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Full text of "Beiträge zur lateinischen Grammatik"

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600047982- 



BKIJEAGE 



LATEINISCHEN (ißMMATIK 



THEODOR BERGK. 



NAI.1.K, 

VO.S mOHAB» I 



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BEITRÄGE 



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ZÜB 



LATEINISCHEN GRAMMATIK 



VON 



THEODOR BERGK. 



ERSTES HEFT. 



HALLE, 

VBRLAU von RICHARD HÜHLMANK. 

1870. 



AUSLAUTENDES D 



*IM ALTEN LATEIN 




BIN BEITRAG 



ZUR LATEIüriSCHEür &RAMMATIK 



V-J».:. 



VON 



THEODOR BERGK. 




HALLE, 

VERLAG VON RICHARD MÜHLMANN. 



1870. 



":* 



•'I . 
■ -1* 



MeydXag nöt^voc tus r^x'^teg ov/ ot loXfxaivTfg aXa^ovevfoS^tti 
mql avrmv y aklt olirtvfg «V, oaov ^vearcv iv extiary, tovt l^evQuy 
&vvri&(a(Jtv. 

Isocrates adv. Sophistas 10. 



Vorrede, 



Ich habe in meinen acadeniischen Gelegenheitsschriften 
wiederholt die genauere Erörterung einzelner schwieriger 
Abschnitte 9.us dem Gebiete der lateinischeu'/Qfammatik in 
Aussicht gestellt; aber erst jetzt, wo ich von dem undank- 
baren und lästigen Geschäft der officiellen Schriftstellerei 
entbunden bin, kann ich an die Ausfuhrüfag jenes Ver- 
sprechens ernstlich denken. 

Bereits im Jahre 1847 in der Abhandlung über die 
Salischen Lieder verwies ich auf eiiie eingehende Unter- 
suchung über den Ursprung des lateinischen Ablativs; wenn 
ich nun zunächst nur einen Beitrag zur Lösung dieser Auf- 
gabe biete, so ward diese Beschränkung durch Fr. Eitschls 
neue Plautinische Excurse (1. Heft, auslautendes D im alten 
Latein, Leipzig 1869) veranlasst, indem ich genöthigt war 
Eitschls Abhandlung Schritt für Schritt zu folgen: denn 
von alle dem, was Ritschi aufstellt, kann ich nur Weniges 
billigen; und da es nicht an solchen fehlen wird, die jenen 
scharfsinnigen Gelehrten auch auf semer neuen Bahn treulich 
begleiten werden, schien es gerathen, rechtzeitig ein warnen- 
des WoÜE auszusprechen. Bei aller Uebereinstimmung im 
Einzelnen, trennt uns ein principieller Gegensatz: Ritschi 
hat für Alles eine Methode, die er fertig mitbringt, wenn 
er eine Untersuchung beginnt; ich bin stets der Ansicht 
gewesen , dass jede wissenschaftliche Aufgabe ihre besondere 
Art und Weise der Behandlung erfordert , die man erst ken- 
nen lernt, indem man sich gründlich in den Gegenstand 
vertieft. So hat mir Kitschi wiederholt vorgeworfen, dass 






— VI — 

ich in meinen Flautinischen Studien ganz andere 6randBi>tze 
befolge, als in der Kritik der griechischen Dichter, und' hat 
dies als eine tadelnswerthe Inconsequenz bezeichnet. Ich 
bin eben in der griechischen Grammatik Aristarcheer , in der 
lateinischen Anhänger des Grates ; aber ich führe weder dort 
das Princip der Analogie, noch hier die Consequenzen der 
Anomalie in abstracter Weise durch, sondern im einzelnen 
Falle wird jedes in seiner Berechtigung anerkannt. Wenn 
so die nachfolgenden Blätter sich eng an Kitschis Ab- 
handlung anschliessen , so war bei dem Gegensatz der Kich- 
tungen und Grundsätze ein kritisches Verhalten nicht zu 
vermeiden: aber meine Polemik ist selbst einem Gelehrten 
gegenüber, dßr in einem wissenschaftlichen Streite nur zu 
leicht in die Schärfe persönlicher Gereiztheit zu verfallen 
pflegt, streng sachlich und durchaus ehrlich. 

Schliesslich bemerke ich, dass durch meine üebersie- 
delung nach Bonn der Druck dieser Abhandlung, welche ich 
im Juli und August in Halle niederschrieb, sich etwas ver- 
zögert hat. 

Bonn, den 15. November 1869. 



# 



Inhaltsverzeiclmiss. 



Seite 

I. Die Ansichten der alten Grammatiker . 8 

n. Die neueren Gelehrten 12* 

m. Der alte Ablativ : . . 14 

rV. Der Instrumentalis und sein Verhältniss zum Ablativ . . 22 

V. Der Ablativ in den ältesten Denkmälern 27 

VI. Inschriffcliche Zeugnisse 30 

Vn. Beispiele aus den Anfängen der Litteratur • . . . . 34 

VrH. Ablativ der persönlichen Pronomina bei Plautoir, * . . . . 37 

EX. Die übrigen Pronomina 53 

X. Nomina 63 

XI. Formworte ^ ^ . . . . 72 

Xn. Auslautendes D im Imperativ 92 

Xni. Die neuste Kritik im Plautus 96 

XIV. Hiatus 102 

XV. Zur Geschichte der üeberlieferung des Plautinischen Textes 121 

Excurse. 

m 

I. Die temporale Bedeutung des Genitiv 143 

n. Ueber das grammatische Geschlecht der Worte lux und crux 146 

III. N^fdius. Ntiper 150 

IV. Hiatus in den Reden des Cato 152 

V. Permities und* pernities . 154 

VI. Plautinische Verse bei Varro 157 

Nachträgliches 161 

Verbesserte oder erklärte Stellen 165 

Wort- und Sachregister 166 



^ 



# 



Auslautendes D im alten Latein. 



Bergk, Beitr&gc. L 



•^- 



Kitschls Abhandlung über das auslautende D im 
alten Latein^ ist wie Alles, was dieser scharfsinnige Gelehrte 
schreibt, durch eine gewisse Kunst der Ucberreduug und dialectische 
Gewandtheit ausgezeichnet, aber der Leser muss eben deshalb 
stets auf seiner Hut sein , um nicht durch einen Trugschluss , eine 
erschlichene Beweisführung in die Enge getrieben zu werden. 
R. bezeichnet S. 120 als Ziel und Aufgabe seiner Untersuchung 
die Ermittelung einer sprachgeschichtlichen Thatsache; wie denn 
überhaupt diese neuen Excurse sich als sprachgeschichtliche 
Untersuchungen ankündigen; allein über das auslautende D 
erfahren wir nicht mehr, als wir schon längst \sTissten:^ dass 
R. dieses D an ungezählten Stellen bei Plautus wieder einführen 
will, ist keine historische Thatsache, sondern eine blosse Hypo- 
these, die nicht einmal das Verdienst hat, neu zu sein. Jene 
Blätter sind eigentlich nichts anderes als kritische Studien zum 
Plautus, aber „sprachgeschichtliche Untersuchungen" hat allerdings 



1) Wäre R.'s Schrift anonym erschienen , so könnte man glauben 
dieselbe sei von einem seiner literarischen Gegner verfasst, und man 
würde «ich nicht wundem, wenn irgend ein anonymer Kritiker durch 
den äussern Schein getäuscht erklärte , die Abhandlung verrathe durch- 
aus Mangel an rechter Schule , der Verfasser habe sich nach schlechten 
Mustern, wie Bothe und Weise, gebildet. So sehr steht die gegen- 
wärtige Schrift in den meisten Punkten mit den Grundsätzeu, welche 
R. früher geltend gemacht hatte, im Widerspruch: nur die Kunst, mit 
welcher ß. Verschweigt, dass die jetzt von ihm selbst bekämpften 
Ansichten früher seine eigenen waren, würde dem Kundigen auch so 
den wahren Verfasser verrathen. 

2) Der ungenannte Comparative, dem R. S. 13 so unfreundlich 
die Thür weist und ihm die Berechtigung abspricht, sich Philolog 
zu nennen, wird sicherlich für die Geschichte der lateinischen Sprache 
aus dieser Abhandlung wenig oder nichts lernen. 

1* 



— 4 — 

einen bessern Klang: und es sieht so harmlos aus, wenn der 
vielbelobte Herausgeber des Plautus uns erzählt, sein Streifzug 
in die Wälder der Sprachgeschichte sei belohnt worden durch 
zwei Nebengewinne, „deren Tragweite ebenso einleuchtend ist, 
wie ihr Werth nicht zu unterschätzen sein wird." 

„ Der erste besteht in der Erkenntniss , dass die auf 
gewissen Seiten gehegte, und in neuster Zeit mit gesteigertem 
Fanatismus verfochtene Vorstellung von einer fast masslosen 
Hiatuslicenz bereits in so enge Grenzen zurückgedrängt ist, 
dass auch der noch nicht beseitigte Rest jede Glaubwürdigkeit 
verliert." 

„ Die zweite , für die gesammte Wortkritik des Plautus mass- 
gebende Einsicht, die gewonnen worden, ist diese, dass so 
wenig ja auch für die handschriftliche Textüberlieferung theils 
gelegentlicher Ausfall einzelner Worte, theils zufällige Um- 
stellung zweier oder mehrerer Worte in Abrede zu stellen ist, 
doch beide Verderbnissarten in sehr viel geringerem Masse Platz 
gegriffen haben, als es die Hermann'sche Kritik annahm, 
namentlich auf ihrem Höhepunkte , wie sie ihn in der Recension 
der Bacchides erreichte." 

Wenn wir die künstliche Gruppirung auflösen, die Folge 
der Sätze umkehren, dann werden sich die Thatsachen in ihrer 
wahren Gestalt zeigen. 

Ich habe immer bei aller Anerkennung der verdienstlichen 
Leistungen R. behauptet, dass die zahlreichen Umstellungen der 
Worte, die kleineu Flickworte nam^ /am, nunc^ tu, hercle, pol u. s. w. 
mit denen Ritschi, Fleckeisen und Andere den Text des 
Plautus bereichert haben, nichts anderes sind als Interpolationen, 
und Andere haben sich in gleichem Sinne ausgesprochen. Als 
ich in dem Proömium zum Sommersemester 1866, S. EI, schrieb: 
,^Quod n liber aliquis manuscrtptus Plautinas fahulas exhiheret^ 
quemadmod/um a nostrü criticis emendatae feruntv/r , continuo omnes 
Ubrum crasaa Minerva interpoloitum nrdlaque fide dignum esse dicti- 
tarent: nunc criticorvm divina ingenia admi/rantv/r ac summis 
laudtbus ferunt, et quamvis fortasse concedant etiamnunc super esse 
quaedam dubia aut impedita^ tarnen plera>que omnia felicissimo suc- 
eessu in integrum restituta et egregiis iuventis perpolita esse affir- 
mant*^ hat dies den ganzen Ingrimm des Kritikers erregt. 



— 5 



In dem zweiten Bande seiner Opuscula Philologica, wo 
R. überhaupt die Leistungen seiner Mitarbeiter im Plautus mit 
gewohnter Perfidie behandelt, ergreift derselbe die erste beste 
Gelegenheit, um mich die ganze Schwere seines Zornes empfin- 
den zu lassen. ^ Nun jetzt wird mir die Genugthuung zu Theil, 



1) Ich bin wiederholt zur Abwehr solcher Verunglimpfung aufge- 
fordert worden: allein ich achte ovö^ oaaov fxvCag axvysQtav juvd-oiv, 
und es sind ja nichts weiter als Redensarten, in denen sich R. ergeht, 
indem er die einleitenden Worte meines Programms critisirt; auf den 
sachlichen Inhalt meiner Abhandlung ist er. gar nicht eingegangen, so 
sagt er z. B. kein Wort über meine Benutzung der Pränestinischen 
Inschriften, in denen R. bloss eine orthographische Besonderheit zu 
erblicken glaubte, während ich in der Unterdrückung der Vocale eine 
Eigenthümlichkeit des Pränestinischen Dialectes finde. R. fällt dort, 
wie es den Anschein hat, ein ürtheil über meine gesammten wissen- 
schaftlichen Leistungen: alldn dazu dürfte sein Gesichtskreis nicht 
ausreichen , er hat also wohl nur meine Plautinischen Arbeiten gemeint. 
Wenn er nun hier über meine früheren Leistungen sich anerkennend 
äussert , so geschieht dies gemäss den Grundsätzen der Lästerschule nur, 
um damit den Tadel meiner neueren Beiträge zur Kritik des Plautus 
zu coloriren: denn schon früher hat ja R. meistens meine Arbeiten 
entweder ignorirt, oder in kleinlicher Weise daran gemäkelt. In der 
Recension des Stichus habe ich, da ich mich bei den Interpolationen 
im kleinen, wie sie jede Seite der Ritschlschen Textesrecension dar- 
bietet, nicht aufhalten mochte, gezeigt, wie verderblich diese Methode 
ist , wenn sie an die Aufgaben der hohem Kritik herantritt , und habe 
zugleich nachzuweisen versucht, wie die Diaskeuasten im Alterthum 
mit den Plautinischen Lustspielen verfuhren. Diese Abhandlung existirt 
für R. nicht, er wählt das bequemste Mittel, um diesen unbequemen 
Beitrag zur Plautinischen Kritik zu beseitigen, indem er standhaft 
schweigt. In der Mostellaria habe ich aus Conjectur den Namen 
Theopropides hergestellt. Die Handschriften haben später die Richtig- 
keit dieser Verbesserung bestätigt, nichts desto weniger polemisirt R. 
in der Vorrede der Most. S. XVI u. XVII, wo er eben die zur Bestäti- 
gung dienenden Varianten seiner Handschriften mittheilt, sehr ausführ- 
lich gegen meine Conjectur und nimmt die Vulgata in Schutz, bis er 
endlich nach einigen Jahren selbst mir zugestimmt hat. Dies ist eben 
die Wirkung der Zeit, von der ich in meinem Programme sprach : blosse 
Erfindungen, die eine Zeit lang von der Meinung des Tages getragen 
sich Geltung verschaffen, werden unerbittlich vernichtet, während das 
Wahre und Rechte, wenn schon anfangs verkannt oder ignorirt, sich 
behauptet. Hatte ich nun schon früher keine Lust, nuch mit R. in 
weitere Verhandlungen über seine gehässigen Ausfälle einzulfüMtii so 



— 6 — 

dass R., wenn auch spät, zu derselben Einsicht gelangt, wenn 
er eingesteht, dass es unzulässig sei, noch ferner auf diese 
Weise die Kritik im Plautus zu handhaben. Aber mit welch 
liebenswürdiger Bescheidenheit, oder soll ich lieber sagen 
meisterhafter Feinheit, verschweigt er, dass eben in seinen und 
der Seinen Arbeiten diese falsche Methode ihrpn Höhepunkt 
erreicht hat, indem er für diese Ausschweifungen der Kritik 
G. Hermann verantwortlich macht. 

Diese Erkenntniss des Irrthums ist übrigens ohne rechten 
Werth, denn R. lenkt sofort in einen neuen Irrweg ein. Dass 
der Hiatus im Plautus nicht zu dulden sei, war schon früher 
oberster Grundsatz der* Ritschlschen Kritik 5 diese unerwiesene 
Voraussetzung hält er auch jetzt fest. Während er früher den 
Hiatus durch jene oft ziemlich groben Interpolationen zu besei- 
tigen suchte , geht er jetzt, wo er zu gleichem Zwecke zahlreiche 
Archaismen einführt, mit grösserer SAonung zu Werke, und je 
leichter und einfacher dieses Mittel scheint, desto unduldsamer 
wird er gegen den Hiatus , den er nun bis auf den letzten Rest 
auszutilgen unternimmt. Die Beseitigung des Hiatus ist der 
eigentliche Kernpunkt,^ und ledig im Interesse jener Hypothese 
ist die Untersuchung über das auslautende D angestellt. Es ist 
also eigentlich eine ziemlich grobe Täuschung , wenn R. behauptet, 



halte ich jetzt, nach dem Erscheinen seiner Dcuesten Schrift, eine aus- 
führliche Erwiederung für noch weniger geboten. Denn obwohl er auch 
hier nicht selten das, was entweder mit seinen früheren Ansichten in 
Widerspruch trat, oder seine jetzigen Principien vorbereitet, mit Still- 
schweigen übergeht, so kann er doch nicht umhin, in sehr wesent- 
lichen Punkten sich mit mir einverstanden zu erklären. Man muss 
Herrn R. nur Zeit lassen, und so gebe ich mich sogar der Hoffnung 
hin, dass wir selbst über diese Abhandlimg, so wenig auch ihre Resul- 
tate im ersten Augenblicke Herrn R. genehm sein dürften, später uns 
einmal verständigen werden. 

1) Daher sagt denn auch der Geschäftsverwandte des Verlegers 
in der Ankündigung: der Verfasser behandele hier eine Spracherschei- 
nung, welche von allen analogen die grösste Tragweite habe. „Ihre 
Erörterung wirft zugleich den Nebengewinn ab, für die schwierigste 
aUer Plautinischen Fragen , die Hiatusfrage , festere Anhaltepunkte zu 
geben und eine tröstlichere Entscheidung zu begründen, als man sich 
bisher rtlimen konnte.'* 



— 7 — 

seine Untersuchung über das D habe den Beweis geliefert , dass 
der Hiatus auf die engsten Grenzen zu beschränken sei. 

Ich habe schon früher darauf hingewiesen, wie die Kritik, 
die nur am Einzelnen haftet, häufig fehlgeht: gerade im Plautus 
hat man Verse , welche in metrischer Beziehung Schwierigkeiten 
verursachen und unzweifelhaft verderbt sind, bald auf diese 
bald auf jene Weise herzustellen versucht, aber ohne Erfolg, 
weil man den eigentlichen Sitz des Uebels nicht erkannt hat. 
Ich habe gezeigt, wie hier durch Wiedereinführung archaischer 
Formen, welche durch die Schuld der Abschreiber oder auch 
schon firüher durch die Thätigkeit der Diaskeuasten verdrängt 
sind, sich oft auf die einfachste Art der Fehler beseitigen lässt. 
Indem R. jetzt den gleichen Weg betritt, muss ich mich, gerade 
weil wir im Princip im Allgemeinen einverstanden sind, gegen 
die Art und Weise der Durchführung um so entschiedener erklä- 
ren: ich vermisse durchaus die rechte Mässigung und Besonnen- 
heit. Wenn man sieht , wie aus unerwiesenen Vordersätzen oder 
blossen MöglichkeiteiP die weitgehendsten Consequenzen gezogen 
werden, kann man nur von tiefem Missträuen gegen diese soge- 
nannte wissenschaftliche Methode erfüllt werden. Aber auch da, 
wo das Heilmittel an sich zulässig erscheint , ist die Anwendung oft 
eine ganz mechanische, und man sieht die Zeit immer näher kom- 
men, wo die Kritik, die eine Kunst und zwar eine der schwierig- 
sten ist, als Handwerk von Unberufenen geübt werden wird. 

Eigentlich ist diese Abhandlung nichts anderes, als das 
Programm für die neue Textrecension des Plautus, die er S. 121 
in Aussicht stellt , und eben darum gewinnt sie besondere Bedeu- 
tung. Denn indem R. jetzt mit seiner ganzen Vergangenheit 
bricht und wesentlich andere kritische Heilmittel anwendet, für 
die er früher, wenn ein Anderer damit operirte, nur Spott und 
Hohn hatte, fragt man billig, wie lange der eigene Glaube an 
die Unfehlbarkeit der neuen Methode sich erhalten werde. 
R. hat bisher nur die zweite Abtheilung der Plautinischen 
Comödien kritisch bearbeitet, und auch von diesen 12 Stücken 
sind noch 3 im Rückstande; wenn er nun jetzt, wie sich doch 
wohl billigerweise erwarten lässt, mit der ersten Abtheilung den 
Anfang macht , dann können wir binnen einigen Jahren eine 
vollständige Ausgabe des Dichters mit dem nothwendigen 4(|^ttooheQ 



rV.' 



— 8 — 

Apparat haben, die freilich in ihren einzelnen Theilen nach 
wesentlich verschiedenen Grundsätzen ausgeführt ist. Sollte da- 
gegen R. zunächst nur die bereits von ihm herausgegebenen 
Stücke reproduciren , nun - so wissen wir wenigstens im Voraus, 
was wir davon zu erwarten haben. 



. 1. 

Die Ansichten der alten Gfranunatlker. 

Dass im Allgemeinen die römischen Grammatiker nur eine 
sehr unzulängliche Vorstellung von der eigentlichen Bedeutung 
des alten Ablativs und von seinem Suffixum D hatten, ersehen 
wir aus Quintiliau, der eine solide grammatische Bildung besass 
und der Blüthezeit grammatischer Studien angehört; gleichwohl 
weiss der gelehrte Rhetor nichts weiter zu bemerken als I, 7, 11 : 
„ut a Latints veterthtM D 'plwrimü in v^f^ü adjectum ultimum^ 
qttod manifestum est etiam ex cohmma rostratay quae est Duilio 
in foro posita. ^ Es war eben dieses Suffixum aus den Denk- 
mälern der Litteratur fast vollständig verschwunden, hatte also 
keine praktische Bedeutung mehr, daher erklärt sich, dass die 
Grammatiker diesen alten Ablativ eigentlich ganz mit Still- 
schweigen übergehen. Nur bei der archaischen Form des Pro- 
nomens ted (und etwa, med) , die sich in den Werken der älteren 
Litteratur noch erhalten hatte, erinnern sie sich jenes D, 



1) Die Stelle Quintilians scheint mir noch der Verbesserung 
bedürftig ; denn wenn es heisst : qmd manifestum est etiam ex columna 
rostrata, so sieht es aus als wenn Quintilian aus zahlreichen Belegen, 
die ihm zu Gebote standen , beispielsweise dieses eine Denkmal heraus- 
hebe; aber in den litterarischen Denkmälern hatte sich das auslautende 
D sicher nur vereinzelt erhalten: inschriftliche Urkunden der älteren 
Zeit, wo diese Ablativform sich nothwendig häufig finden musste, 
wurden von den Grammatikern nur ausnahmsweise berücksichtigt; auf 
die Inschrift der columna rostrata mochten die römischen Grammatiker 
sich damals regelmässig berufen, wenn sie von diesem D handelten, 
weil dieses Monument vor Jedermanns Augen lag. Ich glaube, Quin- 
tilian schrieb etiam nunc, gerade wie Plinius H. N. 34, 20 von der- 
ßelbiil -JSiiide sagt : c^as est etiam nu/nc in foro» 






— 9 — 

betrachten es aber als einen Laut, den die Sprache der alten 
Zeit beliebig last jedem Worte hinzuzufügen und wieder abzu- 
streifen pflegte, als eine Paragoge, so gut wie die archaischen 
Infinitivformen auf er. Man sieht, es ist dieses nichts anderes, 
als jene vage Vorstellung, der wir bereits bei Quintilian 
, begegnen. 

Dennoch muss das richtige Verständniss dieser Form den 
Römern nicht gänzlich abhanden gekommen sein. Die Inschrift 
der columna rostrata, auf welche sich Quintilian bezieht , ist 
uns wenn gleich theilweise zerstört noch erhalten: dass dies nicht 
die Originalurkunde ist, beweisen, abgesehen von dem Material 
(Marmor von der Insel Faros) , die jungen Schriftzüge unzweideutig. 
Quintilian, der eben dieselbe Marmortafel auf dem Forum sah, 
wird sie füi* eine Roproduction des alten Denkmals gehalten 
^ haben. Dieses war auch die herrschende Ansicht der neueren 
Forscher. Mommsen hat zuerst die Inschrift als eine künstliche 
Arbeit römischer Archäologen aus der Zeit des Claudius bezeichnet, 
und R. hat sich dann später in gleichem Sinne ausgesprochen. 
R. legt hauptsächlich darauf Gewicht, dass alterthümliche Sprach- 
formen neben jüngeren in unvereinbarer Weise sich finden; 
indess da man eine ganz getreue Copie der alten Inschrift auf 
keinen Fall voraussetzen darf, liesse sich jene Buntscheckigkeit 
vielleicht auch bei der Erneuerung einer alten Urkunde erklären 5 
aber weit mehr spricht gegen das höhere Alter der Inschrift die 
wortreiche und weitschweifige Darstellung, die, wie Mommsen 
ganz richtig bemerkt, von der alterthümlichen Einfachheit und 
Kürze, die wir auf einem solchen Denkmale voraussetzen dürfen, 
weit entfernt ist. Wenn nun die Inschrift das Werk eines 
späteren römischen Gelehrten ^ist , so muss man doch anerkennen, 
dass, mag ihm auch anderwärts die Nachahmung des alten 
Lateins nicht immer gelungen sein, doch im Gebrauch des D 
sich durchaus ein .richtiges Verständniss zeigt; der Verfasser ist 
von jener "unbestimmten Vorstellung , die wii* bei Quintilian und 
den andern Grammatikern antreffen, weit entfernt, er hat erkannt, 
dass D Suffixum des Ablativs, nicht aber ein beliebiger phoneti- 
scher Zusatz ist. 

Wenn Mommsen diese Arbeit einem gelehrten Alterthums- 
forscher unter Claudius zuschreibt, so bestimmte ihn lipU^ die 

■■■*■■- ' 



— 10 — 

Erinnerung an die Lieblingsstudien des gelehrten Fürsten zu 
dieser Hypothese. R. findet eine Bestätigung in den Schrift- 
zügen selbst , die , wie er behauptet , ganz den Charakter jener 
Zeit an sich tragen sollen.^ Darüber kann ich nicht urtheilen, 
doch scheint mir jene Vermuthung wenig wahrscheinlich. Auf 
der columna rostrata ist constant AE geschrieben, während 
doch die Zeit des Duilius nur AI kannte : diese alte Schreib- 
weise kommt aber gerade unter Claudius wieder besonders in 
Aufnahme , und würde sicherlich uns auch hier entgegen treten, 
wenn die Inschrift jener Zeit angehörte. Am nächsten liegt 
wohl die Annahme, dass als Augustus die Rostra verlegte 
(Bekker I, 338) und die damit verbundenen Denkmäler 
ebenfalls ihre Stelle wechselten, dieses ausführliche Elogium 
wahrscheinlich als Ersatz einer älteren kurz gefassten Aufschrift 
hinzugefügt wurde. Ob freilich der Charakter der Schriftzüge 
dies gestattet, muss ich der Entscheidung Sachkundiger über- 
lassen. ^ 

Dass den lateinischen Gramipatikem das rechte Verständniss 
dieser Form nicht ganz verschlossen blieb, schliesse ich femer 
aus Priscian V, 75; ^^igitwr AhlativuB proprms est Romanorum 
et — quia novibs videtwr a Latinia imentus, veUistati reliquorum 
casuum concesstt, quanwü hunc qtwqtce a vetustüsimü Grraecorum 
grammaticia accepüse vident/u/Ty qm sextum casum dicehant ovQavoS'ev, 
Bf.dd'ev , ai&ev , ed'sv , qui profeoto äblativi vim possidef , niim 
ebiam praepositionem assumtt, td e§ €^i€x)'ev, €§ ovQCCvoS'ev 
JSbmeriM,*^ Hier wollte ich früher das sinnlose grammaiicis als 



1) Wenn R. jetzt sagt (S. 4), die Urkunde sei ungefähr ein 
halbes Jahrhundert vor Quintilian com^onirt, so hat er dabei wohl die 
Abfassung der institutio oratoria im Sinne , die dem höheren Alter des 
Rhetors angehört; aber geboren ist Quintilian im Anfange der Regie- 
rung des Claudius (41 — 54), oder wie Manche annehmen, sogar noch 
früher; seine rhetorischen Studien machte er in Rom unmittelbar nach 
Claudius Tode: wenn die Inschrift damals erst angefertigt wurde , dann 
hätte gewiss eine Erinnerung an ihren Ursprung sich in der nächsten 
Zeit noch erhalten. 

2) Sollte die Marmortafel wirklich der Zeit des Claudius ange- 
hören, dann ist sie als Reproduction einer älteren Inschrift zu 
betrachten, welche später dem Monumente des Duilius hinzugefügt 
wordÄi-Tirar. 



— 11 — 

eine Interlinearglosse tilgen, denn es liegt jener Vergleichung 
deutlich die Vorstellung zu Grunde , dass die Lateinische Sprache 
aus der Griechischen abzuleiten sei;, so hätten also auch die 
Römer in alter Zeit den Ablativ von den Griechen entlehnt: 
und als Repräsentant der ältesten griechischen Sprache wird dann 
eben Homer angeführt ; man sieht , wie widersinnig die Berufung 
auf Grammatiker ist, an deren Thätigkeit in jener fernen Zeit 
kein verständiger Mensch denken konnte. Allein man darf nichts 
ändern; denn Priscian wiederholt in gleicher Weise diesen 
Gedanken de metris Terent. 3 : „ ut solent Latini in multis initium 
aliquid accvpientes a Graecis ah angusto in efftistm licentiae spatium 
hoc dilata/rey quomodo fecerunt in sexto casu secundum vetustissimos 
Graecorum grammaticos : ^extum enim casum Uli dicehant Sf.ied'SV, 
aeO-ev , cd^ev , id est a me, a te^ a se, qttem in omntbus casttalihtM 
servaverunt ZatiniJ^ Der Fehler fand sich also bereits in der 
Quelle des Priscian vor und ward von diesem gedankenlos wie- 
derholt. Jener . ältere Grammatiker , der das griechische Suffixum 
-Dev mit dem lateinischen Ablativ verglich , hatte dabei sicherlich 
vor allen auch die Form im Auge, er hatte richtig erkannt, 
dass das auslautende D im alten Latein das Kennzeichen des 
Ablativs war. Während Varro und die alten Grammatiker den 
Ablativ als eine besondere Eigenthtimlichkeit des Latein ansahen 
und ihn daher casus Latinus nannten, führte dieser Gramma- 
tiker auch den Ursprung dieses Casus auf das Griechische zurück. 
Vielleicht war es Asper, der diese Ansicht vertrat, und indem 
er das Wesen des lateinischen Ablativs genauer untersuchte, zu- 
gleich davon den casus septimus unterschied; auf diese Theorie 
bezieht sich Quintil. I, 4, 26: „Qicaerat etiam, sitne apud Graecos 
vis qtmedam sexti casus et apud nos qtMque septimi; nam quum dico 
hasta percussi, non utor ahlativi natura ; nee, si idem Graece dicam, 
dativi.^^ Dass aber Asper jene Theorie vom siebenten casus ver- 
trat, erhellt aus den Anecd. Vindob. p. 79. ^ Wenn in der 
unter dem Namen des Asper überlieferten Schrift (Corp. Gr. V, 



1) Das dort angeführte Beispiel: tiulla spe per vim potiimdi, 
vcUlo fossague moenia circumdat ist wahrscheinlich aus Sallust. Jug. 
76, 2 entlehnt , wo jetzt nur vallo fossaque moenia drcumvenit gelesen 
-wird; auch die anderen Belege ebendaselbst sind wohl meist aus 
Sallusts Historien entnommen. 



— 12 — 

550) bemerkt wird: addunt et septimum casum, so ist dies ohne 
alle Bedeutung, da dieses junge Machwerk dem bekannten 
Grammatiker völlig fremd ist. 



n. 

Die Neueren, 

Die Ansichten der Neueren waren begreiflicherweise lange 
Zeit ausschliesslich durch die dürftige Ueberlieferung bei Quintilian 
und den Grammatikern bestimmt, so bildete sich die Vor- 
stellung von dem D paragogicum aus, dem man schon früh- 
zeitig die Kraft zuschrieb , jeden beliebigen Hiatus in den classi- 
schen Dichtem, namentlich aber in den Plautinischen Komödien 
zu tilgen. R. hebt mit Recht das Verdienst von G. F. Grote- 
fend hervor, der in seiner lateinischen Grammatik zuerst 
erkannte, dass hier eine alte „Ablativ - oder Adverbialflexion" vor- 
liege; aber ungerecht ist R. wie von jeher, so auch jetzt gegen 
Bothe, indem er nur das Verfehlte hervorhebt und beliebig einige 
abenteuerliche Formen,^ wie sie B o th e in den Text des Plautus und 

m 

Terenz einführte, als Probe der Botheschen Maaslosigkeit citirt, 
während er verschweigt, dass Bothe an unzähligen Stellen ganz 
dasselbe Mittel anwendet, was R. jetzt als neueste wissenschaft- 
liche Entdeckung empfiehlt; wie denn überhaupt schon früher 
Camerarius, Pareus, Guyetus, später Bothe und Weise 
das Meiste vorweggenommen haben. Jene Männer, indem sie in 
der traditionellen unklaren Vorstellung von dem D parag. befangen 
waren , mussten nothwendig oft irre gehen ; wenn R. solche Miss- 
griffe vermeidet, ist dieses nicht sein Verdienst, ihm kommt eben 
die reifere Einsicht unserer Zeit zu gute ; aber ich werde zeigen, 
wie R., indem er kecken Muthes an Alles was wie ein Ablativ 
aussieht, ein D anhängt, nicht minder häufig fehlt, ganz abgesehen 



1) B. führt unter anderen auch an, dass Bothe hibered schrieb, 
dieses hätte am wenigsten R. rügen sollen , denn der Infinitiv ist jeden- 
falls eine substantivische Bildung, freilich ob Ablativ oder Dativ oder 
Instnunentalis ist zweifelhaft. 



— 13 ^ 

von der Frage, ob überhaupt das Mittel in der hier beliebten 
Weise im Plautus zulässig ist. 

Indem R. sorgfältig die Ansichten der Neueren über das 
auslautende D verzeichnet, übergeht er gänzlich mit Stillschweigen 
wie er selbst früher über diesen Punkt urtheilte. R. hatte in 
den Pj-olegom. S. 91 mit gewohnter Sicherheit sich dahin aus- 
gesprochen : y,exploratt88tmumy m Plautinam artem ex anttquttatü 
cownietudine sola med et ted prmomina transisse mdlo ahlativt 
accttaatwique discrimine^ a2iu8 vocü eodem incremento auctae mUlifAS 
vel fidem vel vestigium esse, ne gemella qmdem sed forma ex- 
cepta.^^ Doch damit ich Herrn R. kein Unrecht thue, muss ich 
erwähnen, dass er an einer andern Stelle § 5 im Eingange sagt; 
„Auf Grund solcher Auffassung hat sich denn all- 
mählich die Ansicht festgesetzt, dass der Sprache 
des Plautus zwar noch med und ted bekannt, da- 
gegen jeder anderweitige Gebrauch des D ihm 
durchaus fremd gewesen sei. Möglich an sich, dass 
dem so war, aber mit dieser Möglichkeit wird man 
zugeben, ist doch noch nicht das letzte Wort über 
dasFaktische gesproche n." Es ist sicherlich nicht Beschei- 
denheit, wenn R. sich auch hier nicht nennt, sondern bewusste 
Kunst, indem R. hier wie überall den Leser über seinen früheren 
Standpunct im Dunkeln lässt. 

Dass die alte Ablativform bei Plautus nicht bloss- auf jene 
beiden Formen zu beschränken sei, dass überhaupt auch sonst 
Reste dieser Bildung sich allezeit behauptet haben, sprach ich 
(im J. 1859) in den philologischen Thesen (Phüol. XTV, 185) 
mit den Worten aus: 

,,Quod sty qtiod utinam und ähnliches ist nicht auf den 
Accusativ, sondern den Ablativ zurückzuführen, dessen alter- 
thümliche Form sich auch noch bei Plautus in manchen Fällen 
erhalten hat, wenn gleich von den Abschreibern und Kritikern 
nur da geduldet, wo sie die Bedeutung der Form nicht 
erkannten." 

Ich habe schon vor vielen Jahren versuchsweise denselben 
Weg eingeschlagen, den jetzt R. betritt, aber ich erkannte sehr 
bald, dass derselbe nicht zum Ziele führe, dass hier kein sicheres 
Besultat sich gewinnen lasse, und so fasste ich nur dasjenige in 



'•■I 



— 14 — 

der These zasammen , was bei wiederholter Prüfung nach längerer 
Zeit sich bewährt hatte. 

Viel weiter geht Bücheier (lat. Decl. 47), der auch bei 
Plautus einen ausgedehnten .Gebrauch der alten Ablativform vor- 
aussetzt, und darin gleichfalls das beste Mittel erkennt, den 
Hiatus zu beseitigen; doch meint er, Plautus habe hauptsächlich 
in der Arsis sich noch der archaischen Form bedient, in andern 
Stellen des Verses wirke wenigstens die ältere Sprachform noch 
nach und diene dazu den Hiatus zu rechtfertigen. Seine Ansicht 
steht der R. Hypothese ganz nahe, und R. bezieht sich auch 
darauf § 5 S. 19, meint aber, dieselbe gehe von der indirecten 
Argumentation aus , welche subjectiven Velleitäten keinen genügen- 
den Danmi entgegensetze; er selbst dagegen werde die directe 
Beweissführung anwenden, d. h. die positiven Thatsachen der 
historischen Textesüberlieferung zur Grundlage machen. 

R. sucht sein Wagniss , das alte D wieder in den Text des 
Plautus einzuführen, durch die Herstellung des / in den Home- 
rischen Gedichten zu rechtfertigen. Allein abgesehen davon, dass 
die Sachlage eine wesentlich verachiedene ist, sollte jener Ver- 
such das / im Homer wieder herzustellen eher von ähnlichen 
Bestrebungen zurückhalten oder doch zur grössten Vorsicht 
mahnen. ^ 



IIL 
Der alte Ablatiy. 



Der jetzt sogenannte Ablativ vereinigt in sich die verschie- 
denartigsten Functionen : es rührt dies daher , dass dieser Casus 



1) Indem man auch hier lediglich das Merkmal des Hiatus in's 
Auge fasste , und wirkliche oder vermeintliche Unregelmässigkeiten der 
metrischen Technik zu entfernen suchte, hat man das / auch bei 
Worten eingeführt, die entweder niemals einen consonantischen Anlaut 
besessen oder doch einen andern eingebüsst haben. Becker beschränkt 
sich im Allgemeinen auf die Herstellung des anlautenden Digamma. Dies 
heisst allerdings auf halbem Wege stehen bleiben , gleichwohl verdient 
diese Enthaltsamkeit alle Anerkennung im Vergleich mit der willkürlichen 



— 15 — 

aus der Verschmelzung des alten Ablativs mit dem siebenten 
Casus oder Instrumentalis hervorgegangen ist; denn nachdem 
beide Casus ihre Endungen DE (D) und BI (M) vollständig ein- 
gebüsst hatten, waren sie formell nicht mehr zu unterscheiden; 
ausserdem aber gingen zum Theil auch die Functionen des Dativs 
(Locativs) auf diesen Casus über. Aber es ist beachtens- 
werth, wie schon der alte, echte Ablativ, der auf D auslautet, 
eine ähnliche Mannichfaltigkeit der Verwendung zeigt; • er 
bezeichnet nicht nur das Woher, Hinnad cepit^ de praidad, de 
senatuos aententiady sondern auch das Wo in coventionid^ end- 
lich auch das Mittel, die Art und Weise, u. s. w., so auf 
der columna rostrata: ptwnandod cepet; denn wenn schon diese 
Urkunde im Allgemeinen nur mit Vorsicht zu benutzen ist, so 
tritt sie doch gerade im Gebrauch des alten Ablativs nirgends 
aus dem Kreise der wohl beglaubigten Analogie heraus; auch die 
Osker sagten dolud malud. Man könnte versucht sein anzu- 
nehmen, nur missbräuchlich seien in einer Zeit, wo man kein 
volles Bewusstsein von der Bedeutung der Form hatte , weil eben 
die Gasusendungen mehr und mehr geschwächt und abgestreift 
wurden, auf den echten Ablativ fremdartige Functionen über- 
tragen worden, wie ja beim Personalpronomen ganz deutlich eine 
solche Verwirrung vorliegt, indem man med^ ted, sed auch als Accu- 
sativ verwandte. Allein ich glaube, dass diese Erscheinung weit 
über die Zeit, aus welcher uns sprachliche Denkmäler vorliegen, 
zurückreicht; schon der alte Ablativ ist aus der Verschmelzung 



Consequenz, die darauf ausgeht, auch im Inlaut das / wieder einzu- 
führen, wo die metrischen Indicien uns vollständig verlassen. So will 
z.B. L. Meyer überall ^lifog, /ICj^a u. s. w. schreiben; freilich hat 
die griechische Sprache einmal diese Formen besessen , aber wie will 
man beweisen , dass der Homerische Dialect hier noch das / kannte ; 
sagt doch selbst der Dorier Alcman nur Jiog, nicht /iifoq. Am längsten 
hat das / sich im Dativ Jifi behauptet, das wir noch auf der argivi- 
schen Inschrift (C. I. Gr. 1. 29) antreffen, weil hier die unmittelbare Folge 
des I nicht gerade angenehm empfunden ward , daher auch Pindar sich 
constant der contrahirten Form AC bedient; gleichwohl wäre es ver- 
wegen, selbst dieses Jifi bei Homer einzuführen, da gerade der 
ionische Dialect an der unmittelbaren Folge der Vocale im Inlaut nicht 
den mindesten Anstoss nimmt. 



— 16 — 

von zwei ursprünglich gesonderten Casus hervorgegangen. Die 
Griechische Sprache bezeichnet das Woher durch das Suffixum 
^e (O'Bv)^ das JFo durch ^4, ich glaube, dass auch die alt- 
italischen Mundarten beide Bildungen kannten ^ ; aber im Latei* 
nischen musste DE und DI frühzeitig zusanunenfallen , da aus- 
lautendes I gewöhnlich in E geschwächt wurde, und nachdem 
gar der vocalische Auslaut abgestreift war, war eine äussere 
Unterscheidung nicht mehr vorhanden.^ Dass nun dieser Casus, 
der von vornherein ein zwiespältiges Wesen hatte, dann auch 
weiter zur Bezeichnung des Mittels, der Ali; und Weise ver- 
wendet wurde und sich so mit dem siebenten Casus berührt, hat 
nichts befremdendes. 

Unversehrt hat sich das Suffixum DE allezeit in einigen 
Adverbien erhalten, mdey^ unde, aliundey alicunde, utrindey wo es 
an das Suffixum BI herantritt,^ denn inde ist aus iU-de, unde aus 
tibi 'de u. s. w. entstanden, etwa wie bei uns davon, wovon, 
daher, woher. Ausserdem gehört noch hierher die später zu 
besprechende Form Troiade. Dagegen quamde ist aus quamdem 
verkürzt, es ist ganz so gebildet wie tandem^ und hemdem^ was 



1) Das Suffixum di {^t) hat sich vielleicht im Messapischen er- 
halten, wo inthi (cvO^i) die Stelle der Copula zu vertreten scheint (auf 
der Inschrift von Vaste findet sich das Wort viermal). Dieses in^i 
entspricht etymologisch dem lateinischen enim, nur dass dieses auf den 
Instrumentalis zurückzuführen ist, hat aber, wie ich glaube, die Function 
der Copula: dann stimmt also der Messapische Dialect mit den übrigen 
Italischen Mundarten im Gegensatz zum Latein überein : die Osker sagen 
mim, im, in, die Päligner, deren Dialect ich zuerst in einigen Inschriften 
nachgewiesen habe, vnom, die Umbrer eno7n, eno, enem, ene, doch ge- 
brauchen diese daneben auch et, 

2) Auch im Griechischen werden ^c und ^s vertauscht, daher bei 
Homer ^ritod^i tiqo, um anderes zweifelhafte zu übergehen. 

3) deinde , exinde ist ein Pleonasmus, eigentlich genügte 
dein , exin. 

4) Auch im Griechischen tritt ^iv an andere Suffixa heran, so 
ganz unzweifelhaft im Dorischen rrivoj^av, wahrscheinlich aber auch in 
andern Fällen, wie avevd^evy ändvivd^iv y TtuQot&ev, TiQOJidQotd^sv u. s.w. 
zeigen. In ähnlicher Weise wird im Griechischen JE gewöhnlich 
an den Accusativ angefügt, während die ältere Sprache das Suffixum 
unmittelbar mit dem Wortstamme verband, wie (pvySa und ^vQäa 
zeigen. 



— 17 — 

Placidus durch aeqf4e, mnüiter erklärt. Wenn die Verderbnisse 
der Handschriften ausserdem auf ein zweisilbiges mede oder tede 
führen (vgl. Ritschi S. 29), so ist dies wohl nur trügerischer 
Schein. 

Vor Allem aber erkenne ich das vollständige feuffixum in 
der Partikel quidem, dies ist nichts anderes als der alte Ablativ 
des Pronomen indefinitum , nur tritt noch auslautendes M heran, 
gerade so wie im Griechischen x)^6v und d^e abwechselnd gebraucht 
werden. Diesem quidem entspricht genau das Oskische ptd, in 
Znsammensetzungen gebraucht, wie im Lateinischen quey in quüque, 
qmounqtie : und diesem Lateinischen que ist das Umbrische pet {pe) 
zu vergleichen. Obschon man im Lateinischen für qtte^^ <und ebenso 
im ümbrischen für pet (pe) einen verschiedenen Ursprung anneh- 
men könnte, glaube ich doch, dass dieses que eben aus quidem 
verkürzt ist. Diese Partikel scheint in zahlreichen Versen der 
Komiker das metrische Gesetz zu verletzen; man erkennt deutlich, 
wie die volksmässige Aussprache eine andere war: man nimmt ge- 
wöhnlich ein einsilbiges qu'dem an, so Ritschi und A. Spengel 
(Plautus S. 75), aber dies ist unstatthaft ; quidem ward vielmehr im 
Auslaut verkürzt in quide oder auch quid, und da nun auch das 
auslautende D keine Festigkeit hatte, sondern beliebig abgestreift 
werden konnte, entstand daraus qui oder que: so verschwinden 
alle Schwierigkeiten, welche die Prosodie dieses Wortes in den 
Plautinischen Versen bereitet. 

Ich muss noch einige Worte über die Adverbia auf E hin- 
zufügen. Weil im SC ubei facilumed gnoscier potisit * geschrieben 
ist, nimmt man an, dass alle ähnlichen Adverbia ablativische 
Bildungen sind und ursprünglich auf D auslauteten. Mir söheint 
doch diese Folgerung übereilt; ich weiss dann den Uebergang 



1) Einen verschiedenen Ursprung hat die Copnla que, 

2) In der Lex de repetundis 65 und 66 lautet dieJFormel: %U)ei 
de plamyrecte legi possitur, später unde de piano rede Ugipossit, wie 
in der Lex Julia Municipalis, in der Inschrift bei Orelli 775 und den Noten 
des Probus. Hier ist bemerkenswerth , wie die passive Form der ältesten 
Urkunde unbekannt ist, die wir in der Litteratur zuerst bei Ennius an- 
treffen , von wo sie sich bis auf Lucrez behauptet hat. 

B e r g k , Beitr&ge. I. 2 



— 18 — 

des in E nicht zu rechtfertigen.^ Im Auslant wäre dieser Laut- 
wandel wohl zu erklären , aber der Inlaut musste das schützen, 
gleichwohl tritt uns hier die Endung ED entgegen, und man 
kann also nicht behaupten, jener Uebergang des in E sei erst 
eingetreten, nachdem D abgestreift war. Wollte man aber 
wenigstens für diese Adverbia einen anderen Ursprung annehmen 
und sie mit den griechischen auf w^. ausgehenden zusammen- 
stellen, so bliebe jene Schwierigkeit nach wie vor. Für locale 
Adverbia ist das Suffixum D (DE) ganz angemessen, aber die 
Sprache wird dieselbe Bildung auch anderweitig benutzt haben, 
wie ja auch im Griechischen neben olod-av olbg sich alvo&ev 
alvwg findet.* Allein ich glaube, die Zahl der Adverbia auf 
ED war nur eine beschränkte; die Mehrzahl der Adverbia auf 
E sind vielmehr ursprünglich als Dative (Locative) zu betrachten, 
wo Ol allmählich in EI, I, E überging, wie in peregrei, peregri^ 
peregre, Beachtenswerth ist, dass bei Lucrez dreimal (I, 711. 
IV, 1176. VI, 68) longi st. hnge sich findet, sicherlich kein Irr- 
thum der Abschreiber, sondern nichts anderes als longei. * Mit 



1) Ich wüsste ds^für nur ilicet in der Bedeutung von üico anzu- 
führen; allein hier liegt vielmehr, wie schon die Verkürzung der End- 
silbe anzeigt, eine Verwechselung der Formeln ilicet (ire licet) und ilico 
{in hco, avrCxtt) vor, die wie es scheint den A eiteren unbekannt war. 
Nachweisbar ist sie zuerst bei Afranius (Charis. S. 200): ain tu? eloquens 
es üicet (so ist zu schreiben, dieHdschr. an tu eloquens ilicet); aus der 
volksmässigen Rede ist sie dann in die höhere Poesie der Kaiserzeit 
übergegangen. 

2) Homer n.Vn, 97. Ursprünglich sagte man offenbar aivoOiv ctivog, 
und dann erst hat der Dichter gewagt, von dieser Formel ein Adverbium 
aivod'ev afv(os zu bilden, wo zwei Adverbia miteinander verbunden wer- 
den, um den höchsten Grad zu bezeichnen. Auch hier stimmt die 
volksmässige lateinische Rede mit der Sprache des griechischen Epos 
ganz überein, wie unice umus, niisere miser snm und Aehnl. beweisen. 

3) Wenn imLiede der Arvalbrüder alternei sich zweimal findet (dass 
drittemal ALTERNIP, worin mancher vielleicht alternid finden wird), so 
hat man dieses zwar als Adverbium alterne fassen wollen , aber die ganze 
Stelle ist dunkel und unverständlich. Auffallend ist es übrigdhs, dass 
gerade in den Handschriften des Lucrez und zwar stets in demselben 
Worte sich diese abweichende Schreibart findet, so dass man immer 
wieder auf die Vermuthung zurück kommt, ob nicht hier eine beson- 
dere Form des Adverbiums lange vorliege; vielleicht ist longis zu 



— 19 — 

stremd st. strerme bei Plautus Pseud. 1175 hat es eine andere 
Bewandniss, wie sich später zeigen wird. Pauci, wie die Pall. 
Menaech. 779 schreiben, lässt eine doppelte Auffassung zu. 
Femer sagten die Umbrer nesimei (d. i. proodme), während auch 
hier das einfache E üblicher ist, wie prüfe (probe) j reMe {recte) 
beweisen. Dann aber hat die Sprache auch hier, gerade so wie 
bei indej unde u. s. w. an dieses Suifixum des Dativs noch das 
Suffixum des Ablativs angehängt, wie ebon in facüumed und im 
Oskischen ampruüd {mprohe)^ wo das I noch ganz deutlich auf 
den Dativ hinweist. 

Bei vielen Adjectiven \\drd die Sprache sich mit einer Adver- 
bialform , mit der dativischen Bildung begnügt haben , aber ander- 
wärts werden Doppelformen im Gebrauch gewesen sein; wie im 
Griechischen ey/vg und eyyvS'ev jedes seine besondere Berech- 
tigung hat, ebenso wohl auch im Lateinischen proxume und 
proxumed. Aber nachdem das auslautende D abgestreift war, 
fielen beide Bildungen unterschiedslos zusammen. Man sieht 
daraus wie verwegen es sein würde jedem beliebigen Adverbium 
auf E ein D hinzuzufügen, da wir durchaus nicht mit Bestimmt- 
heit sagen können, wo die Sprache jene Verbindung zweier 
Suffixa anwandte.^ 

Nicht mindere Vorsicht ist bei den Adverbiis auf o anzu- 
rathen. Merüod ist allerdings inschiiftlich überliefert, eigentlich 
Ablativ eines Substantivs, daher gar nicht selten mit einem 
Genitiv verbunden; sagt doch Plautus sogar im Superlativ Asin. 
in, 3. 147: meritümmo ejusy quae volet, faciem/m. Ablative sind 



schreiben, wo man linßis zu ergänzen hat. Vgl. Donat zu Ter. Eun. 
IV, 2. 12: An sie dixit extrema linea, quemadmodum dicitur longis 
lineis quid fieri, id est de longinquo, 

1) Ein longed fjiay.QoOtv {fj,r}x60ev) wäre an sich ganz gerecht- 
fertigt, namentlich in Verbindungen wie lange abesse, Imige videre, 
aber niemand wird dem Lucrez einen solchen Archaismus zutrauen und 
I, 711 die überlieferten Schiiftzüge auflösen: Magno opere a vero 
longid errasse videntur. Wenn man bei Lucrez ITI, G76 st. longius 
errat aus einem Citat bei Charisius und Nonius longiter hergestellt 
hat, so ist vielleicht longitus zu schreiben, und ebenso I, 921 
claritus audi st. clarius. Die Form claritus bezeugt Celsus bei 
Charisius p. 214. 

2* 



— 20 — 

siibüo (de mbito)y occuUo {in ocetdtod), inopinato {ex inopinato) 

u. 8. w., allein andern Adverbiis auf mag der Dativ zu Grunde 

liegen, denn warum soll sich nicht in gewissen Fällen das 

ursprüngliche behauptet haben, während es anderwärts in E 

überging. Dann liegt zuweilen ein Nominativ zu Grunde, z. B. 

ganz unzweifelhaft in intedato 7noritwr\ andere Bildungen lassen 

sich mit Wahrscheinlichkeit auf den Accusativ des Neutrums 

zurückführen, wie cowtinuo^ perpetuo^ asmkio. 

Dagegen wird wohl auch wieder anderwärts mancher Ablativ 

sich verbergen, den man bisher nicht erkannt hat. Das alte 

Ablativsuffixum hat sich noch erhalten, wie ich glaube, in der 

Form dmüwr (Orelli inscr. 2863 : iimüur cum Mida stta esty und 

Inscr. R. Neap. 423. SIM . . . VR.) indem das auslautende D 

in R überging, wie in'ar und apor: mnitwr {maitud^ nmitu) 

ist Ablativ der 2. Declination, gerade so wie forimtu^ fatuitu, 

— Faeile hält man für den Accusativ des Neutrums, aber es kann 

recht gut aus dem Ablativ facüid abgeschwächt sein, wie man 

ja auch noch später ex factli sagte. Noch in der Scipionengrab- 

schrift: 

faeile /actis stiperases gloriam majorum 

wird man facih als Ablativ mit langer Endsilbe fassen müssen. 
Proelme ist Accusativ (m proclivey per procUve) , aber proclivi ist 
ächter Ablativ ^ und bedeutet soviel als de proclivi ^ wie repente 
neben de repente gebräuchlich ist, so z. B. Cicero de Fin. v. 28. 
proclivi cwrrit oratio^ während er de Rep. I, 28 proclivi curm et 
fädle delahitwr schreibt. Natürlich konnte auch dieses proclivi 
in proclive geschwächt werden, und so Ablativ und Accusativ 
zusammenfallen, wie auch in mhlime der Accusativ und Dativ 
mbUmi (oder Nominativ stehlimis) verschmolzen sind. In proclivi 
esse gebrauchen Plautus und Terenz von Dingen, die bei der 
Hand sind, dagegen in dem Verse des Naevius bei Macrob. in, 
18. 6: Alteris nuces in proclivi profundere ist es wörtlich zu 
fassen in loco proclivi y wenn anders der Lesart zu trauen ist: 
denn auffallend ist, dass auf einen troch. Septenar drei Senare 
folgen, was sich nur so rechtfertigen Hesse, dass der Dichter die 



1) Madvig zu Cicero de Pin, p. 766 und Lachmann zuLucrez 
S. 98 urtheilen nicht richtig. 



— 21 — 

Orakel des ariolus durch diesen Wechsel des Metrums besonders 
markiren wollte. Will man vollständig Septenare herstellen, so 
kann man schreiben: 

Quü heri cupud tef Braenestini et Lanurmini hospites, 
{Hospites) auopte tdrosqw deemt acceptos ctbo, 
(Quo modo?) alterü inanem vuham madidam (8ale)dart, 
Alterü mtces in{ane8) proclwi profundier, ^ 

Perspicace was Nonius 513 aus Afranius anfuhrt: Quam perspicace^ 
quam benigne, qtcam cito, quam blande ist unzweifelhaft ein Ablativ, 
und auch bei Ennius Annal. v. 386 ist vielleicht zu schreiben: 
quae me forfuna feroce (oder feroci) conttcdit indignum ac 
bello confectt acerbo. — Das Adverbium memore bei Pomponius, 
was die alten Grammatiker verwerfen, weil es gegen die 
Regel gebildet scheint, ist offenbar nichts anders als der 
Ablativ: vielleicht ist dasselbe auch bei Plautus herzustellen 
im Pseudol. 940: 

Potin ut taceas? memorem immemorem facit qui monet quod 

memore meminit, 

ein anapästischer Octonar, wo die Länge der Endsilbe ganz 
deutlich den eigentlichen Ursprung beweisen würde. 

Ich weiss wohl, dass die vergleichende Grammatik diese 
archaische Ablativform im Lateinischen anders erklärt, und dass 
die Schreibweise T, in welcher dieses SufGxum gerade in den 
ältesten Sprachdenkmälern, in den Salischen Liedern und den 
zwölf Tafeln erscheint, wie ich nachher zeigen werde, zu Gunsten 
jener Erklärung sich geltend machen lässt: allein diese üeber- 
einstimmung hat bei der Verwirrung der Orthographie im alten 
Rom für mich nur sehr geringe Beweiskraft. Ich kann ndch 
nicht entschliessen das D des Ablativs von dem vollen Suffixum 
der Adverbia DE zu sondern: denn welcher Unterschied ist 
zwischen aliunde und Hinnad^ Beneventod? Ist aber D und DE 
identisch , dann können wir auch mit Zuversicht dieses Suffixum, 
welches auch das Oskische zu gleichem Zwecke verwendet, und 



1) V. 1 wird man vielleicht qwis heri apud te fuit vorziehen, wo 
dann auch der Hiatus getilgt wird. Lanumvini st. Lanumni verlangt 
der Vers, vergl. Juno Lanvmvvna bei Orelli Inscr. 1292, 1293 und 
anderwärts Lawwmvium, 



— 22 — 

ursprüDglich wohl allen Mundarten des alten Italiens gemeinsam 
war, mit dem griechischen d-e ftlr identisch erklären: formell 
entspricht dem griechischen QE genau das altitalische DE, da 
diese Mundarten die Aspiration nicht kennen, und nicht minder 
stimmt die Bedeutung und die Anwendung in beiden Sprachen 
vollständig ; wenn es auf dem Weihgeschenke ' des Marcellus 
Hinnad cepit heisst, so entspricht dies genau der Argivischen 
Inschrift zu Olympia (C. I. Gr. I, 29): xaqyeioL dved-ev iij) Jiifi 
luv KoQLvd^o^ep. 



IV. 
Der Instrumentalis und sein YerhSltniss zum Ablatiy. 

Weit früher als der echte Ablativ hat der Instnimentalis 
oder siebente Casus sein Suffixum eingebüsst; denn schon die 
ältesten Inschriften gewähren keine Ausbeute, wohl aber haben 
sich zahheiche Spuren auch noch in der späteren Gestalt der 
Sprache erhalten. Das Suffixum dieses Casus war BI, ent- 
sprechend dem griechischen CD/, ward dann abgeschwächt in M, 
zuletzt ganz abgestreift. Das älteste Beispiel dieses Casus bieten 
die Auguralbücher dar bei Varro d. 1. 1. VII , 8 : 

Zniaher arhose , quirquir est , qtmm me smtio defixkse , templvm 
teacumqvs M(eum) F{initwm) esto in stniatrum. 

Ollamer a/rhose^ quirquir est^ quam tne sentio defixisse^ tenir- 
phrni tescumque M, F. esto in dextrum, — wie ich die Stelle im 
PhilologusXIV, 389 verbessert habe. Vlldber oder ollamer arhose^ ist 
nichts anderes als olla a/rhore. Auffallend ist nur das R, denn 



1) Die Aenderung olla veter arbos ist entschieden abzuweisen. 
Ebensowenig darf man VI , 2 a veter vetus schreiben , denn Varro wusste 
recht gut , dass auch hier R jünger als S ist ; die arg verdorbene Stelle 
lautet in den Handschriften: sicinquam consuetudo nostra multa decli- 
navit, ut a vetere ab sölu solum ab libero liberam, ab Laribus Lares, 
quae obruta vetustate ut potero erusre conabor. Die Beispiele sind 
offenbar alle einer Art, sie erläutern den üebergaug des S in R, ich 
lese daher: „u* a vetese (oder vetuse) veterem, ab Auselo 
Aurelios , ab Loebeso Liberum et Liberam, ab Lasibus 
Lares.^* 



— 23 — 

BI& oder BVS ist eigentlich das entsprechende Suffixum für 
den Plural: entweder ist missbräuchlich hier das S des Plurals 
eingedrungen, oder es gab ursprünglich eine Doppelform des 
Suffixes BI und BIS, . die erst später zur Unterscheidung des 
Numerus benutzt wurde. Im Griechischen bezeichnet tpi {(piv) 
gleichmässig Singular und Plural, doch hat sich auch hier <2>/^ 
noch in dem Homerischen Adverbium lixQicplg ^ erhalten. Hierher 
gehört auch , wie ich glaube , das Adverbium vix, welches formell 
genau dem griechischen }q)L entspricht, während es hinsichtlich 
der Bedeutung mit f^oyig stimmt. Vtx ist aus vthü zusammen- 
gezogen, und X gerade so gerechtfertigt, wie in proximus oder 
medwxumfM oder nix, wo es überall die Stelle des starken Zisch- 
lautes (= ss) vertritt. Wenn es in derselben Formel heisst, 
quoad ego caste linguam nuncupmero, so ist auch hier wohl kein 
Schreibfehler anzunehmen, sondern in ling^wm hat sich das 
geschwächte Sufißxum des Instrumentalis erhalten, wie Festus 
p. 222 parcito linguam in- sacrißciis dicitur anführt, während 
man sonst parc&re Unguis sagt. Femer in einer anderen Stelle 
aus den Auguralbüchem bei Varro VI, 64; Si mihi auctor es 
verhenam manum asserere, wie ich die Worte im Philologus XTV, 
1 86 verbessert habe , ist manum (in meiner Abh. über Varro im 
Proömium 1863 ist irrig m>anu gedruckt) der alte Instrumentalis, 
der sich auch im Oskischen in derselben Formel erhalten ha^ 
mamm aserwn, ^ 

Merkwürdig ist, dass auch in der Formel ex jure manum con- 
sertum voeare sich die Variante manu findet , doch ist hier die Ent- 
scheidung schwieriger. Femer in sirempse oder siremps ist M keines- 
wegs ein phonetischer Zusatz , wie R. vermuthet , sondern rem ist 
- als Instramentalis zu fassen; ebenso hat sich in ex amussim dieser 



1) So betonte Aristarch das Wort in Uebereinstimmung mit 
der Ueberlieferung , andere Grammatiker müssen anderer Ansicht 
gewesen sein. 

2) Auch bei Plantus im Poenul. ist die handschriftliche Ueber- 
liefemng V. 6, 11 MiraAus fm neminem (vielleicht ist noenum zu 
schreiben) venire, qui istas adsereret manum gegen die Conjectur munjf, 
zu schützen, und auch wohl in der andern Bearbeitung wird zu 
schreiben sein: et exspectdbam si gut eas adsereret manum, obwohl B, 
hier manu liest. 



— 24 — 

Casus unversehrt erhalten, um zahlreiche adverbiale Bildungen, 
die hierher gehören, zu übergehen.^' 

Da nun der Ablativ und der Instrumentalis sich nahe 
berühren und später ganz zusammenfallen, so wäre es sehr 
wünschenswerth zu ermitteln, wie in der alten Sprache das 
"Gebiet beider Casus abgegrenzt war. Leider gewähren uns die 
inschriftlichen Denkmäler hierüber keinen Aufschluss: denn die 
kürzeren Inschriften, wo vereinzelt ein D auftritt, gestatten 
keine Einsicht in das Verhältniss des sechsten zum siebenten 
Casus. So kommen nur das SC de Bacch. und die columna 
rostrata in Betracht; hier nun findet sich regelmässig das 
auslautende D bei ablativischen Bildungen, aber es wird reiner 
Zufall sein , dass nicht daneben auch der seiner Endung beraubte 
siebente Casus erscheint. 

Wenn im SC am Schluss die jüngere Form m agro leurano 
erscheint, so sind die Worte sichtlich von dem Graveur im 
Bruttierlande hinzugefügt, und dies ist der beste Beweis, dass 
derselbe im üebrigen die Urkunde genau copirt, die Formen 
des römischen Canzleistils sorgfältig beibehalten hat. Nur ein 
einziges mal wird das D im Actenstücke selbst vermisst, Z. 1^2 
PRO. MAGISTRATVO. Man hat magütratud corrigiren wollen, 
eine leichte Aenderung, da auch anderwärts der Graveur D und 
€ verwechselt hat, allein ich wage jene überlieferte Form 
magistratuo nicht anzutasten. * ist Bindevocal, der sich alle- 
zeit in den einsilbigen Stämmen grue und me erhalten hat, 
während er in den Ablativen der 4. Declination mit V ver- 
schmilzt und so den langen Yocal erzeugt. Aus magütratuod 



1) Auch dem Umbrischen und Oskischen ist dieser. Casus nicht 
fremd; im Umbrischen lautet er auf me oder mem aus, nicht selten 
mag das Suffixum ganz abgeworfen sein, wie in mani; dann gehören 
hierher Adverbia , wie kiUef gleich dem lateinischen cautim ; im Oski- 
schen haben sich nur wenige aber sichere Reste erhalten , so manim 
und adverbiale Bildungen wie statif^ welches genau dem lateinischen 
statim entspricht. 

* 2) Damit darf man nicht etwa tonitruo vergleichen, denn diese 
Form, die überhaupt nicht eben gesichert scheint, ist auf den Nom. 
tanitrmmi zurückzuführen, vergl. Neue Formenl. I, 360. 



— 25 — 

ward zunächst magistratuo^ dann magistratu,^ In nicht anähn- 
licher Weise ward der Genitiv aenoituos geschwächt zunächst in 
amatuo (so in der Faliscischen Inschrift der Berl. Ac. 1860, 
S. 452 [de] %en<duo senten . . dedet cuando . . <mwaptum) , dann in 
senatu, so in der alten Inschrift C. I. 1166 de senatu aententia. 

Wenn auf der columna rostrata Z. 5 enque eodem sich 
findet, so erklärt sich diese, Schreibart einfach daraus, dass hier 
überhaupt die Consonanten nicht verdoppelt werden. Entscheidend 
wäre Z. 11 {Vt)que nave{t8 cepe)t, wie Mommsen ergänzt, 
denn hier würde ich den echten Instrumentalis erkennen (vergl. 
das Homerische ßirjcpi), dem das D fremd ist, allein die Züge 
der Urkunde führen vielmehr auf Atqtie, wie R. schreibt. Sehr 
unsicher ist die Ergänzung Z. 17, wo R. liest: {mirod argent) 

m 

oqtte navaled praedad poplom {primos donavet)^ wo ich gleich- 
falls den Instrumentalis, nicht den Ablativ erwarten würde. 
Die früheren Herausgeber hatten (trtomp)oqtte n, p. p. (Eamanom 
dofuwet), oder (ü qu)oqtie n, p. p. {Romanom deitavet) geschrie^ 
ben, Mommsen ergänzt {primos gu)oqm n. p. p. (danavet)- 
Ritschi verwirft mit Recht dieses Supplement, indem er die 
Stellung des quoque als unlogisch und unlateinisch erklärt; 
hierin hat er Recht; ausserdem ist wohl überhaupt die Par- 
tikel dem monumentalen Stil fremd : ^ aber R. Ergänzung (awrod 
<vrgefn£)oque n, p. p. {primos danavet)^ die er recht bescheiden 
als problematisch bezeichnet, ist entschieden falsch. Was sich 
die Früheren bei ihren Ergänzungen gedacht haben, weiss ich 
nicht.' und eben diess schon ist ein Verstoss gegen die Gesetze 
des epigraphischen Stils, dass der Ausdruck ganz unbestimmt 
und unklar ist. R. aber denkt offenbar an Triumphalgelder, 



1) Auch im Oskischen fiüdet sich der Bindevokal V in den.con- 
sonantischen Stämmen der dritten Declination im Ablativ, wie ligtid, 

2) Bei einer Sprache, die so eigen im Wortgebrauch ist, wie die 
Lateinische , kann man bei der Ergänzung nicht vorsichtig genug sein : 
im Monum. Äncyr. m , 31 schreibt man : veteran]os emeriteis siipendis 
in sua mu/nicip[ia remi8]i, praem[ia aere n\umerato persolvi. Allein man 
sagt wohl pecu/nia niimerata, argentum wumerare^ fiummos wu/merare, 
aber nicht des nvmierare, was sich aus der Entwicklung des römischen 
Mönzwesens genügend erklären lässt, vergl. Fest. p. 72 und 208. Es 
ist zu ergänzen pTaem\^iac[ue n^wmerato persohi. 



— 26 — 

an die Vertheilung von Gold- und Silbennünzen unter das 
Volk. Nun ist aber bis zum J. 565 das Triumphalgeschenk 
ausnahmslos in Kupfer vertheilt worden , L. Scipio war der erste, 
der dasselbe in Silber auszahlen Hess, vergl. Mommsen, röm. 
Münzwes. S. 382. Femer ist die Erwähnung des populm R. in 
solchem Zusanmienhange unstatthaft, denn nicht die römische 
Bürgerschaft, sondern die Soldaten der siegreichen Feldherrn, 
bei einem trivmphus navalü^ wie hier, auch die Matrosen erhiel- 
ten ein Geldgeschenk. ^ Dieser Tadel trifft freilich gleichmässig 
auch die anderen Versuche; da an Aeckervertheilung aus vielen 
Gründen hier gar nicht gedacht werden darf, könnte man nur 
etwa die Erwähnung einer öffentlichen Speisung des Volkes oder 
Spiele vermuthen; diess musste dann aber mit klaren Worten 
gesagt werden; wollte nun jemand vielleicht die lückenhafte 
Stelle ergänzen (hidis epvJ)oque . . . poplam (doruwet), so wäre 
diess ein ganz ungewöhnlicher Ausdruck st. ludos epulumqtte popuio 
deddt\ ausserdem aber veranstaltet dergleichen öffentliche Lust- 
barkeiten so viel ich weiss der Triumphirende selbst aus eigenen 
Mitteln, nicht de praeda. Mit Sicherheit lässt sich die Stelle 
nicht ergänzen, nur so viel ist gewiss, dass man einen neuen 
Weg einschlagen muss: ich lese {foria dom)oque TMvaled praedad 
poplom (decoravtt) und verstehe dies von den Weihgeschenken, 
die Duilius in Sicilien wie in Rom zum Gedächtniss seiner Siege 
und zur Ehre des römischen Volkes stiftete. Von diesen Denk- 
mälern ist uns wenigstens eines bekannt, der Tempel des Janus 
auf dem Forum olitorium, s. Tacit. Ann. II, 49. Den Ausdruck 
deeorare gebraucht Cicero in nicht unähnlicher Weise (in Pison. 12), 
domo st. des üblichen dornt findet sich auch bei Cicero de Rep. 
I, 40 (die 2 Hand domui\ sowie bei Plautus Pseudolus 371 im 
A,* es ist Dativ, wo Niemand das D vermissen wird. 



1) Ich fürchte nicht, dass R., um seine Unkunde zu rechtfertigen, 
dieselbe dem Verfertiger des Elogiums zuschieben wird. 

2) Domo d. i. domi liest A auch im Stichus 623: Beos salutabo 
domo st. modo. 



— 27 — 

V. 
Der Ablatiy in den ältesten Denkmälern. 

Die wichtigsten Quellen füi* die Erforschung des Alterthums 
der lateinischen Sprache waren die Salischen Lieder, die 
Auguralbiicher und die zwölf Tafeln.^ Die römischen 
Gelehrten haben die Bedeutung dieser Denkmäler richtig erkannt, 
obwohl ihre sorgfältigen und eifrigen Bemühungen in erster Linie 
auf die Erforschung des sachlichen Gehaltes , der noch ein un- 
mittelbar praktisches Interesse hatte , dann erst auf das Studium 
der alterthtimlichen Sprache gerichtet waren. Uns sind von die- 
sen ehrwürdigen Denkmälern, sowie von den Commentaren jener 
Alterthumsforscher nur dürftige Reste erhalten, und auch diese 
hat man nicht immer nach Gebühr gewürdigt, sind doch die 
Libri Augurales und was sonst sich daran anschliesst fast voll- 
ständig vernachlässigt worden. 

Die Trümmer dieser Denkmäler, an welche weder die An- 
fänge der römischen Litteratur, noch die ältesten uns erhaltenen 
inschriftlichen Urkunden heranreichen, bieten glücklicherweise 
noch jetzt einige hinreichend gesicherte Beispiele der alten Ab- 
lativformen dar. Der Vers der Carmina saliaria: Game tonas 
Zeueeste, prae tet tremmtt,^ der älteste Beleg für diese Casus- 



1) Symmachus Epist. in, 44: Si tibi vetustatis tantus est amor, 
pari studio in verha prisca redeamus , quibus Salii canunt et augu/res 
avem consulunt et decemviri tabulas condiderunt 

2) Die Glosse des Pestus pretet tremowU praetemuM pe hat 
0. Müller unzweifelhaft richtig prae tet tremonti: praetremunt te ver- 
bessert, und ich habe dann mit Hülfe derselben den Vers der Salischen 
Gesänge, der bei Velius Longus in sehr verderbter Form uns erhalten ist : 

cume ponas Leucesias praetexere monti 
hergestellt. R. bezeichnet dies als zweifelhaft, wohl nur deshalb, weil 
Andere das Richtige gefunden haben. Mit gesundem Sprachgefühl 
erkennen übrigens hier die alten Erklärer eine Tmesis, wie sie dem 
alten Latein ganz geläufig war , während jetzt Mancher geneigt sein 
dürfte pras als Präposition zu fassen. Andere werden vielleicht die 
Verbindung des Abi. mit dem intrans. Verbum tremere nicht unpassend 
finden , ich würde dies für zulässig halten , wenn es einfach tet tremonti 
oder praetremoYiü tet hiesse. 



- 28 - 

form überhaupt, zeigt, wie frühzeitig die Verwechselung des 
Accusativs te und des Ablativs ted um sich gegriffen haben muss. 
Daran schliesst sich unmittelbar an, was uns Festus aus einer 
alten Formel der Auguralbücher erhalten; Suad ted idem 
(Messala mtgur) aü esse sie te^ wo ted wohl ebenfalls als Accu- 
satLv zu fassen ist, ^ und uns zugleich ein von dem alten Demon- 
strativpronomen sfwm (sus) gebildetes Adverbium simd erhalten 
ist, womit sich im Oskischen die Bedingungspartikel svai (suae\ 
im ümbrischen sve vergleichen lässt, nur dass hier Dativformen 
vorliegen; aber auch die lateinischen Partikeln si und sie können 
Dativbildungen sein.* 

Ein viertes Beispiel und zwar den Ablativ eines Substan- 
tivums glaube ich in dem Bruchstücke der XII Tafeln bei Festus 
364 : T^ttm junctum aedtbus vineave et cancapit ne sohito nach- 
weisen zu können. Huschke hat sehr scharfeinnig sei coneapit 
vermuthet, aber ich glaube 0. Müller kommt dem Wahren am 
nächsten, wenn er e concape schreibt, nachdem schon früher 
Bosius in demselben Sinne e compage vorgeschlagen hatte. Frei- 
lich alles, was Müller und kürzlich K Scholl zur Recht- 
fertigung eines Nomen concapes beibringen, ist völlig fremdartig. 
Wie compages zu comptngo, amhages zu ambigo, saepes zu saepio^ 
citedes zu e€iedo u. s. w. sich verhalten, ebenso concapes zu ctme^no. 
Condpere zusammenfassen berührt sich ganz nahe mit cwnr 
pmgere zusammenfügen; will man übrigens dieses sonst nicht 
nachweisbare Substantivum concapes nicht gelten lassen, dann 
mag man mit Bosius compages schreiben: mir kommt es hier 
nui* auf die Flexionsform an, in den Zügen der ü.eberlieferung 
erkenne ich aber ganz deutlich den alten Ablativ: 

Ec coneapit ne sohito. 



1) Vielleicht lautete die Formel vollständig suad ted solino, da 
Festus unmittelbar vorher aus Messala die Glosse solivw idem ait esse 
constdo hat. 

2) Vielleicht ist die alte Ablativform auch in der dunklen Glosse des 
Festus S. 165 : Negritu in augwriis significat aegritudo herzustellen ; dass 
dieses nichts anderes ist als nee nUi , wie ja auch bei Plautus öfter die 
Schreibart negrecte sich findet, erkannte Müller, aber dazu passt in 
keiner Weise die Erklärung des Festus; vermuthlich ist zu schreiben: 
negritud (oder negrituod) in aiigtmis significat nee ritu. 



— 29 — 

Man' könnte glauben, eancapä st. coneapMT sei nur Irrthum 
der Abschreiber des Festus, wie wenn bei Plautus die Hand- 
schriften mehrmals auf met und tet führen: allein da auch im 
Salischen Liede dieselbe Schreibweise tet tiberliefert ist, wage 
ich nicht zu ändern; es hängt dies wohl zusammen mit der in 
früher Zeit eingerissenen Verwirrung der Aussprache, wo man 
namentlich im Auslaute M^dia und Tennis gar nicht mehr zu 
unterscheiden- fähig war. Daher konmat es, dass gerade die 
ältesten Denkmäler, wie die Salischen Lieder und die Xu Tafeln 
diese Verwirrung bestätigen. Denn ich möchte das t in ^ und 
concapü nicht benutzen, um die von der vergleichenden Gram- 
matik empfohlene Erklärung des Ablativ - Suffixums zu recht- 
fertigen. 

Schliesslich bemerke ich, dass wenn 0. Müller in der 
Glosse des Festus S. 258, wo berichtet wird, dass in den 
Xn Tafeln guando mit auslautendem C sich finde, dafür quandod 
schreiben will, diese Aenderung ganz unzulässig ist. Die Bemer- 
kung des Festus, welche auch frühere Kritiker angezweifelt 
haben, ist vollkommen richtig; qwmdoc ist aus qtumdoque gerade 
so' abgekürzt, wie ac aus atque^ nee aus neque. Ob qwmdoe 
Adverbium oder Conjunction war, oder beide Functionen hatte, 
so gut wie qtuindoque , ist aus Festus nicht zu ersehen. Vollständig 
geschrieben findet sich qumidoque in einem Bruckstück der Xu 
Tafeln bei Festus S. 348 , dessen Herstellung und Erklärung un- 
sicher ist. Bemerkenswerth ist, dass wenn Cicero (pro Caec. 19) 
die juristische Formel quando te in jure consptcio anführt, die 
Hdschr. quandoque bieten; Probus de notü bestätigt jedoch 
qtmndo^^ wie auch bei Cicero selbst pro Mur. 12 geschrieben 
ist. Mit der seltsamen Form in einer Inschrift bei Orelli HI, 
S. 473: quandone ego esse demro weiss ich nichts anzufangen. 



1) Doch findet sich bei Probus auch mme, worüber ein andermal 
zu handeln sich Gelegenheit darbieten wird, nur mit der Nota A 
bezeichnet. 



— 30 — 

VI. 
Inschriftliche Zengnlsse. 

Das Suffixum des lateinischen Ablativs D ist uns noch in 
einer Anzahl alter Inschriften erhalten;^ darunter befinden sich 
aber nur zwei Denkmäler von grössereih Umfange, die eine reichere 
Auswahl von Belegen darbieten und so eine klarere £insicht 
gestatten; bekanntlich die Inschrift der Columna Rostrata 
und das SC de Bacchanalibus.^ Allein die erste Urkunde 
kann nach dem was früher S. 9 über ihren Ursprung erinnert 
worden ist , für sprachgeschichtliche Untersuchungen nur mit Vor- 
sicht benutzt werden. Betrachten wir das SC, wo gerade sowie 
auf der Ehrensäule des Duilius das auslautende D regelmässig 
erscheint, so könnte man leicht auf die Vermuthung geführt 
werden, das Latein habe noch im J. 568 die alte Casusform 
treulich bewahrt. Allein die übrigen Denkmäler untei'sttitzen 
eine solche Vermuthung nur in sehr bedingter Weise; Von den 
Grabschriften der Scipionen zeigt nur Nr. 30 die des Scipio Barbatus 
(Censor im J. 464) einen Rest des alten Ablativs.-^ Gnaivod 



1) Ich weiss keine neuen Belege hinzuzufügen , ausser dass , wenn 
mich die Erinnerung nicht trügt, auf einer Münze, die ich aber augen- 
blicklich nicht nachweisen kann, PONDOD sich findet. 

2) Die Bronzetafel gehört zwar dem Gebiet der Bruttier an , allein 
der Graveur hat offenbar das Schreiben des römischen Senats mit 
musterhafter Treue copirt , s. oben S. 24. 

• 3) Wenn es in derselben Inschrift heisst : Taurasia Ciscmna Samnio 
cepit, so will Mommsen Samnio als Ablativ fassen , indem er es aber 
nach dem Vorgange Anderer durch in Samnio erklärt, durfte er sieb 
nicht zur Unterstützung auf Himiad cepit berufen, denn dort ist es 
echter Ablativ und bezeichnet den Ursprung des Beutegeschenkes, was 
hier in keiner Weise passt; eine andere Erklärung Samnio sei Dativ 
und cepit so viel als eripuit weist Mommsen selbst mit Recht zurück. 
R. verwirft Mommsens Deutung als sprachwidrig, indem er wie 
früher Samnio als Accusativ Samniwn fasst : aber Mommsen hat ja 
gezeigt, wie aus sachlichen Gründen diese Erklärung unzulässig ist, 
l^nd R. hat diese Gründe nicht widerlegt, sondern übergeht sie in 
gewohnter Weise mit Stillschweigen. Auch ist Samnio nicht sprach- 
widrig; Plautus schreibt Capt. II, 2. 80: Filius meus Uli apud vos servit 



— 31 — 

patre proffnatus. Die nächstfolgenden bieten überhaupt keinen 
Ablativ dar, ausser 32 (zu Ehren des Censors vom J. 496) das 
Adverbium mereto^ wo man ohne Grund meretod ergänzt hat. Nr. 33 
gewöhnlich auf den Sohn des Alricanus major bezogen, dessen 
Lebenszeit etwa zwischen 550 — 590 fallen würde, zeigt dass das 
D bereits völlig antiquirt war , da wir hier , abgesehen von facüe^ 
worüber oben S. 20 gesprochen , die vulgären Formen m longa väa 
und prognatum Publio lesen ; denn mit ^pm re hat es eine andere 
Bewandtniss, da diess wohl vielmehr als Instrumentalis zu fassen ist. 
Nun ist freilich das Alter gerade der Inschrift 30 streitig, nach 
R. wäre sie jünger als die des Sohnes Nr. 32, wohin auch 
Mommsen jetzt neigt, der früher widersprach. Ich will diese 
Frage hier unentschieden lassen, auch wenn wir die Inschrift 
bis zum Anfange des 6. Jahrhunderts herabrücken, bezeugt sie 
für diese Zeit das Verschwinden des B. Sehr bezeichnend ist 
femer, dass auf der Basis eines Weihgeschenkes des Marcellus 
vom J. 543 Emnad eeptt (n. 530) erscheint, dagegen auf den 
Weihgeschenken des Fulvius von 565 Aetolia eepü (n. 534) als 
Ablativ richtig von Mommaen gefasst, und in einer andern 



capitis Alide , während Plautus sonst in Alide (in Aliis) sagt , was man 
auch hier hat herstellen wollen. Ferner Merc. 943 : Zacmtho fico8 fieri 
non malas, während Terenz in And^'Oy in Lemno sagt; denn Zacintho 
als Ablativ der Herkunft oder des Ursprungs zu fassen , wäre hier sehr 
gezwungen. Gleichwohl wäre auf der Inschrift der Gebrauch des Abla- 
tivs Taiirasia Cisauna Samnio cepit ungewöhnlich, da man sonst den 
Stadtenamen den Namen der Landschaft im Genitiv zur nähern Erklä-* 
rung hinzufügt. Ich kann daher auch hier keinem von beiden beistim- 
men, sondern fasse Samnio als Genitiv Pluralis. Es ist dies eine 
kürzere Form st. Sanmitium , genau entsprechend der Oskischen Auf- 
schrift auf den Münzen der Italiker Saßnim , s. Mommsen unterital. 
Dial. 293". Ganz gleiche Doppelformen sind Bamnes, Bamnium und 
Batn/netes, letztere von Becker R. A. U, 1. 29 mit Unrecht verdächtigt. 
Die Genitivform Samnio st. Samniom (Samnium) entspricht genau der 
Münzaufschrift Aisernio, wofür sich auch Aisernim findet, was voll- 
kommen dem Oskischen Safinim gleicht. Auch dieses Gentile (was 
Mommsen C. I. L. p. 9 nicht richtig beurtheilt, indem er einen Nomi- 
nativ Aisernius annimmt, während es der 3. Declination zuzuweisen 
ist, nach der Analogie von Bamnes y Samnes) ward später durch ein 
abgeleitetes Aiser ninus verdrängt, was gleichfalls auf Münzlegenden 
erscheint. 



— 32 — 

Inschrift (R. S. 128) Ambrada cepü ^ gelesen wird. Die erstere 
Inschrift erklärt R. für Original, Mommsen für eine getreue 
Restauration; ähnlich schwankt das Urtheil über die zweite, wo 
Folmus steht, während auf der ersten Fukius sich findet. Bass 
dies aber damals die übliche Weise war, wird durch die Inschrift 
des Aemilius Paulus aus demselben Jahre bestätigt, wo keine 
Spur des D , sondern nur die vulgären Formen in fmri Zaseutam 
und ea tem^estate vorkommen. 

Dass gerade in dieser Verbindung Ambraem cepäy^ Aetolta 
cepü das D getilgt erscheint, ist mir ein sicherer Beweis, dass 
es überhaupt schon aus der Sprache des Lebens so gut wie 
völlig verschwunden war. Bei Verbindungen mit Präpositionen, 
wie de, ex, ah, m konnte man das Suffixum am leichtesten ent- 
behren, die Beziehung war auch so klar, während es hier sehr 
wesentlich zur Verdeutlichung des Gedankens beiträgt, daher 
man auch später in diesem Falle sich nicht mehr mit dem 
blossen Ablativ begnügt, sondern eine Präposition hinzufügt. Es 
ist femer eine gesicherte Thatsache, dass gerade Eigennamen 
die alten Formen mit besonderer Zähigkeit wahren; wenn also 
hier bereits Nomina propria des Suffixums entkleidet sind , dürfen 
wir bei Appellativen noch viel weniger den Fortbestand des D 
annehmen. Wenn nun aber Fulvius auf den Inschriften seiner 



1) Der. Ablativ bezeichnet eben die Herkunft, gerade so wie auch 
im Griechischen sich zahlreiche von Ortsnamen abgeleitete Adverbia mit 
iier Endung S^tr erhalten haben. Wenn auf Münzen Benventod oder 
Ladinod sich findet, so vertritt dies einfach die Stelle eines G^ntil- 
namens ; es ist das ganz dasselbe , wie wenn griechische Münzen von 
Neapel oder Rhegium die Inschrift NtanoUTrjg und 'PTjyiros fahren. 
Aber auch nachdem der Ablativ sein Suffixum eingebüsst hatte, erhält 
sich diese Bedeutung noch immer, wenn man auch viel häufiger eine 
Präposition hinzufügt. Varro IX , 67 dli generis enim vinum quod Ohio, 
aliud quod Lesbo. Cäsar B. 0. 1. 24: N, Magius Cremona , dann ganz 
regelmässig , wo die Tribus genannt wird. So wechselt bei Plautus der 
Ablativ Merc. 940: Video ibi hospitem Zacinto mit dem Adjectivum 
V. 945: Calchas iste quidem Zacynthiuat , wo wohl Calca^st iste 
quidem Zacintius zu schreiben, da Plautus sonst diesen Namen nach 
der ersten Declination flectirt, wie Priscian und Charisius bezeugen, 
obwohl Priscian allerdings nur den Nominativ Calchas zu kennen 
scheint. 



— 33 — 

Weihgeschenke nach dem Aetolischen Kriege die alte Ablativ- 
form nicht mehr kennt, so wird wohl auch Ennius, der Freund 
und Begleiter des Fulvius in diesem Feldzuge, jenen Archaismus 
nicht mehr geduldet haben. ^ Wir können also annehmen , dass 
bereits im J. 565 diese Form antiquirt war; wenn also noch 
drei Jahre später im SC das D sich in seinem alten Rechte 
behauptet, so erkennt man, wie eben nur noch die römische 
Canzlei die alte Weise festhielt. 

• Die wenigen Inschriften , auf welchen sonst noch Reste des 
D sich erhalten haben, fallen sicherlich in eine frühere Zeit, 
und können, da sie zum Theil gar nicht Rom selbst angehören, 
auch nicht einmal recht ftlr den sermo urbanm Zeugniss ablegen. 
Beachtenswerth ist die Thatsache , dass die erste und zweite 
Declination das auslautende D besser wahren, als die dritte und 
vierte; daher finden wir auf der ersten Scipionengrabschrift 
Gnawod patre^ zweimal auf Tusculanischen Inschriften militare de 
pratdad, auf einer picenischen Inschrift atre moltaticod, im SC 
pro vmgütratuo. Also die auf A und auslautenden Stämme 
halten das Suffixum noch fest, während es bei den consonanti- 
schen sowie auf I und V auslautenden Stämmen bereits im 
Verschwinden begriffen ist. Die Endung der 3. Declination war 
ID, auch bei den consonantisch auslautenden Stämmen, so im 
SC in cevetdtomdj C. I. 61 atridy 193 (no)mtmd'^ aber indem 
hier I zu E geschwächt wurde, konnte sich das D so wenig 
halten, wie nach dem kurzen Bindevocal der 4. Declination. 
Nur auf der columna rostrata findet sich ED wechselnd mit 
ID, neben zweimaligem martd ein prae8ente{d) dictatored und 
navakd praidad. ^ 



1) Ennius erhielt von Fulvius nichts als eine chlamys zum 
Geschenk, wie Symmachus Ep. I, 21 berichtet: nisi Quinta Ennio ex 
Aetolicis mawuhiis .capüva chlamys tantum mn/nen data Fulvmm 
decolorat Ennius hat dieses Ehrengeschenk wohl selbst erwähnt mit 
den Worten: 

. . . Tergus {rni) igitu/r sagu\pingms opet'tat Caerulus, 
(Nonius p. 223, Charis. p. 185) wo igitur andeutet, dass er seitdem 
diese gro'be, dunkle Chlamys beständig trage. 

2) Es dient dies den schwächlichen Formen aetated, adöleseen^^ 
lenoned, lepored, wrhed, uxored, die R. im Plautus einführen ^B, 
nicht gerade zur Empfehlung. 

Bergk, Beiträge. I. 3 



— 34 — 

Wie aus der 5. Declination kein Beispiel des alten Ablativs 
nachweisbar ist , ebensowenig aus der vierten : denn mac{isiratud) 
der Col. R. ist erst ergänzt, (e)a8tud 813 ist adverbiale Bildung 
und soviel als casto oder castej bei 193 olatud (der erste Buch- 
stabe ist zweifelliaft , die Ergänzung ohlatud schwerlich richtig) 
ist eine sichere Deutung nicht möglich. Wenn man endlich 
einen Ablativ senatud zu finden geglaubt hat auf der Inschrift 
von Venusia C. I. L. 185 : 

QVAISTORES 
SENATV D 
CONSVLVERE 

so ist dies aus mehreren Gründen unzulässig; denn nach dem 

Berichterstatter findet sich zwischen V und D ein grösserer 

Raum : „ tres fere pollices midi lapidis inter^unty^ dann wäre ein 

Ablativ senatud st. des Accusativs senatum unerhört; es wird zu 

schreiben sein SENATV E. D. R. camuhcere^ und so ist wohl 

auch in der folgenden Inschrift senatu consoUu de (ea re) zu 

ergänzen. — Im Oskischen findet sich allerdings ein völlig 

gesichertes Beispiel dieser Form , tab. Baut. 24 prumedicatud (von 

Mommsen unrichtig der 2. Decl. zugewiesen) und auch andere 

Belege liessen sich vielleicht noch beibringen. Und so kann 

auch das Lateinische solche Bildungen wie magütraiud neben 

magütrattiod gekannt haben, immer aber ist es gewagt, wenn 

R. ohne Weiteres tribtid^ portud^ exercitud, arhitratud schreibt, 

oder Ablative der 5. Declination, die völlig unbezeugt sind, wie 

red, düdy famed^ acied einführt, obschon es sicherlich nur Zufall 

ist, dass gerade fär diese Declination uns Belege gänzlich 

fehlen. * 



VIL 
Beispiele aus den AnfSngen der Xltteratar. 

In der römischen Staatscanzlei hat sich das D bis zum 
Jahre 568 behauptet; wenn nun auf den andern inschriftlichen 



1) Es verdient eine ganz entschiedene Rüge, wenn unsere Gram- 
lOatiker Formen , die gänzlich unbezeugt sind, verwenden, wie z.B. Leo 
iWyer (Gr. u. lat. Decl. S. 33 ff.) diedy vid, ignid, senatud und ähn- 
liche selbst gebildete Formen gebraucht. 



— 35 — 

Denkmälern des 6. Jahrhunderts das alte Casuszeichen nur ver- 
einzelt vorkommt und zuletzt ganz verschwindet, so wird man 
der gleichzeitigen Litteratur kaum einen sehr ausgedehnten Ge- 
brauch zutrauen dürfen. Gerade die früher unbekannte littera- 
rische Thätigkeit, die mit dem Auftreten des Livius Andronicus 
im J. 514 beginnt, war zunächst berufen eine Sprache, die 
bis dahin gleichsam wild aufgewachsen war, in Zucht zu nehmen, 
die Fülle der grammatischen Formen auf eine feste Regel zurück- 
zuführen , der Verwirrung der Rechtschreibung zu steuern. Jenes 
Casuszeichen, welches schon längst im Verschwinden begriffen 
war, wurde offenbar sofort beseitigt, und erhielt sich in 
den älteren Litteraturdenkmälem nur noch in ganz vereinzelten 
Fällen. Nur so erklärt sich das Stillschweigen der lateinischen 
Grammatiker, welches räthselhaft wäre, wenn in den Gedichten 
des Livius, Naevius, Ennius noch erhebliche Spuren des alten 
Ablativs sich erhalten hätten, da sie doch andere Archaismen 
sorgfältig verzeichnen. 

Nur sparsame Reste des echten Ablativs haben sich in den 
älteren Denkmälern der Litteratur erhalten. Bei Livius Andro- 
nicus findet sich kein einziges Beispiel; ted hat man zwar in. der 
Odyssee herstellen wollen, was an sich ganz unbedenklich wäre, 
aber das Metrum selbst widerlegt diese Vermuthung; denn man 
muss offenbar die beiden Bruchstücke (bei Priscian VI, 41 und 
Vn, 18) zu zwei Satumiern verbinden: 

Mea pu&Ty mea puer quid verht ex tuo ore swpera 
Fugit? neque entm te obltttis sum Laertie noster. 

wie die Vergleichung der homerischen Stelle Od. I, 64 beweist: 

Teytvov €f.i6vy Ttolov as STtog qrvyev ?^xog odovzwv; 
TlcSg av eTteix ^Odvarjog syw &eioLO la^oif.irjv; 

Dagegen lesen wir bei Naevius (Serv. Aen. III, 10): 

Noctu Troiad extbant capitilms opertis. 

Troiad^ wie Hermann (wenn ich nicht irre nach Vossius Vor- 
gange) schreibt, entspricht ganz dem Emnad ceptt der Inschrift 
vom J. 543. Aber vielleicht ist das handschriftliche Troiadehei- 
zubehalten; schon die Analogie des griechischen T^oiiy^fi konnte 
den Dichter veranlassen das vollständige Suffixum zu wahren. 
Femer in den Annalen des Ennius v. 239: 

3* 



r: 



— 36 — 

Haece hcubi/C vocat, qnodoum hene saepe libenter 
Mensani sermonesque »uos rerumque suarum 
Camiter impertü^^ 

wo ich auf das handschriftlich tiberlieferte quodeum (obwohl 
es ein paar Verse weiter heist: quocum mtäta volutat) zuerst auf- 
merksam gemacht habe in Jahn's Jahrb. 1861, S. 501. Useners 
Polemik im Rh. Mus. 24, 113 trifft also eigenüich mich, 
nicht Bücheier, den er citirt. Allerdings wird auch im Lateini- 
schen cum wohl ursprünglich mit dem Dativ construirt worden 
sein, aber dass man die Präposition frühzeitig auch mit dem 
Ablativ verband, dafür scheint mir niecum, tecum, secum zu 
sprechen, wie wir schon in den XU Tafeln secum ducito lesen.* 
Dagegen kann ich kein Adverbium alted mit Müller in dem Verse 
des Ennius 366 finden; mit Sicherheit sind die verdorbenen 
Worte alte delata ceterüque ingentihus tecta nicht zu emendiren, 
nur so viel geht mit Bestimmtheit aus Festus hervor , dass petrae 
hier Felsen am Gestade des Meeres bezeichneten, also kann von 
einer Grotte u. s. w. nicht die Rede gewesen sein. Ich vermuthe: 

Alte p{ila) elata petrisqvs ingentihus acta. 

Der beschreibende Ablativ ist ähnlich gebraucht bei Plautus 
Bacch. 1101: Cano capite atque alba harha miserum me auro esse 
emunctum. Merc. 305 2\in capite cano amas? — Endlich wird 
im Epicharmus des Ennius Fr. 1 med durch die handschr. Ueber- 
lieferung gesichert: 

Nam videhar somniare msd ego esse mortuum. 

Gerade das Epos liebt vorzugsweise alterthümliche Sprach- 
formen; dass auch die Gründer des römischen Epos dieselben 
nicht verschmähten, beweisen zur Genüge die noch erhaltenen 
Reste der Odyssee, des Bellum punicum, sowie der Annalen des 



1) Credere verbindet Plautus wiederholt mit dem Genitiv , so in 
Trucul. n , 2 , 51 : 

Aiin tu mala lateres veteres rubere? nunquam edepol mihi 
Quisguam homo mortalis posthac suarum rerum creduit, 
wo die Hdschr. duarum lesen. 

2) Entscheidend aber ist das Oskische, wo auf der Tabula Bantina 
Z. 23 com a{l)trud ligud acum sich findet. 



— 37 — 

Ennius. Der Text dieser epischen Gedichte aher war nicht so 
beweglich wie die üeberlieferung dramatischer Gedichte, und 
konnte um so mehr im Ganzen und Grossen unversehrt sich 
erhalten, da alsbald Litteraturfreunde sich der Werke jener 
Dichter annahmen, wie Octavius Lampadio für Naevius, Vai^un- 
tejus für Ennius sorgte. Wenn nun jene epischen Dichter 
das alte Ablativzeichen bereits so gut wie aufgegeben hatten, 
so ist es wenig wahrscheinlich, dass ein Lustspieldichter wie 
Plautus den Versuch gemacht habe jenes D im ausgedehntesten 
Umfange wieder in die Litteratur einzuführen. Die Erinnerung 
an die Mundart seiner Heimath konnte ihn auch nicht dazu 
bestimmen , denn gerade der Umbrische Dialect hat schon in sehr 
früher Zeit das D consequent abgestreift.^ 



VIII. 
Der Ablatly der persSnliehen Pronomina bei Plantns. 

R., indem er mit Recht für seine Untersuchung eine feste 
Grundlage zu gewinnen sucht,* bespricht zunächst die Stellen des 
Plautus, wo die Formen der Pronomina med und ted entweder 
ganz unversehrt sich erhalten oder doch nur eine leichtere Ver- 
derbniü erlitten haben. Dieser Abschnitt, wo R. die hand- 
schriftlich mehr oder minder gesicherten Beispiele der Formen 
med und ted im Plautus zusammenstellt und dabei das nöthige 
kritische Material, was ja zum Theil noch gar nicht genügend 
bekannt ist, mittheilt, ist unzweifelhaft der werthvollste Theil 
der Abhandlung 5 mit den Folgerungen jedoch, welche R. zieht, 



1) Ennius, der das Oskische genau kannte, sowie Naevius, der 
aus Campanien stammt, hätten weit eher von der so nahe liegenden 
Vergleichung des Oskischen ausgehend im Lateinischen das D conserviren 
können, aber sie haben es nicht gethan'. 

2) Eigentlich verdanken wir dies nur den wissenschaftlichen Wider- 
sachern Eitschls, denn wie er S. 18 versichert, lässt er sich herab, dem ab- 
sonderlichen Standpunkt der Hiatusfanatiker dadurch Rechnung zu tragen, 
dass er die positiven Thatsachen der historischen Teictesüberlieferung 
zur Grundlage macht, d. h. für die Anhänger strengerer Disciplin wäre 
eine solche Beweisführung ganz überflüssig gewesen. 



— 38 — 

kann ich auch in diesem Abschnitte mich nicht überall einver- 
standen erklären. Es sind 35 Stellen, von denen jedoch R. 
selbst die beiden letzten als unsicher bezeichnet, und zwar weit 
mehr Beispiele für den Accusativus als für den Ablativuß, was 
auf den ersten Anblick auffallend erscheint, aber von R. auf 
überzeugende Weise erklärt wird. Ausserdem weiss R. nur 
noch aus Ennius einen handschriftlichen Beleg für med beizu- 
bringen (s. oben S. 36); denn wo sonst in den Bruchstücken 
der scenischen Dichter diese Formen sich vorfinden, beruhen 
dieselben lediglich auf CJonjectur. 

Uebrigens sind keineswegs alle Beispiele, welche R. als 
zweifellos aufführt, hinlänglich gesichert-, so werden z. B. von den 
6 Beispielen des Ablativs zwei wohl wieder in Wegfall konmien 
müssen. Wie die Abschreiber auch ohne Grund diese archaischen 
Formen einführten,^ zeigt ganz deutlich Casina I, 55, wo die 
Scene mit den Worten schliesst: 

JHic quidem pol certo ml ages sine me arhttro, 

aber in Erinnerung des Einganges v. 2 : 

Loqui atque cogitare sine ted arhttro. 

.ward auch hier gegen das Metrum med im B geschrieben, was 
R. seiner Zwecke gemäss billigt, . und deshalb das hier noth- 
wendige Futurum ages in agts verwandelt; also dies Beispiel ist 
unzweifelhaft auszuscheiden. 4/^ 

Unsicher ist ted in den Menaech. v. 1022, wo CD uhsgue 
ted esset, B absque te esset bieten. R. erklärt es freilich an einer 
anderen Stelle S. 60 für unmethodisch, lieber der Autorität CD 
als B in Fällen, wo sie dissentiren, zu folgen; indess wird er 
selbst diesem Grundsatze sehr häufig untreu; und mit Recht, 
denn nicht selten haben CD das Richtige erhalten, wie gleich 
im vorliegenden Verse ad solem occasum, wo in B sich die 
Interpolation ad solis occasum findet. R. erklärt es hier für 
reine Verkehrtheit ein überliefertes ted nicht für alte Tradition 



1) Persa 307: suhnixis alis me inferam ist im B nach me ein 
Buchstabe ausradirt, also wohl m>ed; ebendas. 119: Et te me orare 
et mihi non esse quod darem hat B meoorare , also med orare, denn die 
Beispiele der Gemination der Vocale in den Handschriften des Plautus 
sind sehr unsicher. 



— 39 — 

sondern für Correctur zu nehmen, aber da diese Formen den 
Abschreibern nicht fremd waren, so können sie recht gut auch 
einmal ohne Grund dieselben substituirt haben, wie R. selbst 
nachträglich S. 31 an einem Vers des Curculio nachweist. Liest 
man aber hier tedy dann muss man mit R. die überlieferte Wort- 
stellung hadte nunquam abändern, was an sich zulässig ist,^ allein 
ich möchte hier te deshalb wahren, weil in dieser formelhaften 
Wendung nur die gewöhnlichen Formen te und vm sich finden. 
Dagegen scheinen mir die zwei Beispiele des accusativisch 
gebrauchten ted^ welche R. als unsicher bezeichnet, durchaus 
zweifellos. ImPseudolus 523 hat R. früher aus zwei Versen 
einen gemacht, ein Verfahren, was R. auch sonst häufig an- 
wendet, mir aber im Allgemeinen unzulässig erscheint. Es findet 
sich vielmehr, wie jetzt auch. R. einräumt, derselbe Vers in 
doppelter Fassung : wo die alten Kritiker zweifelhaft waren, setzten 
sie beide Verse in den Text, und fügten ihre kritischen Zeichen 
hinzu. R. schwankt übrigens auch jetzt noch, welcher Vers flir 
Plautinisch zu halten ist; aber unzweifelhaft ist der Vers: 

Studeo hercle audire^ nam ted atMCtclto luhem. 

(ted B, te CD) für echt zu erklären, dafftr ward später substituirt: 

Ageduniy nam satü libenter te attsculto loqui^ 

lediglich um das veraltete ted zu entfernen; denn ich werde 
nachher zeigen , wie sichtlich man bemüht war bei späteren Auf- 
führungen der Plautinischen Stücke Archaismen zu beseitigen. 
Mit der anderen Stelle Mercator 982 verhält es sich bei 
aller Aehnlichkeit etwas anders. Auch hier findet sich ein Vers 
in doppelter Fassung; auch hier wendet R. sein unmethodisches 
Verfahren an, indem er aus den Bestandtheilen beider Verse 
willkürlich einen dritten bildet. Aber man muss sich für einen 



1) Nunquam hodie erklären die Grammatiker für eine alterthüm- 
liche Redeweise, indem ihnen hier nunquam die Stelle der einfachen 
Negation zu vertreten schien. Die gewöhnliche Folge nunquam hodie 
findet sich Persa 140, Epid. V, 2, 58, Naevius bei Macrob. VI , 1 , 38, 
VirgilEcl. 3, 49 und Aen. II, 670, sowie bei Titinius in einem von dem 
Schol. des Virgil angeführten Verse; die umgekehrte Ordnung hodie 
nunquam Plaut. Asin. lü, 3, 40, Amph. 1, 1, 108 Neque hodie unquam 
und im Colax (s. Schol. Virg.). 



— 40 — 

oder den andern entscheiden, wenn man nicht, was unter Um- 
ständen aach zulässig ist, beide zugleich ven^irft. Hier non hat 
sich gerade in dem Verse, den ich f&r nnplantinisch halte, das 
archaische ted erhalten: 

Vaeuum es9e istac ted aetate hü deeebat naxiüy 
während die andere Fassung die gewöhnliche Form bietet: 

Temperare ietae aetate istie deeet te artibu». 
Freilich kann man auch hier ted herstellen, doch lässt sich der 
Hiatus auch auf andere Weise entfernen, indem man deeebat 
schreibt. 

Wohl möglich, dass noch an mancher Stelle ein med oder 
ted sich in den Varianten verbirgt In den MenaechnL 216: 

Ego herele vero te et servabo et te sefuar, 
ist nothwendig entweder das erste et oder das zweite te zu ent- 
fernen, man könnte daher vermuthen tete servabo et [te"] sequar, 
obwohl bei Plautus diese Form nur einmal vorkommt, oder ted 
servabo et te sequar, so dass hier ted sich ausnahmsweise einmal 
vor einem Consonanten erhalten hätte, vgl. R. S. 32.^ Aber 
der Fehler scheint tiefer zu liegen, denn CDa lesen tiseguar^ 
Dh tlseguar, woraus dann von dritter Hand assequar gemacht ist : 
der zweite Corrector wollte wohl tm hei-stellen, was auf ur- 
sprüngliches tis fahren würde. 

Med stellt Bu gge im Miles her 553: Et med despexe 
ad te, da A MEO liest, ytiQ auch andensärts öfter O und 
D vertauscht werden; dann haben wir ein neues Beispiel, dass 
Plautus diese Formen auch vor Consonanten gebraucht Ebenso 
\sill Bugge im Pseudol. 15: 

Licetne td scire^ quid sä? natn tu nie antidhac. 

wo A M. OANTIDHAC liest, tu tilgen und med schreiben, was 
mir jedoch nicht wahrscheinlich dünkt. 

Dagegen beruht es auf einem offenbaren Schreibfehler, wenn 
Ser>ius zu Virg. Ecl. X, 69 den Vers Persa 4 cum Antaeo 
deludari marelim so anführt antaeo med eluctari (oder anthaeo meo, 
awtheomede). Doch ist der ganze Eingang des Stückes noch nicht 
in Ordnung, es ist wohl zu schreiben: 



1) Auch im Iftiles v. 1158: id nos ad te, si quid velles, vermnus, 
hat C attet (D a te, B ad te). 



— 41 — 

Qm amana egena tngreems est princeps in amoresy ts vians 
Superavit aerumnis suis aerumnas, Hercules, tuas: 
Nam cum hone, cum excetra, cum cervo, cum apro Aetolico^ 
Dum avibus Stymphalis, cum Antaeo me deluctari mavelim. 

Das im Spätlatein übliche verbum viare kann auch der klassischen 

Zeit nicht fremd gewesen sein, Ennius scheint es ebenfalls zu 

gebrauchen Annal. 514: 

Inde Partim (cursim per caerula prata) viahant. 

aber das Wort fand bei den Puristen keine Gunst, wie wir aus 

Quintilian VIII, 6, 32 sehen. 

Ich selbst habe mich getäuscht, indem ich früher im Miles 

gl. 708 lesen wollte : 

Hi apud med edunt^ me curant, 

worauf die Lesart der Hdschr. CD Li (D Uli) apud med ederunt 

me cur ahmt (D curaht) visant quid agam quid velit, Ba Li apud 

te edert me curahunt visam quid agant hie quid velint zu führen 

schien; allein es ist vielmehr zu schreiben: 

Ei a/pud m>e aderunt , me curahunt , visent ^ quid agam^ ecquid velim, 

während die Recension des A auch hier abwich: freilich ist es 

schwer mit voller Bestimmtheit zu sagen, was in A stand, ehe 

die neue Collation vorliegt : wahrscheinlich aber war geschrieben : 

elAFVD me adsunt, ME CVRÄNl VISVNTQVID AGAM 

ECQVIBVELIM. 
die Lesart des A ist aber nichts anderes als ein Verbesserungs- 
versuch eines Grammatikers , der allerdings richtig erkannte , dass 



1) Visant hätte ich eigentlich im Anschluss an die Palatini 
schreiben sollen. Das Futurum msent und der Conjunctiv visant sind 
ursprünglich identisch, es sind nur lautlich verschiedene Formen des 
alten Optativs^ denen aber die Sprache später gesonderte Functionen 
anwies. In der 1. Pers. Sing, des Futur, findet sich im alten Latein, 
auch dicem, was der Analogie gemäss ist st. dicam. Aber es scheint, 
als ob auch anderwärts beide Bildungen beliebig mit einander vertauscht 
werden, so ist im Miles 676 die handschr. Lesart: unde Jtbspitio acd- 
piem, wo man den Conj. acdpiam verlangt, Pseudol. 141 qtwm aspicies, 
wo man aspicias, Mostell. 914 si cfupies^ wo man cupias corrigirt. 
Nicht völlig gleich, aber doch auch hierher gehörig ist das öftere 
Schwanken der Hdschr. zwischen edlmus und edemus u. s. w. Auch 
kommt dabei das Syntactische mit in Betracht. Doch hierüber zu 
sprechen wird später sich Gelegenheit darbieten. 



— 42 — • 

die Futwa dieses Verses zu den folgenden Versen, wo durch- 
gehends das Präsens erscheint, nicht recht passten. Allein durch 
jene Aenderungen werden die Schwierigkeiten nicht beseitigt, 
denn dieser Vers ist überhaupt mit dem folgenden, der ganz den 
gleichen Gedanken enthält, 'nicht zu vereinigen. Um es kurz 
zu sagen , auch hier sind zwei verschiedene Recensionen ver- 
schmolzen: in der einen lautete die Rede des Periplecomenus : 

Nunc hene vivo et fortunate atque ut volo atque animo ut Jubet. 
Bona mea mortena cognatü dtdam, tnter eos partiam, 
Ei apud me aderunt^ me curabunt, visent quid agam^ ecquid veüm, 
Eos pro liheris habeho , qui mihi mittönt munera. 

In der anderen Recension: 

Qfuando haheo multos cognatos, quid mihi opus est liheris? 
Priusquam lucet, adsuntj rogitant noctu ut somnum ceperim. 
Sacruficant etc. 

Beide Fassungen können übrigens recht gut von der Hand des 
Dichters selbst herrühren. 

Während Plautus med und ted häufig anwendet, ist dagegen 
die Form sed st. se, welche durch Inschriften genügend bezeugt 
ist, nicht mit Sicherheit bei dem Komiker nachzuweisen. R. 
schreibt freilich nach dem Vorgange von Guilelmus Mil. glor. 
1275: 

Ad s4d eas: tecum vvcere volt dtque aetatem eadgere^ 

dies ist aber unzulässig, denn dann müsste sed verkürzt 
werden, während die Analogie von m^d und ted auch hier die 
Länge der Silbe bezeugt. Man muss die Lesart QD ad se ti;t e<M 
beibehalten, der täuschenden Schreibung im B adsedeas liegt 
offenbar ad se{a)deas zu Grunde , wie dieselbe Hdsch. im folgen- 
den Verse hat egon ad illam . . . eamq.^ also offenbar ursprüng- 
lich adeam. Ein sed könnte man vielleicht Mosteil. 796 in den 
Schriftzügen des A SE-.HASCE erkennen, doch ist dies viel zu 
unsicher, aumal da diese Recension sonst keine Vorliebe für 
archaische Formen bekundet. R. will ausserdem sed st se durch 
Conjectur noch an anderen Stellen einführen , aber alles ist höchst 
unsicher, z.B. Trucul. I, 1, 72: 

Mihi Verla reiA/t/r dare sed; an ms censuit 
Celare se jpotesse, gravida si foret? 



— 43 — 

aber mir scheint die Frage für den Ton der Stelle wenig an- 
gemessen, auch beruht an me nur auf Conjectur, da die Hdschr. 
ame bieten; ich lese nam me cenmit etc. 

Zu dieser Vertauschung des Accusativs und Ablativs, die 
wir bei den persönlichen Pronomina antreffen , haben sicherlich 
gar verschiedene Ursachen bestimmend eingewirkt. In einzehien 
Fällen, wo med, ted^ sed die Stelle des Accusativs zu vertreten 
scheinen, war der Ablativ eigentlich ganz angemessen, und von 
einer Yerirrnng des Sprachgefühls sollte man kaum reden; so 
z. B. oro ted^ orant med id saltem (ich wähle absichtlich hier nur 
Beispiele, wo die Lesart handschriftlich gesichert ist) bedeuten 
eigentlich nichts anderes, als oro a te, orant a me^ wie Plautus 
selbst im Amphitr. ProL 64 schreibt; nunc hoc me orare a vobü 
jm9it Juppiter^ aber in der alten Sprache gentigte der einfache 
Ablativ, die Präposition war ebenso entbehrlich, wie in Hinnad 
oder Ambracia (Aetoiia) cepit, während schon Terenz in solchem 
Falle es für nöthig erachtet, eine Präposition hinzuzufügen. Ganz 
ähnlich verhält es sich mit Imo oro id factaa Chrysale et ted 
ohaecro : ist auch die ursprünglich dem verbum ohsecro zu Grunde 
liegende Anschauung nicht ganz deutlich, so konnte doch, eben 
weil dieses Verbum im Sprachgebrauch fast gleichbedeutend ist 
mit oro (daher so oft orare und ohsecrare miteinander verbunden 
werden), nun auch der gleiche Wechsel der Structur stattfinden; 
und so findet sich neben der gewöhnlichen Construction des Accu- 
sativs auch hier der Ablativ mit der Präposition, Bacchid. 1025: 
Nunc 9% me fas est ohsecrmre als te pater, wo R. sehr willkürlich . 
orare etiam ahs te ändert. Aehnlich verhält es sich mit üa ted 
ohtedor. 

Wenn es in einem Verse, der zwar nicht dem Plautus selbst, 
aber doch der nächstfolgenden Zeit angehört, heisst: Vacuum 
esse istac ted aetate Ms decehat noxiis, so ist hier decehat ted so viel 
als dignum erat te, und daher der Gebrauch des Ablativs voll- 
kommen gerechtfertigt, sagt doch Plautus selbst Asinar. III, 2, 31: 
Ut meque teqtce maxume atque ingenio nostro decuit^ wie er ja 
auch decorum in ähnlicher Weise construirt Aulul. II, 2, 43: 
Tioud decorum facinus tuts f actis facis und Mil. 616: facinora 
puertlia neque te decora neque tuis virtutibus. Ebenso erscheint 
bei ted ausouMo lubensy wenn auch vielleicht nicht in diesem 



— 44 — 

Bpeciellen Falle, doch unter Umständen die Verbindung mit dem 
Ablativ ebenso gerechtfertigt , wie auädre ex aliqm oder oyLOvuv 
TLVog, Mit ted anto lässt sich, abgesehen von amans^ wo die 
Construction des Oenitivs ganz üblich war, das griechische 
eqav rtvog^ mit med tetigerit, das Griechische d-iyydveiv Tivog 
zusammenhalten. 

Von Präpositionen findet sich bei Plautus nur med erga^ 
aber gerade bei diesem Formworte, was gleich e regione ist, 
liesse sich der Gebrauch des Ablativs = Genitiv wohl erklären. 
Dazu kann man aus Inschriften hinzufügen tnter sed coniourase^ 
tnter sed dedüe, aptid sed iurarint Es ist wohl denkbar, dass 
im alten Latein die Structur der Präpositionen eine freiere war,^ 
wie die Präpositionen ja auch mit Adverbien die verschieden- 
artigsten Verbindungen eingehen, und gerade dadurch mag jene 
VeriiTung gefördert sein. Am meisten aber trug* dazu bei das 
Schwinden des D: so fielen beim Personalpronomen Accusativ 
iftid Ablativ unterschiedlos zusammen, und wenn man die 
archaischen Formen noch anwandte, hatte man kein rechtes 
Bew^usstsein mehr. Den Dichtem aber kamen die alten Formen 
insofern zu statten, als sie dazu dienten das Zusammentreffen 
der Vocale zu entfernen, und eben deshalb haben sich diese 
Formen noch länger^ Zeit in der Poesie erhalten. 

R. benutzt nun auch sofort dies , um aus Conjectur an zahl- 
reichen andern Stellen durch Einführung der archaischen Formen 
med und ted den Hiatus zu beseitigen. Dass in der Arsis me 
und te einem folgenden Vokal gegenüber nicht als Länge sich 
behaupten können, haben schon früher wohl die meisten Kritiker 
angenommen, und so hat man in diesem Falle auch schon viel- 
fach selbst im Widerspruch mit der handschriftL Ueberlieferung 



1) Freilich was der unwissende Grammatiker Pompeius (Gr. L. V, 
278) anführt: non duhitat Paciivius dicere ante templo, non dubüat 
dicere propter ho min e, beruht sicherlich auf Missverständniss , wie 
schon das damit verbundene Beispiel aus Sallust. Cat. 36: ante quam 
sine fraude liceret ah armis discedere praeter rerum capüalium conr 
demnatis befreist, wo doch praeter augenscheinlich Adverbium ist. 
Wohl aber mag in dem Gebrauch der späteren Vulgärsprache sich hier 
und da ein Rest der alten Freiheit behauptet haben, z. B. voscum. 



noscum, cum imtversos. 



— 46 — 

jene Formen restituirt. Dagegen in der Thesis, wo die Natur- 
länge jener Sylbon eine Verkürzung erleiden kann , haben Manche 
den Hiatus in Schutz genommen, namentlich A. Spen gel S. 213. 
Allein wenn man die handschriftlich überlieferten Beispiele bei 
R. übersieht, so erkennt man, dass jene archaischen Formen 
ganz gleichmässig in der Thesis wie in der Arsis gebraucht wer 
den, von 33 Fällen kommen 16 auf die Thesis.^ Daher ist es 
im Allgemeinen gewiss gerechtfertigt, auch in der Thesis med 
und ted wieder einzuführen. 

Noch ein anderer Fall kommt in Betracht, wo me und te 
in der aufgelösten Arsis gerade so wie jedes andere einsylbige 
auf einen Vocal auslautende Wort verkürzt werden. Dies hat 
kein Bedenken, wenn me und te die erste Sylbe der aufgelösten 
Arsis bilden (vergl. C. Schneider lat Gr. I, 1, 141 ff.), so bei 
Plautus im Miles 1257, Mostell. 562, Persa 341, Rud. II, 4, 
25, m, 4, 13. Trucul. IV, 4, 6. Trinumm. 693. 

Quia me amat, propterea Ventis fedt ea/m id dwinaret. 

Quo tS agis. Necqimquam abeo: ne ego 9um müer, 

Utrmn pro ancilla me hahes an pro filia, . 

Bdhiiur UM aqtta ne neqmdguam me ames: cedo mi v/mam. Cape. 

1^ ego appello, 

Video eeeum^ gut amans tutorem me adoptamt suü bonü. 

W honestet, me conlutulentety n sme dpte duxeris. 

Ebenso bei Terenz Ad. I, 2, 31, Heaut. I, 1, 63, Eun. I, 
2, 113. 

/Vo Jupiter^ tu -homo adigis m^ ad tnsamam. 
I\damt m^ et aetate et benevolentia, 
Noetes düsque m^ ames, me desiderea. 

Und hier scheint R., so viel sich aus seinem Schweigen schliessen 
lässt , auch jetzt den Hiatus zuzulassen. Fraglich ist es , ob die- 
selbe Freiheit auch auf die zweite Stelle der aufgelösten Arsis 
auszudehnen sei. Bentley (sched. de metr. Ter. p.XVIL), dem 
die neueren Kritiker folgen , erklärt dies für unzulässig , jedoch 



1) R. hat diesen Gesichtspunkt gar nicht beachtet, er hätte 
eigentlich die Beispiele hier wie auch später nach diesen Categorien 
ordnen sollen. 



— 46 — 

ohn^ einen Grand anzugeben; ich glaube Bentley hat nicht 
nnr richtig die Thatsache beobachtet, sondern dieselbe lässt sieh 
auch rationell begründen. Wenn zwei Kfirzen den starken Tact- 
theil bilden, stehen sie eben deshalb in der engsten Yerbindong; 
die Stimme mass ohne Verzug von der ersten Sylbe znr zweiten 
fibergehen, und indem sie vorwärts eilt, kann der lange Vocal 
der ersten Sylbe dem folgenden Vocal gegenüber nicht mehr seil 
volles Gewicht behaniiten nnd wird verkürzt.^ Es gilt das- 
sellMf übrigens auch von dem schwachen Tacttheile, wenn er 
durch zwei Kürzen gebildet ist: auch hier wird regelmässig 
an der ersti'n Stelle die von Natur lange Sylbe veikürzt 
Dagegen zweisilbige Worte erleiden Verktlrzung der langen 
Endsylbe, auch wenn dieselbe die zweite Stelle einer zwei- 
sylbigen Arsis oder Thesis einnimmt, also auch bei dem 
Zusammentrofien der beiden Tacttheile, wo eine wenn auch 
noch so kune Ptiuse eintritt.^ Demnach ist allerdings ein 
Vers wie Stichus 15^: 

.V«M äla me m ako memis gedoKit deeem, 

bedenklich; R. hatte früher mit Unrecht die überlieferte Wort- 
stellung geändert, jetzt schreibt er medy obwohl aadi namque 
hier passend wäre, und diese Partikel, die regelmässig schon 
in den alten Hdschr. abgekürzt wird (Q.), ist sehr häufig aus- 
gefallen. Im Mercator 995: 

EiUyckey tc oro, sodalü ejus eSy serva et «ubveni, 

ist diese Messung jedenfalls abzuweisen, sondern entwed(»r ist 
Verlängerung der kurzen Endsylbe des Vocatives Euiyehe anzu- 
nehmen (ob dieses zulässig sei, kann ich hier nicht in der 
Kürze erörtoni), oder ted oro zu lesen, wie R. jetzt nut Guy et 
schreibt während er früher oro te umstellte, ganz ähnlich 



1) Schon Aristides de mus. p. 46 bemerkt ganz richtig: ^ rifAtiiq« 
GTtovJt] Toii T»;i' Jn'T^Qttv ^niXaßitv i5ia rijv t^? (ftarfig €fhvix^tw, 
nfikv tiiiki) TiQoeyfyxaa^ai rrir ngorigav, Trjg rov xad^yovfiivov 

2) Ich spreche hier nur von den lateinischen Komikern, obwohl 
im Wesentlichen das eben Bemerkte auch von den übrigen Lateinischen 
'Hchtern gilt, bei den Griechen herrscht hinsichtUch der Verkürzung 

nsylbiger Worte grössere Freiheit. 



y, - 



— 47 — 

wie Captiv. ü, 2, 87 sed ted oro Hegio und Bacchid. 909 ted 
ohsecro. * 

Unter den handschriftlich gesicherten Beispielen finden sich 
zwei, wo ted in der Caesur des trochaeischen Septenars den 
Hiatus entfernt, Asin. 163, Men. 942: 

Soltis solitudine ego ted atque ah egestate ahstuli. 
* Et oh eam rem in carcerem ted esse compactum scto. 

Diese Beispiele sind , wie R. S. 44 bemerkt, von überraschendster 
. Tragweite; für ihn ist es eine „unab weisliche Forderung," dass 
zunächst jeder Hiatus bei me und te in der Caesur trochaeischer 
Septenare zu beseitigen sei; dann erklärt R. es für „den äussersten 
Grad von Verkehrtheit," wenn man nicht auf dieselbe Weise 
auch die iambischen Senare vom Hiatus in der Caesur befreien 
wollte. Schliesslich meint er, dass es nur noch ein kleiner Schritt 
sei, den bereits in so weitem Umfange erkannten Gebrauch des 
med und ted auf zwei neutrale Gebiete zu übertragen (d. h. 
solche Fälle, wo bisher selbst R. den Hiatus für zulässig erklärt 
hatte), die Diaerese des iambischen Septenars und diejenigen 
Stellen, wo Personenwechsel eintritt. Diese Art der Beweis- 
führung wird zwar Viele überzeugen; ich muss gestehen, dass 
die starken Redensarten auf mich die entgegengesetzte Wirkung 
machen. Jene beiden Verse beweisen für mich nur so viel , dass 
Plautus in dem Falle , wo die beiden Vershälften dem Gedanken 
nach eng verbunden sind, mit Hülfe der Formen med und ted 
den Hiatus vermieden hat: ob der Dichter auch da, wo eine 
Sinnpause mit dem Verseinschnitte zusammenfällt, wie Men. 431, 
Pseudol. 983., oder beim Personenwechsel^ diese Formen 
gebraucht, oder wie anderwärts in diesem Falle den Hiatus sich 
gestattet habe, das muss eine besonnene Kritik nach der gegen- 
wärtigen Sachlage vor der Hand unentschieden lassen. 



1) Plautiniscb wäre auch tecum oro, wie Titinius bei Nonius ntmc 
tecum ohsecro sagt. Im Poenulus V, 7, 35 habe ich vermuthet: 

Mi pater^ ne quid tibi cum istoc rei siet, tecum öbsecro, 
doch scheint eine tiefere Comiptel in den Zügen der Hdschr. sich zu 
verbergen. 

2) Hier hat R. die Stelle Asin. HI, 3, 143: 
Argentum at te, Ut tempore opportuneque attuJistis. 

Übergangen, vielleicht beseitigen die Hdschr. den Hiatus auf andere Weise. 



— 48 — 

Die Beispiele, bei denen R. sein Universalmittel anwendet, 
unterliegen übrigens zum Theil erheblichen Bedenken; Trucul. 
II, 2, 21 (wo jedoch die Lesart nicht ganz fest steht) finde 
ich gar keinen Hiatus, da gegen die Betonung e^ön (vergl. 
Trinumm. 515) nichts einzuwenden ist. Menächm. 5^:5 ist der 
Hiatus. erst durch die Kritiker, welche e^o einfügten, herein- 
gebracht, ich habe früher: 

Da sodes dbate, Po sie reddidero tibi. 

verbessert, und da der folgende Vers offenbar absichtlich diesem 
genau entsprach, wird man hier das handschr. überlieferte ego 
zu streichen und ebenfalls: 

» 

Immo cedo dbs te. Po sie tibi reddam duplex. 
zu schreiben haben, obwohl sonst gegen die Betonung post tibt 
reddam nichts zu zinnern wäre. — Da R. weder Cäsur noch 
Interpunction oder Personenwechsel als Entschuldigung für den 
Hiatus gelten lässt, so ist es seltsam, dass Verse wie Merc. 611: 

U. Muher aiienatast abs te, Ch. Eutyche , hoc eapital faeis. 
verschont geblieben shid. 

Indem R. lediglich darauf ausgeht, auf die kürzeste Weise 
jeden Hiatus zu beseitigen und demgemäss an 300 bis 400 
Stellen ein D einfügt, kann es nicht fehlen, dass er oft in 
ganz äusserlicher und mechanischer Weise verfährt. So schreibt 
er im Mercator 198: 

Verum video med ad saxa ferri saevis ßuetibus^ 

me schon firüher Guyet gethan hatte. Dadurch wird zwar der 
Hiatus entfernt, aber nicht dem Gedanken genügt. R. selbst 
hat früher richtiger geurtheilt, indem er erkannte, dass der 
Hiatus eine Lücke im Texte anzeige, und me iterum ad saxa 
schrieb; nur hat diese Ergänzung sehr geringe Wahrscheinlich- 
keit, denn das Wort, welches der Gedanke erfordert, ist nicht 
gefunden, während iterum ziemlich entbehrlich ist. Ich habe 
daher schon früher in der Zeitschrift f. A. folgende Verbesserung 
vorgeschlagen: 

Verum video me eadem ad saxa saevis ferri ßuetibus. , 

(die Umstellung der Worte wird durch die Allitteration empfoh- 
len) und den sprüchwörtlichen Ausdruck durch Parallelstellen 
genügend erläutert. Die Aendemng ist so leicht und einfach^ 



— 49 — 

dass man meinen sollte, selbst ein fanatischer Anhänger des B 
würde sie gut heissen. 

Aehnlich verfährt R. im Rüden s IV, 4, 108, wo er mit Reiz 
Jim honum oras. JEdepol hau ted orat: nam tu miurtus, 

schreibt, ^ber durch diese oberflächliche Aenderung, die nur 
den Hiatus beseitigt, wird der Fehler verdunkelt, nicht gehoben. 

S|®rÄr^ heisst ja hier gar nicht bitten, um was sollte denn auch 
der Herr seinen Sclaven bitten, sondern soviel als dicere^ agere, 
wie im Trinumm. 1161 : jtM Mc orat^ oder bei Ter. Hec. IV, 4, 67 
egi atque orwoi tecum; vergl. Festus adorarerp. 19 ^ und orare p. 198. 
Caesar de b. dv. I, 22. Man muss also nothwendig schreiben: 
Edepol haud teeum orat, d.h. er spricht nicht mit dir, 
verhandelt gar nicht mit dir. ^ Die Construction orare 

■ cum aliquo ist wie bekannt bei Plautus ganz üblich, allerdings 
meist so gebraucht, dass es so viel bedeutet als bitten, aber 
eigentlich ist es mit einem verhandeln, so kann man 
auch Gas. HI, 4, 5 fassen: Quid ttht mandavt, quid teeum ortwi? 
und es ist kein Pleonasmus , wenn Ennius Ann. 20 : quod tecum 

- precibus pater orat sagt, ähnlich der Auetor de hello Afr. c. 91. 

Im Trucul. I, 2, 59: 
Ih a nohis sapiens nihil hdbes, nos nequam als te hahemus. 
verlangt R. ted^ allein da die Hdsch. habeamus oder aheamus 
lesen, so ist unzweifelhaft eine Partikel ausgefallen, nämlich 
quom nos nequam ahs te habeamus. Aber der Ck)njunctiv , obwohl 
an sich tadellos, wird von den Abschreibern herrühren, es war 
wohl ursprünglich mit glatterem Rhythmus geschrieben : quom nos 



1) Diese Olosse bezieht sich auf die Stelle der XII Tafeln, welche 
Festus p. 162 anführt: 8i adorat furto, quod nee manifestum enit, 
wo adorare wohl in dem Sinne von appellare gebraucht ist, und der 
Ablativ fu/rto so viel bedeutet als de furtOf sonst könnte freilich fwio 
auch alter Accusativ sein; in dem Gesetz über den Wegebau qua volet 
jumenta agito ist der Plural unzulässig, man kann entweder Jwwcniww 
schreiben (Cicero pro Caecina 19) oder in demselben Sinne die Lesart 
jumento fassen. 

2) Ganz gleiche Verderbniss findet sich im Merc. 530, wo der 
Palat. üle rne oravity der Ambr. mecum schreibt. Auch Persa 321 hat 
A allein das Richtige quod mecum dudum orasti erhalten , die Palatini 
quod me dudum rogasti. 

Bergk, Beiträge. I. '4 



^ 50 — 

neguam abs te hahemm, woraus zunächst ?iabeamu8 wurde, bis 
dann qtum wegfiel, wie ja die Verderbniss oft mehrere Stadien 
zurücklegt. Möglich übrigens , dass . es auch hier eine von den 
Pfälzer Hdschr. abweichende Ueberlieferung gab , wo beide Sätze 
unverbunden neben einander standen, und die Wo^|ft)lge sich 
ganz genau entsprach : nos abs te neqtiam hahemm. Wenn andere 
Bjritiker, um den Hiatus zu vermeiden, rem abs te habemus (Brix^ 
oder abs te tua habemus (Kiessling) schreiben, so haben sie 
übersehen , wie durch solchen Zusatz die Feinheit des Plautinischen 
Dialogs wesentlich beeinträchtigt wird. 

üeberhaupt ist die ganze Stelle nicht in Ordnung, denn 
dieser Vers schliesst sich nicht recht an die vorhergehenden an: 

AS. Maleque in nos Ulis ea omnia tibi dicis ^ Diniarche, 

Et nostram et illorum vicem. D, Qui istuc? AS. Rationem 

dieam^ 
Quia qma alterum inciisat probri sumpsit seniteri oportet. 

Hier ist zunächst wohl zu schreiben: Mala quae in nos ja eis. 
Der Gedanke des dritten Verses ist klar: wer Andere an- 
klagt, muss selbst frei von Tadel sein: aber eine 
sichere Herstellung ist schwierig; ich habe ipsum nitere oportet 
vermuthet; emapse (oder sumpse nach der Analogie von sapsa) 
enitere würde den Zügen näher kommen, aber das Compositum ^mj^^r^ 
ist minder passend. Spengel schreibt eurnpse saper e oportet^ scharf- 
sinnig aber nicht überzeugend: und wenn scheinbar damit das 
sapiens des folgenden Verses vorbereitet wird, so ist dadurch der 
mangelhafte Gedankenzusammenhang nur verdeckt, nicht beseitigt : 
denn Astaphium statt nachzuweisen, dass auch Diniarchus eines 
probrum sich schuldig gemacht habe, macht ihm nur seine Un- 
klugheit zum Vorwurf. Es sind offenbar hier mehrere Verse 
ausgefallen, und in diese Lücke fällt der von Priscian HI, 25 
angeführte Vers, den Göller nach v. 37, Spengel nach v. 61 
einschieben wollte. Der Vers ist übrigens nicht unverdorben 
überliefert: bona perdidi^ mala repperi, f actus sum extimus a vohis. 
Spengel durfte nicht extremtcs vobis schreiben,' da ja Priscian den 
Vers eben anführt, um die seltene Superlativform zu belegen; 
ich lese: (postqttam) 

bona perdidi^ mala repperi, /actus sum exitimus vobis. 



— 51 — 

exttimtts st. eüdtmus ist ganz so gebildet wie opibmrmsy (worans 
die vulgäre Form optufnus entstand. Doch darf man dafür die 
Variante exüttmus bei Priscian nicht geltend machen, denn dies 
ist nichts anderes als exstinms. 

Ich fOge nur noch ein paar kurze Bemerkungen über die in 
diesem Abschnitte von R. behandelten Stellen hinzu. Im Trinum. 
911 schwankt IL^ o\i qv ted üa oder, was er für mehr Plautinisch 
erachtet, ita ted schreiben soll; aber ich halte v. 311, 312 über- 
haupt für nicht Plautinisch. 

In den beiden Versen Aulul. n, 1, 1, Bacch. 618: 

VeUm te arhitrart me haec verha, f rater. 
Inimieos quam amieoa aeqtmmt me habere, 

lässt sich freilich der Baccheische Rhythmus, indem man ted und 
med schreibt, leicht herstellen, allein da auch sonst nicht selten 
ein iambisches Penthemimeres mit Baccheen wechselt, so liegt 
keine Nöthigung vor, die üeberlieferung zu ändern. 

Menaechm. v. 207 schreibt jetzt R. : Sein quid voh ted 
aecusare^ allein da e;oA> nur im A sich findet, die Palatini aber 
voh ego lesen, so ist te hinlänglich geschützt. — Ebendaselbst 
V. 1071 schreibt R. jetzt med, während er früher die Worte 
umstellte, aber ich halte auch jetzt an meiner sehr gelinden 
Aendemng fest: 

Ego quidem huju» servua sum, sed me esse hujuace credidd, 

Men. 744 und 958 scheint zwar R. med vorzuziehen, räumt 
jedoch ein, dass in diesen Versen die Aenderung homonem und 
homanes nicht minder leicht sei. 

Wenn im Poenulus I, 2, 167 die Pfälzer Hdschr. eine te 
exorarieTy A dagegen sine hoc exorarier liest, so führt dies aller- 
dings auf »ine te hoc exorarier ^ aber dies ist nicht, wie R. p. 39 
meinl, die echte Lesart, sondern nur Correctur, entweder um 
den Hiatus zu beseitigen, oder um das archaische »ine ted 
exorimer zu entfernen, denn so war gewiss ursprünglich über- • 
liefert. n 

Trinum. 1080 schreibe ich: 
Jam . . Quid jam? non mnt nostrae aedia ^stae. Quid ego 

ex ted amdio? 
da B «^^ bietet* 

4* 



— 52 — 

Tetf ist ferner herzustellen Most. 813: 
Nolt facere menttonem ted emüse. Intellego^ 
Et bene monitum d/uco, atque esse existumo humani tngem. 

denn so ist zu interpungiren und zu lesen; die Herausgeber 
haben den Sinn der Stelle ebensowenig getroffen, als der Cor- 
rector des B , wie denn überhaupt die übergeschriebenen Varianten 
in der Mostellaria nichts weiter sind als meist unglückliche Goo^ 
jecturen.^ 

Endlich ist es leicht möglich, dass es noch andere Formen 
des Personalpronomens gab, die gleichfalls passend gebraucht 
werden konnten, wo es galt den Hiatus zu vermeiden. Wenn 
Quintil. I, 5, 21 sagt: Inde durat ad nos usqtte vehementer et 
eomprehendere et mihi: nam mehe quoque pro me apud 
antiqiws tragoediarum praecipue scriptores in veterihtis lihris wwem^ 
mus y so deutet er damit wohl an , dass in den jüngeren Hdschr. 
diese Form getilgt war, deren sich nicht blos die Tragiker 
bedient hatten ; wir könnten sie also auch bei Plautus vorausetzen, 
zumal er so oft seiner Darstellung tragische Färbung giebt. 
Allein wenn Menaechm. 1044: 

Id si attulerit , dicam ut a me aheat Über gm volet. 

BC habeat lesen, so möchte ich doch nicht sofort auf Qm a mehe 
schliessen. Uebrigens ist nicht einmal klar^ wie die Quantität 
dieses zweisylbigen offenbar durch Zerdehnung des langen Vocals 
entstandenen mehe zu bestimmen ist. 

Dann aber mache ich auf die Form ten aufmerksam. Im 
Pseudol. 370: 

C. Ecquit te ptulet? 

B. 7e amatorem esse inventvm inanem qtuisi cassam nuoem. 

liest A ten, was R. früher mit ted vertauschte, während er jetzt 
ten herstellen will mit der Bemerkung : „obgleich die Erklärung 
des Fragsatzes im dortigen Zusammenhange nicht ganz einfach 
ist." Ich wünschte, R. hätte diese Erklärung gegeben; denn mir 



1) Man vergl. nur v. 141, 288 (wo auch Btigge das Richidge 



ma 



erkannt hat) 312. 318. 414 (im Archetypon war offenbar sine molo 
geschrieben), nur v. 692 hat der Corrector mit prandium st. peramtwi 
das Rechte getroffen. 



— 53 — 

erscheint das fragende m dort ganz unstatthaft. Und ganz ähn- 
lich ist der Vers des Ennius hei Cicero de Dir. I, 31; 

Soe dolet^ 
Me oheasej ütos prodesse, me ohstwre^ illos ohseqm, 

wo zwei Hdschr. mm bieten. Ich glaube nicht, dass wir hier 
blosse Schreibfehler oder gedankenlose Versuche der Abschreiber 
^en Hiatos feu tSgen vor uns haben: entweder ist N hier jener 
phonetische Zusatz, der wie im Griechischen dazu dient den 
Hiatus zu tilgen, wovon später im XIV. Abschnitt, oder in mm 
und ten hat sich das Casussuffix des Accusativs M erhalten, nur 
abgeschwächt in N. 

Dass Plautus die archaischen Formen des Personal]pronomens 
med und ted noch häufig anwendet , darf man durchaus nicht als 
Beweis ftlr den sonstigen Gebrauch des alten Ablativs benutzen ; 
denn auch auf der Lex der Bantinischen Erztafel aus dem dritten 
oder vierten Decennium des siebenten Jahrhunderts findet sich 
noch Z. 21 apud sed ßtrarint, sonst aber keine Spur. 



IX. 

# 

Die übrigen Pronomina. 

Ich wende mich jetzt zunächst zu der Betrachtung der 
übrigen Pronomina, denn diese UntersuchMig schliesst sich natur- 
gemäss unmittelbar an die Formen der persönljjhen Pronomina 
an; dann aber darf man gerade hier am ersten erwarten Spuren 
der alten Ablativbildung anzutreffen, da die Pronomina über- 
haupt das Alterthum der Sprache mit einer gewissen Treue 
wahren; freilich sind die üeberreste weder zahlreich, noch auch 
hinlänglich gesichert. Wenn R. damit gleich die Untersuchung 
über das auslautende D bei Nominibus verbindet, so hat er dies 
offenbar in der Absicht gethan , um dadurch die Schwächen seiner 
Beweisft&rung zu verdecken. 

Einen Abliettiv qmdeum habe ich schon früher bei Ennius 
nachgewiesen (S. 36) und ebenso in der Partikel qmdem den 
gleichen Casus erkannt (S. 17). 



— 54 — 

Den Ablativ quid glaubt R. zunächst im Pseud. 370 zu finden: 
Numquid alium me etiam voltü dicere? 
indem er dazu bemerkt: „Wie soll das grammatisch richtig sein, 
ausser wenn man das erste Wort als tmmqui fasst, da es doch 
sonst anbedingt entweder numquem alium, oder numquid aliud 
heisscn müsste?**^ Nun alium st. aliud findet sich nicht nur in 
allerdings jungen Inschriften (und zwar sogar alium ywmen)^ son- 
dern auch einigemal in den Varianten bei Plautus, doch will 
ich darauf kein Gewicht legen. ^ Hier aber ist ja aiium me 
nichts weiter als eine Correctur von Gruter, die Hdschr. beider 
Recensionen A B C D lesen einstimmig alium (nunquid A , nuno- 
piid B C ,' nüque D). Ballio fragt : ob man ihm nicht noch 
andere Schimpfreden sagen wolle: da wäie doch numqui{d) alium 
me eiimn dicere roliis eine gar zu seltsame Ausdracksweise. 
Es sind wie häufig einige Buchstaben von den Abschreibern 
Obersehen, ich ergänze ALIV(d)M(t), also: 

fftUN quid aliud mi etiam voltis dicere? 

Ebensowenig kann ich R. zustimmen in Betreff des Verses 
im Epidicus II, 2, 94: nisi quid tua secHs sententia est, denn 
dies ist ebensowenig Ablativ wie im Griechischen eY xi f.i'q , z. B. 
bei Sophocles Electra 31: el f.irj tv naiQov Tvyxdvco, oder Oed. 
ü 969 : ef Ti ^ij %iif.i(^ 7t6d'(i) ytarecp^vro, oder in dem Verse 
des Ennius: O Tlitef *t quid ego adiuero curamve levasso. Endlich 
im Pönulus V, 2, 96 will R. aus A. herstellen: 

Quid ais y quid potuit ßeri, ut Carthagini 
Onaiu8 sis^ 

m 

8t fuL Aber quid ist hier nur gedankenlos wiederholt, die 
Reconsion des Ambr. pflegt ja überhaupt nicht mit besonderer 
Vorliobo das Altertliümliche zu conscrviren. 

Zum Ersatz dafilr kann ich nur Woniges bieten, und da 
die Absclireiber quid und qui so häufig mit einander jvortauschen, 

1) Z. B. Trucul. IV, 4 , 17 haben B C D aUü (alium) perfij^gvum, 
aber OS wird zu schroibcn sein: - 

Cogitato , mus pusillus quam »it sapiens hestiaj 
Aetatem qui uni cuhili nunqua^n committit suam. 
Quin a» unum osHum ohsideatur, alid ecfugium quaeritet, 

r wenn man alid bei Plautus bedenklich findet, alio. 



— 55 — 

liegt immer die Gofalir des Irrens nahe. ^ Zunächst dürfte hier 
S5I1 beachten sein der Vers Bacchid. 1157:. 

Nihdh 9um, Isttcc jam pridem acio : sed quid nihili 

m memora, 
wo R. mit Guyetus qui schreibt. Dann im Mercator 902: 
Sed quid ego istue credam? vidisti an de audito nuntias? 
wo maii sed quid ego ^atuc sprechen muss. Die Herausgeber 
haben natürlich qui corrigirt. Ebenso hat ein ablativisches aU- 
quid wie es scheint sich im Persa erhalten v. 192: 

Atque 4>b istane rem ego aliquid te peculiaho, 
wo jedoch A aliqui schreibt , wie schon D o u s a vermuthet hatte. 
Anderes ist mehr odej minder zweifelhaft; so wenn im 
Stichus 597 A liest: Quid maktm tibi lasao labet Foris coenare 
st. qui. Im Trinumm. 464 lesen die Palatini hercle quid dicam 
tarnen, während A quin schreibt, wie schon Pius verbesserte; 
Fleck eisen hat in ähnlichen Stellen das hdschr. überlieferte 
qui, was die Herausgeber gewöhnlich in quin verwandelt haben, 
in Schutz genommen, und so schreibt auch hier jetzt Brix. 
Quid ist jedenfalls nur Schreibfehler, denn qui ist nicht sowohl 
Ablativ, wie Brix annimmt, sondern entweder Dativ oder Instru- 
mentalis der 3. Declination, und $o liesse sich selbst die Form 
fuin st qum rechtfertigen, wenn man nicht in dem N einen 
bloss phonetischen Zusatz finden will: natürlich ist dieses quin 
von dem negativen quin wohl zu sondern. — Im Mercator 502: 

Quin tibi quidem quod rideas magis est, quam ut lamentere. 
hat nur A quin , während B quid, C D qui schreiben , aber diese 
Varianten dter Palatini sind wohl nur als Irrungen der Abschreiber 
zu betrachten. — Schliesslich erwähne ich noch den Vers des 
Attius Andromeda fr. 3: 

Nisi quod tua facultas nobis tulat operam, 
wo Bothe quid schreibt, hier wäre freilich qui (irgendwie) ange- 
messen, was z.B. bei LuctezI, 755 herzustellen ist, wo ut qui 
ganz dem griechischen .fiJc,vr?^ entspricht. Bei Attius ist vielleicht 
zu schreiben: 

Nisi quidem tua facultas nobis tülat opem. 



1) Auf ein möglicherweise als Ablativ aufzufassendes quid bei 
opus est komme ich nachher zu sprechen S. 57, Anm. 2. 



— 56 — 

Femer glaubt R. den alten Streit ob ne^iquamy oder 
nequidquam , oder endlidi nequieguam zu schreiben sei , einfach 
zu lösen, indem er nequidqtmn als die ursprüngliche Form an- 
sieht und als Ablativ fasst. Biese Auffassung ist zulässig, 
aber eben so gut kann man, wie ich kürzlich im Philologus 
gezeigt habe, nequidquam als Accusativ ansehen, woraus durch 
Assimilation neguicquam und nach alter Schreibweise nsfmg[tum 
hervorging, i 

Mit weit grösserer Sicherheit lässt sich gmd st. jt«> nach- 
weisen, obwohl man auch hier vorsichtig sein muss, um sich 
nicht durch die Abschreiber täuschen zu lassen, wie es hier IL 
ergangen ist, indem er ein Adverbiym quod st. quo d.h. wohin 
bei Plautus gefunden zu haben glaubt; doch wird von diesem 
Falle besser nachher die Rede sein. 

In den Philol. Thesen (Phüol.XIV, 185) hob ich hervor, wie 
dieser alte Ablativ in qttod st, qtiod tdinam u. s. w. sich allezeit 
in der Sprache erhalten habe, R. fügt qiiod circa hinzu, wie im 
Repetundengesetz Z. 13 statt quocirca sich findet; allein daraus 
folgt noch nicht mit Sicherheit, dass hier eine alte Ablativform 
vorliegt, denn in quocirca kann recht gut der Accusativ qwd 
den Auslaut eingebüsst haben: in idcirco sowie in quod contra 
liegen deutlich Accusative vor. Structuren wie prae quod tu 
veiis gestatten keine sichere Entscheidung. 

Bei meiner These im Philologus hatte ich vorzugsweise 
Stellen im Auge, wie Trinum. 35: 

Nimioque hie plt4ri8 poMciorum gratiam 

Faciunt pars hominwn, quam id quod prosint pluribus. 

so die Hdschr. sämmtlich, Während die Neueren entweder quod 
prosit oder qu>o prosint verlangen; femer v. 807: 



1) Statt nequiquam findet sich, wie. ich im Philol. erinnert habe, 
auch zuweilen nequequam geschrieben, so z. B. scheinbar auch im 
Persa des Plautus v. 515 im A, allein darin liegt die richtige Lesart 
verborgen, die sich mit ganz leichter Nachhälfe herstellen lässt: 
Tace stultüoque; nesds, qmd te instat honi, 
Neque quam tibi Fortima faculam lucnfica adlucere voU. 
obwohl sich auch der Conjunctiv instet vertheidigen lässt. In der 
Vulgata war schon der jambische Octonar anstössig. R. bemerkt in 
seiner Ausgabe kurz: lambicum convertere in trochaicwm nescU, 



— .57 — 

At mim mmü longo aermone ttÜmur: 
Dum eonßetmus, quod jam properatost opus; 

auch hier findet sich keine Variante in den Hdschr.,^ Fleckeisen 

und Brix schreiben qtwm. Beide Stellen, die ich auch in 

meinen Vorlesungen immer hervorgehoben habe, nimmt jetzt 

auch R. (S. 58) in Schutz. Femer ziehe ich hieher Cist. I, 2, 7 : 

Tacere nequeo misera^ qtiod taet^o itstM est, 

wo die Herausgeber quo verlangen 5 Gas. III, 3, 24: 

Ego intus ^ quod factost opus, 

Volo accwrare^ mi vir. 

Ich betrachte dies als Ablative, namentlich mit Beziehung auf 

Men. 955: 

Ut pa/rewbwr qmbus pmaUs opus est. 

Freilich kann man hier und an andern ähnlichen Stellen auch 

quiod als Nominativ des Subjects fassen ; ^ für diese Auffassung 

spricht namentlich Merc. 565: 

Quid faeiam? Qtcod opust facto facito ut oogites. 
Quid cogitem? equidem hercle opus hoc facto exaestumo^ 
Ut iUo introeam, 

wo vor allem die Kürze in quSd zu beachten ist; ferner istuo 
primum exquisitost opus Amph. ü, 1, 79. Ü, 2, 159, dann selbst 
persönlich Pers. 483: optts est haec tibi empta^ so B C D, wo 
freilich die Herausgeber hac verbessern, was allerdings hier das 
gewöhnlichere ist, wie Cure. H, 3, 23: homine conventost opus. 



1) Merkwürdiger Weise lesen im folgenden Verse: Nihil est de 
signOf quod vereare B C D qu>o. Uebrigens ist die ganze Stelle v. 808 
— 814 als späterer Zusatz auszuscheiden. 

2) Analog ist die Formel im SC bei Cic. ad Famil. VHI, 8, 5: 
y,Si quid de ea re ad populum plehemve lato opus esset ^^^ wo freilich 
der gleiche Zweifel sich einstellt. Diese Formel wird übrigens auch 
in der Schrift des Probus de notis in argverderbter Gestalt Äigef&hrt, 
S. Q. M. D. E. B. mit der Erklärung si quid meo (meae oder me) de ea 
re. Hier will M m m s e n melius lesen , H us ch ke (Jurisprud. Ante- 
jusi p. 68) si quid magistratus . . . lati opus est, was mir ganz 
unverständlich ist; aber auch Mommsen's Vermuthung steht nicht 
nur mit der Fassung bei Cicero im Widerspruch , sondern ist auch an 
sidi unzulässig. Es wird nichts übrigbleiben, als entweder die störende 
Nota M nebst der Erklärung ganz zu streichen , oder M. M. zu schreiben, 
d. h. more majorum. 



- 58 . — 

Ich wage hier nicht eine Grenzlinie mit Sicherheit zu ziehen. 
— Beachtcnswerth ist, dass im Poenulus V, 7, 33: 

Quafi^m audwi ingenümi et mores ejus quo paeto stent^ 
B C quod paeto (pecto) lesen. Und auch sonst mag sich noch 
hier und da ein quod st. quo erhalten haben, so z. B. vielleicht 
in der schwierigen Stelle Persa 265. Dagegen wäre es ganz 
unsicher, wenn Jemand quod magü Merc. 247 vermuthen wollte, 
wo A qtio magis^ B C quod agü lesen, auch wenn sich hier ein 
ablativischcs quod rechtfertigen liesse. — Vereinzelt finden sich 
auch anderwärts Spuren dieser Form, z. B. in dem Fragmente 
des Attius bei Nonius p. 267; 

Nam ea {sola) ohlectat spes aerumnosum hospüem^ 
Dum id qtiod miser est clam esse censet alteros, 
betrachte ich qtud nicht als Nominativ, sondern Ablativ. Bei 
Cato de r. r. 156: Eo itidüo salis micam quasi ervumj et cumim 
fricti tantum quod oleaty ist quod deutlich als Ablativ zu fassen, 
denn es bedeutet so viel als td inde oleat. Dagegen bei Varro 
VII, 26: In muUis verbüß in quod antiqui dicebant 8y postea 
dictum üj hat freilich in qu^d bessere haudschr. Gewähl* als in 
quoy aber selbst einem Varro daif man kaum einen solchen 
Archaismus zutrauen. In dem Plebiscitum Silianum bei Festus 
p. 246 dotumve adduit^ quod ea fiant hat quod keine Gewähr, 
die Hdschr. hat que^ was Müllers Verbesserung quo bestätigt. 
Ganz anderer Art ist die Stelle im Poenulus HI, 1, 31: 
Uhi hibas , edas de alieno quantüm velis usque affatim, 
Quod tu invitus nunquam reddas dominoy de qtio ederis, 
hier liest B de quio ederis , während C D die gewöhnliche Lesart 
schützen. R. ist aufrichtig genug zu gestehen, dass hier kein 
sicherer Beweis für ein ursprüngliches de quid ed-eris vorliege, 

o 

sondern meint jene Lesart sei aus der Correctur de qui ent- 
standen, schreibt aber nachher aus Conjectur de quod ederis ^ um 
den allerdings missfälligen Hiatus zu entfernen; aber die Lesart 
des B führt unzweifelhaft auf das Richtige : 

domino , de qu{o)io ederis. * 

1) loh sehe jetzt, dass auch schon Bngge in der Tidsskrift for 
Philologi 1866 S. 20 den Vers ebenso verbessert hat. Die scharfsinnigen 
Vermathungen dieses Kritikers scheinen selbst bei denen , welchen sie 
nicht unbekannt sein dürften, keine Beachtung zu finden. 



-- 59 — 

Man sagt nicht edo de te,^ sondern de tua, Nacvius Agitat. fr. 1 : 
Age 7ie tihi me{d) advorsart dtcas, hmc uwwm dtem De meo equos 
sinam ego illos esse (oder sinam equos) ^ so ist diese Stelle zu ver- 
bessern, die Ribbeck gänzlich missverstanden hat; Plaut. 
Trucul. V, 61 noster esto, sedde vostro vwito, ^ Aehnlich Menaech. 
291 piari de mea pecuma\ Trinum. 328 henefacere de tuo und 
de meo\ Bacch. 98 facere sumptum de tuo; Ter. Ad. 1, 2, 37: 
obsonatf potat , ölet ungumta de meo, Bern edere de meo entspricht 
ganz genau in einem Relativsätze de qwm edere ^ was auch durch das 
edas de oMeno im vorhergehenden Verse vollkommen bestätigt wird.^ 
Denn dass das possessive Pronomen cujus {quojus) nicht bloss in 
Fragen steht, sondern auch alsßelativum gebraucht wird, bemerkt 
schon Priscian XII, 29 und XVII, 143 durch Verweisung auf 
Cicero 5 ebenso sagt Cato de r. r. 139: st deus, si dea eSy quoium 
ültd sacrum est, femer Plautus selbst Cistell. III, 2, Bacch. IV, 
9, 29, Rud. in, 4, 40. Ebenso in der Lex de Termessibus 
(C. I. 204) II, 3 m^gisi/ratus prove m^gistratu, quoia de ea re 

m 

jwrisdictio erit . . . ita de ea re jous deicunto. Lex Repetund. 
(C. I. 198) 10: quoiave in fide is erit, wechselnd mit dem 



1) Ich will de aliquo edere nicht geradezu verwerfen, aber ich 
kenne kein Beispiel dieser Brachylogie; denn Ter. Ad. V. 8, 17 de te 
largüor, und das öfter vorkommende a se dare sind doch ver- 
schieden. 

2) Die dunkle Stelle im Trucul. I, 2, 12 habe ich übergangen: 
Per ioculum et ludum de nostro saepe (BC sepe) edwnt {aedunt BCD), 
quod fa/rtores (B fectorum) facitmt Ich habe hier früher schreiben 
wollen : 

Per jöcidum et ludum de nostro prae sepe edunt, 
Id quod fartores fadunt, 

indem ich annahm, dass diese Verse aus einer andern Comoedie des 
Plautus entlehnt seien, wie diess bekanntlich auch anderwärts geschehen 
ist. — Plautus verbindet vivere mit der Präposition de^ z. B. Miles 995 
qui de vespert vivat suo, und Aehnliches, in den XII Tafeln genügt 
der blosse Ablativ: si volet, stbo vivito: ni suo mvit^ und ebenso ganz 
regelmässig bei den Späteren; doch sagt auch Plautus Trinum. 561 
nam qui vvüamus nihil est. 

3) Wenn R. den Zusammenhang gehörig beachtet hätte , würde er 
wahrscheinlich selbst die allein richtige Verbesserung der Stelle gefjjin- 
den haben. 



— 60 — 

Genitiv cbendas. 5 : atd quojue nomen praevaricatiorm ooamm delatwn 
erit, <mt ^pwium nomen ex h. /. ex reü exemptum erti, Aehulich 
variirt der Ausdruck in der Lex Agraria (C. I. 200) 8 und 10 
quomm, dagegen 9 qtmiM. 

Auf gleiche Weise ist wohl auch eine Stelle des Trucul. n, 
3, 16 zu verbessern: quan voUurii trtduo Prius praedwmant, 
quo die eauri aient. Hier ist quo dte^ da triduo vorausgegangen 
ist, völlig überflüssig, während etwas für den Gedanken noth- 
wendiges vermisst wird : der Geier weiss nach dem Volksglauben 
zwei oder drei Tage im Voraus, wo er ein Aas finden wird (wie 
Plinius X, 19 aus Umbricius berichtet: volare übt eadtwera futwra 
9unt), Plautus nun statt uhi quid emri Stent zu schreiben, wird 
in echt komischer Weise die hergebrachte Formel angewandt 
haben: de quoio esurt Stent, ^ 

Dieses Pronomen ist bei Plautus auch im Trin. 534 wieder-, 
herzustellen : 



1) Der Fehler ist dadurch entstanden, dass im Archetypen der 

DE 

Palatini de vergessen und über der Zeile nachgetragen war QVOIO, 

daraus wurde in der Abschrift , aus welcher B C D stanmien, QVODIE. 
Aehnlichen Ursprung haben andere Fehler, so Trucul. 11, 4, 39 

VM 

war im Archetypon offenbar ANNO geschrieben , der Abschreiber copiite 

gedankenlos ANNOVM, und dies wiederholen BCD getreulich, nur 
der Corrector des C machte auf eigene Hand anno uno. Es ist übri- 
gens nicht mit Camerarius annum zu schreiben, sondern tne habebai 
anno dum hie fuit. Vergl. Cic. de orat. H, § 76. IH, 138. Proleg. 
zur Anthol. Lyr. p. XC. — Auch anderwärts sind öfter auf ähnliche 
Weise übergeschriebene Erklärungen mit der richtigen Wortform ver- 
schmolzen. Julianus (Gramm. Lat. V, 324 ed. Keil) führt aus Varro 
die Wortee an: ponam bistUcam et crehrinodosam arundinem. Aber 
ein solches Compositum ist unzulässig, das Metrum selbst zeigt, dass 
Varro schrieb: 

Ponam hisulcam et crehrinodam aru/ndmem. 

Zur Erklärung war nodosam beigeschrieben. Crebrinodus ist gerade so 
gebildet wie crebrisurwm Valium bei Ennius , worauf sich auch die ver- 
derbte Glosse in dem Glossar bei Mai auct. class. VEQ bezieht: crebH- 
fufus , locus furibus creber. Der Vers des Varro gehört vielleicht zum 
Epilog der Imagmes. 



— 61 — 

Neque unquam qtmquamsty^ quofm ilh ager fuity 
Quin pe9St4me ei re% vorterit: qttcittm fuit^ 
AUi exulatwn äbierunt, alii emortuij 
AUi se suspendere. 

Quoium liest B, und damit stimmen auch die übrigen Hdschr., 
A cmum, cutum oder eivtimy nur D hat cmüs, was also auf 
eine doppelte Lesart euium and cuma hinweist, letztere aus einem 
leicht erklärlichen Irrthume (vgl. v. 533. 536) entstanden. Die 
Herausgeber schreiben qmrwm^ diese Verbesserung scheint mir 
nicht nothwendig: auf den ersten Blick ist freilich das Neutrum 
quoium anstössig, da es auf ager zu beziehen ist; aber nicht 
selten findet sich dieser Wechsel des grammatischen Geschlechts, 
wo man ein anderes synonymes Wort in Gedanken hat. So öfter 
bei Lucrez, wie I, 351 erescmd arlmsta et fetu% in tempore fun- 
dunt, quod othus in totas . . . diffunMtwr d. h. arbores; VI, 214 
eulm raresunt quo^pie nuhüa coeli: nam cum vewtua eas leviter 
deducit euntis d. h. nu^es, und ganz ähnlich ist die Stelle VI, 
185, nur dass hier mcbee vorausgeht, dann das Neutrum folgt; 
Lachmann, indem er diesen Sprß-chgebranch verkannte, hat 
die SteDe durch Versetzung der Verse in Verwirrung gebracht, 
wie er denn auch mit Unrecht Anstoss nahm VI, 756: Quadri- 
pedee . . grtwiter vis cogat eanddere ipsa^ Manibus tet si aint divia 
mactata repewte^ wo man a/rmenta oder animalia subsütuiren muss. 
Dagegen I, 449: Nam quaseunque clttent^ aut hie coniuneta dita- 
J^uB rebus ea inventes a/ixb hör um eventa videbis ist horum wohl nur 
Schreibfehler . St. harum. Auch I, 188 omnia quando Paulatim 
creseunt ut par est semine certo, Creseentesque genus servant ist 
schwerlich richtig,, da man hier aus [dem unbestimmten Begriff 
omma wiederum ein unbestimmtes res ergänzen müsste ; ich halte 



1) Qmaquamst (so die Pfälzer Hdschr.) nur dass qmsquam si 
geschrieben ist) scheint mir bedenklich: es ist eben so unlogisch , wie 
wenn man sagen würde: Wer dieses tfrundsttick besitzt, ist 
entweder gestorben oder hat Bankerott gemacht, statt 
besessen hat. JDa nun im A das Verbum fehlt , möchte ich inter- 
pungiren : 

Neque tmquam quisguam, quojus ille ager, fuit. 
Die Ellipse des Verbums ist hier wohl entschuldigt. Doch kann auch 
der Dichter selbst den Fehler des Ausdrucks verschuldet habeui 



— 62 — 

die Yerbessening der Italischen Hdschr. creseendoque gewus fdr 
richtig: auch ist c^o, ^as für den Gedanken ganz unentbehrlich 
ist, nicht mit Lotze (Philol. VII, 698) in cre^ zu verwandeln: 
ein solches Participium wie creta oder crmta konnte hinzugefügt 
werden, und man könnte semine eerto creta, suumque genus 
servant vermuthen, aber es ist entbehrlich. 

Bei Plautus befremdet am wenigsten das Neutrum jenes 
Pronomens: wie meum est, tuum est das Eigenthum bezeichnet, 
ebenso quoium: ganz so in der Lex. Agr. 8: {deque eo agro loeo 
aed)tßeu} eum, quoium {is ager locus aedificivm erit, eadem profi- 
teri juheto) d, h, dessen Eigenthum dieser Acker u. s. w. 
. . . ist und ebenso 10: qtto quis eorwm, quoium eum agrum 
locum aedißcium possessionem . . . esse oportet, wo quoiwa Neutrum ist, 
nicht als Masc. gefasst werden darf. Wollte man ändern, dann 
könnte man aus der Lesart der Hdschr. eben so leicht den Grenitiv 
quium herstellen. Servius zu Aen. I, 95 bemerkt nur quibus sei 
gebräuchlich, licet antiqui omnibus usi sint casHms] Cato m ori- 
gimbus ait: si ques sint populi, et declinavit ques, quium,- ttt 
pupp es, puppium. Wenn bei Charisius p. 162 zweimal cuium 
geschrieben ist, so ist dies natürlich nur Schreibfehler st. 
quium.^ Das seltsame Missverständniss Büchelers, der quoium 
oder cuium als Genitiv plur. des Relat. pron. gwe betrachtet, wird 
wohl Niemanden irre führen.^ 

Dasselbe Pronomen ist auch im Trucul. Prol. 9 herzustellen : 
Sed hoc agamtis, qtia huc ventumst gratia. 
um den Hiatus zu entfernen, hat man Jmc qua umgestellt, da 
aberD quia huc liest, ist ganz einfach quoia gratia zu verbessern,^ 



1) Wie ich aus Neue Lat. Form. H, 170 sehe, hat schon Seyffert in 
seiner lat. Granmiatik, die mir nicht zur Hand ist, quiwm hergestellt. 

2) Bücheier, lat. Decl. 46 leitet den Genitiv Pluralis vom 
Genit. Sing, ab , dann müsste man also auch wegen illius nicht ülorwun, 
sondern ülmm sagen. Ebenso ist ihm entgangen, dass das possessive 
quoius eben so gut auf einen Plural als auf einen Singular sich beziehen 
kann ; in der Lex. A^. 8 geht es auf einen Singular , dagegen 10 auf 
einen Plural. 

3) Dieser Fehler findet sich in den Hdschr. des Plautus öfter; 
Trinum. 45 cma, A qma; Merc. 720 alle Hdschr. qma, während sie 
im folgenden richtig cuda; vergl. auch Rud. I, 4, 10. 



— 63 — 

ganz so wie in Bacch. 947 : Ib Helenam ahduxit, qttoia cawma 
nunc facto ohndium lUoy natürlich war auch qua causa hier an- 
gemessen, vergl. Rud. prol. 31. Und so ist es wohl nicht zu 
kühn, wenn ich auch in der Asinaria ÜI, 1, 33: 

Non voto ted amare^ qui dant, qua arnentw gratia. 
wo R. um den störenden Hiatus zu entfernen sein beliebtes Universal- 
mittel qmd anwendet, vielmehr quoia schreibe; aber auch hier 
hätte das einfache Relativum genügt , vergl. Cure. III, 84. Menaech. 
490. Qu&ia opera bei Lucilius erklärt Nonius S. 81 durch ct^. 



X. 
Nomina. 



Gleich mit den ersten litterarischen Versuchen beginnt eine 
Umgestaltung der Sprache, die namentlich ältere Formen, welche 
bereits im Untergehen begriffen waren, allmählig ganz abstreift. 
Mochte auch die Staatscanzlei , wie es sich in dem römischen 
Gemeindewesen gar nicht anders erwarten lässt, der Sifte der 
Väter noch längere Zeit treu bleiben und die herkömmliche 
Ablativendung consequent festhalten, so dürfen wir doch nicht 
das Gleiche bei der zeitgenössischen Litteratur voraussetzen , von 
der allezeit die Neuerungen auf diesem Gebiete ausgehen, welche 
erst lange nachher officiell gut geheissen werden. Wohl mögen 
Plautus und andere Dichter auch noch unter Umständen diese 
archaische Form angewandt haben, aber sie sind frühzeitig 
gänzlich getilgt worden, und wir sind nicht berechtigt auf ganz 
unsichere Spuren hin das auslautende D bei Nominibus wieder 
einzuführen. Der Hiatus ist durchaus kein zuverlässiges Criterium, 
da die älteren römischen Dichter solche Härte nicht scheuen; 
ausserdem bieten sich häufig gleich leichte Mittel dar, um das 
Zusammentreffen der Vocale zu verhindern. 

Wenn Plautus im Pronomen die alte Ablativform noch mehr 
oder minder häufig anwendet, so darf man daraus, wie schon 
frühw S. 53 bemerkt wurde , keineswegs schliessen, dass er nun 
auch in der Flexion der Substantiva , Adjectiva und Participia das 
auslautende D festgehalten habe. Da nun der Ablativ der Nomina 
viel häufiger vorkommt, als der Ablativ der Pronomina, so 






— 64 — 

wächst auch hier selbstverständlich die ZaU der Beispiele des 
Hiatus. Für Ritschi, der darauf ausgeht jede Härte, welche 
durch das Zusammentreffen von Vocalen entsteht, zu beseitigen, 
ist es daher von der allergrössten Wichtigkeit, den Beweis zu 
liefern, dass auch bei Nominibus sich Spuren des D in der hand- 
schriftlichen Ueberlieferung des Plafltus mit Sicherheit nach- 
weisen lassen; denn dann hat er, wie er hofft, in ungezählten 
Fällen ein Mittel gefunden, ohne gewaltsame Aendemng. des 
Textes einen reinen und glatten Vers herzustellen. Aber dieser 
Beweis ist vollständig mislungen. 

R. selbst muss zugeben S. 62, dass die Zeugnisse der Hand- 
schriften wenig zahlreich seien, aber „um so grösser sei deren 
Tragweite , wenn wir jet^t auf Grund dieser Beweisstücke , und 
nach ihrer Anleitung den in der Ueberlieferung verloren gegan- 
genen Laut in den Plautustext zurückzuführen unternehmen." 
Damit wird die Grösse des Wagnisses eingestanden, aber eben 
deshalb kommt es vor allem darauf an, ob die Zeugnisse trotz 
ihrer geringen Zahl desto beweiskräftiger sind, so dass selbst 
der vorsichtigste Kritiker einräumen muss, hier liegen in der 
That unzweifelhafte alte Ablativformen vor. Nun bleiben aber, 
nachdem wir wie sich gebührt die Belege für den Ablativ der 
Pronomina ausgeschieden und bereits eingehend besprochen haben, 
nur zwei Beispiele übrig, der Ablativ eines Substantivs aetated 
und eines Participiums dictod, dies ist sehr wenig im Verhält- 
niss zu der Tragweite, welch*e R. denselben beilegt. 

Um so gewissenhafter muss man die Glaubwürdigkeit dieser 
Belege untersuchen; bewähren sie sich, dann jst R. Hypothese 
noch keineswegs erwiesen, sondern man erkennt nur, wie Plautus 
auch beim Nomen unter Umständen noch* die archaische Form 
festhielt;^ wenn sie die Prüfung dagegen nicht bestehen, dann 
ist der ganzen Hypothese R. der Grund und Boden entzogen , und 
sie bricht in sich selbst zusammen. R. meint' zunächst ein aetated 



1) So gut wie Plautns einmal den Genitiv molas (wovon nach- 
her) zulässt, 80 gut kaon er auch den archaischen Ablativ noch ver- 
einzelt angewendet haben, nur sollte man erwarten, dass dies haupt- 
sächlich in formelhaften Verbindungen geschehen sei", während das 
schwächliche aetated und ein einmaliges dictod est opus neben dem 
üblichen dicto est opus schon an sich wenig Wahrscheinlichkeit haben. 



— 65 — 

gefunden ZU haben S. 59, -und baut darauf S. 74 in gewohnter 
Weise weitere Schlüsse, freilich mit der sehr bedingten Wen- 
dung: „wofern oben der Mercator v. 982 richtig ist constituirt 
worden." Dies ist aber mit aller Entschiedenheit zu verneinen. 
In jener Stelle des Mercator ist die handschriftliche Ueber- 
lieferung : 

lemperare ütac aetate istü deeet te artihua 
DE. Fateor deUqui profecto. EV. et jam loquere la/rua 
Veunmm esse istac aetate düs decehat noxiis, 
so lautet der letzte Vers im B, dagegen CD istae ted aetabe Ms, 
Dass hier derselbe Vers in verschiedener Fassung wiederholt ist 
und der eine von beiden gestrichen werden muss, liegt auf der 
Hand; wenn nun aber R. die ursprüngliche Form des Verses 
wiedergewonnen zu haben vermeint, indem er aus beiden Versen 
einen macht und schreibt: 

Temperare istac aetated is decehat noxiisy 
so ist dies Verfahren, obwohl R. auch sonst in gleicher Weise 
den Text des Plautus behandelt, unmethodisch: denn durch solche 
Interpolation wird das Richtige nur noch mehr verdunkelt. Hier 
nun werden wir den ersten Vers als Plautinisch anerkennen 
müissen, während der andere Vers jüngeren Ursprungs ist, da 
nach R. richtiger Bemerkung Plautus nur die Form vacwos 
{vocivos) nicht aber vacuus gebraucht. Wäre nun also auch in 
diesem letzten Verse die Form aetated gesichert, so würde dies 
imm^ noch nichts für den Sprachgebrauch des Plautus beweisen : 
und da wäre es sehr auffallend , dass die Diaskeuasten , die sonst 
überall bemüht sind die Archaismen zu tilgen, hier eine so 
ungewöhnliche Form eingeführt haben sollten; aber ^^^ beruht 
lediglich auf Täuschung; während CD ted aetate his lesen, fand 
sich im Archetypen des B die Umstellung aetate ted m, daraus 
entstand im B aetate diis^ indem der Abschreiber die Sylbe te 
ausliess, wie solche Nachlässigkeiten auch sonst im B, und zwar 
gerade im Mercator vorkommen, z. B. v. 114 B plenisstme^ CD 
plemssimetis ^ v. 115 B detrudetur iam^ CD detrude deturha^ 
V. 194 B suhf atuts temptatibus^ CD aubterfugi saevts tempestattbus, 
V. 818 B defessum^ CD defesstis sum. Die Lesart im CD giebt 
einen richtigen Septenar, mit Hiatus in der Diaerese, während 
durch die Umstellung im B das Metrum gestört wird. Nun 

Bergk, Beitltge. I. ' ^ . 



— 66 — 

behauptet freilich R.: „sodann und -hauptsächlich wei^ metho- 
dische Con Sequenz fordert der Autorität von B den Vor- 
zug vor CD zu geben." Aber diese Norm hat R. nur zu Gunsten 
des vorliegenden Falles erfunden , richtiger urtheilt er selbst über 
das Verhältniss dieser Handschriften auf S. 22 ; wie wenig der B 
gerade in dem vorliegenden Stücke den Vorzug vor CD verdient, 
zeigen v. 981 und 989; femer, um nur einige Beispiele anzu- 
führen, V. 87 und 571, wozu noch die oben angefahrten Stellen 
kommen. 

Nun ich kann vielleicht als Ersatz ein besseres Beispiel 
darbieten, zwar nicht aus Plautus, aber aus dem At<)llanen- 
dichter Pomponius, der auch sonst archaische Formen liebt, bei 
Nonius V. occupare: 

Quae ttderam meeum milia deeem victoriata, 
In Graeca niercede ilico curavi id oeettparem. 
hier ist mercede widersinnig, man muss in Graeca mereed (mercid) 
schreiben; der Victoriatus hatte bis zur lex Clodda (die Mommsen 
röm. Münzwesen 399. um 650 ansetzt, die aber recht gut auch 
erst um 660 erlassen sein kann) in Rom keinen festen Curs, 
sondern wurde, wie Plinius bemerkt, nur als Waare {mercü ioeo) 
genommen : daher der Sprechende diese Münze sofort zum Ankauf 
griechischer Waaren verwendet. Freilich können wir uns anch 
hier täuschen, ein Abschreiber konnte recht gut auch ohne 
Weiteros meree und niercede verwechseln, indem der Dichter 

schrieb: 

In Graeca merce id ilico curavi ut occuparem. 

Man vergleiche den ganz gleichen Gebrauch des Pronomens id 
bei Plautus Bacch. 1026: da ndhi ducentos nummos Phäippos 
ohsecro , — Ego jiMJwrandum verbis conceptis dedi , Datwrum id me 
hodie muUeri ante veaperum. Etwas verschieden davon sind Stellen 
wie Asin. I, 1, 75: Viginti jam ttstMt filio argenti minis, Face 
id ut pa/ratum jam sit, und Epid. I, 2, 11: argenti dare qua- 
draginta minas , qtcod danistae detur^ tmde ego illud sumsi fenorCy 
denn hier weist das Pronomen ganz deutlich auf das hinzugefügte 
a/rgevdi zurück. Ebenso Trucul. IV, 2, 26: Bedi equidem hodie 
et quinqtbe argenti jussi deferri minas, Praeterea tmam in obeonahim : 
Idem istoc (so richtig die Hdschi*. , nicht istuc) delatwm scio : de 
eo nunc bene sunt tua mrttde. 



— 67 — 

Bestechend ist auf den ersten Anblick das andere Beispiel 
dictodj was B. nach dem Vorgange von Pareus im Amphitruo 
I, 1, 15 herstellt, wo man bisher las: 

Quo facto aut ddcto adest opus , quietus ne m. 

Indem R. mit Recht den Ausdruck optM adest altqtia re für opiis 
est als unerhört bezeichnet, fügt er hinzu: „Keine Frage für 
mich, dass das ad nur aus einem unverstandenen d hervorging." 
Gleichwohl ist es schwierig über die Verbesserung eines Verses 
zu urtheilen , der aus dem Zusammenhange herausgerissen ist, 
zumal dann , wenn nicht einmal die metrische Messung sicher ist. 
R. selbst lässt eigentlich ganz unentschieden, wie der Vers zu 
messen sei, und doch lag es ihm ob, sich darüber auszu- 
sprechen; denn wie kann man bei einem Dichter die Lesart 
kritisch feststellen, wenn man nicht einmal weiss, welches Metrum 
vorliegt; er begnügt sich zu sagen: „wie man ihn auch nach 
dem baccheischen Anfange rhythmisch weiter auffasse, da dafür 
zwei Wege offen stehen." Nun steht aber die baccheische 
Messung keineswegs fest, wenigstens die Art und Weise, wie 
Fleck eisen hier dieses Metrum hergestellt hat, kann nicht 
gebilligt werden, üeberhaupt gehört die metrische Constituirung 
des Einganges dieser Scene zu den schwierigeren Problemen, 
zumal da noch kein gesicherter kritischer Apparat vorliegt. Nun 
hat aber Hermann an dieser Stelle Sotadeische Verse zu finden 
geglaubt, und diese Annahme ist trotz der Bedenken, welche 
sich sofort gegen eine solche Vermuthung geltend machen lassen,^ 
doch so ansprechend, dass man unwillkürlich immer wieder dar- 
auf zurückkommt ; denn ohne irgend eine Aenderung der lieber- 
lieferung und im vollständigen Einklang mit der natürlichen 



1) Zumal, wenn man sich erinnert, welcher Missbrauch in neuerer 
Zeit mit diesem Metrum getrieben worden ist; bei den grossen Frei- 
heiten , welche dieses Versmass zulässt , kann man eben nicht nur jedes 
andere Metrum in Sotadeen verwandeln, sondern auch die nüchternste 
Prosa in lonici umsetzen. Hat man doch sogar den abenteuerlichen 
Gedanken gehabt, in dem sogenannten Carmen de moribus des Cato 
.dieses Metrum finden zu wollen, indem man gänzlich verkannte, dass 
jedes Versmass sein bestimmtes ri&og hat, und es für denkbar hielt, 
dass der alte ehrenfest« Cato seine ethischen Grundsätze in die Form 
des frivolen griechischen Gassenliedes gekleidet habe. 

5* 



— 68 — 

Gliederung der Sätze hat Hermann diese Verse abgetheilt. 
Auch bilden die Sotadeen einen nicht unpassenden Gregensatz zu 
den syncopirten iambischen Versen , die eigentlich der Tragödie ^ 
angehören, wie: 

Itaque p^egre adveniens 

Pvhlicvtus \ko9piUo^ accipiar. 

Qui hoe noctis a portu 

Ingratü exdtamt.^ 

Aber es sind auch andere Auffassungen möglich, so könnte 
z. B. ein Sotadeus mit einem iambischen Verse, der aus einem 
Dimeter und Penthemimeres zusammengesetzt ist, wechseln: 

Noctesque ddesque adsiduo satü superque est, 
Quo f dato out dicto adeöst optM, qtUHus ne sts, 

und die gleiche Messung gestattet v. 20. Ich habe adeost^ 

geschrieben, mit freierer Wortstellung, denn man erwartet 

eigentlich opiis est adeo^ quietus ne sts. Die Verbindung itdeo ne 

findet sich in ähnlicher Weise Casiija III , 3,6: Quem herele 

ego litem adeo perdtdisse ga/udeo, Ne me nequidquam sM hodie 

advocavertt. 

Ich habe also die beiden vermeintlichen Belege des 

archaischen Ablativs beim Nomen, mit deren Hilfe R. den Text 

des Plautus vollständig umzugestalten unternimmt, beseitigt, und 

ich bin nicht in der Lage durch andere Beweise jene Hypothese 

zu unterstützen. Andere sind vielleicht glücklicher, mir hat sich 

nichts Verlässiges dargeboten, obwohl ich schon vor vielen Jahren 

lange vor Ritschi versuchsweise denselben Pfad betreten habe, 

natürlich ohne irgend eine Vermuthung dieser Art öffentlich mit- 

zutheilen, da ich nur zu bald erkannte, dass sich Nichts 'Sicheres 



1) Wie bei Soph. Elect. 504: cä nikonos « TtQoa&sv Ilolvnovog 
tnnsCaj wo sie mit Cretikem abwechseln 507, 511 und am Schluss: 
ov xl nta "EliTTfv ix rotcf' otxovg Holvnovovg uixCa^ denn so ist zu 
schreiben. 

2) Hier tritt ein nicht syncopirter Vers ein, was die Richtigkeit 
der Auffassung bestätigt. Hospitio habe ich gestrichen, es ist ein 
Glossem aus alter Zeit, was schon durch die unsichere Stellung sich 
als Zusatz verräth. 

3) Auch im Trucul.IV, 2, 52 wird wohl nee nd adeo st statt nee 
mihi adest zu schreiben sein. 



— 69 — 

erreichen lasse. ^ Auch jetzt erwähne ich dies nur deshalb, um 
darzuthnn, dass wohl Niemanci mit grösserer Unbefangenheit 
Ritschis Hypothese zu prüfen vermag. So habe ich z. B. eine 
solche Form im Trinumm. 1125 zu finden geglaubt: 
Nigue fuit neque erü neque esse quemquam höminem in terrad 

drhiiror, 
wo die Hdschr. interäMm lesen, woraus Camerarius in terra dum 
machte, was R. früher mit Recht bedenklich fand, aber gleich- 
wohl in den Text aufnahm. Ebendaselbst v. 560 , wo die beiden 
Recensionen schwanken, die Palatini Upide herch de <igro ego 
hunc senem deterrui, während A Lepide herch agro ego hoc hmc 
8, d, giebt,* wollte ich lesen: 

Lepide hercle agrod ego hunc senem deterrui. 
Im Pseudolus 616: 

JSme tu an non es ah illo milite Macedonico, 
wo B militite Macedonio liest, könnte man ein militid (miHtit) 
vermuthen, aber entweder hat der Abschreiber nur gedankenlos 
eine Sylbe wiederholt, oder im Archetypen war geschrieben 

te 

militiy und so genügt es militi herzustellen. 

Man Wird nicht erwarten, dass ich das Verzeichniss der 
Verse, wo R. sein D herstellen will, im Einzelnen durchgehe; 
ich bemerke nur, dass wenn R. sich an die ältere Recensjon 
eng anschliessen wollte, er dann noch an manchen Stellen sein 
D wieder einfuhren könnte, z. B. Trucul. V, 64: 

Pecua ad hanc ego in crvmina ohUgata defero. 



1) Nor das Resultat, was mir hinreichend gesichert schien, habe 
ich später in den philologischen Thesen kurz zusammengefasst. 

2) Auffallend ist, dass A, der sonst das Zusammentreffen der 
Yocale meidet, hier den Hiatus durch einen andern beseitigt; auch 
das Pronomen hoc ist, abgesehen von der Stellung in diesem Zusammen- 
hange befremdend, da Stasimus gleich nachher üle von demselben 
Grundstücke braucht. Allein auch die Lesart der Palatini scheint mir 
ebensowenig richtig; ich glaube beide Recensionen sind hier gleich- 
massig interpolirt, agro ist nichts weiter als ein erklärender Zusatz, 
der aber zum Yerständniss der Stelle durchaus nicht nothwendig ist. 
Plautus wird geschrieben haben: 

Lepide hercle hocedie ego hwnc senem deterrm, 
oder, wenn man den Hiatus vorzieht, 

Lepide hercle ego ho die hunc senem deterrui. 



— 70 — 

ist in der jungem Recension bei Prisdan sehr speciös ver- 
bessert: collo in orwmvna ego^ aber wenn es einer Aenderong 
bedarf, würde ich einfach deligata defero schreiben. — 
Femer Mosteil. 793 lesen B C D : 

Quid nunc?' vüe^ »pecta tuo arbitra^ 
mit Hiatas, wenn man nicht auch hier ein jambisches Penthemi- 

-meres oder eine Syncope anerkennen will, dagegen A: 

Quid nun vis 9 visaa, (specta) tuo ttsque arhitraiu, 
wo auch die Form mm Beachtung verdient , obwohl vielleicht nur 
ein Versehen des Schreibers. 

Auch hier wie anderwärts handhabt R. die Kritik in einer 
ganz äusserlichen mechanischen Weise, indem er lediglich daran 
denkt, wie sich der Hiatus mit Hülfe seines Univcrsalmittels 
abschaffen lasse. Daher ist es nicht zu verwundem, wenn R. 
das D an alles, was wie ein Ablativ äusserlich aussieht, anhängt, 
ohne zu bedenken, dass im alten Latein sowohl der Dativ als auch 
Öer Instrumentalis theilweise die Functionen vertraten, welche 
später auf den Ablativ übertragen wurden. Da wir nun gar 
nicht mehr im Stande sind, das Gebiet der einzelnen Casus mit 
Sicherheit abzugrenzen, würde die Herstellung . des D, auch 
wenn sie an sich gerechtfertigt wäre, im einzelnen Falle grossen 

* Bedenken unterliegen ; woher weiss z. B. R. , dass Persa 223 
pari pwri respondea dicto ein echter Ablativ ist und daher ein 
dictod zulässig sei? 

Wenn R. jetzt in den Menaechm. 903: 
Quem ego (hercle) hominem, si quidem vivo, vitad evoham sua 
lesen will, so wird er wohl wenige finden, die ihm beistimmen 
werden; ich habe schon längst Philol. XVH, 56 den Vers auf 
ganz einfache Weise verbessert: 

Quem ego komonem, si quidem vivo, vi vita evoham sua. 
Kein Fehler ist auch in den Plautinischen Hdschr. so häufig , als 
die Auslassung gleicher Sylben; vi aber ist kein müssiger Zu- 
satz, und der Vorliebe des Plautus für Alliteration ganz an- 
gemessen; man vergl. den bekannten Vers des Ennius: Priamo 
vi vitam evitari. Doch ich darf mich nicht beklagen, dass 
Ritschi meine Emendationen ignorirt, da derselbe mit seinen 
eigenen nicht anders verfährt, so z. B. schreibt er jetzt im 
Stichus 216: 



)r 



— 71 — 

Consenui: paene sum fanud enwriutia, 
währcud seine frühere Conjectur fame demortuus unzweifel- 
haft das Rechte traf. ^ 

Wenn jetzt Mosteil. 259 geschrieben wird : 

Uno operad ehwr atramevdo candefacere posttdes^ 

so fragt man billig, ob R. auch zuvor ermittelt hat, dass hier wirk- 
lich der Ablativ und nicht vielmehr der Instrumentalis vorliegt.^ 
Freilich ist es eben so wenig zu billigen, wenn Spengel und 
Lorenz mit Elision des Endvocals üna opira ehwr messen , denn 
solche Formeln wie una opera , magnopere , hocedie u. s. w. lassen im 
Verse nur eine zwiefache Betonung zu , üna operd oder una öpera. 
Will man an der Ueberlieferung nichts ändern, dann muss man 
den Hiatus in der Arsis zulassen : fraglich aber ist ob dann die * 
lange Sylbe verkürzt wird, oder ihre ursprüngliche Quantität 
wahrt. Der ersten Ansicht scheint Lach mann (Lucr. p. 387) 
zu sein, obwohl er sich nicht rocht klar ausspricht; indess 
die freilich sehr verschiedenartigen und z. Th. nicht richtigen 
Beispiele fordern theilweise die Verkürzung. Dies hat jedoch 
manche Bedenken, worüber ich hier in der Kürze nicht handeln 
kann; es ist daher gerathen die Länge auch da festzuhalten, 
wo metrisch eine Verkürzung möglich wäre; und an anderen 
Stellen ist die Länge ganz nothwendig, wie in dem Verse des 
Ennius bei Cicero Scipiö invicte, womit das Plautinische Menaech. 
433. eho Messmtö, accede hm zu vergleichen ist. Natürlich bleibt 



1) Dieses Verbum stand vielleicht ursprünglich auch in der Reo. 
des A im Trinuinm. 585: 

Älii eoGulatum abiere, alii de mortui. 
obwohl ich dieser Lesart hier nicht den Vorzug geben würde. 

2) Aufschluss über den Ursprung dieser Form gewährt vielleicht 
die Lex Julia Municipalis. Diese Urkunde hat, wie ich schon vor 
vielen Jahren erinnert habe, ein Graveur angefertigt, der des Lateins 
nicht recht kundig war; in Heraclea mag eben damals noch das 
OsMsche oder ein mit OsMschen Elementen vielfach versetztes Latein 
gesprochen worden sein: daher finden sich hier manche Eigenthümlich- 
keiten, die dem sermo wrhanus völlig fremd sind, z. Th. auch Miss- 
verständnisse ; so schreibt er gleich im Eingange EAFDEMOMNIA, 
später richtig eadem: er fasste eben dieses Pronomen als Adverbium 
eädem (eadem opera) auf, und substituirte nun die in seiner Heimath 
übliche Form eafdem. 



f 

— 72 — 

immer die Möglichkeit, dass in einem Verse wie in der Most, 
der Hiatus nur durch Nachlässigkeit der Abschreiber herbei- 
geführt ist, hier würde z. B/ Flockeisens una qpera tu ganz 
passend sein, so wenig ich sonst dem Missbrauche solcher Supple- 
mente das Wort reden mag. 

Im Pseudol. 160 schreibt R. : 

Num qui minus ea gratia tarnen omnium o per ad utoTj 
ebenso im Rudens II , 6, 49:] 

Utinam fortuna nunc an et in ad uterer : 
aber woher wissen wir, dass uti mit dem alten Ablativ in Ver- 
bindung trat, während vielmehr der Instrumentalis hier ganz an- 
gemessen erscheint. Wenigstens aus Stellen wie bei Terenz Ad. 
V, 9, 23 huic aliquid paullum prae manu Dederis unde utatur, 
während Plaut, schreibt Trin. 355: Deum virtwte hahemus et qui 
nosmet utamur pater^ Et aliis qui comitati aimus benevolentibiM , darf 
man keinen sicheren Schluss ziehen. In jenen beiden Versen ist 
vielmehr der Accusativ herzustellen: operam utor wird durch die 
Lesart des C ex corr. operan uro unterstützt, im Rudens bietet 
Nonius p. 406 den Accus, fortunam anubinam dar, so dass jedea 
Hiatus beseitigt ist. 



XL 
Formworte. 



Indem Ritschi das auslautende D der Adverbien . und Prä- 
positionen bespricht, verzichtet er, wie er selbst sagt, auf eine 
rationelle Eintheilung der adverbialen Bildungen: dies erweckt 
von vornherein kein günstiges Vorurtbeil. Wenn R. gleich im 
Eingange seiner Abhandlung S. 11 bemerkt: „Nur dass selbst- 
verständlich von der dreifachen Scheidung eines Locativus, In- 
strumentalis und eigentlichen Ablativus, welche uns die ver- 
gleichende Sprachforschung als das ursprünglichste gelehrt hat, 
hier keine Rede sein kann, vielmehr diese Casus schon früh- 
zeitig sich dergestalt vermischt hatten , und in eins zusammenge- 
flossen waren, dass auch bei localer oder instrumentaler Bedeu- 
tung ein ablativisches D gar keine Verwunderung erregen darf^" 
so ist dies eben nur ein Versuch , sein Verfahren zu beschönigen. 



.11 

>. - 73 - . 

aber keine wissenschaftliche Rechtfertigung. R. verfährt hier mit 
der äussersten Willkür, indem er ganz in der Weise Bothes 
überall ein D anfügt, lediglich um den Hiatus zu entfernen. 
Bothes Irrthümer waren verzeihlich, R. darf auf Nachsicht 
kaum Anspruch machen, da unsere Zeit in der Erkenntniss der 
lateinischen Sprache inzwischen einige Fortschritte gemacht hat, 
und wenn auch unser Wissen noch in vielen Punkten unvoll- 
ständig und unzulänglich sein mag , so ist gerade deshalb geboten, 
die grösste Vorsicht zu üben und sich in vielen Fällen mit der 
ars nesciendi zu begnügen. 

So stellt R. ohne alles Bedenken gmd st. quo (wohin) 
her, obwohl er weiss, dass man hier längst eine Dativform er- 
kannt hat: er ^ucht dies aber damit zu rechtfertigen, dass ja 
eine ähnliche Vermischung verschiedenartiger Casus auch bei med 
und ted eingetreten sei. Mit dem urkundlichen Beweis für diese 
Form sieht es aber sehr schwach aus. In dem Cretischen Verse 
der Mostellaria 833: 

Quo ego eam^ an scü. SctOy in mentem venu modo. 
lesen B C D, wie R. jetzt angiebt, von erster Hd. qmd^ in der 

Ausgabe sind als Varianten verzeichnet Bb quod^ Bc quod. De 

o 

qä. Nun ist aber der Hiatus hier nicht nur vollkommen "gerecht- 
fertigt, denn dass ein einsylbiges auf einen langen Vocal aus- 
lautendes Wort vor einem anlautenden Vocal lieber verkürzt als 
elidirt wird, ist bisher allgemein anerkannt worden,^ sondern 



1) QfM> eam mit Hiatus und Verkürzung findet sich auch sonst 
bei PlautnSy so in einem trochaeischen Verse Men. 788: 

Quid ille fadat, ne id ohserves, qm eat, quid rerum gerat, 

in einem anapaestischen Octonar Aul. IV, 9, 2: 

Neßcio, nil video, caecus eo, atque eqwidem quÖ eam aut tibi sim oMt 

qui sim. 

dann in einem anapaestischen Septenar Bud. I^ 4, 6: 

Neque eam usquam invenio, neque quo eam, neque qua qua^ram 

consuUumst. 

man hat freilich diesen Vers wie die ganze Partie trochaeisch messen 
wollen, was übrigens auf die Prosodie ohne EinÜuss. Femer in 
einem iambischen Verse Tmc. I, 2, 29: 

Die, quo iter inc^as? quis est? 



ff- . ■ • 

— 74 — 

auch metrisch ist die aufgelöste Form des Creticus ^"^^ — weit 
angemessener als — ^^ — Gesetzt die Römer hätten wirklich 
quod st. quo gesagt, so wäre bei Plautus diese Form doch nur 
da zulässig , wo sie das Metrum verlangt , was aber in dem Verse 
der Mostellaria anerkannter Maassen nicht der Fall ist. Wenn 
also hier die Hdschr. von erster Hand quod bieten, so ist dies 
lediglich ein Schreibfehler, wie er auch sonst sehr häufig vorkx)mmt. 

Zur Untersttltzung seiner Hypothese hätte E. eine ganze 
Anzahl Stellen anführen können, wo wirklich in den Hand- 
schriften qtiod statt quo tiberliefert ist. So erscheint auf den 
ersten Anblick die Erklärung von Pareus Mil. 749: 

Nunc quod occept, obaonatum pergam, 
wo er qtwd für quo nimmt (der cod. A scheint ebenfalls qtto zu 
haben) sehr probabel. Stellen, wie die des Terenz Hec. I, 2, 119: 
Pergam quo co&pi hoc iter oder Ad. H , 1 , 36 : Illuo quaeso read, 
quo coepütt scheint diese Auifässung zu unterstützen; allein in 
der Plautinischen Stelle ist ja das Ziel durch obsonaiHm aus- 
reichend bezeichnet, und quod occepi ist wie Lorenz richtig 
bemerkt, so viel als das gebräuchlichere ut occepi z. B. Trinum. 
162: Sed ut oeceptsti^ perge porro proloqui. Wenn ^ sonst in den 
Handschriften des Plautus sich mehrmals qu^d st. quo findet, so 
beruht dies tiberall auf Irrthum: Mostell. 877 lesen B CD; 

8cio quod properas: gestis altquOy 
wo man längst qm verbessert hat. Trinum. 628; 

Potin td nie i/re quo profectus sum stnas, — CD quod. 
Im Mercator v. 148: 

^0 honum^ malum quo acoedit, mihi dari httud desidero. 
schreibt B qmd gegen das Metrum. Im Trucul. I, 1, 74: 
Nam ego Lemno ad/oenio Athenas nudius tertms^ 
LegatuB hinc quo cum publico imperto fui. 
lesen B C D quody man hat um den metrischen Fehler zu hoben 
quo hinc umgestellt, dann wäre qttod ohne Weiteres beseitigt, 
Spengcl streicht dagegen cum, was mir den Vorzug zu ver- 
dienen scheint; allerdings kann man dann zweifeln, wie der 



oder bei Terenz Ad. V, 2, 5: 

Nostin? jam sdho. quid agis , quÖ ahis? mitte me. 
Ebenso im Hexameter bei Lucilius XXX: 

Quid servaSy quÖ eam, quid cigam, quid id attinet ad te. 



■jr 



— 75 — 



Ablativ zu fassen sei, denn da man nicht bloss cwm, imperio esse 
sagt, sondern auch zuweilen die Praeposition weglässt (Cic. de 
div. I, 32 prchetorio imperio dasd praeesse)^ so könnte damit die 
dem Diniarchus übertragene Gewalt gemeint sein,^ allein in diesem 
Falle scheint mir der Zusatz publmim ganz müssig, die Worte 
drücken vielmehr aus nach Ordre dos Volkes, popult jussuy 
und so erweist sich cum als unächter Zusatz. Wenn nun also 
auch qtiod dann nicht gegen das Metrum verstösst, ist es doch 
unzweifelhaft nur ein Fehler der Abschreibor. — Im Rudens 
I, 2, 89: Si ad saxum qtto capesstt, ea deorsvm endet wird die 
Variante guod Niemanden täuschen, ebensowenig wenn in dem 
Verse des Titinius bei Non. 94 : Demevi, ne qiM ad cSnam exiret 
^xtra cormlmfn meum sich die Variauten nequod a«^ oder ne 
quid ad und dann iret statt exiret finden. In dem Verse 
des Pacuvius bei Nonius 467: 

Qiuid tande^i^ übt east, quod receptoit? 
ist quod sicherlich nur Schreibfehler; receptat möchte ich jetzt 
nicht mehr ändern, es ist in reflexivem Sinne zu fassen, sonst 
könnte man auch qtM üer {ire) eoeptat vermuthen. — In der Stelle 
des Varro de r. r. II, 2, 18 wollte Lachmann zum Lucrcz 331 
quod ad in dem Sinne von quoad fassen, aber die Worte lauten: 
qttod ad pasUonea attinet haec fere etint, qitod ad feturam^ 
quae dicam. 

R. baut jedoch auf diesem trügerischen Fundamente weiter: 
„Wird aber jemand an eine blosse Verschreibung in dem 
Mostellariaverse glauben, wenn wir ihm ein Dutzend Beispiele 
von quo und völlig gleichartigen Formen vorführen, die durch 
Aufiiahme desselben D ihren Imstatthaften Hiatus verlieren ?^^ 
Und so stellt er denn aus blosser Conjectur an vielen Stellen 
nicht nur quod st. quo^ sondern auch quoquod und Aehnliches 
her, ohne alle Berechtigung. Ja er vermischt sogar ganz Fremd- 
artiges, so z. B. wenn er Menaechm. v. 11 anführt: 
Omnü res gestas esse Athenis atdumant, 
Quo illud vobis Graecum videatur magiSy 
wo er übrigens qmd abweist, was doch hier als ächter Ablativ 
zulässig sein würde. Da hier D illuc liest, im B eine Rasur 



1) Er war wohl als tjtnaQxos nach Lemnos gesandt 



— 76 — 

nach ilifcd sich ßndet, könnte man daran denken quo tlluce zu 
schreiben/ doch ist es gewiss am einfachsten die Worte umzu- 
stellen: quo vohts ühtd. 

Für quoquo schreibt R. an drei Stellen (Merc. 858 , Aul. HI, 
3,1, Casina I, 4) wo allerdings überall der Hiatus* störend ist 
(in der Gas. ist er auch im A durch eine ziemlich freie Aende- 
rung beseitigt) quoquod^ zum Theil nach Bothes Vorgänge: 
ich. denke es ist hier überall QÜOQUOMQ. (quoeunque) herzu- 
stellen, wie noch in der Lex Rubria 16 (sogar mit der YariMite 
quodquomque) und der Lex Julia Municipalis 44 geschrieben , ist. 
UU quomque findet sich Pseudol. 580 im A. 

Dagegen aliqmd für aliquo erklärt R. selbst fOr unsicher; 
ich bemerke bei diesem Anlasse , dass in dem Verse des Lucilius 
bei Varro VH, 94, wo aliquos für aliquo zu stehen scheint, dies 
auf einem handgreiflichen Irrthume beruht, es ist zu sdnreiben: 

Atque aliquo se ihus ah rebus^clepaere foroque, 
86 chpere sich wegstehlen ist gerade so gesagt wie m oorripere, 
auch die Griechen sagten ähnlich xXeTtzeadttL oder ectvi;ov 
xleTtTeiv. Noch weniger ist quose zu vertheidigen , wie bei 
Plaut. Pseudol. v. 214 ABCD lesen, nur darf man es nicht in 
quormm oder quomm abändern, sondern es ist einfach zu schrei- 
ben: teneSf quo se haec tendant qtuie loquor. Sonst steht freilich 
tendere absolut, allein auch Lucrez sagt freilich in etwas ver- 
schiedenem Sinne V. 481 se tendit. 

Introd wird an verschiedenen Orten eingeführt, namentlich 
benutzt um den Hiatus intro ire^ intro ibisy irdro ierit zu besei- 
tigen, der doch durch introitus bei Lucrez H, 407, VI, 494 
hinlänglich geschützt erscheint. • R. hätte übrigens sein Heilmittel 



1) In dem Neutrum hoce, hocine, tlluce, illuci/ne, istudfie und 
ebenso in den Ablativen hoce und hace Hesse sich die Gemination aus 
der Assimilation des D erklären, allein die Inschriften bestätigen dies 
Dicht , indem sie überall nur einfaches C zeigen, auch da, wo die Gemi- 
nation bereits allgemein war. Im Oskischen ist ebensowenig eine Spur 
der Verdoppelung in diesem Falle vorhanden. Das D kann eben dem 
C (K) gegenüber sich nicht behaupten, sondern wird sofort unterdrückt 
Nichtsdestoweniger wird die Sylbe als lang betrachtet, Terenz Eun. 
IV, 7, 12: illuc est sapere, Hecyr. IV, 2, 2: istuc est safere, unter 
Umständen jedoch auch verkürzt. 



— 77 — 

noch an mancher andern Stelle, wo intro Schwierigkeiten macht, 
anwenden können, wie Merc. v. 800: 

JuheaSy st saptas^ haee intro auferrier^ 
oder Trucul. I, 2, 3: 

Neu qyd manu% atiulertt steriles intro ad nos. 

R. folgert S. 82: „Hat hiemach selbst bei den so zu sagen 
unächten Ablativen die Sprache ihres alten D sich nicht ent- 
schlagen (man beachte die Feinheit mit welcher hier jenen 
Dativformen das D als eigentlich zuständig' vindicirt wird), so 
wird man noch weniger bei irgend einer Art von ächten Ablativ- 
bildungen darauf verzichtet haben/^ Nun dass das alte Latein 
in Adverbien, denen der ächte Ablativ zu Grunde liegt, ursprüng- 
lich das Suffixum wahrte, wird Niemand bestreiten: findet sich 
doch noch im SC arvorsum ead quamy aber dass Plautus noch 
dieser und ähnlicher Formen sich bediente, dafftr fehlt es an 
jedem Beweise. Scheinbar findet sich postead im Stichus 623 im 
A, wo die übrigen lesen postea ad te continuo transeo, aber 
dies wird niemand benutzen, um das Pronomen te zu streichen 
und postead eontintco transeo zu schreiben, sondern A las ein- 
fach poste ad te, 

Interead will R. im Rudens I, 4, 7 in einem anapästi- 
schen Septenar herstellen: 

Neqm qtiem rogitem responsorem qttemquam iwterea ifwenio, 
aber mir scheint hier interea überhaupt unpassend, es ist wohl 
in terra zu lesen, dafür kömite man, um den Hiatus zu entfernen^ 
in terrad nach R. Weise schreiben : allein da der Codex A nach 
Gepperts Bericht hinter interea nochmals QVEMQ wiederholt, 
also die Wortfolge unsicher war, ist einfach umzustellen: 

Neque quem rogitem responsorem in terra g^ternquam invenio. 
denn in der Cäsur ist der Hiatus ganz üblich. — Ein praeteread 
hätte R. auch noch im Trucul. H, 4, 90 herstellen können, wo 
ein Anderer vielleicht schreiben würde: 

Juheoo ad istam quingue perferri minas^ 
Praetereaque obsonari dumtaxat ndna^ 
da Q vor leicht ausfallen konnte; allein praeterea durch eine 
Copula anzuknüpfen, ist gegen den Lateinischen Sprachgebrauch, 
(daher ist mir auch das et praeterea in der lückenhaften Stelle 
des Cato bei Festus v. swemps bedenklich). Will man den 



— 78 — 

Hiatus entfernen, so kann man una (vergl. IV, 2, 26) ein- 
fügen, was auch Spengel vorschlug, der aher sonst die Stelle 
nicht richtig behandelt hat. 

Bei ergo, dessen ablativische Bildung keineswegs erwiesen 
ist, wird ergod nur bedingt im Poenulus V, 2, 91 vorgeschlagen. 
Diese Form hätte R. auch Persa v. 191 anbringen können: 

Factam. Quo ergo ü mmcy 
wo er nMnc ü umgestellt hat. 

R. geht dann zu den Adverbien über, welche aus Casus- 
formen der Substantiva oder Adjectiva entstanden sind. Wenn 
R. es für ganz unbedenklich hält, Asin. Y, 2, 23 nodu in noäntd 
zu verwandeln, um den Hiatus zu tilgen, so kann ich nicht bei- 
stimmen. Man erblickt darin eine Nebenform von nax nach der 
4. Declination, die eben nur im Ablat. Sing, üblich sei. In der 
sogen, classischen Zeit wird es nur als Adverbium gebraucht, 
Quintil. I, 4, 29 zählt es zu den Nomina, die Adverbia gewor- 
den sind , und bringt eben damit den Lautwandel in Verbindung, 
aber im altem Latein wird es auch als Snbstantivum verwende. 
Allein ich halte noctu für gar keinen Ablativ , wie allerdings die 
Alten selbst, und zwar nicht bloss die Grammatiker meinten, 
sondern erkenne darin die alte Genitivform noctius st. nectü, dem 
griechischen vuxro^ hinsichtlich der Form wie der Bedeutung 
genau entsprechend : denn auch im alten Latein wird der Genitiv 
zur Bezeichnung der Zeit verwendet. ^ Das Adverbium «oaf, 
welches wir in den XH Tafeln, bei Ennius und vielleicht auch 
bei Plautus antreffen,^ ist nichts anderes als der syneopirte 
Genitiv noctis; aber daneben erhielt sich auch die vollere Form 
nocttis, nur geschwächt in noctu^^ daher erscheint »(m^ noch bei 



1) Ich verweise hierüber auf Excurs I. 

2) Mediä nox bei Lucilius (Serv. z. Aen. X , 241) ist ans medkis 
noctis entstanden. 

3) Gerade so waren neben einander im Gebräu^ fritx , d. i. der 
Genitiv frugis (Ennius Ann. 318) und frugi, welches gleichfalls das 
8 eingebüsst hat. Bei einer Sprache, welche wie die lateinische aus 
der Verschmelzung von zwei Mundarten erwachsen ist, kann das Vor- 
kommen solcher Doppelformen am wenigsten befremden. Spater 
gebrauchte man wohl auch den Ablativ , bei Plautus Merc. 521 schreiben 
die Palatini: bonam hercle te et frugi arhitror, im A ist dies in bona 
hercle te fruge geändert; der Kritiker muss sich für eine dieser beiden 






— 79 — 

Plautus Merc. 862 mit dem Genitiv dius verbunden: neque quies^ 
oam usquam noetu neqtte dius, während für gewöhnlich beide 
gleichmässig abgestumpft erscheinen ^noctu dmque. Eben weil 
nwbu sehf früh das auslautende % vollständig eingcbüsst hat, 
dann aber weil der temporale Genitiv immer mehr durch den 
Dativ (Ablatio) verdrängt wurde, kam es, dass die Römer selbst 
dieses noeiAx,^ von dessen Ursprung sie keine rechte Erinnerung 
mehr hatten , geradezu als Nebenform von tmoU (nocte) ansahen : 
so sagt Plautus hac noctu oder noctu hoc (Mil. 381, wo jedoch A 
noete hat), Ennius Ann. 153: Hae noctu filo pendehü Etruria 
tota und 169 : Qua GalU fwrtim noctu rnmma arcü adorti Moenia '"'(^ 

concuhia,^ femer noctu multa Claudius Quadrigar. bei Macrobius 
I, 4, 18,* Afranius bei Nonius (207) intempesta noctu. Irrig 
ist es dagegen , wenn man bei noctu sogar einen Wechsel des 
Geschlechts hat nachweisen wollen aus Cato d. r. r. 156: Postea 
ponito poeühsm m sereno noctu. Schon die Präposition in (wenn 
sie anders richtig ist, denn leider befindet sich das älteste Denk- 
mal der römischen Prosalitteratur noch in einem völlig verwahr- 
losten Zustande) hätte davon abhalten sollen beide Begriffe zu 
verbinden, die viebnehr gerade so neben einander stehen wie 
m pouhUco hmei in der lateinischen Lex der tabula Bantina.* 
Serenum gebraucht Virgil Geoi^. I, 393 als Substantivum aperta 
serena, und so wiederholt die jüngeren Dichter, aber dass 



Lesarten entscheiden , darf aber nicht ¥rie E. daraus eine dritte combi- 
niren. Wenn es in einer Grabschrift (C. I. 1072) heisst: uocsor fruge 
bona pudica , so darf man bona nicht mit fruge verbindcD , sondern 
die Frau erhält ein dreifaches Prädicat, gerade so wie in einer andern 
cbendäs. 1256 bona proba frugei salve. Der Wechsel der Stnictur, 
obwohl an sich gerechtfertigt, ward offenbar durch die Abschwächung 
der Form gefordert; ähnlich heisst es in dem lateinischen Gesetz 
der Tabnia Bantina: ttmltam inrogare (dum minoris) partus famiUas 
taxsat, liceto, dagegen in der Lex Silia (Festus 296) multare, dum 
minore parti famüias taxat liceto. 

1) Hier findet selbst Macrobius die Verbindung qua noctu coneubia 
bedenklich; vielleicht ist qua als locales Adverbium zu fassen. 

2) Die Worte des Claudius lauten : Senatus a/tUem de nocte con- 
venire, noctu multa domum dimitti, wo einige Hdschr. auch de noctu 
bieten, was die Grammatiker verwerfen; s. Sergius in Donatuin Gr, 
Lat. IV, 440. 

3) Ich verweise hierüber auf Excurs 11. 



— 80 — 

dieser Ausdruck der Sprache des gewöhnlichen Lebens nicht 
fremd war zeigt Sueton Aug. 95: Uqutdo ae puro sereno, und so 
wird sereno im Gegensatz zu rndnlo ganz gewöhnlich gebraucht, 
um klares Wetter, heitern Himmel zu bezeichnen. 
Auch Neue I, 709 hat die Worte Cato's richtig verstanden. 

Wenn nun auch der Genitiv noctu{s) missvorständlich für 
den Dativ (Ablativ) nocti (nocte) verwendet ward , so folgt daraus 
noch nicht, dass man noch weiter zu noctud abgeirrt sei in einer 
Zeit, wo das alte Ablativzeichon schon mehr oder weniger anti- 
quirt war. 
^W R. fährt fort: „Steht aber noctu fest, welcher Grund wäre 

gegen ein ganz gleichartiges diud geltend zu machen." Nun 
nadu gilt allgemein für Ablativ der 4. Declination; diu wenn es 
bei Tage heisst, könnte Ablativ von dim (dies) der Tag sein, 
würde dann aber trotz des V doch der 2. Declination angehören, 
da ich dann hier nur denselben Lautwechsel finden wtkrde, me 
in dem verwandten aub dio (divo) und sub diu. ^ Allein dm ist 
gar kein Ablativ , die vollständige Form dius hat sich nicht nur 
bei Plaut. Merc. 862 : neqtte qttiesoam usquam noctu neque dius 
(diu8 Da^ der Corrector hat dann u in e verwandelt, C duis^ 
B uis) und Titinius bei Charis. p. 207 iioetu diusgue erhalten, 
sondern sie liegt auch in dem Compositum interdius vor, was 
Plautus regelmässig gebraucht, während die andern Komiker nur 
die gewöhnliche Form interdiu zu kennen scheinen. Dieses dku 
aber ist nichts anders als der Genitiv, wie ja auch im Griechi- 
schen fj^eqag bei Tage bedeutet. Gerade hier hat sich das 
Suffixum des Genitivs erhalten, welches das Oskische {eis) und 
Umbrische {esy er) besser wahren, während es im Lateinischen 
fast spurlos verschwunden ist. An der Verbindung des Genitiv 
ddus mit inter ist kein Anstoss zu nehmen; er ist als Zeit- 
bestimmung zu fassen, so gut wie das einfache dius: und damit 
verbindet &ich inter gerade so gut, wie es anderwärts mit abla- 
tivischen Adverbien verschmilzt ; so findet sich bei Lucrez wieder- 
holt inter utrasque^ was ich gegen Lachmanns Aendiemngen in 
Schutz genommen habe (s. index lectt. Hai. 1858/59). (lanz 

1) Wo wirklicher oder nur scheinbarer Uebergang von der 2 tan 
zur 4. Declination stattfindet, ist nicht immer leicht zu entscheiden; 
ich denke diese Untersuchung später wieder aufzunehmen. 



— 81 - 

analog aber ist der bei den Komikern übliche Ausdruck 
tnter ma»^ von dem Donatus zu Ter. Eun. IV, 2, 1 bemerkt 
figuraie et nove dictum. Dies heisst nicht auf der Strasse, 
oder in den Strassen, denn dafttr ist per vuis der übliche 
Ausdruck, den ich auch Pseudol. 760 hergestellt habe,^ sondern 
während des Weges. Man erwartet also den Singular: allein 
inter viam beruht lediglich auf einer Conjectur von Manutius 
bei Cic. ad Att. IV, 3, 5 in einer, wie die Lesarten der Hdschr. 
zeigen, arg verderbten Stelle. Sonst liesse sich inter viam durch 
inter diem bei Grellius schützen. Andere mögen per viam vorge- 
zogen haben; Augustus bei Charisius 209 „seribis enim perviam i 
ävrt Tov obiter^^^ wo Augustus wohl nicht den Ausdruck überhaupt 
rügte, sondern nur die übertragene Bedeutung gleich dem grie- 
chischen h, Tcaqodov nicht gelton liess. Aber in inter vias ist 
vias nichts anderes als der alte Genitiv Singularis, den auch 
Ennius duic ipse vias noch kennt. Der Grenitiv ist hier gerade 
so gebraucht wie im Griechischen odovy xeXeuO-ov, Tvedloio, 
oder wie wir sagen: er kommt des Weges, er geht 
seiner Strassen. ^ Dagegen in den Versen des Ennius: 

Quo vobis nientee^ rectae quae «ta/re solebant 

Antehac , dementes sese ^flexere viai. 
ist viai wohl von quo abhängig, da bei Ennius in den Annalen 
unter der Einwirkung des ungewohnten Versmaasses die Wort- 
folge oft eine sehr freie ist. 

1) Sonst freilich werden inter und per zuweilen ganz ähnlich ver- 
wandt, z. B. irder jocum und per jocum, inter lacrimas und per lacri- 
rtuis, daher auch Gellius variirt IX, 4, 6: „qwi in piteritia canesca/nt 
et phi8 cemant oculis per noctem quam inter diem.'^ 

2) Auch Bücheier Lat Decl. S. 32 hat die richtige Erklärung 
gefanden , durfte sie aber nicht auf inter pugnas ausdehnen. Man hat 
öfter ohne rechten Grund an dem Gebrauche eines Plurals Anstoss 
genommen y so war Lorenz geneigt Most. 490 nach dem Vorgange 
Anderer in somniis st. in som/nis zu schreiben^ erinnerte sich aber 
noch zu rechter Zeit des Plautinischen : di somnia in sonmis danwnt. 
Gerade bei Traumerscheinungen ist der Plural ganz constant, vistLs est 
in somnis, was dem Griechischen Mo^tv iv vnpi^ entspricht (bei 
Theocrit. XXI, 40 hat der Plural seinen besondem Grund), wie über- 
haupt der Plural dieses Wortes ungemein häufig vorkommt; vergl. 
Neue, Formenl. I, 437. Im Griechischen wechselt ähnlich m^l 
TiQtotovg vTivovg mit tisqI 7iq(otov vtivov, 

Bergk, Beiträge. I. 6 



# 



— 82 — 

Doch ich kehre zu ddu zurück. Ganz irrig ist es, wenn R. 
dieses ddu (dms)^ welchem nootu{8) entspricht, mit jamdtu ver- 
wechselt und nun im Poenulus Y, 4, 29 nach ganz unsicheren Spuren 
der Hdschr. jamddud lesen will: denn dm lange ist alft.Accusativ 
zu betrachten, wie nicht nur die Vergleichung des griechischen 
drjv {däv, doav)^ sondern auch dudum zeigt, worin ich eine 
reduplicirte Bildung erkenne. 

FriMtra bleibt« mit Recht unbehelligt, in dem Verse des 
Curculio II, 3, 58 zieht R. vor mit Weise med zu schreiben. 
Frustra ist auf ein ungebräuchliches Adjectivum (abgeleitet von 
fraus) zurückzufahren, und ist wie ich glaube gar kein Ablativ, 
sondern Accusativ; man sagte eigentlich fruäram {mam)^ daher 
fffMtra vre irre gehen. Frühzeitig ward aber hier M ganz 
abgeworfen, und in der Formel ne frustra sü hat Plautus das A 
constant verktlrzt, in allen übrigen Stellen sowohl bei Plautus 
als bei den alten Dichtem ist frustra so gebraucht, daas die 
Quantität der Endsylbe unbestimmt ist, es findet sich kein Beleg 
für die Länge; erst die folgenden Dichter haben, der Analogie 
•folgend, frustra als Spondeus gebraucht, und zwar so viel ich 
weiss zuerst Cicero Arat. 32, wie auch hier contra mit langer 
Endsylbe sich findet v. 413. R. hat dies früher vollständig ver- 
kannt, und alle jene Plautinischen Verse willkürlich geändert; 
ich habe in meinen Vorlesungen längst auf die richtige Messung 
aufmerksam gemacht, und jetzt haben Brix zum Trinmn. S. 18 
und A. Spengel S. 62 dasselbe bemerkt.^ 

Hinsichtlich der Prosodie verhält es sich übrigens mit c(mbra 
ähnlich. Contra findet sich verkürzt bei Ennius oonirä tum 
und wahrscheinlich auch in einem andern Verse, femer bei 
Naevius contra redhosttt^ und Lucilius. * Für Plautus bezeugen 



1) Bücheier lat. Decl. 23 hat auch hier eine seltsame Erklä- 
rung aufgestellt, frustra sei Acc. Plur. des Neutrums, in frustra esse 
sei dies Verbnm als transitiv zu fassen; demnach müsste man also 
wohl für frustra einen andern Ursprung annehmen. 

2) Sonst ist bei den altern Dichtem die Quantität von contra 
überall unbestimmt, auch in dem Verse desAttius bei Macrob. VI, 1,55 
darf man nicht messen Qu>em neqm tueri contra nSque äffari qucaSy 
denn dieser Anapaest wäre in der Cäsur entschieden fehlerhaft :/AttiQ8 
hat die erste Sylbe von affari verkürzt: Quem neque tueri contra \ 
negue afari queas. 



— 83 — 

die Kürze Truc. I, 2, 25: fer emdrä manum et pariter gradere. 
Pseudol. 155: adsisUte omnea contra me: qtuie loquar advertite 
amimim (obwohl wahrscheinlich nicht von Plautus), auch für den 
kretischen Vers Rud. I, 4, 22 empfiehlt sich die Messung contra 
fit. In allen übrigen Stellen ist die Quantität unbestimmt; um 
so auffallender ist die Länge in zwei Versen des Amphitruo: 
allein 1 , 1 , 7.7 beruht die Länge nur auf einer auch aus andern 
Gründen verwerflichen Conjectur; die Ueberlieferung ist tulae 
utrmque canunt contra j vielleicht ist zu schreiben: 

Poatquam id actvMst, tuhae contra utrimque occanunt, 
oder indem man tUrimqtie streicht, occanunt contra mit Hiatus in 
der Cäsur und catalectischem Ausgange. In dem andern Verse 
(66 derselben Scene) 

Cotdrä Teleboae ex oppido • 

Legiones ed/ucunt mos 

empfiehlt sich auch sonst die Umstellung : Teleboae contra ex oppido, ^ 
Seit Cicero, wie schon erinnert, wird es lang gebraucht. Dass 
aber contra eine ablativische Bildung ist, dafür spricht die Ana- 
logie des Oskischen contrud^ vom Neutrum abgeleitet,* gerade 
wie im Lateinischen circa und drco nebeneinander sich finden. 
Doch darf man wegen controversia nicht etwa eine Nebenform 
cmtro auch für das Lateinische annehmen oder gar darin Ein- 
fluss des Oskischen finden wollen.^ 



1) Auch Usener in einer Abhandlung über Pseudolus (Greifs- 
wald 1866) hat sich für Verkürzung von contra ausgesprochen. Ob 
er die Verse des Amphitruo gekannt , und wie er sie behandelt hat, 
weiss ich nicht, da mir die Abhandlung augenblicklich nicht zugäng- 
lich ist. 

2) Früher glaubte ich eowtrud entspreche dem lat. conilra auch 
hinsichtlich des Geschlechts, indem ich annahm, auch die Osker 
hätten das A verkürzt und dann nach ihrer Weise in V (0) verwandelt; 
allein dann würde auf der Tab. Bantina die Präposition wohl nicht 
üontryd, sondern controd geschrieben sein. 

3) In controversia ist der Lautwandel der assimilirenden . Kraft 
des folgenden Vocals zuzuschreiben, gerade so wie in dextrovorsum, 
sinütrovorsus , die um so mehr wirken konnte, wenn wir auch hier 
ein kurzes A annehmen. Dagegen sollö bei Lucilius (Festus 298) ist 
wie es scheint auch der Endung nach als rein Oskische Wortform zu 
betrachten, der im Lateinischen solla entsprechen würde. 

6* 



— 84 — 

Auch die alten Grammatiker haben die schwankende Messung 
dieser Endsylbe wohl gekannt. Hierauf bezieht sich die Bemerkung 
des Servius zu Virg. Aen. II, 651: Nos cmtra] „IVaeposäümes 
vel adverhia in A exeuntia modo produount uUimam lüteram excepto 
puta [et ita: quid] apud B^niwn et Paeuifium hrevia sunt;^^ 
nur ist dieses Scholion interpolirt. Servius hatte offenbar geschrie- 
ben : modo producunt utbimam litteram^ modo corripiunt, velut 
contra et frustra, quae apud Enniwm et Pacumum hrevia 
sunt. I)ie Bemerkung über puta und ita rührt von späterer 
Hand her, ptcta ist den älteren Schriftstellern ganz fremd, ita 
natürlich stets kurz; und zwar stanmit diese Bemerkung ans 
Priscian XV, 8. 

Bei postremo lässt R. die Sache unentschieden S. 87: es 
liesst) sich in der That mit Schein ein postremod im TrucuL I, 
1, 56 in den Varianten finden: postremo id magno populo in 
(so B, in populo CD) multis homintbuSy aber dies ist trügerisch, 
der Vers muss so verbessert werden: 

Postremo in magno populo innumeri» hominihua. 

Dass es nicht gerechtfertigt ist, bei den zahlreichen Adverbien 
auf E überall eine ablativische Bildung anzunehmen, habe ich 
bereits oben S. 17 erinnert.^ R. führt auch hier ohne alles 
Bedenken, wo es gilt den Hiatus abzuschaffen, ED ein. Dabei 
hätte übrigens R. zur Unterstützung seiner Hypothese manche 
übersehene Variante aus den plautinischen Handschriften benutzen 
können. Im Trinum. 373 könnte man in der Lesart des A 
APRIMEOPROBO ein adprimed proho zu finden glauben, aber 
dies ist sehr trügerisch, da A gerade im Trinummus nicht frei 
ist von Nachlässigkeiten des Abschreibers. Möglicherweise ist 
die Schreibart aus der Variante adprimo entstanden, denn das 
Adv. adprims ist von dem Adjectivum adprimus abgeleitet;* dagegen 



1) In der alten Formel aus den Auguralbüchem bei Festus S. 322. 
Charisius 220 : sane sarcteque audire vi(dereque dms) findet sich keine 
Spur des auslautenden D , ebensowenig bene sponsis beneque ix^luerie 
(ebend. 351) oder pwi-ime tetinero (S. 253). 

2) Charisius 116 betrachtet es als Zusammensetzung von ad und 
prime. Dem Adverbium apprime ist zu vergleichen Naevius bei Charis. 
211 fabulast prime proba. 



— 85 — ^ 

cumprime^ was Gellius XVII, 2, 14 aus Claudius Quadrigarius 
anführt, ist wie Gellius ganz richtig hemerkt aus mmprimü 
abgeschwächt, tradtietum ex eo est^ qmd cum primis dicehant 
pro quod est in primis. — Ebenso trügerisch ist Mil. glor. 
941 , wo C D comissumet bieten , während D st. Upidismme et 

i 

auch noch lepide mmd et schreibt. Es ist, wie auch H. Keil 
erkannt hat, nach Anleitung des Plautinischen Glossars: 

Zeptdümme et eompsissume confido confutumm. 

zu schreiben, d. i. ytof^ifJOTctta, An dieses griechische Wort 
wird Plautus am "wenigsten das alte D angefügt haben. 

R. scheut sich sogar nicht ein peregred einzuführen, indem 
er mit wunderbarer Naivetät bemerkt: „dass dies eigentlich alter 
Locativ, nicht wirklicher Ablativ ist, bleibt natürlich ganz 
gleichgültig." 

Auf festerem Boden bewegt sich die Erörterung über hodU. 
Ich habe im Jahre 1855 nachgewiesen, dass eine erhebliche 
Anzahl Verse des Plautus und der anderen älteren Komiker sich 
finden, wo äo<^ metrische Schwierigkeiten macht, die man, weil 
man den eigentlichen Sitz des Fehlers nicht erkannt hatte, bald 
airf diese bald auf jene Weise zu entfernen versucht hat; diese 
Verse lassen sich aj)er sehr einfach herstellen, wenn man die 
von Marius Victor, bezeugte Form hocedie wieder einführt. R. 
stimmt mir . jetzt auch hierin bei. ^ Mit Recht weist R. dön 



1) Natürlich thut er dies nicht , ohne sein Verdienst in das rechte 
Licht zu stellen: „Wenn Bergks Erörterung weder vollständig war, 
noch Verschiedenartiges sorgfältig genug schied , auch sonst an mehr- 
fachen Ungenauigkeiten litt, so mögen jetzt die folgenden Beispiele 
ein Plautinisches hocedie ausser Zweifel stellen." Auf Vollständigkeit 
war es nicht abgesehen, da ich mich stets grundsätzlich nur auf die 
Stacke beschränkt, habe, zu welchen in R. Ausgabe ein kritischer 
Apparat vorlag; im vorliegenden Falle habe ich aber auch aus diesen 
Stücken nur solche Stellen ausgehoben, wo mir die Herstellung der 
archaischen Form ganz* unbedenklich erschien; ich könnte jetzt eine 
Anzahl neuer Beispiele hinzufügen. So Pseudol. v. 183, wo R. hodk 
mit Bothe streicht, ich glaube mit Unrecht, denn es ist .absichtliche 
Komik, dass derLeno, wenn er von seinem Geburtstage redet, immer 
das Wort hodie (hocedie) im Munde führt : aber an einer anderen ^tellQ 
V. 200 muss es nothwendig getilgt werden: 



— 86 — 

veiiinglttckten Versuch Büchclcrs ab in Widerspruch mit der 
festehenden Prosodie hödie bei Plautus die Messung hödie einzu- 
fttlireu.^ Die Yermuthuug übrigens, dass unter Umständen hödie 
zu messen sei, hat zuerst, so viel ich weiss, Lorenz zur 
Mosteil. V. 166, wenn gleich nur schachtem, angestellt. Bei 
BUcheler, da er niemals seine Quellen nennt, muss man sehr 
vorsichtig sein, zumal da er selbst nur weniges Neue zu geben 
vei-sichert. NatOrlich wendet R. auch hier sein üniversahnittel 
an und verlangt an einigen Stellen hodied oder hocedied; aber 
auch luer genügt theils hocedie, theils ist hodü gar nicht zu 
ändern und ein Hiatus anzuerkennen. Ueberhaupt halte ich 
das D hier f(ir ganz unznlAssig,' denn hoeedü, hodü ist gar 
nicht als Ablativ, sondern als Dativ hoicediei zu fassen, was 
freilich R. nicht abgehalten hat sogar die hmiod Aphrodmis Poenul. 
II, 49 zu schreiben. 

Uebrigens haben sich selbst Spuren der Form hoeedde noch 
in den Hdschr. erhalten. Pseudol. 530 liest B Effeäum hodie hoc 
reddam utrmique ad vesperum, C hoc hodüy D ^ hodie, R. hat 
wohl ganz Recht , wenn er annimmt hoc sei schon im Archetypon 
übergeschrieben gewesen und daher an verschiedenen Stellen üi 
den Text gekommen : es sei aber ganz zu streichen , da utrumque 
vollkommen genüge. Aber hac war, wie icl^ glaube, kein erklä- 



cras te, qtwsi Dircam oUm, ut memorant, duo gnoH Jovis 
Divinxere cid taürum, ite^n [hodie] stringam ad camarium: hoc tibi 
Profeäo tawrus fiet, 
wo man übersehen hat, dass cras und hodie ganz unvereinbar sind. 
Ich soll Verschiedenartiges nicht sorgfältig genug geschieden haben; 
dies gebt wolil darauf, dass ich nicht die Form hodied oder hocedied 
erkannt habe. Was endlich die mehrfachen üngenauigkeiten betrifft, 
80 weiss ich nur eine namhaft zu machen: im Stiphus 459 hätte ich 
€00 weglassen sollen, <la es in den Hdschr. fehlt. 

1) Wenn B. , um das Irrige dieser Ansicht darzulegen, sagt, es 
sei dies gerade so , wie wenn Jemand statt der Messung nudius auch 
ndflitiff zulässig linden wollte, so ist dieses 'Beispiel nicht passend 
g0wUdi B> hätte sagen können, es sei dies gerade so, als wenn 
f^mimd in den Versen der Komiker, vfo pridie zweisilbig zu sprechen 
ui ans Abneigung gegen die Synizese die feststehende Prosodie pridie 
MidMthon und pridie mesHcn wollte. lieber nudius und ntq>er siehe 
IQ. 



— 87 — 
rendOT Zusatz zu tärumquey sondern eine Correctur von hodü, 

hoce 

nämlich hodte. Auch im Mercator 615, wo ich verbessert habe: 

Non tibi ütuc magis dwidtaest, quam mihi kocedie fuit^ 
scheint in dem Citat des Varro eine Spur des alten hocedie sich 
erhalten zu haben , s. darüber Excurs VI. Ich will übrigens nicht 
verschweigen, dass mii* das hodte in diesem Verse immer sehr 
überflüssig erschienen ist, ich wollte daher früher schreiben: 
Non tibi istuc magia dividiaest, quam mihi odio fuit. soip. 
Allein da hodie auch durch Varro geschützt wird, und Plautus 
wie andere dramatische Dichter um den Vers zu füllen öfters 
etwas für den Gedanken entbehrliches hinzufügt, liess ich diese 
Vermuthung fallen.^ In dem Verse des Afranius bei Nonius v. 
herb am: fit opus luculentum hoc diei herbam det liegt wohl nichts 
anders als: 

Fit opm luculentum: höcedie herbam det, 
wo Hermann hoc die schreiben wollte; R. erklärt sich mit 
Recht (S. 92) gegen hoc die^ denn Pseud. II, 1, 11 haben zwar 
die Hdschr. hoc die , aber der Vers verlangt hodie , und so ist 
derselbe Vers 384 richtig geschrieben, daher auch R. ihn an 
der zweiten Stelle ganz tilgen will. Trucul. III, 1, 16 steht im 
^ hoc die efferam^ CB hodie efferam, was Spengel wohl richtig 
verbessert hat nunc hoc deferam a/rgentum. 

Als zweifelhaft bezeichnet R. Asin. I, 1, 85: 

Promitto tibi 
Non offuttfrum, si id hodie effeceris. 

• 

1) R. hat es sehr übel vermerkt, dass ich seine frühere Conjectur, 
di« er jetzt selbst fallen lässt, indem er meine Verbesserung adoptirt, 
als zu frei bezeichnet hatte. Nun es ist in der Tbat ein seltsames 
Verfahren, wenn man die Negation im Anfange des Verses,' welche 
beide Quellen der üeberlieferung schützen (Varro non, die Palat. nee) 
in ein affirmatives ne verwandelt, und dann die unentbehrliche Negation 
wieder an ganz ungehöriget Stelle dividme non est einschiebt: aber 
dividiaest durfte nicht getrennt werden, non musste dann wenigstens 
vor magis treten, was freilich der Vers nicht gestattet. Dass mihi in 
mi verändert wird, hat natürlich nichts zu sagen; die Abschreiber des 
Plautus haben die Form mi fast durchgehen ds verdrängt; ja sie gehen 
so weit, dass sie sogar irrthümlich den Vocativ mi mit dem Dativ 
mihi vertauschen, z. B. Mercat. 947 salve mihi, sodalis Eutyche muss 
es nothwendig heissen: salve, mi sodalis. 



— 88 — 

aber er hat die Stelle nicht richtig verstanden, wenn er meint, 
man könne auch schreiben : non offuturum mS, st td h. eff. , denn 
offutwrvm ist nothwendig unpersönlich zu fassen, dass es dir 
nichts schaden werde. Dass im 6 eit^ fehlt, hat keise Be- 
deutung, da es durch das Zeugniss des Festus v. OpUo gesichert 
ist, hier fehlt aber hodü ganz, man könnte daher vermuthen: 

Bromitto tibi^ 
Non offuturum j si td effeceris, tibi. 
Der gleiche Versausgang kommt auch anderwärts vor, wie ftdt 
im Trinum. 533. 534, abgesehen von solchen Stellen, wo dies 
absichtlich geschieht, um eine bestimmte Wirkung zu erzielen, 
wie ebondas. 583 ff., doch ist hodie oder hocedie für den Ge- 
danken ganz angemessen. — Andere Stellen, wie Merc. 448: 

Quam hodie y quom in concionem mediam me immern mtser, 
wird man hoffentlich unangefochten lassen, obwohl hier die Ver- 
muthung conventionem ebenso nahe liegt als hocedie, 

Dass R. sein Univerealmittel auch bei Präpositionen in An- 
wendung bringt, versteht sich von selbst. So versucht er prod 
herzustellen , obwohl schon in den ältesten Denkmälern sowie im 
Oskischen sich nur pro findet; will man im Poenul. V, 4, 65 den 
Hiatus tilgen, so ist einfach zu schreiben: 

Dato mihi pro offa savium, proque osse lingtMm obudto. 
Sed hat sich bekanntlich weit länger erhalten , indess vermag 
ich diese Form mit Sicherheit weder bei Plautus noch den 
andern Komikern nachzuweisen, wohl aber bei Lucrez I, 184: 
Nee porro augendis rebus spatio foret usus 
seminV sed coitUy si e nilo creseere poseent^ 
wo jetzt sinnlos seminis ad coitum gelesen wird. Die Präposition 
sine mq,pht mehrmals Schwierigkeiten, R. (Proleg. 148) will wie 
es scheint s'ne sprechen, indem er den Gedanken an ein se bei 
Plautus weit wegwirft. Ich habe aber schon (ind. lect. 1866) 
erinnert, dass hier überall wohl ursprünglich se stand, welches 
nur durch sine verdrängt wurde, ebenso auch bei Terenz Andr. 
n, 3, 17 se omni, und I, 1, 39: 

Se iwoidia laudem invenias et amieos pareSy 
wo sine inmdda schon den alten Grammatikern Anstoss gab, 
daher Priscian I, 21 meint, in iwoidia werde das Y gerade so 
wie das griechische / verflüchtigt. 



V 



— 89 — 

Wenn R. S. 98 bemerkt, dass im Agrar- und Repetunden- 
gesetz sich neben mehnnaljgem sed fraude (frude) sua in dem 
erstem aach einmal se. dtdo. malo. finde, so folgt er Mommsens 
Lesung, die ich nicht für richtig halte: die Erztafel hat deutlich 
SEDVLO. MN, also das Adverbium sedulo, was hier auch in 
den Zusammenhang weit besser passt, als se dolo malo^ auch ist 
in dieser Formel wohl nie in V verwandelt; mit den Buch- 
staben MN weiss ich freilich nichts anzufangen. Auch in der 
Lex Silia bei Festus darf man coaequaior sedulum nicht in ss 
dulo m{alo) auflösen , sondern sedulum ist gleichfalls als Adverbium 
zu fassen; auch hier ist nicht sowohl von Betrug, sondern von 
sorgfältiger Ausführung die Rede; ausserdem wäre eine theil- 
weise Abbreviatur sehr auffallend.^ 

Für post id, post id locorum verlangt R. tiberall bei Plautus 
pastid; gegen diese Schreibung wäre nichts einzuwenden, aber 
seine Erklärung, dass dieses postid die Stelle des einfachen post 
(poste) vertrete , halte ich für unzulässig : man muss vielmehr die 
gewöhnliche Auffassung post id festhalten. Denn wenn auch der 
Genitiv locorum, ohne dass ein demonstratives Pronomen oder 
Adverbium hinzutritt , sich vielleicht rechtfertigen liesse , ^ so 
v^d R. Auffassung schon dadurch widerlegt, dass auch Sallust. 
Jug. 72, 2 post id looorum gebraucht, dem docTi Niemand einen 
solchen Archaismus zutrauen wird.* entscheidend aber sind die 
ganz analogen Formeln ad id lod vom Orte gebraucht Sallust. 



1) Natürlich ist sedulo nicht von sedulits abzuleiten, sondern von 
dem zum Adverbium gewordenen sedulo (d. i. se dolo , wie üico aus 
in loco) ward ein Adjectivum gebildet, gerade so wie aus dem Ad- 
verbium supeme das Adjectivum superwus hervorgegangen ist. 

2) Loci erscheint ebenfalls sonst stets in Verbindung mit Prono- 
minibus oder Adverbiis, die von Pronominibus gebildet sind, wie 
postidea, interea, inde, ibidem, tibi. Eine Ausnahme macht nur der 
Vers des Ennius Schol. Ter. Heaut. n, 3, 16: Flamme loci post- 
quam concussa preturbine saevo , wohl kein Hexameter, sondern ein 
Septenar : 

Flamma loci postquam concussa propere saevo turbinm, 
doch gestattet ein so abgerissenes Bruchstück kein sicheres Urtheil. 

3) Auch im Africanischen Latein behauptet sich post id, wie bei 
Julius Valerius res Alex. I, 34 zu Ende, I^ 58 zweimal. 



— 90 — 

Jug. 75, 7, Cat. 45, 3, und €d id locorum von der Zeit Jug. 
63, 6, was auch bei Livius häufig in gleichem Sinne vorkommt, 
und ähnlich bei Plautus adhuc locorum, — Ohne Noth wird Captiv. 
III, 5, 30 praedoptavme verlangt, obwohl sich dafür die Glosse 
aus den Salischen Liedern bei Festus p. 205 praedopiont, prae- 
optant (so hat Müller richtig st. praedoUont emendirt) anführen 
lässt. 

lieber das I) bei Compositis ist die Untersuchung überh^pt 
nodh nicht als abgeschlossen zu betrachten, die alten Gramma- 
tiker erkennen hier überall nur einen phonetischen Zusatz, um 
das Zusammenstossen der Vocale zu vermeiden.^ 

Auf Anerkennung hoflft R. endlich , wenn er im Rudens V, 
4, 9 medhercle schreibt; ich muss mich entschieden dagegen 
erklären, denn in solche Schwurformeln ist med so viel wir 
wissen nicht eingedrungen , sondern es hat sich überall der echte 
Accusativ me behauptet. Entweder muss man also hier ein drei- 
sylbiges m^herch als einen singulären Fall unangetiastet lassen, 
oder fne ist Correctur aus alter Zeit; vielleicht ist zu schreiben: 

Bene quidem hercle factum, et quoni ütaec res tM ex sententia 

Pulcre eventt^ gaudeo. 
Doch lässt sich auch Anderes vermuthen, wenn es nicht gerathen 
wäre, so lange' kein genügender kritischer Apparat vorliegt, 
damit zurückzuhalten. Ueberhaupt muss ich bemerken, dass bei 
Plautus mehercle sich nur selten findet, während hercle unzählige- 
mal vorkommt;^ im Stichus 250 Ego Ulm mehercle vero eo quan- 



1) Priscian I, 45: Haec eadem tarnen freguenter mterponüur 
compositis hiatus causa prohibendiy tit redigo, redarguo, prodest 
Macrob. Sat. I, 9, 8: Prommtiavit Nigidim ÄpoUinem JoMÜm esse 
Dianam^ue Janam, adposita D littera, quae sa^pe I litterae causa 
decoris adponitu/r, reditur, redhibetur, redintegratur et 
simüia und VI, 9, 6: In (NigidiiJ comm^ntariis ad ius pontificwm 
pertmentibus legi bidennes primo dictas, D littera ex superfluo, ui 
saepe adsolet, interiecta, Sic pro reire redire dicitur , et pro 
rcamare redamare, et redarguere non rearguere: ad 
hiatum enim duanim vocalium procurandum vnterponi solet 2> littera, 
vergl.*auch Gell. XVI, 6, 13. 

2) Die Lesart der Hdschr. im Tnicul. Prol. 7 eum hetcU wird 
Niemand benutzen um eu mehercle herzustellen. — Auch hercle beruht 
zuweilen auf Iirthum, z. B. Trucul. n, 1, 1, wo dieser Schwur im 



.'»1- 



— 91 — 

tuni potest ist es sicher, dagegen zweifelliaft im Pseudolus 
V. 1175: 

Strenui me herele (hercule C D) ütü quamvis pemix hie est Thmo, 
wo R. um dem Metrum aufzuhelfen Euge^ atrerme mehercle isti 
schreibt, was nicht die geringste Wahrscheinlichkeit hat: hier 
ist wenigstens so viel sicher, dass die handschriftliche lieber- 
lieferung wie der Gedanke selbst auf: 

Strenui(88t)me herele isti 
führt : ^ den Comparativ strenuwr führt Priscian HI , 7 aus dem 
Epidicus des Plautus und III, 8 aus Lucilius an, der Superlativ 
findet sich bei Cato de r. r. praef. und Tacit. Hist. IV, 69; das 
Adv. strenuissime ist allerdings nur bei Vegetius nachweisbar. 
Aus Cato bringt Priscian ganz ähnliche Formen bei, wie 
arduüsimo aditu und perpetuüaimo mtrt^cuh, die Hdschr. z. Th. 
perpeiumsimo , schwerlich richtig ; ^ die älteste Form war offenbar 
perpetuosmmo , womit medioxumm zu vergleichen. 

Je höher ein Kind sein Kartenhaus aufführt, desto näher 
rückt die Gefahr des Einsturzes : denn ein leiser Athemzug kann 
das ganze Gebäude über den Haufen werfen. So setzt auch R., 
der mit Verachtung auf die am festen Boden haftende Menge 
herabsieht, seinen ikarischen Flug in die höheren Regionen fort: 
er hat hier gar keinen Grund mehr unter sich , sondern zimmert 



Monde einer Frau befremdend ist; im A fehlt herele ganz, aber auch 
hier bietet derselbe eine abweichende Gestaltung des Textes, nämlich 
iambische Verse, während die Palatini gleich mit einem Baccheus 
beginnen, es ist zu schreiben: 

haJiahe nunc requievi, guia intro oMü odium, 

1) Der Rhythmus des Verses ist freilich nicht sonderlich, man 
könnte strenuissime mehercle isti schreiben, denn hercule (obwohl auch 
sonst in den Plautinischen Handschriften nachweisbar , s. Trucul. H, 4, 6 
und Spengel, Kr. des PI. S. 220 Anm.) scheint mir zu wenig Gewähr 
zu haben; möglich wäre es, dass Plautus auch die Form hercUs 
gebrauchte. 

2) Innoxiior bei Cato, industriior bei Cato und Gracchus, 
egregiissima bei Pacuvius halte ich gleichfalls für irrig, ^Qrm piissimus 
ist verschieden; es ist und zwar mit Hülfe der handschriftl. Ueber- 
lieferung innoxiorj industrior, egregissima zu schreiben. 
Charisius p. 202. führt aus Cato das Adverbium industriomsime an, 
sollte dies vielleicht aus indu^triossime verderbt sein? 






— 92 — 

vollständig auf dem Regenbogen. Aber in einer Zeit, wo das 
äg,ia&ia [abv d^Qccaog, Xoyiafjibg de oxvov q)€Q€i als ein längst 
überwundener Standpunkt gilt, wirkt ein solches Beispiel, zumal 
wenn es von einem gefürchteten Schulhaupte ausgeht, nicht 
sowohl abschreckend, sondern reizt zur Nachfolge; wir können 
daher in der nächsten Zukunft noch manche abenteuerliche 
Experimente der Kritik erwarten. ^ 



XII. 
Auslautendes D Im ImperatiT. 

Das auslautende D des Imperativs, welches schon in dem 
Liede der Arvalbrtlder (Enos Marmor jtwato) abgestreift ist, 
hat sich nur einmal in einem Gesetze des Romulns bei Festus 
S. 230 edod erhalten, während die übrigen Reste der alten 
Satzungen aus der Periode der königlichen Herrschaft überall 
nur die vulgären Formen darbieten. In den XII Tafeln habe 
ich früher in dem Gesetze über den Wegbau muntuntod her- 
stellen wollen, von der Abschrift Ursinis, die damals aUein 
bekannt war, mumunto dionüam ausgehend, und jetzt gewährt 
die Abschrift des Politianus mumunto omsamdi eine Bestätigung*, 
es war offenbar muniuntod: m sam geschrieben, während aller- 
dings Vat. und Leid, muniunt onüandd lesen. Auch in der 
bekannten Stelle des Gesetzbuches bei Cicero de Leg. II, 23 
und 25 : MuUeres genas 7%e radunto neve lessttm funerü ergo hahewto 
ist wohl hahentod zu schreiben, da die Lesarten in A hahentox^ 
B hdbenteo^ H hahenb eo unzweideutig auf eine archaische Form 



1) ^c^sscrst verwegen ist es, wenn Bücheier L. Ded. S. 48 
Zahlworte wie trigiMa für Ablative des Singulars (?) erklärt, um 
dadurch einerseits die Länge des A, andererseits den Hiatus (z. B. 
Plantns Bacch. 462, Men. 446) zu rechtfertigen. Ich möchte wohl 
wissen, wie dieser Grammatiker die griechischen Formen r^taxorrä 
(firiTt TQirixovTtov hiütv fiaXa noX}^ anoXiCjnaVi ix 6k TQtr\x6vT(av (noTgav 
d(f€tk( /u/av)^ jsaaaQaxovT« u. ähnl. auffassen will. 



_ 93 — 

hinweisen. Dagegen darf man in einem anderen Bruchstück 
(CoUat. Leg. Mos. ü, 5) nicht etwa in dem handschriftl. poenam 
9ubitar ein altes subitod zu linden glauben, denn hier liegt gar 
kein wörtliches Citat vor, wie schon der Ausdruck suhire poenam 
zeigt, der für das Gesetz ganz unpassend ist. 

Dazu kommt ein inschriftliches Zeugniss , die kleine Bronze- 
tafel im Museum zu Bologna C. I. 813; ob sie nach Rom gehöre 
ist ungewiss ', auch die Deutung und Ergänzung der fragmentari- 
schen Worte ist streitig: während Mommsen hier einen Impe- 
rativ faevtud erkennt, , verwirft dies R. Wie R. überall seinen 
Freund und Mitarbeiter Th. Mommsen mit ziemlich kleinlicher 
Polemik behelligt, so sind auch hier seine Bemerkungen ganz 
überflüssig , und doch ist Mommsens Restitution (lunan) e Lwr 
einai {du nef)astud faeitud durchaus unstatthaft. Mommsen 
sagt: ^ynefaati ddes inteUigurdu/r proprie sie dicti nm religiosi (N\ 
sed feHM (iV!P) , qutbw sacra fieri aoltta esse cons&ntaneum est^ 
qtiiamquam inde minime sequitv/r non licmsse die comitiali vel adeo 
fasto aaorum Junoni Luctnae faeereJ^*^ Aber wenn der Sinn dieser 
Worte sein soll , man könne der Juno Lucina an jedem dies 
nefastus ein Opfer darbringen, musste es nothwendig heissen 
fmere licesbad; denn facH/ud wüi'de' für jeden dies nefastus ein 
Opfer vorschreiben, was ganz widersinnig ist; dann wäre über- 
haupt die Erwähnung des dies nefastfis auffallend, wenn wie ja 
Mommsen selbst annimmt, man der Göttin auch an anderen 
beliebigen Tagen opfern darf. Endlich ist der Ausdruck die nefasto 
auffallend, denn der Gegensatz zwischen dies fastus und nefastus 
hat mit dem religiösen Leben streng genommen nichts zu thun: 
es hängt jene Ergänzung mit der iiiigen Ansicht zusammen, die 
Mommsen in seiner römischen Chronologie aufgestellt hat, 
welche bereits von 0. Hartmann röm. Gerichtsvert. S. 48 Anm. 
gebühreiid zurückgewiesen ist. Freilich mit R. Erklärung kann 
ich ebensowenig einverstanden sein , er ergänzt (Iim<m)e Ltmcinai 
(saeram c)ast/ud fadtud und betrachtet das Ganze als Aufschrift 
eines Weihgeschenkes, indem er die letzten Worte castu facto 
erklärt Dies ist aber unzulässig , lunone Zattcinai sacrom wäre für 
diesen Zweck angemessen, aber eine Bestimmung wie castu facto 
konnte nur hinzugefügt werden , wenn der Weihende sich nannte, 
aber auch dann wäre ein solcher Zusatz sehr befremdend; man 



— 94 — 

sagt wohl aere moUatiood , de praedady hm petmnia n. ähnl. , aber 
niemals wird gesagt, dass einer der den Göttern etiivas weiht, 
gefastet habe ; ^ endlich ist auch der Ausdruck castum facere 
schwerlich lateinisch. Ich ergänze die Inschrift ebenso wie R., 
wenn man nicht vielleicht aaera zu schreiben vorzieht, erkläre 
dieselbe aber einfach: lunoni Lueinae sacrum easte facito, eine 
Mahnung, die an den Opfernden gerichtet war, der zum Altar 
hinzutrat; ähnliche Inschriften vergleicht schon Mommsen in 
den Zusätzen. * In gleichem Sinne heisst es bei Cicero de Leg. 
U, S ad divos adeunto caste^ und gerade^ beim Cultus der Inno 
Lucina mochte es passend erscheinen diese Vorsdirift einzu- 
schärfen. Castud kann man als Ablativ des Subst. easta» fassen, 
was keineswegs bloss vom griechischen Cultus gebraucht wurde, 
sondern auch vom römischen Grottesdienste, daher man ja eben 
zum Unterschiede Graeeo eastu sagte, vergl. Grellins X, 15, 1, 
doch ist es einfacher easttid als Adverbium = easto oder etufte zu 



1) Eigonthümlich ist die Bemerkung auf einem Weihgeschenk 
von Falerii (Mommsen Monatsb. der B. Ac. 1860 S. 452): 

netneß.outanez 

udnaoc'teded 
mntpacnuc 
da die Inschrift auf der linken Seite nicht vollständig erhalten ist 
darf man hinter cuando wohl den Ausfall eines Wortes annehmen, nur 
ist nicht 65t mit Garucci zu ergänzen, sondern vielmehr cuando (fas) 
cuncaptum, d.h. nachdem das Fas verkündigt war, wurde 
die Weihung vorgenommen. Der Weihende war wohl Praetor vob 
Falerii, und so wird manPR, nicht (de) zenatuo 8enten{tia)i wie oben 
S. 25 vorgeschlagen, ergänzen müssen. 

2) Ich füge hinzu Varro VII, 84: „m aliquot sacris ae saceUis 

scriptum habemus: 

Ne quid scorteum adhibeatur, 

ideo ne morticinum quid adsit, denn die letzten Worte sind von Varro 
selbst hinzugefügt, der damit den Grund jener Vorschrift erklärt. Ferner 
in der Begia, am Heiligthum der Ops consiva, war die Bestimmung 
geschrieben: is cum eat (lies intro eat) suffibulum haut hoibeat, die 
Varro VI, 21 wenn auch nicht wörtlich, doch dem Sinne nach mit- 
theilt. Auch kann man vergleichen VI, 16: in sacris Tusculanis est 
scriptum: Vinum novum ne vehatur in urhem antequam 
Vinalia calentur, doch ist hier in sacris schwerlich richtig, die 
Hdschr. haben hortis^ vielleicht ist portis zu schreiben. 



— 95 — 

fassen, wie sich ja derselbe Lautwechsel auch noch später in 
fmimtu eiiialten hat. ^ 

Die lateinische Sprache hat offenbar auch bei den Impera- 
tiven das D frühzeitig abgestreift, während es sich im Oskischen 
unversehrt erhalten hat. Ob in der Plautinischen Zeit sich 
dieses D in der lebendigen Sprache noch behauptete^ darüber 
sind wir vollständig im Ungewissen; dies hält aber R. nicht ab 
mit gewohnter Kühnheit diese archaische Form auch bei Plautus 
an vielen Stellen ^ ohne jede Unterstützung von Seiten der Hand- 
schriften wieder einzuführen, lediglich im Interesse der von ihm 
mit fanatischem Eifer verfochtcnen Theorie, dass der Hiatus 
auch in der Cäsur nicht zu dulden sei. Und auch hier ist er 
so für sein Universalmittel eingenommen, dass er jedes andere 
Mittel, den Hiatus zu beseitigen, verschmäht, z. B. im Trucul. 

HI, 2, 20: 

Tene hoc tibi: 

Rahonem haheto, ut mecum hanc noctem süsy 
kann man das hoc, was 'nothwendig mit Bothe zu streichen ist, 
im folgenden Verse nicht unpassend anbringen: rabanem habeto 
hoc und so den Hiatus beseitigen, aber man muss Camerarius 
folgen, der mit richtigem Gefühl mecum ut umstellt, denn diese 
Wortfolge empfiehlt sich sogar, wenn hier gar kein Hiatus vor- 
handen wäre, oder wenn man denselben auf die eben ange- 
deutete Weise entfernt. 



1) Der Fundort dieäes Bronzetäfelchens ist unbekannt, es gehört 
wahrscheinlich einer Municipalstadt an. Nach Charisius p. 193 
war es Eigenthümlickeit der Maruciner (und Teatiner) die Adverbia 
auf 5 statt auf e zu bilden : non quia negem ultra Safi/nrnn (gewiss 
nidit SarsMiMm oder Sassinum) interque Vestinos {cod. inter qiiestion. 
os) TeaUms et (cod. ut) Marudnis esse moris e Uteram relegarCy ö 
videlicet pro eadem littera clcmdentibus dictionem. Die Sabiner und 
Yestiner scheinen^lso diese Bildung nicht gekannt zu haben. 

2) Ich bemerke übrigens, dass ich selbst früher an die Möglich- 
keit gedacht habe, dass auch Plautus noch solche Imperativformen 
gebraucht habe, z. B. Miles 1175 discüoä (B D ddscitos) und v. 1177 
fadtod ut. Aber ich habe natürlich diese und ähnliche Vermuthungen 
zurückgehalten, und erwähne dies jetzt nur um zu zeigen, dass wohl 
kein Anderer mit grösserer Unbefangenheit Ritschis neue Methode 
der plautinischen Kritik zu beurtheilen im Stande ist.. 



— 96 — 

Wie es in der Medicin kein Univenalmittel giebt, welches 
nur Marktschreier der leichtgläubigen Menge empfehlen, ebenso- 
wenig besitzt die Kritik ein Mittel, tlkn alle möglichen Schäden 
ZQ heilen. Aber bei besonnener Handhabung der Kritik wird 
die Zahl der Hiatus auch im Plautus immer mehr verringert 
werden. Je vertrauter man mit dem Dichter und seiner Art 
wird, nnd je weniger man darauf ausgeht den Hiatus zn ent- 
fernen, desto mehr Beispiele des Hiatus werden durdi glft<^che 
Emendationen , wie sie der Sinn und SprachgelnuBch fingert, 
beseitigt werden, wie ja hoffentlich anch diese Blätter einiges 
dazu beigetragen haben. Den Hiatus ganz zu tilgen, wird kein 
besonnener Kritiker unternehmen, man k^nte mit dem gleichen 
Rechte auch die fehlerhaften Spondeen und gehäuften Auflösungen 
aus den Versen der römischen scenischen Dichter entfernen , um 
sie mit den Gesetzen der griechischen Technik vollkommen in 
£^klang zu bringen, nnd dann behaupten, Horaz, wenn er sich 
beklagt, dass der reine lambus nur selten in den Versen dieser 
Dichter erscheine, sei eben nur durch die Fehlerhaftigkeit seiner 
Handschriften getäuscht worden. 



XIIL 
Die neueste Kritik im Piautas. 

In den Prolegomenen sprach sich R. im Allgemeinen ver- 
ständig und maassvoll über Orthographie und Gestalt der 
Sprache aus , indem er nicht verfehlte mit schonungslosem Spotte 
archaistische Liebhabereien der modemeu Kritik zu geissein. ^ 
Freilich was er damals S. 91 schrieb: „Sed hü mims Salianm 
crudüatihua harrididaque senatus constätorum solemmtaie cohmma- 
rumve rohigine, id potius agamuSy ut qualem aliquando palitt&r 

1) Wenn R. im J. 1847 im Rh. Mus. V, S. 139, indem er 
Gepperts Ausgabe des Rudens besprach, über die ,, Einführung der 
geschwänzten Pronomina (d. h. weti, ted) die in keiner Handschrift 
stehen" spottet, so wird Geppert, dessen Verfahren im Rudehs idi 
ttbrigens keineswegs überall gut heisse, jetzt über R. Bekehrung auf- 
richtige Freude empfinden. 



— 97 — 

• 

aetas Tlautxvm legisse videatv/r^ quoad eius fieri possit , recttperemtts " 
steht mit seinen heutigen Ansichten nicht mehr im Einklänge, 
noch weniger was er S. 143 gegen die Einführung archaischer 
Formen im Plautus erinnert. Es ist immer eine missliche Sache 
im Voraus bestimmen zu wollen , was im einzelnen Falle zulässig 
ist oder nicht, und R. stand damals noch in den Anfängen seiner 
Arbeit, er war noch gar nicht im Stande das kritische Material, 
was er selbst gesammelt hatte, zu übersehen, er hatte erst von 
ein paar Stücken die Revision vorläufig zum Abschluss gebracht; 
ich habe mich daher durch die Machtsprüche R. nicht abschrecken 
lassen, und Formen, die er für unplautinisch erklärt, wieder her- 
zustellen versucht, auch da wo die handschriftliche Ueberlieferung 
keinen Anhalt darbot, sondern nur das zerrüttete Metrum auf 
die Verdrängung einer archaischen Form hinzudeuten schien, 
wie z. B. homo hamönü , oder hocedie st. hodie , in beiden Punkten 
stimmt mir jetzt R. vollständig bei. Ebenso habe ich indu, wo 
wie so oft bei Plautus die Rede der Sprache der Tragödie 
nahe kommt (Rudens I, 4, 19) oder in juristischen Formeln 
(Trucul. IV, 2, 49), qmmde, u. A. empfohlen. Anderwärts 
habe ich auf alterthümliche Formen aufmerksam gemacht, die 
aus den Varianten der Handschriften sich ergebbn, wie vohm^ 
dicamy faotom^ imperabom u. s. w.; ich weiss sehr wohl, dass 
gerade auch die Plautinischen Codices nicht selten im Auslaut 
ein M ohne allen Grund hinzufügen, allein hier hat M seine 
Berechtigung, und die Zahl der Beispiele, die sich erheblich 
vermehren lässt , ist bedeutend , so dass man kaum an einen 
blossen Irrthum der Abschreiber denken mag; i/i^enn man aber 
auch dies für problematisch hält, so wird doch wohl Niemand 
Widerspruch erheben, wenn ich Pseudol. 946 und Mostell. 914 
aeeipüm st. acdpiam oder stnem st. stnam Trucul. V, 71 , faeüm 
Pseudol. 213 st. Jaciam herstelle, da ja diese Formen für Cato 
genügend bezeugt sind. Dass auslautendes M und D sowie T 
sehr oft bei Plautus abgestreift werden, habe ich wiederholt 
erinnert, namentlich auch in den philol. Thesen (1859 im Phil. 
XIV, 186). R. hatte dies fiiiher in den Proleg. S. 141 enschieden 
abgelehnt: Quod tarnen non posse in finaUum natura conaanantium 
pasüum esse, cum dismnilitudo M et Tlitterarum doeet, tum altorum 
quorundam exemphmm comparatio persuadet, .S^eDi^ ist M von 

Bergk, Beiträge. I. ^Rr 



— 98 — 

• * 

T oder D verschieden, und mit diesem Paralogismus , der auf 
den sogenannten gesunden Menschenverstand nicht leicht seine 
Wirkung verfehlt , meinte R. die Sache abgethan zu haben ; aber 
in Folge seiner epigraphischen Studien gelangte R. allmählich 
selbst zu anderen Ansichten , man vergl. die epigraphischen Briefe 
(1859, Rh. Mus. XIV, 397 sq.). 

Natürlich bedarf es dabei grosser Vorsicht, um nicht durch 
einen trügerischen Schein getäuscht zu werden. So darf man 
durch vereinzelte Varianten sich nicht verführen lassen Archais- 
men herzustellen; z. B. wenn Trin. 725 B quome (C D quo me) 
lesen, darf man nicht glauben einen Beleg der alten Form 
qtiame st. quom, die noch in den Salischen Liedern vorkommt, 
zu finden, oder Mil. glor. v. 684 in dem mia der Palatini eine 
dem sicad der Auguralbücher entsprechende Form der Bedingongs- 
Partikel zu entdecken, sondern es ist zu lesen: 

Nam bona tcxor^ si ea deductuat usquam cuiquam gentium. 
mit derselben Structur wie Terenz Heaut. n, 3, 116: haec res 
ne vtiquam negleetust mihi. Auch Mil. glor. 1263 ist die Lesart 
in QJ> sia per te liceat gleichfalls ohne Bedeutung, wohl aber 
sind mit B die Worte umzustellen si te per Ueeat. Oft bieten 
sich verschieden^ Möglichkeiten dar, z.B. Mil. 452: 

Neque moror, neque vos qui homines siti» novi neque seio. 
kann man homones schreiben, doch dürfte ques homines den 
Vorzug verdienen. Im Trinum. 1018: 

Memoriae esse ohlüvmf cm vero^ quia cum frugi homimbus 

Ihi Jnbisti — 
liegt es zwar sehr nahe frugis zu schreiben, denn da Mar. Victor. 
I, 4 , 8 ausdrücklich honae frugis neben honae frugi anführt , und 
auch Gellius VI, 11, 2, der ein gründlicher Kenner des alten 
Sprachgebrauches ist, sich dieser Form bedient,, muss es Belege 
für diesö Form gegeben haben; allein da sonst bei Plantos 
überall nur die verkürzte Form frugi erscheint , hat jene Aende- 
rung wenig Wahrscheinlichkeit, und man wird, wenn man nicht 
homonibtts zu schreiben sich entschliesst , den Hiatus dulden. 

Jetzt nun, wo R. die Grundsätze der Plautinischen Kritik^ 
welche er früher theoretisch aufgestellt und in der Praxis con- 
sequent angewandt hatte, zum grossen Theile fallen lässt, ist er 
bemüht über^^ archaische Formen herzustellen. Diese Weise 



- 99 - 

der Emendation, wo mit gelinden Mitteln der Hiatus entfernt 
wird, ist sehr einfach und hat etwas Bestechendes, aber um so 
näher liegt die Gefahr des Irrthums und des Missbrauches. Das 
auslautende D leistet auch jetzt, wie früher bei Bothe, die 
besten Dienste , aber es reicht doch nicht aus , und so sieht sich 
R. nach ähnlichen Heilmitteln um. 

Den archaischen Genitiv wo/a« im Pseudolus v. 1100: 
Facere ut det nomen ad molas coloniam. 
hatte R. früher in den Proleg. 143 unbedingt verworfen, aber 
schon ebendas. 319 und in der Ausgabe sprach er sich zweifelnd 
aus, während er jetzt seinem veränderten Standpunkte gemäss 
die Form ganz unbedenklich gut heisst. Ich muss jedoch gestehen, 
dass diese Form, die sich, wie R. bemerkt, nur hier allein im 
Plautinischen Text gerettet hat, etwas auffallendes hat, zumal 
da keinerlei metrische Nöthigung vorlag-; auch ist der Ausdruck 
mohs cohnia für den Plural molae oder pütrinum auffallend. 
Auch ich schütze den Archaismus, schreibe aber ad' Molas 
coloniam j^ die Stampfmühle nannte der Dichter passend eine 
Colonie der Göttin Mola. Eine Schutzgöttin der Mühle dürfen wir 
nach zahlreichen anderen Analogieen für das S,lte Italien mit 
Sicherheit voraussetzen, wenn sie auch nicht ausdrücklich bezeugt 
ist; auch in Griechenland fand sich regelmässig in der Mühle 
das Bild der Schutzgöttin EvvooTog {ETti^vXtog &ea) ^ und die 
Molae {Moles) Martis sind wahrscheinlich damit identisch, was 
ich hier in Kürze nicht weiter ausführen kann.^ Eben weil Mola 



1) Auch anderwärts ist in ähnlicher Weise dem richtigen Ver- 
ständniss nachzuhelfen , z. B. im Stichus 703 : utrum fontme an Libero 
Imperium te inhibere mavis ist Fonti zu schreiben, der Quellgott 
Föns ist/ur Genüge bekannt. 

2) Vergl. Lobeck Aglaoph. TI, 972, 0. Jahn in den Annalen 
d. Arch. Inst. X, 244. 

3) Die Molae hat Gellius sicherlich aus den libri sacerdotum, 
nicht aus den Proömien der Reden des Cato oder Gracchus, obwohl auch 
hier vielleicht unter Umständen zahlreiche Götternamen aufgeführt 
wurden, vergl. Symmach. Ep. UT, 44: „An si huMh scribenda sit 
forensis oratio , lovem deosque exteros (lies ceteros) Catonis lege (oder 
moi'e) pi^fiünmv/r y ne nobis viiio detur vel negligentia antiquitatis 
vel inscitia. Atqui prasstat Tullium sequi, qm ignorata majoribus 
'usu/rpat exordia, ^^ 



— 100 — 

hier Eigenname ist, gebraucht der Dichter, um des richtigen 
Verständnisses willen , die archaische Form des Genitivs , die ihm 
sonst fremd ist; denn es ist Thatsache, dass gerade Eigennamen 
die alterthümliche Flexionsweise am längsten festhalten, wie 
Majas (was Charisius anführt und wohl bei Livius Andronicus 
sich fand), Monebas, Laionäs, lerras. Und da das Argumentum 
des Amphitruo den Genitiv Alcumenas gebraucht, dürfen wir 
diese Form wohl auch bei Plautus selbst voraussetzen trotz R. 
Bedenken Proleg. 319. Jetzt geht .freilich R. viel weiter und 
wagt sogar Bacch. 820 zu schreiben; 

Terrau odium inamhulat. 

eine Form die freilich als die Grundform vorauszusetzen ist, 
aber bisher noch in keiner Dichterstelle nachgewiesen worden 
ist ; ^ diese Conjectur wird aber hinlänglich durch den folgenden 
Vers: 2un terrae me odium esse aiäumas widerlegt; Jener Vers 
ist offenbar durch eine Lücke entstellt, wie ebenso der Gedanke 
als der Hiatus anzeigt, ich schreibe: 

Terrae odvum stolidus amhulat: tarn ml sapit, 
nil sentit: tantist, quantist fungus putidMS. 

— Asper wollte bei Sallust Hist. HI, 42 castella custodias ihensau- 
rorum in deditionem acci/perentwr, custodias als Genitiv fassen, also 
wohl in dem Sinne: zum Schutz, um der Bewachung 
willen, ungeföhr wie Plautus Poenul. IQ, 3, 57: trecentos 
nummos PMUppos portat praesidi, Mosteil. 687: dum mihi senatum 
consili in cor convoco, Caesar B. G. V. 8: ftias sui quisque com- 
modi fecerat. In einer formelhaften Wendung könnte man viel- 
leicht einen solchen Archaismus bei Sallust zulassen, aber mir 
scheint diese Formel überhaupt nicht in den Gedankenzusammen- 
h'ang zu passen ; auch fassten andere Erklärer custodias ^Is Accu- 
sativ, die Stelle ist also sicher nicht richtig überliefert, es ist 
vielleicht mit Kritz accvperent zu schreiben. 

In dem Verse des .Pomponius : 

Quot laetitias insperatas modo mi irrepsere in sinum. 



1) Die Inschrift Prosepnais kann für die Diärese nicht als Zeug- 



niss benutzt werden, vergl. Quintil. I, 5, 17. 



vi 



% 



— 101 — 

II 

e 

habe ich unter Vergleichung des Oskischen die alte Form des 
Nominativs erkannt; man hat dies verworfen, oder man hat 
durch künstliche Erklämngen den vermeintlichen Accusativ, den 
Nonius hier zu finden glaubte, zu schützen gesucht, wie noch 
kürzlich Bticheler lat Decl. p. 17: aber dieses Beispiel steht 
nicht isolirt' da; auch im Pronomen dem., was wie gewöhnlich 
alte Formen am treusten gewahrt hat, findet sich die gleiche 
Flexionsweise bei demselben Atellanendichter bei Nonius v. 
eomedini: 

(Dum) ego qua&ro^ quod edim, has quaerunt^ quo caeent, contrario ^ 
denn so ist wohl der Vers zu schreiben; femer bei Cato de re 
rust. c. 134: priusquam hasce fruges condardtir ganz analog dem 
Masculinum liüce. Endlich scheint auch in der seltsamen Inschrift 
von Furfo C. I. 603. z. 4 scalas Nominativ zu sein. Jetzt hat 
auch R. seine früheren Bedenken fallen lassen, er schreibt S. 117: 
„ jedenfalls wird man sich zu entscheiden und entweder mit dem 
Zeugniss des Nonius völlig zu brechen haben, oder wenn man 
dies nicht thut, auch die Consequenzen auf sich nehmen müs- 
sen." Und dafür entscheidet er sich, indem er nun auch an 
mehreren Stellen bei Plautus diese Formen einführt, um den 
Hiatus zu tilgen. Ich kann auch hier nicht ohne Weiteres folgen, 
so z. B.wird im Amphitr. I, 1, 119 statt neqtie vergüim occid/ant 
wie Varro zweimal den Vers in Uebereinstinunung mit unseren 
Plantushandschriften liest, vergilim verbessert; was R. mit dem 
Verse des Horaz Epod. 5, 100: 

Neque Esquilinae aUtes j 
beginnen wird, möchte ich wohl wissen. 

In der 2. Declination haben sich einzelne iReste dieser Plu- 
ralbiMung auch bei Plautus erhalten, und es wird wohl gelingen 
dieselbe auch noch an andern Stellen wieder einzuführen, doch 
bedarf es auch hier der Vorsicht. R. trägt kein Bedenken Men. 
778 st. velitati estts, wie auch Festus und Nonius lesen, veUtatü 
zu verlangen. In den Menaechmen v. 1158: 

Vaembunt servt^ supellex, fündig aedes: ornma 
Vaembunt, quiqut ltcebunt\ praesenti pecunm. 
änderte R. früher mit Linge die Wortfolge in aedes, funä/i; omnia^ 
um den Hiatus in die Diärese zu verlegen; aber diese Anordnung 
widerstreitet der üblichen Folge, vergl. Trucul.^ 2, 72: 



4* 



— 102 — 

Non hercle (totua) occidd: sunt mi etiam ßmdi et aedes 
(denn so ist dieser Vers zu ergänzen) 75. 84. ü, 1, 4. Btiche- 
lor will fimdea oder fundis schreiben, indess der Hiatus lässt 
sich bei einer solchen Aufzählung rechtfertigen; will man ihn 
aber durchaus entfernen, so bieten sich zwei andere Möglich- 
keiten dai*: man schreibt entweder fund-ua, wie Plautus auch 
im Trucul. einmal des Metrums halber den Singular substituirt, 
oder /w«rf* et aedes; da beide Begriffe eng zusanmienhängen, 
Grundstücke und Gebäude zusanmien veräussert wurden, ist die 
Einfügung der Copula passend-, auch lassen sich dafür die Va- 
rianten des letzten Verses im Trucul. anführen, wo fuiidi et 
aedes A , dagegen BC fundit aedis , Da fundis hedts lesen , was 
man nicht etwa für jene archaische Nominativfonn verwerthen darf. 



XIV. 
Der Hiatus. 

R. pflegt überall die Methode als den Inbegriff aller philo- 
logischen Kunst und Wissenschaft zu erklären , und so wird denn 
Alles, was seiner Art und Weise widerstrebt, kurzweg als un- 
methodisch und unwissenschaftlich zurückgewiesen : ja R. Anhänger 
gehen noch weiter, und behaupten, es sei besser und ehren- 
voller, mit Methode zu irren, als ohne Methode das Wahre zu 
finden ; das ist ungefähr so , wie wenn ein Kranker in Folge der 
ungeschickten ärztlichen Behandlung gestorben ist und man di6 
Freunde und Angehörigen damit trösten wollte , er sei nach allen 
Regeln der Kunst vom Leben zum Tode befördert. Diese viel- 
gerühmte Methode R. hat aber in der Regel ihre schwache Seite : 
er geht nämlich meist von irgend einer unerwiesenen Behaup- 
tung aus, er stellt irgend eine Norm oder Regel willkürlich 
auf und zieht daraus weitere Consequenzen. So ist es auch in 
der Plautinischen Kritik für R. oberster Grundsatz, dass der 
Hiatus nicht zu dulden sei; au dieser Voraussetzung hält 
er nach wie vor fest, nur die Mittel, deren er sich früher be- 
diente , um jedes Zusammentreffen der Vocale zu beseitigen , hat 
er jetzt selbst Jidlen lassen, und wendet nun zu gleichem Zwecke 



m 



— 103 — 



ein anderes kriHches Verfahren an. Aber R. hat weder firtiher 
noch jetzt den Versuch gemacht, die Unzulässigkeit des Hiatus 
zu beweisen, und doch ist dies die erste und nothwendigste Be- 
dingung einer wahrhaft wissenschaftlichen Methode. 

Höchst maassvoll und besonnen spricht G. Hermann über 
den Hiatus und dessen Zulässigkeit , ^ indein^r namentlich auf 
das natürliche Gefühl hinweist, wel(;Jies die alten Dichter leitete 
und sie nicht selten veranlasste, von der Strenge der Regel 
abzuweichen : „ atque %i ulla ex re intelUgi potest^ quod aegre cre- 
dunt fhilologi^ poetaa, Vit nunc quoqtie ßt, non tarn discipUnam qtmn- 
dam^ cujus leges migrwre non liceret, quam semum suum atque 
aurivm approbationem sequutos esse^ profecto id ex hioitu oertüsime 
colhgttur.^^ Aber freilich das Gefühl ist etwas subjectives, z. B. 
R. sucht in seiner Ausgabe des Plautus den Hiatus auf möglichst 
enge Grenzen zu beschränken, aber Lehrs ist selbst durch diese 
Strenge nicht befriedigt, er hat ein noch feineres Ohr, er duldet, 
wie es scheint, nirgends das Zusammenstehen der Vocale, und 
wird also wohl jetzt R. radicalen Eifer in der Vertilgung des 
Hiatus gut heisseui ob er auch mit den angewandten Mitteln 
einverstanden ist, steht dahin. 

Lehrreich ist es vor allem *dio Urtheile der alten Rhetoren 
über diesen Punkt zu ven\ehmen. Demetrius, ein sehr ver- 
ständiger und gebildeter Mann, empfiehlt in seiner Schrift tcsqI 
eQfxrjveiag einen mittleren Weg zwischen der Strenge der Iso- 
krateischen Schule und der laxen Observanz der Anderen : er meint 
(§ 68) die avv^eaig, welche nach den Vorschriften des Isokrates 
jeden Hiatus meide , gewinne zwar an Glätte , ^ aber sei af^ov- 
aoT€Qa xat xwq>rj arexviog , Ttolkrjv €vq)a)via% a(patQed'etaa Trjv 
yivOfj.ivriv eyi Tfjg avyytgovaswg. Hier wird also, was R. als 
etwas • ganz unerhörtes bezeichnet und gewissen Kritikern im 
Plautus freilich gan^ ohne Grund unterlegt, der Hiatus unter 
Umständen als eine besondere Schönheit der Rede anerkannt. 



1) Elem. D. M. J. 48, die ganze Stelle verdient nachgelesen uod 
von Jedem, der mit der Kritik der Dichter sich beschäftigt, beherzigt 
zu werden. • 

2) Man vergl. damit auch die Bemerkungen über die Xe&orrig § 299 ff. 
wo er bemerkt: ro ri^^Stg Trjg avyxQovae<og ^arai ^etvorsQoV xal yaq 
To affqovTvaiov avTO xccl t6 Sa/reQ avTO(fvks SuvoTrjfta na^aorriaH Jiva. 




— 104 — 

Demetrius findet in dem Zusammentreffen der ?Rcale etwas Mu- 
sikalisches, er zeigt, wie die Sprache selbst im Inlaut dies 
keineswegs vermieden habe; Worte wie AiaLr) und Eviog seien 
nicht dvQcpojvoTBqa twv ukla/v, aXl Hawg Kai (lovavMü^eQa. 
Namentlich findet er es wohllautend, wenn dieselben langen Vo- 
cale oder Diphthonge zusammen stossen. ^ Aehnlich wie Deme- 
trius urtheilt auch Gellius ^, 20; er findet den Hiatus nicht 
nur am Ende der Verse schön, wenn gleiche Vocale sich un- 
mittelbar berühren, {nam vocalis in priore venu extrema eademque 
in sequen^ prima canoro aimul atque jucundo hiatu tracfdm s(mat\ 
sondern auch mitten im Verse, und meint, Catull habe mit vol- 
lem Bewusstsein {amans hiatu^ illiua Homerici stcavitaUm) 27, 4: 

Ebria aeina ehriosioris 
geschrieben.^ Hermogenes verlangt, wo er von der nad-aqoxrj^ 
handelt , man solle alle kleinliche Pedanterie in Betreff des Hiatus 
fem halten p. 279 ed. Spengel, nur hinsichtlich des yogyog loyog 
gestattet er den Hiatus gar nicht oder doch sparsam p. 349: 
ov yccQ dij yLeyrrpfevav deX Tor wg akrjd'wg yoqybv koyov, TtXrpf 
ei TQaxvvead'at dioi. 

Aus Cicero wissen wir, wie empfindlich seine Zeitgenossen 
gegen das Zusammentreffen der Vocale waren, aber wenn er 
den Character des tenm genu% äicenM schildert or. 23, schreibt 
er ausdrücklich vor, dass man nicht allzu ängstlich den Hiatus 
meiden solle: habet enim ille tanquam hiatus canoursu voealium 
molle quiddam et quod indicet non ingratam negligen- 
tiam de re hominis magis quam de verhia lahorantis. 
Auch hier wird der Hiatus nicht als Härte empfanden, sondern 



1) Wenn die alten Techniker in dem Zusammentreffen der Vodale 
ein Mittel erblicken, um den musikalischen Wohllaut der Sprache zu 
steigern, so haben sie dabei stillschweigend immer die epische und 
lyrische Poesie im Auge: denn dass der Vers des Dialogs im griechi- 
schen Drama , sowie in verwandten Gattungen den Hiatus nicht gestat- 
tet , wussten sie recht wohl. Bei Epicharmus findet sich allerdings der 
Hiatus öfter, allein hier wurde derselbe in den meisten Fällen wohl 
durch das / gehoben. 

2) Auch hier hat man versucht den Hiatus zu beseitigen, Gellius 
bemerkt: „Qui ebriosa cmtem CatuTlwn scripsisse putant a/ut ebrios, 
nam id quoque temer e scriptum invenihi/r , in libros seilte et de 
eorruptis exemplaribus factos inciderunt." 



— 105 — 

rf • , 

der musikalische Wohllaut (molle qmddam) hervorgehoben; dass 
dieses bei den Griechen die herrschende Ansicht war, deutet er 
c. 45 an, wo er bemerkt, er habe in seiner üebersetzung des 
Aratus auch einmal sich einen Hiatus erlaubt: „J2o(j idem nostri 
saepius non tuUssent, quod Graeei etiam laudare soUnt,^*^ Quin- 
tilian zeigt auch hier eine liberale Gesinnung iM warnt vor all- 
zu grosser Mikrologie, IX, 4, 33 ff.; er meint, zuweilen sei auch 
der Hiatus zulässig und verleihe der Rede eine gewisse Würde, 
z. B. puichra orattane ada. Im entschiedenen Widerspruch mit 
den griechischen Theoretikern behauptet er , dass das Zusammen- 
treffen der gleichen langen Vocale oder Diphthonge am unan- 
genehmsten empfunden wurde : „ Fesstme hhgae, quae easdem inter 
se Utteras crnnmittunt, sonahmt,^* man sieht hieraus recht deutlich, 
wie vief Conventionelles und Subjectives in diesen Dingen ist. 
Femer bemerkt er, dass die Härte des Hiatus am meisten bei 
den Vocalen A V hervortrete , bei E und I sei sie weniger stö- 
rend; ihm erregt es weniger Anstoss, wenn auf eine Länge eine 
Kürze folgt, als wenn die kurze Sylbe der langen vorangeht; 
endlich mmima est m duabus brevibtM offevmo. Dies ist offenbar 
seine und seiner Zeitgenossen Ansicht, denn damit steht eigent- 
lich im Widerspruch, was er am Schlüsse hinzufügt: yjTum longae 
per se et velut opimae syllahae aliquid etiam meddi temporis inier 
vocalesj quasi intersistatur, asstimunt^^ dies ist eben die Theorie 
der griechischen Techniker: indem die Stimme auf dem langen 
Vocale länger verweilt, bedarf sie dann einer kurzen Pause, und 
so wird das Zusammenstossen der Vocale weniger empfunden; 
zur Begründung dafür beruft sich Quintilian eben auf die Be- 
merkung Ciceros im Orator c. 23. 

Die Späteren wiederholen nur Quintilians Vorschriften. Dio- 
medes p. 467 scheint sich gegen das Zusammentreffen langer Sylben 
zu erklären, bemerkt aber: sed hahent quendam canorem pranun- 
tiatianiSy quasi neclegentem decorem. Ebenso scheint ihm die Ver- 
bindung der Länge mit der Kürze am meisten zulässig , während er 
abweichend von Quintilian die Verbindung zweier Kürzen weniger 
angemessen findet, fortunatianus IH, 11 verlangt: ne Müloa sit 
oratio vocaUum et maxime longarum crebra corwursione ; ebenso Julius 
Victor c. 20, der sich jedoch auch auf Ciceros Lehre beruft; 
Martianus Capeila p. 425 behauptet ebenfalls, dass die Wieder- 



•*. 



— 106 — 

hoiung desselben langen Vocales am störendst^ sei , wie secundo 
amtne, auctorüate publica a/rmare^ fügt aber hinzu, Cicero habe 
dergleichen absichtlich nicht vermieden: qiwd quidem artem dü- 
simuiam plerwmque a^etit vohtntate. 

R. als Vertreter der strengen Disciplin, als Metriker von 
der strictesten CiNservanz geht darauf aus den Hiatus wo möglich 
überall zu beseitigen , indem er S. 44 es für eine unabweisliche 
Forderung erklärt, dass da wo die Sprache selbst dem Dichter 
das bereiteste Mittel zur Vermeidung des Hiatus an die Hand 
gab, er dessen Zulassung auch wo sie an sich gestattet war 
mit nichten vorzog. 

Allein ein allgemein gültiges Gesetz lässt sich nicht auf- 
stellen, es kommt nicht nur auf die eigenthümliche Gestalt der 
Sprache an, sondern auch Conventionelles macht Äch hier 
überall geltend. Der ionische Dialect geht Mhzeitig in der 
Tilgung der Consonanten sehr weit ; in Folge davon stossen nicht 
nur im Inlaut ungemein häuüg Vocale unmittelbar auf Vocale, 
sondern auch im Auslaut wurde man gleichgültiger gegen den 
Hiatus. Wir finden daher bei dem ionischen Dichter Homer den 
Hiatus in sehr weitem Umfange zugelassen, nicht nur in der 
Thesis, wo der Hiatus vom Dichter zur Kürzung langer Sylben 
benutzt wird: 

Ov TL (Lioi ahir] eaoL' d-eoi vi (.lov airioi eialv, 
sondern auch in der Arsis: 

M^viv äeide d-ad IhiXriiddBO) u4xi,Xrjog. 

Denn auch wenn man durch Wiedereinführung des / oder 
anderer Consonanten einen Theil dieser Beispiele entfernen wollte, 
bleiben noch zahlreiche Belege des Hiatus zurück, den offenbar 
der Dichter selbst in vielen Fällen unbedenklich zuliess. Mit 
grösserer Strenge verfährt der dorische und aeölische Dialect, er 

• 

vermeidet im Inlaut nicht selten durch Contraction den Hiatus, 
der loniem und Attikem ganz unanstössig war, wie z. B. die 
Dorier rjq st. eaQ, xQfjg st. xQeag sprachen; ebenso aber auch 
im Auslaut , wo von der Elision und Crasis frühzeitig ausgedehn- 
ter Gebrauch gemacht wurde. So lesen wir in dem alten Frie- 
denstractat zwischen £üs und dem arkadischen Ileraea awfjta%ia 
7t ea, aweav ^alaloig, zd Taky i;dlavzov xd^yvlgcoy evte- 
7tiagoiyi€vaxoiTOTOivTccvTeyQaiÄ€voi, Ebenso in dem Vertrage 



* 



— 107 — 

zwischen Oiantheia imd Chaleion öe-^ äfxccQäv, d'm kavWy aiTC 
dvdixd^fovTi , (jüTcaycov, TtevreKalöeK avögag, ewe avdqag, olitl 
o faoGTog. ^) Daher die melische Dichtkunst, welche vorzugs- 
weise unter dem Einflüsse des dorischen und aeolischen Dialectes 
steht, den Hiatus zwar niemals ganz beseitigt, aber seine Zu- 
lassung erheblich beschränkt. Archilochus, der -Gesetzgeber der 
iambischen Poesie , obwohl lonier von Geburt und der heimischen 
Mandar4; sich bedienend, welche gegen das Zusammentreffen der 
Vocale fast unempfindlich war, verbannt zum ersten Male den 
Hiatus vollständig ans seinen iambischen Dichtungen , ^ und dem 
Archilochus sind die attischen Dramatiker in den Versen des 
Dialoges gefolgt. Die attischen Prosaiker dagegen verhielten 
sich lange Zeit ebenso gleichgültig wie die lonier; allmählich 
verfuhr man jedoch mit grösserer Strenge , bis Isokrates mit fast 
peinlicher Sorgfalt jeden Hiatus verbannte. * 

Die lateinische Sprache, wohl schon deshalb, weil von 
Anfang an das consonantische Element stärker entwickelt war, 
dann aber, weil sie dasselbe mit grösserer Zähigkeit wahrt, hat 
namentlich im Inlaute das Zusammentreffen der Vocale weit weni- 
ger zu fürchten, als die griechische; Wortformen, wie rjekioio 
sind dem Latein unbekannt \ Dagegen im Auslaute wurde durch 



1) Doch sind diese Mittel den Hiatus zu meiden auch dem ioni- 
schen Dialect nicht fremd, wie die bekannte Inschrift von Tcos 
Tc^ytovogf iv TrjnaQri , ^nagr), In iSimri^j xca rjnstQOV beweist, und 
auch Herodot hat bekanntlich sowohl von der Crasis als der Elision 
Gebrauch gemacht. 

2) Es hängt dieses unzweifelhaft damit zusammen, dass diese Poe- 
sien nicht vollständig melisch vorgetragen wurden , sondern Archilochus 
zum ersten Male die Parakataloge hier in Anwendung brachte. 

3) Dass Isokrates nicht nur innerhalb der Periode, sondern über- 
haupt den Hiatus verwarf, bezeugt ausdrücklich Hennog. p. 338 ed. Sp. 
oia itni xal tu tov ^iGoxqarovgy ov ye ov fxovov tu xäka awix^tai 
Toig övfi(pi6voig, aXXä xal näg 6 Xoyog' toGovtov avT0 Tfjg fviptavCag 
xal TOV xalXovg /ns/Li^Xfjxe. 

4) Dass die lateinische Sprache hier gar nicht so empfindlich war 
gegen das unmittelbare Zusammentreffen der Vocale , beweisen nament- 
lich zahlreiche Composita, wie z. B. coegi, proavus , prohibeo u. s. w., 
wo doch der Hiatus sich sehr leicht auf eine oder die andere Weise 
vermeiden Hess; z. B. ein contrahirtes probeo erscheint nur ganz ver- 
einzelt , während praebeo und deheo allgemein übüch waren. Attius 
sagt fortctssearif obwohl forta>sman so nahe lag. 



— 108 — 

die weitgreifende Schwächung der Endungen, besonders das Ab- 
streifen der Consonauten, der Hiatus entschieden gefördert. Wenn 
auf der Inschrift von Cora (C. I. 1175) die beiden ersten Satur- 
nier lauten: 

Quod re stm difeidem aspere afleicta 
Pa/ren$ timem hetc vovit voto hoc sohdo, 
so würde, wäre diese Inschrift 100 Jahre älter, der Anstoss, 
welchen der Hiatus empfindlichen Ohren bereitet, ganz von selbst 
verschwinden ; und wäre jene Aufschrift handschriftlich überliefert, 
die wohlgeschulten Anhänger strenger Disciplin würden sicherlich 
aspereD afleicta und votoD hoc aohdoD herstellen; während man 
jetzt dem Steine gegenüber die kritischen Gelüste zügeln muss. 

Bei Livius Agdronikus , namentlich in den Satumiem seiner 
Odyssee, sowie bei Nävius findet sich der Hiatus ziemlich häufig,^ 
und wollte man hier auf die Unsicherheit der Lesart, die bei 
allem fragmentarisch Ueberlieferten zuzunehmen pflegt, sich be- 
rufen, so muss ich bemerken, dass in den Fragmenten des 
Ennius sichere Beispiele des Hiatus weit seltner sind, was doch 
wohl nur daraus zu erklären ist, dass dieser Dichter grössere 
Sorgfalt auf den Bau der Verse verwandte. Für diese Frei- 
heit der älteren römischen Dichter haben wir bekanntlich das 
ausdrückliche Zeugniss des Cicero Orat. 45 , wo er bemerkt , dass 
das römische Publicum noch weit empfindlicher gegen den Hiatus 
sei als die Griechen: „^8^^ Oraeci vtderM: nohü ne st cupiamus 
qutdem distrahere voees concedttur, Indicant orationea tllae tpsae 
horrtdulae- Catonü, inddcant omnes poetae praeter eoSy qui ut 
veraum facerent saepe hiahant^** und als Vertreter dieser 
Licenz werden dann eben Nävius und Ennius^ namentlich be- 



1) Ich bin natürlich weit entfernt ohne Unterschied jeden Hiatus 
bei diesen Dichtem in Schutz zu nehmen. Die Verse des Nävins bei 
Gellius VH, 8^ 5 lauteten wohl: 

Etiam qui res magnas manu sua gessit gloriose, 

Cujus facta viva nunc vigent, qui apud gentis solus praestat, 

Eu/in swAs paier cum pallio uno saepe ab amica abduxit. 

saepe war ausgefallen und ward an falscher Stelle nachgetragen und 

dadurch sua verdrängt. 

2) Dass es widersinnig ist, wenn nach der gewöhnlichen Lesart 
Ennius einmal (semel) den Hiatus zugelassen habe, liegt auf der 
Hand; ich habe die Stelle in Jahns Jahrb. 1861 S. 636 verbessert. 



l«.. 



— 109 — 

zeichnet. Plautus, der Zeitgenosse des ^ävius und Ennius, wird 
von Cicero nicht ausdrücklich genannt, aber seine Comödien 

selbst beweisen, dass er den Hiatus keineswegs ängstlich mied: 

• 

denn wenn die Plautinischen Handschriften an vielen hundert 
Stellen durch ihr übereinstimmendes Zeugniss den Hiatus schützen, 
so wird kein besonnener Kritiker die Bedeutung dieser That- 
sache verkennen, und weil nicht selten lediglich die Nachlässig- 
keit der Abschreiber den Hiatus verschuldet hat, nur um der 
Consequenz willen den Hiatus überall gleichmässig tilgen. Was 
Cicero von der Empfindlichkeit dBs römischen Publicums bemerkt, 
gilt von seinen Zeitgenossen, nicht vom 6. Jahrhundert , ^ wo 
man weder im Theater noch in der Volksversammlung sonder- 
lichen Anstoss nahm an dem Zusammentreffen der Yocale zwi- 
schen zwei Worten. . Allein je sorgfältiger die römischen Dichter 
arbeiten, je mehr sie die griechischen Muster in jeder Hinsicht 
zu erreichen trachten, namentlich so wie man anfängt nach den 
Gesetzen griechischer Technik Trimeter und Tetrameter statt der 
früher üblichen Senare, Septenare und Octonare zu bilden, desto 
gewissenhafter suchen sie auch den Hiatus zu vermeiden: aber 
an Plautus , dessen Thätigkeit den Anfängen der römischen Poesie 
angehört, darf man nicht den strengen Maasstab anlegen, wie 
an die Dichter der Augusteischen Zeit. 

R. liebt zwar nicht gerade die Erinnerung an seine Ver- 
gangenheit, aber es ist zur Orientirung des Publicums, was nicht 
so genau unterrichtet sein dürfte , nothwendig darauf hinzuweisen, 
dass R. selbst in Betreff der Zulässigkeit des Hiatus bei Plautus 
seine Ansichten im Laufe der Zeit mehrfach gewechselt hat. Man 
kann bei R. ganz deutlich vier verschiedene Stadien unterschei- 
den, und zwar zeigt sich nicht etwa eine consequente Fortent- 
Wickelung, sondern ein gar merkwürdiges Schwanken. Anfangs 
nahm es R. ziemlich lässlich mit dem Hiatus, dies beweist sein 
erster kritischer Versuch im Plautus, die Ausgabe der Bacchides 
(1835). Er liess sich damals, wie er selbst sagt, auf dem 
historischen Standpunkte nieder, d. h. auf dem Boden der Ueber- 
lieferung, und schützte den Hiatus unter gewissen Einsdu'än- 



1) Wenn Cicero darauf hindeutet, dass schon Cato in seinen 
Rßden den Hiatus gemieden habe, so siehe darüber Excurs IV. 



f 



110 — 



kungen. Dagegen seit dem Jahre 1837, wo er nach der Ver- 
gleichung des Mailänder Palimpsest aus Italien zurückkehrte, 
tritt an die Stelle jener laxeren Praxis ein ziemlich schroffer 
Rigorismus; es ist dies erklärlich: denn die Recension des Am - 
hrosianus, wie sie überhaupt darauf ausgeht, ftr glatten und 
leichten Fluss der Verse zu sorgen , sucht auch den Hiatus zwar 
nicht ganz zu verbannen, aber doch möglichst zu beschränken. 
In den Prolegomenen (1848) sprach sich R. über seine Grund- 
sätze im- Zusammenhange aus. Aber im weitem Verlauf der 
Arbeit, namentlich als er zu deÄ Menächmen kam (1851), ward 
er selbst an dieser Strenge irre und machte erhebliche Conces- 
sionen. ^ Dagegen jetzt , wo er die ganze bisher befolgte Me- 
thode der Emendation aufgiebt, und alles Heil von der Herstel- 
lung archaischer Formen erwartet, tritt der j&lihere Rigorismus 
wieder in gesteigertem Maasse auf, denn er hat ja jetzt fast 
überall ein bequemes Mittel bereit um den Hiatus zu beseitigen. 
Mit den Handschriften, vor denen R. niemals sonderlichen 
Respect gezeigt hat, wird er wohl fertig werden; aber höchst 
unbequem ist ihm die Aeusserung Ciceros über die Dichter gm 
ut vermm facerent saepe hiahanty mit der er noch in den Prole- 
gomenen S. 198 ff. so gut es gehen wollte , sich abzufinden suchte. 
Jetzt, wo er grössere Zuversicht gewonnen hat, weiss er auch 
Ciceros Zeugniss mit Leichtigkeit als unglaubwürdig zu entkräf-' 
ten. Da es Thatsache ist, dass Cicero die alten Dichter nicht 
in Exemplaren ex recmsiane Rüscheln le^en konnte, hatte er 
natürlich Abschriften vor sich, die durch den Hiatus in wider- 
wärtigster Weise entstellt waren, durch die der leichtgläubige 
Mann sich täuschen liess; und da Gcero nur ein paar Proben 
ans Nävius und Ennius anführt, kann R. diese sehr leicht besei- 
tigen, indem er bei Nävius die Archaismen gues st. qud^ und 

1) Den Hiatus in der Caesur des troch. Septenars gestattet E. 
hier in ausgedehntem Maasse, und meint dies damit rechtfertigen zu 
können, dass die Menächmen eines der ältesten Stücke des Plautus 
seien. Jetzt sucht er nnter derselben Voraussetzung den Hiatus in 
dieser Comödie durch Herstellung zahlreicher Archaismen zu entfernen. 

2) In dem Verse des Naevius: 

Vo8 qui accoUtis Histrwm fluvium atque algiduni 
ist allerdings höchst auffallend, dass qui vor einem andern Vocale 
seine Länge behauptet: man könnte vielleicht eine Verderbniss anneh- 



# 



— 111 



Graiis st. Graii herstellt, in dem Vers des Ennius aber den Hiatus 
für einen erlaubten erklärt, weil er ihn nicht durch Conjectur 
entfernen kann, indem er die Worte Sdpio mviete, die doch 
unzweifelhaft dem in trochäischen Versen abgefassten Gedichte 
zu Ehren des Scipio angehörten, dactylisch messen will. 

R. behauptet (S. 120), gerade in neuester Zeit sei die Vor- 
stellung einer fast maasslosen Hiatuslicenz im Plautus mit gestei- 
gertem Fanatismus verfochten worden: nun ich und die, welche 
gleiche Ansichten über diesen Punkt hegen, sind ruhige Bürger 
der Gelehrtenrepublik, und haben am wenigsten Ursache hier, 
wo wir als conservativgesihnte Männer die wohlverbürgte üeber- 
lieferung vertreten , in Aufregung und Leidenschaft zu gerathen : 
dagegen R., je mehr er sich genöthigt sieht seinen früheren 
Standpunkt aufzugeben, sucht wenigstens seine Vorstellung von 
der Unzulässigkeit des Hiatus mit allen Mitteln fest zu halten 
und schreibt ntm , in wunderlicher Selbsttäuschung befangen , die 
Gemüthsstimmung, in der er sich selbst befindet, seinen Gegnern 
zu.^ Wer den Hiatus bei Plautus vertheidigt, der greift auch 
direct oder indirect R. Verfahren an , und wie er überhaupt nicht 
leicht Widerspruch gegen seine Ansichten gleichmüthig hinnimmt, 
so steigert sich seine Abneigung gegen den Hiatus bis zum 
fanatischen Eifer. 

R. behauptet femer (S. 18), wir hätten den Hiatus nicht 
nur för eine unter Umständen erlaubte Freiheit, sondern sogar 
für eine besondere Schönheit der Plautinischen 
Verskunst erklärt Es wäre wohl passend gewesen, wenn R. 
für diese unerwiesene Behauptung ein bestimmtes Zeugniss bei- 
gebracht hätte; einstweilen dürfen wir diese rhetorische Phrase 
nur mit gerechtem Misstrauen betrachten, da R. es auch sonst 
in seiner Polemik mit der Wahrheit nicht genau zu nehmen 



men, die aber erst durch die Abschreiber bei Cicero hereingebracht 
wäre, indem man änderte: 

Vosque qui accoUUs Histrum; 
wie leicht Q vor QVI ausfallen konnte , sieht jeder. Allein auch diese 
Aenderung ist aus einem Grunde , der schon früher S.45 ff. besprochen 
ist, nicht gerathen. 

1) Gerade so verfährt er in seinen gesammelten Schriften, wo das mit 
dem besten Humor geschriebene Prooeimum vom J. 1866 die Galle R. erregt 
hat, und so schiebt er seine krankhafte , gereizte Stimmung mir unter. 



# 



— 112 



pflegt. Denn gerade das Qegentheil hat einer der entschieden- 
sten Vertheidiger des Hiatus A. Spengel S. 204 ausgesprochen : 
„den Orundsatz, dass der Hiatus nie eine absichtlich gesachte 
Schönheit, sondern nur eine Licenz ist, den R. selbst richtig 
ausgesprochen hat, hätte man hierin nicht yerlassen und nicht 
eine Menge unnöthiger, theilweise selbst unrichtiger Neuerungen 
in den Text bringen sollen." Dass R. gerade diese Stelle, wo 
er mit seinen eignen Waffen bekämpft wird, geflissentlich igno- 
rirt, ist begi'eiflich. Ich selbst habe zwar wiederholt erklärt, dass 
die landläufigen Flickworte, durch welche bisher Ritsch 1 und 
Fleckeisen den Hiatus möglichst zu beseitigen versucht haben, 
der Eleganz des Plautinischen Stils nicht gerade zu besonderer 
Zierde gereichen, aber wer daraus schliessen wollte, ich hätte 
den Hiatus als eine besondere Eleganz bezeichnet, der würde sich 
einer bewussten Entstellung der Wahrheit schuldig machen. 

R. prophezeiht (S. 124), dass wir in consequenter Verfolgung 
dieses Weges zu einer vollkommenen Barbarei gelangen würden 
Nun wie weit wir gehen wollen , werden wir wohl selbst bestim- 
men dürfen. R. liebt es sonst, wenn er einen Gregner chika-. 
niren will, aus dessen Ansicht, indem er sie steigert, die 
maasslosesten Consequenzen zu .ziehen und durch ein solches 
Phantasiebild das löbliche Publicum einzuschüchtern: ich möchte 
ihm freundschaftlich rathen, diese Manier, die einem wissen- 
schaftlichen Manne nicht wohl ansteht, hier nicht anzuwenden. 

Es ist hier nicht der Ort, das Capitel über den Hiatus bei 
Plautus und den alten scenischen Dichtem Roms vollständig ab- 
zuhandeln, ich will nur einige Punkte kurz herausheben. 

Schon das älteste Lehrbuch der Rhetorik (die sog. aristote- 
lische Rhetorik ad Alexandrum) lehrt , nachdem der Verf. c. 23 
drei Arten der aivd-aoig unterschieden hat, je nachdem voca- 
lischer Auslaut mit vocalischem Anlaut, oder Consonant mit Con- 
sonant, oder Vocal mit Consonant zusammentreffen, c. 25: ra 
de (pojvrjevra fxrj rid-ei TcaQalXrjla y äv f^tj Ttove aXXwg advva- 
Tov Tj drjhjjaai , ?J dvdxpv^ig ^ y Tig fj aXltj diaigeaig. Der 

1) Ich schreibe avarpv^ig st. des fehlerhaften ananTv^ig. In 
gleicher Weise ist auch eine Platonische Stelle zu yerbessem in den 
Gesetzen IV, 713, E: ovx tan xaxijv avroTs ov^k novtav ava\pv^tg 
st. avcKfv^ig. 



.^*» 



— 118 



Rhetor steht zwar unter dem Einflüsse des Isocrates , aber er 
ist liberaler , indem er verlangt , dass man den Hiatus da gestatte, 
wo die natürliche Ausdrucksweise selbst ihn herbeiftthrt, dann 
wo eine Pause oder ein Gedankenabschnitt eintritt. Wenden wir 
dies auf die Poesie an , so ist es eben die Cäsur (Diärese) , wo 
eine, wenn auch noch so kurze Pause, meist verbunden mit 
einem Ruhepunkte des Gedankens , eintritt ; ^ daher hat man mit 
Recht gerade hier namentlich auch in den Plautinischen Versen 
den Hiatus für zulässig erklärt. 

Auch R. hat in den Prolegomenen dies, wenn schon mit 
manchen Beschränkungen , zugestanden; hier ist nun von grösstem 
Einflüsse auf die Handhabung der Kritik die Unterscheidung 
zwischen Caesur und Diärese: denn er erklärt S. 194 ff. dass 
zwar in der Diärese iambischer und trochäischer Septenare der 
Hiatus zulässig sei, während er in 'der Cäsur des iambischen 
Senars im Allgemeinen nicht geduldet werden dürfe. Allein R. 
hat nirgends bewiesen , dass das Maass der Pause in der Diärese 
bedeutender sei, als in der Caesur; diese Unterscheidung ist 
willkürlich ersonnen; ich habe R. Theorie stets verworfen, ebenso 
Andere. 

Mit grossem Pathos ereifert sich jetzt R. gegen diesen 
Widerspruch, auf den seine Theorie gestossen ist; er meint S. 47, 
ihm sei es nicht unbekannt, „dass in unsem Tagen, denen nichts 
unerhörtes unerhört sei," diese Unterscheidung der Diärese und 
Cäsur Widerspruch gefunden habe, er habe kein Yerständniss 
daför, so lange anerkannt werde, dass der trochäische Tetra- 
meter aus zwei Dimetern gebildet sei. Dabei vergisst R. voll- 
ständig, dass gerade er es war, der nach dem Vorgange älterer 
Metriker „zwar auf recht äusserliche W^ise, aber doch 
nicht unpraktisch" den trochäischen Tetrameter aus der 
Verbindung desCreticus mit dem iambischen Trimeter ableitete; 
s. Rh. Mus. I, 256. Proleg. 240. Doch es ist gar nicht nöthig, diese 
unfinichtbare Polemik fortzusetzen, da R. jetzt, wo er ein alle- 
zeit bereites Mittel besitzt, um den Hiatus zu beseitigen, das 



1) Daher Hermögenes de id. p. 409 ed. Speligel: ^Caturai yaQ xal 
Tov oixeCov noXkctxig ro fAirqov qv^^iov xma t«? noiag rdiv (nCxtov 
TOfjtäg xaX ävanavaug iwotoHv x«t« t«' xc5Xtt, 

Bergk, Beitrag«. I. 8 



>^ 



— 114 — 

Zusammentreffen der Vocale in der Diärese ebensowenig wie in 
der Cäsur duldet: indem er also jene ersonnene Unterscheidung 
thatsächlich selbst fallen lässt, wäre es unnütze Zeitverschwen- 
düng bei den dialectischen Sptzfindigkeiten R. länger zu ver- 
weilen. 

Nur einen Punkt, den R. S. 123, behandelt, will ich schliess- 
lich berühren. In den alten akröstichischen Hypothesen findet 
sich der Hiatus sehr häufig sowohl in der Cäsur des Senars, als 
auch anderwärts. Trin. 1. 6. Mil. 3. 5. Pseudol. 4. 6. Men. 2. 8. 
Most. 9. Merc. 1. 6. 8. Truc. 3. 

TTiensaurum ahitrusUm ahiem peregre CharmidsB. 

Minus quo cum wmdda ei det dotem Callieka. 

Legate peregr^, ipeus eaptust in mari. 

Suum arcessit servus erUm Athenis, et forat. 

Venientem cactääm ^' iittervartit symholQ. 

Opemque h&riPl ita tulit: nam Simmiae. 

Ei surreptö aUero mors chtigit. 

MenaechmUm omnes civem credunt advenam. 

Et inde printUm emigratum: iniervenit. 

Missus mercatUm ab suo adoleseens patre. 

Tradit vicinö; eum ptUat uxor sibi, 

JRetrahit sodalis, padquam amioam ifwenit. 

Clam sifn supposuit clandegtinö editum. 
Mag auch einer und der andere dieser Verse durch Schuld der 
Abschreiber entstellt sein, aber wie kommt es, dass die jünge- 
ren 15 zeiligen Hypothesen die Licenz des Hiatus nicht kennen? 
da sie von denselben Abschreibern copirt sind, kann diese 



1) Der Verfasser dieser Argumente verkürzt die erste Sylbe von 
cacula gerade so wie Plautus selbst: der Verfasser des viel jungem 
zweiten Arguments konnte aus Unkenntniss dieselbe Sylbe lang gebrau- 
chen, allein dies scheint mir nicht erwiesen, die Verse 13. 14 lauten 
im A: 

dat suditicio caculae cum symholo. 

Lenanem fallü secophantade cacula. 
Hier ist wohl zu schreiben: Lefioneni fallü cacula secophantice, 
und auch im and«m Verse ist wohl umzustellen : da>t caculae subditicio 
cum symbolo. Auch den Schlussvers hat B. nicht richtig verbessert, 
es muss heissen: 

Scorto Calidorus potüuTf auro Paeudulus. 



— 115 — 

Differenz nur auf die Verfasser selbst zurückgeführt werden. 
Der Verfasser der Akrostichen , wie er den Styl der Plautini- 
sehen Komödie nachahmt, wie er captust und ähnliche Archais- 
men sich gestattet, die dem Andern fremd sind, hat auch die 
Freiheit des Hiatus seinem Vorbilde entlehnt; dies wird selbst 
deijenige einräumen, der dem Plautus diese Licenz abspricht; 
der Hiatus fand sich eben massenweise schon in den Handschrif- 
ten des Plautus aus der klassischen Zeit. Was R., der den 
Unterschied zwischen den beiden Classen der Hypothesen gar 
nicht bemerkt hat, behauptet, eine so mechanische Nachahmung 
sei undenkbar, da sie mit der „eigenen Gewöhnung und 
Uebung" (dies soll wohl heissen: mit der Gewöhnung der 
Zeit) in einen unversöhnlichen Widerspruch treten würde, ist 
Alles unzutreffend. Wenn R. sich S. 124 darauf beruft, dass 
Pomponius Bassulus, der Bearbeiter Menandrischer Comödien, 
sich wohl gehütet habe, in seiner Grabschrift in Senaren irgend 
einen Hiatus zuzulassen, so ist es wohl erlaubt an die Grab- 
schrift des exoddarms Urms (Orelli 2591) aus der 2. Hälfte des 
2. Jahrb. n. Chr. zu erinnern , ^ die doch wohl die Weise des 
damaligen Dramas veranschaulicht: 

Ego sUm' ovantes convenite ptlierept. 
Folioque muItÖ atque unguento ma/rcido. 
Nigrum FaUrnijim aut Setinum aut Caecuhum. 
Vwo ac volenti d^ apotheca dominica. 

Denn so steht auf dem Steine , den die Kritik nicht weiter wird 
anzweifeln wollen. Auf den Africaner Julius Valerius de gest. 
Alex. I, 34 will ich mich zumal bei der sehr nachlässigen üeber- 
lieferung des Textes nicht berufen. 

Ganz unanstössig sind die zahlreichen Fälle, wo in der 
altrömischen Poesie M mit seinem vorangehenden Vocale nicht 
elidirt wird; hier findet gar kein Hiatus statt, denn das auslau- 



1) Auf andere Inschriften, wie z. B. die Mainzer (Philol. XX S. 535 
ans den rheinischen Jahrb. Heft 32 wiederholt): 

Brevi reverti wnde nöbis ^dita 
Nätivom esset et parentibus luctu 
Semissem atmi vixit et dies octo 
will ich mich absichtlich nicht beziehen. 

8* 



— 116 — 

tende M behauptet sich, wenn es auch vielleicht etwas anders 
ausgesprochen wurde, z. B. im Rudens prol. 10: 

Is no8 per gentes alium alia dtsparat; 

wenn Flekeisen hier altad alium lesen will, so wird nicht 
nur die übliche Wortstellung (vergl. allov ally), ohne Grund 
geändert, sondern auch ein fehlerhaftes D eingeführt, denn alia 
ist wie äklr] eine dativische Bildung. Ebensowenig ist Mil. 
Gl. I, 1, 4 : 

Ptaestringat oculorum aciem in ade hostihus. 

zu ändern, R. verzichtet hier selbst auf sein Universalheilmittel 
adem in acted, weil, wie er richtig bemerkt, es der Plautini- 
schen Rhythmik nicht gemäss ist, denselben Begriff in ein und 
demselben Satze mit gleichem Accent zu wiederholen, und hält 
seine frühere Conjectur aciem aeri in acte fest, ohne zu beden- 
ken, dass bei solcher Figur (annominatio) die EUnznfÜgung eines 
Epithetons unangemessen ist. Aciem wird nicht elidirt , und selbst 
ein Hiatus wäre hier nicht störend, da hier die Cäsur {eq>Sifj^i- 
f^SQTjg) eintritt. Natürlich sind nicht alle Fälle gleich, in ptem 
ad modtmi und quam ob rem tritt ganz constant die Elision ein, 
es ist daher nicht zu billigen, wenn Spengel nach dem Vor- 
gänge Anderer ein einmaliges quam oh rem Amphit ü, 1, 2 in 
Schutz nahm. Eben so wenig lässt sich Most. 423 : 

Facturum, id ne etiam aapicere aedü audea^, 

rechtfertigen ; die Deutlichkeit der Rede erfordert hier nothwendig, 
wie schon Pylades sah: 

Facturum me \ ut ne etiam aspicere \ aedis audettt. 

Zuweilen wird zwar M abgeworfen, aber der Vocal nicht elidirt, 
sondern wenn er lang ist, verkürzt: so in dem Hexameter des 
Ennius : 

Indgnita fere tum milia militum octo. ^ 

Denn wenn Lachmann zum Lucrez S. 130 f. behauptet, der 
Vocal vor M sei in allen Fällen lang, so ist dies ebenso irrig, 
wie wenn Priscian VH, 94 lehrt: numquam ante M terminalem 



1) Wollte man den Hiatas hier durchaus entfernen, so könnte 
man milituum nach der Analogie von alitumn schreiben. 



— 117 — 

huiga mvenüur vocoMs, ^ Die Genitivendung «m ist natürlich 
lang (wv) , die Accusativendung um kurz {äv) , die Partikeln qmm, 
nvm sind kurz, wie M beweist, ebenso die Präposition cum, 
anderwärts ist die Messung zweifelhaft; denn da später die Elision 
zur Regel ward , so sind wir gar nicht mehr im Stande überall 
mit Sicherheit die Quantität der Endsylbe zu bestimmen.* 

Im letzten Fusse des Verses ist dagegen ein solcher schein- 
barer Hiatus nicht zu dulden; wenn Spengel S. 136 Casina ProL 23; 

Eiieüe ex animo cwram atgue ahenum aes. 
durch die Vergleichung von otroUmü schützen wollte, was auch 
am Ausgange des Senars (Rud. I, 1, 52) wie im 4. Fusse eines 
iambischen Septenars (Asin. III, 3, 152) sich findet, so ist dies 
dodi etwas wesentlich anderes. In der Gasina ist zu schreiben: 
Eneiie ex animo ewram atque altenum ctea cito. 

Ganz unerträglich ist es, wenn Corssen lat. Formenlehre 
S. 274, wo er recht unverständig über das alte tarn d. h. tamm 
handelt, den Vers des Naevius bei Festus p. 360 als einen 
trochaeischen Tetrameter messen will: 

Qui SUi taceat, dum videat, tam ettdm sctat, quid scriptum si6. 
Die Worte des Naevius lauten in der Hdschr. des Festus: Quid 
gi taeeat, dum videat, tam eUa/m sciat, quid scriptum sit. Hier 
ist zunächst etiam hinter tam nach der Abschrift des Politianus 
zu tilgen, da es nur irrthümlich aus den vorangehenden Worten 
des Grammatikers wiederholt ist : antiqui tam etiam pro tarnen usi 
sunt. Der Vers selbst ist wohl so zu verbessern: 

Quod dtsi tacedt , dum v id 4t , tam sddt , quid scriptum sit. 
Es sind Baccheen, entweder ein Pentameter, oder wenn man 
solche Verse nicht gelten lassen will, Theil einer längeren Periode, 
wie sie auch sonst im römischen Drama vorkommt, üebrigens 
ist wohl auch hier wie so oft der Name des Naevius irrthümlich 
für Livius geschrieben; die Worte passen nämlich vortrefflich in 
den Tereus des Andronicus: es ist die Rede von dem künstlich 



1) Blicheier lat. Decl. 24 vermischt das allerverschieden- 
artigste: wenn er behauptet, die Zeitdauer des Oonsonanten M sei, 
wo er vor anlautendem Vocal unterdrückt wird, dem Vooale zugelegt 
worden , so verstehe ich dieses nicht. 

2) Im Mon. Ancyr. VI, 35 ist Tiber Im mit langem I geschrieben, 
nicht aber IV, 43 , doch ist überhaupt diese Schreibart oft trügerisch. 



— 118 — 

gewebten Teppich, durch den Philomela der Schwester die ihr 
zugefügte Schmach offenbart.* 

Zweifelhaft kann man sein, ob das M voUkräftig ausge- 
sprochen wurde , wie in comedere , comüium u. s. w. , oder in den 
schwächeren Laut N überging, wie in quoniam, canauädttim (Festns 
p. 65), eontnquere (Festus p. 64), wofttr sich auch die Schreibart 
ADITVNERIT in der Lex Agrar. z. 24 , femer in der Inschrift 
bei Orelli 2489 jwä du primun vmperwm orhis terrarum atapi- 
catm est, sowie in den Salischen Liedern: Dun lanes vevet^ 
anführen lässt, daher ja auch Verrius Flaccus, wo M vor Vocalen 
sich fand, nur ein halbes M schreiben wollte. Und eben wohl 
deshalb, weil. das auslautende M so schwach wie N tönte , ward 
es später regelmässig vor Vocalen ganz unterdrückt. Ganz den- 
selben Lautwandel treffen wir ja auch vor Consonanten, wo M 
zunächst in N übergeht, dann vollständig weicht, so quanseiy 
quasei, conjicto, eojicto, consol, coaol, conventio, eovenito,^ und so 
findet sich im Ambrosianus sehr häufig, zuweilen aber auch in 
B bei Plautus atrumt und Aehnliches geschrieben, und dann 



1) Auch die anderen Dichterstellen in jener Glosse des Festos snid 
nicht unversehrt überliefert; ob die Worte des Ennins den Annalen 
oder einer Tragödie angehören, darüber kann man zweifelhaft sein; 
vielleicht bildeten sie den Schluss einer anapästischen Periode: 

ins meae tarn 
{Nun quam) poUs pads potiri. 

denn die Aendemng von Bibbeck, der Ennius Ächille : meae etc. 
schreibt, ist schon ans dem Grunde unwahrscheinlich, weil in dieser 
Glosse nirgends ein Titel angegeben wird. In dem Septenar des 
Titinius weiss ich keinen andern Bath als statt suhimus: 

Bene cum facimu>8, tarn male ahimus , vt qyddam yerhibent vvri 
zu schreiben, obwohl ich abire persönlich gebraucht in diesem Sinne 
nicht nachweisen kann. Der andere Vers ist wahrscheinlich ein ana- 
pästischer Septenar: 

Quamquam dstis nihilif tarn iccastor simul vöbis {ego) consülm, 
obwohl man auch trochäischen Bhythmus durch Umstellung vohis con- 
siUui simul gewinnen könnte. 

2) Auch sonst wechseln M und N im Auslaut , wie exin und exim, 
forsan, forsitan und forsam, forsitam beweisen. 

3) Später eontio; so ist a,vLch cortina aus convortina, covortina 
entstanden ; das Wort bezeichnete eigentlich die sella des Augur. 



— 119 — 

wieder dignust st. ddgmmst^ Dann liessen sich auch die Fonnen 
Saurean and Apoemden vor Vocalen rechtfertigen, obwohl Plantas 
Accasative auf N nach griechischer Weise nicht kennt* 

In anderen Fällen ist der Hiatus wohl dadurch gerecht- 
fertigt, dass das folgende Wort ursprünglich mit einem Conso- 
nanten anlautete. So findet sich der Hiatus nicht selten vor 
fiW zugelassen, wie Bacch. 134. 431.756. 757. 765 (?), Menaech. 
147. 280. 299, Most. 380, Pseud. 490. 751, Persa 676 (?), 
Trinum. 503, Rud. IV, 7, 10, Cure. II, 3, 29, zuweilen auch vor 
fder, wie Stich. 703.* Dies hat seinen guten Grund, da diese 
Worte ursprünglich mit C anlauteten , was sich noch in Zusammen- 
setzungen wie stoubt, necübi, nuncuht, necuter erhalten hat Nun 
wage ich zwar nicht ohne Weiteres bei Plautus ein aubi oder 
euter wieder einzuführen,^ aber es könnte doch immer noch eine 
Nachwirkung des unterdrückten Kehllautes stattfinden, gerade so 
wie bei den Attikem, die nach dem Vorgänge des ArchilochuB 
den Hiatus sorgsam meiden, im Pronomen oi das anlautende / 
noch immer empfunden ward. 

Endlich bemerke ich , dass die lateinische Sprache in gewissen 

Fällen das N als phonetischen Zusatz zur Vermeidung des Hiatoe 

im Inlaut wie im Auslaut verwendet. Im Inlaut gehören hieher 

' die archaischen Verbalformen (i^wt^n^^ redinunt, ohtnunt, prodmutUf^ 



1) lieber den Wechsel dieser Consonanten im Inlaute in permitiee 
und pernities siehe Excurs V. 

2) So könnte man auch Trinum. 874 Calliclen aibatvocari schützen. 
Dagegen Sosiclen am Ende des Verses Menaechm. 1123 in B D mag aus 
dem Compendium Sosicle des Archetypon der Palatini entstanden sein. 

3) Bei unde ist mir kein Beispiel des Hiatus gegenwärtig, wohl 
aber bei undiqtie Most. 685 , ferner bei unquam Men. 1117, usquam 
Merc. 862, endlich bei dem doch wohl nicht in diese Categorie gehörenden 
usque Amph. Prol. 143, Poen. Prol. 105, HI, 3, 88. 

4) Ich möchte nicht einmal im Mil. 1379: 

Ego nam conveniam illxvm : ?*5i ubi est gentium 
uhicuhi empfehlen, obwohl diese Form sich noch inschriftlich erhalten 
hat. Bemerkenswerth ist übrigens, dass im Trinum. 934 B cuhi st. 
tibi hat. 

5) In dem Verse des Ennius: 

Prodinunt famuli, tum Candida lumina lucent, 
ist zu interpungiren prodinunt, famuli tum etc. die Herren treten 
heraus, und dann leuchten die Diener. 



— 120 — 

nequinutU u. s. w., ferner bei Cato und anderwärts frtmüd, Min&nü 
bei Sallust. (Prise. VI, 70), Athones bei Lucilius, Mhonem und 
Athone bei Cicero de rep. (bei Priscian , wo st. effioere zu sdirei- 
ben effingere) und de Fin. 11, 34; möglich, dass die Griechen 
gleiche Bildungen gebrauchten, wenigstens findet sich Analoges, 
wie schon Priscian aus Sophron Ttaq riqwveaöi anfährt , was ihn 
aber noch nicht berechtigte einen Nominativ tjqcjv anzunehmen. 
Wenn im Epidic. lU, 4, 2 und 12 Periphanes Plothmius richtig 
gebessert ist, so hat Plautus diese Form aus dem Griechischen 
nXo}d-eievg selbst gebildet, um den Hiatus zu vermeiden. Und 
wie N im Inlaut eingefügt wird, um das Zusammentreffen der 
Vocale zu beseitigen, ebenso zuweilen M, wie in den Eigen- 
namen CaUmcMrcJms und Teuximarche: jedoch stammt hier das M 
wohl aus der volksmässigen Aussprache in Grossgriechenland und 
Sicilien; denn in dem fehlerhaft gebildeten JHnia/rchM (offenbar 
hat Plautus selbst diesen Eigennamen componirt, indem er ^evviaq 
mit Jeivaq%og verschmolz) ei*scheint das den Hiatus aufhebende 
M nicht. Aehnlich ist m Pkusid^spus (Plexidippus?) und Mil- 
pMdippa das B griechischem Einflüsse zuzuschreiben , wie ja auch 
die Attiker @ovdL7t7tog sagten. Im Auslaut hat das N sich in 
tarnen st. tarne (verkürzt tarn, tametsi) ganz befestigt, anderwärts 
finden sich Doppelformen, wie atqui, atquin, aUoqui, aUoqum, 
cetera^, ceteroqutn, ^ vielleicht auch sin zuweilen st. «'; 
möglicherweise ist diese Form im Merc. 890 herzustellen: Quid, 
sin animus fltictuat, wo B C D sint lesen, denn sin autem ist 
eine zu ^obe Interpolation, eher könnte man si mi animus fl. 
vermuthen, 



1) Allerdings lassen sich diese Doppelformen auch auf andere 
Weise Erklären; denn wenn wir gm als Instrumentalis betrachten, war 
die alte Form quim, die dann in quin überging und endlich zu qui 
abgeschwächt wurde. Allein in tarnen ist der rein phonetische Zusatz 
des N, der im Griechischen so häufig vorkomöit, aber auch im 
Deutschen der alemannischen Mundart namentlich im^ Elsass nicht 
fremd ist, unverkennbar. 



121 



XV. 

Znr G^eschlchte der tJeberlieferung des Plautihischen 

Textes, 

Nach B. Ansicht haben schon die ältesten Dichter, insbe- 
sondere aber Piautas, den Hiatus auf das sorgfältigste gemieden, 
ihre Verse entsprachen in dieser Beziehung ganz der Strenge 
der griechischen Technik; wenn trotzdem in dem Plautinischen 
Texte, wie ihn die handschriftliche Ueberlieferung bietet, sich 
der Hiatus massenhaft vorfindet, so sei dies aus der Verdrängung 
archaischer Formen zu erklären; sowie man diese wieder ein- 
ftihre, werde auch der Plautinische Vers seine ftlihere Glätte 
von neuem gewinnen. Dies setzt aber nothwendig voraus, dass 
auch das römische Publikum zur Zeit jener Dichter ein sehr fein- 
gebildetes Ohr besass, da ja gerade in dieser Hinsicht eine 
beständige Wechselwirkung statt zu finden pflegt. Wie kam es 
nun, dass dasselbe Publikum, als man nach dem Tode des Dich- 
ters (570) die Plautinischen Comoedien immer wieder von 
Neuem aufftOirte, an der Härte des Hiatus, der nach B. eben 
erst durch die modemisirende Wirkung wiederholter Auftöhrungen 
auf der Btthne (S. 111) um sich griff, nicht den mindesten An- 
stöss nahm? Darauf bleibt uns B. die Antwort schuldig; man 
sollte glauben, dass wenn das Publikum des alten Borns gegen 
den Hiatus so äusserst empfindlich war, die Theaterdirectoren 
sich nicht begnügt hätten die alterthümlichen Wortformen auf so 
rein mechanische Weise zu beseitigen , sondern sie mussten dann 
einen Schritt weiter gehen, und den Hlatu^ ebenso sorg&ltig 
tilgen, wie Plautus selbst ihn nach B. Ansicht gemieden hat; 
natürlich musste man dann den Text noch weiter abändern , aber 
besondem Bespect vor der Ueberlieferung traut ja auch B. diesen 
Herren nicht zu. 

Kein verständiger Mann wird die massenhaften Beispiele 
des Hiatus ip den Plautinischen Lustspielen ohne Unterschied 
auf Bechnung des Dichters setzen; schon ftlihzeitig schlich sich 
in Folge der Beseitigung archaischer Wortformen mancher Hiatus 
ein; später, wo man aus Unkenntniss der alten volksmässigen 
Aussprache gar nicht mehr recht im Stande war, die Verse des 



— 122 — 

Plautus und Terenz richtig zu lesen, wo man sich ernsthaft mit 
der Controverse beschäftigte, ob die alten Komiker in Versen 
oder in Prosa geschrieben hätten, wurde man vollkommen gieich- 
gttltig gegen das Zusammenstossen der Yocale; dass die Ab- 
schreiber des Mittelalters endlich, die den Text, welchen sie 
copirten, oft gar nicht mehr verstanden, audi in dieser Beziehung 
viel verschuldet haben, bezweifelt niemand. 

Allein der Hiatus würde niemals in den Versen des Plautus 
eine sdche Ausdehnung gewonnen haben , wenn derselbe nicht 
von Anfang an seine Berechtigung gehabt hätte. Dass die 
mtesten römischen Dichter sich den Hiatus in ausgedehntem Um- 
fange gestatteten, steht durch unverdächtige Zeugnisse fest, die 
kein Besonnener anzweifeln wird: wenn auch Plautus nicht aus- 
drücklich genannt wird, so ist doch nicht der geringste Gmnd 
vorhanden, ihm eine Ausnahmestellung zuzuweisen. Die Geschichte 
der römischen Poesie zeigt einen ganz naturgemässen Fortschritt 
von unvollkommenen Anfängen und mangelhaften Versuchen zu 
immer grösserer Reife und Vollendung-, .es ist unbestrittene 
Thatsache, dass erst gegen Ende der Republik die jüngere Dichter- 
schule mit vollem Bewusstsein und mit glücklichem Erfolg die 
Formvollendung der griechischen Muster anstrebte, während die 
Früheren ohne Ausnahme in der formalen Technik eine mehr 
oder minder lässliche Praxis befolgt hatten. Und wenn nun mit 
diesen fk*gebnissen die handschriftliche Ueberlieferung im Plautus 
stimmt, so hat sie schon deshalb auf eine gewisse Glaubwürdig- 
keit Anspruch. 

Nun liegt uns aber durch einen glücklichen Zufall, wie er 
in der classischen Litteratur nicht eben häufig vorkommt, der 
Text der Plautinischen Lustspiele wenigstens theilweise in zwie- 
facher Ueberlieferung vor, und zwar repräsentiren die verhaltniss- 
mässig jungen Pfälzer Handschriften die ältere Recension, wäh- 
rend der weit höher hinaufreichende Mailänder Palimpsest eine 
i^tere Revision bietet. Der Ambrosianus ist natürlich frei von 
den zahllosen Verderbnissen, welche den Text der Palaüni ent- 
stellen; er bietet nicht selten ganz allein Hülfe dar, es ist 
daher begreiflich, wie die neuere Kritik vorzugsweise seiner 
Führung folgt, und auch ich erkenne an, dass da, wo er uns 
verlässt, wo wir lediglich auf die Palatini augewiesen sind, uns 



— 123 — 

ein sehr wesentliches Mittel zur Emendation des Dichters abgeht ; 
aber nichts desto weniger muss ich bekennen, dass je länger 
ich mich mit der Kritik des Piautas beschäftige, und je mehr 
unsere Eenntniss des Ambrosianus , die noch immer unzulänglich 
ist, sich erweitert, desto höher mein Respect vor den Pfälzer 
Handschriften steigt; denn nmn sieht deutlich, wie sie im Ganzen 
getreu die Ueberlieferung wahren,^ während uns im Ambro^anus 
überall die bewusste Thätigkeit eines Kritikers entgegentritt, der 
nicht selten sehr frei und willkürlich verfährt, mag er nun nach 
eigener Yermuthung die Worte des Dichters abändern oder 
älteren Quellen folgen, die seinen kritischen Principien mehr 
zusagten , wenn sie auch minder verlässlich waren. Grerade auch 
in Betreff des Hiatus tritt die Differenz beider Recensionen sehr 
klar und deutlich hervor; während die Recension der Palatini 
im Ganzen ziemlich lässlich verfährt, huldigt der Kritiker der 
Recension des Ambrosianus strengeren Grundsätzen und trifft also 
hier mit den Principien der neuesten Kritik zusammen; daher 
es nicht zu verwundem ist, wenn man eben diese Handschrift 
als maassgebend für die Handhabung der Kritik im Plautus 
bezeichnet hat. 

EigenUiümUch ist die Yorstellüng R., als wenn es lange 
Zeit gänzlich an einer kritischen Ausgabe des Plautus gefehlt 
habe; in den Proleg. S. 92 meint er, erst 200 JsÄre nach dem 
Tode des Dichters könne von einer solchen Thätigkeit die Rede 
sein; worauf diese Yermuthung, dass erst unge&hr in der Zeit 
des Tiberius die Thätigkeit der Kritiker sich dieser Aufgabe 



1) Ich bin natürlich weit entfernt zu glauben , dass die Recension, 
welche uns jetzt in den Pfälzer Handschriften oft in sehr arg ent- 
stellter Form vorliegt, ehemals in ihrer reinen Gestalt die Hand des 
Dichters selbst repräsentirt habe; die Schicksal^ der Plautinischen 
Comoedien sind sehr complicirt, daher stimmen ja auch beide Recen- 
sionen im Gfanzen und Grossen in der Gestaltung des Textes überein, 
so weit er auch von der ursprünglichen Form sich enfemt haben mag, 
wie beispielsweise im Stichus. Ich behaupte nur, dass die Recension 
der Palatini von der echten Form des Originals sich weniger entfernt, 
als der Ambrosianus. Diese Recension nach R. Yorgange mit Brix 
(Eänl. zum Trinum. S. 11) dem CaUiopius beizulegen, habe ich niemals 
für zulässig gehalten , jetzt ist der CalUopius für Plautus vollständig 
beseitigt durch Studemund (Festgruss der philol. Ges. z. Würzb. S. 40). 



— 124 — 

zugewandt liabc, sich gründet, ist mir unbekannt. Aach jetzt 
wieder begegnen wir derselben Vorstellnng von dem Mangel 
einer normirenden Textesrecension. Bass namentlich seit der 
Mitte des 7. Jahrhunders gerade die Plautinischen Stadien beson- 
ders eifrig betrieben wurden, ist eine unleugbare Thatsache; 
aber R. hält auch jetzt (S. 111) fest, dass die Thätigkeit der 
römischen Gelehrten sich lediglich aui' litterarfaistorische Kritik 
und gloBSographische Arbeiten beschränkt habe, an Kritik des 
Textes sei nicht zu denken. Nun ist es aber an sich schon 
höchst unwahrscheinlich, dass während man in dieser Zeit eifrig 
fttr kritische Revision der älteren Dichter sorgte, der Nachlass 
des beliebtesten und nationalsten Lustspieldichters vollständig 
vernachlässigt worden sei. Auch geräth R. mit sich selbst in 
einen auffallenden Widerspruch: denn aus dem C!ommentare des 
Siseuna sind uns eine Anzahl metrischer^ und gnunmatischer 
Bemerkungen erhalten, die mit Nothwendigkeit eine Textes- 
recension, entweder des Sisenna selbst, oder eines froheren 
Kritikers voraussetzen. Freilich muss ich selbst die Bedeutung 
dieser Thatsache beschränken*, R. und Andere legen diesen 
Plautinischen Gommentar dem bekannten Redner und Historiker 
Sisenna bei: dies ist aber unstatthaft; der Grammatiker Sisenna 
gehört der Kaiserzeit an, wie ich schon in den PhiloL Thesen 
bemerkt habe. Siseuna wird wohl der Zeit nadi von Terentios 
Scaurus nicht so weit entfernt sein, mit dem' er auch in den 
Ausztlgen des Rnfinus verbunden wird. Aber schon üi der zweiten 
Hälfte des 7. Jahrhunderts hatte offenbar Servius Clodius, Schttler 
und Schwiegersohn des Aelius Stilo,' eine Textesrecension des 
Plautus veranstaltet und wohl auch einen erklärenden Gommentar 



1) Wenn es in der Bemerkung zur Aulularia (IV, 9) heißst: Haee 
iteena anapaestico metro est, sed concisa sunt, ut nan inUiliffaSy so 
muss man vonfnsa schreiben, d. h. was die griechischen Metriker 
avyn^X^fji^vtt nennen. 

2) Wenn der Clodius, dessen grammatische Commentare Servius 
zum Virgil benutzt hat, mit diesem identisch war, dann f&hrte er das 
Cognomen Seriba, denn auch zur Aen. I, 176 ist Clodim Scriha 
otmmentariorum IV st. scribit herzustellen ; mit den Bemerkungen des 
Clodius über fomenta ist übrigens die Glosse des Festns, der den 
Aurelias Opillus citirt, zu vergleichen. 



— 125 — 

hinzugefügt, doch könnte er auch diese Stadien in einem beson- 
dern Werke veröffentlicht haben; seinen kritischen Scharfeinn in 
der Ausscheidung unechter Verse rühmt Cicero , von seinen 
Worterklärungen sind uns namentlich bei Varro Proben erhalten. 
Seiner Recension mögen insbesondere Varro und Cicero sich bedient 
haben, erhielt doch Cicero im J. 694 nach dem Tode des Gram- 
matikers seine Bibliothek von Papirius Paetus geschenkt. ^ Da- 
neben aber mag es noch andere gleichzeitige kritische Ausgaben 
gegeben haben. Welche Htilfismittel diesen Kritikern zu Gebote 
standen, wissen wir nicht; wohl mochten es meist jüngere, 
bereits interpolirte Hdschr. sein, wie man daraus ersieht, dass 
die Athetesen des Servius sich lediglich auf sein subjectives 
Urtheil gründeten. Die Verderbtheit der Plautinischen Hdschr., 
welche Varro und Cicero benutzten , sucht R. durch ein paar 
Beispiele zu erhärten , die nichts beweisen. Varro de 1. 1. IX, 106 
nimmt in den Versen Truc. 11 , 3, 1 an h/oari Anstoss, da ihm 
die Analogie l(wa/re zu erfordern schien , wagt aber doch als vor- 
sichtiger Mann nichts zu ändern, sondern bemerkt nur: ,yqwd 
Plauti out Itbram mendum st est, non ideo analogia, sed gut scnpsit, 
est reprehendendus/* Später hat man wirklich geändert entweder 
auf Grund neu aufgefundener Urkunden oder aus Coigectur, denn 
im C steht imare, in B D lavere. Aber ich halte lavari für 
richtig: der Dichter hat absichtlich den Ausdruck variirt.* 



1) Auf diesen Grammatiker darf man nicht die Bemerkung des 
Quintilian IX^ 4^ 38: „qiMie fuit causa et Servio, ut dixiy subtrahendae 
8 litterae, quotiejis ultima esset aliaque consonante susciperetur; quod 
reprekendit Luranim , Messala defendii *' beziehen : Quintilian meint 
offenbar einen Redner , der jenen Archaismus festhielt und deshalb von 
Luranius (vielleicht verschrieben statt Veranius, cf. Sueton Aug. 86) 
getadelt , von Messala (in der Schrift über den Buchstaben S) in Schutz 
genommen wurde. Es war dies wohl kein anderer als der bekannte 
Zeitgenosse des Messala, Servius Sulpicius; natürlich hat Quintilian 
ihn nicht bloss mit dem Vornamen genannt, sondern Servio Sulpicio 
geschrieben. Man könnte vielleicht glauben , der vermisste Name berge 
sich in dem VTDIXI, aber Quintilian hatte wohl dieselbe Bemerkung 
über S schon im I. Buche gemacht, wo sie jetzt durch Schuld der Ab- 
schreiber ausgefallen ist^ oder er glaubte wenigstens schon an jener 
Stelle diese Thatsache erwähnt zu haben. 

2) lieber die Oitate aus Plantus bei Varro 8. Excurs VI. 



— 126 — 

Qcero, wenn er de Orat. n, 10 den Vers des Trinummus 705 
non emm possum, quin exclamem, gerade so anfährt, wie er in 
unseren Hdschr. lautet, soll nach R. schon durch eine Corruptel 
getäuscht sein, die R. zu beseitigen sucht, indem er noemm 
poMum schreibt; aber emm ist ganz angeniessen, oder will R. 
jedes yoiQ, nam, enim, was ihm in den dramatischen Dichtem 
anstössig erscheint, durch Correctur beseitigen? ^ Horaz k(»inte, 
wie R. S. 121 behauptet, noch weniger als Cicero und Varro 
einen unverderbten Text des Plautus benutzen; aber gerade 
durch kritische Arbeiten, wie die des Servius Glodius, war der 
weitem Yerderbniss und dem Unwesen der Interpolation eine 
Schranke gesetzt. Möglich ist es allerdings, dass gerade in der 
Zeit des Horaz , wo der Gegensatz der alten und neuen Diehter- 
schule seinen Höhepunkt erreichte , auch die Plautimschen Como- 
dien von jener radicalen Kritik heimgesucht wurden, die fem 
Yon der Grewissenhaftigkeit und maassvoUen Resignation, welche 
im Allgemeinen die namhaften Kritiker der Folgezeit bevrähren, 
den ttberlieferten Text in sehr freier Weise abänderte; denn da 
es galt die alten Dichter gegen die Anfechtungen der neuen 
Schule in Schutz zu nehmen, ging man darauf aus Alles was 
fehlerhaft erschien zu verbessern, gleichviel ob es vom Dichter 
selbst oder von den Abschreibern verschuldet war. In dieser 
Weise beschäftigte sich Yalerius Cato mit einer Recension der 
Satiren des Lucilius, wo er besonders die schlechten Verse, die 
mit Recht von Seiten der Kritik getadelt worden waren, zu cor- 
rigiren suchte.^ Mochte Cato auch vorsichtiger und geschickter 
zu Werke gehen als der grammaticorum equüum dodüsmus, der 
in ähnlicher Weise sei es ebenfalls am Lucilius , sei es an andern 
altem Dichtem sich versuchte,^ so war dies doch immer eine 

1) In demselben Stück v. 25 tadeln schon Cicero de invent. und 
der Auetor ad Herennium den mit nam eingeführten begründen- 
den Satz. 

2) Hör. Sat. I, 10, 1: Lucüi quam sis msndosus teste Catane 
Defensore tuo pervincam, qui mcUe fctctos Emendare parat versus. 
Ob diese kritische Arbdt wirklich vollendet und veröffentlicht wurde, 
wissen wir nicht. 

3) Wahrscheinlich ist der jüngere Orbilios gemeint, der d» 
Richtung seines Vaters folgend auf diese Weise die älteren- 'Dichter gegen 
die Angriffe der jungem Schule in Schutz zu nehmen suchte. 



— 127 — 

willkürliche Ueberarbeitung des älteren Werkes. Allein wenn 
H(»uz bei seiner Kritik der Plautinischen Verse eine solche 
Recension eines Zeitgenossen vor Augen gehabt und derselben 
Glauben geschenkt hätte, was ich jedoch für undenkbar halte, 
dann wttrde er sicherlich glimpflicher über die Plautinische Vers- 
knnst geurtheilt haben. 

R. ist überzeugt (S. 110), dass sich die Umschreibung des 
ursprünglichen Textes in dem der jedesmaligen Folgezeit gemässen 
Sprachtyptts ganz allmähb'ch und unmerkbar , ohne besondere 
Absicht und bewusste Recensionsthätigkeit durdi 
eine Art von Natumothwendigkeit selbst vollzogen habe, ^ und 
ebenso behauptet er zuversichtlich, dass es zur Zeit des Cicero 
und Varro nur jüngere dem 7. Jahrh. angehörende Abschriften 
der Plautinischen Stücke gegeben habe, welche von dem alter- 
thümlichen Rost "des Originals so gut wie Alles eingebüsst hätten. 

Ich bestreite nicht jene leise Einwirkung der Zeit auf die 
Umgestaltung der sprachlichen Form der Plautinischen Comödien, 
es gilt dies jedoch hauptsächlich von untergeordneten Dingen, 
wie z. B. der Orthographie. Diese ist im Allgemeinen mit der 
später üblichen ganz conform: nur vereinzelt haben sich Reste 
der älteren Schreibweise erhalten. Ich denke kein besonnener 
Kritiker wird den Versuch machen mit unseren durchaus unzu- 
länglichen Kenntnissen die aJte Orthographie consequent wieder 
herzustellen. R. freüich schreibt überall ttcos, mom, und meint 
(8. 107), dass Niemand Anstand nehme die Schreibart auch 
gegen die Ueberlieferung mit der sprachgeschichtlichen Erkennt- 
niss in Einklang zu setzen. Nun ich würde es auch hier vor- 
ziehen der handschriftlichen Autorität sich unterzuordnen. Die 
Gemination der Consonanten, eine entsdiiodene Verbesserung der 
Orthographie, ist auch im Plautus eingeführt, und selbst R. wagt 
nicht dieselbe zu beseitigen, obwohl er bemerkt, dass Plautus 
höchstens in seinen letzten Lebengjahren dieselbe habe adoptiren 



1) Es ist dies natürlich auch anderwärts geschehen, namentlich 
bei den ältesten Denkmälern der römischen Sprache, die noch Über die 
Anfönge der eigentlichen Litteratur hinaufreiclMB. Sehr veri^ndig 
biemerkt hierüber der sog. Mar. Victor. 1 , 4 , 22 : „ut apparet ex libris 
amJtiqms foeäerum et ex legum , qui etsi frequenti transBcriptione aUqtM 
mutarwnty tarnen retinent antiquitatemJ^ 



V:^^ 



— 128 — 

können. In einzelnen Fällen hat sich ttbrigens doch die alte 
Schreibweise erhalten,^ namentlich wo sie durch das Metrum 
geschützt ist, und hier muss sie unter ähnlichen Verhältnissen 
selbst gegen die Hdschr. wieder eingeführt werden. Aber im 
Allgemeinen wird man gewiss nicht den Fortschritt verkennen, 
der durch die Verdoppelung der Consonanten in der Schrift her- 
beigeführt worden ist. Ebenso behält R. die Aspiration bei , die 
doch, wie er erinnert, dem Plautus und seiner Zeit absolut 
fremd war; hier ist R. sogar so conseryativ ,• dass er die Hand- 
schriften ganz ausser Acht lässt, wenn sie die Aspiration ver- 
nachlässigen, oder dies für mittelalterliche Incorrecl^eit erklärt; 
dies scheint mir aber sehr zweifelhaft. Jedenfalls ist es ziem- 
lich inconsequent, wenn man z. B. in TVanio den Handschriften 
folgt, und denselben in Stratapanes und vielen anderen Fällea 
untren wird. 

Allein wenn schon gleichsam von selbst ganz allmählich die 
alterthümliche Gestalt der Plautinischen Lustspiele modemisirt 
wurde, so ist es doch eben so sicher, dass der Text auch in 
sehr bewusster Absicht zum Bedarf wiederholter Autführungen 
oft in sehr freier Weise abgeändert, dann aber auch von Gram- 
matikern durchcorrigirt worden ist. Nirgends kann man so deut- 
lich diese Thätigkeit der Biaskeuasten und Kritiker erkennen als 
im Truculentus. Nun bin ich zwar weit entfernt zu behaupten, 
dass der Text dieser Komödie , wie ihn die Pfizer Handschriften 
repräsentiren, unmittelbar auf den Originaltext des Dichters selbst 
zurückzuführen sei: wenn aber die jüngere Recension, welche 
uns im Ambrosianus erhalten ist, aller Wahrscheinlichkeit nach 
auf eine Umarbeitung zurückzufahren ist, die älter sein muss- als 
die Anfänge der römi3chen Philologie (650), und daneben sich 



1) Auch hier ist Vorsicht zu empfehlen. Merc. 501 schreibt C 
oculos corumpis talis , wodurch wir einen reinen lambns gewinnen; 
und so schreibt noch Lucilius im Ausgange eines Hexameters ore 
eorupto (Gonsentius de barb. p. 30) , allein in solchen Dingen hat die Les- 
art einer einzigen Hdschr. zu wenig Gewähr, findet sich dodi andeiumts 
dieselbe Schreibwei|^ coru(ptu8 u. s. w. auch in geringen Hdsdir. wie 
E, sowie in der ed. princeps. Lachmann zum Lucrez S. 416 urtfaeüt 
nicht richtig darüber , indem er meint , Lncilius habe nur irridendi 
causa sich diese Freiheit gestattet. 



— 129 — 

fortwährend jene ältere Ausgabe des Stückes erhielt, so ist denke 
ich damit auch der Beweis geliefert, dass es Handschriften des 
Dichters gab, die über das 7. Jahrb. hinausreichten, oder doch 
der Grenzscheide des 6. und 7. Jahrhunderts angehörten. Natür- 
lich muss man sich hüten, nun gleich eine allgemeingültige 
Norm für sämmtliche Dramen aufzustellen; jedes Stück hat seine 
besonderen Schicksale gehabt , hat gewissermassen eine eigene 
Geschichte ; es kann recht gut ein Stück sich nur in einer jüngeren 
Bearbeitung, ein anderes in mehr ursprünglicher Gestalt erhalten 
haben, und in diesem Falle wird auch die Differenz der beiden 
Bßcensionen, welche die Palatini einerseits, andererseits der 
Mailänder Palimpsest darstellen, geringer sein. 

Der Truculentus ist schwerlich so, wie er aus der Hand 
des Dichters hervorging, uns erhalten-, wir besitzen ihn offenbar 
in einer abgekürzten Gestalt, wie • auch andere Stücke des 
Plautus, und daraus erklären sich wenigstens zum Theil die 
auj^allenden Mängel dieses Lustspieles. Indem man eine ganze 
Anzahl Scenen ausschied, wird man auch sonst Aenderungen, 
theils nothwendige, theils beliebige vorgenommen haben; hierher 
gehört , dass der Sclavenname Cyamm mit Geta vertauscht wurde, 
wie A. Spengel sehr glücklich erkannt hat; aber nur an einer 
Stelle ward er in den Text eingeführt, H, 7, 23, wo wohl 
ursprünglich no«ter Ctummst stand, was nun in noster (est) Geta 
verwandelt wurde; an anderen Stellen liess man ruhig den 
früheren Namen Cyamm stehen: so flüchtig verfuhr dieser Dia- 
skeuast ; wir können daher annehmen , dass er auch im Uebrigen 
nicht sehr viel an dem Texte, wie er ihm vorlag, geändert 
haben wird. Der Name Geta aber, der diesem Diaskeuasten 
verdankt wird, scheint mir anzudeuten, dass diese Umarbeitung 
in das lezte Decennium des sechsten oder den Anfang des siebenten 
Jahrhunderts fäUt, wo gerade dieser Name durch Terenz und 
die getreuen Bearbeitungen des Menander besonders populär 
wurde. ^ Durch diese abgekürzte Bearbeitung des Truculentus 



1) Die Zeit, welcher diese abgekürzte Bearbeitung angehört, 
Hesse sich genauer ermitteln, wenn es möglich wäre in den Znsätzen 
des Bearbeiters bestimmte Beziehungen auf Zeitverhältnisse nachzu- 
weisen. Dem Bearbeiter gehört unzweifelhaft der überaus nüchterne 
Prolog, allein dieser gewährt keinen Aufschluss. Der Bearbeiter hat 

nergH, Beiträge. I. 9 



^- 



— 130 — 

gerieth der echte vollständige Text des Lustspiels offenbar ganz 
in Vergessenheit; und eben jene Recension, die sich auf der 
Bühne behauptete, ward später durch eine neue Bearbeitung 
ersetzt, die in sehr durchgreifender Weise Sprache und Vers 
dem spätem Geschmacke gemäss umgestaltet. 

Mit dem Tode des Plautus 570 scheinen seine Stücke von 
der Bühne fast ganz verschwunden zu sein ; an neuen Lustspielen 
war kein Mangel , auch mochte dem mehr geläuterten Greschmacke 
des Publikums der derbe Humor der plautinischen Komödien 
minder zusagen; als aber mit dem Tode des Terenz 595 die 
römische Bühne eine Zeit lang verwaist war, holte man die 
plautinischen Stücke wieder aus ihrer Vergessenheit hervor, wie 
dies am besten der Prolog der Gasina beweist, der vor der Zer- 
störung Garthagos (608) gedichtet sein muss;^ den Bejahrteren 



wohl auch den frostigen Witz I, 1, 49. 50 binzugefQgt, der in unge- 
ziemender Weise den Zusammenhang zerstört und jedenfalls nicht von 
Plautus- herrührt: 

Ea nimiast ratio, quippe gut certo scio 
Foto plus scortorum esse iam quam ponderum ; 
hier liegt unzweifelhaft eine Anspielung auf römische Zustande vor; 
man denkt zunächst an die lex Silia, welche Maass und Gewicht 
regelte, aber die Zeit dieses Gesetzes lässt sich nicht genauer 
bestimmen. 

1). Die abweichende Deutung von Mommsen Rh. Mus. X, 123 
ist unzulässig, denn der Verfasser des Prologs sucht ja den Dichte 
nicht vor einem gelehrten Areopag, sondern vor dem röndschen Publi- 
kum zu vertheidigen : er hat also nothwendig die unmittelbare Gegen- 
wart im Auge. Was Mommsen hier (vergl. auch röm. Münzw. 388) 
über die nummi novi bemerkt, ist zwar richtig, aber nichts berechtigt 
den Prolog in die Zeit zwischen 660 — 670 herabzudrficken. Rom befand 
sich offenbar zur Zeit des Prologs in einer finanzieUen und geschäft- 
lichen Erisis, wie sie periodisch einzutreten pflegt, und da hat die 
Klage über schlechtes Geld nichts anstossiges. Will man eine Ver- 
muthung wagen, so liegt nichts näher, als den Prolog der Oasina in 
den Anfang des dritten punischen Krieges zu versetzen; der Ausbruch 
dieses Krieges musste fast mit Nothwendigkeit eine Geldkrisis in der 
römischen Geschäftswelt hervorrufen, und wenn auch der römische 
Staatsschatz reich versehen sein mochte (wenigstens im J. 595 fanden 
sich, wie wir aus Pliniüs ersehen, daselbst ansehnliidie Summen), 
so musste doch der Aufwand für den Krieg sehr bedeutend sein, und 
man mochte auch jetzt, wie schon früher im feiten punisohen Kriege, 



•^- 



— 131 — 

unter den Zuschauern ist das Stück noch aus der Erinnerung 
ihrer Jugendzeit bekannt, sie haben das Lustspiel, welches zu 
den letzten Arbeiten des Plautus gehört, mit Beifall aufgenommen; 
dem jüngeren Geschlecht ist es unbekannt: nam iuniorum gut 
sunt, non norunt, scio. Eben in diese Zeit, wo die Plautinischen 
Lustspiele sich wieder besonderer Gunst erfreuten (Casina prol. 11: 
nam poHquam popult rumore intelleximus Studiose expetere vos 
Plftutinas fabtäas) , fällt auch die erste Umarbeitung des Trucu- 
lentus. 

Gerade diese Zeit aber ward verhängnissvoll für die Plau- 
tinischen Comödien, indem man dieselben mit grösster Willkür 
abkürzte und umarbeitete; der Schaden aber war unersetzlich, 
indem die älteren Abschriften, welche den echten Text der 
Comödien enthielten, bei der Sorglosigkeit jener Zeit spurlos 
untergingen, wälirend die neuen Bearbeitungen sich auf der 
Bühne behaupteten; daher denn auch die Kritiker, welche später 
ihre Thätigkeit dem Plautus zuwandten, sich damit begnügen 
mussten; diese Arbeiten der Diaskeuasten aus dem Ende des 6. 
und Anfange des 7. Jahrhunderts bilden die Grundlage des Textes. 

Schwieriger ist es die Zeit zu bestimmen, in welcher später 
die Plautinischen Lustspiele nochmals überarbeitet wurden; diese 
Revision beschränkt sich, wie am deutlichsten der Truculentus 
im A zeigt, mehr auf das Formelle; die Oekonomie des Stückes 
blieb unangetastet, so wie man sie vorfand, dagegen ward 
Sprache und Vers mehr oder minder modemisirt. Ich denke 
dieser Willkür, die nicht minder verderblich war als das Ver- 
fahren der älteren Diaskeuasten , machten Aelius Stilo und seine 
Sdiüler. ein Ende; denn hier beginnt die wissenschaftliche Be- 
schäftigung mit den Denkmälern der römischen Litteratur, die 
namentlich auch dem Plautus zu Gute kam. Wir können also 
wohl auch diese Textesrevisionen, die für die Bühne gemacht 
wurden, über 650 hinaufrücken. Allerdings sehen wir, wie man 
noch in der Zeit des Horaz in sehr freier Weise und ohne 
Respect vor der üeberlieferung die Werke der alten Dichter 



plattirte Münzen ausgeben; ja es bt sehr wahrscheinlich, dass jene 
GescbäftskriBis und der herrschende Mangel an baarem Gelde haupt- 
sächlich eine derartige Maassregel veranlasste. 

9* 



— 132 — 

corrigirte, allein durch solche verhältnissmässig junge Arbeiten 
hätten sich die späteren Kritiker nicht täuschen lassen; da sie 
aber , wie wir sehen , jenen jüngeren Revisionen so bedeutenden 
Einfluss auf die Constituining des Textes gestatten, so spricht 
eben dies für das höhere Alter derselben. 

Noch jetzt erkennt man deutlich an vielen Stellen des Tru- 
culentus, wie in bewusster Absicht die Sprache des Dichters 
modemisirt ist, nicht etwa von Grammatikern oder unwissenden 
Abschreibern, sondern von den Schauspieldirectoren , die zum 
Behuf einer neuen Aufführung das Stück eigenhän^g revidirten 
oder auch einen Andern mit diesem Geschäfte beauftragten. Hier 
bewährt sich nun die Recension der Pfälzer Hdschr. im Allge- 
meinen sehr vortheilhaft , indem sie die alterthümliche Form mit 
weit grösserer Treue wahrt, während die Recension des Ambro- 
sianus sich zwar durch eine gewisse Glätte empfiehlt, aber auch 
den ehrwürdigen Rost des Alterthums mehr oder minder ein- 
gebüsst hat. 

Im Truculentus 11, 1, 33 lesen B C D: • 

Semper amatores novos oportet gtuierere, 
Qui de thensaurü integrü demus danunt. 
während A statt der beiden letzten Worte demum oggerufd bie- 
tet, was Spengel aufgenommen hat. Man ^ sieht wie nicht 
bloss die Form denms, welche Festus aus Livius Andronicus an- 
führt,^ Anstoss erregte, sondern auch das dem Plautns ganz ge- 
läufige e^nt^^^. Wir aber werden unbedenklich demua danunt, 
was auch durch die Alliteration sich empfiehlt, als echt Plauti- 
nisch wieder herstellen.* Ganz das gleiche Verfahren kehrt in 
einer anderen Stelle wieder I, 2, 79 , wo B C D lesen : • 

Amantis si quid non danunt non didict fahulare. 
dagegen A: 

Amanti muinquod dabo non est non dtdid fahtdari. 



1) So könnte man auch Trinmn. 781: 

Tum tu igittir deimm aduUscenti awrum dabis, 
wenn es nöthig wäre den Hiatus zu beseitigen, demus schreiben. 

N 2) Die früheren Herausgeber, welche eben nur diese Lesart kann- 
ten , haben aus Missverständniss dieselbe in denrnnt danunt abgeändert. 
Demus ist hier so viel als etiamf noch, bisher unberührt. 



— 133 — 

Die Heilung dieser Stelle ist problematisch , ^ aber man sieht, 
wie auch hier im A das archaische danunt durch eine andere 
Fassung der Rede verdrängt ist, 

n, 1, 35 bieten B C D einen Senar: 

Veltct hie agrestü est ad/ulescens gut hie habet, 
denn habet liegt offenbar in der Lesart des B habit, C D abit. 
Daraus ist nicht eben geschickt im A ein trochäischer Septenar 
gemacht: 

Veiut hie est aduleseens qui habitat hie agrestis rtistietts, 
offenbar um habet, obgleich es auch in diesem Sttlcke sich in 
der gleichen Bedeutung findet und selbst noch bei Livius so 
gebraucht wird, zu entfernen. Auch im Folgenden sind ähnliche 
Aenderungen im A vorgenommen, so 37: 

Etiam hoc noete illae per hortum transiluit (B C D transilivit) 

ad nos: eum voh, 
ist im A transit geändert, um die zwar nicht ungebräuchliche, 
aber hier harte Aussprache p'r hortum zu vermeiden. Gleich 
darauf schreibt A : 

Qui tibi qumnque nostra/rum videt prope aedis adgreddri, 
während B C D aedis hac si adgreddas oder agredias haben , worin 
wohl nichts anderes liegt, als aedis hasee adgredier,^ aber 
eben diese archaische Form ist im A beseitigt. 



1) Wahrscheinlich ist ein Vers hier ausgefallen, d. b. v. 79 ist 
ans 2 Versen verschmolzen, indem der Abschreiber in dy Mitte des 
Verses in den folgenden gerieth, so dass die zweite Hälfte des ersten 
und die erste Hälfte des zweiten Verses ausfielen: Anlass gab dazu 
wie gewöhnlich ein gleichmässig wiederkehrendes Wort, hier offenbar 
non. Im A hat sich übrigens noch der Anfang der zweiten Hälfte des 
ersten Verses erhalten. Auch anderwärts haben beide Recensionen 
gleichmässig durch Nachlässigkeit der Abschreiber Einbusse erlitten, 
wie im Miles 727; da aber dort beide Recensionen übereinstimmen, 
und die Abschreiber beider verschiedenes überspringen, hat Spengel 
die Verwirrung des Textes auf das glücklichste beseitigt. 

2) Äggredias ist, wie ich ein andermal erweisen werde, die ur- 
sprüngliche Form des Infinitivs, aus der dann — ier wurde ; jedoch einen 
solchen Archaismus darf man dem Plautus schwerlich zutrauen; aber 
merkwürdig ist , dass nicht nur IV, 2, 53 statt mtromüHer im B D 
MrwMitiar (C intromittar) sich findet, sondern auch n, 5, 7 in einer 
sehr verderbten Stelle B C D wiederum adgrediar darbieten , woraus 
erst Camerarius adgredier gemacht hat. 



- 134 — 

Wenn n, 4, 23 A liest; 

Plus poUicere qttam als te posco aut posttdo, 
so scheint diese Lesart allerdings den Vorzug vor der metrisch 
fehlerhaften Ueberliefei-ung der Pfälzer Hdschr. zu verdienen: 

Plm poUicere, qtjuxm ego a te postuh; 
gleichwohl wird auch hier die ursprüngliche Fassung sich erhal- 
ten haben, die sich leicht wiederherstellen lässt, sobald man 
quam de ego a te postulo schreibt, und eben das archaische 
quamde war der Grund den überlieferten Text zu ändern. ^ 

Manchmal stimmen beide Recensionen in der Verdunkelung 
des echten überein, so I, 2, 21, wo zu schreiben ist: 

Vohü qui multa duona esse voU. Dcuto 

St esse vis. Faxo erunt. 
st. des handsch. bona, was Spengel und Studemund in dma 
verändern. 

Andere Abweichungen betreffen mehr die Sache als die 
Form, z. B. II, 4, 30 giebt die Recension der Palatini,^ die sich 
mit geringen Aenderungen herstellen lässt, einen passenden Sinn: 

Verum tempestas, meministin, quondam fuit, 
Quom iwter nos sorderemus (alter) alteri. 

Dagegen in der Fassung des cod. A: 

Verum tempestas quondamy dmn vimxi, fuity 
Quom inter nos sordehamus alter de altero, 

wird offenlgir der Moment, der dort nur unbestimmt angedeutet 
war, näher bestimmt: aber die Worte sind durchaus unverständ- 
lich: dum vixi darf man nicht schreiben, dies würde ja heissen, 
während meines ganzen bisherigen Lebens: eher könnte 
man an dum luxi denken, doch befriedigt auch dies nicht. De 
scheint hier so zu erklären, wie Epid. III, 4, 10: nam, strenmari 
deterior si praedicat Suas pugnas, de illius ore fiunt sordtdae. 



1) Auch im Psendolus v. 140 war wohl die ursprüngliche Lesart 
quamde hos domi custodes , wo im A durch veränderte Wortstellung 
geholfen wird. Auch im Truc. n, 7, 66 ist vennuthlich zu schreiben: 
oa^iostf istanc machaeram hngiorem häbes, quamde hasc est. 
Dagegen im Miles 1251) darf quamde nicht eingeführt werden, sohon 
die früheren Kritiker haben dort mit Recht durch Umstellung von plus 
Abhülfe gebracht. 



— ia5 — 

Wenn I, 2, 28 A statt der Worte Archinam obstetrieem viel- 
mehr Jrehiline meretricem giebt, so halte ich dies für Cönjectur 
eines Kritikers, d«r an der Bezeichnung obstetrix mit Recht Anstoss 
nahm ; aber diese Cönjectur trifit wohl nicht das Rechte , ich lese 
Arch.ilinam tonstricemy es ist dieselbe Dienerin, die 11, 7,26 
ArchUü heisst, es ist die tomtrixy welche Callicles verhört, 
IV, 2, 59 IV, 4, 3, die IV, 3 auftritt, wo die Stelle v. 22 ff. von 
Spengel nicht richtig aufgefasst ist. Diese tmstrix wohnt 
offenbar nicht im Hause der Buhlerin, sondern treibt das Ge- 
werbe auf eigene Hand, daher II, 4, 51 tomtrkem Syram N(wp- 
din nostram? D. Quaen erga aedem f sese habet? noei. PH Hiiieo 
vtvopera circiut per famtltas n, h. yf. Gemeint ist wohl eine 
Oertlichkeit in Rom , beispielsweise könnte man erga aedem Spe^ 
(d. i. %m) vermuthen: vwopera, die alte Form für vipera, liegt 
ganz deutlich in den sinnlosen Worten ui opera; vipera als 
Schimpfwort findet sich auch bei Afranius. 

Dabei ist sehr bezeichnend, dass gerade die Recension der 
Palatini , welche die archaische Färbung der Rede mit grösserer 
Treue conservirt hat, den Hiatus durchaus nicht ängstlich mei- 
det , während derselbe im Abrosianus an vielen Stellen und zwar 
Zürn Theil durch ziemlich freie Aenderungen beseitigt wird. So 
im Trucul. I, 2, 16i 

PAL. Nam tpst viderd cÜm eorum dggertmus. 
AM. Nam ipsi vtdent eorum cum dggerimMs. 
U, 1, 17: 

PAL. Quemque hominem attigerit, profectö aut m^hhim aut dam- 

num dari. 
AM. Quemque horMnem attigerit, profectö ei aut mahim oAnJb 

damnum dari, 
hier kann freilich ei in den Pal. nur ausgefallen sein, jedenfalls 
ist die Verbesserung im A. nothwendig. ^ 
n, 2, 15: 

PAL. Advenisti aistentatUm exomatis ossibtcs. 
AM. Advenisti huc te oatentatum cum exornatis ossibus. 



1) Wenn es eben daselbst in beiden Recensionen heisst: 
8t eget, necessest nos pati: amavit, aequom ei faetumst, 

so halte ich nos für eine ungeschickte Correctnr, um den Hiatus zu 

entfemen, es ist ne<?e8BU8 est pati za verbessern. 



— 136 — 

n, 2, 17: 

PAL. An eo hello' s^ quia accepisU drm(tllas), 
AM. An eo helldB, quia e? epts tibi drmllBs. 
n, 2, 32 : 

PAL. Jäm ego iatosßetos campoHtos. 
A M. Jam hercle ego istos ßctos compositos, 
n, 4, 6: 

PAL. Vah vapulo herein ego nunc atque adeo male. 
AM. Vah vaptdo hercule ego nunc atque adeo male. 
Auch 11, 4, 24 gehört wohl hierher: 

PAL. UUnam a prindpio rei item parsisses meae, 
AM. Utinam item a principio rei pepercieses meae. 
Dagegen I, 2, 34: 

PAL. Nimis otiosUm arhitror hominem esse. Quin am arbiträre. 
AM. Nimis otiosum te arbitror hominem esse. Qui arbiträre. 
ist der Hiatus in Pal. nur durch die Abschreiber verschuldet, 
welche das für den Gedanken unentbehrliche te ausliessen; aber 
auch hier wie überall im A zeigt sich das Streben, die Verse 
glatter und fliessender zu machen. 

Ich füge noch eine Stelle hinzu, die mir besonders das 
Verfahren der Diaskeuasten zu characterisiren scheint. Die 
l. Scene des II. Actes wird mit 13 iamb. Be^xtenaren eröflfoet, 
dann folgt sowohl im A als im B ein Senar (y. 14), daran 
schliesst sich im A: 

Adridere ui quisque veniat blandeque adloqui: male corde eansultare, 
Bene lingua loqui: meretrieem sentis similem esse addecet, 
d. h. eine trochäische Periode, bestehend aus 4 Dimetem, die 
einen Monometor einschliesson ; darauf folgen trochäische Septe- 
nare. Im B ist geschrieben: 

Adridere quisquis veniat blande quo alloqui Male corde 

consultari bene loqui Mngua. 
Meretrieem esse similem sentis condecet. 
In dieser Recension waren also ganz deutlich, wie der grosse 
Anfangsbuchstabe von Male beweist diese Worte in 3 Sonare 
abgetheilt, und diese Anordnung wird durch die natürliche Glie- 
derung der Sätze vollkommen bestätigt, während, wenn man die 
Worte trochäisch misst wie im A, das zusammengehörige wider- 
natürlich getrennt wird. Wir erhalten also jetzt 4 Senare, 



— 137 — 

welche zwischen den iambischen und trochäischen Septenaren 

eingefügt sind: 

Bonü esse oportet denttbus lenam proham: 
AdndSre quisquis veniat hlandeque adloqui: 
Male corde eonsultare, hene Ungua loqui, 
Meretricem esse similem sentis condecet. 

AdndSre yrird durch Diomedes p. 383 gesichert, der aus. Brutus 
de pattentia die Worte tnrtdunt horum lacrimas anführt 5 in dem 
Verse des Caecilius beiFestus 229: prodigere est , cum ml haheas, 
te tnndier, ist es ungewiss ob man mnderter oder mit Neue ted 
schreiben solL So nahe es liegt, hier rtdere zu schreiben, so 
muss man doch diesa Aenderung entschieden abweisen. Eben 
weil der Bearbeiter die richtige Messung verkannte, constituirt 
er die ganze Stelle als trochäische Verse, und beseitigt dabei 
zugleich den Hiatus im letzten Verse. Dieser Hiatus bei aus- 
lautendem. M ist vollkommen gerechtfertigt, doch würde sich im 
übrigen die Wortfolge des A empfehlen: 

Meretricem sentis simiKm esse condecet, 

da die erste Arsi& nach der Cäsur gern aufgelöst wird, und die 
Wortfolge auch gleich vorher im B gestört erscheint. Ich lasse 
es übrigens unentschieden, ob diese Anordnung der Verse wirk- 
lich von jenem Diäskeuasten herrührt, der den Truculentus fdr 
eine neue Aufführung bearbeitete , oder vielmehr von dem Gram- 
matiker, der den Text der Ambrosianischen Recension revidirte.^ 

Damit man aber nicht glaube, es wären dies nur einzelne 
beliebig herausgehobene Beispiele , setze ich noch in möglichster 
Kürze die Abweichungen beider Recensionen in einer längeren 
Stelle, aus dem Anfange der 4. Scene des H. Actes des Trucu- 
lentus (bis V. 36, denn nur so weit ist der A erhalten) her, 
indem ich jedoch offenbare Schreibfehler der Palatini , wie vohtnr 
tos st voktptas u. dergl. übergehe. 



1) Die Anordnung der Oantica im A genau kennen zu lernen, ist 
sehr wünschenswerth, aber man darf sich nicht der Hoffnung hingeben, 
dass damit die Sache abgethan sei. Denn wenn auch der Abtheilung 
der Verse eine alte üeberlieferung zu Grunde liegt, so hat der Gram- 
matiker dieselbe nicht selten eigenmächtig geändert: so z. B. im 
Pseudolus 138 ff. 



— 138 — 

II, 4, 4 P qui tarn inßeetus, A qu$d tarn faeeku (also wobl 

infacetus). — ^Vherchj Ahermle. — 7 ist die Differenz nurschein- 

s 
bar, im Archetypon der P war SIM geschrieben und diese Cor- 

rectur dann falsch benutzt. — 8 P kicne (wohl nur für ?i£cine 

verschrieben) hodte cenas, A htctne cenas hodde, — v. 9 ist eenas 

im A st. cenabis offenbar nur Schreibfehler, aber merkwürdig ist, 

dass k promisitj P cenahüt hat; dies deutet auf eine Correctur 

T 

hin, die beiden gemeinsam war, nämlich VBICENABIS, indem 
ein Grammatiker, um den Hiatus zu entfernen, tu einfügte, also 
wohl übt tu cenahü. — v. 12 P veltm si fieri possü, A velleni si 
fieri posset, dann P credo (d. i. cedo) soleas mihi, A eedo soieas 
puer (was besser ist). — v. 17 P ecastor (vielleicht nur Schreib- 
fehler) , A mecastor, P aed dieat, A sed die. Hier ist aber sed 
dicat wohl nur irrthtimlich aus einer Variante zu den vorher- 

AT 

gehenden Worten QVISOLES entstanden, oder auch aus dem 
folgenden Verse at te bene irrthtimlich wiederholt — v. 18 P 
bemne ambulasti , A benene ambulatumat. — v. 19 P quia tui vi- 
dendist copia (wohl nur Irrthum) , A quia tui videndi copiast. — 
V. 20 P ad hoc est wahrscheinlich aus ut hoc est verdorben, so 
dass libens wie libes oder libs auszusprechen war : im Archetypon 
des A war VT wie es scheint getilgt, daher der leere Raum. — 
dann P melli, A melk. — v. 21 P dant d. i. dan\ A da. Mit 
ut vor em istoc im P weiss ich nichts anzufangen. — v. 23 und 
24 sind bereits oben besprochen. — v. 25 P repa/rdsy A reper- 
eis, — V. 27 P jam pol mihi quidem, A lauta mihi quidem. — 
v. 29. 30 habe ich schon früher besprochen. — v. 31 P sed qmd, 
A sed quod, — v. 32* P tu hie absente me, A tu me hie ahsente, 
beide Lesarten zerstören den Vers, sind also wohl nur als zu- 
fällige Irrthtlmer der Abschreiber zu betrachten. — v. 33 P 
gaudeo, A graimlor, — v. 34 P su^mals] semper, A semper summa. 
— V. 36 P verum adsimulavi me esse praegnantem : haud (n)ego, 
A verum adsimulasse ms esse praegnantem haud nego. 

Mir ist weder in der griechischen noch in der lateinischen 
Litteratur eine ähnliche Discrepanz der handschriftlichen Ueber- 
lieferung bekannt, wie sie hier vorliegt; allerdings tritt auch 
nur im Truculentus (soweit ein Urtheil möglich ist, da A noch 



— 139 — 

nicht vollständig bekannt ist) der Gegensatz beider Recensionen 
so offen und unzweideutig zu Tage, indess bieten doch auch die 
anderen Stücke mehr oder minder Belege dar. So lehrreich es 
einerseits ist, diese Verschiedenheiten zu vergleichen, so ist 
es doch für den Kritiker, der darauf ausgeht so viel als mög- 
lich die ursprtlngliche Gestalt eines Werkes herzustellen, nicht 
gerade tröstlich, wenn er sieht, welche Schicksale der Text des 
Plautus bereits im Alterthume erfahren hat. 

Der Xruculentus gehört aber nicht etwa zu den älteren 
Arbeiten des Plautus, wo man eben deshalb eine mehr alter- 
thttmliche Färbung der Rede am ersten voraussetzen kann, son- 
dern fällt in die letzten Lebensjahre des Dichters 560 — 570. 
Ich glaube sogar, die Zeit der Aufföhrung dieses Dramas 
lässt sich noch bestimmter ermitteln; es kann nicht vor 564 
geschrieben sein, wie ich aus II, 6, 3 schliesse: 

Seio ego multos memoravüse müites mendacmm, 
Ait JEhmerida, et post illa mille memora/ri potü,^ 
Qui et convtctt et condemnati falsü de pugnis 'sunt. 
Es ist hier nicht bloss von der Prahlerei der Soldaten die Rede, 
sondern speciell von dem . strafbaren Vergehen , dass ein An- 
führer tlber seine Kriegsthaten falschen Bericht erstattet, worauf 
sich Fronte bezieht p. 84: faha{8) pugna{B) deferre militare 
flagitium. Der jüngere Cato bea^ntragte ein Gesetz j welches sol- 



- 1) Ait Homerida habe ich geschrieben st. et homeronidä der 
Hdschr. Plautus citirt den Vers eines Kyklikers, der wahrscheinlich mit 
Bezug auf den Waffenstreit sich in diesem Sinne ausgesprochen hatte: 
gerade so wird im Curculio ein alter Tragiker, also doch wohl ein grie- 
chischer, citirt V, 1, 1: Äntiquom audivipoetam scripsisse in tragoedia, 
MuHeres duas peiores esse, quam unam. Bes Hast. Aehnlich Afranius 
bei Nonius 111: Haut facul, ut ait Pacuvius, femina tma invenietu/r 
bona. Femer im Trucul. V, 39: 

Venitne in mentem tibi, quod verbum in cavea diocit histrio: 
Omnes homines ad suum qmestum callent nee fastidiuwt, 
wahrscheinlich aus einer römischen Tragödie entlehnt, wenn auch 
vielleicht nur dem Sinne nach, nicht wörtlich citirt; der Vers muss 
übrigens besonders populär gewesen sein, da Plautus auch in der 
Asinar. I, 3, 34 darauf anspielt: 

Vera dico: ad suum quemque hominem quaestum esse aequumst 

callidum ; 
darauä ist Trucul. II, 4, 62 interpolirt, wieSpengel richtig erkannt hat. 



— 140 — 

chen Missbränchen steuern sollte (Yal. Max. n, 8. 1.) , wahrschein- 
lich nur Wiederholung einer älteren lexr Allzuoft mag der Fall 
nicht vorgekommen sein, wie es nach der übertriebenen Aus- 
sage des Komikers scheinen könnte: jedenfalls aber bezieht 
sich Plautus, wie die folgenden Verse deutlich beweisen, auf 
einen gleichzeitigen Vorfall, der allgemeines Aufsehen erregte, 
und daher dem Dichter zu dieser Parekbase Anlass gab. Als 
Q. Minucius Thermus von seinem Feldzuge in Ldgurien heim- 
kehrte , machte er auf die Ehre des Triumphes Anspruch , diese 
Auszeichnung .wurde ihm aber, da Cato widersprach und die 
Rede de fahts pugnis hielt, von der noch jetzt ein erhebliches 
Bruchstück erhalten ist, verweigert im J. 564, wie livius 37, 46 
bezeugt, bald nachher im J. 566 fiel er in einem Kampfe in 
Thracien: seinen Tod stellen die Münzen der Familie dar 
(Mommsen röm. Münzwesen 568, wo unrichtig 565 als Todes- 
jahr bezeichnet wird). Uebrigons sieht es fast so aus , als wenn 
Plautus für den Thermus gegen Cato Partei ergreife; namentlich 
Vers 12: 

Strewui nimto pltcs prosunt popttlo quam arguti et catü 
zielt so deutlich als nur möglich auf Catos rednerische Thäüg- 
keit; und wenn Livius 38, 41 u. 49 den Minucius als vir fortu 
ac strenuns bezeichnet, so stimmt dies ganz mit dem Urtheile 
des Plautus übefein. 

Da nun der Truculentus, wie es I, 1, 56 heisst: re plactda 
atque otiosa victü hosttbus, zur Aufführung kam, kann dieselbe 
erst nach der Besiegung des Autiochus und Beendigung des 
Aetolischen Krieges stattgefunden haben, also im J. 566, wel- 
ches der Dichter wohl als ein friedliches bezeichnen konnte, und 
zwar könnte man vermuthen, dass das Stück im Frülgahr an 
den Megalesien zur Aufführung gekommen sei , wenn meine Con- 
jectur IV, 2, 48: 

Jam herele apud novos magütrattM faxo erit nomen tuum, ^ 
das Rechte trifft. 



1) Der folgende Vers: Post id ego te manum initiam quadrupus 
(quaä/rvi/piis) beneficia ist wohl so zu schreiben : 

Post indu ego tnanum iaciam, si calveris, venefica, 
mit genauem Anschluss an die Bestimmung der XII Tafeln: Si ccUvt- 
tur pedemve 8trt*it, tnawum endo jacito. Vielleicht war qwüveris 



w<_ 141, _ 

Wenn, wie Cicero berichtet, Plautus gerade am Truculen- 
tus besonderes Wohlgefallen fand, so erklärt sich dies wohl 

m 

hauptsächlich daraus, dass das Stück eine fast ganz selbststän- 
dige Arbeit des Dichters sein wird, offenbar noch in höherem 
Grade als der Pseudolus. Benutzt ist natürlich auch hier ein 
griechisches Lustspiel, und zwar wohl geradeso wie im Pseudo- 
f' las ein Drama der mittleren Komödie, was schon eben deshalb 
nur eine sehr freie Bearbeitung gestattete. Diesem griechischen 
Stücke wird Plautus insbesondere die Namen der Personen ver- 
danken. Wenn Diniarchus (im griechischen Original wohl 
^eivaQXOS genannt) im öffentlichen Auftrage in Lemnos sich 
aufgehalten hatte , so war er wohl als %7i7€(XQ%oq dorthin gesandt, 
vergl. Demosth. Phil. I, 27. Hyperid. pro Lycophr. 14, und wenn sein 
Diener Kvaftog heisst, so ist dies sicher Erfindung des griechi- 
schen Dichters, wozu ihm die Erinnerung an Lemnos den An- 
lass geben mochte, da die Bohnen dieser Insel wegen ihrer 
besonderen Güte berühmt waren, s. Arist. bei Athen. Vin , 366 f. 
Der Soldat heisst passend ^TQaTocpavrjg , denselben Namen führt 
eia Soldat im 2ix.v(6viog des Menander frag. 2. Eigenthüm- 
]im ist, dass der Sclave des dritten Liebhabers ^rqdßa^ den 
Namen 2Tq(xi;vkhx^ führt: es erinnert dies an den Söldner- 
hauptmann Strabax, der auf Empfehlung des Iphicrates das 
Bürgerrecht erhielt, Arist. Rhet. II, 23. Demost. Leptin. 84. 
Sollte der griechische Dichter vielleicht einen gleichnamigen Sohn 
jenes Söldnerhauptmanns im Sinne gehabt haben? jedenfalls 
würde der Sclavenname ^TQarvlla^ für eine solche Familie 
nicht unpassend sein. 

Der Truculentus liegt uns in einer sehr alten Ueberliefe- 
mng vor, die sicherlich noch in das 6. Jahrhundert hinaufreicht .* 
aber in dem ganzen Stück findet sich weder med, noch ted, 
noch viel weniger sed, und R. gesteht, dass der Truculentus zu 
den Stücken gehöre, wo er am seltensten Gelegenheit gehabt, 
sein Universalmittel anzuwenden: d. h. der Hiatus findet sich 



geachrieben, wie ja die alte Orthographie in diesem Falle beständig 
schwankt. Dann kann auch die Glosse in dem Glossar bei Mai Auct. 
Class. VI, 513 calveriSf frustratus fueris auf eben diesen Plautinischen 
Vers sich beziehen. 



— 142 — 

hier seltener als anderwärts; theils ist derselbe entschuldigt, 
theils muss er durch Conjectur beseitigt werden , wie ich es vor- 
her an mehreren Stellen versucht habe; denn R. ist hier beson- 
ders nnglflcklich, so wenn er V. 71 certed schreibt, statt Geppert 
zu folgen: 

Meum quidem te lectum certo ego occttpare nan nnam (nnem). 
So gewährt also auch dieses Stück der Hypothese Ritschis 
keinerlei Unterstützung. 



Excurs I. (zu S. 78.) 
Die temporale Bedeutung des Gfenltlrs. 

Der Genitiv als Ausdruck einer Zeitbestimmung ist der 
lateinischen Sprache, wie man gewöhnlich annimmt, völlig fremd; 
allein die Adverbia postrtdü, mendte, qtiottdie (d.h. eigentlich 
an welchem Tage du willst) sind unzweifelhaft echte 
Greldtivbildungen, namentlich meridie ist ganz deutlich aus medii 
die, nicht aber Tned^ du entst^den.^ Wenn Charisius 193. 196 
aus Caepio die Form cotidio anführt, so gab zu dieser Form 
wx^ die ^sche Analogie von cotiddam den Anlass. Hierher 
goMrt vor Allem die in alter Zeit übliche Redeweise, über 
welche Gellius ausführlich und verständig handelt (X, 24,* daraus 
hat Macrobius I, 3, 24 geschöpft, vergl. Charisius S. 81 und 215), 
die proximi, craatim, pristini, rumi u. s. w., wofür man später 
die prqxüno, crastmo, pristino, nono sagte. Die noni^ und ähn- 
liche Ausdrücke werden als Adverbia gebraucht, beide Worte 
sind aufe engste verbunden,* daher wird <^ verkürzt, wie Gellius 



1) Erst aus dem Adverbium ineridie ist das Nomen meriddes 
hervorgegangen , gerade so wie aus dem Adverbium seduio {se dolo) 
ein Adjectivum sedultis gebildet ward. 

2) Üeber den Genitiv die vergl. Gell. IX, 14, 25. 

3) Gellius fahrt die solenne Ponnel an, mit welcher der Praetor 
die Compitalien ansagte: Die noni popuh Romano Quiritibus Compi- 
tälia ertmt: quando concepta fuerit nefas. Man corrigirt fuerint, aber 
das Yerbum ist ganz zu streichen; man vergl. die ähnliche Formel 
quando stercus delontum. ' 

4) Gellius sagt ausdrücklich: pro eidverbio coptilate dictwm est. 
Bei Plautus Persa 260: mercatum diidt esse die aeptimei hätte B. daher 
nicht die esse umstellen sollen. 



_ 144 — %^ 

ausdrücklich bemerkt, während man in die quarto die Quantität 
beobachtete, eben weil man der Bedeutung der Form sich hier 
vollkomnren bewusst war. Ebenso ging das 1 der Endung häufig 
in E über, was bei dem Schwanken der alten Sprache (auch im 
Nominativ Plur. sagte man virey plmrume) insbesondere bei einem 
solchen Formworte erklärlich ist. Unsere Grammatiker erkennen 
hier überall Dativbildungen : allein ganz abgesehen von der Form 
ist zu beachten, dass wie Gellius ganz richtig bemerkt, die 
quarti, die quinti u. s. w. im alten Latein nur gebraucht wurde, 
wenn von der Zukunft die Rede war, der Ausdruck so viel 
bedeutete als das griechische dg reraqTrjv, war von der Ver- 
gangenheit die Rede, so sagte man die quaHo,, wiö Matius in 
seinen Mimiamben oder Plautus im Pseud. 1174: quotwmo die ex 
Sieyone pervenisti huc ? altera ad meridiem. ^ Um die Identität 
von die nani und die nono zu beweisen, darf man sich nicht auf 
Plautus Men. 1157 berufen, wo auf die Frage quo die die Äat- 

• 

wort die sepiimi erfolgt: dies ist ^ine ungeschickte Gorrectur der 
Herausgeber, denn wenn einer fragt: ob gleich jetzt {nunc tarn) 
die Auction statt finden solle, kann er nidit sofort hinznftgßp 
quo die. Es ist zu schreiben: ^ 

MESS. Erffo nunc tarn 
Vis conclamari auctionem foref ME. Equidem die sepUmi, 
MESS. Atictio fiel Menaechmi mane sane sepUmi. 
Hier ist mane sane soviel als hene ma/ne, wahrscheinlich herkönun- 
liche Formel des Ausrufers, daher der Gleichklang. Es ist 
also ganz undenkbar, dass die quarti und die quarto identische 
und nur lautlich verschiedene Formen sind ; jene constante Unter- 
scheidung beweist, dass hier verschiedene Casus vorliegen; war 
von der Zukunft die Rede, so gebrauchte das ältere Latein den 
unbestimmteren Genitiv, von der Vergangenheit den Dativ. Erst 
die spätere Sprache , welche die temporale Function des Genitivs 
ganz aufgegeben hat, gebraucht in beiden Fällen gleichmässig 



1) Wenn im Verzeichnisse der Plautii^schen Adverbia qjMiumo 
aufgeführt wird, so darf man daraus nicht folgern, jener "Gram- 
matiker habe statt die irgend ein anderes Wort gelesen; ganz ähnlich 
führt er quatridAM aus Persa 37 an: piMS contiimo tibi reponam hoc 
triduo aut quatriduo. 



den Dativ (Ablativ).^ Unklar ist übrigens die Beüierkung des 
Gellius : „ Sacerdotes quoque poptdt Romanij cum eondtcunt in ddem 
tertium, diem perendini dicurd" Ich weiss nicht, *wie sich 
der Ausdruck, einer solle in diem perendini erscheinen, gramma- 
tisch rechtfertigen lässt. Ausserdem bezeichnet im alten Sprach- 
gebrauch, den wir hier voraussetzen dürfen, perendie gar nicht 
den dies tertiusj sondeni ist ein relativer, unbestimmter Begriff 
(s. philol. Thes. im Rh. Mus. 19, S. 606). Die Formel des Sa- 
cralrechtes lautete offenbar vollständig in diem tertium sive 
perendini, wo wiederum die temporale Bedeutung des Genitiv 
klar vorliegt , ganz entsprechend der Formel der Legis actio- 
nes: in diem tertium me perendmum,^ Dies sind nicht etwa 
synonyme Ausdrücke, wie die Römer später selbst annahmen, 
und dabei über das Formelwesen ihrer Jurisprudenz spotteten 
(Cic. pro Mut. 12), sondern mit perendini wird hier der vierte 
Tag, möglicherweise sogar noch ein späterer Termin bezeichnet. 
Während im Stra^rocess der Gerichtstag fest bestinmit wird, die 
diei dietio einseitig erfolgt, war hier wenigstens ursprünglich 
Einverständniss der Parteien über den Termin erforderlich, der 
Elijj^ stellt es dem Beklagten frei, ob er am dritten oder 
eiiSSk folgenden Tage vor dem Judex erscheinen wolle, und 
eben auch darauf mit geht der Ausdruck condictio, so wie com- 
perendinatio u. s. w. * Indess mochte der Beklagte in der Regel 



1) Natürlich hat die ältere Sprache auch den Dativ (Abi.) von der 
Zukunft öfter gebraucht , sd Plaut. Pers. 265 die tmo absolvam , wo . 
der Genitiv gar nicht angemessen gewesen wäre; namentlich wenn man 
ans dem Kreis der Sprache des täglichen Lebens heraustrat, wieEnnius: 
Si te secwndo Jumine hie offendero, Moriere. Ebenso scheint man vom 
Tage der Bestattung eines Todten stets suppremo die gesagt zu haben, 
vergl. Jahns Jahrb. 1861 , S. 635. Dieser Ausdruck findet sich auch 
bei PliniuB XVI, 239: Amyci tumuhis a mpremo die lauro tegümr, 
quam insanam vocant, von 0. Jahn und Sillig nicht verstanden. 
Ebenso sagte man , wenn man mit voller Bestimmtheit sprach, in diem, 
daher Cato bei Priscian. IX. 47 : postridie iussisU adesse in diem ex die, 

2) Ob Gellius die alte Formel nicht richtig gefasst hat, oder ob 
die Abschreiber die Schuld tragen (man könnte leicht schreiben: sacer- 
dotes quoque populi Bom^ani, cum condictmty in diem tertium sive 
[st. diem] perendini dicunt) lasse ich unentschieden. 

3) Festus 282: Bes comperendinata significat iudicium in ter- 
tium diem mstitutum. Am auffallendsten ist der Ausdruck com^ 

Bergk, Beiträge. I. 10 



- "146 -,v 

mit dem ddes tertms einverstanden sein, daher jener Zusatz sive 
perendinum später alle Bedeutung verlor, und dem jüngeren Sprach- 
gebrauch gemäss gefasst als eine ganz überflüssige Bestimmung 
erscheinen musste. 

Die Bemerkung einiger Granmiatiker bei Charisios, dass 
wenn von der Zukunft die Rede sei, dies die zweite Stelle ein- 
nehme , bewährt §ich in keiner Weise , sie gründet sich lediglich ^ 
auf perendie, und wird schon durch pridie widerlegt. Vielmehr 
geht in der Regel dies voran, so die crastini Plaut. Most 881: 

Hoe die crastini quam erus resciverit, 
auch darum bemerkenswerth, weil in diesem cretischen Verse 
die selbständig erscheint und die Länge der Endsylbe wahrt. Eben 
so gebrauchen nach alterthümlicher Weise Crellius 11, 7 und 
Macrob. Sat. I, 3, 16 diese Formel, dagegen scheint man cradm 
die gesagt zu haben, was Gell. X, 24, 9 zur Erklärung von die 
crastini gebraucht (er selbst schreibt n, 29, 9 erastino seges nm 
metetur). Im Stichus 638 hat R. in diem prospiciet crasitimm 
gegen die Hdschr. geschrieben, A C D lesen in crastinum pro- 
spidet diem, B in er. inspidet d., ich habe längst verbessert: 

Nunquam edepol me vivom quisquam in crastinum spüret 

(spiciet) diem, 
und dasselbe hat jetzt Bugge vorgeschlagen. 



Exciirs II (zu S. 79). 

Ueber das grammatlsehe Geschlecht der Worte 

lux und crux. 

Im Lateinischen ist das grammatische Geschlecht vieler 
Worte wandelbar, und es ist erklärlich, dass auch in dieser 
Beziehung die ältere Sprache von der jüngeren öfter abweicht. 



perendinus dies von diesem Termine, Gaius Inst. IV, 15: posteaquum 
iudex datus esset, comperendiimm diem, ut ad iudicem venirentf 
denuntiabant. Wahrscheinlich lautete die gesetzliche Bestimmung (kx 
PinariaY): comque dient tertiwm sive perendinum demmtianto, imd 
daraus entstand jene seltsame Bezeichnung coniperendiwus dies; dies 
ist eben nichts anderes als der perendinus dies, über den sich die Par- 
teien geeinigt haben. 



- - 147 - 

So wäre es an sich nicht befremdend , wenn lux im alten Latein 
auch als Masculinum aber immer nur in bestimmten Formeln 
vorkommt, allein höchst auffallend ist, dass gerade hier hin- 
sichtlich der Flexionsendung eine merkwürdige Yerschiedenheit 
hervortritt. Cum primo hm findet sich bei Plautus Cist. ü, 
1, 49, Atta bei Nonius p. 468, ^ Terenz Ad. V. 3, 55, hier 
'liest aber Bonatus {veter es autem dicehant lucum pro Itice, pro sole 
ponentes) und der Bembinus lueu, die andern Hdschr. theils 
prtmo Itm, theils prima Itcce; dann in einer Urkunde bei Varro 
VI, 92 (während Varro selbst prima hice schreibt VI, 5). Bei 
Cicero de offic. HI, 31 cum privna luce (eine Bemer Hdschr. 
hat merkwürdiger Weise cum primo htcis) las Nonius cum primo 
hm. Endlich der alterthümelnde Gellius n, 29, 14 schreibt 
primo hm (ohne die Praeposition ctm). 

Ich glaube die Annahme eines Masculinums lux ist irrig, 
vielmehr haben wir hier, wie die Verschiedenheit der Endung 
beweist, einen verkürzten Genitiv vor uns, lucu{8), lu€i{8), heeis, 
und die Formel bedeutet mit dem ersten Strahl der Sonne 



1) Cum primo lud hodie ut exornata sit Ätque auspketis: cra$ 
est commmiis dies. An diesen Worten, die Eibbeck mehrfach inter- 
polirt hat, ist nichts zu ändern, nicht einmal hocedie, was ich früher 
vorschlug, ist geboten. Es ist von einer Hochzeit die ßede: die Hand- 
lung des Stücks geht zur Nachtzeit vor sich, daher der Titel Lucu- 
b ratio: gleich mit dem frühen Morgen soll die Braut sich der Sitte 
gemäss ankleiden und sofort die Auspicien beobachtet werden; denn 
der heutige Tag ist ein glücklicher, der morgende ein dies ater, hier 
offenbar mit einem gewissen Euphemismus communis genannt. Diese 
Stelle des Atta ist so viel ich weiss der einzige Beleg für diesen Sprach- 
gebrauch, den ausser Macrob. I, 16, 21 : „Dies postriduanos ad omnia 
majores nostri cavendos putarwnt , quos etiam atros velut imfausta op- 
pelloMone damnaru/nt, eosdem tamsn nonnulli communes velut ad 
emendoMonem nominis vocitaverunt " auch Isidor. de rer. nat. 1 er- 
wähnt. Aus Macrobius darf man nicht folgern, dass nur die dies 
postriäuani mit dem Ausdrucke commu/nes bezeichnet worden seien; 
dies wird durch Atta widerlegt ; denn der für die hochzeitlichen Auspicien 
bestimmte Tag" kann weder Calendae noch Nonae noch Idi4S sein, 
denn alle diese Tage waren für die Feier der Hochzeit ungeeignet, 
s. Rossbach, r. Ehe S. 272. Dies ater und dies communis sind syno- 
nyme Ausdrücke, die im weiteren Sinne so viel als dies religiosus 
bezeichnen. 

10* 



— 148 — *- 

oder vielmehr mit dem ersten Graun des Tages. Auch 
hat sich noch bei den alten Grammatikern eine Spur des rech- 
ten Verständnisses erhalten; der sonst nicht gerade gelehrte 
Scholiast des Terenz im cod. Bembinus schöpfte offenbar aus 
einer altern Quelle, wenn er bemerkt (s. Studemund in Jahns 
Jahrb. 1868, S. 569): j,primo lud: aUerum dativi cas(ti8 est), 
altertim gmiitivi: nam lud {ita de)cltnavit, ut Vergüius s(aepe) 
AMilz et UlixiJ^ Indem der Scholiast primo als Dativ bezeich- 
net, sieht es so aus, als wenn sein Gewährsmann den Ablativ 
gar nicht anerkannte oder doch nur da gelten liess, wo er sich 
formell vom Dativ unterschied. 

Statt cum primo hm oder oum prima htce sagte man audi 
cum htci simuly entsprechend dem Griechischen af,i fjf^€Q(f oder 
Slfi fjöi, so Plautus im Merc. 255 äbii mane cum lud (die 
Hdschr. hice) semul, Dass darunter das erste Grauen des Ta- 
ges vor Aufgang der Sonne zu verstehen ist, zeigt deutlich 
Stich. 364: poatquam ms midati ad portum cum Itici dmul , am- 
modum radiosus esse sol superabat ex ma/ri. Esse lesen B C D, 
der Ambr. nicht ecccj wie R. angiebt, sondern nach l^de- 
mund SE . SE , was allerdings die Conjectur von Lipsii^^^ 
zu bestätigen scheint, (man könnte auch sepse vermuthen, vergl. 
Cicero de Rep. in, 8, Seneca epist. 108, 32 und vielleicht ist 
auch bei Plautus im Pseudol. 833 zu lesen: eae sepse paUnae 
fervefadunt illico), allein mir scheint tlberhaupt diese Structur nicht 
gerechtfertigt. Keine von beiden Recensionen hat das richtige 
erhalten, wahrscheinlich war SE tiberliefert; um dem Gesetze 
des Verses zu genügen, ward dies in sese oder gedankenlos 
in esse verändert: ich schreibe: 

commodwni radiosus ipse sol superabat ex ma/ri; 
ipse steht hier ganz passend mit Bezug auf die Morgenröthe, 
welche die Ankunft der Sonne gleichsam verkündet. 

Lud claro, ganz wie wir sagen am hellen Tage, fiihrt 
Nonius aus Plautus Aulul. IV, 10, 22 an, wo jedoch die Hdschr. 
luce clara lesen ; Varro gebraucht diese Formel in den Satiren wie- 
derholt, legem Lucaniam (sehr. Lucini am oder Liciniam) htci 
claro latam (Nonius 210), in foro media lud claro (ebendas.), und 
ne filii patrtbus htci claro sugillent oculos , endlich der Vers eines 
unbekannten Dichters bei Non. 210: et cum prior ire htce {htei 



— 149 — 

Fleckeisen) cla/ro non queo. Aber auch dies ist sicherlich nichts 
anderes als lucts claro. Aehnlich scheint hoc hm bei Plautus 
Amphitr.1, 1, 14, wasCharisius p. 203 bestätigt, während bei Plautus 
die Hdschr. z. Th. hma lesen. Schon die alten Grammatiker müs- 
sen hier getheilter Ansicht gewesen sein; Charisius verband offen- 
bar hoc hicij aber Sisenna fasste lud als Adverbium. Der Gegen- 
satz hoc noctis scheint für die Verbindung hoc luci zu sprechen, 
allein so passend das bestimmte hoc noctis j in dieser Stunde 
der Nacht, ist, so wenig angemessen wäre hoc luci d. h. zu 
dieser (derselben) Stunde des Tages: man muss also 
hoc als locales Adverbium auffassen, und so verschwindet dieser 
scheinbare Beleg für das Masculinum vollständig. Ebensowenig 
darf man in dem Gesetz der Tabula Bantina in pbplico hmci 
verbinden, sondern beide Begriffe stehen nebeneinander wie 
ebendaselbst palam luci. ^ 

In primo lttci(s) und claro luci(s) erkenne ich also den par- 
titiven Gebrauch des Genitivs, der gerade dem älteren Latein 
durchaus nicht fremd war: er muss in der volksmässigen Rede- 
we^ sehr verbreitet gewesen sein, namentlich bei Pronomini- 
bus , so hoc noctis (bei Plautus Curcul. 1 hat B fehlerhaft hoc 
noctis) in dieser Stunde der Nacht, quid noctis videtur 
(Ennius Iphig. entsprechend dem Griechischen itrpfii^ sati Ttjg 
vincTog)'^ hoc aetatis, id loci, hoc negoti, hoc signi, ecquid 
praemi u. s. w. , aber auch bei Adjectivis , z. B. concubium noctis 
mit nox concuhia wechselnd, rmdtum diei, Plaut. Pseud. 1158 
iam die mtUtum esse, ebenso bei Sallust und Livius. 

Manches dieser Art ist nur verdunkelt; in dem Verse des 
Plautus Trinumm. 1090: 

Bropter eosdem, quorum causa fui hoc astate exercitus, 
las Nonius p. 192 hoc aetate und führt diese Stelle als Beleg 
an , dass aetas auch Masculinum sei. Man sieht darin nur einen 
neuen Beweis der Ignoranz jenes Grammatikers; R. verwirft die 
Lesart als nichtig, ich halte sie für ganz angemessen; hoc aetate 
ist nichts anderes als hoc aetatis, was dann durch Correctur in 



1) Welcher Casus in (Lern adverbialisch gebrauchten lud (so schon 
in den XEL Tafeln, s. Cicero pro TuUio, wo abwechselnd lud und 
Ittce geschrieben ist) vorliegt, kann zweifelhaft erscheinen: vielleicht 
ist hier der Dativ (Ablativ) mit dem Genitiv verschmolzen. 



— 150 — 

hao aetate abgeändert ist. Wenn man an der Elision Anstoss 
nehmen sollte, so denke ich gentigt die Verweisung auf magey 
wie Menäch. 386 möge erntet, Trucul. III, 1, 17 möge amo. Die 
Lesart hoc aetate verdient aber deshalb den Vorzug, weil nun 
fui nicht völlig verdunkelt wird, man muss betonen: 

füi hoc aetate exercitus; 
denn hoc ist als Kürze zu betrachten, ebenso im Miles 657: at 
qutdem Wüc aetatü qui sit und wohl auch bei Terenz. Heaut. 1, 1, 58 
egS. ^stUc aetatis. Denn td temforü, illud, id, quid aetaiis sind 
unzweifelhaft Accusative, ob aber nicht unter Umständen auck 
ein alter Ablativ sich verbirgt, z. B. in quidvü anni, steht dahin. 

Nicht besser scheint mir das männliche Geschlecht von crux 
begründet: nirgends findet sich malti8 crux, malum enteem, oder 
ähnliche Verbindungen, welche unzweideutig die Behauptung der 
alten Grammatiker erweisen würden. Wenn Ennius Ann. 361 : 

Mah cntce fatur uti des 

Juppüer, 
sagt, so müsste man cruce als Dativ für crttci fassen, wofür es 
bei Ennius an jedem Beispiel fehlt. Vielmehr nannte man die 
Strafe der Kreuzigung malum cruoü oder in volksthümlicher Rede 
mahm cruce, was Ennius in diesem Falle beibehielt, während 
ich ihm sonst Genitive wie rohere, mure nicht zutrauen möchte, 
8. Jahns Jahrb. 1861. S. 503 ff. Und ebenso verstehe ich die 
Worte des Gracchus bei Festus p. 150: dignu» fuit qui mah cruce 
periret. Auch wäre crtice perire in der prosaischen Rede eine 
auffallende Redeweise , während malo crucis perire ebenso zulässig 
ist, wie vitio perire. 



Excurs III (zu S. 86). 
Nudius. Nuper. 

R. bemerkt S. 91, wo er den Versuch an einigen Stellen 
hödie st. h^die zu messen abweist, diese Vermuthung habe „ge- 
rade so wenig Wahrscheinlichkeit, wie wenn man z. B. für midim 
wegen seiner Entstehung aus nunc ddus gelegentlich auch ein 
nüddus zulässig finden wollte.^' Dies sieht so aus, als wenn die 
Messung nüdius ebenso bezeugt wäre als ?iödie, und als wenn 



— 151 — 

einer aus absonderlicher Vorliebe für die Synizese an einigen 
Stellen nud£t48 habe verlängern wollen. Nun hat man aber frü- 
her ganz allgemein das V in diesem Worte als Länge angese- 
hen, erst Lachmann zum Lucrez S. 227 (der ganz kurz das 
Wort {ils tribreve bezeichnet) und R. wollen überall nudttcs messen. 
Die Entscheidung ist schwierig, da das Wort als ein der Um- 
gangssprache angehörendes nur in Prosa und bei den Komikern 
vorkommt. Da das Wort zwar nicht aus nunc ditcs, wie die alten 
Grammatiker, denen R. folgt, annehmen, sondern SM^nun ditM 
entstanden ist, so setzt dies eine ursprüngliche Länge voraus, 
und in dem Verse der Komiker ist dann nudms zweisilbig zu 
sprechen, entweder so, dass 1 stumm war, wofür abgesehen von 
duäum sich diu anführen lässt, was bei den Komikern nicht sel- 
ten einsylbig ist, oder indem V unterdrückt .wurde, wie dieses 
in Eigennamen in der volksmässigen Sprache nicht selten ge- 
schah, z. B. Maccis st. Maccius. ^ Möglich wäre jedoch auch 
eine Verkürzung nudim, wofür sich Analogien anführen lassen, 
doch dies zu beweisen ist R. Sache. 

Wenn Ritschi über nu^er bemerkt, es sei aus nov^er 
zusammengezogen, so gründet sich dies lediglich auf die falsche 
Lesart bei Paulus Diacon. p. 172: „nuper gtum noviper ttmquam 
diemus novüstme/' die längst berichtigt ist (noviter). ^ Die Ur- 
sprünge des lateinischen sind dunkel und undurchsichtig, so kann 
man auch hier in Betreff des Etymon zweifelhaft sein: mtper ist 
entweder aus novum (novom) per entstanden oder aus mtnper, 
so dass es ganz genau dem griechischen rvv drj (wvdij) ent- 
spricht.. Man könnte vielleicht zu Gunsten der ersten Ableitung 
geltend machen , dass nicht selten miper und nunc einander ent- 
gegengesetzt werden , wie nuper sollidtum quae mihi tasdivim , oder 

vixi puellis . nuper idoneus nunc arma hie pariea hahehit; 

aber mit dem Gebrauch der griechischen Partikel verhält es 
sich ganz ähnlich, der Komiker Magnes Fr. 6 sagt: sirti fjioi^ 



1) Wenn Trucul. Ü, 6, 28 im B nudiis sich findet, so ist dies 
nur ein Schreibfehler, und darf weder zur Empfehlung der einen oder 
der anderen Aussprache benutzt werden. 

2) Ueber noviter bemerkt Charisius S. 116: sie veteres dixenmt. 
Es findet sich dies Adverbium auch auf einer Inschrift hei Becker R. 
Alterth. I, 341. 



— 152 — 

vvv di] f.iiv C'ifivvg /.irj yeyovivm, vvv de (fvjq, desgleichen 
Eurip. Hippol. 233: vvv öfj /.lev oQog ßa& int d^qag Jto&ov 
ioT^Xkov^ vvv (for? ilfccjiidd'Oig in äxvfxavzotg Tidkwv egaoai. 
Ebensowenig ist entscheidend die Verbindung nunc nuper bei 
Plautus Truc. II, 4, 43, Ter. Eun. ProL 9, wo Donatus bemerkt: 
„mtper ex Ulis verhis est, qttae veteres propter ambtguitatem cum 
adjectione proferehantj nam nüi adderet nunc, hoc nuper olitn, 
prtdem, et jam significasaet.^^ Denn so gut wie man nemo Konto, 
kunc hodde ädern und ähnliches im täglichen Leben sagte, konnte 
man auch ohne alles Bedenken ein tautologisches nunc nuper 
zulassen. 



Excurs IV (zu S. 109.) 
Hiatus in den Reden des Cato. 

Die Bemerkung Ciceros über den Hiatus in Catos Reden 
(orat. 45: nolis, ne si cupiamus quidem, distrahere voces eoneedp- 
tur: indicant orationes illae ipsae horridulae Catonü,) ist sehr 
befremdend; denn sie scheint anzudeuten, dass Gate den Hiatus 
sorgfältig gemieden habe, während in den Ueberresten dieser 
Reden sich der Hiatus ungemein häufig findet, und wenn inaii 
auch annehmen will, dass beim Vortrage selbst öfter die Syna- 
löphe angewandt wurde , so konnte doch Cicero aus den geschrie- 
benen Worten dies nicht mit voller Sicherheit schliessen. Offen- 
bar fanden sich auch in der Schrift Zusammenziehungen, wie 
(mimad/üerti , magnopere , merctäes ^ u. dergl. ; daraus folgert Cicero, 
dass selbst Cato , wenn er auch das Zusammentreffen der Vocale 
keineswegs ängstlich vermied (eben auch mit Rücksicht auf den 
Hiatus nennt er wohl die Reden horridulae)^ doch keineswegs 
gegen den Wohllaut gleichgültig war. Auch wenn Cato nach 
Festus Zeugnisse fruniscor und frunitus * sagte , konnte man 

l).Cato bei Festus 344: in coloniam mercules scribere noUm: 
denn so liest die Hdschr. , nicht vie hacules. Diese Schreibweise findet 
sich auch anderwärts, namentlich in Ciceros Briefen, s. Lachmann 
zu Lucrez 152. 

2) lieber frtmisd handelt Gellius XVE, 2, 5 ausführlicher, ohne 
jedoch des Cato sich zu erinnern, wohl aber bemerkt er, dUbitatum 
est ab imperitis cmtiquüatis, cm Latinum foret. 



— 153 — 

daraus schüessen, dass er selbst im Inlaute das Zusammentreffen 
der Vocale vermieden habe. In auffallendem Widerspruch steht 
damit freilich diee Turne st. ddem hanc, was Quintilian IX, 4, 39 
anfuhrt: „Inde helUgerare, pomeridiem, et üla Cemoru 
Catmü diee hanc, aeque M UUera in E mollita; quae in veteri- 
lu8 libris r&perta nmtare imperiti aolent, et dum librariorum 
insectari volunt insdentiam, sttam confitenturJ' Denn durch Ab- 
werfung des M wäre ja hier ein Hiatus gleichsam absichtlich 
herbeigeführt, während Quintilian behauptet, aus Rücksicht auf 
den Wohllaut habe Cato so geschrieben. Die Worte sind offenbar 
verderbt; dies beweist auch der Plural illa Catonis, so wie der 
weitere Zusatz qtuie in vet. libris etc. , denn diese Worte beziehen 
sich ausschliesslich auf den Text des Cato, da es wohl keinem 
Kritiker einfallen konnte helligerare oder pomeridiem anzutasten. 
. Quintilian muss nothwendig mindestens zwei Belege aus Cato 
angeführt haben-, ich schreibe: „et illa Censorii Catonis dieee, 
faciee, aeque M littera in E mollita J^ Diese ganze Bemerkung 
ist nichts weiter als eine Wiederholung dessen, was Quintilian 
schon früher I, 7, 23 mit Berufung auf Messalas Schrift über 
den Buchstaben S erinnert hatte: jjQuid? non Cato Cemorim 
dieam et fadam dicem et faciem scripsit, eundemqtie in ceteris, 
quae similiter cadunt, modum tenu^, quod ex veterifms ejus libris 
mandfestum est et a Messala in libro de 8 littera positum/^ Nattlr- 
lich muss man auch hier dicee et faciee herstellen, und 
dies bestätigen theilweise die Hdschr. (A M S diee et face, B 
äicae et fadae) Auch Verrius Flaccus berief sich bei diesen 
Formen des Futurums auf Cato, daher Festus ostende y recipie, 
aUinge aus Cato anführt , diee als archaisch bezeichnet. ^ Die 
Schreibung mit doppeltem E bezeugt Quintilian an der zweiten 
Stelle auf das unzweideutigste-, dass Accius die Gemination 
der Vocale zuerst einführte, ist nicht erwiesen: recht gut kön- 
nen schon Cato und Andere diese Schreibweise angewandt 
haben; jedenfalls fand sie sich in den alten Handschriften des 
Cato, und die vorwitzigen Kritiker, welche änderten, schrieben 



1) In dem Fragment des Cato bei Plin. Hist. N. 29, 14 findet 
sich freilich dicam und vmcam, indem entweder Plinius selbst oder 
■eine Abschreiber modemisirten. Ja Festus selbst 59 führt aus Cato 
die vulgäre Form coepiam an. 



^^ 



■•^ 



— 154 — 

wohl dafllr dkem, fadem, Quintilians Aeusserung, wonach es 
aassieht als habe Cato E gleichsam zum Ersatz für das abge- 
streifte M verdoppelt, ist freilich unrichtig-, wenn er aber die 
Tilgung des M aus dem Streben ableitet, die Häufung der Con- 
sonanten zu meiden, mag er recht haben, denn Cato hat viel- 
leicht diese geschwächten Formen nur vor Consonanten gebraucht 5 
dann war auch dies ein Beweis, wie er um den Wohllaut nicht 
unbekümmert war. 



Excurs V (zu S. 119). 

Permities und pemities. 

Ich habe früher (Z. f. A. 1855, S. 299) vor der Schreibung 
permicies oder permtttes gewarnt, indem ich annahm, es sei dies 
nur vorlosen für pemitctes, der altern Form statt pemtcies, 
Ritter im Rh. Mus. XVI, S. 468 modificirt dies dahin, dass 
er vielmehr pernuties (aus pernocities verkürzt) als die ursprüng- 
liche Form betrachtet, aus welcher dann permitiea und pemtem 
irrthümlich entstanden wären. Corssen lat. Formenl. S. 266 
führt zunächst die Stellen aniß Plautus und Tacitus an, wo per- 
mtttes (permicies) in den Handschriften sich findet, und fügt 
hinzu: „von keiner Bedeutung sind dagegen einzelne andere 
Stellen, wo diese Schreibweise erscheint, unrichtig sind die An- 
gaben von Schweizer über das Vorkommen derselben (Z. f. v. 
Spr. m, 389)." Nun führt aber Schweizer IH, 363 und 398 
keinen fernerem Beleg an, auch sehe ich nicht ein, warum weitere 
Belegstellen für eine dunkele Wortform ohne Bedeutung seitt 
sollen; so schreiben die Leidener Hdschr., sowie die Mtinchener 
im Lucrez I, 451 permitiaii, was im Quadratus und in der 
Münchener Hdschr. dann in pernitiali abgeändert ist ; forner der 
Palimpsest des Plinius XV, 74 PERMITTIALI • ODIO, während 
sonst in den Hdschr. des Plinius sich nichts ähnliches findet.^ 



1) Dass hier in der Uncialschrift PERMITTIALI sich findet, hätte 
man gegen meine Erklärung, es liege eine Vertauschung der Sylben 
nu und mi vor, geltend machen können, allein auch bei Varro VII, 26) 
ist in der Flor. Hdschr. DVO MIS statt duorvas geschrieben. 



— 155 — 

Corssen unterscheidet nun zwei Worte ganz verschiedenen 
Ursprungs, perniciea, was von nex (NEC) abzuleiten sei, und per^ 
mitÜBj verwandt mit ndnor. Einen Unterschied der Bedeutung ^i, 
scheint er trotz des wesentlich verschiedenen Ursprungs nicht 
anzuerjconnen , und so werden wir uns nicht wundem, wenn die 
Abschreiber diese Worte mit einander fortwährend vertauschen. 
Zwei Worte können lautlich ganz die gleiche Gestalt haben, 
trotzdem dass sie verschiedenen Ursprunges sind \ dil*Terschieden- 
heit der Bedeutung ist eben dann maassgebend; man schreibt 
mmij gleichviel ob es Präposition oder Conjunction ist, die Be- 
deutung ergiebt sich jedesmal mit Leichtigkeit aus dem Zusammen- 
hange. Aber dass zwei Wortformen, die tiberall ganz den glei- 
chen Begriff ausdrücken und auch lautlich einander ganz nahe 
stehen, einen wesentlich* verschiedenen Ursprung haben sollen, 
ist mir neu; es ist dies gerade so, wie wenn man je nachdem 
man una cum oder oina qumn, cum venio oder quom venu) schreibt, 
sowohl ftir die Präposition als für die Conjunction ein doppeltes 
Etymon aufsuchen wollte. Dass es sich hier nur um eine ortho- 
graphische Variante handelt, ist wenigstens für mich allezeit 
unzweifelhaft gewesen. Ich habe mit Berufung auf Donatus per- 
nuaies als die ursprüngliche Wortform empfohlen; allein nachdem 
durch Keil (Gramm. L. IV, 392) die Hdschr. dieses Gramma- 
tikers untersucht sind, stellt sich die Sache anders; die Stelle 
lautet jetzt: ,yper tmmutaiionem ItUerae, dcut olli pro Uli; 
syllabae ut permities pro perniciea/^ Die Hdschr. bieten SP 
id permitiesj s ut pemüiesy M ut permicteSy während die älteren 
Ausgaben perrmcies {pemuces) lesen. Hier bedarf es freilich 
noch einer Berichtigung, denn dann wären ja zwei Sylben mit 
einander vertauscht,^ mi mit m*, ti mit ci, es muss heissen vi 
p&rmities pro pernities. Donatus erkennt nur den Wechsel zwischen 
M und N in diesem Worte an , pemicies ist überhaupt eine fehler- 
hafte Schreibart, wie auch in dem Exe. eines anderen Gramm, 
cbendas. IV, 563 anerkannt wird: pemicies scribunt imperüi et 
faciunt c (am Rande ist geminum hinzugefügt) quomodo pati et s 



1) Ganz correct ist es freilich auch nicht, wenn der Grammatiker 
in Olli eine immutatio litterae eTkemit, denn nach der üblichen Methode 
musste er die Sylben ol-li abtheilen. 



— lÄI — 



*• 1 w^"» Tram y *^ « /iiw«» »! 3r*iS r . D6^ F»?:- 

•i 'p^s. xuii.. lif-v^ BHiKTiiK -I-nznniflOL-ir "^r^caciii »«r- 

^»^-^^ «»• -r* '••rranii. licar iif^sr mii i^iü tecxm r: üsti «frK«*. 

Dp^ a. t-iBpf -L-fT miiraf >ai*rraarv SrärvJiiKr: ^. jwrW?«. 

>n J«BaiiB ^f'nr*^!br •^üe^'ü in ^luüioiBf K ' . _ «^ :^14 : w*ci«f 

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'••r . «»r immmtutinmem MfiZtrutt^ «c j» i jwf tu ^ 

:x^ lai iß f mt tw m mü mithin »r t:»^ Frur^ «frrf:, wvm 
Jrtfiar» ■••n -Ti^-r -^h»- -*-!»•. n -« -sirä s.*:ä irr vn ■& Tct- 
jM» - "U 3 t -Ti^* 3«ra5«aDi-a5 'antfeif . >»!nersr -r. I sa^f nacft 

i-a "»ir ds- •»£**•»•. ib^r brnuis aurrsrätriiii^- >:ttr*fl&ttrt: „/«f- 

"^ Vir i»-r ifr-ü! *tianr -imi Zsiant. "rv :i:ä <i:nim ^'^ker be- 

B^-rsr lai?»^ . -Ji-nsc rinzriträ :r»*npf ist. Ert';lr&:k ist dieser 

TIT-as*-! TOT. "»^-mi "TT iiis W/TT ij? ria 0:inpi:«zCKiB betnch- 

"Hü inii n *^'Ti - nr» •&? r _*!r^ - rf**^* z»rr!*i^-x^iL Wie erämm 

«■r:«^ »pr^/Är* -'-n fifTTT". I:ft Wir Anfacsr* »irr Anädit. die 
?*ij)»istn*>a 0»rwi». b*r im V'^kis.-h'-a penuH M^m m mll^ im sich 
im WC, J»??rr ai*:r "'-■r: xll»:ra wi«? aas dfrwtmm äw sich dl>- 
iMc^ 7ilii^c "ü»" S:iLr:ibart dimmt io b^i Ni>iiiii$ ist fehleriiaft, 
•ias WjTt iaaTrCc wi- d^mräto. wi*f man ans der Rhetorik a 
Efr?reos0B> •er^ieflCr. 5«> <4>üte suui aach hitr den gleichen Proces 
^rw^rtm. Aa>:ii im alt*rii Latein laotefe die Präposition jper wohl 
irsfrtnctich p^,^ tnr Verm^-idimg des Hiatos ward dann M (S) 
^iiW^^'ti*.^n • ptrimitü», perimäie*. und dann durch S}iicope der 
VocaI beseitigt, daher e^lärt sich der Lantwechsel zwischen 
X ud N. 



]> Auf eine andere Fonn scheint j^er se faad zu führen, was 
1 Mit perfacui zusammenstellt : hier liegt wohl pcrsum zn Grande, 
• der ZoBammensetznng in perse geschwächt wurde ^ wie denique 
m) am d^icuM entstanden ist. 



v^-;^ -.. 



— 157 — 

Eine fehlerhafte Vertauschung der Sylben im und «» erkenne 
ich dagegen in einem andern Falle an. Für jmmex findet sich 
nicht selten in den Hdschr. die Variante punex, so bei Plaut. 
Pseud. 75, CatuU. 1,2, Propert. HI, 3,28, Plinius 28,233. 30, 108. 
An Vertauschung des M und N im Inlaut ist schwer zu glauben, 
vermuthlich liegt hier die Form pimex vor, die sich auch wirk- 
lich einmal bei Plautus Persa 41 im B erhalten hat. 



Excurs VI (zu S. 125.) 
Plautlnische Verse bei Varro. 

Die Citate aus Plautus bei Varro bieten manche beachtens- 
werthe Lesart dar; im Trinum. v. 886: Concubtum sü noctis 
pri%L8qitam ad postremum perveneris fehlt ad bei Varro VII, 78 ; 
in der Mostellaria v. 244: video te nihili pendere liest Varro 
IX, 54 video mim. Menaechm. 127: euax hercle tandem uxwrem 
jurgio dbegi ah jarma fehlt hercle bei Varro VQ , 93 : eiiax jurgio 
uxorem tandem a, a, j. Trucul. I, 1, 1: non omnis aetas ad 
perdiscendum sat est, bei Varro VI, 11 perdiscendumst satis. In 
diesen und ähnlichen Fällen kann übrigens Varro selbst, indem 
er aus dem Gedächtniss citirt, eins und das andere geändert 
haben. ^ — Im Trinumm. 456 bestätigt Varro (\T[, 57) die Lesart 
des Ambros. ferentarius, während die Pal. ferentaneum schreiben. 
Die Stelle des Varro ist übrigens lückenhaft , man muss schreiben : 
ferenta/nwm a f er endo auxilio, wenn es dann weiter heisst: iä est 
mane ac sine fructu, wo nothwendig inanem zu schreiben ist, so 
kann man kaum zweifeln, dass Varro selbst oder die altem 



1) Ein blosser Gedächtnissfehler ist es, wenn Varro aus Terenz 
Ad. 1, 2, 37 scortatur, potat, ölet unguentum demeo, statt obsonat 
anfährt, d^nn scortatunr, was Varro dort erklärt^ passt nicht in den 
Gedankenzusammenhang, wie das Folgende ?eigt; die Vermnthnng 
aber, dass Varro diese ganze Stelle in einer wesentlich abweichenden 
Fassung gelesen habe, hat hier nicht die mindeste Wahrscheinlichkeit, 
sondern Varro verwechselt irrthümlich diese Worte mit v. 21 derselben 
Scene: non est flagitium, mihi crede, adiUescentühim scortari, neque 
potare. 



— 158 — 

Glossographen den Sinn des Plautinischen Verses, indem sie zu 
wenig auf den Zusammenhang achteten, arg missverstanden 
haben. Man erwartet übrigens hier auch eine Erwähnung der 
mhiiy s. Festus p. 14; denn die Plautinischen Glossographen 
scheinen hier und anderwärts die Worte nach sachlichen Kate- 
gorien verbunden zu haben; vielleicht hatte Plautus anderwärts 
in anderm Zusammenhange den Ausdruck velatm amicm gebraucht, 
um einen 9|{||iind zu bezeichnen, der, weil er unbewaffnet ist, 
*ms nichts nützt, so dass also eine weitere Lücke anzunehmen 
wäre: fermta/rium a ferendo {auxilto, ut velatum in , , . .) 
id est inanem ac sine frudu, und eben dies veranlasste die falsche 
Erklärung im Trinummus. Vielleicht lautete der Vers im 
Pseudol. 371 ursprünglich: 

2e amatorem velatum esse inventum, qmsi cassam nueem, 
wo jetzt te amatorem esse inventum inanem, q. c. n. gelesen 
wird. 

Frei von Fehlem werden auch die Handschriften des Varro 
nicht gewesen sein, aber wenn derselbe VI, 60 in dem Verse 
des Mercator 615 das hodie unserer Plautusharidschriften zu 
schützen scheint, so kann ja gleichmässig von den Abschreibern 
des Varro und des Plautus die alte Form hocedie mit hodie ver- 
tauscht sein. Vielleicht aber hat sich bei Varro noch eine Spur 
des Richtigen erhalten , denn es folgen auf den Vers des Plautus 
die Worte in mercatore hoc eadem in corollaria Naevius, hier ist 
in mercatore gedankenlos wiederholt, eadem in corollaria Naevius 
ist ein Zusatz, nicht des Varro selbst, wie Müller annahm, son- 
dern eines gelehrten Lesers; Naevius mag ganz denselben Vers 
gebraucht haben: hoc d. i. hoc{edie) aber ist wohl eine am Rande 
nachgetragene Verbesserung des Plautinischen Verses. 

Eine wesentlich abweichende Lesart bietet Varro VII, 81 
im Pseudol. 955: 

Ut transversum {-us), non jproversus cedit, quasi Cancer soletj 
die sicher den Vorzug verdient vor der Lesart der Palatini nm 
prorsus , verum ex transver.so, aber dass es noch andere Varianten 
gab, beweist das Glossar. Plaut., welches aus dieser Stelle extra- 

« 

versus anführt. Welche Fassung die Recension des Ambrosianus 
hat, lässt sich aus den erhaltenen Zügen Non prorsus v nicht 
mit Sicherheit bestimmen. — Welche Lesart Varro in den Men. 



>.^. 



, — 159 — 

1047 vorfand, ist nicht mit SicherheÄ zu sagen, anf keinen 
Fall las er mmtts, wie bei Gellius XVUI, 9 steht. Die Erklä- 
rung Varros ist übrigens gar seltsam. 

Anderwärts stimmt Varro vollständig mit der Recension der 
Palatini, so VH, 12: „Sed tarnen hoc ipsum^ab eadem est pro- 
fectum origine, guod cum volumus domum cwrare, dicimm: Tu domi 
^videhü, ut Plautus cum ait: 

Intus pa/ra, cura, vide quod omta ßat/'.^ 
Dieser Vers gehört nicht einer verlornen Comödie an, sondern 
findet sich in den Menächmen 351, wo im B geschrieben ist: 



VI 



Intus para curavt de quod opust fiat, 

während C D tntus para cura vide quod opust fiat lesen. Varro 
verband also offenbar gerade so wie die Hdschr. jene Worte zu 
einem einzigen Satze und also wohl auch wie B zu einem Verse: 
dann hätten wir einen Senar mit Verkürzung von fiM, was 
zwar im Spätlatein vorkommt, aber bei Plautus höchst auffollend 
wäre; die Aenderungen siet oder fuat, welche die Herausgeber 
des Varro empfohlen haben, sind unstatthaft. Die Hinzufügung 
der Partikel üb (Camerarius wollte ut fiat schreiben, was auch 
Müller nach dem Vorgang anderer bei Varro empfiehlt) ist 
nicht nur unnöthig, sondern würde auch jede metrische Messung 
unmöglich machen. Ich glaube schon in der Ausgabe, welche 
Varro gebrauchte, war die richtige Abtheilung der Verse wie 
der Sätze verdunkelt; ich lese: 

Sine fores sie, abi: nolo operiri. 

Intus pa/ra, cu/ra, vide. 
Quod optist, fiat: sternite lectos, 
{La e tos) incendite odores. 

V. 1. 3. 4 sind anapästische Dimeter, v. 2 ein iambischer 

Dimeter. Am Schlüsse des Canticums wird die handschriftliche 

Lesart: 

UM lubet, ire licet accuhitum. 

ebenfalls durch Varro geschützt in der raqy^ Mevinjtov bei 
Nonius p. 106, doch erkenne ich hier nicht sowohl ein Citat 
oder eine Reminiscenz aus Plautus, sondern es war dies eine 
stehende Formel , die man niclit mit R i t s c h 1 und Fleckeisen 
antasten darf. 



.? 



— 160 — 

Ebenso ist wohl ¥enius Flaccus (Festus p. 169) durch 
falsche oder mangelhafte Personenabtheilung getäuscht, wenn er 
aus der Nervolaria den Vers anführt: 

Equis kuc efferi nassitemam cum aqua sine miffragio. 
Dieser Vers find^ sich wörtlich im Stichus 352, aber in der 
Nervolaria mag ganz derselbe Witz wiederholt worden sein. 

Es wäre wünschenswerth , wenn die Citate aus Plautus bei* 
den lateinj|K)hen Schriftstellern und Grammatikern sorg&ltig mit 
unserem Texte verglichen würden, namentlich um das Verhältniss 
zu den verschiedenen Recensionen zu ermitteln. Oefter stimmen 
die Citate mit keiner von beiden Recensionen überein-, hierher 
gehört wohl auch eine Stelle im Rudens. Die 4. Scene des 
in. Actes endet mit v. 73, man hat nichts vermisst, obwohl 
es auffallen musste , dass das Abtreten des Trachalio am Schlnss 
der Scene nicht bestimmt genug ausgesprochen wird. Schon 
A. Mai fand im A einen grossentheils unleserlichen Vers, die 
Angaben von R. und Geppert differiren erheblich, so dass 
sich, bis nicht eine neue Collation des A vorliegt, die ursprüng- 
liche Lesart des A nicht feststellen lässt. Ich glaube aber , dass J 
der Vers uns noch in einer anderen Fassung erhalten ist bei ^ 
Charisius p. 197, wo allerdings nur Plautus ohne Angabe des 
Stückes genannt wird, aber die Worte passen sehr gut in diesen 
Zusammenhang : 

D. Ahi modo, ego — TR. inimmis esto, donioum ego revenero. 
Doch wäre es möglich, dass eben dieser Vers im Archetypen 
der Palatini nur durch Nachlässigkeit der Abschreiber ausge- 
fallen ist. 



n 



Nachträgliclies. 



Die Curae secundae, welche Ritschi im Rh. Mus. XXIV, 
482 — 492 mittheilt, habe ich nicht berücksichtigen können, da 
sie mir erst jetzt zugänglich geworden sind. 

Wenn ich auf S. 11 Asper als Vertreter der Ansicht vom 
casus septimus bezeichne mit Berufung auf Anecd, Vindob. S. 79, 
so bemerke ich , dass diese grammatischen Bruchstücke allerdings 
grösstentheils mit Charisius übereinstimmen, daher Keil die- 
selben ohne Weiteres als Excerpte aus Charisius im Anhange 
mittheilt, jedoch wie ich glaube nicht mit Recht; und gerade der 
Abschnitt über den cama septmtcs findet sich nicht bei Charisius, 
sondern bei Diomedes S. 317 ff., allein hier wird statt des Asper 
Scaurus genannt. Diomedes kann jedoch nicht als Gewährs- 
mann gelten, sondern er hat die Fassung, wie sie in den An. 
Vindob. vorliegt, abgeschrieben, indem er in zwei Fällen eine 
willkürliche Aenderung vornahm. Das Beispiel sttidenie Sacerdote 
differentia mventa est wird in den An. Vind. richtig übersetzt 
oitovöäCovTog ^ayceqdcoTog : Diomedes, weil ihm der Name des 
römischen Grammatikers Sacerdos unbekannt war, glaubte dies 
in i€Qia)Q verbessern zu müssen. Femer wenn der Verfasser 
dieses Abschnittes, der gerade so wie Charisius und Diomedes 
der grammatischen Schule von Constantinopel angehört, Asprus 
statt Asper nach griechischer Weise schreibt, so substituirt 
Diomedes, dem jener Name gleichfalls fremd war, aus Conjectur 
den ihm bekannten Namen des Seawrus. Der ganze Abschnitt 
über die differentia dblativi et septimi castu ist auf Sacerdos 
zurückzuführen, wie eben jenes Beispiel zeigt, womit der Ver- 

Bergk, Beiträge. I. 11 



• . I 

I . 



• — 162 — 

fasser ganz deutlich jene Unterscheidung freilich sehr mit Unrecht 
als dem Sacerdos eigcnthümlich bezeichnet. Auch findet sich 
wirklich in der Ars des Sacerdos I, 82 eine ähnliche Erörterang 
über den casus septimus mit demselben Beispiel docente Sacerdote, 
aber offenbar abgekürzt und an unpassender Stelle eingeschoben. 

Wenn ich S. 17 in quidem eine Ablativform erkenne, so 
bemerke ich noch, dass. die Kürze des.I aus der enclitischen 
Natur dießer Partikel herzuleiten ist. 

S. 23 führe ich parctto Itngttam aus Festus an; vielleidit 
ist auch bei Plautus Persa 682 parce voce nicht in voct m 
ändern, sondern als verstümmelter Instrumentalis zu fassen oder 
voeem zu schreiben, me Servius Aen. X, 532 im Miles las 
V. 1219, wo die Hdschr. ne paree voci bieten. Operam suam 
parcere bei Plautus Most. 104 (aber 124 stbique et materiae ne 1 
parmnt, Mil. 1380 operae non parco meae), pecuniam parcere J| 
bei Plaut. Cure. ÜI, 11 {nid ewm mature parsü) fasst man als % 
Accusativ, es kann aber recht gut der alte Instrumentalis sein: ,■*. 
jioch ist auch die Verbindung mit dem Accusativ nicht anzu- l 
zweifeln, z. B. Pseudol. 79: td quidem herch ne (scr. nunc) i 
parm, 

S. 31. Dass man in Samnis eine doppelte Flexion kannte, 
geht auch daraus hervor, dass Caesar de analogia die Flexion 
Samnis^ Sdmnitis empfahl, Priscian VI, 64. Ursprünglich war 
der Nom. Singul. auch in zwiefacher Form vorhanden , die jedes- 
mal dem Genitiv genau entsprach, Samnu und Samnitis (Cato 
ager Samnitis j bei Naevius Samnite als Neutrum), woraus später 
Samnu entstand. » 

S. 32. Die Inschrift des Acmilius Paullus findet sich jeüt 
im C. L L. n. in den Addend. n. 5041. 

S. 36. Die Verbindung der Präposition cum mit dem 
Instrumentalis erkenne ich bei Cato (Gell. X, 13, 2): Ibi 
pro scorto fuit, in ctdnculum stdreptitavit e convivio, cum partim 
eoTVM iam saepe ad eundem m/odum erat (lies fuerat). 

S. 38 Anmerk. Bei Plautus im Persa 119 ist in der Les- 
art des B vielleicht mecum orare verborgen; man fand den 
Wechsel der Structuf na/rra/oi tili tecumque ora/oi und te me \ 
wäre anstössig, und änderte unbekümmert um das Metrum. 



j 



— 163 — 

S. 43. Auch Pacuvius bei Nonius 184 sagt oro als te. 

S. 44 Anmerk. Ein ähnlicher Irrthum findet sich bei 
Donatus (oder vielmehr einem andern Scholiasten , denn Donatus 
verwirft mit Recht die hier vorgetragene Erklärung) zu Terenz 
Hoc. III, 3, 33: poat duohm pro post cktos ut Flatdm: post 
principio deniqm. Dies geht auf die Stelle im Persa v. 451: 
.Aique edepol firnie td qutsqtce rem acimrat suam Sic ei proced/it 
post principio denique. Hier schreibt Ritschi zum Theil nach 
Scaligers Vorgange: Ätqtie edepol ferme td quisque quidque 
occeperit, Sic ei procedunt post principia denique; 
allein diese Aenderung ist zu gewaltsam , es genügt zu schreiben : 
Atqtie edepol prime ut quisque rem aecwrat sua/ntj Sie ei procedit 
■ postprinc ipio denique. 

S. 55. Es sind, um dies nachträglich hervorzuheben, nur 
die Formen quid und quod, welche von Pronominibus sich 
nachweisen lassen. Für quid lässt sich noch Plaut. Persa 661 
anführen: quid datur, tanti indica, d.i. uocmv, wo die Heraus- 
geber qui corrigirt haben. 

S. 76. Wo ich aliqms und qtcose als irrig bezeichne, 
bemerke ich noch, dass auch in den Worten der XH Tafeln 
bei Cicero de Leg. H, 29: jHomini mortuo ne ossa legito, qtw 
post funus faciat zwei Hdschr. quos bieten; hier wäre übrigens 
quod nicht unpassend. 

S. 98. lieber frugi unA frugis vergl. auch Charis. S. 105: 
Bonae frugi sine S veteres dixerunt, sed nunc*quidem honae frugis 
cum S pronuntiantj cum antiqui ad frugalitatem, non ad frugem 
hanc dictionem referre sint soliti. Der Grammatiker meint wohl 
eben archaisii-cnde Schriftsteller wie Gellius. Priscian kennt 
nxxr frugi und erklärt diese Form für einen Dativ. 

S. 107. Andere Beispiele der Elision und Crasis bietet die' 
eben jetzt von G. N. Oekonomides publicirte grosse Lokrische 
Inschiift {hcoUia Aoy.qcov ygafitinaTa Athen 1869) dar. 

S. 125. In der Stelle des Quintilian schreibt jetzt Halm 
mit Lachmann (Lucrez 29) ut dixit; aber es ist sprachlich 
ganz unmöglich, diese Worte auf Mossala zu beziehen, der 
noch gar nicht genannt war; schreibt man vt dixit j so könnte 
dieser Zusatz nur auf Servius gehen, was aber ebensowenig 
angemessen ist. 

11* 



— 164 — 



S. 153. In der Stelle des Quintilian lesen statt düe hone 
aeque A C dteae hao eque^ S die et hoc aqm, M diete hßcque. 
Für aeqvLe könnte man vielleicht ein drittes Beispiel, wie agee, 
vermuthen, allein Quintilian führt offenbar hier ganz dieselben 
Worte an, wie früher I, 7, 23: an dieser letzteren Stelle hat 
jetzt auch Halm in den Nachträgen (Bd. n.) erkannt, dass die 
Formen ohne M der Weise des Cato genau entsprechen und 
noch in den Hdschr. des Quintilian sich erhalten haben. 



-B 



Verbesserte oder erklärte Stellen- 



Afranius 18. 87. 

Aristoteles 112. 

Atta 147. 

Attius 55. 58. 

Auguralbücher 22. 23. 28. 84. 

Caecilius 137. 

Cato 91. 152. 153. 162. 164. 

Charisius 62. 95. 

Cicero 120. 

Columna Eostrata 25. 26. 

Corpus inscr. Lat. 34. 93. 

Diomedes Nachtr. 161. 

Donatas 155. 

Ennins 21. 33. 36. 60. 80. 116. 118. 

119. 150. 
Epicharmus 104. 
Faliskerinschrift 25. 94. 
GeUius 143. 145. 
Gracchus 150. 
Lex agraria 89. 
Lex Pinaria 146. 
Lex SUia 89. 

Livius Andronicus 35. 117. 
Lucretius 18. 19. 61. 88. 
Monumentum Ancyr. 25. 
Naevius 21. 35. 59. 108. 110. (117). 
Pacuvius 75. 91. 
Plato 112. 

Plautus : 
Amphitruo 67. 83. 100. 149. 
Asinaria 63. 87. 
Bacchides 43. 55. 100. 
Casina 38. 117. 
Epidicus 120. 

Menaechmi 38. 40. 48. 51. 70. 
101. 144. 159. 



Mercator 32. 39. 46. 48. 55. 65. 

87. 158. 
MUes 41. 42. 85. 95. 98. 116. 119. 

Nachtr. 162. 
MosteUaria 51. 73. 116. 
Persa 41. 55. 56. 143. Nachtr. 162. 
Poenulus 23. 51. 54. 58. 88. 
Pseudolus 21. 39. 47. 54. 69. 72. 

85. 86. 99. 134. 158. 
Eudens 49. 72. 77. 90. 116. 100. 
Stichus 46. 77. 91. 99. 146. 148. 
Trinummus 51. 56. 57. 60. 69. 71. 

98. 119. 132. 149. 
Truculentus 36. 42. 49. 54. 59. 60. 

62. 68. 69. 74. 77. 84. 91. 

95. 125. 132. 133. 134. 135. 

136. 138. 139. 140. 142. 
• Hypothesen der Plaut. Com. 114. 

Plinius 145. 
Pomponius 66. 101. 
Priscianus 10. 11. 
Probus 57. 

Quintilianus 8. 125. 153. 163. 164. 

Sallustius 11. 100. 
Scipionengrabschriften 30. 
Senatuscons. de Bacch. 24. 
Servius 83. 124. 
Sisenna 124. 
Sophocles 68. 
Symmachus 99. 

Tabulae Xn 28. 49. 92. Nachtr. 163. 
Terentius 88. 
Titinius 118. 

Ursus exodiarius 115. 

Varro 22. 60. 75. 94. 148. 157. 



Wort- und Sachregister. 



Ablativ, locale Bedeutung 30, der 
Herkunft 32, beschreibend 36. 

Adeo ne 68. 

Ad])rinie, cum priine, prime 84. 

Adrido st. adrideo 137. 

Adverbia auf E 17 ft" 

Adverbia auf 10 4f. 

Aisemiü 31. 

Aliquo 76. 

Alium, alid 54. 

^Avttxjjv^ig 112. 

Anno und annuni 60. 

Asper der Grammatiker 11. Nach- 
trag 161. 

Cacula Prosodie 114. 

Calliopius 123. 

Castud 94. 

Cato von Plautus angegriffen 140. 

Olodius Seriba 124. 

Cülumna Rostrata, welcher Zeit 
die Inschrift angehört 9 flf. 

Communis dies 147. 

(yompcrendinus dies 145. 

Compsissumc 85. 

Concapes 28. 

Condictio 145. 

Coniunctiv und Futumm vertauscht 
41. 97. 

Contra 82 ff. 

Crebrinodosus unlateinisch 60. 

Crux ob Masculinum 150. 



Cuius , quoius Pron. poss. 59 ff. 
Cum mit dem Instrumentalis ver* 

bunden Nachtr. 162. 
D eingefügt 120. 
T) und T abgestreift 97. 
Decere, decorum mit dem Ablativ 

verbunden 43. 
Demus st. demum 132. 
Dies fastus, nefastus 93. 
,h^ 15. 
Digamma bei Homer 14. bei Epi- 

charm 104. 
Diniarchus 120. 
Diu, dudum 82. 
Dius 79. 80. 
Domo st. domi 26. 
Eafdem 71. 

Edere de mco u. s. w. 59. 
Egregissimus 91. 
Exitimus 50. 
Falsas pugnas dcferre militärisches 

Vergehen 139. 
Finanzkrisis in Born 130. 
Fruge 78. Frugi, frugis 78. 98. 

Nachtr. 163. 
Frustra 82. 
Frux 78. 
Gemination des C. 76. Der Vocale 

bei Cato 153. 
Genitiv, temporale Bedeutung 78. 

143 ff. partitiver Gebrauch 149. 



'i 



— 167 — 



Genitiv auf AS 100. 

Grammatisches Geschlecht, Ab- 
weichungen, wo man ein sy- 
nonymes Wort ergänzen muss 
61 ff. 

Hocedie 85 ff. 

Hypothesen der Plautinischen Co- 
mödien 114. 

lambische syncopirte Verse 68. 

Id auf einen Plural bezogen 66. 

Illuc, istuc, Prosodie der End- 
sylbe 76. 

Inde, unde u. s. w. alte Ablativ- 
bildungen 16. 

Indu 97. . 

Industrior 91. 

Jnnoxior 91. 

Instrumentalis 22 ff. undNaclitr. 162. 

Inschriften in Tempeln 94. 

Inter verbunden mit einem Geni- 
tiv 8Q. 

Inter vias 81. 

Intus 16. 

Intro ire Hiatus 70. 

Lanomvinus 21. 

Loci, locorum 89. 

Longe, longis 18. 

Lux grammat. Geschlecht 146 ff. 

M eingefügt 126. 

M phonetischer Zusatz 17. 53. 55. 

M nicht elidirt 115 ff. 

Manum asserere 23. 

Mej^e 52. 

Mehercle 90. 

Men, ten 52. 

Mercules 152. 

Minucius Thcrmus 140. 

Mola Göttin 99. 

N eingefügt 120. 

Negritu 28. 

Nequidquam 56. 

Noctu grammatisches Geschlecht 

78. 79. 
Noviter 151. 
Nox Adverbium 78. 



Nudius 150 ff. 

Nunc nuper 152. 

Nunquam hodie und hodie nun- 

quam 39. 
Nuper Etymologie 151. 

Opus est Construction 57. 

Orare mit Accusativ oder der Prä- 
position A verbunden 43, Nachtr. 
162, mit der Präpos. cum 49. 

Orbilius der jüngere 126. 

Percndie Bedeutung 145. 

Permities, pemities 154 ff. 

Per se facul 150. 

Per viam und per vias 81. 

Pleusidippus 120. 

Pumex, pimex 157. 

Postid 89. 

Praepositionen , freiere Stnictur 94. 

Praeterea ohne Copula 77. 

Proclivi 20. 

Quanide 16. 134. 

Quandoc 29. 

Quid adverbialischer Gebrauch 54. 

Quidem alter Ablativ 17. Nachtr.162. 

Quo verkürzt 73. 

Quod occepi 74. 

Quoquomque 76. 

Bamnes Eamnetcs 30. 

Samnio 30. Nachtr. 162. 
Se , sed , sine 88 ff. 
Sedulo, sedulus 89. 
Sercnum als Substant. 79. 
Simitur 20. 
Sin 120. 
Sirempse 23. 
Sisenna 124. 
SoUo Oskisch 83. 
Somnus Plural 81. 
Sotadeischc Verse 67. 
Strabax 141. 
Supeme, supemus 89 
Suppremo die 14.5. 
Synizese des I 151. 

Tendere se 76. 



— 168 — 



Tringinta, QnantitSt der tlnd- 
sylbe, 92. 

Troiade 35. 

TruculentuK dea Plautus, Zeit der 
ersten Auf ftihrunpr 139 ff., wie- 
derholt überarbeitet 129 ff. 

Ubi, uter, undique, unqnam, us- 
quani , uKque , Elision des vor- 
hergehenden Yocals vernach- 
lässigt 119. 



üna opera, Betonung im Verse 71. 

Valeriuß Cato 126. 

Verkürzung langer Sylben beim 

Hiatus 45. 71. 
Viare 41. 
Vias Genitiv 81. 
Victoriati nummi 66. 
Vivere, Construetion 59. 
Vivopera st. vipera 133. 
Vix, Etymologie 23. 



Halle, Buchdrnckerei des Waidenhauies. 



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Wilhelm Pfitzner. ^^M 


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