnung (Fig. 3 0) polar. 

Die feinen, ziemlich dicht stehenden Cilien sind über den ganzen Körper verbreitet und in Längs- 
reihen angeordnet. Diese Längsreihen sind sehr schmal und bilden Einsenkungen der Körperoberfläche 
(Fig. 3, 4 und 6), sodass sie als seichte Furchen aufzufassen sind. Zwischen denselben liegen bedeutend 
breitere eilienfreie Längsstreifen oder Bänder, welche convex vorspringen und als Rippenstreifen (Bütschli) zu 
bezeichnen wären. Infolge dieser untereinander abwechselnden schmalen Längsfurchen und breiten, convex auf- 


ee 


gewölbten Rippenstreifen erscheint der Körper bei Polaransichten (Fig. 4 und 6) am Umfange deutlich gekerbt, 
wobei die Kerben selbstredend durch die Längsfurchen bedingt werden. In den Einkerbungen, resp. 
Furehen, stehen auf einzelnen kleinen Papillen die Körpereilien (el) eingepflanzt, wodurch der Grund der 
Furchen selbst schwach erhaben erscheint. 


Die Zahl der Furchen beträgt gewöhnlich 32. Auch gelang es mir (siehe den Anhang), wenn 
auch annähernd, die Zahl der gesammten Körpereilien zu bestimmen, welche bei einer Form von 0,096 mm 
Länge und 0,062 mm Breite auf 1400 zu schätzen wäre. 

Die Wimperreihen reichen nicht ganz bis zur Mundöffnung, sondern stossen auf ein kleines, ellip- 
tisches Mundfeldehen (Fig. 4 Mf), in dessen Mitte die spaltförmige Mundöffnung gelegen ist. Dieses Feldchen 
ist bedeutend feiner als der übrige Körper, radiär gestreift und sehr dicht mit anscheinend etwas kürzeren 
Cilien besetzt. Die Streifen selbst sind ebenfalls nur der optische Ausdruck der in radiären Reihen dicht an- 
einander sitzenden Oilien, welche, wie alle Cilien, an kleinen Papillen befestigt sind. 

Die Pellicula (p) erscheint als ein äusserst dünner, stark glänzender Körpersaum, unterhalb deren 
eine schmale, ziemlich stark lichtbrechende Alveolarschicht (al) gelegen ist. 

Unterhalb derselben befinden sich noch besondere Fibrillen — die sogenannten Myophane (Häckel) 
oder Myoneme (Bütschli), welche die Contractionen des Körpers bedingen. Diese Längsfibrillen (Fig. 7 f) 
sind sehr dünn und zeichnen sich durch recht starkes Lichtbrechungsvermögen aus; sie sind in besondere helle 
Kanäle (k) eingelagert, welche, nach ihrem optischen Verhalten zu urtheilen, wahrscheinlich von einer flüssigen 
Masse erfüllt sind. Die Kanäle mit den ihrer Umrandung anliegenden Fibrillen verlaufen unterhalb der 
Cilienfurchen und sind wahrscheinlich durch Einsenkung aus der Alveolarschicht entstanden. Auf dem 
optischen Querschnitte erscheinen die Fibrillenkanäle (Fig. 4 und 6k) als rundliche helle Bläschen, an deren 
Wand, und zwar stets an der rechten Seite (in Bezug auf den Beobachter), der dunkle (Querschnitt der 
Fibrille (f) liegt. Diese Bläschen liegen stets unterhalb der Cilienfurche und hängen derselben durch einen 
sehr dünnen Verbindungskanal an, welcher unzweifelhaft darauf hindeutet, dass der Fibrillenkanal aus der 
Alveolarschicht entstanden ist und später eine Einsenkung erfahren hat. An solchen optischen Querschnitten 
sieht man auch, dass die Cilien (el) stets näher der einen Seite der Furche, und zwar unmittelbar über 
der Muskelfibrille, eingepflanzt sind. 

Das Entoplasma (Fig. 5 en) ist netzig-granulös und gewöhnlich mit verschiedenartigen Nahrungs- 
körpern (nk) und unverdauten Resten solcher vollgepfropft. Ausserdem findet man noch kleine stark licht- 
brechende Körperchen eingelagert. Das ganze Entoplasma ist in fortwährender Cireulation begriffen. 

Die Mundöffnung (o) erscheint von vorn betrachtet als ein unregelmässig begrenzter Spalt, welcher 
ebenso wie der anliegende Schlund sehr erweiterungsfähig ist. Der Schlund (Fig. 3 und 5 oe) ist röhren- 
förmig, vorn etwas kugelig angeschwollen und nach hinten verengt. Er besitzt eine sehr dicke Wand 
(Fig. 5 oe. w), welche aus einer dichteren, besonders differenzirten Protoplasmapartie besteht. Sein Aussen- 
rand wird von langen stäbchenartigen Gebilden (st) umgeben, welche untereinander nicht verbunden sind 
und einen etwas schraubigen Verlauf besitzen. Die Alveolarschicht des Eetoplasmas (al) reicht nur bis an 
die Schlundwandung, so dass wir uns dieselbe durch Differenzirung und Einsenkung des Ectoplasmas hervor- 


gegangen zu denken haben. Im gewöhnlichen Zustande ist der Schlund vollkommen geschlossen bis auf 
o* 


me, aa, DAR 


das vorderste Ende, in welchem man ein birnförmig erweitertes Lumen gewahrt (Fig. 3). Bei der Nahrungs- 
aufnahme erweitert sich der Schlund ganz bedeutend, es entsteht ein breites, kegelförmiges Lumen (Fig. 5), 
welches durch den ganzen Schlund zu verfolgen ist und das Eindringen der Nahrung in das Entoplasma 
ermöglicht. 

Der After (a) liegt genau am hinteren Körperpole. Ein klein wenig vor dem After liegt in 
einem der Rippenstreifen der Porus der contractilen Vacuole (Fig. 3 p. e). Kurz vor der Systole treten 
um die eontraetile Vacuole mehrere kleine Vacuolen auf, welche nach stattgefundener Entleerung der con- 
tractilen Vacuole zusammenfliessen und die erste Anlage einer neuen bilden. Während der ganzen Diastole 
treten radiär um dieselbe ganze Reihen von verschieden grossen Vacuolen auf, die allmählich mit der 
grossen Vacuole verschmelzen. 
Der Makronucleus (Fig. 3 und 5 N) ist ziemlich gross (bis 0,04 mm), nierenförmig und wird stets 
von einem, gewöhnlich seiner concaven Seite anliegenden Mikronucleus (nel) begleitet. Im lebenden Zu- 
stande erscheint der Kern netzig gekörnt. Behandelt man ihn mit Reagentien, so kommt die Membran, 
wie die Netzstructur noch deutlicher zum Vorschein. Ausserdem gewahrt man dann im Gerüstwerke 
noch einzelne, kleine, rundliche Binnenkörperchen eingelagert. Dieselben sind deutlich begrenzt und ent- 
halten in ihrer Mitte ein kleines stark liehtbrechendes Körperchen, von welchem radiär zur Peripherie 
Fäserchen ausgehen. Der Mikronueleus ist ellipsoidal, homogen und ziemlich stark lichtbrechend. An isolirten 
und gefärbten Mikronuclei bemerkt man eine äusserst feine Hülle und ein eigenthümliches Verhalten der 
Kemsubstanz. Die eine Hälfte ist streifig-körnig gebaut und nimmt besierig Farbstoffe auf, wogegen die 
andere homogen bleibt und fast gar nicht tringirt wird. Wir hätten somit schon im ruhenden Zustande des 
Mikronucleus eine Scheidung seiner Substanz in einen chromatischen und achromatischen Abschnitt — eine 
Erscheinung, die bei vielen Ciliaten durchaus nicht selten ist. 

Holophrya discolor gehört nicht zu den gemeinsten Infusorien, wenigstens habe ich sie ziemlich 
selten angetroffen. Sie lebt an der Oberfläche zwischen Algen und scheint Fäulniss nicht zu ertragen. Ihre 
Bewegungen, welche meist Vorwärtsbewegungen sind, die von Rotationen begleitet werden, sind ziemlich 
rasch und behende. Dabei sind die feinen dicht aneinander stehenden Körpereilien immer nach hinten 
gerichtet; nur die am vorderen Körperpole stehenden Cilien schlagen nach der Mundöffnung und können 
eventuell eine lippenartige Erhebung vortäuschen. Das Thier kann sich auch rückwärts bewegen; jedoch 
kommt dies ziemlich selten vor und erfolet nur auf sehr kleine Strecken. 

Der Körper ist ziemlich eontractil und daher metabolisch. Die Farbe ist meist weisslichgrau, jedoch 
sehr wechselnd und steht mit der Art der aufgenommenen Nahrung in Beziehung. Dieselbe kann sehr ver- 
schieden sein, jedoch scheint das Thier eine besondere Vorliebe für thierische Fette (Crustaceen) zu haben. 
Es ist sehr gefrässig und ist zuweilen von Nahrungskörpern so erfüllt, dass der Körper seine Gestalt voll- 
kommen verändern kann. 

Alle Beschreibungen, welch über H. dis’color vorliegen, sind sehr mangelhaft und beziehen sich nur 
auf die allgemeine Körpergestalt, Lage des Mundes u. s. w. Ueber die feineren Verhältnisse, wie den Bau 
des Schlundes, des Ectoplasmas und besonders der Muskelfibrillen liegen gar keine Angaben vor. Was den 
Nueleus betrifft, so will Stein (60; pag. 95) einen bandförmigen gesehen haben. Jedoch kann seine Gestalt 
für die Aufstellung einer neuen Art nicht ausreichend betrachtet werden. Aus diesem Grunde halte 


Ben 


ich die Aufstellung der Holophrya Kessleri von Mereschkowsky (46 und 47) für unbegründet, welche 
sich nur durch die Gestalt des Makronucleus und besondeie Rippen (Rippenstreifen) — die ja allen Holophrya 
und Prorodon zukommen — von allen übrigen Holophrya-Arten unterscheiden soll (pag. 172). Gleichfalls 
möchte ich sehr bezweifeln, ob die Dujardin’sche H. brunnea (24; pag. 499—500), welche bekanntlich nur 
durch ihre Körpergestalt und Farbe von H. discolor sich unterscheidet, wirklich eine selbstständige Art 
bildet. Die oben beschriebene Unbeständigkeit der Körpergestalt und Farbe scheint mir sehr dafür zu sprechen, 
dass dieselben nieht zur Artunterscheidung verwendet werden können. 


4. Prorodon teres. Kihrbg. 


Ehrenberg 27; pag. 316, Taf. XXXII, Fig. 11. 

Dujardin 24; pag. 501. 

Cohn 16; pag. 269—273, Taf. XIII, Fig. 1—6. 

Perty 50; pag. 147. 

Claparöde und Lachmann 13; pag. 319. 

Stein 60; pag. 82, 90, 96 und 100 auch 62; pag. 169. 

Diesing 22; pag. 539. 

Kent 38; pag. 492. 

Bütschli 10; pag. 1361—62, 1371, 1421, 1422, 1428, Taf. LVII, Fig. 3a—d. 

Synon: P. griseus. Claparöde und Lachmann 13; pag. 319, Taf. XVII, Fig. 3. 
Taf. I, Fig. 9-13. 

Mittelgrosse bis grosse Thiere von 0,08—0,25 mm Länge und 0,05—0,17 mm Breite. 

Diese Form schliesst sich unmittelbar an Holophrya an, sowohl wegen den allgemeinen Organisations- 
verhältnissen wie auch infolge der ganzen Lebensweise. Aus diesem Grunde können wir bei der Beschreibung 
derselben uns ziemlich kurz fassen. 

Körper meist ellipsoidal bis kugelförmig, contraetil, daher auch unbeständig in der Form. Mund- 
öfmung (0) polar, oder unbedeutend seitwärts verschoben. 

Die Körpereilien sind fein und stehen auf kleinen Papillen in seichten Längsfurchen sehr dicht an 
einander. Zwischen diesen Längsfurchen, welche die Körperstreifung bedingen, befinden sich die convex auf- 
gewölbten Rippenstreifen (wie bei Holophrya). Am hinteren Körperende sind die Cilien unbedeutend länger 
als am übrigen Körper. Am vorderen Körperpole befindet sich (ebenso wie bei Holophrya) ein elliptisches 
Mundfeldehen (Mf.), welches dichter als der übrige Körper gestreift und bewimpert ist und in dessen Mitte 
die Mundöffnung liegt. 

Prorodon teres besitzt eine deutliche, ziemlich breite Alveolarschicht (al), welche von einer sehr 
dünnen Pellieula (p) umgeben wird. Unterhalb den Cilienfurchen ziehen Myoneme (Fig. 10 und 11 f) hin, 
welche in ihrem Bau denen der Holophrya vollkommen entsprechen. Das Entoplasma (en) ist körnig und 
von Nahrungskörpern erfüllt. 

Eine gewisse Besonderheit bietet der Bau des Mundes und Schlundes dar. Bei dieser Form 
findet man eine weiter vorgeschrittene Ausbildung des Schlundapparates als bei Holophrya. Die Mund- 
öffnung (Fig. 10 0) bildet einen länglichen Spalt, dessen Umrisse unregelmässig und unbeständig sind. 
Vom Munde führt ein ziemlich langer, röhrenförmiger, nach hinten etwas kegelförmig zugespitzter Schlund 


ee Pu 


(oe), dessen dieke Wandung (oe. w.) aus dichterem Protoplasma besteht. In der Schlundachse bemerkt 
man ein schmales kegelförmiges Lumen, welches bei der Nahrungsaufnahme (Fig. 11) zu einem breiten 
Rohre erweitert wird. Der Schlund wird von einem besonderen, ebenfalls kegelförmigen Gebilde umgeben, 
welches schon von Ehrenberg als reusenartiger Schlundapparat beschrieben wurde. Dieser Apparat be- 
steht aus dünnen, dicht beisammen liegenden, etwas schraubig verlaufenden Stäbchen (st), welche unter 
einander verbunden sein müssen, da der ganze Apparat vorstreckbar ist, und beim Zerfliessen des Thieres als 
ein zusammenhängendes Gebilde zu isoliren ist. Der ganze Stäbchenapparat kann sich frei an der äusseren 
Schlundwandung bewegen und demnach entweder in den Körper eingezogen oder stark nach vorne vorgestreckt 
werden, wobei dann die Mundöffnung wie von einem lippenartigen Wulst umgeben erscheint. 

Der After (a) liegt am Hinterende des Körpers terminal oder subterminal. Unweit desselben be- 
findet sich auch die contractile Vacuole (ec. v.), welche in einem der Rippenstreifen durch einen besonderen 
Porus (p. e.) nach aussen mündet. Von dieser grossen Vacuole gehen radiär 4 Reihen von Vacuolen aus, 
die unterhalb der Alveolarschieht gelegen sind und an Grösse allmählich nach worn abnehmen. Unmittelbar 
nach der erfolgten Systole fliessen die vier grösseren Vacuolen zu einer neuen zusammen; die anderen treten 
an die Stelle der vorhergehenden und schwellen während der Diastole allmählich an. 

Der Makronucleus (N) ist ellipsoidal und liegt in der Mitte des Körpers oder etwas mehr dem 
Hinterende zu. Er wird immer von einem kleinen Mikronucleus (nel) begleitet. Im lebenden Zustande 
erscheint der Kern homogen, mit einem dunkleren Binnenkörper, welcher mit der Kernwandung durch 
dunkle Verbindungsbrücken in Zusammenhange zu stehen scheint. Bei Behandlung mit Reagentien (Fig. 13) 
kommt seine Netzstructur zum Vorschein. Dieselbe lässt sich an der Kernwandung, um den Binnenkörper 
und in den Verbindungsbalken wahrnehmen, wogegen die dazwischenliegenden Partieen fast homogen erscheinen 
und demnach als Vacuolen aufzufassen wären. Der Binnenkörper zeigt eine sehr feinnetzige Structur. Bei 
der Fixirung kommt auch die Kernmembran mit Deutlichkeit zum Vorschein. Der Mikronucleus besitzt eben- 
falls eine Hülle und besteht aus einer grösseren, streifigen, chromatischen und einer kleineren, homogenen 
(achromatischen) Hälfte. 

Prorodon teres wird ziemlich häufig angetroffen, gehört aber nicht zu den gemeinsten Infusorien. 
Er schwimmt immer mit dem Vorderende voran unter fortwährender Rotationsbewegung. Der Körper ist 
ziemlich contractil und verändert daher seine Form. Die Farbe ist ebenfalls sehr wechselnd und scheint mit 
der Art der Nahrung in Beziehung zu stehen; in den meisten Fällen ist sie bräunlich grau. Die Nahrung 
besteht aus Algen oder thierischen Fetttropfen. 

Obgleich P. teres von vielen Forschern beschrieben wurde, besitzen wir in der Literatur nur die‘ 
eine Abbildung, welche von Ehrenberg (27; Taf. XXXI, Fig. 9) gegeben wurde. Die Alveolarschicht, 
sowie der Bau des Schlundapparates und sein Verhältniss zum Schlunde ist schon von Bütschli (1874) 
erkannt worden. 

Die Arten der Gattung Prorodon sind bis jetzt in Bezug auf ihre Verschiedenheit sehr mangelhaft 
charakterisirt. Es scheint mir daher sehr wahrscheinlich, dass eine Neuuntersuchung die grosse Zahl der 
beschriebenen Arten auf wenige reduciren würde. Vorläufig möchte ich nur die Identität von P. griseus 
Cl. und L. mit der eben beschriebenen Art behaupten. 


5. Didinium Balbianii. Bütschli. 

Bütschli 10; pag. 1286, 1338, 1364, 1369, 1395, Taf. LVIII, Fig. 4a—b. 

Synon: Monodinium Balbianii. Fabre-Domergue 32; pag. 35—39, Taf. IV, Fig. 43—50. 
Taf. I, Fig. 14 — 21. 

Kleine Thiere von 0,05—0,08 mm Länge und 0,03—0,05 mm Breite. Körper mehr oder weniger 
fingerhut- oder glockenförmig, hinten abgerundet, vorne gerade abgestutzt und in einen kegelförmigen, ver- 
änderlichen Mundzapfen ausgezogen. Der ganze Körper ist contractil, sodass das Hinterende spitzer oder 
flacher erscheinen kann; auch kann der Zapfen im verschiedenen Grade vorgestreckt und eingezogen werden, 
sodass er zuweilen die Gestalt eines kleinen Hügels annimmt (Fig. 14 und 21). An der Spitze des Zapfens 
befindet sich die Mundöffnung (0). 

Am Rande des abgestutzten Vorderendes befindet sich ein Kranz ziemlich langer Cilien (W), 
welche in kleinen Reihen sehr dicht angeordnet sind. Dieselben erscheinen auf den ersten Blick 
membranellenartig und an der Spitze zerfasert; es fällt aber nicht schwer sieh zu überzeugen, dass es 
einzelne Cilien sind, gewöhnlich 6 an der Zahl (Fig. 17), welche sehr nahe aneinander stehen und an 
der Basis wie verklebt erscheinen. Von jeder soleher Cilienreihe lässt sich ein Längsstreifen nach dem 
Vorder- und Hinterende verfolgen, wobei er nach hinten einen etwas schraubigen Verlauf annimmt. Diese 
Längsstreifen sind seichte Vertiefungen oder Furchen und tragen in ihrer ganzen Ausdehnung kleine punkt- 
artige Erhebungen, die mit Cilienpapillen zu vergleichen sind. Es liegt die Vermuthung sehr nahe, dass 
diese Längsstreifen von den ursprünglich vorhanden gewesenen Wimperreihen abzuleiten sind, indem bei 
der stattgefundenen Reduktion der Cilien die letzteren sich auf einen Kranz beschränkten und nur die 
Papillen zurückblieben. 

Das Ektoplasma (ek), umgeben von einer zarten Pellicula erscheint homogen. Das Entoplasma 
(en) ist deutlich netzartig und enthält viele kleine stark lichtbrechende Körperehen. Es ist in einer fort- 
währenden, ziemlich starken Cireulation begriffen; dieselbe geht so energisch vor sich, dass nicht nur die 
Nahrungskörper (nk), oder die eventuell vorhandenen Zoochlorellen (z) mitgeführt werden, sondern auch 
der Kern (N) fortwährend seine Lage verändert. 

Der Mund (o) liegt an der Spitze des zapfenartigen Vorderendes und bildet eine kleine rundliche 
Oeffnung, die sehr erweiterungsfähig ist. Es ist kein eigentlicher Sehlund vorhanden, da ich nichts von 
einer besonders differenzirten Schlundwandung sehen konnte. Um die Mundöffnung steht ein Bündel sehr 
langer, dünner Stäbchen (st), welche unter einander nicht verbunden sind (Fig. 16). Sie besitzen einen 
schraubigen Verlauf und können ziemlich weit nach hinten ziehen. Ja bei einigen Exemplaren waren diese 
Stäbchen so lang, dass sie am Hinterende des Körpers (Fig. 15 st) umbogen urd noch eine Strecke nach 
vorne zogen. Die Stäbehen stehen nicht in einem Kreise um den Mund (wie bei Urotricha oder Holophrya), 
sondern ziemlich unregelmässig und divergiren dem Hinterende zu, so dass das ganze Stäbehenbündel eine 
kegelförmige Gestalt besitzt. Bei der Nahrungsaufnahme erweitert sich die Mundöffnung ganz bedeutend, 
das Stäbehenbündel geht weit auseinander, was eine Aufnahme von relativ grossen Nahrungskörpern 
ermöglicht. Ich konnte niehts von einem Nahrungskanal oder einer Nahrungshöhle, welche kontinuirlich vom 
Munde zu After ziehen soll, wie es Balbiani bei Didinium nasutum (4; pag. 379—381) beobachtet hatte, 


A 


wahrnehmen. Für diese Art wenigstens möchte ich mit voller Bestimmtheit behaupten, dass solch’ em Kanal 
nicht vorhanden ist. Ich verfolgte mehrere Male die Nahrungsaufnahme, Verdauung und Nahrungsaus- 
stossung mit starken Systemen und sah nichts von einem kontinuirlichen Kanale. Ausserdem spricht gegen 
diese Annahme die Lage der Nahrungskörper, welche in verschiedenen Theilen des Plasmas anzutreffen sind. 
Auch konnte ich nichts von einem zungenartigen Organe bemerken, welches nach Balbiani von D. nasutum 
beim Ergreifen der Beute (Paramaecium) aus der Mundöffnung bervorgestreckt werden soll (4; pag. 379, 
Taf. XVII, Fig. 6) und den Zweck hat, mit seinem freien Ende sich an die Beute zu befestigen, um die- 
selbe beim Zurückziehen in die Nahrungshöhle zu befördern. 

Der After (a) liegt am Hinterende des Körpers. Dicht neben ihm findet sich auch die con- 
tractile Vacuole (e. v.). 

Der Makronucleus (N) ist ziemlich gross, hufeisenförmig und lässt eine netzige Struetur erkennen. 
Er liegt in der Mitte des Körpers und verändert infolge der Plasmaeireulation fortwährend seine Lage. An 
seiner convexen. Seite bemerkt man immer einen kleinen, homogenen Mikronucleus (nel) anliegen. An 
fixirten Hauptkernen (Fig. 18) unterscheidet man deutlich eine Kernmembran und im Netzwerke einzelne 
kleine, stark lichtbrechende Körperchen. Der Mikronucleus zeigt die erwähnte Sonderung des Chromatins und 
Achromatins. h 

Bei beginnender Theilung (Fig. 20) nimmt der Makronueleus (N) eine cylindrische Gestalt an; 
seine Structur verändert sich und wird, wie bei den meisten Infusorien, aus der netzigen zur streifigen oder 
vielmehr feinfaserigen (Knäuelstadium), worauf die Zweitheilung des Kerns erfolet. Die Structurveränderungen 
am Mikronucleus sind nicht näher untersucht worden. Wenn diese Veränderungen sich am Kern ab- 
spielen, entsteht am Beginn des hinteren Körperdrittels ein zweiter Wimperkranz (Wı) und zwar so, dass die 
Cilien aus den beschriebenen Längsreihen hervorsprossen. Zuerst sind sie sehr klein und weniger an der 
Zahl (3—4 Cilien in jeder Längsreihe); darauf nehmen sie allmählich an Zahl und Grösse zu, bis der neue 
Wimperkranz (Wı) dem vorderen (W) vollkommen gleich wird. Es bildet sich eine Einschnürung in der Mitte 
zwischen den beiden Wimperkränzen, die immer tiefer geht, und endlich Zweitheilung des Thieres bewirkt. 
Dabei wird auch der stäbchenartige Schlundapparat, welcher fast bis zum hinteren Wimperkranze reichte, 
durchschnürt, so dass der hintere Sprössling bereits mit demselben versehen ist. Selbstredend erfolgt vor der 
definitiven Theilung die Bildung einer neuen contractilen Vacuole für das vordere Thier und die Zweitheilung 
des Makro- und Mikronucleus. 

Die beschriebene Art gehört wie D. nasutum Stein zu den seltenen Infusorien. Sie wurde schon 
1574 von Bütschli gelegentlich beobachtet. Ich selbst habe nur einmal Gelegenheit gehabt sie anzu- 
trefien. Sie war in grosser Menge vorhanden und lebte mehrere Tage in einem Wasserbehälter mit 
Algen, welcher fortwährend durchlüftet wurde. Sobald die Flüssigkeit zu faulen begann, ging. sie sehr 
schnell zu Grunde. 

Das Thier schwimmt sehr behende umher, wobei es mit dem Vorderende immer vorangeht und um 
seine Längsachse rotirt, bei dieser Gelegenheit sind die Cilien immer nach hinten gerichtet (Fig. 15, 20 und 
21). Es kann sich auch rückwärts bewegen, jedoch bedeutend langsamer — dann sind die Cilien nach vorne 
umgeschlagen (Fig. 14) und das Thier macht Bewegungen, welche man kreiselartige nennen könnte. 

Das Thier ist biegsam und contractil; besonders erstreckt sich diese Eigenschaft auf den Mundkegel, 


welcher sehr bedeutend hervorgestreckt und eingezogen werden kann. Die Farbe ist gewöhnlich weisslich 
grau; einige Exemplare enthielten eine grosse Anzahl von Zoochlorellen (Fig. 14 z), wodurch sie bei 
schwachen Vergrösserungen vollkommen grün erschienen. 

Die Nahrung besteht aus kleinen Algen und thierischen Fetttropfen. Jedoch konnte ich nie be- 
merken, dass diese Art gleich D. nasutum sich von anderen Infusorien ernährte, obgleich im Wasser eine 
grosse Zahl von Cyelidien, Uronema und Paramaeeium vorhanden waren, 

D. Balbianii unterscheidet sich von D. nasutum hauptsächlich durch das Fehlen des hinteren 
Wimperkranzes, welcher nur während der Zweitheilung auftritt und für den neuen Theilungsspross bestimmt 
ist. Demnach würde eigentlich der Name Didinium auf dieses Thier nicht ganz passen; da es aber keine 
weiteren wesentlichen Unterschiede zur Errichtung einer neuen Gattung bietet, so möchte ich mich 
Bütschli’s Auffassung anschliessen und es als D. Balbianii bezeichnen. 

In der neuerdings erschienenen Arbeit Fabre-Domergue’s, welche ich nach dem Abschluss meines 
Manuseripts erhielt, finde ich dieses Infusor unter dem Namen Monodinium Balbianii (32; pag. 35—39) 
beschrieben. Im grossen Ganzen stimmt die gegebene Beschreibung mit der meinigen überein; Fabre- 
Domergue übersah aber, dass der Wimperkranz aus 5—6 Cilienreihen besteht. Die Körperstreifung ist 
gleichfalls nicht beachtet worden. Was die Nahrungsaufnahme betrifft, so muss ich die von Fabre- 
Domergue ausgesprochene Vermuthung, dass sie ähnlich wie bei D. nasutum vorgehen soll, durchaus be- 
streiten, wie es aus meinen oben dargestellten Beobachtungen zu ersehen ist. 


6. Dinophrya Lieberkühni. Bütschli. 
Bütschli 10; pag. 1338, 1364, 1388, Taf. LVII, Fig. Tab, gegründet auf Lieberkühn’s, 42 unedirte Abbildung. 
Taf. 192, Fig. 1-6. 
Taf. II. Fig. 22—26. 

Mittelerosse Thiere von 0,07—0,1 mm Länge und 0,03—0,045 mm Breite. 

Körper keulenförmig; länglich, in der Vorderregion bauchig erweitert, nach vorne stumpf-kegelförmig 
oder hügelartig verengt, nach hinten allmählich zugespitzt und abgerundet. Das Hinterende mehr oder 
weniger spitz auslaufend, zuweilen in einen langen schwanzartigen Fortsatz ausgezogen (Eig. 23). Mund- 
öffnung (0) polar, an der Spitze des vorderen Mundkegels. 

An der Vorderregion des Körpers, unmittelbar vor der bauchartigen Erweiterung, also an der Basis 
des Mundkegels, steht ein Kranz ziemlich langer Cilien (W). Dieser Wimperkranz ist vollkommen so gebaut 
wie bei Didinium; er besteht aus etwa 20 Cilienreihen, welche eine schiefe Lage zur Längsachse des Thieres 
einnehmen und die je aus 4—5 ziemlich langen, eng aneinander gestellten Cilien (Fig. 25) aufgebaut werden. 
Von jeder Cilienreihe des Wimperkranzes zieht ein deutlicher Längsstreifen nach dem Hinterende des Körpers, 
welcher im optischen Querschnitte als eine seichte Furche erscheint und somit der Cilienfurche gleichzusetzen 
ist. In denselben sind auf sehr kleinen Papilien 16—18 feine Körpereilien eingepflanzt. Die letzteren sind 
fast ebenso lang wie die Cilien des Wimperkranzes und bedecken spärlich den ganzen Körper. 4 

Das Eetoplasma (ek) erscheint dieht und homogen, seine äusserste Grenze bildet eine zarte 
Pellicula (p. Das Entoplasma ist körnig-netzig und enthält rundliche, stark lichtbrechende 


Körperchen. 
Bibliotheca zoologica. Heft 3. 2 


en A a ee > 


Von der runden Mundöffnung (o) entspringt ein kurzer, röhrenförmiger, im normalen Zustande 
geschlossener Schlund, dessen Wandung von den bewussten Stäbchen (st) umgeben wird. Bei Betrachtung 
von vorne (Fig. 24) (Oralansicht) stehen dieselben in einer Kreislinie um den Mund und bilden einen kurzen 
kegelförmigen Stäbchenapparat; sie sind nicht fest untereinander verbunden (also nieht wie bei Prorodon) und 
verlaufen schraubig. Wir haben demnach dieselben Verhältnisse, welche wir bei Holophrya antrafen, nur 
dass die Mundöffnung und das Fehlen eines Polfeldehens Didinium entspricht. 


Der After (a) liegt in einem der Rippenstreifen am schwanzartig ausgezogenen Hinterende des Körpers, 
jedoch nicht an seiner äussersten Spitze. Etwas vor ihm befindet sich die contractile Vacuole (ce. v), welche 
auf der dem After entgegengesetzten Körperfläche ausmündet. 

Der Makronucleus (N) ist kugelig und liest in der Körpermitte; er wird stets von einem kleinen 
Mikronucleus (nel) begleitet. Der Makronucleus zeigt einen feinnetzigen Bau, welcher bei fixirten Exem- 
plaren (Fig. 26) deutlicher hervortritt. Bei den letzteren unterscheidet man eine Kernmembran und im 
Netzwerke sehr kleine, stark lichthrecbende Körperchen. Der Mikronucleus erscheint homogen und lässt 
sich nur sehr schwach tingiren. 

D. Lieberkühni kommt sehr selten vor; ich fand es nur ein einziges Mal und dann war es nicht 
in allzugroser Zahl vorhanden. Es lebt in reinen Wässern und geht bei Fäulniss des Wassers schnell 
zu Grunde. 


Seine Bewegungen sind ziemlich rasch und bestehen im Vorwärtsschwimmen unter fortwährender 
Rotation des Körpers um seine Längsachse; zuweilen schwimmt es auch rückwärts, jedoch nur auf kurze Ent- 
fernungen, um darauf die Vorwärtsbewegung wieder einzuschlagen. An der Bewegung nehmen sowohl die 
Cilien des Wimperkranzes, als die Körpereilien Antheil. Die ersteren stehen dabei unter einem Winkel 
von circa 60 ° zur Längsachse des Thieres und schlagen mächtig; bei Rückwärtsbewegung werden sie voll- 
kommen nach vorne umgeschlagen. Die Körpereilien erscheinen bei ruhig liegenden oder abgetödteten 
Exemplaren wie Borsten; sie sind aber durchaus nicht steif, sondern sehr beweglich. Die Bewegungen, die 
sie ausführen, erinnern sehr an die der Urotricha-Wimpern, d. h. sie schlagen pendelartig ohne jeglich 
scheinbare Ordnung. 


Das Thier ist biegsam, im gewissen Grade auch contractil, jedoch nicht in dem Maasse wie Prorodon 
oder Holophrya. Die Farbe ist gelblich grau, scheint aber mit der Art der aufgenommenen Nahrung in Be- 
ziehung zu stehen. Zuweilen ist das Thier, infolge der grossen Menge gefressener Nabrungskörper (nk) voll- 
kommen undurchsichtig und sieht dann bei schwachen Vergrösserungen braungelb aus. 

Es ernährt sich von Algen, thierischen Fetttropfen und kleinen Infusorien. Bei der Nahrungs- 
aufnahme erweitern sich die Mundöffnung und der Stäbchenapparat ganz bedeutend, so dass relativ sehr 
grosse Nahrungskörper verschluckt werden können. Beim Ergreifen der Nahrung wird die Mundöffnung weit 
aufgesperrt, das Thier stürzt auf die Nahrung los und macht darauf eine plötzliche Rückwärtsbewegung, wo- 
bei die Cilien des Wimperkranzes nach vorne umgeschlagen werden. Währenddessen hat die Nahrung schon 
den Schlund passirt und befindet sich im Entoplasma. 


Das beschriebene Infusorium bietet in systematischer Beziehung ein grosses Interesse, da es infolge 
seiner ÖOrganisationsverhältnisse einen Uebergang von Holophrya oder vielmehr von Laerymaria zu 


Didinium bildet und somit eine enge Verwandtschaft dieser Gattungen erweist. Namentlich sind es die 
Mund- und Schlundverhältnisse, wie die Bewimperung, welche viel Gemeinsames aufweisen und für die innige 
Verwandtschaft dieser Formen sprechen. Ja, es liesse sich sogar eine Ableitung der einen Form von den 
anderen versuchen. Was zunächst die Gestalt des Mundes anbetrifft, so entspricht er vollkommen dem 
von Urotricha und Didinium, wogegen der Bau des Schlundes und des Stäbchenapparates an Holophrya 
erinnert. Die Bewimperung bietet gleichfalls Anklänge an beide Formen; es erinnern einerseits die Körper- 
eilien an Lacrymaria und Holophrya, andererseits der Wimperkranz an Didinium. Infolge der stattgefundenen 
Reduction der Körpereilien sind dieselben nur hinter dem Wimperkranze in spärlicher Zahl zurückgeblieben, 
wogegen sie am Mundkegel rückgebildet sind. Bei Didinium ist die Reduction, wie ich bereits erwähnt habe, 
noch weiter fortgeschritten, da sämmtliche Körpereilien, mit Ausnahme jener des Wimperkranzes, verloren ge- 
gangen sind. Die übrigen Organisationsverhältnisse stimmen vollkommen überein. 

Die geschilderten Verhältnisse gestatten diese Form in keine der erwähnten Gattungen unterzubringen, 
sodass ich mich Bütschli’s Auffassung anschliesse, welcher für sie die Gattung Dinophrya errichtete. Die- 
selbe wurde von Bütschli bei der Aufstellung der Infusoriengattungen für sein Protozoönwerk gegründet, 
als er das Thier in den Abbildungen der Lieberkühn’schen unedirten Tafeln (42; Taf. 192, Fig. 1—6) unter 
dem Namen Triehodina fand und seine Stellung resp. verwandtschaftliche Beziehung erkannte. 

Es ist möglich, dass D. Lieberkühni schon von Eberhard beobachtet und unter dem Namen 
Siagonophoros euglenoides (25; pag. 50, Taf. I, Fig. 10) und später als Siagonophorus lori- 
catus (26; pag. 25, Fig. 33) beschrieben wurde. Jedoch sind die Beschreibungen und Zeichnungen zu un- 
genügend, als dass man die Identität mit Bestimmtheit behaupten könnte. 


7. Lionotus fasciola. Ehrbg. 


Wrzesniowski 67; pag. 33 (Leionota) und 68; (Litonotus) pag. 500—501, Taf. NXII—XXIII, Fig. 29—32. 
Kent 38; pag. 743—744, Taf. XLII, Fig. 5—11. 
Bütschli 10; pag. 1372, 1388, 1461, Taf. LIX, Fig. 6. 
Synon: ? Vibrio fasciola. O. F. Müller 48; pag. 69—70, Taf. IX, Fig. 18—20. 
Amphileptus fasciola. Ehrenberg 27; pag. 356, Taf. XXXVIII, Fig. 3. 


5 nn Dujardin 24; pag. 485, Taf. XI, Fig. 17. 

„ ss Cohn 18; pag. 434—455, Taf. XXII A, Fig. 6—7. 

e 7 Lachmann 41; pag. 365 ff, Taf. XIV, Fig. 12. 

37 5 Diesing 22; p. 546. 

55 massiliensis. Gourret et Roeser 35; pag. 471—472, Taf. XXIX, Fig. 2—3. 


? Dileptus folium. Dujardin 24; pag. 409, Taf. XI, Fig. 6. 
Loxophyllum fasciola. Clapar&de et Lachmann 13; pag. 361—362. 


” duplostriatum. Maupas 44; pag. 502—508, Taf. XX, Fig. 1—4. 
5 5; van Rees 54; pag. 9—10, Taf. XVI, Fig. 2. 
1 55 Andrussowa 3; pag. 256—257, Taf. II, Fig. 14. 


Litonotus trichocystus. Stokes 64; pag. 325, Taf. III, Fig. 17. 


Taf. II, Fig. 27—30. 
Mittelgrosse Thiere von 0,08—0,1 mm Länge und 0,017—0,02 mm Breite. 


Körper lang und schmal, lanzettartig, seitlich abgeplattet und S-förmig gebogen. Nach vorne in 
3* 


einen plattgedrückten, säbelartigen Hals verengt, welcher sich allmählich verschmälert und an der etwas 
verbreiterten Spitze nach der Dorsalkante umbiegt (Fig. 27 und 28). Seine Länge entsprieht ungefähr der 
halben Totallänge des Körpers. Hinter dem Halse erweitert sich der Körper und läuft in einen ziemlich 
spitzen, jedoch abgerundeten Schwanz aus, dessen Ende gewöhnlich nach der Ventralkante umgebogen ist 
(Fig. 27). Die rechte Körperseite ist vollkommen flach und eben, die linke dagegen etwas gewölbt. Diese 
Wölbung erhebt sich stärker am Hinterende des Körpers und kann bei reichlicher Erfüllung mit Nahrung 
ganz bauchig (bis zu 0,025 mm Dicke) aufgetrieben werden. Auf der linken (gewölbten) Körperfläche befindet | 
sich längs der convexen Ventralkante in der ganzen Länge des Halses eine Furche (F), in welcher die lange 
Mundspalte liegt. 

Nur die rechte (flache) Körperfläche (Fig. 28) und die Bauchkante (Fig. 29) sind mit sehr feinen, 
verhältnissmässig kurzen (0,007 mm) Cilien bedeckt. Am dorsalen Rande der Furche zieht eine Reihe längerer 
und stärkerer Cilien (Fig. 27 und 29) hin, welche von Dujardin treffend als Mähne (criniere) bezeichnet 
wurden. Diese Cilien stehen auf besonderen Erhebungen — Papillen, welche dem linken Furchenrande 
ein gekerbtes Aussehen verleihen. Die linke (gewölbte) Körperfläche (Fig. 27) ebenso wie die Dorsalkante 
sind vollkommen wimperlos und nackt. Die Körpereilien der rechten Seite sind in 7—S Längsfurchen 
(Fig. 28) angeordnet und stehen auf kleinen Papillen. Diese Cilienfurchen können nur bei gehungerten 
Exemplaren mit Deutlichkeit wahrgenommen werden und sind sehr schmal. Auf der linken Körperfläche 
sind nur 4—5 bedeutend tiefere Furchen, resp. Längsstreifen (Fig. 27), vorhanden, in welchen weder Cilien 
noch Papillen stehen. Alle Cilienfurchen beginnen am Hinterende des Körpers, divergiren in der Mittelregion 
und stossen unter einem spitzen Winkel auf die beiden Ränder der Mundfurche (Peristom). 

Am Ectoplasma unterscheidet man eine dünne Alveolarschicht (al) — deren äusserste Grenze 
eine zarte Pellicula (p) bildet. 

Das Entoplasma ist grob granulirt, erscheint jedoch am Schwanzende, sowohl wie im grössten 
Theil des Halses hyalin. Manchmal erstreckt sich das granulirte Entoplasma nur auf den Buckel der linken 
Körperfläche und wird in solchem Falle allseitig von hyalinem Protoplasma (Corticalplasma) umgeben. 

Die Mundöffnung (o) liest in der Furche, unmittelbar am Ventralrand und bildet einen langen 
Sehlitz, welcher fast die ganze Länge der Furche einnimmt. Ein besonderer Schlund ist nicht vorhanden. 

Am Ventralrande der Furche und senkrecht zu ihm steht eine Reihe ziemlich starker Tricho- 
cysten (tr), welche parallel zu einander verlaufen und ausgeschnellt werden können. Die Trichoeysten sind 
auch im übrigen Körper vorhanden, geben jedoch hinter der Furche ihre parallele, reihenförmige Anordnung 
allmählich auf und liegen im Hinterkörper (Fig. 27) ganz unregelmässig zerstreut. 

Der After (a) befindet sich am Hinterende des Körpers und zwar auf der Ventralkante. Etwas 
vor ihm liegt die contractile Vacuole (e. v.), welche auf der Dorsalkante nach aussen mündet. 

Der Makronucleus (N) besteht aus zwei ovalen Gliedern, welche durch einen feinen Verbindungs- 
strang in Zusammenhang stehen. Im lebenden Zustande erscheint der Kern ziemlich stark lichtbrechend und 
homogen; er wird von einem kleinen rundlichen Mikronucleus (nel) begleitet. Der Verbindungsfaden 
lässt sich nur an isolirten Kernen (Fig. 30) mit Sicherheit nachweisen und scheint aus derselben Substanz 
wie die Kernmembran zu bestehen, da er dasselbe optische Verhalten zeigt und von Färbungsmitteln nicht 
tingirt wird. Die fixirten Kerne (Fig. 30) zeigen eine feinnetzige Structur und enthalten zuweilen in der 


ee 


Mitte mehrere dunkele, stark lichtbrechende und stärker tingirbare Körperchen. Der Mikronucleus ist zu 
klein, als dass man etwas von seiner feineren Structur sehen könnte. 

L. fasciola gehört zu den verbreiteten Infusorien und tritt gewöhnlich in ziemlich grosser Menge auf. 
Er lebt auf dem Boden und hält sich zwischen Algen und anderen Wasserpflanzen auf. Er scheint putris- 
eirende Flüssigkeiten zu ertragen, so dass man ihn leicht züchten kann. 

Der Körper ist farblos und elastisch; der Hals im höchsten Grade biegsam und contractil. Die 
Bewegungen, welche das Thier macht, sind nicht sehr rasch, obgleich es im reinen Wasser ziemlich behende 
herumschwimmen kann. Zwischen den Algen bewegt er sich langsam gleitend, immer mit dem Halse voran- 
gehend, welcher nach allen Seiten umhergeschlagen wird. Eigentliche Rotationsbewegungen kommen nicht 
vor; er wälzt sich vielmehr bald auf die eine, bald auf die andere Seite und kehrt auf diese Weise dem 
Beobachter seine verschiedenen Körperseiten zu. Auf einem Platze bleibt er nie ruhig liegen, sondern ist in 
fortwährender Bewegung begriffen. Mit Hülfe der kurzen Körpereilien, welche auf der rechten Körperfläche 
stehen, kann er auch, gleich den hypotrichen Infusorien, an Algen herumklettern — thut dies jedoch 
ziemlich selten. 

L. fasciola ist ein sehr gefrässiges Raubthier. Er ernährt sich von anderen kleinen Infusorien, 
wie Cyelidium, Uronema etc. und überfällt selbst grössere Infusorien. Das Ergreifen der Nahrung ge- 
schieht sehr schnell und erfordert blos einen Augenblick. Bei einiger Ausdauer gelingt es diesen inter- 
essanten Process zu verfolgen, wozu sich ganz besonders gehungerte Exemplare eignen, denen man 
Nahrung in reichlicher Zahl zuführt. Beabsichtigt der Lionotus ein Thier zu überfallen, so hält er für einen 
Moment in seiner Bewegung inne und stürzt dann blitzschnell auf die Beute. Dabei erweitert sich die 
Mundspalte in ihrer ganzen Länge sehr beträchtlich und die Beute fällt wie in einen Sack hinein, worauf 
der Mund sich schliesst. Während des Ergreifens und Verschlingens der Beute schlagen die Cilien der 
Mähne, welche am linken Rande der Furche stehen, sehr lebhaft einwärts zur Mundspalte und verursachen 
einen starken Wasserstrom, welcher die Zufuhr der Nahrung ermöglicht. Zuweilen sieht man an der Stelle, wo 
die Beute ergriffen wurde, einige ausgeschnellte Trichoeysten liegen. Dieser Umstand führt unwillkürlich zur 
Annahme, dass die Trichocysten beim Ueberfalle als Angriffsorgane gewirkt haben und den Zweck hatten, 
die Beute in ihrer Bewegung zu paralysiren. Dieses ist aber blos eine Vermuthung, welche auch von 
Maupas (44; pag. 505) ausgesprochen wurde. Ich konnte weder direkt das Ausschnellen der Trichocysten, 
noch die daraus sich ergebenden Folgen beobachten. Das Thier begnügt sich selten mit einer Beute, sondern 
setzt das Jagen fort und verschlingt gewöhnlich mehrere Infusorien nach einander. So fand ich z. B. bei einem 
Individuum bis zu 6 Cyelidien im Entoplasma vor, welche in kurzer Zeit nach einander verschlungen wurden. 
Andere dagegen wollten durchaus keine Nahrung aufnehmen. 

Ich verfolgte auch die Verdauung der Nahrung. Sobald ein Infusorium (Cyelidium) verschlungen 
wurde, bildete sich sofort um dasselbe ein Flüssigkeitstropfen, welcher es vollkommen umgab. Diese 
sogenannte Nahrungsvaeuole. bewegte sich frei, obgleich ziemlich langsam im Entoplasma des Körpers herum, 
wobei am Körper des aufgenommenen Thieres nicht uninteressante Veränderungen vorgingen. Zuerst ver- 
schwanden die Cilien und die Borsten, darauf wurde die Körperstreifung und das Ectoplasma undeutlich und 
das Thier ballte sich allmählich zu einem Klumpen zusammen, in welchem nur der Kern durchschimmerte. 
Der Ballen schrumpfte unter stetiger Vergrösserung der Vacuole immer mehr zusammen, bis er ein Aussehen 


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erhielt, nach dem man unmöglich sagen konnte, dass er aus einem Infusorium hervorgegangen sei. Bald 
darauf wurde dieser Verdauungsrest per anum ausgestossen. i 

L. fasciola besitzt eine sehr reiche Synonymie, wie es aus den oben angeführten Citaten zu er- 
sehen ist. Die älteren Arbeiten, wie die von Ehrenberg, Dujardin, Olaparede und Lachmann ent- 
halten Beschreibungen, die sich nur auf den allgemeinen Bau beziehen. Eingehender wurde das Thier von 
Wrzesniowski und Maupas untersucht, wobei letzterer es unter dem Namen Loxophyllum duplos- 
triatum beschrieb. Beide Forscher geben an, dass die Mundöffnung, Trichocysten, und die stärkeren 
adoralen Cilien am linken Seitenrande des Halses (Ventralkante nach mir) stehen, was auch mit meinen 
Beobachtungen übereinstimmt. Da aber die Mundfurche von ihnen nicht beobachtet wurde, so konnte auch 
die bezügliche Lage der adoralen Wimpern und Trichocysten nicht festgestellt werden. Die Cilienfurchen 
der Bauchfläche (rechte Körperfläche nach mir), welche Wrzesniowski als Rippen deutet, sind eben- 
falls von beiden Forschern gesehen, jedoch ihr Verlauf nicht erkannt worden. Maupas sah ausserdem noch 
die breiten Furchen der Dorsalfläche (linke Körperfläche nach mir), welche er als Merkmal der Art (L. 
duplostriatum n. sp.) betrachtete. Ueber den Bau des Ectoplasmas liegen keine Angaben vor. Gleichfalls 
wird nichts von einem Verbindungsstrange der beiden Glieder des Kerns erwähnt, aus welchem Grunde 
Wrzesniowski auch von 2 Nuclei spricht. 


8. Dileptus Anser. ©. F. Müller sp. 


Dujardin 24; pag. 407—409, Taf. VII, Fig. 17. 
Perty 50; pag. 152, Taf. VI, Fig. 2—5. 
Stein 60; pag. 61. 64, 80, 81 und 90. 
Quennerstedt 5l; pag. 44—45, Taf. I, Fig. 7 A—B, auch 53; pag 4—8, Fig. 8-12. 
Diesing 22; pag. 552. 
Bütschli 10; pag. 1290, 1364, Fig. 19, pag. 1372, 1388, 1461, 1462, 1465, Taf. LIX, Fig 4a—g. 
Synon.: Dileptus gigas. Wrzesniowski 68; pag. 504-509, Taf. XXIII, Fig. 38 —4. 
Vibrio anser. O. F. Müller 48; pag. 73—74, Taf. X, 7—11. 
Amphileptus anser. Ehrenberg 27; pag. 355, Taf. XXX VII, Fig. 4. 
e margaritifer. Ehrenberg 27; pag. 355, Taf. XXXVII, Fig. 5. 
» > Cienkowsky 12; pag. 302, Taf. XI, Fig. 17—18. 
Rn moniliser. Ehrenberg 27; pag. 356, Taf. XXX VIII, Fig. 1. 
) longicollis. Ehrenberg 27; pag. 357, Taf. XXXVIII, Fig. 5. 
gigas. Clapar&de und Lachmann 13; pag. 349—350, Taf. XVI, Fig. 3. 
» » Kent 38; pag. 524, Taf. XXVII, Fig. 68. 
" " Daday 21; pag. 491. 
rn monilatus. Stokes 65; pag. 102—103, Taf. I. Fig. 9. 


Taf. III. Fig. 31—33. 

Sehr grosse Thiere (eines der grösseren Infusorien) von 0,47—0,6 mm Länge und 0,048—0,057 mm Breite. 

Körper langgestreckt, cylindrisch, nach vorn in einen langen Hals oder Rüssel verschmälert, nach 
hinten zugespitzt und in einen schwanzartigen Fortsatz auslaufend. Der Hals, welcher etwa ?/; Totallänge des 
Körpers erreicht, ist seitlich etwas platt gedrückt und säbelartig dorsalwärts umgebogen. Der Mund liegt 
an der Basis der Ventralseite des Rüssels. 

Der ganze Körper wird von feinen, verhältnissmässig nicht langen Cilien bedeckt, die in Längsreihen 
stehen und auf kleinen Papillen der Cilienfurchen befestigt sind. Dieselben beginnen am Hinterende des 


na 


Körpers und ziehen schraubig nach vorne (Fig. 31). Dabei stossen die ventralen auf den Mund, die seit- 
lichen dagegen biegen um denselben herum und stossen unter einem spitzen Winkel (Fig. 32) auf die Ventral- 
kante des Halses oder vielmehr auf das schmale, quergestreifte, etwas erhabene Band, welches beiderseits der 
Ventralkante hinzieht und auf das ich weiter noch zu sprechen kommen werde. Auf diesem schmalen Bande 
sind dichter gestellte und etwas längere Cilien befestigt, welche den Mund hinten umziehen und somit eine 
adorale Zone bilden. Zwischen diesen Bändern, also genau auf der Ventralkante des Rüssels sind die grossen 
und starken Trichoeysten (tr) eingelagert; dieselben stehen sehr dicht an einander, jedoch ohne jegliche 
Ordnung, aber immer senkrecht zur Oberfläche des Halses. 

Die Alveolarschicht (al) des Eetoplasmas, nach aussen durch eine zarte Pellicula (p) begrenzt, 
ist verhältnissmässig diek (bis 0,002 mm). Das Entoplasma ist grobmaschig und fein gekörmt. In ihm 
bemerkt man in der ganzen Ausdehnung des Körpers (aber nicht im Rüssel) einzelne grössere Stäbchen 
(tr), welche ähnlich wie die Trichocysten aussehen, aber grösser sind als diejenigen, welche am Halse stehen. 

Der Mundapparat liegt, wie gesagt, an der Basis des Rüssels und zeigt einen sehr complieirten 
Bau. Die rundliche Mundöffnung (0) liegt in der Mitte einer halbkugeligen Erhöhung (kp), welche fein 
radiär gestreift ist und wahrscheinlich dem Mundfeldehen von Holophrya und Prorodon entspricht. Diese 
kappenartige Hervorstülpung wird von einem wulstig aufgetriebenen Ringe umgeben, welcher ebenfalls radiär, 
jedoch bedeutend gröber als die Kappe, gestreift ist. Derselbe ist nach vorne nicht geschlossen, nimmt all- 
mählich an Breite ab und setzt sich in zwei schmale, etwas erhabene, quergestreifte Bänder fort. Letztere 
verlaufen, wie ich schon bemerkte, zu beiden Seiten der Ventralkante des Rüssels bis an seine vorderste 
Spitze und sind mit einer Reihe adoraler Cilien besetzt. 

Von der Mundöffnung (0) entspringt ein röhrenförmiger oder vielmehr trichterförmiger Schlund (oe), 
dessen Wandung eine bedeutende Dicke besitzt. Sowohl die Mundöffnung, als der Schlund sind im höchsten 
Grade erweiterungsfähig; bei der Nahrungsaufnahme können sie soweit aufgesperrt werden, dass der Rand 
der Mundöffnung fast bis an den ringförmigen Wulst herantritt. Unmittelbar unterhalb dem lezteren, in den 
radiären Streifen und um die äussere Schlundwandung stehen zahlreiche, lange stäbchenartige Gebilde (st), 
welche in ihrer gesammten Anordnung einen kegelförmigen Stäbchenapparat bilden und wahrscheinlich die 
radiäre Streifung des Wulstes bedingen. 

Der After (a) liest ventralwärts am Hinterende des Körpers, gerade an der Stelle, wo derselbe 
sich zu einem Schwanze verengt. 

Die zahlreichen (gewöhnlich gegen 20) contractilen Vacuolen (c. v.) sind in einer Wellenlinie 
längs der Dorsalseite des Körpers angeordnet. Sie beginnen am Hinterende und setzen sich auf eine Strecke 
in den Hals fort, wo sie in einer geraden Linie liegen. 

In den meisten Fällen ist der ganze Körper von D. Anser mit zahlreichen (gegen 200) rundlichen, 
verschieden grossen Körpern erfüllt. Dieselben erscheinen ziemlich stark lichtbrechend und homogen; im 
fixirten Zustande besitzen sie einen feinnetzigen Bau und werden von Färbungsmitteln, wenn auch ziemlich 
schwach tingirt. Zwischen ihnen lassen sich bei starken Systemen kleine und äusserst dünne Verbindungs- 
stränge erkennen, welche jedoch nur an einigen Stellen zu sehen sind. Somit wäre man berechtigt, diese 
Körper, ihrem allgemeinen Verhalten nach, für Kerne zu deuten. Dabei sprechen die Verbindungsstränge für 
das Vorhandensein eines, und nicht mehrerer Kerne. Dieses umsomehr, da ich bei einigen Exemplaren, 


einen langen, rosenkranzförmigen Kern gesehen habe, welchem mehrere kleine Mikronuelei anlagen. Der- 
selbe ist auch von andern Forschern wie Ehrenberg (27; pag. 356), Stein (60; pag. 95), Stokes (65; 
pag. 102), Bütschli (1876) und anderen gesehen worden. Dagegen beobachteten Maupas (44; pag. 653 
Anmerk.) und Balbian i*) eine grosse Anzahl von Kernen oder Kernbruchstücken(fragments). 

Dileptus Anser ist durchaus nicht selten, wenigstens habe ich ihn einige Male angetroffen, in 
grösserer Zahl jedoch nur einmal. Er lebt immer auf dem Grunde des Wassers, wo er im Schlamme zwischen 
den Algen herumschwimmt. Seine Bewegungen sind sehr majestätisch und gleichförmig; er schwimmt 
immer mit dem Rüssel voran, sich fortwährend und langsam um die Längsachse wälzend. Er bedient sich 
des langen Rüssels wie eines Tastorganes, da derselbe beim Herumschwimmen unaufhörlich nach allen Seiten 
umhergeschlagen wird, und die im Wege liegenden Körper betastet. Im freien Wasser bewegt sich das Thier 
bedeutend schneller, als zwischen den Algen, wobei es auch stark rotirt. 

Der Körper ist bräunlich-gelb gefärbt und sehr biegsam; letztere Eigenschaft kommt ganz besonders 
dem Rüssel zu. 

Dileptus Anser ist ein sehr gefrässiges Raubthier. Er ernährt sich von lebenden Infusorien und be- 
dient sich öfters des Rüssels, um die Nahrung dem Munde zuzuführen. Beim Ergreifen der Beute werden 
Mund und Schlund weit aufgesperrt, so dass ziemlich grosse Thiere aufgenommen werden können. Die 
Verdauung der Nahrung vollzieht sich auf dieselbe Weise, wie es bei Lionotus geschildert wurde. 

Am eingehendsten ist D. Anser in der neueren Zeit von Wrzesniowski geschildert worden, wo- 
gegen die früheren Beschreibungen sich nur auf die allgemeinen Organisationsverhältnisse beziehen. Ich will 
nur kurz die Punkte erwähnen, in welchen meine Beobachtungen von jenen Wrzesniowski’s abweichen. 
Das Vorhandensein einer deutlichen Alveolarschicht sammt Pellicula spricht für die Sonderung des Proto- 
plasmas in zwei Abschnitte, welche von Wrzesniowski verneint wird. Dann stehen an der Bauchkante 
des Halses die Trichocysten (stäbchenförmige Körper) nicht in einer Reihe, sondern in einem ziemlich 
breiten Band; die adoralen Wimpern stehen nicht nur an der rechten Rüsselkante und um den Mund, 
sondern auch an der linken und ziehen da ebenfalls bis zur Rüsselspitze hin. Die Mund- und Schlund- 
verhältnisse, welche Wrzesniowski angiebt, stimmen ziemlich mit dem, was ich gesehen habe, überein. 
Nur möchte ich die Längsstreifen des Schlundes, nicht als Längsfalten (Wrzesniowski), sondern als stäbchen- 
artige Gebilde deuten, da sie auch am erweiterten Schlunde sehr deutlich zu sehen sind. Meiner An- 
sicht nach stehen dieselben in Reihen und zwar in den Radiärstreifen des ringförmigen Mundwulstes, wo- 
gegen nach der Auffassung Bütschli’s die Stäbchen plattenartig sind und jeder Radiärstreifen einem 
Stäbchen entspricht. Schliesslich liest der After nicht am Rücken (Wrzesniowski), sondern ebenso wie bei 
anderen von mir untersuchten Infusorien entschieden auf der Bauchseite. 


*) E. G. Balbiani. Recherches exp@rimentales sur la m@rotomie des infusoires eilies. Recueil zoolog. Tome V 
fasc. 1. 1888. pag. 60—61. 


9. Nassula elegans. Ehrbg. 


Ehrenberg 27; pag. 339, Taf. XXXVII, Fig. 1. 
Dujardin 24; pag. 497 - 498. 
Cohn 19; pag. 143—146, Taf. VII B, Fig. 1—6. 
Stein 60; pag. 90, 100 und 112. 
Diesing 22; pag. 558. 
Mereschkowsky 46; pag. 256. 
Bütschli 10; pag. 1264, 1328, 1372, Fig. 21, pag. 1373, 1395, 1459, 1465. 
Synon.: N. flava. Claparede et Lachmann 13; pag. 327—329, Taf. XVII, Fig. 6. 
n Gourret et Roeser 35; pag. 462—463, Taf. XXVIII, Fig. 8. 
? N. hesperidea. Entz 30; pag. 331—336, Taf. XXI, Fig. 1—5. 


Taf. III. Fig. 34--38. 

Mittelgrosse Thiere von 0,1—0,14 mm Länge und 0,06—0,09 mm Breite. 

Körper eiförmig, hinten breiter als vorne und dorso-ventral schwach eomprimirt. Das vordere 
Körperende unbedeutend nach links umgebogen, so dass die linke Körperseite in der Vorderregion etwas aus- 
gehöhlt erscheint. Mundöffnung (0) im vorderen Körperviertel auf der Ventralfläche gelegen. 

Der ganze Körper ist von ziemlich langen und dünnen Cilien gleichmässig bedeckt. Dieselben sind 
in Längsreihen angeordnet und stehen auf kleinen Papillen eingepflanzt, welche in ihrer Gesammtheit den 
Anschein der Längsstreifung bedingen. Diese Cilienpapillen sind besonders deutlich auf optischen Durch- 
schnitten (Fig. 37 und 38) zu sehen und verleihen dem Körperrande ein gekerbtes Aussehen. Die Körper- 
streifen verlaufen meridional vom hinteren zum vorderen Körperpole; auf der Ventralfläche ziehen sie um 
den Mund, biegen sich gegen einander und stossen paarweise winklig zusammen. Auf diese Weise erscheint 
das vordere, vor der Mundöffnung gelegene Körperende winklig gestreift, wobei die Linie der Zusammen- 
stossungspunkte der Streifen etwas schief nach vorn und links aufsteigt. Die median gelegenen Streifen der 
Ventralfläche biegen nicht um den Mund herum, sondern stossen auf den unteren Mundrand. Ausser den 
Körpereilien ist bei N. elegans noch eine sog. adorale Zone (Fig. 34 und 35 ad. w) von stärkeren Wimpern 
(sogenannten Cirren) vorhanden. Dieselben sind bedeutend grösser und stärker als die Cilien, nach der Basis 
verdickt, so dass sie im optischen Querschnitte ellipsoidal erscheinen. Die Zone beginnt am vorderen Rande 
des Mundes (Fig. 34 ad. w), biegt um seinen rechten und unteren Rand herum und zieht ein wenig schief nach 
vorn und links. Sie setzt sich über die ganze linke Körperseite fort, begiebt sich auf die Dorsalfläche (Fig. 35 
ad. w) und erreicht beinahe die rechte Körperseite. Diese Zone zieht in einer seichten Furche, welche be- 
sonders deutlich am linken Körperrande zu sehen ist, an welcher Stelle die Eetoplasmaschicht auch etwas 
dünner erscheint (Fig. 35). 

Das Ectoplasma (Fig. 34, 35, 37 und 38 h) ist anscheinend homogen und ziemlich stark licht- 
brechend. Seine äusserste Grenze bildet eine zarte Pellieula (p). Zwischen dem Eetoplasma und dem körnig- 
wabigen Entoplasma (en) bemerkt man noch eine dünne, fein radiäre Schicht von Corticalplasma (cp), 
welche ein schwächeres Lichtbrechungsvermögen als das Ectoplasma zeigt. Ihre Sonderung documentirt sich 
noch darin, dass sie an den lebhaften Strömungen des Entoplasmas, welche bei diesem Infusor so schön zu 
sehen sind und schon früher vielfach beobachtet wurde, keinen Antheil nimmt und ferner dass keine 


Nahrungskörper in sie eintreten. Diesem Corticalplasma sind die Trichoeysten (tr) eingelagert, welche 
Bibliotheca zoologiea. Heft 3. 4 


Er 


senkrecht zur Körperoberfläche stehen und durchaus nicht bei allen Exemplaren angetroffen werden. Da die Tri- 
chosysten die Dicke der Corticalplasmaschicht bedeutend übertreffen und somit mit ihrem hinteren Ende in das 
Entoplasma hineinragen, so erhalten sie öfters infolge der starken Circulation des Entoplasmas eine ganz 
unregelmässige Stellung (Fig. 34 tr). Dem Corticalplasma ist auch der bekannte Pigmentfleck (Fig, 34 u. 
35 pi) eingelagert, welcher gewöhnlich auf der linken Seite des vorderen Körperendes gelegen ist. 

Die Mundöffnung (o) liegt in der Tiefe einer beutelartigen Einsenkung, welche sich auf der 
Ventralfläche im vorderen Körperviertel befindet und als Vorhöhle (vh) zu bezeichnen wäre. ‚ Im ge- 
schlossenen Zustande ist die Mundöffnung eng, kreisförmig, kann sich jedoch bei Nahrungsaufnahme 
ganz bedeutend erweitern. An dieselbe schliesst sich ein dünner plasmatischer Kragen (Fig. 36 kr) an, 
welcher dem vorderen Ende des Reusenapparates (St) dicht anliegt. Bei Isolirung des letzteren bleibt 
der Kragen mit ihm fest im Zusammenhange und erscheint als eine ringförmige Membran. Dieser plas- 
matische Kragen besitzt eine feine Radiärstreifung und bedingt aller Wahrscheinlichkeit nach die Verengung 
und Erweiterung der Mundöffnung. 

Der Reusenapparat bildet eine ziemlich lange Röhre, welche vorne kolbenartig aufgetrieben ist und 
sich nach hinten allmählich verschmälert. Seine Länge variirt bei verschiedenen Exemplaren ganz bedeutend 
und kann zuweilen sogar die halbe Körperlänge erreichen. Der Reusenapparat zieht vom Munde etwas dor- 
salwärts und nach hinten links; er wird aus zahlreichen (gegen 16) dicht nebeneinander gelagerten, stäbchen- 
artigen Grebilden aufgebaut, welche meist einen schraubigen Verlauf besitzen und bei Isolirung des Schlund- 
_ apparates nicht auseinander fallen. Dieselben bestehen aus einer homogenen, ziemlich stark lichtbrechenden 
Substanz, welche sich gegen Pepsin ähnlich wie die Körpereilien verhält und demnach wahrscheinlich aus 
demselben Stoffe bestehen. Ich behandelte nämlich Thiere, welche mit kochendem Wasser abgetödtet und 
durch ein Gemisch von Alkohol und Aether entfettet wurden, mit einer sauren Pepsinlösung!) und fand, dass 
die Stäbchen des Schlundapparates, sowie die Körpereilien sofort, die Alveolarschicht erst nach einigen 
Minuten aufgelöst wurden. Das Entoplasma dagegen, wie die Kernhülle, wurde bei einer Temperatur von 
35 C. gewöhnlich erst nach mehreren Stunden (12—1S) verdaut. Als Residuum blieb nur ein geringer 
Theil vom Entoplasma und ein erheblicher Theil der Kernsubstanz (Nuclein) zurück, welche insofern 
im weiteren Verhalten zu Reagentien differirten, als das erstere von einer 10 % Sodalösung vollkommen, 
dagegen das letztere nur theilweise (unlösliches Nuclein Zacharias 69) aufgelöst wurde. Bei Behandlung 
mit warmer Natronlauge wurde auch dieser Rest vollkommen gelöst. Aus diesem Verhalten wäre man be- 
rechtigt zu schliessen, dass der Stäbchenapparat sehr wahrscheinlich aus einem Eiweisskörper besteht. 

Dieser Reusenapparat ist verschiebbar und wird bei Nahrungsaufnahme stark vorgeschoben, so dass 
er sogar mit der Mundöffnung aus der Vorhöhle hügelartig vorstehen kann. Nach Analogie mit den entspre- 
chenden Organen, welche wir bei Holophrya, Prorodon und anderen beobachteten, liest die Vermuthung 
nahe, dass er einen besondern Schlund umschliesst, welcher eine Fortsetzung des Mundes bildet. Derselbe 
wurde jedoch direkt nicht beobachtet uud muss wahrscheinlich sehr kurz und unansehnlich sein. 


*) 13 Gramm abpräparirter Schleimhaut eines Schweinemagens mit 500 Cem Wasser und S Cem offie. Salzsäure 
24 Stunden bei 40° C. digerirt; durch Leinewand gepresst und 3 mal filtrirt. Die Lösung reagirte sauer und löste Fibrin 
mit Leichtigkeit auf. 


—ı 


Der After (a) liegt am ventralen hinteren Körperende in einem der Rippenstreifen und ist nur 
während der Entleerung von Exerementen wahrnehmbar. 

Die eontractile Vacuole (ec. v.) liegt in der Mittelregion des Körpers und zwar in der rechten 
Hälfte; sie mündet durch einen deutlich wahrnehmbaren Porus auf der Dorsalfläche nach aussen. 

Der Makronucleus (N) ist ziemlich gross, oval und von feinnetzigem Bau. Er wird von einem 
anliegenden, kleinen, rundlichen Mikronneleus (nel) begleitet, welcher ein homogenes Aussehen besitzt. 
Die Lage des Kerns ist nicht konstant, weil er infolge der starken Plasmacirculation gewöhnlich im Körper 
herumgeführt wird. Er ist jedoch meist in der hinteren Körperhälfte anzutreffen. 

Bei dieser Art gelang es noch eine Erscheinung nachzuweisen, welche unter den Infusorien nicht 
sehr verbreitet ist. Bei fast allen untersuchten Exemplaren war nämlich die Körperoberfläche von einer 
eontinuirlichen Gallerthülle (Fig. 34, 35, 37 und 35 g) bedeckt. Dieselbe ist meist sehr dünn (0,001 mm), 
kann jedoch bei einigen Exemplaren viel dicker werden (Fig. 35), so dass nur die Cilienenden aus 
ihr hervorragen. Die Bewegung der Thiere ist dann ziemlich beeinträchtigt. Die Gallerthülle lässt an 
lebenden Thieren sich schwer wahrnehmen, namentlich wenn sie sehr dünn sind. Leichter tritt sie an ab- 
getödteten hervor, umsomehr da sie sehr quellbar ist, speciell bei Einwirkung von schwachen Säuren oder 
Sodalösung. Bei einem Exemplare quoll die Gallerthülle (Fig. 38 g) nach zweistündiger Behandlung mit 
5% Sodaiösung so bedeutend auf, dass sie die ursprüngliche Dicke um das zehnfache übertraf und nun die 
Cilien vollkommen einschloss. Auch an lebenden Thieren gelang es die Hülle sicher nachzuweisen. Ich 
leitete nach Klebs’ (39) Vorschlage schwache wässerige Lösungen von Fuchsin oder Methylenblau unter dem 
Deckglas durch, worauf sich die Gallerthülle nach einiger Zeit schwach roth oder blau färbte. Die T'hiere 
ertragen jedoch diese Flüssigkeit nicht und gehen bald zu Grunde; dabei tritt eine schwache Quellung der 
Gallerte auf und die Färbung wird intensiver. Nach einiger Zeit erblasst dieselbe von neuem, indem der Farb- 
stoff durch die Gallerte durehdringt und vom Protoplasma aufgenommen wird. Setzt man frischen Farbstoff 
hinzu, so wiederholt sich die Erscheinung von neuem. Von diesen Farbstoflen (namentlich von Methylenblau) 
werden auch die Körpercilien tingirt, wobei ich mich deutlich überzeugen konnte, dass dieselben wenigstens bei 
dieser Art nicht gleich dick sind, sondern nach dem Ende spitz auslaufen. Es gelang mir auch bei einem 
Exemplare die Gallerthülle zu isoliren. Nachdem dieselbe schwach gefärbt war, drückte ich vorsichtig mit 
der Präparirnadel auf das Deckglas — das Thier schlupfte sammt den Cilien aus der Hülle heraus und 
schwamm lebhaft davon, ging aber sehr bald zu Grunde. Die zurückgebliebene Gallerte färbte sich intensiver, 
liess aber keine besondere Structur erkennen. 

Nassula elegans gehört nicht zu den häufigsten Infusorien; wenigstens konnte ich sie nur 2 oder 
3mal beobachten und zwar nur einmal in grossen Mengen. Sie hält sich meist an der Wasseroberfläche 
zwischen Algen auf. Sie schwimmt schnell umher, wobei sie sich meist um ihre Längsaxe dreht. Der Körper 
ist elastisch und formbeständig. Die Farbe ist schwach grünlich-weiss, jedoch sehr wechselnd und steht 
sicherlich mit der Art der aufgenommenen Nahrung in Beziehung. Auch scheint die Farbe des sogennanten 
Pigmentfleckes (pi) davon abzuhängen. Die Nahrung besteht gewöhnlich aus einzelligen Algen und Diatomeen; 
mit besonderer Vorliebe ernährt sich Nassula elegans von Oscillariaceen, bei deren Verdauung sich die be- 
“kannten violetten oder blauen Flüssigkeitstropfen oder Vacuolen bilden. Auf die Entstehung derselben, wie auf 


den ganzen Verdauungsakt werde ich bei der folgenden Art näher eingehen. 
4* 


Die Beschreibungen, welche wir von Nassula elegans besitzen, sind mangelhaft und beziehen sich 
nur auf gröbere Organisationsverhältnisse. Die Streifung, der Bau des Entoplasmas und der feinere Bau des 
Schlundapparates wurden von den früheren Forschern fast gar nicht berücksichtigt. Die zum Munde führende 
Vorhöhle erkannte schon Entz bei N. microstoma (30; pag. 337, Taf. XXI, Fig. 8). Den Verlauf der 
adoralen Wimper- oder vielmehr Cirrenzone beschrieb bereits Stein (60; pag. 112) vollkommen richtig. Entz 
(30; pag. 332) dagegen verfiel in einen Irrthum, indem er sie auf der Rückenfläche übersah und auf 
der Bauchseite in einem Bogen nach dem vorderen Körperende verlaufen liess. Ueber die Zahl ‚der con- 
tractilen Vacuolen schwanken die Angaben sehr. Ehrenberg (27; pag. 339) fand ihrer drei, wogegen 
Cohn (19; pag. 144) wie Claparede und Lachmann (13; pag. 328) nur zwei beobachtet haben wollen. 
Ich kann mit Sicherheit behaupten, dass wenigstens bei allen von mir untersuchten Exemplaren nur eine 
einzige in der Mittelregion des Körpers vorhanden ist. Es unterliegt keinem Zweifel, dass die von Clapa- 
rede und Lachmann als N. flava (13; pag. 327—329) beschriebene Art mit der unsrigen identisch ist, da 
die geschilderten Organisationsverhältnisse, abgesehen von den in Zweizahl vorhandenen contractilen Vacuolen, 
vollkommen denen der N. elegans entsprechen. Ferner scheint es mir wahrscheinlieh, dass auch die 
N. hesperidea von Entz (30; pag. 331—336) mit der N. elegans identisch ist, umsomehr da diese Ver- 
muthung auch von Entz ausgesprochen wird. 


10. Nassula aurea. Ehrbg. 


Ehrenberg 27; pag. 340, Taf. XXXVII, Fig. 3. 
Dujardin 24; pag. 497. 
Perty 50; pag. 147, Taf. IX, Fig. 3a—t. 
Stein 60; pag. 88 und 112. 
Diesing 22; pag. 557. ä 
Bütschli 7; pag. 660 und 672, Taf. XXVI, Fig. 20 und 23 (nach persönlicher Mittheil. Bütschli’s). 10; 
pag. 1264, 1366, Fig. 20, pag. 1367, 1369, 1372, 1395, 1396, 1420, 1459, 1462, 1472, Taf. LX, Fig. da—f. 
Synon: N. ornata. Ehrenberg 27; pag. 339—340, Taf. XXXVII, Fig. 2. 
„ s Kent 38; pag. 494—495, Taf. XXVI, Fig. 42 und 50. 
„ viridis Dujardin 24; pag. 495, Taf. XI, Fig. 18. 
€ Cienkowsky 12; pag. 301—303, Taf. X, Fig. 1—10. 
Ohzlodon aureus Ehrenberg 27; pag. 338, Taf. XXXVI, Fig. 
= ornatus % 27; pag. 338, Taf. XXXVI, Fig. 9. 
Acidophorus ornatus, Stein 59; pag. 59 auch 306; pag. 63. 


Taf. III. Fig. 39—46. 
Diese Art unterscheidet sich von der vorhergehenden N. elegans abgesehen von der beträchtlicheren 


fer) 


Grösse durch die allgemeine Gestalt und durch den complieirteren Bau des Reusenapparates. Die übrigen 
Unterschiede sind sehr gering, so dass ich auf dieselben nur kurz einzugehen brauche. 

Grosse Thiere von 0,22—0,24 mm Länge und 0,1- 0,14 mm Breite. 

Körper länglich, ellipsoidal, auf der linken Seite vorn etwas eingebuchtet und dorsoventral schwach 
abgeplattet. Vorne abgerundet und nach hinten spitz auslaufend. Mundöffnung auf der Ventralfläche im 
vorderen Körperviertel. 

Der ganze Körper von feinen nicht besonders langen Cilien gleichmässig bedeekt. Dieselben stehen 
in Längsreihen auf kleinen Papillen, welche die Längsstreifung bedingen. Die Cilienpapillen jeder Längsreihe 


IV 
=) 


stehen durch einen zarten vorspringenden Saum unter einander in Verbindung, wodurch auf optischem Durch- 
schnitte ein Bild erzeugt wird, welches in Fig. 43 wiedergegeben ist. Untersucht man diese Längsstreifen 
(Fig. 45 ls) genauer, so findet man, dass dieselben nicht vollkommen gerade verlaufen, sondern zickzack- 
förmig sind, was mit der Anordnung der Cilien zusammenhängt. Ausser dem longitudinalen Plasmasaum 
erblickt man noch Querstreifen (Fig. 45 qs), welche die winkligen Knickungsstellen der Längsstreifen ver- 
binden. Auf diese Weise entstehen hexagonale vorspringende Maschen, in deren Ecken die Cilien stehen. 
Diese Längsstreifen verlaufen genau ebenso wie die der vorigen Art, nur stehen sie etwas dichter an einander 
und stossen vor dem Munde nicht winklig zusammen, sondern biegen mehr bogenartig um den vorderen 
Mundrand herum. Die adorale Wimperzone (Fig. 39 ad. w) zieht in einer tieferen Furche und greift nicht 
so weit auf die Dorsalfläche herüber, als bei N. elegans. Auch sind ihre Cirren kleiner und in grösserer 
Zahl vorhanden, wobei in jedem Längsstreifen eine Cirre steht. 

Am Eetoplasma ist eine deutliche Alveolarschicht (Fig. 39 und 43 al.) zu unterscheiden, deren 
äusserste Grenze eine dünne Pellicula (p) bildet. Auf dem optischen Längsschnitt sind die radiären Waben- 
wände der Alveolarschicht so geordnet, dass jeder Cilie ein Radiärbalken (Fig. 45) entspricht. Auf diese 
Weise erscheint die Alveolarschiecht von oben gesehen ziemlich regulär sechseckig (Fig. 44). Das tiefer liegende 
Corticalplasma (cp) ist sehr deutlich und besitzt ebenfalls einen radiären Wabenbau. Trichocysten 
welche sonst bei N. aurea häufig vorkommen, fehlten den von mir studirten Thieren. 

Die Mundöffnung (o) liegt wie bei N. elegans in der Tiefe der beutelartig eingesenkten Vorhöhle 
(Fig. 40 vh), deren Wand längsgefaltet ist (Fig. 42 w. vh). An die Mundöffnung schliesst sich ein breiter 
plasmatischer Kragen (Fig. 49—42 kr) an, welcher schraubig radiärgestreift ist und dem distalen Ende des 
Schlundapparates eng anliegt. Die Mundöffnung, ebenso wie der plasmatische Kragen sind sehr erweiterungs- 
fähig. Bei zurückgezogenem Schlundapparate (Fig. 40) erscheint die erstere eng kreisförmig, der Kragen 
dagegen halbkugelig gekrümmt. Wird der Schlundapparat bei der Nahrungsaufnahme nach vorne geschoben 
oder sogar zuweilen aus der Vorhöhle hervorgestossen, so erweitert sich. die Mundöffnung sammt dem plas- 
matischen Kragen ganz bedeutend (Fig. 41), wobei der letztere wie ein kurzer Cylinder erscheint, dessen 
distaler Rand nach aussen umgebogen ist. Der Schlundapparat ist stumpf kegelförmig und wird aus einzelnen 
etwas schraubig verlaufenden Stäbchen aufgebaut. Er ist bedeutend enger als bei N. elegans und nimmt 
eine etwas dorsalwärts nach hinten und links gerichtete Lage ein. Als weitere Complication des Schlund- 
apparates von N. aurea bemerkt man, dass sein vorderer Abschnitt von zwei plasmatischen Ringen (r) um- 
zogen wird, welche aus einer anscheinend homogenen Substanz bestehen und wahrscheinlich durch Contraction 
das Hinunterwürgen der Nahrungskörper befördern. 

Der After (a), ebenso wie die contractile Vacuole (c. v) besitzen dieselbe Lage wie bei N. 
elegans, indem der erstere auf der Ventralfläche im hinteren Körperende und die letztere in der Mitte des 
Körpers liegt und dorsalwärts ausmündet. Interessant ist das Spiel der contractilen Vacuole, welches leicht 
wahrzunehmen ist. Der deutlich begrenzte Porus (Fig. 39 und 46 p. e) der contractilen Vacuole, welcher 
auf der Dorsalfläche zwischen zwei Cilienstreifen liegt, setzt sich in einen kegelförmig erweiterten und seit- 
lich abgeplatteten Kanal (Fig. 46) fort, welcher bis an das Entoplasma reicht. An dieser Stelle und zwar im 
Entoplasma, wird stetig die contractile Vacuole gebildet. Sobald dieselbe im Wachsen begriffen ist, also 
während der ganzen Diastole ist der ausführende Canal durch eine dünne Plasmawand abgeschlossen. Nach- 


Sera. a 


dem die secundären contractilen Vacuolen, welche ventralwärts von der Hauptvacuole sich ansammeln eine 
gewisse Grösse erlangt haben, erfolgt die Systole der Hauptvacuole, indem die dünne Plasmawand durch- 
brochen und der Inhalt der Vacuole nach aussen entleert wird. Gleichzeitig damit fliessen die secundären 
Vacuolen zu einer neuen Hauptvacuole zusammen, die wiederum durch eine dünne Plasmaschicht nach 
aussen abgeschlossen ist. 

Der Makronucleus (N) ist gross, kugelig und feinnetzig gebaut. Er wird gewöhnlich von 
mehreren (bis zu 3) kleimen, dicht anliegenden Mikronuclei (nel) von feinkörnigem Bau begleitet; letztere 
besitzen eine dünne Kernmembran. Der Kern wird durch den Strom des Entoplasmas umhergeführt und ist 
gewöhnlich in der hinteren Körperhälfte anzutreffen. 

Nassula aurea gehört ebenfalls zu den seltneren Infusorien; ich traf sie nur ein einziges Mal» 
jedoch in ziemlich grosser Menge. In Lebensweise und Bewegungsart differirt sie gar nicht von der erst- 
beschriebenen Art, so dass ich hierauf nicht einzugehen brauche. Die Farbe ist goldgelb, kann aber sehr 
wechseln und steht sicherlich mit der Natur der aufgenommenen Nahrung in Beziehung. 

N. aurea ernährt sich mit grosser Vorliebe von Öseillariaceen. Bei der Ergreifung der Nahrung 
wird, wie ich schon beschrieben habe, der Schlundapparat vorgeschoben und die Öseillarie gelangt in Folge 
des durch die Bewegung der adoralen Wimperzene erzeugten Wasserstrudels in die erweiterte Mundöffnung. 
Gleich darauf zieht sich der plasmatische Kragen zusammen und der ganze Schlundapparat wird rasch ein- 
gezogen. Währenddessen passirt die Oscillarie langsam durch den Stäbchenapparat, gelangt in das Ento- 
plasma und wird später von einem schmalen Flüssigkeitssaum umgeben. Somit erhalten wir eine Nahrungs- 
vacuole, in welcher die Oseillarie suspendirt ist (Fig. 39 nkı). Dieselbe wird von der lebhaften Protoplasmacir- 
culation herumgeführt und erfährt dabei gewisse Veränderungen. Zuerst bemerkt man, dass die scharfen 
Grenzen des ÖOsecillarienfadens allmählich zu schwinden beginnen, wobei die Nahrungsvacuole eine blauviolette 
Farbe annimmt (Fig. 39 nkse und nks), die immer intensiver wird. Bald darauf entstehen im Umkreise der 
Nahrungsvacuole kleine blaue Tröpfehen, welche mit den benachbarten zusammenfliessen und grössere Tröpfchen 
bilden, die im Körper weiter geführt werden. Auf diese Weise wird bei weiter fortschreitender Verdauung 
den Nahrungsvaeuolen allmählich der gesammte blaue Farbstoff entzogen und in Tröpfehen im vorderen 
Körperende (in der Nähe des Pigmentflecks) angehäuft. In der entfärbten Nahrungsvacuole bleiben schliess- 
lich einzelne braungelbe Nahrungsreste zurück (Fig. 39 nkı), welche per anum ausgestossen werden. In 
einigen der blauen Tröpfehen bemerkt man noch 1—2 kleine stark lichtbrechende Körperchen, welche 
jedoch erst nachträglich gebildet werden müssen, da ich dieselben bei der Entstehung der blauen Tröpfchen 
aus den Nahrungsvacuolen niemals wahrnehmen konnte. 

Dieser ganze geschilderte Vorgang wäre folgendermassen zu erklären. Wie bekannt, besitzen die 
Öscillariaceen, gleich anderen Cyanophyceen ausser dem Chlorophyll noch zwei andere Farbstoffe: einen im 
durchfallenden Lichte blau und im auffallenden roth erscheinenden, schon im kalten Wasser löslichen Farb- 
stoff-Phyeocyan (Kützing) und einen goldgelben Phycoxanthin (Nägeli), welcher nur in Alcohol löslich 
ist.“) Bei der Verdauung wird das Phycocyan, wahrscheinlich mit anderen Substanzen, wie z. B. Oelen oder 
Fetten entzogen und bildet dann mit diesen den Inhalt der blauen Tröpfehen, deren Färbung von ihm 


*) Näheres über diese Farbstofle bei M. Kraus (40; pag. 29—35). 


ae | =R 


herrührt. Dagegen erscheinen die per anum auszustossenden Verdauungsreste dureh den in ihnen enthaltenen 
Phycoxanthin goldgelb bis braungelb gefärbt. Auch das chemische Verhalten der Körper spricht für diese 
Erklärung. Zerdrückt man eine Nassula unter dem Deckelglase, so lösen sich die blauen Tröpfehen im um- 
gebenden Wasser vollkommen auf, eine Eigenschaft, die das Phycocyan characterisirt. Behandelt man das 
Thier mit kochendem Wasser, so verschwindet die Farbe der blauen Tröpfehen im Thierkörper, indem sie 
vom Wasser aufgelöst wird; dasselbe geschieht auch beim Absterben der Thiere. Die braungelben Ver- 
dauungsreste bleiben aber unverändert, weil das Phycoxanthin in Wasser unlöslich ist; dieselben werden jedoch 
von Alkohol entfärbt. Was die kleinen, stark lichtbrechenden Inhaltskörper anbetrifft, die nachträglich in 
den blauen Tröpfehen auftreten, so wären sie nach ihrem Verhalten gegen Reagenzien für Fett zu erklären. 
Sie sind unlöslich in kochendem Wasser, Pepsinlösung und absolutem Alkohol; dagegen löslich in einem 
Gemisch von Alkohol und Aether; und werden von 1° Osmiumsäure geschwärzt. Beim Zerfliessen des Thieres 
lösen sich die blauen Tröpfehen in Wasser auf, wogegen die kleinen stark lichtbreehenden Körperchen, welche 
in einigen Tröpfehen anzutreffen sind, unverändert zurückbleiben; sie behalten sogar ihre blaue Färbung, 
welche erst nach 2—3 Stunden verschwindet. Auf welche Weise diese Fettkörperchen in den blauen Tröpfchen 
entstehen, bleibt noch unerklärt. Gleichfalls unerklärt bleibt auch die Thatsache, wesshalb die blauen 
Tröpfehen sich an einer Stelle der vorderen Körperregion ansammeln. Unterwirft man das Thier einer 
kleinen Pression (unter dem Deckglase), so werden die blauen Tröpfehen von dieser Stelle fortgeführt und im 
ganzen Körper vertheilt. Nach aufgehobener Pression sammeln sie sich von neuem an demselben Orte zu- 
sammen. Die verschiedenen auf einander folgenden Stadien der Verdauung sind in Fig. 39 nkı —nkı 
dargestellt. 

Die älteren Beschreibungen von N. aurea sind 'ziemlich mangelhaft, namentlich in Bezug auf die 
Körperstreifung und den feineren Bau des Ectoplasmas und Reusenapparates. Die adorale Zone wurde schon 
von Stein (60; pag. 112 ))in ihrem Verlauf richtig erkannt. Ebenso ist der eine plasmatische Ring, 
welcher den Schlundapparat umgiebt, schon von Lieberkühn (42; unedirte Tafeln) beobachtet worden und der 
zweite erst später von Bütschli (7); letzterer beschrieb auch die in der Mehrzahl vorhandenen Mikronuclei. 
Dass die Farbe der blauen Vacuolen von anwesendem Phycocyan herrührt, bemerkte bereits noch Cohn 
(19; pag. 44); jedoch gelang es ihm nicht, den ganzen Vorgang der Verdauung zu verfolgen. Die von 
Ehrenberg als N. ornata (27; pag. 339—340) und von Dujardin als N. viridis (24; p. 495) beschriebenen 
Arten sind unzweifelhaft mit N. aurea identisch. Dasselbe gilt wohl auch von Chilodon aureus und 
ornatus, Ehrbg. (27; pag. 338), worauf schon Stein (60; pag. 111) seinerzeit hingewiesen hat. 


user ee 


11. Glaucoma seintillans. Ehrbg. 


Ehrenberg 27; pag. 335, Taf. XXXVI, Fig. 5. 

Dujardin 24; pag. 476 -477, Taf. VI, Fig. 13. Taf. VII, Fig. S und Taf. XIV, Fig. 4. 

Perty 50; pag. 147, Taf. V, Fig. 11. 

Stein 58; pag. 250—251, Taf. VI, Fig. 45-53, auch 60; pag. 74 und 188. 

J. Samuelson 55; pag. 18-19. 

Claparede und Lachmann 13; pag. 277. 

Diesing 23; pag. 76-77. 

Fromentel 34; pag. 183 und 306, Taf. XVI, Fig. 2, Taf. XXI, Fig. 24. 

Kent 38; pag. 795—796, Taf. XLV, Fig. 39 —40. 

Maupas 44; pag. 465—467, Taf. XIX, Fig. 23—24. 

Bütschli 10; pag. 1345, 1377, 1395, 1417, Taf. LXII, Fig. 5a—b. 

Synon: Acomia? ovulum Dujardin 24; pag. 383, Taf. VII, Fig. 7. 
len; ovata er 24; pag. 383, Taf. VI, Fig. 12. 
Paramaecium ovale Claparede und Lachmann 13; pag. 269, Taf. XIV, Fig. 1. 
Taf. IV. Fig. 47—53. | 

Kleine bis mittelgrosse Thiere, von 0,06—0,086 mm Länge und 0,03—0,056 mm Breite. 

Körper oval, etwas eiförmig, dorso-ventral unbedeutend abgeplattet und nach vorne schwach ver- 
engt. Mundöffnung (0) gross, im vorderen Körperdrittel, auf der Ventralfläche gelegen. 

Der ganze Körper ist von ziemlich langen, feinen und dicht stehenden Cilien gleichmässig bekleidet 
Ich berechnete annähernd (siehe Anhang) die Gesammtzahl der Cilien: dieselbe beträgt bei einem Individuum 
von 0,064 mm Länge und 0,054 mm Breite circa 1100. 

Die Cilien sind auf kleinen Papillen befestigt, welche in Längsreihen stehen und somit die Längs- 
streifung des Körpers bedingen. Diese Längsstreifen ziehen meridional vom hinteren zum vorderen Körper- 
pole; auf der Ventralfläche (Fig. 48) stossen die median gelegenen (4—6) auf den unteren Rand der Mund- 
öffnung, wogegen die übrigen um dieselbe herumziehen, je zu zweien auf einander stossen und sich bogenartig 
mit einander verbinden. Auf diese Weise erscheint das vordere Drittel der Ventralfläche 'bogenartig gestreift. 

Das Ecetoplasma (ek) ist dünn und anscheinend homogen, seine äusserste Grenze bildet die Pelli- 
cula. Das Entoplasma ist grobmaschig-netzig und fein gekörnt; es enthält zahlreiche Nahrungsvacuolen 
(n v) und rundliche, stark lichtbrechende Körperchen. 

Die Mundöffnung (o) ist ziemlich gross und liegt von rechts vorn nach links hinten schief zur 
Längsachse des Thieres; nach rechts vorn ist sie verengt, dagegen nach links hinten erweitert und gerade 
abgestutzt. Ihr linker Rand (l. or) ist concav ausgebuchtet, dagegen der rechte (r. or) convex und unbe- 
deutend vorgebogen. Am linken, vorderen und rechten Mundrande zieht eine continuirliche, ziemlich grosse 
undulirende Membran hin, welche im ausgespannten Zustande die Mundöffnung haubenartig von oben über- 
deckt. Dieselbe ist sehr zart und äusserst fein gestreift, was zweifelsohne auf ihre Entstehung aus unter 
einander verschmolzenen Cilien hindeutet. Sie wird fortwährend und abwechselnd ausgespannt und zusammen- 
geschlagen; im letzteren Falle überdeckt sie den vorderen Theil der Mundöffnung und wirft Falten in der 
Mitte, wodurch zwei Membranen vorgetrügt werden können. Von der Mundöffnung führt ein kurzer, aber 
breiter und tiefer Schlund (oe). Derselbe ist sack- oder taschenförmig und dorsalwärts stark ausgehöhlt, 
so dass seine Dorsalwand im optischen Durchschnitte bedeutend grösser als die Ventralwand erscheint. 


Längs der ganzen Dorsalwand des Schlundes ist eine grosse, plattenförmige undulirende Membran (mi) 
befestigt, welche im vorderen Schlundabschnitte höher als im hinteren emporsteigt. Diese Membran wollen 
wir zum Unterschiede von der erst beschriebenen äusseren, als die innere undulirende Membran bezeichnen. 
Sie ist deutlich jedoch fein quergestreift (was ebenfalls auf die Entstehung aus Cilien hinweist) und befindet 
sich in fortwährender, rascher Bewegung. Am hinteren, verengten Schlundende, gerade an der Stelle, wo 
die innere undulirende Membran aufhört, werden die Nahrungsvaeuolen (n. v.) gebildet. 

Der After (a) liest am Hinterende des Körpers, jedoch nicht terminal, sondern median auf der 
Ventralfläche und zwischen zwei Längsstreifen. Etwas vor ihm, aber an der Dorsalfläche, befindet sich eine 
contraetile Vacuole (ce. v.), welche auf dem Rücken nach aussen mündet. 

Der Makronucleus (N) ist kugelig und etwas subcentral, nach dem Hinterende zu gelegen. Er 
besitzt einen feinnetzigen Bau und wird stets von einem anliegenden Mikronueleus (nel) begleitet: derselbe 
ist klein, ellipsoidal und homogen. An fixirten und gefärbten Kernen kommen Hülle und Netzstruetur deut- 
licher zum Vorschein; der Mikronucleus wird sehr schwach tingirt und lässt nichts von einem chromatischen 
und achromatischen Abschnitt unterscheiden. 

Bei diesem Thiere gelang es mir mehrere Male die Theilung zu verfolgen. Dieser Process bietet 
viel Interessantes, namentlich in Bezug auf die Anlage des neuen Mundes und das Verhalten der Körper- 
streifen. 

Die zur Theilung sich anschiekenden Exemplare sind sofort an einer zweiten Mundöffnung (Fig. 50 oı) 
zu erkennen, welche in der hinteren Körperhälfte neu angelegt wird; sie entsteht immer auf der Ventralseite, 
etwas rechts von der Medianlinie, in Gestalt eines schmalen Spaltes, welcher senkrecht zur Längsachse 
des Thieres steht. Die neu gebildete Mundöffnung wird stets von einem schmalen Saume umgeben, welcher 
die Anlage der zukünftigen äusseren undulirenden Membran ist. Bald darauf erfährt auch der Makro- 
nucleus (N) gewisse Veränderungen, indem er eine längliche, eylindrische Gestalt annimmt und sein Netz- 
gerüst zuerst deutlicher und dann lockerer wird. Sobald nun der Mund auf die beschriebene Weise angelegt 
und 1—2 Längsstreifen in ihrer Continuität unterbrochen sind, giebt sich ein unregelmässiges, stärkeres 
Wachsthum einer gewissen Körperpartie kund. Es ist nämlich der Körpertheil, welcher nach vorn und 
rechts unmittelbar vor dem neuen Munde gelegen ist, der ein stärkeres Wachsthum erfährt. Infolge 
davon wird der Mund aus seiner Lage verschoben und nimmt eine schiefe Stellung zur Längsachse 
ein, wobei die nach rechts von ihm gelegenen Längsreihen nicht mehr gerade verlaufen, sondern den 
Vorderrand des Mundes bogenartig umgeben (Fig. 51). Hand in Hand mit diesem stärkeren Wachsthum der 
beschriebenen Körperpartie geht auch die Einschnürung des Körpers in der mittleren Region, welche zuerst 
an der rechten Seite (rechts vorn vor der neuen Mundöffnung) auftritt und später auf der linken Seite zu 
bemerken ist. Diese Einschnürung verläuft nicht senkrecht zur Längsachse des Thieres, wie z. B. bei In- 
dividuen mit terminalem Mund, sondern schief von rechts vorn nach links hinten. 

Währenddessen wird in der Mitte des Körpers eine neue contractile Vacuole (Fig. 51 cı vı) angelegt 
und der Kern (N) nimmt eine bisquitförmige Gestalt an, wobei seine Structur feinfaserig wird. Auch die 
äussere undulirende Membran wird grösser und beginnt zu schlagen. Der ganze Körper streekt sich in die 
Länge und die Einschnürung wird immer tiefer und deutlicher. Infolge dieser Einschnürung tritt auf der 


Ventralfläche eine breite und ziemlich tiefe, schief nach hinten links verlaufende Furche auf, in deren ganzen 
Bibliotheca zoologica. Heft 5. 5*) 


*) Von Bogen 5 ab wurde die Correctur allein von dem Unterzeichneten besorgt, da der Verfasser im April 1889 
eine mehrjährige Reise um die Erde als zoologischer Begleiter des Herrn Dr. Lauterbach angetreten hat OÖ. Bütschli. 


PER 34 eu 


Länge die Längsstreifen durchgeschnürt werden. Jetzt wenden sich die nach links von der neuen Mund- 
öffnung verlaufenden Längsstreifen nach vorne und stossen mit den rechten, bogenartig um den vorderen 
Mundrand hinziehenden paarweise zusammen, so dass die Ventralfläche des hinteren Theilsprösslings ebenso 
gestreift erscheint, wie die des vorderen (Fig. 52). Dabei streckt sich der Kern (N) noch mehr in die Länge 
und wird später in der Mitte durehgeschnürt. Der neue Mund bekommt eine Aushöhlung, in welcher gleich- 
zeitig die innere undulirende Membran in Gestalt einer zarten plasmatischen Leiste angelest wird. Der 
Process der Einschnürung geht immer weiter (Fig. 53), bis die Zweitheilung des Körpers erfolgt. 

Die eben geschilderten Theilungsverhältnisse, welche gewissermassen als eine ontogenetische Er- 
scheinung aufzufassen wären, bestätigen die von Bütschli und Schuberg (57; pag. 398—399) aufgestellte 
Vermuthung über die Verschiebung des Mundes und die damit zusammenhängende Ableitung der Formen mit 
ventral gelegenem Munde, von denen mit polar (oder terminal) gelegenem. 

Nach dem von mir Beobachteten würde sich die Sache also folgendermassen verhalten. Denken 
wir uns bei irgend einer hypothetischen Form mit endständigem Munde (ähnlich der Urotricha, Holophrys ete.), 
von dessen Peripherie meridionale Längsstreifen ausgehen, an irgend einer Stelle des Vorderkörpers ein 
stärkeres Wachsthum auftreten, so wird der Mund selbstverständlich auf die entgegengesetzte Seite hinüber- 
rücken, d. h. eine seitliche Lage bekommen und somit eine Ventralfläche zur Ausbildung bringen. Mit diesem 
ungleichmässigen Wachsthum der vorderen Körperregion halten auch die Längsstreifen Schritt. Dabei stossen 
sie paarweise zusammen und wandern gleichfalls auf die Ventralfläche hinüber, so dass sie am vorderen 
Körperende den Mund bogenartig umgeben, an seinen Seiten rechts und links vorbeiziehen und am hinteren 
Körperpole in einem Punkte zusammenlaufen. Die am unteren Mundrande entspringenden Längsstreifen 
behalten selbstredend ihre frühere Lage bei und verlaufen demnach, ebenso wie die der Dorsalfläche, meridional. 

Das Verhalten des Mikronucleus bei der Theilung, d. h. seine feineren Structurveränderungen, sind 
nicht näher untersucht worden. Bei der Conjugation vereinigen sich die Thiere zuerst mit ihrer Mundöffnung, 
worauf später bei einer innigen Aneinanderlegung der Thiere, eine Resorption des vorderen vom Munde nach 
vorn gelegenen Abschnittes der Ventralflächen erfolgt. Es conjugiren meist kleine, zuweilen nicht gleich- 
grosse Thiere. 

Glaucoma seintillans gehört zu den verbreitetsten Infusorien; sie ist fast in jeder in Fäulniss 
begriffenen Infusion anzutreffen und kommt gewöhnlich in grossen Massen vor. Vermöge der feinen, dicht 
stehenden Cilien bewegt sie sich ziemlich rasch, unter fortwährender Rotation des Körpers um die Längs- 
achse. Die undulirenden Membranen sind ebenfalls in einer ununterbrochenen Bewegung begriffen; die 
äussere wird unaufhörlich haubenartig ausgespannt und zusammengeschlagen, wogegen die innere in einer 
Wellenlinie sehr schnell bewegt wird und dadurch den Anschein einer zitternden Bewegung zeigt. 

G. seintillans ernährt sich von Bacterien, die am Ende des Schlundes zu einem Ballen sich an- 
sammeln, welcher von einem Flüssigkeitstropfen umgeben wird. Sobald eine solche Nahrungsvacuole (n. v.) 
eine gewisse Grösse erlangt hat, löst sie sich vom Schlundende ab, um dann vom Entoplasma fortgeführt zu 
werden. Die Verdauung giebt sich darin kund, dass der Bacterienballen immer mehr zusammenschrumpft, 
wogegen die Vacuole (Flüssigkeitstropfen) an Grösse zunimmt. Schliesslich wird der Verdauungsrest per anum 
ausgestossen. 

Der Körper der Glaucoma ist elastisch, durchsichtig und farblos; d. h. er besitzt einen grünlich- 


a 


blauen Ton, welcher dem lebenden Plasma zukommt. Zuweilen kann jedoch der Körper undurchsichtig er- 
scheinen, wenn er stark von Nahrungsvacuolen erfüllt ist. 

Die äussere undulirende Membran ist schon von Stein vollkommen richtig erkannt worden. Er be- 
schreibt sie (58; pag. 250) als einen Hautsaum, welcher die Mundöffnung umfasst und aus „zwei gegen- 
überliegenden von vorn nach hinten zu niedriger werdenden und an beiden Enden in einander übergehenden 
Klappen“ (Taf. VI, Fig. 46 a und &,) besteht, ‚von denen die rechte beträchtlich höher ist, als die linke, 
welche meist nur als ein aufgeworfener Rand erscheint“. Durch die verschiedene Grösse der beiden Seiten- 
hälften der Membran erklärt Stein auch den Umstand, weshalb Ehrenberg (27; pag. 335) nur von einer 
zitternden Klappe spricht. In denselben Irrthum, wie Ehrenberg, verfiel auch Maupas, insofern er die eine 
Seitenhälfte der Membrar übersah. Das Gebilde, welches Maupas als die rechte undulirende Membran 
(44; pag. 466) deutet, ist unzweifelhaft unsere innere undulirende Membran, die an der Dorsalwand des 
Schlundes befestigt ist. Besonders ersichtlich ist es aus den beigefügten Figuren (44; Taf. XIX, Fig. 23 
und 24 d), wo dieselbe nicht am rechten Mundrande, sondern in der Ventralansicht in der Mitte des Mundes 
und in der Profilansicht tief im Schlunde gezeichnet wird. Auch bin ich nieht mit der Gestalt der Mund- 
öffnung, wie sie von Maupas beschrieben wird (vorn breiter, als hinten) einverstanden, da nach meinen 
Beobachtungen gerade das Gegentheil sich herausgestellt hat. 


12. Glaucoma pyriformis. Ehrbg. spec. 


Maupas 44; pag, 461—465, Taf. XIX, Fig. 25—27. 
Fabre-Domergue 32; pag. 132—133, Taf. V, Fig. 69—70. 
Bütschli 10; pag. 1377. 
Synon.: Leucophrys pyriformis. Ehrenberg 27; pag. 312—313, Taf. XXXII, Fig. 4. 
? 72 carnium. Ehrenberg 27; pag. 313, Taf. XXXII, Fig. 5. 
Trichoda pura. Ehrenberg 27; pag. 307, Taf. XXXI, Fig. 11. 
pyrum. Dujardin 24; pag. 397—39. 
= carnium. Perty 50; pag. 149, Taf. VII, Fig. 2. 
? Acomia costata. Dujardin 24; pag. 384, Taf. XI,Fig. 2. 
? Colpoda parvifrons. Clapar®de u. Lachmann 13; pag. 270—271, Taf XIV, Fig. 3. 
Colpidium putrinum. Stokes 65; pag. 103, Taf, I, Fig; 11. 
Taf. IV. Fig. 54—55. 
Diese Art unterscheidet sich von G. seintillans durch die allgemeine Körpergestalt, sowie durch die 
Lage und den Bau des Mundes und Schlundes. Die übrigen Organisationsverhältnisse — die Bewimperung, Kör- 
perstreifung, Ectoplasma, Entoplasma, After, contractile Vacuole und Nucleus sind vollkommen dieselben, wie 
bei Gl. seintillans. Demnach werde ich bei der Beschreibung nur die Verhältnisse berücksichtigen, welche 
Unterschiede darbieten. 
Sehr kleine bis mittelgrosse Thiere (im allgemeinen kleiner als die vorhergehende Art) von 0,038 — 
0,08 mm Länge und 0,024—0,05 mm Breite. 
Körper oval, eiförmig, hinten abgerundet, vorne zugespitzt und dorso-ventral etwas abgeplattet. Das 
Vorderende ist etwas auf die Ventralfläche umgebogen (Fig. 54) und nach hinten schwach abgestutzt. Auf 
dieser abgestutzten Fläche befindet sich der Mund (o); er ist bedeutend weiter vorne gelegen, als bei Gl. 


sceintillans, und zwar im vorderen Körperviertel. 
5* 


—36 0 — 


Mundöffnung (o) oval, vorn unbedeutend verengt und in der Längsrichtung des Körpers ge- 
legen. Die Bogen der Längsstreifen, welehe vorn um den Mund herumbiegen, sind steiler als bei der vorigen 
Art. Der linke, vordere und rechte Mundrand wird von einer continuirlichen äusseren Membran (m) 
eingefasst, welche sich nur auf die vordere Hälfte des linken Mundrandes (l. ov.) erstreckt. Im ausgespannten 
Zustande erscheint sie gleicfhalls haubenartig, zeigt aber eine grössere Differenz in der Grösse ihrer beiden 
Seitenhälften: die linke Seitenhälfte ist sehr schmal und erweitert sich schwach nach vorne, dagegen ist 
die rechte sehr breit und lappenartig ausgezogen, sodass sie wie eine Klappe erscheint. Der Schlund (oe) 
ist nicht so stark ausgehöhlt wie bei Gl. seintillans und bildet dorsalwärts eine seichte Vertiefung. Längs 
der Medianlinie seiner Dorsalwand ist die innere undulirende Membran (m. i.) befestigt. Dieselbe 
ist ziemlich lang und läuft in eine Spitze aus; ihr oberer Rand ist mehr oder weniger convex, der 
untere dagegen concav. Im allgemeinen erscheint sie zipfel- oder zungenförmig und ragt weit aus der Mund- 
öffnung heraus. Sie ist deutlich längsgestreift und kann sich zuweilen in Längsfalten zusammenlegen. 

Die Bewegungen, welche man an den Membranen gewahrt, ebenso wie die allgemeinen Körperbewegungen 
entsprechen vollkommen jenen, die icb bei G. scintillans geschildert habe. Die Art der Ernährung, 
sowie die ganze Lebensweise bieten auch nichts Eigenthümliches. Man könnte nur hinzufügen, dass G. pyri- 
formis weniger häufig als die andere Art ist, obgleich sie ebenfalls zu den gemeinsten und verbreitetsten 
Infusorien gehört. 

Gl. pyriformis wurde von Maupas (44) genauer studirt. Er erwähnt, dass das Ectoplasma 
(pag. 462) einen stäbchenartigen Bau besässe, was demnach unserer Alveolarschicht entsprechen würde, 
wovon ich mich aber leider nicht überzeugen konnte. Der Verlauf der Körperstreifen wurde insofern nicht 
richtig angegeben, da sie Maupas einfach vom vorderen nach dem hinteren Körperpole hinziehen lässt, 
ohne zu erwähnen, dass sie auf der Ventralfläche um den Mund bogenartig herumbiegen. Es ist aber sehr 
wahrscheinlich, dass Maupas denselben Körperstreifenverlauf wie ich gesehen und darauf nicht genauer geachtet 
hat. Es genügt, die eine seiner Abbildungen (Taf. XIV, Fig. 27), welche eine linksseitige Ansicht des 
vorderen Körperendes darstellt, mit der entsprechenden meinigen (Taf. XIX, Fig. 54) zu vergleichen. Mit den 
undulirenden Membranen liest derselbe Falle wi bei der vorigen Art vor. Nur entspricht hier die rechte 
undulirende Membran Maupas’ unserer rechten Seitenhälfte der äusseren Membran, dagegen die linke unserer 
inneren undulirenden Membran. Die kleine linke Seitenhälfte der äusseren undulirenden Membran übersah 
Maupas wahrscheinlich. Ferner liegt der After entschieden nicht auf der Dorsal-, sondern auf der Ventral- 
fläche des Körpers. 


13. Glaucoma macrostoma. nov. spec. 
Taf. IV. Fig. 56. 


Sehr kleine bis kleine Thiere von 0,03—0,05 mm Länge und 0,015— 0,025 mm Breite. 

Diese Art unterscheidet sich, wie schon ihr Name sagt, von den beiden vorherbeschriebenen 
durch einen verhältnissmässig grösseren Mund und Schlund. Besonders zeichnet sich der letztere durch Grösse 
aus, da er fast ein Drittel der Körperlänge einnimmt; auch zeigen die undulirenden Membranen ein eigen- 


thümliches Verhalten. Die Art bleibt bedeutend kleiner, als die beiden anderen und stimmt sonst, abgesehen 
von der Lage der contractilen Vacuole, mit ihnen vollkommen überein. 

Körper oval, an beiden Ende:ı gleichmässig abgerundet und dorso-ventral schwach abgeplattet. Die 
Mundöffnung (o) ist sehr gross (Y« der Körperlänge) und liest in der Mitte der vorderen Hälfte der 
Ventralfläche. Sie ist längsgerichtet und nierenförmig, mit einem convex vorspringenden linken Rande. 
Die Körperstreifen sind sehr fein und biegen auf der Ventralseite um den Mund bogenartig herum. Vom 
Munde entspringt ein langer, breiter und tiefer Schlund (oe), welcher etwas nach links gekrümmt ist und sich 
gegen das Hinterende verengt. In ihm sind zwei undulirende Membranen befestigt, welche klappenartig 
aus dem Munde hervorstehen. Die eine kleinere, linke (m. 1.) beginnt am vorderen Mundrande und zieht an 
der linken Seite der Schlundwandung hinab, erhöht sich unbedeutend nach hinten und hört kurz hinter 
dem Hinterrande der Mundöffnung auf; ihr freier Rand ist demnach von vorn nach hinten ein concav con- 
vexer. Die rechte undulirende Membran (m. r.) ist an der rechten Seite der Schlundwand befestigt und 
übertrifft die linke an Länge und Höhe. Sie beginnt ebenfalls am vorderen Mundrande, bildet eine klappen- 
artige Hervorstülpung, wird weiter nach hinten niedriger und zieht bis an das hintere Schlundende hinab; 
ihr freier Rand wäre also ein convex concaver. Beide Membranen sind deutlich quergestreift, wobei die rechte 
eine gröbere Streifung aufweist. Würde man sie mit den Membranen der zwei andern Glaucomaarten 
vergleichen, so wäre die linke mit der äusseren, die rechte dagegen mit der inneren zu homologisiren. 

Ich halte für überflüssig, auf die übrigen Organisationsverhältnisse einzugehen, da sie mit denen der 
beiden anderen Arten vollkommen übereinstimmen. Eine kleine Verschiedenheit bietet nur die contractile 
Vaecuole (e. v.); sie liegt nicht am hinteren Körperende des Thieres, sondern befindet sich in der Mitte, 
unweit des Schlundes und mündet dorsalwärts aus. 

In ihrer Lebensweise bietet G. maerostoma ebenfalls nichts Besonderes, ist aber seltener als die 
beiden vorigen Arten. 

Es ist schwer zu entscheiden, ob diese Art bereits von früheren Forschern, wie Ehrenberg, 
Dujardin und anderen beobachtet und beschrieben wurde; wenigstens sind die bezüglichen Beschreibungen 
und Abbildungen zu ungenügend, als dass man eine Synonymie aufzustellen vermöchte. 


14. Frontonia leucas. Ehrbg.*) 


Ehrenberg (Subgenus von Bursaria) 27; pag. 329, Taf. XXXIV, Fig. 8. 
Claparede u. Lachmann 13; pag. 259—260. 
Fromentel 34; pag. 120. 
Bütschli 10; pag. 1343, 1377, 1388, 1393, 1395, 1417, 1421, 1446, 1448, 1462, 1463, 1465, Taf, LXII, Fig. 3 a—c. 
Synon.: Fr. vernalis Ehrenberg 27; pag. 329, Taf. XXXIV, Fig. 7. 
Bursaria leucas. Allmann 2; pag. 177—179, Taf. X, Fig. 11—18. 
Panophrys (Bursaria leucas). Dujardin 24; pag. 494. 


„> eE, vernalis 5 24; pag. 49. 
R 5 chrysalis Dujardin 24; pag. 492, Taf. XIV, Fig. 7. 
Cyrtostomum leucas. Stein 59; pag. 59; auch 60, pag. 63, 82 u. 87. 
es 5, Bütschli 8; pag. 99, Taf. IX, Fig. 18 u. Taf. XIII, Fig 9—11. 
5 ” Kent/38; pag. 497, Taf. XXVI, Fig. 37. 
5 » Fabre-Domergue 32; pag. 13—18, Taf. II, Fig. 16—21. 


Nassula leucas; Diesing 22; pag. 559—560. 
Ophryoglena Panophrys Perty 50; pag. 142, Taf. III, Fig. 11. 
& magna Maupas 44; pag. 467—472, Taf. XXI, Fig. 9—12. 
Nassula divisa Alenitzin 1; pag. 111—112, Fig. 10—11. 
Taf. IV. Fig. 57—64. 

Mittelgrosse bis grosse Thiere von 0,11—0,22 mm Länge und 0,05—0,1 mm Breite. 

Körper länglich, eylindrisch, vorne breiter als hinten, an beiden Polen abgerundet und dorso-ventral 
abgeplattet. Die rechte Körperseite flach, die linke dagegen mässig gewölbt und im vorderen Körpertheile 
convex vorspringend. Mundöffnung ventral im vorderen Körperdrittel. 

Der ganze Körper ist von mässig langen, dünnen und sehr dieht neben einander stehenden Cilien 
bedekt. Dieselben sind in Längsreihen angeordnet und sitzen auf sehr kleinen Papillen (Fig. 61), welche 
in ihrer Gesammtheit den Anschein einer Längsstreifung bedingen. Die Körperstreifen verlaufen meridional ; 
auf der Ventralfläche umziehen sie den Mund und stossen in der Vorderregion des Körpers, also vor dem 
Munde, winklig auf einander. 

Das Ectoplasma (Fig. 57 er, Fig. 61 h.) ist dünn und anscheinend homogen; nach aussen wird 
es durch eine zarte Pellicula begrenzt. Unmittelbar unter dem Ectoplasma bemerkt man eine radiär ge- 
baute Schicht von Cortiecalplasma (Fig. 61 c. p.), welches das erstere an Dieke bedeutend übertrifft. In 
dieser Schicht sind die Trichocysten (Fig. 57 und 61 tr. und Fig. 62) eingelagert. Dieselben erscheinen 
stark lichtbrechend, besitzen im unausgeschnellten Zustande eine spindelförmige Gestalt (Fig. 62 A.) und 
stehen senkrecht zur Körperoberfläche. Werden sie ausgeschnellt (beim Abtödten des Thieres mit 1% Es- 
sigsäure), so erscheinen sie sehr lang (um das zehnfache länger), haarförmig, in der Mitte etwas verdickt 
und am vorderen Ende hakenförmig umgebogen (Fig. 62 B). 

Das Entoplasma (Fig. 61 en) ist feinkörnig, wabig, flüssig und in fortwährender, ziemlich leb- 
hafter Circulation begriffen. 


*) Leider konnte die ausführliche Schilderung, welche Balbiani vor Kurzem gab (s. Recherches experim. sur la 
mö6rotomie des infusoires eilies. I. Partie. Recueil zoologique de la suisse T. V. 1888), nicht mehr benutzt werden, da sie 
erst nach Ablieferung des Manuscripts erschien. Balbiani’s Darstellung der Mund- und Schlundverhältnisse weicht sehr be- 
deutend von der hier gegebenen ab. Bütschli. 


ER 


Die Mundöffnung (Fig. 57 und 55 o) liest auf der Ventralfläche in der Tiefe einer ziemlich compli- 
eirt gebauten Mundhöhle oder eines Peristoms. Dasselbe (Fig. 57—59) ist länglich oval, nach vorne zugespitzt 
und nach hinten gerade abgestutzt. Es bildet im vorderen Körperdrittel eine seichte Vertiefung, die allmählich 
von vorn rechts nach hinten links im den Körper geht, wobei der linke (Fig. 59 1. Pr.), sowie der untere 
Peristomrand steil abfallen. Diese Vertiefung setzt sich am unteren Peristomrande in eine kleine sackartige 
Höhle (oe) fort, welche nach der Analogie mit den nahe verwandten Gattungen Glaucoma und Colpidium 
als Schlund zu bezeichnen wäre. An der rechten Seite setzt sich das Peristom in eine schmale und nicht 
tiefe Furche fort, welche sich nach hinten schwach verenet und bis zum hinteren Körperdrittel reicht. In 
der Furche und im Peristome selbst stehen vier Reihen von Cilien, welche folgenden Verlauf besitzen: die 
erste Cilienreihe (wrı), beginnt am hinteren Ende der Furche, zieht an ihrem rechten Rande und später am 
rechten Peristomrande nach vorne und reicht bis an die vordere Peristomspitze; die zweite (wr2) verläuft in 
der Tiefe der Furche parallel der ersten, biegt aber im vorderen Peristomende nach links herum und ver- 
läuft eine kurze Strecke parallel dem linken Peristomrande; die dritte Cilienreihe (wr3) beginnt ebenfalls am 
hinteren Ende der Furche und zieht an ihrem linken Rande nach vorne, wo sie im vorderen Peristomende 
nach links umbiegt, parallel dem linken Peristomrande verläuft und bis in den Schlund hinunterzieht; endlich 
die vierte Cilienreihe (wr«) beginnt erst im Peristome, unweit der Stelle, wo der hintere Peristomrand in den 
linken Rand der Furche übergeht, zieht nach vorne, macht eine Umbiegung und steigt nach hinten ab, 
wobei sie ebenfalls, wie die dritte Cilienreihe, bis an das Schlundende reicht. Die Cilien, welche diese 
4 Reihen bilden, sind kürzer als die Körpercilien, jedoch stärker und stehen so dicht neben einander, dass 
es scheint, als ob sie auf einer Leiste stünden. Es ist nicht gerade unmöglich, dass ein solches Gebilde 
vorhanden ist, welches etwa durch Verschmelzung der nahe stehenden Cilienpapillen entstanden wäre. Ausser 
den vier Cilienreihen befindet sich am Peristome noch eine undulirende Membran (m), welche an seinem 
linken und hinteren Rande befestigt ist und eine dreieckige Form besitzt. Die Membran ist deutlich quer- 
gestreift, dabei ziemlich diek und zeigt im optischen Längsschnitte (Fig. 60 A und B) sehr interessante Ver- 
hältnisse. Betrachtet man sie von ihrem freien Rande, so zeigt sie bei hoher Einstellung (Fig. 60 A) eine 
ziemlich verworrene Zeichnung, bei tiefer Einstellung erscheint sie dagegen deutlich fein längsgestreift, wobei 
zwischen diesen Längsstreifen noch sehr zarte Verbindungsfädehen zu sehen sind. Diese Erscheinung wäre 
derart zu erklären, dass die Membran durch Verklebung oder Verschmelzung mehrerer dieht nebeneinander 
stehender Cilienreihen entstanden sei. An ihrem freien Rande kann sich die Membran wieder in einzelne 
Cilien auflösen, was auch die Verworrenheit der Zeichnung bei hoher Einstellung (Fig. 60 A) bedingt. 

Der After (Fig. 57 und 58 a) liegt ventral im hinteren Körperdrittel und zwar am hinteren Ende 
der Furche, welche vom Peristom entspringt. Er ist nur während der Nahrungsausstossung wahrnehmbar. 

Die contractile Vacuole (Fig. 57, 58 und 61 e. v.) liegt in der Mittelregion des Körpers und 
zwar in seiner rechten Hälfte; sie mündet durch einen leicht wahrnehmbaren Porus (Fig. 57 und 61 p. e.) 
auf der Dorsalfläche nach aussen. Der Exceretionsporus liegt zwischen zwei Längsstreifen und setzt sich in 
einen kurzen Kanal (Fig. 61) fort, an dessen Ende die contractile Vacuole stets gebildet wird. Dieselbe ist 
während der ganzen Diastole gegen den ausführenden Kanal durch eine dünne Plasmaschicht abgeschlossen, 
welche bei der Systole durchreisst, wobei der Inhalt der Vaeuole durch den Kanal und Exeretionsporus nach 
aussen befördert wird. Die contractile Vacuole ist von besonderen zuführenden Kanälen (Fig. 57 e. e. v.) um- 


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geben, welche nur bei ausgehungerten (von Nahrungskörpern befreiten) Exemplaren mit Deutlichkeit wahrzu- 
nehmen sind. Dieselben stehen radiär zur contractilen Vacuole, sind sehr lang und schmal und besitzen 
einen geschlängelten Verlauf. Am deutlichsten erscheinen sie kurz vor der Systole, nach welcher ihr Inhalt 
zusammenfliesst um eine neue Vaeuole zu bilden. Sie verlaufen unmittelbar unter der Corticalplasmaschicht. 

Der Makronueleus (Fig. 57, 585 und 63 N) ist ziemlich gross, länglich ellipsoidal und besitzt einen 
netzigen Bau. An isolirten und fixirten Kernen bemerkt man eine deutlich begrenzte Kernhülle und in den 
Knotenpunkten des Netzwerks einzelne kleine stark lichtbrechende Körperchen. Er wird stets von 1 bis 
mehreren anliegenden Mikronuclei (nel) begleitet. Dieselben sind länglich, ellipsoidal und lassen im 
fiirten und gefärbten Zustande, ausser der Hülle, noch zwei Abschnitte unterscheiden: einen kürzeren, 
homogenen, achromatischen und einen längeren, streifigen, chromatischen Abschnitt. Die Lage des Kernes 
ist ziemlich wechselnd, weil er von der Plasmacireulation im Körper umhergeführt wird; jedoch ist er meist 
in der hinteren Körperhälfte anzutreffen. 

Bei einigen Exemplaren fanden sich im Corticalplasma oder zuweilen sogar im Entoplasma noch 
zahlreiche grüne Körper (Fig. 587) eingelagert, welche den Thieren eine grüne Färbung verliehen. Dieselben 
erwiesen sich nach der Untersuchung als selbständige Organismen, die zuerst von Brandt unter dem 
Namen Zoochlorella Conductrix (5; pag. 24 und 6; pag. 151, Taf. I, Fig. 4-5 und 16-25) be- 
schrieben werden. Diese Zoochlorellen lassen sich durch Zerquetschen der Frontonien sehr leicht iso- 
liren und zeigen dann folgenden Bau. Es sind sehr kleine (0,004—0,005 mm im Durchmesser), rundliche 
Zellen, die vom hyalinen Protoplasma erfüllt sind, in welches ein kleiner, rundlicher, mit Haematoxylin 
färbbarer Kern (Fig. 64 N) eingelagert ist; ausserdem enthalten sie noch eine grosse durch Chlorophyll grün 
gefärbte Chromatophorplatte, welehe muldenförmig gestaltet ist (Fig. 64 A u. B). Die isolirten Zoochlorellen 
liessen sich im hängenden Tropfen cultiviren (gegen 20 Tage), und vermehrten sich dabei lebhaft durch 
Theilung, welcher die Zweitheilung des Kerns und des Chromatophors (Fig. 641) immer voranging. Auf 
diese Weise wurde die Selbständigkeit dieser Algen auch für Frontonia leucas nachgewiesen. Ja es gelang 
mir sogar einmal ein chlorophylloses Exemplar mit Zoochlorellen zu infieiren, indem ich zu mehreren isolirten 
Exemplaren einige chlorophyllhaltige zerdrückte Thiere hinzusetzte, worauf eines der Thiere am folgenden 
Tage mehrere Zoochlorellen enthielt, die sich im Verlauf von ein paar Tagen so stark vermehrten, dass 
das Thier vollkommen grün erschien. 

Diese Art der Symbiose wurde von Brandt (6; pag. 147) als Vergesellschaftung von Algen mit 
Thieren bezeichnet, indem er behauptete, dass die Thiere, welche genügende Mengen von Zoochlorellen ent- 
hielten, sich vermöge derselben wie echte Pflanzen ernährten und dass demnach die Algen nur in morpho- 
logischer Hinsicht als Parasiten aufzufassen sind, wogegen in physiologischer Hinsicht die Algen beher- 
bergenden Thiere, gewissermassen als Parasiten erscheinen. Diese Behauptung möchte ich, wenigstens 
für Frontonia leucas, bezweifeln, weil die grün gefärbten Exemplare sich ebenso wie die farblosen ernährten 
und in allen Exemplaren gefressene Diatomeen anzutreffen waren. 

Durch die oben beschriebenen Culturversuche der Zoochlorellen und die Infection farbloser 
Exemplare mit denselben wäre ferner der Beweis geliefert, dass die von Ehrenberg (27: pag. 329) als 
Bursaria (Frontonia) leucas und vernalis und von Dujardin (24: pag. 493—494) als Panophrys 
(Bursaria) leucas und vernalis beschriebenen Arten identisch sind und ‘dass das Vorhandensein 


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oder Fehlen der Zoochlorellen nicht zur Unterscheidung der Arten dienen kann, worauf übrigens schon 
viele Forscher hinwiesen. Auf die Identität dieser beiden Arten wurde schon seinerzeit von Claparöde 
und Lachmann (13; pag. 260) hingewiesen; später vertrat sie Entz (28; pag. 647) mit Bestimmtheit. 


Frontonia leucas gehört nicht zu den selteneren Infusorien, wurde jedoch von mir blos 2 oder 
3mal, aber immer in grösserer Menge angetroffen. Sie hält sich meist am Boden der Infusionen zwischen 
Algen auf und schwimmt sehr lebhaft umher, immer mit dem Vorderende voran, beständig rotirend. Der 
Körper ist elastisch und formbeständig; die Farbe ist weisslich grau, kann aber infolge der stark licht- 
brechenden, dunklen Körperchen, welche zuweilen in grosser Menge im Entoplasma vorkommen, einen dunkleren, 
ja sogar schwärzlichen Ton annehmen. Die Exemplare, welche Zoochlorellen enthalten, erscheinen bei schwachen 
Vergrösserungen vollkommen grün. 

Frontonia leusas ernährt sich mit grosser Vorliebe von Diatomeen; sie ist sehr gefrässig, so dass 
der Körper wegen der in grosser Quantität aufgenommenen Nahrung ganz undurchsichtig erscheinen kann. 
Es ist desshalb rathsam, solche Exemplare einige Zeit in reinem Wasser zu isoliren, da man an ge- 
hungerten Exemplaren die Organisationsverhältnisse, namentlich den Bau des Mundes und Schlundes, besser 
studiren kann. 


Frontonia leucas wurde zuerst von Ehrenberg beschrieben. Stein (59; pag. 59 und 60; pag. 63) 
glaubte ihre Verwandtschaft mit Nassula nachgewiesen zu haben und errichtete für sie eine besondere Gattung 
Cyrtostomum, unter welchem Namen sie auch von anderen Forschern beschrieben wurde. Desgleichen 
errichtete auch Dujardin (24; pag. 491—492) die Gattung Panophrys für solche Bursarien, welche einer 
stärkeren adoralen Wimperzone entbehren, und zog unsere Form zu derselben. Da aber der Gattungsname 
Frontonia der älteste ist, so halten wir für gerathen, ihn beizubehalten. Von anderen Forschern 
(Perty 50, Maupas 44) wurde sie mit der nahe verwandten Gattung Ophryoglena vereint und von Ale- 
nitzin (1) sogar mit Nassula verwechselt. Alle Beschreibungen, mit Ausnahme der von Maupas, sind 
recht mangelhaft und beziehen sich nur auf gröbere Organisationsverhältnisse. 


Maupas erkannte die undulirende Membran am Peristom, verfiel aber in einen Irrthum in Betreff des 
Schlundes, indem er die Furche, welche nach hinten vom Munde zieht und die von Alenitzin schon als 
solche erkannt wurde, für den Schlund hielt. Ferner verkannte er die 4 Cilienreihen, welche in der 
Furche und im Peristome verlaufen, und hielt die optischen Durchschnitte der Cilien für Trichoeysten, wo- 
gegen sie von Alenitzin für zahnartige Gebilde gehalten wurden. Jedoch erwähnt Maupas (44; pag. 649), 
dass auch am rechten Peristomrande ein Flimmerorgan vorhanden wäre, welches aber bedeutend weniger 
entwickelt und schwerer zu sehen sei, als das am linken Peristomrande befestigte, so dass er mit Sicherheit 
nicht sagen konnte, ob es eine Membran oder Cilien wären. Diese 4 Cilienreihen sind auch neuerdings von 
Fabre-Domergue (32; pag. 15) verkannt worden, indem er die Cilien am rechten Peristomrande als 
Stäbchen deutete, welche in’s Entoplasma eingesenkt sein sollen. Die Lage des Afters wird richtig ange- 
geben. Der Bau des Ectoplasma’s differirt von meiner Auffassung; ferner sollen nach Fabre-Domergue 
(32; pag. 17—18) die zuführenden Kanäle der contraetilen Vacuolen unter einander anastomisiren, was ich 
nicht beobachten konnte und entschieden bestreiten möchte. Der Verlauf der Körperstreifen wurde von den 
früheren Forschern nicht festgestellt. 


Bibliotheca zoologica. Heft 5. 6 


15. Colpidium Colpoda. Ehrbg. sp. 


Stein 61; pag. 47 und 62; pag. 158 und 160. 
Bütschli 8; pag. 100—102, Taf. IX, Fig. ”—11, Taf. X, Fig. 26—28 auch 10; pag. 1291, 1345, 1377, 1395, 1417, 
Taf. LXII, Fig. 6a—b. 
Maupas 44; pag. 459—460, Taf. XIX, Fig. 30—31. 
Synon: Colpidium cucullus. Kent 33; pag. 537—538, Taf. XXVII, Fig. 49. 
Colpidium striatum. Stokes 65; pag. 103—104, Taf. I, Fig. 12. 
Colpoda Ren. O. F. Müller 48; pag. 107, Taf. XV, Fig. 20—22. 
» > Perty 50; pag. 145, Taf. V, Fig. 7. 
Kolpoda cucullus. Dujardin etc. 24; pag. 479—481, Taf. IV, Fig. 29. 
Paramaecium Colpoda. Ehrenberg 27; pag. 352, Taf. XXXIX, Fig. 9. 
Paramaecium cucullio. Quennerstedt 52; pag. 13—19. Taf. I, Fig. 17—18. 
Plagiopyla nasuta. Kent 38; pag. 538, Taf. XXVII, Fig. 50 und 51 (?). 
Glaucoma pyriformis. Gourret et Roeser 35; pag. 513—514, Taf. XXXIV, Fig. 6. 
Tillina campyla. Stokes 65; pag. 101—102, Taf. I, Fig. 8. 
Taf. V, Fig. 65—68. 

Mittelgrosse Thiere von 0,09--0,12 mm Länge und 0,05—-0,08 mm Breite. 

Körper oval, eiförmig, hinten breiter als vorne und dorso-ventral schwach abgeplattet. Das vordere 
Körperende von rechts nach links tordirt und kappenartig auf die Ventralfläche herübergebogen. Auf der 
Ventralfläche unterhalb des herübergebogenen Vorderendes befindet sich eine breite seichte Vertiefung, in 
welcher der Mund (o) liegt. 

Der ganze Körper ist von ziemlich langen und dünnen Cilien gleichmässig bedeckt. Die Zahl 
derselben (siehe Anhang) beträgt bei einem 0,096 mm langen und 0,06 mm breiten Individuum annähernd 
2300. Die Cilien stehen in Längsreihen auf kleinen Papillen, welche in ihrer Gesammtheit die 
Streifung bedingen. Dieselbe zeigt einen recht eigenthümlichen Verlauf. Die Streifen der rechten Körper- 
seite (Fig. 65) biegen vor dem Mund nach links, steigen schief nach vorn auf und umziehen auf diese 
Weise bogenartig den vorderen Mundrand. Sie stossen mit den linksseitigen Streifen, welche meridional ver- 
laufen und nur in der vordersten Körperregion nach rechts umbiegen, in einer Linie zusammen, die auf der 
Ventralfläche vom vorderen Mundrande schief nach vorn und links aufsteigt. Dieser Streifenverlauf ist 
dadurch zu erklären, dass der vordere (vor dem Mund gelegene) Körperabschnitt eine Torsion von rechts 
nach links erfahren hat und somit die Zusammenstossungslinie, welche ursprünglich vom vorderen Mundrande 
gerade zum Vorderende lief (wie bei den meisten Formen mit ventral gelegenem Munde, z. B. Glaucoma, 
Uronema), auf die linke Seite geschoben wurde und eine schiefe Lage erhielt. Betrachtet man das Thier 
von der Ventralfläche (Fig. 66), so sieht man, dass die median verlaufenden Streifen auf den hinteren und 
rechten Mundrand stossen, die seitlich vom Munde gelegenen dagegen auf das kappenartig herübergebogene 
vordere Körperende. Letztere Erscheinung wird dadurch vorgetäuscht, dass das Vorderende des Körpers in 
der geschilderten Weise auf die Ventralfläche herübergebogen ist und somit die Zusammenstossungsstelle der 
Streifen, welche vor dem Munde auf der unteren Fläche der Kappe liegt, verdeckt wird. Stellt man 
aber das Thier so, dass man in die vor dem Munde gelegene Einsenkung hineinsehen kann, so fällt 
es nicht schwer, sich zu überzeugen, dass die seitlich vom Munde gelegenen Streifen in einander über- 
sehen und den Vorderrand des Mundes bogenartig umziehen. 


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[dV) 


Am Eetoplasma unterscheidet man eine deutliche Alveolarschicht (al), deren äusserste Grenze 
eine zarte Pellicula (p) bildet. 


Das Entoplasma ist grobmaschig-netzig und feingekörnt. Es enthält zahlreiche Nahrungsvacuolen 
(n. v.) und grosse rundliche, stark lichtbrechende Körperchen. 

In der vorderen Körperregion und zwar auf der rechten Hälfte der Ventralfläche befindet sich eine 
seichte, buchtenartig von links nach rechts hineinragende Vertiefung (Fig. 66), an deren linkem Rande die 
Mundöffnung liegt. Letztere ist länglich oval und zieht von rechts vorn nach links hinten schief zur 
Längsachse des Thieres; nach rechts vorn ist sie erweitert, nach links hinten verengt und unbedeutend nach 
vorn umgebogen. Ihr linker Rand (l. or) ist convex, der rechte (r. or.) dagegen concav. An dem 
ganzen Mundrande, ausgenommen den hintersten, verengten Theil, zieht eine continuirliche undulirende 
Membran (m). Dieselbe ist nicht so breit wie bei Glaucoma seintillans, sondern bildet emen ver- 
hältnissmässig schmalen aber dieken Saum, welcher lippenartig erscheint und sich fortwährend bewegt. 

Der Sehlund (oe) ist mässig lang und schwach gebogen. An der Mundöffnung ist er breit 
und tief, verengt sich aber hinter derselben und geht zuerst ventral- und dann dorsalwärts nach links und 
hinten. An der Dorsalseite ist er stark ausgehöhlt (Fig. 65), (besonders in der Gegend der Mundöffnung) 
und mit einer undulirenden (inneren) Membran (m. i.) versehen. Dieselbe ist ziemlich gross und steht 
aus der Mundöffnung klappenartig hervor; nach hinten wird sie allmählich niedriger und zieht bis in das 
hinterste Ende des Schlundes. Ihre Gesammtgestalt ist die eines sphärischen Dreiecks und nimmt die 
Mittelstufe zwischen den inneren Membranen der Glaucoma seintillans und pyriformis ein. Die 
Membran ist deutlich quergestreift und wird sehr schnell in einer Wellenlinie bewegt. 


Der After (a) liegt zwischen zwei Längsstreifen im hinteren Körperende median auf der Ventral- 
fläche. Die contraetile Wacuole (c. v.) findet sich ebenfalls im hinteren Körperende, aber bedeutend mehr 
nach vorn wie der After und mündet gleichfalls zwischen zwei Längsstreifen auf der Dorsalfläche nach aussen. 

Der Makronucleus (N) ist ziemlich gross, schwach nierenförmig. Er liest central oder etwas 
subeentral und wird von einem ovalen Mikronucleus (ncl) begleitet, welcher gewöhnlich der concaven 
Fläche anliegt. Im lebenden Zustande zeigt der Makronucleus einen undeutlichen netzigen oder eher körnigen 
Bau, fixirt erscheint er (Fig. 68) feinnetzig, mit kleinen, stark lichtbrechenden Inhaltskörperchen und 
von einer Membran umgeben. Der Mikronucleus lässt ausser der Membran noch eine deutliche Differen- 
zirung in einen streifigen, chromatischen und einen homogenen, achromatischen Abschnitt unterscheiden. 


Colpidium Colpoda gehört zweifellos zu den gemeinsten Infusorien, da man es fast in jeder In- 
fusion in grossen Schaaren finden kann. Sein Körper ist elastisch und farblos. Mittels der langen und 
feinen Cilien schwimmt es ziemlich lebhaft umher, wobei es sich fortwährend um seine Längsachse dreht. 
Zuweilen bleibt es einige Augenblicke an einem Platze stehen und rotirt dabei schwach. . Die un- 
dulirenden Membranen schlagen unaufhörlich und strudeln die Nahrung ein, welche aus Bacterien besteht. 
Die Bildung der Nahrungsvaceuolen (n. v.) und die Verdauung geschieht genau so, wie es bei Glaucoma ge- 
schildert wurde. 


Aus der zahlreichen Synonymie, die ich oben angeführt habe, ist es zu ersehen, dass Colpidium 
Colpoda von vielen Forschern mit anderen Formen, so z. B. mit Colpoda eueullus, öfters verwechselt 


6* 


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wurde. Ehrenberg beschrieb es unter dem Namen Paramaecium Colpoda (27; pag. 352) und bildete 
den Verlauf der linksseitigen Körperstreifen ziemlich richtig ab (Taf. XXXIX, Fig. 9). Stein, welcher zuerst eine 
undulirende Membran (innere) im Schlunde erkannte, erhob die Art deshalb zu einer eigenen Gattung 
Colpidium (61; pag. 47). In der letzten Zeit wurde es wieder von Maupas besonders auf die Mund- 
und Schlundverhältnisse untersucht. Maupas (44; pag. 459—460) fand zwei undulirende Membranen, 
welche er im Schlunde längs der beiden Mundränder hinziehen lässt und von denen die rechte (Taf. XIX, 
Fig. 30 und 31«) beträchtlich länger als die linke (c) sein soll. Die rechte Membran entspricht zweifellos 
derjenigen, welche schon von Stein gesehen wurde und demnach auch unserer inneren undulirenden Membran 
(Fig. 65 und 65 m i). Was die linke anbetrifft, so entspricht sie unserer äusseren undulirenden Membran, 
nur ist sie nicht an der Schlundwand befestigt, wie es Maupas behauptet, sondern fast am ganzen Mund- 
rande, wie ich es oben schon beschrieben habe. Der Bau des Ectoplasmas wurde nıcht berücksichtigt. 
Die Körperstreifen bildet Maupas (Fig. 30) entschieden unrichtig ab, insofern er die Längsstreifen 
meridional verlaufen lässt und die characteristische Umbiegung nicht andeutet. 


16. Uronema marina. Duj. 


Dujardin 24; pag. 392, Taf. VII, Fig. 13. 
Quennerstedt 53; pag. 17—18, Fig. 7. 
Cohn 20; pag. 275—276, Taf. XV, Fig. 53. 
Kent 38; pag. 546, Taf. XXVII, Fig. 60—61. 
Bütschli 10; pag. 1345, 1351, 1417, Taf. LXIV, Fig. 1a—b. 
Synon: Enchelys triquetra. Dujardin 24; pag. 390, Taf. VII, Fig. 4. 
5 corrugata. ” 24; pag. 390, Taf. VII, Fig. 11. 
?Cryptochilum griseolum. Maupas 44; pag. 451—453, Taf. XIX, Fig. 23—29. 
? Philaster digitiformis. Fabre-Domergue 31; pag. 554—556, Taf. XXVIII, Fig. 1—2. 


Taf. V. Fig. 69— 71. 

Sehr kleine bis kleine Thiere von 0,03—0,06 mm Länge und 0,014—0,023 mm Breite. 

Körper länglich, ellipsoidal, vorne etwas schmäler als hinten und seitlich unbedeutend abge- 
plattet. Die Mundöffnung (o) im vorderen Körperdrittel gelegen. 

Der ganze Körper ist von verhältnissmässig langen und dünnen Cilien bedeckt, welche am vorderen 
Körpertheile bedeutend dichter stehen als am hinteren. Sie sind auf kleinen Papillen eingepflanzt, die 
in Längsreihen angeordnet sind und somit die Körperstreifung bedingen. Die Körperstreifen verlaufen ganz 
ebenso wie bei Glaucoma, indem die ventralen vor dem Munde zusammenstossen und den vorderen Mund- 
rand bogenartig umziehen, die übrigen dagegen meridional ziehen. Am äussersten Hinterende ist eine 
lange Fühlborste (b) befestigt, welche jedoch durchaus nicht steif erscheint und eigentlich als Fühlwimper 
zu bezeichnen wäre. 

Das Ectoplasma (ek) ist sehr dünn und anscheinend homogen. Das Entoplasma fein gekörnt 
und von zahlreichen Nahrungsvacuolen (n. v.) und stark lichtbrechenden Körperchen erfüllt. Die letzteren 
sind meistens im hinteren Körperende stärker angehäuft, so dass dasselbe bei schwachen Vergrösserungen 
undurchsichtig und fast schwarz ist. 


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Die Mundöffnung (o) ist länglich-oval, auf der Ventralfläche gelegen. An ihrem linken Rande 
ist eine ziemlich grosse, klappenartige undulirende Membran (m) befestigt, welche sich fortwährend be- 
wegt. Dieselbe ist deutlich quergestreift; ja es scheint sogar, als ob sie aus einzelnen untereinander ver- 
klebten Cilien bestehe. Am rechten Mundrande (Fig. 71 r. or.) stehen einzelne Cilien, welche die Körpercilien 
an Grösse nicht übertreffen, aber dichter gestellt sind. Ein besonderer Schlund ist nieht vorhanden. 


Der After (a) liegt am hinteren Körperende auf der Ventralfläche unweit der Fühlborste. In seiner 
unmittelbaren Nähe findet sich auch die contractile Vacuole (ec. v). 


Der Makronucleus (N), begleitet von einem dicht anliegenden Mikronucleus (nel), liegt in der 
Mitte des Körpers. Er ist kugelig und besitzt einen feinnetzigen Bau. 


U. marina gehört nicht zu den verbreitetsten Infusorien, obgleich es ziemlich häufig, besonders in 
faulenden Infusionen anzutreffen ist. Es schwimmt sehr rasch unter Rotation umher, wobei die feinen Cilien 
pendelartig bewegt werden und das Vorderende stets voran geht. Auch die Fühlborste kann Bewegungen 
ausführen, namentlich wenn das Thier eine andere Richtung einschlägt. Ihr Hauptzweck scheint aber darin 
zu bestehen, die Thiere vor einem Angriffe zu warnen, denn sobald irgend ein Infusor die Fühlborste berührt, 
eilt Uronema pfeilschnell davon. Die Nahrung besteht aus Bacterien. 


Der Körper ist farblos und elastisch. Bei der gelindesten Pression zerfliessen die Thiere sofort. 


Dujardin, welcher die Gattung Uronema aufstellte (24; Fig. 392) hielt die Form für mundlos. 
Cohn fand die Mundöffnung auf der Bauchseite (20; pag. 275) und bestimmte ihre Lage ziemlich richtig, 
ohne jedoch die undulirende Membran zu erkennen. Letztere wurde von Kent irrthümlich sackartig abge- 
bildet (38; Taf. XXVII, Fig. 61), indem er wahrscheinlich die am rechten Mundrande stehenden Cilien für die 
Fortsetzung der Membran hielt. 


Wie Bütschli halte ich für sehr wahrscheinlich, dass die Gattungen Cryptochilum Maupas 
und Philaster Fabre Domergue mit Uronema identisch sind, weil die in der Beschreibung angeführten 
Merkmale jenen der Uronema entsprechen. 


17. Urozona Bütschlii nov. gen. et spec. 


Bütschli 10; pag. 1285, 1347, 1417, Taf. LXIV, Fig. 17. 


Tat Ve Hilo 2. 
Sehr kleine Form von 0,03—0,04 mm Länge und 0,015—0,022 mm Breite. 


Körper nahezu eylindrisch, an beiden Enden abgerundet, nach vorne etwas verschmälert, nach 
hinten kugelig erweitert, so dass die Gesammtgestalt an eine Eichel erinnert. Die Mundöffnung (0) in 
der Mitte des Körpers gelegen. 


Die Bewimperung ist auf die Mittelregion des Körpers redueirt. Die Cilien sind sehr lang und fein 
und stehen äusserst dicht neben einander. Sie sind in Längsreihen angeordnet und stehen auf besonderen 


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Papillen, was namentlich auf dem optischen Längsschnitte deutlich zu sehen ist. Die Cilienpapillen erheben 
sich ziemlich beträchtlich und stehen sehr dicht aneinander, so dass sie schwach erhobene Längsrippen 
vortäuschen. Das vordere und hintere Körperdrittel erscheinen vollkommen glatt und der Körper wird auf 
diese Weise von einem förmlichen Wimpergürtel umgeben. 


Am hinteren Körperende entspringt eine lange und steife Fühlborste (b). Dieselbe steht 
seitlich auf der Ventralfläche und winklig zur Längsachse des Thieres. Ihrer Lage und Gestalt nach erinnert 
sie an die Fühlborste der Urotricha farcta. 


Das Eetoplasma (ek) ist sehr dünn und anscheinend homogen, eine Pellicula ist kaum wahr- 
nehmbar. Das Entoplasma ist äusserst feinkörnig und enthält kleine Nahrungsvacuolen und zahlreiche 
stark licehtbrechende Körnchen. 


Die Mundöffnung ({o) liegt in der Mitte des Körpers, von vorn rechts nach hinten links schief zur 
Längsachse des Thieres. Sie ist länglich oval; nach vorne etwas verengt, nach hinten unbedeutend 
erweitert. Ihr linker, vorderer und rechter Rand wird von einer schmalen, aber dieken undulirenden 
Membran umzogen, welche an die Verhältnisse, die wir bei Colpidium fanden, erinnert. Vom Munde 
entspringt ein kurzer röhrenförmiger, gleichfalls schief nach hinten links ziehender Schlund (oe). An seiner 
Dorsalseite bemerkt man eine fortwährende Flimmerung; jedoch fällt es bei der ungemeinen Kleinheit des 
Thieres schwer zu entscheiden, ob diese Flimmerung von einer feinen Cilienreihe oder einer undulirenden 
Membran herrührt. 


Der After (a) liegt ventral. am Hinterende des Körpers unweit der Ansatzstelle der Fühlborste. In 
seiner unmittelbaren Nähe befindet sich auch die contractile Vacuole (e. v.). 


Der Makronucleus (N) ist kugelig und liegt ebenfalls im hinteren Körperdrittel, aber auf der 
entgegengesetzten Seite wie die Fühlborste und der After — also dorsalwärts. Er besitzt einen feinnetzigen 
Bau und wird stets von einem kleinen, ovalen, dicht anliegenden streifigen Mikronueleus (nel) begleitet. 


Dieses Thierchen gehört nicht zu den verbreitetsten Infusorien; ich fand es zwei oder dreimal in 
Wässern von verschiedenen Fundorten. Es war immer in nicht allzu grosser Menge vorhanden. Es 
lebt zwischen den Algen und hält sich gern da auf, wo viele Bacterien vorhanden sind; auch verabscheut 
es in Fäulniss begriffene Infusionen nicht. 


Es schwimmt sehr lebhaft umher unter fortwährender Rotation, wobei das Vorderende meist voran- 
geht. Es kann sich rückwärts bewegen, jedoch meist auf kurze Strecken und nicht so schnell wie in der 
entgegengesetzten Richtung. Zuweilen bleibt es einige Zeit auf einem Platze liegen und wälzt sich dann 
langsam um die Längsachse. Darauf fährt es plötzlich auf und schwimmt schnell davon. Wegen der schiefen 
Stellung der langen Fühlborste wird dem Thiere bei den Rotationsbewegungen die Möglichkeit geboten, sein 
Tastvermögen selbst auf weit entfernte Gegenstände zu erstrecken. Man überzeugt sich leieht von der 
Function dieses Gebildes, namentlich wenn irgend ein Infusorium in die Nähe geräth. 


Die undulirende Membran am Munde und die Wimperreihe im Schlunde sind in fortwährender Be- 
wegung begriffen und ermöglichen die Aufnahme der Nahrung. Dieselbe besteht aus Bacterien, welche 
ebenso wie bei Glaucoma und Colpidium den Inhalt der Nahrungsvacuolen (n. v.) bilden. 


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Der Körper ist elastisch und formbeständig; er erscheint durchsichtig und farblos, besitzt aber zu- 
weilen einen grauen Ton. 

Die beschriebenen Organisationsverhältnisse, besonders die Reduction der Bewimperung auf einen mitt- 
leren Wimpergürtel, sind so eigenartig, dass wir diese Ciliate in keine der bekannten Gattungen unter- 
bringen können und desshalb eine neue errichten. Infolge der characteristischen mittleren Wimperzone 
könnte man sie Trichozona nennen; da sie aber einerseits zu Urocentrum, welches ebenfalls einen mittleren 
und ausserdem noch einen hinteren Wimpergürtel besitzt, andrerseits wegen des unbewimperten Hinterendes 
und der schiefgestellten Fühlborste an Urotricha fareta erinnert, und jedenfalls auch mit Uronema 
näher verwandt ist so zog ich den von Prof. Bütschli vorgeschlagenen Namen Urozona vor. 

Ob das Thier von älteren Forschern bereits beobachtet wurde, ist schwer zu entscheiden; die 
Beschreibungen und Abbildungen der zweifelhaften Formen von Ehrenberg (27), Perty (50) und anderen 
sind zu mangelhaft, als dass man an eine Identität mit Urozona denken könnte. 

Was schliesslich die systematische Stellung der Urozona betrifft, so wäre sie infolge der lippenartigen 
undulirenden Membran in die nächste Nähe von Colpidium zu bringen und mit ihm und anderen Formen 


zu einer Familie zu vereinigen. 


18. Cinetochilum margaritaceum. Ehrbg. spec. 


Perty 50; pag. 148, Taf V, Fig. 12. 
Diesing 23; pag. 71—72. 
Stein 62; pag. 109. 
Wrzesniowski 68; pag. 487. 
Bütschli 10; pag. 1347, 1376—77, 1459, Taf. LXLV, Fig. 42 a—b 
Synon: Cyelidium margaritaceum. Ehrenberg 27; pag. 246, Taf. XXII, Fig. 2. 
Glaucoma r Clapar&de und Lachmann 13; pag. 278, Taf. XIV, Fig. 4. 
Wrzesnioswki 66; pag. 335, Taf. IX, Fig. 9. 
” ” Kent 35; pag. 796, Taf. XLV, Fig, 30. 
?Coecudina erystallina. Perty 50; page’ 158, Taf. V, Fig. 13. 
Aspidisca costata etc. Kent 38; pag. 794—795. Anmerk., Taf. XLV, Fig 27. 


„ „ 


Taf. VI. Fig. 73—75. 

Sehr kleine Thiere von 0,03—0,044 mm Länge, 0,024—03 mm Breite und 0,01—0,012 mm Dicke. 

Körper scheiben- oder linsenförmig, biconvex und dorso-ventral stark comprimirt. Vorne abge- 
rundet, hinten quer nach links ausgehöhlt und an den Eeken (namentlich an der rechten) abgerundet; die 
rechte Seite grösser und stärker gewölbt als die linke. Der Rücken ziemlich stark gewölbt, die Bauchseite 
dagegen mehr oder weniger flach und am hinteren Ende näher zur rechten Seite ausgehöhlt. In dieser 
peristomartigen Aushöhlung liegt vorne der Mund. 

Der ganze Körper wird von feinen, mässig langen Cilien bedeckt, welche auf der Ventralfläche be- 
deutend dichter stehen als auf der Dorsalfläche. Die Cilien sind auf kleinen Papillen eingepflanzt, welche 
in Längsreihen in den Cilienfurchen stehen. Letztere bedingen die Körperstreifung und sind auf der Dorsal- 
fläche breiter als auf der Ventralfläche. Zwischen ihnen liegen die gewölbten Rippenstreifen. Dieselben 


Zu, Aus See 


tragen auf der Dorsalfläche noch eine besondere Zeichnung, indem man da Knotenpunkte bemerken kann, 
von welchen zarte, sich verästelnde Fädehen zu den Cilienfurchen ausgehen. Letztere ziehen auf der rechten 
Seite der Ventralfläche bogenartig um die peristomartige Aushöhlung und begeben sich nach hinten, so 
dass der Körper auf der rechten Seite und der Ventralfläche von bogenartig umbiegenden Längsstreifen durch- 
zogen wird, wogegen er auf der linken und Dorsalseite einfach längsgestreift erscheint. Am hinteren Ende des 
Körpers und zwar an der rechten Seite unmittelbar an der Ecke der hinteren Aushöhlung sind 2—3 ver- 
schieden lange Borsten (l) eingepflanzt. Ebenso stehen auch an der anderen Ecke der Aushöhlung, also 
am hinteren Ende der linken Körperseite, 1—2 Borsten, welche aber kleiner als die vorhergehenden sind. 

Das Ectoplasma (ek) ist sehr dünn und anscheinend homogen; das Entoplasma sehr grobkörnig: 
die eingelagerten Körnchen sind stark lichthrechend und verleihen dem Thiere ein glänzendes, perlmutter- 
ähnliches Aussehen, welches auch den Speciesnamen margaritaceum veranlasst hat. 

Der Mund (o) liegt am vorderen Ende der peristomartigen Aushöhlung, welche frei von Cilien ist. 
Die Mundöffnung ist etwa birmförmig, vorne verengt und nach hinten erweitert. Von ihr entsprinst 
ein sehr flacher, sackartiger Schlund, an dessen Dorsalwand zwei undulirende Membranen be- 
festigt sind. Die eine grössere (m. r.) ist bandförmig und näher am rechten Mundrande befestigt. Nur 
die vordere Hälfte dieser Membran ist an die Schlundwand festgewachsen, das untere Ende ist frei und 
kann entweder aus der Mundöffnung heraushängen und lappenartig bewegt oder aber in den Schlund 
zurückgezogen werden und legt sich dann bogenförmig parallel dem unteren und linken Mundrande um. Die 
andere undulirende Membran (m.1.) ist bedeutend länger und näher am linken Mundrande gelesen. Sie 
scheint nur mit ihrem vordersten Ende an der Schlundwandung befestigt zu sein, ist deutlich längsgestreift 
und am unteren Ende faserartig zerschlitzt. Ich muss es überhaupt dahingestellt sein lassen, ob dieses 
Gebilde eine wirkliche undulirende Membran oder ein dichtes Cilienbündel ist, welches am vorderen Ende des 
Schlundes entspringt. Wegen der Kleinheit der Thiere konnte diese Frage nicht sicher entschie- 
den werden. 


Der After (a) liegt ventral am hintersten Ende des Peristoms und in unmittelbarer Nähe 
der grossen Borsten. Die contractile Vacuole (ce. v.) liegt gleichfalls im Hintertheil des Körpers 
und zwar näher zur linken Ecke der hinteren Aushöhlung; sie mündet dorsalwärts nach aussen unweit der 
linken Borsten. 

Der Makronucleus (N) liegt central oder etwas subcentral in der linken Körperregion und ist 
kugelig oder etwas ellipsoidal. Er besitzt einen deutlich netzigen Bau und wird stets von einem kugeligen, 
homogenen Mikronucleus (nel) begleitet. 

Ö. margaritaceum ist sehr verbreitet und fast in jeder faulenden Flüssigkeit in ziemlich grosser 
Menge anzutreffen. Es hält sich meist zwischen verwesenden Algen auf. 


Seine Bewegungen sind sehr verschieden; am häufigsten schwimmt es lebhaft umher, sich 
fortwährend um die Längsachse drehend. Bei Mangel an Raum, wenn es z. B. zwischen Algen geräth, 
tummelt es sich langsam herum und wälzt sich von der einen Seite auf die andere; auch kann es 
an den Algen herumklettern, wobei es sich stets auf der Bauchseite beweet. An eimem Platze bleibt es 
selten ruhig stehen, kann sich aber kreiselartig an einem Orte drehen und zuweilen sogar kleine Sprünge 


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machen. Ihre Nahrung scheint ausschliesslich aus kleinen einzelligen Algen zu bestehen. Der Körper ist 
formbeständig, elastisch und farblos. 

Cinetochilum margaritaceum beschrieb zuerst Ehrenberg unter dem Namen Cyelidium mar- 
garitaceum (27; pag. 246) und erkannte den Verlauf der Körperstreifen auf der Dorsalfläche ganz richtig. 
Perty (50; pag. 148) fand am Munde eine zitternde Klappe (unsere rechte undulirende Membran) und 
errichtete aus diesem Grunde die Gattung Cinetochilum. Claparede und Lachmann (13; pag. 278) 


beobachteten die zweite undulirende Membran (unsere linke), schilderten aber deren Lage und Bau nicht 


näher. Ferner entdeckten sie die peristomartige Aushöhlung auf der Ventralfläche und erkannten die Längs- 
streifen vollkommen richtig als Furchen. Die Zahl der Borsten wurde von den früheren Forschern nicht 
richtig beobachtet, mdem Claparede und Lachmann nur eine angeben, Wrzesniowski (66; pag. 335) 
dagegen zwei; Kent (38; pag. 794—795 Anm.) fand bei einigen Exemplaren 3 Borsten. Er hielt diese 
Art, ohne jeden genügenden Grund für Entwicklungszustände von Aspidisca costata. Ebenso ist es 
unrichtig, dass die Dorsalfläche unbewimpert ist, wie Wrzesniowski (68; pag. 457) gesehen zu haben 
glaubte. After und Kern wurden von den früheren Forschern nicht beobachtet. 


19. Urocentrum turbo. O. F. Müller spec. 


Nitzsch 49; pag. 68. 
Ehrenberg 27; pag. 268, Taf. XXIV, Fig. 7. 
Dujardin 24; pag. 531—532. 
Perty 50; pag. 141. 
Clapart&de und Lachmann 13; pag. 134—155. 
Stein 60; pag. 73 auch 62; pag. 148. 
Carter 11; pag. 399—402. 
Fromentel 34; pag. 156, Taf. XXIV, Fig. 5. 
Maggi 43; pag. 37—42. 
Kent 38; pag. 641—643, Taf. XXXIII, Fig. 7--10. 
Entz 29; pag. 179—189, Taf. VIII, Fig. 12—14. 
Bütschli 9; pag. 90 auch 10; pag. 1264, 1278, 1281 Fig. 11, pag. 1329, 1417, 1421, 1445, 1447—48, 1459—60, 
Taf. LXIV, Fig. 15. \ ’ 
Synon: Cercaria turbo. O. F. Müller 48; pag. 123—124, Taf. XVIII, Fig. 13—16. 
Peridinium Cypripedium. James-Clark 14; pag. 270—279, Taf. XII, Fig. 1—7. 
Peridinopsis en) 5 15; pag. 2—6. 
Calceolus Cypripedium. Diesing 22; pag. 379. 
Kent 38; pag. 615—619, Taf. XXXII, Fig. 23—24. 


Taf. VI, Fig. 76—86. 

Mittelgrosse Thiere von 0,08—0,11 mm Länge und 0,064—0,09 mm Breite. 

Körper tonnenförmig mit breit abgerundetem Vorder- und Hinterende; in der Mittelregion ziemlich 
beträchtlich eingeschnürt, so dass man einen Vorder- und Hinterleib unterscheiden kann. Diese beiden 
Körperregionen sind bauchig aufgetrieben und ungleich gross; der Vorderleib ist gewöhnlich stärker aufgetrieben 
und wird vorne durch ein schwach gewölbtes Stirnfeld (vorderes Polfeld) abgeschlossen; das Hinterende 
ist gleichmässig abgerundet und etwas eingebuchtet. Auf der Bauchfläche des Hinterleibs zieht eine seichte, 
nicht besonders breite Längsfurche (Fig. 76 F) hin, welche am Hinterende beginnt und bis zur Mittelregion 


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des Körpers reicht. 
Bibliotheca zoologica. Heft 5. 7 


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Die Körperbewimperung ist keine allseitige und gleichmässige, sondern auf drei verschieden breite 
Wimpergürtel redueirt. Fast in der Mitte des Körpers verläuft ein schmaler, rinnenförmiger Gürtel (m. W.), 
welcher mit kleinen Cilien bedeckt ist. In diesem Gürtel, genau da, wo er die beschriebene Längsfurche 
(F.) kreuzt, befindet sich die Mundöffnung (o.), welehe somit in der Mitte der Ventralfläche liegt. Nach 
vorn von diesem mittleren oder oralen Gürtel erstreckt sich der vordere und breitere Wimper- 
gürtel (V. W.), welcher bis zur Grenze des vorderen Polfeldes reicht. Der hintere und schmälere 
Wimpergürtel (H. W.) umzieht den bauchig aufgetriebenen Hinterleib und reicht bis an das Hinterende 
des Körpers, wobei das hintere Polfeld unbewimpert ist; dieser Gürtel wird auf der Ventralfläche durch die 
Längsfurche (F.) unterbrochen. 

Die Cilien des vorderen und hinteren Gürtels sind ziemlich lang (0,015 mm) und fein. Sie sind 
auf besonderen kleinen Papillen (Fig. 77 el. p.) eingepflanzt, welche gleichzeitig nach drei verschiedenen 
Richtungen in Reihen angeordnet sind und somit eine gekreuzte Streifung der Wimpergürtel bedingen. Be- 
trachtet man nämlich bei starker Vergrösserung die Körperoberfläche im Bereich eines der beiden Wimper- 
gürtel (Fig. 77), so gewahrt man zwei Streifensysteme, welche unter einem Winkel von 60° schief zur Längs- 
achse des Thieres, das eine von vorn links nach hinten rechts und das andere von vorn rechts nach 
hinten links ziehen; das dritte Streifensystem (q. s.) verläuft quer oder vielmehr ringförmig und verbindet die 
Kreuzungsstellen der Streifen der beiden ersten Systeme; es bildet also mit ihnen ebenfalls einen Winkel 
von 60°. So entstehen kleine, gleichseitige Dreiecke, in deren Winkeln die Cilienpapillen (cl. p.) stehen, und 
deren Seiten schwach vorspringende Plasmasäume sind, welche die stärker hervorragenden Cilienpapillen 
unter einander verbinden. 

Die Cilien des mittleren Wimpergürtels sind sehr kurz und stehen dicht an einander; sie ent- 
springen von äusserst kleinen Papillen (Fig. 80), welche in der Richtung der Längsachse des Thieres in 
Reihen angeordnet sind und dem Gürtel ein fein längsgestreiftes Aussehen verleihen (Fig. 76). Ausser diesen 
drei Wimpergürteln ist noch eine Cilienreihe vorhanden, welche am rechten Rande der Längsfurche (Fig. 76 
und 80 F) hinzieht. Sie besteht aus verhältnissmässig langen Cilien, welche nach vorne allmählich kürzer 
werden. Sie beginnen am Hinterende der Furche und reichen bis zu ihrem vordersten Ende, wobei sie 
den rechten und vorderen Rand der Mundöffnung umziehen und sogar in letztere hereinbiegen. Diese 
Cilienreihe würde demnach wohl die Rolle einer adoralen Wimperzone (Fig. 76 und 80 ad W.) spielen. Ihre 
Wimpern sind auf kleinen Papillen eingepflanzt, wesshalb der scharf abgegrenzte rechte Furchenrand gekerbt 
erscheint. In der Bauchfurche, jedoch an ihrem linken Rande und im Bereiche des hinteren Wimpergürtels 
ist ein langer und ziemlich breiter, griffelartiger Schwanzanhang (cr) befestigt, der am Hinterende des Körpers 
frei nach aussen hervorragt. Dieser Cirrenschwanz ist deutlich längsgestreift und kann sich in einzelne 
lange Wimpern zerfasern, so dass er als ein verklebter Cilienbusch zu betrachten wäre. 

Am Eetoplasma unterscheidet man eine dünne Alveolarschicht (Fig. 76 und 78 ol.), deren äusserste 
Grenze eine zarte Pellicula (p) bildet. Das Maschenwerk der Alveolarschicht ist anscheinend dermassen an- 
geordnet, dass jeder Cilienpapille ein Radiärbalken entsprieht; wenigstens überzeugt man sich an optischen 
Durchsehnitten des Körperrandes (Fig. 78) leicht, dass unterhalb jeder Cilie ein Radiärstreifen (Balken des 
Wabenwerks) der Alveolarschicht steht. Demnach ist es auch sehr möglich, dass die Zeichnung, welche 
man .bei Oberflächenansicht der Wimpergürtel gewahrt, nicht nur durch vorspringende Plasmasäume bedingt 


wird, sondern auch die darunter ziehenden Plasmamaschen der Alveolarschicht zu ihrer Deutlichkeit bei- 
tragen. Bütschli (10; pag. 1251) dagegen möchte sie allein auf die Anordnung der letzteren zurückführen. 
Dicht unterhalb der Alveolarschicht befindet sich eine bedeutend diekere Schicht vom Corticalplasma 
(Fig. 76 und 78 c. p.), welches gleichfalls einen radiär wabigen Bau hat, nur sind die Waben (Fig. 79 B.) 
bedeutend gröber. In dieser Schicht und zwar in den radiären Kanten des Wabenwerks sind besondere 
trichocystenartige Stäbchen (t. s) eingelagert. Dieselben finden sich jedoch keineswegs bei allen In- 
dividuen und werden nie ausgeschnellt. Sie sind länglich, stäbchenförmig, in ihrer Mittelregion wenig ver- 
diekt und stark lichtbrechend; von schwachen Säuren und Alkalien werden sie nicht gelöst, dagegen ziemlich 
leicht von Pepsinlösungen (siehe‘oben bei Nassula), sogar bei gewöhnlicher Temperatur. Obgleich sie mit 
den gebräuchlichsten Mitteln nicht zum Ausschnellen gebracht werden können, so kann doch ihre Homologie 
mit echten Triehocysten nicht bezweifelt werden. Ihre Function bleibt somit unerwiesen, es liegt aber nahe 
zu vermuthen, dass sie zur Stütze des Ectoplasmas dienen könnten. 

Das Entoplasma (en) ist ziemlich grobwabig und feingekörnt und wird von zahlreichen kleinen, 
rundlichen, stark lichtbrechenden Körperchen erfüllt (Fig. 78). 

Die Mundöffnung (Fig. 76 und S0 o.) ist ziemlich gross und länglich, vorn etwas erweitert, nach 
hinten verschmälert und etwas schief, von vorn rechts nach hinten links zur Längsachse des Thieres gerichtet. 
Der vordere Mundrand liegt auf der Grenze zwischen dem vorderen Wimpergürtel und dem mittleren 
oder oralen Gürtel, so dass die vordere Hälfte der Mundöffnung in den Oralgürtel fällt. Die Cilien der 
adoralen Zone (ad. W.), welche am rechten und verderen Rande der Furche stehen und in die Mundöffnung 
einbiegen, gehen an der linken Ecke des vorderen Mundrandes in einen langen Wimperbüschel (Fig. SO w. b.) 
über, welcher frei in die Mundöffnung hineinhängt. Vom Munde entspringt ein ziemlich langer, nach hinten 
und links ziehender Schlund (Fig. 76 und SO ve.), der allmählich enger wird. Längs seiner dorsalen Wand 
verläuft ein flimmerndes Gebilde; es scheint aus einer dünnen plasmatischen Leiste zu bestehen, deren 
freier Rand sich in einzelne Cilien zerfasert. Die Vermuthung liegt nahe, dieses Organ von sehr dicht 
aneinander stehenden Cilien abzuleiten, welche an ihrer Basis unter einander verschmolzen und so einen 
membranartigen Saum zur Ausbildung brachten. Das Gebilde erinnert sehr an die Membran, welche im 
Schlunde von Paramaecium verläuft. Ausserdem zieht noch an der ventralen Schlundwand eine Reihe 
sehr kurzer und feiner Cilien hin, welche gleichfalls bis ans Schlundende reicht. 

Der After (Fig. 76 a.) liegt am hinteren Körperende in der Ventralfurche und zwar ihrem 
rechten Rande genähert; er ist nur während der Defaecation sichtbar. 

Die contractile Vacuole (Fig. 76 ce. v. und Fig. 81) liegt hinten und mündet durch einen deut- 
lich begrenzten Porus (Fig. 76 und 81 p. c.) am Hinterende des Körpers nach aussen. Vom Exeretiousporus 
entspringt ein schmaler Kanal, welcher durch die Alveolarschicht und das Corticalplasma zu verfolgen ist und 
an dessen Ende (also auf der Grenze von Cortiealschicht und Entoplasma) die contractile Vacuole stets 
gebildet wird. Dieselbe wird von vier, im Kreuz stehenden, zuführenden Kanälen (Fig. 76 e. ev. und Fig. Sl) 
umgeben, welche unmittelbar unter dem Corticalplasma nach vorne verlaufen und bis zum vorderen Wimper- 
gürtel ziehen. Sie sind sehr dünn und schwellen kurz vor der Systole an dem Vacuolenende birnförmig an, 
wobei ihr Inhalt mit dem der eontractilen Vacuole nicht communieirt. Während der Systole, welche sehr 
rasch erfolgt, treten die vier birnförmigen Kanalenden an die Stelle der sich entleerenden Vaeuole und bilden 


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4 Bildungsvaeuolen, die bald zu einer neuen contractilen Vaeuole zusammenschmelzen. Dieselbe ist selbst- 
verständlich gegen den ausführenden Kanal durch eine dünne Plasmaschicht abgeschlossen. Unterdessen 
werden 4 neue Kanäle ausgebildet, welche während der Diastole am Vaeuolenende wieder birnartig 
anschwellen. 

Der Makronucleus (Fig. 76 N. und Fig. S2) findet sich in der Region des hinteren Wimper- 
gürtels. Er liegt quer, ist in der Mitte dünn strangförmig mit keulenförmig verdickten Enden, die stets 
ventralwärts umgebogen sind, so dass der Kern eine nahezu hufeisenförmige Gestalt besitzt. Sein Bau 
ist feinnetzig und besonders deutlich an fixirten und tingirten Kernen sichtbar; dann ist auch eine zarte 
Kernmembran wahrzunehmen. Ein kleiner, kugeliger Mikronueleus (nel.) liegt dem Kern in seiner Mitte 
stets an. Ausser einer äusserst dünnen Kernmembran lässt der Mikronucleus noch eine Sonderung seiner 
Substanz in einen streifig-körnigen chromatischen und einen homogenen achromatischen Abschnitt erkennen. 
Es gelang mehrere Male die Theilung dieses Infusors zu verfolgen, welehe nicht uninteressant verläuft. Das 
betreffende Individuum streckt sich in die Länge und in der Mittellinie zwischen dem vorderen (Fig. 83 
V. W.) und hinteren (H. W.) Wimpergürtel entsteht ein dritter, zunächst sehr schmaler (Vı Wı), welcher 
zum vorderen Wimpergürtel des hinteren Sprösslings wird. Dieser Wimpergürtel nimmt an Breite 
allmählich zu, bis er dem vorderen gleich wird (Fig. St Vı Wı). Zu dieser Zeit macht sich an seinem 
hinteren Rande eine seichte Einschnürung (oraler Wimpergürtel) bemerkbar, in welcher kurze Cilien erscheinen 
und ein neuer Mund (0,) angelegt wird. Letzterer entsteht in der verlängerten Längsfurche als eine kleine 
Oeffnung, in deren Tiefe eine schief gestellte Cilienreihe (dorsale Schlundeilien) zu flimmern beginnt. Bald 
darauf entsteht auch der hintere Wimperkranz (Fig. 55 Hı Wı) für den vorderen Sprössling. Leider vermag 
ich nicht mit Gewissheit zu sagen, ob derselbe zwischen den vorderen Wimpergürteln der beiden Sprösslinge 
(V. W. und Vı Wı) neu angelegt wird oder sich vom vorderen Wimpergürtel (Vı Wı) des hinteren Sprösslings 
abgliedert. Jedoch spricht das, was ich beobachtete, mehr für das erstere. Sobald nun dieser Wimperkranz 
(Hı Wı) angelegt ist, entsteht in seiner Region, am linken Rande der Furche die neue Schwanz- 
eirre für den vorderen Sprössling. Bald darauf verschwindet der Theil der Furche, welcher zwischen dem 
hinteren Wimpergürtel (Hı W;) des vorderen und der Mundöffnung (01) des hinteren Sprösslings sich erstreckt. 
Das Thier schnürt sich unmittelbar hinter dem neu entstandenen hinteren Wimpergürtel des vorderen 
Sprösslings (Hı Wı) immer stärker ein, bis eine Zweitheilung an dieser Stelle erfolgt. Demnach wurde bei 
dem vorderen Sprössling der hintere Wimperkranz (Hı Wı), bei dem hinteren der vordere Wimperkranz 
(Vi W,) neu gebildet. Nicht uninteressant sind auch die Veränderungen, welche während der beschriebenen 
Processe am Kerne wahrzunehmen sind. Sobald nämlich der neue vordere Wimpergürtel (Fig. 83 Vı Wı) 
hervortritt, ballt sich der Makronucleus (N.) zu einem cylindrischen Körper zusammen, wobei sich seine 
feinere Structur aus der netzigen zur fasrigen umbildet. Darauf verändert er seine Lage, indem er aus dem 
hinteren Körperende in die Mittelregion auf die linke Körperhälfte verschoben wird und sich dabei in die 
Längsachse des Thieres stellt (Fig. 84 N.). Währenddessen hat er einen längsstreifigen, feinfaserigen Bau 
(Knäuelform) angenommen und wird später in der Mitte durchschnürt (Fig. S5 N. und Nı). Nach erfolgter 
Zweitheilung des Thieres wandern die beiden Makronuclei wieder nach den hinteren Körperenden zurück und 
nehmen daselbst ihre gewöhnliche Lage, Gestalt und Beschaffenheit an. Der Mikronucleus folgt dabei dem 
Makronucleus und theilt sich auf karyokinetische Weise, welche jedoch nicht eingehender studirt wurde. Die 


neue contractile Vacuole des vorderen Sprösslings (Fig. S5 cı vı) muss wahrscheinlich sehr spät angelegt 
werden, da ich sie erst zu der Zeit bemerkte, als der hintere Wimperkranz (Hı Wı) bereits vorhanden war. 

Ich hatte das Glück ein paar Mal Conjugationszustände anzutreffen, kann aber über das Verhalten 
des Makro- und Mikrönueleus nichts Specielleres berichten. Die Beobachtungen, welche vorliegen, beziehen 
sich nur auf das allgemeine Verhalten der eonjugirten Thiere. Dieselben legen sich sehr nahe aneinander 
und vereinigen sich mit ihren vordersten Körperenden (oberhalb der vorderen Wimpergürtel Fig. 86). Dabei 
schwindet das Eetoplasma an der Stelle, wo sie sich aneinander gelegt haben (resp. nimmt die Be- 
schaffenheit des Entoplasmas an) und man bemerkt eine lebhafte Entoplasmacireulation zwischen den beiden 
Thieren, wobei die Nahrungsvacuolen aus dem einen in das andere deutlichst übertreten. 

Urocentrum turbo gehört, wie behauptet wird, zu den seltenen Infusorien, obgleich es in der 
Umgebung von Heidelberg ziemlich häufig vorzukommen scheint. Wenigstens haben es Prof. Bütschli*), 
Schuberg und ich öfters an verschiedenen Fundorten und immer in grossen Schaaren angetroffen. Es 
scheint auch faulige Infusionen ziemlich zu ertragen, in denen es sich sehr stark vermehrt. Gewöhnlich hält 
es sich an der Oberfläche der Flüssigkeiten auf und schiesst pfeilschnell umher. In der Geschwindigkeit der 
Bewegungen kann es nur mit Halteria verglichen werden, obgleich dieselben viel gleichmässiger sind und 
nicht sprungweise erfolgen. Bei der Bewegung geht U. turbo immer mit dem Vorderende voran und rotirt 
unaufhörlich und sehr schnell um die Längsachse. Zuweilen dreht es sich kreiselförmig auf einem Platze 
herum, um darauf in irgend welcher Richtung fortzuschwimmen. Beim Umherschwimmen ändert es öfters 
die Bewegungsrichtung, wobei der Schwanzeirrus als Steuerorgan verwendet wird. Dass der Schwanzeirrus 
auch als Anheftungsorgan benutzt wird, wie es Kent (35; pag. 619 und 642, Taf. NXXII, Fig. S—9) und 
Carter (11; pag. 401) behaupten, konnte ich nie beobachten. Der Körper ist elastisch und meist farblos, 
erscheint jedoch zuweilen schwach gelblich grau. 

U. turbo ernährt sich von Bacterien, welche mit dem Wasser durch die Bewegung der adoralen 
Wimperzone und wahrscheinlich auch der kurzen Cilien der rinnenförmigen Einschnürung dem Munde zugestrudelt 
werden. In die Mundöffnung gerathen sie durch die Bewegung der an seinem rechten und vorderen Rande 
stehenden adoralen Cilien und hauptsächlich des Wimperbüschels ‚und sammeln sich am Schlundende zu 
Ballen an. Bei diesem Processe strömt auch Wasser ein, welches sich mit dem Entoplasma nicht mischt. 
sondern am Schlundende als ein Tropfen anhäuft und die Nahrungskörperchen umschliesst. Sobald eine 
solehe Nahrungsvacuole (n. v.) ein gewisses Volum erreicht hat, löst sie sich vom Schlundende ab und wird 
im Entoplasma fortgeführt. 

Ich möchte heiläufig auf eine sehr interessante Erscheinung aufmerksam machen, welche vielleicht 
zur Beurtheilung der Kernstructuren etwas beitragen kann. Betrachtet man solche Nahrungsvacuolen, so 
zeigen sie einen deutlich netzig-maschigen Bau, als ob die stäbchenartigen Bacterien ein förmliches Netz- 
oder Wabenwerk bildeten, welche an dasjenige der Kerne sehr erinnert. Werden dieselben aber per anum 
ausgestossen oder isolirtt man sie durch Zerdrücken der Thiere, so fällt es nicht schwer sich zu über- 
zeugen, dass die Bacterien durchaus zu keinem Netzwerk verbunden waren, sondern dass dieses Bild nur 
durch die verworrene Lage der stäbchenartigen Bacterien vorgetäuscht wurde. 


*) Dagegen habe ich es in Frankfurt a./M., wo ich mehrere Jahre nach Infusorien suchte, niemals aufgefunden. 
O. Bütschli. 


ee u. 


Dieses Thier wurde zuerst von O0. F. Müller unter dem Namen Cercaria turbo (48; pag. 123— 
124) beschrieben, und später von Nitzsch (49; pag. 68) zu einer selbständigen Gattung Urocentrum er- 
hoben. Die Beschreibungen, welche von den älteren Forschern wie Ehrenberg, Dujardin, Perty, Cla- 
parede und Lachmann herrühren, sind sehr mangelhaft; selbst die äusseren allgemeinen Örganisations- 
Verhältnisse, wie Bewimperung, Lage des Mundes ete. wurden von ihnen nicht richtig erkannt. Zuerst 
fand Maggi (43) und darauf Kent (38), dass der Körper von zwei Wimpergürteln umgeben wird, während 
James-Clark (14) und Entz (29) denselben, ausgenommen das vorderste Ende, für total bewimpert hielten. 
Die Streifensysteme der Wimpergürtel wurden theilweise schon von James-Clark bemerkt, jedoch nicht 
ganz richtig, wenigstens am vorderen Wimpergürtel dargestellt. Derselbe erkannte auch die schmale rinnen- 
förmige Einschnürung in der Mittelregion des Körpers, übersah aber dass sie von kürzeren Cilien bedeckt 
wird. Entz bemerkte nur eine Reihe kürzerer Cilien an dieser Stelle und deutete sie als einen adoralen 
Wimperkranz. Die Längsfurche wurde fast von sämmtlichen neueren Forschern bemerkt, jedoch übersahen 
sie alle, dass ihr rechter Rand eine Öilienreihe (adorale Wimperzone nach mir) trägt, welche bis zum vorderen 
Mundrande zieht und in seiner linken Ecke einen Wimperbüschel bildet. Die Lage der Mundöffnung, sowie 
die Bewimperung des Schlundes sind gleichfalls nicht richtig erkannt worden, obgleich Stein in demselben 
eine undulirende Membran gesehen zu haben glaubte, während Entz nur von einer „Quaste, langer feiner 
Wimperhaare“ spricht. Es ist gerade nicht unmöglich, dass diese Quaste unserem Wimperbüschel der adoralen 
Zone entspricht. Ueber den feineren Bau des Eetoplasmas finden wir bei keinem der oben eitirten Forscher 
eine Andeutung. Erst Bütschli (9; pag. 90) fand gelegentlich, dass das Eetoplasma (Cortiealplasma) einen 
groben radiär wabigen Bau besitzt und deutete die von Entz beschriebenen Trichocysten als die dicken Stränge 
des Wabenwerks. Dieser Ansicht schloss sich später auch Schuberg (56; pag. 352) an. ‚Jedoch lehrten 
neuere, in Gemeinschaft mit Bütschli angestellten Beobachtungen, dass in den radiären Strängen des Cor- 
ticaplasmas zuweilen stäbchenförmige, stark lichtbrechende Gebilde eingelagert sind, welche jedoch nicht aus- 
geschnellt werden. Die zuführenden Kanäle der contractilen Vacuole wurden auch bereits von früheren 
Forschern beobachtet. So spricht Maggi von zwei dünnen Kanälen, welche von der contractilen Vacuole 
nach vorne ziehen sollen. Kent sah 4 über Kreuz gestellte Nebenvacuolen, übersah aber die eigentlichen 
Kanäle; letztere wurden jedoch schon 1855 von Lieberkühn richtig erkannt und auf seinen unedirten Tafeln 
(42; Taf. 177, Fig. 1—2) dargestellt. 'Theilungszustände sind nur von Carter und Kent beobachtet worden; 
es ist aber falsch, wenn Kent behauptet, dass die aus der Theilung hervorgegangenen Sprösslinge nur einen 
(vorderen oder hinteren) Wimpergürtel besitzen und der andere erst nachträglich angelegt werde. 

Es unterliegt keinem Zweifel, dass die von James-Clark zuerst unter dem Namen Peridinium 
cypripedium (14) und dann Peridinopsis eypripedium (15) beschriebene Form mit U. turbo identisch 
ist — ein Umstand, auf den seinerzeit schon Carter (11) und dann Stein (62 pag. 148) hinwiesen. Das- 
selbe gilt natürlich auch von der Gattung Calceolus, welche Diesing (22; pag. 379) für die James- 
Clark’sche Form errichtete und Kent fälschlicherweise adoptirte. 


20. Lembadion bullinum. ©. F. Müller sp. 


Perty 50; pag. 141, Taf. V, Fig. 14. 

Clapar&de u. Lachmann 13; pag. 249---251, Taf. XII, Fig. 5—7. 

Stein 60; pag. 78, 80 und 88; 62; pag. 155. 

Eberhard 26; pag. 24, Fig. 26. 

Diesing 23; pag. 75—76. 

Kent 38; pag. 537, Taf. XX VII, Fig. 54 

Bütschli 10; pag. 1279—80 Fig. 10; pag. 1342, 1347, 1351, 1375, 1377, 1421, 1446, Taf. LXIV, Fig. 5 a—b. 
Synon. Bursaria bullinum O0. F. Müller 48; pag. 116, Fig. XVII, Fig. 5—8. 


Taf. VII, Fig. S’—91. 


Kleine Formen von 0,055—0,07 mm Länge, 0,036—0,046 mm Breite und 0,02—0,22 mm Dicke. 

Körper oval, dorso-ventral abgeplattet und mässig gewölbt; das Vorderende abgestutzt, mehr oder 
weniger nach links abfallend und ausgebuchtet, das Hinterende verengt und schwach zugespitzt. Die Rücken- 
seite stärker als die Ventralseite gewölbt; die letztere ist durch ein sehr ansehnliches Peristom stark ausge- 
höhlt, welches fast die ganze Bauchseite einnimmt und etwas asymetrisch liegt, da es beimahe die ge- 
sammte rechte Hälfte und nur einen Theil der linken Hälfte der Bauchseite einnimmt. Der ganze Peristomrand 
zieht den Körperumrissen der Ventralfläche mehr oder weniger parallel; auf diese Weise erscheint das 
Peristom in der Mitte des Körpers am breitesten, nach vorne dagegen etwas verengt und nach hinten zuge- 
spitzt. Das hintere Peristomende erscheint sackartig, da es von einer dünnen Lamelle überdeckt wird, welche 
mit Stein als Hypostom (Fig. S’”—89 hg) zu bezeichnen wäre. 

Der ganze Körper, mit Ausnahme des Peristoms, ist von feinen, ziemlich langen Cilien bedeckt. 
Dieselben erheben sich einzelu auf mässig gewölbten Papillen (Fig. 91 el. p.), die reihenweise angeordnet sind 
und gewöhnlich mit den Papillen der benachbarten Reihen alterniren. Die Basen der Cilienpapillen erhalten 
dureh dichtes Zusammenstossen mit den benachbarten, polygonale Umrisse, wobei sich die Linien des Zu- 
sammenstossens als Furchen darstellten (Fig. 91 1. s. und q. s.) Da die Cilienpapillen in parallelen Längsreihen 
angeordnet sind, so erscheinen auch die dazwischen liegenden Furchen als Längsfurchen und bedingen die 
Längsstreifung des Körpers. Jedoch erscheinen sie nur bei schwachen Vergrösserungen als gerade Linien 
(Fig. S7—S9), bei stärkeren Vergrösserungen fällt es nicht schwer sich zu überzeugen, dass sie ziekzack- 
förmig verlaufen (Fig. 91 1. s.), wobei ihre winkligen Kreuzungsstellen durch Querfurchen (q. s.) verbunden 
sind. Auf diese Weise erhalten wir sechs- oder viereckige (an den Stellen, wo die Cilien der benachbarten 
Reihen nicht alterniren) convex vorspringende Kügelchen, in deren Mitte die Cilien stehen. Aus der be- 
schriebenen Oberflächenzeichnung ergiebt sich, dass die Längsstreifung des Körpers nicht durch Cilienpapillen 
(wie wir es bei anderen Infusorien gesehen haben) hervorgerufen wird, sondern durch die dazwischen liegenden 
Längsfurchen. Dieser Umstand rührt daher, dass bei Lembadion die Cilien ziemlich weit von einander ab- 
stehen und die Papillen nicht knopfartig, sondern flach hügelartig smd, wodurch auch die Furchen deut- 
licher hervortreten. 

Die Längsstreifen ziehen auf der Ventralfläche parallel dem Peristomrande von oben nach unten 
und stossen paarweise winklig in einer Linie zusammen, welche die hinterste Spitze des Peristoms mit dem 
hinteren Körperende vereinigt; auf der Dorsalfläche verlaufen sie meridional. 


EN 


Das Ectoplasma (ek) ist sehr dünn und anscheinend homogen, das Entoplasma fein 
gekörnt. 

Am hintersten Körperende steht ein Bündel von 4 langen (0,022 mm) Borsten, die jedoch nicht 
starr, sondern biegsam sind und wellenförmig bewegt werden können. 

Der Mund (Fig. S’—89o.) liegt in der Tiefe des Peristoms, näher am linken Peristomrande und 
erscheint als ein ziemlich breiter Streifen, dem das Ectoplasma fehlt; er erstreckt sich vom vorderen bis zum 
hinteren Peristomende. Weit besser jedoch lässt er sich an optischen Querschnitten erkennen. Betrachtet 
man nämlich auf dem Hinterende stehende Exemplare (Fig. 90), so erblickt man, dass die scharf begrenzte, 
homogen erscheinende Ectoplasmaschicht nicht das ganze Peristom continuirlich auskleidet. In einem 
Bereiche (näher am linken Peristomrande) fehlt sie vollkommen, so dass das körnige Entoplasma dort zur Ober- 
fläche tritt (Fig. 900) und somit die Stelle des Mundspalts angiebt. Ein Schlund fehlt vollkommen. 

Der linke Peristomrand (l. Pr.) ist stark verdiekt und wulstartig aufgetrieben (Fig. ST u. S9); diese 
Erhebung ist in der Mittelregion des Körpers am breitesten und fällt nach vorn und hinten allmählich ab, 
wobei sie am hinteren Peristomende oberhalb der Lamelle (Hypostom) gelegen ist. _In ihrer ganzen Aus- 
dehnung ist eine grosse und starke undulirende Membran (Fig. 87, 88, 90) befestigt, die im ausgebreiteten 
Zustande bis zum rechten Peristomrande (r. Pr.) hinüberreicht, so dass sie den ventralen Peristomeingang ganz 
überdeckt. Am vorderen Körperende ragt die Membran frei nach aussen hervor und kann öfters fächerartig 
zusammengelegt werden. Sie ist deutlich und fein quergestreift. Im optischen Längsschnitte (Fig. 88 
m. 1.) erscheint sie dagegen längsgestreift. Diese Structur spricht sehr für die Annahme, dass die Membran 
wahrscheinlich durch Verklebung oder Verwachsung mehrerer Reihen sehr langer Cilien entstanden 
ist. Zuweilen erscheint sie an mehreren Stellen geschlitzt und kann sogar in einzelne Cilien zerfasert sein, 
was besonders an ihrem vorderen Ende öfters zu bemerken ist. Längs des ganzen rechten Peristomrandes 
(r. Pr.) zieht ebenfalls eine undulirende Membran (Fig. S”—90 m.r.) hin, welche aber bedeutend niedriger 
und dünner als die erste ist. Am vorderen Körperende springt sie auch etwas zipfelartig hervor und zieht 
nicht bis zum hintersten Peristomende (Fig. 88 u. 89), sondern hört gleich unterhalb des Hypostoms auf. 
Diese Membran ist meist nach dem Inneren des Peristoms gekehrt und desshalb von der Ventralseite schwer 
zu erkennen. Sie ist ebenfalls deutlich quergestreift und am vorderen Ende öfters in einzelne Cilien zerfasert. 

Ausser diesen beiden Membranen erhebt sich in der Tiefe der peristomartigen Aushöhlung noch 
eine dritte undulirende Membran (Fig. 57, 89 und 90 m.i.), die zum Unterschiede von den beschriebenen linken 
und rechten als die innere zu bezeichnen wäre. Sie entspringt von einer längs verlaufenden, leisten- 
artigen Erhebung (l.), die unweit des rechten Peristomrandes (r. Pr.) gelegen ist und erstreckt sich durch 
die ganze Länge des Peristoms. Es ist schwer zu entscheiden, ob dieses Gebilde eine wirkliche Membran ist. 
In Flächen- und Seitenansichten (Fig. 87 u. 89 m. i.) erscheint sie wie eine dichte Cilienreihe, die von der 
leistenartigen Erhöhung des Peristoms entspringt. Untersucht man aber optische Querschnitte (Fig. 90), wie 
man sie an auf dem Hinterende stehenden Exemplaren zu beobachten Gelegenheit hat, so glaubt man wieder, 
dass es eine Membran ist. An solchen Frontalansichten lassen sich auch die beiden anderen Membrane am 
besten wahrnehmen. 

Die Lage des Afters wurde nicht mit Sicherheit festgestellt. Jedoch glaube ich einmal gesehen 
zu haben, dass Nahrungsreste am Hinterende des Körpers auf der Ventralseite ausgestossen wurden. 


Die contractile Vacuole (ec. v.) liegt fast in der Mitte des Körpers, etwas rechts auf der Dorsal- 
fläche; von ihr führt schief nach hinten und rechts ein langer und schmaler ausführender Kanal, welcher durch 
einen Porus auf der Ventralseite rechts vor dem hinteren Peristomwinkel nach aussen mündet. Dieser von 
Stein entdeckte Kanal wurde von Prof. Bütschli zuerst wieder beobachtet. Während der Diastole bilden 
sich im Umkreise der contractilen Vacuole mehrere verschieden grosse Bildungsvacuolen, welche nach erfolgter 
Systole zu einer neuen zusammenschmelzen. Bei der Systole wird die dünne Plasmaschicht, welche die con- 
tractile Vacuole vom Kanal abschliesst, durchbrochen und der Inhalt der Vacuole durch den Kanal und Porus 
nach aussen befördert. 

Der Makronucleus (N) liegt im Hinterende des Körpers, näher zur linken Seite; er ist nierenförmig, 
besitzt einen körnig-netzigen Bau und wird stets von einem kugeligen, homogenen Mikronucleus (nel) begleitet. 

Lembadion bullinum gehört zu den seltenen Infusorien und tritt nicht in grossen Schaaren, 
sondern meist einzeln auf. Es lebt in frischen, klaren Wässern und scheint faulende Infusionen nicht zu er- 
tragen. Es bewegt sich ziemlich rasch und immer in gerader Richtung: dabei schwimmt es ebensogut mit 
dem vorderen wie mit dem hinteren Ende voran. Im letzteren Falle dreht es sich stärker um seine Längs- 
achse und macht wackelnde Bewegungen. Es kann auch plötzlich die Richtung der Bewegung verändern, 
wobei die langen, borstenähnlichen Wimpern in Anwendung gebracht werden. An einem Platze bleibt es 
nie ruhig liegen. Die undulirenden Membranen werden gleichfalls fortwährend bewegt, und scheinen nicht 
nur zur Herbeischaffung der Nahrung, sondern auch zur Fortbewesung zu dienen. Die Nahrung besteht 
ausschliesslich aus pflanzlichen Stoffen, wenigstens habe ich nie gesehen, dass Lembadion andere Infu- 
sorien angriffe. Es scheint eine besondere Vorliebe für Diatomeen zu haben und kann verhältnissmässig sehr 
grosse Exemplare verschlingen. 

Der Körper ist elastisch und formbeständig: er ist farblos, aber etwas ins grünliche fallend. Das 
Thier erträgt nicht die geringste Pression und geht unter dem Deckglas sehr schnell zu Grunde, wobei es 
öfters sämmtliche Cilien abwirft. 

Es ist sehr möglich und sogar wahrscheinlich, dass die Körperorientirung, die bis jetzt gegeben 
wurde, nicht richtig ist, worauf mich zuerst Prof. Bütschli aufmerksam machte. Man könnte eher 
daran denken, das hintere Ende des Körpers als das vordere aufzufassen, da die hinter dem Peristomende 
winklig auf einander stossenden Körperstreifen dafür zu sprechen scheinen (wie es bei Glaucoma eingehender 
gezeigt wurde, s. pag. 32). Dies ist jedoch blos eine Vermuthung, welche von Bütschli ausgesprochen wurde 
und die mir vollkommen berechtigt erscheint. Auch stehen die Bewegungserscheinungen des Thieres mit dieser 
Örientirung nicht im Widerspruche, wohl aber die Lage des Afters, wenn sie wirklich eine solche ist, wie ich 
einmal gesehen zu haben glaube. 

Lembadion bullinum wurde zuerst von O0. F. Müller unter dem Namen Bursaria bullinum 
beschrieben und später von Perty zu einer selbständigen Gattung erhoben. Die von ihm gegebene Be- 
schreibung und Abbildung sind aber sehr mangelhaft. Viel eingehender untersuchten es Claparede und 
Lachmann und erkannten die allgemeine Körpergestalt und das Peristom ganz richtig. Auch sahen 
sie am vorderen Peristomende zwei Cilienbündel, welche zweifellos den zipfelartig hervorragenden Enden 
unserer linken und rechten undulirenden Membran entsprechen. Sie verkannten aber die Membranen, indem 
sie die rechte übersahen und die linke (welche wahrscheinlich zerschlitzt war) als eine Cirrenreihe deuteten. 


Bibliotheca zoologica. Heft 5 5 


( 


Auch wurde von ihnen die Mundöffnung nicht richtig angegeben, welche sie für oval hielten und in’s hintere 
Peristomende verlegten. Die Mundöffnung erkannte erst Stein und beschrieb sie als einen langen Spalt, 
welcher vom vorderen bis zum hinteren Ende des Peristoms verläuft; Stein deutete auch die linke undulirende 
Membran vollkommen richtig, übersah aber die beiden anderen (rechte und innere). Die Gestalt und Lage 
des Kernes und der contractilen Vacuole wurden von Stein vollkommen richtig angegeben. Er erkannte 
auch (62; pag. 155 Anmerk. 4) zuerst den ausführenden Kanal und den Exeretionsporus. Die Körper- 
streifung und Anordnung der Cilien studirten die früheren Forscher nicht. 


21. Pleuronema Chrysalis. Ehrbg. spec. 


Perty 50; pag. 146. 

Claparede und Lachmann 13; p. 274—276, Taf. XIV, Fig. 8. 

Stein 60; pag. 61—62, 73 u. 77; 62; pag. 159. 

Quennerstedt 52; pag. 19—23, Taf. I, Fig. 19—22. 

Diesing 23; pag. 85. 

Fromentel 34; pag. 156—401, Taf. XXI, Fig. 10, Taf. XXII, Fig. 16. 

Kent 38; pag. 543; Taf. XX VII, Fig. 55. 

Bütschli: 10; 1375—76, 1388, 1441, 1459, Taf. LXIV, Fig. 6 a-c. 

Synon.: Pleuronema crassa. Dujardin 24; pag. 474—475, Taf. VI, Fig. 1; Taf. XIV, Fig. 2 
65 marina, m 24; pag. 475, Taf. XIV, Fig. 3. 
3 BR Fabre-Domergue 31; pag. 558—559, Taf. XXIV, Fig. 4—2. 
nr coronata. Kent 38; pag. 544, Taf. XX VII, Fig. 56. 
Paramaecium Chrysalis. Ehrenberg 27; pag. 352, Taf. XXXIX, Fig: 8. 
Lembadion ovale. Gourret et Roeser 35; pag. 474—476, Taf. XXIX, Fig. 5—9. 
Histiobalantium agile, Stokes 65; pag. 105—108, Taf. I, Fig. 15—16. 
Taf. VII. Fig. 92—93. 

Kleine bis mittelgrosse Formen von 0,065—0,083 mm Länge und 0,037—0,042 mm Breite. 

Körper eiförmig, seitlich etwas eomprimirt, hinten abgerundet, nach vorne verengt. Fast die ganze 
Ventralseite durch ein ansehnliches Peristom ausgehöhlt. Dasselhe beginnt am Vorderende des Körpers 
und erweitert sich nach hinten, wobei es beinahe %ı der Körperlänge einnimmt. Der hintere Abschnitt des 
Peristoms ist an der linken Seite sehr stark ausgebuchtet (Fig. 73 1. Pr.) und bildet somit eine grosse und 
ziemlich tiefe Höhle. Demnach erscheint auch der linke Peristomrand (l. Pr.) hinten stark ausgebuchtet, 
wogegen der rechte (r. Pr.) vollkommen gerade verläuft. 

Der Körper ist, mit Ausnahme des Peristoms, mit feinen, langen, borstenähnlichen Cilien bedeckt. 
Dieselben sind in Längsreihen angeordnet und stehen auf kleinen Papillen, welche in ihrer Gesammtheit den 
Anschein einer Längsströifung hervorrufen. Diese Längsstreifen verlaufen meridional und stossen auf der 
Ventralfläche auf das hintere Peristomende (Fig. 95). Das Peristom selbst ist unbewimpert. 

Am Ecetoplasma unterscheidet man eine mässig dicke Alveolarschicht (al), deren äusserste 
Grenze eine dünne Pellicula (p) bildet. 

Das Entoplasma ist hyalin, ohne besondere Structur und enthält einzelne, rundliche Körperchen, 
von denen einige durch bedeutend stärkeres Lichtbrechungsvermögen sich auszeichnen. 

Die Mundöffnung (Fig. 93 0) ist sehr klein und liegt im hintersten Peristomende etwas näher zum 
linken Peristomrande. Ein besonderer Schlund scheint nicht vorhanden zu sein; wenigstens werden die 


Nahrungsvaeuolen stets dicht an der Mundöffnung gebildet. Am linken Peristomrande ist eine lange und 
hohe undulirende Membran (Fig. 95 m) befestigt. Sie beginnt niedrig am Vorderende des Körpers, er- 
höht sich in der Mittelregion, biegt um den hinteren Peristomrand herum und steigt wieder am rechten 
empor (Fig. 92). Jedoch erstreckt sie sich an diesem nicht weit nach vorne und hört gegenüber der 
Ausbuchtung des linken Peristomrandes auf. Auf diese Weise bekommt der hintere Theil der Membran die 
Beschaffenheit einer weiten tiefen Tasche oder eines Sackes, welche die hintere Peristomerweiterung über- 
wölbt. Die Membran ist deutlich quergestreift und zuweilen in einzelne Lappen zerschlitzt; ich habe sogar 
einmal ein Exemplar beobachtet, bei welchem nur die hintere Tasche vorhanden, der vordere Theil der Mem- 
bran dagegen in einzelne schmale Streifen aufgelöst war. Im ausgespannten Zustande erscheint die Mem- 
bran fast ebenso hoch wie der Körper; sie kann aber in das Peristom vollkommen eingezogen werden und 
lest sich dann faltig zusammen. Am vorderen Theile des rechten Peristomrandes, d. h. bis zu der Stelle, 
wo die undulirende Membran aufhört, sind sehr lange und feine Cilien befestigt; dieselben sind schief 
nach hinten und nach dem Peristom einwärts gekehrt. Die hintersten sind besonders lang, wellenartig 
gebogen und bilden ein förmliches Büschel, das in der hinteren Ausbuchtung des Peristoms gelegen ist. 

Der After (a) liegt ventral am hinteren Körperende, unweit des hinteren Peristomendes. 

Die contraetile Vacule (e. v.) liest dem After gegenüber auf der Dorsalseite und mündet auf der 
Rückenseite nach aussen. 

Der Makronueleus (N) ist relativ sehr gross (bis 0,02 mm im Durchmesser), kugelig und wird 
von einem ellipsoidalen Mikronucleus (nel) begleitet, an dem man einen streifig-körnigen chromatischen 
und einen homogenen achromatischen Abschnitt unterscheiden kann. Der Makronucleus liegt in der vorderen 
Körperhälfte, erscheint dunkel und besitzt einen feinnetzigen Bau. Letzterer kommt bei fixirten Kernen 
deutlicher zum Vorschein, bei welchen man ausserdem noch eine dünne Kernhülle wahrnehmen kann; auch 
dem Micronucleus kommt eine Membran zu. 

Pleuronema Chrysalis scheint nicht zu den ganz gemeinen Jufusorien zu gehören; 
wenigstens habe ich sie ziemlich selten gefunden. Sie lebt an der Oberfläche von Wässern, welche von 
einer Schimmelschicht überzogen sind, erträgt aber Putrescenz nicht. Ich habe sie immer einzeln oder in 
kleinen Mengen angetroffen, nie in grossen Schaaren, wie die nächstverwandte Gattung Cyelidium. 
Die Bewegungen sind sehr rasch und meist rotirend; sie schwimmt gewöhnlich äusserst schnell in Ziekzack- 
linien herum mit dem Vorderende vorangehend, kann sich aber ebenso schnell rückwärts bewegen. Zuweilen 
macht sie kreiselartige Bewegungen oder wälzt sich langsam an einem Platze, um ihre Längsachse rotirend. 
Oefters bleibt sie vollkommen ruhig, wie todt liegen und streckt dabei ihre Wimpern und die Membran 
bewegungslos aus. Nach einer solchen Ruhepause, welche verschieden lang dauern kann, macht sie einen 
plötzlichen Sprung und verschwindet aus dem Gesichtsfelde. 

Die Nahrung besteht aus Bacterien, welche den Inhalt der im Entoplasma so zahlreich vorhandenen 
Nahrungsvacuolen (n. v.) bilden. Während der Nahrungsaufnahme wird die undulirende Membran vollkommen 
ausgespannt und die am rechten Peristomrande befestigten Cilien wirbeln stark, so dass ein heftiger Wasser- 
strom zum Munde geht. 

Der Körper ist elastisch und formbeständig, vollkommen durchsichtig und farblos, oder unbedeutend 


bläulich-grün wie jedes Protoplasma. 
8* 


SEI HAT 


Pleuronema Chrysalis wurde zuerst von Ehrenberg (27; pag. 352) unter dem Namen 
Paramaeeium Chrysalis beschrieben und später von Dujardin (24; pag. 474) zu einer selbständigen 
Gattung erhoben. Die erste ziemlich genaue Beschreibung stammt von Claparede und Lachmann (13; 
pag. 274—276). Diese Forscher erkannten vollkommen richtig die Bewimperung, die Lage und Gestalt des 
Peristoms, sowie die Lage des Kerns und der contractilen Vacuole. Sie beobachteten auch zum ersten 
Male die langen fadenförmigen Cilien, welche am rechten Peristomrande stehen und in das Peristom ein- 
geschlagen sind; jedoch verkannten sie die undulirende Membran und hielten den hinteren Rand der sack- 
förmigen Membran für eine Borste, welche bogenförmig nach vorn (nach hinten nach ihrer Körperorientirung) 
oekrümmt sein sollte; auch sahen sie die Befestigungsstelle der Membran am rechten Peristomrande, indem 
sie von einer zweiten, gleichfalls bogenartig gekrümmten Borste (freier Membranrand) sprechen, die mit dem 
Ende der ersten verschmelzen soll, erklärten sie aber für eine optische Täuschung. Erst Stein (60; pag. 73) 
überzeugte sich vom Vorhandensein einer Membran und beschrieb sie als eine „weite sackartige Tasche,“ 
welche an einem Peristomrande verlaufen sollte (62; pag. 159). Der wahre Verlauf und die Gestalt der Membran 
wurden aber bedeutend später von Fabre-Domergue (31; pag. 558) erkannt, welcher sie jedoch irrthümlicher 
Weise am rechten Peristomrande verlaufen liess (31; Taf. XXIX, pag. 4). Die von Stein (60; pag. 61— 
62) und Fabre-Domergue beschriebenen stäbehenartigen Körperchen, welche in der äussersten Körperlage 
und senkrecht zur Oberfläche liegen, glaube ich auf eine Alveolarschicht beziehen zu dürfen, die ich mit 
Deutlichkeit wahrgenommen habe. Auch Fabre-Domergue will sie nicht mit Bestimmtheit als Tricho- 
eysten ausgeben, da er ihr Ausschnellen nie gesehen hat. Es scheint mir sehr wahrscheinlich, dass die von 
Gourret und Roeser als Lembadion ovale (35; pag. 474—476) und von Stokes als Histiobalantium 
agile (65; pag. 105—108) beschriebenen Formen mit Pleuronema COhrysalis identisch sind. Histiobalan- 
tium würde sich nur durch eine grössere Zahl der contractilen Vacuolen unterscheiden. 


22. Cyclidium Glaucoma O0. F. Müller. 


Müller 48; pag. 80, Taf. XI, Fig. 6—8. 
Ehrenberg 27; pag. 245—256, Taf XXII, Fig. 1 p. p. (A. und B). 
Perty 50; pag 149. 
Claparede et Lachmann 13; pag. 272—273. 
Frey 33; pag. 61—62, Fig. 21 und 22. 
Diesing 23; pag. 71. 
Stein 62; pag 159. 
Kent 38; pag. 544, Taf. XXVII, Fig. 57—58. 
Gourret et Roeser 35; pag. 479-480. Taf. XXIX, Fig. 11—12, Taf. XXX, Fig. 1. 
Bütschli 10; pag. 1347, 1351, 1375—16, 1388, Taf. LXIV, Fig. 5 a-c. 
Synon: C. nigricans, Fromentel 34; pag. 307, Taf. III, Fig. 10. 
C. saltans, Fromentel 34, pag. 308, Taf. XXI, Fig. 9 und 14. 
Pleuronema Cycelidium Clapar®de et Lachmann 13; pag. 276, Taf. XIV, Fig. 6. 
Pleuronema sp. ? Grimm 36; pag. 73 
Alyscum saltans Dujardin 24; pag. 391, Taf. VI, Fig. 3. 
Enchelys nodulosa $„, 24; pag. 389, Taf. VI, Fig. 2, Taf. VII, Fig. 9. 
Acomia ceyelidium $„, 24; pag. 382, Taf. VII, Fig. 5. 
Disticha hirsuta Fromentel 34; pag. 188—189, Taf. XXI, Fig. 18. 
Ctedoctema acanthocrypta Stokes 63; pag. 05—907. 
Schwärmsprösslinge von Chilodon Stein 58; pag. 134—136, Taf. III, Fig. 60-63 und 67—69. 


Taf. VO. Fig. 94—96. 

Sehr kleine Formen von 0,015—0,024 mm Länge und 0,01—0,012 mm Breite. 

Körper länglich-oval und etwas eiförmig (Fig. 96), an beiden Enden zugespitzt und abgerundet. 
Das Vorderende bedeutend schmäler als das hintere und kurz vor der Spitze dorsalwärts verengt. Die 
Rückenseite ziemlich stark gewölbt (Fig. 94—95), die Ventralseite beinahe grade und durch ein sichelförmiges 
Peristom (Fig. 96) ausgehöhlt, welches etwas über */; der Totallänge des Körpers einnimmt. “Im vorderen 
Körperdrittel ist das Peristom ziemlich eng und erweitert sich plötzlich nach hinten, wobei es nach 
links eine starke Ausbuchtung macht. Demnach erscheint sein linker Rand hinten stark ausgeschnitten 
(Fig. 95 und 96 1. Pr.), wogegen der rechte Peristomrand nur schwach sichelförmig gekrümmt ist (Fig. 96 
r. Pr.). Die ganze Peristomhöhle erinnert im allgemeinen an jene der Pleuronema, mit welcher das Thier 
überhaupt eine grosse Aehnlichkeit besitzt. 

Der Körper ist mit sehr langen, dünnen und wenn nicht bewegt, starr und borstenartig er- 
scheinenden Cilien bedeckt. Sie stehen am Vorderende des Körpers sehr dicht beisammen, nehmen nach hinten 
allmählich an Dichte ab und sind am Hinterende sehr spärlich vorhanden. Am hintersten Körperende ist 
eine lange, sehr spitz auslaufende Fühlborste (b) eingepflanzt, welche in der Längsachse des Körpers steht. 
Die borstenähnlichen Cilien sind in Längsreihen angeordnet und sitzen auf kleinen Papillen, welche in ihrer 
Gesammtheit den Anschein der Längsstreifung bedingen. Diese Längsstreifen ziehen meridional von hinten 
nach vorne und stossen auf der Ventralseite auf den hinteren Peristomrand. 

Das Ecetoplasma (ek) ist kaum wahrnehmbar, sehr dünn und anscheinend homogen. Das Ento- 
plasma durchsichtig und feingekörnt. 

Die Mundöffnung (o) ist äusserst klein und liegt auf der Dorsalwand der kolbenartig erweiterten 
Peristomhöhle, in ihrem hintersten Ende unweit des linken Peristomrandes. Von ihr führt dorsalwärts und 
nach links ein sehr kurzer röhrenförmiger Schlund, an dessen Ende die Nahrungsvacuolen (n. v.) gebildet 
werden. Am linken Peristomrande, und zwar an seiner ganzen Länge, ist eine grosse undulirende 
Membran (m) befestigt, welche segelartig ausgespannt werden kann. Sie beginnt am vordersten Körperende, 
zieht nach hinten um den hinteren Rand des Peristoms und greift auf den rechten Peristomrand über, 
reicht jedoch an diesem nicht so weit nach vorn wie bei Pleuronema. Demnach erscheint die Membran 
bei Cyelidium ebenfalls sackförmig, jedoch bedeutend weniger tief als bei der vorigen Gattung. Sie ist 
quergestreift und kann vollkommen oder theilweise in das Peristom eingezogen werden; wenn sie nicht ganz 
ausgespannt ist, so kann man an ihrem vorderen Theile 2—-3 Falten bemerken, welche im ausgespannten 
Zustande ausgeglichen werden. Am rechten Peristomrande ist eine Reihe von Cilien befestigt, die an Grösse 
den Körpereilien gleich kommen, aber schief nach hinten gestellt sind. Sie sind ebenfalls starr und können 
(namentlich die untersten) in das Peristom eingeschlagen werden, ohne jedoch wellenartig gebogen zu werden. 

Der After (a) liegt am hintersten Körperende unweit der Ansatzstelle der Fühlborste, aber nicht 
terminal, sondern auf die Ventralfläche verschoben. In seiner unmittelbaren Nähe befindet sich die eon- 
traetile Vacuole (e. v.), welche terminal ausmündet und in kurzen Zeiträumen entleert wird. 

Der Makronucleus (N) liegt m der Mittelregion des Körpers, ist kugelig, stark lichtbrechend 
und besitzt einen feinkörnig-netzigen Bau. Er wird stets von einem äusserst kleinen, runden, homogenen 
Mikronucleus (nel) begleitet. 


SIE or 


Cyelidium Glaucoma gehört zu den gemeinsten und verbreitetsten Infusorien; es ist mit Leichtig- 
keit in jeder faulenden Infusion anzutreffen und kommt in sehr grossen Schaaren vor. Es lebt zwischen ver- 
wesenden Algen oder an den Häutchen, welche von Zooglea und Bacterien gebildet werden und jede faulerde 
Flüssigkeit überdecken. Gewöhnlich ruhen die Cyelidien; sie liegen mit ausgestreckten Cilien und Mem- 
branen an einem Platze, ohne die geringste Andeutung von Bewegung zu zeigen, so dass nur die Pul- 
sationen der contractilen Vacuole ihr Leben anzeigen. Wird in solchem Zustande Nahrung aufgenommen, 
welche ausschliesslich aus Bacterien besteht, so werden die am rechten Peristomrande stehenden Cilien 
in kleinen Intervallen bewegt und Hand in Hand damit die undulirende Membran bald ausgespannt, bald 
eingezogen. Wird das Cyelidium aus diesem Ruhezustande durch irgend welche Ursache, sei es durch 
einen herantretenden Feind oder durch Erschütterung verscheucht, so beginnt es nach allen Richtungen des 
Raumes pfeilschnell herumzuschwimmen, bis es sich wieder an einem Orte beruhigt. Zuweilen dreht es sich kreisel- 
artig an einem Platze oder aber um seine Längsachse. Seine Bewegungen können im strengen Sinne des 
Wortes nicht als Schwimmen bezeichnet werden, da sie viel zu ungleichmässig sind und so zu sagen ruck- 
weise erfolgen. Bei solchen Bewegungen durchschiesst das Cyelidium blitzschnell eine Strecke, macht. 
wenn auch eine ganz minimale Ruhepause und schiesst dann weiter, wobei mit jedem neuen Rucke die Richtung 
fast immer verändert wird. An diesen Thierchen lässt sich die Bedeutung und Function der Fühlborste sehr 
bequem beobachten, namentlich wenn in der Flüssigkeit noch andere Infusorien vorhanden sind. Der Körper 
ist elastisch, formbeständig und farblos. 

Cyelidium Glaucoma wurde zuerst von O. F. Müller (48; pag. 80) und später von Ehrenberg 
und Perty beschrieben. Dujardin verwarf die gegebene Bezeichnung und beschrieb Cycelidien in den beiden 
Gattungen Alyscum und Enchelys, was nur Verwirrung in der Nomenclatur hervorbrachte. Alle diese 
Beschreibungen waren sehr mangelhaft. Die erste eingehende Schilderung wurde wieder von Claparede’und 
Lachmann (13; pag. 271—273 und 276) geliefert. Jedoch begingen sie denselben Fehler wie bei Pleu- 
ronema, indem sie die undulirende Membran verkannten und ihren hinteren Rand für eine bogenartig ge- 
krümmte Borste hielten. Stein (62; pag. 159) beschrieb die Gestalt des Peristoms ganz richtig und erkannte 
die undulirende Membran, welche er jedoch nur an einem Peristomrande verlaufen liess. 


23. Cyclidium Glaucoma variet. elongatum mihi. 
TaraV Il. Rio 

Dieses Thierchen bietet in seiner Organisation zu wenig Eigenthümliches, als dass man es für eine 
besondere Art betrachten könnte. Es erinnert sehr an C. Glaucoma und weicht von demselben nur durch 
unwesentliche Merkmale ab, aus welchem Grunde ich es bloss für eine Varietät erklären möchte. Es ist 
das kleinste Infusor, das ich beobachtet habe und hat eine Länge von 0,016—0,02 mm bei einer Breite 
von 0,006 —0,007 mm. 

Seine Gestalt ist länglich, fast ellipsoidal, am vorderen Körperende unbedeutend schmäler als am 
hinteren und gleichmässig abgerundet; die Rückenseite ist schwach gewölbt, die Ventralseite abgeflacht. Das 
Peristom ist bedeutend schmäler als bei ©. Glaucoma und besitzt keine so starke Aushöhlung an der 
linken Körperseite. Die undulirende Membran (m) ist breit, greift aber kaum auf den rechten Peristomrand 


über, so dass die Membrantasche sehr flach erscheint. Die Körperstreifen stehen nicht so eng aneinander 
wie bei ©. Glaueoma und verlaufen etwas schief nach hinten. 

Die übrigen Organisationsverhältnisse, wie Bewimperung, Ecetoplasma, Entoplasma, Mundöffnung, 
After, contractile Vacuole und Kern entsprechen vollkommen denen der Stammart, so dass ich die Be- 
sehreibung unterlassen kann. Auch die Lebenserscheinungen sind genau dieselben, welche ich bei ©. Glau- 
coma beschrieben habe. Dieses Thierchen kommt ziemlich häufig in faulenden Infusionen vor und ist 
immer in Gemeinschaft mit ©. Glaucoma anzutreffen. Ich konnte es mehrere Male beobachten. 


24. Cyelidium eitrullus Cohn spec. 


Kent 38; pag. 545, Taf. XXVII, Fig. 59. 

van Rees 54; pag. 12—13, Taf. XVI, Fig. 5. 

Synon: Pleuronem a (Aiyscum) eitrullus. Cohn 20; pag. 276—277, Taf. XV, Fig. 54. 
Tat. VI Rie298. 

Sehr klein, jedoch bedeutend grösser als beide vorhergehenden Formen, von 0,023—0,042 mm 
Länge und 0,018— 0,02 mm Breite. Körper oval, hinten abgerundet, nach vorne stark verengt und 
gerade abgestutzt; das Vorderende an der Dorsalseite schwach ausgebuchtet. Die Ventralseite nicht 
abgeflacht, sondern gewölbt, jedoch schwächer als die Rückenseite. Die allgemeine Gestalt etwas citronen- 
ähnlich, wie schon von Cohn hervorgehoben wurde. Die Ventralseite ist durch ein langes, etwa ®/s Körper- 
länge erreichendes Peristom ausgehöhlt; dasselbe ist ziemlich eng und hinten nach links ausgebuchtet, jedoch 
schwächer als bei ©. Glaucoma typ. und stärker als. bei der Varietät elongatum. Der linke Peristom- 
rand ist noch ausserdem in der vorderen Region schwach ausgehöhlt, so dass er einen welligen Verlauf 
nimmt; der rechte Peristomrand erscheint vollkommen gerade. 

Der Körper ist mit sehr langen, dünnen, borstenähnlichen Cilien bedeckt. Am vorderen Körper- 
ende stehen sie sehr dieht beisammen und werden nach hinten zu allmählich spärlicher; das äusserste Hinter- 
ende ist nackt und trägt eine lange Fühlborste (b). Die Cilien stehen auf kleinen Papillen, welche in Längs- 
reihen angeordnet sind. Die Längsstreifen verlaufen wie bei C. Glaucoma, nur sind die Abstände zwischen 
ihnen verhältnissmässig viel grösser, so dass ihre Zahl eine geringere ist (eirca 14—16). 

Das Ectoplasma (ek) ist dünn, anscheinend homogen. Das Entoplasma ist feinkörnig-netzig 
und enthält zahlreiche stark lichtbrechende Körperchen. 

Die Lage und Gestalt der Mundöffnung (o) und des Schlundes sind vollkommen dieselben wie 
bei ©. Glaucoma. Dagegen erinnert die undulirende Membran (m) viel mehr an die Verhältnisse, 
welche wir bei Pleuronema fanden; sie beginnt gleichfalls am vorderen Körperende, zieht am linken 
Peristomrande nach hinten und biegt auf den rechten Peristomrand um, wobei sie bedeutend weiter nach 
vorn reicht als bei C. Glaueoma. Somit erscheint auch der membranöse Sack viel tiefer als bei der 
vorigen Art, jedoch unbedeutend flacher als bei Pleuronema. Die ganze Membran ist deutlich quergestreift. 
Am rechten Peristomrande sind lange borstenartige Cilien befestigt, welche nach dem Innenraum des Peri- 
stoms gekehrt sind. 

Der After (a) liegt auf der Ventralseite und ziemlich weit von der Ansatzstelle der Fühlborste 


entfernt. In der Nähe der letzteren findet sich die contractile Vacuole (ec. v.), welche terminal nach 
aussen mündet. 

Der Makronucleus (N), begleitet von einem ovalen Mikronucleus (nel), ist kugelig und liest 
central. Er besitzt einen feinnetzigen Bau, welcher an fixirten Kernen deutlicher hervortritt, an denen man 
auch eime zarte Kernhülle wahrnehmen kann. Am Mikronucleus lässt sich ein homogener (achromatischer) und 
streifiger (chromatischer) Abschnitt, sowie eine äusserst dünne Hülle unterscheiden. 

Diese Art gehört nicht zu den seltenen Infusorien:; sie kommt in faulenden Infusionen in reichlicher 
Zahl vor, jedoch bedeutend seltener als C. Glaucoma. Ihre Lebensweise, Bewegung und Nahrungsauf- 
nahme entsprechen vollkommen denen, welche ich bei der anderen Art geschildert habe. Die einzige Be- 
merkung, die man machen könnte, wäre, dass die Bewegungen von C. eitrullus im allgemeimen viel gleich- 
mässiger sind als die von ©. Glaucoma, doch ist diese sehr unwichtig. 

Cyelidium citrullus wurde zuerst von Cohn unter dem Namen Pleuronema (Alyscum) ei- 
trullus beschrieben. Die undulirende Membran hielt er gleich seinen Vorgängern für eine „steife, haken- 
förmige, rückwärts gekrümmte Borste“, wobei er die Vermuthung aufstellte, dass sie „einem aus Wimpern 
zusammengelesten Segel“ vielleicht entsprechen könnte. Kern und After wurden nicht beobachtet. 


25. Balantiophorus minutus nov. gen. et spec. 
Taf. VII. Fig. 99-101. 


Sehr kleine Formen von 0,024—0028 mm Länge und 0,009—0,12 mm Breite. 

Körper länglich oval, an beiden Enden etwas verengt und abgerundet; die Dorsalseite stärker 
gewölbt als die Ventralseite (Fig. 99—100). Seitlich ist der Körper nach vorne stark verengt und in der 
hinteren Bauchregion bauchig erweitert, so dass das Thier von der Bauch- und Rückenseite spitz eiförmig 
erscheint (Fig. 101). Das vordere Körperende ist auf die Ventralseite herübergebogen und überdeckt kappen- 
artig die peristomartige Aushöhlung, welche in der vordersten Region der Ventralseite gelegen ist. Das 
Peristom ist nach links tief eingebuchtet, sodass der linke Peristomrand (l. Pr.) stark ausgehöhlt erscheint, 
wogegen der rechte (r. Pr.) fast gerade verläuft. 

Der Körper ist mit feinen, dicht stehenden Cilien bedeckt, welche nach vorne an Grösse allmählich 
zunehmen. Am vordersten Körperende sind sie bedeutend länger (mehr als doppelt so lang) und bilden 
einen förmlichen Wimperbüschel, der ventralwärts umgebogen ist. Die Cilien sind in Längsreihen angeordnet 
und sitzen auf kleinen Papillen, welche in ihrer Gesammtheit die Längsstreifung des Körpers bedingen. Diese 
Längsstreifen ziehen meridional von hinten nach vorn und biegen am ventralwärts umgestülpten Vorderende 
des Körpers bogenartig um das Peristom (Fig. 101) herum: die in der Medianlinie der Ventralfläche ge- 
legenen stossen wie gewöhnlich auf den hinteren Peristomrand. 

Das Ectoplasma (ek) ist sehr dünn und anscheinend homogen. Das Entoplasma feingekörnt 
und enthält zahlreiche stark lichtbrechende Körperchen Die Mundöffnung (o) liegt in der peristom- 
artigen Aushöhlung, jedoch wurde ihre Gestalt und Lage nicht mit Sicherheit festgestellt. Ein besonderer 
Schlund scheint nicht vorhanden zu sein. Das ganze Peristom wird von einer sackartigen undu- 
lirenden Membran (m) überdeckt. Dieselbe zieht eontinuirlich am linken hinteren und rechten Peristom- 


| 
| 


rande hin und beginnt sehr hoch, so dass nur der vorderste Peristomrand frei erscheint. Da das Peristom 
stark nach links ausgebuchtet ist, bildet auch die Membran im ausgespannten Zustande einen asymetrischen 
Sack, dessen linke Seite bauchig aufgetrieben erscheint. Die deutlich, jedoch fein quergestreifte Membran 
kann in das Peristom eingezogen werden und legt sich dann in Falten zusammen. 

Der After (a) liegt ventral am hinteren Körperende: etwas weiter nach vorn liegt dorsalwärts die 
contractile Vacuole (ce. v.). 

Der Makronucleus (N) ist kuglig und liest central oder etwas mehr nach hinten, er besitzt 
einen körnig-feinnetzigen Bau und wird stets von einem rundlichen Mikronueleus (nel) begleitet. 

Balantiophorus ist sehr verbreitet und fast in jeder faulenden Infusion gewöhnlich in grossen 
Schaaren anzutreffen. Es lebt zwischen verwesenden Algen und anderen organischen Stoffen, von denen es 
sich auch ernährt. Es schwimmt sehr schnell umher und geht dabei immer mit dem Vorderende voran, 
unter fortwährender Rotation des Körpers um seine Längsachse. Meistens liest es aber ruhig zwischen 
faulenden Substanzen und bewegt nur die undulirende Membran und die vorderen langen Cilien, während 
die übrigen Körpercilien vollkommen bewegungslos bleiben. Plötzlich macht das Thier eine kleine Rück- 
wärtsbewegung, wobei die Membran in das Peristom eingezogen und die vorderen Cilien ventralwärts stärker 
übergebogen werden. Darauf streckt es sie wieder vor, bleibt ruhig liegen und wiederholt nach einiger Zeit 
dasselbe. Diese eigenthümlichen zuckenden oder schnellenden Bewegungen, welche in kurzen Zeiträumen fort- 
während erfolgen, erinnern sehr an die Contractionsbewegungen der Vorticellen, nur dass kein contractiler 
Stiel vorhanden ist und der elastische formbeständige Körper keinen Antheil daran nimmt. Es scheint jedoch, 
dass das vordere Körperende sich, wenn auch unbedeutend, contrahirt. 

Das Thierchen ist farblos und durchsichtig, kann aber wegen der vielen aufgenommenen Nahrung 
ganz undurchsichtig erscheinen und dann einen gelblichen oder grauen Ton annehmen. 

Die geschilderten Organisationsverhältnisse sprechen für eine enge verwandtschaftliche Beziehung dieser 
Ciliate zu Formen wie Lembadion, Pleuronema, Cyelidium und anderen, welche sich durch eine am 
Peristom befestigte undulirende Membran auszeichnen. Und zwar wäre es in die nächste Nähe der beiden 
von Cohn (20) beschriebenen und wahrscheinlich generisch identischen Anophrys sarcophaga (pag. 273 
— 274, Taf. XIV, Fig. 51) und Colpoda pigerrima (pag. 274, Taf. XIV, Fig. 52) zu stellen. Jedoch 
weicht es von denselben nicht unwesentlich ab, so in der allgemeinen Gestalt und geringeren Grösse, wie 
auch in der Lage des Mundes und der sackartigen Membran, wesshalb es nicht in der Gattung Anophrys 
untergebracht werden kann. Aus diesem Grunde hielt ich für gerathen eine neue Gattung — Balantiophorus 
(Bahavrıov — kleiner Sack, Y0g0s — tragend) zu errichten. 

Ob das Thierchen von früheren Forschern bereits beobachtet wurde, ist schwer mit Sicherheit 
zu sagen. Es ist möglich, dass Ehrenberg (27) unter dem Namen Leucophrys carnium (pag. 313, 
Taf. XXXII, Fig. 5) und Perty (50) unter Ptyxidium ovulum (pag. 148, Taf. VI, Fig. 1) dasselbe Thier 
beschrieben haben, jedoch sind die Beschreibungen und Abbildungen zu ungenügend, um von einer mög- 
lichen Identität zu sprechen. 


Bibliotheca zoologica. Heft 5. 9 


Anhanse. 


Bei der Bestimmung der Zahl der Körpereilien von Holophrya discolor Ehrbg. verfuhr ich 
folgendermassen. Zunächst bestimmte ich die Zahl der Längsreihen der Cilien. Dieselben lassen sich sehr 
bequem an senkrecht gestellten Exemplaren (Taf. I, Fig. 4) zählen und betragen gewöhnlich 32. Darauf 
berechnete ich die Zahl der Cilien, welche in einer Längsreihe, resp. Längsfurche stehen und multiplieirte sie 
mit der Zahl der Reihen. Die Cilienzahl einer Wimperreihe ergiebt sich aus folgender Formel: = +1, 
wo l— Länge der Wimperreihe, n— Abstand zweier benachbarten Cilien; n wurde als arithmetisches Mittel 
mehrerer mit einem Ocularmicrometer gemessenen Cilienabstände bestimmt. Zur Bestimmung der Länge 
der Wimperreihen wählte ich der Bequemlichkeit wegen solche Formen, welche eine regelmässig ellipsoidale 
Gestalt besassen. Der Umriss wurde mit eimem Zeiss’schen Zeichenapparate getreu abgebildet und die 
erhaltene Kurve einer Untersuchung unterworfen, welche eine Ellipse ergab. Darauf genügte es nur die 
beiden Achsen der Ellipse zu bestimmen: die grosse Achse (Hauptachse) 2a = 0,096 mm und die kleine (Neben- 
achse) 2b — 0,062 mm, um daraus den halben Umfang, resp. die Länge der Wimperreihe zu berechnen. 

Die Länge des Bogens, welcher zwischen zwei zu den Abseissen xı und x» gehörigen Ordi- 
naten liegt 


N a“ 
Setzt man 


—b? R 
„ =e’ und x=asing, 
also sı =a sin gı und X =a sin gs, 


pr 
so wird der Bogen — af V1-e: sin 9: .dp 
fi 


Integrirt man das Integral von = 0 bis We so erhält man den vierten Theil des ganzen Um- 
fangs der Ellipse. 


Die Länge des elliptischen Dan ist also 


)’ aa Se I arme, 
37 >E (3°) om e2) se 7, ze) se =, 4 ce I; 


Setzt man den Werth von e2 — a : 


ein und berechnet die Länge zweier Quadranten, d. h. den 
halben Umfang der Ellipse, so ist er 


al le) Sa 


Setzt man die numerischen Werthe von a = 0,048 mm und b = 0,031 mm in die vier ersten (rlieder 


LE 


der Reihe ein und lässt die folgenden Glieder, ihrer Kleinheit wegen, ausser Betracht, so ist die Länge 
jeder Cilienreihe = 0,1253 mm. 


Der Abstand zwischen zwei Cilien beträgt 0,003 mm, folglich enthält jede Cilienreihe 1258 1 


IN==ul5) 
0,003 
Cilien; und der ganze Körper 33 x 43 — 1376 Cilien. Selbstredend muss diese Zahl bloss als eine annähernde 


betrachtet werden, da wir vor allen Dingen die am vorderen Mundfeldehen dichter stehenden Cilien ausser 
Betracht gelassen haben. 

Bei den beiden anderen Formen: Glaucoma scintillans Ehrbg. und Colpidium Colpoda Ehrbg. 
sp. fällt die Bestimmung der gesammten Körpereilienzahl schwerer, ja ist sogar nach der eben beschriebenen 
Methode unmöglich, insofern diese Formen eine unregelmässige Gestalt besitzen und die Längsreihen, in welchen 
die Körpereilien stehen, nur auf der Dorsalfläche meridional verlaufen, wogegen sie auf der Ventralfläche in 
der Vorderregion des Körpers bogenartig den Mund umziehen. Aus diesem Grunde nahm ich für diese 
Formen die Gestalt eines Rotationsellipsoides an (da sie nahezu ellipsoidal sind), und betrachtete sämmtliche 
Cilienreihen als meridional verlaufend. Die Zahl derselben ergab sich aus der Division der Peripherie des 
Aequators (die ja bei einem gestreekten Rotationsellipsoid ein Kreis ist) durch den Abstand zweier Streifen. 
Alles übrige wurde auf dieselbe Weise, wie bei der vorhergehenden Art, bestimmt. 

Glaucoma scintillans Ehrbg. Die Länge des untersuchten Exemplars beträgt 0,064 mm, die 
Breite 0,034 mm. Der Abstand zweier Längsstreifen beträgt 0,004 mm und der Abstand zwischen den An- 
satzstellen zweier Cilien im den Längsstreifen 0,002 mm. 


Demnach ist die Zahl der Längsstreifen 
 2ar _ 2.0017 
— 0,004 0,004 
Die Länge jedes Längsstreifens nach der obigen Formel 
1a?— b? 3 (a? — b?\2 5 (a2 —b3\3 
TI 


27 


Amiga ala -—-0.0792mm 


und die Zahl der Cilien auf einem Längsstreifen © --1=40. Dagegen die Gesammtzahl der Körper- 
eilien 27 x 40 — 1080. 
Colpidium Colpoda Ehrbg. sp. Die Länge des untersuchten Exemplars beträgt 0,096 mm, die 


Breite 0,06 mm. Der Abstand zweier Längsstreifen 0,004 mm und der Abstand zwischen den Ansatzstellen 


N 


zweier Cilien 0,0025 mm. 
Demnach ist die Zahl der Längsstreifen 


_ 2rr _2=:008 
— 0,004 0,004 


Die Länge jedes Längsstreifens, d. h. der halbe Umfang der Ellipse nach der obigen Formel ist 


— 0,1244 mm; die Zahl der darauf stehenden Cilien ns +1=50, die Gesammtzahl der Körpereilien 


4750 —= 2350. 


ll, 


Heidelberg, im Öktober 1888. 
Zoologisches Institut. 


32 


Litteraturverzeichniss. 


Bei der Beschreibung der einzelnen Arten wurde die Litteratur von Ehrenberg ab berücksichtigt und chronologisch an- 
geordnet. Die Aufzählung der älteren Schriften habe ich unterlassen, weil sie mir von untergeordneter Bedeutung erschienen 


[SG] 


jez) 


je 0) 


und schon von Ehrenberg ausführlich angegeben wurden. 


W. Alenitzin. Beschreibung neuer Protozoenformen, die in den Seen des Troitzkischen und Tschel- 
Jabinskischen Bezirkes des Orenburger Gouvernements gefunden wurden. Arb. d. St. Petersb. Naturf.- 
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. J. Andrussowa. Die Infusorien der Bucht von Kertsch. Arb. d. St. Petersb. Naturf.-Gesellsch. 


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E. Claparede et J. Lachmann. FEtudes sur les infusoires et les rhizopodes. 2 vis. Genäve, 
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ann. and mag. of nat. hist. 3 Ser. Vol. XVI. 1865. 

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The ann. and mag. of nat. hist. 3 Ser. Vol. XVIII. 1866. 


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Geza Entz. Beiträge zur Kenntniss der Infusorien. Zeitschr. f. wiss. Zool. Bd. XXXVII. 1883. 


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=, He 


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BERRY] @186l. 

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Bd. XX. 1870. 

69. E. Zacharias. Ueber die Spermatozoiden. Botan. Zeit. No. 50 u. 51. 1881. 


Erklärung der Abbildungen. 


Sämmtliche Untersuchungen wurden mit einem Zeiss’schen Instrumente (Stativ II, 165 mm Tubus- 
länge), Ocular 2 und 4, Obj. D und F, dem Abb&’schen Beleuchtungsapparat und den homogenen Immer- 


sionen: Seibert Yıs und Hartnack Yıs ausgeführt. 


Mit diesen Systemen sind auch die Abbildungen 


gezeichnet worden; die Vergrösserungen wurden bei jeder Figur angegeben. 


Bedeutung der Buchstaben. 


a. After. 

al. Alveolarschicht des Ectoplasmas. 
ad. w. adorale Wimperzone. 

b. Fühlborste. 

el. Cilien. 

cf. Cilienfurche. 

cr. Schwanzeirrus. 

c. p. Corticalplasma. 

ce. v. eontraetile Vacuole. 


G. vı neu angelegte contr. Vac. des Sprösslings. 


c. e. v. Kanal der contr. Vacuole. 

cl. p. Cilienpapillen. 

d. gefressene Diatomeen. 

ek. Ectoplasma. 

en. Entoplasma. 

F. Furche. 

f. Muskelfibrille (Myonem). 

ft. Fetttropfen. 

g. Gallertschicht. 

h. homogen erscheinendes Ectoplasma. 
hy. Hypostom. 

H. W. hintere Wimperzone. 

Hı. Wı. neu angelegte hintere Wimperzone. 


k. Kanal der Muskelfibrille. 

kp. kappenartige Hervorstülpung. 

kr. plasmatischer Kragen des Stäbchenapparates. 

l. Leiste. 

l. s. Längsstreifen. 

l. mr. linker Membranrand. 

l. or. linker Mundrand. 

l. Pr. linker Peristomrand. 

M. Mähne (aus einer Reihe stärkerer Wimpern be- 
stehend). 

Mf. Mundfeldehen. 

m. undulirende Membran. 

m. i. innere undulirende Membran. 

m. 1. linke undulirende Membran. 

m. r. rechte undulirende Membran. 

m. w. mittlerer oder oraler Wimpergürtel. 

N. Makronucleus. 

Nı u. N;, aus der Zweitheilung hervorge gangene 
Makronuclei. 

nel. Mikronucleus. 

nch u. nel». aus der Zweitheilung hervorgegangene 
Mikronuelei. 

nk. Nahrungskörper. 


nkı — nky. Nahrungskörper in verschiedenen Stadien 
der Verdauung. 

n. v. Nahrungsvacuole. 

o. Mund. 

01. Mund: (neu angelegter) des Sprösslings. 

oe. Schlund. 

oe. w. Schlundwandung. 

P. Peristom. 

p. Pellieula. 

pi. Pigmentileck. 

p. e. Porus exeretorius der contractilen Vacuole. 

g. s. Querstreifen. 

R. Rippenstreifen. 

Rw. Ringwulst. 

r. plasmatischer Ring, der den Stäbchenapparat um- 
zieht. 


r. mr. rechter Membranrand. 


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r. or. rechter Mundrand. 
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st. Stäbchenapparat. 


rechter Peristomrand. 


tr. Trichocysten. 

t. s. trichoeystenähnliche Stäbchen. 

vh. Vorhöhle der Mundöffnung. 

V. W. vordere Wimperzone, 

Vı Wı. vordere Wimperzone (neu angelegte) des 
Sprösslings. 

W. Wimperkranz. 

Wı. Wimperkranz (neu angelegter) des Sprösslings. 

wr. Wimperreihe. 

wrı — wra. 1.—4. Wimperreihe. 

w. b. Wimperbüschel. 

w. vh. Wand der Vorhöhle. 

z. Zcochlorellen. 


Tafel I. 


Fig. 1. Urotricha farcta. 


Fig. 2. Urotricha lagenula. Kent spec. 


Cl. & L. Seitliche Ansicht. 
Seitliche Ansicht. 


Vergr. 1070. 
Vergr. 660. 


Vergr. 660. 
zu 


der Myomene zeigen. 


Vergr. 660. 
Mund und Schlund geöffnet, der Stäbchen- 


kleinerer Vacuolen, vom aboralen Pole betrachtet. 


Fig. 3—8. Holophrya discolor. Ehrbg. 

Fig. 3. Seitliche Ansicht eines länglichen, nicht contrahirten Individuums. 

Fig. 4. Orale Ansicht. Verer. 660. 

Fig. 5. Oraler Theil im optischen Längsschnitte, um die Verhältnisse des Schlundes und der Stäbchen zu 
zeigen. Mund und Schlund geöffnet. Vergr. 660. 

Fig. 6. Optischer Querschnitt dreier Körperstreifen um die Verhältnisse 
Verer. 1500. 

Fig. 7. Flächenansicht eines kleinen Theils dreier Körperstreifen. Vergr. 1800. 

Fig. Ein isolirter, mit Chromosmiumessigsäure abgetödteter und Alauncarmin gefärbter Makronucleus 
mit anliegendem Mikronucleus. Vergr. 660. 

Fig. 9—13. Prorodon teres. Ehrbg. 

Fig. 9. Seitliche Ansicht eines ellipsoidalen, nicht contrahirten Individuums. 

Fig. 10. Orale Ansicht. Vergr. 660. 

Fig. 11. Vorderer Körpertheil im optischen Längsschnitte. 
(Reusen)apparat zurückgezogen. Vergr. 660. 

Fig. 12. Contractile Vacuole mit 4 Reihen zuführender, 
Vergr. 660. 

Fig. 13. Ein isolirter, fixirter und gefärbter Makronucleus mit anliegendem Mikronuceleus. 


Bibliotheca zoologica, Heft 5. 


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Tafel I. 

Fig. 14—21. Didinium Balbianii. Bütschli. 
Seitliche Ansicht eines sich rückwärts bewegenden Individuums mit schwach hervorspringendem 
Mundkegel. Vergr. 660. 
Seitliche Ansicht eines sich vorwärts bewegenden Individuums mit vorgestrecktem Mundkegel. 
Vergr. 660. 
Orale Ansicht. Vergr. 370. 
Eine Cilienreihe des Wimperkranzes in seitlicher Ansicht. Vergr. 1350. 
Ein isolirter, fixirter und gefärbter Makronueleus mit anliegendem Mikronucleus. Vergr. 660. 
Einzelne Stäbchen des Stäbchenapparates durch Zerfliessenlassen des Thieres isolirt. Vergr. 660. 
Ein in Theilung begriffenes Individuum mit einem hinteren, neu angelegten Wimperkranze und 
eylindrischem Kerne. Vergr. 370. 
Ein aus der Theilung hervorgegangenes Individuum (hinterer Sprössling). Vergr. 370. 


Fig. 22—26. Dinophrya Lieberkühnii. Bütschli. 
Seitliche Ansicht. Vergr. 660. 
Hinteres Körperende in einen langen schwanzartigen Fortsatz ausgezogen. Vergr. 660. 
Orale Ansicht. Vergr. 660. 
Eine Cilienreihe des Wimperkranzes in seitlicher Ansicht. Vergr. 660. 
Ein isolirter, fixirter und gefärbter Makronucleus mit anliegendem Mikronucleus. 


Fig. 27—30. Lionotus fasciola. Ehrbg. sp. 
Ansicht des Thieres von der linken Seite. Vergr. 1070. 
Ansicht des Thieres von der rechten Seite. Vergr. 1070. 
Vordere Körperhälfte von der Ventralseite betrachtet. Vergr. 1070. 
Ein isolirter, fixirter Kern mit anliegendem Mikronucleus.  Vergr. 1070. 


Tafel II. 


Fig. 3l—33. Dileptus Anser. 0. F. Müller sp. 
Rechtsseitige Ansicht. Vergr. 300. 
Ventrale Ansicht der Mundregion, um die Verhältnisse des Mundes und des Schlundes, sowie die 
Anordnung der Trichoeysten (tr) und der adoralen Wimperzone zu zeigen. Vergr. 660, 
Linksseitige Ansicht der Mundregion. Die Trichocysten (tr) zum Theil ausgeschnellt. Vergr. 660. 
Fig. 34—38. Nassula elegans. Ehrbge. 
Ventrale Ansicht. Vergr. 660. 
Dorsale Ansicht des vorderen Körperendes, um den Verlauf der adoralen Wimperzone (ad w.) zu 
zeigen. Vergr. 660. 
Seitliche Ansicht eines isolirten Stäbchen-(Reusen)apparats. Mundhöhle und -Oeffnung im optischen 
Durchsehnitte. Vergr. 1070. 


Fig. 
Fig. 
Fig. 
Fig. 


Fig. 


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o. 48. 
. 49. 
g. 50—53. Theilungszustände. Vergr. 370. 


. 55. 


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Optischer Durchschnitt einer Körperpartie, um den Bau des Ecetoplasmas und die Ansatzstellen der 
Cilien zu zeigen. Vergr. 1070. 
Optischer Durchschnitt einer Körperpartie, um die nach Sodabehandlung aufgequollene Gallert- 
schicht zu zeigen. Vergr. 660. 


Fig. 39—46. Nassula aurea. Ehrbg. 

Ventrale (oder etwas linksseitige) Ansicht. Vergr. 370. 

Seitliche Ansicht eines isolirten Stäbchenapparates. Mundöffnung im optischen Durchschnitte. 
Vergr. 660. 

Vorderer Theil eines vorgestreckten Stäbchenapparates. Plasmatischer Kragen (kr) weit geöffnet. 
Vergr. 660. 

Öberflächenansicht eines isolirten Stäbchenapparates. Vergr. 660. 

Optischer Durchschnitt einer Körperpartie, um den Bau des Ectoplasmas und der Cilienpapillen zu 
zeigen. Vergr. 1070. 

Öberflächenansicht der Alveolarschicht des Eetoplasmas. Die dunkeln Knotenpunkte sind die 
radiären Balken, über welchen die Cilien stehen. Vergr. 1070. 

Ein Theil des Körpers in Oberflächenansicht, um den Verlauf der Längs- und (uerstreifen, 
sowie die Ansatzstellen der Cilien (Cilienpapillen) zu zeigen. Vergr. 1070. 

Contractile Vacuole in der Seitenansicht, um die Ausmündung zu zeigen. 


Tafel IV. 


Fig. 47 —53 Glaucoma seintillans. Ehrbg. 
Ansicht des Thieres von der linken Seite. Vergr. 660. 
Ventral-Ansicht. Vergr. 660. 
Rechtsseitige Ansicht des Mundes und Schlundes Vergr. 660. 


Fig. 54—55. Glaucoma pyriformis. Ehrbg. sp. 
Ansicht des Thieres von der linken Seite. Vergr. 660. 
Ventrale Ansicht. Vergr. 660. 


Fig. 56. Glaucoma macrostoma. nov. sp. Ventrale Ansicht. Vergr. 660. 


Tafel V. 
Fig. 57—64. Frontonia leucas. Ehrbg. 
Ventrale Ansicht. Vergr. 370. 
Rechtsseitige Ansicht eines mit Zoochlorellen erfüllten Individuums. Vergr. 370. 
Ventrale Ansicht des Mundapparats. Vergr. 1070. 
Optischer Durchschnitt der undulirenden Membran. A. bei hoher, B. bei tiefer Einstellung. Vergr. 1070. 
Optischer Durchschnitt einer Körperpartie, um den Bau des Eetoplasmas und die Ausmündungs- 


öffnung (p. e.) der contractilen Vacuole zu zeigen. Vergr. 660. 
10* 


. 82. 


= 76 — 


Isolirte Trichoeysten. A. im gewöhnlichen, B. im ausgeschnellten Zustande. Vergr. 660. 

Ein isolirter und fixirter Makronucleus mit anliegendem Mikronucleus. Vergr. 660. 

Isolirte Zoochlorellen (Zoochlorella conductrix Brandt), A. von der Seite, B. von oben, (. ein in 
Zweitheilung begriffenes Exemplar. Vergr. 1860. 


Fig. 65—68. Colpidium Colpoda. Ehrbg. sp. 


Ansicht des Thieres von der rechten Seite. Vergr. 660. 

Ventrale und etwas linksseitige Ansicht. Vergr. 660. 

Dorsale Ansicht, um den Verlauf der Körperstreifen auf die Dorsalfläche zu zeigen. Vergr. 370. 
Ein isolirter und fixirter Makronueleus mit anliegendem Mikronucleus. Vergr. 660. 


Fig. 69—71. Uronema marina. Duj. 


Ansicht des Thieres von der rechten Seite. Vergr. 660. 

Ventrale Ansicht. Vergr. 660. 

Rechtsseitige Ansicht des Mundes, um die am rechten Mundrande (r. or.) befestigten Cilien zu zeigen. 
Vergr. 1070. 


Tafel VI. 


. Urozona Bütschlii nov. gen. et sp. Ventrale Ansicht Vergr. 1070. 


Fig. 73—75. Cinetochilum margaritaceum. KEhrbg. sp. 
Ventrale Ansicht. Vergr. 1070. 
Dorsale Ansicht. Vergr. 1070. 
Rechtsseitige Ansicht. Vergr. 1070. 


Fig. 76—82. Urocentrum turbo. Ehrheg. 

Ventrale Ansicht. Vergr. 660. 

Öberflächenansicht eines Theils des Wimpergürtels, um das Streifensystem und die Ansatzstellen 
der Cilien zu zeigen. Vergr. 1860. 

Optischer Durchschnitt einer Körperpartie, um den Bau der Alveolarschicht und des Corticalplasmas 
zu zeigen. Vergr. 1070. 

A. Alveolarschicht des Ectoplasmas in Oberflächenansicht. Vergr. 1070. B. Corticalplasma in 
Oberflächenansicht. Vergr. 1070. 

Ventralansicht der Mundöffnung, um die Anordnung der adoralen Wimperreihe und den Bau des 
Schlundes zu zeigen. Vergr. 1070. 

Contractile Vacuole mit 4 bimartig angeschwollenen zuführenden Kanälen, vom hinteren Körperende 
aus betrachtet. Vergr. 660. 

Ein isolirter, fixirter und gefärbter Makronueleus mit anliegendem Mikronueleus. Vergr. 660. 


. 83—85. Theilungszustände. Vergr. 370. 
. 86. 


Conjugationszustand. Verer. 370. 
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Fig. 


Fig. 


93 


. 100. 
10 


Tafel VIL 


Fig. S’—91. Lembadion bullinum. ©. F. Müller sp. 
Ventrale Ansicht. Vergr. 1070. 
Rechtsseitige Ansicht. Vergr. 660. 
Linksseitige Ansicht. Die linke undulirende Membran weegelassen, um den Verlauf der rechten 
(m. r.) und inneren (m. i.) undulirenden Membranen besser zu zeigen. Vergr. 660. 
Optischer Querschnitt des Körpers, um die Befestigungsstellen der undulirenden Membranen und 
die Lage des Mundes zu zeigen. Vergr. 660. 
Öberflächenansicht einer Körperpartie, um die Anordnung der Cilien und den Bau der Cilienpapillen 
zu zeigen. Vergr. 1860. 

Fig. 93—93. Pleuronema Chrysalis. Ehrbg. sp. 
Rechtsseitige Ansicht. Vergr. 660. 
Linksseitige Ansicht. Verer. 660. 
Fig. 94—96. Cyelidium Glaucoma. 0. F. Müller sp. 

Rechtsseitige Ansicht. Vergr. 1070. 
Linksseitige Ansicht. Vergr. 1070. 
Ventrale Ansicht. Vergr. 1070. 


97. Cyelidium Glaucoma var. elongatum mihi. Rechtsseitige Ansicht. Verer. 1070. 
98. Cyelidium eitrullus. Cohn sp. Rechtsseitige Ansicht. Vergr. 1070. 


Fig. 99—101. Balantiophorus minutus nov. gen. et spec. 
Linksseitige Ansicht. Vergr. 1070. 
Rechtsseitige Ansicht. Vergr. 1070. 
Ventrale Ansicht. Vergr. 1070. 


Inhalt. 


Vorwort DEE Paar De We 

Urotricha fareta. Olap. und Lachm. 

Urotricha Lagenula. Kent 

Holophrya discolor. Ehrbg. 

Prorodon teres. Ehrbg. i 

Didinium Balbianii. Bütschli . 

Dinophrya Lieberkühnii. Bütschli 

Lionotus Fasciola. Ehrbg. 

Dileptus Anser. ©. F. Müller sp. 

Nassula elegans. Ehrbg. 

Nassula aurea. Ehrbg. 

Glaucoma scintillans. Ehrbg. . . 

Glaucoma pyriformis. Ehrbg. spec. . 

Glaucoma macrostoma. nov. spec. 

Frontonia leucas. Ehrbg. h 

Colpidium Colpoda. Ehrbg. spec. 

Uronema marina. Duj. 2 

Urozona Bütschlii nov. gen. et spec. 
Cinetochilum margaritaceum. Ehrbg. spec. . 
Urocentrum Turbo. ©. F. Müller spec. 

Lembadion bullinum. ©. F. Müller sp. 

Pleuronema Chrysalis. Ehrbg. spec. 

Cyelidium Glaucoma. O©. F. Müller 

Cyelidium Glaucoma variet. elongatum mihi. 
Cyelidium eitrullus Cohn spec. ö 
Balantiophorus minutus nov. gen. et spec. : 
Anhang (Berechnung der Cilienzahl einiger F are) 
Litteraturverzeichniss Re ee Pr ek 
Erklärung der Abbildungen . . . - er ge 


Druck von Fr. Aug. Eupel in Sondershausen, 


Seite 


28 


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BIBLIOTHECA ZOOLOGIGA, 


Original- Abhandlungen 


aus 


dem Gesammtgebiete der Zoologie. 


Herausgegeben 
von 


Dr. Rud. Leuckart Dr. Carl Chun 


und 3 
in Leipzig in Königsberg. 


Heft 5. 


Beiträge zur Kenntniss der holotrichen Ciliaten von Dr. W. Schewiakoff. — Mit 7 Tafeln. 


CASSEL. 
Verlag von Theodor Fischer. 
1889. 


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