Beiträge
zur künde der
indogermanischen sprachen
herausgegeben
von
Dr. Adalbert Bezzenberger.
Dreizehnter band.
Göttingen,
Vandenhoeck und Ruprecht's verlag.
1888.
p
S'ol
ß4, IS
^^i$3^
Iiihalt
Seite
Die degi^abdäs bei Trivikrama. (Fortsetzung). Von R. Pischel - - 1
Schwedische Wortforschung. Von Urik Brate 21
Beiträge zur altiranischen grammatiU. V. Von Chr. liartholomae - 54
Sanskrit vicchitti „schminke". Von Th. Zachariae 93
Miscellen. Von K. F. Johansson - - 111
Keltic Notes. Von John Strachan 128
Nasale sonanten im Lykischen. Von W. Deeche 132
Cena. Von Otto Immisch - 139
Wurzel rädh-, radh- „ich bringe zu fall". Von Walter Prellwitz - 142
Litauisch sa, lett. so-. Von A. Bezzenberger • 146
Erwiderung. Von F. Bechtel - - 148
Briefe an Theodor Benfey von H. Brockhaus, A. Kuhn, J. B. Biot,
C. Lottner, Las. Geiger, W. Corssen 152
W. Scherer. (Nekrolog). Von F. Bechtel 163
Die sprachform der altionischen und altattischen lyrik. (Fortsetzung).
Von A. Fick 173
Zu den märchen der tausend und einen nacht. Ein Sendschreiben
an herrn M. J. de Goeje in Leiden von A. Müller 222
Avestica. IL L'Ahuna Vairya. IIL Vis'tö. Von C de Harlez - 245
Lykische Studien. IIL Von W. Deecke 258
Avestä cinvat-ustänem. Von Karl Geldner 289
Syntaktische bemerkungen. Von A. Bezzenberger 290
Indogermanisch ger. Von W. Neisser 291
ZvQiy^. Von A. Bezzenberger ----" 299
Etymologien. Von Oskar Wiedemann ---. 300
Etymologien. Von H. D. Müller - 311
<Pv0Cl;oos. Von A. Fick 316
August Friedrich Pott. (Nekrolog). Von P. Hörn 317
Register. Von W. Prellwitz 342
Die de9i9abdäs bei Trivikrama.
(Fortsetzung').)
ummiiho \ uddano \ pahattho^) \ garvi | unmukhah^) um-
muho II udvadanah 1 dasya säco luk *) ] uddano \\ pradhrshtah
pahattho ») || „ummuho \ uddano \ pahattho \ 'hochmütig', 'stolz'.
ummuho kommt von unmukha, uddano von udvadana, indem d
mit seinem vocale (also die silbe da) ausgefallen ist, pahattho
von pradhfshta". — Die erklärungen von ummuho, das auch H. D.
1, 99 erwähnt wird, und von pahattho, das auch H. D. 6, 9
steht, sind richtig. Für uddano hat H. D. 1, 99 uttuno; H. D.
1, 128 wird uddäna im sinne von garvishtha „sehr stolz" auf-
geführt. In der Päiyalacchi (im folgenden mit P. bezeichnet)
findet sich v. 75 uttanuo, das Bühler mit ^uttanuka erklärt.
uddano gehört zu Sanskrit udvana, das B-R. aus dem Käthaka
in der bedeutung „ansteigend" belegen.
lambä \ valli ^) \ velli ^) \ villariä ') ] vallari ») j ke^ah ] lam-
banta iti^) lambä \ vallivadi<>) valli velli ^^) \ vallarivad i^^ vil-
lariä ^3) I ader ata ih i*) svärthe ka^ ca | tadvad vallari ca ||
„lamhä \ valli \ velli \ villariä 1 vallari | 'haare'. Sie hängen
herab {yiamb), daher (heissen sie) lamhä. Weil sie wie eine
Schlingpflanze {valli) sind, (heissen sie) valli, velli, weil wie eine
ranke {vallari), villariä, indem das erste a (von vallari) zu i
wird und suffix ka ohne änderung des sinnes antritt. Wegen
der ähnlichkeit mit ihr (der ranke) auch vallari'-''. — Ueber
die Wurzel vall, vell, vill, von der die vier letzten worte stam-
men, vergleiche man diese Zeitschrift 3, 263 ff. — H. D. 7, 26
*) Um Irrtümer zu vermeiden, behalte ich dieselbe Umschreibung
bei wie in den beiden ersten artikeln: 3, 235 ff. 6, 84 ff. "^) B pa-
huththo. ") B udaümukhah. *) B susäco yuk. ») B valli. ß) B
veli. 7) B Villa". «) öm. B. *) B lambatiti. ") B vallivad.
") om. B. ") A vallavad B vallarivad. *») AB vallariä. ^*) B
tüder ata uh A i.
neiträge z. künde d. ind(;. sprachen. XUI. \
2 R. Pischel
wird lamba in der bedeutung „haar" und „kuhhürde" aufge-
führt. H. D. 7, 32 stehen valU, vallari, villari; dazu kommt
in gleicher bedeutung vella (m.) H. D. 7, 94.
jannaharo^) \ raxah | yajSaharah | tatsvabhavatvat || „jan-
naharo 'Raxas' von yajnahara *opferdieb', weil das seine
art ist". — Die etymologie ist richtig. In H. D. 3, 43 wird
jannohano gelehrt, das = *yajnäpahana ist. cfr. yajnahan,
yajnahana.
janaütto \ grämapradhänanarah | janaputrah i tadvad äca-
ratiti || „janaütto 'die hauptperson im dorfe' von janajmtra
„Schmarotzer", weil sie wie dieser sich benimmt". — janaputra
fehlt bei B-R. Dass es ,, Schmarotzer", ,, Schwindler", „galan"
bedeutet, also dasselbe ist wie vätaputra, schliesse ich aus H. D.
3, 52, wo für janaütto die beiden bedeutungen: ,, hauptperson
im dorfe" (grämapradhänapurusha) und „Schwindler" (vita)
angegeben werden. Ich glaube ferner, dass mit der „haupt-
person des dorfes" der „barbier" gemeint ist. Der präkrittext
von H. D. lautet: gämanividesu janaütto und grämani bedeutet
nach den indischen lexicographen (auch Vi^vakoga: grämanir
bhogike patyau pradhäne näpite 'pi ca und ^ägvata v. 217)
auch „barbier". Der barbier gehörte zu den fünf in jedem
dorfe nötigen handwerkern (Ind. stud. 13, 468); war er doch
bei den ceremonieen des haarschneidens (cüdakarman) und bart-
scheerens (godänakarman) notwendig. Unter den 6 personen,
mit denen man sich nicht einlassen soll, nennt das Mahabhä-
ratam 5, 33, 80 (ed. Bomb.) den vanakdma näpita, einen barbier
der sich gern im walde herumtreibt. Er gehörte eben not-
wendig ins dorf. Sein ruf war ein sehr schlechter: tiardnäin
näpito dhürtah heisst es Pancatantra 3, 73 und wenn alle ihre
kunst 80 ausübten wie der barbier im Dhürtasamagama (p. 15 f.
ed. Cappeller), war ein gebet wie AV. 8, 2, 17 für jeden
ratsam der sich ihren bänden überliess. Immerhin gehörte der
barbier nicht zu den verachtetsten menschen. Manu (4, 253)
und Yajriavalkya (1, 166) nennen ihn unter den ^üdräs von
dem ein zweigeborner speise annehmen darf und der hofbarbier
(rfijanäpita , Kägikä, zu Pänini 6, 2, 63) war eine angesehene
person (Oldenberg, Buddha p. 158 anm. 1). Unter den
fünf dorfhandwerkern war er wohl der erste, weil er bei den
*) A ° bharo.
Die de^i^abdäs bei Trivikrama. 3
erwähnten religiösen handlungen mitzuwirken hatte und daraus
ist es wohl vor allem zu erklären , dass er grämani genannt
wurde. Vermutlich war er schon damals in Indien wie heut
bei uns der träger der neuigkeiten und auch dadurch „eine
hauptperson im dorfe". Zugleich erklärt dies, dass er nicht
im besten rufe stand; auch seine frau (ndpiti) fungierte als
düti d. h. kupplerin (B-R s. v,). Darüber dass er auch heut
noch die gleiche Stellung im dorfe hat wie im alten Indien,
sehe man z. b. Dubois, Moeurs 1, 69 if. Nesfield, Brief
View (Allahabad 1885) § 97 u. a. — Nur so ist mir Trivi-
krama's erklärung verständlich.
hamJiaharam ^) \ äranälam^) \ therosanam^) \ ambujam |
brahmagrham hamhaharam^) \ äräd düre*) samipe ca nälam^)
astity äranalam ^) \ dvitiyasyato 't | sthaviräsanam therosa-
nam ') | sthaviro brahmä ] ata ot || „hamhaharam \ dranälavi \
therosanam | 'lotos'. hamhaharam kommt von hrahmagrha
„haus des Brahman"; sein stengel (näla) ist in der ferne und
nähe, deswegen heisst er äranalam. Für das zweite d ist a
eingetreten, therosanam kommt von sthaviräsanam „sitz des
Brahman" (da) sthavira = Brahman (ist), ä ist zu o gewor-
den". — Die etymologie von hamhaharain , wofür H. D. 6, 91
hambhaharani steht, ist richtig; Brahma's sitz ist eine lotos-
blume die dem nabel des Vishnu entspriesst. äranalam (mit
dentalem l) hat Hemacandra D. 1, 67, der bemerkt, dass das
wort in der bedeutung „saurer reisschleim" aus dem Sanskrit
kommt. Die etymologie ist dunkel, therosanam lautet H. D.
5, 29 theräsanam und dies bedeutet in der that „sitz des
Brahman". thero — brahmä wird in H. D. in demselben verse
angeführt und sthavira als name des Brahman hat Hern. Abhidh.
211. therosanam ist = * sthavirävasanam aus sthavira „Brah-
man" und * ävasana „wohnung".
kalimam 8) | kanduttam ^) \ utpalam | keliyata ^<') iti kali-
mam^) \ der^i) dimah^^) ) kandäd uttikate i^) udgacchatiti kan-
duttavi^^) j stau iti otve krte kandoUam^^) j „kalimam I kanduttam \
'blauer lotos'. Er bewegt sich spielend, deswegen heisst er
*) A vammaharam. *) A °nälam B äranaam laddhorosanam.
") A vamma° om. B. *) B adüre. ^) B nälam. ^) A °nälain
B °nalam. ') A °hanam. »j B kalimam. ») B kamdottam. >») B
kelayata. ") 07n. A; B le. '-) B dimam. ") B kaindäd utka-
tikrte. '') B kaindottam. '^) A om. von stau au.
1'
4 R. Pischel
kalimam. Für ^ ist ima eingetreten. Er steigt aus der wurzel-
knolle auf, daher kanduttam. Wenn nach Trivikrama I, 2, 65
für u eintritt o, lautet das wort kandottam" . — Die Übersetzung
der erklärung von kalima ist unsicher, weil die lesart nicht
feststeht. Ich fasse keliyate als denominativuni zu keli. Ob
der richtige lesart ist, ist zweifelhaft; B's le gibt keinen sinn,
ebensowenig ler, an das man zunächst denkt. T.'s erklärung
selbst ist natürlich irrig, ebenso wie die von kandutta. Beide
Worte stehen auch H. D. 2, 9, letzteres in der form kandottam;
in der form kanduttam findet es sich auch P. v. 39 und H. P.
2, 174, zu welcher stelle ich reichliche belege gesammelt habe,
was Aufrecht, Ind. Studien 16, 209 übersehen hat. Bühler
im Glossary zur P. leitet es zweifelnd von kandavarta ab =
„giving sustenance by its roots". Im Sanskrit werden aufge-
führt: kandata, kandota, kandota, kandottha, verderbte formen
des PrÄkritwortes.
candojjam | raaniddhaam \ kumudam ] sitotpalam i) | can-
drenoddyotyata ^) iti candojjam ^) \ rajanidhvajam *) raani-
ddhaam 11 „candojjam \ raaniddhaam | 'die blute der weissen
Wasserlilie'. Sie wird vom mond erhellt, deswegen heisst sie
candojjam, Sie ist die fahne der nacht, daher raaniddhaam".
Die erklärung von candojjam, das auch H. D. 3, 4 (nebst
candojjayam) und P, 39 {camdujjayam) steht, ist nicht richtig.
Es ist = candra+udyat „durch den mond aufgehend" i. e.
„aufblühend". Bühl er im Glossary zu P. erklärt es mit
candra + udya, ohne die bedeutung von udya anzugeben.
gharaandaam ^) \ mukuram | ghare grhe candravad uddyo-
tata iti jl „gharaandaam 'spiegel', weil er im hause wie der mond
leuchtet". — H. D. 2, 107: gharayando ädargah || Die bezeich-
nung „hausmond" für ,, spiegel" ist um so verständlicher, als
die Spiegel aus metall und rund waren; cfr, (idarcahimba Ku-
märas. 7, 22 (Mallinätha = darpanamaiidala), ädarcamandala
KirätArj. 5, 41 (Mallinätha = darpanabimba). Als ümä, in
neue linnengewänder gekleidet den neuen Spiegel in die band
nimmt, glänzt sie: paryäptacandreva ^arattriyämä Kumäras.
7, 26.
Msaialam^) \ harmyaprshtham ') | äkägatalavad ääsata-
*) om. B. •) A candrenädyotata B caindre dyotyata. ^) B
canidrojjam. *) A °dhvajah. ^) B gharaadhdhaam; otn. von ghare
an. «) om. B; A °talaiii. ') o?n. B,
Die de9i9abdä8 bei Trivikrama. 5
la7n^)\\ „ädsafalam 'das flache dach des palastes', weil es wie
die himmelsfläche aussieht". — Auch H. D. 1, 72.
änandavado *) | uavavadhvä ^) raktärunavastram | pratha-
raarajasvaläyä raktaktapatah *) | anandavishayatväd änanda-
vado^) H „änandavado 'das vom blut einer neuverheirateten frau
rote gewand und das vom blut einer zum ersten mal men-
struierenden rote gewand'. Weil es gegenständ der freude ist,
deswegen heisst es änandavado''. — Auch H. D. 1, 72. Die
erklärung = änandapata ist richtig; das wort wird Härävali
V. 31 auch im Sanskrit erwähnt in der bedeutung „gewand
einer neuvermählten" (tiavodhdvastram). Ueber die sitte, welcher
diese bezeichnung entstammt, sehe man Weber, Hala v. 457.
Ind. Studien 16, 155. Gubernatis, Storia comparata degli
usi nuziali in Italia e presso gli altri popoli Indo - Europei.
Milano 1869 p. 209. Niebuhr, Beschreibung von Arabien
p. 35 ff, u. a.
süraddhao ^)\ \ divasah | süryo dhvajo yasyäsau '^) süra-
ddhao II „stiraddhao 'tag'. Weil die sonne (sürya) seine fahne
(dhvaja) ist, heisst er süraddhao". — Auch H. D. 8, 42.
pallaviam \ lax^raktam ] pallavitam») Iva pallaviam^) \\
„pallaviam 'mit lack rot gefärbt', weil es wie junge schöss-
linge aussieht". — Auch H. D. 6, 19. P. v. 268. cfr. B-R.
s. v. pallavay.
acchivadanam \ nimilanam | axipaxmanäm patanam acchi-
vadanam^^)\\ „acchivadanam 'das schliessen der äugen'; weil
die augenwimpern dabei zufallen". — Auch H. D. 1, 39. Hema-
candra bemerkt dazu: „Wenn das wort auch von axipatana
abgeleitet ist, so wird es doch hier aufgeführt, da es im
Sanskrit (in dieser bedeutung) nicht üblich ist".
nhanko ii) ] vrshah | nihgankah ^^) nisanko ^^) \\ „ntsanko
'stier', (weil er) furchtlos (ist)".
elahilo i*) | dhanavam^ ca | cakäräd vrsha^ i^) ca ] elabija-
vat 16) elahilo \\ „elahilo (bedeutet) auch 'reich'. Weil 'auch'
gesagt ist, (bedeutet es wie nisanko) auch 'stier'. Weil er wie
Elabila ist, heisst er elabila". — Auch H. D. 1, 148 (elavilo). —
1) A °talam. ^) B änadavatto. ^) A °vadhvara. *) A "äkta-
vastram. *) B °valo. *) B süratbthao. ') A yasya. ') B eapal-
lavam. ®) B pallavitam. >") om. B. ") A nisainko B nisakko.
»2) B niggakah. *«) A ni°; om. B. >*) A elavilo B elavilo. ") B
vrxag. ^^) A esbila° B elabilavat.
6 H. Pischel
Elabila ist ein beiname Kuberas, des gottes des reichturas nach
seiner mutter Ilabila d, h. „erdlochbewohnerin". ejabila ist also
für einen reichen eine ähnhche bezeichnung wie bei uns „ein
Krösus". Wie das wort zu der bedeutung „stier" kommt, weiss
ich nicht zu sagen.
suharao i) | därikägrham cataka^ ca | sukharatam ''') astiti
suharao \\ „suharao 'bordell' und 'sperling', weil der beischlaf
darin angenehm ist (bordell) und weil er den beischlaf liebt
(sperling)". — In H. D. 8, 56 lautet das wort, durch das
metrum geschützt, suharao, was = Sanskrit suhharäga ist.
hatthamahattho^) \ svasthah*) | hrshtag cäsau mahärthag
ca hatthamahattho^) || „hatthamahattho 'gesund', weil er ver-
gnügt und reich ist". — Auch H, D. 8, 65. — Die von T.
aufgestellte etymologie ist wohl richtig. Ueber tth in mahattho
vergleiche man H. P. 2, 33 Übersetzung.
niinmisuo ^) | yuva j nih^magrükah nimm'/stoo '^) j ader ata
it*) 11 „nimmtsuo 'Jüngling'; weil er bartlos ist. Für das erste
a ist i eingetreten". — In H. D, 4, 32 lautet das wort nim-
mamsü, wozu B's lesart nimmamsuo stimmt und die regeln
H. P, 1, 26. 2, 86. Die angäbe in beiden handschriften über
den eintritt von t für a beweist jedoch, dass T. ein anderes
wort vor sich hatte.
jahanaroho \ üruh | jaghanenäruhyata iti jahanaroho || „ja-
hanaroho 'schenke!' , weil sich das hinterteil auf ihm erhebt".
— ' Auch H. D. 3, 44.
palottaßho ^) \ aüjjhaharao ^^) \ rahasyabhedi | paryastajih-
vah palottaßho ^^) \ guhyaharah aüjjhaharao i^) | adav adäga-
mah ^^) II „palottajiho (und) aüjjhaharao 'verräter eines geheim-
nisses'. palottajiho kommt von paryastajihvah 'bewegliche
zunge habend', aüjjhaharao von guhyahara 'ein geheimniss
weiter bringend'. Am anfange ist a zugetreten". — Die beiden
Wörter auch bei H. D. 6, 35 und 1, 43 (agujjhaharo). — H. P.
4, 166 hat palottai als wurzelsubstitut für pratyagacchatij
4, 200 für prt/-//a.s«/a^« und 4, 230 wird es von -^lut hergeleitet.
palottam erscheint 4, 258 noch besonders im sinne von paryasta.
Die parallelstellen aus Trivikrama sind am rande meiner aus-
*) B subharao. ') A sukhataram B sukhatamaram. ') B hätha-
mahätho. *) B svastyarthah. ^) om. B. ^) B nimmamsuo. ') om. B.
•) A i. *) A parnletta° B paloggajiho. ") B ajhjhabharao. ") om. B.
") B abhujbjha°. "') B ädau vasägamah.
Die de9i9abdä8 bei Trivikrama. 7
gäbe angegeben, belege in der Übersetzung. Die ■\/lut fehlt
ganz bei Whitney, Roots p. 149, obwohl sie inschriftlich
belegt ist und jedenfalls ebenso grosses recht hat als Sanskrit-
wurzel angesehen zu werden wie yiud. In den neuindischen
sprachen ist sie weit verbreitet. 2)alotta/i ist = *pralutyati;
anders Paul Goldschmidt, Götting. nachrichten 1874, p. 521,
Siegfried Goldschmidt, Präkrtica p. 8. — aüjjhaharao ist
== aguhyadharaka, wie H. D. 1, 42 richtig bemerkt wird.
nihimm \ nidhuvanam i) | suratam i) | nibhrtam nihuarn ^) \\
„nihuam 'beischlaf' von nibhrta 'geheim', 'verborgen'". —
H. D. 4, 50 erhält das wort die bedeutungen ,,ohne beschäf-
tigung", „still", „beischlaf". In den beiden ersten bedeutungen
ist es = Skt. nibhrta f in der letzten jedoch = Skt. *nidhti'
tarn (n.) „das hin- und herbewegen", wie nidhuvanam; dies
beweist H. D. 4, 26, wo in der bedeutung „beischlaf" das wort
als nihuam •= nidhütam erscheint.
abbuddhasiri 2) | manorath4dhikaphalapraptih | abuddha-
5rih3) I pramuktädipäthad^) dvitvam jj „abbuddhasiri 'grösseres
glück als man gewünscht', von abuddha^ri mit Verdopplung
nach Trivikrama 1, 4, 91 = H. P. 2, 97". — Die Verdopp-
lung ist mir dunkel.
bahujdno^) \ coro dhürtag ca | bahujöänah bahujäno^) j|
„bahujäno 'dieb' und 'schelm'; weil er viel weiss". — In
H. D. 6, 92 wird in der bedeutung „bösewicht" das wort bahu-
muho aufgeführt = Skt. bahumukha.
2)areo \ pi^äcah ') | paretavat ^) pareo ^) \ „pareo 'ein
Pigäca; weil er wie ein todter aussieht". — Auch H. D. 6, 12.
P. V. 30 und im Skt. bei lexicographen.
ujjallo 10) I balavan | ujjvalah ") | daivadipathäd dvitvam ||
„ujjallo 'stark' von ujjvala. Die Verdopplung nach Triv. 1,
4, 92 = H. P. 2, 99". — Auch H. P. 2, 174 (cfr. Übersetzung).
In H. D. 1, 97 wird ein substantivum ujjallä „gewaltthätigkeit"
aufgeführt und 1, 154 erscheint unser adjectivum als ojjallo
gemäss H. P. 1, 116. Die wörter setzen einen praesensstamm
*ujjvalya- voraus, worüber unten bei oallo.
joi 1 vidyut | jyotih j dyoti vä^^) |1 Joi 'blitz'; von jyotis
1) om. B. *) B ambumdha°. ») B abudha°. *) B amukta".
6) A vahu°. «) A vahu°; om. B. ') om. B. ») B paretah.
») om. B; B add. viga *") H uvjalo. ") om. B. ") B
vidyut jyotir pä (sie).
8 R. Pischel
oder *dyoti". — Auch H. D. 3, 49. Man vergleiche band 6,
101, wo statt IV, 48 und IV, 49 zu lesen ist III, 48 und
III, 49.
bhingam \ krshnam | bhrfigavat bhingam | nilatvät^) j sam-
skrtam ity eke 1| „bhingam 'schwarz'; weil es wie eine biene
ist, wegen der schwärze. Einige sagen es sei (auch in der
bedeutung 'schwarz') ein Sanskritwort". — Auch H. D. 6, 104.
— „Schwarz" dürfte die grundbedeutung von hhrnga sein.
niandhanam | paridhä,nam | nibadhyata iti niandhanam j|
„niandhanam 'gewand'; weil es festgebunden wird". — Auch
H. D. 4, 38, wo in derselben bedeutung auch niamsanam auf-
geführt wird, das auch P. v. 69 und mehrfach im Häla er-
scheint, niandhanam ist aus nibandhanam entstanden, indem
b als inlautend behandelt, also zu v wurde, was dann schwand.
jahanüsuam | calanakam | jaghanäm^ukam | äto binduna
Baha ütvam I| „jahanüsuarn 'Unterrock'. Von jaghanäinguka
'hüftengewand', indem ä + anusvara zu ü wurde". — Auch
H. D. 3, 45 {jahanüsavam). — Das wort ist wohl aus jaghana
und utsuka zusammengesetzt; Hemacandra's lesart weist auf
jaghana -f- utsavu hin.
päurani \ kavacah | prävaranakatvät 2) pravarani | äder ata
ut II „pänrani 'panzer' von *prävarant , weil 'er bedeckt. Für
das erste a ist u eingetreten". — Auch H. D. 6, 43. — Sieh
band 3, p. 247 ff.
oallo I apasärah kampag ca | apacalah oallo \ ^akäditvä-d
dvitvam || „oallo 'weggang' und 'das zittern' von *apacäla
mit Verdopplung (des l) nach Triv. 2, 4, 63 = H. P. 4, 230".
— In H. D. 1, 165 erhält das wort die vier bedeutungen:
umgeworfen (paryasta), das zittern (kampa), kuhhürde (goväta)
und hängend (lambamäna), bei Trivikrama 3, 1, 132 die bedeu-
tung „zugedeckt" (channa). Ich glaube, dass Trivikrama ganz
richtig die wurzel des wortes gefunden hat; er hätte sich nur
nicht auf seine regel 2, 4, 63 sondern 2, 4, 62 (in Ms. B =
2, 4, 58) II calasphuti ll = Hemacandra 4, 231. Vararuci 8, 53
berufen sollen. Dort wird gelehrt, dass die wurzeln cal und
sphuf ihren auslaut verdoppeln können, dass man also cala'i
und callai, 2^hudai und phutta'i sagen könne. Mit andern
*) B bhagam krshnah bhrmgavan nilatvät samakrta A bhr°|bhim-
gam I krflhnam | nilatvät | om. 8a° ity eke. *) A piävärakatvät.
Die de9i9abclä8 bei Trivikrama. 9
Worten besagt dies, dass die wurzeln cal und sphut im Prä,krit
nach der L, beziehungsweise 6., und 4. conjugation des Sanskrit
fiectieren. Schon Lassen, Institutiones p. 343 hat hervor-
gehoben, dass im Präkrit wurzeln nach der 4. classe gehen,
die im Sanskrit selten oder nie ihr folgen. Von seinen beiden
beispielen ist jedoch nur ruccadl = Skt. rocate richtig; jujjadi
aber ist = Skt. yiijyate. Dagegen sind anzuführen die von
Vararuci 8, 52. Hemacandra 4, 230. Trivikrama 2, 4, 63 er-
wähnten verba: sakka'i = Skt. gaknoti, stehend für *9akyati,
jimmai — Skt. Jemati, stehend für *jimyati (cf. H. P. 4, 110),
lagga'i — *lagyati, pariattai == *paryatyati; palottai = *pra-
lutyati. Ferner nach H. P. 4, 232 = Varar. 8, 54. Triv. 2,
4, 61 die composita von -y/mü, wie pamülm neben pamtlai,
ummilla'i neben ummila'i. Ausserdem vajjadi (in der Mähärä-
shtri vacca'i) = Skt. *vrajyati und ApabhraipQa vajja't =
*vadyati (-y/vad), das auch im Pali als vajjati erscheint. Mit
Childers und Kuhn (Beiträge zur Pali-grammatik p. 120)
anzunehmen, dass die form , ebensowie ahhiruyhati, missver-
ständlich aus dem gerundium erwachsen sei, scheint mir schon
wegen des Apabhram9a unzulässig. Ferner weist das oben
erwähnte adj. ujjallo auf *ujjvalyati und zu erwähnen sind
ferner thakka'i (oben 3, 258 f.), kukka'i (oben 3, 256) u. a.
Dass eine flexion nach der 4. classe vorliegt, beweisen fälle
wie H. P. 4, 116 toda'i, tuda'i, tutta'i, die sämmtlich auf ■\ftrut
zurückgehen und von denen die zweite form = Skt. trutdti,
die dritte = tn'ityati ist, während die erste ein * trötati voraus-
setzt, calla'i aber verhält sich zu * cälyati wie tutta'i zu triit-
yati. callai liegt ausserdem vor in den compositen paallai
H. P. 4, 77, wozu payalla, und parialla'i H. P. 4, 162, neben
dem ebendaselbst auch parialai = pariccdati angeführt wird.
paallai — *pracalyati hat die bedeutung = prasarati und oollo
— *apacalya demgemäss = apasdra. Das wort ist in der von
mir oben 6, 86 besprochenen weise aus dem Prakritpraesens-
stamme gebildet, * apacalya also, wie ich nochmals hervorheben
will, nur eine rückübersetzung. Dass * apacalya und ähnliche
formen einst wirklich im Skt. vorhanden gewesen sind, wird
also damit durchaus nicht behauptet. Die bedeutung ,,da3
zittern" erklärt sich aus derselben form; in der bedeutung
„kuhhürde" setze ich als grundform an *avacälya „wohin (die
kühe) zu treiben sind"; in den bedeutungen „umgeworfen"
10 R. Pischel
„hängend" liegt das particip. praet. pass. = *avacalna vor und
in der bedeutung „zugedeckt" *upacalna (cfr. oben payallam).
Genau entsprechende bildungen sind aus dem Ski phuUa, aus
dem Präkrit Mwm//^a, nimilla (ymil) — *un- "^ ni-milna. Ganz
anderer ansieht über das wort oallo und seine sippe ist Sieg-
fried Goldschmidt, Präkrtica p. 10 ff. Er sucht darin die
■^ü mit ä und meint zu ä-li sei das p. p. p. mit Verkürzung
gebildet worden allia = *alita; dieses allia habe die spräche
irrtümlich als all-ia gefasst, daraus einen verbalstamm alla-
abstrahiert und diesen als verbum flectiert: allai u. s. w. Das
p. p. p. dazu sei alla. Das ist die bekannte geschichte von
der dummen spräche und dem klugen Junggrammatiker. Abge-
sehen von allem übrigen: bei Goldschmidt's erklärung bleibt
das doppelte / und die kürzung des i völlig dunkel. Gegen
G.'s erklärung hat sich mit recht schon Weber gewendet zu
Häla v. 898 p. 483 f. Weber bemerkt ganz richtig, dass der
mangel des samdhi bei oalla und paalla bedenken errege; er
selbst will „etwa" die Wörter aus ykarsh herleiten durch die
stufen: karsh, kaddh, kall. Für pahalla'i (nach Goldschmidt
1. c. p. 12 ist das h „eingeschoben" !) und pariallaX denkt
Weber an ■]/val und bei päsalla an affix -IIa. Dabei werden
aber neue Schwierigkeiten geschaffen und die alten nicht be-
seitigt. Ein lautwandel karsh : kaddh : kall ist ganz unerhört
und undenkbar und in alliai wird das i nicht erklärt. Leu-
mann dachte wegen der doppelconsonanz an ■\/vli (Äupapatika
Sütra, glossar s. v. parillenta). Es stimmt diese herleitung
jedoch nur zu wenigen formen, in den bedeutungen fast nirgends
recht. Das wort alliai muss meiner meinung nach von den
übrigen Wörtern völlig getrennt werden. Die von Hemacandra
bereits gegebene, von Weber und Goldschmidt übernommene,
herleitung von yii mit ä scheitert, wie bemerkt, an zwei unüber-
windlichen lautlichen Schwierigkeiten. Das // weist, wie Leu-
mann richtig gesehen hat, auf ursprünglichen doppelanlaut hin.
Mir scheint, dass nur die yi. Qri, ursprünglich auch p't (in com-
positen erhalten) allen anfordorungen genügt. Das q, sowie die
verwandten sprachen /.Xt v-co lat. cli-vu-s u. s. w. (Fick P, 62) be-
weisen, dass das Skt. r nur dialektisch ist. In pra^lita hat sich
auch im Skt. unter dem schütze des r das alte l in einem t. t.
erhalten, ebenso in (^lish. Altes gl wird aber im Präkrit teils
mit schwä zu sal, sil, wie Skt. gldghd = Präkrit salähä, Skt.
Die de^i^abdas bei Trivikrama. 11
(^lokü =• Pr. siloo , teils zu s wie sanho = (ßaxna, teils aber
auch zu l, wie Skt. Qlaxna == Pr. lariho, Skt. gläghati ==
Pr. lähai. Altes ^^/, fZ^ nach classe 6 würde also im Präkrit
ergeben *siliai, *salia'i oder lia'i und die letztere form mit ä
muss regelrecht lauten alliat = *äcliydti. Zu dieser lautlich
unanfechtbaren herleitung stimmt die bedeutung durchaus. Nach
H. P. 4, 54 (wo allim zu lesen ist nach H. D. 1, 58) bedeutet
alliai „sich anschmiegen", nach 4, 139 „sich nähern" ; in beiden
bedeutungen ist es im Häla und Setubandha belegt und wird
öfter von den commentatoren mit mjri übersetzt. So auch in
compositis wie samallim, wie auch Häla v. 532 zu lesen sein
wird wo TW samä^rmjati übersetzen. alUai ist also von oalla-
paalla- gänzlich verschieden. Ebenso pahalla'i. Nach H. P.
4, 117. H. D. 6, 29 bedeutet dieses „hin und her schwanken".
Es ist >= * praghalyate. Die ^ghal „werfen" ist im Apa-
bhramQa belegt und in den neuindischen sprachen ungemein
häufig (H. P. wortverzeichniss s. v. ghalla'i und Übersetzung zu
4, 334), Verwandt ist *-^ghul von der im Präkrit ghola'i, gho-
Ura, paholira u. s. w. häufig vorkommen, päsallam endlich
erhält H. D. 6, 76 die bedeutungen „thür" und „schräg". Es
ist Skt. pärgva mit dem Präkritaffix -IIa, wie Weber bereits
gesehen hat. Beweisend sind Maräthi qm^ „zurückgelehnt",
„angelehnt"; Sindhi mmp „seitwärts".
cavedi^) | karasarpputäghätah 2) | capeti') jj „cacedi 'schlag
mit geballter faust' von capetl 'schlag mit flacher band'". —
Das wort ist nur der geringen bedeutungsdifferenz wegen unter
die de^igabdäs gestellt worden, vielleicht auch nur weil im
Skt. das femininum capeti selten ist. Es ist vielleicht erst aus
dem Präkrit eingedrungen. In H. D. 3, 3 erhält es die bedeu-
tung „geballte faust"; andere gahen ihm nach H. nur die
bedeutung von samputa.
ra'ilakkham ! jaghanam [ ratilaxma*) |j „ra'ilakkharn 'hinter-
teil' von ratUaxma 'die merkmale des liebesgenusses habend' ".
— In H. D. 7, 13 erhält das wort die bedeutungen „beischlaf"
und „hinterteil". In der ersten bedeutung ist es = ratilaxa,
was in der Härävali v. 50 auch als Sanskritwort angeführt
wird (B-R. s. v.).
1) B pesarn. *j B °taghätah. ^) om. B. *) A °laxyam.
12 R. Pischel
vävado I kutumbii) | vyäprtah I| „vdvado 'hausherr', 'fami-
lienvater' von vyäprta 'beschäftigt'". — Auch H. D. 7, 54.
purilladevä \ daityah | purabhäväh purillä j| „purilladevä
'dämonen'; weil sie ehemals dawaren". — Auch H. D. 6, 55.
In H. D. 6, 53 wird purillo im sinne von „der vorzüglichste"
(pravara) angeführt und gehört in dieser bedeutung zu puras.
Die bildung von purillo nach H. P. 2, 159.
gosanno \ mürkhah 2) | gosamjnah^) [ pa^uprayatvät *) ||
„gosanno 'dummkopf von gosainjfia 'den namen ochse habend',
weil er dem vieh ähnlich ist". — Auch H. D. 2, 97. Die
etymologie Trivikrama's ist ganz richtig, go wurde als Schimpf-
wort gebraucht, wie z. b. Mahäbhärata 2, 77, 19. 3, 27, 27.
5, 73, 19 (femin.) beweist.
imrahatto | bhirur nishiddhag ^) ca | parah ^atruh ^) \ tad-
bhaktah '^) parahatto ^) |j „parahatto 'furchtsam' und 'ver-
boten', von para 'feind' und hhakta 'abhängig' = 'von dem
feinde abhängig"*. — In H. D. 6, 72 |lautet das wort parih-
hhanto. So lesen an der zweiten stelle zeile 10 sämmtliche
handschriften; an der ersten stelle zeile 8 schwanken sie da-
gegen beträchtlich. A liest paravutto, BF paribhhatto, G parab-
bhamto. Aus Trivikrama's etymologie .ergibt sich, dass er
parahatto oder parabhatto vor sich hatte, was bei H. nicht ins
metrum passt. paribbhanto ist = paribhrdnta, was wenigstens
in der bedeutung „furchtsam" gut stimmt, parahatto ist, wie
Triv. annimmt, = parahhakta „von einem andern abhängig".
caccikko ^) | sthasakah | carcikä ^o) | kadvitvaip ^^) puipstvam
ca II „caccikko 'das einsalben des körpers mit wohlriechenden
Stoffen' von carcikä^ indem k verdoppelt worden und das wort
masculinum geworden ist". — In H. D. 3, 4 erhält das wort
die allgemeinere bedeutung „geschmückt" und wird adjectivisch
verwendet. H. P. 2, 174 dagegen wird caccikkam (neutr.) in
der von Triv. angegebenen bedeutung aufgeführt, die H. D. 3, 19
caccd erhält = carcä. In H. Abhidhänac. 636 wird carcikyam
(v. 1. carcikyam, wie Amara hat) als Sanskritwort angeführt.
Diese form setzt das Präkritwort voraus und zeigt jeden-
•») A kutumbam. «) A mukhah. ») A ojnäkah. *) B »pradhä-
natvät. ^) B nishpidaQ. *) A para jatrah B parag gakrah. ') B
tathhaktaQ ra *) A parabhatto. •) A cacciko B cachchikko. i") A
ca — (lücke). ") B kor dvitvam.
Die de9i9abdä8 bei Trivikrama. 13
falls, dass ich band 3, 243 unter gonikko auf der richtigen
fährte war.
kälam \ tamisram | nilatvät i| „kälmn 'das dunkel', weil
es schwarz ist". — Auch H. D. 2, 26. Wie im Päli, so wird
auch im Skt. und Prakrit von guten drävidischen Mss. das
wort käla ,, schwarz" stets mit / geschrieben.
hhattio 1) I harih ^) | vishnuh | jagatposhakatväd bhartrkah |
rta it 1 bhattio^) \\ „hhattio 'Vishnu'; von bhartrka 'erhalter',
weil er die weit erhält, r ist zu i geworden". — Auch H. D.
6, 100. H. P. 2, 174.
indaggidliümam \ tuhinam | indrägnidhümah |l „indaggidhü-
mam 'thau', 'schnee' von indrägnidhüma 'rauch des feuers
des Indra'". — Auch H. D. 1, 80, wo auch in gleicher bedeu-
tung indaggi aufgeführt wird, indrägnidhüma wird auch von
Sanskritlexicographen angeführt und ist, wie viele Wörter dieser
art, ohne zweifei aus dem Prakrit entlehnt, indaggi ist =
„feuer des Indra".
pattharam *) | pädatädanam ^) \ prastaravat pattharam |
dulisahatvä,t j| „pattharam 'fusstritt', weil er wie ein stein ist,
indem man ihn schwer erträgt". — H. D. 6, 8 lautet das wort
patthard (femin.) und in gleicher bedeutung werden paddalä
und paddud angeführt. Das wort ist wohl aus päd + stara
(•y/star) zusammengesetzt.
oväao 6) I astakälali ') | apatapah ^) \ kio väkärah ^) |j ovdao
'zeit des Sonnenuntergangs' von *apätapa [i. e. apa -f- ätapa].
Für ä ist vä eingetreten". — In H. D. 1, 162 lautet das wort
oäavo. Dies könnte apa -\- ätapa sein, wie Trivikrama für sein
oväao fälschlich annimmt. Aber der mangel des samdhi erregt
bedenken und so wird es richtiger sein, das wort = apaga +
ätapa also = *apagäfapa zu setzen. Man vergleiche ätapä-
tyaya „abendliche kühle", nirdtapä „nacht". Triv.'s oväao kann
damit nicht zusammengebracht werden. Es ist entweder =
ava-(apa) pdtaka „das herabfallen (der sonne)" oder apa-vätaka
„die zeit der windstille" d. h. die zeit wo sich der wind legt,
was ja am abend geschieht. Man vergleiche schon RV. 2,
38, 2.
piticchä^^) I mäud^^) | sakhi | pitrshvaseva mätrkevai^)
') B bhatio. ^) om. B. ^) om. B. *) B padhdhäram. «) B
pada° ^) B oväalo. ') B astäkälah. ") B avapätah. ») B ato
pakärah. '") B vimuchchä. ") B niäumä. '*) B mätrshvasrkeva.
14 R. Pischel
hitakaritvät \ piucchä^) \ mduä^) \\ „piucchd, mäud 'freundin',
weil sie wie eine tante und mutter liebes erweist". — Auch
H. D. 6, 49. 147. Für fqrys^ habe ich fqri-c-^r ediert. Da das
wort dreimal vorkommt, so dürfte ich trotz der leichten Ver-
wechslung von s und j nicht falsch gelesen haben, sondern
wirklich fqj^^T in den handschriften stehen. Dass Triv. f^^^r
gelesen, zeigt seine etymologie und dass dies die allein richtige
lesart ist, beweist der commentar zu Häla v. 538: piuccha-
gabdena pitrshvasä Qva^rüh sakhi vocyata iti gathäko^akärah.
Danach verbessere man H. D. 6, 49. — Dem worte mäuä giebt
H. auch die bedeutung „Durga".
porattho^) \ matsari | paurastyavat ^) porattho^) |j „porattho
'neidisch', weil er wie Paurastya ist". — Was Triv. mit pau-
rastya gemeint hat, ist nicht sicher zu ermitteln. Ich vermute,
dass es = paulastya zu fassen ist und entweder als eigenname
= Rävana ist (Wollheim, Mythologie p. 114), oder dass es
allgemein = „ein räxasa" ist (B-R. s. v.). Nach H. D. 6, 62,
wo mit Triv. gegen die Mss. porattho statt poraccho zu lesen
ist (cfr. A zu zeile 16), bedeutet es ,,ein schlechter mensch"
(durjanah). Triv.'s etymologie ist vielleicht richtig, wenn man
'paurastya im sinne von raxasa nehmen darf.
doso I kopah ] ätmano doshatvät jj „doso 'zom', weil er
ein charakterfehler ist". — Auch H. D. 5, 56, wo das wort
auch noch die bedeutung „hälfte" erhält. Dazu gehört auch
H. D. 5, 51 dosdkaranam „zom". doso „hälfte" ist ganz abzu-
trennen. Nach H. P. 1, 94 wird im Präkrit dvi (2) zu du,
zuweilen do; so wird Skt. dvividhah zu duviho, dvivacanam zu
dovaanam. Dieses do ist der alte dual dvau, der nicht nur in
der flexion des Zahlwortes durchgeführt worden ist, wie instr.
dohi, abl. dohinto, gen. donham, sondern auch als thema in
Zusammensetzungen erscheint, wie dohäiam = dvidhäkrtam,
domuho — dvimukhali u. a. Sonach steckt auch in doso
„hälfte" das zahlwort dvi. Was -so ist, kann ich mit Sicher-
heit nicht sagen, doso „zorn" ist dasselbe wort wie doso „hass",
das im Päli wie in der Jaina-Mahärashtri mehrfach belegt ist.
Weber, Childers, Jacobi, Leumann, E. Müller, Klatt,
(^ishabhapaiicä^ikä, p. 475) leiten es von Skt. dcesha ab und
*) B Tiuohchä. *) B mäuchchaä. ') A porartho B poradhdbo.
*) A paustyavat. *) A plioraththo B paurauidho.
Die de9i9abdä8 bei Trivikrama. 15
zwar E. Müller (Jainaprakrt p. 23) lautgesetzlich, mit annähme
eines Übergangs von ve in o, Jacob i (Ausgewählte erzählungen
p. XXV anm. 1) junggrammatisch, indem er meint, dass das
„begrifflich naheliegende dosa (Skt. dosha) 'fehler' ' eingewirkt
hat resp. damit zusammengefallen ist". Dass dvesha nicht laut-
gesetzlich zu doso werden kann, liegt auf der band und ist
hier um so unwahrscheinlicher, als die regelmässige Präkrit-
form heso faktisch vorhanden ist (Bhagavati p. 186), wie auch
dveshya nur heso wird (H. P. 2, 92. Häla s. v. vesa; cfr. H. D.
7, 79 hesattanam) und vidvesha im Päli viddeso lautet. Ein
Übergang von ve in o ist undenkbar. Das vorkommen von beso
und viddeso widerlegt auch Jacobi^s annähme, die ja im wesent-
lichen schon Trivikrama hat. Mir ist kein analoger fall be-
kannt, in dem ein begrifflich naheliegendes wort in solcher
weise auf die lautliche gestalt eines andern eingewirkt hätte.
Es läge dann ebenso nahe an beeinflussung durch rosha zu
denken. Ich glaube, dass doso „zorn", „hass" in der that
nichts anderes ist als Skt. dosha. Es ist bekannt, dass den
Indern die sünde und die leidenschaften als eine Verdunkelung,
ein dunkel der seele gelten und so finden wir mehrfach, dass
Wörter mit der grundbedeutung „dunkelheit", „finsterniss" zu-
gleich „Sünde", „gebrechen" bedeuten, aber auch bestimmte
einzelne affecte bezeichnen. So bedeutet rajas „dunkelheit"
und „leidenschaft" und Manu 12, 26 sagt, dass liebe und hass
„dunkel" genannt würden : ragadveshau rajah smrtam. tamas
„dunkel" bedeutet auch „irrtum", ,, Verblendung" , nach den
lexicographen ,, sünde" und speciell „kummer" (goka) und diese
letztere bedeutung erhält es auch im Prakrit H. D. 5, 1.
tamisra „dunkel" bedeutet nach den lexicographen auch „zorn"
und in dieser bedeutung ist tdmisra oft belegt. Amaru v. 49
spricht vom „dunkel des groUs" (mänandhakära) und ähnliches
begegnet überall. Wir sind daher berechtigt, dasselbe für dosha
anzunehmen. Im Petersburger wörterbuche werden zwei ver-
schiedene dosha angesetzt; dosha ,, abend", „dunkel" und dosha
„sünde", ,, fehler". Davon ist dosha „dunkel" nicht gebräuch-
lich, sondern nur das femininum dosha, das fast nur vedisch
ist. Die klassische spräche gebraucht jorrtc^osAa; das wieder nur
in der bedeutung „dunkel", „abend" häufig ist, selten in der
bedeutung „sünde", „Schlechtigkeit", während dosha in dieser
letzteren bedeutung der alten spräche ganz fremd ist. Der
16 R. Pischel
RV. kennt nur doshd „dunkel". Dass die wörter ganz identisch
sind, haben schon Grassmann (Wörterbuch s. v. doshä) und
Bechtel (Sinnliche Wahrnehmungen p. 165 anm. 1, III) er-
kannt, indem sie doshä „abend" auf ydush „schädigen" zurück-
führten. Entscheidend ist das de^iwort dosäkaranmn „zorn",
in welchem das alte doshä noch vorliegt, das in der bedeutung
,, nacht" von mir oben 6, 101 im Prakrit auch noch in dosä-
raano „mond" nachgewiesen worden ist. P^bendort habe ich
auch doso „dunkel" im Prakrit nachgewiesen. Es fehlt also
kein einziges glied der kette und das wort ist ein interessanter
beleg dafür, dass alte wörter, die im klassischen Sanskrit ver-
schwunden oder ungebräuchlich sind, im Prakrit weiter fort-
leben. Im Päli findet sich auch noch doso als adverbium
„abends" = Skt. doshas. Für die -^dush wird also ursprüng-
lich eine sinnliche bedeutung anzunehmen sein, etwa „sich
verdunkeln". Für dosha aber ist die bedeutungsentwicklung :
1) dunkel, abend. 2) sünde, fehler. 3) hass, zorn. Ebenso
ist es bei doshä. Vermutlich ist bedeutung 3 ursprünglich ein
t. t. der Buddhisten und Jainas.
caccä I talähatih | carca i) |j „caccä 'schlag mit der flachen
band' von carca". — In H. D. 3, 19 erhält caccä die bedeu-
tungen „das parfümieren des körpers" und „schlag mit aus-
gestreckter band", in P. v. 1 17 nur die erstere. In der bedeu-
tung „parfümieren" „salben" ist es = Skt. carca, in der
bedeutung „schlag*' eher * cartyä von ycart. Sollte sich die
lesart paricarcita = parivartita Caurisuratapancä^ikä v. 28 ed.
Solf bewähren, so wäre von einer -y/carc = -yjcart auch caccä
„schlag" denkbar. — cfr. oben p. 12 caccikko.
pamhalo \ kesarah | paxmalavat pamhalo^) Jl „^amhalo
'Staubfaden', weil er wie eine feder (wimper?) aussieht". —
Auch H. D. 6, 13, wo in gleicher bedeutung pasareho ange-
führt wird. P. V. 246 erscheint jpamhalayain in der bedeutung
„haarig", die es auch im Skt. hat.
Tihandhayatthi^) \ khandhamamso^) \ bhujah || skandhasya^)
yashtih khandhayatfht^) | skandham mr^atiti') khandhamamso ^) \\
*) om. B. ■') otn. B. ") A khamdayyatti , darunter: khandala-
ththi B khaindalaththi. *) A khaindhamdo (sie) B khadamaso. *) AB
Bkandasya. *) A khamdayatti B khamdadeththi. ') A ma skanda
mr^-ati. "*) A dbaniso superscr. klmni B °jiiaso.
Die de^i^abdas bei Trivikrama. 17
„khandhayatthi (und) khandhamamso 'der arm', weil er (gleich-
sam) der stock der schultern ist (°yatthi) und weil er die
schultern berührt (°mamso)". — Auch H. D. 2, 71. In mamso
könnte, wie Trivikrama annimmt, nach H. P. 1, 26. 2, 105 ein
Skt *mar§a stecken. Bedenklich ist aber, dass im Präkrit, wie
im klassischen Sanskrit, weder das simplex -y/mar^ noch ableit-
ungen gebräuchlich sind. Die composita bilden dmariso, parä-
mariso (H. P. Übersetzung p. 75, wo paramar^a statt parä-
marsha zu lesen ist), und ^mmhusa'i H. P. 4, 184 = H. D. 6, 73
weist auf den anlaut sm hin, der sich höchst wahrscheinlich
auch in einem compositum wie * skandhamarga erhalten haben
würde. Auch mämsa ist schwerlich darin zu suchen.
aggiüo^) \ tambakhm \ indragopah^) |j agnivat kayo 'syeti
acjgiäo \ tamrakrmih ^) tambakimi \\ „aggido \ tambakimi 'cocci-
nelle'. Weil ihr leib (rot) ist, wie das feuer, heisst sie aggido
('feuerleib habend'); tambakimi ist = tamrakrmih 'Jerrote
käfer'". — In H. D. 1, 53 lautet das erste wort aggio == agni-
kah, das auch im Skt. die bedeutung ,,coccinelle" bei lexico-
graphcn erhält. Trivikrama's herleitung von aggido ist lautlich
unanfechtbar, tämrakrmi wird auch im Skt. aufgeführt, tamba-
kimi auch H. D. 5, 6.
vihädano^) \ anarthah ^) | vighatanah 0) || „vihädano 'un-
nütz' von vighätana". — Auch H. D. 7, 71. Zu Vghat.
joio I jyotiringanah '^) \ khadyotah | jyotishkah ^) joio ^) j|
„joio 'elater noctilucus' von jyotishka". — Auch H. D. 3, 50.
Es ist = *jyotidah.
sinjiro \ dhvanih | sihjä ^iiijanam eväsyeti sinjiro ^^^ || „s/ii-
jiro 'ton', weil er klingt". — Dies scheint mir die wahrschein-
lichste herstellung des verderbten textes. Trivikrama leitet mit
recht sinjiro ab von sinj'ä nach H. P. 2, 159 und erklärt sinjä
(= Skt. Qinjä) mit ginjanam, was bisher im Skt. nicht nach-
gewiesen ist.
joisam \ joanä'^'^) j jodo'^^) \ khajjoo \ tärakä || jyotisham
joisain I dyotanä joanä^^) \ dyotah jodo 1*) | tasya dali^^) j
') B ahiäo. ^) AB indrakopah. ') A °krimi B "kriraih. *) A
vibhädhano B vihäsano. ^) B ana — — ®) A vighätanah B vighä-
tanam. ') B jyotirimkhanam. ®) A jyotixnah B jyotishkam.
") om. B. ") A tisimjiro | dhvani | simjä | Qinjänam eva simjiro |I B
siro dhvanih jo sijiro (sie, alles !). ") B joano. ^'^) B joso. ^*j A
joanä dyotanä. '*) B so (sie). *^) B sah.
BeitrUgf x. kuiida d. indjf. spraclien. Xlll. 2
18 E. Pischel
khe*) dyotata iti khajjoo^) \\ ,Joisam I joand | jodo \ khajjoo |
'stern'. joisam ist Skt. jyotisham, joanä ist Skt. dyotanä,
jodo == Skt. dyotah mit Übergang von ta in da; weil er am
himmel leuchtet heisst er khajjoo". — H. D. 3, 49 werden
jodam und joisam in der bedeutung naxatra „gestirn", 3, 50
joanam in der bedeutung „äuge", 2, 69 khajjoo „gestirn" auf-
geführt. Schwierigkeiten macht nur jodo, jodam, das mit Trivi-
krama von dyotah abzuleiten, nicht angeht, da die cerebra-
lisierung des t sonst in dieser wurzel nicht vorkommt. Ins
Skt. zurückübersetzt ist jodo — *yota und yotaka wird in der
bedeutung „constellation", -^yaut in der bedeutung „verbinden"
aufgeführt. Diese worte sind ebenso wie die wurzeln jud und
jut ohne zweifei nur rückübersetzungen der in allen neuindi-
schen sprachen gebräuchlichen -^jod „verbinden" und ihrer
zahlreichen ableitungen: M. sftj^ Cr- frVjöf S. sTtjur (to add up)
H. 5it| (Hoernle, Hindi Roots p. 47)" U. nW Bihäri sr^x
MaithilT siV? B. ?frj ^r u. s. w. Im Präkrit jodiüna Jacobi,
Erzählungen 62, 14. Zieht man Sindhi stV^ttt to yoke cattle,
M. ^zm to unite, H. ^% be joined (Hoernle 1. c. p. 47), ■^z
a fellow, a match u. s. w. in betracht, so wird man wohl
VstVj als secundärwurzel zu -/sTts- ansehen müssen. Diese mit
Hoernle auf Skt. yukta zurückzuführen, ist mir sehr bedenk-
lich, da ich die theorie S. Goldschmidt's von der herkunft
„secundärer verba aus part. perf. pass." (Prakrtica p. 8 ff.) für
durchaus verfehlt halte, weil auch nicht ein einziges seiner
beispiele auch nur annähernd richtig ist. Ein teil davon ist
oben p. 8 ff. erklärt worden. Man wird wohl in ^V?^ ein deno-
minativum von yoktra sehen müssen und die cerebralisierung
wird ohne etymologischen wert sein, wie in den von mir ZDMG.
35, 722 hervorgehobenen fällen. Es lässt sich somit vielleicht
iür jodo, jodam die bedeutungsreihe annehmen: 1) Verbindung
2) paar 3) constellation (cfr. yotaka) 4) gestirn (doppelstern ?).
Diese herleitung ist aber ganz zweifelhaft, da Skt. yoktra im
Präkrit nur jotta wird: Hala v. 694, wie yukta stets nur Jutta,
daravallaho^) \ kdaro^) \ käntah |! daro bhayam | taträpi
vallabhah daravallaho'^) \ katarah") j viyogabhirutvat |j „dara-
^) AB kha. ^) B iti khadyotatam khajjoo. ') A Oyallabho B
°vallaho. ■*) B käaro kätarah käintah. '^) B akäaro viagabhiratvät.
Die de^i^abdäs bei Trivikrama. 19
vallaho \ käaro \ 'geliebter', daro bedeutet 'furcbt'. Weil er
einem auch dabei (i. e. wenn man furcht vor ihm hat) lieb ist,
heisst er daravaUoho; käaro ist = Skt. katara (furchtsam)
weil man sich vor der trennung von ihm fürchtet". — dara-
vallaho auch H. D. 5, 37. Für käaro hat H. D. 2, 58 käalo,
doch wird erwähnt, dass andre kaaro lesen. H. gibt ihm auch
die bedeutung „krähe" (= Skt. käkala). H. P. 1, 254 wird
für kätara die form kähalo gefordert, ein wort, das H. D. 2, 58
noch in den bedeutungen „weich" und „schurke" aufgeführt
wird, käaro dürfte = kätara „schüchtern" sein und ähnlich
wird daravallaho aufgefasst werden müssen.
pandarango \ mahe^varah | dhavalängakatvät i) ]] „panda-
rango '^iva', weil er einen weissen körper hat". — Auch H, D.
6, 23 (= Rudra). Qiva's körper ist mit asche bedeckt.
hhoio 1 grämegah ] bhogam 2) caratiti ^) bhogikah *) \\ „bimo
'dorfherr', 'schulze'; weil er die herrschaft ausübt". — Auch
H. D. 6, 108. Wohl so benannt, weil er die steuern einnahm.
Cfr. auch Skt. bhogin, bhogapati.
saggaho ^) \ muktah | sushthu ß) agrahah ') svagrahah ||
„saggaho 'befreit', 'frei', weil er schwer zu fangen ist". —
Das ist wohl der sinn den Trivikrama mit seiner erklärung
beabsichtigt. In H. D. 8, 4 wird es im commentar erwähnt,
P. 229 hat es im sinne von „verfinstert"; wo es also = sagralia
ist, wie Bühler richtig erklärt. Vnsev saggaho ist wohl nichts
anderes als Skt. svargastha. Man vgl. oben 3, 246 gäma-
hanam.
samkaro^) \ rathyä ) samkiryate 'treti samkaro || ,,sam-
karo 'landstrasse', weil man sich dort trifft (vermischt)". —
Auch H. D. 8, 6, wo in gleichem sinne noch säht aufgeführt
wird.
paaro \ ardham ] darah ardhe j prakarshena dsLrsihpaaro^) ||
„paaro 'hälfte' von dara 'hälfte' und pra, das einen hohen
grad ausdrückt". — daram „hälfte" in H. D. 5, 33. P. v. 212.
maimohini \ surä | matimohini i^) || „ma'imohini 'berau-
schendes getränk', weil es die sinne verwirrt". — Auch H. D.
*) B pämdarämgatvät. ^) A bhaugam. ^) B tvaratiti. '') A
Ibhaugikah. ^) B samgabhoga. ^) B suththü. ') B avagrahah.
*j B samkaro. ®) B paaro pradarah amdham darah adhyadarah ardha
pi'akarshena darah paaro (sicl). "*) B mohiniti ima mohini surä (sie).
2*
20 R. Pischel
6, 113 (maimoliani) , wo in gleiclier bedeutung auch mm auf-
geführt wird -=: *madi.
dhäräväso \ dardurah I prävrshenyatvät ^) |j ^^dhäräväso
'frosch', weil er zur regenzeit in beziehung steht". — Auch
H. D. o, 63, wo das wort auch noch die bedeutung „wölke"
erhält, in der es = Skt. dhärävarsha ist. In der bedeutung
„frosch" ist es ^^= Skt. *dhäräväga „beim regen quakend" von
yväg. RV. 7, 103, 1 — 3. 7. Das viel besprochene lateinische
wort für „frosch" räna ist nicht = *rac-sna (Stolz § 67,
1, a), sondern = *rasna von y^ras; cfr. rasanam mandükänam
Brhatsamhita 28, 4. Auch räna ist also = „der quaker".
kamalain | äsyam kalahag ca |j kamaluvat kamalam^) \ kam
mastam malatiti kamalam^) \\ „kamalain 'mund' und *zank';
weil er wie eine lotosblüte aussieht (= 'mund') und weil er
den köpf (ka) einnimmt (erfüllt) (=^ 'zank')". — In H. D. 2, 54
lautet das wort kamalo und erhält die vier bedeutungen „topf",
„trommel", „mund" und „gazelle". Zur bedeutung „mund" ist
das wort vielleicht aus dem häufigen vergleiche mit einer lotos-
blüte gekommen; die Verbindungen äsyakamala, mukhakamala,
vadanakamala sind bekanntlich sehr häufig. Für die erklärung
der übrigen bedeutungen fehlt mir jeder anhält.
venusäo | dhuaräo^) \ bhramarah j venu9abdavac chabdo
yasyasau venusäo &) | samyuktasya i^luk ^) \ dhruvarägah ^) | sad4
susvaratvat |j „venusäo \ dhuaräo \ 'biene'. Weil ihr summen
wie das rauschen des Schilfrohres ist, heisst sie venusäo; die
verbundenen consonanten {hd in gahda) sind elidiert worden.
dhuaräo kommt von dhruvaräga, weil sie immer schön summt".
— Für venusäo hat H. D. 7, 78 venunäso, für dhuaräo aber
5, 57 dhuagäo. venusäo erkläre ich als ^venusäda; cfr. pushka-
rasäda TS. 5, 5, 14, das einige mit bhramara erklären. Diese
herleitung wird bestätigt durch Hemacandra's venunäso das =
Skt. venunyäsa ist, worauf auch die Variante venunnäso in
Ms. C hinweist, die ebenso richtig ist wie venunäso, bei Hema-
candra aber gegen das metrum wäre, dhuaräo setze ich =
*dhruvaräva „beständig summend". Hemacandra's dhuagäo,
das auch P. v. 11 hat, ist ^'Ulhruvagäya „beständig singend".
Man vergleiche z. b. Raghuv. 9, 32 (ed. Stenzler ^ 9, 29
') B prävrshtyeshanyatvät. *) A kamalam | kamalavat | ') B ka-
malain kam mastakam raalayatiti | *) A suaräo. ^) B vena» ") B
luk. ') A (lhrava° B dhrvagärah.
Die degi^abdas bei Trivikraraa. 21
ed. Paraba 3. aufl. Bombay 1886): madhulihäm madhudA^na-
vi^äradäh kurabakä rffvakaranatäm yayuh, was Mallinatha er-
klärt: bhrngäh kurabakanäm madhüni pitva Jagur ity arthah.
Bühlers erklärung ~ dhüpakaya scheitert an den lautgesetzen.
Damit schliesst der gana gahiddydh. Trivikrama bemerkt
noch: asmin gane liiigavyatyayah prayogädhinah „in diesem
gana ist der geschlechtswechsel vom gebrauche abhängig".
Demgemäss haben bei Hemacandra die worte mehrfach ein
anderes geschlecht als bei Trivikrama; so z. b. Triv. ghara-
andaam, Hern, gharayando; Triv. pattharam, Hem. pattharä;
Triv. jodo, Hem. jodam; Triv. kamalam, Hem. kamalo und
andere.
Ausser den beiden von mir behandelten ganas finden sich
bei Trivikrama noch drei: 2, 1, 30 varaittagäs trnädyaih, 3, 1,
132: appunnagäh ktena und 3, 4, 71 jhadagas tu degyah sid-
dhäh, das letzte sütram der grammatik. Dieser letzte gana ist
der umfangreichste, findet sich aber leider nur in B und zwar
in so verderbter gestalt, dass eine behandlung ohne neues
handschriftliches material ganz unmöglich ist. Der gana 3,
1, 132 giebt nur part. praet. pass. und eignet sich nicht zu
einer besprechung an dieser stelle, da weitaus die meisten worte
etymologisch dunkel sind. Die Wörter des gana 2, 1, 30 finden
sich meist auch in der Deginamamäla und da die bearbeitung
des zweiten theiles derselben durch Bühler in angriff genommen
ist, so glaube ich von einer behandlung auch dieses gana abstand
nehmen zu können.
Halle (Saale). R. Pischel
Schwedische Wortforschung.
1. Göjemänad.
Die bedeutung und die bisher geltende etymologie von
schwed. göjemänad ist von Th. Wisen, Nordisk familjebok,
artikel Goe, folgendermassen erläutert. „Der könig Torre hatte
zwei söhne, Nor und Gor, und eine tochter Goe. Einmal ver-
schwand sie und das verursachte, dass das miävetrarblöt einen
22 Erik Brate
monat später als sonst gewöhnlich angestellt wurde; dieser
monat wurde dann Goe- oder Göjemänad genannt. Nor und
Gor spürten ihrer Schwester nach und fanden sie zuletzt in
Hedemarken bei könig Rolf in Berg, der sie geraubt und ge-
heiratet hatte. Das isl. wort göl wird auch goe geschrieben,
welche form dem in norwegischen dialekten vorkommenden gjö
„dünner schnee, spurschnee" besser entspricht. Auch in dem
namen Goe finden wir also die Personifikation einer natur-
erscheinung. Göjemänad ist jetzt die schwedische benennung
von februar, obgleich damit ursprünglich die letzte hälfte des
februar und die erste hälfte des märz bezeichnet wurde, wie
der Torre-mänad (dessen namen in unseren almanachen zu
Tors-mänad entstellt ist) den schluss von Januar und die erste
hälfte von februar umfasste". Nach derselben sage hat Torre-
mänad, Januar, seinen namen nach Torre erhalten, dem die
Finnen in diesem monate um die mitte des winters opferten,
damit sie viel schnee für das schneeschuhlaufen kriegten. Es
liegt auf der band, dass man diesen raythen keine entscheidende
bedeutung für die etyraologie der betrefi'enden Wörter beilegen
kann; von willkürlichem etymologisiren enthält die ältere
literatur noch manches beispiel. Hält man sich an die namen
selbst, so muss erstens isl. göi und schwed. göjemänad geson-
dert werden; denn sie sind formell nicht zu identifizieren.
Vermutlich haben sich die anhänger der Zusammenstellung von
göi und göje- den Zusammenhang als einen Wechsel von goe
und dessen umlaut göje- vorgestellt und ein altes ^geju- scheint
neuschwed. göje- ergeben zu können, da schwed. blöja- auf
aschwed. blöia, isl. bloja- zurückgeht. Indessen diese Zu-
sammenstellungen sind nicht durchaus befriedigend. Die isl.
Schreibung goe erklärt Vigfüsson in seinem Wörterbuch zu
G6i ganz einfach als goe, wodurch die stütze für eine umge-
lautete form des monatnaraens im Isl. wegfällt. Ueber norweg.
gjö f. „spurschnee" gibt Aasen, Norsk ordbog die wenig be-
friedigende auskunft, dass die form etwas zweifelhaft ist, da
auch ein „Jo (Gjo'^)" in der bedeutung „spur" aufgezeichnet
ist. Dazu vergleicht er das wort mit dem gjo f. „lauernde und
spähende nachstellung" der schwedischen dialekte, welche Zu-
sammenstellung, wenn sie richtig ist, eine ganz andere bedeu-
tungsentwickelung des norw. gjö ,, spurschnee" als die von
Wisen angenommene, anzeigt. Ich halte also Wisens etymologie
Schwedische Wortforschung. 23
des Wortes goi für höchst unsicher und eine andere etymologie
für erwünscht und glaube auch eine solche geben zu können,
welche mehr befriedigt.
Das ö in dem schwed. göjemänad kann aus vielen Vor-
stufen hervorgegangen sein. Ich glaube, dass schwed. göjemänad
im Isl. * gygjar-mänaär lauten würde, und beziehe göje-, gygjctr-
auf isl. ^ygr f, „an ogress, witch".
Es macht etwas Schwierigkeit, den angenommenen laut-
übergang zu erweisen, weil die beweisenden beispiele spärlich
und unsicher sind, und diese Schwierigkeit wird die Ursache
sein, dass niemand an diese Zusammenstellung früher gedacht
hat, obgleich sie sich aus anderen gründen (siehe unten)
empfiehlt. Erstens geht aus der erschöpfenden Sammlung von
beispielen bei Lyttkens und Wulff, Svenska spräkets Ijudlära
och beteckningslära s. 68 und 164 hervor, dass wenigstens
nicht in der Verbindung -ygja- y im schwed. erhalten ist. Aus
gygjar- musste zunächst *gyjar entstehen, wie gj in schwed.
höja aus Iwgja , plöja aus pUgja zu j geworden ist Dass
*gyjar im Schwed. zu *göjar werden musste, ist aus dem
Dänischen wahrscheinlich, wo dröj dem schwed. dryg, isl. drjügr
entspricht. Innerhalb des Schwedischen selbst scheint man
den nämlichen Übergang an der entsprechung aschwed. fryghp
neuschwed. fröjd beobachten zu können, wenn die entwickelung,
wie mir wahrscheinlich ist, ohne formellen einfluss von d.
freude sich vollzogen hat, vgl. Tamm, Om fornnordiska femi-
nina, afledda pä -ti och pä -ij)a s. 36. Die schwed. wörter
blygdj dygd haben sich dann in bezug auf das g an die Stamm-
wörter, das adj. blyg, und das verbum duga, angeschlossen.
Absichtlich habe ich bisher das schwed. dröja „zögern, ver-
weilen, dauern" bei seite gelassen, welches aber mit einem
schlage den Übergang y zu ö vor j im Schwedischen ausser
zweifei setzen würde, wäre die gewöhnliche Zusammenstellung ''\
davon mit isl^^^^^^^jto make to keep Ipnger, lengtben" ganz ^^Sd
sicher. Ich glaube, dass dies der fall ist, aber vom verbum
dröja finden sich bei Rydqvist, Svenska spräkets lagar I, 69,
III, 34, VI, 80 nur aschw. dpii^a, fr am drögha, dröghilse,
dröagffläl, und zwar nioh't^'-*^s der ältesten zeit bezeugt. Die
rßfoglichkeit wenigstens bliebe also zu berücksichtigen, dass
aschw. drggäfa eine ähnliche^ bildung ypm adj. isl. dreigr „that
which can be pulled agawm", tvic^gr „ambigmws" sei, wie
24 Erik Brate
isl. drygja vom adj. drjügr, denn die bedeutung könnte
zwischen diesen möglichkeiten nichts entscheiden. Hiermit
hoöe ich indessen erwiesen zu haben, dass isl. *(jy(jjarmänaär
sich schwedisch zu göjemänad entwickeln musste ^).
*) Die entwickelung der aschw. spirans gh im Neuschw., worauf sich
die obige darstellung vielfach bezieht, scheint folgendermassen vor sich
gegangen zu sein.
a) Aschw. gh wird im Neuschwed. g, gutturale oder palatalc (vgl.
Lyttkens und Wulff a. a. o. s. 199) explosiva
«) in betonten silben (also im auslaut oder vor einem folgenden
consonanten, wodurch gh mit zur silbe der vorhergehenden sonanten
gehört)
1. nach a, o, u, ä
z. b. part. lagd^ sagd (aschw. laghper, saghper), fogde (aschw. foghati)^
praet. diigde (aschw. dughpi). Die beispielc sind sehr spärlich.
2. auslautend nach allen vokalen:
z. b. lag (aschw. lagh) , teg (aschw. tegher) , mig (aschw. tnik, tntgh),
stig (aschw. stigher), praet. drog (aschw. drogh), hug (aschw. hugher), tyg
(aschw. tygh)^ trag (aschw. trogh).
ß) in unbetonter silbe, ausser vor und nach i.
1. vor vokal: z. b. öga (aschw. ögha), mage (aschw. maghi, maghe),
utsago „aussage", vredgas (aschw. vredhgas).
2. vor konsonanten
ögla oder ygla ,,Ö8e" zu ögha, egna (aschw. eghna), cowp. lägre, hügre
(aschw. leeghri, höghri).
Stehen die Verbindungen ghl, ghn, ghr zwischen zwei vokalen, so
liegt demnach die grenze der zwei silben vor gh. In gn ist g weiter
gutturaler nasal geworden.
b) Aschw. gh wird neaschwed. J
a) in betonten silben
wenn noch ein consonant auf gh folgt: nach [e, i, y] a, ü; z. b.
friijd (aschw. frmghp) ; hujd (aschw. höghp).
ß) in unbetonter silbe:
1. vor i oder j; z. b.
taji, draji in Stockholm statt tagit^ dragit der Schriftsprache ; hlija (aschw.
höghia), läja (aschw. leghia; aber lega., aschw. legha subst.).
2. nach i: z. b. nadi die gewöhnliche ausspräche von nadig , .gnädig"
vgl. Kock, Studier öfvur fornsvensk Ijudlära II, s. 307.
Ich muss des raunies wegen darauf verzichten, die einzelnen aus-
nahmen der regel zu durchmustern ; nur die grosse ausnähme muss ich
besprechen, dass aschw. Igh, rgh neuschwed. gewöhnlich als Ij, rj auftritt,
obgleich oft lg, rg geschrieben wird; z. b. talg (aschw. talgherf d. talg),
galge (aschw. galghi, -e), torg (aschw. torgh), sarga (aschw. sargha). Ganz
vollständig ist doch die Vertretung von aschw. Igh, rgh durch neuschwed.
(;, rj nicht durchgeführt. Schwed. helgon ist aschw. helgon, schwed.
Schwedische Wortforschung. 25
Eine besonders kräftige stütze für meine annähme, dass
schwed. göjemändd im isl. * gygjarmdnaär sei , bietet der
umstand, dass der narae des vorhergehenden monats, isl. porri
m., porra-mänaär , schwed. l^orsmänad „Januar", sich unge-
zwungen zu isl. pHj-s III. ,,a giaut" stellen lässt, also nach dem
masc. zu gygr genannt ist. Dass ein rr in grammatischem
Wechsel mit rs stehen kann , ist durch die entsprechung von
got. paursus und ahd. durri, isl. ßurr bezeugt. In der that
düH'te Purs derselben sippe angehören; ai. ^^si^s b^doi^tet
„giehg, lech^Bg4t^ ^ine bedeutung, welche die benennung der
"riesen geben konnie , wie isl. jgtimn von eta zeigt. Diese ety-
mologie von isi'.-;^i;a>' ist v6J3lJ, G rt«j^n, Mytt^jJ^. 488^ gegeböß.
Dass diese zwei mouate nach den riesen genannt wurden^
dürfte darin begründet sein, dass die Witterung dieser monate,
frost und Schneesturm, dem wesen des riesengeschlechtes ange-
messen schien , vgl. die benennung hrhnpursar. Im winter
donnerte Thor nicht; Jötunheims bewohner konnten dann unge-
stört in Midgard hausen.
Ehe die ableitung des göjemänad aus gygjarmänaär als
endgültig erwiesen betrachtet werden darf, ist noch ein formelles
bedenken zu erledigen. Die älteste bezeugte form des wertes
ist göyomänat Rydqvist, Svenska spräkets lagar VI, 173,
deren -o auf ein schwaches fem. deuten könnte. Aber der beleg
findet sich in Variarum rerum vocabula cum sueca inter-
pretatione, einem Wörterbuch, in Stockholm im jähre 1538
gedruckt, und ein -o zu der zeit hat geringe beweiskraft, da
es leicht fälschlich für das e eingesetzt werden konnte, wozu
alle unbetonten vocale in gewissen Stellungen damals geschwächt
waren — eine erscheinung, die gewiss nicht aus dem dänischen
einfluss allein zu erklären ist. Vgl. So d ervall, Hufvudepo-
kerna af svenska spräkets utbildning s. 56 1).
morgon aschw. morghon. Das auftreten von neuschwed. {;", rj statt aschw.
Igh, rgh beruht auf analogischem einfluss. Dieser hat in den verschie-
denen fällen verschiedenen ausgangspunkt. Bei Wörtern wie torg, galge
ist Ij aus Igh in der form mit suffigiertem artikel torghit, galghin nach
regel b, /?, 1 entstanden. In sarga und dgl. ist rj analogisch aus Wörtern
wie sörja (aschw. sgrghta), wo rgh nach derselben regel j ward, oder aus
Wörter wie välj'a (aschw. vcelia), wo IJ nicht aus Igh entstanden ist, über-
nommen.
*) Die frage nach der Schwächung der unbetonten vokale a, o za e
26 Erik Brate
Ist also schwed. göjemänad ein isl. * gygjarmänadr , was
ist dann isl. goi f.? Die identische bedeutung spricht für
formelle Verwandtschaft, wenn solche möglich ist. Da isl.
ßorri m. eine ausbildung des Stammes */wrsa- 1) zu einem
«-stamm, *ßursan-, *f)orsan-, ist, so wird göi eine entspre-
chende ausbildung des in gygr enthaltenen Stammes sein, und
sein stamm kann als *gühin- angesetzt werden, dessen ü sich
nach geltendem gesetze zu ö entwickeln musste, vgl. isl. pro,
ae. ßrüh „trog" und Noreen, Altisl. gram. § 762).
Ich habe den stamm von isl. göi f. als *gühin- angesetzt,
im Bchlusse der aschw. periode und nach dem neuen aufschwung dieser
vokale a, o in unbetonter silbe in der reformationszeit harrt noch auf
eine eingehende Untersuchung, welche doch von Kock, Studier öfver
fornsvensk Ijudlära II, 267 f. angebahnt ist. Zur beleuchtung der obigen
annähme in bezug auf das o des göyomanat will ich einige fälle anführen,
wo aschw. pl. -or im Neuschwed. von pl. -er vertreten wird, und umge-
kehrt aschw. pl. -ar, durch neuschwed. pl. -or. Es ist deutlich, dass
ein solcher übertritt nur durch die Zwischenstufe -er, die gemeinschaft-
liche Schwächung der beiden pluralbildungen , gegangen sein kann und
durch eine ähnliche fälschliche einsetzung von o wie die in göyomanat
erfolgte. Aschw. ganga, pl. -or ist neuschw. gang, pl. -er, aschw. fargha,
pl. -or neuschw. /är^, pl. -er, aschw. reghla, pl. -or neuschwed. regel^
pl. regier, aschw. nota, pl. -or neuschw. not, pl. -er. In diesen fällen
liegt also die Schwächung in der neuen spräche vor. Vorausgesetzt wird
sie durch folgende entsprechungen : aschw. är , pl. -a, isl. dr , pl. -ar
neuschw. ara, pl. -or, aschw. for, pl. -ar neuschw. fara, pl. -or, isl. tag,
pl. -ar neuschw. taga, pl. -or. Am deutlichsten ist das falsche -or für
das wort ano^,,ah,nen" bezeugt, dänisch pl. Aner. Der dän. pl. Aner ist
nach Säby, Blandninger udgivne af universitetsjubileets danske samfund
h. L, 8. 36 eigentlich die entlehnte deutsche zsg. ahnherr als plural umge-
deutet, und im Schwed. hat dieser plural die gestalt des plurals der
schwachen feminina angenommen.
*) Wegen ae. pyrs sollte man denken, dass die ansetzung des Stammes
als * purst- nötig sei, aber da isl. porre von *pursa- ausgehen muss und
da nach Kluge, Nominale stammbildungslehre § 3 — 5 sowohl -a als -t
zur bildung von persönlichen masculinis verwandt wird, dürfte es erlaubt
sein, isl. purs und ae. Pyrs als stammverschiedene bildungen mit derselben
bedeutung aufzufassen. 2) In „Äldre Vestmannalagens Ijudlära" § 2,
e, 8 und unten habe ich die bisherige fassung des entsprechenden laut-
gesetzes, dass im Anord. i zu e vor h wird (sieh Noreen § 77, 1) berich-
tigt. Es musB nunmehr dieses lautgesetz über den Übergang von u zu
o vor h entsprechend anders gefasst werden. Wie altnord. i, wo es
antevocalisch stand, zue geworden ist, muss es auch ein lautgesetz geben,
wonach u in antevocaliscber Stellung zu o wird.
Schwedische Wortforschung. 27
denn die thatsächliche declination des wortes deutet auf einen
solchen stamm oder auf *(/ühin-. Ihn mit kurzem i anzusetzen
bewegt mich die erwägung, dass isl. ßorre eine einfache aus-
bildung mit n aus dem stamme *pursa-, *porsa- ist; dement-
sprechend dürfte dann göe auf einen stamm *gühin- mit kurzem
i zurückgehen. Dazu kommt noch folgendes. Der stamm, der
mit gygr in grammatischem Wechsel steht, ist nicht allein in
isl. göi bezeugt. Man wird ihn ohne Schwierigkeit in dem gofar
der schwedischen dialecte erkennen, einer benennung des don-
ners, ursprünglich gewiss einem beinamen Thors. Der letztere
teil der Zusammensetzung gehört zu isl. /(J^a,^n der bedeutung
„to d^roy, maEKsto pH^"; g^f<^r ist also eigentlich „der
riesenvertilger". Dieses worfr^^macht \iber wahrscheinlich, dass
das wort, worauf göi f. gebildet ist, die allgemeinere bedeutung
,,riose" gehabt hat, nicht die speziellere einer riesin. Da ae.
pyrs einen i-stamm ^^ursi- voraussetzt, so ist wahrscheinlich
auch ^dieses wort ein «-stamm gewesen (*gühi-), und es scheint
mir sehr wahrscheinlich, dass dieser «-stamm in dem namen
Gor der sage vorliegt. Als volksetymologische neuschöpfungen
auf grund dieser zsg. sind gewiss die dialektischen Gohonden,
Gogubben, Torguhhen u. s. w. anzusehen.
Hieraus scheint aber zu folgen, dass die doppelheit isl.
pti^A und göi nicht ursprünglich sein kann, da alle beide
larsprÖnglich „der rife8«nmonat" bedeuten. Wahrscheinlich ist
göi der ältere name, wie**<^oV die ältere bezeichnung eines
riesen ist. Als die benennung purs geläufig ward, wurde auch
ein name des riesenmonats aus diesem stamm gebildet. Als
Stammwort wurde schliesslich *(/dr von ^urs ganz verdrängt,
aber der daraus gebildete monatsname erhielt sich neben dem
mit purs gebildeten. Do, göi als fem. flektiert wurde, porri aber
als masc. , deutete man göi zu * gy^jii^-mUHoj^, schwed. ^Öj^^
mmtttd*^Qi monat der riesrftf^n" um und ordnete die^'Äajnen
in der tatsächlichen reihenfolge ein.
In isl]'>§i4£f.,^>ts^gam '*gühin-, *göin-, haben wir einen fall,
woran wir mit sicherhei?**feeobachten können, dass i auf einen
unmittelbar vorhergehenden vokal nicht umlautend wirkt. Dieses
verhältniss hat mit dem a. a. o, siehe s. 26 not. 2 von mir
erwiesenen gesetze, dass «', u antevocalisch im altnordischen zu
e, 0 werden, eine gewisse Verwandtschaft. Es ist nur eine
andere äusserung des gutturalhaften einflusses, der für den
28 Erik Brate
hiatus durch diesen Übergang bezeugt wird. Dann folgt, dass
0 in isl. Sri, got. jühiza (s. Noreen, Altisl. gram. § 76, 1,
§ 351, anm. 3) nicht /-umlaut von ö sein kann, sondern nach
der syncope von i durch den anord. Ä-umlaut, Noreen § 68,
entstanden ist. Dass i einen unmittelbar vorhergehenden vocal
nicht umlautete, ist schon von Paul, PB. Beitr. VI, 102 note
und ebenda VII, 155 note ausgesprochen worden, ist aber viel-
fach unbeachtet geblieben. Ich will hier von dem gewonnenen
Standpunkte aus ein paar von andern irrig beurteilte fälle zur
erneuten prüfung aufnehmen.
Burg, Die älteren nordischen runeninschriften s. 136 be-
spricht das verhältniss zwischen dem prät. faihido des Einang-
steines und dem isl./«; facta, /a^r und äussert : „Lautgesetzlich
konnte nach meiner meinung keine form des verbs nach der
ersten das aussehen eines nach der vierten classe gehenden
gewinnen, aus (paL^idö konnte nicht fäpa werden, wie aus
*8träwidö sträpa, sondern nur "^f^ßa; wol aber konnte nach
der analogie von *streyja — sträpa zu * f^ja ein fäßa gebildet
und aus diesem dann ein Infinitiv fd, wie aus sträpa ein inf.
strd, gefolgert werden". Die thatsache, dass i nicht unmittelbar
vorhergehenden vokal umlautet, fordert eben, dass das isl. prät.
fdäa die lautgesetzliche entwickelung ist. Die verschiedenen
stufen waren: "^faihiäa, *fähiäa, *fäiäa^ fääa ^).
Der besprechung des zweiten falles, wo die nichtbeachtung
des umstandes, dass i unmittelbar vorhergehenden vokal nicht
umlautet, zur irrigen auffassung der betreffenden spracherschei-
nung geführt hat, will ich einen besondern abschnitt widmen.
*) Die meisten beispiele von der urnord. monophthongierung von ai
zu ä vor h (s. Noreen, Altisl. gram. § 88, 1) haben geschlossene silbe
und man kann nicht annehmen, dass h in denjenigen Wörtern, wo ai
ursprünglich im silbenauslaut vor einem h- im anlaut der folgenden silbe
stand, dieselbe Wirkung hat haben können, seit es im anlaut der silbe
zu Spiritus asper geworden war, wie das ä in geschlossener silbe, welches
lange zeit gutturale spirans blieb. Es scheint daraus zu folgen, dass
die monophthongierung von ai zu ü vor h zu einer zeit geschah, wo
noch A im Nordischen auch intervokalisch gutturale spirans war. Das
setzt aber für den Einang-stein mit erhaltenem ai vor h entweder ein
hohes alter voraus oder dialectische abweichung. Vgl. hiermit Hrate,
Runologiska spörsmäl s. 4, Äldre Vestmannalagens Ijudlära § 3, e, 8.
Schwedische Wortforschung. 29
2. Hä^t, hingst.
Leffler, Tidskr. f. fil. \i. r. IV, 287 lässt die wörter
schwed. hast, isl. hestr m. „a horse" und schwed. hingst, d.
hengst aus derselben urgerm. ^undform *hanhista- hervor-
gehen. Aus dieser grundform eMstand teils „ein hänhista-,
hqhista-, teils ein hanglsta. Aus dek ersten form wurde nordisch
h^str, mit kürzung des nasalvokales Vor st: hestr (vgl. oss mit
vor SS gekürztem ?^), Aus hanglsta eitstand die deutsche form
hengst, wovon neuschwed. hingst eine \ntlehnung ist". Alter-
nativ wird in der note zur erklärung deK^^ kürzung in hestr vor-
geschlagen: „oder haben vielleicht auf^ nordischem gebiete
h^sta- und hqtigista- neben einander in vörschiedenen casibus
bestanden und hat die letztere form die küra,ung des vokals in
der vorigen veranlasst". \
Nach dem zeugniss von isl. göi, fdäa konnte sich die grund-
form *hähista- nordisch nicht zu h^str entwickeln. Nach dem
ausfall von h musste ä vor i ohne umlaut bleiben; i selbst
konnte je nach der läge der betonung bleiben oder ausfallen.
Die möglichen entwickelungen des Stammes * hähista- waren
also zunächst entweder *häist oder *häst.
Dass isl. hestr nicht umlauts-e enthalten kann, zeigt das
histR auf dem Rök-steine. Wegen dieser ritzung hat auch
Noreen, Altisl. gram. § 264 Lefflers grundform *hähistoz in
*hlhistoz geändert.
Eine weitere möglichkeit lässt sich jedoch denken, und ich
habe in Vorlesungen dieselbe als die vielleicht richtige vorge-
tragen; dass nämlich äi zu ai, ei gekürzt und dann zu e
monophthongiert wurde (s. Noreen, Altisl. gram. § 111 oder
§ 116). Dadurch würde aus * hähista- die vokalisation von
isl. hestr entstehen.
Für diese möglichkeit spricht die ausspräche des wortes
mit geschlossenem e in meinem dialekt, Norberg in Westmanland,
welches e geradezu die allgemeine schwedische monophthongie-
rung des diphth. ei sein dürfte und also einem isl. *heistr ent-
sprechen würde. Dazu stimmen die formen aus Dalarne (h)est,
(hjist Leksand, hest Gagnef, St. Skedvi, Aspeboda, hist Boda.
Das i dieser formen scheint eine kürzung von e aus ei zu sein,
vgl. isl. gneisti, schwed. gnista, isl. fleinn „spitze", schwed.
flintskaUig „kahlköpfig", isl. kreista, aschw. kristn, krysta. Die
30 Erik Brate
möglichkeit ist freilich auch zuzugeben, dass die formen mit i
aus der von Noreen angenommenen grundform ^Mhistoz stam-
men, denn nach meinen erörterungen über die Wandlung von i
zu e vor h in „Äldre Vestmannalagens Ijudlära" § 2, e, 8 sollte
diese grundform "^hist, aber nicht * liest ergeben. Sonst ist
die annähme dieser ablautenden grundform überflüssig und
sie kann nicht das dialektische hest erklären.
Da in fääa aus *faiäa, wofür wohl die accentlage *fäidä
sicher steht, äi zu ä wird, setzt die in rede stehende möglich-
keit eine accentlage voraus, wo ä unbetont ist, also *hä{st-
oder * ha ist'-. Von diesen zweien verdient zweifelsohne die
erste accentlage den vorzug, weil sie eine directe fortsetzung
derjenigen accentlage ist, welche urgerm. *hangista- ergab.
Was hingst, d. hengst, ahd. hengist m. ,jwallach, pferd über-
haupt" betrifft, so findet sich bei Kluge, Etym. wb. hengst, die
**annahme, dass es eine zsg. sei, deren erster teil sich zu abulg.
kom „pferd" stellte, der zweite aber unkl^-r^ wäre.
*'*****^'"®^ür j^äsf ist das von Leffler nicht erwähnte vorkommen
des Wortes auch auf westgerman. Sprachgebiete von Wichtigkeit.
Nach Ettmüller, Lexic. anglosax. s. 651 steht Lex Rip. 18:
„quodsi ingenuus sonesti i. e. duodecim equas cum admissario,
furatus fuerit". Das -esti muss zur sippe von hast gehören;
son- ist mit ae. smior ,,grex" gleichbedeutend, was aus Ett-
müUers citat aus L. Angl. hervorgeht: „qui scrofas sex cum
verre, quod dicunt son, furatus est". Welche lautform des
Wortes hast diesem -esti zu gründe liegt, ist nicht aus dem
Worte selbst zu ersehen. Ob die entwickelung * hähista-, * häista-,
*heista-, *hesta- für die spräche dieses denkmals denkbar wäre,
weiss ich gar nicht. Wäre dies möglich, so würde das wort
gänzlich mit dem hest in meinem dialekte übereinstiinmen.
Da ahd. hengist eine zsg. ist, deren erster teil klar, deren
letzter aber "völlig unaufgeklärt ist, möchte man gerne der
ursprünglichen lautform dieses letzten gliedes der zsg. nachzu-
spüren suchen. Formell wäre hengist wie messer und ahd.
jiabissa aufzufassen, welche von Kluge, KZ. XXVI, 82 f. erklärt
sind. Der hauptaccent hat auf dem letzten glied der zsg.
geruht und dadurch ist der anlaut davon nach Verners gesetz
verschoben worden. Die zsg. braucht nicht von dem /a-stamme
oder t-stamme abulg. Jconh gebildet zu sein, sondern kann einen
einfacheren stamm voraussetzen, urgerm. *han. Sonst ist zu
Schwedische Wortforschung. 31
beachten, dass auch ein staram *hani bei der angenommenen
betonung nach dem von Paul, PB. Beitr. VI, 144 aufgestellten
gesetze für vokalausfall nach nebentoniger silbe, das gewiss in
allen germ. sprachen früher als die sonstigen gesetze für
vokalausfall gegolten hat, sein -i verloren haben würde. Vgl.
as. mezas aus *mat(i)-zdhs, das seinen umlaut freilich von
dem Simplex meti erhalten hat. So früh ist gewiss dieser
ausfall von vokal, dass es unmöglich ist, den /-umlaut in ae.
hengest durch das nach diesem gesetz etwa ausgefallene i in
der compositionsfuge zu erklären, und ich sehe nicht, was der
annähme, dass dieser ausfall sogar vor dem urgerm. Schwund
von n vor h läge, entgegensteht. y-'''
Es fragt sich ob in ahd. henßiet', ae. hengest das, * im
letzten gliede ursprünglich ist, ^fi' also auch in (liesein gliede
als selbständigem wort gebraiicht finden würde. Ist i nicht
ursprünglich, so kann es aus e entstanden sein, entweder durch
den urgerman. Übergang von e zu i vor einem * der folgenden
silbe, oder durch Übergang von e zu i in unbetonter silbe.
Zur annähme der ersten dieser möglichkeiten haben wir keinen
anlass; es bleibt also die zweite. Diese fordert die annähme,
dass der hauptton von dem letzteren auf das erste glied der
zsg. versetzt worden sei, ein Vorgang, den man wol der langen
zeit zwischen dem Vernerschen gesetze und der ältesten einzel-
sprachlichen lautform des wertes zutrauen kann. Die Ver-
setzung des hauptaccentes fände darin ihre erklärung, dass
durch die Verschiebung im anlaut des letzten glieds der zsg.
oder durch das aussterben des simplex der Zusammenhang mit
dem simplex nicht mehr empfunden, sondern das wort als ein
einfaches betrachtet wurde. Vgl. Pauls erklärung von ae. or^f,
ondet^ beof == ahd. ur-heiz, and-heiz, bi-heiz und von ae. orod
(oraä, ord) , oredes „halitus" als zum verbum edian gehörig
(Paul und Braunes Beitr. VII, 121 note 2), sowie Noreens
erklärung von isl. fjös, schwed. dial. fäggus Arkiv III, 11 1).
*) Die von Noreen daselbst gegebene erklärung der schwed. präp. hos
„bei" bedarf einer kleinen modification um richtig zu sein. Von dem
ausdruck : „Was weiter die obige etymologie für isl. ff'os u. a. bestätigt,
ist der umstand, daM nach meiner meinung auch das unzusammengesetzte
♦ AjJSN(gotr'*!Smsa, ags^^^ auf nordischem gebiete fortlebt,
nämlich in derSstnordischwi präp. hos, aschw. und adän. hos", kann man
wenigstens nur die auffassung erhalten, dass o in hos der alte umlaut
32 Erik Brate
Für das ahd. hengist wäre die annähme, dass -gist aus
-gest durch unbetontheit entstanden wäre, gewiss unbedenklich,
s. Braune, Althochdeutsche gram. § 64, b, d. Ob das für
ae. hengest vorauszusetzende ältere * hangist auch auf dieselbe
weise aus noch älterem * hangest- entstanden sein kann, ist
dagegen fraglicher. Im Ae. ist nämlich der i-umlaut sehr früh,
und jener Übergang müsste also vor dem «-umlaut erfolgt sein.
Ueber die muthmassliche reihenfolge der ältesten lautgesetze
in einem englischen dial. s. Brate, Paul und Braunes Beitr.
X, 27 f. Aber da e in urgerm. zeit in unbetonter Stellung zu
i wird (s. Sievers, Ags. gram. 2 § 45, 2 anm. 1), scheint es
nicht gewagt, dasselbe für eine etwas spätere zeit anzunehmen,
zumal, da hier dem e g voranging, dem man die nämliche
Wirkung allein zumuten könnte, vgl. den nordischen e-umlaut
vor alten ge, ke (Noreen, Altisl. gram. § 64, Arkiv I, 152
n. 2). Ich halte es also für möglich, dass -gist in ahd. hengist,
ae. hengest in uralter zeit aus -gest- entstanden sein kann.
Für die etymologie des demnach möglichen *-hesto, -gesto muss
man vor allem die bei Kluge, Etym. wb. unter „hengst" ge-
«.gebene auskunft verwerten, dass die ältere bedeutung des ahd.
yienqist ..ec\n\is castratus" war; durch die annähme der gene-
rellen bezeichnung „pferd" hindurch gelangte das wort nhd. /
(seit dem 15. Jahrhundert) zur bezeichnung für das „unge- '
schnittene männliche pferd". Da abulg. | A:6)/Hl , >P^^d| überhaupt
bedeutet, muss die bedeutung „equus castratu^^'^^a^h die zsg.
mit *hesto- entstanden sein. Bei dieser Sachlage empfiehlt es
sich sehr, das *hesto-, wie doc. Noreen mir vorgeschlagen hat,
von ä sei, was aber mit Noreens ausführungen s. 38, note 1 in wider-
sprach steht. Auch in hos muss also ö durch die dehnung des vokals
eines urgerm. *honso, welches aus *hansd durch die präpositionelle an-
wendung und daraus folgende unbetontheit entstand (Noreen, Altisl.
gram. § 113, Paul, PB. Beitr. VI, 179) erklärt werden. — Zu den auf-
geführten dialektformen von ^'6s kommt noch das/öy's in meinem dialekt,
Norberg in Westmanland, das ich nur unter der annähme von M-uralaut
des e des ersten glierles y'e/m- in 0 zu erklären weiss; das erste glied
hatte den hauptton, das letztere ist durch die unbetontheit zn j's einge-
schrumpft. Die entwickelung des ersten gliedes war also *fehu-, */eu-,
*J'0u- und es reiht sich dadurch den von Bugge, Arkiv II, 250 f.
gegebenen beispielen von «-umlaut des e zu a durch u an. Der s. 27
und 28 e/wähnte widei stand des hiatus gegen palatalumlaut ist natür-
lich für das eintreten des labialumlautes kein binderniss.
Schwedische Wortforschung. 33
mit eben dem lat. [castmre zusammenzustellen , wenn diese Zu-
sammenstellung laüTrTc!r"zu''rechtfertigen ist. Dies erscheint
möglich, da auch sonst lat. a dem germ. e entspricht; z. b.
isl. mikillj 1. magnuH, gr. (.dyag; got. fidvör, 1. quafuor; asächs.
t^ur, 1. labrum; d. eher, 1. a^er etc. Von dem auftreten eines
uralten i als a im Lat. weiss ich aber kein beispiel und der
etymologie zu liebe scheint es mir also nicht wahrscheinlich zu
sein, dass -gist in ahd. hengist uraltes i enthält.
3. Schwed. fredag und die urgermanische Verschärfung
von j und w.
Ueber die erscheinung, dass urg. j , iv im anord. durch
99.)) 99^f^> ii^ Giot. durch ddj , ggw , in den westgerm. sprachen
dem entsprechend durch doppeltes,;, iv zuweilen vertreten wird,
während in anderen fällen diese ,, Verschärfung" auszubleiben
scheint , ist vieles verhandelt worden , und so jüngst von
Bechtel, üötting. nachrichten 1885, nr. 6, wo auch die
früheren ansichten kurze erwähnung finden. Bechtel ist zu
seiner ansieht durch Ficks nachweis in diesen Beitr. IX, 317 —
320, angeregt, „dass idg. j im Griechischen zwischen vokalen
ausfällt, wenn der alte accent vorhergegangen, zu iota wird,
wenn der alte accent gefolgt ist". Bewährt sich dies gesetz,
so findet es Bechtel wahrscheinlich, dass die erscheinungen der
germanischen Verschärfung damit in Verbindung stehen, und
sucht dann zu erweisen, „dass die Verschärfung eintritt,
wenn der alte indogermanische accent unmittelbar
folgt; unterbleibt, wenn der alte accent unmittelbar
vorausgeht". Der eintritt der Verschärfung würde also dem
auftreten des i im Griechischen entsprechen, das ausbleiben
dem des j. Von dem zusammenhange der Verschärfung mit
dem von Fick nachgewiesenen gesetze bin ich lebhaft über-
zeugt, aber es kommt mir vor, als wäre die beziehung der
Verschärfung zu diesem gesetze gerade die umgekehrte, so, dass
der eintritt der Verschärfung dem auftreten von ,/ entspricht, das
ausbleiben dem des sonantischen i. Die forscher, welche früher
die erscheinung zu erklären gesucht haben, haben nach meiner
meinung darin gefehlt, dass sie über die natur der erscheinung
nicht klar geworden sind. Sie gehen alle von j, w aus und es
gilt für sie zu ermitteln, unter welchen bedingungen dieses j', w
lieitrü^'e /. kuiidc d. indg. sprachen. Xill. 3
34 Erik Brate
urgerm. zu jj, ww wird und unter welchen es j, tv bleibt.
Nach meiner meinung ist dieser ausgangspunkt unrichtig; aus
dem alten consonantischen i (das ich hier i schreibe)
entwickelt sich immer Verschärfung; wo die Ver-
schärfung auszubleiben scheint, war die Vorstufe
nicht consonantisches i (i) , sondern vokalisches (hier
mit i bezeichnet). Dieser Wechsel ist also nur eine äusserung
des allgemeinen wechseis von i und i bei hiatus, welchen
Sievers, PB. Beitr. V, 131 als schon für die indoeuropäische
grundsprache geltend erwiesen hat. Dass der grund dieses
wechseis von i und i ein anderer, als die Stellung nach kurzer
oder langer Wurzelsilbe sein musste, habe ich, ohne Ficks auf-
satz zu kennen, in diesen Beitr. XI, 197 aus daselbst vorge-
brachten umständen erschlossen, aber ich vermochte damals
den wahren Zusammenhang nicht einzusehen und vermutete ein
dem von Fick aufgestellten ganz entgegengesetztes princip.
Diese Vermutung gebe ich hiermit ganz auf. Ich glaube, dass
Fick die regel für den Wechsel von i und i nach vokal im
Griechischen richtig aufgestellt habe, aber es kommt mir vor-
läufig nicht darauf an; ich sehe ganz von dem etwaigen gründe
des wechseis von i und i ab und behaupte nur, dass wo urger-
manisch (wegen des accentes oder aus anderen Ursachen) i
intervokalisch stand, es zu m' gedehnt wurde; vokalisches« erlitt
zunächst keine änderung, ging aber später in % über. Vgl. wie
im Schwedischen inter vokalisches i immer lang ist, Lyttkens
und Wulff, Svenska spräkets Ijudlära och beteckningslära
s. 162, und vgl. Orms Schreibungen e^^e, fa^gerr, deren phone-
tische geltung als eije^ f'aijer Ten Brink, Haupts Zs. XIX, 213
nachgewiesen hat. Es steht dann auch fest, dass in der flexion
desselben wertes dieser Wechsel von i und i vorhanden gewesen,
vgl. die von mir a. a. orte angeführten umstände, welche dafür
sprechen.
Dass man nicht früher die frage nach dem eintreten und
nichteintreten der schärfung auf diese einfache weise gelöst
hat, hängt teils von Sievers' formulierung des gesetzes über den
Wechsel von i und i, teils von einem gewissen „horror vacui"
ab: man hatte eine gewisse scheu hiatus im Urgermanischen
oder noch mehr in der indoeuropäischen grundsprache anzu-
nehmen. Jeder hiatus musste von einem parasitischem conso-
nanten ausgefüllt werden, welches verurteil, wie sonst so
Schwedische Wortforschung. 35
manches, von der Überschätzung des Altindischen und Goti-
schen als zeugen über die ursprachlichen Verhältnisse herrührte.
Dass die obige darstellung des Vorganges das richtige trifft,
dafür zeugt auch der umstand, dass die Verschärfung nicht
nach langer Wurzelsilbe auftritt. In dieser Stellung war ja
vokalisches i so überwiegend vorhanden, dass Sievers das Vor-
handensein des i mit der Stellung nach langer Wurzelsilbe in
Zusammenhang setzte. Vielleicht wird es gelingen, auch nach
langer Wurzelsilbe die Verschärfung nachzuweisen , wie umge-
kehrt fälle, wo die Verschärfung nach kurzer Wurzelsilbe aus-
bleibt, nachgewiesen sind. Dann muss man natürlich auch in
diesem falle die möglichkeit der analogiebildung zwischen den
accentlagen zugeben und nicht zu strenge fordern, dass die
von dem germanischen Wechsel angezeigte accentlage immer
den alten Verhältnissen gerecht sein soll.
Die vokalischen Verhältnisse des wortes fredag machen
Schwierigkeit. Die aschwed. formen sind nach Rydqvist,
Svenska spräkets lagar VI freadagher , fredagher. Das fria
dagher in dem alten dialect von Gotland zeugt, dass dieses
aschw. e, wenn isl. vorhanden, ein S wäre. Zur erklärung der
Vokalqualität habe ich in der mit diesen aufsätzen gleichzeitig
gedruckten abhandlung ,,Äldre Vestmannalagens Ijudlära" § 3,
e, 8 ein nordisches lautgesetz aufgestellt, wonach i, i antevo-
kalisch zu e wurde. Nach seiner natur wäre dieses lautgesetz
eine art gutturalu miaut, und ich stelle dessen Wirkung als
phonetische erscheinung dem hindernden einfluss gleich, den
der hiatus bei dem i-umlaute ausübt; s. o. s. 28. Für das
nähere über dieses gesetz verweise ich auf meine auseinander-
setzung a. a. o. ^
Das wort fredag , d. freitag , ahd. friatag ist bekanntlich
mit dem namen der göttin Frigg zusammengesetzt. Dass der
in der zsg. enthaltene gen. sg. der alte und dass der isl. gen.
sg. Friggjar eine neubildung nach dem nom. sg. sein muss,
brauche ich J£aum,^zu bemerken. Das wort ist etymologisch
klar, ai. j3riy<^„garhm, ge^^bte". Ferner steht es durch das
schwedische wort fest7*^ass ofec^ gen. sg. keine schärfung hat,
und die schärfung dürfte also dem nom. sg. angehören. Da
ein Wechsel der betonung, wonach der nom. sg. Schlussbetonung,
der gen. sg. aber wurzelbetonung hat, so viel ich weiss, nicht
erwiesen ist, sondern immer der umgekehrte Wechsel stattfindet,
3*
36 Erik Brate
wo überhaupt ein Wechsel der betonung sich wahrnehmen lässt,
so folgt gegen Bechtel, dass die schärfung eintritt, wenn der
alte accent unmittelbar vorausgeht; dass sie dagegen unter-
bleibt, wenn der alte accent unmittelbar folgt. Setzen wir
jetzt den Wechsel von i, i nach Ficks gesetz ein, so ergibt sich
folgendes: nom. sg. *friid gibt isl. Frigg ; gen. sg. '^fri-i-oz
gibt zunächst *fri-öz, schliesslich aschw. Frea-.
Dieses wort zeigte also, mit dem ai. priya verglichen, eine
Versetzung der betonung im nom. sg. Dagegen steht die alte
etymologie got. freis : sskr. iwiyds mit den lautgesetzen in
völliger Übereinstimmung, ai. prigds, indo-eur. *pri-i-ds, ur-
germ. *fri-i-dz, *frl-dz gibt eben got. freis. Eine Zwischen-
stufe ^frijis gab es also nicht und got. frijei ist gotisch aus
*fri-i entwickelt.
In diesen fällen entspricht also der eintritt und das aus-
bleiben der Verschärfung dem vorkommen von i und i nach
Ficks gesetz, dass « bei vorausgehendem, i bei nachfolgen-
dem hauptton stand. Aber ich wiederhole es nachdrücklich,
die erscheinung der Verschärfung hängt von der befindlichkeit
eines i (u) ab, gleichviel ob dieses durch das accentgesetz
oder sonst irgendwie entstanden ist; sie hat also nur insofern
mit der betonung zu schaffen, als die Verteilung von i und i,
u und u von der betonung abhängt.
Ich werde nicht nötig haben das zu der verschärfungs-
frage gehörige material nochmals durchzusprechen. Was für
und gegen die annähme ursprünglicher betonung vor oder nach
dem verschärften laut sich sagen lässt, das ist schon von
forschem vorgebracht, welche mehr berufen sind die urge-
schichtlichen Verhältnisse unseres sprachstammes zu behandeln
als ich es bin. Es konnte meine aufgäbe nur die sein, die
von mir im anschluss an Fick neugewonnene anschauung
darzustellen und an einem deutlichen fall die richtigkeit davon
nachzuweisen. Die erklärung der übrigen fälle folgt dann so
zu sagen von selbst. Im grossen und ganzen werden dieselben
beispiele meine erklärung stützen, welche Kluge zu seiner auf-
fassung bewogen. Durch Ficks gesetz, auf die germ. sprachen
übertragen, sind doch keineswegs die gründe des wechseis von i
und i erschöpft. Dieses gesetz betrifft nur den Wechsel von i
und i nach vokal; auf den Wechsel von i und / nach konso-
nanten bezieht es sich nicht. Für das Germanische ist die
Schwedische Wortforschung. 37
berechtigung eines i, u nach kurzer Wurzelsilbe in einigen
fällen der eigentliche gewinn von diesem gesetze. In anderen
fällen muss i, u nach kurzer Wurzelsilbe eine andere erklärung
haben und nach langer Wurzelsilbe muss ausser Ficks gesetz
für das überwiegende vorkommen von i noch etwas als erklä-
rung hinzukommen.
Ein wort muss ich doch besonders besprechen, weil es
selbst dunkel ist und ßechtels meinung zu stützen schem<^ Es
ist das aschw. hosm^fa „hausfrau". Dass dieses worj^icht zu
frau gehört, scji^mt die vokalisation e zu beweise^rfes ist eine
von isl. hutp-ßi/gia, aschw. hits-fröa, agntn^hus-froyia (s.
Rydqvi.«x, Svenska spräkets lagar II, Spi^anz verschiedene
bilduflg und gehört ohne zweifei der/^ppe von Frigg an.
Auch von dem andern worte kommejrf^orraen mit^ vor: anorw.
huspreyja. Für sp hat Noreen,/i^rkiv I, 297 die erklärung
gegeben , dass s + labiolabi^i^ f lautgesetzlich sp ergeben,
welcher an sich wahrscheinliche lautübergang kaum durch ein
zweites beispiel belegt werden kann. Nach anord. lautgesetzen
allein kann dies p sonst nicht erklärt werden. Falls Noreens
erklärung von sp nicht richtig ist, was ich jedoch glaube,
könnte man denken, dass p durch den einfluss des tonlosen s
aus b entstanden sei, das wiederum mit dem f von Frigg,
Freyj'a in grammatischem Wechsel stehe. Das setzt voraus,
dass in der zsg. * hüsa-friiön , * hüsa-frl-ön der hauptton nach
dem f gelegen hat, wodurch dieses zu h, h ward. Aber es ist
nur die frage, wie weit nach f der hauptton hat stehen müssen ;
müsste er unmittelbar nach f gestanden haben, so stimmte das
wort durch das ausbleiben der Verschärfung zu Bechtels theorie ;
stand er noch weiter vorwärts auf der endung des wortes, so
stände die entwickelung mit meiner theorie in Übereinstimmung.
Und ich weiss nicht, was die annähme hindert, dass der haupt-
ton auf der letzten silbe ruhte. Das wort ist zur schwachen
flexion übergetreten, ganz wie p/^rj, isl. l^ß^, das ebenfalls
Schlussbetonung hatte. Es scheint dann nfoglich, dass hier der
alte nom. sg. ai. ;^n|^sich in der zsg. erhalten hat und
schwach flectiert wlörden ist. Was das^^wort besonders dunkel
macht, ist der wfechsel li^spfea^ Ißi^rea. Es kommt noch in
ein paar zsg. diese abwandlung von hus vor, nämlich einmal
in nötos VGL. II, isl. naut-hns, und mehrmals in dem stadt-
namen Lgßos, Löpos, is\. Ljöähüs jetzt Lödöse, Rydqvist,
38 Erik Brate
Svenska spräkets lagar IV, 79. Dass die abwandlung von u
zu 0 mit der geringen stärke der betonung des letzten gliedes
der zsg. , dessen Zusammenhang mit dem simplex oft nicht
empfunden ward, in Zusammenhang steht, darauf deutet, dass
im aschw. dat. pl. Lößesom (s. Rydqvist II, 280) in der unbe-
tonten mittelsilbe noch eine weitere Schwächung vorliegt. Die
kürzung des vokals in hüs als letztes glied der zsg. ist eine
folge der schwachen betonung dieses gliedes; dieselbe kürzung
würde natürlich erfolgen , wenn hüs als erstes glied schwache
betonung hätte und dadurch kann auch in hosprea die kürzung
erklärt werden. Dass der so gekürzte vokal aschw. als o auf-
tritt, hängt von den von Kock, Studier öfver fornsvensk
Ijudlära erwiesenen gesetzen für den Vokalwechsel der unbe-
tonten Silben ab. Lypos kommt öfters vor, es kann also in
Schriften mit „vokalbalans" auftreten (s. Kock, s. 173); in
solchen Schriften ist o nach der langen Wurzelsilbe regelrecht.
In den Schriften mit „vokalharmonie" würde höpos regel-
recht sein , denn dieses gesetz fordert o nach einer Wurzel-
silbe mit o-laut, geschlossenem e-laut oder ö-laut. Durch die
vokalharmonie ist vielleicht nötos zu erklären und vielleicht
auch hosprea, wobei man annehmen müsste, dass die vokal-
harmonie auch rückwärts wirkte, welche möglichkeit selten in
betracht kommen kann.
4. Schwed. kalfdans und die flexion des particium praesentis.
Rydqvist, Svenska spräkets lagar I, 420 hat eine anzahl
bildungen zusammengestellt, welche er als zum part. praes.
gehörig j^jkennt, ohne die bezi^hung ins einzelne zu ermitteln.
Es sinrl I afjphw,'^^^r7a^>>Tw^^ ganganz foter das-
jWOÜHbaue le^e",
_ ll-s gutWliten der
taxatoren", wighcenz wakn „mofüWaffe", '&ifmHiz mcep
ofuanz vimn ,,gewährsleute", havanzlösa ^^angeiy, mkfns m
,,es^"Wia^e'^S4j;id mit diesen wird noch anorw. sjänds vitni) bei'
Vigfuss'on sjdndz-vdttr „an eye-witness" gleichgestellt. Betreffs
des letzten führt Rydqvist Munchs erklärung an, dass sjänds
vitni für vitni hins sjdnda „das zeugniss eines sehenden, augen-
zeugen" stehe und dass -s in sjänds diis rückbleibsel der sonst
fast ausgestorbenen starken flexion des part. praes. sei, welche
selbe, b^r<inz tr^ „obstbl^m", i^o^Tm^s ?w^H^^'
micetanz mcen „taxatoren", mmanz orpj J^
Schwedische Wortforschung. 39
flexion noch der got. iiom. sg. saihvands bewahrt, vgl. sf/tiar
vitni, asynar vitni mit derselben bdg. Diese treffende erklär ung
Munchs verwirft Rydqvist mit gründen, welche anzudeuten
scheinen, dass er Munchs meinung nicht verstanden hat. Er
selbst scheint am meisten geneigt zu sein, das -s der betref-
fenden Wörter als eine für die Zusammensetzung geschaffene
unrichtige genitivbildung anzusehen, wie es isl. hj'alpsmaär
heisst, obschon das simjjlex hj'alp nur den gen. sg. hjdpar
bildet. In einigen fällen z. b. lofiianz (mcenj will er sogar
das erste glied der zsg. geradezu als einen gen. sg., wie hj'alps-
gebildet, von einem subst. lofuan „versprechen", auffassen.
Obgleich an der erklär ung Rydqvists nichts auszusetzen
ist, glaube ich doch, dass Munch das richtige gesehen hat,
dass also diese bildungen den gen. sg. der alten flexion des
part. praes. enthalten und genau zum griech. gen. sg. -ovrog
stimmen. Dass die germ. sprachen diese flexion besessen haben,
zeigt der nom. sg. auf -s im Gotischen; als nominativbildungen
entsprechen also got. itands und das alte part. praes. odovg
„zahn" aus *od-ovT-g einander genau. Die syntactische Ver-
bindung ist dieselbe wie in IlQid/iioio ßlt] ,,der gewaltige Pria-
mus", aöyj(.ia ßorjg „ein undeutliches geschrei", ccgtqwv evcpQOvt]
„sternhelle nacht" u. a. und die deutschen nachbildungen „er
stiess ihm des Schwertes schärfe in den leib"; „eröffnet ist des
rachens weite" (Schiller); „sie flohen auf des pfades enge"
(Uhland). Vgl. weiter im Aschw. selbst mep ivreps ivilia,
meß wreps hcende, mep harms hcende, alle mit der bdg. „im
zorn" eigentl. „mit dem willen, der band eines erzürnten"
und im Lateinischen die bekannte syntactische construction mit
gen. eines part. präs. statt eines deutschen subst. abstractum
z. b. addidit et aliam fidentis speciem „ein anderes zeichen der
Zuversicht" und insbesondere mit gen. plur. z. b. velutl fiammas
spirantium miraculo attoniti constitertmt „sie blieben stehn
betroffen vom wunder des scheinbaren flammenspeiens", Nägels-
bach, Latein. Stilistik 3. aufl. s. 93. Dass die betreffenden
nordischen Verbindungen dem sinne nach vollkommen mit diesen
alten dichterischen constructionen der classischen sprachen
übereinstimmen, deutet darauf, dass sie auch in der form eine
altertümlichkeit bewahrt haben.
Die altertümlichkeit der bildung ist aber in schwed. ^»s;^
ganz unverkennbar. Dieses wort isT^
40 Erik Brate
noch nicht etymologisch aufgeklärt. Au der form und aus-
spräche ist es als eine zsg. erkenntlich, deren erstes glied kalf
„das kalb" ist. Das zweite glied will ich als gen. sg. part.
präs. des in den nordischen sprachen §onst ausgestorbenen
verbums auffassen, welches im griech. d^fjo^i „gSugen", ahd.
^M«wa ,,saiJg»Bi|^ auftritt. Die bedeutung warte also „des das
kalb saugenden" und zu diesem gen. hat man ein subst. als
„milch" oder dgl. zu ergänzen. Vgl. im Griechischen con-
structionen wie iv ''L4idov „in (der wohnung) Hades", im Lat.
pugnatum est ad Spei (sc. templum), im Deutschen Werners
(familie, ungehörige) haben uns heute besucht u. s. w. Im
Schwed. finden sich beispiele, dass ein ursprünglicher gen. sg.
als nom. sg. gebraucht wird z. b. skjuts, gods, siehe Kock,
Svensk akcent II, 121. Das in rede stehende part. präs. würde
indoeur. in gen. sg. *dhe-nt-6s heissen, urgerm. nach Verners
gesetz * äe-nä-6s, urnordisch *dä-nd-as, nach der anord. syncope
*dändsj und mit kürzung des ä vor den vielen consonanten:
*dands, *dants, welches neuschwed. schliesslich -dans wurde,
wie deutsch Lorenz, Franz schwed. Lorens, Frans sind. Diese
bildung lehrt zugleich, dass der gen. sg. des part. präs., der
ursprünglich in syntactischer beziehung als ein selbständiges
wort behandelt wurde, auf der entwickelungsstufe der nordi-
schen sprachen zu einem blossen bildungselement herabgesunken
ist, da hier gen. sg. masc. mit bezug auf ein fem., die kuh,
steht.
Aber in noch einer form tritt uns dieselbe bildung ent-
gegen. In seinem werke IV, 441 behandelt Rydqvist schwed.
oqvädingsord „Schimpfwort". Aschw. heisst dieses wort okua'pins
orp , iikucepins orp, ukuaßins orp, nur zwei oder drei mal
vqucepingz orp, wie im Neuschwed., oder okuceßis orp, wie isl.
ukvddis-ord „offensive language". Noreen, Svenska landsmälen
I, 697 weist auch oqvcedhansord nach. Mit recht hebt Rydqvist
hervor, dass -ns nicht aus -ngs hervorgehen kann, weil die
Verbindung ng im Aschwed. durchgängig erhalten wird. Da-
gegen ist es leicht verständlich, dass die bildung auf -ins zu
-ings analogisch umgestaltet wird; vgl. wie im Englischen durch
die nämliche analogie -ing die endung des part. präs. geworden
ist. Die Umbildung zu okuwßis orp liegt auch nahe. Die form
auf -ins muss also die alte sein. Vergleicht man dann mit
der nebenform dieses wortes oqvcedhansord das von Rydqvist
Schwedische Wortforschung. 41
erwähnte oqvepins vitr ,,ein unvernünftiges tier" eigentl. „ein
nicht redendes", welche bildung gänzlich mit den oben behan-
delten übereinstimmt, so wird man nicht zweifeln können, dass
auch diese Zusammensetzungen den alten gen. sg. des part.
präs. enthalten. Die Verdrängung des t zwischen n und s ist
auf analogischem weg geschehen und zwar durch association
mit dem gen. sg. kva^pins des part. pass. kvcepin. In diesen
bildungen haben wir also ein suffix, das mit demjenigen der
früher behandelten in ablautswechsel steht, ein indoeurop. suffix
-ent-, das vielleicht im lateinischen -em^, -entis vorliegt.
Dieselbe bildung enthält das Uddinsakr „das land der
unsterblichen'' der isländischen mythe. Es ist also formell
*ü-dav-ind-s-ahr , aus dem regelrechten part. präs. zu deyja,
*dav-ind-r. Das inlautende v ist in U-ddinsakr durch association
mit part. pass. ddinn verdrängt und dieselbe association hat
im auslaute das d, t zwischen n und s schwinden lassen. In
dem letzteren fand der wegfall von v in den syncopierten
formen statt, s. Noreen, Arkiv I, 56.
5. Dualis in dem altschwedischen älteren Westmanna-
gesetze.
Es besteht in aschwed. denkmälern ein wegfall des aus-
lautenden -r der flexionsendungen nach vokal, der, immer mehr
um sich greifend, im fünfzehnten jh. soweit gediehen ist, dass
fast jede endung, die im Isl. auf -r nach vokal auslautete, im
Aschw. vokalisch auslautet. Sieh darüber So de rvall, Hufvud-
epokerna af svenska spräkets utbildning s. 17, 19, 58, 61. Das
gesetz, wonach das -r wegfällt oder bleibt, ist bisher nicht
ermittelt. Einen von Kock, Svensk akcent II, s. 427 ge-
machten versuch den wegfall von der betonung abhängig zu
machen zurückweisend, habe ich in „Äldre Vestmannalagens
Ijudlära" § 40 in „Upsala universitets ärsskrift 1887" zu er-
weisen gesucht, dass in diesem denkmal dasselbe gesetz den
Wegfall von -r regele, das im Englischen für den wegfall des
auslautenden -r gilt. Sweet, Elementarbuch des gesprochenen
Englisch s. XXVIII gibt das gesetz so an: „Im E. erscheint r
nur vor unmittelbar ohne pause nachfolgendem vokal"; es fällt
also vor konsonanten und in pausa weg. Für den nachweis
über dieses gesetz des Wegfalls verweise ich auf jene arbeit;
42 Erik Brate
hier will ich einen excurs zu meiner dortigen darstellung vor-
tragen.
Nicht alle Wortklassen nehmen gleichen anteil an dem
wegfalle von -r. Das -r der verwandtschaftswörter faßir, mo^ir
etc. bleibt im grossen und ganzen bestehen und im plural -ur
(-or) der schwachen fem. fehlt zuweilen das -r, aber „erst um
die mitte des 14. jh.", Södervall s. 17.
Im älteren Westmannagesetze halten auch die schwachen
fem. in plur. das -r zähe fest. Nora, und acc. pl. der schwachen
femin. sind 21 mal bezeugt; aber nur zwei mal ohne das schlies-
sende -r. Rücksichtlich der von mir aufgestellten regel für
den Wegfall bleibt in diesen formen das -r der regel gemäss
5 mal, gegen die regel 11 mal, während in 3 fällen mit -r es
unsicher ist, ob der regel nach das -r bleiben oder wegfallen
sollte. Ich habe den wegfall des -r auch zu der altnordischen
Verschiedenheit zweier r-laute (der eine, r , von haus aus ein
r-laut, der andere, R, aus urgerm. tönendem s entstanden) in
beziehung gesetzt und zwar so, dass r durchaus bleibt, R
meinem gesetze für den wegfall unterliegt. Dann habe ich die
beharrlichkeit des -r im pl. der schwachen femin. als eine an-
gleichung an endungen mit -ur , besonders an diejenigen der
verwandtschaftswörter, erklärt, wodurch der plur. die endung
-uR mit -ur vertauschte.
Bei dieser Sachlage ist man berechtigt nach einer beson-
deren erklärung für die zwei fälle zu suchen, in welchen das
-r im acc. pl. der schwachen fem. weggefallen ist, obgleich die
übrigen zahlreichen fälle es durchgängig bewahren. Es gibt
zwei plurale des wertes huna „frau" ohne -r und es kann für die
erklärung nicht ohne bedeutung sein, dass alle beide mit dem Zahl-
wort „zwei" vereint erscheinen. Die belege sind: iahi twa kunu
oc en man KrB 6 und wiiis manni vm tiva kunu KrB 9, 1.
Die bedeutung und die von dem plur. verschiedene form er-
weisen, dass wir hier einen dualis in lebendigem gebrauch vor
uns haben. Die ursprüngliche gestalt dieses duals zu ermitteln
ist dagegen mit einiger Schwierigkeit verbunden, weil das
wort huna einer declination angehört, deren geschichte sehr
dunkel ist.
Möller, PB. Beitr. VII, 542 hat erwiesen, dass die schwachen
feminina im Germ, aus alten ä-stämmen, ü-stämraen und n-
stämmen entstanden sind und dass ihre flexion im Nordischen
Schwedische Wortforschung. 43
eine derartige zusammenschmelzung der flexion der fl-stämme
und derjenigen der /«-stamme ist, dass in allen casibus ausser
dem nom. sg. jene den vokal des stammschlusses , diese den
konsonanten abgegeben haben; der stamm geht also auf -ün
aus. Das wort kiina ist eben ein alter ä-stamm, griech. yvv^,
der zu dieser flexion übergetreten ist. Der vorauszusetzende
stamm wäre also *kunün-, und es ist nur die frage, welches
die endung des duals war. Vielleicht lässt sich darüber streiten ;
ich glaube, dass man es bei der tatsache beruhen lassen kann,
dass ein dualis, gebildet mit dem in Griech. zur bildung des
dualis von w-stämmen, dycov-s^ riyBf.i6v-e, dsleplv-e verwandten
-€ ein *hmün-e, und damit das kumi des Westmannagesetzes
ergeben würde, ^kimüne musste sehr früh sein -e verlieren,
s. Paul, PB. Beitr. VI, 144 f. und vgl. urnord. J)rawingan auf
dem Tanum -steine, witadalialaiban auf dem Tune-steine vgl.
Burg, Die älteren nordischen Runeninschriften s. 91, 127. Es
musste also "^kiman entstehen, welches später das auslautende
-n einbüsste, s. Noreen, Altisl. gram. § 220, 3.
Dass der pl. kunu von mir richtig als dualis gedeutet
worden ist, wird durch das vorkommen von noch einem alten
dualis in demselben denkmal zur gewissheit erhoben. Es ist
der nom. pl. giizzmiu KrB 6, 1, 2 mal. Nachdem die Vor-
schrift gegeben ist : Pcet harn skal döpilsi fa cer swen barn taki
tica men oc ena kmiu. ßön sculu kunna. pater noster. oc
credo. cer mö harn taki twa kunu oc en man wird fortgesetzt:
Langt cer til kirkiu fara guzziuiu sculu harn ivacta. Sceghia
swa guzziuiu. ivi cerum cei f'ör mcep pcessu harnni ywi scoghin
etc. Von dem betreffenden worte „pathe, taufzeuge" kommen
in dem denkmal sonst folgende formen vor: nom. pl. guzziuia
1 mal , gozziuia 1 mal ; acc. pl. guzziuia 1 mal ; dat. pl. guz-
ziuium Iraal, guzziuiu Imal und dazu noch die zsg. guzziuia
lagh 2 mal, welche wahrscheinlich nicht zu diesem wort, sondern
zu isl. gtiäsifjar f. pl. „sponsorship" gehört. Ausser dem dat.
pl. auf -u wird also das wort durchaus als ein mask. «w- stamm
flectiert. Das Isl. hat teils das mask, guäsefi „a gossip, god-
father" Oxf., ,,person durch geistliche Verwandtschaft mit einem
verbunden; sowohl von männern als frauen verwandt" nach
Fritz n er, teils guctsifja f. „a female gossip" Oxf., „frau, die im
verhältniss von geistlicher Verwandtschaft zu einem steht" und
in Oxf., nicht bei Fritzner guäsifja adj. „god-relatives". Dass
44 Erik Brate
guzziuiu nicht das fem. isl. guäsifja sein kann, geht aus der
Verwendung hervor; es sind die pathen sowol von männlichem
als weiblichem geschlecht gemeint, nicht nur die letzteren.
Die form muss also zum mask. isl. giiäsefi, aschwed. gupsivi
gehören, das in der Verwendung gen. com. ist. Für die deu-
tung des guzziuiu als dualis knüpfe ich an die bemerkung von
Möller, PB. Beitr. VII, 486 an, dass die syntactische regel:
„masc. + fem. wird durch den plur. neutr. gegeben" durch den
formellen zusammenfall von nom. dual. masc. und nom. acc.
pl. neutr. ihre erklärung erhält. Diese syntactische regel konnte
natürlich nach ihrem aufkommen mit sich führen, dass ein
wirklicher dualis statt des plurals verwandt wurde, wo der
plural aus mask. und fem. bestand, wie das hier der fall ist.
Die ältere form dieses duals scheint *-sihj-un-e aus * -sihj-'^-e
zu sein, vgl. in bezug auf die suffixform ai. näm-an-i (Veda) aus
ie. *7iöm-n-e statt des jüngeren ai. näm-n-i und weiter i. d. abl.
näm-a-hhyäm aus ie. *nöm-n-. Dat. i^]. guzziuiu dürfte auf der
anlehnung des nom. dual, guzziuiu an die schwache adjectiv-
flexion im plural beruhen.
6. Das verbum göra.
Ueber die fiexion und die wechselnden formen des isl.
gorva, gjgrva hat Sievers, Gott. gel. anzeigen 1883, s. 55 f.
folgende erklärung gegeben: „Zu gründe liegt, wie meines
Wissens zuerst Noreen, Nyare bidrag II, 692 erkannt hat, ein
germ. adjectivstamm garwu-, fem. garwia- (nom. *garwi-)\
daher im Nordischen die doppelformen g^rr und gerr. Hiervon
abgeleitet ist ein präsensstamm garwio-, die grundlage des
verbums gerva. Nun zeigt die flexion der verba auf rw (Iw)
in den älteren ags. denkmälern die eigenthümlichheit, dass das
tv da wegfällt, wo der alte thema-vokal als i erscheint, d. h.
in der 2. 3. sing. ind. präs., dem sing, imp., dem Präteritum
und participium präteriti (vgl. meine Ags. gramm. § 405, 5
nebst anm. 2). Die nordischen formen von gerva setzen nun
offenbar dieselbe eigenthümlichkeit voraus, die demnach als
germanisch zu gelten hat. Es sind also als germ. grundformen
anzusetzen :
Präs. ind. sg. 1 ganviö ags. gierwe
2 garizi gieres
Schwedische Wortforschung. 45
Präs. ind. sg. 3 garidi = ags. giered
pl. 3 garivionäi gierwaä.
Imp. sg. gart ags. giere, prät. ind. sg. 1 gariäo, ags. gie-
rede, part. prät. garidoz, ags. giered. Im Nordischen entwickeln
sich hieraus ohne weiteres inf. gorva , 1 sg. gorvi (wie doemi),
2. 3 sing, gerr (so in der älteren spräche bisweilen überliefert,
später durch ^mr nach art der langsilbigen ersetzt, W immer,
§ 143, 2), 3. pl. gerva, imp. ger. So entsteht im präsens laut-
gesetzlich ein Wechsel zwischen 0 und e, sowie ein zweiter
zwischen formen mit und ohne iv , die bald zu den bekannten
neubildungen führen. Das Präteritum hätte lautgesetzlich garda
zu lauten (vgl. berja — harda u. ä.) und so heisst die form aus-
schliesslich auf den runensteinen (geschrieben 3. sg. karpi, pl.
kar^u, Wimmer, Runeskriftens oprindelse 249). Diese form
ist zwar in der literarischen periode zunächst meist durch neu-
bildungen nach dem präsens, gerdi, gerdi, ersetzt worden; doch
geht die daneben häufig gebrauchte form gjgrdi vielleicht noch
direct auf den umgelauteten ältesten plural ggrdu zurück, indem
nur der palatale anlaut der präsensformen auf das Präteritum
übertragen wäre. Möglich ist allerdings ein anderer weg der
erklärung. Als participium präteriti zu gera wird bekanntlich
im Nordischen das schon oben erwähnte adj. ggrr , gerr ge-
braucht, zumal dessen neutralform ggrt. Durch diese nahe
beziehung zwischen participialadjectiv und verb könnte aller-
dings auch der vocalismus gerade des Präteritums leicht beein-
flusst worden sein: denn auf das Präteritum sind die formen
mit JQ gewiss einmal beschränkt gewesen, wenn sie sich auch
hernach weiter ausbreiten (vgl. die Zusammenstellungen bei
Gering, Finnbogasaga VI)". Ich habe diese erklärung in
extenso abgedruckt, weil sie kaum kürzer gegeben werden
konnte und die folgende darstellung sich auf jeden punkt der-
selben beziehen muss. Sievers hält das isl. gjgrva für eine
secundäre, aus dem prät stammende bildung und das j vor p
nur als ausdruck der palatalität des vom präsensstamme über-
tragenen g vor dem g des prät. plur. Ich halte diese auffassung
für unrichtig und glaube, dass isl. gjgrva durch brechung aus
*gerva entstanden ist. Meine gründe sind die folgenden. In
dem altschwedischen älteren Westmannagesetze, dessen lautlehre
ich neulich eine eingehende Untersuchung gewidmet habe, wird
das in rede stehende verb im allgemeinen mit io geschrieben, gio7'a
46 Erik Brate
im inf. 14 mal, präs. ind. 3 sg. gior 20 mal; pass. giors 3 mal;
präs. konj. 3 sg. giori 3 mal, prät. ind. 3 sg. giorpi 6 mal,
giorpe Imal, 3 pl. giorjm 2 mal; part. prät. nom. sg. mask. ^^or
Imal, fem. gior Imal, giorü, Imal, neutr. giort 8 mal, acc. sg.
iem. giora Imal, also 61 mal mit io. Daneben ini. giöra Imal;
präs. ind. 3 sg. giör 2 mal, pass. giörs Imal, 3 pl. giöras Imal,
präs. konj. 3 sg. göri 1 mal , göriu 1 mal. In diesem denkmal
stimmt die entwickelung des «^-umlauts von a im ganzen mit
den von Kock, Studier öfver fornsvensk Ijudlära II, 468 f.
erwiesenen gesetzen , obgleich der beispiele wenige sind ; mit o
u: subst. hog, afhog, part. prät. hoggin, huggin, präs. ind. 3 sg.
hoggir 12 mal (Imal liöggir, isl. heggr), 3 pl. hogga, pron. nokor
in 18 belegen; mit ö; pcenings öll, dat. pl. öldum, dat. sg.
ölstuw. Es fehlt also an beispielen, wo g vor r stand, aber da
die entwickelung des ^<-umlautes von a im Neuschwed. vor l
und r dieselbe ist, wird man das auftreten des p als ö auch
vor r ganz sicher erschliessen können. Aber dann kann giora
nicht den w-umlaut von a enthalten; io muss wie sonst ge-
wöhnlich in dem denkmal die brechung von e sein und damit
kommen wir auf eine Vorstufe *gervan zurück.
Die von Sievers nachgewiesenen, aber nicht erklärten
flexionseigenheiten dieses verbums hat Noreen auf der dritten
nordischen philologenversammlung zu Stockholm während der
diskussion aus der flexion von ai. karö-mi pl. kurv-dntl abge-
leitet. Ueber den konsonantismus der Wörter werde ich unten
handeln; der vokalismus stimmt nicht ganz, denn zu ^g'ervan
erwartet man ai. *car6-mi, indoeur. *kereti-mi; es dürfte nicht
gewagt sein anzunehmen, dass ai. karömi aus dem plural kur-
vdnti das k übernommen hat. Die indoeurop. flexion des sg.
und 3 pl. war also die folgende, wobei ich gh- für k- einsetze:
1 sg. *gher-eu-mi, 2 sg. *gher-eu-si, 3 sg. * gher-eti-ti , 3 pl.
*ghr-v-änti, durch ausgleichung aus dem sg. * gher-v-dnti. Diese
flexion zeigt die doppelheit, dass v in einigen formen sich
findet, in anderen fehlt und zwar in denjenigen, wo nach
Sievers' nachweis das iv im Ae. fehlte. Das zeugt dafür, dass
Noreens ableitung der flexion des verbums gj^rva aus ai. karömi
richtig ist, auch wenn alle einzelheiten sich nicht dartun lassen
würden. Der einzige punkt, worüber man zweifeln kann, ist
die behandlung des eu in 2. 3. sg., aber da got. sun/us = isl.
synir ist, hat Noreen gewiss das recht in isl. gerir jenes '*gher-
Schwedische Wortforschung. 47
eu-si wiederzufinden, und dasselbe gilt dann auch über ae. gieres,
giereä. Die 1 sg. *gher-eu-mi vertauscht wie die >«/-verba im
allgemeinen die endung -mi gegen -ö. Das *gher-eu-ö gibt
urgerm. *ger-jo isl. ger, wonach 2. 3. sg. gerr. Aus den plural-
formen entwickeln sich die formen mit v: *gher-v-dnti gibt
gerva, gorva. Man erwartet, dass 2. 3. sg. isl. als *girir statt
gerir auftreten soll, wie pl. firäir zu fj'grär. Diese vokalisation
ist nordisch verdrängt, findet sich aber in as. giriuuan, sieh
Leffler, Tidskr. for filologie N. R. II, 236 note. Leffler fasst,
wie ich, isl. gjorva als die brechung enthaltend auf. Neben
diesem *gervan kam nun auch das vom adj. *garum- gebildete
^gariviaUf ahd. garawen, isl. gorva vor und vermischte sich
damit, da so viele formen in der litterarischen zeit des nordi-
schen für beide verba eins waren.
Die von Noreen gemachte ableitung der eigentümlich-
keiten des verbum gjgrva aus der flexion von ai. karö-mi trägt
an sich das gepräge der Wahrheit und hat sich ohne erheb-
lichere Schwierigkeit durchführen lassen. Sie bildet darum
einen festen punkt von wo aus der anlautswechsel sich fest-
stellen lässt, denn an der identität der Wörter lässt sich nicht
länger zweifeln. Noreen wies in seinem vertrag auf die be-
kannte entsprechung got. ga- und lat. co-, ai. hrd und lat.
cor hin.
Aber der Wechsel im anlaut hat ein weiteres gebiet. Es
scheint, als käme eine allgemeine abstufung: media aspirata:
explosiva media: explosiva tenuis vor, obgleich diese stufen
gewöhnlich zu je zwei vorkommen. Für den inlaut ist allerlei
Wechsel der konsonanten von andern forschem erwiesen. Ich
werde hier einige gleichungen vorführen , welche solchen Wechsel
im anlaut zu bezeugen scheinen. Ich habe dieselben bei Studium
von Kluges Etymologischem wörterbuche der deutschen
spräche notiert und verweise deshalb ein für allemal auf diese
arbeit. Die bedeutung ist es und die formelle Übereinstimmung
ausser in dem in rede stehenden punkt, welche bei solchen
gleichungen entscheidend sind. Ich werde mich darum bemühen,
nur solche beispiele zu wählen, wo die Verwandtschaft der
bedeutung unverkennbar ist und an welchen in formeller bezie-
hung sonst nichts auszusetzen ist. Ich fange mit beispielen von
demselben anlautswechsel wie isl. gjorva : ai. karömi an, also
Wechsel von indoeuropäischem (ie.) gh- : k-.
48 Erik Brate
D. gerste ist ie. ^ßherzdä, 1. hordeum^ ie. *ghrzdejo. Im anlauts-
wechsel damit, ie. £■ voraussetzend, steht d. fiivse, a,]\$TimiiiJt^8Qj
eiae mehr primäre bildung, deren stamm in lat. Ü^f'^^^-eH^f. „die^"
göttin der Saaten", dichterisch auch „getreide'VStu?trittrT)ie dritte
stufe liefert vielleicht d. körn, ahd. chorn, 1. gränum, d. hern,
ahd. Ji'erno, welche dann für ie. *grsno-, "^gersnon- mit ausfall
oder assimilation des s stehen würde, vgl. Mm, ahd. hirni aus
*hirzni. Kluge, Paul und Braune's Beitr. VIII, 520 f.
Isl. gjalla st. vb. „to yell", gella schw. vb. „to yell", isl.
gjallr „"also speit gallr "^iging'", vgl. schwed. gallskrika, müssen
mit der sippe von d. hall, hell, isl. Jivellr in etymologischem
zusammenhange stehen, ^u dieser sippe gehören noch di.Ttobmf^^
ahd. Ji^slo^ ^'^^^f ^^^' ^^^"^^j griec^>i«4i£»' und mit'^ ander-
weitigem aiiTauts%echsel Itrmiißll, isl. skmct. lieber diese
sippe vgl. Noreen, Arkiv III, 22 note 2^). In isl.-schwed.
kalla liegt die dritte stufe mit anlautendem ie. g vor.
^) D. grell gehört noch derselben sippe an, mit einer warzelvariation,
die bisher wenig beachtet zu sein scheint. Ich führe einige beispiele
davon auf. Bekannt ist der gegensatz zwischen d. sprechen und e. to
Ispeak. Im Ae. kommt spr^can, speg^nT nehen einander vor. D. schale,
ahd. scäla, isl. skel, schwed. skal', dän. Skal sind ohne r, welches viel-
leicht daneben in dän. skreel „schale", skrcelle „schälen". Die Zusammen-
stellung ist jedoch unsicher, da es denkbar ist, dass dän. skrcdle mit
schwed. skräda zusammengehört. Dem isl. skeid ,,a kind of swiftsailing
ship of war" entspricht ae. scräd „navis", das jedoch nur einmal belegt
zu sein scheint. Schwed. sprund ist das deutsche spund, welches wegen
dieser entsprechung schwerlich allein auf 1. puncto „stich , loch , die in
eine röhre gemachte Öffnung" beruht, wol aber davon einwirkung empfan-
gen hat. Schwed. trut „maul, schnauze" hat in meinem dial. die form
tut, welche ^ch in dän. tud „die schnauze eines gefässes" begegnet;
i8l?*'(«jWs7h>^,vi^^5»<4js" von C. Säve zu got. vrisqan ,,frucht bringen"
^^stellt^hat^eben sicn^sl. vaskr „manly, valiant". Schwed. tciti^, dän.
Ä^ÄI« ist d. JißzHti^ daneben steht dän.»^r«?rf«^jucKfeij« krat^sln". Deutsch
wintmi^, sch^^d. vift%la ist dän. vri)»«^. Neben got. gi^s „betrübt,
traurig ,ae. ffyr^i\,sor^^ steht ae. ^hsü^vt „sorge" und dazu noch g^'n.
Isl. skreppa f. „\ scrip, bag" und isl. s^Sy^ ,,a meJbsm|e, bu^tjgl", schwea.
«Ä?555»^5i,^]^Cbeäjgl\ Die zusinnmengehoHg^eit von d. 'ft5St;«Mc , ah*d. tvßhan,
mhd. trahen, trafkf mit d. zS^Are, ahd. si^a)', gr. (}'«x^><sJst wol ''be-
leuchtend. Dän. vrti^l, vrevl eig^l. „etwas zh^ammengedrefei^" danil\
„galimatias" hängt vielleicht mit d. reiften aus *wrwtin zusammenN Dazu
stellt.jäigh ohne r isl.veifa_^^,to wave, vibrate" und noch näher das v^nia
in meinem QiinT75Veil't»WNMij»jö|^jgammendrehen". Mit schwed. skratta ,,(laiit)^
lachen" ist vielleicht isl. skutt-^m'^^(m\ language, ranting", skat{t)-yrdu8k
Schwedische Wortforschung. 49
D. ganSf ahd. gans, ai. hansä-, jgr. xw* XV^og vgl. ahd.
ganazzo''^^%. o"hne -s bei Kluge fangen mit ie, gh- an. Bestellt '
der anlautswechsel gh- : k-, so empfiehlt sich sehr zu dieser sippe
d. hahn, huhn zu stellen. Mit isl. hlunka „to give a dull, hoUow
sound" scheint schwed. glunka „munkeln" in ähnlichem anlauts-
wechsel zu stehen. Im Isl. selbst ist dieser Wechsel zwischen
^??J»»,,,to sTliiiQpgiiJt^'', d. gJukm.,u\iS:'iM€t>-y^tzQ ausströmen,
dampfen (?)", Gering, (xTossar zu äen liefern der Edda s. 77,
unverkennbar.
Ein ähnlicher Wechsel scheint zwischen schwed. gump
„steiss" besonders von dem sterze der vögel, gumpa „klotzig
laufen", guppa „auf und nieder hüpfen" und d. humpeln, isl.
huppr „hüft&^, ahd. huf zu bestehen.
Diese beispiele, deren etymologischer Zusammenhang, den
zu erweisenden anlautswechsel zugegeben, wol unzweifelhaft
ist, scheinen mir das Vorhandensein eines solchen wechseis
unwiderleglich darzutun. In einigen fällen kam noch der
Wechsel mit anlautendem ie. g- in derselbigen sippe vor, und
ich werde jetzt einige beispiele vorführen, wo der anlauts-
wechsel ie. gh- : g- besteht. D. gT*iiin, ahd. ^«ioq^ „grünen",
Q. tOf^^/row „waphsen" sind offenbar mit d. kn
to^'^ow „waphsen" sind offenbar mit d. kram, gr. ßqvo}^
k'fipQvov, ie. Wz. *gru- verwandt. Yür die bMeutung vgl. das
mit kraut teilweise sich deckende schwed. grottsoJI^r „görai^e". .
Schwed. ^^>Hi^ ,,frofifi]h", gro Rydqvist VI, lb4 wol aus '
*gröä) setzt ie. gtir- vorauf. Dagegen weist _d,'^^*fc»«ii(e; .^itdrl
c^^84JL. cÄrSto auf ie. *qr-. Diese lautform scheint ^^ im
aScawed. A:Zotea '(aus dem 16. jh.) Rydqvist VI, 238 „kröte",
dem lAossa (mit geschlossenem o und verdicktem ?-laut) meines
dialektes vorzuliegen. Ohne die bedingungen für den eintritt
näher angeben zu können habe ich in meinem dialekte mehrere
l für r bemerkt z. ßriSTiJ»«>,^^f*«idfii^^ g^^''^^ „grinsen", Glimbo aus
Grindbo, Ko\pb6, Korpebo geschrieben. Das geschlossene o
„to bandy high words, to rail, rant" verwandt, und weiter noch schwed.
skata „die elster", denn skratta ist gerade die schwedische bezeichnung
für die stimme der elster. Ich werde mich auf diese beispiele be-
schränken, aber erwähne zuletzt, dass mein freund doc. K. F. Johansson
mich auf die Zusammenstellung von l.frango und 1. bhanäjmi aufmerksam
gemacht hat. Den grund der erscheinung kann ich im einzelnen nicht
angeben, aber viele von den beispielen scheinen doch zu zeigen, dasa
wir hier teilweise mit einem w'pgfall durch dissimilation zu tun haben.
Beiträge z. kundo d. indg. sprachen. XIII. 4
50 Erik Brate
weist darauf hin, da§s klossa in demselben ablautswechsel mit
aihdydhf^, A. ' h:Me\ii^t , wie ae. sö^ „fuligo", is\. sßf^߀
„sjfoejj^, 8. ltföller,'^gl.''Studien III, 155 note.
.^^y^ Isl. gilja „to beguile a woman", aschw. gicel mapir „Ver-
führer", giolscemi, giolskaper, gcelskaper „unzucht" setzen ie. gh-
voraus; isl. einkili „a fondling", d. kj'cele, schwed. kela „einen
verzärteln" ie. g-.
Ae. gotigel-wcefre „die spinne" braucht nicht, mit ^^^^Wnktv^
„spinne", isl. T^igwWfTyw gXichen , als eine Volksetymologie
aufgefasst zu werden, wie Kluge thut.
Isl. garpr „a warlike man, but often with the notion of a
bravo" steht mit isl. karp n. „bragging" in dem anlautswechsel
von ie. gh- : g-.
Zu isl. ^^atipn ,,both hands held together in the form of a
bowl" stellt sich d. kaufen, s. Kluge.
Das deutsche garbe scheint nicht von dem gleichbedeu-
tenden \s\. kjarf n.^ kerfin. „a bunch, wreath" getrennt werden
zu können, obschon für beide Wörter, als unverwandt gefasst,
gute etymologien sich darbieten, sieh bei Kluge, Etym. wb.
garbe, kerbe. Diese Wörter setzen also den anlautswechsel
ie. gh- : g- voraus.
Den indoeuropäischen anlautswechsel g- : k-, der germanisch
als k- : h- auftreten soll, ^zeigen folgende Wörter. Got./':fc«j^
„sorge", ae. cfa^Uj ahd. chob*q, d. karfreüg mit der sippe^von^
. narm verglichen.
•s^erselbe Wechsel vermittelt den Zusammenhang zwischen
d. Ä:a?J?!»^iund mhd. ^^^w.
Engl. ATwoifZ „hügel", ae>^«fi/Z. d. Bn^gew, rahd. "ÄTWi^m.
„er^cEötte,, klütopi^ß^ ülBelpl5^S£,, und afa. hnel(ty^mot(l)
„spitze, gipfel, hügel, fcerg".
D. kring, mhd. krinc, krank, isl. kring, kringla u. a. steht
zu d. ring, isl. hringr in demselben verhältniss.
In der gutturalreihe scheint der angenommene Wechsel
durch diese beispiele gesichert zu sein. Auch in der labial-
und in der dentalreihe findet entsprechender Wechsel statt,
obgleich ich weniger beispiele davon aufgezeichnet habe. Für
den Wechsel von ie. hh- : p- hat Bugge, Svenska landsmälen
IV, 2, 8. 48 note, 53 note zahlreiche beispiele gegeben.
Zu diesen füge ich noch: isl. brana f. „a freq. name of a
Schwedische Wortforschung, 51
cow [brana = juvenca, cited by Du Gange frora old Spanish
Latin deeds; it probably came into Spain with the Goths]"
Oxf. und isl. frenj'a f. poet. „a cow".
Isl. bmiia ,',toHb«ttdi.'„ und lat. pcifulus siehe Bugge, Kz.
IX, 437. ^* ^..--'^4---^
Ae. ^i^^„gl.om, lionor" und ae. *flcBcl in eigennnamen,
mhd'.' -v)M^m un-vlät, d. tg^ath.
Als beispiele eines \vechsels J-.'t^- könnend./;/"«^, ^q. pce^
im verhältniss zu der nasalierten wz. von ae. feäa m. „fuss-
gänger" dienen.
Durch die annähme eines wechseis dh- : t- erklärt sich das
Xerhältniss zwischen A.utH^, mhd. tdftwß^y tdtufen und d.
fMt%(£n, ahd. dotttmu^^ ae. p^H^ri, isl. poyja.
ßin durch germanische lautgesetze nicht zu erklärender
Wechsel besteht auch zwischen d. truhe, ahd. truha und!
2iQ. Prüh , isl. pro, zwischen d. troddcT^ dimin. zu ahd. tvjüt^a]
„fry^e" und d. dißhf] Q.e. Pnßä,^is\. pi^r; aber an dem deut-|
sauen tr- lässt sich nicht ersehen, ob urgerm. tr- oder dr- zu
gründe liegt; für"*i^m^ ist jenes durch Kluges vergleichung
mit l?ög^vahrscheiulich , was auf einen ie. Wechsel von d- : t-
führen würde. ^
Dieser wech^öl ie. d- : t- besteht Zwischen aschw. Ü^ttce
„stossen" und/'ai. tudämi, 1. tundo mit derselben bedejftung.
D. stossen zei'gt noch eine wurzelva:^iation durch anlautjpfades s-.
Derselbe -Wechsel scheint in isl. toiita „to mutter, mjfrmure in
a low vöice" und isl. Pjöta „to emit a whistlin^ sou^iÖ, to howl"
vorzukommen. ' /' /
Ae. kord „figjtis, coenum", isl. tord-^ll „a dung-lJBefl^'^''
gehen auiTe'. *mizdh- zurück; ahd. dost ^ist, coenurh, sterct
Ra. Graff,y^, 232 auf ie. *tuzto- ^er vielleicht "^dhui
compromiamormen scheinen ahd, zßst Glli. , ^^orst F. G/aff,
V, 228,,/e,-^.r(^zu sein. / .--^'^
Die obigen Zusammenstellungen zeigen meines erachtens,
dass in den indoeuropäischen sprachen anlautend in derselben
sippe media aspirata : explosiva media : explosiva tenuis wechseln
konnten, ohne dass dieser Wechsel durch die Specialgesetze der
einzelnen sprachen, in meinen beispielen meistens durch die
der germanischen, zu erklären ist. Für einen teil der fälle,
welche dem anschein nach diesen uralten anlautswechsel zeigen,
hat prof. Bugge in einem Vortrag auf der dritten nordischen
4*
52 Erik Brate
Philologenversammlung zu Stockholm eine ganz andere erklä-
rung entworfen. Wegen solcher fälle, wo ie. k, p, t durch
germ. g-^ h-, d- im anlaut vertreten werden, schlägt Bugge
eine ergänzung zu Verners gesetz vor. Das Verner'sche
gesetz betrifft nach bisheriger annähme den anlaut nicht, aber
nach Bugge sollten auch im anlaut die aus ie. k, p, t zunächst
entstandenen stimmlosen Spiranten A, f, ß weiter zu stimm-
haften Spiranten g, h, ä verschoben werden , so oft die dritte
Silbe, von dem anlaut gerechnet, den hauptton trug. Von
solchen fällen konnten g-, h-, d- auf andere fälle übertragen
werden, wo sie lautgesetzlich nicht berechtigt waren, ein aus-
tausch der natürlich oft zwischen zsg. und simplex stattfinden
musste. So ist z. b. das /"- in d. f,ach aus ie. p- verschoben.
D. hlachfeld würde sein h- aus /- bei einer betonung *flaha-
felp-, *hlaha-felp- erhalten haben. Auch innerhalb der flexion
von ftach selbst konnte h- entstehen z. b. in superl. *flahisfd-,
*blahistd, vgl. Kluge, Paul und Braunes Beitr. VIII, 519 f.
Diese scharfsinnige theorie kann aber in vielen der von mir
angeführten fälle nicht aushelfen, nämlich überall da, wo
andere sprachen auf einen Wechsel von media aspirata und
tenuis explosiva als entsprechung des germanischen wechseis
von stimmhaften und stimmlosen Spiranten deuten, und ebenso
werden auch diejenigen fälle, wo germanische stimmhafte oder
stimmlose spirans anlautend in beziehung zu germanischer
tenuis explosiva steht, von Bugges regel ganz unberührt ge-
lassen. Das alles kann anlass geben an der gültigkeit der
letzteren überhaupt zu zweifeln.
Dass es inlautend einen Wechsel zwischen ie. media aspirata
und media explosiva oder media explosiva und tenuis gibt,
ist von mehreren gezeigt worden z. b. J. Schmidt, Kz.
XXV, 146, Bugge, Svenska landsmälen IV, 200, 263, Ost-
hoff, Morphol. untersuch. IV, 328, PB. Beitr. VIII, 256 f.,
Möller, PB. Beitr. VII, 460, Kz. XXIV, 441, 517, Kluge,
Kz. XXVI, 98 f, PB. Beitr. IX, 180 f., W. Schulze, Kz.
XXVII, 605, V. Fierlinger, Kz. XXVII, 478 f note; und
diese forscher haben meist den Wechsel durch combinatorischen
einfiuss nebenstehender laute, besonders der nasale, zu erklären
gesucht. Welche gesetze in der that für den Wechsel mass-
gebend sind, lässt sich gewiss nur auf der grundlage einer
weit umfänglicheren materialsammlung, als meine gelegentliche
Schwedische Wortforschung. 53
aufzeichnungen , darthun und ich erlaube mir darüber keiue
Vermutung ^).
Nachtrag zu s. 33 ff. Eine ausgezeichnete parallele zu
dem Vorgang bei der urgermanischen vers,chärfung und deren
entwickelung im Nordischen bietet das '"Fseröische dar. ) In
diesem dialekte wird nach Hammershai mb, AnnaTei"*" f. nord.
oldkyndighed 1854 s. 244: ,J in einzelnen fällen zwischen zwei
vokalen als ggj ausgesprochen z. b. troyja 'wams', oyjar 'inseln',
lyjur 'still, w&rm', niyjur 'neu',\veshalb auch in diesen fällen
troyggja , lyggjur gisschrieben worden (es lautet hier wie j im
engl. joyy-. Vgl. weiter s. 249: „i vor einem andern vokal
geht nicht mj, wie in isl., über, sondern nimmt ein scharf
ausgesprochenes j nach sich an, das gewöhnlich ggj wegen der
harten, zischenden ausspräche geschrieben wird; also: trijar
oder triggjar (isl. prj&r), gleich dem gen. pl. dieses wortes in
isl. priggja verschärft; iernGr,f fggja 'hassen', fncjgja 'freien^'
— J^*^^'''^^^?*'^*^**^*^^i s/g»^^ 'sehen' etc. Bei der färoisclicn
verschärlung*^des j gfe'Kt siciier der hauptaccent "voran und
bestätigt somit gegen Bechtel die annähme, dass auch bei der
urgermanischen Verschärfung der hauptaccent hat vorausstehen
können. Zur erklärung des urgerm. wechseis von t und i und
des überwiegenden Vorkommens des i nach langer Wurzelsilbe
sind die ausführungen von Kock, Studier öfver fornsvensk
Ijudlära II, 340 f. über den aschwed. vokalbalans der endungs-
vokale zu vergleichen, vgl. oben s. 38. Es stellt sich dabei
heraus, dass die Stellung nach langer Wurzelsilbe durch die
lagerung der betonung dieselbe lautentwicklung als die Stellung
in unbetonter silbe hervorruft.
*) Auf dem gründe der erwiesenen entsprechungen lässt sich eine
gute etymologie von g. kalkjö gewinnen, welche in hohem grade die
annähme des wechseis bestätigt, ka- ist die dritte stufe, ie. *go-, von
dem präfixe wovon 1. co-^ got. ga- die zwei anderen stufen zeigen. -Ik-
ist die vokalisch und konsonantisch abgestufte wz. *legh in liegen. Dem
sinne der bildungselemente nach stimmt also got. kalkjö vollkommen zu
dem gleichbedeutenden lat. concubma.
.___ — Erik Brate^
54 Chr. Bartholomae
Beiträge zur altiranischen grammatik. V*).
XXI. Gd. aski^ j. 46'. 18.
Im literarischen zentralblatt 1884, sp. 930 habe ich darauf
hingewiesen, dass das armenische es „ich" auf ein indoger-
manisches *ek\ zurückzufüren sei, das sich zu.'^effiom verhalte,
wie das avestische jus zu jüzem : im (absoluten) auslaut trat
an stelle des tönenden der entsprechende tonlose laut. Wie
idg. eg-ihom oder egiom'^) zu eki , a,v. jüzem zu Jzhs^verhalten
sich ferner ai. tvdm zu tu, idam zu id u. a. m.; vgl. Leskien,
berichte der k. sächs. ges. der w. , phil.-hist. kl. 1884, s. 94 f.
Dass die partikel -om (-mn^ -em) speziell bei den pronomina
zur hervorhebung diente, unterliegt meines erachten^ keinem
zweifei. In den altiranischen hymnen kommen Jifeswm^^nd
TiNj^Ju" tatsächlich nur in enklitischem gebrauch vor.
Die fürs indogermanische angesetzte form eki „ich" finde
ich nun ausser im armenischen auch in der gathischen form
as/ciß (j. 46. 18) wieder, worin man früher eine verbalform
oder eine Verstärkung des folgenden Superlativs sehen wollte.
s vor ^ statt s beruht auf Übertragung; vgl. vlspaiie j. 9. 27
statt vlsp° u. a. Die betr. stelle:
je maihiä jaos ahmäi askiß vahisfä
mahiä istöis vohü köisem manarohä
ist zu übersetzen:
,,wer mir hold ist, dem verspreche auch ich (meinerseits)
in gnaden das beste aus meinem schätze". Zur bedeutun^von
istai- vgl. j. 49. 12; es gehört zu got. a^ÄViiS•^. babe", aiih^
iB^abe". -'• • •~™--*- ^•
W^"~%fX-^^'
/Vz^
XXII. Gd. ^ä j. 47. 3.
In Bezzenberger's beitragen X, s. 271 n. bemerkte ich,
dass das p in ptä „vater" etc. nicht ursprünglich sei, da (ab-
solut) anlautendes p vor t — überhaupt anlautender verschluss-
laut vor verschlusslaut — schon in indogermanischer zeit ge-
♦) Vgl. diese beitrage VII, s. 185 ff., IX, 126 ff., 299 ff., X, s. 267 ff.
Die numerirten noten befinden sich am schluss des ganzen.
Beiträge zur altiranischen gramniatik. V. 55
schwunden ist *). Die einer „schwa"-losen indogermanischen
nominativform direkt entsprechende avestische form müsste tä
lauten. Ich finde dieselbe an der oben zitirten gathastelle,
welche lautet:
ahiß manieus tuem. ahi tä spentö.
Sie schliesst sich enge an die vorhergehende strophe an, wo
es hiess:
ahiä manieus spenistahiä vahiStem
hizuä it^däis vawheus eeänü mananhö
ärmatöis zastöihiä siaoßanä verezißß
öiä Icistl huö ptä asahiä mazdä
d. i.: „Solcher heihgen gesinnung (konkret: dessen der so
heilig gesinnt ist) wartet das beste los (vgl. str. 1); in ihrer
(seiner) zunge reden schliesst sie (er) sich an den guten sinn,
in ihrer (seiner) bände tun an die gottesfürchtige gesinnung
an, in der erkenntniss: er, Mazdah, ist der vater der gerechtig-
keit (konkret: des gerechten)". Nun folgt: „Dieser gesinnung
(konkret: dem der so gesinnt ist) bist du (auch wirkhch) der
heilige vater, (er der ihm die glückspendende kuh geschaffen
hat, . . .)". [S. jetzt ar. forschungen III, s. 29. Korr.-note.]
Ueber eeänü ... verezuiß cf. Geldner, Kuhn's Zeitschrift
XXVIII, s. 265, wo richtig anuarstee (jt. 5. 18) verglichen
wird. Eigentlich passt vereziaj^ nur zu zastöihiä siaoßanä, ist
aber zeugmatisch auch zu hizuä uliS^is zu nehmen, zu dem
man ein caokaß ergänzen muss. — öiä ist = ai. aja, wie
Spiegel, vergl. grammatik, s. 324 richtig angiebt. öi statt
des zu erwartenden ai weiss ich nicht zu erklären. In den
gatha's findet es sich ferner in: akövä j. 51. 8 (1. sg. akt.),
a^töiöi j. 56'. l, isöiä j. 33. 8 (= ai. Isäjä: „wie ich dem ketzer
nach kräften ein rechter feind sein will, so ...")> wöögo j. 41. 3,
urüdöiatä j. 44. 20 (3 sg. med.), vätöiötü j. 35. 6, hädröiä
j. 32. 7, häßröiä j. 43. 2 (1. sg. akt.). Ueber ein andres öi,
das für blosses i steht, cf. verf., ar. forschungen II, s. 130.
XXIII. Gd. saregä j. 29. 3.
Das richtige hat bereits Spiegel, common tar II, s. 208
vermutet, wo bemerkt wird: Vielleicht ist es aus fjarS „herr-
*) fedröi = aus *ptrai (j. 53. 4) beweist nichts dagegen, sondern nur
das, dass das p schon in voriranischer zeit wieder restituirt worden ist.
Vgl. auch unten note 1.
56 Chr. Bartholomae
Schaft" und jan zusammengesetzt und heisst „in herrschaft
schlagend". In der tat ist saregä ein kompositum, und zwar
aus sar- „genossenschaft, bund" (vgl. verf,, arische forschun-
genll, s. 183 f.; Geldner, Kuhn's Zeitschrift XXVIII, s. 195 f.)
und yä = ai. hä, nom. sing, zu ar. ghan-; vgl. verepremgä
j. 44. 16. saregan- adj. bedeutet somit „den bund brechend".
Die erste zeile
ahmäi asä nöi^ saregä
aduaesö gauöi paiti . mraua^
besagt somit: „kein wirklich wolwoUender bricht dem rinde den
bund, — so antwortete er ihm — ". Der zwischen mensch und
rind bestehende bund wird seitens des menschen durch schlechte
behandlung des rindes gebrochen, und das ist's ja, worüber sich
das rind in der ersten strophe des lieds beklagt.
XXIV. Av. hanuant huenuant.
Der jüngste erklärer des worts zerlegt es in hu+an-{-vant-
und will es zu häßra- gestellt wissen; hu-an-uant- soll bedeuten
„wo es sich leicht atmen lässt, angenehm, lieb"; cf. Geldner,
Kuhn's Zeitschrift XXVIII, s. 197 f. (anders ebenda XXV,
s. 478 f.). Ich glaube aber nicht, dass es Geldner gelingen
wird irgendwo im veda oder avesta eine änliche bildung auf-
zutreiben. In Kuhn's Zeitschrift XXVIII, s. 12 ff. hoffe ich das
verhältniss von gd. heng zu ai. svär klargestellt und gezeigt zu
haben, dass heng — für *suans stehend — der gen. sing, eines
arischen Stamms suan- ist, der in der flexion mit dem stamm
suar- wechselte. Der gleiche stamm wie dort liegt auch in
unserm hanuant-, gd. henuant- vor. Es entspricht dies somit
dem ai. svärvant- „licht, himmlisch". Vgl.: asmanem hanuantem
„den lichten himmel", gaiehe hanuatö „des himmlischen lebens",
asä henuätä „mit dem himmlischen Asa" (vgl. svärvant- als
beiname des Agni, Indra, der Aditi, Usas und überhaupt der
deva's: rgv. 6. 50. 2); endlich hanuaiüs verezö asahe „die
lichten statten der gerechtigkeit oder des Asa", vgl. zum aus-
druck vrgdne svärvati rgv. 10. 63. 15, womit doch wol — im
gegensatz zu pathjasu „den wegsamen, bewonten gegenden".
dhänvasV' „den wüsten" und äpsü „den gewässern" „der luft-
raum" gemeint sein wird. Unklar bleibt noch henuaß hanhus
in j. 53. 4. Geldner, Kuhn's Zeitschrift XXVIII, s. 198 will
Beiträge zur altiranischen grammatik. V. 57
haifhtis als nom. subst. zur ysan- stellen. Dann würde sich
ai. sätih svärvati rgv. 1. 168. 7 vergleichen lassen. Aber ich
sehe doch nicht recht, wie man von san- auf haioh-us ge-
langen soll.
Zu hanuaitis asahe verezö j. 16. 7 , hanuaiüs verezö vsp.
19. 2, jt. 5. 1 f. vgl. Geidner, Kuhn's Zeitschrift XXV, s. 478 f.
Spiegel und Justi (s. v. verez-) übersetzen nach Nerjosengh
„die glänzenden taten (werke) der reinheit (des Asa)". Aber
der glossator verstand den text noch besser als Nerjosengh,
was daraus erhellt, dass er der pehleviversion garötman hinzu-
fügt. Und diese selber? Zu j. 17. 42 (Spiegel) lautet der
pehlevitext: zak i nevak karto jasaräis varzisno jazbe^ünam:
garötman. Was bedeutet varzisno? Muss es denn „das wirken"
bedeuten? Die in gr, Uqyvv vorliegende wurzel, welcher wir
den sinn „einfriedigen, umfriedigen" beizulegen haben, liegt
auf iranischem gebiet vor in: av. verezena-, varezäna-, ap. var-
dana- = ai. vxgana- „umhegung, umfriedigter platz, ge-
schlossene niederlassung , dorfschaft" auch oppidum (BR.),
np. barzan „quartier, Stadtviertel" und in Ortsnamen auf verd
und gird (cf. Mordtmann, Zeitschrift der d. morgenl. ges.
XXXII, s. 724 ff.). Sollte es wirkhch ganz unmöglich sein
auch unser varzisn zu jenen Wörtern zu stellen ? Das gathische
verezena- wird von der tradition mit väran wiedergegeben, und
Nerjosengh übersetzt dieses angebliche värün mit svapawktis,
svasrenis oder dgl. Aber värün ist doch schwerlich etwas
andres als eine inkorrekte Schreibung für varzo. Ist dies nun
blos eine buchstäbliche transskription des avestischen worts
oder ein achtes pehleviwort ? Jedenfalls ist die letztere anname
in hinblick auf np. barzan nicht one weitres abzuweisen.
XXV. Av. aspa-vlra-ga jt. 10. 101.
Aus meiner abhandlung über die avestischen dualverbin-
dungen in Bezzenberger's beitragen X, s. 267 ff. *) ergiebt sich,
dass die Westergaard'sche korrektur aspa viralca, die von
Windischmann, Spiegel, Geldner (Metrik, s. 72) und
*) Die Worte „da antare sonst mit dem akkusativ verbunden wird"
(a. c, 8. 268 n.), bitte ich zu streichen. Ich habe übersehen, dass
Geldner antare-saire verbinden will.
58 Chr. Bartholoraae
J. Darmesteter stillschweigend angenommen worden ist, un-
möglich richtig sein kann. In der tat ist der handschriftliche
text ganz tadellos; derselbe hat aspa viraga, ein nom. sing, zu
aspa-vira-gan-, adj. „rosse und männer zu boden schlagend". Man
vergleiche hiezu die kurz vorhergehenden worte nigainti aspaeka
paiti viraeka. aspa-vlra, das hier als erstes compositionsglied
fungirt, ist ein weiteres beispiel zu den bei verf., a. a. o. auf-
gezälten dualverbindungen.
Den anlass zu jener korrektur gab vermutlich das voraus-
gehende warn, wofür West er gaard uie schreiben wollte. Aber
auch hier ist der überlieferte text ganz korrekt. Nur ist uaia
nicht, wie Geldner, a. a. o. es nimmt, gleich ai. ubhdjä (akk.
du.), sondern vielmehr gleich ai. uhhaja (adv.) zu setzen; es
bedeutet „zu beiden Seiten, rechts und links". Ins indische
übersetzt würde das sätzchen lauten: sa pürvjö gadäm nihantj
asveka prati vireka saträ frastqs (oder trastä) träsajatj uhhajä
'svavlrahä.
XXVI. Av. naua.
Justi im handbuch, s. 168 sagt zu 2 naua einfach, es
käme von 1 na „nicht", one sich über dessen entstehung zu
äussern, bemerkt aber zu nauäß, es sei dies die ältere form
von naua. Spiegel, vergl. grammatik, s. 394 nimmt für
naua eine adverbialendung va an, die gleiche, die auch in aeua
= ai. 1 evä vorliege. In der tat aber ist naua nach ausweis
der belegstellen nichts andres als das indische nd va; das
enklitische vä ist mit dem betonten na zusammengeschrieben.
naua bedeutet:
1) „oder nicht"; cf. v. 5. 25: dätaß paiti draonäß naua
dätäß „niag das Streitobjekt rekognoszirt oder nicht rekognoszirt
sein" (vgl. Geldner, Kuhn's Zeitschrift XXV, s. 205);
2) verdoppelt „weder — noch"; cf. v. 3. 39 = <9. 27 :
naua he asti kipa naua he asti äperetis „für den gibt es weder
strafe noch busse";
3) „auch nicht"; vorher ist ein entsprechender satz mit
naua dem sinn nach zu ergänzen; cf. v. 18. 31: naria azem . .
anaiwiästis hunämi „auch ich gebäre nicht one beischlaf";
jt. 11. 3 : naua kis mainiaua jazata . . paitidrqm nöiß paiti-
Beiträge zur altiranischen grammatik. V. 59
st(im vldenti „auch keine — [man erwartete Icaio] — himm-
lischen götter vermögen beihilfe oder beistand zu gewären'*;
4) „nicht aber"; cf. j. 11. 3: naua ahmi pesö-särö „ich
bin aber kein ausgestossener"; jt. 5. 50 = 19. 77.
Das zu a. 1. 4, v. 6. 32 bezeugte nwaäß ist eine zusammen-
rückung aus naua -{-aß, = „oder aber nicht"; vgl. aääß.
XXVII. A\).ßakatä.
Die einwendungen , welche Geldner in Kuhn's Zeitschrift
XXVIII, s. 801 gegen die in meinen arischen forschungen II,
s. 103 vorgetragene erklärung von ßakatä etc. erhebt, kann ich
nur zum geringsten teil für berechtigt erklären. Vor allem ist
es mir nicht möglich mich Gelduer's eigener erklärung anzu-
schliessen. Schon die ausdrucksweise wäre höchst befremdlich.
Die stelle — z. b. — Bh. 1. 42 f. : ^saSam . hauv . agarhäjata .
garmapadahja . mähjä . 9 . raukabis . ßakatä . aha . avaßä . ^Sa-
sam . agarbäjatä . würde nach Geldner wörtlich übersetzt be-
sagen: „der herrschaft bemächtigte er sich; vom monat gar-
mapada waren 9 tage vorüber; es war; da bemächtigte er sich
der herrschaft". Das wäre also am 10. gewesen ! — Der haupt-
grund aber, warum ich Geldner's erklärung ablehnen muss,
ist ein syntaktischer, als 3. sing, oder plur. des praeteritums
im praeteritalen sinn müsste das wort notwendig mit dem
augment verbunden sein.
Ich stelle für die wurzel (ar.) sak- folgende bedeutun-
gen auf:
1) „verlaufen, verstreichen, dahin gehen, vorübergehen";
vgl. P W. unter 3 i 2) , 1 gatn 2) , 1 ja 2) : dazu als verbal-
abstrakt sakatai- „der verlauf"; —
2) mit ä „sich hinziehen bis — , einen bestimmten Zeit-
punkt erreichen"; —
3) mit parä „von einem punkte weg zum andern hingehen,
sich hinziehen, sich erstrecken, dauern"; —
4) mit pra „fortgehen, vorübergehen, aus dieser weit
scheiden"; vgl. PW. unter ?ti+pra 3). — Cf. :
ad 1) Bh. 1. 37 f.: vija^nahja . malijä . 14 . raukabis .ßakatä .
aha .jadlj . itdapatatä „im vjakhna-monat, im verlauf des 14. tags
war es, dass er sich empörte" ; — v. iö. 8 : jezi näirika vohunls
aiwi . vaenäß jaß he ßrajÄj limfna sakänte airime gätüm he nishi-
60 Chr. Bartholomae
äaeta vispem ä ahmäß jaß he Icaßwärö ^safna sakänte „wenn
die frau noch blutstropfen sehen sollte, nachdem ihr drei nachte
verstrichen sind (sein werden), so soll sie ihren platz in der
abgeschiedenheit beibehalten, so lange bis vier nachte ver-
strichen sind (sein werden)". Vgl. v. 16. 9 ff., 6. 43, 9. 33,
19. 23. Hauptsächlich diese stellen sind es, die Geldner
gegen meine erklärung von pahatä geltend macht. Wie man
ein praeteritum im priorischen nebensatz im deutschen mehr-
fach durch das plusquamperfekt wiedergeben muss, so hier den
futurischen konjunktiv durch das futurum exactum. Vgl. Del-
brück, syntaktische forschungen I, s. 67, II, s. 114. — v.l.A
glosse: hapta henti hqminö mätaha panica zaiana askare ,, (sonst)
gibt es doch sieben Sommermonate, (nachdem) die fünf winter-
monate vorüber gegangen sind". Das jar beginnt mit dem
winter, wie der tag mit der nacht.
ad 2) V. 15. 8 : jö näirikqyn jqm apußrqm . . anaßa^tqm para
^sudrä aui franharezaiti ,,wer eine niedergekommene frau be-
schläft, die ihre zeit noch nicht erreicht (ihre reinigungsfrist
noch nicht abgewartet) hat". Vgl. Geldner, Kuhn's Zeitschrift
XXV, s. 193; bei Darmesteter wird das wort ignorirt.
ad 3) nir. fol. 71: kahmäß haha apqm vawuhinqm frätis
fragasaiti? haha hü. va^säß ä hü .fräsmö . däitim para (hds.
pairi; doch s. fol. 75) saJcaiti (? °te) „wann beginnt die weihe
der guten wasser? Sie dauert von Sonnenaufgang bis Sonnen-
untergang". Vgl. Zendpahlavi glossary, s. 76 f.
ad 4) V. 5. 10: frä hama saicinte aßa aiwigäme „die Sommer-
zeit geht vorüber; da in der folge — "; — v. 19. 28: pasica iri-
stahe masiehe pasha frasa^tahe masiehe ,, nachdem der mensch
gestorben, nachdem der mensch hinübergegangen ist" (Spiegel).
Für sakaüe in v. 18. 16 habe ich schon in Bezzenberger's
beitragen IX, s. 311 eine andre erklärung vorgeschlagen, die
es mit pehl. sazldan zusammen bringt. Ich habe keine veran-
lassung davon abzugehen.
XXVIII. Zur 5. und 9. praesensklasse.
1) Gd. debenaotä j. 32. 5.
In Kuhn's Zeitschrift XXVIII, s. 261 schreibt Geldner:
„In debenaotä steckt wieder ein den gramraatikern so fatales e,
das noch der junggrammatischen erlösung harrt". Dem debe-
Beiträge zur altiranischen grammatik. V. 61
naotä kann geholfen werden. Freilich anders wol, als Geldner
annehmen mag. Ich halte nicht das zweite e für svarabhaktisch,
wie es jedenfalls Geldner tut, sondern das erste, und teile
d^h-enao-tä.
db = ar. dhh : ist die wurzel dahh- „betrügen" in schwäch-
ster gestalt. Man setzt sie ja allerdings gewönlich mit innerm
nasal an, unter hin weis auf ai. dadämhha, damhhäjati u. a.
Aber, wenn auch diese oder jene form der wurzel einen nasal
aufzeigt, so ist es damit noch keineswegs erwiesen, dass der-
selbe von alters her darin heimisch war. Wurzeln, deren vokal
vor einem geräuschlaut stand , konnten im arischen gar leicht
auf dem wege der analogie zu einem nasal kommen. So kann
ai. daddmbha zu dabhtioti gar leicht nach den mustern tastämhha
zu stabhnoti, haskämbha zu skabhnoti neu gebildet sein. Dass
aber wirklich dabh- und nicht dambh- als wurzel anzusetzen
sei, dafür lassen sich folgende gründe geltend machen: 1) Im
rgveda kommt der nasal überhaupt nur achtmal vor, und
zwar sechsmal im kaussale und zweimal im nominalstamm
ddmbhana-; später nimmt er überhand. So hatrgv. im perfekt
noch dadabha, aber athv. daddmbha. — 2) Das avesta hat
nirgend einen nasal; das kaussale lautet hier däbaieiti gegen-
über ai. dambhdjati. — 3) Das desiderativum lautet schon in
arischer zeit ^dibzha-ti = ai. dipsa-ü, av. diwza-idmi ; diese
form erklärt sich aber nur aus einer nasallosen wurzel, und
zwar aus * di-dbh-sa-ti. Aus dambh- hätte nur *didahzhati
hervorgehen können.
enao = ar. anau: setze ich gleich idg. y,neu und erkläre
dies für eine nebenform von nau, dem praesenssuffix der fünften
klasse. Ebenso findet sich ja auch in der neunten klasse neben
nä, nl, n ein an, d. i. t^n ; cf. ai. isanas, isanat, isananta neben
isndti, ferner krpänanfa und av. pesanaiti (cf. verf., arische
forschungen II, s. 95); auch im griechischen steht -avcj neben
-vü). Doch flektirt debenaotä noch unthematisch, wärend isanas
etc. in die thematische konjugation übergetreten sind.
2) Gd. zaranaemä j. 28. 9.
Zu den eben erwänten indisch -iranischen formen der
neunten klasse gehört auch zaranaemä, das nicht, wie bisher
allgemein geschah, in zara-nae-ma zu zerlegen ist — dann wäre
eben zeren° zu erwarten — , sondern vielmehr in zar-anae-mä.
Das zwischen z und r stehende a ist svarabhaktisch, wie in
62 Chr. Bartholomae
zaraiö „see" neben zraiö = ai. gräjas, zauruänem neben zruä-
nem }. 9. 11 u. ö. Die flexion ist auch hier die thematische.
3) Av. spanuanti jt. 21. 4, spenua^ j. 51. 21, hanuainti
jt. 14. 46. '^
Justi stellte im handbuch eine wurzel span- „fördern,
mehren" auf, zu welcher er ausser spanuanti und spenuaß be-
sonders auch spenta-, spaniah-, spenista- und spänah- gezogen
wissen wollte. Unter spenta- finden wir dort das folgende:
„vermehrend, heilig (zwei bedeutungen, welche im persischen
religionssystem identisch sind; der heilige ist der, der dem
Ahriman abbruch tut und die macht des Ormuzd vermehrt)".
Auf welche tatsache stützt sich diese erklärung? Doch einzig
und allein darauf, dass der zendist spenta beharrlich mit afzünik
wiedergibt und der glossator dies im sinn von „mehrend" —
aber Nerjosengh hat fast durchweg mahat- oder gurav-
„gross" — versteht. Und eben zu dem zweck ist sie gemacht,
um zwischen spenta- „heilig" und afzünik „mehrend" eine
brücke herzustellen. Aber die texte selber unterstützen diese
meinung in keiner weise. Hier bedeutet spenta- einfach „heilig,
sanctus^ und nichts andres. Das slav. sve^t^ aber und das
lit. szvhnts, beide ebenfalls „heilig" bedeutend, lassen keinen
zweifei darüber bestehen, dass das wort uralt ist und seine
bedeutung „heilig" längst gehabt hat, ehe ein persisches reli-
gionssystem existirte. Die traditionelle Übersetzung von spenta-
mit afzünik „mehrend" und dessen erklärung beruht lediglich
auf der vagen Vermutung irgend eines avestagelehrten, dem es
die folgenden generationen träggläubig nachgesagt haben 2).
Für mich existirt eine wurzel span- (,, mehren" oder dgl.)
nicht. Auch spenuaß und spanuanti setzen eine solche nicht
voraus. Vielmehr gehen sie auf spha- „proficere" zurück und
zerlegen sich in sp- (= ar. sph-, schwache wurzelform) +anu-,
enu- (= ar. anu) -f suff. ; anii aber, d. i. idg. '^nu ist die
schwache form des für debenaotä nachgewiesenen praesens-
suffixes. Die flexion jedoch — wenigstens die von spenuaß —
ist die thematische.
hanuainti wird von Justi zur wurzel han- „glänzen" ge-
zogen und soll mit apa ,,sie machen glanzlos, d. i. erfolglos"
bedeuten; nach Darmeste ter sogar ,,chant away" (cf. etudes
iraniennes II, s. 111), verf. in seinem altir. verbum erfand
eine wurzel ^aw- „drehen". Greldner endlich, drei yasht, s. 83
Beiträge zur altiranischen grammatik. V. 63
bemerkt: „hvanvainti ist ein non liquet. Keine der bekannten
wurzeln hvan will passen". In der tat, hanuainti gehört auch
zu keiner derselben , sondern vielmehr zu smi- (ai. 2 su) „an-
regen, antreiben", mit apa „fort-, zurücktreiben", und ist aus
SU- (schwache wurzelform) + anu + suff. entstanden. Dass
aus der gleichen wurzel praesensbildungen nach der fünften
und neunten klasse nebeneinander vorkommen — vgl. hu-
näiil, hunümi — , ist ganz gewönlich; so z. b. ai.: ksinati
neben ksinoti, stj-nati neben stfnoti, stahhnati neben stahhnoti
u. a. m.
Ihr getreues ebenbild haben diese formen im griechischen.
In den viel besprochenen homerischen praesentien (p&avto ( =
att. q>&av(i)) und 'iv.ävof.iaL kann -ävio nur auf -ävfto zurück-
gefürt werden; vgl. Wackernagel, Kuhns Zeitschrift XXV,
8. 262. (pd--avf-a) aber ist aus 9>^ä- genau so gebildet, wie
sp-anu-anti aus spä-; und nicht nur das, es ist sogar völlig
das gleiche wort, wie das schon Bezzenberger in seinen
Beiträgen IX, s. 252 erkannt hat. Die dem avestischen und
griechischen verbum zu gründe liegende wurzel ist sphe- (cf.
ai. sphäjate, sl. sjJeti, lit. speti), bzw. mit metathese der konso-
nanten pshe-, woraus gr. (pd^°; vgl. hierzu verf. , arische
forschungen II, s. 54 ff. Die veranlassung freilich zu dieser
und änlichen Umstellungen ist noch in dunkel gehüllt. Denkbar
wäre es, dass anlautendes s vor verschlusslauten nach aus-
lautendem s verloren ging (vgl. von Fierlinger, Kuhns Zeit-
schrift XXVIl, s, 197), nach auslautendem verschlusslaut aber
sich umstellte. Vgl. G. Meyer, griech. grammatik^, § 248 ff.
— Neben ixavco mit dem suffix ^mw steht rAvio^aL aus °vej^°
mit neu; es besteht hier dasselbe Verhältnis wie in der neunten
klasse zwischen ai. imnat mit nn und isnät mit nä.
Warscheinlich gehört auch das zu jt. 10. 20 bezeugte fra-
stammintl hierher, das sich in fra-st-anu-ainti zerlegen und
zur wurzel sthä- ziehen lässt. Die worte harentö noi^ frasta-
nuainti besagen „reitend kommen sie nicht vom fleck"; vgl.
dazu ai. sthä--\-prd „aufbrechen". Im arischen kommt zwar
sonst ein nasalpräsens dieser wurzel nicht vor; aber im griechi-
schen haben wir ozdvsL und eotavsv ^ im slavischen stanq
Einem historischen Zusammenhang dieser formen soll damit
nicht das wort geredet werden.
64 Chr. Bartholomae
4) Av. huqnmahi j. 35. 5, friqnmahi j. 38. 4 *).
Zu den formen der neunten klasse mit an statt n gehören
weiter, auch die beiden eben zitirten, welche als 1. plur. neben
den 3. sing, hunäitl, frinäß stehen. Den Zusammenhang von
friqnmahi mit ai. prlnlmdsi hat schon de Saussure, memoire
sur le Systeme primitif, s. 251 geant, one ihn jedoch richtig
zu erkennen. Wenn wir annehmen, dass sich die arische
gruppe vokal + nasal vor nasal im avestischen zum nasalvokal
+ nasal gestaltete — und dem steht nichts im wege, da
kamna- aus kab(h)nd- entstanden ist, vgl. kamhista- und verf,,
handbuch, § 138 — , so lässt sich huqnmahi auf ar. *su-an-
mäsi zurückfüren; dies aber verhält sich zu ai. *su-na-ti (=
av. hunäiti) genau so wie ai. is-an-at zu is-nä-ti, nur dass
jenes noch unthematisch flektirt ist. Ueber n als schwache form
des praesenssuffixes der neunten klasse cf. verf., arische
forschungen 11, s. 87.
Endlich, wie sich huqnmahi zur wurzel sau- stellt, so fri-
qnmahi zu prat-. Ueber das alter dieser bildung mag man
wegen des anlauts fri zweifelhaft sein. Doch vergleiche man
2i^.hijäj das nach Osthoff s richtiger erklärung (zur geschichte
des perfekts, s. 426) aus bhu-ne-t hervorgegangen ist. *bhu-i^
in bijä aber steht zu *bhü-ie- in ai. bhüjät im gleichen Ver-
hältnis wie *prt-y,n- in friqmahl zu *pri-n- in ai. jprlnate.
Ist auch dqnmahi j. 68. 1 hierher zu ziehen?
XXIX. Gd. agen j. 48. 10.
Man hat uiaen tasher allgemein (Spiegel, Justi, Roth,
verf.) als 3. Tlur" f zuai.^ |^^!>3ff|, ..ö%i^^ ' genommen. Dem
widerspricht aber derpalatal. Ich zerlege a (= a) + gen = |
ai. hdn, ar. *ghans, 2. sing, praet. zu -y/ghan-; vgl. gen in j. 46. 12, |
das ebenfalls 2. sing, praet. ist, aber zu ygam- zu gehören
scheint. Den sinn unsrer stelle hat Roth (Zeitschrift der d.
morgenl. ges. XXV, s. 228 f.) im wesentlichen richtig erkannt;
daran wird auch durch Ludwig's geschmackvolle Übersetzung
„wann werden sie den harn dieser begeisterung wegpissen?"
(der rigveda IV, s. 233) nichts geändert. Die zeile
kadä agen müßrem ah^a madahiß
* So fast alle hdss. Geldner schreibt one grund °qmaht.
Beiträge zur altiranischen grammatik. V. 65
wird besagen: „Wann wirst du (endlich einmal) dreinschlagen
(mit dem blitz) in den sudel dieses rauschtranks ?"
XXX. Gd. aköj^^. 51. 8, ha^rj/a \. 4S. 2.
Schon oben s. 55 habe ich beme^ktf dass ich diese formen
für 1. sing, halte, im gegensatz zu Geldnör's auffassung in
Studien zum avesta I, s. 21. In ihrer bedeutung vergleichen
sie sich mit indischen denominativen wie aghajäti „unheil zu-
fügen wollen, — drohen", dukhnnäjase „unglück bereiten wollen,
böses antun wollen" u. a. m. öi steht beidemale für ai; cf.
oben s. 55.
1) Ui^tä „ich drohö schlimmßgr," böses''^ ' zu aka-
j. 5i. »fC^ ^^.^ -^' _ -' - /
hia^ wköia dreguäü^ uStä asem je dädre
„schlimmes drohe ich.^em ungläubigen; heil aber (sei) demi
der am rechten festhält!"; —
2) haprom ^MJ^'^QxheissG glü^", zu h^ra-; cf. j. 43. 2:
'"^''ii^yf ahmäi ^^mspanc^mjji^istem
ißpröiä '"" ,vt«^
„und dem v^rheisse ich das allerhöchste glück".
')"
XXXI. Gd. enäJistä j. 32. 6.
Vgl. Geldner, Kuhn's zeitschr. XXVIII, s. 261. Die ansieht,
dass unser wort mit ai. inaksati zusammen zu stellen sei, habe
ich längst aufgegeben. Ueber letzteres vgl. verf. , arische
forschungen II, s. 91 f. enä^stä kann schon wegen des anlau-
tenden e nicht zu den desiderativen gezält werden. Es ist
vielmehr praeteritum vom perfektstamm (sog. plusquamperfekt)
der Wurzel ans- „erreichen". Die grundform ist ar. *cinästa =
idg. *ennkite, also mit „attischer" reduplikation , wie sie ja
bei dieser wurzel häufig genug bezeugt ist; cf. ai. änqsa —
rjveyyia. Schwierigkeit macht nur das ^. Geldner glaubt sie
dadurch beseitigen zu können, dass er die form zu ai. yaks-
stellt. Aber ks in ai. aks- geht auf idg. kis zurück, und kist
wird im iranischen auch nur st, ebenso wie kit Ich halte
dafür, dass das ^ obiger form in gleicher weise zu beurteilen
ist, wie in ßware^staraska neben pwörestä, välisem neben väsem
Beiträge z. künde d. indg. sprachen. Uli. 5
66 Chr. Bartholomae
(v. 7, 41) u. a. : es ist one etymologischen wert. — Bezüglich
des kurzen anlauts verweise ich auf ai. anagä, anagjät zu ang-,
anastam rgv. 7. 45. 2 (aorist: „jetzt haben seine beiden arme
des himmels enden erreicht") zu ans- und av. anase (s. 78).
XXXII. Gd. ehm = ar. asm.
Im altpersischen geht ar. s vor m ganz verloren, cf. amlj
= ai. dsmi*\ im avestischen anlautend ebenfalls, cf. mahi =
ai. smäsij wärend inlautendes sm zu m wird, wofür Geldner
in seiner ausgäbe ganz mit unrecht, wie ich überzeugt bin, hm
in den text gesetzt hat (cf. Kuhn's literaturblatt II, s. 383).
Dass dies angebliche hn in seiner ausspräche dem m sehr
nahe gestanden haben muss, zeigt die tatsache, dass es auf
ein vorhergehendes a die gleiche Wirkung äussert wie blosses m.
Im gathadialekt erscheint ar. a vor w vielfach als e (cf. verf.,
handbuch, § 6), in gleicher gestalt aber auch, was ich dort
noch verkannt habe, vor hm. Die belege sind:
1) ehmä j. 29. 11, 34. \, 43. 10; = ar. *asma „wir
waren"; im Jüngern avesta ahma, vgl. das zitat in a. 3. 3.
2) mehmaidl j. 45. 3, amehmaidl j. 35. 7; = ar. *a-7nas-
madhi (mas = my.s), 1. plur. aor. sigm. med. aus yman-; vgl.
ai. masija, agasmahi (-ygam-J.
3) grehma- j. 32. 12 — 14; = ar. *grasma~ zu ai. -y/gras-.
XXXIII. Gd. Iciuisl, kiuista j. 51. 15, 34. 13.
In Kuhn's Zeitschrift XXVII, s. 229 f. wollte Geldner
statt der überlieferten formen Icöisl, Jcoistä lesen und als aoriste
zur Wurzel kais- „versprechen" stellen. Man kommt aber,
glaube ich, auch one korrektur aus. — Dass das erste i svara-
bhakti ist, wird von der metrik mit Sicherheit erwiesen. Eine
Wurzel kuais- anzusetzen ist unmöglich, wegen des palatals,
*) Die Roth'sche erklärung von näisml in j. 12. 1 aus näi sml,
welches „ich bin nicht" bedeuten soll (cf. etudes dediees a C. Leemans),
kann ich aus zwei gründen nicht für richtig halten: 1) weil es ein allein
stehendes nüi „nicht" nicht gibt; ap. naij ist aus naid hervorgegangen,
und 2) — der hauptgrund — weil ein av. sm doch nicht auf ar. sm
zurückgefürt werden kann. Man müsste schon analogiebildung nach asti
annehmen.
Beiträge zur altiranischen grammatik. V. 67
der sich eben nur vor einem hellen vokal entwickeln konnte.
Ich teile daher hi-w-lj ku-is-tä, und sehe in diesen formen ü-
aoriste einer wurzel kau-, der ich die bedeutung „es absehen
auf — , hoffen" zuweise; vgl. ai. -^kü, äkütis. Das Je ist aus
den bildungen mit mittlerer wurzelform bezogen. Dass der
?«-aorist schwache wurzelgestalt aufweist, ist gegen die regel
der Sanskritgrammatik, kommt aber im veda oft genug vor;
vgl. die aufzälung der stamme bei Whitney, wurzeln, s. 226.
— Cf.: j. 51. 15:
tä ve vohü manawhä . . . Iciulsi
„das erhoffe ich mir von eurer gnade"; — j. 34. 13:
hia^ kiuistä hudäbiö mizdem mazdä
jehiä tu daprem
,,was von den frommen als Ion erhofft wird, o Mazdäh, (näm-
lich) dass du ihn gewären wirst". [Jehiä steht für ja^ ahiä
(mlzdahiä). Gegen die mehrzahl der hdss. mit Geld n er
hudäbiö zu schreiben, kann ich mich nicht entschliessen ; vgl.
Kuhn's literaturblatt II, s. 386. Aus einem thema hudäh- =
ai. sudtis- kann der dativ plur. nur entweder hudazhiö (= ar.
* siiddzbhjas , ai. sudahhjas) oder — als analogiebildung in an-
lehnung an den nom. sing. — hudäbiö lauten.]
XXXIV. Gd. frärente j. 46. 3.
Das wort ist nicht, wie man es früher tat, in fra-\-arente,
sondern in frä+rente zu zerlegen, wie eine anzal von hdss.
auch wirklich bietet, rente ist = ai. rante rgv. 7. 36. 3, vgl.
rmita, und gehört wie dies zur wurzel ar- „schicken, sich auf-
machen". Whitney, wurzeln, s. 14 teilt die formen der
6. praesensklasse zu. Aber das avestische erete j. 44. 12,
3. sing., zeigt, dass sie richtiger der 2. zugewiesen werden.
Warscheinlich sind sie auf den formen des unthematischen
aorists aufgebaut: „aoristpraesentien" ; vgl. ai. ärta, arta, av.
ärem (j. 43. 10; unten, s. 72). Das « dieser letzten form ist
aus der kontraktion des augments mit dem wurzelaulaut ent-
standen. Wenn dagegen das zur gleichen wurzel gehörige
äresuä in j. 55. 12 so richtig überliefert ist, so muss es seines
ä wegen dem perfektstamm zugezält werden.
68 Chr. Bartholomae
XXXV. Ap. ak''un"V"j"t''a.
Nach einem vokallos zu sprechenden konsonantenzeichen
wird in der altpersischen schrift bekanntlich ij statt blossen /
geschrieben; vgl. verf. , handbuch, § 81 f. In der anmerkung
zu § 82 sind nur drei abweichungen von dieser Schreibweise
aufgefürt: tj'a etc., apanjäkam und akünavjata. Die erste tja,
tjam, tjaij etc. bleibt als solche bestehen; dass etwa taja ge-
sprochen wurde, halte ich nicht für warscheinlich. — Auf
apanjäkam in der grammatisch und orthographisch gänzlich
verluderten Inschrift des Artaxerxes Mnemon ist kein gewicht
zu legen. — Endlich, was das letzte wort betriift, so halte ich
jetzt dessen hergebrachte lesung und erklarung — akünavjata:
3, sing, praet. med. eines aus dem praesensstamm künav- gebil-
deten passivstamms ; cf. Spiegel, keilinschriften ^ , s. 190;
verf., handbuch, § 277 — nicht mehr für richtig. Man er-
wartete doch wenigstens die Schreibung ak"un''V'jH''a. Ich lese
jetzt vielmehr akünavajatä, das ich als 3. plur. praet. med.
eines aus dem praesensstamm künav- geformten kausal-
stamms fasse. Eine 3. plur. fügt sich besser in den Zusammen-
hang, insofern so der Wechsel des Subjekts vermieden wird,
und ausserdem wird diese fassung durch die parallelstelle
NRa 20 unterstützt. Cf.: tj'asäm hakäma a^ahj^) ava akünava
(NRa 20) gegenüber tjasäm hafcäma a^ahj . . . ava akünavajatä
(Bh 1. 20) und j'apäsäm hakäma aßahj ava^ä akünavajatä (Bh
1. 24). Dass dort das aktiv, hier das medium gebraucht ist,
stört mich nicht; ich verweise auf den unterschiedslosen ge-
brauch der beiden genera bei der wurzel bar-; cf. I 9: manä
hägim ahara gegen Bh 1. 19: manä hägim abaratä. Werden
ja doch sogar zu astij „er ist" medialformen gebildet. So wird
man auch akünavatä in NRa 37 besser als 3. plur. — „was
ich ihnen sagte, das taten sie" — denn mit Spiegel als
3. sing, mit passiver bedeutung nehmen. Auch das macht mich
nicht irre, dass das kausale im gewönlichen sinn der wurzel
gebraucht ist. Eigentlich kausative bedeutung lässt sich ja
bei keiner der belegten altpersischen kausalformen mehr mit
Sicherheit nachweisen (doch vgl. die note 4).
Beiträge zur altiranischen grammatik. V. 69
XXXVI. Ap. f''r''h''r''V'")n".
Wie nach einem vokallos zu sprechenden konsonanten-
zeichen ij statt j geschrieben wird (cf. oben), so auch uv statt
v; cf. verf., handbuch, § 81, 84. Als einzige ausname von
dieser orthographischen regel ist an letzterer stelle das wort
fraharvam Bh 1. 11 aufgefürt. Denn statt gäßvä, wie Spiegel
in Bh 1. 62, 66, 69 und NRa 36 liest, ist sicherlich vielmehr
gäpavä zu lesen. Spiegel nimmt gäpvä als instrumental im
sinn des lokativs, unter hinweis auf § 75 (s. 192). Ich vermisse
aber dort die belege, gäpavä ist vielmehr wirklicher lokativ
mit postfigirtem a, ebenso wie dahjauvä; vgl. auch dastajä und
verf., handbuch, § 56. — Aber auch fraharvam halte ich
nicht für die richtige lesung. Man dürfte wenigstens erwarten
f<'r"h''r"v"m'' geschrieben zu finden. Ich denke mir, dass harava-,
wie ich lese, identisch ist mit dem griech. öloo-, das doch nur
aus öXofo-, nicht etwa aus oXj^o- entstanden sein kann. Dann
verhält sich ap. harüva- (ar. *sarva-) zu harava- (ar. *sarava-)
wie gr. olo- (aus *6lfo-) zu okoo- (aus * oAo/o-). Wir haben
es also mit einem abstufenden nominalsuffix zu tun; über die
verschiedenen formen des suffixes olo etc. vgl. Wheeler, der
griechische nominalakzent, s. 23.
Ich benutze diese gelegenheit, um wieder einmal an die
schon von Windischmann aufgestellte, später aber — wie
z. b. aus Bezzenberger's bemerkungen in seinen beitragen
V, s. 168 n. hervorgeht — wieder in Vergessenheit geratene
gleichung gr. ccQiGTSQog = av. vairiastära zu erinnern. In
jeder der drei ersten silben des worts, das offenbar eine kom-
parativbildung mit doppeltem suffix ist, weisen hier die beiden
sprachen eine andre ablautsstufe auf. Als dritte form zu teqo-,
tara- stellt sich av. ära- in apäJiära (komp. zu dpänk-).
Es sei mir gestattet im anschluss an die beiden letzten
artikel noch ein par weitrer bemerkungen zu den Spiegel'-
schen lesungen altpersischer Wörter zu machen.
up'd"r''m''h''j''ä (Spiegel upadaranmahja) : 1. iipadarmahjä.
Spiegel's lesung, die dem susischen humbadaranma zu gefallen
gebt, ist nach der altpersischen Orthographie nicht zu recht-
fertigen. Nasale werden nur vor geräuschlauten unbezeichnet
70 Chr. Bartholomae
gelassen, vor nasalen werden sie geschrieben; cf. kamnam. Der
name des in rede stehenden Susiers war ebenso gut iranisch
wie der seines sones Athrina (asina). Das wort mag mit av.
zaremaia- zusammenzustellen sein.
(/"ub"r"uv" (Spiegel gaubar uva): ]. gauhrüva, eigentlich
„einer der stierbrauen hat". Im griechischen wird das alt-
persische au in der regel durch w wiedergegeben, cf. Gaubrüva
— Fwßgvag, Äuramazdä — '£2Q0f^d^rjg, Vaumana — '£2f.iav6s,
und umgekehrt im altpersischen griechisches w durch au, cf.
Jaunä — 'lojvla. Das lässt schliessen, dass das altpersische
au die ausspräche ou gehabt hat. Vgl. das thessalische.
Icij^lcr^m" (Spiegel ciyankaram): 1. kijakaram, d. i. kij'at-
karam, *icijankaram wäre auf *kijant-karam zurückzufüren,
eine schauderhafte bildung.
t"v"m" (Spiegel fuvm): 1. tüvam — ai. tvdm, gd. tiiem.
Spiegels anname, dass uv in der mitte der Wörter einige male
= ü stehe (keilinschriften^, s. 157, 180 f.), lässt sich nur mit dem
einen parüvnäm stützen , das zweimal in NRa und zweimal in
P vorkommt. Die inschrift des Artaxerxes Ochus ist ganz
verwarlost, aber auch die von Naksirustem zeigt einige abson-
derlichkeiten , vgl. verf., Bezzenberger's beitrage X, s. 270.
UV vor konsonanten ist entweder = uva oder falsch; entspre-
chend ij. Länge und kürze von i und u werden im altpersi-
schen Schriftsystem nicht geschieden; vgl. verf., handbuch, s. 5f.
Danach sind die altpersischen beispiele bei Osthoff, morpho-
logische Untersuchungen IV, s. 40 ff. zu beurteilen.
m'^wy'ah''j'* (Spiegel maniyähy)'. 1. manijähaj, medium
statt aktivum. Die form kommt nur einmal unverstümmelt vor,
nämlich I 20; aj statt aij findet sich auch sonst.
f'uv'ja" (Spiegel JMüe'yä): \. jauvijä; cf. bX. javj'd (drei-
silbig), np. gül. Zur Schreibung vgl. av. haetaoue j. 53. 4.
vz-'r^k" (Spiegel vazraka): 1. vazarka. Das neupersische
buzurg weiet auf mittlem r-vokal hin; cf. Hüb seh mann,
Kuhn's Zeitschrift XXVII, s. 111.
h"g"m"t"a"n"ij'' : Spiegel liest hangmatänaij, um so eine
etymologie des worts zu gewinnen. Aber die dabei ange-
nommene Wortbildung wäre ganz barbarisch. Das griechische,
aramäische, assyrische, susische und der moderne name weisen
auf hagmatäna hin, wie das wort auch jedenfalls zu lesen ist.
h'um''V'' [r^k^'a] (Spiegel humavarkä): 1. haumavarkä.
Beitriäge zur altiranischen grammatik. V. 71
Spiegel lässt sich durch die griechische form des namens,
l^/nvQyioi, abhalten haiinia° zu lesen. Aber für hu wird ganz
ausnamslos blosses u geschrieben. Die Griechen werden also
falsch gehört haben (genau wäre 'i2/iiaoQyioi ; vgl. oben), hauma-
varkä sind „die hauma- (söma-)wölfe". Die Sakä haumavarkä
scheinen diesseits, die Sakä tigraliaudä, „die spitzkappen-Saken",
jenseits des Jaxartes gewont zu haben ; vgl. die reste von Bh. 5,
aus denen hervorzugehen scheint, dass, um den Sakuka gefangen
zu nehmen, ein grösseres wasser überschritten werden musste.
Sakuka war aber jedenfalls ein spitzkappen-Sake, das geht aus
seinem bild aufs deutlichste hervor.
XXXVII. varänl j. 53. 4, — °uarefa j. 31. 10. — vairl-
maidl j. 35. 3.
Aller warscheinlichkeit nach hat das ar in jeder dieser
drei formen — aus wurzel icar- „erwälen, sich bekennen zu — "
— einen andern etymologischen wert. Zu varänl vergleicht
sich ai. vdrat, vdras; ar ist hier = ar. ar. Tax. vairlmaidi
stellt sich ai. vurlta; ar ist — rr. Endlich °uaretä bringe ich
hinsichtlich der vokalisation mit ai. gürta, pürdhi zusammen.
ar ist also — f. Die 3. plur. praet. med. varatä — j. 30. 5
(,,da entschieden sich : dafür das schlechteste zu tun der lügne-
rische von diesen beiden geistern, für das rechte aber der
heiligste geist . . und diejenigen, welche . . .")*)» ^~- ^^ — steht
entweder für vrr° oder das a ist übertragen. Geldner's Vor-
schlag (Kuhn's Zeitschrift XXVIII, s. 263) vratä zu lesen, muss
ich für verfehlt erachten; ar. vrata wäre *uruatä; vgl. verf,
handbuch, § 74.
XXXVIII. fear aß j. 46. 4.
Geldner schreibt mit ganz wenigen handschriften Imräß,
vermutlich weil er es, wie auch ich früher, zu Imnr- „bewegen"
*) Anders neuerdings Geldner, Bezzenberger's beitrage XII, s. 93,
97. Grammatische gründe sprechen gegen seine Übersetzung. 1) „vcrezyö
ist akk. plur. eines adj. verezi, gebildet wie dhunt, und verbal konstruirt".
Ich kenne sonst — radikalstämme ausgenommen — nur akk. plur. auf
•ts, bzw. -in, -t«. 2) Die 3. sing, praet. med. von var- sollte eben varetä
geschrieben sein, wie j. 31. 10; doch vgl. verf., ga5-a's, s. 13.
72 Chr. Bartholomae
zieht. Die tradition ist hier mit ihrem künisno ganz im recht.
Ich nehme hara^ jetzt als konjunktiv des unthematischen aorists
der Wurzel har- „machen"; ai. kdrat. Ins vedische übersetzt
würde die zeile e lauten: sa tän purögäh pathmän sukitteh
karat. Vgl. dazu verf. , Zeitschrift d. dtsch. mgl. gesellschaft
XXXVIII, s. 119, Bezzenberger's beitrage X, s, 274. — Die
übrigen gathischen aoristformen aus wurzel kar- sind: Jcöreß
j. 44. 7, 45. ^ (= ar. Icart, ai. kar), keremä j. 40. 1 (ai.
kfsva), tcaraiti j. 51. 1 (= ai. karati; tradition vabdünjen, cf.
s. 73) und karäne j. 44. 17 (Geldner: karäm; doch vgl. die
Varianten und verf., arische forschungen II, s. 183). Aus dem
Jüngern avesta noch Icarenta y. 2. 11 (astem i^ra fralcarenta
„ein heim bereiteten sich da").
XXXIX. däis j. 43. 10.
Justi, handbuch, s. 151 nimmt däis als 2. sing. konj.
aor., verf., altiranisches verbum, s. 31 als 2. sing. opt. aor.
akt. der wurzel da- „geben". Eines ist so verkehrt wie das
andre. Auch die von mir, arische forschungen II, s. 166 vor-
geschlagene änderung ist abzuweisen, däis ist eine durchaus
regelmässige 2. sing. inj. akt. des s-aorists der wurzel dhai-
„warnehmen, sein augenmerk richten auf — ", gebildet ganz
wie ai. hhäis zu bhai-, jäus zu iau-. Nach der metrik ist zu
lesen (vgl. verf., a. a. o. III, s. 11 ff.):
djß tu möi dais dsem \ Mä]^ mä zdozaomi \\
äramäiti \ häkimno l^ arem \\ ;
d. i. „Nimm war meines opferlieds, das ich ergiesse; ergebnen
sinns hab ich dir's jetzt zugesendet", äreni ist augmentirte
aoristform der wurzel ar- „senden; sich aufmachen", mä ist
ai. sma; cf, verf. a. a. o. III, s. 58.
XL. dlsemna- j. 51. 1.
Mit den drei besten handschriften J 2, K 5 und Pt 4 lese
ich vidisemnäi. °näiS wie Geldner schreibt, ist durch das
folgende siaopanäis veranlasst. Die gleichmachung der aus-
ginge benachbarter wörter ist eine gar nicht seltene erschei-
nung, vgl. z. b. j. 44. 10, 49. 4, 49. 5 {täiskä vispäis statt
Beiträge zur altiranischen grammatik. V. 73
taelcä vispäis, vgl. die vorhergehende strophe und verf., Kuhn's
Zeitschrift XXVIII, s. 46), 51. 13 {peretä äkä siaii peretö —
so K 11 — äkä, vgl. die vorhergehende strophe), 51. 15. Die
bildung disemna- entspricht so genau wie möglich der vedischen
dhl'samäna- rgv. 10. 26. 6: part. med. des s-aorists aus der
Wurzel dhai- „warnehmen, sein augenmerk richten auf — ".
[So richtig P. W., Grassmann und Delbrück; anders Whit-
ney, wurzeln, s. 83.] — Subjekt des ersten satzes der strophe
ist vohü lisa^rem vairlm; Jcaraiü ist als konjunktiv des aorists
zu kar- „machen" zu stellen, cf. s. 72; die tradition hat va-
bdünjen; Iza, instr. sing., mit ai. l'hate zusammengehörig, ist
eine bildung aus dem desiderativstamm wie ai. hhiksä u. a.
(Whitney, ind. grammatik, § 1149), steht also für ar. *igzhä
aus Igxh+sä, vgl. Geldner, Studien I, s. 64 ff., verf., a. a. o.
III, s. 52 f. Danach übersetze ich: „Der gute, liebe (gott)
Khsathra erwirkt für den das günstigste (wörtlich „zuträg-
lichste"), das beste los, der in seinem tun mit eifer nach dem
rechten strebt; ihn will ich jetzt für uns zu gewinnen suchen".
XLI. siodum j. 48. 7.
So bieten sechs der besten handschriften. Geldner schreibt
jetzt — doch vgl. die bemerkung in Kuhn's Zeitschrift XXVIII,
s. 265 — mit J 2 siözdüm. Ich kann das nicht billigen. Dass
zd oder zd fälschlich für blosses d geschrieben wird, kommt
zum öftern vor. Man vergleiche z. b. j. 44. 20, wo vier hand-
schriften urnzdöiatä statt urüdöiatä bieten; ferner j. 46. 11,
wo statt Jiraodaß — vgl. j. 51. 13 — fünf handschriften
(darunter J 2, K 5, 4) Jiraozda^ haben; und besonders j. 32. 3,
wo statt asrüdüm in fünf handschriften asrüzdüm, in zwei
asrüzdüm geschrieben ist. — siödüm ist 2. plur. inj. med. des
i-praesens der wurzel sä- „wetzen, schärfen", paiti siödüm ist
„rüstet euch gegen — , macht euch bereit gegen — ". —
Geldner, a. a. o. stellt damit siasklß j. 32. 16 zusammen.
Ich halte es für sehr bedenklich, das wort für eine 2. sing, zu
nehmen. ^Iß hinter dem verbum finitum kommt sonst nirgend
vor; auch im rgveda nicht. Das von Grassmann und Geldner
zitirte dhdnvan-kid rgv. 1. 135. 9 ist sicher nominalform, cf.
Ludwig, rigveda V, s. 43.
74 Chr. Bartholomae
XLII. vldäitl j. 51. 6
gehört nicht zur wurzel dhä', wie ich Kuhn's Zeitschrift XXVIII,
s. 43 annam, sondern als 3. sing. konj. praes. akt. zu uaidh-
(ai. vidh-) „[den göttern] dienen , sich widmen , ergeben sein".
Die a. a. o. gegebene Übersetzung wird dadurch nicht berürt.
Vgl. dazu Geldner, Kuhn's Zeitschrift XXVII, s. 197. — Zur
selben wurzel gehört auch vldö j. 51. 18, nom. plur. fem., in
konkreter bedeutung, wie ai. ripas, doisas, nidas u. a. m.
XLIII. frösiä^ j. 46. 8.
Ich zerlegte früher frö+asiä^. Das ist falsch. Solche
kontraktionen kommen in den gatha's nicht vor. Auch die
Zerlegung von fröretols j. 46. 4 in frö+eretöis ist verfehlt. Es
ist entweder frö . iritöis oder frö . rentöis zu lesen. — frösiäjß
nun ist einfach frö+siäß, d. i. 3. sing. konj. akt. des ^-praesens
aus shä- „schneiden", = ai. Ichä-, Jch.jäti; hier in der allge-
meinern bedeutung „verwunden, verletzen, etwas zu leide tun".
Zur gleichen wurzel auch säzdüm (s-aorist) j. 31. 18 und aus
dem Jüngern avesta auasiäß und sänam „stück". Vgl. verf.,
Kuhn's Zeitschrift XXVII, s. 366 f. — frö ist hier = ai. pro (z. b.
rgv. i.39. 5); ebenso j. 28. 11, 33. 8, 13, 45. 6, 46. 3, 5, 10,
49. 6. So auch apö j. 32. 9 = ai. äpo (z. b. rgv. 5. 48. 2).
In der komposition dagegen — so beide male in j. 46. 4 —
entspricht es dem ai. puräs.
XLIV. morenden, morenda^ j. 32. 9 ff.
mörend- — auch morend- geschrieben — steht nach § 8
meines handbuchs für älteres *marnd- (vgl. P 6). Ich füre
das jetzt auf ar. *mfnd- zurück und verweise dazu auf das
lange i in vinasti j. 31. 15.
XLV. nerefsaitl j. 44. 3
mu88 für eine recht junge bildung gelten. Das beweist die
lautgruppe fs statt ß. Die inchoative praesensbildung, im alt-
indischen nur in sehr beschränktem umfang üblich — der
rgveda hat nur ikha-, ukha-, xlcha-, gakha-, jalcha-, jukha- und
Beiträge zur altiranischen graramatik. V. 75
vänicha- — hat im altiranischen stark überhand genommen,
ebenso wie im griechischen und lateinischen. Als zweifellos
junge bildungen des Jüngern avesta erwäne ich noch tafsa-
und hafsa-. Grund wie oben. — Im gathadialekt finden sich
die inchoativstämme : a) nerefsa-, (jasa-, jasa-, peresa- ; b) isasa-,
hlsasa- (j. 32. 13, vgl. Geldner, Kuhn's Zeitschrift XXVIII,
s. 303; hlsasa-, dreisilbig, ist „beginnen inne zu haben" =
„einnehmen").
XLVI. Jisäi j. 28. 3, lisö 46. 2.
Geld n er schreibt ^s°, vgl. auch j. 65. 9. Dann beruht
das s auf Übertragung. Die lautgesetzliche form ist jedenfalls
die mit s. — Ich stelle beide formen zum einfachen themati-
schen aorist der wurzel kas- (ai. käs-) oder auch ksä-. Die
gathische bedeutung ist „warnehmen, schauen auf — , bedacht
sein auf — ". Dagegen ist für ^a^se und ^säta j. 65. 9 die
bedeutung „mitteilen, verkünden" anzusetzen. Auch die wurzel
ka^s- = ai. Jcaks-, av. Icas- (verf., Bezzenberger's beitrage X,
s. 209) hat ja beide bedeutungen. Die behauptung übrigens,
dass ai. Icaks- sich durch reduplikation aus kas- (käs-) ent-
wickelt habe, ist ganz unhaltbar. Ai. kasß == av. Icaste kann
nur aus ^k^ekistai, nicht aber aus "^k^ek^stai entstanden sein.
XL VII. fisentä, ^sentqm j. 48. 5, ^saetä j. 41. 2,
Tisaesa j. 8. 5.
Die in meinen arischen forschungen II, s. 168 für ai. ksa-
trd- = av. Tisapra- und ai. ksdjati — av. Tisaieiti aufgestellte
wurzel ksä- „walten, macht haben über — , beherrschen" liegt
deutlich in den beiden ersten formen zu j. 48. 5 vor. Die
zeile :
hüTisaprä ^sentqm \ md.ne düse.^saßrä ^seiUä \\
bedarf keiner korrektur. Es ist eine ganz normale dzagati-
zeile mit zäsur nach der fünften silbe; vgl. verf., a. a. o. II,
s. 28 f.; III, s. 11 ff. (Die betonung Jm^s°, düse.^s° ist durch
den gegensatz bedingt.) Da das praesens von ksä- im vedi-
schen wie im avestischen nach der i-klasse gebildet wird,
nehme ich jene formen als 3. plur. inj., bzw. imp. med. des
einfachen thematischen aorists. Ebendazu gehören auch ^saesa
76 Chr. Bartholomae
und ^saetä als 2. und 3. opt. med. Das medium der wurzel
kommt auch sonst vor: ^saiamnö. — Wenn in j. 41. 2 hu^sa-
ßrastü.ne richtig überliefert und tü.ne nicht etwa aus § 3
und 4 hierher verschleppt ist , muss tu als partikel , = ai. tu
genommen werden, wärend es sonst als enklitischer nominativ
sing, des pron. II, pers. fungirt.
Zur praesensbildung ksdjati — ^sateiti vgl. hväjati — zhaieiti
zu zhtiä- und Hübschmann, indogerm. Vokalsystem, s. 42.
Ausser in diesen formen kommt die wurzel Mä- nur noch in
ai. adhiksitam rgv. 10. 92. 14 vor. Eine i-wurzel wird aber
dadurch keineswegs erwiesen. Entweder i gehört zum suffix
wie in tadit u. a. , oder i repräsentirt die schwache vokalform
zu ä. — Die Geldner'sche Übersetzung von j. 32. 5c halte
ich schon desshalb nicht für richtig, weil ^saieiti sonst überall
in den gatha's mit dem genitiv verbunden wird. Statt Jisaiö
ist wie in j. 31. 20 mit Pt 4, Jp 1, K 4 Tisiö (infinitiv „zu ver-
derben") zu lesen.
XL VIII. röißwen j. 31. 7.
Man nimmt allgemein röipwen als 3. plur. praet. akt. Ich
halte diese erklärung nicht mehr für richtig. Die syntax
spricht ganz entschieden dagegen. Ich fasse es jetzt als
infinitiv. Dann ist die zeile zu übersetzen: „Er der zuerst es
erdachte mit licht die räume zu erfüllen — " (wörtlich „zu-
sammenfliessen zu lassen"). — tä geht auf häprä. Zur kon-
struktion vgl. j. 33. 6: Ja verezieidiäi mantä västnä; j. 31. 8:
ßß pwä menghl . . jezim stöi; rgv. 7. 2. 7: mdnje väm gätd-
vedasä jagddhjäi. Der form nach ist röipiven lokativ. Etwas
häufiger finden wir den dativausgang des gleichen Suffixes zur
infinitivbildung verwendet, -uancii; cf. ai. dävdne, av. vlduanöi.
Auch beim suffix -man hat sowol der dativ- als auch der
lokativausgang zur infinitivbildung gedient; vgl. verf., Kuhn's
Zeitschrift XXVIII, s. 20 und 22, G. Meyer, griech. gram-
matik^ § 595 anm. 4, Brugmann, Iw. Müller's handbuch II,
s. 93 und 621. Ein genaues analogon dürfte röipwen im griechi-
schen haben; cf. G. Meyer, a. a. o., § 598 anm. 2. — Die
stelle j. 12. 1 , wo die zweite hälfte unserer zeile zitirt wird,
beweist natürlich nicht das geringste gegen meine fassung.
Sie kann höchstens zeigen, dass das genauere verständniss der
Beiträge zur altiranischen grammatik. V. 77
gatha's schon recht frühzeitig verloren gegangen ist: eine tat-
sache, die auch noch durch andre, oft ganz unvernünftige
Zitate erhärtet wird.
XLIX. qStä j. 43. 14.
Ueberliefert ist frqstä, das zweifellos in fra + qstä zu zer-
legen ist. Geldner, drei yasht, s. 38 scheint an der nasa-
liruug anstoss zu nehmen. Ich halte die form für durchaus
regelmässig. Sie darf nur nicht als aoristbildung genommen
werden, qsta ist die ganz normale 3. sing, praet. med. zur
vedischen 1. plur. konj. med. andmmahäi rgv. 8. 27. 22, gehört
also zum praesens der 7. klasse der wurzel ans- „erreichen;
reichen, bringen". Vgl. dazu ai. ankte und andkti zu aTitg-
„salben".
L. nisqsia 50. 2.
Meine erklärung in arische forschungen II, s. 26 f. ist
ebenso verkehrt wie die Geldner'sche in Kuhn's Zeitschrift
XXVII, s. 580. Geldner hat aber wenigstens das etymon
getroffen, qsiä ist 1. sing. opt. med. aus dem schwachen prae-
sensstamm 7. klasse der wurzel ans- „bringen"; vgl. (^ta, oben.
Der tonlose zischlaut in nis macht keine Schwierigkeit. Laut-
gesetzlich war z doch nur vor tönenden geräuschlauten ent-
standen. Man vergleiche dazu duser epris j. 49. 1 neben duza-
zobä j. 46. 4; erestialcä j. 31. 12 neben erezu^däi j. 31. 19. —
Die bedeutung von ans- + nis ist „herausbringen, erretten, er-
lösen". Das vorhergehende mä ist ai. stna. Danach ist zu
übersetzen: „die warhaft rechtschaffenen unter den des Sonnen-
lichts sich freuenden menschen, die will ich, wenn sie im
gericht stehen, herausbringen, hin zu den wonsitzen der ge-
rechten", dä^em nehme ich als gen. plur., vgl. starein j. 44. 3
u. a. m. ; dähuä als lok. (des ziels) plur. zu dam- „haus". — Man
könnte vielleicht gegen diese fassung die tatsache geltend machen
wollen, dass sonst in den gatha's das postfigirte ä hinter loka-
tiven nicht zu belegen ist. Der einwand ist aber nicht stich-
haltig, üeberall wo ä unmittelbar vor oder hinter einem lokativ
steht, ist es nach ausweis der gatharhythmik enklitisch oder
proklitisch gesprochen worden; cf. j. 34. 10: | ßwähmi mäzdä
78 Chr. Bartholomae
^§aßroi ä vöj^dßrä \\ ; man beachte , dass hier Jp 1 und K 4,
zwei der besten handschriften, in der tat ^saßröj^a lesen; ferner
j. 48. 7, 49. 8, 10, 50. 4, vgl. die neuausgabe. Gegen die
herkömmliche erklärung von dähuä als 2. sing. imp. von dä-
oder dhä- spricht das ä vor dem suffix. Ich verlangte diäuä,
cf. dlsä j. 43. 7 und ai. dhisvd. — Bei Ludwig's Übersetzung
unsrer stelle (rigveda IV, s. 275) verstehe ich das deutsch nicht.
LI. vlstä j. 46. 17.
So lese ich mit K 5, J 2 und K4. Geldner vestä nach
Pt 4 und den meisten andern handschriften. Aber das e ist
grammatisch nicht zu rechtfertigen. Der zendist (lekßm . .sä-
tüned) las mit S 1 u. a. ve stä. — vlstä steht meines erachtens
für ar. *uinßa oder *uinpta und bildet die 3. sing, praet. med.
zu vlnasti j. 31. 15, gehört also zum praesensstamm 7. klasse
der Wurzel uaid- „finden; verschaffen, bewirken"; vgl. nista
V. 18. 16, 2, plur. zu naid-, verf. , arische forschungen II,
s. 83 f. — Die zeile
hadä vlstä \ vahmeng seraosä rädawhö ||
ist zu übersetzen: „(wo) er immerdar preislieder sammt ge-
horsam im tun finden soll (, er der den gerechten und den
ungerechten scheiden wird . . . der gott Mazdah)".
LH. anase j. 44. 14.
Die Streichung des anlautenden a ist nicht gerechtfertigt.
anäSe ist ein aus dem attisch reduplizirten perfekt- (oder aorist-)
stamm mit dem suffix -sai gebildeter infinitiv der wurzel ans-,
ä ist ^. Im übrigen vgl. enä^stä, s. 65. Das suffix -sai tritt
auch im indischen einmal hinter einem reduplizirten tempus-
stamm auf: /cdrkrse rgv. 10. 22. 1, 105. 4 (? 10. 74. 1, fälsch-
lich unbetont?). An der ersten stelle ist zu übersetzen:
„welcher im haus der dichter, der im verborgenen auch im
lied zu rümen ist". Aenlich auch an der zweiten stelle. Die
herkömmliche erklärung von IcärkYse — 3. sing. int. med. —
kann ich nicht billigen. Das s bleibt dabei unerklärt. Mit
aricase, ginlse, gäjise und den übrigen bei Whitney, wurzeln,
s. 242 zusammengestellten 1. sing. konj. med. lässt es nicht in
Verbindung bringen. Dieselben sind doch sicherlich neubil-
Beiträge zur altiranischen grammatik. V. 79
düngen mit dem konjunktivausgang des sigmatischen {s- und
is-) aorists; vgl. J. Schmidt, Kuhn's Zeitschrift XX VII, s. 326.
Aber die 3. sing.? — Vgl. unten av. rämhamhöi.
LIII. zaia^a j. 6S. 1, zaemä j. 41. 4.
Beide gehören — als 2. plur. des /-praesens, bzw. 1. plur.
opt. des thematischen aorists — zu einer wurzel zä-, zä-, zhä-
oder zhä- - der anlaut ist nicht zu ermitteln — , welche
„tenere" bedeutet. In j. 53. 7 ist zu übersetzen: „haltet ihr
fest an diesem bund, so . . ."; zu j. 41. 4: „erwerben wollen
wir ihn und uns darin behaupten (= ihn behaupten, behalten),
0 Mazdah Ahura, in deinem langwärendem schütz; rüstig
wollen wir durch dich werden und stark", zaemä Hesse sich
allerdings auch = ai. '^gema, injunktiv zu zai-, setzen, aber
der vorausgehende optativ hanaemä spricht entschieden da-
gegen. — Zur gleichen wurzel gehört auch zazenti j. 30. 10;
vgl. jetzt Geldner, Bezzenberger's beitrage XII, s. 94, 100.
LIV. rämhatahöi j. 28. 8.
Ich nehme die form jetzt als 1. sing, zu ras- „gönnen".
Es ist eine bildung wie ved. aricase, jagase; vgl. Delbrück,
altind. verbum, s. 181, Whitney, ind. grammatik, § 894 d,
897. Vielleicht macht man mir auf grund dieser erklärung
wieder einmal den Vorwurf ein „fanatiker des sanskrit" zu
sein. Das soll mich wenig bekümmern. Ich halte jede bildung,
die ich für arisch ansehe, auch im avestischen für erlaubt und
möglich. Uebrigens findet sich im avesta auch eines jener
auffälligen medialpartizipien auf -asäna-, welche nach Del-
brück, altind. verbum, s. 234 und Whitney, ind. grammatik,
§ 897 — anders J. Schmidt, Kuhn's Zeitschrift XXVII, s. 326
— mit diesen 1. sing, auf -sai im Zusammenhang stehen, näm-
lich manawhänö jt. 19. 47, 49 (so gewiss zu lesen). Zur er-
klärung der form cf. oben s. 78. — Danach isl meine Über-
setzung in arische forschungen II, s. 145 f. richtig zu stellen.
LV. väura- j. 28. 5, 31. 3, 47. 6.
Der stamm väura- liegt vor in väuräiie, väuraiä (1. sing,
opt. med., cf. verf., ar. forschungen II, s. 65) und väuröimaidi.
80 Chr. Bartholomae
Seine Zugehörigkeit zu uar- „erwälen, sich bekennen zu-" ist
zweifellos. Ebenso sicher ist seine bedeutung „veranlassen sich
(zum rechten glauben) zu bekennen, bekehren." Die bedeutung,
sowie — in zweiter linie — die thematische flexionsweise lässt
es geraten erscheinen, väura- nicht als intensivstamm zu neh-
men, sondern als stamm des reduplizirten, kausativen aorists.
Bezüglich des reduplikationsvokals lassen sich ai. avävarlt rgv.
8. 89. 7 und rärdnat etc. vergleichen, welche von Whitney,
wurzeln, s. 162 und 224, bzw. vom Petersburger Wörterbuch,
s. V. ran- zum reduplizirten aorist gezogen werden. Doch ist
das freilich sehr problematisch.
LVI. vereztatqm j. 48. 5.
Ich nehme es jetzt, entgegen der ar. forschungen II, s. 64
ausgesprochenen meinung für eine 3. dual. opt. aor. med. Die
form ist genau so gebildet wie ai. jugjätäm rgv. 7. 42. 1 ; also
verez-i-ätqm. Der dualis bezieht sich auf die beiden Subjekte:
jaozdä und zqßem. j'aozdä, in der pehleviübersetzung jOÄC^äsariÄ;
ist ein neutrales Substantiv, wie ai. bhäs u. a. — aipi ist einfach
„und, auch."
LVII. mqzdazdüm j. 53. 5, mendaid-iai j. 44. 8,
men j. 28. 4, 31. 5.
Die in Bezzenberger's beitragen VIII, s. 211 f. ausgeführte
meinung, dass men die schwächste form von mänas- sei, ist irrig
und wird auch durch j. 48. 4 nicht erwiesen; manö ist hier
infinitiv. — mqzdazdüm ist eine bildung wie mazdänhödüm und
enthält denselben wurzelstamm wie dieses, nur in stärkerer
form, nämlich mendh-; cf. verf., ar. forschungen III, s. 55 f.
Wie im rgveda neben sraddddhänas auch srät te dadhämi
u. s. w., mit trennung des nomens vom verbum, vorkommt, so
im avesta neben mazdäwhödüm , mqzdazdüm auch men gaire
dade, men/cä daidiäi. men geht auf ar. *tnant (mit t- oder d-
aus dh) zurück, wie gd. rapen auf ^rapant (3. plur. praet.).
Die form mc^ in mqs vaka dapänahe j. 9. 31 ist zweifellos erst
sekundär an die stelle von *men getreten; veranlassung hiezu
gab das nebeneinander von men . . daäaiti und mqzdaäaiti. —
Die form mcndaidiäi hat mit der wurzel dhä- nichts zu schaffen ;
Beiträge zur altiranischen grammaük. V. 81
sie ist einfach für den infinitiv jener wurzel mandh- anzusehen.
Man beachte dass auch mend° und mond^ mehrfach in den
handschriften bezeugt ist. — Statt Ja menff j. 48. 2 (cf. Geld-
ner, drei yasht, s. 86) ist jämeng, d. i. ai. jäman zu schreiben;
so muss auch der zendist gelesen haben, da er ja meng zu-
sammen mit damtk wiedergibt*). S. auch zend-pehl.-gl. 14. 10. Die
rhythmik spricht ebenfalls dafür. Es ist zu übersetzen: ,,Tu es
mir kund, da du es ja weisst, o Ahura, noch ehe die entschei-
dung im kriegszug**) eintritt: Wird der gläubige, o Mazdah,
den ketzer besiegen?" j^ereßä stelle ich mit ai. p^thak „ge-
schieden" zusammen. — vqs in j. 49. 4 ist verbalform ; cf.
unten s. 82.
LVIII. asfnn j. 33. 2.
Es ist ein weiterer akkusativischer infinitiv zu den bei
verf., ar. forschungen II, s. 141 aufgezählten. In j. 31. 22
findet sich der nominativ dazu : astis ,, beistand", a ist das be-
kannte praefix, stim gehört zur wurzel sthä-. Vermutlich steht
*) Die von Geldner, Bezzenberger's beitrage XII, 8.96 aufgestellte
gleichung av. Jeinan- (in Jemä j. 30. 3) = ai. j'ämati- kann ich nicht für
richtig halten. Av. °em° ist ar. und ai. °am°, nicht °äm°. **) Um
einen solchen handelt es sich, das geht auch aus der vorhergehenden
Strophe (j. 48. 1) hervor, wo ich übersetze: „Wenn er (der prophet)
erst die lüge mittelst der warheit (d. h. das ketzervolk mit hülfe der gläu-
bigen) überwunden und es dadurch erreicht haben wird, dass er sich
wirklich heimisch fült (zu ai. ö'kas etc.), in Sicherheit vor daiva's und
menschen : dann wird er laut dein lob ertönen lassen, o Ahura". daibi-
täriä stelle ich auch nach den neuesten auffürungen Geldner's in Kuhn's
Zeitschrift XXVIII, s. 260 mit ai. düita zusammen. Das schliessende nä
ist dasselbe, wie in apanä und japanä. Meine zu j. 32. 3 in Zeitschrift
d. dtsch. mgl. ges. XXXVIII, s. 122 f. gegebene Übersetzung fügt sich
dem Wortlaut — man beachte ^'äi« ! — viel bequemer als die Geldner'sche.
— Statt qsasutä ist entweder q^isastä zu lesen oder qsasnutä (eine intensiv-
bildung mit beibehaltung des praesenscharakters, was ja auch sonst vor-
kommt; vgl. ai. pipinvtUhur u. a.). Ich ziehe letztere korrektur wegen spa-
supä in j. 53. 6 vor. Mit rücksicht auf jt. 11. 5 lese ich spasnupä. Geld-
ner's erklärung in Kuhn's Zeitschrift XXVIII, s. 199 fördert nicht, ja-
sepwa- in jt. 13. 148 beweist meines erachtens gar nichts; vgl. jt. 13. 153
und die Varianten. Wenn „der irrationale vokal in der tat die kraft hat
nach dem zischlaut die spirans zu konserviren" , wie konnte er denn
gleichzeitig den wandel von s in s hervorrufen? Und wo soll denn über-
haupt die svarabhakti zwischen tonlosen geräuschlauten herkommen?
Beiträife z. kundo d. indp. sprachon. XIII. (J
82 Chr. Bartholomae
astisfür *a-sth-H-s; vgl. verf., a. a. o., s. 104, 118. Bezüglich
der konstruktion von astlm mit dem lokativ verweise ich auf
das Petersburger Wörterbuch unter sthä- m. a 6) und asthä- 1).
Es ist zu übersetzen: „Wer dem ketzer böses antut in wort
oder gedanken oder tat, oder aber dem frommen beizustehen
bedacht ist: die ..." Im avesta stehen den ai. formen aus 4
Icit' solche mit ^ (= ar. th) und t gegenüber, die sich nicht
vereinigen lassen ; vgl. unten s. 84. Die bedeutung ist ungefär
die gleiche. Auch h'köiferes j. 32. 11 besagt „sie lassen sich
angelegen sein, sind bedacht auf — "; statt dreguatö ist mit Pt 4,
S 1 dreguantö, nom. plur. zu lesen: „die ketzer, welche eifrig
darauf bedacht sind, die hausfrauen und hausherrn um dem
besitz ihre erbe zu bringen".
LIX. vq,s j. 49. 4.
Die in Bezzenberger's beitragen VIII, s. 211 gegebene er-
klärung nehme ich zurück; vgl. oben s. 80 f. Das auslautende
s ist der lautgesetzliche Vertreter eines arischen st (ar. forschun-
gen II, s. 81); V({S also = ar. *uänsf, 3. sing. akt. des sigma-
tischen aorists von uan-, hier im sinn des lateinischen „delec-
tare". huarstäis ist nicht instrumental, sondern aus huarstä
(nom. plur.) + U zusammengeflossen, wie j'äis j. 28. 2 u. a. (wo-
rüber demnächst an einem andern orte), jaesqm ist so viel wie
jaß aesqm. — Es ist zu übersetzen: „Die in böslicher absieht
die raserei und grausamkeit durch ihre reden unter den bauern
verbreiten, selber one feldbau , da nur deren Übeltaten, nicht
ihre guttaten sie ergötzen : die . . ." Die singularform vqs nach
dem plur. huarstä ist ganz normal; vgl. verf., ebenda.
Ueber die bedeutung von aesema- und räma- vgl. verf., ar.
forschungen III, s. 23 f.
LX. Icagedö j. 51. 20.
Geldner, Kuhn's Zeitschrift XXVII, s. 228 erklärt es
richtig als verbalform. Aber eine 3. dualis kann es nicht sein.
Die Verbindung des plurals jazemnäwhö mit einem verbum in
dual halte ich für unmöglich. So ungelenk ist die spräche der
gathas keineswegs. Icagedö ist vielmehr 2. plur. inj. akt. — aus
dem pcrfciktstumm ; vgl. Icagemä j. 37. 3, haguä j. 46. 2 — und
Beiträge zur altiranischen grammatik. V. 83
geht auf ar. */cagdhau zurück, dessen au aus a und der enkli-
tischen Partikel u erwachsen ist, gdh ist gh + t. Somit ist hagedö
das iranische gegenstück zu dem bei Ost ho ff, morph. Unter-
suchungen IV, s, 255 und Thurneysen, Kuhn's zeitschr. XXVII,
s. 174 besprochenen ai. dvistö rgv. 7. 34. 12. Man beachte,
dass der padatext nicht auflöst — er hat dvistö iti — , und dass
auch das metrum die kontrahirte form verlangt. Ueber die Ver-
tretung des arischen auslautenden au durch av. ö vgl. verf.
Bezzenberger's beitrage IX, s. 308, 312. Dieselbe ist mir jetzt
nicht mehr zweifelhaft. Weitre sichere beispiele sind : f'rö — ai.
pro und apö — ai. dpo (beide enthalten ebenfalls das enklitische
w, cf. oben s. 74); peretö, aMö (j. 51. 12. lok. sing, der au- de-
klination, cf. ai. sä'nö, vgl. noch oben s. 73)*). — Ich über-
setze die Strophe : „So spendet uns denn alle vereint eure hilfe,
Asa sammt Vohumanah und die mit ihnen gerufene Armati:
in andacht verehrt, o Mazdah, gewärt uns euren beistand." —
ase7n ist vokativ, wie j. 29. 2; vgl. verf., ar. forschungen III,
s. 29 f. — Zeile 2 b ist wörtlich: „vocata quibuscum Armatis".
— In 3 ist mazda statt mazdä zu lesen; beide werden in den
handschriften oft genug verwechselt; cf. j. 28. 1, 2, 4, 6, 7, 8,
10 u. s. w.
LXI. sasapa j. 30. 11.
In ar. forschungen II, s. 52 f. nam ich sasa^ä als 2. plur.
akt. eines ^-praesens aus einer wurzel sak-, von der Voraus-
setzung ausgehend, dass s an stelle von si stehen könne. Aber
diese annähme ist für die spräche der gatha's nicht erweislich,
jene erklärung also nicht zu halten. Ein nach a, ä stehendes
gathisches s kann folgende werte haben: 1. = ar. rt, 2. = ar.
^s (d. i. idg. hs\ 3. = ar. fch, 4. vor i = ar. k. Zur gleichen
Wurzel mit sasaßä gehören zweifellos salisa^ , sa^sqs, sasken,
saskitstema (verf., a. a. o.), sowie das desiderativ asi^sö.
Danach ist, wie mir scheint, nur der dritte fall möglich : sasnßä
geht auf ar. *sakhatha zurück. Die wurzel ist also i^g.kiekuh-.
*) Versuchsweise übersetze ich : „Nicht schliesst sich ihm der Vaipier
an, an der brücke des kavischen landes, weil er (ihn) den Zarathustra
Spitama verhindern will das zu erreichen, dass . . .", k° peretö z° ist
wol eine ortsbezeichnung. — Die zeile b ist wörtlich : „weil er den Z. Sp.
in dieser erreichung (== in der erreichung dessen) aufhalten will".
6*
84 Chr. Bartholomae
Die formen daenösäka, asäkaiö, säkaiamna widerlegen diese
anname nicht. Entweder es sind neubildungen — idg. hi und
kih waren ja in zalreichen formen zusammengefallen; so muss
z. b. der nom. sing, von daenö. säka zweifellos daenö. sä^s ge-
lautet haben, wie änusha^s zur wurzel sak oder wir haben
zwei parallelwurzeln, mit k und kh, anzusetzen ; vgl. ai. ketat>
av. höipa^, oben s. 82. — Ist meine erklärung von sasapa rich-
tig, so muss ai. siksati „er versucht" von siksati „er lernt" ety-
mologisch getrennt werden. Ausser im desiderativ und den
davon abgeleiteten Wörtern würde im indischen die wurzel sakh-
— sak- „merken", soviel ich sehe, nur noch in der verwunder-
lichen bildung säktd- „lehrer" (im froschlied, rgv. 7. 103- 5)
vorliegen.
LXII. hafsi j. 43. 4.
Ich habe früher hafsl im anschluss an Justi als 2. sing,
praes. zur 3. sing, haptl j. 31. 22 genommen (handbuch § 297).
Ich gebe jetzt diese erklärung auf. Freilich ist die stelle ganz
verzweifelt. Den hebel zur beseitigung der Schwierigkeit bildet,
glaube ich, die fassung des worts zastä. zastä, vom zendisten
überhaupt nicht übersetzt, kann nicht instr. sing, zu zasta-
„band" sein; es ist vielmehr akk. plur. neutr. des part. perf.
pass. zasta- zur wurzel zah- „ausgehen, verschwinden" — wozu
zahiß j. 60. 7 — und gehört zusammen mit garemä in der
vierten zeile. Auch in j. 9. 5 ist das Substantiv garema- im
gegensatz zum indischen gharmd- als neutrum gebraucht, tä
zastä . . pwahiä garemä äprö osäMoganhö sind also „die erlo-
schenen gluten deines dem gerechten helfenden feuers". Im indi-
schen wird das entsprechende gas- ebenfalls vom ausgehen des feuers
gebraucht; vgl. die im petersb. Wörterbuch zitirte stelle des sat.
br. 2. 2. 2. 19: agnim . . . 'äsdjati „er macht das feuer (durch
besprengen mit wasser) ausgehen". — Fürs verbum des mit
hiaß (zeile 2) beginnenden satzes sehe ich auä an ; d. i. 2. sing,
praet. akt. zu uä- „wehen, blasen", mit a (ä) „anwehen, an-
blasen, anfachen", ja steht für jaß ta, wie so oft, und nimmt
das vorhergehende /«/«/wieder auf. Also: „Dich halte ich für
den starken und heiligen, Mazdah, weil du die erloschenen,
weil du sie (wieder) hafsi anfachtest, die du dem ketzer und
dem frommen zum geschenk gabst, die gluten deines feuers".
Ich vermute, dass hafsi — (oder hafsü, wie die beiden besten
Beiträge zur altiranischen grammatik. V. 85
handschriften J 2 und K 5 lesen?) — ein lokativ pluralis ist,
auf den sich das folgende ja bezieht. Der ausgang sl statt sü
findet sich auch in strophe 7 der selben hymne: aihl pivahü
gaePähü tanumUä. Man vergleiche dazu den griechischen aus-
gang -Ol. Als thema kann man (ar.) sap-, sah-, oder in hin-
blick auf nafsü auch sapat- oder änlich ansetzen. Offenbar
bedeutet das wort etwas, was zur feuererzeugung gehört, und
zwar nicht das instrument, mit welchem, sondern das material,
in welchem das feuer erzeugt wurde. Die spezielle bedeutung
ist kaum zu ermitteln. Im indischen kommt ein par mal sdpas-
,,penis" vor. War die grundbedeutung etwa ,,ror, röre"? Dann
könnte das eventuell damit verwante hafsl etwa besagen „in
den rorfaseren, im rormark". Beides mag man wol als zunder
verwendet haben.
LXIII. aiohaia j. 82. 16.
Geldner, Kuhn's Zeitschrift XXVIII, s. 258 übersetzt die
letzte zeile der strophe, ,,wenn ich meine lieben um mich schare,
um räche an dem ungläubigen — (richtig, den ungläubigen,
vgl. j. 46. 7, 8, wonach dregiiatö akk. plur. sein muss) — zu
nehmen" ; auf s. 265 wird mdhaiä als 1. sing, kauss. zu as-
„sein" erklärt. Schwerlich richtig. In der gesammten indischen
litteratur kommt von 1 as- keine einzige kausalform vor. Ich
ziehe cmhaiä als 1. sing. konj. zu der im petersb. Wörterbuch
aufgestellten wurzel st- (sat-) „reihen" ; a ist praefix. Man ver-
gleiche besonders die bedeutung von senä- >haenä-. hmß.
amhaiä ist also: „wenn ich . . zum kämpf ordne, aufstelle".
LXIV. gauu azi j. 46. 19.
Westergaard und Spiegel (im kommentar II, s. 382)
lasen gaiiä azi. Nach Spiegel wären die zeilen c und d der
strophe zu übersetzen: „dem gewärt man als Ion die jenseitige
weit sammt allen gutem, den von mir erlangten, durch die
gehende kuh". Hang, essays^, s. 166 hat: „to him the first
(earthly) and the other (spiritual) life will be granted as a re-
ward, together with all goods to be had on the imperishable
earth". Dagegen ist folgendes einzuwenden: 1) hanente kann
nicht heissen „man gewärt", hau- bedeutet in den gatha's nur
86 Chr. Bartholomae
„erwerben, verdienen", vgl. j. 41. 4, 44. 18, 54. 1, und wird
nur aktiv gebraucht; hanenü, wie Spiegel liest, steht blos in
einer handschrift. hanente muss also nominalform sein, dat. sing,
des part. praes. Die tradition hat ganz richtig argänlk. 2)
gmiä azl ist die zweifellos besser verbürgte lesart; das könnte
aber nur nom.-akk. dual, sein; der instr. sing, wäre gauä
azm, vgl. vawhuiä j. 33. 12, 51. 10, vahehtä j. 35. 9. — Ich
nehme gäiuJ als verbum finitum, und zwar als 1. sing, praes.
aus (fäu- „verkünden; verheissen", wozu ai. gö'guve, goguvänas;
azi als infinitiv zu zai- — gai- „ersiegen" ; der form nach ist azl
entweder akk. sing, neutr. oder dat. sing, wie Jfiti jt. 10. 68,
räiti j. 40. 1 (cf. verf. , a. a. o., §224). mane.vista- wird wol
heissen müssen, „auf seine gesinnung hin erprobt". Danach
übersetze ich die strophe: „Wer mir, dem Zarathustra, was
meinem willen am gemässesten ist, rechtschaffen erfüllt : ihm, der
den Ion verdient, verheisse ich, dass er sammt allen, deren ge-
sinnung erprobt ist, das andere leben sich erwerben wird.
Solches hast du mir offenbart, o Mazdah, der du's am besten
weisst." — Zu sqs (= ar. * shäntst) vgl. verf., a. a. o. II, s. 95 f.
Die bedeutung ist aber doch etwas anders anzusetzen, als dort
geschehen. Ich postulire für shand- als grundbedeutung „offen-
baren; sich offenbaren". Erstere auch in ai. khändas- und av.
asqsaß v. 19. 15; letztere in ai. khantsi, dichän, av. sqs j. 43.
11, cf. unten s. 87. Zu haißim varesaitl vgl. Geldner,
Bezzenberger's beitrage XII, s. 98.
LXV. didqs j. 49. 9, didainhe j. 43. 11.
Ich stelle beide zn einer wurzel ar. dans-, der ich die be-
deutung „einweihen, weihen" beilege, didqs ist 3. sing, praet.
akt. = ar. ^didanst, didainhe 1. sing, praet. med., beide aus
dem praesensstamm ; letzteres nach analogie der thematischen
praesentien flektirt. Wegen der Schreibung mit nh vgl. Geld-
ner, Kuhn's Zeitschrift XXVIII, s, 207. — sarem didqs ist
„foedus sa7iciet"; vgl. zur stelle Geldner, a. a. o., s. 196.
Das gegenteil, das „frangere foedus'-\ wird mit der wurzel ghan-
ausgedrückt; cf. sareg'ä j. 29. 3, verf., ar. forschungen III,
s. 32. — An der zweiten stelle lesen wir: h^aß ^smä.u^däis
(als kompositum) didainhe paouruim. Ich übersetze die strophe:
„Als den heiligen, o Mazdah, erkannt ich dich da, o gott, als mich
Beiträge zur altiranischen grammatik. V. 87
die frommen gedanken überkamen, als ich zum ersten mal in
eure Sprüche (wörtlich „mit . . .") eingeweiht wurde. Da ward
ich gewar, dass es verderblich sei auf menschen zu bauen
(wörtlich „als verderblich offenbarte sich mir das verlassen auf
menschen", cf. oben s. 86). Drum will ich das tun, was ihr
mir als das beste verkündet habt."
Nunmehr ergibt sich auch one weiteres die bedeutung des
jungavestischen dahma-, über die Geldner in seinen Studien
I, s. 13 f. noch nicht völlig ins klare kommen konnte, dahma-
ist 1. „eingeweiht"; 2. „mit eingeweihten in beziehung stehend,
ihnen zugehörig" u. änl. Die „einweihung", d. h. die aufname
in den religionsbund der zoroastrier erfolgte in früheren Zeiten
nach zurückgelegtem 15. jar und damit erlangter geschlechts-
reife (jetzt, bei den indischen parsen wenigstens schon nach
dem 7. jar); von da ab trägt der Parse den gürtel. In den
gatha's kommt dahma- nur an einer stelle, j. 32. 16 vor. Ob
es dort ganz die gleiche bedeutung hat wie später oder etwa
„der geweihte", s. v. a. der priester besagen soll, lässt sich
nicht ausmachen. Die sitte der gürtung ist bekanntlich auch
dem brahmanismus eigen, jedenfalls also uralt.
LXVI. Das „wurzeldeterminativ" d.
Wir finden es in den gatha's bei drei verschiedenen
wurzeln vor: marz-, uais- und sias-.
a) marz- „abwischen" — marzd- „verzeihen, gnädig sein":
merezdatä j. 33. 11. Die gleiche erweiterung findet sich bekannt-
lich auch im indischen: m^-däta.
b) ua^s- „schnellen, schwingen" (zum gr. diaaeiv)'. uaßd-
„schwingen, schleudern auf — ": vöizdaß j. 32. 10. Die er-
weiterte Wurzel uaizd- liegt meines erachtens auch im vedischen
vldupätmahhis rgv. 1. 116. 2 vor, einem synonymon von äsu-
hemabhis, also ungefär „sausenden flugs dahin eilend". Die
bedeutung „unnachgiebig fliegend" (Roth; Sajana „halavad-
utpatanäis", Ludwig „kräftig fliegend") sieht allzu künst-
lich aus.
c) stas- „zurücktreten von — , abtreten, überlassen, zurück-
lassen" (ai. sinästi) — siazd- ,, zurückweichen von oder vor — ":
siazda^ j. 34. 9, sizdiamnä j. 32. 4. An ersterer stelle über-
setze ich: „vor denen fürwar soll man zurückweichen, so weit
88 Chr. Eartholomae
als unsereins vor einem wilden khrafstra (zurückweicht)", aeihiö
ist ablativ, aurunä lirafsträ instrumental; über diesen Wechsel
in der konstruktion vgl. Hübschmann, zur kasuslehre, s. 264;
Whitney, ind. grammatik, § 283. ahmaß ist akk.-nom. ntr.
zu ahma- und hat ganz den sinn von „unsereins". So auch
j. 40. 1 : „was dir unsereins zu gefallen tut". — Wollte man
es als abl. des pron. I. pers. fassen, so würde man eine verbal-
form in der 1. plur., und zwar von transitiver bedeutung, er-
gänzen müssen, nämlich „so weit als wir die wilden tiere von
uns fernhalten". Eine unerträgliche härte. [Lautlich ent-
spricht ahmaß meines erachtens genau dem lesbischen «ju/ie,
das freilich nur mehr als akkusativ verwendet wird. Vgl.
übrigens G. Meyer, griech. grammatik 2, § 421 anm. Die in
letzter zeit mehrfach wiederholte gleichung: aiiifie = av. ahma
— z. b. G. Meyer, a. a. 0. , § 414 anm. 1 — halte ich für
unrichtig, ahma kommt nur einmal vor, und dazu an einer
ganz unsichern und späten stelle: jt. 1. 24; vgl. verf., hand-
buch, § 269. Es müsste geradezu einem wunder gleichgeachtet
werden, wenn uns in einem so jungen text eine so alte form
erhalten wäre. Für identisch mit ajLi^ie und ahmaj erachte
ich auch das in kompositen auftretende indische asmad, das
man gewönlich für den ablativ ansieht, asmdtsakhä ist wie
tddökäs zu beurteilen. Akkusativ und ablativ waren ursprüng-
lich durch die vokalisation des vor d stehenden «-vokals ge-
schieden.] — lieber ^rafstra- cf. verf., ar. forschungen II,
s. 142. — mas gibt der zendist hier und zu j. 32. 3 durch
kabed „viel, sehr" wieder; vgl. verf., Bezzenberger's beitrage
VIII, s. 232 f. Es ist aber doch wol „mensch, man". Im
arischen musste der nominalstamm mart- flektirt werden:
*mdrts, *mdrtam, *m^tä, *mftds etc.; d.i. uravestisch: *märs,
*mdsem, mertd, merto u. s. w. (verf., ar. forschungen II,
8. 33 ff.). Aus dem akk. sing, mdsem, nom. plur. mdsö u. s. w.
wurde nun das 5 in die übrigen formen übertragen und gleich-
zeitig ein neuer nom. sing, gebildet: 7nas; vgl. deres j. 29. 1,
ahümbis j. c^i.l9 (Geldner, Kuhn's Zeitschrift XXVIII, s. 205).
— asista- (j. 60. 3), das Geldner, Bezzenberger's beitrage
XII, s. 100 fälschlich mit siazdaß zusammenstellt, gehört viel-
mehr zu ai. Ichinddmi {s "> Ich = idg. k\h); cf. hisidiaß
jt. 8. 54. Ueber av. shind° vgl. Hübschmann, zeitschr. d.
dtsch. mgl. ges. XXXVIU, s. 424 f.
Beiträge zur altiranischen grammatik. V. 89
LXVII. Die gathische flexion der w-stämme.
Nachtrag zu § 236 meines handbuchs.
I. Wurzelstämme.
Sing. nom. : ahü. Cf. ai.: —
dat.: suie. vibhve.
Plur. akk.: awhuas[ka. majöbhüvas,
IL Abgeleitete stamme.
Sing, akk.: tanuem, taniim. tanväm, tanum
instr. : hizuä, ?useurü. tanvd .
dat.: tanuie, ?usuruie. tanve.
gen.: tanuö, tanuas[/clß, hiztiö; tanväs;
hizuä. svasruds.
Plur. nom.: pesö. tanuö. tanväs.
instr.: hizubis.
lok. : tanusi[jcä.
Bemerkungen: Statt u ist an allen stellen mw zu lesen:
j. 45. Ic und 47. 2 b sind dzagati-zeilen. — °uie im dat. sing,
steht für °uue. Die «m- stamme haben in den hymnen one
ausname °aue oder °auöi. In der gatha haptanghäti kommt
zweimal ahu^e vor. — tanüm j. 33. 10 ist zweisilbig, um also
== ar. um zu setzen *). — Ob useurü j. 34. 7 und muru^
j. 32. 16 hierher zu ziehen sind, bleibt mir fraglich. Ich er-
wartete °ü, °aiie (aw-stamm) oder °uä, °uie (ö-stamm). Zu
Geldner's Übersetzung beider stellen in Kuhn's Zeitschrift
*) Geldner's behauptung „zevtm kann nicht = skr. havyatn sein,
denn das müsste im gathadialekt zevyem lauten" (Bezzenberger's beitrage
XII, s. 160) verstehe ich nicht. Die Schreibung °nem, °uuem kommt ein
par mal, die abgekürzte °»m, °üm ein par dutzend male vor; vgl. verf.,
die gä^a's, s. 10 f. Uebrigens hätte auch berücksichtigt werden sollen,
dass im veda vor dem infinitivausgang -aje stäts die schwache wurzel-
form auftritt; in sanäje ist a Vertreter der nasalis sonans. — zevlm in
j. 31. 4 ist meines erachtens einfach als nom. sing, des part. fut. pass.
zu nehmen und auf asem zu beziehen. Man beachte die zäsur. Zum
zweiten stoUen ist ein nom. plur. zu ergänzen. Also: „Wenn Asa zu
erbitten, (wenn) es Mazdah und die götter sind, und Asi und Armati: so
will ich flehen . . .". Vgl. j. 30. 9 und verf., ar. forschungen II, s. 129 f.
Geldner's Übersetzung dieser strophe (a. a. o. , s. 94) ist mit dem über-
lieferten Wortlaut nicht vereinbar; „Mazda und ASa, ihr geister" wäre
mazdä asä ahurä (dual). Die ebenda s. 161 gegebene erklärung von
j. 28. 7 c ist etwas stark komplizirt.
90 Chr. Bartholomae
XXVIII, s. 264 f. vgl. oben s. 73 und verf. , ar. forschungen
III, s. 64; wegen senghüs vgl. jetzt auch B rüg mann, grund-
riss, § 290. — hizubls (mit u) ist der analogie der aw-stämme
gefolgt; ebenso tanusi[fcä; über das i dieser form cf. oben s. 84 f.
Das jüngere avesta hat auch tmiaoß, tanunqm u. a. m.
LXVIII. vlspeng, awreng j. 43. 15.
Die in meinen ar. forschungen II, s. 157 gegebene er-
klärung und Übersetzung ist nicht zu halten. Die formen sind
ganz gewönliche akk. plur. mask. Die stelle besagt: „Mit
ketzern soll sich niemand einlassen. Denn alle rechtgläubigen
machen sie zu (glaubens-) feinden." Die grundbedeutung der
Wurzel ^stiau- ist wol „sich anschliessen an — , in Verbindung,
verkehr treten mit — " *) (sequi); dann „willfaren, zu willen
sein, es recht machen" (obsequi) — ,, zustimmen" (in ^snütem).
Die jungavestische bedeutung liegt etwas weiter ab.
Geldner's erklärung von spenka und aspenkä j. 34. 7,
45. 9 (in Kuhn's Zeitschrift XXVIII, s. 264) als akk. plur. aus
a-stämmen halte ich trotz seiner berufung auf Roth und
J. Darmesteter für bedenklich. Maskuline formen können es
nicht sein, da das s vor kä nicht fehlen dürfte. Also neu-
trale? Eher möchte ich sie noch für akk. sing, der ä-dekli-
nation halten , vgl. tem j. 51. 21, 53. 4 u. a. Nach ursprünglich
langem a-vokal ist die Schreibung des auslautenden nasals eine
sehr schwankende; vgl. dqm — dqti (j. 44. 16, 45. 10) = ai.
°dhäm; damq.m j. 48. 7, 46. 6 (wo Geldner gegen die bessern
handschriften °qn), nämqm j. 38. 4 (wo Geldner mit einer
handschrift °q) = ar. °än. Ueber den grund dieses Schwan-
kens vgl. verf., handbuch, § 47. — Warum übrigens hat
Geldner zu j. 45. 9 gegen die autorität der vier besten hand-
schriften spenfcä, aspen/cä aufgenommen, statt °nk°? Es ist
dies, so viel ich sehe, der einzige fall, wo in der neuausgabe
n vor einem verschlusslaut geschrieben ist.
*) So wol auch i- 49. 1: „Der junge Bendva, der mächtige, läset es
nicht zu (wörtlich „hält mich ab"), dass ich mich an die irrgläubigen
mache, (mit den irrgläubigen verkehre, natürlich um sie zu bekehren).
Gerechter Mazdah, gut ist mein unternehmen, so komm denn zu mir und
steh mir zur seite. In gnaden schaffe, dasa er zu gründe geht."
Beiträge zur altiranischen grammatik. V. 91
Noten.
1) von Fierlinger, Kuhn's Zeitschrift XXVII, s. 478 f. n.
setzt für die fälle, wo sich ar. Ich und eur. g entsprechen, ein
indogermanisches y (palatale spirans) an und stellt dann fürs
armenische die gleichung auf: idg. y anl. = arm. c, inl. =:
arm. s. Als beweise gelten ihm: ai. hdnus : ysvvg : cnaiit und
ai. ahäm : syw : as. Aber für ai. mdhi : (.dya : mec passt jene
gleichung schon nicht mehr. Am ende fügt von Fierlinger
hinzu: „Ig. y scheint überall aus ^lA entwickelt zu sein; welches
aber waren die bedingungen seines entstehens?" Da wissen
wir gerade so viel wie zuvor, die Schwierigkeit ist nur verlegt.
Und so bleibt denn doch schhesslich nichts andres übrig, als
jene differenz zwischen ar. zh und eur. g (und andere mehr)
auf eine ursprüngliche dialektverschiedenheit zurückzufüren. —
Uebrigens wird von Fierlinger aus der oben zitirten rezen-
sion auch ersehen, dass er mit seiner bemerkung auf s. 478
keineswegs im recht war. Ich bin gern bereit meine erklärung
von ^vyaTTjQ — duhitd in Kuhn's Zeitschrift XXVII, s. 206 f.
für eine weniger umständliche preis zu geben; dass aber mit
K luge's ansatz der idg. Stammformen dhugatar- und dhuktr-
alle Schwierigkeiten beseitigt wären — wie Hübschmann,
Zeitschrift der dtsch. morgenl. ges. XXXVIII, s. 426 annimmt
— , ist durchaus nicht meine meinung. Ein arisches dhugitar-
wäre im avestischen zu dugitar- geworden. Aber auch ange-
nommen, das i wäre wirklich erst im avestischen geschwunden
— vgl. übrigens ta, s. 54 — , so wäre doch sicherlich duTitar-
daraus geworden, nicht aber dugedar-, du^dar-, ^) Ai. mäta-
risvan- enthält, wie aus der flexion deutlich hervorgeht, ein
suffixales dement; cf. akk. sing, mätarisvänam gegen vrtra-
hänam, vok. sing, matarisvas gegen v^trahan. Aber welches?
Garbe, Kuhns Zeitschrift XXIII, s. 484 zerlegt mätari-su-an,
d. i. „schon in der mutter gewaltig" , mit der bemerkung , der
akzent sei von der ursprünglichen tonsilbe (mätäri) auf die
endsilbe (des ersten kompositionsglieds) gerückt. Whitney,
ind. gramm., § 1277a nimmt das suffix van an; doch vgl.
wurzeln, s. 176 die bemerkung zu fw. Ebenso J. Schmidt,
Kuhn's Zeitschrift XXVI, s. 358. Aber aus -^smi- -f suffix van-
wäre doch nur *süüaw- hervorgegangen. Vermutlich von dieser er-
92 Chr. Bartholomae
wägung ausgehend hat Lanman, journ. of the american or.
SOG. X, s. 529 if. mätarisvan- unter die a/?-(C)stärame einge-
reiht (doch vgl. s. 527, 536 und 559 unten). Aber da macht
wieder der vokativ mätarisvas und die femininalbildung mata-
rUvari Schwierigkeit. Und dann eben vor allem der akzent!
— Sollte es nicht richtiger sein, mätdr-isvan- zu teilen? isvan-
wäre das gegenstück zum avestischen isuan-, und mätdr ein
letztes Überbleibsel der in av. sästars u. a. vorliegenden alt-
arischen genitivbildung (cf. verf., arische forschungen II, s. 110).
Dann würde alles klappen. Akzent (cf. Whitney, gramm.
a. a. 0.) und flexion. Die ursprüngliche bedeutung wäre „der
über seine mutter herr wird", zunächst ein epitheton des harten
(männlichen) reibholzes, weil es — d. h. das von ihm erzeugte
feuer — das weiche (weibliche, die mutter) verzehrt, dann aber
auch des feuers selbst. Dass mätarisvan- ein alter, nur mehr
halb verstandener ausdruck war, unterliegt keinem zweifei.
Und dass sich eben in solchen ausdrücken alte formen und
Wörter, die sonst längst aus dem gebrauch geschwunden sind,
bergen und erhalten können, habe ich früher (arische forschun-
gen I, s. 70 f.) für pätir ddn nachgewiesen. Schwierigkeit
macht — ich verkenne das nicht — das zu rgv. 10. 120. 9
bezeugte mätaribhvarls , wofür übrigens an der parallelstelle
athv. 20. 107. 12 mätarisvarl steht. Es lässt sich aber denken,
dass es eine späte auf falscher auffassung und Zerlegung von
mätarisvan- beruhende nachbildung sei. — Wie rnätarisvan- ist
auch Yyisvan- (P. W.: n. pr. eines Schützlings von Indra)
gebildet, f-g-isvan- würde, der obigen fassung entsprechend,
als „liedermächtig" zu deuten sein. Bez. g vergleiche man
Ygmin-, fgmija- und G. Meyer, griech. gramm. 3, s. 201 (wo
noch weitere litteraturangaben) , Möller, Kuhn's Zeitschrift
XXIV, s. 457 f. — Endlich durgihhisvanö rgv. 1. 52. 6 (Böht-
lingk: „(etwa) unaufhaltsam schwellend"; Grassmann: „des
schwer zu fassenden"; Ludwig: „dem bös packenden hunde")
nehme ich nicht als genitiv, sondern als nominativ, zu beziehen
auf Indra, und erkläre es als kompositum aus durgj-'hh- + isvanä-
(cf. vagvand-, satvand-) mit dem akzent des ersten glieds (cf.
Whitney, gramm., § 1268). Dadurch gewinnt meines erach-
tens auch der sinn der stelle. Ich übersetze:
v^trdsja jdt pravane dtirg^bhisvanö
nigaghdntha hänvör hidra tanjatüm
Beiträge zur altiranischen graramatik. V. 93
„als du, o Indra, harr werdend auch des schwer zu fassenden,
dem Vrtra jählings den donnerkeil in die fresse schlugst".
') Auch azäpä j. 50. 7 (2. plur.), das man nach Roth's Vor-
gang zur Wurzel az- „treiben" gestellt hat, ist vielleicht davon zu
trennen und als konjunktiv des aorists von zha- z=z ai. ha-
„sich aufmachen" mit dem praefix a (== ä) zu nehmen
jäiS azäJ5ä mahmäi hißtä auamhe
heisst: „wenn ihr euch mit ihnen (den rossen) aufmacht, so
kommt zu meinem beistand". *) Oder apahj'a. Aber der
von Spiegel, keilinschriften^, s. 85 gegen die lesung aßahj
erhobene einwand ist nicht stichhaltig, aßahj wäre ai. äsqsi,
wie apaham = ai. dsqsatn. Das dort geforderte * d§ähj wäre
eine missbildung. Zu gunsten der lesung apahja und dessen
erklärung als 3. sing. impf. pass. mit aktiver endung lässt sich
nur mehr das eine pahjämahj anfüren in Bh i. 6 f. == a 9 ff. :
avahjarädij vajam ha^ämanisijä pahjämahj „desswegen werden
wir Hakhamanisja genannt". Wie aber, wenn vajam auch als
akkusativ fungirte und statt pahjämahj vielmehr pahaj'ämahj
(= ai. sqsdjämasi) zu lesen wäre (also ,,desshalb lassen wir
uns H. nennen")? Die Verwendung von vajam als akkusativ
ist nicht ärger als im indischen die von ävam und j'uvdm als
nominativ.
Münster i./W. Chr. Bartholomae.
Sanskrit vicchltti schminke.
Ein beitrag zur bedeutungslehre.
Die nachstehende abhandlung ist eine weitere ausführung
und begründung der kurzen bemerkungen, die ich in den
Göttingischen gelehrten anzeigen 1885 p. 381 f. über die be-
deutungen des sanskritwortes vicchitti veröffentlicht habe. Hier
gehe ich näher ein auf die besonders auffällige bedeutung von
vicchitti, welche von den indischen lexicographen als angaräga,
von Böhtlingk im PWB. als „schminke" angesetzt wird.
Es versteht sich von selbst, dass das Petersburger Wörter-
buch sowie Böhtlingks Sanskritwörterbuch in kürzerer fassung
für die vorliegende arbeit benutzt worden sind. Doch habe ich,
94 Th. Zachariae
wie jeder kundige leicht sehen wird, eine umfangreiche sanskrit-
und präkrtliteratur selbständig durchforscht; auch habe ich
werke zu rate ziehen können, die noch ungedruckt und nur
wenigen ausser mir zugänglich sind. Aus diesem gründe dürften
meine mitteilungen auch für solche interesse besitzen, die mit
den ergebnissen der Untersuchung nicht einverstanden sind. —
Was zunächst die form, die Orthographie von vicchitti
betrifft, so habe ich nur darauf aufmerksam zu machen, dass
das wort unter den ädidantijoshthya , d. h. unter den Wörtern,
die mit v beginnen, aufgeführt wird in Mahe^vara's ^abdabhe-
daprakäga II, 14 p. 509 ed. Borooah.
Die bedeutungen von vicchitti bespreche ich nach der
reihenfolge im PWB. Die erste bedeutung: Unterbrechung,
Störung, hemmung, aufhebung kommt für uns nicht weiter in
betracht, da sie sich aus der etymologie vi-chid-ti ohne
Schwierigkeit ergiebt und aus älteren und neueren texten
belegt werden kann. Bedeutung 5) und 6) im PWB., die den
fehlerhaften Calcuttaer ausgaben der indischen lexica ent-
stammen, müssen gestrichen werden, vgl. meine Beiträge z. ind.
lexicogr. p. 87, GGA. 1885 p. 381, und Borooah's Compre-
hensive grammar III, 1 p. 387 unter vicchitti. Somit bleiben
drei eigentümliche bedeutungen von vicchitti, bedeutung 2) 3)
4) im PWB., zu besprechen übrig, nämlich zunächst
vicchitti „strikingness",
eine ungewöhnliche, absonderliche, piquante auffassung oder
darstellung PWB. Für diesen gebrauch citiert Böhtlingk
fünf stellen aus dem Sahityadarpana und eine aus dem Kuva-
layananda, also aus zwei rhetorischen werken. — Ich weiss
nicht, ob dieser gebrauch ganz modern und ob er nur auf
rhetorische werke beschränkt ist. Bei den ältesten rhetorikern
die uns erhalten sind, z. b. bei Vamana, ist mir vicchitti nicht
begegnet. Nur im Sahityadarpana habe ich vicchitti öfters,
und zwar in der regel mit vigesha verbunden, gelesen. In der
englischen Übersetzung des Sahityadarpana wird vicchittivicesha
gewöhnUch mit „peculiar strikingness" wiedergegeben. Daher
habe ich oben, der kürze halber, vicchitti — strikingness
gesetzt.
Aehnlich wie vicchitti werden im Sahityadarpana gebraucht,
wenigstens in der englischen Übersetzung ähnlich wiedergegeben,
Sanskrit vicchitti schminke. 95
die ausdrücke catnatkära, camatkäritva (staunen, Überraschung)
und vaicitrija, vaicitrt/avigesha (mannigfaltigkeit , verschieden-
artigkeit, Seltsamkeit). Ich mache hierauf nicht ohne absieht
aufmerksam. Es wird weiter unten eine stelle besprochen
werden, in der vicchitti mit camatkdra glossiert worden ist.
Im übrigen soll uns vicchitti strikingness nicht weiter beschäf-
tigen. Nur so viel will ich noch bemerken, dass nach meiner
ansieht diese bedeutung von vicchitti mit viccheda, vicchedana
„unterschied, das unterscheiden" auf eine linie zu stellen ist.
Vgl. noch Sahrdayalilä II, 20.
Ein zweiter eigentümlicher, technischer gebrauch von vi-
cchitti findet sich in den lehrbüchern der dramatik und rhetorik.
Hier bedeutet
vicchitti einfachheit in der kleidung,
simplicity in dress Sähityad., translation p. 81. 86, eine durch
ihre einfachheit reizende toilette PWB., neglect of dress and
Ornaments through mental agitation Wilson, Select specimens
of the theatre of the Hindus P p. XL VI. Die vicchitti gehört
zu den reizen des schönen geschlechtes. Auf die details kann
ich hier nicht eingehn: ich verweise auf Wilson a. a. o. und
die stellen die Böhtlingk unter vicchitti und häva citiert.
Wie vicchitti zu der speciellen bedeutung „einfachheit in
der kleidung, einfacher anzug" gekommen ist, muss vorläufig
dahingestellt bleiben. Ich möchte nur darauf hinweisen, dass
ausdrücke wie nyäsa, vinyäm, racanä bei der definition der
vicchitti verwendet werden, — ausdrücke, die, wie sich nachher
zeigen wird, fast Synonyma von vicchitti sind. Vgl. z. b.
mandanänädarani/dso vicchitti rüpadarpatak
Amara ed. Bomb. 1877 p. 48 comm.; oder
dkalparacanälpapi vicchittih käntiposhakrt
Da^arüpa II, 36; katipayahhüshanavinyäso vicchittih Rasa-
taramgini ed. Regnaud p. 58; s. auch GGA. 1885 p. 381 f.,
Mallinätha zu Magha 8, 70. Diese Verwendung der ausdrücke
nydsa u. s. f. drängt zu der Vermutung, dass ein Zusammen-
hang besteht zwischen der technischen bedeutung von vicchitti
„einfacher anzug" und der dritten eigentümlichen bedeutung
des Wortes^), die nunmehr ausführlich besprochen werden soll.
^) Vgl. unten s. 98 das citat aus dem comm. des Qriniväsäcärya z.
96 Th. Zachariae
vicchitti schminke.
So Böhtlingk, wohl mit rücksicht auf die indischen
lexica und die stelle ^äk. 164.
Für diese bedeutung von vicchitti möchte ich, nach genauer
betrachtung der stellen wo das wort vorkommt in der literatur,
in den Wörterbüchern und commentaren, die folgenden bedeu-
tungen einsetzen:
1) vicchitti zunächst allgemein: anordnung; das anlegen,
anthun; das auftragen z. b. von färben; gebraucht wie mjäsa,
vinyäsa, racanä, viracanä am ende eines compositums. Dann
speciell: das auftragen von (das beziehen mit) strichen und
zeichen auf das gesiebt und andere teile des körpers mit
moschus u. 8. w. (vgl. PWB. unter jja^raJ/mw^a) ; colouring
the body with coloured unguents Wilson s. v. vicchitti; vgl.
nyäsa „das auftragen mystischer zeichen auf verschiedene teile
des körpers".
2) die durch das auftragen von sandelsalbe u. dgl. ent-
standenen zeichen, striche, streifen, linien {= pattrahhanga,
pattrarekhä u. s. f., vgl. PWB.), also „das resultat der hand-
lung" (Lindner, Altind. nominalbildung p. 21 f.: Heerdegen,
Untersuchungen zur lat. Semasiologie II, 40); dann überhaupt
strich, streifen, reihe, linie, s. v. a. rekhä u. s, f.
Ist die bedeutungsentwickelung bis hierher richtig, so kann
vicchitti sicher auch bedeuten — auch wenn sich kein beleg
für diese bedeutung finden sollte --
3) salbe, schminke, also „das mittel der handlung" (vgl.
gr. svTQLXpig); indisch: vicchidyate 'nayä vicchitiih vgl. Benfey
Vollst, gramm. § 351.
Aus den indischen (homonymischen) Wörterbüchern gehört
hierher die erklärung von vicchitti mit angaräga d. h. 1) smea-
ring the body with unguents of sandal etc. 2) the perfume or
unguent so applied (nach Goldstücker). Was die syno-
^äk. 164, und die beispiele für die vicchitti in den rhetorischen werken,
wie Kumäras. 7, 17; ^igup. 8, 70; Sarasvatik, p. 307: vibMshanddinäm
anädaravinydso vicchittir yathä, —
anguni candanarajahparidhüsaräni
tdmbülardgasulahho 'dharapallava^ ca |
acchdnj'ane ca nayane vaaanam taniyah
kdutdsu hhiishanam idam vihhavac ca ceshali ||
Sanskrit vicchitti schminke. 97
nymischen Wörterbücher betrifft, so fehlt vicchitti noch im
Amarako^a. Der älteste lexicograph der das wort berücksich-
tigt hat ist vielleicht Rabhasa, vgl. das citat im Amara ed.
Bomb. p. 164 comm., wo vicchitti als synonym von hashäya
und angaräga aufgeführt wird. Nach Trik. II, 6, 40 ist vicchitti
ein synonym von kashäya und saniälamhhana. Uebrigens ist
kein grosses gewicht auf die tatsache zu legen, dass die sanskrit-
lexicographen vicchitti mit angaräga erklären. Wahrschein-
lich ist angaräga nichts weiter als eine glosse zu vicchitti in
einer bestimmten stelle, — in der noch zu besprechenden stelle
^äk. 1G4. Vgl. im allgemeinen meine Beitr. z. ind. lex. p. 26 ff.
37 ff. Viel wichtiger und interessanter für uns ist die angäbe,
die wir in einem prak rtwörterbuche finden. Wir lesen in
Dhanapäla's Päiyalacchi v. 116: vinnäso vicchitti. Hier wird
also vicchitti geradezu = vinnäsa (skr. vinydsa) gesetzt. Beide
Synonyma giebt B übler mit arrangement wieder, s. diese zschr.
IV, 159. 160. Ob danach im Trikändagesha III, 3, 184 vinyäsa
statt vinäga gelesen werden muss (s. GGA, 1885 p. 381 f.),
bleibe dahingestellt. Uns genügt hier das zeugniss eines indi-
schen lexicographen für vicchitti = vinyäsa. Dass aber vicchitti
diese bedeutung, sowie die anderen von mir oben aufgestellten
bedeutungen wirklich hat, wird sich ergeben, wenn wir zu-
nächst betrachten
vicchitti in der sanskrit- und prakrtliteratur.
vicchitti kommt in der ,, klassischen" sanskritliteratur nicht
häufig vor. Nur einmal haben das wort gebraucht — soweit
meine beobachtungen reichen — Kälidäsa, Subandhu, Bana,
Mägha; niemals Bharavi, Dandin, Bhavabhüti, Rajagekhara,
Bilhana, ^riharsha. Es mag auffällig erscheinen, dass vicchitti
von einigen der berühmtesten autoren sehr selten gebraucht,
von anderen wiederum gänzlich gemieden wird: noch auf-
fälliger ist, dass das wort, wo es überhaupt vorkommt in der
„klassischen" literatur, fast immer die von mir aufgestellten
bedeutungen hat. Folgende stellen kommen in betracht:
Kalidasa, ^äk. 164 Böhtl. vicchittigeshaih surasundarindm
varnair atni likhanti. Die mir bekannten neueren ausleger
und Übersetzer geben hier vicchitti mit schminke wieder. So
übersetzt Fritze
Mit färben, Überreste sind's der schminke
Beiträge z. kimde d. indg. sprachen. XIU. 7
98 Th. Zachariae
Der himmelsschönen, schreiben deine that
Die götter auf des wunderbaums gewänder.
Von den erklärungen der indischen scholiasten kenne ich
nur die, welche Williams in seiner ausgäbe anführt. Hier
wäre höchstens die (schwerlich correct mitgeteilte) glosse des
Kätayavema zu beachten. — Ich halte die Übersetzung „schminke"
nicht für falsch, meine aber, dass man auch übersetzen könnte:
mit den färben, die übrig geblieben sind von dem bemalen,
dem bestreichen des körpers, dem auftragen von strichen, varna
ist gewissermassen doppelsinnig: färbe zum schreiben, und färbe
zum bestreichen des körpers, vgl. Böhtlingk unter varna und
varnaka. Man könnte auch viccMfti etwas frei mit toilette^)
wiedergeben , vgl. amgaräasesa Häla 189 (seife die) von der
toilette zurückgeblieben (Weber).
Subandhu, Väsavadatta 138, 7 ed. Jivansinda. j'aladevatä-
candanavicchittibhir iva phenaräjihhir upättarämaniyakam (ja-
lanidhim apagyat) — 267, 4 ed. Hall, wo die v. 1. jaladeva-
takucacandana° zu beachten. Nach dem indischen comm. ist
vicchitti = comatkära. Ich kann diese sonderbare erklärung
(vgl. oben s. 95) nur für den fall gelten lassen, dass vicchitti
hier doppelsinnig gebraucht sein sollte. Böhtlingk im
kürzeren Wörterbuch übersetzt: eine durch ihre einfachheit
reizende toilette. — Hier meine Übersetzung. Das wort vicchitti
steht offenbar parallel und ist daher gleichbedeutend mit räji
und den vorhergehenden ausdrücken 2) manjari, samtati (nach
^) Das obige war bereits niedergeschrieben, als ich von Pischel
genauere mitteilungen über verschiedene indische scholien zu Qäk. 164
erhielt. Candra^ekhara und Räghavabhatta erklären vicchitti mit angardga
(daher vicchitti = angardga bei den lexicographen !). Das scholion des
Qriniväsäcarya ist interessant und verdient wohl ganz mitgeteilt zu
werden, soweit es sich auf vicchitti bezieht: vicchitti^eshaih vicchitter ava-
cishtaih varnaih kunkumakastürikdäivarnakaih \ vicchittir ndma khclanddinä
anädarena stokdddnam | uktarn ca
svalpo 'py anddardn nydsah kunkumddes svamandane |
yd pardm janayec chobhum sd vicchittir uddhrtcti ||
Wie man sieht, fasst Qriniväsa vicchitti in der technischen bedeutung
„einfacher anzug" (s. 0.). Das citat, welches der scholiast beibringt (aus
der Vaijayanti?), ist bemerkenswert, weil darin das auftragen von safran
u. s. w. als besonders characteristisch für die vicchitti hingestellt wird.
*) Beiläufig mache ich auf das hier vorkommende seltene sanskritwort
dtarpana aufmerksam, = dlepana, mangaldlepana bei den lexicographen;
cfr. dippana Häla 166, Hem. Deg. I, 78.
Sanskrit vicchitti schminke. 99
dem comm. s. v. a. samühä) und dhdrd (Bollensen, Urva^i
p. 399), die alle „streifen, reihe" u. dgl. bedeuten oder doch
bedeuten können. Kurz, candanavicchittiist s&ndelstreiien^
wie phenaräji: schaumstreifen; (kuca-)candanavicchitti ist ein
ausdruck, ein compositum wie candanavigeshakabhakti Qiq. 10, 84,
kucakrshndgurupankapattralatä Käd. 57, 11, candanapattralekhä
Subhashitävali 1487.
Bäna, Kädambari ed. Peterson, Bombay 1879, p. 56, 3
harinäm dänavicchittih ^). Wenn ich recht sehe, ist ddnavicchitti
hier doppelsinnig so gut wie andere ausdrücke in dem satze
Käd. 55, 16 ff., vgl. Petersons noten. Zunächst ist ddna
doppelsinnig; es bedeutet das freigebige spenden von gaben
und geschenken, und die beim elephanten zur brunstzeit aus
den schlafen quellende flüssigkeit. Bollensen zur Urva^i
p. 422 f. Der ausdruck dänavicchitti aber bedeutet 1) Unter-
brechung, aufhebung der spenden, 2) brunstsaftstreifen;
es ist das ein seltener ausdruck, den Bäna nur gebraucht, um
einen doppelsinn hervorzurufen, während er sonst, wie auch
andere autoren, ddnalekhä, madalekhä, dänaräji u. s. w. sagt:
Käd. 59, 18. 65, 21. Ragh. 2, 7. Kirät. 7, 35. gigup. 17, 57.
Ind. Sprüche (immer nach ed. 11 citiert) 227. 5789. 6322.
Setub. 1, 63. Der ausdruck ddnavicchitti findet sich auch, und
zwar ebenfalls doppelsinnig, in dem (wohl erfundenen) beispiele,
das Mahendra im comm. zu Hemacandra's Anekärthasamgraha
für vicchitti = viccheda anführt:
na hhäti dänavicchittih prahhünäm dantinäm iva.
Mag ha, (^igupälavadha 16, 84 vicchittir navacandanena
vapushah. Mallinätha glossiert vicchitti mit älepana, Böhtlingk
im kürzeren Wörterbuch übersetzt: schminke. Ich übersetze:
das bestreichen des körpers mit frischem sandel; das beziehen
des körpers mit strichen aus frischem sandel. Man beachte
wie vicchitti construiert wird. Uebrigens ist vicchitti auch hier
wieder doppelsinnig: es bedeutet auch viyoga (Mall.), das er-
mangeln (Böhtl.).
Pari mala 2), Navasähasänkacarita (unediert) 11, 17:
^) Man beachte den unmittelbar vorhergehenden ausdruck kucahhanga
„lines painted on the breasts" (Peterson). ^) Parimala oder Padraa-
gupta, söhn des Mrgänkagupta, lebte unter den königen Väkpatiräja und
Sindhuräja von üjjayini (ende des 10. Jh.). Er war ein Zeitgenosse des
Dhanapäla, des Verfassers der Päiyalacchi; s. Bühl er in dieser Zeitschrift
7*
100 Th. Zachariae
sa citravarnavicchittihärinor avanigvarah \
Criharsha iva samghattam cakre hänamayürayoh \
In dieser stelle haben wir es ebenfalls mit doppelsinnig-
keiten zu thun: aber das wort vicchitti, auf das es uns allein
ankommt, ist glücklicherweise nicht doppelsinnig, es hat hier
ganz deutlich die bedeutung vinyäsa. — Von dem könige Sin-
dhuräja, der sich auf der jagd befindet, wird gesagt, dass er
pfauen erlegte, oder, wie Parimala sich ausdrückt, dass er
einen zusammenstoss verursachte zwischen pfeilen und
pfauen; geradewie der könig Harsha eine Verbindung ver-
anlasste zwischen (den beiden berühmten dichtem) Bäna und
Mayüra. Worauf Parimala anspielt, ist nicht ganz sicher und
für uns gleichgültig (doch vgl. z. b. Müller-Cappeller,
Indien p. 282 ff,). Von den pfeilen, den pfauen und den beiden
dichtem heisst es nun, dass sie entzückten (härin) durch die
bunte oder wunderbare Zusammenstellung {vinyäsa, arrange-
ment) der varna, d. h. der färben und buchstaben. Was
die pfauen betrifft, so bedarf der ausdruck vaniaincchitti keiner
erläuterung. Die pfeile entzückten durch ihr farbenarrange-
ment, wenn sie nämlich bemalt waren: man kann aber auch
daran denken, dass die pfeile des schützen namensaufschrift,
prahartur ndmäksharäni , trugen (Urvagi p. 78, 13); dann
bedeutet varna buchstabe, schriftzug, wie Urv. 78, 10. Letztere
bedeutung allein passt für varnavicchitti in bezug auf die beiden
dichter und ihre berühmten literarischen corapositionen.
In diesem falle ist vicchitti deutlich so gebraucht, wie sonst
nyäsa, vinyäsa (vgl. Böhtlingk unter diesen ww.) hinter
Wörtern wie akshara, pada, varna u. s. f.
Den ausdruck varnavicchitti kann ich noch nachweisen
aus der Sahrdayalila des Ruyyaka II, 9 (varnavicchittinä-
nätvam) , wo man übersetzen kann : das auftragen von färben,
oder : farbenarrangement.
Im präkrt ^c\i&mi vicchitti sehr selten vorzukommen. Ich
kenne nur die stelle Hala 780 deha vicchittim (dlepanam schol.),
„streicht frisch an" Weber, der zu dieser Übersetzung be-
merkt, er habe dabei an das weissen der wände gedacht. —
IV, 71 ff. — Bei der interpretation der oben besprochenen stelle ist mir
Bühl er behülflich gewesen.
Sanskrit vicchitti schminke. 101
Sollte vicchitti hier nicht „das beziehen des körpers mit
strichen" bedeuten?
vicchitti bei den lexicographen und commentatoren.
P'ast noch wichtiger als die aus der literatur beigebrachten
stellen sind für die festsetzung der bedeutungen von vicchitti
die stellen in den Wörterbüchern und commentaren, wo vicchitti
verwendet wird zur erklärung anderer sanskritwörter.
Die Wörter freilich, zu deren erklärung vicchitti zu dienen pflegt,
sind leider vieldeutig, und ich muss offen gestehen, dass es mir
nicht immer gelungen ist, die bedeutungen der glossierten Wörter
und ihrer glosse vicchitti genau zu bestimmen. — Die folgenden
mitteilungen stammen grösstenteils aus den commentaren zum
Anekarthasamgraha des Hemacandra und zum Mankhako^a (s.
bereits meine Beitr. z. ind. lex. p. 50).
Drei Wörter sind es besonders, die mit vicchitti glossiert
werden : hhanga, bhangi, bhakti — Wörter , über deren mannig-
faltige bedeutungen man sich jetzt am besten in Böhtlingks
kürzerem Wörterbuch informiert. Die einzelnen glossen sind:
hhanga = vicchitti Hern., d. h. strich, linie. Die bedeutung
ist aufgestellt für das compositum pattrahhanga (vgl. oben und
Petersen z. Kad. 13, 20. 56, 3), wie sich ergiebt aus dem
beispiel, welches der commentator Mahendrasüri citiert:
Paulomtkuca'pattrahhangaracanäcäturyam adhyäpitah (aus
dem Anargharaghava des Murari, act II).
Im Mankhakoga wird bhanga, ausser mit bheda, ürmi, u. s. f.,
mit bhakti erklärt, und im commentar dazu wird bemerkt:
taramgabhrübhangety ddau bhaktau, vicchittau. (Das citat
aus der Urva^i, v. 115.) Da Mankha die bedeutung bhakti
neben bheda aufstellt, so ist es kaum zweifelhaft, dass wir
bhakti und somit auch vicchitti als „strich, reihe, linie" zu fassen
haben, auch wenn wir uns mit der Interpretation der worte
taramgabhrübhanga, wie sie von Mankha angedeutet wird, nicht
einverstanden erklären können. Für Mankha ist bhrübhanga,
das sonst allerdings „das verziehen der brauen" bedeutet,
offenbar s. v. a. bhrülekhä vgl. z. b. Balarämäyana p. 120, 2;
Vikramänkacarita 8, 78:
bhridekhäyiigalam bhäti tasydg catulacakshtishah
pattradvayiva haritä ndsävangasija nirgatä,
vfO paltradvayl = pattrabhangadvayi. Gebogene (gewölbte, ge-
102 Th. Zachariae
schweifte, geschwungene) brauen bilden aber eine Wellenlinie
und werden daher mit wellen verglichen: Bollen sen z. Urva^i
p. 429; Mahaviracarita VI, 9 taramgahhangi hhruvau (= äya-
talekhe hhruvau Borooah in seiner ausgäbe p. 227; wogende
brauen Böhtlingk Spr. 4878); Ragh. 16, 63 hhangyo bhru-
väm upamdnam (?). Auf den gebrauch der wörter für „welle"
bei vergleichungen werde ich noch einmal zurückkommen. Jetzt
wende ich mich zu den glossen des schon erwähnten wortes bhakti.
hhakti = hhangi Hem. ; Mahendra erklärt hhangi mit vic-
chifti. Was bedeutet nun vicchitti? „It may mean fracture",
bemerkt Borooah Compr. Grammar III, 1 notes p. 69 zu
meiner mitteilung Beitr. z. ind. lex. p. 50. Gewiss; aber was
für eine bedeutung der scholiast im äuge hat, ergiebt sich, wenn
man die stelle nachschlägt, die ich a. a. o. aus Mahendra's
commentar beigebracht habe. Als beleg für bhakti in der be-
deutung hhangi oder vicchitti citiert Mahendra Kumäras. 3, 30.
Hier aber bedeutet bhakti, und folglich auch hhangi und vicchitti^
nach Mallinätha: racanä. So glossiert er hhakti auch sonst,
z. b. zu Kumär. 8, 69, Qi9up. 10, 84. Mit racanä meint er
aber rekhä, wie er zu Megh. 19 ausdrücklich bemerkt: bhaktayo
racanäh, rekhä iti yävat. Böhtlingk endlich hat neuerdings
in seinem kürzeren Wörterbuch für hhakti Kum. 3, 30. 8, 69 u. s, f.
die bedeutung „strich, linie" aufgestellt.
Mankha setzt hhakti direct gleich vicchitti und citiert im
comm. als beleg Megh. 19: bhakticcheda. Mallinatha's glosse
dazu ist soeben mitgeteilt. Böhtlingk im kürzeren Wörterbuch
übersetzt den ausdruck: gebrochene, nebeneinander laufende
striche. Vgl. auch Stenzler z. d. st.
Schliesslich hhangi (hhangi). Dieses wort wird von Mankha
und Hemacandra mit hhakti erklärt; in den commentaren wird
hhakti weiter mit vicchitti glossiert mit folgendem belege für
hhangi == hhakti:
hhangihhir angikrtam äyatäkshyäh
(v. 1. änatängyäh). Ich kann diese stelle leider nicht nach-
weisen und will mir daher über die bedeutung von hhangi
(hhakti, vicchitti), die die lexicographen hier im äuge haben,
kein bestimmtes urteil erlauben. Doch ist es nach allem was
ich angeführt habe kaum zweifelhaft, dass hhanga (gewisser-
massen ein gekürztes pattrahhanga), hhangi, hhakti und vicchitti
als Synonyma mit der bedeutung „strich, linie" angesehen wer-
Sanskrit vicchitti schminke. 103
den müssen. Uebrigens wird bhangi auch sonst noch mit vi-
cchitti erklärt — was gemeint ist, bleibe dahingestellt — : Amara
ed. Bomb. p. 359 comm. ; Ganaratnam. p. 77, 7 bhangibhangigab-
dau vicchitiiparyäyau. In den scholien zu Naish. 10, 37 wird
grngär abhängt ^) mit crngdravicchitti glossiert. — In diesem Zu-
sammenhang muss erwähnt werden, dass Kaiinga nach dem
PWB. bhangi mit vinyäsa erklärt hat. Dieses vinyäsa ist viel-
leicht glosse zu einem ausdruck wie pattrabhangl und daher
mit „streifen" zu übersetzen. Vgl. auch Mallinätha z. Qiq. 7,
22, wo ZeMa streifen mit vinyäsa glossiert wird. Nach PWB
VII, 1782 ist unter vinyäsa „toilet, fashion" zu verstehn, welche
bedeutung von bhangi Kern in seiner Übersetzung 2) von Varäh.
Brh. S. 242, n. 1 (= Journal of the R. A. S., N. S. VI, 310)
festgestellt hat. Dem sei wie ihm wolle: interessant ist die
thatsache, dass bhangi, wie vicchitti, gleich vinyäsa gesetzt wird.
Es bleiben zwei fälle zu besprechen übrig, wo die glosse
vicchitti schwerlich als ein synonym von bhakti u. s. f. „strich,
linie" gefasst werden kann. Nach Hemacandra bedeutet ürmi
„welle" auch bhanga. Dieses bhanga glossiert Mahendra mit
vicchitti und citiert für diese bedeutung von ürmi (zugleich für
die bedeutungen prakäga und vastrasamhocalekhä) das vermut-
lich erfundene beispiel
vatanirmitavastrormi narmapätram babhüva sä.
Nehmen wir noch hinzu, dass ürmikä mit vastrabhanga^)
erklärt wird, und bedenken wir, dass bhanga neben vastra-
samkocalekhä als bedeutung von ürmi erscheint*): so ergiebt
*) Derselbe ausdruck = crngäraceshtita 11, 32 schol., cfr. 1, 145. —
Qriharsha im Naishadhac. und Bilhana im Vikramänkac. haben bhangi
ziemlich häufig gebraucht. In den scholien zum Naish. wird das wort
meist unbestimmt mit raeanä-, äkära-, prakdravicesha glossiert. Ein
kühner, aber nach dem oben bemerkten nicht auffälliger gebrauch findet
eich Naish. 21, 41 : bhrnff abhängt , s. v. a. bhramarapankti, bienenreihe.
*) Kern übersetzt hier bhangdnjana mit toilet- collyrium. Ich habe von
meinem Standpunkt aus Wenig dagegen einzuwenden: bhanga steht wohl
für pattrabhanga. ■) Vgl. PWB. s. v. urmikä. Für die bedtg „finger-
ring" citiert Mahendra ^igup. 17, 8, für alle übrigen (!) bedtgen von
ürmikä ein beispiel, das schwerlich einem texte entnommen ist: ürtnikä-
bhir vibhdnty etd nadivadhvo latd iva. *) F'alten können sehr wohl mit
wellen verglichen werden; die erklärung von urmi oder ürmikä mit
bhanga oder vastrabhanga ist daher nicht auffällig. Wenn aber ein an-
deres wort für welle, tararnga, nach einem lexicographen bei Ujjvaladatta
104 Th. Zachariae
sich als wahrscheinliche bedeutung für hhanga und dessen glosse
vicchitti: bruch, d. h. falte (in einem kleide). Vielleicht liegt
diese bedeutung von vicchitti vor im comm. z. Naish. 16, 85,
wo nivi „schürz", das sonst = vastragranthi, vastrabandha ge-
setzt zu werden pflegt, mit bhangtnibaddhanäbhicumbitavastra-
vicchitti erklärt wird. Oder ist vicchitti auch hier s. v. a.
vinyäsa? —
Ich habe in dem eben besprochenen falle geglaubt, die be-
deutung „falte" für vicchitti aufstellen zu müssen. Es besteht
aber ein inniger Zusammenhang zwischen dieser und der bisher
angenommenen bedeutung „linie". Denn — um es kurz zu
sagen — wo falten sind, da sind auch linien. Ich will ver-
suchen, diess an einem beispiel zu erläutern.
Was runzelig oder faltig ist, wird im sanskrit gern mit
einer welle — •ürmi, taramga^), vici etc. — verglichen. Oder
es werden auch falten geradezu mit wellen identificiert (cora-
posita werden in diesem falle mit eva aufgelöst). Häufig finden
sich solche vergleichungen, identificierungen u. s. f. bei den be-
rühmten drei hautfalten (vali), der trivali oder dem valitrayam.
Folgende stellen sind mir zur band: taramgahdritrivali, vali-
trayataramgitä Kathas. 59 , 5. 84, 7 (citiert im PWB. unter
härin, taramgita) ; trivalitaramgaka Mahävirac. II, 21; thouv-
vellavalttaramgam uaram Karpüram. II, 1; taramgd valayah
die falten sind wellen Ind. spr. 1037 cfr. 1269; valivicih QiQup.
10, 59. Mallinatha z. Kirat. 8 , 24 erklärt (madhyeshu) valt-
vibhangishu^) mit ürmimatsu. Wenn aber falten mit wellen ver-
glichen, oder falten als wellen bezeichnet werden, so kann man
auch an linien, an Wellenlinien, denken. So wird tmni,
wie oben bemerkt, auch mit vastrasamkocalekhd erklärt, und bei
den vali ist öfters von rekhäs (streifen, linien) u. dgl. die rede.
Mallinatha glossiert vaUshii Kumär. 5, 24 mit udararekhdsu ;
valikriyä Kirat. 8, 52 mit rekhdbandha; und valikdh Qi^up.
3, 53 mit trivalyäkhyd madhyarekhdh. Ind. spr. 6238 heisst es
von dem valitrayam, dass es „schon durch linien bezeichnet"
z. Un, 1, 119 die bedeutungen vastra und hhanga haben soll, so ist diese
angäbe auffällig und schwerlich correct überliefert.
') Vgl. * carmataramga runzel. *) An den faltenwogenden mitten
Rückert, Jahrbb. f. wiss. kritik 1831, I, s. 22, wo über die trivalt ge-
handelt wird.
Sanskrit vicchitti schminke. 105
sei. Väsavadattä einleitung v. 3 valivibhangäh *) wird im comm.
mit trivalipanktayah glossiert. In dem lexicon Vaijayanti wird
voll mit madhyamarekhormi erklärt. Ich fasse nämlich in dem
citat aus der Vaijayanti im comm. z. ^ig. 3, 53 —
valt madhyamarekhormijirnatvaggrhadärushu —
madhyamarekJwrmi als eine bedeutung (anders Stenzler, De
lexicogr. sanscr. principiis p. 27) und schlage vor, die bedeutung
welle (ürmi) von vali aus unseren sanskritwörterbüchern zu ent-
fernen. Dass meine auffassung die richtige ist, erhellt auch aus
der Anekarthadhvanimanjari , wo vali gleich strhnadhyahhä-
gormi^) gesetzt wird.
Die letzte glosse die ich zu erwähnen habe findet sich im
comm. z. Ragh. 13, 69. Hier glossiert Mallinätha hhangi „ab-
satz, stufe" mit vicchitti. Megh. 60, wo das wort hhangi eben-
falls stufe bedeuten soll, glossiert Mallinätha mit parvan (in
der mir vorliegenden ausgäbe; anders Schütz, Meghadüta
p. 25). Es ist kaum nötig zu bemerken, dass die bei Mallinätha
vorliegende Verwendung von vicchitti in der bedeutung „absatz,
stufe" wenig auffallend ist, so wenig wie der vorhin besprochene
gebrauch „bruch, falte" bei Mahendra.
Zur etymologie von vicchitti.
Wir sind jetzt vorbereitet auf die erörterung der frage:
wie ist es möglich, dass das wort vicchitti, das doch augen-
scheinlich zu Wurzel chid gehört, alle die bedeutungen hat, in
denen es wie wir gesehen haben gebraucht wird? Wie lassen
sich die bedeutungen von vicchitti vereinigen mit den bedeu-
tungen der ^'\chid^(vicchidj spalten, scheiden, trennen, teilen ^ ^
u. s. f.? — Es soll versuciit werden zu zeigen, wie vicchitti zu ^'^-i
seinen bedeutungen gekommen ist; und zwar hauptsächlich in
der weise, dass ausdrücke von ähnlicher grundbedeutung wie vic-
chitti zur vergleichung mit diesem worte herbeigezogen werden.
Vorweg bemerke ich, dass sich der folgende kleine beitrag
zur Semasiologie und etymologie fast ausschliesslich auf die s. 96
^) Vgl. valibhanga Subhäshitävali 2131. — In den schollen zu Naish.
10, 74 wird valivibhanga mit valivinyusa glossiert. ^j Hier bedeutet
stri natürlich „weib", nicht „femininum" , wie Borooah zu glauben
scheint, wenn er Compr. Grammar III, 1 p. 299 drucken lässt: halih stri
madhydbhdgormir balif earma jaräkrti.
^
106 Th. Zachariae
aufgestellten bedeutungen bezieht. Wer im folgenden genauere
nachweise und belege verraisst, sei ein für allemal auf die
Petersburger Wörterbücher verwiesen.
Das wort vicchüti, welches gebraucht wird wie vinyäsa, an-
garaga, pattrabhanga u. s. f., könnte gefasst werden als:
durchbrechung. Vgl. Mägha 16, 84 vicchittir navacandanena
vapushah; der körper wird von sandelstrichen durchbrochen.
Das mittel der durchbrechung steht, wie zu erwarten, im instru-
mental i). Oder: vicchitti heisst eigentlich zerteilung, dann
Verteilung (z. b. von salbe auf den körper). Es vergleicht
sich der gebrauch von vibhaj, besonders von vibhakta in stellen
wie Kumär. 7, 15. 18, ^igup. 4, 5. Am besten aber vergleicht
sich bhakti, das oft erwähnte synonym von vicchitti. Beiden
Wörtern ist ja auch die bedeutung „linie" gemeinsam (vgl.
übrigens noch rekhä, ein geritzter streifen, hnie PWB.). Es
wird nicht überflüssig sein, hier anzuführen, wie Böhtlingk
im kürzeren Wörterbuch die bedeutungen von bhakti entwickelt,
speciell wie er zu der bedeutung „linie" gelangt: bhakti aus-
teilung, Verteilung; ...teil; ...teilung, s. v. a. das beziehen
mit strichen ; strich, linie ; reihe. Ferner mache ich aufmerksam
auf bhagga =- lipta Hem. Deq. 6, 99; auf chur, churiia, vi-
cchurita PWB.; auf den merkwürdigen gebrauch von bhinna
(vibhinna, bhidura), construiert mit dem instrumental oder am
ende eines compositums stehend, in der bedeutung „vermischt,
verbunden mit". Ueber diesen gebrauch von bhinna hat
C. Schütz gehandelt in der Halleschen allg. lit.-zeitung 1844
II p. 972 und in seiner übers, des Meghadfita p. 24 f. Ob die
von Schütz gegebene erklärung des gebrauches von bhi?ina
richtig ist, wage ich nicht zu entscheiden. Jedenfalls ist das
scheinbar unmögliche im sanskrit möglich geworden. Ein kunst-
dichter wie Mägha durfte schreiben
vicchiUir navacandanena vapusho bhinna 'dharo 'laktakaih
Qig. 16, 84, wo vicchitti bedeutet — um es kurz auszudrücken
— Verbindung mit, und trennung von (viyoga Mall.), und
bhinna: verbunden mit (yukta) und getrennt von (viyukta).
Schliesslich habe ich viddha (auch anuviddha u. s. f.) zu
erwähnen, das ähnlich wie bhinna gebraucht wird; s. Osthoff,
') Man darf wohl vergleichen vapur vihhaktam navayauvanena Ku-
märas. I, 32.
Sanskrit vicchitti schminke. 107
Morphol. Untersuchungen IV (1881) p. 79, der darauf auf-
merksam macht, dass die sanskritwurzel vyadh den weiteren
gebrauch des damit zusammengestellten lat. dividere teilt, u. a.
die aus „spalten, trennen, isolieren" specialisierte bedeutung
„durch Isolierung hervorheben, auszeichnen i), verzieren", allge-
meiner „behaften, versehen mit". Vgl. noch lat. distinguo,
und gr. aristo. —
Zu vicchitti (das bestreichen mit) salbe stimmt gut das
particip vicchinna, das nicht nur „getrennt" u. dgl., sondern
auch „gesalbt" bedeutet — wenigstens nach den lexicographen,
z. b. nach Hemacandra, der vicchinna mit samdlahdha (=
carcita, Mahendra) erklärt. Indessen ist vicchinna in dieser
bedeutung noch nicht nachgewiesen; auch das beispiel, das
Mahendra dafür anführt (zugleich für die bedeutungen kutila
und vibhakta!), macht nicht den eindruck, als sei es einem
texte entnommen. Vielleicht ist samälabdha falsche lesart.
Mankha nämlich — was Mahendra zu H. an. nicht übersehen
hat — liest samäpti statt samälabdha (s. bereits z. ^ä-
5vata 522) :
samäptau ca vibhaJde ca vicchinnam trishu.
Was Mankha meint, wenn er vicchinna mit samäpti erklärt,
erhellt aus dem beispiel, das er im comm. citiert aus seinem
eigenen kävya ^rikanthacarita (II, 51; cfr. Subhashitävali 179):
die bedeutung samäpti ist aufgestellt für avicchinna „ununter-
brochen". —
Das ist alles was ich jetzt beibringen kann um die Zuge-
hörigkeit des Wortes vicchitti in einigen seiner auffälligsten
bedeutungen zur w. chid zu erweisen. Wem diese Zugehörigkeit
nicht einleuchtet, dem wird nur übrig bleiben anzunehmen,
dass Wörter verschiedenen Ursprungs in vicchitti zusam-
mengefallen sind (vgl. meine Beitr. z. ind. lex. s. 56 ff.). Die
Vermutung liegt sehr nahe, dass ein präkrtwort vicchitti
mit den eigentümlichen bedeutungen vinyäsa u. s. f. in das
classische sanskrit übergegangen ist. Auf keinen fall kann die
frage nach dem etwaigen prakrtischen Ursprung von vicchitti
hier umgangen werden. Fragen wir zuerst allgemein:
*) Vgl. hier wiederum das bereits erwähnte part. vibhakta (mit
vigeahita glossiert z. b. von Mallinätha zu Kumär. 7, 15). — Ist vicchitti
vielleicht zu fassen als „auszeichnung, Verzierung, schmuck" (cfr. di-
stinctio) ?
108 Th. Zachariae
Ist vicchitti ein präkrtwort?
Wahrscheinlich ist es durchaus, dass vicchitti in der einen
oder anderen hedeutung ein präkrtwort ist: zunächst deshalb,
weil es zu den kunstausdrücken im alamkära^ästra gehört.
Hier begegnet nämlich gar manches wort, das für präkrtisch
gehalten werden muss. Ich erinnere an avahitthd, das schon
im PWB. aus dem präkrt erklärt worden ist (cfr. präkr. hittha,
ähiitha: ich hoffe auf diese wörter zurückkommen zu können).
Und wenn wir speciell „the charms of the fair sex", zu denen
die vicchitti gehört, durchmustern, so finden wir da ausdrücke
wie hibhoka (vivvoha?), mottdyita, kuttamifa^) u. a. m. , aus-
drücke, die ihren präkrtischen Ursprung an der stirn tragen.
Wenn wir ferner die wörter durchgehn, die, wie vicchitti selbst,
das bestreichen (mit salbe) oder salbe bedeuten, so treffen wir
Wörter an, die vielleicht aus dem präkrt stammen, carcd,
im Sanskrit selten (?), wird von Hemacandra Deg. III, 19 als
degigabda (caccä) aufgeführt. Ebenda II, 98 comm, heisst es,
gomuha werde nicht aufgeführt, weil es aus skr. gomukha ent-
standen sei. Offenbar war gomuha in älteren Sammlungen von
degigabdäs enthalten, sonst wäre Hemacandra's bemerkung kaum
zu begreifen. Uebrigens hat Mägha bekanntlich gomukha ge-
braucht. Verdächtig ist auch sthdsaka , das allerdings im
Sanskrit vorkommt , z. b. bei Bäna , von anderen classischen
autoren aber beharrlich gemieden wird. Ich erinnere noch an
ucchädana, präkrtisch für utsädana (PWB.).
Endlich haben wir ein directes zeugniss dafür, dass vi-
cchitti ein präkrtwort, ein degigabda ist, in dem scholion des
Sädhärana z. Häla 780: vicchittir alepane degi. Freilich ist
hierauf nicht viel gewicht zu legen, ebenso wenig darauf, dass
vicchitti in der Päiyalacchi erwähnt wird (vgl. diese zeitschr.
IV, 76 ff.). Bemerkenswert ist nur, dass Dhanapäla vicchitti
^= vinyäsa setzt.
Sollte vicchitti, etwa in der soeben angeführten hedeutung,
wirklich ein präkrtwort sein, so ist es ja leicht zu begreifen,
wie das wort ins sanskrit aufgenommen, wie es sogar von
einem Kälidäsa gebraucht werden konnte: präkr. vicchitti ist
dem sanskritworte vicchitti vollkommen gleich. Der Inder
*) Vgl. Päiyal. 70; Hem. Präkrtgr. IV, 168; wegen mottdyita auch
Sarasvatik. p. 5, 2 (lud. Studien 16, 208).
Sanskrit vicchitti schminke. 109
würde sagen: vicchitti hat eine vyiitpatW^), eine etymologie, im
Sanskrit ; vicchidyate 'nayä vicchedanam vä vicchittih (Ma-
hendra). Ob sich alle Bedeutungen des Wortes mit den
bedeutungen der w. chid vereinigen lassen, ist dem Inder
gleichgültig.
Für die erklärung von vicchitti aus dem präkrt bieten sich,
soweit ich sehe, zwei möglichkeiten.
vicchitti aus vikshipti.
Diese etymologie, von Bühler aufgestellt in dieser zschr.
IV, 159, empfiehlt sich wegen der gleichsetzung von vinyäsa
und vicchitti Päiy. 116: wie vinyäsa zu as, so vicchitti zu
hship. Danach wäre vicchitti eigentlich das bewerfen mit, das
auftragen, anlegen (iniectus, ETtißoXiq). Vgl. kshepa =
lepana in der Medini, wohl eine glosse zu gorocanäkshepa
Kumär. 7, 17, wo Mallinätha kshepa mit vinyäsa erklärt; räani-
kkhevo Malavik. 41, 1 Bollensen cfr. räarehävinnäso 40, 14;
und sajalavastünäm vikshepah (glosse zu carcä) Kä,vyädarQa
2, 104 comm.
Ist aber vicchitti aus vikshipti lautgesetzlich möglich? Streng
genommen nicht; wir hätten *vikkhitti zu erwarten, da z. b.
vikshipta im präkrt zu vikkhitta wird. Doch schwanken viele
Wörter in den präkrtdialekten zwischen kkh und cch gegenüber
skr. ksh (Pischel z. Hem. II, 3. 17 ff., GGA. 1881 s. 1322 f.).
Man könnte daher vicchitti für eine dialektische nebenform von
vikkhitti halten, die sich in einer speciellen bedeutung fest-
gesetzt hat; vicchitti und vikkhitti wären den präkrtischen
doppelformen zuzurechnen, mit deren entwickelung, wie
bekannt, öfters bedeutungsdifferenzierung band in band ge-
gangen ist (S. Goldschmidt K. Z. 25, 612 f.). Ich erinnere
nur an khana : charia , khamä:chamä; an pekkhadi : pecchai;
wegen vikkhitti : vicchitti speciell an den Wechsel zwischen
ukkhitta und ucchitta im Setubandha (cfr. Päiyal. p. 121, Hem.
') Ein degya oder de^iQabda ist ein wort. das keine etymologie hat
(avyutpattimant). Ein solches wort soll man nicht gebrauchen. Ind.
Studien 16, 208 f. Wenn aber ein mahäkavi, wie z. b. Kälidäsa, einen
degya gebraucht hat, so darf man das nachahmen; aus dem doshatvam
kann ein gunatvam werden. Vämana V, 1 , 13. Sarasvatik. I, 104 p. 35
ed. Borooah.
110 Th. Zachariae Sanskrit vicchitti schminke.
Beq. 1, 124). Die letzten beiden formen vergleiche ich natür-
lich nur insofern, als sie zur w. kship gehören.
Die Bühlersche etymologie Hesse sich durch den hinweis
darauf bestreiten, dass vikshipti im sanskrit nicht vorkommt.
Indessen werden präkrtwörter durchaus nicht bloss von ferti-
gen sanskritwörtern gebildet (s. oben bd. XI, 326 f.); auch
lässt sich gegen die form vikshipti schwerlich etwas einwenden,
vgl. kshipti, utkshipti, samkshipti, und Ganaratnam. p. 475, 6,
wo vikshipti factisch gebildet wird {vicchitti steht zufällig da-
neben).
Sollte sich zu gunsten der Bühlerschen etymologie an-
führen lassen, dass wörter wie kshipti, dkshiptikd, samkshipti
kunstausdrücke, besonders in der dramatik, sind?
vicchitti zu chiv „berühren".
Ohne lautgesetzliche Schwierigkeiten lässt sich vicchitti ab-
leiten von der bekannten prakrtwurzel chiv „berühren, anfassen",
einem Substitut von skr, sparg Hern. IV, 182. Formen von
chiv kommen zumal im Hala häufig vor; das part. lautet chitta,
s. Hala, index, und Viddhagälabh. II, 16 (ed. Calc. 1883 p. 68,
mit skr. sikta übersetzt). Mit dem praefix vi findet sich chiv
im Kalpasütra: vicchippamäna berührt (zu dem passivstamme
chippa Hern. IV, 257). Gegen die bildung vicchitti liesse sich
sonach schwerlich etwas einwenden: aber auch der gebrauch
des Wortes erklärt sich in manchen fällen ziemlich leicht, wenn
als ursprüngliche bedeutung „berührung" angenommen wird.
Man denke an vicchittir navacandanena berührung d. h. be-
streichung mit frischem sandel Qiq. 16, 84 (vgl. lat. tangere)^
an varnavicchitti Sahrdayalilä 2, 9 cfr. ^ak. 164. Die beste
analogie für den bedeutungsübergang — wenn man von einem
solchen überhaupt reden will — bietet das wort, welches ja
nach Purushottama ein synonym von vicchitti ist: skr. samä-
lambhana (samälambha) , eigentlich das anfassen, berühren,
dann das salben, die salbe. Vgl. PWB. unter labh+samd,
samärambhana, samälambha, samälambhana.
Königsberg i. Fr. Th. Zachariae.
K. F. Johansson Miscelleo. 111
Bliscellen.
1. Piuralia tantum von Ortsnamen im Griechischen
und Lateinischen.
Oft kann man die Ursache finden, warum stadt- und Orts-
namen nur im pluralis vorkommen; gewöhnlich ist das ver-
hältniss so, dass der name von einem appellativum gebildet
ist, das nur oder doch häufig in der mehrzahl angewendet
wurde. So kann z. b. eine stadt nach einer Völkerschaft, nach
den Umgebungen , nach teilen , aus denen sie besteht , nach in
ihr befindlichen gegenständen u. s. f. benannt werden. Im
allgemeinen aber ist kein anlass oder annehmbarer grund zu
erkennen, warum ein nomen proprium im pluralis auftritt. Es
ist freilich wahr, dass die meisten namen sehr oder ganz unklar
sind, und dass man deshalb nach ihnen oder über sie
nicht gerade viel urteilen kann; nichtsdestoweniger aber
muss man, wie mir scheint, aus dem minder gewöhnlichen
gebrauch von pluralischen Ortsnamen im allgemeinen (ausser
wenn namen von Völkerschaften analogice für Ortsnamen zur
regel geworden sind) schliessen, dass mehrere der betr. alten
sehr zahlreichen piuralia tantum doch wohl anders zu deuten
sind, besonders wenn nichts in ihrer bedeutung und der geo-
graphischen läge der betr. orte für einen ursprünglichen plural
zu sprechen scheint. Ich glaube nun, dass mehrere auf andere
weise gedeutet werden können , und zwar wage ich folgende
erklärung vorzuschlagen. Ich glaube, dass mehrere mehrzahlige
Ortsnamen ursprüngliche lokative sing, sind, die bei dem all-
mählichen schwinden der lokative missverstanden und nur infolge
der äusseren gleichheit der form als nom. plur. angewendet
worden sind. Sowohl im Griechischen als im Lateinischen
waren hierfür die Verhältnisse günstig: lok. -ot von der o-
deklination = n. pl. derselben dekl.; dasselbe gilt lok. sing,
und n. pl. der ä-dekl.; und im Lateinischen lok. -i (domi) —
n. pl., lok. -m (RomcB) = n. pl. Als allgemeine behauptung
darf ich wohl aufstellen: mehrere griechische stadt-
namen auf-ot, -at sind ursprüngliche lok. sing.; das-
selbe gilt von mehreren lateinischen namen auf -i, -ce. Die lateini-
schen auslautsgesetze sind dieser behauptung kaum hinderlich;
selbst wenn die regeln Osthof fs (Perf. 195 ff.) stichhaltig
112 K. F. Johansson
sein sollten, dürfte es nicht schwer sein, sie mit meiner an-
nähme in einklang zu bringen. — Es ist bekannt, dass
besonders von Ortsnamen die kasusform, die am meisten ge-
braucht wird, mehr und mehr isoliert zu werden pflegt und so
die hauptsächlichste und fast ausschliessende benennung eines
ortes werden kann. In den heutigen sprachen ist es gar nicht
selten, dass oblique kasusformen als nora. aufgefasst werden;
wie viel leichter kann dies der fall sein, wenn schon die äussere
form durch gleichheit dazu einladet. „Wie die bezeichnung
gewöhnlich von der angäbe des ortes, wo etwas geschieht oder
sich befindet, ausgeht und dafür am häufigsten verwendet
wird, so wird der dabei gebrauchte casus massgebend", sagt
Paul Princ.i p. 156. Daselbst werden mehrere namen ange-
führt, die vom dativ ausgegangen sind, sei es mit oder ohne
Präposition: Baden, Bergen, Brunnen, Hausen, Münden, Staufen,
'felden, -hofen, -kirchen, Altenburg u. s. f., Ambach, Amberg,
Amsteg, Imhof, Unterwaiden u. s. w. Beispiele aus dem Schwe-
dischen sind Upsala, Valla u. a. namen auf -a (gen.), Falun
(dat.) vergl. Tamm Svenska ord belysta genom slav. och halt,
spräken Upsala 1881, p. 16. Auch im späteren Latein begegnet
uns dieselbe erscheinung. „Der abl. in lokativischer funktion
vertritt hier die stelle des nom., akk. von Ortsnamen, Consentius
K. V, 349, 4: Interdum efferuntur novo modo et quasi mono-
ptota ut Curibus, Trallibus, Turribus, Sulcis; auf sard. In-
schriften des 3. Jahrhunderts CIL. X, 7996; 8077; auf afrik.
VIII, 758; in den itinerarien des 4. Jahrhunderts ; Stobis, Tobis
Jord.; auf Merowingermünzen D'Arbois 40; 45; 59; ital. i,
frz. s und ai = aco" (W. Meyer Grröbers grundriss der
roman. philologie I, 370). Dass aus völkernamen entstandene
landsnamen {Polen, Hessen u. s. w.) obgleich in anderer richtung
sing, geworden sind, ist fast dieselbe psychologische erschei-
nung. — Ich werde jetzt einige beispiele anführen, wo es mir
annehmbar scheint, dass ursprüngliche lokative zu gründe liegen.
Jelcpol, äol. Bil(poi (rücksichtlich ß und d, vergl. ßelfpig,
delcpig u. s. w. s. J. Schmidt KZ. XXV, 152). CurtiusEt.»
479 sagt: „wohl von seiner läge in einer tiefen schlucht benannt"
und die faktische geographische läge der stadt bewahrheitet
diese worte (vergl. Kiepert Lehrb. d. a. geogr. p. 288). Wenn
dem aber so ist, so erscheint es uns ziemlich unmotiviert, den
platz „die schluckten" statt vielmehr „die schlucht" zu benennen.
Miscelleil. 1 13
Nach meiner meinung steht JEXq)ol begrifflich ungefähr auf
einer linie mit den oben angeführten Imhof, Amberg, Unter-
waiden u. s. w. und ist ein ebensolcher lok. wie oixoi, ^lad-fioX
(G. Meyer Gr.», 339 ff., Brugmann Gr. gr. p. 59). Die
accentuation darf nicht befremden (vergl. Haussen KZ. XXVII,
614 ff,), denn der accent konnte leicht umgebildet werden, seit
das wort als n. pl. aufgefasst zu werden anfing. — Ein anderes
beispiel scheint mir in l^d^rjvaL zu stecken. Bury hat (BB.
VII, 340), wie ich glaube mit recht, l4d^^vai aus ymedh in
f.i£a(a)og, 1. medius, s. madhija, g. midj'is hergeleitet und andere
gr. namen verglichen, unter welchen Med^iovr] besonders wichtig
ist. Diese beiden namen liefern nämlich nicht nur ein gutes
beispiel für die erscheinung des qualitativen ablautes
(Fick GGA. 1881, 44 ff., Möller Paul und Braune's Beitr. VII,
492 ff. u. a.) f.t€&ü)-v- : dd^^-v ; sondern sie sind auch von wert
für die beurteilung des quantitativen ablautes in zwei-
silbigen basen: me'dh — medhe — medhe wie gen (s. pf. Ja-
jäna vgl. g. qens : yvvrf) .;.4jtß«4,,( vergl. yEve-triQ) : gne (gnä,
gnö, vgl. yv^aiog, 1. natus, yvcorog) , s. Verf De derivatis verbis
contractis linguae gr. quaest. Upsala 1886 p. 92 ff. Die zwei-
silbige form medhe kann wenigstens dann als zweisilbig er-
scheinen, wenn der eine vokal gleichzeitig qualitativen ablaut
aufweist: medho, medhö (vergl. cpiqu) und octi<ea-cpoQog, wo -cpogo-
hinsichtlich des quantitativen ablautes etwa -(pioQ- oder -cpqw-
gleich ist). *dd-r]-v fasse ich als einen lok. auf -w (ohne -i)
(Whitney Gr. § 425, J. Schmidt KZ. XXVII, 306, Brug-
mann Gr. gr. § 82 u. s. w.). Hinsichtlich der langen Stamm-
form *d&t]-v vergl. zd. hakhmeng u. a., gr. d6i.ir]v und (pegr^v
(Bartholomae KZ. XXVIII, 22, Hdb. d. altir. dial. p. 85,
Brugmann Hdb. d. kl. alt.-wiss. II p. 621). *l4d^t]-v bedeutete
ursprünglich „in der mitte". Davon ist ein adj. *d9-r]vog „in
der mitte seiend" abgeleitet und !A&r]vai (Ttolsi, z. b.) bedeutete
„in der mittelstadt"; als es nicht mehr als lok. verstanden
wurde, wurde es als n. pl. aufgefasst. ^A&t]vaL ttöXel kann, so
scheint mir, etwa mit einem ueaai, noXei verglichen werden. Viel-
leicht ist die Stadt benannt nach der geographischen läge und der
bedeutenden machtstellung in dem bunde von Städten, zu dessen
haupt Theseus nach der sage Athen machte. — Auf dieselbe
weise wie ^^i>rjvai möchte ich hinsichtlich der form auch Mv-
Beiträge z. kimdo d. indg. spraclisn. XIII. 8
114 K. F. Johansson
TirjvaL erklären; darf man in d. schmuck dieselbe w-formation,
vom schwachen stamm gebildet etwa wie s. dg-na- (: ägmi-) u. s. w.
sehen? Andere griechische namen, die möglicherweise dieselbe
erledigung finden, sind hinsichtlich ihrer etymologie zu unklar,
um mit einiger Sicherheit für meine meinung in anspruch ge-
nommen werden zu können. In Qrjßai konnte man um so
besser einen lok. von sing. Qtjßä (vergl. QrjßuLyev^g, Qrjßaiog
u. a.) sehen, als eben der sing. Qrjßcc möglicherweise die ur-
sprünglichere obgleich obsolete form ist, die dann von der
neugebildeten missverstandenen Qrjßai ausgedrängt worden wäre.
Vgl. die unten angeführten namen. Namen, die deutlich aus
adjektiven entstanden sind, z. b. '^jc^ßi mögen etwa aus *ax^a£,
tcoXel u. s. w. entstanden sein (vergl. axQOTtohg, fast in einer
jeden stadt). 2vQdycovoaL von einem adj. -fsvT- konnte ehedem
avQaKovauL ^coIsl sein, ganz wie in OoivLyiovoa, ^EgiKovaa (rto-
Atg) der n. sing, den sieg davon getragen hat. 2vQccxovaaL
aber ist doch höchst unsicher, man vergl. die fünf theile der
Stadt {Näoog, IdxQCLÖivrj u. s. w.). — Andere griechische namen,
welche hier in betracht kommen und welche vielleicht wenig-
stens teilweise als meiner meinung günstig befunden werden,
sind: TlXataiau (auch sing. TlXazaLo)^ OeaTtial (auch sing.
QsuTtia), ^EXsvd^SQal, Kwnai, FeQOvd^Qat (reQavd^Qai), ÜQuaial
(auch ngaaia), nargai, Odgai (auch (Dago), 'L^ßat oder l4ßal
(auch 'L4ßa), ^fivxXat (auch l/4/.ivxXa), ^Ogveal, Klewval, ^iyai
(auch u4lyd), u4lyalai, u4lyaial (u4lyEial) u. s. w.
Gehen wir zum Lateinischen über, so sehen wir von den
vom Griechischen abgeleiteten namen ab. Von den rein latei-
nischen könnte vielleicht Fundi am nächsten mit gr. Jslcpol
verglichen werden; Fundi wäre dann == s. hudhne der form
nach. Den stadtnamen Velürce möchte ich folgendermassen
auffassen. In *veli-ter sehe ich einen lok. (-te)-r , etwa „im
thale" (Persson Studia etymologica Upsala 1886, p. 100 ff.,
114). Von diesem lok. aus konnte dann ein adj. auf -o gebildet
werden: *velitro- oder *velitero- (vergl. dygorsgog, OQSorsQog
1. paluster, equester, *netnesier in Nemesfrinus Brugmann KZ.
XXIV, 20 n. 1; sinister — dgLOvegog, dexter = ds^iTegog,
Sequester), welches sein gegenstück in dem aus dem s-stamme
ausgehendem volsc. Velestrom (= 1. Veliternorum) hat: „im
thale seiend". Von diesem adj. konnte man einen lok. velitrai
(urhe) „in der thal (stadt)" bilden, und dieser könnte mit
Miscellen. 115
^u4&rjvaL verglichen werden. Ich versage es mir, alle anderen,
hier in betracht kommenden lateinischen namen anzuführen
und zu besprechen, und beschränke mich darauf, nur die
wichtigsten derselben zu erwähnen: Fcesulce, Pisce, Volaterrce,
Busellw, (Esquilice), Antemnce, Fidence, Verulce, Minturnce,
Formice, Fregellce, Acerrce, Stahice, Aecce, Herdoniw, Cannce,
Ccelice, Budice, Lupice, Volsinn, Falerii, Volci, Tarquinii, Car-
seoli, Barduli, Bubi, Vocei, Thurii u. a. — Zum Schlüsse
betone ich, dass das vorstehende nur ein erklärungsversuch
ist, der natürlich nicht auf Sicherheit anspruch erheben kann.
2. Gr. dyad^og und verwandtes.
Man hat, ganz natürUch, ayad^og mit germ. *g6äa- (g.
göds, isl. gödr, ags. göd, ahd. guot u. s. w.) zusammenstellen
wollen (Lottner KZ. XI, 197, Grassmann das. XII, 129,
vgl. Vanicek Wb. 371 ff.), und noch neuerdings haben Möller
(P.-B. Beitr. VII, 501) und Fröhde (BB. VIII, 165) Zusam-
menhang dieser Wörter vermutet. "Wegen der lautlichen Schwie-
rigkeiten, die mit dieser vergleichung verbunden sind, stellt
sich dagegen J. Schmidt (KZ. XXV, 650) ablehnend zu ihr
und Kluge (Wörterb. unter gut) erklärt: „Zusammenhang mit
dyad^ög ist unmöglich". Nichts destoweniger will ich die
berechtigung dieser Zusammenstellung näher zu begründen
suchen.
Zunächst möchte ich mit einigen Worten auf einen quan-
titativen ablaut, den ich in meiner abhandlung De derivatis
verbis contractis cet. p. 92 ff. in hauptsächlicher Übereinstim-
mung mit Fick, Danielsson u. a. kurz besprochen habe,
und den ich sehr bald mit ausführlicher beispielsammlung
näher zu begründen hoffe, die aufmerksamkeit lenken; am
besten könnte dieser ablaut gleichgewichts- od. schwebe-
ablaut benannt werden. Dieser ablaut besteht darin, dass
zwei einzeitige silben, wenn sie unter einem gemeinsamen
hauptaccente ausgesprochen werden, mit einer zweizeitigen silbe
etwa identisch sind; er wird reguhert nach der silbe, auf
welcher der stärkste exspiratorische ton ruhte. Natürlich lassen
sich viele formen dieses ablauts, zumal bei reducierten vocalen,
denken und mögen auch wirklich vorgekommen sein; aber für
jetzt denke ich mir hauptsächlich nur drei eigentliche stufen
8*
116 K. F, Johanäson
der mit hauptton gesprochenen formen. Ich wähle als beispiel
ge n (ge n(d), ge nd) — gene — {gdue , g(d)ne') gne. Alle diese
formen konnten verkürzt werden {gen, gne [gdnd] [und noch
mehr gdn, gnd {g(djn(d)) gin^ und gnj), und die so entstandenen
Silben konnten den hauptton tragen entweder, weil das hier
besprochene gesetz ausgestorben war , oder weil der ton auf
andere silben verteilt werden konnte. Man hat bisher gewöhn-
lich die s. g. wurzeln einsilbig angesetzt. Es folgt von selbst,
dass ich, wenn und so weit man mit wurzeln theoretisch
operiren darf, sie lieber als zwei- (oder mehr-)silbig denke
(wie z. b. ganz oder zum teil Fick, Paul, De Saussure,
Möller, Danielsson u. a.), und dass, wenn ein regel-
mässiger ablaut in einer wortgruppe vorzuliegen scheint, die
zu gründe liegende wurzel eher langvokalisch als kurzvokalisch
zu denken ist, was ich hier wegen Osthoffs übrigens oft
sehr scharfsinniger erörterungen in seinem buche Zur gesch.
des perf. bemerkt haben will. Es kommt übrigens hier nicht
darauf an diese frage näher zu verfolgen. Statt der „wurzel"
gen setze ich also gene (oder gen oder gne) an.
Denken wir uns eine „base" *aghadh, so ergibt dieselbe
ein griechisches *axccd^og > dyia&og, das in der Hesych. glosse
daa&ov ' dyad^ov entgegentritt. Wenn wir ferner in demselben
idg. paradigma sowohl * aghadho- als "^aghdlio- ansetzen (wozu
wir zweifellos berechtigt sind), so folgt aus *aghdho- ein *agdho-
(Bartholomae Ar. forsch. I, 3 ff., KZ. XXVII, 206 f., vergl.
auch Kluge Paul-Braune Beitr. IX, 152 f.). Aus *aghadho-
und * agdho- konnte leicht durch kontamination *agadho- ent-
stehen, und die erklärung wird in der hauptsache dieselbe, wie
die von Bartholomae für die formen von gr. O^vydctjQ, s. duhitä
u. s. w, aufgestellte. Gehen wir nun zu den übrigen ablauts-
formen unseres wortes über, so müssen wir uns eine form
*ägh(d)dh d. h. sowohl äghdli als mit beibehaltenem 9 *äghadh
vorstellen; hieraus konnte durch eine ähnliche kontamination
wie die obige eine form *ägadh herausspringen. Ich wage die
vermuthung, das dies ügadh der Ursprung des gr. rjydd^eog sei,
das einer volksetymologischen anlehnung an d^wg oder d^ia
seine endung verdanken kann; könnte nicht die bedeutung
reich, prächtig (oder nach einer andern grundbedeutung
der sippe: passend u. s. w.) ebensogut für die betr. Hom.
Miscellen. 117
stellen (z. b, Z 133, d 702) passen, als z. b. hochheilig
u. s. w., die man auf grund der angeblichen etyraologie statuirt
hat? Der auf die letzte silbe schwebende accent ergab end-
lich die form *gliädh, welche leicht im germ. st. fföda- erkannt
wird; von den von Fick Wb. II, 546 und Fröhde a. o.
citierten Wörtern möchte ich wenigstens lett. gäds „habe, besitz-
tum" und möglicherweise auch andres hierher ziehen. Ich
denke also rjyaO-- : äxaS^-, dyad-- : god- = gen : gene : gne. —
Nur wenige werte habe ich von kypr. atad-ög (SGD. 37, 3;
54, 4, vgl. Ahrens Phil. XXXV, p. 21; Siegismund C. st. IX,
99; C. st. VII, 235, 239 lesen Deecke u. Siegismund dys»^)
zu sagen; dies kann, wenn es richtig gelesen ist, gegen meine
anseinandersetzung keine instanz bilden, wenn dyad^og in der
weise, wie ich hervorgehoben habe, entstanden ist. Dann ist
ccLad^og laut speciell gr. lautgesetzen aus dyad-og entwickelt
(vgl. J. Schmidt KZ. XXV, 145 ff., G. Meyer Gr.^ § 194).
3. 'Ix^vg und verwandtes.
Fick hat mit recht h/^vg mit lit. zuvls (g. zuves), apr.
suckans (a. pl. i. e. zukans), vgl. lit. zukmistras „fisch meister",
Rrm.jukn {g. jkan) Wb. I, 585; II, 82; KZ. XXII, 383, vgl
Hübschraann Arm. st. p. 40, Brugmann Grundriss p. 304,
G. Meyer Gr.^ § 259, zusammengestellt. Bartholomae (Ar.
forsch. II, 56) hat ix^vg u. s. w. eine idg. grundform
*gizhii-s zu gründe legen wollen, die er für die ursprünglichste
hält. Aber wenn die Zusammenstellung, die ich machen werde,
richtig ist, scheint mir als idg. grundform nicht ^gizhü-s,
sondern *ghiju-s vorausgesetzt werden zu müssen — es sei
denn, dass Bartholomae eine von zwei möglichkeiten be-
weisen könnte : entweder dass gizh = gr. yd- — lit. z — germ. gj,
oder dass urspr. gJnj nur durch eine idg. grundform gizh,
gr. x^ — bt. z — germ. gj werden konnte , was wohl noch
unmöglich ist. — Aus der grundform * ghjü-s lässt sich mittels
einer prothese (s. G. Meyer Gr.'^ § 102) lyS-vg in derselben
weise erklären wie lyßsg, x^^S^ s. hyds, lat. heri, hes(-ternus),
got. gis(-tradags , von *ghis?) aus einer idg. grundform
*ghij€s, oder i-xrlvog im verhältniss zu s. gi/enä- (< idg.
*kja:.ina-, vgl. G. Meyer Gr.' § 253 anm., 259, Bartholomae
118 K. F. Johansson
Ar. forsch. I, 20). Die lit. form erledigt sich leicht aus gh\j
(lit. ziuvls kommt auch vor, Bezzenberger BB. VIII, 112)
und Pr. und Arm. möchten nicht dagegen sprechen.
Die oben aufgestellte grundform wird nun meiner meinung
nach von folgenden nordischen Wörtern gestützt, die ich mit
den vorher angeführten zusammenstellen will. Im Neuschwedi-
schen kommt ein wort gös als name einer fischart (Perca Lucio-
perca) vor. Dass dies wort mit einer nord. grundform *gjus-
zusammenhängt , leuchtet hervor aus der Schreibung gyus des
14. jahrh. (Schlyter VGL. XIV, Rydqvist Sv. spräkets lagar
II, 300, III, 69). Dass in einer oder mehreren sprachen eine
allgemeine benennung einer specifischen oder artbenennung einer
oder mehrerer anderer sprachen entspricht, ist ja sehr gewöhn-
lich. Das einzige, wodurch idg. ghiju- und schw. gj'us- in der
form sich unterscheiden, ist, dass gj'us- eine ableitung mit
s-suffix sein muss. Die Verschiedenheit der schwedischen formen
gös und gj'us muss aus einer altschwed. doppelheit gjus- und
*gjys- erklärt werden. Diese beiden formen aber müssen oder
können wenigstens aus verschiedenen kasusformen hervorge-
gangen sein. Nun kommt auch im Schwedischen ein name
eines raubvogels (Falco Halisetus) fisk-ljuse oder fisk-ljus vor.
Diese Schreibung ist nicht alt, denn in der bibel Gustavs des I
wird das wort fiska-giusen geschrieben. "Wir müssen also auch
hier eine ältere form form gjus oder gjuse annehmen (fisk-gjus
in den Wörterbüchern von Lind und Serenius, vgl. Ryd-
qvist V, 257; estnisch - schw. dius nach Freudenthal
Upplysningar om Rägö- och Wichterpalmälet i Estland p. 168,
184). Es ist nicht unwahrscheinlich, dass diese vogelart nach
ihrer lebensweise so benannt ist, und dass gjuse (an- st.) etwa
dasselbe wie flscher ist. Die verdeutlichende Zusammensetzung
fisk-gjus(e) wird entstanden sein, als man anfing, die ursprüng-
liche bedeutung zu vergessen (vgl. Kluge Wörterb. unter Wind-
hund; ferner schwed. gärdsgärd u. s. w.). In Zusammenhang
hiermit stehen auch die isl. , norw. namen derselben vogelart
isl. gjödr, norw. dial. fiske-j0, fiske-jon (Daa Svensk-norsk
haandordbog), ßske-gjod, -jo, -jo (Aasen Norsk ordbog). Die
letztangeführten formen müssen auf einen stamm *ghijut6-
zurückgeführt werden.
Miscellen. 119
^4. Gr. a/ii^vog, a/.trjvaL u. S. W. /
2'/<^»'og/(theocr. VIII, 46, H)^iocl. Theog. 594 u^. w.;
a f-irfvoi^yTO (.ieIlgowv y,al orfim/^v a&gota/iia. tct 6Jt ayyeia
a^i^vf] ^es.) , Gf-irjvaL' xiov kfelLoatov ol y,rjQod6xoi^ tjtol al
■^jyxMT Hes. u. a. Wörter dasafbst scheinen im allg^einen eine
Sammlung, gesammelte masse und eine/ platz für
eine Sammlung irgendwelcher urt zu bedeuten; auf bienen
u. s. w. specialisiert bedeuten sie 1) bienen schwärm u. s. w.,
2) bienenkorb u. s. w., kommen aber auch in allgemeinerer
anwendung vor, z. b. o/iirjvog Xoyiov u. a. Ich schlage vor,
diese sippe zur wurzel seme zu ziehen, die einheit und
Identität, gleichheit und Zusammensein ausdrückt.
Diese wurzel kehrt in sehr vielen Wörtern der meisten idg.
sprachen wieder; ich werde sie hier nicht näher verfolgen, will
aber die hauptsächlichsten ablautsformen (durch schwebe-
ablaut entstanden) verzeichnen: *säjn- > zd. Mma- „der-
selbe, gleich"', abg. samü „selbst", vermutlich auch s. sämi,
^/iii, 1. semi „halb"; ags. f/e-som, isl. sSmr, söma, somi, a,s. somi
aschw. soema (nach Noreen): *seme, somo > s. samd „gleich,
derselbe", zd. hama ,, gleich", g. sama, 6fiö-g, o(.i,OLog, möglicher-
weise s. sama (enclit.) „irgend einer, irgend wer, jeder" :
*s(9)mäx > s. part. smä (vgl. asma-kam u. s. w.), vgl. auch
s. samü-nd (entweder s(9)mä, snitna oder mit vollvokal durch
analogie sa^nä < semä, somä, sama). Die übrigen kürzeren
formen dieser wurzel l. seni-, eig, s. smä (smd-d), simd „jeder",
aj.i6g, g. swms, * sm- (a-ua^ u. s. w.) will ich nur angedeutet
haben (übrigens vgl. Hübschmann Vocalsyst, p. 105 f., 174,
Osthoff Perf. 481, 575 f., De Saussure Mem. 95, 275,|
J. Schmidt KZ. XXV, 1 u. a.). Ich glaube, dass oi-irj- der;
oben verzeichneten form sma^ zunächst steht und hinsichtlich;
der bildung ziemlich genau mit s. samä-nä- (vgl, sdma-na-) %
und mit g. samana (vgl. Mahlowl. v. p. 67p ahd. zi-samene, \
mhd. ze-samene, ahd. vb. samanön, as. samnön, ags. samnian, i
altisl. samna übereinstimmt. Hinsichtlich der verschiedenen |
ableitungssuffixe in Of-iiivog, afxfjvac und z. b. 1. simul, simiUs,
6f.iaX6g glaube ich vergleichen zu ^^en einerseits die oben
angeführten formen , anderseits-''mhd. sai^d€fi^ ndl. za>jji,eieftf*
schw. samla. Ich glaijt>e" demnach nicht, in dieser sippe
(vgl. Kluge Nom. stammbilduugslehre einl.) innerhalb der ger-
120 K. F. Johansson
manischen sprachen eine lautliche vertauschung zwischen n
und l annehmen zu dürfen. — Hinsichtlich des anlautes ai-i-
verweise ich auf G. Meyer Gr.2 § 246, Brugmann Grund-
riss p. 421.
5. 6ot. alj)f)äu und verwandtes. '^^
Das got. aipßau „oder, wo nicht, sonst, vielleicht, gewiss" *
ist bisher in mehreren weisen gedeutet worden; die haupt-
sächlichsten versuche bis zum j. 1873 sind von Bezzenberger
Got. adv. p. 93 f. verzeichnet und kritisirt. Im allgemeinen
ist aißßau so verstanden, als ob ai zeichen für kurzes e wäre
(vgl. Braune Got. gr, § 20), wobei man sich natürlich auf
ahd. eddo, isl. eäa, eotr gestützt hat. Hinsichtlich der erklärung
hat man früher wegen der as. formen efäo u. s. w., afr. ieftha
(s. unten) am allgemeinsten eine assimilation einer labialen
Spirant an/ im Ahd., Got., Ags., Aisl. angenommen (Holtz-
mann Ad. gr. I, 1, 156; 2, 66; Paul P.-B. Beitr. IV, 384
vgl. VI, 248; Piper Spr. u. lit. Deutschlands p. 263). Diese
behauptung lässt teils das got. ai (== e) unerklärt, teils mangelt
es für eine solche assimilation vollends, so viel ich weiss, an
beispielen in den genannten sprachen (vgl. Bezzenberger
a. 0.). Ferner hat Mahlow (Die 1. v. p. 159) angenommen,
dass aißpau (ahd. eddo) für *i-h-ßau steht, und Meringer bei
Singer (P.-B. Beitr. XII, 211 f.) hat gleichfalls aißßau durch
assimilation aus *aih-pau entstehen lassen und aih- = 1. ec-
gestellt. Sowohl Mahlow als Meringer und Singer haben
sich natürlich auf die bekannte got. assimilation nipßan <
nih pan, summaißpan < sumaih ßan u. s. w. (Braune Got. gr.
§ 62 a. 3) gestützt; und unzweifelhaft ist die Schreibung aip^au
damit erledigt. Aber abgesehen davon, dass man nicht eigent-
lich weiss, um welches lat. ec- es sich bei Singer handelt —
entweder ec aus ecce u. s. w. abstrahirt (was ziemlich proble-
matisch ist, denn ecce kann wenigstens gar wohl aus *e-ce
mit deiktischem e- [vgl. ecastor u. s. w.] entstanden sein) oder
pron.- und präp.-st. ec in 1. ec-, ex, u. eh-, ehe-. Ix (ich sehe
hier von sl. izu, lit. isz u. s. w. ab, vgl. G. Meyer Gr. gr.^
p. 269 n. 2) — abgesehen davon ist die Zusammenstellung
meiner meinung nach recht bedenklich aus dem gründe, dass
man genötigt ist, aip^au (sowohl) von (afr. ieftha u. s. w., was
Miscellen. 121
jedenfalls nötig ist, s. unten, als von) ahd. eddo, isl. eäa u. s. w.
zu scheiden, weil eine derartige assimilation in diesen sprachen
weder sicher bezeugt ist, noch, wie ich glaube, belegt werden
kann; hp > pp scheint nämlich eine specifisch gotische laut-
veränderung zu sein, die in der faktischen litteratur von einem
beziehungsweise geringen anfang in Zuwachs begriffen ist. Bez-
zen berger a. o. hat recht darin, dass aippau als aippau zu
schreiben ist, aber seine eigene zurückführung auf einen st. ifa
scheitert eben an der Schreibung aip- und möglicherweise auch
an den ahd. formen od(d)o , oda u. s. w. Wenn dem so ist,
scheint es nicht anmasslich, eine neue erklärung vorzubringen,
besonders wenn man dadurch einige bis jetzt unerklärte Wörter
zur selben sippe führen kann. Jedenfalls muss aippau von
as. efdo^ afr. ieftha geschieden werden.
Zunächst folgt ein resume der formen die man aus ver-
schiedenen gründen in einer oder anderen hinsieht mit aippau
zusammengestellt hat, und von denen hier aus dem einen oder
dem andern gründe gehandelt werden muss.
A. Hd. 1) Ahd. eddo, odo, oddo, oda (Graff I, 147), erdo,
Order (vgl. widar : loirdar); 2) mhd. ode, od, oder.
B. Nd. a) And. 1) as. efäo, efda, ettha (Mon. 3408, eftha
Cott.), etlho Mon. und eftha Cott. 1329, 1696, 1721, 1830;
ohtho (Mon. 3629, eftha Cott). 2) Ags. odde, oä(ä)a, eääa
(anorth.), epa (Rushworth Gloss.). 3) Afr. ieftha, ioftha, oftha
(ofte). b) Mnd. edder, odder u. s. w. , übrigens s. Paul P.-B.
Beitr. VI, 258. Von den nordischen {eäa, eär u. s. w.) wie
von den übrigen hier zu behandelnden Wörtern s. unten.
Wenn Singer (a. o.) nun behauptet, dass in Zusammen-
hang mit * aih-pau as. efäo, afr. ieftha sich leicht erklären lassen
„aus dem bekannten spirantenwechsel" , so bekenne ich, dass
ich nicht weiss, welchen Wechsel er meint. Es ist wohl bekannt,
dass got. und hd. ft im Mfr. (Tr. capit.) und in nd. dialekten
in ht übergeht (Müllenhoff u. Scherer Denkm.» XVII, 580;
Piper p. 267, 273; Franck Mnl. gr. p. 75; Lübben Mnd.
gr. p. 61 u. s. w.), aber für den umgekehrten hergang wüsste
ich nur nfr. ht > ft zu belegen (Denkm.^ XVIII, Piper
270), das auch mnd., aber selten ist (Lübben Mnd. gr. p. 61).
Dass vollends die Verbindung fp in den altnd. dialekten in hp
übergegangen sei, ist nicht wohl zu behaupten (ich kenne nur
ohtho Mon. 3629), noch weniger das umgekehrte (hp > fP),
122 K. F. Johansson
was nach Singer, soweit ich sehen kann, anzuerkennen wäre.
Ich glaube demnach behaupten zu können, dass die betr.
formen mit lab. spirant nicht aus einer grundform * ehßau zu
erklären seien. Wir sehen uns demnach genötigt, wenigstens
zwei wesentlich verschiedene grundformen für die oben ver-
zeichneten Wörter in den germ. sprachen anzuerkennen. Aber
hauptsächlich nur diese zwei, was ich im folgenden zu beweisen
suchen will; denn ich glaube nicht, dass got. aipßau von den
ahd., ags. und isl. Wörtern zu trennen ist. Von den oben
verzeichneten formen gehören zur gruppe 1: g. aippau, ahd.
eddo, od(d)o u. s. w., die daraus entstandenen mhd. formen,
as. ettha, eftho, ags. oMe u. s.w., die damit in Verbindung
stehenden mnd. formen; isl. eda, edr u. s. w. Zur gruppe 2:
as. efda, efdo^ eftha und ohiho, afr. ieftha, ioftha, oftha.
Wir wollen erst die 2. gruppe erledigen, Mahlow (Die
1. V. p. 159) wie auch andere (vgl. Paul P.-B. Beitr. IV, 384)
sieht im ersten teile demente , die mit got. jahai, ihai, iba,
ahd. ibu, as. ef, ags. gif, afr. j'ef, jof, isl. «/, ef u. s. w. zu-
sammenhangen; ausserdem berücksichtigt er ahd. wJöT; oha, ubi,
mhd. obe, as. afr. of, mnl. of) aschw. of, adän. of. Ich sehe
mich genötigt, diese formen ein wenig zu besprechen, wobei
ich mich zum teil auf einige gedanken über die Wörter, die
Mahlow (a. o.), Bremer (P.-B. Beitr. XI, 36; 50) und
Noreen (in Vorlesungen 1886) geäussert haben, stütze.
Es ist wohl jetzt von wenigen verkannt, dass wir in diesen
Wörtern, wie in den got. adv. auf -ba (anders Bezzenberger
Got. adv. p. 17 ff.) einen idg. pron.-st. bho — bhe (bhö — bhe) oder
vielleicht zweisilbig ebhe (ebho u. s. w., woraus durch schwebe-
ablaut mehrere formen) zu sehen haben, der teils als selbst-
ständiges wort, teils in Zusammensetzungen, teils als kasus-
suffix, teils als ableitungs-suffix auftritt (s. Bezzenberger
Got. adv. p. 19 ff. und Seh er er ZGDS.^, 402, Mahlow a. o.).
Diesen stamm möchte ich durch ablaut folgendermassen ge-
spaltet sehen: ebh(9) , öbh(d), äbh(9)^) : ebhe u. s. w. ; (d)bhe,
(d)bhö, (d)bhä. Von den beiden ersten stufen kann ich nicht
sichere ausläufer bezeugen, vgl. indessen s. abh-i, abhitas, i(p-i-
^) Es ist hier nicht der ort zu begründen, warum ich glaube be-
haupten zu können, dass U sowohl mit e (und ö) als « mit c (und ö) schon
idg. ablautete ; und dass es mehr stufen von quantitativem ablaut gegeben
hat, als gewöhnlich angenommen wird z. b. e-e-afaJ-i-CsJ-nvM-stnie.
Miscellen. 123
(Osthoff MU. IV, 227 ff.) u. s. w.: cpri, zd. H lit. bä, ar-bä,
got. ba {ßauh ba Job. 11, 25 s. Bezzenberger Got. adv.
p. 68); ausserdem gehört hierher: lit. abu, abi : s. u-bhä, u-bäu,
cifi-qxo, \. am-bo, g. bai (s. Kluge Wb, unter beide). In Zu-
sammensetzungen haben wir also bereits diesen stamm bezeugt
(u-bhä, äf.i-q)0)) ^). Als kasussuffix tritt dieser pronominalstamm
sehr häufig auf 2). Als ableitungssuffix fungirt er (von einem
kasus ausgehend) möglicherweise in gr. Wörtern auf -(pog =*
s. -bha (vgl. besonders s. gi-bha-m = gl-ghra).
Ebenso wie 1. i-bi ein kasus von dem demonstrativen st.
ei — oi — i, womit rel. ie — io—i identisch ist (durch ablaut aus einem
st. eie u. s. w.), so scheinen mir die germanischen formen *iB-
in isl. if auf fast derselben idg. grundform *i-bh-i (oder einer
anderen M-formation) zu beruhen. Hinsichtlich der bedeutung
hat Noreen mit recht verglichen schw. der-est = wenn, vgl.
d. ivo , wofern. Ich möchte vermuten , dass 1. i- bei (vgl. tibei
= abg. te-be) auf ein idg. *i-bhoi oder *i-bhai zurückzuführen
und mit dem got. i-bai identisch sei. Allerdings können wir
weiter gehen. Ich sehe mit Persson (St. et. p. 95 n. 2) in
o-tf-QO, (und to-cp-Qo) eine formation, die mit st. bho — bhe aus-
gebildet ist und glaube mit ebendemselben , dass *io-q)-Y ;
*io-cp-L = 1. am-f-r, am-b-r : aix-(p-i sich verhält; wurden nun
Y und i als die eigentlichen träger der kasusbedeutung auf-
^) Mit u-bhä, afi-ffw sind zu vergleichen (f-(pw {acpm od. (fcpai, ö(pd5e,
2 du.), ebenso a-tfta-i, a-tpoi-tv (3 du.). MitMahlow nehme ich an, dass
die pron. mit ß-tf- auf einem anaphorischen st. ese beruhen (hinsichtlich
der etyraologie anders B rüg mann KZ. XXVII, 399 und n. 2, vgl.
Baunack Mem. d. 1. soc. d. ling. "V, 14). Mit Brugmann (Gr. gr. § 97)
glaube ich ferner , dass a-(pC{v) (wesentlich , obschon mit schon idg.
reducirtem vokal = 1. se-bei < idg. *se-bhaxi), den übrigen pluralformen
zu gründe liegt, obschon es sich nicht verkennen lässt, dass seinerseits
a(f)-(ä (vgl. ä/x-(fwi) ebenso ursprünglich sein kann (vgl. Wackernagel
KZ. XXVIII, 139). 2) It. *.fo-s > o.-u. *-fo~s, 1. -bu-s, gall. -ßo; mit
jjo-/e-suffix vermehrt: *bhe-ie u. s. w. > *-6Aa,-/ in 1. ti-bei, u. te-fe,
0. si-fei, sab. se-fei, womit ich abg. te-b^^ se-be für völlig identisch ansehe
(vgl. Leskien Decl. p. 143, 146 f.), *-bh-ia^ in s. (ved.) d. sg. tü-bh-ya
und tü-bhyam, i. d. ab. d. -bhyä-m, zd. -bya {iübhyam : tübhya = s. -bhyäm :
zd. -byä = zd. bya : -byäm, Bartholomae Hdb. p. 67 f.), s. d. ab. pl.
-bh-ya-s; und als die schwächste form *-bh-i in -ipi, -tfi-v kelt. *-bi-m
B. -bhi-s {-(ft-v : -bhyatn, -bhyäm ^^ -bhis : -bhyas) (zuletzt hat von den
ftA-kasus gehandelt V. Henry Mem. d. 1. s, d. ling. VI p. 14 des separat-
abdruckes). — «fi-ifiu .• dfi-tpl = O'tfü : a-(fi.
124 K. F. JohanRson
gefasst (anfangs r und i nur um die schon in (p vielleicht
steckende lokalbedeutung zu verdeutlichen), so konnte incp
leicht als stamm gedeutet werden (vgl. l'-rpi-og : J-cpi). Denken
wir uns uun in dem relat.-demonstr. st. qualitativen [und
quantitativen] ablaut iebh — iohh — [ibhj^ so haben wir die stamme
für ags.gif, möglicherweise 'ä,h\. ef (<. jebh-), g.jabai (<. jobh-),
g. ibaij (< ibh-) (nach Noreen). Zu diesen stammen ge-
hört nun, wie ich glaube, das erste glied der unter gr. 1
angeführten formen und zwar as., afr. ef- (vgl. die konj. ef),
afr. ief- (konj. ief, ags. gif), iof- (konj. iof)^). Mit den ge-
nannten vergleicht sich ungezwungen lit. iJeXb „wenn" u. s. w.,
was doch Ficks kombinationen unglaubli^T'raacßr'^ — Hin-
^) Beiläufig^-'tt'lTl ich bemerkt,tor5en , dass die stj^s^te**^. ef, efan
,,zweifel"^j>*rflr aschw. icBv, aMt,ai^Ja7 isl. vb. efa „zvpjreln" nach Noreen
aus del* konj. herzuleiten"^seien (anders vgl. Kluge Wb. unter 2 ob,
Fick Wb. III, 20, Bezzenberger Got. adv. p. 19 f., 89 ff). *») Mög-
licherweise liegt es nicht von dem ziele dieses artikelchöns so ganz fern,
mit einigen werten die übrigen germ. formen für o5 zu berühren. Wie
wir gesehen haben, gehen die oben im text angeführten formen auf einen
stamm * jehh—johh—ibh zurück. Paul (P.-B. Beitr. VI, 248) scheint ahd.
uha, oha, übt, mhd. obe, ob, op, as. afr. of (af Mon. 1523), vgl. afr. of-fha,
mnl. ob, adän. aschw. of (auf welche letzteren beispiele mich Noreen
aufmerksam macht) mit den im texte verzeichneten formen vermitteln
zu wollen. Ich glaube , dies ist kaum möglich. Vielleicht wird man
einige beispiele vorbringen können, in welchen im Ahd. u. s. w. ein c
(auf welcher weise je entstanden) unter irgend welchen bedingungen
(z. b. unbetonung) sich in o verändert haben kann (vgl. odo : eddo, wola :
wela, g. vaila (Braune Ahd. gr. § 25 a. 1), oder ein ursprünglicher
ablautswechsel erkennbar wäre (in welchem fall o in unbetonter silbe
erhalten wäre, vgl. Paul P.-B. Beitr. VI, 179 ff., Noreen Altisl. gr.
§ 113 u. 8. w.) ; aber wie ist es möglich einen urspr. at. jebh — ibh mit
einem st. ebh—obh zu vermitteln? Mir scheinen zwei möglichkeiten zur
erklärung denkbar. Entweder: wir haben im st. ebhe eine schwebe-
ablautsform * äxbh- statuiert. Wenn wir nun * öbh- oder * äbh- annehmen,
würde es ahd. *uob, und ich denke dies könnte in den oft unbetonten
proklitischen konj. verkürzt werden ob-, üb-; oder: ahd. ubi ist direkt
mit 1. ubl, übet zu vergleichen, so dass got. ibai : 1. ibl = ahd. übe:
1. Mit (ahd. oba : g. iba — ahd. übe : g. ibai). Ich sehe nämlich nicht ein,
warum nicht vom pron.-st. u {au-, vgl. av-rög, s. ti-ta) ein ic-bi hergeleitet
werden konnte (vgl. u-bhd) wie ibi aus st. » («/- s. e-tad). Die relative
bedeutung ist jedenfalls sekundär. Vgl. Bersu Guttur. p. 145; Da-
nielsson Gr. anm. I, p. 16 n. 2. — Ich gebe gern zu, dass dies alles
nichts als unsichere Vermutungen sind.
Miscellen. 125
sichtlich der kasusformen werden got. jabai, ibai lok. sein
wie ahd. übe; got. iba < *ibhe oder * ibiiö (woraus ahd. ibu)
oder ^ibhoi (nach J. Schmidt KZ. XXVI, 42 ff., Hanssen KZ.
XXVII, 614 f.).
Ich gehe jetzt zur andern gruppe über. Oben habe ich
hervorgehoben, dass diese formen kaum durch assimilation
eines labialen oder eines gutturalen Spiranten entstanden seien.
Ich glaube aber, dass es einen pron.-st. ete gegeben habe, den
ich folgendermassen , durch schwebe - ablaut variiert , ansetze :
*aj : * ete : * tä^. Zu *tä^ gehört wahrscheinlich ti], lit. te^
got. ßan-de, (xa-)Tw; kürzere formen sind die gewöhnlichen
pron.-stämme to, te und tu (td) in (xa-)ra. Zur mittleren
form könnte man möglicherweise rechnen lit. ata-, abg. otü;
übrigens vgl. 1. et-, et-i, s. ät-i und als noch kürzere form 1. at
(übrigens s, Fickj-Wb. III, 36). Denselben stamm erkenne ich
in s. dt-ra (dt-räj. Wir können nicht umhin mit dträ as. adro,
ags. cedre, edre („eilend, alsbald^ zeitig, früh"; hinsichtlich der .^ •
bedeutung lok. > temp. vgl. 1. illico/h\ sur h chaiiip, d. auf \_4
(^erjÄi^p)''zu y^^^ ,^"'"'
Gehen wir nun zum Isl. über, so begegnen uns ein paar
Wörter, die kaum von as. adro geschieden werden können: ich
meine ddr („früher, eher, sonst") und ddan („früher, jüngst",
Fritzner Ordb. p. 6 f.). Diese formen müssen auf et zurück-
geführt werden, und hierin sehe ich einen beweis dafür, dass
wir in der „wurzel" ete auch die erste ablautsform annehmen
können.
Dies et- ist es nun , was ich in hinblick auf einige bald
zu behandelnde formen in got. aippau erkennen will. Zunächst
möchte ich aber betonen, dass e^- im Got. als aiß- erscheinen
konnte, und zwar wenn entweder die silbe ep- oder das ganze
wort im satze unbetont war. Dies aber ist sowohl apriori
leicht zu verstehen, als auch aus formen der übrigen sprachen
erkennbar. Dass ein in nicht haupttoniger silbe stehendes e
im Got. mit ai bezeichnet ist, habe ich in meiner abhandlung
De derivatis verbis contractis p. 186 f. zu zeigen gesucht (vgl.
g. sijais — 1. sies ; red. z. b. in saisö , vgl. die lange redupl.
im Skr., Zd. und Gr., Whitney Gr. § 786, Bartholomae
Hdb. p. 142, vgl. Ost hoff Perf. 56 ff.; vaila = * vela > in
hauptton. silbe, anorw. val, Noreen Aisl. gr. § 356) und ich
möchte jetzt aippau als beispiel derselben rogel ansehen.
126 K. F. Johansson
Hinsichtlich der verhindung der beiden Zusammensetzungs-
glieder leuchtet es von selbst ein, dass sie nicht früher als in
germ. zeit vor sich gegangen ist — im anderen fall wäre ihre
entwickelung eine ganz andre gewesen (Kluge P.-B. Beitr.
IX, 150 f.; OsthoffPerf. 560f.; Brugmann Grundriss p. 344,
384, 394, vgl. Mü. III, 131 ff.) — das heisst: wir müssen
germ. -//- ansetzen. Wäre nun das wort hauptbetont gewesen,
so hätten wir wahrscheinlich im Ahd. in ihm -it- , ebenso im
Isl. ('^äi(t)o, *ät(t)a) (Kluge P.-B. Beitr. IX, 159 f., Brate
ib. X, 35 f., einiges wird auch von Liden in einem bald im
Arkiv f. n. fil. erscheinenden aufsatze vorgebracht). Wir finden
aber statt dessen im Ahd. dd, d, im Isl. ä. Dies kann, so
scheint mir, nur auf zwei weisen erklärt werden: entweder
ist die entwicklung der germ. kombination // in nicht haupt-
toniger silbe anders als sonst vor sich gegangen (d. h. ßß =
da y dd statt #), oder zufolge eben derselben unbetontheit
ist pp erst in p (vgl. Paul P.-B. Beitr. IV, 384 f., 407, anm.)
übergegangen und daraus ist ahd. d, isl. d entstanden, ahd.
eddo aber vielleicht durch eine kontamination zu stände gekom-
men. Hier bin ich indessen nicht im stände, zu entscheiden.
Irre ich mich nun nicht sehr, so finden wir in den nordi-
schen sprachen ausser im Isländischen spuren auch der be-
tonten form unseres wortes, die bisher nur nicht richtig
gedeutet sind. Es sind dies: schw. äter, dän. und norw. atter,
die auf altn. äter, atter zurückgehen müssen. Und in aschw.
gesetzurk. begegnet sowol atter als meist ater (> nschwed. äter)
„zurück, wiederum" u. s. w. Im Aschw. kommen ater, attcer,
atter, atir, atr (Gottl. L.) wechselnd vor (Rydqvist V^^ä;
III, 7); atter (mit gem. muta) ist am wenigsten gebräuchlich:
Westm. L., einmal (attcer) in ÖGL.; das gewöhnlichste ist ater,
atir. In derselben bedeutung kommt nun, am frühesten im
älteren VGL, apter vor; doch fast gleichzeitig ater. Man hat
nun gewöhnlich (so Rydqvist II, 441; III, 7; V, 90) atter
und ater aus apter durch assimilation hergeleitet. Ich bin
durch Noreen belehrt worden, dass im Anord. kein ein-
ziges sicheres beispiel einer derartigen assimilation i) vor-
liegt. Uebrigens kommt ja sowohl atter als ater fast gleich-
zeitig vor; endlich ist ater, das wol apriori als mit atter
zusammenhängend angesehen werden muss, weder direkt aus
*) Vereinzelt nschw. iitter .• efter.
Miscellen. 127
atter^ noch weniger aus apter herleitbar. Ich will deshalb
atter und ater völlig von apter scheiden und sehe in den
deutschen sprachen einen guten grund hierfür. As. eft „wieder,
von neuem" u. s. w. = ecld (Freckenh. 344, 475 u. s. w.),
ags. eft, mnd. echt ,, wiederum", efte, ifte, ofte „wenn, ob, oder,
vielleicht" (Lübben Mnd. gr. p. 129), afr. ofte, mnl. ochte,
ofte „oder" u. s. w. (Franck Mnl. gr. p. 75), die in der
nächsten beziehung zu g. afta, isl. apt, ept, rökst. aft (Bugge
Antiquarisk tidskrift för Sverige V, [1828] p. 116 f.) stehen,
müssen sowohl von g. a^p^u^ ahd.^^^^^ als von as. efäo,
afr. ieftha geschieden werden. Diese genannten Wörter stehen
aber, glaube ich, in demselben etymologischen verhältniss zu
isl. aptr, eptir, aschw. apter (von ablaut und den verschiedenen
gestaltungen des Suffixes sehe ich hier ganz ab), wie atter, ater
meiner meinung nach zu aippau, eddo, eäa u. s. w. — Hin-
sichtlich der bedeutung findet sich ein Wechsel „wieder,
wiederum — aber — oder — wenn, ob" statt, vgl. 1. aut :
autem, ast u. s. w.
Ich wende mich jetzt zur lautlichen begründung meiner
Zusammenstellung. Ich stelle mir vor, dass wir hier wirklich
einen ausläufer der germanischen betonten form vor uns
haben — was auch in Wechselbeziehung zu der verschiedenen
bedeutung zu stehen scheint — und dass aus germ. *^Pp-,
nord. *ätt- nach oben angeführten beispielen sich entwickelt
hat. Diese form ward, wenn betont, zu *ät- in ater. Aber
wenn, ehe wirklich *ätt- in ät- übergegangen war, "^ ätt- durch
neuen verlust des haupttones zu ätf- verkürzt ward, so konnte
davon die form atter gebildet werden, die jedenfalls im Schw.
nicht häufig ist, dagegen im Dan. und Norw. fast zur allein-
herrschaft gelangt ist. Hinsichtlich des suff. vgl. isl. eäa : eär
= *ätta : ater.
Vom letzten teile der behandelten zusammengesetzten
Wörter haben gehandelt Bezzenberger (Got. adv. p. 95) und
Paul (P.-B. Beitr. IV, 383 ff.; 376). Ich will nur hinzufügen,
dass Pauls gleichsetzung paii = *täm (1. tarn) kaum möglich
ist. Warum nicht annehmen, dass Pau auf idg. * tä^ + u zurück-
gehe? Doch hierüber kann ich nicht mit einiger Sicherheit
urteilen.
Wie aber ist die vokalisation o in od(d)o, oder, oääe '(: eddo,
eäa) zu erklären? Paul ist (P.-B. Beitr. VI, 247, vgl. Mab low
128 K. F. Johansson Miscellen.
Die 1. V. p. 158 f.) geneigt darin einen a blaut zu sehen, der
seiner qualität nach durch proklisis bestimmt sei. Könnte
man vielleicht vermuten , dass wir eigentlich einen ablaut
e/- ; ö/- haben, so dass gleichwie tp > eddo, so auch ö^ zu
od(d)o sich verkürzt hat? — Die form erdo, order (Singer
P.-B. Beitr. XII, 211) hindert jedenfalls nicht die obigen Zu-
sammenstellungen; erdo : ed(d)o : wirdar : widar.
Upsala. Karl Ferdinand Johansson.
Keltic Notes 1).
1. The t-preterite.
The material of this article is derived mainly from the
exhaustive coUections of Whitley Stokes and Windisch
(Kuhn's Beiträge VII. 24—28, VIII. 442—448), from a dis-
cussion of the Welsh forms by Rhys (Revue Celtique VI.
24 — 35) and from the Grammatica Celtica and Windisch's
Irish Grammar. The latest explanation of this formation is,
so far as I know, that of Windisch (Beiträge 1. c), who
finds in it a suffix -to- as in Lat. ßecto. To this there
are several objections: he quotes no instances of this suffix in
Keltic, except the doubtful bert, dicam, which will be discussed
later: we shall also see that there are some phonetic difficulties.
A surer link of connection may perhaps be found between the
^-preterite and the idg. verbalsystem, when we observe that the
3 Singular of the ^-preterite is identical in form with the
3 Singular of the non-thematic aorist middle, with such forms
as Gr. (OQTO, di-Kto (Monro Homeric Grammar § 13), Skr. arta,
ahhakta (Whitney § 834), Zd. aokhta, vanta (Spiegel Alter.
Sprach. §276. Bartholomae Altiran. verb. § 104). Ir. do-hert,
W. kemerth, Corn. cemert (= kemherth) : hherto = no hered, W.
cymeret (K.Z. XXVII. 178) : hJiereto. Some of the ^preterites seem
to have aorist forms corresponding to them in other languages;
riarfad , qusesivit = Zd. aokhta (for avakhta. Geldner
Metrik 3). ^
*) I must express my Obligation to Mr. Stokes for his kindness in
looking over these notes and suggesting some corrections.
J. Ötrachan Keltic Kotes. 129
locht 1), pres. comhoing, break, cf. Skr. abhakta. abhakta is at-
tached to bhcrj divide, not bhanj break, but the meanings
are so similar that it is probable that bhaüj is an Idg.
nasalised form of bhaj (otherwise Brugmann M. U.
III. 155). „mad bocht", (gut brach sie, d. i. erntete sie.
W indisch) is at all events very like Skr. „sarve bhejire
manasah sukham". P. W. V. 149.
do-ind-nacht, tribuit: cf. Skr. active aorist aw«^; wrt^ (Grass -
mann Wb. 719).
W. gtumt, feriit: Skr. vanta 3 plur. (Grassmann Wb. 514).
nn between consonants becomes regularly na e. g. atnata
= atnnta. But the combination vmita may have been
treated differently. P. W. gives no instance of initial
vn in Sanskrit. The different or rather contrary mea-
nings oivan may be derived, with Grassmann, from the
fundamental notion of striving after. cf. the various
meanings of Lat. 'peto.
do-m-roi-sechtatar , mihi succurrerunt — do-m-rü-sectatar :
cf. Skr. reduplicated stem sishak-.
do-sn-acht, he drove them away, may be compared with a
Greek pluperfect form -^xro. Such aorists from roots
beginning with a vowel would in Greek naturally tend
to attach themselves to the pluperfect.
Such ^-preterites as have no corresponding aorist forms
in other languages may be either Idg. forms lost elsewhere,
or new creations after the old modeis.
The above explanation accounts for the absence, in the
old language, of the e-infection which, on Windisch's hypo-
thesis we should expect in some of the ^-preterites. Forms
ending in et prove nothing, as et seems to prevent e-infection.
But * ernte should have become eit or euit, dornte , deit, as
senti, seit, or seuit, denti, deit (Stokes K. Z. XXVIII. 61). On
the other band * emto would become et, as centom, cU.
Similarly rt . It . admit of infection. The middle Irish forms
with infection, like «^rwift/r^Windisch Irish Gramm ar §267)
can hardly be said to disprove my theory; they are probably
due to the second person or to the perfect. arroHt offers
') We have perhaps an example of the active aorist in comhach, (gl.
fregit). Stokes, Beiträge, VII. 7.
Beiträge z. kundo <l. indgr. sprachen. XIII. 9
130 J. Strachan
difficulties: it may be due to contamination of arroet and
arroU, or it may be merely a difference of spelling (cf. Thurn-
eysen Revue Celtique VI. 155),
In Idg. the weak grade of the root appeared in this
formation. In the individual languages there are also traces
of the middle grade (mittelstufe). Many of the Keltic forms
as acht, w. aefh, bocht, sechtatar may represent the weak grade.
As for do-ind-nacht^ nag appears in weak forms in Skr., so that
if there was an Idg. ablaut neki yJci (Skr. nag ag) the two
forms must soon have been confused. fact finds its parallel in
Zd. aohhta. In roots ending in a nasal the Irish vocalisatiou
might be either strong or weak i). If I am right in assuming
only one root van, its Idg. form must have been ven (Lat.
Venus, venerari)y and Welsh guant can represent Idg. vyto,
not Idg. vento (Zimmer K. Z. XXVII. 450. note). Many of
the remaining forms may have arisen within the Keltic lan-
guages themselves. Proportions like aig : acht = seich : sech-
tatar = meil : x = geil : x would easily lead to forms like
melt, gelt.
Beyond the 3. singular this aorist has disappeared. The
reason for this is probably the great difference of form pro-
duced by phonetic change. If then the other persona of the
^-preterite are due to analogy, on what model were they
formed? S tokos has already suggested that the i of the
*) It is possible that forms like do-rSt may be either active or middle,
as it is doubtful whether final nt was lost (Windisch Irish Grammar
§ 104a. Brugmann V. G. 1. 77. 512. 566). üutside the verb I have
found no certain instance either of its loss or of its retention. If it were
certain that benim, strike, came from gh.^en, the forms dorod-ba, absci-
dat, arenindar-be ut abigat, rafor-ha, accomplished, would be most easily
explained as = ben-t, Idg. gh^ent. In that case forms like arrodibai,
intercidit, codofobath, ut incideret, codufoibither , ut succidatur, which
show no traces of a nasal, must be analogical formations, partly after
the Substantive verb, partly after verbs like, renim, where the « is a
present suffix (cf. Osthoff Perfect 519. 520). Job. Schmidt (K. Z.
XXV. 171) however, connects benim with Goth. banja (F. IIP. 196)
without explaining how beim a blow can come from an a« root. b^im,
pl. nom. bemeti, in Old-Ir. might = beimen (cf. Old-Slav. biti strike) or
benmen: Gaelic beum, pl. beuman, seens to decide in favour of the latter,
as intervocalic m becomes mh (Ebel Beiträge III. 11). If bei?», comes
from gh^en^ it is most natural to derive benim from the same root.
Keltic Notes. 131
2. Singular coraes from the perfect. If we extend this to the
1. Singular, the singular is explained — Irisli ro-burt, ro-hirt,
ro-bert (unaccented ru-bart), like ro-charus, ro-charis, ro-char :
Welsh ceint, ceint-ost, cant, like cereis, cereis, caras. In Welsli
as in later Irish i has sometimes made its way into the
3. singular.
Sometimes in Irish the 3. singular form has extended itself
to the other persons e. g. doret, defendi, arro4it, accepi, im-
rualadsa, offendi, ni comtacht-su non quaesivisti (unaccented
form of comtecht). Is there any form, by which these could
have been influenced, in which the three persons are the same?
The only form is the preterite passive, rocMt, dor eiset,
asrobrad, furecht, etc. This then must have been the infiuence
at work.
The plural is plainly formed after that of the perfect;
corapare ru-bartmar , ru-bariid, ru-bartatar, with cechnammar,
cechnid, cechnatar. No plural forms have been found in Welsh.
Some ^-forms are found in the later language with a
future meaning, as at-bert, dicam, bertait, ferent. One is
tempted to discover the starting point of these forms in the
aorist indicative used as an injunctive^).
2. Dative singular of a-stems.
Brugmann (Vergleichende Grammatik I. 510), assu-
ming that the Irish dative of a-stems represents an Idg,
dative, finds difficulty in accounting for the apparently different
treatment of äi and öi in the a- and o-stems. He justly
remarks that it is not likely that äi should have become z,
and at the same time öi, ö. The difficulty disappears if we
assume that the Irish dative is not a true dative but a locative
(the dative in Greek has been frequently replaced by a loca-
tive. Gustav Meyer Gr. Gram. § 347 — 351). tuathai becomes
regularly tuathl, tuaith^). This explains how i got into the
genitive and accusative of a-stems.
3. Vocative plural of o-stems.
It is not probable that Idg. ös should have been preserved
^) Since the above was written, another explanation of forms like
hertait Las been given by Zimmer (K. Z. XXVIII. 313). ^) The diph-
thong ua does not concern us here, cf. Brugmann V. G. 57.
9*
132 W. Deecke
in the vocative plural, while in the nominative it was replaced
by t. Rather must we see in e. g. a Bomanu (GL Quirites),
not an old vocative but an accusative like that found after
Latin o, as in, o miseras hominum mentes (Madvig Lat. gram.
§ 236. Roby Lat. gram. § 1128). So too in other stems,
e. g. cara^ friend, nom. pl. carit, acc. voc. cairtea : cathir, town,
cathraiff, cathracha : brithem, judge, hrithemain, hrithemna.
4. Eclipsis destituens.
A phenomenon akin to this is found in modern Gaelic.
The tenues and mediae are pronounced differently according
as they are preceded by a nasal or not. If not preceded by
a nasal they are voiceless, if preceded by a nasal, voiced.
Thus cu, a. dog, but ang gu, written an cu the dog. Similarly
in duine, a man, the d is voiceless, but in an duine, the man,
if I may trust my ear, d is voiced. This diiference is not
marked in writing.
Manchester. John Strachan.
Nasale sonanten im Lykischen.
J. P. Six hat in einem briefe an mich vom 25. Januar d. j.
zuerst die Vermutung ausgesprochen und durch eine anzahl von
Zusammenstellungen und Umschreibungen begründet, dass der
von Mor. Schmidt durch /; von mir durch f d. i. nasaliertes
i wiedergegebene lykische buchstube i, den ich schon bisweilen
etymologisch einer indogermanischen nasalis sonans gleichge-
setzt hatte (art. I, 125; 133 unter pddöx(ta; 139 unter s^topäh;
auch 149, nt. 1 khes^j no^, st[ta), vielmehr durch y, zu bezeichnen,
also wirkliche, und zwar dentale, nasalis sonans sei.
Dieser geniale gedanke des verdienten forschers bestätigte sich
mir sofort, nicht nur durch eine reihe neuer naheliegender
gründe und combinationen, sondern auch durch die auffindung
der entsprechenden labialen nasalis sonans m in dem von
Mor. Schmidt durch a, von mir bisher durch q d. i. nasaliertes
a umschriebenen lykischen buchstaben X. Die palatale und
Velare nasalis sonans fehlen.
Nasale sonanten im Lykischen. 133
Die wesentlichsten für die obige gleichsetzung spre-
chenden gründe sind folgende:
I. die wähl der zeichen: sie entsprechen, das eine dem
jonisch-griechischen, das andere dem chalcidisch- griechischen
zeichen für ^; dieser in seinem griechischen lautwert für die
Lykier unbrauchbare buchstabe folgt aber im griechischen
aiphabet auf W; n, so dass sich im lykischen aiphabet die
sonanten nasalen ^^ m oder m, y. an die consonantischen an-
schlössen Das jonisch-griechische / hat lykisch in der form
-|- den lautwert h; für lyk. x dient das chalcidisch-griechische
"^^ {— Jon. xp). Die Lykier haben also bei der bildung ihres
alphabets beide arten des griechischen alphabets vorliegend
gehabt und benutzt. Statt des einheitlichen ^ brauchen sie
doppelconsonanz, theils xss, seltner x^j einmal vielleicht kss
St. X. N. 39, theils x^^-
IL die Verwendung der zeichen: consonantisches m
findet sich im lykischen, ausser vor vocalen, nur vor l und r,
und zwar anlautend und inlautend ; n ist vor consonanten stets
geschwunden; s. z. b. die verbalendungen -öte, -ötö = idg. -onti,
-onto. Die wenigen scheinbaren ausnahmen beruhn auf unsichrer
lesung; ungenaue Schreibung ist p^m^ränwe Lim. 5, 3, sonst stets
pi^träi^ne. Das sonante m dagegen steht vor p, m, u, isoliert
auch im auslaut, sogar vor der enklitika te- (art. I, 143, n. 2)
in masxx'tftHci' St. X. W. 65 (s. 68); ^ bezeichnet die nasalis
sonans vor t, n und regelmässig im auslaut, in compositis auch
vor guttural in äpt^x^xc^h Lim. 31, 1 (art, I, 132, n. 21) und
vor labial z. b. in äpy^podö Kyan. 1, 5; nicht ganz sicher in
lesung und trennung ist obrayi^dabrala Ant. 1, 7; andre Unregel-
mässigkeiten sind auf falsche lesung zurückzuführen.
III. Umschreibungen von eigennamen:
1) '^tareiäosähä = Jageiov (art. I, 146, n. 12; e näherte
sich im laut dem i, o dem u) St. X. 0, 59; vgl. jetzt, neben
dem 1. 1. von mir schon angeführten neugr. vt = d, auch noch
die hieroglyphisch-ägypt. Schreibung ntrius. Analog steht dann
7rip r= b — neugr. f.i7t im namen mpara, componiert art(t)o-
mpara (art. I, 127, n. 4); s. das von mir schon verglichene
liQTaßÜQLog; die verdumpfung in art(t)o- ist wohl dem m zuzu-
schreiben; s. ärta-xsserazahä = ^Aqxa^eg^ov (art. I, 128, n. 7).
Die früheren Schreibungen pareiäosähä und art(t)oqpara waren
weit unwahrscheinlicher.
134 W. Deecke
2) ari^na = "Aqva, einheimischer name der stadt Xanthos
(art. I, 136, n. 7). Nie findet sich in dem namen oder seinen
ableitungen ein t, so dass schon aus dem gründe, wie Six
richtig bemerkt, die Umschreibung arpia bedenklich war.
Hier scheint ri (nicht n) der gleitlaut. Analog gebildet ist
pn^na „omog", woher pr^nava ,,olma'\ (ä)pry,navatö „wx/^cro"
u. s. w.; 8. art. I, 134 unter kezzapr'Q^na und art. III. Wenn
der Stadtname py.[nara] griechisch durch xä Tlivaga, richtiger
wohl 1^ nivdqa, wiedergegeben wird (art. I, 137), so yg\. pttara
= zd ndTOQa, richtiger tj Tlaidga (ebdt.); ähnlich erinnert
der ml. eigenname ^^wwoMA (genit.) Pin. 3, 2, jetzt durch Benn-
dorf gesichert (art. I, 138, n. 7), an kypr. IIvvTog neben
nlvvTog.
3) triYimele „lykisch, Lykier" (art. I, 151, n. 2), griechisch
TeQullfjg, TQS^llr]g u. s. w., niemals * TQafiäXrjg, was man nach
der frühern Umschreibung trqmele hätte erwarten müssen ; Tqi-
/iiillg yij ist an composita mit tql- angelehnt; der lelegische
könig TgdßßTqXog ist fernzuhalten. Ebenso steckt der stadt-
name Tsqurjaaog, Tegf-isöög wahrscheinlich in fpnmes St. X. 0.
50; acc. triirimesn ebdt. 29; Pin. 2, 2 (nach Benndorf). Auch
hier haben wir ini als gleitlaut.
4) der ml. eigenname sppyiaza (art. I, 127, n. 3) ist dem-
nach nicht mit iran. gpita- (gr. ^Ttiza-), sondern mit iran.
gpenta- „heilig" zusammenzustellen; s. gr. 2(pevöa-ddtr]g.
IV. Die gleitlaute. Ausser den unter III schon ange-
führten beispielen gehören hierher folgende:
1) die Präposition «pri, wohl adverbial gebrauchter accu-
sativ, = idg. *epm, zum ind. ^locativ dpi, gr. etzL, idg. epi,
verbindet sich i^it|lyEr*^»ri»»j^ zu *äp'^nöne „enkel",
eig. „nachkind"; s. gr. srtiyovog, sTttyov^ Hier scheint n äer
gleitlaut. Von öne findet sich der dat. sg. öne Myr. 2, 2; der
acc. sg. önfej Myr. 6, 2; der gen. pl. önähe Myr. 5, 3; St. X.
S. 24; von dem compositum der dat. sg. äpy^nöne X. 2, 4;
vielleicht [äp^Jnöne Kyan. 1, 3; der dat. pl. [äp^Jnönä Myr.
5, 2; vgl. art. I, 131 unter ap'Q.ütama. Ebenso giebt öpri mit
der verbalform äpeiätö „er bestimmte", die z. b. X. 1, 5 u. 6
vorkommt, das compositum äp'Q.näpeiätö Ky. 1, 2, vielleicht
herzustellen ebdt. 4. Ein dritter fall ist pär-äpri-n-ästtä St. X.
W. 51; s. jiiiräp'p.: Lim. 42, 5; asttä St. X. 0. 50; sä-i-ästtä-
bäle ebdt. 0. 2. — Das ursprüngliche ^ ist vor p erhalten in
Nasale sonanten im Lykischen. 135
dem oben citierten säepr^i : pablüte , aus säe äpm; sonst bleibt
das ri auch vor p z. b. in den verbalformen äp'rb-podö Myr. 3, 5 ;
Kyan. 1, 5; äp'^-po'^tö Lim. 17b, 2, wo das zweite ?i den ton
haben muss = idg. y,, da es sonst geschwunden wäre. Dass
der gleitlaut aber nicht immer vor vocalen eintritt, zeigt,
ausser dem oben citierten eigennamen apy,ütama Myr. 3, 2, z. b.
äpi^ äbttä Lira. 9, 2 = eti avtolg; s. art, I, 141. Die neben-
form apy, hat auch apy,tade St. X. W. 33, neben äp'Q.tade
ebdt. N. 56.
2) einige ml. eigennamen haben nach consonanten das
Suffix -mma statt -m«: pexmma, hrexnima, ddarssmma, auch
nach r (sonans): padrmma; s. art. I, 129 u. vgl. noch orssmme-
käze ebdt. 148; ferner mopmmä „einfach" Rhod. b, 9; topTtimä
„doppelt" Ant. 4, 4. Bei der Umschreibung -qma war der
unterschied vom suffix -ama räthselhaft; s. %ttarama = Ktd-
QapioQ, zahama, ap^iUama, art. I, 131. Vergleiche noch zu
jenem das idg. superlativsuffix -tirimo; auch Zahlwörter wie
septnimo, deJcmmo, wo aber das m zum stamme zu gehören
scheint.
3) nominales , ursp. adjectivisches suffix -'^ne (nicht
-^ne) z. b.
xbedöi^ne „königlich", von x^^dä „könig"; s. art. I, 140
vädräy^ne und vädrönne_^,ysvvalog'^ Rhod. a, 2; b, 3 u. 6,
von vädre '^ib y^^og", Ant. 3, 4; s. art. III.
priträi^ne^'TAm^ 11, 6; 14, 6; neben py,nträ'y,ne Lim. 5, 3;
siehe oben,
vgl. noch den namen ddäpi^näväh (genet.) art. I, 147, n. 15
neben dem subst. ddäepnäoxez Sura 4; ferner äsä-dä-'TLnäva
„nachkommenschaft", art. I, 145, unter äsä-däplöme; auch das
demonstrativ äbö'^nö, äbö-^mi (acc. sg. fem.) in den bilinguen
== tovzo, tovtI, eig. TavTr]v, mit den weiteren Varianten äbörf,nü,
äbunnö, äbunnö, daneben äbönö u. s. w. ; idg. z. b. neunnö- „der
neunte"; s. noch lyk. tresi^ne St. X. Or^ zu m»^ „cmiimal?"
W. 70; N. 52. — """^^ — — ^«r ^^^n,
4) adject. suff. -'cnne, vielleicht zu ind. -vin; z. b.
xbedävQ^ne St. X. N. 47; s. ybedöi^yie
tonävv^ne St. X. W. 62; N. 64
trälävme St. X. W. 40 (s. noch 0. 13); vgl. traleiä W. 42
bosavvy,n... St. X. W. 41; vgl x^^a-^ose N. 42.
136
W. Deecke
5) der münzname:
ammüma Lim. 5, 3 (viel wahrscheinlicher, als das frühere
aqmiima)', daneben:
ümmüma Lim. 13, 3 u. 4; Rhod, b, 3.
Die verdumpfung des a zn ü ist wohl durch das m ver-
ursacht; s. den acc. sg. der nomina auf -a, der ü neben a hat
z. b. ladü und lada „yvv^siiKa" von i^da ,^ftim" ; auch oben
aHo- (für arta-) vor m. ^S* \
V. Etymologieen:
1) /Jt^^Ä'H^geboren , kind'VvPart. mWpass. = i^^S^v,t6-
von gen „zeugen"
pdää-xv-ta s. art. I, 133
kähe-xv^ta St. X. N. 13
sowie in den ableitungen:
Xrdlah (genet.) art. I, 130, n. 12—13, wahrscheinlich = lat.
„principis"; nebst xV'^^^^pünä ebdt. 139
Xntänobäh (genet.) ebdt., n. 9
XV'to^vata „verwandter", in verschiedenen casus und ablei-
tungen; auch xV'tävätä Pin. 2, 2
XV'tabora, x'&t^bäeme, pjrito&ose u. s. w.
Daneben begegnet nun auch * xvßß^'f^Tad^'^ =jße^.*gy,nö-
also nicht mit gleitlaut ; s. z. b. id^f%.-nü-. Erhalten sind der
nom. pl. x^waÄrt St. X. 0. 58; der gen. pl. xv-^ahe X. 4, 3;
St. X. S. 24, herzustellen X. 6, 3; Lim. 10, 4; und eine ablei-
tung pfriwe/ä . . St. X. W. 18. — Part. pft. pass. können auch
ar'^na und pry^na sein (s. ob. u. art. III), etwa von är und per.
2) sy^ta — idg. k\nt6- 100: Lim. 14, 6; Rhod. b, 4; vgl.
den ml. eigennamen sy.topäh (genet.) art. I, 139, n. 10 neben
'Enaro/uvag ; vielleicht gehören auch hierher tosy,tete St. X. S. 7
(s. to- = 2) und tauresigiä ebdt. W. 68.
3) noiniüta Lim. 36, 3 w 9000, aus neuri,-tüsy,tä, dessen s
gehn musste und mit dem rf,
, wie ind. pdnSan, beruht kbesigi,'
worin s aus afficiertem guttural
ischen ; s. s^ „yfnd" ; sä(e) „quis,
zwischen sonanten in h ül
schwand. Auf analogiebildui
füta Lim. 13, 3 u. 4 == 5001
entstanden ist, wie oft im
iT^; ^'ä „£|"^. s. w..„
4)o<« und )N;^„hin?
schiedenencömpositenf^s. art.
altlat, en; s. gr. «vrl^,
ntös. X
erweitert y,tä('e)pe, beide in ver-
das 71 ist tiefstufe zu gr. iv,
hergestelltem e, für *dt6i aus
Nasale sonanten im Lykischen. 137
5) acc. sg. auf -^; aus -71; s. oben äprn, äpti, und trrnmesxt,
und vgl. noch:
eiiinesy, St. X. 0. 27 = 'Itoyinov; davor ein ähnlicher accus.,
von dem nur . . . es?i erhalten ; vorhergeht säxssadrapahe :
irijimele... „und von Satrapen: den lykischen • . ."; es
folgt sppartaze, atünazfej „den spartanischen, atheni-
schen" u. s. w. s. art. IL
Aehnliche bildungen sind:
Xäreuazy, St. X. W. 45; 53; acc. sg. eines adjectivs vom
fürstennamen läreua, den ich nicht mehr für weiblich
halte (s. art. I, 135, n. 1), da das münzenbild nach Six
eine göttin ist
vezUasppaziQ, St. X. N. 49; ebenso von *vezUasppa = altpers.
Vistäspa = ' YaTciaTtrjg
smrnnaz'^ ebdt. 50, von smrnna — 2fiVQva
tnömäzv. ebdt. W. 28; s. den stadtnamen Mov/naatog; ferner
losTSi, Lim. 16a, 2, object zu pri^navatä „olxoöoi.isV^ ; daneben:
losü : i^trah'^ Lim. 6, 2
losütrah'^ Myr. 6, 2;
vgl. einerseits tros'ri, aros^; andrerseits flahv., xhah'Q,, xhehi/j^f
poväiähi^L (neben poväiahä St. X. S. 19) u. s. w.; das s geht
auf einen guttural zurück, das h auf s; vgl. z. b. zu ^osy alt-
keit. Zö^cfw (acc.) ,,§3f^'^'',J5ez?.vBeitr. XI, 115; zu x^<^^^ viel-
Tä^ xba(hj Lim. 5, 3 = bactr. Usvas = 6, u. s. w.
6) verbalformen auf -nie — idg. -'^ti; -^tö = idg. -'^fo;
vielleicht -^Ltä = idg. -'>}tdi; z. b.
'Qtäpe-tas'Q,te Myr. 5, 2 „hinein thun sie", eig. „geben sie";
von tas = gr. dwx, idg. döJc; vgl. tase, täse u. s. w.
art. III; sonst steht in der gleichen Verbindung i^itäpe-
töte, einmal -taute, von tä = dw, idg. dö, und -önte, -ünte
= idg. -o-nti.
äpfjb : pontö Lim. 17 b, 2; dass das ^ zum suffix gehört, zeigt
äp^ : podö Myr. 3, 5; äp^tpodö Kyan. 1, 5; s. art. III;
wahrscheinlich war hier das tt betont (s. ob.).
7) im namen hmprüma (art. I, 135, n. 4) steckt vielleicht
hip,- = idg. sm-. ind. sa-, lat. sim-.
VI. Die analogie der sonanten liquiden r und l,
die zwar nicht eigene zeichen besitzen, aber neben den con-
sonantischen in grossem umfange vorkommen, z. t. mit deut-
138 W. Deecke
lieber entstehung durch Verkürzung der betreffenden silbe. Die
wicbtigsten fälle sind:
1) im an laut; vgl. i^ta, Tripara:
rtto Lim. 36, 2, neben ortto, orto-, h-rottla, h-ortto-; s. art.
I, 149, n. 20; vgl. ind. rtd, rtü.
rbbenäzes St. X. W. 53; neben ärbhena, ärbhe; s. art. I, 136,
n. 8; vgl. ind. vBü. In diesem falle könnte, trotz der
trennenden wort-interpunction , sandhi-krasis eingetreten
sein, da ein e vorhergeht; s. L. 11, 5 hrppebäeiä —
hrppe äbäeiä.
rppe Lim. 19, 3; s. unten hr2)pe
Ibbäväle Ant. 1, 6
Ibeiöe St. X. W. 40.
Auch in diesen beiden fällen möchte, trotz der inter-
punction , krasis vorliegen : es geht ä vorher und ein anlau-
tendes a scheint abgefallen ; s. albaxü, albmolü, albrünakä, albüpä
u. 8. Vf. Unsicher ist: Ibä Ant. 1, 4.
2) im inlaut zwischen consonanten, wobei in der
regel der folgende consonant verdoppelt ist, indem er in
einen implosiven, zur vorhergehenden silbe gehörigen, und einen
explosiven teil zerlegt ward, der die folgende silbe anlautete,
also z. b. trb-be; erst dadurch wird die sonantische natur der
liquida vollkommen. Beispiele sind:
a) trbbe und viele verwandte formen, s. trbböneme art. I,
144, n. 4; sogar trbbde St. X. N. 38; W. 27; 34; vgl. lyk.-gr.
TQsße-XvaLog, Tgeßhöai, TQsßevvarwv
zrbblü St. X. N. 41; 45; daneben viell. [zjrblö Ant. 1, 7
xrblla Ant. 1, 8; xrbblatü St. X. N. 63
urbble St. X. W. 26; urblale Ant. 1, 4
mrbbönäde St. X. S. 33; 0. 5
vgl. ind. gr})d, dr})ika, srbinda, nrbähü u. s. w.
b) prddärüt . . . Lim. 30, 1 ; vgl. ind. prdäJcu.
c) trpplö St. X. N. 54, neben tbeplö ebdt.; trppale ebdt.
W. 28; trppalao W. 46; vgl. trzzohe und treia, treiärö, treso
(neben tbeso), tresi^ne, zur wurzel fer == 3; s. ind. tr-tija.
zrppädon... St. X. W. 6; zrppodäenä 0. 46; vgl. zeröpla,
zeroplä; kaum ^aQTtrjSojv.
hrppe, auch hrppae Kad. 1, 2; hrpe Myr. 4, 2; rppe Lim.
19, 3, neben hre; s. noch hrzze;
Nasale senanten im Lykischen. 139
vgl. tTTipäemäh, tiripävöte art. I, 144, n. 6; ztripdä St, X. W. 45;
hmprüma u. s. w.; ind. trpdla, srprd, nrpdlni u. s. w.
d) ho-mrxxü St. X. S. 50; vgl. mrsxxü W. 12; mrsxxate
W. 24; andrerseits masxx^ W. 65; 68; s. ind. mrgajds, mrgdt^
mrsä u. s. w.
e) przzö St. X. S. 23; przzä. .. S. 28; przzede Lim. 32, 1,
neben parzza N. 2; pa[rzz]a X. 5 c, 1; parza St. X. N. 14 zu
altpers. pärsa-, gr. IleQai^q; s. art. I, 128
trzzobe Lim. 13, 4; s. trpplö
hrzze, 6 mal „obere"; s. hrppe, hre
krzzünasä St. X. S. 48, zu XsQo6vr]aog?, doch s. auch x^'ssöne
St. X. 0. 52;
vgl. ind. prsat, trsü, hrsitd, grsu, krsnd u. s. w.
f ) mrmmdepä St. X. N. 33 ; mrmmd ... N. 38 ; mrmmas . . .
N. 44; auch wohl mrm... W. 48; vgl. ind. nrmdnas, nrmnä
u. 8. w.; auch lyk. padrmma; s. ob.
g) koprlle u. s. w., s. art. I, 147, n. 7; vgl. KvßeQvla%og
prllöle St. X. W. 46; daneben perle, aber auch prle, prl,
prlaraema St. X. W. 9; s. art. I, 148; gr. ^^Ttiglai,
lATtSQQaiTWV
h) smrnnaz^ St. X. N. 50; s. ob. gr. ^fivQva?; vgl. ind.
mrnmäja
i) xphP^^^^^ A.nt. 1, 7, redupliciert ; y^. pllove St. X. W. 61,
sonst im anlaut pl-.
Buchs weiler. W. Deecke.
Cena.
Eine etymologie dieses wertes, über welches befriedigendes
meines wissens bisher noch nicht vorgetragen ist, hat von fol-
genden thatsachen auszugehen: .
1) Fesl^ts^p. 339: ^^scensas ^^^^. nu4w cenas . quae autem
. . . . habebant etN.jjro ceni(s) . . .". Pat^s bietet: „scensas
Sabini cenas dicebantT^^^^yp^ autem nunc plandia sunt, cenas
dicebant et pro cenis vesp^lfsas appellabant\ Schon Paulus
las also scensas im Festus. Darnach fehlt j^er grund, mit
140 Otto Immisch
Henop De linkua Sabina p. 54, Aufrecht'^. Kirchhof^ II,
358, Corssen l\ 327, Goetze Stud. I, 2, 168 Sicaligers sce^as
anzunehmen, sce^as ist eben sabinisch, scei^nas wäre lal^-
nisch, wie Mü 11 eX richtig anmerkt, vergl. aik;b Mommsem
U. D. p. 354. \ \
2) Altlat. cesna Festus p. 209.
3) Altumbr. liegt vor: ^ersim'ii, gehmmtur^ neuumbr. sesna.
Bei diesen formen ist von vornherfein festzuhalten , wovon auch
Bücheier Umbr. p. 153 nicht hätte abweichen sollen, dass
die epichorische schrift niemals rs für <f setzt. An der nicht-
beachtung dieser thatsache "scheitert die Meyer-Corssen'sche
erklärung (Krit. beitr. p. 455).
Dies die Überlieferung. Sie ermöglicht folgende aufstellung :
1) Der sabinischen form liegt ein theraa scend zu gründe,
dasselbe, was uns in griech. axedccvw/iiL begegnet und auf w. ska
„schneiden, teilen, spalten" zurückführt. Der nasal begegnet
wieder in lat. scandvla (Curtius Grdz. ^ 246). Betreffs der
bedeutung vergl. griech. dd'Cg neben daCtoi, öalto. Man bildete
von scend ein scendia, vergl. prand-iu-m. Dieses wurde zu
scensa, wie wir aus Verg. A. VII, 706 Clausus für Claudius
gerade als sabinisch kennen. Vergl. osk. Bansae mit dem
EN. Bandius.
2) Das Lateinische geht von der nicht nasalirten form
sced aus (vergl. pre-hend-o und hed-era) i). Mit abfall des
anl. s (vergl. cutis, scutum, Corssen Krit. beitr. p. 442) wird
aus *ced-na cena, wobei die durchgangsstufe das bezeugte
cesna war.
3) Die eigentliche Schwierigkeit biet^ nicht die sabinische, /
sondern die umbrische form, die wir als^|W<a ansetzen dürfen. |
Woher nun hier, wenn rs nicht für d genon^en werden darf, f
das r vor s?
Meine meinung ist diese. Nach massgabe der form arveitu
für aäveitu, die tab. I b, 16 mit AK. I, 84 not. 2 zu bezweifeln
kein grund vorliegt, dürfen wir annehmen, dass ä auf den alten
tafeln, wenn auch nicht zu rs, so doch bisweilen zu r werden
konnte. Folgte nun gar auf(f, den mittellaut zwischen r und
*) Auch scheda könnte hierher gehören und braucht nicht entlehnt
zu sein, sondern dem Griech. nur, wie die form schida (nach Charisius
p. 115, 12 K.) sein h zu verdanken. Ital schegyia setzt doch wohl vulgär-
lat. tcedia voraus.
Cena. 141
s, ein anderes s, so war ein ausweichen des et zu r völlig natür-
lich. So steht tab. III, 5 der abl. mersus, für meäs-us. Wir
gehen demnach durchaus sicher, wenn wir auch gers-na auf
geäs-na zurückführen. Das umbrische wort stimmt also im
abfall des anl. s und im suffix mit der lateinischen bildung.
Dagegen ist der stamm im ümbrischen ein neutraler sigma-
stamm: geäs, der sich einem griech. aueöog, lat. cedus ver-
gleichen Hesse. In dem laute d für d haben wir alsdann die
nachwirkung des ausgestossnen vocals der zweiten silbe zu er-
blicken, ganz wie in meäs = lat. * modus, eris, cf. modes-tus,
moder-amen.
Betreffs der bildung geäs-na vergl. lat. aes, umbr. ahesnes,
lat. Vesper und vesperna, letztres nach Paulus gleichfalls be-
zeichnung einer mahlzeit.
Der genitiv plur. eines weiblichen adjectivums, der in
umbr. gersiaru, d. i. also ceäs-m-rum, ausserdem vorliegt, stellt
eine etwas andre bildung dar. Es verhält sich nämlich geds
zu geäs-ia-rum, wie lat. Venus zu Veneriarum. Wollte man
nach Büchelers der deutlichkeit so nützlichen art die ümbri-
schen formen latinisieren, so müsste man für neuumbr. shna
cederna, für altumbr. cersnatur cedernati, für gersiaru cederia-
rum bilden.
Zum Schlüsse eine blosse vermutun^f Das dunkle wort
silicernium (leichenschmaus) ist seit ^aliger oft^) mit cena
in Verbindung gebracht worden, pÜne dass man das lautliche
auseinandergehen beider, noch dazu durch ähnliche bedeutung
verbundner Wörter gerechtfertigt hätte. Das treffliche Philo-
xenusglossar enthält nun folgende, dünkt mich, beachtenswerte
notiz : Silicernium ■ tveq^utivov . Xvxvovg yaq anteiv ev rtivd^u
ov d-i^ig . TtaQayrjQrjiiq,'^). Nun heisst hj^vog lateinisch ?Mcerwa;
_ ^ j _ _— _—
^) Aufrecht, KZ. VIII, 211. Breal, Tables Eugub. p. 246 not.,
Bücheier Lex. ital. p. XIII, Umbr. p. 35. 129, siehe Servius ad Verg.
A. V, 92. ^) nuQcty^QTjfia bezieht sich offenbar auf die stelle Terent.
Ad. 4, 2, 48. Sonach empfiehlt sich die glosse durch gute gelehrsamkeit.
Vielleicht geht sie auf Festus zurück, wie denn in einem aus Nonius ent-
nommenen fragmente Varros das hier gebrauchte wort TiegiSemrov als
offenbares glossem zu silicernium wiederkehrt (Vahlen, Conj. p. 64).
Siehe auch Loewe Prodr. p. 194. Festus scheint (p. 294) die ansieht
des Verrius, beiläufig die hauptautorität für Corssens etymologie (P 443),
zu bekämpfen. Paulus (p. 295) ist ganz verwirrt. Der von ihm citierte
142 Walter Prellwitz
sollte daher das „mahl ohne lamp^f^ nicht sed-lucernium ge-
nannt worden sein ? (vgl. sed-itio q\^. Die lautlichen Schwierig-
keiten, um von hier aus Q,\xi äMcernium zu kommen, scheinen
mir nicht allzu gross. D^egen weiss ich meine Vermutung
sachlich aus der altenydfeciplina funebris nicht zu begründen.
Otto Immisch.
Wurzel radh-, radh- „ich bringe zu fall", ein beitrag
zur bedeutungsentwicklung.
Lat. läbor, lähi und gr. X^&ofiai können beide auf eine
Wurzel *lädh- zurückgehen und sie werden einander gleich zu
setzen sein, sobald sich ihre bedeutungen auf eine gemeinsame
zurückführen lassen. Zweifellos müsste der Urbedeutung läbor
„ich gleite, strauchele, komme zu fall" näher stehen als Xiqd^o[xai,
„ich vergesse". Setzen wir jenes „ich komme zu fall" als ge-
meinsame bedeutung der media lähor und li]d-o/Liai an, so muss
das activum Aj^'^w, Xavd-dva) „ich bringe zu fall" heissen. In
der that ist dieses, behaupte ich, die eigentliche bedeutung von
Xi]d^(ji) und nicht, wie alle unsere Wörterbücher angeben „ver-
borgen sein".
X^d^SL (xs ,,es entgeht mir" stellt sich durchaus dem lat.
fallit me zur seite. Wenn wir einen gegenständ nicht bemerken,
so geben wir die schuld an seinem unbemerkt-bleiben ihm selbst
und nicht uns, indem wir ihn als handelndes subject hinstellen,
welches uns „entgeht", „fugit" oder „praeterit" , und uns „zu
fall bringt" fallit, Xrjd^ei.. Z. b. IL XV, 461 dXX' ov Xrj&e Jibg
TtvKLvbv voov; IL XXIV, 563 xat Ö8 ae y^yvoja/LO)^ TlQiafxe, (pqe-
aiv, ovde fXE Xrji^^eig, ottl d-eiov xig a* ^ye d^odg sul v^ag ^^xaitav
„du täuschest mich nicht darüber" könnte man übersetzen,
natürlich ohne jede moralische beziehung. Wie verfehlt die
hergebrachte annähme einer grundbedeutung „verborgen sein"
ist, zeigt der fall, wo als subject ein drittes gedacht wird,
welches uns an der Wahrnehmung, der geistigen auifassung
Caeciliusvers spricht gegen das, was er sagt, und diente vielleicht dem
Festus gegen Verrius.
Wurzel rädh-, radh- u, s. w. 143
eines gegenständes verhindert: z. b. Od. XX, 85 vTtvog eTve-
Xrjoev anävTiüv, II. XV, 60 ocpQa . . (Iqis) 'Exroga XeXd&jj
odvvdtüv. Besonders merkwürdig ist II. II, 600: ai öi (Movaac)
XoX(xioä(.ievai rcrjQov &eoav (Qd/uvQiv), avTccQ doidijv d^eaTteairjv
dq)iXovxo y.ai ey-X^Xad-ov y.id^aQiaTvv. Hier scheint der
accusativus geradezu die Übersetzung zu forden „sie brachten
zu fall, verdarben sein zitherspiel". Indessen kann derselbe
auch einer assimilation oder attraction an den vorhergehenden
accusativus doLÖrjv d-aGTteoirjv {dcpelovto) seine wähl verdanken
und den zu erwartenden genetivus (si^Xlkad-ov avtbv) xid^agi-
axvog vertreten. — Hierher gehören jedenfalls die composita
Xad^Ly,r]drig (f.iaC6g II. XXII, 83) und Xad^icpd^oyyog (d-dvazog
Hesd. sc. 131). Sie bedeuten „die sorge bezw. die stimme zu
fall bringend" d. i. „bezähmend" bezw. „vernichtend".
Diese aus den klassischen sprachen erschlossene wurzel
lädh-, ladh-, nasaliert landh- (Xavd-dvio) findet sich im Alt-
indischen in den genau entsprechenden formen radh, randh.
Das verbum rdndhyati bedeutet 1) „jmdm. (d.) erliegen, ihm
unterthan werden", 2) „jmd. (a.) einer person oder einem zu-
stand (d.) in die gewalt geben, unterwerfen", 3) „jmd. (a.)
unterwerfen". Dieses „unterwerfen" ist gleich dem „zu fall
bringen", und jenes „erliegen" entspricht läbi „zu fall kommen"
(vgl. unten raddhä, radhrd, rändhra).
In gr. X^&oi-ial tivog „ich vergesse etwas" zeigt sich das
ursprünglich unbegrenzte gebiet der apperception unserer wurzel
beschränkt auf das gedächtnis. Mit seinem gedächtnis bei einer
Sache zu fall kommen, so dass man ihrer nicht habhaft wird,
sie verliert, heisst vergessen. Unser „ven^e^eti", engl, to forget,
ist zusammengesetzt aus got. gitan, j^. geta, engl, to get ,^s^l>
reichen, erlangen" und ver- , q^^ for im sinne des gr^a^af
„vorbei"; vgl. auch mhd. vetmiochen „nicht achten,^, *#gessen" |
und mhd. jjieruochen „ge|;»fien , sorgen". Diese beziehung auf *
das geäächtnis ist im>4pätern Griechisch die einzige, bei Homer
ist der gebrauch bekanntlich ein weiterer: dX^fjg, xdqfxrig Xiq-
d^eod^ai geht auf die Willenskraft, nicht auf das gedächtnis.
Zu Xrj&of.iaL gehört das substantivum Xrjd^rj ursprl. „das
wanken, der fall", in bezug auf das gedächtnis „das vergessen".
Z. b. II. II, 33 dXXd av afjGiv e'xe q)QSolv, (xiqde as Xri&rj aigsito).
Seine alte unbeschränkte bedeutung zeigt sich in dem adjek-
tivum d-Xi]&i']g. Dieses heisst „ohne wanken", also von personen
144 Walter Prell witz
(IL XII, 433) „zuverlässig", von Worten „untrüglich, wahr",
von Sachen „echt". (Vgl. Xad-gog^ alaoTog unten.)
Lat. läbor hat die ursprüngliche bedeutung klar erhalten
und wird auch auf die Sittlichkeit (in officio läbi Cic.) und das
gedächtnis bezogen. Dem griechischen gebrauch entsprechen
Verbindungen wie memoria läbi (Suet.) oder memoria lahat (Liv.)
von dem abgeleiteten labare (zum ablaut Xa&slv, ai. radh) und
läbida memoria. Zu läbi gehören auch läbes, läbor, läborare
und lassus.
läbes heisst wie Ajf^jy „das gleiten, der fall" (z. b. montis,
corporis), „das abgleiten" d. i. jeder fehler, der die erreichung
einer gewissen Vollkommenheit vereitelt. Daher bezeichnet es
ebenso gut den fehler in der färbe (victima labe carens Hör.;
sit sine labe toga Ov.), wie in den sitten und der ehre {illa
läbes et ignominia Cic; abolere läbem priöris ignominiae Tac),
gerade wie wir Deutschen „rein" und „fleck" mit den vorstel-
lungsgruppen von färbe, sitten, ehre u. a. appercipieren , je
nach dem Zusammenhang. Die eigentliche bedeutung von läbes
zeigt das abgeleitete läbosus {iter Lucil.) „glitschig". Eine not-
wendigkeit oder auch nur möglichkeit, läbes „Schandfleck" von
läbes „einsturz" zu trennen und zu gr. Xwßrj (ai. lajjä, Fick
o. VII, 270) zu stellen, liegt durchaus nicht vor. Hier erwähne
ich ai. rändhra , für welches die bedeutungen „öfi'nung, spalte,
höhlung, fehler, mangel, blosse" (B. R.) angegeben werden.
„Spalte" ist da als fehler in der fortlaufenden Oberfläche auf-
gefasst.
Lat. läbor darf weder zu dXcpdvü), noch zu nhd. arbeit,
noch zu Xa/ußdvto, IdcpvQov gestellt werden. Diese bisher ge-
machten vergleichungen werden allein durch die bedeutung des
lateinischen wortes schon hinreichend widerlegt. Denn läbor
heisst „plage, quäl, anstrengung, bemühung" und läborare „sich
plagen, geplagt sein". Die sich selten findende bedeutung
„Unternehmung, arbeit" und „unternehmen, erstreben" erlangen
diese worte nur durch die deuthche hinweisung auf den zweck,
grade wie unser „sich um etwas plagen" z. b. bonae metiti
läborare, Sen.; nihil laboro, nisi ut salvus sis, Cic; labor belli,
Verg. Ich meine , dass läbor von läbi (läbäre) abgeleitet ist,
wie amor von amäre und zunächst den zustand des „zufall-
kommens, gleitens" bezeichnet. In einen solchen zustand gerät
man besonders auf schlechten wegen {iter läbosum, Lucil.) und
Wurzel rädh-, radh- u. s. w. 145
beim fortscliaifen einer grossen last (sub onere läbitur Petr.),
und so kommt lähor zu der bedeutung „plage, not, anstrengung"
und kann auch die arbeitsamkeit bezeicTuieu, deren kennzöicheia
und folge jener zustand ist.
Das participium perf. pass. lapsus ist in dieser gestalt
ohne zweifei junger entstehung. Hätte nämlich läbor wirklich
einen jo-stamm, so hätten wir entsprechend scriptus von scribo
vielmehr *laptus, nicht lapsus zu erwarten. Ist aber die wurzel
idg. rädh-, so kann idg. '"radh-tö-, ai. raddhd „unterworfen"
(„zu fall gebracht") im Lateinischen lautgesetzlich nur lassm
entsprechen, da idg. dht, dt, U im Lateinischen nach langem
vokal zu s, nach kurzem zu ss wird: fisiis, fissum, cessum (vgl.
Froehde o. I, 208). Dieses alte participium zu läbor haben
wir nun in dem adjectivum lassus „müde" anzuerkennen. Seine
bedeutung eigl. „ausgeglitt^i^ hingesunken" zeigt ai. radhrd
„erliegend, matt", welchem lautlich gr. Xccd-qög • Xad-galog (Hes.)
bis auf den ton entspricht. Doch hat dies activen sinn „heim^
lieh", d. i. „zu fall bringend", (die auffassung) ,, vereitelnd".
Für lassus vergl z. b. lasso papavera collo (Verg.) und lapsi
ocelli, lapsa catena (Prop.), caput labens (Lucan.), lapsae genae
(Sen. poet.) und lassa cervix (Sen.). Später wurde der Zu-
sammenhang zwischen lassus und labor äusserlich wieder herge-
stellt, indem man die labialis des praesens in das participium
einsetzte: lapsus. Wo aber jener Zusammenhang aus dem be-
wusstsein geschwunden war, blieb lassus. Im Griechischen
scheint sich das part. p. erhalten zu haben in aXaaTog^l) ,,in-
victus" (a%og, Ttevd-og) und 2) mit activer bedeutung „non vin-
cens, ferens" d. h. elend, unglücklich; daher älaordv zürnen
„moleste ferre". akdatcog 1) „bösewicht, 2) räcliende gottheit"
würde ich direct' gieic^^aHyraddhar „bezwinger, Unterdrücker,
peiniger, quäler" setzen, wenn das (prothetische ?) a nicht be-
denklich machte.
Endlich finden sich auch auf baltischem Sprachgebiet einige
Vertreter unserer wurzel, nämlich lett. lafcha „fehler, gebrechen"
(aus * lad ja; vgl. lat. läbes), und init ausschliesslicher beziehung
auf die sitten lit. paloda „Übermut, zügellosigkeit", palodau
„leichtfertig, zügellos leben", palodusiai „zügellos".
Königsberg i. P. Walter Prellwitz.
Beiträge z. knndo d. indfj. sprachen. XIII. 10
146 A. Bezzenberger
Litauisch sa, lettisch so-.
In zwei alten litauischen texten, der Bretken'schen bibelüber-
setzung und der Übersetzung der Margarita theologica, begegnet,
hier als präfix und präposition, dort nur als präfix, einigemal sa
statt SU (Beiträge z. gesch. d. lit. spräche s. 246, 248). Ruhig^) und
Mielcke erwähnen diese form, jedoch nur als präfix, und der
letztere hat sie offenbar aus dem lexicon des ersteren, welcher
dafür aber keine belege gibt, herübergenommen. In dem Wörter-
buch Kurschats und in demjenigen Nesselmanns fehlt sa
dagegen, und in dem letzteren ist ausdrücklich bemerkt: „Im
separaten gebrauche, mit dem Instrumentalis des nomens, sowie
in der verbalcomposition hat sie [sc. die präposition sq] sich
bereits überall in su abgeschwächt". Unter diesen umständen
ist es sehr interessant, dass sä als präfix und präposition heute
noch in einem durchaus nicht kleinen und nicht etwa an das
Lettische angrenzenden bezirke des preussischen Litauens an
stelle von su gebraucht wird. Ich habe es in dieser Verwendung
in den kirchspielen Norkitten, Obehlischken, Jodlauken, Didlacken,
Neramersdorf, Balle then, Kleszowen und Gawaiten gefunden,
d. h. im westlichen teile Südlitauens, wo im allgemeinen anders
als in dem östlichen teile dieses gebietes gesprochen wird. Ganz
genau die grenzen seines Vorkommens festzustellen, ist mir bei
der teilweise sehr grossen spärlichkeit der litauischen bevölke-
rung in den betr. gegenden noch nicht gelungen, doch steht
jedenfalls fest, dass um Karalene und in den parochien Nie-
budzen, Enzuhnen, Pillupönen, Mehlkehmen, Szittkehmen und
Dubeninken su, nicht sa gebraucht wird. Ich gebe nun einige
belege für das letztere.
sarinkhnq „Versammlung", Wiepeningken (kirchsp. Norkitten);
salmte „falten", sa dew' „ä dieu", Obehlischken;
samhkst „zusammenknüpfen", Drutschlauken (kirchsp. Jod-
lauken) ;
sasejims „Versammlung" (= sasiejimas), sa manlm „mit mir",
Kohlischken (kirchsp. Didlacken);
zu, zcr'
„Sä, auch Sa, inseparab. wird vor Sü, mit, gebrauchet, und heisset
Litauisch sa, lettisch so-. 147
sadzüs „wird vertrocknen", sa taivim „mit dir", Kollatischken
(kirchsp. Nemmersdorf) ;
satinkam „wir kommen überein", sa jdticzu „mit einem
ochsen", Neu-Rogaischen (kirchsp. Bailethen);
sagrqzyt „ringen" (die hände), sa lazdä „mit einem stock",
Uszballen (kirchsp. Kleszowen);
sammzt „zerschlagen", sa pönu „mit dem herrn", Kurnehnen
(kirchsp. Gawaiten).
Hin und wieder wird neben und statt des landesüblichen
sa SU gebraucht, das dann aber immer leicht als eindringling
aus der Schriftsprache zu erkennen ist. Von sq ist sa voll-
kommen zu trennen, wie sich aus z. b. sänkalas Obehlischken,
sdszlaivas Drutschlauken, sdspara Kohlischken ergibt, und dass
es etwa eine lautliche Umwandlung von su sei, ist ganz unmög-
lich. Dies sa (das vielleicht auch in salik Brugmann Lit.
Volkslieder u. s. w. s. 343 enthalten ist) ist also mit dem letti-
schen sa zu identificieren.
Wie hiernach sa, so ist nun auch sq-, san- als litauisch-
lettisch anzuerkennen i). Es geht darauf sicher das so der
lettischen Wörter soUakam „zusammen", somafgas „spülicht",
sowaras „bindeholz" (an einer holzegge) und sowäerds „namens-
bruder" zurück, welche in Saussen gebraucht werden. Ihr o
wird, wie mir herr J. Kaulin mitteilt, ebenso wie das o ('&, o)
von koks, slota, sols, soma ausgesprochen. Derselbe herr hat
festgestellt, dass in der mundart von Saussen weder ä noch ä
TM 5 wird, dass ebenda das präfix sa nur als sa oder sä er-
scheint (vgl. 0. XII 215 ff.) und z. b. neben somafgas das
verbum satnafgät steht. An das ganz anders ausgesprochene
russische präfix so lässt sich dies so nicht anschliessen, und so
scheint mir meine zurückführung des letzteren auf san-, sq-
keinem zweifei zu unterliegen. Hiernach darf man vermuten,
dass sq- auch in den im Ulmann'schen Wörterbuch aufge-
führten compositis sowa'hrdis (sowa'hrdneeks , sowa'hrnis) , so-
mafgas (vgl. 0. somafgas, sowäerds) und so'hars, sohmakschas
(sohmakstawas , sohmesti^ sohmestatvas , sohmasta), sohmiski^),
soriba (soraihs, soruhs), sotvihsts, sowi'hst, sowihst enthalten sei,
*) Auch als preussisch, vgl. Gott. gel. anz. 1874 s. 1248. ®) = lit.
samiszkai „vermengt, durcheinander".
10*
148 F. Bechtel
und für soriba (; soraibs = lit. arihis : araikis, Beitr. z. gesell.
d. lit. spr. s. 63) lässt sich diese Vermutung sogar beweisen,
da dies wort nicht nur von Liborius Depkin (geb. in Sissegal),
sondern auch im gesangbuch von 1587 (25. 3) gebraucht ist.
Andrerseits ist sie in bezug auf soivi'hst und sotvlhst nicht eben
wahrscheinlich, da sich aus dem Litauischen und aus den
lettischen Wörtern, welche sicher so- = sq- enthalten, ergibt,
dass sqp- seine berechtigte Stellung nur in der nominalzusammen-
setzung hat und in der verbalzusammensetzung sowie in prä-
positionaler Verwendung durch sa- , bez. su~ i) vertreten wird.
Ganz dasselbe verhältniss bestand ehedem, wenn ich mich nicht
sehr irre, auch in den slavischen sprachen, die jedoch sa ver-
loren haben und deren s^ aus s<^ entstanden sein soll, während
es doch auf das beste zu lit. su stimmt. Vgl. hierbei J. Schmidt
K. zs. XXVI 24.
A. Bezzenherger.
Erwiderung.
Herr Brugmann hat mit dem fünften halbbande des von
Iwan Müller herausgegebenen handbuches der klassischen alter-
tumswissenschaft eine vom april 1886 datierte erklärung ver-
treiben lassen, welche den von mir Phil. anz. 1886. 1 ff. gegen
seine darstellung der griechischen grammatik erhobenen Vorwurf
der Parteilichkeit zu entkräften sucht. Diese erklärung hat auf
mich keinen eindruck gemacht.
Herr Br. meint mich dadurch zu widerlegen, dass er aus-
führt, die anzahl der stellen, an denen er nicht-junggram-
matische arbeiten unberücksichtigt lasse, stehe in keinem
Verhältnisse zu der anzahl der stellen, an denen er nicht-jung-
grammatische arbeiten erwähne. Da herr Br. bei bloss dreien
von den acht gelehrten, deren abhandlungen ich ihm entgegen-
gehalten habe, ein seinem gerechtigkeitssinne günstiges ver-
^) Sumafgas und sunahki im ültnann'schen Wörterbuch sind offenbare
lituanismeu.
Erwiderung'. 149
hältnis herauszurechnen vermag, beweisen seine zahlen schon
darum wenig. Aber auch aus zwei anderen gründen wenig.
Erstens hat herr Br. nicht angegeben, wie oft er junggram-
matische Schriften citiere und wie oft er sie noch hätte citieren
müssen. Von s. 14 bis s, 50 seines buches hat herr Br. eigene
aufsätze gegen 70, aufsätze des herrn Osthotf gegen 80 mal
angezogen: es bleibt ihm überlassen auszurechnen, ob das Ver-
hältnis der angezogenen und der nicht angezogenen stellen sich
wie 60 : 2 , wie 5:5, oder wie 0 : 1 gestalte. — Zweitens ist
nicht allein von belang, wie oft herr Br. nicht citiert hat,
sondern auch was er nicht citiert hat. Herr Br. erwähnt
Amelung nicht, obwol seine ersten arbeiten keinen principiellen
fortschritt gegen Amelung bezeichnen. Er verschweigt den
gegen ihn gerichteten aufsatz von Collitz, obwol hier zuerst
der für die reconstruction des ursprachlichen vocalismus maass-
gebende gesichtspunkt geltend gemacht worden ist. Er sagt
kein wort davon, dass er in der auifassung und in der trans-
scription der einen ^•-reihe Collitz folgt, handelt über die
palatale, ohne Collitz zu erwähnen. Er trägt zwei entdeckungen
Scherers vor, ohne deren urheber zu nennen. Er hält es nicht
für nötig an der stelle, wo er von dem ursprünglichen accente
der griechischen präpositionen handelt, Benfeys zu gedenken.
Es ist gewis nur böser wille von mir, dass ich nicht begreifen
mag, warum es immer nicht-junggrammatiker sind, deren beste
gedanken von herrn Br. ohne directe Verweisung eingeführt
werden. Aber ich möchte doch sehen, welcher lärm geschlagen
würde, wenn jemand in nachahmung der citiermethode des
herrn Br. dessen Curtius' Studien IX. 367 ff. veröffentlichte
abhandlung damit gewürdigt zu haben glaubte, dass er auf
Collitz' oder Schmidt's kritik der letzteren verwiese.
Mich hat der „parteigedanke von vornherein verblendet",
und in der argen Verblendung habe ich nicht bedacht, dass
die litteraturan gaben des herrn Br. durch „gewisse rücksichten"
könnten bedingt gewesen sein. Herr Br. spricht von der rück-
sicht auf den räum, von der rücksicht auf den zweck des
handbuches.
Rücksicht auf den räum hat herrn Br. veranlasst mit
,, Vorliebe solche stellen" zu citieren, ,,wo möglichst viel litteratur
über die betr. frage zusammengetragen'' sei: es habe sich ,,nur
um eine kleine auswahl von belegstelleu" handeln können. —
150 F. Bechtel
Wie klein die auswahl von belegsteilen ausgefallen ist, mögen
folgende beispiele zeigen:
1) S. 25 z. 7 V. u.: „Osthoff M. U. 2, 14 f., 143 f. 4, 362.
367. 398. Vf. ebd. 2, 154 ff."
2) S. 26 z. 11 V. u. : „Osthoff P.-Br. B. 3, 52. M. U. 2, 144ff,
Vf. C. St. 9, 325. 385, K. Z. 24, 258 f., M. U. 2, 151 f.,
Fick Bezz. B. 4, 167 ff., de Saiissure Mem. 6 ff."
3) S. 27 z. 6 V. 0.: „Osthoff M. U. 2, 14 f., 143 f. 4, 362.
367. 398, Z. G. d. P. 439. 450, Vf. M. U. 2, 154 ff"
Wieder ist es nur der böse wille, der mich nicht begreifen
lässt, warum in einem buche, das eine einzige von ihm gelehrte
tatsache mit zeilen von litteratur belegt, der räum knapp zu
werden droht, sobald es sich um nennung nicht-junggrammati-
scher leistungen handelt i). Und in der durch meinen bösen
willen verursachten Verblendung habe ich, was er gar nicht
gerügt hat, herrn Br. wirklich ein mal unrecht getan, indem ich
ihn für eine hypothese verantwortlich machte, die nicht von
ihm aufgestellt sondern nur gebilligt ist. Herr Br. schreibt
Griechische grammatik p. 16: „Der spir. asper in vrto, vttsq,
vöojQ u. a. bei ursprünglichem anlaut u . . . deutet auf Übergang
von anlautendem u- in iu im Urgriechischen (§ 12). Ueber
die von grammatikern überlieferten Itvsq, Yxpog etc. s. Mahlow
D. 1. V. 16 f., Meister Gr. D. 1, 46 f." Ich habe geglaubt, die
im ersten satze ausgesprochene Vermutung rühre von herrn Br.
her und darum das geringe maass von vorsieht, womit er eigene
gedanken vorträgt, getadelt. Allein es liegt wieder eine raum-
ersparnis vor: das citat „Mahlow D. 1. V. 16 f." bezieht sich
auf jenen ersten satz mit, was ich in dem eifer „alles zu ent-
stellen" mir habe entgehn lassen.
^) Philol, anz. 1886, 7 habe ich herrn Br. vorgehalten, dass er zu
§ 71 , wo er von der Umwandlung alter m-stämme in «-stamme handelt,
Bezzenbergers Vorgang nicht erwähnt habe. Darauf entgegnet er mir, er
habe dort überhaupt niemanden citiert, „vermutlich weil mir die sache
einfach und an sich klar erschien". Hätte er aber belege geben wollen,
80 hätte er auch sich selbst (Stud. IX. 308) citieren müssen. Ehe herr
Br. erwiderte, hätte er die von mir angeführte abhandlung Bezzenbergers
sich ansehen sollen: er würde dann gefunden haben, dass dort die ent-
stehung der flexion eig : evög gerade so gelehrt wird wie Er sie in dem
satze: „sondern auch nach dem vorbild von *fV?" u. s. f. lehrt — eine
lehre, die so wenig „an sich selbst klar" ist, dass sie noch in der
zweiten aufläge der G. Meyer'schen grammatik (§ 178) fehlt.
Erwiderung. 151.
Dann die rücksicht auf den zweck des handbuches. Zweck
des handbuches ist belehrung des anfangers. „Im interesse des
anfängers erwähnte ich gelegentlich auch solche arbeiten, die
zwar nichts wesentlich neues bieten, aber leicht und gut orien-
tieren". Hier kommt alles darauf an, was man unter „gut"
orientieren verstehn will. Was herr Br. darunter versteht,
zeigt er in dem paragraphen, in dem die litteratur genannt
wird, bei der der anfanger belehrung über methodische fragen
suchen kann: er citiert die junggrammatische litteratur voll-
ständig, von den gegen die junggrammatische methode gerich-
teten arbeiten schweigt er. Ich habe zwei der letzteren lier-
vorgehoben: Bezzenbergers recension des ersten bandes der
Morphologischen Untersuchungen , und Schmidts abhandlung
K. Z. XXVI. 329 ff. Herr Br. entgegnet, er habe diese arbeiten
übergangen, „weil sie nichts enthalten, was zugleich neu und
richtig wäre". Auf das „neu" kann es - wenn ich nicht
abermals eine ,,krittelei" begehe — nicht ankommen, da herr
Br. „im interesse des anfängers gelegentlich auch solche arbei-
ten" erwähnt, ,,die zwar nichts wesentlich neues bieten, aber
leicht und gut orientieren". So enthalten also jene erörterungen
fehler, welche es dem anfanger unmöglich machen sich aus
ihnen „leicht und gut" zu orientieren? Das ist mir nicht
bekannt: mit Bezzenberger trifft Schuchardts kritik der jung-
grammatischen lehren vielfach zusammen (Schuchardt, lieber
die lautgesetze, Berlin 1886), und wie wolbegründet Schmidts
Warnungen gewesen sind, zeigen die, z. t. von mir besprochenen,
partieen des Br.'schen buches, an welchen herr Br. sie in den
wind geschlagen hat. So wie die Sachen liegen, fürchte ich,
dass auch Schuchardts schrift nicht „gut" orientiert, also vor
Johns abhandlung lieber die methodischen principien der sog.
Junggrammatiker zurückstehn muss.
Der rücksicht auf den räum wie auf das interesse des
anfängers zusammen muss man es zuschreiben, dass herr Br.
darlegungen, die er „für verfehlt oder wenigstens nicht för-
dernd" hielt, übergehn zu dürfen glaubte. Nun wird der
anfanger in herrn Br.'s buche darüber belehrt, dass herr B.
gr. (ptQO) auf idg. bher-\-o + a'' zurückführe (s. 29. 72), und das
System des griechischen z-perfectums durch eine einzige von
den sprechenden nicht begriffene perfectform öidtoyia hervor-
gerufen sein lasse (s. 87); dass herr Osthoff" eoTd/M in *«ffrä
152 Briefe an Theodor Benfey.
plus Partikel xa zerlege (ebenda), das anlautende a von adXog
als aus dem satzinlaute übertragen betrachte (s. 20), gr. vrtsQ-
q)laXog als vneq-cpj^-ialo-g deute (s. 20. 27), (.iväof.t<XL als deno-
minativum zu einem nomen *fiva, erkläre (s. 36) , eine tonlose
und eine nebentonige form der tiefstufe „glaubhaft ermittelt"
habe (s. 27), das suffix -gi des dativus pluralis sich als „Um-
bildung von -SU nach der analogie des loc. sg. -t, vielleicht
unter mitwirkung von -(fi" denke (s. 63). Nur der böse wille
kann sich darüber wundern, dass herr Br. bei der beschränkt-
beit des ihm zugemessenen raumes es für nötiger erachtet hat
den anfänger von derartigen einfallen zu unterrichten, als
etwa ihm zu sagen, wo Fick versucht habe über die vor den
Suffixen erscheinenden vocale von d^vyd-triQ, ysvs-Tr^Q^ 6(.i6-aoai
etwas besseres ausfindig zu machen als herr Br. selber.
Ich bleibe bei meiner behauptung, dass herrn Br.'s Grie-
chische grammatik eine parteischrift ist, wie wir sie bisher
nicht erlebt hatten. Ob herr Br. darum an meinen bösen oder
guten willen glauben mag, ist mir ganz gleichgiltig : 2ol (xtv
tavta öohsvvt' eotio, if.ioi de Tocöe.
F. Bechtel.
Briefe an Theodor Benfey.
1. Von Hermann Brockhaus.
Hochgeehrter herr doctor!
Entschuldigen Sie es, dass ich Ihre freundliche Zuschrift vom vorigen
monate erst so spät beantworte, Sie können leicht denken, wie lebhaft
mich Ihr plan interessirte, uns eine neue grammatik der sanskrit-sprache
zu geben, deren bedürfniss jeder lehrer und kenner der spräche seit
lange fühlt. Bopp ist ganz hinter den massigsten forderungen der jetzigen
zeit weit zurückgeblieben, und doch ist sein buch das einzige, das man
hat und daher zu gründe legen muss. Die grammatik endlich einmal auf
der alten lebenden spräche zu basiren , und diesen stoflF mit geistvoller
vergleichung zu durchdringen , ist eine nicht länger aufzuschiebende
forderung der orientalischen philologie. Ihre ausgedehnte kenntniss der
veda-sprache und scharfsinnige analyse der verwandten idiome befähigt
Sie vor allen zu einem solchen werke. Ich habe daher auch meinen
brüdern eifrigst zu der Übernahme des verlags zugeredet und ein sehr
geneigtes ohr für das unternehmen gefunden. Was definitiv beschlossen
worden ist, weiss ich nicht, doch hoffe ich das erwünschte.
Briefe an Theodor Benfey. 153
Anf Ihre arbeit über Rawlinson und die keilinschriften im allge-
meinen bin ich sehr gespannt. Diese inschrift des Darius ist ein kost-
bares document, so einfach, klar und bestimmt in seiner ausdrucksweise.
Wer hätte vor 10 jähren noch ein solches zeugniss der ältesten geschichte
erwartet, und geglaubt, dass ein solches document mit solcher leichtig-
keit und Sicherheit würde entziffert und übersetzt werden können. Gelingt
es Botta, wie Rawlinson es andeutet, die assyrischen Inschriften zu ent-
ziffern, 80 muss das, bei der grossen menge und ausdehnung derselben,
nothwendig eine totale revolution in der ältesten geschichte und ethno-
graphie des alten Orients geben. Möchte sich Bottas entdeckung als
wahr bewähren.
Ueber die nothwendigkeit einer baldigen herausgäbe des ganzen
Rig-veda, in text und Übersetzung, nebst vollständigem Wortregister, bin
ich natürlich ganz mit Ihnen einverstanden. Müller's arbeit gehört zu
den colossalsten Unternehmungen, denn er giebt den text als sanhitä-
päda und pada-päda, beides mit accenten, den vollständigen Sayana, eine
Übersetzung des textes und commentars, und wort-index. Er ist noch
jung, hat muth und ausdauer, und sind die äusseren Verhältnisse günstig,
80 zweifle ich nicht an dem gelingen. Aber wie lange wird es dauern,
ehe das ganze vollendet sein wird! Da geht ein menschenleben darüber
hin , und dann wird das buch so enorm theuer werden , dass es sich
niemand kaufen kann. Ob es aber je zur ausführung kommen wird,
weiss ich nicht ; meine erfahrungen in der buchhändlerischen weit geben
mir dazu nur geringe hoffnung. Ein blosser textabdruck u. s. w. dächte
ich müsste kräftige Unterstützung von der gelehrten weit finden. Wagen
Sie doch das unternehmen , fangen Sie es allein an , ich bin überzeugt,
Sie finden dann bald die unterstützende kaufmännische band. Wollen
Sie aber auf die letztere warten, dass sie Ihnen geboten wird, ehe Sie
anfangen, so zweifle ich, dass sie Ihnen wird geboten werden.
Wie steht es mit dem Säma? Ich habe Ihr glossar mit vergnügen
gelesen ; es wird uns unendlich im verständniss der veden im allgemeinen
helfen. Nehmen Sie Rosens Rig ganz auf? Wird Roths Nirukti wirk-
lich gedruckt, oder ist dazu noch keine aussieht? Ich habe mir hier alle
mühe gegeben, einen Verleger zu finden; es ist mir aber nicht geglückt.
Mit der ausgezeichnetsten hochachtung
Ihr ergebenster
Hermann Brockhaus.
Leipzig, 16. decbr. 1846.
2. Von Adalbert Kuhn.
Berlin, 2. nov. 1859.
Werthester herr professor!
Ich muss um entsohuldigung bitten, wenn ich Ihre beiden Zuschriften
erst jetzt beantworte, aber der semesterschluss und eine kleine reise
nach dem Harz, die ich mit Weber und Kiepert unternahm, haben mich
154 Briefe an Theodor Benfey.
einige zeit an der regelrechten abwicklung meiner geschäfte gehindert.
Haben Sie zunächst besten dank für Ihre Zusendungen, die möglichst
bald gedruckt werden sollen. Leider hat sich das erscheinen des schluss-
heftes des 8. bandes dadurch etwas verzögert, dass der bearbeiter des
index herr cand. Arendt nach Ungarn übergesiedelt ist; jetzt indess ist
es im druck fertig und nun soll es mit dem 9. bände frisch vorwärts
gehen. Da indess schon eine reihe von aufsätzen seit längerer zeit liegen,
Sie auch den wünsch aussprechen, dass der ganze abschnitt auf einmal
gedruckt werden möge, so muss ich denselben bis zum 2. und 3. heft,
die dann zusammenerscheinen sollen, liegen lassen. Hoffentlich dauert
Ihnen dies nicht zu lange (ich denke, dass wir etwa so im Januar damit
fertig werden); im andern falle würde ich um weitere bestimmung bitten.
Die einfügung der nachtrage werde ich besorgen und Ihnen auch recht-
zeitig eine revision zugehen lassen.
Ihre treffliche arbeit über die märchen habe ich zwar bis jetzt nur
flüchtig geniessen können, da zum soliden genuas auch der feste einband
gehört, unsre berliner buchbinder sich aber leider stets allzulange zeit
zur Vollendung ihrer werke lassen; indess habe ich doch auch schon
durch den flüchtigen genuss gelegenheit genug gehabt, die bahn bre-
chende arbeit zu bewundern , die gewiss noch rechtzeitig mancher über-
kühnen mythenforschung, wie sie in den letzten jähren mehrfach geführt
sind, die bahn versperrt. Ich habe in meinen anzeigen in Zarncke's
centralblatt oft vergeblich gewarnt, man möge nicht alle deutschen
märchen auch als ursprünglich deutsch und gar als deutschheidnische
mythen ansehen, da ihre weite Verbreitung bei andern Völkern jedenfalls
die Untersuchung, wo sie ursprünglich seien, unerlässlich machte, aber
es wollte nur wenig verfangen. Ihre Untersuchungen, die uns von vielen
die alten quellen aufweisen, machen nun dem ein ende und das freut
mich ungemein. Ich freue mich, bei rechter müsse an das Studium des
Werkes kommen zu können.
Vor etwa 4 wochen habe ich ein exemplar meiner herabkunft des
feuers und göttertranks an Sie abgehen lassen, das hoffentlich nun in
Ihren bänden sein wird. Sie haben den Vorläufer desselben mit für mich
so ermuthigenden worten in den gött. gel. anzeigen begrüsst, dass ich
Sie wohl bitten möchte, dem nun vollständigen werkchen eine freund-
liche beurtheilung angedeihen zu lassen. Ich bin mir der schwächen
desselben wohl bewusst, aber sie zu heben lag nicht überall ganz in
meiner macht; es ist ein erster grösserer versuch dieser art und ich
wollte endlich einmal abschliessen , um zu neuen arbeiten kommen zu
können. So wird sich sicher im einzelnen vieles besser begründen lassen,
manches wird auch vielleicht bei strengerer prüfung fallen müssen, aber
im grossen und ganzen hoffe ich den mythos als einen indogermanischen
sicher gestellt zu haben und muss nun erwarten , ob diese Zuversicht
durch das urtheil meiner mitforscher bestärkt oder erschüttert wird.
Ich bitte Sie daher mit der fülle der Ihnen so reichlich zu geböte
stehenden mittel ein solches zu sprechen und werde Ihnen für ein
solches dankbar sein.
Briefe an Theodor Benfey. 155
Mit den besten empfehlungen und grüssen, auch von Weber, der
über brahmagavi nichts beizubringen weiss,
Ihr
ergebener
A. Kuhn.
3. Von J. B. Biot.
Monsieur
La lettre que vous m'avez fait l'honneur de m'adresser, en data du
3. de ce mois, m'a cause un sensible plaisir; non seulement par les sen-
timents d'approbation bienveillante que j'y trouve exprimes, mais encore,
et plus peut-etre, parcequ'elle m'ouvre pres de vous, une voie de con-
sultation eclairee, a laquelle je suis tres heureux de pouvoir recourir,
etant independante de tout parti pris ä l'avance, comme il le faut dans
les recherches de critique, pour arriver ä la verite. Lorsque, il y a 22
ans, je fus conduit, sans l'avoir prevu, ä decouvrir l'identite astrono-
mique des 28 sieou chinois, avec les 28 nakshatras Hindous, qui n'en
etaient que la reproduction deguisee, je ne connaissais ces nakshatras
que par la description et l'analyse detaillee que Colebrooke en avait
donnee d'apres le Süria-Siddhänta, et c'etait ainsi exclusivement ä ceux-lä
que l'identification s'appliquait. Le rejet absolu que Mr. Weber crut
pouvoir opposer ä cette derivation, en la declarant tout simplement
impossible, me fit comprendre que, sous ce memo nom de Nakshatras
nous entendions probablement , lui et moi, des institutions d'epoques et
de nature differentes, dont l'une, indigene et propre ä l'Inde, aurait etee
remplacee posterieurement par celie qui derive des sieou. Je m'attachai
donc ä isoler cette derniere question de l'autre ; et ä demander aux
indianistes de vouloir bien nous definir positiveraent, d'apres des textes
vediques d'une originalite incontestable , en quoi ces nakshatras priraitifs
consistaient.
Dans la lettre que j'eus l'honneur de vous ecrire ä ce sujet, je ne
pretendais nullement vous presenter , de ce probleme , une solutition que
j'osasse regardor comme certaine, ou seulement comme acceptable au
Premier abord. Cela n'aurait nullement convenu ä l'incompetence qui
je me reconnais , en pareille matiere. Mon but unique etait d'indiquer,
par un exemple possible le genre de Solutions aux quelles il me
paraissait raisonnable de tendre: non pas de Celles qui supposeraient
l'emploi des theories astronomiques et mathematiques, mais seulement
l'intuition attentive des phenomenes Celestes les plus apparents. Encore,
dans ce cas meme, il ne faudrait les appuyer que sur des faits distincte-
ment enonces, et non pas sur des inductions tirees de mots qui peuvent
avoir plusieurs sens. Ainsi, dans le passage du Rig-veda, cite par Mr.
Max Muller, si le mot nakshatra a, comme vous le pensez, le sens ge-
nerique d'astre, on ne peut plus y voir que l'enonce d'un simple fait
de toute evidence, et non pas l'indication d'une institution astronomique,
fondee sur des divisions stellaires du ciel, teile que les astronomes
156 Briefe an Theodor Benfey.
Hindous en ont, depuis, attache l'idee au mot Nakshatra. Mais il ne
m'appartient pas de me hasarder dans ces doraaines de la philologie.
'A propos du travail qua Mr. Weber prepare sur les nakshatras,
j'ai oui dirc qu'il se propose de rassembler les textes des calendriers
attaches aux ouvrages vediques, sous le nom de Jyotisha. Ce sera une
publication importante, et qui pourra fournir beaucoup de lumieres. Car,
deja, cclui de ces calendriers dont Colebrooke a donne un trop court
extrait, porte les marques evidentes d'un travail moderne. En sera-t'il
ainsi des autres? Mais, pour que cette coUection ait toute l'utilite qu'on
en peut attendre, il est bien ä desirer que Mr. Weber nous donne, non
pas seulement la traduction, mais le texte sanscrit de ces documents.
Car, par la iiberte d'interpretation que permettent souvent les mots,
dont se composent des texts pareils, il n'est pas rare, que les traducteurs
y introduisent insciemment leurs idees propres ä la place de la signi-
fication precise. Par exemple, dans son expose de l'astronomie chinoise,
Ideler, trouvant les sieou designes par la denomination d'hotellerie,
lieu de passage, il en a fait, de son autorite privee, des mansions
lunaires, specialite dont on ne trouve aucune indication quelconque
dans les textes chinois, et qui est essentiellement contraire, ä la nature
ainsi qu'ä la generalite de leur emploi pour fixer les positions de tous
les astres doues de mouvements propres, quand ils passent au meridien.
Mais l'idee des mansions lunaires, accreditee alors parmi les orien-
talistes, a prevalu dans son esprit sur la simple verite qui s'offrait si
naturellement ä lui.
Adieu Monsieur! je vous retourne cordialement tous vos souhaits de
bonne annee, et je vous prie de vouloir bien permettre que je vous
entretienne quelque fois de cette astronomie primitive de l'Inde, sur
laquelle vous pouvez si bien nous instruire.
J'ai l'honneur d'etre, avec la plus haute consideration,
Monsieur
Votre tres humble et obeissant serviteur
J. B. Biot.
Paris le 13 janvier 1862.
4. Von C. Lottner.
Trinity College Library Dublin 11/2. 63.
Geehrtester herr professor!
Der brief, den Sie an herrn professor Max Müller hinsichtlich Sieg-
fried's richteten, hat diesen veranlasst, sich an mich zu wenden, um
nähere auskunft über des verstorbnen wissenschaftliches treiben zu er-
halten. So weit die persönlichen Verhältnisse des verstorbnen in betracht
kommen, wird Ihnen der eingelegte brief des bruders die nötige auf-
klärung verschaffen. Sollten Sie in dieser hinsieht mehr wünschen , so
bitte ich Sie, sich direct an den genannten herrn zu wenden. Hinzuzu-
fügen scheint mir namentlich noch, dass er mit Whitley Stokes sehr
Briefe an Theodor Benfey. 157
innig vertraut gewesen, und dass eine zwar kurzlebige, aber sehr warme
Freundschaft zwischen ihm und dem gründer der celtischen philologie
existirte.
Der plan, der Siegfried nach England brachte, war eine vergleichende
grammatik der celtischen sprachen in der weise der Dietz'schen oder
Grimm'schen zu schreiben. Hierin wurde er durch Zeuss' werk überholt,
dessen treuer Verehrer und Parteigänger er seitdem geblieben. Er selbst
hat sich dahn namentlich auf das Studium derjenigen teile des celtischen
altertums geworfen, die liclit über die mythologie zu verbreiten im stände
sind. Demnach hat er mit Zugrundelegung der bücher von De Wal
(De moedergodinnen und Mythologiae septentrionalis reliquiae) und herbei-
ziehung neuerer inschriften eine kritische Sammlung aller altceltischen
götternamen anzulegen begonnen, die sich unter seinen papieren findet.
Diese hat er dann einerseits mit den irischen und welschen traditionen,
andererseits mit der allgemeinen indogermanischen mythologie zu ver-
mitteln gesucht, so dass er z. b. nachwies, eine irische persönlichkeit
Nuad (acc. Nuadat i. e. = *gall. NUDANT) der Schmidt sei der Nudd
der Welschen und der Dens Nudens lateinischer inschriften Galliens.
Aehnliches der art finden'Sie von ihm angeführt in Stokes Three Irish
Glossaries p. XIX ül*er Triath = Trita Aptya und über Brigantia ibid.
p. XXXIII. Es steht zu hoffen, dass mir von dr. Todd, dem die familie
seine papiere Übermacht hat, die definitive herausgäbe dieser Sammlung
celtischer götter übertragen wird.
Ein andrer punkt, in dem S. sehr ausgezeichnetes geleistet hat, ist
der anteil, den er an der entzifferung der gallischen inschriften hat. Die
Vaison-inschrift z. b. hat er zuerst richtig gelesen (Kuhn Beiträge I 451),
desgleichen die von Nismes (AGA6 MATP6B0 N6MAYCIKAB0 vid. Stokes
abhandlung über gallische inschriften in Beiträge II). Die arbeit, über
die er gestorben ist, und deren redaction mir übertragen ist, ist eine
erklärung der amuletinschrift von Poitiers, 1858 gefunden, und nach
seiner entdeckung gegen einen dämon Dontaurios gerichtet, halb lateinisch
und halb gallisch. Es v^ird diese arbeit zunächst der irischen academie
als Vortrag mitgeteilt und demnächst, wie ich hoffe, gedruckt werden,
wo es Ihnen an einem exemplar nicht mangeln soll.
Noch fand ich unter seinen papieren einen ziemlich vollständigen
entwurf eines handbuchs der vergl. gram, des Skr., Gr., Lat. so wie frag-
mente einer vergleichung des Zend und Sanskrit.
Ich bin gern bereit, weitere auskunft zu erteilen, falls das obige für
Ihren zweck nicht genügt. Die inschriften und celtische mythologie
bleiben immer sein bedeutendstes.
Mit ausgezeichneter hochachtung
C. Lottner.
Dublin Trinity College Library 7/3. 63.
Geehrtester herr professor,
Es ist mir für den augenblick und an diesem orte kaum möglich,
über Siegfried's lebensverhältnisse vor seiner Übersiedlung nach Irland
158 Briefe an Theodor Benfey.
etwas näheres in erfahrung zu bringen, ausser was ich durch seinen
bruder in dem Ihnen eingehändigten briefe bereits erkundet habe. Ich
möchte Sie daher bitten, zunächst selber aus den in Ihren bänden befind-
lichen notizen einen kurzen berioht über ihn in Ihrer Zeitschrift aufzu-
setzen. Im anfsmge des april werde ich der Irish Academy die von mir
redigirte abhandlung über die Dontaurios-inschrift, die ich teils nach S.'s
mündlichen mitteilungen teils nach seinen papieren aufgesetzt habe, vor-
legen und wir werden sie ohne zweifei danach drucken. Sollten Sie
dann für gut befinden , Sie für Ihr Journal zu übersetzen , so würde von
selten der hiesigen wohl schwerlich etwas im wege stehen. Siegfried's
litterarischer nachlass ist in den bänden von dr. Todd, des hiesigen
Oberbibliothekars, ich zweifle aber wenig, dass mir demnächst die werth-
vollen teile übergeben werden. Namentlich aus den Sammlungen über
celtische mythologie lässt sich zweifelsohne ein anständiges und werth-
volles buch herstellen, das beste denkmal, das dem verstorbnen gesetzt
werden kann, S.'s todestag war der 10. jan.
Ich bin für den äugen blick durch die pflichten meiner neuen Stellung
als lehrer des Sanskrit etwas stark in anspruch genommen und werde in
nächster zeit kaum eigne arbeiten veröff'entlichen können. Da Sie mir
aber Ihr Journal so freundlich als ableiter meiner etwaigen ideen an-
bieten , so will ich doch immerhin gleich von ferne anfragen , ob Sie
geneigt wären mythologischen artikeln — nicht grade heute, oder
morgen, aber im fortschritt der zeit — räum zu gewähren, die zum
zweck hätten der jetzt etwas stolz sich so nennenden vergleichenden
mythologie den fehdehandschuh hinzuwerfen. Ich kann mich nicht
überzeugen, dass die jetzige sonnen- oder donner-götter-theorie in dieser
ihrer einseitigkeit das richtige trifft; kann nicht glauben, dass man die
fülle des griechischen und indischen mythus durch diese ärmlichen
kategorieen begreifen kann. Ebensowenig will mir scheinen, dass man
so leichtfertig die etymologie für mythologische zwecke handhaben darf,
wie dies in den fällen der TsX/iveg = druhas , des "Hifataros u. a. von
grossen gelehrten geschehen ist. Es kann nichts helfen, uns durch Illu-
sionen über unsere Unwissenheit zu täuschen. Diese neue manier aber,
etwa Apollo zu einer form von Rudra, und dann diesen zum donner-
himmel zu machen, führt nur zu eingebildetem wissen.
Mit ausgezeichneter hochachtung
Ihr ergebenster
C. Lottner.
Trinity College Dublin 25/1. 66.
Geehrtester herr professor,
Es versteht sich von selbst, dass ich nicht umhin kann, mich für
die tochter eines landsmannes zu interessiren, der als gelehrter in einem
fache berühmt ist, in dem ich es leider bisher vergeblich versucht habe,
etwas zu leisten. Wenn ich fräulein Benfey irgendwie nützlich sein
Briefe an Theodor Benfey. 159
kann, so können Sie versichert sein, dass ich die gelegenheit dazu nicht
verpassen werde. Wir sind hier der Deutschen so wenige, und unter
diesen wenigen sind wieder so wenige von bildung und erziehung, dasa
wir hier mehr als irgendwo auf einander angewiesen sind. Hinsichtlich
der politischen aufregung machen Sie sich wohl zu viel angst. Bei
allem gerede ist ja bis jetzt nichts herausgekommen.
An Hincks halte ich es für besser, sich nicht zu wenden. ^
Wie geht es Ihrer Zeitschrift? In der letzten nummer ist ein auf- 1
Satz über das Beja von F. Müller. Dieser trifft in seinem nachweis |
semitischer affinitäten in afrikanischen sprachen zum teil mit einem |
aufsatz von mir zusammen ,,0n sisterfamilies of languages, especially |
those connected with the Semitic", der vor einigen jähren in den Trans-
actions of the Philologicae Society of London erschien; aber, wie es
scheint, in Deutschland nicht bekannt geworden ist. Machen Sie doch
F. M. einmal darauf aufmerksam. Es freut mich, dass er mit reicherem
material, — mir stand damals nur Galla, Saho und einiges Berber zu
geböte — doch wesentlich zu denselben resultaten kommt, wie ich.
Auch Ihnen muss dies ganz besonders erfreulich sein, denn Sie haben
in dieser hinsieht bahn gebrochen mit Ihrem buche über das Koptische,
das Ihr Göttinger koUege, der 13. der kleinen propheten, zur zeit seines
erscheinens, als unmoralische ausgeburt der Julirevolution erkannt hatte.
Ewald ist hier, wie auch in andern feldern, durch die Weiterentwicklung
der Wissenschaft lügen gestraft worden. Er hat überhaupt als Sprach-
forscher Unglück. Rödiger und Gesenius sind auch von ihm „abgetan"
worden, weil sie das Arabische und seine casusflexion für antiker als
das Hebräische erklärten. Seit aber diese letztere flexion auf den assy-
rischen monumenten zum Vorschein gekommen, wird es wohl dabei
bleiben, dass Ewald sich geirrt hat. Das macht ihn aber, wie es scheint,
in seinem papsttum nicht irre.
Ist Ihnen irgendwo einmal ein vocabular des Neger-Englischen der
Sklavenstaaten in die bände gekommen, oder anderer europäischer
sprachen , wie sie von negersklaven gebraucht werden? Ich habe nur
eins dergleichen aus Surinam auftreiben können. Beiläufig, ich glaube
nicht, dass der von Ihnen in den G. G. A. beschriebene dialect von
Curagao wirklich eine organische romanische mundart sein kann. Eine
solche Zersetzung aller flexion ist unerhört, ausser wo romanische oder
germanische sprachen den Negern oder Indianern anheimfallen. Sind
die angeblichen sardischen funde in Deutschland gegenständ der discus-
sion geworden? Mir kamen sie ungemein bedenklich vor, ich habe nur
eine kurze notiz in der Satur-Day-Review gesehen. Verzeihen Sie die
vielen fragen. Man lebt hier am ende der civilisirten weit „unter larven
die einzige fühlende brüst". Mit dem beantworten nehmen Sie sich zeit.
Ergebenst
C. Lottner.
160 Briefe an Theodor Benfey.
5. Von Lazarus Geiger.
Hochgeehrter herr professor!
Durch Ihre so theilnehmend eingehende als gehaltreiche Zuschrift
haben Sie mir eine unendliche freude bereitet, schon darum, weil sie
mir eine lange ersehnte gelegenheit gibt, Ihnen persönlich gegenüber-
tretend die dankbare Verehrung auszusprechen, mit welcher ich seit
Jahren in Ihren Schriften mannigfache belehrung , leitung und förderung
gefunden habe. Ein solches gefühl kann Ihnen freilich weder neu noch
unerwartet sein; denn ich bin ja nur einer von vielen, welche Ihnen
nicht nur für sprachliche erkenntniss , sondern auch für das wahre und
unverfälschte verständniss der vedaliteratur zu gleicher dankbarkeit
verbunden sind, wenn schon ich mir vielleicht schmeicheln darf, auf Ihre
Worte aufmerksamer als mancher andere zu sein. Dass Sie meiner nur
erst beginnenden thätigkeit Ihre theihiahme zuwenden und meine Vor-
bereitungen der aufgalie, die ich mir gestellt, nicht unangemessen finden,
hat mir zu wahrer ermuthigung gereicht, und lässt mich die hoffnung
fassen , wenn ich erst zu speciellerer ausführung werde gelangt sein
können, mit Ihren meinungen nicht in Widerspruch gefunden zu werden.
Die darstellung in dem bis jetzt veröfFentlichten theile leidet, wie ich
mir wohl bewusst bin, an manchen Schwierigkeiten; zum theil werden
dieselben vielleicht einige entschuldigung in der art finden, wie ich in
einer längeren reihe von jähren den stoff in mir auszubilden und umzu-
gestalten hatte, indess die Wissenschaft ihn täglich vermehrte und ver-
änderte; zum theil mögen sie aber auch in der that unvermeidlich
gewesen sein , wenn ich nicht meine besondere philosophische Welt-
anschauung ganz von den sprachwissenschaftlichen fragen trennen wollte.
Diess letztere zu thun konnte ich mich nicht entschliessen, da ich gerade
die trennung zwischen philosophie und specieller erfahrungswissenschaft
aufgehoben wissen wollte, und glaube, dass die philosophie überall sofort
da ist, wenn wir einen naturgegenstand, auch empirisch, soweit uns eben
möglich, in seine gründe und anfange verfolgen; und so sah ich mich
denn gezwungen, speculative ansichten, die eigentlich ein System aus-
machen sollen, gelegentlich anzudeuten, ohne sie doch schon im zusam-
menhange aussprechen zu können: was, wie ich fürchte, oft — und viel-
leicht den philosophischsten leser am meisten — stören muss. Ich glaube
nur soviel fest versichern zu dürfen, dass ich niemals von der speculation
aus auf die thatsachen übergegangen bin und diese nach jener zu deuteln
versucht habe, sondern dass die allgemeinen erklärungen sich mir immer
als wirkliche resultate des lernens und des denkens über die erfahrenen
thatsachen ergeben und aufgedrängt haben. Uebrigens wird in den fol-
genden theilen schon der natur der sache nach das speculative fast ganz
zurücktreten.
Eine öffentliche anzeige und besprechung von Ihrer seite zu erfahren,
ist ein gedanke, den ich nicht zu äussern gewagt haben würde, wenn Sie
nicht selbst in Ihrem mir so werthen briefe eine möglichkeit davon
Briefe an Theodor Benfey. 161
andeuteten. So aber will ich mich nicht scheuen, Ihnen oflfen zu ge-
stehen, wie erfreulich mir die aussieht wäre, eine jener kritiken, die mir
stets 80 lehrreich gewesen sind, nun an meine eignen versuche angeknüpft
zu sehen.
Haben Sie nochmals, hochgeehrter herr professor! innigen dank für
die freude, die Sie mir durch Ihre schönen worte bereitet haben ! Möge
Wohlsein und ungetrübte freudigkeit Sie stets zu unser aller nutzen und
freude in Ihrer segensreichen Wirksamkeit stärken und fördern!
Ihr
Sie verehrender
L. Geiger.
Frankfurt a/M. den 12. juni 1868.
6. Von Wilhelm Corssen.
Lichterfelde bei Berlin, Villa Göthestrasse 2. 15. 7. 73.
Hochgeehrter herr.
Da Ihre vollständige grammatik der sanskritsprache seit jähren mein
steter rathgeber ist, und da Sie trotz gewisser Verschiedenheiten der
ansichten, die zwischen uns bestehen, doch einer seite meiner sprachlichen
arbeiten Ihre anerkennung nicht versagt haben , so wage ich es , an Sie
die ergebenste bitte zu richten, mir in einer frage des Sanskrit freund-
lichst eine briefliche auskunft geben zu wollen.
Sie lehren in Ihrer sanskritgrammatik s. 353 f. , dass im Sanskrit
denominative verba durch anfügung des Suffixes S an nominalstämme
gebildet werden, das mit auslautendem « des Stammes zu ä verschmilzt,
und vor dem i und u gunirt werden. Als ein denominativum der ersten
art führen Sie an mälä'-ti für *mälä~a-ti (a. o. s. 354). Dagegen behauptet
G. Curtius neuerdings, die form mälä'-ti stamme lediglich aus dem ziem-
lich späten grammatischen hülfsbuch Siddhanta-Kaumudi; von einem
wirklichen gebrauche solcher formen könne garnicht die rede sein, das
übliche causativum von mala heisse vielmehr mäla-ja-ti u. s. w. (Das
verbum der griechischen spr. s. 330. 331). Ich erlaube mir daher, die
fragen an Sie zu richten:
1. Ist es gegründet dass mäld-ti niemals im wirklichen Sprachge-
brauch vorkommt, und dass es eine reine fiction eines gram-
matikers ist?
2. Welche denominative verba giebt es sonst noch im Sanskrit, die
durch anfügung des verbalsuffixes ä an nominalstämme auf « ge-
bildet sind ?
Sie würden mich verpflichten , wenn Sie aus dem schätze Ihrer
kenntniss des Sanskrit, zu dem ich jedenfalls mehr vertrauen habe, als
zu den orakelnden aussprüchen, die bei Curtius immer mehr die stelle
strenger beweisführung vertreten, über die beiden vorstehenden fragen
eine auskunft ertheilen und mir gestatten wollen, vorkommenden falles
mich auf Ihre mir mitgetheilte ansieht berufen zu dürfen.
Beiträge z. kunde d. indg. sprachen. XIII. 11
162 Briefe an Theodor Benfey.
Meine zeit und arbeitskraft reicht leider nicht aus, um mir einerseits
den Sprachstoff, den ich bearbeiten will , aus den gräbern Italiens zu
holen, andrerseits auch noch quellenstudium des Sanskrit zu treiben, was
ich ja sehr wünschte. Deshalb sehe ich mich genöthigt, zu Ihnen meine
Zuflucht zu nehmen.
Hochachtungsvoll
Ihr ganz ergebenster
W. Corssen.
Lichterfelde bei Berlin, Villa Göthestrasse 2. 22. 8. 73.
Hochgeehrter herr.
Für die schnelle und eingehende art, in der Sie meine anfragen in
betreff der sanskritischen verbalformen zu beantworten die freundlichkeit
hatten, fühle ich mich gedrungen, Ihnen meinen aufrichtigen und ganz
ergebensten dank zu sagen.
Ausser der unmittelbaren antwort auf meine fragen, sind mir Ihre
mittheilungen über die hohe bedeutung der indischen grammatiker für
unsere kenntniss des Sanskrit lehrreich und willkommen gewesen. Ich
habe nie begriffen, wie gelehrte, welche dieselben so wenig eingehend
studiert haben, wie ich, grammatiker, die sich doch durch die auffindung
des begriffes der wortwurzel ein unsterbliches verdienst um die Sprach-
wissenschaft erworben haben, so bald es ihnen beliebt, in dem lichte
erscheinen lassen können, als wären ihre angaben über wurzeln und
wortformen ihrer muttersprache zum grossen theil hirngespinste und er-
findungen. Ich bin immer der ansieht gewesen, dass man auch auf
grammatiker den rechtsgrundsatz anwenden müsse: Quisque praesumitur
bonus, donec probetur contrarium, dass man ihre angaben für richtig
halten müsse, wenn nicht im einzelnen fall bestimmte und ausreichende
gründe dagegen sprächen. Ihre mittheilungen belehren mich, dass auch
für die erforschung des Sanskrit dieses verfahren höchst nothwendig und
von grosser Wichtigkeit und trageweite ist.
Ich darf also nun annehmen, dass Sie mir die erlaubniss gegeben
haben, stellen Ihres briefes in einer später zu veröffentlichenden schrift
wörtlich abdrucken zu lassen.
Mit dem wünsche für Ihr allseitiges Wohlergehen empfehle ich mich
Ihrem ferneren wohlwollen.
Mit vorzüglicher hochachtung
Ihr ganz ergebenster
W. Corsaen.
Wilhelm Scherer. 163
Wilhelm Scherer.
Als ich mich in den herbstferien des jahres 1876 nach Strassburg
überzusiedeln rüstete, um dort deutschen Studien obzuliegen, ahnte ich
nicht, dass das gleiche buch, aus dem ich Scherers wissenschaftliche
persönlichkeit kennen zu lernen mich soeben bemühte, mir zehn jähre
später zur grundlage einer öffentlichen Würdigung des ertrages dienen
müsste, den Scherers leben der Sprachwissenschaft zugeführt hat. Und
als der mann, der dieses buch geschrieben, hn october jenes jahres mir
zum ersten male gegenüberstand, war es mir zwar sofort klar, dass der
Zauber seines wesens mich mein leben lang nicht mehr los lassen würde;
aber jeden gedanken daran, dass diese von dem feuer und von der kraft
der Jugend durchströmte gestalt nach wenigen jähren gebrochen sein
würde, hätte ich angesichts derselben weit von mir gewiesen. Das er-
schütternde ereignis des vergangenen sechsten august hat aufs neue ge-
zeigt, wie schmerzlich die erwartung trügen kann, die auf menschen
gesetzt ist: die kühnsten entwürfe haben sich in den letzten monaten
mit todesahnungen gekreuzt, und die todesahnungen haben schliesslich
recht behalten.
Unter den mancherlei planen, mit welchen Scherer sich getragen hat,
war auch der, eine grammatische gesellschaft ins leben zu rufen und bei
dieser veranlassung zu den grammatischen Studien zurückzukehren. Seit
er seinen ersten Wirkungskreis zu Wien (1872) verlassen hatte, war bei
ihm die grammatik in den hintergrund getreten: in Strassburg beschäf-
tigt er sich zunächst mit der alten, dann mit der neueren litteratur;
dem coUegen Müllenhoffs (seit 1877) liegt die moderne deutsche litteratur
und zuletzt die poetik am herzen. Die recensionen und aufsätze sprach-
wissenschaftlichen Inhalts, die er in Strassburg und Berlin geschrieben
hat, enthalten bloss weitere ausführungen einzelner gedanken, welche in
dem hauptwerke der Wiener periode, dem buche „Zur geschichte der
deutschen spräche" angedeutet sind. Zwar ist ende 1878 eine zweite
aufläge dieses buches in die weit gegangen. Aber Scherer hat sie selbst
als „halbes werk" bezeichnet; und in der tat, wer den wahren Scherer
kennen lernen will, der darf nicht diese zweite aufläge in die band
nehmen, deren Vorzüge vor der ersten nur darin bestehn, dass sie das
principielle mehr hervorhebt und die aus der litteraturgeschichte ge-
wonnene epochentheorie auf die Sprachgeschichte überträgt, im übrigen
aber deutlich verrät, dass sie die bearbeitung eines werkes ist, das über-
haupt keine bearbeitung vertrug. So wird die frage, was die Sprach-
wissenschaft Scherer zu danken habe, gleichbedeutend mit der frage,
worin die Verdienste der aufsätze bestehn, welche der fünfundzwanzig-
jährige gelehrte während des sommers 1866 niedergeschrieben und im
frühjahre 1868 unter dem titel „Zur geschichte der deutschen spräche"
hat erscheinen lassen.
Die aufgäbe der deutschen philologie definiert Scherer in der Grimm-
164 Wilhelm Scherer.
biographie als „die grosse arbeit nationaler Selbsterkenntnis, welche
nicht anders gedacht werden könne als auf geschichtlichem wege". Die
deutsche grammatik, als ein teil dieser philologie, soll nach Scherer „eine
geschichte des geistigen lebens sein, insoweit dieses in der spräche sich
niederschlägt; sie muss daher ihren gang gleich einer historischen dar-
stellung nehmen und von epoche zu epoche den sprachstand schildern;
sie muss den gesammten Wortschatz in ihre betrachtung einbeziehen; sie
muss die letzten geistigen gründe für die sprachlichen erscheinungen
Buchen" (s. 221). Diese forderungen waren von Jakob Grimm nur zum
teile erfüllt. Nach zwei selten hin steht er unter dem banne romanti-
scher beschränkung. Einmal: er fragt nicht nach den letzten geistigen
gründen der sprachlichen erscheinungen, nach den geschichtlichen grund-
lagen der sprachlichen Veränderungen, „Selten zieht er die blumen mit
der Wurzel aus, allzu oft pflückt er sie über der erde nur oder reisst
blos die bluten ab Ueberall, wo poetisches verständniss nicht aus-
reichte, wo mühsame gedankenmässige erörterung und erwägung logischer
und psychologischer momente allein zum ziele führen konnte, da ergreift
ihn nicht einmal das verlangen, den webenden sprachgeist bei seinem
geschäfte zu belauschen. Er betrachtet das gewebe , beschreibt uns die
Zeichnung; wie die fäden geschlungen wurden, kümmert ihn nicht"
(s. 218). Und das andere ist: Jakob Grimms Interesse hängt vorwiegend
an der älteren periode der Sprachgeschichte. Je mehr die spräche ihre
sinnliche frische verliert, je mehr die begriffe aufwachen, die in dem
sinnlichen schlummerten, desto weniger zieht sie ihn an. — Es gilt als das
merkmal des auserlesenen geistes, dass er die schranken der Überlieferung
erkennt , in welcher er erzogen worden ist. Es bleibt für alle zeiten
Scherers glänzendes verdienst, inmitten der freudigsten Verehrung für
Jakob Grimm klar durchschaut zu haben , nach welchen richtungen die
grammatik einer weiterführung bedürfe. Er ist dadurch gleich bei seinem
ersten selbstständigen auftreten umstürzend, bahnbrechend geworden.
Indes hat Scherer nicht nur gefordert; er hat, was er forderte,
selbst zu einem teile zu leisten sich bemüht. Das hauptproblem des
buches „Zur geschichte der deutschen spräche" ist kein geringeres als
der versuch , den satz Wilhelm von Humboldts : „die lautform hängt
genau mit der gesammtanlage der nation zusammen" an der deutschen
Ursprache zu bewähren. Also das eine, was Scherer an Jakob Grimm
vermisst hatte, die erforschung der tieferen gründe der sprachlichen er-
scheinungen, hat er bereits in einen ,,hauptvorwurf" zusammengedrängt:
„die entstehung unserer nation , von einer besondern seite angesehen,
macht den hauptvorwurf des gegenwärtigen buches aus" (Widmung s. IX).
Und die energie, mit der er den zweiten fehler Jakobs Grimms zu ver-
meiden bestrebt war, spricht sich in der Verwerfung der herkömmlichen
Unterscheidung von entwickelung und verfall der spräche und in der
aufstellung des grundsatzes der „wechselseitigen erhellung" aus, den er
in grammatik wie in litteraturgeschichte anzuwenden pflegte.
Mit den werten, welche Scherer bei Jakob Grimms tode schrieb:
„Nicht dies ist das entscheidende an der Wirksamkeit eines grossen
Wilhelm Scherer. 165
mannes, wie wenig er seinen nachfolgern zu tun übrig gelassen, sondern
wie hoch die ziele waren, die er verfolgt, wie gross der anstoss, den er
gegeben" (Jakob Grimra s. 344) — hat der jünger selbst den maassstab
bestimmt, mit dem er geraessen werden muss. Eine einzige entdeckung
hat die scharfsinnigsten corabinationen , mit welchen Scherer die ent-
stehung der deutschen spräche erklärt zu haben schien, über den häufen
geworfen. An das höchste ziel, nach dem er vorzudringen suchte, ist
er nicht gelangt. Aber in dem streben nach dem ziele hat er die auf-
fassung der der deutschen grammatik und der grammatik überhaupt
gesteckten aufgäbe so umgestaltet, hat er eine solche reihe hochwichtiger
fragen teils in fluss gebracht, teils der lösung entgegen geführt oder
erledigt, dass wir sagen müssen: die anregungen, die Scherers buch ge-
geben, ziehen ihre kreise bis in unsere tage hinein, und noch die kom-
menden tage werden sie verspüren.
Wer sich das problem stellte die lautform einer spräche aus dem
geistigen charakter der nation herzuleiten, hatte eine reihe nicht der
kleinsten aufgaben zu lösen. Er musste erstens jene lautform genau
kennen lernen. Er musste zweitens feststellen, welche speci eilen er-
scheinungen diese lautform zur individualität stempeln. Er musste
drittens untersuchen, welche physiologischen und psychologischen tat-
sachen durch die als charakteristisch erkannten lautveränderungen zum
ausdrucke gebracht würden. Und wenn er über den geistigen charakter
der nation sich klar geworden war, so hatte er viertens zu zeigen, dass
die als charakteristisch erkannten physiologischen und psychologischen
tatsachen zu dem fundamente des nationalcharakters sich verhalten wie
Wirkung zu Ursache. Durch inangriffnahme dieser vier aufgaben ist
Scherer nach drei selten hin bahnbrechend geworden : er hat erstens auf
reconstruction der deutschen Ursprache gedrungen; er hat zweitens die
Verbindung der deutschen grammatik mit der Sprachwissenschaft, welcher
Jakob Grimm die entdeckung des begrifFs „lautgesetz" verdankte, wieder
hergestellt; er hat endlich den grund zu einer vertieften behandlung
grammatischer fragen überhaupt gelegt.
„Auf dem satze von der ursprünglichen einheit aller germanischen
sprachen ruht das ganze gebäude unserer Sprachgeschichte. Diese ein-
heit so scharf und bestimmt zu construiren, als möglich, ist ihre erste
pflicht Jakob Grimms .... Vorstellungen von der Ursprache ent-
lehnt er allzu ausschliesslich dem Gothischen. Obwohl er theoretisch
nicht zweifelte, dieses sei nur die älteste und ähnlichste tochter der ver-
lorenen mutter, so vermisst man doch in seiner praxia die consequente
anwendung der theoretischen einsieht" (Jakob Grimm s. 215). Der
gedanke der reconstruction einer urspi ache war nicht neu : schon 1852
hatte Schleicher die notwendigkeit eingesehen die spräche des indoger-
manischen urvolkes wieder her zu stellen, und 1860 war er auf die
„deutsche grundsprache" zu sprechen gekommen. Wie sehr aber die
deutsche grammatik in den bahnen weiter gieng, die ihr begründer ihr
gewiesen hatte, ergibt sich daraus, dass die wichtigste zu Jakob Grimms
lebzeiten auf dem gebiete des Deutschen gemachte entdeckung aus-
166 Wilhelm Scherer.
Bchliesslich das Gothische berücksichtigt: 1852 stellt Westphal das
„auslautsgesetz des Gothischen" auf. Wer darauf ausgieng die germanische
lautform aus der gesammtanlage der nation herzuleiten, mueste jene laut-
form erst gewinnen, gewinnen durch sorgfältige vergleichung der ältesten
dialekte und hervorhebung des allen dialekten geraeinsamen. So ver-
wandelt sich das „auslautsgesetz des Gothischen" unter Scherers hand in
das „auslautsgesetz des Germanischen"; und wenn wir heute an ein
gemeingermanisches vocalisches auslautsgesetz im sinne Scherers nicht
mehr glauben und das auslautsgesetz der consonanten etwas anders
formulieren : so wird hierdurch die tatsache nicht geändert , dass wir
seit Scherer zu ergründen suchen, welche lautgesetze in der Ursprache
gewirkt haben, wie gross ihr formenreichtum gewesen sei, welchen
Sprachschatz sie besessen habe. Es ist unnötig zu zeigen, welchen nutzen
diese historische betrachtungsweise für die deutsche grammatik abge-
worfen habe; ich will nur kurz daran erinnern, dass es Scherer durch ihre
anwendung gelungen ist die gesichtspunkte anzugeben, nach denen die
Umgestaltung ehemals reduplicierender verba in ablautende erfolgt ist,
und dass die formen der einzelnen dialekte erst durch sie dem Verständ-
nisse näher gebracht sind. Aber Scherers bemühen gieng über die
deutsche Ursprache hinaus. ,,Die gruppen der Völker und sprachen soll
die forschung ergründen, welche das erste resultat der diflferenzirung
waren, und wie sie selbst wieder ferner sich spalteten" (a. a. o.). Die
erste Spaltung der Germanen hatte Müllenhoff schon bei Tacitus ge-
funden. Scherer war der erste, der für MüUenhoffs fund einen sprach-
lichen beweis beizubringen wusste. Wer heute eine besonderheit der
westgermanischen sprachgruppe entdeckt, darf nicht vergessen, dass
Scherer die erste entdeckt hat.
„Wie er seine grössten erfolge fast nur durch die beschränkung auf
die weit der germanischen sprachen erlangt hatte, so war ihm eine
neigung geblieben, den blick auf dieselben festzuheften Ueberall,
wo die erklärung irgend einer sprachlichen erscheinung rein aus der
germanischen spräche möglich schien . . . . , ging er über deren kreis
nicht hinaus". So Scherer über Jakob Grimm s. 209. Da Scherer
an zweiter stelle die frage zu beantworten hatte, durch welche Ver-
änderungen die germanische Sondersprache zur individualität gestempelt
worden sei, so musste er von der beschränkung, in der er den altmeister
befangen wusste, sich frei gemacht haben : denn ohne vergleichung keine
erkenntnis des charakteiistischen. Es gilt jetzt für selbstverständlich,
dass niemand mit aussieht auf erfolg grammatische Studien betreiben
kann, der sich nicht die fähigkeit erworben hat über die zaunpfähle der
einzelsprache hinaus zu sehen; und wenn die einsieht in die geschichte
der deutschen spräche heut zu tage weiter fortgeschritten ist als das
Verständnis der griechischen oder gar der lateinischen grammatik, so
kommt das daher, dass die deutschen philologen früher und lebhafter
darnach gestrebt haben sprachwissenschaftliche und philologische bildung
zu vereinigen, als die classischen. Weniger selbstverständlich ist die
anerkennung, dass Scherer derjenige deutsche philologe war, welcher die
Wilhelm Scherer. 167
notwendigkeit jener Vereinigung zuerst betonte und durch das gewicht
seiner ergebnisse auch weitere kreise von derselben überzeugte. Es ist
kein zufall, dass die folgenschwersten entdeckungen , welche auf dem
gebiete der vergleichenden gramniatik in neuester zeit gemacht sind, an
Probleme der deutschen grammatik sich anknüpfen: die lösung der
letzteren war durch Scherers eindringenden Scharfsinn so weit vorbereitet,
dass jemand, der mit frischer kraft die Untersuchung an der stelle wieder
aufnahm, wo Scherer sie gelassen hatte, aussieht hatte ganz zum ziele
zu gelangen. Wie Benfey die ablautsverhältnisse des indischen, so hat
Scherer die des starken deutschen perfects mit dem alten indogermani-
schen accente in Verbindung gebracht. Amelung folgte dem vorgange
Scherers, gelangte zunächst zur erkenntnis sylbenbildender liquidä (Die
bildung der tempusstämme durch vocalsteigerung s. 53) und damit zur
richtigen Würdigung des deutschen o, im verlaufe seiner auf das gesammt-
gebiet des ablautes gerichteten Studien zu der Überzeugung, dass der
glaube an die altertümlichkeit des arischen vocalismus auf einem wan-
kenden gründe ruhe (Kuhn's Zeitschrift XXII. 369). Der gleiche accent,
der den Wechsel der vocale im starken perfecte regelt, bestimmt auch
den umfang der Verschiebung der vorgermanischen tenuis: das ist der
inhalt der entdeckung Verners. Die gesetze des grammatischen wechseis
der vocale erkannte Scherer im accente; während Scherer die Ursache
des grammatischen wechseis der consonanten wo anders suchte, aber
doch wenigstens suchte, entdeckte sie Verner in dem gleichen accente.
Mit Verners nachweise fiel allerdings ein ganzes gebäude Scherer'scher
Schlüsse zusammen. Aber die waffen waren in Scherers feuer geschmiedet,
und der geschlagene freute sich des gewinnes, den der sieger der Sprach-
wissenschaft in den schooss legte: der entdeckung des ersten ausnahme-
losen lautgesetzes und der schärfung der methode, die dieser fund im
gefolge hatte.
Als die sprachlichen erscheinungen , welche die specifische lautform
des Germanischen ausmachen, hatte Scherer erkannt: die betonung der
wurzelsylbe; die lautverschiebung ; die beseitigung der vocale der end-
sylben. Alle drei dachte er in innigster Verbindung unter einander:
lautverschiebung und vocalisches auslautsgesetz betrachtete er als Wir-
kungen des germanischen accentprincipes. Die beweise entnahm er der
Physiologie. Um dem vorwürfe, den er gegen Jakob Grimm geäussert
hatte: „Er hielt sich oft zu wenig den lebendigen tönenden laut gegen-
wärtig und blieb mehrfach an dem äusserlichen des buchstabens haften"
(a. a. 0. 208) — seinerseis nicht anheim zu fallen, arbeitete er sich in
die von Brücke begründete hilfswissenschaft der physiologie ein und
suchte einheitliche gesichtspunkte zu finden, unter denen die fülle der
erscheinungen sich vereinigen Hesse. Als das wesen der lautverschiebung
fand er erleichterung der consonantischen articulation. Die erleichterung
der consonantischen articulation begründete er mit der bevorzugung der
vocale. Die bevorzugung der vocale stellte er als folge der durch den
neuen accent geschaffenen wortmelodie hin. Das wesen der germanischen
wortmelodie ist tonverstärkung der stammsylbe, tonverstärkung der
168 Wilhelm Scherer.
stammsylbe bedingung der Vernichtung der auslautenden vocale. Also
lautverschiebung und vocalisches auslautsgesetz Wirkungen der neuen
betonung. Woher aber die neue betonung? Woher die vertausch ung
des freien mit dem gebundenen accente? Hier gilt es eine psycholo-
gische tatsache zu begreifen: die tatsache, dass das stoffliche, gegen-
ständliche element des wortes in der Vorstellung des Germanen das
gesammtinteresse erlangt hat. Scherer leitet sie ab aus dem grundzuge
des germanischen nationalcharakters , der im leben wie im style der
nationalen poesie zum ausdrucke gelange: aus der leidenschaft.
Ergreifenderes als die hierher gehörigen capitel hat Scherer nicht
mehr geschrieben. Es gibt kein buch, in welchem fragen der laut-
geschichte in eine solche tiefe verfolgt würden. Freilich sind Scherers
combinationen als gescheitert zu betrachten : wir wissen durch Verner,
dass die lautverschiebung älter ist als das neue accentprincip. Aber
dadurch wird das verdienst der kühnen entwickelung nicht wesentlich
berührt. Nicht nur, dass er im laufe derselben die Untersuchung wichtiger
fragen erheblich förderte, wie die der lautverschiebung, der auslautsge-
setze. Der hauptfortschritt liegt in der heranziehung der physiologie
und Psychologie zur aufhellung sprachlicher erscheinungen , also in der
methode.
Scherer hat wiederholt anerkannt, dass Rudolf von Raumer der erste
philologe gewesen sei, der die notwendigheit physiologischer erörterungen
betont habe. Zwar hat Raumer auf Schleicher gewirkt, der in der 1848
erschienenen monographie über den zetacismus (Sprachvergleichende
Untersuchungen, erster teil) auf s. 119 ff. die physiologische erklärung
der beobachteten erscheinung zu geben und die verschiedenen formen
derselben unter dem einheitlichen gesichtspunkte der quantitativen oder
qualitativen assimilation einzuordnen suchte^). Gleichwol hat erst die
musterhafte klarheit, mit der Scherer (s. 33—62) die von den physiologen
ermittelten grundtatsachen den philologen vor äugen führte, sowie der
erfolg, mit dem er selbst von denselben gebrauch machte, das eis ge-
brochen. Es gibt heute wenige leute, die nicht wüssten, wodurch aspirata
von affricata, aspirata und afi'ricata von spirans sich unterschieden; viel-
leicht hat es vor Scherer eben so wenige gegeben, die diese unterschiede
gekannt haben. Wie fruchtbar die Wirkung physiologischer kenntnis
sein könne, hat Scherer nicht nur durch seine behandlung der lautver-
schiebung bewiesen; ihm bleibt auch das verdienst das wesen des Um-
lautes in der moullierung erkannt, den ersten bestandteil der angelsächsi-
schen brechungen eo und ea richtig als ce bestimmt, endlich den weg
beschrieben zu haben, den urgermanisch au bis zu ags. eä zurückgelegt
hat. Seit Scherer wird von jedem, der fragen der lautgeschichte be-
handelt, verlangt, nicht dass er auf ein physiologisches system schwöre,
aber dass er den versuch mache einen auf dem steine oder auf dem
*) Auf diese stelle des Schleicher'schen werkes, das ich seit jähren
nicht mehr in der band gehabt hatte, bin ich erst wieder durch Hoffory
aufmerksam gemacht worden.
Wilhelm Scherer. 169
pergamente bezeugten lautwandel in das leben umzusetzen. Wenn z. b. die
Kreter um 500 kvaaS^S^at, , ngöd^d^a statt Jiiiaaa&ai, nQoa&a schreiben, so
haben wir daraus zu lernen, dass die urgriechische aspirata der dental-
reihe auf Kreta um 500 bereits zu spirans geworden war. Ich will
übrigens noch anführen, dass Scherer im College als einleitungswissen-
schaft nicht lautphysiologie sondern eine neu zu schaflfende allgemeine
lautlehre zu bezeichnen pflegte, die nicht nur alle denkbaren lauttypen
zusammenfassen sondern auch eine möglichst vollständige Sammlung der
in den verschiedensten , toten und lebenden , sprachen zur geltung ge-
langenden lautübergänge anzustreben hätte. Man sieht hieraus, auf welch
breite grundlage er die lautphysiologische betrachtung gestellt zu sehen
wünschte.
Für noch verdienstlicher halte ich Scherers unternehmen die Sprach-
geschichte durch hereinziehen der psychologie zu erhellen. Man hat ihn
in den letzten jähren gerne darum gefeiert, dass er das princip der
formübertragung zu ehren gebracht hat. Wäre er hierbei stehn ge-
blieben, so würde ihn der gleiche Vorwurf treffen, den Schuchardt
jüngst in seiner klassischen schrift Ueber die lautgesetze (s. 33) gegen
die Junggrammatiker erhoben hat: „dass sie davon absehen die laut-
gesetze selbst zu begreifen , jedoch die ausnahmen durchaus begriffen
haben wollen". Ich habe oben ausgeführt, dass er das germanische
accentprincip als psychologische tatsache zu verstehn gesucht habe. Von
den psychischen gründen, die bei einem lautübergänge mitwirken oder
ihn allein entscheiden könnten, handelt er s. 36 der zweiten aufläge; er
macht Unaufmerksamkeit, trägheit, hastigkeit oder langsarakeit, sachliche
leidenschaft oder behagliche Schönrednerei, änderungen des geschmackes,
moden, nachgeahmtes spiel mit klängen geltend. Durch die bemühung
psychologische motive des lautwandels zu finden gerät Scherer nicht nur
in einen gegensatz zu seinen Vorgängern, die nach den letzten gründen
der lautgesetze überhaupt nicht fragten, sondern auch zu manchen
Sprachforschern der gegenwart, welche lautveränderungen von dem ein-
flusse nur physiologischer factoren abhängig gedacht, psychologische
Wirkungen allein in der analogiebildung anerkannt wissen wollen. Wie-
derum berührt sich Schuchardt mit Scherer, wenn er s. 7 von lautgesetzen
spricht, welche ,, psychologisch bedingt sind", und wenn er (a. a. o s. 13)
schreibt: ,,Wenn ich die lautgesetze nicht schlechtweg mit den gesetzen
der modetrachten vergleichen will, so scheinen sie mir doch in grossem
umfange sache der mode, d. h. der bewussten oder doch halbbewussten
nachahmung zu sein".
Allerdings ist es richtig, dass Scherer den psychologischen factor
des sprachlichen lebens auch dadurch in den Vordergrund gerückt hat,
dass er die einwirkung begrifflicher associationen stärker betont hat als
seine Vorgänger. Aber in der art, wie er das erklärungsprincip der
falschen analogie gehandhabt wissen wollte, unterscheidet er sich eben
so stark von seinen nachfolgern, wie etwa von Schleicher. Das führt
uns etwas tiefer in die frage nach Scherers sprachwissenschaftlichen
principien hinein.
Beiträge z. kundo d. indg. sprachen. XIII. IS
170 Wilhelm Scherer.
Der neuerdings wieder von Schuchardt geltend gemachte satz : „Laut-
gesetze sind nur empirische gesetze" (s. 33) ist von Scherer schon in der
Grimmbiographie s. 207 zwischen den zeilen, in der zweiten aufläge der
Geschichte der deutschen spräche s. 17 mit nackten werten ausgesprochen
worden. Weiter ausgeführt ist er Anz. f. deutsches altert. X. 378 f. Es
heisst da: „Lautgesetze sind an zeit und ort gebunden; sie sind weder
allgemeingiltig noch ewig; sie sind nur tatsachen, die ihren grund in
gesetzen haben müssen, welche gesetze wir aber noch vergeblich suchen.
Von der ganzen theoretischen erwägung hängt aber praktisch wenig ab.
Von praktischem werte ist nur die frage, ob lautgesetze ausnahmslos
wirken, ausnahmslos in dem sinn, den wir in der Sprachwissenschaft
immer damit verbinden, nämlich für die bestimmte entwickelungsstufe
einer bestimmten spräche .... Aehnlich glauben ja auch wir z. b. das
vocalische auslautsgesetz oder die hochdeutsche lautverschiebung auch
dort wo sie später ganz durchgeführt wurde in nur geteilter durchfüh-
rung, also in allmählicher entwickelung zu beobachten; und es darf
daher immerhin gefragt werden, ob solche lautliche moden, solche laut-
neigungen nicht auch local und temporär Unterbrechungen ihrer ent-
wickelung erfahren, stecken bleiben können und daher vielleicht nicht
zur allgemeinen Wirkung und durchführung gelangen. Vermutlich aber
wird auch dann sich der grund erforschen lassen oder wenigstens ein
bestimmter grund vorausgesetzt werden dürfen, aus welchem die nur
bedingte ausbreitung, die unvollständige durchführung sich erklärt". In
dem letzten satze ist das ,, vermutlich" von interesse : Scherer hat nicht
aus den äugen verloren, dass die lehre von der ausnahmelosigkeit der
lautgesetze ein postulat sei; er hat auch hierin Schuchardts beifall ge-
funden, der a. a. o. s. 29 zu dem resultate kommt, die lehre von der
ausnahmelosigkeit der lautgesetze lasse sich eben so wenig auf deductivem
wie auf inductivem wege beweisen. ,, Vermutlich wird . . . sich der grund
erforschen lassen, oder wenigstens ein bestimmter grund vorausgesetzt
werden dürfen, aus welchem die nur bedingte ausbreitung, die unvoll-
ständige durchführung sich erklärt". Welcher art wird dieser grund
sein , wenn wir von der Störung durch ein anderes lautgesetz absehen ?
Die Junggrammatiker geben nur Einen zu: falsche analogie; falsche ana-
logie wird überall statuiert, wo die lautgesetze zur erklärung einer form
nicht ausreichen. Nicht nur Schuchardt widerspricht hier, der auf die
Sprachmischung als eine quelle solcher Störungen hinweist (s. 33); auch
für Scherer ist die formübertragung nur das vornehmste und in den
meisten fällen zutreffende erklärungsprincip gewesen, er hat bis zu seinem
tode daran festgehalten, dass es auch andere weniger häufige modalitäten
der durchkreuzung eines lautgesetzes gebe, dass vor allem das princip
der differenzierung auch in älteren perioden anwendung gestatte. Und
was ich für noch wichtiger halte : Scherer hat sich nicht damit begnügt
die grenzen , innerhalb deren die Wirkungen der analogie sich geltend
machen, einseitig durch ziehung der grenzen zu bestimmen, innerhalb
deren die lautgesetze sich als wirksam erweisen, also — die analogfie
einmal als einzige quelle psychologischer Störungen vorausgesetzt — eine
Wilhelm Scherer. 171
analogistische erklärung lediglich ..negativ durch das nichtVorhandensein
einer lautlichen" (J. Schmidt KZ. XXVI. 330) zu begründen; es zeugt
von seinem hohen wisseuschafliicben sinne, dass er schon im jähre 1867
eine principielle Untersuchung der frage verlangte, in welchem umfange
der process der formübertrt^ung sich geltend machen könnte, und selbst
einige der gesichtspuukte bezeichnete, welche die Untersuchung festzu-
halten hätte. Er hat dadurch jede Verantwortung für die Übertreibung
des neuen principes von vorne herein abgelehnt. — Aber allerdings war
er entschlossen die formübertragung auch für die ältesten und älteren
Sprachperioden heranzuziehen, wenn sie ihm eine einleuchtende erklärung
an die hand zu geben schien; denn er Hess die Unterscheidung zwischen
entwickelung und verfall in der spräche nicht gelten, gewahrte überall
bloss entwickelung . bloss geschieht« , und vermochte zwischen vorhi-
storisch und historisch keinen anderen untei schied zu entdecken, „als
die wesentlich andere beschaffenheit der quellen" (Widmung s. VIII).
Daher machte er front gegen die suffixidentificierungen, front gegen die
verstümmelungstheorieen ; daher aber auch warf er die jüngeren sprach-
phasen nicht als corrupt bei seite, sondern suchte das wirken der sprach-
bildenden factoren an den genauer bekannten erscheinungeu jüngerer
und jüngster dialekte kennen zu lernen, um es in die Vergangenheit zu
projicieren. Gleiche Ursachen, gleiche Wirkungen. Lehren uns die
modernen sprachen die analogie als einen factor des sprachlichen lebens
kennen, so sind wir im principe berechtigt die analogie auch für ältere
Sprachperioden herbeizuziehen. Ueber den umfanf^, iu dem dieses princip
zur anwendung zu kommen habe, ist damit gar nichts ausgesagt.
Die lösung des grossen problems, das Scherer aufgeworfen hatte,
führte ihn mehrfach über die germanische Ursprache hinaus. Manche
formansätze verlangten eine rechtfertigung. Diese bringt er in dem
umfangreichen abschnitte seines buches nach, welcher sich mit den
wichtigsten fragen der germanischen formenlehre beschäftigt. Auch hier
offenbart sich sein streben die Untersuchung auf möglichst breitem
hintergrunde und bis auf den äussersten punkt hinaus zu führen. Er
behandelt die tatsachen der deutschen formenlehre mit steter herein-
ziehung der formengebung der verwandten sprachen, und lässt seine
arbeit in eine analyse der flexivischen form der ursprache auslaufen.
Im einzelnen ist hier vieles geglückt. Dass die ursprache eine ö- und
eine mi-conjugation besessen habe, hat Scherer zuerst gesehen. Dass die
nominative Txoi/urjr , 6oxi^q, Svsfttvijs nicht mittelst s sondern durch
dehnung des stammvocals gebildet sind, hat Scherer erkannt. Dass in
einigen personal- und verbalfonnen wie sskr. ayam, idatn, lat. emem,
sskr. gacchatäm eine partikel festgewachsen sei, ist Scherers gedanke.
Die gleichsetzung von got. mm^ mit sskr. as-md- rührt von Scherer her.
Dass wir iu sskr. bhäratät, gr. (f^iQ^Tto, osk. Hkitüd ablative sehen, tun
wir nach Scherers vorgange. Von den allgemeinen gedanken, die er ver-
fochten hat , halte ich den für den zukunftsreichsten , dass viele stamm-
bildangssuf&xe flexionssufhxe sind. Scherer selbst hat das a der a-stämme
172 Wilhelm Scherer.
für ein locativsuffix erklärt. Das war freilich verfehlt. Aber welche
berechtigung dem gedanken an sich zukomme, wird klar, wenn wir der
neuesten erklärung gedenken, welche die formen Sov^arog, Sovquti, iJTiaTog,
^nart erfahren haben. Was von doigan, ijnuTi gilt, muss auch von
ilmdt, wahr sein. Vielleicht lassen sich sämmtliche consonantische stamme
so auflösen, sicher die n- und »•-stamme. Und vielleicht besitzt einmal
jemand den mut auszusprechen und zu zeigen, dass die ei- und ew-stämme
auf den o-stämmen, die ew-stämme auf den «-stammen beruhen.
Die Wirkungen von Scherers werke sind der gesammten Wissenschaft
zu gute gekommen. Wer das glück hat sein schüler gewesen, und das
besondere glück seines näheren Verkehrs gewürdigt worden zu sein,
kennt noch eine höhere art seiner Wirkung: die Wirkung seiner persön-
lichkeit. Ein mensch mit der fähigkeit auf jede frage einzugehn, ge-
sichtspunkte für ihre beantwortung festzustellen und sofort zu erkennen,
welche tragweite ihr zukomme; mit dem guten willen jedem seine zeit
und kraft zu widmen, woferne er nur selber guten willen sah; mit einer
objectivität, die auch dem gegner gerechtigkeit widerfahren Hess und von
ihm zu lernen suchte ; von einer reinheit und einem adel der gesinnung,
die ihn dazu beföhigten auch in die persönlichen angelegenheiten derer,
die ihm anvertraut waren, als gewissensrat einzugreifen. Ich betrachte
es als eine der freundlichsten führungen meines lebens, dass ich ihn in
der glanzzeit seines wirkens habe kennen lernen und in schweren inneren
kämpfen ihm habe nahe treten dürfen. Und wenn es in dem schmerze
darüber, dass wir ihn so frühe verloren haben, einen trost gibt, so ist es
der, welchen der grosseste unter den Deutschen in die worte gefasst
hat: Er war unser!
Göttingen, Fritz Bechtel.
173
Die sprachform der altionischen und altattischen lyrik.
(Fortsetzung).
Nachträglich habe ich noch Euenos von Faros unter die
altionischen dichter aufgenommen. Es ist nicht wohl zu be-
zweifeln, dass die uns von Aristoteles unter Euenos namen
aufbewahrten bruchstücke von dem älteren ICuenos, nicht von
dem Zeitgenossen des Sokrates herrühren : wie würde sie sonst
Aristoteles als belege citirt haben? Ebenfalls von diesem alten
Euenos stammen, wie bereits Bergk und Härtung erkannt
haben, die drei stücke, welche uns in der unter Theognis namen
gehenden Sammlung v. 467—96, 667—82 und 1345—50 er-
halten sind. Der beweis für 467—96 liegt darin, dass v. 472
dieser elegie
näv yctQ dvavxalov XQi}i.i dvujQov eq)v
mit der unerheblichen abweichung nqäyfx für /e^^tf' (zu gründe
liegt beiden lesungen das altionische Trgrjxficc s. Bechtel Ion.
inschr. s, 107 [Chios]) von Aristoteles als ausspruch des Euenos
citirt wird; für 667—82 und 1345 — 50 wird Euenos autorschaft
durch die anrede an den Simonides, an welchen auch die verse
467 — 96 gerichtet sind, verbürgt.
Für den älteren Euenos spricht auch der einfach klare
Inhalt der fraglichen stücke, welche von dem verkünstelten
tone der elegie zu Sokrates zeit weit ab liegt und vor allen
dingen die sprachform, welche rein altionisch ist und keinerlei
eiuwirkung des epos zeigt.
Frg. 9, 1 ist zwar i'uevai überliefert, aber der sinn fordert
fulvai und es ist wohl zweifellos EMENAI aus dem missver-
standenen MENAI = jitslvat, hervorgegangen, üebrigens würde
das metrum auch erlauben , e/nsvai durch das ionische elvat
zu ersetzen.
Theognis 490: ttjv de ^6oIg auivdeig widerspricht d^solg
{oTtivösig) der alten las, welche d^soiai fordert, aber die ände-
rung von d^eolg in d^eÜL ist sachlich ganz unbedenklich — vgl.
z. b. die Spendeformel ixasxvrat' xäXet d^söv — und wird noch
mehr erleichtert durch die alte parische schrift, welche o durch
Q, 10 durch 0 ausdrückte: es wäre dann OEOIITTENAEII d.i.
d^eiüL a/rivöeig in sehr verzeihlicher weise als d^eolg anivöaig
aufgefasst, vgl. Bechtel Ion. inschr. s. 52.
lieiüafe'o i. kuudo d. indg. sprachen. XUI. 13
174 A. Fick
An die reste der neueren ionischen lyrik habe ich noch
die elegieen des Simonides von Keos angeschlossen. Die spräche
dieser stücke zeigt ganz deuthch die homerische einwirkung:
vaisTaovTEQ 84, ssittbv 85, 2, ovaai 85, 4, yrjQaae/uev 85, 9,
Tcorl 85, 13, dvacpQOövväiov 86; dazu kommt die jüngere form
olg {TavTTjt.) 85, 11 für olai.
Nach 84, 3 oi te itoXiv rkav/.oin, KoQivd-iov aarv vi/nnvrsg
ist V. 1 des korinthischen epigramms 96 w ^eiv\ svvöqov 7cot^
ivaiofxev aorv KoQivd^ov zu schreiben: c5 §ivf\ suvögowetuoiisg
Ttoxa /äoTv KoQLvd^ov. Der grund zur änderung ist klar. Dass
das epigramm ursprünglich gut korinthisch abgefasst war, wird
durch die dialectgemässe kürze in Usgoag verbürgt. Das
ganze ist zu gestalten:
£2 ^tvf- , avvÖQOv v£/iiof.i£g n,0Y.a fäoTv KoqIvS-ov,
vvv d äf-i ^XfavTog väaog s^sl ^aXa/Lug'
ivd^dös (DoLvioaag väfag xat Uegoag hlövxeg
'/.al Mrjdovg luQctv '^EXläd' lfQvoäf.iEd^a.
Archilochos 3, 4 ist dd(.iovEg statt öaifioveg zu schreiben.
Das wort bedeutet „kundig", muss also aus dem homerischen
öarj(x(x)v entstanden sein; dieses kann aber ionisch nur zu
däf.ioiv contrahirt werden, wie vmdrjTE zu vixccte, Javdrj
zu Java.
Nach den ältesten inschriften der Inselias habe ich bei
Archilochos rio statt sco geschrieben, indem ich annehme, dass
der quantitätswechsel sich erst innerhalb des diphthongs
vollzog.
Frg. 57 ist wohl xeQOjTTXdarrjv statt -/.EQOTtXdaTrjv zu
schreiben: zeqco- ist aus -/.EQao- contrahirt, denn die locke
heisst xigag vgl. ^ 385 xegd' dylaä. In der alten parischen
Schrift wurde o durch Q, co durch 0 bezeichnet.
Frg. 119 ist wohl besser nach rrjvsßla, trjvsßlog bei
Hesych: TTqvEßla statt trivEXXa zu schreiben: xriveß gehört zu
xovaß-itü, % ist hier palatal vor hellem vocal {rf).
Bei Semonides erklären sich die messungen l4tdrjg 1, 14.
7, 117, oQov&vqrjg 17 und nuvXvnov 29 daraus, dass dieser
dichter im gegensatze zu Archilochos keine auflösungen im
Die sprachform der altionischen und altattischen lyrik. 175
iambus zulässt: er musste sich also bei Wörtern von anapästi-
scher und sonstiger widerstrebenden messung mit ictusdeh-
nungen behelfen.
Frg. 20 ist aliiia (al^a) nicht zu ändern. Das wort heisst
hier aber nicht „blut" sondern „sinn, einsieht" und verhält
sich zu a%[.uov „kundig" {E 49 ai/nova ^r'jQr]g) wozu ai/uvXiog
gehört und das auch in namen wie i^vög-aificov , '^I/iTtaif^tav
vorkommt, wie /.ivt^juiov zu f-irrj/iia. d 611 bedeuten die worte
aifiarog loa dyaO^olo „du bist von guter einsieht".
Mimnerm. 2, 10 ist an dem überlieferten drj red^vcevai wohl
nicht zu ändern : mit der messung von t^&vdvat, vgl. Simonides
von Keos 99 ovds Tsd^vaai &av6vteg.
Die beiden beispiele für offenes «o, eo) im verb auf «w bei
Mimnerm, die einzigen in der altionischen poesie vor 540 v. Chr.
sind nicht stichhaltig. In Mimnerm. 14, 3 — 4
yivöcov l-rtTiOf.idxiov Ttvyciväg xlovsovra ffdXavyag
Egf-iLOv hf-i tieölov cpwta q)€QeijneXirjV
liegt offenbar eine absichtliche nachahmung der epischen spräche
vor, insbesondere von E 96
^vvvovt a/Li 7Ctdlov ttqo fe^ev xXoveovra cpdXavyag
es fällt also die abweichung vom dialecte des dichters im
offenen v,Xovi.ovv(x unter die rubrik der citate.
Auch T&Xiiov Mimnerm 11, 3 ist kein zweifelloses beispiel
einer offenen form der verba auf ho: man könnte ja mit
leichter änderung reXeoiov schreiben {teXlaag steht im vorher-
gehenden verse) oder an ein ionisches gegenbild des homeri-
schen reXeiio {zeX^io oder TeXeto)?) denken. Sonach ist die
regel, wonach die älteren ionischen dichter vor 540 v. Chr.
nur die contrahirten formen der verba auf sto anwenden, eine
ausnahmlose.
Phokyl. 1, 2 ist zu schreiben: xat ös ÜQOxXfjg ^egiog.
Die nachbildungen dieses distichons, welche unter Demodokos
namen gehen, zeigen deutlich, dass im vierten halbverse de
gestanden hat: Demod. 2, 2 nQOuXirjg di Xlog (Xiov?) und
3, 2 xat KivvQrjg öe KiXi^. Ferner ist nach Bechtel Ion.
inschr. s. 68 nur — xXijg nicht — xXirjg auf inschriften der
13*
176 A. Fick
zwölf Städte zu belegen, was allein entscheidend wäre, wenn
Phokylides noch der älteren las angehörte.
A. Aeltere lonier.
I. l/iQx^Xoxov üagiov (700 — 660 v. Chr.).
las der Kykladen.
1
'jB/|Ut ö' sycü ^egciTttüv (.lev 'EwaXioio d^eolo
Tial Mova^ov igaröv ömqov eniaTafxevoq
2
Ev öoqI fisv /.loi ftdCa /n£f.iayfi€V7i, ev öoqI (J* olvog
'lauuQixög, nlvu) S' ev öoqI /lexliftivog.
3
Ov TOL nolX sTi xo^a lavvaaexai, ovdi ^a^ieiai
Oipavöövai, svt' av ör] /ncolov ^L4Qr^g ovvdyrji
EV neöicot' §i(pewv ds tioXvotovov toasxai tgyov
TavTTig yccQ Tiävoi ödf.iovag eiol fidxfig
5 öeanoTaL Evßoirig öovqI ■kXvtoI
4
u4XX aye^ avv xio&wvi ^o^g öid aik^iara vriög
cpoLva -Kai y.oiXoiv inx)y.Q.x a(psXy.E 'mdwv,
aygu ö olvov egvd^qbv dyto iQvyög' ovds ydg Tifxüg
VTicptiv iv cpvXaxTiL TT^ide dvv7ia6f.i€&a.
5
dii^ ocüXrjvog sg avyog
6
\>4aTcldi /.lav 2ci'Cu)v tig dydXlevaiy tiv nagd. &d(.tvioL
tvtog dfxüJfiijTOv KdXkiTtov ovx id^sliov
avTog ö €^i(pvyov d^avdxov xeXog' daitig i^ieivri
SQQetio' i^avTig y,Ti]aoj.iai ov jcax/w.
7
Seivia övo^tvioLV Xvyqd xaqitofxevoi
8
u4.laifAid7i, öeiXov (xev iniQQTjoiv j-iaXadaiviov
ovdug dv judXa uoXX' ifUQoevia ndi^oi.
ITqos JlifitxUa 9
KTJjäaa /.liv arovoevta^ JleglxXeeg, ovde Tig datöJv
lÄe(.i(p6f.ievog d^aXiiig Tiq^perav ovds nöXig'
TOLOvg yoQ xard nvfia 7toXv(pXoiaßoio iyaXdaoriß
Die sprachform d. altion. n, altatt. lyrik. A. I. ArchilochoR. 177
eyiXvaev, olöaXaoi'g 6^ d/ii(p oövvriia sx^^f-tav
5 7iXevf.iovag' aXXd &eoi ydg dvrixtaTOiai xaxoJoiv,
10 (fix , ETci ■KQaTEQ'iiy tXtijuoovvtiv edsoav
qxxQjiiaKOV' aXXote tJ' aXXog e'xsL toöe' vvv f.tsv eg ruLir^g
ETQdrreO^, aifiaröev d* f-'X^iog dvaüTevofiev,
e^avTig (f eregovg S7t df.i6iipsTai' dXXd rd^iOTu
10 tXr(t;B ywuixelov nivd^og dTtwodfÄEVOi.
10
KQVTtTCüi-UV d^ dvLTiQcc Tloo Biöriiovog avaxzog
dwQa
.......... ^ ...... . 11
IloXXd d' evTtXoxduovg t^Xiag dXög iv TteXdyeaaiv
^eaodjLievoi yXvxsQOv voatov
12
Ei Y.ÜVOV yterpoXriv /.al x^Q^^vtu jueXri
'' H(paiOTog ycad^aQoloiv sv üfiaaiv di^Kpertovrjd^ri
13
OvTS Ti ydg xXaicov i'^aojLiai oI'te y.dy.iov
^ifjOiü TEQTcioXdg y.ctl ^aXiag expirtijDv.
14
rXavx, STcUavQog dvrjQ roaonv cpiXog, tote f^idxr/^cii
16
ndvTa Tv'xfi 'Acti /.lolga, neQLxXeeg, dvdgl diöwaiv
"'lafjßoi. T(ilfiiTqa 20
KXaiw zd Qaaicov, ov rd MayvrjTwv Y.ai^d
21
'^"Hde S" cüOT ovov qdxig
VaT7iy.ev vXrig dyqirig s7tiaT£q)^g'
ov ydg ti xaXog x^Q^S ^vö' srpif.iEQog
Oid' EQCiTÖg, olog d(.i(pl 2iQiog godg.
22
Kai ^i ovt' Idftßtov ovte tEQTttüXiiov (.ieXel
23
'Ft'/ag ExovTEg xvf-tdrwv sv avxaoiv
24
Kai Srj' Ttinovgog wüte Kdg xExX^aofAai
25
Ov (.lOL rd rvyrio rdv rroXvxQvaov jueXbi,
ovö^ uXe y.o') ilie ^r^Xog, ovo' dyaiofxai.
178 A. Fick
d^ecüv sgya, (.leydXriq 6' ovx sqsm rvQavvidog'
aTtOTtQO&Ev yccQ eariv ocfd^al^f-iiov e^wv.
. . 'O ä* ^at-Tig '/MQZEQoq /.irjlozQoq^av
^' 4va^^'A7toXXov^ xai ov ravg /niv alriovg
öiifÄaive xal oq)rig oXXv log tisq oXXveig.
ÖiTiv udvAd[.ißsog Ttaiöa tt^v vtcsqtsqtiv
^'Exovaa ^aXXov f^ivgolvTig ersQTreTO
Qodiig TS y.aXov avif^og, r ös ol x6/nri
Mf.iQvg KaTeoKiaKe xat /Li€zdq)Qeva
^Eof.ivQLX(.iivag xo.«ag
xat ar^^og, cog av y,al ysqcov rjgdaaaTO
OvY, av (.ivQOLöL yQTJvg sava^ TiXelffeto
'Qg TC€Q ydg auXcoi ßqvtov rj Sgrn^ dv^g
rj 0Qv^ eßgvte, xvßöa d' rjv Ttovmf.dv7i.
Kar' oiKov eotQwcpaTO dvoy.avrjg ßdßa^
Jlgög Toly^ov e^Xlv&rjoav iv TtaXivaylicot,
Kvxpavtsg vßgiv dd^goriv aTtacpXoaav
u4XX aXXog dXXcoi xagöiriv ialverav
XalxTiv art ojftwv evkvtI A,By.aQ(.iivog
nQüvd^rjxe Tiaial öeItivov airiveg (pEQWv
Bovg iazlv r^ulv sgyarrig ev oIxltil
xoQMVog, egyiov cögig ovöa/naig . .
Toiov ydg avXr^ EQ'Kog di.iq)LdidQO(.iBv
It^fiiad^l ydg ae 7td(i7tav ov ÖLa^of^sv
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Die sprachform d. altion. u. altatt. lyrik. A. I. Archilochos. 179
42
EoXiiv yccQ a?yXriv olöa tüiovvov rpviav
uiiaoiv
"lazTi Y.ctx ^'i^'r\y ■/jvf.iaTOi; re xavif.iav
lVlETiQxof.iai OB, ovfußoXov 7toie6f.ievos
TQiaivav aaXriv xat ■/.vßsQvrijriv o6(pov
0rjXi]Ta, vv-ATiüt) Ttegl itoXiv TCoXe6f.i6ve
I^XjC (XTteQQwyaal f^oi
fivarjo rivovTsg
Q XiTceQvfJTeg rcoXlzai, xai-iä örj ovvUte
QrjiiiaT
^H ndgav xcd ov/.a 'A,üva v.a.1 ^aXaoaiov ßiov
'^Üg UaveXXTivMv ö'itvg ig Qdaov avvEÖQaf.iev
Mr]d' 6 TavtdXav Xid^og
T'^ad' VTtsQ V710OV yiQSjiidad^io
rXavx\ oga, ßad^vg yag ^ötj '/,vf,iaoiv jagäoostai
/tovTog, d[X(fi S ayiga Fvqtiov ogi^öv lOTatai vag)og,
OTi/iia xeifxiovog' y-ix^vel ^ s^ ccEXrtTiTig (poßog.
Kai veavg i^dqovvE' vUrig d' iv ^Eoloi Tteigata
QeöIov Ti^Evai Tcc ndvTa- jcoXXd-Kug fiEv in y.ay.cdv
dvÖQCtg OQd^ovoiv ixEXaivrii -AEiitivovg etvI xd-ovi,
7toXX(x'/.Lg d' dvaxQETiovoL /.al (A.dX! sv ßEßTinovag
V7cziavg yiXivova ' ercEita rtoXXd ylvsTai x,ay,d
Tcal ßlov XQWV^ TtXavätai y.al vöov nagrpQog.
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Ttrqctjxttqa oO
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180 A. Fick
Tov '/.eQiüTrXdoTTiv aeiöe VXavi^ov
Ov (piketü ^ilyav OTQaxriybv ovös diariETiXiyiAevov
ovdi ßoargvxoiOL yavqov ovo' VTte^VQrjjiievov,
dlXcc [.lOi a^itytQog rig eXr] /.al Ttegl ■/.vrif.iag Iduv
Qoixog, dacfaXeöjg ßeßTi^tog Ttoaai, '/.agöirig Ttkicüg.
^Emd yciQ ve/.Qtov ixtoovtiov^ ovg s/näQipaiiitv rtoaiv,
XeiXiOi (povrjsg el/iiev
^Eq^Iti, XTii drjVT* avoXßog dd^Qot^etai otQarog;
"EXrrof.iai, TtoXXohg fiiv avTtov ^eiQiog xatavavei
o^vg ilkd^i7r(ov
'Eq^Uov, eTi]Tv/iiov yctQ ^vvog dvd^Qionoia ^^Agr^g
Ov Tig aldoTog /lut' darwv xdvaQi&fiiog d-avwv
ylvsTOL' x«?^*' ^^ f^idXkov tov toco diioy-Of^iev
Ov yccQ iaXd xaraS^aravai ■/.agropeiv ht dvögaoiv
'^Ev d' ertiOTa(.icti ^liya
TOV xa/wg Ti dgcovra dsivoTa dvxafXEißsoiycti xaxwg.
Qvfxe, d^vfx df-iTfi^dvoiai y.7i6saiv nvmo/iieve,
dvd d' s'xEO, /iiiviov (5' dXe^eo rtQöoßaXwv haviiov
origvov iv dÖMiöiv ix^gcov tcXtioiov -KaTaarad^eig
aa(paX€cdg • ytal jiirjTe viy.c!jv df^iq)ddriv dydXXeo
jiirjte vr/.Tid^ug ev oXmoi -/MiavcBOiov odvgeo'
dXXd xaQToioLv re xaiQB y.al xayiolffiv daxdXa
(itj Xiriv yiyvcoaxs 6^ olog Qvaiiiög dvd^Qw/tovg s'xei.
ov yccQ drj nagd (plXcov drtdvxso
.... (■idx'^ja ^€ ^^S tJ^, war« diipicov Ttiüvy
log egew
Nvv di ^ripcpiXog (xev ägxei, ^ri6(piXog d' imagarely
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Die sprachforin d. altion. u. altatt. lyrik. A. I, Archilochos. 181
ylTloq)iXioi de Ttccvta yieirai, ytTi6(fiXoq ^ axovitco.
Tolog dvd^QwnoLOi ^t/zog, FkavTLE, yteTttivrio rcai,
yivetai, d^vriTola, oy-oItiv Zevg Eq>^ ri^isQTiv ayrjt,
Y,al cpQOvdvai toi , oKoLoia svxvQeioaiv ggy^aaiv.
Ei yctQ (og i^uol yevoiTO x^qa NsoßovlTig d-Lyüv
Kai Tceaüv öq'^gttiv etz da^ov narti yaorgi yuarega
TtQoaßalüv itnjgovg re f-irjQola
"Hjußlaxov, y.at xav xiv aklov ^(J' ani -/.ixi^aato
XQr]jiiccT(ov cceItttov ovdsv eotiv ovo' ctTiio^otov,
ovdi d^avjiidaiov, ejtei ö^ Zevg TtajrjQ 'OXvjUTtuov
SY. jLieaTyLtßQiTig e&rjUE vv/x aTtoyiQvipag cpdng
TiUov IdfiTtovTog' Xvygov S' ^Xd-^ sn dv>oTtovg öerrg.
EX öe xdv -Kai Ttiaxd Ttdvxa ytdrtisX/rra yiverai
dvögaoiv f-irjöiig id-^ vjitECov Eiaogwv d-av^ia^ETO),
fiTj^ otav SeXcpioi d^rJQsg dvza^iELipcüVTai vn/ii6v
EvdXiov xal a(piv d^aXdaarig '^etjvtu xv^ara
q^lXtEQ TiTieigofü yevrjrai, toloi d' vXeyiv ogng
KXvd-'y ava^^HcpaiOTE xai f.ioi avft/itaxog yavvav^iEvwi
YXecog yevEo, xf^Q^^^^ ^' ^m neg ;fa^/C£at
^vTog E^dgxf^v ngog avXov yisaßiov rrai'^ova
'Qg Jiovvvooi avaxTog xaXov l^dg^ai ^teXog
olöa did^vgaf-tßov, oivtoi avvxegavviüO^eig cpgivag
. . . TtoXXov Öe Ttivcov xai x<^Xixg7iTOV f.iEd^v
OVTE Tl/HOV uaEVEvy.(6v . .
ovÖE ^17^ y.Xrjd^Eig {vcp Ty-tEiov) rjXd^eg^ oia ötj cpiXog'
dXXd ü \ yaaxrig voov xe xai cpgEvag JiagrQ'ayEv
ug dvaideiTiv
^EgaaiLioviÖTi Xagiöme, XQVf^^ ^^^ ysXolov
igew^ TtoXv rpi'Xxaif Exaigiov, xegipeai ö* dKOvcov
VO
71
72
73
74
75
76
77
78
79
182 A. Fiele
80
(DiXüv OTvyvov TiEQ Eovxa i^rjös ÖLaliysa&ai
81
Aariöv d' oi fxsv xavoTtia^sv rjioctv, dl de TCoXloi
82
/drijuriTQL TS XBiQag dvi^iov
. . . 83
Eiod^ev h'yiaaTOS Erttvev, iv öi ßa^xiviLOLv
"EnondoC 84
JvoxrivoQ svxEi/iiai TCoi^tüL
aipvxog, xaXsjcTiiaL ^eüv oövviiiaiv sktiti
7t£7taQU€vog Öl oütsojv
85
L^A^a |u' 6 XvoifxeXtjg^ w' raiQe, Säf-ivatai, Ttod-og
86
^Ivog Tig dvd^QWTtiov ods,
hg aq ccXiottt]^ xatfiTOg ^vvewvItiv
e'f^iEi^av
87
^Ogäig 'iv ear exEivog viprjXög Ttdyog
TQTiyvg XE y.al JtaXlvyiOTog^
SV Tiöi xdd^rji^iai gt^v eXacpQito)v /nayriv
. . . " 88
Q Zev, TccizEQ Zev, oov (X8V ovQctvov ngdvog^
Gl) d' EQy E7t* dvd^Qiönoiv bqaig
XsiJüQyd y.m &£UiGT(i, Gol öe d^rjqUov
vßqig TS xal Ölkti fj.iXEi
89
'EqeÖ) tlv vf-ilv aivov, lo KriQVxiÖTi
dyvviÄEvri^ GY.vzdX'ri'
rtii^riyiog rjEt ä^rjQiojv drtoyiQid^Eig
f.iovvog dv sGxatiTiv'
Ttüi (J* dg^ dXojTti^^ ytEQÖaXii ovvtivteto
TtvKvbv s'xovGa vnov.
90
^OTtTQlül EQSlÖOf-lEVOV
91
TonqvÖE d\ 10 nid^7iY.E, ti^v Tcvyriv excov;
92
^Efxkb 6* eAÜvog ov '/MTairgdc^cTaL
Die ßprachform d. altion. u. altatt. lyrik. A. I. Archilochos. 183
93
Till JLISV vd(i)Q ECpOQU
SokocpQOvovaa x^?'> ^tjvsQrii de tcvq
nätEQ uivy.df.ißci, 'Aoiov IqtQaow zoös;
rig aag Ttag'^eiQe cpgivag,
heg to ttqIv ^OTiQuad^a; vvv de drj rtoXvg
daröioi cpaiveat, yeXiog.
Tig aga daljutov xat tsov xoAw^fiVoc;;
^'Oqtiov (f kvooqfia^rig {.leyav
aXag te xal zgctTreCav
^H ÖS ol adS^ri
(og u X* ovov üqiTiviog
'K^Xtüvog stiXt^ij.vqev otQvyriqxiyov
(Daivofxsvov y.ay.bv oYxaö^ ayead^ac
Zav TtdteQ, yd/nov fxev ovn idaiadfiTiv
OvY.ed-^ 6f4wg d-dkkeig dnaXbv XQÖa' %dQ(peTai ydq ^di]
IloXkdg ÖE tvcpldg Ev^EXvag eöe^ü)
Y(p ^dov^g oaleofXEvri xoqiovti
94
Toiog yctQ q)iX6zrizog SQtog vnö '/.aQÖiriv ilvad^Eig
noXXriv v.a.%' dyXvv o/a/iidTcov e'xevoev,
xXEifJag EX. GTrid^Ewv diaXccg q>Q£vag
EvTS TtQog ad-Xa di^fiog iqd^QotCEto,
EV 6e Batovaiddrig
ntioaaovoav lög ts rtEQÖLVM
ndQsX&e, yEvvaiog yoQ ug
Nai val /.id firntovog X^^U^
95
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184 A. Fick
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'f3g d av as S^coiii Xaßoi
_ 110
Mrj reo ^eXafiTri'yov Tv%oig
111
^Ef-iTikr^ ifjso T€ xai (pllov
112
^Biüjg yaQ ovdsv srpQovsov
114
ÜEVTrjY.ovt' avÖQiov Xirts Koigarnv i^Ttiog Tlooeidriov
115
Kai ßrioaag oqsiov dvOTtaiTtalog, olog Tqv scp' ^ßfig
116
"Oy/uog iK.ay.6v öe yiqQung y.ad^aiQEi
118
IIoll^ old' aXutnri^y aX)^ sxlvog ev fiSya
iis 'Hqnxkitt 119
Tijveßka KaXXlvixs'
XaXg ava^ '^HQCixXssg
avTog T€ TidioXriog alxfiTitai ovo'
rrjveßXa v.aXXiviY.£.
'lößnx/oc 1 äO
j7y.i7itqog ayvfig -Kai y-OQVig tt^ navriyvQLV oißojv
i'i aSrii.(av tiötOv 122
K^g aTiertgiöd^rj ov.vTa
123
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127
128
129
^.AlÖwv VTt avXrjtrJQog
Ilag avrjQ aTteoKoXv/CTEV
. . ^ax'^v üq)iv Zevg aöiotiev avovriv
. . nvQog 6^ rjv avtiZi tpBXpäXv^
GvQ'^nv aTtearvTia^ov
. . df-ivögriv xofpaJ' h^aXBOf-isvog
. . Qccaov de t'^v rgig olttgriv noXiv
Die sprachform d. altion. u. altatt. lyrik. A. II. Buenos. 185
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. TiQOTUVio xuQa xat TiQo'ioaofxai
• xo^'j^v yciQ ovx l'x^ig ig) fjTtati,
. ftoöea drj nüd^i, tifXLcotavoi,
. v6/,iOvg de Kgrjtixovg diöäaxeTai
AvÖQag df-KfUgißag
(Dvfia (xrjQicüv (.iBxa^
(f^UQül fxoxi^itovia
. . . \vag ÖS f-ieöecüv d/red^Qiaev
. . . TCoXkög d* äcpQog rjv rtegl öxofxa
Wörter:
113 Qagyijlia. 121 xQvoof.d^eiQ. 140 7t aqdoy.6g
feucht. 141 xj^^üAoff (schreibe xfii^ü'Aog). 142 Qv'ta7iof.iai.
154 d ytQiüxog = axoa/.iog xal dXa^cov. 160 dqyiliTcijg.
165 ixtev la f.i€voi. 169 xe'aTat 6* sv Xtiwl. 170 x£i „dort".
175 KqetJtti = KQrjTrj? 176 y,Qoaivuv eTii^v^elv. 177
xvQTT] aiörjQci (schreibe aidriQri). 178 y.vg>cov = xaxog
Kai olsd^Qiog. 184 jxvadxvTli «^/«rtg, drifj.og, 7taxela
benennungen der rtoqviq. 185 fivaxrjg = nvaxog niere, aidölov.
189 o^vri (= lanze) noTaxo, 187 Ttai^Tiooai von TcaxTog
älter als Tir^xrog. 191 qiö^ g. quyög = gd^ traube. 193
axeX'^TteQog' vrjTtiog. 195 tqcc/hlv tov oqqov. 196 tqL-
XovXog = ovXÖtqi^. 193 x^Qdf^ßii.
II. Evrjvav Tlaglov (vor 540 v. Chr.).
1
IloXXoia dvTiXsyuv /iiiv e&og tcbqI navxbg öf.ioitüg,
OQdwg d' dvTtXiyeiv, ovxeTi tovt sv td^ei •
nal TTQog /U6V TovTovg dgnsl Xoyog eig 6 vcaXawg-
„aol fiiv TuZta öoxeovT tatw, ifiol öi rord«".
186 A. Fick
5 Tovg avvsTOvg ö' av tig Tteiasie zccxiora Xeycov ev,
oi 7VSQ -Kai QTiiotTig eial didaa^aUifig.
BäKyav /uixQOv agiarov, o f.t^ noXv firjd^ skäxiOTOV
earl yag ij XvTiTig aixiog rj ßavirig,
Xaigei xiQvd/nevog de tqigIv vvf^cpriioi TeraQTog'
TTyiiog Y.al d^aXäfxoid' iarlv fTOi/notarog'
5 €1 ÖS TtoXvg Ttvsvoeiev, dnsoTQaTitai f^sv eqcjTag,
ßartTiCsL d' VTTvtot ysLTOVL Tov ^avdjav.
'^Hyeofxai aocpLrig uvai, (Aeqog ovx eXdxiöTOv
OQd^iog yiyvwGxeiv olog e^aarog dvrjQ.
Ilgog aoqiiriL i-iiv tyuv tÖX^tiv f.iäXa oi(.i(pOQ6v eojiv,
XiOQig öi ßXaßeqii -Kai xaTiorriTa (pegst.
TlolXaxig dvd^QCOTtiov ogyii voov s^exdXvipev
'KQvmöf.iBvov /naviTig navXv xegeioTsgov.
^H öiog r/ XvTtri naig nargl Ttdvxa XQO^ov
4
CYßQcg)
7] Tig xegdaivova ovdev, öutog ddixel.
8
Mt]Ö£va Twvä' deyiovta (.leveiv ycaTSQVxe nag r^ilv Theog.467
(xride ^vga^e xeXsv ovx e^eXovz^ uvai.
l^i^i)^ evöovT STviyeigE, ^iincovlöii, ov tiv av riiuidv
^logjixd^ivT ol'vcüi f.iaXd-aY.dg vrrvog sXrji, 470
5 f.i'^TS TOV dygvTtveovra y.eXi.v dt'/.ovva ycaO-€vdeiv'
Tiäv ydg avavxalov rtg'^xf^ dvLiigbv s'cpv.
TiOL nivuv ^ sO^t'XovTi Tiagaaraöav oIvoxoutü)'
ov Ttdaag vvxrag yiverat, dßgd nad^üv.
avxdg syw — (.istqov ydg s'xio tueXiridiog oivov — 475
10 vTtvov Xvoiy.dY.av firTJao/iiai, ol'^aö iiov,
rj^ü) ö* tüj olvog pfa^ffiffrarog dvögl rts/toad^ai •
övt' exL ydg v^cpu ovxe Xiriv fite^vco.
og ö' av vTtegßdXXrjt /töaiog /iiitgov, ovxsxi y.ävog
T^g avxdv yXwGöTig xagxegog ovöi voov, 480
15 (.ivd^üxaL d' drtdXafivay xd vricpooi yivexai alaxgd'
aldÜTai (J' i'göwv ovdtv, oxav ^le&vrjiy
Die sprachform d. altion. u. altatt. lyrik. A. II. Buenos. 187
TO TtQiv icbv oiöcpQwv, TOTE v^TTiog' ccllcc ov Toirca
yLyvwoiicüv /m^ rilv oivov v/tegßoXdöriv,
dXl^ ?y TiQiv /iis^veiv vTtavioxaao — f.n^ os ßiäaS^oj 485
20 yaorriQ üg te xökov Xcctqiv Ecp7i(.teQiov —
rj naqewv firj rclve' ov d* ev^es tovto /navaiov
xioriXlEig olei ' rovvE'/.d xoi (.isd^vEig'
71 fXEV yccQ cpegsTat q>LXoT'^aiog, i^, ^* Ttgö^iEiTai,
zilV ÖS &EiüL OTtkVÖEig, TTIV 6* ETIL X^Q^i ^X^^?' 490
25 aQveia^at S* ovy. olöag' dviAri^iog öe rot ovrog,
dg Ttolkdg nlvcov ii^ ti (.idiaLOv eqeI.
vf-iüg S' £v /nv^äo^E naqa y.qriTrJQL (.lEvovxEg,
aXlriXcov kgidog drjqiv EQvy.6(XEV0i,
eg TO i-iEaov cpojvEOvxEg, öfiwg evl Y.ai awccTtaaiv 495
30 yovTiog ovfX7t6aiov yivEvai ovy. d%aQL.
9
B\ fXEv yQriiiat' e'xoi^h, 2if.iwviÖ7i, oid tieq rjiöri, Theogn. 667
ovx dv dvaivoLfiriv %o~lg dyad^diai ovveojv.
vvv ÖS fiE yiyvwGKOvra nctQSQXE'cai^ sif^l d' dgxovog
XQTji-ioovvrii, Tio'KXwv yvovg tveq dfiEivov eVt, 670
5 (wvExa vvv (fEQO/xEad^a y.a^ \oxla XEvy.d ßaXovTsg
MriXi&v iy ttÖvtov vvazcc öid övocpsQi^v
avTläv d' ovK id^Elovaiv vuEQßdXXEL öe ^dXaoaa
a^KpOTEQCov Toixcov Tj jiidXa Tig x<^^^^(^S
OcöiCEXaL, oV EQÖOVÖf y.vßsQVTlXTlV f^EV ETtavGav 675
10 EoXov, oxig cpvXayTiv eixev E7tLOxaf.iEvo)g'
XQTQf-ictxa 6* dQTtdtovGL ßltit, yoGfiog ö^ aTtoXioXs,
öaGfiög ö* ovysx" ^iGog yivExai ig xo (xeoov,
cpoQXTiyol ö* aQxavGi, yaxol ö^ dyad^wv yad^vnEqdEV.
Ö£i/.{aivco, l-irj y(og vavv yctxd yvi-ia 7rir]i. 680
15 tavxd f.i0L TiLViyd^cjt) yEyQViif.iEva xoTo* dyai^oXaiV
yiyviüoyot d' dv xig yal ya^ög, rjv Gocpbg tjl.
_ 10
naiöoq)iXäv öe xl xeqttvov, ETtEi xor« xat raw/j-ijösog Th. 1345
rjQaxo yal Kgoviörig, dd-avdxiov ßaaiXsvg,
aQTxd^ag ö" sg OXv^irrov dviiyayE, yal ixiv sd^rjye
öalfiova TcaiÖElr^g dvd-og exovx SQavov.
5 ovxco (Atj d^aviiaLE, 2i/iicovlöri, (WVEya ydyco
E§E(pdvi^v yaXov natöbg eqcüxi öa(.iEig. 1350
188 A. Fick
"JEnri 11
0rl/ni TtolvxQOviTiv fisXtTTiv fxüvaiy qiiXe, -Kai drj (9 Bergk)
xaviriv avd^QwnoLöL Televttoaav (pvaiv uvai.
III. KaXXivov ^Eqieaiov (um G80).
MexQtg T£o ytaToc/ieia^s; kot alm/^iov e^ere i^vfxdv,
(xi vioL; ov'Ä. aidüai]^ dficpiTregiATiovag,
lüde lir]v /neTievteg; iv elQTJvrji, de öo^ieive
rjG&ai, draQ rcölefiog y^av anaoav txsL
5 xa/ tig dnod^vrjiaAijov vataz dxovTioaTü).
Tif.ifj€v te yoQ Igtl xat dyXaov dvdgi /.lax^oi^ai
yfjg TttQi y.al naidwv xovgidirig x dXoym)
öva/^evaoLv ^dvazog ös tot k'aosvai, 1_€vts /mv av] öt]
(.idlQai e^tixlcoacoa, dXXd Tig li^vg I'tcü
10 h'vxog dvaoy6(A.Bvog Aal vn dorciöog dlaifiov tjtoq
e%Gag to jcqwtov ^iyvvf.i£vov TToXifiov.
ob ydg xiog d^dvaxöv ye (pvyeiv ei/^iuQfxevov sotiv
cxvÖq, oJd* tl TTQoyovojv Vji, yivog d&avaTiov.
TiokXdxi drfiotrjTa cpvycov y.al dovnov 'dxovTOJV
15 ÜQyeTai, iv d^ oly-wl fxöiQa myev ^avdtov
dXX^ o /MV ovA ep7crjg öi](xuji cpiXog ovdi Tto^uvog,
tÖv S' öXiyog GTEvdysL -/.al /üyag, i]v xi 7idd^i]c'
XrjwL yäq av/inavTi noS-og y.QctTeQÖcpQOvog avÖQog
d^vrjiaxovTog' tojiov d' cc^iog Tqf.iLi}iMV
(x)g 71EQ ydg fiiv nvqyov iv öcpi^aXfiolaiv oqcüGiv
egöei ydg noXXwv d^ia udvvog höv.
Eis ^Ca 2
2f.ivgvaiovg d' eXsi^gov . .
(.ivrjoaL ö' «l' KOTS toi fajgia TiaXd ßoüv
3
Nvv d" eni Ki/.i/iegiiüv azgaTog Igxeiai oßgi/noegydiv
4
Tg^geag avögag aycov
^HGiovrjag die Hellenen in Asien vgl. ^HGiovelg- oi Tt^v^Aaiav
ohovvTsg "EXXrjveg Hesych und Steph. Byz. s. v. ^HGiovia.
Die sprachform d. altion. u. altatt. lyrik, A. IV. Semonides. 189
IV. 2r] /iicüvlösio 'AfiOQyiav {2af.ilav) (um 675).
i2 Ttat, Tslog /nsv Zevg k'xsi ßaQvxTvnog
navTiüv oa egxi xal zid^rja oxvji d^eXei'
vovg d* ovyf. sri dvS^Qionoioiv aXX ercrj/neQOi
a drj ßoxä K,ö(OjxEv, ovdiv siöoreg,
5 oxwg enaoTOv ixTeXetT^aei d^eog.
slTttg ÖS navTcig xaTtirreid^sirj TQScpei
aTtQi^Y.xov OQ/.iaivovTag • m f.iiv ^(xeQr]v
fiivavoLv eX&üv, oi ö* stsiov rregiTgoTtag.
viioTa ^ ovöeig, og tig ov öoxei ßgoxcöv
10 TtXoviüii TS y.ayad^oiöLv ei^ead^ai teXog.
(fd^dvei ös Tov (.lev yrjgag atrjXov Xaßöv,
nglv TtQf-i 1'y.rjTai' rovg ös övarrjvoi voool
cp&eiQovai &vr]Tiöv tovg ö* ^qtjl ösd/ur]jiisvovg
Ttif-iTtEi fisXaivTjg ^^tdrjg vno %d^ov6g'
15 Ol 6" h d^aXdoarjL XalXaTti yiXovso/^ievoi
v.ai Tiv/iiaaLv noXXoiai noQq^vQrjg dXog
d'vrjiaxovoLv, evz av ev övvrjawvtaL t/jTqv
Ol ö" dvxovtjv rjipavTO övar^vioi (a.6q(x)i
xavTaiQ£Toi Xslrcovaiv rjXiov cpdog.
20 ovTO) xaxMV (XTi ovdiv dXXd {.ivqiai
ßQOToTai x^geg /.dvsTiicpQaoTOi övai
Y.ai 7iri(.iaT sariv ei d' sinoi rcid^oiato
ovY. av Tiaxiov igoifiev, ovd' iu aXyeaiv
y.axoTa l'xovTsg ^vfiov dixitjoifxad^a.
Tai} (.lEv d-avövTog ovx. dv iv&vfioi/ne&a,
si Ti (pQOvoX^iEv, nXelov rmsgr^g ^irjg.
TloXXog ydg ijf.uv sgti red^vdrai X^ovog,
tcü^ev ö' dQi&ixoji Tiavqa v.al xaxfJg eViy.
ndfiTiav d* a(j.a)(xog ov xig ovS' dxiqqiog
"udd^TqXog Xtctzwi TtuXog cHg d/na tgexei
rvvaixög ovSev XQW^ dv^g Aj/t^erat
iaXrjg df.(sivov ovöi Qiyiov xax^g.
Beiträge z. kimde d. indg. sprachen. XUI. ][4
190 A. Fick
XwqIq yvvaiyiog ^edg ertoirjasv voov
T« TtQoka' rrjv (.iev i§ vog ravvvQixog,
xrji Ttävc dv oIkov ßogßoQioi- 7teq)VQ!xeva
cexoafttt nelrai^ xal ■/.vXivdexai xö|Wtt/'
5 avTTj 6" alovTog aTtXvTOiö' ev eif.iaaiv
SV xoTTglriiaiv ^fusvrj malvsTai.
xr^v S' £^ dXiTQTJg S-eög ed^r^^i aAcu7r«/og
yvval)ia, tcccvtcov l'ÖQiv ' ovds f.uv Y.aY.iöv
XsXr]d-€v ovdsv, ovöi tcov djueivovwv.
10 ro jusv yciQ avxwv slTts TtoXkdmg ymxov,
x6 ö" iaXov ' oQyrjv d' aXkox dXXolrjv s'xsi.
XTjv (f £z y.vv6g Xixagyov, avxo/Li^xoQu,
r] Ttdvx aAOvaai, ndvxa § elösvai i^sXei,
7tdvxr]L öi TtaTtxaivovGa v.al TrXavcü/iiivrj
15 X€Xr]}isv, tjv xai firjdiv' dv&Qwrtwv ogai.
TtavaeiE ö' av /alv ouV drtuXriaag dvrjQ,
ovo' et xoXoid-ug s^agä^siev Xid^coi
odovxag, ovx dv /iieiXix(og inyd^eöfisvog,
ovo si Ttaga ^eivoiaiv i^/navrj xvyoL'
20 dXt^ s/iiTtedcijg dTtgrjxxov avovrjv sx^i.
xrjv de nXdoavxsg ytfivT]v ^OXifATiioi
eöcjxav dvögl rtYjQÖv ovxe yag yiaxov,
ovS* sgXov ovÖsv olÖs xoiavxrj yvvrj^
EQyov ÖS fiovvov sod^iuv STviaxaxai'
25 y.ovS' rjv ytayiov xsi/-töjva noi^arji d-sog,
Qiyidaa dicpqov aaaov sXyiexaL rcvQog.
xriv ö €z d-aXdaar^g, rj dv sv cpqeolv vosl,
X7]v (.isv yeXai xs xal ysyrjd-sv ^jLisQrjv
STtaivsoec f.uv ^ävog sv ddj.ioio' idtov
30 „ovy. eoxiv dXXrj x^ade Xco'twv yvvi^
iv TtaOLV dvd^QWTtOLOiv ovds TcaXXlcov".
xrjv ö ovY. dvsTa;6g olV sv 6q)d^aX(.i6la iöeiv,
ovö^ aoaov sXd^üv, dXXd. (.laivExai xöxe
ccTtXrjxov, log tveq d(.i(fi xsxvoiaiv xvcov '
35 d/ueiXcxog ds Ttäau xditod^vf^lr]
EX^Qolaiv loa xat cpiXoiai ylvExai,
wg TtEQ ^dXaaaa noXXdyi.ig (.tsv dxQE^iqg
Eax7]% uTtTjUiüv, x^Qf^^ vavxTjiaiv fiiya
O^EQEog SV loqrji, TtoXXaAig ös /.talvExai
Die sprachform d. altion. n. alfcatt. lyrik. A. IV. Semonides. 191
40 ßaQVKTVTtotoi ycvjuaaiv (poQeofxevrj.
43 TTjv d' ex nsXidvrjg xal TtaXivtgißeog ovov,
^ avv T arävyirjL avv % sviTT^iaiv juoyig
45 tOTSQ^sv CUV anavxa y^al TTovrjaazo
ageoTa' Tocfga d' sa&lei uiv iv /hvxcol
/TQOVV^, 7lQ0fj/UaQ, EOd^lEL S' STt SOXOCQTJL'
o/Liiog de xat Ttgog e'gyov dcpgodiaiov
eX^ovT excngov ov riv tov ede^aro.
50 trjv 6* ey. yccX^g, övaTijvov ol^vgöv yevog.
TCEivrji yag ov ti yt.aXbv ov^ S7tif.iegov
TTgoaeariv, ovde tegrtvov, ovo' egäöf.iiov •
evvrig d' d?<.rjv^g eariv dq^goöialrjg,
TOP J' avdga tov nXäd^ovra vavalr]t didol'
55 ycXimovaa d' egösi noXXd yeivovag xaxd,
advara ö^ igd TtoXXd'Kig -/.aTeo^isi.
XTjv d^ Yjtnog dßgrj xaLierjoa' eyeivavo,
r/ öovXi sgya xat dvrjv TtegLTgertei'
•KOVT av (xvXrjg xpavaeiev, ovre iiiooy.ivov
60 ageiev, ovte xörtgov e^ ol'yiov ßdloi^
ovre Ttgög invov daß6Xi]v dXeo^evrj
XtoLT ' dvdvKTji 6* avdga rtoiätai qiiXov.
Xdvxai de ndarjg T^f-iegrjg arto gvTtov
öig, dXXoze Tgig, '/.al f.ivgoia dXelcpexaL'
65 aul de xaiti^v ey.TBVLa(.ievr]v cpogel
ßad^slav, dvd^eixoioiv eaxiaai^ivi^v.
■naXov fitev wv d^erjf-ia zoiavTrj yvvrj
(iXXoiai, TioL S' e'xovTL ylverai, v.ay.6v.
71 T?}v § ex 7tid-rjy.ofV' tovto d^ diay.gid6v
Zevg dvdgdoLv (.leyLOzov Lorcaaev ytanov.
alaxiora (.lev TcgoGcorta' TOLavTtj yvvri
aioiv dC aarsog naoiv darolaiv yeXtog'
75 SU avxeva ßgaxela, xtve/rat ixöyig^
artvyog, avtonwXog' al xaXag avi^g,
og Tig y-ay-ov towvtov avyaXiLSTai.
di]VT] de ndvra y.al rgoTtovg iTtlaraTai,
lijg Tteg Ttld^rjKog, ovde ol yeXiog fxsXsi.
80 ov^ dv TLv €v eg^eiev, dXXd tovt ogai,
y,al TOVTO näoav rifxegtjv ßovXeveTai,
oxojg XLV wg iieyiGTOv eg^eiev y,ay,6v.
Ti^v d* ey fueXiaarjg- t/jv ztg bvtvxbI Xaßwv
14*
192 A. Fick
"/.uvrjL yaQ 6ir]L ficojuog ov rtqoaitiavsi'
85 d-dXXsL (5' VTt' avtrjg xa/rai'^firat ßiog'
q)iXrj 08 avv (piXeovri yr]QäayieL rcoai,,
texovaa y.aXbv ycovvo^ccTiXvTOv yivog'
xccQiTtQETtrjg ߀v ev yvvai^l yiverai
7rdar]iai, d^slr] ö* d}.ig)id8ÖQ0inev x^^'S'
90 ovo' SV yvvai^lv rjöerat. yia&t] /.levrj,
oaav Xsyovaiv dcpQodioiofvg Xöyavg.
toiag ywulxag dvögaaiv y^agitsTai
Zeig Tag dgiarag y.ccl jToXvq^QadeGzdzag'
rd ^ alXa cpvXa xavTo. jurjyav^o ^log
95 sotiv TS 7trjfxa xat tcuq^ dvögaaiv fiivei.
7 A
Zevg ydg fxsyiOTOV tovi i/tolrjasv xayicv
yvvaixag' r]v rt. xal doAewaiv cocpeXäv,
s'xovTL TOI [xdXLOTa ylvsTai xanov.
ov ydQ KOT evcpQüiv ijfisgrjv disqyeTai
5 ctTiaaav, og Tig avv yvvaiyil yivevai' 100
ov^ aixpa Xifuöv omirjg aTicoaeTai,
Ex^QOv avvofürjTrJQa, övafxsvrj d-eov.
dvrjQ d' OTttv iidXiOTa d^vfirjöeiv öoxiji.
yf.aT oJkov ij d^eov fiotgav rj dvd-QWTtorv xdqiv,
10 svQOvaa /^öi/j.ov sg (J-dyqv -KOQvaoeTai. 105
OY,ov yvvrj ydq eotiv, ovS' lg olxirjv
^üvov (.loXovta TtQOcpQOvojg SexolaTO.
rj Tig de toi (xdXLOTa owfpgovelv doxfit,
avTrj (xeyLOTa Tvvydvei Xtoßco/iievrj'
15 xexV^OTog ydq dvdqog — di de yeitoveg 110
XcciQOva dgcüVTsg xat tov, log a^iagTdvei.
Trjv rjv (J' e^aoTog aiveaei i.i£f.ivrjfxivog
ywaiTia, ttjv ös TOvueQOv (.uo[.irjOEtaL'
XoTqv d' tyovTsg (xoHgav oi yiyvtuay.of.iev.
20 Zevg ydq (.leyioiov tovz STtolrjaev xanov 115
y.al ösafiov d/,iq)id^rjxev dQQr]XT0v 6€Qr]i,
e^ ov ze Tovg fxsv l^tSrjg söt^azo
ywaimg ilvex dfiq)iör]Qnoiiiivavg.
8
. , , . oig TtßQ l'vxeXvg xarayXodv
Die sprachform d. altion. u. altatt. lyrik, A. IV. Semonides. 193
9
TQiOQxov evQiov ea^iovT ccTreiXeTO
Ti ravza /naxQiov dicc X6y(ov aviÖQCifÄOv;
Ölov TS xwog WBOV Maiavögiov
27tXaxv di-iTtsxovttg avTix lyitivov dr/.r]v
Olol, TOÖ^ ri(.liv EQTIETOV TtagSTlTaTO,
rö ^(ottüv Y.dyf.LöTOv exr/^rat ßiov.
Ovx, av TIS ovTw daanioia ev ovQeaiv
dvfjQ Xeovr' eöeioev ovds rragdaXiv
f.iovvog arevvyQfjt avfiTteawv iv djqaTiwi
Qvvvoiai Tsv&ig, xcDßiolat ^logideg
Ki^X€iq)ö/.ir]v (.iVQOLOL %al d^vcüf.iaaiv
xal ßa-K%dqi' nal yÜQ Tig ef^Ttogog rtagijv
Kai TTJg OTtiai^ev ogao&vQTjg i^Xaccfir]v
Kai aavXa ßaivwv XrtTtog wg xoQCüVirjg
H zvcpXog rj rig axviTCog 7] fxiXav ßXeJttav
Qvovai Nvf.iq)riia rjSe Maiddog t6y.(j)l'
ovTOi, ydg dvÖQwv ali.i s'xovai 7toi(.ieviov
2vv Trogöaxotaiv suTtEaovTeg ii/.taaiv
2vv noQÖayiolaiv u;.iaaiv aeaayf^iivot
. . TtoXXd (xiv drj TtQOv^rtovrji, TrjXifißQore
Evravd^a /.tevroi rigog e^ lAxaLirjg
TqofjiiXiog ^avfiaarog, ov xaTrjyayov
10
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(21a)
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23
194 A. Fick
Yv cjg ajTEvaa zwg suiOTvla XQsa
Igwatl' xal yccQ ov xaitwg eTciOTa/iiai
^'EdcDxev ovöeig ovo' aQvarrjQa ZQvyog
l^Ttb TQaTte^av uXe x«t itonfjQLa
^VTt] de (po^ij xilXog l/iQyf-lri -^vki^
^ÖTtXag sTiivei tiov OTtia&iwv rioöwv
üovXvTtov Öl^^/^lEPOg
jyirjQiwv Ö£davf.isv(üv
2iavv Tta^Eiav
24
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29
30
31 A
31 B
Einzelne wörter:
32 r}'ia „wegzehrung". 33 y,(XQ-^aQa. 34 Y.sQKiÖTt blu'
fj arvarrj. 3b y.0QÖvXrj' zo sn:aQ(.i(x. 36 Y.vßrjßov — ''Icoveg
Tov f^irjTQayvQxrjv "Kai ydXXov vvv aaXovf^evov ovTcog ^if.uüVLdr]g.
37 Mvaöjv Xelav. 38 vrjOTrjg nüchtern. 39 TagaLTj =
TQaaid. 40 iprjvög' 6 g)dlaxQog.
V. Miixv€Qf.iov KoXorptoviov (etwa 600 — 560).
Tig ÖS ßlog, zi de zsQJtvbv azeg XQvaijg IdffQodizr^g;
zeO^vairjv, ote /hol jin]'/.eci ravxa (.leXoi,
XQVTtTaSlr] (fiXörr^g y.al /teiXiya öcoga xat evvrj'
Ol Tjßrjg avi^rj yiveTUc dg/taXia
5 avögdoiv i^öe yvvai§iv ercel d' odvvrjQov eneXÜ^rji
yyjqag, o x alayQOv 6f.aog aal y.aXöv dvöga xi^el,
aisi fiev rpgevag ducpl Kay.al xeigovai f.iigL(xvaL,
ov^ avydg ngooogwv xegnexai, ^eXiov,
aXX ex^gog /lev Tiaiaiv, dxi/xaaxog öe yvvai^iv
10 ovxcjg dgyaXiov y^gag ed^rjyie d^eög.
Die sprachform d. altion. u. altatt. lyrik. A. V. Mimnermos. 195
*H(.iüg 6* ola z£ rpvlla (pht TtoXvav^iog ojQrji
rjQog, ov alip' uvyrJLO au^eTai TqsXiov,
Toia l'xeXoi rtrjxviov hcl xqovov avS-eaiv i]ßi]g
regnoi-ied^a, ngog ^ecöv eidoTsg ovxe >ia'/.6v
5 ovr* ayad^ov KrJQeg ös TragearriTiiaaL /.leXuLvai,
r] fxev f'xovaa riXog yi^gaog ccQyaXiov,
tj (J' steQrj ^avdtOLO' (.dvvvd^a de yLvexcti *^ßrjg
xagnog, ooov t ercl yrjv GTiiövarai, rjeXiog'
avTccQ i/irjv öfj tovto zeXog Ttaga^iEiipezat toQrjg,
10 avtr^a ör] red^vdvai ßeXTtov rj ßiorog'
TtoXXd yccQ SV d^vf^iwc xaxd yivezai' ccXXoze x oixog
%qv%dhiai^ rtEVLiqg d' tqy öövvrjQci TteXei'
aXXog ö' au Ttalöiov ertiSeieTaL, lov te {.laXiaza
If-iÜQOJV 'Aazä yr^g sQXSzai eig ^Atdr^v
15 aXXog vdvoov e'xet d^v(.ioq)d^6QOV ovöe zig k'aziv
ävd-Qcortcov, tüi Zevg /nfj xayid noXXct öidol.
Tb rtqlv stov ^äXXiazog, ETcrjv naQafieiipezaL ojqt],
ovds Ttat^Q Tcaialv zlfiiog ovze (piXog
Tid^tüvwt, fniv edtoAev s'xsiv 'Kaxöv ag)d^LZOv o Zevg
yriQag, o xai d-avdrov glytov ccQyaXeov
u4vziy.a (lOL 'A,azd (.isv xQoirjv qiei aoTtezog iögiog,
Ttzoiüif-iai ö^ iaogiöv ccvd^og OjLirjXLTilrjg
zsQTCvöv 6f.iwg Kai y.aX6v, enel tzXeov oicpeXev alvaf
dX^ oXiyoxQovLov yivezm log nag ovag
5 fjßrj zifiijeoaa' zö d' dgyaXsov y.al d[xoQ(pov
yfjgag VTtsg 'A,e(paXrjg avzm vnsQy.Qei.iazai,
ixi^QOv öf.uüg /.al dzi(.iov, o x ayvwazov zid^el avdga,
ßXdjtzEi 6' ocpd-dX/iiovg Kai voov dfKpixvd^ev.
El ydg azeg vovatov ze y.al dgyaXecov fxeXedwvewv
e^rj'Kovzaezrj uolga yiixOL ^avdzov
dXrjdslr] de Ttageazoj
aol xat iiJ,ol, ndvziov XQVf^'^^ di'Kcaözazov.
'Hf.iüg (J' aiTtv HvXov NrjXi^iov aazv XiTvovzeg
6
8
9
196 A. Pick
ifiBQzijv ^airjv vtvalv ccTtiTCousd^a,
ig d EQaxrjv KoXorpiüva ßir]v vtvsqotiXov exovteg
u,t,6f.ie^ agyalstjg vßgiog i^ye/uSveg'
5 xu&ev d avT l4ler]vzog arc oqvvusvol Ttotafxolo
d^ewv ßovXiJL 2fAVQVi]v uXofxev ^loXlöa.
Ovdi y,OT av /uiya xcoag dvi^yaysv avtig ^Iijacov
i§ .^irig, xeXeaag äXyivoeaaav odov,
vßQiOTTjL IleXirji TeXetov xfxXertrJQeg aed-Xav,
ovo av irt *£2xBavdv yiaXöv Xxovto qoov
^l^TSO) T€ TtÖXlV, TO&L T (OXSOg 'HsXlOlO
dxTiveg xqvowi y.ELatm ev d^aXd/nwi,,
n^savov TtaQct x^Xog, i'v coixsto d^etog ^Irjoiov
HiXiog (iiiv ydg Ttövov iiXaxsv rjfiaTa TtdvTtt,
ovdi "KOT af.i7tavaig ylvezai ovös/iua
utTtoiaiv TS y,al amcüi, irret QOÖoöd^rvXog ^Hojg
'£2Heavdv rcQoXLTtavo' ovQavov uaavaßfji'
5 röv i-iiv ydq öid y.v/iia (pigei TtoXvrjQatog evvrj
yiüviXr], ^HcpaiaTcyv xe^atv iXrjXa/iivrj
XQVödv TijLi^evzog, vrvortTSQog, dyigov in vdwq
ivöovx dqnctXioig x^^Qov dn 'EaTtsQiöwv
yrjav ig ^l&ioTtiov, Xva. örj d^oov aqfxa -Kai Xtittoi
10 katäo , ocpQ^ ^Hwg T^giyiveia ixoXtjl'
i'vd-' irtißrj q itigiov 6xio)v ^YTiegiovog v\6g.
Ov fiiv örj xeivov ye f.Uvog xal dyrjvoga i^v/növ
toiov i(.uö TTQOTeQCüv Tteviyofxaiy ol f.uv Ydov
yivdwv i7tTt0f.idxo)v Ttvmvdg y.XoveovTa cpdXavyag
Egf-iLOv cifx Ttediov, (fwxa (p€QU/iieXir]V'
zov fiiv dq ov i^oxB 7id(.ircav if.ii(x\paTO JlaXXdg Idd-rivrj
öqiiiiv /nivog xqadirjg, evx o y dvd rtqo^idxovg
oevoix\ al/^axoivxog iv vafiivrji TtoXifxoio
JtiY.qd Xia^ojuevog öva(.itviwv ßiXea'
ov ydq xig xüvov Srjiojv s/t d[xsiv6xEqog cpcög
eayiev iTtoixBOi^ai cpvXörcidog Tiqaxeqfjg
SQyov, ox avyfjiaiv (piqex' ui^eXog rjsXioio.
11
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14
Die sprachform d. altion. u altatt. lyrik. A. VI. Hipponax. 197
15
Kai fXLV ETI dvd^Qwnovg ßä^ig txsi xalerti^.
16
^^gyalirjg alel ßd^iog U/luvoi
17
üalovag avögag aywv, iva te y-Kutov yivog Xtitimv
VI. ^[7trtvivay,rog 'Eq)eaiov xat KXa^o^evlov (um 560).
BißXCov -^, 1
^'EßiooE Mairjg nalda, KvXXrjvrig TTceXf-ivv
^Eq/li^ Y.vvavxcij Mrjioviatl KavSavXa,
qxüQidv iralge, ösvqo uoi oxaTtaQÖevoai.
2
Kmiav 6 o TtavddXrjrog rj/uogog yiavrjg
TOiövSe öoKfvrjg y.Xddov sxcov . . .
KoQa^iiibv f^iv i^/nq)i€Oiiisvr] Xwrtog
TIoXlv xa&aiQEiv xat XQaörjiai ßdXXeod^at
BdXXovTsg sv XeifÄcSvi y,al QartltovTsg
TiQccörjioi xal O'uXXrjiaiv, wg neq (pÜQfxa'^ov
Jet <J' avTov kg (päQ(.ia-KOv exTtoii^aaad^ai.
KacprjL TtaQB^cov Xoxdöag tb y.al fiaCctv
xofc tvqöv, oiov iod^iovai q)äQf.iaxoL
ndXai yccQ avTovg nqoodsxovrai y^doy.ovTsg
i^qädag l/ovrag, wg e'xovai (päQ/.iaxoi
uii^ioL yevrjxai ^r]Qog, sv öe tcoi &vfxm
qxxQiiiaKog dxd^eig ertrdMg gaTtiad^elij
Qg OL /iiiv dyel BovnäXoiL xaTtjQCüVTO
Ti TtÖL tdXavTi BovTtdXioi avv(6iv,riaag;
A-AOvooLx 'iTtTtwva-KTog' ov yocQ dXX^ rj^w
9
11
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13
198 A. Fick
Q KXat,oi.iEVLOi, BovTcaXog xe. xa^rjvig
14
TovroLOL d^^Ttcüv Tovg ^Eqvd^QaUov Ttalöag
cprj /itr]TQO-AOizag BovnaXog ovv IdQtjttjt
"Kvit/utv ipih^e xbv övo(6vv/iiov xccqtvov
15
TiwQE .... odevE xrjv S7tl ^jiivQvrjV
id^t öia uivöiüv Tiaga rov L^ttccXsü) rv/ußov
y.ai arjfxa IvyEoj xal OTrjXrjv
ytal /iivi^/iiaT TtdXf.ivöog,
TtQog TjXiov dvvovxa yaoTsga xgeipag.
16
'Eq^^, (pi^ ^Eqiäy, MaiaÖEv, KvkXrjviE,
irtevxo^ctl TOI, yiagza yccQ xaKoig Qiyio
17
^ög xXaXvav ^ImtüivaAXL, '/,aQxa yaq Qiyw
'/,al ßa/^ßaxv^cü
18
^6g x^ottvai' ^IitTtwvaxxt xal yiv/taoaiaKt]v
xat aajiißaXlayia yida'K€Qlay.ag nal xQvoov
axavrjgag i^^yiovra xovxeqov xolxov
19
Efiol ydg ovx eöionag ovve xw ^Amrav
daaslav, iv xEificovi (paQfiaxov glyaog,
ovx' daxeQrjiac xovg Ttööag öaaEirjiaiv
EXQvifjag, cog fxi] fxot, x^l^^^Xa Qtjyvvxai.
20
'Efiol Ö€ nXovxog, iaxi yaq Xirjv xvcpXog,
ig xwiKi iXd^ibv ovdäfi urtEV '[rtrccova^,
öidiüf.il xoi (A-väg dgyvgov TQti]X,ovxa,
y.ai noXX tx dXXa • xag (pgevag yaq deiXaiog.
21 A
^Egetü yctQ ovxio' KvXXiqvie Maiddog 'Eq/h^
21 B
Tovg avÖQag xovxovg 6dvvr\ niaXEt Qiyf]Xrj
22 A
Maxagiog og xig ^r]Qa(v)€i . . .
22 B
KaixoL y e{^v)(jdvov aviov tl if^eXeig diöaio
Die Bprachform d. altion. u. altatt. lyrik. A. VI. Hipponax. 199
23
MadüivTa dfj xal oanqov
Bißliov B 26
l4'/.rjQaTOV de trjv aTtaQvirjV l/«t
'E^ dSi^Xoiv ßißUoxv 28
Xqovoq öe (fEvytxuo oe (.trjde ug ccQyog
29
30
30 B
31
32
33
34
35
z/v' ijjiUQai ywaiTiog uaiv rjÖLOtai,
ozav yanrji zig xäxg)6Qi]L zed^v^ycvLav
ß Ziev TtuT&Q, d^ewv ^OXvfiTtitov rtdXfiv
Tl jiioi ovK eöw^^ag xqvoov, ägyvQöv TtdXf.ivv;
^Anö o oXioeiBv Agze/mg, ai de ^WTtoXXfov
Haq (Ol av XevuoTtETtXov ijf.i€Qr]v fieivag
Ttgdg f.iEv -/.vvTJaeiv tov 0Xvijaiiov ^EQini]v
^'ExpLOE xaTteXovasv daxagi^ovra
2v/,rjv fiiXaivav, d^inekov xaoiyvijtrjv
0 f.i8v yag avTiov rjai'xfJL ts xal Qvörjv
d^vvviöa T€ y.al uvaoioxbv i^fnigag Jtdoag
daivvfievog, wg /tag yiauxpcx'ATqvog evvavxog,
Y-atirpaye örj tov y,Xijgov löoxe. xg^ axdrtTEiv
Ttitgag ogelag, avxa f.ietgia rgcoyoyv,
xal y.gid^Lv6v y.oXXiY.a, dovXiov xögi^ov
Ovyc attayöcg ts xal ?My(Jüg •/.araßgvY.ajv
ov TYjyavUag ar]odf.ioiai (pag/iidooojv,
ot;(f aTtavizag Ktjgioiaiv sf-ißduziov
0 6 i^oXiad^wv ixeTeve rrjv xgdi^ißrjv
rrjv ETTxdcpvXXov, r]v i)-vsaxe Uavöwgrjt
QagyrjXioLOLv svxvtov rtgo (pag/iidxov
Ev, TisXXidog nivovteg' ov ydg ^v avzrji
xvXi^, o Ttaig ydg efirteaiov xazijga^ev
36
37
38
200 A. Pick
sy, 6s rrjg niXlrjg
STVivov, aXloT avTog, alXoT 'Aqrjtr^
TtQwmvev
2ftovd^L T€ xal GTtXayrvoioiv dygir^g x^i'QOv
ßa^xccQi de Tccg Qivag
rjXsKpop' eoTL S* oid tieq ytQOHog
En dg/^dtcov ts xal Ggeiyätov /twlcov
Xevxwv loiv zot svyvg ^iXiav TtvQyoyv
ccTtrjvaQiad^ri P^aog, A\viü)v 7tdXf.ivg
KaY,oiai öwao) ttjv tzoXvotovov ipvx^jv,
tjv fXYj aTtovtsfiiprjig cog rayiotd /.loi KQii^swv
l.Uöi[xvov^ wg civ dXcpLTOv noii]aü)/nai
Tivxscüva Ttlveiv cpctQf.iay.ov rcovrjQirjg
(l^VaQTlWl) TtXdvTjTl TtQOOTttaicov yioXioL
yal Mvaaiv, ov wttoXXcdv
avuTiEV dvÖQÖiv awcpQOvsoraTOv rcdvitov
Kai Tovg aoXoUovg, i}v Xdßwai, TTSQvdai^
0Qvyag (xev ig MiXrjrov dXcfiTevaovTag
Qiyei (J' oTiiad^e t^g noXrjog iv 2fivQvrji
fteta^v Tgrjxelrjg ts ycal .AeTtQtjg dy.Tfjg
Eg axQOv eXtiojv, cog nsq dXXävxa xpvyiov
Minvrj syaTOfii]xav£, firjyeTi yqdipyjig
o(piv tQLTjQeog iv TioXvJ^vyioi tolxtoL
an ifxßoXov cpEvyovxa Ttqbg yvßeQvrjtr]v
avtrj ydg iozi avf.i(poQrj te xat yXrjidojv,
viyvQta xal odßavvi, twi xvßEQvrJTi]i,
tjv avTov (Wffig TCüVTiyvrjf.uov di^yi]i.
"ETteiTu fidXd-fji Trjv rgörtiv TtagaxQEiaag
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Die sprachform d. altion. u. altatt. lyrik. A. VT. Hipponax. 201
51
^0 S* avtiyt ild-ihv avv tqioloi ftocQvvQOiv,
OKOv vbv EQTtiv 0 GTiOTog y,a7ti]}.€vei,
avS^Qto/tov rjVQ£ rrjv atiyrjv o(p€XXovTa
— ov yocQ TtaQYjv bcpeX/iia — Jtvd^fiivi aTOißrjg.
Kai ^uv v.aXvrtteig, log x^^QaÖQLOV TCEQvag.
IdXiü avTi-K dXXriXoiOiv e/ußißa^avreg
KQiyrj Ö€ ve^QÜv avyelog ts y.al -Kr^qv^
"ilfXL^ev alfia xal xoX^v iziXrjaev
^EQi-i^g ds 2r]iii(üvaxTog axoXov&rjaag
2iq>iüvi XeTTTWi xovTti&rifKx tezQtjvag
2T(x^ovaiv üjg ttbq sg TQortij'iov acmyiog
KaXeKpa qöölvov tjÖv xal Xinog rtVQoZ
ÜQÖg Tijv ixaQiXriv xovg Ttodag ts d-SQfiaivcüv
(fwidag % e'xcüv ov Ttaverai
Trjv Qiva xat rfjv (xv^av e^agd^aoa
XXovvTqg dvrJQ od'* saTreQr^g yiarevSovra
an cov eovoev
Ol ö' odovTsg iv yvä&oiat navteg ey.K€yiivrJTaL
. . eyw öe öe^iwi nag* ^AQri%Yjt
y,veq)alog sXd^wv giodlioi xaTr]vXla&r]v
MaXlg, xdvfffxfi* xat /xs deortOTeca ßsßqdv
Xaxovta Xlaao/nal oe fxrl ganltsad-ai
Kai vvv ocQSiaig avxivov fie noirjoai
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55 B
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202 A. Fiele
66
ExQcotev (eld^cüv log) xvinivdig ig XavQrjv
67
Ev TS TafiislcoL xal %a^evvi(aL yvfxvöv
68 A
TtQog zo 2ivdixdv di(xacpayf.ia
68 B
arjrtir^g vnoacpayfxa
69
TtaaTtaXifjcpdyov yQOfxcpiv
70A
ßoXßitov yiaaiyvi]TT]v
. . . . cog ^E(psalrj diXcpa^
71
üoXXrjv (.ictQiXriv dvd^gaxiüv
73
'OXlya cpQOvövaiv oi xdXiv nsTtioyiöteg
74
Ov f.iOL dixaicog f.ioi%og dXöjvat doxel
KgiTirjg o Xlog ev xaawQixwc dovXwi
75
dq)Bw
TOVTOV tÖv STtxddovXov
_ 76
^aifidi de aeo ro x^^og (dg sqwöiov
_ 77
.... KQtag e» fxoXoßQLzeio avog
T(TQ(iftfTQCC 78
MrjTQOTiiiiü}!, ötjvte (.is xQtj xm ayiörcoL dixd^ead^ai,
79
Kai di/.dCead^ai BiavTog tov IlQtrjviog ^Qtaowv
80
Mr^df: ^OLfivXXeiv ^eßeölrjv ia^dS' Ix Ka/xavdtoXov
81
. . , aTeq)avov eixov noxxvfi^Xcov xat /nlvd-rjg
82
KvTtQiiov ße/iog (payovai xd^iad^ovaliov tvvqov
Die sprachform d. altion. u. altatt. lyrik. A. VI. Hipponax, 203
83
yldßexs /.leo taiftciTia, xot//w BovTtaXcw xbv ocp&akfxov
äficpide^iog yäq uui v.ovy. a^iaqxavix) v.bn%oiv
84
. . . Iv/iiXKoi TIS ccvTOv TTjv TQu^iv % vTTOQydoaai
'E^dfiSTQa 85
Mdvaa ^toi EvQVfisdovTiddrj, ttjv rcovTOXocQvßdiv,
Tiijv svyaaTQifidxctiQccv, og ead^iei, ov xard yioafxov^
uvsTt, oxwg xfjr](plöi. xayidg yiayiov oirov oXtjrat
ßofvXrji öi^ixoair]L naqcc d^lv dkog aTQvysToto
tI lue a^iQucpoia driTccXleig
Köig Ttagd Kvrpovv rjkd^e;
uirjov dd-qrjoag
^Eq^irj fudy-OQ, (av yaQ) xar' vrtvov oidag syQTqaauv
£t' (.lOL yivoLTO TtaQ&evog ^aXrj te y.al xtquva
'0 Ki^aiQibv AvdioLOiv ev %OQoioi Banxecov
Kai ■Kviarii Tivd d^v/xiijaag
Ol d^eol Tcc deiTtva TavrdXoiC dovxeg
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90
91
92
93
96 ytQadit]g vouog. — 98 aßdr^g- /udati^. — 100 adrjKe
ßovXrj. — 101 dl lag = ahg? — 102 dlißag' 6 veycQog.
— 103 dgiialir]- rj TQoq)i^. — 104 dQix<^^i(X'' klettere. —
105 o aaßolog = rj aaßokog. — 106 ßdgayxog = ßqdyxog.
— 108 ßarTctQitsiv. — 109 ßsßQevd^vö/iisvov (w?). —
114 ^(.ilavÖQOv semivirum. — 115 d-svtiv = Tsvd^iv == rev-
^ida. — 117 TiaaiOQiTLv = TTOQvrjv. — 118 Prise. VII, 7
„Hipponax evTid-eg hqlt^ pro x^tra". — 119 y.Qoy.vÖ£iXog,
rj yiQOxodeiXog' to}vg)iov (.u-kqÖv. — 125 xö Xvxvov = o
Xvxvog. — 127 fii€aarjyvöoQ7toxEaxr]g. — 129 vrjvlaxov
phrygisch. — 130 TtaQey.vrif.idvvx o' iraQenLTtoQsvovxo hri-
TTovcog. — 131 TcaiicpaXrj aat' Idelv. — 135 qvcpelv qoq)siv.
— 134 fft'XOT^ay/dj^g. — l?fb X ETQay.lvriv xrjv d-Qiöay.a. —
204 A. Fick
136 vxrjv TTjv lovXida. — 137 cpOQ/nlov TtXsyfia tl \piad'~
wdeg. — 139 y^^eiqoxwXov töv t^v xeiqa TZETtrjQwftevov.
VII. TvQxaiov yldxcüvog (lonist, 7. jahrh.).
I EirvofiCa 2
-AvTOg yaq Kqoviwv^ xaXXiGTScpdvov noGig'Hqrjq^
Zevg ^HQaxXelöaig Trjvde dsdcoxs rroXiv
oiaiv a/ua rtgoXiTtovreg ^Eqlveov '^veuöevra
EVQelav TlekoTtog vrjaov dTiiY,6(.iEd^a.
3
,^ q)iXoxQi]!^c(tla ^TCccQTav oXet^ aXXo ydq oudev"
loÖE yciQ ccQyvQÖTO^og dva^ ixaEQyog ^^nöXXoiv
XQvaow^rjg s'xQrj itiovog €§ dövrov.
4
Ooißov dxovaavTsg Uvd-wvöd^Ev oixad^ evizav
/navTEiag ze d-EOv v.al teXei^vt' ervEa'
agxsiv /HSV ßavXrjg d^EOTi,j.nqrovg ßaoiXrjag,
(HOL i-ieXei ^TcaQTtjg l(.iEQ6EOoa TtoXig,
5 JCQEoßvysvfjg te ysQOvxag' ErtEixa ös drjuözag avdqag 5
Ev&Eiaig Q^TQr]ia dvxaTta/iEißofXEvavg
[iv^üad^ai te xa Y.a.Xd. xal eqdeiv Ttdvxa diy.aia^
f^rjö' STrißovXEVEiv TfjiÖE noXi^xL -/.amv),
ö^f-iov de TrXrjd^EL VLxr]v xat xdqxog ercEod^aL'
10 Oölßog ydq tieqI xwv tod^ dvi(pr]VE TtoXi. 10
'H/xExiQcoL ßaoiXffC, d^soiac cpiXwL QE07t6f.i7ttüi,
ov dia MegoiJvtjv iiXo(.iEv evqvxoqov,
MEaai]vrjv, dya&rjv /uev dgavv, dyad^fjv de (pvxEvuv
af.i(p avxTjv d' sjAdxovx' svvea nai öeic ixt]
5 vü)XEfXE(og ahi, xaXaaicpQOva d^v/ibv s'xovxEg,
aixfit]xal naxeqiüv ^/.lExegcov naxeqEg'
elyioGxojL ö' oi /aev xaxd Ttiova egya XiTtovxsg
cpsvyov ^Id^cüfiaiiüv ez (xeydXwv OQttov.
"ßg TCEQ ovoi fAEydXoia axO^eoi xEigofiEvoi,,
ÖEanoavvoioi (piqovxeg dvavxalrjg v/cd Xvygrjg
ijfiiav Ttaviog oaov xaQnov aqovQa (psQSt.
o
Die sprachform d. altion. u. altatt. lyrik. A. VIT. Tyrtaios. 205
7
^eOTTÖrag oiiLioj^ovreg of-iiog aXoxoi ts xal avToi,
€VT€ Tiv ovXo[.itvt] fiolgu y,L%OL i^aVCCTOV.
II. 'Yno^TJyMt. 10
Ted^vävat yao xakov etcI TtQo/ndxoiai Tieoövxa
dvÖQ dyaiybv rtagl tji Ttatqidi juoQvd^ievov.
trjv d avTOV TtQoXirtovva fCoXiv 'Kai Ttlovag dygovg
TtTiOXSVUV rcdvTÜiV SGT dvitjQOTUTOV,
5 7rXaC6f.i€vov avv /.ir^rgl cpiXrjL xal Ttargl yegovTc 5
Ttaial T€ ovv fAiy.Qolg 'aovqiöitji, t aXöxtoi'.
ix^Qog fxsv yaQ toloi (.lerioaeTai, cwg av Ixt^rai
XQrj/iioavvrji r el'xcov xal aTvysgfji nevirjt^
alaxvvsL re yevog, kütcc 6^ dyXaov elöog iXevxet,
10 Träaa ö' dtiiuiq y.al xazorjjg ETterai. 10
ei ($' ovTtog dvögög zov dXcofiivov ovöefii' coqt]
yivETai, ovT aiocog ovz orcig ovo eXeog,
d-vf-UÖL yyjg ttIql Trjode /iiaxcof.ied^a ytal negl naldtov
^vrjiaxto/iiev ipvx£töv f.irjKhi (psidof-ievoi,
15 w veoi, dXXd /LidxEO&e naq dXXi]Xoiai (.levorveg, 15
liiTjöi q>vyrjg aiayQ^g ccqxets iiir]ds cpoßov,
dXXd jiieyav noiüod^B y.al dXm/nov iv (fgeol d^v(.i6v,
/iii^di q)iXoipvxäT dvägdai /naQvdf-ievoL'
Tovg Ö€ 7zaXaioT€Qavg, lov ovy.eTL yovvax' EXaq)Qdj
20 /ii^ YMtaXeiTinvrEg cfsvysTE, rovg yaqaovg' 20
cuaxQov ydq dt) tovto /«er« TtQOftdxoiai rtEGÖwa
"KElod^ai TCQOOd^E VECüV avÖQtt TtaXaiOTEQOV,
rjörj Xev/mv exovtu xagt] ttoXiov te yevsiov^
d^vf-iov dnoxpvxovt' aX'Uf.iov iv jiovirji,
25 ai/iiaTOEVT alöoTa (piXr^id' iv x^QOiv exovtu — 25
alaxgd rd y og^d^aX^ioig xat VEfteorjTOv lö&iv —
yal XQ^(^ yvjiivco&EVTa' velol öe te rtdvT irtEOinEV,
ocpQ iqaTrjg rjßrjg dyXaov dvd^og e'x^l •
avögccOL f.iEv d^r]r]Tdg lÖEtv, igarog di yvvai^lvy
30 ^toög E(üv, Y.aXog d' iv TTQOixdxoioi Ttaatov. 30
11
^XX 'HganXEiog ydg dviynjtov yivog iazs,
S^agoEiT, (TV 'KO) ZEvg avxtva Xo^ov EX£t'
fxr]d dvÖQiov nXrjiyvv öeii-iaivETE, (.iriÖE (poßüad^E^
id^ig (5' ig Tiqof.idxovg donlö avfjQ ixETco,
Heitiägc z. künde d. indjf. sprachen. Xlll. 15
206 A. Fick
5 exd^QYjv f.isv i^ivyf]v &ef.isvog, ^avdrov de ^teXatvag 5
/.fjgag of-icog avyrjia '^eXioio cpiXag.
l'oTS yaQ"AQr]og TtoXvdaxQvov egy äidrjXcf
€v ö' OQyfjv sdcLrjt' ccgyaleav rtoXifiav,
xal d^a(.ia cpevyövvwv te dicoyinvTiov re yeyevad^e,
10 10 vsot, a/ncporegiov d* sg -Mgov ijXäoaxs. 10
Oi IA.8V yccQ toXf-udai naq aXh]XniaL (.isvovteg
sg T avtoaxeöir]v y.ai TtQO/ndyavg levai,
TcavQOTEQoc &vrjia}iavai, oacfvoi de Xrjov ortiaaco
TQsaodvTCüv (J' dvögtüv 7i6ca drtoXwX' dgerrj.
15 ovöslg dv xoze ravta Xeytov dvvoeiev e'jtaara, 15
ooa, rjv alaxQce Ttd&rji, ylverai dvögl xa^id'
ägnaXeov ydg OTtiod^e f-ierdq^gerov iori öatCeiv
dvögög cpevyovzog ör^tcoL sv TcoXi/iiioi'
aiaxQOg ^^ «öt^^ vmvg yiaTay.si/ii£Vog ev xovirjLaiv
20 vioTOv OTtLöd^ aly/ii^i öovQog f.Xr]Xa/ii8vog. 20
dXXd tig €v diaßdg /^levsTO) noaiv dfxcpoTeQOiaiv
atr^Qiyd^elg htl y^g, xüXog oöovai öayiwv,
firjQOvg TS Kvi]f.iag ts y.dT(ü v.al arsQva ycal co^ovg
doTtidog evgehjg yaorgl y.aXvipd/iisvog'
25 öe^LTeQr]t d' sv y,B4.qi Tivaootro) oßgi/iiov e'vxog, 25
■KLvuxco de X6(pov öeivnv vrceg XECpaXrjg'
egScDV (5' oßgi/iia egya diöaaY.eöd^io TtoXe/itiCEiv,
firjS* exTog ßeXetov eOTÜcM dayilö^ s'xiov.
dXXd Tig Ivyvg l(bv avToaxsdbv evyei /naKQwi
30 rj ^iq>£L ovrdtiov örjiov ixvdq eXerw 30
y.(xl Ttoda tcccq rtodl d^ug y.al ert aanidog aGTtid' eQeiaag,
ev de X6(pov te Xdcptoi xai :ivverjv xvverjL
xal OTegvov oteQvwi TrerrXrj/iievog avdqi f^iaxead-io
rj ^L(peog y.(x>7rriv rj doQv fiayiQOv eXiov.
35 vi-iHg ($*, Oi yvfxvTJtsg, vn darclöog dXXo&ev dXXog 35
mwaaovieg /.isydXoig ßdXXeze x^Q^^<^^i^oig,
dovqaai xs ^eöxoIolv dxovTiCovTsg ig avTOvg,
loloL TtavoTtXoiat TrXrjoiov lardf-uvoL.
12
Ovt' av (xvrioai(.iriv ovt ev Xoyioi dvöga rid^ei/iirjv,
ovTS Ttoötov dgerrig ovxe naXaia(.ioavvr]g,
ov6* ei KvxXojntov (xev exoi f^eye&og te ßlrjv t«,
vixcoirj de d^iiov QQrjtmov BoQerjv,
5 ovd' el Tid^oivoio qtvrjv xaqieovsQog Etr^,
Die sprachform d. altion. u. altatt. lyrik. A. VII. Tyrtaios. 207
ft'kovTolrj di Mideco xal Kivvqeio /iiaXiov,
ovo' £1 TavTaXiÖEO} IliXoTiog ßaaikevregog «t'jj,
yXtdaoav ö' ^^öqtJotov f.iuXix6yi)QVv l'^oi,
ovd' ei Tvaaav exoi do^av jcXtjv ^ovqiöoq akyi^g'
10 ov yccQ avTjQ dyaS^og ylverai sv TCoXef.uoi, 10
ei (.iTj TerXair] uev oqöjv (pövov ai/.iaTO£VTa
Tial dijitüv OQsyoiT svyvd^ev laxdfxevog.
r]d^ agsTT], rdS* as&Xov sv dv&gojrroiaiv agiOTOv
'mXXioxöv xe (psgeiv yivevat avögl vetoi.
15 ^vvov (J' eaXöv xovxo vroXrfv xe Ttavzi xe dtjfxoji 15
(ig xig dvrjQ öiaßag ev TiQOfiäxoiOL iiievr]L
v(jüXef.i£iog, aloxgijg de (pvyijg erti tzccvxv Xd^rjxai,
ifjvxtjv y.al i^vuov xX^j/iiova TiaQ^e/nevog^
d^aqGvvrjL (J' tTceoiv xbv nXi]OL0V avöga rcageaxdg'
20 ovxog dvrjQ dya&og yivexai ev TtoXefxvoi.' 20
aiipa de dvo(.ieveiov dvÖQiöv exgeipe qxxXavyag
XQrjxelag, artovdrjL x eoxe^e y^vf^icc fACcxrjg'
og <}' avx' ev tiqo(.i(xxolol Tteacov g)iXov coXeoe &vjli6v,
aoxv xe zal Xrjovg Kai naxeq ev^Xetaag,
25 TtoXXd öid axegvoio xal doTtiöog 6iiig>aXoeaar]g 25
xat diä d^cSgrjY.og jcgoad^ev eXt]Xa/.ievog,
TOP ^ oXocpvQOvxai (.lev ojiaog veot ijde yegovreg,
ccQyaXeioL xe Ttod^wi rtäoa xfxj^de rtöXig'
Tiat xv(.ißog xat Ttaideg ev dvd-QCortOLO agtarj/^nL
30 xat Ttaidcov ncudeg xat yevog e^OTtlaco. 30
ovöi y-oxs xXeog eaXöv aTtoXXvxai, Oüd* 6vof.i avxov^
dXX^ V7T0 yfjg rteg ewv ylvexac dd-dvaxog,
ov XIV dgiaxevovxa (xevovxd xe (xaQvd(xev6v xe
yrjg rceqL y.al nalöwv d-ovQog ^.Agrig oXearji.
35 el de cpvyrjt /^ev x^^a xaviqXeyeog d^aväxoLO, 35
viy.Tqoag d' alxi^ifjg dyXaov evxog eXrji,
Ttdvxeg futv xif.icoaiv 6f.iiög veoi i^de TtaXaioi^
TioXXct de xeQTtva Tta&tov egxexai eig l^tdrjv
yrjQdaxtov doxoiat (.lexartgeTteL, ovde xig avxöv
40 ßXdrcxuv ovd^ aldovg ovxe dizrjg ed^eXei, 40
Ttdvxeg 6" ev d-ioycoLOtv of-iiHg veot oX xe xolx avxov
eiKOva €X x^^QV? '^^ "^^ TtaXoLLoxeqoi.
xavxr]g vvv xig dvrjQ dgexrig eg xeg^ax" iyiiad-at,
Tteigdad-oj S^viuol, (.iri fiexieig TtoXif^orv,
15*
208 A. Fick
viYd^cjvog de XeovTog s'xmv iv airj^eai, d^v^öv.
Tlqiv dQETrjg TtsXdaaL T€Qf.iaaiv rj ^avävov
13
14
B. Jüngere lonier.
1. IdvaT^QsovTog Tr]l(yv (von 540 ab).
Eis '^QTffilV 1
rofvvdv(.iai a\ sXacprjßoke,
^avd^ij Ttai Jiög^ dygiiov
öioTtoiv '.AQTS^a d^rjQwv '
■t] Y.OV vvv STtl ytrjd-dov
5 dlviqiOLV ^Quai-xagdlcüv
(xvÖqiov saxarogätg noXiv
%aiqma ' ov yag dvr]/n€Qavg
7Zoi(.iaLvsig TtoXi^iag.
ßva^, tut dafxdXrjg^'EQwg
■Kai NvfKpai, Y.vav(jüTiideg
TCOQcpvqij x ^A(fqo6i%r]
avjUTraiCovaiv e7tiaTQ€(pt]i ö*
5 viprjXwv X0Qvq>ag oqsiov^
yavvov/iiai ae' ov S' eviuev^g
«A^' i^iniv, X£X(XQiajLi€vrjg d'
evxcüXrjg eTraxoveiv.
KXeoßovXcüt (J' dya^og yevao
10 av(.ißovXog' tÖv efxbv d' tqioz^
w JedwoBy öexsaO^ai.
KXeoßovXov fiiv i'ywy^ sqscü,
KXeoßavXioL d* emf-iaivo^iaiy
KXsoß&uXov de di,oaxe(o
ii Ttai TtaQd^ivLOv ßXinwv,
di^rj/iiai ae, av ^ ov xoeig,
ovx elöoig, oti Ttjg efiiig
ipvxfjg •^vioxeveig.
Eis /llowaov 2
Die sprachform d. altion. u. altatt. lyrik. B. I. Anakreon. 209
5
Meig (lev ötj Iloaidrjiiov
e'aTr]X€v, vecpeXai d' vdsi
X€i(jL(ävBg xaTccyavaiv.
7
. . . ov yccQ rjg ijnol y
daTSjLKprjg
Kdyio d" ovr* av l4f^aXd^€tjg
ßovXolf.irjv xsgag, ovz errj
Ttevti^^ovra tb -Kdiiatov
TaQTtjaaov ßaaiXevaai.
. . . tl Xlrjv rrsTfjL
avQivyiav xotAwre^a
OT^&r] xQeiaäfÄBvog fxvQVJi;
^\)g <J' viprjXä V€V(jDfiivog
.... TtoXXa d* SQißQOfxov
^sovvaov
(yi)% ^EXXtjv ccTtaXrjv xccaiv
^evTilnrewv sttl öiveai
Ovtog drjvte QaXvaioig
tiXXev Tovg y.vavaa7Tidag
2cpaiQr]i Srjvre {.le rcoQ(fVQ^i,
ßdXXiov xQvaoxofirjg ^'Eqwg
vTqvi 7tOLy.iXoa(X(.ißäXtoL
ovfÄTtalteiv TTQoxaXeltai'
Tj o , eOTiv yag an bvktitov
10
11
12 A
12 B
13B
14
210 A. Pick
XevKrj yaQ, y.aTa/x€ii(pstai,
TTQÖg (5' aXXnv rivcc xdönsi.
15
Ov drjvi efXTisdög uja-l^
ovo daroXai TtQoarjvrjg
16
Mvd^ltai de, IVleyiarrj,
SV vijowi, dien: ovo IV
(]Svf^q)6wv) Uqov datv.
17
^HgiotTjOa f.isv Itqiov Xstttov (.u^qov drcouldg,
olvov d^ l^eniov v.d6ov, vvv S* dßQwg eqöaoaav
tpdlXio 7Tr]y,Tida ttjl (filrji xiof^d^cov Ttd'Cd aßgrif.
18
xpdXXco (5' fitxoort (^vdov)
XOQÖrjiaiv fxayddr]v exoiv, co uievuaaTii, ov d rjßäis
19
Wgd^eig ötjvt arrd yievYMÖog
7reTQT]g sg tvoXlov xtJ/ua ytoXvf-ißcj fued-vcov eqioti,.
20
Ti'g 8Qaa(xir]v
ZQSXpag d^V(.ibv sg rjßrjv tsgevcov rjfXiOTtcDV vn avXwv
OQxäxai, ;
21
§avd^rji (J' EvQVTtvXfji (ÄtXei
6 TtSQlCpOQrjTOg i^QTif.l(üV
21 A
ttqIv fiev e'xcDV ßeQ߀(Jiov, y,aXv fifiax^ 8aq)rj/.a)fi€va,
'Kai ^vXivovg dazQaydXovg iv coai, xat xpiXöv rcegl
rtXevQrJLGi (öeg/ii tjel) ßoog,
vrinXvxov iiXvixa. xaz^g doTtiöog, dgronoXiaiv
5 xai^eXoTioQvoiaiv of-uXecöv 6 7tovr]QÖg l^Qxii-iwv,
yiißdr]lov evQioyccov ßiov
TioXXd f.iiv ev öovqI öei^elg av^iva, rcoXXxt § sv tqoxcoi,
TioXXd de vwTOV oyivrivr^i ^daxiyi d-io/xixä^elg, yi6/ur]v
TTwycüvd T rAT£TiXf.ievog.
10 vvv d' eicißatvEL aaTivewv, XQvaea q)OQe(Jöv xaTegfiaza
Ttalg o KvxTjg, xal axiadia^r^v eXeq^avrivr^v cpoqel
avTCjog yvvai^lv . . .
Die sprachform d. altion. u. altatt. lyrik. B. I. Anakreon. 211
22
2i^aXov eldov iv xoqml Tttjxzid^ txovxa AaXrjv
23
'E>t rtotafioiv ^ Ttavegxojiiai navtct cpiqovoa Xa/urtgcc
24
l^varcsTO^iai diy Ttgbg 'OXv/urcov TtreQvyeaai /.ovepaig
dia tov^'Eqiüt' ov yctg sfj.ol Ttalg s&elei avvrjßäv
25
(^'Egtog), tog (x iaiöwv yiveiov
VTtOTtöhov xQvoo(faüviov TVTEQvytov drJTaig
TcaQaTtitBtai,
26
Xeigd % i^ydvioi ßaXäv
27
HXie xalXiXaiiiTreTr]
28
lAoTtida glipag notafxov -KaXXiQÖov rtaQ ox&ag
29
.... syut ö' an avxig <pvyov wWe xoxxf^
30
Tov f.ivQonoi6v ^QOf-irjV ^iqÖtclv d xo/n^oti
31
JaxQvosaadv x iqilXipev alxn^v
32
^Qivoxoei ^ df-icpinoXog (.lehxQOv
olvov, TQiytvad-ov TisXißrjv a'xovoa
33
Ovo' dgyvQst] xa' xor' eXafXTiB n€i&w
36
^IvoTtttd^rj TtatQid' enoipouai
38
l4ar]f.tti)v V718Q SQ^idTiüv (pogeöf-iai.
39
nXeyiTCtg vTtod^v/niöag
rtsql atrid^BOi Xiovlvag e^evxo
ae yag (prj'
TaQyTqXiog sf^ij-ieXeiog
dl,OY,ÜV
40
212 A. Fick
41
'O MeyiOTrjg d' o (piXorpQwv deaa drj fifjveg, STtsl ts
ateqxxvdvrai re Xvyioi xal xqvya. nlvEi ueXirjd^
42
Kad^aQtji 6* £v :teX8ßrji itIvte ze y.al TQÜg dva%üo^o}v
43
JIoXiol f.i8V rifiiv rjöi] TiQOTafpoi yiäqy] te Xsvxov,
XCCQiEOaa ö ovxst ijßf] nccQa^ yrjgaXot 6* oöovreg.
yXvuEQÖv d' ovxETL TCoXXog ßiozov xQOvog XsXeiTtTaL'
dia ravT dvaovaXvXio d^aind TocQTaQOv dsöomiüg.
Idtdtio yccQ SOZI öeivög f^vxog, dgyaX^ d' ig avzov
'Äccd^odog' Kai yag SToliiov xazaßdvzt (.itj ^vaßrjvaL.
^'Egauai (de) zol avvrjßäv yagizövv e'x^ig yäq rjd-og
^EfÄS yag (vioi) Xöywv eivexa Ttaiöeg av cpiXolsv
XdQiSvxa uev yaQ aidio, x«^t€>'rß ö' olöa Xi^ai
^AazQaydXoi d' Eqiazog eialv /navlai zs y.al Y,vdoi(xoi
ÜQog 2/iif()6(rjv 47
MeydXwi örjvze (.i 'Egiog sy.oip€v loazs x^^XyiEvg
/ceXsxsi, x^iusQirji d' eXovaev sv x^Q^^Q'^^
44
45
46
lditiY.UQag ö^ dTtaX^g '/,6f.irjg ai^icofiov avd^og
QQrjiKifjv^ aiovza x^^^^^
llrto (.101 &ctvüv yivoiz • ov ydq av aXXrj
Xvaig iy. ttovcov yivoiz' ovöa/iid zcovde.
u^yuvdig old zs veßqov veo&rjXrj
yaXad^r^vov, oaz* ev vXrji Tuego^aarjg
dftoXsKpi^eig vno jurjzgdg inzo^&r]
^iva^iojQoi TtoXe^ii^ovoi O^lqwqoI
2nisXbv /.oczaßov dvxvXrji dait,wv
48
49
50
51
52
53
Die sprachform d. altion. u. altatt. lyrik. B. I. Anakreon. 213
54
EftL ö o(pQvaiv aekivwv aTe(faviay.ovg
d^e/itevoi ^dXsiav OQTrjV aydywfXBv
JeovvowL
Jbovvgov aavXai BaaaaQideg
Ovo av (ii idasig jtie&vovz oinaö' drtsld^eiv;
0iXr] yciQ €1 ^evoio , moov de /iie dixpBwvta rtiuv
lAno S" e^EiXsTO &sa(.iov /.leyav
Exövaa xi&cöva öcogidCeiv
Kai /ii ETtißiüxov xara yslrovag Ttoii^aetg
ITagd dtjvTe IIvd^6f.i(xvdQ0v
y.aTedvv "EqtoTa cpevycov
0€Q VÖWQ, cp€Q^ olvOV, CO TtOl,
cpiqE 6^ dvd^Ef.idvvTag i^filv
aTstpavovg, svikov, log drj
TtQog "Eqwtu TtvKtaXitio.
ulyE or], (p€Q r]f.uv^ w Ttai,
Hekۧt]v, o^ojg d/nvariv
TtQOTtito, td (.18V dex ev^^g
vdarog, t« rtevte ö' olvov
xvdd-avg, log dvvßQiotl
dvd drjVTS ßaaaaQtjaio
Aye drjvTs, ^jyx^V ovtw
natdyo}i ts xdXaXrjriÖL
2yiv&iyn^v Ttöoiv nciQ^ otvioL
f-ieXeTcof-iEv, dXXd xaXo7g
vrtonivovTeg ev v'f.ivoig
Xd^oviov d' if-iavidv ^yov
56
57
58
59
60
61
62
63
64
214 A. Fick
Tov Eqiotu yciQ tov aßgov
ILieXof.iai ßqvovTa ^irgaLg
TtoXvavd^auoiö' aslöuv
ode yccQ ^€tdv dvvaati]g,
ode xal ßqoTOvg dafxdtu
akXa 7tQ67tLve,
QaÖLVovg, w (fiXe, f.it]Qovg
HSvf.isl€g, xagUcoa xsltdoi
Mväzai örjvre (paXaxQog'L^ke^ig
KaXXl-KOfAOi xovqai Jiog togxrjaavT' sXacpQitig
ÖQOoloTtog jLiev ^L^grjg q)Llel fxsvaix(A.rjv
Ovt€ yoQ ^fÄSXEQBiov ovT€ ^aXov
Nvv 6' oTto /iiiv OTetpavog nöXewg oXmXbv
^GTBqig, ovxE a eyu) (piXaw ovt yirteXXijg
BovXtvai, rj7t8Q07c6g {vig) ^^Iv eivai
eyoi ÖS /higeco
Tiavzag oaoi x&oviavg e'xovai QvOfxavg
"Kai xct^^^tovg' /Lieudi^r]x.ä a\ co Msyiaz^,
zwv aßay.LCo[Äevojv
IlwXa QQYjiAirj, %l örj fie Xo^ov ofu/naaiv ßXinovaa
vt^Xecüg q)£vyeig, doxeig öe (x ovdev eidivat aocpov;
65
66
67
68
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70
71
72
72 B
73
74
75
la^i TOI, y.dXwg fiiv av toi tov x^^^^ov EfißdXoi^i,
rjviag d' «/wv aTQsq)Oi^ii g df.t(pi TSQ/naza ÖQÖf.iov.
vvv de XsifAÜvdg ts ßoaxrji Y.ovq)d ts GxiQTtoaa 7caiCeig,
de^iöv yccQ iTtTtooÜQiqv ovy. eyßig E7t£f.ißdTrjy.
Die sprachtorm d. altion. u. altatt. lyrik. B. I. Anakreon. 215
76
KXv&l [ISO yeQovTog eved-eige XQ^oorceTtXs xovqtj
11
Evte fxoi Xsvyial /.leXalvr^ia dvaf.ie^il^ovTai tgl^sg
78
(^Ev) ^leXajucpvXXiüL ddq)vrji yiXoiqfji t' eXairjc TavTaXiCeL
79
Kolfxiaov 6i, Zev^ o6Xoiy.ov g)d^dvyov
80
80 A
81
82
83
^id Ö€Qi]v €xoi//£ jLiioarjv
Kaödi XcüTvog eaxiO&tj
ai de /nso g>Qiv€g
«xxfixwqp^rat.
'Eyco d' e'xcov aytvTtcpov ^Eq^icovi
Twc uievy.oX6(f(n} f^eQvdv e^sTtivov
^'^^ipdvovg d' dvrjQ rgeig syiaatog uxev
Tovg fxiv Qodivavg, xov de NavTiQariTrjv
^Eaze ^evoLöi fieiXixoia eotyiozeg
atiyrjg xe /.lovvov %al nvqbg y.sxQVjf.ievoLg
ndXat 'A.OX Tjoav dXmuot MiXijoioi
Kai ^dXa/Liog, ev xül xüvog ov-/, eyrjf.iev, dXX^ eyi^juaro
84
85
86
87
Kvi^rj Tig ijörj y.ai Ttervuga yivofxaL
arjv did fnagyoavvrjv.
88
Kov (.wkXov ev ^vqtjioi di^rjioiv ßaXcov
ijavxog xazevdet
89
EgecS xe öi]vx€ xovx egew
y.al (.laivofxat v.ov ixaivof4.ai
90
Mrj^ lüOXB xv/iia tcovxiov
XdXaCe^ xrJL 7toXv}iQdxr]i
216 A. Fiele
avv raoTQodiüQTji xara/Jdiyv
Ttivovoa rrjv srtiaTiov.
zfiä dt] vre KagiyiovQytog
oxdvoio x^Q^ tid^tf-ievai
O (xev d-eXiüv fudxea^ai,,
TtageOTi yccQ, (.laxsoi^^io
TtoXXolaL ydg fniXsig
91
92
93
"EXtytltt 94
95
96
97
98
99
Ov q)iXeio, og yiQrjTrJQi jidqa tcXuol olvonoT(xtfov
vEiY-sa ytal uoXejLiov öa^iQvoevra Xeyet,,
aXX og Tig Movaeiov te xat dyXad öwq L^cpgoöiTrjg
av(.i(iiayiov i.Qarrjg fivijiayieTaL €V(pQoovvfjg.
Ovdi Ti TOL TtQog d^vfxov^ ofxwg ys fiivo) ff döodatiog
Ovxeri QQr]iKlrjg (rtojXov) s7tiaTQ€q)0fiaL
OtvoTtOTt^g di 7t€7roir]/nai,
cpQOvxida firj ^azex^v
^vyßv d' ^lyeideo) QrjOEog sotI Xvgrj
^En lyQttfXfia 100
^ßötjQUiv TTQO ^avovTa TOP alvoßlrjV ^^yäd^wva
Ttaa STtl TtvQTiaiijg ijd' eßorjoe 7c6Xtg'
ov Tiva yccQ zoiövde vicov 6 cpiXalf-tazog ^-Aqrig
rjvaQiaev aTvyegrjg iv aTQoq)dXivyi ^idxrjg.
II. Seivo(fdv£og KoXorputviov y.al ^EXf-dieio (dichtete
etwa von 540 an).
'EXtyiTtt 1
Nvv ydq drj ^artedov yia&agov x«e X^Q^^ drtdvtiov
y.al -KvXi^eg' nXe^-Tcivg 6* d^Kpitli^u aiecpdvovg,
aXXog S' evioöeg (.ivqov ev q>idXr]i Tvagayctvet,
•/.QrjTriQ d' 1'atrjY.tv fjearog sv(pQoavvrjg-
Die sprachtbrm d. alfcion. u. altatt. lyrik. B. II. Xenophanes. 217
5 aXXog d' otvog iTo7f.iog, og ov xori cpriOi 7CQodt6auv,
(.leiXiXog ev y.eQdi^ioLo\ avi^eog oCofievog'
ev de i-iiaüLa dyvr)v 6af.irjV XißavwTog i'rjatv,
ipvxQOv (J' ioTiv vöcoQ 'Kai yXvxv Tial xaif^aQOV
Ttagyieivrai d' ccqtoi ^avi^oi ysQaqrj xe TQanetct
10 TVQciv xal uiXiiog niovog d%d^O(xevri •
ßwjiiog d dv&eoiv dv zo (.Uoov ndvxrji TtaTtv-Kaaxai,
fioXrrrj (J' d(.i(fig e'xsi öiofiaza y.al &aXirj.
XQfj Ö€ rcgdjTOv /uiv &€Öv v(.iväv evq)QOvag avögag
£vq>rjinoig [.ivd^oig Tial xad^agolai, Xöyoig,
15 GTteioavTag ds nal €v§ai.isvavg tcc öi^iaia dvvaad-ai
TTQtjoGuv — xavta yag cov iarv TtQOxtiQOteQOv
ovA vßqig — TtivEiv oyioaov xev e'xcDV aTriKOLO
oXy-ad^ avsv 7tQort6Xov, j.iri Tcdvv yrjQaXiog'
dvÖQWv d' aivüv tovtov, dg ioXa nuov dvacpalvei,
20 cog rjt (.ivr^fidawr], v.ai tov, og df-icp' dQETrjg,
ov Ti fiidxctg öiirvet Tmqvwv ovös FiyarTOjv,
ovde TS KsvTavQwv, nXdo(.i(XTa xmv TtQOTSQcov^
t] OTaaiag ocpsöavdg' töio' ovösv xq^otov I'vsotiv
d^acov de TtQOf-irjd^elrjv aiiv e'xuv dyad-^v.
2
l/iXX' el f.isv TaxvTYJXL vtoöiov vUr^v tig ocqüito,
rj Tievza&Xevwv, tvi^a zfiog xäi-ievog
Trag JJlaao gorjia ev ^0Xvy.7VLrii, ii xe naXalcov,
rj xal 7tv'/.xoavvr]v dXytvöeoaav s'xcov,
ö fil' TS xö öeivbv aed^Xov, o 7ravagdxiov xaXiovaiVy
daxöiöLV x' ut] Kvögoxegog Ttgoaogäv,
'/.ai X£ 7cgo£Ögir]v q)av€grjv iv dywoiv agoixo,
xat yisv alt' el'r] örjuoalwv xxedvwv
EY. TiöXeoyg y.ai ÖuJgov, o o\ xet/ii^Xiov eirj'
10 EL xe xal iTTTtoiaiv, xavxa x oniavza Xdxoi,
ovK Eiüv (i^iog, ojOTtEg iyoj' gcojiirjg ydg dinEivcüv
dvögüv i^S' Xtiikov rjf.iexEgr] aocpir].
dXX! slzf] f.idXa xovxo rof-ä^Exac' ovöi öUaiov
jtgoY.givuv gojfir]v xfjg dya&fjg ao(pitjg,
15 ovxe ydg eI Tivuxrjg dya&og Xrjoloi jUEXsir],
ovr eI TtEVxaö^Xäv, ovve TtaXaiai.ioavvr}V,
ovde fiiv eI xaxvifjxi jiodwv, xö rtig iaxL Ttgoxi^ov
gcofxrig ooa dvögiov egy' iv dydvi tvsXei,
%ovvE¥.Ev dv dt) fiüXXov EV Evvo(A.irji TtöXig E\rj,
218 A. Fick
20 a^iTiQOv 6 dv n TCoXei xoiQ(.ia yivoix^ hil tiöl,
et Tig ded-Xevtüv vixiot Iliaao nag ox^ccg'
ov yccQ Ttiaivei ravta {.iv^ohg TTolswg.
3
*AßQoavvag di ^la&övrsg dvcocpslsag rcagd yivdwv,
ocpga TVQavvirjg rjaav dvsv avvyeQ^g,
rjiaav eig ayogtjv TtavaXovgysa qxxge k'xovreg^
ov (.leiovg looTtEg x^Xiol eig srtiTrav
5 avxccleoi, xaiir^LOiv dyalXöuevoi Tavafjioiv,
aaKr]TÖla 6öf.irjv xg^if^ccot^ devö/nsvoi.
4
Ovöe ■KBv iv xvXiyii Ttgörsgov xsgdaeie rig oivov
Ivxrjg, aAA' vdwg i^ai xaTv/tegd^e (xsd^v.
5
Jlifxxpag ydg xcolfjv sglcpov, oxsXog fjgao rtlov
ravgov Xagivdv, Tif.iLOv dvögl Xaxsiv,
Tov xXsog 'EXldöa Ttaaav arcEi^ETai ovo* aTtoX^^si,
eax av doiddwv rji yevog 'EXXadixswv.
6
Nvv avT aXXov snu^i Xöyov, dei^o) de TisXevd-ov
Kai KOTS fxiv aTvq)eXitoiiisvov oy.vXaxog Tragiovxa
q)aolv irtoiXTigai, y.al rode q)dod^ai STtog'
TtavouL f^Tjöe gduiV, inel rj (piXov dvigog iariv
yjvx^, TTjV syvwv (p&£v^ainsvr]g auov.
7
Hdiq ö' STtvd % mai xal s^^x.ovt' sviavTol
ßXrjötgiCpvTBg siiirjv q)govTid' dv ^EXXdöa y^v
«X yevexr^g di rot' rjaav ieUoai Ttivre re Ttgog xolg,
EiTteg iydt rcegi xcSvö' olöa Xiyuv ixvficog.
. 8
^Avdgbg yrjgivTog ttoXXov dcpavgoTsgog
III. 0ü)7cvXldeio MiXrjöiov (etwa 530).
^EXeytta 1
Kai Tode OojuvXidea)' ^egioi ytaxor ovy. o f.iiv, og ^ ov'
ndvteg, nXrjv Hgo'/Xiog' xal de JlgoxX^g ytsgtog.
"Enr) 3
Kai Tods WioxvXiöeo)' xsTogoiv ano twvö' syevovro
Die sprachform d. altion. u. altatt. lyrik. B. III. Phokylides. 219
<pvla yvvaiv.f.uov rj ftiv y.vv6g, rj di /ueliaarjg,
t] öi acog ßXoaiQfjg, ij d' l'n-rrav xatrrjiaorjg'
tvcpoQog ijöe, taxela, TrsQiÖQn/iiog, eldog dgiaTTj-
5 i] di ovog ßXnavQfjg, nvr av -/.axi] ovdi juev saX^'
rj öf. xvvog, yaXt/rrj re xal ayqiog' Tq de nsXiaarjg
olyrnvo/iiog t ayad-rj xal ffiiaraTai SQyäteod^af
rjg ev%eo, cpik' stoiqs, Xa^äv yd/nav iueQÖevvog.
4
Kai tööe OcüAvXiöeco' xl ttXsov, ysvog evysvsg eivai^
ola ovT SV /iiv&oia eTtetUi xägig ovt* evl ßovXrji;
5
Kai Toöe OwxvXiöeco' noXig kv axoTiiXcot xard noajuov
olxeoivaa afiiKQrj ngiaacov Nlvov dcpQatvovarfi.
6
Kai TOÖE 0a}'KvXiösio ■ xqtq toi tov haiQOv haiQtOL
(pQOVTiCuv, aoa av jisQLyovyvtioai TioXlTat,
7
XQrjiZ,(jiiv TtXovTOv fX£X6Tr]v e'xs Ttiovog dygciv'
dygbv ydq t€ Xiyovaiv l^fiaX&sir]g xsQag uvat.
8
NvxTog ßovXeveiv, vvxTog de TOt, o^vTegr] (pQijv
dvÖQaaiv '^avxiTj d' aQeTijv diCtjfievcüi eaXrj.
TIoXXoL TOL doxeovoi aaocpQoveg e/j^fisvai dvdgEg,
ahv Y-OGficüi avelxovTsg, eXa(pQ6vooi tvsq eovrsg.
Jiteoi^ai ßiOTijv, dgerr^v d', OTav rji, ßiog rjdrj.
Xgrj d^ SV aviiTtoaicoi xt'A/xwv 7t€Qiviaaof.i€vdwv
r^dea xioTiXXovTa y.ad^rjf.iEvov oivoTioTdueiv.
HoXXd /^leaoiaiv dgiava' (.liaog d^eXio ev tcoXei eivat.
Ilald^ eT eovxa XQ^^^ (Tiva) yiaXd didaa'Ä,e(.iev egya
IIoXX' dTtaTTjd^rjvai diCrifXEVov ef-i^Evai eaXov
^.AXX' aga dai(.toveg uolv Ire dvdqäaiv dXXoTE aXXot,
Ol liiev errEQXOuf'vav yiazcw dveqag ey.Xvaaad^ai
9
10
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15
220 A. Fick
16
(Kai Toöe OioxvXidecü)' XQrjavrjg yiaxov eu^ievai dvögög
ipevyeiv, /n^ ae y dviijar]i Ttagd y.aiqbv dTiaiTetov.
17
^Ev de diytaioavvrji avll^ßörjv rcaa dQStrj ^aviv.
IV. L4vavito (jedenfalls jünger als Hipponax).
XcuXiccfißoi 1
^'AnokXov^ og xof /tfjXov rj Ilvd^cöv e'xsig,
rj Nd^ov rj MiXtjtov rj d^eirjV KXdgov
t'xeo Tiar' Iqvjv rj ^ycvd^ag drcai^eai
2
Xqvoov Xiyu Tlv^egfiog wg ovdev TcilXa
3
EY tig xazuQ^aL xqvoov ev döf^oig ttovXvv
"Kai av'Aa ßaid '/.al öv rj XQÜg dvi^qcoTcovg,
yvoit] '/ ooioL ra ama tov xqvoov KQeaaio.
4
xa/ ae noXKov dvd^Qio/ciov
syd) q)iXeio /.idXiava, val (xd tt^v y.Qdf.ißrjv
TergdfifTQU 5
Hqi f.iiv XQOf.iiog agiOTog, dvd^ir^g de x^^A'^n'
Twv (d^egu) xaXwv ö' (XQiaTov 'KcoQig Ijc ovurjg cpvklcw'
^öv (J' eod^ieiv xificciQ^/S (pd^ivo/tcogiafiiöi xQeiag'
deX(payiog ö\ oxav TgarteßGL zal TtarediGiv, ead^iuv
5 xot xvvwv avTYj tot' aqrj aal laywv xdlcoytrixcov.
olog avT, ocav d^egog t r]i %rixeTcti ßaßQd^coaiv.
ELta ^ iarlv «x d^aXdoarig d^vvtog ov xaxbv ßQ(Jöf.ia,
aXXd Ttdoiv Ix^veooLV s/iiTtQSTirjg sv fitoatoTcoi.
ßovg de niavdug, dov.ew (.lev, xat /^isaecov vvktojv 'qdvg
10 }i^(.ieQrjg
V. 2i-/.iiovidew Keiov.
^Eksytia 81
Ei d* aqa vifi^oai^ x^vyareQ zltog, bg tig aqiatog,
d'^iog ^yii^rivaiiüv i^eziXeoas (.wvog.
82
Mrjdev di.ittqteiv eoil ^edv xa^ ndvra ^aioqOovv.
Die sprachform d. altion. u. altatt. lyrik. B, V. Simonides. 22t
84
Miaooi d 0% T ^EcpvQTiv rcoXvTtida^a vautdovreg,
rcavTOiTig aQExrj^ XÖQLsg Iv noXsfxiOi.
0% TS Ttoliv rlavKOio, Koqivd^iov aovv, vifiovTeg
dl Ttt/nir^v aviiöv (.tdQTvv ed^evzo Ttovcov
5 XQ^odi' TijurjjEVTog iv ai&aQf y.al aq>iv ds^et 5
avTtüv T svQsiav yiX^iöova xal Ttaxiqüjv '
^eivodoKiov yccQ dgiavog 6 x^uffog ev al&€Qi Id/HTtiov.
85
Ovdev iv dv&QWTTOiai (.livei XQij^i tfXTtedov alei'
ev de tö yidXliarov Xiog eeiTtev dvrjQ'
o%7i Tteq cpvXXcüv yeveri, rolri de xat dvdQwv
TtavQOL f-f^v d^vjiTiöv ö'vaaL öe^df-tevoi
5 areQVOia ivy.aze&svTO' TidoeoTi ydq iXrtig eyidavtoL, 5
dvÖQCÖv 71 xe vecüv or^&eaiv i^icpvexai.
d-vriTCüv d' 6<pQa rig dvd^og exrit TtoXviqQaTOv rjßjig
•Kovcpov e'xcüv d^vf-iov noXl^ dxeXeGxa. voel'
ovre yccQ iXTvlö" e'xei yrjQaae/.tEV ovxe d^avuad-ai,,
10 ov^ vyirjg ozav ^i, g)Q0VTid' e'xet naficcTav. 10
viJTtioi, otg ravTTiL nelxaL voog^ ovöe XoaoLV
wg XQÖvog ead^ ^ß^ig ^f-cel ßiöxoL oXlyog
&v7iToid' ' dXXd. av ravza (.lad^tov ßiöxov tcotI xeQfxa
ipvxiii x(öv dyad^wv rXi^d-L ;fa^fCo7<fiJ'Og.
olvov dfxvvToga övocpqoovvdwv
Zsvg TtdvTcov avrdg (pdQfxaxa f.ioivvog e'xei.
Hv aq ertog roo aXriiteg, ot ov fiovov voaxog aiaav,
dXXd TL Kai x^^^U^ olvog e'xeiv id^eXei'
ov yaQ drtößXrjTOv Jiovvoiov ovöe yiyagTOv.
Ä. Fick.
(Schluss folgt.)
86
87
88
Beiträge z. künde d. indg. sprachen. XHI. Iß
222 A. Müller
Zu den märchen der tausend und einen nacht.
Ein Sendschreiben an laerrn M. J. d e G o ej e in Leiden von
A. Müller in Königsberg.
Hochverehrter herr!
Eine äussere veranlassung ist der grund gewesen, dass ich
zu Ihrem aufsatze „De arabische nachtvertellingen" im „Gids"
vom September 1886, welchen mir zu senden Sie die gute hatten,
und zu dem ebenfalls von Ihnen mir nachgewiesenen Essay
eines ungenannten, aber vortrefflichen kenners in der Edinburgh
review (no. 335, july 1886) auch die übrige litteratur über die
1001 nacht verglichen habe — soweit mir diese hier zu geböte
steht. Leider ist die hiesige bibliothek (nicht durch ihres
bibliothekars schuld, sondern vermöge der schlimmen Unzu-
länglichkeit ihrer mittel) für dieses wie für nur zu viele gebiete
höchst lückenhaft: weder Galland, sei es in Caussin's, sei es
in einem anderen druck, noch Hammer-Zinserling, noch Scott,
Macnaghten, ja nicht einmal Weil's zweite ausgäbe (1872)
stehen zu meiner Verfügung, und ein buch wie Russell's
Natural history of Aleppo glänzt in unseren bücherschätzen
ebenfalls durch abwesenheit. Einen gewissen ersatz boten
mir, als ich mich über einige der vielen fragen, die bei jeder
beschäftigung mit der 1001 nacht auf schritt und tritt auf-
tauchen, zu unterrichten versuchte, die 15 bändchen der Bres-
lauer Übersetzung von 1825, welche in den „Vorberichten" zu
I. X. XL XII. XIII das in den vorreden von Galland, Caussin,
Scott und Hammer steckende material nebst einigen anderen
notizen, wenn auch in ziemlicher, Unordnung, darbieten; daneben
die unendlich langathmige, mit einer fülle überflüssiger gelehr-
samkeit überladene, doch im einzelnen manches gute enthal-
tende abhandlung A. Th. Hartmann's^) „Tausend und eine
nacht und ihre bearbeitungen , historisch -kritisch beleuchtet",
in der Zeitschrift „Hermes, oder kritisches Jahrbuch der literätur"
bd. XXX (Leipzig 1828), s. 157—199; XXXHI (1829), 75—
124; 309-332; XXXIV (1830), 260—287, auf welche ich durch
*) Der name des Verfassers ist verschwiegen, ergibt sich aber aus
den solbstcitateu XXX, s. 180. 183.
Sendschreiben. 223
M. J. Müller's citat (Bay. sitzungsb. 1863, II, 40) aufmerksam
geworden bin: trotzdem bin ich mir der gefahr des mi3erfolges
durchaus bewusst, wenn ich es im folgenden unternehme, Ihnen
ein paar gesichtspuncte vorzutragen, welche mir die betrach-
tung des Stoffes nahegelegt hat, und bitte von vorn herein um
nachsieht, wenn ich aus unkenntniss sündigen sollte.
Vorab gestatten Sie mir einen bewundernden glückwunsch
zu dem glänzenden nachweise der identität von Scheherazade
und Esther, den nicht allein Kuenen (Histor.-crit. onderzoek,
2. druk, I ult., wie ich von Ihnen erfahre) als völlig gelungen
betrachten wird. Völlig gelungen auch , wenn man den vor-
behält macht, dass im Fihrist (304, 11), wie im hebräischen
texte des b. Esther c. 2, wenn ich recht sehe, nicht grade
gesagt ist, dass die regelmässige tödtung der dem könige zuge-
führten mädchen, bezw. ihre Verweisung in das frauenhaus und
die Zuführung anderer Jungfrauen „elken dag" (s. 4 Ihrer
abband lung) geschehen sei; ich glaube, die textworte können
so verstanden werden, müssen aber nicht mit notwendigkeit
mehr bedeuten, als dass jedesmal, wenn der könig eine Jungfrau
wünschte (und sofern er, nach dem b. Esther, nicht ausdrück-
lich eine der ihm schon bekannt gewordenen verlangte) , eine
neue gebracht wurde. Indes ist das unwesentlich. — Besondere
folgerungen übrigens werden sich auch aus der thatsache nicht
ziehen lassen, dass heute noch im judenquartier von Hamadan
das grab Esthers gezeigt und von den persischen Juden in
hohen ehren gehalten wird^); eher dürfte es als ein beleg für
sonstige berührungen des persischen Judentums mit der national-
persischen tradition in's gewicht fallen, dass der l^/stxap oder
^uiiLcx^aq des buches Tobit (1, 21; 14, 10) neben sich einen
feind hat, dessen name zwar im gewöhnlichen texte, vielleicht ^)
unter dem einflusse der Esther-geschichte , Idfxav lautet, der
aber in anderen recensionen Naßag, Naßaö oder Nadaß heisst
— denn dieses wort erinnert stark an Nadan, den undankbaren
neffen des weisen HeiJ^ar, der ja nichts ist als eben der wie
Salomo , Daniel u. s. w. in die arabische erzählungslitteratur ^)
^) Polak, Persien, I, 26.
*) Vgl. Fritz 8 che (Kurzgefasstes exegetisches handbuch zu den
apokryphen des A. T. von 0. F. Fritzsche u. C. L. W. Grimm. II. Lief.
Leipzig 1853) zu Tobit 14, 10.
•) Wenn auch nicht in der 1001 nacht selbst, in deren eignen hss.
16*
224 A. Müller
übergegangene Achiachar; dass aber Nadan, wie Heikar's
undankbarer neffe schon in der syrischen version seiner ge-
schichte heisst i) , persisch ist , versteht sich von selbst.
"Was die überlieferten Zeugnisse für das persische buch Aifi
iüL^Jl betrifft, so ist mir eine bemerkung sehr auffällig gewesen,
die ich in der Breslau er Übersetzung (bd. I, vorbericht, s. XX,
note zu XIX; bd, XIII, vorb., s. XXXI) und bei Hartmann
(Hermes XXXIII, s. 77) fand, und nach welcher ein buch
namens Hezar efsane von einem hofdichter Machmud's von
Gazna, namens Rasti verfasst (versificiert?) worden sei: dies
berichte Firdusi in der vorrede zum Schahnameh. Nachdem
ich mir die überflüssige mühe genommen, die letztere in Vullers'
ausgäbe und Mohl's Übersetzung mit dem erwarteten negativen
erfolge durchzusehen, kam ich endlich durch Hartmann's
citat s. 76 note * auf die oder eine quelle der sache, nämlich
die notiz v. Hammer's in den „Jahrbüchern der literatur"
bd. VI, Wien 1819, wo es s. 237 (anm. zu 236) heisst: „Nach
„dem Vorredner des Schahname (s. notice sur le Schahname
„de Ferdoussi et traduction de plusieurs pieces relatives ä ce
„poeme, ouvrage posthume de Mr. de Wallenhourg. Vienne
„1810 p. 52) war der persische dichter Rasti, welcher am
„hofe Sultan Mahmuds des Gafnewiden lebte, der Verfasser
„der tausend mährchen (Hesar Efssane)". Es werden also die
Breslauer und Hartmann (obwohl dieser s. 77 anm. ein
originalcitat aus Wallenburg hat) Vorredner und Vorrede
verwechselt haben ^) , und von einem zeugnis Firdusi's selbst
kann nicht die rede sein; die stelle wird in einer der pieces
relatives ä ce poeme vorkommen, da mir aber das buch Wal-
lenburg's nicht zugänglich ist, kann ich der sache nicht weiter
nachgehen.
es jedenfalls bis jetzt nicht nachgewiesen ist: ich erwähne das, weil z. b.
auch Cornill in seiner verdienstlichen schrift über die ,, weisen phi-
losophen" (vgl. Ztschr. der d. m. g. XXXI, 506) s. 19 die geschichte
Heikar's als ,, eines der berühmtesten märchen der 1001 nacht" bezeichnet,
und Benfey Orient und occident II, 159 an dieselbe Zugehörigkeit sogar
weitergehende Schlüsse knüpft.
*) Vgl. G. Hoffmann, Auszüge aus syr. akten pers. märtyrer (Bei-
träge f. d. künde des Morgenl. VII, 3), s. 182.
^) Denn dass zu den bekannten eigentümlichkeiten von Hammer's
deutsch etwa auch gehöre, dass er „Vorredner" für ,, vorrede" sage, ist
doch kaum anzunehmen, wenngleich nicht von vorn herein unmöglich.
Sendschreiben. 225
Ich komme nun zu der hauptsache, zu der vielbesprochenen
frage über die entstehung und Überlieferung der 1001 nacht.
Es versteht sich von selbst, dass ich hier nicht beabsichtige,
diese frage unter heranziehung aller einzelheiten und mit
berücksichtigung aller von den verschiedensten selten herbei-
gezogenen beweisgründe ausführlich zu erörtern; ich möchte
nur den augenblicklichen stand derselben mir vergegenwärtigen
und im anschluss daran mir klar werden, in wieweit sie bereits
gelöst ist, ob man etwa über das bisher ermittelte hinausgehen
kann, und welcher mittel man sich dazu bedienen müsste.
Fest steht bekanntlich folgendes:
1) Um die mitte des 10. Jahrhunderts (Mas'üdi IV, 90 i);
Fihrist 304) gab es in Bagdad ein vielleicht schon viel früher
aus dem Persischen übersetztes buch „Die tausend novellen",
das im munde der leute [es war also im volke beliebt] ge-
wöhnlich „Die tausend [oder tausend und ein ^J] nachte" hiess.
Dasselbe enthielt in 1000 nachten etwas weniger als 200 er-
zählungen, eingekleidet in eine rahmenerzählung vom könig,
der Scheherazade und ihrer kammerfrau Dinarzade, die sowohl
in bezug auf den anfang als in bezug auf die lösung in der
1000. (oder 1001.) nacht mit der rahmenerzählung der in
unsern modernen handschriften den titel xLJ^ äJlJ v>,äJi tra-
genden Sammlungen in allen hauptpunkten übereinstimmt.
2) Ungefähr um dieselbe zeit (möglicherweise etwas, aber
kaum viel früher) verfasste, wahrscheinlich ebenfalls zu Bagdad,
*) Hammer hat Mas'üdi's bekannte stelle, wie er zu anfang seines
artikels Journ. as. X, 253 andeutet, lange vor niederschrift des letzteren
entdeckt gehabt. Er theilte sie zuerst de Sacy in dem briefe vom j. 1805
aus Constantinopel mit, welchen Caussin in der vorrede zu seiner ausgäbe
Galland's erwähnt, ohne indes [wenn anders seine vorrede in der Breslauer
übers. XIII, vorb. s. VI richtig wiedergegeben ist] Mas'üdi's notiz zu
berücksichtigen. Nachher soll diese von La n gl es in der einleitung seiner
Sindbad-ausgabe veröffentlicht worden sein (Bresl. übers. I, vorb. s. XIX),
ohne nennung vonHammer's namen, so dass es zweifelhaft bleibt, ob Langles
sie nicht ebenfalls selbständig gefunden hat. Jedenfalls ist ihm nachher
dies verdienst mehrfach zugeschrieben worden , wogegen Hammer in
den Wiener Jahrbüchern a. a. o. s. 236 anm. reklamiert.
^) Zu Fleischer's note über den gebrauch von 1001 (Gloss. Hab. 4)
können die von Hartmann (Hermes XXX, 192) weiter angeführten bei-
spiele (die dort erwähnte Wiener hs. ist Flügel I, 362 no. 387) zuge-
zogen werden.
226 A. Müller
nach Fihrist 304, 20 Abu Abdallah Mohammed el-G'ahsijäri
„ein buch, für das er 1000 erzählungen aus den erzählungen
„der Araber und Perser und Griechen auswählte, jedes stück
„für sich, ohne Zusammenhang mit dem anderen; und er hatte
„[dazu] geschichtenerzähler 1) kommen lassen, von denen er
„das beste von dem, was sie wussten und konnten, entlehnte;
„auch wählte er von [oder aus] den erzählungs- und geschichts-
„büchern, was ihm gut gefiel und brauchbar war 2); so bekam
„er aus diesem [materiale] 480 nachte zusammen, jede nacht
„eine vollständige, fünfzig blätter oder weniger oder mehr um-
„fassende geschichte; dann ereilte ihn der tod vor der aus-
„führung der von ihm gehegten absieht, tausend geschichten
„voll zu machen; und ich habe davon eine anzahl bände
„gesehen, von der band des Abu't-0 aijib, des bruders Schafi'i's
„[geschrieben]",
3) Derselbe Verfasser bezeugt für seine zeit das Vorhan-
densein einer ausgedehnten erzählungslitteratur aus indischen,
persischen, byeantinischen und arabischen quellen. Unter den
betreffenden werken nennt er ausser vielen andern das buch
Sindbad, das buch Schimäs, Kalila und Dimna, das buch
von Schehrtzäd und Parwez (305, 10); ferner darstellungen
der abenteuer berühmter liebespaare aus der arabischen heiden-
zeit und dem Islam, und als besondere specialitäten (308, 3)
geschichten von liebeshändeln zwischen menschen und dschinnen
und (308, 14) erzählungen über „wunder des meeres u. dergl."
4) Ueber die ganze, hier unter 1 — 3 bezeichnete litteratur
heisst es am ende des betreffenden abschnittes (308, 9; in
308, 14 haben wir einen nachtrag zu sehen): „Es sagt Mo-
„hammed Ihn Ishak [der Verfasser des Fihrist]: Es waren die
„geschichten und erzählungen gesucht und begehrt in den tagen
„der Abbasidenchalifen, besonders aber in den tagen des Mok-
„tadir; daher machten sich dann die Schreiber 3) an das ver-
*) So übersetze ich ohne bedenken QjvoL*fci?, wenn es auch zunächst
nur conversation machende abendgäste bedeutet; ob es ge-
werbsmässige erzähler waren, ist für mich ohne belang, wenngleich
ich es nach dem Wortlaute des folgenden als wahrscheinlich betrachte.
*) Ich glaube das ^Uolj qI^^ mit dem U vorher zusammen nehmen
zu müssen; sonnst könnte man auch übersetzen: ,,Nun war er ein tüch-
tiger [mann] und so . ."
') oy^JT \«Ä-*,o kann meiner ansieht nach nur den sinn haben:
Sendschreiben. 227
„fassen von gefälschtem zeug; und zu denen, welche derartiges
„zusammenstoppelten, gehörten "
5) Ibn Sa'id's citat (bei Makrizi, Chitat II, 181) bezeugt,
dass es vor 650 (1250) in Aegypten ein buch mit namen „Die
1001 nacht" gab, das einen romanhaften inhalt hatte.
6) Abu'l-Mahäsin erwähnt (vor 875 = 1470) den jetzt in
der 1001 nacht eine rolle spielenden Ahmed ed-Denef in einer
weise, die auf kenntnis der betreffenden partie des uns vor-
liegenden buches der 1001 nacht zu deuten scheint.
7) Das uns in verschiedenen recensionen vorliegende werk,
welches in den handschriften als 1001 nacht bezeichnet wird,
hat ausser dem titel mit dem unter 1) genannten die rahmen-
erzählung gemein.
Aus diesen thatsachen ergibt sich der unabweisbare schluss,
dass ein direkter Zusammenhang zwischen unserer 1001 nacht
und den xiLvi! J\-J> besteht; es fragt sich nur, wie man sich
denselben vorzustellen hat. Hammer war bekanntlich der
ansieht, und Burton i) folgt ihm heute noch in derselben,
dass die ».jLmoI S^ nach ihrer Übertragung in's Arabische in
der art weiter überliefert worden seien , dass allmählich die
meisten der persischen geschichten durch solche arabischen
Ursprunges verdrängt und auch die noch gebliebenen im stil
wie im kostüm der handelnden personen so weit verändert
wurden, dass sie von jenen sich nicht mehr unterscheiden.
Dagegen hat, nach deSacy, insbesondere La ne geltend gemacht,
dass die durchaus arabische färbung, welche das in ton und
auffassung vollkommen einheitliche ganze trage, die Voraus-
setzung ausschliesse, es sei von einem nichtaraber aufgezeichnet;
und zwar könne dies, wie aus allen eine chronologische fixie-
rung gestattenden oder fordernden daten hervorgehe, nicht
früher als kurz vor ende der mamlukenherrschaft in Aegypten
Die [ungelehrten, gewerbsmässig mit bücherabschreiben sich beschäfti-
genden] copisten machten sich an das [ihnen gar nicht zukommende]
geschäft, die bücherverfasser zu spielen. Es ist damit etwa gemeint, was
wir heute ausdrücken würden: ,,die buchhändler thaten sich als schrift-
steiler auf".
^) Da mir Burtons Übersetzung unzugänglich ist, habe ich seine
ansieht nur aus dem kurzen referat in der Academy (no. 767, jan. 15,
1887, p. 43) kennen zu lernen vermocht.
228 A. Müller
geschehen sein, ja vielleicht müsse man dafür bis in die zeit
gleich nach der osmanischen eroberung herabgehen — dieser
endtermin ist ja durch die datierung von Galland's hs. auf
955 (1548) gesichert. Einen Zusammenhang mit den iüL«ol ^^
weist Lane nicht geradezu ab; aber er macht geltend, dass
alle bekannten vollständigen hss. in so weit mit einander über-
einstimmen, dass es nöthig sei, sie als Vertreter eines und des-
selben grundwerkes anzusehen, dessen niederschrift um die
gedachte zeit aus jenen daten sich ergebe. Lane will (III, 739)
die möglichkeit nicht leugnen, dass eine der vielleicht mehrfach
zu stände gekommenen nachahmungen der «JL^-s! j\^ als „im-
mediate model, and in some degree as the groundwork'' der
1001 nacht gedient habe, aber er kann sich nicht vorstellen
„that the latter work is merely the last of several editions of
the former, augmented in successive ages".
Da Hammer in seiner weise sich auf autoritatives hin-
werfen seiner ansieht beschränkt, Lane die seinige mit grosser
umsieht, unter verwerthung aller möglichen einzelheiten , mit
ruhiger Sicherheit aus jeder thatsache genau das, und eben
nur das, was sie bedeutet, ableitend begründet hat, so ist es
kein wunder, dass seine ablehnung eines Versuches, über das
unmittelbar erreichbare hinauszugehen, fast durchweg beifall
gefunden hat, auch bei Ihnen, und selbst bei dem Edinburgher
essayisten, der sonst geneigt ist, den Ursprung wenigstens der
Stoffe ziemlich weit hinaufzurücken. Nur darin weichen Sie
beide von Lane ab, dass Sie die herstellung des unseren hand-
schriften zu gründe liegenden ganzen nicht bis in die zeit der
osmanischen eroberung Aegyptens hinabrücken, sondern etwas
früher ansetzen wollen : Sie aus dem oben unter 6 angeführten,
der Essayist (s. 190. 192) aus anderen gründen, von welchen
mir erheblich nur zwei erscheinen, nämlich dass kein später
als Saladdin in Aegypten regiert habender herrscher in der
1001 nacht vorkommt, und dass sich darin eine auffallende
unbekanntschaft mit den am hofe der Mamluken üblichen titeln
und ämtern und der charakteristischen militärorganisation ihres
Staates an den tag lege. Letztere beobachtung hatte Lane
geneigt gemacht, die aufzeichnung der 1001 nacht bis in die
türkische zeit herunter zu datieren; für beide fälle hat sie
ebenso wie das fehlen der Mamlukensultane das mishche,
Sendschreiben. 229
welches immer dem argumentum e silentio anhaftet i). Jeden-
falls haben Sie beide in dem anderen punkte recht, dass Sie
Lane's chronologischen einzelmerkmalen in der hauptsache
keinen grossen werth beilegen; Lane selbst hat mehr als ein-
mal, um der unmöglichen herabsetzung der abfassungszeit bis
unter das datum von Galland's hs. aus dem wege zu gehen,
solche daten als zusätze von copistenhand bezeichnen müssen,
und was im einen falle nöthig ist, muss auch in anderen für
möglich gelten. Von allen diesen daten halte ich mit Ihnen
nur eins für wirklich beweiskräftig: die rote, blaue, gelbe und
weisse färbung der wunderfische in der erzählung vom fischer
und dem geist, deren Zusammenhang mit Näsir's edikt vom
j. 700 (1301) mir unzweifelhaft erscheint — denn hier ist das
datum nicht äusserlich hinzugefügt, sondern mit der fabel selbst
so verwachsen, dass man es nicht wegstreichen kann, ohne den
Zusammenhang zu stören. Somit würde es bei Lane's resultat
mit der von Ihnen angegebenen modification sein bewenden
haben, wenn nicht von einer anderen seite her sich bedenken
erhöben, welche mir ziemlich schwerwiegend erscheinen wollen.
Lane hat wirklich nachgewiesen, dass — um einmal philo-
logisch zu reden — die ihm vorliegenden Versionen der 1001
nacht, d. h. die ausgaben von Bulak, Calcutta und Breslau und
die durch Hammer-Trebutien's Übersetzung vertretene jetzige
Petersburger hs., auf einen archetypus zurückgehen, der gegen
ende der Mamlukenzeit in Cairo geschrieben ist: mir scheint
es eine gewagte Verallgemeinerung eines an sich richtigen
resultates, wenn er diesen archetypus (ich will ihn mit A be-
zeichnen) einfach mit dem ,,buch der 1001 nacht" überhaupt
identificiert. Diese identification schliesst jedenfalls folgende
Voraussetzungen — die Lane zum theil sogar ausdrücklich
formuliert hat — in sich:
1) Die bekannten hss. der 1001 nacht stimmen alle, oder
doch im grossen und ganzen , soweit mit einander überein, dass
sie auf A zurückgeführt werden können;
2) Das, was den von Lane benutzten hss. heute gemeinsam
ist, stellt den inhalt und die form von A im wesentlichen dar;
^) In diesem falle Hesse sich ohnehin das schweigen am ende er-
klären: volksmässige erzählungen kennen könige, Soldaten, allenfalls
obersten, Schatzmeister, diener, Jäger, aber weder wirkliche geheime
regierungsräthe noch divisionsgeneräle, excellenzen oder dergl.
230 A. Müller
3) A ist das einheitliche werk eines, höchstens zweier
Verfasser, das nicht früher als in die zeit der circassischen
Mamluken verlegt werden kann;
4) Es ist unmöglich anzunehmen, dass die thätigkeit des
Urhebers des archetypus lediglich in der niederschrift einer im
laufe der zeit modernisierten älteren gestalt des Werkes be-
standen hat.
Ich meine, dass jeder einzelne dieser vier sätze, zu denen
Lane vor beinahe 50 jähren berechtigt sein mochte, heute als
unrichtig oder mindestens unerweislich dargethan werden kann.
1) Lane sagt III, 739: ,,I cannot find that there exist
any complete copies essentially and mainly differing, one
from another, or any copy which does not present certain
evidence of its having been originally written, or altered, with-
in the last three or four centuries; and the rare fragments
bearing the same title, but very considerably different from the
more common work, I regard as partly copies, and partly
imitations, of the latter". Das Wortley-Montague-manuscript
(ich bezeichne es als M.\ Lane kannte es vielleicht nur aus
Scott, mochte es also für ein fragment halten, was es doch
durch das fehlen eines einzelnen von 7 bänden nicht wird)
unterscheidet sich nach den angaben im Bodleianischen katalog
II, 145 ff. allerdings mainly von der gangbaren recension, mit
welcher es bis zum ende seines zweiten bandes übereinstimmt,
während der vierte (III ist verloren) auf s. 81 eine reihe von
geschichten beginnt, welche der Vulgata (die ich jetzt kurz
mit V bezeichnen will) gänzlich fremd sind. Will man vor-
läufig annehmen, die geschichte Hasan's von ßasra, deren
schluss den anfang des IV. bandes einnimmt, sowie der übrige
Inhalt des III. falle noch mit V zusammen, so bleibt immer
die hälfte des ganzen in beiden recensionen durchaus ver-
schieden. Nun thut der essayist (s. 170) Scott's Übersetzungen
aus M mit der bemerkung ab: „but the stories in question are
a mixed coUection from a late MS.; several of them are not
part of the 'Arabian nights', and the genuine additions are
unimportant". Wenn M (datiert 1178 = 1764) „a late MS."
ist, was ist dann die Bulaker ausgäbe vom j. 1251 (1835),
oder Habicht's 1) tunesische hs. (1144 = 1731), oder die Ita-
^) Die Gothaer hs. scheint nicht datiert zu sein.
Sendschreiben. 231
linski'si) oder Hammer's (1217 = 1802, s. Dorn's Petersburger
catalogue no. CXLII)? Und was zu den 'Arabian nights'
wirklich gehört, ist ja eben die frage. Ich würde vielleicht
trotzdem zögern, auf M oder auf das gleichfalls gänzlich von
V abweichende grosse fragment des British museum add. 7405
Eich (Catalogue s. 325) mehr gewicht zu legen, als zur Unter-
stützung der forderung einer 'genauen Inhaltsangabe sämt-
licher Pariser hss. nöthig wäre, wenn nicht in diesem augen-
blicke Burton (Academy 768, jan. 22, 1887, p. 60) die
mitteilung veröffentlichte, dass Zotenberg ein von der hand
Michael Sabbag's geschriebenes exemplar der 1001 nacht (nennen
wir es S) entdeckt hat, welches die so lange vergeblich ge-
suchten Galland'schen erzählungen von Aladdin und der wunder-
lampe u. s. w. enthält 2). In anderer gestalt findet sich die
wunderlampe, was vielfach unbemerkt geblieben scheint, in M
(Catal. Bodl. II, 148, n. CLX, tit. oUaoJI, vgl. Bresl. übers. XHI
vorher, s. XXXIV) ; dass ihr und einiger von den bei Galland mit
ihr verbundenen anderen erzählungen innerer werth sie zu den
besten des ganzen kreises zählen lässt, haben zwei sagenkenner
wie V. d. Hagen (der wohl in der Bresl. übers, a. a. 0. das
wort führt) und H. Brockhaus (ZDMG. VI, 109) bestätigt,
und wenn das auch kein beweisgrund für ihre Zugehörigkeit
zur 1001 nacht ist, so vermehrt es doch das gewicht des
umstandes, dass nun bereits in einer hs. derselben Aladdins
geschichte im original, in einer zweiten in einer Umgestaltung
sich vorfindet. Es muss zum wenigsten die möglichkeit
zugegeben werden, dass neben Lane's archetypus noch eine
oder mehrere andere recensionen bestanden haben, über deren
etwaigen Ursprung noch nichts vermuthet werden soll, die aber
nach bekannten regeln philologischer kritik deswegen, weil sie
zufällig nur in einzelnen, die Vulgata in mehreren hss. vor-
liegen, an ursprünglichkeit hinter der letzteren noch lange
nicht zurückzustehen brauchen.
2) Da A mit M und S jedenfalls nichts zu schaffen hat,
müssen wir diese vorläufig von der weiteren erörterung aus-
schliessen. Aber auch wenn man als repräsentanten von A
lediglich die übrigen bekannten hss., über deren Zugehörigkeit
^) „Copie moderne, de provenance egyptienne" Rosen, Coli, scientif.
de l'inst. d. langues er. I, 59.
^) Vgl. unten die nacbschrift.
232 A. Müller
zu einer andern recension als A nichts feststeht, in anspruch
nimmt, kann man nicht zugeben, dass Lane's Ä notwendig mit
dem zusammenfällt, was den von ihm benutzten texten ge-
meinsam ist. Zotenberg 1) sagt von der umfangreichen ge-
schichte des Gal'ad und Schimas, die in allen hss. von V steht
und von Lane unbedenklich als teil des werkes angesehen wird,
ausdrücklich „les copies plus anciennes, comrae le ms. de la
bibliotheque nationale, Supplement 1721 II ... n'ont pas encore
donne place ä notre roman". Und von Galland's hs. bezeugt
Fleischer (Journ. as. XI, 221), dass sie im anfang von
Habichts texte (d. h. V) erheblich abweicht, dass weiterhin
die Verschiedenheit allmählich abnimmt, und erst am ende von
bd. I der Breslauer ausgäbe eine genauere Übereinstimmung
sich zeigt. Nun haben Sie ja freilich vollkommen recht, wenn
Sie (s. 10) bemerken, dass es unmöglich ist, für gewisse einzel-
fragen etwa alle hss. und ausgaben mit einander zu vergleichen,
auf die gefahr hin, dass dabei doch nichts herauskommt. Aber
diesen und jenen punct wird man immerhin in's Auge fassen
müssen. Lane stützt seine ansieht, die 1001 nacht seien im
15. oder 16. Jahrhundert composed, and not merely modernised
(III, 739) vor allem auf „considerations suggested by the state
„of Society exhibited in most of the tales .... the style of the
„language in which they are written, their close agreement in
„these and other respects, and the frequent allusions and
„references, in many of these tales, to customs, buildings, &c.,
„of late ages". So lange aber nicht einigermassen feststeht,
ob insbesondere in bezug auf die customs and buildings of later
ages im grossen und ganzen auch die von Lane nicht berück-
sichtigten älteren hss. mit der Vulgata leidlich stimmen, ist es
unmöglich von einem agreement zu sprechen. Und eine solche
feststellung ist nicht allzuschwer zu erreichen. Wir müssen
nur über alle vollständigen exemplare und grösseren fragmente
von hss. erst Verzeichnisse der in ihnen enthaltenen geschichten
haben, welche so genau sind, wie die im Bodleianischen und
British-museums-kataloge; daraus werden sich sofort die ver-
schiedenen klassen der hss. ergeben, und wenn man dann je einen
repräsentanten jeder klasse an einer anzahl charakteristischer
*) L'histoire de Gal'äd et Schimäs (Journ as. 1886), s. 11 des Sonder-
druckes.
Sendschreiben. 233
stellen (wie man sie aus Lane's noten ohne mühe entnehmen
kann) mit einander vergleicht, wird man ein sicheres urteil
fällen können. Bis dahin bleibt es eine petitio principii, wenn
man Ä* , den archetypus der ägyptisch - tunesischen recension
des vorigen Jahrhunderts, ohne weiteres gleich A, dem arche-
typus des 16. Jahrhunderts, setzt.
3) Die frage, ob Lane mit recht sein Ä als einheitliches
werk eines oder höchstens zweier Verfasser bezeichnet, ist sehr
schwer zu diskutieren. Er macht, um unläugbaren thatsachen
gerecht zu werden, mehrere vorbehalte, welche die wirklich
vorhandenen Verschiedenheiten innerhalb der Vulgata genügend
erklären, gleichzeitig aber die erkenntnis dessen, was nun
eigentlich dem oder den Verfassern gehört, völlig in die luft
stellen. Der oben citierte satz definiert die gemeinten „most
of the tales" in einer parenthese als „including almost all
„those that are generally regarded as the best in the series";
dass in manchen fällen Lane nicht unwesentliche änderungen
des textes durch abschreiber zugibt, sahen wir schon i); wie
manche geschichten in verschiedenen hss. zur ausfüllung von
lücken ganz spät eingeschoben sind und noch täglich einge-
schoben werden, erklärt er I, XI: es liegt auf der band, dass
sich aus diesen verschiedenen möglichkeiten über das, was nun
eigentlich als bestand des textes zu gelten hat, eine Unsicher-
heit ergiebt, die ein festes angreifen der frage ausserordentlich
erschwert. Dazu kommt die art, wie er die thätigkeit des oder
der Verfasser („composer" vielmehr) charakterisirt (I, IX f.
n, 229. III, 739): sie lässt durch das unvermeidliche zugeben
älterer vorlagen, welche dabei benutzt oder nachgeahmt sein
könnten, längerer Zeiträume, welche zwischen anfang und Vollen-
dung verstrichen sein möchten, mancher Unbestimmtheit räum.
Ich will damit keinen Vorwurf ausgesprochen haben — es zeigt
sich in allem dem nur wieder die grosse gewissenhaftigkeit Lane's
— aber es musste hervorgehoben werden, um zu zeigen, wie
Bubjectiv hier schliesslich alles auch dann ist, wenn man sich
^) Vgl. noch II, 317 die bemerkung: „In presenting the story of
„'Älä ed-Deen Abu-sh-Shamät to the English reader, I may give my
,,opinion that it is a purely Arab tale, of Egyptian character, either
„wholly composed, or in some parts altered, since the conqueat of Egypt
„by the Turkish Sultan Seleem; faithfuUy describing Arab manners and
„customs, as existing during the last three or four centuries".
234 A. Müller
bestrebt, jegliches zurückgehen auf blosse möglichkeiten abzu-
lehnen. Geben wir aber auch alle vorbehalte, durch welche
Lane sich gedeckt hat, zu, so bleibt sein Verfasser oder ver-
fasserpaar doch immer eine der räthselhaftesten , um nicht zu
sagen unmöglichsten erscheinungen in der ganzen litteratur-
geschichte. Dieser Verfasser (wie ich der kürze wegen sagen
will) ist eine geistige kraft ersten ranges gewesen, denn er hat
es fertig gebracht, aus einem häufen indischer, persischer und
arabischer märchen, novellen der verschiedensten art, reise-
beschreibungen , heiligenlegenden, historischen anekdoten ein
werk zu schaffen , welches im ganzen wie • im einzelnen ein
genaues bild der gesellschaftlichen zustände seiner zeit bot,
und er hat eine so beträchtliche belesenheit aufzuweisen ge-
habt, dass er dicke bände mit ihren fruchten zu füllen im
stände gewesen ist: und gleichzeitig war er so thöricht und
nachlässig, dass er gar nicht merkte, wie in einer ganzen reihe
von fällen er dieselbe geschichte zwei- oder gar dreimal ^) in
verschiedenen Versionen erzählt hat, und so unwissend, dass er
einen häufen der unglaublichsten anachronismen leisten, und
daneben z. b. (I, 263) einen „sultan von Basra" und einen
„könig von Basra" (I, 436) , letzteren gar zur zeit Harün's 2),
aufstellen konnte. Eben so bedenklich aber, wie um diese
persönlichkeit, steht es um die einheitlichkeit des ihm zuge-
schriebenen Werkes. Können wir eine solche in bezug auf die
allgemeinen anschauungen , auf die sitten und gebrauche zu-
geben, so zeigen sich unterschiede des tones und der behand-
lung, der composition, des inhaltes, welche mit der annähme
einer einheitlichen abfassung 3) schwer zusammen zu reimen
sind. In ersterer beziehung bleiben, auch wenn wir absehen
*) Solche doubletten sind z. b. Ardeschir und Hajät en-nufüs: Tag'
el-Mulük (Lane III, 254), Sindbad: Seif el-Mulük (III, 331 vgl. 380
anm. 29); G'ans'äh: Hasan von Basra (II, 643; III, 519); Abdallah Ibn
Fädil: fräulein von Bagdad (III, 670); Fischer und Geist: 7 wezire
(papagei); Abu'l-hasan von Chorasän: sultans küchenraeister (III, 669
anm. 12); Nureddin und Marjam: Ali Schir, und Zumurrud: Alä ed-din
Abu'-s'-S'ämät (III, 572).
^) Sinn hat ein „könig" neben dem chalifen vor den Bujiden und
nach den Eijubiden natürlich überhaupt nicht.
') Es ist wohl zu beachten, dass Lane es ausdrücklich ablehnt
(II, 229), die thätiijkeit des oder der Verfasser als eine blosse compi-
latiou aufzufassen.
Sendschreiben. 235
von den bestandtheilen, welche Lane selbst in richtiger Würdi-
gung ihrer fremdartigkeit als „borrowed" von den übrigen
getrennt hat (III, 741 f.), noch unterschiede genug. Frei-
lich kommt es dabei vor allem auf das gefühl des beurteilers
an, dessen berechtigung natürlich stets in zweifei gezogen
werden kann: aber ich glaube keinem Widerspruche zu be-
gegnen, wenn ich sage, dass vor allem zwischen den haupt-
massen der um Harun's gestalt gruppierten erzählungen und
der in Aegypten localisierten (wie Ma'^rüf, Abusir, "^Ala-eddin
Abu's-S'amät in der zweiten hälfte) eine erhebliche Verschieden-
heit im tone und in der behandlung deutlich zu tage tritt:
es ist, kurz gesagt, die Verschiedenheit zwischen ursprünglichem
und nachgeahmtem, die sich mir aufdrängt. Nicht, als ob
Ma^rüf u. s. w. des interesses entbehrten: aber es beruht auf
der Charakteristik der handelnden personen, nicht auf der
handlung, deren Zwischenfälle entweder unbedeutend oder be-
kannten anderen erzählungen i) entlehnt und ziemlich matt
behandelt sind, während in dem Harun-kreise, wenige aus-
nahmen abgerechnet, grade die eigentlichen motive und die art
ihrer entwicklung den eindruck der frische und ursprünglichkeit
machen; und derartiges würde sich bei genauerer vergleichung
grösserer partien noch mehr herausstellen. Was ferner die
com Position angeht, so ist es auffällig, mit welcher kunst
za anfang bei der rahmenerzählung und in der geschichte der
fräulein von Bagdad, des fischers mit dem geiste, des buckligen
die einschachtelung der erzählungen in einander durchgeführt
ist, und wie kunstlos später eine geschichte an die andere
gereiht, oder die Verknüpfung ganz äusserlich vollzogen wird.
Wenn dieser Wechsel der compositionsart genau an derselben
stelle eintritt, wo die erheblicheren Verschiedenheiten zwischen
den einzelnen handschriftenklassen beginnen, d. h., da, wo
Galland's hs. aufhört 2), wenn dazu kommt, dass grade im
^) Dem Ma'rüf liegt das motiv des ,,holzhauers mit dem geiste" aus
den 40 weziren (Behrnauer s. 277), den abenteuern Alä ed-din's die
fabel von Nureddin und Marjam zu gründe. Allerdings fehlt es auch
sonst nicht an parallelen zwischen den 40 weziren und anderen stücken
der 1001 nacht; diese wie überhaupt die aus benutzung gemeinsamer
quellen entspringenden berührungen innerhalb der ganzen erzählungs-
litteratur können hier natürlich nicht erörtert werden.
^) Es hat das bekanntlich (s. schon Bresl. übers. XIII, s. XXIII) zu
236 A. Müller
weiteren verlaufe die selbständigen erzählungscoraplexe , bezw.
in sich abgeschlossenen und auch getrennt für sich über-
lieferten i) längeren geschichten (die „borrowed" Lane's) deut-
lich sich von den anderen gruppen abheben, so macht das
wahrlich nicht den eindruck der einheitlichkeit. Endlich der
Inhalt. Lane's hauptargument, dass sich durchweg in dem
ganzen der gesellschaftliche zustand Aegyptens unter den Mam-
luken wiederspiegle, ist von dem essayisten (s. 190) wenigstens
eines teiles seiner beweiskraft durch die richtige bemerkung
beraubt worden, dass orientalische sitten change so little; in
der that kommt die sache darauf hinaus, dass ein in mannig-
facher weise lockeres grossstadtleben geschildert wird, das auf
verschiedene zeiten und örtlichkeiten des islamischen mittel-
alters passt, und das grade auf das Aegypten des 15./16. Jahr-
hunderts zu localisieren Lane durch die zahlreichen anspielungen
auf gebäude und Strassen des damaligen Kairo u. dergl. sich
veranlasst sah. Aber in letzterer beziehung fehlt wieder die
einheitlichkeit. Kaffee und tabak führten Lane in so späte
Zeiten herunter, dass er sie selbst schliesslich aufgeben musste;
den Achmed ed-Denef haben Sie vor 875 (1470) nachgewiesen,
und der essayist hat (s. 191) sehr scharfsinnig und, wie mir
scheint, unwiderleglich einen strassennamen aufgezeigt, der
schon 1430 nicht mehr in gebrauch war. Diesen thatsachen
gegenüber ist, meine ich, die einheitlichkeit des ganzen nicht
zu halten: wir dürfen aus diesen wie anderen notizen nicht
schliessen, dass ,,die 1001 nacht" dann oder dann in der
der annähme geführt, dass ein ächter alter stamm der 1001 nacht, der
etwa bis Kamar ez-zcmän und Budür reicht, von späteren hinzufügungen
zu trennen sei; vgl. dazu noch unten s. 242 f.
*) Ich meine solche, wie die 7 wezire, Gal'ad und Schimäs, die 10
wezire, Tawaddud. Die letztere lebt bekanntlich (M. J. Müller in den
bay. Sitzungsberichten 1863, II ,,Die Donzella Teodor") heute noch im
spanischen Volksbuch : die geschichte muss also vor , und zwar lange vor
dem ende des 15. Jahrhunderts selbständig existiert haben; obwohl sie
auch in den ägyptischen hss. meist fehlt, scheint sie Lane doch zu seinem
original zu rechnen. Der andere fall ist besonders compromittierend.
Dass ein Verfasser die papageiengeschichte aus den 7 weziren herausnahm
und in geschickter weise in den verlauf des gespräches zwischen fischer
und dschinn einflocht, stimmt zu Lane's begriff von dem „composer";
nicht, dass er nachher noch einmal das ganze, jene geschichte einge-
schlossen, der sammlang einverleibte.
Sendschreiben. 237
gestalt existiert habe, wie sie die Vulgata rlarstellt, sondern
wir müssen anerkennen, dass solche einzelne charakteristische
stellen, wenn ich mich eines naheliegenden naturwissenschaft-
lichen Vergleiches bedienen darf, leitmuscheln darstellen, welche
als merkmale für die einzelnen schichten dienen, aus welchen
sich allmählich ein ganzes gestaltet hat. Zu derselben an-
schauung drängt noch ein anderes hin. Lane hat sich , indem
er die zuriickführung der Harun-geschichten auf die Abbasiden-
zeit ausdrücklich ablehnt (III, 522. 741), die sache doch etwas
leicht gemacht, indem er durch anführung einer sprichwört-
lichen redensart erweist, dass Harun noch heute in Aegypten
als inbegriff einer gewaltigen persönlichkeit berühmt ist: von
da bis 7Ai der art, wie er mit seinem GVfar und Mesrür in der
mitte der hauptgruppe grade dei- besten erzählungen steht, ist
ein weiter schritt, und Bagdad als die glänzende, reiche
chalifenstadt, als der mittelpunct insbesondere des Welthandels,
wie es in eben dieser gruppe erscheint, war spätestens seit
1258 ein historischer begriff, dessen künstliche und doch unge-
zwungene Wiederbelebung einem Verfasser nicht zugetraut werden
kann , der ganz harmlos von „sultan" und „könig'' von Basra
spricht. Hier vor allen dingen müsste man, wenn man Lane's
einheitlichen Verfasser halten wollte, direkte wiedergäbe einer
älteren vorläge annehmen i). Dass er das nicht gewollt hat,
begreift sich: denn grade in diesen bestandteilen steckt der
kern der ganzen 1001 nacht. Kurzum, will man nicht zugeben
dass Lane's satz von der einheitlichen abfassung durch solche
thatsachen, die man auf verschiedene weise hinweg zu inter-
pretieren versuchen könnte, direkt widerlegt sei : als mindestens
problematisch glaube ich ihn hingestellt zu haben. Richtig
wird es bleiben, dass der archetypus, welcher der Vulgata zu
gründe liegt, in der späteren mamlukenzeit niedergeschrieben
ist; es fragt sich aber, ob für denselben nicht eine natürlichere
und weniger widerspruchsvolle art der entstehung glaubhaft
gemacht werden kann, als die schriftstellerisch originelle ab-
fassung durch einen oder zwei ,,composer".
4) Gegen die von Hammer vorgeschlagene annähme einer
allmählichen Verdrängung der meisten und arabisirung der
') Dips ist, wenn ich recht sehe, Ihre ansieht (s. 9. 27); sie ist, wie
sich am Schlüsse ergeben wird, von der meinigen gar so sehr nicht ver-
schieden.
Hoiträge z. knndo d. indf;. spraohou. XIII. 17
238 A. Müller
übrigen persischen geschichten aus der ältesten arabischen
Übersetzung der ÄJU^st^liS», durch welche diese schliesslich zu
unserer 1001 naoht geworden sei, macht Lane (III, 740) zwei
gründe geltend. Einmal, dass man nicht begreife, weshalb diese
allmähliche modernisirung seit dem ende der Mamluken nicht
fortgesetzt worden sei — ein argument, welches durch die ver-
gleichung anderer volksromane, wie des Antar, Bebars u. s. w.
verstärkt wird: auch in diesen, so vielfach sie aufgezeichnet
seien, zeige die darstellung der sitten, lebensweise u. s. w. nach-
weislich keine unterschiede zwischen den verschiedenen Versionen.
Zweitens sei es ohne beispiel in der arabischen litteratur, dass
ein ursprünglich im correctem stile geschriebenes werk — und
correct seien alte werke stets geschrieben — von den copisten
in der weise in's Vulgäre verändert worden sei, wie man es im
vorliegenden falle annehmen müsse; und während es keinem
zweifei unterliege, dass von einer correct geschriebenen älteren
Version sich irgend ein exemplar würde erhalten haben, fehle
es an einem motiv für die Veränderung, weil das bestreben, den
ungebildeten verständlich zu werden, nicht als solches gelten
könne: ungebildete verstehen auch die schliesslich immer mit
der litteratursprache zusammenhängende spräche der 1001 nacht
nicht.
Der erste grund hat einiges gewicht, weniger der zweite,
beide werden sich erledigen, wenn ich versuche, die entstehung
unserer 1001 nacht aus der arabischen Übersetzung der aJL*3( .LP
zu entwickeln, wie ich sie mir denke. Ich will dabei gänzlich
vermeiden, mich auf analogien von Volksbüchern anderer nationen
zu stützen, so nahe es z. b. läge, an die kinder- und haus-
märchen der brüder Grimm zu erinnern, die nichts sind als
eine getreue aufzeichnung von erzählungen, welche, im volks-
munde bisher mannigfach verändert, nun für grosse kreise des
Volkes selbst für lange zeit in allem wesentlichen fixiert sind.
Ich gehe einfach davon aus, dass wir wissen, seit alter zeit,
möglicherweise seit der zeit des Mansür (Hammer), jedenfalls
vor dem 10. Jahrhundert hat ein arabisches geschichtsbuch exi-
stiert, aus dem Persischen übersetzt, bei dem Bagdader pub-
likum beliebt und insgemein „die lOCO (oder 1001) nachte"
genannt (XJ; derselbe name wird um 1250 als titel eines ge-
schichtenbuches (Y) erwähnt, eine figur daraus (ZJ ist einem
Sendschreiben. 239
Schriftsteller des 15. Jahrhunderts bekannt und 1548 ist eine
handschrift (G) datiert, welche unter demselben namen ein ge-
schichtenbuch enthält, dessen anfang im wesentlichen genau mit
dem seinem höchst charakteristischen Inhalte nach uns bekannten
anfang von X übereinstimmt, während jüngere handschriften (V)
einen schluss des ganzen bieten, die mit dem Schlüsse von X
wieder identisch ist. Es scheint mir der grundfehler von
Lane's ganzer behandlung dieser frage zu sein, dass er, ohne
die möglichkeit eines Zusammenhanges NonXY mit GVi.xx läugnen,
doch aus dem mangel weiteren materiales die berechtigung ent-
nahm, XY bei seiner ganzen erörterung so gut wie unberück-
sichtigt zu lassen. Wie dem auch sei, unser material ist jetzt
etwas, wenn auch nicht viel umfangreicher, darum haben wir
jene berechtigung in keinem falle. Versuchen wir, aus dem
oben s. 225 ff. festgestellten thatbestande unter vergleichung des
Inhaltes von GV einige Schlüsse zu ziehen.
Dieser Inhalt ist ein höchst mannigfacher. Wir haben eine
grosse anzahl von geschichten und raotiven i), welche in der
1001 nacht zweifellos indischen Ursprungs sind, und nicht minder
indischen Ursprungs ist die ganze anläge des werkes als schachtel-
geschichte. Wie kann dieses indische material nach Aegypten
gekommen sein? Nur über Bagdad — das werde ich wohl
nicht erst zu beweisen brauchen. Dann haben wir im Seefahrer
Sindbad wieder eine reihe von motiven, welche aus dem Pseudo-
Kallisthenes , eins vielleicht sogar aus dem Homer^)
^) Auch auf einzelne motive ist ja zu achten; vgl. für die 1001 nacht
(mit aus schluss der 7 wezire und Gal'ad) Benfey's Pantschatantra
I, 116. 154. 264. 442. 454. 457. 460. 488. 502. 514.
^) Das ist freilich zweifelhaft; die von Cureton (Lane III, 744; vgl.
382 anm. 55) angeführte stelle aus Ihn Abi Useibi'a (I, 185, 25 meiner
ausgäbe), wo jemand den incognito lebenden I onein findet, wie er
« Ji ^^r*'**' \j'*^) {j"r*r^y> '^^iA^ ^j"***' '■^*^:'. 1 ""d der berichter-
statter dazu bemerkt (jy*->" ii^-Ä-o tü>UJÜ vii*~g>.*w«s , ist schon durch diese
fassung äusserst verdächtig. Ich möchte annehmen, dass nur einzelne
verse des Homer, vermutlich aus griechischen Spruchsammlungen, zu den
Syrern und Arabern gekommen sind ; ich glaube bei Mubas's'ir das ovx
dya&ov nolvxotQavd] y.rX. gelesen zu haben , kann indes die stelle jetzt
nicht finden. Bei Mubas's'ir heisst es fol. 16 r der Leidener hs. von Homer:
KLJ^ &-»-^A•.>- lAjua'i^ ^rh*^ f*"^^*" .5' ^^^ J* ^" ^^^^ ein liedlein des
17*
240 A. Müller
stammen ; auch die können ihren weg nur über das Bagdad des
&. — 10. Jahrhunderts genommen haben, und wirklich hat es
foben s. 226) zu Bagdad im 10. Jahrhundert novellistische dar-
stellungen der „wunder des meeres'' gegeben. Gegeben aber
auch geschichten von liebesverhältnissen zwischen menschen und
dschinnen, von dämonen, die unter dem befehle Salomo's stehen
(Fihr. 309, 21); ja eine derselben war zweifellos dem inhalte
nach mit der „ehernen Stadt" unserer 1001 nacht identisch
(Essay s. 186 anm.). Und, .last not least, nun die gestalt des
Harun, die nicht isoliert auftritt, Avie die Abdelmelik, Suleiman,
Mustansir, Hakim u. s. w., sondern mit der vollen Umgebung
— G'a*^far, Mesrür, Zobeide, was charakteristisch, und ohne
Abu-Nowäs^), was noch charakteristischer ist, weil es darthut,
dass der kern der Harun-geschichten mit der ausgebreiteten
anekdotenlitteratur nichts zu thun hat. Hier darf ich einen,
wie mir scheint, besonders durchschlagenden gesichtspunkt mit-
teilen, den ich schon vor einem jähre einem briefe Nöldeke's
verdankt habe. Nöldeke vermag sich die hervorragende
Stellung Harun's im kreise der 1001 nacht aus der alles in
allem doch ziemlich unbedeutenden persönlichkeit des mannes,
die insbesondere neben einem herrscher wie Mansür vollkommen
in den schatten tritt, nur zu erklären, wenn angenommen wird,
dass ihm diese Stellung zu einer zeit angewiesen wurde, in
welcher man seiner regierung als der letzten einigermassen
ruhigen zeit für Bagdad sich in dieser stadt noch deutlich
erinnerte. Ist das richtig, so passt es spätestens auf das
10. Jahrhundert, in welchem mit dem einzuge des ersten Bujiden
in Bagdad eine ganz neue epoche für die chalifenstadt begann :
um diese zeit müssten also die geschichten, in welchen Harun
die hauptrolle spielt, in den kreisen derer, die sich mit Adab
Homeros vor sich hinsummenden Hondn vortrefflicli passt. — Ueber den
cyclopen und pscudo-Kallisthenes vgl. Rohde, Der griechische roman
(Leipzig 1876), s. 173 — 190, dessen cntwicklung mich weiterer ausfüh-
rungen des im texte aufgestellten satzes enthebt. Die von Lane hervor-
gehobenen Berührungen zwischen den erzählungen Sindbad's und den
angaben der arabischen kosmographen (Kazwini u. s. w.) sind sonach aus
benutzung einer gemeinsamen quelle, d. h. eben des Alexanderroraans,
zu erklären..
') Denn die kurzen historischen anekdoten mnss man, wio auch Lano
tbut, sorgfältig von den älteren geschichten trennen.
Sendschreiben. 241
oder mit gewerbsmässiger » .x»Lass/i beschäftigten , bereits vor-
handen gewesen sein. Noch keineswegs im rahmen der 1001
nacht selbstverständlich. Nehmen wir das einmal an, und
sehen, wie sich mit dieser Voraussetzung das entstehen des
gesammtwerkes vorstellen lässt.
Um die mitte des 10. Jahrhunderts umfasste die Über-
setzung der xj'-ww^si .ii^», unser X, bestimmt die rahmenerzählung
und eine anzahl anderer geschichten, unter welchen das zauber-
pferd höchst wahrscheinlich, einige andere der bestandteile
unserer 1001 nacht möglicherweise, sich mit befunden haben.
Neben X gab es als besondere werke Gal'ad und Schimäs,
Sindbad- sieben wezire, zehn wezire, vielleicht, nach syrischer
vorläge, eine erzählung von Sindbad dem Seefahrer, daneben
Sammlungen von Dschinn-geschichten, teils persisch beeinflussten,
teils aus dem syrisch-arabischen kreise, in welchem allerhand
jüdische, christliche und koranisch-traditionistische Überliefe-
rungen zusammenströmten, und welchem die Salomo-, Heikar-
und Lokman-figuren entstammen. Schon zur zeit des Moktadir
(oben s. 4) war die beliebtheit dieser litteratur allgemein. Aus
den kreisen der gelehrten und tLoi welche die Übersetzungen
aus dem Persischen und Syrischen als ernsthafte Vermehrung
ihres wissens- und bildungsschatzes betrachtet hatten, waren
diese geschichtenbücher allmählich in das volk gedrungen, d. h.
unter die kaufleute und gewerbtreibenden Bagdads, deren im
einzelnen sehr verschiedener bildungsgrad hier sehr verschiedene
neigungen und bedürfnisse entstehen liess; auch die mittel,
welche die einzelnen für beschaffung ihrer lectüi-e aufzuwenden
geneigt oder im stände waren, mussten ziemlich ungleich sein.
Mehr aber, als nach lectüre, verlangt seit alten zelten der
Orientale nach mündlichen erzählungen; auch beim barbier, im
bazar, im eignen hause wollte man von den ^jL)**.a, wie man
die damaligen Meddäch's nannte, neben gewöhnlichen schnurren,
neben Harun-geschichten u. s. w. auch die fremdartigen indisch-
persischen abenteuer hören. Es entstand eine gewaltige nach-
frage nach büchern, in welchen der gebildetere diese dinge
lesen, aus welchen der Musamir sie, neben der mündlichen
Überlieferung , schöpfen konnte. Wie es bei solchen werken,
deren angebet hinter der nachfrage zurückbleibt, im Oriente
geht, zeigt der bericht Lane's (I, s. XI), wenn man ihn mit
242 A. Müller
den Worten des Fihrist (oben s. 226 no. 4) in Verbindung setzt.
Schreiber, die über ein par kurrasen aus verschiedenen werken
verfügen, schreiben den anfang eines buches eilfertig und ohne
rücksicht auf die correctheit der sprachlichen form ab; bricht
ihr fragment ab, so lassen sie sich von einem meddach weiter
diktieren; wo es grade passt, schreiben sie auch aus einer
anderen geschichtensammlung ein paar stücke mit ab, und wenn
es gelingt, den richtigen schluss aus irgend einer jener quellen
hinzuzufügen, so ist eine nusche fertig, welche an werth dem
niedrigen angebote irgend eines lesekundigen barbiers oder
gewöhnlichen meddächs entspricht. Dies das eine extrem:
andererseits finden sich wirklich gebildete, wissenschaftliche
männer, welche aus dem bunten materiale der Übersetzungen
und der erzählungen besserer musarairin ein Adab-buch zu-
sammenzuarbeiten nicht unter ihrer würde halten. Ihnen
ist in den fremden geschichten dies und jenes anstössig, sie
kommen ihnen, wie dem Verfasser des Fihrist, grossenteils
öjl^ vi^Ä vor, sie treffen nach ihren gesichtspuncten eine sorg-
fältige auswahl, sie fügen den fremden geschichten arabische
hinzu, welche sie nicht ohne kritik der mündlichen Überlieferung
entnehmen. Ein solcher mann i) wird jener G'ahs'ijari gewesen
sein, der, gewiss auf der grundlage von X (weshalb hätte er es
sonst auf „1000 nachte" abgesehen?), es unternahm, ein riesen-
werk derlei inhaltes herzustellen. Und zwischen diesen beiden
extremen fanden sich möglicher weise noch mittelstufen : bessere
Schreiber und geringere gelehrte sind ja oft genug in einer
person vereinigt. Ich glaube nicht, dass G'ahsijari's buch die
älteste form unserer 1001 nacht ist; dazu ist es viel zu
umfangreich gewesen — dass es bruchstück blieb, könnte sonst
(vgl. s. 236) zu gunsten einer solchen annähme geltend ge-
macht werden. Es wird ungefähr um dieselbe zeit oder etwas
später — der Fihrist kennt ja ausser G'ahsijäri keinen anderen
bearbeiter der 1000 nacht — sich jemand gefunden haben, der
eine ähnliche, aber weniger umfangreiche Sammlung veranstaltet
hat, vielleicht sind mehrere nachahmungen der iüU»il .li^ zu
^) G'ahsijäri war jedenfalls ein ernster gelehrter : vgl. zu seinem
mehrfach von Jaküt citierten *^3v5^ ujLxT jetzt die notiz herrn von
Kremer's im Anzeiger der ph.-h. classe der Wiener akaderaie vom
9. febr. 1887.
Sendschreiben. 243
stände gekommen ; die namensähnlichkeit in dem titel j>!ij -^
ij^-j^i ist möglicherweise zufall. Das werk, welches ich jeden-
falls als Umarbeitung von X voraussetzen möchte, und das ich
X* nennen will, mag ausser der rahraenerzählung, einigen
indisch-persischen geschichteu und den ältesten Harun-erzäh-
lungen schon Sindbad den Seefahrer, die eherne stadt und
anderes umfasst haben. Nachdem X* vollendet war, gewann
es allgemeine beliebtheit und geriet seinerseits in die bände
der geringeren Schreiber und meddäch's. Nicht blos auf die
bereits angedeutete weise wird es im laufe der Jahrhunderte
sich in deren kreisen verändert haben. Grade das beispiel des
Antar, der im 12. Jahrhundert ebenfalls von einem wirklichen
gelehrten redigiert worden ist ^), zeigt am besten, dass, mag es
im heutigen Aegypten zugehen, wie es will, die gegenwärtigen
Volksbücher in früheren Jahrhunderten vor allerhand allmäh-
lichen Veränderungen nicht sicher gewesen sind; ja in unserer
1001 nacht selbst finden sich, das haben wir gesehen, dou-
bletten genug, welche dieselbe geschichte in verschiedenen Stadien
ihrer entwicklung zeigen; und wenn man z. b. die erzählung
des G'audhar bei Lane (III, 183) mit der gestalt vergleicht,
welche sie in dem modernen volksbuche 2) erhalten hat, so hat
man einen ganz unwiderleglichen beweis davon, wie tief solche
Veränderungen eingreifen können. Das schliesst nicht aus, dass
eine in einem bestimmten zeitpuncte mit einiger Sorgfalt vor-
genommene aufzeichnung, welche zufällig zum archetypus einer
anzahl von weiteren abschriften wird, für längere zeit oder gar
für immer unter Verdrängung anderer recensionen massgebende
geltung erlangt: und ein solcher archetypus ist Ä, ein solcher
jüngerer art auch A"^ , den Lane durchaus richtig charak-
terisiert, nur zu unrecht mit A für identisch erklärt hat.
Ich fasse zusammen: X im 10. Jahrhundert in Bagdad,
Übersetzung aus dem Persischen; X* etwas später, aber gleich-
falls in Bagdad, nach dem muster von X und zum teil
aus dessen stoff, dem demente arabischer herkunft in grossem
umfange und unter gleichmässiger stilisirung des ganzen
hinzugefügt sind; dann eine längere entwicklung, während
*) Thorbecke, Antarah, s. 32; die stelle des Ibn Abi Useibi'a ist
I, 290 meiner ausgäbe.
^) Es ist ia Weil's Übersetzung (I. ausg., IV, 550) aufgenommen.
244 A. Müller Sendschreiben.
deren immer neue scliichten eindringen , ältere bis auf reste
verschwinden , bis auf der stufe von Ä schon die 7 wezire,
auf der stufe von A* Gal'ad und Schimas und die historischen
anekdoten eingedrungen sind. A schon ist in Aegypten nach
1301 (denn die farbigeii fische hat bereits Galland) aufge-
zeichnet; ^* seitdem im flusse geblieben, denn die tunesische
hs. vom j. 17ol hat schon den Bebars und den Seif Dhu'l-
Jezen (Habicht's ausgäbe I s. IX) aufgenommen. Hier muss
ich schliessen : weiteres über die vermutlich in ziemlichem
umfange mögliche Scheidung der einzelnen schichten und ihre
reihenfolge wird sich jedenfalls ermitteln lassen, aber erst,
nachdem der litterarhistorischen arbeit die iohilologische voran-
gegangen ist. Wir brauclien vor allem genauere angaben über
die neue Pariser hs. wie über alle andern, die nicht mit der
ausführlichkeit der Oxforder und Londoner katalogisiert sind,
und die vergleichung einer anzahl charakteristischer stellen in
allen hss., die sich als selbständige Versionen herausstellen.
Heute wissen wir zwar, dass weder die Breslauer ausgäbe, noch
die Bulaker, noch die Calcuttaer die 1001 nacht sind, wir
wissen, dass umfangreiche bestandteile des grundwerkes auch
in diesen allerspätesten Versionen stecken, die ein unglücklicher
Zufall grade zu den verbreitetsten Vertretern des ganzen und
damit zum ausgangspunkte der Untersuchung gemacht hat —
aber was die 1001 nacht sind, wissen wir noch keineswegs,
und eben das müssen wir erst wissen, ehe wir die frage nach
ihrem Ursprünge, die Lane's autorität so lange verschoben hat,
endgiltig zu lösen vermögen: brauche ich noch zu sagen, dass
wir diese lösung wie die vorgängige beantwortung jener frage
von Zoteuberg zu erbitten haben?
Nachschrift Obige bemerkungen waren schon im satz, als
mir Zotenberg's vorläufige mitteilung im Journal asiatique
IX, 300 — 393 zu gesiebt kam: ich begrüsse sie mit freuden als
bürgschaft, dass Zotenberg mit der erfüllung der soeben aus-
gesprochenen bitte schon jetzt beschäftigt ist.
A. Müller. .
C. de Harlez Avestica. 245
Avestica.
II. L'Ahuna Vairya.
On no s'etonne pas que l'Avesta soit l'objet de si nom-
breuses divergences d'opinion, quand on voit que les trois
simples vers de l'Ahuna-Vairya n'ont pu encore recevoir une
Interpretation qui rallie tous les suffrages. Nous avons eu
successivement Celles des Parses, d'Anquetil, d'Oppert, de Spiegel,
de Kossowicz, Justi, Roth, Hang, la mienne, puis celle de
Geldner. Enfin tout dernierenient Roth est venu en grossir le
nombre en traitant ä nouveau le sujet dans la Zeitschr.
D. M. G.
De la plupart d'entre ces traductions nous n'avons rien
ä dire; elles sont ou surannees ou ne different entre elles que
par des points accessoires. La premiere que Roth donna
jadis peut egalement etre passee sous silence; puis qu'il l'a
completement retractee tant au point de vue du inetre et du
texte qu'ä celui de l'objet de la priere et du sens des mots
en particulier, et qu'il lui en a substitue une toute differente
qui est la negation de la premiere.
Ceci, soit dit en passant, vous prouvera que le Maitre
lui-meme n'est pas infaillible, et qu'il est mieux de ne pas le
prendre de trop haut envers ses confreres quand on est expose
a ces retractations.
Comnie la nouvelle explication de Roth n'est, en somme,
que la reproduction de celle de Geldner, tres accessoirement
modifiee, nous pouvons les envisager enserable. Elles forment,
en outre, une Innovation complete. Mais rappelons d'abord le
texte; le voici:
Yat'ä ahü vain'ö at'ä ratus' asät clt hacä
vanheus' dazdä manunhö skiaot'ananäm anheus' mazdäi
k'sat'rem cä Ahuräi ä yim dregvodehis' dadät västarem.
Jusqu'ä l'interpretation de Geldner-Roth tout le monde
etait ä peu pres d'accord sur le sens general du morceau et
sur celui des ternies en particulier; les rapports des mots
etaient etablis dift'eremment et de lä les divergences. Haug
seul voyait dans Vahü le genie protecteur et dans le ratus', le
246 C. de Harlez
guide spirituel, le destour que chaque fidele devait recevoir ou
se choisir ä certains raoments de la vie.
Les derniers raots ä ijim dregvodehls' dadät v. restaient
une difficulte presqu' insurmontable ä cause de l'accusatif yim
dont ori ne sait quoi faire; le texte semblant demander un
nominatif.
Geld n er, dans les „Studien zum Avesta", introduisit un
tout nouveau courant d'idees. Pour lui Vahü et le ratus' sont
un seul et meme personnage et ce personnage n'est autre que
Zoroastre; asa est le droit, la puissauce, vanhetis' mananhö est
la piete; yim est pour yö imem, vairyö est parfait, excellent.
Certes je ne contesterai pas que cette explication donne
un sens satisfaisant , un sens bon en soi. Mais comme, je Tai
dit en raaintes occasions, cela ne suffit nullement pour la faire
adopter. Pour cela il faut en outre, il faut avant tout qu'elle
soit justifiee, qu'elle s'accorde avec le texte et qu'elle ne ren-
contre pas d'obstacles invincibles. Or ici cette condition fait
defaut.
Que Zoroastre soit Vahus' et le ratus\ M. Geldner pense
le deinontrer en invoquant certains passages oü il est dit
qu'Ahura Mazda est Vahus' et le ratns' du raonde Celeste et
Zoroastre celui du monde terrestre. Ajoutons celui oü il est
dit que le fils de Zoroastre et Zoroastre lui meme sont ahus'
et ratns' du vara de Yima (Vend. II fin.) et le Ys. XXIX, 6,
oü il est dit ce semble, qu'il n'est point encore de ahü ni de
ratus'.
Ces rapprochements donnent, par eux memes, une notable
probabilite ä l'explication de M. Geldner. En soi cela peut etre,
c'est vrai; mais la question reste toute entier: cela est-il?
Malgre tout mon desir de voir cesser la controverse, il
m'est absolument impossible de repondre affirmativement.
Voici pour quelles raisons:
1. L'Ahuna Vairya ne contient pas un seul mot qui se
rapporte certainement ä Zoroastre. II ne dit que ceci „Sicut
Abu eligendus (credendus) ita Ratus ex sanctitate". Si ces
vers se trouvaient au milieu d'un chant relatif au prophete
mazdeen, l'omission de son nom, de toute designation parti-
culiere quelque surprenante qu'elle füt, s'expliquerait ä la
rigueur. Mais au contraire l'A. V. est un morceau isole et il
faut un grand effort de conjecture pour y faire intervenir le
Avestica. 247
personnage de Zoroastre. Cette priere aurait ete faite expres
pour inculquer le respect et l'obeissance envers le fondateur,
le chef de la religion et l'on aurait entierement oublie d'y
faire entrer son nora ou qiielque chose qui le designe, au
risque et peril que l'objet de cette priere s'oubliat tout-ä-fait,
comme cela est reellement arrive! Cela ne s'est jamais fait et
cela n'est pas croyable.
2. Cette explication donne un sens trop force pour qu'il
soit possible. S'exprimer ainsi: „Sicut Abu perfectus(?) ita ratus"
pour dire „de nieme que un tel est un abu parfait ainsi il
est un ratus excellent", c'est, je pense, ce que personne n'a
jamais fait et ne fera jamais.
3. II n'est pas un mot ni dans les textes anciens ou
modernes, ni dans l'histoire entiere du parsisme comme de
l'avestisme, qui permette de soutenir cette conjecture, de la
faire meme en quelque fa^on que ce soit. Pour les traducteurs
peblevis i) comme pour les mazdeens plus recents, Vahü est
sans contredit, sans besitation, Abura-Mazda lui-meme et rien
d'autre que lui. Un pareil silence, une semblable denegation
de l'Avesta et de la litterature parse toute entiere seraient-
ils possibles si la verite etait tout le contraire? Non, sans
aucun doute.
4. II y a plus encore. Nous avons lä-dessus le temoignage
de l'Avesta lui-meme; il est bien etonnant qu'on n'ait pas
pense a cbercber l'explication oü eile est reellement.
En effet le livre sacre contient un cbapitre qui pourrait
donner la Solution de bien des diflicultes si l'on avait pense ä
le consulter. Ce cbapitre est le Yasna XIX dans lequel il
est expressement dit que VAhü de la priere est le dieu mazdeen
lui meme. Yaf dim ahamca ratümca adad'at at'a dim para-
cinasti yim ahurem tnazdätn manaspaoiryaUhyö dämahyö. De
quelque maniere que l'on traduise paracinasti la cbose est des
plus claires; Vahü est Abura Mazda.
De Zoroastre il n'est question que tout ä la fin du com-
mentaire et c'est pour le ranger parmi les dregvodhyö ou du
moins le mettre en parallelisrae avec ceux-ci:
dreguhyö väslärem cinasti, yat'a urvat'em Zarat'usträi
il donne un protecteur aux faibles comme un ami(?) a Zoroastre.
*) La traduction porte ahü et la glose l'explique par auharmazd.
248 C. de Harlez
Dira-t-on que Ton sait, en 1884, ce que signifiait la priere
avestique, niieux que les auteurs de l'Avesta lui-meme? Non
Sans doute, car une pareille pretention ferait sourire.
Si du moins on apportait ä reneontre un argument, un
fait certain, cela serait ä moitie acceptable; mais tout ce que
l'on oppose c'est une conjecture, une analogie qui cree simple-
ment une possibilite.
Encore s'il s'agissait de quelque phrase insignifiante , de
quelque parole perdue dans la masse des textes; mais au con-
traire c'est la priere principale et comme le fondement de la
foi mazdeenne; c'est la parole creee avant l'univers, descendue
du ciel pour eclairer la terre, celle que le mazdeen doit avoir
Sans cesse ä la bouche et repeter en toute occasion. Si nous
ne croyons pas les auteurs de l'Avesta quand ils nous expli-
quent ce qu'ils diseut et ce qu'ils pensent et si nous pensons
le savoir mieux qu'eux, alors qu'avons nous besoin des textes?
11 nous suffit de nos iraaginations. 11 n'est donc pas possible
de s'arreter ä cette explication.
II. Au second vers Roth introduit deux innovations consi-
derables. D'apres lui dazda „ne peut pas" etre un nom, ce
doit etre une forme verbale et mazdäi n'est pas le datif de
mazdäo , mais une autre forme verbale significant: „begreifen,
beherzigen". Roth ne l'explique pas, mais d'apres ce qu'il en
dit, on doit supposer qu'il fait deriver mazdäl de manas et da
QU d'ä; deja Geldner en avait fait autant pour le nom du
dieu mazdäo.
Que dazdä ne puisse pas etre un nom verbal c'est abso-
lument faux; ce mot est tout naturellement le nomiuatif de
dazdar venant de dad-\-tar ou dad' -\-tar. C'est celui qui
„donne" ou ,,etablit, regle le bon esprit, la saintete In-
terieure".
Quant a mazdäi verbe c'est tout bonnement une irapossi-
bilite philologique, comme je Tai deja montre ailleurs. Manas
se reduit a mäs ou mäz, mais il ne perd jamais son n, qui lui
est essentiel. Comp, menghäi, mehdaidyäi, mäzdra, mät'ra,
mät'wa, mästä, mäs-vac et enfin le vrai verbe lui-meme mäzdä
dans mäzdazdüm.
Constatons ä ce sujet une fois encore (jue l'exactitude
n'est pas toujours oü l'on pense, et passons.
Avestica. 249
Donc mazdäi n'est point un verbe et ne peut venir de
manas. Pour appiiyer la supposition d'un infinitif-datif et de
terrae, Roth cite trois exemples qu'il cioit analogues, pris au
Veda. Malheureuseraent, il n'a pas fait attention que les
expressions vediques etaient toutes differentes et ne lui
servaient a rien ici. En effet dans le Veda nous trouvons
un verbe suivi d'un complement direct et d'un infinitif de
terrae, de bufc; par ex. dliatta Indrö vqjram nari apänsi kartave
I. 85. 9 Indra emploie la foudre pour faire ses ceuvres.
Indram räjänani dadJiire sahadhyai (Les vents) ont etabli Indra
roi afin qu'il triomphe VII, 31. 12 (et non 2).
Or ici le cas est tout contraire; point de complement
direct ni d'infinitif de terme; mais, au contraire le nom verbal
suppose, mazdäi, serait lui-merae le coraplement direct bien qu'ä
une forme de datif. Si l'on adraet chose pareille alors que
devient l'exactitude?
Nous n'avons que cela ä, dire aussi du mot semblable mazdä
„erinnerung" decouvert au Y. XL. 1. Ce raot n''existe pas
et ne peut exister puisque, s'il existait, il serait mäzdä et non
mazdä.
Roth ne veut pas de mazdäi datif de mazdäo par ce que
cela serait une „durete syntaxique". Or pour en eviter une on
doit en admettre trois ou quatre: 1. un nora verbal au datif
mazdäi, mis pour un accusatif. — 2. le genitif anheus' |rais
pour le datif. — o. Les mots: facit (selon R.) raun dum
recordari operum bonse mentis ainsi construits: bonse
facit mentio operum mundi recordando. 4. L'ensemble de la
phrase est tellement boiteux que Roth est oblige de nous
avertir, avant de donner la traduction: ,,dass der Verfasser
dieser Strophen keineswegs meister schöngeformter rede war". —
Nous voila loin du temps oü les traductions nouvelles
rendaient l'Avesta plus raisonnable et plus poetique. Gar celle
ci defigure la priere favorite des mazdeens et cela sans
aucune utilite. La traduction obvie et traditionnelle donne, au
contraire, un sens excellent et une forrae oratoire irreprochable,
corarae on va le voir.
Mais avant cela notons que la durete qui fait ecarter
mazdäi, comrae nom substantif, n'existe en aucune fa^on; que
cette expression est des plus usitees. Anhe'us' mazdäi correspond
exactement au frangais: c'est mon bien a nioi, ou au francais
250 C. de Harlez
vulgaire: j'ai vu le fils ä Franyois; je monte le cheval ä
papa.
Bien plus en sanscrit cela se rencontre des Tage des Vedas.
Ex. Atli. V. IV. 5. 6 ftväjmntu asyäi jnätayah ,,dormiant ei
(p. ejus) parentes". Dans les Brähmanas c'est d'usage corumun.
Ex. striyäl payah mulieri lac, dhenuäi retah vaccse (dat.)
semen. etc. (cfr. Whitney Sanscrit granimar no. 365). Le
sanscrit ne signifierait-il plus rien ici?
Notons avant de quitter cette premiere partie
1) que la forme ahü n'a jamais ete expliquee convenable-
ment si on la garde comme nominatif; eile est des plus simples,
au contraire, si on y voit un instrumental; comme la version
pehlevie l'explique. Ähü vairyö est pour eile: „Von dem herrn
erwünscht, erwählt".
2) Asha est bien phonetiquement identique a Ha mais
nullement quant au sens; je Tai demontre abondamment dans
mes „Origines du Zoroastrisme" (Voy. p. 74).
Le sanscrit n'est pas un guide sür pour apprecier les
significations; cela est ausgemacht (cfr. mon livre „De l'Ex-
egese et de la correction des textes avestiques" p. 18, 107 ss.
etc.). Jamais passage du reste, ne le prouve mieux que celui-
ci, car personne n'oserait dire que ahü, ratus' et hacä sont
asu, rtu, saca du sanscrit. II en est de meme ä'asha qui est
la saintete zoroastrienne.
Qu'il me soit permis d'ouvrir ici une parenthese. M.
Lindner a fait dans la „Central-blatt", un compte rendu de mon
ouvrage sur l'Exegese etc. , qui prouve uniquement qu'il ne l'a
pas bien lu ^). II y dit entre autres choses que „je ne tiens pas
compte des ressemblances entre les deux langues et ne fais
valoir que les differences".
Rien n'est plus faux. D'un bout a l'autre du livre je
mentionne ces analogies, mais je dis seulement qu'elles ne sont
pas un guide sür et je le prouve en faisant voir que les dis-
semblances sont beaucoup plus nombreuses. Cetait lä ma
täche et non de montrer des ressemblances dont on abuse.
') J'en dirai autant de mes autres ecrits ä propos d'un certain Dr. Sey-
liold que je ne connais point et qui s'est revele dans la „Litteratur-blatt".
Je voudrais voir ces Messieurs acoepter la discussion lä ou l'on peut se
ropondrc
Avestica. 251
Mais, je le coinprends, il fallait tächer d'empecher de lire un
livre qui gene quand il est connu.
Fassons au dernier vers.
D'abord k'safrem cä Ahiiräi ä. M. Roth voit dans ces mots
une Opposition avec ce qui precede. L'auteur avertit les fideles
que malgre la dignite d'^/m et Ratus' conferee ä Zoroastre,
la puissance reste ä Ahura Mazda. „Mais la puissance (reste)
ä Ahura". „Das reich aber bleibt dem A. M." — En outre
il prend yim comme — yö imem.
Tout cela est inadraissible, pour les raisons suivantes:
1. Cet avertissement donne aux mazdeens est un peu trop
naif. Quel mazdeen a jamais eu besoin d'etre informe que la
puissance de Zoroastre, de ce nare asürö du Y. XXIX, ne
detruit pas celle du dieu qui en a fait quelque chose? Puis
cä transforme en „mais, aber"; et le verbe etre sous entendu,
rem place par „reste, bleibt" cela n'est justifie par rien du tout.
2, La disjonction de yim en yd imem est de la grammaire
subjective qui s'ecarte des regles de la science. Yim peut
egaler hö yim ou un autre cas de hö mais pas yö imem, le
relatif ne peut pas etre l'antecedent; c'est elementaire, et si
tel autre l'eut dit on l'eut rappele a l'ordre avec des termes
assez aigres.
Yim a fait difficulte jusqu'ici par une raison bien simple.
C'est qu'on a toujours rapporte la preposition ä ä ce qui pre-
cede tandis qu'elle peut tres bien regir le mot suivant yim.
Mais, dira-t-on, ä peut il se rapporter au mot qui suit? Oui,
Sans contredit; les exemples de cette construction sont nom-
breux. En voici quelques uns.
Vend. III, 120 a tat vahhö, ä tat acis'tem ahüm
„ II, 43 ä tat hanjamanem paiti jasat
,, VIII, 42; X, 9 ä t'ritlm ä d'bitim ä h'tüirlm
Y. XIX, 11 frä urvänem ixirayhii ä vakis'fät anhaot, ä vahis'tät
asät, ä valiis'taeihyö raoc^byö
„ XLII, 9 at ä t'wahmäi ät're .... mainyäi ....
„ XXX, 2 ä varenäo vicit'ahyä
10 at acis'tä yaojahte ä husitöis' vaiiheus' matianhö
„ XXXIV, 3 at töi . . dämä gaet'ao vispäo ä k's-at't'öi,
et apres le verbe par ex. : jantü ä airyamä isyö vlspem yaskem.
J'en passe un grand nombre.
La vraie construction est donc ici des plus simples: ä yim
252 C. de Harlez
== ä fem yim, et cela nous anaene au vrai sens de Msafrem
Ahnräi. Mais pour bien deblayer le terrain nous devons
eclaircir encore un point.
Ahura n'est-il pas ici ,,le souverain, lo chef" comme, par
ex. Yt. V, 85; Yt. XIV, 39 etc.?
Cela simplifierait la chose d'un seul coup, et le sens
serait: La puissance (sur la terre) appartient au souverain qua
Mazda (vers 2) a etabli protecteur des pauvres, des petits.
Ce serait au raieux; mais il y a ici un obstacle insur-
raontable. L'Avesta lui - meme nous affirnie qu'il s'agit en
realite du dieu Ahura et non d'un cbef terrestre. II est dit
en effet au Y. XIX, 35 : K'mt')-em Ahuräi cinasti tat Mazda
tava h'sat'rem il attribue la puissance a Ahura i. e. (il dit:) ä
toi, Mazda, la puissance! Sans doute les auteurs de l'Avesta
savaient cela mieux que nous.
II y a un autre moyen de sortir de la difficulte et le texte
lui-meme nous la fournit. K'sat'rem Ahuräi est le pendant de
anheus' mazdäi. C'est „la puissance d'Almra", celle qui lui
appartient comme sfriyäi payö est „le lait de la ferame", et
,,le frere ä Frangois" est le frere de Fran^ois.
Le resultat de cette discussion nous donne donc la tra-
duction suivante.
Ainsi qu'il a ete choisi par le Maitre supreme^), il est un
chef spirituel (etabli) en vue de la loi de saintete; regulateur
des bonnes pensees et 2) des actions de la religion de Mazda ^).
Et la puissance d' Ahura*) appartient ä (ou: repose sur) celui
qu'il a etabli protecteur des faibles.
Ainsi tout s'explique et concorde parfaitement. II s'agit
ici d'une soule chose: Le pouvoir des dostours, des Ratus dont
il est question au Vend. V, 78; VII, 180; VIII, 30; Afr. I, 5. 7,
qui peavent remettre ou punir les fautes et dont le Sadder dit:
Vox desturi, vox Dei.
Le sens est: Le Ratus, le destour est etabli par dieu, il
est le docteur, le regulateur supreme des pensees et dos actes
') Ahü (Instr.) vairyö.
*) II y a apposition comme le prouve Ic Y. XIX, 31. 32 ,, Comme il
\'^ fait directeur des pensees ainsi il le fait (directeur) des actos".
') Les actes qui appartiennent au monde de Mazda, los bonnes actions.
*) Qui vient de lui, qui est conferee par lui.
Avestica, 253
de la religion. La puissance, il la tient d'Ahura qui l'a etabli
maitre et pasteur des tideles, defenseur des petits.
Rien de plus satisfaisant , sans doute, et de plus naturel
que cette explication et l'auteur de cette priere n'est pas un
ecrivain grossier comme on le suppose.
On comprend pourquoi les Atharvans zoroastriens avaient
tant ä coeur d'exalter cette priere et de la mettre constamment
sur les levres des fideles. Leur zele pour Zoroastre n'eüt pas
ete si grand; mais il s'agissait de leur propre puissance.
II nous reste ä examiner un point d'une haute importance.
UAhima vairya que nous possedons est-il bien celui que l'au-
teur du Y. XIX avait sous les yeux et commentait? le texte est-
il identiquement le meme? II y a des raisons de croire que
le texte primitif contenait non seulement tout ce qui nous est
reste; mais quelques mots en plus, Les raotifs, qui nous fönt
croire ä une mutilation du texte, sont:
1. Le Hä XIX du Yagna porte que l'Ahunavairya avait
5 parties pancn tkaem. Quelque soit le sens de tkaUa il est
clair qu'il dcsigne des parties distinctes. Au Hä XX il en est
attribue trois ä VAsem Vohü et cette priere a reellement trois
membres de phrase bien distincts: 1. Äsern Vohü vahis'tem
astl. 2. Usiä asti iisfä ahmäi. 3. hyat asäi vahis'täi asem.
De meme au Hä XIX, 13 il est parle d'une moitie, d'un
tiers, quart ou cinqieme de l'A. V. et rien de plus.
Or il ne serait pas possible de diviser en cinq sections de
ce genre, le texte de notre Ahuna Vairya.
2. Le commentaire contenu dans le Hä XIX, 4. 28 ä 36
cite le texte (incorapletement) avant chaque glose et dans ces
citations se trouve plusieurs mots que notre texte ne porte
point. Les mots cites sont: 1. tkahsa : ahü et ratus'. 2. Vispa-
näm mazis'tö. 3. Mazdao hujltls' vanhvls' i). 4. dazdä mananhö
shyaot'ananäm. 5. k'sat'rem aJiuräi dreguhjö västärem.
Parmi ces mots il y en a cinq , representant les deux
tkaesas 2 et 3, qui ont disparu: vispanäm mazis'tö — Mazdäo
hujltis' vanhvls'. On aurait donc perdu deux vers de la priere.
Terminons en donnant l'explication des mazdeens eux-memes
d'apres le texte que possedait Neriosengh, il y a 400 ans environ.
La voici: „Comme eile est voulue par le Maitre supreme ainsi
*) Corrige de vanMus' et vanhts'.
Beitrage z, kando d. indg. spracliöii. XIII. 18
254 C. de Harlez
„est l'autorite selon la loi sainte, regulatrice du bon esprit et
„des actions qui ressortent du monde d'Ahura Mazda (antar
j,hhuvane Äliurmizdasya). La puissance venant d'Ahura ap-
„partient a celui qu'il a constitue protecteur des faibles".
Ainsi pensaient les raazdeens eux-memes il y a 1800 ans
environ; il est peu probable qu'ils eussent perdu le sens de la
priere la plus iniportante de leur religion, de celle qu'ils
devaient repeter tous les jours. Or cette explication nous
conduit precisiment au meme terrae que la critique et la stricte
exactitude philologique. N'est-ce pas une garantie süffisante?
Roth termine son article par une retractation de sa pre-
cedente explication mais ajoute: „Ohne solche gewagte versuche
ständen wir ja auch nicht, wo wir heute stehen". D'apres lui
il faut commencer par le wohlgemeinte aber verkehrte
pour arriver ä la gelungene ausführung. On comprend
ce que cela veut dire.
Pour moi je prefere infiniment suivre l'ecole qui marche ä
pas sürs, cherchant partout des appuis assures; qui jette peut-
etre moins d'eclat momentane par des imaginations hardies
mais qui peut, apres 10 et 20 ans, en dehors de quelques cas
desespere, soutenir ce qu'elle a dit ä l'origine sans avoir ä y
changer une ligne. Ces hardiesses peuvent eblouir mais elles
constituent un veritable danger pour la science; elles entrainent
les esprits et il faut bien longtemps avant que la verite re-
prenne ses droits. Sans ces ecarts on y serait arrive d'emblee,
et la tentative nouvelle ne fera que de retarder ce moment
en repandant de nouvelles idees vraisemblablement fausses, alors
que la verite est sous notre main; dans l'Avesta lui-meme.
III. VisHö (Yesht XIV, 42-44).
Ce mot est aussi objet de controverses, Mais ces con-
troverses se rattachant necessairement ä l'explication du passage
du Yesht XIV oü il se trouve et qui a donne aussi lieu ä
diverses discussions, nous en envisagerons tout l'ensemble. II
commence par l'expose d'une question faite par Zoroastre.
1. Peresat Zaraftis'trö (Ähurem) Mazdäm:
(Ahura) Mazda, mainiü spenis'ta,
dätare gaH'(an)äm astwaitmum (Asltäwnj!
Avestica. 255
2. Kua asti Verefrag'nahe (Mazdad'ätahe)
näma (a)zbäisti (kua upastüitis') kva nistüitis'
Aap mraot Ahurö Mazdäo.
Ces mots ne presentent aucune difficulte. J'ai marque par
les parentheses, les mots ä retrancher pour obtenir des phrases
rhythraees. J'ai bien peine ä croire qu'elles l'aient ete ä l'origiiie.
Cela raarche lourd comme une lourde prose. Je crois cepon-
dant le mot Mazdad'ätahe ajoute apres coup, pour faire rentier
Verethraghna dans le Systeme avestique et lui enlever l'inde-
pendance primitive.
La reponse d'Ahura Mazda est ainsi con9ue — et c'est eile
qui fait Tobjet du debat:
1. Yat dva späd'a hanjasäonte
ras'tem rasma kataras'cit
[ — 2. Vis'täonhö (ahmya) nöit vanyäoTde
jatäonhö (ahmya) nöit janyäonte
3. Catas'rö perenäo (vi)d'ärayois'
avi pat'äm kataraseif] —
4. Yatärö pourvö (f7'ä)yazäHe
Arno hutäs'tö huraod'ö
5. Verefrag'nö ahurad'ätö
atärö Veret'ra hacaite.
Ce passage semble bieu avoir ete rhythme ä rorigine; les
changements ä faire pour y revenir sont de fort peu d'impor-
tance. Mais on pousse la question plus loin et Ton se de-
mande si le texte primitif contenait tout cela. Hübschmann
en a retranche le 3. distique et cela non sans raison car il
trouble le sens, la vraie reponse est aux distiques 4 et 5 et
Celle -ci n'a aucun rapport avec la prescription du § 3 qui a
un caractere de superstition peu sensee.
Mais Hübschmann efface egalement le distique 2 tan-
dis que Geld n er en conserve le premier membre.
II rae semble qu'il faut le conserver tout entier ou le
rejeter entierement, car si l'on en supprime un vers, il reste
deux strophes inegales l'une de 3, l'autre de 4 vers — D'ailleurs
pour retrancher jatäonhö etc. il ne suffit pas de la raison
que l'on allegue, la repetition d'une meme idee; car l'Avesta
contient des redites par centaines. Qu'on relise seulement le
§ 8 du Yesht XII que l'on conserve generalement et l'on sera
convaincu.
18*
256 C. de Harlez
II y a plus; cette repetition n'existe pas meme ici; les
deux membres du distique 2 n'ont pas un sens identique comrae
on va le voir.
Cela etant, il est mieux de conserver le distique 2 qui
nous donne deux stroplies de 4 vers chacune, et qui s'explique
tres bien et s'adapte parfaitement au reste; il indique le but
de riuvocation: C'est afin que les guerriers echappent au
coups et ä la mort. Les subjonctifs vanyäonte, janyäontS jouent
le meme role que le bvat du Fargard XIX.
Reste ä chercher le sens exact de ces deux vers.
Hübsch mann, les retranchant, ne les explique pas. Ceci
me parait regrettable; car, fussent-ils meme interpoles, ils n'en
sont pas moins des restes du langage avestique et ä ce titre
on ne peut les negliger.
Geld n er considerant vis'täonhö comme inexplicable, le rem-
place par vars'täonhö et corrige vanyäonte en vars'täonte ; il
fait deriver ces deux mots d'un varez qu'il suppose et qu'il
rapproche du sanscrit varj, vrjana, lui donnant le sens de
„enfermer, emprisonner".
Nous regrettons de ne pouvoir nous ranger ä cet avis. La
supposition d'une racine varez „emprisonner" n'est appuyee sur
rien. En outre varj , vrjana, impliquent l'idee d'une enceinte
protectrice, qui ecarte le danger et non celle d'un emprison-
nement. Varj est „ecarter" et non „enfermer".
En soi-meme du reste l'idee ne convient guere: „Quand
deux armees sont en presence rangees en bon ordre, afin que
ceux qui sont emprisonnes ne le soient pas, que ceux qui sont
frappes ne le soient pas". On n'est pas emprisonne sur le
champ de bataille.
Nous devons chercher autre chose. Or je trouve deux
Solutions satisfaisantes :
1. Celle du Mrs. Hang qui porte
Vas'täohhö nöit vazyäonte
que ceux qui sont emmenes captif ne le soient pas; ä vas'ta,
de vaz, comparez vas'tar.
2. En conservant vis'täonhö on pourrait le considerer comme
une alteration de vista, comme on la voit dans ävis'tö Yt. X, 120
et le faire deriver de la racine vidh (sanscr. vyadh) qui donne
en sanscrit viddha et en avestique vizda, vista. II s'agirait
ou des „blesses" et au distique suivant des tues, „abattus"; ce
Avestica. 257
qui, en outre, fait disparaitre la tautologie comme je le disais
tantot.
Quant au reste du morceau Hübschmann retranche
paurvö comme inutile et ajoute hö.
II me semble que pourvö est absolument necessaire au
sens et que c'est meme le mot essentiel. Si on le retranche il
en resultera que si les deux armees invoquent, l'une et l'autre,
Verethraghna, elles seront egalement victorieuses. Ce qui ne peut
etre l'intention de l'auteur. Rien de plus logique, au contraire
que de dire: La victoire sera ä celle des deux armees qui
invoquera Verethraghna , la premiere. Je retrancherais donc
plutot frä, s'il faut ici un vers; car fra est ici superflu.
Atärö, 1/atärö doivent etre conserves. Kataras cit du § 3
est de katarö cit et atärö est employe comme kaiarö,
nitemu etc. il est donc parfaitement regulier.
Nous obtenons ainsi le sens suivant pour le passage que
je traduis en entier. — Car les passages frappes d'atetheses
doivent etre traduits comme les autres; sans cela on perdrait
bien des richesses de la litterature avestique.
„Oü doit avoir lieu l'invocation du nom de V.
Oü sa louange, oü sa deprecation?
Lorsque deux armees se rencontrent
rangees en bon ordre, toutes deux,
pour que les blesses | ne le soient point,
pour que les tues | ne le soient point;
(etends quatre plume ] sur le chemin de chaque cote.)
La oü en premier lieu est honore par un sacrifice,
le fort, le bien fait, le beau
Verethraghna cree par Mazda,
lä sera la victoire".
Ainsi tout s'explique sans peine.
C. de Harlez.
258 W. Deecke
Lykische Studien. III.
Die verbalformen der bilinguen.
1.
In der bilinguis von Limyra 19 ist das griechische verbum
enoLT^oato (z, 5) im lykischen texte durch pr^navatö (z. 2)
wiedergegeben; dieselbe lykische form entspricht in der bilin-
guis von Antiphellus 3, z. 1 dem gr. sgyccaazo (z. 5), in der-
jenigen von Tlos 2, z. 2 dem gr. i^gyccaazo (z. 5). In andern,
nicht-bilinguen lykischen inschriften begegnet dieselbe verbal-
form pry,navatö, mitunter etwas entstellt oder verstümmelt, aber
sicher herstellbar, noch 40 mal; daneben 5 mal pr^navatü Ant.
2, 1; Lim. 22, 1; 30, 1; Rhod. a 1; X. 5b, 8 (wo das t zu x
entstellt ist), wie denn ö und ü auch sonst vielfach mit ein-
ander wechseln und durch ihre Varianten in der formung des
Zeichens kaum überall zu scheiden sind; s. art. I, 125. Andere
isolierte formen sind:
pry^navato Lim. 37, 1 (nach Bdf. aus Aperlai, p. 29, n. 6;
bisher pvn.navatu überliefert)
pr^navätö Pin. 4, 2
pririnavattö X. 7, 3 (das t hat doppelten querstrich).
Verstümmelt und nicht sicher herstellbar sind:
Lim. 11, 1 pri^n . . .tö
Myra 7 prnnavat .
Car. 2 prig^nwläo,
doch scheint in den beiden ersten fällen jjri^nfavajtö und
pry,navat[öj zunächst zu liegen, im letzten pri^navato. Im
ganzen kommt die verbalform also 54 mal vor.
Unter den objecten von pr'p.navatö und seinen Varianten
findet sich 14 mal prt^navü (St. X. S. 9 ist x statt ü über-
liefert; sonst ist die lesung überall sicher); daneben:
pry^navo Ant. 3, 1 (bilinguis); X. 3, 1; 4, 1; Bdf. p. 129,
n. 101
prig^navö Myr. 4, 1; X. 5d, 2.
Nicht erhalten ist der schlussvocal X. 6, 1; Bdf. p. 55,
n. 23. In der bilinguis von Ant. 3, 1 ist pr^navo im griechi-
schen texte durch fxvrjiia (z. 5) wiedergegeben: es wird also
ein acc. sg. sein, und zwar von einem nom. *pry,nava; vgl. z. b.
Lykische studien. III. 259
lada „gattin", acc. ladü (häufig)
edaniaxzza, nom. propr. masc. Ant. 4, 3; acc. edümaxzzü
z. 7
hrexrnma, desgl. Myr. 6, 1; acc. hrexmmü z. 2.
Der Wechsel des auslautenden ü mit ö und o ist der gleiche
wie in pri^navatö u. s. w. ; wenn aber bei diesem ö^ dort ü über-
wiegt, so liegt dies wohl an dem verschiedenen Ursprung des
vocals, wie wir ihn unten ersehn werden. Das genus von *^r^-
nava ferner ergiebt sich als weiblich aus dem dativ sg. pri^nave
Ant. 4, 4 (vielleicht auch Bdf. p. 55, n. 22); vgl. lade == yvvaui
in den bilinguen von Lim. 19, 4 u. 7 ; Ant. 3, 2 u. 6 neben
dem nom. lada, während z. b. das nom. propr. masc. eiamara
im dativ eiamaraiä hat (Rhod. a 2 u. b 1).
Wie nun der gleiche stamm in prnnavü pry,navatö zeigt,
kann die griechische Übersetzung f.iv^ua ertotrjaato oder rigycc-
oaxo keine genaue sein: es ist beiden texten nur der allge-
meine sinn gemeinsam : „er baute sich ein grab". Einen näheren
anhält für die weitere deutung giebt die bilinguis von Lewisü,
die das lykische wort prnnäzeiähe (z. 2) im griechischen texte
durch orKeloi (z. 5) übersetzt. Von jenem lykischen worte nun
findet sich, unter anderm, 6 mal der dat. sg. pri^näze, 3 mal
durch seine Stellung nach der präposition hrppe, die aus den
bilinguen bekannt ist, vollkommen als solcher gesichert. Nach
diesem dativ können wir aber auch den nom. sg. als ^prt^näze
ansetzen, wie neben dem häufigen dat. tedäeme (in der bil. von
Lim. 19, 4 == vi(^ z. 8) auch der nom. sg. tedäeme sicher steht
(ebdt z. 3 = viog z. 7, und oft sonst).
Die nominale, ursprünglich adjectivische endung -ze aber
bildet ethnika, bezeichnet also den bewohner; s. z. b.
soräze Sura 1; 3; 7, ethnikon von *sora = 2ovQa
sppartaze St. X. 0. 27, ethnikon von *spparta = ^rtccQTT]
atünaz.. St. X. 0. 27, ethnikon von *atüna(?) = Idd^rjvai;
vgl. art. I, 147—148.
Demnach ist prtpiäze = olxeiog der „bewohner eines
J^rvbna = oixog", ein „hausier*'^, wie die grabinschriften er-
geben, etwa von der Stellung des kretischen oUsvg nach der
Inschrift von Gortyn; s. noch z. b. die lyk.-gr. Inschrift C. I. Gr.
n. 4315 b rolg violg -/.al Toiig olxsoig. Das so erschlossene lyk.
Substantiv *pr'i^na ist vielleicht wirklich erhalten in dem nom.
propr. masc. kezzaprir^na St. X. N. 11 u. 14; acc. kezzapr^nü
260 W. Deecke
z. 15; vgl. die griechischen eigennamen auf -oiKog; s. art. I, 134.
Zu prini,na nun, dessen genus unsicher bleibt, das aber wohl
männlich oder sächlich war, verhält sich ferner das femin.
p-T^nava etwa, wie gr. oly-ia zu oixog, deutsch „gebäude" zu
„bau"; vgl. auch lateinisch den pl. aedes zum sg. aedis. Das
lykische suffix -va nämlich scheint augmentativa oder collectiva
zu bilden: so giebt es z. b. ein collectives wbl. Substantiv *«sä-
däi^näva ,,nachkommenschaft", von dem 8 mal formen vorkom-
men, abgeleitet von einem masculinum *üsädäiyne „der nach-
komme"; vgl. vädrä'n,ne, p'^träy,ne u. s. w.; wahrscheinlich hängt
auch *arava „bauwerk", acc. aravü Lim. 43, 2, mit ara St. X.
S. 28 zusammen, während von ihm wieder aravazeia abgeleitet
ist, das in der Variante aravazeia in der bil. von Lim. 19, 1
dem gr. /iivfjiua entspricht (z. 5) und im ganzen 12 mal vor-
kommt; vgl. die Wurzel gr. ag-, lat. ar- ,, fügen, anpassen,
bauen". Von pri^nava endlich stammt die denominative ver-
balform pr'^navatö, wie mit ol/.ia das verb ol^l^siv verwandt
ist, so dass prnnavü pr'n.navatö etwa übersetzt werden kann
,,ot>c/av ^x/CßTo". Die bezeichnung des grabes als ,,haus", fast
allen sprachen gemeinsam, passt insbesondere auf die haus-
artigen lykischen gräber.
Fragen wir nun nach der art der denominativen ableitung,
so ist die unveränderte benutzung secundärer nominalstämme
als Verbalstämme in den indogermanischen sprachen verhält-
nissmässig selten und wohl überall jüngeren Ursprungs: viele
scheinbare fälle der art beruhn auf zusammenziehung; auch
haben jene denominativa weit überwiegend intransitive bedeu-
tung. Daher nehme ich auch in pry.natmtö lieber contraction
und elimination eines ableitenden suffixes an, und vergleiche
damit in erster linie formen wie gr. (s)TiuaTO aus *STif.iat6to,
vom nominalstamme Tif.iä-; s. auch lat. formal aus *'forma0i
von forma-. So wäre denn auch lyk. priginävätö aus *(ä)pr'^-
navaiätö entstanden. Die dabei geschehene ansetzung der endung
als -ätö rechtfertigt sich durch eine reihe andrer verbalformen
auf -ätö, während -etö nicht sicher vorkommt; daher habe ich
auch als augment ä angesetzt. Die contraction entspricht der
griechischen und lateinischen; zweifelhaft bleibt, ob in der
isolierten nebenform pr^inavätö Pin. 4, 2 (s, ob.) eine spätere
trübung vorliegt, wie sie im lykischen häufig beim a vorkommt,
oder ob wir in dem ä eine variierende contraction, durch ein-
Lykibche studien. III. 261
fluss des ä von -ätö, anzunehmen haben. Für letztere annähme
könnte man allenfalls das lyk. wort iilähe Lim. 13, 3 neben
dem in gleicher Verbindung stehenden %daiäh[e] Lim, 11, 6
geltend machen. Dies ist, nach indischer weise, aus ule übe
„progeniei eins", eig. ,,suae" entstanden, worin ule aus *uläi
dativ sg. eines femininums Tila ist; s. ob. lade, pr^nave von
lada, *pr'^nava. Leider lässt der unklare Zusammenhang nicht
entscheiden, ob auch die form idabe St, X. 0. 48 dativ oder
ein andrer casus ist; in ersterem falle hätten wir darin eine
entsprechende contraction auch zu jir'n.navatö. Die personal-
endung -tö ist getrübt aus -to = idg. -tö (oder -töa), gr. -ro;
zur Variante -tu vgl, man pamphyl. u. kypr.-gr. -rf, vielleicht
ursprünglich -tu zu sprechen (s. Gust. Meyer Gr. gr.^, p. 74);
dem letzteren steht lyk. -to am nächsten. Die in der inschrift
X. 7, 3 vielleicht anzunehmende Verdopplung des t ist eine im
lykischen nicht seltne erscheinung; doch könnte der doppelte
querstrich allerdings auch eine andere modification des conso-
nantischen lautes ausdrücken.
Wir haben also in iwni.navatö eine 3 sg. praeteriti indic.
medii eines verbum contractum denominativum auf -aio, schwach
-ave, in der bedeutung „er baute (für) sich". Der bildung nach
entspricht diesem lyk. praeteritum das indische sog. einförmige
augmentpräteritum , das griechische imperfectum , doch mit der
bedeutung des narrativs, die es auch indisch und iranisch hat,
griechisch nicht selten noch im Homer. Man erwartete nun
allerdings im lykischen ein augment, und in der that findet
sich vielleicht eine spur oder nachwirkung desselben darin, dass
prnnavatö 23 mal in inschriften , die sonst die einzelnen wörter
durch interpunction trennen, mit dem vorhergehenden, vocalisch
(auf -ä oder -e) auslautenden worte zu einem ganzen zusammen-
gerückt ist, wie es im lykischen, ähnlich wie im indischen, bei
euphonischer Verbindung und bei krasis geschieht; vgl. das
oben angeführte beispiel idaiäb[e], uläbe aus *ule abe, und im
gen. pl. tdahebeiähe St. X. N. 6 neben ulahe : äbeiähe ,, nach-
kommen seiner" 5 mal, z. b. Lim. 5, 3. Ebenso könnte mäte-
pr^navatö aus tnäte äpv^navatö entstanden sein, wenn auch
aufgelöst nur mäte : prij^navatö vorkommt; denn offenbar war
das augment sehr beweglich, wie altindisch und homerisch-
griechisch, und überhaupt wohl schon im schwinden. Die
krasis mänäpr'Q.navatö neben mänä : prnnavatö zeigt wieder die
262 W. Deecke
richtigkeit der ansetzung von ä als augment, da e mit vorher-
gehendem ä zu e verschmilzt. Zu den obigen fällen der krasis
kann man nun noch 8 andere fälle rechnen, in denen über-
haupt eine wortinterpunction in den inschriften fehlt, so dass
danach in der mehrzahl der sämmtlichen stellen die krasis
angenommen werden kann.
Die mediale bedeutung ist ganz die indisch - griechische,
d. h. die reflexive mit dem dativus commodi.
Neben der 3 sg. prnnavafö haben wir nun aber auch in
der bilinguis von Lewisü z. 1 eine 3 pl. desselben tempus jar^-
navüfö = gr. eQyäoavzo (z. 4), eigentlich also (oxiCovTO ; object
ist hier '^tatü (z. 1) = (.ivfjina (z. 4), ein wort, für das ich
unten die genauere bedeutung „grab" nachweisen werde. Eine
ähnliche form prv.nävütö findet sich, nach Benndorf p. 55,
n. 21, in der inschrift Pin. 3, 1, wo nachher zwei, durch sä
„und" verbundene subjecte folgen; als object steht hier das
sehr häufige x?^«^ ,,g!%b^ grufts^ In beiden fällen ist das ge-
bäude von 2 mänrTern geineinsata errichtet. Wenn dagegen
Lim. 11, 1; 12, 1; 23, 1 dem namen des erbauers des grabes,
mit dem zusatz sä : lada : ähbe „et coniux eius", eig. „sua*',
der Singular pn^navatö vorhergeht , so gilt hier als der eigent-
liche erbauer offenbar nur der eine mann. Bestätigt wird die
endung -ütö durch eine reihe andrer verbalformen auf -ütö und
-ötö, die als pluralia zu deuten sind (s. unt.); entstanden ist
sie aus -atöntö, wie gr. -iovzo aus -diovio. Der consonantische
nasal musste nach lykischem lautgesetz schwinden, da er vor
t nicht geduldet wird: die einzige dLMSVLohmQ pnnträ'^ne Lim. 5, 3
ist isolierte Schreibung für das sonstige p'^tränne. Aus aiö(n)
ward ö , weiter verdumpft m; s. den Wechsel von -tö und -tu;
dass der nasal bei der färbung des contractionsvocals mitge-
wirkt hat, scheint der schon mehrfach erwähnte acc. sg. -ö, -ü
der masculina und feminina auf -ä zu zeigen, aus -am oder -an
entstanden; s. ediimaxzzü, hrexmmü; pn^navü (-vö, -vo), ladii,
i^tatü (-tö) u. s. w.; vgl. art. I, 134, nt. 1; daneben findet sich,
mit bloss abgestossenem nasal, lada, ytata u. s. w. Das ä der
{orm pv'^tiävütö ist hier sicher locale oder individuelle trübung,
vielleicht veranlasst durch die folgenden getrübten laute, da
das lykische spuren einer rückwärts wirkenden vocalharmonie
zeigt; 8. meine note art. I, 145 und vgl. z. b. [ärjäväze0hä
St. X. S. 4 neben aravazeia; xQ^tävätätär . . Pin. 2, 2 neben
Lykische Studien. III. 263
Xniavata; doch war dergleichen nicht zum gesetz gediehn.
Auch pn^nävütö Pin. 3, 1 ferner steht in krasis, nach mänä,
während die Inschrift sonst interpungiert ist; und prrj.navütö
in der bihnguis von Lewisü kann in der krasis stehn, da die
Inschrift überhaupt ohne interpunction ist: also auch hier mag
eine spur des augments vorliegen.
Als dritte form von demselben verbalstamm begegnet
11 mal 'pn^naoatä, dafür einmal (Lim. 14, 1) pr'Q.navata. Diese
form, die sonst in gleicher oder ähnlicher Stellung und Ver-
bindung wie pr'^navalö vorkommt, zeigt dagegen niemals die
krasis: 8 mal ist sie von dem vorhergehenden worte durch inter-
punction getrennt, 3 mal steht sie am anfang der zeile, einmal
(Lim. 36, 1) ist der anlaut verstümmelt. Hier ist also keine
spur eines augments, und so halte ich prrinavatä nicht für eine
Variante von pr'Q,navatö. Dazu kommt, dass es noch eine
grössere zahl andrer verbalformen auf -tä giebt, die nicht mit
solchen auf -tö wechseln, während sie mit formen auf -te
parallel gebraucht sind, die keinem augmenttempus angehören
können. Ich sehe demnach in pry,navatä eine 3 sg. praesentis
indic. medii und setze die endung -ätä aus -atätä oder -aiätäe
dem gr. -«rat aus -ävExai gleich; s. noch activisch lat. -at ===
-aiet(i). Die kürze des gr. -ccl für den accent zeigt, dass es
schon der Verschmelzung zu ä (aus ae) nahe stand, die im ly-
kischen, welches im auslaut kein i duldete, sondern dasselbe
meist in e verwandelte (s. unt.), wirklich vollzogen ist. In der
isolierten form pn^navata ist das i ohne trübung des vorher-
gehenden a abgefallen; vgl. goth. -da. Dagegen haben wir
oben gesehn, dass -äi im auslaut (durch äe) zu -e ward. Das
praesens prii-navatä wäre also = gr. oini^eTai „er baut für
sich", eine anwendung des präsens, für die wir im lykischen
viele analogieen finden.
Die 3 pl. praes. ind. med., die sich nach obigem sicher
als *prrLnavütä oder -vötä construieren lässt, ist zufäUig nicht
erhalten; dagegen lässt sich diese bildung reichlich an andern
verben nachweisen; s. z. b. tävötä St. X. S. 48 neben tävätä
ebdt W. 10; smmötä St. X. W. 60 neben smmate Sur. 7;
X. 4, 4 u. s. w.
Wir finden nun aber noch eine vierte form des behan-
delten Verbalstammes, in dem 3 mal wiederkehrenden Zwischen-
satze (Lim. 11, 6; 12, 3; 13, 6):
264 W. Deecke
mätesätesä : pry,navate.
Der allgemeine sinn dieses satzes ergiebt sich aus dem
Zusammenhang: vorher gehen andre entweihungen des grabes,
es folgt eine strafe oder Verwünschung. Ich bin geneigt, ab-
zutheilen :
mä tesä-tesä : pry^navate
und dies etwa gleichzusetzen einem lateinischen
is quis-quis aedificat.
Jedenfalls ist pry,navate , dem stets die interpunction vor-
hergeht, ein haupttempus, und nach der analogie der andern
formen kann es nichts andres sein, als die 3 sg. praes. ind. act.
= ol-alteL, so dass die endung -äte aus -aiäte = lat. -at, alt-
lat. -ät, aus -ateti ist (das griechische hat hier eine abweichende
analogiebildung). Es ist oben bereits bemerkt worden, dass
das lykische ein auslautendes i nicht kennt: dasselbe fällt ab,
resp. verschmilzt mit vorhergehendem vocal, wie in e = äi,
ä = ai (neben ä) — s. oben — oder geht in das nächstver-
wandte e über, für das Mor. Schmidt gradezu i gesetzt hat;
s. art. I, 125, So umschreibt es vielfach griechisches i z. b. in
päreklä = neorKlrjg (ebdt 138, 4), und wird umgekehrt durch
griechisches l wiedergegeben z. b. peyßdar.. = Uio^dagog (ebdt
139). Lykische verbalformen auf -afe finden sich noch eine
ganze reihe; ebenso ihnen entsprechende 3. personen pl. praes.
ind. act. auf -üte, -öte = -azönte = idg. -aionU = gr. -(ogl
aus -äovoL == -diovTi (s. unten). Die form *pryi,navüte ist nur
wieder zufällig nicht erhalten.
Es stehn also folgende 6 verbalformen, von denen zwei mit
Sicherheit zu ergänzen sind, fest:
pv^navate == olmtsi
*prnnavüte = olytlCovac
pririnavatä = olmCerai
* pr'Q.navütä = ol/JCovvai
(äjpr^navatö = i^M^sTo
(äjpri^navütö = ^Jz/Covro,
oder, wenn wir die enduugen allein betrachten:
3 sg. prs. ind. act. -äte aus -aiä-te = idg. -aie-ti
3 pl. ,, „ ,, -üte „ -aiö-nte = „ -aio-nti
3 sg. „ ,, med. -ätä ,, -aiä-täe = „ -aie-täi
3 pl. „ „ ,, -ütä ,, -aiö-ntäe == „ -a^-ntäi
Lykische Studien. TIT. 265
3 sg. impf. ind. med. -ätö aus -a0-tö = idg. -a^-to
3 pl. „ „ „ -ütö „ -aß-ntü ■= „ -aiö-ntö.
Die nebenformen habe ich unberücksichtigt gelassen ; ferner
habe ich die quantität des a vor i nicht bezeichnet, da die-
selbe nach den bisherigen forschungen keineswegs feststeht; das
lykische a vor t ist als contractionsvocal sicher lang, ebenso
das ü (resp. ö).
Rechnen wir noch das augment im imperfect hinzu, so ist
die Übereinstimmung der lykischen mit den indoger-
manischen endungen so vollständig wie möglich.
Wenn wir bisher nur dritte personen gefunden haben und
auch ferner nur finden werden, so liegt dies an der stilart der
lykischen denkmäler, in denen die erbauer stets von sich in
der dritten person reden.
Betrachten wir schliesslich das den gesammten ableitungen
zu gründe liegende ml. (oder sächl.) subst. prtpia = oiy.og,
so steht darin das auslautende a wohl zweifellos für idg. o
(oder rta); vgl. z. b. in der bil. von Limyra 19 lyk. sedäreia
z. 2 = gr. 2id(xQiog z. 6. Das thema prnnö aber: hat, die
form eines part. pft. j)ass.; vgl. lyk.(x^a = T£-2vQy auf *^^^ö' ^
von wurzel^^^ÄA.^^^ugöii", neben xijhi ,, gezeugt' '(z. h.' in pddö-
XV'fa; s. art. I, 133) au% §n-toJ'gv. -yaxo-. Fragen wir nach
der Wurzel, so ist zu beachten, dass, wie wir unten an den
Präpositionen hre, hrppe sehen werden, anlautendes lyk. pr-
(durch fr-) in hr- übergeht, während p vor vocal unverändert
bleibt. Danach liegt in dem pr-n- von lyk. prn-na wahrschein-
lich die Umformung einer wurzel vor, in der das r ursprünglich
nicht unmittelbar auf das p folgte, also vielleicht die tiefstufe
einer wurzel per. Darf man an Verwandtschaft mit ind. pur,
purU f., pura n. ,,bau, bürg, stadt" denken? oder heisst umbr.
prinüvafü- etwa „hausbesitzer'*', „locuples"? die bisherigen
^"Öeütungen dieses wortes sind säramtlich ungenügend.
2.
Einen zweiten anhält zur deutung lykischer verbalformen
bietet die bil. von Lewisü, wenn in ihr dem gr. texte, z. 6 — 7:
nal av Tig ddiiirjai] to p.vrj(.ia tovto .... aörip . . .
im lykischen z. 2—3 gegenübersteht:
säeiä te äsäpetade tekä ntatü äbähe mäeiä ...
266 W. Deecke
Freilich ist die entsprechung nicht wörthch: nur '^tatö
ähähe ist = (ro) fuvrj/ua tovto. Der acc. ntatö = [.ivii(xa findet
sich auch in der bil. von Tlos, wo freilich fxvrjfxa zerstört, aber
sicher zu ergänzen ist, und in der Variante '^tatü = ßvfj/Aa im
anfange der bil. von Lewisü selbst (z. 1 u. 4); auch sonst ist
dieser acc. häufig. Da als nebenform auch '^tata vorkommt
z. b. X. 1, 4, wie lada neben ladü,j^a neben yo^, xopiL so
ist als nomin. gleichfalls iniata anzusetzen; s. über ^ie etyhio-
logie unten. Ebenso sicher ist ähähe als adjectivisches demon-
strativ; s. ähähe : ^bpfl „tovtov (töv) ri^f^»'" Lim. 8, 1; herzu-
stellen Lim. 9, 1; umgekehrt Jf^a : äh^h^ Lim. 17a 2; 36, 2
u. s. w. — Die gleiche äussere form von säe0 und mäeiä ferner
zeigt, dass wir darin correlative formen haben, und zwar in
gleichem casus. Beachten wir nun die tmesis X. 6, 4:
[sä] nta eia tadö,
so wird wahrscheinlich, dass eia oder eiä ein verallgemeinerndes
Suffix ist, wie lat. -cunque, das ja auch oft die tmesis erleidet,
nur dass die lykische partikel auch ans demonstrativum tritt.
Die einfachen correlative säe . . . mäe, meist contrahiert sä ... mä,
== lat. qui is, gr. og . .. ovTog, sind nicht selten z. b. Lim.
11, 2 u. 4; auch findet sich säeiä . . . mä(e) = „quicunque . . .
is" ; Sang . . . ovzog , und viele andere Varianten. Im obigen
säej[ä steckt also nicht die conjunction sä „und", die in den
bilinguen dem gr. xa/ entspricht; wohl aber wird dies sä „und"
mit sä(e) „wer, welcher" etymologisch verwandt sein, wie lat.
-que mit qui, bactr. ca mit Sis, wobei ich bemerke, dass lyk. s
häufig einem afficierten gutturallaut (hier velarlaut) entspricht;
s. unten die präposition äsä. Ebenso entspricht mäe^ä im casus
nicht genau dem gr. aorw, sondern ist nominativ = ovTog.
Die lyk. Wörter te und tekä, die sehr häufig sind, habe ich
schon art. I, 143 besprochen: te entspricht dem sinne nach
einem gr. tl als acc. der beziehung und findet sich meist en-
clitisch gebraucht, theils hinter pronominen, theils hinter verbal-
formen; auch oben ist es enclitisch an säeiä angehängt zu
denken; s. säeiäte: Lim. 36, 2; tekä entspricht dem in ä'v
steckenden gr. av oder x«(v). So bleibt als verbalforra äsäpe-
tade = adiT^rjorj, Dies wird bestätigt durch die parallelstelle
Lim. 36, 2 — 3:
säejfide : äsäpetade : tekä xopa : ähähe : — mä(e) . .
d. i. oOTig tt, dörArjorj av (rov) Tacpov tovtov ... oviog;
Lykische Studien.' III. 267
es folgt eine geldbusse, wie im lyk. text von Lewisü. Die
Zerlegung aber von äsäpetade in üsäpe-tade ergiebt sich aus
folgenden parallelstellen :
1) bil. von Antiph. 3, z. 3—4: säeiä teäde tekä : mötö
mänä / dafür im gr. text z. 6 — 7: mv de rig döixija7] y
dyoQaor] ro juv^^ia .... avTov .... Hier fehlt im lyk. text ein
dem 7j dyoQaar] entsprechendes verb und mänä ist wieder nomi-
nativ; dagegen muss teäde mötö irgendwie dem ddiyiijarj to
fuvrjfia entsprechen.
2) Myr. 6, 4 — 5: teade : mötö tekä mänä . . . Hier
ist vor tmde unsicher nä'n.ä überliefert, woraus wahrscheinlich
wieder säe[i]ä herzustellen ist, da das n dem s, das ^ dem e
sehr ähnlich ist und der dünne strich des i leicht übersehn
werden konnte.
3) Sura 3: hrppesämäe : tade : tekä : tekä : mänä . . . Hier
ist tekä; vielleicht nur aus versehn, doppelt gesetzt.
4) Lim. 12, 2 — 3 : säeiänä : hrppetade tekä : hrppesämäe :
tade :
5) Lim. 11, 2 — 4: säe 'n.tovüte : movöfö : hrppesämäe :
[tjade.
Hieraus ergeben sich 3 offenbar identische verbalformen:
teade, getrübt teäde, contrahiert (oder Variante) tade. Ist das
letztere 3 mal durch die pronominalbildung sämäe von hrppe
getrennt, so ist es dagegen Lim. 12, 2 in hrppe-tade mit dem-
selben verschmolzen, wie im obigen äsäpe-tade. Nun kommt
aber hrppetade noch 8 mal in hypothetischen Vordersätzen ähn-
licher art vor, ausserdem vielleicht [hrppe] ttade Lim. 36, 3.
Ferner begegnet in gleicher Stellung und Verbindung 2 mal
(Lim. 4, 3; Myr. 4, 5) T^täiyetade, dessen Zerlegung in i^täpe-tade
aus dem häufigen selbständigen vorkommen des wortes ^föpe
hervorgeht; vgl. noch besonders Lim. 5, 2:
fiLtäpe : hrppetade : tekä : mä(e) . . .
Wir haben also:
1) isoliert: tade (teade, teäde)
2) mit Präpositionen verbunden:
hrppe-tade (-ttade?), lOmal verbunden, 3 mal durch sämäe
getrennt
igiäpe-tade, Imal getrennt, 2 mal verbunden
äsäpe-tade, 2 mal verbunden.
268 W. Deecke
Nun ist hrppe aus den bil. bekannt, wo es den dativ regiert
und wo im gr. text ihm enl mit dem dativ (Lew.) oder der
blosse dat. eommodi entspricht (Lim., Ant.); auch in andern
inschriften ist es sehr häufig. Daneben findet sich eine kürzere
Präposition hre mit dem genitiv (St. X. S. 4(3), in gleicher oder
ähnlicher bedeutung, häufiger in composition. Ebenso kommt
neben iQ,täpe häufig ntä (auch ^to), als präposition und in
composition, vor. Ist nun zwar äsäpe nicht, wie i^täpe, isoliert
überliefert, so ist doch das kürzere äsä häufig, in composition
und als präposition, vielleicht auch als conjunction. Wir haben
also wohl in allen drei fällen eine erweiterung der kürzeren par-
tikel durch ein suffix -pe anzunehmen; dabei ist die Verdopp-
lung des p in hr-ppe und die syncope des e nicht auftallig;
vgl. z, b. trpplö St. X. N. 54 „dreifach" aus *treplö, neben
tbeplö „zwTefacli^' (ebdt). Die form hrppae Kady. 2 ferner
zeigt, dass das e von -pe, wie im dat. sg. der feminina auf -a,
aus üe, äi entstanden ist. Dem stamme nach könnte dem lyk.
-pe etwa das lat. -pe in nem-pe, quip-pe (aus quid-pe?) ver-
""Waiidt sein, das von'* dem umBl*. -pe, osk. -p == lat. -que zu
trennen ist; daher wage ich auch nicht, das enclitische kyprisch-
gr. Tta d. i. Ttäi zu vergleichen (ausser etwa im casus), das
an xftg (= xa/), \di und ans relativ angehängt vorkommt:
s. meine Sml. ep. kypr. inschr. n. 60, 4 u. 12; 71.
Von demselben verbum, das den eben betrachteten bildun-
gen zu gründe liegt, giebt es nun aber noch eine ganze reihe
andrer formen , mit denselben präpositionen ntä (auch ^to),
'g^täpe und hrppe zusammengesetzt:
1) tadö in:
X. 6, 3 — 4: [sä] yi,fa eia tadö
X. 1, 3: säe^ä 'Qia tadö
X. 7, 4: säeiä ^tadö.
In der letzten form ist entweder durch versehn des Stein-
metzen, der auch den ganzen anfang der Inschrift verhauen
hatte, so dass er die 2 ersten zeilen bis auf den beginn wieder
ausraeisselte , ein tu ausgefallen oder es steckt eine kürzere
präposition y, darin.
2) tätö in:
X. 3, 7 : säeiä ytatätö
s. Lim. 27, 6 das verstümmelte . . . tätö.
Lykische Studien. III. 269
3) tütö in:
Kdy. 3 : säeiä : i^tatütö :
X. 4, 7: säeiä : yiatütö :
X. 7, 2 (entstellt): säeä '^tätüt[öj . . .
Varianten in:
Myr. 4, 3: kbe tekä mäenepä x^täpetüto
Ant. 2, 2 : [säeijänä : hrppe : toto : tekfäj . . . . , wo auch fato
überliefert ist
Lim. 11, 5 . . . hrppebäeiä : tüto, wo das erste wort aufzulösen
ist in hrppe ähäeiä = sTtl TOVToig.
4) tüte, 9 mal in '^täpetüte, 'Hitäpetöte, einmal (Lim. 14, 2
— 3) y,täepetöte; ferner:
Rhod. a 5- -b 1 : mäeiänä : hrppetüte tekä :
Ant. 4, 5 : säeifänä : hrppetüjte : tekä :
Ant. 3 b, 4: hrppesämäetöte tekä mä[nä] . . .
Ant. 4, 6: kbe : hrppesämäe : taute : tekämänä : . .. , mit der
Variante taüde; s. Sav. II, 76 u. 155.
5) tünä in:
Myr. 6, 3 : hrppe kdoyieiüe : yiäpetün[ä] oder [a] . . .
neben den Varianten:
Ant. 3 b, 4 : [hrppjettüna oder ['Q,täp] ettüna
Rhod. b, 10 : ... tekä hrppettünä kbe
Zur Verdopplung des t s. oben hrppettade; auch pry^navattö.
6) tan . . in :
X. 4, 6 : 'Qiäpetan . . .
Lassen wir einstweilen die contrahierten formen bei seite,
so ergiebt sich eine stärkere wurzelform ta (s. besonders ta-üte)
und eine schwächere te (in teade, teäde).
Ehe wir nun an die Zergliederung der einzelnen formen
gehn, scheint es gerathen, den versuch zu machen, die bedeu-
tung des verbums ta, resp. te, im allgemeinen zu bestimmen.
Dazu gehn wir am besten von den präpositionen aus. Wir
haben also die composita:
^-ta (nicht sicher)
y,ta-ta oder y.tä-ta
y,täpe-ta
äsäpe-ta
hrppe-ta
und das bicompositum :
'^täpe : hrppe-ta.
Beiträge z.. künde d. indg. sprachen. XIII. 19
270 W. Deecke
Vergleichen wir hiermit die griechischen grabschriften
Lykiens und der umgegend, so finden wir besonders häufig
folgende präpositionen:
SV, €ig, z. b. EVTL&€vai, ivd^ccTTTEtv, iyxrjdsvetv, slgxo^i^eiv
Ix, z. b. ixTi&dvai, ix^ccTiTeiv, syt-ßdlXstv
€7ii, TtQog, z. b. STTiTid-hai, ercißdXXeiv , STtixo/niCeiv ; TtQog-
tid^evai
und doppelt:
iTtsig-, z. b. S7tsig<p8Q€tv, e7tugY.0(.iiC,€iv.
Dass nun ytäpe und seine kürzeren nebenforraen dem gr.
*v, eig entsprechen, zeigt das häufige Schema von grabschriften
wie z. K I-<im. 5, 1'4^
äböxitio^XOj)ö : möteph^avatö : sxxotraze münä : y.täpetöte :
L/^ sxx^i'^'^^^ -^cilada : ähJbe sätedäemes : ähbes :
i^^?-' Dies ist wörtlich übersetzt:
„dies grab hier baute sich Schotraze; hier den Schotraze
un^^weib sein und söhne seine".
Hier kann das in der Übersetzung fehlende verb ißäpe-töte
doch nur den begriff des „hinein thuns" enthalten, also muss
'^täpe = iv-y elg- sein. In derselben Inschrift heisst es weiter:
te xf'iä ' hrealahade : tekä : tebä x^täpe : hrppetade : tekä : mä
tüäete . . .
„(wer) etwas drinnen .... sollte etwa, oder hineindazuthun
sollte etwa, der möge zahlen ..."
Das verb hre-alahade, mit gleicher endung, wie hrppetade,
lasse ich hier noch unübersetzt; tebä „oder" ist sehr häufig
und in der bedeutung zweifellos (s. art. I, 143); ebenso ttläete
„er möge zahlen", worauf immer eine geldstrafe folgt. Es ent-
spricht also das ntäpe : hrppe-ta dem gr. ertsigyiofti^siv oder
eig. * elgercixo/uit^eLv. Dass hrppe in der bil. von Lewisü in der
bedeutung „für" durch erri übersetzt ist (z. 2 = z. 5), ist
bereits oben bemerkt worden: es entspricht nach obigem aber
auch dem srti in der bedeutung von Ttgog „dazu"; die Vermitt-
lung bildet die bedeutung „darauf".
So bleibt für äsäpe nur die bedeutung h, und dazu stimmt,
dass äsä in dem schon oben erwähnten compositum äsädäy,näva
„nachkommenschaft, exyoyot", das 8 mal vorkommt und dessen
deutung sicher ist, dem gr. h entspricht; vgl. z. b. X. 4,
3-4:
Lykische Studien. III. 271
hrppe äsädäyinäve : xi^nahe ähheiähe
„für die nachkommenschaft kinder seiner".
Die formen auf -he sind gen. pl. ; xt^w« ist, wie pr'^na
(s. ob.), ein part. pft. pass. von der idg. wurzel gen, aus g-^nö-
entstanden; daneben findet sich x^^a aus gv^tö-; s. art. I, 133
unter pddö-%'^ta.
Das resultat ist also:
'Q.-ta(?), -Qid-ta, '^täpe-ta „evrid-evai"
äsäpe-ta ,,hiTi^ivai."
hrppe-ta „STtizid^svai^'^
'^täpe-hrppe-ta „* eigeTtni&evai'^.
Hierzu stimmen nun die etymologieen :
^-, ^toN^er y,tä ist verwandt\j(}it gr. iv-, \a.hw^ in; rtta ist
vielleicht gradezu = lat. endo^^^S^ü- ; vgl. ^\Evdov, i^
^„„^^^compositeh, evdo-,- s. unten über lyKX^= idg. (h^
ä$ä ist verwandt^iüit gr. ^»g, lat. ec-s, nänör vielleicht niit
ks\. izü, lit* i90, Wurzel eg; s. Ourt. Gr. etym.-^, n. 583b.
hrppe ist, wie hre (s. ob. hre-alahade), verwandt mit gr. uQog,
7tq6\ lat. prö(d); ind. prd, prdti.
Die lautumwandlung ist dabei so zu denken, dass das
anlautende p durch den hauch des folgenden r aspiriert ward,
wie in altpers. fra-y bact. fra-, frae-, und dass das f dann in
h verdünnt ward; s. armen, h — idg. p, und in den italischen
sprachen h = f, im etruskischen auch = p. Unter den andern
beispielen der gleichen lautentwicklung hebe ich hervor, dass
in einigen lykischen grabinschriften , z. b. Ant. 4; X. 1, unter-
schieden wird zwischen zwei theilen des grabes: hrzze %opa
oder y,tata, und ütre (auch ötre) fopa oder 'Qiata, wobei für
die Verletzung des ersteren eine schwerere geldbusse festgesetzt
wird, als für die des letzteren; X. 1 wird auch ausdrücklich
das hrzze ytata für die familie, das ötre i^tata für die pr'n,näze
= o\-KeioL bestimmt. Daraus geht hervor, dass hrzze den
oberen, vornehmeren theil des grabes bezeichnet, ütre den
unteren, gemeineren. Der gegensatz ist also derselbe, wie
bei den indischen adjectiven pdra-s und äntara-s, und das hr-
von hr-zze entspricht dem ind. par- oder genauer pr-, pf- (s.
ob.), das ü, resp. ö, von ütre dem ind. an-, wie im acc. der
masculina auf -a dem ind. -am; s. z. b. hrexmma Myr. 6, 1;
acc. hrextnmü ebdt. 2; art. I, 129. Die gleichung von ütre
19*
272 W. Deecke
und antara-s „unter-** zeigt ferner, dass das lykische das
comparativsuffix idg. -ter- besass.
Aus dem obigen ergiebt sich, dass das lyk. simplex ta eine
allgemeine bedeutung , wie nd^hai , xofii^eiv , cpeQSLv , ßcellsiv
gehabt haben muss: wie ist es nun aber mit der bil. von
Ant. 3, wo teäde tekä : mötö dem gr. ddin^ar] (av) [rj dyoQccaj]]
j6 iuvrjjua gegenübersteht? Wir haben im lykischen auch hier
eine bestimmtere angäbe zu erwarten; ebenso Myra 6, 4:
teade ; mötö tekä. Einen anhält zur weiteren deutung gewährt
nun die schon oben citierte parallelstelle Lim. 11, 2 — 3: säe
i^tövüte : movötö, wo sich movötö als die uncontrahierte form
von mötö ergiebt, während '^tövüte aus i^tä-ovüte, als synonymon
von 'Qiäpe-tüte , wieder nur die bedeutung des „hineinbringens"
haben kann; vgl. oväte St. X. W. 7; N. 39; uan-oväte Lim.
12, 3 u. 8. w. ; ovöte St. X. N. 44. Danach wird das object
movötö, resp. mötö, etwas bedeuten, wie „eine leiche, einen
sarg** oder besser „einen fremden"; vgl. griechisch in ähnhcher
Verbindung rj ezeqov oiofia STtELqyf.o(.dau C. L Gr. n. 3882 i Add.;
evBQOv Tcxw^a %r]d£vaai n. 3028; sehr oft bloss stsqov, auch
mit dem simplex xi&EvaL z. b. eav de exeqov Tig d^fj n. 3270.
Man könnte an ein part. pft. pass. ^movöta „der vertauschte"
denken, verwandt mit der idg. wurzel meu , wozu gr. d/nevsiv,
lat. movere, mütare gehören. Es wäre also die genaue Über-
setzung yon Ant. 3, 3 etwa:
säeiäiteäde \ekä : mötö
oaxigx d^fj ßav €T€qov(?).
Ebenso Myr. 6, 4:
säefijä teade : mötö tekä
ooTig d^fj €teQOv(?) av.
Limy. 11, 2—3:
säe 'Q.tövüte : movötö :
olixiveg ugq)8Q0VGiv eTEQOv(?),
denn -Ute ist 3 pl. ind. neben der 3 sg. a,ni-äte, wie sonst auf -a^e.
Die ungefähre bedeutung von ta als Tid^evat wird ferner be-
stätigt durch das bereits mehrmals erwähnte wbl. Substantiv
Xfiata, acc. 'f^tatü oder ^tatö u. s. w. (im ganzen 11 — 12 mal),
das in den bilinguen durch /tiv^/na wiedergegeben ist und „grab"
bedeutet. Es ist offenbar zusammengesetzt aus 'Q,ta-ta und be-
zeichnet einen ort, in den man etwas „hineinthut**. Das gr.
hd^iq-Krj kommt zwar erst spät und in andrer bedeutung vor,
Lykische Studien. III. 273
aber es könnte sehr gut die betreffende bedeutung gehabt
haben; s. svTid^ivai „ins grab legen"; d^tjur] ,,grab"; vgl, auch
ccTto&^Krj „aufbewahrungsort" von üTtotid^ivai.
Lautlich dagegen kann lyk. ta, resp. te, dem idg. de, gr. ^jy,
nicht gleich sein. Ursprüngliches (t wird anlautend im lyki-
schen zu dd, inlautend zu d; s. die ml. Verwandtschaftsbezeich-
nung ddäde Lim. 6, 2, etwa „oheim" oder „älterer bruder"
form der wurzele*?? t' ,,saT»gAn" denkt(?); vgl. noch gr. ^fio^
So gehört zu d^e „setzen, schatten, thun" wahrscheinlicn lyk.
äsä-rfä-^wäva „nachkommenschaft" (s. ob.), worin das nominal-
"Süiiffix -'Q.ne (vgl. vädrä-nne, p'Titrä^ne, tresnne) und das collective
-va stecken. Beide beispiele zeigen zugleich, dass idg. e in der
regel durch lyk. ä reflectiert wird; vgl. noch eiätroxlä = '/iy-
tQO-KXrjg; päreklä = JlegiyiX^g (art. I, 138).
Dagegen entspricht nun anlautendes lyk. t, wie im arme-
nischen, mehrfach einem idg. d, z. b. im zahlworte für 2 =
lyk. tov-, to-y tb- (art. I, 149, nt. 1); auch mit Vorschlag eines
^ in yiareiäosäha = Jageiov (ebdt. 146). So könnte lyk. ta
zur idg. Wurzel rfö^geben" gehören, wie arm. ta, wenn man
annimmt, dass eine ähiilicKe begriffserweiterung stattgefunden
hat, wie im lat. da-re, besonders in den compositen mit präpo-
sitionen, wie in-dere, e-dere, ad-dere u. s. w. Wir werden unten
finden, dass die wurzel auch im lykischen in mehreren Weiter-
bildungen die grundbedeutung „geben" bewahrt hat. In der
form te und t erkenne ich die tonlose tiefstufe = ind. dt und
d; s. di-ti- „gäbe" neben b'dga-t-ti- aus Bdga-d-ti- ; lyk, tä wäre
dann die nebentonige tiefstufe = arm. ta in tamU == lat. da-
mus; s. gr. öd-vog; Aie Jiochstufa. lyk. ^ä> werden wir unten
nachweisen ; s. arm JtamJ == ind. j^a-dämi\ ^r. / di-dcojut. ,\ lat.
i. BF;riar!%.^gr.i; S u! 27^ -^ ^ ''-'- v
dö-iijmij^jg\.
Nehmen wir jetzt die einzelnen formen vor, so hat:
1) fe-ade (getrübt teäde) oder t-ade die schwächste wur-
zelform (te = ind. dt). Dem Zusammenhang nach kann es
nur eine 3 sg. conjunctivi act. sein, und zwar wohl des präsens,
denn die wurzel ta hat im lykischen, wie im armenischen und
lateinischen, die reduplieation eingebüsst; ebenso z, b, stta
„stellen". Die endung -äde aus -ati erinnert am meisten an
274 W. Deecke
den kelt.-ital. conj. mit ä, 3 sg. -ai aus -äti z. b. lat. in-dat,
S-dat, ad-dat; auch tagat, venat u. s. w. Eine andere häufige,
ähnliche conjunctivform ala-h-ade ist oben zufällig erwähnt
worden.
2) t-ädö, verhält sich zu tade, wie pr'^navatö zu pri^navate.
Es kann nur S sg. conj. med. sein, hat aber, abweichend vom
griechischen, secundärendung, wie oft der indische conjunctiv.
Demnach ist an allen 3 stellen (die Varianten sind irrelevant):
säeiä : laiatadö
oarig €v(Ti)d^rJTai, oder eig. sv(di)dtüTai.
3) tä-üte (tüte, töte) aus *tä-önte — gr. didovoL aus *öl-
d6-ovTi{?), ist 3 pl. präs. ind. act. Die häufige formel mä(e)
oder mänä : 'Q,täj)e-tüte (mit Varianten 9— 10 mal) heisst also:
„hier hinein-thun sie", wobei das „sie" die bedeutung von
„man" hat und der indicativ energischer ausdruck für den
imperativ ist. Das erstere gilt auch vom hypothetischen hrppe-
tüte ^tekä • „thun sie etwa hinzu". Als beispiel mag Ant. 4
gelten, soweit der Inhalt hier in betracht kommt:
ähöi^nä : xopo : mäte : prt^navatö : edama^zza : ohäreiäh :
„dieses grab hier baute sich Edama/zza, des Ohärejä
tedäeme : hrppe/badk ähhe : sä tedäemä hrzze :
söhn, für IfrlM seine und söhne ins obere
pr'^nave : mäe : 'Qiapetüte edümaxzzü sä Ih
grab hier hinein soll man thun denEdama/zza undpai
säetfäte : hrppetüjte : tekä kbe : hrppe isahme \ fm(t»:', |
wer etwas hiijzuthut etwa, was hinzu auciajeraÄndW) tr "*
tekä mänä / tdbqete .... -j
etwa, der i möge \ezahlen /
Dass bei dem generellen sä4iä der plural des verbs steht,
während nachher bei mänä der singular folgt, ist nicht allzu
auffällig; vgl. z. b. den plural bei lat. quisque. Die Übersetzung
von sämäe ist unsicher. Die obige stelle zeigt, dass tekä auch
beim indicativ stehn kann, wie altgriechisch av und x« (auch
abgesehn vom irrealis). Interessant ist das auch sonst vor-
kommende relativ kbe aus *kve = idg. qö, qe, wie (ä)hbe aus
*hve = svo, sve === idg. suö, sue.
4) tät^ aus ;*?a^:öj<ä,>= gr. * {€dc)öö-€zo ; s. im activ ididov
= idi-So^e{i); e^ ist de^iiach"3 sg. praCind. med. Die ein-
zige stelle ist X.
Lykische Studien. III. 275
säeiß '^tatätö
bang h{€xi)^Bxo, eig. h{edl)öoto.
Das Präteritum hat gewisserinassen conative bedeutung:
„wer sich hineinzulegen versuchen sollte". — Ist Ant. 2, 2 die
lesung hrppe : tatn : tek[ä] richtig, so wird in tato eine abwei-
chende contraction vorliegen , wie in prt^navatö neben prrjina-
tätö (s. ob.), falls nicht ta-to zu theilen ist = gr. (iÖL)öo-TO.
5) tütö, auch tiito, aus * tä-öntö 3 plur. prät. ind. med. =
gr. * {EdL)ö6-oviOy oder = tä-ntö = (söi)do-vTo ; s. 4. Es steht
synonym mit dem vorigen, so dass nach einem generellen
relativ der plural eintritt, wie in dem unter 3 gegebenen bei-
spiel: also Kady. 3; X. 4, 7:
säe0 : TjiatiUö
ooTig (oiziveg) sv(€Tl)d-ovTo, eig. kv{sdi)dnvTO.
Wenn in dieser form, wie in '^tafätö, das augment zu fehlen
scheint, so kann es in ,/
XitätütföJ X. 7, 2
ritäpefüto Myr. 4, 3
enthalten sein. Interpunction hat Lim. 11, 5:
kbe hrppebäeiä : tüto
„was .... zu diesen sie für sich thaten",
wo die krasis in hrppe äbäeiä aufzulösen und letzteres dat. pl.
ist. Ist Ant. 2, 2:
[säeijänä : hrppe : toto : tek[ä]
richtig, so ist das o auch in die Stammsilbe eingedrungen.
6) ^wmK^der tünä ist 3 pl. prät. ind. act>si«i,.J^a-öm
gr. *{kdt)do-ov^ oder == 7S-«T^= '*"(iyt) Jo»'(zr) , indem,
dem durch das lykische auslautsgesetz bedingten abfall des t,
das schliessende n einen kurzen nachhallvocal erhielt, dessen
unbestimmte qualität der Wechsel von ä und ä anzeigt; vgl. die
italienischen formen , wie aman-ö aus lat. amant, credön-o aus
lat. credunt; goth. 3 pl. opt. -in-a aus -int. Annahme des
augments ist überall zulässig: eine genaue deutung lässt die
lückenhaftigkeit der stellen nicht zu.
7) Nicht sicher deutbar ist yiäpe-tan . . . X. 4. 6, aus dem
gleichen gründe.
Fassen wir die resultate zusammen, so fanden wir folgende
formen :
3 pl. präs. ind. a(^t. ^fa)'Ä*<=="'''^IJÜdoc
276 W. Deecke
3 pl. prät. ind. act. (ä)tün-ä = k(6l)doaav
'3 sg. conj. act. t(e)ade = (di)S(D
3 „ prät. ind. med. (äjtätö = £(dl)doTO
3 pl. „ „ „ (äJtÜtÖ = 8{Öi)Ö0VT0
3 sg. coDJ. med. tadö == (öi)öu}Tat
Von den personalendungen, die hierin enthalten sind, haben
wir drei schon in I gehabt, die 3 pl. präs. -Ute = idg. -Önti;
die 3 sg. prät. med. -ätö = idg. -etö, und die 3 pl. derselben
zeit -ütö — idg. -öntö. Neu sind die drei anderen:
3 pl. prät. act. -ün-ä aus -on(t)
3 sg. conj. „ -äde „ -äti
3 „ „ med. -ädö ,, -äto (neben -ätäi).
Unerklärt bleibt nur die Verschiebung oder erweichung des t
zu d in den conjunctivischen formen; sie mag mit der länge
des ä und dem accent zusammenhängen; vgl. jedoch auch osk.
pütiad (putiiad), heriiad, fuid, deivaid u. s. w. neben tadait,
faamat u. s. w.
Die ursprüngliche bedeutung der wurzel tä „geben" scheint
endlich noch erhalten in der verbalform tasfej X. 6, 4 oder
täse Lim. 17a, 1 u. 3; b, 1 u. 3; X. 3, 8; 4, 7; 7, 4, die
nach dem Zusammenhang zu heissen scheint: „er soll geben"
oder „er wird geben", entsprechend dem in griechischen texten
vorkommenden „dwaei, ctTtodtoasi, artOTeiaei, ocpsiX'qoei^'^ u. s. w.
oder imperativisch aTtodoTw, dnoteioaxio, o(psiXtTw u. s. w.
Trotz des gr. dioow aber mit seinem wiederhergestellten s,
möchte ich bei der lykischen form nicht an ein futurum von
tä denken, da lyk. s zwischen vocalen, auch vor / (= ind. j),
wie der genitiv sg. zeigt, regelmässig zu h ward; vgl. noch
bactr. daonhä = ötoaa) ; vielmehr erinnere ich lieber an die
erweiterte wurzelform idg. dök^, ind. dag, gr. dwx-, deren affi-
cierter guttural (hier palatal) lykisch durch s wiedergegeben
werden konnte; s. ob. sä = xa/, säe = qui, äsä = in-g.
Nur mit grossem bedenken freilich setze ich tose = *tas-se,
*tas-te als 3 sg. präs. ind. act. an, also mit anfügung der per-
sonalendung ohne sogen, bindevocal, assimilation des t an das
vorhergehende s und Vereinfachung des gerainierten lautes, da
SS zwischen vocalen nicht sicher belegt ist. Für jene assimi-
lation kann ich allerdings kein sonstiges beispiel anführen. In
täse ist, wie oft, trübung eingetreten. Die bedeutung von tase,
täse wäre also „er giebt'', im sinne von „er soll geben"; s. ob.
Lykische Stadien. III. 277
über taute, tüte. Diese ganze auffassung erhält vielleicht eine
bestätigung durch Myra 5, 2 — 3:
mäe '^täpetas'^te onähe hbeftähe : äsjädä'^nävö
„hier hinein thun sie (d. i. sollen sie thun) seiner kinder
nachkommenschaft" ;
vgl. lyk.-gr. roTg rsuvoig Y.a.1 rfj £x rovtajv saof^evrj yeve^ oder
toig i^ avTwv xarä yevog ioof-isvoig. Die übrigen wörter sind
alle bekannt und besprochen; tas-i^te ist 3 pl. präs. ind. act.
zu dem vorausgesetzten sg. *tas-te. Hier ist also das n der
personalendung -nie = idg. -7iti nach einem consonanten als ^
erhalten; s. gr. eäai aus (e)s-'Q,ti.
Nicht zweifellos überliefert ist eine in ähnlichem sinne wie
tase gebrauchte form taia Kady. 4, zumal Lim. 14, 6 (II, 90),
wo Savelsberg auch [tajia ergänzt, eher [trejia zu lesen ist =
tQitt. Schon er hat hier an die wurzel dö „geben" gedacht
und bactr. 3 sg. opt. däjät verglichen (II, 14, nt. 1), wo aber
das zweite ä == e ist.
3.
Eine weitere verbalform liefert die bil. von Lewisü in den
gegenüberstehenden texten:
z. 3 : mäeiä tohäete ponama&d^e : aladahade : ada : 6.
z. 7: i^cSlea xal Ttaviokaa el'r] aotfp ttccvtcov.
Freilich ist die entsprechung nur ganz allgemein: beide texte
enthalten eine Strafandrohung für den Schänder des grabes,
aber der griechische text eine Verwünschung, der lykische
eine geldbusse, denn ada ist eine sehr häufige werthbezeich-
nung, wahrscheinlich gleich der griechischen mine {(xva), und
es folgt ihr das Zahlzeichen für 50; vgl. die in späteren gr.-
lyk. inschriften nicht seltene, ungefähr gleichwerthige busse
von 5000 drivöiQia z. b. C. I. Gr. n. 3384.
Ferner ist uns mäeiä schon bekannt als ovTog. Dann ist
aladahade (nicht zu verwechseln mit der oben erwähnten ver-
balform alahade) der dat. sg. eines femininums auf -a, wie
lade; er kommt noch 8 mal vor, aber sonst stets in der form
aladahale, 5 mal neben dem verb tase oder täse „er soll geben"
(s. ob.). Die Verbindung Kady. 4—5:**"******»
mäläemä sä-i-aladahale,
wo mäläemä dat. pl. masc. ist, wie tedäemä = TmvoLg (bil.
278 W. Deecke
V. Ant. 3), und „To7g yigovaiv'' heisst (art. I, p. 145), lässt
für aladahala kaum eine andere bedeutung übrig, als di)(j.og\
s. in lyk.-gr. Inschriften „ol yiqovxBg oder yegaloL oder Ttqia-
ßeig xoft o ö^juog"; auch 6 dfjfiog xal ri yeqovoia u. s. w. Nun
ist ala eine präposition der bedeutung ovv ; dah ist ohne zweifei
verwandt mit altpers. dah-ju-^ bactr. danhu- „provinz, land",
ind. ddsjavas „die heidnischen völker"; vgl. noch das abge-
leitete lykische adjectiv aladähüüüna, aladähüna „drjfj.öaiog^'^
u. 8. w. Das Suffix -ala aber findet sich in lykischen, kari-
schen und andern kleinasiatischen Ortsnamen häufig wieder und
ist ofi'enbar collectiver.^art, die „gemeinde" oder „das geschlecht"
bezeichnend. Auch pohsi^ia^d-e ist keine verbalform , sondern
, Ä ein Substantiv der "T)^euwHig"~,'JbttS§e% hier im prädicativen
^^ accus. (?) = „als busse". Ein locäliver casus auf -äde, das ziel
oder den zweck ausdrückend, also etwa = ,,zur busse", be-
gegnet St. X. W. 64: ponümddäde (mit dd = ^^) und mit
einem d Rhod. b, 6: ponämädäde. Von einem xjollectiv auf
-eia (s. a<:/a^ia neben ada u. aa.) endlich siammt portsmd-e^SflP)
Ant. 1, 8 „zur geaammtboasfil^js. gr. noivrjg t%v£v.a cM* Gr.
n. 3797 d. % 7^ ^*^
• y^\ \
So bleib1(^ ^oAa^ß}als verbum übrig, in der bedeutung „er
möge zahlen", und^ies bestätigen die andern stellen, in denen
es vorkommt: ich bemerke dabei, dass die deutung der nomina
in denselben noch nicht überall sicher ist: mir scheint am
wahrscheinlichsten :
etlähe = ed-vog
miihüe = ßovXrj
hovädre = svyevrjg (s. u.).
Myr. 4, 5 ff. :
mänä etlähe tobäete trmmele hovädre sä trrmas sä mühiie
hovädre
„der soll zahlen dem hochedlen tramelischen (d. i. lykischen;
8. art. T, 151) volke und und dem hochedlen
rathe".
Das wort truuas vermag ich noch nicht zu deuten.
Ant. 4, 6 ff.:
mänä : tohäete\muhüe hovädre sä etlähe : Inrimele :
„der $oll zahlen dem hochedlen rathe und dem lykischen
v61ke". /
Lykische Studien. III. 279
Ant. 2, 3:
mänä : etlähe tobäefte : tjr[7ii]mele : hovädfrej
„der soll zahlen dem hochedlen lykischen volke".
Lim. 4, 4 ff.:
mänä : mühüe : tohäete [hojvädre
„der soll zahlen dem rathe dem hochedlen".
Lim. 43, 2 ff.:
tobäete : trnimlele etlähe J menfte . . . ad Ja
„er soll zahlen dem lykischen volke als busse .... mine(n)".
Nicht wahrscheinlich ist Savelsberg's ergänzung [tobjäete :
zäonö Ant. 2, 6, da ebdt. z. 4 tekäete zäonö vorkommt. Sonst
vergleiche man zu den obigen formein aus lyk.-gr. Inschriften:
uivKiwv k'd'vog (oft); ^ ßovlr] xal 6 dij^og xal ^ yeqovaia
C. I. Gr. n. 4315 n; rj ^gaziati] ßovlrj n. 4283; ») aefiroTCCTr]
yeqovoia oder ol ysQovreg aBfxvoi u. s. w.
Neben tobäete nun findet sich einmal tobede in wesentlich
gleicher bedeutung, Lira. 5, 3:
sävä : tobede : adfaeijö xba
„und er selbst (?) möge geben minensumme 6".
Ebenso finden sich in gleicher bedeutung neben einander:
ttläete Lim. 5, 2 — 3 un(n!????#p^4mal) „ei*""«©!!." oder „m^ft^
zaWQn", eig. „darwägen"; s. gr. tXä-, i^aXavtov, Wil^, ^'^^
_^^»i?M?''" Wegen des d nun sind Tobede, iüede wohl"'3 sg.
conj. act./wie tade, ala-hade; tobäete, ttläete aber sind 3 sg. opt.
tact.: vgl. homäzäete (4mal) „er soll an die gemeinde (ko/im =
gr. >tÖ»i«<£, äolu**'«^*«) zahlen" neben der 3 sg. m^. ^omazate
Sur. 6. Die primärendung ist in den optativ übertragen , ^ wi;
in griechisch -oiixt,, -ai/nL u. s. w. Da nun ein femin
„gäbe" vorkommt, in den casus:
i^ ^ tobä St. X. 0. 19
tobähe (gen. pl.) ebdt. 56
tobäde (locat.) ebdt. N. 61—62,
so ist wohl ein denominatives verb tobaiö- anzusetzen, wie |)r^-
navaiö- von pr^inava, und es ist tobede = *fobe-äde, *tobäi-äde,
mit schwächster themaform vor -öde, wie t(e)-äde, aber, wie es
scheint, mit äi, da nur dies e giebt (s. ob.); vgl. umbr. portai-
a(t), kurai-a(t), vielleicht lat. amet = *amai-at. Femer ist
tobäete = *-tobaxä-ete = *toba0-iti, während in gr. tiftq. ^
Tifiaio-i{t) das o an die stelle von 6 getreten ist; denn ur-
280 W. Deecke
sprünglich trat im optativ wohl derselbe Wechsel des sogen,
bindevocals ein, wie im indicativ und eigentlichen conjunctiv.
Nach dem vorbilde der denominativen contracta entstand dann
auch ttlede aus *ttläi-äde, ttläete aus *ttlaiä-ete; s. gr. 3 sg.
präs. iW^, 3 sg. impf, 'iatä, von Tarrj/ni.
Hiernach ist der lyk. text von Lewisü 3:
mäetä tohäete ponama&d^e : aladahade : ada : a.
wörtlich zu übersetzen:
„dieser möge geben (als) busse der gemeinde minen 50".
Das verzeichniss der lyk. verbalendungen hat sich also
wieder um folgende 2 bereichert:
3 sg. conj. act. -ed^ aus -äi-äde == -äi-äti
3 „ opt. „ -äete „ -aiä-ele = -ave-iU.
Zum indic. pry,navate ist also als conj. anzusetzen ^pv^navede,
als opt. * pri^naväete.
Das nomen toba „gäbe" endlich scheint aus *tova, *toua
verhärtet zu sein; s. (äjhbe aus * hve, *sue; kbe aus *kve, *kue;
t(o)h-, tov- aus duv-, duu- — 2. So erhalten wir eine verbal-
wurzel tou — idg. döu, schwach du, vor vocalen aHu, Variante
von (f^g'o^n"; vgl. kygjv-gr. dvf-cii^i in meiner Smlg? n. 60, 6;
umhr. pf^r»-iu^-, späterp?<r-^??i^ „darlBl*mgßn''; lat._^^>ag4^neBNL
iF^e^mm-mrviicX^f^T^rrt^ s. Curt. gT^
etymu*, p. 236, Wir haben also im lykischen alle 3 wurzel-
formen :
lyk. tä = idg. dö
„ täs = „ döJc
„ tob = „ dou.
4.
Eine verbalform endlich muss der letzte satz des lykischen
textes der bilinguis von Antiph. 3, z. 4 enthalten:
mänä uastto : üne : ulahe : äbetähe : sä vädre : vähijiäze.
Der griech. text enthält z. 6 die Verwünschung:
rj uir]Ttd avTOV «7rtrp/i/;[«t ?],
und etwas ähnliches bedeutet sicherlich der lyk. text, wenn
auch der name der Leto darin fehlt. Bekannt ist mänä „ovrog^';
ulahe äbexähe, das 6 mal vorkommt, ist, wie schon oben erwähnt,
gen. pl. von ula übe „nachkomme sein"; er steht meist, wie
hier, nach der präposition üne oder öne ,,mit", so dass:
Lykische studien. III. 281
iine : t^lahe : äbe0he
übersetzt werden kann:
lutä xiüv eyiyövtüv twv kavTOv (eig. ktov).
Es folgt ein zweites, durch sä ,,>ca/" angeknüpftes subject:
vädre : vähyiäze. Darin ist vädre das Substantiv = %6 yivos;
s. die ableitungen ho-vädre ,,€t;yfi>'jfg", vädrä-'^ne „yfiyvaZog",
beide oben erwähnt; vafi-ißaze isf^eFKüikon einer stadt väh'^itä
deren name auf einer münze neben dem fürstennamen xäreiM
erhalten ist; s. Six 14, n. 132. Die endung -i^tä würde grie-
chisch durch -Lvda{i) oder -fi»'da(t) wiedergegeben werden;
8. kar. '-^Aty^a, lUyivda; lyk. TQeßivöai, auch TrjXevdoQ u. s.w.
Ge. Meyer Kar. p. 179. Es heisst also: sä vädre väh'^täze
„und (sein) geschlecht aus Vähntä". Danach muss uastto das
verb sein, und zwar im sinne von ertLTQißso^oi; s. in der
bilinguis von Lewisü: e^ioXsa y.ai navioXsa siiq aoTi^ tkxvtojv.
Als 3 sg. imperativi kann uastto aber nur activ sein, so dass
-tö = ind. -tu, bactr. -tu ist, denn lyk. o steht idg. ü am
nächsten (s. ob.). Die einzige sonst erhaltene form des ver-
bums: uasttä St. X. S. 42 zeigt die gleiche anfügung der per-
sonalendung ohne sogen, bindevocal. Da die Verdopplung des
t nach s rein phonetisch ist, erhalten wir als wurzel uas oder,
wenn das s nur durch das folgende t geschützt worden ist,
uah = ind. gas, idg. gUas „erlöschen, erschöpft sein, ausgehn";
vgl. noch lat. vas-tus, deutsch „wüst". Der ganze lyk. text
also lautet:
„dieser erlösche mit seinen nachkommen und (sein) geschlecht
aus Vähntä".
Da sich im gr. texte der Stifter des grabes ausdrücklich
^AvTLg)€lliTi]g nennt, so liegt es nahe, zu vermuthen, dass
vähy,tä eben der lykische name von 'AvTl(psllog war, und so
könnte man auch übersetzen „und (sein) geschlecht in Vähntä"
oder „in Antiphellos". Dies wird bestätigt durch eine neue
mir von Six mitgetheilte münze mit der Inschrift vahi^täzö;
s. II, p. 338 (vaJi'^tä = I^vti-?). Die Römer nennen die stadt
auch Habessus, was freilich wieder abweicht.
Die neue verbalendung, die wir gewonnen haben, ist:
3 sg. imper. act. -tÖ = idg. -tu.
282 W. Deecke
5.
Im dekret des Pixodaros ist im gr. text nur ein verbum
erhalten, k'dwKav im anfang von z. 1; das xa«»' im anfang von
z. 6 ist schon wegen des xa kaum als ... ^ev zu deuten , da
die inschrift sonst ^ hat. Das dem edioxev in der Stellung
entsprechende erste vport des lyk. textes äy^tiö oder . . ä^nö ist
sicher kein verb, sondern wahrscheinlich acc. sg. eines pro-
nomens, vielleicht [ähjä'^nö = „tüvttjv" ; das dazu gehörende
Substantiv und das dem edwKev entsprechende verb sind dann
am schluss von z. 1 verloren; s. Savelsberg I, 60 ff.
In z. 2 — 3 ist die construction in den beiden texten eine
verschiedene: im gr. text sind reste von dativen pl. dreier
ethnika erhalten:
[Sa]vd-io{_ig] TAwtf[a]tg x[at nivaQ]io[ig] ;
im lyk. text stehn statt dessen die nominative sg. der städte-
namen :
arxina sä tlava sä p'^fnaraj,
denn avQ^na, "Aqva war der lyk. name von Xanthos; s. art.
I, 136. Z. 3 enthält dann das dazu gehörige verb xada'üüt[e]
3 pl. ind. act., wie * pri;inavüte ; und wie dies auf ein nomen
pry^na zurückgeht, so findet sich neben jenem: x^^de Sur. 6.
Ein verb, und zwar 3 sg. prs. ind. act. ist auch äsäte in
z. 4; s. St. X. W. 45 äsäte und Lim. 43, 2:
sänätäsäte — sänä te äsäte „ootis Tt mipigei^^;
im plural Rhod. b, 5:
sönä : täsöte = söna : te äsöte „oinvig tl sy.g)eQOvaL".
Im folgenden stelle ich die gefundenen verbalformen
zusammen: die nicht sicher deutbaren sind eingeklammert, die
in den bilinguen vorkommenden durch den druck hervorge-
hoben; die römischen zahlen bezeichnen die muthmassliche
conjugationsclasse nach indischem System:
Activ:
Indicativ:
Prs. 3 sg. I. (äsäte); (oväte)
IL tase, täse
X. pr^navate; komazate; (sijimcUe)?
Lykische Studien. III. 283
3 pl. I. (äsöte); (ovöte) und (ovüte)
taute, tüte, töte
II. tas'^te
X. (xadavüte)
Impf, 3 pl. I. (ä)tün-ä und (ä)tün-a
Conjunctiv 3 sg. I. teade, teäde, tade; alahade
X. tobede; ttlede
Optativ 3 sg. X. tobäete; tfläete; kotnäzäete
Imperativ 3 sg. II. uastto
Medinm :
Indicativ:
Prs. 3 sg. I. (tävätä)
IL uasttä
X. pry.navatä
3 pl I. (tävötä)
X. (s7ji'mötä)
Impf. 3 sg. I. (ä)tätö, fä)tatö(?)
X. (ä)pri^navatö
3 pl. I. (äjtütö, (ä)tüto, (ä)toto(?)
X. (ä)pri(j^navütö
Conjunctiv 3 sg. I. tadö
Part. pft. pass.:
-na: x^«a; prij,na
-ta: %yia
movöfa, möta.
Diese formen kommen von 16 verbal stammen verschie-
dener art, die, mit weglassung der classencharactere, sich etwa
folgendermassen ansetzen lassen:
1) tä (= idg. </ö „geben"); hä (? = idg. sS „werfen"?);
hierzu die gelegentlich erwähnten : «stö (p= idg.j^f^sS
gen"); %iä (-- idg. d'e /fetzen"); ^^1^ (= ic
2) öv- (= idg. öu „nehmen"?); möv- (= idg. meu „wach-
sein"); täv-
3) äs-(?J
4) jf«^= idg.^^^gj^p^atfgen"); p^r (? = idg, per „schütten,
x-^^^rüUen"?); ?fä^(= idg. (ßäs „erlöschen")
5) Jos {= idg. dök^ „geben")
284 W. Deecke
i/zu log. tel „\^ii^en"); iook (zu idg. dou „gisben");
STTima- X ^^'"^ V\ \
7) pv^navä- „bauen"; xac?ayä-;\Ä;<)^Ma^ä- „in die gemeinde-
casse zahlen". '-^ — ^r***»*..^
Was die formen selbst betrifft, so constatierten wir:
1) 2 genera verbi: das activ, theils transitiv, theils
neutral (wa/?_^ , und das medium, beide in der bedeutung dem
indischen und griechischen genau entsprechend.
2) 4 modi: indicativ (act. u. med); conjunctiv (act.
u. med.); optativ (act.) und imperativ (act). Der gebrauch
stimmt wieder wesentlich zu dem der verwandten sprachen,
besonders zum griechischen. Der conjunctiv steht theils in
hypothetischen, meist relativen, Vordersätzen, gewöhnlich mit
tekä (== av), und wechselt hier mit dem indicativ, theils (ohne
tekä) in befehlenden oder wünschenden nachsätzen, wo er mit
dem optativ und imperativ wechselt. Im directen befehlssatze
steht der indicativ; vgl. den deutschen gebrauch.
3) 2 tempora: das präsens und das einförmige aug-
mentpräteritum oder imperfectum, das aber, wie im ari-
schen, auch narrative bedeutung hat; doch mögen manche
formen auch als aoristformen aufzufassen sein.
4) 3 conjugationsclassen: I. mit sogen, bindevocal:
öj ä, — = idg. o, e, — ; II. ohne bindevocal ; X. denominative
contracta auf i mit bindevocal: iö, {ä, i = idg. io, ie, i.
Einige verbalthemata zeigen ablaut z. b. tä, tä, te oder t =
idg. dö, gr. da-, do-, ind. dt oder d.
5) an personen 3 sg. u. 3 pL, und zwar:
primären dun gen:
act. 3 sg. -te; 3 pl. -(n)te, i^e
med. ,, -tä; „ -(n)tä
secundärendungen:
act. 3 sg. -(t); 3 pl. -n(t)-ä
med. „ -tö; „ -(njtö, igtö
imperativen düngen:
act. 3 sg. -to.
Der conjunctiv hat als charactervocal ä, wonach das t
in d erweicht wird.
Der optativ hat im sg. als charactervocal S, aus « ent-
standen.
Lykische Studien. III. 285
In die 3 sg. conj. med. ist die secimdärendung einge-
drungen -ä-dö (statt -ä-tä), in die 3 sg. opt. act. der X. classe
die primärendung: -ete (st. -it).
6) das part. pft. pass. in beiden bildungen auf ^wa und
-ta = idg. -no und -to.
7) coraposita mit den präpositionen oder adverbial-
partikeln :
'^(?), nta oder 'Qiäj i}tä(e)pe; s. lat. in-, indü-
hre, hrpp(a)e; s. gr. tiqo, rtgog
^ä, äsäpe; s. gr. gx, e^
olit; s. d^t^sch „all-"fS^d. al^n^?).
Üass die erlangten resultate richtig sind, aber auch
andere conjugationsclasseu und bildungen vorkommen, mag
die folgende Zusammenstellung muthmasslicher lykischer
verbalformen zeigen, wobei ich weniger sichere mit einem
fragezeichen versehe:
3 sg. prs. ind. act.
jmi^ „elS^llt'W' St. X. N. 5; 7; 9; s. sftüte
slate St. X?1sr. M{Slat[eJ Ant. 1, 5
mlate St. X. W. 48; 51; mlatfej ebdt. 14
hbate Lim. 8, 2
trhh-ala-hate Lim. 8, 2
ökä-pate „Ey,(prjai", „edicit" Lim. 14, 2; Myr. 4, 2
hü-xuate Sur. 4
zazaie St. X. N. 35; W. 32
pahrate St. X. S. 46; vgl. ind. p)ihati
pohrate St. X. N. 62
xexhate St, X. N. 36
asate? Ant. 1, 8; s. asäte, äsöte
penafe St. X. N. 37
smmate Sur. 7; X. 4, 4; s. ob,
sümate St, X. S. 48
slümate St. X. N. 41 (s. 44)
movate St. X. N. 56; s. movötö (mötö)
pri^navate s. ob,
komazate Sur. 6; s. ob.
mrsxxate St. X. W, 24
Boitrilgp z. Icunde d. indg. sprnchen. XIII, 20
286 W. Deecke
ätreiadate{?) Ant. 1, 3; s. treia == lat. „tria" X. 8, 2.
^näte Lim. 8, 2 *
asäte St. X. 0. 37
äsäte s. ob.
oväte St. X. N. 39; W. 7; om^/^e/ Lim. 32, 2; s. owYe
hre-i-är-oväte Lim. 9, 2
uan-oväte Lim. 12, 3
kenlätfej? Ant. 1, 7
^oÄ;ä^e St. X. N. 47
^owYe Myr. 4, 4; s. tovätä u. s. w.
^oe;ä^e? St. X. N. 9—10
säiäte St. X. 0. 42
peißte St. X. W. 37; s. peheiäte
pebeißte „er bestimmt" Rhod. a 3; a 5; St. X. 0.44 (s. pehe
St. X. N. 43); vgl. pabrate
noneßte St. X. W. 65; s. nonete
tetbäte Ant. 1, 2; s. %e%bate
tätbäte St. X. W. 33; s. zazate
zete St. X. W. 47 (s. W. 8)
pzzete St. X. N. 42; W. 16
ä..prete? St. X. N. 14
zbaletfej St. X. W. 20
koprete St. X. N. 48
zruuete St. X. N. 45
ätruueffej? St. X. W. 1
trbbönete? St. X. W. 64
nonete St. X. W. 59; s. noneiäte
kekekete Ant. 1, 5
'Q.tä-xoltte Sur. 5
tostte{^) St. X. W. 21
säclätte(?) Lim. 13, 6
tosß; ifäse; 8. ob.
3 pl. prs. ind. act.
'i^täpe-tas'^te s. ob.
uüxfte{^) Lim. 42,^5; Myr. 5, 4; 6, 5; Rhd. b, 5
gm?fH^siel^l>fa»M^au1*VSt. X. 0. 35; s. sttate
^fej^le>fehfa»^^>Sgt. X. 0. 35;
Uüte^. X. S. 44; 8. Mate
pddüfe{?) St. X. N. 5
Lykische Studien. III. 287
taufe, tüte, töte s. ob.
yta-küte Sur. 2; s. trbb-ala-hate
paUüte Myr. 5, 5; s. pahrate
kexrüte Ant. 1, 7
äsöYe s. ob.
ovöte, ovüte s. ob.; '^tövüfe = '^tä-ovüte Lira. 11, 2
Icmmöte (?) St. X. W. 64
mloxxüte St. X. W. 61
uälönöte Ant. 1, 8
fmpävöte St. X. N. 59; W. 57
xadavütfej s. ob.
3 sg. conj. act.
teade, teäde, tade s. ob.
ala-hade Lim. 14, 3; 36, 2; Ant. 2, 2 „avyxsr]"; s. ala-hate,
'^tä-hüte
ala-hade-te (== rt) Ant. 4, 7; Lim. 4, 4
hre-ala-hade-te Lim. 13, 5 (contrahiert hre-alade-te)
hrebäovälahadete == hre-äbä-ovä-cda-hade-te Lim. 2 8,
^/ä ; Are ala-hade Lim. 5, 2
[ovälajhade = ovä-ala-Jiade ? Lim. 14, 3 — 4.
äre-dade Ant. 2, 5
Xttbade? Rhod. b 2 (neben ^eÄ;ä); s. aber St. X. 0. 10
äpv.-fesäde Ant. 2, 6
io6ec?e s. ob.
tüede s. ob.
3 sg. opt. act.
tobäete s. ob.
ttläete s. ob.
komäzäefe s. ob. u. vgl. komazate
monaete? Myr. 6, 3; s. monäeta St. X. 0. 20
3 pl. impf. act.
(ä)tünä, tüna s. ob.
tabüna St. X. S. 47
täbüna St. X. S. 50; s. tähätä
ävönä St. X. W. 20; s. avatä
3 sg. prs. ind. med.
präfä St. X. N. 52
uasttä St. X. S. 42
asffä St. X. 0. 50
20*
288 W. Deecke
sä-i-ästtä St. X. 0. 2
päräp'^n-ästtä St. X. W. 51
resttä Sur. 3
Xesttä St. X. S. 24; 27; s. x^^stte
avatä St. X. N. 49; s. ävönä
mavatä St. X. N. 46
pr'i^navatä s. ob.
täbäiä Lim. 16 b, 3; St. X. S. 39; 43; s. tabüna
tävätä St. X. W. 10; s. ob. u. tävötä
tovätä? St. X. S. 14; 15; s. toväte, tövätö
ömovätä Ant. 1, 2
odretä? Ant. 1, 3
3 pl. prs. ind. med.
smmötä St. X. W. 60; s. ob. u. smmate
tävötä St. X. S. 48; s. ob. u. tävätä
äsbötä? St. X. N. 10
ovälütä St. X. W. 55
zxxütä'^ St. X. N. 3
3 sg. conj. med.
yiadö, '^tatadö s. ob.
äp'Q,podö Kyan. 1, 5 ; s. äp'Q. : poy.tö
3 sg. impf. ind. med.
(äjpry.navatö s. ob.
Xrbblatü St. X. N. 63
zbäiö St. X. S. 28; 8. hbate
i^ta-tätö s. ob.
(ä)töväiö St. X. 0. 51 ; s. toväte, tovätä
(ä)toväto'^ Myr. 4, 4
tMätö"^ St. X. S. 49
(o)otätö St. X. N. 57
(äjpeiätö „er bestimmte" 7 mal; s. pebeiäte, peiölö
ähätö? Lim. 43, 1
3 pl. impf. ind. med.
(ä)pry,naimtö s. ob.
y.tä-tütö, hrppe-tüto u. s. w., s. ob.
y.tä-vütü Rhod. a 4; s. t^tövüte
obohütö St. X. N. 4
(äjpexötö Ant. 4, 2 (s. peiätö) „sie bestimmten"
üpy.-pot^tü Lira. 17 b, 2; s. iip^-podö
Lykische studieii. III. 289
3 8g. imper. aci
uasito s. ob.
part. pft. pass.
pry,na s. ob.
X^wa s. ob.
XQ-ta 8. ob.
kähe-x'^/a St. X. N. 13
oha-zata „goldgeschlagen" (münzname) Rhod. b, 7 u. 11;
Sur. 5; St. X. 0. 45
rnima-zata „silbergeschlagen" (desgl.) Lim. 36, 4
ortto St. X. W. 50
orio St. X. W. 12; s. 24 u. 63
rito Lim. 36, 2
h-ortio- X. 3, 3; s. art. I, 149.
movötö, mötö (acc.) s. ob. ^^steqov"'
peiato (acc.) Ant. 4, 2 „bestimmt"; s. peidiö
zadato? Lim. 36, 4
Buchsweiler. W. Deecke.
Avestä cinvat-ustänem.
Darmesteter (E. J. 2, 145) ist in der erklärung von ein
in Verbindung mit ustäna zur traditionellen Übersetzung zurück-
gekehrt. Die einheimische tradition ist mit ihrer Übersetzung
von cinanh durch kämak im recht, die „tradition in Europa"
aber ist wiederum zu befangen in den worten. Richtig, nicht
wie bei Darmesteter, konstruiert müssen in Y. 12, 3 die asto
und uMänahe cinmdni zu den verpönten dingen gehören; die
liebe zum leben passt also nicht, ein bedeutet nicht „lieben"
sondern begehren i), trachten nach, asto — ,ustdnohyä cinman
ist das ,,trachten nach leib und leben", ustänö-cinahya
Yt. 19, 48 „weil ihm nach dem leben getrachtet wurde, bei
der bedrohung seines lebens", eine adverbialbildung mit ya oder
loc. 8g. von cinanh, wie aipya von ap. Endlich sind Vd. 18, 5
die Worte y6 saete haurväm tarasca khSapanem ayazemnö
^) So in shaetocinanh u. a. w. Vd. 4, 44. '^) Cf. astvantem ustdnem
„das mit einem knochengerüst (= leib) versehene leben" (seele). Ueber
das thema ast vgl. Euhn's zt. 25, 585 und Bartholomae, Ar. f. 2, 112.
290 K. Geldner Avestä cinvat-ustänem.
asrdvayo amaro everezyo asikhso asacayo jayäi cinvat-ustänem
zu übersetzen: „wer die ganze nacht über faulenzt ohne zu
opfern ohne zu beten ohne zu repetieren, ohne (das gelernte) anzu-
wenden, ohne zu lernen ohne zu lesen, um den, der ihm nach
dem leben trachtet (den Bösen) zu besiegen — " jayäi zu
jayaM, skr. jaya wie Justi. cinvat-ustdna ist ein compositum
wie vidadvasu und synon. von ahumerenc-. Vd. 18, 5 — 6 ist das
parsische: wachet und betet, dass ihr nicht in anfechtung fallet.
K. Geldner.
Syntaktische bemerkungen.
1. Dass sich adverbielle accusative wie xomov xov tqotvov,
i/iirjv x^Qiv u. (\g\. ausser im Avesta (Hübschmann Casuslehre
s. 202) auch im Althochdeutschen finden, scheint mir noch
nicht ausgesprochen zu sein. Ich gebe deshalb für diese con-
struction folgende belege: the min an will an imo ce scadhen
werdhen „die ihm nach meinem willen zu schaden ge-
reichen können" Müllen hoff und Scherer Denkm.» no. LXVII
20, min an uuillun fruma frummenti „nach meinem willen
den vorteil befördernd" das. no. LXVIII 2 (vgl. s. 542), umha
alla die dieder cheinnin wisun vonna m,ir giwirsirit ...
wurfin „ ... welche auf irgend eine weise von mir geärgert
sind" das.no. LXXXIII 58. — Ueber die stelle RV. 1 32, 8: naddm
nä bhinndm amuya gäyänam mdno rühänä dti yanty apah, an
welcher mdnas adverbiell gebraucht zu sein scheint, vgl. Pischel
ZDMG. XXXV 717.
2. Jacob Grimm lehrt Gram. IV 383: „Der vocativ
[also] erträgt keinen artikel, und wo er ihn in jüngeren
sprachen annimmt, da liegt eine Vertretung der zweiten person
durch die dritte zum gründe". Im gegensatz hierzu nehme
ich an, dass die Verbindung des vokativs mit dem artikel, bez.
einem pronomen demonstr. uralt und sogar uralte regel ist,
und dass das gesetz, nach welchem ein mit einem vokativ ver-
bundenes adjektiv im Germanischen in der schwachen, in den
lituslavischen sprachen in der definiten form erscheint — vgl.
got. laisari piu^eiga „guter lehrer!", ahd. druhtln guato
,,guter herr!", lit. miftrai gera/is „guter meister!", lett.
A. Bezzenbergor Syntaktische bemerkungen. 291
tniiä mäsa „liebe Schwester!'*, ksl. dohryj rahe „guter
knecht!" — nur eine folge jener regel ist. In den veden ist
jene Verbindung bekanntlich überaus häufig, vgl. z. b. sä no
vrsann amüm aar um . .. dpa vrdhi „o unser gewaltiger! decke
auf jenen topf" RV. I 7, 6, sä nah pävaka dldivö 'gne
devdn iha vaha „o unser leuchtender reiniger! Agni! bring die
götter her" das. 12, 10, und solchen stellen tritt an. konan
„0 weib!" oder hundarnir „hunde!" (Cleasby-Vigfusson
unter hinn), sowie laisari ßiußelga u. s. w. unmittelbar zur
Seite. Die syntaktische gleichwertigkeit des letzteren und der
angeführten vedischen Wendungen wird vollends klar, wenn man
die alt- und mittelhochdeutschen fälle berücksichtigt, in welchen
zu einem vokativischen schwachen adjektiv pleonastisch der
artikel hinzugefügt ist: „cur sedes'' infit „Otdo ther unsar
keisar guodo?" ,,Otto! unser guter kaiser!" (Müllen ho ff
und Scherer a. o. no. XVIII 6), druhtin min ther guato
„mein guter herr!" (Erdmann Syntax Otfrids II 60), der
bezziste got „piissime deus!" (Grimm a. o. s. 561).
Dass von den hier behandelten ausdrücken griech. c3 dv-
ÖQ€g Ol TtaqövTeg (Krüger Griech. sprachl. I 2 s. 14, II 2
s. 7) nicht verschieden ist, liegt auf der band; ebenso ihre
verwantschaft mit ved. sd tvdm, tdm tvä u. dgl.
Ä. ßezzenberger.
Indogermanisch ger.
I. ger schwingen.
Wie brütus schwerfällig, brütum pondus, lett. grüts,
ßctqvg, ßgid^io etc. zu lit.-lett. grü- stürzen, lat. con- in-gruo
(Fick o. 2, 188), so verhält sich Tänd. br. 8, 5, 2 purogurur
vajrah, II v. 8, 47, 7 tgdjo gurü, 1, 147, 4 mdntro guruh (der
auf jmd. geworfene fluch) zu Ts. 2, 6, 2, 6 väj'ram apagurya
(den V. zückend), Rv. 5, 32, 6 (indro vrtrdmj uccair^) apa-
gurya 3) jaghäna , Ts. 4, 5, 9, 2 apagurdmänäya (sich werfend
^) 2, 30, 5 dva ksipa divö dfmänam ucca, 10, 68, 4 avaksipänn arkd
ulkäm iva dyöh, Megh. 64 uccair viksip-; qv. Agr. 9, 7, 9. 10 scb. ut-
ksipya apa-, avagurayann iva. Vgl. Mbh. 7, 4028 paktim dorbhyäm
äyamya (ausholend) ciksepa. *) Die entwicklung von „schlingen" aus
292 W. Neisser
auf — , auslegend mit der waffe) ca ahJiighnate ca (rudraya),
Ts. 2, 6, 10, 2 yo apaguratai, yö nihdmit; brähmanäya nd dpa
gureta, nä ni hanyät. Manu 4, 169. 11, 206. 208.
Ehe man die waife entsendet, schwingt man sie wohl hoch ;
80 kann nd gur statt apa gur vaj'ram stehen. Das können
wir reconstruiren , wenn wir die glosse ugra = udgürna (Säy.
zu 10, 109, 1) benützend 1, 152, 2 zu (väjro) hanti : udgürnak
subintelligiren. So udgtir- Vs. 16, 46 für apagur- Ts. 4, 5,
9, 2 (s. 0.); udgur- vom angriff Yäjfi. 2, 215 wie oben apa-,
avagur-; udgur d. arm^ stock etc. schwingen öfter. Comm.
(z. b. Mahidh. zu Vs. 11, 77) erläutern durch ud yam.
Die identität von gur schwingen, spec. auch herab -
schwingen mit ßdlXta^) ergibt sich von selbst. Interessant
ist die Übereinstimmung von z/ 16 cpilorrjTa ^sz a/ng)OTSQOiaL
ßäliofiev, avfißolov vertrag, avjiißdllsad^ai (absol. oder ti,
z. b. ^€viav) vertrag seh Hessen mit scr. samgard vertrag,
4, 25, 7 nd panlnä sakhydm indrah sdmgrnlte, 9, 86, 16 säkhä
säkhyur nd prd minäti sarhgiram , 10, 89, 9 (amiträh) prä
minanti samgirah. Vgl. noch Av. 6, 71, 3. 119, 1 (PW.)
adäsyan (ohne geben zu wollen) sdrhgrnämi; class. samgirate.
Ich vermute, dass samgir „handschlag" bedeutete, * sämgirati
(= sdrhsrjati) „die bände, viell. auch die Unterpfänder ver-
einigen". — In formeller hinsieht bemerke ich, dass nur ein
praes. doqioiov wie *girä ^) den moment des handschlags
characterisiren konnte, nicht grnä. Nachdem samgir zum durch
handschlag geschlossenen vertrag geworden, war es ^frriä „gut-
heissen" begrifflich nahe und nahm dessen form an.
Da udyam vom erheben der stimme gebraucht wird, 8,
101, 7. 9, 103, 1, so ist udgur in demselben sinn vorauszusetzen.
Statt seiner ist das simplex zu belegen, denn gürtdvacas 10, 61, 1.2
scheint ganz == udyatavacas zu sein, vgl. auch 1, 173, 2 prd
gürta mandm und Av. 5, 20, 4 vdcam a gurasva, 5 vdcam prd-
,, herabstürzen" wird durch 5, 29, 4 illustrirt: jigartim dpajarguränah
„den schlinger in den Schlund stürzend" (neben han, wie in allen ob.
beisp.). Vgl. auch 10, 108, \ jägurir ddhvä der tief abstürzende weg
zu den pani; 5, 40, 7 ni gärtt werfe nieder, nijür vfkasya u. a.
*) Das med. des udgur synonymen udyam ist = dvaßaXXofjcti sus-
cipio (werfe mir auf die schulter). *) *girä ßaU neben gurd
„schwingen" wie gird „schlingen" neben gur dass.
Indogermanisch ger. 293
yatäm. (jur „tönen" scheint also mit yur „schwingen" identisch.
Auch wird das siraplex yam in bezug auf schall gebraucht,
PW. 8): 7, 23, 2 ayämi ghösah, auch 7, 64, 5 stömah. Das
hieraus unmittelbar zu folgernde * agäri ghösah schlägt die
brücke zu jarä (ruf), gir, y^Qvg etc.
Also ger tönen, reden ist mit ger schwingen identisch. \
Nun bedeuten sämratliche zu jener wurzel gehörenden worte
auch „ehren" (PW. , Fick); teils in worten ehren, teils prak-
tisch durch gaben etc. Dass letzteres kein secundärer begriff
ist — ihn enthält auch guru wem ehre gebührt — versteht
sich von selbst. Ist nun ehren mit sprechen im letzten
gründe identisch, keines von beiden aber die quelle des anderen,
so folgt, dass beide selbständig aus gemeinsamem boden er-
standen. Grundbedeutung von sprechen war ,, schwingen";
folglich niuss dies auch die grundbedeutung von „erhöhen"
sein, auf welches letztere, wie Grassmann (1. gir) erkannte,
„ehren" zurückgeht, (/«/.r?* hochgeehrt also hiess einst „empor-
geschwungen". Dies ist nicht überraschend; denn auch in gurü
tief ist die vox media „schwingen" in einer bestimmten rich-
tung specialisirt.
Die folgenden belege beweisen 1) dass ein nicht aus
„sprechen" abgeleitetes ger „ehren" im Skr. existirt, 2) dass
der begriff „rühmen" auf ,, sprechen" ebenso wenig wie auf
„ehren" einseitig zurück zu führen ist, dass an ihm beide be-
deutungen gleichen anteil haben.
ger erhöhen.
A. ehren.
Rv. 7, 67, 10 uns schaffet kostbarkeiten , und ehre (so
auch Ludw.) den vornehmen herren^), 6, 12, 4 mit opfern
ward Agni, wie ein vater, geehrt*) (Ludw. Gr.); gurü wem
ehre gebührt, vater, mutter etc. (ausser dem letzten beispiele
vgl. 10, 23, 5 piteva neben grnlmasij ferner nadyäh 1, 158, 5
mätrtamähj 10, 95, 7 svdgürtäk; lit. mamuzele garbuzele); 1,
186, 3 arigüridh süHh (von menschen auf den gott übertragen
») 5, 86, 6 sürisu crävo hrhät (8, 13, 12. 7, 81, 6. 7, 34, 18; auch
9, 98, 8), rayirh grnütsu. 9, 84, 1 V)ittet der sänger erst um eigenes
glück, dann dass den himmlischen sQri's ehre erwiesen werde: (soma)
grmhi daivyam Jdnani, ') Der accent von järayd- erklärt sich daraus,
dass es für j'aräyd- steht, wie pävakä inr paväka. *jaräyd : grnä = a^äyä :
acnä.
294 W. Neisser
vgl. jaratam süri'n des ersten beisp. sowie das yegag der dgi-
atfjeg), 1, 61, 9 svardl indro (v. 3 süris) däma ä vigvdgürtah
(von jedem geehrt), so 8, 70, 3 und 1, 180, 2 vigvagürti (aller
ehren teilhaft, agvinau); 1, 140, 13. 10, 95, 7 svdgürtäh (vgl.
7, 85, 3 svdyagasa opak), sindhavah, nadydh. — gürta in ehren
stehend, gratus: isas 1, 167, 1, Qarddas 4, 19, 8 (cf, suprksas
7, 37, 7) 1), gürtavasu, rddhogürta u. ähnl.
1, 54, 7 abhi grnäti (sürir) ukfhä radhasa, so 1, 100, 17 2).
10, 7, 2 2) (cf. 5, 27, 3), von göttern») 2, 9, 4 2). 1, 48, 14.
8, 81, 5; ohne rädhasa, v. göttern, 1, 15, 3. 140, 13. 3, 6, 10.
10, 5, 6; 5, 41, 19; 10, 47, 8. 139, 5. Vs. 2, 18. 14, 2. 4:
ehren, honoriren. Oder da jedes factitivum, entsprechend
dem declarativen gebrauch hebräischer fact., „behandeln, aner-
kennen als" bedeuten kann, als ehrenwert anerkennen
(gut finden).
8, 75, 10 ndmas te agne grnanti erweisen tmno gürtdm,
bewähren das von dir hochgeschätzte n. — 4, 34, 10 rätim
grnanti (sürdyah) erweisen rät im gürtäm, bewähren hohe
huld. — 7, 56, 18 räthk grnänäh hohe huld sich erweisen
lassend. 1, 181, 9 grnändh (ohne rätim) angenehmes sich
erw. lassend ^).
3, 52, 2 ptirolagam d gurasva lasse dir p. verehren: *ä
grnimasi wir machen dir zur ehre, dir annehmbar.
B. die stimme erheben.
Im ritual: prati (pratyä, anu) grnä, Ait. br. 6, 13, 2 sam-
prayirya, Rv. 1, 173, 2 prd mandm gürta (6, 63, 4 c) hötä
coelo misit, 10, 61, 1. 2 gürtavacas^) mit lautem, feierl. wort,
1, 142, 8 jugurvdnl hötärä.
') Das scheint natürlicher als in gürtäh ein zu maso jaranta ge-
höriges part. zu sehen. ^) rädhah im stollenschluss st. rädhasä.
^) Vs. 6, 34 äpo radhogürtäh. *) In den zwei letzten beisp. sowie in
dem ersten klingt ,, sprechen" mit an: zu ndmo grnanti vgl. ], 114, 11
avocäma ndmas, 5, 73, 10 hrhäd nämas; u, in jenen beisp. grnä neben
hü wie 1, 64, 12. Hier sind die hötäras subj.; in dem zweiten beisp.
aber die süräyas, die nicht reden, sondern handeln. Ich halte Lud-
wigs (Coram. 1, 168) Übersetzung ,. zusagen" durch rädhogürta, rädhasä
abhi grnä für widerlegt. Daraus folgt, dass auch in den ob. hotar-
stellen sprechen untergeordnet, von hohen dingen sprechen haupt-
begrifi ist. grnä ndmas ist «ac brhdd namas, und ^rnä neben Am enthält
des letzteren motiv: „die räti als eine mir gürtä anerkennend rufe ich",
»j Vgl. fäsat 3, 31, 1.
Indogermanisch ger. ^ 295
Mit rücksicht auf daivlm ist auch Av. 5, 20, 4 ä gurasva
väcam gewählt.
Profane rede: yir spräche, stimnae, samagirat „tat einen
ausspruch" Dagak. , grnä in Bhäg. p. — Jalp (sprechen) ep.
class. gewöhnl.
— ^ — . durch laute rede ehren.
indoer. gf preis, jarHar , ä gf verehrend anreden, grnä
preisen, skr. gürti (9, 105, 1. 10, 61, 15 neben yaj), svdgürta
4, 19, 10 hochberühmt, gürdhaya, praes. jara-,
1, 147, 2 sprlichwörtl. piyati tvo dnu tvo grnäti der eine
schimpft, der andere gibt gute worte. Mbh. abhijalpa- zu etw.
raten (durch worte als ehrenwert anerkennen).
Die gleichung ßovXeraL = gurdte i) bedarf nach obigem
nicht ausführlicher begründung. ßovXeo&ai (vgl. Buttmann
Lexil. 1, 26) ist gefallen an etwas finden, sich gefallen
lassen, (rätim) grnänds „als gürtä anerkennend" ist genau
ßovX6(.ievog. Setzt man grnänas in die activconstr. um, so er-
gibt sich rätim grnanti deväh (welches aus r. g. sardyah auch
direct gefolgert werden konnte, da deväh == divyä sürayah):
Zsvg vIyjtjv ßovXofuvog, das yegag des sieges verleihend. Zu
ßovXrj ßovXsviü vgl. abhij'alp.
IL ger empor-, antreiben
scheint idg. specialisirung des vorigen. Es ist jede lebhafte
bewegung, durch inneren oder äusseren impuls hervorgerufen:
treiben (intr.), laufen; fliegen; strömen; in schwung, erregt,
munter sein; sich mühen, arbeiten. — Speciell ist es das
erste rühren der glieder, vom lager springen, aufsein,
nach Wiederkehr des bewusstseins (hodh) und bezeichnet, als
pars pro toto, schon idg. erwa'chen schlechthin 2). Oefters
^) Brugmann bei Saussure Mem. 265. ^) 4, 51, 8 jarante
budhänas, 7, 68, 9 jarate budhänäs, 7, 73, 3 prdti abodhi järamänah (7,
81, 3 präti abhutsmahi jlrah), 7, 78, 2 präti jarante, 5 prdti budhanta.
An der dritten stelle gehört stömais zu abodhi wie 4, 52, 4. 7, 80, 1.
5, 14, 1. 7, 44, 2. 4, 28, 8. 7, 72, 3. 8, 79, 16. Ebenso an der zweiten
süktais zu biidh. — Ts. 7, 1, 19, 2 sam mtl svap , bodh jar. — jar
„wachen" ist etwa anzunehmen 1, 123, 5b. 7, 76, 6d (Usas). 7, b?7l"
präti jar apvinä, 5, 80, 1. 7, 78, 2 präti jar usasam, an allen stellen aber
zugleich mit dem begriff des sich rührens und der tätigkeit. — Zu den
296 W. Neisser
entsprechen sich daher an parallelstellen hodh und jar ; näher
aber steht der grundbedeutung des letzteren ar Ir. usaso
jarante =. oriuntur, das morgenrot schiesst am himmel auf,
eig. wird aus dem himmel, 4, 51, 8 rtdsya sddanät, hervor-
getrieben, vgl. (bei Bechtel Sinnl. wahrn. 106) ßdXXovrai
dxvlveg. Ich stelle im folg. belege voran, in denen das „empor"
bes. mächtig und elementar sinnliche anschauung herrschend ist.
8, 2, 12 die somäs wollen in die höhe (aus dem magen),
9, 110, 3 der sömo gojirah bringt die milch in aufruhr (PW.
s. jlra); die somasteine werden in die höhe gerichtet und ge-
schwungen, 2, 39, 1 jarante grävänas, 5, 31, 12 grävä ydsya
jirdm adhvaryävag cäranti; der stein ist der leblose sotar, der
lebende treibt sich selbst zur arbeit, 7, 92, 2 prä sota jlrö
adhvaresu asthät vgl. 10, 36, Q jird-adhvara, 5, 37, 2 yuktd-
yravä sufdsomo jaräte, 4, 45, 5 *jarate adhvaryüh, parall.
jarante agndyah, zu erschliessen durch vergleichung von iardnir
vicaksandh mit 9, 97, 2 d jägrvir vicaksanäh.
2, 39, Id dütö jarate (durch du, etym. „schiessen", wird
er „geschleudert", getrieben), 1, 44, \l jirö^) dütds, 7, 73, 3
jdramänah grustiveva presitah; 7, 67, 1 der böte muss leute
holen (jigar).
Die heerde wird dem pferch entsendet, die hengste werden
entfesselt 4, 51, 8 gdräm sdrgä jarante, 9, 66, 25 asrksata
jirdh, vgl. 1, 135, 9 uksdno j'iräh, jird-agva- , 8, 81, 9 indrasya
vajä maksu jarante, 8, 5, 36 mrgdm jägrvansam (sich umher-
treibend; zw. mrgäs und den unterwegs befindlichen A^vin ist
jar tert. compar. 10, 40, 3. 4); transit. 1, 48, 3 j'lrä rdthänäm
{jardyanti v. 5).
in den Wörterbuch ei-n anerkannten stellen hat Gr. Uebers. noch 2,23,6.
3, 41, 7. 7, 68, 9. 7, 9, 6 gefügt. Nur sei bemerkt, dass ^ar, wie bei
seiner grundbedeutung selbstverständlich, nie ,,sich nähern, herbei-
kommen" ist. — Noch sei, mit ehren, Bollensen genannt, der Gr. u. occ.
2, 463 zuerst jara- m\i jardya- jägar jigar combinirte, und hinzugefügt,
dass Ludwig (üebers.) und Whitney (Wurzeln 55) die existenz eben
dieses jara- nicht anerkennen. — jlra „kümmel" ist nicht identisch mit
ved. jira, sondern gehört zu jar ,, verdauen", s. jarana in PW.
^) jt-i von dem jTra abzuleiten man zuerst versucht ist, bezeichnet die
Schnelligkeit als in der lebenskraft wurzelnd, jinva- ist schnell bewegen,
aus voller kraft oder andere kräftigend. Es ist jardya mit der idee des
glucks. Es enthält vrdhe. Doch der böte des vornehmen mannes ist
nicht glücklich. Er trabt hierhin und dorthin.
Indogermanisch ger. 297
2, 39, 1 grdhrä jarante geier schwingen sich auf den
bäum: 10, 34, 1. 4 jagrvir agrdhat, der im spiele fliegende
Würfel.
Die floUen hengste als bild der flutenden somäs
nahmen wir voraus (9, 66, 25). Auch soninü jar „fliessen"
(cf. syand „rennen, rinnen"): 9, 106, 4 dhanva Jagrvih,
36, 2 pavasva j., 107, 6 punänoj., 12 sindhur nd -.- j., 97, 2
y. devdvltau, 44, 3 eti devesu j., vicarsanih^). jlrädänu (cf.
pinvate dänuh) mit strömendem nass: soma, regen, Parjanya
etc.; 2, 17, 3. 3, 51, b^) Jlrdyas = äpas ; j'dla ntr., galad arru
ßaXXöfxevov ödxQv^).
Agni ist in jeder phaseyö^m". Er erwacht*), wie wenn er
beseelt wäre , und fängt an sich zu rühren , j'arate säiniddhah,
ajigar racanäm (5, 1, 3). Er erwartet als frühauf die morgen-
götter'), und eilt, munter emporschiessend 0) , dem himmel zu:
3, 26, 3 amrtesu jägrvih'^), 3, 2, 12 äjmam pdr'i eti jdgrvih,
5, 15, 4 j'arate, pari ßgäti, 3, 3, 7 jarasva jägrve (v. 6 ßrds)^
1, 44, 11 jirö dütäsj agnir J'iräagvah — nie ruht Agni {dsasat
1, 143, 3)8).
Die opferer vergleichen sich den agndyo järämanah 2, 28, 2.
cf. 7, 78, 2. 10, 91, 1. Sie sind vor Usas wach, laufen mit
havis herbei, sind wie diener aufmerksam auf der götter gebot:
so ist Jar für sie das natürliche wort. Zwei stellen seien
herausgehoben, an denen menschen- und götter-ya»' im Ver-
hältnis von leistung und gegenleistung stehen. 3, 41, 7 vnyäm
indra tväyävo jarämahe, utä tväm asmayüh (sc. jarasva). 2,
^) Danach wäre gravan als soma in fluss bringend richtig be-
zeichnet. Doch das reicht nicht hin , die herleitung aus ,,inahlstein" zu
widerlegen. ^-) 9, 66, 9 ist dunkel, s. Aufrecht Kz. 27, 611. ^) Hier-
her bekannt), quellen^ ßXv^ia (Fick 0. 6, 212); zu ßrä- r a.B ah : velox ;
oben jarante gfdhräh sTS'fflfB^rort zu gartitmant , lat. volare volucris. Es
bedarf nicht der hervorhebung, dass alle Verwendungen yonßrä wie von
jar einer idee entspringen. Daraus folgt, dass die citirten europ. worte
sämmtlich mit lye^Qu gleiche grundbedeutung gehabt haben , d. h. trotz
r-l mit ihm ein wort sind, wie ).6ye~X6yo, x^°^ X'^R^^' ^'^^^ ^^^" ^^^ j®
ein wort gelten können. *) 5, 1, 1 abodhi agnih samidhä janänäm, so
3, 5, 1. 5, 14, 1. 8, 44, 1 vgl. 1, 157, 1. 7, 9, 1. 10, 35, 1. ^j präti
jarate 4, 45, 5. 7, 78, 2: 3, 5, 1 prdti abodhi — sämiddhah. *) 10, 69, 1
jarate ddvidyutat. '') Cf. 3, 28, 5. 9, 44, 3. 1, 31, 9; 3, 16, 4 « deveau
yatate. *) In späterer zeit ist jäyar (PW.) das ununterbrochene fort-
brennen des feuers. Vermutlich steht in diesem sinn jägüra Rv. 5, 44,
14. 15 (über 15 B ollen sen Gr. u. o. 2, 485).
298 W. Weisser
23, 6 tväm no gopd (erg. jdgrvih^)) vicaksandh , tdva vratäya
jarämahe.
Altes j'ara „sich rühren" durch jara „singen" verdrängt,
bei epigonen :
Vergleicht man 8, 2, 16 vaydm u tvä tadidarthä indra
tväydntah, mit dem soeben angeführten 3, 41, 7, so ergibt sich
als fortsetzung JarämaÄe (cf. 2, 39, 1!), Der gute Kanva, der
hierfür känvä ukth^bhir jarante (vgl. 1, 2, 2) einsetzte, glaubte
einen unschuldigen Personenwechsel vorzunehmen.
Die Originalfassung (1, 127, 10) präti yäd Irii jdrate ha-
vismän , agnir ägre jarate rsünäm (ist lebendig , die flammen
anführend: 5, 1, 3 ganäsya raganum ajlgar) hat Paruchepa
seinem geschmack gemäss verändert. Beide jarate fasste er
als „singt" 2). Für das erste setzte er , mit einer anleihe bei
5, 64, 2 oder vielmehr dessen quelle (cf. 8, 71, 15), vigväsu
ksasu j'oguve. Zum zweiten fügte er rebho na, jurnir hötä.
Aber der järamäno agnih heisst nie ^) in echten versen hotar.
Wenn er durch samidh und dhuti, durch den fleiss der viprä
jägrvänsas jarate, ist er das bewegte element; steigt er als
havyaväh zu den göttern, so erinnert er etwa an den adhvaryu,
ist jlrd wie dieser; er ist unterwegs, er läuft; darum ist er
kein hotar: dieser sitzt.
Uebersicht. I. praes, jara (sich rühren): Usas sing. 7,
76, 6d, ähnl. 1, 123, 5b; plur. 4, 51, 8. 10, 31, 7. — Aijvinä
2, 89, 1. 10, 40, 3. 3, 58, 2 (hierzu vgl. 1, 180, 7 b). — Indra
3, 51, 1 und (jarasva zu ergänzen) 3, 41, 7. mdrasya vdjäs
8, 81, 9. — opferer havismant- (cf. havisa bodh 5, 3, 6):
(1, 127, 10). 1, 181, 9. 3, 41, 7. 7, 67, 1; matibhis 2, 23, 6.
5, 80, 1. 7, 78, 2; vratäya 2, 23, 6. vrate 2, 38, 2; absol.
^) 5, 11, 1 gopa jagrvih, Ts. 1, 2, 3 c Jägrhi gopäijä nah, Av. 5, 19, 10
rästr^ j'ägära, Vs. 9, 23 vayän'i räatri jägryäma puröhitäh, lex. jägrvi
„fürst". — 9, 97, 2 steht jägrvi neben vicaksanä, in seiner nähe öfters.
*) 2, 39, 1 c wird im gleichnis ^ar „sifl^en'^__j)arallel dem homonym ver-
wendet. •) 1, 44, 11 findet sich hotar und jira im nämlichen verse.
Da hier viererlei von Agni ausgesagt wird, so ist klar, dass hötar rtvij
eine, ßrä dütn ämartya eine andere function bezeichnen. Ebenso be-
rühren die Wortspiele 10, 91, 1 f. nicht die obige behauptung, dass ^ara-
mäna praegnant gefasst den hotar-begrifi' ausschliesst.
Indogermanisch ger. 299
7, 68, 9. 73, 3. — somapresser 5, 37, 2. böte 2, 39, Id.
diener 7, 73, 3. — heerde kühe 4, 51, 8. vögel 2,
39, Ib. grävänas 2, 39, 1. söraä hrtst'i pltdh 8, 2, 12.
Agni: sdmiddhah (oder ähnl.) 1, 94, 14. 7, 72, 4. 78, 2.
10, 91, 1. 118, 5. — ähutah 1, 94, 14. 10, 69, 1. 118, 2—4.
— sve ddnie 1, 94, 14. ddmünäs 10, 91, 1. — zw. hharase
paprathänds und pari jigäsi 5, 15, 4. — dävidyutat 10, 69, 1.
ägra rsünam 1, 127, 10. hrhdt 7, 72, 4. — mrlaydttamah
1, 94, 14; sünftävän 1, 59, 7; vayo dddhänah 5, 15, 4; s?/-
apatyä ayuni 3, 3, 7. — purunUhä 7, 9, 6. purunitM 1,
59, 7. — agndyas 4, 45, 5. 7, 72, 4.
2)ra^* >rai): opferer 5, 80, 1. 7, 78, 2; 7, 67, 1. —
Agni 4, 45, 5. 7, 78, 2. — Cf. ^raif« jägar 10, 149, 5. Av.
14, 2, 31 und /?ra^i hodh.
II. yora (die stimme erheben) 1, 1, 2. 8, 2, 16. 4, 3, 15,
4, 8. 6, 62, 1. 4. 65, 4. 10, 45, 1.
Halle. W. Neisser.
Dass der grundbegriff von ovQi,y^ nicht „flöte, pfeife^,
sondern etwa „höhlung^f war, scheint mir aus den bedeutungen
dieses wortes — a) flöte, b) speerbehälter, c) die büchse anof rade
(vgl. avQLyyiov tqq^ov xivco/iia, Öl ov svieTUi 6 a^w^ Hes.)
d) blutader, e) fistel, f) erdkluft, g) bedeckte gallerir — klar
hervorzugehen, ,'lndem ich hiernach die übliche Zusammen-
stellung von avQiy^ mit skr. svdrati „tönen" — i^elche auch ,
lautlich seh;r anstössig ist — bestreite, ziehe ich^^^jenes zu lett. '
zaur „durch", zaurs „was ein loch hat, hohUlst", zmiru'ms
„lochV'lit. Ä;^a^^ras piohlj löcherig", kiürti ,iocherig werden."
— ''ASc die 2€iQfjveg möchte ich bei der erlflärung von ovQiy^
keine rücksicht nehmen; eher schon auf aqfvgtoTrJQ.
/A. Bezzenberger.
*) jara („reden") mit p'ati würde wie prati grnä jalp vac hravl vad
,, antworten" bedeuten. — 7, 66, 7 liegt nicht präti grnä vor, sondern
wie 7, 65, 1 huve, so ist hier simpl. gpme mit dem herrenlosen stoUen
(vgl. V. Bradke Asura 4) prdti väm sura üdite zusammen geleimt.
/
300 Oskar Wiedemann
Etymologien.
1. dfxoXyog.
Das nur bei Homer in der Verbindung vvy.xog d/uoXyiZ vor-
kommende df.io'kyog wird nach dem vorgange Benfey's (Wzlex.
II 358) und Leo Meyer's (Kz. VIII 362) allgemein zu anord.
myrkr finster, merkvi finsterniss, abulg. im-bhiqti sich ver-
finstern, mrakh finsterniss gestellt und demgemäss vvxzbg d/nolyip
durch „im dunkel der nacht" übersetzt. Dass dj-iolyog „finster-
niss", „dunkel" bedeutet, ist von vornherein wahrscheinlich,
denn die beiwörter, die vv^ bei Homer hat, bedeuten „dunkel",
„finster^', ,, schwarz": EQsßevvrj^ SQaf.tvi], OQ^vah], (.leXaiva, xe-
Xaivrj^ övocpeqri, aKOTO(.it]viog; ausserdem spricht auch das bei
Hes. überlieferte o/noXyqi • ^ocpq) für diese bedeutung. Indessen
erregt die Zusammenstellung von d/itoXyög mit den genannten
slav. Wörtern 1) bedenken hinsichthch der laute, bedenken, die
zu der zeit, aus der diese Zusammenstellung stammt, noch nicht
geltend gemacht werden konnten. Denn erst in neuerer zeit
hat man erkannt, dass eine wurzel, die in irgend einer euro-
päischen spräche ein l hat, auch in den übrigen sprachen
Europas l zeigt: z. b. griech. d/.i€Xy€Lv, lat. mulgere, air. hligim
(für *mligitn), anord. mylkja , lit. milzti, abulg. mlesti; wir
würden daher in den zu df.ioXy6g gehörigen Wörtern in den
übrigen europäischen sprachen ebenfalls l erwarten, nicht r,
wie in mrbknqti, mrak^. Ferner entspricht einem slav. guttural
im Griechischen in der regel ein labial: z. b. abulg. pekq ich
koche, griech. Ttifiojv reif, abulg. govqdo, griech. ßovg rind ; so
dürften wir auch in einem zu abulg. mrhknqti, mrak^ gehö-
renden griechischen worte an stelle des gutturals eher einen
labial vermuten. Daher könnte zu diesen slav. Wörtern das
griech. luo^qpvog, an dessen bedeutung „dunkelfarbig", „schwarz
schimmernd" wol nicht gezweifelt werden darf, gehören, wie
*) Die germ. wörter gehören jedenfalls nicht hierher, sind wol auch
schwerlich, wie Lottner (Kz. XI 173) annimmt, aus dem Slavischen ent-
lehnt, sondern gehören zu lit. mirgUi flimmern, lett. mirgt flimmern,
blinken, lit. märgas bunt; die bedeutung der germ. wörter hat sich aus
der bed. „flimmern", „schimmern" entwickelt; zu abulg. mrhknqti, mrakb
gehört vielmehr germ. morgina- morgen; vgl. Fick 11' 629 und Kluge
Etym. wb. unter 1. „Morgen".
Etymologien. 301
bereits Froehde (o. VII 331) als möglich zugegeben hat,
wenngleich er (ÄOQcpvog zu lit. mirg'eti flimmern stellt, als wurzel-
auslaut also ^Ä annimmt. Curtius (Grdz.^ 533) stellt d^oXycg
mit dem neugriech. /novgyiitsi es dunkelt zusammen, was aber
wegen des vom altgriech. l und y abweichenden q bez. y, sehr
misslich ist. Daher ist den bisherigen erklärungen von dfiolyög
unbedingt eine Zusammenstellung des letzteren mit solchen
Wörtern vorzuziehen, die in den übrigen europäischen sprachen
ebenfalls l und, dem griech. guttural entsprechend, im slav. z
(oder s), im lit. z (oder s^;) zeigen. Derartige Wörter liegen in
der tat vor: lit. jau präded mllszii (oder mllsztis) das gewitter
fängt an sich zusammenzuziehen (Bezzenberger Lit. forsch.
142), j'au mUszt der gewitterregen fängt schon an (ebda.),
lett. milst es wird dunkel, prät. milsa. Die bedeutung „dunkel
werden" ist auch für das Litauische vorauszusetzen; aus ihr
hat sich die in den von Bezzenberger angeführten Sätzen vor-
liegende bedeutung „sich zusammenziehen" (zunächst wol von
den gewitterwolken gebraucht) entwickelt. Ist die hier gegebene
erklärung von dj-iolyog richtig, so ist, ganz wie bei den bishe-
rigen annahmen, die wurzelschliessende media aus der tenuis
entstanden, wie solches gerade bei y mehrfach der fall ist; vgl.
Curtius Grdz.5 533 ff. Aus der im Litauischen vorliegenden
bedeutung folgt, dass auch got. mUhma wölke zu dieser wurzel
gehört.
2. ydka, lac.
Während das eben besprochene d(.ioly6g früher vielfach zu
df.dlyeLv melken gestellt worden ist, sind ydla und lac, obwol
begrifflich eben so leicht mit d^elyeiv, mulgere vereinbar, wie
air. blicht begriff heb und lautlich mit hligim, got. miluhs mit
ahd. melchan, dennoch von den meisten etymologen davon ge-
trennt worden und haben veranlassung zu äusserst gewagten,
zum teil unhaltbaren Vermutungen geboten. Nur Pott (Etym.
forsch, in 204, 311, KS. Beitr. II 54, Wrzwb. II 759), dem
im wesentlichen auch Benfey (Wrzlex. II 358) beistimmt, ver-
mittelt ydXa mit dfislyeiv durch die Zwischenstufen mlag, Mag,
gloÄj (yXdyog). Curtius (Grdz.^ 173) wendet dagegen ein, es
fehle an einer ausreichenden analogie für solchen lautübergang
„und die uralte form ydla, in der gar nichts hinderte /ndla zu
sprechen, bliebe unverständlich". Ich glaube, dass trotzdem
livitrcigQ X. kundc d. indfj, sprachen. XIII. 21
302 Oskar Wiedemann
Pott recht hat. Das dem griech. /a'Aa, lat. lac, air. blicht zu
gründe liegende *melktom ist part. prät. pass. neutr. und be-
deutet ,, gemolkenes". Im griechischen würde diesem *melktom
ein stamm */mAxro- oder ^inla^TO-, daraus * ßXay.TO- (vgl.
ßX(6ayao aus ^'jwAwazw) genau entsprechen; wie nun in ylvx.vs
aus *öh}xvg (vgl. lat. dulcis) der anlautende konsonant dem
inlautenden assimilirt ist^), so ist */?Aaxro- zu yXai^xo- ge-
worden, erhalten in yXa-KToqxxyog milch essend (II. XIII 6);
aus yXa^To- entstand durch svarabhakti yalanTO-, erhalten in
yaXay.T07t6Tr]g milchtrinker (Herod. I 216). Wie im Griechi-
schen mehrfach vokalische stamme durch abfall des stammaus-
lautenden Vokals zu konsonantischen stammen geworden sind
(vgl. z. b. griech. x«»'- aus *x^^^'f *Xccvo- gegenüber Simd.hansa-,
griech. foQTvn-, foQTvy- gegenüber aind. vartaka-j griech. (.leiQay.-
gegenüber aind. maryaka-), so ist auch yaXaY.TO- zu /aAaxr-
geworden. Da das erste a in /«Aaxr- erst im sonderleben des
Griechischen zwischen y und l sich entwickelt hat, ist Curtius
nicht berechtigt, ydXa eine „uralte" form zu nennen, und sein
zweifei daran, dass es unmittelbar aus * (.idXa entstanden sei,
gegenstandlos. Wie yXaAto-^ yaXav.TO-, yaXa.Y.x- auf *iifAaxro-,
so geht auch yXctyog auf ^fiXdyog zurück. Was endlich das
fehlen des in df^iXyeiv vorliegenden prothetischen d betrifft, so
verhält sich * /.iXaxTO- : d-f.iiXysi,v , wie /.laXaxög : d-fxaX6g. —
Im Lateinischen lautet die als part. prät. pass. zu mulgere ge-
brauchte form mulctuSy wo ul die gewöhnliche Vertretung des
reduzirten vokals +1 (des sog. l sonans) im Lateinischen ist.
In vielen fällen entspricht dem idg. er, d im Lateinischen jedoch
nicht or bez. ol (ul) , sondern ar bez. al (vgl. Mahlow Die
langen voc. 2 ff.), das dann in der regel durch metathesis zu
rä bez. lä geworden ist (vgl. Job. Schmidt Voc. II 350 ff'.).
So steht z. b. dem -ul- in fnlvus ein -al- in *falvus, flävns
gegenüber (vgl. Job. Schmidt a. a. o. 353). Wie flävus neben
fulvus liegt, so kann neben mulcto- auch '^mläcto-, '^lacto- er-
*) Job. Schmidt (Kz. XXV 153) betrachtet das anlautende yX- als
lautgesetzlich aus Sl- entstanden; tI und &X bleiben aber so wol im an-
als auch im inlaute unverändert; es ist daher von vornherein wahrschein-
lich, dass auch JA erhalten bleibt; leider fehlen beispiele für JA gänzlich.
Wie man aber auch das yX in yXvxvg beurteilen mag, in jedem falle ist
es aus JX entstanden, nicht d in dulcis aus g, wie Curtius (Grdz.'' ;i58)
uud neuerdings auch Fick (o. YIII 203) annehmen.
Etymologien. 303
schlössen werden. Corssen P 82, Curtius Grrdz.^ 173, Leo
Meyer Vergl. gramm. I=* 375 nehmen an, dass lac anlautendes
g eingebüsst habe; da sich aber sonst keine analogie für den
abfall eines anlautenden g vor l beibringen lässt, sondern im
gegenteil anlautendes gl im Lateinischen erhalten bleibt, z. b.
glanSy glos u. a., ist lac unmittelbar auf -mlac zurückzuführen.
Der o-stamm *lacto- wandelte sich in einen ^-stamm lacti-, wo-
mit z. b. lat. pisci- gegenüber germ. fiska- zu vergleichen ist;
der nom. lade begegnet noch mehrfach im älteren Latein; vgl.
Neue I^ 151 f.; in der regel aber flektirt das wort als konso-
nantischer stamm lad-, nom. lac. Im nom. läc ist a lang; in
den casus obliqui kann man die quantität des a zwar nicht er-
kennen, da es aber im nom. läc nicht durch ersatzdehnung
lang geworden sein kann, gehört das ä dem stamme an und
erklärt sich durch die metathesis. Bis jetzt hat man, wie es
scheint, die länge des a in läct- übersehen. Ist die herleitung
von läc aus der in mulgere enthaltenen wurzel melg richtig, so
müssen air. lacht, corn. lait, cymr. llaeih, arem. leaz , lez aus
dem Lateinischen entlehnt sein, was Windisch (Kz. XXI 253)
für unwahrscheinlich hält, wie ich glaube, mit unrecht; es wird
sich wol noch das eine oder das andere beispiel dafür finden
lassen, dass in einer spräche neben dem altererbten worte das
etymologisch entsprechende einer anderen spräche als lehnwort
vorkommt, wenngleich ich augenblicklich auch kein derartiges
beispiel zur band habe. Die von Windisch ausgesprochenen
bedenken gegen die entlehnung jener keltischen Wörter wider-
legen sich, wenn wir uns dessen erinnern, dass auch jede ein-
zelne slavische spräche das wort für milch entlehnt hat, und
zwar aus dem Germanischen.
3. promiilgare.
Ueber die etymologie des lat. ])romulgare öffentlich bekannt
machen sind, so viel ich weiss, drei von einander abweichende
Vermutungen ausgesprochen worden. Corssen (P 77, II ^ 152)
leitet i^romidgare unmittelbar von dem in promulco (abl.;
Festus p. 224) vorliegenden stamme promufcö- schlepptau,
trödelseil zum vorwärtsziehen des schiffes ab, indem er Über-
gang von c in g annimmt und die bedeutung durch „hervor-
bewegen", „vortragen", „vorbringen" (vor die öffentlich keit)
vermittelt. Neben promnlco- begegnet auch remulco-, erhalten
21*
304 Oskar Wiedemann
im abl. retmdco (Festus p. 277) trödelseil zum rückwärtsziehen
des Schiffes und remidcare mittelst trödelseil das schiff rück-
wärtsziehen. Abgesehen davon, dass es nicht recht einleuchtend
ist, warum das in promulco- vorliegende c in promulgare zu g
geworden sein soll, während es doch in dem von remvlco- ab-
geleiteten remulcare erhalten ist, stehen der erklärung Corssens
bedeutende begriffliche Schwierigkeiten im wege. Wäre j^jro-
mulgare von promulco- abgeleitet, so könnte es nur bedeuten
„mittelst trödelseil das schiff vorwärtsziehen", wie aus der be-
deutuiig von remulcare deutlich hervorgeht; aus dieser bedeu-
tung kann unmöglich die in promulgare vorliegende „öffentlich
bekannt machen" abgeleitet werden ; ich wenigstens weiss keine
Vermittlung. Der begrifflichen seite völlig gerecht wird die er-
klärung Bugge's (Kz. XIX 444 ff.), der promulgare von einem
stamme mulgo- — got. managa- viel ableitet und als ursprüng-
liche bedeutung „vor die menge bringen" annimmt, indem er
dabei auf das gleichbedeutende provulgare ^ das ja von vulgus
menge, häufe abgeleitet ist, Einweist. lieidet" aber erregt die
lautliche seite der erklärung Bugge's bedenken, denn der hier
angenoVmen^ Übergang von n in l ist für das Lateinische ent-
schieden\zu leugnen, da selbst in le\des tauseier, . das allgemein
zulgriechXxo»'/^ ags. hn^u, ahd. h\i^ , m^, ce'ck. hnidaAleit.
gnMes gesüellt wd, ^as l alt ist, Vie lit. glmaa zeigt;! ich
trehne daher "mit Fick P 586, Corssen Ital. sprachk. fel6,
Curtius Grdz.^ 243 lat. lendes, lit. qlinda von den eriwh.,
germ , slav. und lett. Wörtern. Eine aritte erklärung rührt her
von Froehde (o. II 336 f.): er nimmt an, dass, wie in Jurgare
aus jurigare, purgare aus purigare zwischen r und g ein i ge-
schwunden ist, so auch in promidgare zwischen / und g der-
selbe vokalschwund stattgefunden habe, und führt promulgare
auf eine wurzel mal zurück , die er , unter berufung auf das
griech. nQoyqacpuv^ das u. a, auch „öffentlich bekannt machen"
bedeutet, im got. mel Zeitpunkt, plur. schrift, meljan schreiben
wiederzufinden gläuHT" Aber auch diese erklärung befrie(3igt'^
nicht. Neben den verben auf -tgare, in denen man allgemein
ableitungen von Zusammensetzungen eines subst. oder adj. mit
agO', nom. agentis zu agere, sieht i), ist sonst ausnahmslos der
*) Die verba auf -igare beruhen mit wenigen ausnahmen (navigare,
litigare, jurgare) nicht auf Zusammensetzungen mit ago-, wie ich an einem
anderen urle näher begrüüden will.
Etymologien. 305
erste teil dieser zusamnieiisetzungen als selbständiges wort er-
halten, wie z. b. jus- neben jurgare, nav- neben navigare u. a.,
ein *mulo- oder *muli-, das in * -muligare enthalten sein könnte,
gibt es aber nicht und daher ist die ansetzung eines älteren
* promuligare bedenklich. Noch mehr spricht gegen die Ver-
mutung Froehde's der umstand, dass jede europäische sprach-
familie die schreibekunst erst in ihrer Sonderentwicklung aus-
bildete oder von einem nachbarvolke entlehnte, wie wir daraus
erkennen, dass die wörter für , schreiben" in allen europäischen
sprachen verschieden sind oder, wo zwei sprachen übereinzu-
stimmen scheinen, die eine spräche mit der schreibekunst auch
das den begriff ,, schreiben" bezeichnende wort von einem nach-
barvolke überkommen hat. Was insbesondere das got. meljan ^ ,^,
betrifft, so ist seine bedeutung ursprünglich „ein zeiche'fiT^'mal
machen", wie aus got. niela (ntr. pl.) schrift, eig. die schrift-
'"zelchen, deutlich hervorgeht; ob das l in mela-, wie Fick
III 3 223 annimmt , suffixal ist oder mela- auf eine idg. w. mel
zurückgeht, lasse ich dahingestellt sein. — Wir müssen uns
also nach einer anderen etymologie für promulgare umsehen.
Wenn wir, ohne wandel von c in g oder ausfall eines vokals
zwischen l und g anzunehmen, die in promulgare steckende
Wurzel erschliessen wollen, so ergibt sich eine wurzel, die in
hochtoniger form im Lateinischen ^^^ lauten würde, während
in proinulgare die tieftonige form vorliegt, wie z. b. ganz ähn-
lich in dem ebenfalls der ä-konjugation angehörenden dicare
die Wurzel auf der tiefstufe steht. Eine wurzel , die der lat.
w, melg genau entspricht, liegt als verbum lebendig vor nur
im lett. milzt^) schwellen, präs. melzu; dazu gehört ferner
lett. milze grosser häufe, ..Ji%r'7J?in??ms,~'tc^^t«(/.2'^w6' riesej^jgj,.«..,---
Leskien D. ablaut der wrzsilb. im Lit. 73). Wir haben für
das lat. promulgare von einem nominalstamm *mulgo- häufe,
menge — dem lett. milze würde ein lat. * mulgia genau ent-
sprechen — auszugehen, promulgare bedeutet also eigentlich
„vor die menge bringen"; wie wir oben gesehen haben, ist
auch Bugge von dieser bedeutung ausgegangen, die durch pro
vulgare öffentlich bekannt machen in der tat als die Ursprung
liehe fast erwiesen wird. Mit Bugge stelle ich auch mi^]^t*t»'^
^) Ich bediene mich zur bezeichnung der lettischen laute der für das
Litauische üblichen Orthographie.
306 Oskar Wiedemann
(für *mulclus) zu pronmlgarhj es ist seiner form nach part.|
prät. pass. und bedeutet ei^ntlich „angeschwollen"; auch!
Bezzenberger und Fick (o.V^ 239) verbinden multus mit|
lett. milzums sehr viel, lit. mÜzin*as, lett. mihens riese; stellen
aber auch lett. miUis sehr viel, gri^h. /näXXov lieber dazu; falls
letztere wirklich hierhergehören, ist^r guttural in promulgare,
das z in milzt, das z in milzinas sog\wurzeldeterminativ,
4. ßlartrsiv.
Eine, wie ich glaube, richtige etymologische erklärung des
griech. ßlccTtTsiv und der damit verwandten Wörter ist zwar
bereits gegeben, hat aber, wie es scheint, bisher noch keine
Zustimmung gefunden; es dürfte daher nicht überflüssig sein,
zu versuchen, diese übrigens nur beiläufig gegebene erklärung
näher zu begründen. Zu diesem zwecke ist es vor allem nötig,
die bedeutung der wurzel ßXaß genauer festzustellen, wozu uns
die homerische spräche genügenden stoff bietet. Dass weder
„schädigen", noch, wie Fick (o. I Gl) annimmt, „hemmen" die
ursprüngliche bedeutung von ßlumsLv ist, zeigt am deutlichsten
der vers 'F 387 : dt de oi sßX(i<fd^rjGav avev Y.hxqoLO S^iovteg,
wo unmittelbar vorher erzählt wird, dass Apollon dem Dio-
medes die geisel aus der band geschleudert hatte; es ist also
zu übersetzen „sie (die pferde) Hessen nach, liefen langsamer,
ohne Stachel laufend". Ganz ähnliche bedeutung hat ßXdßev
f" 545: Tcc cpQOvhov ort o\ ßXäßsv aQ/naza y.ai taie 'iTiTto)
„dieses denkend , dass ihm wagen und die zwei schnellen rosse
zurückgeblieben sind" und ^ 461 : ct% de tvov ovtov eßXaßev
ev nedio) , ac netÜ^l ye q>eQTeQai rjoav „diese sind irgend wo in
der ebene zurückgeblieben, die doch dort tüchtiger waren".
Die kausalbedeutung zu der an den beiden zuletzt angeführten
stellen auftretenden bedeutung begegnet Wäll: ßXdipag öe uot
'ircTTovg, tovg aovg ngöod^e ßaXwv „du machtest meine pferde
zurückbleiben, indem du die deinigen vorwärts triebst". Intran- \
sitive bedeutung liegt wieder vor an folgenden stellen , wo das ^
verbum in passiver form erscheint. T 166, v 34: ßXdßecai de
r« yovvaT Iovtl „im gehen versagen ihm die knie"; O 484,
489: ßXacpd^evra ßeXs/^iva „die versagenden geschosse"; T 82:
ßXäßetai de Xiyvg Tteg ewv dyogrjTTjg „auch ein lauter redner
versagt, erleidet einbusse, wird nicht gehört" (nämlich im
Stimmengewirr); O 647: Tjj (seil, avvvyi) o y l'vi ßXaqid^elg
Etymologien. 307
Ttaoev vrttiog „in demselben hangen bleibend, fiel er rücklings";
Z 39: oC(p €vi ßlaq)d^ivTE fivQiy.iv(j) „an einen tamariskenzweig
anrennend". An den übrigen stellen an denen das medio-passiv
begegnet, ist die bedeutung mehr passiv zu fassen. TI 331:
^l'ag de KKeoßovXov . . . tojov tXev ^ ßlacpO^twa xara xXovov
,,Äias aber nahm den Kleobulus, der im getümrael aufgehalten
wurde, lebend gefangen"; / 512: iva ßlacp&eig drtoriar] „da-
mit er, verblendet, büsse"; 11 660: ßeßXa/iiinevov tjtoq „am
leben geschädigt". Das aktiv begegnet ausser in dem bereits
angeführten verse f*" 571 noch an folgenden stellen: X 15:
eßXaipäg /^i, exaegys „du, ferntreffer (?), hast mich gehindert";
a 195: aXXd vv x6v ye d^sni ßXaTtTOvai y.eXsvd-ov „diesen aber
hindern, beeinträchtigen die götter an seinem pfade"; f" 774:
€vd-^ ^l'ag fiiv oha3e d^scov, ßkdipev ydg ^^d^rjvt] „da glitt Aias
im laufen aus; es beeinträchtigte [ihn] nämlich Athene"; 'iP'782:
ri f.1 sßXaips i^ed 7Codag ,, wahrlich mir hat die göttin die füsse
beeinträchtigt"; H 271: ßXdips de ol q>iXa yovvad^ „machte
ihm die lieben knie untauglich"; v 22: i^i^ tlv fvaigiov ßXdmoi
iXavvovTiov „damit er nicht irgend einen der rudernden ge-
fährten störe, beeinträchtige"; q) 294: o\v6g oe tqwei /neXirjdrjg,
og T€ -aal ccXXovg ßlccrtTsi ,,der honigsüsse wein verwundet,
schädigt dich, der auch andere schädigt"; / 507, T 94:
ßXd7tTova dviyQiojiovg „die menschen betörend" (an beiden
stellen von der ddxi] gesagt); \p 14: o% ae tzeq eßXaxpav „diese
haben dich wahrlich betört"; O 724: aAA' sl örj ga tote ßXd/ttev
(pQtvag evQvorta Zeig rjf.ieT€Qag „wenn doch damals der weithin
donnernde Zeus eure sinne betört hätte"; ^ 178: tov de xig
dd^avdxwv ßXdipev rpQsvag „ihm aber betörte einer der unsterb-
I liehen die sinne". Aus diesen belegen ergibt sich als ursprüng-
f liehe bedeutung für das medio-passiv „versagen", „einbusse er-
leiden", für das aktiv ,, beeinträchtigen", „stören"; die bedeutung
des medio-passivs ist höchst wahrscheinlich die ältere und im
aktiv tritt, wie so häufig im Griechischen (vgl. z. b. vejuuv
austeilen, eig. nehmen lassen gegenüber got. nimcin nehmen),
die kausalbedeutung auf. Ausser dem verbum begegnet bei
Homer kein zugehöriges wort, wol aber hat man auf die glosse
des Hes. dßXoTVsg' dßXaßig KgfJTsg gewicht gelegt. Curtius
(Grdz."* 538) und Bersu (D, gutturalen u. ihre Verbindung
mit V im Lat. 135 anm. 2) sehen nämlich das rt dieser kreti-
schen form als den Vorläufer des in ßXdßrj, dßXaßijg u. s. w.
308 Oskar Wiedemann
erscheinenden ß an. Da jedoch auch sonst im Kretischen die
tenuis steht, wo die übrigen griechischen dialekte die media
haben, und zwar auch in fällen, wo zweifellos die media das
ursprüngliche ist (z. b. ■/.Xäyoq, agorrtjoai), ist eben so gut
möglich, dass in ßlaßrj u. s. w. die media urgriechisch ist und
die tenuis in aßkoneg auf speziell kretischem lautwandel be-
ruht; vgl. G. Meyer Griech. gramm.^ § 197 anm. Wie aber
auch das kret. aßXoTzsq beurteilt werden mag, es hindert den-
noch nichts, anzunehmen, dass das wurzelschliessende ß in
ßXaßrj u. s. w. aus der tenuis 7t hervorgegangen ist. Bersu
a. a. 0. führt die bisher ausgesprochenen Vermutungen über die
etymologie von ßXaßrj, ßläntEiv an, ohne einer von ihnen
zuzustimmen; vielmehr setzt er ßldßrj = lat. culpa, indem er
als grundbedeutung beider „schaden" anmmmtj culj)a bedeutet
jedoch ursprünglich nicht „schaden", sondern „fehltritt" und
ist meiner meinung nach von Bezzenberger (o. II 157)
richtig zu lit. Ä:^w^>t^stolj^rn, strai3R:^%ftln gestellt worden. Eine
befriedigende "''StyTaologis^cTie*''irtlärung von ßXdftTsiv Ümgegen
hat Fr 0 eh de (o. VII 102) gegeben, indem er es zu aind. wrc
beeinträchtigung , beschädigung , lat. multa (auch mulctdj ein-
busse, Schädigung an vermögen stellt; das anlautende ßX geht
also, wie in ßXtoayieiv, ßXiaosLv u. a. auf (.iX zurück, griech. Aa,
lat. ul entsprechen regelrecht dem aind. r, während der wurzel-
schliessende labial in ßXaß- auf idg. velares k zurückgeht,
wobei ausserdem die ursprüngliche tenuis zur media geworden
ist. Ausser dem Substantiv mrc begegnet im rgveda auch ein
verbum marc , mrc, das die bedeutung „beschädigen" hat und
bis auf einen beleg I 147, 4: anu mrkshiskta tanvam durukfdih
„er möge selbst schaden nehmen, auf sich selbst schaden
zurückwenden durch die bösen worte" nur im kausativ und
dem in ämrkta erhaltenen part. prät. pass. gebraucht wird.
Aus dem Lateinischen gehört ausser mw^^a hierher noch mw^wre
übel mitnehmen, misshandeln. Zu"'^3iesen Wörtern stelle ich
auch abulg. u-mhknqfi verstummen, mhdati schweigen ; die hier
vorliegende bedeutung hat sich aus der in ßXdßea&at noch er-
haltenen allgemeineren „einbusse erleiden" entwickelt, ist also
ursprünglich „in der rede einbusse erleiden" wie ja auch ßXa-
ßerm T 82 vom redner, der im Stimmengewirr nicht zu wort
kommt, gesagt wird. Auch \eii.miilkis einfältigeiu, tropf und
aind. mürkha töricht, gehören wol hierher; hinsichtlich der
Etymologien. 309
Bedeutung ist daran zu erinnern, dass ßXccTtreiv, wie aus den
oben angeführten belegen hervorgeht, auch die bedeutung „be-
tören" hat. Fick I^ 721 stellt auch got. -malsks in untila-
malsks unbesonnen, as. malsk stolz, übermütig dazu; aber die
im as. nialsk vorliegende bedeutung lässt sich mit der ursprüng-
lichen bedeutung von ßlartTsiv nicht vereinigen und ausserdem
ist nicht festzustellen, welches die grundbedeutung von got.
-malsks ist, da es eben nur in der Zusammensetzung untila-
malsks erhalten ist; daher lasse ich diese germanischen Wörter
lieber bei seite.
5. ßgsvd-og, ßQsvd^vsad^ai.
Joh. Schmidt (Voc. I 124) vermittelt ßgi^iv Siehwer
lasten, ßqld^og wucht, schwere, ßgid^vq schwer mit /9^f>^§;_J^lz,
ßQEv'9-»^d-ai sich brüsten durch * ßqivd^- (vgl? ßQLvdüv ^:
(ti»ig^ai, 8Q^^^4^Lv Hes.), stellt beide Wortsippen zu lit. hre^sti .
.kerne ansetzen, sich füllen (von getreide), abulg. ire;3(/a praeg-
jvj,-, /nans und nimmt, indem er auch got. hraidsjor&ii heranzieht,
lals idg. Wurzel aller dieser wörter ftAraw^yTschwellen an. Gegen
l' ' diese Zusammenstellung sprechen jedoch die lautverhältnisse.
Vor allem ist die bei zurückfürung des griech. ßQsvd^og, ßgev-
^vEG&ai auf eine idg. w/ph^tdh notwendige annähme der
Vertretung einer anlautenden ia^ aspirata durch eine griech.
media selbst in dem von Fick (o. VI 210) beschränkten um-
fange entschieden abzuweisen. G, Meyer (Griech. gramm.'
§ 202, 2) nimmt dies^ß übergaijff an für ßQff.ieiv tosen, ßQSx/^wg,
ßQsy^ia vorderkopf/^^aW«^»', /^^a'fti<;^sieden\ ßXaoTrj keim nebst
ßXaaTccveiv keirae^^spri^en. Doch^Ky ßoepeiv mit Fick
(a. a. 0. 212 f.) zu abulg. grhmeti donnefn u. s. w. zu stellen;
ßXaotdveiv, ßläoti] gehören zu lat^o^^cts^Mm waid^jvaidfarbe^
falls man annehmen darf, dass letzteres ursprünglich „pnanze"
im allgemeinen bedeutet hat; die wurzel wäre dann geM, geldh
oder auch gelt, worin der dental wurzeldeterminativ ist; zu
gründe liegt die von Fick (a. a. o. 211 f.) besprochene w. gel,^^
stark sein, vermögen, können; glastum stände dann für ^gal-
stum aus *galdtum oder *galttum. Für ßgexfiog, ßQ€yf.ia und
ßgaoaeiv, ßqäteiv fehlen mir entsprechungen in den verwandten
sprachen, doch lässt sich vermuten, dass auch hier ß auf idg.
g, vielleicht auch ßg auf idg. mr zurückgeht. Jedenfalls sind
wir nicht berechtigt, das ß in ßqevd^og^ ßgevS^veo^ac als ver-
/
310 Oskar Wiedemann Etymologien.
treter eines idg. hh anzusehen, und müssen daher lit. hr^sti von
ßgävd-os, ßQev&vaö&aL trennen. Bezzenberger (o. II 191)
stellt zu br^sti vielmehr Ttagd^evog Jungfrau, TtvoQ&og schöss-
ling, trieb; diese Wörter lassen sich jedoch nicht aus einer idg.
vf.^Xindhjahleiten. Im Griechischen ist diese wurzel, wie es
scheint, njcht vertreten, wol aber im Lateinischen, wo sie in
frons laub /vorliegt, das bereits Bugge (o. III 99) vermutungs-
\ weise zu bnrendh gestellt hat. Ausser ht. hre.sti ist auch abulg.
orezda von griech. ßgevS^og, ßQsv^^veaO^aL zu trennen; es geht
nicht auf urslav. ^hrendja , sondern auf urslav. *berdja zurück
und gehört, wie das gleichbedeutende lat, /Jß^üJ^s. zur idg. w.
bher tragen; vgl. auch Miklosich Etym. wb. d. slav. sprachen
10: berdja. Ferner ist aus der reihe der von-i, Job. , ^Schmidt . /^
zusammengestellten wörter auszuschliessen go|. 6^^^s^|dessen*|!^
I etymqlogie no^ dunkel ist; FickIIP215 vei^leicl^aifdr^^;^
|5^^-i?^* ?^''^^^5J^^**":^*ißi, Bezzenberger (o. III 8T)liU
Yoerfl streuen. So olieben denn nur noch ßgi^vg, ßqld-og, ßqi-
% &EIV Übrig; da in ihnen aber der begriff der wucht, der last
deutlich hervortritt, sind diese wörter mit Curtius (Grdz. ^
475) und Delbrück (Curtius' stud. 12, 132) zu ßagvg schwer
zu stellen!); auch Bezzenberger (o. II 191) und Froehde
(o. VII 326) sprechen sich für die trennung von ßgid^vg, ßgl^og,
ßQid^£iv und ßQevd^og, ßQvv&vsad^ai aus. Wenn dagegen Froehde
(a. a. 0.) letztere zu abulg. gr^d^ stolz zieht, kann ich ihm
nicht beistimmen, da im griechischen wort der nasal wesent-
licher bestandteil der wurzel ist, abulg. gr^d^ jedoch keinen
nasal enthält; vielmehr weist ßqivd^og auf eine idg. w. grendh.
Diese liegt vor im abulg. grqdh bru^; die ursprüngliche be-
deutung der w4^(^rendh ist „schwellei^; aus dieser bedeutung
lässt sich die in ßQsvd^og, ßQevWueo&aL erscheinende ohne
^Schwierigkeit ableiten; zu derselben wurzel stelle ich auch lat.
& gross, bedeutend. Oskar Wiedemann.
*) Curtius zieht auch ß()(^€cv einnicken hierher, indem er auf olvcp
ßfßuQTjoTeg hinweist; näher liegt es jedoch, ßfiiCttv mit lat. marcere welk,
matt, kraftlos, träge sein, marcor Welkheit, trägheit, mattigkeit zusam-
menzustellen; das wurzelschliessende y geht auf x zurück, wie häufig
(vgl. Curtius Grdz." 533 ff.), das anlautende ßQ ist aus fiQ entstanden,
wie in ßQorog, ßqaxelv, ßQ^x^tv u. a.
H. D. Müller Etymologien. 311
Etymologien.
Skr. aja bock, ajä ziege wird PW. s. v. mit lat. agilis
zusammengestellt, die benennung des thieres also auf die bei
demselben besonders hervorstechende eigenschaft der behendig-
keit und beweglichkeit zurückgeführt. Die wz. ist aj schwin-
gen, schleudern, wovon auch gr. aygiog wild entstammt.
Diese ohne weiteres einleuchtende etymologie wird bestätigt
durch folgende benennungen desselben thieres.
Gr. at§ st. aly- ziege, von Curt. Grdz.^ p. 171 und
FW. 3 I p. 479 durch annähme eines stammes^ayt- mit skr. aja
vermittelt, stellt sich augenfällig zu ski\jg£^ich regen, sich
bewegeij (vgLm^sich regen, sj^^iT bewegen), wozu auch
n^^-^iyig s t u rjQjj^^ et ge|^iii^^i5äzu stimmt das attribut ay^tog,
"welches Homer einige male zu al'^ setzt, und mit diesem gleich-
bedeutend ist auch das nur II. 4, 105 vorkommende attribut
i^aXog; denn das anlautende t ist prothetisch (vgl. Ixr/g zu
TiTLÖeog Curt. Grdz. p. 723) und -^aXog aus '^oi^alog gehört zu
skr. skhal schwanken, taumeln und mhd. scjW^«r"sch'eu,
wild, toll. ' ='
Gr. %i(.iaqog, x^l^^^^^^Q^ ziege lässt sich nicht trennen von
XeifiwvBiur m , Unwetter, winter, lat. hiems winter, skr.
''''niimai&'silte, schnee und geht zurück auf eine w. ghi in skr.
y^ ki treiben, schleudern, zend. zi treiben, werfen vgl.
p^ ^kr,.Ji«^l^^enner, i^f«rf'C]^,
jat. crt^er 'tfo c k , capra ziege zeigt die gleiche grundbe-
deuftung vermöge seiner lautlichen identität mit gr. yATtgog
eher, wildes schwein vgl. die homer. ausdrücke avg KccrtQug,
ovgayQiog; die w. bietet ski\Jiam£_z U texB*. causat. hin und
her, auf und nieder bewegen.
Einen auf den ersten blick seltsam erscheinenden bedeu-
tungsübergang zeigt die w. aj in der nasaherten form anj,
a/i^aAf(_salben,^ aktu sal^be^l lat. ungo (unguo) salben, be-
streichen. \%iFgIeicEt mar/ aber das subst. anjas das glei-
ten, glitschen, welches im instrum. anjasä stracks, als-
bald und als adverb. flink, plötzlich bedeutet (letzteres
identisch mit got. anaks plötzlich, sogleich vgl. FW. I
p. 480), so erkennt man in jener bed. nur eine specielle an-
wendung der durcli vergleichung von skr. aJ u. s. w. sich er-
312 H. D. Müller
gebenden grundbed. der unstäten hin- und herbewegung^ die
sich auch findet in skr. ^^n.^- eidechse, lat. rrnffuis \\t. o^f^^
ahd. ^^*c s c B'f^Ä e , fern^^r in lat. imgulus rin^ mit dem
Übergang in Hfe'tecf.' „krün^ung , ^drehung" (vgl, lat. torqueo
Idrehen, schwingen, torques halskette, ringel, kränz).
I Genau entsprechend ist der bedeutungsübergang von skr. sarp
I gr. egniü lat. serpo kriechen, gleiten, gehen zu skr. sarpa
' lat. serpem schlänge und as. sär7Ma^ salbe got. salbon as.
salbhön ags. 5ea//?aw salben, denen FW. I p. 798 noch
'^l- sl^if^q, sHi^jß^ slep'ctj^, >%>«// springen anschliesst. Den
- Übergang in die''^feedeutung der krümmung zeigt auch die w.
J^§P (kamp) in gr. ; xd^ik^w biegen, krümmen xap'mi^og ge-
bogen •/.aja^fcrj raupe 'skrl^c^a bogen kaptmäw^hNfi' Dem-
nach wird auch skr, ahi zend. azhi gr. ^Fgäclilarigö durch
prothese aus w, ghl skt, hi entwickelt sein;' ■
Aus allem diesen ergiebt sich auch eine, wie ich meine,
sichere etymologie für ahd. J^ä^ mhd, zige nhd. ziege. Ich
stelle das wort zu gr. rivdaaw f. rtvaxjio schwingen, schüt-
teln, erschüttern. Die w. ist digh (aus dhigh). Sie bietei
sich in skr. r^»Ä^best>©i42.hen, gti?iJajgn got. d^ifmn kiHten|
au'^^-©*^£Q^rmen lat. ßgulus töpfer; die nasalierteM'orm dhigh
(vgl. lat, ^nßo) Eat im Griechischen vocaleinschub erlitten, wiö
got. anaks neben skr. aw/«s und gr. ?^'^»!|fi5^bretT;^;'^;'4%^^
skr. piQ, pwhftiM schmwden u, s. w. vglTöprachgeschTs^ud.
p. 59^— -^^^'^^'^^'^^
An. geit got. gaits mhd. geiz nhd. geiss ziege habe ich
schon SprachgescE ilud. p. 141 von lat. m^^N^s *|)ock trotz
lautlicher Übereinstimmung getrennt und letztet (neben dem
kein femininum steht, wie ajd neben aja, capra neben caper)
gestellt zu einer aus gr//al(r/;;liltKr (vgl. '^OfH] haar zu ^oficuo^^^
laub bekommen, griiiieiv'ünd brtyien) nhd. geiz schöss-
ling am weinstock u. s. w, zu erschliessenden~w, ///(/(i (ghidh).
wachsen causat. zeugen — vgl. engl. w%kl(w. gidh) J^f^^ei
»werfen —.dagegen ersteres angeschlossen q^ eine ai^ giSi.^
" '/.vfHoce f. xv^8|Ja dampf, fettdampf lat. ftif^K f- ^^^^^§2I~
dunst, damprvzu entnehmende w. gnidh, die durcüi meta-^
I'j : thesis des nasals — wofür sich viele beispiele finden vgl. Sprach-
i* gesch. stud. p. 88f. 91. 189 1) — aus gindh (ghind, ohne nasal
■'V. '■
') G. Meyer Gr. gr." p. 187 will metathesia bei nasalen nicht aner-
Etymologien, 313
ghidli) hervorgegangen ist i). Den hier vorliegenden bedeutungs-
übergang erläutern zend. bud riechen, in compos. des cau-
sativs räuGjiern zu lat. fi^er^'i^viQn, schleudernA
giessen/Vi^y«« Schleuder ^ mhd. oHge, o6z schi^en,^
stossen; 2i\i(xSstinchan mhd. s^/ziWwkHrTe c h e n , - stinken zu*^
got^gqan stossen ags. stinkan sich bewegen durch die
luft an. stökkva springen. Vgl. auch gr. d^vog räucher-
werk \dX. fumns dampf, rauch zu ^T.d^v{o sich ungestüm
bewegen, stürmen und gr. ■kwH4^ danhöf, rä^^ch skr.i
^^|gj^^?7a ral^84Jerwerk zu' der oben besprochenen wrZ:ap,
Also ist clürcliafle diese verschiedenen benennungen die
ziege als die „bewegliche" bezeichnet.
Der oben bei got. anaks u. s. w. bemerkte vocaleinschub
nach einem nasal legt die vermuthung nahe, dass auch gr. fava^
st. /avax-T- aus einer w. vank, vak abzuleiten sein möchte.
kennen; deshalb noch einige beispiele zu den a. a. o. beigebrachten.
Gr. xvviui (xvv^äüi) für xvvyjw knurren, winseln (von hunden),
sc"Kreien (von kindern) zu skr. küj ^ MJati, kunj, kunjati knurren,
stöhnen lett. A;Mn^-s<M, kung-stet stöhnen. Gr. xy«w schaben, jucken
gehört nach FW. 1 p. 49 zu skr. kash reiben, schaben, kratzen,
jucken; skr. kiknasa theil des zerriebenen korns, schrot, gries
und lit. ÄasM, kas-ti graben neben knas-au, knas-yti graben beweisen
die richtigkeit dieser Zusammenstellung. Ebendas. p. 517 werden gr.
xvaöäkkiü beissen, jucken, schaben xvuidakov bissiges thier spec.
schlänge xv(i)S-ovt- z&hn am sauspiess vait \\i. kandu, kqsti beissen
ohne zweifei richtig in Verbindung gebracht. Dazu stellt sich ahd. Imazza
f. hnaya nhd. tiessel, vgl. gr. x^wqos, xv^wqoq nessel zu w. kas, knas.
Da' nun diese pflanze gewöhnlich brenn-nessel heisst und ihr lat. name J
wtiim ohne zw«iel von urere bre'tfni^ abgelert9fe.,^t, so bietet sich •
damif* aucli der übe?^a«g zu lat. cänd&he in accender^'^'incendere an-
zünden, verbrennen. Wie ahd. hnazza zu gr. xva<idi.X(t} u. s. w. ver-
hält sich gr. xW(f»j ion, xvC^a nessel zu xviCoi ritzen, kratzen, i
schaben und damit gelangen wir im hinblick auf den eben nachge-
wiesenen bedeutungsübergang zu as. het ahd. mhd. heiz nhd. heiss und
zu T^rexiss. knats-tis brand und german. ^fa-Awa/s-f« (i. ga-hnaü-ta) funke
in an. gneist ahd. ganehaista (f. ga-hnaista), gneista (FW. I p. 538 zu lat.
nitere gestellt). Auch hier wird also die wurzelform knid durch Umstel-
lung aus kind hervorgegangen sein, vgl. xlvadog fuchs, gefährliches .
unthier, schlänge mit xvwSkXov von w. knad, kand. i ^ *» as
^) FW. II p. 94 vergleicht skr. gandh duften, das allerdings ver-l Crr^'^*^
wandt ist, doch durch den wurzelvocal sich unterscheidet. Davon ent- |
stammt (wiedeium mit nasalversetzung) ags. cnedan ahd. cnetan mhd. 1
kneten. "- ■—»■■■-
314 H. D. Müller
Wenn wir nun aus skr. ig zu eigen haben, herrschen,
gebieten = eot. aiqan haben, besitzen erkennen, dass der
begriff des herrschens aus dem begriff des besitzens hervorgeht
und in got. valdan mhd. walten gewalt haben über (=
herrschen), besitzen — gr. fsldo^iai, f. feldof-iaL (media
f. aspirata durch hauchentziehung'~^virkenden contact mit der
liquida l vgl. Sprachgesch. st. p. 56) wünschen, verlangen
den Zusammenhang zwischen den bedeutungen wünschen und
herrschen hervortreten sahen, so wird es keinem bedenken
unterliegen gr. J^avay^-T- mit skr. vac begehren, wünschen
in Zusammenhang zu bringen, zumal diesem in vänch f. yaw^-p^
begehren, wünschen eine nasaherte form zur seite steht.
Auf entsprechendem wege gelangen wir zum Verständnis
der räthselhaften gr. präposition V.vey,a. Steht nämlich fVfiJt«
f. oevE^a und ist dieses durch nasalierung und vocaleinschub
aus seka, saka hervorgegangen, so ist es lautlich identisch mit
skr. sam mit und lat. secus neben^ bei, an, und der bedeu-
tungsübergang derselbe wie in lat. propter 1) nahe bei,
neben, 2) wegen.
Gr. ßXaöcprjfUfü schmähen, lästern gijpt sich unzwei-
deutig als ein comps^situm, dessen letztes glied ^»j^t/ew zu (pi^f^r]
rede sich stellt. Das\rste glied ßlao-^ durch haij^hentziehung
aus q)laa- entstanden, l^rd reflectiert durch mhd/^yas kahl,
gering. Die bed. ist aß© ,, gering reden". In ^Lr.JS(?l«£J„^.
f. g)Xdotü (vgl. fut. cpläocü mx. ecplaod) zermalmen ,^^ er-
schmettern hat sich die asplWa erhattBtiT*'*'
Curt. Grdz. 1). 161 und FW. I p. 213 identificieren
einstimmend gr. u.vy.ogSm\i XoX. lupus got. vulfs und erschliessen
aus skr. vrkas liK vükds ksUvlükü eine grundspr.\form varkas,
aus welcher durch metathesis vrakas, vlakas, vlißcos und mit
abwerfung des v XvKog entstanden sein soll. Diese Zusammen-
stellung scheint allgemeinen beifall gefunden zu haben. In-
dessen hat die annähme, dass in lat. lupus grundspr. k in p
übergegangen sein soll, ihr grosses bedenken. Curtius selbst
erkennt (p. 78) an, dass lat. 2^ selten griechischem x ent-
spreche, meint aber ein sicheres beispiel dafür zu haben aj
lat. saepio neben gr. arjKog. Allein ^i^o^,gizäu
schliessen weist auf eine w. sip, yG.che mit hinh
sprechender bedeutung vorliegt nrgr. acTtvs, ainva
Etymologien, 315
behälter, beutel lat. simpiihim schöpfbecher shn^Htimm
opierschale. -->-»^ -^
Dagegen stellt sich lujJ^S ohne die geringste lautliche
Schwierigkeit zu skr. ^^^p4^, ^^^^^^-'^ sMt*te^l, ftt-©h$. Die
ähnlich keit des wolfs mit cliesentlueren gestattet schon die
annähme, dass ersterer mit einem von derselben w. lup gebil-
deten namen bezeichnet werden konnte. Diese w. selbst hat
aber auch eine bedeutung, welche auf alle drei thiere sehr gut
passt. Skr^.. ?.M^>^«»«j?ai^r'T^5äw*4et n?ttn4i«i4i,^_ e rbrechen,
rauben, plündern (vgl. loptra raub, beute), jene thiere
werden also sämmtlich durch ihre namen nur allgemein als
„rauher", ,, raub thiere" bezeichnet. Den gleichen sinn hat gr.
aAtS«r-^| lit. hme ^fttghs (tdspitJI^ jih»^^j,g^uchs). Denn wie
sßr. Zlfe auf eine äl
ältere form rwp lat. rmnpetTfi^ got. bi-raubön
Q.\iS7rdTMn mhd. rouhen rauben vgl. FW. I p. 198) zurück-
geht, so äle"nah verwajidte7'"ilüf durch den inlautenden vocal
verschiedene w. lap auf eine ältere form rap, die in lat r apere
r^aJljy[en_ vorliegt. Also ist auch durch aMf^^ lit. u!^^^v
fuchs als „räuber" bezeichnet ^). Dass woIf und /iiclBs mit
demselben namen benannt werden konnten, zeigt ferner an.
vargr wolf^ das im Island, auch den fuchs bezeichnet (vgl.
Zimmer Nominalsuff, a und ä p. 37). Demnach empfiehlt es
sich auch lat. vulpes fuchs mit sot. vidfs zu identificieren, zu-
"'•*. ■•v»"'-"'*';*»» " * ■/■■ii »11(111-
mal die vertretuiig eines grundspr. k durch got. f ihr bedenk-
liches hat (vgl. Osthoff Mü. I p. 94). Obendrein lässt sich
auch für diese beiden wörter die allgemeine bed. „räuber"
nachweisen. Denn wie neben gr. J^Htvco hoffen lit. vel-ti
hoffen (vgl. FW. II p. 248) steht, so darf auch die jenen
namen zu gründe liegende w. valp (vulp) als eine Weiterbildung
aus einer w. val gefasst werden, die mit der bed. rauben sich
findet in gr. eXüv f. fj^leiv g^. vilvan ^uben vhfmi v^\x.
,^W^t;^ räuber, vgl. auch ags. vf^äX\^. w^ mhd. tvwd V(^-
d^H)\iT.**'' Durch alles dieses wird "es endlicB' auch zweiielhait,
"ob gr.^rxog aus vlakas hervorgegangen ist. Dass wenigstens
die dabei vorauszusetzenden lautlichen Veränderungen nicht
gerade gewöhnlicher art sind, zeigt das wie vrkas wolf von
Vf. ^"vark ;/(skr. vragc) zerreissen entstammende ved. vrkas
£ Ä '-
^ *) Uebereinstimmende bedeutung zeigen auch die w. lap und lup in
gr. kino) schälen, abstreifen und Wi.lupü, lüpti schälen, die haut
abziehen.
H. D. Müller Etymologien. ^^A, •^-
-laZt^-M
fKMMwnwMwiaenwasr«
a
prijag, dem lakon. €v%dza pflugschaar und m
lurCTie entsprechen. Dazu /gazog aol. ßgoxog gewonftl. ^axog
fetzeni' Für Iv^iog müsste entsprechend ein äol. ßXaMgoäer
"ßla^, gemeingriech. ld/.og oder Id^ eintreten. Wahrscheinlicher
ist es daher, dass Xvxog zu skr. lunc raufen, ausreissen,
rupfen gehört, zu dem auch gr^^rj^^ahd. mhd. 7%N^ lit. ^t^iswis
luchs, ebenfalls als „rafe^hier" bezeichn^r, besser gestelir
wir(I7"äls zu skr. ruc lat. tän^ leuclH^n, hell sein, da der
bedeutungsübergang Schwierigkeiten macht, auch eine nasa-
lierung der letzgenannten w. sich nicht nachweisen lasst.
//. D. Müller.
0VO ICoog.
Homers cpvoitoog (ata) ist zwar von jeher als Zusammen-
setzung aus cpvoaL und twi] verstanden, doch ist dieses nicht
wohl möglich, weil es bei Homer tiöio, t,o)6g, ^wjy heisst. Viel-
mehr ist das beiwort nach der analogie von leiöcogog (agovQa)
/als „getreide hervorbringend" ai^zufassen. Für ^eidioQog schreibt
,man besser C€jh^4ß^og oder ^€/5lMwoog, und sieht im ersten
theile Qefo- = lit. jatHi^jSkr. p^va-s „getreide", von dem P^
= ^efia erst abgeTeitetrSt. Ei^ Zusammensetzung mit teiä
im schlussgliede haben wir in dem naii^n der örtlichkeit Oias-
^€ia auf der fesbischen ins^irift FabrWcius Mitth. d, inst.
IX 88 f. Olae- l|t der impera^^lae, \g\.\uat-f.i€vai^ der name
bedeutet also „Tmgespelz" ; für^tfd«- erscheint oloo- in dem
schlecht gebildeteri^ gelehrten olaocpdyog ,, Speiseröhre". Im
homer. cpvai-^ofog „getreide hervorbringend" ist das alte gesetz
beobachtet, wonach der nachton £ im zweiten gliede der compo-
sition in o verwandelt — eine regel, von der ursprünglich nur
einige kategorien wie die neutra auf -og und einzelne wörter
wie fiqyov ausgenommen sind.
Ä. Fick.
August Friedrich Pott. 317
August Friedrich Pott.
Zwei schwere Verluste sind es, die im Zeitraum von nur wenigen
monaten die Hallesche Universität erlitten hat : dem sammeleifrigen ger-
raanisten Julius Zacher folgte am 5. Juli d. js. der träger eines noch bei
weitem klangreicheren namens, ein mann, dessen rum bis über die fernen
Ozeane gedrungen , folgte der nestor der Sprachforscher , der letzte der
noch lebenden begründer der vergleichenden Sprachforschung, August
Friedrich Pott nach. Wenn ich es heute, nur wenige wochen nach
dem hinscheiden des seltenen mannes, unterneme, ein bild seines wirkens
und seiner wissenschaftlichen bedeutung in gedrängten zügen zu ent-
werfen, so bin ich mir wol bewusst der künheit des beginnens und der
Schwierigkeit der aufgäbe, einen geist wie Pott in den grenzen eines
kurzen nekrologs erschöpfend zusammenzufassen und ihm in jeder bezie-
hung gerecht zu werden. Steht doch die jüngere Sprachforschung oder,
ich will lieber sagen, die Sprachforschung der letzten jarzente durchweg
auf den schultern des grossen meisters , one sich dessen immer im ein-
zelnen bewusst zu sein , und trennt sie doch zugleich wiederum so
manches im prinzip tief einschneidende von ihm. Möge das redliche
streben eines dankbaren schülers , dem vererten lerer und menschen als
zeichen seiner dankbarkeit und vererung ein erinnerungsblatt auf das
grab zu legen, gegenwärtiger arbeit die nachsichtige beurteilung erringen,
deren sie bedarf.
August Friedrich Pott wurde am 14. november 1802 in Nettelrede,
einem kleinen hannoverschen nest, wie er es selbst einmal nennt, unweit
Hannöverisch-Münden , als der son eines predigers geboren. Schon die
grosseltern waren im Hannoverischen angesessen und auch der grossvater
hatte daselbst die stelle eines predigers bekleidet. Potts vater starb vor
der zeit an einem brustleiden und die in ziemlich bedrängten Verhält-
nissen zurückgelassene wittwe zog mit ihren vier kindern nach Olden-
dorf. Nachdem auch die mutter hier nach wenigen jaren gestorben,
wurden die beiden Schwestern in Oldendorf bei einem oheim mütter-
licherseits erzogen, wärend der junge August Friedrich und sein jüngerer
bruder nach Adensen zu einem pastor Lauenstein in pension gegeben
wurden. Durch diesen trefflichen mann empfing der knabe seinen ihn
für das gyranasium vorbereitenden Unterricht. Von Adensen kam er
dann nach Hannover, um das dortige lyceum zu besuchen und fand im
hause seines Vormundes und onkels, des kaufmanns und Senators Deicke,
aufname. Schon im elterlichen hause muss sich eine unwiderstehliche neigung
für bücher bei dem begabten knaben gezeigt haben, schreibt doch bereits
sein vater in einem noch vorhandenen briefe: ,, Fritz geht nichts über
seine geliebten bücher". Bezeichnender noch ist aber, dass der jüngling
dann, noch in der schule, ein lateinisches lexikon hat schreiben wollen,
zu dem er eifrig aus den klassikern stellen sammelte und kollektaneen
anlegte. Dass es ihm trotz seines geringen Vermögens vergönnt war,
Beiträge z. knnde d. indg. sprachen. XIU. 22
318 August Friedrich Pott.
zu studiren, hatte er nur seinem Vormunde zu verdanken und er hat
auch stets diesem durch hervorragende, edle Charaktereigenschaften aus-
gezeichneten manne ein pietätvolles andenken gewart und seiner dank-
barkeit gegen ihn durch widmung des ersten bandes der etymologischen
forschungen ausdruck geliehen.
Im herbst 1821 bezog der angehende student die Universität Göt-
tingen, um sich nach sitte der damaligen zeit als theologe inskribiren
zu lassen. Es stand aber damals bereits bei dem jungen manne fest,
dass er ausschliesslich sich dem Studium der philologie widmen wollte.
So dürften ihn denn die Vorlesungen von Ludolf Dissen und Otfried
Müller besonders gefördert und angezogen haben; vor allem aber an-
regend und auf die wissenschaftliche entwickelung des Jünglings hin-
wirkend werden die Vorlesungen von Benecke gewesen sein. Mehr dem
wünsche seines Vormundes als seiner eigenen neigung folgend , nam er
dann nach absolvirtem Universitätsstudium eine lererstelle am gymnasiura
in Celle an. Der kleine rest des Vermögens reichte nur noch für wenige
jare hin und die äusseren umstände drängten zu einer gesicherten, festen
lebensstellung. Jedoch weder für die wissenschaftlichen bestrebungen
Potts war Celle der rechte ort, noch auch konnte sein geist in der auf-
gezwungenen lertätigkeit hier befriedigung finden. Trotz aller über-
bürdung mit unleidlichen schulgeschäften schrieb er in Celle 1827 noch
seine doktordissertation : „de relationibus quae praepositionibus in Unguis
denotantur", eine sprachphilosophische abhandlung.
Diese erstlingsschrift des fünfundzwanzigjärigen , die er auch später
mit der liebe eines vaters zu seinem erstgeborenen öfters gelegentlich
zitirt, verrät allerdings noch nicht den grossen Sprachforscher, als den
er sich dann bereits nach 6 jaren entpuppte. Aber doch scheint schon
damals eine anung dunkel in ihm aufgestiegen zu sein über die der-
einstige richtung seiner Studien, indem er nämlich seiner arbeit folgenden
satz des Fontenelle vorangestellt hat: „Mon principe est, que malgre
toutes les differences, que les langues doivent indispensablement avoir
entre elles, il y a quelque chose de commun, oü elles se reunissent,
ce qui depend uniquement de la raison commune ä tous les peu-
ples". Besonders charakteristisch aber ist das stolze bewusstsein, noch
grosses schaffen zu wollen, das ihn zu dem künen versprechen veran-
lasst: ego hanc mihi irrogo et observabo legem, ut scriptum a me
aut nullum posthac in publicum emittatur aut melius.
Eine arbeit wie die vorstehende musste aber notwendig ihren Ver-
fasser aus den engen grenzen der gymnasialtätigkeit hinausweisen, und so
gab er denn mit bewilligung seines Vormundes, der das wenige vermögen,
das Pott noch sein eigentum nennen konnte, treulich zusammengehalten
und musterhaft verwaltet hatte, die sichere Stellung nach zwei jaren
wieder auf und ging mit überaus bescheidenen mittein nach Berlin.
Hierhin zogen ihn mächtig männer wie Wilhelm von Humboldt und
Franz Bopp und hier erst wurde, im lebendigen persönlichen verker
mit diesen männern, der spätere grosse Sprachforscher geboren. Der
junge privatdozent, der sich in Berlin 1831 habilitirte, begann hier
August Friedrich Pott. 319
gewissermassen nochmals von neuem zu studiren und bereits nach zwei
jaren konnte er die fruchte dieser studien in einem epochemachenden
werke, seinen etymologischen forschungen niederlegen. In demselben
jare wurde er als ausserordentlicher professor der allgemeinen Sprach-
wissenschaft an die Universität Halle berufen, der er dann auch bis zu
seinem tode, also 54 jare lang, angehört hat.
Die „Etymologischen forschungen auf dem gebiete der indogerma-
nischen sprachen unter berücksichtigung ihrer hauptformen, sanskrit;
zend-persisch; griechisch-lateinisch; littauisch-slavisch; germanisch und
keltisch", welche in erster aufläge 1833 — 36 in 2 bänden erschienen und
in der fast 17 jare umfassenden neubearbeitung in 5 bänden nebst einem
registerband eine vollständige Umgestaltung erfuren, begründeten Potts
ruf und wiesen ihm sogleich eine der hervorragendsten stellen unter den
Sprachforschern an. Er selbst bezeichnet das werk einmal als sein haupt-
werk, seine „grosse bibel".
Die ungeheure Wichtigkeit von Potts leistungen für die etymologie
durch dieses werk kann man sich nur recht klar und anschaulich machen,
wenn man auf den stand derselben vor ihm einen blick wirft. Franz
Bopp, der begründer der vergleichenden indogermanischen Sprachfor-
schung, hatte gerade für diese disziplin, die doch allein fundament und
grundbedingung überhaupt jeder wissenschaftlichen Sprachvergleichung
ist, seinen nachfolgern noch die hauptarbeit übrig gelassen. Wol hatte
er die einheit der indogermanischen sprachen, auf die voranend schon
der eine oder der andere seiner Vorgänger hier und da mit unsicheren
fingerzeigen hingedeutet, unwiderstreitbar wissenschaftlich nachgewiesen
und die erste selbständige, auch heute noch von den meisten forschem
als richtig anerkannte theorie über die entstehuug der flexion aufgestellt,
aber er hatte es unterlassen, mit festen lautgesetzen das eroberte gebiet
zu durchziehen und abzugrenzen. Ihm kam es nicht darauf an, gele-
gentlich ein von ihm selbst aufgestelltes lautgesetz zu gunsten einer
geistreichen, oft genug harten wortgleichung selbst willkürlich umzu-
stossen, ihm schien es nicht befremdlich sondern durchaus natürlich,
dass der spräche die weitgehende freiheit zugestanden werden müsse, die
schranken eines lautgesetzes jeweilig überspringen zu dürfen, ja ihm war
überhaupt der weg der sicheren gewinnung eines lautgesetzes noch viel-
fach mit hemmenden hindernissen versperrt, weil er den wert des ein-
zelnen lautes nicht zu würdigen wusste.
Da trat als anwalt für den bisher unterdrückten und noch nicht zu
seinem rechte gekommenen laut, den buchstaben, Jakob Grimm auf.
Die Wichtigkeit des von ihm entdeckten oder wenigstens unter seinem
namen gehenden germanischen lautverschiebungsgesetzes schildert Pott,
dessen urteil als des in diesem punkte wol kompetentesten richters, zu-
gleich als ein massstab seiner eigenen leistungen, hier platz finden möge,
mit folgenden werten:
„Es ist unter J. Grimms hohen Verdiensten um besondere und allge-
meine Sprachkunde gewiss keine der geringsten, den buchstaben ihre
22*
320 August Friedrich Pott.
bisher in der Sprachwissenschaft geschmälerten, natürlichen rechte zurück-
gegeben und dieselben zu der gleichstufigen Stellung erhoben zu haben,
welche sie in der spräche selbst einnemen. Grimm's geschichtliche dar-
legung der lautumwandlungen in den germanischen sprachen hat allein
mehr wert, als manche philosophische sprachlere voll einseitiger oder
nichtiger abstraktionen ; aus ihr geht zur genüge hervor, dass der buch-
stabe, als das handgreifliche, als das freilich auch nicht beständige, aber
doch in ruhigerem gleise sich bewegende Sprachelement, im ganzen ge-
nommen, ein sicherer faden im dunkelen labyrinthe der etymologie ist
als die oft kün umherspringende Wortbedeutung; aus ihr, dass die
Sprachforschung, insbesondere die vergleichende, one genaue geschicht-
liche kenntniss vom buchstaben des festen halts entbert: sie endlich
zeigt mit erstaunen erregender klarheit, dass selbst im blossen buch-
staben nicht — wie auch sonst nirgends in der spräche der fall ist, wol
aber die bequeme Unwissenheit es sich gern träumen lässt — die gesetz-
losigkeit frecher willkür herrscht, sondern vernünftige freiheit, d. h. ein-
schränkung durch selbsteigene, in der natur der laute begründete gesetze".
(Et. V 1, p. XII.)
Nach dem vorgange Grimm's und noch weiter über ihn hinausgehend
erkannte Pott die bedeutsamkeit auch des buchstäblichen lautes an sich,
erkannte er, dass der buchstabe nichts totes sei; er sah vielmehr die
einzelnen buchstaben als glieder der spräche an, das system der buch-
stabenverbindungeu bildet deren körper und mit diesem ist unzertrenn-
lich der Sprachgeist verbunden. „Durch den buchstaben zum geiste,
literae animi nuntia" ist sein warspruch. In der frischen und lebens-
vollen darstellung, wie sie gerade der ersten aufläge der etymologischen
forschungen so ganz besonders eigen ist , fürt er (II. 349) , die stelle I.
p. XII ergänzend aus, wie er in der lautlere einen der wichtigsten und
bei verständiger handhabung am sichersten in die etymologie einwei-
henden Schlüssel erkannt habe; „fast einzig oder oft ganz allein giebt
sie die mittel an die band, den echten sprachkern aus der lügenhaften
schale auszuschlauben und den verderbten , metamorphosirten sprachstoff
auf seine ursprüngliche und wesenhaftere gestalt, d. h. auf seine w ar-
beit zurückzufüren ; umsonst wird man sich one sie mühen, zwischen
unverwandten und blossen lenwörtern in den sprachen eine grenzlinie zu
ziehen, und namentlich rücksichtlich letzterer auf den vorteil, aus ihnen
auf verker und Ideenaustausch zwischen Völkern rückschlüsse zu gewinnen,
verzichten müssen. Durch tausend gaukelnde gestalten täuschend und
mit wechselfarbigem Schleier alles umhüllend ist die M aj a durch die
sprachen geschritten : wird dieser schleier nicht zerrissen , vergebens
harren wir der sonne, welche den ursprnng der Wörter beleuchtet und
aufklärt; vergebens wird den Urbedeutungen einzelner laute nachgeforscht.
Niemand verwechselt den gelben, dürren, herbstlichen blätterfail mit dem
jugendlich frischen baumschmucke im frühling; aus dem herbste begreift
sich nicht der frühling, nicht aus dem alter die kindheit; — und doch
wänt man so oft, wiewol verkerter weise, one dem natürlichen zeitver-
laufe der sprachen mit geschichtlicher gewissenhaftigkeit gefolgt zu sein,
August Friedrich Pott. 321
sogleich aus einer ihrer ersten besten, späteren gestaltungen den ursinn
ihrer lautverhältnisse heraushorchen zu können".
Die lautlere ist also das tor, welches den zugang zu der ungleich
höheren disziplin, der etymologie, eröffnet. Diese, welche eine anatomisch-
physiologische einsieht in das innerste und geheimnissvolle gewebe und
leben der spräche allein vermittelt, hatte er sich vorgesetzt, dahin zu
füren , dass sie aufhöre , schöne dichtung zu sein und als zum höchsten
geistreiches Spielzeug auf augenblicke zu ergötzen ; bitteren ernst wollte
er vielmehr mit ihr gemacht wissen und sie ihrem eigenen etymon ge-
mäss, zu warhafter und mit sich selbst adäquater warheit erhoben
sehen. Darum konnte er auch nicht scharf genug gegen das unwissen-
schaftliche verfaren „jener helden von pseudo-etymologen , jener sprach-
vergleichenden pfuscher vorgehen, die sich von der sirene des gleichlauts
betören lassen, oder die stantes pede in uno hunderte von änlichkeiten,
wie sie sie blindlings aus einer der sprachen des Ostens, westens, nordens
und Südens aufgreifen, im buntesten gemisch ihrer quacksalberigen pan-
dorabüchse entflattern lassen".
So wurde Pott der schöpfer der lautlere und weiterhin der etymo-
logie. Und gerade zur lösung dieser aufgäbe war er geschafi"en wie
kaum ein zweiter. Ueberall, selbst in den unbedeutendsten kleinigkeiten,
welche das äuge seiner Vorgänger oder mitforscher als zu geringfügig
und wertlos übersehen hatte, entdeckte sein Scharfblick ungeante zu-
sammenhänge und beziehungen und man muss allenthalben staunen über
die reiche fülle des zusammengetragenen materials, über die glücklichen
griffe, die er mitten aus dem sprachen leben heraus getan. Bekannt ist
Renan's kurze aber treffende Charakteristik Potts, indem er ihn „un esprit
ä la fois severe et hardi" nennt, und der mut, den er selbst zur auf-
stellung einer manchmal gewagten etymologie zu haben erklärt, der sich
sogar zur tollkünheit steigern kann (Et. f.^ II. 2. 127), ist für ihn typisch.
Mit dieser künheit parte sich aber auch ein tiefes wissen, eine eminente
gelersamkeit und belesenheit und eine kritische Urteilskraft, die kombi-
nationen seiner schöpferischen phantasie auf schritt und tritt zu kon-
troliren. Es kann nicht geleugnet werden, dass Pott, von dem fluge
seiner phantasie getragen, vielfach zu weit gegangen ist und sätze auf-
gestellt hat, deren unhaltbarkeit ihm überzeugend nachgewiesen wurde,
nichtsdestoweniger aber hat er für lautlere und etymologie bei weitem
mehr geleistet als alle seine Vorgänger zusammen genommen und den
grund gelegt, auf dem jüngere forscher sicher weiter bauen konnten.
Bei der neubearbeitung seiner etymologischen forschungen hatte er
sich als hauptaufgabe gesetzt, die indogermanischen sprachen nach den
hauptsächlichsten grundelementen zu erforschen, woraus sie in begriff-
licher rücksicht bestehen und davon ein ,, nicht allzu unvollständiges und
wolgeordnetes inventar aufzustellen". Den grössten teil des werkes,
band 2 — 5, nemen daher die wurzeln ein; in der ersten abteilung des
zweiten bandes wird der gegenständ allgemein behandelt, dann folgt in
7 bänden resp. abteilungen, einen gesammtraum von weit über 5000
selten umspannend, das wurzelwörterbuch. An einer ganzen i'eihc von
322 August Friedrich Pott.
stellen hat er sich über seine auffassung von dem wesen der Wurzel, über
ihren begriff, ihre beschafFenheit und Stellung unter den grundelementen
der spräche ausgelassen. Greifen wir einige der wichtigsten hier heraus,
um durch eine Zusammenstellung derselben ein möglichst vollständiges
bild seiner ansieht zu erhalten
Wurzeln sind die stammoberhäupter einer wörterfamilie, die einheit,
die pyramidalische spitze, in welche alle zu einer solchen familie gehö-
rigen glieder auslaufen; nur komposita können als Wörtereheleute zweien
familien angehören. Wurzeln sind ferner nur ein eingebildetes, eine
abstraktion; faktisch kann es in der spräche keine wurzeln geben; was
in ihr auch äusserlich als reine wurzel sich darstellen möge, ist wort
oder wortforra, nicht wurzel; denn wurzel ist eben eine abstraktion
von allen Wortklassen und deren unterschieden, die lichtsammlung aus
ihnen one stralenbrechung; — die spräche muss aber, auch wenn sie
sich der form einer wurzel bedient, wenigstens innerlich den unterschied
der Wortklasse hineinlegen. Wenn nun behauptet werden muss, dekli-
nation entstehe in den sanskritsprachen durch anfügung der flexions-
suffixe an die grundformen des nomen, konjugation durch die anderer
an die wurzel oder den stamm, so darf dies nicht so missverstanden
werden, als seien grundform und wurzel etwas selbständig und unver-
bunden in der spräche vorhandenes, oder gleichsam vor der flexion in
ihr vorhanden gewesen ; es ist nur die meinung , dass die grundform in
allen kasus, die wurzel in allen verbalformen als das noch ununter-
schiedene, als das ihnen gemeinschaftliche enthalten sei, welches nur die
grammatische analyse um wissenschaftlicher zwecke willen von allen mit
ihnen in der Wirklichkeit vereinigten unterschieden zu befreien und in
ihrer einfachheit hinzustellen , bestrebt ist. Das bedingniss der wurzel
ist aber, dass sie einen geistigen Inhalt hat, der jedoch, sobald man
ihn vom worte und von den ihm zugehörigen wortformen losgelöst denkt,
natürlich roh und ungestalteter stoff ist one form. Dieser geistige
inhalt ist ein in die wurzel gelegter, nicht unmittelbar und unbedingt
aus ihr herausspringender, aber er ist doch unendlich entwickelter und
bestimmter als dies in silbe oder buchstabe der fall ist. Und damit
kommen wir auf den unterschied der wurzel von silbe und buchstabe.
Beide können zwar in ihrer eigenschaft als artikulirte laute auch
nicht völlig bedeutungslos sein, aber ihre ser allgemeine und noch ver-
schwommene bedeutsamkeit (etwa wie die musik gegenüber der spräche)
hält sich innerhalb des gefüls, beschränkt auf den höheren laut. Wurzel
ist nicht wie buchstabe oder silbe die bloss lautliche, sondern auch be-
griffliche einheit genetisch zusammengehöriger Wörter und formen,
welche dem sprachbildner bei deren Schöpfung in der sele als prototyp
vorschwebte, ja wo nicht ganz verdunkelt, mehr oder minder deutlich
von jedem redenden gefült wird mit bezug auf diejenige spräche (zu-
meist die muttersprache), deren er sich bedient. Oder, umgekert wenn
man will, diese Wörter und formen mit einem solchen einheitspunkte in
ihrem schösse, durch den Sprachforscher erst wieder entkleidet von
aller mannigfaltigkeit , äussern wie innern, ihrer erscheinungs-
August Friedrich Pott. 323
formen, somit in ihrer nacktesten einfachheit und warheit, keren zu der
Wurzel gleichwie zu je ihrem gemeinsamen anfangspunkte, zu den nach
rückwärts geistig nicht weiter zerlegbaren atoraen der spräche zurück.
Die Wurzel, das erst nach abtötung warhaft in der spräche lebendiger
Wörter und formen vom sprachanatomen gewonnene skelett, kann darum
nicht mit irgend einer von letzteren verwechselt werden, auch wenn sie
zufällig mit ihr in der lautgestalt übereinstimmt. Zum wort wird die
Wurzel, die am wortkörper gewissermassen den platz eines zwar nicht
völlig formlosen, noch des lebens ermangelnden, allein der bewegung
aus sich heraus nicht ser fähigen truncus einnimmt, dadurch, dass
ihr mit derivations- und flexionszeichen , insbesondere mit kasus- und
personalanbildungen , ihre bewegungswerkzeuge, arme, beine, hände und
füsse und . die noch feineren artikulationen von fingern und zehen zu-
wachsen. Oder: wurzeln entberen noch des stempeis von Wörtern und
damit der reellen sprachlichen gültigkeit im redefluss. Eine innere not-
wendigkeit waltet daher nicht, dass sie immer zuerst nackt oder gleich-
sam formlos müssten in der gesprochenen rede zur lautlichen erscheinung
gekommen sein, wärend genügt, dass sie — unausgesprochen — nur
gleichsam als kleine bildchen der sele vorschweben, wärend der mund
sie fortwärend mit bald dieser bald jener form umkleidet und so in
hundertfachen fällen und Verbindungen der luft zum weitertragen über-
giebt.
Pott stellt es also in abrede, dass die wurzeln vor den flexions-
formen existirt haben, sie treten nach ihm „begrifflich nur in demjenigen
momente auf, wodurch sie zum worte werden". I)ie fernere konsequenz,
welche die Weiterbildung der Bopp'schen zusamraensetzungstheorie, als
deren anhänger sich ja auch Pott bekennt, aus dieser gezogen hat, dass
nämlich die wurzel doch schon, ehe es worte gab, vorhanden gewesen
sein müsse, dass sie, was allerdings aus den indogermanischen sprachen
sich nicht nachweisen lässt, wol aber aus dem Chinesischen hervorzugehen
scheint, hat er nicht angenommen. Delbrück weist indess in seiner
„einleitung in das Sprachstudium" darauf hin, dass sich dennoch auch
hinneigungen zu dieser ansieht bei ihm vorfinden, so z. b. wenn er Et. f.^
IL 360 sagt: „es wäre denkbar, dass den sanskritsprachen in der auf uns
vererbten gestaltung ein zustand der grössten einfachheit und flexious-
losigkeit, wie ihn noch heute die chinesische spräche nebst anderen sog.
monosyllabischen darbietet, vorausging". So hat sich Pott z. b. auch
der neuen vokaltheorie gegenüber stets ablenend verhalten, trotzdem aber
machte er ihr im kolleg bisweilen die konzession, es sei ja möglich, dass
in der sog. ursprache, ein wort, das er bekanntlich nie one eine gewisse
aversion in den mund nam , das sanskritische kurze a auch eine e- resp.
ö-artige färbung gehabt habe, wenn er auch einen direkten e- oder o-laut
nicht zugeben wollte. Derlei inkonsequenzen sind bei ihm wol auf eine
gewisse hartnäckigkeit am festhalten einer ihm alterwürdigen , für recht
erkannten ansieht — wobei indess bei leibe nicht behauptet sein soll,
als habe er in hochmütiger selbstverblendung oder Voreingenommenheit
je eine belerung zurückgewiesen, im gegenteill — und vor allem auf seine
324 August Friedrich Pott.
tief eingewurzelte abneigung gegen alle prähistorischen , ursprachlichen
konstruktionen zurückzufüren.
Eine beliebte theorie Potts ist die lere von der unzertrennbaren
Verschmelzung von praepositionen und verben resp. wurzeln. Er
versucht auf diesem wege eine ganze reihe von wurzeln , welche nach-
weislich als solche bereits vor beginn der stamm- und Wortbildung fertig
existirten, als aus praepositionen und einfachen wurzeln zusammenge-
schmolzen nachzuweisen. In dieser hinsieht hat er sich denn auch viel-
fache gegnerschaft zugezogen, und besonders war es Curtius, der ihn
hier entschieden und mit glück bekämpft hat. Schwerlich wird jemand
mit ihm an die identifizirung von ind. aväimi {ava-^aj) und o'/w als
„proethnisches kompositum" oder an die erklärung von signum aus
sq-^güä, von nccvofiai aus n (zend. ajja) + ccvofxai u. a. m. glauben.
Pott geht aber noch weiter, indem er sogar zwei wurzeln mit ein-
ander komponirt, ein verfaren, bei dem zalreiche willkürlichkeiten nicht
ausbleiben konnten.
Zu den grundelementen der sprachen gehören nun neben den wurzeln
auch die partikeln, ,, dieser köstliche schätz der sprachen, dessen wert
sich gar nicht jeder klar genug zu machen pflegt", und von diesen sind
es besonders die praepositionen, welche Potts interesse in hervor-
ragendem masse in ansprach nemen. Er hat ihnen den ganzen ersten
teil seiner etymologischen forschungen in der zweiten aufläge gewidmet,
und auch seine erste arbeit hatte ja schon ihnen gegolten. Im gegensatz
zu Bopp, der die praepositionen ebenso wie die endungen der obliquen
kasus mit dem pronomen etymologisch zusammengestellt hatte, versucht
Pott dieselben als vollständig sui generis und den pronomina an ursprüng-
lichkeit ebenbürtig nachzuweisen. Bei dem Bopp'schen versuche ist man,
wie er entschieden mit recht ausfürt, nur an die form sich anzuklam-
mern genötigt — denn die begrifflichen Übergänge erweisen sich in
der regel zu spröde, um glaubhaft aufgezeigt zu werden. ,,Wie sollte
einem da nicht der atem ausgehen ? so dünn wird bei derlei ableitungen die
luft, als sässe man unter einer luftpumpe". Wie weit ihm der nachweis
seiner eigenen theorie gelungen, das zu entscheiden sei berufeneren über-
lassen, aber vielleicht passt der vergleich von dem sitzen unter der luft-
pumpe auch auf Potts ausfürungen nicht so unrecht.
Das nächste grössere werk, das den etymologischen forschungen
folgte, war das buch über die Zigeuner. Ein zufall war es, der Pott
ausgangs der dreissiger jare wichtige handschriftliche aufzeichnungen
über die spräche dieses bisher zwar schon vielfacher aufmerksamkeit
gewürdigten aber noch nicht eingehend behandelten nomadenvolkes in
die band gab, und dieser umstand wurde die Ursache zur entstehung
seines zweibändigen Werkes „Die Zigeuner in Europa und Asien, ethno-
logisch-linguistische Untersuchung, vornemlich ihrer herkunft und spräche
nach gedruckten und ungedruckten quellen. Halle 1844/45". Er gesteht
es selbst zu, dass nicht persönliche teilname an einem volke, aus dem
ihm kaum je ein- bis zweimal im leben ein par Individuen flüchtig zu
gesicht gekommen, noch auch der wissenschaftliche drang, an die menge
August Friedrich Pott. 325
der über ethnische und sprachliche auf dasselbe bezügliche fragen ge-
schriebenen werke, ein diese übertreffendes oder doch ergänzendes neues
anzureihen, ihn zu seinem buche veranlasst habe, sondern allein die
gewissermassen heilige pflicht der ausnutzung eines ihm von einem
sterbenden hinterlassenen und anvertrauten Vermächtnisses. Der prediger
Zippel zu Niebudzen in Preussisch-Litthauen, wo damals Zigeuner lebten,
hatte auf veranlassung des prof. Jakob Kraus in Königsberg eingehendere
beobachtungen und erfragungen bei diesen angestellt. Nur ein geringer
teil der Zippel-Kraus'schen ermittelungen war in der Berliner monats-
schrift von 1793 (band 21) und im Mithridates veröffentlicht worden,
und so war es ein ganz besonders glücklicher umstand , dass die noch
fast unbekannten papiere durch herrn von Bohlen, in dessen besitz sie
übergegangen waren, nach dessen tode in Potts bände gelangten. Dieser
bemächtigte sich des gegenständes sofort mit dem grössten interesse und
schuf so das werk, welches nächst den etymologischen forschungen seinen
namen am meisten bekannt gemacht hat. Voran gingen demselben zu-
nächst die Veröffentlichung einiger aus den papieren gewonnenen resul-
tate in den Deutschen jarbüchern von 1841 und noch früher einige
knappe mittheilungen in dem artikel ,, Indogermanischer sprachstamm"
in Ersch und Grubers enzyklopädie. 3 jare später folgte dann das
hanptwerk , zu dem ihm Lorenz Diefenbach und der regierungsrat
Graffunder in Erfurt noch wertvolles material überliessen.
Das verdienst Potts ist es, zuerst den wissenschaftlichen nachweis
erbracht zu haben, dass die spräche der Zigeuner keine gaunersprache
und von dem sog. rotwelsch (über welches er, was hier beiläufig bemerkt
sei, auch in Brockhaus' konversationslexikon s. v. gehandelt hat) durchaus
verschieden und dass der Ursprung ihrer spräche ebenso wie ihre heimat in
Indien zu suchen sei. Aenliche Vermutungen waren zwar von verschie-
denen Seiten am ende des 18. jarhunderts schon ausgesprochen worden,
zuerst von dem scharfsinnigen linguisten Rüdiger, dann von dem sächsi-
schen hofrat Büttner, der die Zigeuner von den ,,awchanischen Indianern"
(den Afghanen, von deren idiome die Zigeunersprache indess in wesent-
lichen punkten abweicht) herleitete; einen methodischen, ausfürlichen
nachweis war man aber bis auf Pott noch schuldig geblieben. Potts
buch über dies abenteuerliche und verrufene menschengeschlecht, das so
vieles romantische und wunderbare an sich hat, worunter mit das wunder-
barste, dass es trotz seiner grossen Zerstreutheit in den verschiedensten
und entlegensten ländern , die eigene angestammte spräche zwar unter
begreiflich zalreichen entlenungen doch verhältnissmässig rein erhalten
hat, war daher epochemachend und erwarb seinem Verfasser von der
Pariser akademie den vom grafen Volney gestifteten linguistischen preis.
Der wertvollste teil des gesammten werkes ist unstreitig das Wörterbuch,
welches fast den ganzen zweiten band urafasst und mit einer staunens-
werten gelersamkeit ausgearbeitet ist.
In einer anzal einzelabhandlungen hat Pott dann noch nachtrage zu
seinem hauptwerk gegeben, so in Höfers Zeitschrift I. 175 ff. „Die spräche
der Zigeuner in Syrien", in der Zeitschrift der DMG. III. 21 ff. und VII. 389 ff.
326 August Friedrich Pott.
„Die Zigeuner und ihre spräche" und mit Mordtmann zusammen ib.
XXIV. 681 der aufsatz „Zigeunerisches". Auch andere gelerte haben
sich bis in die neueste zeit hinein mit dem gegenstände beschäftigt und
vielfache ergänzungen und berichtigungen geliefert (man findet eine
genaue Übersicht der litteratur bei Pott in Techmers Zeitschrift), aber
der rum der grundlegenden leistung muss Pott immer ungeschmälert er-,
halten bleiben.
Von einzelnen sprachen des indogermanischen sprachstarams , für
welche Pott ausser dem Zigeunerischen noch besonders hervorragendes
geleistet hat, sind das Kurdische und vor allem das Lettische zu
nennen. Im verein mit Roediger schrieb er für die Zeitschrift zur künde
des morgenlands eine reihe sich durch mehrere jargänge hindurchziehender
aufsätze „Kurdische Studien" , die ersten eingehenden und brauchbaren
Untersuchungen über diese spräche. Vor allem aber verdankt ihm das
Lettische wertvolle förderung. Als ein S^etoQoe der Universität Halle
an die Georgia-Augusta in Göttingen zur feier ihres hundertjärigen be-
stehens durfte er 1837 der vaterländischen hochschule, der er einst als
Schüler angehört hatte, als festgabe Halle's seine „Commentatio de
lithuano-borussicae in slavicis letticisque Unguis principatu" überbringen,
der dann 1841 die abhandlung „De linguarum letticarum cum vicinis
nexu" ergänzend sich anschloss. Stolz konnte der einstige zögling sich
seiner alma mater nahen, denn glänzend hatte er die erwartungen
gerechtfertigt, die sie auf ihn gesetzt hatte, und es mag ihm ein er-
hebendes gefül gewesen sein, dass er, der erst fünfunddreissigjärige, dazu
ausersehen wurde, der heimischen Universität das erengeschenk der Halle-
schen Schwester zu überbringen. Die arbeit war zu ihrem grossen teile
in Göttingen selbst auf der dortigen bibliothek entstanden, sie wurde
dann, wie er in Techmers Zeitschrift einmal erwänt, „durch die der Jubi-
läumsfreude zu bald folgende verhängnisvolle Verurteilung der berümten
Göttinger sieben und den hieraus sich ergebenden Umschwung der Göt-
tinger Verhältnisse als damals in Deutschland so gut wie von keinem
Interesse" in Vergessenheit begraben. Pott hat die grossartige feier der
letzten tage in Göttingen nicht mehr erleben sollen, nur wenige wochen
vor derselben ist er dahingegangen, und sein name ist auch in dem fest-
jubel nicht genannt worden, aber die an hochberümten namen so reiche
Georgia-Augusta wird nie eines ihrer grössten schüler vergessen können.
Eine besondere ihm ser woltuende anerkennung fanden seine Ver-
dienste um die lettische spräche im jare 1877, wo die lettische littera-
rische gesellschaft, deren mitglied er seit 25 jaren war, bei gelegenheit
ihrer 49. jaresversammlung und zugleich seines fünfzigjärigen doktor-
jubiläuras ihn durch Verleihung der erenmitgliedachaft und Übersendung
eines prachtexemplares der damals erschienenen revidirten lettischen
bibelausgabe erte.
Als Professor der allgemeinen Sprachwissenschaft war Pott nach
Halle berufen , bisher haben wir ihn jedoch nur erst als hervorragenden
forscher auf dem gebiete der indogermanischen sprachen kennen gelernt.
„Wie (aber) das äuge, zu lange auf einem gegenstände festgehalten, er-
August Friedrich Pott. 327
müdet, und, wenn nicht durch Wechsel erquickt und neu belebt, die für
gewisse klassen der betrachtung gewonnene schärfe des blicks doch zu-
letzt wieder einbüsst, so wagte er (im jare 1847), im gefülten bedürfniss
nach frischem grün, einmal über die gemarkungen des indogermanismus
hinaus einen kecken streifzug", und diese richtung wurde dann für seine
künftigen arbeiten die entscheidende. Die beute dieses ersten streifzugs
legte er in seinem , A. v. Humboldt , „dem unblutigen eroberer dreier
weitteile und der dreiweit'' gewidmeten buche ,,Die quinare und vigesi-
male zälmethode bei Völkern aller weitteile, nebst ausfürlichen bemer-
kungen über die zalwörter indogermanischen stammes und einem anhang
über die fingernamen" (Halle 1847) nieder. Ursprünglich wollte er den
gegenständ nur in ein par aufsätzen für Zeitschriften behandeln, dieselben
waren aber für deren engen zuschnitt zu lang geworden und so ver-
arbeitete er den ihm unter den bänden wachsenden stoff zu einem selb-
ständigen buche, für welches auch eine ausfürliche rezension aus den
Halleschen jarbüchern von 1838 mit benutzt wurde. Erste anregung
gaben die Untersuchungen der gebrüder Humboldt über lautliche und
schriftliche zalenbezeichnung, besonders Alexanders abhandlung über die
zalzeichen in Crell's Journal für mathematik (bd. XIV. 209 fif.). V. d. Ga-
belentz, der in einer rezension (Jen. litztg. 1848 No. 56) noch eine
kleine nachlese von durch Pott nicht berücksichtigten zalbezeichnungen
gab, bezeichnet die ,,zälmethoden" als den ersten gelungenen versuch,
an einem einzelnen teile der grammatik zu zeigen, wie auf syntheti-
schem wege das gebäude einer warhaft allgemeinen sprachlere er-
richtet werden müsse. Was die frage nach der entstehung der zalwörter
anlangt, so wendet sich Pott gegen die schon oben erwänte meinung
Bopps, Lepsius' u. a , welche dieselben von den so ,, inhaltslosen und
begrifflich vagen pronominen" herleiten, und will sie im gegenteil trotz
ihrer abstrakten Inhaltslosigkeit (die aber nach ihm erst im sprach-
gefüle abstrakt geworden ist) auf ganz konkrete Vorstellungen zurück-
füren, und hierin folgt er einer besonders von W. von Humboldt aus-
gesprochenen ansieht (Kawispr. 22). An die „zälmethoden" schliesst
sich dann 1867 die kleine abhandlung an „Die Sprachverschiedenheit in
Europa an den zalwörtern nachgewiesen , sowie die quinare und vigesi-
male zälmethode" in der im verein mit Gosche verfassten Festschrift zur
XXV. Versammlung deutscher philologen und schulmänner in Halle (auch
allein erschienen), welche den gegenständ mehr von der ethnologischen
Seite aus behandelt, sowie auch mehrere aufsätze in Steinthals Zeitschrift
(„Sprachliche bezeichnung von mass und zal in verschiedenen sprachen",
XH. 158 und ,,Zalen von kosmischer bedeutung" XIV. 1. 129).
Eine allgemein sprachwissenschaftliche bedeutung haben dann eben-
falls die „Personennamen" und die Untersuchung über die „doppelung",
zwei gleichfalls auf synthetischem prinzip aufgebaute monographieen.
Die erste derselben, hervorragend durch die bewundernswerte fülle
zusammengetragenen und erklärten materials , ,,Die personennamen , ins-
besondere die familiennamen und ihre entstehungsarten; auch unter
berücksichtigung der Ortsnamen" erschien zuerst 1853 bei Brockhaus in
328 August Friedrich Pott.
Leipzig und dann 1859 in einer neuen aufläge mit ausfürlichem register,
welches das werk erst eigentlich nutzbar macht. Leben, nicht starre
tote form suchte und fand Pott überall in der spräche und so unternam
er es , solches leben auch im gewönlich totgeglaubten eigennamen nach-
zuweisen, den diese wortgattung durchwallenden, lebendigen, wenngleich
oft in Schlummer versenkten geist zu lösen und die nomina propria nicht
als sinnlose kinder der unbeschränkten willkür sondern als sich wie alles
in der spräche zu verhältnissmässig wenigen gruppen nach gewissen
leitenden gesichtspunkten ordnend darziitun. Die deutung der eigen-
namen gehört in fast allen sprachen zu den schwierigsten kapiteln , da
dieselben zum grossen teil auf eine ser alte zeit zurückgehen und ihre
ursprüngliche etymologie oft durch die lange, vielfach gerade charak-
teristische merkmale abschleifende konsuetudo verdunkelt ist; Pott hat
jedoch seine schwierige aufgäbe mit feinem verständniss in der genialsten
weise angegriffen. Insbesondere sind es germanische eigennamen, die er
mit staunenswertem fleisse gesammelt und nach principien geordnet hat,
dabei feien aber natürlich auch nicht streifzüge in andere sprachen,
hauptsächlich in das gebiet der griechischen namen; am Schlüsse ist
speziell arabischen und indischen namen noch einiger räum gewidmet.
Ueber altpersische eigennamen hat er 1859 in der ZDMG. XIIL 359 in
einem ausfürlichen aufsatze besonders gehandelt.
Das wesen der doppelung, unter welchem ausdruck Pott redupli-
kation und gemination, d. i. Wiederholung im ganzen, z. b. von Wörtern,
zusammenfasst , als eines der wichtigsten bildungsmittel der spräche,
behandelte er dann in einem 1862 in Lemgo erschienenen buche, indem
er hier wieder sprachen aus allen weitteilen heranziehl. Eigentlich sollte
es wie die ,,zälmethoden" als ein der Wurzelvariation verwandtes thema
mit in den ersten teil des zweiten bandes der etym. forsch. (2. aufl.)
aufgenommen werden, die zu grosse nicht vorhergesehene ausdenung,
welche das werk unmerklich annara, machte dies jedoch unmöglich.
Obwol zwar nur absichtliches, missgünstiges übelwollen oder geistige
beschränktheit der jungen vergleichenden Sprachwissenschaft, die in der
kurzen zeit ihrer entwickelung einen aufschwang genommen hatte, wie
kaum eine Wissenschaft vor ihr, ihre berechtigung absprechen konnten,
so fand sie dennoch, besonders in den kreisen sog. klassischer philologen,
welche zuweilen glaubten, die erforschung der griechischen und latei-
nischen spräche als ihre alleinige domaine in ansprach nemen und dies
ihr eigentum vor den eingriffen der Sprachforscher schützen zu müssen,
gegnerschaft und zum teil auch geringschätzige beurteilung. Solche ver-
suche, die zumeist auch aus einer gewissen bequemlichkeit entsprangen,
sich die neu gewonnenen resultate anzueignen und für die eigene weitere
forschung zu verwerten, fanden in Pott stets einen geharnischten gegner,
dessen kampfesmut und stürmischen angriffen schwer stand zu halten
war. So fülte er sich noch im jare 1869 veranlasst, in geradezu ver-
nichtender weise ein par deutsche männer und germanisten abzutun,
„welche unter dem Schilde ihres namens und ihrer Stellung glauben zu
machen versuchten , als bringe die vergleichende Sprachwissenschaft,
August Friedrich Pott. 329
welche freilich nicht den blossen germanismus sondern den gesammten
indogermanismus zu umspannen sich unterfängt, man weiss nicht, ob
einer bestimmten oder ob den Universitäten überhaupt, der himmel mag
übrigens wissen, welchen, schaden". Die schärfste derartige abfertigung
von ihm erfur indess ein von theologischer seite gegen seine Wissenschaft
unternommener, allerdings durch seine unnatur sich selbst richtender
angriff.
Der katholische pfarrer Franz Kaulen in Bonn hatte in einem 1861
erschienenen buche ,,Die Sprachverwirrung zu Babel, linguistisch-theolo-
gische Untersuchungen über Gen. XI. 1 — 9" aus den Offenbarungen der
heiligen schrift der Sprachforschung die wege weisen wollen, die sie zur
lösung ihrer sich gestellten aufgäbe einzuschlagen hätte. Es waren ganz
unglaubliche Zumutungen, welche hier an eine doch bereits einen mehr
als 40järigen entwicklungsgang durchlaufen habende Wissenschaft gestellt
wurden, Zumutungen einer fast kindlichen naivität, die uns wie aus ent-
schwundenen jarhunderten anmuten , wo man über sprachliche Verhält-
nisse noch die abenteuerlichsten ansichten hegte. Dem hauptsatze, dass
die biblische erzälung von der babylonischen Sprachverwirrung historische
warheit sei, schliessen sich andere behauptungen, wie die von einer nach-
weislichen allgemeinen Ursprache aller sprachen , von einer ,, durchgän-
gigen identität" sämmtlicher sprachwurzeln u. a. m. würdig au. Pott
sieht sich denn auch genötigt, sich quasi zu entschuldigen, dass er es
überhaupt der mühe für wert gehalten, diesen „zu spät nachhinkenden
anachronismus nicht one weiteres in stillschweigen zu begraben und
wieder zu den toten zu legen", sondern dass er, wie er an einer anderen
stelle sagt, diesen gleich einer vertrockneten rose von Jericho durch
allerhand künste wiedererweckten und aufgefrischten thesen uud dogmen
sogar noch ein eigenes buch widmet, den „Anti-Kaulen, oder mythische
Vorstellungen vom Ursprung der völker und sprachen" (Lemgo 1863).
Was ihn trieb, war das bestreben, die Sprachwissenschaft gegenüber der
theologie in schütz zu nemen, deren stets gehorsame magd sie immer
sein, und die für sich in form von almosen nur einige brosamen empfan-
gen solle, welche von der reichen dame tische fallen. „Sonst wehe ihr,
der profanen, der uuheiligen 1" Ob nun Kaulens buch trotzdem wirklich
einer so gründlichen Widerlegung, wie sie Pott in seinem über 300 seiten
starken bände fürt, wert war, mag dahingestellt bleiben, jedenfalls
schuldet sein autor ihm denselben dank, den Clauren Wilhelm Hauff
schuldet, one Pott's Anti- Kaulen wäre des wirklichen Kaulen ,, baby-
lonische Sprachverwirrung" längst vergessen worden und würde nicht
einmal von einem vereinzelten forscher aus dem staube der bibliotheken
hervorgesucht werden.
Gegen die durch die biblische erzälung entstandene hypothese einer
allgemeinen Ursprache polemisirt Pott noch wiederholt in seinen Schriften.
Zwar hat ja seit Leibnitz kein gelerter wirklich im ernst versucht,
irgend eine der noch existirendeu sprachen als die Ursprache sämmt-
licher Völker des erdballes hinzustellen , aber die möglichkeit , dass in
unvordenklicher zeit doch einst alle stamme der erde ein uud dasselbe
330 August Friedrich Pott.
uns nicht mehr erreichbare idiom gesprochen haben könnten, ist auch
in neuerer zeit besonders von Max Müller, gestützt auf Darwins theorie,
verteidigt worden. In einem aufsatze in der ZDMG. IX. 405 ff. „Max
Müller und die kennzeichen der Sprachwissenschaft" tritt Pott für die
notwendigkeit der anname eines polygenetischen, pluralistischen und von
vorn herein grundverschiedenen anfangs, wo nicht der menschheit,
so doch der menschlichen rede ein und zeigt die willkürlichkeit und
unbeweisbarkeit der aufstellungen des Oxforder Sprachforschers auf in
dessen bekannter gruppirung und entwickelungstheorie der sprachen von
familien- zu nomaden- und endlich statssprachen. Des weiteren wendet
er sich gegen derartige bestrebungen in seinem buche ,,Die Ungleichheit
menschlicher rassen hauptsächlich vom sprachwissenschaftlichen Stand-
punkte" (Lemgo 1856), das, gegen das gleichnamige werk des grafen
von Gobineau gerichtet und dessen theorie, dass die ,,völkerchemie*',
d. h. alle volkliche mischung, entartung und unabwendbares gesellschaft-
liches verderben in ihrem schösse trage, dass die menschheit seit Christi
geburt, die Gobineau in das 6. oder 7. tausend von deren bestehen setzt,
in ihr greisenalter eingetreten sei und nach einem herabsinken zur tier-
heit dem unabwendbaren tode entgegengehe, eine fülle wichtiger ethno-
logischer resultate und winke enthält. Nach Pott, der im allgemeinen
die Humboldt'sche einteilung der sprachen akzeptirt , hängt „der eren-
kranz überhaupt zur zeit noch etwas hoch für einen linguistischen Linne,
d. h. einen Sprachforscher, welcher sämmtliche sprachen des erdbodens
nach familien, gattungen, arten und sonstigen Unterabteilungen (es
dürften dies aber keine künstlichen anordnungen, wie diejenigen des
grossen schwedischen naturhistorikers , sondern es müssten durchweg
„natürliche" sein, etwa im sinne eines Jussieu) trennend und einend,
sowie neben und über einander ordnend, zu gruppiren unternemen
möchte". Den gedanken einer allen sprachen zu gründe liegenden lingua
primaeva nennt er geradezu totgeboren, und wie er treffend ausfürt, ist
es nicht die blosse höhe der zal von menschlichen idiomen , die den
Sprachforscher vor dem wagniss zurückschrecken lässt, sondern in der
unendlichen mannigfaltigkeit so gut wie schlechthin unvereinbarer
sprachformen steckt ein niederschlagendes pulver, das auch nicht einmal
an die möglichkeit mit wissenschaftlicher Überzeugung glauben lässt.
Selbst einpariger anfang der menschheit würde nach ihm nicht die
Ursprungseinheit aller sprachen nach sich ziehen.
Dass Pott dann diese berechtigte neigung gegen derartige ursprach-
liche hypothesen auch auf indogermanisches gebiet übertrug, ist bereits
angefürt.
So oft Pott von den gebrüdern Humboldt spricht, unterlässt er es
nie, seiner hohen vererung für beide ausdruck zu geben und besonders
ist es der ältere Wilhelm, der Sprachforscher, als dessen begeisterten
und dankbaren schüler er sich allerwegen bekennt. In seiner ausgäbe
von dessen werke ,,Ueber die Verschiedenheit des menschlichen Sprach-
baues" hat er in einem einleitenden bände von mehr als 500 Seiten
Wilhelm von Humboldts Verdienste um die Sprachwissenschaft in um-
August Friedrich Pott. 331
fassender tlarstellung einer Würdigung unterzogen. Was für Humboldts
sprachliche Untersuchungen das leitende motiv war, ist die philo-
sophische behandlung der sprachformen, er betrieb die Sprachforschung
vom allgemeinen philosophischen Standort aus, zugleich gepart mit
tiefster geschichtlicher sprachkenntniss. Sein streben war eine gründ-
liche und philosophisch angestellte vergleichung der sprachen, und eine
solche art und weise der Sprachforschung musste natürlich einen ebenso
philosophisch wie historisch durchgebildeten geist wie Pott mächtig an-
ziehen. Die Sprachwissenschaft, so sagt er einmal, kann der philosophie
nicht entraten, ja sie bedarf einer eigenen disziplin, der philosophie der
spräche oder dessen, was man auch wol philosophische oder allgemeine
grammatik genannt hat.
Wollen wir nun aber den einfluss, den Wilhelm von Humboldt auf
Pott's entwicklung gehabt hat, zusammenfassend formuliren, so glaube
ich mit vollstem rechte gerade auf ihn Delbrücks kurzes aber treffendes
urteil über Humboldts bedeutung für die Sprachforschung überhaupt an-
wenden zu dürfen: „Wilhelm von Humboldt wirkte auf seine Zeit-
genossen und Schüler allein durch die totalität seines geistes".
Und gerade Pott war ein geist, der an Universalität Humboldt kon-
genial war, wärend er ihn an sprachkenntniss noch weit überragte. Es
mag etwas ungeheuer reizendes für den Sprachforscher haben, überall in
das werden und innerste Wachstum der spräche hineinzusehen und den
letzten gründen auch hier allenthalben nachzuspüren, nur ist aber hier
auch zugleich die grosse gefar vorhanden, in dem ungeheuren labyrinthe
solcher philosophischen betrachtung den leitenden ariadnefaden zu ver-
lieren, und dieser gefar ist auch Pott nicht entgangen. Das uns historisch
greifbar vorliegende Sprachmaterial ist eben zu lückenhaft und unzu-
reichend, um hier die letzten fragen endgültig und befriedigend lösen
zu können und uns einen einblick in den tiefinnersten kern des sprach-
lichen lebens zu gestatten. Dass wir auf dem wege philosophischer
Sprachforschung einmal zu positiven, unanfechtbaren ergebnissen gelangen
werden, ist und bleibt vorläufig nur eine schöne hoffnung. Darum hat
sich auch die neuere Sprachforschung wieder mehr der historischen
methode zugewandt, die weniger subjektivem empfinden folgend, auf
zwar nicht so idealer aber darum auch schwindelfreierer und fester ge-
gründeter bau wandelt, darum ist in der jüngeren Sprachforschung das
interesse für die entstehung der formen und die Zusammensetzung der-
selben geringer geworden und hat das bewusstsein der tatsache mehr
und mehr um sich gegriffen, dass in den einzelsprachen eine Zusammen-
setzung ungeformter Sprachelemente nicht stattfindet.
Mit grosser Vorliebe bedient sich Pott der bereits von Bopp über-
nommenen aber erst von ihm eigentlich ausgebildeten symbolischen deu-
tung sprachlicher Vorgänge, der sog. lautsymbolik, es reizt ihn mächtig,
„den geheimnissvollen schleier, der über einer unstreitbar vorhandenen
und der gleich rätselhaften zwischen leib und sele parallelen gemeinheit
(communio) zwischen laut und begriff ruht, zu lüften und das grosse
geheimniss des bandes zwischen begriff und laut zu ergründen". So
332 August Priedrich Pott.
konstatirt er polarische gegensätze und differenzen, welche ein lebendi-
gerer sprachsinn, als er den späteren perioden nach der eigentlichen
Sprachschöpfung eigen war, mit geschärftem ore zu erfassen und oft mit
staunenswerter feinheit und sinnigkeit sprachlich zu benutzen verstand;
alle Sprachbezeichnung ist ihm eine gedoppelte, 1) sinnbildlich oder
symbolisch, 2) kyriologisch. Symbolisch ist z. b. die bezeichnung
der Vergangenheit im perfekt mittelst reduplikation (vergl. hier besonders
Steinthal's Zeitschrift band XV u. XVI), die femininalmotion im lateinischen
auf a, ebenso die feraininalflexion der «-stamme im Sanskrit, deren
volleren klang der maskulinen «-deklination gegenüber er durch die
überhaupt üppigeren formen des weiblichen vor dem männlichen ge-
schlecht deutet (!), ferner der unterschied in ungar. enni und inni, az und
ez, wo die (dunklere) ferne und die (hellere) nähe durch die unterschei-
denden vokale ausgedrückt ist; die häufige Verwendung des l in Ver-
kleinerungsformen amt gleichsam das kinderlallen nach u. v. a. m. Wir
wollen Pott nicht weiter auf diesem schlüpfrigen wege nachfolgen, auf
dem er selbst zur vorsieht mant, dass man nicht neckischen irrlichtem
nachjage, eines punktes wegen aber muss ich bei der lautsymbolik noch
einen augenblick verweilen. ,, Sinnvolle lautsymbolik" ist es nämlich, die
er hauptsächlich gegen die neue vokaltheorie und damit zugleich gegen
die Junggrammatiker in's feld fürt. Diese neue richtung ist ihm immer
ein stein des anstosses gewesen und auch in seiner grossen Publika-
tion „Zur litteratur der Sprachenkunde Europas" in Techmers inter-
nationaler Zeitschrift hat er noch einmal gelegenheit genommen, gegen
die ,, überaus zuversichtlich vorgebrachten leren" derer zu polemisiren,
,,die sich mit dem namen Junggrammatiker schmücken, sowie derer, die
in gedanken- und urteilsloser weise auf die aussprüche jener wie auf ein
unantastbares neues evangelium gläubigst lauschen". Er trifft sich hier
als bundesgenosse mit seinem früheren gegner Curtius in seiner wurzel-
theorie, den er seiner zeit nicht scharf genug mitnemen konnte. Die
drei kurzen vokale a, i, u bilden nach Pott nicht nur im Sanskrit,
sondern ebenso im Gotischen, gleichsam den vokalischen grund-
akkord, auch denjenigen menschlicher rede überhaupt. „Für die semi-
tischen sprachen aber möchte die sache ebenfalls kaum viel anders
liegen". Es kann hier nicht der ort sein, Potts einwände gegen die
jetzt fast allgemein anerkannte neue theorie zu widerlegen, kann man
sich doch beim lesen seiner ausfürungen der empfindung nicht erweren,
als füle er sich selbst ser in die enge getrieben und könne es nur nicht
über sich gewinnen, die alterwürdige, ihm so teuer gewordene ansieht
vor den profanen angriffen jüngerer preis zu geben. Natürlich verhielt
er sich auch dem ausgedenteren einfluss, welcher den analogiebildungen
von Seiten der ,, Junggrammatiker" eingeräumt wird, sowie dem satze von
der ausnamslosigkeit der lautgesetze gegenüber immer skeptisch und ver-
folgte diese theorieen gelegentlich sogar mit beissendem spott.
Ueberhaupt lässt es sich nicht leugnen, dass Pott in der letzten zeit
innerhalb der vergleichenden indogermanischen Sprachforschung in ge-
wisser weise etwas vereinsamt dastand. Die jüngeren forscher, die er
August Friedrich Pott. 333
alle hatte heranwachsen sehen und die ihm hervorragende Förderung ver-
dankten , sie schlugen andere vvege ein als er , sie bildeten eine in
mancher beziehung von der seinen abweichende, strengere methode aus
und wandten sich gegen ihn , oder vielmehr er wandte sich gegen sie.
Aber bis an sein ende blieb er, wennschon weiss an hären, doch der
jugendfrische, ja stürmische kämpfer, der er von je her gewesen. Seinen
streit mit Curtius über Wurzelzusammensetzung habe ich schon erwänt,
Grassmann bestritt er immer und immer wieder seine lere von den
doppelten aspiraten, Joh. Schmidt die ser ,, leichtfertige" anname von
der ursprünglichkeit des A-lautes (^,) vor dem palatalen «, alles theorieen,
die rings um ihn von den Sprachforschern allgemein akzeptirt wurden.
Pott war ein ausserordentlich fruchtbarer gelerter, ausser den ge-
nannten grösseren selbstständigen werken hat er eine reiche menge von
aufsätzen und rezensionen in den verschiedensten Zeitschriften erscheinen
lassen. So war er als mitarbeiter tätig selbstverständlich an der von
ihm mitbegründeten Zeitschrift der deutschen morgenländischen gesell-
schaft, der Zeitschrift für die künde des morgenlandes , an Kuhn und
Schleichers beitragen, Kuhns, Höfers und Steinthals Zeitschriften, an
Bezzenbergers beitragen und an der erst vor kurzem begonnenen Tech-
mer'schen internationalen Zeitschrift für allgemeine Sprachwissenschaft,
die er durch eine grössere, hervorragende abhandlung eröffnet hat und
die 80 unter seinen, des altmeisters, auspizien ihren ersten gang in die
weit hinaus getan hat. Vereinzelte arbeiten finden sich dann in den
Preussischen jarbüchern, dem Philologus, Fichte und Ulrici's philo-
sophischer Zeitschrift, ja sogar in Wittes Dante -Zeitschrift u. v. a. m. ;
rezensionen besonders ausser in den erwänten Zeitschriften meist in der
Allgemeinen Halleschen litteraturzeitung, den Berliner jarbüchern für
wissenschaftliche kritik, den Blättern für literarische Unterhaltung etc. etc.
Von den zerstreuten aufsätzen möchte ich einige im nachstehenden noch
besonders hervorheben.
Wichtige aufschlüsse über afrikanische und vorzüglich die Bantu-
sprache hat Pott in verschiedenen aufsätzen in der ZDMG. gegeben: „Ueber
das verwandtschaftliche verhältniss zwischen den kaffern- und kongo-
sprachen" (H. 5 und 129), „Die sprachen Afrikas" (V. 405), „Ueber die
Kihiau-sprache" (VI. 331) und „Sprachen aus Afrikas innern und westen"
(VHI. 413). Die ergebnisse seiner forschungen, welche er in diesen
abhandlungen niedergelegt, werden mit zu den für diese sprachen grund-
legenden Untersuchungen gezält. Wertvolle materialsammlungen für
kulturhistorisch-linguistische forschungen enthalten eine reihe von auf-
sätzen in Kuhn und Schleichers beitragen, die unter dem titel „Zur
kulturgeschichte" vereinigt sind und sich durch mehrere bände hin-
ziehen. Ich kann hier nicht seine die verschiedensten gebiete, wie ver-
gleichende mythologie, ethnographie, allgemeine grammatik etc. berürenden
arbeiten alle aufzälen, erwänt seien von Untersuchungen über einzelne
indogermanische sprachen nur noch die aufsätze über romanische
sprachen, „Ueber romanische demente in der lex salica" (Höfers Zeitschrift
III. 112), „Das Latein im übergange zum Romanischen" (Zeitschr. für alter-
neiträgo z. künde il. indj:. sprachen. XIII. 23
334 August Friedrich Pott.
tumswissenschaft 1853 und 1854), „Romanische demente in den langobar-
dischen gesetzen" (KZ. XII und XIII); ferner über das Albanesische
(ZDMG. XVII. 414), das zum indogermanismus zu rechnen, er sich
noch nicht recht entschliessen konnte. Vor allem aber ist zu nennen
der umfangreiche artikel „Indogermanischer sprachstamm" in Ersch
und Grubers enzyklopädie, welcher die erste zusammenhängende Über-
sicht der einschlägigen sprachen und ihrer literatur giebt. Eine neue
aufläge und zugleich eine erweiterung desselben bietet gewissermassen
seine schon mehrfach zitirte abhandlung in Techmers Zeitschrift , »Ein-
leitung in die allgemeine Sprachwissenschaft" mit dem Supplemente „Zur
literatur der Sprachenkunde Europas". Durch eine musterhafte genauig-
keit und Vollständigkeit, mit dem grössten fleisse ausgearbeitet, zeichnen
sich derartige an verschiedenen stellen in Potts Schriften wiederkerende
literaturzusammenstellungen aus, die ihm allerdings auch der umstand
erleichterte, dass er die aufgezälten werke meist von ihren Verfassern
zugesandt erhielt und somit auch aus eigenster anschauung kannte. Ein
kürzerer derartiger gesammtüberblick findet sich u. a. auch in den
Et. f.^ II. 4 (vorwort); wiederholt und erweitert aus einer arbeit in den
Jarbüchern der freien deutschen akademie, Frankfurt a. M. 1849. Ersch
und Grubers enzyklopädie hat in ihm einen hervorragenden mitarbeiter
verloren, ausser dem „Indog. sprachstamm" hat er für sie noch u. a. die
artikel „Geschlecht" (grammatisches), ,,Participium", ,,Patronymica" und
„Personennamen" geschrieben; auch in Brockhaus konversationslexikon
sind einige artikel aus seiner feder geflossen, so seine Selbstbiographie,
der bereits erwänte artikel „Rotwelsch" etc.
Steinthal sagt einmal von Pott, er kenne keinen schriftsteiler, der
in dem masse wie er leistete, was man sich von ihm verspräche, und
dieses urteil, so paradox es auch anscheinend klingen mag, ist ent-
schieden nicht übertrieben. Seine sämmtlichen arbeiten, mag man sie
auch bisweilen mit dem bewusstsein, nicht überzeugt zu sein, aus der
band legen, oder mögen sie auch one ein bestimmtes historisches resultat
abschliessen, enthalten eine jede einzelne doch stets so viel des anre-
genden und belerenden, dass man sich nie one ein gefül der befriedigung
von ihnen trennen wird. Mindestens kann man auf jede derselben mit
geringfügiger änderung das wort des Mela anwenden, das er selbst seinen
etymologischen forschungen in ihrer neuen gestalt als motto vorangestellt
hat: impeditum opus et facundiae minime capax, verum adspici tarnen
cognoscique dignissimum, et si non ope ingenii orantis, at ipsa sui con-
templatione pretium operae attendentium absolvens. Freilich leicht macht
es Pott seinem leser nicht, er giebt ihm nicht, wie Joh. Schmidt es
einmal ser treffend ausdrückt, wolfeilen kaufes seine kenntuisse her, er
bietet ihm nicht einfach die gewonnenen resultate seiner forschungen,
sondern er fürt ihn direkt in die werkstätte und zwingt ihn selbst, die
arbeit mit durchzumachen. Darum sind auch viele seiner bücher, ganz
besonders die Etym. forsch, sowie die „Personennamen" in ihren ersten
auflagen one register für viele ein totes kapital geblieben. Dazu kommt
noch eine erschwerende eigentümlichkeit seiner Schreibweise. Seine grosse
August Friedrich Pott. 335
belesenheit und seine phänomenale gelersamkeit nicht nur auf dem gebiet
der indogermanischen sondern auch der verschiedensten anderen sprachen,
verleiten ihn häufig zu weiten abschweifungen auf seinem ursprünglichen
thema ganz fern liegende gebiete. Selbstverständlich kann hierdurch
die klare und übersichtliche darstellung nur leiden , sein stil erhält
gewissermassen den Charakter eines — man verzeihe das paradoxon —
geordneten chaos. Aeusserst glücklich und fast unerschöpflich ist Pott
dann in praegnanten bezeichnungen sprachlicher Verhältnisse und Vor-
gänge, in denen er meist mit plastischer deutlichkeit das charakteristische
der frage trifft. So wenn er von der begattungsfähigkeit der sprachen
unter einander oder von verlebendigung der natur spricht, wenn er die
dialekte chromatische brechungen des ursprünglich einen und einfarbigen
lichtes nennt, die doppelung als wiedergebärung aus dem schösse des
schon einmal gesetzten bezeichnet etc. Potts grosses interesse für jede
neue literarische erscheinung bekundete sich in seinen zallosen bücher-
rezensionen , die in den verschiedensten Zeitschriften zerstreut sind. Er
war als kritiker ein „acer castigator aliorum", wie er sich selbst schon
in seiner doktordissertation bezeichnet, dabei aber hat wol zugleich
kaum einer so rückhaltslos und gerecht die Verdienste anderer anerkannt
als gerade er; wärend allerdings „vollmundigkeit", die durch erkünstelten
brustton der Überzeugung die eigene schwache leistung zu verdecken
suchte, vor seinem scharfen, unnachsichtlichen richterspruch nicht be-
stehen konnte.
Wie in seinen Schriften, so pflegte Pott auch in seinen Vorlesungen
sich exkurse im breitesten umfang zu gestatten. So war er oftmals,
noch ehe der hörer es sich recht versah, in einem kolleg über egyptische
hieroglyphen übergesprungen zu irgend einem lieblingsthema , wie z. b.
der polemik gegen die doppelten aspiraten oder dgl. Daher war es für
den jungen Studenten, der one weitere Vorkenntnisse seine Vorlesungen
besuchte, ser schwer, dem fluge seines geistes zu folgen, um so mehr bot
er aber dem mit dem gegenstände bereits vertrauteren hörer. Im ganzen
hat Pott, so viel ich wenigstens zu beurteilen vermag, als universitäts-
lerer, d. h. durch seine Vorlesungen, nur geringen einfluss auf die
jüngere heranwachsende generation der Sprachforscher geübt. Eine schule
hat er nie gebildet, teils war die art und weise seiner forschung zu
universal, teils lag dies seinem aristokratisch vornemen charakter zu
fern. Dabei kam er indess jüngeren aufstrebenden gelerten stets mit
seltener liebenswürdigkeit entgegen, sie in jeder weise durch rat und
tat zu fördern und unterstützen bereit.
Potts Vorlesungen erstreckten sich, besonders in der ersten zeit
seiner akademischen lertätigkeit, auch auf die erklärung griechischer und
lateinischer schriftsteiler; so hat er Theokrit, CatuU, Persius, Juvenal
und Herodot erklärt, allerdings alles autoren, die ihm, besonders der
letztgenannte, reichlich gelegenheit zu sprachlichen, ethnologischen und
mythologischen ausfürungen boten. Ueber allgemeine Sprachwissenschaft
und Sprachphilosophie sowie über philosophische und historische gram-
matik las er bis in seine letzten lebensjare in regelmässigem turnus,
23*
336 August Friedrich Pott.
früher trug er seine sprachphilosophischen theorieen auch gelegentlich
der erklärung von Plato's Cratylus vor. Im Sanskrit beschränkte er sich
nur auf leichtere texte, wie den Nalas, Bopps diluvium und stücke aus
Lassens Chrestomathie ; von anderen indogermanischen sprachen behan-
delte er in Vorlesungen Zend, Lateinisch, Griechisch, Gotisch, Keltisch,
die romanischen sprachen und ihre entwickelung, seit 1833 las er auch
über ägyptische hieroglyphen und seit 1846 über Chinesisch, beides koUegs,
die er bis zuletzt beibehielt.
Den hohen Verdiensten Potts um die vergleichende Sprachwissen-
schaft hat auch die äussere anerkennung nicht gefeit, er gehörte zu den
glücklichen gelerten, die noch zu ihren lebzeiten durch reiche eren-
bezeugungen ihre arbeit belont sehen. Nachdem ihm bereits verschiedene
höhere preussische und russische orden verliehen waren , wurde ihm am
spätabend seines lebens dann noch die höchste auszeichnung zu teil,
indem er am 24. januar 1886 zum stimmfähigen ritter des ordens pour
le merite für Wissenschaften und künste ernannt ward. Daneben feiten
aber auch nicht ihm direkt von der Wissenschaft dargebrachte eren-
bezeugungen und anerkennungen , für den waren gelerten doch die
höchste, ureigenste belonung wissenschaftlicher arbeit: fast keine wirklich
bedeutende akademie oder gelerte sprachwissenschaftliche gesellschaft
des in- und ausländes, deren aktives, korrespondirendes oder erenmitglied
Pott nicht war. Die Mailänder akademie ernannte ihn noch kurz vor
seinem tode zu ihrem mitgliede, doch sollte er diese letzte ere nicht
mehr erleben, die nachricht von seiner kreirung traf erst nach seinem
hinscheiden ein. Von allen akademieen und gelerten gesellschaften in-
dess, denen er angehörte, hat wol keine durch seinen tod so viel ver-
loren als die deutsche morgenländische gesellschaft. In ihm ist wieder
einer der vier begründer dieser weit über die grenzen Deutschlands
hinaus hoch geachteten gesellschaft dahingegangen und nur noch die
erwürdige gestalt professor Fleischers in Leipzig ragt noch von diesen
berümten vier in die jüngere generation hinein. Gelegentlich des fünf-
undzwanzigjärigen bestehens der gesellschaft im jare 1870 wurden dann
bekanntlich die damals noch sämmtlich lebenden Stifter, Brockhaus,
Fleischer, Pott und Roediger zu erenraitgliedern ernannt und ihnen eine
künstlerisch ausgefürte, prachtvolle denkmünze überreicht.
Trotz aller dieser reichen erenbezeugungen, wie sie nicht leicht
einem zweiten gelerten zu teil geworden sind, erhielt sich Pott immer
und immer die bescheidenbeit und anspruchslosigkeit eines warhaft
grossen mannes und wol niemand, der ihn nicht kannte, vermutete in
dem einfachen, ihm auf der Strasse oder in gesellschaft begegnenden
liebenswürdigen, jovialen alten herrn den weltberümten gelerten.
Der lebensabend Potts war ein heiterer, im kreise geliebter kinder
und enkel, an der seite einer teuren gattin, war es dem greise vergönnt,
nach einem langen arbeitsreichen schaffen in ruhe die letzten lebensjare
zu verbringen. Dabei behielt er aber in einer seltenen frische des geistes
bis in seine höchsten lebensjare ein lebendiges interesse für seine Wissen-
schaft bei und nur selten begegnete es, dass man ihn in seinem studier-
August Friedrich Pott. 337
Zimmer, von foliantcn und büchern umgeben, nicht arbeitend antraf,
wärend eines seiner enkelkinder zu füssen des grossvaters auf dem erd-
boden spielte. Erst die letzte krankheit musste dem greise gewaltsam
die feder aus der zitternden band entwinden und so sind auch die letzten
bogen seiner schon mehrfach erwänten arbeit in Techmers Zeitschrift
erst kurz nach seinem tode der gelerten weit bekannt geworden.
Eine abwechslung in das ruhige familienleben brachten dann im
letzten jarzehnt zwei Jubelfeste. Am 17. Oktober 1877 beging er die
50ste wiederker des tages, an welchem er als fünfundzwanzigjäriger in
Göttingen die erste akademische würde, den doktortitel, erlangt hatte.
Briefe und telegrararae trafen aus allen gegenden der weit ein , die Göt-
tinger Universität übersandte das erneuerte doktordiplom , alle gesell-
schaften, denen er angehörte, brachten ihre glückwünsche dar. Die
berliner akademie, deren korrespondirendes mitglied er bereits seit
langen jaren war, ernannte ihn zum erenmitgliede, desgleichen die
lettische litterarische gesellschaft; ausser der Universität Halle , welche
durch rektor und dekane ihre glückwünsche überbringen Hess, hatte
noch Jena in der person des prof. Delbrück einen besonderen Vertreter
entsandt.
Auch an seinem SOsten geburtstage, dem 14. november 1882, wurde
ihm eine fülle von glückwünschen dargebracht, die berliner akademie
nam an diesem tage noch besonders gelegenheit, ihr erenmitglied in
einer eben so herzlichen wie erenden adresse zu begrüssen , die von
säramtlichen mitgliedern unterzeichnet war.
Im engsten familienkreise beging er dann in Marienbad im august
1883 das fest seines fünfzigjärigen professorenjubiläums. Auch hierhin
wurden ihm vielfache beweise der vererung und liebe nachgesandt.
Ausser einem glückwunschschreiben der Universität übersandte auch die
gesammte Hallesche Studentenschaft eine künstlerisch ausgestattete adresse,
welche daran erinnerte, dass der Jubilar als einstiger schüler, jetziger
Vertreter Franz Bopps, das, was einst voranend der theolog J. S. Vater
für die Sprachforschung versucht, in so hoher Vollendung hinausgefürt
habe.
Trotz seines hohen alters liess er es sich nicht nemen , seine Vor-
lesungen regelmässig zu halten und nur ganz ungünstige Witterung ver-
mochte den gewissenhaften mann an der ausübung seiner berufspflicht
zu hindern. Da legte eine heftige erkältung, die er sich bei einer aus-
fart am 3. mai d. js. zugezogen hatte, den keim zu seiner letzten krank-
heit. Bereits seit dem folgenden tage wurde er an's zimmer gefesselt,
ein heftiger bronchialkatarrh mit sich häufig wiederholenden asthma-
tischen anfallen ermattete den körper derartig schnell , dass er schon
nach 8 tagen nur noch selten das bett verlassen konnte. Erst am 5. juli
nachmittags 3 ur erlöste ihn der tod von seinen langen und schweren leiden.
Für alle zeit ist dem namen Potts ein hervorragender platz in der
Sprachwissenschaft gesichert, als gelerter und als mensch war er einer von
denen, über deren verlust nur die erinnerung an sie zu trösten vermag.
338 August Friedrich Pott.
Verzeichniss der Schriften Pott's.
1827. De relationibus quae praepositionibus in Unguis denotantur disser-
tatio. Cellis, typis Schulzianis. (Doktordissertation.)
1833/36. P]tymologische forschungen auf dem gebiete der indogermani-
schen sprachen mit besonderem bezug auf die lautumwandlung im
Sanskrit, Griechischen, Lateinischen, Littauischen und Gotischen.
Lemgo, Meyer'sche hofbuchhandlung. 2 bände. (2. völlig umge-
arbeitete aufläge in 5 bänden und einem registerband. 1859/76.)
1837. De lithuano - borussicae in slavicis letticisque unguis principatu
commentatio, universitati litterariae Gottingensi Georgiae Augustae
inter ipsa sacra secularia prima gratulandi causa oblata. Halis,
formis Gebaveriis.
1840. Indogermanischer sprachstamm in Ersch und Grubers enzyklo-
paedie. II. Sektion. 18. teil. 1.
— Patronymica, ib. III. Sektion. 13. teil. 437.
1840/46. Kurdische Studien (in gemeinschaft mit Roediger). Zeitschrift
für die künde des morgenlands. III — VII.
I. Allgemeine Übersicht der kurdischen spräche.
II. Lautlere. III. 1.
(1842) III. Naturgeschichtliches aus der kurdischen und anderen
sprachen Westasiens. IV. 1. 259.
(1844) Fortsetzung. V. 57.
(1846) do. VII. 91.
1841. De letticarum linguarum cum vicinis nexu s. de Borusso-Lithua-
nicae tam in slavicis quam letticis Unguis principatu commentatio
II. Halis, formis Gebaveriis.
1844/45. Die Zigeuner in Europa und Asien. Ethnographisch-linguistische
Untersuchung, vornemlich ihrer herkunft und spräche, nach ge-
druckten und ungedruckten quellen. Halle, Ileynemann.
1846. Ueber die spräche der Zigeuner in Syrien. Höfer's Zeitschrift
L 175.
1847. Die quinaere und vigesimale zälmethode bei Völkern aller Welt-
teile. Nebst ausfürlichen bemerkungen über die zalwörter indoger-
manischen Stammes und einem anhange über fingernamen. Halle,
Schwetschke und son.
— Ueber das verwandtschaftliche verhältniss zwischen den kaffem-
und kongosprachen. ZDMG. IL 5. 129.
— Ueber die namen des elephanten. Höfer's Zeitschrift II. 81.
1848/52. Die Zigeuner und ihre spräche. ZDMG. III. 321 und VIII. 389.
1849. Javanische spräche und litteratur. ZDMG. IV. 269.
— Gesammtüberblick über die Sprachwissenschaft. Jarb. der freien
deutschen akademie, im auftrage des zur gründung einer freien
akad. univ. gebildeten ausschusses herausg. v. Nauwerck und Noack.
Frankfurt a. M. Li. 185.
1850. Kurdisches. Höfer's Zeitschrift. II. 353.
August Friedrich Pott. 339
1850. Die sprachen Südafrikas. ZDMG. V. 405.
1851. Unterschied von sprachlere und Wörterbuch in absoluter oder in
relativer fassung. AUg. monatsschrift für Wissenschaft und literat.
Juliusheft. 19.
— Ueber romanische elemente in der lex salica. Höfer's Zeitschrift
III. 113.
— Ueber die klassifikation der sprachen. ZDMG. VI. 287.
— Ueber die Kihiau-sprache. ib. 331.
— Plattlateinisch und Romanisch. KZ. I. 309. 385.
1852. Metaphern vom leben und von körperlichen Verrichtungen herge-
nommen. KZ. II. 101.
— Benennungen des regenbogens. ib. 414.
1853. Die personennamen, insbesondere die farailiennamen und ihre ent-
stehungsarten ; auch unter berücksichtigung der Ortsnamen. Eine
sprachliche Untersuchung. Leipzig. (2. aufläge mit register 1859.)
— Sprachen aus Afrikas innern und westen. ZDMG. VIII. 413.
1853/54. Das liatein im übergange zum Romanischen. Zeitschrift für
altertumswissenschaft. XI. 481. XII. 219.
1864. Religiöse beziehungen in namen von naturgegenständen. KZ.
IV. 172.
— Bellerophon, Vrtrahän. ib. 416.
1865. Max Müller und die kennzeichen der Sprachverwandtschaft. ZDMG.
IX. 405.
1855/56. Etymologische späne. 1) 'PtSCria; 2) Znüqrri; 3) XäqvßSig;
4) 'PaSäfxav&og; 5) 'AXiXTto, lASqüarHo. etc.; 6) JiöaxoQoi, Jioßxov-
Qoi; 7) 'Poißog, ^oCßr]. KZ. V. 241.
— do. 1) Dädalus mit familie; 2) Palamedes; 3) Musen, Minerva
und seher; 4) Proteus, Python; 5) Die kalydonische jagd und Me-
leager; 6) Der räuber Siuis, Polypemon etc.; 7) Pentheus, Erigone;
8) Tyrtaeus, Ibykus. KZ. VI. 80. 95.
— do. 1) Orion; 2) Hyaden, Plejaden; 3) Dionysos und mehrere
göttliche feldbeschützer; 4) Asklepios, Koronis; 5) Gefolge der Diana,
Aktaeon. KZ. VI. 259.
1866. Die Ungleichheit menschlicher rassen hauptsächlich vom sprach-
wissenschaftlichen Standpunkte, unter besonderer berücksichtigung
von des grafen von Gobineau gleichnamigem werke. Mit einem
überblicke über die Sprachverhältnisse der völker. Ein ethnologi-
scher versuch. Ijemgo u. Detmold, Meyer'sche hofbuchhandlung.
— Geschlecht (grammatisches) in Ersch und Grubers enzyklopaedie.
I. Sektion, 62. teil. 393.
— Onomatologische Studien. 1) Personennamen auf -Ivos und mit
-vovs; 2) Personennamen auf -iüvög, -?j; 3) Personennamen auf -Jjff,
•r^rog; Tigris; 4) Der feurige dornbusch. KZ. VI. 241.
— Altgriechisch im heutigen Kalabrien? Philologus XL 245.
1857. Bemerkungen über die Zigeuner in Persien. ZDMG. XL 696.
1857/59. Mytho-etymologica. 1) Ixion, Eurytos; 2) Athamas; 3) Kory-
banten und eigennamen auf -ag, -uvrog] 4) Labdacus und die per-
340 August Friedrich Pott.
sonennainen auf A«dff, ö^fxos: 5) namen auf -oirccg, -oCttjs- Mtvoi-
Ttos. KZ. VII. 81. 241. 321.
1857/59. Mytho-etymologica. 1) Namen von Amazonen, und eigennamen
mit <f«to?, Jjjtof, Satg. KZ. VIII. 425.
— de. 2) Personennamen auf -(vg; 3) Personennamen nach dem
berge Ida. Phineus. Pandion. Eigennamen mit oxp. KZ. IX.
839. 401.
1858. üeber die erste person des imperativs. Kuhn und Schleichers
beitr. I. 50.
— Ein paar persischer, slavischer und semitischer namen. ib. 289.
— Die japanische spräche in ihren Verhältnissen zu anderen Asia-
tinnen. ZDMG. XII. 442.
— Ein blick auf die allgemeine Sprachkunde und deren litteratur.
Preuss. jarb. II, heft 1, 65—79.
— Ovidiana. 1) Vertumnus , nord. ürdhr, Verdhandi; 2) Imperativ
im passiv; 3) Egeria; 4) Ascanius; 5) Ardea; 6) Stellio Ascalaphus;
7) Cerastias. Propoetides; 8) Virbius. Hippolytus; 9) Peleus und
Thetis; 10) Mantus. KZ. VIII. 21. 96. 174.
1859. Ueber altpersische eigennamen. ZDMG. XIII. 359.
1860/63. Ueber mannigfaltigkeit des sprachlichen ausdrucks nach laut
und begriff. Stein thal's Zeitschrift I. 254 (Begriffliche Verschieden-
heit), 345 (Amor, die fledermaus), 510 (Metallnamen); II. 120 (Metall-
namen), 195 (der donner); III. 338 (wetter, himmel, gott).
1861. Naturgeschichtliches. Kuhn und Schleichers beitrage II. 38. 1)
Bezeichnung von schwanger, trächtig. Vieh für vermögen und
umgekert. 2) Melk, güst. 3) Hörnerloses vieh. 4) Tierglocken;
gemeindestier.
1861/65. Zur kulturgeschichte. Ib. 1) Unterscheidung der vieharten,
2) Verschneidung. 195; 3) Bienenzucht. 265; 4) Veredlung der
Obstbäume. 401; 1) Hunde. IH. 289; 2) Geissgeschlecht. IV. 68;
3) Vögel, 79.
1862. Doppelung (reduplikation, gemination) als eines der wichtigsten
bildungsmittel der spräche beleuchtet aus sprachen aller Weltteile.
Lemgo u- Detmold, Meyer'sche hofbuchhandlung.
1863. Anti-Kaulen oder mythische Vorstellungen vom Ursprung der völker
und sprachen. Nebst beui-teilung der zwei sprachwissenschaftlichen
werke Heinrich von Ewald's. Lemgo und Detmold, Meyer'sche
hofbuchhandlung.
— Zur geschichte und kritik der sog. allgemeinen grammatik. Fichte
und Ulrici, Zeitschrift für philosophie und philos. kritik. XL. 102.
185.
1864/65. Romanische elemente in den langobardischen gesetzen. KZ.
XII. 161. XHI. 24. 81. 321.
1866. Was bedeutet Diafoirus bei Moliere? KZ. XIV. 343.
1867. Die Sprachverschiedenheit in Europa an den zalwörtern nachge-
wiesen, sowie die quinäre und vigesimale zälmethode. Festgabe zur
August Friedrich Pott. 341
XXV. philologenversammlung in Halle, oriental. sekt. (auch als
besonderes buch 1868, Halle, Waisenhausbuchhandlung, erschienen).
1867. Dante's familienname. Jarb. der deutschen Dantegesellsch. I. 161.
1867/73. Wurzelwörterbuch der indogermanischen sprachen. Detmold,
Meyer = Etymologische forschungen, 2. aufl. Band 11. 2. abth. —
band V.
1870. Die partikeln skr. gha, gha, ha und hi; zend. zi; griech. yd, y4\
lith. -gi; slav. ze u. s. w. Kuhn u. Schleichers beitr. VI 257.
— Eigennamen in ihrem unterschiede von appellativen und mit der
namengebung verbundener glaube und sitte. ZDMG. XXIV. 110.
— Zigeunerisches (in geraeinschaft mit Mordtmann). ib. 681.
— Die Umstellung des hauches. KZ. XIX. 16.
1873. Unterschied eines transitiven und intransitiven nominativs. Kuhn
u. Schleichers beitr. VII. 71.
1875. Chemie oder chymie? ZDMG. XXX. 6.
1876. Wilhelm von Humboldt und die Sprachwissenschaft. 2 Bde. Berlin,
Calvary. (2. vermehrte aufläge 1880; mit nachtragen und personen-,
sach- und Wortregister von A. Vanißek.)
1878. Das indogermanische pronomen. ZDMG. XXXIII. 1.
1880. Sprachliche bezeichnung von mass und zal in verschiedenen
sprachen. Steiuthal's Zeitschrift XII. 158.
1882. Zalen von kosmischer bedeutung, hauptsächlich bei Indern und
Griechen und Wichtigkeit von genealogieen im mythua. Steiuthal's
Zeitschrift XIV. 1. 129.
1883. Lateinisch und griechisch in einigen ihrer wichtigsten lautunter-
schiede. KZ. XXVI. 113
1884. lAel^ uiwv und das ampliativsuffix cüt, lat. 6n, sowie Wörter auf -go,
-do im nominativ. BB. VIII. 37.
— Einleitung in die allgemeine Sprachwissenschaft. Techmers's Zeit-
schrift I. 1. 329.
1884/85. Verschiedene bezeichnung des perfekts in einigen sprachen und
lautsymbolik. Steinthal's Zeitschrift XV. 287. XVI. 117.
1885/86. Zur litteratur der Sprachenkunde im besonderen. Techmer's
Zeitschrift II. 54. 209. III. 110 (unvollendet).
1886. Allgemeine Sprachwissenschaft und Carl Abels egyptische Sprach-
studien. Leipzig, W. Friedrich. (Von diesem stark verunglückten
buche — da sich an Abels theorie vom gegensinn der worte anle-
nend — habe ich erst ganz spät kenntniss erhalten, als der nekrolog
schon gedruckt war).
1887. Zur litteratur der Sprachenkunde Europa's. Techmer's Zeitschrift.
Supplem. 1.
Rudolstadt. P. Hörn.
342
Register.
I. Sachregister.
Ablaut: quantitativer ablaut in
zweisilbigen basen 113. 115. 119.
122. 124 n. 125, qualitativer a.
113, a. des part. prs. act. 41. —
Verbala. im Lyk. 273.
Accent: Versetzung des hauptac-
centes im Germ an. 31. — Idg.
a.-wechsel im femininum auf -ä
36, 8. vocale.
Ahuna-vairya interpretiert 245 ff.;
unvollständigkeit seiner jetzigen
gestalt 253 f.
Alphabet: zum lykischen a. 133.
Assimilation des anlauts an den
inlaut 302.
Augment: eine spur des a. im
Lyk. in der krasis 261 ff.
Bedeu t ungs entwickelung 59.
93. 129. 140. 142 ff. 291 ff. 311 ff.
Conjugation: Präkrit- wurzeln
nach der vierten c.-klasse abwei-
chend vom Sanskrit 9. — Zur
fünften und neunten präsensklasse
im Altiran. 60ff. ; inchoativa im
gäthadialect 75; infinitiv in
locativform 76. — Lykisch:
verbalformen auf -nte, -ntö, -ntä
136; die verbalformen der bilin-
guen 258 ff. 275 f. 282 ff.; con-
junctivformen 274. 279 ; mutmass-
liche verbalformen 285 ff. —
Keltisch: das ^-praeteritum aus-
gegangen von der dritten pers.
sing, des nicht thematischen me-
dialen aorists 128 ff.
Consonanten: idg. y (palatale
Spirans)? 91; Wechsel der wurzel-
anlautenden muten namentlich
gh : g 49 f., g : k 50. — Behand-
lung des ai. fl im Präkrit lOf.
— kh vor « im Avest. ohne ety-
mologischen wert 65 f. — Ly-
kisch: Verdoppelung der conso-
nanten hinter sonantischen liqui-
den 138; gleitlaut « und m hinter
j» und f^i vor vocalen 134; s aus
afficiertem guttural 136; t = idg.
d 271. 273; anlautend hr inv pr
271; idg. dh anlautend zu dd, in-
lautend zu d 273; Wechsel von d
und t im conjunktivischen suffix
274. 279. — Griechisch: ver-
wandelung wurzelschliessender te-
nuis in die media 301. 308. 310n.;
metathesis von sph- zu psh- {(pd-)
63. — Umbrisch <ts zu rs 140f.
— Keltisch: behandlung des
auslauts -nt 1 30 n. ; ausspräche der
tenues und mediae nach n im
Neu-Gälischen 132. — Urger-
manische Verschärfung von j und
w 33 ff. , bei unmittelbar voraus-
gehendem accent 36; urgerm. i
(j) zwischen vocalen zu ^V (jj)
gedehnt 34; ggj für ^ im Faröi-
schen 53; gj im Schwedi-
schen zuj23; entwickelung von
aschw. gh zu ^, j im Nschw.
24 r.; l für r in schwed. dial.
49.
Contraction im Lykischen
260 ff. — C. der verba auf -^w bei
den älteren ionischen Dichtem
175.
Declination: idg. casus mit bh
123 n. 2.; locative auf -n 113. -
Arische bildung des gen. sing,
der r-stämme92; die gäthische
flexion der M-stämme 89f.; avest.
locativ auf«« gleich dem griech.
dativ auf oi 85. — Lykisch er
accus, sing, auf in, 135. 137. —
Pluralia tantum der Ortsnamen
im Griech. und Lat. ursprüng-
liche locative 111 ff. 114 ff. —
Irisch: dat. sing, der a-stämme
eigl. locativ 131 ; voc. plur. der
o-stämme eigl. accusativ 131 f. —
Flexion des schwachen feminin,
im Germ an. 43, des part. prs.
act. im Schwed. 38 ff. ; dualis
im Altschwed. 41 ff.
Dialect: d. altionische dialect in
den resten der lyriker 173 ff.; zu
Buenos von Paros 173, text 185 ff.;
zu Simonides v. Keos 1 74 ; text 220 f.;
zu Archilochos von Paros 1 74 ; text
176 ff. ; zu Kallinos von Ephesus
text 188; zu Semonides von Amor-
gos 174 f.; text 189 ff.; zu Mi-
mnermus von Kolophon 175; text
194 ff.; Hipponax von Ephesus
Register.
343
text 197 ff,; Tyrtaeus text 204 ff.;
Anakreon 208 ff. ; Xenophanes
216 ff.; zu Phokylides 175 f.; text
218 ff. Ananias 220. — Schwe-
dische d. 8. consonanten.
Gradation: idg. Superlativsuffix
-tmmo- 135; comparativsuffix -ter-
im Lykischen 271 ff.
Hiatus in der urspr^che möglich
34 f.
Lehnwörter im Keltischen 308,
im Schwedischen 29.
Lyrik: s. dialect.
Märchen: entstehung und Über-
lieferung der m. der tausend und
einen nacht 222 ff.
Pronominalstamm hho- , bhe-
122, als casussuffix 123 n. 2. 124
n.; pr.-st. u 124 n.; pr.-st. ete-,
te-, to- 125.
Suffix: Lyk. -rp,ma 135, -nne 135,
-vi^ne (= ai. -vinf) 135, -ze 259;
ala in kleinasiatischen Ortsnamen
278, s. gradation.
Syntax: adverbielle accusative im
Sanskrit, Avest., Griech. und
Althochdeutsch. 290; alter
der Verbindung des vocativs mit
dem artikel, resp. pronom. demon-
strat. 290 f.; accusat. statt des
vocativs im Lat. und Kelt. 131f.;
der dativ statt des genetivus pos-
sessivus im San skr., Avest. und
Französ. 249 f. 252.
Umlaut: Fehlen des u. bei hiatus
im Altnord. 27 f. 29.
Vocale: öi für ai in den gäthas
65; auslautend, ö aus au im
Avesta 83, ar aus rr und f 71.
— Lykisch: ä = idg. e 273,
-0 = idg. -u 281 ; nasale souanten
132 ff., liquide sonanten 137 ff.;
nachhallvocal (a, ä) bei abfall von
-t 275. — Griech. « im zweiten
glied der composita zu o 316. —
Latein, a = german. e 33. —
Germanisch: g. ai für e in
nicht haupttoniger silbe 125; t, ?
vor vocalen zu e im Nord. 35;
Verkürzung von ü zu o in unbe-
tonten Silben im Schwad. 37;
Schwächung und neuer aufschwung
von a, 0 im Schwed. 25 f. n.
Wurzeldeterminativ d im
Avest. 87 f.
Wurzelvariation mit r 48.
Sanskrit.
aktu 311
äehän 86
aja 311
aju 311
anjana 312
anjas 311
äti 125
ätra 125
adhiksitam 76
anakti 311
antara 271 f.
dpi 134
apo 83
abhakta 128
abhi, abhitas 122
alam 285
asmad 88
ahi 312
änam^a 65
ing 311
idam 54
IC 314
Uta 124 n.
ubhau 123
ubhä 123
II. Wortregister.
rjinvan 92
'rta 138
rbhu 138
'ej 311
kapana 312
kapi^ kapila 313
kamp 311
karömi 46
kMa 13
garütmant 297 n.
</tV 293. 295
^wr 291 ff.
gurdte 295
gTMr« 293
gürta 294
^ras 66
grävan 297 n.
w. ^Äa/, ghul 1 1
ca^-» 74
capa 312
ca«_<e 74
chantsi 86
chändas 86
cM 74
chydti 74
Jar 295 ff.
jara 293
Ja» 281
j«rä 297 n.
ßra 296 n.
w. jud^ jut 18
jogiwänas 86
joguve 86
jräyas 62
tuddmi 51
<MZä 279
<r%a 138
<r«MS 25
imm 54. 70
(?a6A 61
däf 276
dipsati 61
disamäna 73
(itÄ 312
w. dw» 16
duhitä 91
(?o«o 13 f.
waf 128 f.
päras 271
j9«p 312
pur, purl 265
^wra 265
344
Register.
prdäku 138
p'rd 271
präti 271
praflita 10
priyäs 3G
priya 35. 37
bhakti 101 f.
hhanga 101 f.
hhangi 101
bhandjmi 49 n.
mä^ari'pan 91 f.
mürkha 308
mrdata 87
mrc 308
yävas 316
yavya 70
yotaka 18
radA, randh 143 ff.
radhrä 143. 145
ran^e 67
rändhra 143 f.
^ojy« 144
Zmmc 316
w. ^Mt 6 f.
Zm;> 315
lopäfas, lopakus 315
vaf 314
vicchitti 93 ff.
vtdupätmahhis 87
vurita 71
vrjana bl
v'yadh 107. 256
paÄ^« 84
fiksati 84
^yenä 117
w. fW, pn 10
fZw 10
samgarä 292
samgir 292
sacä 314
som« 119
samänä 119
sarpa 312
säm» 119
«tma 1 1 9
»MaZ 311
sphayate 63
sma 119
«mä 1 1 9
«war 56
harhsä 49
Aaya 311
A» 31 1
ÄtVna 311
Ärrf 47
hyäs 117
Präkrit.
aüjjhaharao 6 f.
aggiäo 17
acchivadanani 5
abhuddhasirl 7
a^/iöj 1 0 f.
ääsatalam 4 f.
änandavado 5
äranälam 3
indaggidhürnam 1 3
iijjallo, u/Jallä 7. 9
uddano 1
umniillat 9
ummuho 1
elabilo 5 f.
oa^/o 8 ff.
oäavo 13
oväao 13
kanduttam 3 f.
kamalam 20
kaliman 3 f.
kUaro 18
kälam 1 3
kukka'i 9
khajjoo 1 7 f.
khandhamamso 1 6 f.
khandhayatthl 16 f.
gosanno 12
gharaandaam 4
caccä 16
caccikko 12
candojjam 4
callai 9
cavedl 1 1
janaütto 2
Jannaharo 2
Jahanaroho 6
Jahanüsuam 8
Jimmai 9
jujjadi 9
joanä 17 f.
Joto 1 7
j'oisam 17 f.
>t 7 'f.
Jodam 1 8
jocio 17 f.
niundhanam 8
nimmamsuo 6
nimmtsuo 6
nihuam 7
ntsanko 5
tambakiml 17
thakkai 9
therosanam 3
dar am 19
daravallaho 18
t/oso 14
dhäräväso 20
dhuaräo 20
paaro 19
pandarango 1 9
pamillät 9
pamhalo 1 6
pattharam 13
parahatto 12
jjareo 7
pariatta'i 9
paribbhanto 12
palottai 9
palottajtho 6
pallaviam 5
pahattho 1
pahallai 1 1
päsallam 11
piucchä 13 f.
purilladevü 12
porattho 14
pTmrant 8
bamhaharam 3
bahujäno 7
bahumuho 7
bhattio 13
bhingam 8
6ÄOJ:o 19
mäimohinl 19
mäuä 13 f.
raaniddhaam 4
railakkham 11
laggdi 9
latnbä 1
vajjadi 9
vallarl 1
ua//l, «eZ/« 1
vävado 1 2
villariä 1
vihädano 1 7
t?enMr?äso 20
tJenwsäo 20
samkaro 19
sakkdi 9
saggaho 19
sinjiro 1 7
suharao, suharäo 6
süraddhao 5
hatthamahattho 6
Päli.
vajjati 9
Iranisch (Avestisch
unbezeichnet).
öoMia 128. 130
ap. akünavayatä 68
aköyä 55. 65
anring 90
Register.
«45
anhaya 85
aj4n 64
azi 312
azt 85 f.
ap. athahy G8. 93
anäse 78
apäkhdhra fiO
aj90 83
avagyät 74
afäcayo 84
apc<a- 88
acäcat 86
accif 36
acßm 81
afpavlraja 57
afpencü 90
a«a 250
a«<ö 83
a/iM 250
a/ima 88
ahmat 88
«yai- 54
izī 73
ap. upadarinahyä 69
ere^S 67
enäkhstä 65 f.
eÄm« 66
oy« 55
kereavä 72
qanvant- 56 f.
qanvainti 62 f.
qäthröyä 55. 65
^'«^«jr 56 •
qenvant- 56
qämnahi 64
khsaetä 75
khsaesa 75
khsayamnö 76
khsäi 75
khsäta 75
khsintä 75
A;Äsö 75
khsvas 137
ap. gauhrüva 70
ap. gäthavä 69
jräiJ« 85 f.
grShma 66
cakhse 15
cagedö 82
caraitl 72. 73
caraf 71
caräne 72
carenta 72
CöÄ^g 75
cinvai-udänem 289 f.
ap. ciyakaram 70
civistä 66 f.
cir»»t 66 f.
c5re< 72
np. y«» 70
^e« 64
zaurvänem 62
zaemU 79,
zazentl 79
zayathü 79
zaranaetnü 61
zarayö 62
zaremaya 70
zt 311
zevtm 89 n.
<ä 54 f.
<M 54. 76
ap. tüvam 70
ap thakatü 59
daibitänü 81 n.
danhu 278
dazdä 248
dahma 87
apers. dahyu 278
(ZäiV 72
daenöcäca 84
diduc 86
diwzhaidyäi 61
didainhe 86
dtsemna 72 f.
dughdhar 91
deoenaotä 60
danmahi 64
wava 58
nerefcaiti 74
nisha^yä 77
peretö 83
perethä 81
^^» 54
3^ra-, /ra?- 271
ap. /ra- 271
fractanvainti 63
ap. fraharvam 69
/rö 74. 83
frö^yät 74
frastä 77
fryänmahl 64
np. barzan 57
&« 123
ap. &ti/« 64
np. huzurg 70
ftwrf 313
mazdäi 248
mananhänö 79
ar. maniyähay 70
marzh 87
ma« 88
»ne« 80 f.
mendaidyäi 80 f.
merezhdätä 87
mehmaide 66
mörendat 74
märenden 74
mäzdazdüm 80 f, 248
ap. yauvlyä 70
yämenq 81
ym 246. 251
yM« 54
yüzhem 54
y«?/na 81 n.
räofihäifihöi 79
röithwen 76
vairlmaidl 71
vairyactära 69
ap. vazarka 70
varänl 71
varezäna 57
varetä 71
varzipi 57
vaya 58
ap. vardana 57
väura- 79
«;i«<ö 255 fF.
vldäitl 74
««dö 74
vifiä 78
vlcpeng 90
verezSna bl
verezyätäm 80
vöizhdat 87
vöf 81.' 82
cakhsat 83
cakhsas 83
cacaite 60
farejä 55
casathä 83 f.
casken 83
cäcayamna 84
cäzdüm 74
cännm 74
fJzhdyamnä 87
cöc 86
gpanvanti 62 f.
f^jßw^a 62. 134
cpencä 90
fpSnvat 62
cyazdat 87
cyödürn 73
ap. haumavarkä 70 f.
ap. hagmatäna 70
hafthua 56 f.
Äa/« 84
/tawia 1 1 9
ap. harüva 69
hänia 119
hudäobyö 67
Armenisch.
es 54
346
Register.
jukn 117
ta 273
Lykisch.
ala 278
aladahade 277
aladahale 277
alahade 277. 283
apy, 135
aravü 260
arnna 134. 136
d/öde 273
e^töÄe 278
vezttasj)pazti 137
vädre 281
vähntä 281
hovhdre 278. 281
Are 268
Argse 271
Är^^e 267 ff. 271
Ä&e 274
kbesntüta 136
kezzapr^na 259 f.
komazate 279. 282
komuzüete 279. 283
Zosw 137
mä, mäe 266
mäWä 266. 278
mühüe 278
möwö^a 272. 283
möYa 272. 283
mpara 133
nontüta 136
w^ö, «<fj 136. 268 f. 271
ntare^äosähU 133. 273
*j<a<a 272
w<afc- 265 f.
^<cfj9e 267. 270
ntäpetade 267 ff.
pnnotäh 134
prddUrüt 138
^rzzö 139
^r^wa 134. 136. 283
prnnava 258 ff.
prnnavate 264 f. 280. 282
|)rwwaüa<ä 263 f. 283
prnnavatö, -tu 258 ff.
prnnavütö 262. 264 283
pr^näze 259
rbbenUzes 138
r«o 138
sw<a 136
SÄ 266. 276. 281
8ä, säe 266 f. 276
«öe/ä 266. 274
tade 267. 283
tadö 268. 274. 276. 283
tase 276 f. 282
«a««^e 277. 283
tato, toto(?) 269. 275.
283
tauresntä 136
^eade, °teäde 267. 273.
276. 283
tebä 270
<o6a 279 f.
tobede 279. 283
^o6äe<e 277 f. 283
tosntete 136
<A 138
trpplö 138
trmmele 134
«/etie 279 f. 283
«töe^e 270
ttäete 279 f. 283
täse 276 f. 282
töYö 268. 274. 276. 283
tünii 269. 275 f.
tüte 269. 274 f. 283
tütö 269. 275 f. 283
uastto 281. 283
uasttä 281
Xadavüte 282
;f&aA« 137
/wna 136. 265. 271. 283
x'nfa 136. 265. 271. 283
Xäreuazn 137
ÄÄ&e 274
äpn 134
äpnnöne 134
äs^- 268. 270. 276
äsüdännäva 271. 273
äsäpetade 265 ff.
äsaYe 282
äsöie 282 f.
ütre 271
Griechisch.
äßköntg (Hes.) 307 f.
«ya^o? 1 1 5 f.
ayQiog 311
kypr. «fa^o? 117
^»rjvai 113
a/y^? 311
a?| 311
aif^a 175
diaaeiv 87
dxad-6v (Hes.) 116
dlaanlv 145
aA«oTo? 144 f.
«Aaartü^ 144
dXri&r]g 143 f.
«AwTTJjf 315
dfiaXög 302
d/j.ilyeiv 300
dfxeveiv 272
«iWjUf 88
dfxoXyog 300
«jud? 119
ßjMt^;^ 123
ä/n(p(i) 123
«7r«f 119
«(»tarf^df 69
avXa^ 316
ßi^rdf 124 n.
/SaAAw 292. 296. 297
/Sapj;? 291. 310
ßXäjiTHV 306 ff.
ßXaarävb} 309
/3Aa<rr?j 309
ßXua(frifx4(ü 314
ySAt<w 297 n.
ßovlta^ttt 295
äol. ßqäxog 316
ßQttoaeiv, ßgd^Hv 309
/S(>^j/jua 309
ß^^fiaiv 309
ßQiv&og 309 f.
ßQsv&vtaS-at 309 f.
ßpsxfiög 309
ßqCi^Hv 310 n.
/S^r^o? 309 f.
/3pr5-i'? 309 f.
/3p<';^w 291. 309 f.
ßQivSsTv 309
/S^uw 49
yra« 301
yttXaxronÖTTjg 302
yiqag 294
yrjQvg 293
j'Akj/o? 302
yXaxToif.äyog 302
yAi^xj;? 302
SäxQv 48 n.
ion. Sdfiovfg 174
tfai'Off 273
z/eA(/)o/ 112 f.
kypr. Svßävoi 280
iyilgio 297 n.
l^Qyvv- 57
ft? 119
tXSofiui 314
fAftr 315
'ifxßqvov 49
Ij- 136
«Wx« 314
^VTof 136
^1 271. 276
^71^ 134
?o7rw 312
en/lttx« 316
iaravEV 63
^rt 125
^;f,'^^? 117
JlXiS 312
jr«r«| 313
Cetä 316
CeiöwQog 316
iqycU^^soi 116 f.
Tjfll 119
rjveyxa 65
a^ftof 273
0^/S«t 114
&T}a&ai 40
S^vyÜTriQ 91
^liof 313
^j^w 313
txavofxat, 63
Ixvioy.ttt, 63
ixTivog 117
ffaAo? 311
i';f5-i^ff 117
x«/: 266. 276
xaAfrv 48
xdfxntj 312
xäf^nTU) 312
xcty.7ivko5 312
x«7rro? 313
x«7r(»05 311
xarw 125
xA/rw 10
xrCaaa 312
xor/? 304
xa^?j 279
Xa&i,xriSri<; 143
ka&Cifd^oyyog 143
Aa;9^pö? (Hes.) 145
Xavh^ävw 142 ff.
A^/rcü 315 n.
A^^jj 143
Xri»o}iai 142 ff.
Auyf 316
Ai'xoff 314 f.
;iw/?»j 144
(xaXaxög 302
^«AAoy 306
jU^ffoff 113
[ioQ(fv6i 300
äol. OiaiCeicc 316
öAoo- 69
OjUa^of 119
of^og 119
0(^p« 123
TZ^^ff»?? 139
niva^ 312
UivvTog 134
kypr. ITvvTog 134
Trpo 271
TT^d? 271
^ßxo? 316
aaiipcüT^^» 299
OT^xog 314
Register.
aiTivg, atnm 314 f.
axfSävvv/iii 140
a/j.rjvai 1 1 9
af^rjvog 1 1 9
arävec 63
ZvQÜxovaat- 1 1 4
avQiy^ 299
a^)/"!» 123 n.
cr(/>w, a(fw^ 123 n.
TcilavTOV 279
TfAai' 279
TjJ 125
T^^^JJ, TTJ^t? 273
T^vfßXa (Hes.) 174
Twaaow 312
TowQa 123
^)? 122
(f&ävw 63
ifXäui 314
(fwal^oog 316
XaCtri 312
;^«o? 297
^tl/LtlÖV 311
/jjv 48
^tfxaiQu 311
xC^aqog 311
/(iüQog 297
Lateinisch.
agilis 3 1 1
am&o 123
amfr-, anibr- 123
unguis 312
Bandius 140
hrütus 291
caläre 48
caper 311
capra 3 1 1
casträre 33
cena 139 ff.
Ceres 48
alat. cesMa 140
cllvus 10
cor 47
culpa 308
6?M«re 280
dulcis 302
ex 271
figulus 312
/or<?MS 310
frango 49
frons 310
fümus 313
funda 313
funder e 313
Fundi 114
glastum 309
grandts 310
347
gränum 48
haedus 312
Aeri 117
hesternus 117
hiems 311
hordeum 48
«fit 123. 124 n.
ingruo 291
/äSes 144
/«6o 144
föjor 144 f.
^ä6or 142 ff.
läborare 144 f.
/«c 301 ff.
lapsus 145
lassus 144 f.
lendes 304
/m^ms 314
marcer e 310 n.
mar cor 310 n.
moveo 272
mulgere 300
multa 309
multus 305 f ,
mutäre 272
nempe 268
widor 312
pandus 51
jjrö 271
promulgare 303 ff.
quippe 268
räwa 20
r apere 315
saepio 314
scheda 140 n.
schida 140 n.
secus 314
seditio 143
semji 119
serpens 312
ser^o 312
siÄi 123 n.
silicernium 141 f.
similis 119
simpulum 315
simpuvium 315
simul 119
^i6i 123 n. 2
tundo 51
MÖt 124 n.
MMjTO 311
ungulus 312
vastus 281
Velitrae 114
ve/oa; 297
vener ari 130
FenMS 130
«;o?ffre 297
348
Register.
volucris 297 n.
vulpes 315
0 8 k i s c h.
Bansae 140
Sabinisch.
Clausus 140
scensas 139 f,
Umbrisch.
arveitu 140
meds 141
mersus 141
prinuvatU- 265
fersiaru 140 f.
cersnatur 140
seswa 140
Italienisch.
scheggia 1 40
Keltisch (Altirisch
unbezeichnet).
arroeit 129 f.
in.-ir. atrubairt 129
henirn 130 n.
&/icA< 301
&%m 300. 301
6ocÄ^ 129
doindnacht 129 f.
domroisechtatar 129
dosnacht 129
w. ^waw^ 129 f.
ZacA^ 303
com. /ajV 303
arem. leaz, lez 303
cyrnr. llaeth 303
gall. /o^aw 137
riarfact 128
Sla visch.
iiYi 130 n.
hriMa 309 f.
rf^dw 273
gradi 310
grtmiti 309
grüdä 310
»zw 271
öecb. hnida 304
Äom 30
m/^s<e 300
inlücati 308
mrakü 300
mrtknqti 300
o<M I2d
«amü 119
.ieie 123 n.
slipati 312
slüpati 312
spe^i 63
s^ana 63
SM 148
sf^tö 62
<e6^ 123 n.
u-mlüknati 308
vlüka 314
Altpreussisch.
suckans 117
Litauisch.
«6«, «Z»i 123
an^js 312
ar6a 123
a^a- 125
6a 123
herti 310
ftr^'s^i 309 f.
dedas 273
(?^<?e 273
dedenas 273
günda 304
üz 271
javai 316
Jerft 124
kiäuras 299
Ä;^^ir<^ 299
Ä^wp^i 308
W^e 315
Züip^i 315 n.
lüszis 316
märgas 300 n.
milszti 301
tnilSinas 305 f.
niilzti 300
mirgeti 300 n.
sa 146 ff.
sc[-, San- 147
speif» 63
SM 146 ff.
szvents 62
i!« 125
paloda 145
palodau 145
palodusiai 145
Siuvis 1 1 8
Jwt^s 117
Sükmistras 117
Lettisch,
^«ds 117
gntdes 304
lafcha 145
melfu 305
milns 306
)nt7s^, mj7sa 301
»n«7/e 305
milfens 305
milfums 306
mirgt 300 n.
mulkis 308
sa 147
so- 147 f.
zawr 299
zawrs 299
zaMr«'ms 299
Gotisch.
a/<a 127
aiiyaw 54. 314
ßjÄ^s 54
ai^JSaM 120 ff. 125 ff.
anaks 311
6a 123
6ai 123
banjan 130 n.
birauhon 315
ftrajVZs 309 f.
deigan 312
/reis 36
^a«^s 312
gaurs 48 n.
gistradags 1 1 7
</^(?s 1 1 5
i6a 122. 125
«6ai 122. 124 u. n. 125
jabai 122. 124 f.
kalkjö 53 n.
ka7'a 50
me^ 304 f.
meljan 304 ff.
milhma 301
inihiks 301
salbdn 312
sawirt 119
samana 119
stigqan 313
SWHS 119
pande 125
untilamalsks 309
uat7a 125
valdan 314
vilvan 315
vrisqan 48 n.
tju^s 314 f.
A Itnordisch.
Isländisch.
rt<faM 125
atfr 125
a^<, ejoi 127
Eegister.
349
aptr, eptir 127
benda 51
hrana 50
drygja 23 f.
e(ta, e/tr 120
ef 122. 124
efa 124 n.
e/an 124 n.
einkili 50
/a<fa 28. 30
faihido 28
frenja 50
i^ri><7 35 ff.
yarpr 50
gaupn 50
«/etV 312
r/e/Za 48
^en'r 46 f.
^j7/a 49
cjjalla 48
(jjallr 48
<yo^r 118
17 Wa 49
9o<?)- 1 1 5
J/oj 22. 26
gudseß 43 f.
(judsifja 43
^y.9^ 22
gerva, gj^rva 44 ff.
Äes^r 29
/«s<i2 29
hlöa 49
hlurika 49
hringr 50
huppr 49
hvellr 48
t/ 122 ff.
JQtunn 25
Äa/^a 48
Äar^^ 50
/cer^ 50
Ä/ar/ 50
k^ngurväfa 50
kring, kringla 50
mylkja 30ü
myrkr 300
merkvi 300
sainna 110
skat[t)-yrdask 48 n.
skatt-yrdi 48 n.
sÄ;ej<f 48 n.
s/ce/ 48 n.
skella 48
9« 48 n.
9« 48 n.
sd< 50
söina, samt, semr 119
stökkva 313
^au^a 51
tord-yfill 51
J&;'r5^o 51
porratnänadr 25
j5orre 26 n. 27
porri 25
prädr 51
^ro 51
J5W« 51
Uddinsakr 41
ukv(Bdis-ord 40
vargr 315
vaskr 48 n.
»e«/"« 48 n.
(v)ros/tr 48 n.
^rt 28
Altschwedisch.
a^^er 126 f.
a<er, arter 126 f.
dröghia 23
freadagher, fredagher 35
/ry^Ä/ 23
giolseemi, giolskaper 50
gicelmapir 50
guzziuiu 43 f.
hosprea, husprea 37
t«y 124 n.
Am«m 42 f.
0/ 122. 124 n.
oku(Spins orp 40
scema 119
i«rt« 51
Schwedisch,
irö^a 23
ßskagiusen 1 18
fisk-ljuse, ßsk-ljus 118
';&■<}« 31 f. n.
fredag 35
/röj-^Z 23
dial. /ö;s 32 n.
gallskrika 48
glunka 49
Gohonden 27
dial. gofar 27
Qogubben 27
G^or 27
^rro 48
groda 49
gump 49
gumpa 49
guppa 49
göjemanad 21 ff.
göjomanat 25
</ös 118
(7«/MS 118
gcslskaper 50
Beiträge z. künde d. iudg. sprachen. XIII.
hingst 29
Aos 31 n.
A«s< 29
kalfdans 39 f.
Z;ew 50
Äj'rt/a 48 n.
dial. klossa 49
klotza 49
oqvaedingsord 40 f.
samla 119
sÄa^o 49 n.
sÄa/ 48 n.
skraUa 48 f. n.
skräda 48 n.
sprund 48 n.
Torgubben 27
Torsmanad 25
^rw^ 48 n.
dial. <M^ 48 n.
dial. vev/a 48 n.
vimla 48 n.
«<er 126
Altnorwegisch.
husprtfyja 37
üo^ 125
Norwegisch.
feske-jon, ßskegjod 118
dial. j^^sÄc-^^V 118
Dänisch.
^t7(^e 48 n.
krilde 48 n.
adän. o/ 122. 124 n.
sÄa^ 48 n.
skrael 48 n.
<M<i 48 n.
vrevle, vrevl 48 n.
vrimle 48 n.
Angelsächsisch.
(Altenglisch.)
<K<Zre, e«fre 125
blaed 51
cearu 50
cwo// 50
^or^ 51
e(f(fa 121
e/i; 127
e^a 121
ge-söm 119
jrörf 116
gotigel-wä/re 50
grorn 48 n.
gryrn 48 n.
9yrn 48 n.
2^1
350
Register.
Sif 122. 124
hengest 31 f.
hnitu 304
oMe, od{d)a 121
samnian 119
seräd 48 n.
sealßan 312
«ö« 50
spekan 48 n.
sprekan 48 n.
stinkan 313
sunor 30
<or(Z 51
päwan 51
j5r«(i 51
j5rMÄ 51
/yrs 26 Tl. 27
vö/ 315
Englisch.
hend 50
^roto 49
kid 312
Äno// 50
48 n.
Altfriesisch.
jef 122
«e/^Äa 120 ff. 127
jof 122
to/<Aa 121 f.
0/ 122. 124 n.
ofte 127
o/ifAa 121 f. 124 n.
Niederländisch.
mndl. ob 124 n.
mndl. ochte 127
mndl. ofte 127
zamelen 113
Altsächsisch.
«(Zro 125
ecAf 127
ef 122
e/««a 120 ff.
efdo 120 f. 127
e/e 127
eUha, ettho 121 f.
malsk 808
meza« 31
0/ 122. 124 n.
salhha 312
salhhön 312
samnön 119
«öwi» 119
Mittel-
nied erdeutsch.
ecA^ 127
edder 121
e/^e, {/"ife, q/ife 127
odder 121
Althochdeuts eh.
chara 50
chorn 48
chrota, chreta 49
(?ors< 51
rfos< 51
douwen 51
edrfo 120 ff. 126 f.
ert^o 121. 128
gahissa 30
ganazzo 49
</a«s 49
gruoan 49
(!/M0< 115
Äa^ön 48
hengist 30 ff.
ÄjVnt 48
Ai'rst, äjVso 48
hn'el{l), hnol{l) 50
Ant^ 304
Ao^ö?^ 48
huf 49
^6a 124 n.
ibu 122. 125
kerno 48
Zmäs 316
melchan 301
ni^ 304
od(d)o, o(Za 121 f. 127 f.
Order 121. 128
pret, bret 310
preta 310
roubön 315
samanön 119
sca/cr 48 n.
stinchan 313
<«aw 40
träda 51
truha 51
Mfta, o6a, m6» 122. 124 n.
«fte 124 n. 125
MMC 312
t<7ö/ 315
zahar 48 n.
zt^r« 312
zi-samene 119
zo«^ 61
Mittelhochdeutsch.
biuze 313
5/as 314
&ÖZ 313
geiz 312
küren 50
knolle 50
krank 50
A;rmc 50
o6e 122. 124 n.
o(ie, oc?, o(/er 121
rouben 315
samelen 119
schellec 311
stinken 313
touwen 51
un-vlät 51
walten 314
t<?Mo/ 315
zesamene 119 .
zi^e 312
Neuhochdeutsch.
a// 285
blachfeld 52
cZraÄ^ 51
ßach 52
^ans 49
garbe 50
^ei'ss 312
^ejz 312
gerste 48
glühen 49
^re/^ 48
^rw« 49
AaAn 49
AflZ/ 48
Aarm 50
Ae/^ 48
hengst 29 f.
AüVw 48
AiVse 48
Ao/en 48
AmA» 49
humpeln 49
kanker 50
karfreitag 50
kauern 50
kaufen 50
Äern 48
kitzeln 48 n.
knallen 50
Aor« 48
ÄraM< 49
kring 50
Ärö^c 49
morgen 300 n.
quellen 297 n.
reiben 48 n.
r»«^ 60
Register. 351
schale 48 n. tauen 51 vergessen 143
schall 48 thrUne 48 n. wimmeln 48 n.
schmuck 114 troddel 51 t^'ä«^ 281
s»Vzew 50 trog 51 z</Are 48 n.
sprechen 48 n. <rwAe 51 ziege 312
spunt 48 n. unßath 51
stossen 51 verdauen 51
Druck der Univ.-Buchdruckerei von E. A. Huth in GÖttingeü.
P Beiträge zur Kiinde der indo-
501 gernianischen Sprachen
B4
Bd.l3
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