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Full text of "Beiträge zur Paläontologie und Geologie Österreich-Ungarns und des Orients : Mitteilungen des Geologischen und Paläontologischen Institutes der Universität Wien"

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BEITRÄGE 


ZUR 


PALAONTOLOGIE uno GEOLOGIE 


ÖSTERREICH-UNGARNS uno bes ORIENTS. 


MITTEILUNGEN 
DES 
GEOLOGISCHEN UND PALAÄONTOLOGISCHEN INSTITUTES 
DER UNIVERSITÄT WIEN 
HERAUSGEGEBEN 
MIT UNTERSTÜTZUNG DES HOHEN K.K. MINISTERIUMS FÜR KULTUS UND UNTERRICHT 
von 
VICTOR UHLIG, CARL DIENER, 
PROF. DER GEOLOGIE PROF. DER PALÄONTOLOGIE 
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G. von ARTHABER, 


PRIVATDOZ. DER PALÄONTOLOGIE, 


BAND XIX. 


MIT 27 TAFELN UND 37 TEXTFIGUREN. 


WIEN un LEIPZIG. 
WILHELM BRAUMÜLLER 


K. U. K. HOF- UND UNIVERSITÄTS-BUCHHÄNDLER. 


1906, 


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Heft I. 
(März 1906). 


Dr. W, Janensch: Über Archaeophis proavus Mass., eine Schlange aus dem Eocän des Monte 


Boleas(mitskatelaTs TE RT AT; ; er 1—33 
F. Gornu: Petrographische Untersuchungen einiger enallogener Einschlisse aus er irachyken 

ders Euuganeen“ (mit Watel@lll) re ne as 
Fr. Seemann: Beiträge zur Gigantostrakenfauna Böhmens ea: Tafel IV). AG 


Heft II und III. 
(August 1906). 
Dr. Franz Baron Nopcsa: Zur Kenntnis des Genus Streptospondylus (mit 18 Textfiguren) 59— 83 
Dr. K. Gustav Stenzel: Die Psaronien, Beobachtungen und Betrachtungen (mit 7 Tafeln: 


IV KU) Be RE a ee 62 Tee a er 
Hans Wilschowitz: Beitrag zur Kenntnis der Kreide-Ablagerungen von Budigsdorf und 
Umgebung (mit S Textiiguren) . . . . 125 — 134 
Else Ascher: Die Gastropoden, Bivalven und Bireironcden "der Sat Soklakten (mit 
3 Tafeln: XII—XIV) ur 135 172 
Jos. von Siemiradzki: Die paläozoischen Gebilde Bedelene dt. Teil). 175 2012 
Heft IV. 


(Dezember 1906). 
Jos. von Siemiradzki: Die paläozoischen Gebilde Podoliens-(II. Teil mit 7 Tafeln: XV—XXI) 213—286 
G. von Arthaber: Beiträge zur Kenntnis der Organisation und der Anpassungserscheinungen 
des Genus Metriorhynchus (mit 6 Tafeln: XXII—XXVII und 9 Noten) © 0 0 0 Ale) 


Redigiert von Dr. G. von Arthaber. 


Die Autoren sind allein für Form und Inhalt der Aufsätze verantwortlich. 


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BEITRAGE 


ZUR 


PALAONTOLOGIE uno GEOLOGIE 


ÖSTERREICH-UNGARNS un Des ORHENTS. 


MITTEILUNGEN 
DES 
GEOLOGISCHEN UND PALÄONTOLOGISCHEN INSTITUTES 
DER UNIVERSITAT WIEN 
HERAUSGEGEBEN 
MIT UNTERSTÜTZUNG DES HOHEN K. K. MINISTERIUMS FÜR KULTUS. UND UNTERRICHT 
VON 
VICTOR UHLIG, CARL DIENER, 
PROF, DER GEOLOGIK PROF, DER PALÄONTOLOGIE 
unD 


G. von ARTHABER, 


PRIVATDOZ. DER PALÄONTOLOGIE, 


BAND XIX. 


HEET I MIT 4 TAFELN. 


# WIEN unD LEIPZIG. 
WILHELM BRAUMÜLLER 


K. U.K. HOF- UND. UNIVERSITÄTS-BUCHHÄNDLER 
: 1906. 


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ÜBER ARCHAEOPHIS PROAVUS MASS, 
EINE SCHLANGE AUS DEM EOCÄN DES MONTE BOLCA, 


Von 


Dr. W. Janensch. 


(Mit 2 Tafeln). 


Einleitung. 


Das geologisch-paläontologische Museum der Berliner Universität gelangte vor 
kurzer Zeit in den Besitz einer fossilen Schlange, die aus den bekannten, an Fossilien, besonders an präch- 
tigen Fischen reichen, eocänen Kalken des Monte Bolca im Veronesischen stammte und sich in der 
Sammlung des Herzogs von Canossa befunden hatte. In einem Werke, das wenig verbreitet ist und 
infolgedessen auch in unseren gebräuchlichen Lehrbüchern der Paläontologie bislang nicht berücksichtigt 
worden ist, hat Massalongo!) bereits vor mehr als einem halben Jahrhundert jene Schlange als 
Archaeophis proavus beschrieben, und zwar zusammen mit den Bruchstücken einer zweiten, viel größeren 
Form, die den Namen Archaeophis Bolcensis erhielt. 

Massalongo schildert in anschaulicher Weise, wie er den merkwürdigen Fund den Fachgenossen 
vorgelegt, die, obwohl der Schädel noch nicht herauspräpariert war, doch bereits eine Schlange zu erkennen 
glaubten, wie er dann vom Herzog die Erlaubnis erhielt, das Stück mit nach Hause zu nehmen, und wie 
es ihm schließlich am 8. September 1849 zu seiner größten, nur dem Naturwissenschaftler wirklich verständ- 
lichen Freude gelungen sei, den Kopf des Fossiles freizulegen und damit die Gewißheit über die Natur des 
Tieres zu erhalten. 

Massalongo spricht sich dann für die Zugehörigkeit der beiden Formen zu einer Gattung aus, 
trotz gewisser Unterschiede, namentlich in der Größe. Er betont auch, dafs sie mit den fossilen Gattungen 
Palaeophis oder Palaeryx nichts zu tun haben, so daß eine neue Genusbezeichnung am Platze sei. In 
einzelnen Punkten sollen sich wohl Anklänge an rezente Gattungen zeigen, betrachte man aber alle Eigen- 
schaften zusammen, so ergäben sich auch zu lebenden Schlangen keine Beziehungen. 

Von Archaeophis proavus nun gibt der Autor zwei photographische Darstellungen. Die erste zeigt 
das ganze Tier in zweidrittel Größe, die andere nur den Kopf und den vorderen Rumpfabschnitt in natür- 


licher Größe. 


1) Specimen photographicum animalium quorundam plantarumque fossilium agri Veronensis, 1849. 


Beiträge zur Paläontologie Österreich-Ungarns, Bd. XIX. 


2 Dr. W. Janensch. [2] 


Außer den Maß- und Formverhältnissen des Körpers erfahren wir, daß die kleinen, geraden Kiefer mit 
zahlreichen, ca. 24 Zähnen besetzt sind und daß der Gaumen zwei Reihen konischer, spitzer Zähne von 1!/, mm 
Länge aufweise. Ferner konnte Massalongo auch die Spuren sehr kleiner, !/, mm messender Schuppen 
erkennen, die in überaus zahlreichen Reihen angeordnet seien. Die Wirbel sollen denen von Natrix ähnlich 
sein, einen schwachen, geraden, nach oben vorragenden — also wohl dorsalen — Kiel, wenig entwickelte 
seitliche Apophysen (Gelenkapophysen?) und Gelenkflächen aufweisen, die ihrer Ausbildung nach ein 
leichtes Sichkrimmen und Zusammenrollen gestatten. Aus der runden Form der Wirbel, auch der des 
Schwanzes, wird geschlossen, daß die Schlange auf dem Lande gelebt habe. 

Die Zahl der im Maximum 3 mm langen und 2 mm breiten Wirbel gibt Massalongo als ungefähr 
507 an, von denen über So dem Schwanz zuzuzählen seien. Die Rippen sollen sehr klein, zurückgebogen 
und gefurcht sein. 

Dies sind die wesentlichsten Angaben, die Massalongo von Archaeophis proavus liefert, die 
immerhin schon erkennen lassen, daß ein eigentümlicher Schlangentypus vorliegt. Nach einer eingehenden 
Untersuchung und sorgfältigen Präparation mit Hilfe eines Zeifs’schen Binokular-Präpariermikroskops von 
24facher Vergrößerung ergab es sich nun, daß sich die Angaben Massalongo’s doch in erheblichem 
Maße vervollständigen und zum Teil berichtigen ließen. Namentlich ließ sich der Kieferapparat mitsamt 
der Bezahnung, die Form der Wirbel und der Rippen recht gut erkennen, und es stellte sich mit großer 
Deutlichkeit heraus, daß in Archaeophis ein Schlangentypus vorliegt, der allen bekannten durchaus fremd 
gegenübersteht. Dieses Resultat im Vereine mit der Tatsache, daß einigermaßen vollständige, fossile Schlangen 
bekanntlich zu den gröfsten Seltenheiten gehören, dürfte es wohl rechtfertigen, Archaeophis proavus eine 
neue, eingehende, monographische Bearbeitung zu widmen. Eine kurze vorläufige Mitteilung erschien bereits 
vor einiger Zeit. !) 

Es verbleibt mir noch die angenehme Pflicht, Herrn Geheimrat Prof. Dr. Branco meinen er- 
gebensten Dank dafür auszusprechen, daß er mir liebenswürdiger Weise die Bearbeitung des wertvollen 
Stückes gestattete. 

Herrn Geheimrat Prof. Dr. Möbius danke ich ebenfalls verbindlichst für die Erlaubnis der Benützung 
der reichen Reptiliensammlung der zoologischen Abteilung des Museums für Naturkunde 
zu Berlin. 

Zu ganz besonderem Danke bin ich Herrn Prof. Dr. Tornier, Kustoden am Museum für 
Naturkunde zu Berlin, verpflichtet, der mich mit seinem sachverständigen Rat vielfach unterstützte und 


mir das rezente Material zum Vergleich in entgegenkommendster Weise zugänglich machte. 


A. Der Schädel. 
Beschreibung der vorhandenen Teile. 


Der Schädel liegt mit der Oberseite auf der Platte, bietet also die Ansicht von unten dem Beschauer 
dar. Infolgedessen ist es erfreulicherweise möglich, die wichtigen Verhältnisse des Kieferapparats und 
der Bezahnung zu untersuchen. Die eigentliche Schädelkapsel ist verdrückt, die einzelnen Knochen derselben, 
wenigstens die der Unterseite, sind in Stücke zerbrochen und daher nicht in ihrer Form und Umgrenzung 
festzustellen. Die Knochen des Kieferapparats und die bezahnten des Gaumens sind dagegen verhältnismäßig: 
wenig verdrückt und im Inneren mit wasserklarem Kalkspath ausgefüllt. Allerdings fehlen auch Teile dieser 
Knochen. Sie mögen auf der nicht vorliegenden Gegenplatte haften geblieben oder vielleicht auch bei 
früheren Präparationsversuchen entfernt worden sein. An den Stellen, wo Knochenteile herausgebrochen sind, 
ist vielfach noch die im Gestein liegende Partie in Form einer mehr oder weniger ausgehöhlt erscheinenden 
Knochenlamelle festgehalten, die zum Teil noch von daraufliegender späthiger Ausfüllungsmasse bedeckt ist. 
Einige der Knochensubstanz gänzlich entbehrende Lücken zeigen doch wenigstens den Abdruck derselben, 


so daf3 auch hier über ihre Form einiger Aufschluß zu erlangen ist. 


!) Zeitschr. d. deutschen geol. Ges. 1904 und Sitzungsberichte d. Ges. naturforsch. Freunde 1904, Nr. 6. 


[3] Über Archaeophis proavus Mass. 3 


Der Schädel ist von einer kleinen Störung betroffen worden, indem aut der rechten Seite des 
Kopfes die einzelnen Knochen mit ihrem hinteren Teil nach der Mitte längs einer sie durchsetzenden Bruch- 
linie verschoben sind. In der linken Schädelhälfte ist indessen von dieser Verschiebung nichts mehr wahr- 
zunehmen. 

Die ganze Länge von dem Prämaxillare bis zum hinteren Ende des Squamosum beträgt 25 mm, 
die größte meßbare Breite zwischen den Aufßenrändern der Maxillen 14 mm. Die gesamte Form des Kopfes 
ist also schmal. Die hintere Hälfte dürfte etwa von einander annähernd parallelen Linien begrenzt gewesen 
sein. Durch die erwähnte seitliche Verschiebung ist das Bild natürlich etwas gestört. In der vorderen Hälfte 
des Schädels tritt eine Verjüngung auf, die gleichmäßig nach vorn zu fortschreitet und die Ausbildung einer 
außerordentlich spitzen Schnauze zur Folge hat. 

Deutlich erkennbar sind die beiden Quadrata (Taf. Il, Fig. ı, Qu). Sie liegen am Hinterrande 
des Schädels rechts und links und haben hinten einen Abstand von 5 mm; nach vorn divergieren sie 
voneinander. Ihre ganze Form ist wenig differenziert. Sie stellen abgeflachte Knochenspangen von 4'5 mm 
Länge dar, die in ihrem mittleren Teil etwa o'4 mm Breite besitzen, nach beiden Enden sich aber gleich- 
mäßig auf den dreifachen Betrag verbreitern. Die beiden Enden sind sehr wenig schief abgestutzt. 

An das hintere Ende der Quadrata legen sich zwei gekrümmte Knochen an (Taf. II, Fig. ı, Sq), 
die von unten aus dem Gestein sich nach oben und seitwärts herausbiegen, auf den Schädel übertragen, 
von der Schädeldecke herabhängen. Es handelt sich hiebei zweifellos um die Squamosa, an denen ja die 
Quadrata artikulieren. Das linke konnte etwas weiter freigelegt werden, doch gelang es nicht, festzustellen, 
wie die Verbindung mit dem Schädeldach beschaffen ist. 

Die Maxillaria (Taf. Il, Fig. ı, Ma) sind auf beiden Seiten großenteils erhalten. Von dem rechten 
ist der hinterste Teıl durch den besprochenen Querbruch von dem vorderen abgetrennt und zerbröckelt, so 
daß? von ihm nur dunkle Spuren im Gestein noch erkennbar sind. Im übrigen stellt sich das rechte Maxillare 
als ein Knochen dar, der in seiner hinteren Hälfte breit und flach, nach oben dazu etwas konkav ist, nach 
vorn sich aber zu einer dünnen, etwas seitlich komprimierten Spange verschmälert. Die Zähne sitzen im 
vorderen Teil des Maxillare ziemlich genau in der Mittellinie des Knochens, nach hinten zu rücken sie mit 
zunehmender Abflachung desselben immer deutlicher an den inneren Rand. Etwa 5 mm von dem nicht 
vollständig erhaltenen Vorderende stellt sich dicht oberhalb und außerhalb der Zahnreihe eine schmale Furche 
ein und gleich darauf über dieser eine zweite. Sie sind jedoch nur eine kurze Strecke weiter nach hinten 
zu verfolgen, da weiterhin ein Teil des Knochens abgesplittert ist. Oberhalb der oberen Furche prägen sich 
nach außen die Zahnalveolen als beulenartige, von schmalen Einsenkungen getrennte Wülste aus. Vom linken 
Maxillare fehlt der untere Rand des Vorderendes, die mittlere Partie ist erhalten, von der hinteren ist 
dagegen nur der Abdruck vorhanden. Zwischen Maxillare und Intermaxillare ist eine kleine Lücke zu be- 
merken; auch ist deutlich zu erkennen, daß das erstere mit seiner vorderen Spitze nicht ganz in der Ver- 
längerung des unteren Randes des Prämaxillare liegt, sondern ein wenig; weiter außen ansetzt, Die beiden 
Furchen sind auch an dem linken Maxillare, allerdings auch hier nur auf eine kurze Erstreckung hin, zu 
beobachten. Vom hinteren Teil ist hier nur der als konvexe Wölbung hervortretende Abdruck erhalten, dem 
also eine Konkavität des Knochens selbst entspricht. Nach hinten läuft das Maxillare in eine Spitze aus. 
Die gesamte Länge kann hier mit Genauigkeit zu 18!/, mm ermittelt werden. Die Breite erlangt ihr größtes 
Maß etwa bei ?/, der Länge und beträgt hier etwa 2 mm, vermindert sich aber am Vorderende auf 
weniger als die Hälfte. 

Das Prämaxillare (Taf. Il, Fig. ı, Pr) nimmt das äußerste Ende der außerordentlich spitzen Schnauze 
ein. Seitlich bildet es auf die Länge von etwa 2 mm einen scharfen Rand, der vorn in eine breite Platte 
übergeht. Die Form dieses Knochens nach hinten zu ist nicht festzustellen. Anscheinend gehört ihm noch 
eine kleine losgebrochene Knochenplatte an; es würde daraus hervorgehen, daß das Prämaxillare in der 
Mitte weiter, als seine Ränder, nach hinten reichte, Bezahnt ist das Prämaxillare offenbar nicht gewesen. 
Die seitlichen Ränder sind zu schmal, als dafs man annehmen könnte, daß sie Zähne tragen könnten. Und 
hier, ebenso wie auf der vorn gelegenen breiten Platte, sind irgend welche Andeutungen von Bezahnung 


nicht zu erkennen. 
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A Dr. W. Janensch. [4] 


Pterygoid und Palatinum (Taf. II, Fig. ı, Pt und Pa) sind auf beiden Seiten erkennbar. 
Ziemlich genau in der Mitte des ganzen Schädels liegt ein kurzer Knochen auf der Seite, der vier nach links 
gekehrte Zähne trägt. Er ist seitlich, d. i. senkrecht zu der Richtung, in der ihm die Zähne aufsitzen, etwas 
komprimiert, hat vorn knapp I mm Höhe, 4 mm weiter nach hinten 1), mm. Dann setzt sich der Knochen, 
durch eine ihn nicht ganz durchsetzende Lücke unterbrochen, in leichtem Knick stärker nach außen gerichtet, 
in ein offenbar stark seitlich zusammengedrücktes Stück fort, das sich an den Unterkiefer anlegt und 3 mm 
vor dessen Gelenkung mit dem Quadratum endigt. Man gewinnt indessen fast den Eindruck, daß es ur- 
sprünglich bis an das Quadratum selbst reichte, da einige weitere Knochenspuren dies anzuzeigen scheinen. 


Aus der Bezahnung und der Lage geht unzweifelhaft hervor, dafs der ganze besprochene Knochen 
das Pterygoid darstellt. Vorn endete er ursprünglich nicht mit einem Bruch, sondern mit einer regelmäfligen 
Rundung. Dies würde dafür sprechen, daß hier in der Tat die Stelle ist, wo das Pterygoid an das Pala- 
tinum ansetzte. Durch ein Versehen bei der Präparation wurde nachträglich jene Partie etwas verletzt und 
erlitt ein unregelmäßiges Aussehen. Die Länge des Pterygoids würde dann 7 mm, und falls es bis an das 
Quadratum reichte, IO nm betragen. 

Von dem nach vorn anschließenden linken Palatinum ist nur eine Partie festzustellen, von der der 
ganze untere, bezahnte Teil der Länge nach abgespalten und verloren gegangen ist, so daß nur noch der 
obere Rand in Form eines langgestreckten, schmalen Knochenstreifens übrig geblieben ist. Letzteres läßt sich 
nach vorn bis auf eine Entfernung von 7 mm von der Schnauzenspitze verfolgen. Spuren des äußeren Ab- 
druckes reichen in gleicher Richtung noch etwas weiter nach vorn. 

Auf der rechten Schädelseite ist vom Pterygoid wenig erkennbar. Mit einiger Wahrscheinlichkeit 
kann man ihm nur ein ganz kurzes, zwei nach aufsen gerichtete Zähne tragendes Knochenstückchen zu- 
schreiben. Der hier gerade durchsetzende, mehrfach erwähnte Bruch hat es von seiner hinteren Fortsetzung 
getrennt. Das rechte Palatinum ist gleichfalls nur unvollkommen erhalten. Ein etwa den mittleren Teil des 
Palatinums darstellendes Bruchstück ist jedoch noch mitsamt seinem auswärts gerichteten Zahnmbesatz 
erhalten. 

Von diesem bezahnten Teile des Palatinums selbst ist hier nur festzustellen, daß es nach innen zu 
eine flache, ebene, zahntragende Verbreiterung aufweist. Nach vorn zu bildet das Palatinum eine schmale, 
seitlich komprimierte Knochenspange. Bei einer Breite von etwa I!, mm ist diese von dem breiten Ab- 
schnitte an 3 mm weit nach vorn als großenteils erhaltener Knochen und weitere 2!/), mm als Abdruck zu 
erkennen. Von dem vordersten Teil sind nur undeutliche Spuren vorhanden. Von dem bezahnten Teil nach 
hinten zu sind nur undeutliche Knochenreste noch erhalten. 

Die Spuren, die vom Vomer erhalten sind, sind zu unklar, als daß es sich verlohnte, auf sie 
näher einzugehen. 

Am rechten Unterkiefer (Taf. I, Fig. ı, Uk) ist von dessen vorderstem Teil, bis 9 mm von 
der Schnauzenspitze entfernt, mit Sicherheit nichts erkennbar. Nur einige Zähne, die mit der Spitze mehr 
oder weniger steil nach unten gerichtet im Gestein stecken, sind dieser Partie zuzuweisen. Ob eine 7 mm 
von der Spitze entfernt beginnende, sehr dünne senkrecht stehende Knochenleiste einem der Knochen des 
Unterkiefers zuzuschreiben ist, ist nicht feststellbar, aber wohl wahrscheinlich. Zwischen 9 und 16 mm, von 
der Schnauzenspitze gerechnet, ist von dem Unterkiefer nur der obere bezahnte Rand erhalten, den man 
auf der Platte naturgemäß von unten und innen als eine nach dem Beschauer zu konkave Knochenlamelle 
sieht. Der Rest des Unterkiefers ist als ganzer Knochen in einer Länge von Io mm erhalten, der durch 
den mehrfach erwähnten, den Schädel durchsetzenden Bruch in einen vorderen 3 mm und einen hinteren, 
gegen diesen nach innen verschobenen, 7 mm langen Abschnitt geteilt ist. Das vordere Stück von 3 mm 
hat in seinem über die Platte erhabenen, also unteren Teil einen Querschnitt von der Form eines schiefen 
Kreissegments von ı!/, mm Breite und vielleicht der halben Höhe. Der hintere Teil bietet im wesentlichen 
den gleichen Anblick, scheint aber nach innen zu in eine dünne, lamellenartige, stark zerbrochene Verbreite- 
rung überzugehen, die man am unverdrückten Schädel als nach oben gerichtet aufzufassen hat. Wahr- 
scheinlich handelt es sich dabei um eine dem Ansatz der Muskeln dienende Ausbreitung des Artikulare. Die 


einzelnen, den Unterkiefer zusammensetzenden Elemente sind nicht unterscheidbar. Die Gelenkfläche gegen 


Is] Über Archaeophis proavus Mass. 5 


das Quadratum liegt schräg nach innen und hinten zu, entsprechend der nach hinten konvergierenden 
Stellung der Quadrata, so daß das spitze Ende des Artikulare auf dessen Außenseite liegt. Übrigens scheint 
die Verknöcherung dieser Gelenkfläche wenig vollkommen gewesen zu sein, da, abgesehen von einer 
kleinen Höhlung dicht vor der Spitze des Artikulare, keine scharfen Konturen vorhanden sind, 

An dem linken Unterkieferast ist gleichfalls von dem vordersten Teile — bis 6 mm von der 
Schnauzenspitze an gerechnet — nichts erhalten, nur einen einzelnen, ihm zuzurechnenden Zahn erblickt man 
an seiner Stelle. Es folgt dann ein Fragment von 5 mn Länge, das sich ganz dicht an die Innenseite des 
Maxillare anlegt, dann zeigt sich wieder eine Lücke von 5!/, mm, hierauf ein zweites ca. 51/, mm langes 
Bruchstück, und von hier bis zum Beginn des Quadratum in einer Erstreckung von 3 mm ist der Haupt- 
sache nach bloß der Abdruck der oberen Seite des Unterkiefers zu erblicken. Genau wie an dem rechten 
beobachtet wurde, zeigt sich auch, daß die Gelenkfläche das Artikulare derart abgeschrägt, daß die Linie, 
in der dieses und das Quadratum zusammenstoßen, schräg nach außen und hinten verläuft. 

Die gesamte Entfernung; von der Schnauzenspitze bis zur Gelenkung mit dem Quadratum beträgt 25 mm. 
Die Länge des Unterkiefers dürfte wahrscheinlich etwas geringer gewesen sein, wahrscheinlich ungefähr 
23 mm. Wie die Symphyse der beiden Unterkieferäste sich verhalten hat, ob sie verknöchert war oder 
nicht, läßt sich leider nicht beobachten, da beider vordere Teile nicht vorhanden sind. 


Rekonstruktion des Kieferapparats. 


Eine Rekonstruktion des Kieferapparats von Archaeophis proavus, soweit sie sich aus den vorhan- 
denen und sichtbaren Teilen ergiebt, stellt Taf. II, Fig. 2, dar. Die Ergänzungen der nur unvollständigen 
Knochen ergeben sich aus dem Vergleich mit Taf. II, Fig. 1. Auf eine Rekonstruktion der Schädelkapsel 
ist verzichtet, da für deren Form fast gar keine Anhaltspunkte zu gewinnen sind. Das Postpalatinum, das 
beim normalen Schlangenschädel vom hinteren Ende des Maxillare zum Pterygoid hinüberführt und diese 
beiden Knochen miteinander verbindet, ist bei unserer Schlange gänzlich vom Unterkiefer bedeckt, so dafs 
über seine Form und genauere Lage nichts erkennbar ist. Es ist darum auch fortgelassen. Es ist indessen 
wohl mit großer Wahrscheinlichkeit in ähnlicher Weise wie bei den jetzt lebenden Schlangen vorhanden 
gewesen, da es dadurch unentbehrlich ist, daß es das Maxillare im wesentlichen hält, die Bewegung der 
Pterygoide beim Aufreißen des Rachens auf die Maxillen überträgt und diese nach außen drückt. Der 
linke Unterkieferast ist nicht eingezeichnet, damit der hintere Teil des Pterygoid unverdeckt bleibt. 

Daß die beiden Kieferäste nicht durch knöcherne Symphyse miteinander verbunden waren, dürfte 
die folgende Überlegung wahrscheinlich machen. Die für den normalen Schlangenschädel typische Beweg- 
lichkeit der Knochen des Kieferapparats ist auch bei unserer Form schon in hohem Mafse vorhanden. Das 
zeigt die gegenseitige Unabhängigkeit von Maxillare und Prämaxillare und die freie Stellung des Quadratums. 
Die daraus resultierende Beweglichkeit der oberen Elemente des Kieferapparats ist aber nur dann berechtigt 
und verständlich, wenn die beiden Unterkieferäste frei gegeneinander beweglich waren, also keine knöcherne 
Verbindung hatten. So finden wir auch bei allen lebenden Schlangen diese Selbständigkeit der beiden Kiefer- 
äste, also auch bei den engmäuligen, wühlenden Typhlopiden und Glauconiden und ebenso auch bei den 
Ilysiiden und Xenopeltiden, bei denen das Quadratum sehr kurz und das Maxillare gegen das Prämaxillare 
unbeweglich ist. Auch ein solcher Vergleich mit den rezenten Schlangen erhöht die Wahrscheinlichkeit der 
Annahme, daß die beiden Unterkieferäste auch bei Archaeophis nicht knöcherne Verbindung miteinander 
besaßen. i 

Daß das Quadratum in ausgesprochener Weise nach vorn gerichtet war, also auch im Leben die 
Stellung hatte, die es jetzt zeigt, und die auch in der Rekonstruktion angenommen ist, läßt sich gleichfalls 
sehr wahrscheinlich machen. Es wäre ja denkbar, daß durch Zusammendrücken im Gestein der hintere 
Teil des Schädels samt den Squamosa nach hinten verschoben wäre, und die Quadrata aus ihrer ursprünglich 
etwa nach der Seite oder gar nach hinten gerichteten Stellung durch eine Drehung um das Unterkiefer- 
gelenk in ihre jetzige Lage gebracht wären. Es wäre dann aber recht auffallend, daß diese bei dieser 
komplizierten Verschiebung den Zusammenhang mit den Unterkieferästen und Squamosa fast gar nicht 


verloren hätten. Daß die jetzige Stellung vielmehr annähernd die ursprüngliche sein muß, geht aus der 


5 Dr. W. Janensch. [6] 


Richtung der Gelenkflächen der Quadrata hervor. Namentlich die hintere, an das Squamosum sich legende 
müßte einen sehr viel mehr und in umgekehrter Richtung schiefen Verlauf haben, als es in der That der 
Fall ist, wenn die Quadrata normal nach hinten gerichtet wären. Im Leben wird wohl das Quadratum mit 
seinem vorderen Ende etwas nach unten geneigt gewesen sein, da es ja das auf der Oberseite des Schädels 
liegende Squamosum mit dem tieferen Unterkiefer verband. Die bei der Zusammendrückung des Schädels 
erfolgte Verlegung aus dieser etwas geneigten Stellung in die horizontale der Schichtungsebene des Kalk- 


steines könnte vielleicht die Vorwärtsrichtung ein wenig verstärkt haben, jedenfalls aber nicht beträchtlich. 


Die Bezahnung. 


Zähne sind auf folgenden Knochen vorhanden oder nachweisbar: auf den Maxillen, den Palatina, 
den Pterygoiden und dem Unterkiefer. Soweit die Zähne selbst erhalten sind, sind sie stets nach hinten 
gerichtet. Diejenigen der Maxillaria liegen auf der inneren Seite derselben, und zwar die der rechten Seite 
annähernd in der Ebene der Platte, sind also offenbar bei der Zusammendrückung des Schädels auf die 
Seite gelegt, die des linken dagegen stehen steiler, haben also ihre ursprüngliche Richtung besser bewahrt. 
Die Zähne der Palatina und Pterygoidea sind nach aufen gerichtet, sie liegen rechts oben, die des linken 
Pterygoids dagegen sind schräg nach unten — auf die Lage des Tieres übertragen, schräg gegen die Schädel- 
decke — gerichtet. Da sie an diesem Knochen noch fest und in der ursprünglichen Stellung festsitzen, so 
muß wohl angenommen werden, dafß dieser Teil des linken Pterygoids eine nachträgliche Lageveränderung,, 
eine Art von Drehung, erfahren hat. Die Zähne des Unterkiefers kann man natürlich diesem Knochen 
nicht direkt aufsitzen sehen. Sie sind nur dort festzustellen, wo der Knochen selbst nicht mehr erhalten ist. 
Man erblickt sie hier also von der Unterseite, im Gestein mit ihren Spitzen steckend. 

Um die Gestalt der Zähne in jeder Hinsicht zu bestimmen, wurde versucht, einige derselben frei 
herauszulösen. Es glückte dies auch nach längeren Bemühungen in einem Falle. Die Zähne sind nämlich 
derart brüchig und spröde, daf sie meist schon bei ganz leisem Ansetzen der Präpariernadel zersprangen. 
Die abgebrochene Spitze einer zweiten Zahnkrone lieferte einen gut brauchbaren Querschnitt. Daneben bieten 
auch die Zähne in ihrer verschiedenartigen Lage auf der Platte gute Aufschlüsse über ihre äußere Form. 

Vergleicht man die fertig entwickelten Zähne der verschiedenen Schädelknochen, so ergibt sich eine 
große Gleichartigkeit in Form und Größe (Taf. II, Fig. 3—6). Die Färbung ist ein meist dunkles Braun, 
das tiefer ist als das der Knochen. Meist ist die Basis ein wenig dunkler getönt, als die etwas durch- 
scheinende Spitze. Die Oberfläche der Zähne zeigt überaus lebhaften Glanz. Die Länge beträgt ziemlich 
genau I’I mm, sie ist, nach den sichtbaren Zähnen zu urteilen, überall ziemlich gleich. Auf einer 04 mm 
breiten, basalen, sockelartigen Verdickung erhebt sich die Krone in fast gerader, kaum gekrümmter Richtung 
nur wenig nach hinten zu geneigt. Die Verjüngung nach der Spitze zu ist in der unteren Hälfte etwas all- 
mählicher als in der oberen. 

Sehr eigentümlich ist nun die Skulptur und der von ihr bedingte Querschnitt der Zähne. Beim 
Blick auf die Knochen des Kieferapparats erblickt man von den Zähnen entweder ebene Flächen oder 
äußerst scharfe Kanten, die auch bei der 24fachen Vergrößerung des großen Zeiß’schen Binokularmikroskops 
noch als absolut scharfe Schneiden erscheinen. Der eine oben erwähnte, gewonnene Querschnitt, der etw 
!, mm von der Spitze entfernt liegt, zeigt nun mit Deutlichkeit einen fünfseitigen Umriß (Taf. Il, Fig. 6). 
An zwei nebeneinander liegenden Kanten stoßen je zwei Flächen in rechtem Winkel aufeinander. Die drei 
anderen Winkel dagegen sind stumpf. Die drei beide rechten Winkel des Ouerschnittes bildenden, 
ebenen Flächen sind etwas breiter, als die beiden anderen. Auf den ersteren drei liegen mehr oder weniger 
genau in ihrer Mittellinie schmale und ganz flache Erhebungen, die sich auch in der Queransicht bemerkbar 
machen. Sonst sind die Flächen eben, gegen die Kanten zu ist eine schwache Konkavität angedeutet, wo- 
durch diese eine gewisse Zuschärfung erlangen. Der Querschnitt zeigt übrigens, daß der Zahn nicht genau 
bilateral symmetrisch ist, sondern daß die eine Kante ein wenig aus der Symmetrieebene herausgerückt ist, 
wodurch natürlich auch eine erkennbare Ungleichheit der Seiten des Fünfecks bedingt wird. 

Der isolierte Zahn, der untersucht werden konnte, und an dem bis auf eine Partie die Skulptur 
vollständig erhalten ist, zeigt nun, daß die Kanten teilweise nicht in völlig gerader Richtung nach der 


[7] Über Archaeophis proavus Mass. 


SI 


Spitze zu verlaufen, sondern eine allerdings ganz unbedeutende Windung beschreiben, die immerhin hin- 
reichend sein dürfte, die schwache Asymmetrie des (Juerschnittbildes zu erklären. Die Kanten sind bis an 
den Sockel hinab zu verfolgen, Ebenso weit reichen auch die flachen Erhebungen in der Mitte der drei 
breiteren Seitenflächen hinab, sie verbreitern sich jedoch gleichzeitig wesentlich und grenzen sich von den 
randlichen Zonen durch etwas tiefer werdende, die Schärfe der Kanten vermehrende Furchen deutlicher ab. 
Die Spitze ist nicht sehr schart. 

Im Querschnitt zeigt sich etwas hinter der Mitte ein enges Loch, das die Pulpahöhle darstellt. Dat 
es sich nicht um den Kanal eines Giftzahnes handelt, geht daraus hervor, daß an keinem der Zähne die 
Andeutung einer äußeren, mit dieser Höhlung in Verbindung stehenden Öffnung zu erkennen war. 

Ob ein Schmelzbelag, wie der lebhafte äußere Glanz vermuten lassen könnte, vorhanden ist, läft 
sich leider wegen der Winzigkeit der Zähnchen nicht feststellen. 

Außer den vollständig ausgebildeten Zähnen sind auch noch unfertige Ersatzzähne (Taf. II, Fig. 7) 
vorhanden. Sie zeichnen sich schon allein durch ihre abweichende Färbung aus. Je kleiner und unent- 
wickelter nämlich die Ersatzzähne sind, desto matter ist ihre Braunfärbung, ja die kleinsten sind sogar fast 
weiß. Ein Herauslösen eines solchen Ersatzzahnes gelang nicht. Aber auch so läfst sich erkennen, daß sie, 
je jünger sie sind, um so stumpfere Gestalt besitzen. Doch ist die äußere Skulptur, namentlich die Kanten- 
bildung auch an den kleinsten von kaum !/), mm Länge zu beobachten. 

Aus der vollständig; freien Lage der Ersatzzähnchen neben den Kieferknochen auf der Platte geht 
hervor, daß der Ersatz in ganz ähnlicher Weise vor sich gegangen sein muß, wie bei den lebenden 
Schlangen, nämlich durch Neubildung in Falten der Schleimhaut der Umgebung der zahntragenden Knochen. 

Über die ursprünglich vorhanden gewesene Zahl der Zähne läßt sich naturgemäß nichts Genaueres 
sagen. Wären die ganzen Maxillen in derselben Weise, wie die erhaltenen Teile, besetzt gewesen, so 
müßten sie deren 26—29 getragen haben, wie es etwa auf der Rekonstruktion angegeben ist (Taf. II, Fig. 2)); 
Wie weit die Bezahnung bei den Palatina nach vorn gereicht hat und wie weit nach hinten bei den Ptery- 
goiden und wie sie sich ferner auf den Unterkiefern verhalten hat, ist durchaus ungewißs. Die diesbezüg- 
lichen Ergänzungen der Figur entsprechen etwa den durchschnittlichen Verhältnissen bei den lebenden 


Schlangen. 


B. Wirbel. 
Erhaltung. 


Obwohl der Körper des Tieres in seiner ganzen Länge auf der Gesteinsplatte sichtbar ist, und ob- 
wohl auch die Wirbel mit Ausnahme einer geringen Zahl sämtlich körperlich vorhanden sind, gestatten 
doch nur wenige, die Form derselben mit Genauigkeit zu erkennen. Dies rührt daher, dafs die Wirbel 
offenbar nur in einer äußeren, dünnen Schicht wirklich verknöchert waren, die sich von der Substanz des Wirbels 
allein erhalten konnte, während der ganze Innenraum von späthigem, kohlensauren Kalk ausgefüllt wurde. 
Beim Auseinanderspalten der Platte, wodurch die Schlange erst zum Vorschein kam, und möglicherweise 
auch bei dem ersten Versuch, das Tier weiter freizulegen, ging fast immer der Bruch entweder mitten 
durch die Kalkspathausfüllung der Wirbel hindurch oder trennte wenigstens die dünne, erhaltene Knochen- 
schicht von dem darunter liegenden Kern, der natürlich keinerlei feinere Merkmale zeigt und nur ein un- 
gefähres Bild des Wirbels geben kann, 

An einigen wenigen Stellen dagegen sind Wirbel günstiger erhalten geblieben, namentlich an 
solchen, wo sie noch durch Gesteinsmaterial bedeckt waren und herauspräpariert werden konnten. Bei der 
Gleichförmigkeit der Wirbel des Schlangenskeletts genügen indessen diese wenigen gut erhaltenen Partiien 
durchaus, um die Form und Beschaffenheit der Wirbel mit einiger Genauigkeit zu erkennen. Ein vollstän- 
diges Herauspräparieren und Loslösen eines Wirbels war bei der leichten Zerbrechlichkeit der Skeletteile 
der Schlange nicht möglich. 

Vollständigere Erhaltung fand sich in der Gegend des 46. Wirbels, bei Wirbel 90-92 und 116, 117. 
Die allgemeinen Umrisse und die Gröfßenverhältnisse lassen sich ferner an einer Reihe weiterer Stellen der 
gesamten Wirbelsäule feststellen. Dagegen ist die Erhaltung der oberen Bögen und namentlich der Gelenk- 


8 Dr. W. Janensch. [8] 


verbindungen sehr mangelhaft. Die Hypapophysen resp. Hämapophysen sind andrerseits an mehreren Stellen 
der Wirbelsäule deutlich erkennbar. Indessen ist bei der Gleichartigkeit der Wirbel einer Schlange unbe- 
denklich aus den verschiedenen Details, die benachbarte Wirbel zeigen, die Rekonstruktion eines ganzen 
zu geben. Wenn dazu, wie in unserem Falle auch noch über die verhältnismäßig am stärksten variierenden 
Punkte, nämlich die Verhältnisse von Höhe zur Länge sowie die Form der Hypapophysen resp. Hämapo- 
physen Aufschluß erlangt werden kann, so ergibt sich doch schließlich ein Bild von leidlich befriedigender 
Vollständigkeit. 

Das Bild eines vollständigen Rumpfwirbels (Taf. II, Fig. 8) ist durch die Kombination erhaltener 
Einzelheiten an benachbarten oder doch nicht weit entfernten Wirbeln entstanden. Bei einem anderen Rumpf- 
wirbel bot sich ferner die Ansicht von der Unterseite (Taf. II, Fig. 9). An einem dritten, ziemlich senkrecht 
zur Plattenebene im Gestein steckenden konnte ein Querschnitt durch vorsichtiges Abschaben gewonnen 
werden (Taf. II, Fig. 10). 


Zahl der Wirbel und Längenmaße der Wirbelsäule. 


Was zunächst die Zahl der Wirbel betrifft, so gibt schon die Originaletikette an, daß deren über 
500 vorhanden sind; genauer berechnete sie Massalongo in seiner Abhandlung auf etwa 507. Ihre absolut 
richtige Anzabl festzustellen, ist allerdings nicht möglich, da an mehreren Stellen der Zusammenhang gestört 
ist und auch Wirbel fehlen. So lassen sich zunächst am Anfang des Halses die Wirbel nicht mit Sicherheit 
zählen und weiterhin weist namentlich eine Partie von ca. 6 cm an der starken Krümmung hinter der Mitte 
des Tieres die Wirbel nicht mehr auf. Außerdem kommen noch einige kurze Unterbrechungen im Zusammen- 
hange vor. An solchen ungünstigen Stellen konnte entweder aus der Zahl der vorhandenen Rippen auf die der 
fehlenden Wirbel geschlossen oder diese doch mit annähernder Richtigkeit aus der Länge der Lücke geschätzt 
werden. Der über solche Stellen fortgehende nicht unterbrochene Abdruck des Körpers gab dann die Ge- 
wißheit, daß hier Wirbel vorhanden gewesen und nur nachträglich verloren gegangen waren. Es darf wohl 
behauptet werden, daß der Fehler bei sorgsamem Zählen 15 nicht übersteigen dürfte. Es ergab sich die 
außerordentlich hohe Zahl von 565 Wirbeln. Davon sind, wie aus dem Vorhandensein oder 
Fehlen von Rippen hervorgeht, 452 präsacral unter Abzug von zwei Halswirbeln (Atlas und Epistropheus), 
III postsacral. 

Die hier benützte Numerierung entspricht den Zahlen, die sich bei der Zählung ergaben. Diese 
können, wie sich aus dem Gesagten ergibt, auf absolute Genauigkeit keinen Anspruch machen, sondern 
sind nur als annähernd richtige anzusehen. 

Was die ganze Länge der Wirbelsäule betrifft, so beträgt diese etwa 92'/, cm, wovon reichlich 
10!/, cm auf den Schwanz kommen; der präsacrale Teil mißt demzufolge etwa 82 cm. Die gesamte Länge 
der Schlange, einschließlich der des Schädels beläuft sich auf etwa 95!/, cm. 


Die Größenverhältnisse der Wirbel. 


Über Länge und Höhe der Wirbel konnten eine Anzahl einwandfreier Werte gewonnen werden. 
Als Länge wurde die des Wirbelkörpers gewählt, da diese sich sicherer ermitteln ließ, als diejenige der 
oberen Bögen. Als Höhe wurde einmal die Entfernung von der Unterseite des Wirbelkörpers bis zur Ober- 
seite des oberen Bogens, und zweitens diese mitsamt der Hypapophyse genommen. Da letztere in ihrer 
Länge starke Unterschiede zeigt, so wird durch ihre Einbeziehung in den Betrag: der Höhe dieser in ver- 
schieden hohem Maße, je nach der Körpergegend, beeinflusst. 

Die beistehende Maßstabelle läßt erkennen, daß die Wirbel des Rumpfes etwas höher sind als lang, 
sie zeigt ferner, daß diejenigen der vordersten Rumpfregion, z. B. bei Nr. 46, etwas kleiner waren als bei 
Nr. 117—257 und sich von diesen namentlich durch relativ kürzere Gestalt unterscheiden. Im hinteren 
Teile des Rumpfes werden sie wieder allmählich kleiner, ohne daß sich aber das Verhältnis von Höhe zu 
Länge wesentlich ändert (vergl. Nr. 383 und 452), Im Schwanz nimmt die Größe weiter dauernd ab. Zu- 
gleich aber werden die Wirbel relativ gestreckter, und zwar in dem Maße, daß bei Nr. 525 die Länge die 
Höhe merklich übersteigt. 


[9] Über Archaeophis proavus Mass. (0) 


Tabelle der Maße der Wirbel von Archaeophis proavus Massalongo (in mm): 
a er a I m Ze a 


Nummer | Länge des Höhe des Wirbels 
des wrbeis Breite des 
Wirbels körpers ohne Hyp- resp.| mit Hyp- resp. Wirbels 
Hämapophyse | Hämapophyse 
46 18 258 2:9 zes, 
75 2:5 = (Breite d. Wir- 
belkörpers I‘o) 
117 2'5 2:8 = | ur 
257 2:5 2:7 3:0 — 
383 2:0 2:2 2:4 I 
452 1:8 2:0 - — 
489 155 15 2:4 = 
525 rı 09 13 en 


Präsacrale Wirbel. 


Der Wirbelkörper besitzt, wie an mehreren Stellen klar zu erkennen ist, die ausgesprochen pro- 
coele Beschaffenheit, die ja auch sonst bei den Schlangen durchgehends vorhanden ist. In seiner mittleren 
Partie ist der Wirbelkörper, wie die Ventralansicht (Taf. II, Fig. 9) zeigt, am schmalsten, nach vorn und 
hinten verdickt er sich, um die breiten Flächen für die Gelenkung zu erhalten. Eine schmale ventrale Ab- 
flachung ist durch stumpfe Kanten nicht sehr scharf von den Flanken abgesetzt. Der Querschnitt (Taf. II, 
Fig. 10) ist überall — abgesehen natürlich von beiden Enden, wo er rundlich ist — annähernd 
dreiseitig. Von unten gesehen, zeigt sich am vorderen Ende eine bogenförmige Ausbuchtung. Es ist aber 
augenscheinlich, dafs diese dadurch entstanden ist, daß ein Teil des die Gelenkgrube umgebenden Randes 
herausgebrochen ist. 

Der Gelenkkopf ist verhältnismäßig wenig kugelig, sondern nur ziemlich flach und von dem übrigen 
Wirbelkörper nicht abgesetzt. Bei Wirbel Nr. 117 beträgt dessen Durchmesser I’3 mm, sein Umriß ist 
ziemlich genau kreisrund. Er ist dem Hinterende gerade, nicht schräg, aufgesetzt. 

An dem abgebildeten Querschnitt läßt sich übrigens ferner noch erkennen, wie außerordentlich 
schwach die Verknöcherung des Wirbelkörpers ist. Dieser ist nämlich nur von einer ganz dünnen, äußeren 
Knochenlage gebildet. Das Innere dagegen war bis auf wenige durchziehende, äußerst zarte Knochenlamellen 
unverknöchert geblieben und wurde bei der Fossilisation mit späthigem Caleit ausgefüllt, 

Die Abbildung zeigt weiter, daß auf der Dorsalseite des Wirbelkörpers in der Mittellinie eine 
winzige Rinne verlief, über deren etwaige Bedeutung allerdings nichts gesagt werden kann. i 

Der obere Bogen ist etwa über der Mitte des Wirbelkörpers am niedrigsten, nach vorn und 
hinten hebt sich seine obere Kontur etwas. Sowohl nach vorn wie nach hinten ragt er ein wenig über 
diesen heraus. Über dem Vorderende des Wirbelkörpers bildet der obere Bogen einen Vorsprung, während 
er über dem Hinterende desselben einen unten bogenförmig, oben eckig umgrenzten Ausschnitt aufweist. 
Der Querschnitt Taf. II, Fig, 10, der etwas vor der Mitte des Wirbels liegt und deshalb die Hypapophyse 
nicht mehr trifft, zeigt, daß der obere Bogen das gerundet fünfseitige Lumen des Neuralkanals als ein 
Knochendach umspannt, das in seiner unteren Hälfte äußerst dünn, nach oben dagegen wesentlich stärker 


Beiträge zur Paläontologie Österreich-Ungarns, Bd. XIX, 2 


0) Dr. W. Janensch, [10] 


ist. Dorsal tritt eine Zuschärfung auf, die weiter hinten einen niedrigen, aber äußerst zarten, schneidigen Kiel 
trägt. Es war nämlich, bevor durch vorsichtiges, weiteres Abschaben der Kalksubstanz der hier abgebildete 
Querschnitt gewonnen wurde, ein etwas weiter hinten gelegener sichtbar gewesen, der jenen äußerst scharfen 
Kie] deutlich erkennen ließ. Er war übrigens ein wenig zur Seite gebogen, was dafür spricht, daß er etwas 
biegsam war. Offenbar ist er als Andeutung eines Dornfortsatzes anzusehen. 


Der Querschnitt läßt ferner bemerken, daß auch der obere Bogen nur in einer äußerst dünnen, 
äußeren Lage verknöchert war, während das Innere desselben nur wenige zarte, knöcherne Lamellen, da- 
zwischen aber lediglich Kalkspath enthält. 

Die Gelenkfortsätze, die bei den Wirbeln der lebenden Schlangen sehr entwickelt sind und 
ihnen ihr charakteristisches Gepräge verleihen, sind bei A. proavus außerordentlich undeutlich, so undeutlich, 
daß man gezwungen ist, genau zu untersuchen, ob die Gelenkung der Post- und Präzygapophysen über- 
haupt vorhanden ist. Indessen ist an dem abgebildeten Wirbel (Taf. II, Fig. 8) bei genauerem Hinsehen 
mit Sicherheit festzustellen, dafs der Bogen des vorderen Wirbels ein wenig über einen Vorsprung des 
Vorderrandes des folgenden vorspringt. Es liest also eine Postzygapophyse mit kurzer und, wie die Ab- 
bildung zeigt, ungefähr horizontaler Berührungsfläche, auf der Präzygapophyse (Taf. II, Fig. 8, Pr) des 
folgenden Wirbels auf. Wirkliche Gelenkflächen selbst konnten nicht beobachtet werden und sind offenbar 
nur undeutlich entwickelt. Auch der Querschnitt (Taf. II, Fig. 10), der vor der Mitte des Wirbels anzu- 
nehmen ist, zeigt noch keine nennenswerten Hervorragungen in der Höhe dieser vorderen Gelenkfortsätze, 
wie wir sie erwarten müßten, wenn diese kräftig entwickelt wären. 

Was die Gelenkung des Zygosphen mit dem Zygantrum betrifft, so ist der Nachweis der- 
selben noch schwieriger zu führen, als der der Zygapophysen. Das wird bedingt durch die versteckte Lage 
der Gelenkflächen, die an zusammenhängenden Wirbeln überhaupt von außen nicht wahrnehmbar sind und 
nur am isolierten Wirbel resp. an freigelegten Wirbelenden zu erkennen sind. 

Mit Sicherheit festzustellen ist jedoch die Tatsache, daß der obere Bogen hinten oberhalb der Zy- 
gapophysenverbindung beiderseits den Vorderrand des Bogens des nächstfolgenden Wirbels bedeckt. Dabei 
legt sich, wie Wirbel 46 (Taf. II, Fig. 8, Zy) zeigt, eine innere Hervorragung des übergreifenden Hinter- 
randes in eine furchenartige Vertiefung des Hinterrandes des vorhergehenden Wirbels. An der Hervorragung 
hätte man also die Gelenkfläche des Zygantrum, an jener Furche die des Zygosphen zu suchen. Deutlich 
umgrenzte Gelenkflächen sind also ebensowenig wie an den Zygapophysen vorhanden, 

Die dem Ansatz der Rippen dienenden Querfortsätze sind überaus schwach entwickelt. So er- 
kennt man deutlich an dern Wirbel 89, an dem dieselben nicht abgebrochen sind, unmittelbar vor dem 
Vorderende des Wirbelkörpers, und zwar bemerkenswerterweise an der Stelle, wo die etwas abgeflachte 
Unterseite des Wirbelkörpers an einer undeutlichen Kante in die Seitenfläche übergeht, eine Hervorragung, 
die von oben und hinten sich allmählich aus der Oberfläche heraushebt, nach unten aber steil abfällt und 
weiter nach vorn zu eine halbkreisförmige Vertiefung begrenzt. 

Ein regelrechter, verknöcherter Querfortsatz war hier also offenbar nicht vorhanden. Anscheinend 
war er nur knorpelig, wie ja auch die proximalen Enden der Rippen keine scharfen Konturen erkennen 
lassen, also wohl knorpelig waren. Bemerkenswert für die wichtige Beurteilung des Rippenansatzes ist 
aber die tiefe Lage der Querfortsätze. 

An der Seitenansicht des Wirbels 46 (Taf. II, Fig. 8, Tr) ist die oben geschilderte Andeutung der 
Querfortsätze ergänzt, was wohl ohne Gefahr geschehen konnte, da diese sich ja an der ganzen präsakralen 
Wirbelsäule der Schlangen gleich zu bleiben pflegen. 

Die Hypapophyse ist an verschiedenen Wirbeln gut erkennbar. Ihre Form ist nicht durchwegs 
dieselbe. Im vorderen Teil des Rumpfes bildet sie eine stumpf endigende, nach hinten gerichtete, sägezahn- 
artige, dünne Knochenlamelle (Taf. II, Fig. 8, Hy) von etwa 0'6 mm Höhe. Sie sitzt nur den hinteren 
zwei Dritteln des Wirbelkörpers ventral auf, jedoch derartig, daß der Gelenkkopf frei bleibt. In der hinteren 
Rumpthälfte dagegen beginnt die Hypapophyse gleich vorn unter der Gelenkgrube des Körpers und erstreckt 
sich, nur wenig uud langsam höher werdend, bis zum Gelenkkopf hin (Taf. II, Fig. ıı, Hy). Ihre vordere 
wie hintere Endigung ist gerundet, die größte Höhe beträgt 0'2—0'3 mm. 


[11] Über Archaeophis proavus Mass. II 


Postsacrale Wirbel. 


Am Skelett der Schlangen unterscheiden sich Rumpf- und Schwanzregion dadurch, daß die Wirbel 
der ersteren freie Rippen und eventuell eine Hypapophyse besitzen, während die des Schwanzes der freien 
Rippen entbehren, dagegen zwei sog, Hämapophysen aufweisen. An unserem Stücke ist deutlich die letzte, 
sehr kurze Rippe zu erkennen, sie gehört zu Wirbel 454 und ist, wie noch nebenbei bemerkt sein mag, 
ein wenig nach vorn verrückt. Wirbel 455 ist dagegen mit deutlich entwickelten Hämapophysen versehen, 
die allerdings abgebrochen sind und eine falsche Lage erhalten haben, aber doch ohne Zweifel zu diesem 
gehören. Mit Wirbel 455 beginnt also demnach der Schwanz. 

Das bezeichnende Merkmal der Schwanzwirbel, die ventralen Hämapophysen, ist deutlich ent- 
wickelt. Sie zeigen die Form schmaler, dünner Knochenstäbchen, die etwas nach rückwärts geneigt sind 
und etwa 1, der Gesamthöhe des Wirbels ausmachen, wie aus der Tabelle (S. 9) und der Abbildung 
(Taf. II, Fig. 12, Hä) hervorgeht. Daß in der Tat die Hämapophysen paarig vorhanden sind, war an einem 
Wirbel festzustellen, an dem die eine über der anderen liegend zu erkennen war. 

Die oberen Bögen sind leider infolge der Zartheit und geringen Größe nur schlecht erhalten, 
namentlich ihre vorderen und hinteren Konturen und damit auch die Gelenkverbindungen sind nur sehr 
undeutlich oder überhaupt nicht erkennbar, während naturgemäß die dorsale Kontur oft klar sichtbar ist. 
Soweit aus dem, was erkennbar ist, zu schließen ist, stimmen die oberen Bögen der Wirbel des Schwanzes 
mit denen derjenigen des Rumpfes in ihrer Form im wesentlichen überein, wie das ja bei der Gleichförmigkeit 
der Wirbel des Schlangenskeletts auch überhaupt als wahrscheinlich gelten darf. Jedenfalls läßt sich mit 
Sicherheit feststellen, daß die dorsale Kontur ähnlich einfach wie bei den präsakralen verläuft, daß also 
Dornfortsätze nicht oder nur außerordentlich schwach entwickelt sind. 


Die Rippen. 


Die erste erhaltene Rippe zeigt sich schon sehr bald hinter dem Schädel und dürfte dem vierten 
Wirbel zuzugehören. Die vorderste Partie der Wirbelsäule ist indessen, wie bereits erwähnt, besonders 
schlecht erhalten, so daß nicht sicher zu entscheiden ist, ob jene Rippe die erste ist. Nehmen wir letzteres 
an, so ergibt sich bei 454 präsacralen Wirbeln die ungewöhnlich große Zahl von 451 Rippenpaaren. Mit 
ihrem proximalen Ende liegen die Rippen meist in natürlicher Lage der Wirbelsäule an. Nur an zwei 
Stellen, etwa in der Mitte des Rumpfes, wo der Zusammenhang der Wirbel stark gestört ist, und beim 
Beginn des dritten Drittels sind sie losgelöst und haben eine unregelmäßige Lage erhalten. 

Die Länge der Rippen ist je nach der Rumpfgegend sehr verschieden. Überall ist aber das be- 
zeichnende die außerordentliche Zartheit und Feinheit, die schwache Krümmung und die starke Neigung 
nach hinten. Obwohl sie zum weitaus größten Teil sichtbar sind, ist es doch nur bei sehr wenigen möglich, 
ihre ganze Länge genau zu messen, weil die stark nach hinten gerichteten Rippen sich so dicht aneinander 
und zum Teil auch übereinander legen, daß eine einzelne von ihnen sich nur selten bis zu ihrem Ende 
verfolgen läßt. 

Im vordersten Teil des Rumpfes besitzen die Rippen zunächst eine geringe Länge. In der Gegend 
des 17. Wirbels beträgt sie etwa 6 mm, bei ungefähr o'15 mm Dicke nicht weit von ihrem proximalen 
Ende. Die Krümmung ist sehr schwach und etwa auf das erste Drittel beschränkt. Sie sind sehr stark 
nach hinten gerichtet und liegen mit dem größeren Teil ihrer Länge der Achse der Wirbelsäule annähernd 
parallel. Bei Wirbel 35 liegt eine Rippe losgelöst in einiger Entfernung von der Wirbelsäule und zeigt das 
proximale Ende besonders deutlich (Taf. I, Fig. 13). Sie beginnt mit einer schwach knopfartigen Verbreite- 
rung, die jedoch einer erkennbaren Gelenkfläche entbehrt und stark komprimiert ist, und besitzt hinter der- 
selben 0'235 mm Dicke, verjüngt sich weiter bei 35 mm Entfernung von dem Gelenkende auf etwa o'ı mm, 
um dann ziemlich konstanten Querschnitt bis zum Ende beizubehalten. Die Krümmung ist auf die vordere 
Hälfte der 7 mm betragenden Gesamtlänge beschränkt. Bei Wirbel 62 ist die Rippenlänge 8 mm, die Dicke 
ist dieselbe geblieben. Gegen das proximale Ende hin ist der Querschnitt dieser Rippe ungefähr eiförmig, 
indem Längskompressionen ihn nach unten zu etwas zuschärfen, Bei Wirbel 123 ist die Länge der Rippen 


2 


12 Dr. W. Janensch. [12] 


auf ı15 mm, etwa das 4'/,fache der Wirbellänge, angewachsen und die maximale Breite auf 0‘4 mm. Das 
proximale Ende ist stark zusammengedrückt. Diese Kompression ist bis etwa !), der Gesamtlänge zu ver- 
folgen. In der Mitte der letzteren beträgt der Durchmesser etwa 0'I5 mm und vermindert sich gegen das 
Ende hin noch weiter. 


Bei Wirbel 177 erreicht die Länge der Rippen 22 mm, also etwa das neunfache der Wirbellänge. Ihre 
Dicke beträgt in ihrem anfänglichen Teil hinter der Anschwellung des Gelenkendes o'4 mm, hat sich 
aber schon, IO mm vom proximalen Ende entfernt, auf 0'2 nm vermindert und nimmt gegen das Ende hin 
weiter ab. Die Krümmung der Rippen ist auch in dieser Gegend des Rumpfes sehr schwach. Bei Wirbel 240 
sind die Maße der Rippen die gleichen, die Krümmung scheint ein wenig stärker zu sein. Bei Wirbel 340 
wurde die Länge zu 185 mm ermittelt. Wirbel 408 trägt Rippen von I5 mm und etwas geringerer Dicke, 
als die vorhergehenden. Bei Wirbel 436, also nicht weit vor Beginn des Schwanzes, beträgt die Rippenlänge nur 
noch 9 mm, also etwa das fünffache der Wirbellänge. Die letzten Rippen werden schließlich noch etwas kürzer. 

Wie bereits erwähnt, ist ein bezeichnendes, zugleich aber auch wichtiges Merkmal, die geringe 
Krümmung der Rippen. Die zweite Hälfte derselben ist meist ganz gestreckt. Die Abbildungen (Taf. II, 
Fig, 13—15) geben drei Rippen aus verschiedenen Rumpfgegenden wieder und zeigen bei gleicher Ver- 
größerung auch das Längenverhältnis. Im einzelnen ist nun die Form der Rippen nicht absolut für eine 
bestimmte Partie der Wirbelsäule konstant. Wir müssen aus der gleich zu besprechenden, außerordentlichen 
Zartheit der knöchernen Wandung schließen, daß sie nicht starr, sondern wohl in erheblichem Masse biegsam 
gewesen sind. Daher dürfte es kommen, daß sie in ihrem äußerst dünnen, distalen Teile oft ein wenig ver- 
bogen sind. Auch ist der bemerkbare Wechsel im Grade der Krümmung auf dieselbe Ursache zurückzu- 
führen. Die von der Wirbelsäule losgelösten, frei daliegenden Rippen zeigen die normale Form ohne Frage 
am besten. Eine Partie aus dem mittleren Teil des Rumpfes, etwa zwischen Wirbel 220 und 250, zeigt 
Störungen des Zusammenhanges der Wirbelsäule, die bei der Einbettung in den Schlamm vielleicht infolge 
der Entwicklung von Gasen bei der Zersetzung des Tierleibes aufgetreten sein mögen. Die hiebei entstandenen 
Spannungen, möglicherweise die Last des eigenen Körpers oder auflagernden Schlammes haben an jener 
Stelle eine etwas stärkere Krümmung der zarten Rippen hervorgerufen. Das richtigere Bild ist ohne Zweifel 
das einer nur sehr schwach gekrümmten Rippe, wie es der weitaus größte Teil des Rumpfes und besonders 
auch die ganz frei daliegenden Rippen darbieten. Die Länge derselben, namentlich im mittleren Teil des 
Körpers, ist eine verhältnismäßig große. Sie verhält sich hier zur Höhe des Wirbels (ohne Hypapophyse) 
wie 22:2'7 —=8. Weiter vorn und hinten ist dies Verhältnis wesentlich kleiner. 

Wie in bezug auf die Länge, so sind die Rippen bezüglich des Querschnittes nicht überall gleich. 
Im vorderen Rumpfabschnitt ist der letztere etwa bei Wirbel 35 ı mm hinter dem proximalen Ende von 
der Form eines rechtwinkligen Dreiecks mit einem spitzen Winkel von 30°-40°; dabei ist die kürzeste Seite 
nach innen gerichtet (Taf. II, Fig. 16«), 1!/, mm weiter hat er die Form eines mit der Schmalseite nach 
innen gerichteten Ovales (Fig. 165) angenommen und geht dann weiter nach der Spitze hin bald in Kreis- 
form über, die über die reichliche Hälfte der ganzen Länge herrscht (Fig. 16c). Taf. II, Fig. 17 a-c sind 
die Querschnitte der Rippen der Mitte des Rumpfes wiedergegeben, und zwar von solchen zwischen 
Wirbel 160—180. Fig. 17@ ist der Rippenquerschnitt etwa 2 mm vom proximalen Ende entfernt, der hier 
die Form eines etwas ungleichseitigen Dreiecks zeigt, deren kürzeste Seite schräg nach vorn und innen 
und deren etwas konkave Seite nach hinten und innen gerichtet war. Der Querschnitt ändert sich jedoch 
schnell und hat 4 mm weiter (Fig. 175) ein nur wenig schiefes, vierseitiges Gepräge erhalten, wobei zwei 
gegenüberliegende Seiten eine deutliche Konkavität aufweisen. Diese Form hält etwas länger an, geht aber 
schließlich in regelrechte Kreisform über (Fig. 17c), die für die reichliche, distale Hälfte der Rippen charak- 
teristisch ist. Die erwähnte konkave Beschaffenheit eines Teiles der Seiten der Querschnitte rührt von ober- 
lächlichen Längsauskehlungen der Rippen, die in der Aufsicht mit großer Deutlichkeit hervortreten. Es sei 
noch ausdrücklich darauf hingewiesen, daß es sich dabei nicht etwa um eine Folgeerscheinung etwaiger 
Zusammendrückung handelt, Diese Deutung schließen das konstante Auftreten und gleichmäßige Aus- 
bildung jener Längsauskehlungen, sowie der Mangel an Bruchlinien an gut erhaltenen Rippen aus. In der 
hintersten Partie des Rumpfes weichen die Rippen wieder etwas von dem eben beschriebenen Typus ab, 


[13] Über Archaeophis proavus Mass. 


- 
& 


Irgend eine Konkavität im Querschnitt ist nicht vorhanden. Zunächst dem proximalen Ende ist derselbe von 
dreiseitigem Charakter, wird dann bald oval und später in der hinteren Hälfte kreisförmig. 

Wie die Querschnitte zeigen, sind auch die Rippen gleich den übrigen Knochen des Skeletts nur 
von einer dünnen, äußeren Knochenschicht gebildet, während das Innere von wasserklarem Kalkspath erfüllt 
ist. Der proximale Teil, wo dieser innere Raum im Verhältnis zur Dicke der Knochensubstanz besonders 
groß ist, ist häufig verdrückt, während dies bei dem distalen Ende viel seltener der Fall ist. 

Eine deutliche Ausbildung einer deutlichen Gelenkfläche für den zugehörigen Querfortsatz ist an 
keiner Rippe zu beobachten. Stets stellt die distale Endigung lediglich eine Verdickung dar, die entweder 
einigermaßen gerade oder auch unregelmäßig abgestutzt ist. Eine knopfförmige Hervorragung am Vorder- 
ende, die sich bei rezenten Schlangen findet und von Hoffmann als »Tuberculum costae« !) bezeichnet 
wird, ist nicht vorhanden. Das vordere Ende der Rippen war, wie aus dessen äußerer Formlosigkeit sowie 
auch aus der im Vergleich zu der der ganzen übrigen Rippe sehr hellen Farbe hervorgeht, äußerst 
schwach oder überhaupt nicht verknöchert, also wesentlich knorpelig, wie das ja auch für die Querfortsätze 
der Wirbel silt. 

Wie bereits in diesem Kapitel ausgeführt wurde, sind die Schlankheit und die verhältnismäßig 
große Länge bezeichnende Merkmale der Rippen von Archaeophis. Bei der außerordentlich dünnen und 
zarten Gestalt machen sie, namentlich auch an Stellen der mittleren Rumpfpartie, wo sie etwas wirr und 
unregelmäßig angeordnet auf der Platte daliegen, durchaus den Eindruck recht feiner Haare. Ganz besonders 
ausgeprägt liefert dies Bild auch der hinterste Abschnitt des Rumpfes, von dem Taf. I, Fig. 2 eine Partie 
in 2!/,facher Vergrößerung zeigt, der durch die besondere Zartheit der Rippen ausgezeichnet ist. Die gleich- 
falls bemerkenswerte und bereits mehrfach betonte, stark nach hinten gerichtete Stellung der Rippen wird 


unten in dem Abschnitt über die mutmaßliche Körperform und Lebensweise von Archaeophis im Zusammen- 
hang mit diesen Fragen besprochen. 


Extremitäten. 


Von den Extremitäten wurden keine Spuren wahrgenommen, ebensowenig vom Brust- oder Becken- 
gürtel. Es ist ja nun gewiß nicht absolut unmöglich, daß Reste von ihnen durch einen unglücklichen Zufall 
auf der Platte nicht mehr erhalten oder sichtbar sind. Indessen spricht entschieden die Wahrscheinlichkeit 
mehr dafür, dafs solche überhaupt nicht vorhanden waren. Denn bei der Vollständigkeit, in der offenbar die 
Rippen erhalten sind, wäre es merkwürdig, wenn gerade jene Teile verloren gegangen wären. Bezüglich 
der Hinterextremitäten und des Beckengürtels ist übrigens der Mangel derselben mit Sicherheit festzustellen, 
da der Übergang des Rumpfes in den Schwanz klar und deutlich erhalten ist. Diese offensichtliche, voll- 
ständige Rückbildung des Beckengürtels würde es außerdem an sich schon wahrscheinlich machen, daß 
auch vom Schultergürtel nichts mehr vorhanden gewesen ist. Jedenfalls gibt es unter den lebenden Schlangen 
wohl Formen mit Rudimenten des Beckens, nicht aber mit solchen des Schultergürtels. 

Der Schlangentypus ist ja übrigens bei Archaeophis so hochgradig ausgeprägt, daf die völlige 
Rückbildung von Resten der Extremitäten und deren Gürteln, wie sie mit größter Wahrscheinlichkeit hier 
angenommen wird, nicht im geringsten auffallen kann. 


Die Beschuppung. 


Der wohlerhaltene Abdruck des Körpers zeigt, wıe schon Massalongo anführte, unverkennbar 
die Andeutung von Schuppen. Sie sind zu bemerken im vordersten Abschnitte des Rumpfes, etwa bei 
Wirbel 35, dann wieder in der mittleren Hälfte des vom Körper der Schlange gebildeten Ringes bei 
Wirbel 85—ı25, im hinteren Teile des Rumpfes bei Wirbel 330—410 und in der vorderen Hälfte des 
Schwanzes. Außerdem liegt noch der Abdruck eines isolierten Fetzens der Körperhaut mit Schuppenspuren 
bei Wirbel 160—-170 auf der ventralen Seite des Körpers. Am günstigsten ist die Form der Schuppen 
an der zweiten genannten Partie erkennbar, und zwar auf der äußeren, ventralen Seite des Ringes (bei 


1) Reptilien III, S. 425. 


14 Dr W. Janensch. i [14] 


Wirbel 100—110). Es sind hier deutlich die Ränder der Schuppen als feine dunkle Linien erkennbar, die 
sich klar von dem hellen Gestein abheben. Die einzelne Schuppe zeigt ovalen Umriß von etwa 0'5 mm 
großem und etwa o'3 mm kleinem Achsendurchmesser (Taf. II, Fig. 18). Das breitere Ende ist das 
vordere. e 

Daß sich nur die Umrisse erhalten haben, ist wohl damit zu erklären, daß die sich übereinander 
legenden Ränder benachbarter Schuppen eine doppelt so dicke Schicht, wie die übrige Fläche bildeten und 
sich von ihrer Substanz eher eine Spur erhalten konnte. An der konkaven, dorsalen Seite der eben be- 
sprochenen Partie und ebenso an allen anderen, Andeutungen von Schuppen bietenden Stellen sind nicht die 
ganzen Umrisse erhalten, sondern nur in der Längsrichtung verlaufende kurze dunkle Striche, die aber 


immerhin die einzelnen Querreihen deutlich unterscheiden lassen, 


Der winzigen Größe der Schuppen entsprechend ist die Zahl der Querreihen eine recht große. An 
dem ersten von den angegebenen, die Schuppen zeigenden Körperabschnitten, kommen auf I anm Breite vier 
Längsschuppenreihen, ein bemerkenswertes Schwanken der Breite ist nicht festzustellen. Die Beschuppung 
ist etwa über die halbe Breite des Körperabdruckes hin erhalten. Die ganze Breite beträgt hier 9 mm, so 
daß auf diese 36 Schuppenreihen kämen. Der Abdruck des Körpers, der naturgemäß nur die eine Seite 
desselben wiedergibt, kann als auch höchstens die halbe Anzahl jener erkennen lassen, wahrscheinlich etwas 
weniger. Für den gesamten Körperumfang würden sich demnach etwa 75—80 Schuppenreihen ergeben. 
Diese Zahlen ergeben sich dei der Annahme ungefähr gleich großer Schuppen auf allen Seiten des 
Rumpfes. 

An der zweiten Partie, zwischen Wirbel I00—11o, wo sich die Beschuppung über die ganze Breite 
des Abdruckes erkennen läfst, beträgt auf der ventralen Seite die Breite der Schuppenreihe !/, mm, auf 
dem übrigen Teil anscheinend etwas weniger. Die Breite einer Querreihe ist natürlich etwas geringer als 
die der einzelnen Schuppen, da diese sich ja randlich gegenseitig etwas bedecken. Bei einer Gesamtbreite 
von Io mm des Körperabdruckes ergäbe sich hier also eine Anzahl von etwa 80. Der oben erwähnte, 
ventral gelegene, losgelöste Hautfetzen bei Wirbel 160—170 läßt gleichfalls eine Schuppenbreite von etwa 
!/, mm erkennen. Etwa bei Wirbel 385 finden sich Schuppenspuren über die ganze Breite des Abdruckes, 
besonders deutlich an der ventralen Begrenzung. Auch hier beträgt, wie oben, die Breite einer Schuppen- 
reihe Y/), mm und die anzunehmende Gesamtzahl mindestens 8o. 


Bei Wirbel 400, wo die Gesamtbreite 8 72m beträgt, sind auch die Schuppenreihen merklich schmäler 
geworden. Das zeigen auch hier besonders deutlich die ganz ventral gelegenen Partien des Abdruckes. 


Die gegebenen Beobachtungen lassen nunmehr auch ein Urteil darüber zu, ob die zur Berechnung 
der Gesamtzahl der Schuppenreihen gemachte Annahme berechtigt war, daß die Breite der Schuppen 
überall, auf der ventralen wie auch auf der dorsalen Seite annähernd gleich war. Die Tatsache, daß bei 
den meisten — jedoch nicht bei allen — rezenten Schlangen die Bauchseite mit großen, breiten Schildern 
(Bauchschienen) bedeckt ist, während die Seiten und der Rücken kleine Schuppen tragen, macht es in der 
Tat nötig, jene Annahme zu prüfen. Da ist es nun von entscheidender Bedeutung, daß wir erfreulicher- 
weise gut erkennbare Spuren der Beschuppung gerade besonders an der ventralen Grenze haben, die bei 
der im allgemeinen vorhandenen Seitenlage des Körpers große Bauchschienen oder auch nur größere 
Schuppen zeigen müßten, wenn solche vorhanden wären. Gerade die zuletzt besprochene, Schuppenabdrücke 
bietende Partie müßte, da es sich hier ohne Zweifel um eine genau seitliche Lage handelt, derartiges zeigen. 
Es folgt daraus, daß die Schuppen auf allen Seiten des Rumpfes von ungefähr gleicher Größe waren, 


In dem weiter unten folgenden Kapitel über »Höhe der Spezialisierung von Archaeophis und Ver- 
gleich mit lebenden Wasserschlangen« werden übrigens noch Angaben gemacht werden, die dies Verhalten 


aus anderen Gründen als durchaus wahrscheinlich erscheinen lassen. 


Die Zahl der Schuppenreihen berechnet sich, wenn wir annehmen, daß sich die ganze Hälfte der 
Körperoberfläche abgedrückt hat, auf etwa So, da das jedoch sicherlich nicht ganz der Fall gewesen ist, 
dürfte 85—90 der Wahrheit näher kommen. Es ist das, wie wir noch später genauer sehen werden, eine 
ungewöhnlich große Zahl. 


[15] Über Archaeophis proavus Mass. I 


Ir 


Die äußere Körperform und Lebensweise von Archaeophis. 


Um eine Vorstellung von der äußeren Körperform zu gewinnen, müssen vor allem zwei Punkte, 
nämlich der Abdruck des Körpers auf der Gesteinsplatte und seine Lage berücksichtigt, und diese mit den 


Ergebnissen der obigen beschreibenden Abschnitte kombiniert werden, 


Daß der Schädel eine außerordentlich spitze Schnauze besitzt, im übrigen aber wahrscheinlich nach 
Art desjenigen der lebenden Schlangen ziemlich flach gedrückt war, wurde oben bereits ausgeführt. 

Der Abdruck des Rumpfes ist an einem großen Teil seiner Erstreckung so klar und scharf, daß 
nicht anzunehmen ist, daß der Körper an diesen Stellen eine starke Pressung und Breitquetschung durch 
Druck auflastender Kalkschlammassen erfahren hat. Wenn man anderseits mit einer geringen Verbreiterung 
wohl rechnen muß, so dürfte diese doch wohl nicht erheblich sein. Ein Zusammendrücken des Körpers 
dürfte erst stattgefunden haben, nachdem derselbe von einer Schicht Schlamm von gewisser Dicke bedeckt 
und seitlich eingehüllt war. Einer nennenswerten Breitquetschung durch auflastende Massen sind dann aber 
die seitlich der Leiche liegenden im Wege gestanden. Man kann also sehr wohl an den scharf umrandeten 
Partien des Abdruckes direkt auf die ursprünglichen Durchmesser des Körpers schließen. Dasselbe gilt 
natürlich nicht für Partien, wo sogar der Zusammenhang der Rippen mit der Wirbelsäule gestört ist, oder 
die Grenzen des Abdruckes durch Präparation nicht genügend klar freigelegt sind. 

Allgemein ergibt sich über die Gestalt von Archaeophis, daß sie eine überaus schlanke war. In 
der Mitte des Rumpfes war die Dicke am größten, von dort nahm sie gleichmäßig nach hinten zum 
Schwanzende ab, ohne daß beim Übergang in den Schwanz ein Absatz zu bemerken wäre. Bezüglich des 
Einzelnen bedarf es einer genaueren Betrachtung. 

Beginnen wir mit dem vordersten Abschnitte des Körpers. Die erste halbkreisförmige Krümmung 
bis etwa zum 40. Wirbel zeigt eine ziemlich genau seitliche Lage, wie aus der Lage der Wirbelsäule an 
der äußeren Grenze des Abdruckes und den nach innen gerichteten Rippen hervorgeht. Der scharf um- 
randete Körperabdruck zeigt eine Breite von 8 mm, an der Stelle der stärksten Krümmung eine etwas 
größere von IO mm. Es tritt dann weiterhin ein Knick der Wirbelsäule ein und diese verlegt sich mehr 
auf die andere Seite. Die Rippen zeigen sich hier und schon kurz vorher auf beiden Seiten der Wirbelsäule. 
Ein Wirbel zeigt deutlich seitliche Lage, derart, daß seine Ventralseite nach der konvexen Seite der Rumpf- 
krümmung zugewendet ist. Da die Rippen beider Seiten nicht ventral von der Wirbelsäule liegen, wie es 
bei genau seitlicher Lage der Fall sein müßte, sondern auf beiden Seiten derselben, so liest hier eine 
etwas gestörte Lagerung der Wirbel vor, obwohl an dieser Stelle noch die Konturen des 9 mm breiten 
Körperabdruckes ganz gerade und ungebrochen verlaufen. Die dann folgende Stelle, wo die Abdrücke und 
Skeletteile zweier Partien des Körpers übereinander liegen, gibt naturgemäß kein klares Bild. Der nun 
kommende Ring, umfassend den Abschnitt von Wirbel 50 bis etwa 150, bietet merkwürdige Lageverhält- 
nisse, Die Wirbelsäule liegt nämlich durchgehends ganz auf der Außenseite des Ringes, wobei im ersten 
Teile, wie ein Wirbel klar zeigt, dem Beschauer die Bauchseite zugewandt ist, während im mittleren min- 
destens den dritten Teil des Ringes umfassenden Abschnitt die Bauchseite beinahe genau nach aufsen ge- 
richtet ist. Im ersten Abschnitt liegen die Rippen der einen Seite nach innen zu, die der anderen lassen 
nur kurze proximale Teile auf der Außenseite der Wirbel erkennen, während sie in der Hauptsache von 
diesen bedeckt sind. In dem übrigen, zwei Drittel betragenden Kreisabschnitte liegen linke und rechte Rippen 
auf der Innenseite der Wirbelsäule, wenn auch bei denen der einen Seite, der tiefer im Gestein der Platte 
eingebetteten, die vorderen Enden verdeckt bleiben. Ziemlich genau in der Mitte des Ringes sind beide 
Konturen des Abdruckes scharf und ungestört. Die Breite beträgt hier T10°—II mm, die der Zone außerhalb 
der Wirbelsäule etwa 1 mm, die innerhalb derselben 6—7 mm — außerhalb und innerhalb von dem Innern 
des Ringes aus gerechnet. Die Rippen erstrecken sich nicht bis an die innere Kontur, sondern lassen einen 
Streifen von etwa 2!/, mm Breite frei. Dieses Lageverhältnis von Rippen und Abdruck ist, soweit dessen 
Innenkontur scharf ist, d. i. auf etwa ?/, des ganzen Kreises, gleichbleibend, nur ist die von ersteren frei- 
bleibende innere Zone stellenweise noch wesentlich breiter, Für die auffallende Tatsache, dafs die Wirbel also 


großenteils den Rippen die Dorsalseite zuwenden, wird weiter unten eine Erklärung versucht werden. 


16 Dr. W. Janensch. [16] 


Der nun folgende, etwa 50 Wirbel umfassende Abschnitt ist stark gestört, bleibt also am besten 
für die vorliegende Frage unberücksichtigt. Die annähernd gerade verlaufende Partie von Wirbel 200—250 
zeigt die zugehörigen Rippen beider Seiten nach derselben Seite gerichtet. Der einzige einigermaßen deutlich 
erhaltene Wirbel dieses Teiles wendet die ventrale Seite den Rippen zu. Der Körper liegt also in normaler 
Weise auf der Seite. Der Abdruck besitzt keine deutlichen Konturen, seine Breite ist also nicht meßbar. 
Der Abdruck greift auch hier noch ein beträchtliches Stück in ventraler Richtung über die Rippen hinaus. 

Zwischen Wirbel 250 und 270 rückt die Wirbelsäule von der einen Seite des Abdruckes auf die 
andere hinüber. Gleichzeitig erscheinen die Rippen beiderseitig und in demselben Maße, wie die Wirbelsäule 
auf die andere Seite rückt, verschwinden die vorher deutlichen Rippen der einen bis auf ihre proximalen 
Teile, die neben den Wirbeln noch sichtbar bleiben. Der Körper der Schlange lest sich also von der einen 
auf die andere Seite, und zwar in kurzer Wendung. Von dem nun folgenden, halbkreisförmig gekrümmten 
Rumpfabschnitt ist die Wirbelsäule nur teilweise vorhanden. Dort, wo es der Fall ist, liegt sie auf der 
konvexen Seite, die Rippen sind nach der konkaven gerichtet. Die Wirbel kehren hier also wieder die 
Ventralseite nach außen, d. i. der Rückenkontur des Abdruckes zu. Hinter diesem Halbkreis rückt die 
Wirbelsäule zwischen Wirbel 365 und 385 von seiner Lage am Rande des Abdruckes in die Mitte des- 
selben und behält diese Stellung bis zum Schwanzende bei. Die Rippen bleiben auf derselben Seite des 
Körpers liegen; zunächst sind zwar hin und wieder proximale Teile derselben auf der anderen Seite der 
Wirbeln sichtbar, von Wirbel 385 an sind sie sämtlich nur auf der einen Seite wahrzunehmen. Nach der- 
selben Richtung ist auch hinfort die Ventralseite der Wirbel gewandt: Die Lage des Körpers ist eine 
normal seitliche. Der Abdruck ist an diesem ganzen hinteren Abschnitte des Rumpfes und am Schwanze 
sehr klar und fast durchgehends beiderseitig scharflienig umrissen. Sehr bemerkenswert ist hier nun die sehr 
geringe Breite, die Wirbelsäule und Rippen zusammengerechnet einnehmen. Sie beträgt nämlich weniger 
oder nur sehr wenig mehr als die halbe Breite des Abdruckes, so etwa bei Wirbel 388 4!/, mm, von der 
Gesamtbreite von 10 mm, bei Wirbel 408 4!/, von 7!),;, mm, bei Wirbel 450 3!/, von 6!/, mm. Es rührt 
diese auffallende Erscheinung davon her, daß die Rippen, wie bereits oben ausgeführt wurde, außerordentlich 
stark nach hinten gerichtet sind, so daß sie sich der Wirbelsäule eng anschmiegen und ihr nahezu oder ganz 
parallel liegen. 

In der Mitte des Schwanzes etwa bei Wirbel 385 beträgt die Breite des Abdruckes 5 mm, von 
denen ı mm durch die Wirbelsäule (die Hämapophysen abgerechnet) bedeckt sind. Bei Wirbel 513 ist die 
Breite zu 3), mm, bei 532 zu 21), mm ermittelt. 

Es ergiebt sich nun aus obiger, ausführlicher Beschreibung, daß der Körper der Schlange vorwiegend 
in der Seitenlage sich befindet. Daß diese die bevorzugte ist, zeigt sich besonders klar an der Stelle, wo 
sich der Rumpf von der einen auf die andere Seite legt. Dieser Übergang vollzieht sich auf einer sehr 
kurzen Strecke, es geht also daraus hervor, daß die Bauchlage gleichsam gemieden wird. Die Erklärung 
dafür dürfte darin zu sehen sein, dafs der Körper stark seitlich komprimiert und daß also die Bauchseite 
nur schmal war. Es liest auf der Hand, daß der Rumpf bei dieser Gestalt beim Zusammensinken auf dem 
Meeresboden die seitliche Lage einnehmen mußte. Auffallend ist, daß an den Stellen starker Krümmung 
die Wirbel ihre ventrale Seite der Rückenlinie zuwenden, Es ist nun zu erwägen, daß ein stark seitlich 
zusammengedrückter Leib bei beträchtlicher Krümmung ein Bild bieten wird, ähnlich einem umgebogenen 
Bande oder Papierstreifen, d. h. die Bauch-Rückenlinie wird etwa senkrecht auf der Ebene stehen, in der 
die Krümmung liegt. In dieser Stellung dürften jene stark gekrümmten Partien auf den Meeresboden hinab- 
gesunken sein, mit dem Bauche oder dem Rücken nach unten gerichtet, und sich erst dann auf die Seite 
gelegt haben. Es läfßst sich vorstellen, dafs dabei die Rippen der einen Seite unter dem Gewicht des Körpers, 
das ja im Wasser allerdings nicht groß gewesen sein kann, oder auch dem von auflagernden Schlamm- 
massen irgendwie als Hebel wirkten, die die in dem faulenden Leichnam lose hängenden Wirbel um ihre 
eigene Achse drehten. So oder so ähnlich könnte man sich jene eigentümliche Lage der Wirbel an den 
Stellen starker Krümmung vielleicht erklären, 

Die Form des Rumpfes steht aber auch im Zusammenhange mit der Beschaffenheit der Rippen, auf 
die wir nochmals kurz eingehen müssen. Die Rippen sind, wie oben gezeigt wurde, auffallend zart, lang, 


[17] Über Archaeophis proavus Mass. 17 
schwach gekrümmt und stark nach hinten gerichtet. Diese Eigentümlichkeit unterscheidet Archaeophis in 
hohem Grade von den auf dem Lande lebenden Schlangen. Bei letzteren spielen die Rippen nämlich bei 
der Fortbewegung: insofern eine wichtige Rolle, als sie zusammen mit den die breite, flache Ventralseite be- 
deckenden Bauchschienen als Hebel benützt werden, mittels derer das Tier sich gegen die Rauhigkeiten des 
Bodens, gegen Pflanzenstengel u. a. stemmt und vorwärts schiebt. Diese Art der Funktion für die Rippen 
von Archaeophis anzunehmen, ist nicht möglich. Dieselben sind hier viel zu zart, als daß sie als solche 
Hebel gebraucht werden könnten. Auch läßt sie ihre zurückgerichtete Stellung, namentlich im hinteren Teil 
des Rumpfes, wo sie fast horizontal liegen, dazu durchaus ungeeignet erscheinen. Es kommt noch weiterhin 
hinzu, daß die Rippen, wie aus dem Abdruck zu schließen ist, gar nicht bis an die Ventralfläche herab 
die Leibeswand stützten, sondern hier eine recht breite Zone frei ließen. Wenn man sich also Archaeophis 
auf das Land gesetzt denken würde, so würden, wenn der Körper sich nicht auf die Seite legte, die Rippen- 
enden garnicht auf dem Boden ruhen, ein Kriechen wäre also kaum möglich. Daf der ventral von den 
Rippen liegende Teil des auf der Platte abgedrückten Körpers nicht ganz oder auch nur wesentlich durch 
die nachträgliche Zusammendrückung des Schlangenleibes herausgedrückt ist, dagegen sprechen neben der 
oben bereits angestellten Erwägung, besonders auch die Verhältnisse im hinteren Rumpfteil. Hier bedecken 
die Rippen grofßenteils einen nicht breiteren Raum als die Wirbel; wollte man also den ventral von ersteren 
gelegenen Teil des Abdruckes als eine Verbreiterung desselben infolge von Zusammendrückung auffassen, 
so würde sich ein viel zu niedriger Betrag für die Höhe des Körperquerschnittes ergeben. Auch bei Hin- 
zunahme des ganzen Abdruckes gelangt man noch zu einer äußerst schlanken Gestalt. Es ist also in der 
Tat anzunehmen, daß ein ventraler Abschnitt des Rumpfes in seiner Wandung von Rippen nicht gestützt 
war. Ob nun die schmale Bauchseite des seitlich zusammengedrückten Körpers gewölbt war oder ob sie 
vielleicht zugeschärft war und, wie es ausnahmsweise bei lebenden Schlangen vorkommt, eine Hautfalte 
trug, das läßt sich aus dem Abdrucke nicht entnehmen. Ausgeschlossen wäre selbst diese letztere Annahme 


nicht, da das Fehlen von Ventralschienen sie möglich machen kann. 


Die Auffassung von Archaeophis als einer auf dem festen Boden lebenden Landschlange verbietet, 
wie wir sahen, die Form und Beschaffenheit der Rippen zusammen mit der des Rumpfquerschnittes. Noch 
weniger kommt wühlende Lebensweise in Frage, da diese besonders kräftige Rippen verlangt, wie z. B. 
die lebende Gattung Typhlops zeigt. Auch das Leben der Baumschlangen dürfen wir Archaeophis trotz der 
beiden gemeinsamen Schlankheit nicht zuschreiben, da jene viel längere Wirbel, aber nur kurze Rippen zu 
besitzen pflegen, wie z. B. am Skelett von Dryophis so typisch zu sehen ist. Dagegen sprechen die in Frage 
stehenden Eigentümlichkeiten durchaus für ein Wasserleben. Die Rippen haben bei schwimmender Fort- 
bewegung ja keinerlei Last zu tragen, können also zart sein, vermögen aber bei ihrer Länge, ihrer dichten 
Folge und stark nach hinten gerichteten Stellung die schlängelnde Bewegung besonders gleichmäßig von vorn 
nach hinten zu vermitteln, etwa wie die Flossenstrahlen in der Flosse eines Aales, mit denen sie ihrer 
Form nach wohl vergleichbar wären. Daf auch vergleichende Betrachtungen von Archaeophis und den 
lebenden, an das Wasserleben angepaßten Schlangenformen für die angenommene Lebensweise sprechen, 


wird weiter unten gezeigt werden, 


Hier soll nur noch darauf hingewiesen werden, daß das geologische Vorkommen in den Kalkschiefern 
des Monte Bolca die geäußerte Auffassung durchaus unterstützt und es wahrscheinlicher macht, daß 
Archaeophis eine marine, nicht eine im süßen Wasser lebende Form ist. Denn jene Kalke stellen eine Meeres- 
ablagerung dar, wie die eingeschlossenen Fische und Annelliden beweisen. Es finden sich ja allerdings 
auch häufig Abdrücke von Laubblättern; diese können jedoch ebensogut hineingeweht oder eingespühlt 
sein. Landtiere scheinen jedenfalls noch nicht aus jenen Schichten bekannt geworden zu sein. Im übrigen 


sind auch alle hoch spezialisierten lebenden Wasserschlangen ausgesprochen marine Tiere. 


Vergleich mit Archaeophis Bolcensis Mass. 
Vergleichen wir Archaeophis proavus mit anderen fossilen Schlangen, so kommen naturgemäß die 
beiden gleichfalls vom Monte Bolca stammenden Bruchstücke einer großen Schlange, die Massalongo 


Beiträge zur Paläontologie Österreich-Ungarns, Bd. XIX. 3 


18 Dr. W. Janensch. [18] 


unter dem Namen Archaeophis Bolcensis abbildet!), in erster Linie in Betracht. Massalongo gibt 
an, daß er drei Stücke in Händen gehabt hatte, deren Länge 48, 33 und 27 cm und deren Stärke 
50—60 mm betrüge. Keines der Bruchstücke paßte an ein anderes. Da jene drei Bruchstücke von 
A. Bolcensis nicht mit in den Besitz der Berliner Sammlung gelangten und es mir infolgedessen nicht 
möglich war, sie persönlich zu untersuchen, so können nur die Angaben und Tafeln bei Massalongo 


zum Vergleich benützt werden. 


Die beiden abgebildeten Fragmente entstammen der Rumpfregion und, wie aus der Länge der Rippen 
geschlossen werden kann, weder aus deren vorderstem noch hinterstem Abschnitte. Was die allgemeinen 
Maßverhältnisse der Wirbel betrifft, so gibt Massalongo an, dafs die Länge 8 mm, die Dicke an den 
Enden Io mm beträgt. Was er mit dem Ausdrucke Dicke sagen will, ist nicht klar ersichtlich, vielleicht 
versteht er darunter die größte Breite, also die des oberen Bogens. Der Wirbelkörper (»corpus«) soll in der 
Mitte etwas konkav, also wohl eingeschnürt sein und sich demgemäß nach den Enden zu verdicken. Die 
Messung auf Taf. IV ergab eine Länge des Wirbelkörpers — ohne Gelenkkopf, der von dem jedesmal 
folgenden Wirbel verdeckt ist — von S mm, eine Breite von zirka 4 mm in der Mitte und von zirka 5 mm 
an den Enden. Bei Archaeophis proavus betragen am Wirbel 78 die Länge des Körpers 2'5 (der Gelenk- 
kopf mitgemessen), die Breite 19 cm. Wenn man berücksichtigt, daß bei Wirbel 78 die Wirbellänge bereits 
den höchsten gefundenen Längenwert aufweist, so ist außer allem Zweifel, daß bei A. proavus die Wirbel 


verhältnismäßig bedeutend kürzer und breiter sind als bei A. Bolcensıis. 


Weiter gibt der Autor an, daß vier stumpfe Erhöhungen (»eminentiae«) vorhanden seien, die wohl 
ein annähernd vierseitiges Gepräge bedingt hätten. Was hiemit gemeint ist, ist nicht ersichtlich und auch 
die weiteren Angaben über diese »eminentiae« geben keine Klarheit darüber. Möglicherweise ist es nur 
die Art der Erhaltung, die jene Bemerkungen veranlaßt. Die Wirbel sind nämlich vielleicht zusammengedrückt, 
so dafs die äußere, dünne Knochenschicht durch Längsbrüche in mehrere Stücke zerlegt ist, wobei diese dann 
in eine solche Lage gedrückt wurden, daß Längsfurchen und kielartige Erhebungen entstanden. Soweit man 
aus der Abbildung schließen kann, sind die Wirbel an dem in Taf. III dargestellten Bruchstücke in der 
Tat in dieser Weise stark verdrückt. Wichtiger ist die Angabe, daß die Apophysen, die allerdings abge- 
brochen seien, spitz aber sehr kurz gewesen zu sein scheinen. Allerdings bedürfte auch dies eigentlich einer 
Nachprüfung am Objekt selbst, da die wenig günstige Erhaltung auch bei dem liebevollsten Beobachter 
leicht Täuschungen hervorrufen kann. Entspricht dieses von den Apophysen Gesagte den Tatsachen — und 
die Abbildungen scheinen namentlich in den etwas klarer wiedergegebenen Partien der Wirbelsäule das zu 
bestätigen —, so würde in diesem Punkte durchaus Übereinstimmung mit der Wirbelform bei A. proavus 
vorhanden sein. 

Die Rippen sind, wie bei unserer Form, auffallend lang, soweit man den Abbildungen entnehmen 
kann, nicht unter 7 cn, in Wirklichkeit vielleicht noch länger. Sie haben demnach wohl etwa das Neun- 
fache der ganzen Wirbellänge gehabt. Das Verhältnis ist also dasselbe, das wir als maximalen Betrag 
bei A. proavus fanden. Die Rippen sind ferner nur in ihrem oberen Teile und auch hier nur ziemlich 
schwach gekrümmt, während sie im übrigen gerade gestreckt sind. Sie stehen schräg nach hinten. Wenn 
schon diese Gestalt der Rippen, wie oben bei A. proavus ausgeführt wurde, auf eine beträchtliche seitliche 
Kompression des Körpers hinweist, so läßt diese Auffassung noch überdies ein Blick auf Taf. III bei Massa- 
longo als ganz unzweifelhaft erscheinen. 

Im unteren Teile dieser Abbildung sieht man den Körper der Schlange seitlich oder doch der 
Hauptsache nach seitlich auf die Platte gedrückt liegen, dann zeigt der Körper eine scharfe Drehung, um 
im oberen Teile des Bildes auf der anderen, rechten Seite zu liegen. Der Körper des toten Tieres legte sich 
also mit seinen hohen, flachen Flanken dem Boden auf, nicht aber mit der Bauchseite, die offenbar zu 
schmal war, um in dieser Lage den Körper zur Ruhe kommen zu lassen. An der Stelle, wo die Wendung 
sich vollzieht und man also die Schlange vom Rücken erblickt, sind nun trotz des jedenfalls bei der Ein- 


bettung wirksam gewesenen senkrechten Druckes die Rippen nicht auseinander gepreßt, sondern in ihrer 


!) Spez, photogr. Tab. III und IV. 


[19] Über Archaeophis proavus Mass. 19 


natürlichen Lage verblieben und lassen infolgedessen die geringe Dicke des Körpers erkennen, die im 
Maximum nicht viel mehr als die Hälfte der Höhe betragen haben kann. 

Das auf Tab. IV wiedergegebene Bruchstück zeigt einen stark gebogenen, platt auf der linken Seite 
liegenden Abschnitt des Körpers. An den Stellen, wo die ventrale Grenze des Körperabdruckes in glatter 
Linie erhalten ist, zeigt sich deutlich, daß die Rippen wie bei A. proavus nicht bis an die Ventralseite 
reichten, sondern hier eine ziemlich breite, nicht von Rippen gestützte Zone übrig ließen. 

Es ist nunmehr die Frage zu beantworten, gehören Archaeophis proavus und Bolcensis wirklich 
einer Gattung an, wie Massalongo meinte. Es sind in der Tat sehr übereinstimmende Verhältnisse vor- 
handen, was namentlich bezüglich der Rippen und der Körperform zutrifft. Allerdings machen die Rippen 
bei A. Bolcensis insofern im ganzen einen etwas anderen Eindruck, als sie in regelmäßigerer Anordnung 
daliegen, als bei A. proavus. Indessen ist das sicherlich lediglich dadurch bedingt, dafs die Rippen der sehr 
viel größeren Form auch entsprechend kräftiger sind und sich bei der Einbettung in den Meeresschlamm 
auch in geringerem Maße verschieben ließen. Nach allem kann nur als wahrscheinlich gelten, daf beide 
Formen in der Tat einer Gattung angehören. 


Es erhebt sich aber nun die weitere Frage, ob wir denn wirkliche zwei verschiedene Arten vor 
uns haben, ob beide Exemplare nicht vielmehr sogar einer einzigen Art zuzurechnen sind. Als einzige er- 
kennbare Abweichung konnte angegeben werden, daß die Wirbel von A. proavus verhältnismäßig kürzer 
sind als die von A. Bolcensis. Dies ist aber ein Unterschied, der bei den rezenten Schlangen zwischen jugend- 
lichen und erwachsenen Individuen sehr ausgeprägt ist. An einem eben dem Ei entschlüpften Exemplar von 
Tropidonotus natrix, das mir durch die Liebenswürdigkeit des Herrn Prof. Dr. Tornier zur Untersuchung 
zugänglich gemacht wurde, konnte ich mich persönlich von der auffallend kurzen Gestalt der Wirbel über- 
zeugen. Es kann demnach nicht als unwahrscheinlich bezeichnet werden, daf beide Exemplare sogar einer 
Art angehören, da der einzige erkennbare Unterschied nicht gegen eine solche Vereinigung spricht, sondern 
sie gestattet. Man müßte dann bei Annahme gleicher Wirbelzahl etwa auf eine Länge von 3 bis 31/, m 
für das große Stück schließen. Solange indessen ein wirklicher Beweis für die Zusammengehörigkeit beider 
Formen nicht erbracht ist, mögen beide Artnamen am besten beibehalten werden. Sollte sich indessen 
später, etwa bei einer neueren Untersuchung von A. Bolcensis, die Artidentität ergeben, so dürfte der Name 
proavus am besten der allein geltende werden, da das von Massalongo so benannte Stück das besser 
bekannte ist, außerdem in seinem Werke in der Beschreibung dem anderen vorangeht. 

Die nicht zu leugnende Möglichkeit der Zusammengehörigkeit beider Exemplare regt noch weiterhin 
die Frage an, ob nicht die so überaus schwache Entwicklung der Zygapophysen und Querfortsätze bei 
Archaeophis proavus etwa als eine Jugenderscheinung anzusehen ist. Abgesehen davon, daß Massalongo 
bei A. Bolcensis die Zygapophysen auch nur als kleine Spitzen erkannt zu haben scheint, spricht auch der 
Befund an jenem jugendlichen Exemplar von Tropidonotus natrix gegen jene Annahme, da hier Zyga- 
pophysen wie auch Querfortsätze recht scharf und deutlich ausgebildet waren. Die geringe Entwicklung 
dieser Teile ist vielleicht auch nur eine Folge des Lebens im Wasser, wo ja infolge der Ausschaltung der 
Wirkungen des Körpergewichtes die Gelenkungen von Wirbeln und Rippen viel weniger stark und fest zu 
sein brauchen als bei Landformen. 


Höhe der Spezialisierung von Archaeophis und Vergleich mit lebenden Wasserschlangen. 


Nachdem wir bereits oben erfahren haben, daß wir in Archaeophis eine im Wasser lebende Gattung 
zu sehen haben, sollen in diesem Abschnitte einige Betrachtungen über die Höhe ihrer Spezialisierung und 
ein Vergleich mit lebenden Wasserschlangen gegeben werden. Mangels spezieller, zusammenfassender Dar- 
stellungen mußten die tatsächlichen Unterlagen für die Vergleichung erst aus dem Studium des Materials 
der zoologischen Sammlung: des Museums für Naturkunde zu Berlin sowie aus der Benützung der vor- 
liegenden Literatur gewonnen und zusammengetragen werden. 

Was zunächst den Schädel betrifft, so handelt es sich bei Archaeophis um einen echten Schlangen- 


schädel. Das Quadratum ist am Squamosum frei beweglich, das Pterygoid legte sich wahrscheinlich an das 


es Dr. W. Janensch. [20] 


Quadratum oder den Unterkiefer in der Gegend der Gelenkung dieser beiden Knochen und nahm an deren 
Bewegung teil; das Maxillare war mit dem Prämaxillare nicht verwachsen, also offenbar gleichfalls etwas 
verschiebbar; auch können wir, wie oben ausgeführt wurde, annehmen, daß die beiden Unterkieferäste nicht 
in knöcherner Symphyse miteinander verbunden waren. Das Maul von Archaeophis war also offenbar einer 
erheblichen Erweiterung fähig. Allerdings war diese gewiß geringer als bei der überwiegenden Mehrzahl 
der rezenten Schlangen. Sehen wir von den Familien mit wühlender und grabender Lebensweise, den 
Typhlopiden, Glauwconüiden und Uropeltiden ab, bei denen wohl infolge ihrer Lebensweise eine mehr 
oder weniger tiefgehende Umbildung und Rückbildung des Schädels stattgefunden hat und die Er- 
weiterungsfähigkeit des Maules sehr gering ist, so ist diese letztere bei den lebenden Formen fast stets 
erheblich größer als bei Archaeophis. Meist ist nämlich durch starke Ausbildung des Squamosum oder 
durch die mehr oder weniger auffallend ausgesprochene, nach hinten gerichtete Stellung des Quadratum 
das Gelenk des letzteren mit dem Unterkiefer mehr oder weniger weit hinter den Hinterhauptskondylus 
verlegt, unter entsprechender Längenentwicklung der Unterkieferäste. Besonders auffallend ist dies bei ge- 
wissen Colubriden, namentlich proteroglyphen, und Viperiden ausgeprägt, wo der Unterkiefer, wie z. B. 
bei Bitis arietans, den Schädel um ?/, seiner Länge übertreffen kann. Bei Archaeophis proavus dagegen 
ist das Quadratum nach vorn gerichtet und der Unterkiefer infolgedessen erheblich kürzer als der Schädel. 
Eine schwach nach vorn gerichtete Stellung des Quadratums zeigt die Abbildung von Nardoa boa aus der 
Familie der Borden bei Boulenger!) anderseits ist hier das Squamosum stärker als bei Archaeophis 
entwickelt, so dafs das Unterkiefergelenk nur sehr wenig vor den Hinterhauptskondylus zu liegen kommt. 
Überhaupt scheint bei den Boiden die Rückwärtsrichtung des Squamosums verhältnismäßig wenig ausgeprägt 
zu sein. Jedenfalls zeigt auch die Darstellung Boulengers von Enygrus asper ?) eine — zwar sehr geringe 
— Vorwärtsrichtung bei gleichzeitig gewaltiger Ausbildung des Squamosums. Eine nicht bedeutende Er- 
weiterungsfähigkeit des Maules ist bei den Zlyszidae, bei Xenopeltis, dem einzigen Vertreter der Xenopeltiden, 
und bei Fursina occipitalis®) bedingt durch die Kürze des Quadratums bei gleichzeitig geringer Ausbildung; 
des Squamosums. In allen diesen Fällen liegt indessen die Unterkiefergelenkung doch noch etwas: weiter 
hinten als bei unserer Schlange, während anderseits letztere durch die beträchtlichere Größe des Qua- 
dratum jenen voraus ist. Die Ilysiidae und Xenopeltidae sind übrigens insofern weniger hoch spezialisiert, 
als bei ihnen die Maxillaria gegen das Prämaxillare gar nicht oder nur sehr wenig beweglich sind. Jeden- 
falls läßt sich behaupten, daß Archaeophis in der Erweiterungsfähigkeit des Maules weniger weit spezialisiert 
ist, als die große Mehrzahl der lebenden Gattungen. 


Vergleichen wir weiter die Bezahnung, so ist diese, wenn wir von der allerdings ganz abweichenden 
Form des einzelnen Zahnes absehen, dadurch echt schlangenartig, daß sie auf Maxillare, Palatinum, Pterygoid 
und Unterkiefer auftritt, wie es bei der Mehrzahl der lebenden Schlangen auch der Fall ist. Auch die 
Auswechslung der Zähne durch Ersatzzähne ist durchaus die gleiche. Die stärkere Rückbiegung der Zähne 
der jetzt lebenden Schlangen, gegenüber der bei Archaeophis, ist gewiß als eine weitergehende Anpassung 
an ihre Aufgabe, die Beute festzuhalten, zu betrachten. Eine weit höhere Spezialisierung stellen naturgemätßs 


die durch Furchung oder Bildung eines Kanales sich kennzeichnenden Giftzähne dar. 


In dem Skelettbau der Schlangen prägt sich die Tendenz aus, unter Rückbildung der Extremitäten 
eine möglichst große Biegsamkeit und Beweglichkeit des Rumpfes zu ermöglichen. Letztere wird in hohem 
Maße erreicht durch die zahlreichen Gelenkverbindungen der Wirbel und die hohe Anzahl dieser selbst. 


Was den ersteren Punkt betrifft, so steht Archaeophis in der völligen Rückbildung der Extremitäten 
sowie von Schulter und Beckengürtel auf der gleichen Höhe wie die überwiegende Mehrzahl der lebenden 
Schlangen, höher also als die noch Beckenrudimente aufweisenden Familien der Typhlopidae, Glauconüidae, 
Boidae und Xenopeltidae. An den Wirbeln von Archaeophis proavus finden sich die gleichen Gelenk- 
verbindungen, wie wir sie bei allen lebenden und fossilen Schlangen kennen, also Prä- und Postzygapophysen, 


!) Catalogue of the Snakes I, pag. 75, Fig. 4. 
2) Catalogue of the Snakes I, Fig. 6, pag. 104. 
») Boulenger, Catalogue of the Snakes III, pag. 405, Fig. 28. 


[21] Über Archaeophbis proavus Mass 21 


Zygosphen und Zygantrum. Bezüglich der Zahl der Wirbel übertrifft unsere Form alle bekannten um ein 
Beträchtliches. Zum Vergleiche möge lie beistehende Tabelle dienen, deren Angaben der Zusammenstellung 
Rochebrunes!) entnommen sind, mit Ausnahme der mit * bezeichneten, die auf eigenen Zählungen an 
Exemplaren der zoologischen Abteilung des Museums für Naturkunde zu Berlin beruhen. 
Bei der Auswahl der aufgeführten Arten ist darauf Bedacht genommen, aus verschiedenen Familien nament- 
ich auch Beispiele zu bieten, die bezüglich der Wirbelzahl nach oben wie nach unten extrem sind, Es ist 
ferner zu bemerken, daß die von Rochebrune getrennt gehaltenen vertebres thoraciques, pel- 
viennes und sacr&es hier unter der Bezeichnung »präsacrale Wirbel« zusammengefaßt sind. 


Übersicht über die Anzahl der Wirbel verschiedener Schlangen, 


N Aa m @ Halswirbel Präsacrale Postsacrale Gesamtzahl 
Wirbel Wirbel 

Typhlopidae: 

Typhlops lumbricalii Dum. Bibr. 2 176 1do) 188 
Boidae: 

Python Sebae Gmel. 2 306 62 37 

—  molurus Gray 2 372 435 
iasıs amethystimus Gray. 2 330 92 

Boa constrictor L. . 2 256 44 302 
Xenopeltidae: 

Xenopeltis unicolor Schleg.. 2 188 20 210 
Colubridae: 
a) Aglypha: 

Tropidonotus natrix Schleg. 2 211 45 258 

Elaphis Aesculapü Daud. . 2 226 68 296 

Zamensis viridiflavus W ag). 2 239 73 314 

Dendrophis pieta Boie : 2 196 87 285 

Acrochordus javanicus Horus. 2 IgL 55 248 
b) Opisthoglypha: 

*"Dryophis prasinus Boie 2 237 176 415 

Homalopsis buccatus Fitzing. 2 171 58 231 

Dipsas annulata L. 2 182 71 255 
c) Proteroglypha: 

Platurus fasciatus Daud. 2 147 42 I9I 

Pelamis bicalor Daud.. . 2 158 32 192 

*Enhydris Hardwickiü Gray. 2 130 32 164 
Viperidae: 

Pehias berus Merr.. ne 2 150 5 203 

Cerastes aegyptiacus Schleg. . . 2 120 16 138 

Crotalus, horrnidus ln 2er 2 184 24 210 
Archaeophidae: 

Archaeophis proavus Mass. . 2 452 ca. III ca. 565 ca. 


Es ergiebt sich aus obiger Tabelle, daß die höchsten, bei lebenden Schlangen gefundenen Gesamt- 
zahlen, die von Python molurus Gray, Liasis amethystinus Gray, Dryophis prasinus von der bei 
Archaeophis um 130 bis 150 übertroffen werden. Die Zahl der Rumpfwirbel und damit zugleich die der 
Rippen übersteigt die als höchste ermittelte Ziffer von Python molurus Gray um zirka So. Das Ver- 
hältnis der Zahl der Schwanzwirbel zu der des ganzen Körpers von etwa 5: I dürfte dem Durchschnitt 


nahe kommen. 


1) Memoire s. ]. vertebres des Ophidiens, pag. 219. 


Dr. W. Janensch. 22] 


19} 
[9) 


Bezüglich der Zahl der Wirbel ist also demnach Archaeophis proavus bedeutend weiter in der 
Spezialisierung fortgeschritten, als irgend eine bekannte lebende Art, und ist darin überhaupt allen bekannten 
Wirbeltieren überlegen. 

Da wir es bei Archaeophis mit einer im Wasser lebenden Schlange zu tun haben, so möge hier 
zunächst den lebenden Wasserschlangen eine kurze Besprechung gewidmet werden, auf Grund deren 
dann später die Organisations- und Spezialisierungshöhe unserer Schlange noch einer besonderen, vergleichenden 
Betrachtung unterzogen werden soll. 

Als die ihrer Organisation nach ausgesprochensten und an das Leben im Wasser am weitesten an- 
gepaßten Wasserschlangen müssen ohne Zweifel die Hydrophinen aus der Gruppe der proieroglyphen, d. i. 
der auf dem vorderen Abschnitte der Maxillen Furchenzähne aufweisenden Colubriden gelten. Bei diesen 
Hydrophinen sind zunächst die Nasenlöcher durch ihre Lage auf der Oberseite des Schädels sowie dadurch 
bemerkenswert, daß sie durch Klappen verschließbar sind, Eigentümlichkeiten, die man gerade bei lungen- 
atmenden Wasserwirbeltieren finde. Der Rumpf ist, abgesehen von dem vordersten Abschnitte, mehr 
oder weniger stark seitlich komprimiert. Besonders stark zusammengedrückt ist der Schwanz, der einen 
ausgesprochenen Ruderschwanz darstellt und dessen beträchtliche Höhe die des Rumpfes gewöhnlich 
übersteigt. 

Als ein besonders ausgezeichnetes Beispiel einer Hydrophine kann die Gattung Enhydris gelten. 
Durch das liebenswürdige Entgegenkommen des Herrn Prof. Dr. Tornier wurde mir die Untersuchung 
eines Skeletts von Enhydris Hardwickii Gray aus China ermöglicht. Die Rippen sind bei dieser Form ent- 
sprechend dem hohen, schmalen Querschnitte des Rumpfes sehr lang, nur in ihrem vorderen Abschnitte 
gekrümmt, in ihrer distalen Hälfte oder sogar zwei Dritteln dagegen fast ganz gerade gestreckt, Die 
erhebliche Länge der Rippen wird außerdem noch dadurch bedingt, daß sie sehr stark nach hinten geneigt 
sind, derart, daß sie mit der Wirbelsäule einen Winkel von 50 bis 60° bilden. 

Solche Rippen sind sehr geeignet, zusammen mit der zugehörigen Muskulatur die schlängelnde 
Bewegung des Rumpfes von vorn nach hinten fortzupflanzen und können dies um so besser, je länger und 
je schräger sie gestellt sind. Andrerseits sind sie der denen der Landschlangen zukommenden Funktion, als 
Hebel beim Kriechen zu dienen, enthoben, eine Aufgabe, die nur bei steilerer Normalstellung gut erfüllt 
werden kann: 

Im vordersten Teile des Rumpfes, wo die seitliche Kompression gar nicht oder nur in geringem 
Maße vorhanden ist, zeigen die Rippen noch nicht das charakteristische Gepräge. So mifst die zum 
25. Wirbel gehörige Rippe 25 mm bei 5 mm Wirbellänge. Die größte Rippenlänge von 49 mm fand 
sich bei Wirbel 100 mit 53 mm Wirbellänge. Die starke Entwicklung des Ruderschwanzes ist durch 
besonders kräftige Ausbildung der Dornfortsätze und der Hämapophysen bedingt. In der Mitte des 
Schwanzes, wo die Gesamthöhe der Wirbel mit 12'5 mm den größten Betrag erreicht, beträgt die Länge 
der hohen Dornfortsätze 5 mm, der Hämapophysen 4 mm bei einer Länge der Wirbel von 4°4 mm. Im 
Zusammenhang: mit der starken seitlichen Kompression des Rumpfes steht auch die bereits von Rochebrune!) 
betonte Tatsache, daß die Querfortsätze ganz nach unten gerückt sind, so daß die Rippen in nur wenig 
divergenter Richtung von dem Wirbel ausgehen können. 

Von Interesse und von Wichtigkeit ist ferner auch die Beschuppung. Bei der überwiegenden Mehr- 
zahl der lebenden Landschlangen ist die Bauchseite mit einer Reihe sehr breiter Bauchschilder oder -Schienen 
bedeckt. Diese spielen, wie schon oben bemerkt, zusammen mit den Rippen bei der Fortbewegung auf dem 
Erdboden eine wichtige Rolle. Demgegenüber sind nun bei den an das Wasserleben angepaßten Hydro- 
phinen die Bauchschilder nur in sehr geringem Grade entwickelt. Bei Hydrelaps darwiniensis haben sie, wie 
aus den Abbildungen Boulengers?) hervorgeht, etwa nur die doppelte Breite der Schuppen der’ Seiten 
und des Rückens und ebenso eroß etwa sind sie bei Distiria grandis und Hydrophis melanocephalus. 
Bei Hydrophis latifasciatus und Hydrophis cantoris übertreffen sie die übrigen Schuppen an Breite nur 


') Mem s. 1. vertebres d. Ophidiens, pag. 215. 
*) Catalogue of the Snakes, III, Pl. XII, ff. 


[2 3] Über Archaeophis proavus Mass. 23 


noch sehr unwesentlich und bei den Gattungen Hydrus, Thalassophis, Acalyptophis sind wie Boulenger 
weiter angiebt !), Bauchschilder überhaupt nicht, bei Erhydris und Enhydrina nur sehr schwach entwickelt. 
Diese geringe Ausbildung der Bauchschilder bei diesen im Wasser lebenden Formen hängt zweifellos mit 
der Lebensweise zusammen. Während die Landschlangen mit breiter, flacher Bauchseite dem Boden aufliegen, 
ist der Rumpf der Wasserschlangen seitlich zusammengedrückt und ihre Ventralseite mehr oder weniger 
zugeschärft. Breite Bauchschienen sind für das Schwimmen zum mindesten zwecklos; infolgedessen 
sind sie auch bei den aufgezählten, an das Wasserleben hochgradig angepaßten Formen so schwach 
entwickelt. 

Es gibt aber in dieser Gruppe der fast ausschließlich marinen Hydrophinen zwei Gattungen Aipy- 
surus und Platurus, bei denen breite Ventralschilder vorhanden sind. Bei der ersteren Gattung sind sie 
gekielt; ob darin sich vielleicht die Neigung zur Zuschärfung der Ventralseite ausspricht, könnte nur die 
Untersuchung erweisen. Bei Platurus ist ein solcher Kiel nur bei einigen Arten und auch bei diesen nur 
im hinteren Teil des Körpers vorhanden. Außerdem sind bei dieser Gattung die Nasenlöcher seitlich, nicht 
aber, wie bei den übrigen, auf der Oberseite des Schädels gelegen. Platurus kann demnach als die am 
wenigsten stark an das Wasserleben angepaßte Gattung der Hydrophinen gelten. Damit steht im Einklang, 
daß Boulenger gerade von ihr berichtet, daß man sie wiederholt auf dem festen Lande in einiger Ent- 
fernung vom Wasser gefunden habe. 

In der Gruppe der opisthoglyphen Colubriden, deren Maxillen in ibrem hinteren Teile Furchen- 
zähne tragen, umfaßt die Subfamilie der Homalopsinen durchwegs im Wasser lebende Formen. Die An- 
passung ist hier jedoch weit geringer als bei den Hydrophinen. Die Wirbelsäule scheint keinerlei Umbildung 
erfahren zu haben, jedenfalls erwähnen weder Boulenger noch Hoffmann etwas davon. Dagegen haben 
die Nasenlöcher ihre Lage auf der Oberseite des Schädels erhalten. Bezüglich der Beschuppung verhalten 
sich die Homalopsinen nicht gleichartig. Bei den meisten von ihnen sind gut entwickelte Ventralschilder 
vorhanden. Nur bei drei von den aufgezählten zehn Gattungen gibt Boulenger an, daß dieselben sehr 
schmal sind, also die bei den Hydrophinen vorherrschenden Charaktere zeigen. 


Ein kleiner dritter Kreis wasserbewohnender Schlangen gehört der Subfamilie der Acrochordinae 
aus der Gruppe der aglyphen, d. i. keinerlei Furchenzähne aufweisenden Colubriden an. Hier sind die 
beiden Gattungen Acrochordus und Chersydrus als Flüsse und Küstengewässer bewohnende Formen bekannt. 
Über Acrochordus javanicus Hornstedt findet sich beispielsweise bei Hoffmann?) die Angabe, daß diese 
Schlange das Wasser niemals verlasse und sich auf dem festen Lande nur langsam fortbewegen könne. 
Bei der Gattung Acrochordus ist der Körper nur recht schwach, bei Chersydrus dagegen Rumpf und Schwanz 
stark zusammengedrückt. Die Wirbelsäule läßt keine deutlich erkennbaren Anpassungen an das Wasserleben 
erkennen. Bei beiden liegen die Nasenlöcher an der Oberseite des Schädels. Sehr bemerkenswert ist aber 
hier wieder die Beschuppung. Die höckrigen Schuppen sind sehr klein und sind in außerordentlich zahl- 
reichen Querreihen bei Acrochordus in etwa 120, bei Chersydrus in etwa 100, angeordnet. Ventralschilder 
sind gar nicht entwickelt, ja bei Chersydrus hat die Zuschärfung der Bauchseite zu der Bildung einer ven- 
tralen Hautfalte geführt, die sich auf der Unterseite des größten Teiles des Rumpfes und der des Schwanzes 
hinzieht. Die drei anderen Gattungen der Subfamilie der Acrochordinen, offenbar Landformen — Boulenger 
macht über deren Lebensweise keine besonderen Bemerkungen, wie eben überhaupt bei den Landformen —, 
haben wohlentwickelte Bauchschilder. 

Als Anpassungserscheinungen an das Wasserleben ergeben sich aus dem Vorstehenden die folgenden: 
Lage der Nasenlöcher auf der Oberseite des Schädels, Kompression des Rumpfes, tiefe Lage der Querfort- 
sätze, große Länge der Rippen, Ausbildung eines hohen Ruderschwanzes durch starke Entwicklung der 
Dornfortsätze und Hämapophysen, geringe Größe oder gänzliches Fehlen von Ventralschildern, Hautfalte 
auf der Unterseite von Rumpf und Schwanz. Diese Eigenschaften sind nun, wie oben ausgeführt, in ver- 
schiedener Weise auf die einzelnen Gruppen verteilt, ihr Vorhandensein oder Fehlen bestimmt die Höhe 


!) Catalogue of the Snakes, III, pag. 267 ff. 
®2 Reptilien, pag. 1828. 


24 Dr. W. Janensch. 24] 


der Spezialisierung derselben. Von den besprochenen Gruppen sind die Hydrophinen hochspezialisierte 
Wasserschlangen, Chersydrus eine weniger und die Homalopsinen die am geringsten spezialisierten. 

Neben den aufgeführten Gattungen gibt es nun aber auch noch viele andere, deren Angehörige, 
obwohl Landschlangen, doch treffliche Schwimmer sind, wie z. B. die allbekannte Ringelnatter, aber keinerlei 
deutlich ausgeprägte Anpassungen an die Fortbewegung im Wasser zeigen. Bei diesen konnten solche sich 
eben nicht ausprägen, solange sie das Leben auf dem festen Lande nicht gänzlich aufgaben, denn abge- 
sehen vielleicht von der Stellung der Nasenlöcher sind alle angeführten Anpassungen für das Kriechen 
auf dem Boden direkt unvorteilhaft. 

Von jenen genannten, verschiedenen, für Wasserschlangen bezeichnenden Anpassungseigenschaften 
finden sich nun mehrere bei Archaeophis. Über die Lage der Nasenlöcher läßt sich leider nichts angeben, 
da hierüber an Archaeophis proavus nichts zu ermitteln ist. Die Queriortsätze haben eine recht tiefe Stellung. 
Die Rippen sind sehr lang und stark nach hinten geneigt. Bei Archaeophis Bolcensis Mass. erinnern die 
von Massalongo gegebenen Abbildungen der Rumpffragmente in sehr auffallender Weise an Enhydris. 
Bei Archaeophis proavus sind sie ja auch entsprechend ausgebildet, hier fällt aber daneben noch die außer- 
ordentliche, namentlich im hinteren Teile des Rump’es bemerkbare Zartheit und fast horizontale Stellung 
auf. In beiden Punkten steht, soweit ich nach den mir zu Gesicht bekommenen Skeletten urteilen kann, 
unsere Form unerreicht da, ist hierin also höher spezialisiert, als die lebenden Wasserschlangen. Die 
seitliche Kompression des Rumpfes war offenbar beträchtlich und dürfte etwa der von Enhydris und auch 
der von Chersydrus nahe- oder gleichgekommen sein. Ein Ruderschwanz nach Art desjenigen der Hydro- 
phinen zeigt Archaeophis nicht, steht also infolge dieses Mangels diesen nach, wie eines solchen ja auch 
die Homalopsinen und Acrochordinen entbehren. In dem Fehlen der Bauchschilder stimmt Archaeophis 
mit Aydrus, Thallassophis und Acalyptophis aus der Familie der Hydrophinen und in der Kleinheit der- 
selben und der hohen Zahl der Querreihen derselben noch besser mit der Gruppe der Acrochordinen überein. 
Ja es ist, wie oben bemerkt, nicht ausgeschlossen, daß eine Bauchfalte nach Art der von Chersydrus 
vorhanden war. 

Es muß hier übrigens darauf hingewiesen werden, daf3 der Mangel von Bauchschildern nicht unbe- 
dingt für Wasserleben spricht. Es findet sich dieser nämlich auch noch bei den 7yphlopiden und Glauco- 
niiden und ferner sind bei den Uropeltiden Bauchschilder nur sehr klein ausgebildet. Diese drei Familien 
enthalten nun im Boden wühlende Formen. Dafs sich bei diesen Gruppen keine wohlentwickelten Bauch- 
schienen finden — sei es nun, daß sie rückgebildet sind, sei es, dafs sich solche nicht herausgebildet haben, 
falls ihre Vorfahren deren auch nicht besaßen — dafür ist doch gewiß auch hier die Lebensweise die Ursache. 
Beim Wühlen im Erdreich würden die Tiere breite Bauchschienen als Hebel zum Fortschieben des Körpers 
nicht benützen können, und zwar aus dem einfachen Grunde, weil der dazu nötige Spielraum dem vom 
Boden fest eingeschlossenen Körper fehlen würde. Daß Archaeophis aber keine wühlende Form darstellt, 
geht, wie oben bereits gesagt, mit Gewißheit aus der starken, seitlichen Kompression des Rumpfes und der Zart- 
heit der Rippen hervor. Es spricht ferner gegen jene Auffassung, das Vorhandensein des langen, schlanken, 
seitlich zusammengedrückten Schwanzes, denn bei den genannten wühlenden Gruppen ist übereinstimmend 
der Schwanz ebenso, wie übrigens auch bei der fußlosen, grabenden Zacerkilier-Gattung Amphisbaena, nur 
als ganz kurzer Stummel ausgebildet. Auch hierin ist offenbar eine Anpassung zu erblicken, vielleicht in- 
sofern, als dieser kurze, kräftige Schwanzstummel auch mit zum Vorwärtsstämmen des Körpers in festerem 
Erdreich dient. Die Auffassung also, daß Archaeophis eine grabende Lebensweise gehabt habe, ist demnach 
gänzlich von der Hand zu weisen; wir müssen in ihr eine ausgesprochene Wasserschlange sehen, die be- 
züglich des Grades der Spezialisierung die Aydrophinen nicht ganz erreicht, sondern eher mit den Acro- 


chordinen zu vergleichen ist, in der Ausbildung der Rippen aber weitgehender an das Schwimmen ange- 
paßt ist als diese letzteren, 


Systematische Stellung der Gattung Archaeophis, 


Da das System der Schlangen in Anbetracht der so spärlichen und unvollkommenen Reste fossiler 
Formen lediglich auf der Kenntnis der lebenden basiert, so wird es zur Feststellung der systematischen 


[25] Über Archaeophis proavus Mass. 


[8 
in 


Stellung der Gattung Archaeophis besonders darauf ankommen, zu untersuchen, ob eine Verwandtschaft 
unserer Gattung mit rezenten wahrscheinlich gemacht werden kann. Vorher mögen die vorweltlichen jedoch 
kurz in den Kreis unserer Betrachtungen gezogen werden. 


Die Beantwortung der Frage, ob verwandtschaftliche Beziehungen zu solchen erkennbar sind, beruht, 
da einigermaßen vollständige Reste nur sehr vereinzelt gefunden sind, im wesentlichen auf einem Vergleich 
mit isolierten Wirbeln, auf deren alleiniger Kenntnis hin ja fast sämtliche ausgestorbene Arten und Gattungen 
aufgestellt sind. Jene Frage ist nun kurzer Hand zu verneinen, soweit die in der deutschen, französischen, 
englischen, italienischen und einem eroßen Teil der amerikanischen Literatur beschriebenen Formen in 
Betracht kommen.!) 


Obige negative Feststellung gilt sowohl für die Landformen, als auch für solche, deren Wirbel 
durch die tiefe Stellung der Querfortsätze Anpassung an das Wasserleben verraten, wie Palaeophis, Ptero- 
sphenus (— Moeriophis) und verwandte Gattungen. In keinem Falle ist eine derartig schwache Ausbildung 
der Zygapophysen wie bei Archaeophis beobachtet. Die Unterschiede in dieser Beziehung sind zu groß, als 
dafs ein engerer, verwandtschaftlicher Zusammenhang mit irgend einer sonstigen fossilen Gattung ange- 
nommen werden könnte. 


Die gewaltigen Palaeophiden, bei denen ja immerhin die Zygapophysen etwas schwächer sind, als 
bei unseren rezenten, großen Formen, zeigen in der Ausbildung kräftiger, sehr hoher Dornfortsätze einen 
weiteren, wesentlichen Unterschied gegenüber Archaeophis. 

Die schöne, mit Schädel erhaltene Schlange, die v. Meyer aus der Braunkohle des Sieben- 
gebirges als Coluber (Tropidonotus) atavus beschreibt,?) gehört anscheinend einer dieser rezenten 
Gattungen an. Coluber Kargü v. Meyer von Oeningen,?) eine vollständig erhaltene Form, die Roche- 
brune mit größerem Recht wohl als eine Viperide ansieht, hat ebenfalls nichts mit Archaeophis zu thun, 
und das gleiche gilt von dem Python (Heteropython Rochebr.) Euboeicus F. Roemer von Kumi, von dem 
auch ein Unterkiefer nebst Bezahnung bekannt ist. 

Die sonst bekannten, überaus spärlichen Reste von Schädelteilen sind zu unbedeutend, um eine 
sichere Beurteilung zu gestatten. Mit Bestimmtheit läßt sich bloß bezüglich des »Palato-Pterygoids« des 
Palaeopython sardus Portis*) aussagen, daß die Beschreibung der vorhandenen Reste der Bezahnung 
keinerlei Ähnlichkeit mit der von Archaeophis erkennen läßt. 

Wenden wir uns nun den lebenden Schlangen zu, deren gewaltige Zahl von Gattungen ja glück- 
licherweise in zusammenfassenden Werken behandelt sind, unter denen namentlich die neueren von Hoff- 
mann und Boulenger es auch dem mit dieser Tiergruppe nicht Vertrauten ermöglichen, verhältnismäßig 
leicht einen Überblick zu gewinnen, 

Was die Zahnform betrifft, so findet sich nichts Ähnliches bei rezenten Gattungen angegeben, 
jedenfalls soweit ich die diesbezügliche Literatur zu übersehen vermag und soweit aus den großen syste- 
matischen Werken der Schlangenkunde zu entnehmen ist. Die Giftzähne können wir gleich aus unserer Be- 
trachtung ausschalten, da bei Archaeophis kein Anzeichen von Durchbohrung — die Pulpahöhle darf nicht 
mit einer solchen verwechselt werden — bemerkbar ist und auch die Skulptur in keiner Weise mit einer 
Furchenbildung verglichen werden kann. Die soliden Zähne der giftlosen Schlangen scheinen niemals eine 
stärkere äußere Skulptur zu besitzen. 

Leydig?°) erwähnt nur, daß bei Arten von Tropidonotus, Coluber und Coronella die hinteren, 
größeren Oberkieferzähne hinten eine schneidende, scharfe Kante zeigen, sowie daß jederseits von der Spitze 
aller Zähne je eine nur mit dem Mikroskop erkennbare, feine Kante eine Strecke weit hinablaufe, All 
dies ist aber natürlich mit den Verhältnissen bei Archaeophis nicht vergleichbar. 


!) Ein Teil der amerikanischen Literatur war mir leider nicht zugänglich. 

2) Coluber (Tropidonotus) atavus aus der Braunkohle des Siebengebirges. Paläont. VII, 
3) Zur Fauna der Vorwelt. 

*) II palaeopython sardus Port., pag. 250. 

°) Die Zähne der einheimischen Schlangen. 


Beiträge zur Paläontologie Österreich-Ungarns, Bd. XIX. 4 


26 Dr. W. Janensch. [26] 


Der Bau des Schädels, jedenfalls in den Teilen, die wir kennen gelernt haben, ist gleichfalls nicht 
dazu verwendbar, Verwandtschaften mit irgend welcher Form festzustellen. Archaeophis besitzt einen echten 
Schlangenschädel, der hauptsächlich durch die Kürze der Unterkiefer ausgezeichnet ist. Letztere Eigentüm- 
lichkeit würde indessen den Anschluß an viele lebende Gattungen mit gleicher Berechtigung erlauben, ist 
also für unseren Zweck hier nicht verwendbar. Es sei übrigens hervorgehoben, dafs die große Verkürzung 
der Unterkiefer bei den Typhlopiden und Glauconüden nicht als Grund für die Annahme verwandtschaft- 
licher Beziehungen zwischen diesen und Archaeophis benützt werden kann, da jene Eigenschaft bei den 
genannten, grabenden Gattungen lediglich eine Folge ihrer Lebensweise resp. eine Anpassung an diese dar- 
stellt, die sekundär erworben ist und zum mindesten in der jetzt vorhandenen Form nicht die ursprüngliche 
Gestaltung zeigt. 

Auch in der Ausbildung der Wirbel konnte nichts gefunden werden, was den Anschluß an irgend 
welche lebenden Formen erlauben würde, soweit sie in der Monographie von Rochebrune sowie in den 
anderen zusammenfassenden großen Arbeiten behandelt wurden, und ich selbst solche durch das liebens- 
würdige Entgegenkommen des Herrn Prof. Dr. Tornier aus der zoologischen Sammlung des Berliner 
Museums für Naturkunde zu untersuchen in der Lage war. 

In bezug auf die Ausbildung der Rippen, der Schuppen sowie die gesamte Körperform wurde oben 
bereits ausgeführt, dafs ähnliche Verhältnisse bei gewissen, im Wasser lebenden Gruppen, den Hydrophinen 
und Acrochordinen anzutreffen sind. Da es sich aber dabei lediglich um Anpassungen an die Lebensweise 
handelt, so dürfen jene Merkmale auch nicht als Anzeichen verwandtschaftlicher Beziehungen aufgefafst 
werden, wenn nicht andere von derselben unabhängige Eigenschaften, wie z. B. der Zahnbau, dafür sprechen. 
Letzteres ist aber nicht der Fall. 

Abgesehen ferner davon, daß, wie noch im nächsten Kapitel dargestellt werden wird, es nicht be- 
rechtigt erscheint, Landschlangen von Wasserschlangen abzuleiten, läßt sich mit unbestreitbarem Recht be- 
haupten, daß wenigstens alle jetzt lebenden Familien mit Beckenrudimenten, also die Typhlopiden, ferner die 
Glauconüiden, Boiden und Ilysiiden nicht als Nachkommen von Archaeophis angesehen werden können, da 
bei dieser Gattung das Becken bereits verschwunden war. 

Da verwandtschaftliche Beziehungen zwischen Archaeophis und lebenden Familien auch nur mit 
geringer Sicherheit nicht erkennbar sind, unsere Gattung durch die Zahnbildung sich vielmehr von allen 
rezenten Gruppen weit entfernt, und da ferner Beziehungen zu den nur sehr unvollständig bekannten, fossilen 
Formen nicht wahrscheinlich gemacht werden können, so ergibt sich die Notwendigkeit, eine Familie der 
Archaeophidae aufzustellen. Eine Einreihung in ein im wesentlichen auf die Ausbildung gewisser Knochen 
der bei Archaeophis nicht erhaltenen Schädelkapsel basiertes System, wie das Boulenger'sche, ist aller- 
dings nicht möglich, während eine solche in das in erster Linie auf der Art der Bezahnung basierende von 
Dumeril und Bibron leicht möglich wäre. Die Diagnose der neuen Familie der Archaeophidae lautet 
folgendermaßen: Schnauze zugespitzt, Unterkiefer verhältnismäßig kurz; Quadratum 
schlank, nach vorn gerichtet; Zähne wenig gekrümmt, scharfkantig, von fünfseitigem 
Querschnitt; Zahl der Wirbel außerordentlich groß, Zygapophysen und Querfortsätze 
sehr schwach entwickelt, Hypapophysen im ganzen Rumpfteil vorhanden; Rippen zart, 
lang, schwach gekrümmt und stark nach hinten gerichtet; Extremitäten und deren 
Gürtel fehlen gänzlich; Schuppen sehr klein, in sehr zahlreichen Reihen angeordnet; 
Rumpf stark seitlich komprimiert; Wasserbewohner, wahrscheinlich marin. 


Über die Abstammung der Schlangen. 


Über die Abstammung der Schlangen sind zwei Ansichten geäußert worden. Nach der einen sollen 
die Pytonomorphen ihre Ahnen sein. So hat in neuerer Zeit Kornhuber die Meinung ausgesprochen, daß 
sich aus den Pyfonomorphen einerseits die Ophidier, andrerseits die Lacertilier entwickelt zu haben schienen.) 
Auch Cope war bereits früher in einer Auseinandersetzung mit Owen für die Wahrscheinlichkeit enger 


!) Über eine fossile Echse u. s. w., pag. Ist. 


[27] Über Archaeophis proavus Mass. 27 
Beziehungen zwischen Ophidiern und Pytonomorphen eingetreten. Anderer Ansicht ist Boulenger,!) der 
in einem Schema die Ophidier als Abkömmlinge der Dolichosauria darstellt. Eine kritische Betrachtung 
dieser beiden Anschauungen verlangt neben einer eingehenderen Besprechung der genannten Reptilgruppen 
auch eine Darlegung des Wesens ‚und der Ursachen der Spezialisierung des Schlangenkörpers. Aus prak- 
tischen Rücksichten soll diese letztere Frage hier zunächst behandelt werden. 

Die Eigenart der äußeren Körperform der Schlangen beruht, wie bekannt, in der außerordentlichen 
Streckung, in der Kleinheit des Kopfes und in dem Mangel der Extremitäten. Es zeigt sich daran eine 
Anpassung an eine Umgebung, in der die Fortbewegung am besten lediglich durch Biegungen des Rumpfes 
bewerkstelligt werden kann. Dies ist der Fall beim Wühlen im Boden oder beim Kriechen in dichtem 
Pflanzenwuchs, im Gestrüpp, Gesträuch, Gras u. a. m. Hier ist zu schneller Fortbewegung: ein möglichst 
biegsamer, in die Länge gestreckter Körper geeignet, dessen Querschnitt sich möglichst gleich bleibt oder 
doch nur allmählich ändert, also keine hemmenden Widerstände bietet. Extremitäten sind von nur geringem 
Nutzen oder direkt hinderlich. Die Anpassung an solche Lebensweise wird sich also in deren Rückbildung 
oder auch deren völligem Verschwinden aussprechen müssen. 

Lehrreich sind hier für unsere Betrachtung besonders auch die zahlreichen lebenden Lacertilier 
mit stark oder ganz reduzierten Extremitäten. Bezüglich des Grades der Rückbildung finden wir da sehr 
verschiedene Abstufungen. So hat die Gattung Seps schwach entwickelte, vordere und hintere Gliedmaßen, 
bei Pygopus, Ophiodes, Pseudopus, Lialis sind die vorderen, bei Anguis, Ophisaurus, Acontias sowie 
den Ammphisbaeniden beide verschwunden. Alle diese Gattungen sind nun ausgesprochene Landtiere und 
soweit mir Angaben darüber zu Gebote stehen — am reichsten an biologischen Beobachtungen ist ja immer 
noch Brehms Tierleben — leben diese Echsen mit rückgebildeten Extremitäten in der That in einer 
Umgebung, wie sie oben bezeichnet wurde, also in dichter Vegetation, Gras, Moos u. s. w. und pflegen 
größtenteils ihre Schlupfwinkel unter der Erde zu suchen. Die Gattung Amphisbaena soll sogar eine aus- 
schließlich unterirdische Lebensweise führen und die Bauten der Termiten bewohnen. 

Wenn wir also sehen, daß die lebenden, schlangenähnlichen Echsen ausschließlich Landtiere sind, 
so muß man auch annehmen, daß ihre Vorfahren ihre Körperform auf dem Lande, nicht aber im Wasser 
erwarben. 

Unter den fossilen Formen wären einige der Füße und Extremitäten entbehrende Siegocephalen, 
Dolichosoma und Ophiderpeton zu erwähnen, die gleichfalls schlangenförmige Körperform hatten. Mit größter 
Wahrscheinlichkeit darf man ihnen eine ähnliche Lebensweise wie den fußlosen Echsen zuschreiben, wahr- 
scheinlich aber feuchtere Aufenthaltsorte. Jedenfalls spricht nichts gegen diese Auffassung oder mehr für 
eine andere. 

Bei der überwiegenden Mehrzahl der Landschlangen, von denen zunächst allein die Rede sein soll, 
findet sich in der Ausbildung der breiten Bauchschilder eine Spezialisierung des Schuppenkleides, die von 
nicht unerheblicher Bedeutung ist. Jene spielen nämlich, wie bereits oben angegeben wurde, bei der Fort- 
bewegung eine Rolle. Zusammen mit den Rippen funktionierend, werden sie mit ihren hinteren Rändern 
gegen die Unebenheiten der Unterlage gestemmt und gestatten so, gleichsam als Hebel dienend, auch die 
Ausnützung geringer Rauhigkeiten des Bodens zum Kriechen. So ist auch eine Fortbewegung auf verhältnis- 
mäßig glattem, unbewachsenem Boden ermöglicht. Überhaupt gestattet der gut entwickelte Typus des 
Schlangenkörpers eine recht vielseitige Lokomotion ohne besondere weitere Anpassung. Man beobachtet 
z. B. an Riesenschlangen und Nattern, daß sie vielfach auch trefflich zu schwimmen und zu klettern ver- 
stehen. Diese Vielseitigkeit ist ermöglicht durch die Biegsamkeit und Geschmeidigkeit des echten Schlangen- 
leibes, sie ist deshalb auch in sehr viel schwächerem Maße bei dem schlangenähnlichen Zacertilier vorhanden 
und war gewiß auch bei den Vorfahren der Schlangen so lange geringer, als sie deren ausgesprochenen, 
typischen Bau noch nicht erreicht hatten. 

Von den Vorläufern der Ophidier dürfte es deshalb wohl mit Wahrscheinlichkeit anzunehmen sein, 
daß die Erwerbung des Schlangentypus auf die Anpassung an den Aufenthalt auf mit dichter Vegetation be- 


!) Osteology of Heloderma. 
4* 


28 Dr. W. Janensch. [28] 


decktem Boden, vielleicht auch an wühlende Lebensweise oder gleichzeitig an beide Verhältnisse zurückzuführen 
ist. Indessen werden wir gewiß nicht an so ausgesprochene Wühlformen, wie es die heutigen Typhlopiden 
und Glauconiiden sind, zu denken haben, die ja nach dieser Richtung hin ganz extrem differenziert sind, 
auch dann nicht, wenn Rochebrune!) Recht gehabt haben sollte, als er Symoliophis aus der Kreide 
an die Typhlopiden anreihte. Aus der übrigens durchaus nicht großen Ähnlichkeit der allein bekannten 
isolierten Wirbel dieser Gattung mit den von 7Typhlops lassen sich keinerlei weitere Schlüsse auf die 
Gleichheit der Organisation und Lebensweise ziehen. Es darf auch die Möglichkeit nicht außer acht gelassen 
werden, daß jene rezenten, wühlenden Gruppen sich sekundär von oberirdisch lebenden Schlangen ent- 
wickelt haben können. 

Wenn wir also vorerst für die Landschlangen und ferner für die schlangenähnlichen Echsen an- 
nehmen, daß sie sich auf dem Lande zu ihrer jetzigen Gestalt entwickelt haben, so verlangt andrerseits 
doch auch die Tatsache, daß wir fossil eine Anzahl Lacertilier mit merkbarer Reduktion der Extremitäten 
kennen, die aber unbedingt als Wasserbewohner zu betrachten sind, eine genauere Besprechung. Es sind 
das gewisse Varanus-artige Echsen der Kreide, die Dolichosauridae. Eine etwas eingehendere Betrachtung 
dieser Formen ist deshalb hier am Platze, weil Boulenger?) in dem im Anfang: dieses Kapitels erwähnten 
Schema von der Gruppe der Dolichosauria als drei selbständige Äste die Pyfonomorphen, die Varaniden 
und die Ophidier sich entwickeln läßt. Die Dolichosaurier, die also von ihm als Vorfahren der Schlangen 
angesehen werden, sind ZLacertilier, die aus der oberen Kreide Englands (Dolichosaurus), namentlich aber 
in einer Reihe prächtiger, von Kornhuber, H. v. Meyer, Gorjanovi6c-Kramberger und Seeley 
beschriebener Funde aus dem Neocom Istriens bekannt wurden. Nach Gorjanovic-Kramberger’) 
und Franz Baron Nopcsa jun.) sind aber unter den bis jetzt bekannt gewordenen Dolichosauriern zwei 
scharf geschiedene Familien auseinander zu halten, die Aigvalosauridae und die Dolichosauridae. Zu 
den ersteren stellt Baron Nopcsa die Gattungen Dolichosaurus Owen, Acteosaurus Meyer, Pontosaurus 
G. Kramberger, Adriosaurus Seeley, zu den letzteren Aigzialosaurus G. Kramberger, Carsosaurus 
Kornhuber, Opetiosaurus Kornhuber, ?Mesoleptos Cornaglia. 

Betrachten wir zunächst die erste Familie, die Dolichosauridae Nopcsa im engeren Sinne, die Bou- 
linger ohne Zweifel in erster Linie im Auge hatte, als er in seinem Stammbaum die Ophidier von den 
Dolichosauria sich abzweigen ließ. 

Baron Nopcesa’s Diagnose der Dolichosauridae lautet: » Varanusartig, Kopf klein. Der lange 
Hals aus 13 gegen vorn an Größe abnehmenden Wirbeln, 26 Rumpf-, 2 Sakral- und zahlreiche Schwanz- 
wirbel. Leib walzenförmig verlängert. Die kurzen Rippen alle annähernd gleich lang, Ventralrippen nicht 
vorhanden. Die Extremitäten stark reduziert; die vorderen dabei nur halb so lang wie die hinteren. Hand 
und Fuß infolge der Reduktion etwas vereinfacht. Becken und Schultergürtel ziemlich entwickelt.« 

Es sind in der Tat mehrere Züge bei diesen Dolichosauriden vorhanden, die eine äußere Ähn- 
lichkeit mit Schlangen hervorrufen, so die Kleinheit des Kopfes, die gestreckte Körperform, die Reduktion 
der Extremitäten, namentlich der vorderen. 

Owen hebt bei der Besprechung?) von Dolichosaurus longicollis wiederholt hervor, daß die 
Lebensweise wahrscheinlich eine überwiegend aquatische gewesen sein dürfte, wenn auch der Besuch des 
festen Landes vielleicht nicht ausgeschlossen gewesen wäre. Er führt für diese seine Anschauung an, daß 
der Humerus auffallend breit sei, und daß ferner die Kompression und die in ihrem mittleren Teile geringe 
Krümmung der Rippen auf eine seitlich stark zusammengedrückte Gestalt des Rumpfes, etwa wie bei 
Wasserschlangen schließen ließen. Inwieweit die Kompression der Rippen für eine derartige Körperform 
spricht, möge dahingestellt bleiben. In der ganzen Form derselben scheint sich in der Tat eine gewisse. 
wenn auch nicht sehr weitgehende Anpassung an das Wasserleben auszusprechen. 


!) Revision des Ophidiens fossiles. 

2) Osteology of Heloderma. 

°) Aigialosaurus, Soc. hist.-natur. croatica 1892. 
4) Über die Varanus-artigen Lacerten Istriens. 
°) History of Br. Rept. pag., 176—183. 


[29] Über Archaeophis proavus Mass. 29 


Für Pontosaurus muß man entschieden aquatische Lebensweise annehmen, wie auch Kornhuber 
stark betont. Es spricht dafür namentlich auch die Ausbildung eines langen, mächtigen Rudersschwanzes, 
dessen starke, seitliche Kompression durch die beträchtliche Entwicklung der Dornfortsätze und der Hypapo- 
physen bewiesen wird. 

Die Pontosaurus nahestehende, von H. von Meyer beschriebene Gattung Acieosaurus ist offenbar, 
wie auch schon von ihrem Begründer angenommen wurde, gleichfalls eine Bewohnerin des Wassers. Der 
Ruderschwanz ist allerdings weniger ausgeprägt als bei Pontosaurus, dagegen darf man wohl aus der 
schwachen Krümmung der Rippen sowie vielleicht auch aus ihrer nicht auseinandergespreizten Lage schließen, 
daß der Rumpf seitlich zusammengedrückt war. 

Der Seeleysche Adriosaurus, von dem der vordere Teil des Rumpfes, der Hals und Kopf nicht 
bekannt ist, wird von Baron Nopcsa, dem es gelang, an den Schwanzwirbeln stark entwickelte Dorn- 
fortsätze nachzuweisen, gleichfalls an die besprochenen Gattungen angereiht, so daß wir auch wohl für ihn 
aquatische Lebensweise annehmen dürfen. 

Die Familie der Dolichosauridae läßt also unzweifelhaft erkennen, daß auch bei wasserbewohnenden 
Eidechsen die Hinneigung zum Schlangentypus sich stark herausbilden kann. Eine ähnliche äußere Körper- 
form bietet übrigens auch der meist zu den Rhynchocephalen gerechnete Pleurosaurus aus dem oberen Jura 
von Solnhofen und Cerin. 

Auch bei dieser Gattung findet sich eine deutliche Reduktion der Extremitäten, besonders der vor- 
deren, langgestreckter, seitlich komprimierter Körper, und überaus kräftiger Ruderschwanz. Und schließlich 
kommen auch unter den Amphibien recht ähnliche Gestalten vor, wie z. B. Amphiuma, Siren und auch Proteus, 
die durch‘ Rückbildung der Gliedmaßen, langgezogenen Rumpf und Ruderschwanz ausgezeichnet sind. 

Daß bei Tieren, die vorwiegend im Wasser sich aufhalten, die Extremitäten, falls sie nicht als Ruder- 
organe gebraucht werden, eine Reduktion erleiden, ist ja leicht zu verstehen. Denn, da der Körper im 
Wasser ganz oder fast ganz sein Gewicht verliert, so haben die Beine auch kaum eine Last zu tragen und 
müssen durch die verminderte Beanspruchung mehr oder weniger stark verkümmern. 

Ob es aber auf diesem Wege zu einem vollständigen Verschwinden der Gliedmaßen kommen 
kann, bleibt doch fraglich. Jedenfalls ist dies noch nicht festgestellt worden. Die Frage, um die es sich 
augenblicklich für uns handelt, ist aber gerade die, ob es wahrscheinlich ist, daß aus solchen Formen, die 
durch das Leben im Wasser eine Rückbildung ihrer Extremitäten erlitten, sich die Schlangen entwickelt 
haben. Der an sich auch denkbare Fall, daß diese schon bei landbewohnenden Vorfahren ersterer ein- 
getreten war, soll hier nicht weiter berücksichtigt werden. Von besonderer Wichtigkeit ist der Umstand, 
daß in allen den aufgezählten Fällen, wo die Anpassung an das Wasserleben zu einer langgestreckten 
Körperform und einer Reduktion der Beine führte, auch noch stets eine weitere Anpassung vorhanden ist, 
die sich in der Ausbildung einer seitlichen Kompression des Schwanzes und eventuell auch des Rumpfes 
ausspricht. 

Die Entwicklung eines Ruderschwanzes, besonders wenn er so kräftig wie innerhalb der Dolicho- 
sauridae — von Dolichosaurus selbst ist er allerdings noch nicht bekannt — oder bei Pleurosaurus ist, 
und ebenso eine stärkere, seitliche Kompression des Rumpfes, sind Spezialisierungen, die bei gleichzeitiger 
Reduktion der Extremitäten die Fortbewegung auf dem festen Boden fraglos erschweren und sicherlich 
nicht die zum Erjagen der Beutetiere nötige Beweglichkeit und Schnelligkeit zu entwickeln gestatten. Jene 
Anpassungen an das Wasserleben sind somit in ihrer biologischen Wirkung gerade entgegengesetzt denen, 
durch die Landschlangen zu so beweglichen und geschwinden Tieren geworden sind. Es dürfte deshalb 
wenig wahrscheinlich sein, daß zum mindesten die Landschlangen von den Dolichosauridae, wenigstens 
von denjenigen unter diesen, die wir so vollständig kennen, daß wir sie zu phylogenetischen Schlüssen be- 
nützen können, abstammen, wie Boulenger annahm. Die Vorfahren der Schlangen werden wir uns vielmehr 
mit mehr Berechtigung als reine Landformen, wahrscheinlich aus der Gruppe der Lacertilier, ohne Anpassungs- 
erscheinungen an das Leben im Wasser vorstellen müssen. 

Es bliebe nun aber zu erwägen, ob denn nicht vielleicht die Wasserschlangen oder ein Teil von 
ihnen sich von Dolichosauriden oder ähnlichen Formen entwickelt haben könnten. Die Befürwortung dieser 


30 Dr. W. Janensch. [30] 
Anschauung würde aber zugleich die Annahme eines di- oder polyphyletischen Ursprunges der Schlangen 
bedeuten. Für diese dürfte man sich aber in Anbetracht der überaus großen Gleichförmigkeit der ganzen 
Ordnung der Schlangen nur unter dem zwingenden Eindruck unzweideutiger Beweise entschließen können, 
die bis jetzt durchaus fehlen. Biologische Erwägungen führen uns aber andrerseits zu der Ansicht, daß die 
Wasserschlangen sich von Landschlangen entwickelt haben, nicht aber umgekehrt. Eine 
hochspezialisierte Wasserschlange wird nicht mehr in der Lage sein, auf dem Lande zu existieren und sich 
an diesen Aufenthalt anzupassen. Dazu ist diese Spezialisierung zu einseitig, andrerseits sind viele 
Landschlangen ohne weitere spezielle Anpassung durchaus zu langdauerndem Aufenthalt im Wasser 
befähigt. 

Die verschiedenen Gruppen lebender Wasserschlangen haben sich offenbar getrennt von Land- 
schlangen entwickelt, mit denen sie auch im Bau des Schädels und in der Bezahnung viel engere Beziehungen er- 
kennen lassen äls untereinander. Und ebenso stellt Archaeophis eine hochspezialisierte Form dar, die sich, 
wahrscheinlich selbständig, von uns unbekannten, landbewohnenden Vorfahren aus an das Wasserieben anpaßte, 

Die zweite Nopcsa’sche Familie, welche neben den Dolichosauridae die ursprünglich beide umfassende 
Gruppe der Dolichosauria bildete, die Azgralosauwridae sind der Gattung Varanus ähnliche Eidechsen, nur 
durch stärkere Anpassung an das Wasserleben ausgezeichnet, Es gilt das z. B. auch von den Füßen, die nach 
Baron Nopcsa bei der Gattung Opetiosaurus in ihrer Organisation zwischen dem Schreitfuß der Varaniden 
und der Pythonomorphen-Flosse stehen. Der ganannte Autor macht es auch durchaus wahrscheinlich, daß die 
Pythonomorphen aus den Argralosauridae sich entwickelt haben. Daß die letzteren als Vorfahren der Schlangen 
nicht angesehen werden können, dafür sprechen im wesentlichen dieselben Gründe, die im folgenden gegen 
die Abstammung dieser von den Pythonomorphen aus dem Bau der Extremitäten abgeleitet werden. 

Wenden wir uns nun der Besprechung der von Cope und Kornhuber für wahrscheinlich gehal- 
tenen, angeblichen direkten Verwandtschaft der Schlangen und Pythonomorphen zu. Besonderen Anlaß 
gibt dazu an dieser Stelle der eigentümliche Typus der Zähne, den wir bei Archaeophis kennen gelernt 
haben. Die Kantenbildung derselben erinnert nämlich in gewissem Grade an die Form der Zähne be- 
stimmter Pythonomorphen. Es weisen nämlich jene z. B. bei Platecarpus außer zwei in der Längsrichtung 
der Kieferknochen liegenden Hauptkanten noch eine Anzahl schwächerer auf, die von der Spitze nach unten 
zu verlaufen und einen polygonalen Querschnitt bedingen. Es fragt sich nun, ob und in wieweit die äußere 
Ähnlichkeit der Zähne von Archaeophis und den betreffenden Pythonomorphen doch vielleicht als Anzeichen 
engerer Beziehungen zwischen diesen aufgefaßt werden könnten. Es sei zunächst darauf hingewiesen, daß 
die Ausbildung der Kanten doch durchaus keine übereinstimmende ist, indem sie bei den Zähnen von 
Archaeophis sehr viel schärfer und auch in anderer Anzahl und Anordnung auftreten, als bei den Pythono- 
morphen. Wichtiger ist aber der Umstand, dafs bei den letzteren die Zahnkrone einem hohen Sockel aufsitzt, 
daß in diesem sich der Ersatzzahn bildet und daß sie in Furchen eingefügt sind, während bei Archaephis 
der Sockel nur ganz niedrig ist, die Ersatzzähne sich in Falten der Schleimhäute bilden und die Zähne 
selbst in ganz flachen, grubenartigen Vertiefungen stehen, also als akrodont zu bezeichnen sind, 

Es sind also doch auch sehr wesentliche Verschiedenheiten zwischen beiden Zahnformen vorhanden. 
Es ist daneben übrigens augenscheinlich, daß die Vielkantigkeit der Zähne der Pythonomorphen keine sehr 
charakteristische Eigenschaft sein kann, denn bei vielen Formen von ihnen sind sie nur zweikantig. Und auch bei 
der Gattung Opetiosaurus, aus der nach Baron Nopcsa als Ahnen der Pythonomorphen anzusehenden 
Familie der Aögialosauriden entbehren die sonst durchaus pythonomorphenartigen Zähne der Kanten. Man 
muß demnach so lange annehmen, daß bei den Pythonomorphen die mehrfache Kantung der Zähne sich 
erst als eine besondere Spezialisierung herausgebildet hat, solange nicht Vorfahren mit der gleichen Eigen- 
schaft gefunden sind. Der Zahnbau kann also nicht als Beweisgrund engerer Verwandtschaft von Archaeophis 
oder überhaupt von den Schlangen mit den Pythonomorphen benützt werden. 

Ob bei Archaeophis die Entwicklung der fünf Zahnkanten auch nur eine Erscheinung von Speziali- 
sierung innerhalb einer beschränkten Gruppe darstellt, oder ob sie allen alten Schlangen zukam, ist bei dem 
gänzlichen Mangel vollständig erhaltener Schlangen aus dem Eocän oder der Kreide nach keiner Seite 


hin zu entscheiden. 


[31] Uber Archaeophis proavus Mass. 


[057 


Da der Zahnbau keine Anhaltspunkte zur Feststellung etwaiger verwandtschaftlicher Beziehungen 
zwischen Ophidiern und Pythonomorphen liefert, so bedarf es einer kurzen Betrachtung der Gesamtorga- 
nisation dieser beiden Gruppen. Es erhebt sich die Frage, nach welchen Richtungen haben sich beide entwickelt. 
Es ist offenbar, daß durchaus verschiedene Typen der Spezialisierung vorhanden sind, die auch Anpassungen 
an verschiedene Lebensverhältnisse darstellen. 

Die Pythonomorphen sind ausgesprochene Wassertiere. Die Vorder- und Hinterextremitäten sind zu 
vollendeten Schwimmpaddeln umgewandelt. Es hat sich bei ihnen eine Verstärkung des Brustkorbes ein- 
gestellt, indem z. B. bei T'y/osaurus 10 Ventralrippen mit dem Sternum verbunden sind. 

Diese Zahl wird dadurch bemerkenswert, daß sie nach Baron Nopcesa bei Carsosaurus unter 
den Azgialosauriden, den Vorfahren der Pythonomorphen, 6 und bei Varanus nur 3 beträgt, so daß dieser 
Autor gewiß mit Recht eine Entwicklungsrichtung annimmt, die auf Zunahme der Zahl solcher mit dem 
Sternum verbundener Rippen hin gerichtet ist. Eine weitere Anpassung an das Wasserleben beruht in der 
Ausbildung eines seitlich stark komprimierten Ruderschwanzes, der bei Clidastes und Tylosaurus sogar, 
wie aus der Gestaltung der Dornfortsätze hervorgeht, eine Ruderflosse trug. 

Dafür, daß wir uns die Entwicklung der Schlangen wahrscheinlich aut dem Lande nicht aber im 
Wasser entstanden zu denken haben, wurden oben bereits die Gründe eingehender dargelegt. Dieselben 
sprechen auch gegen eine Abstammung der Ophidier von den Pythonomorphen. Noch mehr aber spricht 
dagegen die Erwägung, daß man doch gezwungen wäre, anzunehmen, die letzteren hätten zunächst durch 
Erwerb der Flossen und Verstärkung des Brustkorbes den ihnen eigentümlichen Typus erlangt, dann aber 
eine gänzlich verschiedene Entwicklungsrichtung eingeschlagen, indem nun eine Rückbildung der Extremi- 
täten und der sternalen Rippenverbindungen eingetreten sei. Dieser völlige Umschwung in der Ent- 
wicklungstendenz darf wohl als durchaus unwahrscheinlich bezeichnet werden, um so mehr, als man sich 
ihn doch wohl als im Wasser vollzogen vorstellen müßte, da den Pythonomorphen doch sicherlich der 
Besuch des festen Landes durch ihre extreme Anpassung an das Wasserleben unmöglich geworden war. 
Es hätte also anscheinend gar keine eingreifende Änderung der Lebensweise die Ursache zu einem 
tiefsehenden Umschwung der Entwicklungstendenz abgeben können. Daß sich übrigens auch im Schädel- 
bau bemerkenswerte Unterschiede zeigen, wie z. B. bezüglich der Ausbildung des Quadratum, braucht hier 
wohl nicht weiter ausgeführt zu werden. Auch wenn wohl bei der notorischen Unvollständigkeit der pa- 
laeontologischen Überlieferung dem Umstande kein allzu großes Gewicht beigelegt werden soll, daß die 
Pythonomorphen zuerst in der jüngeren Kreide vorkommen, während die ältesten Schlangenwirbel bereits 
in der mittleren Kreide gefunden sind, so erheben sich doch gegen die Abstammung der Schlangen von 
den ersteren so gewichtige Bedenken, daß nur unzweifelhafte paläontologische Beweise jener Auffassung 
zum Siege verhelfen könnten. 

Dafür, dat die kantige Form der Zähne vielleicht auch eine Anpassung an das Wasserleben, etwa 
an eine bestimmte Nahrung darstellt, wird sich ein Beweis kaum führen lassen, wenngleich diese Auffassung 
vielleicht die richtige ist. Das gleiche dürfte aber auch für die Pythonomorphen gelten, bei denen der viel- 
kantige Zahnbau durchaus nicht durchgängig vorhanden ist. Solange wir nicht sichere Vorfahren der 
Archaeophiden und deren Zahnbau kennen, was bislang nicht der Fall ist, ist es nicht zu entscheiden, 
ob ihre Zahnform eine ererbte oder eine durch Anpassung selbständig erworbene ist. 


Zusammenstellung der wesentlichsten Ergebnisse. 


1. Der Schädel zeigt typische Schlangenmerkmale, nur sind die Unterkieferäste 
relativ kurz und die Quadrata nach vorn gerichtet. 


2. DieZahnformistgänzlichabweichend von derallersonstbekanntenSchlangen 
und Reptilien, indem sie fünf scharfe Kanten aufweisen. Ihre akrodonte Stellung, ihr 
Vorkommen auf den Maxillaria, Palatina, Pterygoidea und Unterkiefern, sowie ihr 
Ersatz durch in den Schleimhäuten sich bildende Ersatzzähne ist wie bei denrezenten 
Formen. 


32 Dr. W. Janensch. [32] 


3. An den procoelen Wirbeln sind die Post- und Präzygapophysen sehr schwach 
entwickelt, auch die Gelenkung von Zygosphen und Zygantrum ist undeutlich. Ebenso 
sind die Querfortsätze kaum angedeutet. Die Rumpfwirbel tragen eine Hypapophyse, 
die Schwanzwirbel zwei Hämapophysen. Die Zahl der Wirbel beträgt etwa 565, wovon 
etwa ııı auf denSchwanz kommen. Die Gesamtzahl ist bedeutend größeralsbeiirgend 
einer bekannten Schlange. 

4. Die Rippen sind sehr lang, dünn, sehr wenig gekrümmt und stark nach hinten 
gerichtet. 

5. Von den Extremitäten sowie vom Schulter- und Beckengürtel ist nichts 
vorhanden. 

6. Die Schuppen sind außerordentlich klein und stehen in sehr zahlreichen 
Reihen. Ventralschilder sind nicht entwickelt. 

7. Der Rumpf war seitlich stark komprimiert, eine ventrale Zone war von den 
Rippen nicht mehr gestützt. 

8. Archaeophis stellt eine hochspezialisierte Wasserschlange dar. 

9. Archaeophis proavus Mass. und die zweite sehr viel größere Art Archaeophis 
Bolcensis Mass., gehören sehr wahrscheinlich zu der gleichen Gattung, möglicherweise 
sogar zu derselben Art. 

10. Irgend sichere, verwandtschaftliche Beziehungen zu anderen fossilen oder 
lebenden Schlangengattungen sind nicht zu erkennen. Auf Grund der Zahnform ist 
eine neue Familie, die Archaeophidae, zu errichten. 

11. DieSchlangen können nicht von den Pythonomorphen abstammen. Es ist ferner 
unwahrscheinlich, daß sie von den Dolichosauriden und Aigialosauriden abzuleiten sind. 
Wahrscheinlich haben sie sich aus unbekannten landbewohnenden, nicht an das 


Wasserleben angepaßten Eidechsen entwickelt. 


Verzeichnis der wichtigsten, benutzten Spezialliteratur. 


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Geological Magazine, Decade IV, Vol. VIII, IgoI, pag 436—444. 
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Note on the Osteology of Heloderma horridum and H. suspectum, with Remarks on the Systematic 
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of London, 1891, pag. I09—1II8,. 
Cope, Edward, D.: Prof. Owen on the Pythonomorpha, Bulletin of the United States geological and geographical 
Survey of the Territories. Vol. VI, 296—311, 1878. 
The Vertebrata of the Tertlary Formations of the West. I. Report of the United States Geological 
Survey of the Territories, Vol. III, 1883. 
Hoffmann, C. K.: Aus Dr. H. G. Bronns Klassen und Ordnungen des Tierreiches; VI. Bd., III. Abteilung. Reptilien. 
III. Schlangen und Entwicklungsgeschichte der Reptilien, 1890. 
Janensch, W.: Über eine fossile Schlange aus dem Eocän des Monte Bolca. Zeitschrift d. deutsch. geol. Ges.» 
Bd. 56. Mai-Protokoll, pag. 54—56, 1904, und Sitzungsberichte der Gesellschaft naturforsch. Freunde. 1904, 
Nr. 6, pag. 133—135. 
Kornhuber, A.: Über eine neue fossile Eidechse aus den Schichten der unteren Kreideformation auf der Insel 
Lesina. Verhandlgn. d. k. k. geol. Reichsanstalt, 1901, Nr. 6, pag. 147. 
Gorjanovic-Kramberger, C.: Aigialosaurus, eine neue Eidechse aus den Kreideschichten der Insel Lesina, 
mit Rücksicht auf die bereits beschriebenen Zacertiden von Comen und Lesina. Societas historico-naturalis 
croatica, Agram, VII, I--32, 1892. 
Leydig, Fr.: Die Zähne einheimischer Schlangen nach Bau und Entwicklung. Archiv für mikroskopische Anatomie, 


V, 1869. 


[33] Über Archaeophis proavus Mass, 33 
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pag. 637—638, pl. XLV, XLVI. 
Lydekker, R.: Note on Tertiary Zacertilia and Ophidia. Geol. Magazine, Decade III, Vol. V, pag. 1I0—113, 1888. 
Catalogue of the fossil Reptilia and Arnphibia in the British Museum, Part. I, 1888, 
Massalongo, D. A. B.: Specimen photographicum animalium quorundam plantarumque fossilium agri Veronensis. Ve- 
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Merriam, J. C.: Über die Pythonomorphen der Kansas-Kreide. Palaeontographica 4T, pag. I—-40, 1894 —1895. 
von Meyer, Herrmann: Zur Fauna der Vorwelt. Fossile Säugetiere, Vögel und Reptilien aus dem Molasse- 
Mergel von Oeningen. 1845. Frankfurt a. M. 
Acteosaurus Tomsnasinii aus dem schwarzen Kreide-Schiefer von Comen amKarste. Palaeon- 
tographica VII, 1860, pag. 223—231. : 
Coluber (Tropidonotus) atavus aus der Braunkohle des Siebengebirges. Palaeontographica VII, 
1860, pag. 232—340, 
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Österreich-Ungarns und des Orients. Bd. XV, 1903, Pag. 31-42. 
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On the Rank and  Affinities in the Reptilien Class of the Mosasauridae. Quat. Journal of the Geol. 
Soc., 1877, pag. 682—715. 
On the Affinities of the Mosasauridae Gervais as exemplified in the bony Structure of the fore 
Fin. Quat. Journal of the Geol. Soc. 1878, pag. 748—753. 
Portis, A.: II palaeopython sardus Port, nuovo Pitonide del Miocene medio della Sardegna. Bolletino della 
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De Rochebrung, A. T.: M&moire sur les vertebres des Ophidiens. Journal de ’anatomie et de Physiologie 17. Annee, 
pag. 185, 1881. 
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d’Histoire naturelle. II. Serie, T. 3, 1880. 
Roemer, Ferdinand: Über Python Euboeicus. Zeitschr. d. deutsch geol. Ges. 1870, Bd. 22, pag. 582—590. 
Seeley, H. H.: On Remains of a small Lizard from the neocomian rocks of Gomen, near Trieste, preserved in 


the geological museum of the University of Vienna. Quaterly Journal of the geologic. society, Vol. XXXVI, 
pag. 52—56, 1881. 


Beiträge zur Paläontologie Osterreich-Ungarns, Bd. XIX. >) 


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PETROGRAPHISCHE UNTERSUCHUNG EINIGER ENALLOGENER 
EINSCHLÜSSE AUS DEN TRACHYTEN DER EUGANEEN, 


Von 
F. Cornu. 
Mit ı Tafel (III). 


Gelegentlich einer in den Osterferien des Jahres 1905 unter der Führung meines hochverehrten 
Lehrers Herrn Prof. Dr. V. Uhlig unternommenen geologischen Exkursion in das Eruptivgebiet der euga- 
neischen Hügel bei Padua richtete ich mein besonderes Augenmerk auf die enallogenen Einschlüsse der 
trachytischen Gesteine. 

Die Resultate der an diesen Einschlüssen gemachten mikroskopischen Beobachtungen erscheinen 
hier niedergelegt. 

Es hat zwar bereits Herr A. Lacroix!) in seiner denkwürdigen Studie über die Einschlüsse der 
Eruptivgesteine einige hieher gehörige Vorkommen (Schiefereinschlüsse) beschrieben; da jedoch einerseits 
die von mir gesammelten Einschlüsse zum Teil von anderen Lokalitäten herstammen, als die von Herrn 
Lacroix beschriebenen, anderseits in den mir vorliegenden Dünnschliffpräparaten beträchtliche Abweichungen 
in den auftretenden Mineralassoziationen beobachtet wurden, mag eine neuerliche Untersuchung über den 
gleichen Gegenstand wohl gerechtfertigt erscheinen. 

Die die Einschlüsse umhüllenden Eruptivgesteine sind zum Teil bereits näher untersucht. Bertolio?) 
und in jüngster Zeit Billows°) haben gezeigt, daß in ihnen Anorthoklas-Biotit-Trachyte 
vorliegen und es kann in der Hinsicht auf die betreffenden Arbeiten verwiesen werden.‘) 


Die gesammelten Einschlüsse lassen sich in zwei Gruppen unterbringen: 
A. Schiefereinschlüsse. 


B. Graniteinschlüsse. °) 


1) A. Lacroix: Les enclaves des roches volcaniques. Macon 1893, pag. 218 —221 

2) Bertolio: Note sur quelques roches des collines Eugane&ennes. — Bull. de la Soc. geol. de France, Serie 3a, 
XXI, 1893, pag. 406. — Ref. von H. Behrens im N. ]J. f. Min. etc. 1896, I, pag. 415. 

3) E. Billows: Su alcune trachiti anortoclasico-biotitiche degli Euganei. Rivista di Min. e Crist. Ital. Vol. 
XXXII, 19953. 

4) Gegenwärtig ist Herr Dr. M. Stark in Wien mit einer größeren Untersuchung über die Eruptivgesteine der 
Euganeen überhaupt beschäftigt. 

>) Das Vorkommen von Graniteinschlüssen in den euganeischen Eruptivgesteinen ist erst in der neueren Zeit 
durch Herrn G. Dal Piaz in Padua bekannt geworden, der einen Einschluß von Biotitgranitit aus einem Liparit vom 
Monte Alto in den östlichen Euganeen beschrieben hat (G. dal Piaz: di un incluso granitico nella Trachite degli Euganei. 
Rivista di Min. e. Crist. Ital. Vol. XXVII)). — Die von mir aufgefundenen Graniteinschlüsse aus Trachyten und aus 
einem polymikten liparitischen Brockentuff von Galzignano werden bei anderer Gelegenheit beschrieben werden. 

5* 


36 F. Cornu. 2] 

Die ersteren wurden an folgenden Lokalitäten angetroffen: Lispida bei Battaglia, Crivellara, Con- 
trada Fantola, Zovon. Graniteinschlüsse fanden sich bloß in den Steinbrüchen von Zovon und San Pietro 
Montagnon, deren Trachyt sich bekanntlich durch einen großen Reichtum an Tridymitkristallen aus- 
zeichnet, vor. !) 


Die von Herrn Lacroix gesammelten Vorkommnisse der Gruppe A entstammten den Lokalitäten 
Monte Rosso, Zovon und Monselice. 

Der genannte Forscher vermochte unter den Schiefereinschlüssen zweierlei Varietäten zu unter- 
scheiden, einmal solche, die bei Glimmerarmut durch den Gehalt von Cordierit und Andalusit nebst ortho- 
klastischem Feldspat (und Spinelliden) charakterisiert sind (Monte Rosso), das anderemal hauptsächlich aus 
Feldspat und Glimmer (nebst Spinell) bestehende Einschlüsse, in denen die beiden erstgenannten Minerale 
stark in den Hintergrund treten (Zovon, Monselice). 

Er vergleicht die erstere Varietät mit den zuerst von Herrn Pohlig?) studierten Einschlüssen aus 
den Trachyten des Siebengebirges und mit einem der Typen vom Monte Amiata,?) die zweite mit den 
Einschlüssen aus dem Hornblende-Andesit vom Bocksberg und vom Rengersfeld in der Eifel, welche von 
Herrn Vogelsang!) einer näheren Untersuchung unterworfen worden sind. 

In dem mir vorgelegenen Material befanden sich bloß Belegstücke der zweiten Varietät, außerdem 
noch ein sehr sillimanitreiches Aggregat, in dem wohl ein für Einschlüsse aus Trachyten neuer Typus vorliegt. 

Immerhin bieten die Einschlüsse der zweiten Varietät Lacroix’s in ihren strukturellen Verschieden- 
heiten und in dem Wechsel ihrer Mineralkombinationen noch einen so großen Spielraum, daß sich das 
Studium der einzelnen Modifikationen zu einem recht lohnenden und, wie ich glaube, bezüglich der Frage 
der Entstehung des Mineralbestandes dieser Einschlüsse auch relativ ergebnisreichem gestaltete. 

Es repräsentieren nämlich diese Modifikationen, deren Hauptmaterial an der Lokalität Zovon auf- 
gesammelt wurde, nach meiner Ansicht verschiedene Grade der Umwandlung des gleichen Materials durch 
das trachytische Magma. Die ganz außerordentliche Übereinstimmung der euganeischen Einschlüsse in Mineral- 
bestand und Struktur mit den von Vogelsang?) aus der Eifel und von der Wolkenburg, von Pohlig 
und in neuerer Zeit von Dannenberg°) aus dem Siebengebirge untersuchten Schieferfragmenten, ferner 
mit vielen der bei Lacroix) angeführten Vorkommen, fordern, wie ich glaube, auch für den Mineralbestand 
dieser eine ähnliche Entstehungsweise. 

Es mag nun zuerst die Beschreibung der wichtigsten der für die Einschlüsse in Betracht kommenden 
Mineralkomponenten folgen, an die sich die Untersuchung der Einschlüsse selbst anreihen soll. Die sich an 
der Zusammensetzung unserer Einschlüsse beteiligenden Minerale sind: Feldspat (zumeist Orthoklas), Biotit, 
Spinell (Pleonast), Sillimanit, Korund, Zirkon und Rutil. Quarz scheint stets zu fehlen; etwa an seine Stelle 
getretener Tridymit konnte auffallenderweise auch nicht aufgefunden werden. Auch bezüglich der von 
Vogelsang (l. c., pag. 31) und Dannenberg (l. c., pag. 74) untersuchten Schiefereinschlüsse gelten 
ähnliche Verhältnisse. Nach dem letzteren Autor wäre der Quarz »wohl zum größten Teil von den Neu- 
bildungen, namentlich den sauren Feldspaten, aufgenommen worden«. 


!) Die Angabe der Lokalitäten erfolgt nach der dem Reyerschen Werke (Die Euganeen, Wien 1877) beige- 
gebenen Karte. 
®) H. Pohlig: Die Schieferfragmente im Siebengebirger Trachyt von der Perlenhardt, T. M. P. M. III, pag. 336. 
Siehe auch: Verh. d. nat. Ver. d. Rheinl. u. Westf. XLV, pag. 789. — In neuerer Zeit hat Herr A. Dannenberg 
Schiefereinschlüsse aus den Eruptivgesteinen des Siebengebirges untersucht. Vergl. derselben »Studien an Einschlüssen in 
den vulkanischen Gesteinen des Siebengebirges<e T M.P.M. XIV, pag. 17-84. -— Siehe auch Lacroix 0. c, pag. 206—209. 
») Lacroix o. c., pag. 215-218. 
*) K. Vogelsang: Beiträge zur Kenntnis der Trachyt- und Basaltgesteine der hohen Eifel. Z. d. deutsch. geol. 
Ges. XLII, 1890, pag. I—57. 
I) ©, & 
I © 


?) Lacroix o. c., pag. 170—228. 


Petrographische Untersuchung einiger enallogener Einschlüsse aus den Trachyten der Euzaneen. 37 


— 
[997 
ey 


Beschreibung der Komponenten der Schiefereinschlüsse. 
Feldspat. 


Der sich an der Zusammensetzung der Einschlüsse beteiligende Feldspat gehört der Hauptsache 
nach dem Orthoklas an.t) 


Kalknatronfeldspate der sauren Reihe wurden nur in Ausnahmsfällen und meist nur im unmittelbaren 
Kontakte mit dem Nebengestein vorgefunden. (Gontrada Fantola, Lispida bei Battaglia,) Dieser Umstand 
muß gegenüber den Beobachtungen von Vogelsang (o. c., pag. 28) hervorgehoben werden, der bei der 
Beschreibung der den unsrigen sonst so ähnlichen Schiefereinschlüssen aus den Hornblende-Audesiten 
des Bocksberges und vom Rengersfelde ausdrücklich die geringe Beteiligung des Orthoklases gegenüber 
dem massenhaften Auftreten des Plagioklases betont. 


Die Anteilnahme des Orthoklases an der Zusammensetzung der Einschlüsse ist eine äußerst wech- 
selnde. In selteneren Fällen tritt er gegenüber den anderen Gemengteilen ganz zurück ; öfters ist er so 
reichlich vorhanden, daß die lichte Farbe der betreffenden Einschlüsse sein massenhaftes Vorkommen bereits 
dem unbewaffneten Auge verrät. 


Sehr häufig zeigen die makroskopisch sichtbaren Spaltflächen der bis etwa 2 mm großen Feldspat- 
individuen mancher Einschlüsse, die in ihrer Lagerung und Anordnung noch die ursprüngliche Schiefer- 
struktur zum Ausdruck bringen, eine ganz dunkle, fast schwarze Färbung, die durch die reichlichen Inter- 


positionen dunkler Gemengteile, und zwar in erster Linie durch die Spinelleinschlüsse hervorgerufen wird. 


Unter dem Mikroskop zeigt sich, dafs der Feldspat stets gewissermaßen das Medium bildet, in dem 
alle übrigen Minerale schweben. 


Die einzelnen Körner sind meist allotriomorph entwickelt und greifen mit krummlinigen oder 
zackigen Konturen ineinander, wie es bei den Hornfelsen der Fall ist. Einzelne Einschlüsse, und zwar die- 
jenigen, in welchen die Beteiligung des Feldspats eine besonders starke ist, lassen das Mineral in idiomorphen, 
leistenförmigen Gestalten erkennen, die dann öfters Verzwillingungen nach dem Karlsbader Gesetz dar- 
stellen (vergl. Fig. 3 der Taf. Ill). 


Von Interpositionen enthält der Feldspat außer den in ihm eingebetteten Kontaktmineralen noch 
ziemlich häufige gelbliche Glaseinschlüsse von schwacher Lichtbrechung, die teilweise die Umgrenzung 
negativer Kristalle, teils auch eine irreguläre Konturierung besitzen. 


Bezüglich der Herkunft des Feldspats der Einschlüsse erscheint es mir aut Grund der strukturellen 
Verhältnisse und der Interpositionen unzweifelhaft, daß von etwa ursprünglich in dem Ausgangmaterial der 
Einschlüsse vorhandenem Orthoklase, dessen Anwesenheit wir in den unveränderten Schiefern ja voraussetzen 
könnten, überhaupt nichts erhalten geblieben ist. Es ist eine vollkommene Umkristallisation des Feldspats 
eingetreten, zu welcher sich noch bei einer großen Anzahl der untersuchten Fälle eine Neuaufnahme und 
»Assimilatione (Dannenberg ]. c., pag. 81) von Feldspatsubstanz gesellt. 

Mit dieser Neuaufnahme von Feldspat, die stets mit einem Zurücktreten des Glimmers bei gleich- 
zeitiger Verwischung der Schieferstruktur (bezw. Kontaktstruktur) und der allmählichen Entwicklung 
hypidiomorpher Strukturformen verbunden ist, geht ein reichlicheres Auftreten von Spinelliden und Korund 
(nebst Sillimanit) Hand in Hand. 

Schließlich wäre noch zu erwähnen, daß der Feldspat außer in den Einschlüssen selbst auch noch 
in Gestalt schmaler, aus einzelnen Körnern bestehender Säume beobachtet wurde, welche die Schieferbrocken 
umgrenzen. Doch wurden diese Säume ziemlich selten und nur an Einschlüssen vorgefunden, die noch eine 
ausgeprägte Schieferstruktur besaßen. 


1) Vereinzelte Feldspatkörner ließen die zarte Streifung des Anorthoklases erkennen. — Zufolge E. Billöws 
(0. €.) bestehen die Feldspat-Ausscheidlinge in den Trachyten der Euganeen vorherrschend aus Anorthoklas, die Feldspate 
der Grundmasse »aus einem Alkali-Feldspat von geringerem Lichtbrechungsvermögen als das des Kanadabalsams«. Danach 
stimmt der Feldspat der Einschlüsse im wesentlichen mit den Grundmassen-Feldspaten des umgebenden Gesteins überein. 


28 F. Cornu [4] 


Biotit. 

Der Biotit gehört neben seinen so charakteristischen Begleitern, den Spinellen und dem monoklinen 
Feldspat, zu den häufigsten und konstantesten Komponenten der untersuchten Einschlüsse. Er findet sich 
häufig in wohlbegrenzten kurzen Säulchen und in dicktafeligen Formen, ferner auch wohl in undeutlich ge- 
rundeten Gestalten vor. Die Schnitte || der Endfläche stellen verzerrte hexagonale Blättchen dar, insofern 
sie gut entwickelten Individuen angehören. Der Pleochroismus des Minerals ist sehr stark ausgeprägt: 


a<Pp=—Yr. 


a = strohgelb. 


= dunkelbraun mit einem Stich ins Rötliche. 


Schnitte || (001) zeigen keine merklichen Absorptionsunterschiede und lassen das Licht nur wenig 
hindurch. 
Die Auslöschung der Schnitte | zu (oo1) ist eine gerade. Im konvergenten Licht erhält man ein 


nahezu einachsiges Interferenzbild von negativem Charakter der Doppelbrechung. 


In den deutlich schieferigen Einschlüssen bildet der Biotit einzelne Lagen, in denen die Endflächen 
der Individuen der Schieferungsebene parallel verlaufen, in den feldspatreicheren Einschlüssen dagegen zeigt 
er eine mehr unregelmäßige Verteilung und tritt an Menge zurück. Vielfach führt der Glimmer Einschlüsse 
von Spinellen.!) 

Hervorzuheben ist, daß der Glimmer in den Einschlüssen nie eine Spur von Korrosion zeigt, 
während der in dem umgebenden Trachyt auftretende Biotit, der sich übrigens auch in seiner Färbung von 
dem der Einschlüsse beträchtlich unterscheidet, fast stets von Opacitsäumen umgeben wird. 

Von einer Umwandlung des Biotitminerals in Spinellide ist in den durch die Mineralkombination 
Glimmer —- Feldspat —- Spinell gekennzeichneten schieferigen Einschlüssen nichts zu bemerken, dagegen deuten 
die an den feldspatreichen korund- und spinellhaltigen Aggregaten gemachten Beobachtungen mit großer 
Bestimmtheit auf eine solche hin. 

Dafür, daß auch der Glimmer keinen ursprünglichen Gemengteil des unveränderten Schiefers bildete 
oder wenigstens erst einer Umkristallisation seine Entstehung verdankt, sprechen die bereits erwähnten Ein- 


schlüsse von Spinelliden, deren Anwesenheit in sehr zahlreichen Fällen konstatiert werden konnte, 


Spinell (Pleonast). » 


In keinem der untersuchten Einschlüsse fehlt dies Mineral völlig. In den gewöhnlichsten Typen der- 
selben gehört er neben braunem Glimmer und Feldspat zu den wichtigsten und augenfälligsten Bestandteilen. 
Er bildet meist gut ausgebildete, in manchen Fällen etwas gerundete Oktaederchen, neben welchen stets 
mehr weniger schlecht begrenzte Körner auftreten. Auch zapfenförmige oder schlauchartig gestaltete Bildungen 
finden sich vor. Zwillingskristalle gelangten nicht zur Beobachtung. Im durchfallenden Licht zeigt der sehr 
stark lichtbrechende Spinell eine dunkelgraugrüne Färbung, die bei den größeren Individuen meist nur an 
den Kanten zur Geltung kommt, während die kleinen Kriställchen und Körner besonders bei Anwendung 
des Kondensors das Licht völlig hindurchlassen. Es muß bemerkt werden, daß die in den verschiedenen 
Enklaven auftretenden Spinellide sich voneinander bei im übrigen gleicher Färbung durch einen verschie- 
denen Grad in bezug auf ihre Durchsichtigkeit unterscheiden; während in manchen Fällen selbst größere 
Individuen ziemlich pelluzid erscheinen, sind in einzelnen Einschlüssen selbst die kleinsten Körner nur sehr 
wenig durchscheinend und es bedarf einer besonderen Aufmerksamkeit, um sie nicht mit Magnetit — der 
übrigens den Einschlüssen völlig fremd zu sein scheint — zu verwechseln. 

Sehr charakteristisch ist die Scharung der in dem Feldspat der Einschlüsse eingewachsenen 
Spinellide zu Schwärmen oder zu haufenartigen schlierenähnlich aussehenden Gebilden, die in ihrer Richtung 


einen unverkennbaren Zusammenhang mit der früheren Schieferstruktur des Gesteines offenbaren. 


‘) Diesen Umstand erwähnt auch Vogelsang (o. c. pag. 29) und bezüglich der Einschlüsse von Monselice 
Lacroix., 


] Petrographische Untersuchung einiger enallogener Einschlüsse aus den Trachyten der Euganeen, 39 


— 
a 


Bezeichnend ist die Vergesellschaftung mit Biotit und insbesondere mit Sillimanit. Der letztere Um- 
stand, den auch Vogelsang (l. c., pag. 29) erwähnt, wird noch Gegenstand einer näheren Erörterung sein. 

Der Spinell bildet Interpositionen im Korund, im Glimmer und im Cordierit (Crivellara). 

Für eine Entstehung der Spinellide aus dem in den Einschlüssen gegenwärtig noch vorhandenen 
Glimmerminerale, wie sie wohl anderwärts an Granit- und Gneiseinschlüssen der Effusivgesteine zur Be- 
obachtung gelangt ist, sind bei den Feldspat-Glimmer-Spinellaggregaten keine Anhaltspunkte gegeben, da der 
Glimmer nie Spuren einer Korrosionserscheinung zeigt und sicher selbst gleich dem Spinell seine Existenz 
einer Umkristallisation verdankt. Ob der Spinell aus einem anderen Glimmerminerale, das dem Ursprungs- 
material der Einschlüsse zueigen war, hervorgegangen ist, muf dahingestellt bleiben, weil nicht mit Sicher- 
heit entschieden werden kann, ob ein Phyllit oder ein mehr dem Gneis genäherter kristalliner Schiefer in 
den so stark veränderten Gebilden vorliegt. Es erscheint mir indessen das erstere viel wahrscheinlicher. 

Von der Umsetzung des Glimmers in Spinell in den glimmerarmen, an Korund, Spinell (und Silli- 


manit) reichen Äggregaten war bereits die Rede. 


Sillimanit. 


In zahlreichen der untersuchten Einschlüsse findet sich Sillimanit vor. Seine Beteiligung an der Zu- 
sammensetzung ist wie auch bei den meisten anderen der beschriebenen Komponenten der Mineralaggregate 
eine wechselnde.!) Man trifft das Mineral in den gewöhnlichen farblosen Säulchen ohne terminale Be- 
grenzung in dem Feldspat der Einschlüsse eingewachsen. Spaltbarkeit nach dem Makropinakoide und Quer- 
absonderung wurden mehrfach an den größeren Individuen, die meist etwas gerundete Umrißformen zeigen, 
beobachtet. Die hohen Interferenzfarben, die gerade Auslöschung der Stengel, das Zusammenfallen der 
kleinsten optischen Elastizität mit der Vertikalen im Vereine mit der starken Lichtbrechung lassen keine Ver- 
wechslung mit einem anderen Mineral zu, 

Zweierlei Arten des Auftretens sind besonders charakteristisch: in den feldspatreichen Aggregaten, 
in denen die ursprüngliche Schieferstruktur bereits mehr weniger verwischt erscheint, findet sich der Silli- 
manit in Büscheln oder zierlichen besenartigen Gebilden, die sich aus parallel bis divergentstrahligen Faser- 
bündeln zusammensetzen, in einzelnen Feldspatkörnern eingewachsen vor (vergl. Fig. 4 der Taf. III). 

In den Einschlüssen mit teilweise noch erhaltener Schieferstruktur bilden die Sillimanitbündel Lagen, 
die mitunter durch ihre Stauchungen und Knickungen auf das schönste den Verlauf der Fältelung an- 
deuten und sich durch mehrere Feldspatkörner hindurch fortsetzen. 

An dem Sillimanit der Einschlüsse wurde vielfach eine Umwandlung in Spinellide beobachtet. Die 
gebildeten Spinellkriställchen bilden dann stabförmige Reihen, in denen noch Reste des unveränderten Mi- 
nerals liegen. Stets sind hier die Spinelle viel größer als in den übrigen Partien der Aggregate. Die gleiche 
Umwandlung beobachtete Herr Lacroix an den Schiefereinschlüssen des Trachyts vom Monte Amiata in 
Toscana.?) 

Der von dem genannten Forscher in den Schieferschlüssen vom Monte Rosso aufgefundene pleochro- 
itische Andalusit konnte in unseren Mineralaggregaten in unverändertem Zustande nirgends nachgewiesen 
werden. Dagegen zeigten sich nicht selten große rechteckig gestaltete Haufwerke von Spinell, die wohl mit 
ziemlicher Sicherheit auf dieses Mineral zurückgeführt werden können.?) (Vergl. Fig. 6 der Taf. II). Es wäre 
hier daran zu erinnern, daß sich nach den Versuchen von Herrn Vernadsky der Andalusit bei einer 


zwischen 1320—1380° liegenden Temperatur in Sillimanit umsetzt, was auch Dannenberg in Rechnung 


1) Die reichlich Sillimanit führenden Aggregate gehören meist dem Übergangstypus an, der zwischen den 
Glimmer-Spinell-Feldspataggregaten einerseits und den korund- und spinellreichen, glimmerarmen Einschlüssen ander- 
seits eine vermittelnde Rolle einnimmt. 

2) Lacroix o. c., pag. 217. 

3) Auch von Lacroix beobachtet. — Die Umwandlung von Andalusit in Spinell und Korund wird u. a. bei 
Schiefereinschlüssen aus den Trachyten des französischen Zentralplateaus, des Siebengebirges und der Eifel angegeben. 


Vergl. Lacroix o. c., pag. 173, und Dannenberg o c., pag. 80). 


40 F. Cornu. [6] 


zieht (l. c., pag. 75). Es mögen also unsere Einschlüsse unter Temperaturverhältnisse geraten sein, bei denen 
der Andalusit nicht mehr bestandfähig war. 

Die vollständige Transformation des Andalusits in Spinellide bei wenigstens teilweiser gleichzeitiger 
Erhaltung des Sillimanits deuten uns eine stärkere Veränderlichkeit des ersteren Minerals bei dem erwähnten 
Umwandlungsprozesse an. 


Korund. 


Der Korund gehört zu den am wenigsten konstar.ten Gemengteilen der veränderten Schieferfragmente. 
Er findet sich vorzugsweise in den glimmerarmen Einschlüssen vor. 

Wo sich der Glimmer als reichlicherer Gemengteil einstellt, pflegt er in allen Fällen, die zur Unter- 
suchung gelangten, völlig zu fehlen. 

In spinell- und feldspatreichen Einschlüssen aber ist seine Menge oft eine beträchtliche. Die bis- 
weilen ziemlich großen Individuen lassen (1120) und (0001) als Begrenzungselemente erkennen. Die gerundeten 
Kristalle sind von dicktafeliger Gestalt. Dementsprechend tritt man das Mineral in leistenförmigen oder 
hexagonalen Durchschnitten an (vergl. Fig. 5 der Taf. III). Kleinere Individuen lassen meist keine kristallo- 
graphische Begrenzung erkennen und stellen gerundete Körner dar. In glimmerfreien Aggregaten gelangten 
unregelmäßige Korrosionsformen zur Beobachtung. 

Pleochroismus in blauen und grünen Farbentönen ist nur in ziemlich dicken Schliffen zu konstatieren, 
in denen das Mineral die Polarisationsfarben der ersten Ordnung zeigt. Die Färbung ist dann recht ungleich- 
mäßig verteilt und pflegt oft auf das Innere der Kristalle lokalisiert zu sein. 

Das infolge des hohen Brechungsindex sehr stark ausgeprägte Relief im Dünnschliff, die schwache 
Doppelbrechung im Vereine mit der charakteristischen Umgrenzung machen das Mineral rasch kenntlich. 

Im konvergenten Licht erhält man in Schliffen senkrecht zur optischen Achse ein einachsiges Achsen- 
bild von negativem Charakter der Doppelbrechung. In manchen Fällen wurde eine schwache Öffnung der 
Hyperbeln beobachtet. 

Als Einschlüsse wurden keulenförmig-klobige, opake Körperchen, ferner Spinellkristalle und Rutil- 
säulchen beobachtet. 


Rutil. 


Eine beschränkte Verbreitung in den Mineralaggregaten besitzt der Rutil, der vielen der untersuchten 
Einschlüsse völlig fehlt, in anderen hinwiederum in relativ großer Menge in Erscheinung tritt. 

Es bildet schmale geriefte, terminal begrenzte Säulchen von honiggelber Färbung, die keinen 
merklichen Pleochroismus besitzen und im parallelen polarisierten Lichte bei gerader Auslöschung durch 
ihre ungewöhnlich hohen Polarisationsfarben auffallen. Knieförmige Zwillinge sind nicht selten. Eine konstante 
Mineralgesellschaft für den Rutil läßt sich nicht wohl angeben, doch scheint er die glimmerreichen Ein- 
schlüsse zu meiden und die spinell- und korundreichen Mineralkombinationen (mit oder ohne Sillimanit) zu 


bevorzugen. Er dürfte ein Umwandlungsprodukt des Biotit darstellen, 


Zirkon. 


In noch geringerer Menge wie der Rutil findet sich der Zirkon vor, dessen im Dünnschliff farblose, 
meist eiförmig gerundete Individuen durch ihre so charakteristischen optischen Eigenschaften die hohe 
Licht- und die starke Doppelbrechung erkannt werden. Es macht vielfach den Eindruck, als ob dieses 
Mineral in gewissen Einschlüssen eine Anreicherung erfahren hätte (Contrada Fantola). Besonders führt das 
nscheinend so willkürliche, unmotiviert reichliche Vorkommen in manchen Mineralkombinationen, bei völligem 
Fehlen in anderen zu dieser auch von Dannenberg (l. c., pag. 80) geäußerten Ansicht. 


Beschreibung der Einschlüsse. 
Lispida. 
In dem Trachyte des nordwestlich von dem Badeorte Battaglia gelegenen, von NW. gegen SO. sich 
erstreckenden Eruptivkörpers, der auf der Reyerschen Karte mit dem Namen »Lispida« bezeichnet erscheint, 


[7] Petrographische Untersuchung einiger enallogener Einschlüsse aus den Trachyten der Euganeen, Al 


finden sich in geringer Anzahl dunkelgefärbte Einschlüsse vor, deren Charakter als Derivate eines schiefe- 


rigen Gesteines sich dem freien Auge meist bloß durch die langgezogene Form verrät. 


Mittels der Lupe erkennt man an den in dem Trachyte in Gestalt höchstens 3—4 cm langer 
schwarzer Streifen auftretenden Einschlüssen die infolge der massenhaften Spinelleinschlüsse dunkelgefärbten 
Feldspatkörner, die die Hauptmasse der Einschlüsse bilden, meist recht deutlich, 

Manche der hier vorfindlichen Schieferfragmente täuschen infolge ihres großen Glimmerreichtums 
auch recht glimmerreiche Gneisslagen oder einen Biotitglimmerschiefer vor, 

Die mikroskopische Untersuchung: zeigt jedoch, daß zwischen diesen beiden makroskopisch unter- 
scheidbaren Varietäten im Grunde genommen keine Unterschiede bestehen; beide erweisen sich nämlich 
aus einem Mosaik von großen Feldspatkörnern, die nach Art der sogenannten Pflasterstruktur angeordnet 
erscheinen, zusammengesetzt. 

Die auftretenden Feldspatindividuen bestehen ungefähr zu zwei Drittel aus Orthoklas und zu einem 
Drittel aus einem Plagioklas der sauren Reihe, dessen Körner die Verzwillingung nach dem Albitgesetz 
aufweisen. Das Feldspatpflaster nun wird von schwarmartig auftretenden Biotit- und Spinellindividuen durch- 
zogen. In manchen Anteilen der Einschlüsse treten die Spinellide stark zurück und die Feldspatkörner 
erscheinen dann bloß von regellos angeordneten Biotiten, die meist unregelmäßig lappig begrenzt sind und 
nur in seltenen Fällen eine idiomorphe Gestaltung erkennen lassen, durchwachsen. Sehr selten zeigen die 
Biotite eine äußerst schmale Umwachsung eines violett gefärbten Glimmerminerals (?), welches das gleiche 
Absorptionsschema aufweist, wie der Biotit; die Schwingungen nach a sind blaßgelb bis farblos, die nach y 
dunkelviolett gefärbt. Die violette Farbe erscheint wolkig verteilt. 

Von besonderem Interesse sind in unseren Einschlüssen die Aggregate von Spinelliden ; dieselben 
lassen öfters noch aus der Art der Anordnung erkennen, daß sie an Stelle eines anderen Minerals getreten 
sind; die einzelnen Aggregate nämlich besitzen zum Teil rektanguläre Gestalt, zum Teil hinwieder sind die 
in diesem Falle öfters stabförmig verzerrten Spinellkriställchen zu untereinander streng parallelen Reihen an- 
geordnet. Bei dieser letzteren Art des Auftretens gesellen sich ihnen nicht selten dicke Sillimanitstäbchen 
hinzu, die sich der vollkommenen Parallelität gleichfalls fügen. 

Die geschilderten Pseudomorphosen setzen in einheitlicher Weise durch mehrere Feldspatindividuen 
hindurch. 

Herr A. Lacroix hat unseren Pseudomorphosen ganz ähnliche Gebilde aus den Schiefereinschlüssen 
des Andesits von Rengersfeld als Umwandlungsprodukte von Andalusit!) erkannt (l. c., pag. 203) und in 
Fig. 6, der Taf. V seines Werkes abgebildet.?) Aus den Schiefereinschlüssen der Gegend des Monte Rosso 
in den Euganeen beschreibt der gleiche Autor eine Umwandlung des Andalusits in Spinellide und Korund 
(l. c., pag. 219). Auch A. Dannenberg führt Haufwerke von Magnetit und Spinell, die rechteckigen 
oder quadratischen Umriß besaßen und die er in den Schiefereinschlüssen der Trachyte des Siebengebirges 
beobachtete, auf Andalusit zurück. 

In der Nachbarschaft der aus den Spinelliden bestehenden Pseudomorphosen zeigen sich häufig 
gelbgrüne Säulchen von Rutil, durch ihre ausnehmend hohe Licht- und Doppelbrechung ausgezeichnet. 
Auch knieförmige Zwillinge des gleichen Minerals gelangten zur Beobachtung. 

Von Zirkon wurde nur ein einziges Korn in den untersuchten Dünnschliffen bemerkt, dagegen 
zeigte sich eine Anzahl kleiner farbloser Korundkörner. 

Das die Schieferfragmente umschließende Gestein (Anorthoklasbiotittrachyt) enthält gleichfalls spärliche 


Korundkörner, sowie die beschriebenen, regelmäßig umgrenzten Spinellaggregate. 


Contrada Fantola. 


Etwa 2 cm große Einschlüsse von dunkler Färbung und dichter Beschaffenheit, deren Vorkommen 
ein äußerst spärliches ist, dokumentieren äußerlich bloß durch ihre rektangulär längliche Begrenzung ihren 


1) In den Einschlüssen von der Lispida konnte keine Spur von Andalusit aufgefunden werden. 

2) Die gleiche Umwandlung wird noch von einer Reihe Einschlüssen der »Quarzfeldspatgesteine« aus Trachyten 
erwähnt (o. c., pag. 173). 
6 


Beiträge zur Paläontologie Österreich-Ungarns. Bd. XIX. 


42 F. Cormu. [8] 


Ursprung als umhüllte Schieferfetzen. Eine Streifung, wie sie sich anderwärts zeigte, ist weder mit dem 
freien Auge noch unter der Lupe zu bemerken. Die Einschlüsse grenzen sich scharf von dem umgebenden 
Gestein ab. Unter dem Mikroskop fällt der außerordentlich große Reichtum an winzigen dunklen Spinell- 
kriställchen ins Auge,') die den Dünnschliff bei schwacher Vergrößerung fast undurchsichtig erscheinen läßt. 

Dieselben sind zu Reihen angeordnet, die dem Verlaufe der ursprünglichen Schieferung folgen. Die 
erößten Individuen erscheinen fast opak, während kleinere Kristalle mit dunkelgraugrüner Färbung durch- 
scheinend sind. 

Außer dem Spinell, der die Hauptmasse der Einschlüsse bildet, tritt noch brauner Glimmer und 
Sillimanit, wenngleich in nicht beträchtlicher Menge, auf; reichlich zeigt sich dagegen farbloser Korund in 
Scharen gerstenkornähnlicher Individuen. 

Der Glimmer findet sich in kleinen Säulchen, welche gleichfalls bisweilen zu selbständigen Reihen 
angeordnet erscheinen, derart, daß die Endfläche der Individuen zu der Schieferung parallel liegt. Anderseits 
trifft man auch lappig konturierte Partien des Minerals im Verbande mit den an Spinelliden reichen Anteilen 
des Einschlusses. 

Der Sillimanit bildet verhältnismäßig ziemlich dicke gliedergeteilte Stengelchen von mangelnder 
terminaler Begrenzung, deren Anordnung zu selbständigen Reihen gleichfalls sehr scharf mit dem Verlauf 
der Schieferung zusammenfällt. In geringen Mengen enthält der Einschluß eirunde Zirkonkörner, ferner ganz 
vereinzelte Individuen von Rutil. Der letztere ist stets mangelhaft begrenzt. 

Alle diese erwähnten Minerale werden von Feldspat umhüllt, der jedoch selbst an Menge ihnen 
gegenüber beinahe verschwindet. Die fast stabförmigen Reihen von Spinell, die an Glimmer, Sillimanit oder 
Zirkon reichen Lagen setzen schnurgerade durch die umhüllenden Feldspatkörner fort. 

Gegenüber dem umgebenden Trachyt erweisen sich die Schieferfragmente durch eine schmale, aus 
Plagioklasindividuen bestehenden Zone abgegrenzt. Das betreffende Plagioklasmineral ist den Bestimmungen 
der Auslöschungsschiefe zufolge ein Oligoklas; es zeigt sowohl die Lamellierung nach dem Albit- als auch 
seltener die nach dem Periklingesetz. Der umgebende Trachyt selbst erweist sich in seiner Grundmasse 
sehr reich an äußerst dünnen, farblosen, stark lichtbrechenden Nädelchen (Sillimanit?), deren genauere 


optische Bestimmung nicht durchführbar war. Außerdem enthält das Gestein noch hie und da ein Korundkorn. 


Crivellara. 


In dem Trachyt von dieser Lokalität sammelte einer meiner Reisebegleiter, Herr Dr. M. Stark, 
eine kleine Anzahl braunvioletter, scharf von dem umgebenden Gestein abgegrenzter Einschlüsse, die dem 
freien Auge im Handstücke dicht erscheinen, im Dünnschliff jedoch schon bei makroskopischer Betrachtung 
eine faserig-schiefrige Struktur bei schönem seidigem Glanz erkennen lassen. 

Die Untersuchung unter dem Mikroskop lehrt, daß diese Einschlüsse fast lediglich aus Sillimanit 
bestehen, der in mehr oder weniger parallelen Faserbündeln auftritt, deren Einzelindividuen erst bei starker 
Vergrößerung ausgenommen werden können. 

Bei der Anwendung schwacher Vergrößerungen erscheint die ganze Masse des Einschlusses infolge 
der mehrfachen Überlagerung der einzelnen Stengel des Minerals trübe und undurchsichtig. 

Gegenüber dem umhüllenden Trachyt grenzt sich der Einschluß krummlinig ab und es ist keine 
Spur einer Kontakterscheinung weder in dem Einschlusse selbst noch im Nebengestein ersichtlich. 

Die trübe Sillimanitsubstanz ist vielfach von als Kontraktionsrissen zu deutenden Spalten durchsetzt, 
die gegenwärtig von Limonit erfüllt werden und gelegentlich auch Tridymitaggregate beherbergen. Außer 
diesen Spalten fallen ziemlich große, von Limonitsäumen umgebene und in günstigen Fällen sechsseitig oder 
quadratisch begrenzte Durchschnitte eines ziemlich stark zersetzten Minerals ins Auge, das zufolge den an 
unzersetzten Partien beobachteten optischen Erscheinungen als Cordierit zu betrachten ist. Die Durchschnitte 


!) Es scheint kein Zufall zu sein, daß im allgemeinen gerade die kleinsten Einschlüsse den meisten Spinell 
enthalten. Zu erinnern wäre hier, daß Lacroix |. c., pag. 220) gelegentlich der Besprechung der Einschlüsse von Zovon 
spinellreiche Kontaktzonen erwähnt. 


[9] Petrographische Untersuchung einiger enallogener Einschlüsse aus den Trachyten der Euganeen. 43 


erscheinen ganz erfüllt von Einschlüssen, die teils als Erzkörnchen gedeutet werden müssen, teils dem 
Spinell und Sillimanit angehören. 

Verhältnismäßig: zahlreich sind Körner oder gerundete dicktafelige Kristalle von farblosem Korund. 

Nur als Seltenheit trifft man winzige Körnchen oder Kriställchen von grünem Spinell, 

Opake stäbchenförmige Erzmikrolithen durchsetzen in ziemlicher Menge in Gestalt von Zügen, die 
der Schieferung folgen, den Einschluß. 

Der die Hauptmenge der Einschlüsse ausmachende Sillimanit bildet auch bei der stärksten Ver- 
größerung äußerst feinfaserige, bisweilen divergentstrahlige Aggregate, die im großen ganzen in ihrer 
Längserstreckung der Schieferung folgen. Die Hauptspaltbarkeit und die charakteristische Querabsonderung 
gelangen nur an den dicksten Stengelchen zur deutlichen Wahrnehmung. 

Spuren mechanischer Einwirkung als wie Biegungen und Stauchungen sind nirgends anzutreffen. 

Vorwiegend aus Sillimanit bestehende Aggregate sind meines Wissens aus Trachyten bisher nicht 
beschrieben worden; es repräsentieren also die Einschlüsse von Crivellara in dieser Hinsicht einen neuen 
Typus. Verglichen können sie werden mit den nahezu übereinstimmend zusammengesetzten Sillimanit- 
aggregaten, die bereits seit längerer Zeit aus den Basalten des Siebengebirges bekannt geworden sind.) 

Die Entstehung dieser Sillimanitpartien ist, wie bekannt, heute noch kontrovers. Zirkel hält sie 
für Urausscheidungen, während Laspeyres?) und Schottler°) sie als (unveränderte) Fragmente enaliogener 
Einschlüsse betrachten. 

Einen anderen Standpunkt hinwiederum vertritt Dannenberg (l. c,, pag. 57 u. 73), welcher 
sowohl die isolierten Einschlüsse von Sillimanit, Korund und Cordierit in den Basalten des Siebengebirges 
als auch die in den trachytischen Gesteinen auftretenden Schiefereinschlüsse, welche die genannten Minerale 
enthalten, mit einer unterirdischen Granitkontaktzone in Verbindung bringt und allein den Spinell der Ein- 
schlüsse als ein Produkt der Kontaktbildung zwischen Trachyt und metamorphem Schiefer gelten lassen will. 

Lacroix*) sieht in dem Sillimanit das »r&sidu ultime des enclaves fondues et resorbees« und eine 
gleiche Herkunft für das Mineral nimmt auch Bleibtreu?) in Anspruch. 

Soweit mir bekannt, hat niemand die Ansicht ausgesprochen, die betreffenden Minerale seien Pro- 
dukte des gegenseitigen Kontaktes zwischen dem Magma und dem Schiefer, eine Deutung, die wohl am 
allernächsten gelegen hätte und gegen welche keine der an den Asgregaten gemachten Beobachtungen 
spricht. Es wird am Schluß unserer Untersuchung noch einmal auf diese Verhältnisse eingegangen werden. 


Zovon. 


In dem durch eine Anzahl großer Steinbrüche trefflich aufgeschlossenen Anorthoklas-Biotit-Trachyt 
von Zovon in den westlichen Euganeen finden sich ziemlich reichlich stark metamorphosierte Schiefer- 
fragmente vor, von denen eine beträchtliche Menge zur Untersuchung gelangte. ö 

Äußerlich zeigen alle diese Einschlüsse untereinander eine große Ähnlichkeit; sie stellen meist lang- 
gestreckte, rundlich oder lappig geformte dunkle Massen von schlierenähnlichem Aussehen dar, die in vielen 
Fällen schon dem freien Auge durch die Schieferstruktur ihren Ursprung andeuten, in manchen mehr ge- 
wissen basischen Ausscheidungen ähnlich sehen. Makroskopisch erkennt man in einzelnen Fällen Biotit, 
ferner bis 2 mm lange ganz dunkle Feldspate, zu deren Erkennung als solche man jedoch erst durch die 
optische Untersuchung geführt wird, 

Die Einschlüsse erreichen keine bedeutende Größe. Faustgroße Stücke gehören bereits zu den 


Seltenheiten, am häufigsten finden sich etwa walnußgroße Schieferbrocken vor. 

!) Ausführliche Literaturangaben finden sich bei Zirkel: Über Urausscheidungen in rheinischen Basalten. Abh. 
der math. phys. Kl. d. k. S. Ak. d. Wiss, XXVII, Nr. III. Leipzig, 1903, pag. 160—164. 

2) H. Laspeyres: Das Siebengebirge am Rhein. Bonn, 1901, pag. 341. 

®) W. Schottler: Der Ettringer Bellerberg. N. ]. f. Min. etc. XI, Beilagebd. 1897/1898, pag. 589. 


*) 1. e., pag. 568. 
) K. Bleibtreu: Beiträge zur Kenntnis der Einschlüsse in den Basalten mit besonderer Berücksichtigung der 


Olivinfelseinschlüsse. Z. d. deutsch. geol. Ges., XXXV, 1883, pag. 501. 
6* 


44 F. Cornu. [10] 


Die Betrachtung der Dünnschliffe unter dem Mikroskop lehrt, daß oft die dem freien Auge völlig 
gleichartigen Einschlüsse sich sowohl strukturell als auch durch eine äußerst wechselvolle Zusammensetzung 
unterscheiden, und zwar gilt dies sowohl in bezug auf das Mengenverhältnis der einzelnen an dem Aufbau 
der Aggregate sich beteiligenden Mineralkomponenten, als auch bezüglich der Minerale selbst, insofern 
nämlich manchen Einschlüssen gewisse Minerale völlig fehlen, die in anderen sonst übereinstimmend zu- 
sammengesetzten reichlich zur Entwicklung gelangt sind. 


Es mag die Beschreibung der wichtigsten Typen folgen. 


a) Bei weitem der größte Teil der Dünnschliffpräparate gehört dem Typus der Schiefereinschlüsse 
an, dessen Vorkommen bereits von Lacroix angegeben wird und die in ihrer Zusammensetzung durch 
die Mineralkombination Feldspat, brauner Glimmer und Spinell charakterisiert sind. 

Biotit und Spinellide durchsetzen entweder ziemlich gleichmäßig verteilt oder zu Schwärmen 
aggregiert oder alternierende Lagen bildend die einzelnen Feldspatkörner, die hier wiederum nach Art: der 
Pflasterstruktur angeordnet sind. 

Vereinzelte Körner von Korund, der sich hier stets durch Farblosigkeit auszeichnet, spärliche Zirkon- 
kriställchen und Sillimanitnädelchen gesellen sich den genannten Mineralen bei. Bemerkenswert erscheint 
das Auftreten des Spinells in regelmäßig umgrenzten Aggregaten nach Art der Pseudomorphosen in den 
Schiefereinschlüssen des Trachytes von der Lispida. Die Aggregate besitzen hier jedoch nicht rektanguläre, 
sondern spitzrhomboidische Konturen, wie dies Vogelsang aus den Schiefereinschlüssen der Andesite der 
Eifel erwähnt (o. c., pag. 37. Vergl. Fig. 6 der Taf. III). Von dem umhüllenden Anorthoklas-Biotit-Trachyt 
sind die Schieferfragmente durch einen schmalen Saum von Orthoklasindividuen getrennt, die keine oder 
doch nur höchst spärliche Einschlüsse von Spinell und Biotit enthalten. Zumal das letztere Mineral scheint 
völlig zu fehlen. 

Die in dem Trachyt enthaltenen Biotitausscheidlinge sind von Opacitsäumen umgeben, während die 
lappig konturierten, Spinelleinschlüsse enthaltenden Biotitindividuen der Einschlüsse selbst keine Spur einer 
Korrosion aufweisen. Die Figuren I und 2 der beigegebenen Tafel bringen Einschlüsse von diesem Typus 
einmal bei starker, das anderemal bei schwacher Vergrößerung zur Darstellung. 

b) Einen Übergangstypus zwischen dem vorherigen und dem folgenden Typus der Einschlüsse bilden 
Mineralaggregate, in denen bei Prävalenz des Feldspats der Biotitgehalt sich zu verringern beginnt oder 
ganz ausbleibt, während sich Aggregate von Sillimanit in großen Mengen einstellen. Mit dieser Änderung 
des Mineralbestandes ist in vielen Fällen eine starke Abweichung in der Struktur verbunden. 

Anklänge an die ursprüngliche Schieferstruktur zeigen sich bloß noch in dem Alternieren wellig 
gekrümmter Sillimanitaggregate mit spinellreichen Lagen; die Feldspate werden idiomorph und treten häufig 
in prächtigen Zwillingen nach dem Karlsbader Gesetz in Erscheinung. So erwies sich z. B. ein Einschluß dieses 
Typus ganz aus tafelig nach M. entwickelten Karlsbader Zwillingen von Sanidin zusammengesetzt, die von 
den erwähnten Mineralen unter anderen von aufserordentlich schönen besenförmigen Sillimanitaggregaten 
durchsetzt sind. (Vergl. Fig. 3 und 4 der Taf. III.) Der Korund erscheint hier bei weitem häufiger als in 
dem früheren Typus. Bezüglich Zirkon und Rutil gilt das früher Gesagte. 

Gegenüber dem umhüllenden Gestein pflegen sich diese Einschlüsse schart abzugrenzen, wenigstens 
gelangten in den studierten Fällen die früher beschriebenen Feldspatsäume nicht zur Beobachtung. 

Der umgebende Trachyt enthält kleine Aggregate von Spinell. 

c) Durch einen beträchtlichen Gehalt an großen, stark pleochroitischen Korundindividuen interessant 
sind Einschlüsse, die in ihrem makroskopischen Aussehen sich wenig von den glimmer- und spinellführenden 
Varietäten unterscheiden und wie diese meist eine ziemliche Menge von Feldspat enthalten, die sich schon 
durch die lichte Färbung der weiß und grau gefleckten Schieferbrocken verrät. 

Unter dem Mikroskop zeigt ein derartiger Einschluß gewöhnlich nur noch Spuren der Schieferstruktur, 
die sich in den schwarmartig auftretenden Spinellanhäufungen, welche das Feldspatpflaster, einer ausgezeich- 
neten Richtung folgend, durchziehen, äußert. 

Die dunkelgrünen Spinellkriställchen werden in manchen der Aggregate begleitet von Sillimanit, dessen 
Stengel fast völlig in einzelne winzige Körnchen aufgelöst erscheinen. Der Korund findet sich zum Teil in 


[11] Petrographische Untersuchung einiger enallogener Einschlüsse aus den Trachyten der Euganeen. 45 


eroßen, von den Flächen (1020) und (0001) begrenzten, kurzprismatischen oder dicktafeligen Kristallen 
(vergl. Fig. 5 der Taf. IIl), teils auch in kleinen gerundeten Körnern vor. 

Dort, wo das Mineral im Feldspat eingewachsen erscheint, verschwinden im allgemeinen die übrigen 
Minerale, insbesondere zeigen sich nie in der unmittelbaren Umgebung der Korundkristalle reichlichere 
Mengen von Spinelliden. 

Die großen Korundkristalle besitzen einen ausgezeichneten Pleochroismus: 

o — licht berlinerblau, 
€ = meergrün, 

Das Absorptionsschema ist w > =. 

Gewöhnlich beschränkt sich der Pleochroismus nur auf die inneren Partien der Kristalle und die 
Färbung folgt dann häufig den durch die kristallographische Begrenzung vorgezeichneten Umrissen: blaue 
pleochroitische Kerne werden von farblosen Hüllen umgeben. Seltener zeigt sich eine unregelmäßig wolkige 
Verteilung der blauen Färbung in den Kristallen. 

An Stelle der blauen oder neben dieser tritt nicht selten eine braune Färbung auf, die gleichfalls 
die Absorptionsunterschiede kenntlich werden läßt. 

Die Korunde enthalten manchmal Einschlüsse von Spinellkriställchen, ein Umstand, der gegen 
die von manchen Autoren geäußerte Ansicht, der Korund sei in diesem Falle ein Residuum, ein 
ursprünglicher Bestandteil!) des umschlossenen Gesteinsfragments, der bei der Einwirkung des Magmus 
eben den stärksten Widerstand gegen die Auflösung geleistet hätte, geltend gemacht werden muß. Mit 
Recht wurde von Zirkel?) dieser Anschauung gegenüber die Tatsache des beinahe konstanten Auftretens 
des Korunds in gewissen rheinischen Basalten, sowie seine fast stetige Begleitung von der gleichen Mineral- 
gesellschaft entgegengehalten, welchen beiden Umständen die Reliktentheorie nur durch die höchst gezwungene 
Annahme gerecht werden kann, sämtliche von den Eruptivgesteinen umhüllten Schieferfragmente seien 
ursprünglich reich an Korund, an Sillimanit u. s. w. gewesen. 

d) Den von der Contrada Fantola beschriebenen Schieferfragmenten ist durch seinen abweichenden 
Mineralbestand ein Einschluß von der Größe einer halben Faust verwandt, der sich leicht aus dem um- 
gebenden Gestein herauslöste, während die übrigen Einschlüsse stets mit dem Trachyt festverwachsen waren. 
Dieser Einschluß enthält nur wenig Feldspat, dagegen außerordentlich viel Spinell, nebst reichlichem Korund, 
in Körnern oder gerundeten Kristallen. Die Spinell- und Korundindividuen durchspicken in ungeheurer Anzahl 
die Feldspatkörner nach Art des kristallisierten Sandsteines. 

Biotit ist nur in spärlichen Fetzen vorhanden. In relativ reichlicher Menge zeigt sich Rutil in der 
erwähnten Ausbildungsweise. 


Ergebnisse und Schlußfolgerungen. 


1. In den trachytischen Gesteinen der Euganeen, und zwar hauptsächlich in den von Reyer als 
Stromenden betrachteten peripherischen Eruptivgebilden des Gebietes finden sich in großer Verbreitung, 
wenngleich bei höchst ungleichmäßiger Verteilung, Einschlüsse vor, deren Mineralbestand auf ein sehr ton- 
erdereiches Material, etwa einem Tonschiefer oder Phyllit, als Ursprungssubstanz hindeutet. 

Hieraus ergibt sich die geologische Folgerung, daß das die Euganeen und ihre Umgebung unter- 
lagernde Grundgebirge teilweise aus derartigen Gesteinen zusammengesetzt sein muß. 

Keineswegs aber erscheint mir die Annahme einer hypothetischen subterranen Kontaktzone not- 
wendig, wie eine solche auf Grund von Einschlüssen, die den unseren in ihrem Mineralbestande wenigstens 
zum Teil sehr nahe stehen, von Lasaulx, Pohlig, Vogelsang und Dannenberg?) als Untergrund 


) Lacroix (o. c., pag. 171), Dannenberg (l. c.) und Pohlig (l. c.) vertreten diese Anschauung. 

2) ]. c., pag. 156. 

®) v. Lasaulx: Der Granit unter dem Kambrium des hohen Venn. Sitzungsber. d. niederrhein. Ges. Bonn 41, 
1884, pag. 424 #. — H. Pohlig: ]. c. — Ders.: Über die Fragmente metamorphischer Gesteine aus den vulkanischen 
Gebilden des Siebengebirges und seiner Umgebung. Verh. d. nat. Ver. d. Rheinl. u. Westf. XXXV, 1888, pag. 89—109. 
— Ders.: Sitzungsber. d. niederrh. Ges. in Bonn vom 9. Juli 1888, — Dannenberg: |, c., pag. 57 u. 73. 


46 F. Cornu. [12] 
des Siebengebirges vorausgesetzt wird. Jedenfalls läßt sich, wie ich glaube, der Mineralbestand unserer 
Einschlüsse, auch ohne Voraussetzung eines älteren Kontaktes, bloß aus der Einwirkung des trachytischen 
Magmas auf die Schieferbrocken erklären. 

Auffallend muß es erscheinen, daß die in Rede stehienden Einschlüsse auf die trachytischen Gesteine 
beschränkt sind und daß in den übrigen Eruptivgesteinen des Gebietes (von basischerem Charakter), die 
gleichfalls auf das Vorkommen von Einschlüssen untersucht wurden, die veränderten Schiefer gänzlich zu 
fehlen scheinen. 

Allerdings darf hiebei nicht daraut vergessen werden, daß gerade die Trachyte der Euganeen, dank 
ihrer ausgebreiteten Verwendung als Straßenpflaster, gerade die besten Aufschlüsse unter allen Eruptivgesteinen 
darbieten und hier die Möglichkeit der Auffindung von Einschlüssen eine besonders große ist. 

Vielleicht ist auch noch ein Umstand in Rechnung zu ziehen, dessen Herr Dannenberg gedacht 
hat, nämlich »die theoretische Voraussetzung einer stärkeren chemischen Einwirkung des basischen Magmas« 
(l. e., pag. 23). Die übrigen Eruptivgesteine waren fähig, die Schiefereinschlüsse völlig zu resorbieren, 
während der Trachyt die hereingeratenen Fremdkörper nicht ganz einzuschmelzen vermochte. 

2. Die untersuchten Schiefereinschlüsse zeichnen sich durch einen aufßerordentlichen Wechsel in 
ihrem Mineralbestande aus und vor allem fällt das wechselnde Mengenverhältnis des an der Zusammen- 
setzung der Aggregate sich beteiligenden einzelnen Mineralkomponenten auf. Einen Überblick vermag die 
folgende Tabelle geben, in die auch die Beobachtungen von Herrn Lacroix an dem mir nicht vorgelegenen 


Material von Monselice und vom Monte Rosso einbezogen sind. 


Kumdort Feldspat| Biotit | Spinell |Sillimanit|Andalusit| Cordierit| Korund | Rutil Zirkon 

Tispidaene a en. + + + | = En — 
vo MO EI er _ | _ 
Contrada Fantola. . . . + & + =HE 2 es n - + -. En 
SION) © 6 oo. — ; + win — — ” = = = 
b) +.|+ | +| + = - — = = 
o I | - a 

d) + —_ +H = =) — 
ae 5 _ + 2 AL En =1L — en 
! ne (a. Lacroix) N — n- .. eh s. A all 1 a 


Der Wechsel in dem Mineralbestande ist mit einer Änderung in der Struktur der Einschlüsse ver- 
bunden. Mit der Zunahme des Gehaltes von Feldspat, mit dem Zurücktreten des Glimmers unter gleich- 
zeitigem Anwachsen des Sillimanit-, Spinell-, Korund- (und Rutil-) Gehaltes tritt eine Verwischung der Schiefer- 
struktur ein. Diese Umstände können in erster Reihe durch die verschiedene Dauer und Intensität der 
Einwirkung des trachytischen Magmas erklärt werden. Die ursprünglich (vielleicht in größerer Tiefe) gebildeten 
Kontaktminerale sind Glimmer und Spinell, ihnen folgt der Sillimanit. Die Einschlüsse haben durch die 
allmähliche Feldspatisation eine Anreicherung an Alkalien erfahren, 

Die Umwandlung des Biotits in Spinell, Korund und Sillimanit findet einerseits eine Erklärung 
durch die Versuche von Herrn Vernadsky,!) der durch Schmelzen des Biotits die gleichen Minerale er- 


‘) Vernadsky zit. b. Morozewicz, pag. 59. — Vergl. das folgende Zitat. 


[13] Petrographische Untersuchung einiger enallogener Einschlüsse aus den Trachyten der Euganeen. 47 


halten hat. Anderseits läßt sich die Gesamtheit der Erscheinungen vielleicht deuten durch die Versuche von 
Herrn Morozewicz,!) der die »genetische Gruppe« des Spinell, Korund, Sillimanit und Cordierit, die für 
alle bekannten Schiefereinschlüsse aus trachytischen Gesteinen so charakteristisch ist, aus einer mit Tonerde 
übersättigten, dem trachytisch-andesitischen Magma vergleichbaren Silikatschmelzlösung synthetisch dar- 
gestellt hat. 

Die in den Trachyt hineingeratenen Schieferbrocken werden von Feldspatsubstanz durchtränkt und 
Kontakterscheinungen, Einschmelzung und darauffolgende Ausscheidung greifen bei der Bildung der in Rede 
stehenden Einschlußminerale ineinander. 

Eine genauere Präzisierung der Tatsachen, welche auch eine exaktere Fassung der hier ausge- 
sprochenen Ansicht zur Folge haben dürfte, muß allerdings einer späteren Periode vorbehalten bleiben, in 


der die »Petrographie der Einschlüsse« weitere Fortschritte gemacht haben wird. 


!) J. Morozewiez: Experimentelle Untersuchungen über die Bildung der Minerale im Magma. T. M. P. M. 
XVIII, pag. I—240. 


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BEITRÄGE ZUR GIGANTOSTRAKENFAUNA BÖHMENS. 


Von 
Friedrich Seemann. 


Mit einer Tafel (IV) und 2 Textfiguren. 


Der größte Teil des Materials, das der vorliegenden Arbeit zu Grunde liegt, wurde mir von Herrn 
Prof. J. J. Jahn durch die Vermittlung meines verehrten Lehrers, Prof. Dr. V. Uhlig, zur Bearbeitung 
überlassen. Auch die Herren Prof. Dr. A. Fri@ und Dr. Jaroslav Perner stellten mir einige recht hübsche 
Stücke aus dem böhmischen Landesmuseum zur Verfügung. Allen den genannten Herren spreche ich hiemit 
für ihre Liebenswürdigkeit meinen besten Dank aus. 


Bevor ich zur Beschreibung der einzelnen Arten übergehe, möchte ich auf die Schwierigkeiten hin- 
weisen, die sich bei einer Bearbeitung der Grigantostraken Böhmens ergeben. Der Grund dieser Schwierig- 
keiten liegt vor allem in dem Umstand, daß einigermaßen vollständige Exemplare sich so gut wie gar nicht 
finden. Man trifft nur Bruchstücke an: Kaufüße, Scherenteile, einzelne Körpersegmente, Fuß- 
glieder u. s. w. Unter diesen Umständen ist es oft schwer, einen Schluß über die systematische Zu- 
gehörigkeit oder den zoologischen Charakter der einzelnen Bruchstücke zu ziehen. Dies ist nur dann möglich, 
wenn die vorliegenden Bruchstücke Ähnlichkeit mit vollständiger bekannten Arten aus dem englischen, 
amerikanischen oder baltischen Silur besitzen. Kann man eine solche Verwandtschaft nicht auf- 
finden, so erübrigt nichts anderes, als die Bruchstücke ungedeutet zu lassen oder provisorische Namen 


zu wählen. 


Literatur. 


Nur die in der vorliegenden Arbeit zitierten Werke sind oben angeführt. Die einschlägige Literatur bis 1892 
findet man bei: Vodges; A classed and annotated bibliography of the palaeozoie Crustacea. Occasional papers IV. Cali- 
fornia Academy’ of Sciences 1893. 


Huxley and Salter: On the anatomy and affinities of the genus Pterygotus. Mem. Geol. Surv. of the United Kingdom. 
Monogr. I, 1859. 

Woodward: A Monograph of the british fossil Crustacea belonging to the order Merostomata. Palaeont. Soc. 1866— 1878. 

Barrande: Systeme silurien du centre de la Boheme. Partie I, Vol. I, Suppl. 1872. 

Pohlmann: On certain Fossils ofthe Water-Lime Group near Buffalo. Bull. Buff. Soc. Nat. Sci. Vol. IV, Nr. I, Buffalo, 1881. 

» Additional Notes on the Fauna of the Water-Lime Group near Buffalo. Bull. Buff. Soc. Nat. Sci. Vol. IV, 

Nr. 2, 1882. 

Schmidt: Miscellanea Silurica II: Die Crustaceenfauna der Eurypterenschichten von Rootziküll auf Oesel. Mem. de 
l’Acad. imp. des science. de St. Petersbourg. 7. Serie, Tome XXXI, Nr. I, 1883. 

Semper: Die Gigantostraken des älteren böhmischen Paläozoicum. Beiträge zur Paläontologie u. Geologie Österreich- 
Ungarns u. d. Orients. Bd. XI, Wien, 1898. 

Holm: Palaeontologiska notiser. Geologiska Föreningens i Stockholm. Förhandlingar, 1899. 


Beiträge zur Paläontologie Österreich-Ungarns. Bd. XIX. 7 


50 Friedrich Seemann. [2] 


Am besten scheinen mir zur Arttrennung bei Pferygotus — die meisten Gigantostrakenreste des 
böhmischen Silurs gehören ja dieser Gattung an — die Scheren geeignet; außer diesen noch die 
Coxognathiten der Ektognathen. Auch Kopfschild, Metastoma und Operculum würden sich 
wahrscheinlich gut zur Arttrennung verwenden lassen; aber Reste dieser Körperteile finden sich nur sehr 
spärlich und sind meist schlecht erhalten. Alle anderen Bruchstücke, wie Endognathen, Körperseg- 
mente u. s. w. sind zur Unterscheidung der Arten sehr wenig geeignet. 

Provisorische Arten auf solche Bruchstücke zu begründen, hat nur in dem Falle eine Berechtigung, 
wenn die betreffenden Stücke sehr häufig gefunden werden. Denn man hat dann den Vorteil, Bruchstücke, 
die man später findet, besser identifizieren zu können. Alle provisorischen Arten aber haben den Nachteil, 
daß der, welcher sich nicht näher mit der Gigantostrakenfauna beschäftigt, ein ganz falsches Bild 
von ihr erhält. Die Zahl der Arten erscheint ihm naturgemäß viel größer als es wirklich der Fall ist. 


Ich habe daher in der vorliegenden Arbeit nach Tunlichkeit davon Abstand genommen, solche zur 
Arttrennung wenig geeignete Bruchstücke mit provisorischen Namen zu belegen in der Hoffnung, dafs 


spätere glücklichere Funde ihre Zugehörigkeit zu bereits aufgestellten Arten ergeben werden. 


Pterygotus Agassiz. 


Pterygotus Barrandei Semper. 
Areun (AO), Takes ir ut, 


Pterygotus sp. Barrande. Syst. sil. I. suppl. Taf. XVII, Fig. 15; Taf. XXXV, Fig. 40. 

Pterygotus Barrandei Semper. Gigantostraken d. böhm. Paläoz., Taf. XII, Fig. I—-4; Textfigur 10, 11. 

Semper hat die obige Art auf Grund der Kaufüße aufgestellt, welche sich recht häufig im 
böhmischen Silur finden und die auch schon Barrande bekannt waren. Auch in dem Material, das mir 
zur Verfügung stand, sind solche Coxognathiten recht zahlreich vertreten ; sie stimmen vollkommen mit der 


Beschreibung und Abbildung Sempers überein. 


Scheren. Auf Taf. XII, Fig. ı, bildet Semper das Bruchstück einer Schere ab; er stellt dasselbe 
zu Pterygotus Barrandei mit der Begründung, daß es sich auf derselben Platte befand wie ein Endognath 
dieser Art. Noch ein anderer, triftigerer Grund rechtfertigt die Zuweisung dieses Scherenbruchstückes zu 
Pterygotus Barrandei. Die Kaufüße von Pferygotus Barrandei und die von Pferyyolus anglicus Agassiz 
(siehe Woodward, Taf. I, IV, VII) sind nämlich sehr ähnlich gestaltet, so daß zweifelsohne eine Ver- 
wandtschaft zwischen diesen beiden Arten besteht. Nun weisen die Scheren von Pierygotus anglicus, 
wie man schon an der Abbildung Sempers erkennt und noch deutlicher an der von mir abgebildeten, 
vollständigeren Schere sieht, eine weitgehende Ähnlichkeit mit den in Rede stehenden Bruchstücken auf; 


man muf) sie daher wohl zu Pferygotus Barrandei stellen. 


Figur ı auf Taf. IV zeigt eine solche Schere von Pierygotus Barrandei. Im beweglichen Teil 
der Schere stehen vier mächtige Zähne, von denen der stark gekrümmte Endzahn und der ungefähr in der 
Mitte des Scherengliedes stehende dritte Zahn am größten sind; letzterer besitzt an dem vorliegenden Stück 
eine Länge von beinahe 3 cm. Zwischen den vier größeren Zähnen stehen eine Anzahl kleinerer Zähne. 

Auch im festen Scherengliede sieht man eine ähnliche Anordnung der Zähne: vier größere und 
dazwischen kleinere Zähne. Doch reichen diese vier großen Zähne des festen Scherenteiles nicht an die 
Länge der Zähne hinan, die im beweglichen Scherengliede stehen; dies gilt besonders vom Endzahn. 

Die Zähne zeigen die charakteristische, in anastomosierenden Streifen bestehende Verzierung. 

Die Scheren von Pferygotus Barrandei haben, wie schon oben erwähnt wurde, eine große Ähn- 
lichkeit mit denen des Pierygotus anglicus; besonders die Abbildung Woodwards (Taf. VII, Fig. I) zeigt 
dies deutlich. Wir finden auch bei dieser englischen Art vier große Zähne in jedem Scherengliede, ebenso 
sind die Scherenenden ähnlich wie bei Pferygotus Barrandei gestaltet. Nur sind die Zähne im allgemeinen 
stumpfer und plumper als bei der böhmischen Art. 


[3] Beiträge zur Gigantostrakenfauna Böhmens. 51 


Daß auch das von Semper auf Taf. XII, Fig. 2, abgebildete feste Scherenglied zu dieser Art 
gehört, erscheint mir zweifelhaft; ich vermisse nämlich den großen Zahn, welcher bei der von mir abge- 
bildeten Schere in der Nähe des Scherengrundes steht. 

Operculum, Die Figur 2 auf Taf. IV stellt den Medianlappen des Operculums von Pferygotus 
Barrandei dar, der mir in mehreren Abdrücken vorliegt. 

Dieser Lappen besitzt eine zungenförmige Gestalt und zeigt eine eigentümliche Zeichnung. In der 
Medianlinie verläuft ein schwach angedeuteter Kiel, der übrigens bei anderen Exemplaren als Furche erhalten 
ist. Zuweilen ist er beiderseits noch von einem ganz schwachen Kiel begleitet. Außer diesen Kielen bemerkt 
man zahlreiche Falten. Ein Teil von diesen stößt unter einem spitzen Winkel in der Medianlinie zusammen; 
die Scheitel dieser Winkel sind gegen das Ende des Lappens gerichtet. Die Falten, die in der Nähe des 
Endabschnittes des Lappens auftreten, stoßen nicht unter einem Winkel zusammen, sondern divergieren 
und zeigen die Tendenz einer mehr oder weniger parallelen Anordnung. 

Huxley bildet, fälschlicherweise als Epistoma, mehrere Opercula von Pierygotus anglicus ab 
(Taf. III), denen die oben beschriebenen ähnlich sind. Zwar ist die äußere Gestalt und auch die Anordnung 
der Falten nicht ganz übereinstimmend. Die Abbildungen Huxleys lassen nur radiär angeordnete Falten 
am Ende des Lappens erkennen und, was die Gestalt betrifft, so ist das Ende des Lappens mehr gerundet 
und die Mitte mehr eingeschnürt als bei Plerygotus Barrandei. Doch ersieht man schon aus den Abbildun- 
gen Huxleys, daß die äußere Gestalt sehr wechselt. Fig. 7 stimmt übrigens ganz gut mit dem von 
mir abgebildeten Medianlappen. 

Soviel steht aber jedenfalls fest, daß kein Operculum eines anderen Pierygotus mehr mit dem mir vor- 
liegenden übereinstimmt, als das von Pierygotus anglicus. Mit Rücksicht auf die nahe Verwandtschaft von 
Pterygotus anglicus und Pterygotus Barrandei wird man daher keinen Fehlgriff tun, wenn man die in 
"Frage stehenden Medianzipfel zu Plerygotus Barrandei stellt, wie ich es oben getan habe. 

Pterygotus Barrandei hat sich bis jetzt in e, und e, gefunden. Die von mir bearbeiteten Stücke 
stammen von PodolDvorce auf der Stufe e, 32. Barrande hat diese Art aus der Stufe e, von Dvorec, 
Semper aus derselben Stufe von Dlouhä hora beschrieben. 


Pterygotus nobilis Barr. 


Textfigur 1. 


Barrande. Taf. XVII, Fig. 10. 
Semper. Taf. XII, Fig. 9 und Textfigur 7. 


Ohne Bedenken glaube ich, das vorliegende Scherenglied (siehe Textfigur ı) hieher stellen zu 
können. Von den beiden Zähnen am Scherengrunde ist zwar infolge der schlechten Erhaltung nur einer 
deutlich zu sehen, aber die Gestalt und Anordnung der übrigen Zähne wie auch der ganze äußere Umriß 
stimmt recht gut mit der Abbildung Barrandes und Sempers. 


Textfig. I. Pterygotus nobilis Barr. Scheerenglied. Podol Dvorce (e, $). 


An dem von mir abgebildeten Stücke sieht man auch gut das Scherenende; es ist ähnlich gestaltet 
wie bei Pferygotus bufjaloensis Pohlmann und bei Pferygotus bohemicus Barr. 

Ein zweites Bruchstück, das mir vorliegt, hat Ähnlichkeit mit Sempers Textfigur 7. 

Beide Stücke stammen aus e, $, und zwar von Podol Dvorce, 


52 Friedrich Seemann. [4] 


Pterygotus bohemicus Barr. 
Tafel IV, Fig. 3 u. 4 

Pterygotus comes Barr. Tat. XVII, Fig. 9. 

Pterygotus bohemicus Barr. Tat. XVII, Fig. 20—24. 

Semper. Taf. XII, Fig. 8 und Textfigur 5, 6. 

Kaufüße, Von dieser Art liegt mir eine größere Zahl von Coxognathiten vor. Meistens ist 
aber nur der interne Teil erhalten. Einige dieser Coxognathiten stimmen mit der Abbildung, die Semper 
auf Seite 74 gibt, überein. Andere aber weichen davon ab. So zeigt die Zahnreihe nur 14 Zähne, bei einem 
Exemplar habe ich sogar nur elf Zähne gezählt (siehe Taf. IV, Fig. 3). Dennoch muß ich es hieher 
stellen und nicht etwa zu Pterygotus Barrandei, dessen Kaufüße 1ı1—ı2: Zähne besitzen, weil der für 
Pterygotus bohemicus charakteristische kleine erste Zahn deutlich erhalten ist. 


Sehr weicht bei manchen Stücken auch der Vorderrand des internen Teiles ab. Bei der Abbildung 
Sempers und auch bei zwei Exemplaren, die mir vorliegen, ist er gleichmäßig gewölbt. Bei anderen springt 
dagegen der Vorderrand sehr plötzlich zu einem Buckel vor, z. B. bei dem von mir abgebildeten Stücke ; 
doch stellt dieses Stück noch nicht den extremsten Fall vor. Zwischen diesen abweichenden Formen und 
den normalen gibt es Übergänge. Die Zahl der Zähne und die Gestalt des Vorderrandes scheinen also 
keine konstanten Merkmale zu sein, konstant dagegen ist stets der kleine erste Zahn, der gleichsam 
nur ein Adventivzahn des zweiten großen Zahnes ist. 


Ein solcher kleiner Zahn findet sich, nebenbei bemerkt, auch bei Pierygotus problematicus Salter 
(Tat X, Re 12, 33). 

Bei einem der mir vorliegenden Ektognathenkaufüße ist auch der Externteil teilweise erhalten. Bei 
diesem Coxognathiten sieht man auf dem Vorderrande des Intern- und Externteiles bogenförmige 
Schuppen, wie sie auch Semper abbildet, auf dem Hinterrande des Externteiles dagegen scharf ausgeprägt 
dreieckige Schuppen, welche ihre Spitze dem Hinterrande zukehren. Der allgemeine Umriß des CGoxo- 
enathiten stimmt mit der Abbildung Sempers überein. 

Zu Pterygotus bohemicus gehört auch Pierygotus mediocris Barr. Ich habe das Original des Piery- 
gotus mediocris, den Barrande auf Taf, XVIII abbildet, in der Hand gehabt. Der fragliche Rest gehört 
nicht zu einer Schere, wie Barrande angenommen hat, sondern er ist ein Kaufuß, und zwar ein Kaufuß 
von Fterygotus bohemicus. Die Abbildung Barrandes ist nicht sehr gut. Die fünf kleinen Zähne, die 
hinter dem ersten großen Zahn stehen, sind nicht etwa so gut auf dem Original erhalten, wie sie die Ab- 
bildung zeigt, sondern sie sind abgebrochen und recht undeutlich ; sie waren sicherlich ebenso lang wie die 
folgenden Zähne. Die Zahl der Zähne beträgt wie bei Pferygotus bohemicus 14, auch den kleinen ersten 
Zahn, der meines Erachtens für diese Art charakteristisch ist, habe ich durch Präparieren bloßlegen können. 
Die Zähne sind etwas spitziger als bei der Abbildung Sempers; dies gilt übrigens auch für die Zähne 
der Kaufüße, die sich in dem von mir bearbeiteten Material vorfinden. Ich muß aber hervorheben, daß 
auch die Zähne des Originals, das der Abbildung Sempers zu Grunde lag, etwas spitziger sind, als die 
Abbildung erkennen läßt. 

Scheren. Das Original der auf Taf. IV, Fig. 4, abgebildeten Schere ist Eigentum des böhmi- 
schen Landesmuseums. Prof. Noväk hatte es für eine neue Art gehalten und mit dem Namen Pferygotus 
Barrandei belegt. Das vorliegende Stück, das Noväk übrigens nicht veröffentlicht hat, gehört aber ohne 
Zweifel zu Pterygotus bohemicus Barr. 

Charakteristisch für die Scheren dieser Art sind die abgestutzten Scherenenden und die großen, 
schief gestellten, gesägten Zähne des festen Scherengliedes. Einen solchen gesägten Zahn hat schon 
Barrande als Pierygotus comes beschrieben und abgebildet (Taf. XVII, Fig. 9). Auch Semper gibt 
eine Abbildung von einem solchen Zahne (Taf. XII, Fig. 8) und außerdem von einem Scherenteile (Textfig. 6). 

Ebenso wie Semper halte ich den Scherenteil, in welchem die gesägten Zähne stehen, für den 
festen, und zwar infolge der Analogie mit Pferygotus buffaloensis Pohlmann (Additional Notes, Seite 44 
und Taf. III, Fig. 3), der ja mit Pterygotus bohemicus in naher Verwandtschaft steht, 


[5] Beiträge zur Gigantostrakenfauna Böhmens. 53 


Die Anordnung: der Zähne in den beiden Scherenteilen ist recht verschieden, 

Hinter dem Scherenende des beweglichen Tejles sieht man zunächst drei kleine Zähne; die folgenden 
drei sind ungefähr noch einmal so lang als die ersten drei; hinter diesen steht ein mächtiger, über 2 cm 
langer Zahn; dann folgen wieder drei, etwas über ı cm lange Zähne und drei kleinere, schließlich wieder 
ein größerer Zahn, der im Verhältnis zu seiner Länge etwas breiter ist als die anderen. Hinter dem Scheren- 
ende des festen Gliedes steht ein etwa !/, cm langer Zahn, dahinter zwei kleinere, dann wieder ein größerer 
und zwei kleinere und das wiederholt sich noch einmal. Am auffallendsten sind aber die zwei großen ge- 
sägten Zähne. Der eine ist an dem vorliegenden Exemplar 2 cm, der andere sogar gegen 4 cm lang. 
Beide Zähne sind auffallend schief gegen das Vorderende der Schere gestellt, der gesägte Rand ist dem 
Scherengrunde zugewendet. 


Noch möchte ich auf die Möglichkeit hinweisen, daß der kleinere der gesägten Zähne sich vielleicht 
nicht in seiner natürlichen Stellung: befindet, wenn er auch ohne Zweifel zu der vorliegenden Schere gehört. 
Es macht nämlich auf mich den Eindruck, als ob er mit seiner Basis über dem Scherenteil läge und die 
Streifenverzierung sich auf diesen fortsetzte. Stünde der in Frage stehende Zahn in natürlicher Stellung auf 
der vorliegenden Schere, dann würde er nicht dem kleinen gesägten Zahn von Pierygotus buffalo- 
ensis entsprechen; denn bei diesem steht der kleine gesägte Zahn hinter dem großen, während es hier 


umgekehrt wäre. 


Die besser erhaltenen Zähne, besonders der große gesägte Zahn, zeigen die typische Streifen- 
verzierung. Fast sämtliche Zähne — eine Ausnahme bildet vielleicht nur der große gesägte Zahn — sind 
sehr spitz. Dies sieht man zwar weniger deutlich an der vorliegenden Abbildung, weil die Spitzen der 
Zähne eben nicht erhalten sind; ausgezeichnet dagegen bei einem aus dem e,-Kalk von Dlouhä hora 
stammenden beweglichen Scherengliede. 


Mir liegt außerdem noch ein Bruchstück eines beweglichen Scherenteiles aus den e,-Schiefern von 
Dvorec vor, das zwar in der Anordnung der Zähne ein wenig abweicht, aber gewiß auch hieher gehört. 
Ein festes Scherenglied von Podol Dvorce (e, ß) zeigt große Ähnlichkeit mit der Abbildung Sempers. 

Die meiste Verwandtschaft hat die vorliegende Art mit Pferygotus buffaloensis Pohlm., wie 
wir schon erwähnt haben. Die Scherenenden sind übereinstimmend und auch die Anordnung und Gestalt 
der Zähne scheint eine ähnliche zu sein; leider gestattet die unzureichende Abbildung Pohlmanns einen 
näheren Vergleich nicht. Eine gewisse Verwandtschaft mit Pierygotus bohemicus zeigt auch Pfierygotus 
problematicus Salter; er besitzt auch einen großen gesägten Zahn und, wie wir schon früher hervor- 
gehoben haben, auch ähnliche Kaufüße wie Pferypotus bohemicus. Die Scherenenden aber sind abweichend 
gestaltet. 

Pterygotus bohemicus ist bis jetzt in e,ß (bei Dvorec) und in e, (auf der Dlouhä hora “und 
bei Karlstein) gefunden worden. 


Pterygotus fissus nov. spec. 
Taf. IV, Fig. 5. 


Was an dem vorliegenden Scherenteile sofort auffällt, ist das eigentümlich gestaltete Ende; dieses 
ist nämlich gabelig geteilt. Hinter den beiden Gabelzähnen des Scherenendes stehen sechs, wahrscheinlich 
gleich große Zähne — sie sind zum Teil schlecht erhalten. Der folgende Zahn ist der größte; dahinter 
liegt ein auffallend schiefer, auch der hinter diesem stehende ist noch etwas schief. Weiter ist das Scheren- 
glied nicht erhalten. Sämtliche Zähne sind ziemlich spitz; auf dem großen sieht man Streifenverzierung 
angedeutet. 

Eine andere Art mit ähnlichem Scherenende ist meines Wissens nicht bekannt. Nur bei 
Pterygotus punctatus Salter könnte man, nach der Abbildung Fig. 2 a auf Taf. XI zu urteilen, eine ähnliche 
Form vermuten; aber in Fig. 25 ergänzt Salter das Scherenende anders. 

Eine ähnliche Anordnung der Zähne findet sich bei manchen anderen Arten, z. B. bei Pferygotus 
osiliensis Schmidt (Taf. VII) und besonders bei Pierygotus bohemicus. Bei letzterem stimmt auch die Gestalt 


54 Friedrich Seemann. [6] 


der Zähne ziemlich überein. Wären die Scherenenden nicht verschieden, so würde ich die vorliegende Art 
ohne Bedenken zu Pferygotus bohemicus stellen. 


Da aber durchaus kein Grund zu der Annahme vorliegt, daß bei Pferygotus bohemicus ab und zu 
auch Scheren mit gegabeltem Ende vorkommen, so halte ich es für zweckmäßiger, das vorliegende Stück 
vorderhand als eigene Art zu betrachten. 


Der Fundort ist Dlouhä hora (e,). 


Pterygotus cf. problematicus Salter. 
Pterygotus problematicus Salter, Taf. XI. 
» » » Semper, Textfig. 12. 

Von dieser Art liegt mir ein Scherenglied vor; wahrscheinlich ist es das feste. Die am Grunde der 
Schere stehenden Zähne sprechen dafür. Nur diese beiden Zähne sind vollständig erhalten; von den übrigen 
sieht man nur die Anwachsstellen, diese aber sehr deutlich. Das vorliegende Scherenstück ist nämlich in 
natürlicher Gestalt, als Relief, nicht als Abdruck erhalten. Die Anwachsstellen der Zähne erscheinen als 
Kreise oder Ellipsen; die Zähne selbst waren daher konisch gestaltet. 


Vor den zwei vollständig erhaltenen Zähnen stehen drei kleine, davor ein großer Zahn, vor diesem 
wieder zwei kleine; hierauf folgt der größte Zahn; die nächsten Zähne sind wieder klein. 


Zähne am Grunde der Schere sind von Pferygotus nobilis, Pterygotus ludensis (Huxley und 
Salter, Taf. XIV) und von Pferygotus problematicus bekannt. 

Zu Pierygotus mobilis gehört die vorliegende Schere nicht; denn bei dieser Art sind die in Frage 
stehenden Zähne gekrümmt. Größere Ähnlichkeit hat sie mit Pferygotus ludensis und besonders mit Pfery- 
gotus problematicus. Die Zähne des Scherengrundes sind bei diesen beiden Arten auch gerade, ebenso 
scheint die Anordnung der übrigen Zähne ähnlich zu sein. Die äußere Gestalt des Scherengliedes ist jedoch 
nicht übereinstimmend; das mir vorliegende ist im ganzen viel breiter und die Verbreiterung gegen den 
Scherengrund erfolgt allmählich, während dies bei Pierygotus problematicus und besonders bei Pferygotus 
udensis viel rascher stattfindet. Am meisten Ähnlichkeit hat das vorliegende Scherenbruchstück aber 
doch noch mit Pierygotus problematicus, weshalb ich es in die Verwandtschaft dieser Art gestellt habe. 


Das Stück stammt aus dem e,-Kalk von Kolednik. 


Pterygotus beraunensis Semper. 
Taf. IV, Fig. 6. 

Semper, Taf. XII, Fig. 5, 6. 

Semper beschreibt als Pierygotus beraunensis den Coxognathit eines Endognaths, der mit dem 
eines Pferygotus anglicus und besonders mit dem eines Pferygotus arcuatus Salter Ähnlichkeit hat. Mir 
liegt auch ein solcher Endognath vor, der vollständig mit der Abbildung Sempers übereinstimmt; auch 
die von Semper beschriebene Struktur der Zähne ist sehr deutlich erhalten. 

Zwei andere Endognathen haben auch Ähnlichkeit mit der Abbildung Sempers, eine noch größere 
aber mit der, welche Huxley gibt (Taf. XI, Fig. 10), Der Vorderrand springt ebenso buckelförmig vor, 
wie bei dem von Huxley abgebildeten Endognathen, den er übrigens irrigerweise als Ektognath auffaßt. 

Bei einem dieser zwei Endognathen bemerkt man (siehe Taf. IV, Fig. 6) recht deutlich eine 
doppelte Zahnreihe, wie sie z. B. auch Holm von Zurypterus Fischeri Eichw. abbildet (Taf. II, Fig. 5). 

An den Zähnen sieht man ganz gut die charakteristische Verzierung der Kauzähne, wie sie 
sich bei Pferygotus beraunensis findet. Dieser Umstand hat mich vor allem bewogen, auch diese beiden 
Endognathen zu der obigen Art zu stellen, obgleich der äußere Umriß viel besser mit Pierygotus arcuatus 
übereinstimmt, 


Sämtliche Stücke stammen aus den e, 8-Schiefern von Podol Dvorce. 


[7] Beiträge zur Gigantostrakenfauna Böhmens. 55 


Eurypterus Dekay. 
Eurypterus aff. punctatus Woodw. et acrocephalus Semper. 
Taf. IV, Eig. 7. 

Pterygotus punctatus Salter. Seite 99, Tat. X, XI, XII. 

Eurypterus Punctatus Woodward. Seite 153, Textfigur 499—51, Tat. XXIX. 

Die Abbildung stellt das Bruchstück eines Endognathen vor. Erhalten sind Carpus(c), Meros 
(nm), Ischium (2), Basos (8) und wohl auch ein Teil des Coxognathiten. Die Abgrenzung des Basos 
gegen letzteren läßt sich nicht erkennen. Die Begrenzung der anderen Glieder gegeneinander ist deutlicher 
zu sehen. An Carpus, Meros und Ischium bemerkt man auch die Ansatzstellen der charakteristischen 
Stacheln. Neben dem Ischium liegt, den Hinterrand des Basos etwas verdeckend, ein solcher isolierter 


Stachel; er zeigt sehr schön die aus feinen, sich verzweigenden Streifen bestehende Verzierung. 


Ähnliche, mit Stacheln bewehrte Endognathglieder finden wir auch bei anderen Eurypterus-Arten, 
z. B. auch bei Zurypferus scorpioides Woodw., mit dem Eurypterus acrocephalus Semper verwandt ist. 
Es ist daher sehr wahrscheinlich, daß der vorliegende Endognath zu dieser Art gehört, 


Das Stück stammt aus der Stufe e,3 von Podol Dvorce. 


Reste verschiedener Art. 


An dieser Stelle sollen einige Reste beschrieben werden, die sich nicht zu den bereits bekannten 
Arten stellen lassen, die aber auch nicht die Aufstellung neuer Arten rechtfertigen, sei es, weil sie nur in 
wenigen oder gar nur in einem Exemplar vorliegen, sei es, weil sie für die einzelnen Arten wenig 
charakteristisch sind und daher für die Artbestimmung überhaupt ungeeignet erscheinen. 


1. Metastoma eines Pterygotus. Das auf Taf. IV, Fig. 5, abgebildete Metastoma weicht in 
seiner äußeren Gestalt ziemlich beträchtlich von den bisher beschriebenen Mundplatten ab. Es ist ziemlich 
breit; die Breite verhält sich zur Länge ungefähr wie Iı zu 15. Am Vorderrande bemerkt man einen tiefen 
Einschnitt. Die abgestumpfte Spitze des Hinterendes zeigt eine kurze, seichte Grube [siehe Fig. 9 auf 
Taf. IV]. Schuppenverzierung, wie sie sich bei anderen Mundplatten findet, ist infolge der schlechten Er- 
haltung nicht. zu sehen. 

Ein etwas anders gestaltetes Metastoma befindet sich im Besitze des böhmischen Landesmuseums ; 
es ist leider nicht vollständig erhalten. 

Die erwähnten Mundplatten stammen aus Podol Dvorce (e,ß). 

2. Anhänge des Thorax(?) (Textfig. 2). Solche Anhänge liegen mir in sechs Abdrücken vor. 
Sie sind gelappt; Gestalt und Anordnung der Lappen ist variabel; der mittlere ist der größte. Die einzelnen 
Lappen sind mit Falten und Schuppen verziert. Die Falten an den beiden Seitenrändern des zungenförmigen 
Mittellappens sind ziemlich dicht angeordnet und laufen mit den Seitenrändern ungefähr parallel. Die in 
der Mitte auftretenden stehen weiter voneinander und stoßen im oberen Teile des Lappens unter einem 
Winkel zusammen. Weiter nach oben gehen die Falten allmählich in bogenförmige Schuppen über. Auch 
auf den Seitenlappen sieht man im unteren Teile Falten, im oberen deutliche Schuppen. 

Woodward bildet Seite 9ı ähnliche Gebilde ab und beschreibt Seite 9o auch eine ähnliche 
Verzierung derselben. 

Der Fundort der oben beschriebenen Körperanhänge ist Podol Dvorce (e,ß). 

3. Coxognathit eines Pterygotus? (Taf. IV, Fig. 10). Die vorliegende Zahnreihe unterscheidet 
sich von der Zahnreihe anderer Kaufüße sofort durch die Stellung der ersten zwei Zähne, welche be- 
deutend tiefer stehen als die übrigen. Die Zahl der Zähne beträgt zehn. Der erste Zahn ist sehr groß 
und dreieckig; seine Spitze und die Basis der letzten sieben Zähne liegen in einer Linie. Der zweite Zahn 


56 Friedrich Seemann. [8] 


reicht nicht bis zu dieser Linie. Auch der dritte Zahn steht noch etwas tiefer als die übrigen sieben Zähne. 
Diese sind ziemlich gleich gestaltet, ‘stehen in gleicher Höhe und nehmen nach rückwärts an Größe ab. 
Der Endlappen hat die Breite der letzten zwei Zähne, 


Textfig. 2. Anhänge des Thorax (2). Podol Dvorce (e, ß). 1 


Trotzdem die vorliegende Zahnreihe eine so charakteristische Gestalt hat, will ich sie doch nicht 
mit einem neuen Namen belegen, weil sie nur in einem einzigen Exemplar vorliegt. 

Sie stammt von Podol Gementarna aus der Stufe e, 3. 

Von anderen Fußgliedern, die mir aus e,ß vorliegen, wäre vielleicht noch der Propodos des 
sechsten Fußes eines Pferygotus erwähnenswert, 

4. Körpersegmente. Von solchen sind mir die Seitenteile zweier Opercula bekannt; das 
eine ist dem von Pferygotus bilobus (Woodward, Seite 69) ähnlich, das andere dem einer ‚Slimonia 
acuminata. 

Aufserdem liegen mir zwei Segmente vor, die etwa dem achten oder neunten entsprechen, ferner 
auch ein vorletztes Segment, ähnlich dem eines Pterygotus gigas, anglicus oder ludensis, und 
schließlich auch ein Telson, das wahrscheinlich zu Eurypterus gehört (Taf. IV, Fig. 11). 

5. Kopfreste. Drei verschiedenen Arten, vielleicht auch verschiedenen Gattungen gehören diese 
Reste an. 

Ein Rest hat eine ähnliche Gestalt wie der Kopf einer Slimonia, nur daß der Umrif nicht quadratisch, 
sondern mehr trapezförmig zu sein scheint. Einige andere Bruchstücke zeigen eine halbkreisförmige 
Gestalt; sie gehören wahrscheinlich zu Pferygotus; zwei weitere Bruchstücke besitzen einen wellig- 
geschweiften Umriß. 


Vorkommen der böhmischen Gigantostraken und ihre Verwandtschaft mit jenen 
anderer Länder. 


Verwandtschaftliche Beziehungen der böhmischen Gigantostraken mit jenen anderer Gebiete 
sind nicht bei allen Formen nachzuweisen. Deutlich ausgesprochen ist nur die Verwandtschaft zwischen 
Pterygotus Barrandei und Pterygotus anglicus, zwischen Pterygotus bohemicus und Pterygotus buffaloen- 


sis und endlich zwischen Eurypterus acrocephalus einerseits und Eurypterus punctatus, scorpioides, 
scorpionis anderseits. 


[9] Beiträge zur Gigantostrakenfauna Böhmens. 


oa 
—ı 


Ob Böhmen manche Arten mit anderen Ländern gemeinsam hat, kann aus dem vorliegenden 
Material noch nicht entschieden werden. Denn Pferygotus problematicus und Slimonia acuminata, die 
dabei in erster Reihe in Betracht kämen, haben bis jetzt zu schlechte Reste geliefert, um einen sicheren 
Schluß zuzulassen. 

Die böhmischen Gigantostraken finden sich am häufigsten in e, und e,, aber auch in d,, fi, 
J, und g, sind Reste gefunden worden. Nähere Angaben über die Fundpunkte der von Semper und 
Barrande beschriebenen Arten findet man in der Einleitung zu Sempers Arbeit übersichtlich zusammen- 
gestellt, so dafs ich hier nicht näher darauf einzugehen brauche, Das Vorkommen der von mir beschriebenen 
Reste ist bei der Beschreibung der einzelnen Arten angeführt und zum Teil auch aus der folgenden Tabelle 


ersichtlich. 
| Vorkommen der ver- 
| Vorkommen der wandten Arten | 
Böhmische Arten böhmischen Arten Verwandte Arten England Nord- 
amerika 
e&ı es Ya U. Silur | ©. Silur [U.Devon| ©. Silur 
Pterygotus | Pterygotus 
bohemicus Bart. . . . : + — buffaloensis Pohlm. . . —_ — —_ + 
| aflı bohemicus . . . . . _ _ + | » » | | = | 
| nobilis Bar... 2... | + - =. = S == 2 Sf) 
Barrandei Semper. . . 7 = — anglicus Agassiz . . _ e En - 
Beraunensis Semper . t = arcuatus Salter .... . En — = = 
cf. pProblematicus Salter =F -F — problematicus Salter . . _ + — = 
Blahai Semper .... — + = | —_ = 
kopaninensis Barr.. . . — 
JISSUSINOVSSpE en = = — _ Pi: 
Simenia Slimonia 
cf. acuminata Salter. . = + _ acuminata Salter . . . —- ! 
Eurypterus Eurypterus 
punctatus Woodw. . . — + _ _ 
acrocephalus Semper . Sr scorpioides Woodw. . . E= + — — 
scorpionis Grote u. Pitt. IC 


Beiträge zur Paläontologie Österreich-Ungarns, Bd. XIX. 8 


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BEITRÄGE 


ZUR 


PALAONTOLOGIE und GEO LOGIE 


ÖSTERREICH-UNGARNS un DES ORIENTS. 


NE ILUNGEN 
DES 
GROL OGISCH EN UND PAL AONTOLOGISCHEN INSTITLUTES 
DER UNIVERSITAT WIEN 
HERAUSGEGEBEN 
MIT UNTERSTÜTZUNG DES HOHEN K.K. MINISTERIUMS FÜR KULTUS UND UNTERRICHT 


VON 


VICTOR UHLIG, CARL DIENER, 


PROF, DER GEOLOGIE PROF. DER PALÄONTOLOGIE 


UND 


G. von ARTHABER, 


PRIVATDOZ. DER PALÄONTOLOGIE, 


BAND XIX. 
: HEFT U. und I. 


MIT 10 TAFELN UND 26 TEXTFIGUREN. 


”" WIEN UND -LEIPZIG. 


WILHELM BRAUMÜLLER 
"Kr UF K. HOF- UND.UNIVERS ITÄT S-BUCHHÄNDLER. 


1906. 


ZUR KENNTNIS DES GENUS STREPTOSPONDYLUS. 


Von 


Dr. Franz Baron Nopcsa. 
(Mit ı8 Textfiguren. 


In Anbetracht des Umstandes, daß heutzutage an 50 Genusnamen theropoder Dinosaurier bekannt 
sind, ist es als trauriger Umstand zu bezeichnen, daf3 von fast keiner einzigen dieser Arten eine ausführliche, 
mit Zeichnungen versehene neuere Beschreibung vorliegt. 

Diese Lücke für das Genus Streptospondylus auszufüllen, ist der Zweck der folgenden Arbeit, die 
auf einem genauen Studium der Pariser und Oxforder Reste, des Poikilopleuron von Caen und der 
Megalosaurus-Reste des Oxforder und Londoner Museums basiert. Eine Monographie von Zanclodon 
ist aus der Feder meines verehrten Freundes Baron Huene zu erwarten und dann wird es vielleicht auch 
für Fernerstehende möglich sein, eine allgemeine Übersicht über die Theropoden zu erlangen. 

Unabhängig von einander sollen zuerst die beiden Repräsentanten des Genus Streptospondylus be- 
schrieben und mit den übrigen Theropoden verglichen werden; darauf soll ein Vergleich der Theropoden 
mit den übrigen Dinosauriern, speziell mit der Unterordnung der Sauropoden durchgeführt werden. Für die 
Möglichkeit, dies Programm auszuführen und das eingangs erwähnte Material durchstudieren zu können, 
bin ich zu ganz besonderem Danke verpflichtet den Herren: Prof. Marcellin Boule, Prof. A. Gaudry, 
Herrn Thevenin in Paris, Dr. A. S. Woodward, Prof. Seeley und W. C. Andrews in London, 
Prof. Sollas in Oxford, Prof. Bigot in Caen, Prof. Sauvage in Boulogne s. m., ferner Prof. Koken 
und Privatdozenten Dr. v. Huene in Tübingen; Herrn J. Parker, der mir gestattete, seine Privatsammlung 
durchstudieren zu dürfen, möchte ich gleichzeitig ebenfalls danken. 

Der größere Teil der bei der Arbeit benützten Literatur ist aus dem unten folgendem Ver- 
zeichnisse zu entnehmen. 


Literatur. 


. Broon: On Algoasaurus; Geolog. Magazine, 1904. 

- Buckland: Notice on the Megalosaurus; Transact. geol, Soc. London, 1824. 

. Gope: Synopsis of the extinct Batrachia, Reptilia and aves of N. America; Transact. Americ. Philos. Society Phila- 
delphia, 1871. 

4. Cuvier: Ossements ossiles; Vol. V, 2. Edit. Paris, 1825. 

5. Deslongchamps: M&m. Soc. Lineenne de Normandie. 

6. Gaudry: Enchainement du monde animal; Vol. II, Paris, 1890. 

7. Gervais: Zoologie et Paleontologie Francaise. 

8 

9 


10 SE Sr 


. Hatcher: Diplodocus; its Osteology, Taxonomy and probable habits; Memoirs Carnegie Museum, Vol. I, 1900. 
. Hatcher: Osteology of Haplocanthosaurus; Memoirs Carnegie Museum, Vol. II, 1903. 
10. Huene: Vorläufiger Bericht über die triassischen Dinosaurier; Neues Jahrbuch für Mineralogie, 1901. 


Beiträge zur Paläontologie Österreich-Ungarns, Bd. XIX, 9 


60 Dr. Franz Baron Nopesa. [2] 


Beschreibung des Materiales. 


A. Pariser Material. 


Typus des Genus Streptospondylus v. Meyer. 


Die im Mus&e d’histoire naturelle aufbewahrten Stücke stammen aus der Zeit Cuviers und 
sind schon zum größten Teil in dn Ossements fossiles (1825, Vol. V, 2. Teil, Tab. VIII, Fig. ı2, 13, 
Tab. IX, Fig. 3, 6, 10, Tab. XXI, Fig. 9—13, 34—36) abgebildet worden. Wie schon Cuvier betont, sind 
die Stücke nicht in natürlichem Zusammenhang aufgefunden worden, sondern vermengt mit Resten gavial- 
artiser Formen. Als Lokalität ist auf den Etiketten »Dives bei Vaches Noires« »Callovien« 
verzeichnet. 


Nach Ausscheidung der zu den Mesosuchiern gehörenden Stücke bleibt folgendes Material übrig: 


1. Eine Wirbelserie, bestehend aus mehreren Hals-, Rumpf-, ı Lenden-, 2 Sacral-, 1 gut er- 
haltener und ı abgerollter Caudalwirbel, 

2. Mittleres Stück eines Femur. 

3. Proximales Ende einer Ulna. 


ı1. Huene. Übersicht über die Reptilien der Trias; Paläontolog. Abhandlungen, Koken, 1902. 

12. Huene: Dystrophaeus Viaemalae; Neues Jahrb. f. Min., Geol. u. Paläont., Beilage, Bd. XIX. 

13. Hulke: On Poikilopleuron ; Quart. journal London geol. Society, 1879. 

14. Huxley: Triassic Dinosauria; Quart. journ. London geol. Society, 1870. 

15. Huxley: On the upper jaw of Megalosaurus; Quart. journ. London, geolog. Soc., 1869. 

16. Lydekker: On a Coeluroid Dinosaur from the Wealden; Geological Magazine, 1889. 

17. Lambe: Midcretaceous vertebrata; Contrib. to Canadian Palaeontology, Ottawa, 1902 

18. Lennier: Geologie et Pal&ontologie de ’embouchure de la Seine; ? 

19. Marsh: Dinosaurs of North America. Annual report United States geological Survey, 1896, 

20. Meyer: Reptilien aus dem Stubensandstein; Palaeontographica, Vol. VII. 

21. Meyer: Fauna der Vorwelt; 2. Teil (Saurier des Muschelkalkes). Frankfurt a. M., 1847— 1855. 

22. Phillips: Geology of Oxford; London, IS7T. 

23. Nopesa: Synopsis und Abstammung der Dinosaurier; Földt. Közlöny, Budapest, 1901. 

24. Nopcsa: Notes on British Dinosaurs III., Geological Magazine, London, 1905. 

25. Plieninger: Belodon Plieningeri;, Ein Saurier der Keuperformation Württembergs. Jahreshefte, 1852 (Ziffer auf 
1875 verdruckt). 

26. Osborn: On Ornitholestes; Bull. Amer. Mus. Nat. hist, 1903. 

27. Osborn: Skull of Creosaurus; Bull. Amer. Mus. nat. hist., 1904. 

28. Owen: Report on british fossil Reptiles; Report brit. Assoc. for Advance. of Science, 1841. 

29. Owen: Fossil reptiles from Wealden and Purbeck; London, Palaeontographical Society. 

30. Owen: On the skull of Megalosaurus; Quart journ. London geol. Soc., 1883. 

31. Riley and Stutchbury: Remains of Saurian animals from the Magnesian limestone; Transactions Royal Society, 
London. 

32. Riggs: Structure of opisthocoelian Dinosaurs Part. I Apatosaurus; Field Columbian Museum, Chicago, 1903. 

33. Riggs: Structure of opisthocoelian Dinosaurs Part. II Branchiosauridae; Field Columbian Museum, Chicago, 1904. 

34. Seeley: On Aristosuchus pusillus; Quart. journ. London geol. Soc., 1887. 

35. Seeley: On Thecospondylus; Quart. journ. London geol. Soc., 1887. 

36. Seeley: Classification of animals commonly named Dinosauria; Quart. journ. London geol. Soc. 1887 and Geo- 
logical Magazine, 1887. 

37. Seeley: On Euskelesaurus; Geological Magazine, 1894. 

38. Seeley: Contribution to the knowledge of the Saurischia; Geological Magazine, 1892. 

39. Seeley: On Thecodontosaurus and Palaeosaurus; Geological Magazine, 1895. 

40. Seeley: On the type of the genus Massospondylus; Geological Magazine, 1895. 

41. Seeley: Terrestrian Saurians from the Rhaetic of Wedmore hill; Geological Magazine, 1898. 

42. Sauvage: Recherches sur les reptiles trouves dans le Gault du bassin de Paris; Mem. Societe geologique de Fr., 
Paris, 1882. : 
Weitere Literatur ist aus meiner in diesem Literaturverzeichnisse angeführten Arbeit zu entnehmen. 


[3] Zur Kenntnis des Genus Streptospondylus. 61 


4. Distales Ende einer Tibia. 

5. Der dazu gehörige Astragalus. 

Als ich im Februar 1904 das Museum besuchte, fand ich die Stücke 2—5 unter dem Namen » Me- 
galosaurus<,!) die Wirbelserie unter dem Namen »Streptospondylus« etikettiert. 

Aufser diesen Stücken ist von der Lokalität Dives noch ein größerer Wirbel von Lennier unter 
dem Namen Sifreptospondylus abgebildet und beschrieben worden und ein weiterer, von demselben Orte 
stammender Wirbel wird von Lydekker in dem Catalogue of fossil reptiles of the british 
Museum London 1888 unter dem Namen »Megalosaurus« angeführt, 


Wirbel. 


Da die Wirbelserie des Pariser Musee d’histoire naturelle zur Aufstellung des Genusnamens 
Szreptospondylus Anlaß gegeben hat, sollen zuerst diese Stücke beschrieben werden. Im Ganzen sind 
mehr oder weniger vollständige Reste von 16 Wirbeln vorhanden, die ohne Rücksicht aut die wirkliche 
Nummer, die sie im kompletten Skelett haben würden, hier der Einfachheit halber mit den laufenden 
Zahlen I—ı6 bezeichnet werden sollen. 

Der ı. Wirbel ist nur fragmentarisch erhalten und zeigt nur eine, oben etwas transversal ver- 
breitete Neurapophyse von quadratischem Querschnitt, von deren Spitze zwei Rücken gegen die Post- 
zygapophysen reichen. 

Der 2. Wirbel ist vollkommen erhalten. Vorn zeigt sein Zentrum einen halbkugelförmigen 
Gelenkkopf, lateral zwei tiefe birnförmige, gegen vorn gerichtete Vertiefungen — pleurozentrale 
Höhlen —, unterhalb derer sich die unmittelbar hinter dem vorderen Gelenkkopf gelegenen Parapophysen 
befinden. Das Hinterende des Zentrums ist tief konkav, an seiner Basis etwas gegen hinten verlängert 
und zeigt also, dafs der Hals in seiner Ruhelage, so wie bei Diplodocus, nach aufwärts gehoben 
getragen wurde. 

Der unter den pleurozentralen Höhlen liegende Teil des Zentrums ist flach und so entsteht an 
der Basis des Wirbelkörpers, da sich dieser gegen die beiden Enden stark verbreitert, eine sattelförmige 
Fläche. Auf dieser bemerken wir zwei in der Mitte des Wirbels etwas konvergierende Leisten oder Kanten, 
welche vorn in je einer knotenartigen Verdickung enden. Durch diese hervorstehenden Leisten erscheint die 
Basis des Zentrums, d. h. die Mitte des Sattels etwas vertieft. Da diese basalen Leisten bei dem zweiten 
Streptospondylus-Exemplar den vordersten und hintersten Halswirbeln fehlen, ist es nicht schwer, ihre 
Bedeutung zu erkennen. 

Ähnliche, allerdings bald zu Vorsprüngen, bald zu Platten entwickelte Fortsätze kann man nämlich 
an den mittleren und hinteren Halswirbeln aller horntragenden, langhalsigen Säugetieren vorfinden, und 
zwar scheinen sie sich z. B. beim weiblichen Cervus megaceros viel schwächer zu entwickeln als beim 
hornbewehrten Männchen. Ganz besonders stark sind sie bei der langhalsigen Giratfe vorhanden. In der 
Klasse der Reptilien sind es die cretacischen, langhalsigen, großköpfigen Pterosaurier, welche die Ent- 
wicklung von paarigen Hypapophysen am schönsten zeigen, und auch hier läßt sich ihr Zusammenhang mit 
der Größe des zu tragenden Schädels durch ihre starke, sogar Artikulationsflächen zeigende Entwicklung 
bei Pteranodon nachweisen. 

Auch bei Sfreptospondylus haben wir daher diese basalen Leisten als in Entstehung begriftene 
Hypapophysen zu deuten. Bei Diplodocus erreichen sie eine ganz bedeutende Entwicklung. Dieselbe 
Funktion wird bei Zanclodon offenbar durch den medianen unpaaren Kiel der hinteren Halswirbel geleistet. 
Oberhalb der pleurozentralen Höhlen kann man bei Streptospondylus an diesem Wirbel den schwach S-förmig 
gekrümmten Verlauf der neurozentralen Sutur erkennen, über der sich der Wirbelbogen erhebt, an dem wir 
Prä- und Postzygapophyse, ferner die Neurapophyse, außerdem aber eine ganze Reihe vor- 
springender Lamellen erkennen. 


!) Unter dem Namen »Megalosaurus« sind bisher oftenbar recht verschiedene Tiere beschrieben worden. Als 
Typus des Genus betrachte ich den, in Stonesfield vorkommenden Megalosawrus Bucklandi Cuvier. 


9* 


62 Dr. Franz Baron Nopesa, [4] 


Vorerst können wir eine annähernd horizontale, in der Mitte der Längsachse etwas gesenkte Platte 
erkennen, welche die Prä- und Postzygapophysen verbindet. Sie entspricht der neuralen Plattform 
Owens und läßt sich auch ohne weiteres mit der »horizontalen Lamelle« der Rückenwirbel der Sauropoden 
identifizieren. !) 

Ein System von N-artig gestellten weiteren Lamellen dient als Stütze der neuralen Plattform. Eine 
dünne Lamelle erstreckt sich vom vordersten Teil des Wirbelbogens bis an das vordere Ende der Prä- 
zygapophyse, eine zweite Lamelle reicht von eben demselben Basispunkt gegen die Mitte der neuralen 
Plattform und eine dritte Lamelle, die ungefähr dort entspringt, wo die zweite mit der Neuralplattforın 
zusammenstößt, reicht gegen den hinteren und unteren Teil des Wirbelbogens.. Da sich, wie schon 
erwähnt, die Neuralplattform selbst in der Mitte ebenfalls etwas senkt, macht die ganze Anordnung der 
Lamellen, die man auf einer Seite des Wirbels sieht, etwa den Eindruck einer römischen EIf (XI). 

Das ganze Lamellensystem ist etwas gegen vorn übergeneigt und der Schnittpunkt der zweiten und 
dritten Stützlamelle mit der Neuralplattform bildet die ziemlich weit vorspringende Diapophyse. Zwischen 
allen den erwähnten Lamellen sind tiefe, dreieckige, taschenartige Vertiefungen vorhanden. 

Es läßt sich in dieser Anordnung der verschi:denen Lamellen unschwer derselbe Bauplan wieder- 
erkennen, wie er an den letzten Halswirbeln von Haplocanthosaurus (einem Sauropoden der Aflantosaurus- 
beds) beobachtet wurde, sodaß die Nomenklatur Hatchers auch ohne weiteres bei den Streptospondylus- 
Wirbeln ihre Anwendung findet. 

Die erste, von der Bogenbasis zur Präzygapophyse reichende Lamelle würde der präzygapophy- 
salen Lamelle (resp. präzygapophysalen Platte), die zweite dem unteren Teile der diapophysalen 
Platte entsprechen, Die dritte wäre als »Lamina obliqua« zu bezeichnen. Am folgenden Halswirbel ist, 
wie wir sehen werden, sogar der Repräsentant der postzygapophysalen Platte vorhanden. Um einen 
Vergleich zu erleichtern, ist in Figur Ia, b eine Örientierungsskizze des letzten Halswirbels von Haplo- 
canthosaurus und des 2. Wirbels von Sfreptospondylus gegeben worden. 

Die Neurapophyse ist so wie am vorigen Wirbel kurz, quadratisch, oben etwas verdickt und 
pyramidenartig zugespitzt. 

Der 3. (Hals-)Wirbel ist ähnlich gebaut; ein Unterschied vom vorangehenden ist höchstens darin 
zu finden, daß die, zwischen den basalen Kanten des Zentrums und den pleurozentralen Höhlen gelegene 
latero-basale Fläche stärker entwickelt ist als am zweiten Wirbel; daß die Knoten am Vorderende der 
basalen Kanten stärker ausgeprägt erscheinen, und daß die neurale Plattform sich in der Mitte weniger 
senkt als beim zuvor beschriebenen Wirbel. Ein weiterer Unterschied kann noch darin erblickt werden, daß 
sich, wie schon erwähnt wurde, postzygapophysale Platten entwickeln, Was aber allen den drei, 
bisher beschriebenen Wirbeln im Gegensatze zum skizzierten Haplocanthosaurus-Wirbel fehlt, sind die 
oberen Teile der prä- und postzygapophysalen Platten. 

Ein oberflächlicher Blick auf Fig. 1 zeigt schon, daß Streptospondylus, wenn bereits jetzt von einem 
Vergleiche mit anderen Formen die Rede sein darf, noch viel eher an Haplocanthosaurus als an Diplodocus 
Carnegti erinnert. Davon, dafs bei Diplodocus die Neurapophyse im Gegensatze zur einfachen Neurapophyse 
von Streplospondylus gegabelt ist, soll an dieser Stelle überhaupt gar nicht gesprochen werden, 

Nach diesen drei noch zusammenhängenden Halswirbeln scheint ein großer Teil der Wirbelsäule zu 
fehlen, denn am folgenden Stücke (Nr. 4) ist der konvexkonkave Charakter des Wirbelkörpers bedeutend 
weniger entwickelt. 

An diesem Stücke ist nur das Zentrum vorhanden; der mit diesem nur lose verbundene Bogen 
fehlt. Die Vorderseite ist schwach konvex, die hintere entsprechend konkav. 

An der Seite kann man die großen pleurozentralen Höhlen erkennen, die sich durch einen etwas 
größeren vertikalen Durchmesser unbedeutend von den gleichen Öffnungen der vorderen Wirbel unter- 
scheiden. Der übrige Teil des Zentrums ist glatt gerundet, in der Mitte eingezogen und zeigt keine Spur 
der basalen Leisten, die an den früheren Wirbeln bemerkt wurden. 


!) Vergl. die Nomenklatur bei Osborn: A skeleton of Diplodocus; Memoirs Amer, Mus. Nat. history New- 
York, 1899. 


[5] Zur Kenntnis des Genus Streptospondylus. 63 
Genau dieselben allgemeinen Merkmale gelten auch für die folgenden vier Wirbel, den 4., 5., 
6., 7., welche jedoch den 4. an Länge etwas übertreffen und schwach bikonkave Gelenkflächen zeigen. 


Zırz 


Ple 72 

Fig. 1. Halswirbel. a Streptospondylus; b Haplocanthosaurus; c Diplodocus. N = Neurapophyse; d) — Diapophyse; 

Präzygapophyse; tz — Postzygapophyse; P/c Pleurozentrale Höhle; N’ 
Neurapophyse bei (Diplodocus.) 


gegabelte 


b = Parapophyse; prz 


An einem dieser Wirbel (ich bezeichne ihn deshalb mit 5) ist so wie an 
dem vorangehenden vor- und oberhalb der pleurozentralen Höhle noch eine Para- 
pophysenfläche zu erkennen, die knapp bis an die vordere Gelenkfläche des 
Wirbelkörpers reicht. Dies scheint anzudeuten, daß wir es hier wohl bereits mit 
einem der vorderen Rückenwirbel zu tun haben. 

Am 6. Wirbel Das 


Zentrum ist nämlich etwas über der halben Höhe longitudinal durchsägt und an 


ist nur die untere Hälfte des Zentrums enthalten. 
dieser polierten Schnittfläche erkennt man an der Struktur: des Knochens An- 
deutungen eines, die pleurozentrale Höhle in zwei Teile zerlegenden transversalen 


Septums, so wie ein solches bei den Sauropoden mehrfach beobachtet wurde. 


In Figur 2 ist die betreffende Partie in natürlicher Größe wiedergegeben N ; £ 
Fig. 2. Mediane Schei- 


worden und man kann erkennen, wie dieses Septum seine Entstehung einer Wuche- 
rung der obersten feinzelligen Knochenlage verdankt. 

Von den folgenden zwei, dem 7. und dem 8., Wirbel ist fast nur die 
hintere resp. die vordere Gelenkfläche erhalten. Am 7. Wirbel ist daher ein schöner 
Querschnitt auf die Längsachse angeschliffen worden (Fig. 3«) und um später 
wieder einen Vergleich mit den Sauropoden zu erleichtern, sind gleich hier die 
Querschnitte durch die Wirbel zweier Sauropoden, von Haplocanthosaurus sp. 
(südamerikanisches Exemplar) und Ornithopsis, beigefügt worden. 


dewand der pleuro- 
zentralenHöhle (Pie). 
Knochenstruktur etwas 
schematisiert. g Grob- 
zellige innere Lage ; ffein- 
zellige äußere Knochen- 
schicht; S Andeutung 
eines transversalen Sep- 
tums (nat. Gr.). 


Der 9. Wirbel ist trotz seiner schlechten Erhaltung: insofern interessant, als wir im Körper des- 


selben eine relativ große, von kleineren Hohlräumen umgebene zentrale Höhle finden. 


ac 


Ple- ZU 


B e 


74 


An 


diesem sowie 


Fig. 3. Querschnitt des Wirbelzentrums. a) Bei Streptospondylus (!/, nat. Gr.); b) Haplocanthosaurus; c) Orni- 


thopsis. Nc = Neuralkanal, Plce — Pleurozentrale Höhle, 


64 Dr. Franz Baron Nopecsa. [6] 


am folgenden, (10.) Wirbel ist die pleurozentrale Höhle bereits viel seichter als an den Halswirbeln. An 
der Basis dieses Wirbels können wir ferner wieder eine Andeutung der vom Zentrum der ersten Halswirbel 
her bekannten basalen Kanten finden. Parapophysen sind vom 5. Wirbel an am Wirbelkörper nicht mehr 
zu erkennen. Ansatzstellen für Hämopophysen sind ebenfalls nicht vorhanden. Wir 


; werden daher nicht fehlgehen, wenn wir diese Wirbel für mittlere und hintere 
% Rückenwirbel halten. 

Etwas anders als beim 10. ist die untere Fläche des Zentrums beim 

Ze 11. Wirbel gestaltet, da wir hier gerundete Flanken und eine transversale ebene 

und von vorn nach hinten konkav gewölbte, basale Fläche finden. Die pleuro- 


se“ zentralen Höhlen sind nur mehr als seichte Eindrücke vorhanden. 


en 
XS 
N6 Das folgende Stück stellt den letzten Rumpfwirbel (13), den ganzen 
Ne ersten Sacralwirbel (14) und ein Fragment des zweiten Sacralwirbels (15) dar. 
An der vorderen, derzeit polierten Bruchfläche des letzten Rückenwirbels 
7% sieht man die Postzygapophysen des vorletzten Rumpfwirbels und gleichzeitig auch 
ce wie diese gegen unten ein Zygosphen entsenden, das sich in das Zygantrum des 
Wirbels Nr. 13 legt. Gleichzeitig sieht man an dieser Fläche (Fig. 4), daß der 
Neuralbogen vom Zentrum etwas abgehoben erscheint; ferner ist es nicht ohne 
Fig. 4. Querschnitt Interesse zu sehen, wie weit sich der Neuralkanal in das Zentrum senkt, zumal, 


am Vorderende des „enn man diese mit der nächstfolgenden Figur (5) vergleicht, welche einen Quer- 
letzten Lendenwir- 


bels (@L nat, Gr), pie! — schnitt durch den zweiten Sacralwirbel darstellt. 

Postzygapophysen des Im Vergleiche mit den Halswirbeln ist der Neuralkanal schon in diesem 
vorhergehenden Wirbels; Wirbel bedeutend erweitert, 

zs’ — Zygosphen dessel- 


Dem ra = Prtizyeanio: Von der Seite betrachtet, sieht man am letzten Lendenwirbel zwei, von der 
physen des letzten Len- Mitte der Neuralplattform gegen unten divergierende Lamellen, die das Vorder- 
denwirbels; Nb — sein und Hinterende des Bogenkörpers erreichen; die ziemlich weit vorspringende 
Nemelbogen) @ = Zen Neuralplattform ist vollkommen eben und in der Mitte wie gegen hinten etwas 
trum; Ne = Neuralkanal. 27 

x verschmälert; die Neuralpophyse entsendet eine Lamelle gegen jede Postzygapo- 
physe und erscheint daher hinten an ihrer Basis gegabelt; ihr oberer Teil ist nicht erhalten; die neu- 
rozentrale Sutur ist ebenso wie ei den vorhergehenden Wirbeln S-förmig gewellt. 
‚aaa N Am 14. (l. Sacral-) Wirbelsieht man eine 
die Präzygapophyse von unten stützende Lamelle, 
hierauf weiter hinten eine starke, aus der verschmol- 
zenen Dia- und Parapophyse bestehende, fast vertikale 
Platte, die mit ihrem Vorderende zwar bis an den 
Vorderrand des Wirbelkörpers reicht, aber den letz- 
ten Lendenwirbel nicht berührt. Weitere Lamellen 
sind an diesem Wirbel nicht zu erkennen. Zwischen 
dem sacralen Rippen-!) Ansatz und der präzygapo- 
physalen Lamelle sind so wie beim vorangehenden 
Wirbel ı3 Taschen vorhanden, die jedoch weniger 
tief reichen als bei jenem; hinter der Ansatzstelle 
der Sacralrippe ist eine oblonge Öffnung für den 
N Sacralnerv gelegen und hinter dieser Öffnung läßt 


sich eine starke, intervertebral liegende Sacralrippe 


Fig. 5. Letzter Dorsal- und Sakralwirbelvon Stref- beobachten. 
tospondylus. (Der links von der Geraden A-B liegende Teil So 
ist ergänzt). Dx — letzter Dorsalwirbel; ‚S}, S, = Sakral- 
wirbel; Sn, — Austritt des ersten Sakralnerves; Sr), Sr, — 
Sakralrippen; d — Diapophyse; prz — Präzygapophyse.. Höhlen vorhanden (Fig. 5). 


wie beim vorigen (13.) und folgenden 
(15.) Wirbel sind auch hier keine pleurozentralen 


') Im Gegensatze zu Hatcher glaube ich, daß die Verbindung des Sacrums mit dem Ilium durch echte Rippen 
erfolgt und nicht durch frei gewordene Dia- und Parapophysen (Costoiden). 


[7] Zur Kenntnis des Genus Streptospondylus. 65 

Vom 15. (II. Sacral-) Wirbel ist nur wenig erhalten, immerhin läßt sich aber an der rück- 
wärtigen, ebenfalls polierten Bruchfläche erkennen, daß seine Basis nicht so wie bei den vorhergehenden 
Wirbeln gerundet ist, sondern eine relativ scharfe Kante bildet; außerdem kann man die stark in das 
Zentrum gerückte Lage des stark erweiterten Neuralkanals erkennen (Fig. 6), von dem mehr als die 
Hälfte im Zentrum gelegen ist. 

Im übrigen erinnern dieser sowie der vorige Wirbel — die pleurozentralen Höhlen bei Megalosaurus 
ausgenommen!) —, auch was Größe anbelangt, so sehr an die von Owen beschriebenen Sacralwirbel von 
»Megalosauruss, daß für weitere Details der Beschreibung ohne weiteres auf 
die Abbildung und Beschreibung desselben in den Memoirs der Palaeonto- 
graphical Society verwiesen werden kann; ja sogar die Veränderung des Zen- 
trumquerschnittes bei S£reptospondylus läßt sich bei dem erwähnten Stücke 
wieder erkennen und ein Unterschied besteht nur darin, daß S£reptospondylus die 
für Megalosaurus charakteristischen Metapophysen fehlen. 

Die beiden letzten erhaltenen Wirbel (Nr. 16, 17) möchte ich als 
letzten Sacral- (resp. umgewandelten Caudal) und als ersten echten 
Caudalwirbel deuten. Auch an diesen beiden Stücken fehlen im Gegensatze 
zu Megalosaurus pleurozentrale Höhlen. Das Wirbelzentrum ist bei beiden an 


seiner Basis gerundet, in der Mitte eingezogen, an beiden Enden aber erweitert fie. 6. Querschnitt des 
und hat etwas hochelliptischen Querschnitt. zweiten Sakralwirbels. 


Besondere Aufmerksamkeit erheischt seine innere Struktur, da sich jene Y°" Streptospondylus. (Der 
Wirbel wurde nur zum bes- 


groben inneren Zellen, die wir schon bei den vorigen Wirbeln erkennen konnten, eren Verständnis der Figur 


noch mehr vergröbern. Am vorderen Wirbel (Nr. 16) zeigt sich nur noch ein angedeutet.) c — Zentrum; 
Haufen großer zellenartiger Hohlräume (Fig. 7a), während am folgenden die Nb — Neuralbogen; ne — 


Neuralkanal; Sr — Sakral- 


meisten Zellwände verschwinden und der obere Teil des Zentrums einen einzigen i Perlen 
rippe. ('/), nat. Gr.). 


großen Hohlraum bildet (Fig. 75). Diese Struktur scheint mir deshalb von Be- 
deutung, weil wir sie zwar nicht beim Stonesfielder Megalosaurus, wohl aber bei Poikilopleuron und Ari- 
stosuchus wiederfinden und auch deshalb, weil wir eventuell daraus die Entstehung der hohlen Sacralwirbel 
der Sauropoden ableiten könnten. 

Beim 16. Wirbel ist die Neuralplattform, soweit a 8 
sie erhalten ist, vollkommen eben und wird bei den Post- 2 
zygapophysen durch eine Lamelle und bei der Diapophyse 
durch einen starken gewölbten Rücken unterstützt, der sich 
vom Hinterteil der Bogenbasis gegen die Diapophyse' erstreckt. 
Durch die Neuralplattform, die präzygapophysale Platte und 
den eben erwähnten Rücken wird eine ziemlich tiefe Tasche 
gebildet und hinter dem diapophysalen Rücken ist eine zweite, 
noch bedeutend tiefere Tasche zu bemerken. 


Fig. 7. a) Querschnitt des letzten Sacral- 


5 wirbels; b) des ersten Caudalwirbels von 
primierte, anscheinend ehemals hohe Dorufortsatz, der gegen Streptospondyhus (ca. >], nat. Gr.). 


Aus der Neuralplattform erhebt sich der lateral kom- 


die Spitze jeder Postzygapophyse eine Lamelle entsendet und 
so eine Zweiteilung markiert; diese Lamelle dürfte dem oberen Teile der postzygapophysalen Platten 
Hatchers entsprechen; lateral kann man am Wirbel zwischen Bogen und Zentrum die viereckige Ansatz- 
stelle einer mächtigen Sacralrippe konstatieren. 
Der folgende und letzte gut erhaltene Wirbel 17 unserer Serie ist nach demselben Typus gebaut wie 
Nr. 16 und der hauptsächlichste Unterschied besteht nur darin, daß die vorderen Taschen, die bei Nr. 16 
noch ziemlich groß sind, hier beinahe verschwunden sind und nur mehr als ganz seichte Eindrücke erscheinen. 
1) An Owens Abbildung des Sacrums von Megalosaurus läßt sich die Existenz einer tiefen, kleinen, pleuro- 


zentralen Höhle in jedem Wirbel leider fast gar nicht erkennen; erst die Untersuchung des Oxforder Originals lehrte 
sie mich kennen. 


66 Dr. Franz Baron Nopesa. [8] 


So finden wir hier schon den normalen Saurierwirbel-Typus entwickelt. In Anbetracht des Umstandes 
aber, daß der vorhergehende Wirbel noch eine Sacralrippe trägt, glaube ich den Wirbel 17 als den 
ersten eigentlichen Caudalwirbel ansprechen zu können. An beiden eben besprochenen Wirbeln (16, 17) 
ist das Zentrum (wie übrigens auch aus Fig. 6 hervorgeht) gerundet; es zeigen sich keine pleurozentralen 
Höhlen, und die Artikulationsenden sind fast biplan. 

Der noch erhaltene Caudalwirbel (18) ist infolge späterer Abrollung so verunstaltet, daß er fast 
keine Beobachtung zuläßt; daher ist einerseits seine Zugehörigkeit zum Genus Streptospondylus fraglich, 
andererseits würde er sogar in dem Falle, dafs sich dies erweisen liefje (es scheint mir nach der Farbe 
des Stückes höchst unwahrscheinlich), unsere Kenntnis von Streptospondylus nur wenig erweitern. 

Wenn auch, wie aus der Beschreibung des Parkerschen Sfreptospondylus ersichtlich sein wird, 
die Wirbelsäule des Pariser Exemplars weniger vollkommen erhalten ist als jene des Oxforder Exemplars, 
so bildet doch das Pariser Stück den Typus von Streptospondylus, weshalb Vergleiche mit anderen 
Theropoden stets so weit als möglich auf dieses Exemplar zurückgeführt werden müssen. 

Wenn wir die präsacralen Wirbel von Sitreptospondylus zuerst mit den Zanclodon-artigen Formen: 
Manospondylus, Euskelesaurus, Avalonia und Plataeosaurus vergleichen, sehen wir folgendes: bei Zuskele- 
saurus, Manospondylus und Platacosaurus sind im Gegensatze zu den opistocoelen Streptospondylus- 
Wirbeln die Halswirbel mehr oder weniger bikonkav, zeigen keine pleurozentralen Höhlen, aber an der Basis 
des Wirbelkörpers einen unpaaren Kiel. 

Die Gröfßenzunahme der Halswirbel gegen rückwärts haben Zanclodon und Streptospondylus ge- 
meinsam; bei den Halswirbeln von Anchisaurus, Coelurus, Thecospondylus, Compsognathus, Ornitholestes, 
Ceratosaurus lassen sich keine Streptospondylus-artigen Laminae erkennen. Eine Andeutung der opistocoelen 
Natur der S£reptosphondylus-Wirbel ist jedoch mehr oder weniger auch bei diesen Formen zu erkennen, 
weil die vordere Artikulationsfläche des Wirbelzentrums bald weniger konkav ist als die hintere (Plataeo- 
saurus), bald plan erscheint (Ceratosaurus) oder sogar schwach konvexe Wölbung aufweist (Ornitholestes). 
Ausgesprochen opisthocoele Halswirbel können wir unter den Saurischia nur bei Coelurus und Compso- 
gnathus finden. Auch der mit S£reptospondylus so gut wie gar nicht verwandte /ouanodon zeigt jedoch 
im Gegensatze zum primitiven Aypsilophodon denselben Typus, weshalb es gut ist, auf diese Merkmale 
allein nicht allzuviel Gewicht zu legen. Daß die opisthocoele Artikulation jedoch gegenüber der bikonkaven 
einen Fortschritt bedeutet (vergl. Artiodactyla und Perissodactyla unter den Säugetieren), da sie Kraft mit 
Beweglichkeit verbindet, das braucht wohl kaum eigens hervorgehoben zu werden. Quadratische 
Neurapophysen an den Zervicalwirbeln kann man unter allen Theropoden, außer bei Streptospondylus, nur 
noch bei Plataeosaurus konstatieren. 

Die Rückenwirbel zeigen, da bei Zanclodon ein ähnliches Lamellensystem angedeutet ist wie bei 
Streptospondylus, und da bei beiden Arten ungleich-bikonkave resp. planokonkave Wirbelzentren vorhanden 
sind, eine gewisse oberflächliche Ähnlichkeit, die jedoch beim Vergleiche der intervertebral gelegenen Sacral- 
rippen von Sfreptospondylus und den vertebral gelegenen Sacralrippen von Plataeosaurus sofort wieder 
verschwindet. Eine Hyposphen-Artikulation der Dorsalwirbel läßt sich außer bei Sfreptospondylus auch bei 
Plataeosaurus und Megalosaurus konstatieren; die Dorsalwirbel des letzteren unterscheiden sich jedoch 
durch viel massivere Bauart von Streptospondylus. Die vorderen Caudalwirbel der Zanclodon-artigen Dino- 
saurier zeigen im Gegensatze zum zylindrischen Zentrum von Streptospondylus eine basale, longitu- 
dinal verlaufende Furche. 

Mit den Zentren der Dorsalwirbel von Avalonıa läßt sich eine, wenn auch entfernte Ähnlichkeit 
konstatieren, welche jedoch bei Betrachtung des ganz verschiedenen Baues der Neuralbogen wieder voll- 
kommen verschwindet; Kuskelesaurus zeigt vollkommen verschiedene Caudalwirbel; Anchisaurus unter- 
scheidet sich dadurch, daß seine Wirbel ein weniger entwickeltes Lamellensystem aufweisen. 

Eine größere Ähnlichkeit als bei den triadischen Formen läßt sich bei den Wirbeln jurassischer 
Theropoden erkennen. Von Zaelaps sind zwar nur Caudalia erhalten und am Pariser Exemplar fehlen gerade 
diese Wirbel, allein am Parkerschen Exemplare zeigen diese, wie wir sehen werden, ebenfalls zylindrischen 
Querschnitt, bikonkave Gelenkflächen und kavernöse Struktur. Einen Unterschied finde ich nur darin, daß 


[9] Zur Kenntnis des Genus Streptospondylus. 67 


laut Copes Figur die Zentra der Wirbel von Laelaps auch vorn relativ große Artikulationsflächen für 
die Hämapophysen zeigen. 

Bloß hintere Haemophysen-Flächen, jedoch keilförmigen Wirbelquerschnitt, zeigen die Caudal- 
wirbel von Poiktlopleuron Bucklandi. 

Markant ist die Differenz zwischen den planokonkaven Halswirbeln von Cerafosaurus und jenen 
von Sireptospondylus, während sowohl diese als die Dorsalwirbel bei beiden Formen pleurozentrale Höhlen 
zeigen, Schwacher Opistocoelismus und Mangel an pleurozentralen Höhlen scheint den Halswirbel des Stones- 
fielder Megalosaurus von Streptospondylus zu trennen und als weiteres gutes Trennungsmerkmal wäre bei 
den Lenden- und Sacralwirbeln von Megalosaurus die Entwicklung von pleurozentralen Höhlen und 
Metapophysen zu bezeichnen. Auch ist mit Ausnahme von Megalosaurus Dunkeri das Lamellenseptum nie 
zu solcher Entwicklung gelangt wie bei dem hier in dieser Arbeit beschriebenen Genus. 


Rippen. 


An verschiedenen Stellen der Wirbelsäule des Pariser Exemplars sind an den Wirbeln noch Rippen- 
reste angeheftet. Am besten ist ein solcher erhalten, der neben dem 3. Halswirbel liegt und ein sessiles, 
lateral komprimiertes, großes Tuberculum zeigt, das sich in eine vorn und hinten schwach gekielte 
Rippe fortsetzt. 

Im allgemeinen ist eine, an den Rippentypus der Sauropoden erinnernde Gestalt zu bemerken. Eine 
besondere Ähnlichkeit mit Cervical- oder Dorsalrippen von Megalosaurus läßt sich nicht erkennen und 
dasselbe gilt auch für jene, längs der Dorsalwirbel liegenden Rippenfragmente, von denen nur Mittelstücke 
überliefert sind, die einen ähnlichen Querschnitt besitzen. Immerhin scheinen aber die Dorsalrippen schlank, 
lang und ziemlich gebogen gewesen zu sein. 


Extremitäten. 


Außer einem fraglichen Fragment einer Ulna sind noch das Mittelstück eines Femur mit gut ent- 
wickeltem Allosaurus- resp. Megalosaurus-artigem 4. Trochanter und das distale Ende einer Tibia mit dazu- 
gehörigem Astragalus vorhanden. 

Beide Stücke zeigen aber nur, daß Sireptospondylus ein bipedales Tier und wie die Tibia zeigt 
ein Theropode gewesen sein muß. Der Processus ascendens astragali zeigt eine ganz bedeutende Höhe 
und der ganze Astragalus samt Tibia erinnert stark an Poikilopleuron. Sie waren, als ich das Museum be- 
suchte, als Megalesaurus etikettiert und sind unter diesem Namen auch von Gaudry abgebildet und be- 
schrieben worden, weshalb es überflüssig ist, sie noch einmal zu besprechen. Der Vollständigkeit halber 
sei jedoch auch von diesem Stücke eine, auf Grund einer Photographie hergestellte Skizze gegeben (Fig. 8 a). 

Besonders instruktiv ist es den kurzen 
Processus ascendens dieses jurassischen The- 
ropoden mit der schlanken Gestalt des cre- 
tacischen Ornithomimus zu vergleichen 
(Fig. Sc). j2 2 

Vom Stonesfielder Megalosaurus ist 0 
bisher kein Astragalus aufgefunden worden 
und so läßt sich denn dieser Teil von Sfrep- 
tospondylus in Europa nur mit dem, einen 


Susan Presse ascendens zufwer euer Fig. Sa Streptospondylus; b Poikilopleuron; c Ornitho- 
Astragalus von Poikilopleuron vergleichen. mimus, P — Processus ascendens; A—= Corpus astragali. 
Der Astragalus von ZLaelaps zeigt nach 

Cope an der Basis des aufsteigenden Fortsatzes eine Durchbohrung und legt sich dann, ähnlich wie wir 


es bei den Vögeln kennen, in eine eigene Hohlkehle der Tibia, nicht aber an eine vorspringende Kante an. 


Beiträge zur Paläontologie Österreich-Ungarns, Bd. XIX. Io 


68 Dr. Franz Baron Nopcsa. [10] 


B. Material aus Parkers Sammlung. 


Viel besser als die Pariser Stücke ist der in James Parkers Privatsammlung: befindliche Strepto- 
spondylus erhalten, den Phillips in seiner »Geology of Oxford« erwähnt. 

Phillips hat von diesem Exemplar eine leider nur in allgemeinen Ausdrücken gehaltene Be- 
schreibung gegeben, aus der ich dessenungeachtet nachfolgende Stellen zitiere: 

(Phillips Geology of Oxford, pag. 319 on Sfreptospondylus, pag. 320): »Teeth of Megalosaurus 
Bucklandi well characterized were scattered in confusion through the mass. — Portions of jaws found are 
also Megalosaurian. — An astragalus to match each tibia, in one case so placed as to justify the approxi- 
mation originally suggested by Cuvier. 

A nearly complete ilium of the general pattern or Megalosaurus and specially like the smaller one 
represented in Diagramm LXVII. 

All the bones mentioned are about half the linear size of the largest Megalosaurns ot Stonesfield 
and in relative proportions they are much in agreement with them .... former (bones of hind limb) 
appear to be twice as long as latter (bones of fore limb). It is somewhat remarkable that the tibia is 19 
inches long the femur being 20 and approach to equality never observed in the specimen of Megalosaurus. 

Nine vertebrae appear to be cervical . . the hind vertebra is flat in front, concave behind, those 
wich follow are convex in front and concave behind. — Next follow several anterior dorsal, these are convex- 
convave as in Streptospondylus to wich they offer the closest accordance, while no such vertebrae have 
been recorded from Stonestield. 

Other vertebrae (lumbars) are hourglass shaped, with no parapophyses, concave behind, less concave 
or almost flat in front or equaly biconcave. — No such vertebrae have been obtained from Stonesfield. — 
The latter phrase is also true for the caudal vertebrae«. 

Die Kürze der soeben teilweise zitierten Beschreibung, die geringe Verbreitung von Phillips Werk 
auf dem Kontinent, endlich der Umstand, daß sich dieses Sfreptospondylus-Exemplar derzeit im Keller 
einer Privatsammlung befindet, sind wohl die Hauptgründe, weßhalb dieser herrliche Fund halb und halb 
in Vergessenheit geraten ist. 

Durch die liebenswürdige Vermittlung von Prof. Sollas und die Freundlichkeit von Herrn J. Parker 
war es mir ermöglicht, auch diesen Rest ziemlich eingehend zu untersuchen, wenn auch von einer 
weiteren, allerdings recht notwendigen Präparierung abgesehen werden mußte. 

Obzwar schon nach Phillips Beschreibung ein fast komplettes Skelett zu erwarten war, so war 
ich dennoch überrascht, als ich den vollständigsten, bisher aus Europa bekannten Theropoden vor mir 
ausgebreitet erblickte. 

Schädel, Hals, Rumpf und etliche Schwanzwirbel, Scapula, Humerus, Becken, Femora, Tibiae, 
Fibulae, sämtliche Metatarsalia, Phalangen der Hand und des Fußes sind in ziemlich guter Erhaltung 
überliefert. 


Schädel. 


Ehe eine detaillierte Beschreibung des ziemlich kompletten Schädels möglich wird, wäre eine ein- 
gehende Präparierung nötig, und so ließen sich bisher nur Basis der Hirnhöhle, Quadratum, Oberkiefer und 
Unterkiefer genauer untersuchen. 

Die aus Basioccipitale und Basisphenoidale bestehende Unterseite des Hirnraumes ist auffallend kurz 
und breit, denn der Abstand zwischen Sella tureica und Foramen magnum beträgt nicht viel mehr als 5'5 cm, 
die Breite des Hirnraumes beim zehnten Nerv (Vagus) hingegen volle 4:3 cm. Dieser Abstand verringert sich 
sowohl beim Foramen magnum als auch caudalwärts von der Sella turcica auf zirka 1'5 resp. 2 cm. Der 
Vagus scheint die Schädelhöhle in einem einzigen großen Foramen zu verlassen. Weitere Foramina sind in 
der Schädelhöhle wohl vorhanden, ließen sich jedoch vorläufig nicht weiter determinieren. 

Auf der Unterseite des Stückes liegt noch viel Matrix, immerhin glaube ich jedoch ein breites flaches 
Basioceipitale und das Fehlen von basioccipital-basisphenoidalen Wülsten feststellen zu können. Ein Vergleich 


[11] Zur Kenntnis des Genus Streptospondylus. 69 


mit den sonstigen, bisher bekannten Hirnhöhlen von Dinosauriern ist insofern instruktiv, als er zeigt, daß 
sich Sfreptospondylus von den Typen Zanclodon, Gressiyosaurus, Mochlodon und Telmatosaurus wohl 
unterscheidet. Wie ich durch Vergleich mit dem Originalstick von Craterosaurus sowie mit einer noch 
nicht beschriebenen Schädelbasis von Celiosaurus feststellen konnte, zeigen diese beiden Genera hinter der 
Gehörregion (lobes audit.) dieselbe Ausbuchtung, wie sie bei Streptospondylus vorkommt. Zu einem Vergleich 
mit dem geräumigen Hirnraum von S£ruthiosaurus, Thecodontosaurus und Aypsilophodon sind nicht ge- 
nügend Anhaltspunkte gegeben. 

Im Vergleich zum kleinen Hirnraum ist der Kiefer von Streptospondylus groß und unproportioniert. 
Ober- und Zwischenkiefer erreichen derzeit zusammen 29 cm und dabei ist noch ein gutes Stück des Ober- 
kiefers in Verlust geraten. Der Unterkiefer läßt auf eine Schädellänge von zirka 61 cm schließen. Über 
diese Knochen ist Folgendes zu bemerken: 

Der Oberkiefer (Fig, 9) zeigt, daß der untere Rand der Nasenöffnung so wie bei Creosaurus von 
Maxillare und Intermaxillare gebildet wurde und unmittelbar hinter der Nasenöffnung sind zwei präorbitale 
Durchbrüche zu konstatieren. 

Dies ist für die bisherige Deutung der typischen Megalosaurus-Kiefer nicht ohne Wert. Ge- 
legentlich der 1883 gegebenen Beschreibung des Oberkiefers eines Megalosaurus von Stonesfield be- 


Fig. 9. a) Oberkiefer von Streptosbondylus von außen. 


imx = Intermaxillare. 
mx — Maxillare. 
N = Nasenöffnung. 
POB, POB' — Präorbitale Öffnungen. 
b) Unterkiefer von Streptospondylus von innen. 
Sy, Sy’ = Symphyse. 
de — dentale. 
op —= operculare. 


hauptete nämlich Owen, daß die hintere Öffnung die Augenhöhle repräsentiere, während die vordere der 
Nasenöffnung entspreche. Ein Vergleich mit Ceratosaurus, noch mehr aber mit Creosaurus zeigt aber, 
daß die Augenhöhle unten nicht vom Maxillare, sondern vom Jugale begrenzt wird, und daher ergibt sich, 
daß die von Owen als Orbitalöffnung bezeichnete Höhlung in Wirklichkeit den hintersten prälacrymalen 
Durchbruch bezeichnet; vor dieser ist ein zweiter kleinerer Durchbruch gelegen und am Original von 
Owens Beschreibung kann man außerdem am Vorderrande des Maxillare unter der Narbe für die Nasen- 
öffnung noch eine kleine, gegen vorn und unten konkave Kerbe erkennen, welche höchstwahrscheinlich 
die dritte prälacrymale Öffnung darstellt. 

Bei Teratosaurus ebenso wie bei Ceratosaurus läßt sich nur eine Öffnung konstatieren, während 
bei Sireptospondylus deren zwei vorhanden sind. Auch bei Hatteria ist bloß eine prälacrymale Öffoung 
entwickelt. 

10* 


70 Dr. Franz Baron Nopesa. [12] 


Wie ich schon 1901 gelegentlich erwähnte, unterscheiden sich Teratosaurus und Megalosaurus 
von den Orthopoden auffällig dadurch, dat die großen Foramina auf der Aufen- und nicht auf der Innen- 
seite des Kiefers liegen; es ist daher von besonderem Interesse, daß ich an einem in Oxford befindlichen, 
nicht abgebildeten derzeit zahnlosen Maxillare eines Megalosaurus in den großen Foramina Zahnreste konsta- 
tieren konnte. Ob jedoch diese, in der dritten und vierten Alveole sichtbaren Zahnquerschnitte Zahnkronen 
des Unterkiefers oder Kronen von Ersatzzähnen darstellen, ist unmöglich zu entscheiden. Für erstere Deutung 
würden die Zahnverhältnisse bei den Krokodiliern, für letztere die bei Teratosaurus zwischen denselben 
Öffnungen gelegene Rinne sprechen. Auch bei Priodonthognathus fand Zahnersatz statt, so daß also hier 
die Zahnquerschnitte die Kronen neugebildeter Zähne repräsentieren. Jedenfalls können diese Öffnungen 
nicht mit den Foramina nutritiva der Kiefer der Ornithopoden verglichen werden. 

Wenn wir der Rekonstruktion des Sitreptospondylus-Schädels ähnliche Verhältnisse zu Grunde legen, 
wie bei Creosaurus und Ceratosaurus, so würde dies, wie schon gesagt, eine Schädellänge von zirka 61 cm 
ergeben. Daß in der Tat ähnliche Verhältnisse existiert haben, beweist uns aufs deutlichste das, nur 
14 cm lange, distal plötzlich sehr stark verbreitete Quadratum. Der Unterkiefer, soweit er erhalten 
(Fig. 9), mißt 36 cm und zeigt folgende Charaktere: die Symphyse wird so wie bei Dryptosaurus außer 
von dem Dentale noch von einem weiteren, auf der Kieferinnenseite gelegenen Knochen, einem Operculare 
(präspleniale bei Lambe) gebildet und im Gegensatze zu Lambes Vermutung ist das Coronoidale nicht 
ein flacher, scheibenförmiger, sondern ein vorn zugespitzter Span-förmiger Knochen, der sich innen auf 
dem oberen geraden Rand des Dentale auflegt, ohne jedoch eine merkliche Erhöhung des Processus 
coronoideus zu bewirken. 


Wirbel. 


Im ganzen sind 24 Wirbelzentra erhalten, welche die meisten Halswirbel, zahlreiche Dorsal- und 
vier Caudalwirbel repräsentieren. 

Die ersten Halswirbel hängen zusammen; die darauf haftende Matrix, sowohl wie darüberliegende 
Knochenfragmente (zum Teil Halsrippen) erschweren die Beobachtungen; immerhin findet man, daß die 
vorderste Artikulationsfläche eben ist, weiterhin sind überall halbkugelförmige Gelenkflächen vorhanden. 

Der Kleinheit des Basioccipitale entsprechend, stehen die ersten Wirbel ebenfalls in grellem Miß- 
verhältnisse zum hohen und langgestreckten Kiefer und dieses Mißverhältnis tritt, da die Bogen dieser 
Wirbel Prä- und Postzygapophysen und keine Neurapophysen entwickeln, 
noch auffallender zum Vorschein. Der erste erhaltene Wirbel zeigt eine 
Länge des Wirbelkörpers von 4 cm; bei den Folgenden beträgt sie infolge 
des halbkugelförmigen Gelenkkopfes bereits 5 cm. Über die, wie wir sehen 
werden, abwechselnde Gestalt der Zentrumbasis geben diese Wirbel leider 
keinen Aufschluß. Die Wirbel sind von Herrn Parker mit den Nummern 
47, 48, 49 bezeichnet worden.!) Der erste Wirbel, der uns über die Gestalt 
: des Zentrums aufklärt, trägt jetzt die Nummer 54. Er zeigt einen sehr 
Ste 10, Worker Erıkprriäel non stark vorspringenden Gelenkkopf, lateral je eine pleurozentrale Höhlung; 

Streptospondylus. und tief unter und vor derselben die kleine Parapophyse. Das tiefkonkave 

Hinterende des Zentrums ist, so wie am Pariser Exemplar, an seiner Unter- 
seite caudalwärts bedeutend verlängert. Die Basis des niederen Wirbelzentrums zeigt eine lateral konvexe, 
longitudinal hingegen flach konkave Wölbung und ist vollkommen glatt. Dasselbe gilt auch für den Wirbel 
Nr. 59. Durch seine mehr abgeflachte und glatte Basis unterscheidet sich dieser Wirbel vom drittnächsten 
(Nr. 52), da sich nämlich hier am Vorderrande der Basis, seitlich der Medianlinie zwei gegen rückwärts, 
zu flachen Wölbungen ausgezogene knotenartige Verdickungen zeigen; das Zentrum ist höher, lateral stärker 
komprimiert und die Parapophyse etwas näher den ovalen, großen, pleurozentralen Höhlen zu gelegen. 


1) Obzwar diese Nummern keine richtige Reihenfolge angeben, jedoch ein leichtes Wiedererkennen des betreffen- 
den Wirbels ermöglichen, so ist in folgender Beschreibung auch die Nummer jedes einzelnen Wirbels angegeben worden. 


[13] Zur Kenntnis des Genus Streptospondylus. X 


So wie bei zahlreichen Sauropoden und auch beim Pariser Sireptospondylus sind die pleurozentralen 
Höhlen vorn am tiefsten und verflachen gegen hinten. 

An einem bedeutend größeren, mehr sacralwärts gelegenen Wirbel (Nr. 55), der analog wie bei 
den Sauropoden und Plataeosaurus fast die doppelte Größe eines Cervicalwirbels erreicht, sind die basalen, 
zwischen den Parapophysen gelegenen Wülste ebenfalls sichtbar; leider ließ sich jedoch weder an diesem 
noch an irgend einem der bisher besprochenen Wirbel etwas von der Neurapophyse erkennen. Der Wirbel 57, 
der eine konkave Basis aufweist und sich, obzwar 
markierte basale Leisten fehlen, dennoch an den Typus 
von 58 anschließt, gibt uns über diese Region eini- 
germaßen Aufschluß,. In Figur 11 ist eine Darstellung; 
dieses Wirbels gegeben. Oberhalb der pleurozentralen 
Höhle ist die wulstartig aufgetriebene Naht von Bo- 


gen und Zentrum zu erkennen und vom Vorder- und 


Hinterende der Bogenbasis entspringen je eine La- 
melle, welche aufwärts gegen die Diapophyse kon- [ i ) 
i : : ; Fig. ıı. Hinterer Halswirbel (Nr. 57) von Streptospondylus. 
vergieren; von der Diapophyse wieder erstreckt sich 
eine Lamelle gegen die Postzygapophyse und eine 
gegen die Neurapophyse. Die Postzygapophysen sind wieder ihrerseits mit der Spitze der Neurapophyse ver- 
bunden; der Neuralkanal ist größtenteils im Wirbelbogen gelegen, die Parapophysen liegen noch an der 
Wirbelbasis, u. zw. vor und unterhalb der pleurozentralen Höhle. Im allgemeinen erinnert daher dieser Wirbel 
an jenen, der in Fig. ı abgebildet wurde und unterscheidet sich nur dadurch, daß bei ihm basale Leisten 
bereits fehlen. Da sich aus dem Studium der folgenden Wirbel des Parkerschen Streptospondylus-Exemplars 
die Tatsache ergibt, daß sich die basalen Leisten des Wirbelzentrums nur auf eine gewisse Körperregion 
(Mitte des Halses) beschränken, so ist dieser Um- 
stand nicht durch spezifische Verschiedenheit, son- 
dern bloß durch eine mehr posteriore Lage der 
Wirbel Nr. 57 zu erklären. Der Pariser Wirbel 
Nr. 3 würde daher ungefähr dem mit 52 oder 58 
bezeichneten Wirbel entsprechen. 

Der Wirbel der Parkerschen Sammlung, 
der die Etikette Nr. 55 trägt und in Fig. 12 abge- 
bildet wurde, ist in Folge seiner weiter hinaufgerück- 
ten Parapophysen und der geringeren Konvexität der 
Artikulationsläche des Zentrums eher als hinter 
Wirbel 57 gelegen aufzufassen. Die Lage der am 
Neuralbogen vorspringenden Lamellen ist etwas an- 
ders und deutet auch an, daß zwischen Nr. 57 und 
55 außer dem Wirbel Nr. 56 wohl noch mehrere 


Wirbel fehlen. Fig. 12. Vorderer Rückenwirbel. a) von der Seite, 
b) von vorn. 


Die Diapophyse ist in gleicher Höhe mit 
den Prä- und Postzygapophysen gelegen. Lamellen er- 
strecken sich von jedem Ende der Bogenbasis gegen die Diapophyse, von der Diapophyse gegen Prä- und 
Postzygapophyse, von der Postzygapophyse gegen die plattenförmige Neurapophyse und von der Präzyga- 
pophyse gegen das vordere untere Ende der Bogenbasis, 

Die Lage der Parapophyse vor der pleurozentralen Höhle läßt diesen Wirbel noch als Cervical- 
wirbel erkennen; basale Wülste fehlen am Zentrum. 

Fig. I2 zeigt eine schematische Darstellung des soeben beschriebenen Wirbels.. Zwischen dem 
Wirbel Nr. 55 und dem folgenden, mit 5I bezeichneten scheinen mehrere Wirbel zu fehlen, da Nr. 61 bereits 
das Zentrum eines vorn flachen, hinten schwach konkaven Rückenwirbels darstellt. So wie in den Cervical- 


72 Dr. Franz Baron Nopesa. [14] 


wirbeln berührt der Neuralkanal nur wenig das Zentrum; pleurozentrale Höhlen sind ebenfalls, allerdings 
wenig ausgeprägt vorhanden, während Parapophysen am Wirbelzentrum fehlen. Der Wirbel Nr. 4 des Pariser 
Exemplars zeigt noch konvexkonkave Gelenkflächen, Wirbel 5 hingegen bikonkave und auf diese Weise 
kommt Nr, 61 des Parkerschen Streptospondylus mit seiner zylindrisch gerundeten Basis zwischen diese 
beiden Wirbel zu liegen. 

An einem folgenden Wirbel (Nr. 73) ist außer dem gleich gebauten Zentrum auch der Wirbelbogen 
erhalten. Im allgemeinen erinnert er an den Typus, der vom letzten Lendenwirbel des Pariser Exemplars 
bekannt ist. Die Neuralplattform (horizontale Platte) ist vollkommen eben und verbreitert sich in der Mitte 
plötzlich gegen die Diapophysen zu; von der Diapophyse reicht je eine Lamina sowohl zum vorderen und 
hinteren Ende der Bogenbasis von der gegen außen und unten gerichteten Postzygapophyse, als auch gegen 
die Neurapophyse. Der Unterschied, der auf diese Weise zwischen einem Rückenwirbel von S£reptospondylus, 
Haplocanthosaurus und Diplodocus entsteht, ist daher wieder nur ein gradueller. Von hinten betrachtet, 
kann man am Bogen von Nr. 73 außerdem noch die Existenz eines Zygosphens und zweier von Zygosphen 
gegen unten und außen gerichteter unterer postzygapophysaler Platten erkennen. Dem Zygosphen von Nr. 73 
entsprechend, kann man an einem der folgenden Wirbel Zygantrumflächen auf der Innenseite der durch 


& 6 e 


Fig. 13. Rückenwirbel. a) Streptospondylus, b) Haplocanthosaurus, c) Diplodocus. N—= Neuralkanal. Ptz = Post- 
zygapophyse; Zz = Zygosphen; De — Diapophysale Platten; Pfzl = Postzygapophysale Platten; 727 = horizontale 
Platte. 


einen Spalt getrennten Präzygapophysen erkennen. Zum Vergleiche sind in nebenstehender Figur drei 
Skizzen von Diplodocus, Haplocanthosaurus und Streptospondylus nebeneinandergestellt und auf gleiche 
Größe reduziert worden (Fig. 13). 

Die eigentümliche Zweiteilung der Dornfortsätze, die an dem abgebildeten Diplodocus-Wirbel nur 
angedeutet ist, bei anderen Wirbeln von Diplodocus jedoch bis auf die Basis des Dornfortsatzes hinabreicht, 
während sie bei Haplocanthosaurus vollkommen fehlt, ist insofern von Interesse, als wir sie bei manchen 
Ratiten ebenfalls wiederfinden, wo sie eine ganz besondere Entwicklung bei Aepyornis erlangen; offenbar 
ist sie nur ein Resultat derselben Kräfte, welche ganz allgemein bei den laufenden Palaeognathen (im Gegen- 
satze zu den fliegenden) die hohen Dornfortsätze hervorrufen und diente wohl bloß zur Vergrößerung: der 
Ansatzfläche der dorsalen Muskulatur.!) Da diese Gabelung als offenbare Konvergenzerscheinung uns auch 
weiterhin beschäftigen soll und einen guten Fingerzeig für die mehr oder weniger fortgeschrittene Spezia- 
lisierung der Rückenmuskulatur der Sauropoden abgibt, hielt ich es für angezeigt, neben Diplodocus auch 
die Rückenwirbel von Aepyornis zu erwähnen. 


!) Bei Arsinoetherium war das enorme Gehörn, wie mir Dr. Andrews in liebenswürdigster Weise mitteilte, 
ebenfalls die Ursache einer analogen Zweiteilung der dorsalen Neurapophysen. 


[15] Zur Kenntnis des Genus Streptospondylus. 73 


Da Flugvögel, die ebenfalls eine fixierte dorsale Wirbelsäule brauchen, die Fixierung der Wirbelsäule 
nicht durch Vergrößerung und Gabelung der Neurapophysen, sondern durch Synostose erreichen, haben 
wir diese Gabelung als ein Mittel zu deuten, durch das ohne Aufgabe einer gewissen Beweglichkeit dennoch 
eine Verstärkung der Wirbelsäule ermöglicht wurde. Bei Sauropoden mit gegabelten Neurapophysen ist 
gleichzeitig eine Reduktion der Zahl der Dorsalwirbel bemerkbar. Haplocanthosaurus und Brachiosaurus 
mit einfacher Neurapophyse zeigen nämlich je 14, Apatosaurus und Diplodocus jedoch nur 9, respektive 
1o Dorsalwirbel. Da auch dies ein leichteres Tragen des Vorderkörpers bewirkte, glaube ich, daß die Ursache 
für die Reduktion sowohl wie für die Gabelung dieselbe war. Von den Wirbeln Nr. 74, 72, 71 sind vorn 
schwache, hinten stärkere konkave Zentren vorhanden; sie zeigen statt der pleurozentralen Höhlen nur flache 
Eindrücke. Das Zentrum ist zylindrisch und gegen die Gelenkflächen ziemlich stark verbreitert; der Neural- 
kanal liegt noch zum größten Teile im Wirbelbogen. Wirbel Nr. 70 ist biplan mit etwas erweitertem Neural- 
kanal und daher als letzter Lendenwirbel aufzufassen. Wie alle vorhergehenden Wirbel in der Mitte basal 
und lateral eingeschnürt sind, ist dieser, abgesehen von seiner Artikulationsfläche, auch durch den Mangel an 
pleurozentralen Eindrücken von den vorhergehenden Wirbeln zu unterscheiden; seine Länge beträgt, wie 
auch aus der Übersichtstabelle zu entnehmen, 7'5 cm; er wird also an Länge von den Wirbeln des Pariser 
Streptospondylus um volle 2 cm übertroffen. Zeigt schon dieser Größenunterschied, daß wir im Parker’schen 
Streptospondylus ein junges Exemplar vor uns haben, so ist dies durch eine Untersuchung der Sacral- 
wirbel noch viel deutlicher zu erkennen. Das Sacrum (Fig. 14) wird in diesem Stücke bloß aus drei Zentren 


Fig. 14. Sacrum von Streptospondylus. Nc = Neuralkanal; Bg — Ansatz des Wirbelbogens; Sr — Ansatz der Sacral- 
rippen; $, Ss, S; = erster, zweiter, dritter Sacralwirbel; Nnv — Austritt der Sacralnerven. 


gebildet, die durch sattelförmige Gelenkflächen verbunden werden; das vordere Ende des ersten Sacral- 
wirbels zeigt eine konkave, das hintere des dritten Sacralwirbels eine plane Artikulationsfläche. 

Der satteiförmige Charakter der intersacralen Gelenkflächen ist zwischen dem 2. und 3. Wirbel 
stärker entwickelt als zwischen den beiden vorderen und daher kommt es, daß in der Gegend des Neural- 
kanals der vorhergehende Wirbel sich gegen rückwärts ausdehnt, während der hintere Wirbel an 
beiden Flanken vorgreift. Der Neuralkanal nimmt an Größe gegen rückwärts zu; die erste Sacralrippe 
war am Wirbel Nr. 69 befestigt, die zweite lag intervertebral zwischen dem zweiten und dritten Wirbel. 
Beim Pariser Material finden sich im oanzen drei Sacralwirbel: am ersten Wirbel ist eine Sacralrippe 
vorhanden, beim zweiten liegt sie am Hinterende, so daß sie sich auch an das folgende Zentrum anlegt; 
beim dritten, d. h. dem letzten Sacralwirbel, ist sie wieder vertebral gelegen. 

Eine intervertebral gelegene Sacralrippe läßt sich auch am dritten Sacralwirbel des Parker’schen 
Stückes konstatieren und so werden wir zur Annahme von vier Sacralwirbeln genötigt, wobei uns die 
Gestalt der Gelenkflächen den vierten Sacralwirbel als einen modifizierten Caudalwirbel erkennen läßt. Die 
schwache Entwicklung der sattelförmigen Gelenkfläche zwischen dem ersten und zweiten Sacralwirbel und 
die Lage der ersten Rippe zeigt ferner, dafs diese im Gegensatze zu Zanclodon erst später mit dem eigent- 
lichen Sacrum verbunden wurde und deshalb können wir in Übereinstimmung mit Riggs bei den Sau- 
ropoden eine alternierende Vergrößerung des Sacrums feststellen, welche bei SZreptospondylus-artigen 
Formen ungefähr in folgender Weise zum Ausdrucke zu bringen wäre: 

1, Staehim Di) Din Da SS G G 
Il, » De Dis Dig De SS & 


1) D—=dorsal, S=sacral, C—= Caudalwirbel; x= die Anzahl der Wirbel; Klammer bezeichnet die Synostose. 


74 Dr. Franz Baron Nopecsa. [16] 


III. Stadium D;_, Den Da Da GG 


a ee 


— 


— 


Daß auf diese Weise ein Synsacrum entstehen kann, das stark an dieselbe Ausbildung bei den 
Vögeln erinnert, bedarf wohl kaum einer weiteren Erwähnung. 

Möglicherweise entspricht das im Verhältnisse zu den Caudalwirbeln verkürzte und deprimierte 
Zentrum des nur schwach bikonkaven Wirbels Nr. 66, trotzdem der Neuralkanal hier nur einen schwachen 
Eindruck hinterlassen, dem 4. Wirbel des Streptospondylus Sacrums; anderseits ist aber auch die Annahme 
nicht ausgeschlossen, daß dieser Wirbel den ersten echten Schwanzwirbel darstellt. Schwanzwirbel mit 
Gelenksflächen für die Hämapophysen sind in Parkers Sammlung drei vorhanden: sie sind bikonkav, 
vorn stärker ausgehöhlt als hinten, haben zylindrisch-lateral etwas komprimierten Querschnitt und zeigen, 
ähnlich wie Poikilopleuron, am Hinterrand eine scharf umgrenzte Gelenkfläche für die dorsal und ventral 
verbundene Hämapophyse; am Vorderrande ist eben noch eine schwache Spur der Hämapophyse vor- 
handen. Die Zentra der Schwanzwirbel Nr. 65, 64, 63 zeigen noch keine Diapophyse; sie ist erst 
an einem weiter hinten gelegenen, ebenfalls bikonkaven Caudalwirbel zu konstatieren, bei dem sie der 
pleurozentralen Sutur aufliegt. Ihrer intervertebralen Befestigung entsprechend, zeigen die Hämapophysen 

auf ihrem oberen Ende zwei gegenseitig geneigte Facetten und 

5 lassen sich darin einigermaßen vom Typus von Poikilopleuron 

unterscheiden, da sich bei letzterem die beiden Äste der 

Hämapophyse oben nur am hinteren Rande verbinden, Fig. 15 
gibt die Skizze eines solchen Caudalwirbels. 

Wenn wir die Beschreibung der Wirbelsäule kurz rekapi- 

tulieren, läßt sich Folgendes feststellen: die Wirbel erreichen 

ihre größte Entwicklung in der Lendengegend und zeigen hier 


fast biplanen Charakter; gegen vorn werden die Artikulations- 
Fig. 15. flächen opistocoel, gegen hinten bikonkav; die Hals- und vor- 

deren Rumpfwirbel zeigen pleurozentrale Höhlen und ein kom- 

pliziertes Lamellensystem ermöglicht den Wirbeln Stärke und Leichtigkeit harmonisch zu vereinen. In allen 
diesen Charakteren ist eine Annäherung an jene Merkmale zu erblicken, die wir von den Sauropoden kennen. 


Schultergürtel und Becken. 


Vom Schultergürtel ist bloß die eine Scapula erhalten; sie zeigt ein gleichförmiges, langes, sehr 
schmales Blatt, das sich gegen unten plötzlich verbreitert; die Gelenkfläche für den Humerus ist seicht 
und wenig entwickelt. Von vorn betrachtet, ist die ganze Scapula etwas gebogen. 

Fig. 16a gibt einen allgemeinen Umriß; er läßt sich am besten als Allosaurus- resp. Creosaurus- 
artig bezeichnen. Von Megalosaurus (Fig. 165) ist die Scapula durch die viel schlankere Entwicklung des 
oberen Teiles, von Allosaurus durch offenbar geringere Breite der basalen Partie verschieden. Eine 
distale Erweiterung des Schulterblattes, die wir bei Zanclodon, vielen Sauropoden und auch bei Megalo- 
saurus finden, scheint bei Sireptospondylus zu fehlen, wodurch ein gewisser Grad von Vogelähnlich- 
keit erlangt wird. Auch betreffs der Scapula läßt sich zwischen den Theropoden und den primitiven Sauro- 
poden eine gewisse Ähnlichkeit nachweisen, die übrigens schon Huene hervorhebt; allerdings ist, wie 
mir scheint, außer der Größenzunahme des Coracoid noch die Entwicklung der scapularen Crista (Fig. 16) 
von eminenter Bedeutung; bei Sireptospondylus, Megalosaurus, Cetiosaurus und Haplocanthosaurus ist 
von einer solchen Crista noch fast nichts zu bemerken. Bei einer nicht beschriebenen Scapula von 
Ornithopsis tritt sie schon ganz bedeutend hervor, noch stärker bei Apatosaurus; bei Diplodocus 
erreicht sie endlich ihre größte Entwicklung, zeigt also, daß wir analog wie bei den Stegosauriern auch 


bei den Sauropoden eine allmähliche Verstärkung der Vorderextremität als Folge der quadrupeden Lebens- 
weise dieser Tiere annehmen müssen, 


[17] Zur Kenntnis des Genus Streptospondylus. 75 


Über das Becken läßt sich nur wenig sagen. Das fragmentäre, mit kurzem Peduneulus ischiadicus 
und langem Pedunculus pubis versehene Ilium ist, wie schon Phillips erwähnt, nach megalosauridem Typus 
gebaut, das Ischium ist oben flach und zeigt einen schmalen Fortsatz zur Verbindung mit den Pubis; es 
ist am unteren Ende zylindrisch, etwas verdickt und weist auf eine kurze mediane Symphyse hin, Das Pubis 
zeichnet sich scheinbar durch ein Foramen obturatorium aus; am distalen Ende war möglicherweise so 


Fig. 16. Scapulo-Coracoid. a) Von Streptospondylus; b) Megalosaurus; c) von Haplocanthosaurus; d) Apathosaurus; 
e) Diplodocus. co — Coracoid; Sc — Scapula; er = Crista scapularis; 97 — Fossa glenoidalis, 


wie bei Aristosuchus, Allosaurus und Ceratosaurus ein gegen rückwärts gerichtetes Interpubis vorhanden, 
wenigstens glaube ich ein isoliertes Fragment so deuten zu müssen. Auch das Pubis verbindet sich nur 
mittels eines schlanken Fortsatzes mit dem Ischium. 

Parasternale Bildungen (Ventralrippen) konnte ich nicht konstatieren. 

Die Länge des Ischium beträgt ca. 47 cm, die antero-prosteriore Länge des Ilium dürfte nicht mehr 
als 44 cm betragen haben. 

Ein Vergleich mit den Becken anderer Theropoden ergibt folgende Differenzen: bei Massospondylus 
(ich betrachte im Gegensatze zu Seeley das spitzere Ende als das vordere) sind beide Ansatzflächen für 
Pubis und Ischium sessil und daher tritt durch den Pedunculus pubis sowie durch die wahrscheinlich 
vordere Megalosaurus-artige Ausbreitung des Ilium bei Streptospondylus eine gewisse Ähnlichkeit mit Apferyx 
hervor. Ob weiterhin im Gegensatze zu Massospondylus, jedoch wie bei Apteryx und Megalosaurus, auch 
bei SZreptospondylus ein vom Antitrochanter aufwärts strebender Rücken vorhanden war, läßt sich nicht 
entscheiden. Bei Zanclodon ist zwar am Ilium ein Pedunculus pubis vorhanden, doch fehlt hier die starke 
vordere Ausbreitung des Ilium,. Das Ilium der Sauropoden, das auch zum Vergleiche herangezogen werden 
muß, zeigt im allgemeinen den flachen, gerundeten, megalosauriden Typus, doch läßt sich eine starke 
Modifikation des Vogeltypus infolge der quadrupeden Gangart erkennen. 


Extremitäten. 


Von Sireptospondylus sind folgende Knochen der Extremitäten bekannt geworden: Humerus, Femora, 
Tibiae, Fibulae, Metatarsalia und Phalangen des Fußes. 

Der Humerus ist nur fragmentarisch erhalten; die beiden Stücke (ein proximales und ein distales) 
lassen aber den Schluß auf einen Humerus von ca. 25 cm zu. Die Crista deltoidea ist viel weniger ent- 
wickelt als bei Poikilopleuron oder Megalosaurus; die Krümmung am Hinterrande des Schaftes erfolgt 


Beiträge zur Paläontologie Österreich-Ungarns, Bd. XIX. 11 


76 Dr. Franz Baron Nopesa. [18] 


nur sehr allmählich; der Knochen ist im ganzen viel schlanker und gleichzeitig viel einfacher gebaut, als bei 
den oben genannten beiden Theropoden. 

Da wir den Humerus (Fig. 17) sowohl von Megalosaurus als auch von Poikilopleuron, ferner von 
Laelaps und jetzt auch von S£reptospondylus kennen, lassen sich die Unterschiede dieser Formen durch 
einen Vergleich ihrer Humeri gut illustrieren. Die vielleicht wichtigste Tatsache ist, daß der Humerus von 
Poikilopleuron von der von Deslongchamps gegebenen Zeichnung nicht unbedeutend abweicht; denn 
während es auf Deslongchamps’ Zeichnung den Eindruck macht, als ob der Humerus am proximalen 
Ende einen ZLaelaps-artigen Umriß aufweisen würde, ist dies, wie ich mich durch Untersuchung des Original- 
stückes überzeugen konnte, keineswegs der Fall. (Fig. 17 c.) Der obere und äußere Rand des Humerus ist 
gleichmäßig gerundet, wodurch er mehr Megalosaurus-artigen Charakter erhält; durch sein schlankes, 
distales Ende und stärker entwickelte Condylen läßt er sich jedoch von dem mehr massiv gebauten 
Stonesfielder Saurier recht gut unterscheiden. 

Große brutale Kraft scheint den Humerus von Megalosaurus, größere Agilität hingegen jenen 
von Calvados zu charakterisieren, während der Humerus von S£reptospondylus infolge der geringen 
Entwicklung seiner Condylen beinahe den Eindruck einer rudimentären Entwicklung hervorruft; allerdings 
ist dabei das jugendliche Alter (vergl. Sacrum) jenes Individuums zu beachten. Es verhält sich dabei: 

Die Länge des Femur zum Humerus bei Laelaps wie 2'96 : 1; 

> » > > » » Streptospondylus wie 2'0: 1. 

Vom Stonesfielder Megalosaurus sowie von 
Poikilopleuron fehlen die zu einem Vergleiche not- 
wendigen Stücke, während ein Vergleich mit dem 
meist massigen Humerus der triadischen Theropoden 
überhaupt unterbleiben kann. 

Mit den, wie schon gesagt, 25 cm langen 
Humerus verglichen, sehen wir, daß das Femur wie 
bei allen Theropoden durch bedeutendere Länge auf- 
fällt. Es erinnert am ehesten an den Typus Allosaurus- 
Megalosaurus. Proximal zeigt es einen, durch ein 
deutliches Collum abgesetzten Gelenkkopf, außen vor 
und unterhalb des Collum erhebt sich der gut ent- 
wickelte Trochanter major, der jedoch geringere Ent- 
wicklung erreicht als bei Megalosaurus oder Allo- 
saurus, rückwärts und gerade oberhalb des Entocon- 


. £ dylus ist der vierte Trochanter zu erkennen, der gut 
Fig. 17. Proximales Ende des Humerus a) von 


Streptospondylus, b) Megalosaurus, c) Poikilopleuron, entwickelt ist, den Charakter eines Trochanter »en 


crete« zeigt, das heifst, distales und proximales Ende 
haben ein gleichartiges Ansteigen, wodurch der Femurschaft in einen oberen und unteren Teil, deren 
respektive Längen sich ungefähr wie 1:2 verhalten, geteilt wird. 

Ungefähr dieselbe Lage des Trochanter quartus ist scheinbar bei Megalosaurus superbus und Megalo- 
saurus Bucklandi und Laelaps zu konstatieren, während man ihn bei Allosaurus, Zanclodon und Masso- 
spondylus in einer tieferen Lage antrifit. Da die Meinungen über die Natur des vierten Trochanter der 
Theropoden augenscheinlich noch differieren,!) halte ich es für angezeigt, diesen Punkt eingehender zu er- 
örtern. Für den vierten Trochanter der Ornithopodidae habe ich erst jüngst wieder nachzuweisen versucht, 
daß er allmählich einer Reduktion anheimfällt ; anderorts gedenke ich, dieselbe Ansicht auch auf die Siego- 
sauridae anzuwenden und so will ich mich hier auf die Theropoden beschränken. 

Fig. 18 repräsentiert (nach Huene) das Femur eines triadischen Theropoden (Zanclodon) (a), 
Streptospondylus (b), jenes vom obercretacischen Megalosaurus Bredai (c) und von Apteryx (d\. Alle Stücke 
sind in gleicher Lage abgebildet und der Übersicht halber auf gleiche Größe reduziert worden. 


') Bemerkung Huenes im Neuen Jahrb. f. Min., Geol. u. Pal. 1903. 


[19] Zur Kenntnis des Genus Streptospondylus. Zn 


Bei einem Vergleich von Fig. 1$S@ und Fig. 18c sehen wir die Verringerung des vierten Tro- 
chanter;, dann bemerkt man, dafs der vierte Trochanter bei Zanclodon an seinem unteren Ende (soferne 
v. Huenes Zeichnung richtig ist) steil abfällt, während Fig. 175 und I7c einen an Größe ab- 
nehmenden Trochanter en crete zeigen. Weiterhin ändert sich die Lage dieses Trochanter und des 
Trochanter major, da er im Laufe der Zeit (Trias, Jura, Kreide) am Schafte emporrückt und so die 
Ähnlichkeit mit Apteryx (Fig. 17d) immer größer wird. Endlich wäre auch noch die Entwicklung eines 
wohlabgeschnürten Collum zu erwähnen. Ohne nur irgendwie für eine direkte Abstammung der Vögel 
von den Dinosauriern zu plaidieren, kann man 4Apieryx als das Ende einer, von Zanclodon aus fort- 
schreitenden Reihe bezeichnen oder mit anderen Worten behaupten, daß die Vorgänge, welche die Ver- 
änderungen in der Reihe: Zanclodon-Megalosaurus bewirkten, die Tendenz zeigen, ein Apteryx-artiges 


[74 6 2 a 
co 
zna 
co co ma ma 
co 
mıa 
yqu yu gu ? 

gu 

) 

erzt ent ent 


ent 


Fig. 18. Femur von innen. a) von Zunclodon, b) Streptospondylus, c) Megalosaurus Bredai, d) Apteryx. co= Condylus; 
ma = Trochanter major; gu = Trochanter quartus; ent — Entocondylus. 


Femur zu erzeugen. Auf diese Weise ist auch ein Haupteinwand Dollos gegen die Annahme, der vierte 
Trochanter sei das primitivere Stadium, entkräftet. Im Bulletin scientifique 1888, Seite 221, erwähnt Dollo 
folgendes: ». ... les oiseaux proviennent bien de types trochanteriferes. Et ils ne peuvent pourtant pas 
avoir eu jadis un trochanter pendant car si les gastrocn&miens &normement developpes dans la classe dont il 
s’agit, avaient un jour possede un aussi ferme point d’appui, ils l’auraient certainement conserv&«.') 

Ich glaube nun, daß das Verschwinden des vierten Trochanters des Femur der Dinosaurier trotz weiteren 
Fortschreitens der bipedalen Spezialisation einen Fingerzeig dafür abgibt, daß wir auch bei Vögeln etwas ähnliches 
erwarten können und uns daher das Fehlen dieses Trochanters in gar keiner Weise befremden darf. Daß 
diese Veränderung auch tatsächlich vor sich ging, dafür scheint mir am deutlichsten die starke Ent- 
wicklung des vierten Trochanters beim, auch sonst noch reptilienartigen Hesperornis zu sprechen. 

Das distale Ende des Femur von Streptospondylus zeigt durch das Überwiegen des Entocondylus und 
die antero-posteriore Zweiteilung des Ectocondylus eine hochgradige Ähnlichkeit mıt jenem von Megalo- 


1) Ich möchte hier nur kursorisch darauf hinweisen, dafs bei den Primaten der dritte Trochanter in vielleicht 
analoger Weise verschwindet, trotzdem der gewöhnlich an ihm inserierende Muskel eine ganz außerordentliche Ent- 
wicklung aufweist. (Dollo, Soc. Anthropol. Bruxelles, 1888.) 

DE 


78 Dr. Franz Baron Nopesa. [20] 


saurus und Apteryx Mantelli, während Cygnus und /guanodon, deren Femora Dollo miteinander ver- 
gleicht, einen etwas anderen Charakter zeigen. Auch bei Zanclodon läßt sich der Mangel einer solchen 
Zweiteilung der fibularen Facette konstatieren. So wie bei Apteryx zeigt jedoch im Gegensatze zu Dinornis 
die fibulare Gelenkfläche von Sireptospondylus trotzdem nur geringe selbständige Entwicklung. 

Da sich, wie schon erwähnt, die Femora aller triadischen Dinosaurier durch den Mangel eines 
abgesetzten und gegen die Femurachse geneigten Caput femoris, ferner durch tiefe Lage des großen und 
des vierten Trochanter charakterisieren, so ist ein deutlicher Unterschied zwischen ihnen und Strepto- 
spondylus gegeben, während es allerdings schwerer fällt, das Femur dieses von den nur massiver gebauten 
Femora von Megalosaurus, Allalosaurus und Laelaps zu unterscheiden. Letzteres scheint sich jedoch bis auf 
einen etwas anderen Bau des Distalendes sehr dem von Sfrepfospondylus zu nähern. Cope erwähnt nämlich, 
daß sich das Femur von Zaelaps durch leichte Krümmung und schlankere Verhältnisse vom Femur von 
Megalosaurus unterscheidet. Über die Tibia von Streptospondylus wäre nur wenig zu bemerken; sie ist 
nur unbedeutend kürzer als das Femur. 

Da ich bei anderer Gelegenheit noch einmal auf die Längenverhältnisse zwischen Femur und 
Tibia zurückzukommen gedenke, dieselben uns jedoch ein gutes Merkmal zur Unterscheidung von Strepto- 
spondylus und Megalosaurus abgeben, so wurde in der folgenden Tabelle das auf 1 reduzierte Verhältnis des 
Femur zur Tibia bei mehreren Dinosauriern gegeben, und zwar nach der Formel Femur: Tibia=x:1., 


Gangart: bipedal quadrupedal 
Genus || Theropoda | Orthopoda || Orthopoda | Sauropoda 

I Ornithomimus . . . ee a 0°58: I _ _ _ 

2 &ompSoSmatchU se er ORT _ = — 

3 IEIyPS110D ROOT Er Er — OH _ = 

4 IN aNOSQUNUS EEE ee A ee _ 084:1 — — 

DL EHEIGNODUSE) EEE en. er ee re ee ee 0:87 :1 = = = 
6 LAOSAUTUSCmEE er a — 0'9I:I — — 

7 Camptosaurus . ee er ee ehe _ 1:02: 1 >= — 

Sen BP Antchisaumüs 2 re 1:02:1 — == = 

9 Streptospondylus . 1'05:1 _ = zZ 
Io lSUanodom er. a ee a  Shier — TOT — — 
Il HIGlaosaunustn.. 2 ee — TTS EaT == 

12 Baelapsgn..., ya N er ae ee 15:1 E= — = 
13 Trachodom 0,2 2, u NONZET _ = 
IA ZANGELOAON, ra Era e 102,911 _ = = 

15 INegalosaurusses ru Te ee Mas — — = 
16 Om oleste se re TSEHT -- = nF 
17 Cetiosaurus. . . A N N RE — _ _ TS2EE 
18 Scehdosaunust N N Ne — — 13321 _ 
19 DIRIOASEUSPRFTT FIT NEN _ —_ = mals it 
BO arieeratopsunf Fan nr ER RE -— = 1:56: 1 == 
2I ADatosaunusche eng Pc ea A = = — 1:62: I 
22 IEolacant hs Pe ne - — 7201 _ 
23 IDAcentunS N Et — = — = 
24 + Stegosaurus . . . . N A ne Eee N IRRE _ — BSR _ 


Da triadische Formen oder solche, die sich als primitiv erkennen lassen, in obiger Tabelle durch 
Kursivschrift, sicher hochspezialisierte hingegen durch fetten Druck ausgezeichnet wurden, so kann man 


') Bei den mit einem Kreuze (f) bezeichneten Formen konnte die Proportion zwischen Femur und Tibia nur 
auf Grund von Zeichnungen festgestellt werden. 


[21] Zur Kenntnis des Genus Streptospondylus. 79 


gleichzeitig in obiger Tabelle im allgemeinen eine Größenzunahme des Femur bei den meisten Dinosauriern 
konstatieren, wie ich dies übrigens schon 1901 hervorgehoben habe. 

Daß dies vorwiegend mit einer, infolge des allgemeinen Wachstums bedingten Vergrößerung des 
Oberkörpers zusammenhängt, die zuerst zu einer Streckung des Femur und hierauf zu quadrupeder Lebens- 
weise führte, gedenke ich bei anderer Gelegenheit eingehender zu besprechen. Hier will ich nur noch auf 
die für Dinosaurier außergewöhnliche Länge des Humerus von Brachtosaurus hinweisen. 

Wie schon Dollo betont, muß nämlich ebenso wie bei den Vögeln auch bei den bipedalen 
Dinosauriern in der Ruhelage das distale Femurende genau unter den Schwerpunkt des Körpers zu liegen 
kommen. !) 

Am distalen Ende zeigt die Tibia von Streptospondylus einen Eindruck für den Processus ascendens 
astragali, über welchen das Nötige bereits bei Besprechung des Pariser Stückes hervorgehoben wurde. 

Die Fibula von Streptospondylus ist ebenso wie Femur und Tibia von beiden Füßen erhalten. 
Sie ist stabförmig, dabei distal gar nicht, proximal nur wenig erweitert, reicht jedoch bis an den Cal- 
caneus und unterscheidet sich durch ihre viel schwächere proximale Entwicklung gut von dem gleichen 
Knochen von Allosaurus. Sie ließe sich hingegen mit jener von Hallopus oder Hypsilophodon vergleichen. 

Äußerst wichtig erscheint, daß beim Parkerschen S£reptospondylus im ganzen nicht weniger 
als acht Metatarsalia erhalten sind, welche eine Länge von zirka 24 cm zeigen. Diese relativ hohe Zahl 
von vier Metatarsalknochen für jeden Fuß gibt ein gutes Merkmal ab, um Sireptospondylus von Allo- 
saurus und Megalosaurus zu trennen, bei welch letzteren Marsh, Osborn und Owen nur drei 
Metatarsalknoclıen konstatierten. Durch das Vorhandensein von vier Metatarsalknochen sehen wir, daß der 
Fuß von Sireptospondylus fast nur denselben Grad von Spezialisation aufweist, wie die triadischen The- 
ropoden und sich einigermaßen dem pentadactylen Fuße der Sauropoden nähert. Aufser den Metatarsal- 
knochen sind am Parker’schen Stücke auch einige 4 bis 6 cm lange Phalangen erhalten geblieben, 


wodurch wir im Stande sind, den ganzen Hinterfuß von Sf£reptospondylus mit ziemlicher Sicherheit zu 


rekonstruieren. 
Dimensionen 
des Parker’schen des Pariser 
Exemplares. 
Länge Höhe 
des Zentrums des Zentrums 
GersiealwirbelO NT A rem oem 
» » 48 A A 5 : 2 a 
2 2 FAQ 5 . =, 
» » 54 6 ° 5 5 » © o 5 2°8 > 
» a ER ee a 
» on oe ee Länge Höhe 
> BEE 5 oA De in Miles Comtaiiidsel, » „ & @. .» 99 @2 
» De 6 De lg 
» >) 58 4 6 » s x 3 5 
» le) I En 
» » 56 6 » 2 ne 
— 9 a EA 
Dorsalwirbel » 55 > O8. m 


1) Von Dean und Osborn ist das quadrupede »Krabbeln« der Cormoran-Jungen hervorgehoben worden ich 
fand, daß das Femur eines jungen Cormorans relativ kürzer ist als beim erwachsenen Tiere. 
*) Horizontale Linie zeigt an, daß in der Parker’schen Wirbelserie einige Wirbel fehlen. 


so Dr. Franz Baron Nopcsa. 
Länge Höhe 
des Zentrums des Zentrums 
Dorsalwirbellr Nr 61 FE oSreme: 4 cm 
BORN RAES 
OP | RA Mittlerer Dorsalwirbel 
a Re) ua 
la ne 40230) re rel 
TER SD en RE Hinterer 
2 Zu Se le 
Ummmererer Widsel. 2» co Do Jar 
Dorsalwirbel Nr. 70. . ass a 18o) 
Sacralwirbel Or] a 2 » Erster Sacralwirbel 
O7 7 Bl EEIANS 
GSar: MUOTS En NE Ne 
Caudalwirbel 66 » © 4:5 >» 
» 65 .65 » SUR: 
> 64 op 45» 
Be 
Länge des Femur . 51T cm 
Dünnster Durchmesser . 6 » 
Proximale Breite . 12 
Distale Breite . Te 
Länge der Tibia . F 50'5 » 
Dünnste Stelle der Tibia B RE 38 » 
Prox. antero poster. Breite der Tibia . I2 » 
» laterale » » » > Se) 
Distale Breite der 'Tibia TO» 
Höhe des ganzen Astragalus 5'5 » 
Breite » » » 8:5 » 
Höhe des Corpus astragali 3'0 » 
Länge eines Metatarsale ans 
Dicke proximal 5:5 » 
Breite distal 45 >» 
Länge des Intermaxillare . Egg eo A LE OLOF 
Höhe des Maxillare vor der ersten anteorb. Öffnung . 7'5 : 
Höhe des Kiefers beim Coronoideum . RS 
Höhe des Kiefers bei der Operculum- Sonne 3 u 0:0,» 
Länge des Ischium . . 46:0 » 
Proximale Breite „az 5 
Distale Maximaldicke 5'o » 
Länge der Scapula . . 310 » 


Länge 
g’I em 


9:6 


9:6 >» 


Pariser 
Exemplar 


14°8 cm 


16316) 
11'8 


Charakteristik und Bedeutung von Streptospondylus. 


» 


» 


Als Charakteristik von Sitreptospondylus lassen sich folgende Züge feststellen: 


Gesichtsschädel creosaurusartig unverhältnismäßig groß, Hirnschädel klein 


Halswirbel sehr stark opisthocoel,!) die vorderen dabei viel kleiner als die rück- 


') Da opisthocoele Halswirbel außer bei Theropoden und Sauropoden, wie schon erwähnt, auch bei Orthopoden 


vorkommen, sehe ich mich genötigt, den von Riggs gebrauchten Ordnungsnamen Opisthocoelia abzulehnen. 


[23] Zur Kenntnis des Genus Streptospondylus. Sı 


wärtigen und sämtliche mit kompliziertem Lamellensystem und pleurozentralen Höhlen. 
Pleurozentrale und Stützlamellen charakterisieren auch die vorderen der fast 
plankonkaven Dorsalwirbel. Rückwärtige Dorsal- und Sacralwirbel Megalosaurus- 
artig, jedoch ohne Metapophysen. Die Caudalwirbel zeigen, so wie alle vorhergehen- 
den Wirbel, zylindrischen Querschnitt. Schultergürtel und Vorderextremität klein, 
Scapula schlank, Humerus ohne besonders markierte CGrista radialis. Becken Allo- 
saurus-artig, ebenso Femur, jedoch nur um wenig länger als die Tibia; Fibula sehr 
schwach, Astragalus mit mäßig hohem Processus ascendens, vier wohlentwickelte 
Metatarsalia. 

Einzige Spezies ist Streptospondylus Cuvieri H. v. Meyer; Lokalitäten und Niveau: Callovien 
bei Dives und Oxfordthon bei Oxford. 

Eine ausschließlich auf Grund des Parker’schen Stückes gegebene Rekonstruktion von Si£repto- 
spondylus, an der die meisten in obiger Definition hervorgehobenen Charaktere deutlich hervortreten, wurde 
von mir im Geological Magazine 1905 gegeben; gleichzeitig ist daraus die Vollständigkeit des Parker’schen 
Exemplars zu entnehmen; die fehlenden Stücke sind durch Schraffierung kenntlich gemacht. 

Da bisher hauptsächlich nur die Frage erörtert wurde, ob S£reptospondylus mit irgend einem der 
bekannten Theropodenarten generisch zu vereinigen ist, soll in diesem Abschnitte kurz seine Bedeutung 
für die Verwandtschaftsverhältnisse der Theropoden und Sauropoden überhaupt rekapituliert werden. 


In einer früheren Arbeit über diese Verwandtschaftsverhältnisse habe ich im Gegensatz zu Seeley 
der Meinung Ausdruck gegeben, daß die Sauropoden den Orthopoden näher stünden als den Theropoden. 
Seither sehe ich mich jedoch, hauptsächlich infolge der Arbeit Hatchers über Haplocanthosaurus 
sowie in Folge meiner eigenen Studien über Sfreptospondylus genötigt, meine frühere Meinung aufzugeben 
und die, soviel ich weiß, zuerst von Seeley verteidigte theropod-sauropode Verwandtschaft und damit auch 
Seeleys Einteilung der Unterklasse der Dinosaurier in die Ordnungen der Orthopoda und Saurischia 
zu akzeptieren. 

Weshalb ich mich genötigt sehe, den Ausdruck Opzsthocoelia für die letztgenannte Gruppe als voll- 
kommen unzweckmäßig und irreführend ganz energisch abzulehnen, wurde bereits im Geological 
Magazine 1905 erörtert. 

Die Motive, die Prof. Seeley zu dieser Einteilung bewogen, sollen, da sie uns auch bei den 


folgenden Betrachtungen gute Dienste leisten werden, hier kurz im Originaltext wiedergegeben werden. 


»The characters by which these animals (gemeint sind die Dinosaurier) should be classed are I submit 
those which pervade in several parts of the skeleton and exhibit some diversity among the associated animal 
types. — The pelvis is perhaps more typical of these animals than any other part of the skeleton and 
should be a prime element in classification. The presence or absence of the pneumatic condition of the 
vertebrae is an important structural difference. Prof. Cope pointed out two distinct types of ilium: first 
there is the ilium wich is prolonged forward in a more or less narrow process (Iguanodon, Stegosaurus). Se- 
condly there is the ilium wich has its anterior process developed into a vertical plate (Sauropoda, Theropoda). 

The pubes also presents two types. First there are genera in wich the bones are directed anteriorly 
and meet in the median symphysis. In the second form the pubes has one limb wich is directed backward 
parallel with the ischium and an other limb directed forward. 

The evidence concerning the penetration of air cells into the vertebrae has been less fully brought 


forward but in the..... Stegosauria the vertebrae are solid and the like condition obtains in all the 
genera of Ornithopoda. 
On the other hand the praecaudal vertebrae of Sauropoda are more or less hollow ..... One of 


the characters by wich Prof. Marsh defines the Theropoda is: Vertebrae more or less cavernous. The 
development of the pneumatic condition is sufficiently general among Sauropoda and Theropoda to show 
that these groups are united together by a character wich separates them from the Stegosauria and 


Ornithopoda,« 


82 Dr. Franz Baron Nopesa. [24] 


Wie schon im beschreibenden Teile der Arbeit betont wurde, zeigt gerade Streptospondylus einige 
Merkmale, die nicht unbedeutend an die Sauropoden erinnern und die Frage, die sich in Folge dessen vor 
allem ergibt, ist, ob diese Ähnlichkeiten als Konvergenzerscheinungen zu deuten sind oder ob sich nicht in der 
Evolution der Sauropoden Merkmale bemerkbar machen, die auf Sfreptospondylus-artige Vorfahren hin- 
weisen ? 

Aus Zweckmäßigkeitsgründen sollen daher vorerst die Differenzen festgestellt werden, die wir zwischen 
den einzelnen Sauropoden-Arten bemerken; dann soll daraus die hypothetische Urform der Sauropoden 
abgeleitet und mit Sfreptospondylus verglichen werden. 

Als erste markante Eigenschaft kennen wir bei allen Sauropoden am Femurschafte einen wohl- 
entwickelten vierten Trochanter, und zwar ist dieser bei Cefiosaurus augenscheinlich stärker entwickelt als 
bei Diplodocus. Dies zeigt, daß die Sauropoden entweder von Formen stammen, die einen wohlentwickelten 
vierten Trochanter haben oder im Begriffe waren, einen vierten Trochanter zu erwerben. In ersterem Falle 
würde Diplodocus als das spezialisiertere Stadium aufzufassen sein, im letzteren Falle wäre dies hingegen 
Cetiosaurus. Durch die Entwicklung gegabelter Dornfortsätze sowie in der bei Diplodocus bemerkbaren 
Zahnreduktion läßt sich aber Diplodocus als das spezialisiertere Stadium erkennen und daher scheint 
es gleich von Anfang an wahrscheinlich, daß auch sein vierter Trochanter ein spezialisierteres Stadium 
darstellt. Weitere Überlegungen führen zu einem ähnlichen Resultate. 

Wenn man die Sauropoden nach dem Vorhandensein resp. Fehlen von pleurozentralen Höhlen 


ordnet, so gelangt man zu folgender Tabelle (I) 
vert. Cerv. vert. dors. ant. vert. dors. post. Sacr. Caud. 


Streptospondylus !) ®) ® ® 8 D 
Haplocanthosaurus © ® © & ® 
6) 


Apatosaurus ® (®) ©) ® 
Diplodocus ®) (©) ®) ®) (©) 
welche mit der, die Gabelung der Neurapophysen darstellenden Tabelle (II) gut übereinstimmt: 
vert. Cerv. vert. dors. ant. vert. dors. post. Sacr. Cerv. 
Streptospondylus 2) | | l I l 
Haplocanthosaurus I I ! | | 
Apatosaurus Y Y | l | 
Diplodocus Y Y Y 1?) Y 


Die Entwicklung der caudalen Diapophysen bei den Sauropoden ist ebenfalls von einigem Interesse, 
denn während die vorderen caudalen Diapophysen bei Haplocanthosaurus einfache, stabartige, laterale 
Fortsätze bilden, so wie wir dies auch bei den meisten Ratiten antreffen, sind sie bei Diplodocus so wie bei - 
Aepyornis zu breiten, vertikal gestellten Platten umgewandelt worden. Die Konvergenz-Erscheinungen im 
Baue der Wirbelsäule von Aepyornis und Diplodocus werden dadurch geradezu überraschend; auch die 
Caudalwirbel lassen auf diese Weise eine Reihe erkennen: Streptospondylus-Haplocanthosaurus-Diplodocus. 

Die Betrachtung des Scapulo-coracoids und der Crista suprascapularis ergibt ebenfalls eine Reihe: 
Haplocanthosaurus-Morosaurus-Diplodocus und wenn wir nun die bei S£reptospondylus bekannten Ver- 
hältnisse mit denjenigen von Haplocanthosaurus, Diplodocus etc. prüfen, sehen wir, daß es sich, was 
Wirbelbau und Bau der Scapula anbelangt, vor der Reihe Haplocanthosaurus-Apatosaurus-Diplodocus 
anreiht. Außerdem zeigt Sireptospondylus einen wohlentwickelten vierten Trochanter. Da in der Reihe 
Haplocanthosaurus-Morosaurus-Diplodocus eine Größenzunahme des Scapulo-coracoids bemerkbar ist, zeigt 
uns dies, daß diese Tiere ihre Vorderextremität immer intensiver benützten. 

Bei den panzerbewehrten Stegosauriern ist Hand in Hand mit der als Folge des Panzerwuchses 
hervorgerufenen, quadrupeden Gangart eine Verkleinerung des vierten Trochanters zu konstatieren und da 
wir an den Veränderungen der Scapula der Sauropoden erkennen können, daß die Vorderextremität immer 


!) Leere Kreise bezeichnen hohle, volle Kreise massive Wirbel. 
») Y — gegabelte Neurapophysen. 
°) Der Mangel an gegabelten Neurapophysen ist als Resultat der Synostose der Sacralwirbel zu deuten. 


[25] Zur Kenntnis des Genus Streptospondylus. 83 


mehr zur Lokomotion herangezogen wurde, so können wir daraus folgern, daß wir den vierten Trochanter 
bei Diplodocus als Rudiment, nicht aber als Neuerwerbung zu betrachten haben, und zwar deshalb, weil 
es unmöglich ist, daß durch »Cheveauchement de specialisation« die ganze Linie Haplocanthosaurus- 
Diplodocus umgekehrt werde. Aufßerdem ist es wegen der chronologischen Aufeinanderfolge unmöglich, dafs 
Streptospondylus als echter Theropode von den Sauropoden abstamme, während es ganz gut denkbar 
ist, daß im Wirbelbau Sireptospondylus-artig gebaute Theropoden durch Aufgeben ihrer rein karnivoren 
Lebensweise den Sauropoden ihren Ursprung gaben. 

Weit entfernt unmöglich zu sein, findet diese Annahme, von Huenes Arbeit über Dystrophaeus 
ganz abgesehen, auch im Zahnbaue der verschiedenen Formen eine Stütze, da wir unter den Theropoden 
karnivore Tiere, in Ornithopsis wohl einen omnivoren, in Diplodocus hingegen einen fast schon edentaten, 
also jedenfalls nicht raubtierartig veranlagten Dinosaurier sehen müssen, 

Die Bedeutung von Sfreptospondylus besteht demnach, wie aus dieser Skizze hervorgeht, darin, 
daß wir in Sireptospondylus eine Form haben, die sich in einigen Punkten, z. B. in der Größenzunahme 
der vorderen Rückenwirbel an HJaplocanthosaurus anschließt und dadurch zeigt, daß wir die Reihe Haplo- 
canthosaurus-Diplodocus in allem und jedem als aufsteigende, nicht aber als absteigende Reihe auf- 
zufassen haben. 

Nach v. Huenes Beschreibung würde auch Dyszrophaeus ein Zwischenglied dieser Kette bilden 
und einen Sauropoden mit theropodem Pubis repräsentieren, während uns Sfreptospondylus noch einen 
typischen Theropoden darstellt, der nur durch seinen Wirbelbau etwas an die Sauropoden erinnert. 


Beiträge zur Paläontologie Österreich-Ungarns. Bd. XIX I2 


DIE PSARONIEN, 
BEOBACHTUNGEN UND BETRACHTUNGEN 


von 


Dr. K. Gustav Stenzel 


in Breslau.!) 
Mit VII Tafeln (V—XD). 


Ältere Beobachtungen. 


Die Psaronien, deren verklieselte Stamm- und Wurzelstücke unter dem Namen der Staarsteine 
schon früh die Aufmerksamkeit auf sich gezogen haben, sind wiederholt der Gegenstand eingehender Unter- 
suchungen gewesen. Durch diese sind die wesentlichen Stücke ihres Baues festgestellt worden; und doch 
sind einige derselben, namentlich das einzig in seiner Art dastehende Rindenwachstum, bisher 
nur kurz berührt worden und mehrere damit zusammenhängende Fragen zweifelhaft oder streitig geblieben. 
Eine derselben, das Fehlen von Blattbündeln in der Rinde, wird, wie ich glaube, durch die folgenden Be- 
obachtungen endgültig entschieden, andere wenigstens ihrer Lösung nahe gebracht werden. 

Mit der gewohnten Schärfe der Beobachtung und Klarheit der Darstellung hat Adolphe Brong- 
niart?) gezeigt, daß der aufrechte baumartige Stamm der Psaronien aus einer zentralen Achse besteht, die 
wir als Holzteil oder Holzkörper bezeichnen, unter dem Namen Achse der ganze Stamm oder Stengel im 
Gegensatze zu den appendikulären Organen verstanden zu werden pflegt und aus einer ihn rings umgeben- 
den Rinde. | 

Das dünnwandige Parenchym des Holzkörpers wird der Länge nach durchzogen von plattenförmi- 
gen Gefäßbündeln (Leitbündeln), die ganz verschieden von denen der Monocotyledonen und Dicotyledonen, 
nur aus, ohne erkennbare Ordnung, dicht aneinander stehenden Treppentracheiden bestehen, wie bei den 
Lycopodien und Farnen, aber ohne die sie bei diesen, namentlich bei den Baumfarnen, umgebende dunkel- 
braune feste Sklerenchymscheide. Eine allgemeine derartige Scheide umgibt dagegen bei den meisten 
Arten den ganzen Holzkörper und scheidet ihn von der Rinde. 

Diese besteht aus einem ähnlichen dünnwandigen Parenchym wie das Grundgewebe des Holzteils. 
In dasselbe eingebettet sind zahlreiche einfache, nirgends miteinander verschmelzende, rundliche Neben- 
wurzeln, die vom Holzteil entspringen und, ihm fast gleichlaufend, herabsteigen um erst am Grunde des 
Stammes ins Freie herauszutreten. Sie selbst bestehen aus einer äußeren Rinde, einer dunklen Sklerenchym- 
scheide, die rasch in die dünnwandige, oft lückige Innenrinde übergeht, und einem Kern, dessen Mitte von 
einem im Querschnitt sternförmigen Leitbündel aus Treppentracheiden, eingenommen wird. 

Eine wertvolle Erweiterung erfuhren diese Grundzüge durch Corda°), der an dem von ihm ent- 
deckten Psaronius arenaceus große, länglich-runde, über I cm breite und noch höhere Blattnarben an 


1) Siehe pag. 123. 
2) Brongniart Ad.: Histoire des veg. fossiles II, 1837, p. 57—07. 
®) Corda: Beitr. S. 93—III. 


36 Dr. K. Gustav Stenzel. [2] 


der Außenfläche des Stammes fand, wie sie sicher schon Gutbier bei Cautopteris Frieslebeni beschrieben 
hatte, die Corda mit Recht zu Psaronius zog. Diese sind denen der lebenden Baumfarne so ähnlich, daß 
sie entscheidend für die Zugehörigkeit der Psaronien zu den Farnen sprechen, während Brongniart sie 
als Lycopodiaceen betrachtete. Auch machte Corda darauf aufmerksam, daß bei einigen Arten an derem 
äußeren Umfange des Holzkörpers Leitbündel-Platten einzeln oder zu zweien angetroffen werden, die im 


Begriff sind, in je einen Blattstiel einzutreten. 


Anknüpfend an die letztere Beobachtung habe ich dann in einer Studie: »Über die Staarsteine« !) 
und in dem von mir verfaßten Abschnitt über Psaronius in Göpperts Flora der permischen Formation ?) 
nachgewiesen, daß so viele Arten dieser Gattung das gleiche Verhalten zeigen, dafs man es als ein allen 


Psaronien zukommendes betrachten muß. 


Etwas unterhalb der Stelle, wo ein Blattbündel aus dem Holzteil austritt, trennt es sich nämlich als 
der mittlere Abschnitt eines der breiten peripherischen Bündel, die wir im Folgenden als Randbündel 
bezeichnen wollen von diesem und biegt sich schräg aufwärts nach der Stelle, an welcher der Blattstiel 
an der Aufßenfläche das Stammes saß. Die dadurch entstandene Lücke zwischen den zwei seitlichen Ab- 
schnitten des Randbündels wird nach oben wieder durch ein Bündel geschlossen, das von einem weiter 
nach innen liegenden Leitbündel abgegeben wird. Im einfachsten Falle, wie wir ihn namentlich bei einigen 
zweizeiligen Arten finden, so bei Psaronius Ungeri’), wird dieses Ersatzbündel von einem inneren in einer 
der eben beschriebenen gleichen Art abgegeben; ersetzt wird dieses wieder von einem noch weiter nach 
innen gelegenen und so weiter bis in die Mitte. Bei anderen Arten sieht man das gleiche Verhalten, nur 
bei einem oder dem anderen Bündel des zweiten, auch wohl noch des dritten Bündelkreises, während in der 
Mitte schmale oder selbst fadenförmige Bündel zerstreut sind. Aber auch bei diesen Arten ist der durch 
die Zwischenformen ermittelte Bau des Holzteils mit dem der ersten so wesentlich übereinstimmend, daß 
wir gewiß nicht fehl gehen, wenn wir annehmen, daß auch die mittelsten Bündel dazu bestimmt sind, durch 
Abgabe von Zweigen an die weiter nach außen liegenden zur Versorgung der Blätter beizutragen. Ähn- 
liches finden wir ja auch bei den lebenden Farnen, wie bei Saccoloma adiantoides und vielen Marattiaceen. Daß 
die Blattbündel fast ohne Ausnahme an der Außenfläche des Holzteils enden und in der oft sehr 
dieken Rinde nichts von ihnen aufzufinden ist, glaubte ich dadurch erklären zu können, daß nach dem Ab- 
fallen der abgestorbenen Blätter nur der innerhalb des Holzkörpers liegende Teil ihrer Gewebe lebend ge- 
blieben und dann von der sich verdickenden Rinde überwachsen worden sei. 

Dieses häufig ganz erstaunliche Wachstum der Rinde geht Hand in Hand mit dem der Neben- 
wurzeln, die überall in ihr herabsteigen und deren Natur und Bau schon von Brongniart in den 
Hauptpunkten richtig erkannt worden war.*) Sie sind ringsum mit dem Rindenparenchym so vollständig 
verwachsen, dafs dieses in das Gewebe ihrer Prosenchymscheide stetig übergeht, was ich mir nicht anders 
erklären kann, als dafß beide aus demselben Grundgewebe sich gleichzeitig herausgebildet hätten. Ich be- 
zeichnete deshalb diese Strecke der Wurzeln, die Unger processus radicales genannt hatte, als Wurzel- 
anfänge. Erst wo sie aus der Rinde austreten, um als freie Wurzeln in den Boden einzudringen, um- 
geben sie sich mit einer dünnen Schicht eines dem der Rinde ganz ähnlichen Gewebes, dem Außen- 
parenchym, das nach innen stetig in ihre Prosenchymscheide übergeht. Sie nehmen dann oft um das 
Vielfache an Umfang zu, verästeln sich und bilden so um den untersten Teil des Stammes ein Geflecht von 
Nebenwurzeln, gleich jenem, das den in und nahe über dem Boden befindlichen Teil der Stämme unserer 
Baumfarne einhüllt. Die gewöhnlich diesem gleichgesetzte Masse von Wurzelanfängen innerhalb der 
Rinde ist ihm äußerlich wohl ähnlich, aber weder seiner Natur nach gleichwertig noch auch von gleichem Bau. 

Soviel hatte sich durch die Vergleichung der in unseren Sammlungen fast ausschließlich vorhan- 
denen Querschnitte von Staarsteinen ermitteln lassen. 


!) Stenzel: Staarsteine. 

2) Stenzel in Göppert p. FE. 

°) Gotta: Dendrol. Taf. VI, Fig. 2. — Stenzel in Göppert,: F., Taf. V, Fig, 6. 
#) Siehe oben. 


Die Psaronien, Beobachtungen und Betrachtungen. 87 


Zeiller’s Psaronien von Autun. 


Eine bedeutende Förderung unserer Einsicht in den Bau, namentlich des Holzkörpers (eylindre 
ligneux, eylindre central), verdanken wir den ausgezeichneten Untersuchungen von Zeiller in seiner Bear- 
beitung der Psaronien von Autun.!) Er war in der günstigen Lage, nicht nur einige Reihen von Quer- 
schnitten vergleichen zu können, die in kurzen Abständen übereinander von einem und demselben Stücke 
nach seinen Angaben gemacht worden waren, sondern auch von radialen und namentlich tangentialen 
Längsschnitten, Diese liefen ihn zunächst bei Arten mit zahlreichen Leitbündeln wie bei Ps. infarctus 
erkennen, dafß nicht alle im Umfange des Holzteils liegenden Leitbündel bestimmt sind, in ein Blatt ein- 
zutreten, sondern dafs zwischen diesen andere, ihnen sonst ähnliche Bündel verlaufen, die nur Zweige rechts 
und links an Blattbündel abgeben, selbst aber im Stamme weiter aufwärts laufen und die wir deshalb zu 
den stamm-eigenen Bündeln rechnen. Jedes der zwischen ihnen nach außen tretenden, breiten rinnen- 
förmigen Blattbündel besteht hier aus zwei von ihnen erhaltenen Zweigbündeln; außerdem aber aus einem 
mittleren Teil, der selbst wieder von zwei Bündeln gebildet wird, die von zwei zu beiden Seiten nach innen 
liegenden, stammeigenen Bündeln abgegeben worden sind. Bei einer Anzahl Arten mit vielzeiligen Blättern 
und sehr zusammengesetztem Bau des Holzkörpers treten die von innen kommenden Bündel nicht in unmittel- 
bare Berührung mit den beiden Randbündeln, sondern erhalten von jedem derselben einen von diesem 
abgegebenen Zweig, mit dem sie zu einem Blattbündel verschmelzen, wie bei Ps. infarctus, 2) Ps. bibrac- 
tensis.”) Bei anderen berührt das von innen kommende Bündel den Saum beider Randbündel wie bei 
Ps. Faivrei*) und Ps. Landrioti®) oder verschmilzt eine Strecke weit mit ihm, wie das namentlich bei den 
einfacher gebauten Arten mit wenigzeiligen Blättern die Regel zu sein scheint. Aber es ist wohl nicht zu 
bezweifeln, daß das aus ihm hervorgehende Blattbündel auch hier von dem Saume jedes der beiden Blatt- 
bündel einen jenem Zweige entsprechenden Streifen in sich aufgenommen hat. 


Rand- und Blattbündel. 


Auf Grund dieser in mehreren Punkten von der früheren abweichenden Auffassung versuchen wir 
nun unsere Kenntnis der verschiedenen Leitbündel des Holzkörpers und der von ihm ausgehenden Blätter 
darzustellen und durch eine Anzahl neuer Beobachtungen zu erweitern und zu stützen. 

Wir gehen dabei von der Beziehung zwischen Rand- und Blattbündeln aus. 

Diese tritt uns am augenfälligsten entgegen, wo ein Blattbündel nur einen freien Rand hat, 
während der andere noch mit dem des angrenzenden Randbündels verschmolzen ist. Auf ein solches hatten 
wir schon früher einmal hingewiesen, in einem Stämmchen des Ps. cinctus‘) mit wirtelständigen Blättern, 
während in demselben Querschnitt ein anderes noch beiderseits gebunden ist, °) die übrigen beiderseits frei sind.°) 

Ebenso sehen wir in einem kleinen Stamme des von Ps. Cottae |I. ı, f! bei X] eines der zwei- 
zeiligen Blattbündel an einer Seite noch mit dem Randbündel [/*] verbunden, während es sich an der 
anderen Seite von dem Randbündel | p!] abgelöst seinen Saum verdickt, abgerundet und etwas nach innen 
eingerollt hat. Das etwas tiefer an der anderen Seite des Holzkörpers entsprungene Blattbündel [f?] ist 
dagegen beiderseits frei, hat seine Ränder stark eingeschlagen und ist in die Rinde ausgetreten, wo es sich 
zwischen die in dieser herabsteigenden Wurzeln gedrängt hat. 

Natürlich wird nur selten ein Blattbündel mit so ungleichen Seiten von einem Querschnitt gerade 
zwischen diesen getroffen, weil in der Regel beide sich in gleicher Höhe von den angrenzenden Rand- 


1) Zeiller, Autun, p. 178—271. 

®) Ebenda. p. 208. 

») Ebenda. p. 218. 

‘) Ebenda. p. 189, 229. 

>) Ebenda. p. 224. 

6) Stenzel in Göppert. p. F., S. 58, Taf V, Fig. 2, a (Ps. infarctus y quinquangulus). 
?) Ebenda. e. 

8) Ebenda.b, c,d. 


38 Dr. K. Gustav Stenzel. [4] 


bündeln ablösen. Haben wir uns aber durch solche Vorkommnisse von dem Sachverhalt überzeugt, so 
werden wir ihn auch durch solche Beobachtungen bestätigt finden, bei denen wir nur aus der Vergleichung 
verschiedener Stellen auf ihn schließen können. 

So ist auf der unteren Fläche einer Platte des zweizeiligen Ps. Coftae ein Blattbündel [I. ı1, f] 
einerseits mit dem Randbündel [p!] noch fest, anderseits mit 5? nur noch undeutlich verbunden; auf der 
oberen, etwa 3 cm höheren Fläche [I. ı2, f] dagegen ist es von beiden getrennt. Ebenso sehen wir auf 
der unteren Fläche einer Scheibe von Ps. punctatus mit fünfzeiligen, spiralig gestellten Blättern ein Blatt- 
bündel [III. 25, f2] beiderseits mit den anstoßenden Randbündeln 52, p? verschmolzen; etwa 3 cm weiter 
nach oben |26, f?] hängt es nur noch mit dem letzteren zusammen, von p? an ist es frei geworden. Wenn 
auf der Unterseite eines Stückes von Ps. Gutbieri das eine Blattbündel [II. 15, f’] zweimal vergrößert 17, f! 
in der Mitte zerbrochen, an beiden Seiten aber mit den Randbündeln verschmolzen; auf der etwa 2 cm 
höheren Oberseite ebenso zerbrochen, aber beiderseits frei sehr verbreitert, an den Rändern abgerundet und 
etwas eingerollt ist [14 f! = 16 f!], so haben wir hier doch gewiß eine weiter fortgebildete Stufe desselben 
Bündels vor uns, die dabei dem schon vorher frei gewordenen auf der gegenüberliegenden Seite des Holz- 
körpers |II. 14—17, f2] gleich geworden ist. 

Durch die so gewonnene Annahme, daß und wie die Blattbündel von den Randbündeln ausgehen, 
können wir uns nun erst die verschiedenen Stufen erklären, von einer leichten Vorwölbung der auffallend 
dünneren Mitte eines scheinbar einfachen Randbündels bis zu dem oft viele Male breiteren, eben austretenden 
Blattbündel mit seinen stark nach innen gekrümmten Rändern. 

Diese Ungleichheit finden wir regelmäßig bei den Stämmen mit spiralig gestellten Blättern. Bei 
dem dreizeiligen Ps. Weberi ist das eine Blattbündel noch beiderseits mit den Randbündeln verbunden 
[VI. 4%, f?], das andere [f?] bereits frei. Ähnlich bei dem fünfzeiligen Ps. punctatus |III. 25, 26] vorn f? 
— nach f?2 — und f! oder bei Ps. Haidingeri |V. 39], wo das eine Blattbündel f! bereits in die Rinde 
ausgetreten ist, das nächst höhere, f?, in einer Bucht der Sklerenchymscheide liegt, das folgende, f?, von 
dieser noch umschlossen, aber frei ist, die beiden jüngsten, f* und f?, noch als Teile von Randbündeln 
erscheinen. An dem Corda’schen Original von Ps. helmintholithus ist von dem untersten Blattbündel 
selbst nichts vorhanden; nur eine flache Bucht der Sklerenchymscheide [VI. 43, f!] läßt die Stelle erkennen, 
unterhalb derer es aus dem Holzkörper ausgetreten ist; das nächste (f?) steht frei, aber noch in einer tiefen 
Bucht der Scheide. Das folgende (f?) innerhalb der letzteren, das vierte (ft) schon stark nach außen 
hervorgewölbt hing noch beiderseits mit den viel dickeren Randbündeln [*, 2°], von denen das letztere bei 
der Versteinerung zerbrochen ist, zusammen; das jüngste (f°) bildet nur eine schwach nach außen hervor- 
tretende, etwas dünnere Wölbung der beiden Randbündel (P!, #?). Besonders lehrreich ist aber die Ver- 
gleichung der unteren Fläche [VI. 45] mit der gegen 2 cm höheren oberen [46] an einer beiderseits 
polierten Scheibe von Ps. spissus. Vom untersten Blatte ist das in einer tiefen rechteckigen Bucht der 
Sklerenchymscheide liegende freie Bündel, dessen äußere Wölbung schon verloren gegangen ist, an der 
unteren Fläche [VI. 45, f!] noch vorhanden; an der oberen finden wir nur noch eine ziemlich tiefe 
abgerundete, von Rindenwurzeln freie Bucht an seiner Stelle; die beiden nächst höheren Blattbündel sind 
anfangs [45, f2, f?] frei, aber noch von der Scheide umschlossen; 2 cm darüber [46, f?, f?] aus dieser 
herausgetreten, wie das erste Blattbündel der Unterseite, ihr Rücken nur eben noch zu erkennen oder ver- 
loren gegangen. Das vierte Blattbündel ist weggebrochen, als Vorläufer des fünften aber anfangs [45, sp?] 
ein flach gewölbter Bogen eines breiten Leitbündels des zweiten Kreises, der sich weiter oben von diesem 
getrennt hat und, mit den beiden Randbündeln [46, 2°, p°] verwachsen, sich durch eine Hervorwölbung 
als Blattbündel |/?] zu erkennen gibt. 

Oft aber stehen auch von wirtelständig gestellten Blättern einige etwas höher, andere etwas tiefer, 
weshalb im Querschnitt des Holzkörpers einzelne Blattbündel etwas weiter vorgeschritten sind als andere. 
Bei einem Stämmchen von Ps. procurrens!) ist das eine Blattbündel noch mit den beiden Randbündeln 
verschmolzen (e), eines auf einer Seite (a), die anderen, besonders (d), auf beiden Seiten losgelöst, doch 


!) Stenzelin Göppert. perm, F., S. 58, Taf. V, 2 (als Ps. infaretus, y quingquanıg.) 


[5] Die Psaronien, Beobachtungen und Betrachtungen. s9 


schreitet die Ausbildung der Bündel nicht in der Reihenfolge fort, wie wir es bei einer spiraligen Blatt- 
stellung erwarten müßten, und bei einem anderen Stamme derselben Art sind alle fünf Glieder gleich 
entwickelt [IV. 38]. 

Aus der Art, wie die Blattbündel von den Randbündeln ihren Ausgang nehmen, wird uns auch 
deutlich, weshalb sie bei ihrem Austritt aus dem Holzkörper regelmäßig von zwei der letzteren begleitet werden. 

Die Randbündel ziehen sich nämlich, nachdem das Blattbündel sich von ihnen abgelöst hat, etwas 
zurück, ihre Ränder runden sich ab und, namentlich bei zweizeiligen Arten, wenden sich diese den Seiten 
des Blattbündels zu, wie bei Ps. Ungeri flaceus [1I. 21, p?, p?] oder Ps. Zenwis [1, 4 neben f2]. Meist ist 
schon bei diesen der andere Saum derselben Randbündel verdickt etwas nach innen gekrümmt oder einge- 
rollt, wie bei Ps. Ungeri |II. 22, 23, 5], Ps. spissus [VI. 46, p!, p", p"T]), oder mit breitem Saume nach 
innen eingeschlagen bei Ps. punctatus |III. 25 neben fl; 26 neben fl, f!!], Ps. quadiangulus |IV. 35—36, 
Pp"], Ps. pietus [1. 7, P'—p°|. Endlich zwischen wirtelständigen, nahe aneinander gerückten Blatt- 
bündeln bilden sie oft nur noch schmale, nach innen offene Bogen, wie bei Ps. bibractensis |V. 40, p!, 
p°, p'?| oder bei Ps. infarctus.!) 

Diese umgerollten oder umgeschlagenen Ränder begrenzen nun die Lücke, die in der Röhre zurück- 
geblieben ist, welche durch die Randbündel um den inneren Holzkörper gebildet wird. Diese Lücke schließt 
sich weiter aber unterhalb des in der Zeile nächst höheren Blattes wieder; aber nicht nur dadurch, daß ihre 
beiden Ränder sich nähern und endlich zusammenfließen, wie bei fast allen unseren heimischen Farnkräutern 
und den Baumfarnen der wärmeren Himmelsstriche, sondern dadurch, daß ein von innen heraustretendes Bündel 
mit seinen Rändern zu einem neuen Blattbündel verschmilzt — ein Vorgang, wie wir ihn nur ganz vereinzelt 
bei lebenden Farnen finden, besonders ausgeprägt bei Taccoloma adiantoides (Dicsonia Lindeni).2) 

Daß die Blattbündel auf diese Art zu Stande kommen, darauf führte schon das Vorkommen von 
Bündeln hin, welche je zwei innere Leitbündel in derselben Weise miteinander verbinden, wie die Blatt- 
bündel je zwei Randbündel. 

Bei dem Abschnitt von Ps. Ungeri im Berliner Museum?) ist der Saum des auf die Randbündel 
folgende innere Paar einerseits noch deutlich nach innen eingeschlagen, dann wendet er sich nach außen 
und bildet eine weit vortretende Schlinge (), die auch durch ihre geringere Dicke sich von den eigentlichen 
Leitbündeln unterscheidet. Dann folgen zwei flache plattenförmige Leitbündel und auf diese erst zwei an 
der gegenüber liegenden Seite des Stämmchens, ähnlich wie bei den ersten, nur durch eine viel schmälere 
Schlinge verbunden; auf zwei weitere flache Bündel folgt endlich ein einfach zusammengebogenes, dessen 
Rücken man wohl mit den Schleifen der weiter nach aufen liegenden vergleichen kann. Eine ähnliche 
Anordnung der Bündel fand ich bei einer Reihe anderer Arten.*) Das bestimmte mich, schon die ersten 
Verbindungsstücke zweier Leitbündel in der Mitte des Stammes als Blattbündel zu betrachten. 

Nachdem aber Zeiller°) bei mehreren Arten nachgewiesen hat, daß zur Bildung eines solchen 
zu dem aus dem Inneren kommenden Abschnitt noch von den angrenzenden Randbündeln Zweige 
hinzutreten müssen, können wir wohl nicht zweifeln, daß das ebenso bei den aus der Mitte kommenden 
Bündeln bei ihrer vorübergehenden Verschmelzung mit den inneren Leitbündeln geschieht, zwischen denen 
sie durchgehen, daß wir also noch keine vollständigen Blattbündel, sondern nur ihre Vorläufer vor uns 
haben. Diese erfahren bei ihrer endlichen Umbildung in Blattbündel eine erhebliche Veränderung. Die 
letzteren sind dünner, viel, oft mehreremal breiter und stärker gekrümmt. Wir bedürfen daher für beide ver- 
schiedene Benennungen und wollen die »Vorläufer als Ersatzbündel« (fasciculi ductores supplentes) 
unterscheiden. 


1) Zeiller: Autun, p. 208, pI, pIL, p5, p®, p"”. N 

2) Karsten: Vegetationsorgane der Palmen 1847, S. 194—195. Taf. IX, Fig. 5, 6. Mettenius: Über den Bau 
von Angiopteris; in Abhandl. d. math.-phys. G. der kgl. Sächs. Ges. d. Wiss. VI. Leipz. 1863. S. 531—545, Taf. VI, 
Fig. I—II. Stenzel in Göppert. perm. F. S. 51, 54. 

3) Stenzel in Göppert. perm. F. Taf. V, Fig. 6. 

4) Ebenda. S. 50. 

5) Siehe oben S. 87. 


90 Dr K. Gustav Stenzel. [6] 


Obgleich nicht die wichtigsten Bestandteile des Holzkörpers, üben sie doch auf dessen Ausgestaltung 
einen erheblichen Einfluß aus. Ja nur durch Beachtung ihrer Verbindung mit den übrigen Leitbündeln ge- 
langen wir zu einer richtigen Auffassung dieser. letzteren. Das zeigt sich besonders deutlich bei den einfacher 


gebauten Stämmen, bei denen wir zugleich die Ersatzbündel rückwärts bis in die Mitte verfolgen können. 


Wir haben schon oben (S. 10) aus Anlaß der Loslösung der Blattbündel von den Randbündeln ein 
dünnes Stämmchen von Ps. Cottae erwähnt, das wohl das untere Ende eines längeren Stammes ist. In 
ihm sehen wir innerhalb zweier rechts und links liegender Randbündel [I. ı, 2!, #"] nur ein queres, 
beiderseits scharf eingeschlagenes Leitbündel (2). Die beiden, den Randbündeln ziemlich gleich gerichteten 
Seitenteile entsprechen hier zwei selbständigen inneren Leitbündeln, das quere Verbindungsstück, einem 
Ersatzbündel für das weiter unten ausgetretene Blattbündel (f?). An der gegenüber liegenden Seite haben 
die zwei inneren Leitbündel ihr Ersatzbündel, das sich bereits zum Blattbündel ausgebildet hat, an die 
Randbündel abgegeben. In diesem einfachsten Falle ist auch das Ersatzbündel insoweit einfach, als seine 
Bestandteile nur aus den zwei inneren Leitbündeln herstammen können. 


Ihm am nächsten steht ein schwacher Stamm von Ps. Zevyi |l. 3], der schon lebend an einer Seite 
verletzt worden war, wie eine tiefe Furche im Holzkörper erkennen läßt; durch diese war die Sklerenchym- 
scheide nur eingedrückt, das eine der beiden Randbündel (2!) aber gespalten worden. Indes waren die 
Wundränder verheilt, der eine jedenfalls hatte sich abgerundet und abgerollt, so daß der Querschnitt drei 
sehr ungleiche Randbündel zeigt, von denen aber zwei, 5! und /!!, ursprünglich vereinigt waren und gewiß 
unter und über der Wunde sich noch vereinigt finden würden. Eine breite Brücke [Z] im Innern, durch 
welche der Saum des Leitbündels [22] von dem übrigen abgetrennt worden ist, scheint erst bei der Ver- 
steinerung entstanden zu sein. Hier liegt in der Mitte des Stammes ein drehrundes Leitbündel [2], wahr- 
scheinlich das älteste der Pflanze, von dem sich seitlich zunächst die Randbündel, etwas höher die auf diese 
folgenden inneren Leitbündel, dann die weiter nach innen liegenden immer schmäleren abgezweigt haben. 
Wo das eben geschieht oder wo ein Ersatzbündel sich anschickt, von ihm abzugehen, mag es mit diesem 
eine schmale Platte bilden, wie in der Mitte von Ps. spurie vaginatus |I. 13], die auch wohl nach außen 
in ein queres Ersatzbündel übergeht wie bei Ps. chemnitziensis |I. 5, 6). 


Jedenfalls tritt es zuweilen in Verbindung mit den schmalen innersten Leitbündeln, wie eine Ver- 
gleichung zweier übereinander liegender Querschnitte von Ps. Cottae |I. ıı und 12] zeigt und so mögen 
sich auch die ganz schmalen gekrümmten Bündel erklären, die wir öfter in der Mitte des Stammes an- 
treffen, wie bei Ps. punctatus [11l. 25, 27]. 


Bei unserem Ps. Levyi wird das drehrunde Mittelbündel [I. 3, ©] von einem klammerförmigen 
Bündel umfaßt, wie wir solche bei vielen Arten an dieser Stelle finden, dessen beide Seitenplatten wir als 
zwei innere Leitbündel auffassen, den sie an der einen Seite verbindenden Bogen (sp!) als Ersatzbündel, 
das an dem nächst äußeren Bündelpaare (i!, @?) durch einen stark nach innen eingefalteten Bogen (sp?) dar- 
gestellt wird, eine auffallende, doch auch sonst vorkommende Bildung, wie bei Ps. Coztae (1. ı, f), die 


sich nach außen in die den Blattbündeln [f}, /) eigene, nach innen offene Rinne umgestalten muß. 


Ganz ebenso sind bei einem Stämmchen von Ps. Zenuis |I. 4| die zu beiden Seiten des mittel- 
ständigen, drehrunden Bündels liegenden Leitbündel an einer dem Blattbündel gegenüber liegenden Seite 
durch ein bogenförmiges Ersatzbündel verbunden, von den zwei zwischen ihnen und den Randbündeln 
liegenden ist aber das eine ganz frei, das andere mit dem nach innen eingeschlagenen Randbündel (2?) 
oberhalb seines Randes verwachsen, ohne daß einzusehen wäre, zu welchem Zwecke: eine der Unregel- 
mäßigkeiten, wie wir sie bei steigender Zahl der Leitbündel auch schon bei zweizahligen Arten antreffen. 

Der vorher beschriebene schöne Abschnitt von Ps. Ungeri im Berliner Museum zeigt in der Mitte 
gleichfalls ein drehrundes Leitbündel — ich bemerke, daß die beiden ähnlichen Stellen zur einen und 
anderen Seite desselben wahrscheinlich keine Leitbündel sind — und von ihm aus schreitet die Bildung 
der Leit- und sie abwechselnd verbindenden Ersatzbündel mit seltener Regelmäßigkeit bis außen fort, wo- 
bei es nur auffallen mußte, daß die Hälfte der Leitbündelplatten mit beiderseits freien Rändern im Gewebe 
lagen. Auf der unteren Seite der im Dresdener Museum liegenden, offenbar demselben Block entnommenen 


[7] Die Psaronien, Beobachtungen und Betrachtungen. 9I 


Scheibe sind aber gerade diese Leitbündelpaare durch Ersatzbündel verbunden, so daß tatsächlich alle 


gleichmäßig an der Versorgung der Blätter beteiligt sind.!) 


Bei den verschiedenen Erhaltungszuständen des Ps. musaeformis ist doch in der Regel das innerste 


Leitbündelpaar durch ein Ersatzbündel im kurzen Bogen verbunden. 


An dem merkwürdig zusammengedrückten verkieselten Stamme [II. 18], dessen ursprünglicher Bau 
sich doch noch sicher genug erschließen läßt, folgt auf das innerste Paar sogar noch ein zweites, an der 
gegenüber liegenden Seite durch ein flaches Ersatzbündel |sp?] geschlossenes und nach zwei freien Leit- 
bündeln zwei, die wieder auf der anderen Seite verbunden sind durch ein breites drittes Ersatzbündel [19, 


sp"), das wir uns aus mehreren stark verschobenen Stücken zusammensetzen müssen. 


Unter den ausgezeichneten Resten aus der böhmischen Steinkohlenformation, deren derbe Gewebe, 
Leitbündel und Sklerenchymplatten in dünne zerbrechliche Kohlenblätter verwandelt sind, während sich die 
durch Zerstörung der zarteren Gewebe entstandenen Lücken mit Schieferton oder feinem Sandstein erfüllt 
haben, sind bei dem am längsten als Scitaminites (unserem Ps. musaeformis bekannte Stück)?) nur die 
beiden mittelsten Leitbündel durch ein schmales Ersatzbündel verbunden, die anderen frei. Bei dem etwas 
schwächeren, doch gewiß zu derselben Art gehörigen, von Corda als Ps. carbonifera bezeichnetem 
Stamme, ist sowohl das innerste wie das folgende Leitbündelpaar in ähnlicher Weise durch Ersatzbündel 
verbunden, wie bei dem eben angeführten verkieselten [II. 18, 19]; wir können daher wohl annehmen, daß 
die schöne Scheibe aus dem böhmischen Kohlensandstein im Dresdener Museum, auf deren äußere Leit- 
bündel wir nachher noch einmal zurückkommen [IV. 31 untere, 32 obere Fläche], ähnlich gebaut gewesen 
sei. Aber, obwohl die Beschaffenheit der innersten Kohlenstreifen eine genaue Bestimmung erschwert, scheint 
es doch, daß hier ein Ersatzbündel |[3ı, sp!] das Leitbündel 3 mit 6 verbunden hat und mit dem einen 
Rande an 2 festhaltend, mit dem anderen nach außen, zu 4 fortschreitet, so daß darin nicht die gleiche 
Regelmäßigkeit herrscht. 

Ist diese hier vielleicht nur wegen der unvollständigen Erhaltung der mittleren Kohlenstreifen nicht 
zu erkennen, so fehlt sie oft wirklich bei den Stämmen aus der Gruppe des Ps. simplex, die auch in der 
Zahl, Dicke und Gestalt der Leitbündel wie in der Ausbildung der Sklerenchymscheide die größten Schwan- 
kungen zeigt. So sind bei Ps. simplex f. integer bald noch die beiden mittelsten, auffallend breiten Leit- 
bündel durch ein Ersatzbündel im kurzen Bogen geschlossen |III. 24], die anderen aber frei, bis auf ein paar 
unregelmäßige Verwachsungen, teils an einem Ende, teils in der Mitte; bald sind von diesen zwei und 
mehrere in verschiedener Weise mit ihren Rändern seitlich zu sonderbaren Gestalten verschmolzen. 


Bei dem von Cotta) abgebildeten Ps. simplex verbindet das von den gefalteten mittelsten Bündel 
ausgehenden Ersatzbündel nicht nur, wie gewöhnlich, die beiden ihm zunächst liegenden Leitbündel, son- 
dern breitet sich bis zuden zwei folgenden aus, so daß es im Querschnitt als ein Querbalken mit vier rechtwinklig 
angesetzten Platten erscheint. Auf zwei freie Leitbündel folgen dann zwei breitere und stärker gekrümmte, 
zwischen deren Rändern auf der entgegengesetzten Seite ein langes gerades Ersatzbündel ausgespannt ist, 
eine in dieser Gruppe besonders ausgeprägte Gestalt, die erst außerhalb der Randbündel nach und nach in 
die etwa halbkreisförmig gebogene des Blattbündels übergeht. 

Andere sind viel weniger regelmäßig. An einer schönen Platte des Berliner Museums) sind auch 
mehrere innere Leitbündel — auf der unteren Fläche 4, auf der oberen 3, daneben noch 2 — durch je 
ein Querbündel aneinander geschlossen, aber zwischen ihnen sind noch kleinere zerstreut, so daß man keines 
mit Sicherheit als das mittelste betrachten kann. Dagegen ist auf der Unterfläche des Stückes rechts das 


!) Die Zeichnung des Berliner Stückes (Stenzel in Göpp.: p. F., Taf. V, Fig.6) stellt die untere Fläche des 
Stückes dar, sie entspricht der oberen der Dresdener Scheibe [I. 23], von deren Unterseite, um sie mit der oberen ver- 
gleichen zu können, das Spiegelbild hat gezeichnet werden müssen [I. 22], das für die Vergleichung mit der des Berliner 
Stückes wieder umgekehrt werden muß. 

2) Gorda: Beitr. S. 94, Taf. 45, Fig. 3. 

3) Cotta: Dendr. Taf. VI, Fig. 1. Die Figur zeigt das Mittelbündel nicht gefaltet, sondern nur platt gedrückt. 

#) Stenzel in Göppert: p. F. Taf. VI, Fig. 3 Unterseite, Fig. 4 Oberseite. 


Beiträge zur Paläontologie Österreich-Ungarns. Bd. XIX. 13 


92 Dr. K. Gustav Stenzel. [8] 
dritte Leitbündel, vom Randbündel aus gerechnet, mit einem langen geraden Ersatzbündel!) verbunden, das 
links bereits bis zu dem Leitbündel unmittelbar innerhalb des Randbündels nach außen gerückt ist; auf der 
oberen Fläche zieht sich dasselbe Ersatzbündel?) an dem rechts dem Randbündel nächsten nach links bis 
zum Randbündel selbst hin, ist also eine Mittelstufe zwischen Ersatz- und Blattbündel und beweist 
augenfällig die gleiche Natur beider. Vor beiden liegt das flach gewölbte freie Blattbündel mit ein- 
gerollten Rändern.?) Auf der gegenüberliegenden Seite des Holzkörpers folgt auf die freien inneren Leitbündel 
gleich ein dickes, fast gerades Blattbündel, das an der unteren Fläche der Platte noch mit dem Randbündel 
rechts verschmolzen, von dem links nur eben getrennt ist #), während es auf der oberen auch rechts frei, 
links aber weit nach außen gerückt ist.°) Das untere vor ihm liegende flach gewölbte Blattbündel®) hat die 
obere Fläche nicht erreicht. 

Noch andere Stämme des Ps. simplex wie die der f. conjugatus zeigen fast nichts mehr von Er- 
satzbündeln. Von ihren starken, fast gleich breiten Leitbündeln sind nur zuweilen zwei der mittleren durch 
einen kurzen Ersatzbündelbogen oder mehrere 2—4 nebeneinander liegende Ränder durch ein sehr ver- 
breitertes Ersatzbündel verbunden.?) Aber auch dies ist nur eine zufällige oder doch nur übliche Erscheinung, 
denn auf der gegenüberliegenden Seite des Holzkörpers fehlt diese quere Verschmelzung, ebenso wie beider- 
seits an dem schönen Abschnitt desselben Stückes in der städtischen Sammlung zu Chemnitz. Bei diesem 
ist aber an Stelle der queren Verschmelzung vor den freien Rändern der Leitbündel ein dünnes Ersatz- 
bündel über die ganze Breite des Holzkörpers ausgespannt. Wir können daraus schließen, daß die seitliche 
Verschmelzung der Bündelränder, die manchen Stücken dieser Arten ein so sonderbares Ansehen gibt, als 
breite Ersatzbündel zu betrachten sind. 

Im Besitze des Herrn Otto Weber in Hilbersdorf bei Chemnitz befindet sich das Bruchstück eines 
sehr starken Stammes von Ps. simplex f. conjugatus mit fast vollständigem Holzkörper, der innerhalb der 
zwei ausnahmsweise schwachen Randbündel noch 14 dicke, fast gleich breite Leitbündel enthält, das mitt- 
lere durch zwei halb so breite, diesseits und jenseits eines drehrunden Mittelbündels ersetzt. Die beiden 
äußersten sind durch ein beinahe ebenso dickes, ursprünglich wohl gerades Ersatzbündel verbunden, 
sonst aber finden wir von solchen nichts; höchstens deuten ein paar unvollständige und unregelmäßige 
Verwachsungen darauf hin, daß auch hier eine ähnliche quere Verschmelzung mehrerer Bündel hätte zu 
Stande kommen können, wie die vorhin besprochenen. 

Eine ähnliche Platte im Berliner Museum, °) die wir wegen des Fehlens einer Sklerenchymscheide 
hinter den Blattbündeln am besten zu Ps. simplex ziehen, zeigt nichts von Ersatzbündeln, vielleicht 
weil die großen Blätter dieser Art höher als sonst über einander standen und daher mancher Querschnitt 
keines von ihnen getroffen hat. 

Wie bei den letzten Arten mit zweizeiliger Blattstellung wird uns die Aufsuchung der Ersatzbündel 
bei jenen mit mehrzeiligen Blättern dadurch erschwert, daß sie den übrigen Leitbündeln an Dicke, 
Breite und Gestalt gleichen. Dazu kommt noch eines: der fast überall eingetretene Druck hat die zwei- 
zeiligen Leitbündel meist an der breiten Seite getroffen, sie daher näher aneinander gerückt, sonst aber 
wenig verändert: und selbst in den seltenen Fällen, wo er auf sie von der Blattseite her eingewirkt hat 
wie bei einem Stämmchen von Ps. Gutbieri,?) sind wohl die Leitbündel stark gekrümmt, manche geknickt, 
aber man kann sich unschwer ihre ursprüngliche Beschaffenheit vorstellen. Bei den Arten mit mehrzeiligen 
Blättern dagegen hat jeder Druck die sich in stark gekrümmten Bogen nach allen Seiten um die Mitte 


) Ai, 3, @: 

2), Eig. 4, a. 

) Re, 9, Ah, @ 

S) Are S, ( 

>) Fig. 4, b. 

I) a 3, ah 

9) Deamzell in ODER 0, 19, ML, I. 

®) Coll. Cotta 30, 39. 

°) Stenzel in Göppert:p. F. V, 3 (als Ps. plicatus). 


[9] Die Psaronien, Beobachtungen und Betrachtungen. 93 


herumziehenden Leitbündel in ganz verschiedener Weise verändert: sie sind bald flach gedrückt, bald 
stärker gekrümmt oder zusammengebogen, dabei in der Regel zerbrochen und so verschoben, dafs man 
überhaupt nur schwer ein Bild des ursprünglichen Aufbaues des Holzkörpers gewinnt. Auch die Auf- 
suchung der Ersatzbündel gelingt daher meist nur in den beiden äußersten Kreisen der Leitbündel, wo sie 
aus deren Lage erschlossen werden kann. 

Bei dem vierzeiligen Ps. quadrangulus |IV. 35, 36| liegt hinter jedem Blattbündel [f!— f!] ein 
tlach gebogenes Querbündel, das, den übrigen Leitbündeln gleicht, doch das Ersatzbündel für das nächst 
höhere Blatt in sich enthalten mag. Die weiter nach innen folgenden lassen keine so einfachen Beziehungen 
zu den vorhergehenden erkennen. Auch bei Ps. Haidingeri |V. 39] mit spiraliger Blattstellung mag man 
nur das hinter f?, vielleicht auch das hinter fl, bei dem sehr ähnlichen Ps. helmintholithus |VI. 41] des 
nach innen von f? und [VI. 43] die hinter f? und f? liegenden für Ersatzbündel enthaltende ansehen. 

Für die /nfarcktus-Gruppe mit ihrem verwickelten Stammbau hat Zeiller in eingehender, durch 
lehrreiche Abbildungen erläuterter Darstellung die Herkunft von je zwei Ersatzbündeln aus dem Innern und 


deren Zusammentreten mit den Zweigen zweier Randbündel zu einem Blattbündel überzeugend nachgewiesen.) 


Ersatzbündel und Blattbündel. 


Könnten wir auf Grund der vorangehenden Ausführungen das gleiche auch für die übrigen P’sa- 
ronien annehmen, so blieben doch zwei Bedenken dagegen bestehen, die sich durch die bisher gemachten 
Beobachtungen nicht ohne weiteres beseitigen liefen. 

Zunächst war es doch auffallend, daß diese Zusammensetzung der Blattbündel an diesen selbst 
nie unmittelbar beobachtet werden konnten. Daß ihr anatomischer Bau keine verschiedenen Teile erkennen 
ließ, fiel weniger ins Gewicht. 

Da die Gewebe der in ihnen vereinigten Bündel gewiß von vorn herein einander glichen, so 
konnten sie wohl, wo diese Rand an Rand miteinander verwachsen und sich dabei erheblich verbreiterten, 
eine gleichförmige dünne Platte bilden. Dagegen hat sich die Verwachsung der Blattbündel aus mehreren 
Teilen einigemal aus ihrer äußeren Gestaltung erschließen lassen, indem das von innen her kommende 
Ersatzbündel sich an die Fläche der Randbündel angesetzt hat, wie es ähnlich auch bei inneren Leit- 
bündeln vorkommt. So bei Ps. cinctuws,?) Ps. simplex, f. conjugatus,’) Ps. simplex.‘) 

So hat sich einmal bei Ps. punctatus das Ersatzbündel [III. 25, fY] mit dem einen Rande an die 
Fläche des Randbündels Pl angesetzt, dessen freier Saum sich weiterhin von diesem getrennt hat und den 
einen Saum des Blattbündels [26, f] bildet; während auf der anderen Seite das Ersatzbündel, am Rande 
des Randbündels [25, 2] beginnend, sich weiterhin ebenfalls an dessen Fläche angeheftet hat, so daß 
dessen freier Saum wohl in den linken Saum des Blattbündels übergehen konnte. 

Ganz ähnlich sehen wir bei einem Ps. Levyi den Saum der beiden Randbündel [I. 3, x, y] die 
Ansatzstellen des Ersatzbündels | f!]| überragen, gewiß, um weiterhin den Saum des freien Blattbündels 
zu bilden. 

Man kann einzelne Teile verschieden deuten; man kann die freien Säume den Randbündeln zurechnen, 
wie wir getan haben, oder den Blattbündeln; das aber beweisen diese Vorkommnisse in jedem Falle, dafs 
diese Blattbündel nicht nur die mittleren Abschnitte breiter Randbündel oder Randbündelpaare sind, denn 
dann würden sie sich einfach mit plattem Rande von diesen ablösen, sondern daß ein Bündel von innen 
her hinzutritt. 

Ihres sparsamen Vorkommens wegen könnte man diese Bildungen selbst für Bildungsabweichungen 
erklären. Dann wären es jedenfalls solche, die, wie oft bei lebenden Pflanzen, uns den Weg zur richtigen 
Erkenntnis von regelmäßigen Bildungen zeigten. Aber die Annahme ist nicht einmal wahrscheinlich. Schon 


1) Zeiller-Autun, p. 208. 

2) Stenzel in Göppert: p. F. Taf. V, Fig. I (als Ps. infarctus) 2, 
8) Ebenda. Taf. VI, Fig. 1. 

*) Ebenda. Taf. VI, Fig. 3, 4. 


94 Dr. K. Gustav Stenzel. [10] 


das Vorkommen bei Arten, die ganz verschiedenen Gruppen der Psaronien angehören, wie der zweizeilige 
überaus einfach gebaute Ps. Zevyi und der fünfzeilige Ps. punctatus mit spiralig gestellten Blättern, spricht 
dagegen; ebenso ihre gleichförmige und zierliche Ausgestaltung. Daß sie uns so selten zu Gesicht kommen, 
rührt aber wahrscheinlich daher, daß das von innen kommende Bündel mit den Randbündeln nur eine so 
kurze Strecke weit verschmolzen ist, daß nur wenige Querschnitte sie gerade getroffen haben; wo aber die 
Vereinigung Rand mit Rand stattgefunden hat, sind auch weiter keine Spuren von ihr zurückgeblieben ; 
und da diese bis jetzt nur sparsam beobachteten Vorkommnisse das zeigen, was wir erwarten mußten, 
können wir in ihnen immerhin eine Bestätigung unserer Annahme sehen. 

Noch mehr hat mich eine zweite Frage beschäftigt. Konnten wir viele Ersatzbündel in ihrem stufen- 
weisen Fortschreiten von innen nach außen als Verbindungsstücke je eines Paares innerer Blattbündel bis 
zu den Randbündeln verfolgen, so schien es unbegreiflich, daß man ihnen gerade bei diesen Arten nie 
für sich auf dem Wege von einem solchen Bündelpaare zu dennächst äußeren begegnete, 
etwa wie bei den äußeren Bündelpaaren der /nfarctus-Gruppe.!) 

Am wahrscheinlichsten ist es, daß es, immer abgesehen von diesen letzteren, solche selbständige 
Ersatzbündel gar nicht gibt, sondern daß die mit ihnen seitlich verbundenen Stammbündel sich mit 
ihnen zugleich so weit nach außen biegen, bis sie das nächste äußere Bündelpaar erreicht haben. An dieses 
geben sie nun unmittelbar das Ersatzbündel ab, dessen Ränder mit seinen Rändern verschmelzen, um so 
weiter aufwärts zu gehen; sie selbst ziehen sich wieder zurück, ähnlich wie die Ränder der Randbündel, 
nachdem sie ein Blattbündel abgegeben haben, wie wir das oben dargestellt haben. 

So finden wir es einigemal bei Ps. Klugei.”) Zunächst treten zwei innere, durch ein queres Ersatz- 
bündel verbundene Leitbündel zu einem Ganzen zusammen (a), ähnlich dem einen mittleren Bündel von 
Ps. Ungeri, f. flaccus |1. 8, sp] oder des Ps. musaeformis |lI. 18, 19, sß] und schließen die Lücke zwischen 
den zwei vor ihnen liegenden Leitbündeln,?) die mit ihnen so verschmolzen sind, daß man bei dem einen 
die Verwachsungsfläche noch deutlich erkennt, während sie bei dem anderen nur eben noch angedeutet ist. 
Bei einem zweiten etwas kleineren *) ist die Verschmelzung vollständig, ebenso bei einem dritten.) Noch 
nicht soweit vorgeschritten ist ein klammerförmiges Leitbündel bei Ps. cinctus,®) das die Lücke zwischen 
den beiden vor ihm liegenden breiten Leitbündeln (des zweiten Kreises von außen) nur an der einen (in 
der unteren Figur) Seite zu schließen anfängt, indem es mit dem Saume des dort liegenden Leitbündels sich 
vereinigt hat, während es dem eingerollten Rande des anderen zwar schon sehr nahe gerückt, von ihm aber 
immer noch durch einen schmalen Spalt getrennt ist. 

Auf der gleichen Stufe der Ausbildung steht ein Ersatzbündel [II. 23, sö!] auf der unteren Fläche 
der im Dresdener Museum aufbewahrten Scheibe von Ps. Ungeri. Eben hatte es noch die beiden Leit- 
bündel 5 und 6 in Gestalt der für die Art bezeichnenden Schlinge verbunden. Von dem einen (8) eben 
losgelöst, ist es nach ihm hin noch tief eingefaltet; mit dem anderen (5) noch verschmolzen, läßt es durch 
die beiderseitigen Furchen die beginnende Abtrennung deutlich erkennen. Vorher aber hat es sich hier mit 
dem nächst äußeren Leitbündel 4, wie auf der anderen Seite mit 9 verbunden; und auf der oberen 7—8 mm 
höheren Fläche des Stückes [II, 22] sehen wir es auch an dem Leitbündel 5 frei, die nächst äußeren 4 und 9 
durch eine ganz ähnliche Schlinge verbinden, wie das äußerste Ersatzbündel (sp!!) die Leitbündel 2 und ı1. 
Dieses ging auf der unteren Fläche [IV. 23, sd] von den Rändern der Leitbündel 3 und Io aus, auf der 
oberen |22, sp!!] zieht es sich von 2 nach ıı hinüber, ist also einen Schritt weiter nach außen gegangen, 
indem es nur noch durch seine tiefe Falte zu beiden Seiten sich den Bündeln 3 und 9 annähert, mit denen 
es eben noch verschmolzen war, ein Beweis, daß dieser Übergang sich sehr rasch vollzogen 
hat, indem keine Mittelform zwischen beiden fertigen Stufen zum Vorschein kommt. 


1) Siehe oben S. 87. 

2) Stenzel in Göppert:p. F. S. 264, Taf LXI, Fig. 2, m; 3; vergrößert Fig. 4. 

3) Ebenda. Fig. 4, b, c. 

*) Ebenda. Fig. 2, n; 5 (h): 

°) Ebenda. Fig. 2, 0. 

6) Ebenda. Taf. V, Fig. ı, links im dritten Kreise von außen hinter dem Blattbündel a. 


Fi 1] Die Psaronien, Beobachtungen und Betrachtungen. 95 


Eine gleiche Verwachsung hat wahrscheinlich auch bei den inneren Leitbündeln von Ps. chem- 
nitziensis |l. 6] stattgefunden, obgleich sie hier wegen der Lücke im Gestein nicht so sicher verfolgt 
werden kann. 

Wenn wir dies im Auge behalten, so werden diese sicher beobachteten Fälle die von uns ange- 
nommene Art, wie die Ersatzbündel von innen bis zu den Blattbündeln fortschreiten, als die regelmäßige 
erscheinen lassen. Fälle, in denen der eine Rand eines Ersatzbündels sich losgerissen hat, wie bei Ps. spurie 
vaginatus |l. 13, sp!) sind ganz vereinzelt. Schon bei dem an der gegenüberliegenden Seite des Stammes 
[s/"] ist es bei der wenig günstigen Art der Versteinerung zweifelhaft, ob nicht das freie Ende bloß ab- 
gebrochen ist. 


Fast ebenso überzeugend wie diese unmittelbar beobachteten Verwachsungen spricht für unsere 
Annahme die Vergleichung: übereinander liegender Querschnitte desselben Stückes. An der vorher schon 
‘erwähnten Platte des Ps. musaeformis aus dem Kohlensandstein im Dresdener Museum!) sind die zwei 
auf die freien Randbündel folgenden Leitbündel [IV. 31, 1, 2] an der einen Seite wie gewöhnlich etwas 
zusammengebogen und durch ein gerades Ersatzbündel [sp?] verbunden. Auf der oberen noch nicht ı cm 
höheren Fläche |[IV. 32] sind diese Ränder frei, deutlich auseinander gebogen, offenbar, um der raschen 
Verbreitung des Ersatzbündels zu folgen. Sie haben dieses an die Randbündel [p!, 5] abgegeben, mit deren 
Saum es nun das Blattbündel [32, f] zusammensetzt. Hier stehen die Ränder der Leitbündel [r, 2] noch so 
nahe an den eingebogenen Rändern der beiden Randbündel, daß sich die Annahme von selbst aufdrängt, sie 
hätten diese eben erst erreicht und hätten sich dann von dem Ersatzbündel getrennt, so rasch, dafs ihr Saum 


noch nicht seine gewöhnliche, nach innen eingebogene Gestalt wieder erreicht hätte. 


Ebenso gewiß ist auch das vorher ?2) schon erwähnte Blattbündel [VI. 46, f?] des Ps. spissus mit 
spiralig in fünf Zeilen stehenden Blättern entstanden. Auf der unteren Seite der Platte stehen die beiden 
Randbündel [VI. 45, 52, 5°] weit voneinander ab; zwischen ihnen wölbt sich die Mitte des sehr breiten 
Leitbündels des zweiten Kreises, das Ersatzbündel [sf?], deutlich nach außen vor. Auf der oberen 2 cm 
höheren Fliche ist es mit den Randbündeln verschmolzen und so zu dem Blattbündel [46, f?] geworden ; 
die beiden Seitenteile des breiten Bündels haben sich gewiß eben erst von diesem getrennt, ihre frei ge- 
wordenen Ränder reichen noch nahe an dasselbe heran, das eine ist von p?, das andere von P? nur durch 
eine Sklerenchymplatte getrennt, wie vorher [VI. 45]. — Ebenso scheinen sich die Leitbündel des zweiten 
Kreises [45, 2] eben von dem Blattbündel [f*] zurückzuziehen, nachdem sie es bis zur Vereinigung mit 
den Randbündeln [p*, p?] begleitet haben. 


Überraschend stimmt damit der Bau eines Stämmchens von Ps. punctatus |III. 25, 26] überein, das 
wir schon mehrfach, namentlich wegen seiner bis zu verschiedenen Stufen ausgebildeten Blattbündel (S) und 
deren Verwachsung mit den Randbündeln (S) erwähnt haben. Auf ein tiefer unten abgegangenes Blatt läßt 
nur noch eine Bucht in der Sklerenchymscheide [25, 5] schließen. Die über ihm gebliebene Lücke zwischen 
den Randbündeln [2!, P?] ist noch weit geöffnet. In sie hat sich der mittlere Teil eines breiten Leitbündel 
des zweiten Kreises, das Ersatzbündel (sß'), so weit nach außen vorgeschoben, daß seine Ränder die der 
beiden Randbündel fast berühren. Es braucht daher nur einer kaum nennenswerten Bewegung mehr, um 
sich mit ihnen zu vereinigen und, wie es auf dem etwa 3!/, cm höher liegenden Querschnitte erfolgt ist, 
zu einem Blattbündel fortzubilden [III. 26, ft]. Hier haben sich die Seitenteile des breiten Leitbündels [26, 2] 
getrennt und ihre Ränder zurückgeschlagen; doch liegen diese noch fast unmittelbar an der Stelle, an der 
sie eben noch mit dem jetzigen Blattbündel zusammen gehangen haben. In die Lücke zwischen ihnen drängt 
sich aber bereits wieder ein Ersatzbündel, das mit seinen Seitenbündeln dem nächstinneren Kreise der Leit- 
bündel angehört, der hier unmittelbar vor den kleinen mittelsten Bündeln liegt. Hinter der anderen Bucht 
ist die Blattlücke auch auf der oberen Seite des Stückes noch nicht geschlossen und hinter ihr liegt ein 
mit zwei Leitbündeln verschmolzenes Ersatzbündel [s?2]. 


1) Siehe oben, S. 89. 
2) Oben, S. 89. 


96 Dr. K. Gustav Stenzel. [2] 


So können wir zuweilen auch bei mehrzeiligen Arten den Ursprung der Ersatzbündel bis nahe an 
die Mitte des Stammes hin verfolgen; und wo wir sie nicht von den anderen inneren Leitbündeln unter- 
scheiden können, ist es doch wahrscheinlich, daß sie, mit diesen vermischt, bald mit dem einen, bald mit 
dem anderen von ihnen verschmolzen nach außen gelangen. 


Von den auf diese Art zu Stande gekommenen Blattbündeln tritt immer nur eins nach einem 
Blatte hier aus dem Holzkörper aus.!) Dabei wird es so viel — oft vielemal breiter und in demselben 
Maße dünner, daß es bei der Versteinerung in der verschiedensten Weise gefaltet, verbogen, geknickt, oft 
selbst zerbrochen worden ist, wie kein anderer Gewebeteil. Sind dann die Teile regellos zerstreut oder 
durcheinander geschoben, so ist es nicht leicht, sie wieder zusammenzufinden und es ist nicht zu verwun- 
dern, daß bei einer Anzahl von Arten angenommen worden ist, es treten zwei oder selbst mehr selbständige 
Bündel in ein Blatt ein. Je mehr Psaronien ich aber habe untersuchen können, desto unwahrscheinlicher 
ist mir dies erschienen. Bei genauer Betrachtung lief wenigstens einer der Ränder eine kantige oder un- 
regelmäßige Begrenzung erkennen und auf einen Bruch schließen, während bei einem abgeschlossenen Leit- 
bündel beide Ränder glatt abgerundet hätten sein müssen; gewöhnlich sind sie außerdem etwas verdickt, 
eingerollt oder eingeschlagen. Nachdem dann eine Vergleichung der Abbildung von Ps. helmintholithus bei 
Corda°) mit dem Original, dessen Holzkörper [VI. 43] genauer wiedergegeben ist, hat gezeigt, daß hier 
nicht zwei Bündel in ein Blatt eintreten, sondern nur eins, können wir dasselbe auch bei Ps. speciosus ?) 
vermuten, um so mehr, als wohl jedes der beiden Bündel links oben deutlich verdickte und abgerundete 
Ränder hat, bei den anderen, rechts unten aber wohl die nach innen gekehrten Ränder ähnlich beschaffen 
sind, die anderen aber zwischen den innersten Rindenwurzeln in ganz ähnlicher Weise dünn auslaufen, wie 


wir das regelmäßig bei dem aus dem Zylindermantel des Holzkörpers nur eben heraustretenden Blattbün- 
deln beobachten. 


Die eigentümlichen Veränderungen, die diese dabei erleiden, werden uns aber nur verständlich 
durch die merkwürdigste Erscheinung im Leben der Psaronien, durch deren nachträgliches Rindenwachs- 
tum. Nach allem was wir darüber wissen, ist, wie wir weiter unten näher ausführen werden, die Rinde 
des ganzen Stammes anfänglich sehr dünn gewesen. Erst wo die Blätter abgestorben waren, fing sie zu- 
gleich mit dem Herabsteigen von Nebenwurzeln in ihr, die wir deshalb innere oder Inneuwurzeln 
nennen wollen, in die Dicke zu wachsen an. Die Strecke der Blattbündel von der Außenfläche des Holz- 
körpers bis zu der des ganzen Stammes hatte nicht mehr die Fähigkeit, diesem Wachstum zu folgen; die 
äußerste Rindenschicht mit den Blattnarben riß von ihnen und dem sie umgebenden Parenchymgewebe ab; 
sie selbst wurden von neu gebildeten Rindenparenchym überwachsen.*) Soweit gleicht dieser Vorgang dem 
Abreifen der Blattspurstränge vom Holzkörper beim Wachstum des sekundären Holzes der Nadelhölzer und 


der holzartigen Dikotyledonen nach dem Abfallen der Nadeln oder Blätter, so verschieden der Wachstums- 
vorgang ist, der ihn hervorruft. 


Nun scheint der mechanische Zug der immer weiter nach außen rückenden äußeren Rindenschicht, 
die endlich zum Zerreißen der Blattbündel führen mußte, bei den Psaronien dadurch unterstützt worden 
zu sein, dafs dessen aus dem Holzkörper heraustretender Teil aufgelockert und seine Bestandteile mehr und 
mehr aufgesaugt wurden. Es mag; dabei der Zusammenfluß von Säften zur Neubildung von Rindenzellen 
mitgewirkt haben; auch mögen sich diese, wie wir das später bei den Wachstumserscheinungen der Rinden- 
wurzeln besprechen werden, zwischen sie gedrängt und so ihre Zersetzung herbeigeführt haben. 

Zu dieser Annahme bringen uns mehrere Beobachtungen. Bei einem Ps. spissus zieht sich ein 
schwaches, zum Teil selbst undeutliches Band, das aber die unverkennbare Fortsetzung des Aufsenrandes 
der einen Seite eines Blattbündels ist [VI. 46, f2], nach der anderen herüber, an der Stelle des 2 cm weiter 
unten beide noch stetig verbindenden Bogens [45, f?]l. Dieser ist also hier nicht einfach losgerissen, son- 


)), Stenzelin Göppert: p. F., S. 49. 
2) Gorda: Beitr. S. 98, Taf. 32, Fig. I. 
3) Ebenda. S. 107, Taf. 44. 

4) Stenzel: Staarsteine p. 779- 


[13] Die Psaronien, Beobachtungen und Betrachtungen. 97 


dern allmählich dünner geworden, bis er ganz verschwunden sein wird; denn vor den anderen, nach außen 
ganz offenen Blattbündeln [VI. 45 f!; 46, f?] ist keine Spur der früheren Verbindung mehr aufzufinden. 


Bei einem Ps. cinctus!) zieht sich ein ähnlicher aber so undeutlicher Bogen über die Öffnung des 
einzigen, außen nicht mehr wie die übrigen geschlossenen Blattbündel (a), so daß seine Natur ganz zweifel- 
haft sein würde, wenn nicht ein Vergleich mit dem eben besprochenen Bande von Ps. spissus es wahr- 
scheinlich machte, daß es dieselbe Bedeutung hätte wie dieses. Ähnlichen Bildungen begegnen wir auch 
sonst noch hier und da. Auf die zersetzende Einwirkung der sie umgebenden Rindenzellen weist auch die 
Art hin, wie die Seiten der Blattbündel außen endigen. Zuweilen sieht es wohl so aus als wäre, was weiter 
nach außen liegt, kurz abgerissen, wie bei Ps. Ungeri f. (flaccus) |II. 21, f?]; gewöhnlich aber verlieren sich 
die Streifen allmählich zwischen den Rindenwurzeln, indem sie immer undeutlicher werden, ehe sie auf- 
hören; so bei Ps. spissus |VI. 25, f!; 26, f?]. Das ist doch nur so zu erklären, dafs die nach aufsen zerrende 


Kraft durch eine innere Zersetzung unterstützt wird. 


Durch welche Kräfte aber das fast ausnahmslose Verschwinden des Blattbündels aus der Um- 
gebung des Holzkörpers herbeigeführt wird: es endet jetzt in dem senkrechten Zylindermantel desselben 
und bietet in Folge dessen im Querschnitt auffallend verschiedene Bilder dar, je nach der Höhe, in welcher 
es von diesem getroffen worden ist. 

Stellen wir uns vor [I. 9, cd mn] es sei ein von innen nach außen aufsteigendes Blattbündel nieren- 
förmig gewölbt, die offene Seite dem Innern des Stammes zugekehrt, die Ränder wie gewöhnlich etwas ein- 
gerollt, außen durch die senkrechte Fläche m n begrenzt. Hat ein Querschnitt es unten getroffen, etwa in 
der Höhe vo —z, so wird es, schräg von vorn oben gesehen, einen Bogen von c bis d beschreiben, etwa 
gleich dem nebenan gezeichneten c!—d!; so finden wir besonders häufig Querschnitte von Blattbündeln, 
da wo sie noch innerhalb der Sklerenchymscheide oder wenigstens des durch sie bestimmten Umfangs des 
Holzkörpers liegen. 

Ist das Blattbündel dagegen weiter nach oben, etwa in der Höhe x y, getroffen worden, so wird 
der Schnitt einen Bogen von a bis 5 beschreiben, der aber außen unterbrochen ist, weil das weiter nach 
außen, über f hinaus, liegende Stück des Blattbündels durch das Rindenwachstum entfernt worden ist. Der 
Querschnitt läßt daher zwei getrennte Streifen a! und 5! sehen, die aber keine von einander unabhängige 
Bündel sind, sondern die Durchschnitte der Seitenflächen, die unten zu dem einen rinnigen Blattbündel 
verbunden sind. 

Auf diese Weise erklären sich einfach und, wie ich glaube, natürlich die verschiedenen Formen, 
unter denen die Blattbündel oft auf einem und demselben Querschnitt erscheinen, nicht nur bei den vorher 
genannten Arten, sondern auch bei denen, deren Blattbündel nach Zeillers Auffassung”) sich in zwei von 
einander unabhängige Hälften teilen. 

Wir nehmen danach an, daß bei allen Psaronien nur ein breites Bündel in jedes Blatt eintritt. 

Dafür sprechen auch die über den weiteren Verlauf dieser Bündel gemachten Wahrnehmungen. Bei 
einem Ps. chemnitziensis, f. plicatus?) liegt ein einzelnes, vollständig erhaltenes Blattbündel zwischen den 
Wurzeln der sekundären Rinde nach innen gefaltet und unstreitig durch das Wachstum dieser Rinde so 
stark zusammengedrückt, daß nur noch ein schmaler Spalt an Stelle der vorher gewiß breiten Öffnung ge- 
blieben ist. Ist ferner unsere Annahme richtig, daß die ursprüngliche Rinde des Stammes nur eine sehr 


1) Stenzel in Göppert: p. F., Taf. V, I (als Ps. infarctus). 

2) Zeiller: Autun bemerkt allgemein (p. 180) »les cordons foliaires« seien »quelquefois divises en deux bran- 
ches independantes« und wiederholt dies auch bei mehreren einzelnen Arten; so p. 184, pl. XV, Fig. I, F, und F'; F, 
(Ps. infarctus); — p. 189, pl: XVII, Fig. 2, F, und #,! (Ps. bibractensis); — p. 228, pl. XIX, Fig. 1, F, und F,'; F, und 
F,!; F, und F,!; Fig. 2, F, und F,'; F, und A,! (Ps. Faivrei); — p. 221, pl. XX, Fig. 4, F, und F3! (Ps. Bureau); — 
p- 248, pl. XXI, Fig. ı, F, und A}! (Ps. brasiliensis); — p. 236, pl. XXIV, Fıg. I, F, und 3! (Ps. Dembolei). 

3) Stenzel in Göppert: p. F., S.69, Taf. V,Fig. 5 (als (Ps. plicatus). — Der Satz S. 69, Zeile 2—4, ist infolge 
eines Versehens unrichtig. Er mag lauten: Ist Taf. V, Fig. 5, eigentlich die Unterseite des Stückes ‚so liegt das Blatt- 
bündel a auf der ®/," oder I6 mm höheren oberen Fläche (der Rückseite der Platte ®),' oder fast 2cm weiter nach 
außen); es steigt also unter einem Winkel von etwa 40° nach aufgen an. 


98 Dr. K. Gustav Stenzel. [14] 


geringe Dicke gehabt hat, so mufs unser Blattbündel diese bereits durchzogen haben und in den Blattstiel 
eingetreten sein, von dem es allein übrig geblieben ist, nachdem dessen übrige Gewebe verwittert sind. Wie 
es gekommen ist, daß gerade dieses Bündel so zähe ausgedauert hat, daß es endlich an der mehrere Zenti- 
meter dicken Rinde überwachsen und vor endlicher Zerstörung geschützt worden ist, können wir nicht 
wissen. Aber es zeigt uns, daß — wenigstens bei dieser Art — auch der Blattstiel nur von einem 


ungeteilten, rinnenförmigen, an der Bauchseite offenen Leitbündel durchlaufen worden ist. 


Dieses Beispiel steht nicht allein da. An einer Scheibe des Ps. simplex, f. integer im Berliner 
Museum |II. 24] folgen sich an der einen Seite die breiten, flach rinnenförmigen Bündel dreier aufeinander 
folgender Blätter [f}, f?, f?] noch ziemlich unverletzt bis an den abgeschlagenen Rand, an der gegenüber 
liegenden wenigstens zwei [f*, f?] vielfach zerbrochen und so verschoben, daß die zwei äußersten Bruch- 
stücke [x, y] vielleicht noch Überreste eines dritten Bündels sind, Von diesen liegt das innerste [ff] an 
der Grenze des Holzkörpers; das folgende [|f°—f?], so wie alle drei Blattbündel der anderen Seite |f!—f!; 
f2, f?] aber außerhalb desselben, so daß wir sie schon Blattstielen zurechnen müssen. Das ist um so 
wahrscheinlicher, als namentlich eines von ihnen [f!] in seiner ganzen Breite außen von einem dunklen 
Bogen umzogen wird, der ganz das Aussehen einer zähen Rindenschicht hat, die dem dicken Blattstiele 
mehr Festigkeit gewähren sollte. Hier wie bei dem vorher besprochenen Ps. chemnitziensis sind die Blatt- 
stielreste von der Zuwachsrinde rings umwachsen — nur über |f?] ist das Gestein abgeschlagen — und 
vor völliger Zerstörung bewahrt worden. Gewiß sind hier nur ausnahmsweise Blattspur und Blattstiele bis 
an die äußere Grenze erhalten, wie ein Vergleich des Querschnittes [III. 24] mit dem von Cotta!) und 
dem von mir abgebildeten ?) beweist; aber das lassen sie doch erkennen, dafs jedes Blatt nur breites rinniges 


Leitbündel aus dem Holzkörper erhält. 


Blattstielbündel. 


Zu gleichem Schluß führt uns endlich ein bis jetzt vereinzelt dastehendes Vorkommen bei einem 
Ps. Haidingeri von Chemnitz |V. 39]. Bei diesem ist der dicke Holzkörper von einer zusammenhängenden 
Sklerenchymscheide umgeben, an die sich die sehr ungleich entwickelte Zuwachsrinde [r, r] anschließt, die 
außen noch von einer dicken Schicht gut erhaltener freier Wurzeln [R. R] umgeben wird. In den tiefen 
Furchen der Rinde liegen nun Blattbündel, bereits aus der Rinde ausgetreten, also abgestorbenen Blatt- 
stielen angehörend, von denen aber bis auf zweifelhafte Reste der übrigen Gewebe nur die Leitbündel 
erhalten sind. Auch von diesen sind manche bis zur Unkenntlichkeit verwittert, wie [7°, F®]; andere aber, 
wie [F%, F°], zeigen deutlich die Gestalt einer tiefen Rinne mit eingerollten Rändern und beweisen, daß 
auch bei dieser Art der Blattstiel nur von einem Leitbündel durchzogen gewesen sein muß, ähnlich dem 
Blattbündel, das eben den Holzkörper verläßt. Daf3 es nach dem Verwittern der es innen und außen um- 
gebenden und schützenden Gewebe des Blattstiels durch Eintrocknen stark geschwunden ist, ließ sich wohl 
erwarten, namentlich bei [F°], das erst gegen 2 cm weit nach seinem Austritt aus der Rinde vom Quer- 
schnitt getroffen worden ist. Auffallend ist dagegen, daß die beiden letzten Bündel ihre offene Seite nach 
außen wenden. Wir könnten uns, dafür auf das ebenfalls schon sehr geschwundene, ähnlich gestaltete Blatt- 
bündel [f!] beziehen; doch ist die Art, wie dieses zu Stande gekommen ist, selbst zweifelhaft. 


Am nächsten liegt es wohl, dafß die an freier Luft austrocknenden bandförmigen Bündel sich ein 
halbes Mal um die eigene Achse gedreht haben, bis die seitlich an ihnen vorbeiwachsenden Rindenflächen 
sie in ihrer Lage festgehalten haben. Dies ist um so annehmbarer, als andere, leider weniger gut erhaltene 
Bündel [wie F?], ihre ursprüngliche Lage beibehalten oder sich nur so gestreckt zu haben scheinen [Ft], 
daß die Öffnung nach der Seite gewendet ist, 


Erstreckt sich unsere Kenntnis der in die Rinde herausgetretenen Blattbündel der Psaronien nur 
auf einen kleinen Teil der bekannten Arten, so werden durch sie doch die Folgerungen unterstützt, die wir 


!) Gotta: Dendr. Taf, VI, Fig. I (als Ps. helminthulithus). 
2) Stenzel in Göppert:p. F., Taf. VI, Fig. 3, 4. 


[15] Die Psaronien, Beobachtungen und Betrachtungen. 99 


aus ihrem Verhalten im und am Holzkörper gezogen hatten; keine hinreichend begründete Tatsache steht ihnen 
entgegen; wir können es daher als ein sämtlichen Arten gemeinsames Merkmal bezeichnen. 

Daß jedes Blatt nur ein einfaches rinnenförmiges Leitbündel erhält, das sich bis in den Blattstiel 
hinein fortsetzt. Wir können danach auch die von Solms-Laubach!) ausgesprochene Vermutung, daß 
die Platte des aus dem Holzkörper austretenden Blattbündels sich vielleicht alsbald in zahlreiche Bündel 
von winzigem Querschnitt auflöse, die nun zwischen der Masse von Wurzeln sich der Beobachtung ent- 


ziehen, nicht teilen. 


Gestalten der Blattbündel. 


Sonst zeigen die Blattbündel mannigfache, zum Teil sehr erhebliche Verschiedenheiten, aus denen 
auch einzelne Schlüsse auf die vermutliche Beschaffenheit der Blattnarben und der Blätter hergeleitet 
werden können. Die kleinen, nur etwa 3 mm breiten Blattbündel von Ps. pusillus |IV. 37] lassen, wenn 
wir das umgebende Parenchym hinzurechnen, auf einen selbst an seinem Grunde nur etwa 5 mm dicken 
Blattstiel schließen, der eine Spreite, etwa wie unsere großen krautigen Farne getragen haben mag. Nicht 
viel größer mögen die Blätter an den Stämmchen des Ps. Cottae |I. 11, 12], Ps. fenuis [I. 4| und Ps. qua- 
drangulus [IV. 36, f!, f] gewesen sein. Die des stattlichen Ps. bibractensis?) mit 2 cm dicken Blattstielen 
an einem ohne die Rinde etwa 16 cm dicken Stamme waren wohl meterlang; die an dem nur S—IO cm 
dicken, von Ps. Freieslebeni mit seinen entfernten, 2 cm breiten Blattbündeln [IV. 34a] und etwa 2!j, cm 
dicken Blattstielen mögen sie noch übertroffen haben. Die 3 cm dicken Blattstiele von Ps. brasiliensis,?) 
die 3/, cm dicken von Ps. simplex f. integer |III. 24] und die 4 cm im Durchmesser von Ps. infarctus*) 
müssen gewaltige, 2 2 und darüber lange Blätter getragen haben. Noch mannigfaltiger ist ihre Gestalt, 
wie sie uns namentlich auf Querschnitten entgegentritt, nur daß wir wegen der außerordentlich häufigen 
Verbiegungen, Knickungen und Verschiebungen oft kein zuverlässiges Bild von ihr erhalten können. Seltener 
bilden sie hier eine flache Rinne, wie bei dem eben angeführten Ps. simplex; häufiger einen im Querschnitt 
nur nach innen offenen Kreis, wie bei Ps. infarctus;?) drei Seiten eines ebenfalls nach innen offenen Recht- 
ecks bei Ps. Faivrei°) und vielen anderen Arten oder einem außen abgerundeten Winkel.?) 

Diese und die mehrfachen zwischen ihnen in der Mitte liegenden Gestalten werden noch mannigfach 
abgeändert durch die verschiedene Ausbildung der Ränder. Anfänglich sind diese den Randbündeln, von 
denen sie sich eben losgelöst haben, zugewendet, wie bei Ps. Ungeri, f. flaccus |. 21, f!] und Ps. Haidin- 
geri |V. 39, f?]; sehr bald aber richten sie sich gerade nach innen nach der Mitte des Stammes hin, indem 
sie sich zugleich etwas verdicken, abrunden und ein wenig nach innen einrollen |[II. 21, f!; V. 39, als 
Ps. Pictus |I. 7, f—f°], Ps. astrolithus |III. 28, ft, f?], Ps. quadrangulus [IV. 35, f'—f*]. Bei den weiter 
nach außen gerückten Blattbündeln endiich sind die Ränder stärker eingerollt, so Ps. Haidingeri |V. 39, f?] 
oder tief eingeschlagen bei Ps. Ungerı, f. flaccus [UI. 21, f?]. Wie bei den beiden letzten Arten läßt 
sich diese Veränderung verfolgen bei Ps. cinctus,®) wo die noch im Holzkörper liegenden Blattbündel 
(b, d, e) nur schwach eingerollte Ränder haben, während sie bei dem weiter herausgetretenen (a) tief ein- 
geschlagen sind. Bei dem noch von der Sklerenchymscheide umschlossenen Blattbündel des Ps. helmintho- 
lithus |VI. 43, f?] sind die Ränder noch auswärts, nach den angrenzenden Randbündel hin, gebogen, bei 
dem aus derselben ausgetretenen |f?] stark einwärts gerollt. Noch augenfälliger tritt uns diese Veränderung 
bei Ps. simplex, f. conjugatus”) entgegen, wo das Blattbündel innerhalb der Scheide (g) nur ein wenig 


1) Solms-Laubach: Palaeophytologie, S. 175 

2) Zeiller: Autun, pl. XVII, Fig. T, f?, f*. 

3) Zeiller: Autun, pl. XXI, Fig. I. 

#) Ebenda, pl. XV, Fig. 1. 

:) Ebenda, pl. XV, Fig. 2. 

6) Ebenda, pl. XIX, Fig. 2. 

?) Stenzel in Göppert: p. F., Taf. V, Fig. 1, als Ps. infaretus ß. quinquangulus. 
8) Ebenda, Taf. VI, Fig. 1. 

°) Ebenda, Taf. VI, Fig. 1. 


Beiträge zur Paläontologie Österreich-Ungarns. Bd. XIX. 


100 Dr. K. Gustav Stenzel. [16] 


nach innen umgebogene Ränder hat, wogegen sie bei dem außerhalb (A, h) stark eingeschlagen sind. 
Namentlich sieht man aber bei Ps. simplex') ein eben erst von den Randbündeln getrenntes Blattbündel 
fast eben mit schwach eingekrümmten Rändern, die weiter nach außen gerückten flach, doch nach außen 
gewölbt, mit in weitem Bogen eingerolltem Saum.?) In den gleichen Stufen schreitet bei einem anderen Stücke 
derselben Art Ps. simplex, f. integer [III. 24] die Ausgestaltung der Blattbündel vom innersten |f—f?] zu 
dem weiter nach außen auf der gegenüberliegenden Seite des Stammes [f', f?], die vermutlich schon dem 
Blattstiel angehören, wieder schmäler geworden sind oder ob sie ihre eingerollten Flanken bei der Ver- 
steinerung verloren haben, läßt sich nicht wohl entscheiden. 


Einer von allen vorhergehenden abweichenden Gestaltung einzelner Blattbündel endlich begegnen 
wir an einem Ps. bibractensis aus Böhmen. Bei diesem sind von sechs Blattbündeln wenigstens drei 
[IV. 40, f!, f?, f?] an der dem Holzkörper zugewendeten Seite nicht, wie alle bisher betrachteten, offen 
sondern deutlich geschlossen, indem die beiden Seitenflächen der Rinne durch einen, in der Mitte nach vorn 
gefalteten, also nach außen offenen Bogen verbunden sind. Diese Faltung legt uns die Erklärung nahe, 
daß die sonst hier nur nach innen eingebogenen Seitenflächen sich in der Mitte getroffen haben und hier 
miteinander zu einer kurzen Röhre verschmolzen sind, die sich nach vorn trichterförmig erweitert, dann aber 
an der der Mitte des Stammes zugekehrten Seite bald wieder geöffnet und in die gewöhnliche rinnige 
Form der Blattbündel übergegangen ist. In der Tat: denken wir uns diese in der schematischen Figur |I. 9] 
bis etwas über [a — b] hinaus miteinander verwachsen, so würde ein in der Richtung |e — y] gehender 
Querschnitt des Stammes die Ränder [a!, d!] durch einen nach dem Innern der Rinne gewölbten Bogen 
getroffen haben, ganz wie bei Ps. bibractensis [V. 40, f!, f?], die beiden Seitenflächen aber nach außen 
von ihrer Fortsetzung in die Rinde hinein abgerissen, wie wir das oben ausgeführt haben. Das weite 
Auseinanderweichen der beiden Seitenflächen bei den an den Breitseiten des Stückes liegenden Bündeln 
[40, f? und f%] möchte denselben Kräften zugeschrieben werden, die das ganze Stück breit gedrückt haben. 
Daß wir in dieser eigenartigen Gestaltung mehrerer Blattbündel nicht etwas für die Art bezeichnendes 
sehen dürfen, beweist in demselben Querschnitt [V. 40, f‘, f?] das Vorkommen von gewöhnlich aus- 
gebildeten. Ähnlich mag sich auch das vereinzelte Blattbündel in der Rinde bei Ps. Haidingeri 
[V. 39, fl] erklären. 


Rinde: Beschaffenheit und Wachstum. 


Wir haben oben bereits einige Hauptpunkte des Rindenwachstums der Psaronien anführen 
müssen, um das plötzliche Aufhören der Blattbündel beim Austritt aus dem Holzkörper zu erklären. Die 
dort gemachten Annahmen bedürfen aber der Begründung und weiterer Ausführung. 


Wenn wir dort von der Annahme ausgingen, daß die Rinde des ganzen Stammes, von den ersten 
Sproßgliedern bis zu dem noch frische Blätter tragenden Gipfel sehr dünn gewesen sei, so bemerken wir 
zunächst, daß wir die, bei den meisten Arten zwischen ihr und dem Holzkörper liegende Sklerenchymscheide 
dem letzteren zugerechnet haben. Sie steht nach innen mit dessen Grundgewebe wie nach außen mit der 
Rinde in stetigem organischen Zusammenhang und ist in der Regel nach beiden Seiten gleich scharf 
abgegrenzt; und wenn ihre kleinen, lang gestreckten Zellen mit mäßig verdickten, ursprünglich wie bei den 
ähnlichen Geweben unserer Baumfarne gewiß schwarzbraunen Wandungen, nach außen zuweilen ganz all- 
mählich in die größeren, niedrigen dünnwandigen Rindenzellen übergehen, wie vor den Randbündeln von 
Ps. simplex, f. conjugatus?) und Ps. simplex*) oder über der Austrittsstelle eines Blattbündels von Ps. 
spissus |VI. 46, f!], so sind anderseits die zwischen die äußeren Leitbündel des Holzkörpers sich hin- 
ziehenden Sklerenchymplatten oft unmittelbare Fortsetzungen der allgemeinen Scheide, wie bei Ps. cinctus,?) 


!) Stenzel in Göppert: p. F., Taf. VI, Fig. 4b. 

2) Ebenda, 3, 6, d; 4, 6. 

3) Stenzel in Göppert: p. F. Taf. VI, Fig. 1. 

*) Ebenda, Taf. VI, Fig. 3, 4. 

5) Ebenda, Taf. V, Fig. I (als Ps. infarctus y quinguangulus). 


[17] Die Psaronien, Beobachtungen und Betrachtungen. 101 


Ps. infarctus,‘) Ps. bibratensis,*) Ps. Faivrei,®) Ps. Demolei.*) Wir ziehen diese daher zum Holzkörper, 
so daß die Rinde sich von ihrer Außenfläche bis zu der des ganzen Stammes erstreckt. 

Bei den Arten ohne Sklerenchymscheide geht ihr Gewebe stetig in das ihr scheinbar gleiche Grund- 
gewebe des Holzkörpers über. Nicht selten aber fällt es uns auf, daf dieses völlig zerstört, das Rinden- 
gewebe dagegen ziemlich gut erhalten ist. Bestimmter tritt uns ihre Verschiedenheit entgegen, wo das 
Grundgewebe, übereinstimmend mit dem Innenparenchym der Wurzeln lückig ist oder Gummigänge enthält, 
die dem Rindengewebe fehlen. Immer aber erkennt man dieses bei den uns allein erhaltenen älteren 
Stammstücken, an den in ihm herabsteigenden Innenwurzeln, von denen im Grundgewebe des 
Holzkörpers höchstens einmal die erste Anlage auf ihrem Wege von einem Randbündel nach außen 
angetroffen wird. 


An der so begrenzten Rinde enden nun plötzlich bei ihrem Austritt aus dem Holzkörper die Blatt- 
bündel. Eine Fortsetzung derselben jenseits der Rinde ist bis jetzt nur bei dem vorhin besprochenen Ps. 
Haidingert! an ihrer freien Außenfläche gefunden worden; im Innern ist keine Spur von ihnen vorhanden. 
Es muß also diese Außenfläche einst ganz nahe an der des Holzkörpers gelegen haben und die dazwischen 
liegende Rinde ganz dünn gewesen sein,’) noch dünner wie bei lebenden Baumfarnen. Das mag so 
geblieben sein, solange die, nach der Dicke ihrer Blattstiele zu urteilen, oft sehr großen Blätter frisch 
waren. Eigentlich abgefallen, wie die unserer Waldbäume und unter unseren Farnen bei Polypodium vul- 
gare, sind sie auch nach dem endlichen Absterben nicht; das beweisen die aus der Außenfläche hervor- 
tretenden Reste von Blattstielbündeln. Sie sind jedenfalls, wie bei den lebenden Baumfarnen, nach dem 
Absterben verwittert und nach und nach durch Regen und Wind weggefegt worden, bis auf die inzwischen 
an ihrer Ansatzstelle gebildeten Blattnarben. Solche müssen auch bei den Psaronien dagewesen sein und 
wir sehen sie auch bei Ps. arenaceus°’) vermutlich an einer höheren Stelle des Stammes, wo dieser noch 
keine Innenwurzeln getrieben hatte. 


Aber an der Außenfläche der mit diesen in die Dicke gewachsenen Rinde, auch unter den Blatt- 
stielresten bei Ps. Haidingeri suchen wir vergebens nach Spuren einer Narbe, die an Festigkeit und 
Dicke mit denen der lebenden Baumfarne auch nur zu vergleichen wäre. Sie muß ganz dünn geblieben 
sein und wir haben wenig Aussicht, durch ein, allem Anschein nach so schwaches und dementsprechend 
wenig widerstandsfähiges Gebilde viele Aufklärung über die Oberflächen-Beschaffenheit des Stammes zu 
erhalten, auch wenn sie nicht durch die starke Ausdehnung der Außenfläche endlich zerreifen und unkennt- 
lich geworden ist. Vielleicht rühren die verlängerten, senkrecht gegen die Außenfläche gerichteten Zellen 
[VIL. 51, ce 3] von einer Blattnarbe her, die sich unverändert erhalten hat, während die fortbildungsfähige 
Rinde rings um sie her den Umfang des Stammes vergrößert. 


So stoßen wir immer auf das ganz Eigenartige des Wachstums dieser Rinde. 


Da durch dasselbe der Stamm vornehmlich am unteren Ende oft gewiß kegelförmig verdickt wird, 
so glaubte ich es dem alter Stämme von Palmen und Dracaenen gleichstellen zu können.‘) Seitdem haben 
wir erfahren, daß es bei den letzteren durch einen kambialen Verdickungsring, bei den ersteren durch 
Dehnung des Grundgewebes und Dickerwerden der Faserleitbündel (Gefäßbündel) zu Stande kommt, in 
beiden Fällen durch eine dem Holzkörper des Stammes, nicht der Rinde gleichwertiges Gewebe; die 
Wurzeln aber tragen nur in untergeordnetem Maße dadurch etwas zur Verdickung des Stammes bei, dafs 


1) Zeiller: Autun, Pl. XVI, Fig. I—6 neben P;. 

2) Ebenda, Pl. XVII, Fig. I—4. 

3) Ebenda., Pl. XIX, Fig. I, zwischen F,—P,. 

#) Ebenda., Pl. XXIV, Fig. I—3. 

5) Corda: Beitr. S. 95, Taf. XXVII, Fig. 5. — Die einer Blattnarbe ähnlichen Bildungen bei Ps. Freieslebeni 
liegen unter der mit Innenwurzeln durchzogenen Rinde, lassen sich also nur mit den, durch einen tangentialen Längs- 
schnitt an der Außenfläche des Holzkörpers getroffenen Blattbündeln vergleichen, wie sie Zeiller (Autun, pl. XV, 
Fig. 2, von Ps. infarctus oder pl. XX, Fig. 2, von Ps. rhomboidalis) abgebildet hat. 

6) Stenzel, Staarst., S. 780. 

14* 


102 Dr. K. Gustav Stenzel. [18] 


ihr Holzkörper sich in einzelne Gefäßbündel auflöst, die zwischen den äufseren Leitbündeln in den Stamm 


eindringen, um sich an diese anzulegen. 


Von ganz anderer Natur ist die Rinde der Psaronien. Sie besteht durchwegs aus dem wesentlich 
gleichen dünnwandigen Parenchym, ohne das mit ihr aus dem gleichen Grundgewebe hervorgegangene 
Leitbündel; nirgends sehen wir in ihr einen besonderen Bildungsherd; wir können nur annehmen, daß ihre 
Zellen, wenn überhaupt, erst spät in einen Dauerzustand übergegangen sind, zuerst in der Umgebung des 
Holzkörpers, dann mit den in ihr herabsteigenden Nebenwurzeln nach außen fortschreitend; aber auch hier, wie 
wir zeigen werden, noch weit nach innen hinein, fähig zu wachsen und sich zu teilen — eine Eigenheit 


die, in diesem Umfange wenigstens, von keiner anderen fossilen oder lebenden Pflanze bekannt ist. 


Eine solche Neubildung von Rinde muß regelmäßig stattfinden wo sie von einer neuen Innenwurzel 
durchbohrt wird; aber auch überall da, wo in ihrem Gewebe entstandene Zerreißungen die Heilung einer 
inneren Wunde und die Herstellung des dadurch unterbrochenen Zusammenhanges verlangen. Wo die tiefe 
Bucht in der Sklerenchymscheide für die austretenden Blattbündel sich nach oben erst allmählich ausgleicht, 
indem deren innerer Bogen nach aufen hin aufsteigt, bis er den Mantel des Holzkörpers erreicht hat, wird 
die Lücke durch Rindengewebe ausgefüllt; so bei Ps. spissus |VI. 46, f! — vergl. mit 45, fl. Um die 
Narbe des an der Außenfläche des Holzkörpers zurückgebliebenen Blattbündels hat sich das Rindengewebe, 
durch dessen Anwachsen ja der äußere Teil mit der in der Außenschicht der Rinde liegenden Blattnarbe 
abgerissen worden ist, in der Regel so gleichmäßig eingeschoben, daß wir bald keine Störung in seinem 
Zusammenhange mehr beobachten. Nur wo die Lücke besonders groß war, ziehen sich wohl einmal un- 
regelmäßig gebogene Gewebestreifen von den Seiten her nach innen und lassen hier auch wohl noch eine 
schmale Spalte unausgefüllt zurück.!) Diesen Fällen eines besonderen, in gewissem Sinne gesteigerten Wachs- 
tums stehen andere gegenüber, die auf einer Hemmung desselben beruhen. Öfter haben namentlich die Blatt- 
bündel ihrer Zerreißung einen solchen Widerstand entgegengesetzt, daß das Wachstum der Rinde an diesen 
Stellen wahrscheinlich eine Zeitlang ganz verhindert, jedenfalls aber so verzögert worden ist, daß die 
zwischen ihnen liegenden um das Mehrfache weiter nach außen vorgerückt sind und der Stamm von außen 
her durch tiefe und enge Furchen zerklüftet erscheint, in der am Grunde die Blattnarben gelegen haben 
müssen. So ist bei dem oben erwähnten Ps. Haidingeri |V. 39) der Grund der einen Spalte [F. 6] nur 
!; cm von der Sklerenchymscheide nach aufsen gerückt, die sie begrenzenden Teile der Rinde über 5 cm, 
also zehnmal so weit; und auch über die übrigen erst 2—3 cm von der Sklerenchymscheide beginnenden 
Furchen ist die Rinde noch immer um das zwei- bis vierfache hinausgewachsen. Eine so große Ungleich- 
heit des Rindenwachstums ist noch bei keinem anderen Psaronius gefunden worden; aber jedenfalls trägt 
es gewils nur selten zur Ausgleichung der Unebenheiten des Holzkörpers bei, vermehrt diese im Gegenteil 
in der Regel ganz erheblich, ohne dafs man darin eine Regel erkennen könnte. So entspricht bei dem Ps. 
Haidingeri die Zahl der Furchen nicht der Zahl der Blattzeilen; die Blattnarben müssen bei dem ungleich- 
mäfsigen Rindenwachstum bald schräg nach der einen, bald nach der anderen Seite hin gedrängt worden 
sein, wie wir es ähnlich bei den Blattstielresten vom Ps. tenuis beobachten können.?) Kleinere Unebenheiten 
der Außenfläche der Rinde hat ein Ps. musaiformis |IV, c—c), größere Ps. helmintholites |VI. 41, c—c; 
42], Ps. tenuis [VIL. 50, c—c] und ein Ps. asterolithus.?) 


Rinde und Inneres. Nebenwurzeln, Innenwurzeln. 


Nicht weniger merkwürdig als die eigentümlichen Wachstumsverhältnisse der Rinde ist ihre enge 
Wechselbeziehung zu den in ihr herabsteigenden Nebenwurzeln. Daß diese von dem Gewebe der Rinde 
überall dicht umschlossen werden, ist seit Brongniart?) von allen, die sich mit den Psaronien beschäf- 


1) Ps. simplex in Cotta: Dendrol. Taf. VI, Fig. ı (als Ps. helmintholithus). 
2) Stenzel in Göppert: p. F., Taf. VI, Fig. 6. 

®) Stenzel: Tubicaulis, Taf. VI, Fig. 50, 5I, 52, 55, r—r. 

4) Siehe oben S. 85. 


[19] Die Psaronien, Beobachtungen und Betrachtungen. 103 


tigt haben, angenommen worden. Nur aus einigen Angaben und Abbildungen Cordas könnte man schließen, 
daß diese Annahme unrichtig sei. Zwar spricht er sich in den allgemeinen Vorbemerkungen über den Bau 
des Farnstammes dahin aus, !) dafs die äußere Markschicht der Rinde — so bezeichnet er das von uns 
allein als solche betrachtete dünnwandige Parenchym zum Unterschied von der von ihm meist einfach als 
Rinde angesehene Sklerenchymscheide des Holzkörpers — zwar selten erhalten ist, zuweilen aber doch, 
namentlich nahe an diesem, den Raum zwischen den in ihr enthaltenen Wurzeln stetig ausfüllt und dessen 
Zellen in die Rindenscheiden der Wurzeln übergehen, wie er dies bei mehreren Arten auch abbildet.?) 

An anderen Stellen geht er dagegen von der Anschauung aus, daß diese von uns als »innere« be- 
trachteten Wurzeln um ihre Sklerenchymscheide herum noch von einer starken Außenrinde, aus dünnwan- 
digen, sechsseitigen Zellen umgeben sei, welche da, wo sich die Wurzeln berühren, wie es namentlich in 
der Nähe des Holzkörpers vorkommt, gegenseitig verwachsen.) Hier würde dieser an Stelle der Rinde von 
einem Mantel der Länge nach miteinander verwachsener Nebenwurzeln umzogen sein, 
eine Auffassung, die mit der vorher in Übereinstimmung mit der Brongniarts ausgeführten unverträg- 
lich und an sich schon äußerst unwahrscheinlich ist. Weiter nach außen erscheinen diese Wurzeln gegen- 
einander abgegrenzt*) durch so schmale Spalten, daß für Rindengewebe kein Platz da ist. Sie sind aber, 
wie ihre ganze Beschaffenheit sowohl auf den in natürlicher Größe wiedergegebenen Abbildungen wie an 
den vergrößerten Bildern zeigt, keine bereits frei gewordenen, sondern »innere« Wurzeln; ihre sehr un- 
gleiche dünnwandige »Außenrinde« ist nichts anderes als die Rinde des Stammes; die sie trennenden 
schwarzen Striche wahrscheinlich Streifen bei der Versteinerung stark zusammengedrückter Zellen dieser 
Rinde, wie sie sich öfter zwischen den Wurzeln hinziehen, ähnlich [VII, 55, c!]. Ich selbst habe so wenig, 
bei Ps. Cottae wie bei anderen Arten derartig scharf umgrenzte Innenwurzeln finden können und denke, 
daß die Angabe Cordas keinen Beweis gegen die Richtigkeit der Auffassung Brongniarts abgeben. 
Die enge Beziehung zwischen der Rinde des Stammes und den inneren Nebenwurzeln zeigt sich zunächst 
darin, daß wir in der Regel kein Rindengewebe ohne diese inneren Wurzeln finden. 

Als vereinzelte Ausnahme schließt sich den wenig umfangreichen Neubildungen zur Ausfüllung von 
Lücken im Innern, die wir vorher angeführt haben, ein Stamm von Ps. spurie-vaginatus |I. 13] an. Da 
die Nebenwurzeln nur von den Randbündeln ausgingen, ist es erklärlich, daß mehr über und noch mehr 
unterhalb des Austritts eines Blattes in der Rinde wenige oder keine herabsteigen; doch fehlen sie selten 
ganz. Hier aber hört die dicke Schicht gedrängter Innenwurzeln zu jeder Seite eines Blattbündels gänzlich 
auf [I. 13 neben f und an der gegenüberliegenden Seite des Holzkörpers vor sp! bei x]. Das kann auch 
nicht auf ein Ausfallen derselben bei der in der Tat nur. groben Versteinerung geschoben werden; das be- 
weist die gleichförmige Abrundung der beiden Wurzelplatten zu beiden Seiten des Blattbündels [fl und 
noch ausgezeichneter an der anderen Seite des Holzkörpers [bei x]. 

Öfter durchziehen vor einem ausgetretenen Blattbündel ziemlich weithin nur sparsame und 
unregelmäßig verteilte Innenwurzeln die Rinde: so bei Ps. Gutbieri |I. 2, vor f] oder bei Ps. pusillus 
|IV. 37 bei y und x]. Hier würde man schon aus diesem Verhalten schließen, daß aus der anliegenden Seite 
des Holzkörpers ein Blatt ausgetreten sein müsse, wenn das nicht schon nach der Verteilung der Randbündel 
in diesem und der Bucht in dessen Sklerenchymscheide, die der an der gegenüberliegenden Seite mit ihren 
Blattbündelresten, wie nach dem wohl von einem langgezerrten Stück eines solchen herrührenden Streifens 
[IV. 37, x] wahrscheinlich wäre. 

Zahl der Innenwurzeln. 


Mit Ausnahme dieser, auf einzelne bestimmte Strecken beschränkten Besondernheiten sind die Innen- 


wurzeln rings um den Stamm so gleichmäßig verteilt, meist um weniger als ihren eigenen Durchmesser 


2) Corda: Beitr. S. 70. 

2) So bei Ps. intertextus: Taf. XXXII, Fig. 2, e, e; Fig. 4, — Ps. radiatus: Taf. XXXVII, Fig. 2, a; Fig. 5; 
Fig. 6 f. 

3) Corda: Beitr. z. B. bei Ps. helmintholitus S. 98; Taf. XXXII, Fig 2, a. 

*) Ebenda, besonders deutlich bei Ps medullosus; Taf. XXXIX, Fig. 4 innere, Fig. 3 mehr nach außen liegende 


Wurzeln; Ps. Cottae, Taf. XLI, Fig. 2. 


104 Dr. K. Gustav Stenzel. [20] 


voneinander abstehend und von den freien Wurzeln verschieden genug, daß man danach schließen kann, 
wie weit sich die Rinde erstreckt hat, auch da, wo deren eigenes Gewebe bei der Versteineung bis zur 
Unkenntlichkeit zerstört worden ist, wie dies namentlich bei der Verkohlung stattgefunden hat. In diesem 
Zustande sind uns namentlich Stücke aus den oberen Teilen von Stämmen erhalten. Von solchen, denen 
Nebenwurzeln noch fehlten, deren Blattnarben daher noch sichtbar sind, kennen wir nur den Ps. arenaceus,!) 
von dessen innerem Bau dagegen nur wenig zu erkennen ist. Wahrscheinlich treten bald nach dem Absterben _ 
der Blätter die ersten Nebenwurzeln in die Rinde ein. Stücke, wie die von Ps. musaeformis aus dem 
Kohlensandstein |IV. 37—32] und Ps. Freieslebeni?) mit wenigen Bogen von solchen, rühren wohl von 
Stellen her, die nicht weit unterhalb der endständigen Blattkrone lagen, während Ps. musaeformis, f. car- 
bonifer °) mit dickerer Rinde einer tieferen Gegend angehört. Die Zahl der übereinander liegenden Schichten 
von Innenwurzeln ist hier, wie es scheint, oft zehn und darüber, also nicht viel kleiner als bei dem ver- 
kieselten Ps. musaeformis |IV. 33], bei dem die Rinde [7] hauptsächlich darum viel dicker erscheint, weil 
die Wurzeln weder aneinander gedrängt, noch die einzelnen breit gedrückt sind, wie bei fast allen ver- 
kohlten Stämmen. Daher können wir erst hier die Dicke der Rinde mit der des Holzkörpers vergleichen, 
wobei wir aber nicht dessen ganzen Durchmesser mit der Rinde einer Seite vergleichen dürfen, sondern 
nur die von beiden Seiten oder, was uns näher liegt, die Rinde einer Seite mit dem Halbmesser des 
Holzkörpers, beide auf demselben Radius des Stammes gemessen. Bei dieser Auffassung ist hier die — 
in der Zeichnung nur zum Teil wiedergegebene — Rinde dicker als der Holzkörper, wie wir es bei den 
verkieselten Psaronien häufig finden. 


Von nicht geringerer Bedeutung, als das Verhältnis dieser beiden Hauptteile des Stammes zu einander, 
ist für die Psaronien die von keiner anderen Pflanzengruppe auch nur annähernd erreichte Zahl der 
in der Rinde herabsteigenden Wurzeln, die sich bei den verkieselten Stämmen oft annähernd 
ermitteln läßt. Dies ist nur selten durch Abzählen derselben möglich und das Ergebnis behält selbst dann 
wegen der Unvollständigkeit der Stücke, deren äußerer Umfang oft verloren gegangen, außerdem oft 
undeutlich begrenzt und bei der Versteinerung verrottet ist, eine Ungenauigkeit, wegen deren wir es nur 
als ein ungefähr richtiges werden ansehen können. Das ist noch mehr der Fall, wenn man nach Ermittelung 
des Flächenraumes des Querschnittes der Rinde aus der Zählung der Wurzeln an einer Anzahl Stellen von 
bekanntem Flächeninhalt, ausgewählt nach der größeren oder geringeren Dicke und der gedrängten oder 
lockeren Verteilung der Wurzeln, deren Zahl für den ganzen Umfang der Rinde berechnet. 


Diese Unsicherheit ist aber für unseren Zweck unwesentlich. Derselbe Stamm muß in verschiedenen 
Höhen verschieden viel Rindenwurzeln enthalten haben; noch größer wird dieser Unterschied zwischen zwei 
Bäumen derselben Art gewesen sein. Runden wir daher die gefundenen Zahlen nach unten ab, so können 
wir darauf rechnen, daf sie eher zu klein als zu groß sind und doch übersteigen sie alles, was sonst von 
solchen Wurzeln gefunden worden ist, noch immer außerordentlich. 


In der Gegend des Stammes oberhalb des Austretens freier Wurzeln aus der Rinde ist diese 
gewöhnlich noch nicht so dick, als der Halbmesser des Holzkörpers. Bei einer Scheibe von 
Ps. cinctus*) erreicht sie ein Drittel derselben, soweit man aus dem stark breitgedrückten Stamme schließen 
kann, führt aber doch 370 Wurzeln. Bei dem erheblich stärkeren Stamme des Ps. Faivrei,’) bei dem das 
Verhältnis zur Rinde zum Holzkörper ungefähr dasselbe ist, mögen an den dicker und lockerer, in etwa 
drei Lagen gestellten Wurzeln doch 550 dagewesen sein, wie von den viel kleineren, in der etwas dickeren 
Rinde des Ps. simplex, f. conjugatus,°) wenn man die dünnen Anfänge in der nach außen sich in diese 
verlierenden Sklerenchymscheide einrechnet. 


!) Gorda: Beitr. S. 95; Taf. XXVIIL, Fig. 5, 6. 

2) Gutbier: Über e. foss. Farnstamm. 

®) Corda: Beitr. S. 94; Taf. XXVII, Fig. I—4. 

*) Stenzel in Göppert: p. F.: Taf. V, Fig. I (als Ps. ınfarctus). 
5) Zeiller: Autun pl. XIX, Fig. 1. 

°) Stenzel in Göppert: p. F. Taf. VI, Fig. 1, 


[21] Die Psaronien, Beobachtungen und Betrachtungen. 105 


Der Stamm von Ps. bibractensis!) mit dem dicksten bis jetzt bekannten Holzkörper von 17 cm 
mittleren Durchmesser hat eine Rinde, deren Dicke nur der Hälfte seines Radius gleich kommt, wegen ihrer 
großen Ausdehnung aber doch über 3000 Wurzeln enthalten haben muß. Zwei Drittel vom Radius ihres 
6 cm dicken Holzkörpers erlangte durchschnittlich die sehr ungleichmäßige Rinde eines Ps, musaeformis, 
f. scolecolithus®) mit etwa 1000 Wurzeln, während die 5 cm Dicke des stattlichen Ps. brasiliensis ®) mit 
10 cm starkem Holzkörper über 2000 derselben umschließt. 

Die nur zum kleinsten Teil in die Zeichnung: [VI, 45, 46] aufgenommene Rinde von Ps. spissus *) 
war dagegen noch oberhalb der freien Wurzeln dreimal so dick, als der Halbmesser des 6 cm dicken 
Holzkörpers. 

Bei den von den unteren Teilen der Stämme herrührenden Stücken, die außen von einem Geflecht 
freier Wurzeln eingehüllt sind, übertrifft dann regelmäßig die mit inneren Wurzeln durchsetzte Rinde 
den Halbmesser des Holzkörpers. Von dem verkieselten Ps. musaeformis [IV. 33] und von Ps. Haidingeri 
haben wir dies oben angeführt. Ähnlich ist bei dem prachtvollen Block des Ps. helmintholitus im 
geologischen Museum zu Freiberg die wurzelführende Rinde [VI. 41,r,r, r — bis c, cl, c?, ce’; 42 c, ec] 
des 5 cm dicken Holzkörpers durchschnittlich noch einmal so dick, als dessen Halbmesser und um- 
schließt über Iooo innere Wurzeln. Der mächtige Block von Ps. Weberi®) [VI. 44] aber wird von einem 
kaum 2 cm dicken Holzkörper durchzogen, der von einer seinen Halbmesser 2—3mal übertreffenden 
Rindenschicht und dann noch von einer gewaltigen Masse freier Wurzeln umgeben wird. 

An diese schließen wir endlich eines der merkwürdigsten Vorkommnisse an, einen Ps. Cotfae, von 
dem die Göppert’sche Sammlung einen Abschnitt enthielt, bei welchem die Hälfte der Wurzelrinde nahe 
am Holzkörper abgeschlagen war,°) das Berliner geologische Museum und das Wiener Naturhistorische 
Hofmuseum zwei ziemlich vollständige aufeinanderpassende Platten. Im Innern, an der einen Seite nur 5, 
an der gegenüberliegenden bis 12 cm, von der Außenfläche entfernt liegt der, nur I cm dicke Holzkörper, 
mit sehr wenigen Leitbündeln. Es ist unstreitig das untere Ende eines Stammes, der, wie bei den lebenden 
Baumfarnen, verkehrt kegelförmig, erst etwas höher oben, nachdem er die der Art zukommende Dicke er- 
reicht hatte, walzenförmig aufwärts wuchs. Er muß eine ziemliche Höhe erreicht haben, denn die 5 —12 cm 
dicke Rinde enthält in ihrem wenigstens 200 cm betragenden Querschnitt über 2500 von oben herabgestiegene 
Innenwurzeln, während der von ihr umschlossene Holzkörper kaum I cm stark ist. Mag; dieser weiter nach 
oben auch dicker, selbst 2—3mal so dick geworden sein, so würde immer noch eine längere Strecke dazu 
notwendig gewesen sein, einer so großen Zahl von Wurzeln den Ursprung zu geben. Am Grunde aber 
hat die Rinde einen mehr als 200mal so großen Querschnitt als der Holzkörper und selbst an etwas höher 
gelegenen Stellen würde er diesen voraussichtlich um das 20—30fache übertroffen haben — ein Verhältnis, 
das bei keiner anderen Art auch nur annähernd erreicht wird. 

Die in allen diesen Fällen, so weit die Art der Versteinerung die Beobachtung gestattete, wieder- 
kehrende Tatsache, daß die durch ihren ganzen Bau kenntlichen Innenwurzeln ebensowenig außerhalb der 
Rinde vorkommen, wie diese ohne Innenwurzeln, war der eine der Gründe, die mich einst bestimmt hatten, 
anzunehmen, daß beide sich gleichzeitig in einem einheitlichen Gewebe ausgebildet hätten und sie, wie 
Unger sie mir als processus radicales, so als Wurzelanfänge gelten zu lassen,‘) eine Annahme, gegen 
die Solms-Laubach mit Recht einwendete, daß sie mit dem, was wir über die Bildung der adventiven 
Farnwurzeln wissen, nicht wohl vereinbar war.”) Sie läßt sich auch nicht mehr aufrecht erhalten, nachdem ein 
Bruchstück einer unbestimmten Art aufgefunden worden ist, das aus der Gegend außerhalb des Austretens 
von freien Wurzeln herstammt, dessen Rinde [VII, c!—r] '/, cm über die äußersten Innenwurzeln [a, «@!] 


1) Zeiller: Autun, pl. XVII, Fig. I und La. 
2) Stenzel: Staarsteine, Taf. 34, Fig. I. 

3) Zeiller: Autun, pl. XXI, Fig. T, La. 

%) Stenzel: (Ps. Weberi), S. 6, 9, Taf. II. 

5) Stenzel: Staarsteine, Taf. XXXV, Fig. T. 
6) Stenzel: Staarsteine, S. 777. 

?) Solms-Laubach: Palaeophyt, S. 175. 


106 Dr. K. Gustav Stenzel. [22] 


hinausgewachsen ist. So schmal dieser Streifen ist, so können in ihm doch noch zwei bis drei Reihen innerer 
Wurzeln herabsteigen und würden dies auch aller Wahrschemlichkeit nach getan haben; denn die weiter 
oben vom Holzkörper entspringenden würden außerhalb der vor ihnen ausgebildeten |a, a!] in der fertig 


gebildeten Rinde nach unten gewachsen sein, mögen sich darin also ähnlich verhalten haben wie alle 


inneren Wurzeln. 


Verbindung der Innenwurzeln mit der Rinde. 


Weniger leicht kommen wir über den zweiten Grund hinweg, der für die gemeinsame Ausbildung 
von Rinde und Wurzeln sprach: ihre innige Verbindung. Wo die Nebenwurzeln der Farne durch 
die Rinde nach außen wachsen, werden sie wohl ringsum von den eng anliegenden Parenchymzellen um- 
geben, immerhin aber sind sie von diesen durch eine glatte Grenzfläche scharf geschieden.!) Bei den 
Psaronien aber, wie bei Ps. musaeformis, f. scolecolithus |Il. 20, c| oder bei Ps. tenuis |VII. 55, c, c], 
legen die Rindenzellen sich so an die der Sklerenchymscheide der Wurzel [v] an, daß sie die einspringenden 
Winkel, welche die eckigen Wände derselben bilden, ausfüllen und so ineinander greifen, wie auf der 
anderen Seite der Sklerenchymscheide die Zellen des Innenparenchyms der Wurzel [55, bei 2), 
das mit ihm zugleich aus demselben Gewebe hervorgegangen ist; ebenso bei Ps. Cottae?) und Ps. Haidin- 
geri.?) Auch Zeiller*) hat gefunden, daß die äußersten Zellen der’ Sklerenchymscheide der Wurzeln, all- 
gemein in unmittelbarer Verbindung, ohne eine Scheidung (Abgrenzung) mit den dünnwandigen Parenchym- 
zellen des sie verbindenden Gewebes sind. 

Wie außerordentlich fest die Verbindung beider Gewebe ist, besonders da, wo die Rinde, nachdem 
die Teile der in ihr herabsteigenden Wurzeln schon in Dauergewebe übergegangen sind, ihr Dickenwachstum 
fortsetzt, indem ihre bis dahin ziemlich vieleckigen Zellen [|VII. 55, c, c, 5, c?] sich radial strecken [neben 
55, vl, 51, c!l. Hier, sollte man meinen, müßten sie endlich von dem Sklerenchym der Wurzel, mit dem 
sie doch erst spät in Berührung gekommen sind, abreißen, statt dessen wird dieses, wenn es der Dehnung 
der Rindenzellen nicht folgen kann, zerrissen, indem der vordere Bogen |[52, v!; 53, v2] weit nach außen 
fortgeführt wird, während der hintere |52, v°; 53, v°] zurückgeblieben ist und der dazwischen liegende Teil 
auch wohl in mehrere Abschnitte zerteilt [52, v°, v2], mehr oder weniger weit nach außen gezogen worden 
ist. Besonders anschaulich tritt uns der ganze Vorgang da entgegen, wo der Holzkörper der Wurzeln mit 
seinem sternförmigen Leitbündel [50, v; 52, zwischen v? und v?; 53 neben v®] in dem hinteren Bogen 
zurückgeblieben ist. Die Zerstörung der übrigen Gewebe des Innern macht es erklärlich, daß hier in den 
leeren Raum einmal eine fremde Wurzel eingedrungen ist. 

Neben dieser mechanischen übt dann das, in rascher Streckung und Teilung seiner Zellen begriffene 
Rindenparenchym eine zersetzende Wirkung auf die angrenzenden Gewebe aus, wie wir sie 
schon oben bei dem Aufhören der Blattbündel bei ihrem Eintritt in die Rinde angenommen haben; °) dadurch 
mögen die lockeren Stellen hervorgerufen worden sein, durch die zuweilen das feste Gewebe der Skleren- 
chymscheide der Wurzeln plötzlich unterbrochen wird, wie sie Corda bei Ps. helmintholithus°) und noch 
häufiger bei Ps. radiatus,‘) Zeiller bei Ps. brasiliensis gefunden hat, und die er gewiß mit Recht, 
weniger einer beginnenden Auflösung der Sklerenchymzellen durch Verdünnung ihrer Wände zuschreibt, als 
einem Hineinwachsen von Rindenparenchym bis ins Innere der Wurzel. Nur durch die vereinigte mecha- 


!) Lachmann, J.-Paul: Contribution a Phist-nat. de la racine des fougeres. Lyon 1889; p. 133, Fig. 13, p. 134, 
Fig. 14. — Ähnlich erscheinen sie auch in mehreren Figuren in Zeiller: Autun; so bei Ps. infarctus, pl. XVI, Fig. 8A, 
infolge der schwachen Vergrößerung. 

?) Schleiden: Kieselhölzer, S. 29, Fig. 1. 

°) Stenzel: Staarsteine. Taf. XXXVI, Fig. 2. — Ebenda, Taf. XXXIX, Fig. 3. 

*) Zeiler: Autun, p. 196. Les cellules les plus exterieures de cette zöne sont generalement en relation directe, 
sans separation, avec les cellules parenchymateuses ä parvis minces du tissu conjonctif dans lequel sont plongees les 
racines. pl XXI, Fig. 1A (Ps. brasiliensis); pl. XXIV, 1C (Ps. Demolei). 

5) Corda: Beitr., S. 98; Taf. XXXII, Fig. 3 bei i. 

°) Ebenda, S. 102, Taf. XXXVII, Fig. 2. 

?) Zeiller: Autun. p. 253; pl. XXI, Fig. I A, i. 


[97 
1977 
ce 


Die Psaronien, Beobachtungen und Betrachtungen. 107 


nische und zersetzende Wirkung des nachwachsenden Rindengewebes läßt sich auch eine derartige Auf- 
lockerung der Sklerenchymscheide der Wurzeln erklären, daß sie endlich in kleine, unregelmäßige Gruppen 
sonst wenig veränderter Zellen zerfällt, wie bei Ps. fenuis [VII. 56, v!, v1], die von der nachwachsenden 
Rinde zerstreut und hierhin und dorthin fortgeführt werden. Noch entschiedener tritt diese Einwirkung 
hervor, wo diese Zellen zugleich dünnwandiger [VII. 55, v!, vo] und endlich so unscheinbar werden, daß 
sie nur noch als dunklere Streifen des Rindengewebes von innen nach außen durchziehen. So können wir 
an einem Rindenstück von Ps. tenuzs nahe seiner Außenfläche von vielen Innenwurzeln, deren gut erhaltener 
innerer Teil noch das sternförmige Leitbündel enthält, die Spuren des äußeren Teiles noch weit zwischen 
unveränderten Innenwurzeln nach außen verfolgen [VII. 54]. 


Diese innige Verbindung zwischen Innenwurzeln und Rinde erklärt es nun auch, daß man das 
Parenchym der letzteren stetig von einer Wurzelscheide zur anderen verfolgen kann, ohne daß irgend eine 
Abgrenzung zwischen diesen Geweben aufzufinden wäre, mögen nun, wie an einer Stelle bei einem 
Ps. musaeformis, f. scolecolithus [II. 20] nur wenige Zahlreihen [c] die beiden Sklerenchymscheiden [v!, v2] 
trennen oder breitere Rindenstreifen, wie bei Ps. Coffae, einer unbestimmten Art [VII. 5ı] und vielen 
anderen. Dasselbe haben genaue Beobachter auch bei anderen Psaronien gefunden und es erweckt durch- 
aus den Eindruck, als ob Stammrinde und Sklerenchymscheide der inneren Wurzeln aus einem und dem- 
selben Gewebe sich herausgebildet hätten. 


Straßburger hat den gleichen Bau bei den Zycopodien gefunden und er ist ihm wichtig genug 
erschienen, um, hauptsächlich auf ihn gestützt, die Sklerenchymscheide um die Wurzel nicht dieser zuzu- 
rechnen, sondern als einen Teil der Stammrinde zu betrachten. Ob das für die Lycopodien zutrifft, würde 
sich vielleicht dadurch entscheiden lassen, daß man an einem durch eine Innenwurzel, da wo sie in eine 
freie Wurzel übergeht, geführten Längsschnitte die einzelnen Gewebe von innen nach außen verfolgt. Für 
die Psaronien aber wird man sich schwer zu dieser Auffassung entschließen, Wir besitzen zwar keinen 
Längsschliff durch die Übergangsstelle einer inneren in eine freie Wurzel; wer aber auf einem Querschnitt 
in unmittelbarer Nähe der Aufßenfläche des Stammes [c, c] innere Wurzeln [r, r!] mit äußeren [R, R] ver- 
gleicht, wie bei Ps. musaeformis [IV. 33], Ps. Haidingeri |V. 39], Ps. helmintholithus [VI. 41 bei c!, c2] 
oder Ps. augustodunensis,!) der wird finden, daß beide nicht nur in allen wesentlichen Stücken, bis auf 
die dünne, oft selbst schlecht oder gar nicht erhaltene Schicht des Außenparenchyms, miteinander überein- 
stimmen, sondern nicht selten auch in Größe und Gestalt. Diese eben frei gewordenen Nebenwurzeln nehmen 
bei vielen Arten rasch an Dicke zu; ihre Sklerenchymscheide wird in dem Maße, als sie sich erweitert, 
dünner, ähnlich den Blattbündeln bei ihrem Austritt aus dem Holzkörper in den Blattstiel. Kann man sie 
hier unmöglich als einen Teildes Rindengewebes des Stammes betrachten, so kann man das 
auch nicht bei der Sklerenchymscheide der inneren Wurzeln tun, deren unverkennbare Fort- 
setzung sie ist. 


Dies scheint mir der entscheidende Punkt zu sein. Bemerken müssen wir aber doch, daß schwer 
einzusehen sein würde, wie rings um die herabsteigende Wurzel das von ihr durchbohrte, fertige Rinden- 
parenchym in einer Dicke von 5 bis ıo Zellschichten seiner vieleckigen oder etwas radial gestreckten in 
lange senkrechte Zellen umbilden sollte. Auch die Zellen der fertigen Stammrinde sind, wie wir gesehen 
haben, fähig bei bestimmten Anlässen sich zu strecken und durch tangentiale Wände zu teilen; aber, so 
weit wir bis jetzt haben beobachten können, doch nur um dadurch in radialer Richtung weiter zu wachsen. 
Daß unmittelbar daneben eine senkrechte Streckung in solchem Umfange, wie sie hier stattfinden müßte, 
durch die Berührung mit der herabwachsenden Nebenwurzel veranlaßt werden sollte, müßte wenigstens erst 
durch Beobachtung dieses Vorganges bei den lebenden Zycopodien wahrscheinlich gemacht werden, wo ihr 
ähnliche Bedenken entgegenstehen. Zu einer so massenhaften Neubildung von Zellen der sklerenchymatischen 


Wurzelscheide aus den angrenzenden der Stammrinde wäre gar kein Platz vorhanden. 


!) Stenzel in Göppert: p. F., Taf. VII, Fig. 1, wo c die Stammrinde mit inneren Wurzeln, d, e die Aufßen- 
fläche der Rinde, f äußere Wurzeln bezeichnet. 


Beiträge zur Paläontologie Österreich-Ungarns, Bd. XIX I5 


108 Dr. K Gustav Stenzel. [24] 


Es bleibt uns daher keine andere Annahme übrig, als daß die Sklerenchymscheide der 
Innenwurzeln der Psaronien mit der von ihr durchbohrten Stammrinde so innig verwächst, 
als ob beide ein einheitliches Gewebe wären. Außer bei einigen Zycopodien sind Nebenwurzeln, die 
in der Rinde des Stammes bis zu dessen Grunde herabsteigen, von Gaudichaud auch in Stämmen von 
Bromeliaceen wie Pourretia coarctata in Chile beobachtet worden, doch geben die von Ad. Brongniart!) 
darüber gemachten, nur auf die Hauptpunkte gerichteten Mitteilungen über mehrere für die Psaronien 
wichtigen Verhältnisse keinen Aufschluß. Das gilt auch für die kurze Angabe von Renault,°’) daß bei 
der der Kreideformation angehörigen Dicksonia Buvignieri zahlreiche Wurzeln durch das Rindenparenchym 
zu einem dicken Panzer (cuirasse) vereinigt seien. Mit denen der Psaronien lassen sich diese, in der 
Abbildung übrigens wenig zahlreichen Wurzeln schon deshalb kaum vergleichen, weil sie nur zwischen den 
Blattstielresten in schmalen Streifen herablaufen. 

In der festen Verbindung und der Wechselbeziehung zwischen den Wurzeln und der Stammrinde, 
in der Zusammensetzung der letzteren nur aus dünnwandigem Parenchym, in ihrem späteren Nachwachsen 
in die Dicke, welche die des Holzkörpers oft weit übertrifft, haben die Psaronien kein Seitenstück bei den 
übrigen fossilen oder lebenden Farnen, sondern nur in den aufrechten Stengeln einiger Zycopodien. Die 
Verschiedenheiten, an denen es schon des baumartigen Wuchses der Psaronien wegen nicht fehlt, sind teils 
nur gradweise, teils sind sie von mehr untergeordnetem Werte. So ist die Rinde des Stammes von 
Lycopodium, verticillatum?) wohl an sechsmal so dick als der Halbmesser des Holzkörpers und übertrifft 
darin die mancher Psaronien, während sie hinter der einiger anderer zurückbleibt. Dagegen sieht man auf 
dem Querschnitt nur 15 innere Wurzeln in ihr verteilt; bei Z. Selago hat Straßburger’) am Grunde 
des Stämmchens nur etwa Io gezählt, während bei Psaronien, selbst in einer Rinde, die mehrere Male 
dünner ist als der Holzkörper, die ganz unverhältnismäßige Zahl von mehreren hundert, in dickeren Rinden 
2000— 3000 nahe bei einander liegen. 

Von größerem Gewichte möchte es sein, daß bei den Zycopodien die Rinde des Stammes, da wo 
die aus ihr hervortretenden Blätter fertig ausgewachsen sind, ihre Dicke schon annähernd erreicht zu haben 
und diese nach unten nur noch mäßig zuzunehmen scheint, kaum so viel, daß dadurch die sie durchlaufenden 
Blattspuren zerreißen werden, während sie bei den Psaronien erst nach dem Absterben der von ihr getra- 
genen Blätter ihr Dickenwachstum beginnt und dann nach dem Boden hin bis zum Vielfachen ihrer 


anfänglichen Ausdehnung fortsetzt. 


Ursprung der Innenwurzeln, Verlauf und Ban. 


Die einzelnen Wurzeln nehmen ihren Ausgang ausschließlich von den Randbündeln des 
Holzkörpers, verschieden von denen der Marattiaceen, die von dessen inneren Leitbündeln aus gerade nach 
außen verlaufen. Bei Psaronius sieht man sie auf dem Querschliff des Stammes öfter als zapfenförmige 
Ansätze, rechtwinklig auf der Fläche des Randbündels durchschnitten, so bei Ps. bibractensis,*) Ps. Demolei, 
f. espargeollensis.°) An der Stelle selbst, an der sie sich an das Randbündel ansetzen, verbreitern sie 
sich zu flachen Höckern, wie bei Ps. Gutbieri |II. 14, an p?; —= 16 an 2?] oder Ps. tenuis |I. 4. an p! 
und an p?, oben; 4, r], deren Mitte sich dann erhebt |VII. 48] und im Innern, von den großen Tracheiden 
des Randbündels [48, 7; 49, f£| ausgehend, ein Bündel seiner kurzen Treppentracheiden [49, ?'] und, diese 
rings umgebend, Reihen von Parenchymzellen führt — den Anfang der Nebenwurzel. 

Diese geht dann durch das Grundgewebe des Stammes nach außen, umgibt sich mit ihrer Skleren- 
chymscheide und wendet sich bald nach unten, um in der Rinde bis gegen den Grund des Stammes hin 


herabzusteigen. Daß die Ausbildung ihrer Sklerenchymscheide unabhängig von der des Stammes vor sich 


1!) Brongniart: Ad. Hist. d. vegetaux foss. II, p. 66. 
2), Brongniart: Hist. veg. foss. II, p. 62; pl. 8, Fig. 9. 
2) Straßburger: Lycopod., S. II3. 

4) Zeiller: Autun, p. 184; pl. XVII, Fig. 3, r. 

5) Ebenda., pl. XXV, Fig. 5, 7. 


[25] Die Paronien, Beobachtungen und Betrachtungen. 109 


geht, sieht man daraus, daß sie auch bei den Arten da ist, wo diese fehlt, wie bei Ps. Cottae, Ps. Gut- 
bieri, Ps. Ungeri, f. flaccus; wo sie aber durch eine solche hindurchgeht, ist sie gegen diese deutlich ab- 
seerenzt und durch die Kleinheit ihrer Zellen unterschieden, so bei Ps. infarctus,!) Ps. Levyi,’), Ps. De- 
molei.3) Zugleich schließen wir daraus, daß diese Zellen von dem (Juerschnitt des Stammes beinahe recht- 
winklig getroffen werden, daß die Wurzeln schon hier stark abwärts gewendet waren. Das konnte man 
auch schon nach deren drehrundem Querschnitt vermuten, der von dem bereits in der Rinde herab- 
laufenden, wenig verschieden ist, wie bei Ps. simplex, f. conjugatus,*) Ps. musaeformis°?) und Ps. augusto- 
dunensis. °) 

Hier steigen sie steil abwärts, nur ein wenig schräg nach außen gerichtet, weil sie sich außerhalb 
der älteren Wurzeln ihren Weg suchen müssen, bis sie, meist wohl nicht hoch über dem Boden, als freie 
Wurzeln austreten. Ihr Verlauf innerhalb der Rinde ist zuweilen von erstaunlicher Länge. So hat Renault‘) 
von Ps. Demolei, f. espargeollensis einen 47 m langen Stamm beobachtet, der in seiner ganzen Ausdehnung 
in Wurzeln eingehüllt war. 

Sie sind fast stets unverästelt, auch nicht gegabelt, wie es die der Lycopodien schon in der Rinde 
öfters zeigen. Nur bei Ps. Demolei bemerkt Zeiller,°) es sei nichts Seltenes, in Mitten des Rindenparen- 
chyms Wurzeln im Augenblick der Teilung zu finden, die deutlich Seitenzweige aussendeten, wie ich sie 
bei Ps. Haidingeri”) beobachtet hätte. Dieser Zweig gehört aber höchstwahrscheinlich einer bereits frei 
gewordenen Wurzel an, bleibt also hier außer Betracht. Nur in einem stattlichen, ı6 cm hohen und halb 
so breiten, der Länge nach durchschnittenen Block einer unbestimmten, dem Ps. infarctus nahestehenden 
Art von Neu-Paka im k. k. Hofmuseum in Wien, fand ich unter zahlreichen einfachen Innenwurzeln eine 
mit einem, eine mit zwei kurzen Ästen [VII. 47]. Ihr dünner Holzkörper ging von der sie tragenden 
Wurzel [2] rechtwinklig nach außen und bog sich erst nach dem Austritt des Astes mit diesem nach unten. 
Beide Tragwurzeln waren sehr schmächtig, nur den dritten Teil so dick wie die übrigen, ihre Spitze schien 
beschädigt, so daß die ausnahmsweise Bildung von Ästen vielleicht nur durch einen krankhaften Zustand 
hervorgerufen worden ist. 

Aber auch wenn man sie mitrechnet, so kommt auf Tausende von Innenwurzeln nur eine ver- 
zweigte und wir sind daher wohl berechtigt, ihre einfache Gestalt als einen wesentlichen Unterschied von 
den stets verästelten freien Wurzeln zu betrachten. 

Immerhin müssen wir darin, daß die Zweige auf dem kürzesten Wege nach der Aufßenfläche der 
sie tragenden Wurzel streben, um sich erst außerhalb derselben abwärts zu wenden, einen weiteren Grund 
für die Annahme sehen, daß in den sogenannten durchwachsenen Wurzeln!") die inneren nicht herab- 
steigende Zweige der äußeren, sondern von außen in diese eingedrungene, selbständige Wurzeln sind, so 
unwahrscheinlich das bei der oft großen Zahl solcher Durchwachsungen an einem und demselben Stücke 
sein mag und so schwer sich das mit manchen Erscheinungen, namentlich mit der, der mehrfach inein- 
ander geschachtelten Wurzeln vereinigen läßt. Einen weiteren Beitrag zur sicheren Erklärung dieser merk- 
würdigen Gebilde haben auch die seitdem gemachten Beobachtungen nicht gebracht. Nur möchte ich be- 
merken, daß, wenn die Sklerenchymscheide der äußeren Wurzel auch ringsum geschlossen ist, wie bei Ps. 
asterolithus [VI. 41, unweit R], dadurch noch nicht bewiesen ist, daß die innere Wurzel nicht von außen 
eingedrungen ist; denn sie kann ihren Weg wohl durch eine weiter oberhalb liegende schadhafte Stelle 


dieser Scheide genommen haben. 


1) Zeiler: Autun, pl. XVI, Fig. 8 A. 

2), Ebenda, pl. XXIH, Fig. I C. 

3) Ebenda, pl. XXIV, Fig ı C. 

4) Stenzel in Göpp., p. F., Taf. VI, Fig. 1. 

5) Ebenda, Taf. VI, Fig. 7. 

©) Ebenda, Taf. VII, Fig. 2. 

?), Zeiller: Autun, p. 239. — Renault: Cours de bot. foss. III, p. 148, 149. 
8) Zeiller: Autun, p. 237. 

9) Stenzel in Göppert: p. F., S. 75, Taf. V, Fig. 8, 2 

10) Stenzel: Staarst, S. 785. — Ders. in Göppert: f. F., S. 52, Taf. V, Fig. 8, 20. 


10 Dr. K. Gustav Stenzel. [26] 


Im übrigen bleibt der Bau der Wurzeln!) bei ihrem Verlauf durch die Rinde unverändert: außen 
die 5-10 Zellschichten dicke Sklerenchymscheide, die, wie wir oben gezeigt haben, nach innen 
rasch, beinahe plötzlich, aber doch stetig in das Innenparenchym übergeht, das schon hier, noch 
mehr bei den freien Wurzeln, die größte Ausdehnung hat. Dessen zartwandiges und daher meist zerstörtes 
Gewebe ist bald dicht, bald lückig und wird bei einer Anzahl Arten von einem unregelmäßigen Kranz von 
eigentümlichen Gängen der Länge nach durchzogen, die aus einer Reihe übereinander stehender, durch 
horizontale Wände getrennter, kurzer röhrenförmiger, zwei- bis dreimal so langer als breiter Zellen bestehen, 
die deshalb von Corda?) Röhrenzellen genannt worden waren. Dieser Ausdruck ?) war insofern gerecht- 
fertigt, als wir über ihre Natur und ihren Inhalt nichts Sicheres wissen. Da er aber eigentlich nur auf die 
einzelnen Glieder anwendbar ist und es immerhin am wahrscheinlichsten ist, daß sie Gummi geführt haben, 
so habe ich sie jetzt, im Anschluß an Zeiller,t) als Gummigänge (ductus gummifera) bezeichnet. 

Die Mitte des Innenparenchyms wird von dem Holzkörper der Wurzel eingenommen, in dessen 
außerordentlich zarten und daher fast immer zerstörten Parenchymgewebe 3—ıı, am häufigsten 5—6 radiale 
Gruppen von Treppentracheiden liegen. An die engen Erstlinge im äußeren Umfange schließen sich 
nach innen immer größere an, die entweder in der Mitte zusammentreffen, bald so früh, daß der Querschnitt 
des Ganzen ein Vieleck mit schwach ausspringenden Ecken bildet, bald einen tiefen gefurchten Stamm, oder 
die Gruppen erreichen einander nicht und lassen in der Mitte einen kleineren oder größeren Raum frei, um 
den sie im Kreise herum zerstreut sind. Zwischen je zweien von ihnen liegt nahe dem Umfang des Holz- 
bündels eine Phloömgruppe aus so zartwandigen Zellen, daß sie fast stets zerstört nur selten so deutlich 
zu erkennen sind wie bei Ps. Cottae.?) 


Freie Wurzeln. 


Sobald die inneren Wurzeln aus der Rinde als freie Wurzeln‘) in die Luft oder in den Boden 
heraustreten, verändert sich ihr ganzes Aussehen. Von den eben noch gleichmäßig verteilten gleich dicken 
einfachen, von länglich rundem Umrif nehmen viele rasch an Dicke zu, bis auf ihren anderthalb- bis zwei- 
undeinhalb- oder selbst dreifachen Durchmesser, also auf den doppelten bis neunfachen Querschnitt, wie 
bei Ps. musaiformis |IV. 33, R]|, Ps. augustodunensis,') Ps. Haidingeri |V. 39, R|, Ps. helmintholithus 
[VI. 41, R|; ja bei manchen werden sie bis fünfmal so dick als die mittelgroßen inneren Wurzeln, wie bei 
Ps. pusillus |IV. 37, R| und Ps. asterolithus |III. 28, R]. Dadurch füllen sie den vorhandenen Raum bald 
so weit aus, daf) sie einander berühren, dabei aber ihren rundlichen Umrif) noch beibehalten; bald platten 
sie sich gegenseitig zu abgerundet-mehrkantigen Gestalten ab, deren Zwischenräume von mittleren und 
kleinen Wurzeln ausgefüllt werden, von denen jedenfalls die, welche dünner als die nächsten inneren Wur- 
zeln sind, als Zweige der dicken freien Wurzeln angesehen werden müssen. Diese, in beschränktem Raume 
herangewachsen, sind namentlich oft in der mannigfaltigsten Weise drei- und vierkantig mit flügelartig vor- 
springenden Kanten oder ganz breit gedrückt wie bei Ps. asterolithus [III. 28], Ps. Haidingeri |V. 39], 
Ps. helmintholithus |VI. 41]. Ihr Ursprung vom Holzkörper der starken Wurzeln, wie ihr Austritt aus dem 
Rande derselben kann mehrfach beobachtet werden. 

Der innere Bau der freien Wurzeln läßt sie im wesentlichen als eine Fortsetzung der inneren 


erkennen. Nur eine Verschiedenheit tritt bestimmt hervor. Während die Sklerenchymscheide der letzteren 


1) Vergl. Stenzel: Staarsteine, S. 773—777- 

2) Gorda: Beitr. S. 104. 

3) Stenzel: Staarst., S. 869, Taf. XXXVI, Fig. I, d, e, f; Fig. 2, c, d (Ps. Cotiae) S. 872; Taf. XXXVI, Fig. 2, 
d, e; Fig. 3, g, Längsschnitt (Ps. Cottae, Göpperti). 

#) Zeiller: Autun, p. 196, 247, pl. XXX, Fig. I A, Ps. brasiliensis. 

5) Stenzel: Staarst., S. 873, Taf. XXXVII, Fig. 2, 2, 2; Fig. 4, 2, z (als Ps. Göpperti). Die Phlo&mgruppen sind 
hier durch kräftiger gezeichnete Zellwände absichtlich hervorgehoben. — Schleiden: Kieselhölzer; S. 28 (Taf. I), Fig. 1. 
— Stenzel in Göppert: perm. F. F. S. 72 (als Ps. Göpperti\. 

6) Stenzel: Staarsteine, S. 873. 

DEStenzelnE@öppleut:Ep R2S.270, Naval Sri ern 


[27] Die Psaronien, Beobachtungen und Betracht ungen. II 


nach außen stetig in das Parenchym der Stammrinde übergeht und sie nirgends gegen ihre Umgebung ab- 
gegrenzt sind, umgibt sich diese Scheide beim Austritt aus der Rinde mit einer dünnen, nach außen schart 
abgegrenzten Schicht dünnwandiger Zellen, dem Außenparenchym. Dieses ist, wie das Innenparenchym, 
so wenig widerstandsfähig, daß es oft zerstört ist. Je besser aber eine freie Wurzel erhalten ist, 
desto sicherer kann man darauf rechnen, es an ihr aufzufinden und da es in manchen Stücken hier unver- 
kennbar vorhanden ist — dort fehlt, so können wir sein Schwinden nur seiner geringen Haltbarkeit zuschreiben 
und das Außenparenchym als eine für die freien Wurzeln aller Psaronien bezeichnende Ge- 
webeschicht ansehen. 

Die Sklerenchymscheide wird um so dünner, je mehr die Wurzel und damit namentlich das 
Innenparenchyman Ausdehnung zunimmt, während der Holzkörper keine regelmäßigen Veränderungen 
erleidet. Ist das umfangreiche Parenchym lückig, so erinnern solche Wurzeln außerordentlich an die eines 
niedrigen Baumfarn aus Venezuela, den ich als Diplazium giganteum von Göppert erhalten und in dessen 
Flora der permischen Formation,!) (S. 54, Taf. IV, Fig. I—4), beschrieben und abgebildet habe. Daß die 
Pflanze nicht Diplazium giganteum ist, hat zuerst Mettenius?) bemerkt. Die große Ähnlichkeit der Ver- 
teilung der Leitbündel im Blattstiele, die von der bei den anderen Farnen weit abweicht,?) mit der bei Lomaria 
zamioides‘) macht es in hohem Grade wahrscheinlich, daß der Farnstamm einer Zomaria, und zwar einer der 
L. zamioides ganz nahestehenden Art angehört. Wie diese, ist sie gewiß eine Sumpfpflanze und läßt darauf 
schließen, daß auch die Psaronien mit lückigem Parenchym in der Wurzel an ähnlichen Standorten wuchsen, 
was ja von vornherein vermutet werden konnte. Der Holzkörper mit seinem vieleckigen Leitbündel erinnert 
auch an diese, nur ist er hier, ohne dazwischenliesendes Innenparenchym sogleich von einer dicken Sklerenchym- 
scheide umgeben und das auf diese folgende Außenparenchym mit seinen regelmäßigen großen Lücken ist 
in einem Umfange entwickelt, wie bei großen, freien Psaronius-Wurzeln das Innenparenchym. Für diese 


haben wir, trotz dieser Verschiedenheiten, an unseren Farnen das ihnen am nächsten kommende Seitenstück. 


Arten der Psaronien. 


Blicken wir auf die eben abgeschlossenen Ausführungen zurück, so dürfen wir hoffen, daß durch 
das Zusammenwirken verschiedener Beobachter eine befriedigende Kenntnis des uns vielfach fremdartigen 
Baues und des noch fremdartigeren Wachstums der Psaronien erreicht worden ist. Einzelne noch gebliebene 
Zweifel, die zudem mehr untergeordnete Punkte betreffen, werden durch weitere Untersuchungen und Ver- 
gleichungen mit lebenden Pflanzen gewiß ohne große Schwierigkeit aufgeklärt werden. 

Viel weniger befriedigen die bisher gemachten Versuche einer naturgemäßen Abgrenzung der Arten, 
In der Regel ist jede derselben auf ein möglichst vollständiges Stück begründet worden. Dazu sind 
dann die Bruchstücke genommen worden, die mit ihm übereinstimmten, ohne daß wir jedoch wissen, ob die 
übrigen Stellen des Stammes, von dem sie herrühren, die gleiche Übereinstimmung zeigen, wie wir dies 
an verschiedenen Strecken des Umfanges von Ps. bibractensis |V. 40] sehen können. Wird später kein 
ähnliches Stück aufgefunden, so haben wir eine gut umschriebene Art vor uns. Öfter aber begegnet es uns, 
daß ein neues Stück dem einer bekannten Art zu Grunde gelegten sehr nahe steht, aber doch einzelne, 
nicht ganz gleichgültige Verschiedenheiten zeigt. Kann es gleichwohl von einem Baume derselben Art 
herstammen? Hier tritt uns als das größte Hindernis entgegen, daß wir über den Formenkreis, innerhalb 
dessen die Stämme einer und derselber Art lebenden Baumformen nach Dicke und Umriß, nach Verteilung, 
Größe, Zahl und Gestalt ihrer Leitbündel und Sklerenchymplatten, nach der Beschaffenheit der Rinde und 


1) Stenzel in Göppert: S. 54, Taf. IV, Fig. 14. 

2) Mettenius: Angiopteris. S. 539. 

3) Stenzel: Untersuchungen über Bau und Wachst. d. Farne II. S. 23-25. Taf. IV, Fig. I-4; in Nova Acta 
Ac C. Leop. Carol. Nat. Cur., Bd. XXVIIH, 1861. 

*) Thomae: Die Blattstiele der Farne, S 53; Taf. VI, Fig. 2a; in Pringsheims Jahrb. f. wiss. Bot. Bd. XVII 1886. 


1.12 Dr. K. Gustav Stenzel. [28] 


des Markes, nach Zahl und Art der Blattansätze auf einem Querschnitt so wenig wissen, daß wir darauf 
auch nur vereinzelte Schlußfolgerungen für fossile Arten gründen können. Für diese sind wir fast nur auf 
sie selbst angewiesen, auf die Vergleichung verschiedener Stücke miteinander. Da aber von diesen erst er- 
mittelt werden soll, ob sie einer und derselben Art angehören, so müssen wir meist auf allgemeine Er- 
wägungen zurückgehen, auf das Verhalten dieses oder jenes Organes oder Gewebes bei anderen Pflanzen. 
Diese behalten aber bei der Verschiedenheit dieser letzteren von den fossilen, noch dazu aus einer der 
älteren Formationen, eine solche Unsicherheit, daß ich meine anfängliche Absicht, die Arten der Gattung 
Psaronius noch einmal gleichmäßig zu bearbeiten, aufgegeben habe und mich darauf beschränke, eine 
Übersicht über sie zu geben mit Anführung der zu ihrer Unterscheidung unentbehrlichsten Merkmale. Ich 
beschränke mich um so mehr darauf, als ich meinen Wunsch, noch einmal die an Psaronien-reichen Samm- 
lungen in Berlin, Dresden, Leipzig, Wien, vor allen in Chemnitz zu besuchen, um mancherlei Lücken 
früherer Beobachtungen, auf die ich im folgenden mehrfach hingewiesen habe, zu ergänzen, habe aufgeben 
müssen. Bleiben so für den späteren Bearbeiter dieser merkwürdigen Gruppe noch genug Lücken auszu- 
füllen, vielleicht auch, namentlich auf Grund der mikroskopischen Untersuchung von Dünnschliffen, zu be- 
richtigen, so werden die folgenden Blätter doch nach mehr als einer Richtung hin willkommenen Stoff zur 
genaueren Kenntnis derselben bieten. 

Bei der Abgrenzung der Arten bin ich Zeiller darin gefolgt, daß ich als obersten Ein- 
teilungsgrund die Zahl der Blattzeilen (Orthostichen) angenommen habe. Wir erhalten danach die 
drei Hauptgruppen: 1. der zweizeiligen, 2. der vierzeiligen und 3. der drei-, fünf- und mehrzeiligen Arten. 


In zweiter Linie trennen wir die Stämme mit spiralig gestellten, von denen mit wirtelig ge- 
stellten Blättern, eine Verschiedenheit, die nur bei der dritten Hauptgruppe Bedeutung gewinnt. 

An dritter Stelle sehen wir bei, einander nahestehenden Arten auf die Dicke des Holzkörpers 
und die Zahl der in ihm enthaltenen Leitbündel. Es scheint nämlich, daß der Holzkörper der Psaronien 
ähnlich dem Stamme der lebenden, wirklich baumartigen Farne — von den niedrigen, dicken Stämmen der 
Marattiaceen sehen wir hier ab — nur am Grunde verkehrt, kugelförmig war, noch in oder nahe über dem 
Boden die der Art zukommende Dicke erreicht hat und von da ab walzenförmig. in die Höhe gewachsen 
ist, ohne seine Dicke oder die Zahl seiner, auf einem Querschnitt zum Vorschein kommenden Leitbündel 
erheblich zu vergrößern. Der gewaltige, 60 cm hohe Block von Ps. Weberi in Chemnitz wird von 
unten bis oben von dem dünnen Holzkörper so gut wie unverändert durchzogen,!) ebenso der 40 cm hohe, 
jetzt in mehrere Scheiben zerschnittene von Ps. helmintholithus der Bergakademie zu Freiburg. Die drei 
in verschiedener Höhe genommenen Querschnitte des Ps. musaeformis, f. carbonifer?) weichen nur in ganz 
unwesentlichen Stücken voneinander ab; auch der von Renault untersuchte, über 4 m lange Stamm von 
Ps. Demolei, f. espargeollensis?) scheint seiner ganzen Länge nach gleich gebaut zu sein, so weit das nur 
sehr unvollständig erhaltene Innere erschließen läßt. Die Vermutung, daß ein Holzkörper mit viel ver- 
wickelterem Baue von dem höheren Teil eines Stammes herrühren könnte, der weiter unten einfach gebaut 
wäre, findet also in der Erfahrung: keine Stütze. Es ist ja ein Übelstand, daß wir keine festen Grenzen 
kennen, innerhalb deren die Dicke des Holzkörpers und die Zahl seiner Leitbündel bei einer Art schwanken 
kann, so daß hier eine gewisse Willkür nicht ausgeschaltet werden kann. Denn daß auch die lebenden 
Baumfarne nach der Gunst oder Ungunst des Standortes und der Witterung bald dickere, bald weniger 
dicke Stämme haben und daß dementsprechend die einzelnen Gewebe stärker oder schwächer ausgebildet 
sein werden, ist schon nach dem, was wir an den Wurzelstöcken unserer krautigen Farne beobachten, nicht 
wohl zu bezweifeln; aber der Grundplan des Baues von Stämmen und Blattstielen bleibt dabei unverändert, 
auch wenn die Zahl der Leitbündel in den letzteren einmal von fünf auf sieben steigt oder auf vier zurück- 
geht. Nach einem ähnlichen Maßstabe werden wir die Abänderung der Zahl der Leitbündel im Holzkörper 
der Psaronien beurteilen. 


) Sterzel: Der große Psar., S. 4, Taf. III, Fig, 14. 
>) Gorda: Beitr. S. 94, Taf. XXVII, Fig. 1-3 (Ps. carbonifer). 
°®) Renault: Cours de bot. foss. III, p. 148, 149. — Zeiller: Autun, p- 238 (als Ps. espargeollensis). 


[29] Die Psaronien, Beobachtungen und Betrachtungen. 113 


4. Ebenso wenig unterstützen die bis jetzt bekannten Tatsachen die Vermutung, daß am unteren 
Ende sklerenchymfreie Holzkörper von Psaronien, wie etwa von Ps. Cotfae, weiter oben sich mit einer 
Sklerenchymscheide umgäben. Bei den lebenden Baumfarnen sind schon die unteren Enden mittels starker 
Sklerenchymbildungen von ähnlicher Fähigkeit, wie die höheren Teile und wir haben keinen Grund, zu 
Ps. Cottae oder Ps. Gutbieri andere Holzkörper als sklerenchymfreie zu rechnen; um so weniger, wenn wir 
sehen, wie so starke Stämme, wie der von Ps. Ungeri, f. flaccus [II. 21] ausschließlich auf die Stütze an- 
gewiesen sind, die ihnen durch die harten Scheiden ihrer Rindenwurzeln gewährt werden. Wir halten daher 
das Vorhandensein oder Fehlen einer den Holzkörper umziehenden Sklerenchymscheide für ein bestän- 
diges Artmerkmal. Sie ist auch fast immer scharf begrenzt und läßt sich auch da, wo sie durch die bei 
der Versteinerung auf sie einwirkenden Kräfte stärker angegriffen worden ist, als man es nach ihrer Härte 
und Festigkeit hätte erwarten sollen, meist ohne Zwang ergänzen. Nur bei der Gruppe des Ps. simplex ist 
sie bei den verschiedenen Stücken so verschiedenartig ausgebildet, bald scharf begrenzt, bald allmählich in 
das angrenzende Parenchym übergehend, bald dick, bald dünn, ja an manchen Stellen ganz fehlend, daß 
man soviel Stücke, soviel Arten vor sich zu haben glaubt, was kaum der Natur entspricht. Diese Veränder- 
lichkeit ist wohl richtiger als eine der mancherlei Eigenheiten dieser Gruppe aufzufassen, 


5. Auf die inneren, zwischen den Leitbündeln des Holzkörpers gelagerten Sklerenchymplatten 
hat zuerst Zeiller größeres Gewicht gelegt. Ich hatte sie früher wiederholt so unregelmäßig, an ver- 
schiedenen Stellen desselben Stückes so ungleichmäßig entwickelt gefunden, daß ich ihnen für die Erkenntnis 
der Art keinen besonderen Wert beimaß und sie in der Zeichnung auch wohl wegließ, um ein einfacheres 
und übersichtbares Bild zu erhalten. Bei einem und dem anderen Stücke mag sich daher vielleicht bei einer 
Nachuntersuchung ihr Vorhandensein herausstellen. Über ihre Beständigkeit bei den einzelnen Arten können 
aber erst weiter ausgedehnte Untersuchungen entscheiden. Hat doch Zeiller diese mehrfach auf einzelne 
vollständigere Stücke begründet und dann die mit diesen übereinstimmenden Bruchstücke hinzugezogen. Das 
gibt doch noch keine Gewißheit über die Artbeständigkeit dieses Merkmals. Von Ps. coalescens habe ich 
vor Jahren aus der Sammlung des Herrn Leuckart in Chemnitz eine Platte erhalten [III. 30], bei der 
nur zwischen den äußersten Leitbündeln einzelne Ansätze zur Sklerenchymbildung bemerkbar waren, ähnlich 
wie bei den von Zeiller abgebildeten Querschnitten,t) während an einem weniger vollständigen der Wiener 
geologischen Reichsanstalt zwischen fünf konzentrischen Bogen der breiten Leitbündel je eine Reihe schwarzer 
Sklerenchymstreifen sich hinzog. Sollte man dieses Stück, das sich sonst zu keiner der bekannten Arten 
ziehen läßt, in allem übrigen aber mit Ps. coalescens übereinstimmt, allein wegen der viel zahlreicheren 


Sklerenchymstreifen zwischen den inneren Leitbündeln ausschließen ? 


Danach scheint es, daß es der vergleichenden Untersuchung mehrerer Stücke, die sonst miteinander 
so übereinstimmen, daß sie einer und derselben Art zugerechnet werden müssen, bedürfen wird, um festzu- 
stellen, für welche von ihnen die inneren Sklerenchymplatten zu deren Unterscheidung von anderen benützt 
werden können. 

6. Die von mir früher zur Charakterisierung einiger Gruppen benützten Gummigänge?) fehlen 
manchen Arten, während sie in anderen ihnen ganz nahestehenden vorkommen; wir werden sie daher nur 
noch zur Trennung einzelner Arten benützen. Wo sie deutlich zu erkennen sind, bieten sie ein scharfes 
Merkmal dar. Leider aber ist das Grundgewebe des Holzkörpers und das Innenparenchym der Wurzeln 
ganz besonders häufig zerstört, mit ihm auch die vielleicht darin verlaufenden Gummigänge, das gibt ihrer 
Benützung öfter eine störende Unsicherheit. 


7. Zeiller hat die Eigenheit mehrerer Arten hervorgehoben, daß ihre stark einwärts gekrümmten 
Randbündel mit den mit ihnen abwechselnden Blattbündeln einen äußeren Kranz (couronne) um die inneren 
Leitbündel des Holzkörpers bilden, von denen er durch einen ins Auge fallenden Zwischenraum geschieden 
ist. Diese ausgezeichnete Bildung ist aber keiner der von uns angenommenen Gruppen ausschließlich eigen 


1) Zeiller: Autun, p. 232, pl. XXIIl, Fig 2, 3. 
2) Siehe oben S. 110 a (Röhrenzellen). 


114 Dr. K. Gustav Stenzel. [30] 


und wir können sie daher nicht zu deren Charakteristik verwenden, auch stoßen wir öfter auf Stücke, bei 


denen sie so wenig ausgeprägt ist, daß man nicht weiß, ob man sie überhaupt vor sich hat oder nicht. 


8. Ähnliches gilt von den Arten, bei denen von den Randbündeln besondere Zweige an die Blatt- 
bündel abgegeben werden, wie bei Ps. infarctus und bibractensis. 

Gehen wir nun daran, auf Grund dieser Erwägungen die Arten von Psaronius so naturgemäß als 
es gelingen will, zu ordnen, so begegnen wir einer Anzahl so eigenartig gebauter, bisher meist in einem 
oder in wenigen Stücken gefundener, daß ihre Abgrenzung keine Schwierigkeit macht. Häufig aber weichen, 
in den wesentlichsten Punkten übereinstimmende Stücke, einige in diesen, andere in jenen voneinander ab, 
ohne daß sie doch deshalb notwendie von einer anderen Pflanzenart herrühren müßten, wie wir dies 
vorhin an dem Beispiel der Sklerenchymscheide ausgeführt haben.t) In diesem Falle haben wir die Gruppe 
verwandter Formen unter dem Namen der zuerst aufgestellten Art zusammengefaßt und diesen die Namen 
der einzelnen nicht als Unterarten oder Varietäten, was sie vielleicht gar nicht sind, sondern einfach als 
Formen (f) hinzugefügt. Die Umständlichkeit dieses Verfahrens ist in der Unsicherheit unserer Erkenntnis 
begründet und wird, wie ich glaube, dadurch aufgewogen, dafs über diese, großenteils alte Arten, gesprochen 
werden kann, ohne jedesmal auf die Synonymie zurückzugehen. 


Anordnung der Arten. 


Auf Grund dieser Erwägungen werden wir die faßlichste Übersicht über die Arten von Psaronius 
gewinnen, wenn wir von den einfachsten, den zweizeiligen, ausgehen, an sie die vierzeiligen anschließen und 
dann durch die wenigen dreizeiligen zu den fünf- und mehrzeiligen fortgehen, unter denen die dicksten 
Holzkörper und zugleich die mit dem weitaus am meisten zusammengesetzten Bau den Schluß machen, 
die bei der wechselnden Dicke der Rinde, welche doch ebenso gut zum Stamme gehört, 
nirgends mit diesem gleichgesetzt werden dürfen. 

In ähnlicher Weise stellen wir an den Anfang jeder der drei Hauptgruppen die Arten mit den 
dünnsten und am einfachsten gebauten Holzkörper und steigen von da, freilich mit mancherlei Schwankungen, 
zu den dicksten und am meisten zusammengesetzten auf. 

So können uns diese Reihen vielleicht auch einen Fingerzeig darüber geben, wie sich einst aus ein- 
fachen Anfängen, aus kleinen, krautigen Pflanzen, hoch ausgebildete, stattliche Bäume entwickelt haben. 


I. Zweizeilige, Distichi. 
A. Holzkörper ohne Sklerenchymscheide. 
a) Blattbündel anfangs flach oder flach-ausgebogen. 


1. Ps. Cottae: Holzkörper dünn oder sehr dünn (1 —3!/, cm im Durchmesser). 
Randbündel . . 2 
Innere Leitbündel 2—3 
mit Gummigängen. 
2. Ps. Gutbieri: Holzkörper dünn oder sehr dünn (T—3 cm im Durchmesser). 
Randbündel . . 2 
Innere Leitbündel 8—12 
mit Gummigängen. 
3. Ps. chemnitziensis: Holzkörper dünn (2>—3 cm im Durchmesser). 
Randbündel . . 2 
Innere Leitbündel S—ıIo; auch die innersten meist breit. 
ohne Gummigänge. 
F. plicatus: Die innersten Leitbündel schmal. 


1) Siehe oben S. 112 u. £. 


Die Psaronien, Beobachtungen und Betrachtungen. 115 


b) Blattbündel schleifen- oder winkelförmig ausspringend. 


4. Ps. Ungeri. 


Randbündel . . 2 

Innere Leitbündel S—ı0; breit genähert, meist 1 drehrundes Bündel in der Mitte. — 
Blattbündel schleifenförmig ausspringend. 

f. flaceus: Innere Leitbündel entfernt; ein oder mehrere mittelständige schmal oder faden- 
förmig. Blattbündel und Ersatzbündel winkelförmig ausspringend 


mıt Gummigängen. 


B. Holzkörper mit Sklerenchymscheide. 


SR 


SI 


Ps. tenuis: Scheide sehr dünn, scharf begrenzt. 

Randbündel . . 2 

Innere Leitbündel 3—-6 
mit Gummigängen. 

Ps. Levyi: Scheide stark, scharf begrenzt. 

Randbündel . . 2 

Innere Leitbündel 2—4; entfernt. 

Ps. musaeformis: Scheide gewöhnlich, scharf begrenzt. 

Randbündel . . 2 

Innere Leitbündel 7—8 (10); Blattbündel nach innen von Sklerenchym umzogen. 

f. carbonifer: Randbündel 2; innere Leitbündel 6. 

f. scolecolithus: Randbündel 2; innere Leitbündel 7—35; Blattbündel innen nicht von 
Sklerenchym umschlossen. 

Ps. spurievaginatus: Scheide schwach, oft unterbrochen. 

Randbündel . . 2 

Innere Leitbündel 9 breite und ı schmales in der Mitte. Blattbündel nach innen mit un- 
deutlicher Sklerenchymscheide. 

Ps. simplex: Scheide vielgestaltig, oft verwachsen oder undeutlich. — Äußere Ersatzbündel 
sehr breit, geradlinig; Blattbündel noch breiter, flach gewölbt, mit stark eingeschlagenen 
Rändern. 

Randbündel . . 2 

Innere Leitbündel 12—ı3, selten nur 9—IO 
mit Gummigängen. 

f. simplex: Scheide vor dem Blattbündel fehlend; seitlich dünn; nach aufen verwachsen. 

Randbündel . . 2 

Innere Leitbündel 12—-13, selten nur 9; die mittelständigen viel schmäler. 

f. Brongniarti: Scheide vor dem Blattbündel stark; seitlich ? 

Randbündel ... 2 

Innere Leitbündel etwa 13, die mittelsten mehreremal schmäler. 

f. inermis: Scheide vor dem Blattbündel deutlich, seitlich fehlend. 

Randbündel ... 2 

Innere Leitbündel 10—ı12, gleich breit; nur eins oder wenige in der Mitte schmal. 

f. integer: Scheide vor dem Blattbündel fehlend; seitlich dünn, nach außen verwachsen. 

Randbündel . . 2 

Innere Leitbündel 13, gleich breit. 

f. conjugatus: Scheide vor dem Blattbündel dick, dicht; seitlich dick, aber nach aufen 
verwaschen. 

Randbündel 2; dick. 

Innere Leitbündel fast gleich breit. 


Beiträge zur Paläontologie Österreich-Ungarns, Bd. XIX. 


116 


Dr. K. Gustav Stenzel. [32] 


II. Vierzeilige, Tetrastichi. 


a) Blätter spiralig: Auf dem Querschnitt des Holzkörpers 4 Blattbündel, je 2 weiter entwickelt, 


IO. 


16360 


12. 


14. 


als die 2 anderen, 

Ps. pusillus: Holzkörper dünn, 2!/, cm im Durchmesser. 

Randbündel 4 (zum Teil mit Blattbündeln verwachsen). 

Innere Leitbündel 5, je 2 verwachsen; ı fadenförmiges Bündel in der Mitte. 

Parenchym dicht; mit Gummigängen. 

Ps. speciosus: Holzkörper mittelstark, 5—6 cm dick; Blattbündel 4, zwei noch innerhalb 
der Scheide, zwei frei (nur ı erhalten). 

Randbündel 4 (nur 2 erhalten). 

Innere Leitbündel 3—4 (zwei hakenförmig, zwei zu einem gefalteten verwachsen ?) 

Parenchym lückig; keine Gummigänge. 

Ps. asterolithus: Holzkörper mittelstark, 4!/), cm im Durchmesser. 

Randbündel 4, meist mit Ersatzbündel seitlich verwachsen; Blattbündel 2, Ersatzbündel 2. 

Innere Leitbündel 7, breit, entfernt. 


Parenchym lückig; keine Gummigänge. 


. Ps. brasiliensis: Holzkörper stark, 10!/, cm im Durchmesser. 


Randbündel 4, Blattbündel 2 und 2 Ersatzbündel im Leitbündel 15 breitere und viele 
schmälere. 

Parenchym dieht; mit Gummigängen. 

Ps. arenaceus: Holzkörper mittelstark, 6 cm im Durchmesser. 

Randbündel 4. 

Innere Leitbündel wenige, breit. 


b) Blätter wirtelig: Auf dem Querschnitt des Holzkörpers alle 4 Blattbündel gleich weit ent- 


TI 


wickelt. 
Ps. quadrangulus: Holzkörper dünn, 3—4 cm im Durchmesser. 
Randbündel 4, Blattbündel 4. 
Innere Leitbündel breitere 12 und I—3 sehr schmale genähert. 
Parenchym dicht; keine Gummigänge. 


III. Drei-, fünf- und mehrzeilige, Polystichi. 


A. Blätter spiralig: Auf dem Querschnitt des Holzkörpers Blattbündel ungleich weit entwickelt. 
a) Blätter dreizeilig. 


16. 


Ps. Weberi: Holzkörper 3—4 cm im Durchmesser. 

Randbündel 3. 

Innere Leitbündel 2—3, eins sehr breit, fast ringförmig geschlossen; darin I— 2 schmale 
oder rundliche mittelständige. 

Parenchym dicht. 


b) Blätter fünfzeilig. 


17% 


Ps. punctatus: Holzkörper 4'/, em im Durchmesser. 

Randbündel 5. 

Innere Leitbündel 4—5, 3 sehr breite und ı—2 sehr schmale mittelständig. 
Parenchym dicht; mit Gummigängen. 


. Ps. helmintholithus: Holzkörper 4—6 cm im Durchmesser. 


Randbündel 5, keine Sklerenchymplatten zwischen Randbündeln und inneren Leitbündeln. 
Innere Leitbündel 6—8: 6 breite Bündel in 2—3 Kreisen, öfter noch ein paar rundliche 
mittelständige. 


Parenchym dicht; ohne Gummigänge. 


Die Psaronien, Beobachtungen und Betrachtungen. . 117 


19. Ps. Haidingeri: Holzkörper 4—6 cm im Durchmesser. 
Randbündel 5, keine Sklerenchymplatten zwischen Randbündeln und inneren Leitbündeln. 
Innere Leitbündel 9—10, 3—5 breite, 5—6 schmälere, zum Teil rundliche mittelständige. 


Parenchym lückig; ohne Gummigänge. 


20. Ps. Demolei: Holzkörper 5—7 cm im Durchmesser, 
Randbündel 5, Sklerenchymplatten zwischen Randbündeln und inneren Leitbündeln, 
Innere Leitbündel 7—13, 2—4 sehr breite, 4—5 ziemlich breite, mehrere schmale. 
Parenchym lückig; ohne Gummigänge. 
F. espargeollensis: dickerer Stamm als der vorige; alle Teile größer, 

21. Ps. coalescens: Holzkörper 6— 10 (?) cm im Durchmesser. 
Randbündel 5, von den inneren hier und da durch Sklerenchymscheiden geschieden, 
Innere Leitbündel 15 und mehr genähert, dünn, deren äußere sehr breit, fast ringförmig 

das Innere umgeben; dann schmäler in etwa 6 konzentrischen Umgängen. 

Parenchym dicht; keine Gummigänge. 
f. munitus: innere Leitbündel von den Randbündeln wie voneinander durch Sklerenchym- 


streifen geschieden. 


22. Ps. spissus: Holzkörper 5—6 cm im Durchmesser. 
Blattbündel tief rinnig. 
Randbündel 5, von den inneren durch Sklerenchymplatten geschieden. 
Innere Leitbündel 15 —ıS, genähert, in 5 Umgängen, 
Parenchym dicht; keine Gummigänge. 


c. Blätter achtzeilig. 


23. Ps. Klugei: Holzkörper 5 cm im Durchmesser, mit Sklerenchymscheide (?), zwischen den 

inneren Leitbündeln Sklerenchymplatten. 

Randbündel 8. 

Innere Leitbündel 30 und mehr, die äußeren in zwei Umgängen zu acht breiter, die 
mittelständigen sehr schmal. 

Parenchym dicht; keine Gummigänge. 

d. Blätter stehen weit voneinander entfernt; Zeilen nicht bestimmbar; auf jedem 
Querschnitt des Holzkörpers höchstens ein Blattbündel. 


24. Ps. radiatus: Holzkörper dick. 
Leitbündel zahlreich, gedrängt. 
Parenchym dicht; ohne Gummigänge. 


25. Ps. Putoni: Holzkörper dick. 
Leitbündel wenige, weit voneinander abstehend. 


Parenchym dicht; mit Gummigängen. 


B. Blätter wirtelig: Blätter in alternierenden Wirteln, 
a. Blätter sechszeilig. 


26. Ps. F'reieslebeni: Holzkörper 8-9 cm im Durchmesser, mit 3 Blattbündeln im Querschnitt. 
Randbündel ? f 
Innere Leitbündel etwa 18 in 6 Kreisen. 
Parenchym —? Gummigänge —? 
F. triquetrus: Holzkörper 5 cm im Durchmesser mit 3 Blattbündeln im Querschnitt. 
Randbündel 3. 
Innere Leitbündel etwa 1o meist breit, einige mittelständig, sehr schmal bis rundlich. 
Parenchym dicht; keine Gummigänge. 
b. Blätter 10 und mehrzeilig. 
16* 


118 Dr. K. Gustav Stenzel. 34] 


27. Ps. einctus: Holzkörper 6 cm im Durchmesser, von der Sklerenchymscheide rings ein- 
geschlossen. Blätter Iozeilig. 
Blattbündel 5 in tief eingesenkten Buchten. 
Randbündel 10; je zwei zu einem breiten Bande verbunden, daher scheinbar nur 5. 
Innere Leitbündel etwa 20, breit, nur wenige mittelständige schmal oder rundlich. 


Parenchym dicht; keine Gummigänge. 


28. Ps. procurrens: Holzkörper 6 cm im Durchmesser, von der Sklerenchymscheide rings 
eingeschlossen. Blätter 1ozeilig; Blattbündel in weit ausspringenden Kanten des Holz- 
körpers. 

Randbündel Io; mehrere miteinander verbunden, daher scheinbar nur 5—7. 
Innere Leitbündel 12—24; mittelständige sehr schmal. 


Parenchym dicht; ohne Gummigänge. 


29. Ps. pictus: Holzkörper 4 cm im Durchmesser. Sklerenchymscheide um die Blattbündel 
unterbrochen. Blätter ıozeilig. 
Randbündel 10; je zwei zu einem breiten Bande verbunden, daher scheinbar nur 5. 
Innere Leitbündel 20, die innersten ganz schmal bis rundlich. 
Parenchym dicht; mit Gummigängen. 
. Ps. Faivrei: Holzkörper IO cm im Durchmesser. Sklerenchymscheide vor den Rand- 
bündeln geschlossen, vor den Blattbündeln zum Teil unterbrochen. Blätter 1ozeilig. 
Randbündel 10, alle frei. 
Innere Leitbündel etwa 30, sehr locker gestellt in 5—6 Kreisen; mittelständige schmal 


(93) 
[o) 


bis rundlich. 
Parenchym dicht; ohne Guimmigänge. 
f. Bureaui: Holzkörper stärker, sonst wie bei Ps. Faivrei. 
[Ps. rhomboidalis: Querschnitt des Blattbündels eine oben offene Raute.] 
31. Ps. bibractensis: Holzkörper I0—15 cm im Durchmesser. Sklerenchymscheide ringsum 
geschlossen. Blätter 12zeilig. 
Randbündel 12, alle frei, 
Innere Leitbündel 40—60, in 6 Kreisen; genähert; mittelständige zahlreich, schmal. 
Parenchym dicht; ohne Gummigänge. 
. Ps. infarctus: Holzkörper II cm im Durchmesser. Sklerenchymscheide vor den Rand- 


(99) 
[97 


bündeln unterbrochen. Blätter 14zeilig. 

Randbündel 14, alle frei. 

Innere Leitbündel über So (die mit vielen miteinander verbundenen einzeln gezählt), in 
neun konzentrischen Kreisen, breit, nur eine Anzahl mittelständiger rundlich; gedrängt. 

Parenchym dicht; keine Gummigänge. 

f. Landrioti: Holzkörper 13 cm im Durchmesser. Sklerenchymscheide vor den Rand- 
bündeln unterbrochen. Blätter 1ozeilig. 

Randbündel 10. 

Innere Leitbündel etwa 60. 

Parenchym dicht; ohne Gummigänge. 


f. polyphyllus. 


ad 9. Ps. simplex, f. inermis Stenzel ist begründet auf ein Stammstück der städtischen Sammlung 
zu Chemnitz, walzig mit ungleichförmiger Außenfläche, 5—6 cm dick, 5 cm hoch, in zwei Platten quer 
durchgeschnitten, so daß wir eine untere, eine mittlere und eine obere Querfläche miteinander vergleichen 
können. Es ist braun verkieselt, das Parenchym des Holzkörpers dunkel, stellenweise schwarz, mit zahllosen 
kleinen Löchern, die ebenso wie die vielen Verbiegungen und Bruchstellen erkennen lassen, wie erhebliche 
Veränderungen das Stammstück durch die Aufweichung bei der Verkieselung erfahren hat. 


[35] Die Psaronien, Beobachtungen und Betrachtungen. 119 


Gleichwohl ist der Bau des 4 cm breiten und 3 cm tiefen Holzkörpers unverkennbar. 
Am meisten haben die beiden, sehr breiten, hier und da zerbrochenen und durch größere und 


kleinere Lücken unterbrochenen Randbündel gelitten, doch läßt sich ihr Verlauf noch sicher genug verfolgen. 


Sie umschließen, meist verbogene, sonst aber gut erhaltene paarweise parallele Innenbündel. 
Auf der unteren Fläche sieht man 9 sehr breite Bündel und um die Mitte zerstreut 3 fadenförmig; auf 
der mittleren und oberen nur 6-7 fast gleich breite, außerdem aber noch 3—6 schmälere, selbst 
fadenförmige Bündel, die wir zusammen 8—g sehr breiten gleich setzen können. Diese Beobachtung zeigt, 
was wir schon bei Ps. Ungeri flaccus angeführt haben, daß es ganz unzulässig ist, einen Artunterschied 
darauf zu gründen, ob die Mitte des Holzkörpers von einem fadenförmigen oder einem winklig oder 
klammerförmig gefalteten oder von mehreren zerstreuten Leitbündeln eingenommen wird. 

Die geringe Dicke und wohl in Zusammenhang damit die vielfachen Verbiegungen der bis gegen 
die Mitte hin fast gleich breiten inneren Leitbündel, wie das Fehlen von Verwachsungen derselben unter- 
einander, geben der f. inermis trotz sonstiger wesentlicher Übereinstimmung ein von der f. simplex abwei- 
chendes Ansehen. Dagegen verbinden sie mit dieser die außerordentlich breiten, ursprünglich 
gewiß geraden äußeren Ersatzbündel, die jetzt infolge des Zusammensinkens des Holzkörpers in 
mehreren Falten aus- und eingebogen sind. Auf der untersten Fläche, dann wieder auf der gegenüber- 
liegenden Seite der mittleren und auf der der ersten gleich liegenden der oberen Fläche verbindet ein 
solches Band, das man schon als Blattbündel bezeichnen könnte, die Ränder je zweier Randbündel; an 
den diesen gegenüberliegenden Seiten in der Regel eins als Ersatzbündel die zweier Innenbündel. Nur 
die schmäleren um die Mitte gelagerten lassen keine Regel in ihrer Anordnung erkennen. 

Von freien Blattbündeln ist auf der mittleren Fläche eines vollständig erhalten, mehrfach aus- 
und eingefaltet; beide Ränder verdickt und abgerundet liegen noch ganz nahe neben denen der Randbündel, 
von denen sie sich eben getrennt haben. Von den schon weiter nach außen gerückten sind nur hier und 
da Bruchstücke erhalten. 

Die Sklerenchymscheide ist so schwach entwickelt, daß wir die Form deshalb »znermiss 
genannt haben. Vor den Randbündeln fehlt sie ganz; nur innerhalb der bereits freien Blattbündel ziehen 
sich zuweilen schmale Streifen hin, öfter noch an den Rändern verwaschen. Das wenige Zentimeter dicke 
Rindenparenchym ist von sehr dünnen Innenwurzeln durchzogen, deren Inneres fast immer zerstört ist, 
mit zweifelhaften Gummigängen. 

ad 10. Ps. pusillus Stenzel. Wie wir die Reihe der -zweizeiligen Psaronien mit Ps. Cottae ange- 
fangen haben, da dessen Holzkörper der dünnste und am einfachsten gebaute unter allen Psaronien ist, so 
beginnen wir die der vierzeiligen mit der ihm darin ähnlichen und nach ihrer Kleinheit »puszllus« benannten Art. 

Das vollständigste Stück befand sich seinerzeit in der Sammlung des verstorbenen Herrn 
Lemkart in Chemnitz, Es war ein stattlicher, oben und unten flach abgeschlagener, fast 1!/, kg schwerer 
Block, der eine 5—6 cn hohe, stumpf dreikantige Platte von 13 bis 14 cm Seitenkante darstellte, die zum 
größten Teile aus freien Wurzeln [IV. 37, R], zum kleineren aus der nur mäflig starken Rinde mit Innen- 
wurzeln [7] und dem nur 2 cm — im frischen Zustande wohl 2'/, cm dicken Holzkörper besteht. Dieser 
ist von einer zusammenhängenden dünnen Sklerenchymscheide umzogen, in der man links !) ein mehr- 
fach gefaltetes Blattbündel sieht, das noch mit den beiden angrenzenden Randbündeln verschmolzen 
ist. Ihm gegenüber, von diesen frei aber noch innerhalb der Sklerenchymscheide, ein zweites Blattbündel, 
das, wie so oft, drei Seiten eines nach innen offenen Rechteckes darstellt. Mit diesen gekreuzt sind: unten 
in einer tiefen Bucht der Sklerenchymscheide die zwei Seitenteile eines schon aus dem Holzkörper aus- 
getretenen Blattbündels, dessen äußerer Bogen bereits abgetragen ist und ihm gegenüber, oben, eine schmale, 
nach innen offene Bucht der Scheide, durch die tiefer unten sicher ein viertes Blattbündel in die Rinde 
ausgetreten war, in der man noch undeutliche Reste (x) ziemlich weit nach außen verfolgen kann. Auch 


ist die Umgebung derselben, wie man nicht anders erwarten konnte, frei von Innenwurzeln oder arm an 


1) Da die Teile nicht wohl haben einzeln bezeichnet werden können, ist im folgenden ihre Lage so voraus- 
gesetzt wie Fig. 37. 


120 Dr. K. Gustav Stenzel. 136] 


diesen. Wir sehen daher schon in diesem einfach gebauten Holzkörper 4 Zeilen von Blattbündeln, von 
denen selbst je 2 einander gerade geß&enüber stehende nicht ganz gleich hoch entsprungen sind, ebenso- 
wenig wie die mit ihnen gekreuzten, die aber erheblich höher oder tiefer als das erste Paar vom Holzkörper 
ausgegangen sind. Die Blattstellung war demnach, wie bei der großen Mehrzahl der vielzeiligen Stämme, 
spiralio mit der Div. !/,. 

Außer den zwei schon erwähnten, mit dem Blattbündel links noch zusammenhängenden breiten 
kandbündeln finden wir noch ein schmäleres rechts oben, ein ziemlich breites, rechts unten, im ganzen 
also vier. 

Innere Leitbündel dagegen finden wir nur, wenn ein sehr breites hufeisenförmig gebogenes und 
darin ein kleines gefaltetes, von jeden wohl als ein an einer Seite verbundenes Paar angesehen werden 
kann, zu denen dann als ein 3. (oder 5.) ein beinahe fadenförmiges Bündel in der Mitte hinzukommt. 

Die sehr ungleich dicke Rinde enthält innen zahlreiche, gedrängte, dünne Innenwurzeln, die 
bis zu ihrer Außenfläche oft bis zu 1 cm im Durchmesser anwachsen, so daß manche von den noch dickeren 
freien Wurzeln (R) nur wenig übertroffen werden. Alle zeigen schlecht erhaltene Gummigänge, 
einen kleinen, meist zerstörten Holzkörper mit 6 kurzen Strahlen, 

Wir ziehen hierher eine kleine Platte aus Göpperts Sammlung, die einen fast vollständigen 
Holzkörper enthält, von 28 mm Länge und 18 mm Breite. Von der dünnen Sklerenchymscheide um- 
schlossen liegt an der einen Seite ein breites, mehrfach gefaltetes freies Blattbündel, ihm gegenüber ein 
ähnliches, vor dem die Scheide bereits kurz unterbrochen ist. Das mit ıhm gekreuzte Blattbündelpaar ist 
noch weiter zurück. Das eine Blattbündel ist noch mit dem einen Rande mit dem benachbarten Randbündel 
verbunden, an dem anderen Rande ist es wegen einer kleinen Lücke nicht ganz sicher; das ihm gegenüber 
liegende bildet mit seinen Randbündeln ein außerordentlich breites Band, das die Bucht der Scheide, aus 
der wohl weiter unten ein Blattbündel ausgetreten ist, umzieht. Alle diese Merkmale bringen das Stück 
unter die vierzeiligen Psaronien, daß nur drei sehr breite und zwei schmale innere Leitbündel da sind, 
schließt es an Ps. pusillus an. 

Das einst als Ps. Putoni, 8 saxonicus beschriebene Stück !) zeigt zwar nur drei Blattbündel im 
Querschnitt, vor der sehr langen Strecke der Sklerenchymscheide zwischen a und c liegen die Wurzeln 
in der Rinde so zerstreut, wie wir das oft über dem Austritt eines Blattbündels finden, so daß diese viel- 
leicht doch vierzeilig waren. Bei der außerordentlich unvollständigen Erhaltung aller Teile tun wir aber am 
besten, diese ganze Form überhaupt zu streichen. 

Vielleicht gehört hierher die prachtvolle 5 cm dicke Platte von 30 bis 37 cm Durchmesser im 
k. k. Naturhistorischen Hofmuseum in Wien, die fast ganz aus Rinde mit inneren Wurzeln und freien 
Wurzeln besteht und eine große Ähnlichkeit mit dem von Corda als Ps. Zeidleri abgebildeten Stücke 
zeigt.?) Hier aber liegt inmitten dieser Wurzelmassen ein Holzkörper stark breit gedrückt, bis 4 cm lang 
und nur I cm breit, mit 2 Randbündeln und 3—4 inneren Leitbündeln, von den zwei einander gegenüber 
liegenden Blattbündeln ist eines bereits frei, das andere noch mit einem Randbündel verbunden. Beide liegen 
noch innerhalb der dünnen Sklerenchymscheide. Nach diesen Merkmalen müßten wir das Stück zu Ps. tenuis 
rechnen. Bei diesem sind aber die inneren Wurzeln gleichmäßig verteilt, dünn, mit starker Sklerenchym- 
scheide; die äußeren nicht viel dicker als die inneren und auch von den freien Wurzeln nur wenig über- 
troffen. Bei der Wiener Platte sind innere wie freie Wurzeln sehr ungleichmäßig verteilt, bald locker, bald 
dicht gestellt, mit dünner Sklerenchymscheide, die stärkeren 5—8 mm dick, darin weichen sie aber so sehr 
von Ps. tenuis ab, als sie sich dem Ps. pusillus annähern und es erscheint nicht schlechthin ausgeschlossen, 
daß im Holzkörper außer den zwei einander gegenüberliegenden Blattbündeln an den breiten Seiten noch 
zwei, mit diesen gekreuzte Blattbündel entsprungen sind, so tief unter den beiden ersteren, daß sie die 
Querfläche der Platte nicht mehr erreicht haben. Dafür sprechen auch die an diesen Stellen liegenden 


wurzelarmen oder sehr dicke Wurzeln führenden Gegenden, wie wir solche oberhalb des Ursprungs vom 


‘) Stenzel in Göppert, p. F., S. 61, Taf. V, Fig. 7. 
>) Gorda: Beitr., Taf. X 7. 


[37] Die Psaronien, Beobachtungen und Betrachtungen. 121 


Blattbündel wiederholt beobachten. Dann würde das Stück ein Ps, pusillus sein; und es wäre von großem 
Interesse an den übrigen Platten, welche von demselben Block unzweifelhaft geschnitten worden sind, zu 
beobachten, ob diese Vermutung sich bestätigt. 

ad 15. Ps. quadrangulus: Stenzel |IV. 35, 36]. Die Art ist gegründet auf ein länglich rundes, 
6—S cm breites, 3!/); cm hohes Stammstück der städtischen Sammlung in Chemnitz; außen durch die herab- 
laufenden Innenwurzeln mit starken Längsrippen gefurcht; meist hell braungrau verkieselt, das Sklerenchym 
weiß, die Leitbündel hellbraun. Der etwa 3 cn dicke Holzkörper ist durch drei tiefe und eine flache Bucht 
so gegliedert, daß aus seiner mittleren Masse vier breite Rippen weit ausspringen, deren jede in ihrer Kante 
ein noch von der dünnen Sklerenchymscheide umgebenes Blattbündel [35, f'—f!] führt oder, wo sich dieser 
bereits geöffnet hat |36, f—f!], die zwei freien Schenkel eines solchen, deren Verbindung dann meist schon 
durch das Rindenwachstum weggeführt ist. Die ganz außerordentliche Zartheit der Blattbündel läßt darauf 
schließen, daß die Blätter des Stämmchens klein und zierlich gebaut gewesen sind. 

Sowohl die je vier noch von der Scheide umschlossenen, als auch die bereits aus ihr ausgetretenen 
Blattbündel eines Querschnitts befinden sich auf fast gleicher Stufe der Ausbildung; die vierzeiligen Blätter 
gehören daher nicht wie bei den übrigen Arten der Gruppe einer Spirale an, sondern echt vierzähligen 
Wirteln. 

Sie wechseln ab mit vier sehr breiten Randbündeln [P!—p!], auf die nach innen ein Kreis von vier 
inneren Leitbündeln, je eins hinter einem Blattbündel, folgt, denen sich noch gegen acht breite und um die 
Mitte noch I—3 sehr schmale innere Leitbündel anschließen. So zeigt der Holzkörper einen sehr regel- 
mäßigen Bau, der ursprünglich noch deutlicher hervorgetreten sein mag, als der Kranz von Rand- und Blatt- 
bündeln, wie die starke Einkrümmung der ersteren vermuten läßt, durch einen breiten Raum von den inne- 
ren Leitbündeln getrennt gewesen ist [35, bei £2]. 

Eine etwa 2 cm dicke Rinde mit gedrängten, sehr dünnen, I—2 mm dicken inneren Wurzeln, von 
denen fast durchwegs nur die Sklerenchymscheide erhalten ist, umgibt gleichmäßig. den Holzkörper. 

Wo dessen Parenchym erhalten ist, ist es dicht und ohne Gummigänge. 

ad 25 — 27. Ps. hunctatus, Stenzel [III. 25—27]. Das der Art zu Grunde liegende Stück [III. 25, 26] 
stammt von Hilbersdorf bei Chemnitz und bildete einen Teil der Leuckart’schen Sammlung. Es war 
dunkel verkieselt. Holzkörper 4!/), cm im Durchmesser. 

Um die Mitte liegen zwei ganz schmale innere Leitbündel oder ein etwas breiteres gegabeltes. Um 
diese geschlungen drei sehr breite innere Leitbündel, von denen zwei mit Ersatzbündeln [sf!, sp2] verbun- 
den schon nahe vor die Stellen gerückt sind, wo die Blattbündel sich von ihnen nach außen ablösen sollen, 

Von den fünf Randbündeln [#!—p?] ist eins frei |p'], die anderen einerseits oder beiderseits mit 
Blattbündeln verbunden, auf so verschiedene Stufen der Ausbildung, daß die Blätter in fünfzeiligen Spiralen 
gestanden haben müssen. Ebenso verschiedene Stufen zeigen die Blattbündel [f! - f?], von denen zwei vor 
den Ersatzbündeln [sp!, sp] die Ebene des Querschnittes nicht erreicht haben. 

Das Parenchym ist dicht in den Innenwurzeln, oft mit einem zierlichen Kranz von Gummigängen, 
nach dem die Art benannt worden ist. 

ad 26. Ps. Freieslebeni, Corda |[IV. 34, a]. 

1845. Ps. Freieslebeni Corda: Beitr., S. 96. 
1854. » » » Stenzel. Starst., S. 862; Taf. 34, Fig. 3 (auf °/, verkleinerte Kopie nach Gutbier. — (Ob 

Ps. pulcher Corda hierher gehört, ist wegen der unvollständigen Erhaltung unsicher). 

1843. Caulopteris Freieslebeni Gutbier: Über einen fossilen Farnstamm aus dem Zwickauer Schwarzkohlengebirge. 

Der bisher als scheidenlos betrachtete, meist als Achse bezeichnete Holzkörper der Art ist in Wirk- 
lichkeit von einer zusammenhängenden wie alle noch erhaltenen Gewebe in Kohle verwandelten Skleren- 
chymscheide umgeben. Das ist an den meisten Stellen nicht wohl zu erkennen, weil sie mit den ihr 
außen anliegenden inneren Wurzeln eine scheinbar einfache Kohlenrinde um den Holzkörper bildet. An ein- 
zelnen Orten ist doch zwischen beiden ein mit Schieferton erfüllter Spalt frei geblieben; und ganz unver- 
kennbar ist die Scheide an einigen besser erhaltenen Blattansätzen [IV. 34 a]. Hier liegt das nach innen 
offene Blattbündel [/, f] mit seinen wie gewöhnlich eingerollten Rändern in einer tiefen Bucht, die seitlich 


122 Dr. K. Gustav Stenzel. [38] 
und nach innen von einer dünnen Kohlenplatte [vo] umzogen wird, die offenbar einen Teil der Sklerenchym- 
scheide darstellt und die bei dem von uns zu derselben Art gezogenen f. friguetrus verkieselt und überall 
von den anderen Gewebteilen wohl unterschieden ist. 

ad 26. Ps. Freieslebeni, f. triquetrus. Stenzel [IV. 34 b]. Von dieser Form lag ein stattliches, läng- 
lich-rundes, IO und 15 cm breites, in drei übereinander liegend, etwa 3 cm hohe Scheiben zerschnittenes 
Stammstück in der Leuckartschen Sammlung in Chemnitz, weißlich-grau verkieselt. 

Inmitten einer 2'/,—7 cm dicken, von dünnen (1 bis gegen 4 cm) Innenwurzeln dicht durchzogenen 
Rinde liegt der 3—4 cm dicke Holzkörper, dreikantig mit gewölbten Seiten. Nur die eine derselben ist ein- 
zwischen v! und v”|, auf mehreren (Juerschnitten mit einem Längsriß, durch welchen ein 


gedrückt, eben 
ganzes Rindenstück mit inneren Wurzeln bis in den Holzkörper hineingedrückt worden ist. 

In diesem liegen unter der ziemlich starken, sonst überall geschlossenen Sklerenchymscheide drei 
breite Randbündel mit eingeschlagenen Rändern, zwischen denen drei bald mehr, bald weniger gut erhaltene 
Blattbündel die Ecken des Holzkörpers einnehmen. Weniger regelmäßig folgen dann etwa Io innere Leit- 
bündel: 8 breite, verbogene und mehrfach zerbrochene und um die Mitte 2—3 schmale und sehr schmale 
rundliche Bündel. 

Das Parenchym ist dicht, ohne Gummigänge. 

In allem fast, was sich bei der verschiedenen Erhaltungsweise hat ermitteln lassen, stimmt Ps. fri- 
qwelrus mit Ps. Freieslebeni überein. Ob bei ihm auch alternierende Blattwirtel vorhanden waren, habe ich 
nicht mit Bestimmtheit ermitteln können. Die einzige erhebliche Verschiedenheit bleibt eigentlich, daß der 
Holzkörper von Freieslebeni 8"), cm, der von triquetrus nur gegen 4 cm beträgt, Hier ist wohl ein Um- 
stand zu beachten: bei den verkohlten Stämmen der Psaronien scheinen die früh leer gewordenen Hohl- 
räume zwischen den derberen Geweben alsbald mit dem feinen Tonschlamm vollgeflossen zu sein und sich 
diese daher oft in ihrer gegenseitigen Entfernung und Lage behauptet zu haben, während sie bei der lang 
andauernden Verkieselung so ausgelaugt und aufgeweicht wurden, dafs sie leicht zusammenfielen und dabei 
mannigfache Verbiegungen und Faltungen erfuhren. Das würde die Veränderungen der inneren Leitbündel 
der f. triquetrus erklären, wie auch die ebene eine Außenfläche und die weit herausragenden spitzen Kanten 
|IV. 34, v»!—v?—v®| würde aber nicht ausreichen, den geringen Umfang des ganzen Holzkörpers herzu- 
leiten; denn dieser betrug nach der Sklerenchymscheide mit Einrechnung ihrer Falten gegen 160 mm, der 
Durchmesser danach 5 cm, während der des Ps. Freieslebeni aus dem Kohlenschiefer 3—9 cm beträgt. Diese 
Verschiedenheit veranlaßt uns Ps. Zriquetrus jedenfalls als eigene Form unter Ps. Freieslebeni aufzuführen. 

ad 29. Ps. pictus |I. 7]. Länglich-runde, 8 cm lange, 5 cm breite, 1!/, cm hohe Scheibe aus der 
Leuckartschen Sammlung in Chemnitz, beiderseits poliert. Sie ist dunkel verkieselt, zum Teil fast schwarz, 
so dafs sich die zwischen den etwas helleren Leitbündeln zahlreich zerstreuten größeren Gummigänge, die 
schwarz, weiß, bläulich-weiß, vereinzelt selbst rot ausgefüllt sind, wirkungsvoll abheben und der Art ihren 
Namen gegeben haben. Der nur 4 cm dicke Holzkörper zeigt im (Juerschnitt einen Wirtel von 5 nur so 
wenig verschiedenen Blattbündeln |f—/°|, daß wir sie nur einem fünfzähligen Wirtel zuzählen können. Die 
mit ihnen abwechselnden Randbündel [p!—p?] zeigen so deutliche Buchten und Falten [so besonders 2?], 
daß wir darin wohl die Anlage zu einem mit dem ersten alternierenden Blattwirtel sehen dürfen, die Blätter 
daher in 10 Zeilen gestellt waren. 

An einer Seite war die Sklerenchymscheide des Holzkörpers eingedrückt, gespalten und durch den 
Riß ein Rindenstück mit inneren Wurzeln eingedrungen, das nun, ähnlich wie wir dies bei Ps. friquetrus 
gefunden haben [IV. 34 2 bei p®], innerhalb der Sklerenchymscheide liegt. 

Diese ist vor und hinter den Blattbündeln unterbrochen. 

Die inneren Leitbündel sind zahlreich, etwa 20, in mehreren Kreisen um die Mitte gelagert; nur 
die mittelsten 4—5 ganz schmal oder rundlich, die übrigen breit. 

Das Parenchym ist dicht, mit Gummigängen. 

Die zahlreichen dünnen, gleichförmigen Innenwurzeln sind gedrängt. 


[39] Die Psaronien, Beobachtungen und Betrachtungen. 123 


Zur Erklärung der Abbildungen. 


Die römischen Ziffern in eckigen Klammern [ ] geben die Tafel an, die arabischen die Figur. 
Bei den einzelnen Figuren bezeichnet überall: 
c: die Rinde des Stammes (cortex caudicis); 
f F: Blattbündel (fasciculi ductores in folia exuntes); 
i: innere stammeigene Leitbündel (fasc. duct. interiores); 
p: Randbündel (fasc. duct. peripherici); 
r: Innenwurzeln, innere Wurzeln, Rindenwurzeln (radices in corlice inclusae); 
R: freie Wurzeln (radices liberae); 
sp: Ersatzbündel (fasc. duct. supplentes); 
v: Sklerenchymscheide um den Holzkörper sowohl des Stammes wie der Wurzeln (vagina sclerenchymatica). 


Alle Abbildungen sind nach geschliffenen oder polierten Flächen der Originale gezeichnet, bei auffallendem 
Licht, da mir Dünnschliffe nicht zu Gebote standen; die meisten in natürlicher Größe (4), wenige mit Hilfe von Lupe 
und Zirkel schwach vergrößert, wie [II, 16, 17] zweimal (2), [VOL 56] hundertmal (122), einzelne verkleinert, wie [II. 19] 
der Raumersparnis wegen; auf den halben Durchmesser (4) [VI. 42] auf ein Viertel (4) wegen des zu großen Umfanges. 

Ein brauchbares Hilfsmittel für die Vergleichung des Holzkörpers mancher Arten erhalten wir, wenn wir 
versuchen, aus den bei der Versteinerung namentlich durch die Auflockerung oder selbst Zerstörung innerer Gewebe 
des dadurch veranlaßten Zusammensinkens, Verbiegens und Zerbrechens anderer stark veränderter Teile das Bild der- 
selben vor dieser Zeit, im frischen Zustande herzustellen. 

Ich bin dabei von der Voraussetzung ausgegangen, daß die Sklerenchymscheide trotz aller Gestaltveränderungen 
ihre ursprüngliche Ausdehnung unverändert beibehalten hat. Alle einzelne Strecken derselben mifst man nun auf dem 
Querschnitt aus, zählt sie zusammen und nimmt an, daf der so erhaltene Umfang des Holzkörpers kreisrund war, mit 
Berücksichtigung der vermutlich beim Austritt der Blattbündel vorhandenen Buchten. In dem davon umschlossenen 
Raume verteilen sich nun Randbündel und innere Leitbündel nach ihrer wahrscheinlichen ursprünglichen Lage. Der Druck 
hat gewöhnlich nur in einer Richtung gewirkt. Hat er ein gekrümmtes Bündel vom Rücken her getroffen, so hat er 
es platt gedrückt, wie [III. 27, sp!) in [III. 25, spl], die eingebogenen Ränder auch wohl tief nach innen gefaltet; wo er 
auf das gekrümmte Bündel von der Seite eingewirkt hat, ist es stärker nach innen gekrümmt, gefaltet wie (III. 25, spII] 
in [III. 25, sp], in mannigfacher Art, je nach der Lage des Bündels. 

So rücken die bei der Versteinerung zusammengerückten Bündel in ihre anfängliche Entfernung auseinander, 
viele Krümmungen und Falten gleichen sich aus und nicht ohne einige Überraschung sehen wir den bis zur Unkennt- 
lichkeit zusammengequetschten Stamm [II. 18], jetzt [II. 19] dem Sternbergschen Original von Ps. musaeformis SO 
ähnlich, daß wir nicht mehr daran denken werden, beide zu trennen. Aber auch in dem Bau des Holzkörpers des vier- 
zeiligen Ps. asterolithus [IIL. 28) wie des fünfzeiligen Ps. punctatus [III. 25] erhält man erst einen rechten Einblick, wenn 
man ihn in seiner ursprünglichen Gestalt wieder herzustellen versucht [III. 29 aus 28; III. 27 aus 25]. Gewiß wird es 
nicht bei jeder Einzelheit gelungen sein, das Richtige zu treffen; in die wesentlichen Punkten aber werden, wie ich 
hoffe, diese Bilder der Wirklichkeit entsprechen. 


Die vorstehende Arbeit wurde der Redaktion von Frau Auguste Stenzel als nachgelassene 
Arbeit ihres, am 30. März 1905, im 79. Lebensjahre verstorbenen Gatten übergeben. 

Da dieses letzte Werk K. Gustav Stenzels betreffs Text und Ausführung der von seiner Hand 
herrührenden Originalzeichnungen zu den Tafeln vollkommen und bis zum letzten Striche durchgeführt 
übergeben wurde, hielten wir es für angemessen, auch diese letzte Arbeit des verdienten Phytopaläontologen 
zu bringen, nachdem wir auch sein vorletztes, von der Fachwelt beifällig aufgenommenes Werk über 
»Fossile Palmenhölzer« (Beiträge zur Geologie und Paläontologie, Bd. XVI) publiziert hatten. 

Da die Korrekturen von der Redaktion allein besorgt werden mußten, bitten wir etwaige Unge- 


nauigheiten zu entschuldigen. 


Die Redaktion. 


Beiträge zur Paläontologie Österreich-Ungarns. Bd. XIX. 17 


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BEITRAG ZUR KENNTNIS DER KREIDE-ABLAGERUNGEN VON 
BUDIGSDORF? UND UMGEBUNG. 


Von 


Hans Wilschowitz. 
(Mit S Textfiguren). 


Die Anregung zu der nachfolgenden Arbeit bot mir ein Material, welches mir mein Freund 
Phil. Dr. Arthur Hruby vor den Sommerferien freundlichst zur Verfügung stellte, das er in der nächsten 
Umgebung seiner Heimat Budigsdorf aus Liebhaberei gesammelt hatte. Nachdem ich dasselbe bestimmt 
hatte, wurde in mir der Wunsch rege, auch die stratigraphischen Verhältnisse dieser Gegend kennen zu 
lernen und ich danke hiemit meinem hochverehrten Lehrer Herrn Prof. Dr. Viktor Uhlig, daß mein Wunsch 
zur Tat werden konnte sowie für viele gute Ratschläge und Behelfe während der Bearbeitung. 

Die Grundlage meiner Arbeit bildet das große Werk E. Tietzes über »Die geognostischen Verhält- 
nisse der Gegend von Landskron und Gewitsch«®) sowie dessen geolog. Karte I : 75.000. Zone 6, Col. XV. 
Die nachfolgende Arbeit soll als kleiner Beitrag zur geologischen Kenntnis des nördlichen Mährens gelten 
und ich hege die Hoffnung, daß vielleicht einige Details von bescheidenem Interesse sein werden. 


Stratigraphischer Teil. 


Das Gebiet, über welches diese Arbeit handelt, ist speziell die nordsüdlich verlaufende Tallinie 
Tattenitz, Budigsdorf, Triebendorf, Dittersdorf. Es liegt bereits hart am Ostrand des nordwest-mährischen 
Kreidegebietes. Etwa 4 km ostwärts von Budigsdorf taucht bereits kristallines Gebirge unter der Kreide- 
decke hervor und die direkte Auflagerung der Kreide auf dem Grundgebirge ist an schönen Aufschlüssen 
zu sehen. 

Das Grundgebirge bilden hier am Ostrand krystallinische Schiefer, die E. Tietze als Wacken- 
gneis zusammenfafßt und sie sammt den mit ihnen häufig verknüpften Hornblendeschiefern als zu den azoischen 
Gebilden des Archaicums gehörig betrachtet. Bergingenieur Franz Kretschmer hat jedoch in seiner Arbeit 
über die nutzbaren Minerallagerstätten der archäischen und devonischen Inseln Westmährens (Jahrbuch der 
k. k. geol. Reichsanstalt 1902) durch Konstatierung einer Diskordanz dieser Schiefer zu dem weiter ostwärts 
erscheinenden granitischen Amphibol-Biotit-Gneiss den Nachweis gebracht, daß diese Wackengneisse E. Tietzes 
nichts anderes sind, als metamorphosierte Sedimente des Unterdevons, während die Hornblendeschiefer sich 
bei genauer Untersuchung als Uralitdiabase und deren Tuffe herausstellten. 

Ein eigentümliches Verhalten zeigt das Rotliegende. Weiter westwärts in ansehnlicher Mäch- 
tigkeit unter der Kreidedecke anstehend, fehlt es am ganzen Ostrand und es geht daraus hervor, daß es hier 

1) Bezirk Mähr.-Trübau. 

2) Jahrbuch der k. k. geolog. Reichanstalt 1901. 


126 Hans Wilschowitz. [2] 


vor Ablagerung der Oberkreide gänzlich denudiert wurde; denn, daf3 es auch am Ostrand vorhanden war, 
beweisen ganz bedeutende, unzweifelhafte Reste dieser Formation, die ich weiter südlich am Rücken des 
Kirchberges und ganz besonders deutlich (teilweise noch anstehend) am Fuße des Kirchberges im 
Petersdorfer Tal konstatieren konnte (s. Fig. ı und 2). Diese Niveaudifferenz beweist auch, daß das Rot- 
liegende hier bereits ein stark modelliertes Terrain vorfand, vielleicht dieselbe Talmulde, welche später die 
Oberkreide zum Absatz benutzte. 

Ähnliche, aber noch kompliziertere Verhältnisse zeigt das Cenoman. Auch dieses fehlt, soweit 
bis jetzt erforscht ist, am Nordostrand der Mulde vollständig. Am Südostrand gegen Petersdorf taucht es 
unter dem Turon hervor, um dann weiter südwärts gegen Moletein die größte Mächtigkeit zu erreichen. 
Sehr interessante Verhältnisse der Lagerung zeigt es wiederum auf der Hügelreihe Sauberg-Kirchberg. 

Am Südhang des Sauberges findet man in dem bekannten Steinbruch sowohl Perutzer als auch 
Korytzaner Schichten in bedeutender Mächtigkeit angebrochen. Die Lagerung ist folgende: Zu oberst das 


ig. I. Karte vom Kirchberg 
bei Petersdorf. 


Fig. 2. Profil a—b. 
U. Turon. 
Cenoman. 
Rotliegend. 
Metamorphe Schiefer. 
Hornblende Schiefer. 
Archäischer Gneiss. 


U. Devon. 


\ Petersdsrf. 


Unter-Turon, darunter eine mächtige Bank (ca. 8 m) mürben Grünsandsteins, dieKorytzaner Schichten mit 
unterlagernden grauen Tonen, unter diesen der Perutzer Quader an der Basis konglomeratisch mit unter- 
lagernden Tonen und kohligen Letten. Von hier zieht sich das Cenoman an der Berglehne steil hinauf 
und ist in einer Höhe von ungefähr 540 m noch festzustellen, also beinahe 200 m über dem Talboden 
von Petersdorf, unter welchem es verschwindet. Ebenso fand ich unterstes Cenoman (stark eisenschüssige 
Quarzkonglomerate) am Fuße des Kirchberges (s. Fig. ı und 2). 

Vergleicht man nun diese Lagerungsverhältnisse mit dem Nordostrand, so kommt man zu der selt- 
samen Tatsache, daß hier das Turon um zirka 240 m tiefer liegt als das unterste Cenoman von Kirchberg, 
Zieht man nun noch das gänzliche Fehlen des Cenomans am Nordostrand in Betracht, so steht man hier 
vor einem Problem; das Nächstliegende ist nun, daß man die Möglichkeit eines Bruches in Betracht zieht, 
der in der Richtung des Sazawatales verläuft. Dafür spricht das gänzliche Fehlen des Cenoman und die 
ungewöhnlich mächtige Entwicklung des unteren Turon. Man müßte sich vorstellen, daß zur Zeit der Ab- 
lagerung des Cenoman der Nordostflügel der Mulden noch Festland war, daß er nach Ablagerung des Ce- 
noman abgesunken und vom turonen Meer überflutet wurde. Was die variablen Niveauverhältnisse des 
Cenoman betrifft, so ist es ziemlich wahrscheinlich, daß man es hier mit einer Art Klippenfazies zu tun 
hat, wie sie Petraschek aus der sächsischen Kreide beschreibt. (Dr. Wilh. Petraschek: Studien über Fazies- 
bildungen im Gebiete der sächsischen Kreideformation.)!) Es ist dort eine häufige Erscheinung, daß die 
älteren Schichten des Cenoman in einem höheren Niveau an der Klippe abgelagert wurden als die im weiteren 
Umkreis verbreiteten jungcenomanen Schichten, 


[3] Beitrag zur Kenntnis der Kreide-Ablagerungen von Budigsdorf und Umgebung, 127 


Ein bezüglich seiner Zuordnung zum Cenoman oder Turon noch vielfach umstrittenes Schichtenglied 
bilden hornblendereiche, glaukonitische Sandsteine von variierender Korngröße, die in dieser Gegend den 
Plänerkalk des Unterturon unterlagern. Bisher wurde ihnen wenigstens hier noch wenig Beachtung 
geschenkt. E. Tietze erwähnt jedoch in seiner genannten Arbeit (Abschnitt: Die Gegend zwischen Trieben- 
dorf, Mähr.-Trübau, Kaltenlautsch und Mariakron) den Aufschluß im Triebendorfer Tale an der östlichen Tal- 
seite, Es heißt dort: »Über dem echten Pläner der tieferen Abteilung dieser Formation erscheint ein glauko- 
nitisches Gestein, welches völlig dem Kalianassensandstein von Zwittau gleicht, also vielleicht eine Andeutung 
der Vertretung der Iserschichten in dieser Gegend vorstellt.« Ich habe den Aufschlufß genau untersucht und 
mit Einschluß der kleineren Entblößungen über demselben folgende Schichtfolge erkennen können (s. Fig. 3 u. 4). 
Im Triebendorfer Bache als dem tiefsten Niveau stehen Bänke eines groben, festen Sandsteins an, der den 


Fig. 3. Fig. 4. | 


wı 


Karte und Profil a—b von 
Triebendorf. 


wm 


D 


. Kalkfreier Grünsand (Korytzaner Schichten). 
. Hornsteinbänder. 

. Kalkig-glaukonitische Grenzschichten. 
Kalkiger unterturoner Pläner. 

. Entkalkter Pläner. 

Löss. 


Sun HH 


Korytzaner Quadern, wie sie etwa in Moletein anstehen, vollständig gleicht. Derselbe läßt sich noch zirka 
200 Schritte am Bachgrund verfolgen und steht auch in dem seitlich einmündenden »Fürwiggraben« an. 
In beiden Aufschlüssen reicht er bis in eine Höhe von 5 bis 6 m über den Bachgrund hinan. Charakteristisch 
sind die mehr oder minder deutlichen Hornsteinbänder*), die gegen oben zu auftreten. Das ganze Gestein ist 
verkieselt und sehr hart, von Kalk keine Spur. Erst die obersten Schichten werden plötzlich kalkreich, 
weiß punktiert, feinkörniger. Noch immer ist das Gestein stark glaukonitisch., Und erst über dieser kalk- 


Fig. 5 und Fig. 6. Karte und Profil a—b vom Budigsdorfer Tunnel. (Zeichenerklärung wie bei Fig. 3 u. 4.) 


reichen Zone erscheint der normale bläuliche Plänerkalk, darüber Knollenpläner und zuoberst der feinkör- 
nige gelbe Plänersandstein. Leider sind hier die untersten Schichten, die am meisten interessieren, vollständig 
fossilfrei. Aber ganz analoge Verhältnisse bietet auch der Bahneinschnitt vor dem Budigsdorfer Tunnel. 
Wir gehen wieder vom tiefsten Punkte, vom Flußbett der Sazawa, aus (s. Fig. 5u.6. Die ganze Böschung 
bis in die Höhe des Tunnels bildet wieder der grobe Sandstein, welcher auch noch bis in die halbe Höhe 
des Einschnittes hinaufreicht. Auch hier kehren die Hornsteinbänder wieder, wenn auch nicht so deutlich 


*) Dünnschliffe durch diesen außerordentlich harten Hornstein (er schneidet Glas) ließen nebst mancherlei Pfanzen- 
detritus auch Gehäuse von Foraminiferen der Gattung Globigerina und Textularia erkennen. 


128 Hans Wilschowitz. [4] 


wie in Triebendorf. Auch hier folgt darüber eine glaukonitische kalkreiche Grenzschicht. Und hier konnte 
ich endlich mit Hilfe einiger Turnkünste über Eisenbahnzügen dem harten Gestein einige Fossilien ab- 


zwingen. Es fand sich: 


Natica Gentii Sow. Panopaea gurgitis Brogn. 
Pleurotomaria linearis Mant. Tellina semicostata Gein. 
Fusus Nereidis Mün. Lima multicostata Gein. 
Cardium alutaceum Mün. Exogyra columba Sow. 
Mutiella Ringmerensis Mant. Exogyra n. sp. 

Mutiella cordiformis sp. Ostrea hippopodium Nilss. 
Tsocardia sublunulata d’Orb. Fucoides funiformis Fr. 
Eriphyla lenticularis Stol. Spongites saxonicus Fr. 


Arca subglabra d’Orb. 


Über dieser glaukonitischen Bank folgen plattige, graue, kalkige Pläner mit Knollen von bläulichem, 
hartem Kalk und darüber der normale goldgelbe Plänersandstein. Der Vollständigkeit wegen will ich noch 
auf einen Aufschluf hinweisen, wo ich dieselbe Schichtfolge konstatieren konnte. Auf der dem Tunnel 
gegenüberliegenden Talseite ist an der Straßenbiegung ein Steinbruch eröffnet, in welchem der blaue turone 
Kalk gebrochen wird. (Fig. 5 und 6.) Hier ist keine Spur von den oben besprochenen Sandsteinen. Geht 
man jedoch etwa 200 Schritte weiter gegen Tattenitz, so ist an einer zweiten Straßenbiegung eine Entblößung 
des Gesteins vorhanden, wo über dickbankigen groben Sandsteinen wiederum die glaukonitische kalkige 
Grenzschicht erscheint, überlagert von plattigen kalkreichen Plänern, 

Doch liegt hier die ganze Schichtserie bedeutend tiefer als am Tunnel trotz der minimalen Distanz 
dieser beiden Aufschlüsse und man ist genötigt, auch hier eine Flexur oder einen Absitzer wenn auch nur 
von zirka I5s m zu konstatieren, 

Endlich fand ich auch im südlichen Teile der Budigsdorf-Triebendorfer Talfurche in den tiefen 
Erosionsrinnen vor Grünau ganz das nämliche grobsandige Gestein mit Feuersteinbändern anstehend. 

Daraus kann man wohl mit ziemlicher Sicherheit schließen, daß man es hier mit einem unter den 
unterturonen Plänerkalken ausgebreiteten Schichtglied zu tun hat. 

Schwierig ist jedoch eine bestimmte Ansicht über die stratigraphische Stellung dieser Bildungen 
zu erlangen. Es zeigt sich eine überraschende Übereinstimmung mit den Gesteinen, die Petraschek 
für die Zone des Acfinocamax plenus im östlichen Böhmen in Anspruch nimmt. 

Allerdings ist es mir nicht gelungen, eine größere Fossilienausbeute in dieser Gestelnszone zu 
machen, als die vom Budigsdorfer Tunnel und auch das Hauptleitfossil, Actinocamax plenus, konnte nicht 
entdeckt werden. Aber der Gesteinscharakter sowie die stratigraphischen Verhältnisse sind derart überein- 
stimmend, daß ich kaum an der Identität der stratigraphischen Horizonte zweifle. Soweit sich die Fauna 
dieser Zone aus den oben gegebenen Bestimmungen beurteilen läßt, könnte man freilich auch an Malnitzer 
Schichten denken, aber die stratigraphische Lagerung spricht entschieden dagegen und die Ähnlichkeit der 
Fauna mit der der Malnitzer Schichten erklärt sich ungezwungen aus der Ähnlichkeit des Sediments. 

Vergleicht man die Reihenfolge der Schichten, wie ich sie oben beschrieben habe, mit dem Schema, 
das Michael in seiner Arbeit über Cen. und Tur. von Cudowa!) gibt, so bleibt wohl kein Zweifel, daß 
jenen Gesteinen die Stufe III in Michaels Schema entspricht. 

Ob aber die besagten Schichten dem Cenoman zuzurechnen sind, darüber ist man noch nicht voll- 
ständig einig. Petraschek stellt sie als cenomane Pläner zum Cenoman, ebenso Michael. Dagegen 
haben Krej&i und Fri& dieselben für das Unterturon in Anspruch genommen. Reuss stellte diese Ge- 
steine in die untersten Plänerschichten und erwähnt auch (Seite 61. Beiträge zur geognostischen Kenntnis 
Mährens) einen Aufschluß, wo er beobachten konnte, daß dieselben nach unten sich allmählich in dem 
mürben Grünsand (Korytzaner Schichten) verloren. Reuss betrachtet als ein wichtiges Kennzeichen der 
Plänergesteine den »nie fehlenden« Kalkgehalt. Die Gesteine der beschriebenen Zone weisen mit Ausnahme 


1!) Verh. d. k. k. geol. R. 1893, 421. 


[5] Beitrag zur Kenntnis der Kreide-Ablagerungen von Budiesdorf und Umgebung 129 


8. 


der obersten glaukonitischen Grenzschicht keine Spur von Kalk auf. Das vorherrschende Bindemittel ist eine 
kieselige Masse, die sich gelegentlich zu dem schon oben erwähnten Hornstein verdichtet. 


| 
INSENTRER Nach Beyrich, | 
Iris HEoss1ezrornitze ı Rose, Roth und 
& Michael 
| | Runge 
= V,. Entkalkte Pläner Y 
= age 5 
=} = x > [6] 
= IV. Kalkige Pläner a 
Glauconitbank | = | 
g! () | 
III. Plänersandstein OS | 
E II. Glaukonitischer spongiten- 5 | 
o o: | 
a reicher Quadersandstein n 
© 
O | 
| 
I. grober kalkiger Sandstein | 


Meiner Ansicht nach wäre es auch hier in dieser Gegend mit Rücksicht darauf, daß solche Ge- 
steine im sichergestellten Turon dieser Gegend nie wiederkehren, natürlicher, den Schnitt zwischen Cenoman 
und Turon dort zu legen, wo über ausgeprägten Sandsteinen zum erstenmal die Fazies des blauen, harten, 
turonen Kalkes erscheint, also an eine scharfe, lithologische Grenze (wogegen eine solche zwischen Ko- 
rytzaner und sogenannten »Plänersandsteinen« absolut nicht zu ziehen ist). 

Das Turon überragt an Mächtigkeit und horizontaler Verbreitung alle anderen Etagen der Kreide 
in diesem östlichsten Grenzgebiet. Stellenweise haben die Ablagerungen der Kreide erst mit dem Turon be- 
gonnen, so am Nordostflügel der Mulde. Aber auch am Steilabhang des Reichenauer Berges sind tiefere 
Horizonte nicht entwickelt und auch hier wird man wie für den Nordostflügel tektonische Ereignisse zur 
Erklärung herbeiziehen müssen. (S. tekt. Teil.) 

Die Gesammtheit der Ablagerungen entspricht dem Unterturon, der Hauptmasse nach Weissenberger 
Schichten, lokal beschränkt (doch sicher nachgewiesen) Malnitzer Schichten. 

Zu unterst erscheinen Kalkmergel, jedoch nicht überall deutlich ausgebildet. Besonders typisch er- 
scheinen dieselben im Blosdorfer Steinbruch, wo man sie wegen ihres Reichtums an Inoceramen (7. labiatus) 
direkt als Inoceramenmergel ansprechen könnte. Auch die Steinbrüche von Moletein zeigen im Hangenden 
des Cenoman deutliche Kalkmergel. Besonders bemerkenswert aber ist das Vorkommen von tonigen, nassen 
Plänermergeln in der nächsten Umgebung von Budigsdorf. Das eine Vorkommen liegt etwa 1o Minuten 
von der Eisenbahnstation gegen Sichelsdorf an der Bahnstrecke. 

Hier ist eine Fundstelle für /noceramen, die ich nicht durchwegs mit Sicherheit zu bestimmen 
vermochte. Die Schalen sind ungemein dünn und sind außerordentlich zahlreich zwischen die feinen, papier- 
dünnen Blättchen des Plänermergels eingelagert. Auffallend ist ihre geringe Größe, es kommen Exemplare 
vor, die kaum ein Zweihellerstück an Größe erreichen. 

Entweder sind es Jugendformen von Inoceramen oder verkümmerte an ein verändertes Medium an- 
gepaßte Formen. Sie scheinen verschiedenen Spezies anzugehören, doch sind 50°, derselben »Labiaten«. 
Außer diesen Inoceramen fanden sich noch: 


Hans Wilschowitz. [6] 


130 
Inoceramnus labiatus Schloth. Zähnchen von Enchodus halocyon Ag. 
Inoceramus Sp. Exogyra haliolidea Sow. 
Hemiaster sp. Schalenteile und Stacheln. Coproliten bestehend aus Teleostierschuppen. 
Oreaster Sp. Fucoides funiformis. 


Ein zweites Vorkommen von nassen, tonigen Mergeln fand sich beim sogenannten »Klingerbrünnel« 
im Walde oberhalb des Tunnels. Auch hier fällt an den spärlich vorhandenen Fossilien die geringe Größe 


auf. Es fanden sich: 


Modiola Cottae Roem. Pecten decemcostatus Mün. 
Avicula Geinitzi Reuss. Pectunculus sublaevis Sow. 
Gervillea solenoides Defr. ® P lens Nilss. 


Inoceramus (Fragmente). 


Diese Mergelstufe entspricht dem tiefsten Horizont der Weißenberger Schichten, den Semitzer Mergeln, 

Nun folgt der Horizont des Plänerkalkes, eines grauen, gelbbräunlichen, sehr häufig indigoblauen 
Kalksteins. Derselbe ist sehr hart, zeigt muscheligen Bruch mit scharfen Kanten und klingt unter dem 
Hammer. Sein Auftreten ist ein außerordentlich wechselndes. Bald tritt er wie im Triebendorfer Tal und 
bei Mariakron nur in der Form von harten, konkretionären Kalkknollen in dem weicheren, feinkörnigen 
Plänersandstein auf, bald steht er in mehrere Meter mächtigen Bänken an. Am mächtigsten tritt er am 
Nordostrand um Tattenitz herum auf, und zwar auf der östl. Talseite. Man könnte zweifeln, daß der 
Plänerkalk mit seiner variablen Mächtigkeit einen bestimmten Horizont einnimmt, doch die Ursache dieser 
Mächtigkeitswandlungen ist sicher die mit größerer oder geringerer Insensität wirkende Auslaugung durch 
die Tagewässer. Man findet alle Übergänge von reinem Kalkstein zu den überlagernden, feinkörnigen 
Plänersandstein. Sogar die einzelnen Blöcke, in die das Gestein zerklüftet ist, lassen häufig eine Hülle 
von sandigerem Charakter unterscheiden von einem Kerne aus reinem Kalke. Es wäre daher genetisch 
unrichtig, diese beiden Gesteine zu trennen; denn die Kalklager sind durch Auslaugung der oberen und 
Anreicherung der unteren Schichten einer kalkigsandigen Ablagerung entstanden. Doch ergeben sich dennoch 
einige faunistische Unterschiede der unteren und oberen Horizonte, in dem z, B. /noceramus labiatus in den 
Kalken häufiger ist, während /noceramus Brogniarti wiederum in den sandigeren oberen Schichten vor- 
herrscht. Der Plänerkalk beherbergt nur wenige Versteinerungen, doch werden die nachfolgenden Arten 
wohl genügen, den Faunencharakter dieser Stufe einigermaßen zu charakterisieren. Ich habe sie zum 
großen Teil in der nächsten Umgebung von Budigsdorf in den Steinbrüchen von Tattenitz gesammelt, einige 


stammen von Dittersdorf aus den Kalken derselben Stufe. 


Zahn von Otodus appendiculatus Ag. Lima maulticostata Gein. 
Schuppen von Osmeroides Lewiensis Ag. Lima Sowerbyi Gein. 
Zwei fragliche Ammonitenreste (Desmoceras?). Lima elongata Sow. 
Eriphyla lenticularis Schloth. Pecten decemcostatus Mün. 
Pinna cretacea Schloth. Pecten undulatus Nilss. 
Panopaea plicata d’Orb. Pecten curvatus Gein. 
Panopaea regularis d’Orb. Vola quinquecostata Sow. 
Avicula anomala Sow. Exogyra conica Sow. 
Perna sp. Stück mit Bandgruben. Exogyra columba Sow. 
Inoceramus labiatus Schloth. Anomia subtruncata d’Orb. 
Inoceramus Lamarcki Park. Oreaster decoratus Gein. 
cfr. crassus Petrasch. Sequoia Reichenbachi Gein. 


Merkwürdig ist, daß ich keinen einzigen Gasteropoden finden konnte. Wenn auch der Plänerkalk 
in dieser Gegend bedeutend mächtiger auftritt und nur an einigen Stellen von konkretionären Kalkknollen 
vertreten ist, so stehe ich doch nicht an, diese Stufe den »Dfinower Knollen« Fritsch zu parallelisieren, 


der (zweiten) mittleren Etage der Weifßsenberger Schichten. 


[7] Beitrag zur Kenntnis der Kreide-Ablagerungen von Budigsdorf und Umgebung. 131 


Das oberflächlich verbreitetste Kreidegestein sind die über den Kalken folgenden Kalksandsteine. 
Sie besitzen ein feines Korn, einen beträchtlichen Kalkgehalt und eine charakteristische, licht-ockergelbe 
Färbung. Fossilien sind nicht gerade selten, aber auch nicht häufig. Von verschiedenen Aufschlüssen von 
Budigsdorf, Tattenitz und Dittersdorf konnte ich folgende Arten zusammenbringen: 


Serpula macropus Sow. Pecten Rhotomagensis d’Orb. 
Serpula socialis Goldf. Pecten cretosus Defr. 
Pinna decussata Goldf. Pecten Gallinenei d’Orb. 
Pinna cretacea Schloth. Pecten sp. 
Imoceramus Brogniarti Sow. Exogyra columba Sow. 
Jnoceramus (uvieri Sow. Exogyra lateralis Nilss. 
Jnoceramus labiatus Schloth. Ostrea semiplana Sow. 
Lima elongata Sow. Ostrea hippopodium Nilss. 
Lima multicostata Gein. Anomia subtruncata d’Orb. 
Lima pseudocardium Reuss. Micraster cor testudinarium Goldt. 
Pecten decemcostatus Mün. Pentacrinites lanceolatus sp. 
Pecten Dujardini Roem. Spongites saxonicus Fritsch. 
Pecten decemcost. var. rarispinus Reuss. Cribrospongia heteromorpha Reuss. 
Pecten curvatus Gein. cfr. P. Kalkowskyi Scyphia sp. 

Bein: : Parasmilia centralis Mant. 


Als Leitfossile kann man für diesen Horizont /noceramus Brogniarti, Pecten curvatus und Exo- 
gyra columba betrachten. 
Sowohl litnologisch als faunistisch ist derselbe der höchsten Stufe der Weißenberger Schichten, 


den »Wehlowitzer Plänerns an die Seite zu stellen. 


Höhere Horizonte als die Brogniarti-Stufe sind in der Kreidedecke hier im äußersten Osten im allge- 
meinen nicht vorhanden, zum mindesten bisher nicht nachgewiesen. Und doch gelang es, wenigstens für ein local 
sehr beschränktes Gebiet, die Malnitzer Schichten nachzuweisen. Von Tattenitz im Grenzbachtale aufwärtsgehend 
trifft man zur Rechten (östl. Talseite) in mehreren Aufschlüssen Plänerkalk an und darüber Sandstein mit /noc. 
Brogniarti.In der nächsten Nähe des Holzberges erhebt sich die linke (westl.) Talseite zu einem beinahe 100 »z 
hohen Rücken, der steil gegen das Grenzhachtal abfällt. Am Fuße des Steilrandes kommen in verstürzten Auf- 
schlüssen Trümmer eines Gesteins vor, das dem Plänersandstein entspricht, aber häufig eine auffallende 
ziegelrote Färbung erkennen läßt. Doch dürfte dies nur, wie es sich schon öfters erwies (Tietze fand am 
roten Hübel bei Dittersdorf ebenfalls rotgefärbte Pläner, welche, wie ich mich überzeugte, genau so aus- 
sehen wie jene), eine Verwitterungserscheinung sein. (Die bekannte Ausfällung des Eisengehaltes der Tag- 
wässer durch den Kalkgehalt des Sandsteins). Am obersten Rande des Steilabhanges ist ein kleiner 
Steinbruch angelegt. Das angebrochene Gestein ist der Hauptsache nach ein Plänersandstein, der einen 
eigentümlichen knolligen und wulstigen Bruch besitzt. Ich fand in ihm ein einziges Umgangsstück (mit 
Loben) von Pachydiscus peramplus. Der Abraum des Steinbruches besteht aber aus einem ganz anderen 
Material. Das Korn ist größer, die dunklen und grünen Gemengteile sind häufiger, das Gestein ist häufig 
weiß punktiert und glaukonitisch, die Gesamtfarbe im frischen Zustand grünlich mit rostigen Flecken, welche 
auch die Fossilien rostrot färben. Das Gestein läßt die Fossilien nur als Steinkerne los. Auffallend ist 
der Fossilreichtum, das Auftreten von Gasteropoden und das plötzliche Erscheinen der Gattungen Cyprina, 
Astarte, Cardium etc., von denen im gelben Plänersandstein keine Spur vorhanden ist, in bedeutender Menge, 
vor allem aber die überaus zahlreichen Steinkerne von Arca subglabra d’Orb. Die folgende Zusammen- 
stellung kann noch keinen Anspruch auf Vollständigkeit erheben und ich hoffe, daß es mir später mög- 


lich sein wird, dieselbe durch neue Funde zu ergänzen. 


1S 


Beiträge zur Paläontologie Österreich-Ungarns, Bd. XIX. 


Hans Wilschowitz. 


Nautilus sublaevigatus d’Orb. 

Ammonites Woolgari Mant. 

Ammonites peramplus Mant. 

Scala decorata Gein. 

Natica Roemeri Gein. 

Natica extensa Sow. 

Plewrotomaria linearis Mant. 

Pleurotomaria perspectiva Mant. sp. 

Rostellaria stenoptera Goldf. 

Rostellaria Buchi Goldf. 

Fusus Nereidis Münst. 

Fusus sp. c. f. Tritonium Proserpinae Mün. 

Fusus sp. Steinkern. 

Voluta elongata Sow. Sp. 

Actaeonella sp. c. f. A. acuminata Fr. 

Cardium alutaceum Münst. 

Cardium deforme Gein. 

Crassatella regularis d’Orb. 

Crassatella Marrotiana d’Orb. c. f. Austriaca 
Die, 

Astarte Beaumontii Leym. 

Astarte transversa Leym. 

Mnutiella Ringmerensıs Mant. 

Corbis rotundata d’Orb. 

Oyprina quadrata d’Orb. 

Cyprina quadrata var. altissima Fr. 


Cyprina intermedia d’Orb. (Hübleri Gein.) 

Eriphyla lenticularis Schloth. 

Arca subglabra d’Orb. 

Pinna decussata Goldf. 

Pholas sclerotites Gein. 

Tellina semicostata Gein. 

Perna sp. 

Inoceramus Brogniarti Sow. 

Lima multicostata Gein. 

Lima pseudocardium Reuß. 

Pecten curvatus Gein. 

Pecten decemcostatus Münst. 

Pecten Dujardinii Roem. 

Vola quinquecostata Sow. Oberschale. 

Vola quinquecostata Sow. Unterschale. 

Exogyra columba Sow. 

Exogyra sp. 

Ostrea hippopodium Nilss. 

Ostrea hippopodium Nilss. var. vesicu- 
laris. < 

Cidaris Reussi Gein. Stacheln. 

Serpula socialis Goldf. 

Serpula gordialis Schloth, 

Parasmilia centralis Mant. 

Placoseris Geinitzi? 

Spongites div. spec., Fucoides div. spec. 


Ein Vergleich dieser Fauna mit den böhmischen Faunenhorizonten des Unterturons lehrte, daß die- 


selbe den »Malnitzer Schichten« Fritsch’s zuzurechnen ist, und zwar speziell dem Malnitzer Grünsand 
entspricht. Über dieses Niveau reicht das, was heute die Erosion und Denudation von den Kreideablagerungen 
übriggelassen hat, in dieser Gegend nicht, es wäre denn, daß sich in der Nähe des Holzberges vielleicht 
noch ein weiterer Horizont nachweisen läßt, was ich mir vorbehalten möchte. 

Auch für Dittersdorf und Umgebung, wo Tietze höhere Niveaus vermutete, konnte ich solche 
nicht feststellen und es sei zur Erhärtung dieser Tatsache noch zum Abschlusse ein Register der häufigeren 
Versteinerungen in den Dittersdorfer Steinbrüchen, welches ich mit Hilfe des Herrn Oberlehrer Tuppy, 
der seit Jahren dort sammelt, zusammengestellt habe, angeführt. 


Otodus appendiculatus Ag. 
Nautilus rugatus Fr. Schloth. 
Ammonitenreste (Desmoceras?). 
Pinna decussata Goldf. 
Panopaea plicata dA’Orb. 
Panopaea regularis d’Orb. 
Panopaea purgitis Brogn. 
Venus fabacea Röm. 

Perna sp. 

Imoceramus labiatus Schloth. 
Inoceramus Brogniarti Sow. 
Lima elongata Sow. 

Lima multicostata Gein. 
Lima pseudocardium Reuss. 


Pecten Dujardinii Roem. 

Pecten decemcostatus Münst. 

Pecten curvatus Gein. (Kalkowskyi Petr.) 
Vola qwinquecostata Sow. 

Exogyra columba Sow. 

Exogyra lateralis Nilss. 

Ostrea frons Park. 

Ostrea semiplana Sow. 

Ostrea hippopodium Nilss. 

Micrastes cor testudin Goldf. 

Serpula socialıs Goldf. 

Serbula ampullacea Gein. 

Spongites div. spec., Fucoides div. spec. 


[9] Beitrag zur Kenntnis der Kreide-Ablagerungen von Budigsdorf und Umgebung. 133 


Gegenwärtig sind dort die Versteinerungen ziemlich spärlich zu finden, doch erweist dieses Ver- 
zeichnis, daß man es hier sicher nur mit Weißenberger Schichten zu tun hat. 


Een 
53 Malnitzer Grünsand 
2 
4 = ausgelaugter 
=ıl8s 
= n Plänersandstein 
EN 5) kalkiger 
.\ &0ı (mit Kalkknollen) 
5|3 
je) 
3 Plänerkalk 
kalkige oder tonige Mergel 
Sl glaukonitische, kalkige Grenzschichten des Cenoman. 
{2} 5 . 
nal E Hornsteinbänder 
ö 
2 || |E 
Ss S 
Sa Korytzaner Grünsand 
Elo| |: 
e) re ie 
= = farbige Tone 
15| 
Sl 
Ss Perutzer Quader 
5 
fo | grob konglomeratische Bank 


feuerfeste Tone und Kohle 
Rotliegend 


metamorphe Schiefer (Unt. Devon) 


archäische Gneise und Granite 


z GCWTLEEZLE 
Fig. 7. Idealer Schnitt durch die Kreidedecke. 


Tektonischer Teil. 
(Dazu Profil Fig. 8.) 


Schon die äußere, oberflächliche Konfiguration der Gegend von Tattenitz, Budigsdorf, Triebendorf 
und Dittersdorf läßt auf den Muldencharakter dieser Tallinie schließen, vielmehr aber noch zeigt ihn der 
geologische Bau. Sie ist die Parallelmulde zu der Landskron—Sichelsdorf—Reichenau— Kunzendorf—Mähr.- 
Trübauer Depression und wird von dieser durch den Phyllitrücken des Eichwald- und Goldberges, der sich 
wahrscheinlich noch unter den Reichenauer Berg hin erstreckt, geschieden. Während westlich von Eich- 
wald und Reichenauer Berg die Kreidedecke durch posteretacische Erosion bis an den Steilrand des Schön- 
hengst hin (abgesehen von den kleinen Resten bei Kunzendorf) vollständig abgetragen ist, ist sie östlich 
davon noch erhalten. Beide, sowohl die Landskron— Mähr,-Trübauer als die Budigsdorf—Dittersdorfer De- 
pression, wurden von Tietze als nördliche Ausläufer der Boskowitzer Furche bezeichnet. Neuerdings hat 
Petraschek!) die innersudetischen Randbrüche bis nach Mähren herein verfolgt und es ist wahrschein- 
lich, daß in dieser Gegend ein Bruchgebiet das andere ablöst. 

Die Reichenau—Mähr.-Trübauer Depression betrachtet Tietze als grabenförmig versenkte Kreide- 
Antiklinale, deren Reste die Plänerpartien von Kunzendorf bilden, welche ohne vermittelndes Cenoman be- 
deutend tiefer liegen als der turone Pläner des Schönhengst und des Reichenauer Berges. Was die Budigs- 


1) Petraschek: Das Bruchgebiet des böhmischen Anteils der Mittelsudeten westlich des Neissegrabens (Zeitschr. 


d. deutsch. geol. Ges 56, B. 1904). 
18* 


134 Hans Wilschowitz, [10] 


dorf—Triebendorfer Depression anbelangt, so macht auch sie den Eindruck einer längs einer Grabenver- 
senkung eingesunkenen Mulde. Zwischen diesen beiden Grabenversenkungen blieb der Phyllitrücken des 
Eichwald- und Goldberges, der sich wahrscheinlich auch noch unter den Reichenauer Berg vorschiebt, als 
keilförmiger Horst stehen. Doch erfolgte die Bildung der östlichen Mulde viel später; denn bei gleich- 
zeitiger Einsenkung wäre die so exponierte Kreidescholle des Reichenauer Berges der gewaltigen Erosions- 
kraft, die westwärts den langen Rothliegendstreifen freilegte, sicher auch zum Opfer gefallen. 

Die unter der Budigsdorf—Triebendorfer Talmulde verlaufenden Störungslinien sind auch ober- 
flächlich durch Niveauverschiebungen in der Kreidedecke markiert. Es wurde bereits oben (Seite 5, 6) ein 
Aufschluß im Triebendorfer Tal an der Ostseite desselben beschrieben; es reichen dort die glaukonitischen 
Grenzschichten des Cenomans bis etwa in die halbe Höhe des Taleinrisses hinauf, während der Westrand 
ausschließlich von mächtigen Lößanhäufungen gebildet wird, unter denen hie und da der plattige Pläner- 
sandstein der oberen Weißenberger Schichten knapp an der Talsohle zum Vorschein kommt. Die westliche 
Scholle ist also längs eines Bruches tieter abgesunken als die östliche. Ähnliche Verhältnisse der Lagerung 
treten auch in Budigsdorf auf, wo beim Tunnel ebenfalls noch cenomane Grenzschichten anstehen, während 
gegenüber die Schichtserie mit dem Plänerkalk beginnt. Auch noch weiter nördlich in das Grenzbachtal 
läßt sich diese Asymmetrie der Talseiten verfolgen. Es handelt sich hiebei nicht um große Dislokationen, 
aber immerhin sind dieselben doch nicht zu übergehen. Eine bedeutende Niveauverschiebung aber dürfte 
noch vor Ablagerung des Unterturons stattgefunden haben» die quer in der Richtung des heutigen Sazawa- 
tals verlief, indem hier das direkt das alte Gebirge überlagernde Unterturon mit seiner Basis um beinahe 
200 m tiefer liegt als die Grundkonglomerate des Cenomans vom Kirchberg. 

Es lassen sich also auch wirkliche Störungen nachweisen und denkt man an das vielbesprochene, 
merkwürdige Detonationsphänomen des Reichenauer Berges und einer von der Landbevölkerung selbst be- 
obachteten Niveauverschiebung (s. weiter unten), so will es uns fast bedünken, daß dieselben noch nicht 
ihr definitives Ende erreicht haben. 

Was den Reichenauer Berg betrifft, so macht er mit seinen 70—75° östlich einfallenden Bänken 
unter turoner Kreide und mit seinem schmalen, dem Streichen konformen etwa h!! streichenden Bergrücken ganz 
den Eindruck einer an dem keilartig sich vorschiebenden Horst des Eichwald- und Goldbergrückens auf- 
wärts geschleppten Randscholle der Budigsdorf—Triebendorfer Mulde. Das Fehlen des Cenomans könnte 
man sich durch die starke Schleppung erklären, zufolge der es in die Tiefe verquetscht wurde. Dieser Ein- 
druck wird noch verstärkt durch die ziemlich flache Lagerung der Kreide in der Muldenmitte. 


Rotlhhügel l 3222 „Sleiebena ver Berg 


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Cenoman?. ...... „| 


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'raben verserkung 


Fig. 8. Profil quer über den Reichenauer Berg. 


Die Niveauverschiebung, die von älteren Einwohnern dieser Gegend erzählt wird, fand bereits 
Tietze sehr bemerkenswert. Man sah nämlich früher vom Blosdorfer Steinbruch aus über die Schneide 
des Reichenauer Berges hin nur die Spitze des Kirchturmes von Tattenitz, während jetzt die ganze 
Kirche bequem gesehen werden kann. Diese Niveauverschiebung würde also auch den Reichenauer Berg 
betreffen. Es liegt daher eigentlich sehr nahe, das Detonationsphänomen samt der erwähnten Niveauver- 
schiebung mit tektonischen Ereignissen in Zusammenhang zu bringen. Es fehlen allerdings glaubwürdige 
Nachweise, daß das Detonationsphänomen mit Erdbeben verbunden war, es fehlen aber auch Gegenbeweise. 
Für die bewufßten Knallerscheinungen, die man nach der Schilderung der Ohrenzeugen etwa mit dem 
Knallen der Eisdecken großer Teiche vergleichen und als Auslösung von Spannungen im Sedimentgestein 
über dem nachgebenden Grundgebirge betrachten könnte, wären ja schließlich keine so auffallenden Erd- 
erschütterungen als Gefolgeerscheinungen anzunehmen. ; 


DIE GASTROPODEN, BIVALVEN UND BRACHIOPODEN DER 
GRODISCHTER SCHICHTEN. 


Von 


Else Ascher. 


(Mit III Tafeln (XU—XIV.) 


Vorwort. 


Das Material, das den Gegenstand der vorliegenden Arbeit bildet, ist Eigentum der Münchener 
paläontologischen Staatssammlung.!) Es macht einen Teil der großen Fossilsammlung aus, die 
Ludw. Hohenegger während seiner Wirksamkeit als Direktor der erzherzoglichen Eisenwerke in Teschen 
angelegt. Hohenegger hat die aufgesammelten Versteinerungen selbst bestimmt und daraus die strati- 
graphischen Schlüsse gezogen, die ihn zum Begründer der Beskidengeologie machten.?) Einer eingehenden 
paläontologischen Bearbeitung wurden sie aber erst nach seinem Tode unterzogen, und zwar von verschiedener 
Seite. Was speziell die Faunen der Unterkreide anlangt, so hat den größten und wichtigsten Teil derselben, 
die Cephalopoden, Herr Prof. Uhlig behandelt: 1883 erschien »Die Cephalopodenfauna der 
Wernsdorfer Schichten«,3) 1901 »Über die Cephalopodenfauna der Teschener und Gro- 
dischter Schichten«.!) In letzterem Werke ergab sich für die Grodischter Schichten folgende Speziesliste: 


Belemnites (Hibolites) jaculum Phil. Haploceras salinarium Uhl. 
» (Pseudobelus) bipartitus Bl. » Grasi d’Orb. 
2 (Duvalia) conicus Bl. Desmoceras cf. liptaviense Zeusch. sp. 
» (Duvalia) dilatatus Bl. Holcodiscus incertus d’Orb. 
Nautilus neocomiensis d’Orb. Ptychoceras sp. ind. 
Phylloceras Rouyanım d’Orb. Crioceras sp. ind. 
Lytoceras sequens \Vac. > Divali Lev. 
» subfimbriatum d’Orb. Aptychus Didayi Cog. 
> cf. quadrisuleatum d’Orb. » angulicostatus Pict. et Lor. 
> Juilleti d’Orb. > Seranonis Cog. 


Hamnulina sp. ind. 
Diese beiden Monographien bedeuteten nicht nur die paläontologische Verwertung des Materials, 
sondern es wurde auf Grund der Fauna auch Hohenegger’s Stratigraphie befestigt und teilweise auch 


1) Ein Teil der Arten ist übrigens auch in der geologischen Sammlung der Wiener Universität vertreten. 
2) Niedergelegt vor allem in seinem Hauptwerke: »Geognostische Karte der Nordkarpathen«. 
3) Denkschr. Ak. Wiss. Wien, 46. Bd. 

*, Denkschr. Ak. Wiss. math. nat. Cl. Wien, 72. Bd. 


136 Else Ascher. [2] 


berichtigt — die meisten Horizonte erfuhren eine kleine Verschiebung nach abwärts — und damit jene 
Gliederung für die Unterkreide der Westkarpathen geschaffen, die heute allgemein anerkannt ist. 

Einer Beschreibung warteten nun noch die Gastropoden, Bivalven und Brachiopoden, die in den 
Grodischter Schichten in nennenswerter Anzahl, im Unteren und Oberen Teschener Schiefer dagegen nur 
sehr vereinzelt vorkommen. Diese restliche Fauna wurde von Herrn Prof. Rothpletz in München in 
liebenswürdigster Weise dem hiesigen geologischen Institut anvertraut und von meinem hochverehrten 
Lehrer, Herrn Prof. Uhlig, mir zur Bearbeitung übergeben. Sei es mir an dieser Stelle gestattet, ihm 
meinen wärmsten Dank dafür auszusprechen sowie vor allem für seine fortdauernde Anleitung und für all 
die Fürsorge, die er meiner Arbeit zuteil werden ließ. 

Desgleichen bin ich Herrn Kustos Kittl sehr zu Dank verpflichtet, der mir die Benützung des 
reichen Vergleichsmaterials im hiesigen k. k. naturhistorischen Hofmuseum gestattete, sowie Herrn 
Prof. Haug in Paris, der die Güte hatte, einige d’Orbigny’sche Originale im Jardin des Plantes für meine 
Zwecke zu vergleichen, und Herrn Prof. Koken in Tübingen, der mich mit seinem Rat unterstützte. 


Wien, am I5. Juli 1905. 


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[3] Die Gastropoden, Bivalven und Brachiopoden der Grodischter Schichten. 137 


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138 Else Ascher. [4] 


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Einleitung. 


Die Grodischter Schichten sind ein fortlaufendes Niveau in der Unterkreide der Beskiden und 
entsprechen dem Mittelneokom oder Hauterivien!). Zwischen zwei Mergelschiefer-Horizonten gelegen, dem 
Oberen Teschener Schiefer und den Wernsdorfer Schichten, stellen sie selbst in ihrer typi- 
schen Entwicklung eine Sandsteinfazies dar, — eine große Seltenheit in der alpin-karpatischen Unterkreide. 
Es ist ein Sandstein von grobem Korn und etwas eisenschüssigem Bindemittel, daher die braune Farbe bei 
der Verwitterung. Er macht aber mitunter einer schieferigen Ausbildung Platz, oder er wird durch festeren, 
etwas kalkhaltigen Hieroglyphensandstein oder endlich durch die blaugrauen, kalkig-tonigen »Mydlak«- 
Gesteine vertreten. Diesem Wechsel des lithologischen Charakters ist es zuzuschreiben, daß Hohenegger 
den »Grodischter Sandstein« nicht als selbständiges Schichtglied, sondern nur als lokale Bildung, betrachtete, 
u. zw. als die Deltaanschwemmung eines großen Stromes. Er wurde in dieser Ansicht noch bestärkt, als 
er unter den Versteinerungen des Grodischter Sandsteins die Schalen von Unionen und Cyrenen zu erkennen 
glaubte. (Vergl. darüber im paläontologischen Teile: »Die angeblichen Cyrenen« pag 162 (28).) Erst die Auf- 
- nahmen von Uhlig legten den Sachverhalt klar.?) 

Die Gastropoden, Bivalven und Brachiopoden der Grodischter Schichten, deren Beschreibung auf 
den nächsten Seiten folgen soll, sind vielfach nur Bruchstücke, was bei ihrer Ablagerung in einer bewegten 
Strandzone und bei ihrer Erhaltung in einem so grobkörnigen Sediment kaum anders sein kann. Dadurch 
wurde oft eine sichere Identifizierung unmöglich gemacht; in anderen Fällen, wenn kein Anschluß an Be- 
kanntes sich finden ließ, durften wir es doch nicht wagen, auf so unvollkommene Reste eine neue Art zu 
begründen, mußten uns also mit der Beschreibung des Vorhandenen und mit der Bezeichnung »sp. ind.« 
begnügen. Dies ist um so mehr zu bedauern, als wenig Hoffnung besteht, daß die Funde je durch neue, 
bessere ergänzt werden; denn fast alles, was vorliegt, hat der Bergbau ergeben und der ist nun schon seit 
Jahren aufgelassen. 

Dagegen zeigen die Formen keine oder nur geringe Spuren von Abrollung. Stellenweise haben 
sie ihre Skulptur bis in die feinsten Details erhalten und beweisen dadurch, daß sie nicht von den Meeres- 
wogen herbeigerollt wurden, sondern als autochthone Tiere den Strand bevölkerten. 

Wie schon erwähnt, hat Hohenegger sein Material zwar nicht selbst beschrieben, aber selbst 
bestimmt; die Serie war, als sie in meine Hände kam, noch mit seinen Originaletiketten versehen und diese 
enthielten nebst der Fundstätte meist die Bestimmung. Doch hat sich nur ein geringer Teil der Hohen- 
eggerschen Benennungen als haltbar erwiesen. Er identifiziert meist mit der nächst verwandten Neokom- 
spezies, die sich ihm aus der beschränkten Literatur, wie sie damals existierte, — er benützte hauptsächlich 
Sowerby, d’Orbigny, Goldfuß und Roemer — zum Vergleiche bot. Offenbar hatte er auf Grund 
der Cephalopoden bereits die Überzeugung gewonnen, daß es sich hier um ein Niveau des Neokoms handle, 
und nun ließ er sich durch diese Erkenntnis einerseits und anderseits durch den Mangel an wirklich zu- 


treffendem Vergleichsmaterial hie und da zu allzu weitgehenden Identifizierungen verleiten. Das tat seinen 


ı) Uhlig: Teschener und Grodischter Schichten, S. 79. 
2) Verhandlungen Geo]. Reichsanst., 1888, S. 7. 


[5] Die Gastropoden, Bivalven und Brachiopoden der Grodischter Schichten. 139 


so fruchtbaren stratigraphischen Schlußfolgerungen auch keinen Eintrag mehr. Manchmal hebt er übrigens 
selbst den Unterschied zwischen seiner Art und der zum Vergleiche angezogenen hervor und in einzelnen 


Fällen gibt er neue Namen. Daher erscheint bei mehreren der folgenden Spezies Hohenegger als Autor. 


Paläontologischer Teil. 


Gastropoden. 


1. Turbo bitropistus n. sp. 
(Taf. XII (D, Fig. 1a—c.) 


LEN a re 

Höhe des letzten Umganges. . . . . . 73% der ganzen Länge 
S , 0 

Durchmesser des letzten Umganges . . . 91°, 

Gemndankel 5 © 0 0 » a 0 0 0 0 a 


Ein schlecht erhaltenes Exemplar; drei Umgänge erhalten, Spitze abgebrochen. Jeder Umgang trägt 
an seiner größten Konvexität zwei scharfe Kiele, zwischen denen ein konkaves Band verläuft. Sie scheinen 
gekörnelt oder bedornt gewesen zu sein, aber das Stück ist zu sehr abgerieben, als dafs man das deutlich 
erkennen könnte. Ob eine Spur von Nabeleinsenkung vorhanden ist oder nicht, läßt sich nicht sicher ent- 
scheiden. Auf keinen Fall ist ein weiter Nabel da. Die ganze Schale ist fein spiralig gestreift, auch das 
Band zwischen den Kielen. Außerdem eine zarte Anwachsstreifung. 

Das Stück ist den zweikieligen und zugleich hohen Varietäten von Delphinula fricarinata Röm.!) — 
Trochus plicato-carinatus Goldf. aus der Oberkreide so ähnlich, daß man an einen direkten Anschluß 
denken dürfte, wenn nicht das Fehlen eines deutlichen Nabels die Einreihung unter Delphinula überhaupt 
ausschlösse. 

Dagegen besteht eine wirkliche Verwandtschaft mit Turbo Thurmanni Pict. et Camp.?), aus dem 
Aptien von St. Croix, sowohl in Gestalt und Größe wie in Skulptur. Doch ist T. Thurmanni nicht mit 
vielen feinen Längsstreifen bedeckt wie meine Form, sondern mit weniger und dementsprechend gröberen, 
etwas gekörnelten Rippen. 

Koniakau. 


2. Trochus (Ziziphinus) metrius n. sp. 
(Taf. XII (D, Fig. 2, a—c). 


DER or Eee oe ee RT) 

Höhe des letzten Umganges ...... 1%, der ganzen Länge 
Durchmesser des letzten Umganges . . . 83), > 
Gewindewinkell . . .... ee 


ıI Exemplare, zum Teil sehr schlecht erhalten. 

Fünf bis sechs Windungen, die einen mäßig steilen Kegel bilden. Sie sind fach und schließen eng 
aneinander, die Nähte sind wenig eingesenkt. Jeder Umgang trägt am unteren Rande (der letzte in der 
Mitte) einen sehr schwachen, glatten Kiel und oberhalb desselben eine leichte Depression, die die übrige, 
höhere Partie der Windung manchmal etwas konvex erscheinen läßt. Basis ein wenig gewölbt. 

Anwachs- und Längsstreifung, aber beides so fein, daß der Trochus für den oberflächlichen Be- 
obachter völlig glatt aussieht. Auch die Basis zeigt Anwachs- und am Rande überdies Spiralstreifung. 

Soweit mir die Merkmale zugänglich sind, weisen sie auf Ziziphinus. Ich konnte weder einen 
Nabel noch Falten an der Innenlippe finden. Allerdings ist diese an meinen Stücken nur schlecht sichtbar. 
Ebenso ist die Außenlippe nicht vollständig erhalten. Die Mündung scheint stark zusammengedrückt und 
nach rechts ausgezogen. 


1) Roemer: Nordd. Kreidegeb., S. 81, Taf. XII, Fig. 3,4,6. — Müller: Untersenon von Braunschweig, S. 92, 
‘Taf. XII, Fig. 7-12. — Goldfuß: Petref. Germ. III, S. 59, Taf. CLXXXT, Fig. I1. 
2) Pictet et Campiche: Sainte-Croix II, p. 482, Taf. LXXXIV, Fig. 4, 5. 


Beiträge zur Paläontologie Österreich-Ungarns, Bd. XIX. T9 


140 Else Ascher [6] 


Obwohl viele jurassische und cretacische Trochus-Arten bekannt sind, die mit der vorliegenden 
mehrweniger Ähnlichkeit zeigen, ist eine Verwechslung doch nach keiner Richtung möglich. 

Die Oxford-Formen: Tr. Helius d’Orb.!), Tr. Halesus d’Orb.’) und Tr. Pollux d’Orb.?) besitzen 
weder Band noch Spiralstreifung. Derselbe Unterschied besteht gegenüber den zwei Stramberger Arten 
Tr. singularis Zitt.*) und Tr. leiosoma Zitt.), die überdies noch bezahnt sind. 

Mehr Annäherung zeigen ein paar untercretacische Arten, Tr, striatulus Desh.°) aus dem Neokom 
der Aube, Tr. Zollikoferi Pict. et Camp.’) aus dem Urgon von Sainte-Croix und Tr. Razumowski 
Pict. et Ren.°) aus dem Aptien der Perte-du-Rhöne. Alle drei weisen Längsstreifung auf, allerdings eine 
stärkere als meine Exemplare, und ein Band. Doch ist Tr. Razumowskii sehr klein, ebenso der schwach 
genabelte Tr. Zollikoferi, und bei Tr. striatulus ist das Band zu einem weit vorspringenden Kiele entwickelt. 

Meiner Spezies sehr ähnlich ist Tectus tamulicus Stol.”) aus der indischen Oberkreide, hat aber 
einen Zahn und seine Spiralstreifung verliert sich mit dem Alter. 

Überdies unterscheidet sich mein Trochus von allen angezogenen Arten durch die charakteristischen 
Konturen seiner Umgänge: ganz leicht konkav im unteren Viertel, flach oder ganz leicht konvex in 
der Mitte. 


Vier Exemplare vom Koniakauer Schloß und von Grodischt, sieben vom Tierlitzker Bach. 


Die Natica-Reihe. 
INE 


3. Natica Grodischtana Hohenegger msc. 
(Taf. XIL (D), Fig. 3, a=e)) 


Le oo 55800 55 mm 

Höhe des letzten Umganges . . . . . . 64°, der ganzen Länge 
Durchmesser des letzten Umganges . . . 73%, > » » 
Gewindewine ee a 52% 


Sieben Exemplare. 

Gewinde höher als breit. Fünf konvexe Umgänge, von denen der letzte über die Hälfte der ganzen 
Spira einnimmt. Nähte tief eingeschnitten. Ansteigen in leicht markierten Treppenabsätzen. Mündung birn- 
förmig, unten abgerundet, oben spitz. Nabelspalte durch einen Wulst verdeckt, unter dem die Anwachs- 
streifen konvergierend verschwinden. Diese Anwachsstreifen sind kräftig entwickelt, rissig, unregelmäßig und 
werden von sehr feinen, regelmäßigen Spirallinien durchsetzt, von denen übrigens an einem Teil meiner 
Exemplare infolge des schlechten Erhaltungszustandes kaum Spuren zu sehen sind. Aufßerdem noch eine 
mikroskopisch schwache Querriefung zwischen den starken Anwachsstreifen. Ä 

Die Form stimmt, wie schon Hohenegger hervorhebt, vollständig überein mit N. bulimoides 
d’Orb.1°) aus dem Neokom des Pariser Beckens (Yonne, Aube, Haute-Marne), unterscheidet sich aber von 
ihr wesentlich durch die feine Spiralstreifung. Jedoch sah ich im hiesigen Hofmuseum als N. bulimoides 
bestimmte französische Exemplare (allerdings nicht von einer der d’Orbigny’schen Lokalitäten, sondern von 
Besancon), die ebenfalls die feine Spiralstreifung zeigten, und so lag mir die Vermutung nahe, daß diese 

ı) d’Orbigny: P. fr. t. jur. 2, p. 292, pl. 318, Fig. 5—8. 

2) Ebendort: p. 291, pl. 318, Fig. I—4. 

5) » p. 293, pl. 318, Fig. 9-12. 

4) Zittel: Stramberger Gastropoden, p. 323, Taf XLVIII, Fig. IS. 

5) Ebendort: p. 323, Taf. XLVIII, Fig. 19. 

II Misc, So zoll, dus 5, 05 8), lb Ir, ie, m — eNOraNEmN, I, ir, in @reı, 2, j» 103, 
pl. 177, Fig. 4—6. 

?) Pictet et Campiche: Sainte-Croix II, p. 513, pl. 86, Fig. 4, 5. 

8), Pictet et Renewvier: Perte du Rhöne, p. 39, pl. 4, Rie. 3. 

?) Stoliezka: Gastropoda p. 371, pl. 24, Fig. 4 5. 

0) GHOEOTEBÄNGE IP, u, 5 Orcın 2, 96 Sg, ja, 172, Bil, 9, Sp 


[7] Die Gastropoden, Bivalven und Brachiopoden der Grodischter Schichten 141 


Streifung überhaupt der N. bulimoides zukomme, von d’Orbigny aber wegen ihrer Feinheit übersehen 
worden sei. Herr Prof. Haug in Paris hatte nun die Liebenswürdigkeit, die d’Orbignyschen Originale 
daraufhin zu prüfen; er schreibt darüber: »Soweit die Exemplare überhaupt mit den Abbildungen übereit- 
stimmen, ‘sind letztere doch insofern richtig, daß auf keinem der Stücke eine Spiralstreifung zu sehen ist. 
Dies kann aber sehr wohl an dem Erhaltungszustande liegen, da die Arten aus einem eisenoolithreichen 
Kalke stammen, so daß alle feineren Verzierungen der Schale verschwunden sind. Aus dem Vorhandensein 
der Spiralstreifung bei Grodischter Exemplaren läßt sich daher wohl nicht auf spezifische Verschiedenheit 
schließen. « 

Obwohl es nach all dem sehr wohl möglich ist, daß N. bulimoides wirklich spiral gestreift, folglich 
N. Grodischtana mit ihr identisch ist, glaube ich mich vorderhand doch noch zu keiner Identifizierung 
berechtigt. Maßgebend für den paläontologischen Begriff »N. bulimoides d’Orb.« sind ja einerseits d’Orbignys 
Tafeln (und Beschreibungen), anderseits seine Originalexemplare. Wenn weder an diesen noch an jenen 
etwas von den Spirallinien zu sehen ist, so muß Hoheneggers N. Grodischtana so lange aufrecht 
erhalten werden, bis neue Funde an den von d’Orbigny angegebenen Lokalitäten die Identität beider 
Arten ad oculos demonstrieren. Daß uns solche zukünftige Funde einmal zu dieser Identifizierung berechtigen 
werden, bezweifle ich jedoch um so mehr, als Peron,!) der in jüngster Zeit Aufsammlungen in der Yonne vorge- 
nommen und nach diesen d’Orbignys Beschreibungen vielfach ergänzt und berichtigt hat, an N. bul- 
moides d’Orb. nur die Größe bemängelt, von einer Spiralstreifung aber nichts erwähnt. 

Vier Exemplare vom Koniakauer Schloß, drei von Tierlitzko. 

An N. Grodischtana Hoh. schließt sich eine Menge von Exemplaren an, die alle konvexe, mehr 
weniger treppenförmig ansteigende Umgänge zeigen, stark eingesenkte Nähte und die drei Skulpturelemente: 
kräftige Anwachsstreifen, zwischen diesen eine kaum sichtbare Querstreifung und quer dazu feine, regel- 
mäßige Längsstreifen. Nabelspalte ganz oder teilweise durch einen Mundwulst bedeckt. Alle diese Formen 
haben die Tendenz, ihren Gewindewinkel zu vergrößern, also breiter und niedriger zu werden, aber in ver- 
schiedenem Grade. Esergibt sich daraus eine Reihe von Typen, die ineinander übergehen, — Hohenegger 
faßt sie alle unter N. Grodischtana zusammen —, die aber schließlich zu niedrigen, in breiten Treppenstufen 
ansteigenden Exemplaren (Taf. I, Fig. 5c) führen mit den Dimensionen: 


Höhe des letzten Umganges . . . . . 83%, der Länge 
Durchmesser des letzten Umganges . . . 96%, « g 
Gessindesunkele ee noN 


Die starken graduellen Unterschiede zwingen mich, Grenzen innerhalb dieses Kontinuums zu ziehen, 
und ich darf dies um so eher tun, als ich die daraus resultierenden Spezies direkt an bekannte anschließen kann. 

Zur subgenerischenBestimmung. Nafica bulimoides d’Orb, rechnet Zittel?) zu Amauropsis, 
Stoliczka?°) zu Ampullina. Wenn man nun nicht auf Grund der Spiralstreifung ein eigenes Subgenus 
schaffen will,*) sondern sich an die üblichen Einteilungsgründe für Nafica hält, so sind N. bulimoides 
und N. Grodischtana aufs engste verwandt und daher nicht zu trennen. Ich folge also Zittel, wenn 
ich auch meine N. Grodischtana eine Amauropsis nenne. 

Weniger klar ist die Einreihung bei den breitgedrückteren Formen der vorliegenden Reihe. Der 
Zittel’schen Fassung von Ampullina genügt keine der Typen, da ihnen der Nabellimbus fehlt. Zittel 
reiht Formen mit mehr weniger hohem Gewinde ohne Nabellimbus unter Zunatia ein, fordert aber einen 
Nabel für sie, der allerdings auch eng sein darf. Formen mit niedrigem Gewinde und Nabelspalte be- 


!) Peron: Yonne, p. 122. 

2) Zittel: Handbuch 2, S. 222. 

3) Stoliczka: Gastropoda, p. 295. 

*%) Dies würde nur eine neue Komplikation in die Unterabteilungen von Natica bringen. Fein spiralgestreifte 
Natica-Spezies sind aus verschiedenen Horizonten bekannt. Vergl. z. B. im unteren Oolith die Formen, die Hudleston 
in die Sektion »Euspiroid« stellt, wie N. adducta Phill., N. cf. Lorieri d’Orb., N. Dundriensis Tawney (bei Hud- 
leston, Infer. Ool. Gastrop.). Vergl. anderseits in der Oberkreide Amaur. biulbiformis Sow. (bei Stanton, Colorado- 
Formation), p. 137, pl. 30, Fig. 2—4. 

19* 


142 Else Ascher. [8] 


trachtet er als Übergänge von Amauropsis zu Lunatia und rechtfertigt durch solche und viele andere 
Übergänge sein Urteil: »Die scharfe Trennung der Subgenera Zunatia, Ampullina, Cernina und Amauropsis 
stößt, wenn die fossilen Formen Berücksichtigung finden, auf unüberwindliche Schwierigkeiten. «) 


EB} 
4. Natica (Amauropsis) euxina Retowski. 
(Taf. XII (I)., Fig. 4, @—c.) 


Natica (Amauropsis) euxina Retowski. Tithon v. Theodosia, S. 275, Taf. 14, Fig. 8, 9. 


Bänge Ar ann ee gu2Semm 

Höhe des letzten Umganges . . . . . . 71°, der ganzen Länge 
Durchmesser des letzten Umganges . . . 71%, » 
Cewndewinkdl 5 5 = = 2 0 2 08 u: . GM" 


Sechs Stücke. 
Diese Spezies steht der N. Grodischtana Hoh, am nächsten, zeigt aber doch schon einen größeren 


Gewindewinkel. Gesamtform länglich, fünf konvexe Umgänge, Nähte tief eingeschnürt. Auf dem sehr 
großen letzten Umgang ist der übrige Teil der Spirale nur wie ein kleines, sich rasch verjüngendes Dach 
aufgesetzt. Mündung verlängert, Nabelspalte zum größten Teil durch den Kallus bedeckt. Die Anwachs- 
streifen werden manchmal sehr stark und förmlich rissig, manchmal scheinen sie fast zu verschwinden. 
Diese Natica wurde von Retowski aus dem Tithon der Krim beschrieben. 

Sie steht in demselben Verhältnis zu N. laevigata d’Orb?) aus dem unteren Neokom des Pariser 
Beckens?) wie N. Grodischtana Hoh. zu N. bulimoides d’Orb. Das einzige trennende Merkmal ist auch 
hier wieder die Spiralstreifung, die die schlesisch-russische Form zeigt und die französische nicht zeigt, zum 
mindesten weder in der Pal&ontologie frangaise noch in Perons Revision.?) 

Es scheint also die N. laevigata des Pariser Beckens ebenso wie die N. bulimoides in den öst- 
lichen Gebieten durch eine spiralgestreifte Form vertreten zu sein, die ihr in allen übrigen Bestimmungs- 
stücken völlig entspricht und die auch die große Häufigkeit des Vorkommens mit ihr gemeinsam hat. 
Vollkommen wird die Parallele durch den schon erwähnten Übergang der N.laevigata in :die N. bulimoides 
einerseits, der N, euxina in die N, Grodischtana anderseits. 


Koniakauer Schloß. 


C. 
5. Natica (Amauropsis) aff. suprajurensis Buv. 
(Taf. XII (D), Fig. 5, a—d.) 
Natica, suprajur. Buvignier, Meuse. Atlas, p. 31, pl. 23, Fig. 22—24. 


Proportionen bei den einzelnen Individuen etwas verschieden, für das breiteste, Fig. 5c, gelten die 


Maße: 
Bänges wi 2 
Höhe des letzten Umganges . . . . .„ 83%, der ganzen Länge 
Durchmesser des letzten Umganges  . . 960%, » » » 
Gewund eine We Ton! 


Sehr viele Stücke, die meisten stellen aber Übergangsformen zwischen diesem Extrem und der 
vorhergehenden Art dar. Immerhin fasse ich hier diejenigen Formen der Natica-Reihe zusammen, bei denen 


ı) Ebenda. 

2), d’Orbigny: P. fr., t. cret. 2, p. 148, pl. 170, Fig. 4-6. 

3) Übrigens auch in der norddeutschen Kreide nachgewiesen, vergl. Harbort, Schaumburg-Lippe’sche Kreide- 
mulde, S 88, T. X, Fig. 7, 8, und in Sainte-Croix, vergl. Pietet et Campiche, Sainte-Croix II, p. 373. 


yEeromEsyonnespere® 


[9] Die Gastropoden, Bivalven und Brachiopoden der Grodischter Schichten. 143 


die Abänderung in der angegebenen Richtung am weitesten fortgeschritten ist. Gewindewinkel noch größer 
als bei N. euxina Ret., Gehäuse von oben nach unten zusammengedrückt, Umgänge weit ausladend und 
oben abgeplattet, so daß die niedrige Spirale in breiten Treppenstufen ansteigt. Besonders der letzte (übri- 
gens auch sehr hohe) Umgang ist auffallend verbreitert, im extremsten Falle, Fig. 5c, bildet er eine Basis 
für die aufgesetzte Spirale, doppelt so breit wie diese selbst. Fünf Umgänge. Schwache Nabelspalte hinter 
dem Kallus. Skulpturelemente wie bei Amaur. Grodischtana und euxina. 

Meine Exemplare decken sich vollständig mit N. suprajurens. Buv., aus dem Portland der Meuse, 
nur sind manche etwas größer. Zwar scheint Buvignier mit der feinen Längsstreifung nur die An- 
wachsstreifung zu meinen; dagegen beschreibt de Loriol!) an seinen allerdings kleineren Exemplaren von 
N. suprajur. Buv. aus dem Portland der Haute-Marne eine wirkliche Längs- neben der Anwachsstreifung. 

Arten ohne Längsstreifung, die aber sonst meiner Nafica sehr nahestehen, kommen mehrfach im 
oberen Jura vor. Verel. z. B. N. questrecquensis de Lor.?) aus dem S&quanien von Boulogne-sur-mer 
und N. dubia Roem.?) aus dem Portland von Wendhausen. 

Grodischt, Koniakauer Schloß. Ein Stück vermutlich von Tierlitzko. 


D. 


6. Natica (Amauropsis) Uhligi n. sp. 
(Taf. XII (D, Fig. 6, a—c.) 


Banseise ey etwa 35 mm 

Höhe des letzten Umganges . . . . . . 66°), der ganzen Länge 
Durchmesser des letzten Umganges . . . 68%, » » > 
Gewindewinkelees 8! 


Sieben Stücke. 

Windungen stark konvex; ihre Anzahl läßt sich nicht angeben, da die Spitzen abgebrochen sind. 
Nähte eingeschnürt. Form wie bei Amauropsis euxina. Ret. Hinter dem breiten Kallus eine leichte 
Nabelspalte. 

Die ganze Oberfläche ist mit erhabenen, etwas gekörnelten Längsrippen bedeckt, die an abgeriebenen 
Stellen aus zwei Lamellen zu bestehen scheinen. Die Zwischenfelder sind ı—2mal so breit. Starke 
Anwachsstreifen sind wenig zu bemerken, dagegen tritt die feine Querstreifung hier um so deutlicher hervor. 

Diese Amauropsis gliedert sich in allen formbestimmenden Merkmalen eng an A. euxina, also an 
die mittleren Typen der vorliegenden Natica-Reihe an, schließt sich jedoch durch ihre abweichende Skulptur 
davon aus. Hier schmale, verhältnismäßig hohe Rippen und weite konkave Zwischenfelder ; dort feine, 
schmale Spiralfurchen, zu denen sich die dazwischenliegenden breiteren Schalenstücke nach beiden Seiten 
in leichter Rundung hinabsenken. 

Koniakauer Schloß. 

Aus den Wernsdorfer Schichten, also dem Barremier, liegen ein paar Stücke vor, deren Skulptur 
den Typus der A. euxina zeigt, aber in stärkerer Entwicklung, so daß sie auf den ersten Blick an A. Uhligi 
erinnern. Ihr Profil ergibt eine Wellenlinie mit ziemlich gleich breiten Konvexitäten und Konkavitäten. 
Ich möchte sie als A. euxina var. an die Hauterivienform anschließen. 


7. Steinkern einer Natica (Amauropsis). 


ange: en. As" A Nee ORaEe RR Be REEL ON-77277Z 

Höhe des letzten Umganges ... . . . . 50°, der ganzen Länge 
Durchmesser des letzten Umganges . . . 63°), >» > > 
Gewindewinkell. ee ee 


1) de Loriol: Haute-Marne, p. 107, pl. 7, Fig. 10, II. 
2) de Loriol: Boul. s. m., p. 98, pl. 9, Fig. I—3. 
3) Roemer Oolith, S. 157, Taf. X, Fig. 8. 


TAA Else Ascher. [10] 


Vier Umgänge erhalten, Spitze abgebrochen, Nähte tief eingeschnitten. 

Zeigt viel Ähnlichkeit mit zwei obercretacischen Formen, der N. vulgaris Reuss!) aus dem Pläner- 
mergel von Priesen und der N. exaltata Goldf.?) aus dem Grünsand von Aachen. 

Fundort? 


8. Rissoina biploca n. sp. 
(Taf. XII (I), Fig. 7, a—c.) 


Tamara ee 6 RTRL 1970770 

Höhe des letzten Umganges . . . . . . 44°), der ganzen Länge 
-0 

Durchmesser des letzten Umganges . . . 47% > » 

Gewindesinkelesre ee 


Ein Exemplar. Sehr klein, turmförmig. Sechs Windungen lassen sich zählen, sie nehmen an Höhe und 
Breite regelmäßig nach oben ab. Mündung fast kreisförmig, beide Bänder dünn. Die Außenlippe zeigt die 
Verdickung, die für Rissoina charakteristisch ist, nur in geringem Maße. 

Jeder Umgang trägt Anwachs- und ein paar ebenso feine Längsstreifen. Auf zweien dieser letz- 
teren stehen Knötchen;, zehn stärkere bilden ein unteres, zehn schwächere ein oberes Band. Auf dem letzten 
Umgange bleiben die beiden Knötchenreihen auf die obere Hälfte beschränkt. Die untere ist mit einfachen 
Längsstreifen bedeckt. 

Unter den wenigen bisher beschriebenen cretacischen Rissoinen zeigt keine nähere Beziehungen zu 
Rissoina biploca. 

Fundort nicht angegeben, aber der Erhaltung nach zweifellos Grodischter Sandstein. 


9. Littorina dietyophora n. sp. 
(Taf. XII (), Fig. 8, a—c.) 


Angie ee ee 2 0772970 

Höhe des letzten Umganges . . . . .. Y, der ganzen Länge 
Durchmesser des letzten Umganges . . . 1, > > > 
Gewindewinlkelee 


Sieben Stücke.?) 

Die Umgänge sind rund, zeigen übrigens an der Stelle der größten Ausladung eine Spur von Ab- 
plattung. An jeder Naht bildet das Gehäuse einen deutlichen Absatz. Mündung unten gerundet. An zwei 
Exemplaren läßt sich eine ganz leichte Nabelritze wahrnehmen. 

Die Skulptur besteht aus 20 bis 30 Querrippen, die in regelmäßigen Abständen über jede Windung 
laufen, und aus feineren Längsrippen. Drei von diesen letzteren sind etwas stärker entwickelt und schließen 
zwischen sich den platteren Mittelteil der Windungen ein. Quer- und Längsrippen bilden miteinander ein 
regelmäßiges Gitterwerk mit rechteckigen oder etwas rhomboidisch verzogenen Maschen. Alle Durchkreuzungs- 
punkte treten als leichte Anschwellungen hervor. Zwischen je zwei Längsstreifen erster Ordnung liegen ein 
paar schwächere, und zwar meist drei, unter denen die mittlere wieder am deutlichsten hervortritt. Zwischen 
den Querrippen mikroskopische Anwachslinien. Beide Arten der Berippung reichen bis zur Basis hinab, 

Eine Verwechslung mit Turbo fenestratus d’Orb.*) aus dem Neokom des Pariser Beckens ist aus- 
geschlossen, denn bei diesem sind sowohl die Quer- und die Längsrippen, wie auch diese letzteren unter- 
einander gleich stark. 


1) Reuss: Böhm. Kreideformation I., S. 50, Taf. X, Fig. 22. 

2) Goldfuss: Petr. Germ. III., S. 111, Taf. CXCIX, Fig. 13. 

®) d’Orbigny: P. fr., t. cret. 2, p. 215, pl. 184, Fig. 13. 

*) d’Orbigny: Prodrome, Taf. II, p. 70, &tage ı7, no. 140, abgebildet bei 
Peron: Yonne, p. 153, Taf. III, Fig. 4. 


[11] Die Gastropoden, Bivalven und Brachiopoden der Grodischter Schichten. 145 


Ebenso zeigt Turbo urgonensis, von Pictet und Campiche aus der Umgebung von Sainte 
Croix!) beschrieben, nur einerlei Stärke der Längsstreifen. Zudem ist bei ihm im Gegensatz zu der kar- 
patischen Form, die Querstreifung viel zarter und dichter als die Längsstreifung. 

Zur generischen Bestimmung. Das ziemlich hohe Gehäuse und die ovale, oben zugespitzte 
Mündung machen mir die Zugehörigkeit zu Ziftorina wahrscheinlicher als die zu Turbo. 


Koniakauer Schloß. 


10. Chemnitzia eucosmeta n. sp. 
(Tat. XIII (II), Fig. 5, a, .) 


Linse ea 5 5 0 0 0 8 5 8 865 0.0 OO 2 

Höhe des letzten Umganges. .. . . . 23°, der ganzen Länge 
Durchmesser des letzten Umganges . . . 30%, >» » » 
Gewindewinkel re re ppN: 


Fünf Stücke. 

Diese Art stimmt in Größe und Umriß genau mit Chemnitzıa undosa Sow.?) aus der indischen 
Oberkreide überein. Gewinde ebenso hoch, kegelförmig. Die Umgänge sind ebenso schwach konvex, die 
Nähte ebenso eingeschnürt. Feine Spiralstreifung. Kräftige Querrippen; ich zähle deren 18—24 auf den 
letzten Umgängen, Forbes gibt nur I5 an, Stoliczka°) dagegen 16—32, was also wieder der schlesischen 
Form entsprechen würde. Dagegen liegt ein Unterschied in der Form der Rippen: bei Ch. undosa sind 
diese in der Mitte der Umgänge geschwungen, bei meiner Art erst oben, nahe der Naht; überhaupt ist die 
Sichelkrümmung hier schwächer. Auf der unteren Hälfte der letzten Windung verliert sich die Querskulptur 
überhaupt. — Die Innenlippe ist auffallend dick und trägt einen dünnen, breiten Callus, was wieder die 
enge Beziehung zu Ch. undosa bezeugt. 

Nahe verwandt ist Ch. Sutherlandii Baily‘) aus Südafrika; doch sind der Abbildung nach die 
Sichelrippen Lei ihr schwächer. 

Übrigens zeigt auch Ch. flexicostata Zitt.’) aus dem Tithon von Stramberg eine gewisse Ähnlich- 
keit, wenn sie auch viel mehr und viel schwächere Rippen hat. 

Grodischt. Koniakau. 


11. Chemnitzia (Microschiza) Grodischtana Hohenegger msc. 
(Taf. XII (I), Fig. 9, a—c.) 
Lange Ihe dler ruhen 2 5 © © ce 200 230 DR 
(die Mehrzahl ist aber bedeutend kleiner, 


mißt nur Io bis 20 mın) 


Höhe des letzten Umganges etwa... . . 28°, der ganzen Länge 
Durchmesser des letzten Umganges . . . 36%, >» > ) 
Gewindewinkel » > © a 2a 5 88 5 5 Ru, 


Sehr große Menge von Stücken, 

Kurze kegelförmige Chemnitzia. Etwa zehn Windungen. Durch eine leichte Nabelspalte von der 
Basis abgetrennt, zieht die etwas verdickte Innenlippe nach abwärts und umschließt mit der dünnen Außen- 
lippe eine länglichrunde Mündung. Nähte deutlich, aber wenig vertieft. Dicht unterhalb jeder Naht ein 
schmales, wenig erhabenes Längsband. Die zahlreichen schwachen, etwas geschwungenen Querrippen, die 


1) Pietet et Campiche: Sainte Croix II, p. 475, pl. 83, Fig. 7, 8. 
2) Bei Forbes: Southern India, p. 125, pl. 15, Fig. 16, 

3) Stoliczka: Gastropoda, p. 286, pl. 17, Fig. 19—21. 

*) Baily: South Africa, Quat. journ. Geol. Soc., v. II, London, 1855. 
) Zittel: Stramberger Gastropoden, S. 257, Taf. XLV, Fig. 20. 


146 Else Ascher. 12] 


dichtgedrängt jeden Umgang bedecken, endigen hier mit je einem Köpfchen, wodurch das Band ein ge- 
körneltes Ansehen bekommt. Auf dem letzten Umgange laufen die Rippen, immer feiner werdend, noch 
über die Basis und verschwinden hier in der Nabelspalte. 
Die Querskulptur und die feine Nabelritze bestimmen mich zur Einreihung in dieses Subgenus. 
Durch ihre dichtgedrängten Querrippen, vor allem aber durch das charakteristische gekörnelte 
Längsband, unterscheidet sich diese Art scharf von allen anderen Microschiza-Spezies.!) 


12. 2 Chemnitzia orthoptycha n. sp. 
(Taf. XIII (II), Fig. 9 a, b.) 


Lines, a Hs ao 0 8 08 5 ann DO (aakazı) 

Höhe des letzten Umganges . . . . . . 23°, der ganzen Länge 
Durchmesser des letzten Umganges . . . 30°), >» » > 
Cemundewinlel oo 5 2 0 0 oo a ao oo AM 


Ein Exemplar, nur die untere Hälfte erhalten. Die flachen Umgänge legen sich eng aneinander. Nähte 
wenig vertieft. Innenlippe gerade, unverdickt, Außenlippe ziemlich parallel zu ihr. Ganz schwacher Ausguß. 

13 schmale, scharfe Rippen, die völlig gerade an den Seiten herablaufen, durch die Nähte kaum 
merklich unterbrochen. Die Rinnen dazwischen sind 2—3mal so breit. Außerdem ist die ganze Schale 
gleichmäßig: mit ziemlich feinen Spiralstreifen bedeckt. 

Die Spezies ist eine jener Zwischenformen zwischen Holostomata und Siphonostomata, die der 
generischen Einreihung große Schwierigkeiten entgegenstellen. Nach langem Schwanken ließ ich mich durch 
die Form der Mündung doch für Chemnitzia bestimmen. Noch weniger ist ein spezifischer Anschluß 
möglich. Es finden sich zwar im obersten Jura wie in verschiedenen Horizonten der Unterkreide Typen 
mit solchen markierten, über alle Umgänge sich fortsetzenden Querrippen, aber immer sind die Verschieden- 
heiten gegenüber Ch. orthoptychum sehr bedeutend. 

Cerithinella cerithiformis Gemm.?) aus dem weißen Kalke von der Montagna del Casale (Prov. 
Palermo) hat einen kleineren Gewindewinkel, schmälere und schräger gestellte Windungen, und ihre Quer- 
rippen sind etwas gebogen und oben und unten leicht verdickt. Mündung bei Gemmellaro nicht ersichtlich. 

Scalaria albensis d’Orb.?) aus dem Neokom der Yonne hat nur elf Rippen (nach Peron4) kann 
die Zahl allerdings bis auf 14 gehen) und sie werden an der Naht jedesmal durch ein glattes Längsband 
unterbrochen. 

Scalaria Gastina d’Orb.’) aus dem Gault der Aube ist zu klein und zeigt keine Längsstreifung. 

Übrigens weichen diese beiden sogenannten Scalarien schon durch ihre kürzere und rundere Mündung 
von Ch. orthoptychum ab. 

Das cretacische Cerithium Nerei Münster ®) hat einen größeren Gewindewinkel, weniger Spiral- 
streifen und 15—ı1S etwas gebogene Rippen. 

Als Fundort ist nur Grodischter Sandstein angegeben. 


13. Nerinea cf. bidentata Herb. (non Gemm.) ? 
(Taf. XII (I, Fig. 10.) 
Nerinea bidentata Gemm. bei Herbich, siebenbürg. Erzgebirge, S. 15, Taf. VI, Fig. 9, 10. 
Ein Exemplar, oberer Teil der Spira verkümmert, so daß der Gewindewinkel abnormal konvex 
erscheint. 


!) Vergl. solche bei Gemmellaro, Fauna liass e jur., p. 276 und 277, Taf. XXI, Fig. 14—17 und Taf. XXV, 


| 
5 
uq 
= 
D 

| 

Sg 
os 


) Gemmellaro: Fauna giures. e lias., p. 289, Taf. XXIII, Fig. 49, 50. 
5) Oeyg 12, he, in SRc, 2, [5 Si, Dh May, Ale, Au, 5, 
) Deramg Monine, j0. Sl, 

°) @’Orbigny: p. 58, pl. 155, Fig. 


Sl 
°) Bei Goldfuß: Petr. Germ. IN, S. 31, Taf. CEXXIV, Eie. 3. 


[13] Die Gastropoden, Bivalven und Brachiopoden der Grodischter Schichten. 147 


Ban re Se 2 ON 

Wäre aber bei normaler Entwicklung . . . go mm 

Höhe des letzten Umganges . . . . . . . 20°, der normalen ganzen Länge 
Durchmesser des letzten Umganges. . . . 25°, 

Normaler Gewindewinkel . . . 2. 2... 24. 


Schale stark abgerieben, zum Teil ganz fehlend, Außenlippe abgebrochen. 

Gehäuse kegelförmig. Sieben Umgänge sind erhalten, die Embryonalwindungen fehlen. Ungenabelt. 
Eine Falte an der Innenlippe, eine an der Spindel; da von der letzteren nur ein Rest vorhanden ist, kann 
ich die beiden nicht nach ihrer Größe vergleichen; ja bei dem schlechten Erhaltungszustand ist es sogar 
möglich, wenn auch nicht wahrscheinlich, daß noch weitere Falten da waren. 


Die starke Abreibung läßt die Skulptur nur schwer erkennen. Umgänge in der Mitte konkav, am 
Rande erhaben, so daß das Schlitzband zwischen zwei breite Längsreifen zu liegen kommt. Von diesem 
trägt jeder I0— 12 sehr stumpfe Knoten, und zwar korrespondieren immer je ein Knoten am oberen und 
einer am unteren Rande des Umganges und sind durch schwache Querrippen verbunden, so daß der kon- 
kave Mittelteil der Umgänge dadurch in flache, annähernd quadratische Fassetten zerlegt wird. Auf dem 
letzten Umgange erscheint der untere Längsreifen als knotiger Kiel. 

Die kegelförmige Gestalt, das Fehlen des Nabels, die zwei einfachen Falten an Spindel und Innen- 


lippe und der nicht umfassende letzte Umgang verweisen das Exemplar in das Subgenus Nerinea s. str. 


Hohenegger nannte das Stück Nerinea Renauxiana d’Orb.!) Diese Spezies ist aber genabelt 
und zeigt eine andere Mündungsform und eine abweichende, wenn auch ähnliche Skulptur. Eine sichere 
spezifische Bestimmung macht der schlechte Erhaltungszustand allerdings überhaupt unmöglich; aber soweit 
sich aus dem Gegebenen urteilen läßt, scheint eine vollständige Übereinstimmung zu bestehen mit N. 
bidentata Herb. (non Gemm.) aus den oberjurassischen Klippen des siebenbürgischen Erzgebirges. Diese 
Nerinea ist untertithonisch, und zwar deshalb, weil sich nach Herbich für den dortigen Klippenkalk aus 
der Gesamtfauna dieses Alter ergibt; aber nicht deshalb, weil sie etwa mit der echten N. bidentata Gemm. 
aus der sizilianischen Ciaca identisch wäre, wie Herbich will. Denn die sizilische Art zeigt weder Knoten 
noch Rippen, ja Gemmellaro?) macht die Skulpturlosigkeit geradezu zum Charakteristikum der Spezies, 
so daß von einer Identität keine Rede sein kann, N. bidentata Herb. (non Gemm.) ist somit eine neue Art, 
die erst aus Siebenbürgen bekannt wurde, und beweist als neue Art stratigraphisch an sich noch gar nichts. 

Dagegen sind nahe verwandt mit meiner Form die ebenfalls ungenabeiten, geknoteten und geripp- 
ten Spezies N. csaklyana Herb.°) und N. Syndjecavae Herb.*) aus den siebenbürgischen Klippen; sie unter- 
scheiden sich von ihr nur durch ihre Dimensionen und ihren etwas größeren Gewindewinkel. 

Etwas entfernter steht die N. Defrancei Desh.?) var. posthuma Zitt.‘) aus Stramberg, die aber 
drei Falten hat und deren Knoten nicht durch Querrippen verbunden sind. 

Die N. Voltzii Zenschn.”) aus dem Nerineenkalke von Inwald unterscheidet sich von meiner Form 
ebenfalls durch das Fehlen dieser Querrippen, ist aber im übrigen sehr ähnlich. 

Alle diese Beziehungen weisen auf Tithon. 

In der Skulptur zeigt allerdings auch die cenomane Nerinea Paulletteana d’Orb.®) viel Verwandt- 
schaft, hat aber eine große, massive Schale und vier Falten. 

Grodischter Schloß. 


1) d’Orbigny: P. fr., t. cret. 2, p. 76, pl. 157, Fig. IA. 
2) Gemmellaro: Nerinee della Ciaca, p. 29, Taf. IV, Fig. 
3) Herbich: Siebenb. Kalkklippen, S. 10, Taf. VII, Fig. 3—6. 
4) Herbich: Ebenda, S. 10, Taf. VII, Fig. 9, Io. 

5) Bei dOrbigny: P. fr., t. jur. 2, p. 108, pl. 262, Fig. 12. 

6) Zittel: Stramberger Gastropoden, S. 367, Taf. XLII, Fig. 6, 7. 

?) Zenschner: Nerineenkalke von Inwald und Roszyny, S 138, Taf. 16, Fig. 13, 14. 
), d’Orbigny: P. fr., t. eret. 2, p. SS, pl. 161, Fig. 1—3. 


Beiträge zur Paläontologie Österreich-Ungarns. Bd. XIX. 20 


148 Else Ascher. [14] 


14. Cerithium Sanctae-Crucis Pict. et Camp. 
(Taf XII (I), Fig. 11, a—c.) 
Cer. Sanctae-Crucis Pictet et Campiche, Sainte-Croix II, pag. 283, pl. 70, Fig 14. 


Zahlreiche Exemplare. 


Banner bisgübene er EEE on 

Höhe des letzten Umganges etwa . . . . TerdesspanzenslBinge 
Durchmesser des letzten Umganges etwa... . U, » ) 
Gesund eyyin\elWehwag ro 


Zahlreiche niedrige Windungen. Nähte deutlich sichtbar, aber nicht durch besondere Einschnürungen 
markiert. Jede Windung ist mit 10---20 sehr feinen, glatten, gleichmäßigen Längsstreifen bedeckt. Außer- 
dem entsteht am oberen Rande, unmittelbar unter der Naht, eine leichte Anschwellung, die etwa 18—24 
längliche Knötchen trägt. 

Kurzer Kanal mit einem schwachen, etwas nach links gebogenen Ausguß. Der äußere Mundrand 
ist an keinem meiner Stücke erhalten. Der letzte Umgang biegt mit einer stumpfen Kante zur Basis um. 

Diese Spezies hat ihre nächste Verwandte in €. Ricordeanunmn Cott.!) aus dem Neokom der Yonne 
(schon 1854 beschrieben, aber nicht abgebildet) und unterscheidet sich von diesem nach Pictet und Cam- 
piche nur durch seine dichtere und stärkere Streifung. 

Hohenegger, dessen Bestimmung aus einer Zeit stammt, zu der die Art C. Sanctae-Crucis noch 
nicht aufgestellt war, vergleicht die karpatische Form mit C. terebroides d’Orb., hebt aber als trennendes 
Merkmal den Mangel an Spiralstreifung bei den französischen Exemplaren hervor. Dasselbe C. Zerebroides, 
von d’Orbigny°) in der Pal&ontologie frangaise aus dem Neokom der Haute Marne und/der Aube 
beschrieben, wurde 1854 von Cotteau auch in der Yonne nachgewiesen®), und zwar neben dem gestreif- 
ten C, Ricordeanum. 

In neuester Zeit hat aber Peron*) bei seiner Revision von Cotteaus Prodrome die beiden 
Arten zusammengezogen; er sagt, daß sämtliche in Frage stehenden Cerithien die feine Spiralstreifung 
zeigen, d’Orbigny habe dieselbe an seinen Exemplaren nur wegen des schlechten Erhaltungszustandes 
übersehen. Dagegen läßt Peron das €. Sanctae-Crucis bestehen, da diese Art nach Pictet und Campiche 
dichter und stärker gestreift ist als das C. Ricordeanum Cott. und höhere Umgänge zeigt als das C. Zerebroi- 
des d’Orb. Überdies hatd’Orbignys Art nicht, wie ©. Sanctae-Orucis, eine stumpfe Kante am letzten Umgang. 

Wenn also Peron recht hat, d.h., wenn neben den gestreiften Exemplaren, wie er sie untersucht hat, 
im Pariser Becken tatsächlich keine glatten vorkommen, so haben wir es überhaupt nur mit zwei Arten 
zu tun und diese unterscheiden sich, abgesehen von der leichten Kante an der letzten Windung, bloß 
graduell: im Pariser Becken wurden feiner und schwächer gestreifte Formen mit niedrigeren Windungen 
nachgewiesen, im Jura und in den Karpaten stärker und dichter gestreifte mit höheren Windungen. 

Coquand?) beschreibt aus dem Aptien von Utrillas (Aragonien) ein ungestreiftes C. Tourneforti, 
das sich von C. terebroides, wie es d’Orbigny charakterisiert hat, nur durch seine bedeutenderen Dimen- 
sionen abgrenzen läßt. Da nach Peron das C. Zerebroides in Wirklichkeit erheblich größer ist als in der 
Pal&ontologie francaise, so wird dieses Unterscheidungsmerkmal hinfällig. Die Frage nach einer allfälligen 
Identifizierung läßt sich natürlich erst beantworten, wenn ganz sichergestellt ist, ob das C. Zerebroides 
wirklich Spiralstreifen hat und das €. Tourneforti wirklich keine hat. 

Zwei Exemplare sind aus dem Grodischter Sandstein von Ti erlitzko, vier vom Konıakauer Schloß. 
Für die übrigen ist kein Fundort angegeben, doch stellen Farbe und Erhaltung es außer Zweifel, daß auch 


sie aus dem Grodischter Sandstein stammen. 


1!) Cotteau: Yonne, 1854, pP. 43. 

2, dOrbieny.: P. fr. t. cret. 2, p. 352, pl. 227, Rie- 1. 

3) Cotteau: Ebendort. 

#), Peron: Yonne, p. 189, 

5) Coquand: Etage aptien de l’Espagne, p. 85, pl. 5, Fig. S 


[15] Die Gastropoden, Bivalven und Brachiopoden der Grodischter Schichten. 149 


15. ? Turitella cf. (Cerithium) inornatum Buv, 
(Taf. XII (II), Fig. 6, a, b.) 


Cerithium inornatum Buvignier, Meuse, p. 4I, pl. 27, Fig. 17, 18. 


Tansee w 28.MN 

Höhe des letzten Umganges . . . . . . 180, der ganzen Länge 
Durchmesser des letzten Umganges . . . 21°, >» 
Gesundewinke er Ta: 


Zahlreiche Stücke. Kleine, steil ansteigende Form, Nähte wenig eingesenkt, die zahlreichen Umgänge 
legen sich glatt und fast ganz flach aneinander. An keinem Stücke sind beide Mundränder vollständig 
erhalten, doch scheint nach dem, was man sehen kann, kein Ausguß da zu sein, und der ganze Verlauf 
der Konturen der letzten Windung bewog mich, die Spezies nach einigem Schwanken nicht zu Cerithium, 
sondern zu Turitella zu stellen. Die Windungen scheinen auf den ersten Blick glatt, daher der Name; nur 
eine ganz feine, dichte Längsstreifung folgt ihrem Verlaufe. 

Auf diese Art paßt vollkommen die Charakterisierung, die d’Orbigny im Prodrome für Turitella 
robineausa!) aus dem Pariser Becken gibt: »Die Schale ist mit feinen Längsstreifen auf den ebenen, nicht 
vorspringenden Umgängen versehen.« Diese paar Worte sind aber natürlich nicht ausreichend zu einer 
Identifizierung. 

Peron‘°) bildet nun in seiner Revision des Cotteau’schen Kataloges Exemplare aus der Yonne 
ab, in denen er d’Orbignys Spezies zu erkennen glaubt. Wenn er mit seiner Auslegung recht 
hat, so liegt hier im Grodischter Sandstein keine 7. robineausa d’Orb. vor, wenn auch eine nahe Ver- 
wandte; denn Perons Formen sind etwas größer, verjüngen sich rascher und ihre Umgänge sind, wenigstens 
in der Jugend, konvexer. 

Noch schärfer unterscheidet sich meine Art von T7. Rauliniana d’Orb.?) aus dem Gault der 
Ardennen (nach Peron möglicherweise identisch mit T. robineausa), denn die Gaultform hat eine Kante 
am letzten Umgang. 

Auf den ersten Blick zeigt auch Cerithium Cotteaui Per.t) viel Ähnlichkeit mit den vorliegenden 
Stücken, doch abgesehen davon, daß es viel größer ist, spitzer zuläuft und stärkere Anwachsstreifen hat, 
weist es sich durch seinen deutlichen Kanal als echtes Cerithium aus. 

Dagegen stimmt die Spezies mit dem Cerithium inornatum Buv. aus den Corallien der Meuse 
so vollkommen überein, daß ich nicht anders kann, als die beiden trotz des sehr großen Altersunterschiedes 
identifizieren, ein krasses Beispiel für die Langlebigkeit der Gastropoden. Allerdings ist auch an Buvigniers 
Stück die Mündung nicht ganz erhalten; daher stellt auch er die generische Bestimmung nicht als völlig 
sicher hin, vermutet indes, ein Cerithium vor sich zu haben. Seine Abbildung gibt nur die Rückseite; diese 
deckt sich aber in den Konturen so genau mit dem Umrifß meiner Exemplare, daß ich an der Identität 
keinen Zweifel hegen kann, möge man es nun in beiden Fällen wirklich mit einer Turitella oder mit einem 
anderen Genus zu tun haben. Cerithium erscheint mir unwahrscheinlich, 

Koniakauer Schloß. 


16. Fusus (Chrysodomus?) Rothpletzi n. sp. 
(Taf. XIII (ID), Fig. ı a, b.) 


Bangenr BU eh BEER NSS mm 

Höhe des letzten Umganges . . . . . . 48°, der ganzen Länge 
Durchmesser des letzten Umganges . . . 42%, > » > 
Gewindewinkel 272 Gear Ir Br eo! 


1) @Orbigny: Prodrome, Taf. I, p. 67. 
2) Peron: Yonne, p. 86, pl. I, Fig. 4. 
SEROrprEmIy: Betr, Tat. IV, p. 39, pl 151. 
») Peron: Yonne, p. 201, pl. IV, Fig. 8. 
20* 


150 Else Ascher. [16] 


Drei schlecht erhaltene Stücke. Hohenegger nennt sie Phasianella cf. snpracretacea d’Orb.'), 
doch schließt der deutliche, wenn auch kurze Kanal, der an dem einen Stücke noch vorhanden ist, eine 
Einreihung unter Phasianella aus. Die Außenlippe ist nirgends erhalten. Für Ausus spricht die spindel- 
förmige Gestalt der Schale, und zwar scheint nach dem hohen Gewinde, dem kurzen Kanal und der ein- 
fachen Spindel ein Chrysodomus vorzuliegen. 

Die Anzahl der Windungen läßt sich an meinen unvollständigen Exemplaren nicht genau angeben, 
etwa sieben bis zehn. Nähte deutlich eingeschnitten; Umgänge schwach konvex, unter der Naht etwas ab- 
geplattet. Kanal kurz und unten ein wenig nach links gebogen. 

Die Schale ist sehr glatt und glänzend. Sie war mit feinen, gleichmäßigen Spiralstreifen bedeckt; 
an meinen abgeriebenen Bruchstücken sind nur noch vereinzelte Spuren davon zu sehen. An einem Exemplar 
lassen die oberen Umgänge bei genauerer Betrachtung auch ein paar schwache, etwas schiefgestellte Quer- 
rippen erkennen. 

Die Form zeigt große Ähnlichkeit mit dem 7. Zitteli Struckm.?) aus dem Kimmerigde von Hannover, 
doch hat dieser keine feine Längsstreifung, sein letzter Umgang ist bauchiger und von Querrippen ist 
nichts zu sehen. 

Eine nahe Verwandte scheint auch Chemnitzia arenosa Reuss. zu sein, von Fri@°) aus dem 
Pläner der Weißenberger Schichten angeführt. Denn wenn die Abbildung bei Fri& richtig ist, so ist 
das Stück keine Chemnitzia, sondern ein Fusus, der sich von dem vorliegenden nur durch ein etwas 
steileres Gewinde und einen längeren Kanal unterscheidet. 


Koniakauer Schloß. 


17. Fusus (Chrysodomus) oxyptychus n. sp. 
(Taf. XIIL (I), Fig. 2 a, b.) 


Tängıe wer Ver re 00038100 

Höhe des letzten Umganges . . . . . . 54°, der ganzen Länge 
Durchmesser des letzten Umganges . . . 56%, >» > > 
Gewındewun ke 6283 


13 Stücke. Ziemlich kurzer und breiter Fusus, doch kommen auch gestrecktere Exemplare vor. 
Sechs konvexe Windungen, durch tief eingeschnittene Nähte getrennt; daher das Gehäuse treppenförmig 
ansteigend. Die Spindel verläuft gerade nach abwärts und gestattet zuletzt in einer leichten Biegung nach 
links rückwärts einem schwachen Kanale Austritt. Die Außenlippe ist an keinem meiner Stücke ganz er- 
halten, doch läßt sich erkennen, dafs sich ihr oberer Teil weit nach rechts ausrundet. 

Auf den Umgängen Querrippen, deren Zahl von unten nach oben abnimmt (auf der letzten Windung 
12—14). Sie bilden hochaufragende, scharfkantige Kämme, die ihre größte Höhe in der oberen Hälfte jedes 
Umganges erreichen. Sie laufen von Naht zu Naht, aber nicht so, daß jede Rippe ihre direkte Fortsetzung 
in einer des nächsten Umganges fände, sondern unabhängig voneinander einsetzend. Nur die untere Hälfte 
der letzten Windung bleibt frei. Am Steinkern entspricht jeder Rippe eine ganz leichte Erhebung. — Außer- 
dem ist die ganze Schalenoberfläche bis zum Spindelende mit gleichmäßigen Längsstreifen bedeckt, zwischen 
denen hie und da ein feinerer liegt. Sie sind dort am stärksten, wo sie die Rippen übersetzen. — Das 
dritte, übrigens sehr schwach entwickelte Skulpturelement ist eine feine Anwachsstreifung. 

Verwandte Formen sind aus verschiedenen Horizonten der Kreide bekannt. Dem Habitus nach steht 
meiner Art am nächsten der F. formosus Eichw.*) aus dem russischen Neokom. Ich würde die beiden ohne 
weiteres identifizieren, wenn nicht Eichwald von drei selır schwachen Spindelfalten spräche; allerdings 


sollen dieselben kaum wahrnehmbar sein und auch die Abbildung gibt sie nicht wieder. 


1) @Orbigny: P. fr. t. cret. 2, p. 234, pl. 187, Fig. 4. 

?2) Struckmann: Oberjura und Wealden von Hannover, S. 32, Taf. V, Fig. 10, 11. 
3) Fri@: Weifßsenberger Schichten, S. 105. 

*), Eichwald: Lethaea Rossica, p. 946, pl. 31, Fig. 7. 


[17] Die Gastropoden, Bivalven und Brachiopoden der Grodischter Schichten. 15] 


Sehr ähnlich ist auch £. marticensis Math.!) aus dem Untersenon Südfrankreichs, doch hat er 
schwächere, stumpfere Querrippen und breitere, weniger zahlreiche, völlig gleichmäßige Länesstreifen. 

Dieselben Unterschiede bestehen gegenüber F. Gageli Müller?) aus dem Untersenon von Braun- 
schweig. Übrigens hat F. Gageli auch einen längeren Kanal und weniger Rippen. 

Noch entfernter steht der cenomane F, Regqwienianus d’Orb.®), der ebenfalls flache Querrippen hat, 
außerdem aber einen größeren Gewindewinkel und statt der feinen Längsstreifung ziemlich starke und 
weit voneinander abstehende Rippen. 

Fri& führt verwandte Formen aus der böhmischen Oberkreide an, F. cf. Reguienianus d’Orb. und 
F, Nereidis Münst. aus den Priesener Schichten.') Sie sind schon auf Grund ihres langen, schmalen 
Kanals mit meiner Form nicht zu verwechseln. 

Zwei Stücke aus dem Grodischter Konglomerat, elf aus dem Grodischter Sandstein, und zwar 
teils aus Grodischt, teils vom Koniakauer Schloß. 


18. Fusus (Chrysodomus) Grodischtanus n. sp. 
(Taf. XIII (I), Fig. 3 a—c.) 


Bangee rn ser 24 mm 

Höhe des letzten Umganges . . . . . . 54° der ganzen Länge 
Durchmesser des letzten Umganges . . . 56%, » » » 
Gewindesvinkeler No 05 


Zahlreiche Stücke. 

Diese Art schließt sich eng an die vorhergehende an und unterscheidet sich von ihr auf den ersten 
Blick überhaupt nur durch ihre viel geringere Größe. Bei genauerer Betrachtung ergeben sich noch weitere 
Unterschiede: der Kanal ist etwas länger und endet in einen deutlichen, nach links gebogenen Ausguß; 
die Außenlippe ist noch stärker ausgerundet. Anzahl der Rippen etwa acht bis elf auf jedem Umgange. 
Ganz abweichend ist die Längsstreifung: es erscheinen Linien von zweierlei Stärke, und zwar so, dafs 
zwischen je zwei stärkeren ein paar feinere, mit freiem Auge kaum mehr sichtbare liegen, die unter sich 
wieder etwas ungleich sind. Wo die stärkeren Streifen die Querrippen übersetzen, bilden sie auf diesen 
feine Stachelknötchen. 

Ebenso nahe Beziehungen bestehen zum F. Itierianus d’Orb.°) aus dem Gault der Perte du Rhöne, 
der aber einen etwas kürzeren Kanal hat und stumpfere, nicht geschwungene Querrippen. 

Gegen F. Brunsvicensis Woll.°) aus dem norddeutschen Neokom machen sich dieselben Unter- . 
schiede geltend. Außerdem zeigt die Braunschweiger Form keine Differenzierung der Längsstreifen. 

Grodischt, Koniakauer Schacht. 


19. Fusus (Chrysodomus) zonatus n. sp. 
(Taf. XIII (ID), Fig. 4 a—c.) 


ange Sen. DIENT 

Höhe des letzten Umganges . . . . . . 57°), der ganzen Länge 
Durchmesser des letzten Umganges . . . 60°, » > 
Gewindewinkele eo — 00% 


Sechs Exemplare. 


1) Matheron: Recherches Pal., Taf. XII, Fig. 8. 

2) Müller: Untersenon von Braunschweig, S. 121, Taf. XVI, Fig. 15, 16. 
3) @Orbieny: P. fr., t. eret. 2, p. 342, pl. 225, Fig. 3. 

4) Fril: Priesener Schichten, S. 86. 

rd! Orbieny.: P. fr., t. eret. 2, p. 530, pl. 223, Eig. 2,3. N 

6) Wollemann: Deutsches Neokom, S. 174, Taf. VIII, Fig. II, I2 


152 Else Ascher. [15] 


Diese Spezies ist eine nahe Verwandte von F. Grodischtanus, nur zeigt sie einen etwas kürzeren 
und ganz geraden Kanal und kleine Abweichungen in der Längsskulptur: auch hier sind die Spiralrippen 
von verschiedener Stärke, aber anders verteilt. Das oberste Drittel jedes Umganges ist glatt, dann folgt 
eine stark markierte Längsrippe, hierauf wieder ein glattes Band, endlich mehrere Rippen in annähernd 
gleichen Abständen, drei auf dem vorletzten Umgange. Sie sind etwas schwächer als die oberste. Der letzte 
Umgang zählt noch um einige mehr, die allmählich auf die Basis übergehen. Wo die Spiralrippen die Quer- 
rippen übersetzen, entstehen kleine Verdickungen, an der obersten Spiralrippe sogar förmliche Dornen. 
Außerdem ist die ganze Schale mit einer mikroskopisch feinen Längs- und Anwachsstreifung bedeckt. 

Fusus zonatus hat einen sehr nahen Verwandten in dem obereretacischen F. Buchi J. Müll.!) aus 
dem Untersenon von Braunschweig. Die Längskante oberhalb der Mitte der Schlußwindung, die Müller 
beschreibt, entspricht genau der obersten, stärksten Spiralrippe an meinen Stücken. Nur fehlen der Ober- 
kreide-Spezies die glatten Längsfelder. Eine vollständige Identifizierung ist übrigens schon deshalb nicht 
möglich, weil #. Buchi in seiner Skulptur etwas variabel ist. 

Tierlitzker Bach. 


20. Actaeonina Haugi n. sp. 
(Taf. XII (l), Fig. 12 ac.) 


Längeiisper she ee er 272007977 

Höhe des letzten Umganges . ..... . 4, der ganzen Länge 
Durchmesser des letzten Umganges . . . !, » » 
Geaeeavmakel . so 2 0 0 2 ao. 5% 8. 30% 


Zahlreiche Stücke. 

Gewinde hoch, turmförmig. Der letzte Umgang, der die Hälfte der ganzen Höhe einnimmt, zeigt 
meist eine Spur von Depression oder mindestens völlig geradlinigen Verlauf statt Konvexität. Im übrigen 
sind die Umgänge schwach konvex und verschmälern sich treppenförmig, aber sehr langsam. Dem freien 
Auge erscheinen sie fast glatt; unter der Lupe zeigt sich deutlich eine feine Anwachs- und eine noch feinere 
Spiralstreifung. 

Hohenegger nennt die Stücke Actaeon Dupiniana d’Orb.?), bemerkt aber selbst, daß ihnen die 
Gitterskulptur auf den Abdachungsflächen fehle. Dagegen zeigt die schlesische Kreideform die engsten Be- 
ziehungen zu Actaeon (Actaeonina) acuta d’Orb.?) aus dem französischen Corallien. Mit Actaeonina acuta 
d’Orb. wurde von Etallon Actaeonina Dormoisiana d’Orb.*) vereinigt’), die einen größeren Gewindewinkel 
und einen verhältnismäßig viel höheren letzten Umgang hat. De Loriol, der anfangs‘) dagegen Stellung 
nimmt, bekennt sich später‘) auf Grund vieler Übergangsformen zu derselben Ansicht. Meine Exemplare 
schließen sich fast durchwegs an die A. acuta in der älteren, d’Orbignyschen Fassung an, denn der 
letzte Umgang geht sehr selten über die Hälfte der ganzen Höhe hinauf, 

In der Größe bleibt meine Art allerdings weit hinter dem d’Orbigny’schen Originaltypus zurück, 
pafst aber ungezwungen in die von späteren Autoren gezogenen weiten Grenzen. D’Orbigny gibt 150 mm 
Länge an, de Loriol 86 bis 154°); Greppin sagt ausdrücklich: »Größe sehr verschieden«, und mißt an 
seinen Exemplaren 15 bis 50 mm.?) 

Meine neokome ist daher von der Corallienart durch nichts unterschieden als durch zwei wenig 
auffallende Merkmale: die ungemein feine Spiralstreifung, die keiner der französischen Autoren für A. acuta 


1) J. Müller: Untersenon von Braunschweig, S. 120, Taf. XVI, Fig. I—3. 
2) d’Orbigny: P. fr., t. cret. 2, p. I16, pl. 167, Fig. 1-3. 

>) d’Orbieny: P. fr., t. jur. 2, p. 175, pl. 287, Eig. 2: 

I, «OESHREGS ID, in, 1 mie, 2, 05 77h, ok Dr iz, 1, 

°) Vergl.: de Loriols Zitate, Haute-Marne, p. 74. 

°) de Loriol: Haute-Marne, p. 74. 

‘) de Loriol: Valüin, p. 43, pl. 2, Rie. 79, pl. 3, Fig. T. 

®) de Loriol, ebendort. - 

°) Greppin, Oberbuchsiten, p. 21, pl. I, Fig. 1-3. 


[19] Die Gastropoden, Bivalven und Brachiopoden der Grodischter Schichten. 153 


angibt, und die leichte Depression am letzten Umgang. Was das erstere Charakteristikum anlangt, so ver- 
danke ich auch hier der Güte des Herrn Prof. Haug in Paris direkte Auskunft über d’Orbignys Origi- 
nalien. Sie lautet genau analog der für NV. bulömordes, ich muß daher auch hier den Unterschied aufrecht 
erhalten und annehmen, daß die Verhältnisse hier ähnlich liegen wie bei den beiden Natica-Arten ; vergl. 
S. 140 (6). Die Depression an der Schlußwindung hat A. Haugi gemein mit A. waldeckensis Etall.!) aus dem 
Untervirgulien des Berner Jura, einer mit der Actaeonina acuta ebenfalls nahe verwandten Form, die 
ungestreift ist wie diese, 
Koniakauer Schloß. 
21. Actaeon sp. 
(Taf. XIIL (I), Fig. 8 ac.) 


ane N 12 TR 

Höhe des letzten Umganges . . . . . . 71°), der ganzen Länge 
Durchmesser des letzten Umganges . . . 71°), » ) 
Gewmandewiniel s © » 8 5 oo 5 vo 0 0 co &&% 


Vier Exemplare. Die Stücke sind gerade an Spindel und Aufenlippe so schlecht erhalten, dafs sie 
sich weder nach der Spezies, noch nach dem Subgenus bestimmen lassen. Selbst die Einreihung in das 
Genus Aciaeon ist etwas zweifelhaft, da man nicht sicher erkennen kann, ob und wieviel Spindelfalten da 
sind. Für Actaeon sprechen jedenfalls die allgemeine Form und die spirale Streifung, auch scheinen 
Falten dazusein. 

Fünf Windungen, von denen die letzte über die Hälfte der Gesamtfläche einnimmt und bauchig ist. 
Obere Umgänge schief abgeflacht, Nähte stark eingesenkt. Oberfläche mit feinen Längsstreifen in gleichen 
Abständen bedeckt. Anwachsstreifen kaum mit der Lupe zu sehen. Mündung oval. Innenlippe scheint 
etwas inkrustiert zu sein. 

Eine Identifizierung mit einer bekannten Spezies wage ich, wie gesagt, bei so schlecht erhaltenen 
Stücken nicht; vielleicht am ähnlichsten ist Fornatella Leblanci de Lor. mit einer Spindelfalte aus dem 
Portland von Boulogne-sur-mer?). 

Etwas ferner stehen Aciaeon cf. marullensis d’Orb. aus dem Neokom les Teutoburger Waldes?) 
mit zwei Falten und Actaeon albens Pict. et Camp. aus dem Aptien von Sainte-Croix*) mit einer Falte. 

Im allgemeinen Habitus zeigt auch die kleine Tornatella secalina Buv. aus dem Portland der 
Meuse:) große Ähnlichkeit. Nach Abbildung und Beschreibung scheint sie überhaupt keine Spindelfalte 
zu besitzen. 

Es sind also Beziehungen zu verschiedenen Horizonten da; sie wiegen aber nicht schwer, denn 
dieser ziemlich indifferente Aciaeon-Typus findet sich bei zahlreichen Spezies und hat eine große vertikale 
Verbreitung.) Zu einem Ergebnis könnte man nur mit tadellos erhaltenen Exemplaren kommen, die es 
gestatten, alle charakteristischen Merkmale festzustellen. 

Koniakauer Schloß. 


Lamellibranchiaten. 


22. Ctenostreon cf. pseudobroboscidea de Lor. 


Lıma pseudoproboscidea de Loriol 1866. Descr. des fossiles de l’oolithe, du corallien etc, du Mont Saleve, dans l’ouvrage 
de M. Favre, p. 62 (Zitat aus Pictet et Campiehe Sainte-Croix IV, p. 164). 
Lima Picteti de Loriol, Mont Saleve, p. 96, pl. 12, Fig. 1—3. 


S)) Etallon: Lethea Bruntr., III, pl. 14, Fig. 5. 

2) de Loriol: Boulogne s. m., p. 49, pl. 6, Fig. 14—17. 

3) Weerth: Teutoburger Wald, S. 28, Taf. VII, Fig. 4. 

») Pictet et Campiche: Sainte-Croix, p. 190, pl. 61, Fig. 5, 6, 7. 

5) Buvignier: Meuse, p. 33, pl. 23, Fig. 34. 

6) Vergl. z. B. Tornatellı pulchella Deslouch. und Tornatella ooliticus Hudlest. aus dem Unteroolith (in Hud- 
leston, Inf. Ool. Gastrop., p. 469 u. 467) und anderseits Ac/aeon propinguus Stanton aus der Oberkreide. (Stanton, 
Colorado-Formation, p. 161, pl. 34, Fig. 5-8.) 


154 Else Ascher. [20] 


Länge über 70 mm, weitere Mafe lassen sich nicht angeben. 

Steinkern einer linken Klappe, an dem aber sowohl das Schloß, wie die obere Hälfte der Valve 
fehlen. Hie und da spärliche, stark abgeriebene Schalenreste auf dem Steinkern. Oberfläche gewölbt. 
Erhalten sind (im Abdruck) der größte Teil des linken, d. h. unteren Ohres, die unteren sieben Rippen 
und ein Stück der achten. Sie lassen sich nach ihrer Anordnung sehr gut zu den S—g Rippen ergänzen, 
die de Loriol für seine vollständigen Exemplare aus dem Mittelneokom des Mont Saleve (bei Genf) 
angibt. Zwischen ihnen etwa ebenso breite Furchen. Die Schalenreste zeigen noch die Spuren der kräftigen 
Anwachsstreifung. Sogar das Ohr, das nur als Steinkern da ist, weist Abdrücke feiner, konzentrischer 
Wellenlinien auf, wie sie den betreffenden Linien an de Loriols Abbildung entsprechen. Von Schuppen 
auf den Rippen ist natürlich nichts zu sehen, doch machen die unregelmäßigen, welligen Konturen es 
wahrscheinlich, daß sie vorhanden waren. 

Die mangelhafte Erhaltung erlaubt keine völlig sichere Bestimmung; doch weist alles, was sich an 
meinem Bruchstück von Steinkern überhaupt noch erkennen läßt, auf Zima pseudoproboscidea — Picteti 
de Lor. hin. 

Kozakowitz. 

23. Exogyra Couloni d’Orb? 
Exogyra Couloni d’Orbigny, P. fr., t. cret. 3; p. 698, pl. 467, Fig. I—3, pl. 460. 
Exogyra Couloni d’Orb. bei Weerth, Neokomsandst. d. Teutob. Waldes, S. 55. 

Dimensionen lassen sich nicht angeben. 

Jugendexemplar, nur zum Teil aus dem Sandstein freigelegt. 

Alles, was sich überhaupt an dem Stück erkennen läßt, deutet auf 2. Couloni d’Orb. Bei der 
Unentwickeltheit des Exemplars kann ich allerdings nicht mit völliger Sicherheit entscheiden, ob nicht viel- 
leicht 2. Tombeckiana d’Orb.!) vorliegt, übrigens eine der E. Couloni so nahe verwandte Form, daß 
d’Orbigny selbst die beiden nicht ohne Bedenken trennt. Doch sprechen die runde Form und die glatte 
Oberfläche der Deckelklappe für E. Coulont. 

Koniakau. 


24. Pecten sp. 
(Taf. XIV (II, Fig. ı a, b) 


Länge. . EEE EHEM 

BONO © 0 00 0 00 00% es 108, der Länge 
Dicke sehr gering 
ApıkalwankelerrrErerTon.: 


Nur eine Klappe, davon nur die Außenseite frei. Links noch Reste eines kleinen Ohres erhalten, 
aber zu wenig, als daß man daraus erschliefßen könnte, welche Klappe vorliegt. 

Umriß stumpf deltoidisch, fast kreisförmig. Schale wenig gewölbt, am ehesten noch in der Wirbel- 
gegend. 20—24 ganz fein gekörnelte Rippen. Zwischen je zwei derselben schaltet sich ungefähr in halber 
Entfernung vom Wirbel eine feinere ein, doch ist diese Einschaltung, besonders gegen den Rand zu, keine 
ganz regelmäßige. Von Rippen dritten Ranges sind kaum Spuren vorhanden. Anwachsstreifen auch mit der 
Lupe nur schwer bemerkbar. 

Es liegt mir von diesem Pecten einerseits zu wenig vor, um ihn als neue Spezies beschreiben zu 
können, anderseits läßt er sich auch mit keiner sthon bestehenden indentifizieren, obwohl Pectines mit 
ungleich starken Rippen aus dem Jura wie aus der Kreide bekannt sind. 

Am ähnlichsten ist ein Pecten sp. aus dem Stramberger Kalk, der sich in der hiesigen Univer- 
sitätssammlung. befindet. Er ist aber etwas größer und derber in seiner Skulptur. 

Der ebenfalls tithonische Pecten Oppeli Gemm. e di Blas?) hat weniger Radialrippen und erscheint 


durch zahlreiche kräftige konzentrische Rippen gegittert. 


5) KOelor ns, IP, sun, ii, Odätk, 2, j6k, OR, jall, Az, eier 20. 
2), Gemmellaro e di Blasi: Pettini del Titonio inf. Sic., p. 16, Taf. II, Fig. 20—23. (Atti ’Acc. Gioenia Sc, 
Nat. Cat., Ser. III, Tat. IX.) — Gemmellaro: Terebr. janitor III, p. 66, Taf. X, Fig. 20—23. 


[21] Die Gastropoden, Bivalven und Brachiopoden der Grodischter Schichten. 155 


Der Peceten comans Röm.!) aus dem Hilskonglomerat hat je zwei Schaltrippen zwischen den Haupt- 
rippen und eine größere Rippenzahl überhaupt. 

Ebenso zeigt der Pecten obliquus Sow.°?) aus dem unteren Grünsande immer je zwei Schaltrippen ; 
überdies ist er länger und etwas schief, und seine Rippen sind blätterig. 

Diese entfernten Beziehungen zu so verschiedenen Horizonten sind natürlich ziemlich wertlos. 

Eine subgenerische Bestimmung läfstt das Fehlen der Ohren nicht zu. 


RKoniakauer Schloß. 


25. Oxytoma Cornueliana d’Orb. 
(Taf. XIV (III), Fig. 2.) 


Avicula Coruneliana dOrbigny: P. fr, t. cr. 3, pl. 389, p. 471, Fig. 3. 
Avicula macroptera Römer: Kreide, p. 137. 


Nur eine unvollständige linke Schale. 


IE ano: ee wa rn 

Höhe Dr SpN nlenleänge 
Dicke » ee ae OoG » 
Apikalwinkel etwa . . . . . .. 90°. 


Vorderes Ohr abgebrochen, ebenso ein Teil der Schalenfläche. In der vorderen Hälfte liegt der 
Steinkern bloß; er zeigt Rippen, die den Hauptrippen der Schale entsprechen. Auf dieser selbst lassen sich 
13 starke Rippen zählen; sie stellen nach L. Waagen°) die Primär- und die ebenso kräftig gewordenen 
Sekundärrippen der Ausgangsform Oxytoma inaequivalvis Sow.*) aus dem Rhät dar. In dem Zwischen- 
raum zwischen je zweien liegt eine Rippe zweiten, bezw. dritten Ranges und mehrere kaum mehr unter- 
scheidbare Rippen vierten Ranges. Mit Annäherung an das hintere Ohr verschwindet der Unterschied 
zwischen diesen Skulpturelementen und sie treten als ziemlich gleichmäßige feine Streifen auf das Ohr 
hinüber, ein charakteristisches Merkmal für Oxytoma Cornueliana. 

Mein Exemplar stimmt vollkommen mıt der Abbildung bei d’Orbigny überein, nur ist es kleiner 
und zarter. Daß das hintere Ohr einen verhältnismäßig tieferen Ausschnitt zeigt, ist nach Waagen eine 
bedeutungslose individuelle Abweichung. 

d’Orbignys Avicula Corn. aus dem Neokom der Haute-Marne ist identisch mit Avzcula 
macroptera Roemer aus dem Hilskonglomerat, wie die Spezies denn auch in neuester Zeit mehrfach aus dem 
norddeutschen Neokom beschrieben wurde. °) 

Koniakauer Schloß. 


26. Myoconcha aff. transatlantica Burck. 
(Taf. XIII (I), Fig. 12 a—h)) 
Moyoconcha transatlantica, Burckhardt: Jura und Kreide der Cordillere, S. 77, Taf. XVI, Fig. 3—5. 

Maße lassen sich nicht angeben. 

Große Menge von Bruchstücken, fast ausschließlich aus der Wirbelgegend.. Von Hohenegger 
teils als Umio Menkei K. D.°), teils als Unio subsinata K. D.?) bestimmt, zeigen sie auf den ersten Blick 
tatsächlich viel Ähnlichkeit mit diesen Wealdenformen. Doch ist ihr Wirbel fast ganz an die Stirn vorge- 
schoben, und dementsprechend ist auch der Verlauf der konzentrischen Anwachslinien ein ganz asym- 
metrischer: sie ziehen als dichtes Bündel von fast parallelen Geraden unter dem Wirbel nach rückwärts und 


1) Römer: Kreide, S. 51, Taf. VII, Fig. 6. 

2) Sowerby: Min. Conch. IV, p. 95, pl. 370, Fig. 2. 

5) L. Waagen: Der Formenkreis der Oxytoma inaequivalvis, Jahrbuch k. k. Geol. Reichsanst. 1901, S. I. 
4) Sowerby: Min. Conch. III, p. 78, pl. 244, Fig. 2, 3. 

5) Weerth: Vergl. die Zitate in Harbort, Schaumburg-Lippesche Kreidemulde, S. 35. 

6) Dunker: Wealden, S. 28, Tat. XI, Fig. 1—3. 

?) Ebendort, S. 26, Taf. XI, Fig. 4, 5. 


Beiträge zur Paläontologie Österreich-Ungarns. Bd. XIX. 2I 


156 Else Ascher. [22] 


lösen sich erst hier in konzentrische- Ellipsen auf. Noch deutlicher zeigt die Innenseite, daß keine Unio, 
sondern eine Myoconcha vorliegt: ganz vorn in einer Verdickung der Schale der charakteristische tiefe vor- 
dere Schließmuskeleindruck und etwas hinter und über ihm der kleine Fußmuskeleindruck. 

Da überall nur der vordere Teil erhalten ist, so läßt sich die Spezies zwar wohl als Myoconcha 
erkennen, aber nicht vollständig beschreiben. Der Umrifß der Schale ist nicht sicher festzustellen; doch 
macht ein kleineres Exemplar, Fig. 12 a—c, an dem wenigstens der Steinkern und die Schloßkante ziem- 
lich weit zurückreichen, es wahrscheinlich, daß die Gestalt nicht, wie sonst bei Myoconcha, schinkenförmig 
ist, vorn schmal und hinten breit, sondern ziemlich elliptisch. Jedenfalls ist der Vorderrand auffallend breit 
wie bei keiner anderen mir bekannten europäischen Myoconcha. Damit hängt zusammen, daß der Wirbel 
nicht ganz vorn an der Spitze liegt, sondern etwas nach hinten oben gerückt. Zwischen ihm und dem 
sanft gerundeten Vorderende bemerkt man eine Einsattelung, aus der die Anwachsstreifen divergierend ent- 
springen. 

An der ganzen vorderen Partie ist die Schale stark verdickt.. Diese Verdickung erscheint auf der 
Innenseite als breite Platte, die, von unten heraufziehend, die vordere Region einnimmt und nach rück- 
wärts mit mehr minder steiler Kante zum Hauptinnenraum abfällt. Dieser setzt hier mit zwei grubigen Ver- 
tiefungen ein, A und B in Fig. ı2e (vergl. dazu den Steinkern Fig. 12), von denen die größere, obere, 
an manchen Exemplaren weit unter die Verdickung hineingreift, so daß die Kante überhängend wird. In 
diese Platte eingesenkt ist der vordere Schließmuskeleindruck C, der sehr tief ist, birnförmig und die Spitze 
nach hinten oben kehrt. In der Verlängerung der Spitze, im obersten Teile der Platte, liegt der kleine Fuß- 


muskeleindruck D. 
Die einzelnen Stücke weichen in mehrfacher Beziehung stark voneinander ab. Die Dicke der 


Schalen ist sehr verschieden, und zwar durchaus nicht immer der Größe entsprechend, ist also nicht bloß 
eine Funktion des Alters. Der tiefe vordere Muskeleindruck ist manchmal hinten am Rande der Verdickungs- 
platte von einer Erhöhung begrenzt, Stoliczkas »raised ribe.!) Die Platte selbst fällt nach rückwärts 
bald sanft, bald steil, bald überhängend ab. Der Wirbel liest bald der Spitze näher, bald ist er weiter zu- 
rückgeschoben; dementsprechend ist die Stirn verschieden breit und auch der Winkel verschieden, den 
Schloß- und Mantelrand, von vorn nach rückwärts divergierend, miteinander einschließen. Doch handelt es 
sich dabei nicht um spezifische Unterschiede, sondern, wie ich mich bei näherem Studium überzeugte, ledig- 
lich um individuelle Abweichungen. Ihre völlig regellose Kombination beweist das. 

Sichere Spuren von Schloßzähnen konnte ich nicht entdecken, was aber bei dem schlechten Er- 
haltungszustande noch nichts besagt. Dagegen zeigt das erwähnte kleine Exemplar, an dem der Schloßrand 
noch zum Teil erhalten ist, die lange, tief eingesenkte Bandgrube samt der darunter hinziehenden Stützleiste. 
Außen sieht man eine tiefe Rinne, die neben der Medianlinie verläuft mit einer sehr schwachen Divergenz 
von ihr. Weiter entfernt vom Wirbelrand ist eine Spur von Kielansatz zu bemerken. Deutlicher zeigt sich 
dessen Fortsetzung auf dem Steinkern. Eine radiale Streifung kann ich nicht konstatieren, wohl aber 
stellenweise eine chagrinartige Körnelung. 

Meine Art ist, wie der Kiel beweist, mit der M. angulata d’Orb.?) aus dem französischen Turon 
verwandt, unterscheidet sich aber von ihr völlig durch den etwas zurückgeschobenen Wirbel und die damit 
zusammenhängende mehr ovale Form. Dieselben Unterschiede bestehen gegenüber den meisten anderen, 
europäischen Myoconchen, der M. crefacea d’Orb.°) aus dem Turon, der M. dilatata Zitt.t) aus der Gosau 
der M. sabaudiana de Lor.’) aus dem Neokom und der M. gaultina Pict. et Camp.) aus dem Gault des Jura. 
Die M. elliptica Roem.’) aus einem nicht näher bezeichneten untercretacischen Mergelhorizont ist vorn zwar 
ziemlich breit, trägt aber starke Längsrippen und kommt daher bei einem Vergleiche nicht in Betracht. 


1) Stoliezka: Pelecypoda, S. 360. 

ICON TERENTE 19, fir, ir. Een 3, 1, 2a, Dh SE: 

®) Ebendort, p. 260, pl. 335. 

*) Zittel: Bivalven der Gosau, S. 154, Taf. XI, Fig. 3. 

5) de Loriol: Mont Saleve, p. 9I, pl. ıı, Fig. 10. 

$) Pictet et Campiche: Sainte-Croix III, p. 344, pl. 126, Fig. II. 
?) Roemer: Kreide, S. 66, Taf. VII, Fig. 17. 


[23] Die Gastropoden, Bivalven und Brachiopoden der Grodischter Schichten, 157 


Am ähnlichsten von allen europäischen Myoconchen ist eine jurassische M. sp. F. Roem.!) aus der 
Gegend von Landsberg in Schlesien (Parkinsoni-Zone), ist aber nicht beschrieben ; scheint übrigens ungekielt. 

Dagegen läßt sich meine Art unmittelbar anschließen an M. fransatlantica Burckh., die von ihm 
zuerst als M. af. angulata beschrieben wurde.°) Aptien der südamerikanischen Kordillere. Sie ist gekielt, 
nur etwas schwächer als die echte M. angulata d’Orb., zeigt aber dabei das verbreiterte Vorderende, den 
zurückgeschobenen Wirbel und den ovalen Umriß der schlesischen Formen. Zur völligen Übereinstimmung 
fehlt diesen nichts als die Radialstreifung am Wirbel. Einen Vergleich der Bezahnung läßt der Erhaltungs- 
zustand meiner Exemplare allerdings nicht zu. 

Koniakauer Schloß. 


27. Myoconcha sp. ind. (M. angulata d’Orb.?) 
(Tafel XIV III, Fig. 3 a, b.) 

Bei zweien meiner Myoconcha-Bruchstücke ist der Wirbel ganz nach vorn gerückt, so daß sie den 
gewöhnlichen schmalstirnigen Typus darstellen. Leider ist nur der vorderste Teil erhalten und es läßt sich 
daher nicht sagen, ob die Schale gekielt ist oder nicht. Im ersteren Falle hätten wir es hier im Hauterivien 
wahrscheinlich mit einer echten M. angulata d’Orb. zu tun, wie sie bisher nur aus der Oberkreide beschrieben 
wurde, oder mindestens mit ihrer nächsten Verwandten. 

Unmöglich ist das immerhin nicht, nachdem bereits der breitstirnige Angulaten-Typus aus der 
südamerikanischen und nunmehr auch aus der schlesischen Unterkreide vorliegt. 

Koniakauer Schloß. 


28. Nucula Cornueliana d’Orb. 


Nucula Cornueliana d’Orbigny, P. fr. t. cret. 3, p. 165, pl. 300, Fig. 6—10. 
N. planata Desh. Leymerie, terr. cret. de l’Aube, p. 7, pl. 9, Fig. 3, 4. 
N. planata Desh. d’Orbigny, P. fr. t. cret. 3, p. 163, pl. 300, Fig. I—5 (obtusa). 


LEmae 0 000 0 2 
lobte . 75°, der Länge 
Dieken se su eo » 
Apikalwinkel . . 110°. 


Nur eine linke Klappe. Sehr ungleichseitig, Wirbel fast ganz an das Vorderende gerückt; abge- 
rundet. Unter dem Wirbel die Lunula, tief eingesenkt, aber durch keine deutliche Kante begrenzt. Vorderes 
Ende in stumpfem Eck abgeschnitten, hinteres bedeutend verlängert, rund, ausgeschweift. Arealrand lang, 
gerade, fast wagrecht verlaufend. Konzentrische Anwachsstreifen von unregelmäßiger Stärke. Von der 
‚seichten Furche, die vom Wirbel nach rückwärts ziehen soll, ist an meinem mangelhaft erhaltenen Exemplar 
nichts zu sehen. 

Pictet zieht anfangs?) die N. Cornueliana d’Orb. zusammen mit der N. planata Desh., der 
N. impressa Sow.*) und einigen anderen. In der Identifizierung von N. Cornueliana d’Orb. und N. impressa 
Sow. ist er d’Orbignys Vorgange?°) gefolgt. Es ist aber die echte N. impressa, die Forbes auch aus 
dem unteren Grünsande beschreibt®) und die bis in die Oberkreide geht”), bedeutend breiter und kürzer als 
die N. Cornueliana, ein Unterschied, der Pictet später nötigt, die Identifizierung fallen zu lassen.°) 


ı) Roemer F.: Oberschlesien, S. 217, Taf. XIX, Fig. 6. 
2) Burckhardt: Coupe g£ol., p. 9, pl. 23, Fig. I—4. 
3) Pictet et Renevier: Perte-du Rhöne et Sainte-Croix, p. 108. 
%) Sowerby: Min. Conch. V, pl. 475, Fig. 3, p. 118. 
) d’Orbigny: P. fr., t. cret. 3, p. 165 pl. 300, Fig. 6-10. 
®) Forbes: Quat. journ. 1845, p. 245. 
?) Reuss: Versteinerungen II, S. 6, Taf. XXXIV, Fig. 6, 7. 

Fri: Chlomeker Schichten, S. 56, Fig. 61. 
®) Pictet et Campiche:; Sainte-Croix II, p. 404. 

21* 


158 Else Ascher. [24] 


In bezug auf N. Cornueliana und N. planata hält er zwar an der Vereinigung der beiden Spezies 
fest!), unterscheidet aber doch zwei Varietäten innerhalb seiner N. Cornueliana, eine etwas breitere, kürzere 
als eigentliche N. Cornueliana und eine längere, schmälere als N. planata, meine Form gehört zur ersteren. 

N. Cornueliana geht nach Pictet vom Neocom bis ins Aptien und ist auch im norddeutschen 
Neocom mehrfach nachgewiesen*) worden. 

Koniakauer Schloß. 


29. Leda sp. Nr. 1. 
(Taf. XIII (IT, Fig. 13.) 


Ei 000 na HR 
Elohtewe re nadersilkänee 
Diekert a eu ae » 
Apikalwinkel. . . . 120°, 


Nur eine rechte Klappe, eingebettet im Sandstein. Hinteres Ende abgebrochen, aber die Kontur 
läßt sich nach dem Steinkern ergänzen. 

Ziemlich stark gewölbt. Wirbel abgerundet, Unterrand gebogen. Vorderes Ende in einem stumpfen 
Eck abgeschnitten, hinteres in einen kurzen Schnabel ausgezogen. Skulpturlos. 

Diese kleine Leda, die etwa den Charakter der Nucula (Leda) lacryma Sow.°) aus dem braunen 
Jura trägt, zeigt Verwandtschaft mit der Z. Roeder! de Lor.t) und der Z. argovensis Moesch°) aus dem 
oberen Oxford der Nordschweiz; doch ist sie unten gerundeter als die erstere und ist verhältnismäßig länger 
als die letztere. 

Eine verwandte neokome Art kenne ich nicht. N. scapha d’Orb.°), auf die Hohenegger sie bezieht, 
hat einen gestreckteren Vorderteil, einen konkaven Wirbelrand und einen weniger gebogenen Ventralrand. 

Von Leda navicula Harb.’) aus dem norddeutschen Neokom unterscheidet sie sich schon durch 
den gänzlichen Mangel an Skulptur. Überdies ist ihr Hinterende viel spitzer. 


Konıakau. 


30. Leda sp. Nr. 2. 
(Taf. XIV (ID), Fig. 4.) 


Lese 5. © . Io mm 

Ehe 2 3 4 0. Gel, der Lämise 
Dieker ae retvasolnderslfänge 
Apikalwinkel. . . 120— 130°. 


Drei einzelne Klappen im Sandstein, nur eine läßt die Verhältnisse deutlich erkennen. Ihr Hinter- 
ende ist abgebrochen, läßt sich aber nach dem Steinkern ergänzen. 

Ziemlich flach, sehr dünnschalig, glatt. Fast gleichseitig, Hinterteil nur wenig länger als der vordere. 
Vom Wirbel fallen die Kanten nach vorn und nach hinten ziemlich gleich steil ab. Hinteres Ende spitz, 
aber kurz geschnäbelt; Vorderende ebenfalls ziemlich spitz, nur wenig abgerundet. Ventralrand wenig ge- 
bogen. Oberfläche völlig glatt. 

Hohenegger veremigt diese Art mit der vorhergehenden als Nucula scapha. Doch unterscheidet 
sie sich von meiner ersten Zeda sp. wesentlich durch die flachere Schale, die mehr symmetrische Gestalt 


1) Ebendort. 

2), Weerth: Neokom des Teutoburger Waldes, S. 46. — Wollemann: Deutsches Neokom, S. 82. — Harbort: 
Schaumburg-Lippesche Kreidemulde, S. 52, Taf. IX, Fig. 11. 

8) Sowerby: Min. conch. V, p. 119, pl. 476, Fig. 3. 

*, de Loriol: Oxf. Jura bernois super. et moyen, p. 117, pl. 14, Fig. 23—25, Bd. XXIV. Abh. Schw. P. G. 

5) Moesch: Aargauer Jura, S. 302, Taf. IV, Fig. 12. 

% d’Orbigny: P. fr., t. cret. 3, p. 761, pl. 301, Fig. 1-3. 

?), Harbort: Schaumburg-Lippesche Kreidemulde, S. 55, Taf. IX, Fig. 12. 


[25] Die Gastropoden, Bivalven und Brachiopoden der Grodischter Schichten. 159 


und das spitzere Vorderende. N. scapha kann auch sie nicht sein, weil ihr Hinterrand nicht konkav und 
ihr Vorderende nicht abgerundet ist. 

Auch für eine Vereinigung mit Zeda navicula Harb.!) aus dem norddeutschen Neokom sind Vorder- 
und Hinterende zu spitz. 

Wie bei so vielen meiner Exemplare findet sich kein direkter Anschluß an bekannte Arten und 
doch erlaubt die schlechte Erhaltung nicht die Begründung einer neuen Spezies. Die größte Ähnlichkeit in 
der Form hat N. Zineata Sow.?) Aber von der deutlichen Streifung, die dieser Art den Namen gegeben, 
ist an den schlesischen Stücken _keine Spur zu sehen, und es ist doch auch bei einer Erhaltung im groben 
Sandstein schwer anzunehmen, daf eine Skulptur, wenn sie vorhanden gewesen, so völlig spurlos vernichtet 
worden wäre; es ist das um so unwahrscheinlicher, als andere Spezies ja die feinsten Einzelheiten ihrer 
Skulptur bewahrt haben. 

Koniakau. 

31. Trigonia ornata d’Orb. 
Tr. ornata d’Orbigny: P. fr., t. cr. 3, p. 136, pl. 288, Fig. 5—9. 
Tr. ornata d’Orb. bei Wollemann: Deutsches Neokom, S. SS. 

Apikalwinkel etwas über 90°; die anderen Dimensionen lassen sich nicht angeben, da nur Bruch- 
stücke vorliegen. 

Zwei größtenteils erhaltene linke Valven, ein kleines Bruchstück einer rechten. 

Vorderrand abgerundet. Über den Verlauf vor Ventral- und Schloßrand läßt sich bei dieser Unvoll- 
ständigkeit der Erhaltung nichts sagen. Vom Wirbel zieht eine deutlich hervortretende Arealkante nach 
rückwärts. Von ihr läuft in kleinen, regelmäßigen Abständen nach vorn zur Seitenfläche und nach rückwärts 
zur Area je eine Rippe. Die Rippen der Area sind krenuliert und verlaufen, soweit ich sie verfolgen kann, 
gerade. Die Areola (Schildchen) ist an dem einen Stücke gar nicht, an dem anderen sehr undeutlich er- 
halten, so daß ich über ihre Beschaffenheit nichts weiß. Die Rippen der Seitenfläche steigen zuerst ziemlich 
steil nach abwärts und schwenken dann im Bogen in die Richtung parallel dem Mantelrand. Dabei ver- 
breitern sie sich auf das zwei- bis dreifache und nehmen auch an Höhe etwas zu. Nach oben, gegen den 
Wirbel zu, fallen sie ziemlich steil ab, nach unten verflachen sie sich allmählich und gehen in die Zwischen- 
furche über. Sie sind stark krenuliert, und zwar am gröbsten dort, wo sie am breitesten sind, also in der 
größten Entfernung vom Wirbel. Die Krenulierung gibt der Schale den Anschein, daß eine radiale Streifung 
die konzentrische gitterförmig kreuze, und die Rippen werden dadurch in Reihen einzelner Knoten aufgelöst. 

d’Orbigny beschreibt Tr. ornata aus dem französischen Neokom, Wollemann aus dem deutschen, 
Pictet und Renevier°) beschreiben sie aus dem Aptien der Perte-du-Rhöne (Jura). Meine Exemplare, 
an denen die Rippen etwas dichter gedrängt stehen als an der Abbildung bei d’Orbigny, stimmen voll- 
kommen mit den Trigonien von Lympne, die Woods*) abbildet, sowie mit den Trigonien von Marolles 
(Dep. Aube), die sich in der hiesigen Universitätssammlung befinden. 

Statt des Fundortes gibt Hohenegger für meine Stücke nur »Neocomien« an, doch beweist die 
Färbung, daß sie aus dem Grodischter Sandstein stammen. 


32. Trigonia sp. ind. 
(Taf. XIII (I), Fig. 10 a, b.) 


BangerrNornm 

Höhe . sol den Bange 
Dicke Sol: y 
Apikalwinkel ... . 1250. 


1) Harbort: Schaumburg-Lippesche Kreidemulde, S. 55, Taf. IX, Fig. 12. 

2) Fitton: Strata below the Chalk, p. 342, pl. 17, Fig. 9, — Auch bei Woods: Cret. Lamellibr., p. 7, pl. I, 
Fig. 28—22. 

3) Pictet et Renevier: Perte-du-Rhöne, p. 96, pl. 12, Fig. 4. 

#) Woods: Cretaceous Lamellibr., p. S5, pl. 19, Fig. 13. 


160 Else Ascher. [26] 


Eine linke Valve. Sehr kleines Jugendexemplar. Trotzdem sind 14 Längsrippen da; sie stehen dicht- 
gedrängt. Die Zwischenräume sind nicht breiter als die Rippen. Rippen vorn ein wenig nach aufwärts 
geschwungen. Durch eine Furche vom berippten Seitenfeld getrennt, verläuft der fein krenulierte Arealkiel. 
Die Area ist breit und mit ungleichen Radialrippen bedeckt. Ganz innen grenzt jederseits eine stärkere 
Rippe das Schildchen ab. (Dieses selbst scheint quergestreift, ist an meinem Stücke aber nicht deutlich 
erhalten.) Den ganzen übrigen Raum der Area nehmen zehn Radialrippen ein, und zwar von außen nach 
innen vier feinere, dann eine kräftigere, dann wieder fünf feinere. Alle sind sehr schwach gekörnelt. 

Das Exemplar gehört zur Gruppe der Costatae, die ihre Hauptentwicklung im Jura hat und nur 
mit wenigen Spezies bis in die Kreide geht. Die einzelnen Typen der Gruppe sind fast alle sehr nahe 
miteinander verwandt und unterscheiden sich oft nur graduell, unter anderem durch breiteren oder schmäleren 
Abstand zwischen den einzelnen Rippen. Aus der Unterkreide wurde meines Wissens bis jetzt nur der breit- 
furchige Typus beschrieben, und zwar als Tr. carınata Ag.') Findet sich an vielen Lokalitäten.?2) d’Orbigny?) 
betont ausdrücklich, daß bei Tr. carinata die Zwischenräume zwischen den Rippen bedeutend breiter sind 
als diese selbst; an meinem Stücke sind sie eher schmäler. Das Jugendexemplar, das er abbildet, ist etwa 
4 cm hoch und zählt nur acht Rippen, mein nicht halb so großes Stück deren 14. Überdies ist auch die 
Zahl der radialen Arealrippen bei Tr. carinata zu klein für eine Identifizierung. Mein Jugendexemplar hat 
um ein bis zwei mehr als d’Orbignys erwachsene Stücke, und doch nimmt die Zahl mit dem Alter zu. 
Ich kann daher diese ausgesprochen dichtberippte Form nicht mit der neokomen Tr. carinata identifizieren, 
sondern muß einen Anschluß für sie im oberen Jura suchen. 

Hier ist der dichtberippte Typus aus verschiedenen Horizonten bekannt. 

Quenstedt bildet aus dem Jura von Nattheim eine Tr. costata silicea‘) ab, die ebenfalls mehr 
Rippen hat als die gewöhnliche coszata, beschreibt sie aber nicht näher. Nach der Abbildung scheint die 
Area nicht mit meiner Form übereinzustimmen. 

Am besten paßt meine Trigonia zu Tr. Meriani de Lor.?) (non. Ag.) aus dem unteren Corallien 
des Berner Jura; diese hat zahlreiche, dicht gedrängt stehende konzentrische Rippen und verhältnismäßig 
viele radiale Arealrippen. Von der zarten Körnelung, die die konzentrischen Rippen an ganz großen 
Exemplaren vorn erfahren, ist bei meiner Jugendform natürlich nicht die Rede. Überhaupt läßt sich ein 
vollständiger Vergleich zwischen de Loriols erwachsenem und meinem ganz jungen Exemplar nicht durch- 
führen. Ich kann nur sagen, daß mein Stück den Bedingungen genügt, die man an die Jugendform von 
Tr. Meriani de Lor. zu stellen hätte, 

Die echte Tr. Meriani Ag.‘), ebenfalls aus dem Schweizer Corallien, hat keinen krenulierten Kiel 
und hat der Abbildung nach ziemlich breite Zwischenräume zwischen den Rippen, obwohl Agassiz sagt: 
Rippen zahlreich. Auch Thurmann und Etallon?) bilden die Tr. Meriani mit ziemlich breiten Zwischenfur- 
chen ab. 

Sehr nahe verwandt ist dagegen Tr. Etalloni de Lor.°) aus dem Säquanien der Haute-Marne, 
so daß de Loriol selbst eine Identifizierung von Tr. Meriani und Etalloni für möglich hält. Allerdings 
schreibt er ihr weniger Arealrippen zu und kommt ein paar Jahre später bei seiner Beschreibung von 
Ty. Meriani?) gar nicht mehr auf diese Beziehung zurück. 

Andere verwandte Formen, z. B. Tr. monilifera Ag.!?), nähern sich wieder mehr dem breitfurchigen 


Typus. 


1) Agassiz: Trigonies, p. 43, pl. 7, Fig. 7—10. 

2) Ausführliches Literaturverzeichnis bei Pictet et Campiche, Sainte-Croix III, p. 365. 

3, d’Orbigny: P. fr., t. cret. 3, p. 132, pl. 286. 

*) Quenstedt: Jura, S. 759, Taf. XCII, Fig. 4. 

) de Loriol: Couches coralligenes, Jura Inf. bernois, p. 266, pl. 28, Fig. 1-3. Bd. 19. Abh. Schw. P. G. 
%) Agassiz: Trigonies, p. 41, pl. II, Fig. 9. 

”), Thurmann et Etallon: Leth. Brunt., p. 205, pl. 26, Fig. 2. 

$) de Loriol: Haute-Marne, p. 313, pl. 17, Fig. 13, 14, 15. 

°®) de Loriol: Vergl. obiges Zitat. 

10) Agassiz: Trigonies, p. 40, pl. 3, Fig. 4—-0. 


[27] Die Gastropoden, Bivalven und Brachiopoden der Grodischter Schichten, 161 


Es bestehen nun zwei Möglichkeiten: entweder geht eine der engrippigen jurassischen Spezies ins 
Neokom hinauf, oder es liegt eine neue, dem Neokom eigene Art vor, deren Reifestadium noch nicht 
beschrieben wurde. Welches von beiden der Fall ist, läßt sich auf Grund des einen Jugendexemplars nicht 
entscheiden. Sicheres Ergebnis ist nur, daß der engrippige CosZaten-Typus überhaupt im Neokom auftritt. 

Aus der Oberkreide ist er bereits wieder bekannt: Tr. anguste-costata Behrendsen!) aus der oberen 
Kreide von Carylauhue (argentin. Cordillere). Auch Tr. indica Stol.?) aus der südindischen Arrialoor- 
Gruppe ist ziemlich eng berippt. 

Meine Trigonia füllt daher eine Lücke aus, die bisher zwischen diesen obercretacischen und den 
schmalfurchigen oberjurassischen Arten bestand. 

Ernsdorf. 


33. Lucina aff. valentula de Lor. 
(Taf. XIV (IN), Fig. 5 a, b.) 


Lucina valentula de Lor, de Loriol et Cotteau, Portlandien de l’Yonne, p. 577, pl. 10, Fig. 14. 


Tan eg am 

EIChege ro nmderalkänge 
R Dicken on» » 

Apikalwinkel . . . 125°. 


Nur eine rechte Klappe. Der Umrif ist fast kreisförmig, fast so lang wie hoch, unten etwas abge- 
lacht. Wirbel nur wenig hinter der Mitte, spitz nach vorn gebogen, nicht stark vorragend. Hinteres Ende 
rund abgestutzt. In den Vorderrand ist die Zunula eingesenkt, nicht tief, aber immerhin deutlich. Konzen- 
trische Streifen von etwas ungleicher Stärke. Die Schale ist ziemlich aufgeblasen. 

Meine Form unterscheidet sich von der echten Z. valenfula de Lor., aus dem Portland der Yonne, 
nur durch etwas geringere Dimensionen. 

Eine nahestehende Kreidespezies ist Z/. globiformis Leym.?) aus dem Neokom des Departements 
Aube. Doch ist sie, wie schon ihr Name sagt, kugelig aufgebläht; überdies liegt ihr Wirbel weiter vorn 

Koniakauer Schloß. 


34. Lucina sp. ind. 
Taf. XIV (III), Fig. 6. 


TBänge LEE am 

klohes 2 Sr TGolnederällänge 
Dicken Sr Al > » 
Apikalwinkel . . . 130°. 


Sechs Stücke, nur zum Teil erhalten, 

Umriß fast ganz kreisförmig, Wirbel wenig vorragend, aus der Mitte etwas nach hinten gerückt. 
Die vordere Kante fällt steiler ab als die hintere. Lunula nur schwach angedeutet. Schalen wenig gewölbt. 
Vom Wirbel läuft eine ganz flache Erhebung nach unten. Viele feine Anwachsstreifen, die gegen den Rand 
zu etwas stärker werden. 

Die nächste Verwandte ist Zucına Hauchecornei Wollem.*) aus dem norddeutschen Neokom. Ihre 
Wirbel liegen aber weiter vorn. 

Entfernter steht L. fallax Forbes?) aus der indischen Oberkreide. Nur eines der von Stoliczka 
abgebildeten Exsmplare®) stimmt überein. 


!) Behrendsen: Argent. Cordillere, S. 28, Taf. III, Fig. 7. 
2) Stoliczka: Pelecypoda, p. 315, pl. 15, Fig. 14, 15. 

®2) Leymerie: Terr. cret. de l’Aube II, p. 4, pl. 3, Fig. S. 
#) Wollemann: Deutsches Neokom, S. 104, Taf. V, Fig. 3. 
5) Forbes: Southern India, p. 143, pl. 17, Fig. 8. 

°) Stoliczka: Pelecypoda, p. 256, pl. 13, Fig. 13. 


162 Else Ascher. [28] 


Dagegen wurden einige sehr ähnliche Arten aus dem französischen Tithon beschrieben: Von 
L. plebeja Contejeau!) unterscheidet sich meine Spezies nur durch das Fehlen eigentlicher Rippen und durch 
das Fehlen einer deutlichen Lunula. Im Vergleiche mit L. portlandica Sow.?) ist sie schiefer und ihr 
Vorderrand fällt steiler ab. 

Zur Identifizierung mit ZL. obligua Goldf.?) aus dem Nattheimer Kalke fehlt die Lunula. 

Nach allen diesen Vergleichen ist es mir wahrscheinlich, daß eine neue Art vorliegt, doch hindert 
mich der Erhaltungszustand, der auch bei dem einzigen brauchbaren Exemplar viel zu wünschen übrig läßt, 
die Muschel als nova speries zu benennen. 

Koniakau. 


35. Lucina obliqua Goldf. 
Lucina obliqua Goldfuss, Petref. Germ. I, S. 217, Taf. CXLVI, Fig. 14. 


LES ce zn 

BONS 4 5 5 5.“ 829, der ILimge 
Dickeye De» » 
Apikalwinkel . . . Ios°. 


Ein fast vollständig erhaltenes Exemplar, fünf Bruchstücke. 

Umriß breit elliptisch, nicht viel länger als hoch, schief. Vorn und hinten breit abgerundet, Wirbeı 
fast in der Mitte, nur unmerklich nach hinten gerückt. Der Hinterrand verläuft gerade und schief nach 
abwärts, der Vorderrand senkt sich zu einer tiefen Lunula und zieht dann ein Stück horizontal weiter. 
Schalen wenig gewölbt. Vom Wirbel verläuft eine Anschwellung gegen den Ventralrand, die sich aber 
in der Mitte der Schale verliert. Sehr feine konzentrische Streifung. 

Mit Z. obliqua Goldf. aus dem Nattheimer Korallenkalke völlig identisch. Unter den Kreide- 
formen ist mit ihr verwandt Z. Teutoburgensis Wollem.*) aus dem norddeutschen Neokom, deren Umriß 
aber nicht so schief und deren Apikalwinkel etwas größer ist. 

Koniakauer Schloß. 


Die angeblichen Cyrenen. 


Hohenegger findet unter den Versteinerungen des Grodischter Sandsteins?) auch Spuren einer 
Süßwasserfauna, und zwar einige Unionen und drei Cyrenen, C. Astarte Dkr., C. elliptica Dkr. und C. lato- 
ovata Roem. Die Unionen erwiesen sich bei näherer Untersuchung als Myoconcha. (Vergl. diese.) Aber auch 
die Bestimmungen der Cyrenen sind nicht haltbar. 


A. 
36. ? Cyrena sp. ind,, 


nach Hohenegger Oyrena Astarte Dunker, Wealden, S. 36, Taf. XII, Fig. 12. 

Erhalten ist nur ein Bruckstück, eingebettet im groben Sandstein, 7 cm lang, 5 cm breit. Es ist 
fast ganz flach und vollständig mit ungleich starken Streifen bedeckt, die sehr regelmäßige konzentrische 
Kreisstücke darstellen. Nur wenig nimmt ihre Krümmung in der Richtung gegen den Wirbel zu, was auf 
weiten Abstand vom Wirbel, mithin auf sehr bedeutende Dimensionen schließen läßt. 

Eine so riesenhafte Cyrene kennt weder Dunker noch Roemer, ja die Größe im Vereine mit der 
Flachheit der Schale macht es mir überhaupt zweifelhaft, ob wir es mit einer Cyrene zu tun haben und 
nicht vielleicht eher mit einem sehr großen Pecten (Syncyclonema.) Eine sichere Beurteilung ist natürlich 


ı) Contejeau: Kimmeridgien de Montbeliard, p. 271, pl. 12, Fig. 6, bei de Loriol et Gotteau: Port- 
landien de l’Yonne, p. 570, pl. 12, Fig. 5. — de Loriol: Boulogne-s.-m., p. 229, pl. 14, Fig. S. 

2) Fitton: Strata below the Chalk, p. 347, pl. 22, Fig. ı1. — de Loriol: Boulogne-s.-m., p. 70, pl. 13, Fig. 48. 

3) Goldfuss: Petr. Germ. II, S. 217, Taf. CXLVI, Fig. 14. 

*#) Wollemann: Deutsches Neokom, S. 105, Taf. V, Fig. 4, 5. 

5) Hohenegger: Geognostische Karte, S. 27. 


2C Die Gastropoden, Bivalven und Brachiopoden der Grodischter Schichten. 16 
) l l 3 


unmöglich; auf keinen Fall aber ist es €. Astarte, die 2 bis 3 cm hoch wird, sehr ungleichseitig und fein 
gestreift ist. 


Koniakauer Schloß. 


B. 


37. ? Cyrena sp. ind., 
(Taf. XIV (II), Fig. 7) 


nach Hohenegger Cyrena lato-ovata Roemer, Oolith, S. 116, Taf. IX, Fig. 4. 


LES on 0 5 ano AG, 10002 

Höhe. . "oo Tall, elar ILeinge 
Dieks, o soo 5 80 sen 
Apikalwinkel . . . . 135" 


Eine linke Klappe. Schloßpartie nicht erhalten. Der Umrifßs läßt sich einem breiten Dreieck mit ge- 
rundeter Basis vergleichen. Fast gleichseitig, hintere Hälfte etwas länger und schmäler als die vordere, 
übrigens beide abgerundet. Konzentrische Streifen von verschiedener Stärke. Hohenegger bezieht das 
Stück auf Cyrena lato-ovata Roem. in Dunkers Wealden?), hebt aber selbst hervor, daß die schlesische 
Form viel größer und feiner gestreift ist als die norddeutsche. Dunkers Exemplar hat weit und dabei 
regelmäßig abstehende konzentrische Streifen, das meinige ist völlig bedeckt mit Linien von ganz ungleicher 
Stärke und ganz ungleichem Abstand. 

Noch weniger stimmt die Form mit Roemers Originalabbildung überein; diese ist viel höher im 


Vergleich zur Länge, und in bezug auf Größe und Streifung gelten dieselben Abweichungen. 


Koniakauer Schloß. 


C. 


38. ? Cyrena sp. ind. 
(Taf. XIV (II), Fig. 8 a, b) 
nach Hohenegger COyrena ellüptica Dunker, Wealden, S. 33, Taf. X, Fig. 32. 


Bängetn Ran. 225mm 

EIoke pr ollmdersalkäneie 
Dickes ra Bol > 
Apikalwinkel . . . . 125°. 


Eine Klappe. 


Ebenso weicht Hoheneggers Cyrena elliptica von Dunkers Abbildung und Beschreibung ab. 
Der Umriß ist eher dreieckig als elliptischh die Wirbel liegen nicht im ersten Drittel, sondern ziemlich 
genau in der Mitte, und die Streifung ist nicht fein, sondern zum Teil grob und geradezu rissig. Auch hier 
ist die Schloßgegend nicht erhalten. Die Form entspricht der vorhergehenden, nur ist sie kleiner und ver- 
hältnismäßig höher. 


Koniakauer Schloß, 


Für Cyrena lato-ovata und Cyrena elliptica läßt sich nur die spezifische Bestimmung widerlegen, 
nicht aber die generische. Das Schloß fehlt, wie erwähnt, an beiden Stücken, nur an dem einen sieht man, 
undeutlich genug, eine lange seitliche Grube, die sich allenfalls als Grube eines Seitenzahnes deuten ließe, 
wie er bei Cyrenen vorkommt. Ein deutliches Abgeriebensein der Wirbel ist nicht zu bemerken, wohl aber 
paßt die kräftige braune Epidermis auf Cyrena, sowie vor allem die Form der Schale, die konzentrische 
Streifung, kurz, der äußere Habitus. Nun ist dieser Habitus aber ziemlich indifferent und entspricht ebenso 
gut z. B. einer Crassatella oder einer Astarte. Somit läßt sich nichts entscheiden. 


1) Dunker: Wealden, S. 32, Tat. X, Fig. 33. 


Beiträge zur Paläontologie Österreich-Ungarns. Bd. XIX. 22 


164 Else Ascher. [30] 
Von den drei Cyrenen Hoheneggers bleibt also nichts übrig als die vage Möglichkeit, daß zwei 
von ihnen, die sehr Verschiedenes sein können, auch Cyrenen sein können, — im besten Falle, daß alle 


drei Cyrenen sein können. 

Es ist aber auch gar nicht einzusehen, warum in den Grodischter Schichten keine Cyrenen vor- 
kommen sollten; eingeschwemmte Flußmuscheln haben in solchen küstennahen Ablagerungen gar nichts Be- 
fremdliches. Nur die stratigraphische Konsequenz, die Hohenegger aus diesem Vorkommen gezogen, hat 
sich bei den Neuaufnahmen des Gebietes als unhaltbar erwiesen.!) 

An der Erkenntnis, daß die Grodischter Schichten ein selbständiger mariner Horizont sind, würde 
auch ein größerer Reichtum an Flufsmuscheln, als drei fragliche Cyrenen ihn darstellen, nichts mehr ändern. 
Wenn ich daher Hoheneggers Cyrenen anzweifle und seine Unionen in Myoconchen umdeute, so ist das 


nur noch paläontologisch, aber nicht mehr stratigraphisch von Belang. 


39. Lucina Rouyana d’Orb. 
(Taf. XIV (II), Fig. 9 a—c.) 
Lucina Rouyana d’Orbigny: P. fr., t. cret. 3, p. 118, pl. 283 bis, Fig. 8-10. 


Tan ee Ser 

Boa® © © = a 0 ns . 879, der Länge 
Dicken: 1 re 2 02 > 
Apikalwinkel . . etwa 90°. 


Zahlreiche Stücke, gut erhalten. 

Ziemlich gleichseitig, Wirbel nur wenig vor der Mitte gelegen. Das vordere Ende ist abgestutzt 
und bildet ein stumpfes Eck, das hintere ist abgerundet und der Unterrand stark gebogen, woraus ein 
nahezu kreisförmiger Umriß resultiert. Gehäuse kugelig aufgeblasen. Deutlich eingesenkte Lunula, durch ab- 
geflachte Kanten begrenzt. Hinten eine breite Area (= Loriol’s »Corselet«), ebenfalls durch stumpfe Kanten 
abgegrenzt. Auf ihr verlaufen zwei gebogene, sehr scharfe Kanten und schließen die vertiefte Areola 
(= Loriol’s »Area cardinale«) ein. Vom Wirbel herab zum Ventralrand verläuft eine kaum merkliche 
Anschweillung. Anwachsstreifen von ungleicher Stärke und senkrecht dazu eine mikroskopisch feine Radial- 
streifung. Die Schale scheint hinten eine Strecke weit mit einer engen Spalte zu klaffen. 

Wurde von d’Orbigny aus dem Neokom der Hautes Alpes beschrieben; seine Fxemplare sind 
etwas größer als die meinen, aber der Unterschied ist sehr gering. 

Hohenegger vermutet in den vorliegenden Formen eine neue Corbula-Spezies und nennt sie 
Corbula Picteti. Offenbar wurde er dazu durch die scheinbare Ungleichklappigkeit geführt. In Wirklichkeit 
sind die beiden Klappen nicht verschieden groß, sondern nur in vertikaler Richtung ein klein wenig gegen- 
einander verschoben, so daß ein Wirbel etwas höher zu liegen kommt als der andere. Übrigens zeigt sich 
diese Quetscherscheinung durchaus nicht an allen Exemplaren, ist, wo sie überhaupt auftritt, minimal und 
hat bei einigen Stücken die rechte, bei anderen die linke Klappe gehoben, Läge wirklich eine Corbula 
vor, so müßte durchwegs die rechte Klappe erheblich größer sein als die linke. 


Stanislowitz. 


40. Pholas (Turnus) nanus. n. sp: 
(Taf. XIV (II), Fig. 10 ad.) 


PAnsew t 

Moe 5 5 0 © sc. sh, eler ILämsme 
Dicke BE 0 > > 
Apikalwinkel. . . 110°, 


Markasitkugeln bis zu IO, 12 mm Durchmesser, halb umhüllt von verkohltem Holze. Aus diesen 
Kugeln lassen sich die ebenfalls verkiesten Individuen herausschälen. Offenbar haben sich die Muscheln 


!) Vergl. darüber die Einleitung. 


[31] Die Gastropoden, Bivalven und Brachiopoden der Grodischter Schichten. 165 


kugelförmige Höhlen im Holze gebohrt und der Raum zwischen Holz und Tier wurde nachträglich mit 
Markasit erfüllt. 


Die Schale selbst ist ungleichseitig, vorn abgestutzt, stark klaffend, hinten ausgezogen, wenig 
klaffend, nur ein langer Spalt ist da. Oben und unten geschlossen. Wirbel stark eingebogen, die ganze 
Muschel sehr aufgebläht, kugelig.. Vom Wirbel läuft eine Furche nach abwärts mit einer schwachen Ab- 
weichung nach rückwärts. Sie ist gekörnelt und rechts und links von einer Leiste begrenzt. Die Schale 
trägt eine sehr feine Anwachsstreifung, die parallel den Rändern geht, also hinter der Medianfurche wag- 
recht verläuft, sich an ihr unter einem scharfen Winkel von etwa 130° bricht und vor ihr aufsteigt. Doch 
ist die hintere Hälfte schwächer und weniger dicht gestreift und wird in einiger Entfernung von der Furche 
ganz glatt. Hinten ist eine: Area eingesenkt, von gebogenen, scharfen Kanten begrenzt. Sie zeigt nur 
mikroskopische feine Anwachsstreifung. In ihrer Mitte zieht sich aus der Nähe des Wirbels bis zum Hinter- 
ende der Muschel die lange, schmale hintere Öffnung hin. Die inneren Leisten sind an meinen Stücken 
nicht sichtbar. 


Aus der weiten vorderen wie aus der schmalen hinteren Öffnung quillt Füllmasse. 


Zur generischen Bestimmung: Daß die Stücke der Untergattung Turnus angehören, ist sehr 
wahrscheinlich, aber nicht absolut gewiß. Die gekrümmten Wirbel, die weit klaffende Vorderseite, die konzen- 
trisch gestreifte Oberfläche, die mediane Furche — alles das spricht für Turnus. Nur bin ich nicht ganz sicher, 
ob wirklich keine akzessorischen Platten da sind, — ein Hauptunterschied zwischen Turnus und Martesia. Wahr- 
scheinlich ist es nicht, an keinem der Stücke war etwas davon zu finden; da diese aber erst aus den Markasit- 
schalen herausgekratzt werden mußten, so wäre es ja immerhin denkbar, daß solche Platten da waren. Doch 
spricht noch ein Umstand gegen das Vorhandensein wenigstens der vorderen Platte: vorn, wo die Schalen weit 
klaffen (ebenso hinten), läßt sich die Markasithülle am schwersten entfernen. Hier stand offenbar die äußere 
mit der inneren Füllmasse in direkter Verbindung. Wäre eine trennende Brustplatte dazwischen gewesen, 
wie Martesia sie aufweist, so müßte sich der Markasit hier ebenso leicht ablösen wie an anderen Stellen. 
Nur ein Exemplar (Tafel III, Fig. 9 d) zeigt den Steinkern hier ganz frei und mit völlig glatter, regelmäßig 
geformter Oberfläche, was allerdings den Gedanken nahelegt, daß ehemals eine Platte diese vordere Öffnung 
gedeckt habe. 

Alles in allem spricht die größere Wahrscheinlichkeit entschieden für das Fehlen der Platten, und 
dies im Vereine mit den erwähnten sonstigen Merkmalen bestimmt mich, die Form als Turnus anzusprechen. 


Gabb, der Autor des Subgenus, schreibt ihm, wenn auch mit einigem Zweifeln, kalkige Röhren 
zu.!) Von solchen ist an meinen Stücken keine Spur zu bemerken. Vergleiche darüber weiter unten. 


In der Art der Auftretens erinnert meine Art am meisten an Pholas sclerotites Gein.?) aus der 
Oberkreide des Elbtalgebirges. Leider ist dort sowohl Beschreibung wie Abbildung zu undeutlich für 
einen genaueren Vergleich. 


Hohenegger nennt die Stücke Pholas Cornueliana d’Orb.°?) (französisches Aptien). Diese Bestim- 
mung ist schon deshalb unzulässig, weil d’Orbigny seinem Genus Pholas akzessorische Platten zuschreibt, 
also nur das heutige Subgenus Martesia darunter versteht (allenfalls noch Xrlophaga Turton und Jouanettia 
Desm., falls diese schon in der Kreide vorkommen). Überdies ist Pholas Cornueliana größer, zeigt schwä- 
chere Streifung, der Hinterrand fällt bei weitem nicht so steil ab und vorn unten, wo die Schale an meiner 
Form schräg abschneidet, ist jederseits noch ein glattes, längliches Schalenstück angesetzt, das die Vorder- 
seite zu einer sanften Rundung ergänzt. Von einem solchen angesetzten Schalenstücke ist bei meinem 
Turnus keine Spur vorhanden, auch nicht etwa unter dem vorlagernden Markasit, wie ich mich durch 
Anschleifen überzeugte. 

Dasselbe Ansatzstück zeigt Pholas Sanctae-Crucis Pict. et Camp.‘) aus dem unteren Gault von 


1) Gabb: California, v. I, S. 145. 
2) Geinitz: Elbtalgebirge, I. Teil, S. 233, Taf. XLIX, Fig. 22, 23; Taf. LII, Fig. I—3. 
3) d’Orbigny: P. fr., t. cret. 3, p. 305, pl. 349, Fig. I—4. 
# Pictet et Campiche: Sainte-Croix III, p. 24, pl. 100, Fig. 1. 
22* 


166 Else Ascher. [32] 


Sainte-Croix. Auch diese Spezies ist größer und schwächer gestreift als die schlesische. Noch größer 
ist die Verschiedenheit gegenüber Pholas Rhodani Pict. et Camp.!) aus dem Gault von Sainte-Croix, 

Ph. Roemeri = Fistulana constricta Roem.?) aus dem norddeutschen Neokom ist ebenfalls eine 
Martesia. 

Dagegen sind Turnus plenus Gabb.?) aus der Kreide von Kalifornien, Teredo Argonnensis Buv.*) 
und Teredo Varennensis Buv.?) beide aus dem Gault von Varennes (Dep. Meuse) echte Vertreter von 
Turnus. Turnus plenus uuterscheidet sich von Turnus nanus durch den etwas geschweiften Vorderrand, 
die breite, gerundete Hinterseite und den Mangel einer Area; Teredo (Turnus) Argonnensis hat ebenfalls 
eine breite, gerundete Hinterseite und keine Area; der Arealkante entspricht eine Furche, die sich verliert, 
ohne den Mantelrand ganz zu erreichen. Teredo (Turnus) Varennensis scheint zwar eine Area zu haben, 
doch ist sie schnabelförmig nach hinten ausgezogen; der Ventralrand verläuft nicht gerade wie an meinen 
Stücken, sondern ladet in weitem Bogen nach unten aus, wodurch die Form fast ebenso hoch wie lang wird. 

Ebenso wie Gabb gibt auch Buvignier Kalkröhren für seine Spezies an, aber auch er stellt es 
als zweifelhaft hin, ob die Muschel und die Kalkröhre wirklich zusammengehören. In demselben Sinne 
kritisiert er Geinitz, der‘) Teredo Argonn. auf die als Serpula, bezw. Gastrochaena amphisbaena Goldf.?) 
bezeichneten Kalkröhren bezieht. 

Zittel, der Ter. Argonn. Buv. als Beispiel für Turnus anführt,°). schreibt diesem Subgenus und 
überhaupt dem Genus Pholas keine Kalkröhren zu und Koken) hebt deren Fehlen ausdrücklich als Unter- 
schied gegenüber Teredo hervor. Ich folge daher diesen neueren Autoren, wenn ich meine röhrenlosen 
Exemplare zu Turnus stelle. 

Wie bereits angeführt, unterscheidet sich die Art wesentlich von allen bekannten Pholas-Arten, 
auch den beiden nächstverwandten Spezies aus der Meuse, 

Mehr Ähnlichkeit in der Form zeigt sie mit der bedeutend größeren Pholas Lipkei Wollem.!°) 
aus dem norddeutschen Neokom, die aber nur in Steinkernen vorliegt. 

Grodischt und Krasna (Florianistollen). 


Brachiopoden. 


41. Rhynchonella peregrina Buch. 
(Taf. XIV (I), Fie. 11.) 
Terebratula peregrina Buch.: 1834, class. des Ter. Nr. 28, Mem. de la Soc. g£ol., v. III, p. 156, pl. 15, Fig. 28. 
Rhynchonella peregrina d’Orbigny: P. fr., t. cret. 4, p. I6, pl. 493. 
Länge . . . 26 mm 
Bralie 0 oo QE » 


Ein Jugendexemplar. Erhalten ist (teilweise) die kleine Klappe samt Ausguß. Medianseptum. Apikal- 
winkel sehr stumpf. Über 30 scharfkantige Rippen. 

Das Exemplar stimmt vollständig mit der d’Orbigny’schen Beschreibung dieser Neokomform, man 
müßte denn aus der geringeren Anzahl der Rippen ein Unterscheidungsmerkmal machen. Die Rippenzahl 
scheint aber bei dieser Spezies überhaupt zu schwanken. d’Orbigny sagt: »ungefähr 50«; seine Abbildung 
zeigt 36 deutlich erkennbare Rippen und gegen die Seitenränder zu noch eine Anzahl ganz feiner Streifen. 


1) Ebendort, p. 25, pl. 100, Fig. 2. 

2), Roemer: Kreide, S. 76, Taf. X, Fig. IL. 

3) Gabb: California, v. I, p. 146, pl. 22, Fig. 116. 

#) Buvignier: Meuse, p. 6, pl. 6, Fig. 33-39. 

5) Ebendort, p. 6. pl. 6, Fig. 40—48. 

ö) Geinitz: Elbtalgeb. I. Teil, S. 235, Taf. LII, Fig. 8-12. 

‘) Goldfuss: Petref. Germ. I, S. 339, Taf. LXX, Fig. 16. 

») Zittel: Handbuch, S. 138. 

9) Koken: Leitfossilien, S. 222. 

1), Wollemann: Deutsches Neokom, S. 147, Taf. VII, Fig. 3. 


[33] Die Gastropoden, Bivalven und Brachiopoden der Grodischter Schichten. 167 


Die hiesige Universitätssammlung: besitzt ein französisches Exemplar (Chatillon), das der d’Orbigny’schen 
Figur völlig entspricht, und ein mährisches !) mit 28 Hauptrippen, ohne solche unentwickelte Seitenrippen. 
Angesichts dieser großen Differenzen trage ich kein Bedenken, auch mein Stück mit 32 Rippen als echte 
Rh, peregrina zu bezeichnen. 

Koniakauer Schloß. 


42. Rhynchonella silesica n. sp. 
(Taf. XIV (ID, Fig. 12 a—d.) 


Länge . . . 60—90 mm (schätzungsweise) 
Breite . . . gegen 90 mm > 
Dickens: 


Zwei Exemplare, ein ausgewachsenes, dem die Wirbelpartie fehlt, und eine Jugendform. 

Die Stücke schließen sich einerseits eng an Rh. peregrina an, anderseits zeigen sie doch so erheb- 
liche Abweichungen, daß sie nicht mehr als bloße Varietät betrachtet werden können. Die Rippen, hier 
noch weniger zahlreich, dichotomieren zum großen Teile, und zwar so, daß aus jeder ursprünglichen Rippe 
zwei neue von sehr ungleicher Stärke entstehen. Deutlich ist das an dem ausgewachsenen Stücke zu sehen, 
doch zeigt auch das junge schon Neigung zur Rippenspaltung. 

Der charakteristische Mangel eines Sinus zeichnet auch diese Ahynchonella aus, wie sie sich über- 
haupt in ihren übrigen Merkmalen von Rh. peregrina nicht unterscheidet. 

Koniakau. 


43. Mehrere unbestimmbare Brachiopoden. 


Im Anschlusse an diese Rhynchonellen sei erwähnt, daß noch ein paar Brachiopoden vorliegen, 
die sich aber teils als Jugendformen, teils als Bruchstücke nicht näher bestimmen lassen. 

Ein paar ganz junge Stücke von Kozakowitz nennt Hohenegger Terebratula multiformis 
Roemer 2) —= Rhynchonella depressa d’Orb.?), eine Bestimmung, die sehr wohl zutreffen kann, die sich aber 
für so indifferente Jugendformen ebenso wenig beweisen wie widerlegen läßt. 

Eines der Exemplare scheint eine zweite Kh. peregrina Buch., eines auch von Kozakowitz scheint 
ein Trigonosemus (vielleicht elegans König?) zu sein. 


44. Terebratulina auriculata d’Orb. 
(Taf. XIV (ID, Fig. 13 a—c.) 
Terebratulina auriculata Roemer: Kreide, S. 39, Taf. VII, Fig. 9. 


» > GOTBrENIy FB frest-2 cr. 4,958, p1502, Rio 3, 4: 
ano Rm 
Breite SV nudengleinge 
Dicken pre. m zoln > » 
Apikalwinkel . . . 80°. 
Sehr kleine, junge Terebratulina, von Hohenegger als auriculata Roem. — (bi)auriculata d’Orb. 


aus dem norddeutschen Hilskgl. und dem französischen Neokom) bestimmt. Die Übereinstimmung ist eine 
(recht gute. Die zarte, unausgesprochene Jugendform legt zwar eine Identifizierung mit der (sehr nahe 
verwandten) 7. martiniana d’Orb.*) fast ebenso nahe, doch zwingt die Form der Stirnkommissur (einfacher 
Sinus mit der Konvexität an der Bauchklappe) doch zum Anschlusse an T. auriculata. 

Koniakauer Schloß. 


1) Vergl. RemeS: Rhynchonella beregrina bei Freiberg in Mähren, Verh. geol. Reichsanst. 1903, S. 223. 
2) Roemer: Kreide, S. 37, Taf. XVIII, Fig. 8. 

3) @Orbigny: P. fr. t. cret. 4, p. 18, pl. 491, Fig. 17. 

4) d’Orbigny: P. fr. t. cret. 4, p. 59, pl. 502, Fig. S—-12. 


168 Else Ascher. [34] 


45. Terebratulina sp. 
(Taf. xIV (III), Fig. 14.) 


Lan 0a AR 

une 220 ee 
Breiten rel Nwderslernee 
Apikalwinkel . . . gegen 70. 


Nur eine Klappe, vermutlich die große, im Abdruck erhalten. Oval, nach oben spitz zulaufend. 
Bedeckt mit zahlreichen feinen, dichotomierenden Rippen. Diese werden im unteren Drittel von ebenso 
feinen Längsstreifen gitterartig durchkreuzt. 

Ich kann diese Form an keine mir bekannte anschließen. Terebratula striata d’Orb.!) aus der 
Oberkreide zeigt eine gewisse Ähnlichkeit, ist aber viel größer, gestreckter, oben abgestumpft und besitzt 
nicht diese Gitterstreifung. 

Fundort nicht angegeben; dem umgebenden Gestein nach jedenfalls Grodischter Sandstein. 


Anhang: 


Einige Spezies aus dem Unteren und dem Oberen Teschener Schiefer. 


1. Trochus sp. 
(Taf. XIII (I), Fig. ı1 a, b.) 


Lange) nt ee SE 5 mm 

Höhe des letzten Umganges . . . . . . 40°), der ganzen Länge 
Durchmesser des letzten Umganges . ao,» 

Geawundewunke We ink 


Ein ganz kleines Exemplar, so stark abgerieben, daß man die Skulptur nur mit Mühe wahrnimmt. 
Breiter als hoch. Mündung sehr zusammengedrückt, nach rechts verzogen. Basis schwach gewölbt; eine 
kleine Nabeleinsenkung ist vorhanden. Nähte so schwach, daß sich die sechs Umgänge kaum trennen 
lassen. Oberfläche mit feinen Knötchen besetzt, die zugleich in Längs- und in Querreihen stehen, etwa 20 
bis 24 im Umkreis auf den unteren Windungen. Jeder Umgang trägt drei Reihen. Der letzte weist einen 
ziemlich scharfen Kiel auf, wenn auch keine eigentliche Kante. Spiralstreifung an der Basis. 

Verwandte aber doch wesentlich verschiedene Formen finden sich in verschiedenen Horizonten der 
Kreide. Tr. Oerlinghusanus Weerth?) aus dem norddeutschen Neokom ist größer und seine Spiralverzierung 
besteht nicht aus einzelnen Knötchen, sondern aus fortlaufenden Längsstreifen, die nur granuliert sind, 

Die Gaultform Tr. nevirnensis de Lor.°) ist bedeutend größer und stimmt in der Skulptur nur an- 
nähernd; auch ist die Basis an ihrem Umfange rund. 

Am ähnlichsten ist Tr. echinulatus Alth.*) aus der galizischen Oberkreide. Aber seine Windungen 
tragen unten einen vorspringenden Kiel. 

Tr. haimeanus d’Orb.’) aus dem Neokom des Pariser Beckens, abgebildet bei Peron‘), ist doppelt 
so groß, hat nicht drei, sondern vier Knötchenreihen auf jedem Umgang und seine Skulptur setzt sich auch 
auf die Basis fort. 

Ich wage es nicht, auf dieses einzige Exemplar, dessen Skulptur so undeutlich zu erkennen ist, 
eine neue Spezies zu begründen. 

Wendriner Straße. 


ı) @Orbigny:P. fr. t. cret. 4, p. 66, pl. 504, Fig. 9-17. 
2) Weerth: Teutoburger Wald, S. 32, Taf. VII, Fig. 14. 
3, de Loriol: Cosne, p. 34. pl. IV., Fig. 16—22. 

4) Alth: Lemberg S. 46, Taf. XI, Fig. Io, 

») d’Orbigny: Prodrome, p. 

6) Peron: Yonne, p. 138, pl. III, I. 


] Die Gastropoden, Bivalven und Brachiopoden der Grodischter Schichten. 169 


— 
107} 
[91 


2. ? Rissoina Hoheneggeri n. sp. 
(Taf XIII (ID), Fig. 7 a, b.) 


ie ee re ee oe UL 
Höhe des letzten Umganges . .. . . . I7 bis 20°, der ganzen Länge 
Durchmesser des letzten Umganges . . . 17°, » 


Gewmdewenke E20. 


Zwölf Exemplare. Sehr klein und zart, sechs Windungen, durch tief einschneidende Nähte getrennt. 
Die Umgänge tragen 1o—ı3 feine Querrippen, die auf dem letzten Umgange gegen unten zu ver- 
schwinden, außerdem zahlreiche, ungemein feine Längsstreifen. Mündung rund, fast kreisförmig, nur wenig 
in die Länge gezogen. 

Verwandt mit R. incerta d’Orb.t) aus dem Gault, unterscheidet sich aber von ihr durch tiefer ein- 
geschnürte Nähte. 

Die generische Bestimmung ist keine sichere, Ich kann die zarten Stücke nicht ganz aus dem Ge- 
stein bloßlegen, daher auch nicht konstatieren, ob die Aufßenlippe verdickt ist. Die allgemeine Form, die 
Querrippen und die ganzrandige Mündung machen eine Zugehörigkeit zu Rissoina wahrscheinlich. 


Oberer Teschener Schiefer von Trzanowitz. 


3. Ostrea (Alectryonia) macroptera d’Orb. (non Sow.). 
O. macroptera d’Orbigny, P. fr. t. cret. 3, p. 695, pl. 465. Weitere Zitate siehe dort. 
O. rectangularis Roemer, Ool., Nachtr., S. 24, Taf. XVII, Fig. 15. 
O, rectangularis Pietet et Campiche, Sainte-Croix, p. 275, pl. 184, Fig. 1—4. 

Bruchstück, nur das Ende des Flügels erhalten. Trotzdem ist die Zugehörigkeit zu A. makroptera 
unverkennbar, Die flache Oberseite, die leicht konkave Unterseite, die schwachen Längsrippen oben, die sich 
am Ende zu Knoten verdicken und an den steil abfallenden Rändern zahnartig aneinanderschließen, lassen 
keinen Zweifel darüber aufkommen. 

Nach Pictet et Campiche?) ist sie besonders charakteristich für das Hauterivien, obwohl sie 
auch etwas höher hinauf geht. 


Wendrin. 


4. Unbestimmbare Brachiopodenreste. 


Zu sehen sind nur Stücke der Schalenoberfläche, vermutlich der kleinen Klappe angehörig. Soweit 
sich bei Brachiopoden nach der Außenseite allein etwas beurteilen läßt, scheint Terebratella pectunculoides 
Schloth.?) oder eine nahe Verwandte von ihr vorzuliegen. 


Schlußbemerkungen. 


Ich sagte eingangs, Hohenegger habe in der damals vorhandenen Literatur wenig Vergleichs- 
material gefunden; nun füge ich hinzu: es gibt auch jetzt, 40 Jahre später, verhältnismäßig wenig Ver- 
gleichsmaterial für diese Fauna. 

Von den 45 vorliegenden Arten kann ich nur 13 direkt mit bekannten identifizieren, drei weitere 
lassen sich nur bedingt anschließen. Unter den 29 noch übrigen sind 16 neue. 13 mußte ich teils als 
Jugendformen, teils wegen des mangelhaften Erhaltungszustandes als »sp. ind.« bezeichnen. Doch sind auch 
unter diesen fünf, wenn nicht sechs, die ich für neue Arten halte und die ich nur wegen der Unvollständig- 
keit ihrer Merkmale nicht als solche beschreiben kann. 


ı) d’Orbigny: P. fr. t. cret. 2, p. 62, »l. 155, Fig. IT—-13. 
2) Pictet et Campiche: Ebendort, p. 277. 
5) Quenstedt: Jura, S. 742, Taf. XC, Fig. 47-51. 


178 Else Ascher. [36] 


Wenn sich in einer Fauna kaum mehr als ein Dritte) der Arten identifizieren läßt, so hat man ein 


Recht, nach den Gründen zu fragen. 


Zunächst spielt da der zufällige Umstand mit, daß aus dem Neokom zwar viele Cephalopoden 
beschrieben wurden, aber, wenigstens in neuerer Zeit, verhältnismäßig wenig andere Mollusken. Den größten 
Reichtum an Formen fand ich bei älteren französischen Autoren, vor allem in d’Orbigny’s grundlegendem 
Werke (nunmehr teilweise ergänzt und berichtigt durch Peron’s Revision von Cotteau’s Prodrome der 
Yonne), dann bei Pictet und seinen Mitarbeitern; auf sie stützte ich mich daher in erster Linie. Vergleichs- 
punkte zum norddeutschen Neokom boten Harbort, Weerth und Wollemann; doch sind die Faunen, 


die sie beschrieben, nicht eben reich. 


Ein zweiter Grund liegt in der Sache selbst: Bivalven und Gastropoden zeigen die Tendenz, sich in 
den einzelnen Entwicklungsbezirken rasch zu spezialisieren und dadurch eine Fauna, die der Zeit nach 


einheitlich wäre, in Einzelfaunen aufzulösen. 


Dazu kommt als drittes und wichtigstes Moment der Unterschied der Fazies. Wir kennen in der 
alpin-mediterranen Region zweierlei Entwicklungen des Neokoms: die Fleckenmergel (Gephalopoden- 
oder fazies vaseux), die eine stille, mehr minder tiefe, küstenferne See abgesetzt, und die Caprotinen- 
oder Schrattenkalke, reichbesiedelte Riffe, wie sie uns vor allem in der Westschweiz, Südfrankreich, in 
den Ostkarpaten und am Balkan entgegentreten. Ein Küstensediment aus grobklastischem, terrigenem 
Material, wie der Grodischter Sandstein es darstellt, ist eine ziemlich einzig dastehende Bildung im alpin- 
karpatischen Neokom. Vielleicht war das mit ein Grund, warum Hohenegger diese Schichten nicht als 
eigenen Horizont anerkennen wollte. Um sich eine so auffallende Erscheinung zu erklären, mußte er be- 
sondere Entstehungsbedingungen annehmen und. so kam er zu seiner Delta-Hypothese. 


Wir wissen jetzt zwar, dafs der Grodischter Sandstein marin entstanden ist, als der Niederschlag 
des Karpatenmeeres, das hier an der alten sudetischen Küste brandete. Aber wenn wir ein Analogon zu 
ihm finden wollen, so müssen wir in den Teutoburger Wald oder in andere Gebiete des norddeutschen 
Neokom-Sandsteins wandern und dabei überschreiten wir die Provinzgrenze und müssen von vornherein 
darauf gefaßt sein, die faunistische Ähnlichkeit, die sich auf gleiche Lebensbedingungen gründet, durch 
klimatische Differenzen und Mangel direkter Meeresverbindung wieder verwischt zu sehen. 

Daher auch hier ein Anschluß nur in beschränktem Maße. 

Je mehr neue Formen, desto geringer die stratigraphische Verwertbarkeit einer Fauna. Hätte diese 
Arbeit irgend einem stratigraphischen Zwecke zu dienen, so wäre ihr Ergebnis so ziemlich gleich Null. 
Übrigens wäre es das nicht nur wegen des Reichtums an neuen Arten, sondern auch wegen der bekannten 
Langlebigkeit der Tiergruppen, die hier vorliegen. Von allen untersuchten Formen hat vielleicht Rhyncho- 


nella peregrina den größten stratigraphischen Wert: es ist das eine Art, die in vorzüglicher Weise das 
Mittelneokom kennzeichnet. 


Die Mehrzahl aber scheinen Spezies von langer Lebensdauer zu sein. Unter den 13 Formen, die 
identifiziert werden konnten (die 3 mit »aff.« nicht eingerechnet), befinden sich nur 8 neokome. Man muß, 
um für die anderen Anschluß zu finden, einerseits bis in die Oberkreide hinaufgehen, anderseits bis ins 
Tithon, ja einmal sogar bis ins Corallien hinunter. Die Tabelle auf der folgenden Seite gibt einen Überblick 
über diese Verhältnisse. 

Aus ihr ist zu entnehmen: Von den 13 direkt identifizierten Spezies kommen auf: 

Corallien ı, Tithon und Aquivalente 3, Neokom 8, Aptien 1. 

Von den 3 mit »aff.« identifizierten kommen auf: 

Tithon 2, Aptien 1. 

Von 8 weiteren zeigen nahe Verwandtschaft zu Formen aus dem: 

Corallien ı, Oberjura im allgemeinen 2, Neokom 2, Oberkreide 3. 


Bei allen anderen Formen sind die Beziehungen zu unsicher, um hier Erwähnung zu verdienen. 


Die Gastropoden, Bivalven und Brachiopoden der Grodischter Schichten. 


171 


Spezies 


Identisch mit einer Art aus 


Nahe verwandt mit einer Art aus 


Turbo bitropistus n. sp. 
Trochus metrius n. sp... 
Turitella cf. inornata Buv. 


Natica Grodischtana Hoheneggermsc. 


» euxina Retowski . 
af. suprajurensis Buv. 
> (UND SI © 
» sp. ind. (Steinkern) . 
Rissoina biploca n. sp.. . 
Littorina dictyophora n. sp. 
Chemnitzia eucosmeta n. sp. . 


» Grodischtana nr ; 
ger msc. ; 
» orthoptycha n. EN 


Nerinea cf. bidentata Herb. 
Cerithium Sanctae-Crucis Pict. et 
Camp. . 
Fusus Rothpletzi n. sp. 
» oxyptychus n. Sp. . 


»  Grodischtanus n. Sp. 


»  zonatus n. SP. 
Actaeonina Haugi n. sp. 
Actaeon sp. : : 
Ctenostreon cf. Beendepreboseiden 
degForur 
Exogyra Couloni d’Orb. . 


Pectenasp. en. 
Oxytoma eenane Son 


Myoconcha aff. transatlantica Burck. 
» Soh on © 0.000 
Nucula Cornueliana d’Orb. 


Leda sp. 
> sp. 2. “ 
Trigonia ornata «Orb. 


» SP- 


Lucina Rouyana d’Orb. 

» af. valentula de Lor. 

» obliqua Goldf. . 

SE SEE ee.) era 
Die drei Cyrenen E 
Turnus nanus n. Sp.. . 
Rhynchonella Berge. v. Bnh,. 

> silesica n. Sp.. . 
Verschiedene Brachiopodenreste 
Terebratulina auriculata d’Orb. 


» SP- 


französisches Corallien 


Tithon der Krim 


Tithon von Siebenbürgen 


Aptien des Jura 


Neokom des Jura 
deutsches und französisches 
Neokom 
deutsches und französisches 
Neokom 


deutsches und französisches 
Neokom und Aptien 


deutsches und französisches 
Neokom und Aptien 


französisches Neokom 


Nattheimer Ralk 
französisches Neokom 


deutsches und französisches 
Neokom 


Beiträge zur Paläontologie Österreich-Ungarns, Bd. XIX. 


französisches Neokom 


französisches Portland 


südindische und südafrikanische 
Oberkreide 


norddeutsches Kimmerigde 
französisches und deutsches 
Untersenon 
französisches Gault, nord- 
deutsches Neokom 
norddeutsches Untersenon 
französisches und Jura-Corallien 


südamerikanisches Aptien 


französ. u. deutscher Oberjura 
(südamerikanische Oberkreide) 
französisches Portland 


23 


172 Else Ascher. [38] 


Unter den 24 Spezies, die überhaupt einen Vergleich gestatten, sind also: 


neokom ner AM N KARIN VE eals 
DC htgne 0 kon er Se 


Von den letzteren kommen auf; 


Oberjura im allgemeinen... .. 8% 
Eoralliene an ERS RES 
Tithon, cent ap ER B2 
ADtIen. ee ee 2 OL 
Oberkteide Wer 12) Pe 


Das gibt im Durchschnitt auch ungefähr einen neokomen Charakter; übrigens wird durch das 
Überwiegen der jurassischen Typen der Schwerpunkt etwas nach unten gerückt. 

Allerdings eine stratigraphische Bestimmung in den allerweitesten Grenzen. !) 

Glücklicherweise war es gar nicht meine Aufgabe, stratigraphische Schlüsse zu ziehen. Ich hatte 
nicht auf Grund bekannter Spezies den Horizont festzustellen, denn der Horizont ist mit Hilfe der sicher 
leitenden Cephalopoden bereits als Hauterivien erkannt. Meine Aufgabe war vielmehr die umgekehrte, de- 
skriptive: ich hatte für einen bereits bekannten Horizont die vorkommenden Spezies festzustellen. 

Sowie die vorliegende Fauna wenig Anhaltspunkte für die geologische Altersbestimmung bietet, so 
läßt sie auch kaum einen Schluß auf den provinziellen Charakter zu. Nur die schon hervorgehobene Rhyn- 
chonella peregrina macht als Form von ausgesprochen mediterranem Gepräge eine Ausnahme, 


‘) Für die genauere Gliederung des Neokoms sagen uns diese langlebigen Typen natürlich noch weniger; ich 
habe dieselbe daher gar nicht berührt. 


DIE PALÄOZOISCHEN GEBILDE PODOLIENS, 


Von 


Jos. von Siemiradzki, 


Prof. der Geologie an der Universität Lemberg. 


Mit VII Tafeln (XV—XXI.) 


I. Stratigraphischer Teil. 


Die paläozoischen Gebilde Podoliens haben eine bereits zahlreiche Literatur: Andrzejowski, Eich- 
wald, Malewski, Barbot de Marny, F. Schmidt, F, Roemer, Al. v. Alth u. a. haben sich mit 
diesem Gegenstande beschäftigt, indess ist die Frage bei weitem nicht erschöpft und die sehr reiche und 
gut erhaltene Fauna kaum in ihren allgemeinen Zügen bekannt. 

Für den galizischen Teil Podoliens ist bisher die schöne Arbeit von Al. v. Alth die beste, 
leider blieb dieselbe unvollendet und umfaßt-allein die Fauna der Krustazeen und Fische. Die in den geo- 
logischen Karten von Alth und Bieniasz zuerst eingeführte und später durch eine kurze Notiz von Szaj- 
nocha allgemein verbreitete stratigraphische Einteilung des podolischen Silurs galt bis noch vor kurzem 
als maßgebend. 

Nach jener stratigraphischen Klassifikation wurde allgemein angenommen, daf die paläozoischen 
Schichten Podoliens sehr langsam von Ost nach West einfallen, und die sukzessiven paläontologischen 
Horizonte dementsprechend in meridional verlaufende Zonen eingeteilt werden können, deren Verlauf die 
Flußtäler des Zbrucz, Niczlawa und Seret fl. angeben sollten (Skalaer, Borszezower und Czortkower Schich- 
ten), während in Russisch-Podolien ältere Silurhorizonte allein auftreten sollten. 

Die vor einigen Jahren erschienene Monographie von Wieniukow hat nun mit einem Schlage 
diese so schön einfache Einteilungsweise zerstört, indem gezeigt wurde, daß in Russisch-Podolien nicht nur 
die ältesten, sondern auch jüngere Schichten mit Scaphaspis und Eurypterus in einer mächtigen Ent- 
wicklung und großer Ausdehnung vorkommen und daß dadurch die bisher übliche Auffassung der 
Schichtenfolge unhaltbar sei. 

Nach unseren heutigen Kenntnissen stellt sich der stratigraphische Bau der Podolischen Ebene 
etwas anders dar: 

Das paläozoische Gebiet Podoliens bildet ein ausgedehntes, südlich durch das Dniestertal abge- 
schnittenes Plateau, welches trotz der anscheinend vollkommen horizontalen Lagerung der Schichten im 
großen und ganzen nach NW einfällt, um nach längerer Unterbrechung durch mächtige Kreide- und Mio- 
zänbildungen wiederum im Streichen erst am Ufer der Weichsel (Sandomirer Mittelgebirge) aufzutauchen. 

23% 


174 Jos. von Siemiradzki. [2] 


Außer dem NW-Einfallen der ganzen Platte sind in derselben auch ausgedehnte Dislokationen 
anderer Art merklich, nämlich Flexuren oder sehr breite und flache Antiklinen in SO—NW-Richtung. 


Seine größte absolute Höhe erreicht das Podolische Silurgebiet (260 m) auf einer Linie, welche 
von Czercz und Laskorun in Russisch-Podolien über Husiatyn und Trembowla verläuft. Von dieser 
Linie fallen die paläozoischen Schichten überall sehr sanft nach SW ein. Der Niveauunterschied zwischen 
der erwähnten Linie und der tiefsten Stelle dieser Formation am Dniester-Ufer (im gleichen paläontolo- 
gischen Horizont genommen) beträgt sowohl zwischen Husiatyn und Zaleszczyki im Westen als 


zwischen Niehin und Zwaniec im Osten etwa 50 m. 


Ein starkes Einfallen nach SW der sonst horizontal gelagerten Schichten sieht man sehr deutlich 
zwischen Czortkow und Biala neben der Eisenbahnstrecke, ferner an den unterdevonischen Sandsteinen 
von Jaztowiec und endlich zwischen Zaleszczyki und Czernelica. 


Die Schichten liegen, wie gesagt, die oben erwähnten Flexurlinien an den Horsträndern ausge- 
nommen, ganz horizontal und es hängt dementsprechend das Alter der zu Tage tretenden Schichten viel 
weniger von der topographischen Lage eines Ortes als von der Tiefe der Taleinschnitte ab. Es ist daher 
klar, daß im Westen und Norden des Gebietes, wo die Flußtäler eine geringe Tiefe besitzen, nur unter- 
devonische Schichten und die darunterlagernden Beyrichienschiefer zu Tage treten, während im SO, wo die 
mächtigen calions des Dniester und seiner Zuflüsse sich immer tiefer in ihre Unterlage einschneiden, in 
den Talböden immer ältere Silurhorizonte zum Vorschein kommen, während die Devonschichten durch die 
mächtige Erosion zu inselartigen Partien reduziert worden sind. Es ist jedoch nicht zu vergessen, daß 
nicht nur Beyrichienschiefer, sondern auch unterdevonische Fossilien in den obersten Schichten des Dniester- 
ufers bis zur russischen Grenze vorkommen, und ebenso weiter östlich, in Kamieniec Podolski, Dumanöw, 
Laskorun etc. gefunden worden sind und am Zbrucz und dessen Zuflüssen überall im Hangenden des Silurs 
vorkommen. Es ist daher eine regionale Trennung der Silurhorizonte, wie dieselbe bisher üblich war, ganz 


unzulässig. Dagegen sind die vielen faziellen Unterschiede einzelner Silurhorizonte bisher gänzlich außer 
acht gelassen worden. 


Ich habe an einem anderen Orte (Geologia ziem Polskich S. 48—49) auf die Unzulässigkeit der 
bisher üblichen Einteilung der podolischen Silurschichten in »Skalaer«, »Borszezower«, »Czortkower« und 
»Iwanier«e Schichten hingewiesen, schon aus dem Grunde, weil die von Szajnocha für jene angeblichen 
Horizonte als charakteristisch aufgezählten Versteinerungen zum größten Teile nichtssagende bloße neue 
Namen (Spirifer podolicus, Rhynchonella Niczlawiensis u. dgl.) sind. Diese Namen beziehen sich auf 
teils wirklich neue, später von Wieniukow beschriebene Arten, teils auf solche, welche der Verfasser 
nicht bestimmen konnte, obgleich dieselben längst in den klassischen Werken von Barrande, Murchi- 
son und Lindström beschrieben worden sind. 


Um in dem Chaos aus verschiedenen Horizonten zusammengeworfener Versteinerungen Ordnung 
schaffen zu können, habe ich die Profile in Skala, Borszezöw, Czortköw, Zaleszezyki und UScieczko sorgfältig; 
untersucht und die charakteristischen Versteinerungen in jeder einzelnen Schicht im anstehenden Gesteine 
gesammelt. Die auf diese Weise zusammengestellten Profile gebe ich im nachstehenden dem aufmerksamen 
Leser zur Beurteilung, um dem Vorwurfe einer rein subjektiven Auffassung jener Profile vorzubeugen. Als 
Hauptresultat kam nun heraus, daß in dem angeblich allerältesten Profil von Skala, in welchem nach 
Szajnocha nur Versteinerungen des Aymestry limestone vorkommen sollten, eine zusammenhängende 
Serie von Horizonten vom Rastritenschiefer bis zum unteren Devon (Schichten F., Barrande’s) auf- 
einanderfolgen und die angeblich jüngeren Schiefer von Borszczow sich als eine Brachiopodenfazies 
jener sämtlichen Horizonte (die untersten Rastritenschichten ausgenommen) erwiesen haben. 


Um ein zusammenhängendes Bild vom ganzen podolischen Paläozoikum zu bekommen, beginne 
ich die kritische Übersicht der besten Schichtenprofile mit einem der östlichsten Aufschlüsse, nämlich mit 
dem Profil der Smotryezufer bei Kamieniec Podolski, um dann die immer weiter westlich gelegenen 
und nach der bisher üblichen Klassifikation angeblich immer jüngeren Profile von Skala, Borszczöw, 
Czortköw, Zaleszczyki und Uscieczko mit jenem zu vergleichen. 


] Die Paläozoischen Gebilde Podoliens. 175 


1957 


Kamieniec Podolski. Die Ufer des Smotrycz bilden an diesem Orte einen etwa 40 m tiefen 
Cafion mit steilen Wänden, an denen durch zahlreiche Steinbrüche in verschiedener Höhe eine reichliche 
Fauna gesammelt wurde. 


1. Zu unterst liegt fester grauer dickbänkiger Korallenkalk mit mergeligen Zwischenlagen, in welchem 
ausschließlich Arten des oberen Wenlock (Wenl. limestone) gefunden worden sind: Heliolites decipiens, 
Hel. interstinctus, Halysites catenularia, Cyathophyllum articulatum, Cystiphylium cylindricum, Omphyma 
subturbinatum, Favosites Forbesi, F. Gotlandica, F. Hisingeri, F. aspera, Syringopora fascicularis, 
S. bifurcata, Alveolites Labechei, Labechia conferta, Stromatopora typica, Coenostroma discoideum, Orthis 
canalis, Leptaena transversalis, Strophomena rhomboidalis, Chonetes striatella, Atrypa reticularis, 
Spirifer elevatus, Spirifer crispus, Spirifer Schmidti, Oyrtia exporrecta, Whitefeldia tumida, Meristina 
didyma, Pentamerus galeatus, Rhynchonella nucula, Rh. Wilsoni, Horiostoma discors, Hor. ‚globosum, 
Hor. sculptum, Hor. rugosum, Encrinurus punctatus, IMlaenus Bouchardi,. 


2. Darüber folgt eine 2—4 m mächtige Bank von bituminösem dunkelgrauen bis schwarzem, 
kristallinischen Crinoiden und Korallenkalk, welcher in einzelnen Partien gelblichweiß gefärbt ist und als 
»Marmor« früher ausgebeutet wurde, Diese Bank enthält mehrere sehr charakteristische Versteinerungen 
(neben dem Wittschen Garten und in Polskie Folwarki), vor allem sind manche Stücke von 5 cm langen 
Exemplaren von Zurypterus Fischeri erfüllt. In denselben Handstücken kommen Korallen (Favosites Hi- 
singeri) und Stromatoporen (Coenostroma discoideum) vor. Weiter sind hier mehrere Orthoceren 
gefunden worden, welche aus der Grenze zwischen dem Wenlock limestone und dem Lower Ludlow 
stammen, wie Orthoceras Hisingeri Boll., O. annulatocostatum Boll., O. virgatum Sw., O. pseudo imbri- 
catum Bar. Aus dieser Schicht dürfte auch ein in der Krakauer Sammlung aufbewahrtes Stück von Dis- 
coceras cf. rapax Barr. stammen. Von Gastropoden kommen Horiostoma discors, Hor. globosum und 
Pleurotomaria Lloydi Sw. vor; von Bivalven Orthonota solenoides. Brachiopoden sind sehr selten. 


3. Über der Eurypterusbank folgt wiederum eine Io m mächtige Schicht von grauen diekbänkigen 
Korallenkalken mit mergeligen Zwischenlagen, dessen Fauna etwas von der unteren Bank abweicht, be- 
sonders durch das Fehlen der Leitfossilien der Wenlocketage und die Gegenwart mehrerer Gastropoden der 
F-Stufe Gotlands: 


Cyathophyllum cf. vermiculare, C. podolicum, C. articulatum, Thecia Swinderiana, Favosites 
Gotlandica, F. Hisingeri, Syringopora fascicularis, Alveolites Labechei, Labechia conferta, Stromatopora 
Zypica, Orthis canalıs, OÖ. rustica, Strophomena rhomboidalis, Chonetes striatella, Atrypa reticularis, 
A. Thetis, Spirifer elevatus, Sp. crispus, Sp. Schmidti, Sp. Bragensis, Whitefeldia tumida, Meristina di- 
dyma, Pentamerus galeatus, P. integer, Rhynchonella nucula, Rh. Wilsoni, Lucina prisca, Mytilus parens, 
Pleurotomaria alata, Pl. cirrhosa, Murchisonia compressa, M. podolica. 


4. Derselbe graue grobbänkige Kalkstein mit mergeligen Zwischenlagen wie Nr. 3 erstreckt sich 
noch weiter I2 m nach oben. Jedoch ist seine Fauna etwas von dem vorigen verschieden — die Korallen 
treten sehr stark zurück — Brachiopoden herrschen vor: Syringopora fascicularis, Favosites Hisingeri, 
F. Gotlandica, Cyathophyllum cf. vermiculare, Alveolites Labechei, Orthoceras Hisingeri, Lucina prisca, 
Pterinea retroflexa, Mytilus parens, Horiostoma globosum, H.discors, Bellerophon Uralicus, Orthis canalis, 
Chonetes striatella, Atrypa reticularis, Spirifer elevatus, Sp. crispus, Sp. Schmidti, Whitefeldia tu- 
mida, Meristina didyma, Rhynchonella nucula, Rh. cuneata, Rh. Wilsoni, Rh. Dumanowi, Rh. subfamula, 
P. galeatus, Pent. Vogulicus, Encrinurus punctatus, Illaenus Barriensis, 


Die Fauna der zwei Schichten 3—4 entspricht dem Gotländer Korallenkalke der Stufe f. Lind- 
ströms, welcher dem Englischen Aymestry limestone von Dames parallelisiert wird. 


5. Mergeliger blättriger, gelblich bis bläulichgrauer Schiefer, dessen Schichten von bis zur Un- 
kenntlichkeit zerdrückten Versteinerungen erfüllt sind. Wieniukow hat daraus folgende bestimmen können: 
Strophomena sp., Chonetes striatella, Spirifer elevatus, Sp. crispus, Meristina didyma, Rhynchonella Wil- 
sont, Pterinea sp., Pt. retroflexa, Pt. migrans, Tentaculites ornatus, Beyrichia inornata, Beyrichia Bu- 
chiana, Primitia concinna, Pr. oblonga. Es ist die typische Fauna der in ganz Podolien verbreiteten Ten- 


176 Jos. von Siemiradzki. [4] 


taculiten und Beyrichienschiefer, welche weiter westlich (Czortköw) dem upper Ludlow und 
den passage-beds entsprechen, 
Die ganze Schicht ist 2 2 mächtig. 


6. Oben liegt noch ein Schichtenkomplex von dünnplattigen grauen Kalksteinen und Mergelkalken, 
in deren Mitte eine feste Kalksteinbank von 2 m Mächtigkeit auftritt. Der ganze Komplex ist 6 m mächtig 
und enthält hauptsächlich noch obersilurische Formen: Hallia mitrata, Favosites Hisingeri, Chonetes stria- 
tella, Atrypa reticularis, Spirifer elevatus, Meristina didyma, Pentamerus galeatus, Rhynchonella Wilsoni, 
Rh. nucula, Encrinurus punctatus. Daneben jedoch auch unterdevonische Arten: Rhynchonella nympha var., 
pseudolivonica Barr., Atrypa sublepida Vern., Atrypa Arimaspus Eichw., Atrypa Thetis Barr. und Penta- 
merus optatus Barr., welche von Wieniuko w irrtümlich zum Teil in den vierten Horizont gestellt worden sind. 


Skala. Neben der Schloßruine liegt eine tiefe Schlucht, in welcher die ganze Serie des hiesigen 
Silurs aufgedeckt ist. Die Höhe des Aufschlusses beträgt 70 m, die oberen Schichten erreichen 250 m 
Seehöhe. 

1. Zu unterst liegen weiche graue Mergelkalke mit grünlichen Tonschieferzwischenlagen, welche 
nach oben zu in hellgraue kompakte dickbäukige Kalksteine übergehen, an denen von Versteinerungen 
allein undeutliche Crinoiden zu sehen sind. Diese unterste Schicht ist neben dem Schlosse nicht sichtbar, 
jedoch etwa I km südlicher neben dem Zollhause am Zbruczufer in einem Steinbruche aufgedeckt. Obgleich 
nun in dieser Schicht keine Versteinerungen zu sehen sind, ist ihr Alter aus zwei Umständen erkennbar: 
einerseits liegt darüber eine Coenostroma-Bank mit Fossilien des oberen Wenlock. Anderseits wurde von 
Prof. Alth in Skala ein unbestimmbarer Orthoceras cfr. longulum Barr. gefunden, an welchem zwei 
Graptolithenstücke haften — ein Monograptus sp. und ein deutlich bestimmbarer Rastrites Linnaei Barr. 
Fügen wir noch hinzu, daß in Skala abgeriebene Exemplare eines unbestimmbaren Endoceras nicht selten 
vorkommen, so können wir daraus schließen, daß die festen grauen Crinoidenkalke dem unteren Wenlock 


angehören, während die darunter lJagernden Tonschiefer wahrscheinlich noch etwas älter sein dürften. 


2. Über dem harten hellgrauen Kalksteine liegt grauer mit ölgrauen Tonschiefern alternierender 
knolliger Kalkstein, dessen eine Schicht total aus angehäuften verschiedenartig geformten Knollen einer 
Stromatopore mit sehr dichtem Gewebe (Coenostroma) gebildet wird. Diese Schicht halte ich für ein Äqui- 
valent des oberen Wenlock (Stufe d Gotlands). 

3. Schwarzer fester Kalkstein mit Trilobiten und großen Leperditien, in welchem Gompho- 
ceras pyriforme gefunden wurde. Entspricht dem schwarzen Crinoidenkalke mit Zurypferus von Kamieniec. 


4. Hellgrauer plattiger Mergelkalk mit ölgrauen Tonschieferzwischenlagen, rostfarbig gefleckt. Ent- 
hält Havosites Hisingeri, Spirifer Bragensis, Sp. Schmidti, Heliolites interstinctus, H. megastoma. 

5. Eine zirka 10 m mächtige Stromatoporenbank, welche hauptsächlich aus riesigen Knollen von 
Stromatopora typica und Labechia conferta besteht. In die zusammenhängende Stromatoporenmasse sind 
einzelne große Polyparien von Acervularia ananas, Syringopora fascicularis, S. bifurcata etc. eingebettet. 


6. Grauer Crinoiden- und Korallenkalk mit kopfgroßen vereinzelten Stromatoporen, Cyathophyllum 
articulatum, Rhynchonella nucula, Lucina prisca, Spirifer elevatus. (Nr. 4—-6 — Stufe f Gotländer 
Korallenkalk.) 

7. Grauer Mergelschiefer mit dünnen Zwischenlagen von ölgrauem Kalkstein, welche von zer- 
drückten Tentaculiten und Waldheimia podolica ganz erfülit sind. In dieser oberen Schicht, welche 
eine geringe Mächtigkeit besitzt und deshalb nicht genau in einzelne Horizonte zerlegt werden kann, kommen 
ebenso wie in Kamieniec devonische Arten vor, darunter so charakteristische Arten wie Siringocephalus 
bohemicus Barr. und Streptorhynchus umbraculum, welch letztere Art bis in den kleinsten Details mit 


Exemplaren aus dem unteren Calceolamergel Polens übereinstimmen. 


Wir haben also vor uns ebenso wie in Kamieniec eine ununterbrochene Serie von paläozoischen 
Schichten vom unteren Wenlock über sämtliche Gotländer Stufen bis zum unteren Devon vertreten. Dieser 
Schluß, welcher schon aus den soeben erwähnten im anstehenden Gestein gesammelten Versteinerungen be- 
rechtigt erscheint, wird im vollen Maße bestätigt, wenn wir die ganze bisher aus Skala ohne nähere An- 


[5] Die Paläozoischen Gebilde Podoliens. 177 


gabe des Horizonts gesammelte Fauna, welche in den Sammlungen von Andrzejowski, Lomnicki, 
Alth und Bieniasz mir zur Bearbeitung vorlag, in Betracht ziehen. Es sind folgende Formen: 

Acervularia ananas L., Amplexus borussicus Weißml., Oyathophyllum articulatum Wahlb., Fa- 
vosites Gotlandica His., F, Hisingeri E. H., F. aspera E. H., Pachypora Lonsdalei E. H., Monticulipora 
Fletscheri E. H., Syringopora fascicularis L., S. bifuwrcata Lonsd., Omphyma subturbinatum L., Heli- 
olites interstincta L., H. decipiens Mc. Coy., H. megastoma Me. Coy., H. dubius Roem., Actinocystis 
Grayi Sow., Monticulipora pulchella E. H., Stromatopora typica Rosen., Coenostroma discoideum Nich., 
Labechia conferta E. H., Crotalocrinus rugosus Mill., Cyathocrinus sp., Orthis hybrida Sw., O. palliata 
Barr., Strophomena podolica m., Str. Studenitzae Wien., Streptorhynchus umbraculum Schlth., Spirifer 
elevatus Dalm., Sp. Bragensis Wien., Sp. Schmidti Lindst., Glassia compressa Sw, Gl. obovata Sw., 
Stringocephalus bohemicus Barr., Whitefeldia tumida Dalm., Merista Calypso Barr., Meristella canalicu- 
lata Wien., Atrypa reticularis L., A. Arimaspus Eichw., Rhynchonella nucula Sw., Rh. Hebe Barr., Rh. 
Wilsoni Sw., Rh. borealiformis Szajn., Waldheimia podolica m., Pterinea Danbyi Mac Coy., Nucula li- 
neata Phill., Lucina prisca His, Grammysia complanata Mac Coy., Horiostoma globosum Sw., Pleuro- 
tomaria bicincta Hall., Murchisonia compressa, Loxonema sinuosum, Platyceras disjunctum Gieb., Gom- 
phoceras pyriforme Sw., Orthoceras cochleatum His., O. longulum (?) Barr., Clinoceras fodolicum m., 
Clinoe. ellipticum m., Endoceras sp. ind., Dalmannia caudata Emmr., Proetus podolicus Alth., Calymene 
Zuberculata Brünn., Rastrites Linnaei, Morogratus sp. ind., Leperditia tyraica. 

In der oben aufgezählten Fossilienliste finden wir charakteristische Leitfossilien für jeden der oben 
erwähnten Horizonte. 

So gehören: Glassia compressa, Horiostoma globosum, Ichynchonella borealiformis, Orthis hybrida 
ausschließlich der Wenlockstufe, Gomphoceras pyriforme und Loxonema sinuosum dem unteren Ludlow 
(Pterygotus-Bank) an, Heliolites decipiens, H. interstincta, Acervularia ananas, Syringopora fascicularis, 
Monticulipora Fletscheri kommen im Korallenkalke von Skala unmittelbar unter den Tentaculitenschiefern 
und entsprechen demnach dem oberen Korallenkalke Gotlands (f-Stufe Lindströms). Pferinea Danbyi 
und Grammysia complanata sind Leitfossilien des oberen Ludlow. Endlich Streptorhynchus umbraculum, 
Stringocephalus bohemicus, Meristella canaliculata, Orthis palliata u. a. gehören mehreren Stufen des 
Unterdevon an. 

Borszczow. Etwa I km südlich von der Stadt sieht man am rechten Ufer des Niczlawabaches 
gut aufgeschlossene grünlichgraue Tonschiefer mit dünnen mergeligen Zwischenlagen und dünnen Bänken 
eines bituminösen Kalksteins, welche trotz ihrer petrographischen Einförmigkeit in verschiedenen Horizonten 
eine sehr reiche und variierte Fauna geliefert haben. 

1. Die unteren weichen Schiefer ohne harte Zwischenlagen enthalten außer einer Menge loser 
Crinoidenstielglieder nur wenige Arten von Brachiopoden des unteren Wenlock: Orthis hybrida Sw. 0. canalı- 
culata Lindstr., Glassia compressa Sw., zu welchen noch die in gleichen Schichten in Filipkowce an der 
Niezlawamündung gefundene Bilobites biloba hinzufügen ist. 

2. In etwas höheren Schichten habe ich folgende Formen gesammelt: Orthis hybrida Sw., O. ca- 
nalis Sw., O. canaliculata Lindstr, Whitefeldia tumida Dalm., Spirifer elevatus Dalm., Favosites 
Forbesi E. H., eine große unbestimmte Zeperditia-Art und eine ganze Bank aus Rhynchonella borea- 
liformis, welche an diese Schicht gebunden ist und sowohl nach unten wie nach oben nur auf eine kurze 
Strecke in einzelnen Individuen vertreten ist. 

Ich halte diese Borealis-Bank für ein Äquivalent des oberen Wenlock. Der Horizont ist sehr kon- 
stant und wird von nächstfolgender ebenfalls paläontologisch gut präzisierter Stufe bedeckt. 

3. In einer nur mehrere Dezimeter mächtigen Schicht findet man als häufigste Versteinerung 
Glassia obovata, ein Leitfossil der Stufe e (lower Ludlow), daneben: Orthis canalis Sw., O. crassa Lind., 
O. Tunata (selten) Whitefeldia tumida, Spirifer elevatus, Spirifer Bragensis (selten) Favosites Forbesi, 
Platyceras cf. cornutum, Dalmannia caudata Emmr. 

In ganz gleicher Lagerung hart über der Borealis-Bank liegt in entsprechenden Schieferschichten 
etwas südlicher in Filipkowce u. s. w. eine dünne aber sehr charakteristische Mergelbank, welche neben 


178 Jos. von Siemiradzki. [6] 
Crinoidenstielen und Monticulipora pulchella aus einer Menge zertrümmerter Trilobiten, darunter haupt- 
sächlich Dalmannia caudata besteht, so daß daraus ein förmlicher Trilobitenschiefer entsteht; bei der sonstigen 
Seltenheit von Trilobiten im podolischen Silur ist diese leicht zu findende Schicht von besonderem Interesse, 
Ihre Lage im Hangenden des Wenlock limestone entspricht den Crinoidenkalken mit Zurypterus von 
Kamienieec etc. 

4. Über der Rhynchonella-Bank und der dieselbe bedeckenden Trilobitenschicht kommt wiederum 
eine charakteristische Fauna vor, nämlich das massenhafte Auftreten von Spirifer Bragensis, welchem sich 
Platyceras cf. disjunctum Gieb., Whitefeldia tumida, Orthis lunata, O. canalis, Spirifer elevatus gesellen. 


Ihrer Lage nach entspricht jene Spiriferenschicht der Stufe f. Gotlands (Aymestry limestone). 


5. Die weichen Mergelschiefer mit Spiriferen werden oben von einer harten grauen Mergelbank abge- 
schlossen, in welcher ich ein gutes Exemplar von Pferinea Danbyi, eines Leitfossils des oberen Ludlow 
gefunden habe. Von hier an wechselt die Fauna plötzlich. Die Schiefer sind von einer Menge Strophomenen- 
Schalen erfüllt, worunter Strophomena Studenitzae Wien. am häufigsten vorkommt. Neben ihr ist Orthis 
palliata Barr. nicht selten. Nach oben zu treten devonische Arten hinzu: Streptorhychus umbraculum, 
Spirifer robustus Barr., Merista Calypso Barr., Rhynchonella nympha var., pseudolivonica Barr., Belle- 
rophon cfr. Hintzei. 

Wir haben also hier vor uns wiederum die vollständige Serie vom unteren Wenlock bis zum Unter- 
devon — wie in Kamieniec und Skala —, nur ist hier eine Brachiopodenfazies an der Stelle der Koral- 
lenkalke ausgebildet. 

Czortköw. Die steilen Ufer des Serettales in der Stadt selbst und nördlich davon gegen Biala 
und Wygnanka bestehen aus sehr einförmigen ölgrauen Tonschiefern mit dünnen Zwischenlagen eines 
grauen halbkristallinischen Kalksteins, welche größtenteils zur Beyrichienstufe gehören. Sammelt man jedoch 
Gesteinsproben in verschiedener Höhe, so kann man feststellen, daß zu unterst noch manche Formen der 
älteren Schichten vorkommen, welche nach oben zu gänzlich verschwinden. An der Basis der 80 »2 hohen 
Felswand, welche bis zu 60 m Höhe aus silurischen Schiefern besteht, liegt eine feste grünlichgraue Kalk- 
steinbank, welche von großen Bivalven und Spiriferen ganz erfüllt ist. Ich bestimmte daraus: Orthonota 
solenoides Sw., Tentaculites ornatus, Spirifer Bragensis Wien. als die häufigsten Formen. Daneben kommen: 
Orthis rustica Sw., O. canalis Sw., Spirifer elevatus Dalm., Rhynchonella borealiformis Szajn., Atrypa 
reticularis L., Pterinea opportuna Barr., Pt. retroflexa His., Meristina didyma Dalm. etc. vor. 


2. Darüber liegt ölgrauer Tonschiefer mit spärlichen Individuen von Tentaculites ornatus. 

3. In zirka 30 m Höhe kommt eine Kalksteinbank mit Grammysia rotundata. 

4. Cephalopodenbank mit Orthoceras podolicum Alth., O. Roemeri Alth., Cyrtoceras formidandum 
Barr., Grammysia cingulata Me. Coy., Spirifer Bragensis Wien., Waldheimia podolica m., Tentaculites 
ornatus, Beyrichia inornata Alth., Primitia oblonga Jones., Beyrichia Salteriana Jones. 


5. Eine dünne Kalksteinbank mit Waldheima podolica m. und Tentaculites ornatus. 

6. Tonschiefer mit Tentaculites ornatus, Waldheimia podolica und Primitia oblonga. 

7. 40 m über dem Talboden ölgrauer Tonschiefer mit dünnen Kalksteinbänken. Die Kalksteinbänke 
sind von kleinen Bivalven und Östracoden überfüllt: Nucula lineata Phill.,, Primitia plicata Krause. 

8. Wie Nr. 7: Cucullella ovata Phill., Nucula plicata Phill., Primitia oblonga Jones., Pr. plicata 
Krause, Beyrichia Wilkensiana Jones. 

9. Ölgrauer Tonschiefer mit Leptodomus laevis Sw. 

10. Wie Nr. 9: Beyrichia inornata Alth., Primitia oblonga. 

11. Wie vorige: Cucullella ovata Phill., Cucullella tenwiarata Sandb., Cucullella cultrata Sandb., 
Primitia oblonga, Beyrichia inornata. 

Folgt man dem oben beschriebenen Profil gegen N nach Biala längs der Eisenbahnlinie weiter, 
so sehen wir, daß die silurischen Schiefer ziemlich stark nach SW einfallen; bei Biala gehen dieselben 
allmählich in rote und grüne glimmerreiche Schiefer über, welche bereits eine unterdevonische Fauna: 
Pecten densistria Sandb., Leptodomus laevis Sw., Edmondia podolica n. sp. enthalten. Diese Schichten 


[7] Die Paläozoischen Gebilde Podoliens. 179 


führen keine Beyrichien mehr, während das ganze Profil zwischen Czortköw und Biala demjenigen von 


Czortköw vollkommen gleich ist. 


Zaleszczyki. Die steilen, über 150 m hohen Böschungen des Dniestertales bieten ausgezeichnete 
Profile durch die hiesigen Schichten. Besonders lehrreich ist das Profil, welches in einer engen Schlucht 
gegenüber der Stadt am rechten Ufer unterhalb der kleinen Kirche zu sehen ist, da in derselben sämtliche 
Schichten ohne die geringste Unterbrechung in regelmäßiger Reihenfolge entblößt und beinahe sämtlich 
fossilführend sind. Obgleich nun die fossile Fauna von Zaleszezyki an Individuen sehr reich ist, so ist 
dennoch die Artenzahl gering. Es umfaßt das genannte Profil die ganze Serie von der Plerygotus-Bank 
über die Beyrichienschiefer bis zum Old red mit Panzerganoiden, welche durch A. 1. v. Alths. 
Monographie bekannt sind. 

1. Zu unterst liegt ölgrauer Tonschiefer, aus welchem Alths Exemplare von Fierygotus sp. stammen, 
Ich habe im anstehenden Gesteine keine Reste dieses Krustazeen gefunden, wohl aber ein gut erhaltenes 
Schwanzstück desselben auf der Halde der benachbarten Uferböschung. In der Schieferschicht ı. habe ich 
Waldheimia podolica n. sp., Orthonota sp., Nucula sp. und Onchus sp., gefunden. 


2. Grünlichgrauer Tonschiefer mit einer Bivalvenbank: Grammysia complanata, Cucullella ovata, 
Spirifer elevatus, Waldheimia podolica m., Tentaculites ornatus. Die Mehrzahl der Versteinerungen 
bilden Bivalven; Tentaculiten sind noch selten. Der Erhaltungszustand der Bivalven ist sehr schlecht, 
die Schalen sind zerstört und die bloßgelegten Steinkerne an ihrer Oberfläche mit einer unzähligen Menge 
von Primitia oblonga Jones. und seltenen Beyrichien (3. podolica Alth.) erfüllt. Außerdem findet man viele 
stark glänzende Bruchstücke von Zıngula-Schalen. 


3. Grüner Tonschiefer mit ZLeperditia tyraica F. Schmidt. 


4. Grauer fester Kalkstein, ganz mit Schalen von Leperditia tyraica erfüllt. In dieser durch die 
riesengroßen Leperditien (bis 30 mm lang) leicht kenntlichen Schicht hat Alth am gegenüberliegenden 
Ufer neben dem Judenfriedhof mehrere gut erhaltene Reste einer kleinen sehr zierlichen Pferaspis-Art ge- 
funden, welche er Pf. podolicus und Scaphaspis Kneri nannte. In der Krakauer Sammlung liegt eine 
gute Suite beider Panzerhälften im schwarzen halbkristallinen Leperditienkalke aus dem Judenfriedhofe von 
Zaleszezyki vor. Daneben: Pferinea retroflexa, Tentaculites ornatus, Spirorbis tenuis, Favosites Forbest, 
Arca decipiens. 


5. Etwa 6 m über dem Wasserspiegel beginnt ein Schichtenkomplex von halbkristallinischen grauen 
Kalksteinbänken und grünlichgrauen Tonschiefern, welche von weißen Caleitadern durchzogen sind und sich 
dadurch sowohl von liegenden als von hangenden Nebenschichten scharf ausscheiden. Der Schichtenkomplex 
enthält eine reichliche Fauna von Cephalopoden,Bivalven und Beyrichien, welche in ihrem Ganzen 
der Gotländer oberen Cephalopodenbank, den Beyrichienschichten oder den upper Ludlow heds 
entsprechen. Die Cephalopodenbank liest in der Mitte des Schichtenkomplexes. Die häufigsten Arten sind: 
Orthoceras podolicum Alth. n. sp., Orthoceras Roemeri Alth. n. sp., Üyrtoceras formidandum Barr., 
Grammysia cingulata Me. Coy., Nucula lineata Phill., Waldheimia podolica m., Primitia oblonga Jones, 
Beyrichia inornata Alth., Beyrichia Buchiana Jones., Cucullella tenuiarata Sandb. (ziemlich selten). 

6. Grünlichgraue Tonschiefer ohne Kalkzwischenlagen: Cucullella tenuwiarata Sandb., Primitia 
oblonga Jones., Beyrichia podolica Alth., Beyrichia Buchiana Jones. 

7. Ölgrauer Tonschiefer mit kleinen Bivalven erfüllt: Cucullella ovata Phill., Oucullella tenwiarata 
Sandb., Primitia oblonga, Beyrichia inornata Alth. 

8. Grünlichgraue Kalksteinbank mit sehr vielen Tentaculiten und Beyrichien: Tentaculites 
ornatus, Waldheimia podolica m., Pterinea retroflexa His., Cucullella tenuiarata Sandb., Monticulipora 
pulchella E.H., Primitia concinna Jones., Primitia muta Jones., Beyrichia inornata Alth., Beyrichia Bu- 
chiana Jones., Isochilina sp. ind. 

9. Wie Nr. 8, aber wenig Tentaculiten. Daneben Cucullella, Nucula, Primitia oblonga. 

10. Grauer glimmmerreicher Tonschiefer mit Mergelknollen: Orthoceras podolicum m., Primitia 
oblonga, Retzia Haidingeri Barr., Beyrichia Wilkensiana Jones., kleine glänzende Ganoidschuppen. 


Beiträge zur Paläontologie Österreich-Ungarns, Bd. XIX. 24 


150 Jos. v. Siemiradzki. [8] 


ı1. Etwa in halber Uferhöhe liegt eine graue Kalksteinbank mit angehäuften Schalen von Cucul- 
lella tenuiarata Sandb. Daneben: Primitia oblonga, Beyrichia Buchiana, Isochilina sp. Dicht über 
dieser Kalksteinbank habe ich ein Exemplar von Scaphaspis Haueri Alth. gefunden. 

ı2. Grünlichgrauer Tonschiefer mit Tentaculiten, Cucullella tenwiarata, Waldheimia(?). (Bey- 
richien fehlen.) 

13. Kristallinisch körniger grauer Kalkstein mit Clinoceras podolicum(?) nob. und Cucullella sp. 

14. Ölgrauer Kalkstein mit undeutlichen Favositiden, Tentaculiten und unbestimmbaren 
kleinen Bivalven (Cucullella?, Nucula?). 

15. Grüner dünnplattiger Sandstein. 

16. Braunroter grüngefleckter Tonschiefer. 

17. Grünlichgrauer weicher Tonschiefer mit Arca decipiens Mc. Coy. 

18. Grauer schieferiger glimmmerreicher Sandstein. 

19. Braunroter Tonschiefer. 

20. Grüner Letten. 

21. Grauer harter kristallinischer Kalkstein. 

22. Braunroter Tonschiefer. 

23. Grauer Tonschiefer mit unbestimmbaren organischen Resten. 

24. Grüner glimmerhaltiger Kalkstein mit Arca decipiens und Cucullella cultrata Sandb. 

25. Grünlichgrauer Fucoidensandstein, 

Das Profil reicht bis 100 »2 über den Flußspiegel. 

Uscieczko. Es ist der westlichste Punkt, an welchem silurische Schichten zu Tage treten. Man 
sieht dieselben sowohl an den steilen Ufern des Dzuryntales, wo man zuerst eine langsame Neigung der 
Schichten nach NW deutlich sehen kann, wie an den schroffen, 160 nz hohen Böschungen des Daniester- 
tales zwischen Uscieczko und Iwanie. Das Profil gleicht vollkommen demjenigen von Zaleszczyki, nur 
sind die Schichten nicht so schön wie an jenem Orte aufgeschlossen. Zu unterst liegen ölgraue Tonschiefer 
mit Kalksteinbänken, in welchen ich Tentaculites ornatus, (ucullella sp. und Primitia oblonga gefunden 
habe. Weiter folgt eine Serie von ölgrauen glimmerreichen Tonschiefern mit dünnen Zwischenlagen eines 
grauen körnigkristallinischen Kalksteines, welcher ähnlichen Bildungen in Zaleszezyki und Czortköw gleich 
ist und in welchem ich Orthoceras Roemeri Alth., Cyrtoceras formidandum Barr., Pterinea concentrica, 
Nucula lineata, Grammysia cingulata, Arca decipiens, Cucullella tenuiarata, Leperditia tyraica, Beyrichia 
inornata und Primitia oblonga gefunden habe. Die Schichten werden nach oben zu immer glimmerreicher 
und mehr sandig. In den oberen Schichten dieses Komplexes habe ich ein kleines Exemplar von Scaphaspis 
Haueri gesammelt. Weiter hinauf folgen wie bei Zaleszczyki: eine kalkige Sandsteinbank mit Fucoiden, 
dann grüne und rote Tonschiefer und glimmerreiche Sandsteinschiefer, welche allmählich in einen roten 
Sandstein mit Ganoidschuppen übergeht. Unter denselben habe ich mehrere sehr gut erhaltene Schuppen 
von Glypfolaemus Kinnairdi Huxl. gefunden. (Hier hatte Al. v. Alth auch mehrere unbestimmbare 
Coccosteus-Reste gesammelt.) 

Aus der Zusammenstellung oben beschriebener Profile, welche sich gegenseitig ergänzen und sämt- 
liche Schichten des podolischen Paläozoikum enthalten, ergibt sich die Möglichkeit einer rationellen Gliede- 
rung derselben in paläontologische Horizonte sowie deren Parallelisierung mit entsprechenden Schichten 
anderer Länder. 

Besonders lehrreich ist das Schichtenprofil in der Gegend von Zaleszczyki, wo man bei einer voll- 
kommen horizontalen Lagerung der Schichten den allmähligen Übergang der sogenannten »Iwanier«-Stufe, 
d. h. roter und grüner Tonschiefer mit Kalksteinzwischenlagen (Schichten 1I—25 meines Profils), einer- 
seits in westlicher Richtung in rote glimmerreiche plattige Sandstsine mit Fischresten (Old red), ander- 
seits in östlicher Richtung in grünlichgraue Schiefer mit kristallinischen Kalksteinzwischenlagen, welche 
von hier an überall bis nach Kamieniec Podolski unterdevonische Versteinerungen von den drei untersten 
Stufen (F,ı und F,2 Barrandes und untere Calceolamergel inclus.) enthalten, beobachten kann. Diese 
obersten Schichten, welche sich von den darunterliegenden petrographisch ganz ähnlichen Bildungen allein 


[9] Die Paläozoischen Gebilde Podoliens. 1SI 


durch ihre Fauna unterscheiden, haben nun als Tiefseebildungen eine verhältnismäßig geringe Mächtigkeit 
von nur wenigen Metern, nehmen aber zugleich mit dem Eintreten der Strandfazies (Zaleszczyki) bedeutend 
an Mächtigkeit zu. 

Das Lager von zahlreichen Scaphaspis-Resten in der Schicht ı1, also noch mitten in den Beyrichien- 
schiefern, über welchen noch ein Schieferkomplex mit Cucullella tenuiarata und Cucullella cultrata von 
zirka 30 m Mächtigkeit liegt, ist für das Alter der westlich und östlich angrenzenden Schichten bei ihrer 
vollkommen horizontalen Lagerung maßgebend. Die Schicht ır von Zaleszezyki entspricht unzweifelhaft 
der Pteraspisstufe des untersten Old red in England. Nun ist aber hervorzuheben, daß in Buczacz 
und Zlotniki, also weit von der äußersten Grenze des Obersilurs, wo nach der bisher üblichen Auffassung 
der podolischen Stratigraphie viel jüngere Schichten des Old red zu erwarten wären, ganz dieselben 
Scaphaspis-Formen wie in Zaleszczyki im echten Old red gefunden worden sind (Pferaspis angustatus, 
Scaphaspis Lloydi, Sc. elongatus), während in höheren Schichten dieses Sandsteins Coccosteus-Reste von 
Lomnicki gefunden worden sind, mithin die Serie des Old red in Buczacz und überhaupt am Strypa- 
tale bei einer Mächtigkeit von etwas mehr als 100 m ganz dieselben Schichten enthält wie das kaum halb 
so mächtige Schichtensystem von Uscieczko, in welchem ebenfalls unten eine Scaphaspis-Bank, oben 
Coccosteus- und Glyptolaemus-Reste vorkommen. 

Die Schicht Nr. 10 von Zaleszezyki mit Orthoceras podolicum und Beyrichia Wilkensiana bildet 
die obere Grenze der silurischen Beyrichienschiefer; die Schicht Nr. 1r — mit Scaphaspis, Beyrichien 
und Cucullellen — die unterste Stufe des Devons, und ist leicht daran kenntlich, daß in derselben auch 
dort, wo sie keine Scaphaspiden führt, kleine Gucullellen (C. Zenuiarata) und unterdevonische 
Nucula-Arten (N. lineata Phill., N. plicata Phill.) massenhaft angehäuft sind; diese Schicht liegt 
z. B. in Czortköw ganz oben über den Tentaculitenschichten. 

Der devonische Schichtenkomplex oberhalb der Scaphaspis-Bank in Zaleszczyki zerfällt in zwei 
Stufen, welche petrographisch nicht zu unterscheiden sind; unten wie oben kommen Kalkzwischenlagen mit 
Cephalopoden und bunte glimmerreiche Schiefer vor; jedoch herrscht unten eine Bivalvenfauna mit 
Cucullella teniuarata und Nucula — oben eine andere mit der charakteristischen Cucullella cultrata 
Sandb. und Arca (Sanguinolites) decipiens Mac Coy. vor. Die obersten Schichten enthalten nur unbestimm- 
bare Fucoiden-Reste und dürften dem oberen Old red mit Coccosteus-Resten entsprechen, dessen Gegen- 
wart am Kryszezatyk bei Zaleszezyki von Alth festgestellt wurde. Wir haben also über den silurischen 
Tentaeuliten und Beyrichienschiefern drei Stufen vor uns: 


1. Schichten mit Cucullella tenwiarata (Leitfossil der Taunusgrauwacke); 

2. Schichten mit Cucullella cultrata (äquivalent des Spiriferensandsteins); 

3. Fucoidensandstein und oberes Old red mit Coccosteus- und Glypfolaemus-Resten. 

Ganz ähnlich sind die Lagerungsverhältnisse an der Grenze des Silur und Old red bei Czortköw 
und Biala etc. geschaffen. 

In östlicher Richtung verändert sich die Fazies dieser Schichten sehr bald; schon am Niczlawatale 
herrschen ausschließlich ölgraue weiche Tonschiefer mit nur wenigen mergeligen Zwischenlagen vor; die 
harten grauen kristallinischen Kalke der Czortköwer Fazies sind verschwunden und die oberen Schichten 
des Ludlow sind zugleich mit dem unteren Devon nur in der Gestalt von weichen Mergelschiefern mit 
dünnen kalkigen Zwischenlagen vertreten. Die Mächtigkeit jener oberen Schichten schwindet auf einige 
Meter zurück. Zugleich verändert sich die Fauna. Die in Zaleszcezyki und Czortköw stark vorherrschenden 
Bivalven der Strandfazies werden sehr selten, ebenso verschwinden die für den oberen Ludlow und die 
Beyrichienkalke charakteristischen Cephalopoden um von einer reinen Brachiopodenfauna ersetzt zu 
werden. Die obersten Old red-Bildungen sind durch das Vorkommen von Si£reptorhynchus umbdraculum, 
Strophomena interstrialis, Merista Calypso vertreten; die Scaphaspis-Schichten durch Merista Hecate und 
Rhynchonella nympha var. pseudolivonica. 

Am Zbrucz ist die obere Schicht unverändert. Wir finden in Skala in den obersten Schieferschichten 
Streptorhynchus umbraculum und Stringocephalus bohemicus, neben etwas älteren Formen der Etage F, I 


Barrandes (Orthis palliata und Atrypa Arimaspus). Nördlich von Skala, in der Gegend von Chorostköw, 
24* 


182 Jos. von Siemiradzki. [10] 


ist diese obere Devonschicht sehr deutlich in der Gestalt von schwarzen Crinoidenkalken und gelben losen 
Korallenmergeln entwickelt, welche durch das häufige ‘Vorkommen von Retzia Haidingeri und Amplexus 
eurycalyx, einer sonst in Podolien nur vereinzelt in den obersten »Borszezower« Schiefern vorkommenden 
Form, charakterisiert ist. Gleiche schwarze Korallenkalke am oberen Zbrucz (Kozina) mit Meristella cana- 
liculata Wien. dürften wenigstens zum Teil auch hieher gehören. 

Die allgemeine Verbreitung von devonischen Brachiopoden, wie Streptorhynchus umbraculum, 
Strophomena interstrialis, Rhynchonella pseudolivonica u. s. w., welche südlich bis zum Dniester, östlich 
bis über Kamieniec reichen, beweist zur Genüge, daß die devonische Decke eine gleiche horizontale Ver- 
breitung wie die silurischen Gebilde Podoliens besaß, und letztere überall südlich bis zum Dniestertale 
bedeckte. 

2. Unter der Cucullellen- und Scaphapis-Bank kommt in Zaleszezyki ein Schichtenkomplex 
von grauen Tonschiefern und grauen kristallinischen Kalksteinen, welche durch das massenhafte Vorkommen 
von Beyrichien charakterisiert werden — zuoberst kommt in der Schicht 10. Beyrichia Wilkensiana, 
zuunterst (Schicht 2) Beyrichia podoliea Alth. vor — sonst sind die anderen Arten über den ganzen Kom- 
plex verbreitet (Beyrichia Buchiana und Primitia oblonga sind die häufigsten).. Neben Beyrichien 
kommt in der Mitte des Schichtenkomplexes eine Cephalopodenbank mit Orthoceras podolicum und O. Roemeri 
(aus der Loxoceras-Gruppe) und vielen Bivalven (Grammysia, Orthonota, Leptodomus ete.). Diese Schichten, 
welche in Czortköw ausschließlich ausgebildet sind (Czortköwer Schichten), gehören der Ludlow-- Stufe 
Englands an. Auch diese Schicht erleidet in östlicher Richtung einen bedeutenden Fazieswechsel: Die 
Orthoceren und Bivalven werden immer seltener, dafür tritt eine dünne Kalksteinbank im ölgrauen 
Mergelschiefer auf, welche ausschließlich aus Tentaculites ornatus und Waldheimia podolica besteht. Diese 
Schicht, in welcher die Versteinerungen gewöhnlich massenhaft angehäuft, aber bis zur Unkenntlichkeit zer- 
drückt sind, läßt sich auf dem ganzen silurischen Gebiete Podoliens östlich bis Kamieniec verfolgen. 


Der untere Teil der Beyrichienschichten von Zaleszezyki (Nr. 3—4) ist von massenhaft auftretenden 
großen Exemplaren von Leperditia tyraica gebildet und stellt, wie es scheint, ein sehr konstantes Horizont 
des podolischen Silurs dar. Dasselbe liegt sowohl in Zaleszczyki als in Skala am Zbrucz dicht über 
derjenigen Schicht, in welcher Eurypterus- und Pterygotus-Reste hie und da gefunden worden sind. In 
Zaleszczyki liegt auch tatsächlich unter der Leperditienbank eine Schicht von ölgrauen Schiefern mit 
Pterygotus sp., welche nach der von F. Dames gegebenen Gliederung der Gotländer Silurschichten der 
Basis des englischen Ludlow entspricht. 

In östlicher Richtung verändert sich auch diese Schicht sehr merklich, indem ihr oberer Teil (der 
Aymestry limestone) am Zbrucz und Smotryez in mächtige Korallen- und Stromatoporenbänke übergeht. Die 
westliche Bivalven- und Cephalopodenfazies (untere Czortköwer Schichten) geht gegen Osten (Borszezow 
etc.) in Brachiopodenschiefer mit drei aufeinanderfolgenden Faunen über: oben liegt eine Bank von S£fropho- 
mena Studenitzae, welche dem obersten Beyrichienschiefer entspricht. In der Mitte kommen massenhaft 
Spiriferen (Spir. bragensis und Spir. elevatus) vor, an der Basis liegt eine Bank, welche von großen 
Rhynchonellen (Rh. borealiformis) erfüllt ist und in welcher an manchen Stellen (Filipkowce, DZwino- 
grod) eine dünne Mergelbank mit unzähligen Trilobitenresten vorkommt, deren stratigraphische Lage an 
der Basis des Ludlow ebenfalls der P/erygotus-Etage entspricht. Am Zbrucz in Skala ist der untere Teil 
jenes Komplexes als Brachiopodenschiefer mit Spiriferen und Strophomenen ausgebildet; der obere 
bildet eine mächtige Korallen- und Stromatoporenbank. Am Smotrycz ist umgekehrt der untere Teil des 
Schichtenkomplexes als Korallenbank, der obere als Brachiopodenkalk ausgebildet. 

3. Der nächstfolgende Horizont unter der Leperditienbank und der ihr gleichalterigen Brachiopoden- 
schicht mit Rhynchonella borealiformis bildet in Zaleczezyki die Pierygotus-Bank, welche ihr Äquivalent 
an der Niezlawa in den Trilobitenschiefern von Filipkowce und DZwinogrod findet, in Skala 
durch eine Schicht mit Glassia obovata, Leperditien und Trilobiten vertreten ist und endlich in Ka- 
mieniec als eine Crinoidenbank mit Zurypterus Fischeri sich entwickelt hat. 

4. Die tiefer liegenden Wenlockschichten sind in Zaleszezyki nicht aufgedeckt. Man findet dieselben 
erst von Sinkow am Dniester an am Fuße der Aufschlüsse entblößt. Es sind zuerst weiche graue Mergel- 


[11] Die Paläozoischen Gebilde Podoliens. 183 
schiefer mit Brachiopoden, hauptsächlich verschiedene Orthis-Arten, darunter am häufigsten Orthis hy- 
brida und O. canaliculata. Gegen Osten wird auch diese Schicht verändert. Unter der dunklen Crinoiden- 
und Korallenbank der Eurypferus-Stufe liegt am Zbrucz eine untere Stromatoporenbank mit Coeno- 
stroma discoideum, Lucina prisca, Horiostoma globosum und discors, welche der d-Stufe Lindströms, 
nach Dames dem oberen Wenlock entspricht. In Kamieniec liegt in diesem Horizont grobbänkiger grauer 
unterer Korallenkalk mit mergeligen Zwischenlagen. 

5. Die allerälteste Schicht mit Versteinerungen des unteren Wenlock ist hauptsächlich nur am 
Dniester von Filipkowce bis Kitajgorod sichtbar; es sind Brachiopodenkalke und Schiefer mit Bilobites bi- 
loba, Leptaena transversalis und sehr wenigen Korallen. 

Als Leithorizont für die Beurteilung der Neigung der anscheinend horizontalen Schichten aut 
größeren Strecken kann uns am besten die Leperditien-Schicht (Zurypterus und Pterygotus, Trilo- 
bitenstufe) dienen, welche ihrer geringen Mächtigkeit wegen einen guten Anhaltspunkt für die Beur- 
teilung ihrer hypsometrischen Lage im Profil gestattet. 

Die Leperditien-Schicht liegt nun in Zaleszezyki und Dobrowlany in einer Höhe von 
etwa Io m über dem Wasserspiegel, d. h. 170 m Seehöhe. An der Zbruczmündung bei Zwaniec etwas 
niedriger (155 2 Seehöhe), etwas höher am Zbrucz bei Zawale in 150 m; in Skala bedeutend höher 
(190 m Seehöhe). 

Aus diesen Daten ergibt sich eine Neigung der Leperditien-Schicht gegen NW zwischen 
Zwaniec und Zawale und eine Neigung nach SW zwischen Skala und Zaleszczyki, welche nahezu 
40 m beträgt. Diese Fallrichtungen können nur durch die Annahme einer 40 m hohen Hebung am NO-Rande 
des podolischen Horstes, an welcher das Silur seine größte absolute Höhe von 260 m erreicht, zugleich 
mit einer Senkung der ganzen paläozoischen Platte nach NW, wie ich oben angegeben habe, ihre Er- 
klärung finden. 

Aus der Lagerung der podolischen Silurschichten geht also hervor, daß man in einem von West 
nach Ost genommenen Profil wesentlich gleichalterige, wenngleich verschieden faziell ausgebildete Schichten 
finden muß. In der Tat haben wir von Kitajgorod am Dniester in Russisch-Podolien bis Zaleszczyki überall 
gleichalterige Gebilde vor uns, nur haben wir der Tiefe des Taleinschnittes gemäß im westlichen Teile 
des Profils allein die obere Partie, die Beyrichien und Tentaculiten-Schichten, gegen Osten zu 
unter denselben immer ältere Horizonte vor uns. 

Ähnlich verhalten sich meridionale Profile (am Smotrycz, Zbrucz, Niczlawatale), wo man von Süd 
nach Nord ebenfalls die ganze Serie der paläozoischen Bildungen durchquert, Die ältesten Horizonte sind 
im Süden, am Dniestertale aufgeschlossen, wo die genannten Täler sich am tiefsten in das unterliegende 
Plateau eingeschnitten haben. 

Die allerältesten Horizonte des podolischen Silurs, welche leider trotz ihrer bedeutenden Mächtig- 
keit und großer Ausdehnung bisher keine Versteinerungen geliefert haben, finden wir allein in Russisch- 
Podolien im Tale des Dniester und seiner linken Zuflüsse von Jampol hinauf bis Studenica, wo die 
ursprünglich beinahe meridionale Richtung des Dniestertales eine plötzliche Biegung nach West erleidet. 
Zuunterst treten bunte, meist grüngefärbte Arkosen, welche nach oben zu mit bunten Tonschiefern alter- 
nieren, auf. Derartige Arkosen sieht man an den Dniesterufern von Jampol hinauf bis zur Mündung des 
Kalusik-Baches. Von hier hinauf gehen die Arkosen in grün und violett gefärbte Tonschiefer über, 
welche durch ihr Reichtum am großen kugeligen Phosphoritkonkretionen wohlbekannt sind (Mohylow, 
Ladawa etc.). 

Von Ladawa hinauf trifft man in dem oberen Teile der bunten Schiefer die ersten Bänke eines 
bituminösen dunkelgrauen, durch Imprägnierung mit phosphorsaurem Kalke halbkristallinischen Kalksteins, 
in welchen zuerst in Ladawa Versteinerungen des unteren Wenlock gefunden werden (Leptaena transver- 
salis, Strophomena rhomboidalis, Spirifer crispus, Trimerella sp. ind., Pterinea reticulata, Plumulites sp., 
Hallia mitrata). 

In Durniakowce am Dniester bestehen die steilen Felswände bis 28 »» Höhe aus dunkelviolettem 


Tonschiefer mit grünen Sandsteineinlagerungen. Darüber folgt eine 2°5 m mächtige Suite von abwechselnden 


184 Jos. von Siemiradzki. [12] 


grauen Tonschiefern und grauen Kalksteinbänken und zuletzt eine ‚15 m mächtige Kalksteinbank ohne 
Versteinerungen. 

In Studenica am Dniester hat Wieniukow die erste reichliche Fauna gefunden, welche er als 
unterstes Glied der ganzen Silurformation Podoliens betrachtet und dem Wenlockshale gleichstellt. Aus 
dem Vergleiche der dortigen Fauna mit dem sehr ähnlichen Profil von Borszczow ergibt es sich jedoch, 
daß hier trotz der geringen Mächtigkeit der Schichten dennoch mehrere Horizonte aufeinander gelagert 
sind. Zuunterst liegen hier bunte Tonschiefer mit Sandsteinzwischenlagen bis zu einer Höhe von 14 bis 
ı8 m. Darüber folgt eine Suite von dunklen Kalksteinen und dunklen Tonschiefern mit spärlichen Ver- 
steinerungen (Io m) und zuoberst eine 6 m mächtige Kalksteinbank mit sehr vielen Versteinerungen, welche, 
wie gesagt, Wieniukow sämtlich zum unteren Wenlock stellt. Wir werden nun prüfen, ob diese Annahme 


berechtigt sei. Die Liste von Wieniukow enthält folgende Arten: 


Hallia mitrata Schlth., Favosites gotlandica Lk., Halysites catenularia L., Monticulipora Bower- 
banki E. H., Heliolites interstinctus L., Stromatopora sp., Lingula Lewisi Sw., Orthis canalıs Sw., 
O. rustica Sw., O. cf. lunata Sw., O. hybrida Sw., Bilobites biloba L., Leptaena transversalis Wahl., 
Strophomena rhomboidalis Wilk., S. euglypha His., S. comitans Barr., S. Studenitzae Wien., S. antiguata 
Sw., Chonetes striatella Dalm., Atrypa reticularis L., A. marginalis Dalm., A. imbricata Sw., A, Bar- 
randei Dav., A. Thisbe Barr., A. cordata Lind.,- A. analoga Wien., A. Lindströmi Wien., Gruenewaldtia 
prunum Dalm., Glassia obovata Sw., Gl. compressa Sw., Spirifer elevatus Dalm., Sp. erispus His., SP. 
togatus Barr., Cyrtia exporrecta Wahlb., Retzia aplanata Wien., Whitefeldia tumida Dalm., Merista 
Hecate Barr., Pentamerus galeatus Dalm., P. linguifer Sw., P. podolicus Wien., Rhynehonella Wilssoni 
Sw., Rh. ancıllans Barr., Rh. delicata Wien., Pterinea concentrica Wien., Ptychodesma Nilsoni His., 
Mytilus parens Barr., Cypricardinia squamosa Barr., Lunulicardium bohemicum Barr., Horiostoma heli- 
ciforme Wien., Pleurotomaria labrosa Hall., Cyclonema multicarinatum Lind., Loxonema sinuosum Sw., 
Platyceras cornutum' His., Orthoceras Hisingeri (©. annulatuum Wien.), Orthoc. Kendalense Blake., 
(0. Althi Wien.), O. annulatocostatum Boll. (0. multilineatum Wien.), Enerinurus Punctatus Wahlb., 
Sphaeroxochus mirus Beyr., Illaenıs Bouchardi Barr., Calymene tuberculata Brünn., Phacops caudatus 


Brünn., Proötus concinnus Dalm. 


Sehen wir nun von den neu aufgestellten Arten und von solchen, welche eine sehr große vertikale 
Verbreitung besitzen, ab, und halten wir uns allein an diejenigen Formen, welche an bestimmte Silurhori- 


zonte gebunden sind, so erhalten wir folgendes Bild. 


Ausschließlich dem Wenlockshales eigen sind: Zepfaena transversalis, Cyrtia exporrecta, Bilobites 
biloba, Atrypa cordata, Orthis hybrida, Strophomena antiquata, Glassia compressa. 


Zum Wenlock limestone, ohne in die Wenlockshales herabzugehen, gehören folgende Arten: 
Orthoceras Hisingeri Boll. (auch im lower Ludlow), Heliolites interstinctus, Halysites catenularia, Or- 
this rustica. 


Zum lower Ludlow gehören: Glassia obovata und Loxonema sinuosum. 


Zum Aymestry limestone gehören: Cyclonema multicarinatum, Platyceras cornutum, Ptychodesma 
Nilssoni, Pleurotomaria labrosa, 

Endlich gehören Orthoceras Kendalense und Orth. annulatocostatum zur Fauna des Beyrichien- 
kalkes (upper Ludlow). 


Da nun eine ganz gleiche Fauna in Borszczow trotz der ebenfalls geringen Mächtigkeit und Ein- 
förmigkeit der Schichten auf mehrere aufeinanderfolgende Horizonte verteilt ist, so müssen wir auch für 
Studenica dasselbe annehmen, wir haben nämlich vor uns eine vollständige Serie vom unteren Wenlock 
bis zum oberen Ladlow. 

Von Kitajgorod an, wo das Dniestertal sich gegen West wendet, bis Zwaniec, sind die Schich- 
tungsverhältnisse sehr gleichförmig. 

Der untere Teil der Talböschungen bis 6—8 m Höhe besteht aus hellgrauen dünnplattigen, beim 
Verwittern knolligwerdenden Korallenkalken, welche eine reichliche Fauna des Wenlock limestone, lower 


[13] Die Paläozoischen Gebilde Podoliens. 185 


Ludlow und Aymestry limestone enthalten. Von den vielen von Wieniukow aufgezählten Formen hebe ich 
außer den gleichgültigen Formen folgende für die genannten Horizonte charakteristischen Arten hervor: 
1. Für den Wenlock limestone: Halysites catenularia, Heliolites decipiens, H, interstinctus, Or- 
this crassa Lind., Leptaena transversalis, Horiostoma globosum, Lucina prisca. 
2. Für den lower Ludlow: Plewrotomaria Lloydi, Glassia obovata. 
Für den Aymestry limestone: Pleurotomaria alata, Pl. cirrhosa, Pl. bieincta, Murchisonia 


107} 


compressa. 

Zwischen den knolligen Korallenkalken kommen öfters dünne Bänke von halbkristallinen Crinoi- 
denkalken und schieferige Schichten mit Brachiopoden (Orthis canalis, Orthis crassa, Spirifer Schmidti, 
Spirifer elevatus, Pentamerus galeatus etc.) vor. 

Über dem knolligen Korallenkalk kommt eine harte, stark zerklüftete graue Kalksteinbank von 3 m 
Mächtigkeit, welche überall an den steilen Uferböschungen scharf hervortritt. Da nun diese Kalksteinbank 
stets in gleicher Höhe über dem Flufspiegel zu sehen ist, letzterer aber zwischen Zwaniec und Kitajgorod 
um volle 20 »n herabsinkt, so folgt daraus, daß die anscheinend horizontalen Schichten außer ihrer Neigung 
von I bis 2%, nach NW (im Streichen) auch gegen O langsam einfallen. Über der harten Kalksteinbank 
folgt weiter eine IO bis I2 »2 mächtige Suite von alternierenden dünnbänkigen Kalksteinen und ölgrauen 
Tonschiefern, in deren Mitte eine feste Bank sichtbar ist, welche ausschließlich aus Schalen von Leperdi- 
tia tyraica gebildet ist. 

Die Fauna dieser oberen Schichten ist sehr arm und wenig charakteristisch, stimmt jedoch voll- 
kommen mit der reichen Fauna der weiter westlich entwickelten Beyrichienschichten überein. Wieniukow. 
hat in jenen oberen Schiefern am Dniester: Pferinea retroflexa, Orthonota sp., Tentaculites ornatus, T. annu- 
latus, Calymene tuberculata, Rhynchonella nucula und an einem Punkte, in Zawale am Zbrucz auch 
Beyrichien (P. Reussi Alth., B. inclinata Wien., B. idonea Wien., Entomis reniformis Wien.), gefun- 
den. Obgleich jene Beyrichienarten von den gewöhnlichen Formen verschieden sind, so beweist doch der 
Vergleich jener Tentaculitenschichten mit den ganz ähnlich gelegenen Schiefern von Kamieniec, in wel- 
chen typische Formen des Beyrichienkalkes wie Beyr. Buchiana, B. inornata, Primitia oblonga und 
Pr. concinna vorkommen, ihre Identität mit dem weiter westlich mächtig entwickelten Beyrichienschichten 
(Czortköw, Zaleszezyki, Uscieczko). 

Hervorzuheben ist der Umstand, daß in den von Wieniukow untersuchten Orten am Dniester in 
jenen oberen Tentaculitenschichten neben obersilurischen Arten niemals devonische Formen gefunden wor- 
den sind, was nur in dem Sinne zu deuten ist, daß dieselben nicht, wie man glauben könnte, bereits im 
Beyrichienschiefer in Podolien auftreten, sondern in einem selbständigen, petrographisch gleichen Horizont 
über den Beyrichienschichten n Kamieniec und nördlich wie westlich davon vorkommen. Die Serie 
des Obersilurs ist in Russisch-Podolien am Dniester vollständig bis zum Beyrichienkalke, aber wie gesagt 
ist keine einzige devonische Art hier gefunden worden, während solche von Kamieniec an überall den 
-Arten des Beyrichienkalkes beigemischt sind. 

Begeben wir uns von der Dniesterlinie in einem beliebigen Nebentale nach Norden, so tritt uns 
diese Tatsache sehr deutlich entgegen, besonders deutlich im Tale des Smotrycz, Zwaniec und Zbrucz. 

Smotrycztal. An der Mündung bei Uscie haben wir das oben beschriebene am ganzen Dniester- 
tale sich wiederholende Profil: unten knollige Korallenkalke, in der Mitte die harte Kalksteinschicht, oben 
ein IO bis I4 m mächtiger Schichtenkomplex von mergeligen Kalken und grünlichgrauen Tonschiefern. 
Den nächstfolgenden Aufschlufß Außaufwärts haben wir bei Kamieniec, wo, wie wir gesehen haben, im oberen 
Tonschiefer Beyrichien und neben Beyrichien auch Rhynchonella nympha, Atrypa Arimaspus und 
Atrypa sublepida vorkommen. 

Oberhalb Kamieniec in Pudlowce sind nur die oberen Korallenkalke der Etage f Gotlands und 
darunter liegende Stufen erhalten (Korallen, Gastropoden, Orthoceras annulatocostatum Boll. und Penta- 
merus vogulicus Vern.). 

Weiter den Smotrycz hinauf sind die Aufschlüsse bei Dumanow, Niehin und Czercz erwähnens- 
wert, in welchen neben anderen Rhynchonella nympha var. pseudolivonica Barr. und Pentamerus Seberi 


186 Jos. von Siemiradzki. [14] 


var. rectifrons gefunden worden sind, sonst ist die Fauna arm und nicht charakteristisch: sie besteht aus 
mehreren Brachiopoden und Korallen von einer großen vertikalen Verbreitung. In den unteren Horizonten 
liegt n Dumanow und Niehin eine dunkelgraue Crinoiden- und Korallenbank. 

Zwaniectal. Zahlreiche Aufschlüsse am Dniester-Ufer zwischen Zwaniec, Braha, Chocim 
sind gleich wie in Uscie geschaffen. Die oberen schieferigen Schichten über der Leperditienbank enthalten 
sehr wenige und unbedeutende Versteinerungen, darunter keine devonischen Arten. 

In Nagorzany sind die oberen 8 »z mächtigen schieferigen Schichten besser als am Dniester 
charakterisiert; sie enthalten über der Leperditienbank: Chonetes striatella, Rhynchonella nucula, Pterinea 
retroflexa, Orthonota sp., Tentaculites ornatus, T. annulatus, Calymene tuberculata, also eine Fauna des 
Beyrichienkalkes ohne Beimischung von devonischen Formen. Weiter hinauf folgt der Aufschluß 
von Orynin, Die Aufschlüsse sind unbedeutend; es treten hier allein die Korallenkalke der Stufe f und 
die Leperditienbank, welche ihre obere Grenze bildet, auf; jüngere Schichten sind nicht bekannt. 

Noch höher auf der Parallele von Czercz liest der Aufschluß von Laskorun. Graue dickbän- 
kige Kalksteine mit grauen Tonschieferzwischenlagen enthalten unter anderen Spirifer robustus Barr., 
Strophomena interstrialis Phill., also unterdevonische Arten, die anderen Formen, meist Brachiopoden mit 
wenigen Korallen und Gastropoden, gehören Arten, welche durch das ganze Obersilur hindurchgehen, an. 

Zbrucztal. Kozaczöwka (an der Mündung). In der Sammlung von Bieniasz und Alth habe 
ich aus dieser Ortschaft folgende Formen bestimmt: Monticulipora pulchella, Amplexus eurycalyx, Pa- 
chypora Lonsdalei, Orthis canalis, OÖ. hybrida Sw., Glassia obovata Sw., Atrypa reticularis L., Rhyn- 
chonella nucula Sw., Rh. Wilsoni Sw., Rh. borealiformis Szajn., Spirifer bragensis Wien., Strophomena 
Studenitzae Wien., Streptorhynchus umbraculum Schlth., Nucula lineata Phill., Waldheimia podolica m., 
die Fauna gleicht derjenigen von Borszezöw und umfaßt Leitfossilien des Wenlockshale (Orthis hybrida, 
Rhynchonella borealiformis), des lower Ludlow (Glassia obovata), des Beyrichienkalkes (Waldheimia po- 
dolica, Strophomena Studenitzae, Nucula lineata Phill.). 

Paniowce. Inder Sammlung von Alth und Bieniasz: Monticulipera pulchella, Cyathophyllum articu- 
latum, Hallia mitrata, Orthis hybrida Sw., Orthis palliata Barr., Glassia compressa Sw., Whitefeldia 
tumida Dalm., Meristella canaliculata Wien., Spirifer Bragensis Wien., Atrypa reticularis L., Pentamerus 
linguifer Dalm., Rhynchonella Davidsoni, Rh. borealiformis, Waldheimia podolica, Leperditia tyraica, 
Loxonema sinuosum. | 

Zawale. Am linken Ufer liegen unter dem miocänen Kalksteine und Gips: 

1. Zuerst alternierende Schichten von grauem Kalkstein und bläulichgrauen Tonschiefern, in deren 

Mitte eine Leperditienbank liegt. 

2. Darunter liest wie überall am Dniester harter grauer Kalkstein. 

3. Zuunterst grauer plattiger Kalkstein mit Korallen, Stromatoporen, Brachiopoden etc. 
In den oberen Schiefern hat Wieniukow Beyrichien (2. idonea Wien., B. inclinata Wien,, 
B. Reussi Alth., Entomis reniformis Wien.) gefunden. In den unteren Kalken findet man Leit- 
fossilien mehrerer Horizonte von der Etage d (Gotland) aufwärts, so: Orthoceras pseudoimbri- 
catum, Horiostoma discors, Lucina prisca von der Etage d, Pterinea retroflexa und Leperditia 
tyraica von höheren Schichten. 

Kudrynce. Profil wie in Zawale: Chonetes striatella Dalm., Spirifer Bragensis Wien., Glassia 
compressa Sw., Rhynchonella borealiformis Szajn., Atrypa Arimaspus Eichw., Loxonema sinuosum. 

Aus Gzarnokozince kenne ich nur Zeperditia tyraica Schmidt. 

Nach Bieniasz sind die Aufschlüsse in Czarnokozince, Zalesie, Niwra und Zalucze ähnlich wie in 
Kudrynce; Korallenkalke unten, oben gelbliche Mergelschiefer ohne Versteinerungen. 

Wierzböwka. Grünliche Mergelschiefer mit grauen Kalkzwischenlagen (Monticulipora pulchella) 
Amplexus borussicus. 

Podfilipie. Unten dunkelgrauer knolliser Kalkstein, oben mit einer fossilreichen Crinoidenbank. 
Weiter grauer Kalkstein mit Kalcitgoden und fester dunkler Kalkstein, nach oben zu in gelblichen Mergel- 
kalk übergehend, oben grauer körniger Kalk, 


[15] Die Paläozoischen Gebilde Podoliens. 187 


BereZanka und Iwanköw: Dünnplattige graue Kalksteine mit Zeperditia tyraica. 

Skala: Das Profil von Skala habe ich oben beschrieben. 

ZbrzyZz und Kociubinczyki: Gelbliche erdige Mergelkalke und dunkle Korallenkalke mit Ze- 
berditia tyraica, Rhynchonella nucula, Spirifer elevatus und Orthis canalıs. 

Sidoröw: Unten am Wasserspiegel liegen gelbe dünngeschichtete Kalksteine, darunter weiche 
Schiefer mit Leperditien und Gastropoden. 

Husiatyn: Am steilen Zbruczufer werden in zahlreichen Steinbrüchen feste aschgraue dickbänkige 
Kalksteine mit weißen Kalzitgeoden ausgebeutet. Das Silur erreicht hier 250 m absolute Höhe. 

Ganz ähnliche Kalksteine sieht man weiter hinauf bei Olchowezyk und Holeniszezöw 
(Spirifer elevatus). 

Bei Holeniszezöw mündet in den Zbrucz ein Zufluß, die Gnila und Tajna, in welchen bis in 
die Umgegend von Chorostköw sehr lehrreiche Aufschlüsse des obersten Silur und unteren Devon 
auftreten. 

Tajnatal: Mündung: Trybuchowce-Liczkowce. Unter der cenomanen Kreide und Miozän 
liesen gelblichgraue Mergelschiefer ohne Versteinerungen, darunter eine gelbe Mergelschicht mit Amplexus 
eurycalyx und Merista Calypso Barr. Zu unterst harter grauer Kalkstein .(Murchisonia compressa, Leper- 
ditia tyraica, Cyathoph. articulatum, Hallia mitrata). 

Nizborg Stary: Korallenkalke von Mergelschiefern bedeckt. 

Myszkowce: Io m über dem Wasserspiegel der Tajna tritt unter dem Miozän ein hellgrünlich- 
grauer mergeliger Kalkstein (Spirifer Bragensis, Waldheimia podolica). 

Mazuröwka und Michalki bei Celejöw: Unten liegt grauer Kalkstein mit einer obersilurischen 
Fauna: Favosites Forbesi, Atrypa reticularıs, Pentamerus galeatus, Platystrophia podolica, Orthis 
canalis, O. crassa, O. palliata, Sp. Bragensis, Strophomena Studenitzae, Pterinea retroflexa, Orthis hy- 
brida, Rhynchonella Wilssoni, Strophomena podolica. 

Über dem Silur liegt eine gelbe Mergelbank mit kalkigen Zwischenlagen, in welcher eine rein de- 
vonische Fauna gefunden wird: Sfreptorhynchus umbraculum, Atrypa reticularis, Cyrtina heteroclita, Fa- 
vosites sp., Hallia mitrata, Coenites podolicus n. sp., Cyathophyllum caespitosum, Amplexus eurycalyx, 
Pseudohornera similis Phill., Retzia Haidingeri Barr., Heliolites porosa, Strophomena rhomboidalis Wilk., 
Rhynchonella Daleydensis. 

Uwisla: Unten fester grauer Kalkstein mit Pachypora Lonsdalei, Glassia obovata, Spirifer Bra- 
gensis, Orthis canaliculata. Darüber gelber lockerer Mergel mit einer Bank von Amplexus eurycalyx 
Weissml., Coenites podolicus und sehr vielen schön erhaltenen Exemplaren von KRetzia Haidingeri Barr. 
Es scheint, als ob an dieser Stelle die unterdevonischen Amplexusmergel die Wenlockschichten direkt bedecken. 

Gnilatal: Hauptsächlich Tonschiefer mit geringen Kalkzwischenlagen. Von Versteinerungen sind 
nur Leperditien und Korallen bekannt. 

Zwischen Horodnica und Wojewodynhce: Grünliche oder hellgraue Tonschiefer ohne Ver- 
steinerungen. 

Borki Male: Gelbliche Tonschiefer am Fuße der Entblößung. 

Oberes Zbrucztal oberhalb Holeniszezöw : 

Holeniszczöw: Oben grauer Kalkstein mit grauen und grünlichen Tonschieferzwischenlagen 
(Favosıtes gotlandiea Lk., F. Hisingeri E. H., Labechia conferta E. H., Atrypa reticularis L., Spirifer 
elevatus Dalm., Meristina didyma Dalm., Gruenewaldtia prunum Dalm., Pentamerus galeatus Dalm., 
Rhynchonella Wilssoni. 

Unten grauer mergeliger Kalkstein ohne Versteinerungen. 

Krecilöw: Spirifer Schmidti Lindstr., Retzia aplanata Wien., Cyathophyllum articulatum. 

Satanöw: Unter dem Miozän liegt grauer mergeliger Kalkstein mit grünlichgrauen Tonschiefer- 
zwischenlagen (Hallia mitrata Schlth., Syringopora fascicularis L., Alveolites Labechei E. H., Orthis 
crassa, Streptorhynchus umbraculum, Chonetes striatella, Atrypa reticularis, Grunewaldtia prunum Dalm, 
Spirifer elevatus Dalm., Sp. Bragensis, Sp. Thetidis Barr., Sp. Schmidti Lindstr., Meristina didyma Dalm., 
25 


Beiträge zur Paläontologie Österreich-Ungarns, Bd. XIX. 


188 Jos. von Siemiradzki. [16] 


Pentamerus galeatus Dalm., Rhynchonella Wülssoni, Rh. Dumanowi Wien., Rh. Satanowi Wien., Zucina 
brisca, Tentaculites annulatus Sw., Encerinurus punctatus Walhb., Beyrichia inornata Alth., Beyr. Reussi 
Alth., Orthonota sp., Scaphaspis obovatus Alth. 

Unten liegt grobbänkiger fester bläulichgrauer Kalkstein mit Favosites gotlandica, Heliolites inter- 
stinctus, Stromatopora sp., Lucina prisca und Pleurotomaria aff. cirrhosa Lindstr. Die Schichten sind 
schwach nach NW geneigt. 

Von Satanöwka am Zbrucz habe ich: Horiostoma globosum, Cyclonema carinatum und Holo- 
bella acicularis Roem. bestimmt. 

Aus Kalaharöwka gegenüber Satanow: Cucullella tenwiarata Sandb., Omphyma subturbinata, 
Heliolites interstinctus, Favosites Forbesi, Coenostroma discoidea. 

Kozina: Dünnbänkiger dunkler knolliger Kalkstein: Cyathophyllum articulatum, Hallia mitrata, 
Favosites Gotlandica, Fav. Forbesi, Syringopora fascicularis, Horiostoma globosum, Ambonychia striata 
Sw., Orthis canaliculata Lindstr., ©. hybrida Sw., Chonetes striatella Dalm., Spirifer Bragensıs Wien., 
Grunewaldtia prunum Dalm., Glassia compressa Sw., Meristina didyma Dalm., Merista Calxpso Barr., 
Meristella canaliculata Wien. (sehr häufig), Pentamerus galeatus Dalm., P. linguifer, Rhynchonella Wil- 
ssoni, Rh. Dumanowi Wien., Waldheimia podolica m., Stringocephalus bohemicus Barr., Leperditia tyraica 
Schmidt. ; also gleich Skala sämtliche Stufen von Wenlock bis zum Devon. 

Kokoszynhce: Grünlichgraue nach Verwitterung gelbliche Mergelschiefer. 

Luka Mala und Postolöwka: Am Fuße der Aufschlüsse grünlichgraue Tonschiefer mit Cho- 
netes striatella. 

Hier liegt der nördlichste Punkt, bis zu welchem silurische Schichten am Zbrucz sichtbar sind. 

Kehren wir jetzt wieder zum Dniester auf galizischem Gebiete zurück: 

Von der Zbruczmündung erhebt sich das Terrain terrassenartig bis Okopy. Die felsigen Wände 
bestehen zwischen Okopy und Bielawince ausschließlich aus silurischen Schichten mit spärlichen Resten 
von Cenoman und Diluvium. Die absolute Höhe des Silurs erreicht an dieser Stelle 150—160 m, die re- 
lative Höhe über dem Dniesterniveau 40—50 m. 1. Unten liegt plattiger grauer Mergelkalk, 2. Darüber 
gelber Mergel ohne Versteinerungen. 3. Oben graue und schwarze bituminöse körnige Korallen- und Cri- 
noidenbänke, welche nach oben zu in graue Tonschiefer mit Brachiopoden übergehen. 4. Darüber folgen 
gelbliche Mergelschiefer mit Zwischenlagen von bituminösem körnigen Kalkstein. 5. Graue feste Korallen- 
kalke und zu oberst 6. graue Tonschiefer ohne Versteinerungen. Außer Korallen kenne ich aus diesem Orte 
nur Murchisonia Demidoffi Vern. und Leperditia tyraica. 

Das Alter jener Schichten wird jedoch durch die Kenntnis der reichen, von Lomnicki gesammelten 
Fauna von DZwinogröd klar: Die Dniesterufer zwischen Trubcezyn und DZwinogröd bestehen aus 
schwarzen und grauen körnigen Kalken mit einer sehr reichen Fauna: 

Favosites Gotlandica, F. Hisingeri, Syringoporaq bifurcata, S, fascicularis, Heliolites interstinctus, 
Monticulipora Fletscheri, M. pulchella, Monticulipora papillata, Alveolites Labechei, Coenites juniperinus, 
C. intertextus, Actinocystis Grayı, Cyathophyllum articulatum, Amplexus borussicus, Hallia mitrata, 
Coenostroma discoidea Lonsd., Actinocrinus sp., Entrochus asteriscus Roem., Crotalocrinus rugosus Mill., 
Bilobites biloba L., Orthis canalis Sw., Chonetes minuta Kon., Spirifer Bragensis Wien., Spir. 
Schmidti Lind., Merista Hecate Barr., Merista Calypso Barr., Meristella canaliculata Wien., Atrypa reti- 
cularis L., A. semiorbis Barr., A. Arimaspus Eichw., Pentamerus galeatus Dalm., Rhynchonella delicata 
Wien., Rh. borealiformis Szajn., Waldheimia podolica m., Ambonychia striata, Horiostoma globosum, 
Hor. simplex Wien., Orthoceras Ludense Sw., O. annulatocostatum Boll. Gomphoceras ellipticum Sw., 
Clinoceras podohcum m., Clin. ellipticum m., Leperditia tyraica, Calymene tuberculata. 

Diese Fauna entspricht vollkommen derjenigen von Borszezöw und gehört der ganzen Serie 
des podolischen Silurs an: Bilobites biloba, und Spirifer Schmidti gehen nicht über die Schicht 
c. Lindströms (Wenlock shale) hinaus, Horiostoma globosum und die Korallen gehören der Etage d 
(Wenlock limestone) an. Orthoceras Ludense, Gomphoceras ellipticum und Ambonychia striata 
sind Leitfossilien des unteren Ludlow (Etage e), Orthoceras annulato costatum und Waldheimia podolica 


[17] Die Paläozoischen Gebilde Podoliens. 189 


gehören dem Beyrichienkalke an. Endlich Afrypa semiorbis, A. Arimaspus, Merista Calypso, Meristella 
canaliculata sind unterdevonische Formen. 

Bei DzZwinogröd mündet in den Dniester der DZwiniaczka-Bach, an welchem ebenfalls gute 
Aufschlüsse vorhanden sind. 

Babince: In einem schwarzen bituminösen Kalksteine habe ich folgende Arten gefunden: Dualina 
cf. robusta Baır.. Rhynchonella borealiformis, Pentamerus linguifer, Spirifer Bragensis, Strophomen«a 
Studenitzae, Streptorhynchus umbraculum, Cyphaspis rugulosus Alth., Dalmannieo caudata, Entomis reni- 
formis Wien., /sochilina erratica Krause. 

Kudrynce: Desgl.: Choneles striatella, Spirifer Bragensis, Glassia compressa Sw., Atrypa 
Arimaspus Eichw., Rhynchonella borealiformis, Loxonema sinuosum. 

Silurische Schichten sieht man weiter am Dniester zwischen DZwinogröd und Wolkowce, sowie 
zwischen Olchowce und Mielnica. Den besten Aufschluß in diesem Gebiete bietet Dzwonköw, 


wo nach Alth folgendes Profil zu sehen ist: 


1. Zu unterst gelblichgraue Mergelkalke. 

2. Dunkelgrauer Korallenkalk. 

3. Eine 12 m mächtige Serie von grauen festen Kalksteinbänken mit weißen Kalzitadern. 

4. Grauer Tonschiefer mit losen Korallen (Montzeulipora?). 

5. Schwarzgraue schieferige Kalksteinbank mit sehr vielen Versteinerungen, hauptsächlich Crinoiden- 
stielgliedern und Korallen (Syringopora, Favosites, Cyathophyllum, Heliolites, Labechia conferta), seltener 
sind Brachiopoden: Afrypa reticularis, Spirifer, Orthis, Strophomena, sehr selten sind Trilobiten 
und kleine Ostracoden. 

6. Graue schieferige Mergelkalke mit Korallen, 

7. Dunkelgraue mergelige Kalkschiefer mit vielen Korallen und Trilobiten (Dalmannia caudata) 
(Trilobitenbank). 

Die oberste Trilobitenbank wurde von Alth und Bieniasz als DZwinogroder Schichten aus- 
geschieden und als Zwischenglied zwischen den »Skalaer« und »Borszezöwer« Schichten betrachtet. Nun 
ist aber jene Trilobitenschicht weiter westlich in Filipkowce sehr schön entwickelt und liegt hart unter 
der Schicht mit Rhynchonella borealiformis, mithin an der oberen Grenze des Wenlock. Sie kann daher 
nicht jünger, sondern muß älter sein als die oberen Skalaer Korallenkalke, welche dem Aymestry limestone 
angehören und weiter westlich durch Brachiopodenschichten (Borszezöwer Schichten) zum Teil vertreten sind. 


Von Wolkowce am Dniester liegen mir in einem schwarzen körnigen Krinoidenkalke folgende 
Arten vor: Ambonychia striata Sw., Pentamerus linguifer, Orthis canalis Sw., Strophomena Studenitzae, 
Strophomena mimica Barr., Bellerophon uralicus Vern., Monticulipora pulchella E. H., Orthoceras 
Ludense, Dalmannia caudata Emmr., Cyphosoma rugulosum Alth., Proötus podolicus Alth., Primitia 
oblonga Jones., Beyrichia podolica Alth., Orthonota solenoides Sw., also Arten der Etagen e (©. Ludense 
und Ambonychia striata) f., (Bellerophon uralicus) und der Beyrichienkalke vor, 


Olchowce: Orthoceras Ludense, Horiostoma heliciforme Wien., Spirifer elevatus, Rhynchonella 
Wilsoni, Rh. borealiformis. 

Mielnica: Whitefeldia tumida, Pentamerus linguifer, Dalmannia caudata. 

Chudykowce: Monticulipora Pulchella, Oyathophyllum articulatum., Fav. Forbesi, Orthis 
canalis, O. hybrida, O. palliata Barr., Strophomena Studenitzae Wien., Streptorhynchus umbraculuım, 
Chonetes striatella Dalm., Spirifer elevatus, Spir. Bragensis, Glassia obovata, Meristina didyma, Atrypa 
Thetis Barr., Pentamerus linguifer, Rhynchonella Wilssoni, Rh. borealiformis, Waldheimia podolica m., 
Bellerophon aff. Hintzei Frech., Orthoceras Kendalense Blake., Gomphoceras ellipticum Sw., Trochoceras 
optatum Barr,, Cucullella tenuiarata Sandb., Dalmannia caudata, Proötus podolicus Alth., Cyphaspis 
rugulosus Alth., Primitia concinna Jones., Beyrichia inornata Alth., Beyr. Buchiana Jones. Dem unteren 
Wenlock gehört: Orthis hybrida, dem unteren Devon: Cucullella tenwiarata, Bellerophon aff. Hintzei, 
Streptorhynchus umbraculum und Orthis palliata an. 


25* 


190 Jos. von Siemiradzki. [18] 


Michalköw: Orthis canalis Sw., ©. hybrida, O.lunata Sw., Chonetes striatella, Atrypa reticu- 
laris, Pentamerus galeatus, Rhynchonella borealiformis, Platyceras aff. cornutum, Proetus podolicus Alth., 
Cyathoerinus Sp. 

Uscie Biskupie: Orthis hybrida, Ortis palliata Barr., Pentamerus galeatus, Rhynchonella 
borealiformis, Streptorhynchus umbraculum, Platyceras disjunctum Gieb., Pterinea Danbyi Me. Coy., 
Grammysia podolica m,, Anarcestes podolicus n. sp., Dalmannia caudata Emmr., Hallia mitrata. 


In Uscie Biskupie mündet in den Dniester die Niczlawa, an welcher nach den Karten von Bie- 
niasz und Alth ausschließlich sog. »Borszezower« Schichten auftreten, Wir haben nun oben gezeigt, daß 
dieser Begriff nur eine fazielle Bedeutung besitzt, indem in Borszczöw sämtliche obersilurische Stufen 
bis zum unteren Devon vertreten sind. Dasselbe ist auch für verschiedene Ortschaften am Niczlawatale der 
Fall, woher die zahlreichen mir vorliegenden Versteinerungen ohne nähere Horizontierung gesammelt worden 
sind. So vor allem in Filipkowce, woher ich über eine sehr reiche Sammlung Lomnickis verfügen 
konnte. Die Fauna entspricht gleich Borszczöw sämtlichen Etagen des Obersilurs bis zum unteren Devon: 
Cyathophyllum articulatum, Favosites Forbesi, Acercvularia ananas L., Crotalocrinus rugosus Nill., Glyp- 
tocrinus Sp. ind., Orthis canalis Sw., O. hybrida, O. canaliculata Lindstr., O. lZunata Sw., O. rustica Sw., 
O. erassa Lindstr., O. palliata Barr., O. germana Barr., Strophomena Studenitzae Wien. (bildet zusam- 
menhängende Bänke über der Spiriferen-Bank), Strophomena extensa Gagel., Str. podolica n, sp., Strepto- 
rhynchus umbraculum, Chonetes striatella Dalm., Spirifer Schmidti Lindstr, Sp. Bragensis Wien., 
Sp. robustus Barr., Sp. aff. Nerei Barr., Glassia compressa Sw., Gl. obovata Sw., Whitefeldia tumida 
Dalm., Merista Hecate Barr., Meristina didyma Dalm., Merista Calypso Barr., Meristella canaliculata Wien., 
Atrypa reticularis L., A. semiorbis Barr., Pentamerus linguifer, Rhynchonella cuneata, Rh. Wilssont, 
Rh. Davidsoni, Rh. borealiformis Szajn. (kommt massenhaft in einer Schicht über der Dalmannia-Bank 
vor), Waldheimia podolica m., Ambonychia striata Sw., Pterinea Danbyi Mc. Coy., Pf. retroflexa His., 
Pterinea retieulata His., Orthonota solenoides Sw. Platyceras disjunctum Gieb., Bellerophon aff. Hintzei 
Frech, Orthoceras Kendalense Blake., Olinoceras podolicum m., Oyrtoceras intermedium Barr., Cyrtoceras 
breve n. sp., Anarcestes podolicus n. sp., Calymene tuberculata Emmr., Dalmannia caudata (bildet eine 
ganze dünne Bank unter der Borealis-Schicht), Proötus podolicus Alth., Leperditia tyraica Schmidt., Primitia 
oblonga Jones., Proetus Dzieduszyckianus Alth. 


Sapachöw: Monticulipora pulchella, Pachypora Lonsdalei, Hallia mitrata, Michelinia geome- 
trica Pentacrinus sp. 

Von Krzywcze am Cygankabache liegen mir in einem schwarzen Kalkstene: Orthoceras Ken- 
dalense Blake, Platystrophia podolica n. sp., Strophomena Studenitzae, Streptorhynchus umbraculum, 
Pentamerus linguifer, Rhynchonella Wilssoni, Rh. borealiformis und Bellerophon sp. vor, 


Niczlawatal: Babince: Tentaculites ornatus. 


Chudyjowce: Zu unterst liegt die Dalmannienbank. Darüber ist im grauen Schiefer eine 
Kalksteinbank aus zerdrückten Schalen von Sfrophomena Studenitzae eingebettet: Orthis hybrida, ©. ca- 
naliculata Lindstr., ©. canalis Sw., ©. crassa, O. palliata Barr., Spirifer elevatus, Strophomena Stude- 
nitzae, Glassia obovata, G. compressa, Whitefeldia tumida, Merista Hecate Barr., Meristella canaliculata 
Wien., Atrypa reticularis, Pentamerus lingufer, Rhynchonella borealiformis, Platyceras disjunctum, Dal- 
mannia caudata, Monticulipora Fletscheri, M. pulchella, Hallia mitrata, Favos. Hisingeri, F. Forbesi, 
Michelinia geometrica. 

Szyszkowce: Graue Mergelschiefer mit massenhaft auftretenden Monticulipora pulchella, in 
den unteren Schichten kommen Kalkbänke mit Strophomenen und Rhynchonella borealiformis vor: Orthis 
hybrida, Rhynchonella borealiformis, Strophomena Studenitzae, Str. podolica n. sp., Platyceras disjunctum, 
Monticulipora Fletscheri. 

Skowiatyn: Orthis canalis Sw., O. hybrida, O. crassa Lindstr., ©. palliata Barr., Platystrophia 
podolica n. sp., Streptorhynchus umbraculum, Strophomena Studenitzae, Spirifer Bragensis, Glassia com- 
‚bressa, Gl. obovata, Whitefeldia tumida, Merista Hecate, Atrypa reticularis, Pentamerus linguifer, Platyceras 


[19] Die Paläozoischen Gebilde Podoliens. 191 


hodolicum, Platyceras disjunetum, Orthoceras Hisingeri Boll, O. Ludense Sw., ©. Kendalense Blake.. 
Anarcestes podolicus n. sp., Pferinew Danbyi Me. Coy., Dalmannia caudata, 

Korolöwka: Oben dünnblättrige grünlichgelbe Schiefer mit einer Strophomenenbank. Unter 
dieser eine Schicht mit massenhaften Rhynchonella borealiformis. Noch niedriger Tonschiefer mit einer 
dünnen Bank von Dalmannia caudata und Monticulipora pulchella, M. Fletscheri. Unten- kommt eine Bank 
mit Leperditien und zuletzt grünlichgraue Schiefer mit Orthis hybrida. Aus diesem Orte habe ich 
folgende Formen bestimmen können: Orthis canalis Sw., O.hybrida, Chonetes striatella, Spirifer Bragensis, 
Glassia compressa, Whitefeldia tumida, Merista Hecate, Meristella canaliculata, Atrypa reticularis, Pterinea 
retroflexa His., Leptodomus laevis Sw., Grammysia complanata Sw., Cyrtoceras podolicum m., Dalmannia 
caudata Emmr. 

Borszczöw-Profil oben. Ich füge nur eine vollständige Liste der mir aus Borszczöw bekannten 
Versteinerungen hinzu: Monticulipora pulchella, M. papillata, Pachypora Lonsdalei, Cyathoph. articulatum, 
C. cf. vermiculare, Orthis canalis Sw., O. hybrida, O. crassa, O. lunata, ©. canaliculata, Platystrophia 
podolica m., Strophomena Studenitzae, Streptorhynchus umbraculum, Strophomena jpodolica, Chonetes 
striatella, Spirifer elevatus, Sp. bragensis, Sp. robustus Barr., Gruenewaldtia prunum Dalm., Glassia 
compressa, G. obovata, Whitefeldia tumida, Merista Hecate Barr., Meristina didyma Dalm., Merista Ca- 
Iypso Barr., Atrypa reticularis, A. Thetis Barr., Pentamerus galeatus, P. linguifer, Rhynchonella nucula, 
Rh. borealiformis, Rh. nympha, Discina rugata, Platyceras disjunctum, Horiostoma heliciforme Wien,, 
Bellerophon aft. Hintzei, Orthoceras Kendalense Blake., Dalmannia caudata, Primitia oblonga Jones. 

Wysuczka bei Borszezöw: Spirifer elevatus, Sp. Bragensis, Rhynchonella borealiformis, Meri- 
stella canaliculata, Streptorhynchus umbraculum, Strophomena Studenitzae, Orthis canaliculata, Ortho- 
ceras Ludense, Beyrichia inornata, Primitia oblonga, Dalmannia caudata. 

Wierzchniakowce bei Borszczöw. Graue oben grünliche Mergelschiefer, wie in Borszczöw, 
mit einer sehr reichen Fauna: Sphaerospongia podolica n. sp., Cyathocrinus, Crotalocrinus, Glyptocrinus, 
Orthis canalis Sw., O. canaliculata, O. crassa, O. hybrida, O. rustica, O. palliata, Platystrophia podolica m., 
Atrypa reticularis, Strophomena Studenitzae, Str. rhomboidalis, Str. podolica, Spirifer elevatus, Sp. Bra- 
gensis, Sp. robustus Barr., Glassia compressa, Gl. obovata, Merista Hecate Barr., Atrypa Thetis Barr., 
Rhynchonella Wilssoni, Rh. borealiformis, Platyceras cornutum, Pl. disjunctum, Orthoceras Kendalense 
Blake., Olinoceras podolicum n. sp. 

Gleboczek: Spirifer Bragensis, Rhynchonella borealiformis, Monticulipora pulchella. 

Lanowce. Graue Mergelschiefer mit Brachiopoden, reichen bis 250 »z über dem Meeresspiegel: 
Pachypora Lonsdalei, Orthis canalis, O. hybrida, ©. crassa, ©. canaliculata, ©. palliata, Platystrophia 
pbodolica, Strophomena Studenitzae, Spirifer Bragensis, Sp. robustus, Cyrtia multiplicata, Glassia obovata, 
Whitefeldia tumida, Merista Hecate, Atrypa reticularis, Pentamerus linguifer r., Rhynchonella boreali- 
formis, Rh. Davidsoni, Strophomena extensa, Pterinea Danbyi Me. Coy., Grammysia cingulata Me. Coy., 
Platyceras disjunctum, Glossoceras carinatum Alth. 

Kozaczyzna: Murchisonia compressa, Platyceras disjunctum, Pterinea retroflexa, Orthoceras 
Kendalense, Oyrtoceras anormale. 

Zielince: Orthis canalıs, O. canaliculata, O. hybrida, ©. palliata, Strophomena extensa, 
Spirifer Schmidti, Sp. elevatus, Sp. Bragensis, Sp. plicatellus, Glassia obovata, Merista Hecate, Meristina 
didyma, Pentamerus linguifer, Rhynchonella Wüssoni, Rh. borealiformis, Pleurotomaria labrosa, Pterinea 
Danbyı, Orthoceras Kendalense. 

Tarnawka: Strobhomena interstrialis Phill. 

Dawidkowce: Graue bis rötliche halbkristalline Kalksteine mit zertrümmerten Brachiopoden- 
schalen, alternieren mit ölgrünem Brachiopodenschiefer: Spirifer Bragensis, Pterinea lineata, Orthonota sp., 
Orthoceras Kendalense, Dalmannia caudata (also ausschließlich Formen des Beyrichienkalkes). 

SlIobödka: Leperditia tyraica. 

In Czarnokonce Male und Kolendziany erscheinen die silurischen Schiefer in der Isohypse 
von 245 m unter dem Miozän. 


192 Jos. von Siemiradzki. | [20] 


Szmahkowce: Ölgraue Tonschiefer mit Orthoceras podolicum, dazwischen dünne Kalkplatten, 
welche mit Waldheimia podolica und Tentaculites ornatus erfüllt sind. Noch weiter nördlich treten unter- 
devonische und obersilurische Schiefer mit Kalksteinzwischenlagen bei Kopyezynähce in der unmittelbaren 
Fortsetzung gleicher Bildungen des Gnilatales. Ich habe daraus Helolites porosa, Streptorhynchus um- 
braculum, Coenites podolicus bestimmt. Aus dem benachbarten Orte Kociubince besitzt die Krakauer 
Akademie eine Kalksteinstufe mit Leperditia tyraica. 

Westlich von der Niczlawamündung treten hauptsächlich nur Beyrichien-Schichten (Czortköwer 
Schichten) auf, jedoch kann man ältere Horizonte bis zum unteren Ludlow am Fuße der Entblößungen 
finden. Es sind überall sehr einförmige alternierende grünlichgraue Tonschiefer und dünne Bänke von 
kristallinischen grauen Kalksteinen. Die bezeichnenden Fossilien sind: das massenhafte Auftreten von Ten- 
taculiten und Waldheimia podolica, von Cephalopoden: Orthoceras podolicum Alth. 

Kolodröbka: Hallia mitrata, Orthis canalis, O. hybrida, Strophomena Studenitzae, Atrypa 
reticularis, Pentamerus linguifer, Rhynchonella borealiformis. 

Zamuszyn: Orthis hybrida, ©. canaliculata, O. palliata, Streptorhynchus umbraculum, Stropho- 
mena comitans Barr., Spirifer Bragensis Wien., Sp. erispus, Glassia compressa, Gl. obovata Sw., Atrypa 
reticularis L., Pentamerus linguifer, Rhynchonella borealiformis, Platyceras disjunctum, Dalmannia 
caudata. 

Sinköw: Dünnschieferige graue, halbkristallinische Kalke mit grünen Tonschiefern alternierend: 
Favosites Hisingeri, Syringopora fascicularis, Heliolites dubius, Pachypora Lonsdalei, Monticulipora 
pulchella, M. papillata, Oyathophyllum articulatum, Crotalocrinus rugosus, Orthis hybrida, Strophomena 
Studenitzae, Str. podolica m., Chonetes striatella, Spirifer Bragensis, Atrypa reticularis, Rhynchonella 
borealiformis, Waldheimia podolica, Cyrtoceras intermedium, Cyrtoceras podolicum m., Clinoceras po- 
dolicum m. 

Doroszowce am rechten Dniesterufer: Pferinea retroflexa, Tentaculites ornatus. 

Grödek an der Seretmündung: Ölgrüne Schiefer mit Kalksteinzwischenlagen bilden die halbe 
Höhe des steilen linken Seretufers: Spirifer elevatus, Whitefeldia tumida, Pentamerus linguifer, Glassia 
obovata, Pterinea retroflexa, Nucula lineata Phill. Orthoceras podolicum Alth. 

Serettal: Kulakowce: Unter dem Cenoman sieht man dieselben Schichten wie in Grödek. 

Kasperowce: Unten am Fuße der steilen Ufer des Seret und Dupa sieht man dieselben Schichten 
wie in Kulakowce und Grödek, sie gehen nach oben zu in grüne und dunkelrote Schiefer des unteren 
Devon über: Orthoceras Hagenowi Boll., Beyrichia inornata, B. Reussi, Primitia oblonga, Prim. con- 
cinna, Pr. muta, Favosites Forbesi. 

Im Nebentale der Dupa sieht man silurische Schichten allein in der Nähe der Mündung in der 
Ortschaft Bedrykowce: unten sieht man hier dünngeschichtete, manchmal knollige Kalke, oben grüne und 
rote Mergelschiefer. In halber Uferhöhe sieht man auch hellgraue kristallinische Korallenkalke und etwa 
30 cm unter diesem die kalkige Leperditienbank, welche von hier aus überall an der Basis der Beyrichien- 
schiefer auftritt. Alth hat daraus Beyrichia Reussi und Primitia rectangularis beschrieben. 

Folgen wir dem Seretlaufe weiter hinauf. Bilcze: Die silurischen Schichten reichen bis zu ®/, Ufer- 
höhe. Man sieht hier aschgraue dünnschieferige Mergelschiefer mit Kalkzwischenlagen, welche haupt- 
sächlich Waldheimia podolica und Tentaculiten führen: Cyathophyllum articulatum, Syringopora sp., 
Crinoidenstiele, Spirifer Bragensis, Sp. Schmidti, Strophomena antiquata (2), Rhynchonella nucula, 
Waldheimia podolica, Orthoceras podolicum, Stromatopora sp., Beyrichia Reussi, Beyr. Bilczensis Alth., 
Calymene tuberculata. 

Myszköw: Spirifer Bragensis, Waldheimia podolica. 

Kapuscince: Beyrichia Reussi Alth. 

Ulaszkowce: Beyrichia Reussi. 

Susolöwka: Das Silur reicht bis zur Isohypse von 250 m. Ölgraue bis rötliche Tentaculiten- und 
Brachiopodenschiefer: Strophomena Studenitzae, Spirifer Bragensis, Waldheimia podolica, Rhynchonella 
borealiformis, Rhynchonella nympha, Tentaculites ornatus, Favosites Forbesi. 


[21] Die Paläozoischen Gebilde Podoliens. 193 


Jagielnica: Orthoceras podolicum, Cucullella ovata, C, tenuiarata, Pterinea retroflexa, Ortho- 
nota solenoides, O. oolithophila, Tentaculites annulatus, Waldheimia, Beyrichia sp., Primitia oblonga, 
Favosites sp. 

Uhryn. Die steilen Ufer bestehen bis °/, Höhe aus silurischen dünnschieferigen grauen bis grün- 
lichen Mergelschiefern mit plattigen halbkristallinen Kalksteinzwischenlagen: Orthoceras podolicum, Orth. 
Roemeri, Orth. intermedium, Orthonota oolithophila Roem., Orthonota solenoides, Grammysia podolica, 
Leptodomus laevis, Strophomena Studenitzae, Str. podolica, Spirifer Bragensis, Glassia obovata, Wald- 
heimia podolica, Tentaculites ornatus. 

Czortköw-Profil oben beschrieben. Ich gebe hier noch eine vollständige Liste der bisher in 
Czortköw gefundenen Formen: Orthoceras podolicum, O0. Roemeri, O0. Berendti, OÖ. excentricum, O0. inter- 
medium, Cyrtoceras intermedium, CO. podolicum, C. formidandum, Pterinea retroflexa, Pt. opportuna, Nu- 
cula lineata, Cucullella tenwiarata, Orthonota solenoides, Grammysia cingulata, Gr. rotundata, Gr. podo- 
lica, Leptodomus laevis, L. podolicus, Orthis canalis Sw., ©. rustica, Strophomena Studenitzae, Strepto- 
rhynchus umbraculum, Spirifer Bragensis, Atrypa reticularis, Rhynchonella borealiformis, Waldheimia 
podolica, Orthonota semisulcata, Orthonota impressa, Cucullella ovata, Cucullella cultrata Sandb., Arca 
deeipiens Me. Coy., Leperditia tyraica, Beyrichia inornata, Beyr. Wilkensiana, Primitia concinna, Primi- 
tia oblonga, Tentaculites ornatus, Retzia Haidingeri Barr. 

Biala-Profil wie in Czortköw, nur sind die Schichten nach SW geneigt und gehen nach oben 
zu in jüngere rote und grüne Schiefer über: Cyrioceras formidandum Barr., Pecten densistria Sandb., 
Leptodomus laevis Sw., Edmondia podolica n. sp., Retzia Haidingeri Barr., Nucula lineata, Onchus sp., 
Leperditia tyraica, Primitia concinna, Pr. oblonga, Prim. muta, Beyrichia inornata, Tentaculites 
ornatus. 

Am gegenüberliegenden Ufer liest Wygnanka-Profil ganz gleich wie in Czeortköw: Orthoceras 
Roemeri, OÖ. excentricum, O. intermedium, Nucula lineata, N. plicata, Leptodomus laevis, Edmondia po- 
dolica n. sp., Cueullella ovata, Spirifer Bragensis, Waldheimia podolica, Tentaculites ornatus, Arca de- 
cipiens, Primitia oblonga, Entomis reniformis Wien., Beyrichia Bilczensis Alth., B. Salteriana Jones., 
Beyr. podolica Alth. 

Nagorzanka-Profil wie Czortköw: Orthoceras podolicum, ©. Roemeri, Leptodomus laevis, Cu- 
cullella sp., Leperditia tyraica. 

Kalinowszcezyzna: Leperditia tyraica, Beyrıchia Buchiana, Beyr. inornata. 

Bialy Potok: Gelblichweiße Mergelschiefer mit Zeperditia tyraica. 

Skorodynce: Orthoceras podolicum, O. Roemeri, O. cochleatum, Cyrtoceras podolicum, Modio- 
lopsis (2?) podolica, Leperditia tyraica, Tentaculites ornatus. 

Tudorow: ÖOrthoceras Roemeri, Clinoceras ellipticum, Cucullella ovata, Orthonota semisulcata, 
Pterinea retroflexa, Tentaculites ornatus, Retzia Haidingeri, Beyrichia inornata, Primitia oblonga, En- 
tomis reniformis. 

Zwiniacz: Cucullella tenuiarata, Primitia sp. 

Budzanöw: Unter den unterdevonischen Fischsandsteinen liegen grüne und graue Schiefer mit 
Nucula lineata, Leperditia tyraica, Cucullella sp., Primitia oblonga. 

Janöw: (yrtoceras podolicum, Nucula lineata, Pterinea retroflexa, Waldheimia podolica, Cu- 
cullella sp., Retzia Haidingeri Barr., Lep. tyraica, Aparchites ovatus, Primitia oblonga, Entomis reni- 
formis. 

Dolhe: Myilus insolutus Barr., Nucula plicata, Cucullella tenuiarata, Leperditia tyraica, Pri- 
mitia oblonga. 

Trembowla: Unter den roten plattigen Sandsteinen mit Fischresten liegen bunte, grüne oder 
rote, manchmal sandige Schiefer mit Zwischenlagen eines halbkristallinischen Kalksteines, welcher Leper- 
ditien, Beyrichien, Tentaculiten, Arca decipiens und unbestimmbare Fischschuppen enthalten. 

Die westlichsten Aufschlüsse des Silurs am Dniester bei Zaleszczyki und zwischen Iwanie und 


Uscieczko habe ich oben beschrieben. 


194 Jos. von Siemiradzki. [22] 


Old red in Podolien. 


Westlich von der Linie, welche die Ortschaften Zaleszezyki und Trembowla verbindet, gehen 
die bunten Schiefer des Unterdevon, welche wir in Zaleszczyki und UScieczko kennen gelernt haben, 
in typischen Old red über. Die spärliche Fischfauna, welche in demselben gefunden wurde, gehört mehreren 
Horizonten an, von der untersten Pferaspis-Stufe, welche meist nicht im eigentlichen Sandsteine, sondern in 
Sandsteinzwischenlagen der roten und grünen Schiefer oder wie in Zaleszezyki noch in kalkigen Bänken 
vorkommen, bis zur oberen mit Cocosteus und Glyptolepis, welche den unteren Calceolamergeln gleichalterig 
ist und als Strandbildung desselben unterdevonischen Meeres aufzufassen ist, welches die wenig mächtigen 
Tiefseebildungen mit devonischen Brachiopoden im ganzen paläozoischen Gebiete östlich von der Old red- 
Partie abgelegt hat. 

Im Dniestertale erscheinen die roten und grünen Sandsteine zuerst bei Dobrowlany in etwa 170 m 
Seehöhe und sind überall in horizontaler Lagerung bis nach Nizniöw an den schroffen Felswänden sicht- 
bar. In NiZniöw, bei einer absoluten Höhe von 192 m, kommen dieselben unter das Wasserniveau und 
werden von jurassischen Kalken bedeckt. 

Im Seret-Tale erscheint der Old red zuerst etwas nördlich von Czortköw und ist in sämt- 
lichen Nebentälern westlich vom Seret entblößt. In Laskowce erreicht derselbe 320 #2 Seehöhe. Von hier 
aus schreiten die roten Sandsteine auch auf die Ostseite des Seret bis Trembowla über, wo die berühmten 
Steinbrüche in denselben angelegt sind. Oberhalb Trembowla reicht der Old red über Strussow, Mi- 
kulince und Czartoryja bis Oströw bei Berezowica undim Gniezna-Tale bis Borki Wielkie 
und Smykowce. Die Sandsteinschichten oberhalb Trembowla sind vom gewöhnlichen Old red merklich 
verschieden; es sind grünliche, dick- bis dünnplattige, mit grünlichen Tonschiefern alternierende Sandsteine. 

Diese grünen Schichten liegen bei Trembowla im Hangenden der roten Sandsteine. 

Im Dzuryn-Tale reichen die roten Sandsteine von der Mündung bis in die Nähe von Bazar. 

Im Kyrnica-Tale von der Mündung bis Drohiczöwka. 

Im Strypa-Tale bilden die devonischen Sandsteine recht malerische Cafions; besonders malerisch 
sind die Gegenden von Jazlowiec, Buczacz u.s.w. Bei DZwinogröd erreicht der rote Sandstein 
300 n Seehöhe. 

Zwischen Kujdanöw und Sapowa liegen oben sandig: tonige Schiefer von rotbrauner Farbe, 
Darunter folgen rötliche oder grünlichgraue Sandsteine. Die Schichten sind an dieser Stelle stark gefaltet 
und gebrochen und zeigen ein antiklinales Fallen nach SW und NO. 

Die nördlichsten Aufschlüsse des Old red im Strypa-Tale liegen bei Burkanöw, Zlotniki und 
Sokolöw. An diesen Orten tritt harter weißer Sandstein mit quarzigem Bindemittel, welcher keine schie- 
ferigen Zwischenlagen führt, dagegen Nester von grünlichem Tonschiefer auf, Im Tale des Zloty Potok 
reicht der rote Sandstein bis zur Stadt, im Baryszka-Tale bis zur Isohypse 300 m; im Koropiec-Tale 
bis zur Ortschaft Tyssöw oberhalb Welesniöw. 


Amphipora-Kalke. 


In zerrissenen inselartigen Partien erscheint in unmittelbarem Hangenden des Old red grauer bis 
schwarzer bituminöser, dolomitischer Kalkstein mit Amphipora ramosa, welchem sich gelbe dolomitische 
Mergel und schwarze Tonschiefer gesellen: im Tale der Zlota Lipa sieht man ihn bei Zawadöwka, 
Zawalöw, Korzowa und Zaturzyn. Diese Formation ist bisher nur kartographisch aufgenommen 
worden, in paläontologischer Hinsicht außer der häufig vorkommenden Amphipora ramosa unbekannt, 

Ich teile nach der Zusammenstellung des mir vorliegenden paläontologischen Materials die paläo- 
zoischen Schichten Podoliens in folgende Horizonte, welche denjenigen Gotlands und Englands sehr gut 


entsprechen: 
1. Bunte Arkosen am unteren Dniester von Jampol aufwärts bis Studenica. 


2. Violette und grüne Tonschiefer mit Phosphoritkonkretionen. 


[23] Die Paläozoischen Gebilde Podoliens. 195 


Die zwei oben genannten Schichtenkomplexe führen gar keine Versteinerungen, da jedoch dieselben 
ganz allmählich in Schichten des unteren Wenlock übergehen, müssen dieselben als untersilurisch und zum 
Teil vielleicht kambrisch (wie die Arkosen des Sandomirer Gebirges) angesehen werden. 

3. Dunkle mit phosphorsaurem Kalke imprägnierte halbkristalline Kalke und dunkelgraue Tonschiefer 
als unterstes Glied der Silurformation am Dniester von Studenica hinauf bis DZwinogröd am Dniester 
und gleichalterige hellgraue plattige Kalke mit Schieferzwischenlagen bei Skala am Zbrucz (Orthoceras 
cf. longulum Barr., Endoceras sp., Rastrites Linnaei, Monograptus sp., Platyceras cornutum His., Horio- 
stoma heliciforme Wien., Lingula Lewisi Sw., Trimerella sp., Orthis hybrida Sw., Orthis rustica Sw., 
Orthis canalis Sw., Bilobites biloba L., Strophomena rhomboidalis Wilk., Str. antiquata Sw., Leptaena 
transversalis Wahlb., Spirifer elevatus Dalm., Spir. crispus L., Cyrtia exporrecta Wahlb., Pentamerus ga- 
leatus Dalm., Pent. linguifer Sw., Rhynchonella delicata Wien., Atrypa reticularis L., A. imbricata Sw., 
A. marginalis Dalm., A. cordata Lind., A. sinuata Wien., A. Lindströmi Wien., A. Barrandei Dav., 
Gruenewaldtia prunum Dalm, Glassia compressa Sw., Whitefeldia tumida Dalm., Hallia mitrata E. 
H., Favosites gotlandica Lk., Fav. Forbesi E. H., Halysites catenularia L., Heliolites interstincta L.) 

Diese Fauna entspricht vollkommen derjenigen der Zonen a, db, c Lindströms auf Gotland 
(Wisby-Schichten) und den Wenlockshales Englands. 

Wieniukows-Horizont I gehört indeß nur zum Teil hieher, da Wieniukow in Studenica und Kitaj- 
gorod die ganze Fauna aus sämtlichen Schichten als ein Ganzes zusammenfaßte, während darunter eine 
große Anzahl unterdevonischer aus Böhmen eingewanderter Arten mitverstanden ist. 

Indem ich nun beinahe sämtliche von Wieniukow aus Studenica und Kitajgorod im I. Horizont 
aufgezählten böhmischen Arten an anderen Orten Podoliens allein in der obersten bereits unterdevo- 
nischen Schicht gefunden habe und auch die von Wieniukow aus Studenica beschriebene Strophomena 
Studenitzae geradezu ein Leitfossil der Übergangsschicht zwischen Obersilur und Devon im ganzen podo- 
lischen Silurgebiete darstellt, muß ich die Deutung Wieniukows Horizont I allein auf die unteren Schichten 
von Studenica und Kitajgorod, welche Bilobites biloba und Leptaena transversalis führen, beschränken. Ob 
nun dieselben von devonischen Bildungen transgressiv überlagert sind, wie das aus der geringen Mächtig- 
keit des ganzen Schichtenkomplexes und dem Fehlen von Leitfossilen jüngerer obersilurischer Horizonte an 
jenen Stellen wahrscheinlich zu sein scheint, oder ob auch andere Stufen der Silurformation hier auftreten, 
muß ich unentschieden lassen. 

4. Unterer Korallenkalk Russisch-Podoliens, desgleichen am Zbrucz sowie gleichalterige Tiefsee- 
bildungen der Brachiopodenfazies im Niezlawa-Tale (untere Borszezöwer Schichten). 

Die Fauna dieser Schichten enthält: Calymene tuberculata Brüm., Phacops caudata Dalm., Phac. 
Downingiae Murch., Illaenus Bouchardi Barr., Proötus podolicus, Pr. concinnus, Orthoceras cochleatum 
Qu., Orth. Hisingeri Boll, Euomphalus Orinini Wien., Platyceras cornutum His., Subulites cf. ventricosa 
Hall., Horiostoma discors Sw., Hor. rugosum Sw., Hor. globosum Schlth., Hor. sculptum Sw., Hor. 
simplex Wien., Pleurotomaria labrosa Hall., Lucina prisca His., Pterinea retroflexa His., Orthis hybrida 
Sw., O. rustica Sw., O. canalis Sw., O. canaliculata Lind., O. crassa Lind., Strophomena rhomboidalis 
Wilk., Str. funiculata M. Coy, Leptaena transversalis Wahlb., Chonetes striatella Dalm., Spirifer Schmidti 
Lindstr., Sp. elevatus Dalm , Sp. crispus L., Cyrtia exporrecta Wahlb., Pentamerus galeatus Dalm., Pent. 
linguifer Sw., Rhynchonella nucula Sw., Rh. cuneata Dalm., Rh. bidentata His., Rh. Wilssoni Sw., 
Atrypa reticularis L., A. marginalis Dalm., Gruenewaldtia prunum Dalm., Meristina didyma Dalm., 
Whitefeldia tumida Dalm., Hallia mitrata- E. H., Ptychophyllum truncatum E. H., Rhizophyllum 
gotllandicum Roem., Cyathophyllum articulatum Walb., C. angustum Lonsd., Omphyma turbinata L., 
O. subturbinata d’Orb., Favosites gotlandica Lk., F. Forbesi E. H, F. Hisingeri E, H., F. aspera 
d’Orb., F. Bowerbanki E. H., Pachypora Lonsdalei E. H., P. lamellicornis Lind., Coenites linearis E. H., 
Coenites intertextus Eichw., C. iuniperinus Eichw., Alveolites Labechei Lonsd., Syringopora fascicularis 
L, Monticulipora Fletscheri E. H., M. pulchella E. H., M. papillata E. H., Heliolites interstincta, H. de- 
cipiens M. Coy., H. megastoma M. Coy., Stromatopora typica Ros., Coenostroma discoideum Lonsd., La- 
bechia conferta E. H., Actinostroma astroites Rosen., Crotalocrinus rugosus Mill., Phacites gotlandicus Wahlb. 


Beiträge zur Paläontologie Österreich-Ungarns. Bd. XIX. 26 


196 


Jos. von Siemiradzki. 


[24] 


Vergleichstabelle der paläo- 


ea 


Russisch-Podolien 


Zbrucz-Tal 
(Skalaer Korallenfazies) 


Niczlawa-Tal 
(Borszezöwer Brachio- 
podenfazies) 


Seret-Tal 
(Czortköwer Gephalo- 
poden- u. Bivalvenfazies) 


i) Dünnplattige Kalke mit 
Rhynchonella nympha v. 
pseudolivonica, Strepto- 
rhynchus umbraculum 
und Aifrypa sublepida 


h) Hellgelber Mergelkalk 
mit Szringocephalus bohe- 
micus, Amplexus euryca- 
lyx, Retzia Haidingeri, 
Streptorhynchus umbra- 
culum, Pterygotus n. Sp., 
Pteraspis 


ö) Schiefer mit Rhyncho- 
nella nympha, Merista 
Calypso, Streptorhynchus 
umbraculum, Bellero- 
phon aft., Hintzei, Anar- 
cestes podolicus 


f) Roteodergrüne Schiefer 

mit Zeptodomus laevis, 

Pecten densistria, Cucul- 
lella tenuiarata 


h) Tentaculiten und Bey- 
richienschiefer 


g) Tentaculiten-Bank mit 
Waldheimia podolica 


h) Strophomenen- 
Bank Stroph. Studenitzae 
und S%r. interstrialis 


e) Obere Cucullellen- 
bank mit Beyrichia Wil- 
kensiana 


d) Tentaculiten u. W ald- 
heimienbank 


g) Feste Kalksteinbank 
mit Pierinea Danbyi 


c) Cephalopodenbank m. 
Orthoceras podolicum u. 
Beyrichia Salteriana 


2) Graue Kalke mit Zucina 
prisca, Bellerophon Urali- 
cus, Pentamerusvogulicus 


f) Oberer Korallenkalk 


e) Dunkle Crinoidenkalke 

mit Eurypterus Fischeri, 

Orthoceras Hisingeri, Ho- 
riostoma globosum 


d) Unterer Korallenkalk 


}) Schwarzer Kalkstein m. 
Lucina prisca und Rhyn- 
chonella nucula 


e) Obere Stromatopo- 


ren- und Korallenbank 


d) Hellgrauer Mergelkalk 


mit Rostflecken: Heliolites 
interstincta, Heliolites me- 
gastoma 


f) Spiriferenbank mit 
Spirifer 


elevatus, Orthis lunata, 
O. canaliculata 


c) Dunkler Kalkstein mit 

Leperditia tyraica 

Gomphoceras pyriforme, 
Glassia obovata 


und 


b)“Untere Stromatoporen- 
bank mit Coenostroma dis- 
coideums 


c) Schichten von Kitajvo- 

rod und Studenitza mit 

Bilobites biloba u.Leptaena 
transversalis 


a) Grauer Kalkstein und 

Tonschiefer mit Rastrites, 

Endoceras, Orthoceras cf. 
longulum 


e) Schiefer mit Glassia 
obovata, Spirifer elevatus, 
Orthis lunata 


Bragensis, Sp.| 6) Bivalvenbänke 


d) Rhynchonellenbank 
(Rhynch. borealiformis) 


mit 
Grammysia rotundata 


a) Bivalvenbänke mit 
Orthonota solenoides, Or- 
thoceras Ludense, Rlıyn- 


chonella borealiformis 


Trilobitenbank mit 
Dalmannia caudata 
b) Schiefer mit Orthis 


canalis, O. hybrida, 
Whitefeldia tumida 


c) 


a) Glassia compressa, Or- 
this hybrida, Bilobites bi- 
loba, Crinoiden 


b) Violette Schiefer mit 
Phosphoriten 


a) Bunte Arkosen 


[25] Die Paläozoischen Gebilde Podoliens. 197 


zoischen Gebilde Podoliens. 


Gotland a una 
Zaleszczyki (n. Lind- Baal Bö RN Rhein- 
u und ngland Polen öhmen Thürin- ; 
(Old red-Fazies) DER) gen land 
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26* 


198 Jos. von Siemiradzki. [26] 


Die Fauna der Schicht 4 entspricht dem Wenlock limestone Englands und der Zone d 
Gotlands. 

5. Dunkle Crinoidenkalke mit Eurypterus Fischeri von Kamieniec. Dunkle Kalke mit Gomphoceras 
pyriforme, Leperditia tyraica und Glassia obovata von Skala, Trilobitenschiefer von DZwinogröd, Filipkowce 
ete., Schichten mit Orthonota solenoides (untere Czortköwer Schichten), Pferygotus-Schiefer von Zaleszczyki, 
Bank mit Leperditia tyraica. 

Fauna: Pteraspis podolicus, Orthoceras Ludense Sw., O. excentricum Sw., O. intermedium Markl., 
Orth. Hisingeri Boll., O. virgatum Sw., Gomphoceras ellipticum M. Coy., Gomph. pyriforme Sw., Pte- 
rinea retroflexa, Grammysia complanata, Orthonota solenoides Sw., Ptychodesma Nilsoni His., Horiostoma 
discors Sw., Hor. globosum Schlth., Pleurotomarıa Lloydi Sw., Loxonema sinuosum Sw., Tentaculites 
ornatus Sw., Tent. annulatus Schlth., Orthis lunata Sw., Spirifer plicatellus L., Rhynchonella subfamula 
Wien., Rh. borealiformis Szajn., Monticulipora pulchella E.H., M. Fletscheri E. H., Calymene tuberculata 
Brünn., Phacops caudatus, Ph. Downingiae Murch., Proötus concinnus Dalm., Pr. podolicus Alth., Pr. 
Deieduszyckianus Alth., Oyphaspis rugulosus Alth,, Zurypterus Fischeri Schmidt, Pferygotus sp. ind., 
Stylonurus sp., Encrinurus punctatus Wahlb., Leperditia tyraica. 

Die Schicht 5 entspricht der Zone e Gotlands (Pierygotus-Bank) und dem unteren Ludlow 
Englands. 

6. Obere Korallen- und Stromatoporen-Bank von Kamieniec, Dumanöw etc. in Russisch-Podolien, 
desgleichen am Zbrucz. In der Niezlawa (Borszezöwer) Fazies graue Schiefer mit Rhynchonella boreali- 
formis, Spirifer Bragensis und Orthis lunata. Untere Beyrichienkalke der Czortköwer Fazies. 

Fauna: Leperditia tyraica Schmidt., Beyrichia inornata Alth,, Beyr. Buchiana Jones., Beyr. po- 
dolica Alth., Beyr. Salteriana Jones., Primitia concinna Jones., Pr. rectangularis Alth., Orthoceras Ken- 
dalense Bl., Cyrtoceras intermedium Blake., Horiostoma discors Sw., Hor. globosum Schlth., Cyclonema 
multicarinatum Lind., Pleurotomaria bicincta Hall., Pl. cirrhosa Lind., Murchisonia compressa Lind., M. 
Demidoffi Vern., M. podolica Wien., Bellerophon cf. uralicus Vern, Tentaculites ornatus, Tent. annulatus, 
Grammysia rotundata Sw., Lucina prisca His., Pterinea retroflexa His., Orthis rustica Sw., O. canaslis 
Sw., O. canaliculata Lindstr., ©. crassa Lind., O. lunata Sw., Strophomena rhomboidalis Wilk., Cho- 
netes striatella Dalm., Spirifer Schmidti Lind., Sp. elevatus Dalm., Sp. Bragensis Wien., Sp. crispus L., 
Pentamerus galeatus Dalm., P. podolicus Wien., P. Vogulicus Vern., Rhynchonella nucula Sw., Rh. Wüs- 
soni Sw., Rh. Davidsoni M. Coy., Rh. Satanowi Wien., Rh. Dumanowi Wien., Rh. borealiformis Szajn., 
Atrypa reticularis L., Glassia obovata Sw., Meristina didyma Dalm., Hallia mitrata E. H,, Cyathophyllum 
articulatum Wahlb., Acervularia ananas L., Actinocystis Grayi E. H., Favosites Forbesi E. H., F. Bo- 
werbanki E. H., Alveolites Labechei Lonsd., Syringopora fascicularis L., 8. bifurcata L., Thecia Swinde- 
riana, Halysites catenularia L., Heliolites interstincta L., Stromatopora typica Rosen., Coenostroma dis- 
coideum Lonsd., Labechia conferta E. H. 

In der Brachiopodenfacies beginnt dieser Horizont mit einer Bank von Rhynchonella borealiformis, 
welche dicht über der Trilobitenbank liegt, und endet mit einer Spiriferenbank mit Sp. Bragensis. 

Entspricht dem Aymestry limestone Englands und der Zone f Gotlands. Die zwei angeblich 
devonischen Formen aus dem Ural: Pentamerus Vogulicus und Bellerophon uralicus stehen dem Penta- 
merus Knighti und Bellerophon Aymestriensis so nahe, daß ich dieselben kaum als lokale Varietäten an- 
sehen möchte, um so mehr, als die in Russisch-Podolien selten vorkommenden und schlecht erhaltenen Formen 
von Wieniukow mit den Adnotationen cf. und aff. bezeichnet worden sind, also wahrscheinlich Mittelformen 
zwischen den englischen Typen des Aymestry löimeszone und den uralischen gleichfalls obersilurischen (nicht 
devonischen) Arten darstellen. } 

7. Beyrichienkalke und Tentaculitenschiefer. Im östlichen Teile des Gebietes sind es 
ölgraue Schiefer mit Kalksteinzwischenlagen, welche ganze Lagen von zerdrückten Schalen von Waldheimia 
podolica und Tentaculites ornatus enthalten. Diese Schicht gehört jedoch nach der Analogie mit den weit 
vollständigeren Profilen des Serettales, nur den obersten Schichten der Beyrichienzone, welche ich schon 
als ein Äquivalent der Passage beds und der Etage Ff Barr. ansehen möchte, 


[27] Die Paläozoischen Gebilde Podoliens. 199 


In der Borszezöwer (Niezlawa) Fazies sind es ölgraue Tonschiefer mit kalkigen Zwischenlagen, 
welche eine reiche Brachiopodenfauna führen. Unten, dicht über der Spiriferen-Bank des vorigen Ho- 
rizonts liegt eine feste graue Kalksteinbank mit Pierine« Danbyi. Oben ist diese Zone durch eine zu- 
sammenhängerde Bank von angehäuften Schalen von Strophomena Studenitzae abgegrenzt. 

In der westlichen Beyrichien- und Cephalopoden-Fazies am Seret sind es ölgraue und grünliche 
Schiefer mit dünnen Kalksteinbänken, in welchen Orthoceras podolicum, Beyrichien- und verschiedene 
Grammysia-Arten am häufigsten sind. Die Fauna dieser Zone umfaßt folgende Arten: 

Encrinurus punctatus Wahlb., Beyrichia inornata Alth., B. idonea Wien., B. Buchiana Jones., 
B. inclinata Wien., B. Reussi Alth., B. Bilczensis Alth., Beyr. podolica Alth., B. Salteriana Jones., En- 
tomis reniformis Wien., Primitia concinna Jones, P. oblonga Jones, Prim. muta Jones., Pr. plicata Jones., 
Aparchites ovatus Jones., Orthoceras podolicum Alth, ©. Roemeri Alth.. O. Hagenowi Boll., O. grave 
Barr., ©. annulatocostatum Boll., ©. Kendalense Blake., Cyrtoceras cf. vivax Barr., Cyrt. sinon Barr., C. po- 
dolicum ım., C. anormale Barr., C. formidandum Barr., Trochoceras optatum Barr., Orthonota impressa 
Sw., ©. oolithophila Roem., Grammysia cingulata His., Gr. podolica m., Gr. complanata Sw., Arca de- 
cipiens M. Coy., Nucula lineata Phill., N. plicata Phill., Cucullella ovata Phill., Leda sp. ind., Pferinea 
retroflexa His., Pter. Danbyi M. Coy., Pter. lineata Gf., Tentaculites ornatus Sw., Discina rugata Sw., 
Orthis canalis Sw., Orthis palliata Barr,, Chonetes striatella Dalm, Spirifer elevatus Dalm., Sp. bra- 
gensis Wien., Pentamerus galeatus Dalm., Atrypa reticularis Barr., Waldheimia podolica m., Acanthocladia 
assimilis Murch., Cornulites serpularium Schlth., Spirorbis tenuis Sw., Hallia mitrata E. H., Entrochus 
asteriscus. 

Obige Fauna entspricht dem Upper Ludlow Englands und der Zone g Gotlands. 

8. Grenzschichten zwischen Silur und Devon, welche in verschiedenen Gegenden Podoliens sehr ver- 
schieden ausgebildet sind. Im westlichen Gebiete bei Zaleszezyki, Dobrowlany und Czortköw sind es zum 
Teil rote und grüne, zum Teil ölgraue Tonschiefer mit Zwischenlagen von grauen Kalksteinen, welche mit 
kleinen Schalen von Nucula und Cucullella ganz überfüllt sind. Im Osten tritt an derselben Stelle grauer 
Schiefer mit vielen Strophomenen-Schalen auf, welche manchmal ganze Bänke durch ihre Anhäu- 
fung bilden. Fauna: Beyrichia Wilkensiana Jones., Primitia oblonga Jones., Isochilina erratica Krause., 
Nucula lineata Phill., N. plicata Phill., Cucullella tenuiarata Sandb., Leptodomus laevis Sw., Orthoceras 
Berendti Dew., Platyceras disjunctum Gieb., Strophomena Studenitzae Wien., Str. extensa Gagel., Retzia 
Haidingeri Barr., Waldheimia podolica m., Rhynchonella ancillans Barr., Rhynch. Hebe Barr., Atrypa 
Thisbe Barr., Merista Hecate Barr., Orthis palliata Barr., Amplexus borussicus Weifml. 

Ihrer Lage nach entsprechen diese Schichten den Passage Beds Englands und den obersten 
Beyrichienschichten von Oesel. 

9. Schichten mit Pieraspis rostratus Ag. 

Im Westen sind es rote und grüne schieferige glimmerreiche Sandsteine mit Zwischenlagen von 
bunten Schiefertonen, welche in Zaleszezyki allmählich in graue und grüne Schiefer mit Zwischenlagen von 
kristallinischen Kalksteinen übergehen. Weiter ostwärts wird diese Zone der Beyrichienstufe vollkommen 
gleich und kann an Stellen, wo das obere Ludlow keine Beyrichien führt, von derselben nicht tnterschieden 
werden. Pferaspis-Reste werden in einer kaum mehrere Dezimeter mächtigen Schicht gefunden, welche im 
Westen — ein roter oder grüner Sandstein, im Osten — eine dunkle Kalkzwischenlage in grünlichgrauem Schiefer 
st. Die Fauna enthält: Pteraspis rostratus Ag., Pt. major Alth., Cyathaspis Sturi Alth., Scaphaspis ra- 
diatus, Scaph. obovatus Alth., Auchenaspis sp., Cephalospis sp. Daneben dieselben kleinen Nuculiden wie 
im vorigen Horizont. 

10. Über der Pferaspis-Bank kommen in Zaleszczyki grüne und graue Schiefer mit Cyrioceras sp., 
Cucullella tenuiarata Sandb. und noch höher bunte Schiefer mit Cucullella cultrata Sandb. in großer 
Menge vor, welche aus dem Spiriferensandsteine des Harzes Unterdevons beschrieben worden sind. Nach West 
gehen diese oberen Schichten des podolischen Unterdevons in obere rote Sandsteine des Old red mit 
Coccosteus und Glyptolaemus Kinnairdi Huxl. über, In östlicher Richtung treten graue und gelbliche 
Mergelschiefer und Kalksteine mit einer unterdevonischen Fauna weit hinaus bis zu Studenica und Kamie- 


200 los. von Siemiradzki. [28] 


niec im Osten, bis Kopyczyhce nach Nordosten auf. Die Fauna jener Schichten ist wohl mit dem Harzer 
Spiriferensandsteine gleichalterig, gehört jedoch einer verschiedenen Fazies an. Unter den Brachiopoden 
herrschen hauptsächlich aus Böhmen eingewanderte Formen, welche entweder der nach Katzer dem Spiri- 
ferensandsteine gleichalterigen Stufe Ff 2 Barandes ausschließlich eigen sind oder in Böhmen eine be- 
deutende bis zur Zone Ff 2 reichende vertikale Verbreitung besitzen. Außerdem treten manche neue 
oder nicht genau horizontierte Formen, wie z. B. zwei von Weißermel nach Diluvialgeschieben unbekannten 
Ursprungs beschriebene Amplexus-Arten, auf. 

Die Fauna der devonischen Schichten außerhalb des Old red-Gebietes enthält Formen der I 2 
Stufe neben mehreren Arten der untersten Calceola-Schichten (Dombrowa-Horizont Polens nach Gürich) : 
Pterygotus n. sp., Anarcestes podolicus m., Bellerophon afl. Hintzei Frech., Leptodomus lacvis Sw., Ed- 
mondia podolica m., Arca decipiens M. Coy., Nucula lineata Phill., N. plicata Phill., Cucullella tenuia- 
rata Sandb., Cucullella cultrata Sandb., Pterinea migrans Barr., Pterinea ventricoa Gf., Pecten densi- 
stria Sandb., Discina aff., praepostera Barr., Orthis germana Barr., Argiope podolica m., Strophomena 
interstrialis Phill., Str. comitans Barr., Str. mimica Barr., Streptorhynchus umbraculum Schlth., Spirifer 
Thetidis Barr., Spirif. Nerei Barr., Spir. robustus Barr., Cyrtia multiplicata Dav., Cyrtia heteroclita Defr., 
Pentamerus Sieberi Barr., Pent. Sieberi var. rectifrons Barr., Pent. integer Barr., Pent. optatus Barr., Rhyn- 
chonella obsolescens Barr., Rh. nympha Barr. var. pseudolivonica Barr., Rh. Daleydensis Roem., Atrypa reti- 
cularis L., A. aspera Schlth.,, A. Thetis Barr., A. linguata Buch, A. sublepida Verp., A. Arimaspus 
Eichw., A. semiorbis Barr., Stringocephalus bohemicus Barr., Retzia Haidingeri Barr, Merista Calypso 
Barr., Meristella canaliculata Wien., Pseudohornera similis Phill., Amplexus eurycalyx Weißml., Cyatho- 
Phyllum caespitosum Gf., Michelinia geometrica E. H., Coenites podolica m., Heliolites porosa G#. 


201 


Die Paläozoischen Gebilde Podoliens. 


[29] 


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[32] 


Jos. von Siemiradzki. 


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Die Paläozoischen Gebilde Podoliens. 


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Beiträge zur Paläontologie Österreich-Ungarns, Bd. XIX. 


212 Jos. von Siemiradzki. [40] 


Aus der Zusammenstellung der paläozoischen Fauna Podoliens ergibt sich ein interessantes Resultat, 
das, wenn wir von den lokalen, neubeschriebenen und ausschließlich devonischen Formen absehen, nahezu 
50%, mit der Gotländer Fauna und eine gleiche Zahl von Arten mit dem englischen Wenlock und 
Ludlow übereinstimmen. Beiden genannten Faunen gemeinsam sind zirka 35%. 

Mit dem böhmischen Becken ist die Übereinstimmung allein im obersten Horizont des Unterdevon 
und zum Teil des oberen Beyrichienkalkes kenntlich; von den 62 mit Böhmen gemeinsamen Arten gehören 
30 ausschließlich dem Unterdevon (Stufe #f2 Barrandes) an, 20 sind kosmopolitische Formen, die übrigen 
sind meist Cephalopoden aus der Grenze der Etage Ee 2 und F. 

Man ersieht daraus, daß eine Verbindung mit dem böhmischen Silurbecken nicht bestanden hat, son- 
dern erst mit dem Beginn der Devonischen Periode eine Transgression von Böhmen nach Podolien statt- 
gefunden hat. Es scheint sogar, daß zwischen dem obersten Silur am Zbrucz und den unterdevonischen 
gelben Mergelkalken eine Lücke besteht — denn wir kennen unter den bisher bekannten Formen des podo- 
lischen Unterdevons lauter Arten der Ff 2-Stufe, während Leitformen der #f 1-Stufe zu fehlen scheinen. 
Im westlichen Teile des Gebietes besteht diese Lücke nicht, jedoch sind die untersten Devonschichten nach 
dem Typus der Harzer unteren Grauwacke ausgebildet. Wir kennen aus jenen Schichten sieben unterdevo- 
nische Formen, welche sich zu gleichen Teilen auf die Tauner Grauwacke und den Spiriferensandstein teilen. 

Eine interessante Tatsache tritt aus der hier beigegebenen Tabelle ebenfalls hervor: nämlich die 
Migration von borealen Formen nach dem böhmischen Becken und umgekehrt, welche dadurch hervortreten, 
daß Arten, welche eine große vertikale Verbreitung in einem jener Becken besitzen, im anderen nur im 
Unterdevon erscheinen: so z. B. Kh. Wilssoni in Böhmen oder die aus Böhmen beschriebene Orthis palliata, 
welche dort dem Unterdevon angehört, in Podolien aber zu einer ganzen Mutationsreihe von O. canaliculata 


aus dem Wenlock bis zum Unterdevon gehört. 


BEITRÄGE 


f ZUR 


PALÄONTOLOGIE und GEOLOGIE 


ÖSTERREICH-UNGARNS uno bes ORIENTS. 


MITTEILUNGEN 
DES 
GEOLOGISCHEN UND PALAONTOLOGISCHEN INSTITUTES 
DER UNIVERSITÄT WIEN 
HERAUSGEGEBEN 


MIT UNTERSTÜTZUNG DES HOHEN K.K. MINISTERIUMS FÜR KULTUS UND. UNTERRICHT 


VON 
VICTOR UHLIG, CARL DIENER, 
PROF. DER GEOLOGIE PROF: DER PALÄONTOLOGIE 
UND 


G. von ARTHABER, 


PRIVATDOZ. DER PALÄONTOLOGIE. 


BAND XIX. 
HEFT IV. 


MIT 13 TAFELN UND 9 TEXTFIGUREN. 


- "WIEN un LEIPZIG. 
WILHELM BRAUMÜLLER 


KU. K. HOF- UND UNIVERSITÄTS-BUCHHÄNDLER. 


1906, 


DIE PALÄOZOISCHEN GEBILDE PODOLIENS, 


Von 


Jos. von Siemiradzki, 


Prof. der Geologie an der Universität Lemberg. 


Mit VII Tafeln (XV—XXN. 


II. Paläontologischer Teil. 


Vertebrata (Pisces). 
Ordo.: Pteraspidae Neum. Zitt. 


Gen.: Pteraspis Kner. (Scaphaspis Ag.). 


1. Pteraspis rostratus Ag. 
1874. Scaphaspis Lloydi Alth. L. c. S. 49, Taf. II, Fig. 2. 


Nach F. Schmidt gehören die zwei oben genannten Panzerhälften zusammen. Ein vollständiges 
Exemplar des Rückenpanzers mit der charakteristischen sehr langen Schnauze hat Lomnicki im roten Sand- 
stein von Buczacz gefunden. Bauchschilder (Scaph. Lloydi) kommen in demselben roten Sandsteine in 
Buczacz, Dzwinogröd an der Strypa und Iwanie vor. (Zone 9.) 


2. Pteraspis Kneri Lank. 
1874. Scaphaspis Kneri Lankaster. Quart. Journ. geol. soc., S. 194—197. 
1874. Pteraspis podolicus Alth. L. c. S. 48, Taf. 1, Fig 5—10, Taf. 2, Fig. 1. 
1874. Scaphaspis Kneri Alth. L. c. S. 48, Taf. II, Fig. 3, 5, 7, 8. 

Beide Panzerhälften gehören einer kleinen zierlichen Pferaspis-Art an, welche durch die dicht- 
gedrängten zackigen Verzierungen ihrer Oberfläche sich von anderen Pferaspis-Arten unterscheiden. Es ist 
die älteste Form unter den Pteraspiden, denn sie kommt nicht selten bereits im schwarzen Leperditien- 
kalke der Zone 5 in Zaleszezyki (neben dem Judenfriedhof), Pieczarnia, Dobrowlany, Iwanie und UsScieczko vor. 


3. Pteraspis major Alth. 


1874. Pter. major Alth. L. c. S. 44, Taf. I, Fig. ı—4, Taf. IIJ, Fig. 3—:5. 
1874. Scaphaspis Haueri (2?) Alth. L. c. S. 50, Taf. IV, Fig. 6—7. 


Die häufiste Art der Pferaspis-Schicht, häufiger sind die unteren Panzerhälften (Scaph. Haueri), 
Zaleszczyki, Dobrowalny, UScieczko, Kasperowce, Luka, Tudoröw. (Zone 9.) 


Beiträge zur Paläontologie Österreich-Ungarns, Bd. XIX. 28 


214 Jos. von Siemiradzki. [42] 


4. Pteraspis angustatus Alth. 
1874. Pteraspis angustatus Alth. L. c. S. 45, Taf. I, Fig. ı, Taf. II, Fig. 67. 
1874. Scaphaspis elongatus Alth. L. c. S. 51, Taf. II, Fig. 4. 
Die jüngste Pieraspis-Art, welche von Alth in dem oberen Teile des roten Sandsteines in der Nähe 


der Knochenschicht mit Coccosteus-Resten gefunden wurde. Iwanie, Kryszcezatyk, Wojskie bei Uscieczko, 
Buczacz, Zlotniki an der Strypa. (Zone 10.) 


5. Cyathaspis Sturi Alth. 
1874. Cyathaspis Sturi Alth. L. c. S. 46, Taf. V, Fig. I—2. 


Ein Exemplar von Stur zwischen Doroszowce und Wisileu in der Bukowina gefunden. 


6. Scaphaspis radiatus Alth. 
1874. Scaphaspis radiatus Alth. L. c. S. 50, Taf. II. Fig. 6. 


Nur Brustschild bekannt. Zaleszczyki. 


7. Scaphaspis oboyatus Alth. 
1874. Scaphaspis obovatus Alth. L. c. S. 51, Taf. III, Fig. 1. 


Nach einem einzigen Brustschilde aus Dobrowlany beschrieben. Wieniukow hat dieselbe Form 
i 
im schwarzen Kalksteine von Satanow am Zbrucz gefunden. 


Ordo.: Cephalaspidae Huxley. 
8. Cephalaspis sp. cfr. asper Alth. 
1874. Cephalaspis sp. cfr. asper Alth. L..c. S. 40, Taf. IV, Fig. 8. 


Von Alth im roten Sandsteine von Iwanie gefunden. (Zone 9.) 


9. Auchenaspis sp. Alth. 
1874. Auchenaspis sp. Alth. L. c. S. 40, Tat. IV, Fig. I—3. 
Bruchstücke dieser Gattung hat Alth im dunkelroten Sandsteine von Wojskie bei Uscieczko gefun- 

den. (Zone 9?.) 


Ordo.: Placoidei Mc. Coy. 


10. Cocosteus sp. Alth. 
1874. Coccosteus sp. Alth. L. c. S. 38, Taf. III, Fig. 16-21. 


Alth hat zahlreiche unbestimmbare Reste von Coccosteus und anderen Placodermen in einer Kno- 
chenschicht des oberen roten Sandsteines von Wojskie bei Uscieezko gefunden. Lomnicki hat ähnliche 
Reste im obersten Old red von Kujdanow gefunden. (Zone 10.) 


Ordo.: Heterocerci. 


Gen.: Glyptolaemus Eg. 
11. Glyptolaemus Kinnairdi Huxley. 
1861. Glyptolaemus Kinnairdi Egerton. Figures and descriptions of British fossils. Decade X, pl. 1—2. 
Im oberen roten Sandstein von Wojskie bei UScieezko habe ich gut erhaltene Ganoid-Schuppen 


gefunden, welche mit der Zeichnung Egertons ganz genau übereinstimmen. Die Schuppen sind länglich 
viereckig mit stark runzeliger Oberfläche. (Zone 10.) 


[43] Die Paläozoischen Gebilde Podoliens. 215 


Merostomata. 
Ordo.: Gigantostraca. 
12. Pterygotus sp. ind. 
1874. Pterygotus sp. Alth. L. c. S. 53, Taf. IV, Fig. 9—ı2. 
Pterygotus-Reste wurden bisher nur an einer Stelle Podoliens, nämlich in den untersten Schiefern 
von Zaleszczyki unterhalb der Leperditien-Bank von Alth gefunden und abgebildet. Ich konnte im 


anstehenden Gesteine diese Art nicht herausfinden, doch sammelte ich mehrere Stücke im ölgrauen Schiefer 
an der Halde neben der Brücke von Zaleszczyki, (Zone 5.) 


13. Pterygotus sp. ind. 
(Taf. XIX (V), Fig. 24.) 
Ein gut erhaltenes Telson im gelben devonischen Korallenmergel von Skala, neben welchem 
eine rechteckige Schwanzplatte erhalten ist, gehört wohl zu dieser Gattung, unterscheidet sich jedoch von 
den bekannten Formen durch die Verzierung der Oberfläche, an welcher außer dem kräftigen Mediankiele 


noch zwei Paare von ebenso kräftigen kürzeren Seitenkielen auftreten. (Zone Io.) 


14. Stylonurus sp. Alth. 
1874. Stylonurus Alth. L. c. S. 54, Taf. V, Fig. 4—0. 
Nach Alth bei Mitkeu am Dniester gefunden. (Zone 5?) 


15. Eurypterus Fischeri Eichw. 


1857. Eurypterus Fischeri Eichw. Bull. d. 1. soc. d. natur. d. Moscou, S. 336. 

1883. Eurypterus Fischeri F. Schmidt. Die Crustaceen der Eurypterusschichten von Rootziküll auf Ösel. S. 50, Taf. II, III, IIla 
Fig. 14, Taf. VI, Fig. 7. 

1899. Eurypterus Fischeri Wieniukow. L. c. S. 215, Taf. IX, Fig. 9. 


, 


Malewski hat diese charakteristische Form in Studenica, Kitajgorod am Dniester, in Zawale am 
Zbrucz und in Dumanöw gefunden, Wieniukow in Dumandw und Cwiklewey am Smotryez. Eichwald er- 
wähnt dieselbe aus dem schwarzen Korallenkalke von Kamieniec, woher das Museum Dzieduszycki ebenfals 
mehrere Exemplare (Wittscher Garten, Polskie Folwarki) besitzt. Auch von Zalucze am Smotrycz (oberhalb 
Dumanöw) kenne ich diese Art in einem gelblichweißen mergeligen Kalke. (Zone 5.) 


Crustacea. 
Ordo.: Trilobitae. 
Fam.: Calymenidae Brognart. 
Gen.: Calymene Brognart. 


16. Calymene tuberculata Brünn. 


1781. Trilobus tuberculatus Brünnich. Danska Vid. Selsk. Skrift. Nyasammlg., Bd. 1, S. 389. 
1822. Calymene Blumenbachi Brognart. Crust. foss., Bd. 2, Taf. ı, Fig. 1. 
1864. Calymene Blumenbachi Salter. Monograph of Brit. trilobites, S. 93, Taf. VII, Fig. 7—16. 
1894. Calymene tuberculata Schmidt. Revision der ostbaltischen Trilobiten, Abt. ı, S. 13, Taf. I, Fig. 17. 
1899. Calymene tuberculata Wieniukow. L. c., S. 212. 

Nach Wieniukow in Studenica, Kitajgorod, Orynin,Nagörzany. Ein Pygidium habe ich in 
Skala in der Stromatoporenbank gefunden. Die von Alth zitierte, 1. c. Taf. V, Fig. S—ı0, abgebildete Form ist 
unsicher. Die auf Fig. 10 abgebildete Glabella gehört entschieden nicht zu Calymene. Der Althsche 
Beschreibungstypus wurde in Filipkowce gesammelt, ich kenne denselben durch Autopsie und kann nur 
bestätigen, daß der Erhaltungszustand des beinahe vollständig zerstörten Kopfschildes keine spezifische Be- 

28* 


216 - Jos. von Siemiradzki. [44] 


stimmung zuläßt, allerdings ist der Umrif breiter und zeigt ganz parallele Seitenränder, was bei Calymene 
Blumenbachi nicht vorkommt. Der unzerstörte vordere Teil der Glabella läßt allerdings die Zugehörigkeit 
zur Gattung Calymene feststellen. (Zone 4—6.) 


Fam.: Asaphidae Salter. 
Gen.: Illaenus Dalm. 


17. Illaenus Bouchardi Barr. 
1852. Ilaenus Bouchardi Barrande. Syst. silur. d. Boh&me, Bd. ı, S. 689, Taf. XXXIV, Fig. 26—38. 
1899. IU. Bouchardi Wieniukow. L. c. S. 21I, Taf. IX, Fig. 8. 
Bisher nur in Russisch-Podolien gefunden (Studenica, Kitajgorod, Orynin, Zawale, Zwaniec, Braha, 
Muksza, Kamieniec, Nagörzany. (Zone 4—5.) 


Fam.: Phacopidae Salter. 
Gen.: Phacops. 


18. Phacops (Odontochile) caudata Brünn. 


1781. Trilobus caudatus Brünnich. L. c. S. 392. 

1827. Asaphus caudatus Dalmann. Üb. Paläaden, S. 42, Taf. II, als A, 

1837. Asaphus caudatus Hisinger. Lethaea suecica, S. 13, Taf. II, Fig. 2. 

1854. Phacops caudatus Angelin. Palaeontologia suecica fasc., 1. S. 10, Taf. VII, Fig. 2. 
1837. Phacops caudatus Murchison. Silurian system, Taf. XVII, Fig. 2, Taf. XVIII, Bil, 17 
1837. Phacops longicaudatus Murchison. L. c. Taf. XVII, Fig. 3—6. 

1845. Dalmannia caudata Emmrich Leonh. Jahrb., S. 40. 

1864. Phacops caudatus Salter. Monograph. of British Trilobites, S. 49, Taf. III, Fig. 4—8. 
1874. Dalmannia caudata Alth. Paläoz. Gebilde Podoliens, S. 58, Taf. V, Fig. 11-14. 
1899. Dalmannıa caudata Wieniukow. L. c. S. 213. 


Die podolische Form steht in der Mitte zwischen der var. vulgaris und var. longicaudata. 

Diese wohlbekannte und weit verbreitete Form ist die häufigste Trilobitenart Podoliens und bildet 
manchmal (Filipkowce) ganze Schichten durch Anhäufung ihrer Schalen. Außer Filipkowce, woher die 
schönsten Exemplare stammen, kenne ich diese Form aus Zamuszyn, Mosioröwk a, Uscie Biskupie, 
Borszczöw, Dawidkowce, Skala, Korolöwka, Mielnica, Skowiatyn, Wysuczka, Chudy- 
kowce, Babince. (Zone 4—5.) 


19. Phacops (Acaste) Downingiae Murch. 
1837. Calymene Downingiae Murchison. Silurian system, S. 655, Taf. XIV, Fig. 3. 
1822. Calymene macrophthalma Brognart. Crust. fossiles, Taf. T, Fig. 4. 
1837. Asaphus subcaudatus; A. Cowdori Murchison. Silur. syst., Taf. VII, Fig. 9—10. 
1843. Phacops macrophthalmus Burmeister. Üb. Organisation der Trilobiten, S. 139— 140, 
1864. Phacops Downingiae Salter. Monograph of. British trilobites, S. 24, Taf. II, Fig. 17—36. 
1875. Phacops Downingiae F. Schmidt. Bemerkungen üb. Podol. Galizisch. Silurformation, S. 15, Taf. I, Bie, 1. 
1881. Phacops Downingiae F. Schmidt. Revision der ostbaltischen Trilobiten, Abt. 1, S. 75, Taf. I, Fig. 2, Taf. XI, Fig. 18, 
1899. Phacops (Acaste) Downingiae Wieniukow. L. c. S. 212. 


Von Wieniukow in Zwaniec gefunden, selten in Mielnica und Strzalkowce, häufig im Trilobiten- 
schiefer von Filipkowce. (Zone 5-6.) 


Fam.: Proötidae Barr. 
Gen.: Proetus Steininger. 


20. Proetus concinnus Dalm. 


1827. Calymene concinna Dalm. Über Paläaden, Taf. I a, 55 
1875. Proötus coneinnus Schmidt. Bemerkungen üb. Podol. galiz. Silurformation, S. 15. 


[45] Die Paläozoischen Gebilde Podoliens. 


1881. Proötus concinnus F. Schmidt. Revision der ostbaltischen Trilobiten, Abt. 4, S. 41, Taf. IV, Fig. 1-19. 
1899. Proötus concinnus Wieniukow. L. c. S. 214. 


Nach F. Schmidts Bestimmung kommt diese Art in Studenica, Smotrycz, Orynin und Kitajgorod 
vor; mir ist dieselbe nicht bekannt. (Zone 5—6.) 


21. Proetus podolicus Alth. 
1874. Proötus podolicus Alth. L. c. S. 59, Taf. V, Fig. 15. 
Mehrere schöne eingerollte Exemplare wurden von Alth und Lomnicki im Trilobitenschieter von 


Filipkowce gefunden. Außerdem kenne ich diese Art aus Michalköw, Wolkowce, Chudykowce 
und Skala. Der Typus von Alth findet sich im Dzieduszyckischen Museum in Lemberg. (Zone 5.) 


22. Proetus Dzieduszyckianus Alth. 
1874. Proötus Dzieduszyckianus Alth. L. c. L. S. 60, Taf. V, Fig. 16. 


Bisher nur der Althsche Beschreibungstypus aus dem Trilobitenschiefer von Filipkowce be- 
kannt (Museum Dzieduszycki. (Zone 5.) 


Gen.: Cyphaspis Burm. 
23. Cyphaspis rugulosus Alth. 
1874. Cyphaspis rugulosus Alth. L. c. S. 61, Taf. V, Fig. 17—19. 


Nicht selten in Zamuszyn, Mosioröwka, Strzalkowce, Chudykowce, Uscie Biskupe, Babince und Sa- 
pachöw. (Zone 6.) 


Fam.: Encrinuridae Linnards. 
Gen.: Encrinurus Emmrich. 


24. Encrinurus punctatus Wahlb. 
1821. Entomostracites punctatus Wahlb. N. Acta Upsal. Bd. 8, S. 32, Taf. II, Fig. 1. 
1845. Calymene variolaris Brognart. Crust. foss., S. 14, Taf. I, Fig. 3. 
1827. Calymene punetata Dalmann. Üb. Paläaden, S. 64. 
1837. Calymene punctata Hisinger. Lethaea suecica, S. 12, Taf. I, Fig. 9. 
1845. Encrinurus punctatus Emmrich. Leonhardts Jahrbuch, S. 40. 
1875. Encrinurus punctatus F. Schmidt. Bemerkungen üb. Podol. galiz. Silurtormation, S. 14. 
1881. Encrinurus Punctatus F. Schmidt. Revision d. ostbaltischen Trilobiten, S. 225, Taf. XIV, Fig. 1I—13, Taf. XV, Fig. 18. 
1874. Encrinurus punctatus Alth. L. c. S. 55. 
1899. Encrinurus punctatus Wieniukow. L. c. S. 209. 


Nach Wieniukow und Schmidt in Kitajgorod, Satanöw, Kamieniec, Orynin, Hrynezuk, Stude- 
nica, Zwaniec. In Galizien bisher nicht gefunden. (Zone 45.) 


25. Encrinurus obtusus Ang. 


1854. Cryptonomus obtusus Angelin. Paläontol. Scandin., S. 3, Taf. VI, Fig. 9. 
1881. Encrinurus obtusus F. Schmidt. Revision ostbaltischer Trilobiten, Abt. I, S. 224. 
1899. Encrinurus obtusus Wieniukow. L. c. S. 209. 


Hrynezuk, Orynin, Braha, Zwaniec, Chocim. (Zone 4.) 


Fam.: Cheiruridae. 
Gen.: Sphaeroxochus Beyrich. 


26. Sphaeroxochus mirus Beyr. 


1845. Sphaeroxochus mirus Beyrich. Üb. einige böhmische Trilobiten, S. 21. 
1852. Sphaeroxochus mirus Barrande. Syst. silur. d. Boheme, Bd. 1, S. 808, Taf. XLII, Fig. 16—23. 


218 Jos. von Siemiradzki. [46] 


1860. Sphaeroxochus mirus Roemer. Silur. Fauna d. westl. Tennessee, S. 81, Taf. V, Fig. 20. 
1862. Sphaeroxochus mirus Salter. Monograph of British Trilobites, S. 76, Taf. VII, Fig. 1—6. 
1899. Sphaeroxochus mirus Wieniukow. L. c. S. 2Io. 


Nach Wieniukow in Studenica und Kitajgorod gefunden. (Zone 4—5.) 


Ordo.: Ostracoda. 
Fam.: Leperditidae Jones. 
Gen.: Leperditia Rouault. 


27. Leperditia tyraica F. Schmidt. 
1873. Leperditia tyraica Schmidt. Üb. d. russisch-silurischen Leperditien, S. 13, Taf. I, Fig. 10—-12. 
1874. Leperditia Roemeri Alth. Üb. d. paläozoischen Gebilde Podoliens, S. 68, Taf. V, Fig. 25—32, 34—36. 
1899. Leperditia tyraica Wieniukow. L. c. S. 205. 

Diese durch ihre riesenhafte Größe (sie erreicht bis 30 mm Länge) und die Gegenwart einer 
schwachen Leiste an der hinteren Schloßecke der linken Klappe leicht kenntliche Art bildet in Podolien 
eine feste Kalksteinbank, welche gewöhnlich nur diese Art enthält. Von anderen Ostracoden ist nur Pri- 
mitia oblonga mit ihr zusammen bekannt. 

Die Leperditienbank liegt unter dem Upper Ludlow (Cephalopoden- und Bivalven-Bank) und 
hart über der Trilobitenbank: in anderen benachbarten Schichten kommt Z.Zyraica nur vereinzelt und selten 
vor. Die Verbreitung der Art ist eine sehr große, da, wie gesagt, die oberen Ludlow-Schichten beinahe in 
sämtlichen podolischen Siluraufschlüssen entblößt sind. (Orynin, Nagorzane, Zwaniec, Karmelitka, Braha, 
Zawale, Pyzöwka, Czarnokozince, Filipkowce, Okopy, Dzwiniaczka, Iwanie, Uscieczko, Zaleszezyki, Do- 
browlany, Skala, Sidoröw, Skorodynce, Paniowce, Slobödka, Trybuchowce, Liezkowce, Kociubinczyki, Na- 
görzanka, Biala, Dolhe, Budzanöw, Kalinowszezyzna, Potoczyska, Dzwinogröd, Zbrucz, Dupliska, Kozina, 
(Zone 5—6.) 

Gen.: Beyrichia Mac Coy. 
28. Beyrichia inornata Alth. 
1874. B. inornata Alth. Paläoz. Geb. Podoliens, S. 64, Tat. V, Fig. 23. 
1899. B. inornata Wieniukow. L. c. S 205. 

Steht der B. Salteriana Jones am nächsten, unterscheidet sich davon hauptsächlich durch ihre 
kürzeren und schwächeren Furchen. ’ 

Kamieniec Pod., Satanöw, Chudykowce, Kalinowszezyzna, Potoczyska, Tudoröw, Zaleszczyki, Wy- 
suczka, Czortköw, Biala, Uscieczko. (Zone 5—8.) 


29. Beyrichia idonea Wieniukow. 
1899. Wieniukow. L. c. S. 206, Taf. VI, Fig. 9. 


Von Zawale am Zbrucz beschrieben. (Zone 7.) 


30. Beyrichia Buchiana Jones. 

1855. B. Buchiana Jones u. Holl. Ann. a. Mag. of. nat. hist, S. 86, Taf. V, Fig. I—3. 

1877. B. Buchiana Krause. D. Fauna d. sog. Beyrichien- od. Chonetenkalkes d. nordd. Diluvialgeschiebe. Z. d. D. G. G., 
12x, 29, S;, 33, le Il, ler Tal 

1885. B. Buchiana Reuter. D. Beyrichien d. obersilurischen Diluvialgeschiebe Ostpreußens. Z. d.D. G.G., Bd. 37, S. 642; 
Taf. XXVI, Fig. 13 A. 

1888. B. Buchiana Kiesow. Üb. Gotländer Beyrichien. Z. d. D. G. G., S. 7, Taf. I, Fig. Io. 

1899. B. Buchiana Wieniukow. L. c. S. 206, Taf. VI, Fig. 6. 


Die häufigste Beyrichienart in Podolien; Wieniukow hat sie in Kamieniec gefunden. Häufig in 
den Beyrichienkalken und -Schiefern von Zaleszczyki, Dobrowlany, Iwanie, Uscieczko, Potoczyska, Rali- 


nowszezyzna, Chudykowce. (Zone 6—-7.) 


[47] Die Paläozoischen Gebilde Podoliens. 219 


31. Beyrichia inclinata Wieniukow. 
1899. Beyrichia inclinata Wieniukow. L. c. S. 207, Taf. VI, Fig. 9. 


Zawale am Zbrucz. (Zone 7.) 


32. Beyrichia Reussi Alth. 


1874. B. Reussi Alth. D. paläoz. Gebilde Podoliens, S. 63, Taf. V, Fig. 21. 
1899. B. Reussi Wieniukow. L. c. S. 207. 


Satanöw und Zawale am Zbrucz, Kasperowce, Bedrykowce, Bilcze, Ulaszkowce, Zaleszczyki. (Zone 7.) 


33. Beyrichia Bilezensis Alth. 
1874. Beyrichia Bilczensis Alth. L. c. S. 63, Taf. V, Fig. 22. 
Bileze, Wygnanka (selten). (Zone 7.) 


34. Beyrichia podolica Alth. 
1874. Beyrichia podolica Alth. L. c. S. 62, Taf. V, Fig. 20. 


Zaleszezyki, Chudykowce, Dobrowlany, Czortkow, Wygnanka an die unteren Schichten des Bey- 
richienschiefers beschränkt. (Zone 5—6.) 


35. Beyrichia Salteriana Jones. 


1855. Beyrichia Salteriana Jones. L. c. S. 89, Taf. V, Fig. 15—16. 
1877. Beyrichia Salteriana Krause. D. Fauna des Beyrichienkalkes etc. Zeitschr. der deutschen geologischen Gesellschaft, 
S. 35, Taf. I, Fig. 17. (Zone 67.) 


Czortköw und Wyenanka (selten), 


36. Beyrichia Wilkensiana Jones. 
1855. Beyrichia Wilkensiana Jones. L. c. S. 98, Taf. V, Fig. 17—21. 
1877. Beyrichid Wilkensiana Krause. Üb. die Fauna des Beyrichienkalkes etc., S. 35, Taf. 1, Fig. 18. (Zone 8.) 


Kamieniec, Skala: Czortköw, Dobrowlany, an die obersten Schichten der Beyrichienstufe beschränkt. 


Gen.: Isochilina Jones. 
37. Isochilina erratica Krause. 
1891. Jsochilina erratica Krause. Zeitschr. der deutschen geologischen Gesellschaft, Taf. XXIX, Fig. 6—7. 


Biala im roten Schiefer (selten). (Zone 8.) 


Gen.: Entomis Jones. 


38. Entomis reniformis Wien. 
1899. Entomis reniformis Wieniukow. L. c. S. 207, Taf. VI, Fig. 10. 


Zawale, Tudoröw, Biala, Wygnanka, Janöw, Zaleszezyki. (Zone 7.) 


Gen.: Primitia. Jones. 
39. Primitia concinna Jones. 


1865. Primitia concinna Jones. et Holl. Annals. and magazin of natural hist., S. 249, Taf. X, Fig. 3, 4. 
1874. Pr. concinna Alth. L. c. S. 65, Taf. V, Fig. 25. 


Ziemlich selten zusammen mit Primitia oblonga: Kitajgorod, Kamieniec Pod., Kasperowce, Zalesz- 
czyki, Dobrowlany, Potoczyska, Czortköw, Biala, Chudykowce. (Zone 6--7.) 


220 Jos. v. Siemiradzki. [48] 


40. Primitia oblonga Jones. 


1865. Primitia oblonga Jones. et Holl. Annals. and magazin of natural hist., S. 10, Taf. XIII., Fig. 14 a-.c. 
1874. Pr. oblonga Alth. L. c. S. 65, Taf. V, Fig. 28. 

Kommt massenhaft, besonders in der unteren Abteilung der Beyrichienkalke von Zaleszezyki, Do- 
browlany, Kasperowce, Borszczöw, Wysuczka, Tudoröw, Potoczyska, Biala, Wygnanka, Czortköw, Budzanöw, 
Janöw, Dolhe, Iwanie, Uscieczko, Strzalkowce und Wysuczka vor. (Zone 5—8.) 


41. Primitia muta Jones. 


1865. Primitia muta Jones. et Holl. L. c. S. 12. 
1874. Prim. muta (2?) Alth. L. c., S. 66, Taf. V., Fig. 27. 


Zusammen mit der vorigen in Zaleszezyki, Dobrowlany, Kasperowce, Biala. (Zone 7.) 


42. Primitia rectangularis Alth. 
1874. Primitia rectangularis Alth. L. c. S. 64, Taf. V, Fig. 24. 


Sehr selten in Zaleszczyki, Bedrykowce, Biala. (Zone 7.) 


43. Primitia plicata Krause. 


1892. Primitia plicata Krause. Zeitschr. der deutschen geologischen Gesellschaft, S. 386, Taf. XXII, Fig. 1. 
Czortköw (selten). (Zone 7.) 


Gen.: Aparchites Jones. 
44. Aparchites ovatus Jones. 


1865. Primitia ovata Jones. Annals. and magazin of natural hist., vol. 16, S. 423, Taf. XII, Fig. 13 a, b, c. 

1877. Primitia ovat« Krause. Fauna des Beyrichienkalkes ete., S. 37. 

1889. Aparchites ovatus Jones. Annals. and magazin of natural hist., S. 384. 

1891. Aparchites ovatus Krause. Beitrag zur Kenntnis der Ostracodenfauna in den silurischen Diluvialgeschieben. Zeit- 
schrift der deutschen geologischen Gesellschaft, S. 192, Taf. XXIX, Fig. 9a. 


Janöw bei Czortköw (selten). (Zone 7.) 


Ordo.: Cirrhipedia, 
45. Plumulites Barr. 
(Taf. XIX (V), Fig. 22. 
Unbestimmbare dreieckige Plumulites-Schuppen habe ich im schwarzen phosphorithaltigen Kalk- 


steine von Ladawa am Dniester gefunden. (Zone 3.) 


Mollusca. 
Gephalopoda. 
Ordo: Tetrabranchiata. 
So: Nautiloidea. 
Fam.: Orthoceratidae. 


Gen.: Orthoceras Breyn. 


46. Orthoceras Ludense Sowerby. 

1839. Orthoceras Ludense (Sow.) Murchison. Silurian system., S. 619, Taf. IX, Fig. 1. 
1857. ©. columnare Boll. L. eit., S. 16, Taf. I, Fig. 3. 
1879. ©. temperans Barrande. Syst. silur d. Boheme, Taf. CCXXX, CCCLXXXI, CDLI. 
1888. ©. Ludense Blake. L. cit., S. 156, Taf. I, Fig. 35, 7. 
1891. ©. Ludense Rüdiger. L. cit., S. 72. 

Eine große Form, welche sich durch ihren kreisrunden Querschnitt und hohe gerade Luftkammern 
deren Höhe !/, des Durchmessers beträgt, sehr leicht von anderen podolischen Orthoceren unterscheiden 
läßt. Es liegen mir mehrere Bruchstücke, darunter einige von 6 cm Durchmesser, vor. Sipho nach Sowerby 


[49] Die Paläozoischen Gebilde Podoliens. 2 


[9] 
ra 


zentral, jedoch ist dessen Lage nach Blake sehr veränderlich. Unter den obersilurischen Arten kann keine 
einzige mit dieser leicht kenntlichen Form verwechselt werden. Ein Wohnkammerstück von Io cm Länge 
und 7 cm Dicke ist vollkommen glatt. Sipho subzentral, groß; Septa gerade. 

Dziwinogröd, Wolkowce, Skowiatyn, Wysuczka, Olchowce, nach Malewski auch in Studenica in 
Russisch-Podolien. (Zone 5.) 


47. Orthoceras (Loxoceras) podolicum Alth. 
(In Mus. Acad. Cracoviensis), (Taf. XV (D), Fig. I-5; Taf. XVI (II), Fig. 1.) 

In der allgemeinen Gestalt dem ©. decipiens Barr. sehr ähnlich, wovon sich diese Art hauptsäch- 
lich durch ihren eigentümlichen Querschnitt und Lage des Sipho unterscheidet. Es ist die häufigste Art 
der Czortkower Tentaculitenschiefer, wenngleich vollständige Exemplare, wie das hier abgebildete, zu Selten- 
heiten gehören. Bruchstücke mit Luftkammern und vollständige zerdrückte Wohnkammern sind in Czortköw 
und Umgebung sehr häufig. 

Das ganze Gehäuse ist 40 cm lang, wovon ein Drittel auf die Wohnkammer ausfällt. Das Gehäuse 
ist kaum merklich gekrümmt, wächst langsam an (Konvergenz — !/,, Länge), Kammern sehr niedrig 
— 1„—\; des Durchmessers, etwas schräg gegen die Siphonalseite geneigt. Der Grad dieser Neigung 
wechselt mit dem Wachstum der Schale. Querschnitt in der Jugend kurz elliptisch bis zu einem Durch- 
messer von 40 mm. Weiter hinauf tritt eine immer stärker ausgeprägte Depression der Siphonalseite ein, 
wodurch der Querschnitt eine eigentümlich nierenförmige Gestalt annimmt. Eine Veränderung des Quer- 
schnittes durch zufälligen Druck ist hier ausgeschlossen. Hunderte von Stücken zeigen stets dieselbe 
Depression und die Gestalt des Querschnittes ist allein an die Größe der Exemplare gebunden. Zerdrückte 
Stücke haben einen länglich elliptischen Querschnitt und meist sehr schräge Kammerwände. Zugleich mit 
der Depression der Siphonalseite tritt auf den Flanken ein schwacher Sinus nach vorn ein, welcher an 
jüngeren Stücken nicht vorkommt. 

Sipho klein, an jungen Stücken subzentral, später immer stärker an den Rand gerückt, jedoch 
niemals randständie. An mehreren Stücken ist die Embryonalkammer bei 9 mm Durchmesser erhalten; 
man sieht auf derselben eine vierstrahlige Narbe mit großem zentralen Sipho. 

Schale mit scharfen Zuwachsringen, welche dem Verlaufe der Kammerwandnähte genau folgen, 
dazwischen ist die Schale fein horizontal gerieft. Die Wohnkammer, welche einen Drittel der Gesamtlänge 
einnimmt, ist meist zerdrückt, so daß man deren Maßverhältnisse nicht genau bestimmen kann. Dieselbe ist bis 
zum etwas eingebogenen Mundrande sehr fein horizontal gerunzelt, was wohl nur als Abdruck der inneren 
Runzelschicht gedeutet werden kann. 

Außer Orthoc. decipiens, welcher sich durch seinen zeıtlebens kreisrunden Querschnitt unterscheidet, 
können bei unvollkommener Erhaltung auch noch mehrere andere Arten des Beyrichienkalkes damit ver- 
wechselt werden, 

Orthoc. Roemeri Alth wächst bedeutend rascher an und die Depression der Rückenseite ist viel 
stärker ausgeprägt. 

O. bullatum, ©. Hagenowi, O. Berendti haben einen zeitlebens länglich elliptischen Querschnitt 
und der Sipho ist stets an der längeren Achse des Querschnittes gelegen. 

O. excentricum kann in der Jugend leicht mit ©. podolicum verwechselt werden; ältere unterschei- 
den sich leicht an dem kreisrunden Querschnitte, und, wenn die Schale erhalten ist, an der durchaus verschie- 
denen Verzierung derselben (Längsrippen). 

Sehr häufig in den Czortköwer Tentaculitenschiefern (Czortköw, Biala, Nagörzanka, Skorodynce, 
Uhryn, Dobrowlany, Grödek, Bilcze, Zaleszczyki). (Zone 7—8.) 


48. Orthoceras (Loxoceras) Roemeri Alth. 
(In Museo Acad. Cracoviensis), Taf. XVI (II), Fig. 2—5. 
Steht dem O. podolicum am nächsten, unterscheidet sich jedoch davon leicht durch sein rascheres 
Wachstum (Konvergenz — !/, der Länge) und bedeutend stärkere Veränderung des (Juerschnittes. 


Beiträge zur Paläontologie Österreich-Ungarns, Bd. XIX. 29 


Jos. von Siemiradzki. [50] 


[9] 
DL 
D 


Junge Stücke bis 20 mm Durchmesser sind beinahe kreisrund, mit subzentralem Sipho, weiter wird 
der Querschnitt zuerst unregelmäßig elliptisch und an ganz erwachsenen infolge der sehr starken Depression 
der Antisiphonalseite gerundet dreieckig. Konvergenz der Schale—!/; der Länge; Kammern niednies er 
des größeren Durchmessers. Solange der Querschnitt annähernd kreisrund ist, sind die Kammerscheidewände 
an den Seiten rückwärts wellig gekrümmt, zugleich jedoch mit eintretender Depression der Antisiphonal- 
seite verschwindet jener schwache Sinus und die Nähte werden an den Seiten gerade. Auf der Antisiphonal- 
seite beschreiben die Kammerwandnähte einen breiten und schwachen Sinus nach vorn, welcher ebenfalls 
sich allmählich ausbreitet und an älteren Stücken sind die Nähte ganz gerade. 

Schale mit schuppenartig erhabenen Zuwachsringen, welche den Kammerwänden entsprechen, da- 
zwischen mit sehr feinen und dichten Zuwachslinien verziert. 

Anfangskammer kahnförmig von beiden Seiten zusammengedrückt, mit einem starken Längskiel, in 
dessen Mitte der Sipho steht, 

Ziemlich häufig in den Czortköwer Schichten (Beyrichienschiefer) von Czortköw, Wygnanka, Uhryn, 


Skorodynce, Tudoröw, Dobrowlany, Nagorzanka, Uscieczko, Iwanie. (Zone 7-8.) 


49. Orthoceras Hagenowi Boll. 
1857. ©. Hagenowi Boll. Cephalop., S. 77, Taf. VI, Fig. 19 ab. 
1869. ©. Hagenowi Karsten. L. c. S. 50, Taf. XVII, Fig. 3 ac. 
1880. ©. Hagenowi Angelin. Fragmenta silurica, S. 7, Taf. V, Fig. 14—17. 
1891. ©. Hagenowi Rüdiger. L. ce. S. 61. 

Gehäuse sehr langsam anwachsend (Konvergenz !),, dm), Kammern niedrig — !/, des Durch- 
messers. Querschnitt elliptisch mit stark exzentrischem kleinem perlschnurförmigem Sipho. Die Kammerwand- 
nähte beschreiben an der schmalen Siphonalseite einen Sinus nach vorn, bleiben aber an der Antisiphonal- 
seite eben, was einen Unterschied gegenüber dem sehr ähnlichen 9. Berendti Rüdig. bildet. Schale glatt 
mit zarten Zuwachslinien. 


Kasperowce (selten). (Zone 7). 


50. Orthoceras Berendti Dewitz. 
188o. ©. Berendti Dewitz. Zeitschr. d. Deutsch. geol. Ges., Bd. 32, S. 389, Tat. XVII, Fig. 9-11. 
1891. ©. Berendti Rüdiger. L. c. S. 62, Taf. I, Fig. 7. 

Wachstum der Schale ziemlich rasch. Konvergenz — !/; des Länge, Kammer niedrig — !/, des 
größeren Durchmessers, Querschnitt elliptisch, Sipho exzentrisch auf der längeren Achse gelegen. Kammer- 
wandnähte auf der Siphonal- und Antisiphonalseite nach vorn in einen Sinus ausgezogen. Schale fein 
quergerieft. 

Von ©. bullatum unterscheidet sich diese Art beinahe nur durch ihre Schalenverzierung; bei ©. 
bullatum ist dieselbe längsgestreift. Steinkerne sind schwer zu unterscheiden. 

Czortköw, Dobrowlany, Zaleszezyki (obere Schicht mit Pferaspis‘. (Zone 8.) 


51. Orthoceras excentricum Sow. 
1839. ©. excentricum Sowerby. Silur. syst., S. 631, Taf. XIII, Fig. 16. 
1888. ©. excentricum Blake. L. c. S. 152, Taf. XI, Fig. 2. 

Subzylindrisch, langgestreckt, Querschnitt kreisrund, Kammern niedrig — !/, des Durchmessers, 
schräg gegen die Siphonalseite geneigt. An beiden Seiten ein starker Sinus nach vorn, an der Siphonal- 
seite ein breiter Sinus nach rückwärts. 

Obgleich die Schale nicht erhalten ist, kaun ich diese Form, welche mir in mehreren Bruchstücken 
vorliegt, doch keiner anderen Art zuzählen. ©. podolicum hat bei gleichem Durchmesser einen total ver- 
schiedenen Querschnitt. 

Czortköw, Wygnanka, Dobrowlany, Zaleszezyki (Kryszezatyk), überall selten. (Zone 5.) 


[51] Die Paläozoischen Gebilde Podoliens. 223 
52. Orthoceras intermedium Markl. 
1868— 1874. ©. intermedium (Marklin). Barrande, Syst. silur. d. Boheme, Taf. CCNNX, Fig. 4-6, 
1880. O. intermedium Angelin. Fragmenta silurica, S. 7, Taf. V, Fig. 8, 9, ı2. 
1891. ©. intermedium Rüdiger. L. c. S. 62. 
Gehäuse subzylindrisch, Konvergenz — !/, der Länge, Höhe der Kammern — !/, des Durchmessers, 


Querschnitt elliptisch, kreisrund, Sipho subzentral, perlschnurförmig, klein. Die Kammerwandnähte bei der 
podolischen Varietät kaum merklich auf der siphonalen und antisiphonalen Seite nach vorn gehoben. Schale 
glatt mit sehr feinen und dichten Zuwachslinien. 

Uhryn, Wyenanka, Czortköw (selten). (Zone 5.) 


53. Orthoceras pseudoimbrieatum Barr. 
(Taf. XVI (I), Fig. 14.) 


1866. ©. pseudoimbricatum Barrande. Syst. silur. d. Boh&me, Taf. CDXL, Fig. 1—2. 
1880. O. Zamellatum Angelin. (?2) Fragmenta silurica, S. 6, Taf. VII, Fig. 24—26. 
1899. ©. pseudoimbricatum Wieniukow. L. c. 


Kammern niedrig, sehr schräg, zur Siphonalseite geneigt. Kammerhöhe — !/,, des Durchmessers, 
Sipho randständig, sehr weit — !/, des Durchmessers, besteht aus zwei Teilen. Der äußere ist hohl, der 
innere, dicht am Schalenrande gelesene perlschnurförmig. Schale nicht erhalten. Durchmesser des einzigen 
mir vorliegenden Stückes —= 40 mm. 

Kamieniec Podolski. (Zone 4.) 


54. Orthoceras cir. longulum Barr. 
(Taf. XVI (ID), Fie. 9.) 
(efr.) ©. Zongulum Barrande. Syst. silur. d. Boheme, Taf. CLXXXVII, Fig. 17—20. 
Es liegt mir ein einziges Stück aus Skala vor, welches den allgemeinen Habitus von Gomphoceras 
bohemicum u. desgl. besitzt, jedoch zeigt die zum größten Teil erhaltene Wohnkammer keine Spur von 
Verjüngung, sondern scheint normal bis zum Ende ausgebildet zu sein. Von den Orthoceraten ist allein 


Orthoc. longulum Barr. damit vergleichbar. 
Gehäuse kurz, mit niedrigen Kammern (!/,, des größeren Durchmessers). Die Kammerwände ver- 


laufen ganz gerade, während bei ©. longulum ein schwächerer Sinus nach oben auf der Siphonalseite 
merklich ist. Querschnitt elliptisch (bei O. longulum kreisrund), Sipho randständig, perlschnurförmig, klein. 
An der Schale haften zwei Graptolithen-Stücke, darunter Rastrites Linnaei. 


Skala (Krakauer Sammlung) Unikum. (Zone 3.) 


55. Orthoceras sp. ind. 
(Taf. XVI (I), Fig. 13.) 
Mäßig langer, sehr regelmäßiger Kegel mit kreisrundem Querschnitt und niedrigen Kammern (!/,, 


Durchmesser), Schale und Sipho unbekannt. 

Am meisten gleicht diese Form dem 0. Sternbergi Barr. (loc. cit. Taf. CLXXXIX, Fig. I—15). 
Auch O. truncatum Blake (l. c. Taf. XIV, Fig. 7—8) aus dem: unteren Ludlow steht nahe, ist jedoch 
schlanker und hat etwas höhere Luftkammern. 

Dzwinogröd. Unikum in der Krakauer Sammlung. 


56. Orthoceras grave Barr. 
O. grave Barrande. Syst. silur. d. Boheme, Taf. CXCV, Fig. 8-11. 
Das mir vorliegende einzige Stück der Krakauer Sammlung aus dem Beyrichienkalke von Zalesz- 
czyki ist zwar nicht vollständig, läßt jedoch die charakteristischen Merkmale dieser Art gut erkennen, 


Die ungewöhnliche Dicke und außerordentlich niedrigen Kammern sowie die auf dem Steinkerne sichtbare 
29* 


224 Jos. von Siemiradzki. [52] 


dichte Längsstreifung lassen diese Form leicht erkennen. Das mir vorliegende Stück besteht aus Luft- 
kammern, ist 90 mm breit, die Luftkammern dabei kaum 5 mm hoch. Der Querschnitt länglich elliptisch, 
nicht meßbar. Lage des Sipho nicht sichtbar. (Zone 7.) 


57. Orthoceras cochleatum Sw. 
1837. Orthoceratites crassiventris Hisinger. Leth. Suec, S. 30, Taf. X, Fig. 3. 
1846. ©. cochleatum Quenstedt. Cephalopoden, S. 42, Taf. I, Fig. 6—8. 
1857. ©. cochleatum Boll. Cephalopoden ete., S. 76, Taf. V, Fig. 17. 
1860. Actinoceras cochleatum Eichwald. Lethaea rossica S. 1253. 
1861. ©. crassiventre Schmidt. L. c. S. 194. 
1868—1874. ©. cochleatum Barrande. Syst. silur. d. Boheme, Taf. CCXXXI, CEXRXXVIL CDAXXIX. 
1876. O. cochleatum Roemer. Letaea erratica Taf. XVI, Fig. 5. 
1880. O. cochleatum Angelin. Fragmenta silurica s. 6, Taf. VIII, Fig. 1-3; Taf. X, Fig. 6. 
1891. ©. cochleatum Rüdiger. L. c. S. 60. 

Kammern niedrig — !/, des Durchmessers, Querschnitt elliptischh Kammerwände wellig gebogen, 
an der siphonalen und antisiphonalen Seite einen Sinus nach unten bildend. Siphonal- und Antisiphonal- 
seite etwas flachgedrückt. Sipho submarginai, sehr weit —= !/, Durchmesser aus sehr breiten, deprimierten 
Sphaeroiden mit sternförmig gelapptem Umriß gebildet. Das größte Bruchstück ist So mm lang, 60 mm 
breit, Kammern 7 mm hoch, Sipho 25 mm breit. 

Skala, Skorodynce. (Zone 4.) 


58. Orthoceras Hisingeri Boll. 
(Taf. XVI (ID), Fig. 6.) 
1837. Orthoceras annulatus Hisinger (von Sow.). Lethaea suec., Taf. IX, Fig. 8. 
1857. ©. Hisingeri Boll. L. c. S. 18, Taf. V, Fig. 13. 
1899. ©. annulatum Wieniukow. L. c. S. 198, Taf. IX, Fig. 3. 

Von Orthoceras andulatum Sw. (undulatum His.), mit welchem diese Art verwechselt wird, 
unterscheidet sich ©. Hisingeri dadurch, daß die feinen Querlinien der Schalenskulptur nicht wie bei 
O. annulatum wellenförmig fein gezackt sind, sondern ganz gerade verlaufen. Wenn die Schale nicht 
erhalten ist, kann man die Steinkerne gar nicht unterscheiden. O. annulatum Sw. kommt indes meines 
Wissens im podolischen Silur nicht vor. Die mit Schale versehenen Stücke zeigen stets die charakteristische 
Schalenverzierung des O0. Hisingeri. 

Studenica, Kitajgorod, Orynin, Kamieniec, Skowiatyn. (Zone 4—-5.) 


59. Orthoceras annulato costatum Boll. 


1857. Orthoceras annulato costatım Boll. Cephalopoden, S. 8r, Taf. VII, Fig 24. 
1877. ©. costatum und O. anmulato costatum Krause. L. c. S. 26. 

1891. ©. annulato costatum Rüdiger. L. c. S. 69. 

1899. O. multilineatum Wieniukow. L. c. S. 202, Taf. IX, Fig. 5. 

1885. ©. Damesi Roemeri. Lethaea erratica, S. 104, Taf. VII, Fig. 12. 

Diese schlanke subzylindrische Form ist durch ihre charakteristische Schalenskulptur leicht kenntlich ; 
junge Stücke (0. multilineatum Wien.) sind von feinen Längsrippen verschiedener Stärke verziert, erwach- 
sene (O. annulato costatum) zeigen ein äußerst zierliches Gitterwerk von feinen Längsrippen und noch 
feineren Querlinien. An einem Stücke aus Dzwinogröd in der Krakauer Sammlung von 21 mm Durch- 
messer liegen die feinen Längsrippen je 3 mm, die Querlinien 11), mm voneinander entfernt. 

Kamieniee, Pudlowce, Studenica, DZwinogröd, (Zone 7.) 


ie Paläozoischen Gebilde Podoliens, 
[53] Die Pal iscl sebilde Podoli 


D 
[97 
un 


60. Orthoceras Kendalense Blake. 
(Tat. XVI (II), Fie. 7—8.) 
1888. Orthoceras Kendalense Blake. L. c. S. 100, Taf. III, Fig. 13. 
1891. O. sp. Rüdiger. L. c. S. 66, Taf. III, Fig. 14. 
1899. ©. Althi. Wieniukow. L. c. S. 20, Taf. IX, Fig. 4. 

Gehäuse subzylindrisch, sehr schlank, leicht gekrümmt, Querschnitt kreisrund mit subzentralem Sipho, 
Schale mit schrägen, etwas gebogenen gerundeten Querwülsten, welche durch ihnen gleich breite Zwischen- 
räume getrennt sind. Man zählt je drei solche Wülste auf eine Luftkammer. Kammern hoch, etwas unter 
!/, m Durchmesser. Die Schale ist sowohl auf den Ringwülsten als auf deren Zwischenräumen von äußerst 
feinen horizontalen Linien verziert. Gegen die Wohnkammer werden die Wülste sehr schwach und die 
Schalenverzierung besteht nun nur aus dichtgedrängten haarfeinen Horizontallinien. 

Orthoceras ibex Sw. unterscheidet sich von unserer Art durch doppelt so weit entfernte QJuerwülste. 
O. gothlandicum Boll., O. annulatum, O. Hisingeri, O. tracheale ect. haben horizontale, nicht schräge 
Ringwülste, ©. Nicholianum Blake. u. desgl. — feine Längsstreifen, welche die Ringwülste verqueren. 
Blake gibt diese Form aus dem upper Ludlow, Rüdiger aus dem Beyrichienkalke an. In Podolien 
kommt dieselbe einerseits in den sogenannten »Borszezower« Schichten, anderseits in den von Wieniu- 
kow als unterstes Glied des versteinerungsführenden Silurs Russich-Podoliens angesehenen Schichten von 
Kitajgorod und Studenica vor. 

Borszezöw, Dawidkowce, Krzywcze, Filipköwce, Chudykowce, Wierzchniakowce, Skowiatyn, Zielince, 
Cyganka, Kozaczyzna, Denyskowce, Filipkowce; nach Wieniukow: Studenica und Kitajgorod; ein Stück 
aus Kamieniec im Museum Dzieduszycki. 

Das größte Stück ist IO cm lang und 3 cm dick. (Zone 6—7.) 


61. Orthoceras cfr. virgatum Murch, 
(Taf. XVI (ID), Fig. 11.) 
1839. Orthoceras virgatum Murch. (Sowerby) silur. syst., S. 632, Taf. XIII, Fig. 26. 
1876. O. angulatum Roemer. Lethaea erratica, S. 127, Taf. IX, Fig. 10. 
1891. O. virgatum Rüdiger. L. c. S. 73. 

Gehäuse klein, konisch (Konvergenz — !/, der Länge), Querschnitt kreisrund, Sipho subzentral, 
klein, Kammern hoch — !/, des Durchmessers. Schale fein und dicht längsgestreift. An dem mir vor- 
liegenden Stücke zählt man 40 feine eleichmäßige Längslinien (am Steinkerne). 

Die oben besprochene Form gleicht vollkommen der von Roemer abgebildeten Art aus dem Gra- 
ptolithengestein. Von O. virgatum. Sw. scheint diese Art etwas verschieden zu sein, namentlich weniger 
Rippen und eine stärkere Konvergenz zu besitzen, 

In Form und Größe stimmt unsere Form sehr gut mit Orthoc. striatopunctatum Barr. überein. 
Ebenso nahe ist Orthoc. annulato costatum Boll., welcher sich durch seinen viel langsameren Wuchs aus- 
zeichnet. Ein genauer Vergleich ist wegen mangelnder Schale des einzigen mir vorliegenden Exemplares 
aus Kamieniee Podolski nicht möglich, (Zone 5.) 


Gen.: Endoceras Hall. 


62. Endoceras sp. ind. 
1880. (?) Orthoceras nummularium Angelin (non Sowerby). Fragmenta silurica, Taf. VIII, Fig. 4-5, S. 6. 


Aus dem Korallenkalke von Skala liegen mir zahlreiche, jedoch stets stark abgeriebene Bruchstücke 
eines Orthoceren vor, welche zwar spezifisch wegen mangelhafter Erhaltung unbestimmbar sind, jedoch ganz 
sicher zur Gattung Endoceras gehören. Das größte mir vorliegende Stück ist 12 cm lang, 5 cm dick, 
Querschnitt kreisrund, Kammern niedrig — !/,; des Durchmessers, schräg und zur Antisiphonalseite 


vom randständigen Sipho aus geneigt, also umgekehrt, als es bei den meisten Orthoceras-Arten mit schrägen 


226 Jos. von Siemiradzki. [54] 


Luftkammern der Fall ist. Sipho randständig, breit — '!/, des Durchmessers, deutlich doppelt. Die innere 
randständige Röhre nur !/, des Durchmessers breit. Die Siphonalröhre hat geradlinige Ränder, der Sipho 
nicht perlschnurförmig erweitert. 

‚Das Vorkommen einer Art dieser ausgesprochenen untersilurischen Sippe im oberen Silur ist aller- 
dings befremdend und der stets stark angegriffene Erhaltungszustand derselben lässt deren Vorkommen 
auf sekundärer Lagerstätte vermuten. Allerdings sind bisher untersilurische Gebilde aus Podolien nicht be- 


kannt, da der ganze untere Schichtenkomplex versteinerungsleer ist. (Zone 3.) 


Gen.: Clinoceras Maske. 


63. Clinoceras podolicum n. sp. 
(Taf. XVII (I), Fig. ı—2.) 


Obgleich die podolische Form in mancher Hinsicht vom Typus der Gattung (Clinoc. dens Maske) 
abweicht, so kann ich dennoch dieselbe keiner anderen Cephalopodengattung anreihen, da sie die wichtigsten 
Charaktere der Gattung Clinoceras besitzt. 

Es liegen mir aufer der vollständigen Wohnkammer mehrere erwachsene gekammerte Exemplare 
vor, deren Anfangskammern wahrscheinlich gleich anderen Clinoceras-Arten und ihnen gleichgestalteten 
Orthoceren spitz konisch sein dürften. Der gekammerte Teil der Schale ist im Querschnitt kurz eiförmig: 
bis gerundet dreieckig, mit randständigem Sipho, dessen perlschnurförmige Elemente zahlreiche radiale 
Sternlamellen besitzen. Die niedrigen Kammern, deren Höhe —= !/,, bis !/,, des Durchmessers beträgt, sind 
auf der Siphonalseite mit dem für die Gattung Clinoceras charakteristischen kurzen zungenförmigen Lappen 
versehen, welcher einen schmalen Sinus nach vorn bildet. Wohnkammer kurz, gleich 1!/), Durchmesser, 
vor dem Ende eingeschnürt, mit einem schwachen Ausgusse auf der Siphonalseite. Das größte mir bekannte 
Stück ist 13 cm lang, wovon 6 cm auf die Wohnkammer entfallen. Durchmesser desselben oben 32 und 
29 mm, unten 27 und 25 mm. 

Äußerlich sehr ähnlich ist Orthoceras longulum Barrande (l. cit. Taf. CLXXXVI, Fig. 17—20), 
bei welchem jedoch die Kammerwände keinen zungenförmigen Lappen auf der Siphonalseite bilden. 

Skala, Sinköw, Filipkowce, Wierzchniakowce, Chudykowce, Diwinogröd, überall selten. 


64. Clinoceras ellipticum n. sp. 
(Taf. XVII (IN), Fig. 3.) 

Äußerlich dem Bathmoceras praeposterum Barr. sehr ähnlich, jedoch ist der Sipho nicht düten- 
förmig, sondern perlschnurförmig mit radialen Sternleisten, wie bei Cyrfoceras und Clinoceras gebaut. 

Gehäuse beinahe gerade, Kammern sehr niedrig (?/,;, Durchmesser). Die Kammerwandnähte sind an 
jungen Stücken schwach, an erwachsenen stark zungenförmig nach vorn auf der Siphonalseite ausge- 
zogen. Wohnkammer kurz, gleich dem größeren Durchmesser, gegen das Ende sehr schwach eingeschnürt, 
Mündung nicht erhalten. Schale unbekannt. Querschnitt elliptisch. Sipho randständig an der Längsachse. 


Skala, Dzwinogröd, Tudoröw. Zaleszczyki selten. 


Gen.: Gomphoceras Sow. 


65. Gomphoceras ellipticum Mc. Coy. 
(Taf. XVII (III), Fig. 10.) 
1839. Orthoceras pyriforme Sowerby 7 (p. p.). Silurian system., Taf. VIII, Fig. 19, untere Figur. 
1850. Poterioceras ellipticum Mac. Coy. Annals and Mag. Nat. hist., 2 Ser. vol., Fig. 7, S. 45. 
1856. Poterioceras id. Sedgwick and Mac. Coy. Synopsis of the classification of the British paleozoc. rocks, S. 32T. 
1888. Gomphoceras ellipticum Blake. L. c. Taf. XXI, Fig. 1, 4. 
Mehrere Exemplare dieser wohlbekannten Form wurden von Dr. Bieniasz in Chudykowce und 


Dzwinogröd gesammelt. (Zone 5.) 


[55] Die Paläozoischen Gebilde Podoliens. 227 


66. Gomphoceras pyriforme Sow. 
(Taf. XVIL (II), Fig. 12.) 
1839. Orthoceras pyriferme Sowerby. Silur. system, Taf. VIII, Fig. 19 (obere Figur). 
5. Gomphoceras pyriforme Mac. Coy. L. c. S. 322. 
888. Gomphoceras pyriforme Blake. L. c. Taf. XXI, Fig. 2. 


Ein einziges Stück aus Skala in der Krakauer Sammlung. (Zone 5.) 


Fam.: Ascoceratidae. 
Gen.: Glossoceras Barr. 


67. Glossoceras carinatum Alth. 
(Taf. XVII (IV), Fig. 7.) 
Glossoceras carinntum Alth. In Museo Acad. Cracoviensis. 


Ein einziges Exemplar dieser Art wurde von Prof. Alth in Lanowce gefunden. Dieselbe unter- 
scheidet sich von den drei bisher bekannten Arten dieser Gattung durch seine gekielte Dorsalseite. 


Fam.: Cyrtoceratidae. 
Gen.: Cyrtoceras Gf. 


68. Cyrtoceras vivax Barr. 
(Taf. XVAL (III), Fig. 4.) 
1879. Cyrtoc. vivax Barrande. Syst. silur. d. Boheme, Tat. 119, Fig. 14. 

Gehäuse kurz, gedrungen, mit niedrigen Kammern (— '/; des Durchmessers), welche von der fast 
geraden Antisiphonalseite fächerförmig gegen die leicht gewölbte Siphonalseite verlaufen, einen Sinus nach 
vorn auf der Siphonalseite beschreibend. 

Querschnitt kurz eiförmig, die schmälere Seite ist vom randständigen Sipho eingenommen. 

Das einzige mir vorliegende Stück aus Rosochacz in der Sammlung der Krakauer Akademie ist 
etwas abgerieben und läßt keinen genauen Vergleich mit dem böhmischen Typus zu. Größe und allgemeine 
Gestalt der Barrandeschen Figur vollkommen entsprechend. (Zone 7.) 


69. Cyrtoceras intermedium Blake. 
Taf. XVIIL (IV), Fie. 4.) 
1888. Cyrtoc. intermedium Blake. L. c. Taf. XX, Fig. 6. 

Gehäuse kurz, stark gekrümmt, mit niedrigen Kammern — !/, Durchmesser, welche auf der Sipho- 
nalseite einen breiten Sinus nach vorn bilden, Querschnitt gerundet dreieckig mit schwach deprimierter 
Antisiphonalseite, Wohnkammer kurz — 1!/, Durchmesser. 

Czortköw (Krakauer Sammlung), selten. (Zone 6.) 


70. Cyrtoceras sinon Barr. 
(Taf. XVIIL (IV), Fig. 1.) 
1879. Oyrtoceras sinon Barrande. Syst. silur. d. Boheme, Taf. CLVII, Fig. 47—49. 
Gehäuse hornförmig, ziemlich rasch anwachsend, mit herzförmigem Querschnitt und randständigem 
Sipho, Kammern niedrig — !/, Durchmesser, Kammerwände an den Flanken wellig geschwungen, an den 
Seiten einen schwachen Sinus nach unten, an der Siphonalseite einen Sinus nach oben beschreibend. 
Sinköw, Filipkowce (selten.) (Zone 7.) 


71. Cyrtoceras sp. indet. 
(Taf. XVII (IV), Fig. 2.) 
Ein Stück aus Biala bei Czortköw in der Krakauer Sammlung unterscheidet sich von allen bekannten 


Cyrtoceras-Arten durch seine ganz flachen Flanken. In der allgemeinen Gestalt, der geringen Krümmung 


228 Jos. v. Siemiradzki. [56] 


und niedriegen Kammern gleicht diese Form dem Cyrioc. Roemeri Barrande. (Tat. CCII, Fig. ı—3), 
jedoch ist bei jenem der Querschnitt eiförmig mit gewölbten Flanken und die Wohnkammer ist stark seit- 
lich komprimiert, während unsere Form keine Formveränderung mit dem Beginne der Wohnkammer er- 
leidet. (Zone 8?) 
72. Cyrtoceras podolicum n. sp. 
(Taf. XVIIL (IV), Fig. 5.) 

Steht dem Cyrioc. sinon am nächsten, unterscheidet sich jedoch davon durch mehrere wichtige 
Merkmale. Die Schale wächst bedeutend langsamer an, die Kammern sind niedriger — !/,, Durchmesser, 
der Querschnitt bedeutend stärker an der Antisiphonalseite deprimiert und viel breiter als bei Cirtoc. sinon. 
Die Kammerwandnähte beschreiben auf der Antisiphonalseite einen sehr breiten aber seichten Sinus nach 
unten, auf der Siphonalseite verlaufen die Nähte ganz gerade. Sipho randständig, perlschnurförmig mit 


radialen Sternleisten, Wohnkammer kurz. 
Das größte mir vorliegende Stück ist IO cm lang, oben 38 und 27 mm dick, 


Sinköw, Skorodynce, Janöw, Czortköw, Korolöwka. 


73. Cyrtoceras anormale Barr. 
(Taf. XVIIL (IV), Fie. 6.) 
1879. Cyrtoceras anormale Barrande. Syst. sil. d. Boheme, Taf. CXXXIX, Fig. 16—20. 
Gehäuse kurz, stark bogenförmig gekrümmt, Antisiphonalseite stark flachgedrückt, Siphonalseite 
gewölbt, Kammern niedrig — !/; Durchmesser, Kammerwandnähte auf der Siphonalseite einen starken Sinus 
nach vorn beschiebend, an der Antisiphonalseite gerade. 


Kozaczyzna. Unikum. (Zone 7.) 


74. Cyrtoceras formidandum Barr. 
(Taf. XVIL (III), Fig. 6.) 
1879. Oyrtoceras formidandum Barrande. Syst. silur. d. Boheme, Taf. OXXXIX, Fig. 9-11.) 


Gehäuse subzylindrisch, sehr schwach gekrümmt, Kammern sehr niedrig ('/;; Durchmesser), Quer- 
schnitt kurz eiförmig bis gerundet dreieckig, Antisiphonalseite flachgedrückt, Kammerwände schwach wellig 
geschwungen, auf der Siphonalseite einen Sinus nach vorn bildend, Wohnkammer gleich t!/, Durchmesser, 
oben etwas seitlich komprimiert, auf der Siphonal- und Antisiphonalseite mit sehr kurzem Ausguß. 

Von der nahe stehenden Form Cyrioc. Scharyi Barr. an der starken Depression der Antisiphonal- 
seite und dem gerundet dreieckigen Querschnitte zu unterscheiden. 

Zaleszezyki, Czortköw, Uscieczko, Iwanie, Dobrowlany, Biala. (Zone 7—8.) 


75. Cyrtoceras breve n. sp. 
(Taf. XVII (III), Fig. 5.) 

Gehäuse subzylindrisch, sehr schwach gekrümmt, Kammern äußerst niedrig (!/,, Durchmesser), 
stark gewölbt. Die Kammerwände beschreiben auf der Siphonalseite einen schwachen Sinus nach vorn. 
Querschnitt kreisrund, Wohnkammer gleich lang und breit, mit einem kurzen Ausgufs auf der Siphonal- 
seite. Das größte Stück ist 60 mm lang, unten 30 mm, oben 35 mm dick, Sipho 5 mm breit. 

Mehrere böhmische Formen stehen unserer Art sehr nahe, unterscheiden sich jedoch davon durch 
ihren mehr oder weniger komprimierten Querschnitt: 

Zu erwähnen sind: 

Cyrtoceras Scharyi Barrande. L. c. Taf. CXXXIV, Fig. 17—19; Taf. CCI, Fig. 4—6, hat eine 
lange Wohnkammer und eiförmigen Querschnitt. 

Cyrtoc. potens Barr. L. c. Taf. CXXXI, Fig. 10—ı3, steht am nächsten, ist jedoch stark seitlich 


komprimiert mit elliptischem Querschnitt. 


[57] Die Paläozoischen Gebilde Podoliens. 229 


gegen die 


Cyrtoc. superbum Barrande. L. c. Taf. CXXVIIL, Fig. ı—ı1, hat einen eiförmigen, 
Siphonalseite verengten Querschnitt. 

Cyrtoc. gibbum Barr. Taf. CXNXIX, Fig. S—ı4, ist in seiner alleemeinen Gestalt sehr ähnlich, hat 
aber einen kurz eiförmigen, gegen den Sipho verengten (Juerschnitt. 

Cyrtoc. formidandum Barr, L. c, Taf. CXNNXXIX, Fig. 9—ı1, (uerschnitt kurz eiförmig wie 
bei voriger Art. 

Sämtliche oben aufgezählten Arten stammen aus der Stufe Z des böhmischen Silurs. Im englischen 
und schwedischen Silur sind derartige Formen unbekannt, 


Filipkowce, Zaleszezyki (selten). 


Fam.: Nautilidae. 
Gen.: Discoceras Barr. 


76. Discoceras cir. rapax Barr. 
(Taf. XVII (IV), Fig. 17.) 
1879. Trochoceras rapax Barrande. Syst. silur. d. Boheme, Taf. XXI, Fig. 1-5; Taf. XXII, Fig. 1. 

Ein Bruchstück aus Kamieniec Podolski von Io cm Länge und 5 cm Dicke gehört einer dem 
Trochoc. rapax sehr nahestehenden, wenn nicht identischen Form an. Die einzigen Unterschiede bestehen 
in der etwas spärlicheren Berippung und der etwas größeren Breite der Umgänge. 

Krakauer Sammlung (coll. prof. Alth), 


Fam.: Trochoceratidae. 
Trochoceras Barr. 
77. Trochoceras optatum Barr. (?) 


Ein einziges mangelhaftes kleines Stück aus Chudykowce in der Krakauer Sammlung scheint mit 
dem Tr. optatum Barrande aus der Schicht Ze, von Lochkow identisch zu sein. (Zone 7.) 


Subordo: Ammonoidea. 
Fam.: Goniatitidae. 
Gen.: Anarcestes Mojs. 


78. Anarcestes podolicus nov. sp. 
(Taf. XVII (IV), Fig. 89.) 

Kleine, beinahe kugelige Art mit einer sehr charakteristischen Schalenskulptur, welche allein mit 
derjenigen von Goniatites tuberculosus Murch. aus dem rheinischen Devon verglichen werden kann. 

Schale beinahe kugelig, sehr eng genabelt. Auf jedem Umgange drei bis vier kräftige Wülste, 
welche den Raum zwischen der Naht und der breiten Externseite einnehmen, ohne auf die letztere zu über- 
gehen. Diese Wülste sind voneinander durch ihnen gleich starke Gruben getrennt. Ihre Ausbildung ist 
jedoch sehr unregelmäßig: an vier mir vorliegenden Exemplaren sieht man, daß die Schalenwülste nicht 
immer symmetrisch liegen, sondern bald nur auf einer Seite der Schale zur Ausbildung gelangen, während 
die andere beinahe glatt bleibt; bald zwar gleichmäßig stark auf beiden Seiten ausgewachsen sind, aber 
einander gegenüber alternierend stehen. 

Der breite Rücken ist deutlich gekielt, der Kiel beiderseits von einer sehr schwachen Rinne be- 
gleitet. Die ganze Schale ist etwa einem Bellerophon ähnlich, jedoch sieht man am größten mir bekannten 
Exemplare (Krakauer Sammlung) deutlich die Kammerwandnähte, welche einen sehr einfachen Verlauf 
besitzen: nur ein einziger breiter Lobus ist auf den Seiten sichtbar. 

Das größte mir bekannte Stück hat 16 mm im Durchmesser. Wohnkammer den ganzen letzten 
Umgang einnehmend. 

Filipkowce, Skowiatyn, Uscie Biskupie (selten). (Zone 10.) 


Beiträge zur Paläontologie Österreich-Ungarns. Bd. XIX. 30 


230 Jos. von Siemiradzki. [58] 


Gasteropoda. 
Fam.: Solariidae Fisch. 
Gen.: Euomphalus Sow. 
79. Euomphalus Orinini Wieniukow. 
1899. Euomph. Orinini Wieniukow. Loc. cit. S. 189, Taf. V, Fig. 13. 
Von dieser schönen und charakteristischen Art, welche von Wieniukow in Orynin und Zwaniec 


gefunden worden ist, sind mir keine Exemplare bekannt. (Zone 4.) 


Fam.: Capulidae Fisch. 
Gen.: Platyceras Conr. 


80. Platyceras cornutum His. 
(Taf. XVIII (IV), Fig. 19.) 
1837. Pileopsis cornuta Hisinger. Lethaea Suecica, S. 4I, Taf. XU, Fig. 11. 
1839. Natica haliotis Sowerby. Silur. system, S. 625, Taf. XII, Fig. 16. 


1884. Platyceras cornutum Lindström. Loc. cit. S. 63, Taf. II, Fig. 29—51. 
1899. Platyceras cornutum Wieniukow. Loc. cit. S. 195, Taf. VI, Fig. 5; Taf. VII, Fig 17. 


Nach Wieniukow allein in Studenica häufig, selten in Hrynezuk, Braha, Muksza, Kitajgorod. Ein 


Exemplar liegt mir aus Wierzchniakowce vor. (Zone 3—4.) 


81. Patyceras disjunetum Gieb. 
(Taf. XVII (IV), Fie. 18.) 


1858. Capulus dısjunctus Giebel. Silur. Fauna d. Unterharzes, S. 25, Taf. III, Fig. 4. 
1878. Capulus disjunctus Kayser. Fauna der älteren devonischen Ablagerungen des Harzes, S. 95, Taf. XVI, Fig. 6. 
1899. Platyceras disjunetum Wieniukow. Loc. cit. S. 196, Taf. VI, Fig. 4. 


In Russisch-Podolien gehört diese Art zu Seltenheiten: Wieniukow fand allein in Dumanow 
kleine Exemplare. In Galizien dagegen gehört dieselbe zu den häufigsten Versteinerungen der oberen Brachio- 


podenschiefer. 
Skala, Skowiatyn, Filipkowce, Lanowce, Chudiowce, Szyszkowce, Wierzchniakowce, Sapachöw, 


Strzalkowce, Kozaczyzna, Borszczöw, Michalköw, Uscie Biskupie, Zamuszyn, Kolodröbka. (Zone 7—8.) 


82. Platyceras podolicum n. sp. 
(Taf. XVIIL (IV), Fig. 15.) 
Gehäuse konisch, schwach gekrümmt. Schale mit zungenförmig in der Mitte vorspringenden Zu- 
wachsringen, dazwischen fein quergestreift. Ein einziges Stück aus Skowiatyn in der Krakauer Sammlung, 


Fam.: Scalariidae Fisch. 
Gen.: Holopella Mac. Coy. 


83. Holopella acicularis F. Roemer. 
(Taf. XVII (IV), Fıg. 11-12.) 


1385. Loxonema aciculare F. Roemer. Lethaea erratica, S. 125, Taf. X, Fig. 21. 
1894. Loxonema enantiomorphum Frech. Zeitschr. d. Deutsch. Geolog. Ges., S. 467, Tat. XXXV, Fig. 3. 


Gehäuse fast zylindrisch, sehr lang, Windungen kaum breiter als hoch, an jungen höher als breit, 


mit tiefen Nähten. Schale nicht erhalten. 
Sapachow, Satanöwka. (Krakauer Sammlung.) 


[59] Die Paläozoischen Gebilde Podoliens. 231 


Fam.: Subulitidae Fisch, 
Gen.: Subulites Conr. 
84. Subulites sp. aff. ventricosa Hall, 
1899. Subulites sp. Wieniukow. L. c. S. 195. 


Wieniukow erwähnt einer schlecht erhaltenen Swbulites-Art aus Zwaniec, welche dem S. ventri- 
cosa Hall. nahe stehen soll. (Zone 4.) 


Fam.: Turbinidae Fisch. 
Gen.: Horiostoma Mun. Chalm, 
85. Horiostoma discors Sow. 


1814. Euomphalus discors Sow. Miner. Conch. Bd. I, S. 113, Taf. LII, Fig, 1. 

1839. Euomph. discors Murchison (Sow.). Silurian system., Taf. XII, Fig. 18. 

1852. Euomph. depressus Andrzejowski. Recherches s. ]. syst. tyraique, Taf. IV, Fig. 3. 

1855. Euomph. discors Mc. Coy. L. cit. S. 298. 

1884. Oriostoma discors Lindström. On the silurian Gastropoda of Gotland, S. 157, Taf. XVI, Fig. 20—36; Taf. XVII, 
Fig. 1-4. 

1899. Oriostoma discors Wieniukow. L. c. S. 180. 
Nach Wieniukow die häufigste Schneckenart im russisch-podolischen Silur (Kamieniec, Zwaniec, 

Soköl, Braha, Orynin, Muksza, Malinowiecka Sloboda, Laskorun, Zawale, Ustje, Pudlowce). In der Krakauer 


Sammlung aus der Gegend zwischen Chudykowce und Olchowce. (Zone 4—6.) 


86. Horiostoma discors var. rugosum Sow. 

1814. Euomphalus rugosus Sow. Min. conch., S. 113, Taf. LII, Fig. 2. 
1852. Euomphalus ornatus Andrzejewski. Recherches sur le terrasz tyraique, Taf. IV, Fig. 2. 
1855. Euomphalus rugosus Mc. Coy. L. cit. S. 298. 
1884. Oriostoma discors var. rugosum Lindström. L. eit. S. 159, Taf. XVII, Fig. 5—10. 
1899. Oriostoma discors var. rugosum Wieniukow. L. cit. S. 181. 

Diese Varietät, welche sich vom, übrigens sehr veränderlichen, Hor. discors durch engeren Nabel 
und höheres Gehäuse unterscheidet, ist aus Galizien unbekannt. Wieniukow hat dieselbe in Kamieniec 


und Orynin gesammelt. (Zone 4.) 


87. Horiostoma globosum Schloth. 


1820. Trocholites globosus Schloth. Petrefaktenkunde, S. 162. 
1823. Euomphalus funatus Sow. Min. Conch., Bd. 5, S. 71, Taf. CDL, Fig. I—2, 
1852. Euomphalus ovalis Andrzejowski, recherches s. I. Systeme tyraique, Taf. IV, Fig. I. 


1855. Euomph. funatus Mc. Coy. L. c. S. 298. 
1884. Oriostoma globosum Lindström. L. c. S. 160, Taf. XVII, Fig. 24—25; Fig. 29-31, Taf. XVII, Fig. 24, Taf. XX, Fig. 16. 


1899. Oriostoma globosum Wieniukow. L. c. S. 182. 

Sehr häufig im unteren Korallenkalk von Russisch-Podolien (Kamieniec, Podzamcze, Soköl, Braha, 
Orynin, Hryhezuk, Laskorun, Malinowiecka Sloboda, Zwaniec). Ebenso häufig in Skala am Zbrucz, seltener 
in Kozina, Satanöwka, Dzwinogröd. In höheren Schichten unbekannt. (Zone 4—6.) 


88. Horiostoma globosum var. sculptum Sw. 


1839. Euomphalus sculptus Sowerby (Murchison) Silurian system , S. 626, Taf. XII, Fig. 17. 
1855. Euomphalus sculptus Me. Coy. L. c. S. 299. 
1884. Oriostoma globosum var. sculptum Lindström. L. c. S. 162, Taf. XVII, Fig. 41—42. 
1899. Oriostoma globosum var. sculptum Wieniukow. L. c. S. 183. 
Nach Wieniukow zugleich mit der vorigen Varietät in Zwaniec, Braha, Kamieniec, Malinowiecka, 


Sioboda, Zawale am Zbrucz, in Galizien unbekannt. (Zone 4.) 
30* 


232 Jos. von Siemiradzki. [60] 


89. Horiostoma heliciforme Wieniukow. 
1899. Oriostoma heliciforme Wieniukow. L. c. S. 184, Taf. VI, Fig 3. 

Gehäuse kurz, aus 4—5 niedrigen gewölbten Windungen bestehend, welche durch tiefe Nähte von- 
einander getrennt sind. Schale mit spärlichen, ziemlich groben welligen Querfalten und dazwischen mit 
feinen welligen Zuwachsstreifen verziert. Mündung rund, Nabel eng. 

Von Wieniukow in den untersten Schichten des podolischen Korallenkalkes in Studenica ge- 
funden, kommt diese Art, wenngleich selten, auch diesseits des Zbrucz in Skala, Borszczöw und Chudy- 


kowce vor. (Zone 3.) 


90. Horiostoma simplex Wieniukow. 
1899. Oriostoma simplex Wien (L. c. S. 185, Taf. VI, Fig. 7.) 
Kleine Schalen mit kurzer Spirale; der sehr niedrige Kegel besteht aus 4—5 Umgängen und ist 
im ganzen einer Natica ähnlich. Diese Schale ist von zahlreichen, sehr feinen ungleichmäßig verteilten 
Längskielen verziert, deren man über 40 am letzten Umgange zählt. Diese Kiele sind auf der Unterseite 
des Gehäuses dichter als in der oberen Hälfte gedrängt. Von Wieniukow wurde diese Art selten in den 
Kalksteinschichten von Braha gefunden. Mir liegen ebenfalls Exemplare aus Dzwinogröd vor. (Zone 4.) 


Gen.: Cyclonema Hall. 


91. Cyclonema carinatum Sw. var. multicarinatum Lindstr. 


1884. Cyclonema carinatum var. multicarinatum Lindström. L. c. S. 179, Taf. XVII, Fig. 31—32. 
1899. €. carinatum var. multicarinatum Wieniukow.’L. c. S. 193, Taf. VI, Fig. 6. 


Von der typischen Oyclonema carinatum Sow. unterscheidet sich diese Form durch ihre viel dich- 
tere Skulptur. Am letzten Umgange zählt man über 14 Längskiele. 
Von Wieniukow in Studenica gefunden, liegt mir diese Art aus Satanöwka am Zbrucz und Za- 


leszezyki vor. (Zone 6.) 
Fam. Pleurotomariidae Fisch. 
Gen.: Pleurotomaria Defr. 
92. Pleurotomaria Lloydii Sow. 


1839. Pleurotomaria Lloydii Sowerby. Silur. syst., S. 619, Taf. VII, Fig. 14. 

1855. Murchisonia Lloydii Mac. Coy. L. c. S. 293. 

1884. Fleurotomaria Lloydii Lindström. L. c. s. IOI. Taf. VII, Fig. 43—49, Taf. VIII, Fig. ı. 
1899. Pleurotomaria Lloydii Wieniukow. L. c. S. 185, Taf. VI, Fig, 2. 


Kamieniec, Podolski, Zwaniee, in Galizien unbekannt. (Zone 5.) 


93. Pleurotomaria bieincta Hall. 
(Taf. XVII (IV), Fig. 14.) 


1847. Murchisonia bieincta Hall. Paleontology of New-York. Vol. I. S. 177, Taf. XXXVIIL, Fig. 5. 
1884. Pleurotomaria bicincta Lindström. L. c. S. 106, Taf. VIII, Fig. 15—25. 
1899. Pleurotomaria bicineta Wieniukow. L. c. S. 188. 


Nur als Steinkerne erhalten: Zwaniec, Hryncezuk, Muksza, Skala. (Zone 6.) 


94. Pleurotomaria aff. eirrhosa Lindstr. 


1884. Pleurotomaria cirrhosa Lindström. On the silurian gastropoda of Gotland, S.,121, Taf. XI, Fig. 27—29, Tat. XII, 
Fig. 1-3. 
1899. Pleurotomaria aff. cirrhosa Wieniukow. L. c. S. 188. 


Nach Wieniukow in Zwaniec, Kamieniec, Orynin, Braha. Ein Stück aus Dobrowlany. (Zone 6.) 


[61] Die Paläozoischen Gebilde Podoliens. 


[$) 
[9% 
& 


95. Pleurotomaria alata Wahlb. 
(Taf. XVII (IV), Fig. 20.) 
8. Turbinites alatus Wahlenberg. Petref. Svec., S. 69, Taf. III, Fig. 6—8. 
837. Euomphalus alatus Hisinger. Lethaea suecica, S. 36, Taf. XI, Fig. 7. 
6. Euomphalus alatus Roemer. Lethaea palaeozoica, Taf. XIV, Fig. 9. 
884. Pleurotomaria alata Lindström. L. c. S. 116. Taf. X, Fig. 18—32. 
899. Pleurotomaria alata Wieniukow. L. c. S. 186. 


Oberer Korallenkalk von Kamieniec, Zwaniec, Orynin, Malinowiecka Sloboda. (Zone 6,) 


96. Pleurotomaria labrosa Hall. 

59. Pleurotomaria labrosa Hall. Palaeontology ot New-York, Bd. 3, S. 339, Taf. LXVI, Fig. 1—2. 
1865. Pleurotomaria occidens Oehlert. Sur. les fossiles devoniens du departemanent de la Mayence (Bullet d. 1. soc. 

geolog. de France, Bd. 5), S. 585, Taf. IX, Fig. 6. j 
1884. Pleurotomaria labrosa Lindström. L. c. S. 113, Taf. IX, Fig. 30—38. 
1899. Pleurotomaria labrosa Wieniukow. L. c. S. 187. 

Von Wieniukow in Studenica gefunden. Ein Exemplar mit gut erhaltener Schale aus Zielince ist 
in der Sammlung der Krakauer Akademie aufbewahrt. (Zone 3—4.) 


97. Pleurotomaria oblita Andrzejowski. 
1852. Trochus oblitus Andrzejowski. Recherches sur le systeme tyraique, Taf. IV, Fig. 4. 


Die von Andrzejowski abgebildete Form aus Wröblowce wurde seitdem nicht mehr gefunden. 
Dieselbe steht sehr nahe dem Trochus caelatulus Me. Coy. von Old Radnor. (L. c. Taf. I, K., Fig. 40, S. 296.) 


Gen.: Murchisonia d’Archiac und Verneuil. 


98. Murchisonia compressa Lindstr. 
1884. Murchisonia compressa Lindström. L. c. S. 129, Taf. XII, Fig. 15—19. 


1893. Murch. compressa Czernyszew. Fauna des unteren Devon am Ostabhange des Ural, Taf. IV, Fig. 1—2. 
1899. Murch. cfr. compressa Wieniukow. L. c. S. 190, Taf. VI, Fig. 1. 

Kamieniec, Cybulöwka, Zwaniec, Braha in Russisch-Podolien, Skala, Trybuchowce, Kozaczyzna in 
Galizien. (Zone 6.) 


99. Murchisonia Demidoffi Vern. 


1840. Murchisonia cingulata und Demidoffi Verneuil. Paläontologie de 1. Russie, S. 339, Taf. XXII, Fig. 7. 
1860. Pleurotomaria cingulata Eichwald. Lethaea rossica, Bd. I, S. 1166, Taf. XLIH, Fig. 2. 
1893. Murchisonia Demidoffi Czernyszew. Fauna des unteren Devon am Ostabhange des Ural, S. 35, Taf. II, Fig. 5—8. 
1899. Murch. Demidoffi Wieniukow. L. c. S. 191, Taf. V, Fig. 11. 

Diese aus dem Ural beschriebene Form kommt sehr selten in Podolien vor. Wieniukow hat die- 
selbe in Orynin, Lomnicki in Okopy gesammelt. (Zone 6.) 


i00. Murchisonia n. sp. aff. Demidoffi. 
(Taf. XVII (IV), Fig. 13.) 

Das einzige mir vorliegende abgeriebene Exemplar aus Kozina läßt wegen mangelhafter Erhaltung 
keine genaue Beschreibung zu, indes ist diese Art sowohl von M. Demidoffi als von M. cingulata His. 
verschieden und muß einen neuen Namen erhalten. Das sehr lange spitze Gehäuse hat einen Apikalwinkel 
von kaum 15°/,, worin dieselbe mit M. cingulata übereinstimmt, indem jedoch M. cingulata gerundete 
Windungen besitzt, sind dieselben bei der podolischen Form etwas unterhalb der Mitte kantig, gleich der 
M. Demidoffi, welche sich durch ihren viel größeren Apikalwinkel davon unterscheidet. 


234 Jos. von Siemiradzki. [62] 


101. Murchisonia podolica Wien. 
1899. Wieniukow. L. c. S. 193, Taf. V, Fig 12. 
Spindel hoch, Apikalwinkel 27°). Windungen sehr niedrig und breit, Band breit und flach. 
Kamieniec (nach Wieniukow). (Zone 6.) 


Fam.: Pseudomelaniidae Fisch. 
Gen.: Loxonema Phill. 


102. Loxonema sinuosum Sow. 


1839. Terebra sinuosa Sowerby. Sil. syst., S. 619, Taf. VIII, Fig. 15. 
1884. Loxonema sinuosum Lindström. L. c. S. 142, Taf. XV, Fig. 1-5, 7. 
1899. Loxonema sinuosum Wieniukow. L. c. S. 194, Taf. V, Fig. 10. 


Von Wieniukow in Studenica gefunden, kommt diese Form auch in Skala und Paniowce selten vor 
(Zone 5.) 
Fam.: Bellerophontidae Fisch. 
Gen.: Bellerophon Montf. 


103. Bellerophon cfr. uralicus Vern. 


1845. Bellerophon uralicus Verneuil. Paläontologie d. 1. Russie, S. 345, Taf. XXIIL, Fig. 16. 

1860. Bellerophon uralicus Eichwald. Lethaea rossica, I. Bd., S. 1074. 

1893. Bellerophon uralicus Czernyszew. Fauna des unt. Devon am Ostabhange d. Ural, S. 27, Taf. III, Fig. 9—10. 
1899. Bellerophon cf. uralicus Wieniukow. L. c. S. 179, Taf. VII, Fig. 20. 


Schlecht erhaltene Steinkerne dieser dem Bell. Aymestriensis äußerst nahe stehenden Form sind von 
Wieniukow bei Kamieniec Podolski zusammen mit Pentamerus vogulicus gefunden worden. Ich fand ein 


kleines Exemplar in Wolkowce. (Zone 6.) 


104. Bellerophon aff. Hintzei Frech. 
(Taf. XVII (IV), Fig. 16.) 


1889. Bellerophon Pelops var. expansa Barrois. Faune d’Erbray. S. 210, Taf. XV, Fig. 14. 
1894. Bellerophon Hintzei Frech. Zeitschrift der deutschen geologischen Gesellschaft, S. 460, Taf. XXXII, Fig. 3. 


Eine kleine kugelige Form mit deutlichem Nabel und feinen fiederförmigen Streifen auf der Schale, 
welche vom Kiele aus nach vorn ausstrahlen. Scheint mit Bell. Hintzei aus dem unteren Devon der Ost- 


alpen durchaus identisch zu sein. 
Borszezöw, Filipkowce, Uscie Biskupie, Chudykowce (selten). (Zone 10.) 


Pteropoda. 
Gen.: Tentaculites Schloth. 


105. Tentaculites ornatus Sowerby. 


1839. Tentaculites ornatus Sowerby. Silurian system, S. 028, Dat. XI, Bio: 
1876. Tentaculites ornatus F. Roemer. Lethaea geognostica, Taf. XIV, Fig. 
1899. Tentaculites ornatus Wieniukow. L. c. S. 197. 


m N 
SI 01 


Diese Art bildet ganze Schichten im oberen Schiefer von Kamieniec; in älteren Schichten Russisch- 
Podoliens, in Satanöw und Nagörzany ist sie seltener. In Galizien ist das die häufigste Art der Beyrichien- 
schiefer (Skala, Babince, Sinköw, Doroszowce, Korolöwka, Grödek, Kulakowce, Zaleszcezyki, Uhryn, Czortköw, 
Myszköw, Susolöwka. (Zone 5—7.) 


106. Tentaculites annulatus Schloth. 


1820. Tentaculites annulatus Schlotheim. Die Petrefaktenkunde, Taf. XXIX, Fig. 8. 
1839. Tentaculites annulatus Sowerby. Silur. system, S. 643, Taf. XIX, Fig. 16. 
1899. Tentaculites annulatus Wieniukow. L. c. S. 198. 


[63] Die Paläozoischen Gebilde Podoliens. 285 


Viel seltener als der vorige in denselben Schichten (Beyrichienschiefer): Malinowiecka Sioboda, 


Zwaniec, Pohrylöwka, Skala, Kozina, Zaleszczyki, Kasperowce, Jagielnica). (Zone 5—6.) 


107. Tentaculites grandis F. Roem. 


1870. Tentaculites grandis F. Roemer. Geologie von Oberschlesien S. 16. 
1876. Tentaculites scalaris F. Roemer. Lethaea palaeozoica, Taf. XXV, Fig, 1. 


Das schlanke Gehäuse ist von sehr dichtgedrängten, ganz gleichmäßigen Ringen verziert. Kommt 


in Gesellschaft von T. ornatus und T. annulatus in Zaleszczyki vor. 


Pelecypoda. 
Palaeoconchae Neum. 
Fam.: Dualinidae Neum. 
Gen.: Dualina Barr. 
108. Dualina (2) sp. indet. 
Ein einziges zerdrücktes Exemplar von 60 mm Länge und 46 mm Breite gehört seiner Form nach 
zur Gattung Dualina. Die kräftigen Wirbel sind zentral, Schale gleichseitig, die Ventralseite regelmäßig 


kreisrund. Die Schale ist mit zahlreichen dichtgedrängten Radialrippen und konzentrischen Zuwachsringen 
verziert. Am nächsten steht Dualina robusta Barr. Ein näherer Vergleich ist jedoch der schlechten Erhaltung 


wegen nicht möglich. 
Babince, obere Schicht (Krakauer Sammlung). Unikum. 


Fam.: Lunulicardiidae Neum. 
Gen.: Lunulicardıum Barr. 
109. Lunulicardium cf. bohemicum Barr. 


1881. Lunulic. bohemicum Barrande. Syst. silur. d, Boheme, Bd. 6, Taf. COXXXV, Fig. I—59. 
1899. id. Wieniukow. Loc. cit. S. 178, Taf. IX, Fig. 2. 


Ein einziges Stück wurde von Wieniukow in Studenica gefunden. 


Gen.: Spanila Barr. 
110. Spanila sp. 
1899. SpanilaWieniukow. Loc. cit. S. 179, Taf. VIII, Fig. IS. 
Schlecht erhaltene Steinkerne einer dem Spanila caesarea Barr. nahestehenden Art wurden von 


Wieniukow in Zwaniec und Malinowiecka SIoboda gefunden. 


Fam.: Protomyidae Neum. 
Gen.: Leptodomus Mac. Coy. 


111. Leptodomus laevis Sw. 
(Taf. XIX (V), Fig. 135.) 
1839. Pullastra laevis Sow. Silur. syst., Taf. III, Fig. ı a. 
1855. Adonodontopsis laevis Mac. Coy. Loc. cit. S. 271. 
Eine größere Serie gut erhaltener Exemplare aus dem podolischen Silur läßt die Zugehörigkeit 
dieser Form zur Gattung Leptodomus sicher erkennen. Vor allem ist das Übereinandergreifen der ungleichen 


Klappen am Schloßrande sehr charakteristisch. 
Schale eiförmig, ziemlich variabel in ihren Dimensionen. Die normale Form ist unter dem Wirbel 
am breitesten, es gibt jedoch Formen mit subparallelen Schloß- und Ventralrändern, oder auch solche, 


welche ihre größte Breite hinter den Wirbeln bezitzen. 


236 Jos. von Siemiradzki. [64] 


Bezeichnend für alle Varietäten ist die Lage der niedrigen und stumpfen Wirbel weit vorn, der 
gebogene Schloßrand, welcher in den schief abgestutzten Hinterrand allmählich übergeht, die spitz ausge- 
zogene Hinterecke und die Gegenwart einer Kante, welche vom Wirbel zum Hintereck verläuft, eine hintere 
Area abschneidend. Die Schale ist vollkommen glatt. 

Czortköw, Wygnanka, Lanowce, Uhryn, Biala. (Zone 8—9.) 


112. Leptodomus podolicus n. sp. 
(Taf. XIX (V), Fig. 16.) 

Schale querverlängert, von elliptischem Umriß. Linke Schale am Schloßrande über die rechte über- 
greifend. Vorder- und Hinterseite gerundet, auf der linken Klappe zwei schwache Kanten, wovon die eine 
sich gegen die Mitte der Ventralseite, die zweite gegen die Hinterecke sich richtet; beide verschwinden 
jedoch frühzeitig, ohne den Rand der Schale zu erreichen. 

Czortköw, Korolöwka, Nagorzanka, Zaleszczyki. 


Gen.: Edmondia de Kon. 


113. Edmondia podolica n. sp. 
(Taf. XIX (V), Fig. 25.) 
Schale kurz, gleich breit als lang, ungleichklappig, rechte Klappe übergreifend, Wirbel klein, 
niedrig, subterminal, mit einer tiefen Lunula, Schlofrand beinahe gerade, Ventral- und Hinterrand einen 


Kreisbogen beschreibend. Die Schalenskulptur besteht aus konzentrischen dichtgedrängten Zuwachsringen. 
Biala, Wygnanka. (Zone 10.) 


Fam.: Cardiolidae Neum. 
Gen.: Cypricardinia Hall. 


114. Cypricardinia aff. squamosa Barr. 
1881. Cypricardinia sguamosa Barrande. Syst. silur. d. Boheme, Taf. GCLVI, Fig. II, 1—19. 
1899. id. Wieniukow. Loc. cit. S. 177, Taf. V, Fig. 9. 


Nach Wieniukow selten in Studenica. 


Fam.: Solenopsidae Neum. 
Gen.: Orthonota Conr. 


115. Orthonota impressa Sw. 
(Taf. XIX (V), Fie. 14.) 

1839. Cypricardia (2) impressa Sowerby. Silur. syst, Taf. V, Fig. 3, S. 609. 
1855. Leptodomus impressus Mac. Coy. S. 279. 

Schale länglich rechteckig, querverlängert. Vorderseite rechtwinklig zum Schloß- und Ventralrande. 
Wirbel niedrig, breit. Eine stumpfe Kante geht vom Wirbel bis zur Hinterecke, eine breite dreieckige 
-hintere Area abschneidend, der mittlere Teil der Schale ist stark eingedrückt, wodurch der gerade Ventral- 
rand etwas ausgehöhlt wird. Hinterseite schief abgestutzt. Lunula tief. 

Iwanie. Krakauer Sammlung. Unikum. (Zone 7.) 


116. Orthonota solenoides Sw. 
(Taf. XIX (V), Fig. 12-13.) 
1539. Cypricardia solenoides Sowerby. Silur. syst., Taf. VIII, Fig. 2. 
1855. Modiolopsis solenoides Mac. Coy. Loc. cit. S. 269. 
1860. Cypricardia silurica Eichwald. Leth. rossica, S. 10, Taf. XXXIX, Fig. 5. 
18599. Cypricardia silurica Wieniukow. Loc. cit. S. 177, Taf. V, Fig. 7. 


[65] Die Paläozoischen Gebilde Podoliens. 237 


Langgezogene Muschel mit geradem Schloßrande, Ventralseite gerade, dem Schloßrande parallel 
Wirbel im vorderen Viertel gelegen. Vorderseite verlängert, Hinterseite abgestutzt, eine gerundete Hinterecke 
bildend. Von den Wirbeln verläuft eine stumpfe Kante bis zur Hinterecke. 

Keine Lunula. Skulptur nur aus Zuwachsstreifen bestehend. Muschel nicht klaffend. 

Czortköw, Kamieniec, Jagielnica. (Zone 5.) 


117. Orthonota oolithophila F. Roem. 
1835. Cardinia oolithophila F. Roemer. Lethaea erratica, S. 334, Taf. VI, Fig. 1. 
Schale trapezoidisch, mit terminalen Wirbeln, Schloßraud gerade, Vorderseite sehr kurz. Ventral- 
seite dem Schloßrande parallel, in der Mitte ausgebuchtet. Hinterrand schief abgestutzt. Hinterecke abge- 
rundet. Lunula klein und tief. 


Uhryn, Jagielnica. (Zone 7.) 


Fam.: Grammysiidae Neum. 
Gen.: Grammysia Fisch. 


118. Grammysia cingulata His 
(Taf. XIX (V), Fig. 19.) 
1837. Nucula eingulata Hisinger. Leth. Suecica, Taf. XXXIX, Fig. LI. 


Orthonota cingulata Mac. Coy. Mem. geolog. survey, Taf. XVII, Fig. 3. 
1855. Granmysia eingulata Mac. Coy. Loc. cit. S. 280, Taf. I, K. Fig. 28. 


Czortköw, Lanowce, Sapachöw, Uscieczko, Iwanie. (Zone 7.) 


119. Grammysia podolica n. sp. 
(Taf. XIX (V), Fig. 20.) 

Steht der Gramm. complanata Sw. sehr nahe, unterscheidet sich davon hauptsächlich durch ihre 
größere Länge und Dicke, geraden Ventralrand und kräftigere Skulptur. 

Beinahe gleichklappig, ungleichseitig. Wirbel ganz nach vorn gerückt, Schloßrand gebogen, geht 
allmählich in den abgestutzten Hinterrand über. Vorderrand kurz, unter den kräftigen nach vorn gekrümmten 
Wirbeln eine tiefe Lunula, Schale vorn und hinten klaffend. Eine von den Wirbeln ausgehende Kante 
schneidet eine dreieckige Area neben dem Schlofßrande bis zur hinteren Spitze ab. Ein zweiter Kiel verläuft 
ähnlich wie bei Gramm. cingulata vom Wirbel zur Mitte des Ventralrandes. Auf der rechten Klappe ist 
dieselbe stärker als auf der linken ausgeprägt. Die Schalenskulptur besteht aus konzentrischen Streifen, 
welche auf der Vorderseite zu kräftigen Runzeln zusammenschmelzen. Die hintere Area bleibt glatt. 

Czortköw, Strzalkowce, Uhryn, UScie Biskupie. (Zone 7.) 


120. Grammysia complanata Sw. 
(Taf. XIX (V), Fig. 21.) 
183g. Pullastra complanata Sowerby. Silur. syst., Taf. V, Fig. 7. 
1855. Modiolopsis complanata Mac. Coy. L. c. S. 266. 

Von dieser bisher ungenügend bekannten Form liegen mir aus dem podolischen Silur Prachtexem- 
plare vor, welche eine genauere Schilderung der Art und deren generische Zugehörigkeit bestimmen lassen, 
Schale quer verlängert, schief, Wirbel ebenso wie bei G. Podolica breit und flach im vorderen Viertel 
gelegen. Schloßrand zusammen mit dem abgestutzten Hinterrande einen zusammenhängenden Bogen bildend, 
welcher bis zur ausgezogenen Hinterecke sich erstreckt. Ventralseite dem Schloßrande parallel, in der Mitte 
ausgebuchtet; Seitenskulptur aus konzentrischen Zuwachsringen bestehend, welche jedoch nicht wie bei 
G. podolica im vorderen Teile zu Runzeln anschwellen, sondern gleichmäßig die ganze Schale bedecken. 
Die hintere Kante hat denselben Verlauf wie bei G. podolica, ist jedoch stumpf und die hintere Area nicht 
so scharf wie bei jenem abgeschnitten. Der für die Gattung Grammysia charakteristische Mediankiel vom 


Beiträge zur Paläontologie Österreich-Ungarns. Bd. XIX. 31 


238 Jos. von Siemiradzki [66] 


Wirbel bis zur Mitte der Ventralseite ist zwar deutlich zu sehen, aber viel schwächer als bei G. podolica 
ausgeprägt. Das Gehäuse ist breiter und flacher als bei G. podolica, die Lunula breiter und seichter. 
Die Schale nicht klaffend, die hintere Ecke der Muschel ist abgerundet, 

Skala, Strzalkowce, Korolöwka, Zaleszezyki, Kostrzyzowka, Biala & (Zone 7.) 


121. Grammysia rotundata Sw. 
(Taf. XIX (V), Fig. 18-19.) 
1839. Mya rotundata Sowerby. Silur. syst., Tat. VI, Fig. L. 
Schale querelliptisch, ungleichklappig, linke Schale größer als die rechte, mit darüber überragendem 
Wirbel. Wirbel subterminal. Auf der rechten Klappe nur eine Mediankante, welche vom Wirbel gegen die 
Mitte der Ventralseite verläuft, ohne dieselbe zu erreichen. Auf der linken Klappe außer einem ähnlichen, 
jedoch viel kräftigeren Kiele zwei schwache Kanten, welche eine hintere und eine vordere Area begrenzen. 


Lunula klein und tief. 
Ich glaube diese Form mit Sowerbys Figur identifizieren zu können, Dagegen ist die von Mac 
Coy. unter demselben Namen abgebildete Muschel durchaus keine Grammysia, sondern wahrscheinlich eine 


nicht näher bekannte Admondia-Art, 
Zaleszczyki, Czortköw. Krakauer Sammlung. (Zone 5—6.) 


Ordo.: Heterodonta. 
Fam.: Lucinidae Neum. 
Gen.: Lucina Brognt. 
122. Lucina prisca His. 


1837. Tellina prisca Hisinger. Lethaea Suecica, S. 64, Taf. XIX, Fig. 8. 
1876. Lucina prisca F. Roemer. Lethaea palaeozoica, Taf. XIV, Fig. 2. 
1899. Lucina (Ihonia) prisca Wieniukow. L. c. S. 168. 


Kamieniec, Orynin, Soköl, Pudlowce, Malinowiecka, Sloboda, Satanöw, Uscie, Zawale in Russisch- 


Podolien, Skala und Dzwinogröd in Galizien. (Zone 4—6.) 


Ordo.: Taxodontia Neum. 
Fam.: Arcidae Neum, 
Gen.: Arca L. 


123. Arca decipiens Mac Coy. 
(Taf. XIX (V), Fig. 8.) 
1855. Sanguinolites decipiens Mac Coy. L. c. Taf. I, J. Fig. 24. 

Queroval mit subzentralen Wirbeln, Schloßrand gerade. Unterrand dem Schlofßrande parallel, im 
hinteren Teile schwach ausgebuchtet, Vom Wirbel bis zur Hinterecke verläuft ein stumpfer Kiel. Schale 
mit feinen Zuwachsstreifen verziert. Schloß aus einer Reihe kleiner, vom Wirbel divergierender Zähnchen 
bestehend, 

Prelipeze, Uscieczko, Dobrowlany, Zaleszezyki, Pieczarnia, Czortköw. (Zone 6—-9.) 


Fam.: Nuculidae Neum. 
Gen.: Nucula Lk, 


124. Nucula lineata Phill. 
1841. Nucula lineata Phill. L. c. Tat. XVII, Fig. 64. 
1860. Nucula triangularıis Eichwald. Lethaea rossica, S. 993, Taf. XXXVIII, Fig. 14. 
1899. Nucula triangularıs Wieniukow. L. c. S. 175. 
Kleine Art von dreieckigem Umriß. 


[67] Die Palöozoischen Gebilde Podoliens. 239 


Kamieniec (nach Eichwald), Skala, Grödek, Czortköw, Janöw, Wygnanka, Kozaczöwka, Uscieczko, 
Iwanie, Budzanöw, Zaleszezyki, Dolhe. (Zone 7—9.) 


125. Nucula plicata Phill. 
1841. Nucula plicata Phillips. L. c. S. 38, Taf. XVIIT, Fig. 63. 


Dobrowlany, Wyenanka bei Czortköw, Dolhe, Zaleszczyki (selten). (Zone 7—9.) 


Gen.: Cucullella Mac. Coy. 


126. Cucullella tenuiarata Sandb, 
(Taf. XIX (V), Fig. 4-5.) 

1826. Nucula prisca Goldfuss. Petref. Germ. Bd. 2, S. 15I, Taf. CXXIV, Fig. 7. 
1856. Cucullella tenuiarata Sandberger. L. c. S. 276, Taf. XXIX, Fig. 4. 

Schale gleichklappig, ungleichseitie, Vorderseite gerundet, Hinterseite schnabelförmig verlängert, Wirbel 
etwas vor der Mitte, größte Breite der Schale unter den Wirbeln, Schale vorn klaffend, unter den Wirbeln 
eine kleine Lunula, Schloßrand beinahe gerade. Der Unterrand der Schale ist vor der hinteren Ecke sehr 
durch einen schwachen Eindruck der Schale, welcher sich wie bei Paleoneilo gegen die Wirbel richtet, 
schwach ausgeschnitten. Vor und hinter den Wirbeln zeigt der Steinkern starke Rinnen von internen Kie- 
len; der vordere Kiel ist zweiteilig. Die Schale, welche nur an einem Exemplare vollständig erhalten blieb, 
ist äußerst fein und dicht konzentrisch gestreift, darunter heben sich einzelne stärkere Zuwachsringe aus. 

Das größte Exemplar ist 30 mm lang und 18 mm breit. 

Czortköw, Iwanie, Olchowce, Chudykowce, UScieczko, Kalaharöwka, Zaleszczyki, Janöw, Budzanöw, 
Jagielnica. (Zone S— 10.) 


127. Cucullella ovata Phill. 


(Taf. XIX (V), Fie. 6.) 


1839. Cucullella ovata Sowerby. Silur. syst., Taf. III, Fig. 12. 
1841. Nucula ovata Phillips. L. c. S. 39, Tat. XVIII, Fig. 65. 
1855. Cucullella ovata Mac. Coy. L. c. S. 284. 


Unterscheidet sich von C. Zenuiarata durch den Mangel einer medianen Depression, den ovalen 
Umriß und die sehr dicke Schale. 
Czortköw, Tudoröw, Dobrowlany, Iwanska Ubicz, Zaleszezyki, Biala kiernica, Jagielnica. (Zone 7—9.) 


128. Cucullella cultrata Sandb. 
(Taf. XIX (V), Fig. 9.) 


1850— 1856. Cucuilella (Nucula) cultrata et brevieullrata Sandberger. Die Versteinerungen des rheinischen Schichten- 
systems von Nassau, S. 276, Taf. XXIX, Fig. 3 und 7. 


Bildet zusammen mit Cucullella tenuiarata und Nucula lineata ganze Bänke im unteren Devon 
von Zaleszezyki, Czortköw, Dobrowlany, Biala etc. (Zone S— 10.) 


Gen.: Leda Schum. 
129. Leda sp. ind. 
(Taf. XIX (V), Fig. 7.) 
Eine große Leda-Art, welche der Zeda sp. Ulrich (Neues Jahrb. f. Min. 8. Beilagenbd., Taf. II, Fig. 14) 


aus Bolivien ähnlich ist, liest mir in einem einzigen Steinkerne aus Skala vor. Das Schloß ist nicht er- 
halten, so daß die Gattungsbestimmung nicht sicher ist, 


240 Jos. von Siemiradzki. [68] 


Ordo.: Anisomyaria. 
Fam.: Aviculidae. 
Gen.: Pterinea Gdf. 


130. Pterinea retroflexa His. 
1837. Avicula retroflexa Hisinger. Lethaea Suecica, S. 57, Taf. XVII, Kig. 12. 
1839. Avicula retroflewa Sowerby. Silur. syst., S. 609, Taf. V, Fig. 9. 
1855. Pterinea retroflexa Mac. Coy. Brit. palaeozoic fossils, S. 262, Taf. I, J. Fig. 7—8. 
1858. Pterinea retroflexa Fr. Schmidt. Untersuchungen üb. d. silurisch. Formation von Estland, Livland u. ÖOesel, S. 210. 
1876. Pterinea retroflexa F. Roemer. Lethaea palaeozoica, Taf. XIV, Fig. I. 
1877. Pterinea retroflexa Krause. Fauna des Beyrichienkalkes, S. 21. 
1885. Pterinea retroflexa Roemer. Lethaea erratica, S. 349, Taf. VII, Fig. 20. 
1899. Pterinea retroflexa Wieniukow. Loc. cit. S. 170, Taf. V, Fig. 4—5. 

Diese für das obere Ludlow charakteristische Form kommt nicht selten im oberen Mergelschiefer 
von Kamieniec, den Kalken von Zwaniec, Nagörzany und Zawale in Russisch-Podolien sowie in den 
Czortkower Tentaculiten- undBeyrichienschiefern in Galizien vor, (Grödek, Tudoröw, Doroszowce, 
Michalki bei Celejöw, Filipkowce, Korolöwka, Kozaczyzna, Szerszeniowce, Kostrzyzowka, Zaleszezyki, Do- 
browlany, Czortköw, Janöw, Jagielnica. (Zone 4—7.) 


131. Pterinea Danbyi Mac. Coy. 
1855. Avicula Danbyi Mac. Coy. Brit. palaeozoic. fossils, S. 258, Taf. I, J. Fig. 1I—15. 
Diese schöne Muschel kommt ziemlich selten in den Borszezower Schichten (Zielince, Skala, 
Borszczöw, Filipkowce, Lanowce, Skowiatyn, Uscie Biskupie) vor. Die Exemplare sind prachtvoll erhalten 


und stimmen trotz ihrer Variabilität mit den von Mac Coy gegebenen Figuren aus dem oberen Ludlow 
gänzlich überein, nur ist die Zahl der Radialrippen etwas größer. (Zone 7.) 


132. Pterinea migrans Barr. 
1881. Avicula migrans Barrande. Syst. silur. d. Boheme, Bd. 6, Taf. CCIC. 
1899. Pterinea migrans Wieniukow. Loc. cit. S. 171, Taf. V, Fig. 2. 

Nach Wieniukow in Kamieniec, Zwaniec, Dumanöw, Wielka Muksza; in Galizien unbekannt. 

(Zone 10.) 

133. Pterinea opportuna Barr. 

a (Taf. XIX (V), Fig. 3.) 

1881. Pterinea opportuna Barrande. Syst. silur. d. Boheme,: Bd. 6, Taf. CCXXII. 


1899. Pterinea concentrica Wieniukow. Loe. cit. S. 172, Taf. V, Fig. III. 


Die von Wieniukow abgebildete Form ist wohl nur ein junges Exemplar von Pier. opportuna 
mit sehr grober Schalenskulptur. Ein erwachsenes Exemplar dieser Art in guter Erhaltung hat Prof. Lom- 
nicki in Czortkow gefunden (Museum Dzieduszycki). (Zone Lo.) 


134. Pterinea sp. indet. 


Aus dem phosphorithaltigen unteren Kalksteine von Ladawa liegt mir ein unbestimmbarer Stein- 
kern einer Pferinea vor, welche ihrer Form nach der Pfer. reticulata His. nahe zu stehen scheint. 


135. Pterinea sp. indet. 
1599. Pterinea sp. ind. Wieniukow. Loc. cit. S. 172, Taf. VI, Fig. 19. 
Im oberen Mergelschiefer von Kamieniec hat Wieniukow eine kleine zierliche Pferinea gefunden, 


welche mit keiner bekannten Art übereinstimmt und einer neuen Art angehören dürfte. Nach dem abge- 
bildeten Unikum ist jedoch eine Beschreibung derselben nicht möglich. 


[69] Die Paläozoischen Gebilde Podoliens. 241 


136. Pterinea ventricosa Gdf. 
(Taf. XIX (V), Fig. 2.) 

1826. Avicula ventricosa Gf. Petref. Germaniae, Bd. 2, S. 134, Taf. CXIX, Fig. 2. 
1856. Plerinea ventricosa Sandberger. Versteinerungen des rheinischen Systems von Nassau, Taf. XXX, Fig. 2. 
1841. Pterinea ventricosa Phillips. Figures and diseriptions of the paleozoic fossils of Cornwall etc., Taf. XXIL, Fig. 82. 

Die langgezogene schiefe Schale mit sehr kurzem Schloßrande und schwach entwickelten Flügeln 
ist sehr charakteristisch, Wirbel niedrig, terminal, etwas nach vorn eingekrümmt, Vorderrand gerade, all- 
mählich in den gerundeten Unterrand übergehend. Vorderer Flügel sehr klein, hinterer mäßig entwickelt. 
Die größte Breite der Schale liest nahe dem Hinterrande; die Schale fällt gegen den Hinterrand viel 
steiler als gegen den Vorderrand ein. 

Diese für die Koblenzer Grauwacke charakteristische Art wurde in den Übergangsschichten zwischen 


Silur und Devon zwischen Uscieczko und Iwanie am Dniester gefunden. (Zone 10.) 


13%. Pterinea lineata Geaf. 


1826. (?2) Avicula lineata Goldf. Petr. Germ., Taf. CXIX, Fig. 6. 
1839. Pterinea lineata Sowerby. Silurian system., Taf. V, Fig. 10. 
55. Pterinea lineata Mac. Coy. Loc. eit. S. 261. 


Dawidkowce. Krakauer Sammlung. (Unikum.) (Zone 7.) 


Gen.: Ambonychia Hall. 
138. Ambonychia striata Sow. 


1839. Cardium striatum Sowerby. Silur. syst., S. 614, Taf. VI, Fig. 2. 

1881. Cardium faustum Barrande. Loc. ceit. Taf. LXXXIII, Fig. 9—19. 

1855. Ambonychia striata Mac. Coy. Loc. cit. S. 264. 

1880. Ambonychia striata Lindström. Fragmenta silurica, S. 17, Taf. XIX, Fig. 7—8. 
1899. Ambonychia striata Wieniukow. Loc. cit. S. 169, Taf. V, Fig. 1. 


Zwaniec, Karmelitka, Nagörzany, Braha, Kitajgorod, Studenica in Russisch-Podolien; Kozina, 
Dzwinogröd, Filipkowce, Wolkowce in Galizien (selten). (Zone 5.) 


Fam.: Mytilidae Neum. 
Gen.: Mytilus L. 


139. Mytilus parens Barr. 


1881. Mytilus parens Barrande. Syst. silur. d. Boheme, Bd. 6, Taf. CCX und Taf. CCLXXXAIV. 
1899. Mytilus parens Wieniukow. Loc. cit. S. 173, Taf. V, Fig. 8. 


Nach Wieniukow in Zwaniec, Kamieniec, Wielka Muksza. Studenica und Malinowiecka Sloboda. 
Mir liegt kein Exemplar dieser Art vor. 


140. Mytilus cf. insolutus Barr. 


1881. Mytilus insolutus Barrande. Loc. cit. Bd. 6, Taf. CLXXXV, Fig. III, 9—12. 
1899. Mytilus cfr. insolutus Wieniukow. Loe. cit. S. 174, Taf. V, Fig. 6. 


Von dieser unterdevonischen Form hat Wieniukow einige Stücke in Studenica gefunden. Mir 


liest ein Exemplar der Krakauer Sammlung aus Dolhe in Galizien vor. 


Gen.: Modiolopsis Hall. 
141. Modiolopsis (2?) podolica n. sp. 
(Taf. XIX (V), Fie. 1.) 
Langgestreckt, hinten breiter als vorn, Vorderrand sehr kurz, Unterrand gerade. Hinterecke zungen- 
förmig ausgezogen, Schloßrand lang, in der Nähe des Wirbels mit kleinen Zähnchen. Der vordere Teil der 


242 Jos. von Siemiradzki. [70] 
Muschel fällt gegen den unteren Rand steil ab. Die übrige Muschel gleichmäßig Nach gewölbt. Vom Wirbel 
erstreckt sich am Steinkern gegen den Hinterrand eine sehr feine Furche, welche ?/, Länge der Schale er- 
reicht und dieselbe in zwei beinahe gleiche Hälften teilt. 

Obgleich die allgemeine Gestalt dem Modiolopsis modiolaris sehr ähnlich ist, so beweist doch die 
Gegenwart der erwähnten Längsfurche (Abdruck eines inneren Kieles) die Zugehörigkeit zu der Gattung 
Pleurophorus im Sinne Sandbergers, wie auch der von Sandberger beschriebene Pleurophorus 
costatus aus dem unteren Devon ebenfalls sehr ähnlich ist. Sehr befremdend sind indes die sehr deutlich 
am Steinkerne neben dem Wirbel erhaltenen Abdrücke einer taxodonden Zähnchenreihe, wie solche weder 
bei Modiolopsis noch bei Pleurophorus vorkommt. Da mir nur ein einziges Exemplar und dazu ein Stein- 
kern vorliegt, kann ich nicht entscheiden, zu welcher Gattung diese eigentümliche Form eigentlich zu 
rechnen ist. Wäre das Schloß wirklich taxodont, müßte man dafür einen neuen Gattungsnamen schaffen. 

Skorodynce (Krakauer Sammlung) aus den grünen Übergangsschiefern zwischen Silur und Devon. 
(Unikum.) 
Gen.: Ptychodesma Hall. 


142. Ptychodesma Nilssoni His. 


1837. Modiola Nilssoni Hisinger. Lethaea Sueeica, S. 61, Taf. XVII, Fig. 13. 
1880. Modiolopsis Nilssoni Lindström. Fragmenta silurica, S. IS, Taf. II, Fig. 21—22. 
1899. Ptychodesma Nilssoni Wieniukow. Loc. cit. S. 175, Taf. IX, Fig. I. 


Nach Wieniukow in Studenica gefunden. (Zone 5.) 


Fam.: Pectinidae. 
Gen.: Pecten Lk. 
143. Pecten sp. indet. 


Eine flache symmetrische Art mit kreisrundem Umriß, kurzen Seitenohren und glatter, allein von 
feinen Zuwachsstreifen verzierter Schale steht dem Pecten densistria Sandb. (L. c. Taf. XXX, Fig. 121, sehr nahe. 
Biala bei Czortköw. Krakauer Sammlung. (Unikum.) (Zone 10.) 


Brachiopoda. 
A. Ecardines. 
Fam.: Lingulidae. 
Gen.: Lingula Brug. 
144. Lingula Lewisi. Sw. 
1839. Lingula Lewisi Sowerby. Silur. syst, S. 615, Taf. VI, Fig. 9. 


1866. Lingula Lewis! Davidson. Brit. Silur. brachiop., S. 35, Taf. IH, Fig. 1-6. 
1899. Lingula Lewisi Wieniukow. L. c. S. 95. 


Studenica, Paniowce. (Zone 3.) 


145. Lingula striata Sw. 
1339. Lingula striata Sowerby. Silur. syst., Taf. VII, Fig. 12. 
1863. Lingula striata Davidson. Brit. Silur. brachiop., S. 45, Taf. III, Fig. 45—48. 


Wygnanka bei Czortköw. (Krakauer Sammlung:..) 


146. Lingula squammiformis Phill. 
1830. Zingula sqguammiformis Phillips. Geology of Yorkshire, vol. 2, Taf. IX, Fig. 14. 
1863. Zingula squammiformis Davidson. Brit. carbonif. brachiop., S. 205, Taf. XLIX, Fig. I- 10. 
1863. Lingula Mola Salter. Quart. Journal, geol. soc. vol. 19, S. 480. 
1865. Lingula squammiformis Davidson. Brit. devon. brachiop., S. 105, Taf. XX, Fig. 11-12, 
Biala, Zaleszezyki, im Beyrichienkalk. (Zone 8.) 


2 Die Paläozoischen Gebilde Podoliens. 243 


Fam.: Discinidae. 
Gen.: Diseina Lk. 
147. Discina aff. praepostera Bar. 
(Taf. XX (VI), Fig. 10.) 
1879. Discina praepostera Barrande. Syst. silur d. Boheme, Taf. XCIX, Fie. 7. 
Leicht kenntlich an der eigentümlichen Schalenskulptur. Die discoidale Schale ist von kräftigen Rippen 
quergestreift. Zwischen den Rippen ist die Schale noch fein gestreift. Der einzige Unterschied gegenüber 


der böhmischen Form besteht in der geringeren Zahl der groben Querrippen und der Gegenwart der 
Zwischenstreifung, welche jedoch am Steinkerne nicht sichtbar ist. Auf dem Steinkerne sieht man nur die 


gröberen Querrippen. E 
Sapachöw (Coll. Alth). (Zone 10.) 


148. Discina rugata Sw. 


1839. Orbicula rugata Sowerby. Silur. syst., S. 610, Taf. V, Fig. 11. 
1865. Discina rugata Davidson. Brit. silur. brachiop., S. 63, Taf. V, Fig. 9—18. 
1899. Discina rugata Wieniukow. L. c. S. 96. 


Borszezöw, Chudykowce (selten). (Zone 7.) 


Fam.: Trimerellidae. 
Gen.: Trimerella Bill. 
149. Trimerella sp. indet. 
(Taf. XX (VI), Fig. 10.) 
Eine kleine spezifisch unbestimmbare Trimerella habe ich in dem phosphorithaltigen Kalksteine von 
Ladawa am Dniester in Russisch-Podolien gefunden (Museum Dzieduszycki). (Zone 3.) 


B. Testicardines. 
A. Eleuterobranchiata. 
Fam.: Orthidae. 
Gen.: Orthis Dalm. 
150. Orthis hybrida Sow. 
(Taf. XX (VD), Fig. 6-9.) 
1839. Orthis hybrida Sowerby. Silur. syst., S. 630, Taf. XIII, Fig. IT. 
1870. Orthis hybrida Davidson. Brit. silur. brachiopoda, S. 214, Taf. NXVII, Fig. 15—16, 
1885. Orthis canaliculata Roemer. Lethaea erratica, Taf. VL, Fig. 5. 
1899. Orthis hybrida Wieniukow. L. c. S. 100, Taf. VII, Fig. 4. 

Diese häufigste Art der podolischen Brachiopodenschiefer ist an ihrer Atrypa ähnlichen Gestalt 
mit eingedrückter Ventralklappe und gewölbter Dorsalklappe kenntlich. 

Schale flach linsenförmig, breiter als lang, von rundlichem bis gerundet viereckigem Umrisse. Die 
größte Dicke in der Nähe des sehr kurzen Schloßrandes; manche Exemplare sind papierdünn, andere er- 
reichen eine erhebliche Dicke, beide Klappen gleich gewölbt, Ventralklappe am Stirnrande mehr oder weniger 
eingedrückt, wobei die Seitenränder der Schale flügelartig sich emporheben, wie bei Afrypa und Rhyncho- 
nella. Dorsalklappe gleichmäßig gewölbt ohne Sinus, der Schnabel der Ventralklappe klein, kurz, schwach 
gekrümmt, jedoch den Wirbel der Dorsalklappe nicht erreichend. Area der Ventralklappe kurz, dreieckig, 
mit einer großen dreieckigen Deltidialspalte, Area der Dorsalklappe viel niedriger, beinahe senkrecht zur 


Schloßebene, mit einer kleinen dreieckigen Deltidialspalte. 


244 Jos. von Siemiradzki. [72] 


Muskeleindrücke der Ventralklappe kräftig, getrennt durch einen kräftigen “inneren Mediankiel 
der Schale. 
Schalenskulptur aus dichten Dichotomen, sehr feinen Radialrippen bestehend, welche an dickeren 


Exemplaren von kräftigen Zuwachslamellen gekreuzt werden. 


Maßverhältnisse: 


I Il III IV 
Breite: 20 mm, 16 mm, 18 mm, 16 mm. 
Länge: 17 mm, 15 mm, 15 mm, 15 mm. 
Dicke: 6 mm, 9 mm, 7 mm, 6 mm. 
Davon sind Nr. 3—4 normale Formen, Nr. I eine dünne Varietät. Nr. 2 eine aufgeblähte Form. 
Studenica, Nagörzany, Malinowiecka Sloboda, Kolodröbka, Uscie Biskupie, Zamuszyn, Mazuröwka, 
Skala, Kozina, Zielince, Filipkowce, Lanowce, Korolöwka, Wierzchniakowce, Szyszkowce, Borszezöw, Chu- 
diowce, Sinköw, Skowiatyn, Sapachöw, Strzalkawce, Chudykowce, Rozaczöwka, Wysuczka, Paniowce, Mi- 
chalköw. (Zone 3--4.) 


151. Orthis rustica Sw. 
1839. Orthis rustica Sowerby. Silur. syst., Taf. XII, Fig. 9. 
1870. Orthis rustica Davidson. Brit. silurian Brachiopoda, S. 238, Taf. XXXIV, Fig. 13—22. 
1890. Orthis rustica Gagel. L. c. 'S. 30, Taf. II, Fig. 26. 
1899. Orthis rustica Wieniukow. L. c. S. 99, Taf. I, Fig. 1 —3. 


Filipkowce, Wierzchniakowce, Czortköw (selten). (Zone 3—4.) 


152. Orthis canalis Sowerby. 
(Taf. XX (VD, Fig. T.) 
1839. Orthis canalis Sowerby. Silur. syst. Taf. XIII, Fig. 12a. 
1879. Orthis elegantula p. p. Barrande. Syst. silur de Boheme, Bd. 5, Taf. LXV, Fig. II. 
1879. Orthis pseudostolata Barr. Ibid., Taf. CXXV, Fig. IV, 2. 
1870. Orthis elegantula Davidson. British silurian brachiopoda, S. 211, Taf. XXVII, Fig. I—9. 
1899. Orthis elegantula Wieniukow. L. c. S. 97, Taf. VII, Fig. 3 (non Orthis elegantula Dalmann). 

Trotzdem Davidson und Barrande OÖ. canalis mit O. elegantula identifizieren, muß ich die 
Auffassung Sowerbys aufrecht erhalten, indem viele hunderte gut erhaltener podolischer Exemplare dieser 
Form trotz ihrer bedeutenden individuellen Variabilität, stets die für ©. canalis Sw. charakteristischen 
Eigenschaften des Schlosses besitzen, während sich darunter kein einzises Exemplar gefunden hat, welches 
mit der Gotländer Form identifiziert werden könnte. Die englische Art aus dem Wenlockshale ist mit der 
podolischen durchaus identisch, ebenso identisch scheint die böhmische zu sein; die schwedische ist da- 
gegen in mehreren wichtigen Merkmalen von unserer Form verschieden. 

Der Umriß der Schale ist, gleich der O. elegantula, ein gerundet herzförmiger bis halbkreisförmiger 
mit größter Breite in der Nähe des Schloßrandes. Der Schloßrand ist nur wenig kürzer als jene. 

Die Ventralklappe gewölbt, seitlich zusammengedrückt, mit eingekrümmtem Schnabel, welcher 
jedoch die dreieckige Area und die Deltidialspalte frei läßt, Die Dorsalklappe ist allein in der Nähe des 
Schloßrandes schwach gewölbt, sonst aber flach oder konkav. Der Wirbel der Dorsalklappe ist niedrig, 
gerade, die dorsale Schloßarea niedrig dreieckig, beinahe senkrecht zum Schloßrande gestellt. Vom Wirbel 
der Dorsalklappe geht eine starke Depression aus, welche sich allmählich gegen den Stirnrand ausbreitet 
und den größten Teil der Klappe einnimmt. Die Seitenränder sind S-förmig: gebogen. 

Die Schalenskulptur besteht aus dichtgedrängten feinen Radialrippen, welche sich meist in der Mitte 
spalten. Die Berippung ist jedoch nicht gleichmäßig: in regelmäßigen, obgleich individuell variierenden 
Abständen, heben sich einzelne Radialrippen deutlich über die übrige Schalenskulptur empor. 

Orthis elegantula Dalm. und Orthis Visbyensis Lindstr. haben einen viel stärker eingekrümmten 
Schnabel, welcher den Wirbel und die Schloßarea der dorsalen Klappe vollständig verdeckt. Die Berippung 


[73] Die Paläozoischen Gebilde Podoliens. 245 


ist gleichmäßig, ohne hervorragende gröbere Rippen, die Seitenränder sind geradlinig. Orthis canaliculata 
Lindstr. steht sehr nahe, unterscheidet sich von unserer Art allein durch ihren breiteren Umriß und stärkere 
Wölbung der Dorsalklappe. Seitenränder gerade. 

Orthis basalis Dalm. ist ebenfalls nahe, hat jedoch einen ganz geraden oder sehr wenig gekrümmten, 
dabei aber viel stärkeren Schnabel und gleichmäßige Berippung. Seitenränder gerade. 

Orthis canalis ist neben Orthis hybrida die häufigste Brachiopodenart der Brachiopodenschiefer 
(Borszezower Schichten) in Podolien. Studenica, Kitajgorod, Muksza, Nagörzany, Kamieniee, Soköl, Hrynczuk, 
Laskorun, Uscie Biskupie, Kolodröbka, Zamuszyn, Kozina, Filipkowce, Chudiowce, Chudykowce, Lanowce, 
Korolöwka, Zielince, DZwinogröd, Czortköw, Zbrucz, Wierzchniakowce, Michalköw, Michalki bei Celejöw, 
Skowiatyn, Sapachöw, Strzalkowce, Kozaczöwka, Borszezöw. (Zone 3 —7.) 


153. Orthis canaliculata Lindstr. 
(Taf. XX (VI), Fie. 3.) 
1860. Orthis canaliculata Lindström. Bidrag till kännedomen om Gotlands Brachiopoder, S. 368, Taf. XII, Fig. 1o. 
1858. Orthis orbieularis F. Schmidt. Untersuchungen über die Silurformation von Estland, S. 213. 
1870. Orthis canaliceulata Davidson. Brit. silur. brachiopoda, S. 218, Taf. XXVII, Fig. 12—13. 
1890. Orthis canaliculata Gagel. L. c. S. 28, Taf. II, Fig. 14—15. 

Schale von rundlichem Umriß, breiter als lang, Ventralklappe ziemlich stark gewölbt, öfters wie 
bei ©. elegantula mit kielartig hervorragender Mittelpartie. Dorsalschale flacher: vom kaum über den 
Schloßrand hervorragendem Wirbel geht eine mediane Depression gleich der O. canalis bis zum Stirnrande. 
Diese Depression beginnt am Wirbel und erweitert sich sehr rasch, den ganzen Stirnrand einnehmend. Der 
Sinus des Stirnrandes wird jedoch von dieser Depression wenig beeinflußt und bleibt nur schwach gebogen, 
so dafs die stärkste Depression in der Nähe desselben die Gestalt einer eingedrückten Grube erhält. Beide 
Klappen mit Area und Deltidialspalte, der Schnabel der großen Klappe beinahe gerade, die Schloßarea 
ganz offen lassend. 

Die Schalenskulptur besteht aus dicht gedrängten, unregelmäßig gespalteten Radialrippen, welche 
hie und da, besonders an älteren Exemplaren in der Nähe des Stirnrandes von kräftigen Zuwachsringen 
gekreuzt werden, eine Skulptur bildend, welche der unterdevonischen Orthis palliata Barr. ähnlich wird. 

Manche Exemplare sind am Stirnrande gerade abgestutzt und erscheinen dadurch bedeutend breiter 
als die normale Form. Bei anderen wiederum wird die mediane Depression der Dorsalklappe sehr schwach 
und derartige Exemplare gleichen (größere Schloßlänge ausgenommen) manchen Individuen von O palliata Barr. 


Maßverhältnisse: 


Breite: 25 mm, 16 mm, 20 mm, Io mm. 
Länge: 20 mm, 13 mm, 19 mm, 9 mm. 
Dicke: I4 mm, 10 mm, II mm, A mm. 
Filipkowce, Chudiowce, .Zielince, Wierzchniakowce, Lanowce, Zamuszyn, Borszezöw, Wysuczka, 
(Zone 4—6.) 


154. Orthis palliata Barr. 
(Taf. XX (VI), Fig. 5.) 
1879. Orthis palliata Barrande. Syst. silur. d. Boh&me, Taf. LVII, Fig. 7, Taf. LX, Fig. III. 

In den oberen Schichten des podolischen Silurs kommt eine Form vor, welche durch Ubergänge 
mit O. canaliculata verbunden, in ihren Extremen jedoch von der unterdevonischen Art Barrande’s durch- 
aus nicht zu unterscheiden ist. Da nun O. palliata in Böhmen ganz vereinzelt auftritt, während dieselbe 
in Podolien zusammen mit einem ganzen naheverwandten Formenzyklus durch Übergänge verbunden ist, 
so dürfte man annehmen, daß jene Form nach Böhmen aus Osten eingewandert ist. 

Es liegt mir eine große Serie dieser Art vor, welche in ihren Extremen, wie gesagt, von der böh- 
mischen Art gar nicht zu unterscheiden ist, jedoch gibt es einerseits Übergänge zu Orthis canaliculata, 


Beiträge zur Paläontologie Österreich-Ungarns, Bd. XIX. 32 


Jos. von Siemiradzki. [74] 


246 


anderseits ist der häufigste, normale Typus etwas von der Barrand eschen Varietät verschieden, namentlich 
ist die Medianrinne der ventralen Klappe nur selten so scharf wie bei der Böhmischen (devonischen) Varietät 
ausgeprägt und der Umriß der Schale ist meist rundlich, wenngleich auch Exemplare mit abgestutztem und 
schwach ausgehöhltem Stirnrande nicht fehlen. Die Unterschiede gegenüber Orthis canaliculata bestehen 
in folgenden Merkmalen: Der Schloßrand ist bedeutend kürzer, die Dorsalklappe stärker gewölbt, die De- 
pression der Dorsalklappe ist nicht eingedrückt, sondern bildet ein ganz flaches Band auf der stark ge- 
wölbten Schale, endlich ist auch auf der ventralen Klappe eine mehr oder weniger ausgeprägte Median- 
furche sichtbar. Diese Furche ist sehr schmal, jedoch nur in den seltensten Fällen so normal median wie 
das Barrande angibt: gewöhnlich liegt diese schmale Rinne exzentrisch, rechts oder links von der Me- 
dianlinie und bewirkt dadurch eine Asymmetrie der Schale, welche zwar nur selten so stark ist, wie auf 
Taf. LX Barrandes, jedoch stets in der Schalenskulptur merklich ist. Bei Exemplaren, an denen, wie an 
dem hier abgebildeten Stücke aus Borszczow die Ventralrinne genau in der Mitte gelegen ist, bewirkt die- 
selbe auch eine Veränderung des Umrisses: der kreisrunde Stirnrand wird in der Mitte schwach ausge- 
buchtet. Die Schalenskulptur mit den kräftigen mantelartigen Zuwachslamellen, welche Barrande als für 
seine 0. palliata bezeichnend hält, wiederholt sich bei allen verwandten Formen des podolischen Silurs, 
so bei 0. canaliculata, ©. crassa und 0. canalıs. 

Filipkowce, Wierzchniakowce, Zielihce, Skowiatyn, Chudiowce, Chudykowce, Paniowce, Lanowce, 
Zamuszyn, Kolodröbka, Skala, Uscie Biskupie. (Zone 7—8.) 


155. Orthis crassa Lindström. 
(Taf. XX (VI), Fig. 4.) 
1860. Orthis crassa Lindström. L. c. S. 369, Taf. XIII, Fig. 11. 
1870. Orthis crassa Davidson. Brit. silur. brachiopoda, S. 213, Taf. XXVII, Fig. 17—-19. 
1879. Orthis pinguissima Barr. L. c. Taf. LXII, Fig. 1. 
1899. Orthis crassa Gagel. L. c. S. 29, Taf. II, Fig. 21. 

Umriß beinahe kreisrund, beide Schalen gleich gewölbt, Dorsalklappe mit einem schwachen Sinus. 
Schnabel stark eingekrümmt, den Wirbel der dorsalen Klappe bedeckend. Schalenskulptur ähnlich der 
vorigen Art. 

Wierzchniakowce, Chudiowce, Filipkowce, Skowiatyn, Borszezöw, Banowce, Michalki bei Celejöw. 
(Zone 4—7.) 

156. Orthis germana Barr. 
(Taf. XX (VI), Fig. 12.) 
1879. Orthis germana Barrande. Syst. silur. de Boh@me, Taf. CXXVII, Fig. (V). 

Nahe der Orthis canaliculata unterscheidet sich davon hauptsächlich durch ihren längeren Schlofrand. 

Umriß halbkreisförmig, breiter als lang, das Schloß lang, die größte Breite der Schale am Schloß- 
rande. Dorsalschale mit einem schwachen Sinus, Ventralschale mit kielartig erhabener Mitte, Schnabel 
mäßig groß, wenig: gekrümmt, die Schloßarea freilassend. Schale von dicht gedrängten Radialrippen verziert. 


Länge = 85 mm, Breite— Io mm, größte Dicke —5 mm. 


Filijpkowce, Uniecum im Museum Dzieduszycki. 


157. Orthis lunata Sw. 
Taf. XX (VD), Fig. t1.) 


1839. Orthis lunata Sowerby. Silur. syst., Taf. V, Fig. 15. 

1870. Orthis Zunata Davidson. L. c. S. 215, Taf. XXVIII, Fig. I—5. 
1879. Orthis TZunata (2) Barrande. L. c. Bd. 5, Taf. LVIII, Fig. 6. 
1899. Orthis Zunata Wieniukew. L. c. S. 100, Taf. VII, Fig. 6. 


Studenica, Kitajgorod, Filipkowce (selten), Borszczöw, Michalköw. (Zone 6-7.) 


[75] Die Paläozoischen Gebilde Podoliens. 247 


158. Orthis (Bilobites) biloba Linn. 
1767. Anomia biloba Linne. Systema naturae ed 12, Bd. 1, S. 1134. 
1539. Spirifer sinuatus Sowerby. Silur. syst., S. 630, Taf. XIII, Fig. 10. 
1826. Terebratula cardiospermiformis Hisinger. Acta R. Ac. Soc. Holmiensis, Taf. VII, Fig. 6. 
1827. Delthyris cardiosbermiformis Dalmann. Uppställning och deskrifning af de i Sverige funne Terebratuliter, S. 124, 
Taf. IN, Fig. 7. 

1855. Orthis biloba Mac Coy. L. c. S. 213. 
1870. Orthis biloba Davidson. L. c. S. 206, Taf. XXVII, Fig. 10— 15. 
1576. Orthis (Bilobites) biloba Roemer. Lethaea palaeozoica, Tat. XII, Kig. 12. 
1879. Orthis dimera (2) Barrande. Syst. silur. d. Boh@me, Taf. XCI, Fig. X, 
1899. Bilobites biloba Wieniukow. L. c. S. 102, Taf. 1, Fig. >. 

Diese für die Wenlock shales und den Gotländer Kalk charakteristische Art wurde von Wieniukow 
in Studenica und Kitajgorod von Lomnicki in Filipkowce gefunden, gehört jedoch zu Seltenheiten. Ob 
in der oben zitierten Synonymik auch die Orthis dimera Barr. aus dem böhmischen Unterdevon zu zählen ist, 


scheint mir fraglich, die böhmische Form ist breiter und spärlicher berippt. (Zone 3.) 


Gen.: Platystrophia King. 


159. Orthis (Platystrophia) podolica n. sp: 
(Taf. XX (VI), Fig. 13.) 
1530. Terebratula lynx. Eichwald. Naturhistorische Skizze von Lithauen, Volhynien und Podolien, S. 202. 
1376. Orthis (Platystrophia) biforata Roemer. Lethaea palaeozoica, Taf. XII, Fig. 13. 

Es ist wohl unwahrscheinlich, daß die untersilurische Art Platystrophia Iynx. (Pl. biforata) bis zum 
obersten Silur unverändert geblieben sei. Lindström erwähnt dieselbe zwar aus Gotland, Davidson 
aus Dudley, jedoch mufß ich diese obersilurische Form für eine selbständige Art ansehen. 

Die Unterschiede gegenüber Platystrophia biforata bestehen hauptsächlich in der größeren Breite 
und verschiedener Ausbildung des Sinus der dorsalen Klappe. Schale stark quer verlängert, beide Klappen 
gleich stark gewölbt. Die Wulst der Ventralklappe sehr schwach, der Sinus der Dorsalklappe sehr tief und 
breit. Schale von kräftigen geraden Radialrippen verziert, wovon 1/, auf den Sinus eventuell die Wulst ausfällt, 

Die Breite des Sinus beträgt °/, der gesamten Breite, während bei der untersilurischen Form die- 
selbe nur !/, derselben beträgt. Außerdem ist der Sinus der untersilurischen Form beiderseits von steilen 
glatten Wänden begrenzt, während bei der obersilurischen Art die Ränder des Sinus sich allmählich zu den 
Flügeln emporheben und die Berippung der Schale ganz gleichmäßig bleibt. 

Maßverhältnisse: Gröfßste Breite am Schloßrande — 26 mm, Länge — 17 mm, größte Dicke = 15 mm, 


Breite des Sinus am Stirnrande — I5 mm. 
Borszezöw, Skowiatyn, Krzyweze, Mazuröwka, Wierzchniakowce, Lanowce (selten). 


Gen.: Argiope David. 
160. Argiope podolica n. sp. 
(Taf. XX (VI), Fie. 30.) 
1879. Orthis Gervillei Barr. Syst. silur. d. Boheme, Taf. LX, Fig. 3 (non caet). 
Kleine quergestreckte Art mit kräftigen, bis an die Schloßränder herabgerückten Cruris und 
welligem Schalenumriß. Oberfläche fein radial gestreift. Ob diese Art zu Orthis gehört, scheint mir 


zweifelhaft. { 
Ein Exemplar dieser für das untere Devon (F, Barr.) charakteristischen Form wurde von Dr. Ma- 


zurek im unterdevonischen Korallenmergel von Uwisla gefunden. (Zone 10.) 


248 Jos. von Siemiradzki. [76] 


Fam.: Strophomenidae. 
Gen.: Strophomena Blv. 
161. Strophomena rhomboidalis Wilkens. 


1769. Conchites rhomboidalis Wilkens. Nachrichten v. selten. Verstein., S. 77. 
1826. Producta rugosa Hisinger. Acta R. Ac. Sc. Holmiensis, S. 333. 
1826. Leptaena rugosa und depressa Dalmann. L. c. S. 106, Taf. I, Fig. 1—2. 
1837. Leptaena tenwstriata Sowerby. Silur. syst, S. 636, Taf. XXII, Fig. 2. 
1870. Strobhomena rhomboidalis Davidson. Brit. silur. brachiopoda, S. 281, Taf. XXXIX, Fig. 1-21, Taf. XLIV, Fig. 9. 
1878. Strophomena rhomboidalis Kayser. Fauna d. unter. devon. Ablag. des Harzes, S. 189, Taf. XXIX, Fig. 16-18. 
1879. Strophomena rhomboidalis Barrande. Syst. silur. d. Bohame, Taf. XLI, Fig. I—-38, Taf. LXXXV, Fig. III, Taf. XCI, 
Fig. II. 
1885. Strophomena rhomboidalis Maurer. Fauna des Kalkes von Waldgirmes, S. 147, Taf. V, Fig. 22—235. 
1893. Strophomena rhomboidalis Czernyszew. Fauna d. unteren Devon am Westabhange des Ural, S. 90. 
1899. Strophomena rhomboidalis Wieniukow. L. c. S. 104, Taf. I, Fig. 10. 
Nach Wieniukow in Russisch-Podolien häufig (Wielka Muksza, Studenica, Dumanöw, Niehin, 
Orynin, Zawale, Braha, Wröblowce, Kitajgorod, Nagörzany, Ladawa. Westlich vom Zbrucz selten: Wierz- 


chniakowce, Celejöw. (Zone 3—6.) 


162. Strophomena podolica n. sp. 
(Taf. XX (VI), Fig, 18.) 
1899. Strophomena euglybha Wieniukow. L. c. S. 105, Taf. I, Fig. 18. 


Schale von dreieckigem Umrisse, bis 15 nm Länge, flach, dann allmählich um 90°), umgebogen. 
Der Stirnrand ist nicht gleichmäßig gewölbt, sondern seitlich komprimiert, wodurch die Schalenmitte sich 
vom Stirnrande an kielartig erhebt. Schloßrand nicht vollständig erhalten, scheint etwas kürzer als die 
größte Breite der Schale zu sein. 

Vom Wirbel aus strahlen 12—15 feine radıale Rippen aus, zwischen welchen sich von der Um- 
biegungsstelle der Schale an kürzere, aber gleich starke Rippen einschieben. Zwischen den Rippen ist die 
Schale fein punktiert gestreift. 

Strophomena euglypha His., mit welcher Wieniukow diese Form identifiziert hatte, ist viel dichter 
und gleichmäßiger berippt. 

Strophomena Haueri Barr. hat eine ähnliche Schalenskulptur und Umriß, ist aber am Stirnrande 
gleichmäßig gerundet und ihre Schale ist nur sehr wenig gewölbt. 

Str. bohemica Barr. aus dem unteren Devon ist dichter berippt und bedeutend breiter, sonst aber ähnlich. 

Maßverhältnisse: Größte Breite —= 50 mm, Länge = 40 mm, Wölbung — I4 mm, Dicke —= 3 mm. 

Studenica, Zwaniec, Braha, Skala, Uscie Biskupie, Borszczöw, Filipkowce, Wierzchniakowce, 


Sinköw, Szyszkowce, Uhryn. 


163. Strophodonta interstrialis Phill. 


1841. Orthis interstrialis Phill. Palaeoz. fossils, S. 61, Taf. XXV, Fig. 103. 

1863. Leptaena interstrialis Davidson. Brit. devonian brachiopoda, S. 85, Taf. XVII, Fig. 15—18. 

1878. Strophomena interstrialis Kayser. Fauna der älteren Devonablagerungen des Harzes, S. 193, Taf. XXIX, Fig. 8S—9, 
1885. Strophomena interstrialis Maurer. Fauna der Kalke von Waldgirmes, S. 144, Taf. V, Fig. 17. 

1899. Strophomena interstrialis Wieniukow. L. c. S. 105, Tat. I, Fig. 9. 


Diese devonische Form kommt selten und nur in kleinen Exemplaren im podolischen Silur vor. 
Wieniukow hat dieselbe in Braha und Laskorun, Lomnicki in Tarnawka gefunden. (Zone 10.) 
164. Strophodonta comitans Barr. 


1879. Strophomena comitans Barrande. Syst. silur. d. Boheme, Taf. LVI, Fig. 12, Taf. CXXVII, Fig. 2. 

1835. Strophomena comitans Czernyszew. Fauna des unteren Devon am Westabhange des Ural, S. 59, Taf. VII, 
Fig. 18—19. 

1899. Strophomena comitans Wieniukow. L. c. S. 106, Taf. VII, Fig. 7, Taf. VII, Fig. 2. 


[77] Die Paläozoischen Gebilde Podoliens. 249 


Selten in Studenica und Kitajgorod, ein Exemplar aus Zamuszyn in der Krakauer Sammlung. 
(Zone 10.) 


165. Strophomena antiquata Sow. 


1539. Orthis antiquata Sowerby. Silur. syst., S. 630, Taf. XIII, Fig. 13. 

1855. Strophomena antiquata Mac. Coy. L. c. S. 241. 

1870. Strophomena antiquata Davidson. Brit. silur. brachiop., S. 299, Taf. XLIV, Fig. 2—13, 21, 22. 
1890. Strophomena antiquata Gagel. L. c. S. 43, Taf. V, Fig. 25, Taf. III, Fig. 5. 

1899. Strophomena antiquata Wieniukow. L. c. S. 108, Taf. I, Fig. 6—7. 


Studenica und Kitajgorod nach Wieniukow. (Zone 3.) 


166. Strophodonta Studenitzae Wien. 
(Taf. XX (VI), Fig. 15.) 
1899. Strophomena Studenitzae Wieniukow. L. c. S. 109, Taf. I, Fig. 6—7. 

Diese in den podolischen Brachiopodenschiefern sehr häufige Form, welche durch ihre Anhäufung 
ganze Kalkbänke bildet, steht der Sir. interstrialis Phill. sehr nahe, unterscheidet sich jedoch davon durch 
ihre viel dichtere Schalenskulptur und geringe Wölbung. 

Schale halbkreisförmig, papierdünn, konvex-konkay; Schloßarea schmal, linear. Größte Breite am 
Schloßrande. Die Schalenskulptur besteht aus zweierlei Rippen: gröbere Rippen stehen doppelt so dicht als 
bei Sfr. interstrialis gedrängt: man zählt deren über 30 (statt 15 bei Sfr. interstrialis).. Dazwischen 
schalten sich gleich starke, aber kürzere Rippen, welche die Wirbel nicht erreichen und sich schon über 
der Mitte verlieren, ein. Die Zwischenräume jener gröberen Primär- und Sekundärrippen sind von je vier 
bis fünf feinen Radialstreifen bedeckt. 

Sir. Phillipsi Barr. (l. c. Taf. XLIII, Fig. 17—28) aus dem unteren Devon Böhmens ist sehr nahe, 
aber ebenfalls spärlicher berippt und etwas stärker gewölbt. 

Kitajgorod, Studenica, Skala, Czortköw, Wierzchniakowce, Lanowce, Filipkowce, Borszezöw, Sinköw, 
Michalki bei Celejöw, Uhryn, Szyszkowce, Susolöwka, Skowiatyn, Korolöwka, Chudiowce, Chudykowece, 
Sapachöw, Kolodröbka, Strzalkowce, Krzyweze, Kozaczöwka, Wysuczka, Babince, Biala Kiernica, Za- 
leszczyki. (Zone 8.) 


16%. Strophomena mimica Barr. 
(Taf. XX (VI), Fig. 17.) 
1379. Strophomena mimica Barrande. Syst. silur. d. Boheme, Taf. CVII, Fig. 9. 

Kleine quergestreckte Art mit einem starken Sinus der Ventralklappe und einer sehr charakteristischen 
Schalenskulptur. Die Schale ist sehr fein und dicht radialgestreift. Zwischen diesen feinen Streifen erheben 
sich 8—9 kräftige Rippen, wovon die mittlere im Sinus liegt. 

Diese für die Etage F, Barrandes charakteristische Art wurde in mehreren Exemplaren im schwarzen 
Krinoidenkalke von Wolkowce gefunden. (Zone 9.) 


168. Strophomena funiculata Mac. Coy. 


— Strobhomena funiculata Mac Coy. Silurian fossils of Ireland, S. 30, Taf. III, Fig. 11. 
1855. Strophomena funiculata Mac Coy. L. c. S. 244. 
1870. Strobhomena funiculata Davidson. L. c. S. 290, Taf. XL, Fig. 9—13. 
1890. Strophomena funiculata Gagel. L. c. S. 45, Taf. III, Fig. ı1. 
1899. Strophomena semiovalis Wieniukow. L. c. S. 110, Taf. VI, Fig. 18; Taf. VII, Fig. 10. 


Ich kann keinen durchgreifenden Unterschied zwischen der Gotländer Form und Sir. semiovalis 
Wieniukow finden. 
Nach Wieniukow in Kitajgorod und W. Muksza. (Zme 4.) 


250 Jos. von Siemiradzki. [78] 


Gen.: Leptaena Dalm. - 


169. Leptaena transversalis Wahlb. 
1821. Leptaena transversalis Wahlenberg. Acta Upsal, vol. 8, S. 64, Tat.-Nr. 4. 
1870. Leptaena transversalis Davidson. Brit. Silur. brachiopoda, S. 318, Taf. XLVIII, Fig. 1. 
1878. Leptaena transversalis Barrande. L. c. Taf. V, Fig. 2. 
1885. Leptaena transversalis Maurer. Fauna des Kalkes von Waldgirmes, S. 152, Taf. VI, Fig. 4—5. 
1899. Leptaena transversalis Wieniukow. L. c. S. 103, Taf. I, Fig. 8. 
Nach Wieniukow häufig in Russisch-Podolien: Kamieniec, Braha, Orynin, Wröblowce, Zawale, 


Hrynezuk, Soköl. Ein Exemplar im Museum Dzieduszyceki aus Ladawa. In Galizien unbekannt. (Zone 3—4.) 


Gen.: Streptorhynchus King. 
170. Streptorhynehus umbraculum Schlth. 
(Taf. XX (VI), Fig. 14.) 
1820. Terebratulites umbraculum Schlth. Petrefaktenkunde, S. 256. 
1837. Orthis umbraculum L. v. Buch. Über Delthyris oder Spirifer und Orthis, S. 69, Taf. I, Fig. 5—6. 
1863. Streptorhynchus umbraculum Davidson. Brit. devonian brachiopoda, S. 76, Taf. XVI, Fig. 6, Taf. XVII, Fig. I—5. 
1878. Streptorhynchus wmbraculum Kayser. Fauna d. älteren Devonablagerungen des Harzes, S. 197, Taf. XXIX, Fig. 1—2, 
Taf. XXXIV, Fig. 1. 
1885. Streptorhynchus umbraculum Czernyszew. Fauna des unteren Devons am Westabhange des Ural, S. 61. 
1899. Streptorhynchus umbraculum Wieniukow. L. c. S. ııı, Taf. I, Fig. 15; Taf. VII, Fig. 12. 

Meine podolischen Exemplare stimmen bis auf die kleinsten Details mit gleich großen Exemplaren 
aus den unteren Calceola-Mergeln von Skaly und Grzegorzewice in Polen. Als eine charakteristische Eigenschaft 
dieser unterdevonischen Form wäre die bedeutende Schloßlänge zu erwähnen. Das Schloß ist nur wenig; 
kürzer als die breiteste Stelle der Schale und häufig flügelartig ausgezogen. Diese Form ist auch im ganzen 
etwas kürzer als die rheinische; ein durchgreifender Unterschied ist jedoch nicht zu finden. 

Ventralschale schwach konkav, Dorsalchale leicht konvex, größte Wölbung der Schale etwas 
oberhalb der Mitte, größte Breite in der Nähe des Schlofßrandes. 

Satanöw, Nagörzany, Hrynezuk, Filipkowce, Skowiatyn, Czortköw, Skala, Kopyezyhce, Michalki 
bei Celejöw, Wierzchniakowce, Borszezöw, Krzyweze, Kozaczöwka, Wysuczka, Babince, Uscie Biskupie, 
Chudykowce, Zamuszyn, Kolodröbka, Sapachöw. (Zone 10.) 


171. Streptorhynchus extensus Gagel. 
(Taf. XX (VI), Fig. 16.) 
1890. Strobhomena extensa Gagel. L. c. S. 47, Tafel III, Fig. 15. 
Umriß quer verlängert, Schloßrand bedeutend kürzer als die größte Breite der Schale. Ventral- 
schale mit einer großen dreieckigen Area und Pseudodeltidium. Die Area ist schwach konkav, Dorsal- 


schale schwach gewölbt ohne Area. Oberfläche von zahlreichen gleichmäßigen, feingekörnelten Rippen 


bedeckt. 
Breite — 38 mm, Länge — 28 mm, Dicke — 9 mm, Schloßlänge = 23 mm. 


Zielince, Filipkowce, selten (Museum Dzieduszycki). (Zone 8.) 


Fam.: Productidae. 
Gen.: Chonetes Dalm. 


172. Chonetes minuta Gdf. 


1836. Orthis minuta (Gdf.) L. v. Buch. üb. Delthyris und Orthis, S. 68. 

1845. Chonetes minuta Verneuil. Geology of Russia etc., S. 241. ö 

1847. Chonetes minuta Koninck. Monographie des genres Productus et Chonetes S. 219, Taf. XX, Fig. 18. 
1864— 1865. Chonetes minuta Davidson. Brit. devonian brachiopoda, S. 96, Taf. XIX, Fig. 10—12. 


[79] Die Paläozoischen Gebilde Podoliens. 251 


Von dieser, an ihrem Produetus-ähnlichem Aussehen leicht kenntlichen Form habe ich ein einziges 


Exemplar aus DZwinogröd in der Sammlung der Krakauer Akademie gefunden. (Zone 10.) 


173. Chonetes striatella Dalm. 
1720. Pectunculi planiflabelliformes Bruckmann. Silesia subterranea, S. 388, Taf. VII, Fig. 6. 
1769. Pectunculites Walch. D. Steinreich, S. 151, Taf. XIV, Fig. 3. 
1781. Calcareus testaceus Brugman. Lithologia Grinzigana, S. 13, Taf, I, Fig. 1. 
1827. Orthis striatella Dalmann. L. c. S. ııı, Taf. I, Fig. 5. 
1828. Leptaena lata L. v. Buch. Abh. d. Berlin. Ak., S. 70, Taf. III, Fig. I, 3, 5—9, 14, 15. 
1839. Leptaena lata Sowerby. Silur. syst., S. 160, Taf. V, Fig. 13. 
1843. Chonetes sarcinulata Verneuil. Paleontologie de la Russie, S. 242 (non Fig.). 
1846. Chonetes sarcinulata Geinitz. Grundzüge der Versteinerungskunde, S. 547, Taf. XXI, Fig. Ir. 
1847. Chonetes striatella Koninck. Monographie des genres Productus et Chonetes, S. 200, Taf. XX, Fig. 5. 
1870. Chonetes striatella Davidson. Brit. silur. brachiop., S 331, Taf. XLIX, Fig. 23—26. 
1899. Chonetes striatella Wieniukow. L. c. S. 112, Taf. IV, Fig. 4. 

Häufig in den oberen Silurschichten von Studenica, Kitajgorod, Soköl, Hrynczuk, UScie, Kamieniec, 
W. Muksza, Orynin, Zwaniec, Malinowiecka Sloboda, Laskorun, Satanöw, Kozina, Luka mala, Filipkowce, 
Korolöwka, Borszezöw, Chudykowce, Michalköw, Zamuszyn, Kolodröbka, Sapachöw, Sinköw, Kudrynce. 
(Zone 4—7.) 

Fam.: Spiriferidae. 
Gen.: Spirifer Sow. 
174. Spirifer Schmidti Lindstr. 
1860. Spirifer Schmidti Lindström. L. c. S. 358, Taf. XII, Fig. 1. 
1899. Spirifer Schmidti Wieniukow. L. c. S. 135, Taf. II, Fig. 9—10. 

Große in die Breite gezogene Art mit langem, geradem Schloßrande und spitzen Schloßecken. 
Ventralklappe stark gewölbt mit eingekrümmtem Schnabel. Area hoch, dreieckig, mit einer großen drei- 
eckigen Deltidialöffnung. Der Sinus der Ventralschale beginnt am Wirbel und erweitert sich rasch, am 
Stirnrande !/, der Gesamtbreite erreichend. Die Seitenwände des Sinus fallen schräg ein und bilden in 
ihrer Mitte eine ziemlich breite und tiefe Rinne, welche durch zwei Rippen begrenzt ist und das Aussehen 
eines zweiten internen Sinus hat. Jederseits des Sinus zählt man 6—7 gerundete kräftige Rippen. 

Dorsalklappe weniger gewölbt; vom Wirbel aus geht eine schmale Rippe, welche sich sofort in 
zwei spaltet. Die Spaltrippen erweitern sich sehr rasch und werden von einer tiefen Rinne getrennt, welche 
am Stirnrande dem oben erwähnten internen Sinus korrespondiert, 

Die ganze Schale ist fein radial gestreift und von feinen welligen Zuwachslamellen verquert. 

Breite der ausgewachsenen Exemplare 31 mm, Länge 20 mm, Höhe 19 mın. 

Zwaniec, Braha, Kamieniec, Muksza, Orynin, Malinowiecka Sioboda, Satanöw, Zielince, Dzwino- 
sröd, Filipkowce, Skala, Krecilöw. (Zone 4—6.) 


175. Spirifer Schmidti var pyramidalis Wien. 
1899. Spirifer Schmidti var. pyramidalıs Wieniukow. L. c. Taf. I, Fig. 11. 

Ventralklappe beinahe pyramidal, Schnabel kaum gekrümmt, Area sehr hoch, Schale sehr breit mit 
sehr spitzen Schlofsrändern. Die Berippung dichter als bei der typischen Form (t8—20 Rippen auf jeder 
Klappe). Bau des Sinus gleich wie bei Sp. Schmidti. 

Breite 25 mm, Länge ıo mm, Höhe ıo mm 
» IS mm, » 6 mm, » 7 mm 


selten, nach Wieniukow in Muksza. 


176. Spirifer elevatus Dalm. 


1828. Delthyris elevata Dalmann. L. c. S. 120, Taf. III, Fig. 3. 
1866. Spirifer elevatus Davidson. Brit. silur. brachiop., S. 95, Taf. X, Fig. 7—11. 


252 Jos. von Siemiradzki. [So] 


1875. Spirifer elevatus Fr. Schmidt. Einige Bemerkungen üb. d. podolisch-galizische Silurformation, S. 19, Taf. I, Fig. 5. 
1883. Spirifer elevatus Kayser (in Richthofen: China, Bd. IV), S. 42, Taf. IV, Fig. 1, 6. 
1885. Spirifer elevatus Roemer. Lethaea erratica, S. 98, Taf. VII, Fig. I—2. 
1899. Spirifer elevatus Wieniukow. L. c. S. 129, Taf. II, Fig. 3—5. 
1890. Spirifer elevatus Gagel. L. c. S. 63, Taf. I, Fig. 41. 

Studenica, Hrynezuk, Braha, Muksza, Uscie, Orynin, Nagörzany, Dumanöw, Kamieniec, Satanow, 
Malinowiecka Sloboda, Holeniszezöw, Zawale, Skala, Zielince, Wierzchniakowce, Zbrucz, Chudiowce, 
Grödek, Sapachöw, Strzalkowce, Wysuczka, Chudykowce, Olchowce, Borszezöw, nicht selten. (Zone 3—7.) 


177. Spirifer Bragensis Wien. 
1899. Spirifer Bragensis Wieniukow. L. c. S. 138, Taf. II, Fig. 7—8. 
Gehört zu den häufigsten Fossilien des podolischen Silurs.. Von dem ihm nächst verwandten 
Spir. elevatus unterscheidet sich Spir. Bragensis durch seine geringere Breite, kleinere Area, stark ein- 
gekrümmten Schnabel, seichten Sinus und seine breiten, flachen, gerundeten Rippen, welche gegen die 
Flanken meist sich verwischen. Manche Exemplare sind beinahe glatt. Die Rippen sind von dichten wellig 
gebogenen Zuwachslinien gekreuzt. 
Breite der Schale 12 mm, Länge ıı mm, Höhe ıo mm 
» > » 15 mm, » 14 mm, » II mm 
Braha, Hrynezuk, Orynin, Soköl, Kamieniec, Satanöw, Filipkowce, Sinköw, Zielince, Wierzchniakowee, 
Borszezöw, Korolöwka, Czortköw, Diwinogröd, Kudrynce, Bileze, Skala, Lanowce, Uhryn, Myszköw, Mi- 
chalki bei Celejöw, Uwisla, Susolöwka, Skowiatyn, Strzalkowce, Kozaczöwka, Chudykowce, Wysuczka, 
Paniowce, Babihce, Gleboczek, Kozina, Zamuszyn, Kolodröbka, Dawidkowce. (Zone 6—7.) 


178. Spirifer crispus L. 


1826. Terebratulites crispus (L.) Hisinger. L. c. Taf. VII, Fig. 4. 

1828. Delthyris crisba Dalmann. L. c. S. 122, Taf. III, Fig. 6. 

1866. Spirifera erispa Davidson. Brit. silur. brachiopod., S. 97, Tat. X, Fig. 13—15. 

1878. Spirifer aft. crispus Kayser. Fauna d. älteren Devonablagerungen des Harzes, S. 175, Taf. XXV, Fig. 41. 
1890. Spirifer crisbus Gagel. L. c. S. 64, Taf. I, Fig. 43. 

1899. Spirifer crispbus Wieniukow. L. c. S. 122, Taf. III, Fig. 6. 

Studenica, Kitajgorod, Kamieniec, Braha, Hrynczuk, UScie, Zawale, Ladawa, Zamuszyn, Kolo- 

dröbka (selten). (Zone 3—6.) 
179. Spirifer plicatellus L. 
(Taf. XX (VI), Fig. 21.) 
1758. Anomia plicatella Linne. Systema naturae, ed. Io. S. 1154. 
1837. Spirifer radiatus Sowerby. Silur. syst., Taf. XIl. Fig. 6. 
1866. Spirifera plicatella var. radıiata Davidson. Brit. silur. brachiop., S. 87, Taf. IX, Fig. 1—6. 
1869. Spirifer cyrtaena Karsten. D. Versteinerungen des Übergangsgebirges in den Geröllen der Herzostümer Schleswig 
und Holstein, S. 26, Taf. IX, Fig, 2. 
1890. Spirifer plicatellus Gagel. L. c. S. 64, Taf. I, Fig. 44 
1899. Spirifer togatus Wieniukow. L. c. S. 133, Taf. II, Fig. 2; Taf. VII, Fig. 22. 

Schale mit trapezförmigem Umriß, größte Breite am Schloßrande, Schloßecken breit gerundet, 
Ventralklappe stark gewölbt mit wenig vöorragendem eingekrümmten Schnabel, an welchem man vier scharfe 
Rippen deutlich erkennen kann, wovon zwei äußere im weiteren Verlaufe den Sinus begrenzen, die zwei 
inneren dagegen sofort in der Sinusmitte spurlos verschwinden, Sinus tief, aber gleichmäßig abgerundet, 
nicht eckig flachgedrückt, wie bei Sp. fogatus. Der Sinus greift in die Dorsalklappe tief zungenförmig 
hinein, Jederseits des Sinus sind mehrere, sehr schwache, breite und niedrige Rippen merklich, welche meist 
allein am wellenförmigen Verlaufe der Zuwachslinien erkennbar sind. Die Dorsalklappe ist weniger gewölbt, 
mit einer schmalen, hohen gerundeten Wulst, welche am Stirnrande durch den Sinus der Ventralklappe 


ausgebuchtet ist. 


[Sı] Die Paläozoischen Gebilde Podoliens. 253 


Die Schale ist äußerst fein und dicht radial gestreift, die Streifung allein unter der Lupe sichtbar 
und von etwas kräftigeren Zuwachslamellen verquert, welche am deutlichsten in der Nähe des Stirnrandes 
auftreten. 

Wieniukow hat diese Form mit Sp. Zogatus Barr. identifiziert, jedoch mit Unrecht, da nicht allein 
an meinem Exemplare, aber auch an den schlecht erhaltenen Exemplaren von Wieniukow die charakte- 
ristischen Unterschiede der Gotländer und böhmischen Form deutlich hervortreten, nämlich der bedeutend 
kürzere Schnabel und die verschiedene Gestalt des Sinus, welcher bei Sp. togatus ganz flach und durch 
scharfe Kanten von den Sinuswänden getrennt ist, während bei Sp. plicatellus derselbe ganz gleichmäßig ge- 
rundet ist. Auch ist die Schalenskulptur verschieden, was allerdings an schlecht erhaltenen Stücken nicht 
zu sehen ist. 


Studenica, Kitajgorod, Zielince (selten). (Zone 5.) 


180. Spirifer Tethidis Barrande. 
1879. Spirifer Tethidis Barrande. Syst. silur. d. Bohöme, Taf. VI, Fig. 1-6. 
1897. Spirifer Tethidis Czernyszew. Fauna des unteren Devon am Westabhange des Ural, S. 54, Taf. V, Fig. 16. 
1899. Spirifer Thetidis Wieniukow. L. c. S. 132, Taf. VII, Fig. 23. 

Nach Wieniukow kommt diese devonische Art selten im obersten Silur (?) von Satandöw vor. 

{Zone 10.) 
181. Spirifer Nerei Barr. 
(Taf. XX (VI), Fig. 19.) 
1879. Spirifer Nerei Barrande. Syst. silur. d. Boheme, Taf. VI, Fig. 7—-15; Taf. CXXIV. 

Gut erhaltene Exemplare dieser schönen Art, welche sich von Sp. elevatus und Sp. Bragensis 
schon auf den ersten Blick durch ihre viel dichtere und feinere Berippung, von Sp. Schmidti durch einfachen 
Sinus und Wulst unterscheidet, kommen in Zaleszezyki zusammen mit Waldheimia podolica und Monticu- 
lipora afi. pulchella vor (Judenfriedhof). (Zone 9.) 


182. Spirifer (2) n. sp. indet. 
(Taf. XX (VI), Fig. 20.) 

Ich wage es nicht, nach einem einzigen, vielleicht abnormen Exemplar eine neue Gattung aufzu- 
stellen. Das erwähnte Exemplar ist äußerlich dem Spirifer Nerei Barr. (Taf. CXXIV, Fig. 4a und Fig. 7) 
ähnlich, das Schloß ist jedoch von sämtlichen Spiriferen verschieden, indem der Schnabel der ventralen Klappe 
den Wirbel der Dorsalklappe teilweise bedeckt, und es ist an demselben keine Spur einer Area zu erkennen, 
während die Area der Dorsalklappe ganz normal ausgebildet ist und über dem Schloßrande deutlich hervorragt. 

Filipkowce (Museum Dzieduszycki). (Zone 10?) 


183. Spirifer robustus Barr. 
(Taf. XXI (VII), Fie. 1.) 

1879. Spirifer robustus Barrande. L. c. Taf. V, Fig. 1-4; Taf. CXXIV, Fig. IV. 
1889. Spirifer robustus Barrois. Faune du calcaire d. Erbray, S. 140, Taf. IX, Fig. 6. 
1893. Spirifer robustus Czernyszew. Fauna des unteren Devon am Westabhange des Ural, S. 48, Tat. VI, Fig. 1—4. 
1899. Spirifer robustus Wieniukow. L. c. S. 135, Taf. VI, Fig. 15; Taf. VII, Fig. 1. 

Diese unterdevonische Form kommt nach Wieniukow selten in den obersten Schichten des po- 
dolischen Silurs (?) in Laskorun vor. Ich kenne dieselbe außerdem aus Wierzchniakowce, Filipkowce, Lanowce, 


Borszezöw und Michalki bei Celejöw. (Zone Io.) 


Gen.: Cyrtia Dalm. 
184. Cyrtia exporrecta Wahlb. 


1821. Anomites exporrectus Wahlenberg. N. Acta reg. soc. sc. etc., S. 64. 
1828. Cyrtina trapezoidalis Hisinger. Bidrag. Sver. geogn. anteck., Bd. 4, S. 220, Taf. IV, Fig. 1. 


Beiträge zur Paläontologie Österreich-Ungarns. Bd. XIX. 33 


254 Jos. von Siemiradzki. [82] 
1866. Cyrtia exporrecta Davidson. Brit. silur. brachiopoda, S. 99, Taf. IX, Fig. 13—24. 

1879. Cyrtia trapezoidalis Barrande. Syst. silur. d. Boheme, Taf. VII, Fig. 10—15. 

1885. Cyrtia exporrecta Davidson. Supplement Brit. silur. brachiopod., S. 137, Taf. VI, Fig. 13; Taf. VIII, Fig. 4—5. 
1899. Cyrtia exporrecta Wieniukow. L. c. S. 139, Taf. II, Fig. 12. 


Kamieniec, Studenica, Kitajgorod, Smotryez. (Zone 3—4.) 


185. Cyrtia multiplicata Dav. 


1841. Spirifer cuspidatus Phillips. Paleozoic. fossils of Cornwall, Devon and. Sommerset, S. 72, Taf. XXIX, Fig. 1242. 
1865. Cyrtina heteroclyta var. multiplicata Davidson. Brit. devonian brachiopoda, Taf. IX, Fig. II—- 14. 


Ganz identisch mit den Figuren von Davidson und Phillips. 


Lanowce (unikum in der Krakauer Sammlung). (Zone 10.) 


186. Cyrtia heteroclita Defr. 


—  Calceola heteroclita Defr. Dietionn. d. sc. natur., Bd. 80, Fig. 3. 
1837. Spirifer heteroclitus Buch. Über Delthyris und Orthis, S. 40. 
1841. Spirifer heterochtus Phill. Palaeoz. fossils of Cornwall ete., S. 72, Taf. XXIX, Fig. 125. 
1852. Spirifera heterochta Mac. Coy. Brit. palaeoz. foss. S. 377. 
1851. Spirifer heterochtus Quenstedt. Hdb. d. Petrefaktenkunde, Taf. XXXVII, Fig. 21. 
1853. Spirifer heteroclitus Sandberger. Rhein. Schichtensystem von Nassau, S. 32, Taf. XXXI, Fig. 8. 
1852. Spirifer heterochtus Schnur. Palaeontographica, S. 3, Taf. XXXV, Fig. 6. 
1863. Cyrtina heteroclita Davidson. Brit. devonian Brachiopoda, S. 48, Taf. 9, Fig. I—16. 


Kommt häufig im devonischen gelben Korallenmergel von Mazuröwka und Uwisla bei Gelejöw 


vor. (Zone 10.) 


Fam.: Rhynchonellidae. 
Gen.: Pentamerus Sow. 
187. Pentamerus galeatus Dalm. 

1827. Atrypa galeata Dalmann. L. c. S. 130, Taf. V, Fig. 4. 
1845. Pentamerus galeatus Verneuil. Palaeontologie d. 1. Russie, S. 120, Taf. VIH, Fig. 3. 
1860. Pentamerus galeatus Eichwald. Lethaea rossica, Bd. I, S. 783, Taf. XXXV, Fig. 19—20. 
1866. Pentamerus galeatus Davidson. Brit. silur. brachiop, S. 145, Taf. XV, Fig. 13—23. 
1878. Pentamerus galeatus Kayser. Fauna der unteren Devonablagerungen des Harzes, S. 159, Taf. XXVII, Fig. 10—12. 
1885. Pentamerus galeatus Davidson. Suppl. to Brit. silur. brachiop., S. 164, Taf. IX, Fig. 25. 
1885. Pentamerus galeatus Maurer. Fauna des Kalkes von Waldgirmes, S. 214, Taf. IX, Fig. 1—3. 
1890. Pentamerus galeatus Gagel. L. c. S. 54, Tat. IV, Fig. 78. 
1879. Pentamerus galeatus Barrande. Syst. silur. d. Boheme, Taf. XX, Fig. 1. 
1890. Pentamerus galeatus Czernyszew. Fauna des unteren Devons am Ostabhange des Ural, S. 76. 
1899. Pentamerus galeatus Wieniukow. L. c. 145, Taf. III, Fig. 2, 5. 


Hıynezuk, Kitajgorod, Studenica, Zawale, Kamieniec, Braha, Ormiany, Orynin, Malinowiecka SIo- 
boda, Laskorun, Satanöw, Nagörzany, Borszezöw, Dzwinogröd, Strzalkowce, Michalköw, Uscie Biskupie, 


Kozina, Mazuröwka, häufiger in Russisch-Podolien als in Galizien. (Zone 3—7.) 


158. Pentamerus linguifer Sw. 

1839. Atrypa Iınguifera Sowerby. Silur. syst., Taf’ XII, Fig. 8. 
1866. Pentamerus linguifer Davidson. Brit. silur. brachiop., S. 149, Taf. XVII, Fig. II—14. 
1879. Pentameruslinguifer Barrande. Syst. silur. deBoheme, Taf. XXI, Fig. 2, 4; Taf. XXIV, Fig. II, Taf. CXIX, Fig. 9—10. 
1835. Pentamerus linguifer Czernyszew. Fauna des unteren Devon am Westabhange des Ural, S. 56. 
1899. Pentamerus linguifer Wieniukow. L. c. S. 147, Taf. III, Fig. 6, 7; Taf. VI, Fig. 19. 

Bildet an mehreren Orten (Kolodröbka, Chudiowce, Chudykowce) ganze Bänke. 

Kitajgorod, Studenica, Mielnica, Chudiowce, Sapachöw, Kolodröbka, Skowiatyn, Krzywceze, Bor- 


szezöw, Paniowce, Chudykowce, Kozina, Zamuszyn, Filipkowce, Grödek. (Zone 3—4.) 


[S3] Die Paläozoischen Gebilde Podoliens. 


255 
189. Pentamerus Sieberi Barr. 
(Taf. XX (VI), Fig. 23.) 

1847. Pentamerus Sieberi Barrande. Silur. brachiop. aus Böhmen, S. 464, Tat. XXI, Fig. 2. 
1879. Pentamerus Sieberi Barrande. Syst. silur. d. Boheme, Taf. XXI und LXXVIII. 
1899. Pentamerus Sieberi var rectifrons Wieniukow. L. c. S. 152, Taf. III, Fie. 3. 

Wieniukow hat ein einziges Exemplar dieser Art in Dumanöw gefunden; mir liegen noch vier 
andere aus Zaleszezyki, Zielince und Babince vor. Das größte davon ist 20 mm breit. 


Die podolische 
Varietät ist sehr spärlich im Sinus berippt, der Stirnrand ist nur schwach gebogen. (Zone 10.) 


190. Pentamerus integer Barr. 
(Taf. NX (VI), Fie. 22.) 

1847. Pentamerus integer Barrande. Silur. brachiop. aus Böhmen, S. 464, Taf. XXII, Fig. 7. 
1879. Pentamerus integer Barrande. Syst. silur. d. Boheme, Taf. XXII, Fig. 9, Taf. LXXX, Fig, 1. 
18093. Pentamerus integer Czernyszew. Fauna des unteren Devons am Ostabhange des Urals, S. 78, Taf. XII, Fig. 5—7. 
1899. Pentamerus integer Wieniukow. L. c. S. 148, Taf. III, Fie. 8. 

Von Wieniukow in Kamieniec und Smotryca gefunden. Ein Exemplar aus Lanowce im Museum 
Dzieduszycki ist 17 mm breit, 14 mm lang und 9 mm dick. 

Schale breiter als lang, vollkommen glatt, Ventralschale mit einem sehr kleinen spitzen einge- 
krümmten Schnabel. Der Wirbel der Dorsalklappe viel dicker und höher als der Ventralklappe, fällt steil 
gegen den Schloßrand ein, wodurch die Dorsalklappe scheinbar dicker als die ventrale erscheint. (Zone 10. 


191. Pentamerus optatus Barr. 


1847. Pentamerus optatus Barrande. Silur. brachiop. aus Böhmen, S. 47T, Taf. XXII, Fig. 4, 5. 
1879. Pentamerus optatus Barrande. Syst. silur. d. Bohöme, Taf. XXII, XXIV, CXIV, CXVIL CXVI, CXVIIL, CXIX, CL. 


1885. Pentamerus obtatus Czernyszew. Fauna des unteren Devons am Westabhange des Ural, S. 53, Taf. VII, Fig. 94-95. 
1899. Pentamerus optatus Wieniukow. L. c. S. 149, Taf. VIII, Fig. 3—4. 


Nach Wieniukow in Kamieniec und Malinowiecka Sloboda. Ein kleines Exemplar aus Skala 
im Museum Dzieduszycki. 
.192. Pentamerus podolicus Wieniukow. 
1899, Pentamerus podolicus Wien. ]l. c. S. 150, Taf. IV, Fig. ı; Taf. VIII, Fig. 6. 


Eine dem P. Sieber! nahestehende kleine Form wurde von Wieniukow aus dem Kalksteine 
von Studenica beschrieben. Die Unterschiede gegenüber P. Sieberi bestehen in der stärkeren Schalen- 
skulptur (die ganze Schale bis zu den Wirbeln ist berippt) und dem stumpferen Schloßwinkel. 


193. Pentamerus Vogulicus Vern. 
1845. Pentamerus Vogulicus Verneuil. Palaeontologie d. 1. Russie, S. 113, Taf. VII, Fig. 2 


1854. Pentamerus Vogulicus Gruenewaldt. Versteinerungen der silurischen Kalksteine von Bogoslowsk, S. 25, Taf. IV, 
Fig. 14.d. 
1893. Pentamerus Vogulicus Czernyszew. Fauna des unteren Devons am Ostabhange des Ural, S. Sı, Taf. XI, Fig. 1. 
1899. Pentamerus Vogulicus Wieniukow. L. c. S. 146, Taf. III, Fig. 4. 
Wieniukow hat diese Form in den oberen Korallenkalken von Kamieniec, im Tale Podzamcze 
und in Pudlowce am Smotryez gefunden. Ein gutes Exemplar aus Kamieniec habe ich in Prof. Alths 
Sammlung in Krakau gefunden. (Zone 6.) 


Gen.: Rhynchonella Fisch. d. Waldh. 


194. Rhynchonella nucula Sw. 


1837. Terebratula nucula Sowerby. Silur. syst., S. 611, Taf. V, Fig. 20. 
1868. Rhynchonella nucula Davidson. Brit. Silur. brachiop., S. 181, Taf. XXIV, Fig. I—7. 
1883. Id. Davidson: Supplement to brit. silur. brachiop., S. 157, Taf. X, Fig. 27—29. 


355 


256 Jos. von Siemiradzki. [84] 


1876. Rhynchonella nucula Roemer. Lethaea erratica, S. 97, Taf. VII, Fıg. 
1890. Rhynchonella nucula Gagel. L. c. S. 55, Taf. V, Fig. 17. 
1899. Rhynchonella nucula Wieniukow. L. c. S. 155, Taf. IV, Fig. 6—8. 


SI 


Diese für die Beyrichienkalke sehr charakteristische Form findet sich sehr häufig in dementspre- 
chenden Schichten Podoliens, ohne jedoch in höhere Horizonte zu übergehen. 
Kamieniec, Soköl, Muksza, Hrynezuk, Uscie, Satanöw, Dumandw, Malinowiecka Sloboda, Nagörzany, 


Skala, Dzwinogröd, Zbrucz, Kozaczöwka, Borszezöw. (Zone 4—6.) 


195. Rhynchonella cuneata Dalm. 
1827. Terebratula cuneata Dalm. L. ce. S. I4ı, Taf. VI, Fig. 3. 
1847. Terebratula cuneata Barrande. Silur. brachiop. aus Böhmen (Naturhist. Abhandlungen, I. Bd.), S. 80, Taf. XVII, 
Big. II. 
1866. Rhynchonella cuneata Davidson. Brit. silur. brachiopoda, S. 164, Taf. XXI, Fig. ı—I1. 
1879. Rhynchonella cuneata Barrande. Syst. silur. d. Boheme, Taf. XXXII, Fig. 10-13. 
1883. Rhynchonella cuneata Davidson. Supplement to brit. silur. brachiop., S. 152, Taf. X, Fig. 9—-10. 
1899. Rhynchonella cuneata Wieniukow. L. c. S. 155. 


Kamieniec, Dumanöw, Niehin (selten), ein Exemplar aus Filipkowce im Museum Dzieduszycki. 
(Zone 4—6.) 


196. Rbynchonella bidentata His. 
1826. Terebratula bidentata Hisinger. Vetensk. akad. handlingar., S. 323, Taf. VII, Fig. 5. 
1828. Terebratula bidentata Hisinger. Ibid., S. 142, Taf. VI, Fig. 7. 
1883. Rhynchonella bidentata Davidson. Supplem. to brit. silur. brachiopoda, S. 150, Taf. X, Fig. 3. 
1899. Rhynchonella bidentata Wieniukow. L. c. S. 153, Taf. IV, Fig. 5. 


Muksza, Nagörzany (selten). (Zone 4.) 


197. Rhynchonella Wilssoni Sw. 
1816. Terebratula Wilssoni Sowerby. Min. conch., Bd. 2, S. 38, Taf. CXVIII, Fig. 3. 
1837. Terebratula Wilssoni Sowerby. Silurian system., S. 615, Taf. VI, Fig. 7. 
1845. Terebratula Wailssoni Verneuil. Palaeontologie de la Russie, S. 87, Taf. X, Fig. 8. 
1855. Hemithyris Wilssoni Mac Coy. Brit. palaeozoic fossils, S. 200. 
1866. Khynchonella Wilssoni Davidson. Brit. silur. brachiop., S. 167, Taf. XXIII, Fig. 1-9. 
1883. Rhynchonella Wüssoni Davidson. Supplem. to brit. silur. brachiop., S. 150. 
1890. Rhynchonella Wilssoni Gagel. L. c. S. 56, Taf. V, Fig. 10—11. 
1899. Rhynchonella (Wilssomia) Wissoni Wieniukow. L. c. S. 160, Taf. IV, Fig. 14—16; Taf. VII, Fig. 7—8. 

Die podolische Form dieser vielverbreiteten Art steht näher der Rhynchonella princeps Barr. als 
der typischen Rh. Wilssoni aus dem englischen Silur und stimmt in dieser Hinsicht mit Gotländer Exem- 
plaren gänzlich überein. Die größte Dicke der Schale liegt bei der podolischen ebenso wie bei der Gotländer 
Form nicht in der Mitte, sondern erst am Stirnrande und ein Sinus der Ventralschale ist stets deutlich 
erkennbar. 

Kamieniee, Orynin, Laskorun, Kitajgorod, Hrynezuk, Malinowiecka Sloboda, Muksza, Satanöw, Du- 
manöw, Wierzchniakowce, Zielince, Filipkowce, Sapachöw, Strzalkowce, Krzyweze, Kozaczöwka, Chudy- 
kowce, Olchowce, Skala, Mazuröwka, Kozina. (Zone 4—7.) 


Außer der typischen Ah. Wilsson! kommen in Podolien mit ihr zusammen mehrere Varietäten vor. 


198. Rhynchonella Wilssoni var. Davidsoni Mac Coy. 


1851. Hemithyris Davidsoni Mac Coy. Annals and magazin of natur. history., Bd. 8, S. 392. 

1868. Rhynchonella Wilssoni var. Davidsoni Davidson. Brit. silur. brachiop., S. 172, Taf. XXIII, Fig. II—14. 

1875. Rhynchonella Wilssoni var. Davidson: F. Schmidt. Einige Bemerkungen über die »odolisch-galizische Silurforma- 
tion, S. 19, Taf. I, Fig. 3. 

1890. Rhynchonella Wilssonmi var. Davidsoni Gagel. L. c. S. 56, Taf. V, Fig. IT. 


[85] Die Paläozoischen Gebilde Podoliens. 


197 
[971 
SI 


1899. Rhynchonella Davidsoni Wieniukow. L. c. S. 158, Tat. IV, Fig. 13, Tat. VII, Fig. 12. 
1899. Rhynchonella sphaerica Wieniukow. L. c. 

Unterscheidet sich von der typischen Ah. Wilsson? durch geringere Größe und geringere Zahl und 
größere Stärke der Rippen; Ahynchonella sphaerica Wieniukow (non Sow.) gehört ebenfalls hieher: es 
gibt sehr dicke Exemplare von der Form der podolischen Ah. Wilssoni mit größter Dicke am steil ab- 
fallenden Stirnrande und andere mit einer gleichmäßigeren Wölbung der Schale, wie sie Wieniukow 
abgebildet hat. Durchgreifende Unterschiede gibt es jedoch zwischen diesen zwei Varietäten nicht, und die 
im Texte von Wieniukow hervorgehobenen Unterschiede der dicken Varietät (Rh. sphaerica Wien.) von 
Rh. Davidsoni existieren nicht: der Sinus ist ebenso deutlich an jenen sehr dicken grobrippigen Exemplaren 
(Rh. sphaerica Wieniukow non Sw.) als an flacheren mehr gerundeten Exemplaren (Rh. Davidsoni Wien.) 
ausgeprägt, kann individuell auch fehlen, aber in einer größeren Serie von Exemplaren ist dieses kein be- 
zeichnendes Merkmal. Rh. sphaerica Sw. ist ganz kugelig, ohne jede Spnr eines Sinus und mit stärkster 
Wölbung in der Mitte. 

Studenica, Kitajgorod, Lanowce, Kolodröbka, Paniowce, Strzalkowce, Filipkowce. (Zone 4.) 


199. Rhynchonella Satanowi Wieniukow. 
1899. Rhynchonella Satanowi Wieniukow. (L. c. S. 162, Taf. VI, Fig. 12.) 
Kleine Form aus der unmittelbaren Verwandtschaft von Rh. Wilssoni, mit welcher sie zusammen 


vorkommt. Unterscheidet sich durch ihre spärlichen, groben gerundeten Rippen. 
Satanöw und Hrynezuk (nach Wieniukow). (Zone 6.) 


200. Rhynchonella Dumanowi Wieniukow. 
1899. Rhynchonella Dumanowi Wieniukow. L. c. S. 164, Tat. IV, Fig. 17—ı8; Taf. VI, Fig. 12—13; Taf. VII, Fig. 11. 
Wohl nur eine kleinwüchsige Varietät von Rhynchonella Wilssoni, welche sich von der typischen 


Form durch geringere Dicke und gröbere Berippung auszeichnet. 
Dumandw, Satanöw, Kamieniec, Kozina, Strzalkowce. (Zone 6.) 


201. Rhynchonella subfamula Wieniukow. 
1899. Rhynchonella subfamula Wieniukow. L. c. S. 162, Taf. IV, Fig. 19. 
Unterscheidet sich von Rh. famula Barr. durch größere Anzahl von Falten im Sinus und andere 


Maßverhältnisse: die Schale ist länger als breit. 
Kamieniec (oberer Korallenkalk). (Zone 6.) 


202. Rhynchonella ancillans Barr. 


1879. Rhynchonella ancillans Barrande. Syst. silur. de Boh&me, Taf. XXXVI, Fig. I. 1-12. 
1899. Rhynchonella ancillans Wieniukow. L. c. S. 166, Taf. VII, Fig. To. 


Von Wieniukow in Studenica gefunden. (Zone 8.) 


203. Rhynchonella delicata Wien. 
(Taf. XXI (VII), Fie. 6.) 
1899. Rhynchonella delicata Wieniukow. L. c. S. 167, Taf. VIII, Fig. 15. 

Schale flach, dreieekig, Ventralklappe schwach gewölbt, mit einem sehr seichten, nur am Stirnrande 
erkennbaren Sinus; Dorsalklappe flach, mit einer Medianrinne, welche die Schale in zwei gleichgewölbte 
Hälften teilt. Die Schale ist von je zehn kräftigen glatten Rippen verziert, welche vom Wirbel bis zum 
Stirnrande unverändert bleiben. 

Studenica, Dzwinogröd (sehr selten). (Zone 3.) 


258 Jos. von Siemiradzki. [86] 


204. Rhynchonella Hebe Barr. 
(Taf. XXI (VD), Fig. S.) 
1847. Terebratula Hebe Barrande. Silurische Brachiop. aus Böhmen, S. 442, Taf. I, Fig. ı1. 


1879. Rhynchonella Hebe Barrande. Syst. silur. de Boheme, Taf. XXXIH, Fig. 14—17; Taf. OXXXIX, Fig. II. 
1899. Rhynchonella Hebe Wieniukow. L. c. S. 163, Taf. VIII, Fig. 14. 


Wieniukow hat diese Art in Dumanöw gefunden. Ein Exemplar aus Skala am Zbrucz in der 
Krakauer Sammlung. (Zone 8.) 


205. Rhynchonella obsolescens Barr. 
(Taf. XXI (VII), Fig. 7.) 
1879. Barrande. Syst. silur. de Boheme, Taf. CXIH, Fig. IV. 


Umriß gerundet fünfeckig, beide Klappen gleich gewölbt, Dorsalklappe mit einer breiten und nied- 
rigen Wulst, Ventralklappe mit einem breiten Sinus, welcher auf dem Stirnrande einen Bogen bildet. Die 
Seiten des Sinus und der Wulst gehen allmählich ohne scharfe Kanten in die Seiten über, Schnabel klein, 
spitz, durchbohrt mit einer Deltidialspalte. Ganze Schale mit dichten und feinen Radialstreifen bedeckt, 
welche am stärksten am Stirnrande, jedoch bis zu den Wirbeln sichtbar sind. 


Lanowce (Unikum). Krakauer Sammlung. (Zone Io.) 


206. Rhynchonella borealiformis Szajnocha. 
(Taf. XXI (VII), Fig. 35.) 

Die häufigste Rhynchonella-Art der podolischen Brachiopodenschichten, welche man zu Hunderten 
in Borszezöw etc. sammeln kann. 

Diese eigentümliche Form, welche auffallender Weise in Russisch-Podolien gänzlich fehlt, hat eine 
gewisse Ähnlichkeit mit Rhynch. tarda Barr. und mit Rhynch. borealis Schloth,, variiert indes so stark, 
dafs man auch Exemplare, welche an Rhynch. nympha oder Rh. Davidsoni sich annähern, häufig findet. 

Als konstante Merkmale sämtlicher Varietäten sind zu nennen: Die Art der Berippung, der stumpfe 
Schloßwinkel und die sehr scharfe Begrenzung des Sinus und der Wulst von den Seiten der Schale. Am 
stärksten variiert die Dicke der Exemplare, womit auch der wechselnde Verlauf des Profils zusammenhängt. 

Schale etwas breiter als lang, mit einem stumpfen Schloßwinkel. An normalen Formen sind beide 
Klappen mehr oder weniger gleich gewölbt. Ventralschale mäßig gewölbt mit einem kleinen spitzen einge- 
krümmten Schnabel und einem flachen tiefen scharf begrenzten Sinus, welcher oberhalb der Mitte beginnt und 
sich gegen den Stirnrand verbreitert und vertieft. Im Sinus liegen gewöhnlich drei grobe Falten. Der Sinus 
greift am Stirnrande tief in die Dorsalklappe herüber. Zu beiden Seiten des eingedrückten Sinus sieht man 
mehrere (gewöhnlich acht) feinere, aber ebenfalls flachgerundete, niemals eckige Falten, welche am Stirn- 
rande eine zackige Linie bilden, ein Drittel aber vor dem Wirbel allmählich verschwinden. Bei gut erhal- 
tener Schale sieht man jedoch, daß die linearen Furchen, welche diese Falten voneinander trennen, als 
feine Linien sich bis zum Schnabel erstrecken. 

Die Dorsalklappe ist gleichmäßig im Kreisbogen gewölbt: ein Drittel vom Wirbel beginnt eine scharf 
abgegrenzte Wulst mit vier flachen Falten. Die Seiten sind gleich wie auf der Ventralklappe berippt. 

Der Stirnrand ist durch den zungenförmigen Fortsatz des Sinus tief eckig ausgeschnitten, die Falten 
der beiden Klappen treffen sich in einer normalen Zickzacklinie zusammen. Die größte Dicke der Schale 
fällt bei derartigen normalen Typen in der halben Länge aus. Von dem oben beschriebenen Normaltypus 
kommen jedoch verschiedene Abweichungen vor, und zwar sind es bald flache Varietäten (Verhältnis 
der Dicke und Breite 1:2), welche häufig auch schwächer berippt sind (die Falten im Sinus sind 
noch flacher als im normalen Typus, an den Flanken zählt man nur je 3—5 sehr flache und niedrige 
Falten, oder aber ist der Sinus stark verlängert, wodurch der Umriß rhombisch oder bei sehr 
starker Krümmung von oben gesehen dreieckig erscheint. Damit ist eine starke Anschwellung der 


[87] Die Paläozoischen Gebilde Podoliens. 259 


Schale verbunden; die Dicke wird der Breite gleich, die höchste Stelle der Wulst rückt bis auf den 
Stirnrand herüber, der rechteckige Sinusfortsatz erreicht diese höchste Stelle der Dorsalwulst und 
bildet damit eine nach der Art von Khynch. Wilssoni tief gezackte Naht, an welcher die tief ineinander- 
greifenden Falten der beiden Klappen an ihren Enden eine Zweiteilung erleiden. Derartige Exemplare 
ähneln sehr dicken Exemplaren von Khynch. Davidsoni (var. Sphaerica Wieniukow non Sw.), wovon sie 
allein an der scharfen Abgrenzung der Wulst und des Sinus von den Schalenseiten zu unterscheiden sind, 

Gegenüber Rhynch. borealis Schloth., deren manche Varietäten sehr ähnlich aussehen, unterscheidet 
sich Ahynch. borealiformis vor allem dadurch, daß ihr Sinus und Falten erst nahe der Mitte beginnen, 
während bei Rhynch. borealis dieselben sich bis zur Schnabelspitze erstrecken. 

Rhynch. tarda Barr. ist ebenfalls ähnlich, hat aber einen breiteren Sinus mit einer größeren Falten- 
zahl und noch kürzere Stirnfalten. 

Maßenverhältnisse: 
I II III IV V VI VII 
Breite: 21 mm, 20 mm, 22 mm, 22 mm, 20 mm, 17 mm, 16 mm. 
Länge: 19 mm, 20 mm, 24 mm, 25 mm, 22 mm, 18 mm, 17 mm. 
Dicke: 14 mm, 15 mm, IA mm, 14 mm, 15 mm, 15 mm, 17 mm. 

Nr. I—2 stellt die Maßverhältnisse der normalen Form, Nr. 3—4 der flachen, Nr. 5—7 der auf- 
geblähten Varietät dar. 

Sehr häufig in den »Borszezower« Schichten. 

Filipkowce, Szyszkowce, Kudrynce, Chudiowce, Lanowce, Zielince, Sinköw, Wierzchniakowce, Borsz- 
czöw, Dzwinogröd, Czortköw, Skala, Michalki bei Celejow, Susolöwka, Sapachöw, Strzalkowce, Krzywce, 
Kozaczöwka, Wysuczka, Paniowce, Cyganka, Babince, Michalköw, Uscie Biskupie, Chudykowce, Olchowce, 
Gleboczek, Zamuszyn, Kolodröbka. (Zone 4—6.) 


207. Rhynchonella Daleydensis Roemer. 
1844. Rhynchonella Daleydensis C. Fr. Roemer, Rheinisches Übergangsgebirge, S. 65, Taf. I, Fig. 7. 


Ich habe ein gutes, wenngleich kleines Exemplar dieser Form, welche an Rhynch. nucula etwas 


erinnert, im unterdevonischen Korallenmergel von Michalki bei Gelejöw gefunden. 


208. Rhynchonella nympha Barr. 
(Taf. XXI (VII), Fig. 2.) 
1847. Terebratula nympha Barrande. Silur. brachiop. aus Böhmen, S. 422, Taf. XX, Fig. 6. 
1854. Terebratula nympha Gruenewaldt. Versteinerungen der silurischen Kalksteine von Bogosiowsk, S. 14, Taf. I, Fig. 5. 
1878. Rhynchonella nympha Kayser. Fauna der unteren Devonablagerungen des Harzes, S. 192, Taf. XXV, Fig. I, 2, 

6—11; Taf. XXVI, Fig. 15—1I8. 

1879. Rhynchonella nympha Barrande. Syst. silur. de Boheme, Taf. XXIX, Fig. 10—18, Taf. XNCII, Fig. IV; Taf. CXXII 

Fig. I-V; Taf. CXLVII und CLII. 

1889. Rhynchonella nympha Barrois. Calcaire d’Erbray, S. 36, Taf. V, Fig. 2. 
1893. Rhynchonella nympha Czernyszew. Fauna des unteren Devons am Ostabhange des Ural, S. 72. 
1899. Rhynchonella nympha Wieniukow. L. c. S. 156, Taf. IV, Fig. 10—-12. 

Dorsalklappe gewölbt, manchmal stark aufgebläht, Wulst mit 3—5 Falten. Dieselbe erhebt sich 
von !/, Länge an und steigt bis zum Stirnrande, an demselben seine größte Höhe erreichend. Ventralklappe 
schwach gewölbt mit einem kräftigen Sinus, welcher von der halben Länge beginnt und als ein flachzun- 
genförmiger Fortsatz nach oben herübergreift. Schnabel klein, spitz, leicht gekrümmt, der Sinus ist an 
den Seiten abgerundet, nicht scharf von den Seiten getrennt. Die Schale ist von 22 bis 24 scharfen eckigen 
Falten verziert. 

Es kommen außer der typischen Form auch zwei Varietäten vor, welche Barrande als var. carens 
und var. pseudolivonica bezeichnet hat. 

Dumanöw, Kamieniec, Filipkowce, Sapachöw, Susolöwka, Borszezöw (selten). (Zone 8—1O.) 


260 


1767. 
1828. 
1834. 
1837. 
1841. 
1845. 
1855. 
1864. 
1866. 
1876. 
1879. 
1890. 
1899. 


Jos. von Siemiradzki. [88] 


Fam.: Atrypidae. 
Gen.: Atrypa. Dalm. 
209. Atrypa reticularis L. 


Anomia reticularıs Linne. Systema naturae, S. 1152. 

Atryba reticularıs Dalmann. L. c. S. 127, Taf. IV, Fie. 2. 

Terebratula prisca L. v. Buch. Über Terebrateln, S. 71. 

Terebratula affınis Sowerby. Sil. syst., Taf. VI, Fig. 5. 

Terebratulites priscus Phillips. L. c. S. Sı, Taf. XXXII, Fig. 144. 

Terebratula reticularis Verneuil. Paleontologie d. ]. Russie, S. 91, Taf. X, Fig. 12. 
Spirigerina reticularis Mac Coy. Palaezoic fossils, S. 198. 

Atrypa reticularis Davidson. Brit. devonian brachiopoda, Taf. X, Fig. 3—4. 
Atrypa reticularis Davidson. Brit. silur. brachiopoda, S. 129, Taf. 14, Fig. I—22. 
Atrypa reticularis Roemer. Lethaea erratica, S. 99, Taf. VII, Fig. 4. 

Atrypa reticularis Barrande. Syst. silur. d. Bohöme, Taf. XIX, Fig. 2—19. 
Atrypa reticularis Gagel. L. c. S. 68, Taf. I, Fig. 35. 

Atrypa reticularis Wieniukow. L. c. S. 113. 


Verschiedene Varietäten dieser vielverbreiteten und langlebigen Form kommen im podolischen Silur 


ziemlich häufig vor. 


Studenica, Soköl, Hrynezuk, Kamieniec, Zwaniec, Karmelitka, Kitajgorod, Orynin, Zawale, Braha, 


W. Muksza, Uscie, Nagörzany, Laskorun, Filipkowce, Borszezöw, Wierzchniakowce, DZwinogröd, Zielince, 


Sinköw, Skala, Skowiatyn, Korolöwka, Chudiowce, Sapachöw, Strzalkowce, Kozaczöwka, Michalköw, Mazu- 


rowka, Lanowce, Paniowce, Czortköw, Zamuszyn. (Zone 3— 10.) 


1839. 
1866. 
1880. 
1890. 


1827. 
1861. 
1879. 
1880. 
1890. 
1893. 


1813. 
1827. 
IS41. 
1845. 
1863. 


210. Atrypa imbricata Sw. 


Terebratula imbricata Sowerby. Silur. system, Taf. XIV, Fig. 27. 

Atrypa imbricata Davidson. Brit. silur. brachiopoda, S. 135, Taf. XV, Fig. 3—8. 
Atrypa imbricata lLindström. Fragmenta silurica, S. 22, Taf. XI, Fig. 37—38. 
Atrypa imbricata Gagel. L. c. S. 69, Taf. I, Fig. 33. 


Von Wieniukow in Studenica und Kitajgorod gefunden. (Zone 3.) 


211. Atrypa marginalis Dalm. 


Terebratula marginalis Dalmann. L. c. S. 143, Taf. VI, Fig. 6. 

Atrypa marginalis Davidson. Brit. silur. brachiop., S. 133, Taf. XV, Fig. I—2. 

Atrypa marginalis Barrande. L. c. Taf. XXXI, Fig. 3. 

Atrypa marginalis Lindström. Fragmenta silurica, S. 22, Taf. XII, Fig. 1I—16. 

Atrypba marginalis Gagel. L. c. S. 68, Taf. I, Fig. 34. 

Atrypa marginalis Czernyszew. Fauna des unteren Devons am Ostabhange des Ural, S. 64. 


Nach Wieniukow selten in Studenica und Orynin. (Zone 3—4.) 


212. Atrypa aspera Schloth. 


Terebratula aspera Schloth. Leonhardts Taschenbuch für Mineral., S. 74, Taf. I, Fig. 7. 

Atrypa aspera Dalmann. L. c. S. 128, Taf. IV, Fig. 3. 

Terebratula (Atrypba) aspera Phillips. Palaeozoic fossils of Cornwall etc., S. Sı, Taf. XXXIII, Fig. 114. 
Spiriferina aspera Mac Coy. L. c. S. 379. 

Atrypa aspera Davidson. Brit. devonian brachiopoda, S. 57, Taf. X, Fig. 5—8. 


Von Wieniukow in Kamieniec gefunden. (Zone 10.) 


1835. 
1847. 
1879. 
1893. 
1899. 


1845. 
1885. 
1893. 


Die Paläozoischen Gebilde Podoliens. 261 


213. Atrypa Thetis Barr. 
(Taf. XXI (VII, Fig. 11.) 

. Terebratula Thetis Barrande. Silur. Brachiopoden aus Böhmen, S. 394, Taf. XIV, Fig. 5. 
. Atrypa Thetis Barrande. Syst. silur. d. Bohöme, Taf. LXXXVI, Fig. IV, Tat. CXXXILH, Fig. 1. 
. Atryba Thetis Maurer. Paläontologische Studien im Gebiete des rheinischen Devons 4, S. 39, Taf. III, Fig. 1. 
. Alryba Thetis Czernyszew. Fauna des unteren Devon am Westabhange des Ural, S. 40, Taf. VI, Fig. 70. 
. Atrypa Thetis Wieniukow. L. c. S. 115, Taf. I, Fig. 20. 

Kitajgorod, Kamieniec, UScie, Chudykowce, Borszezöw, Wierzchniakowce (selten). (Zone 8—10.) 


214. Atrypa linguata Buch. 


Terebratula linguata L. v. Buch, Üb. Terebrateln, S. 101. 

Terebratula linguata Barrande. Silur. brachiop. aus Böhmen, S. 385, Taf. XV, Fig. 2, 5. 

Atrypa linguata Barrande. Syst. silur. d. Boh&me, Taf. XIV, Fig. II, Taf. CXXXIV, Fig. III, Taf. CXLVII, Fig. II. 
Atrypa linguata Czernyszew. Fauna des unteren Devons am Ostabhange des Ural, S. 60, Tat. IX, Fig. 8. 

Atrypa linguata (?2) Wieniukow. L. c. S. 120, Taf. VII, Fig. 14. 


Von Wieniukow in Uscie am Dniestr gefunden. (Zone 8.) 


215. Atrypa sublepida Vern. 


Terebratula sublepida Verneuil. Palaeontologie de la Russie, S. 96, Taf. X, Fig. 14. 
Atrypa sublepida Czernyszew. Fauna des unteren Devons am Westabhange des Ural, S. AL. 
Atrypa sublepida Czernyszew. Fauna des unteren Devons am Ostabhange des Ural, S. 64, Taf. VII, Fig. 16—21. 


Nach Wieniukow selten in Kamieniec. (Zone 10.) 


216. Atrypa Thisbe Barr. 


1847. Terebratula Thisbe Barrande. Silur. Brachiop. aus Böhmen, S. 414, Taf. XVI, Fig. 4. 
1879. Atrypa Thisbe Barrande. Syst. silur. de Boheme, Taf. LXXXIX, Fig. IV, Taf. CXLIV, Fig. I—_XI. 
1899. Atrypa Thisbe Wieniukow. L. c. S. 118, Taf. VIl, Fig. 8, 11. 


1860. 
1899. 


1840. 
1845. 
1847. 
1854. 
1879. 


1855. 


1889. 
1899. 


1899. 


Von Wieniukow in Studenica gefunden. (Zone 8.) 


217. Atrypa cordata Lindstr. 


Spirigera cordata Lindström. Bidrag till kännedomen om Gotlands Brachiopoder, S. 363, Taf. XII, Fig. 3. 
Atrypa cordata Wieniukow. L. c. S. 124, Taf. VII, Fig. 15. 


In Studenica von Wieniukow gefunden. (Zone 3.) 


218. Atrypa arimaspus Eichw. 


Orthis Arimaspus (Eichw.) L. v. Buch. Beiträge zur Bestimmung der Gebirgsformationen in Rußland, S. 108. 
Terebratula Arimaspus‘ Verneuil. Palaeontologie d. l. Russie, S. 94, Tat. X, Fig. IT. 

Terebratula comata Barrande. Silur. Brachiop. aus Böhmen, S. 455, Taf. XIX, Fig. 7. 

Terebratula Arimaspus Gruenewaldt. Versteinerungen der silurischen Kalksteine von Bogoslowsk, S. II, Taf. I, Fig. 2. 


Taf. CXLVII, Fig. IX. 

Atrypa Arimaspus Czernyszew. Fauna des unteren Devons am Westabhange des Ural, S. 44. 
Atrypa comata Barrois. Faune du calcaire d’Erbray, S. 99, Taf. IV, Fig. 16. 

Atryba Arimaspus Wieniukow. L. c. S. 116, Taf. VII, Fig. 9. 


Kamieniec (obere Kalke), Skala, Dzwinogröd, Kudryhce. (Zone 10.) 


219. Atrypa analoga Wieniukow. 
Atryba analoga Wieniukow. L. c. S. 120, Taf. I, Fig. 16, Taf. VII, Fig. 13, 17. 


Nach Wieniukow in Studenica und Kitajgorod. 


Beiträge zur Paläontologie Österreich-Ungarns, Bd. XIX. 34 


262 Jos. von Siemiradzki. [90] 


220. Atrypa semiorbis Barr. 
1379. Atrypa semiorbis Barrande. Syst. silur. d. Boheme, Taf. XXXIV, Fig. 21—26. 


Vier gut erhaltene Exemplare dieser unterdevonischen Form wurden von Prof. Lomnicki in 
Filipkowce und Dzwinogröd gesammelt. (Zone 10.) 


221. Atrypa sinuata Wieniukow. 
1599. Atrypa sinuata Wieniukow. L. c. S. 123, Taf. VII, Fig. 16. 


Von Wieniukow in Kitajgorod gefunden. (Zone 3.) 


222. Atrypa Lindströmi Wien. 
1899. Atrypa Lindströmi Wieniukow. L. c. S. 122, Taf. I, Fig. 17. 
Diese der Afrypa Angelini Lindstr. verwandte Form wurde von Wieniukow aus Studenica be- 
schrieben. (Zone 3.) 


223. Atrypa Barrandei Dav. 


1866. Reiziad Barrandei Davidson. Brit. silur. brachiopoda, S. 128, Taf. XIII, Fig. 10—13. 
1879. Retzia Barrandei Barrande. Syst. silur. d. Bohöme, Taf. LXXXII, Fig. IV. 

1882. Atryba Barrandei Davidson. Supplem. brit. silur. brachiop., S. 114, Taf. VII, Fig. 7. 
1890. Atrypa Barrandei Gagel. L. c. S. 69, Taf. I, Fig. 37. 

1899. Atryba Barrandei Wieniukow. L. c. S. 117, Taf. I, Fig. 14. 


Studenica und Kitajgorod. (Zone 3.) 


Gen.: Gruenewaldtia Czern. 


224. Gruenewaldtia prunum Dalm. 
(Taf. XX (IV), Fig. 28.) 


a 


1828. Atrypa prunum Dalmann. L. c. S. 133, Taf. V, Fig. 2. 

1837. Atrypa prunum Hisinger. Lethaea sueccia, S. 77, Taf. XXII, Fıg. 4. 

1840. Terebratula prumum L. v. Buch. Beiträge zur Bestimmung der Gebirgsformationen in Rußland, S. 115, Taf. III, 
Fig. 12—14. ) 

1845. Terebratula camelina u. Ter. subcamelina Verneuil. Palaeontologie d. l. Russie, S. 60-62, Taf. IX, Fig. 45. 

1854. Terebratula prunum Gruenewaldt. Versteinerungen d. silurischen Kalksteins von Bogoslowsk, S. 19, Taf. III, Fig. 11. 

1885. Merista prunum Czernyszew. Fauna des unteren Devons am Westabhange des Ural, S. 32, Taf. VI, Fig. 57. 

1890. Atryba prumum Gagel. L. c. Taf. I, Fig. 31. 

1893. Gruenewaldtia camelina Czernyszew. L. c. S. 68, Taf. XIII, Fig. 12—15. 

1899. Gruenewaldtia prumum Wieniukow. L. c. S. 127, Taf. VII, Fig. 19—20. 


Nach Wieniukow in Satanöw häufig, seltener in Nagörzany, Studenica, Zawale. In Galizien 
wurde diese Art in Borszezöw und Kozina gefunden. (Zone 3—4.) 


Gen.: Glassia Dav. 


225. Glassia obovata Sw. 


1839. Atrypa obovata Sowerby. Silur. syst. Taf. VII, Fig. 9. 

1866. Athyris obovata Davidson. Brit. silur. brachiop., S. 121, Taf. XII, Fig. 19; Taf. XII, Fig. 5. 
1879. Atryba obovata Barrande. L. c. Taf. LXXXIV, Fig. I; Taf. CXXXV, Fig. VII-VII-IX. 
1882. Glassia obovata Davidson. Supplement Brit. silur. brachiop., S. 116, Taf. VII, Fig. 1I—20. 
1885. Glassia obovata Maurer. Fauna des Kalkes von Waldgirmes, S. 190, Taf. VIII, Fig. 9-10. 
1876. Glassia obovata Roemer. Lethaea erratica, S. 1Ig, Taf. IX, Fig. ır. 

1890. Glassia obovata Gagel. L. c. S. 70, Taf. I, Fig. 35. 

1599. Glassia obovata Wieniukow. L. c. S. 125, Taf. I, Fig. 2r. 


[91] Die Paläozoischen Gebilde Podoliens. 263 


Umriß beinahe kreisrund, Ventralklappe etwas mehr als die dorsale gewölbt, mit einem kleinen 
Schnabel. Keine Medianrinne, Sinus und Wulst deutlich, jedoch nur am Stirnrande sichtbar. Schale von 
kräftigen Zuwachslamellen verziert. 

Studenica, Muksza, Malinowiecka Sloboda, Uscie, Zielince, Filipkowce, Skala, Grödek, Uhryn, Lanowce, 
Skowiatyn, Chudiowce, Sapachöw, Kozaczöwka, Borszezöw, Chudykowce, Zamuszyn, Kolodröbka, Wierz- 
chniakowce, Uwisla. (Zone 6.) 


226. Glassia compressa Sow. 
Taf. XXI (VID, Fig. 9.. 
1839. Atryba compressa Sowerby. Silur. syst. Taf. XII, Fig. 5. 
1847. Terebratula compressa Barrande. Silurische Brachiopoden aus Böhmen, S. 47, Taf. XIV, Fig, 3. 
1867. Athyris compressa Davidson, Brit. silur. brachiop., S. 122, Taf. XII, Fig. 16-18, 
1879. Atrypa compressa Barrande. Syst. silur. d. Bohöme, Taf. LXXXV, Fig. 1— II, Taf. CXIV, Fig. IV, Taf. CXLIL, Fig III, 

Taf. CXLVI, Fig. I—V. 

1885. Atrypa compressa Czernyszew. L. c. S. 42, Taf. VI, Fig. 74. 
1899. Glassia compressa Wieniukow. L. c. S. 126, Taf. II, Fig. 1. 

Umriß der Schale gerundet fünfeckig, beide Klappen gleichmäßig gewölbt, Ventralklappe mit einem 
ziemlich starken Schnabel. Beide Klappen mit kräftigen Zuwachsringen bedeckt. Ventralklappe mit einem 
sehr schwachen Sinus. Beide Klappen tragen je eine schmale mehr oder weniger vertiefte Medianrinne, welche 
sich am Stirnrande vereinigen. Die podolische Form stimmt ganz mit der böhmischen Varietät überein, 
während der engliche Typus nach Davidsons Figuren keine Medianrinnen besitzt. 

Studenica, Filipkowce, Korolöwka, Kudrynce, Skowiatyn, Chudiowce, Sapachöw, Strzalkowce, 
Borszczöw, Paniowce, Skala, Kozina, Wierzchniakowce, Zamuszyn-Kolodrobka. 105 

Das größte mir vorliegende Exemplar ist 15 mm breit, 14 mm lang und Io mm dick. (Zone 3.) 


Fam.: Terebratulidae. 
Gen.: Waldheimia King. 


227. Waldheimia podolica n. sp. 
(Taf. XXI (VII), Fig. 10.) 

Steht der Waldheimia melonica Barr. äußerst nahe, unterscheidet sich jedoch davon durch mehrere 
konstante Merkmale. Die Dorsalklappe ist bedeutend niedriger als die ventrale, während bei W. melonica 
beide Klappen gleich gewölbt sind; die Dorsalklappe ist am Stirnrande breit eingedrückt, eine schwache 
Sinuosität des Stirnrandes nach unten verursachend: bei W. melonica ist der Stirnrand vollkommen gerade. 
Der kleine Schnabel ist etwas eingekrimmt — bei W. melonica gerade, endlich ist die Schale stets dicht 
berippt, die Zahl der Rippen variiert von 35 bis 60. Der Brachialapparat, welcher zu wenig bekannt ist, um 
abgebildet werden zu können, stellt eine lange Brachialschleife dar, welche im oberen Teile durch eine 
Brücke verbunden zu sein scheint. Auch ist die podolische Form bedeutend kleinwüchsiger als die böhmische 
Art: die größten Exemplare erreichen kaum 12 mm im Durchmesser. 

Diese leicht kenntliche Form ist sehr häufig in den podolischen Tentaculitenschichten und bildet 
meist durch ihre Anhäufung ganze Bänke von zerdrückten und ineinandergepreßten Schalen. 

Czortköw, Filipkowce, Sinköw, Bilcze, Tudoröw, Uhryn, Myszköw, Skala, Susolöwka, Strzalkowce, 
Kozaczöwka, Paniowce, Kozina, Mazuröwka, Däwinogröd, Jagielnica. (Zone 8.) 


Fam.: Stringocephalidae. 
Gen.: Stringocephalus Defr. 


228. Stringocephalus bohemicus Barr. 
(Taf. XX (VD), Fig. 27.) 
1879. Stringocephalus bohemicus. Barrande syst. silur. de Boheme, Bd. 5, Taf. LXXXIII, Fig. IV. 


264 Jos. von Siemiradzki. [92] 


Beide Klappen gleich stark gewölbt, Dorsalklappe beinahe kreisrund, Ventralklappe eiförmig durch 
den stark hervorragenden gewölbten aber kaum eingekrümmten Schnabel. Auf der Ventralklappe ein schwach 
angedeuteter Sinus, Schnabel sehr groß, ohne Area, mit gerundeten Arealkanten und sehr großem drei- 
eckigen Deltidium, Schale glatt, Schloßrand gerundet. Von dieser seltenen unterdevonischen Form hat 
Prof. Lomnicki ein gates Exemplar in Skala gefunden. (Zone 10.) 


Ein zweites aus Kozina in der Krakauer Sammlung. 


Fam.: Nucleospiridae. 
Gen.: Retzia King. 
229. Retzia Haidingeri Barrande. 
(Taf. XXI (VII), Fig. 12.) 
1879. Retzia Haidingeri Barrande. Syst. silur. de Boheme, Taf. XXXI, Fig. 13—29; Taf. XCII, Fig. 6; Taf. CXXXV, Fig. II. 
Ganz identisch mit der böhmischen Form von Konieprus, kommt häufig zusammen mit Amplexus 


eurycalyx in Mazuröwka bei Celejöw vor. 


Biala, Czortköw, Tudoröw, Zaleszezyki. (Zone 9—10.) 


.230. Retzia (?) aplanata Wieniukow. 
1899. Retzia aplanata Wieniukow. L. c. S. 140, Taf. III, Fig. 1. 
Ähnlich grobrippigen Varietäten von R. Haidingeri Barr., unterscheidet sich durch Mangel von 
Medianeindrücken an.beiden Klappen. 


Studenica, Kamieniec, Krecillöw (selten). 


Gen.: Meristina Hall. 


231. Meristina didyma Dalm. 
(Taf. XXI (VII), Fig. 13.) 

1828. Terebratula didyma Dalmann. L. c. S. 62, Taf. VI, Fig. 7. 
1866. Meristella didyma Davidson. Brit. silur. brachiop., S. II2, Taf. XII, Fig. I1— 0. 
1882. Meristina didyma Davidson. Supplement brit. silur. brachiop., S. 94, Taf. IV, Fig. 20—23. 
1885. Meristella didyma Czernyszew. Fauna des unteren Devons am Westabhange des Ural, S 33, Taf. VI, Fig. 59—61. 
1890. Meristella didyma Gagel. L. c. S. 66, Taf. I, Fig. 30. 
1899. Meristella didyma Wieniukow. L. c. S. 142, Tat. I, Fig. 19; Taf. IV, Fig. 2, 3, 9. 
1879. Meristella Circe Barrande. Syst. silur. de Boheme, Taf. XV, Fig. IV; Taf. CXLH, Fig. VII. 

Kamieniec, Hrynczuk, Satanow, Malinowiecka Sloboda, Zawale, Laskorun, Nagorzany, Zielince, 
Filipkowce, Chudykowce, Borszezöw, Kozina. (Zone 4—6.) 


Gen.: Merista Suess. 


232. Merista Calypso Barr. 
(Taf. XX (VI), Fig. 29.) 
1879. Merista Calypso Barrande. L. c. Taf. XII, Fig. III; Taf. CXXXIV, Fig. II, 1; Tat. OXLII, Fig. VI. 


Skala, Dzwinogröd, Filipkowce, Borszezöw, Trybuchowce, Kozina. (Zone 10.) 


233. Merista Hecate Barr. 
1847. Terebratula Hecate Barrande. Silur. Brachiop. aus Böhmen, S. 409, Taf. XVI, Fig. 12. 
1879. Merista Hecate Barrande. Syst. silur. de Boheme, Taf. XII, Fig. IV; Taf. XCII, Fig.5; Taf. CXXIX, Fig. VII; Taf. EXLVIL 
Fig. V, 4. 
1881. Merista Hecate Maurer. Kalkstein von Greifenstein, S. 45, Taf. III, Fig. 12. 
1885. Merista Hecate Maurer. Fauna des Kalksteins von Waldgirmes, S. 169, Taf. VII, Fig. 13—14. 
1899. Merista Hecate Wieniukow. L. c. S. 144, Taf. VII, Fig. 5. 


[93] Die Paläozoischen Gebilde Podoliens. 265 


Studenica, Kitajgorod, Wierzchniakowce, Filipkowce, Borszezöw, Zielince, DZwinogröd, Chudiowce, 
Korolöwka, Skowiatyn, Strzalkowce, Lanowce. (Zone 8.) 


Gen.: Meristella Hall. 


234. Meristella canaliculata Wieniukow. 
(Taf. XX (VD, Fig. 24—26.) 
1899. Meristella canaliculata Wieniukow. L. c. S. 143, Taf. VII, Fig. 2. 


Es liegt mir eine größere Serie dieser Form aus Kozina vor, welche die Schilderung Wieniukows 
zu ergänzen gestattet. 

Die Art gehört in die nächste Verwandtschaft von Merista Ypsilon und ist in ihren Dimensionen 
ziemlich veränderlich. 

Beide Klappen gleich gewölbt, wobei die stärkste Wölbung auf die halbe Länge ausfällt. Die 
größte Breite des gerundet fünfeckigen Umrisses liegt in der Nähe des bogenförmig gebogenen Schloß- 
randes. Der Schnabel der Ventralklappe sehr groß, gekrümmt, überhängend. 

Auf der Ventralklappe eine schmale Rinne, welche sich vom Schnabel aus immer mehr vertieft 
und erweitert, bis sie am Stirnrande einen seichten Sinus bildet. Die entsprechende Wulst der Dorsalklappe 
ist sehr schwach, gewöhnlich abgeplattet und trägt manchmal eine schmale Rinne in ihrer Mitte. Schale 
von sehr ungleichen Zuwachslamellen verziert. 


Maßverhältnisse: 
I IT Ill IV V 
Länge: I9 mm, 17 mm, 17 mm, ı6 mm, 15 mm. 
Breite: I6 mm, IA mm, 17 mm, Il mm, 13 mm. 
Dicke: 13 mm, IA mm, 12 mm, 12 mm, 14 mm. 


Davon ist Nr. ı die normale Form, Nr. 2 und 5 die aufgeblähte Varietät, Nr. 3 die breite, Nr. 4 
die schmale Varietät. 

Zawale, Diwinogröd, Chudiowce, Korolöwka, Sapachöw, Strzalkowce, Wysuczka, Paniowce, Skala, 
Kozina, Filipkowce. (Zone 10.) 


Gen.: Whitefeldia Dav. 


235. Whitefeldia tumida Dalm. 


1828. Atrypa tumida Dalmann. L. c. S. 134, Taf. V, Fig. 3. 
1837. Atryba tenuistriata Sowerby. Silur. syst., Taf. XII, Fig. 3. 
1866. Meristella tumida Davidson. Brit. silur. brachiop., S. 109, Taf. XI, Fig. I—-13. 
1883. Whnitefeldia tumida Davidson. Supplem. brit. silur. brachiop., S. 107, Taf. V, Fig. 5-6; Taf. VI, Fig. 1-9. 
1879. Meristella tumida Barrande. Syst. silur. de Boheme, S. 11, Taf. CXII Fig. XVI; Taf. CXXH Fig. VIII, 
1885. Whitefeldia tumida Maurer. Fauna des Kalkes von Waldgirmes, S. 174, Taf. VII, Fig. 23. 
1890. Whitefeldia tumida Gagel. L. c. S. 67. j 
1899. Whitefeldia tumida Wieniukow. L. c. S. 141, Taf. I, Fig. 13—14. 
Die podolische Form gehört zu der schmalen Varietät, typische Exemplare kommen selten vor. 
Junge Exemplare zeigen keine Spur eines Sinus, haben einen gerundet fünfeckigen Umriß und werden in 
der älteren Literatur aus Podolien meist unter dem Namen Nucleospira pisum zitiert. 
Studenica, Kitajgorod, Kamieniec, Zawale, Filipkowce, Korolöwka, Grödek, Mielnica, Skala, Sko- 
wiatyn, Chudiowce, Strzalkowce, Borszczöw, Paniowce, Lanowce. (Zone 3—4.) 


Bryozoa. 
Gen.: Pseudohornera F. Roem. 


236. Pseudohornera similis Phill. 


1841. Millepora similis Phillips. Figures and description of palaeozoic fossils ot Cornwall Devon and Sommerset, 
Taf. XI, Fig. 33. 


266 Jos. von Siemiradzki. 194] 


Kleine flache unverzweigte Stämmcehen mit mehreren Längsreihen von ovalen Zellen, welche von- 
einander durch Längskiele getrennt sind, kommen selten im gelben unterdevonischen Mergel von Uwisla 
und Michalki bei Celejöw vor. (Zone Io.) 


Gen.: Acanthocladia King. 


237. Acanthocladia (Gorgonia) assimilis (Lonsd.) Murch. 
1839. Gorgonia assimilis Murchison. Silur. system., S. 680, Taf. XV, Fig. 27. 
Kompakte inkrustierende Massen mit büschelartig verzweigten Ästen, auf welchen große ovale 


Kelchmündungen dicht nebeneinander gedrängt sind. Am häufigsten findet man dieselben als Überzüge von 


Orthoceren-Schalen im Beyrichienschiefer von Czortkow etc. (Zone 7.) 


Vermes. 
2383. Spirorbis tenuis Sow. (Murch.). 
1839. Spirorbis tenuis Murchison. Silur. syst., S. 616, Taf. VII, Fig. ı; Taf. XII, Fig. S. 
Kleine Planorbis-artige Röhrchen dieser Art kommen gleichwie im englischen unteren Ludlow als 
an Öyrtoceras-Schalen angewachsen bei Sinköw, Zaleszezyki und Czortkow vor. 


239. Cornulites serpularium Schlth. 
1820. Cornulites serpularium Schlth. Petrefaktenkunde, Taf. XXIX, Fig. 7. 
1839. Cornulites serpularium Sowerby. Silur, syst., S. 627, Taf. XXVI, Fig. 5—8, 
1899. Cornulites serpularium Wieniukow. L. c. S. 95. 


Nach Wieniukow in Zwaniec, Orynin, Dumanöw. 


Anthozoa. 
Ordo.: Murocoralla Steinm. 
Fam.: Zaphrentidae Steinm. 
Gen.: Amplexus Sow. 


240. Amplexus (Coelophyllum) eurycalyx Weissermel. 
(Taf. XXI (VII), Fig. 34.) 
1894. Ampl. eurycalyx Weissermel. Zeitschr. d. Deutsch. geol. Ges., S. 634, Taf. L, Fig. 8-9; Taf. LI, Fig. 1. 


Diese eisentümliche Form, welche nach einem einzigen Geschiebe unbestimmter Herkunft (wahr- 
scheinlich aus Oesel stammend) beschrieben worden ist, bildet eine ganze Korallenbank im unterdevonischen 
Korallenmergel von Uwisla und Mazuröwka bei Celejöw, kommt auch vereinzelt in gleichalterigen Schichten 
anderer Orte Podoliens vor, wird jedoch in der Literatur gewöhnlich nach dem äußerlich etwas ähnlichen 
Habitus mit Cyathophyllum articulatum verwechselt, 

Der prächtige Erhaltungszustand dieser Art läßt keinen Zweifel über dessen Bestimmung zu. Die 
meist lose nebeneinander liegenden, nicht zusammengewachsenen Einzelkorallen sind lang konisch bis sub- 
zylindrisch, langgezogen, mit einer sehr charakteristischen trichterförmigen Erweiterung der Kelchmündung, 
welcher sie ihre Benennung verdankt. Diese Erweiterung läßt auch bei wenig günstiger Erhaltung diese 
Art leicht unter dem Cyathophylliden-Material sofort erkennen. Die Korallen erreichen 2 cm Durchmesser 
vor der Erweiterung und 3 cm an der Kelchmündung. Wand ı—1'5 mm dick mit breiten dichtgedrängten 
Längsstreifen, welche den Septen entsprechen, und sehr schwachen Querstreifen, Anwachswülsten und An- 
wachsfurchen, Septa rudimentär. Dieselben beginnen am Kelchrande als flache Falten der Theca, welche 
eine feine Granulation unter der Lupe erkennen lassen. Nach unten zu werden diese Falten schmäler und 
treten stärker hervor. Man zählt im ganzen 50 Septen erster und zweiter Ordnung, welche an der Peri- 
pherie des Kelches als kaum o'5 mm lange Zacken in das innere des Kelches eindringen. Der ganze 


[95] Die Paläozoischen Gebilde Podoliens. 267 


Innenraum der Theca wird von dichtgedrängten horizontalen Böden eingenommen. Vermehrung durch 
Relchsprossung. 

Diese Form vereinigt die rudimentären Septa von Coelophyllum mit den dichtgedrängten Böden 
von Amplexus und vereinigt beide Genera. 

Das Original von Weissermel wurde in einem Geschiebe zusammen mit Cyathophyllum pseu- 
dodianthus gefunden, welches nach F. Schmidts Bestimmung aus der Zone ] (7) von Oesel oder Karlsö 
stammen dürfte, 

In Podolien kommt diese Art sehr häufig im gelben Mergel zusammen mit Cyriia heteroclyta und 
Retzia Haidingeri in Uwisla, Mazuröwka und Michalki bei Celejöw, seltener in Skopöw, Kozaczöwka und 


Borszezöw vor. (Zone IO.) 


241. Amplexus aff. borussicus Weissermel. 
(Taf. XXI (VII), Fig. 33.) 
1894. Ampl. borussicus Weissermel. L. c. S. 632, Taf. L, Fig. 7. 


Eine zweite unzweifelhafte Armplexus-Art kommt ebenfalls im podolischen Paläozoikum vor. Die- 
selbe bildet kleine wurmförmig gewundene langzylindrische Individuen, welche, gleich dem vorigen, meist 
lose nebeneinander angehäuft sind, seltener bündelförmige Stöcke bilden. Querschnitt 4-7 mm im Durch- 
messer. Septa rudimentär. Böden horizontal, sehr regelmäßig, zahlreich, 

Weissermel hat diese Art nach einem Geschiebe unbekannter Herkunft beschrieben. Nächst ver- 
wandt dürften Ampl. hercynicus A. Roemer, bei welchem die Böden etwas unregelmäßiger verlaufen und 
nach oben gewölbt sind, A. zrregularis Kayser mit gleichfalls unregelmäßig gestalteten Böden und 
A. viduus Lindström aus dem Obersilur von China (Richthofen, China, Bd. 4, S. 62—-63) sein. 

Amplexus cf, borussicus wurde in Skala und Wierzböwka am Zbrucz und Dzwinogröd am Dniester 
gesammelt. (Zone S—9.) 


Gen.: Hallia M. Edw. und Haime. 


242. Hallia mitrata E. H. 


1820. Hipburites mitratus Schlotheim. Petrefaktenkunde, S. 352 (p. p.). 
1837. Turbinolia mitrata Hisinger. Lethaea suecica, S. 100, Taf. XXVIII, Fig. 9, Io, 11. 
1855. Aulacophyllum mitratum E. H., Brit. silur. corals, S. 280, Taf. LXVI, Fig. 1. 
1883 Aulacophyllum mitratum E. Roemer. Lethaea palaeozoica, S. 375. 
1886. Hallia mitrata Frech. L. c. S. 85, Taf. VII, Fig. 95. 
1894. Hallia mitrata Weissermel. L. c. S. 614, Taf. NLVIII, Fig. 5-7. 
1899. Hallia mitrata Wieniukow. L. c. S. 75. 
Weit verbreitet im podolischen Silur, kommt in allen Horizonten vor. 
Kamieniec, Ladawa, Zwaniec, Braha, Hryhezuk, Orynin, Studenica, Malinowiecka Stoboda, Satandow, 
Trybuchowce, Mazuröwka bei Gelejöw, Kozina, Dzwinogröd, Kolodröbka, Uscie Biskupie, Paniowce, Chu- 
diowce, Sapachöw. (Zone 3—7.) 


Gen.: Ptychophyllum M. Edw. und Haime. 
243. Ptychophyllum truncatum E. H. 


1758. Madrepora truncata Linne. Systema naturae ed IO., S. 795. 

1855. Cyathophyllum truncatum E. H. Birt. silur. corals., S. 284, Taf. LXVI, Fig. 5. 

1874. Heliophyllum truncatum Dybowski. Monographie der zoantharia sclerodermata rugosa, S. 89, Taf. IV, Fig. 1. 
1899. Ptychophyllum truncatum Wieniukow. L. c. S. 76. 


Von Wieniukow in Zwaniec, Orynin und Braha gesammelt. In Galizien bisher unbekannt. (Zone 4.) 


268 Jos. von Siemiradzki. [96] 


Fam.: Calceolidae Steinm. (Goniophyllinae Dyb.). 
Gen.: Rhizophyllum Lindstr. 
244. Rhizophyllum Gotlandicum F. Roem. 


1856. Calceola Gotlandica F. Roemer. Bericht von einer geolog. Reise nach Schweden, Neues Jahrb. f. Miner., S. 798. 

1865. Rhizophyllum Gotlandicum Lindström. Nägra iaktag. öfver zoantharia rugosa, S. 287, Taf. XXX, Fig. 10—15; 
Taf. XXXI, Fig. I—8. 

1953. Rhizophyllum Gotlandicum Roemer, Lethaea palaeozoica, S. 408, Taf. X, Fig. 10. 

1899. Rhizophyllum Gotlandicum Wieniukow. L. c. S. 78. 


Von Wieniukow im Korallenkalke von Zwaniec gefunden. (Zone 4.) 


Ordo.: Septocoralla Steinm. 
Fam.: Cyathophyllidae Steinm. 
Subf.: Cyathophyllinae. 
Gen.: Cyathophyllum Gf. (s. str.) 
245. Cyathophyllum articulatum Wahlb. 


1821. Madreporites articulatus Wahlenberg. Nova acta soc. Upsal, vol. 8, S. 87. 
1837. Cyathophyllum articulatum Hisinger. Lethaea suecica, S. 102, Taf. XXIX, Fig. 4. 
1837. Cyathophyllum vermiculare Risinger. Ibid., S. 102, Taf. XXIX, Fig. 2 


1851. Oyathophyllum articulatum E. H. Polyp. foss. terr. palaeoz., S. 377. 
1854. Cyathophyllum articulatum E. H. Brit. foss. corals., S. 282, Taf. LXVII, Fig, 1. 
1874. Cyathophyllum articulatum Dybowski. Monographie d. Zoantharia sclerodermata rugosa, S. 180, Taf. III, Fig. I. 
1853. Cyathophyllum artieulatum F. Roemer. Lethaea paleozoica, S. 335, Taf. X, Rio. 2. 
1894. Cyathophyllum articulatum Weissermel. L. c. S. 589, Taf. XLVII, Fig. I. 
. 1899. Cyathophyllum articulatum Wieniukow. L. c. S. 71. 
Die häufigste Korallenart des podolischen Silurs, welche in verschiedenen Horizonten wiederkehrt. 
Kamieniec (Podzameze), Zwaniec, Muksza, Braha, Skala, Diwinogröd, Sinköw, Kitajgorod, Filip- 
kowce, Paniowce, Kozina, Trybuchowce, Borszezöw, Krecilöw, Chudykowce. (Zone 4—6.) 


246. Cyathophyllum caespitosum Gf#. 


1826. C'yathophyllum caespitosum Goldfuss. Petrefacta Germaniae, S. 60, Taf. XIX, Fig. 2. 
1830. Caryophyllia dubia Blainville. Dietionnaire d’hist. naturelle, Bd. 60, S. 311. 

1841. Cyathophyllum caespitosum Phillips. Palaeoz, fossils, S. 9, Taf. III, Fig. 10. 

1853. Oyathophyllum caespitosum E. H. Brit. devonian corals, S. 220, Taf. LI, Fig. 2. 


Mehrere kleine zylindrische Röhren dieser Art wurden im unterdevonischen Korallenkalke von 
Michalki bei Celejöw und Uwisla gefunden. (Zone 10.) 


247. Cyathophyllum cfr. vermiculare Gf. 
1899. Cyathophyllum cf. vermiculare (Gf.) Wieniukow. L. c. S. 73, Taf. VI, Fig. 17; Taf. VII, Fig. 1. 
Wieniukow hat diese devonische Form, welche nach seiner Beschreibung‘ mit C. vermiculare 


var. praecursor Frech. ganz identisch sein soll, in den Korallenkalken von Kamieniec, Hryhczuk und 
Orynin gefunden. 


248. Cyathophyllum podolicum Wieniukow. 
1899. Cyathophyllum podolcum Wieniukow. L. c. S. 72, Taf. VI, Fig. 16; Taf. VII, Fig. 16. 
Wieniukow gibt folgende Charakteristik dieser mir unbekannten Art: 
»Korallenstock zusammengesetzt, Einzelzellen gerade, langkonisch, Polyparien erreichen 30—40 cm 
Durchmesser. Die Einzelzellen liegen frei nebeneinander, verwachsen nur selten miteinander, ihr Querschnitt 


[97] Die Paläozoischen Gebilde Podoliens. 269 


bleibt größtenteils rund, selten eckig. An der Oberfläche erwachsener Polyparien erscheinen dieselben als 5- bis 4- 
eckige tiefe Kelche mit hohem Rande, Epitheca ziemlich dick, mit ringförmigen Zuwachsringen. Die Septa 
erster Ordnung erreichen die Mitte der Kelche nicht, ihr Verlauf ist unregelmäßig wellig, selten wanz radial. 
Septa zweiter Ordnung sind meist sehr kurz, erreichen selten '/, der Länge der vorigen. Die Zahl der 
Septen beträgt in jeder Ordnung 28 bis 32. Am Längsschnitt sieht man eine blasige Randzone, welche 
nur aus zwei Reihen großer, von unten nach oben ausgezogener Blasen besteht; °/, des Visceralraumes 
sind von ganz horizontalen unregelmäßigen Böden eingenommen, Knospung seitlich. Gehört in die Gruppe 
von (. caespirtosum, steht dem C. isactis Frech. aus dem mittleren Devon Deutschlands am nächsten.« 


Kamieniec, Muksza, Braha. 


249. Cyathophyllum angustum Lonsdale (Murch.), 


1539. Cyathophyllum angustum Murchison. Silur. syst. S. 690, Taf. XVI, Fig. 9 (1839). 

1850. Cystiphyllum brevilamellatum Mac Coy. Ann. a. Mag. of. nat. hist., 2., ser. vol. 6, S. 276. 
1851. Cystiphyllum brevilamellatum Mac. Coy. Brit. palaeoz. foss., S. 32, Taf. Ib, Fig. 19. 
1854. Cyathophyllum angustum E. H. Brit. silur. corals., S. 281, Taf. LXVI, Fig. 4. 


Ein Exemplar aus Kamieniece im Museum Dzieduszycki. (Zone 4.) 


Gen.: Omphyma Rat. 
250. Omphyma turbinata L. 


1761. Madrepora twrbinata Linne. Fauna suec., S. 536. 

1855. Omphyma turbinata E: H. Brit. silur. corals, S. 287, Taf. LXIX, Fig. 1. 
1883. Omphyma turbinata Roemer. Lethaea palaeozoica, S. 342. 

1399. Omphyma turbinata Wien. L. c. S. 77. 


Von Wieniukow in Muksza und Pudlowce gefunden (selten). (Zone 4.) 


251. Omphyma subturbinata Orb. 


1837. Turbinolia turbinata var. verrucosa et echinata Hisinger. Lethaea suecica, S. 100, Taf. XXVIII, Fig. 7—8. 
1839. Cyathophyllum turbinatum Lonsdale (Murchison). Silurian system, S. 690, Taf. XVI, Fig. 11. 

1850. Cyathophyllum subturbinatum Orbigny. Prodrome de Palaeontologie vol. I, S. 47. 

1851. Omphyma subturbinata Edw. e. Haime. Polypiers fossiles terr. pal., S. 401. 

1854. Omphyma subturbinata E. H. Brit. silur. corals., S. 288, Taf. LXVIII, Fig. 1. 

1883. Omphyma subturbinata F. Roemer. Lethaea palaeozoica, S. 341, Taf. X, Fig. 4. 

1899. Omphyma subturbinata Wien. L. c. S. 78. 


Kamieniec, Muksza, Skala, Kalaharöwka (selten). (Zone 4.) 


Gen.: Acervularia Schweigg. 


252. Acervularia ananas L. 


1767. Madrepora ananas Linne. Systema naturae, ed. 12, S. 1275. 

1820. Acervularia baltica Schweigger. Handb. d. Naturgesch., S. 418. 

1829. Floscularia luxurians Eichwald. Zoologia specialis Rossiae, S. 188, Taf. XI, Fig. 5. 

1837. Astraea ananas Hisinger. Lethaea suecica, S. 98, Taf. XXVII, Fig. 1. 

1837. Caryophyllia truncata Hisinger. Ibid, S. 101, Taf. XXVIIL, Fig. 14. 

185I. Acervularia ananas E. H. Polypiers fossiles terr. palaeozoiques, S. 421. 

1854. Acervularia luxurians E. H. Brit. silur. corals, S. 292, Taf. LXIX, Fig. 2. 

1881. Acervularia luxurians Koch. Die ungeschlechtliche Vermehrung einiger paläozoischer Korallen (Palaeontographica, 
Bd. 29), S. 229. 

1883. Acervularıa ananas F. Roemer. Lethaea palaeozoica, S. 351, Taf. X, Fig. 5. 

1885. Acervularia baltica Frech. Korallenfauna ete., S. 45. 

1894. Acervularia Tuxurians Weissermel. L. c. S. 605, Taf. XLVII, Fig. 4; Taf. XLIX, Fig. 1—3. 

1899. Acervularia ananas Wieniukow. L. c. S. 79. 


Beiträge zur Paläontologie Österreich-Ungarns, Bd. XIX. 35 


270 Jos. von Siemiradzki. [98] 


Der Name Ac. ananas ist für verschiedene Acervularıen-Arten gebraucht worden. Frech 
will denselben für eine devonische Form behalten, indes unterliegt es wohl keinem Zweifel, daß die Linne&- 
sche Benennung sich auf die Gotländer Form bezieht und der Name Ac. ananas muß prioritätshalber für 
die silurische Form alle in angewendet werden, für welche die Benennungen A. baltica Schweigg. und Ac. lu- 
xurians Eichwald im Gebrauche sind. 

Diese schöne Form kommt in prächtiger Erhaltung (die Zellen sind von fremder Ausfüllungsmasse 
vollkommen frei) in großen, über 30 cm hohen Polyparien nesterweise in der großen Stromatoporenbank 
von Skala am Zbrucz vor. Wieniukow zitiert dieselbe Form aus den oberen Korallenkalken von Niehin 


und Dumanöw. Vereinzelt kommt sie auch im Brachiopodenschiefer von Filipkowce vor. (Zone 6.) 


Fam.: Cystiphyllidae Steinm. 
Gen.: Cystiphyllum Lonsd, 
253. Cystiphyllum cylindricum Lonsd. 


1728. Fungites gotlandicus Magnus Bromel. Acta Liter. suec., vol. II, S. 46, S. 461, Nr. 18. 
1839. Cystiphyllum eylindricum Lonsd. (Murch.). Silur. syst., S. 691, Taf. XVI, Fig. 3. 

1854. Cystiphyllum ceylindricewm E. H. Brit. silur. corals., S. 297, Taf. LXXII, Fig. 3. 

1873. Oystiphyllum sp. Dybowski. Zoantharia rugosa, S. Iıı, Taf. V, Fig. 2. 

1873. Microplasma Schmidti, M. Lovemianum, M. gotlandicum Dybowski. L. c. S. 94—97. 
1873. Cyathophylloides irregularis Dybowski. L. c. S. 125. 

1882. Cystiphyllum cylindricum Lindström. L. c. Calsöarne, S. 28—30. 

1894. Oystöphyllum cylindrieum Weissermel. L. c. S. 641, Taf. LI, Fig. 4-5. 


Nach Lindström sind die Figuren von €. cylindricum und C. Grayi in der Monographie von 
Edwards und Haime verwechselt (Taf. LXXII, Fig. 2, ist gleich C. Grayi, Nr. 3, ist gleich 
EC. cylindricum). 


Es liegt mir nur ein einziges Exemplar aus Zaleszezyki im Museum Dzieduszycki vor. (Zone 5.) 


Gen.: Actinocystis. 
254. Actinocystis Grayi E. H. 
1854. Cystiphyllum Grayi E. H. Brit. silur. corals, S. 297, Taf. LXXII, Fig. 2 (non Fig. 3). 
1894. Actinocystis Grayi Weissermel. L. c. S. 642, Taf. LI, Fig. 6—7. 
1881. Spongophyllum Schumanni Mayer. L. c. S. 109, Taf. V, Fig. 12. 


Skala, Dzwinogröd. (Zone 4.) 


Ordo.: Tabulata. 
So.: Favositoidea Steinm. 
Fam.: Favositidae E. H. 
Gen.: Favosites Lamk. 


255. Favosites gotlandica Lk. 


1816. Favosites gotlandica Lamarck. Hist. d. anim. S. vert. vol. 2, S. 206. 

1829. Calamopora gotlandica Goldfuß. Petrefacta Germaniae I, Taf. XXVI, Fig. 3—a, 3—b, 3—c, 3—e. 

1851. Favosites gotlandica E. H. Polyp. foss. terr. palaeoz., S. 232. 

1854. Favosites gotlandica E. H. Brit. Silur. corals. S. 256, Taf. LX, Fig, 1. 

1879. Favosites gotlandica Nicholson. The structure and affinities of tabulate corals: palaeozoic period., S. 46, Taf. I, Fig. 1-6. 

1853. Favosites gotlandica Roemer. Lethaea palaeozoica, S. 421, Taf. IX, Fig, 4. 

1859. Favosites gotlandica E. bar. Toll. Wissenschaftliche Resultate d. Janalandes und d. Neusibirischen Inselexpedition, 
S. 46, Taf. IV, Fie. 4. 

1893. Favosites gotlandica Czernyszew. Fauna d. unteren Devons am Ostabhange des Ural, S. 09, Taf. XIV, Fig. I0O—II, 

1894. Favosites gotlandica Weissermel. L. c. S. 647, Taf. LI, Fig. 8. 

1399. Favosites gotlandica Wieniukow. L. c. S. 82. 


[99] Die Paläozoischen Gebilde Podoliens. al 

Nach Wieniukow in Russisch-Podolien sehr verbreitet (Zwaniec, Soköl, Hrynezuk, Studenica, Orynin, 
Kamieniec, Pudlowce, Muksza, Malinowiecka SIoboda, Braha, Dumandw. In Galizien selten, Ich kenne diese 
Art nur aus Skala, Kozina, Mazuröwka bei Celejöw und Dzwinogröd. (Zone 3—4.) 


256. Favosites Forbesi E. H. 
1851. Favosites Forbesi Edw. E. Haime. Polyp. foss. terr. pal., S. 238. 
1854. Favosites Forbesi E. H. Brit. foss. corals, S. 258, Taf. LX, Fig. 2. 
1879. Favosites Forbesi Nicholson. Tabulate corals: palaeozoie period., S. 56—67, Tat. I, Fig. 7; Taf. II, Fig. ı—3; Taf. III 
Fig. I—2. 
1833. Favosites Forbesi Roemer. Lethaea palaeozoica, S. 421, Taf. IX, Fig. 5. 
1892. Favosites Forbesi Lebedew. Obersilur. Fauna des Timan, S. 10. 
1894. Favosites Forbesi Weissermel. L. c. S. 648, Taf. LII, Fig. 1. 
1899. Favosites Forbesi Wieniukow. L. c. S. 82. 
An der sehr ungleichen Größe seiner Kelche leicht kenntliche Art, kommt in kleinen knollenförmigen 
Polyparien in Kamieniec, Muksza, Zwaniec, Skala, Kalaharöwka, Kozina, Chudykowce, Chudiowce, Kaspe- 
rowce, Szczytowce, Filipkowce, Michalki bei Celejöw, Zaleszezyki und Susolöwka vor. (Zone 3—6.) 


257. Favosites Hisingeri E. H. 
1851. Favosites Hisingeri E. H. Polyp. foss. terr. palaeozoiques, S. 240, Taf. XVII, Fig. 2. 
1899. Favosites Hisingeri Wieniukow. L. c. S. 82. 
Bis kopfgroße Polyparien mit sehr regelmäßigen sechseckigen kleinen Kelchen von 0'6—0'8 mm 
Durchmesser, — Kamieniec, Podzamceze, Muksza, Laskorun, Pudlowce, Zawale, Holeniszezöw, Orynin, Ustje, 
Skala, Chudiowce, DZwinogröd, Sinköw. (Zone 4.) 


258. Favosites aspera Orb. 
1829. Calamopora alveolites Gt. (p. p.). L. c. S. 77, Taf. XXVI, Fig. 1b. 
1839. Favosites alveolaris Lonsd. (Murch.) Silurian. system., S. 681, Taf. XV, Fig. 2. 
1840. Calamopora alveolaris Eichwald. Silur. Schichtensystem in Esthland, S. 198. 
1845. Favosites aspera Murch. Vern.-Keyserl. Geology of Russia, S. 610. 
1846. Calamopora alveolaris Keyserling. Petschoraland, S. 177. 
1850. Favosites aspera Orb. Prodrome etc., S. 49. 
1854. Favosites aspera E. H. Brit. Silur. corals, S. 257, Taf. LX, Fig. 3. 
1894. Favosites aspera Weissermel. L. c. S. 648, Taf. LI, Fie. 9. 
1892. Favosites asperu Lebedew. Obersilur. Fauna d. Timan, S. 8, Taf. I, Fig 
1899. Favosites aspera Wieniukow. L. c. S. 83. 


Zinkow bei Kamieniec und Skala (sehr selten). (Zone 4.) 


259. Favosites Bowerbanki FE. H. 


1839. Favosites spongites Lonsd. (Murch.) Silur. syst., S. 683, Taf. XV, bis. Fig. 8 c, d, e. 
1854. Montieulipora (2) Bowerbanki E. H. Brit. Silur. corals, S. 268, Taf. LXIII, Fig. 1. 
1888. Chaetetes Bowerbanki Lindström. Gotland, S. 16, 29. 

1894. Favosites Bowerbanki Weissermel. L. c. S. 649, Taf. LI, Fig. 2—3. 

1899. Monticulipora (?) Bowerbanki Wieniukow. L. c. S. 88. 


Studenica, Braha, Hrynezuk, Ladawa am Dniester, Kamieniec, Skala. (Zone 3—4.) 


Gen.: Michelinia d. Kon. 
260. Michelinia geometrica E. H. 
(Taf. XXI (VI), Fig. 32) 
1851. Michelinia geometrica E. H. Polyp. foss. terr. palaeoz., S. 252, Taf. XVII, Fig. 3. 
In der Krakauer Sammlung: habe ich zwei ganz gleiche kleine Polyparien einer Michelinia-Art aus 
Chudiowce und Sapachöw gefunden, welche nach der Beschreibung mit M. geometrica übereinzustimmen scheint, 
352 


272 Jos. von Siemiradzki. | 100] 


Die nur 2 cm im Durchmesser messenden kreisrunden Stöcke bestehen aus einer regelmäßig sechs- 
eckigen Zentralzelle, welche von einem einzigen Kranze von gleich großen, jedoch weniger regelmäßigen 
Zellen umgeben ist. Der Durchmesser der hexagonalen Zentralzelle beträgt 8 snm. Von Septen ist nichts 
zu sehen, die flachen Kelche haben einen ebenen Boden, die niedrigen Wände sind von je zwei vertikalen 


Porenreihen durchbort, die Unterseite mit einer konzentrisch runzeligen Epithek. (Zone 10.) 


Gen.: Pachypora Lindstr. 


261. Pachypora Lonsdalei d’Orb. 


1850. Favosites Lonsdalei d’Orb. Prodrome, vol. I, S. 49. 
1851. Favosites cristata E. H. Pol. foss. terr. palaeoz., S. 342. 
1854. Favosites ceristata E. H. Brit. silur. corals., S. 260, Taf. LXI, Fig. 3—4. 
1873. Favosites Lonsdalei Lindström. Öfvers. kongl. vetesk. Akad. Förh. 
1879. Pachypora eristata Nicholson. On the structure and affinities of tabulate corals, S. 87, Taf. IV, Fig. 4 a—b; 
Taf. V, Fig. ı a—b. 
1883. Pachypora Lonsdalei Roemer. Lethaea palaeozoica, S. 436. 
1899. Favosites cristata Wieniukow. L. c. S. 84. 
Favosites cristata, mit welcher diese Art verwechselt wird, ist eine oberdevonische Form. 
P. Lonsdalei kommt ziemlich selten in den Brachiopodenschiefern von Sinköw, DZwinogröd, Borsz- 
czöw, Sapachöw, Kozaczöwka und Lanowce vor. 
Wieniukow hat sie bei Muksza gefunden. (Zone 4.) 


262. Pachypora lamellicornis Lindström. 


1873. Pachypora lamellicornis Lindström. Nägra anteckningar om anthozoa tabulata, S. 14. 
1879. Pachypora lamellicornis Nicholson. Tabulate corals, S. Sı, Taf. TV, Fig. 2. 
1899. Pachypora lamellicornis Wieniukow. L. c. S. 84. 
Wieniukow hat diese Form im unteren Korallenkalke von Zwaniec und Malinowiecka Slobödka 
gefunden. Mir ist diese Art persönlich nicht vorgekommen. (Zone 4.) 


Gen.: Coenites Eichw. 


263. Coenites podolica n. sp. 
| (Taf. XX1 (VID), Fig. 31.) 

Im unterdevonischen Korallenmergel von Uwisfa und Mazuröwka bei Gelejow kommen häufig ver- 
ästelte, bis 4 cm lange, 2—4 mm dicke Stämmchen einer Coenites-Art vor, welche mit keiner mir bekann- 
ten Form identifiziert werden konnte. Am nächsten steht noch Coenites tenella Gürich aus dem mittleren 
Devon Polens, mit welcher unsere Art einen gleichen Habitus mit sehr weit zerstreuten Kelchöffnungen' 
besitzt, jedoch ist die Gestalt der Kelchmündungen anders gestaltet. 

Bei schlechter Erhaltung sieht man an den schmalen Stämmehen 2—3 unregelmäßige Längs- 
reihen von runden oder ovalen Kelchöffnungen, welche durch 1'’5mal breitere Zwischenräume voneinander 
getrennt sind und sich deutlich über die Oberfläche der Stämmehen mit ihrem unteren Rande erheben. 
Bei gutem Erhaltungszustande sieht man nun, daß die Kelche sehr schief zur Oberfläche stehen, eine halb- 
mondförmige Form besitzen und unten durch eine scharfe und schmale, in der Mitte durch eine zahnför- 
mige Bucht geteilte Lippe begrenzt sind. Im Querschnitt der runden Stämmchen sieht man einen sehr 
regelmäßigen Bau. Am Rande stehen acht kreisrunde, paarig geordnete Kelche, in deren Mitte ein zweiter 
Kranz von acht kleineren Kelchen und in der Mitte ein dritter von vier Kelchen zu sehen ist. Aus dem 
Querschnitte läßt sich die beinahe vertikale, sehr schief gegen die Oberfläche gerichtete Neigung der 
langen Kelche und ihre deutliche Zweiteilung in drei Kränzen erkennen. (Zone 10.) 


[or] Die Paläozoischen Gebilde Podoliens. 


1854 


1860. 
1879. 
1899. 


1829. 
1839. 
1854. 
1879. 
1883. 
1884. 


1829. 
1839. 
1854. 
1894. 


1839. 
1851. 
1879. 
1894. 


264. Coenites linearis E. H. 
. Coenites linearis E. H. Brit. silur. corals, S. 277, Taf. LXV, Fig. 3, 
Coenites linearis Eichwald. Lethaea rossica, vol. I, 
Coenites linearis Nicholson. Tabulate corals, S. 135, Taf. VII, Fig. r. 
Coenites linearis(?2) Wieniukow. L. c. S. 55. 


S. 461. 


{m unteren Korallenkalke von Kamieniec, Braha, Zwaniec. (Zone 4.) 


265. Coenites juniperinus Eichw. 


Coenites juniperinus Eichwald. Zoologia specialis Rossiae I, S. 179. 

Limaria clathrata Lonsdale (Murchison). Silur. syst., S. 692, Taf. XVI bis. Fig. 7, 7a. 
Coenites juniperinus E. H. Brit. silur. corals, S. 277, Taf. LXV, Fig. 4. 

Coenites juniperinus Nicholson. Tabulate corals, S. 134, Taf. VI, Fig. 5, 5a. 

Coenites juniperinus Roemer. Lethaea palaeozoica, S. 444. 

Coenites juniperinus Weissermel. L. c. S. 654, Taf. LII, Fig. 6. 


273 


Diese für die Wenlocketage charakteristische Form wurde von Lomnicki in DZwinogröd gefunden, 
(Zone 4.) 


266. Coenites intertextus Eichw. 
Coenites intertextus Eichwald. Zoologia specialis, S. 179, Taf. II, Fig. 16. 
Limaria fruticosa Lonsdale (Murchison). Silur. system, S. 692, Taf. XVI bis. Fig. 7b, 8, Sa. 
Coenites intertextus E. H. Brit. silur. corals, S. 276, Taf. LXV, Fig. 5. 
Coenites intertextus Weissermel. L. c. S. 654, Taf. LII, Fig. 7. 
Kamieniec, DZwinogröd (selten). (Zone 4.) 


267. Alveolites Labechei E. H. 


Alveolites spongites Lonsd. (Murch.). Silur. syst., Taf. XV bis. Fig. S a—b. 

Alveolites Labechei E. H. Brit. silur. corals, S. 262, Taf. LVI, Fig. 6. 

Alveolites Labechei Nicholson. Tabulate corals, S. 128, Taf. VI, Fig. 3. 

Alveolites Labechei Weissermel. L. c. S. 657, Taf. LII, Fig. 9. s 


Nach Wieniukow in dem oberen Korallenkalke von Satanöw, Nagörzane und Kamieniec. 


Galizien kenne ich nur ein Stück aus DZiwinogröd in der Krakauer Sammlung. 


Fam.: Syringoporidae Nich. 
Gen.: Syringopora. 
268. Syringopora fascicularis L. 


1767. Tubipora fasciculuris Linne. Systema naturae ed. 12, S. 1271. 

1855. Syringopora fascicularis E. H. Brit. silurian corals, S. 274, Taf. LXV, Fig. 1. 
1883. Syringopora fascieularis Roemer. Lethaea palaeozoica, S. 491. : 
1899. Syringopora fascicularıs Wieniukow. L. c. S. 56. 


In 


Kamieniec, Podzameze, Zwaniec, Malinowiecka Sloboda, Zawale (sehr häufig), Satanöw, Skala, 


Dzwinogröd, Sinköw. (Zone 4—6.) 


1837. 
1839. 
1839. 
1854. 
1894. 
1883. 


269. Syringopora bifurcata Lonsd. 
Syringopora reticulata Hisinger. Lethaea suecica, S. 95, Taf. XXVII, Fig. 2. 
Syringopora reticulata Lonsd. (Murch.). Silur. syst., S. 684, Taf. XV, Fig. 10. 
Syringopora bifurcata Lonsd. Ibid., S. 685, Taf. XV, Fig. ır. 
Syringopora bifurcata E. H. Brit. silur. corals, S. 273, Taf. LXIV, Fig. 3. 
Syringopora bifurcata Weissermel. L. c. S. 658, Taf. LII, Fig. 3. 
Syringopora bifurcata F. Roemer. Lethaea palaeozoica, S. 491, Taf. IX, Fig. 9a—b. 


Skala, Kozina. (Zone 6.) 


274 Jos. von Siemiradzki. [ro2] 


Fam.: Halysitidae. 
Gen.: Halysites Fisch. 
270. Halysites catenularia L. 


1767. Tubipora catenularia Linne. Systema naturae ed. 12, S. 1270. 
1855. Halysites catenularia E. H. Brit. foss. corals, S. 270, Taf. LXIV, Fig. 1. 
1883. Halysites catenularia Roemer. Lethaea palaeozoica, S. 486, Taf. IX, Fig. 6. 
1899. Halysites catenularia Wieniukow. L. c. S. 57. 
Kommt nach Wieniukow ziemlich häufig im unteren Korallenkalke von Studenica, Kitajgorod, 
Smotrycz, Muksza, Orynin, Braha, Zwaniec und Kamieniec vor. (Zone 3—6.) 


Subordo: Chaetetoidea Steinm. 
Fam.: Monticuliporidae Nich. 
Gen.: Monticulipora d’Orb. 


271. Monticulipora pulchella E. H. 
1851. Chaetetes pulchella E. H. Polyp. foss. terr. palaeozoiques., S. 271. 
1854. Monticulipora pulchella E. H. Brit. silur. corals, S. 267, Taf. LXII, Fig. 5. 

Kleine verästelte glatte Stöcke mit sehr kleinen, nur mit der Lupe erkennbaren zylindrischen Röhren 
von ungleicher Größe, welche dicht gedrängt sind. Die Polyparien verzweigen sich stets unter einem 
spitzen Winkel, 

Diese Art kommt sehr häufig in den Brachiopoden- und Trilobitenkalken und Schiefern (Borszezower 
Fazies) in Borszezöw, Dzwinogröd, Sinköw, Korolöwka, Sapachöw, Chudiowce, Chudykowce, Kozaczöwka, 
Wysuczka, Paniowce, Wierzböwka, Skala etc. vor. (Zone 5.) Eine sehr nahe verwandte oder identische 
Form kommt auch in Zaleszezyki in der Zone 9 vor. 


272. Monticulipora Fletscheri E. H. 
1839. Favosites spongites (pp.) Lonsdale (Murch.). Silur. syst., Taf. XV bis. Fig. 9a—b. 
1851. Chaetetes Fletscheri E. H. Pol. foss. terr. palaeoz., S. 271. 
1854. Monticulipora Fletscheri E. H. Brit. silur. corals, S. 267, Taf. LXII, Fig. 3. 

Kleine ästige Stöcke mit sehr feinen runden Röhrchen, deren Zwischenräume dem Röhrendiameter 
gleich sind. Die Stöcke verästeln sich stets unter einem stumpfen Winkel, was ein leichtes Unter- 
scheidungszeichen gegenüber M. pulchella bildet. 

Mit M. pulchella zusammen, jedoch seltener: Skala, Filipkowce, Dzwinogröd, Chudykowce, Szysz- 
kowce, Korolöwka. (Zone 4—5.) 


273. Monticulipora papillata Mac Coy. 


1851. Nebulipora papillata Mac Coy. Ann. a. mag. of nat. hist., S. 284. 

1851. Nebulipora papillata Mac Coy. Brit. palaeoz. fossils, S. 24, Taf. I-c, Fig. 5. 
1851. Chaetetes tuberculata E. H. Polyp. foss. terr. palaeoz., S. 268, Taf. XIX. 
1854. Monticulipora papillata E. H. Brit. silur. corals, S. 266, Taf. LXII, Fig. 4. 


Sinköw, Dzwinogröd, Borszezöw (selten). (Zone 4.) 


Subordo: Heliolitoidea Steinm. 
Fam.: Heliolitidae. 
Gen.: Heliolites Dana. 
274. Heliolites interstinctus L. 


1767. Madrepora interstincta Linne. Systema naturae ed. 12, S. 1276. 
1854. Heliolites interstineta E. H. Brit. silur. corals, S. 249, Taf. LVIL, Fig. 5. 


[103 


1833. 


1892. 


1893 
1889 


1809. 


Die Paläozoischen Gebilde Podoliens. 275 
Heliolites interstineta Lindström. Obersilur. koral. v. Tshautien (Richthofens China, Bd. 4), S. 54, Taf. Vp, 
Fig. 7. 
Hleliolites interstincta Lebedew. Obersilurische Fauna von Timan, S. 13, Taf. I, Fig. 4. 
Heliolites interstincta Tschernyszew. Fauna d. unt. Devons am Östabhange des Ural, S. 101, Taf. XIV, Fig. 13. 
Heliolites interstincta Ch. Barrois. Faune du calcaire d’Erbray, S. 30 Taf. III, Fig. 6. 
Heliolites interstincta Wieniukow. L. c. S. 89. 


Kamieniec, Zwaniec, Pudlowce, Studenica, Hryhcezuk, Orynin, Braha, Muksza, Skala, DZwinogröd, 


Kalaharöwka. (Zone 3—6.) 


1850. 
1854. 
1855. 


1899. 


1826. 
1828. 
1853. 


1883 


275. Heliolites decipiens Mac Coy. 
Ristulipora decipiens Mac Coy. Ann. and mag of nat. history, vol. 6, S. 285. 
Heliolites Murchisoni E. H. Brit. silur. corals, S. 250, Taf. LVII, Fig. 6. 
Fistulipora decipiens Lindström (Richthofens China, Bd. 4), S. 56, Taf. V, Fig. 6. 
Heliolites decipiens Wieniukow. L. c. S. 90. 


Chotin, Braha, Zwaniec, Kamieniec, Orynin, Skala. (Zone 4.) 


276. Heliolites porosa Gt. 
Astraea borosa Goldfuß. Petrefacta Germaniae, I, S. 64, Taf. XXI. 
Heliopora pyriformis Blainville. Manuel d’Actinologie, S. 392. 
Heliolites porosa M. Edwards et Haime. British devonian corals, S. 212, Taf. XLVII, Fig. 1. 
Heliolites porosa F. Roemer. Lethaea palaeozoica, S. 509, Taf. XXVI, Fig. 2. 


Von der silurischen F. interstincta, mit welcher diese Form meist verwechselt wird, unterscheidet 


sich dieselbe durch ihr sehr grobmaschiges Coenenchym, dessen Röhren meist sechseckig sind. Die Kelche 


stehen bei der podolischen Form ziemlich nahe voneinander. Kommt häufig im unterdevonischen Korallen- 


mergel von Michalkı, Mazuröwka und Uwisla bei Celejöw vor. 


1846. 
1855. 
1885. 
1899. 


277. Heliolites megastoma Mac Coy. 


Porites megastoma Mac Coy. Silur. fossils of Ireland, S. 62, Taf. IV, Fig. 19. 
Heliolites megastoma E. H. Brit. silur. corals, S. 251, Taf. LVII, Fig. 2. 
Heliolites megastoma Roemer. Lethaea palaeozoica, S. 504. 

Heliolites megastoma Wieniukow. L. c. S. 90. 


) 
Die Kelche erreichen 2 mm im Durchmesser, sind dicht gedrängt, mit kräftigen Septis. Zwaniec, 


Skala. (Zone 4.) 


1858 
1861 


1877. 
1833. 


278. Heliolites dubius F. Schmidt. 


Heliolites dubia F. Schmidt. Untersuchungen über die Silurformation Estlands, S. 228. 
Heliolites dubia Römer. Sadewitz, S. 26, Taf. IV, Fig. 5. 

Heliolites dubia. Dybowski. Chaetetiden, S. 113, Taf. IV, Fig. 2. 

Heliolites dubius Roemer. Lethaea palaeozoica, S. 305. 


Diese bisher allein aus dem Untersilur (Lyckholmer Schicht) Estlands bekannte Form wurde von 


Lomnicki in Sinköw gefunden. Der sehr gute Erhaltungszustand läßt keinen Zweifel über die Rich- 
tigkeit der Bestimmung zu. 


1829. 
1855. 
1879. 
1883. 
1899. 


279. Thecia Swinderiana Gt. 
Agaricia Swinderiana Gf. Petref. Germaniae, vol. I, S. 109, Taf. XXXVILI, Fig. 3. 
Thecia Swinderiana E. H. Brit. silur. corals, S. 278, Taf. LXV, Fig. 7. 
Thecia Swinderiana Nicholson. Tabulate corals, S. 236, Taf. ıı, Fig. 2. 
Thecia Swinderiana Roemer. Lethaea palaeozoica, S. 452, Taf. IX, Fig. S. 
Thecia Swinderiana Wieniukow. L. c. S. S1. 


Nach Wieniukow im Korallenkalke von Kamieniec, Pudlowce und Muksza. (Zone 6.) 


276 Jos. von Siemiradzki. [104] 


Hydrozoa. 
Fam.: Stromatoporidae. 
Gen.: Stromatopora Gt. 


280. Stromatopora typica v. Rosen. 
1867. Stromatopora typica v. Rosen. Über die wirkliche Natur der Stromatoporen, S. 58, Taf. I, Fig. 13; Tat. IL, Kie’am. 
1890. Stromatopora typica Nicholson, British Stromatoporoids, S. 169, Taf. I, Fig. 3; Taf. V, Fig. 14-15; Taf. XXI, 
Fig. 4-11; Taf. XXII, Fig. 12. 
1899. Stromatopora typica Wieniukow. L. ce. S. 91. 

In Russisch-Podolien kommt diese Art nach Wieniukow in der Gestalt von 2 bis3 dm dicken 
rundlichen Massen häufig mit flacher Basis, welche eine sehr deutliche laminare Struktur besitzen, vor. In 
Skala bildet diese Art zusammen mit Labechia conferta eine zusammenhängende Bank von über ıo m 
Mächtigkeit im oberen Korallenhorizonte. 

Kamieniec, Zwaniec, Malinowiecka Stoboda, Muksza, Orynin, Zawale, Skala. (Zone 4—6.) 


Gen.: Coenostroma Winchell, 


281. Coenostroma discoideum Lonsd. 
1839. Porites discoidea Lonsdale (Murch.): Silur. syst., S. 688, Taf. XVI, Fig. 1. 
1852. Stromatopora constellata Hall. Palaeontology of New-York, Bd. 2, S. 324, Taf. LXXII, Fig. 2. 
1860. Stromatopora polymorpha var. constellata Eichw. Lethaea rossica, S. 346, Tai. XXII, Fig. 13. 
1870. Coenostroma discoidea Lindström. Description of the Anthozoa perforata of Gotland, S. 6, Taf. I, Fig. 6—-13. 
1891. Stromatopora discoidea Nicholson. Monograph of the British Stromatoporoids, S. 188, Taf. II, Fig. 3; Taf. VII, 
Fig. I—2. 
1899. Coenostroma discoideum Wieniukow. L. c. S. 92. 

Unterscheidet sich von Sfr. Zypica durch die sehr kompakte Struktur: eine laminare Bauart ist allein an 
solchen Exemplaren deutlich sichtbar, welche abwechselnd heller und dunkler gefärbte Schichten zeigen. 
Die Gestalt der Kolonie ist niemals kugelig wie bei Sir. Zypica sondern äußerst mannigfaltig, knollen- oder 
keulenförmig, seltener sind fach ausgebreitete Kolonien mit höckeriger Oberfläche. 

Von Wieniukow in Kamieniec, Zwaniec und Laskorun gefunden, bildet diese Art eine dünne Bank 
im unteren Korallenkalke von Skala und Kozina. (Zone 4—6.) 


Gen.: Labechia E. H. 
282. Labechia conferta E. H. 


1855. Labechia conferta E. H. Brit. silur. corals, S. 269, Taf. LXI, Fig. 6. 
1888. Labechia conferta Nicholson. Brit. Stromatoporoids, S. 158, Taf. IIl, Fig. 7—15, Taf. XX, Fig. 1—2. 
1899. Labechia conferta Wieniukow. L. c. S. 80. 
Kommt ziemlich häufig im Korallenkalke von Kamieniec, Zwaniec, Muksza, Pudlowce, Holeniszezöw, 
Nagörzane, Skala und DZwinogröd vor. (Zone 4—6.) 


Gen.: Actinostroma Nich. 


283. Actinostroma astroites Rosen. 
1867. Stromatopora astroites Rosen. Über die wirkl. Natur der Stromatoporen, S. 62, Taf. IId, Fig. 6—7. 
1890. Aclinostroma astroites Nicholson: British Stromatoporoids, S. 143, Taf. XVII, Fig. 17. 

Es liegt mir nur ein einziges sicher bestimmbares Exemplar dieser Form aus dem unteren Korallen- 
kalke von Skala vor, an welchem die ausgewitterten Durchschnitte die charakteristische Struktur des Coe- 
nosteum, namentlich aber die neben dem laminaren Bau äußerst feinen, durch das ganze Coenosteum kon- 
tinuierlich durchgehenden Radiallinien erkennen läßt. Die Struktur ist so kompakt, daß an ange- 
schliffenen Stellen jede Spur der im ausgewitterten Zustande äußerst deutlichen Lamination schwindet und 


[105] Die Paläozoischen Gebilde Podoliens. 277 
die zarten Kanäle unter der Lupe unsichtbar sind. Die Kolonie bildet einen spitzen Kegel von ı dm 
Durchmesser an der Basis, dessen Oberfläche von unregelmäßigen Höckern und sehr dicht nebeneinander 
liegenden, stark verzweigten Astrorhizen bedeckt ist. 


Skala (Museum Dzieduszycki). (Zone 4.) 


Fam.: Graptolitidae. 
284. Rastrites Linnaei. 
(Taf. XV1 (II, Fig. 9.) 


Ein Bruchstück aus Skala in der Krakauer Sammlung (Alth. Koll.) 


285. Monograptus sp. ebendaher. 
Echinodermata. 
Crinoidea. 


Vollständige Kelche von Krinoideen sind äußerst selten; ich habe in dem ganzen mir vorliegenden 


Material kaum zwei Stück gefunden, wovon das eine hier abgebildete einer unbestimmten Art von 


286. Glyptocrinus. 
(Taf. XIX (V), Fig. 23) 


gehört, ein zweites kleines und ungenügend erhaltenes Stück aus Michallköw am Dniester einem 


287. Cyathocrinus sp. 
(Taf. XXI (VII), Fig. 30.) 

Dagegen lose und zusammenhängende Stielglieder kommen in manchen Schichten massenhaft 
vor und gehören sehr verschiedenen Formen an, welche nicht einmal eine generische Bestimmung gestatten. 
Von bekannten Formen kann ich allein zwei: Entrochus asteriscus und Phacites Gotlandicus erwähnen; 
alle übrigen sind unbestimmbar, besonders beim Mangel eines genügenden Vergleichsmaterials.. Ich habe 
sie daher allein abgebildet, um von der großen Varietät der in Podolien vorkommenden Formen einen 


Begriff zu geben. 


288. Phacites Gotlandicus. 
(Taf. XXI (VII), Fig. 23.) 

1821. Phacites gotlandicus Wahlb. Petrificationes telluris Suecanae (N. Acta soc. reg. Upsal.), Bd. 8, S. 108. 
1837. Phacites gotlandicus Hisinger. Lethaea suecica supplem., S. 115, Taf. XXXVI, Fig. 4. 
1885. Phacites gotlandicus F. Roemer. Lethaea erratica, S. S6, Taf. VI, Fig. 6. 

Kreisrunde kleine Krinoidenstielglieder mit charakteristischer beiderseits konkaver glatter Gelenk- 
fläche kommen häufig in den Brachiopodenschiefern von DZwinogröd und Filipkowce vor. 

Der Nährkanal ist, wenn gut erhalten, deutlich fünfeckig. (Zone 4.) 


289. Entrochus asteriscus F. Roem. 
(Taf. XXI (VII), Fig. 20.) 


1339. C'rrinoid. indet. Murchison. Silur. syst., Taf. IV, Fig. 56. 
1884. Entrochus sp. Krause. Beyrichienkalk, S. 12, Taf. I, Fig. 2. 
1885. Entrochus asteriscus Roemer. Lethaea erratica, S. 94, Taf. VII, Fig. IS a—c. 


Selten im Brachiopodenschiefer von Dzwinogröd. (Zone 7.) 
36 


Beiträge zur Paläontologie Österreich-Ungarns Bd. XIX. 


278 Jos. von Siemiradzki. [106] 


290. Crotalocrinus rugosus Mill. 
(Taf. XXI (VII), Fig. 15.) 

1821. Cyathocrinites rugosus Miller. Natural history of the Crinoidea, S. 89. 
1826. C'yathocrinites rugosus Gf. Petrefacta Germaniae, S. Ig2, Taf. LIX, Fig. 1. 
1843. Crotalocrinites rugosus Austin. Ann a. Mag. of nat. hist. vol. II, S. 189. 
1878. Crotulocrinus rugosus Angelin. Iconographia erinoidarum Sueciae, S. 26, Taf. VII, Fig. 4; Taf. XVII, Fig. 3 a—b, 

Fig. 8, Sa. 
1899. Crotalocerinus rugosus Wieniukow. L. c. S. 94. 

Wieniukow hat bestimmbare Kelchplatten dieser Art in Kamieniec, Muksza und Dumanöw gefunden. 
Ich kenne nur ein fingerdickes Stielstück derselben aus Kamieniec. Lose Stielglieder aus anderen Fund- 


orten lassen sich nicht damit ohne weiteres identifizieren. (Zone 4.) 


291. Cupressocrinus sp. ind. 
(Taf. XXI (VII), Fig. 18, 24.) 


Stielglieder mit vierstrahligem Nährkanal kommen vereinzelt im Brachiopodenschiefer von DZwinogröd vor. 


292. Entrochus sp. ind. 
Taf. XXI (VII), Fig. 14, I6, 17, IQ, 21, 22, 23, 24, 2529.) 
Verschiedene generisch unbestimmbare Krinoidenstielglieder sind im Brachiopodenschiefer von 


Filipkowce, Dzwinogröd, Borszezöw etc. häufig. 


Spongiae. 
Ordo: Receptaculitidae. 


293. Sphaerospongia podolica n. sp. 
(Taf. XXI (VII), Fie. 35.) 

Nach Hinde (Ou. Journ. 1884, S. 816 u. folg.) unterscheidet sich diese auf eine einzige devo- 
nische Art begründete Gattung von anderen Receptaculitiden durch die hexagonale, nicht rhombische, 
Gestalt ihrer Kalktäfelchen, die Gegenwart einer zentralen Protuberanz auf denselben und den wahrschein- 
lichen Mangel an Vertikalpfeilern. 

Das mir vorliegende einzige sehr günstig erhaltene Exemplar läßt die charakteristischen Eigen- 
schaften der Gattung Sphaerospongia erkennen, nur ist die ganze Schale nicht becherförmig wie bei der 
_ devonischen S. Zesselata Phill., sondern flachtellerförmig ausgebildet, was übrigens bei dieser Gruppe ohne 
Bedeutung ist. 

Das runde tellerförmige Gehäuse ist im Zentrum schwach eingedrück. Vom Zentrum aus reihen 
sich die hexagonalen Täfelchen in Quinceunx derart an, daß dieselben je nach der Beleuchtung bald in 
konzentrische Ringe, bald nach rechts, bald nach links gewundene radiale Reihen geordnet erscheinen. 
Jedes Täfelchen trägt eine flache runde Warze, welche beinahe die ganze Oberfläche der Platte einnimmt. 
Am zentralen Teile der Schale sind die Kalktäfelchen nicht erhalten, sonst aber sind dieselben von gleicher Größe, 
etwa I mm im Durchmesser. An einem Teile des Exemplares ist durch Verwitterung die äußere Schicht 
der hexagonalen Kalktäfelchen entfernt und man sieht darunter regelmäßig radiale und konzentrische kon- 
tinuierliche Reihen von einachsigen an einem Ende zugespitzten Nadeln, welche ein rechteckiges Gitterwerk 
bilden. Bei gänzlich zerstörter Schale liegen diese Nadeln wirr durcheinander gemengt. Vertikale Pfeiler 
konnte ich nicht unterscheiden. 

Unikum in der gräflich Dzieduszyckischen Sammlung in Lemberg; wurde von Dr. M. Lomnicki 


in Wierzchniakowce gesammelt. 


[107] 


Seite 


Acanthocladia assimilis Lonsd.266. 


Acaste Downingiae Murch, 


Acervularia ananas L. 


Acervularia baltica Schweig. 


Acroculia. 
Actinoeystis Grayi E. H. 


Actinostroma astroites Rosen. 
Actinodontopsis laevis Mac 


Alveolites Labechei E. H. 
Agaricia Swinderiana Gf. 
Alveolites Lonsdalei d’Orb. 
Alveolites spongites Lonsd. 


Ambonychia striata Sw. 


Amplexus borussicus Weissml. 
Amplexus hereynicus Roem. 

Amplexus eurycalyx Weissml. 
Amplexus viduwus Lindstr. 


Anarcestes podolicus nob. 
Anomia biloba L. 
Anomia plicatella L. 


Anomia reticularis Dalm. 
Anomites exporrectus Wahlb. 


Aparchites ovatus Jones. 


Arca decipiens Mac Coy. 


Argiope podolica nob. 


Asaphus caudatus Dalm. 


2106. 
269. 
269. 
230. 
270. 
27% 


Coy. 


245. 
2106. 


Asaphus subcaudatus Murch.216. 
Asaphus Cowdori Murch. 
Astraea ananas His. 


Athyris compressa Sw. 


Athyris obovata Sw. 


Atrypa 
Atrypa 
Atrypa 
Atrypa 
Atrypa 
Atrypa 
Atrypa 


aspera Schlth. 
analoga Wien. 
Arimaspus Eichw. 
comata Barr. 
Barrandei Dav. 
cordata Lindstr. 


compressa Dav. 


Atrypa galeata Dalm. 


Atrypa 
Atrypa 
Atrypa 


imbricata Sw. 
Lindströmi Wien. 


linguata Buch. 


216. 
269. 
263. 
262. 


G 


Atrypa 
Atrypa 
Atrypa 
Atrypa 
Atrypa 
Atrypa 
Atrypa 
Atrypa 
Atrypa 
Atrypa 
Atrypa 
Atrypa 


eneralregister. 


linguifera Sw. 
marginalis Dalm. 
obovata Dalm. 
reticularis L. 
prunum Dalm. 
semiorbis Barr. 
sinuata Wien. 
sublepida Vern. 
Thetis Barr. 
Thisbe Barr. 
tenuistriata. 
tumida Dalm. 


Auchenaspis sp. 


Die Paläozoischen Gebilde Podoliens. 


2IA. 


Aulacophyllum mitratum E.H. 


Avicula 
Avicula 
Avicula 
Avicula 
Avicula 


Bellerophon aff. Hintzei Frech. 
Bellerophon pelops v. 


Danbyi Mae Coy. 
lineata Gf#. 
retroflexa His. 
ventricosa Gt. 

cf. migrans Barr. 


* 


* * 


eXx- 


pansa Barrois, 


Bellerophon uralicus Vern. 


Beyrichia 
Beyrichia 
Beyrichia 
Beyrichia 
Beyrichia 
Beyrichia 
Beyrichia 
Beyrichia 
Beyrichia 


Bilezensis Alth. 
idonea Wien. 
Buchiana Jones. 
inclinata Wien. 
inornata Alth. 
podolica Alth. 
Reussi Alth. 
Salteriana Jones. 


Wilkeusiana Jones. 


Bilobites biloba L, 


Calamopora alveolaris Gf. 
Calamopora Gotlandica Lk. 
Calcareus testaceus Brugm. 


Calceola gotlandica Roem. 


Calymene BlumenbachiBren. 


Calymeı 


ıe concinna Dalm. 


267. 


249. 
268. 
215. 
216. 


Calymene Downingiae Murch. 216. 


D 
I 
No) 


Seite 
Calymene macrophthalma Beyr. 
216. 
Calymene punclata Dalm. 217. 
Calymene tuberculata Brünn, 215. 


Calymene variolaris Beyr. 217. 
Capulus disjunctus Gieb. 230. 
Cardinia oolithophila Roem. 235. 
Cardium striatum Sw. 239. 
Cardium faustum Barr. 239. 
Cephalaspis sp. 213 


Calceola heteroclita Defr. 252. 


Chaetetes papıllata E. H. 274. 
Chaetetes pulchella E. H. 274. 
Chonetes minuta Gf. 248. 
Chonetes sarcinulata Gein. 249. as 
Chonetes striatella Dalm. 24 25 


Clinoceras ellipticum nob. 226, 
Clinoceras podolicum nob. 226. 
Caryophyllia truncata His. 269. 
Caryophyllia dubia Blv. 268. 
Coecosteus sp. 213 
Coelophyllum eurycalyx 
Weissml. 266. 
Coenites intertextus Eichw. 273. 
Coenites juniperinus Eichw. 273. 
Coenites linearis E. H, 23% 
Coenites podolica nob. 272. 
Coenostroma discoideum 
Lindstr. 270. 


Conchites rhomboidalis Wilk. 246. 
Cornulites serpularium. Schlth. 266. 


Crotalocrinus rugosus Mill. 278. 
Cryptonomus obtusus Ang. 217 
Cucullella cultrata Sandb. 237. 
Cucullella ovata Phill. 237% 
Cueullella tenuiarata Sandb. 237. 
Cyathaspis Sturi Alth. DE 
Cyathophyllum articulatum 

Whlb. 268. 
Cyathophyllum angustum 

Lonsd. 269. 
Cyathophyllum_ brevilamella- 

tum Mac Coy. 269. 


36% 


280 


Cyathophyllum caespitosum 
G£. 

Cyathophyllum podolicum 
Wien 

Cyathophyllum cf. vermiculare 
‚Wien. 

Cyathophyllum vermiculare 
v. praecursor Frech. 

Cyathophyllum subturbina- 


tum Orb. 

Cyathophyllum turbinatum 
Lonsd. 

Cyathophyllum _truncatum 
IB, lak 


Cycloceras. 

Cyclonema carinatum v. 
multicarinatum Lindstr. 

Cyathocrinus sp. 

Cyphaspis rugulosus Alth. 

Cypricardia impressa Sw. 

Cypricardia silurica Wien. 

Cypricardia solenoides Sw. 

Cypricardinia aff. squamosa 
Barr. 

Cyathophylloides 
Dyb. 

Cyrtia exporreeta Wahlb. 

Cyrtia trapezoidalis His. 

Cyrtina multiplicata Dav. 

Cyrtina heteroclita v. multi- 
plicata Dav. 

Cyrtina heteroclita Dav. 

Cyrtoceras breve nob. 

Cyrtoceras anormale Barr. 


Cyrtoceras intermedium Blake. 


Cyrtoceras gibbum Barr. 
Cyrtoceras podolicum nob. 
Cyrtoceras formidandum Barr. 
Cyrtoceras sinon Barr. 
Cyrtoceras Scharyi Barr. 
Cyrtoceras potens Barr. 
Cyrtoceras superbum Barr, 
Cyrtoceras vivax Barr. 
Cystiphyllum eylindricum 
Lonsd. 
Cystiphyllum Grayi E. H. 


* 


irregularis 


Jos. von Siemiradzki. 


Seite Seite 
Dalmannia caudata Emmr. 216. 
268. Delthyris cardiosperimiformis 
Dalm. 245. 
268. Delthyris crispa Dalm. 250. 
Delthyris elevata Dalm. 249. 
268 Discina praepostera Barr. 2AI. 
Discina rugata Sw. 241. 
208. Discoceras rapax Baır. 229. 
Dualina cf. robusta Barr. 235. 
269. a us 
Edmondia podolica nob. 236. 
209. Endoceras sp. 225. 
Entomis reniformis Wien. 210. 
207. Entrochus asteriscus Roem. 277. 
223. Enerinurus punctatus Wahlb. 217. 
Entomostracites punctatus 
232, Wahlb. DIE 
AT Enerinurus obtusus Ang. 217. 
277, Eucephalaspis sp. 214. 
236. Euomphalus alatus His. DaBE 
236 Euomphalus discors Sw, DRTE 
236 Euomphalus depressus Andrz. 231. 
Euomphalus funatus Sw. 231 
230. Euomphalus ornatus Andrz. 231. 
Euomphalus ovalis Andrz. 231 
270 Euomphalus Orinini Wien. 230. 
251 Euomphalus sculptus Sw. 231. 
251 Eurypterus Fischeri F,Schmidt.215. 
252. KIRSTEN: 
Favosites alveolaris Lonsd. 271. 
252 Favosites Bowerbanki E. H. 271. 
252 Favosites aspera d’Orb. ZT. 
228. Favosites Forbesi E. H, AN 
228 Favosites gotlandica Lk. 270. 
227 Favosites Hisingeri E. H. 271. 
229. Favosites spomgites Lonsd. 271. 
228. Fistulipora decipiens Mac Coy.275. 
228. Floscularia Iyıxurians Eichw. 269. 
227. Fungites gotlandicus Bromel. 270. 
228. SimnSNekr, 
228. Glassia compressa Sw. 263. 
229 Glassia obovata Sw. 262. 
227: Glossoceras carinatum Alth. 227 
Glyptoerinus sp. 277. 
270. Glyptolaemus Kinnairdi Huxl. 213. 
270. Gomphoceras ellipticum Mac 


Coy. 
Gomphoceras pyriforme Sw. 227. 


Seite 
Gorgonia assimilis Lonsd. 266. 
Grammysia cingulata His. 235 
Grammysia complanata Sw. 235. 
Grammysia rotundata Sw. 236. 
Grammysia podolica nob. 235. 


Gruenwaldtia camelina Vern. 262. 
Gruenewaldtia prunum Dalm. 262. 


* 


Hallia mitrata E. H. 267. 
Halysites catenularia L. 274. 


Heliolites decipiens Mac Coy. 275. 
Heliolites dubius F. Schmidt. 275. 
274. 
Heliolites megastoma Mac Coy.275. 
Heliolites Murchisoni E. H. 275. 
275. 
267. 


Heliolites interstinctus L. 


Heliolites porosa Goldf. 
Heliophyllum truncatum. 
Hemithyris Davidson! Mac 
Coy 254. 
Hemithyris Wilson! Mac Coy. 254. 
Hlippurites mitratus Schlth. 267. 
Holopella acicularis Roem. 230. 
Horiostoma discors Sw. DATA 
Horiostoma discors v. rugosum 


Sw. 
Horiostoma globosum Schlth. 231. 


DS 


Horiostoma globosum v. scul- 


ptum Sw. 2a 
Horiostoma heliciforme Wien. 232. 
Horiostoma simplex Wien. 232. 
Illaenus Bouchardi Barr. 22008 
Ilionia prisca His. 236. 
Isochilina erratica Krause. 219 

* # * 

Labechia conferta E. H. 276: 
Leda sp. 2378 
Leperditia Roemeri Alth. 218. 


Leperditia tyraica F. Schmidt. 218. 


Leptaena depressa Dalm. 246. 
Leptaena interstrialis Dav. 246. 
Leptaena rugosa Dalm. 246. 
Leptaena tenuistriata Sw. 246. 


Leptaena transversalis Wahlb. 248. 

Leptaena lata Buch. 2409. 

Leptodomus impressus Mac 
Coy. 


Leptodomus laevis Sw. 


236. 
235. 


109] 


Leptodomus podolicus nob. 236. 


Limaria clathrata Lonsd. 273. 
7 


Limaria fruticosa Lonsd. 273. 
Lingula Lewisi Sw, 240. 
Lingula striata Sw. 240. 


Lingula squammiformis Phill. 240. 
Lingula Mola Salt. 240. 


Loxonema aciculare Roem. 230. 


Loxonema enantiomorphum 
Frech. 230. 

Loxonema sinuosum Sw. 234. 

Loxoceras. 221. 

Lueina prisca His. 236. 

Lunulicardium cf. bohemicum 
Barr. 235. 

hin 


Madrepora turbinata L. 269. 
Madrepora interstincta L. 274. 
Madrepora truncata L. 267. 
Madreporites articulatusWhlbg. 


268. 
Merista Hecate Barr. 264. 
Merista Calypso Barr. 264. 
Merista prunum Czern. 202. 
Merista Ypstlon Barr. 265. 
Meristella didyma Dav. 264. 
Meristella Circe Barr. 264. 
Meristella canaliculata Wien. 265. 
Maristella tumida Dav. 265. 
Meristina didyma Sw. 264. 


Michelinia geometrica E. H. 271. 
Microplasma  gotlandieum 


Dyb. 270. 
Microplasma Lovenianum 

Dyb. 270. 
Microplasma Schmidti Dyb. 270. 
Millepora similis Phill. 265. 
Modiola Nilsoni His. 240. 


Modiolopsis podolica nob. 239. 
Modiolopsis modiolaris Sw. 240. 
Modiolopsis Nilsoni His. 240. 
Modiolopsis complanata Sw 235. 
Modiolopsis solenoides Sw. 236. 
Monograptus sp. ind. 277: 
Montieulipora pulchella E. H. 274. 
Monticulipora papillata Mac 
Coy. 274. 
Monticulipora Fletscheri E. H. 274. 


Die Paläozoischen Gebilde Podoliens. 


Seite 
MurchisoniacompressaLindstr.233. 
Murchisonia bicincta Hall. 23 
Murchisonia ceingulata Vern. 233 
Murchisonia podolica Wien. 23 
Murchisonia Lloydi Lindstr. 232. 

8 


Murchisonia Demidoffi Vern. 233. 


Mya rotundata Sw. 230. 
Mytillus cf. insolutus Barr. 239. 
Mytillus parens Barr, 239. 
Natica haliotis Sw. 230. 
Nebulipora papillataMac Coy. 274 
Nucula cultrata Sandb. DT 
Nucula brevicultrata Sandb. 237. 
Nueula lineata Phill. 236. 
Nucula ovata Phill. 236. 
Nucula cingulata His. 235. 
Nucula triangularis Eichw. 236. 
Nucula plicata Phill. 28 
Nucula prisca G#. 237. 
* 
Omphyma turbinata L. 269. 
Omphyma subturbinata Orb. 269. 
Orbicula rugata Sw. 241. 
Orthis basalis Dalm. 243. 
Orthis biloba L. 245. 
Orthis biforata Roem. 245. 
Orthis antiquata Sw. NT. 


Orthis Arimaspus Eichw. 261. 
Orthis canaliculata Lindstr. 243. 
Orthis canaliculata Roem. 241. 


Orthis canalis Sw. 243: 
Orthis crassa Lindstr. AA. 
Orthis dimera Barr. 245. 
Orthis Geruvillei Barr. 245. 
Orthis hybrida Sw. 24T, 
Orthis elegantula Dalm. 242. 
Orthis germana Barr. 244. 
Ortkis interstrialis Phill. 246. 
Orthis lunata Sw. 244. 
Orthis orbicularis F. Schmidt 
243- 
Orthis minuta Buch. 248. 
Orthis palliata Barr. 243, 


Orthis pseudostolata Barr. 242: 
Orthis rustica Sw. 
Orthis pinguissima Barr. 244, 
Orthis striatella Dalm. 249. 


2494 


291 


Seite 
Orthis umbraculum Schlth. 248. 
Orthis Visbyensis Lindstr. 242. 
Orthoceras annulatum His. 224. 
Orthoc. annulatocostatum Boll. 224. 
Orthoceras Althi Wien. DAR 
Orthoceras bullatum Sw. 221, 222. 
Orthoceras Berendti Dev. 222. 
Orthoceras angulatum Roem, 225 
Orthoceras cochleatum Qu. 224. 
Orthoceras columnare Boll. 220. 
Orthoceras costatum Krause. 224. 
Orthoceras crassiventre Schmidt. 

224. 
Orthoceras Damesi Roem, 224. 
Orthoceras ellipticum Sw. 220. 
Orthoceras excentricum Sw. 222. 
Orthoceratites crassiventris 

His. 224. 
Orthoceras grave Barr. 223. 
Orthoceras Hagenowi Boll. 222. 
Orthoceras Hisingeri Boll. 224. 
Orthoceras intermediumMarkl.223. 
Orthoceras ibex Sw. 225. 
Orthoceras lamellatum Ang. 223. 
Orthoceras Ludense Sw. 220. 
Orthoceras Kendalense Blake. 225. 
ÖOrthoceras longulum Barr. 223. 
Orthoceras multilineatum 
Wien. 224. 

Orthoceras Nicholianum Blake. 

225. 


Orthoceras nummularium Ang. 


Orthoceras podolicum Alth. 221. 
Orthoceras Roemeri Alth. 228 
Orthoceras Sternbergi Barr. 223. 
Orthoceras temperans Barr. 220. 
Orthoceras truncatum Blake. 223. 
Orthoceras tracheale Sw. 225: 
Orthoceras pyriforme Sw. 227. 
Orthoceras virgatum Sw. 225. 
Orthoceras pseudoimbrieatum 
Barr. 223% 
Orthonota cingulata Mac Coy 235. 
Orthonota impressa Sw. 230. 
Orthonota oolithophila Roem. 235. 
Orthonota solenoides Sw. 236. 


* 
* * 


282 


Pachypora cristata Nich. 
Pachypora lamellicornis d’Orb. 
Lindstr. ZITDR 
Pachypora Lonsdalei d’Orb. 272. 
Pectunculi planoflabelliformes 
Brünn. 


Pectunculites Walch. 


Pentamerus galeatus Dalm, 252. 
Pentamerus integer Barr. 253. 
Pentamerus linguifer Sw. 252. 
Pentamerus optatus Barr. 253. 


Pentamerus podolieus Wien. 253. 
5 


Pentamerus Sieberi Barr. 2 
Pentamerus Sieberi v. rectifrons 

Barr. 253. 
Pentamerus Vogulicus Vern. 253. 
Pecten ef. densistria Sandb. 240 
Phacites gotlandicus His. 
Phacops caudatus Brünn. 216. 
Phacops Downingiae Murch. 216. 
Phacops longicaudatus Murch.216 


Phacops macrophthalmus 


Burm. 216. 
Pileopsis cornuta His. 230 
Platystrophia podolica nob. 245 
Platyceras disjunctum Gieb. 230. 
Platyceras cornutum His. 230 
Platyceras podolicum nob. 230 


Pleurotomaria alata Wahlb. 2 
Pleurotomaria bicincta Hall. 23 
Pleurotomaria cingulata 
Eichw. 3 
Pleurotomaria cirrhosaLindstr.232. 
Pleurotomaria labrosa Hall. 23 
Pleurotomaria Lloydi Sw. 
Pleurotomaria oblita Andrz. 233. 


Plumulites sp. 220. 
Poterioceras ellipticum Mac 

Coy. ’ 226. 
Primitia coneinna Jones. 219. 
Primitia oblonga Jones. 220. 
Primitia ovata Jones. 220 
Primitia muta Jones. 220. 
Primitia plicata Krause. 220. 
Primitia rectangularis Alth. 220. 
Proätus concinnus Dalm. 216, 


Pro&tus Dzieduszyckianus Alth. 


DAT 


Jos. von Siemiradzki. 


Proötus podolieus Alth. 
Producta rugosa His. 
Porites discoidea Lonsd. 
Porites megastoma Mac Coy. 
Pseudohornera similis Phill. 
Pteraspis angustatus Alth, 
Pteraspis major Alth. 
Pteraspis podolicus Alth. 
Pteraspis rostratus Ag. 
Pterinea concentrica Wien. 
Pterinea Danbyi Mac Coy 
Pterinea lineata Gf. 
Pterinea migrans Barr. 
Pterinea opportuna Barr. 
Pterinea aff. reticulata His. 
Pterinea ventricosa Gf. 
Pterinea retroflexa His. 
Pterygotus sp. 
Ptychodesma Nilsoni His. 
Ptychophyllumtruncatum E.H. 
Pullastra laevis Sw. 


Pullastra complanata Sw. 
* 


Rastrites Linnaei Tullb 

Retzia aplanata Wien. 

Retzia Barrandei Dav. 

Retzia Haidingeri Barr. 

Rhizophyllum gotlandicum 
Roem. 


Rhynchonella aneillans Barr. 


.Rhynchonella bidentata His. 


Rhynchonella borealiformis 
Szajn. 

Rhynchonella cuneata Dalm. 

Rhynchonella carens Barr. 

Rhynchonella Daleydensis 
Roem. 

Rhynchonella Davidsoni Mac 
Coy. 

Rhynchonella 
Wien 

Rhynchonella delicata Wien. 


Dumanowi 


Rhynchonella Hebe Barr. 

Rhynchonella nympha Barr. 

Rhynchonella obsolescensBarr. 

Rhynchonella nucula Sw. 

Rhynchonella pseudolivonica 
Barr. 


Seite 


[110] 


Seite 
Rhynchonella Satanowi Wien 
255. 
Rhynchonella subfamula Wien 
255. 
Rhynchonella princeps Barr. 254. 
Rhynchonella sphaerica Wien 


254. 
Rhynchonella tarda Barr. 256. 
Rhynchonella Wilssoni Sw. 254. 
Rhynchonella Wilssoni var. 
Davidsoni Dav. 254. 
* & * 
Sanguinolites decipiens Mac Coy 
2306. 

Scaphaspis Haueri Alth, 213. 
Scaphaspis Kneri Ag. 213. 
Scaphaspis Lloydi Ag. 213. 
Scaphaspis radiatus Alth. 214. 
Scaphaspis obovatus Alth. 214. 
Spanila cf. caesarea Barr. 235. 
Spirifera crispa Dav. 250. 
Spirifera plicatella var. 

radiata Dav. 250. 
Spirifer Bragensis Wien 250. 
Spirifer crispus L. 250. 
Spirifer cyrtaena Karsten 250. 
Spirifer elevatus Dalm. 249. 
Spirifer heteroclitus 252. 
Spirifer plicatellus L. 250. 
Spirifer radiatus Sw. 250. 
Spirifer robustus Barr. 251. 
Spirifer Schmidti Lindstr. 249. 
Spirifer Schmidti v. pyrami- 

dalis Wien 249. 
Spirifer sinuatus Sw. 245. 
Spirifer togatus Wien, 250. 
Spirifer Nerei Barr. 251. 
Spirifer Thetidis Barr. 251. 
Spirifer cuspidatus Phill. 252. 


Spirigera reticulata Mac Coy 


258. 

Spirigera cordata Lindstr. 
Spiriferina aspera Mac Coy. 258. 
Spirorbis tenuis Murch. 266. 
Sphaerospongia podolica nob. 278. 
Sphaeroxochus mirus Beyr. 217. 

Spongophyllum Schumanni 
Mac Coy. 270. 


[111] 
Seite 
Stromatopora constellata 
Eichw. 276. 


Stromatopora polymorpha v. 


[97 


m 
= 


constellata Eichw. 


D 


o\ 


Stromatopora discoidea Nich. 
Stromatopora typica Rosen. 


N 
ON 


D 


[97 
BSTELSTERSTEENT 
O\ 


Stromatopora astroites Rosen. 
Stringocephalus bohemicus 
Barr. 263. 
Strophomena antiquata Sw. 24 
Strobhomena bohemica Barr. 246. 
Strophomena comitans Barr. 246. 
Strobhomena euglypha Wien. 


Strophomena Hauweri Barr. 246. 
Strophomena extensa Gagel 248. 
Strophomena interstrialis 
Phill. 246. 
Strophomena podolica nob. 246. 
Strophomena mimica Barr. 247. 
Strophomena funiculata Mac 
Coy 247. 
Strophomena Phillipst Barr. 247. 
Strophomena semiovalis Wien 
247. 
Strophomena Studenitzae Wien 
247. 
Streptorhynchus umbraculum 


Schlth. 248. 


Die Paläozoischen Gebilde Podoliens. 


Seite 


Strophomena rhomboidalis 
R' 


Wilk. 2 
Stylonurus sp. 215. 
Syringopora bifurcata L. 2aR 


7 
Syringopora fascieularis L. 273. 
Syringopora reticulata Lonsd. 273. 


0 * 


Tellina prisca His. 


230. 
Tentaculites annulatus Schlth. 234. 
Tentaculites grandis Roem. 235. 
Tentaculites scalaris Roem. 235. 
Tentaculites ornatus Sw. 234 
Terebra sinuosa Sw. 234. 
Terebratula affınis Sw. 258. 
Terebratula aspera Schlth. 258. 


TerebratulaArimaspus Eichw.261. 
Terebratula bidentata His. 254. 
Terebratula camelina Vern. 262. 
Terebratula comata Barr. 261. 
Terebratula cuneata Dalm. 254. 
Terebratula didyma Dalm. 264. 
Terebratula imbricata Sw. 258. 
Terebratula Hebe Barr. 256. 
Terebratula Hecate Barr. 264. 
Terebratula linguata Buch. 258. 
Terebratula marginalis Dalm. 


258. 
Terebratula Iynx Eichw. 245. 
Terebratula nucula Sw. 253. 


Seite 
Terebratula nympha Barr. 257. 
Terebratula prisca Buch, 258. 
Terebratula Thetis Barr. 261. 
Terebratula Thisbe Barr. 261. 


Terebratula Wilssoni Sw. 254. 
Terebratula sublepida Vern. 261. 


Terebratula prunum. 262. 
Terebratula subcamelinaVern. 262, 
Terebratulites crispus L. 250, 


Terebratulites priscus Phill. 253. 
Terebratulites umbraculum 


Schlth, 248. 
Thecia Swinderiana E. H. 275. 
Trilobus caudatus Brünn. 210. 


Trilobus tuberculatus Brünn. 215. 


Trimerella sp. 241. 
Trochoceras optatum Barr. 229. 
Trochoceras rapax Barr. 229. 


Trocholites globosus Schlth. 231. 
Tubipora catenularia L. 274. 


Turbinolia mitrata His. 267. 
Turbinolia mitrata v. verru- 
cosa His. 267. 
lu 


Waldheimia podolica nob. 263. 
Whitefeldia tumida Dalm. 265. 


Literaturverzeichnis siehe nächste Seite. 


284 


1720. 
1758. 
1769. 
1781. 
1814. 


1810. 
a 


HH 
aa 
[Sa S} 

N 


Jos. von Siemiradzki. [112] 


Literaturnachweis. 


Brugmann: Silesia subterranea. 

Linne: Systema naturae ed. IO. 

Wilekens: Nachrichten von seltenen Versteinerungen. 

Brünnich: Danske Vid. Selsk Skrifter. Nya Sammlung. 

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. Al. Brognart: Crustaces fossiles. 
9). Goldfuss: Petrefacta Germaniae. 
. Dalmann: Über Paläaden oder sogenannte Trilobiten. 


Daimann: Uppställning och deskrifning af de i Sverige funne Terebratuliter (Vet. Akad. ln), 


. Hisinger: Bidrag Sveriges geognos. t. Anteckningar. 
. Eichwald: Zoologia specialis Rossiae. 
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Pusch: Über die geognostische Konstitution der Karpathen und der Nordkarpathenländer (Karstens Archiv). 


1833— 1836. Pusch: Geognostische Beschreibung von Polen. 


1833. 
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18 


Lili de Lilienbach: Description de la Galicie et de la Podolie (Mem. d. 1. soc. geolog. d. France). 
Miller: Natural history of the Crinoides. 


Schlotheim: Die Petrefaktenkunde auf ihrem jetzigen Standpunkte. 


35. L. v. Buch: Über Terebrateln. 
18306. 
1837. 
1837. 
1839. 
1840. 
IS41. 
1843. 
1845. 
1843. 
1346. 
1846. 
1840. 
1546. 
1847. 
1847. 


Phillips: Geology of Yorkshire. 

Hisinger: Lethaea Svecica. 

L. v. Buch: Über Delthyris oder Spirifer und Orthis. 

Murchison (Sowerby, Lonsdale): Silurian System. 

L. v. Buch: Beiträge zur Bestimmung der Gebirgsformationen in Rußland. 

Phillips: Palaeozoic fossils of Cornvall, W. Devon and Sommerset. 

Burmeister: Über die Organisation der Trilobiten. 

Beyrich: Über einige böhmische Trilobiten. 

Murchison Verneuil et Keyserling: Geology of Russia and the Ural Mountains. 

Quenstedt: Cephalopoden. 

Geinitz: Grundzüge der Versteinerungskunde. 

Keyserling und Krusenstern: Wissenschaftliche Beobachtungen auf einer Reise in das Petschoraland. 
Eichwald: Einige Bemerkungen zur Geognosie Skandinaviens und der westlichen Provinzen Rußlands. 
De Koninck: Monographie des genres Productus et Chonetes. 

Barrande: Silurische Brachiopoden aus Böhmen (Haidingers nath. Abhandlungen, I. Bd.) 


1847— 1862. Hall: Palaeontology of New-York. 


1850. 


D’Orbigny: Prodrome de Palaeontologie. 


1850— 1856. Sandberger: Die Versteinerungen des rheinischen Schichtensystems von Nassau. 
1851. Jones e. Holl: Notes on the palaeozoic bivalved entomostraca (Annals a. magazin of natur hist.). 


1851. 


1857. 
1858. 
1358. 
1860. 
1860, 


Milne Edwards e. Haime: Monographie des polypiers fossiles des terrains palaeozoiques (Archives du museum 
d’hist. natur.). 


— 1854. Milne Edwards e. Haime: A monograph of the British fossil corals. 

. Andrzejowski: Recherches sur le systeme Tyraique. (Bull. d. l. Soc. d. nat. de Moscou.) 

. Gruenewaldt: Versteinerungen der silurischen Kalksteine von Bogoslowsk. 

. Angelin: Palaeontologia Scandinaviae. 

. Sedgwick a. Mac Coy: Synopsis of the classification of the British palaeozoic rocks with a systematic descrip- 


tion of the fossils. 


. F. Roemer: Bericht über eine geologische Reise nach Schweden. 
. Boll: Die silurischen Cephalopoden Mecklenburgs (Archiv des Vereines der Freunde der Naturgeschichte in 


Mecklenburg). 
Eichwald: Über Eurypterus Fischeri (Bull. d. 1. soc. d. natur. d. Moscou). 
F. Schmidt: Untersuchungen über die silurische Formation v. Estland, Livland und Oesel. 
Giebel: Silurische Fauna des Unterharzes. 
F. Roemer: Die silurische Fauna des westl. Tennessee. 
Eichwald: Lethaea Rossica. 


[113] 


1860. 
ISOI. 
ISÖI. 
1862. 
1802, 
1802. 
1862, 
1863. 
1866. 
1865. 
1805. 


1865. 
1866. 
1867. 
1967. 
1967. 
1869. 
1570. 
1872. 


Die Paläozoischen Gebilde Podoliens. 285 


Lindström: Bidrag till kännedomen om Gotlands brachiopoder. 

Figures and description of British organic remains. 

F. Roemer: Über die Fauna der silurischen Diluvialgeschiebe von Sadewitz bei Oels in Niederschlesien. 

Salter: Monograph of te British Trilobites. 

Boll: Über die silurische Orthis Zyn® Eichw. und einige mit derselben verwechselte Arten. 

Boll: Beyrichien der Norddeutschen Silurgerölle (Arch. d. Ver. d. Freunde d. Naturgesch. v. Mecklenburg). 

F. Roemer: Über die silurischen Schichten der Gegend von Zaleszczyki in Galizien. 

Davidson: Monograph of the British devonian Brachiopoda. 

Davidson: Monograph of the British silurian Brachiopoda. 

Ochlert: Sur la faune devonienne du departement de Mayenne (Bull. d. l. soc. geol. d. France). 

Kunth: Die losen Versteinerungen im Diluvium von Tempelhof bei Berlin (Zeitschrift der deutschen geologischen 
Gesellschaft). 

Lindström: Nägra iaktag öfver zoantharia rugosa. 

Malewski: O silurijskoj formacii Dniestrowskaho bassejna. Kijew. 

v. Rosen: Über die wirkliche Natur der Stromatoporen 1867. 

Barbot de Marny: Ötczet o pojezdkie w Galicju, Wolyn i Podolju. 

Lindström: Om tvenna nya öfversiluriska koraller fran Gotland. 

Karsten: Die Versteinerungen des Übergangsgebirges in den Geröllen der Provinzen Schleswig und Holstein. 

Lindström: Description of the Anthozoa perforata from Gotland. 

Stur: Der östliche Teil des Aufnahmsgebietes am Dniester in Galizien und Bukowina in den Umgebungen von 
Mielnica (Verh. d. k. k. geol. R.-A.). 


. Stur: Der westliche Teil des Aufnahmsgebietes am Dniester in Galizien und Bukowina in den Umgebungen von 


Zaleszezyki (ebenda). 


. W. Dybowski: Monographie der Zoantharia sclerodermata rugosa aus der Silurformation Estlands, Nord- 


livlands und der Insel Gotland. 


. Ray Lankaster a. Powrie: A Monograph of the fishes of the Old red Sandstone. 

. Lomnicki: Zapiski geologiezne i wycieczki na Podole (Spraw. kom. Fizjogr. Kraköw VII). 

. F. Schmidt: Notiz über die Silurformation am Dniester in Podolien und Galizien (N. Jb. f. Min.). 

. F. Schmidt: Pteraspiden überhaupt und Pteraspis Kneri insbesondere (Verh. d. miner. Gesellschaft 


Petersburg). 


. F. Schmidt: Über die silurischen Leperditien (Mem. d. 1. Acad. de St. Petersburg). 
. Alth: Über die paläozoischen Gebilde Podoliens und deren Versteinerungen. 
5. F. Schmidt: Einige Bemerkungen über die podolisch-galizische Silurformation und deren Petrefakten (Verh. d. 


miner. Gesellsch. Petersburg). 


. Wolf: Gebiet am Zbrucz und Niezlawa (Verh. d. k. k. geol. R.-A.). 

. Wolf: Quellgebiet des Seret und Umgebung (ebenda). 

. Wolf: Geologisches Aufnahmsgesuch in Galizien im Jahre 1875 (ebenda). 

. Wolf: Aus dem Quellgebiete der Strypa und Seret Flüsse (ebenda). 

. Wolf: Reisebericht aus Galizien (ebenda). 

. Wolf: Quellgebiet der Gniezna und Gmilabaches und am Zbrucz (ebenda). v 

. Lindström: On the affinities of Anthozoa tabulata (Ann. a. mag. of nat. hist.) 

. Dybowski: Die Chaetetiden der ostbaltischen Silurformation. 

. F. Roemer: Lethaea erratica (paläontolog. Abhandlungen von Dames). 

. Kayser: Fauna der älteren Devonablagerungen des Harzes. 

. Barrande: Systeme silurien du centre de la Boheme. 

. Nicholson: On the structure and affinities of tabulate corals. 

. Krause: Die Fauna des sogenannten Beyrichien- oder Chonetenkalkes des norddeutschen Diluviums. 
. Angelin et Lindström: Fragmenta silurica. 

. Dewitz: Beiträge zur Kenntnis der in ostpreußischen Silurgeschieben vorkommenden Cephalopoden (Schr. d. 


phys.-ökon. Gesellsch. Königsberg). 


Sr. Maurer: Paläontologische Studien aus dem Gebiete des rheinischen Devons (N. Jb. f. Miner., 1. Beil. Bd. 


Kalke von Greifenstein. 


. Meyer: Rugose Korallen aus Ost- und Westpreußens Diluvialseschiebe (Schrift. d. phys.-ökon. Ges. Königsberg). 
. F. Schmidt: Revision ostbaltischer Trilobiten. 

. F. Schmidt: Die Crustaceenfauna der Eurypterusschicht von Rootziküll auf Oesel. 

. Davidson: Supplement to the British silurian Brachiopoda. 

. Lindström: Anteckningar om silurlagren pä Carlsöarne. 

. Lindström: On the silurian Gastropoda of Gotland. 


Beiträge zur Paläontologie Österreich-Ungarns, Bd. XIX. 37 


286 


1883. 
1835. 
1885. 
1835. 
1885. 
1888. 
1888. 
1888. 
1889. 
1890. 


1890. 
1890. 


1891. 
1891. 
1892. 
1893. 
1894. 
1894. 


1899. 


Jos. von Siemiradzki. [114] 


F. Roemer: Lethaea palaeozoica. 

Maurer: Paläontologische Studien im Gebiete des rheinischen Devons, Fauna der Kalke von Waldgirmes. 

Reuter: Die Beyrichien der obersilurischen Geschiebe Ostpreußens (Zeitschr. der deutschen geolog. Gesellschaft). 

Czernyszew: Fauna des unteren Devons am Westabhange des Ural. 

Frech: Korallenfauna des deutschen Mitteldevon: Cyathophylliden und Zaphrentiden. 

Nicholson: A monograph of the British Stromatoporoids. 

Blake: A monograph of the British fossil Gephalopoda: Silurian species. 

Kiesow: Über gotländische Beyrichien (Zeitschrift der deutschen geologischen Gesellschaft). 

Szajnocha: O stratygrafi pokladöw sylurskich galicyjskiego Podola. 

Dames: Über die Schichtenfolge der silurischen Bildungen Gotlands und ihre Beziehungen zu den obersilurischen 
Geschieben Norddeutschlands (Sitzber. d. kgl. preuß. Akademie). 

Wisniowski: Zapiski geologiezne z Podola. 

Gagel: Die Brachiopoden der kambrischen und silurischen Geschiebe im Diluvium der Provinzen Ost- und 
Westpreußens (Schrift. d. phys. ökon. Gesellsch. Königsberg). 

Krause: Beiträge zur Kenntnis der Ostracodenfauna in den silurischen Diluvialgeschieben (Zeitschrift der deutschen 
geologischen Gesellschaft). 

Rüdiger: Silurische Cephalopoden im Mecklenburger Diluvinm. 

Lebedew: Obersilurische Fauna von Timan. 

Czernyszew: Fauna des unteren Devons am Ostabhange des Ural. 

Frech: Über das Devon der Ostalpen (die Fauna des unterdevonischen Ritfkalkes), (Zeitschrift der deutschen 
geologischen Gesellschaft). 

Weissermel: Die Korallen der Silurgeschiebe Ostpreußens und des östlichen Westpreußens (Zeitschrift der 
deutschen geologischen Gesellschaft). 

Wieniukow: Die Fauna der silurischen Ablagerungen des Gouv. Podolien. 


BEITRÄGE ZUR KENNTNIS DER ORGANISATION 


UND DER ANPASSUNGSERSCHEINUNGEN DES GENUS 
METRIORHYNCHUS. 


Von 


Gustav von Arthaber, 


Dr. phil. Privatdozent der Paläontologie. 
(Mit VI Tafeln (XXTI—-XNXVII) und 9 Textfiguren.) 


Seit dem Jahre 1901 besitzt das Paläontologische Institut der Universität Wien ein 
Exemplar von Meiriorhynchus, das wir heute mit der von E.Schmidt!) aufgestellten Art Me triorhynchus 
Jaekeli identifizieren (vergl. pag. 293f) und deren Beschreibung die Grundlage für die hier folgenden Betrach- 
tungen allgemeinerer Natur geboten haben. 

Jenes, so wie alle anderen Exemplare, welche sich in den Sammlungen des geologischen und pa- 
läontologischen Institutes des kgl. Museums für Naturkunde zu Berlin, in der paläonto- 
logischen Sammlung des kgl. bayrischen Staates in München, der geologisch-mineralo- 
gischen Abteilung des kgl. Naturalienkabinettes in Stuttgart und des geologisch-mine- 
ralogischen Instituts der Universität Tübingen befinden, ebenso wie die Exemplare, welche im 
britischen Museum in London aufbewahrt werden und wie ein Exemplar, das noch im Besitze des 
Herrn B. Stürtz in Bonn ist, stammen aus den Tongruben von Fletton?) bei Peterborough in der 
Grafschaft Huntingdon. Mr. A. Leeds, der seit 30 Jahren dieses Lager des Oxfordclay wissenschaft- 
lich ausbeutet, verdankt die Paläontologie die Hebung und Konservierung der unschätzbaren Werte, die er 
in dieser langen Zeit mit rastlosem Eifer aufgesammelt hat, deren reichste und schönste Suiten sich im 
britischen Museum in London und der Tübinger Universitätssammlung befinden. 

Durch das Auftreten von Aspidoceras perarmatum Sow. und des Belemnites hastatus de Blain. 
ist das Niveau jener Tonlager als Oxfordien fixiert. 

Nebst einer großen Anzahl von Cephalopoden, Gastropoden und Bivalven, die ich in der 
Tübinger Sammlung zu sehen Gelegenheit hatte, seien im folgenden nur die großen Wirbeltiere angeführt, 
die dort zum Teil in vorzüglicher Aufstellung zu den vielen Prachtstücken jenes modernen Institutes gehören: 

Pachycormus macropomus Ag. 
Asteracanthus ornatissimus Ag. 
Leedsia problematica Sm. Woodw. 
Steneosaurus dasycephalus Seeley. 
Cryptoclidus oxoniensis Phil. sp. 
Pliosaurus ferox Owen. 


Pliesaurus grandis Owen. 


‘) Zeitschr. d. deutsch. geol. Ges., Bd. 56, Monatsber., p. 97, 1904. 
?) Nicht »Falton« wie Schmidt und Fraas (Paläontogr., Bd. 49) schreiben. 


[07} 
1 


Gustav von Arthaber. 


D 
% 

= 
[97 

I 


Ophthalmosaurus icenicus Seeley. 
Peloneustes philarchus Seeley. 
Muraenosaurus Leedsi Seeley. 


Metriorhynchus Jaekeli E. Schmidt. 


Jene Fauna setzt sich also, was die Reptilien betrifft, zum größten Teile aus /chthyosauriern 
und Plesiosauriern zusammen, die vorzügliche Schwimmer waren und Anpassungserscheinungen für 
das Leben im Meere aufweisen, die zu den vollkommensten gehören, welche wir kennen. Daß sich zu 
diesen Formen auch Crocodilier mit ähnlich vorzüglichen Anpassungserscheinungen gesellten, ist nicht zu 
wundern, denn die Umformung und Adaption dieser Teleosauriden ist unter der starken Konkurrenz der 
älteren, schon größtenteils seit langem an das Wasserleben adaptierten Formen gewiß auf das höchste 
gesteigert gewesen. Dies ergibt sich daraus, daß sowohl die Ichthyosaurier als die Plesiosaurier schon im 
Lias in ausgezeichneter Weise adaptiert waren, während die nächsten Verwandten von Metriorhynchus zur 
selben Zeit noch schwere Panzer trugen, keinen Ruderschwanz und allerdings vorn verkürzte aber immer- 
hin noch deutlich zum Leben auf dem Lande angepaßte Extremitäten besaßen. In der relativ kurzen Zeit 
vom Lias bis in den Malm mußte der Panzer verschwinden und durch eine fettige Fischhaut ersetzt werden, 
mußten die Eigentümlichkeiten im Bau der Extremitäten für das Leben auf dem festen Lande verschwinden und 
durch andere für das Wasserleben passende ersetzt werden; schließlich mußte sich der Schwanz zur Fisch- 
und Ichthyosaurier-Flosse umformen, die zur Propellerbewegsung diente, 

Das Genus Metriorhynchus finden wir zutiefst im unteren Kallovien von Sannerville 
bei Ca&n, von wo auf einen Schädel allein die Art Metriorhynchus Blainvillei vom älteren Deslong- 
shamps aufgestellt worden ist; die anderen normännischen Arten Metriorhynchus brachyrhynchus Desl., 
M. swperciliosus Blain. sp, M. Moreli Desl. stammen alle aus dem Oxford der näheren und wei- 
teren Umgebung von Ca&n (Departement Calvados) und sind ebenfalls nur auf die Unterscheidungsmerkmale 
im Bau der Schädel aufgestellt. Dasselbe gilt von der jüngsten französischen Spezies Metriorhynchus 
hastifer Desl. aus dem unteren Kimmeridge des Cap la H&ve. Ob eine noch jüngere Form aus 
dem unteren Neocom von Gigondas (Vaucluse), die Raspail!) als Neustosaurus Gigondarum be- 
schrieben hat, zu Metriorhynchus oder Geosaurus zu stellen sei, kann ich nicht entscheiden, da es mir 
nicht gelungen ist, Raspails Werk aus dem Jahre 1842 zu beschaffen. Jedenfalls liegt aber eine sehr nahe- 
verwandte Art vor, und auch im englischen Kimmeridge finden sich in Form von Zähnen und Wirbeln 
noch Reste, die von Lydekker?°) ebenfalls zu Metriorhynchus gestellt werden. 


lm Oxfordton von Fletton finden sich mit Bestimmtheit mindestens zwei Arten von Metrio- 
rhynchus;, eine kleinere, welcher von E. Schmidt der Name Metriorhynchus Jaekeli gegeben worden ist, 
und eine größere, die sich an Metriorhynchus Moreli anschließt. Erstere ist die häufigere Form, die sich 
— in an Größe variierenden Individuen — in den Berliner, Wiener, Tübinger und Münchener Samm- 
lungen findet; letztere scheint nur durch ein Exemplar in der Stuttgarter Sammlung vertreten zu sein und 
vielleicht noch in einem grofßsen zweiten Exemplar der Münchener und Tübinger Sammlung vorzuliegen. 

Wenn auch die Arten des englischen Oxfordtones variieren, so hat doch die Annahme große Wahrschein- 
lichkeit für sich, dafs sie ontogenetisch und osteologisch auf derselben Entwicklungsstufe standen und daher 
mag der Titel der vorliegenden Arbeit seine Berechtigung finden. Freilich wäre es sehr interessant, wenn 
uns auch aus dem Callovien bis hinauf ins Neocom wenigstens spärliche Skelettreste von Metriorhynchiden 
vorliegen würden, damit wir an ihnen das Fortschreiten der Anpassung an das Wasserleben beobachten 
könnten, doch hat dieser Wunsch wenig Aussicht auf Erfüllung. 

Die Schwierigkeit bei der Durchführung des gewählten Themas lag; besonders darin, daß alle mir 
zugänglichen Exemplare von Metriorhynchus an Größe verschieden sind und daher die vielen, dem Wiener 
Exemplar fehlenden Skeletteile, die natürlich auch von verschiedenen Körperseiten stammten, erst auf die 
Größe des Wiener Exemplars gebracht werden mußten. Daß dabei Unrichtigkeiten unterlaufen sein mögen, 


!ı F. Baron Nopcsa: Zentralblatt f. Min. G, und P. 1903, pag. 504. 
2) Catalogue foss. Reptil. Brit. Mus. Part. I, pag. 100, London 1888. 


[3] Beiträge zur Kenntnis der Organisation und der Anpassungserscheinungen des Genus Metriorhynchus. 289 


soll sofort zugegeben werden, hoffentlich ist trotzdem der Typus und Grad der Ausbildung von Metrio- 
rhynchus richtig erkannt worden. 

Unmöglich aber wäre die Durchführung der vorliegenden Arbeit gewesen, wenn ich nicht die weit- 
gehendste Unterstützung von Seiten der verehrten Fachgenossen gefunden hätte und darum sei es mir ge- 
stattet meinen verbindlichsten Dank den Herren auszusprechen: Geheimrat Prof. Dr. Branco, Prof. Dr. 
O. Jaekel und Dr. W. Janensch in Berlin, Prof. Dr. A. Rothpletz und Dr. F. Broili in München, 
Prof. Dr. E. Fraas und Dr. F. Schütze in Stuttgart, Herrn Prof. Dr. E. Koken in Tübingen und 
Herrn B. Stürtz in Bonn. 


Schädel. 


(Taf. XXI (I), Fig. 1, 2, Taf. XXI (II), Fig. 1-5.) 


In nm: 
: £ Angaben: 
| Länge!) Breite < 
Äh Länge in der Mittellinie von der Spitze der 
Schädel 603 170 Prämaxille zur äußersten Spitze der Quadrata; 
größte Breite über die Präfrontalia 
Intermaxillare 118 43 größte Breite 
Maxillare 60 50 in der Höhe der Nasalienspitze 
Nasale 169 108 in der Höhe der Präfontalienspitze 
Präfrontale 75 46 größte Breite 
kleinste Breite 
Frontale 142 =4 3 ; ae 
“ 132 größte Breite, d. h. Distanz der äußeren Spitzen 
Parietale 64 12 klemste Breite 
Quadrata — 163 größte Breite 
J 


Die Länge des Schädels verhält sich zur Breite wie 3'4:ı oder, wenn wir die Breite des Abstan- 
des der Quadrata (1'63 mm) heranziehen, wie 3'7:1. 

Die Oberfläche der Schädelknochen ist rauh und mit längsgestellten Gruben und feineren Wülsten 
versehen, welche bald schwächer werden, z. B. auf den inneren Partien der Nasalia, bald sich mehr oder 
weniger stark vergröbern und vertiefen. Am stärksten skulpturiert sind die Präfrontalia und das Frontale, 
auf denen sie sternförmig von der Mitte ausstrahlend angeordnet sind. 

Wenn wir uns den Kopf von Metriorhynchus gewiß nicht mit Hautplatten bedeckt vorstellen dürfen, 
so ist die rauhe Knochenoberfläche gewiß ein hereditäres Merkmal gepanzerter Vorfahren. 


1!) In der Medianlinie. 


290 Gustav von Arthaber. [4] 


Der Schädel des vorliegenden Exemplares ist mäßig stark von oben nach unten zusammengedrückt, 
sodaß die paarigen Knochen längs der Mittellinie auseinander gebrochen und nach Innen gepreßt sind. 
Außerdem fehlt von der linken Seite ein kleines Stück des Maxillare, der größte Teil des Nasale, ein Stück 
des Frontale, des Jugale und das ganze Präfrontale; von rechts fehlt das Jugale, ein Teil des Postfrontale 
und das Mastoideum; von der Unterseite fehlt die ganze innere Gaumenregion. Der Schädel hat eine spitz- 
keilförmige Gestalt, deren gröfste Breite im vorderen Bogen der Postfrontalia liest, während die Quadrata 
wieder zurückweichen. 

Die Intermaxillaria besitzen eine breite, langgestreckte Nasengrube, welche in der Mitte 
eine schmale, 24 mm lange Durchbohrung zeigt; von der rückwärtigen Begrenzung ragt jederseits 
ein I3 nm langer stumpf-konischer Zacken vor. Von der Seite gesehen, sind die lutermaxillaria im mitt- 
leren Teile stark verjüngt und verdieken sich rasch gegen das Schnauzenende; nach rückwärts zu 
schieben sie sich spitz keilförmig zwischen die Maxillen ein, mit denen sie durch grobe Nähte verbunden 
sind. Die Intermaxillaria tragen auf der Unterseite drei, in Alveolen steckende Zähne, welche von vorn 
nach rückwärts an Gröfse zunehmen. 

Die Maxillaria sind entsprechend der schmalen, langen Schnauze lang und schmal; sie legen 
sich auf der Oberseite in der Mittellinie längs einer 60 nm langen Symphyse an einander und weichen 
dann beiderseits allmählich gegen das Jugale zurück; sie erreichen auf der Unterkante eine Länge von 
179 mm. Die Zähne stehen in einer tiefen Alveolarrinne, deren Innenrand wulstig verdickt ist und bis in 
den vorderen Teil des Jochbogens reicht; sie sind von einander nicht durch dünne Knochenscheiden, sondern 
durch massive Knochenbrücken getrennt, welche vorn breiter, rückwärts schmäler sind. Beiderseits stehen 
23 Zähne, welche vorn kleiner sind, rasch an Größe zunehmen und vom zehnten Zahne an nach rückwärts 
zu allmählich wieder kleiner werden. Betrachtet man die Bezahnung im Ganzen, dann sieht man deutlich, 
daß die Knochenbrücken zwischen den Zähnen im rückwärtigen Kieferteil alle (im Verhältnis zur Größe 
des Zahnes) gleich sind. Im vorderen Teil hingegen, der mehr als die Hälfte der Alveolarpartie beträgt, 
werden diese Knochenbrücken massiver, breiter und die Zähne rücken, als Ergebnis der Streckung der 
Schnauze, weiter auseinander. 

Beim vorliegenden Exemplar zählt man 52 Zähne im Oberkiefer. 

Freie Zahn-Individuen sind nicht vorhanden; die älteren großen Zähne sind zumeist weggebrochen 
und in den Gruben stehen die kleinen Ersatzzähne. Bezüglich der Form der Zähne (Taf. XXII (I), Fig. 3, 4) 
sei daher auf die, von E. Schmidt (l. ce. p. 99) gegebene Beschreibung verwiesen. 

Die Nasalia sind spitz-keilförmig, weit nach vorn vorspringend, in die Maxillaria eingeschoben und 
schwellen gegen die Präfontalia nicht unbedeutend an. Dies ergibt sich, trotz der Verdrückung des Indi- 
viduums und trotzdem die Nasalpartie korrespondierend auf beiden Seiten gerade da durch zwei Brüche 
durchsetzt ist. Nach rückwärts ist die Verbindung gegen das Frontale durch grobe Zackennaht verfestigt, 
während alle anderen Begrenzungslinien mehr oder weniger geradlinig verlaufen. Die Oberflächenskulptur 
verstärkt sich erheblich gegen die Außenseite und besonders gegen die Präfontalia zu. 

Das Frontale hat die bekannte platanenblattartige Gestalt und schließt sich mit den oben- 
genannten groben Näten an die Nasalia sowie an die Postfrontalia an; es ist oberhalb der Orbita stark 
eingezogen und die größte Breite liegt zwischen den äußeren, rückwärtigen Spitzen. Der Stiel des Pla- 
tanenblattes ist durch die schmale Knochenbrücke zwischen den oberen Schläfenöffnungen gebildet. 

Das Lacrimale, das hier fast ganz verdrückt ist, scheint ein breiter, kurzer Knochen mit einer 
länglichen Tränengrube gewesen zu sein. 

Die Präfrontalia haben abgestumpft dreieckige Gestalt und überdachen, mäßig weit vor- 
springend die Orbita; der rückwärtige, freiliegende Rand ist stark gekerbt, der seitliche elatt und ab- 
gerundet; der ganze Knochen ist massiv und erreicht die größte Dicke in der Mitte. 

Die Postfrontalia bilden die äußere Begrenzung der oberen Schläfengruben. Sie verlaufen im 
vorderen Teil bogig, dann geradlinig auf der Außenseite und legen sich, in eine dreikantige Spitze aus- 
laufend, auf das Squamosum auf. Im vorderen Teil der Postfrontalia erreicht der Schädel seine größte 
Breite, die dann nach rückwärts zu sich wieder verringert. Die Postfrontalbogen haben auf der Innenseite 


[5] Beiträge zur Kenntnis der Organisation und der Anpassungserscheinungen des Genus Metriorhynchus. 291 


eine vorn gerundete, nach hinten schärfer werdende Kante; der Knochen ist massiv, besonders im vorderen 
Teil, wegen der größten Breite des Schädels und des Zusammentreffens von Jugale und Transversum. 

Das Parietale ist ein hohes, massives Stück, das in der Medianlinie eine tiefe Rinne aufweist, 
die sowohl auf dem Frontale, wie auch gesen das Hinterende rasch verschwindet; hier erreicht der Schädel 
seine höchste Dicke. Das Parietale, bildet gegen den Gaumen zu, gegen vorn, seitlich und gegen rück- 
wärts flach werdend und sich verbreiternd, einen teilweisen Abschluß der Schläfengruben gegen innen. 

Das Squamosum (Mastoideum) bildet den Abschluß der oberen Schläfenlöcher nach hinten und liegt 
sowohl unter dem rückwärtigen Ende des Postfrontale als auf dem beiderseits spitz ausgezogenen Hinter- 
ende des Parietale. Seine obere Kante ist beim vorliegenden Exemplar weggebrochen. 

Die Gerebralregion des Schädels ist stark verdrückt, sodafs das Hinterhauptsloch zu einem 
schmalen Spalte geworden ist. Die paarigen Supraorbitalia besitzen die Breite des Condylus, auf dem 
beiderseits kleine Exocceipitalia aufsitzen; darunter folgen die äußerst massiven und kräftigen Basi- 
oceipitalia. Die Oceipitalialateralia sind breit und hoch gewesen, doch sind sie teilweise unter das 
Squamosum geschoben da auch die Quadrata nach aufwärts gepreßt wurden. Diese sind äußerst massiv, 
die kräftigsten Knochenstücke des ganzen Schädels und bilden das breite Rollgelenk für die Artikulation 
des Unterkiefers. 

Von Durchbrechungen der rückwärtigen Schädelwand lassen sich beim vorliegenden Exemplar be- 
obachten: auf den Oceipitalia lateralia liegen zu unterst die beiden größten Durchbrechungen des Fo- 
ramen caroticum externum; dann folgen gegen oben und außen das Foramen jugulare mit 
einer daneben liegenden kleinen Öffnung, welche zum Austritt der Nervenfäden des Vagus und Glossophary- 
geus oder was wahrscheinlicher, der Vena jugularis dienen. Höher oben und der Medianlinie genähert 
ist die doppelte Öffnung für den Nervus hypoglossus. Aufder Innenseite der Basioccipitalia liegen in 
der Medianlinie das unpaare Foramen aperturae Eustachii und etwas tiefer die kleinen parigen Öf- 
nungen der Kanäle, welche im Zusammenhang mit jenem die eustachische Röhre bilden und Seitenäste in 
die Paukenhöhle entsenden. Auf dem Quadratum lassen sich keine Durchbrechungen beobachten. 

Die inneren Knochen der rückwärtigen Schädelpartie fehlen; erhalten ist nur ein Stück des Pala- 
tinum, das sich mit grober Knochennaht an das Maxillare anschließt; ferner das flach gebogene Jugale 
das im vorderen Teile ziemlich dünn und dreikantig mit abgestumpften Kanten, im rückwärtigen kräftig 
und 20 mm hoch ist; dort ist noch die Gabelstelle gegen das Transversum hin ungestört vorhanden. 

Von den großen Öffnungen im Schädeldach sind, abgesehen von der Nasengrube, die Orbita und 
die Foramina temporalia zu nennen. Erstere sind unverhältnismäßig groß, so wie bei allen 
Metriorhynchus-Arten, so daß Fraas’ Annahme, daß das Auge durch einen knöchernen Sclerotical- 
ring geschützt gewesen sei, volle Berechtigung hat. Der Umfang der Orbita — beim vorliegenden Exemplar 
länglich deformiert — ist annähernd kreisrund; das Auge selbst ist von oben durch das vorspringende 
Präfontale gut geschützt und besaß wohl Schutz gegen den Wasserdruck aber keinen Ausblick gegen oben. 

Die Foramina temporalia sind länglich vierseitig mit abgestumpften Ecken und gegen unten 
ungefähr zu '/, durch die flachen Knochenböden des Frontale, Parietale und Mastoideum geschlossen. 

Die weiteren Durchbrechungen besonders der Gaumenpartie sind nicht erhalten, 

Der Unterkiefer ist vollständig erhalten, aber die beiden Äste sind derart flachgedrückt, daß 
die einzelnen Knochen aus ihrer normalen Verbindung gelöst sind; dies macht sich besonders am Dentale 
des linken Astes bemerkbar, das ganz nach außen gedrückt ist. 

Die Länge beträgt 630 mm. 

Das Articulare bildet die fast dreieckige, gegen vorn stark, gegen rückwärts nur flach aufge- 
bogene Artikulationsfläche des Unterkiefers; das Foramen aöreum ist aus der Mitte ziemlich weit gegen 
die innere Spitze des Dreiecks geschoben; das Articulare liegt auf der Außenseite dem Angulare und Supra- 
angulare auf und greift mit einem kurzen, keilförmigen Stück auf der Innenseite zwischen beide Knochen ein, 
Der untere und rückwärtige Teil des Unterkiefers wird auf der Außenseite durch das gegen vorn spitz- 
auslaufende Angulare halbiert, welches knapp unter der Kante des Articulare beginnt und auf der Innen- 
seite des Kieferastes in eine lange, schmale Spitze ausgezogen ist. Das Supraangulare bildet die 


292 Gustav von Arthaber. [6] 
Oberkante des Kiefers zwischen Coronoideum und Articulare, dann jenseits des Coronoideum zwischen 
diesem und dem Dentale; es schließt sich gegen unten (auf der Außenseite) an das Angulare an und gegen 
vorn dringt das Dentale mit breiter Zunge in jenes ein. Das Coronoideum ist von der Außenseite 
eben noch sichtbar und das Complementare erscheint auf der Innenseite als langer, schmaler, gegen 
das Dentale zu vortretender Knochen, der knapp unter der Oberkante des Kiefers liest. In wieweit es An- 
teil an der Begrenzung der Öffnung der inneren Kieferwand nimmt, läßt sich nicht beobachten, da jene 
freiliegenden Stücke weggebrochen sind. Das Spleniale liest in der Mittelregion des Kiefers, erscheint 
außen als schmales, die Unterkante des Kiefers bildendes Stück und reicht auf der Innenseite bis unter 
das Dentale und ist gegen rückwärts durch Angulare und Complementare begrenzt. 

Das Dentale besitzt auf der Außenseite eine Länge von ?/,, auf der Innenseite von etwas über 
/, der Kieferlänge und wird auf ersterer, wie schon gesagt, durch das Spleniale von der Unterkante ab- 
gedrängt. Der vorliegende Unterkiefer besitzt je 2ı Zähne, von denen der vierte Zahn der größte ist; 
hinter diesem folgt eine Lücke und gegen rückwärts fünf fast gleich große, dann allmählich kleiner wer- 
dende Zähne, zwischen denen, besonders in der Vorderregion breite solide Knochenbrücken bestehen. 

Im Ganzen entsprechen den 52 Zähnen des Oberkiefers 42 im Unterkiefer, 

Beide Kieferäste liegen mit langer Symphyse an einander, welche das Dentale und ein gutes Stück 
des Spleniale noch begreift; die Länge entspricht ungefähr der Entfernung des Symphysenendes zum in- 
neren Höcker des Articulare. Ein Foramen mandibulare externum fehlt und auf der Innenseite 
des vorliegenden Individuums ist die Umgrenzung des inneren Foramens sowie das rückwärtige Ende des 
Mandibular-Kanals eingedrückt, sodaß sich nicht mehr konstatieren läßt, welche Knochenstücke an ersterem 


teilgenommen haben. 


Besprechung der Artunterschiede von Metriorhynchus. 


Die umfassendste Zusammenstellung über die Funde an der französischen Fundstelle im Calvados 
finden wir beim jüngeren Deslongchamps!); wir befassen uns hier aber nur mit der Familie der Te- 
leosaurier und speziell mit dem Genus Metriorhynchus. 

Die einzelnen Arten desselben sind bis in die jüngste Zeit lediglich auf Merkmale des Schädels 
aufgestellt worden, ja es existieren nur drei Arbeiten, welche in kürzester Form Einiges über die Organi- 
sation und den Bau dieser Gattung mitteilen: von J. W. Hulke?) und aus neuester Zeit von W. E. 
Schmidt?) und O. Jaekel‘). 

Als Art-Unterscheidungsmerkmal ist mit Recht in erster Linie die Entwicklung der Schnauze an- 
gesehen worden, da diese selbstverständlich in engster Beziehung zum Grade der Spezialisation des ganzen 
Individuums stehen muß. Als »Schnauze« wird hier der Facialteil des Schädels im Gegensatz zum Cere- 
bralteil aufgefaßt und die Schnauzenlänge, in der Medianlinie des Schädels gemessen, umfaßt daher die 
Intermaxillaria, Maxillaria und Nasalia im Gegensatze zu Frontale und Parietale. Das ist im Grunde dieselbe 
Definition des »Museau«, deren Maße wir in E. Deslongchamps’ Arbeiten finden. 

Wenn wir von dieser Basis ausgehen und die Maße des Frontale —- Parietale, also des Cerebral- 


teiles des Schädels auf I reduzieren, dann wird im Verhältnis dazu die Schnauzenlänge zu setzen sein: bei 


Metriorhynchus brachyrhynchus Desl. = 1 
Blainvillei Desl. =. 10 

> superciliosus Blainv. sp. = 17 

> hastifer Desl. = 17 
Jaekeli E. Schm. = 17 

(Wiener Exemplar) — 

Moreli Desl. = 20 


ı) Prodröme des Teleosauriens du Calvados. Notes paleontologiques, Vol. I (1863—1880), pag. 95 ff. 
2) Proceed. London zool. Soc. 1888, pag. 417 ff. 

”) Monatsber. der Zeitschr. d. geol. Ges. 1904, pag. 97 ff. 

*) ebenda, pag. 109 ff. 


- Jeiträoe ; - Ko IQ ne or Ru - = \ ", 
[7] Beiträge zur Kenntnis der Organisation und der Anpassungserscheinungen des Genus Metriorhynchus. 293 


Das heißt mit anderen Worten: Die kurzschnauzigste Art ist 7. brachyrhynchus, die langschnau- 
zigste M. Moreli; während die anderen Arten fast den gleichen Grad der Schnauzenentwicklung besitzen 
oder, wenn wir annehmen daß die Länge der Schnauze bei den, an das Leben im Meere angepaßten 
Crocodiliern in engster Beziehung zum Grade ihrer Spezialisation steht, dann erscheint M. Moreli als der 
höchst organisierte Typus dieser Gruppe. 

Was die stratigraphische Verteilung der Arten betrifft, so ist es auffallend, daß nicht die kurzschnauzigste 
Form die älteste ist, sondern M. Blainvillei, welche im Callovien auftritt und schon in die Übergangsreihe 
gehört, die zwischen dem kurz- und langschnauzigsten Typus vermittelt. Etwas Ähnliches gilt von 
dem langschnauzigen M. Moreli, der aus demselben Niveau stammt, während die stratigraphisch jüngste 
Form M. hastifer aus dem Kimmeridge ebenfalls nur jener vermittelnden Reihe angehört. 

Diese drei Gruppen innerhalb der Gattung Mezriorhynchus finden wir auch bei E. Fraas!) wieder, 
jedoch sind ihnen nicht dieselben Formen zugeteilt, da für M. hastifer eine besondere Gruppe aufgestellt 
worden ist, und zwar wegen seiner auffallend gedrungenen Schnauze, während der höchstspezialisierte 
M. Moreli mit Formen unserer Übergangsreihe zusammengeworfen ist. 

Eine wieder etwas abweichende Gruppierung nimmt E. Schmidt (l. c.) an, der — was entschieden 
unrichtig sein muß — den kurzschnauzigen WM. brachyrhynchus, dessen Nasalia direkt die Prämaxille 
berühren, mit dem Berliner Exemplar (M. Jaekeli), bei dem Nasalia und Prämaxille durch ein langes Maxillar- 
stück getrennt sind, in eine Gruppe vereinigt; eine zweite Gruppe umfaßt bei ihm M. Moreli mit dem dick- 
schnauzigen M. hastifer, während die dritte Gruppe die übrigen zwei Arten unserer Übergangsreihe ent- 
hält. Metriorhynchus brachyrhynchus, M. hastifer und M. Moreli sind gute Arten, die auf den ersten 
Blick auseinander gehalten werden können; schwieriger hingegen ist die Unterscheidung von Metriorhynchus 
Blainvillei und M. swpercıliosus. Abgesehen davon, daß erstere Art die geologisch ältere aus dem Callovien 
ist und bisher überhaupt nur in einem einzigen, wissenschaftlich bekaunten Exemplar vorliegt, während 
M. swpercihiosus aus dem Oxford die häufigste Art der ganzen Gattung ist, bestehen immerhin einige 
Unterschiede: bei fast gleicher Länge beider Arten ist die Schnauze von M. swperciliosus bedeutend graciler, 
die Nasalia sind in ihrem rückwärtigen, den Präfrontalien anliesendem Teile aufgebläht, »bombe«, und 
letztere treten stärker über die Orbita vor, als dies bei M. Blainvillei der Fall ist. 

In der Bezahnung, auf die von Fraas ziemliches Gewicht gelegt wird, sind beide Arten ähnlich, 
da die zierlichere Form um ein, höchstens zwei Zahnpaare im ÖOberkiefer mehr besitzt als der etwas 
plumpere M. Blainvillei, was durch ebenfalls schlankere, zierlichere Zahnindividuen hervorgerufen wird. 

Übrigens ist die Bezahnung des Oberkiefers bei allen Metriorhynchus-Typen fast dieselbe und schwankt 
zwischen 50 und 56 Individuen; die Angabe, daß M. dbrachyrhynchus und M.hastifer weniger als 25 resp. 
50 Zähne im Oberkiefer*) besaßen, ist auf die unvollständige Erhaltung jener Schädel zurückzuführen.?) 

In der Arbeit von E. Schmidt (l. c.), ist mit keinem Worte begründet, weshalb die Aufstellung 
eines neuen Speziesnamens erfolgt ist und welche Merkmale diese Art oder dieses Individuum von den 
anderen schon bekannten Arten unterscheiden. Der neue Namen scheint ein Verlegenheitsnamen zu sein, 
doch lassen sich die Gründe hiefür vollkommen verstehen, wenn man in Betracht zieht, daß der Schädel 
jenes Metriorhynchus-Exemplares der Berliner Sammlung in vertikaler Richtung ziemlich stark verquetscht ist, 
sodaß gewölbte und hohlliegende Knochen teilweise verdrückt sind, daher abgeflacht und verbreitert erscheinen, 
daß durch diese Verquetschung einzelne Knochennähte gelöst und der ganze Habitus, Umriß etc. bis zu 
einem gewissen Grade unnatürlich verändert worden ist. Nur eine Rekonstruktion, die auch wieder individuell 
beeinflußt und daher abermals verschiedene Resultate ergeben würde, kann einigermaßen die Ermittlung 
verwandtschaftlicher Beziehungen jenes Exemplares ergeben. 

Die kleine und zierliche Form des M. superciliosus mit der schmalen Schnauze und den seitlich 
stark vorspringenden und gegen vorn spitz zulaufenden Präfrontalien kann wohl kaum in Betracht kommen; 
auch kann aus den oben angegebenen Gründen — im Gegensatz zu E. Schmidt — M, brachyrhynchus 


\) Palaeontogr., Bd. LXIV, pag. 67. 

2) Fraas: L. c. p. 67. — E. Schmidt: L. c. p. Ior. 

2) Deslongchamps: Notes paleontolog., Pl. XXI, XXIV. 

38 


Beiträge zur Paläontologie Österreich-Ungarns, Bd. XIX. 


294 Gustav von ÄArthaber. [8] 


nicht verglichen werden und folglich bleibt nur mehr M. Blainvillei, trotzdem er aus dem Callovien stammt, 
als einzige Form übrig, die mit Recht zum Vergleich herangezogen werden kann. 

M. Blainvillei unterscheidet sich aber durch folgende Merkmale von M. Jaekeli: 

1. Die Entfernung zwischen Intermaxillare und Nasale ist größer und in der Medianlinie gemessen 
verhält sich Maxillare: Nasale wie 1: 7'2 (bei M. Jaekeli wie I: 9). 

2. Die Nasalia sind, was bei M. Jaekeli' der Fall, vor den Präfrontalien nicht aufgetrieben, 
sondern im Gegenteile dazu etwas eingesenkt. 

3. Die Präfrontalia, welche bei beiden Arten nur relativ wenig über die Augen und den all- 
gemeinen Schädelumriß vorragen, haben eher einen verschoben vierseitigen Umriß, bei M. Jaekeli deutlich 
trianguläre Gestalt. 

A. Die Foramina temporalia sind bei M. Blainvillei breit-vierseitig mit abgestumpften Ecken und 
»scheinen« bei M. Jaekeli länger zu sein, jedoch läßt sich schwer erkennen, ob dieses Merkmal nicht durch 
die Verdrückung allein entstanden ist. 

Diese Unterschiede im Schädelbau rechtfertigen bis zu einem gewissen Grade die Abtrennung einer 
neuen Art von dem älteren Typus, da ja die Artfassung innerhalb der Meiriorhynchus-Gruppe ohnedies 
eine ziemlich enge ist. 

Gute Übereinstimmung im Schädelbau besteht zwischen dem Berliner M. Jaekeli und dem Exemplar 
des Wiener paläontologischen Universitätsinstitutes, das wir daher ebenfalls als M. Jaekeli bezeichnen müssen. 

Allerdings bleiben gewisse Unterschiede bestehen, auf die aber nicht zu großes Gewicht gelegt zu werden 
braucht. Der bedeutsamste ist, daß bei einer Schädellänge von 650 mm des Berliner Exemplares (wobei 
aber nicht angegeben ist, ob diese Maße von der Schnauzenspitze in der Medianlinie bis zum Hinter- 
rande des Parietale oder der (Juadrata abgenommen sind) gegen 603 mm bis zum äußersten Punkte der 
Quadrata, beim Wiener Exemplar resp. 555 mm bis zum Hinterrande des Parietale, bei diesem trotz der 
geringeren Größe Nasalia und Intermaxillaria durch ein längeres Maxillarstück getrennt sind, als wir es 
beim Berliner Exemplar finden. Das Verhältnis zwischen Maxillare und Nasale ist bei diesem ı :9, beim 
Wiener Exemplar wie 1:8; die Unterschiede sind also nicht groß und ‚könnten eventuell auch durch 
Geschlechtsunterschiede zu erklären sein. 

Ein anderer Unterschied würde, der Beschreibung: nach, in der Gestalt der oberen Schläfenöffnungen 
liegen, die vom Berliner Exemplar als »oval« angegeben werden. Das ist jedoch keineswegs der Fall, 
denn ihr Umriß zeigt die gleiche einseitig rechteckige Gestalt mit abgestumpften Ecken, die wir bei 
allen Metriorhynchus-Typen finden. Auch der Unterschied, der in der Oberflächenskulptur der Schädel- 
knochen liegt, dürfte kaum nennenswert sein; diese Skulptur ist wohl keineswegs nur auf Frontale und 
Präfrontale beim Berliner Exemplar beschränkt, sondern nur da am stärksten ausgebildet und tritt auch 
— allerdings bedeutend schwächer — sowohl auf dem Nasale, Maxillare, der Prämaxille und dem vorderen 
Teile des Postfrontale auf. 


Wirbelsäule. 


Das interessanteste Ergebnis der Bearbeitung der neuen Exemplare von Metriorhynchus Jaekeli ist 
zweifelsol.ne die genaue Kenntnis des anatomischen Baues, welche bisher für alle Arten eine recht mangel- 
hafte war. Denn abgesehen von der oben zitierten Arbeit von Hulke, welche die Beschreibung und Ab- 
bildung einzelner Skelettelemente bot, hat erst jene von E. Schmidt (l. ce.) uns ein allgemeineres und zu- 
treffenderes Bild des Skelettbaues dieser Gattung entworfen, in dem aber manche Irrtümer vorkommen, 
welche durch die Unvollständigkeit des Erhaltungszustandes des Berliner Exemplares und eine sich daraus 
ergebende irrige Auffassung mancher Skeletteile bedingt waren. 

Beim recenten Alligator werden im Gegensatz zu E. Fraas!) (l. c. p. 51) unterschieden: 

7 Halswirbel, 
12 Rumpfwirbel, 
5 Lendenwirbel, 


also im ganzen 24 präsacrale Wirbel. 


%) Vgl. Brühl: Skelett der Crocodilinen, p. 1, Wien 1862. 


[9] Beiträge zur Kenntnis der Organisation und der Anpassungserscheinungen des Genus Metriorhynchus. 295 


E. Fraas nimmt (l. c. p. 50 u. f.) bei den drei vorzüglich erhaltenen Exemplaren des nahe ver- 
wandten Geosaurus suevicus der Stuttgarter und Tübinger Sammlung 25 präsacrale Wirbel an, die sich 
verteilen auf: 

7 Halswirbel, 
16 Rumpfwirbel, 


2 Lendenwirbel. 


Schmidt (l. c. p. Io2 u. f.) schließt sich in der Auffassung der präsacralen Wirbelanzahl an 
Fraas enge an, läßt aber nur 6 Halswirbel, dagegen 17 Rumpfwirbel selten. Wir werden in der 


Folge sehen, welche Auffassung die richtigere ist. 


1. Über Atlas und Epistropheus und deren Rippen. 
(Taf. XXIII (U), Fig. 6, 7.) 

Atlas und Axis samt dem, beide Wirbelemente trennenden Processus odontoides (Dens 
epistrophei) liegt mir in mehreren Exemplaren vor. 

Wie schon Hulke (l. c. p. 418, Taf. XVII, Fig. I) beschrieben hatte, ist der Processus odontoi- 
des bei älteren Individuen stets durch Synostose mit der Axis zu einem Stücke verschmolzen, dem dann 
die zwei Elemente des Atlas: Hypocentrum und die beiden Neuralia vorgelagert sind. Beim Wiener 
Exemplar, das von einem jüngeren Individuum herrühren dürfte, ist hingegen Processus odontoides und 
Axis noch wohl geschieden. 

Der Atlas besteht aus einem kappenförmigen, unpaaren Stück, dem Hypocentrum, welches nach 
der im folgenden ausgeführten Ansicht das Wirbelcentrum darstellt. Das Stück ist entsprechend seiner 
Funktion äußerst massiv; ist in der Mitte zur Aufnahme des Hinterhaupts-Condylus ausgeschnitten und be- 
sitzt zur Artikulation desselben breite, nach innen und rückwärts flach ansteigende Gelenkflächen; seine 
Seitenteile reichen bis zur halben Höhe des Processus odontoides und schließen mit einer kleinen Ansatzfläche 
für die Neuralia. Im unteren Teile reicht das Hypocentrum weit zurück und findet beinahe Anschluß an 
die Axis; dadurch, daß sich nahe über der Mittellinie der Unterseite zwei breit-ovale Ansatzflächen, welche 
schräg gegen den Processus odontoides gestellt sind für die beiden Atlasrippen ausbilden, entsteht zwischen 
ihnen an der Basis des Wirbels eine schmale Vertiefung. Die Neuralia sind zwei massive, flügelförmige 
Stücke, welche mit schmaler Ansatzstelle auf den Seitenteilen des Hypocentrum aufsitzen; sie springen 
ebenso weit nach rückwärts und oben vor wie das Hypocentrum nach rückwärts und unten; sie entwickeln 
eine ziemlich lange Postzygapophyse, die sich an die kleine Präzygapophyse des Epistropheus anlegt 
und ziemlich geradlinig gegen oben begrenzt zu sein scheint. Entsprechend der Postzygapophyse scheint 
sich gegen vorn eine kleine Präzygapophyse anzudeuten, an die sich der — verloren gegangene — Pro- 
atlas anlestee Von vorn betrachtet, umschließen die Neuralia den Neuralkanal; dann bleibt darunter 
zwischen ihnen und dem Hypocentrum eine trapezoidale Öffnung frei, die von rückwärts die hineinragende 
Vorderwand des Processus odontoides schließt. 

Die Atlasrippen sind länger als die doppelte Länge des Epistropheus beträgt; sie sind spieß- 
förmig und im rückwärtigen Teile etwas nach abwärts gebogen; die Innenseite ist flach, die Außenseite 
besonders im vorderen Abschnitt dreieckig abgerundet; die Gelenkfläche ist fast halbmondförmig, das untere 
Ende abgestumpft, auf dem eine knorpelige Verlängerung aufsaß. 

Der Processus odontoides ist von annähernd cubischer Gestalt. Mit einer glatten rückwärtigen 
Fläche schließt er sich an die Axis an, während die vorderen Ecken für den Ansatz der Neuralia und 
des Hypocentrum breit abgestutzt sind. Dadurch bekommt er — von der Seite betrachtet — eine trape- 
zoidale Gestalt, deren Seitenflächen ähnlich jenen der Axis etwas eingeschnürt sind. An seiner vorderen 
Kante ist dort, wo die Atlasrippe am Atlaskörper gelenkt eine schwache Vertiefung, an der hinteren Kante 
hingegen eine kleine Erhöhung, welche mit einer ebensolchen Erhöhung an der Axis als Ansatzstelle für 
die scheinbar verkümmernde Axis- oder Epistropheusrippe diente. Auf der Oberseite ist eine breite Vertie- 


fung für das Neuralrohr. 
38* 


296 Gustav von Arthaber. [10] 


Die Axis besitzt schon die Wirbelgestalt der übrigen Halswirbel. Die Gelenkflächen sind flach 
concav, der Wirbel in der Mitte etwas eingeschnürt, besitzt auf der Unterseite eine gerundete, je nach 
dem Grade der Verdrückung, stärker oder schwächer hervortretende, längsgestellte Mittellinie. Die oberen 
Bogen sind deutlich vom Wirbelkörper abgesetzt und vereinigen sich oberhalb des Neuralrohres zu einem 
steil von vorn gegen hinten ansteigenden Dornfortsatze, während sich vorn zwei kleine Präzygapophysen, 
hinten zwei kräftige und seitlich weit ausladende Postzygapophysen mit ovalen Gelenkflächen ausbilden. 
Im vorderen Drittel des Wirbels ist am oberen Bogen die ziemlich weit nach außen und abwärts vorsprin- 
gende Diapophyse für die Epistropheusrippe entwickelt, während die dazugehörige Parapophyse knapp an 
der Vorderkante und zum größten Teil auf der Axis liegt, hingegen zum kleinsten noch auf dem Processus 
odontoides übergreift. 

Die zur Axis gehörige ganze oder halbe Gabelrippe ist bei keinem Exemplar erhalten. 


Ontogenetische Beziehungen zwischen Atlas, Axis und deren Rippen. 


Jaekel!)hat die interessante Beobachtung gemacht, daß derProcessus odontoides desBerliner 
Exemplares auf der Unterseite eine Nahtlinie aufweist (Fig. 1). Der Erhaltungszustand jenes Stückes ist 
derart, daß der ganze Wirbelkörper gegen oben etwas verschoben ist, wodurch beim Anblick von der Seite 
auch die Unterseite ein wenig sichtbar wird. 

Eine ähnliche Beobachtung hat auch Hulke 


FOREN (loc. cit. pag. 419, Taf. XVII, Fig. 1) schon gemacht, 
= dafür aber eine andere Deutung gesucht, wie sie Jaekel 
ab Sa gefunden hat. Dieser nimmt als Grund für jene Nahtlinie 
D an, daß die Ossification des Processus odontoides von 
Ed oben aus fortgeschritten sei, weshalb die noch sichtbare 
An ee $ ® = E Nahtlinie embryologische Bedeutung besitze. 
he ER Als welches Element des temnospondylen Urwirbels 
% dieser Processus odontoides aufzufassen und als zu welchem 
\ Wirbel gehörig er zu betrachten sei, ergibt sich für ihn 
N un .. 
s ar aus folgenden Schlüssen : 
Fig. ı. Atlas und Axis des Berliner Exemplares Temnospondyle Rumpfwirbel bestehen aus 
von Metriorhynchus (n. Jaekel) */, nat. Gr.; Oxford. folgenden Elementen: 
Ah — Hypocentrum des Atlas. j 
Ah — oberer Bogen des Atlas. 1. Das vorn gelegene, unpaare, daher median ge- 
Ar — Gelenkpfanne der Atlasrippe. lagerte Hypocentrum. 
D Das Ben ou an: 2. Die paarig angelegten, zumeist aber schon ver- 
centra). . 
Dr\ gemeinsame Tuberositaet der Epistro- schmolzenen oberen Bögen (Neuralia oder Neura- 
en) pheusrippe. pophysen). 


E = Epistropheus. 
Ed — Diapophyse desselben. 
N = Näht der Pleurocentra. 


3. Die paarig ausgebildeten, nach hinten gerückten 
lateralen Pleurocentren. 

Dort wo diese drei Elemente zusammenstoßen, 
bilden sie eine Pfanne, die im Schulter- und Beckengürtel besondere Ausbildung und Bedeutung erlangt. 

Überträgt man diese bekannte Auffassung der Wirbelelemente auf den Atlas, dann ergibt sich, daß 
dem Hypocentrum als eigentlichem Wirbelkörper das unpaare untere Atlasstück entspricht und daß der 
Processus odontoides nicht, wie zumeist angenommen, das Atlascentrum darstellt, sondern aus den 
beiden verschmolzenen Pleurocentren hervorgegangen ist, was die basale Naht des Processus odontoides 
beweist. 

Wenn diese Linie die von Jaekel angenommene Bedeutung tatsächlich besitzt, dann muß sie auch 
auf der Axisseite des Processus odontoides hervortreten. In der Tat zeigt auch der Processus odontoides 
des Wiener Metriorhynchus-Exemplars auf jener Fläche eine von oben herablaufende Linie (Fig. 2), längs 


1) Zeitschr. d. geol. Ges., 1904, pag. 109 ff. (Monatsber.). 


Itı] Beiträge zur Kenntnis der Organisation und der Anpassungserscheinungen des Genus Metriorhynchus. 297 


welcher der ganze Knochen seitlich etwas verschoben ist. Jaekels Beobachtung ist also richtig und jene 
Linie tatsächlich eine Nahtlinie, die bei diesem jüngeren Meiriorhynchus-Individuum noch als embryonales 
Merkmal sichtbar geblieben ist. 

Atlascentrum und oberer Bogen des Atlas bilden die Gelenkpfanne für den einfachen Reptil- 
condylus, welche durch diese zwei Elemente schon ringsum geschlossen wird. Deshalb wird das dritte 
Wirbelelement, die Pleurocentra, aus dem Atias hinausgedrängt und vom nächsten Wirbel, dem Epis- 
tropheus, aufgenommen, mit dem es bei alten Individuen durch Synostose ver- 
schmilzt, kurz der Processus odontoides ist als Element des Atlas angelegt, aber 
im Entwicklungsgange mit dem Epistropheus verschmolzen. 

Diese Auffassung steht mancher älteren direkt entgegen. E. Deslong- 
champs Vater!) hatte den Processus odontoides als Rest eines reduzierten Wirbels 
aufgefaßt. Albrecht°) hat durch die Verfolgung der Spinalnerven bei Fischen, 


Amphibien und Reptilien den Beweis erbringen können, dafs — da der erste Spinal- 


nerv bei Fischen und Amphibien den ersten Halswirbel, der zweite den zweiten, 


der dritte den dritten Wirbel durchbohrt, bei Reptilien hingegen der erste Spinal- Fig. 2. Dens epi- 

; strophei (= Proc. 
odontoides — Pleuro- 
Rathkes), der zweite den Atlas, der dritte den Epistropheus passiert — es centra) des Wiener 
unmöglich ist, den Processus odontoides als Wirbelrudiment zu deuten. Hingegen Exemplares von Metri- 


c c i : Dr1sO orhynchus.Die derAxis 
geht aus diesem Nachweise hervor, daß der erste Gervicalwirbel der Amphibien S # 2 
z zugekehrte Fläche in 


dem Proatlas der Reptilien entspricht, der somit ein noch vor dem Atlas gelegenes nat. Gr.; Oxford. 
Wirbelrudiment der Reptilien darstellt, von dem aber nur mehr die oberen Bögen 


nerv den Proatlas (= Dachstück Brühls = unpaares Schlußstück des Atlas 


verknöchert erhalten sind, welche sich aber immer noch mit einer Apophyse an eine, als Präzycapo- 
physe des Atlas zu deutende Fläche anlegen. 

Diese Deutung des Proatlas wird uns später von Wichtigkeit für die Deutung der Halsrippen der 
Crocodilinen werden. e 

Die am weitesten verbreitete Ansicht über den Processus odontoides der Reptilien ist hingegen 
jene, welche auch Koken?) vertritt und welche dahin geht, daß der Processus odontoides das 
Wirbelzentrum des Atlas selbst sei. 

Da es mir unwahrscheinlich erscheint, daß das Zentrum eines Wirbels, also dessen integrierendster 
Bestandteil, genetisch aus seiner eigenen Wirbeleinheit hinausgedrängt werden und sogar mit dem nächsten 
Wirbelzentrum verschmelzen könne, und da, wie wir oben gesehen haben, seine Entstehung aus zwei 
lateral gelagerten Stücken sich deutlich nachweisen läßt, deshalb kann ich diese allgemeine Ansicht nicht 
akzeptieren, sondern schließe mit jener von Jaekel ausgesprochenen an, daß der Processus odon- 
toides ein Element desAtlas sei, und zwar nicht dessen Zentrum, sondern dessen ver- 
schmolzene Pleurocentra. 


Bei den Crocodilinen finden wir daher vom Cranium angefangen die Folge: 


I. Wirbel — Proatlas 

25 — Atlas + Dens epistrophei 

3: » — Epistropheus. 

Die hinter dem Atlas-Epistropheus gelegenen Halswirbel der Reptilien zeichnen sich durch den 

Besitz je eines Paares von Gabelrippen aus, welche mit Parapophyse- und Diapophyse gelenken. 
Bei den rezenten Crocodilinen besitzt hingegen der Epistropheus überhaupt keine Halsrippe, wohl aber 
der Dens epistrophei, und zwar ist diese im Gegensatz zu den, hinter der Axis folgenden kurzbeilförmigen 
Halsrippen breit und langgestreckt, seine beiden Gabelstücke hingegen sind relativ kurz. Der Atlas hingegen 


2) I. M&emoire sur les Tel&eosauriens de l’£poque jurassique; M&m. Soc. Lin&e. Normandie, Vol. XII, 
1863, pag. 46. 

2) Über den Proatlas etc. Zoolog. Anzeiger III, 1880, pag. 473. 

®) Loc. eit. pag. 795 fl. 


298 Gustav von Arthaber. [12] 
trägt am unpaaren Hypocentrum ein Paar lange, spiefsförmige, einköpfige Rippen, kurz bei den rezenten 
Formen finden wir im Bereiche der drei ersten Halswirbel nur zwei Paar Halsrippen. Wie ist 
dies genetisch zu erklären ? 

Koken (loc. eit. pag. Soo) vertritt die Ansicht, daß bei den mesosuchen Crocodiliern die besonders 
lange Atlasrippe aus zwei verschmolzenen Rippen entstanden sei (aus welchen, wird aber nicht präzisiert) 
und daß auch die Epistropheusrippe aus zwei Stücken besteht, von denen aber nur das eine als Capitulum 
zwischen Epistropheus und Processus odontoides artikuliert. Aus welchen Stücken, wird aber ebenfalls nicht 
gesagt, und im Ganzen hätten wir dann drei primär veranlagte Wirbel und vier primäre Rippen, was un- 
möglich ist. 

Wenn wir von der Tatsache ausgehen, daß bei Fischen und Amphibien jedem Halswirbel ein 
Rippenpaar entspricht, dann müssen wir dies auch bei den Reptilien erwarten. Es trägt außerdem Zentrum 
und Neurapophyse je eine primäre Rippe, welche aber rasch verschmelzen und zu den zweiköpfigen Rippen 
der Hals- und Brustregion werden. Freilich kann das eine Element secundär sich reduzieren oder ver- 
schwinden, wodurch die zweiköpfige zu einer einköpfigen Rippe werden kann. Außerdem kann Capitulum 
oder Tubereulum oder auch die ganze Rippe ihre ursprüng- 
liche Angliederungsstelle verlassen — bei den rezenten 
Crocodilen trägt der Epistropheus überhaupt keine Rippe 
— und wandert dann in der Halsregion fast stets nach 
vor, d. h. geht auf das cranial nächste Wirbelelement 
über. 

Die Zugehörigkeit der Halsrippen zu den Wirbeln 
ist schon viel umstritten worden; suchen wir also ein- 
mal auf rein stratigraphischem Wege uns Klarheit darüber 
zu verschaffen. 

Bei Pelagosaurus temporalis aus dem Lias 
(Fig. 3) trägt das unpaare Atlasstück eine lange Atlas- 
rippe, welche durch ihre Verdickung und Länge anzu- 


deuten scheint, daß sie aus zwei Stücken verschmolzen 


PR . ist. Da der Dens epistrophei und die Axis selbst 

Fig. 3, Atlas, Axis und Dens epistrophei 
von Pelagosaurus temporalis (nach Deslong- 
champs); oberer Lias. Rippe des Proatlas-Wirbels mit der vorderen  Atlas- 


eigene kurze Rippen besitzen, kann nur eine anzunehmende 


Ah — Hypocentrum des Atlas. rippe verschmolzen sein. Da ferner der Epistropheus 

Ab — Oberer Bogen des Atlas. 
pr. A = Proatlas. 

Ar — Atlasrippe. 


eine vollständige Gabelrippe besitzt, so muß die kurze 
Rippe des Processus odontoides ein Rippenele- 


D — Dens epistrophei. ment des primären Atlaswirbels sein. Ob wir 
ne aene sie als Capitular oder Tubercularteil derselben auffassen 
E = Epistopheus. 


Er — Gabelrippe desselben. wollen, ist Ansichtssache; wahrscheinlich besaß dieses 
Rippenpaar überhaupt noch unverschmolzene Elemente. 

Diese Anordnung finden wir bei den Pelagosauriern und Mystriosauriern des Lias.!) 

Bei den Teleosauriern des oberen Jura, z. B. Teleosaurus cadomensis Geoffr. oder Pelago- 
saurus typus Br. (Fig. 4) des Oxford trägt der Epistropheus noch die Gabelrippe, die etwas weiter mit ihren 
Ansatzstellen nach vorn gerückt ist; der Processus odontoides trägt keine Rippe sowie keine An- 
gliederungsstellen dafür, hingegen ist die Rippe des Atlas unverhältnismäßig groß geworden, aber ein- 
köpfig geblieben. Die besondere Größe kann sich nur daraus ergeben haben, daß zur Verstärkung des 
Atlas bei der Balance des Craniums noch das Rippenelement des Processus odontoides heran- 
gezogen worden ist. 

Bei den Crocodiliern der unteren Kreide, z. B. dem Znaliosuchus macrospondylus Koken 
(Fig 5) aus dem Neocom bleiben für Atlas und Processus odontoides und deren Rippenelemente 


ı) Vgl. auch Koken:L, c. pag. 792 u. ff. 


[13] Beiträge zur Kenntnis der Organisation und der Anpassungserscheinungen des Genus Metriorhynchus. 299 


dieselben Verhältnisse wie sie im oberen Jura bestanden, doch ändert sich die Berippung des Epistropheus. 
Die Gabelrippe zerfällt in ihre Elemente und der diapophysale Teil verknöchert nicht mehr ganz, 
sondern, da die Ossifikation von oben ausgeht, nur mehr dessen oberstes Stück; er verkümmert zu 
einem kleinen Zipfel, während das Capitulum seine Stellung am Vorderrand des Epistropheus bei- 
behalten hat.!) Leider ist er bei dem Originale im Berliner Museum nicht erhalten, wohl aber die Grube, 
auf der er aufsaß. 


Fig. 4. Atlas, Axis und Dens epistrophei von 
Pelagosaurus typus Br. (nach Deslongchamps); 
Oxtord. 


Ah — Hypocentrum des Atlas. 

Ab —= Oberer Bogen des Atlas. 
pr. A == Proatlas. 

Ar = Atlasrippe. 

D = Dens epistrophei. 

E = Epistropheus. 

Er = Gabelrippe desselben. 


Bei den Crocodiliern des Miocän z.B. dem Alligator Darwini Ludw. (Fig. 6) des Mainzer Beckens 
blieben dieselben Beziehungen zwischen Epistropheus und seiner parapophysalen Rippenhälfte 
bestehen; sie ist auffallend fach und breit und zeigt eine deutliche Randpartie sowie eine flache innere 
und ist im Gelenkteil kräftig verbreitert. Das Auftreten dieser Rippe beweist zugleich das Vorhandensein 
einer solchen bei Enahosuchus, Der Processus odontoides trägt keine Rippe, aber der Atlas noch 
immer seine besonders kräftige Atlasrippe. 


Fig. 5. Atlas, Axis und Dens epistrophei von 
Enaliosuchus macrospondylus Kok. (nach 
Koken); Neocom. 


Ah = Hypocentrum des Atlas. 

Ab = Oberer Bogen des Atlas. 

Ar = Atlasrippe. 

D — Dens epistrophei. 

19 — Epistropheus. 

Erd == Diapophysaler Zipfel der Epistropheusrippe. 
Erp = Parapophysales Stück der Epistropheusrippe. 


Bei den rezenten Crocodilinen endlich, z. B. dem Alligator Missisipensis Gray (Fig. 7) bleibt 
die Atlasrippe immer noch in der gleichen Länge und Stärke, hingegen sitzt diejenige des Epistropheus 
nicht mehr an diesem selbst, der rippenfrei geworden ist, sondern ist nach vorn gerückt und auf den 
Processus odontoides übergegangen, auf dem sich am caudalen Rande zwei Facetten ausgebildet 
haben. Da die Rippe des Epistropheus schon im Neocom einköpfig geworden ist, kann diese abermalige 


Zweiteilung nur ein secundäres Merkmal sein, und zwar eine Anpassungserscheinung der ursprünglich ein- 


1) Vgl. dagegen Koken:L. c. pag. 806. — Jaekel:]. c. pag. LIT. 


300 Gustav von Arthaber. 14] 


köpfigen Rippe, um eine solidere Stütze zu erlangen, damit die Atlasrippe, als Balancestück des Schädels, 
von ihr besser unterstützt werden kann. Daß diese capitulare Teilung des Epistropheus eine secundäre 
Erscheinung ist geht aus Folgendem hervor: primär sind die beiden Stücke der einen Halsrippe gleich stark; 
dann ist der diapophysale Teil verloren gegangen und jetzt sind die beiden secundären Teilstücke ungleich 
stark; der eine (stärkere) besitzt ein deutliches Capitulum und gelenkt am Processus odontoides, der andere 
ist ungleich schwächer und nur ligamentös an diesen angeschlossen. 

Fassen wir das Ganze in wenige Worte zusammen: Die ursprünglich einfache Rippe des 
Atlas hat allmählich diejenige des Proatlas unddesProcessus odontoides aufgenommen, ist also aus 


Fig. 7. Atlas, Axis und Dens epistrophei von 
Alligator mississipensis (nach Deslong- 
champs); recent. 


Fig. 6. Atlas, Axis und Epistropheus von Alli- 
gator Darwini Ludw. (nach Ludwig); Miocän. 


Ah — Hypocentrum des Atlas. Ah — Hypocentrum des Atlas. 
Ab — oberer Bogen. Ab — Oberer Bogen des Atlas. 
Ar = Atlas-Rippe. er ag a 
u a ER 5 r = Atlasrippe. 
D=-= Dan Epistrophei. D — Dens mit den Tuberositaeten für die Epis- 
E = Epistropheus. tropheusrippe. 
Er — Epistropheusrippe. E = Epistropheus. 


Er = Epistropheusrippe. 


drei Stücken verschmolzen; die ursprünglich zweiteilige Rippe des Epistropheus ist allmählich 
einteilig geworden, hat sich dann abermals secundär geteilt, hat ihre ursprüngliche Stellung verlassen, ist 
nach vorn gewandert und wird jetzt secundär vom Processus odontoides getragen. 

Gegen diese genetische Deutung der Beziehungen der ersten Wirbel zu ihren Rippen gibt es einige, 
scheinbar begründete Einwände. Der Nächstliegende ist, daß hier die Crocodilinen als einheitliche Reihe 
aufgefaßst seien, während die Thalattosuchier einen, an das Wasserleben angepaßten Seitenzweig des terrestren 
oder fluviatilen Hauptstammes darstellen. Dem ist aber entgegenzuhalten: 

ı. dafs wir die terrestren Ahnen sowohl der Crocodilinen als auch der Thalattosuchier überhaupt 
nicht kennen und 

2. daß der einzige jüngste Thalattosuchier Neustosaurus Gigondarum Raspail!), aus dem Neocom 
von Vaucluse die Schädel- und Halspartie nicht erhalten hat. 

Mit anderen Worten fehlt der Thalattosuchier-Reihe die Fortsetzung gegen oben, der Cro- 
codilinen-Hauptreihe, oder wenn ich sie mit einem Namen als »Geosuchier-Reihe« bezeichnen dart, 


‘) Raspail: Observation sur un nouveau genre de Saurien fossile, le Neustosaurus Gigondarum, Paris, Meil- 
hac, 1842. — Nopcsa, F. Baron: Über die systematische Stellung von Neustosaurus Raspail; Zentralblatt für M.P. u. G., 


1903, pag. 504 


lı5] Beiträge zur Kenntnis der Organisation und der Anpassungserscheinungen des Genus Metriorhynchus. 301 


gewissermaßen der Anfang, so daß es unmöglich ist, am zeitlichen Parallelismus der Typen den genetischen 
Parallelismus überprüfen zu können. Aber, wenn es auch gewiß richtig ist, daß beim kurzlebigen Seiten- 
zweig die Entwicklung rascher fortschritt als beim langlebigen Hauptstamm, so beweist dennoch nichts, 
dafs die Entwicklung — betrefis der hier in Frage stehenden Elemente des Skelettbaues — bei beiden 
Reihen eine andere Richtung eingeschlagen hätte, sondern im Gegenteile die Beobachtungen, die wir aus 
der älteren Zeit des Crocodilinenstammes gemacht haben, fügen sich gut in die Reihe der ontogene- 
tischen Beobachtungen aus dessen jüngerer Zeit ein und so geht daraus nur das eine hervor, daß der 
Stamm sowohl wie der Seitenzweig des Crocodilinen-Phylums — allerdings wohl nicht zeitlich genau 
übereinstimmend — die gleichen entwicklungsgeschichtlichen Etappen durchlaufen hat und das ist wieder 
ein Beweis für die Abstammung beider aus der gleichen Wurzel. 

Ein bedeutsamerer Einwand gegen die eben geschilderte Deutung der zweiteiligen Axisrippe beim 
rezenten Alligator liegt im Dollo’schen Satze, der »irreversibilit& de l’&volution«. Aber auch dieses Axiom 
ist nicht unumstößlich und seine theoretische Regel bindet die Entwicklung der Organismenwelt keineswegs 
vollständig, welche Ausnahmen derselben, und zwar nicht einmal selten gestattet. Ich weise nur auf die 
isodonten Cetaceen hin, die von anisodonten Vorfahren abstammen, die ihrerseits wieder isodonte Ahnen 
besessen haben. So würde auch unser Fall nur eine Ausnahme jener Regel darstellen, denn eine andere 


ontogenetische Erklärung vermag ich für die sekundäre Teilung jener Axisrippe nicht zu finden. 


2. Die folgenden (3.-7.) Halswirbel und deren Rippen. 
“ (Taf. XXIII (I), Fig. 8, Taf. XXIV (II), Fig. 1, 2, 3.) 

Es lag zwar die Vermutung nahe, daß Metriorhynchus als ein, an das Wasserleben angepaßter 
Crocodilier eine größere Anzahl von Halswirbel besitzen könne als unsere rezenten Crocodiliertypen, die nicht 
mit Ruderschwanz ausgerüstet, also nicht für das Leben im Salzwasser spezialisiert sind, aber diese Ver- 
mutung hat sich auch für Mezriorhynchus nicht bestätigt. Schwierig ist ja nur die Trennung der Rumpf- 
von der Halsregion dann, wenn es sich um die Fixierung des letzten Halswirbels handelt. Das Maßgebende 
für die Bestimmung der Hals- und Rumpfwirbel ist die Lage der Parapophysen und Diapophysen und ihre 
Stellung zueinander. 

Beim rezenten Alligator ist die Parapophyse des achten Wirbels, also des ersten Rumpfwirbels 
knapp an den Unterrand des oberen Bogens hinaufgerückt, wird aber noch ganz vom Wirbelkörper des 
achten Wirbels getragen. Die dazu gehörige Rippe besitzt nicht mehr die kurze, beilförmige Gestalt der 
Gabelrippen der Halsregion, sondern ist nach: rückwärts bedeutend länger im Vergleich zum gegabelten 
Vorderteil ausgezogen. 

Übertragen wir diese Auffassung auf Metriorhynchus, dann verbleiben — abgesehen von Atlas und 
Axis — noch fünf Halswirbel, welche von vorn nach rückwärts nur um wenig an Größe zunehmen, sich hin- 
gegen in der Lage und Ausbildung von Parapophyse und Diapophyse deutlich von einander unterscheiden. 

Vom dritten bis zum siebenten Halswirbel bleibt die Lage der Diapophyse vollkommen dieselbe: 
sie liegt in der Mitte der Wirbellänge und rückt eher ein wenig aus dieser heraus gegen vorn; sie geht 
vom oberen Bogen aus, ist ganz kurz auf dem dritten, wird aber bis zum siebenten Wirbel immer länger 
— den Übergang zu den langen Diapophysen der Rumpfwirbel bildend —, biegt ihre Gelenkfläche etwas 
nach abwärts und nähert sie dadurch der Parapophyse. 

Die Parapophyse jedoch verändert ihre Lage, indem sie erst nach vorwärts, später nach auf- 
wärts wandert; sie liegt (den Wirbel von der Seite betrachtet) beim dritten Halswirbel in der Mitte des- 
selben, genau unterhalb der Diapophyse und knapp über der Basislinie;, beim vierten ist sie ein wenig 
nach vorn gerückt, beim fünften liegt sie schon am Vorderrande, ist etwas erhöht und sitzt bei diesem und 
den folgenden Wirbeln auf einem immer höher werdenden Sockel; beim sechsten rückt sie am Vorderrande 
des Wirbels nach aufwärts und sitzt beim siebenten schon in halber Wirbelhöhe; beim achten (also beim 
ersten Rumpfwirbei) rückt sie über die Mitte, beim neunten (dem zweiten Rumpfwirbel) wird 
sie zum größeren Teil vom Wirbelkörper, zum kleineren vom oberen Bogen getragen und rückt dann 
immer höher hinauf, sodaß sie ähnlich wie die Diapophyse ganz auf den oberen Bogen übergeht. 


Beiträge zur Paläontologie Österreich-Ungarns Bd. XIX. 39 


302 Gustav von Arthaber. [16] 


Beschreibung: In Anbetracht der immerhin bedeutenden Schwankungen in den Mafszahlen der 
gleichen Wirbel bei den verschiedenen Individuen, welche in den Sammlungen mir zugänglich waren, halte 
ich es für überflüssig, ganze Listen von Mafszahlen zu geben, die außerdem noch dadurch nur problema- 
tischen Wert haben, da alle Individuen mehr oder minder stark verdrückt sind. Es handelt sich hier nicht 
um die detaillierte Beschreibung des Wiener Exemplars von Metriorhynchus, sondern um die genaue 
Fixierung des entwicklungsgesclichtlichen Momentes. 

Auf Taf. XXIV, Fig. 2, ist als »Typus der Halswirbel« ein möglichst wenig verdrückter Wirbel — 
der siebente Wirbel — abgebildet. 

Der Wirbel besitzt gleich große und flach biconcave (amphicoele) Gelenkflächen; von vorn gesehen 
ist der Umriß gerundet-eiförmig, von der Seite betrachtet, in der Mitte ziemlich stark eingezogen und von 
unten aus gesehen ebenfalls in den Flanken stark verjüngt, desto höher treten dann die sockelförmigen 
Parapophysenträger hervor (Fig. 2d,c). Die oberen Bogen sitzen mit grober Naht auf dem Wirbelkörper auf 
und tragen die nach abwärts gebogenen starken Diapophysen. Prä- sowie Postzygapophysen sind massiv 
in der Gelenkregion, gegen den Bogen zu leicht verjüngt; der Dornfortsatz ist an seiner Basis kräftig, 
den Wirbelkörper beträchtlich an Höhe überragend und an der Vorderseite stärker verschmälert als an 
der rückwärtigen. Die Unterseite des Wirbels besitzt eine kammartig vortretende, längsstehende Mittel- 
linie im hinteren Teile, welche zwischen den parapophysalen Sockeln verschwindet und in Folge von 
Verdrückung des Wirbels meist stärker hervortritt, als es in Wirklichkeit der Fall ist. 

Die Halsrippen verändern sich in ihrer Gestalt ebenso wie es oben betreffs der diapophysalen 
Stücke der Halswirbel, beim Vorschreiten vom dritten zum siebenten Halswirbel, hervorgehoben worden ist. 

Beim dritten Wirbel ist der Diapophysenträger des oberen Bogens kurz, folglich ist das Tuber- 
cularende der dritten Halsrippe lang; beim siebenten Wirbel hingegen jener lang und dieser daher kurz. 
Zwischen diesen Endpunkten liegen die Übergänge, welche sich allmählich vollziehen. 

Leider kann nur die Abbildung der siebenten Halsrippe nach dem Original gegeben werden 
(Taf. XXIII (II), Fig. 3), während jene der fünften Rippe nach einer Photographie des Berliner Exem- 
plars und einem Fragment aus der MünchnerSammlung angefertigt worden ist (Taf. XXIII (I), Fig. 8). 

Die Halsrippe besteht aus einem längsgestellten, kielförmigen, vorn mehr grerundeten, hinten zuge- 
spitztem und zugeschärftem Basalstück, aus dessen Mitte heraus sich der capitulare und tuberculare Gelenk- 
träger in Gabelform entwickeln. Auf der Außenseite ist die Rippe convex, auf der inneren concav ge- 
staltet; das Basalstück ist an der unteren Kante zugeschärft und die Rippen liegen dachziegelförmig, sich 


mit ihren Enden deckend, übereinander. 


3. Wirbel der Rumpfregion (8.—23.) und deren Rippen. 
(Taf. XXIV (ID), Fig. 48.) 

Es ist schon oben hervorgehoben worden, dafs beim rezenten Alligator allgemein ı2 Rumpf- 
und 5 Lendenwirbel angenommen werden, dafs aber Fraas bei den gut erhaltenen Exemplaren des nahe 
verwandten Geosaurus, aus den Nusplinger Plattenkalken 16 Rumpf- und 2 Lendenwirbel gezählt und 
dann E. Schmidt, bei Beschreibung des Berliner Exemplars von Meiriorhynchus, 17 Rumpf- und 2 
Lendenwirbel angenommen hat. 

So einfach und günstig wie die Verhältnisse für die Beantwortung der Rumpf- und Lendenwirbel- 
frage für Geosaurus lagen, dafs auf einer Platte ohne nennbare Verwerfung der einzelnen Skelettelemente 
die ganze Wirbelsäule erhalten geblieben ist, liegen die Verhältnisse für Metriorhynchus nicht. In den 
Gruben von Fletton werden die Skeletteile einzeln im Ton eingebettet gefunden; da aber, abgesehen von 
anderen großen Reptilien, im Laufe der letzten Jahre zahlreiche Exemplare von Metriorhynchus aus den Fun- 
den zusammengestellt und nacheinander an die verschiedenen Museen verkauft worden sind, so läßt sich 
aus der Art des Vorkommens kein positiver Schluß über die Zugehörigkeit einzelner Skeletteile zu einem 


bestimmten Individuum ziehen. 
Deshalb sind wir lediglich auf die Analogien angewiesen, welche uns der nahe verwandte Geo- 


saurus bietet, und sind daher ebenfalls zur Annahme von 16 Rumpf- und 2 Lendenwirbeln gezwungen. 


[17] Beiträge zur Kenntnis der Organisation und der Anpassungserscheinungen des Genus Metriorhynchus. 303 

Das Maßßgebende für die Unterscheidung der Rumpf- und Lendenwirbel liest in der Gestalt der 
seitlichen Fortsätze der oberen Bogen; sie sind bei ersteren zweiköpfig, zur Aufnahme der doppelten Ge- 
lenkflächen der Rumpfrippen und laufen bei letzteren in eine stumpfe, etwas kariös veränderte Spitze aus, 
die nicht mehr zum Ansatz einer zweiköpfigen, sondern nur einer einköpfigen Rippe dient. Deshalb sind 
die seitlichen Fortsätze der Rumpfwirbel breit, der Lendenwirbel schmäler, und diesen Unterschied kann 
man trefflich auf der Abbildung der Nusplinger Platte bei Fraas (l.c. Taf. V, Fig. 2) sehen. 

Bei Metriorhynchus ist daher, ebenso wie dies Fraas schon von Geosaurus hervorgehoben 
hat, im Vergleich zu unseren rezenten, Land und Süßwasser bewohnenden Crocodilinen eine auffallende 
Streckung des Rumpfes zu beobachten, denn abgesehen von der überhaupt um eins erhöhten präsacralen 
Wirbelzahl ist diejenige der Dorsalwirbel vermehrt, dagegen die Anzahl der Lumbalwirbel auf zwei herab- 
gemindert. 

Bei Metriorhynchus liegen also in der Dorsalregion der 8.—23., in der Lumbalregion der 24. und 
25. Wirbel der ganzen Wirbelfolge. 

Mit dieser Annahme stimmen hingegen die verschiedenen, in den von mir besuchten Museen auf- 
gestellten Individuen nicht genau überein, da in der Rumpf- und Lendenregion des Berliner und Mün- 
chener 19, des Tübinger Exemplares 17 Wirbel liegen, während jenes des Stuttgarter Natu- 
ralienkabinettes IS Wirbel enthält. 

Oben (pag. 301) ist darauf hingewiesen worden, daß der dritte bis fünfte Halswirbel samt den 
‚Rippen gut charakterisiert sind; wir fügen hinzu, daß dies auch von den. Rumpfwirbeln vom dritten 
angefangen der Fall ist; daß der Übergang zwischen Hals- und Rumpfregion sich allmählich innerhalb der 
zwei letzten Hals- und zwei ersten Rumpfwirbel vollzieht und daß es nur beim Funde eines einzelnen der- 
artigen Wirbels schwer fallen mag, ob dieser als Hals- oder Rumpfwirbel aufgefaßt werden müsse. Maß- 
gebend für die Wirbel ist die Lage der Par- und Diapophysen, für die Rippen die immer größer werdende 
Entfernung zwischen Capitulum und Tuberculum; dabei rücken die Gelenkträger, welche bei den vorderen 
Halsrippen aus der Mitte der Rippe heraustreten, immer mehr nach vorn und treten schließlich gewisser- 
mafßen über das Ende noch hinaus. Der nach oben geschobene Kammwulst der zwei ersten Rumpfrippen 
ist nichts anderes als die aufwärts geschobene untere Kante der ersten Halsrippen (vgl. Fig. 35, 4b, 65.). 

Beschreibung: Beim ersten Rumpfwirbel ist die Parapophyse noch mehr an den oberen 
Bogen herangerückt, sitzt auf einem ziemlich hohen Sockel auf, wird aber noch ganz vom Wirbelkörper 
getragen. Die Diapophyse ist lang, herabgebogen und ähnelt sehr jener des letzten Halswirbels. 

Die dazu gehörige Rumpfrippe (Fig. 4a, b) zeigt deutlich die immer länger sich streckende 
Gestalt derselben im Vergleich zur! letzten Halsrippe (Fig. 3a, b). Obgleich die Streckung nur zu dem 
Zwecke erfolgt, um Anschluß an das Sternum zu erzielen, wird dieses dennoch durch die erste Rippe 
nicht erreicht. 

Der zweite Rumpfwirbel (Fig. 5a, db) besitzt ebenso wie der vorangehende und die 
folgenden eine zylindrische Gestalt, welche in der Mitte ziemlich stark verjüngt ist und auf der Unterseite 
eine, bei den ersten Wirbeln mäßig deutliche, dann rasch verschwindende, längsgestellte Kante aufweis 
ähnlich jener der Halswirbel; die Gelenkflächen sind, so wie bei jenen, ebenfalls flach concav. Die Fläche 
der Parapophyse sitzt wieder auf einem kräftigen, erhabenen Sockel auf und wird zu einem Teile vom 
Wirbelkörper, zum anderen vom oberen Bogen gebildet. Der seitliche Fortsatz, welcher die Diapophyse 
trägt ist kräftig, etwas länger als jener des ersten Wirbels aber weniger herabgebogen. Diese Stellung 
der beiden Gelenkflächen bedingt auch eine größere Spannweite der Gelenkträger der zweiten. Rumpfrippe. Der 
Dornfortsatz ist relativ dünn und entspricht an Länge üngefähr Dreiviertel der Wirbellänge; die Präzy- 
gapophysen sind kräftig und sowohl weitgreifender als auch bedeutend niederer wie die Postzyga- 
pophysen. 

Die zweite Rumpfrippe (Fig. 6a, b) besitzt schon den Typus der Rumpfrippen der 
folgenden Wirbel. Sie ist im Gegensatz zur ersten schlanker und bedeutend länger geworden und 
deutet in der Biegung schon die Wölbung des Thorax an. Der oben schon besprochene Kammwaulst, 
der bei den folgenden Rippen fast ganz verschwindet, ist noch kleiner geworden und höher hinaufgerückt, 

39* 


304 Gustav von Arthaber. 6 8] 


aber das Rippenende ist nicht mehr zugespitzt, sondern abgestumpft und stand daher ebenso schon mit dem 


Sternum in knorpeliger Verbindung wie beim rezenten Alligator. 


3.16. (= 10.—23.) Rumpfwirbel und deren Rippen. 


Sämtliche folgenden Wirbel besitzen fast die gleiche Gestalt, welche jener der beiden ersten Rumpfwirbel 
ähnelt. Bei den mir zugänglichen Exemplaren konnte höchstens eine ganz geringe Längenzunahme der 
Wirbel der Dorsalregion von vorn gegen rückwärts beobachtet werden und keineswegs eine so außerordent- 
liche wie sie Fraas (l. c. pag. 51) von Geosaurus suevicus schildert, sodaß sich schließlich Breite und 
Länge wie 1:2 verhält. Freilich scheint diese Angabe auffallend und auch mit der Abbildung (Taf. V) 
einigermaßen in Widerspruch zu stehen. 

Par- und Diapophyse sind auf den oberen Bogen übergegangen und werden von einem kräftigen und 
breiten seitlichen Fortsatz getragen. Die Breite desselben wechselt etwas; sie ist schmäler bei den 
vorderen (etwa dem dritten bis sechsten Wirbel), wird dann breiter bei den folgenden (etwa siebenten bis 
zwölften Wirbel) und wieder schmäler bei den letzten Rumpfwirbeln; gleichen Schritt damit haltend, ändert 
sich auch dreimal die Länge resp. Spannweite dieser Fortsätze. 

Die Dornfortsätze sind untereinander fast gleich hoch; sie sind etwas eckiger sowohl wie niederer 
im Vergleich zu den letzten Hals- und zwei ersten Rumpfwirbeln, so daß wir ın der Nackenpartie eine Art 
Kamm annehmen müssen. 

Auf Taf. XXIV (II), Fig. 7a, 5, c, ist die Abbildung des 14. Rumpfwirbels vom kleineren Wiener 
Exemplar samt der zugehörigen Rippe gegeben. 

Die Rumpfrippen (vgl. Abbildung der Rumpfrippen, ibid. Fig. 4a, 5, 6a,b, 7a, c) sind in der vorderen 
und rückwärtigen Region kürzer, in der mittleren länger, genau den breiteren mittleren Wirbelfort- 
sätzen entsprechend. Sie sind im oberen Teile, zwischen Capitulum und Tuberculum gerundet, im unteren 
abgeflacht und etwas verbreitert; die Außenseite ist stärker gerundet als die Innenseite, auf der — ähnlich 
wie auf den Rippen der Übergangsregion des Halses zur Brust — noch eine flache Furche kenntlich bleibt. 
Das untere, aufgerauhte Ende der Rippe ist wieder etwas verbreitert, gestaucht und zum Ansatze der knor- 
peligen Verbindungsstücke mit dem Sternalapparat adaptiert. 

Processus uncinati konnten nicht beobachtet werden. 

Die allgemeine Gestalt der Rumpfrippen ist flach gebogen, ihre Stellung gegen den Wirbel etwas 
nach rückwärts gerichtet, so daß wir, eben so wie bei Geosaurus, eine seitlich zusammengedrückte schlanke 
Gestalt des Rumpfes angedeutet finden. 


4. Der 1. und 2. Lendenwirbel (24. und 25. Wirbel). 
(Taf. XXV (IV), Fig. 2a, b.) 

Die Lendenwirbel sind betreffs ihrer Unterscheidung von den Rumpfwirbeln schon oben kurz charak- 
terisiert worden. Maßgebend ist die Gestalt der seitlichen Fortsätze, die schmäler aber länger als jene 
der letzten Rumpfwirbel geworden sind, sie biegen sich zugleich stärker nach abwärts und zeigen eine ein- 
zige Ansatzstelle für eine kurze verknöcherte oder längere Knorpelrippe. Dieser Querfortsatz ist ein Element 
des oberen Bogens und kein Analogon der sogenannten Sacralrippe. In diesen seitlichen Fortsätzen bildet 
sich ein anderer Typus derselben im Gegensatz zu jenem aus, der für die Dorsalregion geltend war. Die 
Fortsätze sind schmal und kaum breiter als jene des ersten Rumpfwirbels. Da dadurch ihre Festigkeit 
bedeutend Einbuße erleiden würde, läuft eine kräftige, sockelartige Stützleiste vom Wirbelkörper selbst bis 
fast zur Spitze, welche somit den Fortsätzen die mangelnde Solidität verleiht. 

jener Typus gilt für die zwei Lenden- und ebenso auch für die beiden Sacralwirbel. 

Da jene seitlichen Fortsätze natürlich ein genaues Analogon jener der Rumpfwirbel darstellen, so 
entspricht die Gelenkfläche am Ende des Fortsatzes der Diapophyse, während die Parapophyse nur mehr 
durch eine Art aufliesender Verdickung, oberhalb des Vorderrandes des Fortsatzes angedeutet bleibt. 


[19] Beiträge zur Kenntnis der Organisation und der Anpassungserscheinungen des Genus Metriorhynchus. 305 


5. Bauchrippen. 


Beim Erhaltungszustande von Metriorhynchus in den Oxfordtonen ist es begreiflich, daß Bauch- 
rippen sich bei den bekannten Museal-Exemplaren nicht vorfinden. Sie waren aber gewiß vorhanden, viel- 
leicht jenen von Geosaurus ähnlich (vgl. 1. c.. Taf. V, VII, Fig. 8, 9), wurden aber bei der Aufsammlung 
wohl übersehen oder als wertlos und unbestimmbar bei Seite gelegt, da sie durch Verdrückung vielleicht ganz 


deformiert waren, 


6. 1. und 2. Sacralwirbel (26. und 27. Wirbel). 
(Taf. XXV (IV), Fie. ı.) 

In Folge des hohen Grades von Plastizität, welchen die Knochen im feuchten Ton erlangen und des 
Druckes unter dem jener liegt, sind sie in der verschiedensten Weise deformiert und zumeist verquetscht. 
Das kann man an fast allen Knochen, besonders den größeren, beobachten und darunter haben auch die 
beiden Beckenwirbel mit ihren langen, sogenannten Sacralrippen in bedeutender Weise gelitten. Soweit mir 
bekannt, sind nur beim Tübinger Exemplar die Dornfortsätze zum Teil erhalten und die Sacralrippen sind 
entweder dort, wo sie sich mittels Naht an den Wirbelkörper ansetzen, aus dieser Nahtverbindung gelöst 
und dorsoventral verdrückt (Wiener Exemplar) oder sie sind mitsamt den Wirbeln selbst caudacervical 
flachgequetscht (StuttgarterExemplar). Wir sind daher bei der Rekonstruktion der Wirbel samt Fortsätzen 
und Apophysen lediglich auf Analogien und Wahrscheinlichkeit angewiesen. 

Die beiden Sacralwirbel entsprechen an Größe ungefähr den Lendenwirbeln, scheinen aber im 
Querschnitt nicht so schlank ovalgerundet zu sein wie alle anderen Wirbel, sondern entsprechend der 
Funktion, die sie als Anschlußpunkte für die Hinterextremitäten zu erfüllen haben, breiter gerundet, 
kräftiger und gedrungener gebaut zu sein wie jene. 

Auf dem Wirbelkörper (dem Zentrum) sitzen die oberen Bogen, welche mit diesem verschmelzen 
auf, »umspannen« ihn aber nicht, wie es Fraas (l. c. p. 27) von Dacosaurus schildert; jedenfalls 
ist dieses Umspannen dort höchst auffallend. Prä- und Postzygapophysen sind nirgends erhalten, scheinen 
aber (aus einzelnen Resten zu schließen) in der gewohnten Weise gebaut zu sein und sind höchstens etwas 
kräftiger und breiter als bei den Lendenwirbeln entwickelt; auch die Dornfortsätze sind zumeist nicht er- 
halten. Hingegen gibt Hulke (l. c. Taf. XVII, Fig. 4, pag. 426 die Abbildung eines zweiten Sacral- 
wirbels mit auffallend langem, oben verdicktem und, von vorn gesehen, etwas gedrehtem Dornfortsatze. 

Nach meinen Skizzen — denn das Original liegt mir leider nicht vor — ähneln jene des Tübinger 
Exemplars dieser Abbildung, so daß wir uns die Neurapophysen kräftig und auffallend lang vorstellen; 
ob freilich nicht die Länge der Dornfortsätze des Tübinger Exemplars zum Teil auf Rechnung einer Ergän- 
zung zu setzen sind, vermag ich hier nicht anzugeben. 

Die sogenannten Sacralrippen sind mittels Naht mit dem oberen Bogen und dem Wirbelkörper 
verbunden; ihre Länge ist je nach Art und Alter des Individuums verschieden, aber immer etwas größer 
als die doppelte Höhe des Wirbelquerschnittes; sie reichen bogenförmig nach abwärts und ihre Spannung 
gibt die Breite des Beckens an, die stets kleiner ist als die Länge beider Ischia, weshalb sich für diese 
nie jene horizontale Stellung ergeben kann, wie sie Fraas (l. c. p. 34, 58, Taf. VIII, Fig. 8) von 
Dacosaurus und Geosaurus beschreibt. Die Rippenstücke selbst sind sehr massiv, entsprechend ihrer 
Funktion als Träger des Beckens und Pivot der Hinterextremität; sie sind seitlich verbreitert mit kräftigen 
Verstärkungen sowohl an der Unterseite gegen den Wirbel zu, als gegen oben; dadurch ergibt sich für 
die Distalpartie ein dreieckiger Querschnitt, dessen Spitze durch einen Kammwulst gebildet wird, der 
gegen den Wirbelkörper zu sich verbreitert und allmählich in der Prä- sowie Postzygapophyse ausläuft. 
Entsprechend diesem Querschnitt ist auch das Distalende der Rippe annähernd dreiseitig und die 
Enden beider Rippen sind gegeneinander geneigt, einen stumpfen Winkel bildend, in den das Ilium 
sich eindrängt. Von der Seite gesehen, sind beide Rippen gegeneinander gebogen und ihre Innenseiten um- 
schließen eine länglich-ovale Öffnung. Aus der Stellung der Distalenden (beim ersten Sacralwirbel nach rück- 


wärts, beim zweiten nach vorn) ist der erste vom zweiten Sacralwirbel gut zu unterscheiden. 


306 Gustav von Arthaber. [20] 


Die Gestalt der Sacralrippen von Metriorhynchus ist freilich gänzlich verschieden von jener, 
die Fraas von Geosaurus (l. c. pag. 52) beschreibt. Dort sind die beiden Wirbel mit ihren Rippen 
deutlich von einander getrennt, so zwar, dafs bei ihnen sich nicht einmal eine kleine Fläche herausbildet 
längs derer letztere sich aneinander angelegt haben. Hier aber bei Geosaurus verschmelzen die Sacral- 
rippen distal so vollständig; mit einander, dafs nicht einmal eine Naht mehr die Trennungslinie andeutet. 
Sollte hier nicht vielleicht ein Beobachtungsfehler vorliegen? Die rekonstruierte Abbildung (Taf. VIII, Fig. 4) 
scheint nicht ganz mit der Photographie der vorzüglich erhaltenen Stuttgarter Platte A (Taf. V, Fig. 2) 
übereinzustimmen, wenigstens läfßt sich bei der starken Verkleinerung in der Photographie jene Verschmelzung 
der Sacralrippen-Enden nicht erkennen, die vielmehr aussehen als wenn an der rückwärtigen Seite der ersten 
und der vorderen Seite der zweiten Sacralrippe sich eine Schnittlinie zeigen würde, längs welcher die beiden 
Rippen sich an einander angelegt hätten. Für letztere Auffassung, daß beide Rippen getrennt und 
wie bei Metriorhynchus stumpfwinkelig gegen einander gestellt waren, spricht auch die Gestalt des Ilium, 
das (Taf. VIII, Fig. 56) nicht eine längliche Ansatzstelle für die verwachsenen Sacralrippenenden aufweist, 
sondern ähnlich wie bei Metriorhynchus deren zwei. Wäre dies der Fall, dann würde abermals große 
Ähnlichkeit auch in der Gestalt der Sacralregion herrschen. 

Es ist in jüngster Zeit eine interessante Studie von Jaekel?) erschienen, welche die »Mundbildung 
der Wirbeltiere« behandelnd, auf die Homologien bei Mund- und Kiemenbögen, Rippen sowie Schulter- und 
Beckengürtel in ihrer primären Anlage hinweist. Diese Deutung jener Skelettelemente-Gruppen und ihre 
Gegenüberstellung läßt den Aufbau jener Gruppe aus den gleichen Elementen erkennen, die dann im Ent- 
wicklungsgange der Organismenreihe teils obliterieren, teils nach der einen oder anderen Richtung variieren. 

Betrachten wir den primitiven Schultergürtel, so besteht dieser aus den vier Elementen: Supra- 
scapula, Scapula, Coracoid und Präcoracoid. Da im Beckengürtel der Scapula u. s. w. das Ilium, Ischium 
und Pubis entspricht, so kann das Homologson der Suprascapula nur durch die sogenannte Sacral- 
rippe gebildet werden, die einst von Owen als Pleurapephyse bezeichnet worden ist und mittelst 
Naht am oberen Bogen sowohl wie an den Wirbelkörper anschließt und also beiden fremd gegenüber steht. 
Sie dürfte hingegen in Parallele mit dem Suprascapulare der Rynchocephalen zu setzen sein, was jedenfalls 
große Wahrscheinlichkeit für sich hat und auch wir akzeptieren diese Deutung. 

Die Wirbelsäule zeigt einen deutlichen Schnitt zwischen den Lenden- und Sacralwirbeln, während erstere 
aufs innigste mit den Rumpfwirbeln verbunden sind. Das geht schon daraus hervor, daß beide Wirbelgruppen 
dieselbe Adaption der gleichen Wirbelelemente für die gleiche Funktion des Rippentragens aufweisen 

Das ändert sich aber plötzlich vom ersten Sacralwirbel an: Die Processus transversi ver- 
schwinden, die Neuralia rücken höher hinauf und sitzen nur mehr aufder Oberseite des für die Aufnahme 
des Neuralrohres etwas abgeflachten Wirbelzylinders auf und bilden, abgesehen von ihrer Funktion als 
Ansatzstellen für die Muskulatur, nur die feste Hülle des Nervenstranges. Die Querfortsätze werden hin- 
gegen durch ein neu hinzutretendes Element, durch die oben besprochene Sacralrippe gebildet, da diese 
mittelst einer Naht mit dem Wirbel verbunden ist und nicht aus ihm hervorgeht. Genau wie bei den Sacral- 
wirbeln bleibt dieselbe Gruppierung auch zumindest bei den vorderen Caudalwirbeln bestehen, deren (Juer- 
fortsätze ebenfalls nicht vom oberen Bogen geliefert werden, sondern durch ein der Sacralrippe ent- 
sprechendes fremdes Skelettelement, das so wie diese ebenfalls nahtförmig mit dem oberen Bogen und dem 
Wirbelcentrum verzapft ist. 

. Es wiederholt sich also betreffs der Gruppierung der Wirbelsäule-Elemente im postsacralen Teile 
dasselbe wie im präsacralen: hier schließen sich die Lendenwirbel aufs engste in Bau und Organisation an 
die Rumpfwirbel an und erleichtern daher die Vermehrung resp. Verminderung dieser in Bezug auf jene; 
dort sind die Schwanzwirbel ein genaues Homologon der Beckenwirbel, wodurch die Aufnahme neuer Wirbel 
aus der Schwanzreihe für die Beckenserie ermöglicht wird. Daraus ergibt sich das Gesetz, daß die Ver- 
mehrung der Wirbelanzahl getrennt in beiden Abschnitten der Wirbelsäule, präsacral 
und postsacral, vor sich geht und daß aus der rückwärtigen Partie Wirbelin die vor- 


dere Partie aufgenommen werden, aber nicht umgekehrt. Die Vermehrung der Dorsal- 


!) Sitzungsber. Ges. naturf. Freunde, Berlin 1906, pag. 8. 


[21] Beiträge zur Kenntnis der Organisation und der Anpassungserscheinungen des Genus Metriorhynchus. 307 


wirbel, z. B. bei den an marines Leben angepaßten Crocodilinen im Vergleich zu den Festland- und 
Süßwasser-bewohnenden Formen, erfolgt auf Kosten der Lendenwirbel. Die Vermehrung der Sacral- 
wirbel bei den Dinosauriern und Pferosauriern hingegen geht auf Kosten der Caudalwirbel vor sich. 
Deshalb stellt der Processus transversus des postsacralen Abschnittes ein ganz anderes 
Element dar wie das mit der gleichen Bezeichnung fixierte Stück der präsacralen Wirbel und aus diesem 
Grunde können wir der Ansicht Jaekels (l. c. pag. 12) nicht beipflichten, der die Processus trans- 
versi bei prä- und postsacralen Wirbeln als ident und als homolog den Sacralrippen der Beckenregion 
ansieht. 
4. Wirbel der Caudalregion. 
(Taf. NNXV (IV), Eig. 3a, b, 4, 6) 
Betreffs der Anzahl der Wirbel müssen wir wieder von der Analogie mit Geosaurus ausgehen, 
denn in Folge der schon oben angegebenen Gründe ist die Zahl der Caudalwirbel bei den verschiedenen 
Exemplaren von Metriorhynchus eine ganz verschiedene. Bei den vier, so ziemlich vollständigen Exemplaren, 


welche die Umbeugung der Wirbelsäule zum Ruderschwanz zeigen, enthält das 


Wiener Exemplar 33 Caudalwirbel, 
Tübinger > 33 » 
Stuttgarter » 30 » 
Münchener » 36 » 


Wenn wir auch annehmen können, daß hier mehr, dort weniger der kleinen letzten Endwirbel 
fehlen dürften, so herrscht trotzdem keine Gleichartigkeit in der Caudalwirbel-Folge, denn bei all diesen vier 
Exemplaren trägt jener Wirbel, welcher den Scheitel der Abbiegung der Wirbelsäule bildet, eine andere 
Zahl in der Wirbelreihe: beim Wiener Exemplar’ ist es z. B. der 25., beim Münchener der 26. Wirbel, 
trotzdem mit Sicherheit anzunehmen ist, daß hier ebenso eine Gesetzmäßigkeit herrscht wie in der Anzahl 
der Hals- und Rumpfwirbel. 

Gehen wir von Geosaurus aus, dann ist nach Fraas (l. c. pag. 54, Taf. VII, Fig. 7) der 27. 
Wirbel jener, der gegen den vorangehenden auffallend kleiner geworden ist: das heißt die Umbiegung: 
beginnt hier und im Scheitel derselben liegt der 28., welcher sich durch einen besonders kräftig entwickelten 
Dornfortsatz auszeichnet. Vergleicht man dagegen die Photografie (Taf. V, Fig. 2), dann bildet der 31. Wirbel 
den Scheitel. Hier liest also gewiß ein Irrtum vor. Da aber auf der Photographie jener Stuttgarter Platte A 
noch unter den Wirbeln die mit Bleistift eingetragenen kleinen Zahlen zu lesen sind, halten wir uns an die 
Photographie und nehmen daher bei Geosaurus den 31. Wirbel als jenen an, welcher den Scheitel des 


Bogens bildet. 
Es fehlen also beim Wiener Exemplar aus der Reihe der vor dem Scheitelpunkt liegenden 


Wirbel sechs, beim Münchener nur fünf Wirbel. 

Die Bedeutung der Abbiegung der Wirbelsäule und der Umwandlung ihres Endes zu einer Schwanz- 
flosse ist von Fraas (l. c.) schon genügend gewürdigt worden; wir möchten nur nochmals betonen, daß 
die Ausbildung des Ruderschwanzes das auffallendste Anpassungsmerkmal an das marine Leben dieser 
Crocodilier bildet, welches also eine zweifellose Analogie zur Entwicklung der Schwanzflosse bei den 
Ichthyosauriern darstellt: unter der gleichen Lebensbedingung hat sich im gleichen Sinne 
ein und dasselbe Anpassungsmerkmal herausgebildet. 

Vergleichen wir mit der oben bezeichneten Geosaurusplatte die Caudalwirbel des Wiener Mezrio- 


rhynchus-Exemplars, dann sind bei diesem 


der = (28%) Caudalwirbel vorhanden, 
» 2u—(00)) » fehlt, 

» 3.—8. = (30.—35.) » vorhanden, 
> Sue, = (6, 375) > fehlt, 

» 11.—I5. — (38.—42.) > vorhanden, 


!) Wirbel der ganzen Wirbelsäule. 


308 Gustav von Arthaber. [22] 


der 16.u.17. — (43., 44.) Caudalwirbel fehlt, 


» IS. — Zu 453) » vorhanden, 
> NEL — (MO, 217) » fehlt, 
21.—39. — (48.—66.) >» vorhanden, 


» 40.44. (45.2) = (67.—71.) (72.2) Caudalwirbel fehlt. 


Die Caudalwirbel verjüngen sich allmählich vom 1.—26. (28.—53.) Wirbel; von diesem angefangen 
beginnt die Krümmung der Schwanztlosse und die Wirbel erlangen aus dem anfänglich rechteckigen Quer- 
schnitt rasch einen trapezförmigen, bei dem die Schmalseite die Basis bildet; auf den kurzen 32. (60.) 
Wirbel, welcher schon unterhalb des Scheitels der Abbiegung liegt, folgt ein längerer 33. (61.), von dem 
angefangen die Wirbel bis zur Schwanzspitze sich abermals verjüngen. 

Besonders charakteristisch sind die Dornfortsätze ausgebildet, die allein beim Münchener 
Exemplar und leider auch da nur vom 22.—32. Wirbel erhalten sind. Sie stimmen genau mit den Dorn- 
fortsätzen bei Geosaurus überein, die Fraas (l. c. pag. 52, Taf. V, VII, Fig. 6, 7) treffend beschrieben 
hat. Wir können daher aus der Gestalt der hinteren auch auf die vorderen Dornfortsätze schließen und für 
diese die gleiche Gestalt annehmen, die wir von Geosaurus her kennen. 

Der Ruderschwanz erforderte eine außerordentlich starke Muskulatur, da speziell das caudale Flossenstück 
als Propeller wirken mußte. Um diesen kräftigen Muskeln auch eine kräftige, solide Ansatzstelle zu schaffen 
ist die, im Allgemeinen abgerundete Form der caudalen Dornfortsätze abgeändert worden: sie sind im vor- 
deren Teile des Fortsatzes beim dritten Wirbel eingekerbt; die Kerbe greift rasch tiefer bei den folgenden 
Wirbeln, deren Fortsätze dadurch in zwei Teile geteilt werden, ein kleinerer vorderer — Fraas nennt 
ihn Vorreiter — und breiterer rückwärtiger Teil, der über den Wirbel hinaus nach rückwärts ausgezogen 
ist. Vom 25..-—31. Wirbel sind die Dornfortsätze auffällig niederer als bei den vorangehenden, dafür sind 
sowohl der »Vorreiter« als der rückwärtige Teil gedrungener, massiver entwickelt und an Stelle des 
flachen, abgerundeten, rückwärtigen Endes tritt eine abgestutzte und zugleich verdickte Form. Der Dornfortsatz 
des 31. Wirbels ist davon abweichend: da er den Scheitel des Schwanzbogens bildet, ist er besonders 
kräftig gestaltet, ist aber nicht wie die vorangehenden niedergedrückt, sondern steht senkrecht in die Höhe 
und ist gegen oben besonders stark verdickt; auffallenderweise fehlen ihm die Postzygapophysen. Die 
folgenden Wirbel zeigen die umgekehrte Stellung der Dornfortsätze: sie sind cervical, also gegen den 
Scheitelwirbel zu gewendet, um der Schwanzkrümmung Stütze und Festigkeit zu bieten. Der 32. Wirbel 
berührt mit seinen Präzygapophysen und dem kräftigen Dornfortsatze jenen des 31. Wirbels. Auffallender- 
weise ist beim Münchener Exemplar (bei den anderen fehlen die Fortsätze überhaupt) nur die 
rechte Postzygapophyse vorhanden, während eine linke überhaupt nicht ausgebildet ist, sodaß wir zur An- 
nahme gedrängt werden, daß beim 32. Wirbel nur eine linke Postzygapophyse entwickelt war; vom 
33. Wirbel an ist wohl wieder Gleichmäßigkeit eingetreten und den letzten, den Endwirbeln, haben wahr- 
scheinlich wie bei Geosaurus die Dornfortsätze, die ja nur geringe Funktion mehr zu erfüllen hatten, über- 
haupt gefehlt. 

Wie die Dornfortsätze auf der Oberseite des Wirbels, hatten die Hämapophysen auf der Unter- 
seite derselben eine besondere Aufgabe und dienten teils als bewegliche »Spannstege« für die Muskulatur, 
teils als knöcherne Verstärkung auf der Unterseite der abgebogenen Schwanzregion. 

Nur beim Berliner Exemplar sind einige Hämapophysen erhalten, welche ihrer Größe nach aus 
der vorderen Caudalpartie stammen. Wir sind daher auch betreffs dieser wieder auf die Analogien mit Geo- 
saurus hingewiesen. Fraas (l. c.) gibt an, daß vom dritten Caudalwirbel an — bei Metriorhynchus ist 
dies erst beim vierten der Fall — die rückwärtige Unterseite des Wirbels etwas abflacht und daß sich 
rechts und links davon Gelenkflächen für die Hämapophysen (Chevron bones) ausbilden. Jene Abflachung 
wird dann immer breiter und länger und vom zehnten Wirbelan (Münchener Exemplar) hat sich eine 
rechteckige Fläche ausgebildet, die vom Hinter- zum Vorderrand reicht und erst vom 34. Wirbel an, also 
erst jenseits des Caudalscheitels, wieder verschwindet. Zugleich kerbt sich auch in jener Schwanzpartie 
der Vorderrand des Wirbels etwas ein, dadurch den Chevron bones freiere Bewegung lassend. In der 


[23] Beiträge zur Kenntnis der Organisation und der Anpassungserscheinungen des Genus Metriorhynchus. 309 


abgebogenen Caudalpartie allein sind jene Gelenkfacetten auffallend schwach, was auf sehr dünne Angliede- 
rungsstücke der Chevron bones in dieser Caudalregion hinweist. 

Die Hämapophysen, die nach der bekannten Auffassung ein Analogon der gabelförmigen Bauch- 
rippenstücke darstellen, sind anfänglich ebenfalls gabelförmig (Taf. NXV (IV), Fig. 6) langgestielt und auffallend 
breit und kräftig, dort wo sie sich an den Wirbel ansetzen. Sie werden (nach Fraas) nach rückwärts zu 
rasch kleiner, ändern ihre Gestalt, indem sie sich hakenförmig nach rückwärts biegen und bei dieser Bie- 
gung verbreitern. Unterhalb der Schwanzkrümmung vom 29.—33. Wirbel werden sie scheibenförmig nach vorn 
und rückwärts verbreitert, um den abgebogenen Schwanz gegen unten zu stützen, erlangen weiter nach 
rückwärts zu wieder allmählich die hakenförmige Gestalt und verschwinden so wie die Neurapophysen 
bei den letzten Wirbeln ganz. 

So ungefähr müssen wir uns die Gestalt der Hämapophysen nach Geosaurus rekonstruieren. 

Die Deformierung, welche die Wirbel fast° stets erlitten haben, macht sich auch bei der zu- 
sammenhängenden Betrachtung der caudalen Querfortsätze in unangenehmer Weise geltend. Nach 
dem Vorbilde der Sacralwirbel sind (betreffs der Processus trausversi) auch die ersten Caudalwirbel ge- 
staltet, und zwar in sofern, daß — wir müssen sie der Analogie halber Caudalrippen nennen — diese mittelst 
Naht mit Wirbelkörper und oberem Bogen verbunden sind. Je nachdem ein Caudalwirbel schief oder 
senkrecht zur Längsachse oder längs dieser verdrückt ist, läßt sich diese Beobachtung: besser, schlechter 
oder garnicht machen; z. B. beim Wiener Exemplar ist sie sehr gut, beimStuttgarter und Münchener 
nur bei einzelnen Wirbeln möglich. Die ersten Caudalrippen sind etwa ı1!/,mal so lang wie ihr Wirbel breit 
ist, besitzen einen ähnlichen Querschnitt wie die Sacralrippen, d. h. sind durch eine leistenförmige Ver- 
diekung gegen unten sowohl wie gegen oben verstärkt; bei den nach rückwärts folgenden Wirbeln redu- 
zieren sich die Rippen rasch und sind beim etwa 19. oder 20. Wirbel verschwunden; ihre Ansatzstellen 
sind von der Grenze zwischen Wirbelkörper und oberem Bogen auf ersteren allein übergegangen und 
stehen an der Vorderkante desselben. Beim sechsten Caudalwirbel des Wiener Exemplars läßt sich der 
nahtförmige Anschluß der Rippe an den Wirbel noch gut beobachten, später nicht mehr; zugleich verkürzen 
sie sich rasch und verschwinden bald überhaupt. 

Die Caudalrippen von Metriorhynchus sind jenen von Geosaurus sehr ähnlich denn der Unter- 
schied in der Länge der Querfortsätze (vgl. Fraas, l. c. Taf. VII, Fig. 6) ist nur scheinbar und durch 
die perspektivische Zeichnung veranlaßt, wie die Photographie der Stuttgarter Platte (Taf. V, Fig. 2) 


beweist. 


Brust-, Beckengürtel und Extremitäten. 
(Taf. XXV (IV), Fig. 7—10, Taf. XXVI (V), Fig. 17.) 


Da in der Entwicklung des Ruderschwanzes eine tiefgreifende Anpassungserscheinung an das Leben 
im Meere ausgesprochen ist, war zu erwarten, daf auch die Extremitäten, Brust- und Beckengürtel eine 
ähnlich weitgehende Modifikation erfahren würden. 

Nachdem Fraas die Organisation von Dacosaurus und Geosaurus beschrieben und jene 
Umwandlungs- und Anpassungserscheinungen uns kennen gelehrt hat, die sich in so glänzender Weise speziell 
bei letzterer Form beobachten ließen, war auch für die Kenntnis von Metriorhynchus der Weg gewiesen, 
auf dem wir den Ersatz der bestehenden Lücken in unserer Kenntnis der Organisation von Metriorhynchus 
durch neue Tatsachen finden würden. 

Bis zu einem gewissen Grade besteht allerdings eine Analogie der Anpassungserscheinungen an 
das Wasserleben bei beiden Formengruppen, aber eben im Grade derselben liegt auch der Unterschied. 
Er wird uns erklärlich wenn wir bedenken, daß Metriorhynchus die ältere und Geosaurus die jüngere 
Form ist, und wir begreifen auch, dafs die Modifikationen hier größere und dort nur geringere Resultate 
erzielt haben, die alle im vorliegenden Falle sich aufs schönste mit den stratigraphischen Ergebnissen 


decken. 


Beiträge zur Paläontologie Österreich-Ungarns, Bd. XIX. 40 


310 Gustav von Arthaber. [24] 


1. Schultergürtel. 


Der Schultergürtel ist, nachdem wir sieben Halswirbel angenommen haben, in der Region des 
ersten und zweiten Rumpfwirbels (d. h. des achten und neunten Wirbels der ganzen Wirbelfolge) gelagert. 
Erhalten ist davon nur das Coracoid und die Seapula. Beides sind relativ kurze Knochen, die einan- 
der ähnlich ausgebildet sind durch ihre, in der Mitte eingeschnürte und sowohl proximal als distal verbrei- 
terte Gestalt. Auffallend ist die geringe Knochenstärke, die aber wohl durch die Verdrückung der Knochen 
im Tonlager zu erklären ist. 

Das Coracoid (Taf. XXV, Fig. 7), welches merkwürdigerweise nur beim Berliner Exemplar (von 
der linken Seite) allein erhalten ist und allen anderen Individuen aus den Stuttgarter, Tübinger, 
Münchener und Wiener Sammlungen fehlt, hat eine ventral halbmondförmig begrenzte Form, ist im 
Mittelstück bis etwa auf ein Drittel der ventralen Ausdehnung eingeschnürt und verbreitert sich dann rasch 
gegen die Gelenkseite, welche bogig begrenzt ist. Die Gelenkfläche selbst ist breit-oval und gestattete 
dem Humerus freie Bewegung; an der Gelenkseite, und zwar dem Gelenkende etwas genähert ‚liest das 
Foramen des Coracoids. { 

Die Scapula (Taf. XXV, Fig. 8), die ebenfalls merkwürdigerweise wieder nur beim Wiener 


Exemplar (von der rechten Seite) erhalten ist, zeigt dorsal eine halbmondförmige Begrenzung und abgestutzte 


Fig. 8. Brustgürtel von Metriorhynchus. ca. !/; nat. Gr. 


dorsale Kante, an welche sich das knorpelig-sehnige Verbindungsstück mit der Wirbelsäule anheftete; hier 
gestattet der Erhaltungszustand die Verdrückung des Knochens zu beobachten. Die Einschnürung in der 
Mitte ist noch etwas stärker wie beim Coracoid, dann verbreitert sich das Stück wieder rasch gegen die 
ventrale Seite zu; der Knochen ist massiv gegen die ventrale resp. Gelenkseite zu entwickelt und nur 
der distale Flügel ist, entsprechend seiner geringeren Funktion, etwas stärker abgeflacht; die Gelenkfläche 
ist ebenso breit wie jene des Coracoids; zwischen den beiden Enden der Ventralseite liegt eine tiefe Kerbe, 
welche ungefähr dem Foramen des Coracoids entspricht; durch die breiten Gelenkflächen in Coracoid und 
Scapula entstand ein breites Acetabulum, das der Paddelbewegung der Vorderextremität volle Freiheit ließ. 


2. Vorderextremität. 


Sie ist relativ verkürzt und zu einer paddelähnlichen Gestalt umgeformt; leider war es nicht möglich, 
die ganze Extremität auch mit Hilfe der Bestände aller jener Sammlungen, die ich besuchen konnte, zu- 
sammenzustellen. Hier war der eine, dort der andere Knochen vorhanden und die Schwierigkeit lag darin, 
daß dieselbenin der Größe «ufjenedes WienerExemplars und vielfach für die andere Körperseite umgezeichnet 
werden mußten. Daß dabei manche Irrtümer mit unterlaufen sein mögen, soll sofort zugegeben werden; 
höchst wahrscheinlich sind sie aber nicht schwerwiegender Natur. Vom Carpus fand sich nur ein einziger 
Knochen (Stuttgarter Kabinett), vom Metacarpus nur der des ersten Fingers (Tübinger Sammlung) 
und das erste Glied des ersten Fingers (bei einem noch verkäuflichen Exemplar aus dem Besitze 
des Herrn B. Stürtz in Bonn); die übrigen Metacarpalien und Phalangen fehlen vollständig und sind in 
entsprechender Größe nach Geosaurus (Fraas ]. c. Taf. VIII, Fig. 3) gezeichnet worden. 

a) Humerus (Taf. XXV, Fig. 9); ist aus einem relativ schlanken Stücke gebildet, welches sich distal 
etwas verjüngt. Das proximale Gelenk ist breit-gerundet und hier ist der Knochen am stärksten, das distale ist 
mehr abgeflacht, hat abgerundete Kanten und seine Stärke ist etwas geringer wie jene des Proximalteiles; 


[25] Beiträge zur Kenntnis der Organisation und der Anpassungserscheinungen des Genus Metriorhynchus. 311 


der Trochanter ist kräftig ausgebildet und an der Spitze etwas verdickt; in ihm erreicht der Humerus die 
größte Breite und der Knochen erscheint hier etwas convex nach außen gekrümmt. 

Der Humerus liegt in drei Exemplaren der Stuttgarter, Wiener und Berliner Sammlung vor ; sie 
differieren alle in der Größe, stammen aber auffallenderweise alle von der linken Körperseite. Das Ber- 
liner Exemplar wurde von E. Schmidt (l. ce. Taf. XII, Fig. 1) abgebildet. 


db) Ulna und Radius (Taf. XXV, Fig. 5) sind im Vergleich zum Humerus, den sie an Länge 
etwas übertreffen, ziemlich groß. Der abgebildete Radius gehört dem Wiener Exemplar an; ein zweiter 
liegt mir aus der Münchener Sammlung vor. Die proximale Seite ist gerundet, von innen gegen außen 
ansteigend; von oben gesehen ist die Gelenkfläche auf der, der Ulna zugekehrten Seite breit, auf der äußeren 
abgeflacht; das distale Ende ist weniger verbreitert als das proximale, seine Gelenkfläche ist flach-gerundet 
und seine Dicke gering. Der Radius ist in der Mitte eingeschnürt, stabförmig von rundlich-ovaler Gestalt. 

Die Ulna ist am proximalen Ende auffallend breit, auf der dem Radius abgewendeten Seite stark 
gekrümmt und verjüngt sich gegen das distale Ende zu einer Gelenkfläche, die kleiner als jene des 
Radius ist; der Knochen ist im proximalen Teile dick und die Gelenkfläche, von oben gesehen, innen breit 
und gegen außen abgeflacht, die allgemeine Form von innen gegen außen ansteigend, also ähnlich jener des 
Radius gestaltet. Hiedurch entsteht eine für das Distalende des Humerus unverhältnismäßig breite Gelenkung. 
Zwischen Radius und Ulna bleibt der Länge nach eine gestreckt-ovale Öffnung frei; beide Knochen legen 
sich proximal mit breiter Artikulationsfläche aneinander, distal berühren sie sich nur (vgl. Textfig. 9). 

c) Carpus (Taf. XXV, Fig. Io). Leider ist aus der Mittelhand nur ein einziger Knochen erhalten, 
der dem Stuttgarter Exemplar angehört, von der linken Seite stammt und ziemlich stark verdrückt ist. 
Dieser Knochen, der als Radiale zu deuten ist, scheint im ganzen flach-schüsselförmig gestaltet zu sein 
mit stärkerer Aufbiegung sowohl auf der Körperseite als auch gegen die proximale und distale Gelenk- 
fläche zu; sein Umrif ist annähernd quadratisch mit abgerundeten Ecken; die relativ schmale proximale 
Gelenkfläche entspricht der ähnlich schmalen Ausbildung des Distalendes des Radius. 

d) Metacarpus (Taf. XXV, Fig. ı1). Von ihm liegt, wie schon oben erwähnt, nur ein Knochen 
vor, dessen Zugehörigkeit zum ersten Metacarpale angenommen wurde und der beim Tübinger Exem- 
plar allein erhalten ist. 

Es ist ein langgestreckter, schwach nach außen gebogener Knochen, dessen Länge kleiner als die 
halbe Länge des Radius ist; die proximale Gelenkfläche ist relativ breit und schließt an die distal ver- 
breiterte des Radiale an; die Distale ist kleiner als erstere und schräge gegen innen gestellt; der Meta- 
carpus ist im ganzen auf der Außenseite dick, verschmälert sich gegen die Innenseite und zeigt daselbst 
eine abgestumpfte Kante; am proximalen Ende ist er von außen her verjüngt, sodaß sich scheinbar eine 
Art Trochanter herausbildet. 

e) Digitale (Taf. XXV,Fig. 12). Wie schon betont, ist nur ein einziges Fingerglied beimStürtz’schen 
Exemplar erhalten, das einem bedeutend gröfßeren Individuum angehören dürfte; es ist etwas verdrückt, 
wodurch es auf der Außenseite wohl flacher als in Wirklichkeit erscheint und besitzt im allgemeinen eine 
trianguläre Gestalt mit kürzerer Innen- und längerer Außenseite. Die proximale Gelenkfläche ist breit, 
rund-oval, nach vorn (cervical) gegen die Körperseite zu ansteigend und entsprechend der von außen nach 
innen gestellten distalen Gelenkfläche des Metacarpus von innen nach außen gestellt; das distale Gelenk 


ist klein, oval und parallel zum proximalen, von innen nach außen gestellt. 


Schultergürtel und Vorderextremität, so wie sie hier beschrieben und abgebildet wurden, 
stehen in Widerspruch mit der bisher üblichen Auffassung. Bevor wir uns der Diskussion derselben zu- 
wenden, soll in Kürze das historische Material dafür zusammengetragen werden. Als erster hat Hulke!) 
in seiner »Skeletal anatomy of the Mesosuchia«, wie schon eingangs hervorgehoben worden war, Scapula, 
Coracoid und Humerus von Metriorhynchus beschrieben und die Knochen des Schultergürtels abge- 
bildet: von der Scapula lag nur ein Fragment der Distalpartie vor, welches Hulke schematisch in unrich- 
tiger Weise ergänzt hatte; er deutete den jenseits der tiefen Kerbe, also vor der distalen Gelenkfläche 


) Proc. Zool. Soc. London 1888, Nr. 30, pag. 427 ff. 
40* 


372 Gustav von Arthaber. [26] 
liegenden Fortsatz als Präscapula und sah darin ein Analogon des »acromial process« bei den Anomo- 
dontiden, was aber, wie mir scheint, jedenfalls gewagt war. Das Coracoid, sicher kenntlich durch seine Per- 
forierung, war auffallend durch seine Kleinheit im Vergleiche zur Rekonstruktion der Scapula. Wenn wir letztere 
heute nach dem Wiener Exemplar ergänzen, verringert sich der Gröfßenunterschied bedeutend, immerhin 
bleibt die Scapula etwas größer als das Coracoid. Dagegen ist in Rücksicht zu ziehen, dafs das Coracoid 
des BerlinerExemplars, welches wohl einem gröfseren Individuum als es das Wiener ist, angehörte, um 
ein bedeutendes größer ist als die Wiener Skapula. Entweder haben also Scapula und Coracoid, welche 
Hulke vorlagen, nicht demselben Individuum angehört oder zwischen dem Berliner und Wiener 
Exemplar bestanden, wenn nicht Art- so doch Geschlechtsunterschiede. Der Humerus ist von Hulke 
leider nicht abgebildet worden, dürfte aber der Beschreibung nach annähernd im Größenverhältnis und der 
Gestalt mit unserem Exemplar übereinstimmen, 

Dann hat Fraas (l. c.) zu wiederholten Malen sich mit denselben Knochen jenes Schultergürteis befaßt, 
deren Bestimmung in Zweifel gezogen (p. 31) und im Fragment der Scapula der Hulke’schen Zeichnung 
das »gelenktragende« Ende des Ischium gesehen. Daf5 diese Auffassung irrig war, ist heute erwiesen wie 
die Abbildung des Ischium im folgenden (Taf. XXV, Fig. 14) zeigt und wie die Abbildung des Ischium von 
Steneosaurus bei Hulke (Taf, XIX, Fig. 5) ahnen ließ. 


Als Letzter, soweit mir bekannt, hat E. Schmidt (l. c.) Brustgürtel und Vorderextremität besprochen 
und trotzdem ihm das Ischium des Berliner Exemplars von Metriorhynchus vorlag, die Fraas’sche 
Deutung des Scapula-Fragments aus der Arbeit Hulkes akzeptiert. Er stellt (Taf. XII, Fig. ı) den 
Schultergürtel zusammen aus dem Coracoid und einem Knochen, den er als Scapula deutet, der aber ein 
Radius ist; der Humerus ist ähnlich dem Wiener Exemplar. 

Es war mir aufgefallen, daß bei allen Exemplaren, die sich in den verschiedenen Sammlungen 
finden, stets derselbe Knochen als Scapula montiert war und doch gar nicht Scapula-ähnlich aussah, 
bis ich in der Müncher.er Sammlung bei einem fragmentair erhaltenen zweiten Metriorhynchus-Exemplar 
auf demselben Knochen die Bezeichnung »Scapula« mit Mr. Leeds Handschrift fand. Durch Vermittlung 
des Herrn B. Stürtz, dem ich eine Skizze der mir bekannt gewordenen Extremitätenknochen geschickt und der 
diese an Mr. Leeds weitergegeben hatte, erhielt ich von Mr. Leeds einen Brief, in dem er mich warnte, 
denselben Fehler wie Hulke zu begehen, welchen er ebenfalls schon vor Erscheinen seiner Publikation auf 
das Falsche der Bestimmung jenes Knochens als Scapula aufmerksam gemacht hätte; jener Knochen sei 
nichts anderes als »another coracoid«, was wohl als »Coracoid einer anderen Form« zu verstehen ist. 
Zugegeben, daß die Möglichkeit vorhanden ist, daß das Foramen des Coracoids sich bis zu jener Kerbe 
erweitern könne, so liegt doch kein Grund vor, warum jener Knochen durchaus keine Scapula sein dürfe. 
Ich bin Mr. Leeds für sein Interesse wohl zu großem Danke verpflichtet, beharre aber dennoch auf meiner 
ursprünglichen Ansicht, denn jener angebliche Scapula-Knochen aus der Münchener Sammlung mit 
der Leeds’schen Bestimmung kann nur ein Extremitäten-Knochen sein. 

Er zeigt (Textfigur 9) oben eine breite Gelenkfläche und einen so vollständigen Anschluß an 
einen zweiten Knochen, der oben so wie jener gestaltet ist; beide verjüngen sich nach unten zu, wo beide 
nur schmälere Gelenkflächen zum Anschlusse der schwächeren Carpalknochen besitzen; beide stimmen so 
genau in der Größe überein und berühren sich auch distal, wenn man die beiden proximalen Gelenkflächen auf- 
einander legt, daß beide Knochen zweifellos nur zusammengehören können und dann als Radius und Ulna 
gedeutet werden müssen. Wenn jener Knochen aber einRadius ist, kann er nicht die Scapula sein, die 
dann wohl richtig durch den (Taf. XXV, Fig. 8) abgebildeten Knochen dargestellt wird. 

Fraas fand die von Hulke abgebildete Scapula zu groß im Verhältnis zum Coracoid, wodurch 
ein »Monstrum eines Schultergürtels« entstehen würde. Ganz wörtlich darf man das nicht nehmen, denn 
ähnliche »Monstrositäten« finden sich bei den nahe verwandten Parasuchiern, speziell bei Belodon, und 
in jüngster Zeit hat Mr. Gregor!) in einer Arbeit, welche die amerikanischen Parasuchier zum Gegen- 
stande hat und speziell die Phytosauridae: Phytosaurus (Belodon) und Rhytidodon behandelt, von letzterem 


!) The Phytosauria etc, Memoirs Americ. Mus. Nat. Hist., Vol. IX, Part. 2, 1906. 


[27] Beiträge zur Kenntnis der Organisation und der Anpassungserscheinungen des Genus Metriorhynchus. 313 


den Schultergürtel abgebildet (Pl. IN, Fig. 20), bei dem die Scapula mehr als zweimal so lang als das 
Coracoid ist. Auf dieser Abbildung besitzt die Scapula allerdings einen entfernten Grad von Ähnlichkeit 
mit der Leeds’schen »Scapulas, zeigt aber deutlich den scapularen Gelenkflächenteil für das Acetabulum 
des Humerus, den jene nicht besitzt. 

Andererseits ist Scapula und Coracoid bei Mysiriosaurus Mandelslohi(?) Br.!) (Taf. V, Fig. 3) 
und Moysiriosaurus Tiedemanni Br. (Taf. II B.) ganz ähnlich ausgebildet, wie wir es für Meiriorhynchus 
annehmen. 

Es ist ja eine längst bekannte und oft bewährte Tatsache, daß bei der Anpassung von Wirbeltier- 
typen an das Wasserleben bei den Extremitätenknochen, und zwar besonders im Schulter- oder Becken- 
gürtel sich die Tendenz beobachten läßt, die Knochen zu verbreitern und zu verkürzen. In glänzendster 
Weise zeigt dies /chihyosaurus, daß aber Metriorhynchus schon eine verkürzte Scapula besitzt, darf des- 
halb ebensowenig überraschen, wie daß der Humerus noch nicht so stark verkürzt und verbreitert ist wie 


bei den oberen Weißjura-Thalattosuchiern. 


Fig. 9. Ulna und Radius der linken Seite des Münchener (2.) Exemplars. 
a Radius, b Ulna, beide von außen; c Radius, d Ulna, beide von innen; nat. Größe. 


Wenn wir also auf unserer ursprünglichen Ansicht beharren, dann würde der Schulterapparat 
von Metriorhynchus sich so darstellen wie die Textigur 8 es andeutet. 

Sternum, Clavicula oder Interclavicula sind nicht in der mindesten Andeutung vorhanden. Ob sie 
aber fehlen? Von Rhytidodon (l. c.) wird eine Clavicula abgebildet; Bronn und Kaup bilden auf Taf. V 
ein Sternum von Mystriosaurus Mandelslohi? Br. ab und bei Geosaurus liegt auf der Stuttgarter Platte A 
vor dem Coracoid ein länglicher Knochen, der eventuell als Clavicula zu deuten wäre. 

So wie die Scapula differiert auch der Humerus von Metriorhynchus, Geosaurus und Dacosaurus 
bedeutend; letztere Arten stehen sich diesbezüglich sehr nahe, doch ist ihr Humerus stark verbreitert und ver- 
kürzt, gegen jenen von Metriorhynchus, der seinerseits wieder verkleinert und verkürzt gegen den Humerus 
der Lias-Teleosaurier (Mystriosaurus, Pelagosaurus) ist. Dieses Verhältnis ist nur durch geringere resp. 
größere Anpassung an das Wasserleben zu erklären, welche der aquatische Seitenzweig der Crocodilinen 
in der Zeit zwischen Zias und oberstem Jura erlangt hat. 

Dasselbe gilt auch für die Umformung; des Unterarmes, welche bei den Weißjura-Formen in so voll- 
ständiger Weise erfolgt ist, daß Radius und Ulna zu flachen Knochenplatten verändert worden sind, 


) Bronn und Kaup: Abhandlungen über die gavialartigen Reptilien der Liasformation, Stuttgart 1842. 


314 Gustav von Arthaber. [28] 


während bei Metriorhynchus jene Knochen noch dieselbe Gestalt bewahrt haben, die sie bei den Typen 
des Lias: Pelagosaurus und Mystriosaurus sowie beim jüngeren Zeleosaurus aus dem Dogger besaßen. 
Daß die proximale Gelenkfläche des Unterarmes, wie eben betont, so auffallend groß im Vergleich zum 
Humerus-Ende ist, hat wohl seinen Grund darin, daß dieser in seinem schmalen distalen Teile gewissermaßen 
den knöchernen Kern in der breiten ligamentär knorplig-sehnigen Masse darstellte, die Oberarm und Unter- 
arm verband. 

Indessen ergreift die Umformung bei der Anpassung — trotzdem die allgemeine Gestalt von Radius 
und Ulna noch nicht besonders auffallend verändert worden ist — auch schon diese beiden Knochen. Wir 
kennen ja nicht die, das Festland bewohnt habenden Ahnen aus der Hauptreihe des Crocodilinen- 
Stammes von denen, wie Fraas gezeigt hat, sich die Thalattosuchier abgezweigt haben, und hypo- 
thetisch ist daher die Annahme, daß jene alten Crocodilinen im Bau der Extremitäten ähnlich den heutigen 
Formen waren, denn unter den gleichen Lebensbedingungen bleibt der Skelettbau sehr konservativ. Bei 
den lebenden Crocodilinen finden wir eine »gekreuzte« Stellung der Unterarmknochen, d. h. ihre gleich- 
sinnigen Schnittebenen treffen sich unter einem Winkel und liegen nicht in derselben Ebene; an Humerus- 
und Unterarmknochen treten deutliche Rollgelenke auf. Letztere müssen wir bei terrestrem Leben dieser 
hochentwickelten Reptilgruppe wahrscheinlich auch für die terrestren Ahnen der heutigen Crocodilinen annehmen 
und die »gekreuzte« Stellung der Unterarmknochen ist dann die notwendige Folge der gleichen Gangart 
bei Ahnen und Nachkommen. Bei den wasserbewohnenden Formen wird aber diese »gekreuzte« Stellung aufge- 
geben, da die Extremität parallel zur Medianlinie gestellt werden muß, um die Ruderbewegung zu ermöglichen.) 

Bei Metriorhynchus nun liegen die Unterarmknochen schon in einer Ebene — gerade so wie bei 
den älteren Teleosaurier: Teleosaurus, Mystriosaurus und Pelagosaurus —, während sie bei den Parasu- 
chiern (Belodon) noch gekreuzt zu sein scheinen. Deshalb verschwindet das Rollgelenk im Ober- und Unter- 
arm, deshalb ist die proximale Artikulationsfläche des letzteren so auffallend groß geworden und deshalb 
hat sich jene distale ligamentäre Verbindung des Humerus herausgebildet, die bei den höchst spezialisierten 
Typen mit aquatischer Lebensweise, z. B. den Pythonomorphen, Ichthyosauriern, Sauropterygiern die ver- 
loren gegangenen Rollgelenke in den Extremitätenknochen ersetzt. 

Weil dieselben auch am Distalende des Unterarmes fehlen, deshalb sind die Carpalia flach und 
plattig geworden und stehen deshalb in deutlichem Gegensatz zu den Tarsalien. 

Das einzig erhaltene Metacarpale von Metriorhynchus besitzt ebenfalls — als Anpassungsmerkmal 
minderen Grades — noch nicht die breite, plattige Gestalt des Metacarpus der Weißjura-Teleosaurier, die 
Fraas (l. c. Taf. IV, Fig.3) von Dacosaurus und (Taf. VIII, Fig. 3) Geosauwrus abbildet, sondern er steht 
in der Umformung zwischen diesen jüngeren und den oben genannten älteren Formen, Myszriosaurus 
und Pelagosaurus deren Metacarpalien und Phalangen noch die zylindrische Gestalt besitzen. 

Trotzdem sind wir, besonders wegen Gestaltung, Verkürzung und Lage des Humerus, des Ober- 
armes und der Carpalia, gezwungen, eine paddelartige Gestalt der Vorderextremitäten bei Metriorhynchus 
anzunehmen, wenn auch diese »Paddle« gewiß noch nicht so stark verkürzt und funktionell reduziert war, 


wie dies Fraas für Dacosaurus und besonders für Geosaurus nachweisen konnte, 


3. Beckengürtel. 


Der Beckengürtel ist aus einem relativ kleinen Iliu m, einem flachen, ziemlich großen Ischium und 
ebensolchem Pubis gebildet. 

a) Dasllium (Taf. XXV,Fig. 13) ähnelt in seiner Gestalt einem ungleichseitigen, verschobenen, d.h. 
auf die Spitze gestellten Viereck mit abgestumpften Ecken; die Mitte desselben ist flach ausgehöhlt auf der 
Aufßsen- und ein wenig aufgewölbt auf der Innenseite; an die Wölbung der letzteren, deren Oberfläche auf- 
gerauht ist, schließen sich mit breiter, ebenfalls aufgerauhter Oberfläche die Sacralrippen vor und hinter einer 
Linie an, welche senkrecht zur Wirbel-Achse das Iiium in zwei fast gleiche Teile zerlegt. Die Außen- 


ı) ©. Abel: Die Sirenen der mediterranen Tertiärbildungen Österreichs; Abhandl. k. k. geol. R.-A., Bd. XIX, 
2, 1904. 


[29] Beiträge zur Kenntnis der Organisation und der Anpassungserscheinungen des Genus Metriorhynchus. 315 


seite des Iliums ist randlich fast durchwegs aufgewölbt und es entsteht dadurch das Acetabulum des 
Femur. Von den drei Ecken des Ilium-Vierecks ist das vordere besonders stark verdickt und begrenzt 
dadurch die Bewegung des Femur gegen vorn und aufwärts; ihm gegenüber sitzt eine kleinere Ver- 
dickung, welche die Bewegung nach rückwärts und aufwärts einschränkt; die in der Mittellinie liegende 
obere Ecke ist breit abgerundet und die hintere Ecke nasenförmig nach hinten ausgezogen. Der obere Rand, 
welcher diese drei Ecken verbindet, ist breit verdickt und von oben her besonders im rückwärtigen Teile ab- 
geflacht; die vierte, untere Ecke ist in kaum merklicher Weise verdickt, da die untere Begrenzung des Aceta- 
bulums durch die Oberseite des Ischium gebildet wird. Das 

b) Ischium (Taf. XXV, Fig. 14) ist durch einen auf der Außen- wie Innenseite fast gleichmäßig 
flachen Knochen gebildet. Denkt man sich die oben für das Ilium angegebene Halbierungslinie über das 
in die gleiche Ebene gelegte Ischium verlängert, dann zerlegt sie dasselbe in zwei ungleiche Teile, einen 
breiten vorderen und kleinen rückwärtigen, auf der gemessen das Ischium fast doppelt so groß wie 
das Ilium ist. Die obere Seite des Ischium ist kurz und aus einem zapfenartigen kleineren vorderen Stück 
gebildet, an welches sich das Pubis anschließt; das hintere Stück zeigt eine breite vertikale Gelenkfläche 
für das Femur, welche zugleich dessen Acetabulum gegen unten schließt, zwischen beiden Teilen lieg; 
eine tiefe Grube. Beim rezenten Alligator durchbricht ein Foramen den Rand des Ilium und Ischium, das 
bei Metriorhynchus noch nicht vorhanden ist, sondern erst durch jene Grube im Oberrand des Ischium allein 
angedeutet wird. Der: Vorderrand desselben ist fach ausgeschnitten und dem Zapfen oben entspricht ein 
sporenartiger Vorsprung am unteren Eck; die Unterseite des Ischium ist fast geradlinig begrenzt und 
nur in der Mitte etwas ausgebuchtet, die rückwärtige Seite leicht gewellt; das hintere Eck ist im Gegensatz 
zum Sporen-artigen vorderen breit abgestutzt. 

ce) Das Pubis (Taf. XXV, Fig. 15) ist ein flacher, schaufelförmiger Knochen, dessen Außenseite 
ein wenig gewölbt, dessen Innenseite ganz flach ist; die Vorderseite ist flach gewölbt, besitzt gegen unten 
einen kleinen Vorsprung und ist kantig abgeschnitten; die beiden Pubes waren also ligamentär verbunden. 
Der distale Teil ist viel massiver, im Querschnitt rundoval und schließt sich mit relativ großer Gelenkfläche 
an den zapfenartigen Vorsprung des Ischium an. Diese breite Gelenkfläche scheint auf einen größeren Grad 
von Beweglichkeit des Pubis hinzuweisen, als es bei den rezenten Formen möglich ist (Taf. XXVI (V), Fig. 7). 


4. Hinterextremität. 

Dieselbe ist aus einem auffallend langen Oberschenkel, kurzem Unterschenkel, relativ maßivem 
Tarsus und langen Metatarsen und Phalangen gebildet. 

a) Das Femur (Taf. XXVI, Fig. 1) ist ein auffallend langer in einer flachen Sigmoide gekrümmter 
Knochen, der im proximalen Teile massiv ausgebildet, im distalen mehr abgeflacht ist. Die proximale sowohl 
wie die distale Gelenkfläche sind kugelig und ihr Querschnitt dreieckig. Bei ersterer liest die flache Seite 
gegen außen, die Spitze des Dreiecks gegen innen; die vordere (cervicale) Dreiecksseite legt sich an das 
Acetabulum, die hintere (caudale) gelenkt an dem schwachen rückwärtigen Tuberkel des Iliums, welches 
die Bewegung des Gelenkkopfes gegen rück- und aufwärts hemmt. Unter diesem selbst ist das Femur auf 
der unteren Seite etwas eingeschnürt, auf der oberen kantig und diese Kante verschwindet erst in dem 
undeutlich markierten inneren Trochanter. Entsprechend der Abflachung des Femur (vom zweiten Drittel 
an) wird aus dem gerundeten ein spitzovaler Querschnitt, sodaß auf der Unter- wie Oberseite sich eine stumpfe 
Kante herausbildet. Der Querschnitt des distalen Gelenkes ist so gestellt, daß die Spitze des Dreiecks 
durch die untere Kante des Femur gebildet wird; die gegenüberliegende Seite ist schmal und darin eine 
Grube für die Bewegung gegen die Fibula zu eingesenkt; die Außenseite ist rund-gewölbt, die Innenseite 
etwas konkav gestaltet. 

Bei fast allen Exemplaren sind Femora erhalten. 

b) Die Tibia und Fibula (Taf. XXVI, Fig. 2) betragen an Größe ungefähr ein Drittel der Länge 
des Femur und sind daher im Vergleiche zu jenen der rezenten Crocodilinen außerordentlich stark verkürzt. 
Die Tibia ist aus einem massiven Knochen gebildet, dessen proximaler Gelenkkopf einen annähernd tra- 
pezoidalen, dessen Distaler einen dreieckigen Querschnitt besitzt; ersterer ist breit konkav, nach vorn etwas 


316 Gustav von ÄArthaber. [30] 


gesenkt und auf der inneren (Körper-)Seite etwas abgeflacht, letzterer flach konkav. Der Proximalteil der 
Tibia ist flach gewölbt. Der Distale stumpf dreikantig und der Ausgleich beider Gestaltungen erfolgt im 
oberen Drittel; die Seite der Tibia gegen die Fibula ist etwas stärker eingezogen als die andere. 

Die Fibula ist ein schlanker Knochen, der in »gekreuzter« Stellung sich an die breite Tibia-Seite 
anlegt; die obere Gelenkfläche ist flach konkav und besitzt einen, in eine Kerbe der Tibia passenden 
Vorsprung, die untere ist ebenfalls konkav und vorn von breitgerundeter, hinten abgeflachter, schmaler 
Gestalt, während die proximale Gelenkfläche vorn schmal, hinten breitgerundet ist und von vorne gegen 
rückwärts (vgl. Zeichnung) ansteigt. Dieses proximale Tibia-Gelenk greift bei starker Beugung des Unter- 
schenkels nach aufwärts in die Kerbe des Femur-Gelenkes ein. Von vorn gesehen ist die Fibula auf der 
Tibia-Seite geradlinig begrenzt, die Außenseite ganz flach konkav. 

Tibia und Fibula sind, wohl infolge der Solidität der Knochen, relativ häufiger erhalten geblieben ; 
wir finden beim Tübinger Exemplar die Fibula, beim Stuttgarter Tibia und Fibula von links, beim 
Münchener dieselben Knochen von rechts, deren Abbildung (auf die Größe des Wiener Exemplars 
reduziert) hier gebracht worden ist; vom Berliner Exemplar liegt die Tibia von rechts vor. 

c) Vom Tarsus (Taf. XXVI, Fig. 3) sind dagegen nur beim Stuttgarter und Tübinger Exem- 
plar je ein Knochen erhalten, der als Astragalus bestimmt werden muß, während beim Exemplar 
des Herrn B. Stürtz in Bonn von einem Individuum Calcaneus und Astragalus sowie das Cuboi- 
deum (4. Tars.) vorliegen, welche vom rechten Fuße stammen. Da das Bonner Exemplar aber be- 
deutend größer als das Wiener ist, mußten auch die Knochen des Tarsus auf die Größe dieses Exemplars 
gebracht werden, deren Abbildung wir bringen. 

Der Galcaneus (Tibiale) ist leider etwas verdrückt; er besitzt auf der Innenseite einen gerun- 
deten Ausschnitt für den Astragalus, die Außenseite ist konvex; die Unterseite besitzt einen schräg abge- 
stutzten inneren Rand, der gegen die Oberseite des Astragalus artikuliert; die Oberseite steht in Berührung 
mit der Tibia, ihr etwas aufgebogener innerer Rand berührt eben noch die Fibula auf der Innenseite. 

Auch der Astragalus (Fibiale) ist von oben her etwas verquetscht, jedoch gestattet das Stutt- 
gsarterExemplar die Rekonstruktion. Es ist ein massiver, etwas verschoben-, konisch-vierseitiger Körper mit 
breiten Rollgelenkflächen auf der Innen(Calcaneus-)seite gegen diesen und gegen das Cuboideum, und 
flach gewölbten Seitenflächen auf Ober-, Unter-, Hinter- und Vorderseite, welche gegen Fibula und den 
Metatarsus artikulieren; die abgerundete Spitze des Astragalus liegt gegen rück- und auswärts und deshalb 
ist auch die Unterseite der Fibula so stark nach rückwärts verlängert. 

Das Cuboideum liegt vorn und unten zwischen Astragalus und Calcaneus; es besitzt pyra- 
midenförmige Gestalt, deren Flächen, Kanten und Ecken abgerundet sind; die Form nähert sich also ent- 
fernt einer Kugel; die allseitigen Rollgelenke artikulieren gegen Astragalus und Calcaneus, die zweiseitig 
etwas abgeschrägte Unterseite gegen den zweiten und dritten Metatarsus; die Vorderseite ist am flachsten 
gerundet. 

Ob außerdem ein verknöchertes Cuneiforme anzunehmen sei, läßt sich schwer bestimmen, seine 
Annahme ist aber nach der hohen Entwicklung der übrigen Tarsalien wahrscheinlich. 

d) Der Metatarsus (Taf. XXVI, Fig. 4) ist zum größten Teile aus den Beständen der fünf Museen 
zusammenstellbar, wenn auch die Größe der Individuen differieren und die Reduktion der Metatarsalien 
nur nach der Fraas’schen Skizze auf die Größe des WienerExemplars erfolgen konnte. Glücklicherweise 
gehören alle erhaltenen Metatarsalien nur einer (rechten) Seite der verschiedenen Individuen an. Vom vollständi- 
gerem Münchener Exemplar liegst der zweite und dritte, von dem zweiten, fragmentair erhaltenen der 
dritte und vierte, vom Stuttgarter der vierte, vom Stürtz’schen der dritte Metatarsus vor. 

Der erste Metatarsus ist entsprechend seiner funktionellen Bedeutung als Zerteiler des Wassers 
bei der Schwimmbewegung gewiß so wie bei Geosaurus das kräftigste Metatarsalelement gewesen; er 
fehlt leider bei allen von mir untersuchten Exemplaren. 

Der zweite Metatarsus ist in die Richtung der einen Gelenkfläche des Cuboids gestellt; sein 
proximaler Gelenkkopf ist ziemlich breit, gegen den ersten Metatarsus breit abgeschnitten, der sich proximal 


an ihn an-, nicht aufgelegt hat; gegen den dritten Metatarsus ist er abgeschrägt, denn dieser lag ihm auf; 


[31] Beiträge zur Kenntnis der Organisation und der Anpassungserscheinungen des Genus Metriorhynchus. 317 


der zweite Metatarsus verjüngt sich allmählich gegen unten und verbreitert sich gegen den distalen Gelenk- 
kopf, der die Breite des proximalen besitzt; ersterer ist ein wenig gegen außen gedreht und die Gelenkfläche 
schmäler als die proximale, jedoch mit deutlichem Rollgelenke, ebenso wie die anderen Metatarsalien versehen. 

Beim dritten Metatarsus ist die Drehung nach außen noch stärker. Das proximale Gelenk 
steht in der Richtung der zweiten Gelenkfläche des Cuboids; sein Kopf besteht aus zwei Rollgelenken, 
die gegen einander verschoben sind, indem das eine obere den zweiten Metatarsus deckt, das andere sich 
unter den vierten schiebt. Der Stabteil verjüngt sich allmählich gegen unten und ist entsprechend der 
distalen Gelenkfläche etwas gedreht; diese ist schmäler als die proximale, besitzt gegen das distale Gelenk 
des zweiten Metatarsus eine schwache Abflachung, die darauf hindeutet, dafs bei einer bestimmten Be- 
wegung beide Metatarsen sich distal ebenfalls berühren konnten; im ganzen ist der dritte Metatarsus etwas 
länger als der zweite. 

Der vierte Metatarsus ist massiver als der zweite und dritte und zugleich der längste Meta- 
tarsus des Fußes. Der proximale Gelenkkopf ist breit gerundet und von Dreiecksform, deren abgerundete 
Spitze über den dritten Metatarsus sich legt, während die gegenüberstehende Seite zur Aufnahme des 
(fehlenden) fünften Metatarsus eingekerbt ist; der distale Gelenkkopf ist relativ schmal gerundet, seine 
Breite aber größer wie die proximale; gleich oberhalb des distalen Gelenkes ist der Stabteil des Metatarsus 
eingeschnürt auf der, dem dritten Metatarsus zugekehrten Seite und auf das dadurch etwas vorspringende Stück 
konnte sich bei besonderer Bewegung dieser distal auflegen. 

Die Phalangen-Glieder fehlen; nur beim Stuttgarter Exemplar liegt ein relativ schlanker 
Knochen, der eventuell als erste Phalange der vierten Zehe zu deuten wäre. Da der vierte Metatarsus durch 
den stärksten Knochen gebildet ist, müssen wir wohl, so wie es Fraas von Geosaurus beschrieben hat, 
diesen und die vierte Zehe als den längsten fünfgliedrigen Fuß-Strahl auffassen,; kürzer ist der fünfgliedrige 
vierte, noch kürzer der viergliedrige dritte und der kürzeste ist der dreigliedrige erste Fuß-Strahl. Die fünfte 
Zehe ist reduziert auf einen kurzen Metatarsus-Stummel. 


Es ist schon oben die Befestigungsart des Iliums erwähnt worden, ferner daß letzteres fast allein 
das Acetabulum bildet und daß die verdiekte hintere Gelenkfläche des Ischium die Bewegung des Femur 
ebenso gegen unten fixiert wie das gegen außen stark verdickte vordere Eck des Ilium diese gegen auf- 
und vorwärts begrenzt. Auffallend ist, daß sowohl von Hulke (l. ce. p. Az, Mare XIX, Fig, I, 2) als von 
Fraas (l. c. p. 32, 57) als auchvon E.Schmidt (l. c.p. 108, Taf. XII, Fig. 2) das Ilium übereinstimmend 
verkehrt gestellt wird, sodaß der nach rückwärts ausgezogene obere Randteil nach vorn zeigt. Diese 
Stellung des Ilium samt seinen, das Acetabulum umgrenzenden Tuberositäten, hätte zur Folge, daß das 
Femur und damit die Hinterextremität überhaupt beim Schwimmen entweder gar nicht an den Körper hätte 
angelegt werden können — da die Tuberosität rechts unten (vgl. Schmidt, Taf. XII, Fig. 2) das Femur 
daran hinderte — oder nur um den Preis, dafs der Femur-Kopf ganz aus der Pfanne heraustrat; beides ist 
unmöglich, denn bei einer, an das Wasserleben angepafßten Form kann man keine »breitspurige« Stellung der 
Beine annehmen. 

Durch die Art der Verbindung des Ilium mit den Sacralrippen ergibt sich eine etwas schräge, gegen 
innen und unten geneigte Stellung desselben; dem entsprechend springt der breite hintere Gelenkkopf des 
Ischium vor, während dieses selbst entsprechend seiner, das Ischium übertreffenden Höhe (oder Länge) etwas 
schräger als dieses gestellt war; deshalb verbinden sich beide Ischia, schräg nach abwärts gestellt, in einer 
medianen Symphyse miteinander. Es ist schon oben, gelegentlich der Beschreibung des Ischiums, betont 
worden, daß eine horizontale Stellung der Ischia und Pubes so wie bei Pleszosaurus und wie sie Fraas 
auch von Geosaurus bespricht und zeichnet, nicht gut möglich ist, da die doppelte Länge der Ischia 
bedeutend größer als die Spannweite des sacralen Rippenbogens ist. Ein anderer Beweis liegt im osteolo- 
gischen Wert der verdickten hinteren Gelenkfläche des Ischium für das Acetabulum; wäre das Ischium 
horizontal oder nur annähernd horizontal gestanden, dann wäre die Gelenkpfanne nach unten offen 
und das verdickte Gelenkende des Ilium zwecklos gewesen. Außerdem erinnere ich mich, ein pracht- 
volles Exemplar des Lias-Teleosauriers Mystriosaurus Bollensis bei Herrn A. Hauff in Holzmaden gesehen 
zu haben, welches keineswegs die horizontale, sondern die schräge Stellung der Ischia zeigt. 


Beiträge zur Paläontologie Österreich-Ungarns, Bd. XIX. 4I 


318 Gustav von Arthaber. [32] 


Auffallend groß ist die Länge der Femora. Während bei den rezenten Crocodilinen die Länge des 
Unterschenkels mehr als ?/; des Öberschenkels beträgt, ist sie bei den Lias- Teleosauriern ungefähr 
?/, der Femur-Länge; bei Metriorhynchus ist sie auf !/, herabgesunken und beträgt bei Geosaurus aus dem 
oberen Weißjura nur mehr weniger als !/,, ein Beweis, wie rasch die Verkürzung des Unterschenkels sich 
vom Lias bis in den Weißjura vollzog. Trotzdem haben bei Metriorhynchus Tibia und Fibula ihre »ge- 
kreuzte« Stellung aus der Trias- und Liaszeit beibehalten, sie sind noch immer antiponiert und haben noch 
nicht die paraponierte Stellung der Unterarm-Knochen erlangt oder als Zwischenglied zwischen beiden jene 
Stellung, welche wir bei Geosaurus Fraas (l. c. Taf. VIII, Fig. 9) finden; hier liegt die Tibia mit dem 
proximalen Ende auf der Fibula auf, während beide distal schon paraponiert sind. 

Jener Knochen, der bei Schmidt (l. c. Taf. XII, Fig. 4) als Tibia, in der Tafelerklärung aber 
als »Metatarsus I. des rechten Fußes« bezeichnet wird, scheint der Zeichnung und der Größe nach wirklich 
eine Tibia zu sein. 

Wenn aus dem Längenverhältnis des Ober- zum Unterschenkel sich ein gewisser Grad von Um- 
formung durch die Anpassung an die fischähnliche, besonders auf der Locomotion durch den Ruderschwanz 
basierte » Torpedo«-Gestalt unserer Thalattosuchier-Sippe schon ergibt, so zeigen die deutlich ausgespro- 
chenen Rollgelenke am Ober- und Mittelfuß, daß in der Hinterextremität diese Umformung dennoch nicht 
jene Resultate erzielt hat wie wir sie bei der vorderen Extremität gefunden haben. Metriorkynchus scheint 
sich daher — z. B. beim »Watscheln« im Seichtwasser, ähnlich wie es die Robben auch tun — auf die 
Hinterextremität gestützt und sich so fortgeschoben zu haben, und die auffallend einseitige Entwicklung der 
Metatarsalien scheint diese Ansicht auch zu stützen. Und wenn die Parasuchier der Trias (Belodon) 
ebenso wie die Teleosaurier des Lias (Pelagosaurus, Mystriosaurus) gekrochen oder gegangen und die 
Teleosaurier des Portland geschwommen sind (Geosaurus, Dacosaurus), dann sind die Teleosaurier 
des Oxford (Mefriorhynchus) geschwommen und hatten sich aber noch bis zu einem gewissen Grade die 
Fähigkeit der Fortbewegung im Seichtwasser oder am Strande erhalten. 

Das ergibt sich, wie gesagt, aus den deutlichen Rollgelenken des Tarsus, die bei Geosaurus ver- 
schwunden und schon »zu abgerundeten, polygonalen Scheiben« geworden sind!), hier aber noch deutliche 
kugelige Gelenkstücke darstellen, von einer Höhe der Entwicklung, die an jene der rezenten Crocodilinen 
heranreicht. Die proximale Reihe der Tarsalien konnte ja Dank des Entgegenkommens des Herrn Stürtz, 
vollständig rekonstruiert werden, von der distalen Reihe hingegen kennen wir erst ein Stück und sind 
daher zur Annahme gedrängt, daß das zweite, das Cuneiforme eventuell nicht mehr verknöchert war. 

Mr. A. Leeds teilt mir ferner freundlichst mit, er habe gefunden, daß bei allen Individuen Calca- 
neus und Astragalus »are fixed together«; dies ist nur so zu verstehen, daß ein gewisser hoher Grad von 
Unbeweglichkeit des Mittelfußes bei wahrscheinlich alten Individuen auch dieser Sippe eintritt, daß ferner 
bei erwachsenen Individuen nur ein, bei jungen zwei Stücke in der Distalreihe zu finden sind. Sollte das 
schon angelegte CGuneiforme wieder resorbiert werden? Indessen verdienen diese Angaben des ausgezeich- 
neten Becbachters hier wohl ihren Platz zu finden. 

Von den Metatarsalien fehlen leider der erste und vierte. Mr. Leeds ist der Ansicht, daß 
der (vgl. Textfigur 9), als Ulna beschriebene Knochen als erstes Metatarsale aufzufassen sei. Da wir oben 
aber nachgewiesen zu haben glauben, daß jener Knochen die Ulna tatsächlich darstellt, fehlt uns leider 
das erste Metatarsale vollständig, sodaß wir zur Rekonstruktion desselben, u. zw. nach Geosaurus gezwungen 
waren. Schon oben ist der distalen Ausbildung der Metatarsal-Gelenke gedacht worden, aus der wir ein 
distales Sich-auf-einander-Legen der Metatarsalia folgern mußten, sowie daß bei der Kriechbewegung der 
Fuß auf den Daumen hochkantig aufgesetzt wurde und ein Auftreten auf die flache Sohle ausgeschlossen 
war. Die Metatarsalia und Phalangen zusammen ergeben einen Extremitätenstrahl. Bei Mystriosaurus 
und Pelagosaurus aus dem Lias ist der dritte und vierte Strahl je fünfgliederig und beide sind fast gleich 
an Länge: bei Geosaurus ist der vierte Strahl weitaus der längste und dasselbe gilt, nach dem langen 
Metatarsale zu schließen, auch für Metriorhynchus, während bei den Festlands-Crocodilinen obwohl der dritte 
und vierte Strahl fünfgliederig sind und der erste die massivsten Elemente besitzt, dennoch der zweite der 


)) Rraas (NL, © j% SR): 


[33] Beiträge zur Kenntnis der Organisation und der Anpassungserscheinungen des Genus Metriorhynchus. 319 


längste Strahl ist. Der äußerste Strahl ist so lang und kräftig ausgezogen, damit die Ruderfläche des Fußes 
möglichst verbreitert und verlängert werde, während bei den Festlandstypen der erste und zweite Strahl 
lediglich zur Stütze diente, während der Fuß selbst nicht auswärts, sondern etwas nach einwärts gestellt, die 
Haupt-Körperlast trug. 

Den Hinterfuß haben wir uns wohl, nicht flossenähnlich wie den Vorderfuß, in einem Hautsack 
steckend, sondern frei, vielleicht mit Schwimmhaut zwischen den Zehen vorzustellen. 


Schlußbetrachtungen. 


In den vorangehenden Seiten haben wir den Nachweis beizubringen gesucht, daß die Wirbelsäule 
von Metriorhynchus zusammengesetzt wird aus: 


7 Halswirbel . . . (1-7) 
16 Rumpfwirbel. . . (823) 
2 \Eanelaowiiinel 5. (24, 25) 
2 Sacralwirbel. . . (26, 27) 
44 (45?) Caudalwirbel. . . (28-71 |722|) 


Die Vorwärtsbewegung des Tieres beim Schwimmen im Meere war durch einen besonders zur Propeller- 
bewegung eigens adaptierten Ruderschwanz unterstützt. 

Wir konnten ferner die Beweise dafür liefern, daß das unpaare untere Atlasstück das eigentliche 
Atlascentrum darstellt und der Processus odontoides (Dens epistrophei) dagegen aus den ver- 
schmolzenen Pleurocentren hervorgegangen sei. 

Wir suchten ferner die Tatsache, daß bei den rezenten Crocodilinen, die Axis im Gegensatze zu 
allen anderen Halswirbeln keine Halsrippen trägt, dadurch zu erklären, daß in der Succession der Croco- 
dilinenformen vom Lias bis in die heutige Fauna ein allmähliches Wandern der Halsrippen-Ansätze gegen 
vorn stattfindet, sodaß als momentan letzte Etappe der Zustand des Halsrippen-Ansatzes des rezenten 
Alligators resultiert, während die entwicklungsgeschichtlichen Zwischenstadien zwischen der Lias- und 
rezenten Fauna durch Typen aus der Oxford-, Kreide- und Miozänzeit sich festhalten lassen. 

Schließlich wurde bei Metriorhynchus nachgewiesen, daß die Adaption dieser Crocodilier an 
das marine Leben im Vergleich zu ihren triadischen Festlandsahnen (Farasuchier), abgesehen vom Ruder- 
schwanz, in den Extremitäten deutlich zum Ausdrucke kommt, u. zw. in der Weise, daß Schulterapparat und 
Vorderextremität reduziert werden und die Rollgelenke der letzteren verschwinden, während bei den Hinter- 
extremitäten jene Reduktion erst geringe Erfolge erzielte, indem die Verkürzung nur einzelne Knochen um- 
wandelte (Unterschenkel), während die Rollgelenke im Fuße bestehen blieben. 

Aus diesen Erscheinungen wurde gefolgert, daß der Fuß auch noch zum Kriechen verwendet werden 
mußte und die Metriorhynchiden ähnlich wie die Geosaurier gewiß nicht so vorzügliche Schwimmer waren 
wie man gemeiniglich angenommen hatte. 

Die Adaption der ursprünglich terrestren Grocodilier an das marine Leben vollzieht 
sich in ähnlicher Weise wie wir dieselbe bei den Pythonomorphen (z. B. Platecarpus, Clydastes, Mosasaurus), 
Sauropterygiern (z. B. Nothosauriden, Plesiosauriden), am besten bei den /chthyopterygiern am Werke sehen. 

Die Verkürzung beginnt bei den Crocodilinen im Schultergelenk, u. zw. wird die Scapula von 
Metriorhynchus enorm verkürzt gegen die Scapula der triadischen Festlandsbewohner (Belodon); die fort- 
schreitende Verkürzung des Coracoids läßt sich bei der Aufeinanderfolge triadischer, liasischer und ober- 
jurassischer Typen (Belodon, Mystriosaurus, Metriorhynchus resp. Geosaurus) gut beobachten, während die 
Reduktion des Humerus sich rascher in der Zeit vom Lias bis zum Oberjura (Myszriosaurus, Geosaurus) 
vollzogen hat. In der Stellung der Unterarmknochen zu einander ist bis in den Oxford hinauf erst die Para- 
position derselben erreicht worden und nachdem sie sich nebeneinander in eine Ebene gelegt haben, voll- 
zieht sich die weitere Adaption rasch, denn schon die Weißjuraform Geosaurus besitzt einen vollständig 
reduzierten Unterarm, dessen Ulna und Radius zu Ichthyosaurus-artigen Knochenplatten abgeändert haben. 
Ähnlich verhalten sich die Carpalia, die schon zur Oxfordzeit zu flach-kubischen Knochen sich zum Teil ver- 


qı* 


320 Gustav von Arthaber. [34] 


ändert haben, während auch zur Weißjurazeit (Geosaurus) die Umformung der Metacarpalia noch nicht 
jene Resultate erzielte, deren Ideal die Umformung der Metacarpalia und Phalangen zu Knochenplatten dar- 
stellt, wie sie bei Ichthyosaurus schon zur Liaszeit oder eventuell noch früher erreicht worden ist. 

Bei Metriorhynchus ist keine nennenswerte Umwandlung weder im Beckenapparat noch in der 
Hinterextremität erreicht worden, mit alleiniger Ausnahme der Längenreduktion der Unterschenkelknochen, 
und dasselbe gilt für die Formen des Portland. 

Das Ideal der Umformung des terrestren Reptilstammes zu marinem Leben stellen entschieden die 
Ichthyosaurier dar: Der Körper wird schlank-zylindrisch, »Torpedo«-ähnlich, der Schwanz formt sich zur 
Fischflosse um, welche »Propeller«-ähulich wirkt, Becken und Hinterextremitäten verkümmern, da ihre Funktion 
der Ruderschwanz übernommen hat, während die Vorderextremitäten noch kräftig bei der Vorwärtsbewegung 
und bei der Balancierung mitwirken. Das finden wir, wie gesagt, bei den /chthyosauriern und ferner in 
der heutigen Fauna bei Delphiniden und Balaeniden. Bei den jurassischen, an das Wasserleben adaptierten 
Crocodilinen hatten die Hinterextremitäten funktionell bedeutend bei der Fortbewegung mitzuwirken. Bei 
weiterer Folge dieser Art der Locomotion kann es auch zu einer Vergrößerung der Beckenknochen (Plesio- 
sauriden) kommen. Da im Gegensatz zu Ichthyosaurus mit der kräftigen Vorderextremität diese bei unseren 
Crocodilinen verkimmert ist, muß auch eine weitere Anpassung an eine fischähnliche Gestalt für dieselben 
ausgeschlossen gewesen sein, da die Anpassungsmerkmale (für unsere Anschauung wenigstens) in einer 
falschen Richtung sich entwickelt haben. 

Wenn wir all diese an das marine Leben angepafßsten Formen überblicken, dann trennen sich die- 
selben in zwei Gruppen: 

a) Die erste Gruppe umfaßt jene Formen mit reduzierten Vorder- und kräftigen Hinterextremi- 
täten bei denen das Becken!) selbst eher vergrößert wird; Ruderschwanz vorhanden oder fehlt: 

Rhynchocephalen (Homaeosaurus, oberer Malm), 

Sauropterygier (Nothosauriden, Plesiosauriden, untere Trias — Kreide), 

Croeodilier (Teleosauriden, Lias — untere Kreide). 
Süßwasser-Testudinaten (Trionychiden, von oberer Kreide an). Alle diese Formen besitzen daher vorwiegend 
jurassisches Alter. 

b) Die zweite Gruppe umfaßt die Formen mit besonders kräftig entwickelter Vorderextremität, 
mit stark reduziertem Becken und stark verkürzter Hinterextremität, Ruderschwanz meist vorhanden. 

Pythonomorphen (z. B. Clydastes, obere Kreide), 

Ichthyopterygier (Ichthyosaurus, mittlere Trias — untere Kreide), 

Cetaceen (z. B. Delphiniden, Balaeniden, Tertiär — rezent). 
Marine Testudinaten (Thalassochelys obere Kreide, verwandte Formen rezent). 

Obgleich Ichthyosaurus in Folge seiner vollkommenen Anpassung einen langlebigen Typus darstellt, 
scheint dennoch diese vollkommener angepaßte Gruppe als die jüngere aufzufassen zu sein. Freilich läßt sich 
auch die gerade entgegengesetzte Anschauung begründen, wenn man von dem Standpunkte ausgeht, daß die 
langsame, allmähliche, von der Trias bis in die rezente Fauna reichende Anpassungserscheinung einen im Tertiär 
wiederkehrenden, bewährten Dauertypus darstellt, daher dieser Typus als der ursprünglichere aufzufassen sei. 

In beiden obenerwähnten Gruppen sind auch Vertreter der Teszudinaten angeführt worden, deren 
Entwicklung sich in Folge des starren Panzers wieder in einer anderen Richtung bewegt, aber dennoch auch 


die Reduktion resp. Verstärkung der Extremitätenpaare zeist.?) 


ı) Mit einziger Ausnahme der Trionychiden. 
>) Um Irrtümern vorzubeugen sei besonders betont, dafs in der vorstehenden Studie vorläufig mit Absicht die 
Systematik noch nicht berührt worden ist und auch die systematische Gruppe der Crocodilinen noch in jenem Umfang 


belassen wurde, den sie in K. v. Zittels »Grundzügen« einnimmt. 


Druckfehler-Berichtigung: 


Pag, 318, Zeile 22 und 23, lies Metriorhyuchiden statt Teleosanrier. 


TABEL |. 


Dr. W. Janensch: Über Archaeophis proavus Mass. 


TAFEL I. 


Fig. I. Gesamtansicht von Archaeophis proavus Mass. in natürlicher Größe; bei X Anfang, des 
Fig. 2. Partie aus dem hinteren Rumpfabschnitt, etwa zwischen Wirbel 390 und 425; 2%/,fache 


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W. Janensch: Ueber Archaeophis proavus Mass. 
Taf. I, 


Kunstanstalt Max Jaffe, Wien. 


Beiträge zur Palaeontologie und Geologie Oesterreich-Ungarns und des Orients. Bd. XIX. 1906. 


Verlag v. Wilhelm Braumüller, k. u. k. Hof- u. Universitäts-Buchhändler in Wien 


ITABEIENN 


Dr. W. Janensch: Über Archaeophis proavus Muss. 


Fig. 
Fig. 


> 


ig. 18. Einzelne Schuppe, 20fach vergrößert 


TAFEL II. 


g. 16. Querschnitte der Rippe Fig. 13, 5ofach vergrößert. a) I mm vom Vorderende, b) 2:5 mm vom 
oo 6 RE 

. 17. Querschnitte einer Rippe, etwa bei Wirbel 170, 5ofach vergrößert. a) 2 mm vom Vorderende, 

. Pag. 

. pag. 


Vorderende, c) in der hinteren Hälfte. Links die Innenseite der Rippe . 


b) 6mm vom Vorderende, c) in der hinteren Hälfte. Links die Innenseite der Rippe. . . 


1. Schädelansicht von unten, 3'/;fach vergrößert . . . . . Re . . Pag. 
2. Rekonstruktion des Kieferapparates — der linke Ines: ist fortgelassen, 3!/sfach eroRen . Pag. 
Pr = Prämaxillare. Pt = Pterygoid. 
Ma = Maxillare. QO — Quadratum. 
Pa = Palatinum. Sq — Squamosum. 
Uk — Unterkiefer. 
Die Ersatzzähne sind hell gezeichnet. 
3. Zahn von der Seite gesehen, 2ofach vergrößert . pag. 
4. Zahn von vorn gesehen, 20fach vergrößert 5 . Pag. 
5, Zalıa won Inte GER, Zoch weranälgem > 5 0 5» 0 8 0 5 uoo ko oo Ras n eo vo 0c pag. 
6. Zahn, Querschnitt, etwa 35fach vergrößert. . pag. 
7. Ersatzzahn, 2ofach vergrößert . 6 . o oo 0 080 A 
8. Wirbel 46 von der Seite gesehen, Tora ee zum Teil zach en Wirbeln ergänzt. . . pag. 
Pr — Präzygapophyse, Zy = Zygosphen, Hy = Hypapophyse, Hä = Hämapophyse, Tr — Querfortsatz. 

9SWirbelß78Eyonkuntengsesehen,S1orach@yer enöls ent er Er Er EEE Er Se SE . Pag. 
. 10. Wirbelquerschnitt, 1ofach vergrößert . Pag. 
. 11. Wirbelkörper und Hypapophyse von Wirbel 330, och erlen. SE . Pag. 
. 12. Wirbelkörper und Hämapophysen des Schwanzwirbels 47I, 1ofach vergrößert. . RE: . pag. 
. 13. Rippe im vordersten Rumpfabschnitt, etwa bei Wirbel 35, 5fach a ee . Pag. 
14. Rippe in der Mitte des Rumpfes, Sfach vergrößert . . ; . pag. 
. I5. Rippe aus dem hintersten Teil des Rumpfes, etwa bei Wirbel . 435 Sich ergrößent. . Pag. 


2—5 


5, 6 


W.Janensch: Über Archaeophis proavus Mass. Taf.ll. 


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Zi Kunsfenstaltu.Krredr. Sperl, Wien, 17%. 


Beiträge zur Palaeontologie und Geologie Oesterreich-Ungarns 
und des Orients,Bd.XIX. 1906. 


Verlag v.Wilh.Braumüller,k.u.k.Hof-u.Universitäts-Buchhändler in Wien. 


WEHEN WENIGE AA 


TABBEII: 


Cornu: Enallogene Einschlüsse in den Trachyten der Euganeen. 


D 


TAFEL Il. 


. Hornfelsstruktur eines Schiefereinschlusses. Bei gekreuzten Nikols. Schwache Vergrößerung: . 
. Spinell, Biotit und Orthoklas in einem Schiefereinschluß des Typus a (Zovon). Starke Ver- 


größerung ER CR or (A ae er an ro: 0700 


. Idiomorphe Orth rg nach dem Karlsbader Gesetz, die Hauptaasee eines Se 


einschlusses vom Typus d bildend. Spinell, Biotit, Sillimanit. Bei gekreuzten Nikols. Schwache 
Vergrößerung wie bei Fig. I. 


. Sillimanitaggregat in dem in Fig. 3 abgebildeten Einschluß bei er v ergrößemıng 
. Korundkristalle und -Körner in einem Einschluß des Typus c. Schwache Vergrößerung . 
. Pseudomorphosen von Spinell nach Andalusit in einem Einschluß des Typus a. Das Bild 


bringt die Kontaktzone zwischen Schiefer und Trachyt zur Darstellung. Schwache Ver- 
größerung . . 


Pag. 


pag. 


F. Cornu: Enallogene Einschlüsse aus den Trachyten der Euganeen, Taf. II, 


F. Reinhold phot, Kunstanstalt Max Jafle, Wien, 


Beiträge zur Palaeontologie und Geologie Oesterreich-Ungarns und des Orients. Bd. XIX. 1906. 


Verlag v. Wilhelm Braumüller, k. u. k. Hof- u. Universitäts-Buchhändler in Wien, 


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TAGEISIV 


Friedr. Seemann: Beiträge zur Gigantostrakenfauna Böhmens. 


Fig. 


Fig. 


Fig. 


Fig. 


D 


BBISTE 


. Pterygotus Barrandei Semp.. . 


. Pterygotus bohemicus Barr. 


. Pterygotus bohemicus Barr. 


. Pterygotus fissus nov. Sp. . 


. Metastoma eines Pierygotus. !/, nat. Gr. 
. Hinterende eines solchen Metastomas. !/, nat. Gr. 


. Pterygotus sp 


TAFEL IV. 


ERleryootusEBarteindeisSempen rer 


Schere. 
Obersilur e, ß; Podol Dvorce bei Prag (Tschechische Technik in Brünn). 


Medianlappen des Operculum. 

Obersilur e, ß; Podol Dvorce (Tschechische Technik in Brünn). 
Ektognath. 

Obersilur e, ß; Podol Dvorce (Tschechische Technik in Brünn): 


Scherenbruchstück. 

Obersilur e, ß; Podol Dvorce (Museum des Königreiches Böhmen, Prag). 
Scherenbruchstück. 

Obersilur e,; Dlouhä hora bei Beraun (Museum des Königreiches Böhmen). 


WEIERNOOHUSMDEKONMeNSÜSES ern pm 


Endognath. 
Obersilur e, ß; Podol Dvorce (Tschechische Technik in Brünn). 


Endognath. 
Obersilur ce, ß; Podol Dvorce (Eigentum des Herrn Direktor Schiffner in Dvoree). 


Obersilur e, ß; Podol Dvorce (Tschechische Technik in \ Brünn). 


Obersilur e, ß; Dvorce (Tschechische Technik in Brünn). 


Zahnreihe eines een 

Obersilur e, ß; Dvorce (Eigentum des Herrn Maixner). 
Eurypterus?. . 

Telson. 

Obersilur e, ß; Dvorce (Tschechische Technik in Brünn). 


. Burypterus aft. Punctatus Woodw. et acrocephalus Semp. . : .. ... lu ner 


a ieilim)) kmhhe, del se Kulm (else: Kalte ee ee 


Pag. 


Pag. 


Pag. 


Pag. 


Pag. 


Pag. 


Pag. 


50 [2] 


50 [2] 


52 [4] 


52 [4] 


53 [5] 


54 [6[ 


55 [7] 


55 [7] 
55 [7] 


55 [7] 


56 [8] 


F. Seemann: Beiträge zur Gigantostrakenfauna Böhmens. Taf. IV. 


Kunstanstalt Max Jafle, Wien. 


Beiträge zur Palaeontologie und Geologie Oesterreich-Ungarns und des Orients. Bd. XIX. 1906. 


Verlag v. Wilhelm Braumüller, k. u. k. Hof- u. Universitäts-Buchhändler in Wien. 


TAFELV(). 


Stenzel: Die Psaronien. 


TAFEL V (i)) 


Fig. 1, 2. Psaronius Cottae. 


> 

Biegss. Psaronius Levyı. 

le; 4b Psaronius tenuis. 
Fig. 5, 6. Psaronius chemnitziensis. 
Fig. 7.  Psaronius pietus (Leuckart’sche Sammlung in Chemnitz). 
Rig. 8. Psaromius Ungeri f. flaccus (Berliner Museum). 

Fig. 9. Psaronius sp.; Rekonstruktion. 

Fig. 10. Psaronius Levyı. = 

Fig. 11, 12. Psaronius Cottae. 

Ile, 12, Psaronius spurie vaginatus. 


!) Durch einen unglücklichen Zufall ist das Manuskript der Tafelerklärungen in Verstoß geraten. Leider ließen 
sich dieselben nur mangelhaft nach dem Texte wieder herstellen, so daf nur bei einzelnen Arten die Sammlungen, aus 
denen die Originale stammten, angegeben werden konnten. Auch die Autornamen nach dem Texte anzugeben war 


nur stellenweise möglich, 
Redaktion. 


K.G. Stenzel: Die Psaronien (Taf. 1.) 


Tat.V. 


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Beiträge zur Palaeontologie und Geologie Oesterreich-Ungarns 


und des Orients.Bd. XIX, 1907 


Verlag v.Wilh.Braumüller,k.u.k.Hof-u.Universitats-Buchhändler in Wien 


TAFEL VI (m) 


Stenzel: Die Psaronien. 


Fig. 21-23. Psaronius Ungeri flaccus. 


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WALES 0) 


Fig. 14—17. Psaronius Gutbiern. 
Fig. 18, 19. Psaronius musaeformis, Fig. 19 Rekonstruktion; aus dem Kohlensandstein (Dresde; 
Fig. 20. Psaromus f. scolecolithus. 


K.G. Stenzel: Die Psaronien (Tal. I.) Tal.Vl. 


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K.G. Stenzel gez. K.u.k.Hoflithogr A.Haase, Prag 


Beiträge zur Palaeontolosie und Geologie Oesterreich Ungarns 
und des Orients,Bd. XIX, 1907. 


Verlag v.Wilh.Braumüller,k.u.k.Hof-u,Universitäts-Buchhändler in Wien. 


TAFEL VI (tin). 


Stenzel: Die Psaronien. 


TAFEL VI (m) Be. 


ve 24. Psaronius simplex 1. integer (Berliner Miet). Pe hr 

Fig. 25—27. Psaronius punctatus Stenzel, Hilbersdorf bei nz (Leuckartische Sammlung) Rek 
Fig. 28, 29. Psaronius asterolithus, Rekonstruktion. - 
Fig. 30. Psaromius coalescens (Leuckart’sche Sammlung in Chemnitz). 


K.G. Stenzel: Die Psaronien (Taf. Il.) Tat. 


K.6.Stenzel gez. Ku k.Hoflithogr. A.Haase, Prag 


Beiträge zur Palaeontologie und Geologie Oesterreich Ungarns 
und des Orients,Bd. XIX, 1907 


Verlag v.Wilh.Braumüller,k.u.k.Hof-u.Universitäts-Buchhändler in Wien. 


TAFEL Vi (w). 


Stenzel: Die Psaronien. 


TAFEL VIII (iv). 


Fig. 31—33. Psaronius musaeformis aus dem Kohlensandstein (Dresdener Museum). 
Fig. 34 a. Psaronius Freieslebeni Corda. 


Fig. 34b.  Psaronius Freieslebeni f. triquetrus Stenzel (Leuckart’sche Sammlung in Chemnitz). 
Fig. 35, 36. Psaronius quadrangulus Stenzel (städtische Sammlung in Chemnitz). 
Fig. 37. Psaronius pusillus Stenzel (Leuckart’sche Sammlung in Chemnitz). 


Fig. 38. Psaronius procurrens. 


Tat. VIl. 


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Ku.k Hoflithogr A.Haase, Prag 


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s,Bd. XIX, 1907 


Verlag v.Wilh.Braumüller,k.u.k.Hof-u.Universitäts-Buchhändler in Wien. 


und des Orient 


Beilräse zur Palaeontologie und Geolo 


K.G. Stenzel: Die Psaronien (Taf. IV.) 


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K.G.Stenzel gez. 


TAFEL IX (v). 


Stenzel: Die Psaronien. 


TAFEL IX W). 


Fig. 39. Psaronius Haidingeri. 
Fig. 40. Psaronius bibractensis.!) 


') Auf pag. 100, Zeile II ist bei Fig. 40 fälschlich Tafel IV 


K.G. Stenzel: Die Psaronien (Tal. \V. ) IAUEIDE 


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2 p 2 EAN das Fe Es E 


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Beiträge zur Palaeontologie und Geologie Oesterreich Ungarns 
und des Orients,Bd. XIX, 1907 


Verlag v.Wilh.Braumüller,k.u.k.Hof-u.Universitäts-Buchhöndler in Wien 


TABEIL X (N) 


Stenzel: Die Psaronien. 


TAREIEXTWN): 


Fig. 41,43. Psaronius helmintholithus;‘) Fig. 42 Umrißzeichnung. Fig. 43 Original von Corda. 


Fig. 44.  Psaronius Weberi. 
Fig. 45.  Psaronius spissus;?) Schnitt in tieferer Lage. 
Fig. 46. .> » ;°) Schnitt in höherer Lage. 


1) Diese Art ist auf pag. Iog als Psaronius asterolithus bezeichnet. 
2) Ist auf pag. 97 mit der Figurenbezeichnung: 25 statt 45 versehen. 
®) Desgleichen auf pag. 97: statt Fig. 46 war im Manuskript Fig. 26 angegeben. 


K.G. Stenzel: Die Psaronien (Taf. VI.) Tat. X. 


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K.G.Stenzel gez. u K Hoflithogr. A.Haase/Frag 


Beiträge zur Palaeontolosie und Geologie Oesterreich-Ungarns 
und des Orients,Bd. XIX, 1907. 


Verlag v.Wilh.Braumüller,k.u.k.Hof-u.Universitäls-Buchhändler in Wien. 


Pr _ TAFEL XI). 


Stenzel: Die Psaronien. 


» 
= 
TAFEL XI (vn) 
Fig. 47. Psaronius sp. Wurzelansatz mit Atem 


Fig. E Psaromius tenwis. Bip: 48. Wurzelansatz. Fig. 51. Rinde mit zwei in 


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K.G. Stenzel: Die Psaronien (Taf. VI.) Taf. XI. 


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Beiträge zur Palaeontologie und Geologie Oesterreich-Ungarns 
und des Orients,Bd. XIX, 1907. 


Verlag v.Wilh.Braumüller,k.u:k.Hof-u.Universitäts-Buchhändler in Wien. 


TAFEL XII ()). 


Ascher: Gastropoden, Bivalwen und Brachiopoden der 


Grodischter Schichten. 


Fig. I ac. 
Fig. 2 a—c. 
Fig. 3 a—c. 
Fig. 4 a—c. 
Fig.5 a—d. 
Fig. 6 a—c. 
Fig. 7 a—c. 
Fig. 8 a—c. 
Fig. 9 a—c. 
Fig. 10. 

Fig. ITa—c. 
Fig. 12 a—c. 


TAFEL XII (). 


Turbo bitropistus n. sp. 
a) von vorn, b) von rückwärts, c) c. zweifach vergrößert. 

Koniakau. 

Trochus metrius n. sp. 
a) von vorn, b) von rückwärts, c) ein Stück Schale stark vergrößert. 

Tierlitzko a ee de 
Natica (Amauropsis) Grodischtana Hohenegger. 

a) von vorn, b) von rückwärts, c) ein Stück Schale stark vergrößert. 

Koniakauer Schloß ... : 

Natica (Amauropsis) euxina Retowski. 
a) von vorn, b) von rückwärts, c) anderes Exemplar (mit größerem Gewinde- 
winkel). 

Koniakauer Schloß an 
Natica (Amauropsis) aft. suprajurensis Buv. 
Für jede Figur a—c diente ein anderes Exemplar; d)ein Stück Schale stark 

vergrößert. 

Grodischt, Koniakauer Schloß 
Natica (Amauropsis) Uhligi n. sp. 

a) von vorn, b) von rückwärts, c) ein Stück Schale c. dreifach vergrößert. 

Koniakauer Schloß 
Rissoina biploca n. sp. 

a) von vorn, b) von rückwärts, c) zweifach vergrößert. 

Fundort unbekannt 
Littorina dictyophora n. sp. 

a) von vorn, b) von rückwärts, c) die Partie zwischen den drei stärksten Längs- 
rippen stark vergrößert. 

Koniakauer Schloß 
Chemnitzia Grodischtana Hohenegger 
a) von vorn, b) anderes Exemplar von rückwärts, c) von unten 

Koniakau tr Om ONE 
Nerinea bidentata Herb. (non. Gemm.) 

Grodischter Schloß ae 
Cerithium Sanctae-Crucis Pict. et Camp. 

a) von vorn, b) von rückwärts, ergänzt, c) zwei Umgänge c. zweifach ver- 
größert. 

Koniakauer Schloß . 

Actaeonina Haugi n. sp. 
a) von vorn, b) von rückwärts, c) ein Stück des letzten Umganges stark 
vergrößert. 

Koniakauer Schloß... 


. pag. 


Pag. 


Pag. 


. Pag. 


{ve} 


. Pag. 


. Pag. 


. 139 [5] 


139 [5] - 


140 [6] 


. 142 [8] 


142 [8] 


143 [9] 


144 [10] 


144 [To] 


. 145 [11] 


. 146 [12] 


148 [14] 


Ascher: Gastropoden.Bivalven und Brachiopoden 
der Grodischter Schichten (Taf. ) AL SERTIE 


ib 


Wurredr Sper/, Wie 


Beiträge zur Palaeontologie und Geologie Oesterreich-Ungarns 
und des Orients. Bd. XIX, 1906. 


Verlag v.Wilh.Braumüller,ku.k.Hof-u.Universitäts-Buchhändler in Wien 


TAFEL XII (1). 


Ascher: Gastropoden, Bivalven und Brachiopoden der 


Grodischter Schichten. 


Fig. 


Fig. 


Fig. 


Fig. 


Fig. 


Fig. 


Fig. 


Fig 


g8 


5 10 (a4, 19% 


3 a—c. 


4 a—c. 


5a, b. 


6.a,b. 


ler, 1 0%, (& 


.S a—c. 


0). 0, 


10 a,b. 


Ila,b. 


12 a—h. 


13. 


TAFEL XiIIl (ti). 


Fusus (Chrysodomus?) Rothpletzi n. sp. 
a) von vorn, b) von rückwärts. 


Komilakamer SCehlod. os so acn soon sonne os 2 00 0 8 0 DH 
. Fusus (Chrysodomus) oxyptychus n. Sp. 


a) von vorn, b) von rückwärts. 


(Ginosdhusic hits ENG ON re reranar: 


Fusus (Chrysodomus) Grodischtanus n. Sp. 
a) von vorn, b) von rückwärts, c) ein Stück Schale stark vergrößert. 


Grodüscht 2 2 Se Re a 210 


Fusus (Chrysodomus) zonatus n. Sp. 
a) von rückwärts, b) anderes Exemplar von vorn, c) Schalenstück, über zwei 
Windungen gehend, c. zweifach vergrößert. 


eribieziker Bach oo cs 500. er es orte: for 080.0. A: 


Chemnitzia eucosmeta n. SP. 
a) von vorn, b) anderes Exemplar von rückwärts. 


Crochseht—Komliakaum sooo os oo ooo son K% er apaer 


? Turitella cf. inornatum Buv. 
a) natürliche Größe, b) ein Umgang dreifach vergrößert. 


Komiaikamer SCHON 6 u cao00. oo en oc o co a8 on ann 0 5 Fe 


? Rissiona Hoheneggeri n. Sp. 

a) natürliche Größe, b) c. zweifach vergrößert. 
Trzanowitz (Oberer Teschener Schiefer). . 

Actaeon Sp. 

a) natürliche Größe, b) dreifach vergrößert von vorn, c) dreifach vergrößert 
von rückwärts. ; 


xKomiakamer SehlOd so os 0550 0 Ho cc ac SR oa 5 ‚a oe 


? Chemnitzia orthoptycha n. Sp. 


a) von vorn, b) von rückwärts, c) Schalenstück stark vergrößert. Fundort unbe- 


kannt... united ee AR er AO 


Trigonia sp. ind. 


a) von der Seite, natürliche Größe, b) von oben, zweifach vergrößert ... . pag. 


Trochus Sp. 
a) natürliche Größe, b) dreifach vergrößert. 

Wendriner Straße. Unterer Teschener Schiefer 
Myoconcha aft. transatlantica Burck. 


ige =Epa 


Die Abbildungen sind nach drei Exemplaren gemacht, und zwar stammen 
von: Exemplar I. a) von außen, seitlich, b) von innen, c) von oben; 
Exemplar II. d) von außen, e) von innen, f) Steinkern mit Abdruck der 
beiden flachen Gruben (vorn und hinten abgebrochen); Exemplar III. 
g) von außen, h) von innen. 

Koniakauer Schloß . 
Leda sp. Nr. I. c. zweifach vergrößert. 

Kontakaur, ; am ae re ehe Veen RL Ya BE» Set BE BL Er Lg pag. 


ee pag. 


149 [15] 


150 [16] 


151 [17] 


151 [17] 


145 [nl 


149 [15] 


169 [35] 


153 [19] 


146 [12] 


159 [25] 


168 [34] 


. 155 [21] 


158 [24] 


Ascher : Gastropoden.Bivalven und Brachiopoden 
der Grodischter Schichten (TatD Taf. XII. 


Zıth Kunsfansfalfu.Erredn Sperl, Wien, : 


Beiträge zur Palaeontologie und Geologie Oesterreich-Ungarns 
und des Orients.Bd.XIX, 1906. 


Verlag v.Wilh.Braumüller, ku.k.Hof-u Universitäts-Buchhändler in Wien. 


TAFEL XIV (mn). 


Ascher: Gastropoden, Bivalven und Brachiopoden der 


Grodischter Schichten. 


Fig. 


Fig. 


Fig. 


Fig. 


a: 


sranb: 


5a, b. 


9 a—c. 


g. Io a-d. 


II. 


. I2 a—d. 


19 = 


14. 


TAFEL XIV (in). 


Pecten sp. 

a) natürliche Größe, b) zweifach vergrößert. 

Kontakawer,Sichlloßn Zune 

Oxytoma Cornueliana d’Orb. 

KoniakaueriSschloßnz nr. re ee ER 

Myoconcha sp. ind. 

a) von außen, b) von innen. 

Koniakawersschl ofen N 

Leda sp. Nr. 2. 
zweifach vergrößert. 

Komiakiau ne ae a a le rer 

Lucina aff. valentula de Lor. 

a) von außen, b) von innen. 

KXomualkgahuleinsSic/h1lko) Ver Ber er ra ar re 

Lucina sp. ind. 

Kontakaul N er. 

? Cyrena sp. ind., 

nach Hohenegger Cyrena lato-ovata Roem. 

KoniakauerSchFoßgrsre. Musa ee re 

? Cyrena sp. ind., 

nach Hohenegger Cyrena elliptica Dkr. 

a) von außen, b) Schloß. 

Koniakauwer Schloß“ Ana 

Lucina Rouyana d’Orb. 

a) natürliche Größe, b) von der Seite, c. zweifach vergrößert c) von oben, 
ce. zweifach vergrößert. 

StANISIOWIEZE man Ale 

Pholas (Turnus) nanus n. sp. 

a) Verkohltes Treibholz. Die in Markasit verwandelten Kügelchen bilden 
die Ausfüllung der Bohrlöcher und umschließen die Bohrmuscheln; 
b) Exemplar c. dreifach vergrößert, von der Seite, c) ebenso, von oben, 
d) ebenso, von der Seite (die vorn austretende Füllmasse zeigt glatte 
Oberfläche). 

Grodischt: nr 2 er ee ee 

Rhynchonella peregrina v. Buch. 

KomialkaueräSichiloß, Se ar: 

Rhynchonella silesica n. sp. 

a) großes Exemplar von vorn, b) von der Seite, c) Stirnansicht, d) kleines 
Exemplar. 
Kontakauı nn.) once ee ee 

Terebratulina auriculata d’Orb. 

a) natürliche Größe, b) Rückenansicht, zweifach vergrößert, c) Vorderansicht, 
ebenso. 

Koniakauer Schloß 

Terebratulina sp. 


Fundort unbekannt... „au... an ce ee 


. 155 [21] 


. 157 [23] 


. 158 [24] 


. 154 [20] 


. 161 [27] 


. 161 [27] 


. 163 [29] 


. 163 [29] 


. 164 [30] 


. 164 [30] 


. 166 [32] 


. 167 [33] 


. 167 [33] 


. 168 [34] 


Ascher: Gastropoden.Bivalven und Brachiopoden 
der Grodischter Schichten (Tat. Taf. XIV. 


ih Kunstanstaltu.ftıedr. 58 


Beiträge zur Palaeontologie und Geologie Oesterreich-Ungarns 
und des Orients. Bd.XIX, 1906. 


Verlag v.Wilh.Braumüller,k.u.k.Hof-u.Universitäts-Buchhändler in Wien 


EABEE NVA): 


Jos. von Siemiradzki: Die Paläozoischen Gebilde Podoliens. 


ia —bSeitenansicht (mat. Größe). 2 
. 2a—b. Von der Siphonalseite gesehen mit zum Teil erhaltener Schale. 


in 


TAFELXV() 


Orthoceras podolicum Alth. Czortkow: Krakauer Sammlung. 


Sukzessive Querschnittsveränderung desselben Exemplars. 
Embryonalkammer mit Narbe (nat. Größe) ebendaher. 
Mündung (etwas zerdrückt). Ebendaher. Krakauer Sammlung. 


Sämtliche Figuren in natürlicher Größe. Die Figuren I—3 beziehen sich auf dasselbe ganz 
ausgewachsene Exemplar. 


Pa. 


221 


J. von Siemiradzki: Palacozoische Gebilde Podoliens. (Tat, T,) Taf. XV. 


N 


RS 


% 


Kunstanstalt Max Jaffe, Wien, 


Autor del. 


Beiträge zur Palaeontologie und Geologie Oesterreich-Ungarns und des Orients, Bd. XIX. 1906. 


Verlag v. Wilhelm Braumüller, k. u. k. Hof- u. Universitäts-Buchhändler in Wien. 


TAFEL XVI (m). 


Jos. von Siemiradzki: Die Paläozoischen Gebilde Podoliens. 


Fig. 


TAFEL XVI (m). 


I. Orthoceras podolicum Alth. Mündung (Krakauer Sammlung) Czortkow 


g. 2. Orthoceras Roemeri Alth. Czortkow (Krakauer Sammlung). Originalexemplar von Alth 


a) Seitenansicht. 
b) Von der Antisiphonalseite gesehen. 


. 3. Orthoceras Roemeri Alth. Tudoröw (Krakauer Sammlung) 


a) Seitenansicht. 
b) Antisiphonalseite. 


. 4 Orthoceras Roemeri Alth. Querschnittsveränderung an einem Exemplare. Czortköw . 
. 5. Orthoceras Roemeri Alth. (Krakauer Sammlung). Czortköw. Embryonalkammer mit Narbe 


(nat. Größe) : r 
Orthoceras Hisingeri Boll. Sa elkener Sarah) 


. 7. Orthoceras Kendalense Blake. Dawidkowce. (Krakauer Sammlung) 


3. Orthoceras Kendalense Blake (juv.) Kamieniec. (nat. Größe). (Museum Dzieduszycki); 8b. schälen 
skulptur vergrößert . ee aaa 

9. Orthoceras cf. longulum Barr. it et ieen und Monograptus sp. Skala (Coll. Alth. 
Krakauer Sammlung) 


. IO. Gomphoceras ellipticum M. Coy. on ce (rakader Sannlune); Haß Onerschain 

g. II. Orthoceras virgatum Sow. Kamieniec. (Museum Dzieduszycki), junges Exemplar i 
. 12. Gomphoceras pyriforme Sow. Skala (Krakauer Sammlung); a) schmale Seite; b) breite Seite © 
g. 13. Orthoceras aff. Sternbergi Barr. Dzwinogröd (Krakauer Sammlung) ee non, o 
. 14. Orthoceras pseudoimbricatum Barr. Kamieniec (Krakauer Sammlung). a) Querschnitt, b) Längs- 


schnitt . 


Pag. 
pag- 


Pag. 


Pag. 


Pag. 
Pag. 
Pag. 


pas: 


Pag. 
Pag. 
Pag. 
Pas. 
Pag. 


pas. 


221 
221 


221 


221 


221 
224 
225 


225 


223 
226 
225 
227 
223 


223 


J. von Siemiradzki: Palacozoische Gebilde Podoliens. (Taf, II.) Taf. XVr. 


Autor del. Kunstanstalt Max Jafe, Wien, 


Beiträge zur Palaeontologie und Geologie Oesterreich-Ungarns und des Orients. Bd. XIX. 1906. 


Verlag v. Wilhelm Braumüller, k, u. k. Hof- u. Universitäts-Buchhändler in Wien, 


TAFEL XVI (m). 


Jos. von Siemiradzki: Die Paläozoischen Gebilde Podoliens. 


Fig. 
Fig. 


TAFEL XVI (m). 


. Clinoceras podolicum n. sp. Sinköw (Krakauer Sammlung), (nat. Größe) 


a) Seitenansicht. 
b) Ansicht von der Siphonalseite. 
c) Querschnitt. 


I 
-} Sipho (vergrößert), d) Medianschnitt; e) teilweise aufgedeckt. 
e 


. Clinoceras podolicum n. sp. Sinköw (ebenda). Wohnkammer mit erhaltener Mündung . 


a) von vorn. 
b) von der Seite gesehen. 


. Clinoceras ellipticum n. sp. DZwinogröd (Krakauer Sammlung) 


a) Seitenansicht. 

b) Siphonalseite. 

c) Querschnitt. 

d) Sipho (vergrößert). 


. Cyrtoceras vivax Barr. Rosochacz (Krakauer Sammlung; 
. Cyrtoceras breve n. sp. Filipkowce 


a) Seitenansicht. 
5) Siphonalseite. 
c) Längsschnitt. 
d) Querschnitt. 


. Cyrtoceras formidandum Barr. Zaleszezyki (Museum Dzieduszycki) . 


a) Seitenansicht. 
b) Siphonalseite. 
ce) Querschnitt. 


Pag. 


Pag. 


Pag. 


pag. 
pag. 


pas: 


226 


226 


226 


227 
228 


228 


J. von Siemiradski: Palaecozoische Gebilde Pocloliens, (Tat. IIL.) Bam aNVl 


Autor del. Kunstanstalt Max Jaffe, Wien. 


Beiträge zur Palaeontologie und Geologie Oesterreich-Ungarns und des Orients. Bd. XIX. 1906, 


Verlag v. Wilhelm Braumüller, k, u. k. Hof- u, Universitäts-Buchhändler in Wien, 


Lu ü a 
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Be 


TAFEL XVII (iv). 


Jos. von Siemiradzki: Die Paläozoischen Gebilde Podoliens. 


TAFEL XVIN (IV). 


. Cyrtoceras sinon Barr. Sinköw (Krakauer Sammlung). 


a) Seitenansicht; b) Querschnitt . 


. Cyrtoceras sp. ind. aff. Roemeri Barr. Biala auer Sanınlane) 


a) Seitenansicht; b) Querschnitt . 


. Cyrtoceras intermedium Blake. Czortköw Erlen amalıze) 


a) Seitenansicht; b) Querschnitt . 


. Cyrtoceras intermedium Blake. Wohnleannen in or) : 
. Cyrtoceras podolicum n. sp. Korolöwka. 


a) Seitenansicht; 5b) Antisiphonalseite; c) Siphonalseite; d) Querschnitt; e) Sipho (vergröß.) zum 
Teil aufgedeckt; f) Sipho (Querschnitt) vergrößert . 


. Cyrtoceras anormale Barr. Kozaczyzna (Krakauer Sammlung). 


a) Seitenansicht; b) Querschnitt . 


. Glossoceras carinatum Alth. (i. lit.) Lanowce (Rrakanen alias) 
. Anarcestes podolicus n. sp. Krakauer Sammlung. Größtes Exemplar in nat. Größe, ı mit (sichtbarer 


Lobenlinie . 


. Anarcestes podolicus n. sp. ia (Mus Der) 


a) Seite; b) Rücken . 


. Deckel eines unbestimmten Casteröpeden, iipkowe (Museum Dei) 
. Holopella acicularis F. Roem. Satanöw 

. Holopella acicularis Roem. Sapachöw (Krakauer Sammıng) 

. Murchisonia aff. Demidoffi Vern. Kozina (Krakauer Sammlung) 

. Pleurotomaria bieincta Hall. Skala (Museum Dzieduszycki) 

. Platyceras (Acroculia) podolicum n. sp. Skowiatyn (Krakauer Sammlung) 


Bellerophon cfr. Hintzei Frech. Borszezöw (Museum Dzieduszycki) 


. Discoceras cfr. rapax Barr. Kamieniec Podolski (Krakauer Sammlung) . 


a—d. Platyceras disjunetum Gieb. Filipkowce 


. Platyceras cornutum His. Filipkowce 


. Pleurotomaria alata His. Kamieniec Podolski Reto Salamure) 


227 


227 


227 
227 


J. von Siemiradzki:.Palaeozoische Gebilde Podoliens. (Taf. IV.) Dat RAU 


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Autor del. Kunstanstalt Max Jafle, Wien. 


Beiträge zur Palaeontologie und Geologie Oesterreich-Ungarns und des Orients. Bd. XIX. 1906. 


Verlag v. Wilhelm Braumüller, k, u. k. Hof- u. Universitäts-Buchhändler in Wien, 


TAFEL XIX (). 


Jos. von Siemiradzki: Die Paläozoischen Gebilde Podoliens. 


2 ovum 


N DD N DD N 


an 


TAFEL XIX (V). 


. Modiolopsis (?) podolica n. sp. Skorodynce (Krakauer Sammlung) 

. Pterinea ventricosa Phill. Twanie EEE En EN EN So 

. Pterinea opportuna Barr. Czortköw (Museum Dzieduszycki) . 

. Cucullella tenuiarata (Steinkern) Sandb. Kalaharöwka (Krakauer Sammlung) 
. Cucullella tenuiarata Sandb. Czortköw. 

a) Mit Schale; b) Schalenskulptur (vergrößert) 

. Cucullella ovata Phill. Czortköw (m. Schale) . 

. Leda(?) sp. Skala (Steinkern) 

. Arca decipiens Mac Coy. Dobrowlany. 

a) Innerer Schalenabdruck der rechtenKlappe; b) Linke Klappe (nat. Gr.) 
. Cucullella eultrata Sandb. Zaleszezyki (vergrößert) & 

. Cucullella cultrata Sandb. (Kurze Varietät), (ebenda vergrößert) 

. Desgl. ebenda (Steinkern), vergröß. i 

. Orthonota solenoides Sw. Czortköw (Museum Dre). 

. Desgl. Steinkern, ebenda ö 

. Orthonota impressa Sw. Iwanska Dr (Krakancı Soma, 

. Leptodomus laevis Sw. Uhryn (Krakauer Sammlung; 

. Leptodomus podolicus n. sp. Korolöwka (Krakauer Sammlung) 

. Grammysia rotundata Sw. Czortköw (Krakauer Sammlung) 

. Grammysia rotundata Sw. ebendar . ; 
. Grammysia cingulata Mac Coy. Czortköw in De oki) 


20. Grammysia podolica n. sp. Uscie Biskupie (Krakauer Sammlung) 


. Grammysia complanata Sw. Korolöwka (Krakauer Sammlung) 
. Plumulites sp. ind. Ladawa (Museum Dzieduszycki) . 
. Glyptocrinus sp. ind. Filipkowce (Krakauer Sammlung) 


. Pterygotus sp. nova indet. (Telson und Schwanzplatte), Skala (Museuen Deine) 


. Edmondia podolica n. sp. Biala bei Czortköw (Krakauer Sammlung) 


241 
241 
240 
239 


239 
239 
239 


238 
239 
239 
239 
239 
238 
238 
235 
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238 
238 
237 
237 
237 
220 
277 
215 
236 


J. von Siemiradzki: Palacozoische Gebilde Podoliens. (Tat, V,) RR E 


Autor del. Kunstanstalt Max Jafe, Wien. 


Beiträge zur Palaeontologie und Geologie Oesterreich-Ungarns und des Orients. Bd. XIX. 1906. 


Verlag v. Wilhelm Braumüller, k. u. k. Hof- u. Universitäts-Buchhändler in Wien, 


TAFEL XX (v1. 


Jos. von Siemiradzki: Die Paläozoischen Gebilde Podoliens. 


Fig. 
Fig. 
Fig. 


Fig 


Fig. 
Fig. 


Fig. 


2: 


TaZe. 
3a—d. 
2. 
6 5 BC 
.6a—d. 
ı 1 ac. 
5% 
9. 
TO. 
II a—b 
12 a—d 
134a—c 
I4a—c 
I5 a—b 
16 a—c 
I: 
IS. 
19. 
20a—b. 
2la—d. 
22, 
23. 
24. 
25: 
26. 
2ER 
28. 
. 29 a—b. 
30. 


TAFEL XX (vi). 


Orthis elegantula var. canalis Sw. Filipkowce (nat. Gr.). SRH 
Discina aff. praepostera Barr. Sapachow a — nat. Gr., b — Schalenskulptur vergr. 


Orthis canaliculata Lindstr. Filipkowce (nat. Gr.) RE 
Orthis crassa Lindstr. Wierzchniakowce. a—e —= nat. Gr., f = Schalenskulptur vergr. 


Orthis palliata Barr. Borszczöw (nat, Gr) 

Orthis hybrida Sow. Filipkowce, normale Form (nat. Gr) 

Orthis hybrida Sow. Wierzchniakowce, flache Form (nat. Gr.) . 6 
Orthis hybrida Sow. Innenseite der Dorsalklappe (nat. Gr.), Filipkowce . 
Orthis bybrida Sow. Schlof3 der Ventralklappe (nat. Gr.), ebendaher . 
Trimerella sp. ind. (Steinkern). Ladawa (vergr.), Mus. Dzieduszycki 


. Orthis lunata Sow. Michalkow (nat. Gr.); IT ce = Schalenskulptur vergrößert 

. Orthis germana Barr. Filipkowce (nat. Gr.) 

. Platystrophia podolica n. sp. Borszczow (nat. Gr.) 2 ee 

. Streptorhynchus umbraculum Schlth. ee Mus. Res (nat. Gr.); IAd = 


vergrößerte Schalenskulptur 


. Strophodonta Studenitzae Wien. Ailipkowee ka Gr); c=  Schalenskulpker 
. Streptorhynchus extensus Gagel. Zielihce (Mus. Dzieduszycki), nat. Gr.; d = Schalen 


skulptur : De 0% RE 

Strophomena mimica Batr. oo (eb): I7a — nat. Gr. en 
Strophomena podolica n. sp; a = Ventralklappe, b = Dorsalklappe, c —= Schloß der ven- 
tralen Klappe, d = Querschnitt, e = Schalenskulptur (vergr.) 

Spirifer Nerei Barr. Zaleszczyki (Krakauer Sammlung), nat. Gr. 

Spirifer sp. aff. Nerei Barr. Filipkowce (Mus. Dzieduszycki), nat. Gr. 

Spirifer plicatellus L. Zielince (Mus. Dzieduszycki), nat. Gr. E 
Pentamerus integer Barr. a — Ventralklappe, b = Dorsalklappe, c = Seilenanhe se 
(nat. Gr.) N ee ee Ve Vo 
Pentamerus Sieberi Barr. a = Dorsalklappe, b = Stirnansicht, c = Seitenansicht. Zielince 
(Mus. Dzieduszycki), nat. Gr.. 3 Dr. ee Mr Va: 

Meristella canaliculata Wien. Kozina. a&—d = normale Form (nat. Gr.) .. 

Meristella canaliculata Wien. Kugelige Varietät. Ebendaher (nat. Gr.) 

Meristella canalieulata Wien. Kugelige Varietät. Ebendaher (nat. Gr.) SEHE 
Stringocephalus bohemicus Barr. Skala (Mus. Dzieduszycki). a—c = nat. Größe, d= Del- 
tidium (vergr.) ö 

Gruenewaldtia prunum Dei Rosina mat. Gr). 

Merista Calypso Barr. Skala (nat. Gr.). = RL DEE 

Argiope podolica n. sp. Uwisla (Mus. De —= (vergr.), c = nat. Gr. 


244 
243 
245 
246 
245 
243 
243 
243 
243 
243 
246 
246 
247 


250 
249 


250 
249 


248 
253 
253 
252 


255 


255 
265 
265 
265 


263 
262 
264 
247 


J. von Siemiradzki: Palacozoische Gebilde Podoliens, (Taf. VI.) Taf, X. 


Autor del, R Kunstanstalt Max Jaffe, Wien, 


Beiträge zur Palaeontolugie und Geologie Oesterreich-Ungarns und des Orients, Bd. XIX. 1906. 


Verlag v. Wilhelm Braumüller, k. u. k. Hof- u. Universitäts-Buchhändler in Wien. 


TAFEL XXI (vm). 


Jos. von Siemiradzki: Die Paläozoischen Gebilde Podoliens. 


TAFEL XXI (vn). 


Fig. 1a—d. Spirifer robustus Barr. Wierzchniakowce (Mus. Dzieduszycki), nat. Gr. 


Fig. 2a—c. Rhynchonella nympha Barr. Borszczöw (Mus. Dzieduszycki), nat. Gr. 

Fig. 3a—d. Rhynchonella borealiformis Szajn. Filipkowce (gewöhnliche Form), nat. Gr. 
Fig. 4. Rhynchonella borealiformis Szajn. Breite Varietät. Ebendaher, nat. Gr. . 
Fig. 5. Rhynchonella borealiformis Szajn. Schmale Varietät. Ebendaher, nat. Gr. 


Fig. 6 a—b. Rhynchonella delicata Wien. DZwinogröd, nat. Gr. a 
Fig. 7 a—c. Rhynchonella obsolescens Barr. Lanowce (Krakauer Se nat. Gr. 


Fig. Sa—e. Rhynchonella Hebe Barr. Lanowce (Krakauer Sammlung), nat. Gr. 
Fig. 9. Glassia compressa Sw. Filipkowce (Mus. Dzieduszycki), nat. Gr. 


Fig. 10a—d. Waldheimia podolica n. sp. Czortköw, nat. Gr. . 
Fig. IT a—d. Atrypa Thetis Barr. Borszezöw, nat. Gr. 6 n 
Fig. 12a —c. Retzia Haidingeri Barr. (Nat. Gr.) I22d — Saınalel (veren). Mazuıberka (Bar ai). 


Fig. 13 a—d. Meristina didyma Dalm. Zielince (Mus. Dzieduszycki), nat. Gr. 
Fig. 14. Entrochus sp. ind. Dzwinogröd (nat. Gr.) . 

Fig. 15a—b. Crotalocrinus rugosus (?) Mill. Kamieniec (nat. Gr.) ; 
Fig. 16. Entrochus sp. ind. D2winogröd; a—b — vergrößert, ce = nat. Gr. 
Fig. 17. Entrochus sp. ind. Ebendaher (vergr.) 

Fig. 18. Cupressocrinus sp. ind. Ebendaher (vergr.) 

Fig. 19. Entrochus sp. ind. Ebendaher (vergr.) '. 

Fig. 20. Entrochus asteriscus Roemer. DZwinogröd (vergr.) 

Eig. 21. Entrochus (Crotalocrinus?) sp. Ebendaher (vergr.) 

Fig. 22. Entrochus sp. ind. Ebendaher (vergr.) . 0.0 

Fig. 23. Phacites Gotlandicus Wahlb. Ebendaher (vergr.) 

Fig. 24. Entrochus (Cupressocrinus?) sp. ind. Ebendaher (vergr.) . 


Fig. 25—26, Fig. 27—28. Entrochus sp. ind. Ebendaher, (nat. Gr.) . 
Fig. 29. Entrochus sp. ind. Ebendaher (vergr.) . 


Fig. 30. Cyathocrinus sp. ind. Michalköw. Krakauer Sram. nat. & ee 
Fig. 31. Coenites podolicus n. sp. Michalki bei Celejöw. (Mus. Dzieduszycki), a —= Stock in nat. 


Gr.; b= ein Ast mit vollständig erhaltenen Kelchmündungen (vergr.); c — Querschnitt eines 
Aetes (stark vergrößert) : ee co 5 

Fig. 32. Michelinia geometrica E. H. Ohnreliosres (island une) nat. Gr.; a — Polyparium 
von oben gesehen; b — Unterseite . ö . 0 

Fig. 33. Amplexus borussicus Weissermel. Skala (Mus. Dzieaueyele), nat. Größe er. 

Fig. 34. Amplexus eurycalyx Weissermel. Michalki bei Celejow (Mus. Dzieduszycki), nat. Gr. 

Fig. 35a—b. Sphaerospongia podolica n.sp. Wierzchniakowce (Mus. Dzieduszycki); a = nat. G.; b) Ober- 
fläche vergrößert. 


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253 
259 
258 
258 
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257 
258 
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277 
277 
277 
277 


272 
271 
267 
266 


278 


J. von Siemiradzki: Palacozoische Gebilde Podoliens. (Tat, VII) Ta RONE 


Autor del. Kunstanstalt Max Jaffe, Wien, 


Beiträge zur Palaeontologie und Geologie Oesterreich-Ungarns und des Orients. Bd. XIX. 1906. 


Verlag v. Wilhelm Braumüller, k. u, k. Hof- u. Universitäts-Buchhändler in Wien. 


TAFEL XXI. 


G. v. Arthaber: Zur Kenntnis des Genus Metriorhynchus. 


TAFEL XXlII (). 


Fig. I. Metriorhynchus Jaekeli E. Schm. Wiener Exemplar; «) Oberseite, b) Unterseite; Y/s nat. Grge 
Fig. 2. a) Rechter Unterkieferast des Wiener Exemplars von außen, b) linker Ast von innen; 


un 


Gr. . . . . “ . . . = . . 0 fe 0 D . . . 5 . Dr . ee & De 
Fig. 3. Prämaxillarzahn des Berliner Exemplars; a) von der Innenseite, b) von der Außenseite 
8, Senmice) (Te 2 Bir) - 5 0 5 0 0 08% Be ET 


Fig. 4. Kieferzahn aus der Mitte des Kiefers von der Außenseite; nach E. Schmidt (Taf. XII, 


= 


1) Monatsber. d. Deutsch. geol. Ges., 1904. 


Tafel XXII, 


Arthaber: Zur Kenntnis des Genus Metriorhynchus [l), 


1b (2) 


Kunstanstalt Max Jaffe, Wien, 


Phot. Max Jaffe, Wien 


Beiträge zur Palaeontologie und Geologie Oesterreich-Ungarns und des Orients. Bd. XIX 1906. 


Verlag v. Wilhelm Braumüller, k. u, k. Hof- u. Universitäts-Buchhändler in Wien. 


TAFEL XXIII (1). 


@G. v. Arthaber: Zur Kenntnis des Gemus Metriorhynchus. 


TAFEL XXIII (m). 


Fig. I. Metriorhynchus Jaekeli E. Schm. a) Schädel in !/, nat. Gr., zum Teil rekonstruiert; b) ebenfalls 
in !/, nat. Gr. von der Unterseite und zum Teil rekonstruiert. Erklärung der Abkürzungen: 


Fig. 
Fig. 


im Intermaxillare 
m Maxillare 
n Nasale 
pr. fr Präfrontale 
DPF Frontale 
zu Jugulare 
po. fr Postfrontale 
par  Parietale 
2. Unterkiefer zum Teil rekonstruiert, in !/; nat. Gr. 


3. Unterkiefer in !/, nat. Gr. und zum Teil rekonstruiert; 
/ 3 


b) linker Ast von der Außenseite. 


so Supraoceipitale 

al Occipitale laterale 

q Quadratum 

sq Squamosum 

pa Palatinum 

tra Transversum 

sph Sphenoidale 

gquj—ty Quadratojugale = Tympanicum 


a) rechter Ast von der Innenseite, 
Erklärung der Abkürzungen: 


spl Spleniale An “ Angulare 

D Dentale sp. an Supraangulare 
Ar Artieulare cor Coronoideum 
fo. aör Foramen aöreum compl _Complementare 


. 4. Schädel von der linken Seite, 


kürzungen : 


Jug. Jugale 


/, nat. Gr. und zum Teil rekonstruiert. Erklärung der Ab- 


la NLacrimale, sonst wie in Fig. I 


5. Schädel von der hinteren Seite, !/); nat. Gr. und zum Teil rekonstruiert. Erklärung der Ab- 
kürzungen: 
(sg) mas Squamosum — Mastoideum occ. lat. Occipitale laterale 
In, 5 & Foramen caroticum externum 
| » jugulare 
FE. n. h. » nervus hypoglossus 
ER. Eu. » aperturae Eustachii 


;. 6. Atlas und Axis des (größeren, zweiten) Münchener Exemplars in nat. Gr. und zum Teil nach 


dem (kleineren, ersten) Münchener und anderen Exemplaren ergänzt. a) von der Seite, 5) Axis 


von vorm , 


7. Atlasrippe des Wiener Exemplars in nat. Gr.; a) von außen, b) von innen. 


dem Berliner Exemplar ergänzt 


. 8. Fünfte Halsrippe rechts des Münchener (ersten) Exemplars in nat. Gr. und zum Teil nach 


Pag. 


Pag. 


Pag. 


Pag. 


pag. 


289 


29I 


289 


295 


302 


Y, Cziäck del, 


Kunstanstalt Max Jaffe, Wien. 


Beiträge zur Palaeontologie und Geologie Oesterreich-Ungarus und des Orients. Bd. XIX 1906. 
Verlag v. Wilhelm Braumüller, k. u. k, Hof- u, Universitäts-Buchhändler in Wien. 


TAFEL XXIV (u). 


G. v. Arthaber: Zur Kenntnis des Genus Metriorhynehus. 


TAFEL XXIV (m). 


Metriorhynchus Jaekei E. Schm. Vollständige Serie der Halswirbel und erster 
Rumpfwirbel in der Größe des Wiener Exemplars in '/, und ergänzt nach dem Berliner und 
Münchener Exemplar. Wirbel ı—4 nach dem Berliner, 5-7 und ein Rumpfwirbel nach dem 
Münchener Exemplar A te N 

. Siebenter Halswirbel des ee (kleineren) an nat. Gr, zum Teil er- 
gänzt; a) von der Seite, c) von vorn, b) von unten. 


b. obemie Halsrippe rechts des Stuttgarter Exemplars, nat. es 
. Erste Rumpfrippe links des Münchener Exemplars; nat. Gr... 
b. Zweiter Rumpfwirbel des Stuttgarter Exemplars; nat. Gr. 

. Zweite Rumpfrippe links des Wiener Exemplars; nat. Gr. 


—c. Siebenter Rumpfwirbel des Wiener Exemplares in nat. Gr. samt Rippe links; 7b. 


Wirbel von der Seite, 7c. Rippe von oben. 
Sechzehnter Rumpfwirbel des Wiener Exemplars in nat. Gr.; zum Teil ergänzt. 


Arthaber: Zur Kenntnis des Genus Metriorhynchus. (III) 


F, Cziiek del, ‚Kunstanstalt Max Jafe, Wien. 


Beiträge zur Palaeontologie und Geologie Oesterreich-Ungarns und des Orients. Bd, XIX 1906. 


Verlag v. Wilhelm Braumüller, k. u. k, Hof- u, Universitäts-Buchhändler in Wien. 


TABE EXIRV MW): 


G. v. Arthaber: Zur Kenntnis des Genus Metriorhynchus. 


Fig. 


Fig. 


n Maar, (% 


15; 


TAFEL XXV (ww). 


Metriorhynchus Jaekeli E.Schm. Erster und zweiter Sacralwirbel des Wiener Exem- 
plars; nat. Gr.; zum Teil ergänzt Ar Dar ee 
Lemdemyrt:lei des Stuttgarter Beemplans s nat. er zum Teil ergänzt. 


. Caudalwirbel des Münchener Exemplars; leise ergänzt und auf die Größe Be ins: 


Exemplars gebracht; nat. Gr.. 2 RR 
Vierter Candaeyehel des Wiener Be nat. Gr. 


. Hämapophyse aus der vorderen Caudalregion; nach dem Berliner Exemplar gezeichnet 


und die Zeichnung auf die Größe des Wiener eenmplars gebracht; nat. Gr. . 
25. bis 41. Kaudalwirbel, !/, nat. Gr.; kombinierte Zeichnung nach den erhaltenen Resten 
des Münchener und Wiener Exemplars und nach Geosaurus. 

Coracoid rechts nach dem Berliner Exemplar gezeichnet, in der Größe des Wiener 
Exemplars; nat. Gr.. : 

Scapula rechts des Wiener Erenplars: nat Gr. 

Humerus links des Wiener Exemplars, nat. Gr.; a) von außen, b) von innen. 

. Radiale links des Stuttgarter Exemplars, reduziert auf die Größe des Wiener, nat. Gr.; 
Re Vorderseite, b) von der Seite . : 2 er Ve 
. Erstes Metacarpale rechts des Mobinger Ezemplers, reduziert auf die Größe des 
u nat. Gr.; a) von außen, b) von innen, c) von der Seite. 


. Erstes Phalangenglied rechts des Daumens vom Stürtz’schen Exemplar reduziert 


auf die Größe des Wiener Exemplars; a) von außen, b) von der Unterseite, c) Profil von der 
Innen-, d) von der Außenseite; nat. Gr. 

Ilium links des Wiener Exemplars, «) Außen-, 5) Innenseite, nat. Gr... 

Ischium links des Wiener Exemplars, nat. Gr.; a) Außenseite, 5) Innenseite 

Pubis links des Wiener Exemplars, nat. Gr.; Außenseite. 


Pag. 
pag. 


Paß. 


pag. 


pas. 


pag. 


305 
304 


307 


309 


310 


311 


314 
315 


“Arthaber: Zur Kenntnis des Genus Metriorhynchus. (IV) - Taf. XNV 


F. Cziäek del, 


Kunstanstalt Max Juffe, Wien. 


Beiträge zur Palaeontologie und Geologie Oesterreich-Ungarns und des Orients. Bd. XIX 1906. 


Verlag v. Wilhelm Braumiüller, k. u. k. Hof- u. Universitäts-Buchhändler in Wien, 


TAFEL XXVI (). 


@. v. Arthaber: Zur Kenntnis des Genus Metriorhynchus. 


TAFEL XXVI (v). 


Fig. I. Metriorhynchus Jaekeli E. Schm. Femur rechts des Wiener Exemplars, nat. Gr. . . . . . pag. 315 
Fig. 2. Tibia und Fibula des Münchener Exemplars, reduziert auf die Größe des Wiener und umge- 

zeichnet auf die rechte Seite; nat. Gr.; ti Tibia, fi Fibula. 
Fig. 3. Tarsus des rechten Fußes des Stürtz’schen Exemplars, reduziert auf die Größe des Wiener; 

nat. Gr.; as Astragalus, ca Calcaneus, cu Cuboideum . . aan Bear SI 
Fig. 4. Metatarsus, zweiter, dritter und vierter rechts. Achte: undı en Mekdtareue vom Stutt- 

garter, vierter vom Münchener Exemplar, beide reduziert auf die Größe des Wiener; nat. Gr. 
Fig. 5. Vorderextremität rechts;!) !/), nat. Gr. des Wiener Exemplars. Die fehlenden Teile des 

Carpus, Metacarpus und der Digitalia (vgl. Taf. XXV, Fig. Io, II, 12) ergänzt nach Geosaurus 


önkkiag der Aykizamegens © & 2 0 5 0 on na nn a an 0 HE ER HH 2 AR Zi 
sc Scapula u Ulna 
cor Coracoid rl Radiale 
hu _Humerus ul Ulnare 
T Radius I—-V. mc  Metacarpalia 


dig Digitalia 
Fig. 6. Hinterextremität rechts; Y/, nat. Gr. des Wiener Exemplars; die fehlenden Teile des Meta- 


tarsus und der Phalangen ergänzt nach Geosaurus. Erklärung der Abkürzungen: . . . ... pag. 315 
fe Femur ca Calcaneus 
ti Tibia [7 Cuboideum 
id Fibula I—V. mt Metatarsalia 
as  Astragalus bh Phalangen 


Fig. 7. Beckengürtel; sc Sacralwirbel, zZ Iium, is Ischium, pb Pubis; !/; nat. Gr. des Wiener Exemplars. pag. 314 
Durch Raummangel auf der Tafel hat der Zeichner das Femur nach rechts gebogen, was selbst- 
verständlich eine unnatürliche Stellung desselben in bezug auf Unterschenkel und Fuß ergibt. 


!) In der Textfig. 8, pag. 310, Skizze des Brustgürtels, hat der Zeichner die Humeri von rechts und links 
vertauscht. 


Arthaber: Zur Kenntnis des Genus Metriorhynchus. (V) Taf, XXVI. 


BET 


Y,. CziZek del, Kunstanstalt Max Jaffe, Wien. 
Beiträge zur Palaeontologie und Geologie Oesterreich-Ungarns und des Orients. Bd. XIX 1906. 


Verlag v. Wilhelm Braumüller, k. u.k. Hof- u. Universitäts-Buchhändler in Wien, 


TAFEL XXVI (vn). 


G. v. Arthaber: Zur Kenntnis des Genus Metriorhynehus. 


TAFEL XXVIl (v1). j 
Metriorhynchus Jaekeli E. Schm. Gesamtansicht des rekonstruierten Wiener Exemplars Ei etwas 


Die Caudallänge ist etwas zu kurz, was durch dic änge ‚des schon vorhandenen Aufste 
beding: 


Rah 


t war. 


Arthaber: Zur Kenntnis des Genus Metriorhynchus (VI). 


Taf, XXVIL, 


t: Max Jaffe, Wien, 


Beiträge zur Palaeontologie und Geologie Oesterreich-Ungarns und des Orients. Bd. XIX 1906. 


Verlag v. Wilhelm Braumüller, k. u. k, Hof- u, Universitäts-Buchhändler in Wien. 


Kunstanstalt Max Jaffe, Wien. 


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