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OlTOHARRASSOWirZ
BUCHHANDLUNG
:LEIPZIG:
üeber den
Bau der Korallenriffe
und die
PlaiiktoiiYertlieiluiig an den Samoanisehen
Küsten
nebst vergleiclienden Bemerkungen
von
Dr. Augustiii Krämer
Marinestabsavzt
und einem Anhau«"
Ueber den Palolowurm
von Dr. A. Colliii.
w
Kiel und Leipzig
Verlag von Lipsius & Tis eher
1897.
üeber doii
Bau der Korallenriffe
und die
IMniiktoiivortlu^liiim* au doii Saiuoanisdien
Ivüsteii
nebst vergleichenden Bemerkungen
von
Dr. Aiigiistin Krlimer
Muriiiestubsai'zt
und einem Anhani»'
Ueber den Palolowurm
von Dr. A. Colliii.
Kiel und Leipzig
Verlag von L i p s i u s & Tisch e r
1807.
Druck von A. Hopfer in Burg'.
Meinen Kieler Lehrern in den Natnrwissenschaften
Herrn Prof. Dr. Karl Brandt
und
Herrn Prof. Dr. Hippolyt Haas
in Dankbarkeit nnd Freundschaft
gewidmet.
Vorrede.
Nachfolgende Beobachtungen und Untersuchungen sind während einer zwei-
jährigen Reise in der Südsee in den Jahren 1893 bis 1895 an Bord Seiner
Majestät Kreuzer „Bussard" gemacht worden. Da das Schiff während dieser
Zeit nur Samoa, Neu-Seeland und Australien (Viti nur sehr kurz) besucht hat.
so kann ich leider über keine ausgedehnte Südseeerfahrung gebieten. Da jedocli
von den zwei Jahren volle zwölf Monate auf die samoanischen Gewässer fallen
und der „Bussard" häufig Fahrten zwischen den Inseln dieses Archipels maclite,
so habe ich wenigstens dies Gebiet ziemlich genau und eingehend kennen gelernt
und ich glaube, dass das genaue Studium einer einzelnen Inselgruppe das vor-
liegende Problem unter Umständen mehr fördert, als das Zusammentragen einer
Fluth von immer noch unsicheren Thatsachen, wie dies z. B. in Dana's Buch
„Coral and Coral Islands" der Fall ist.
Der jetzige Contreadmiral Hoffmann sagte einst in einem Vortrag in der
Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin am 7. Mai 1882:
„Ein Vergleich meiner Notizen mit den Beschreibungen, welche wir über
Korallenbildungen besitzen, hat mich zu der Einsicht geführt, dass diese Bil-
dungen untereinander viel verschiedenartiger sind, als man in der Kegel anzu-
nehmen geneigt ist und dass es nicht zulässig ist, aus Beobachtungen an einer
einzelnen Inselgruppe auf das Waclisthum und den Bau der Korallenriffe im
Allgemeinen Schlüsse zu ziehen. Die Erscheinungen an jedem einzelnen bringen
neue Momente für die Beurtheilung, und die meisten Schilderungen sind viel zu
allgemein gehalten, als dass sie die Verschiedenheiten der einzelnen Bildungen
zur Geltung bringen könnten."
Den letzteren Eindruck habe icli vielfach auch beim Lesen einzelner Ab-
handlungen empfangen; je mehr ich mich aber in das Studium dieser Fragen
vertiefte, desto mehr fand ich doch eine Harmonie im Aufbau aller dieser
wunderbaren Bildungen ; es drängte sich mir die Ueberzeugung auf, dass es
überall dieselben Ursachen und dieselben Hindernisse im wesentlichen sind,
welche diese „Momente" bedingen.
Icli bin mir wohl bewusst, dass ich all die verwickelten Fragen, an denen
schon Jahrzehnte eine Unzahl von Forschern ihren Geist und ilir Glück versucht
haben, nicht zu lösen vermocht und gekonnt habe; weiss ich doch selbst nicht
yj Vorrede.
aus Erfahrung, ob nicht doch noch an anderen Plätzen andere Factoren für die
Riffbildung in Frage kommen und sind sichere Beobachtungen doch gerade für
die Anwendung auf meine Untersuchungen vielfach recht spärlich oder gar
mangelnd, namentlich in Beziehung auf die Planktonforsch uug im Kiffgebiet.
Aus diesen Gründen bitte ich die vorliegende Arbeit aufzufassen nicht als
eine Streitsclirift gegen die bestehenden Ansichten und Theorieen, sondern als
das, was sie wirklich sein soll, eine Anregung zur Verfolgung bestimmter Beob-
achtungen und Untersuchungen bei künftigen Kiffforschungen.
Aus diesem Grunde habe ich auch diese Abhandlung dem Buchhandel
übergeben, damit sie leicht zu erhalten und handlich sein möge.
Es könnte überflüssig erseheinen, dass ich einer Arbeit über Korallenriffe
ausgedehnte Resultate der Planktonforschung*) beigefügt habe; sind es doch
gerade diese Studien, welchen diese Arbeit ihre Entstehung verdankt. — Ich
war ferne davon, als ich nach Samoa kam, Koralleuriffuntersuchungen machen
zu wollen; ich wusste damals kaum um die schwebenden Theorieen und konnte
mir auch später nur das nothwendigste an Literatur während eines Zwischen-
Aufenth altes in Sydney verschaffen.
Der Widerstreit meiner planktonischen Ergebnisse mit den Angaben der
Challengerexpedition brachte mich jedoch diesem gefährlichen Gebiet stetig-
näher und da ich das ganze Thierleben des Meeres so eng mit den Korallen-
riffen verkettet fand, so schien es mir nicht mehr rathsam, eines allein abzu-
handeln und ich entschloss mich, auch meinen Beobachtungen an den Korallen-
riffen Samoa's Raum zu geben.
Da ich glaube, dass mau künftig bei der Untersuchung von Korallenriffen
auch der Verbreitung des Planktons Rechnung tragen muss, so habe ich mich
bemülit, die Methode der Messung so auszubilden, dass es möglich ist in kurzer
Zeit an Ort und Stelle ein sicheres Resultat über die Vertheilung und die Masse
zu erhalten, und sogar über die Zusammensetzung. Die wissenschaftliche Ver-
arbeitung wird natürlich immer erst zu Hause ausgeführt werden können; je-
doch schon an Ort und Stelle scheint es sehr wünschenswerth zu erfahren, was
für Tliierarten und wieviel ungefähr die Masse ausmaclien und wie die Schwan-
kungen an den einzelnen Stellen und während gewisser Jahreszeiten sind. Die
Masse scheint aber hier besonders wichtig.
Von diesem Gesichtspunkte aus habe ich es vermieden speciell zoologische
Daten und Arbeiten hier zu erörtern, zumal da der grössere Theil meiner Samm-
lungen noch der Bearbeitung harrt. Letzteres gilt namentlich für die Macro-
fauna der samoanischen Riffe, welche ich desshalb wesentlich vom ethnologischen
Standpunkte aus als eine Nahrungsquelle der Eingeborenen betrachten werde.
Im Uebrigen erfolgt diese Besprechung wie die des Planktons nur von oceano-
graphischen, geographischen und biologisclien Gesichtspunkten.
Ich habe im Laufe der Arbeit mehr Citate von Autoren gebraucht, als es
im Allgemeinen wünschenswerth erscheinen dürfte; bei der Vieldeutigkeit der
Meinungen glaubte ich dies jedoch niclit umgehen zu können.
*) Ein fleissigor Assistent erstand mir in dem Uberlazaretligehülfon Pratscli, welclier
mir stetig hülfroiche Hand leistete.
Vorrede. Vll
Betreffs der Nomenclatur halte ich fest an den Namen Viti für Fidji, Paumutu
für Panmotii, Pomotu u. s. w., Tonga für Freundschafts-, Taliiti- für Gesellschafts-,
Hawaii für Sandwicliinsoln u. s. w., da diese Benennungen sowohl geograpliiscli als
etymologisch riclitiger sind.*) Statt „Stiller" und ,, Grosser" Ocean empfiehlt sich
mehr „pacifischer". „Südsee" ist der südliche Theil des Pacifischeu Oceans.
Den örtliclieu Besclireibungeu und Karten sind die Karten der englisclien
Admiralität und die vom Reichsmarineamt im Jahre 1895 neu herausgegebenen
Specialkarten der Nordküstc von üpolu (No. 106) und des Apiahafens (No. 107)
zu Grunde gelegt, welcli' letzterer während des Aufenthaltes in Apia von Lieu-
tenant zur See Hollweg neu vermessen worden ist. Ich darf bei dieser Gelegen-
heit nicht versäumen, meinem einstigen Gommandanten Herrn Corvetten-Kapitän
Sclieder meinen Dank auszusprechen für die grösstmöglichsten Freiheiten, welche
er mir in der Verfolgung meiner Studien gewährte, so dass ich meine ganze
Zeit, soweit es mein Beruf gestattete, dem Studium der samoauischen Verliält-
nisse widmen konnte; nicht minderer Dank gebührt den Leitern der deutschen
Handels- und Plantagengesellschaft, welche in der Unterstützung wissenschaft-
licher Bestrebungen unermüdlich sind, als ob es zu ihren Traditionen geliörte,
das Andenken an das commercielle leider zu rasch verblichene Königthum der
Godeffroy's zu pflegen.
Zahlreiche Literaturangaben verdanke ich Herrn Professor von Martens
und Dr. Collin in Berlin, Herrn Dr. Langenbeck in Strassburg und Herrn Pro-
fessor Krümmel in Kiel, wie Herrn Professor Brandt und Haas hierselbst. Bei
der Einsicht und Anfertigung von Karten fand ich das liebenswürdigste Ent-
gegenkommen seitens des Kartendepots der Kaiserlichen Werft 7-u Kiel.
Die Abbildungen entstammen grösstentheils, soweit es sich um Photo-
graphieen handelt, den in Apia ansässigen Photographen Davis und Andrews.
Je eine verdanke ich auch Herrn Oberstabsarzt Dr. Kleffel und Dr. lleinecke.
Die Namen sind bei den einzelnen Bildern aufgeführt. Die Zeichnungen habe
ich selbst an Ort und Stelle angefertigt und war mir der Maler Herr Fürst bei
deren Fertigstellung für den Druck behülflich.
Der Verlagsbuclihandlung bin ich für die schöne Ausstattung des Büchleins
besonders zu Dank verpflichtet.
Die berücksichtigte Literatur, auf die ich öfters Bezug nehmen musste,
ist in einem besonderen Verzeichniss am Schlüsse aufgeführt. Zalilreiche An-
gaben finden sich indessen auch im Text verstreut. Die Zahlen in Klammern
nehmen Bezug auf die Nummern des Verzeichnisses.
Die floristische Untersuchung Samoa's hat in den letzten zwei Jahren durch
den Botaniker Dr. Eeinecke aus Breslau eine äusserst erfolgreiche Förderung
erfahren; es würde mir eine Genugthuung sein, wenn ich in oceanologisch-
faunistischer Hinsicht ein Scherflein beizutragen und weiteren Forschungen da-
selbst dienlich zu sein vermöchte, damit Samoa mehr und mehr auch in wissen-
schaftlicher Hinsicht die ihm gebührende Stelle im tropischen Theil der Südsee
einnimmt, die ihm seine günstige geographische Lage und namentlich auch der
deutsche Handel längst gesichert hat.
*) Eine Begründung an anderer Stelle miiss vorbclialten bleiben.
yjJJ Vorrede.
Nachtrag zur Vorrede.
Eben im Begriffe die Arbeit dem Drucke zu übergeben, erhalte ich un-
erwarteterweise einen Brief aus der Hand des liebenswürdigeji englischen Ge-
lehrten Jolm Murray, welcher Aufschluss bringt über den Ausfall der in den
folgenden Zeilen des öfteren erwähnten Südsee-Expeditionen von Prof. Sollas und
Alexander Agassiz. Leider ist in beiden Fällen das Hauptziel nicht erreicht
worden, und es ist dies um so bedauerlicher, als dieses Resultat geeignet ist
einen Rückschlag in der Korallenforschung zu bewirken. Es erhellt daraus, mit
welclien Schwierigkeiten solche Forschungen verknüpft sind und dass Erfahrung,
Zeit, Ausdauer, Glück und — ausgiebige Unterstützung zusammen stehen müssen,
um einen Erfolg zu sichern. Zweifellos werden die Untersuchungen von Professor
Sollas trotzdem eine Menge des Neuen bringen, wie aus folgendem dem Brief
beigelegten Zeitungsausschnitt hervorgeht:
Letters have been received from Prof. Sollas, u the Chairman and
Secretary of the Coral Reef Boring Committee of the itoyal Society, which
show that, so far as the main object of the expedition is concerned, the
efifort has been an almost complete failure. When the party had landed
on Funafuti from the Peuguiu, they selected the most promising site, as
it appeared, for a bore-hole. The apparatus was landed and set up, and
a bore-hole carried down to a depth of about 65 feet, when further progress
became impossible, for material like a quicksand was Struck which choked
the bore-hole. Very little solid coral rock was pierced. To pass over the
Steps then taken, it may be enough at present to say that another attempt
was ultimately made nearer to the edge of the Island, where there appeared
some hope of finding more solid coral rock. This boring was carried down
to 72 feet, and then similar difficulties prevented further progress. The
material Struck was a kind of quicksand containing "boulders" of coral.
As fast as the sand was got out, fresh material poured in, and the water
pumped down the tube, with a view of cleauing it, actually flowed out into
the surrounding bed, while the coral boulders made it impossible to drive
the tubes through the quicksand. So far as the reef was pierced it
appeared to bo not solid coral, but more like a "vast coarse sponge of
coral with wide interstices, either empty or sand-filled". It is very uu-
fortuuate that the efforts of the Royal Society, and the liberal aid of the
Admiralty and of friends and authorities in Sydney, should be so ill-rewarded;
sti]l, thougli the expedition has failed in its main object, it has met with
great success in all the others. Large coUections have been made : Messrs.
Gardiner and Hedley have tlioroughly investigated the fauna and flora, both
land and marine, of the atoll. Dr. Colliugwood has obtained Information
of ethnical interest, and Captain Field a series of soundings, both withiu
and without the atoll, which Prof. Sollas states are more complete than
have yet been obtained, and must greatly modify our views as to the
nature of coral reefs. Of all these matters it would be premature to speak,
Vorrede. JX
tili Prof. Sollas has returned and been able to give fuller particulars, and
Captain Field has reported to the Admiralty.
Es geht aus diesen Worten jetzt schon zweierlei hervor, nämlich dass der
anstehende lÜiffels keine compacte Masse ist, wie betont, und dass er nicht sehr
weit in die Tiefe reicht; ferner dass der Untergrund sandig erscheint, sedimentär,
wie es Murray annahm und es auch in den folgenden Zeilen ausgesprochen ist.
Man darf auf die näheren Berichte zweifellos gespannt sein!
Kiel, am 1. October 1896.
Dr. Krämer.
• 7'- Einige Erklärungen.
Ä.'H. = Annalen clor Hydrographie.
P. G. M. == Petermann's geographische Mittheilungen.
cc = cubikcentimeter.
cbm = cubikmeter.
qm = Quadratmeter.
1 Seemeile = 1852 m.
10 Fuss = i3 m.
Aussprache des Samoanischen:
(Accent gowöhnhch auf der vorletzten Silbe.)
aia'i = mahi (h unhörbar).
mai = mal.
tagi = tangi (wie in singen).
Die Zahlen im Text verweisen auf das Literaturverzeichniss.
Inhalt.
Seite
I. Einleitung- 1
II. Kurzer leborblick über die Iliffbautheorieen und die diesbezügliche Literatur 4
in. Topographie, Meteorologie und Geologie der Sauioaiiiselu . 13
1. Topographie 13
a) Savai'i 13
b) Upolu 15
c) Tutuila 16
d) 3Iariu'a 17
e) Rose-Atoll 17
2. Meteorologie und Oceauologie 17
3. Entstellung und Geologie 22
4. Erdbeben 30
5. Zeichen A'ulkanischer Thätigkeit und Hebung an andern Orten der Südsee nebst
einigen Notizen über fossile Rifie und Korallenkalke 31
6. Begriff der säcularen und intermittirenden periodischen' Senkung und Hebung
(positive und negative Verschiebung) 36
IV. Die Korallenriffe an der samoauischen Küste 37
1. Morphologie der Korallenriffe ^ . . . . •^.-. 37
a) Korallenbank 37
b) Saumriff 38
c) Strandriff 38
d) Barrierenriff 38
e) Atolle 39
2. Oertliche Vertheilung 39
a) Savai'i 39
b) Upolu 40
c) Tutuila 49
d) Manu a 50
e) Rose-Atoll 50
3. Vergleich Samoa's mit den Palauinseln. Das Fehlen ausgebildeter Barrierenriffe
auf Tutuila und Slanu'a in der Nähe des Rose-Atolls und die Darwin'sche
Theorie . . . 51
4. Die Entstehung eines Strandriffs 54
5. Der Aufbau eines samoanischen Strandriffs 56
a) Talus (Grundströme) 56
b) Fuss (Dicke der Riffe am Riffrande, siehe VI) 58
c) Riffkante. Luv- und Leekante (Höhleubildung uiul Korallensandentstehung) (52
d) Plattform (Trümmerfläche und Schuttkegel) 68
) Strandlagune (Schuttfläche und Strandcanal) 69
f) Sandstrand (Sandstein) und Sandküste mit Brackwasserlagune 69
3. Die Bestandtheile der übrigen Riffformen (Barriere, Atoll) und die Definirung
der Begriffe Bucht, Hafen, Riffbucht, Riffhafen, Einlass, Lagune, Bootpassage,
Barricrencanal, Strandcanal, sowie über die natürliche Regulirung derselben
durch Ströme 70
V. Zusammenfassung der Bedingungen für das Riffwachsthum 73
1. Tiefengrenze des Waehsthums vuid Dicke der Riffe 73
2. Die Kinwirkuntr der Brandung und starker Ströme 74
Inhalt. XI
Seite
3. Einfluss der Meeresströmungen als Nalu-nngsi|iiellen 70
4. Sterben Korallen an der Luft aby 78
5. Der Heliotropismus der Antliozoen 78
6. Die Farbe und Durclisichtigkeit der Oceanc 83
7. Die Wachstliumsschnelle der Korallen 86
8. Temperatur und Salzgehalt 8tj
9. Der Einfluss dos Süsswassers in Saiuoa 87
VI. Eine neue Auffassung der Entstehung der Atolle 88
1. Die Configuration des 3Ieercsbodens im Stillen Ocean 89
2. Submarine Vulkane und Cleyserfelder als Bildner des Untergrundes für Atolle 90
3. Die 3Ieeresströmungen und Gezeitenströme als Anordnor des Sediments ... 91
4. Die Bildung der Lagune der Atolle und die Murray'sche Theorie 97
5. Tektonik des l'ntergrundes 99
6. Die einstige Lösung der Frage. Bohrungen 100
7. Kurze Zusammenfassung der gewonnenen Schlüsse an der Hand der Betrachtung
der sanioanisclien Kcn'allcnriffe 100
MI. Die Riflfauna von Samoa, insbesondere in ethnologischer Beziehung . . 103
1. Riff- und Schifffahrt 103
2. Die Korallen und Korallin enalgen 104
3. Das Leben im umgebenden Meere. Wale, Delphine, Haie, Rochen, Schild-
kröten, Octopus, Schlangen 105
4. Fische ('ia) und Fischfang (fangota) 107
5. Fingota: Medusen, Echinodermen, Ivi'uster. Muscheln und Schnecken .... 110
H. Der Palolowurm 111
YIII. Die Centrifugirnng des Plankton 114
1. Fang und Xetze ll'i
2. Besichtigung und Filtrirung des Fanges 117
3. Die Messgläser und die ('entrifugen 118
4. Das Centrifugiren 120
5. Die Verrechnung 121
G. Die Zählung 121
IX. Zur Planktonvertheilung im pacifischen Ocean 126
1. Die Resultate der Fänge in Samoa 126
2. ,, .. „ .. ,. Xeu-Seeland und Australien 129
3. Vergleichung der Resultate unter sich und mit anderen 130
4. Die Copepoden als constanter Component aller verticalen Planktonfänge . . . 131
5. Küsten- und Seefänge (Verbreitungstiefe) 135
6. Die Armuth des tropischen pacifischen Oceans 138
7. Gross- und Kleinplankton. Haeckel und Hensen 146
X. Tabellen und Literaturverzeichniss 151
1. Tabellen
Tabelle A. Centrifugirte Küstenfänge von Samoa 151
„ B. Xichtsamoanische Küstenfange aus den Tropen 156
„ C. Seefänge von Neu-Seeland und Australien 156
„ D. Küstenfänge von Neu-Seeland und Australien 157
,. E. Süsswasserfänge aus Neu-Seeland 160
2. Literatur
a) Korallenriffe, Geologie, üceanographie etc 160
b) Plankton 163
3. Preisliste der angewandten Materialien 163
Anhang: Bemerkungen über den essbaren Palolo-Wurm, Lysidice viridis (Gray)
von Dr. Anton Collin 164
1. Einleitung.
Zum leichteren Verständuiss der Arbeit sei einiges über Saraoa voraus-
geschickt. Es sind diese Inseln weit länger unerforscht geblieben als die nahen
Viti- und Tonga-Inseln und das weiter entferntere Tahiti, Hawai und Neu-Seeland,
da Cook Samoa niemals berührt hat und die französische Expedition unter dem
unglücklichen L aper ouse (1787) die Stätte rasch wieder verliess, nachdem ein
selbstverschuldeter Streit mit den Samoanern auf Tutuila den Tod von 11 Leuten,
worunter der Kapitän der ,,Astrolabe'' de Langle und der Naturforscher und
Arzt de Lamanou, zur Folge gehabt hatte. Dieses Unglück bewirkte, dass
dieses Land fernerhin gemieden wurde, als ob seine Bewohner die blutgierigsten
Menschenfresser wären. Wohl wurde es noch zweimal bald darauf augelaufen,
Ton dem Kriegsschiff ,,Pandora" Kommandant Edwards im Jahre 1791 und
von Kotz ebne 1824; aber der Besuch war beide Male nur ein so kurzer, dass
nichts erspriessliches geleistet werden konnte. Selbst als die englischen Missionare
im Jahre 1830 einen glücklichen Versuch gemacht hatten, das Christenthum
daselbst auszubreiten, dauerte es doch noch eine geraume Zeit, bis die alte
Furcht geschwunden war. Ein 10 tägiger Besuch des franzö ischen Südpolfahrers
Dumont d'Urville im Jahre 1838 leitete die neue Aera ein, die im folgenden
Jahre mit der „United States Exploring Expedition" unter Wilkes für Samoa
begann. Obwohl nur einen Monat, vom 7. Oktober bis 10. November 1839
anwesend, hat doch dieser Kommandant eine fliegende Vermessung nahezu des
ganzen Archipels vollendet, welche, obwohl mit vielen Ungenauigkeiten namentlich
betreffs der Korallenriffe behaftet (wie bei der kurzen Zeit nicht anders möglich),
doch heute noch im Grossen und Ganzen gültig und erst in den letzten Jahr-
zehnten durch g^^naue Vermessungen namentlich seitens der deutschen Kriegs-
schiffe theilweise ergänzt und berichtigt worden ist. Dumont d'Urville
wurde von Hombron und Jaquinot begleitet und Wilkes von Peale und
Pickering, ausserdem aber von dem erst jüngst verstorbenen Nestor der
amerikanischen Geologen, Dana. Dieses Mannes weltbekanntes Buch „Corals
and Coral Islands" (3c) war in direkter Folge Darwin's epochemachendem
Werk ,,0n the structure and distribution of Coral Reefs" gefolgt, welch letzterer
1831—36 an Bord H.M.S. .,Beagle" als Naturforscher Tahiti besucht und auf
dem Keeling- Atoll im Indischen Ocean seine Studien über die Korallenriffe voU-^
Krämer, lieber den Bau der KoraHenritle. 1
Dr. Auffustin Krämer.
endet hatte. Dana hatte schon im Jahre 1839 in Sydney einige Notizen über
die Darwin 'sehe Theorie gelesen und war desshalb in der Lage, noch während
seiner Keise diese Theorie prüfen zu können. Sein Buch ist für diese Arbeit
desshalb von besonderer Bedeutung, zumal da darin oft der samoanischen Riffe
Erwähnung gethan wird. In dem „Geological Report of the Wilkes exploring
Expedition" (1849) hat er zuerst seine Erfahrungen über den Bau der Korallen-
riffe niedergelegt und die geologischen Verhältnisse Samoa's einer eingehenden
Besprechung unterzogen. Seit dieser Zeit ist ausser den Arbeiten Graeffe's
im Journal des Museum Godeffroy (Heft 1 und Heft 6), welclie namentlich
topographisch viel Neues brachten, nichts besonderes hinsichtlieh der samoanischen
Riffe veröffentlicht worden. Einige Daten brachten indessen doch die Arbeiten
von Ho ff mann (25 d) und die zahlreichen kleineren Berichte der Kommandanten,
welche in den Annalen der Hydrographie verzeichnet stehen. (Näheres siehe bei
Langenbeck (42).) Erwähnt sei auch hier, dass Studer an Bord der
„Gazelle" einige Zeit in Apia geweilt hat.
Mau sieht, die Literatur betreffs Samoa ist recht spärlich. Mit der Land-
fauna steht es nicht viel besser. Auch hier stehen die Berichte der erwähnten
Expeditionen oben an, insbesondere die der Wilkes- Expedition, welche heute
noch allen Arbeiten über Samoa als Grundlage dienen. Späterhin haben die
Abhandlungen des Museum Godeffroy viel neues gebracht, weniger allerdings
speciell für Samoa, als für die ganze Südsee. Insbesondere ist unter diesen die
Bearbeitung der Fische von Günther zu erwähnen und die Arbeiten Graeffe's.
üeber die Vögel Samoa's handelt das 1867 erschienene Buch vonFinsch
und Hartlaub „Die Vögel Centralpolynesiens", dessen Angaben in dem erst
jüngst erschienenen „Catalogue of birds of the British Museum" vervollständigt sind.
„Einige ornithologische Notizen aus Samoa" (Oruithologische Monatsberichte
Mai 1896) habe ich jüngst in Bezug auf einige biologische Beobachtungen ver-
öffentlicht.
Auch in Bezug auf Landesbeschreibuug und Ethnologie giebt es wenig
zusammenfassendes und gründliches. Am besten ist hier das Buch des Missionars
Turner „Samoa a hundred year's ago and long before" (London 1884), ab-
gesehen natürlich von den kompilatorischeu Arbeiten (Meinicke's Inseln des
Stillen Oceans, 2. Band, Jung, der Welttheil Australien u. s. w.). Interessant
für den Kenner sind aber besonders die erwähnten Reiseberichte und ein Buch
des Konsul Pritchard vom Jahre 1851 „Polynesian Reminiscences" (aus
neuerer Zeit Churchward „My consulate in Samoa".)
Um einigermaassen vollständig zu sein, will ich nur noch der Arbeiten.
Basti an' s über die samoanische Mythologie gedenken, und der zahlreichen
Aufzeichnungen des Generalkonsuls Stübel, welche in den Abhandlungen des
ethnographischen Museums zu Berlin erscheinen.
Es wäre ungerecht, wenn ich nicht auch noch die unzähligen kleineren
und grösseren Veröffentlichungen der englischen und französischen Missionare
erwähnen wollte, insbesondere die wichtigeren Arbeiten des Sammlers Whitmee
und der Linguisten Pratt und Violette, welche indessen, abgesehen von den.
Einleitung. 3
Sprachbüchern der beiden letzteren, so in Zeitschriften u. s, w. zerstreut sind, dass
sie nur äusserst schwer beschafft worden können.
Wer endlich sich dafür interessirt, was für schöne Zeiten man an Bord
S.M. Kriegsschiffe in Samoa verleben kann, dem sei das Buch des Kontre-
admiral a. D. von Werner „Ein deutsches Kriegsschiff in der Südsee" ange-
legentlichst empfohlen, nicht minder die letzten Zeilen von Ehlers „Samoa
die Perle der Südsee".
Es wird eine dankbare Aufgabe sein, wenn auch eine sehr schwierige und
mühevolle, all dieses zerstreute Material zu sichten und durch eingehende
Studien zu vervollständigen. Nur noch weniger Jahrzelmte bedarf es und die
Südsee ist nicht mehr jenes eigenartige Gebiet, abgeschlossen von der Welt und
der Civilisation, ein stilles Paradies. Heute wird Apia schon monatlich von
mindestens 4 Dampfern augelaufen, die Eingeborenen sind alle Christen und
täglich schwindet die Originalität mehr und mehr dahin. Noch heute sind die
grossen Fragen über die Abstammung und Verbreitung der Polynesier so gut
wie ungelöst; wolil leben noch in Samoa Greise aus der vorchristlichen Zeit,
welche wenigstens noch einigen Aufschluss zu geben vermögen, wenn es auch
scheint, dass der Zeitpunkt auch hier schon verpasst ist.
Nicht viel besser steht es mit der Fauna und Flora, und dabei sind diese
Inseln Arbeitsplätze, wie man sie selten in den Tropen findet, gesund, massig
warm, schön, gefahrlos und dabei noch reich an Nahrung, Lustbarkeiten und
Vergnügen. — Nur selten rührte sich hier und da eine Hand! — ■ —
Wenn einst der letzte Hauch aus den alten Zeiten geschwunden sein wird
und die jetzige Zeit wird kein besseres Erbe hinterlassen haben als zerstreute,
zum Theil sich widersprechende Berichte, dann müssen wir zufrieden sein, wenn
unsere Söhne sagen werden, dass wir nur lässig gewesen sind.
1*
IL Kurzer üeberblick über die Iliffbaiitheorieii und
die diesbezügliche Literatur.
(Ueber die Vor-Darwin'sche Zeit siehe Böttger, Geschichtliche Darstellung unserer
Kenntnisse und Meinungen von den Korallenbauten. Dissert. Leipzig 1890.)
Seit Darwin seine Rifftheorie aufgestellt hat, welche darin gipfelt, dass
ein Strandriff durch allmälige „säkulare" Senkung des Landes zu einem Barrieren-
Kiff und schliesslich zum Atoll wird, kurzum dass diese 3 Hauptriffformen nur
verschiedene Stadien in der Entwicklungsreihe seien und seit diese Theorie von
dem berühmten amerikanischen Geologen und Zoologen Dana gutgeheissen
worden ist, hat man trotz vieler gewichtiger Einwürfe doch vielfach daran fest-
gehalten. Darwin hatte 1836 seine Weltumsegelung beendet. Aber erst 1842
erschien sein Buch „On the structure and distribution of Coral Reefs" und es
ist interessant zu erfahren, dass er seine Theorie teleologisch ausgedacht hatte,
ehe er ein Atoll zu Gesicht bekam. In einem interessanten Fragment seiner
Autobiographie schreibt er: „Kein anderes meiner Werke wurde in so einem
deduktiven Sinne begonnen, wie dieses; denn die ganze Theorie wurde an der
Westküste von Südamerika ausgedacht, ehe ich noch ein wahres Korallenriff
gesellen hatte. Ich hatte daher nur meine Ansichten zu verificiren und auszu-
dehnen durch eine sorgsame Untersuchung der lebenden Riffe." Ausser Dana,
welcher, wie schon in der Einleitung erwähnt, zufällig in Sydney im Jahre 1839
von der Darwin'schen Theorie las und dieselbe sofort zu seiner eigenen machte, gewann
der junge Naturforscher im Jahre 1837 kurz nach seiner Rückkehr seinen Lelirer
Lyell für sich, als er diesem die Ergebnisse seiner Studien vortrug. Obwohl
dieser Mann wenige Jahre zuvor (1832) in seinen „Principles of Geology" der
Entstehung der Atolle auf submarinen Kratern ein ausführliches Wort gewidmet
hatte, soll er doch bei dem schlichten Vortrag seines Schülers so überwältigt
gewesen sein, dass er im Zimmer auf- und abtanzte. Auch der Professor Jukes,
welcher sich an Bord des englischen Kriegsschiffes „Ely" von 1842—46 während
der Vermessung des grossen australischen Barrierenriffes aufhielt, erklärte, dass
ihm die Senkungstheorie sehr augemessen für die Bildung der Riffe erscheine.
Kein Wunder, dass es 3 Jahrzehnte dauerte, bis gewichtige Gegenstimmen laut
wurden.
II. Kurzer Uobcrl)lick über die Kift'bauthcorien und die diesbezügliche Literatur. 5
Darwin war vom 15. bis 26, November 1832 in Tahiti gewesen und vom
1. bis 12. April 1833 auf dem Keeling- Atoll ; ausserdem hielt er sich noch vom
29. April bis 9. Mai desselben Jahres in Mauritius auf. Es bedurfte seines
Geistes, um in solch' kurzer Zeit eine Theorie zu formen und zu begründen,
die heute noch ihren Standpunkt trotz harter Augriffe behauptet. Dana liatte
mit der W i 1 k e s - Expedition die Paumutu-, Gilbert-, Phönix-, Samoa-, Viti-
luseln u. s. w. besucht und hatte Gelegenheit, beim Vermessen viel einschlägiges
zu hören und zu erfahren. Darwin und Dana erkannten, dass das Leben der
riffbildendeu Korallen in einer verhältnissmässig geringen Tiefe aufhöre, während
Keinhold F 0 r s t e r ungefälir einhalb Jahrhundert früher angenommen hatte, dass
die Atolle aus den unendlichen Tiefen des Oceans heraufwüchsen oder Krönungen
submariner Krater oder Sedimentbänke seien. Das begrenzte Tiefenwachsthum
und die steilen Böschungen, sowie die Tiefe und merkwürdige Form vieler Atoll-
lagunen und Barrieren-Riff kanäle begründeten im wesentlichen die Darwin-
Dana 'sehe Senkungstheorie. Allerdings nimmt Dana an, dass durchaus nicht
alle Atolle und Barrieren-Riffe im Senkungszustaude beharren, sondern stationär
geworden seien oder gar sich jetzt im Hebungszustande befänden. Umgekehrt
will er nicht alle Gebiete, wo Strandriffe oder gar keine Riffe vorhanden sind,
und welche Darwin in Ermangelung tiefer Kanäle für stationär oder gar sich
hebend hält, als stationäre gelten lassen, sondern meint, dass auch diese sich im
Senkungszustand befinden könnten. Da in Samoa alle Riffformen vorkommen,
auch für Hebungs- und Senkungsgebiete Anhaltspunkte genügend vorliegen, sowie
Zeichen recenter vulkanischer Thätigkeit vorhanden sind, so dürften diese Inseln
für die Beurtheilung und das Studium der Riffarten von hervorragendem Interesse
sein, zumal da Anordnung und Lage der Riffformen mit den von Semper
beschriebenen Palau-Inseln in gewissen Beziehungen übereinstimmt. Semper
war der erste, welcher (1868) gewichtige Einsprüche gegen die Darwin 'sehe
Theorie erhob, nachdem er sich längere Zeit auf genannten Inseln aufgehalten
hatte. Von seinen Beobachtungen wird noch des öfteren hier die Rede sein.
Zwei Jahre später berichtete Rein im gleichen Sinne von den Bermudas,
da er nirgend Senkungen, sondern Hebungen dieser Inseln fand.
Ebenso urtheilte der Graf von Pourtales und bald darauf Alexander
Agassiz über die Floridariffe.
Sie alle hatten indessen im wesentlichen keine neuen Theorieen aufgestellt,
sondern nur berichtet, dass ihre Beobachtungen sich mit der Senkungshypothese
nicht vertrügen.
Erst John Murray, der bekannte Herausgeber des Challengerwerkes,
nahm an, dass, wenn submarine Plateaus und Krater in nicht zu grosser Tiefe
gelegen seien, dieselben durch die Kalkablagerungen der Globigerinenschalen,
Muscheln u. s. w. bis in den Bereich der riffbildenden Korallen aufwachsen, wo
diese alsdann den Aufbau der Riffe bis zur Meeresoberfläche übernehmen. Er wies
zugleich nach, dass dieser ».organische Regen" in grösseren Tiefen den Meeres-
boden nicht beeinflussen könne, da die feinen Kalkschalen der Globigerinen da-
selbst durch das kohlensäurereiche Meerwasser aufgelöst werden, und erklärte
daraus die steile Böschunsf der Atolle. Die Lagune entstehe durch die Vorliebe.
Dr. Ausfustin Krämer.
der Korallen, dem freien Meere zuzuwachsen, während sie nach innen zu ab-
stürben und durch das Meereswasser aufgelöst und abgeführt würden. Ebenso
sollen die Barrierenriffe entstehen. Wenn nun auch letztere Ansichten nicht
zutreffen dürften, so steht doch die Bildung der Globigerinenbänke ausser Zweifel,
da neben anderen früher entdeckten (vergl. Guppy, Sempers Sinoporusfelsen u.s. w.)
in den letzten Jahren solche von über 100 m Mächtigkeit auf Ena in den Tonga-
Inseln (von List er) nachgewiesen worden sind, wovon noch weiter unten die
Rede sein wird. Da nach D a r w i n , gemäss seinen Schlüssen, Barriere-Riffe und
Atolle sinkendes Gebiet, Strandriffe dagegen stationäres oder gar sich hebendes
Land anzeigen, so sind nach Murray vor allem die Viti-lnseln ein Gegenbeweis,
da hier alle 3 Riffformen neben einander vorkommen.
Ein Erweiterer der Murray' sehen Theorie erstand in Guppy, welcher
1882- 84 auf den Salomons-Inseln ausgiebige Studien gemacht hatte, und dabei
zu dem absurden Schluss gekommen w^ar, dass Atolle sich nur auf hebendem
Gebiete bilden könnten. Der Darwin -Dana 'sehen Theorie steht heute die
von Murray- Guppy gegenüber; beide kämpfen um den Vorrang, ohne
unanfechtbare Beweise für ihre Richtigkeit aufbringen zu können.
Lange nb eck unternahm es 1890, indem er sich auf Sues' Werk „Das
Antlitz der Erde", auf Neumayr's „Erdgeschichte" und auf Supan's „Lehrbuch
der physischen Erdkunde" stützte, die Senkungstheorie wieder zu Ehren zu bringen.
In einem fleissigen Buche von 190 Seiten „Die Theorieen über die Entstehung
der Koralleninseln und Korallenriffe" bespricht er die ganze Literatur (bis 1890);
mit Sues spricht er von nicht nachweisbaren Senkungen und Hebungen als
„positiven und negativen Bewegungen" und endet am Schlüsse der Einleitung
betreffend die Sues' sehe Meeresniveausehwankungstheorie: „Für die Darwin' sehe
Theorie ist es ja im Grunde gleichgültig, ob man eine Senkung des Festen oder
ein Anschwellen des Meeres annimmt".
Auch Heilprin hatte 1889 in seinem Buche „The Bermuda Islands"
der Senkungstheorie das Wort geredet und ihm pflichtet in allerjüngster Zeit
Krümmel bei Besprechung der neuesten Arbeit von Agassiz bei. Wenn
man sich nochmals ins Gedäehtniss zurückruft, dass der erst jüngst verstorbene
Dana bis zu seinem Lebensende über 50 Jahre lang seinen Ansichten und
Erfahrungen treu geblieben ist, so wird man es nicht für überflüssig finden,
Erfahrungen geltend zu machen, welche gegen Darwin' s Theorie sprechen.
Unter den neueren Autoren haben sich Wharton, Saville Kent und von
Lendenfeld gleichfalls für Darwin bekannt. Saville Kent's grosses
Werk über das grosse australische Barrierenriff steht in Beziehung auf seine
Abbildungen der Rifffauua unerreicht da. Besonders gelungen sind die Photo-
grapliien der lebenden Korallonpolypen und des Riffes bei Ebbe. Leider fehlen
indessen Abbildungen der Rift^kante nahezu gänzlich. Kent erklärt die grossen
Einlasse im australischen Barriercnrift" durch die Süsswasserströme Australiens
entstanden, welclie vor der Senkung liier gemündet haben sollen. Da die Fauna
und Flora Australiens, Neu-Guiueas und Neu-Seelands so nahe verwandt ist,
benützt er diese Thatsache zu folgendem Schlüsse: „Da die genannte Thatsache
vertrauenswerth uud walir ist, so ist der Aufbau des grossen australischen
JI. Kurzer reborlilick iilirr ilie Kitl'bautlieorien und die flicshczüofliche Literatur.
Barrierenriffes unter BediDgungen von Senkung und im Einklang mit der
ursprünglichen Hypothese Darwin 's bewiesen".
Man sielit, die Zalil der Darwin'sclien Anhänger ist niclit zu imter-
schätzen. Die der Gegner ist allerdings auch nicht gering. Da waren in letzter
Zeit Bourne, Irviue, Uoss, Hickson, welche sicli Murray anschlössen
mit dem Vorbehalt, dass ihnen die Entstehung der Atolllagunen durch Auflösung
der todten Korallen im Seewasser nicht wahrscheinlich dünke.
Vor allem ist es aber Alexander Agassiz, seit Dana 's Tod wohl der
erste Kiffkenner, welcher auf seinen zahlreichen Besuchen der Riffe von West-
indien und Hawaii die Unzulänglichkeit der Darwin'schen Tiieorie erkannte und
ausführte.
In den Jahren 1877, 1878, 1879 und ferner 1890 führte Agassiz zahl-
reiche Dredschzüge auf dem „Blake" aus, 1891 operirte er an Bord des „Alba-
tross" an der Westküste von Mexiko, Central-Amerika und bei den Galapagos-
Inseln und 1893 endlich an Bord der Dampfyacht „Wild Duck". Letztgenannte
Kreuztour wurde benutzt zu einer eingehenden Untersuchung der Bahama-Riife;
die Ergebnisse sind in einem umfangreichen Buche von 2Ö3 Seiten und 47 Tafeln
und Bildern ,.A reconnaissance of the Bahamas and of the elevated reefs of Cuba"*)
niedergelegt, in welchem der neueren Literatur über Biflfbilduug einige Worte
geweiht sind. Wenn mau weiterhin in Betracht zieht, dass Agassiz die
Sandwichinseln besucht hat, um Dana 's Angaben über die daselbst stattgefuudenen
Bohrungen einer Prüftmg zu unterziehen, dass er 1894 die Bermuda- Inseln
besuchte, um Heilprin erfolgreich entgegentreten zu können, und dass derselbe
Mann in allerletzter Zeit endlich sich zu einer neuen Fahrt nach Australien
gerüstet hat, um sich überSaville Kent's Angaben betreifend die Entstehung
des grossen Barrierenriffes an Ort und Stelle ein Urtheil zu bilden und womöglich
auch die Inseln des stillen Oeeans zu besuchen, so wird man zugestehen müssen,
dass ürtheile und Ergebnisse, welclie auf Grund solch' eingehender Studien
gemacht sind, eine besondere Berücksichtigung verdienen.
Agassiz ist ein entschiedener Gegner der Senkungstheorie, wenn auch
seine Gegengründe vorsichtig ruhig und frei von Streitsucht vorgebracht werden.
So sagt er Seite 177 der Reconnaissance of the Bahamas: „In der That, was
ich bei den Untersuchungen der Korallenriffe in Westindien gefunden habe, zeigt,
dass, wo immer Korallenriffe vorkommen und von welcher Form, dieselben
nur eine verhältnissmässig dünne Schicht auf der unterliegenden Basis bilden,
und von keiner grossen Dicke sind." Eine eingehende Besprechung erfährt hier
fernerhin besonders, was über die geologischen Riffe bekannt ist. Es wird
betont, dass Richthofen's und Mojsisovics' Ansicht, dass der alpine Schleru-
dolomit eine Korallenriff bildung sei, durch die Arbeiten von Gümpel und Miss
Ogilvie widerlegt wurde. Die letzten Zweifel sind aber durch die Arbeit von
Rothpletz (Ein geologischer Querschnitt durch die Ostalpen. Stuttgart 1894)
*) Die wissenschaftlichen Ergebnisse sämiutliclier Reisen von Agassiz sind in den
durch ihn l)erülimt gewordenen Bulletins of the 3iuseum of Comparative Zoology at Harvard
College, Cambridge. Massachusets erschienen, woselbst die einzelnen Bände bezw. Abhand-
lungen käuflich zu haben sind.
Dr. Augustin Krämer.
zerstreut worden, welcher nachweist, dass dieser Dolomit eine sedimentäre, marine
Bildung ist, während nur den Raibler-Schichten ein grösserer Reichthum an
Korallen zukommt, welche aber hier als „wahre Korallenwesen" nur in geringer
Mächtigkeit auftreten.
Noch bleiben einige gewichtige Stimmen zu erwähnen, welche sich in den
letzten Jahren gegen die Senkungstheorie erhoben haben. Vor allem ist es der
ausgezeichnete englische Geologe Sir Archibald Geikie, welcher wieder-
holentlich die Frage erörterte und am Ende seiner Ausführung im Textbook of
Geology (S. 492) sein Urtbeil dahin zusammenfasst : „Dass die weitverbreitete
oceanische Senkung, welche Darwin's Theorie fordert, nicht durch Korallenriffe
n. Kurzer Ucberblick über die llift'bauthcorien und die diesbezügUfhe I^itcratur. 9
Wassers entstanden ist und nicht durch die fortschreitende Vertiefung während
der Senkung, mit welcher das Aufwärtswachsthum des Riffes Schritt halten
müsste." Man sieht, dass Geikie, wenu er auch abweisend sich verhält,
doch nicht schroff ist; aus dem Ganzen dringt die ücberzeugung des Geologen
hervor, dass eine allgemeine Senkung nicht durch Korallenriffe bewiesen wer-
den kann; freilich sieht man auch das grosse ßäthsel der tiefen Atoll-
laguncn eine Unsicherheit herbeiführen, die den Anhängern Darwin's willkommen
sein wird.
List er spricht sich entschiedener in dieser Hinsicht aus und da seine
Beobachtungen während eines längeren Aufenthaltes auf den Samoa so nahe
bewiesen werden kann, muss jetzt, denke ich, zugegeben werden. Das Zusammeu-
vorkommen von Strand- und Barrierenriffen und von Atollen in derselben Nachbar-
schaft, mit Beweisen von andauernder Kühe des Bodens oder selbst mit Beweisen
von Hebung, ebenso die aufeinanderfolgenden Stadien, wobei ein wahres Atoll ohne
Senkung gebüdet werden kann, ist in der Westindischen Region so klar bewiesen
worden, dass wir die Möglichkeit zugeben müssen, dass dieselbe Bildungsart in allen
Korallenmeeren vorkommt. Gleichfalls muss jedoch zugegeben werden, dass die
nothwendigen Bedingungen für die Bildung von Barrierenriften und Atollen manch-
mal durch Senkung geschaffen werden können. Solauge, als passender Boden für
Korallenwachsthum vorhanden ist, ist es gleichgültig, ob dieser durch Hebung oder
Senkung geschaffen worden ist. Dass Senkung in einigen Fällen vorgekommen ist,
scheint durch die Tiefe einiger Atolllagunen bewiesen zu werden — 40 Faden —
wenn nicht angenommen werden muss, dass diese Tiefe durch Auflösung des See-
gelegenen Tonga-Inseln gemacht sind, so sind sie für diese Arbeit von besonderem
Werthe, wie überhaupt die ganze Abhandlung viel des neuen und interessanten
bietet. Er fand auf Eua Kalkfelsen von nahezu 100 m Mächtigkeit, in welchen
Murray 15— 20 Arten Globigerinen nachzuweisen vermochte, daneben gehobene
Korallenriffe, deren Profile er mittheilt. Das flache Inselmeer giebt ihm ferner
Anlass, die Darwin'sche Theorie zu leugnen und er bemerkt (45 S. 611) treffend:
„Es ist interessant, dass sowohl in Vavau als auf Eua die Riffe, welche während
Zwischenräumen in der Erhebung gebildet worden sind, in einigen Fällen Atoll-
oder Barrierenform angenommen haben."
Endlich will ich noch Sluit er 's Arbeit (40) liier erwähnen, welche allein
schon dadurch Beachtung verdient, da sie von Bohrungen durch die Korallenriffe
auf .Java berichtet. Diese, behufs Brunnenanlage und Hafenbau ausgeführt, haben
zwar gemäss der Art der Riffe und des Landes keinen Gegenbeweis, jedoch Auf-
10 J^r. Augustin Krämer.
Schlüsse über den Untergrund gebracht. Man fand nämlicli das 300 m breite
Strandriff in der Braudewijus baai bei Padang nicht auf einem Andesitfelsen
lagernd, wie erwartet wurde, sondern in 11 m Tiefe auf Thon und mehrere Meter
in diesen eingesunken. Aehnlich fand man auf einer Insel Onrust (1875) das
20 m mächtige Riff 9 m im Schlamm stecken. Die übrigen Beobachtungen
Sluiter's in der Bucht von Batavia und am Krakatau deuten darauf hin, dass
die auf untergesunkenen Bimssteinstücken angesiedelten Korallen der Anfang eines
Korallenriffes sein können, und dass dazu nicht in allen Fällen ein Felsen als
Untergrund nothwendig erscheint. Betreffend die Riff'genese sagt Sluiter: „Die-
jenigen Naturforscher, welche in den Tropen die Korallenriffe genauer beobachtet
haben, müssen wohl allmälig zur Ueberzeuguug gelangen, dass, wie genial, ein-
fach und anregend auch die ältere Darwin'sche Theorie sei, diese einerseits in
vielen Fällen ganz und gar nicht mit den beobachteten Fakten in Einklang zu
l)ringen ist und andererseits auch die Annahme der grossen Senkungen, wie sie
die Darwin'sche Theorie annimmt, zur Erklärung der eigentlichen Gestalt der
Riffe sehr wohl entbehrt werden kann." Diese Angaben von Sluiter betreffs
des Koralleuwachsthums auf weichem Grunde bestätigte Ortmann in der Be-
schreibung der Riffe von Dar es Salam (48). Wesentlich auf demselben Stand-
punkte steht Walther (31 a u. b), welcher die lebenden und fossilen Korallen-
riffe der Sinaihalbinsel und späterhin der Palkstrasse bei Ceylon untersuchte und
dessen Untersuchungen ich einigemal e zu erörtern Gelegenheit haben werde.
Beide stehen auf einem massig anti-darwinistischen Standpunkt, ersterer nimmt
sogar Hebung für die Bildung der Riffkante an.
Da Walther der Bildung der Korallenriffe im Hinblick auf die Tektonik
des nahen Küstengebirges besonders gedenkt, so habe ich seine diesbezüglichen
Worte im Abschnitt VI, 6, besonders erwähnt.
Fassen wir das Gesagte zusammen, so finden wir im Darwin-Dana'schen
Gefolge J u k e s , C o u t h o u y , Lyell, H e i 1 p r i n , K r ü m m e 1 , S u e s s , S u p a n .
Langen b eck, Neumayr, von Leudenfeld, Wharton, Saville Kent
u. s. w., während im feindlichen Lager sich Semper, Rein, Agassiz,
Pourtales, Murray, Guppy, Bourne, Irvine, Ross, Hickson,
Geikie, Sluiter, Lister, SoUas, Ortmann, Walther u. s. w. befinden.
Wie schon oben erwähnt, hat unter diesen nur Murray neue zusammen-
fassende Gesichtspunkte aufgestellt, auf Grund der wissenschaftlichen Resultate
der Challenger-Expedition, Gesichtspunkte, welche wohl auch unter dem Namen
der Murray'schen oder mit Berücksichtigung von Guppy der Murray-Guppy-
schen Theorie zusammengefasst worden sind. Dies geschieht wohl mit Unrecht,
denn die Sätze beider Forscher gleichen sich nur darin, dass sie die Darwin'sche
Theorie verwerfen und indem Guppy das Vorkommen des Globigerinenkalks be-
stätigte. Zur Uebersicht lasse ich die Sätze folgen:
I. Murray. (21a).
„Es Avurde gezeigt
1. dass Untergrund für die Barrierenriffe und Atolle geschaffen worden ist
durch die Verwitterunff vulkanischer Inseln und den Aufbau submariner
II. Kurzer Ueberblick über die Riffbautheorien und die diesbezügliche Literatur. 1 1
Vulkane durch Niederschläge von organischen und andern Sedimenten auf
ihren Gipfeln;
2. dass die Hauptnaliruiig der Korallen besteht in dem reichen pelagischen
Leben der tropischen Regionen und die ausgedehnte lösende Aktion des
Meerwassers wird gezeigt durch die Entfernung von Kalkschalen von diesen
Oberflächenorganismen in allen grösseren Tiefen der Oceane;
3. dass, wejin die Korallen von submarinen Bänken aufwachsen, sie eine Atoll-
form annehmen, indem nach aussen hin ein grösserer Keichthum an pela-
gischem Leben vorwaltet und nach innen hin der abgestorbene Korallenfels
durc]i Ströme und durcli die lösende Aktion der Kohlensäure im Meerwasser
entfernt wird;
4. dass Barrierenriffe vom Ufer aus gebaut haben auf einem Grund von vul-
kanischen Trümmern oder auf einem „talus" von Korallenblöckeu, Korallen-
sediment und pelagischen Schalen und die Laguuenkanäle werden im selben
Sinne gebildet wie eine AtolUagime:
5. dass es nicht uöthig ist, die Senkung zu Hülfe zu nehmen, um irgend eine
der charakteristischen Formen der Barrierenriffe und Atolle zu erklären
und dass alle diese Formen ebenso sich bilden, ob langsame Hebung oder
langsame Senkung vorhanden ist.
Guppy (24 a).
1. Riffe erscheinen durch Wachsthum bis ungefähr zur Meeresoberfläche oder
durch Hebung:
2. die vielen detaschirten Korallenbänke sind nicht im Stande, sich ohne Hülfe
von Hebung innerhalb der starken Brandung zu erheben. Zurückgehalten
in Tiefen zwischen 5 — 10 Faden, entweder geschützt oder ungeschützt,
bilden sie flache Bänke von keiner bedeutenden Grösse;
3. Atolle von geringer Grösse (d. h. ungefähr 1 Meile) nehmen ihre Form
erst au, wenn sie die Oberfläche erreiclit haben. Eine kleine flache Bank
kommt durch Hebung zur oder über die Oberfläclie. Seitlich wachsen die
Flügel an in Gestalt eines Hufeisens, indem durcli die Oberflächenströme
und die Brandung diese Form entsteht;
4. die grösseren Atolle haben zweifellos ihre Form unter der Oberfläche an-
genommen;
5. die wahre Riffkante ist der Abfall gegen die See zu, welcher zwischen
4—5 und 12 — 18 Faden schwankt. Wo die Böschung mehr als 1" — 12"
ist, was meist der Fall ist, wird der Sand und Kies in die den Korallen
unschädliche Tiefe hinausgetragen. Wenn die Böschung weniger als 5**
ist, dann liegt der Sand innerlialb der Zone der riffbildenden Korallen und
belästigt also diese, wodurch Barrierenriffkanäle entstehen. Bei verschie-
denen Barrieren Iiintereinander kommt Hebung in Frage;
6. Rifi'bildende Korallen sind nicht an 30—40 m gebunden. Sie können unter
günstigen Bedingungen bis lOo m gedeihen und so kann man die grossen
Tiefen der Lagunen erklären;
7. Rifie wachsen auf ilirem eig-enen Talus.
22 Dr. Augustin Krämer.
Die Widerlegung einzelner von Murray und Guppy ausgesprochener Thesen
soll in den nächsten Abschnitten versucht werden. Um die Hauptresultate meiner
Untersuchungen vorweg zu nehmen, so soll bewiesen werden, dass die Korallen-
riffe auf stationären Gebieten ihre typischen Gestalten erlangen, indem die tek-
tonischen Landverhältnisse hierfür maassgebend sind, dass die Nahrung der See
zu eine ärmere ist als im Hafen und innerhalb der Riffe, und dass aus diesem
Grunde und wegen der Brandung das Wachsthum der Eiffe seewärts ein schlech-
teres ist als in den Häfen und Kanälen. Hier erfolgt die Keguliruug durch
andere Verhältnisse, welche jedem Riffe ein bestimmtes Gepräge verleihen. Der
Entstehung der Atolle werde ich, von denselben Gesichtspunkten geleitet, ein
besonderes Kapitel widmen.
III. TopogTaplii(\ Meteorologie und Geologie der Inseln.
1. Topographie.
Die Saraoainsftln liegen zwischen 13' o und 14^.," Südbreite und zwischen
168 und ITS'^ westlicher Länge von Greenwich. Sie bilden eine Inselreihe, welche
von NNW nach OSO zieht und aus 5 Theilen besteht: Savai'i, Upolu, Tutuila,
Manu'a und Rose-Atoll. Sie nehmen von Westen nach Osten au Höhe und Grösse
ab. Das ganze Gebiet beträgt 2787 □km, wovon 1707 allein anf Savafi ent-
fallen. Ganz aus vulkanischem Gestein bestehend, sind diese Inseln vom Strande
bis zu den höchsten Bergspitzen (ca. 1600 m) mit üppigem Grün bedeckt, so
dass sie vom Meere aus einen überaus lieblichen Anblick gewähren. Es sollen
hier nur allgemein orientirende Notizen gegeben werden. Wegen speziellerer
Angaben sei verwiesen auf die Arbeiten Graeffe's, auf Mein ecke's „Inseln des
Stillen Oceans" und Turner's Samoa, ferner auf den geologischen Theil und die
örtliche Riffverbreitung.
a. Savai'i, die westlichste der Inseln, ist die grösste und zugleich die
höchste, indem die Berge sich im Innern bis zu 1600 m über die Meeresfläclie
erheben. Das Land pflegt nahezu überall vom Meere aus direkt massig stark
anzusteigen, so dass der Küstensaum meist nur schmal ist und wenig Raum für
Anpflanzungen bietet. Eine besondere Ausnahme macht nur die als fruchtbar
gepriesene Ostseite, welche sich Upolu zuwendet und auch ein grösseres Küsten-
riflf besitzt, während die 3 übrigen Seiten der Korallenrifte nahezu ganz entbehren.
Diese Ostgegend, Fa asaleleanga genannt, ist die Heimath der Malietoafamilie,
welche zur Zeit den Königsthron inne hat. Hier landete dereinst der englische
IVIissionar Williams mit Tahiti'schen Lehrern im Jahre 1830 und durch den
dort ansässigen Malietoa Tavita gelang es ihm bald, das Christenthum auszubreiten.
Das Innere von Savai'i ist von mehreren parallelen Gebirgsrücken durch-
zogen und ist wegen seiner Wasserarmuth nur schwierig zu besuchen. Ver-
schiedene Kraterseen sind in ungefähr lt»00 m Höhe vorhanden, vor allen der
Mataulanu im Süden und der Lepaengä im Norden, welche Dr. Reinecke im
Jahre 1894 besucht hat. Grosse Höhlen und Schlackengänge finden sich bei
Matautu und bei Safotulafai, wie an vielen andern Plätzen. Die Nordküste mit
seinem grossen Sclilackenfeld und dem jungen Krater des Mua findet sich im
Sfeoloofischen Theil nälier beschrieben.
14
Dr. Auffustin Krämer.
Savai'i ist durch einen lo Seemeilen breiten und <fegen lOo m tiefen Kanal
von Upolu getrennt, in welchem die interessante Kraterinsel Apolima und die
Insel Manono gelegen ist. Während aber erstere mitten zwischen den beiden
grossen Inseln isolirt liegt, ist Manono nur ein abgetrenntes Stück von Upolu
und auch in dessen grosses Aanariff eingeschlossen. Apolima ragt als die Spitze
eines steilen Vulkans aus dem Wasser hervor. Der Kraterrand fällt von Süden
nach Norden langsam ab und ist hier eingebrochen, so dass das Meer den Krater
ausfüllt. Einige 100 m nach Norden hin ragt ein Felsblock aus dem Wasser
hervor, als ob er der fehlende Theil des Kandes wäre. Contre-Admiral a. D.
von Werner segelte mit der „Ariadne" zwischen diesem Felsen und Apolima
hindurch, um den Manonoleuten den Glauben an ihre uneinnehmbare Feste zu
nehmen. Im Krater ist ein Dorf mit einem Süsswasserbrunnen. Da die Pforte
im Krater jedoch durch ein Korallenriff verschlossen ist, welches nur einen engen
Kanal besitzt, so hängt die Heimkehr der Bewohner sehr von Wind, See und
Gezeit ab und ist nicht gar selten unmöglich. In geologischer Hinsicht bildet
Apolima ein Caldera mit einem Barranco.
^^Kutvhz^^-'^iU
W ,.S' ■ - '11;.^:, "'^'"ÄiPi!"' .i^'%Ä-:":^^M.;..,
T
.-^^S^tm». 1 JÜI^H
Der Krater der Insel Apolima mit soinem Barranco. Blick aus dem Krater gegen Savai'i
zu iKicli NW. Davispliot.
Anders Manono. Die stark bevölkerte Insel, welche lange Zeit um die
•Hegemonie im Archipele stritt, ist, da sie im Strandriffe von West-Upolu ein-
geschlossen ist, leicht zugäuglicli. Sie stellt einen niederen Kegel dar und ist
III. Topographie. Meteorologie und Geologie der Inseln.
15
über und über mit Cocospalinen bestanden. Die Manonoleute gelten nicht allein
für vornehm, sondern auch für scliön und heute noch sagt man in Tonga von
einem hübschen Mädchen als liöchstes Lob: Sie ist schön wie ein Mädchen von
Manono. Westlich von Mauono liegt nahe ein einzelner Fels, welchen einige
Cocospalmen zieren, Nulopa genannt.
b. Upolu ist die Hauptinsel, mit dem Mittelpunkte Apia inmitten der Nord-
küste, wo der König Malietoa residirt und die deutsche Handels- und Plantagen-
gesellschaft der Südseeinseln zu Hamburg ihren Sitz hat. Beschaut man sich
von Bord eines mitten im Apiahafen liegenden Schiffes aus die schöne Landschaft,
Tofiia Singaele Lanutoo LePua
Maungatianioe
Das Westende üpolu's aus Süden _fjesehen.
i<*^-
Malataberg Eingang Faübor;
zur Fangaloabucht
Xordküsto Upolu's (im Osten der Insel).
1. Xuuliia
Kraterinsel Nuutele Cai) Tapanga ' I. Namua
Krater ülemanga
I. Fanuatapu
Ostende von Upolu mit seinen 4 Inseln (aus Norden gesehen).
SO sieht man fern im Westen an klaren Abenden das hohe Savail blau ver-
schwommen sich über die Halbinsel Mulinu'u erheben. Ferne im Osten sieht
man das flache Aaua langsam ansteigen, überragt von dem gegen 600 m hohen
Kegel des Tofua. Auf dem langsam steigenden Kamm gewahrt man fernerhin
ostwärts neben vielen kleineren die Krater des Singaele, des tiefer liegenden
Lanoatata und Laloanea und dann den höhergelegeneu langgestreckten Krater des
Lanuto'o, in welchem ein lieblicher See einsam liegt. Es folgen durch den
350 m hohen Apiaberg im Vordergrunde verdeckt die Krater des Maungafiamoe,
dann links vom Apiaberg der Tiavi, der isolirte Le Pua und dann der höchste
1000 m hohe Fa alata, vor den letzten drei die tiefen Schluchten, durch welche
\Q Dr. Augustin Krämer.
der romantische Vaisinganofluss über zahlreiche grössere und kleinere Felswände
herabstürzend im kühlenden Schatten der immergrünen Wälder dem Meere zueilt.
Vom Fa'alata ab fällt der Kamm, gespickt mit zahlreichen kleineu Krater-
Erhebungen langsam nach Osten hin ins Atuagebiet ab. Die Küstenberge von
Vailele und Luatuanu'u, überragt von dem mächtigen Berg des Saluafatahafens,
begrenzen die Landschaft nach Sonnenaufgang. Wenn man denselben Weg im
Hinblick auf die politische Eintheilung Upolu's macht, so gelaugt man aus dem
flachen fruchtbaren Aana im Westen, wo zur Zeit der junge Tamasese lebt, in
das mittlere Gebiet der Tuamasanga, den Anhängern des Malietoa, um nach Osten
hin in das Atua-Gebiet zu gelangen, dem Verbündeten Aana's, Avoselbst die uralte
Tupua-Familie zu Hause ist, welcher Tamasese entstammt und auch Mataafa
mütterlicherseits angehört. Das Ostende der Insel heisst Aleipata und gehört
zu Atua. Der Kürze halber werden diese Distriktsnamen fernerhin öfters zur
Ortsbezeichnung Anwendung finden.
Upolu ist im Gegensatz zu dem rhombischen Savai'i langgestreckt und etwas
fliedriger. Die sanft abfallenden Gehänge bieten namentlich an der Nordküste
treffliches Land zum Anbau von Pflanzungen. So liegt auf der grossen Aana-
Ebene im Westen die Mulifanua- Pflanzung und ostwärts nahe am Apiaberg die
Pflanzung Vaitele. Die Ebene zwischen dem Apiaberg und dem Küstenberg von
Vailele nimmt die gleichgenaunte Pflanzung ein. Eine weitere grosse Ebene
zwischen Saluafata und Falefä in Atua ist noch unbebaut. Auch an der Südküste
harren die Niederungen von Lefaugä, Safata, Falealili und Salani noch der aus-
giebigeren Benutzung. So ist üpolu nicht allein durch seine centrale Lage und
seine Häfen, sondern auch durch den Werth seiner Ländereien zum Mittelpunkt
der Samoa-lnseln von der Natur bestimmt.
Am Ostende Upolu's liegen vier kleine unbedeutende Inseln Fanuatapu,
Namua, Nu ulua und das Apolima ähnliche Nu utele.
c. Tutuila, 40 Seemeilen von Upolu in östlicher Richtung entfernt, ist
schroff und steil, wenig zugänglich, indessen früher namentlich von den ameri-
kanischen Dampfern häufig besucht, da es den einzigen wirklichen Hafen im
Archipele besitzt, welcher von der See vollkommen abgeschlossen ist, wesslialb
die daselbst zu verschiedenen Zeiten ausgeführten Plauktonfänge ein besonderes
Interesse verdienen. Im Südwesten ist die offene Bai von Leone, der Sitz eines
■englischen Missionars. Zwischen Leone und Pango-Paugo (ungefähr in der Mitte
der Südseite) dehnt sich die ein/ige grössere Niederung auf Tutuila aus, welche
ihrer hügeligen Beschaffenheit halber eine Ebene nicht genannt werden kann.
Dem Aussehen der Küste und des Landes nach gleicht sie einigermaassen der
Niederung zwischen Safata und Falealili auf der Südseite Upolu's. Die Lavafelsen
der niederen Steilküste sind durch die Passatbrandung stark zerfressen und man
sieht hier grosse Höhlen und isolirte Felszackeu, an denen der Gischt der Brecher
in bedeutende Höhen hinaufspritzt und im Sonnenschein prächtige Bilder hervor-
zaubert. Die Unterminiruug dos Bodens durch die See ist besonders anschaulich
in der genannten Leone-Bai, woselbst das Haus des Missionars auf einem weiten
Gewölbe steht. Zahlreiche 2 — 4 ra hohe und breite Gänge sieht man bei Niedrig-
wasser hier ins Land liiueiuzioheu, bei Fluth sich füllend und dem einstürzenden
in. Topographie, Meteorologie und Geologie der Inseln.
17
Eingang zur Bucht von Pango-Pango.
Südküste von Tutuila.
Wasser an einigen Stellen durch Ventile Austritt gewährend, so dass auf diese
Weise ein Park mit interminireuden Fontänen hier von der Natur angelegt ist.
Hier ist das Gestein auch nicht solide Lava, sondern sedimentärer grauer und
rostfarben gebänderter Tuff, welcher dem Einfluss des Wassers nur geringen
Widerstand bietet.
Der Eingang zum Hafen von Pango-Pango ist leicht kenntlich durch zwei
Berge, welche die Thorpfeiler bilden, der 700 m hohe schroffe spitze Matafao zur
linken und der niedrigere,
breite Peiva zur rechten.
Steile Bergwände, mit
üppigen Wäldern bedeckt,
spiegeln sich hier in dem
glatten Wasser des schub-
förmigen 4^/., km laugen
Hafens, doppelt schön,
wenn diese Wälder im
Mai im üppigsten Blüten-
schmuck prangen und das
ganze Thal von Vogel-
stimmen widerhallt.
An der Südoststrecke Tutuilas liegt die Insel Anuu, welche inmitten auf
geringer Erhebung einen sumpfigen Krater trägt. Von Anuu aus zielit nach
Westen hin bis Pango-Pango parallel mit der Küste Tutuilas ein sogenanntes
gesunkenes Barrierenriff, welches weiter unten eine besondere Besprechung
erfahren wird.
d. Manna, aus drei Inseln bestehend: Tau, Olosenga und Ofu, liegt
55 Seemeilen von Tutuila entfernt. Während Tau einen isolirten 700 m hohen
schroffen Kegel bildet, welcher horizontale Lagerungen zeigt, ist Olosenga und
Ofu ein nur durch eine geringe Vertiefung unterbrochener Höhenzug. Manua
hat eine eigene Königin, welche unabhängig ist; Manuatele gilt in der samoanischen
Sage als das zuerst entstandene und bevölkerte. Hier fand 1866 der submarine
Ausbruch statt, von welchem weiter unten die Rede sein wird. Es ist wunder-
bar, dass die geologischen Schlüsse und die samoanische üeberlieferung zugleich
darauf hindeuten, dass diese Inseln zuerst entstanden sind.
e. Das Rose-Atoll (nach Freycinets Frau, Rose, 1819 so benannt),
ist 72 Seemeilen von Tutuila entfernt, trägt auf dem Korallenring zwei kleine
Inseln, eine davon mit hier angepflanzten Cocospalmen bewachsen, ca. l7-.> km
lang, unbewohnt.
2. Meteorologie und Oceanologie.
Die Samoa-Inseln liegen im Bereiche des Südostpassates, welcher indessen
nur von April bis November ständig zu wehen pflegt und trockenes Wetter mit
sich führt, während zur übrigen Zeit häufiges Aussetzen beobaclitet wird, ab-
wechselnd mit nördlichen Winden, welche von Januar bis März nicht gar selten
zu heftigen Stürmen und Orkanen ausarten. Diese Zeit, der Va i Palolo der
Krämer, Ueber deu Bau der KoraUeuriflfe. 2
18 I^r. Augustin Krämer.
Samoaner, da die Regenzeit zugleich die Zeit der Essensfülle ist. wird eingeleitet
durch das Erscheinen des Palolowurmes. Die trockene Zeit heisst Va i toelau,
die „Passatzeit". AVährend dieser pflegt der Passat gewöhnlich Vormittags
zwischen 8 und 10 Uhr nach einer kurzen Windstille einzusetzen, nachdem
Nachts oft ein leichter ablandiger Wind geherrscht hat; dies gilt wenigstens
von Apia, welches eigentlich, weil es an der Nordküste Upolus gelegen ist,
ausserhalb des eigentlichen Südostpassates liegt. Aber der Wind wird an der
Ostkante der Insel in zwei Theile geschnitten, welche längs der Insel von Osten
nach Westen laufen. Auch kommt der Passat häufig mehr aus OSO oder gar
aus östlicher und nördlicher Richtung. Mit dem Winde setzt auch ein Strom
von Ost nach West, welcher an der Nordseite durch das vorspringende Sawaii
abgelenkt, die Apolimastrasse von Norden nach Süden durchbricht, und an der
Südküste üpolus sogar einen Gegenstrom erzeugt, wie die „Gazelle" beobachtete
(auch ,, Falke" 1894). Eine besondere Stärke scheint übrigens der Passatstrom
hier nicht zu haben, wenigstens für gewöhnlich nicht viel stärker als eine halbe
Seemeile in der Stunde. (,, Bussard" fand 0,6 an der Südseite bei Falealili.)
Dies hängt offenbar mit der geringen Passatstärke zusammen, welche hier selten 4
(nach der Beaufort'schen Scala) überschreitet, meist sich nur etwas über 3 hält*).
Die Temperaturen des Seewassers sind: Februar 27** x\ugust 27 "^
Mai 28^ November 27—28».
Wichtiger und bedeutender als die Passatdrift sind an der samoanischen
Küste die Ströme, welche durch die Gezeiten erzeugt werden. Die Höhe der
Springfluth, soweit von einer solchen überhaupt gesprochen werden kann, ist zur
Zeit der Aequinoktien (20. — 22. März und 23. — 26. September) ungefähr 1,3 m
(Höhe der Gezeit). Der Zenithstaud der Sonne tritt um den 30. October und
11. Februar ein. Die Hafenzeit ist ungefähr 67.3 Stunden, so dass das Niedrig-
wasser zur Zeit der Syzygien, also des Neu- und Vollmondes, ziemlich genau
Mittags einzutreten pflegt und man um diese Zeit die Korallenriffe weithin in
der Sonnengluth frei liegen sieht, während dieselben zur Zeit der Quadraturen
(Nippzeit) kaum sichtbar werden. Meteorologische Beobachtungen werden seit
vielen Jahren in Apia von dem dortigen Arzte Dr. Funk ausgeführt und der
deutschen Seewarte in Hamburg mitgetheilt, welche sie in den ,,Ueberseeischen
meteorologischen Beobachtungen" verwerthet. (Siehe auch A. H. Bd. 18 S. 195.)
Dem kleinen Buche Dr. Funk's ,, Kurze Anleitung zum Verständniss der
samoanischen Sprache nebst einem Anhange: Meteorologische Notizen" (Berlin
1893. Mittler) entnehme ich folgende Daten:
Durchschnittliche monatliche Beobachtungen.
April
Temperatur
254
C.
Barometerstand
758.4-764.8
R.
egenmenge
315
in mm
Regenlage
20
Mai
26,2
765,4—760.1
156
13,5
Juni
25
760.1—766
187
14,2
Juli
24,7
758 —767
89,2
10,1
August
23.9
761 J— 766
152
13
September 25,6 758,3-766.4 147,9 17.5
*) Siehe Koppen. Windstärke auf dem Stillen Ocean, Annal. Hydrogr. 1895,
III.
Topographie,
Meteorolojifie und Clcoloj^fie der Inseln.
19
Qctober
Temperatiu* C.
25.3
Barometerstand
759,8-765,7
Regenmenge in mm
160,9
ßegenlage
18,0
November
25,5
753,4—764,9
366,8
. 24,5
Decembcr
26,4
755.1—764,9
436,7
23
Januar
27
755,2—763,6
455
25,5
Februar
26,9
755,7—763.2
527
22
März
26,9
. 746,5—765.7
316
22
Jahrosdiu'c
ischnitt
25.7
757 765.2
3419 mm
196.3
7(il.l
Die Amplitude der Temperatur während 24 Stunden beträgt bis zu 10*^ C
und darüber. Einmal beobachtete ich selbst im August 1894 an Land in Apia
17,5° C. An Bord ist die Amplitude der Wasserwärme halber weit geringer.
Betreifs der Insolation gebe ich eine kleine üntersuchungsreihe, welche
dier Steuermann Krautz für mich ausführte. Die Ursache dazu waren die
stechenden Sonnenstrahlen, welche Vormittags um 8 Uhr so empfindlich sind,
so dass es schien, dass um diese Zeit wegen der geringeren relativen Feuclitigkeit
der Atmosphäre die Insolation eine grössere sei. Das Resultat war negativ.
Datum
1 Schwarze Kugel
i a. m. 8 h.
li
Trockene Kugel
a. m. 8 h.
Schwarze Kugel
p. m. 4 h.
Trockene Kugel
p. m. 4 h.
Ampi,
a. m.
Ampi,
p. m.
29. Y. 95.
31.00
27.5 0
36.0 0
27.7«
+ 3,5+ 8.3
30. V.
II 31,0
25,5 1
37,0
28,0
+ 5,5+ 9,0
31. V.
II 32.0
24,6
38,5
28.8
+ 7,4|+ 9.7
l.VI.
1 38,5
26,3
41,0
29.7 1+ 11,2 4- 11,3
2. VI.
1 33,2
25,9 !
36,0
27,7
+ 7,3]+ 8.3
3. VI.
1 34.5
24.5
38.4
28.7 1
+ 10.0'+ 9.7
4. VI.
!l 39,0
27.8 1
38,0
27,7 1
+ 11,2|+ 10,3
o.VI.
1 27,6
25.0
28.5
27,0 1+ 2,6+ 1,5
11+ 7,3|-i- 8,4
Es erhellt, dass die Lufttemperatur in Samoa im allgemeinen für ein
tropisches Land eine verhältnissmässig geringe ist. Namentlich zur Trockenzeit
ist dank der insularen Lage und dem beständig wehenden Passat die Hitze leicht
erträglich, zumal da nahezu überall am Strande die Cocospalmen und Inlands
die Wälder erquickenden Schatten spenden. Samoa verdient desshalb dank diesen
günstigen Bedingungen, dank dem liebenswürdigen Charakter und der Keinlichkeit
seiner Eingeborenen, dank der üppigen Natur und dem Mangel an bösen Fiebern
und gefährlichen Thieren unter den Ländern an erster Stelle genannt zu werden,
welche einem Paradiese auf Erden, wenn es ein solches gäbe, verglichen werden
könnten. Freilich die Seeleute denken anders und aus den folgenden Zeilen
erhellt, dass sie ein gewisses Recht darauf haben.
Da Gezeiten und Stürme so ausserordentlich einflussreich auf die Gestal-
tung der Riffe wirken (was bei der Morphologie der Riffe näher zu besprechen
sein wird), so will ich hier nicht versäumen, einige Daten zu geben, welche
dem EUa'schen Berichte (siehe bei Erdbeben), den Anualen der Hydrographie und
mündlichen Berichten an Ort und Stelle entnommen sind:
20 I^r. Augustin Krämer.
Von einer Gezeitenwelle im Gefolge des grossen Erdbebens zu Valdivia
in Chile im Jahre 1837 berichtet die Wilkes-Expedition. Die Notizen entstammten
einem Missionar im Pango-pangohafen. Daselbst stieg am 7. November 1837
um 2 h. 20' p, m. das Wasser 2 Fuss über Springfluthmarke und fiel in 10 Minuten
zu Niedrigwasser. In 5 Minuten stieg es wieder zur vorigen Höhe, um in
5 Minuten wieder eben so tief zurückzufallen. Dann stieg es plötzlich 5 Fuss
über Springfluthmarke und fiel 2 h. 52' wieder zu Niedrigwasser. Geringe Undu-
lationen wurden noch 24 Stunden lang beobachtet.
Am 29. September 1849 9 h. a. m. fiel das Wasser plötzlich, so dass die
Riffe 7-, ™ lio*^^ ^"^ ^^^ Wasser hervorragten; in 3 Minuten stieg das Wasser
wieder zu halber Fluthhöhe (Ausschlag 5 Fuss). Fernerhin trat Fallen und
Steigen ungefähr 3 mal in einer Stunde bis gegen Mittag auf.
Um 3 und 4 Uhr Nachmittags bei halb Ebbe stieg die See plötzlich wieder
über die Hochwassermarke, überfluthete die Ufer und fiel dann langsam wieder.
Aehnliche Beobachtungen zur selben Zeit auf Aneitum und Neu-Hebriden u. s. w.
Ferner wurde eine Gezeitenwelle im Jahre 1863 beobachtet, welche die
Ufer überfluthete und Schaden anrichtete.
Von besonderer Bedeutung sind aber die Stürme, welche Samoa stetig
heimzusuchen pflegen.
Das Minimum beginnt gewöhnlich nicht weit nördlich von Samoa und zieht,
erst nach Westen ausbiegend, meist in einer Kurve nach Süden und Südosten.
Der Monat März ist für Samoa, Viti und Tonga der gefährlichste.
Vollständig verschont scheinen nur die Ellice-, Gilbert-, Marshallinseln,
Karolinen und das Meer von Neu-Guinea zu sein.
Für Samoa seien folgende Daten hier gegeben:
1840 war ein Sturm.
Weihnachten 1848 Sturm an der Nordseite Upolus. Ein Samoahaus wurde ab-
gerissen und in die Lüfte getragen.
4. — 6. April 1850 Orkan mit kurzen Intervallen, während welcher der Regen
in Strömen niederschoss. Viele Bäume wurden entwurzelt.
Ein Missionshaus wurde abgedeckt und theilweise eingeblasen.
Mehrere Todesfälle sollen vorgekommen sein. Im Hafen
wurden 3 Schiffe auf's Riff getrieben, 1 strandete beim Ver-
lassen des Hafens und ein zu Anker liegender Kutter wurde
von der See einfach zugedeckt.
Januar 1865 hauptsächlich Apia betroffen und Manono verwüstet. Die
deutsche Bark „Alster" trieb aufs Riff, nur ein Manu wurde
gerettet.
Januar 1870 grosse Stürme auf Tutuila. Upolu verschont.
März 1879. Das Minimum des Sturmes ging nicht durch Apia. Schiffs-
verlust trat nicht ein.
März 1883 starker Sturm. Viele Häuser und Bäume auf Upolu zerstört,
mehrere Schiffe gescheitert (10 Mann ertrunken).
Nur 6 Jahre waren vergangen, als jene denkwürdige Sturmzeit des März
1889 hereinbrach, welclie noch in aller Gedächtuiss fortlebt. Schon vom 9.-17.
III. Topographie, Meteorologie und Geologie der Inseln. 21
Februar desselben Jahres hatte ein Cyclon die Nähe der Samoainseln passirt;
ein zweiter folgte am 7. und 8. März. Sie hatten indess Samoa nicht direkt
getroffen; erst vom 15.-23. desselben Monats datirt jene berüchtigte Zeit, während
welcher 6 Kriegsschiffe und mehrere Handelsschiffe strandeten und verloren gingen.
Dass zwei Stürme schon zuvor beobachtet waren, gab Veranlassung, das Minimum
des 16. März als Regen anzeigend zu deuten.
Koppen schreibt darüber in den Annalen der Hydrographie (1892 S. 267):
„Obwohl als allgemeine Kegel für die tropischen Orkane gelten kann, dass
sie verhältnissmässig selten auftreten und ein und dasselbe Gebiet erst wieder
nach einer längeren Pause heimsuchen, kommen doch bisweilen Ausnahmen von
dieser Regel vor. In gewissen Jahren und Gegenden scheinen nämlich die Be-
dingungen für die Bildung der Orkane besonders günstig zu sein, so im Anfange
des Jahres 1889 bei den Samoainseln, denn in der Umgebung derselben traten
innerhalb eines Monats nicht weniger als 3 Orkane auf."
Konsul Knappe schilderte jene Zeit in seinem Berichte an das Auswärtige
Amt mit den Worten: „Während in früheren Jahren die Regenzeit bereits im
November einzusetzen pflegte, hatten wir in diesem Jahre bis Ende Januar
schönes Wetter."
Es wird also hier ein ursächlicher^Zusammenhang bekannt. Der Verlauf
des Sturmes und der Katastrophe ist kurz folgender:
15. März früh 4 Uhr Barometer 749,4 mm.
6 h. Die deutschen Schiffe SMS. „Adler", „Olga" und „Eber" Dampf
auf (Mittags HMS. „Calliope", Nachmittags die Amerikaner „Tren-
ton", „Vandalia" und „Nipsic").
12 — 4 h. p. m. allmäliges Abflauen des S- Windes bis zu Windstille.
4 h. p. m. Barometerstand 742 mm. Minimum.
5— 6 h. NO-Wind, starke Dünung.
11 h. p. m. B. 749 mm, starke Böen.
16. März 12— 4 h. a. m. Wind NNO-N. Windstärke 12, hohe, direkt in den
Hafen einlaufende Seeen.
2 h. a. m. Deutsche Bark „Peter Godeffroy" auf's Riff geworfen.
4 h. „Adler" erreicht das Riff'.
6 h. Barometer 746 mm. „Olga" mit „Nipsic" zusammengestossen.
„Eber" nach Bedrängung durch „Olga" und „Nipsic" und nach
Verlust des Ruders aufs Riff getrieben, nach Steuerbord übergekantet
und zerschmettert vor das östliche Mittelriff gesunken. „Adler"
durch „Olga" bedrängt, da Auflaufen auf den Strand nicht mehr
möglich, nach Schlippenlassen der Ankerketten auf das Mittelriff
geworfen, wo er heute noch liegt, den Kiel der See, das Deck dem
Lande zugekehrt.
Um dieselbe Zeit lief die ,, Nipsic" auf den östliclien Sandstrand, nachdem
sie „Olga" und ,,Eber" in harte Bedrängniss versetzt hatte. — • Gegen 7 Uhr
karambolirte die ,, Calliope", welche den günstigsten Platz im Hafen inne hatte,
mit der „Vandalia", trieb dann auf die „Olga" zu, ohne ihr indess verderblich
zu werden. Dass es ihr gelang, kurz darauf mittelst ihrer guten Maschinen und
22 Dr. Augustin Krämer.
mittelst der Westportkohle, wie die Neuseeländer behaupten, aus dem Hafen zu
gelangen, dankte sie indessen nicht zum mindesten, wenn nicht völlig, ihrem
günstigen Ankerplatz. „Vandalia" trieb der Ostseite zu, kam auch glücklich
von den Riffen frei, sank aber bis zur Reeliug, so dass die Mannschaft in die
Takelage flüchten musste, wo sie während der folgenden Stunden schreckliche
Qualen erdulden sollte, bis am Spätnachmittage die dicht daneben aufgetriebene
„Trenton" für einen grossen Theil Entsatz brachte. Viele von der „Vandalia"
ertranken bei dem Versuch, dem nur wenige Schritte entfernten Strande zuzu-
schwimmen; der Strom, welcher nach Schätzungen 15 — 20 Seemeilen in einer
Stunde betragen haben soll, riss jedoch die Ringenden erbarmungslos fort und
trug die durch die Seen Erstickten in die See hinaus. — Der Mittag des 16,
war glücklich vorbei; alle Stösse hatte die ,,01ga" glücklich ausgehalten und
schien sicher vor 4 Ketten dampfend zu liegen. Da drehte sich der Wind nach
Westen, so dass das letzte Schiff der Amerikaner, mit dem Admiral an Bord,
die „Trenton", direkt in Luv von ihr zu liegen kam. Mit gebrochenem Ruder-
steven und durch die See ausgeschlagenen Feuern trieb sie verderbenbringend
gerade auf die „Olga" zu, so dass diese sich nur durch Auflaufen auf den Strand
retten konnte. Das Manöver gelang ; die ,,01ga" blieb das einzige Schiff', welches
den Orkan im Hafen überstand und, wenn auch mit schweren Havarien, den
Heimweg über die See anzutreten vermochte. — Als am 17. März Morgens der
Wind allmälig nachgelassen hatte, gelang es auch, die Letzten des „Adler" zu
retten, welche Tags zuvor trotz des Opfermuthes der Samoaner nicht aus ihrer
peinlichen Lage hatten befreit werden können. Obwohl im Kriege mit Deutschland,
haben diese Eingeborenen durch Entfaltung solch' edler Gesinnung (mehrere
büssten dabei das Leben ein) einen Theil ihres Unrechts wieder gut gemacht,
das sie wenige Monate zuvor an deutschen Matrosen begangen hatten. Diese
Wilden haben sich hierbei als „bessere Menschen" gezeigt, als gewisse Vertreter
civilisirter Nationen, die diese Kämpfe und Feindseligkeiten förderten und schürten.
Das weisse Marmordenkmal in Mulinu'u, woselbst die Gefallenen und Ge-
bliebenen in ewig grünem Garten schlafen, und das Wrack des „Adler" auf dem
Riffe mahnen stündlich daran, was die deutsche Marine für diese Inseln ge-
opfert hat.
Fiat iustitia, pereat muudus!
3. Die Entstellung und Geologie der Sanioa-Inseln.
Als gegen das Ende der Tertiärzeit eine gesteigerte vulkanische Thätigkeit
die Erdoberfläche veränderte, indem allenthalben die Basalte, Trachyte und Phono-
lithe dem Erdiunern entströmten, sind, soweit zu schliessen, auch die Samoainseln
entstanden. Es scheint im Norden und Süden dieser Inselgruppe damals eine
starke Depression stattgefunden zu haben, welche mit heftigen Lavaergüssen aus
hunderten von Kratern einherging. Der östliche Theil des Inselzuges scheint
dabei zuerst entstanden zu sein, Avenigstens ist hier die vulkanische Thätigkeit
früher erloschen als im westlichen Theil, was aus der starken Verwitterung der
Berge von Tutuila und des östlichen üpolu deutlich genug hervorgeht. Während
nun aber das westliche üpolu und Savaii bis in die letzten Jahrhunderte hinein
III. Topographie, Meteorologie und Geologie der Inseln. 23
noch vulkanisch thätig- war und sich hob, sank der östliche Theil allmälig ein,
so dass von Mauu a nur noch :i Bergspitzen über den Meeresspiegel hervorragen,
während ein unterseeischer Berg 78 Seemeilen weiter ostwärts von dem Rose
Atoll gekrönt wird. Es ist eine richtige Abnahme der Höhe und Grösse dieser
Insellinie von Westen nach Osten zu bemerken, welche Dana in seinem Geolo-
logical Keport (3 b.) ein- ^-^ ^..^
^ A; 7^
gehend beschrieben hat. Ein
Längsdurchschuitt durch die
Inselreihe würde sich Unge- Savaü Apo- Upolu Tutnila Manua Rose
^ lima AtoU.
fähr folgendermaassen gestal- -r^ , i -^i j . i- t. • i
" _ ° _ Durchschnitt durch die bamoainseln.
ten, wobei Höhen und Tiefen (HüIicu uud Tiefen sind im VerhUltniss zu den Entfernungen zu gross
zur Veranschaulichung un- angegeben.)
verhältnissmässig grösser als die Längen angesetzt worden sind.
Dana hat nun neuerdings eine Depression des Meeresbodens in Abrede ge-
stellt (siehe Characteristics of Volcanoes with contribution of facts and principles
of the Hawaian Islands 1890). Er kam zu dem Schluss, dass, abgesehen von
engbegrenzten Depressionen, ein ursächlicher Zusammenhang der Vulkane mit den
Zonen grosser Tiefe nicht besteht. Er betrachtet vielmehr letztere als wahr-
scheinlich sehr alte Züge in der Gestaltung der Erdkruste, welche ihre Ursachen
in Vorgängen tief im Innern der Erdkruste haben.
Ich verweise in dieser Hinsicht auf die Worte von Haas, welche er in
dem bekannten Werkchen „Aus der Sturm- und Draugperiode der Erde" ge-
braucht. (S. 164.)
„Die Meere sind die Depressionsgebiete unseres Planeten, eingesunkene,
oder theilweise vielleicht noch im FJinsinken begriffene grosse Schollenkomplexe
der Erdfeste, die Festländer dagegen die erhöhten Stellen derselben."
An selber Stelle führt er Aveiterhin aus, dass „dort, wo die faltende Kraft
ihre stärksten Wirkungen hervorgebracht hat, sich in erster Linie die Spalten
in der Erdrinde finden werden, die Vorbedingungen für das Auftreten der Vul-
kane. Betrachten wir, um uns das recht zu veranschaulichen, eine Landkarte
Südamerika's. An der Westküste dieses Continents ist ein gewaltiges Gebirge
aufgeworfen, dessen Entstehung auf die vorerwähnten Ursachen zurückgeführt
werden muss, ein Faltengebirge im vollen Sinne des Wortes, die Cordilleren.
Hier verlaufen in nordsüdlicher Kicbtuug mehrere grosse Bruchlinien, und hier
hat vulkanische Thätigkeit auch die riesigen Feuerberge aufgebaut. Entsprechend
dem steilen Abfall des Continents zeigt auch der Ocean an dieser Stelle der
Erdoberfläche verhältnissmässig grosse Tiefen. Die Ostküste Südamerika's ist
verhältnissmässig flach und das Meer, welches dieselbe bespült, nur seicht und
wenig tief. Steile Bruchränder des Festlandes gegen den Ocean zu sind hier
nur an verhältnissmässig wenigen Stellen vorhanden, die Depression der Erdfeste
ist hier eine nur geringe, zur Bildung von Spalten ist's also nicht gekommen,
und daher lässt sich auch der fast gänzliche Mangel an Feuerbergen auf dieser
Seite des Continents leicht erklären. Nicht immer liegen die tektonischen Ver-
hältnisse so klar und deutlich zu Tage, doch sind wir meist in der Lage, aus
24 Dr. Augustin Krämer.
einer Keihe anderer Umstände auf das Vorhaadensein von Bruchstellen überall
da zu schliessen, woselbst Vulkane vorbanden sind."
Dana vertrat ferner die Ansicht, dass die fjordartigen Bildungen, wie sie
den Gambier- und Marquesasinseln, Borabora und Raiatea bei Tahiti, der öst-
lichen Vitigruppe, Vanikoro u. s. w. eigen sind, eine stattgefundene Senkung an-
zeigen und da mehrere solcher fjordartiger Bildungen auch auf Samoa angetroffen
werden (vor allem die Fangaloa-Bucht im östlichen Upolu und der Hafen von
Pango-Pango auf Tutuila), so nahm er eine solche Senkung auch aus diesem
Grunde für diese Gegend in Anspruch. In der That lassen sich die Samoa-Inseln
in zwei Hälften theilen, welche durch deutliche Unterschiede gekennzeichnet sind.
Die Trennungslinie geht senkrecht mitten durch Upolu, und liegt auf der Strecke
Apia-Falefä, welche einen gewissen Uebergaog bildet, indem hier auch 5 Küsten-
berge auftreten. Es macht fast den Eindruck, als ob hier eine Abknickung
V. Saluafata- IV. Solosolo- III. Luatuanuu- II. Laulii- I. Apia-
berg. berg. berg. berg. berg.
Die 5 Küstenberge zwischen Apia und Falefa. (Nordküste Upolus) in der Höhe von
Falefä vom Meere aus gesehen.
stattgefunden hätte, indem der stärker sinkende Osten von dem schwächer sich
hebenden Westen abbrach. Die Unterschiede zwischen diesen beiden Theilen
sind folgende: Im Westen breites Land von fortlaufenden Gebirgskämmen durch-
zogen, welche in sanften Gehängen zum Meere abfallen und selten steile Schluchten
bilden. Die flache Küste ist mit breiten Strandriff'en besetzt, durch welche die
Häfen gebildet werden (diese fehlen nur zum Theil Savail aus sogleich näher zu
erörternden Gründen). Kahle Stellen ohne Baumwuchs als Zeichen junger vul-
kanischer Thätigkeit zahlreich vorhanden. Guterhaltene Krater häufig. Mangel
an Flüssen. Im Osten schmales Land, fortlaufende Gebirgskämme seltener, die
unregelmässig verlaufenden Berge meist schroff in's Meer abfallend und zwischen
sich steile Schluchten bildend. Die Steilküste entbehrt nahezu ganz der Korallen-
riffe und die Häfen werden durch das Land gebildet. Kahle Stellen ohne Baum-
wuchs und guterhaltene Krater seltener. Flüsse zahlreich.
Ich glaube, dass diese Charakterisirung genügt, um die Unterschiede deut-
lich hervortreten zu lassen. Man wird sich kaum der Annahme verschliessen
können, dass es sich hier um eine starke Senkung des Ostens handelt, was ja
auch aus den grossen Meerestiefeu zwischen Upolu, Tutuila, Manu'a und dem
Kose-Atoll erhellt, während Savail und Upolu nur durch eine geringe Einseukung
von einander getrennt sind.
III. Topographie, Meteorologie und Geologie der Inseln.
25
Diese Senkung des Meeresbodens, welche als Gegenreaction auftretend mit
einer Erkaltung der Erdrinde in der posttertiären Zeit Hand in Hand ging, hat
auch zweifellos die Brücken zerstört, welche Samoa mit den Ellice-, Gilbert^-,
Marshallinseln und Karolinen nach den Philippinen hin verband. Als vulkanische
Centren blieben diese alle neben Tonga, Raratonga, Tahiti, Hawaf i u. s. w. stehen,
während der Meeresboden zwischen ihnen in ungeheuerliche Tiefen versank. Dass
alle diese Punkte bis Madagaskar hin eine so eng verwandte Fauna und Flora
besitzen und von demselben Volksstamme mit einer Sprache bewohnt sind, legt
die Annahme einer zeitweiligen wenn auch unvollkommenen Verbindung nahe.
Es interessirt dies indessen hier nur soweit, als es zur Erklärung des Alters
dieser Inseln und deren Fauna dient. Während also im Osten der Samoainseln
Dr. Reiuecke phot.
Junge unverwitterto Sclilackenlava von Savaii.
periodische intermittirende Senkungen eintraten, welche nunmehr längst zum
Stillstand gekommen zu sein scheinen, dauerte im Westen die vulkanische Thätig-
keit länger an imd führte eine langsame geringe Hebung herbei. Vor allem
betrifft dies die grösste Insel Savafi, wo über einen grossen Theil des Nord-
abhanges noch völlig junge unverwitterte Lava zu Tage liegt. Die Samoaner
nennen diese gefürchtete wasserlose Gesteinswüste 'o le mü, das Glühende, wie
ihrer Sprache überhaupt auch der Ausdruck für „feuerspeiender Berg, maunga
mü" nicht fremd ist. Pritchard giebt in seinem Buche „PolynesianReminiscences"
an, dass um die Mitte dieses Jahrhunderts alte Samoaner sich noch gut daran
erinnert hätten, dass diese Fläche einst glühend gewesen sei. Man muss aber
26 I^r- Augustin Krämer.
bedenken, dass dieses Gestein heute noch wie ehemals unter den sengenden Strahlen
der Sonne sich so erhitzt, dass es dem nackten Fusse der Eingeborenen wie
glühend erscheinen muss. Herr Dr. Rein ecke, welcher diese Stätte besuchte
und photographirte, berichtet darüber folgendes (51):
„Der Busch hört vor dem Mü plötzlich auf. Vulkanischer, mit Verwitterungs-
und Verwesungsproducten bedeckter basaltischer Boden, mit dichtem Wald bestanden,
geht unvermittelt in ein fast geradlinig von der Küste aufsteigendes Trümmer-
feld über, auf dem weitporöse, scharfrandige Lavablöcke wild übereinander gewürfelt
liegen und aufgethürmt sind. Wendet man den Blick landeinwärts, so führt links
die fast schnurgerade Waldlisiere durch eine tiefe Einsenkung an kahlem Gebiet
entlang und in den üppigen Busch, welcher von den östlichen Höhen hernieder-
steigt, über." „Tiefschwarze unter den Stiefeln und dem Stock metallisch tönende
erhärtete Lavaströme stellen ein ausgezeichnetes Parkett dar, auf dem die Tropen-
sonne ihre Kraft nicht nutzlos verschwendet und vorn gegen 11 Uhr bereits eine
Temperatur von 82 " C. bei 36 ^ C. Lufttemperatur erzeugt hatte, so dass Gummi-
sohlen förmlich zu kleben beginnen, sowie man nur einen Augenblick still steht,
wie es z. B. eine photographische Aufnahme erfordert."
Westwärts von dem Mü, welcher eine Höhe von 168 m erreicht, liegt jene
Gegend ca. 100 m über dem Meere, zwischen den Orten Sataua und der West-
spitze Falealupo, welche jene Korallenbildungen zeigt, von denen Reinecke
schreibt:
„Die Korallenreste, welche hier ohne Zusammenhang aufzutreten scheinen,
bestehen vorzugsweise aus grossen, flachen, an der Oberseite welligen oder warzigen
Platten, bis 1 m im Durchmesser und 20 cm Dicke. Da sie früher gerade auf
dem Wege aufgefallen waren, konnte man zunächst vermuthen, dass sie vielleicht
hierher gebracht seien, um das Gehen zu erleichtern. Vielleicht hatten die sieg-
reichen Tonganer einst die unterdrückten Samoaner gezwungen, auf diese Weise
Strafdienste zu leisten und, wie an anderen Stellen der Inseln, auch hier einen
bequemen Weg anzulegen. Sie hätten in diesem Falle allerdings das Baumaterial
von Papa, einem kleinen Orte zwischen Sataua und Falealupo, oder von Sataua
herbeischaflen müssen, denn bei Papa hört nach Westen zu das Auftreten der
Korallen auf.
Diese Annahme verliert jedoch durch die Thatsache an Wahrscheinlichkeit,
dass die Korallen nicht nur auf dem Wege selbst, sondern auch ganz allgemein
in der Umgebung zerstreut vorhanden sind. Sie liegen vorzugsweise an der
Oberfläche und sind von ausserordentlicher Festigkeit. Es hält äusserst schwer,
mit einem Basaltstück etwas davon abzuschlagen.
Ebenso auffallend ist das Vorhandensein solcher Korallenreste an der Küste
kurz vor Falealupo, wo sie auf dem Steinwalle in besonders grossen Exemplaren
häufig sind.
Wenn man nun in Betracht zieht, dass auch über Falealupo sich ein Krater
befindet, dessen Bildung und Umgebung auf eine recente Entstehung schliessen
lässt, dass also voraussichtlich der letzte Ausbruch in ziemlich gleicher Weise
oder gleichzeitig wie auf Westsavai'i (Ost?) stattfand und dort gewaltige Formeu-
veränderungen hervorrief, und dass hier am Westende Korallen da auftreten, wo
III. Topographie. Meteorologie und Geologie der Inseln. 27
in der UmgebuDg jetzt solche gänzlich fehlen, so dürfte die Vermuthung berechtigt
sein, dass die Westspitze der Insel ihre Bildung einer Hebung verdankt."
In der That können nach dieser Beschreibung die Korallen nur auf zwei
Weisen hierher gelangt sein; entweder durch Hebung des Landes oder durch einen
submarijien Ausbruch. Gegen diesen spricht jedoch die grosse Entfernung des
Weges vom Ufer und die Form der Koralleustücke, die Platten von 1 m Durch-
messer, die w^ohl doch bei einem solch' weiten Transport durch die Luft und
demgemäss Auffall zertrümmert worden wären*).
Für eine Hebung spricht ja aucli die ganze Configuration des westlichen
Savai'i, vor allem die Armuth an Korallenriffen, wie sie der gehobenen Insel
Ngaur auf den Palauiuseln eben auch eigenthümlicli ist (s. IV. 3).
Eine solche Hebung erklärt ja für Savai'i leicht, warum es trotz seiner
sanften Hänge so wenig von Riffen geschützt ist. Savai'i und Upolu krönen zu-
sammen einen submarinen Berg, dessen Böschung ringsum sehr steil ist. Während
nun das sanfte Gefäll von West-Upolu sich nordwärts unter dem Meeresspiegel
fortsetzt und den Untergrund für das grosse Aauarifl' liefert (in einer Entfernung
von 6 Seemeilen sind noch 60 m angegeben, aber in 9 Seemeilen schon circa
1500 m), setzt sich das sanfte Gefälle Savai'is nicht submarin fort; aus dem
Meere gehoben, ist die Küste direct an den Rand des grossen Absturzes gerückt;
eine grössere Strandriö'bildung ist desshalb liier nicht möglich.
Der Einfluss dieser Hebung tritt auch in den Häfen Savai'is deutlich zu
Tage. So sind die Buchten von Safune, Asaua im Norden und die von Palauli
im Süden durch Verflachung vollständig zugewachsen, während dies bei den vielen
Punkten üpolus (Apia, Saluafata, Falefä, Fangaloa, Falealili, Safata) nicht der Fall
ist; nur die flache Bucht von Lefangä verhält sich daselbst ähnlich. Ein einziger
Ankerplatz für grössere Scliiffe findet sich auf Savai'i, die Rhede von Matautu
im Nordosten der Insel bei Safune. Das flache Land bildet daselbst ein massig
breites Straudriff, in dessen Leeseite die Schifte zu ankern pflegen. Besonderer
Beliebtheit erfreut sich indessen dieser Platz bei den Seeleuten auch nicht, so
dass das interessante Savai'i, woselbst die Samoauer ihre Sitten noch am reinsten
bewahrt haben, von grösseren Schiffen nur selten und kurz besucht zu werden
pflegt.
Ausser dem grossen Lavafeld ""o le mu sind in Savai'i noch viele Punkte,
welche darauf hindeuten, dass die vulkanische Thätigkeit vor noch nicht allzu-
langer Zeit erloschen ist. Auch die Wasserarmuth deutet darauf hin. Denn
obwohl diese Insel gross genug ist, um einen kräftigen Wasseram auszubilden,
fehlen doch Flüsse und Bäche nahezu ganz, so dass das Innere schwierig zu be-
suchen ist. Ebenso steht es mit dem naheliegenden westlichen Upolu (die Pflan-
zung Mulifanua leidet sehr darunter), während bei Apia und weiter ostwärts zahl-
reiche Rinnsale dem Meere zueilen, w^elche zur Regenzeit zu mächtigen Giess-
bächen anschwellen. So liegt der Hauptreiz von Apia nicht allein in der wechsel-
*) Die dem mineralogisclien Institute zu Breslau von Di-, ßeinecke geschenkten
Handstücke wurden mir von ersterem liebenswürdiger Weise übersandt. Ein Stück war als
Heliastraea bestimmt (Salzgurkengrösse), das andere ein Scheibenstück von versintei-tem
festem Kalk. Contactmetarmophose nicht vorhanden.
28 -D^- Augustin Krämer.
vollen Landschaft daselbst, sondern auch in den lieblichen Flussthälern, oder
besser gesagt Schluchten, innerhalb welcher das Wasser zahlreiche Kaskaden
bildet. Der Grund der Wasserarmuth Savai'i's liegt zweifellos in dem noch
wenig verwitterten Boden. Die poröse Lava lässt das Wasser alles nach unten
abfliessen, und nur ein sehr heftiger Regenfall vermag an günstigen Plätzen für
wenige Stunden einen Wassersturz zu erzeugen. Höhlenbildungen sind desshalb
im westlichen Theil Samoa's und vorzüglich auf Savai'i häufig. Die genannten
baumlosen Plätze sind bei Apia indessen ziemlich häufig anzutreffen ; so sind be-
sonders hinter dem Vaileleberg weit hinauf im Gebirge zahlreiche Stellen, welche
nur mit Farnen und niederem Gestrüpp bedeckt sind. Auch im hinteren Vai-
singanothal, östlich vom grossen Wasserfall Afutäpu, ist ein grosses, kahles Feld,
von Steinen und Schlacken bedeckt. Dana giebt an, dass er am Wasserfall
TanuDgamanono bei Apia verkohltes Holz in Lava eingeschlossen gefunden habe.
Dass dem Krater der höchsten Erhebung des Gebirgskammes hinter Apia, dem
Fa'alata, zeitweise Dämpfe entsteigen sollen und dass in der Nähe der Fangaloa-
bai und bei Solosolo warme Quellen seien, will ich nur als unwahrscheinlich
erwähnen. Es wäre daran weiter auch ja nichts wunderbares im Hinblick darauf,
dass in dem unter ähnlichen Bedingungen stehenden nahen Viti in der Savu-
Savu-Bai auf Vanua-Levu warme Quellen vorkommen, ganz abgesehen von dem
ebenso nahen Tonga, wo vulkanische Kräfte noch ausgiebig wirken. Die zahl-
reichen Erdbeben und der submarine Ausbruch im Jahre 1866 zu Manu'a
beweisen jedoch zur Genüge, dass Samoa auch noch nicht in das Stadium der
Ruhe eingetreten ist. Dass dieser Ausbruch im östlichen Theile erfolgte, welcher
ja doch als der ältere, gesunkene bezeichnet wurde, wird bei der Uuberechen-
barkeit der vulkanischen Ausbrüche nicht weiter verwundern. Es sei nur an
den plötzlichen Ausbruch des völlig erloschenen Taraweraberges im Jahre 1886
in Neu-Seeland erinnert, welcher mitten zwischen zwei thätigen Vulkanen, dem
Whakari-Island und dem Tongariro, gelegen ist. Obwohl von Hochstetter
prophetischer Weise verkündet, konnte doch niemand wissen, dass durch solch'
einen Ausbruch die herrliche Rosa- und Weisse Terrasse am Rotomahana zer-
stört werden würde.
Im übrigen scheint es auch für das östliche Samoa durchaus nicht un-
möglich, dass es sich zur Zeit, wie nahezu alle Punkte der Südsee, im Stadium
leichter sekundärer Hebung befindet, wie aus den folgenden Zeilen erhellt.
In der Vorrede zu seinem Dictionnaire Samoan-fran9ais giebt der Mariste
Violette an, dass verschiedene stets befahrene Riffskanäle im Jahre 1878 plötz-
lich völlig unbenutzbar geworden seien, was nur durch Hebung entstanden sein
könne. Der Ort ist leider nicht genannt.
Auf Nu'utele, einer der 4 Inseln am Ostende Upolu's, und auf dem gegen-
überliegenden Cap Tapanga wurden von Dana (3 b.) Korallenstücke in Tuff ein-
gebettet gesehen, die er auf einen submarinen Ausbruch zurückfülirte ; mit wie
viel Recht, kann ich nicht angeben, da ich diese Stellen nie betreten konnte.
Merkwürdig berührt es indessen, dass Dana*) eine Schilderung seines Reise-
*) Dana 3. c. S. .-374. E. Samoa. Keine genüuendon Zeichen von Hebung wurden auf
diesen Inseln entdockt. Das ist alles !
III. Topographie. Meteorologie und Greologie der Inseln. 29
genossen Coutliouy vollständig und wohl absichtlich ignorirt hat, welche sich
auf zu Tage liegenden Korallenkalk auf Manu'a bezieht. Darwin giebt die
Stelle Couthouy's folgendermaassen wieder (2. Seite 99):
„C. fand auf Manu'a viele und sehr grosse Korallenfragmente in der Höhe
von 80 Fuss „ „an einer steilen Hügelseite, eine halbe Meile Inlands von einer
sandigen Ebene ansteigend, welche viele marine Reste enthielt." " Die Frag-
mente waren eingebettet in eine Mischung von zersetzter Lava und Sand. Es
ist nicht angeführt, ob sie von Muschelschalen begleitet waren, oder ob die
Korallen recente Formen sind; da die Reste eingebettet sind, können sie mög-
licherweise einer entfernten Zeitperiode angehören ; aber ich nehme an, dass dies
nicht die Meinung von Couthouy war."
Ob es sich um Hebung oder vulkanische Eruption handelt, muss hier leider
gleichfalls offen bleiben.
Indessen soll auf Olosenga (Manu'a) eine Hochwassermarke 7 m über der
jetzigen sein.
Wenn ich noch anführe, dass auf der Sanddüne des Rose-Atolls Hebungs-
zeichen beobachtet sein sollen, so wird man sich fragen müssen, ob nicht der
ganze Osttheil des samoanischen Archipels sich auch im Zustande recenter Hebung
entweder localer oder allgemeiner Natur befindet.
Bei der Unsicherheit aller dieser Angaben vermeide ich es indessen ab-
sichtlich, davon für die Korallenriffbildung Gebrauch zu machen, zumal da ich
genügend anderweitige Erklärungen für die Art des Aufbaues gefunden zu haben
glaube. Es dürfte jedoch eine dankbare Aufgabe sein, diese Angaben über Hebung
näher zu prüfen und nach weiteren Anzeichen zu forschen.
Wichtiger erscheint mir für die Atollausführungen die Katastrophe von
Manu'a wegen der Nähe des Rose Atolls und der Bildung submariner Krater
von besonderem Interesse, und so will ich nicht versäumen, einen kurzen Abriss
der Schilderung eines Augenzeugen, des Missionars Turner zu geben, welche
seiner Zeit im Sydney Morning Herald erschien (auch Graeffe im Ausland 1867):
Am 7. September 1866 fortdauernde Erdbeben (3—4 in einer Stunde).
In der Nacht des 9. gegen 40 Stösse. Leichtes Zittern und Dröhnen
erschreckte alles; es hörte sich wie unterirdisches Seufzen an. Am 12.
Mittags sah man ziemlich mitten zwischen den 5 Seemeilen von einander
entfernten Inseln Olosenga und Tau die See in Bewegung. Es sah aus,
als ob daselbst Brandung wäre. Die Ausbrüche fanden ungefähr stünd-
lich statt, nahmen während des 13. und 14. an Zahl zu und traten am
15. nahezu jede Minute auf. Grosse Massen von Schlamm wurden viele
100 ra hoch in die Lüfte geworfen und bildeten eine solche Wolke, dass
die beiden Inseln dem gegenseitigen Anblick entzogen wurden. Das
Geräusch des Ausbruches und des Zusammentreffens aufsteigender und
herabfallender Steine war schrecklich. Flüssiger Obsidian gab in der
Luft ein wunderbares Farbenspiel der Sonne. Flammen wurden nicht
gesehen, nur sah man die Steine bei Nacht aufglühen. Die See war
im Umkreis einer halben Meile sehr erregt und zeigte sich weithin
milchig getrübt (Schwefel). Eine grosse Anzahl Fische und 3 — 4 m
30 Dr. Augustin Krämer.
lange Seeungeheuer, welche die Eingeborenen noch nie gesehen hatten,
trieben auf Olosenga an's Land und verursachten durch Verwesung einen
solchen Gestank (bei dem Schwefelgeruch und der Hitze besonders un-
erträglich), dass auf die Leeseite der Insel geflüchtet werden musste.
Risse und heisse Quellen wurden nicht bemerkt, auch blieben die Süss-
wasserbrunnen unbeeinflusst. Nach 3 Tagen Hessen die Ausbrüche all-
mälig nach, aber nach 2 Monaten waren doch noch 3 — 4 Eruptionen
täo-lich, welche 10 — 20 m hohe Wasser- und Schlammsäulen aufthürmten.
Erst am 29. November trat völlige Ruhe ein. Eine geringe Unruhe
mit Erdbeben trat vom Januar bis März 1867 zeitweilig noch auf.
H. M. S. „Falcon" traf bald darauf am Orte ein und lotete in 81 Faden
Tiefe einen Kegel aus, welcher 40 Faden (70 m) hoch den umgebenden
Meeresboden überragte." Im Jahre 1894 besuchte auch H.M.S. „Curacoa"
Manu'a und bestätigte das Vorhandensein eines submarinen Kraters.
Was die Gesteine betrifft, aus denen sich die Samoainseln zusammensetzen,
so scheint es sich durchweg um Basalt zu handeln.
Dana berichtet von Laven mit Chrysolith und Augit.
Graeffe nennt schwarze bis graue Tephrine und Basalte mit Augit; in
Savai'i erbsengrosse Analcimkörner.
Die Gesteinsproben, welche ich mitbrachte, hatte Herr Professor Haas die
Liebenswürdigkeit zu untersuchen und berichtete er mir folgendes:
„Es sind im Wesentlichen typische Plagioklasbasalte, theils dichter, theils
blasiger und schlackiger Structur. Plagioklas, Augit und reichlicher Olivin,
Magnetit und spärliche Apatitnadeln sind die wesentlichen das Gestein zusammen-
setzenden Mineralien. Eine Basis mit allerlei ausgeschiedenen Körnchen und
ISFädelchen drängt sich zwischen dieselben. Nur ein einziges der mir übergebenen
Handstücke (Tanungamanono- Wasserfall, Vaisinganofluss bei Apia) weist diese
Basis in sehr reichlichem Maasse auf, während dieselbe bei den übrigen Proben
gegenüber den genannten Mineralien im Gesteinsteig sehr zurücktritt. In den
Hohlräumen des Gesteins von Tanungamanono sind verschiedene Neubildungen
von Mineralien (Zeolithe) zu beobachten, über welche, sowie über die ganze Suite
noch eingehender berichtet werden wird."
4. Erdbeben.
Es bedarf noch der Erdbeben Erwähnung zu thuu. Die Daten sind theil-
weise dem Berichte des Missionars Ella im Report of the 4. Meeting of the
Australasian Society for advancement of Science (1892) entnommen:
Die Oscillationen sind meist schwach und kurz. Die seismische Welle ist
selten vertical, meist horizontal. Richtung von NO und SW. (Das einzige,
welches ich am 10. Juli 1894 Abends 7 Uhr beobachtete, schien dieselbe Rich-
tung zu haben).
Dass die Erdbeben früher stärker waren als jetzt, ist allgemein überliefert.
Der samoanischen Sage nach ist dem Erdbebengott Mafu ie durch Ti'iti'i (den
Maui aller Polynesier) im Kampf um das Feuer ein Arm gebrochen worden, so
dass er jetzt nicht mehr so kräftig zu rütteln im Stande ist (s. Turner, Samoa
III. Topographie, Meteorologie und Geologie der Inseln. 31
a liuDdred years ago aud long betöre. Loudoii 1884.). Dies sagt man auch auf
Niue und Tonga.
Ella nennt: 1850 vom 26. September bis 29. December 7 Stösse.
1861 am 22. Februar um 2h. 45' p.m. Doppelschlag, der zweite kräftiger,
„ 23. „ „ 2 h. 20' a. m. heftiger Stoss.
„ „ „ „ 4 h. 15' a. m. leichter Stoss u. s. w.
Die Stösse werden über alle Inseln verspürt. Vierzehntägiges Intervall
zwischen 2 Stössen soll vorkommen.
Im September 1889 wurden einzelne heftige Stösse verspürt, die Unruhe
unter der Bevölkerung verursachten. Das Zittern und Stossen dauerte 3 Minuten
lansf, Häuser und Bäume wankten. Die Ankerketten der Scliiffe im Hafen kamen
steif. Kleinere Stösse werden in jedem Jahre beobachtet. Ein heftigerer Stoss
soll auch im December 1895 beobachtet worden sein.
Besonderer Notizen über Erdbeben auf anderen Inseln der Südsee bedarf
es nicht ; sie sind so allgemein verbreitet und häufig, dass dies bei der Unwichtig-
keit dieser Erscheinung für diese Arbeit zu weit führen würde.
Ein grösseres fand im März 1875 auf Uvea in den Loyalitätsinseln statt,
wobei viel Eigenthum und Leben verloren ging.
5. Zeichen vulkanischer Thätigkeit und Hebung an anderen
Orten der Südsee nebst einigen Notizen über fossile Riffe und
die Korallenkalke.
Wie das Vorkommen von Erdbeben, so sind auch Beobachtungen von Hebung
von nahezu allen Theilen der Südsee berichtet; so von Süd-Amerika (Darwin),
Süd-Australien, Neu-Guinea,. Salomons-Inselu, Neu-Seeland, Tonga, Viti, Hawaii
u. s. w.
Es sei nur erinnert an die Berichte von S e m p e r über die Palauinseln,
Wa 1 1 a c e und F i n s c h über Neu-Guinea, Schleinitz über Neu-Irlaud, G u p p y
über die Salomonisinseln, Chambreyon über Neu-Caledonien und Neu-Hebrideu,
Liste r über Tonga, Hutton über Neu-Seeland. Näheres darüber bei Sues
(38. IL Bd. S. 649—659). Betreifs Neu-Guinea auch Streb 1 „Negative Strand-
verschiebuugen im Gebiete des südwestlichen Pacific, insbesondere auf Neu-Guinea"
(Zeitschr. für wiss. Geogr. Erg. Heft Nr. 3. 1890).
Alle diese Hebungen dürfen betreffs Korallenkalk als jung aufgefasst werden,
wenigstens nicht älter als tertiär.
Die Höhen sind ungefähr (Korallenkalk):
Nordküste von Neu-Guinea nach Wallace 70 — 100 m,
an der Südostecke nach Moresby 30 m (Strehl giebt Höhen von
400 und 500 m [Hoch-Kei] an ; G r a f P f e il 150 m P. G. M. 189 S. 220),
in Neu -Irland 10 — 20 m,
in Uvea, Mare Lifu ca. 50 m,
Salomonsinseln, Santa Anna 140 m, Malapauina 20 m,
Eua (Globigerinenkalk) 325 m, Westterrasse (Riff bucht) 100 m,
Vavau 150 m,
Palau 100 m u. s. w.
32 I^r. Augustin Krämer.
Dana giebt Seite 382 seines Buches (3c) eine Tafel mit allen ihm bekannt
gewordenen Erhebungen im Pacifischen Ocean; darunter sind verzeichnet:
Tahiti \i^ m Ellice ca. 2 m
Metia (Paumutu) 80 „ Sandwich 1 — 100 „
Maugaia (Hervey) 100 „ Gilbert 1—2 „
Plurutu „ 50 „ Carolinen 20 „
Tongatabu 20 „ Ladronen 200 „
Savage Island 30 „ Loyalty I. 8i) „
nebst zahlreichen kleineren Inseln; bestimmt ausgenommen ist eigentlich nur
Samoa und das östliche Viti.
Man hat so bestimmt Hebungen über den ganzen pacifischen Ocean und
vielfach recht ausgiebige beobachtet, dass mau eigentlich schon aus diesem Grunde
auch eine Hebung der Samoainseln anzunehmen berechtigt wäre. Dass Dana
trotzdem die Seafamgstheorie aufrecht erhält, muss eigentlich danach Wunder
nehmen.
Zum üeberfluss will ich hier noch des Falcou - Island gedenken, welches
seiner recenten vulkanischen Thätigkeit halber in der Nähe Samoas sicherlich
Interesse verdient.
Das englische Kriegsschiff „Falcon" sah im Jahre 1867 als erstes im Tonga-
Archipel nicht weit vom Vulkan Tofua eine Klippe dem Meere entragen, welche
zu Ehren des Schiffes Falcou - Island getauft wurde. Zehn Jahre später sah
H. M. S. „Sappho" an derselben Stelle von einer flachen Bank Rauch aufsteigen.
Im October 1885 wurde ein submariner Ausbruch an derselben Stelle beobachtet,
welcher ziemlich gleichzeitig mit dem Ausbruch der .grossen Terrasse am Roto-
mahaua-See in Neu-Seeland stattfand, ein Jahr vor dem folgenschweren Ausbruch
des Tarawera. Ein französisches Kriegsschiff besuchte im Jahre 1887 die Stätte,
und die Abmessung der durch die Eruption gebildeten Erhebung ergab 87 m.
Captain W bar ton (Nature 1890) an Bord H. M. S. „Egeria" fand die Insel im
October 1889 noch 153 Fuss hoch und über eine Seemeile (1850 m) lang, aus
Asche bestehend und in rascher Abspülung begriffen. Ein Jahr später wurde
sie (1890) von dem französischen Kriegsschiff „Duchaftault" gesichtet und nur
noch 25 Fuss hoch befunden.
Im Januar 1895 fand ich im „New-Zealand-Herald" (Auckland) folgende
Notiz :
„Da die Regierung hörte, dass Falcoo- Island aUmälig weggewaschen würde,
sandte sie jüngst eine Expedition behufs Vermessung dorthin. Der officieUe
Bericht ist noch nicht veröffentlicht, aber man kann jetzt schon sagen, dass es
scheint, dass eine neue Hebung jüngst stattgefunden hat, da die Insel auf einer
Seite 50 Fuss (15 m) hoch geschätzt wurde, während der Kapitän Ross von
der „Ysabel" 3 Monate zuvor berichtet hatte, dass das Aussehen der Insel in
einer kleinen Entfernung davon einer Linie von Felsen glich."
Den officiellen Bericht habe ich nicht erlangen können. Er thut auch nicht
noth. Das was ich zeigen will, dass Erhebungen auch in neuester Zeit sich bilden,
ist ja damit bewiesen. (S. auch Pelorus Riff. A. H. 1888.)
lU. Topograpliie, Meteorologie und Geologie der Inseln. 33
All 1111(1 für sicli ist dies auch nicht wunderbar in einem Gebiet wie der
Tonga-Archipel, eines der noch thätigsten im pacifischen Ocean ; ich brauche nur
auf die intermittirendo Thätigkoit des Tofua hinzuweisen, ferner auf den Aus-
bruch des Kao, auf die schrecklichen Ausbrüche des Late im Jahre 1854, des
Toku und Amargura 1845 — 46, der Insel Niuafu 185:} und 1867 u. s. w.
Lister, welcher in demselben Archipel die über 300 m betragenden
Hebungen von Eua im Süden und die etwas geringeren von Vavau im Norden
näher beschrieben hat, giebt folgende Vulkanlinie an:
Neu-Seeland Tongariro (thätig)
Tarawera (Ausbruch 1886)
W'hakari I. (thätig)
Kermadec- Inseln Kirtis I.
Macaulay-I.
Sunday-I.
Tonga Honga Tonga
Falcon-I. (thätig)
Tofua „
Kao „
Metis ?
Amargura (thätig)
Samoa Savai'i
Dabei fehlt noch der Boscawen, ein isolirter grüner Vulkankegel zwischen
Tonga und Samoa, und viele andere Krater in unmittelbarer Nachbarschaft.
Verlängert man die 1800 Seemeilen lange Linie (Neu-Seeland bis Samoa) um
weitere 2000, so schneidet man auch noch Hawai'i.
Wenn solch' eine üebersicht auch nur topographisches Interesse besitzen
mag, so glaubte ich sie wenigstens der Merkwürdigkeit halber erwähnen zu müssen.
Wie steht es nun mit dem übrigen gehobenen Korallenkalk auf der Erde?
Rein (10b. S. 91) führt die Aeusserungen eines Geologen, des Professors
von Fritscb in Halle an, welche ich hier wiedergebe:
„Dana zählt in seinem wiederholt citirten Werke über Korallen und
Koralleuinseln viele durch jungvulkpnische Thätigkeit in der Südsee gehobene
Kiffe auf. Haben auch genauere Messungen ihrer Dicke bei den meisten nicht
stattgefunden, so erkennt man doch, dass dieselben bei allen weit unter 100 m,
bei manchen sogar unter 6 — 7 m bleibt. Ebenso bleiben aber auch alle
bekannten Korallenkalkmassen Europas und anderer untersuchten Gebiete weit
hinter den Mächtigkeiten zurück, welche für die Koralleninseln gewöhnlich an-
genommen werden.
Ablagerungen, welche fast ausschliesslich aus gesellig lebenden Korallen
der Vorzeit bestehen, kenne ich nur bis zu Mächtigkeiten, die meist viel unter
100 m bleiben. Berücksichtigt sind:
1. Die Korallenbänke des Miocän, welche ich bei Plewna als sehr auf-
fallende Stufe der Gehänge entwickelt fand, aber wohl nie auch nur 10 m
mächtig sah. Auch die ebenfalls miocänen Korallenbäuke vou Sao Vincente auf
Madeira erreichen kaum 20 m Mächtigkeit.
Krämer, Uelier den Bau der KoraUenriffe. 3
34 JL)r. Augustin Krämer.
2. Die oligocänen Korallenkalke verschiedener Abtheilungen dieser Formation
z. B. im Vincentinischen werden als höchstens 20 m mächtig geschildert.
3. Die eocäueu Korallenkalke am Südhange der Alpen sollen Bänke von
nicht mehr als 25 m Stärke bilden. Die Gesammtmächtigkeit der Nummnliten-
kalke auf Borneo und auch der analogen Bildungen von Sumatra bleibt unter
100 m zurück, und doch bestehen nur einzelne Partien und Lagen oder Bänke
aus wahrem Koralleukalk.
4. Kreidekorallen, die als Riffbildner zu gelten haben, häufen sich in
verschiedeneu Districten an. Ich erinnere an den Faxökalk, an einen Theil
des sogenannten Kalktuffs vom Petersberg bei Maestricht, au die Gosauschichten,
und die äquivalenten Korallenlager der Provence, an die von Toula und von
mir beobachteten in den Avahren Korallenbäuken höchstens 20 m mächtigen,
uryonisch-ap tischen ,,Caprotinenkalke" am Nordabhang des Balkan, an süd-
französische Gebilde ähnlicher Art u. s. w.
5. Jurakorallen sind seit langer Zeit als riffbildende bekannt, besonders
vom Malm. Aber weder Nattheim noch andere schwäbische und schweizer
Orte, noch die lothringischen, noch die hannoverschen, noch die englischen
Korallenkalke erreichen als solche grössere Mächtigkeiten als die jüngeren
Formationen.
6. Triaskalke, namentlich der Dachsteinstufe zeigen sich zuweilen als
Korallenkalke, indessen auch diese nacliweisbar hauptsächlich aus Anthozoenresten
bestehenden Gebilde bleiben bei aller Mächtigkeit ihrer Bänke doch unter 30 m.
7. Ganz ähnlich ist es mit den aus Rugosen, Favositeu u. s. w. gebildeten
paläozoischen Korallenkalkeu, sowohl denen des Carbon als den devonischen und
silurischen. Die Korallenkalke der Eitel, jene des Harzes, die von Gothland und
die wir am Ardisithügel in Marocco fanden, erreichen keine 20 m Mächtigkeit.
Bisweilen trifft man mehrere Bänke übereinander, durch schwache Zwischenlagen
getrennt. Aber auch dann bleibt der Complex der Korallenkalke unter 100 m.'*
V. Fritsch schliesst seine Betrachtungen mit folgenden Worten:
,,Wie schwach der Grund ist, auf den hin die grosse Mächtigkeit der
jetzigen Riffe erschlossen worden ist, die Berechnung nach den Böschungen der
Inseln, die das Grundgelage der Riffe bilden, hat ja auch Dana angedeutet,
doch muss dies wohl noch stärker betont werden. So machen es namentlich die
Gambierinseln mit ihren verschiedenen Gipfeln doch wohl sehr wahrscheinlich,
dass das alte Grundgebirge noch untermeerische Gipfel hat.
An Senkungen im pacifischen Gebiet glaube ich, nur nicht an so mächtige
Korallenbauten, als man gewöhnlich angiebt. Und noch weniger glaube ich, dass
die Südtiroler dolomite Riffe, weil man ja nicht einmal die riftebildenden
Korallen näher kennt. Dass dort Korallen in der Triaszeit (mehr vereinzelt)
gewachsen sind, ist ja nachgewiesen."
V. Fritsch spielt hier am Schlüsse auf die Dolomitenkalke an, welche
in neuerer Zeit zu solch heftigen Fehden Veranlassung gegeben haben. Ich habe
der neueren Arbeiten über diese schon bei Besprechung der Arbeiten von
Agassiz Erwähnung gethan. Wie dem auch sei, es ist mindestens zweifelhaft
geworden, ob man es hier mit wirklichem Rift'kalk zu thun hat.
IIL Topographie, Meteorologie und (xeologie der Inseln. 35
Soweit icli aus allcü Arbeiten geologischer Natur iu dieser Beziehung
erfahren habe, ist man sich noch nicht vollkommen klar darüber, was man unter
Korallenkalk alles zu verstehen hat. Man sollte die Begriffe „lliffkalk, Korallen-
kalk, Globigerinenkalk" u. s. w. betreffs ihrer Genese und Coniposition erst
einwandsfrei klarzustellen versuchen, ehe man in solch weittragende Dis-
cussionen eintritt.
Die Metamorphose der Gesteine bietet ja freilich grosse Schwierigkeiten,
aber sie werden doch überwindbar sein.
Lehrreich in dieser Beziehung sind insbesondere die Arbeiten von J u k e s
Browne and Harris 0 u über Barbadoes und L i s t e r über Tonga (beide in einem
Band, 45 nnd 46).
Die erstere Arbeit sagt über die zaiilreichen gehobenen Kiffe daselbst
(S. 200): „Der Koralleukalk, welcher so einen grossen Theil der Oberfläche
■der Insel bildet, ist nur eine Kruste oder Decke von sehr verschiedener Dicke".
Ferner (Barbadoes):
,,Die Dicke des lÜfffelsens, gebildet in einem Stadium der Hebung, über-
schreitet nicht häufig 200 Fuss, aber kann 260 Fuss dick sein. Wir müssen
indessen nicht daraus schliessen, dass die Korallen iu 40 Faden Wasser zu
"wachsen begannen, weil immer eine gewisse Dicke von Korallenkrus, Sand oder
Breccie am Fuss von Riffen ist.
Der Detritusfelsen an dem Fuss der alten lüft'e scheint an dem Gehänge
auswärts von einem alten Riff angehäuft zu sein. Die Dicke desselben wechselt
von 1 — 10 Fuss oder 50 Fuss und wahrscheinlich mehr in manchen Fällen,
zweifellos abhängig von der Steilheit der Böschung."
Wir müssen uns hierbei erinnern, dass, wenn ein Riff sich auf weichem
Boden bildet, es allmälig in diesen einsinkt (s. S 1 u i t e r — 40 — ).
Hill, welcher in neuester Zeit die gehobenen Riffe von Cuba im Auftrage
von Agassiz untersucht hat (s. M. of. Comp. Zool. at. Harv. Coli. 1895)
machte mehrere Schliffe von den Barbadoeskalken, welche sich natürlicherweise
in ihrer Structur sehr verschieden erwiesen (im Anhang zu 46).
Er unterscheidet 3 Arten:
1. Reefrock (Riffkalk). Homogener Fels, bestehend aus Korallen und
Korallentrümmern, zusammengebacken mit Sand und mehr oder weniger gehärtet
durch Calcitinfiltration.
2. Lagunen oder Canal-Deposit (Korallenkalk). Nach Componenten und
Art des Korns sehr verschieden, schliesst neben Korallen immer noch andere
Thiere ein, namentlich Mollusken, Echinodermen und Foraminiferen und manchmal
machen diese Schalen und ihre gebrochenen Fragmente das ganze Gestein aus.
Ursprünglich loser als Korallenfels kann diese Art iufiltrirt und sehr hart werden.
3. Beachrock Strandfels, aus Korallenstücken und Korallenfelsstücken zu-
sammengesetzt, die am Ufer aufgehäuft werden, mit Vermischung.
Die Analyse des Reefrock ergab :
kohlensaurer Kalk 98
kohlensaure Magnesia 1,5
Phosphorsäure Spuren
36 1^1'- Augustin Krämer.
Oxyde von Eiseu und Alaun 0,2
Kieselsäure 0,2.
List er fand auf Tonga, wie schon erwähnt (Literaturnachweis), 100 m
hohe Kalkfelsen, welche sich nach Murray's Angaben als Globigerinenkalk
erwiesen. An der Westseite von Ena fand er indessen auch ein gehobenes
Barrierenriff (besser wohl eine lüffbucht) in situ.
Solche Untersuchungen in situ verbunden mit petrographischen Unter-
suchungen an Ort und Stelle sowohl fossiler als zugleich lebender Riffe werden
allein Licht in diese verwickelte Riffkalkfrage zu bringen vermögen. Noth-
wendig ist es aber, dass dieselben an Ort und Stelle gemacht werden, um allen
sich bei solchen Untersuchungen aufdrängenden Fragen und Zweifeln sogleich
mit Thatsachen entgegentreten zu können.
Wohl werden jetzt Bohrungen auf Funafuti in der Ellice -Gruppe seitens
Englands ausgeführt; sie werden uns dienlich sein, wenn man z. B. in 20 m
Tiefe überall vulkanischen Boden findet ; aber was werden sie uns bringen, wenn
dies nicht der Fall ist? Werden die Gesteinsuntersuchuugen zur Zeit uns sichere
Aufklärung verschaffen können?
6. BegriflE" der säcularen und intermittirenden (instantanen)
Senkung und Hebung.
Darwin selbst hat schon zwischen säcularer und intermittirender Senkung-
unterschieden. Während jedoch erstere eine Unzahl von Anhängern in ihren
Bannkreis zog, ist letzterer verhältuissmässig wenig Aufmerksamkeit geschenkt
worden. Und doch ist es diese, mit welcher wir es vor allem in Betreff der
Südseeinseln zu thuu haben werden. Es wird niemanden zufallen, positive und
negative Verschiebungen der Erdrinde in Abrede zu stellen; unumstössliche Be-
weise liegen dafür vor. Ebensowenig dürfte es aber auch erlaubt sein, alle diese
Senkungen und Hebungen als säcular, allmälig erfolgend, zu betrachten. Nie-
mand wird bezweifeln, dass Neu-Seeland und Neu-Guiuea einst mit dem austra-
lischen Continent verbunden war; die neueren paläontologischen Funde haben
dies wenigstens für Neu-Seeland sicher dargethan. Was giebt aber Saville Kent
das Recht, diese Trennung durch säculare Senkung entstanden anzunehmen und
desshalb die Entstehung des grossen australischen Barrieren-Riffes nach der Darwin-
schen Theorie zu erklären? Da die Trennung aus faunistischen und floristischen
Gründen spätestens kurz nach der Tertiärzeit erfolgt sein muss, so ist eine säcu-
lare Senkung um so unwahrscheinlicher, als in jener Zeit wilder vulkanischer
Thätigkeit ausgiebige Bewegungen zweifellos die Südsee beherrschten. Heute
scheint diese positive Bewegung der Erdrinde nicht allein hier zum Stillstand
gekommen, sondern sogar in eine umgekehrte allgemeine negative übergegangen
zu sein, was aus dem vorigen Abschnitt erhellt. Aber auch hier wird man
lieriodische Hebungen annehmen müssen, wofür Lister's Beschreibung von Eua
ein Beweis zu sein scheint. Jedenfalls möchte ich die Senkung der östlichen.
Samoainseln meinerseits in diesem Sinne auf^efasst wissen.
IV. Die Korallenriffe an der samoanisclien Küste.
Ehe ich in die Beschreibung der samoanischen Riffe eintrete, möchte ich
kurz die verschiedenen Riffarten scizziren, damit ein Missverständniss betreffs
der Benennung ausgeschlossen wird. Es lassen sich im Allgemeinen 5 Riffarten
unterscheiden, welche natürlicherweise mehr oder weniger in einander übergehen
können. Dies wird durch die weiter unten zu erörternden Entstehungsbedingungen
begründet.
1. Morphologie der RiflPe.
a. Korallenbank, bei den Engländern patch oder shoal, Kegelriff, bei
Walther „pelagisches Riff" genannt, bei Ortmann „Flachseeriff", ist ein isolirter
Korallenfelsen, oft nur wenige Fuss im Durchmesser haltend, säulenförmig, welcher
im stillen Hafenwasser meist nur da gedeiht, wo eine grössere Riffanlage wegen
der Sandabfuhr der Strandriffe unmöglich ist. Baumförmig emporwachsend und
sich ausbreitend, nach oben zusammenstossend und verklebend, sind diese im All-
gemeinen die Bildner jeglicher Riffanlage (siehe Keller's Ansichten beim Capitel
Heliotropismus.) In See kann eine kleine Bank die Oberfläche nie erreichen;
sie bleibt daselbst stets mindestens 2 m unter derselben. Im Hafen kommt sie
bei mittel Niedrigwasser nur dann zur Luft, wenn sie noch von geringer Dünung
bespült wird. Grössere Bänke und Schuttflächen können, wenn im Schutz der
Küste gelegen, als Barrieren aufgefasst werden, in offener See sind sie als kleiue
unvollkommene, versandete Atolle zu betrachten. Hafenbänke siud an zahlreichen
Orten bemerkt und beschrieben worden. So schreibt Heilprin über die Riffe
im kalifornischen Meerbusen bei Vera Cruz (p. 41b, 312): „Die Riffe gehören
offenbar zu jeuer Gruppe, welche Darwin erkannte als aufgebaut auf Haufen oder
Betten von Sedimenten „„liegend ein wenig unter der Oberfläche und geeignet
als Basis für Koralleuwachsthum zu dienen"" (Struct and distribut. of c. r. p. 58),
eine Classe von Riffen, welche die Gegner der Darwin'schen Theorie als im
Widerspruch mit dieser stehend, ausgeben. Sie sind gemäss einer stricten
Classification weder Atolle, Barrieren- noch Strandriffe und mögen als eine vierte
Classe, vielleicht mit Vortlieil Patch-Riffe benannt werden."
38 I^r. Augustin Krämer.
Darwin sagt ferner in der Introduction von ilinen: „Kiffe kommen auch
um submarine Sediment-Bänke und Felsen vor; und andere sind ganz unregel-
mässig an Orten ausgestreut, wo die See sehr flach ist; diese sind in den meisten
Fällen den Straudriffen zugehörig, aber sind von geringem Interesse."
Beispiele im Apiahafeu, namentlich östlich bei Matautu, vor allem auch
im Saluafata-Hafen, in der Riffpassage beim Orte Saluafata.
b. Das Saumriff. Typisch tritt das Saumriff in Häfen resp. Buchten
mit Steilküste auf. Es ist daselbst nur wenige Meter breit, springt balkonartig
vom felsigen Ufer aus vor und säumt in dieser Weise solche Häfen ein. Betreffs
des zu Lufttretens gilt dasselbe wie bei der Koralleubank. Je stiller das Hafen-
wasser oder je mehr der Brandung ausgesetzt, so weniger tritt es zur Luft.
Auch hier ist eine leichte Dünung die Bediiigung dafür. Im Innersten des Hafens
pflegt das Saumrifif ganz auszusetzen oder wenigstens in Bänke aufgelöst zu sein.
Gegen See zu entschwindet der Band allmälig den Blicken, indem das Riff der
Brandung halber gleich den Korallenbänken nur in Tiefe von einigen Metern
unter der Oberfläche zu gedeihen vermag. Das Saumriff stimmt im Bau genau
mit der Leeseite der Strandriffe überein, vor allem betreffs des steilen Abfalls, der
Beschaffenheit der Leekante und des Mangels der Plattform und des Schuttkegels.
Beispiele im Hafen von Faugaloa und Pango-Pango.
c. Das Strandriff. Eringing reef, shore reef, auch Küstenriff genannt,
ist ein Korallenriff, welches im Laufe seiner Entstehung einen secundären
Strand gebildet hat und auf diesen gestützt seinen Aufbau bewirkte. Bedingung
für die Bildung eines Strandriffes ist eine Küste mit geringem Gefäll und
einigermaassen gleicbmässigem Abfall. Je nach der Beschaffenheit der Küste
kann ein Saumriff, ein Strandriff oder ein Barrierenriff sich ausbilden ; das
tj'pische Strandriff ist für sich allein charakterisirt durch die Bildung eines
Sandstrandes, von dem aus man zu Fuss bei Medrigwasser bis zur Riffkante
wandern kann, ohne viel über die Knie in das Wasser zu gerathen. Desshalb
sollte der Name „Strandriff" hierfür beibehalten werden. Wie scliou erwähnt,
zeigt die Leeseite, welche meist hafenbildend wirkt, und die Luvseite, welche
dem offenen Meere zu liegt, bestimmte Unterschiede, deren Besprechung beim
„Aufbau" erfolgen wird. Das grosse Aanariff, die Riffe von Matautu und von
Saluafata sind die classischen Strandriffe an der Nordküste Upolus. Sie erreichen
in Samoa die grösste ununterbrochene Flächenausdehnung unter den Riffformeu.
d. Das Barrierenriff, barrier-reef, auch Dammriff und Canalriff ge-
nannt, ist gewöhnlich eine Combination von einer Barriere und einem Straud-
oder Saumriff, welche von einander durch einen tiefen Canal getrennt sind. Je
nachdem die Barriere auf einer Seite mit dem Strandriff zusammenhängt oder
vollständig isolirt ist, kann man peninsulare oder insulare Barriere untersclieiden.
Bedingung für die Entstehung der Barriere ist der Schutz der Küste, also das
nur einseitige Einwirken der Brandung. Im Rücken der Barriere muss Still-
wasser sein. In Samoa sind von insularen Barrieren nur kleine vorhanden, z. B.
bei Vailele, bei Saluafata, Falealili und Safata. Die submarinen Barrierenriife
Tutuilas bedürfen einer besonderen Besprechung. Es ist oft schwer, zwischen
Barriere und Korallenbank zu unterscheiden, ebenso wie es oft schwierig ist zu
r\'. Die Korallenriffe an der samoanischen Küste. 39
sagen, was noch ein Felsenriff und was eine Insel ist. Der Untergrund für
Barrierenriffe wird durch Bodenscb wellen geliefert, welche den Küsten vorgelagert
sind und eine der Stärke der See proportionale Breite haben müssen. Die
Barrieren sind in gewissem Sinne imvollstänüge Atolle, Sectoren von diesen.
e) Die Atolle, Kranzriffe. atolls. encircling reefs, lagoon-islands, sind die
eigenartigsten Oceanbildungen. welche am meisten dazu beigetragen haben, die
Riffforschung zu verwirren. Hauptsächlich sind zwei Arten zu unterscheiden,
welche nicht allein topographisch, sondern auch genetisch übereinstimmen, tief-
lagunige und flachlagunige. Während nämlich letztere auf submarinen Berg-
kuppen entstehen und desshalb die Lagune, je nach Grösse und Untergrund, mehr
öder weniger versandet, können letztere nur auf submarinen Kratern entstanden
sein, deren specifische Entstehung zu erörtern bleibt. Kleinere Atolle können
vollständig geschlossen sein, grössere führen immer mindestens eine Unterbrechung.
Auch die Beschaffenheit der Lagune zeigt noch weitere Unterschiede, indem die-
selbe entweier einen vollstän<ügen Kessel darstellt, oder durch Korallenbäcke
oder Bodenerhebungen Variationen erhält. Durch die Verschiedenheit der äusseren
Contur ferner wird eine merkwürdige Mannigfaltigkeit dieser RiffbUdungen her-
vorgerufen, welche nur durch die Tektonik des Untergrundes erklärt werden
kann. Diese Tektonik, die locale Bodenbeschaffenheit, die periodische Versan-
drmg und Sandabfuhr sind die maassgebenden Factoren für die Gestaltung und
Erhaltung der Riffformen.
La Samoa ist nur ein Atoll, das erwähnte Rose Atoll am Ostende des
Archipels.
Ein Atoll, dessen Lagune allmälig von oben her zuwächst und dadurch in
3 Theile getheilt ist. ist das Palmyra-Atoll (6*'X. B., 120 ^'W.L.), ein Zeichen
dafür, dass ausgiebiges Korallen wachsthum auch in der Lagune von Atollen statt-
finden kann.
2. O ertliche Vertlieilung.
Dana sagt über die Riffe von Upolii 184:9 (3b.):
..Die Insel Upolu ist von einem Rift' begrenzt, nahezu 1 MeUe breit au
einem Theil der nördlichen Küste; aber die Wasser auf der Innenseite sind zu
flach für ein Kanu bei Xiedrigwasser. und desshalb ist dasselbe trotz seiner Aus-
dehnung eher ein Strand- als ein Barriereniiff."
Dana giebt nämlich an, dass die Strandrifte im Allgemeinen nur kleine Riffe
seien; dass Upolu richtige grosse Strandriffe von 2 Seemeilen Breite besitzt,
passte ihm damals scheinbar nicht recht in seine Ansichten über die Bildung
dieser Riffe. Er nahm desshalb, entgegen von Darwin, später an. dass sich
Strandriffe auch in sinkendem Gebiet bilden könnten.
a) Savai'i.
Aus besprochenen Gründen besitzt diese grösste der Samoainseln keine aus-
gedehnten Strandrifte mit Ausnahme der Upolu zugewendeten Ostseite, da die
Apolimastrasse nur eine verhältnissmässig geringe Einsenkung zwischen beiden
40 I^r- Augustin Krämer.
Inseln bildet. Desshalb senden beide Inseln Korallenriffe in dieser Richtung vor.
Das Savai'i zugehörige Strandriff besitzt eine Länge von ungefähr 12 Seemeilen,
bei Puapua beginnend und beim Tofuacap endend. Bei Sapapalii, ungefähr halb-
wegs, befindet sich der Hauptriff-Einlass, welcher den Küstenschonern einen guten
Ankerplatz gewährt, bei Amoa und Iva sind kleinere Bootpassagen. Dieses aus-
gedehnte Strandriff liegt dem fruchtbaren und wichtigsten Bezirk SavaiTs vor,
Fa'asaleleanga genannt, der Heimath der Malietoafamilie.
Die Nord-, West- und Südküste entbehrt der Riffe nahezu ganz. Nur an
einzelnen Plätzen, z. B. bei Matautu, Safune, Asaua im Norden, Gangamalae im
Westen und in der schlammigen Bucht von Palauli im Süden kommen beschränkte
Riffbildungen vor. Die zwischen Savai'i und üpolu gelegene Kraterinsel Apo-
lima wurde gleichfalls schon oben besprochen, wie Manono.
b) üpolu.
Die Nordseite des westlichen üpolu besitzt die grössten Riffanlageu. Hier
ist es insbesondere das grosse Strandriff von Aaua, welches sich von Manono bis
Apia in nahezu ununterbrochener Linie über 25 Seemeilen hinzieht und bei
Afenga eine Breite von 2 Seemeilen erreicht, während an der Südküste dasselbe
Riff bald durch die Steilküste von Falelatai einen Abschluss erfährt. Kleinere
Einschnitte finden sich am Nordrande nur bei Malua und Faleula, eine etwas
grössere bei Vaitele, welche indessen nicht unterbrechend wirkt. Die der See
zu gelegenen zahlreichen untiefen zeigen deutlich, dass das Land auch unter
dem Meeresspiegel hier nur sehr langsam abfällt.
Mit der Veränderung der Landschaft bei Apia verändert sich auch die
Gleichmässigkeit des Riffes. Zahlreiche Einschnitte durchbrechen die Strandrifle,
streckenweise fehlt die Riffbildung ganz, wo nämlich die Küstenberge an den
Strand herantreten. Wo sich aber eine Niederung zeigt, sieht man auch wieder
ein Strandriff vorgelagert. Diese Abwechslung endet jedoch gänzlich bei Falefä,
von wo ab fernerhin die See den Fuss des schroffen Gebirges unmittelbar bespült.
Erst das sanfter abfallende Ostende der Insel wird wieder von einem grösseren
Strandriff umschlossen, das die Inseln Fanuatapu und Namua theilweise in sich
einschliesst.
um den Wechsel der Landschaft und der Riffe und die üebereinstimmung
beider genauer zu verfolgen, bitte ich einen Spaziergang mit mir von Apia aus
nach Osten zu machen. Ehe wir indess diesen Weg antreten, wollen wir erst
dem Apiahafen selbst eine kurze Betrachtung widmen, welcher, da er so gut
vermessen ist, besondere Beachtung verdient. (S. Karte.)
Es bildet dieser Hafen ein nach Norden offenes Hufeisen. Mit einer längeren
westlichen Seite, der Halbinsel Mulinu'u, welche von dem Ausläufer des hier
endenden Aanariffes noch umschlungen wird, und einer kürzeren östlichen, der
„vorspringenden Landspitze" Matautu (in samoauischcr üebersetzung und Nomen-
clatur). Auch die Ostseite wird von einem Riff umschlossen, das im Innern des
Hafens endet, zwischen den beiden Rilfendiguugen liegt in dem innersten Hafen
noch ein drittes Riff, das Mittelriff, auf welchem das Wrack des „Adler" weit-
IN'. Die Kuralk^nrilVo nn tlcr saiuoaiiischen Küste.
41
hin sichtbar in seinem Eisengerippe liegt. Dieses Mittelriff schaut mit seiner
Stirn direct auf die offene See hinaus und bietet vor sich einen Hafonrauni von
migefähr 4(H) m im Geviert (ausserhalb der lo m Grenze). Auf diesem Kaum
waren die 7 Kriegsschiffe im Sturm des März 1889 zusammengepfercht, der
unmittelbaren Gewalt des Windes und der See aus Norden preisgegeben.
Matafele
Mulivai
Davis phot.
Adlerwrack
Apia Mulhiuu
Apiahat'on mit Adlerwrack vom Ort Apia aus gesehen gegen N.W
Zwischen dem Ostriff (bei Matautu) und dem Mittelriff bleibt eine 600 m
lange Strecke offen, inmitten derer der Vaisinganofluss zur Regenzeit seine braunen
Wasser ergiesst. Diese Strecke zeigt nur spärlichen Korallenwuchs, südlich nahezu
gar keinen, nördlich gegen das Ostriff hin einzelne „Bänke". Ein offener Sand-
strand charakterisirt diese Strecke. Südlich von dieser Strecke, im Grunde des
Hufeisens liegt der Ort Apia, welcher dem ganzen Hafen seinen Namen giebt
Hier ist die Bootsanlegestelle der Kriegsschiffe. Das Mittelriff beginnt hier, erst aus
zahlreichen „Bänken" bestehend, aber gegen Osten zu einem Riffrand sich festigend,
je mehr die einlaufende See auf das Riff zur Wirkung|kommt. Diese ist selten
stark, sodass das ganze Riff", mit Ausnahme vielleicht des westlichsten und meist
vorspringenden Punktes, des im Seemannsmunde sogenannten Cap Hörn, den
Charakter der Leeriff kante trägt. Mitten auf dieses Rift' mündet das Flüsschen
Mulivai und der Mündung direct nach Norden vorgelagert, das Deck gegen Land
gekehrt, liegt das Adlerwrack. Zwischen dem Mittelrift' und dem Westrift" (Mulinu u)
bleibt ein 300 m breiter Canal offen, kurzweg Bootshafen genannt, da in dem-
selben die Handelsschooner der Deutschen Handels- und Plantagengesellschaft zu
ankern pflegen. Gegen das Westriff, nach Norden zu, sind auch hier zahlreiche
„Korallenbänke", zwischen denen der Sand lagert, welcher hierher von diesem
Riff durch den Ebbestrom g-etracfen wird unl zur Ablagerung kommt. Desshalb
42 -Dr. Augustin Krämer.
ist der eigentliche Bootshafen nur ca. 200 m breit. Die Gezeitenströme pflegen
sich im Apiahafeu für gewöhnlich nicht unangenehm geltend zu machen; nur
bei stärkerem Wind und Seegang pflegt zur Zeit der Ebbe am Strande des Mittel-
rifl"es ein Strom von Westen nach Osten zu setzen, sodass das Anlegen der Boote
bei Apia mühsam wird, indem dieselben kaum gegen den Strom auzupullen ver-
mögen. Dieser Strom Avar es auch, welclier den Leuten von der „Vandalia" im
Orkan so verderblich wurde. Die Entstehung dieses Stromes erklärt sich leicht,
wenn man die Karte des Apiahafens betrachtet und die Abflussverhältnisse der
Riffe berücksiclitigt.
Einiger weniger Worte bedarf noch die Halbinsel Malinu'u: Parallel dem
Rififrande verlaufend und der directen senkrechten Wirkung des Passates aus-
gesetzt, ist sie mit grosser Wahrscheinlichkeit ein Erzeuguiss dieses Windes,
indem wenigstens ein Theil von ihr ähnlich einer Atollinsel entstanden ist. Die
Kücklehne dieser Halbinsel bildet ein grosser Mangrovesumpf, welcher indessen,
da er keine Malariaplasmodien zu beherbergen scheint, nur ästethische Nachtheile
besitzt. Früher war Mulinu'u mehr weniger eine Insel. So war die Stelle, avo
heute die Gebäude der Gesellschaft stehen, ein Sumpf, und wurde dieser zum
Zwecke des Baues zugeschüttet. Mulinu'u, der vielumstritteue Sitz des Königs,
verkörperte einst die deutsche Seite im Gegensatz zum englisch-amerikanischen
Matautu. , Von dem vorspringenden Mulinu'u aus geniesst mau einen herrJiclien
Ausblick auf die Bergwälder und die luftigen Höhen, besonders schön im letzten
Glanz der sinkenden Sonne.
Auch das Ostriflf bedarf noch einer Erwähnung: denn einige 100 m geraie
nordwärts von der Matautulandspitze befindet sich mitten im Riff eine Einsenkung,
welche als Riff bucht aufzufassen ist, die sogenannte Lelepabucht, indem sie mit
dem offenen Ocean in freier Verbindung steht. Eine 13 m tiefe Stelle, das
Palolotief, vereinigt Ende October oder Anfang November im Morgengrauen die
Palolopliilen Samoaner, um dem Fange dieses schwärmenden Borstenwurmes zu
huldigen, Avovon noch weiter unten die Rede sein wird.
Wenn man an der Landspitze in Matautu steht, so sieht man gegen Osten
liin ein weites Strandriff sicli ausdehnen ; weit draussen die weisse Brandungs-
linie als Grenze gegen das blaue Meer, gerade vor sich einen von Palmen be-
schatteten, bilderreichen Strand und im Hintergründe den Küstenberg von Laulii.
Man durchwandert die Ortschaften Matautu mit dem englischen Konsulatshaus,
Salopo, Lelepa, Vaiala, wo das sternfunkelnde Banner weht und gelangt nach
einer ^4 Stunde nach dem Orte Fuisa'a, wo ein Fluss einmündet, den man auf einem
kümmerlichen Fusssteg überschreitet. Nach einem kleinen Landflecken Taumea-
sina gelangt man an die Vailoaflusslagune, welche man watend durchschreitet.
Unmittelbar darauf gelangt mau in die Dörfer von Matafangatele und kurz darauf
in die Bucht von Fangalii, in welche zwei kleine Flüsse münden. Das Riff,
das man stets weit draussen mitlaufen sali, springt hier jäh zurück, indem es
einen lo — 2o m tiefen Einlass bildet. An der Ostkante dieses Einlasses sieht
man einen Stein wohl 2 m hoch über das Wasser herausragen und einen zweiten
etwas kleineren melir in der Tiefe des Einsclmittes. Schwarz wie Basalt aus-
J\'. Die Konillcnriflc an der saiiuiiinisclicn Küste.
43
sehend, erweisen sich die beiden bei näherer Betrachtung aus Korallenkalk be-
stehend und sind wohl durch Stürme losgerissene lliffstücke der Leekante.
AVenn mau in einer halben Stande die Bucht umschritten hat, welche als das
Ende zweier Flusstliäler (dos Vaivase- und Fangaliiflusses) zu betrachten ist, ge-
langt man um einen 5 — 10 m lioheu Hügtl ]ierum, welcher nahe an das Ufer
herantritt, in das Dorf Vailele, auf schmaler Niederung, denn im Hintergrunde
steigt das Land rasch zu einer 10 m hohen Hochebene (Pflanzung Vailele) an.
Das Kiff ist wieder in's Meer hinausgeeilt. Nach Passiren des Dorfes gelangt
man um ein steiles Cap herum, Sunga genannt, wo die Gebäude der Pflanzung
Vailele liegen, in ein hübsches Flussthal, in welchem am Fusse des zweiten
Küstenberges das Dorf Letongo liegt. Das Kiff ist Avieder jäli zurückgeeilt. In
dem freien Wasser sieht man eine isolirte kleine Barriere, welche der AVuth der
^Jissv
,.ft>
a'^-v^f,,-
VAILELE -BUCHT
1:20.000
Ts(jlir(c Barriere bei A'ailele.
Brandung erfolgreich trotzt, und au der Nordostseite des Kiffes eine Bank, welche
in den letzten Jahren gewaclisen zu sein scheint.
Die ofanze Laoune hier ist ein gTosses Saudfeld, welches bei Ebbe den
englischen Officieren Gelegenheit bot, das Reiterpolospiel zu betreiben.
In der Ferne im Osten ragt der einzelstehende ütamaufels aus dem Wasser
hervor, der Ausläufer des dritten Küstenberges von Luatuauu'u.
Es gilt jetzt den zweiten Küstenberg zu umgehen. Bis zur Landspitze
bietet der Berg noch einem Sandstrande Platz. Ein schmales Riff läuft mit,
das allmälig mit diesem an der felsigen Landspitze endet. Hier hört das Gehen
am Ufer auf. Man steht auf dem Fuss eines Lavastromes, welchen die unauf-
hörliche Brandung blossgelegt und zurückgedrängt liat. Der weitere Weg ist
während einer Viertelstunde recht beschwerlicli, aber schön. Stetig geht es auf
44 Dr. Augustin Krämer.
und nieder über bausbobe schwarze Lavafelsen. Von der Höbe siebt man bin-
uuter durch das Grün in kleine Schluchten und Höhlen, in welche die Brandung
sich mit Getose stürzt, weil die Steilheit der Ufer einem Küstenriffe keinen
Platz zu bieten vermochte. Unten aber wandelt man unter den hohen, immer-
grünen Barringtonien (futu) mit ihren grossen, weissen, magnolienartigen Blüthen,
inmitten derer ein Büschel rothbespitzter, langer Staubfäden prangt; der Boden
ist bedeckt von den weissen Blüthen und den Vierkanten, faustgrosseu Früchten.
Wieder hinauf und wieder hinab in die lieblichen Schluchten, wobei die Hand
dem ungeschickten Gleitfuss (se'evae) des Fremden oft zu Hilfe kommen muss,
bis man plötzlich in eine liebliche Bucht gelangt, im Hintergrunde von nahen
Höhen begrenzt, am Strande die Dorfschaft Lauli'i. Auf den steilen Sandstrand
rollen unaufhörlich die Seen, ein Zeichen, dass kein Riff hier vorgelagert ist.
Ein kleiner Wasserlauf, genährt durch eine Brackwasserlagune im Hintergrunde,
verliert sich im Sande des Ufers. Wir eilen weiter. An der östlichen flachen
Landspitze der Bucht beginnt das Riff wieder und zieht sich als schmales Strand-
riff (höchstens 300 m breit) entsprechend dem massig steilen Ufer über 4 km
weit bis zum Utumaufels hin, wo es plötzlich wieder aufhört. Einmal erfährt
es auf diesem Wege nur eine kleine Einbuchtung, da nämlich, wo das schroffe
Felsenthal ausmündete, welches die Grenzscheide zwischen Tuamasauga und Atua
bildet. Hier auf den beiden Höhen am Meere pflegen sich die feindlichen Samoa-
parteien monatelang gegenüberzuliegen und nur selten wagt es die eine, die
andere anzugreifen.
Wir sind am dritten Küstenberge, dem von Luatuanu'u (des am Fasse ge-
legenen Dorfes) angekommen, mit dem vorliegenden Utumaufels. 12 km sind
wir von Apia entfernt und sind nun halbwegs etwa in unserem Spaziergang nach
Falefä.
Die Wegverhältnisse sind ähnlich wie beim Lauli'iberg : vor der Landspitze
guter Weg am Sandstrand und dieser mit dem Riff sich bis zur Landspitze ver-
ringernd, jenseits aufgeschlossene, zerschlissene Lavafelsen. Während jedoch dort
alles von Vegetation bedeckt ist, ist hier der Fels nackt und die Felsen sind
bis zum schroffen Abhänge so zerfressen, unterwaschen und durchlöchert, dass
sie bei stürmischem Wetter und Fluth nicht passirbar sind. Dies jedoch nur
auf einer Strecke von ungefähr einem km. Man gelangt alsdann an eine kleinere
Landspitze, die westliche Grenze der 3 km breiten, offenen Bucht von Solosolo.
Zunächst fesselt unser Auge, wenn wir an den Strand heruntersteigen, ein
wunderbares Bild: ein blendendweisser, wenige Meter breiter Strand, landwärts
von frischem Grün, seewärts vom blauen Meere begrenzt. Mau sieht kein
Korallenriff und doch gewahrt man bei näherer Betrachtung, dass dieser Strand
aus reinen, grossen Stücken von geschliffenen Koralleustücken besteht, welche
ihre ursprüngliche Form nur noch schwach erkennen lassen. Da sieht man
fingerähnliche Madreporenstücke, Kugeln und Scheiben aus Porites und Astraeen,
kurz, alle Variationen durch die aufrollende See gemahlen und von der Sonne
gebleicht. Man wird nicht satt, all' die Formen zu betrachten, mit zahllosen
Muscheln untermengt, welche den 2—3 m breiten Strand bis zum Rande des
Grünen bedecken. Geht man weiter, so hört dies nach wenigen Minuten auf.
rV. Die Korallenriffe an der samoanischen Küste.
45
Die Höhen treten zurück und man gelaugt in eine deltaartigo, flache Nieileruug ;
alsbald beginnt aucli ein kleines Korallenritt' dem Strande sicli vorzulegen und
zwar gerade an der Stelle, wo ein kleiner Fluss ausmündet, der seinem zer-
rissenen ausgewühlten Bette nach zu schliessen in der Regenzeit oft viel Wasser
führen muss. Das kleine Straudriff" ist ungefähr 800 m lang und erreicht vor
der Mündung seine grösste Breite von 100 m. Weitere 100 m in die Bucht
hinaus ist eine Tiefe von 12 ra notirt.
Nach Ueberschreitung des Flusses, welcher mir in angenehmer Erinnerung
ist, da ich dort beim erfrischenden Bade zur heissen Nachmittagszeit eines der
hübscliesten samoanischen Mädchen kennen lernte, Fusi aus Solosolo, die meinem
Begleiter so sehr gefiel, — vorscliwindet das Riff alsbald wieder. Die Höhen
treten wieder nälier zum Ufer heran, indessen noch genug Platz für einige Hütten
und Bananenpflanzungen lassend. Aber der Korallenstrand erscheint nicht wieder;
■'^«s^
mAlbamssJ. l3'S3'wS., 1'/°36'3i>-K(annähenid)
eine schwarze, weiche Masse tritt an seine Stelle, welche sich bei näherer Be-
trachtung als Basaltsand mit Olivincrystallen gemischt, zu erkennen giebt. Im
nahen Osten der Bucht sieht man auch mehrere flache Lavafelsen dem Wasser
antragen, ein Anzeichen, wie der Untergrund hier im Wasser beschaffen ist.
Wenn man das an der vorspringenden Landecke hübsch gelegene grosse Dorf
Solosolo passirt hat, gelangt man an den 4. Küstenberg, muss jedoch zuvor einen
46
Dr. Augustin Krämer.
kleinen Flusslauf passiren mit einer rückständigen Lagune wie bei Laulfi. Auch
dieser kleine Wasserarm ergiesst sich auf ein sehr schmales Strandriff, welches
wieder — zum drittenmale — bis zum Cap des Küstenberges mitläuft, um dort
zu endigen. Aber es bietet sich hier etwas neues. Dem Cap vorgelagert sehen
wir drei isolirte Korallenbänke, von denen die beiden seewärts gelegenen, offen-
bar einzeln entstanden, nabezu verschmolzen sind und eine wirkliche Barriere
bilden. Auf jeder der beiden äusseren ist ein grosser Schuttkegel, über einen
Meter hoch die Trümmerfläche überragend, aber von keiner grossen Ausdehnung
(s. u. Abb. Karte S. 45). Die dritte Bank liegt im Schutz von diesen beiden,
und ist durch einen tiefen, aber sehr schmalen Canal (theilweise nur 2 — 3 m
breit) von diesen getrennt, gegen Land zu durch eine flache Brücke mit dem
Strandriff verbunden. Es ist nicht abzusehen, wann und ob überhaupt der erst-
genannte Barrieren-Canal überbrückt werden wird. Unter der Brücke wird als-
dann eine grosse Höhle bleiben*).
Wir sind im lieblichen Hafen von Saluafata angekommeu, welcher einst
als deutscher Vertragshafeu gesichert wurde.
Saluaf;it;i-Biu-ht Dorf Solosolo 3. Küstenlierg- von Liiatuamui
4. Küsteuberg Saluafate-Pik Utumaufels
Scizze der Küste bei Solosolo.
Die genannte Barriere bildet den Westschutz des Hafens, ein kleines Mittel-
riff ist wie beim Apiahafen auch hier vorhanden und im Osten legt sich das
grosse Atuarift* schützend vor das Land; diese Riffe schliessen sich so eng zu-
sammen, dass sie nahezu einen Kreis bilden mit einer nur 300 m breiten Ein-
fahrt gegen NNO., welche durch Vorlageruiig der Saluafata- Bank auch gewisser-
*) Lan£>cnbeck schreibt von diesen Barrieren in seinem Buche (42 Seite 70): „Die
von West nach Ost hinggestreckte Insel Upolu hat auf der Süd- und Nordseite Riffe. Vor-
wiegend sind es auch hier Küstenriffe, doeh treten daneben auch Barrierenriffe auf, so
namentlich gegenüber dem Hafen Saluafata, wo das Aussenriff eine Seemeile von der Küste
entfernt ist, ein paar kleine Koralleninseln trägt, die beständig an Grösse zunehmen, und
zwischen sich und dem Lande tiefes Falirwasser freilässt. (A. H. 1879 S. 329. S. 340. 1883
S. 325.) Auch dieses Kiff dürfte wohl nur ticr Flachheit der gegenüberliegenden Küste seine
Entstehung verdanken." Es scheint, dass hier die West- und Ostseite verwechselt wird:
Westwärts ist die Barriere und steiles Land, ostvv'ärts das Strandriff und Haches Land, wie
aus der Karte hcrvor<);eht.
IV. Die Korallenriffe an der samoanischen Küste. 47
maasseu geschützt ist. Dessbalb wird dieser Hafen von den Conimandanten der
Kriegsschiffe in der schlechten Jahreszeit dem Apiabafen vorgezogen. Im Westen
der Solosoloküstenberg, im Osten der von Saluafata (der letzte fünfte) und im
Hintergrnnde der steil aufsteigende, wohl über 600 m hohe schroffe Saluafata-
Pik, über und über mit grünen Wäldern bedeckt, ist dieser Hafen von grosser
landschaftlicher Schönheit.
Wir umwandern die Bucht auf hübschem Strandpfade, erst eben durcli die
Ortschaften Kva, Salelesi und Fusi, wobei zwei Wasserläufe mit rückständigen
Brackwasser- Lagunen passirt werden müssen, alsdann an der Flanke des östlichen
Küstenberges langsam ansteigend bis zu einem kleinen Cap, dem Ariadnehuk,
auf welchem einige deutsche Matrosen begraben liegen; der Huk vorgelagert
liegt eine kleine Felseuinsol, nach S. M. S. „Albatross", welches 1885 den Hafen
vermessen hat, benannt. Die Insel ist ganz in das Mittelriff eingeschlossen.
Steigt man von der Ariadnehuk wieder nordwärts langsam ab, so gelangt man
auf eine freie sandige Ebene, mit Kokospalmen bestanden, unter denen das Dorf
Saluafata ausgestreut liegt, malerisch gruppirt um eine grosse Brackwasserlagune,
welche einigen kleinen Süsswasserquellen ihre Entstehung vordankt. Nach Um-
gehung des steinigen Landvorspruugs (der Ostecke der Bucht) gelangen wir an
einen 2 m breiten flachen Wasserlauf, nach dessen Durchwatung wir uns im
Dorfe Lufilufi befinden, dem Sitz der regierenden Häuptlinge von Atua. Ein
weiter sandiger Platz, der Malae, mit Brotfruchtbäumen bepflanzt, lädt uns zu
kurzer Rast ein. Man zeigt uns das grosse blendend weisse Grabdenkmal des
einst von deutscher Seite als König eingesetzten Tamasese, welcher hier am
19. April 1892 verlassen starb, üeber sein Grabdenkmal flogen die englischen
und deutscheu Granaten im August des Jahres 1894, um die Atuapartei zum
Frieden zu zwingen. —
Auf das Meer hinausblickend sehen wir das Strandriff weit sich ausdehnen
und ostwärts eine Breite von 2 km erreichen. AVenn w4r weitergehen, müssen
wir indessen einen Hügel überschreiten,, falls wir es nicht vorziehen, bei Ebbe
den beschwerlichen Weg am Strande zurückzulegen. Der Hüeel scheint ein
flacher Ausläufer des Gebirges zu sein, ein Lavastrom, welcher nicht ohne Ein-
fluss auf die Rifl'bilduug geblieben ist, denn ihm gegenüber befindet sich ein
scharfer, tiefer Einschnitt in das Strandriff, wie wir diesen Einfluss auch in allen
vorhergehenden Fällen gesehen haben. Wo eine Steilküste oder ein Berg nahe
an das Ufer herantritt, pflegt das submarine Gefälle demgemäss grösser zu sein.
Auf dem Hügel liegt die wesleyanische Missionsstation und an seiner Stirn
ostwärts am Rande des Meeres die liebliche Grotte Faturaea; wohl 20 m lang
und an der Mündung 5 m breit und 3 m hoch, entströmt ihr das cr3'Stallklare
Quellwasser, in dessen kühlenden Fluthen schwimmend man die Hitze des Tages
vergisst. Ein vorgelagertes Bassin ist dem Meere zu durch Steine abgeschlossen.
Dem Zauber dieses Platzes hat auch der vielgereiste, leider so früh untergegangene
Ehlers nicht zu widerstehen vermocht.
Nocli eine halbe Stunde Weges und wir sind am Ziele unserer AVanderung.
Wir kommen durch das Dorf Faleapuna mit einer rückständigen grossen Brack-
wasserlagune, und nach Umgehung der Landspitze biegen wir nach der Bucht
48 l^r. Augustin Krämer.
von Falefä ein, das wir uacli üeberschreitung eines aus einer grossen Brack-
wasserlagune stammenden Wasserarmes erreichen. Mit uns läuft das grosse
Strandriff, das an der NO. -Kante einen hohen Schuttkegel trägt, in die Bucht
hinein, nachdem es eine Gesammtlänge von nahezu 6 km erreicht hat. Bei
Falefä, dem Heimathorte des auf Jaluit in der Verbannung lebenden Mataafa,
mündet der grösste Süsswasserfluss Samoas, 3— 4 m breit, seine reissenden Fluthen
über einen ca. 15 m hohen senkrechten Felsabsturz direct in einen Meeresarm
ergiessend, der bekannte Wasserfall Vaitafa.
Es ist merkwürdig, dass das Ende des Korallenriffes sich gerade vor die
Flussmündung legt, so dass das Flnsswasser, allerdings reichlich mit Seewasser
untermischt, nach Osten hin abzufliessen gezwungen wird. Diese Ostseite des
Hafens trägt der Steilheit der Ufer halber nur ein Saumriff. An der Landspitze
Naneivi ist es natürlich den Augen entschwunden. Von hier ab beginnt die
rifflose Ostseite des Nordufers, denn hier treten überall die steilen Berge direct
an das Ufer heran. Nur in den kleinen Buchten und in der Fangaloa-Bucht
vermögen kleinere Strandriffe und Saumriffe an die Oberfläche zu treten, bis an
dem sanfter abfallenden Ostende üpolus sich wieder ein grösseres Strandriff zu
bilden vermag, das, 'wie schon erwähnt, die Inseln Fanuatapu und Namua zum
Theil mit einschliesst.
Sehen wir nochmals zurück, so haben wir 3 grosse Strandriffe gesehen:
1. das 45 km lange Aanariff an das Aanagelände sich anlehnend,
2. das 5^/.. km lauge Apia-Vaileleriff an die Vailelepflanzung sich anlehnend,
3. das 6 km lange Atuariff an der Niederung von Saluafata bis Falefä sich an-
lehnend.
Fünf Küstenberge haben wir auf dieser Strecke gesehen, welche folgende
Unterbrechungen in der Bifflinie mit sich brachten:
1. der Apiaberg, die Apiabucht,
2. der Vaileleberg, die Vailelebucht und die von Laulii,
3. der Luatuanuuberg, die Solosolobucht,
4. der Solosolo- und der Saluafataberg, die Saluafatabucht.
Dieses sind nur die in die Augen springenden Punkte; für die geringeren
Veränderungen sind die Karten noch zu ungenau, um sie nachweisen zu können.
Ueberall kann man indessen an Ort und Stelle sehen, wie mit der Tektonik der
Küste auch die Tektonik des Meeresbodens sich ändert, wofür die Korallenriffe
die sichtbaren Zeugen sind. So kann man aus dem Anblick der Formation der
Korallenriffe auf der Karte untrügliche Schlüsse auf die Natur des Küsten-
landes ziehen.
Nur kurz soll noch[der Korallenriffe der Südküste Upolus Erwähnung ge-
than werden:
Es wurde schon erwähnt, dass mit dem Auftreten der Steilküste von Fale-
latai im Westen Upolus das Eiff verschwindet. (Der Ausläufer des Aanariffes
nach Süden hin.)
Die folgende flache Bucht von Lefangä wird durch ein Straudriff geschlossen,
das einige Bootspassagen^führt.
IV. Die Korallenriffe an der samoanischen" Küste.
49
T^r^-Ä^GKÜV
Von Lefangä ab beginnt dio grosse Safata-Ebeuc sich auszudehnen; langsam
schiebt sich ein Straudriff vor, das nach einigen kleineren Unterbrechungen erst
durch die grosse Safatabucht, einen grösseren Einschnitt erfährt, nachdem das
Biff eine Breite von ungefähr 3 km erreicht hatte. In der Bucht selbst liegt
eine grosse Korallenbauk, eine Barriere bildend, welche dieser Bucht einigen
Schutz verleiht. Jenseits eilt das Biff wieder in die See hinaus, verjüngt sich
allmälig wieder, um mit dem Auftreten einer niederen Steilküste wieder ganz
zu verschwinden.
Es kommt die Niederung von Falealili.
Die Riffbildung interessirt uns liier etwas mehr, da dies der einzige Platz
in Samoa ist, wo sich eine grössere Barriere ausgebildet liat. Ein grösseres
Strandriff hat sich
wieder vor die flache
Küste gelegt, welches
bei dem Dorfe Vaovai
eine starke Unter-
brechung erfährt, in-
dem hier ein ca. 150 m
breiter Canal dem
Lande zu offen bleibt.
Der Mündung dieses
Canales direct gegen-
über liegt ein wohl
1 km langes Riff, iso-
lirt, mit einer hüb-
schen kleinen, cocos-
bestandenen Insel landwärts, dem bekannten Nu u sa fe'e (dem Dämon des Tinten-
fisches geweiht) (s. Abbildung). Dieses Barrierenriff ist von dem Strandriff
durch einen mindestens 100 m breiten Canal getrennt. [Eine Vermessung dieses
Platzes hat noch nicht stattgefunden, wesshalb genauere Angaben nicht gemacht
werden können. S. M. S. „Bussard" hat diesen Canal passirt, die innere Strand-
riffbucht ihrer relativen Enge halber indessen nicht angelaufen.]
Von Falealili bis zum Cap Tapanga an der Ostspitze sind die lüö'bildungen
von geringem Umfang und untergeordneter Bedeutung. Doch sind hier auch
Strandriffe streckenweise vorhanden, welche die Breite von 10(to m erreichen
dürften, vor allem dem Osten zu.
'0 le mru sa fe'e
Die Barricreninsel 'O le nu u sa fe'e bei Falealili an der
iSüdküste von Llpoln.
c) Tutuila.
Gemäss der Steilheit der Küsten fehlen die Korallenriffe an der Nordküste
ausser in den kleineren Buchten Aluau, Fungasä, Vatia, Oafonu und der grösseren
Masefau nahezu ganz.
An der Südküste ist jedoch ein grösseres Straudriff" vorhanden, und zwar
auf der Strecke vom südlichsten Punkte, dem Sail Rock Point der Karte bis
gegen den Eingang des Pango-Pangohafens hin, einer Strecke von mehr als zwei
Krämer, Ueber den Bau der Koralleiuitt'e. 4
50
Dr. Ausfustin Krämer.
Seemeilen (ca. 4 km). Die Pango-Pangobucht selbst ist von typischeu Saum-
riffen ausgekleidet.
Hier sind es jedoch die beiden sogenannten versunkenen Korallenriffe, welche
Aufmerksamkeit verdienen. Die eine, die Taemabank, liegt der Einfahrt von
Pango-Pango gegenüber, l^o Seemeile von dieser entfernt und durch eine Tiefe
von ca. 60 m getrennt. Ihre Länge scheint 3 — 4 km zu sein, die Breite 200
bis 400 m und ihre Tiefe 8—12 m. Von der anderen, der Nafanuabauk, welche
ebenfalls mit dem Lande längs läuft und von Anu'u ihren Ausgang nimmt,
scheint sie durch eine Tiefe von über 100 m getrennt zu sein.
d) M a n u ' a.
Die Korallenriffe daselbst sind der Steilküste halber nur von untergeord-
neter Bedeutung. Am NW. -Ende Olosenga's sollen indessen eigenthümliche Kiff-
bildungen vorkommen, die auf Hebung deuten.
Ueber den von Couthouy beschriebenen zu Tage liegenden Korallenkalk
s. bei 4 (die Entstehung und Geologie der Samoainseln).
e) Das Rose-AtolL
Das Atoll bildet nahezu einen Kreis von 2^0 Seemeilen Durchmesser. Der
Südostseite, dem Passat zu, befindet sich eine über 1 km lange und nahezu
ebenso breite Insel und nördlich davon eine Sanddüue. Der Insel gegenüber liegt
die Ausflussöffnung des Atolls, welche
nur 1 — 2 m tief sein soll, während
■%■!
&öf .
m
die Lagune eine Tiefe l)is zu 20 m
zu erreichen scheint. Das Atoll wurde
von der Wilkesexpedition besucht.
welche auf der Sanddüue zahlreiche
Seevögel brütend fand, vor allem
Seetölpel (Sula) und Seeschwalben
(Sterna). Auch sollen hier die Schild-
kröten zu gewissen Zeiten ihre Eier
ablegen. Auf der Insel fanden die
ersten Besucher einige Pflanzen, Pi-
sonia- und Portulacea- Arten. Der
Consul Weber in Apia kaufte die
Insel später und wollte hier eine Fischerei Station gründen; bei dieser Gelegen-
heit sollen hier Cocospalmen angepflanzt worden sein. Das Unternehmen schlug
jedoch fehl — wegen Mangels an Fischen und guten Fischmethoden.
Auf der Insel liegen verschiedene grosse Basaltblöcke verstreut (3 c p. 317).
Ihre Herkunft ist noch dunkel. Dana meint, dass dieselben durch Treibhölzer
oder als Bootsballast liier zur Ablage gekommen seien. Was ist jedoch näher-
liogender, als an den Kern dieser Insel zu denken, welcher wie Manu^a aus
Basalt bestehen muss?
Auf der Sanddüne sollen Zeichen von Hebung beobachtet worden sein, was
ich nur der Vollständigkeit halber anführe.
Leider hatte ich nicht Gelegenheit, die Insel zu sehen.
1\'. Die Korallenriffe an der samoanischen Küste. ^\
3. Vergleich Samoa's mit den Palauinseln.
Das F e ]] 1 e 11 ausgebildeter 13 a r r i e r e u r i f f e auf T u t u 11 a und
M a n u ' a in der Nähe des II o s e - A t o 1 1 s und die D a r w 1 n ' s c h e Theorie.
Semper (9a) beginnt seinen Aufsatz über die Palauinseln folgendermaasseu:
„Die nördlicliste Spitze der Gruppe der Pelewinseln oder Palaos bilden ächte
Atolle ; die Hauptmasse, welche der ganzen Gruppe ihren Namen übertragen hat,
ist zum grössten Theil von Barrierenriffen, im Süden von Küstenriffen umgeben,
und die südlichste Insel ist völlig ohne eigentliches Riff"."
üeber Samoa lässt sicli mit ähnlichen Worten sagen:
Die östlichste Spitze der Samoainseln bildet ein achtes Atoll ; die mittlere
Gruppe zeigt Anlagen von Barriereiii-iffeii, der Westen Strand-(Küsten-)Riffe ;
und die westlicliste Insel ist nahezu ohne eigentliches Rift'.
Nun sind aber doch wichtige Unterschiede, welche die beiden Inselgruppen
unterscheiden :
1. Die Samoainseln bestehen vollständig aus basaltischer Lava. Die Palau-
inseln im Norden aus Trachyten, die südlichen gehobenen Inseln aus
Koralleiikalk (Peleliu, Eimeliss, Uruloug und Ngaur).
2. Die Barrierenrift'e sind in Samoa nur schwach vertreten, während sie
bei den Palauinseln die grosse Hauptmasse ausmachen.
3. Die Barrierenriffe treten im Wesentlichen mit den Barrierenriffen bei
den Palauinseln zugleich auf, indem die weitaus grösste in der Mitte
gelegene Insel Babelthaub, welche ca. 25 Seemeilen lang ist (so lang
ungefähr wie das Aanariff), im Osten theilweise recht breite Strandriffe
trägt, während im Westen mächtige Barrieren der Küste vorgelagert
sind, welche nach Süden sich über eine gleiche Länge weiter ausdehnend,
die gehobenen Kalkinseln in sich einschliessen.
4. Die südlichste Insel Ngaur, Avelche rifflos ist und auch aus gehobenem
Kalk besteht, ist nur niedrig im Verhältniss zur grössten mittleren Insel
Babelthaub, während in Samoa die entsprechende rifflose Insel Sawai'i
die grösste und höchste des Archipels ist.
5. Die Palauinseln sind alle von einander durch verhältnissmässig schmale
und wenig tiefe Meerstrassen getrennt, während die Samoainseln mit
Ausnahme, von Sawai'i und Upolu durch sehr breite und sehr tiefe Meere
von einander geschieden sind.
Es bleibt nun also nicht viel anderes übrig als die Thatsache, dass in beiden
Inselgruppen an einem Ende deutliche Hebung und demgemäss Armuth an Küsten-
riffen, am anderen Ende AtoUbildung und in der Mitte Barrieren- und Strandrift-
bildung vorhanden ist.
Dass aber die beiden Inselgruppen gerade nur darin, im wichtigsten Punkte,
übereinstimmen, erscheint für die Entstehung der Riffe der Samoainseln von
besonderer Bedeutung.
Es lag natürlicherweise nahe, auch für die Palau-Inseln eine Hebelbewegung
anzunehmen, wie ich sie für die Samoainseln als wahrscheinlich hingestellt habe,
(Dana nimmt Stillstand im Westen und Senkung im Osten an.)
4*
52 Dr. Augustin Krämer,
Semper ist dieser Ansicht bei der Besprechung der Palauiuseln in seinem
bekannten Buche „Die Existenzbedingungen der Thiere" (9 c S. 45) energisch
entgegengetreten; er sagt daselbst:
„Man könnte aber auch versuchen wollen, die Schwierigkeit auf eine andere
Weise zu entfernen, indem man nämlich annähme, es hätte innerhalb der Insel-
gruppe der Palaos eine von allen übrigen Schwankungen des Niveaus im Stillen
Ocean unabhängige Hebelbewegung stattgefunden. Es möchte dabei vielleicht,
nördlich von Peleliu oder in dieser Insel selbst der Punkt zu suchen sein, von
welchem aus nordwärts eine immer stärker werdende Senkung, südwärts ebenso
eine immer stärkere Hebung stattgefunden hätte. Dies würde in der That schein-
bar erklären, dass Ngaur gar keine Riffe, Peleliu aber sowohl Küsten- als auch
schwach, aber deutlich entwickelte Canalriffe aufzuweisen hätte ; gleichfalls würde
dadurch erklärt sein, warum die Riffe im Norden von diesem Hebelpuukte sich
je mehr nach Norden, um so mehr in die Tiefe senken, bis endlich im höchsten
Norden nur noch Atolle oder atoll ähnliche Riffe auftreten. Nun will ich absicht-
Uch kein zu grosses Gewiclit darauf legen, dass die Annahme im höchsten Grade
unwahrscheinlich ist, es möchte wirklich auf einem so wenig ausgedehnten und
ganz isolirt im Ocean liegenden Gebiete, wie es diese Inselgruppe darstellt, ein
Ruhepunkt in der Mitte, und nördlich davon eine Senkung, südlich aber eine
Hebung stattgefunden haben. Aber selbst diese Möglichkeit zugegeben, so glaube
ich doch so zahlreiche Beweise ihrer Unrichtigkeit trotz ihrer theoretischen
Möglichkeit in den von mir beobachteten Structurverhältuissen jeuer Riffe gefunden
zu haben, dass die Aufgabe, sie zurückzuweisen nicht gar schwer werden dürfte."
Semper beschreibt nun das Vorkommen von Globigerinenkalk (Tiuoporus-
felsen) auf der Atollinsel Kreiaugel, spricht von grossen mächtigen Korallen-
blöcken auf dem Riff, welche durch die See nicht hinaufgetragen worden sein
können, zumal da sie nicht an der Sturmseite lägen, ferner die sanfte Böschung
an der Sturmseite im Osten und die steile au der Seeseite im Westen (die uns
bei Beschreibung der Entstehung des Fasses der Riffe erklärlich wird), wie den
obliterirtc]! Bootscanal, der von den Spaniern um das Jahr 1830 (30 Jahre vor
Semper's Besuch) gegraben worden war, dessen Räuder er weit über der Hoch-
wassermarke liegend fand und seine Sohle, sowie die Lagune, zu der er führte,
an der tiefsten Stelle nur wenige Fuss tief.
Auch bei dem Cossolatoll führt Semper Gründe an, die gegen eine Senkung
sprechen. (Die Hufeisenform von Cossol und Aruangel werde ich weiter unten
bei der Entstehung der Atolle erörtern.)
Schon erwähnt wurde, dass auf der nur wenige Seemeilen von dem Atoll
Cossol entfernten Insel Babelthaub auf einer Strecke südwärts von über 25 Seemeilen
an der Ostküste zum Theil recht breite Strandriffe, an der Westküste in gleicher
Ausdehnung entsprechend ausgedehnte mächtige Barrierenbildungen auftreten.
Die geringen Tiefen (höchstens 150 m), welche diese Inseln von einander
trennen, deuten jedoch besonders im Gegensatze zu Samoa deutlich darauf hin,
dass es sich hier um solche Senkungen, welche die Darwin'sche Theorie für
sich in Anspruch nimmt, nicht handeln kann. Semper hat durch Beschreibung,
dieser Inseln den ersten und heftigsten Stoss gegen diese Theorie geführt.
IV. Die Korallenriffe an der samoanischen Küste. 53
üpolu
Tutuila
Wenn also Scnkiuigeu iu einem Gebiete, dessen liiflfvertheiluiig so sehr an
Samoa erinuert, ausgeschlossen werden dürfen, da im Gegentheil auf beiden Seiten
gewichtige Gründe für Hebung sprechen, so ist das für Beurtheilung der Riff-
bildung in Samoa von grosser Wichtigkeit, da man hier annehmen muss, dass
dem jetzigen Stillstand bezw. der nachgefolgten Hebung eine ausgiebige Senkung
vorhergegangen ist.
Es möge nochmals kurz an die Riff reih enfolge in Samoa erinnert sein (von
West nach Ost):
Savai'i ohne ausgedehnte Riffbildung (bis auf Ostküste)
West Strandriffe
Mitte Strandriffe und vereinzelte sehr kleine Barrieren
Ost ohne ausgedehnte Riffbildung (bis auf Strandriff am Ostende)
ohne ausgedehnte Riff'bildung
bis auf 1 Strandriff an der Südküste und nahebei 2 submarine Barrieren
Manu'a ohne ausgedehnte Riffbildung
Roseatoll ein Atoll.
Nun muss ich betreffs Samoa folgende Fragen stellen an die Anhänger
Darwin's:
1. Wenn es sich im Osttheil des Archipels um säculare Senkung handelt,
warum ist Mauu'a und Tutuila ohne Barrierenrifte ?
2. Warum sind nicht wenigstens die submarinen Barrieren Tutuilas an die
Oberfläche gelangt, was doch der Fall sein müsste!
3. Gesetzt den Fall, dass diese Barrieren etwas zu rasch gesunken wären,
warum befindet sich in unmittelbarer Nähe ein wohlausgebildetes, aus-
gedehntes Strandriff", das zweifelsohne an der aufgeschlossenen Küste eines
sehr langen Zeitraumes zur Bildung bedurfte?
4. Zugegeben auch ferner, dass ein Strandriff sich nach Dana in sinkendem
Gebiet bilden könnte, warum ist das Westende Tutuilas frei von jeglicher
Rifl'bilduug, da doch hier ein submarines Plateau in durchschnittlich 50 m
Tiefe vorhanden ist, welches erst iu 10 Seemeilen Entfernung von der Küste
in die grosse Tiefe von 3300 m mit einer Böschung von ca. 25" abfallt?
5. Warum ferner trägt das Ostende üpolus (Tutuila zugekehrt) ein grosses
Strandriff, während an der Nordseite bis Falefä jegliches Küstenriff fehlt
und an der Südseite kleinere Stiandriffe streckenweise auftreten, ferner
einige kleine Barrierenriffe ?
6. Warum fehlt endlich au der Südseite eine grössere Rift"bildung (Barrieren-
bildung), da doch durchweg Tiefen von ca. 50 m noch in 1 — 2 Seemeilen
von der Riff kante bezw. Küste gefunden wurden?
Alle diese Daten sprechen zu deutlich gegen die Annahme einer säcularen
Senkung der Samoainseln.
Kommt doch Graeffe selbst, der beim Anblick der vielen Atolle in der
Südsee geneigt war, der Darwin'sclieu Theorie beizupflichten, betreffs der Samoa-
inseln zu dem Schluss (12 d):
54 ^^- Augustin Krämer.
,,Dcr Umstand, dass die steilen Küsten den Kiffgürtel ganz entbehren, zeigt
hinreichend, dass auf den Inseln Savai'i und Upolu kein echtes Danimriff ein
sinkendes Land unigiebt, sondern dass ein franzendes Eiif alle Biegungen der
äusseren Kante des Landfusses in der für Korallenbildung günstigsten Tiefe folgt."
4. Die Entstehung eines Strandriffes.
Eine Erklärung der Entstehung eines Strandriffes schien bislang nicht für
nothwendig erachtet worden zu sein (Darwin sagt: With respect to fringiug or
shore reefs, there is little in their structure, which needs explauation ; and their
name expresses their comparatively small extension), da die Annahme, dass die
Korallenpolypen der Brandung zu oder in derselben am besten gedeihen, so gut
wie eine Erklärung ist. Da ich indessen aus den zu erörternden Gründen dieser
allgemeinen Annahme auf Grund meiner Untersuchungen nicht beipflichten kann,
will ich auch eine solc;ie Erklärung bringen, wie sie sich mir bei der örtlichen
Besichtigung der Riffe aufdrängte. Ich gehe dabei von der alten Erfahrung aus,
dass eine See bei flachem Strande sich lange vorher erschöpft, ehe sie den Strand
erreicht und dass dieser nur noch leicht bespült wird; die See „rollt sich auf"
und verliert dadurch ihre Macht, während sie au der Steilküste als Brandung
zertrümmernd und vernichtend wirkt. Jedes Korallenriff bildet gegen die See
zu einen zur Stärke der vorherrschenden See oder Dünung proportionalen Abfall,
den sogenannten „Fuss" des Riffes, während der Murray-Guppy'sche „Talus"
noch weiter seewärts zu suchen ist. Der Fuss besteht aus lebeuden Korallen-
stöcken, der „talus" aus abgelagertem Riffsand; der „Fuss" erstreckt sich von
der Luv-Riff kante über eine Strecke von 100 — 200 m bis zu einer Tiefe von
ungefähr 15 m ; jenseits dieser 15 m-Grenze liegt der „Talus". Der „Fuss" ist
für die Entstehung jeglichen Seeriffes von grundlegender Bedeutung; ohne ihn
wäre es der Riffkante nicht möglich, sich bis in die Niedrigwasserlinie zu er-
heben, weil er sonst durch den Anprall der Brandung vernichtet würde.
Die Schilderung soll vollständig schematisch gehalten sein; Modificatiönen
lassen sich leicht anbringen und einfügen. Die angenommenen Zahlen sollen
keine Thatsachen sein, sondern nur zur Erklärung dienen.
1500 1400 1300 12(10 1100 1000 noo 8(10 700 (ioo 500 400 300 200 100 U (Ufer)
Wasser
3 m-Grenze
^:00^^::^-:^i
1 1 100 m Längemuaass.
' • 10 m Tiefenmaass (;») mal zu
gross.)
Boden --" _ j Wachsthnm von i m nach dem I. Zeitabschnitt.
- IL „ ,, ,, ., ., „ IL ., u. s. w.
Die Entstehung eines Strandritts.
Man denke sich ein Gelände, welches sanft zum Meer abfällt mit dem
Gefälle von 1 : li»0 m und im selben Maasse unter dem Meeresspiegel weiter-
laufend. (S. Bild.)
IV. Die JvoniUenriffi' an der sanioanisehen Küste. 55
Vom Ufer (ü) aus würden in 1500 m Entfernung 15 m Tiefe erreicht sein,
welche als (Jrcuze für riff bildende Korallen, wenigstens für deren in die Wag-
schale fallendes Wachsthum gelten soll.
Der Uutergund sei ein Lavastrom, welcher frisch entstanden sein soll und
welcher sich allmälig überall mit warzenförmigen Korallenbänken bedeckt hat.
Es sei angenommen, dass in einem bestimmten, nicht näher zu bezeicli-
nenden Zeitraum dies Korallenwachsthum überall die Höhe von 1 m erreiclit
hat. (Zeitraum I.)
Es sei weiter angenommen, dass sich eine mittlere See an einem Felsen
zu brechen beginnt, welcher 3 m unter der Oberfläche liegt.
Es sei mittleres Niedrigwasser als Oberfläche gesetzt. Es wird sich also
nach dem ersten Zeitraum (I.) die See in 400 m Entfernung vom Ufer zu breclieu
beginnen, da daselbst die 1 m hoch gewachsenen Korallenbäuke nur noch 3 m
von der Oberfläclie entfernt sind. Von diesem Punkt ab dem Ufer zu liegen nun
die Korallen im Bereiche der langsam sich aufrollenden See und können, wenn
auch etwas behindert, doch noch gedeihen, bis zu dem Punkte, wo die zeitweise
losgerissenen Korallenstücke abgelagert werden und sich in grösserer Menge an-
häufen. Das dürfte vorerst vor allem die Strecke von 100 m bis zum Ufer
sein, welche im Lauf der nächsten Zeitabschnitte mehr und mehr zum Sand-
strande wird, jenem ..Saudstrande", welcher im Rücken aller grösseren Strand-
riffe vorhanden ist und einen Theil der Uferlandschaft bildet. Dabei ist eine
weitere Strecke von 100 m Inlands noch unberücksichtigt, welche von der bis
zu ca. 1 m hohen Fluth bedeckt zu werden pflegt und welche natürlich denselben
Bedingungen unterliegt. Hierbei muss zugleich des Einflusses der Fluth auf das
Korallenwachsthum insofern gedacht werden, als sie bei 1 m Höhe die in 2—3 m
Tiefe gelegenen Polypen dem directen Einwirken der Brandung längere Zeit ent-
zieht. Da von den 12 Stunden zwischen zwei Niedrigwassern zur Springzeit
in mindestens 10 das Eiff von Wasser bedeckt ist, zur Nippzeit die Riffe jedocli
überhaupt nie zur Luft treten, so darf diesem Factor eine nicht zu unterschätzende
Bedeutung zugewiesen werden, wie ich überhaupt in den meisten der Arbeiten
über den Bau der Korallenriffe gesehen habe, dass der Oceanographie zu wenig
Beachtung geschenkt worden ist.
Was wird nun nach dem Zeitabschnitt IL der Fall sein? Die Korallen-
bänke sind um einen zweiten Meter in die Höhe gewachsen und die 3 m-Orenze
um 100 m weiter seewärts gerückt, befindet sich jetzt also 500 m vom Niedrig-
wasser-Ufer (U) entfernt. Bei 400 ni sind die Korallen noch 2 m von der Ober-
fläche entfernt, bei 300 m noch 1 m, und bei 200 m vom Wasser haben die-
selben gerade die Niedrigwassergrenze erreicht. Eine Fläche von 300 m Breite
(500 bis 200 m) rollt die See von der 3 m-Grenze an vollständig auf, so dass
sie dem sich bildenden Riffrande nicht mehr schädlich werden kann. Hier stossen
die Korallenbäuke allmälig zusammen, die Zwischenräume werden durch Trümmer
ausgefüllt, versintert; bei eintretender Fluth werden die Trümmer dem Lanle
zugetragen und die Zwischenräume zwischen Riffrand und Sandstrand ausgefüllt
— die erste Anlage der Rifflagune ist, wenn auch im kleinen, erfolgt.
56 l^r- Augustin Krämer.
So geht es nun Zeitabschnitt um Zeitabschnitt weiter; nach jedem ist die
3 m-Grenze um lOf) m weiter hinausgerückt, ebenso der Riffrand, während der
Sandstrand seinen Standort behält; nocli aber hat die Kiffkante ihren schroffen
Charakter nicht angenommen; noch schützt der breite Fuss die jungen Bildungen.
Dies verändert sich, je mehr sich die Kante der 15 m-Grenze nähert.
Nach dem Zeitabschnitt XI ist die Riffkante 1000 m vom Ufer (ü) und die
3 m-Grenze noch 300 m von dieser entfernt. Doch nun ändert sich dies. Der
Tuss wird kürzer und steiler, Platz um Platz ringen die Korallen dem Meere
ab, im harten Kampf mit der stärker und stärker sie treffenden Brandung, bis
schliesslich bei 1300 m (in diesem Falle) vom Ufer das Meer der Riff kante ge-
bietet: „bis hierher und nicht weiter." Ein 200 m breiter Fuss, welcher bis
zu 15 m abfällt, bleibt die eiserne Stütze, welche die kräftigen Stösse des Meeres
parirt. Gelingt es dem Fuss, auf dem seewärts durch Korallensaud sich bildenden
„Talus" noch weiter fortzuschreiten, so kann auch wohl die Riffkante in ruhiger
Zeit weiter vordringen. Aber hier ersteht in Sturm und Wetter ein mächtiger
Feind; was in guten Jahren sich bildete, reisst ein wilder Orcan in wenigen
Stunden wieder zusammen.
Wir haben den Weg vom Strande zum Meer genommen; es soll nun der
Weg wieder zurück gemacht und die einzelnen Gebilde des Strandriffes dabei
einer näheren Betraclitung unterzogen werden, insbesondere auch die Bildungen
auf dem Riffe, die Plattform mit dem Schuttkegel. Es wird sich dabei zeigen,
dass diese Gebilde, wie theilweise auch der Fuss, gewissen Theilen der Strand-
riffe nicht angehören, nämlich den an der Leeseite gelegenen. Die Vergleichung
insbesondere auch der Riffkanten wird zu interessanten Ergebnissen führen.
5. Der Aufbau eines samoanischen Strandriffes.
Wenn wir auf dem Boden des Meeres wandernd der Küste zueilen, kommen
Avir erst über Sandgrund, den Talus,
steigen dann über lebende Korallen treppenförmig auf dem Fuss
hinauf zur Riff kante.
Dann auf sanft geneigtem, festem Korallenfels hinauf zur Plattform,
über diese (und den Schuttkegel)
zur Lagune, erst über die grosse, sanftgeneigte Sand fläche,
dann durch den schmalen Strandcaual
zum Sand Strand,
a. D e r T a 1 u s.
Murray sagt, wie schon erwähnt, am Schlüsse seiner Abhandlung (21a):
„Es wurde gezeigt, dass Barrierenriffe vom Ufer aus gebaut haben auf
einem Grund von vulkanischen Trümmern oder auf einem Talus von Korallen-
blöckeu, Korallensediment und pelagischen Schalen."
Murray und Guppy fassen die Bildung des Talus so auf, dass seewärts
abgetragener Koralleusand vor dem Riff abgelagert wird, und durch Anhäufung
dieses der Meeresboden in den Bereich der rift'bildenden Korallen gelangt, also
ungefähr innerhalb der 20 m-Grenze, und in diesem Sinne sagt Guppy: „Riffe
wachsen auf ihrem eiofenen Talus." Nun weiss man nach Sluiter's Beobach-
IV. Die KoruUcnriHf im der surnoauisclion Küste. 57
tuDgen, class Korallen sich wohl auf losem Grunde, selbst auf Schlamm, ansiedeln
können.
Immerhin muss man aber bedenken, dass der schon erwähnte „Fuss"
uamentlicli an der Luvseite der Rifte sehr breit ist, wie wir sogleich sehen
werden. Da aber an Stelle der stärksten Brandung auch am meisten Sand und
Strom gebildet wird, so müsste gerade hier der Talus näher an die Kante heran-
rücken, und würde das Leben hier ersticken, anstatt es zu fördern. Ich habe
aber selbst weit ab vom Kiff in See Korallonwachsthum am Grunde gesehen,
ohne Sandinseln. Es scheint desshalb die Bildung des Sandgrundes direct vom
Rift" her unter regelrechten Bedingungen unwahrscheinlich und ich schliesse mich
in dieser Beziehung den Ausfülirungen Dana 's an, welcher annimmt, dass der
Sand durch die auflandige See der Gezeiten auf dem Rift" angehäuft wird und
nicht in die Tiefen der Oceane fällt. Walther spricht sich ähnlich aus, wenn
er auch die Wirkung der See nicht anerkennt und die Rolle des Festhaltens des
Sandes den ästigen Madreporen zuweist, worauf ich bei Besprechung der Ent-
stehung des Riffsandes noch nälier einzugehen haben werde.
Im Geological Report der Wilkes-Expedition (3b S. 55) giebt Dana über
die Lothungen bei der Insel Clermont Tonnevre folgendes an:
Entfernung vom Riffrand Tiefe Grundprobe
1500 m 35(» Faden todte Korallenstücke
100 m 90 „ Korallensand
55 m 85 ,, „
40 m 7 „ (12,5 m) lebende Korallen.
In der neuesten Auflage von Corals and Coral Islands (3 c S. 171) erwähnt
er jedoch nur die grösseren Tiefen.
Murray giebt von Tahiti an (s. Dana 3c S. 281—283): Bis ca. 20(i m
weit vom Riff eine flache Gegend, theilweise mit lebenden Korallen ; und weiter
aussen, wo der Boden steil bis zu 200 m (45°) abfiel, waren grosse Koralleu-
massen und feiner Korallensand.
Da genauere Vermessungen und Grundbestimmungen zur Zeit noch recht
selten sind, so ist es unmöglich, ein sicheres ürtheil über den sogenannten
„Talus" zu gewinnen. Es ist ja zweifellos, dass ein rückläufiger Unterstrom
seewärts zieht ; dieser könnte proportional der Stärke der Brandung den Riifsand
entsprechend weit hinaustragen und daselbst zur Ablagerung bringen.
Im allgemeinen gilt die seemännische Regel, dass an einem langsam an-
steigenden Strand bei der 15m-Grenze die Grundseen allmälig aufhören, welche
als rückläufige oder Kreis- und Spiralströme durch die auflaufende See gebildet
werden. Je stärker die See, je mehr Wassermassen durch die Winde und Ge-
zeiten herbeigeschafft werden, desto stärker müssen die Ströme sein, welche das
Wasser wieder abführen. Ein Oberstrom kann sich rückwärts nicht bilden, folglich
muss das Wasser am Grunde nach der See abfliessen. Beim Riffe wird dies am
stärksten nach Niedrigvvasser sein, vornehmlich an der Luvkante.
Die Grnndseen an den Küsten sind keine Theorien; es sind bekannte Er-
scheinungen, welche allenthalben beobachtet worden sind. Es ist neuerdings
wiederholt betont worden, dass der kalte Humboldtstrora an der AVestküste Süd-
58 Dr. Augustin Krämer.
amerikas nicht von den Polen herstammt, sondern als Auftriebwasser zu deuten
ist, Avelches den Tiefen des Oceans entstammt. Professor Krümmel sagte mir,
dass ein solcher Kaltwasserauftrieb auch wahrscheinlich die Ursache ist, warum
an der Ostküste und Westküste Afrikas Rift'biMuugen an verschiedeneu Punkten
fehlen, wo sie allen Berechnungen nach doch vorhanden sein müssten. Nim, für
Samoa kommen diese grossen verticalen Meeresbewegungen nicht in Betracht.
Aber die kleineren erwähnten Küstengruudseen sind doch wichtig genug, um
ihnen Aufmerksamkeit zu Theil werden zu lassen. Ist es doch nicht undenkbar,
dass ein starker Gruudstrom bei Fluth und Sturm Korallenstöcke oder -Aeste von
dem Fusse losreisst und sie seewärts trägt und dass der Fuss nur diesen Strömen
seinen allmäligen Abfall verdankt. Wäre dies nicht der Fall, so wäre es ja
nicht einzusehen, warum die Korallen nicht alle gleichmässig emporwüchsen bis
zu der Linie von 3 m, wo die Brandung
1 2^ l K. 20 sie direct zu treffen beginnt ; dann hätten
Wasser ^^^" ^^^^^ Configuratiou anstatt des in dem
folgenden Capitel gegebeneu Luvkanten-
durchschnitts.
Boden Vielleicjit giebt es irgendwo auch diese
Form.
Es wäre wohl lohnend, diesen Verhältnissen bei späteren Untersuchungen
Rechnung zu tragen.
b. Der Fuss.
Wie schon bei der Entstehung des Riffes erwähnt wurde, ist unter ,,Fuss"
der lebende Theil des Riffes gemeint, welcher von der Luvkante des Riffes aus
allmälig seewärts abfällt. Im vorigen Abschnitt wurde schon besprochen, avo-
durch dies möglicherweise verursacht wird. Wie breit der Fuss in den einzelnen
Fällen ist, dürfte von der Stärke und Dauer der anlaufenden See, von den
Gezeitenströmen und der Configuration des Bodens abbängen. Bis zu welcher
Tiefe er reicht, ist bis zur Zeit noch nicht sicher ermittelt. Im allgemeinen
dürfte die 20 m-Grenze auch als Fussgreuze gelten, in der That jedoch eine ge-
ringere von 15 m schon in Betracht kommen.
Der Fuss ist der eigentliche Bildner des Riffes; hier sind die waliren
grossen Korallengärten in ununterbrochener Reihenfolge, Stock au Stock, in
bunten Farben sich reihend, die zu sehen nur wenig Sterblichen vergönnt ist.
Viele leben Jahre auf den Koralleninseln und sind dieses Anblickes nie theil-
haftig geworden. Wohl sind in den Häfen und Riffeinlässen, von denen wir
sogleich zu reden haben werden, prächtige Bilder genug vorhanden; sie sind es
auch im Wesentliclien, welche die meisten Beobachter schildern. Diese Bil-
dungen sind jedoch, obwohl gleich an üeppigkeit, docli meist nur local beschränkt,
oder mehr in verticaler Ausdehnung au Bänken oder Leekanten der Riffe vor-
lianden, hier allerdings den Blicken nahezu immer zugänglich. Der breite Fuss
dehnt sich jenseits der Braudung aus und ist wegen des steten Passates nur
selten sichtbar, abgesehen davon, dass Boote gewöhnlich innerhalb der Riffe
bleiben und Schiffe die" Nähe der Riff kante fliehen.
IV. Die Korallenriffe an der samoanischen Küste. 59
Mir selbst ist es nur ein einziges Mal wäbreud mauuigtacher Gelegenheit
geglückt, dieses seltene Schauspiel zu geniessen:
Als nämlich am 24. Mai 1894 SMS. „Bussard und HMS. „Cura^oa" Apia
mit einer Unzahl samoauischev Boote im Schlepp vorlassen hatten, um die feind-
liche Atuapartei zum Frieden zu zwingen, wurde auf der Fahrt uacli Saluafata
die offene Bucht von Solosolo angelaufen. Es war noch friiii am Tage, der
Passat war noch nicht durchgekommen, und da es seit mehreren Tagen sehr
ruhiges Wetter gewesen war, war die See, obwohl von leichter Dünung bewegt,
doch so spiegelglatt, wie mau sie in der Passatzone nur selten gewahrte. Beim
Verlassen der Bucht bot sich ein wundervolles Schauspiel: das Schiff schien auf
einem crystallencn Teiche zu gleiten, man ?ah von der Hütte aus den Meeres-
boden in ungefähr 15 m Tiefe wie einen Blumengarten in allen Farben prangen,
einen Teppich von lebenden Korallen, dessen Schönheit durch die schief ein-
fallenden Strahlen der Sonne noch erhöht wurde.
Sogar die alten Häuptlinge, welche sich an Bord befanden, an Korallen-
anblicke gewöhnt, waren überrascht und gaben ihrem Erstaunen so lauten Aus-
druck, wie sie es sonst nur beim Anblick eines guten Gewehres zu thun pflegen.
Der Anblick dauerte kaum eine Viertelminute, da das Schiff bald in tieferes
Fahrwasser gelangte.
Der Korallengarten war der Fuss des Iliffes, welches am Ostende der Solo-
solobai zungenförmig in die See vorspringt und in ziemlicher Nähe (ca. ^00 m)
passirt wurde.
Dana giebt übrigens auch an, dass er den Fuss der Riffe seewärts in Samoa
gesehen habe, schrieb aber sein Vorkommen localen Verhältnissen und besserem
"VVachsthum seewärts zu.
Eine der seltenen Beobachtungen hat auch Sem per (9 c B. 58) beschrieben,
welche ich ihrer Wichtigkeit halber hier mittheilen will. Freilich hat er die
Beobachtung nicht richtig gedeutet, indem er sie als Gegenbeweis für die
Darw^in'sche Theorie ausgab, was sie natürlich an und für sich nicht ist.
Er schreibt:
„Es war auf meiner Fahrt nach dem Atoll Kreiangel. Nachdem ich am
frühen Morgen, etwa um 9 Uhr, das Kiff überschritten hatte, trieb ich mich
absichtlich viele Stunden lang '^bis zum Nachmittag an der Aussenseite des
östlichen Riffs herum, wobei ich vom schönsten Wetter begünstigt wurde. Die
Untersuchung an dieser Stelle lieferte mir ein damals sehr unbequemes Resultat,
ich sah deutlich, dass das Riff" durchaus nicht, wie es hier sein sollte, rasch in's
Meer abfällt, dagegen wohl, dass sein Abfall ein ganz langsamer ist. Tausende
von Schritten konnte ich mich in senkrechter Richtung von dem Riffe entfernen,
ohne den Meeresgrund aus den Augen zu verlieren; die einzelnen Korallenblöcke
am Grunde waren deutlich in ihren verschiedenen Formen zu erkennen. Die
See war dabei fast eben; nur das in grossen Oceanen nie fehlende leise Steigen
und Fallen, der von den Engländern sogenannte Swell*), war vorhanden. Dieser
^) Wir haben das AVort ..Dünung" dafür.
60 Dr. Augustin Krämer.
aber zeigte ganz die Erscheinung, wie sie an flachen Küsten überall beobachtet
wird ; das ansteigende Wasser hebt sich nümlich, je näher dem Lande, um so
stärker, aber ganz gleichmässig und kaum dem Auge bemerkbar, bis sich endlich
die Woge mit Getöse am Wall des Aussenriffs bricht. Da aber dieser Wall
nicht plötzlich wie am westlichen Riff (der Seekante) aus der purpurnen Tiefe
aufsteigt, so tritt aucli hier eine Erscheinung ein, wie sie an ganz langsam an-
steigenden Küsten beobachtet wird; auf die erste Linie der äussersten Brecher
folgt eine zweite weiter nach innen liegende, und auf diese endlich meist noch
eine dritte. Diese Erscheinung ist den Eingeborenen sehr wohl bekannt; um
der Gefahr zu entgehen, ihr Boot durch die zweite und dritte Linie von Wogen
gefüllt zu sehen, schieben sie dasselbe nach üeberwindung der ersten Brecher-
linie mit sehr laugen Stangen so rasch als möglich über die Aussenfläche des
Riffs hin, um auch die weiter hinaus liegenden gefährlichen Linien raögliclist
rasch zu passiren. Au der Westseite dagegen findet sich immer nur eine einzige
breite Linie von Brechern."
Semper bespricht fernerhin, wie er oft früher gelesen habe, dass an der
Wetterseite der Abfall der Riffe ein sehr schroffer sei, während das hier eben
gar nicht zutreffe. Dass die Ostseite von Kreiangel in der That die Wetter-
und Sturmseite ist, geht schon daraus hervor, dass auf dieser Seite alle Riff-
inseln, im ganzen 5, liegen, während das Westriff frei von solchen ist.
Darwin beobachtete auch, dass die Luvkante nicht steil abfällt, so sagt
er (2 S. 17) vom Keeling- Atoll:
„Der Holzschnitt zeigt die Form des Grundes ausserhalb des Riffes: das
Wasser vertieft sich eine Strecke zwischen loO und 200 Yards weit sehr all-
mälig zu 25 Faden, von wo die Seiten unter einem Winkel von 45" in den
unergründlichen Ocean. Bis zur Tiefe von 10 oder 12 Faden ist der Boden
ausserordentlich uneben und scheint aus grossen Massen lebender Korallen
gebildet, ähnlich denen am Riffrande".
Auch Guppy kennt diesen Rifftheil wohl und nennt ibn das „growiug
edge of the reef".
Captain Wharton, der so viele Korallenriffe vermessen hat, sagt (32a
S. 394) : „Ich muss hinzufügen, dass es Seeleuten, welche in der Navigation
in den Korallenriffen erfahren sind, wohl bekannt ist, dass man geringere
Lothungen häufig an den Kauten von Bänken erhält."
Man sieht, Beobachtungen für das Vorhandensein des Fusses sind genügend
vorhanden, aber nirgend wird ilim, glaube ich, die Bedeutung beigelegt, die ihm
zukommt.
Besonders steil hingegen ist dieser Abfall in den sehr geschützten Barrieren-
canälen; Murray sagt darüber:
,,Iu den Laguuencanäleu wuj-den die Riffe mit lebenden Korallen eingesäumt
gefunden, aus- und abwärts erst einige Fuss abfallend, um dann auf einmal zu
einer Tiefe von 10 bis 16 Faden abzustürzen. Viele Theile dieser inneren
Riffe waren überhängend und an einigen Plätzen waren überliängende Massen
neuerdings abgefallen."
I\'. Die Koriillenritte uii der .saiuouni.schon Küste. ß]^
Hoffmaiui sagt von denselben Lagunencanälen in Taliiti (25 d) (Kajatea):
,,Ani inneren liande ist dieses Plateau scharf ausgezackt und fällt 20, 30
bis 60 m tief steil ab zum Canal. — Die abschüssige Innenseite dieses Plateaus
und damit des ganzen Korallenriffs ist die einzige Stelle, an welcher man lebende
Korallen antrifft, tief hinunter, soweit mau sehen kann, eine üppige Vegetation
in verschiedenster Form und Farbe."
Und von der Kante des secuudären Strandriffs:
,,Vom Lande aus rückt nun in den Lagunencanal liinein das Strandriff,
sehr verscliieden in seiner Ausbildung, oft beeinträclitigt von dem Detritus des
Ufers, fast immer aber todt auf der Oberfläche, am Rande erhöht, aber nicht
die Wasserlinie erreichend, und die äussere Böcliung, welche steil gegen den
Canal abfällt, bedeckt mit lebender Korallenvegetation."
Leider konnte der erfahrene Capitän über die Structur der äusseren Böschung
und die daselbst lebenden Korallen nichts berichten.
Dagegen sagt er vom Apiarift":
„Wenn mau ausserhalb des Riffes in einiger Entfernung von der Brandung
hinfährt, sieht man immer den Grund (erfahruugsgemäss weniger als 1<» m
Tiefe)*) und die Lothungen ergeben sehr geringe und ungleiche Wassertiefen
und oft lebende Korallen".
Weitere Beobachtungen über die Verschiedenheit dieses Abfalls liegen zahl-
reich vor, aber nirgends scheint es aufgefallen zu sein, dass die Brandung es im
wesentlichen ist, welche die Ausdehnung des Fusses zu bedingen scheint.
Im Allgemeinen darf man sagen, je stärker und stetiger auf einer Riffstelle
die See steht, desto sanft abfallender und breiter ist der Fuss, oder anders aus-
gedrückt, je weniger war es der Riffkante möglich, bis an die Tiefengrenze vor-
zudringen. Dies springt in die Augen, wenn mau die Karte eines gut vermessenen
Korallenhafens betrachtet und den Verlauf der 20 und 10 m Grenze verfolgt.
Der offenen See zu mindestens 100 m abliegend, nähern sich diese Linien, je
mehr es der Leekante des Riffes zu geht, so mehr dieser und werden schliesslich
eins mit ihr. Mcht dass die lebenden Korallen daselbst seltener wären: ein
Blick duri.'h den Meereskiker (ein Blechgefäss mit einem Glasboden, auf das
Wasser zu setzen) zeigt jederzeit, dass auch hier das üppigste Wachsthum herrscht,
So sagt Gupp3^ von einem geschützten Barrierencanal der Choiseul-Bai: „Hier
sind die Korallen in der Brandung zahl- und artenreicher."
Darwin und Dana geben ähnliche Beobachtungen.
Dana kommt jedoch bei der Beschreibung der äusseren und inneren Riffe
zu keinem sicheren Schluss. Er sagt (3c S. 137 u. 144): „Der grosse Unterschied
in der Schnelligkeit, mit welcher sich das Wasser vertieft, hängt hauptsächlich
vom verschiedenen Charakter der submarinen Böschung ab. Flache Wasser können
sich meilenweit ausdehnen, hauptsächlich gegenüber den prominenten Punkten
und Winkeln ; aber es ist gewöhnlicher das gegenseitige Extrem zu finden —
grosse Tiefen in wenigen hundert Fuss." Von den inneren Riffen: „Der Rand
*) Das dürfte nicht unbedingt riclitio- für die Tropen sein, da icli ini Ajiiahafen oft
den Grund bei 13 ni (durch Lothung bestätigt) gesehen habe. Siehe auch Durchsichtigkeit
des Meerwassers (Abschn. Y. 6).
^2 Dr. Augustin Krämer.
ist gewöhnlich weniger steil: Aber hier kommt jede Variation von Abfall, vom
massig geneigten Korallenbett bis zum senkrechten Absturz, vor."
Dass letzterer nie am äusseren Riff vorkommt, erwähnt er nicht, nur dass
daselbst ,,in wenigen 100 Fuss" eine grosse Tiefe sein könne.
Im Hafeneingang, wo meist nur leichte Dünung herrscht, kann der Riffrand
soweit auswachsen, bis er sogar überhängend wird. Dasselbe ist natürlich im
Barrierenriffcanal der Fall, wo das secuudäre Strandriff eine Leekante darstellt.
Dies hört im innersten Hafen natürlich auf, wo die Sandabfuhr von den Riffen
her nur das Aufwachsen einzelner Korallenbänkc gestattet.
Diese Verhältnisse vom. Zurückweichen des Fusses oder vielmehr vom Vor-
dringen der Riffkante werden durch die neu vermessene Karte des Apiahafens
gut veranschaulicht (s. d.), sowie durch zwei Durchschnitte, einer durch die Luv-
seite und einer durch die Leeseite des West- und Ostriffes daselbst.
Plattform
Abfulircanal Schuttfläche .Schiittkegel Trünimertliiclie Fuss
0,5 m ü,4 111 in Tiefe
Die Tiefe in m 10 mal grösser angegeben.
Durchschnitt durch das Westriff des Apiahafens: Luvkante bei Niedrigwasser.
Vom Haus des Chief Justice in Miilinu'u aus (J NO. z. 0. missweisend.
"'* ™ ^''''" Wasseroberfläche Es könnte eingewandt werden,
dass der Hafenabflass es ist, welcher
hier das Auswachsen des Fusses ver-
Boden hindert.
Durchschnitt durch das Ostrifi" des Apiahafens: Aber eS zeigen aUch offene Riff-
Leekante bei Niedrigwasser. |.|jgilg^ ^^g geschützt liegen, vor allem
Von der Flaggenstange am Matautu-Cap aus nach t ,, • ti-üm i, i • n
j T, , t «r • • -■ die kleinen Riftbuchteu, bei denen eme
der xiake o' vV. missweisend.
Länge- und Tiefenmaass ebenso. Abfuhr ulcht in Frage komuit, den
steilen Abfall. Die Tiefe wirkt hier Hemmung gebietend und die Stürme sorgen
dafür, dass diese Ritfkanten nicht zu selir überwachsen. (Beweise dafür sind
Plattform Fuss 15 ni auch die isolirten Barrieren
iillZZZl__l-llllZ_Z^^^^ " -, von Vailele und Saluafata.
. , , , , S. die Karten daselbst.)
" 25 50 75 100 Deutlich kommt der
Die Luvkante im richtigen Verhältniss gezeichnet. ^t ■ i • t ^ n i
Das schwarze ist das Ritf. Lutcrschied auch zur Schau
bei Besprechung des Baues der Luv- und der Leekante.
c. Die Riff kante.
Luv- und Leekante, Höhlenbildung und Korallensandentstehung.
Unter Riffkante ist die Strecke gemeint von dem Rande des Korallenriffs an
(bei Springuiedrigwasser) bis zur Plattform. Sie ist gewöhnlich 10 — 20 m breit.
Wie beim Fuss, so ist es auch bei der Riff'kante von grossem Belang, ob
sie luvwärts oder leewärts lieg-t. Auch hier sind diese Unterschiede nicht ffenügfend
lY. Die Koralk' nriiVe an der sanioaniscilu'ii Ivüste. (^3
auseinander gebalten worden, wie überhaupt die Morphologie der Kiffe bis jetzt im
Argen lag, welclie doch für das Verstäuduiss des Ritt'aut'baues so sehr wichtig ist.
Die Einwirkung der Brandung tritt am deutlichsten zu Tage, wenn man den
Uebergang von der Kante zu der landwärts gelegeneu Plattform berücksiclitigt.
Während nämlich die Luvkante convex im Bogen diesen Uebergang bewerkstel-
ligt, geschieht dies bei der Leekante oft geradezu umgekehrt in concaver Aushöhlung.
So kommt es, dass wir an der ausgeprägten Luvkante eine scharfe Ritt-
kaute gar nicht besitzen : man sieht bei Medrigwasser die Brandung einen Buckel
herauflaufen und wieder zurückfliessen, auf dem uennenswerthes Korallenwachs-
thum nicht stattfindet. 10 — 50 m seewärts von der Kante findet man um diese
Zeit nur Tiefen von 1 — 2 m, so dass man die See lange sich überstürzen sielit,
ehe sie den Riffrand erreicht. Hier mit der Dünung fallend und steigend bricht
ihre letzte Kraft zusammen, den steilen Rücken mit ihren Fluthen überschwemmend,
wie man dies am Meeresstrande stets wahrnehmen kann. Trockenen Fusses wandert
mau, kleinere Pfützen vermeidend, in denen kümmerliches Leben waltet, hinauf
zur ungefähr* 1 m höher liegenden Plattform. Sechs Stunden später ist alles
mit Wasser überdeckt; die Korallen unter dem Riffrande haben nun mindestens
1 m Wasser über sich und können mühsam ihre Nahrung suchen. Die iu den
Pfützen jedoch, welche zuvor friedlich ihre Tentakeln ausbreiten konnten, müssen
jetzt vorsichtig arbeiten. So herrscht hier ein steter Kampf mit der Gewalt der
See, Neubildung und Untergang wechselt hier mit Wind und Wetter beständig.
Anders die Leekante. Scharf abgeschnitten, wird sie nur von der leichten
Dünung bei Niedrigwasser bespült. An dem abhängigen Rande stehend sieht
man beim Zurückweichen der See, wenn das Wasser sich einen Augenblick glättet,
unbehindert auf die bunten Korallenstöcke, Avenn das Riff nicht geradezu über-
hängend ist. Meist sieht man den „Fuss" in einigen Metern Entfernung in die
Tiefe verschwinden, als ob man auf dem obersten Absatz einer Treppe stände.
Um die Gegensätze scharf zum Ausdruck zu bringen, will ich zwei Durchschnitte
hier folgen lassen:
Die Unterschiede
sind deutlich genug. Wasserspiegel
Natürlicherweise Kifftuss
kommen je nach
Stärke der See, Gezeitenstrom, Sandabfuhr u. s. w. alle Uebergänge und Ver-
mischungen beider Formen vor, für welche man an Ort und Stelle nach Maass-
gabe obiger Ausführungen leicht die Gründe findet.
Leekaute Plattform Besonders eigeuthümlich
Luvkaiite Plattform
^
~^ --^__^.^, '" ■ ,-, ist bei der Leekante aber
^ .-:•. -^ -^ '^ ;,. ' - ■■ jjj^gjj pjjjg Bildung, welche
''. /;-,-J'sp.iif.nibiMuiig der Luvkante aus nalieliegen-
^ "^ T. r . den Gründen im wesentlichen
Fuss \. ' Die Luv- und Leekante „ , ,, . , ,, ,. t
W^X K^; w • • 1 ■ fehlt, eme atollartige Lagunen-
Vr,;. bei öpringniedngwasser. ' » »
bilduug, beruhend auf der
starken Durchklüftung dieses Rifftheils. Während dieser Theil an der Luvseite mit
Trümmer und Sand ausgefüllt und vercementirt wird, gemäss der starken Thätig-
64 Dr. Augustin Krämer.
keit der See, findet hier eine Trümmerbildimg natürlicherweise nur in sehr be-
schränktem Maasse statt.
Desshalb ist die eigentliclie Kaute, der Balcon sozusagen der Leeseite, oft
nur 2 — 3 m breit und nur sehr wenig über Springniedrigwasser liegend. Zahl-
reiche Risse und Löcher machen das Gehen auf diesem Wall unangenehm. Noch
schlimmer aber wird dies, wenn mau sicli querab landwärts wendet. Eine nahezu
\o m tiefe, 10 — 20 m breite Lagune trennt gewöhnlich den Rand von der soliden
Plattform, und diese Aussenlagune mit zahlreichen lebenden Korallenstöcken ge-
ziert, erweist sich als so zerklüftet, dass ihr Fassireu oft geradezu unmöglich
wird, will man nicht riskiren, dass man öfters bis zur Hüfte einsinkt und sich
beim Fallen die Hände zerschneidet. Eine solche Stelle ist im Apiahafen bei
der Bake am Ostriff vorhanden, wo es mir trotz mannigfacher Versuche an ein-
zelnen Stellen nicht gelang, die Schuttfläche zu erreichen. Diese Schuttfläche,
welche, soweit hier überhaupt vorhanden, natürlicherweise sehr flach ist und kaum
dem Wasser entragt, muss im Wesentlichen als ein Ausläufer der Luvplattform
-^^^^
iwaageBp#s?ga^Bi
Das üstriff im Apiahafen l)ci 3latantii vom Innern des Hafens ans geoen Nortlen.
Die Photographie stammt aus dem Jahre isso. Oberstabsarzt Kleffel.
betrachtet werden, oder als eine Bildung der Stürme und Gezeiten. Eine Ab-
bildung dieses Rifftheiles im Apiahafen, welche ich der Güte des Herrn Ober-
stabsarztes Dr. Kleffel verdanke und die um so werthvoller ist, als sie aus dem
Jahre 1879 stammt, will ich nicht versäumen, hier einzufügen, da sie diese Ver-
hältnisse sehr schön wiedergibt.
Einen genaueren Einblick in diesen Rifl'raud mit den vorgelagerten Korallen-
stöcken gestattet das nebenstehende Korallenbild.
Man sieht hier bei zurücktretender See auf einige Augenblicke die für die
samoanischen Riffe so wichtigen Madreporeubeete. Nur durch wenig Wasser
noch von einander getrennt, werden sie bald zusammengeflossen sein, den Riff-
IV. Die Korallenriffe an der samoanischen Küste.
65
rand nach aussen hin verbreiternd. Je länger sie an die Luft treten, desto mehr
werden absterben, bis schliesslich der nackte Korallenfels auch hier übrig bleibt,
nur noch von einzelnen niedrigen Stöcken geziert — wenn nicht ein Sturm
dieser vielversprechenden Colonie ein jähes Ende bereitet.
Es ist hier der Ort, der Höhlenbildung in den Kiffen noch einige AVorte
zu widmen. Mit einem Meereskicker bewaffnet kann man auf der Leekante der
Riffe sich bei Ebbe eine der genussreichsten Stunden verschaffen im Betrachten
der Thierwelt, welche mit Vorliebe diese Schlupfwinkel aufsucht. Man kann sich
aber auch überzeugen, wie zerklüftet hier das anscheinend so mauerfeste Eiff ist.
Ich erinnere mich hierbei eines launigen Zwischenfalls im Atuakriege:
Madreporenwachsthum an der Leekante. Apia. Andrew phot.
Die Friedensunterhandlungeu mit der Atuapartei waren beendigt. Die
Boote des deutschen und englischen Kriegsschiffes, welche bei Hochwasser am
Strande von Lufilufi angelegt hatten, hatten wegen eintretender Ebbe nach der
erwähnten Riff bucht gegenüber der Grotte Fatumea verholt und harrten daselbst
am Riffrande im Tiefwasser. Mit den deutschen verliessen einige englische
Officiere den Sandstrand und wateten mit Säbel und gutem Zeug angethan erst
durch die Lagune, dann über die kleine Schuttfläche durch die Aussenlagune den
Booten zu. Kurz vor diesen hörten wir plötzlich eine englische Stimme und als
wir stillstehend vorsichtig aufblickten, sahen wir einen englischen Officier bis
unter die Arme eingesunken, lebhaft gestikulirend. Die herzugeeilten Samoaner
und Matrosen befreiten ihn bald aus seiner misslichen Lage.
Kramer, Ueber den Bau der KoraUenriffe. 5
66 Dr. Augustin Krämer.
Diese Höhlenbildungen innerhalb der Riffe sind von Darwin, Dana,
Semper, Rein u. s. w., kurz von allen gesehen worden, welche Korallenriffe
besucht haben. Aber nirgend finde ich eine Angabe, dass ihr sichtbares Vor-
konamen, wie in Samoa, im wesentlichen an die Leeseite der Riffe gebunden
ist, ja man ging geradezu soweit, ihr Vorhandensein der Brandung zur Last
zu legen.
Eine treffende Schilderung aus dem rothen Meere verdanken wir Klun-
zinger (17 a S. 2 — 4):
„Die Brumen sind tief, schluchtenartig, überhängend. Sie communiciren
vielfach mit einander und mit dem Meere und dieser Theil der Klippe zeigte
sich zumeist nur als die durch Spalten, Löcher und weite gyröse Krater gegen
die Oberwelt geöffnete Steindecke eines grossartigen Höhlensystems. Nirgends
lässt sich das Korallenleben ruhiger und gemächlicher anschauen als hier; aber
solche Tage, wo die Klippen bis zum Abhänge entblösst sind und zugleich die
Winde ruhen, sind sehr selten".
Es scheint, als ob Klunzinger hier vom äusseren Riff, also von der
Luvseite spräche. In einem Meere, das oft teichartig still ist wie das rothe
Meer und. wo die Gezeiten nicht einmal so ausgiebig sind wie in Samoa, lässt
sich dies leicht begreifen. Die See im Meerbusen von Suez kann weder in der
Ruhe, noch im Sturme mit jenen gewaltigen langen Seeen verglichen werden,
welche der pacifische Ocean auf die Korallenriffe in ununterbrochenem Wechsel
wälzt. Diese Verschiedenheit geht auch aus dem Riffaufbau hervor, welchen
Klunzinger an selber Stelle folgendermaassen eiutheilt:
1. Ufer oder Seegraszone,
2. Stilophorenzone,
3. Vorkorallenzone (wasserbedecktes üebergangsgebiet),
4. Abhangszone, steil abfallend.
Von denselben Gesichtspunkten geleitet, urtheilt im wesentlichen Walther,
welcher erst das rothe Meer besuchte (31 a) und späterhin die Korallenriffe der
Palkstrasse, jenem flachen Binnenmeer, welches zwischen dem nördlichen Ceylon,
Vorderindien und der Adamsbrücke eingeschlossen liegt. In der Abhandlung
darüber (31 b) widmet der Jenenser Geologe ein besonderes Capitel der Höhlen-
bildung auf dem Riff. Die von meinen Ansichten abweichenden Schlüsse, welche
der treffliche Erforscher der Sinaihalbinsel zog, kann ich mir nicht anders
erklären, als dass dieselben auf Grund der Beobachtungen in solchen verhältniss-
luässig stillen Meeren gewonnen sind.
Walther sagt (31b S. 31):
„Die Entstellung solcher Höhlen wird leicht verständlich, wenn man sich
der Baumaterialien erinnert, aus denen, wie wir in den vorhergehenden Ab-
schnitten gesehen haben, ein Korallenriff gebildet wird. Wir sahen, dass zwei
von einander nur indirect abhängige biologische Factoreu den Bau eines Korallen-
riffes ausführen. Auf der einen Seite die ästige oder massige Kalksubstanz,
welche durch die Thätigkeit der Riffkoralleu organisch ausgeschieden wird, welche
den Zusammenhalt, ja wir dürfen sagen, die Existenz des Riffs bedingt. Zwischen
die beim Weiterwachsen der Korallenstöcke entstehenden Lücken wird ein Kalk-
IV. Die Koralleurine an der sumoanischen Küste. 67
sand gefüllt, welcher durch Krohse und Raubfische, vielleicht auch durch Hole-
thurien aus den Sceletten der kalkbildenden Foraminiferen , Echiuodermen,
Mollusken, Bryozoen, Brachiopoden u. s. w. gebildet wird.
Nun ist ja die Existenz uud der Individuenreichthum der korallophilen Fauna,
welche diesen Kalksaud liefert, gebunden an die Existenz der Kift'korallen, allein die
speciellen biologischen Bedingungen, welche auf einem Riff eine grössere Menge solcher
Thiere erzeugen, können unabhängig sein von den Bedingungen, welche das Wachs-
thum der Riffkorallen veranlassen uud begünstigen, daljer wird es uns uiclit schwer,
zu verstehen, dass die korallophile Fauna auf einem Riff oder Rifi'theil reicher ist als
auf einem andern. In Folge dessen wird an der einen Stelle mehr Kalksand gebildet als
au einer andern; dort werden alle beim Weiterwaclisen der Korallenstöcke gebildeten
Lücken mit Kalksand ausgefüllt, hier bleiben grössere oder kleinere Lücken offen."
Diese Sandbildung durch niedere Thiere spielt gewiss im rothen Meere
eine Rolle, aber auf den Inseln der Südsee, wenigstens in Samoa, ist sie doch
nur von untergeordneter Bedeutung.
Bevor ich näher darauf eingehe, will icli nur mit wenigen Worten der
Ausführuugen Walt h er s namentlich in der letzten Arbeit gedenken.
Die Entstehung der grossen Haufen Sandes auf den Riffen des rotheu
Meeres wurde durch Keller beobachtet, der den Scheeren der Ocypodeu diese
Aufgabe zuwies (30). Walther hat diese Angaben bestätigt und giebt an, dass
aller Riffsand durch diese Krebse gebildet wird, indem sie mit ihren Scheeren
die Schalen der Mollusken u. s. w. öffnen und zerbrechen. Er führt ferner die
Beobachtungen Verill's vom Meeresgrunde an undDarw'in's nebst Allan 's
Angaben über die korallenfressenden Scarusarteu und Holothurien, die im übrigen
durch verschiedene gegentheilige Beobachtungen längst mindestens zweifelhaft
geworden sind.
Dana sagt über die Entstehung des Riflfsandes (3 c S. 232):
„Eine unfehlbare und reiche Quelle dieser Art Material ist in dem selbst
sich zerreibenden Sand der Rifte zu erblicken, welcher durch die Kraft des
Wassers bewegt wird. An der Seeseite von Koralleninseln und an den Ufern
der grösseren Lagunen, w'O die Oberfläche aufsteigt zu hohen Wellen, werden
die feineren Theile fortgetragen, während der gröbere Sand liegen bleibt, um
das Ufer zu bilden. Dieses Sandentstehen ist gerade so wie jede andere Saud-
oder Schlammbereitung".
Wo aber die eigentliche Sandbildung sein muss, giebt Dana nicht an.
Wer einmal auf einer Plattform der Südsee gestanden hat, wenn das Wasser zu
steigen beginnt, der wird sich darüber nicht zweifelhaft sein. Man steht auf
einem, sagen wir einmal 100 m im Geviert haltenden, Trümmerfeld aus blendend
weissen Korallenstöcken; da liegen vor allem die zahlreichen Madreporenarten,
welche für die Randzone der samoanischen Korallenriffe so charakteristisch sind,
grosse Platten der M. cytherea, lange Stiele der M. acuminata u. s. w. in Un-
massen herumgestreut.
Das Wasser steigt und wirft auf dem Abhang liegen gebliebene todte, und
wenn schlechtes Wetter vorhergegangen war, frisch abgerissene Korallenstöcke
in stetem Spiele hin und her und endlich auf das Trümmerfeld herauf. Wir
gg Dr. Augustin Krämer.
haben uns vor der ansteigenden Flutb, die die hell klingenden Platten durch-
einander wirft, auf den Schuttkegel geflüchtet und sehen nun die Seeen näher
und näher kommen, bis die Ausläufer die Trümmerfläche überfluthen und das
Wasser, je stärker die Fluth und See, desto getrübter nach der Lagune hin ab-
fliesst. Wir müssen unsern Standpunkt verlassen, eilen in das Boot und treiben,
sobald es tief genug, mit dem Strome dem Lande zu, das wir bald erreichen.
Zweimal wiederholt sich täglich dieses Schauspiel, wobei die brennende Sonne
zur Zeit der Syzygien auf die lange Zeit freiliegenden Korallentrümmer ausser-
dem noch verwitternd wirkt. Ewig dauert diese mahlende, zertrümmernde Be-
weo-ung des Wassers. Was vermögen die Scheeren der verhältnissmässig wenigen
Krebse gegen die stetige, elementare Gewalt der Wassermassen, welche die Ge-
zeit zweimal täglich heranwälzt. So wird es auch erklärt, dass, je näher der
Luvkante zu, desto geringer das Korallenwachsthum in der Strandrifflagune ist,
und je weiter von der Trümmerfläche ab, der Koralleusand um so feiner wird.
Ein rückläufiger Strom kann nur kurze Zeit lang nach Hochwasser auftreten, da
das Wasser durch die immer andauernde Brandung und das höhere Aussenriff
abgelenkt, schliesslich alles seitlich über die Riffe abfliessen muss. Dass die
„ästigen Arten vieler Korallengattungen das zwischen ihnen gebildete klastische
Sediment bewahren" und dass dadurch die Kalksande auf dem Riffplateau liegen
bleiben, Avie Walther ferner meint (31 b. S. 27), trifft für Samoa ebensowenig
zu, wie die Bildung dieses Sandes durch Thiere, an denen (vor allem an Krebsen)
das eigentliche Riff verhältnissmässig arm ist. Rein mechanische und physi-
kalische Gründe scheinen hier in Action zu treten, wenn auch nicht abgeleugnet
werden darf, wie Agassiz und Guppy sagen, dass die bohrenden Mollusken,
Anneliden, Echinodermeu etc. hier in vielen Fällen eine vorbereitende Rolle
spielen, welche ich auch namentlich durch Anneliden an todten Poritesstöcken
des öfteren zu beobachten Gelegenheit hatte. Der bohrenden Wirkung der
Diadema wird noch weiter unten Erwähnung gethan werden. (Abschnitt VIL 5.)
d. Die Plattform.
(Trümmerfläche und Schuttkegel.)
Dana hat den Namen so oft gebraucht, dass ich ihn nicht gerne fallen
lassen möchte. Es ist darunter die grosse Trümmerfläche verstanden, welche
überall an der Luvseite der Riffe sich bildet und welche als erste Anlage der
Riffinseln aufzufassen ist. Ueberall wo die See besonders stark auf das Riff auf-
läuft, also in Samoa besonders an der ONO.- resp. OSO. -Seite der Riffe, bildet
sich auf dieser Trümmerfläche ausserdem noch ein Schuttkegel, welcher meist
die Breite von 3—4 m erreicht und dieselbe um ungefähr 1 m überragt. Ge-
bildet wird die Plattform durch die von der Brandung losgerissenen Korallen-
stöcke, welche hier zusammengehäuft werden. Die Trttmmerfläche ist bei Hoch-
wasser meist von Wasser bedeckt, erscheint jedoch gewöhnlich schon bei Mittel-
Niedrigwasser über der Oberfläche. Natürlicherweise ist die Form dieser Bil-
dungen sehr Wind und Wetter unterworfen, vor allem der Schuttkegel. Eine
geringere luselbildung gewahrt man im Saluafataliafen und au der NO.-Ecke des
Durchschnitt diircli die Casinoinsel bei Sahiafata.
iV. Die Korallenriffe an der samoanischcn Küste. f)9
Stranclriffes bei Falefä; grössere Inseln sind die Barriereninsel bei Falealili,
le Nu'iisa fe'e genannt, und die Insel auf dem Rose Atoll,
Wie schon erwälint, besteht die Trümmerfläche aus abgestorbenen todten
Korallenstöcken, häufig 1 — 2 Fuss im Durchmesser haltend, wenn an einer
exponirten Stelle liegend. Je mehr die Luvkante in die Leekante übergeht,
desto geringer ist sowohl die schuttkegei w > so.
Höhe der Trümraerflächo als _ — ^ Tiuimin-ifiaciie
auch die Grösse der Korallen-
stücke, welche alsdann nur noch
Fingergrösse aufweisen oder gar
ganz verschwinden. Die Breite der Plattform überschreitet oft 200 m, wechselt
jedoch sehr; die Länge ist unbeschränkt.
Die Angaben Hoffmann's, dass diese „kleinen Plateaus in der Regel an
tiefen Einschnitten der üpoluriffe liegen und nach der tiefen Wasserseite auf-
fallend steil abfallen", kann ich nicht bestätigen. Jedenfalls hat ihre Genese
damit direct nichts zu thun. Von den im Jahre 1880 gepflanzten Cocosnüssen
auf der Saluafata-Riffinsel, welche ein Jahr später 1 m hoch gewachsen waren,
fand ich nichts vor.
e. Lagune.
Von der Plattform aus sieht mau landwärts bei Niedrigwasser ein grosses
Feld vor sich ausgebreitet, oft mehrere Kilometer, oft nur einige 100 m breit.
Kaum merklich abfallend und mit fingergTOSsen Stückchen (Schuttfläche)
bedeckt, vertieft sich sehr allmälig der Boden und bedeckt sich dem Lande zu
mit immer feinerem Sand. Einzelne Koralleustöcke treten nun auf, aber nie kommt
es zu einer grösseren zusammenhängenden Bildung. Selten geht mau bei Niedrig-
wasser tiefer als bis zum Knie im Wasser, meist ist dasselbe dem Lande zu
höchstens einen Fuss tief. Eine Vertiefung ist gewöhnlich nur unmittelbar am
Sti'ande vorhanden, in dessen Nähe im allgemeinen der sogenannte Bootscanal
verläuft, welcher als Abfuhrcaual für das Riftwasser dient. Da er gewöhnlich am
Sti'ande liegt will ich ihn Strandcanal nennen.
Im Uebrigen wechseln die Verhältnisse hier selir und bringen die Stürme
oft grosse Veränderungen hervor.
Häufig sieht man in der Lagune Steine dem Wasser enti'agen, todte
KoraUenblöcke, welche von der Sturmflutli liierher gewälzt worden sind. Selten
sind sie höher als 7« ^' Häufig werden auch Steine von den Samoanern zu-
sammengetragen, um als Anziehungspunkte für die Fische zu dienen, denen
sie hier nachstellen. (VII. 4.) Die Lagune ist für die Boote der sicherste
Verkehrsweg, olme welchen es mit den Bootfalirten an den Küsten schlecht
bestellt wäre.
f. I) e r S a n d s t r a n d.
Der Sandstrand bedarf nur noch weniger Worte ; seine Bildung ist bei der
Entstehung der Riffe besprochen. (IV. 4.) I]igenartig ist hier in der ,.Sandküste"
das Vorkommen oft an mehr als 100 m breiter und langer Brackwasserlagunen,
70 I^r. Augustin Krämer.
welche Süsswasserquellen oder Flüssen ihre Entstehung verdanken. Besonders
reich an solchen Lagunen ist die Gegend um Saluafata. Am Sandsti'ande ist eine
Sandsteinbildung von Dana erwähnt (beachrock), welche rein sedimentär ent-
steht. Am Strande von Mulinu'u, Yailele u. s. w. ist er allenthalben vorhanden, l>ei
Ebbe freifallend. Es handelt sich um eine gegenwärtige Bildung aus grobem Korn.
Korallenstücke und kleine Muscheln linden sicli liäufig eingeschlossen.
6. Die Bestandtheile der übrigen Riffformen (Borriere, Atoll) und
die Deflnirung der Begriffe Bucht, Hafen, Riffbuclit, Riffhafen,
Einlass, Lagune, Bootpassage, Barrierencanal, Strandcanal, sowie
über die natürliche Regulirung derselben durch Ströme.
Wir sahen bei dem Strandriff, dass es aus ]iestimmten Bestandtheilen in
seiner vollen Ausbildung besteht.
Von den übrigen Riffformen lässt sich sagen, dass sie nur theilweise diese
Bestandtheile besitz.en: als neuer kommt bei den Barrieren und Atollen nur die
tiefen Canäle und Lagunen hinzu.
Die Korallenbänke sind die Bildner jeder Riflfform, indem dureli iln- Zu-
sammenwachsen das anstehende Eiff gebildet wird.
Das Saumriff ist gleich der Leekante eines Strandrifts. es kann alles im
Miniaturmaassstabe vorhanden sein; meist jedoch fehlt die Plattform und die
Lagune.
Die Barriere besitzt eine Plattform. An Stelle der Lagune ist jedoch
der Barrierencanal vorhanden. Innerhalb der Barriere können Korallenbänke,
Saumriffe und Strandriffleekanten vorhanden sein, wofür die Tektonik des Landes
maassgebend ist.
Das Atoll endlich entbehrt wie die Barriere des Sandsti-audes. Eine Strand-
rifflagune kann andeutungsweise vorhanden sein, dann ist das Atoll eben ein
Strandriff ohne Sti-aud. Meist jedoch ist die AtoUlaguue tief, dann ist sie identisch
mit dem Barrierencanal.
Die Plattform! »ildung ist bei den Atollen am stärksten vorhanden, da die
in fi-eier See gelegenen Wind und Wetter am meisten preisgegeben sind.
Es bleibt noch übrig, die Benennung einzelner Rift'theile etwas zu definircn.
Bucht und Hafen sind Bildungen, die durch Ausbuchtungen des Landes
erzeugt werden. Nehmen jedoch nur Korallenriffe an ihrem Entstehen theil, so
werden wir von einer Riffbucht und einem Riffhafen zu sprechen haben,
was bezeichnen würde, dass dieselben blind enden, also nirgends einen Sandstrand
aufweisen. Dies ist der Fall bei der Lelepal)ucht bei Apia. der Fangaliibucht, der
von Vailele u. s. w., die man gewöhnlich auch R i f fei ii lasse Itenennt.
Kleinere Einschnitte in der Riffkante, welche mau nur mit einem Boot
passiren kann, werden allgemein als Bootpassagen bezeichnet. Sie haben den
Zweck, das Boot aus dem tiefen Wasser, sei es aus der See. dem Hafen oder der
Riff'bucht in die flache Latiune zu l>rinu'eu.
IV. Die Korallenrirtc an der sainoanisclicn Küste.
71
Das Wort Lagune wird häufig gebraucht. ]\T;)ii rauss vorschiedono aus-
einander halten, vor allem
die Atolllagune,
die Straiulrift'lagune. kurzweg Straiidlaguiic. und
die Brackwasscrlagune auf der Saudküste.
Lagune licisst chcu Stillwasser.
Ebensowenig aber als man das ruhige Wasser im Hafen Lagune nennt,
sollte man das Stillwasser der Eiftbuchteu so benennen. Sie heisseu eben Einlasse
(iulet) und bei den Barrieren Canäle.
Wie schon erwähnt, kann die Atollagune sehr flach sein; sie gleicht dann
der Strandlagune, welclie immer durch gTosse Flacldieit ausgezeichnet ist, so
dass bei Springniedrigwasser Boote nicht mehr passiren können, selbst nicht im
Sti'andcanal.
Ich möchte den Namen Strande anal für diesen Theil vorschlagen, da
seine Bildung mit dem Sandstrand so eng verknüpft ist und dies eine bestimmte
Unterscheidung bewii'kt, namentlich gegenüber den Bamerencanälen. Ebenso
Sti'andlao'une im Geg-ensatz zu allen andern.
/,r^— p
'U
Riff-
/' 7' ^- St
w
!' \\|;F Hafen ;-cx /J^^, Licfihtfi ,■ ^'^p.
.Schwttkegcl
r'
v# f f-^cduaTata^ £}^Qji'c von Falefü
1 /
- "c? JjraJiwasser- - - - , _
Lagunen ' ' - ~ ^
_^ Seemeilen.
Fcdefd- .
Das Atuarift' mit Beispielfn der Bezeichnuntr der einzelnen Kift'theile.
Der Strandcanal ist in der That dem Strande oft so naheliegend, dass man
bei Niedrigwasser nur in dessen unmittelbarer Nähe mit einem kleinen Boot fahren
kann, wenn überliaujit. l'^s kann dann wohl vorkommen, wie bei der Ecke von
Matautu im Apialiafen. dass man mit einem Riemen im Sande des Sti-andes, mit
dem andern in dem (U'r Lagune pullend, föhrt.
Um die Namen zu verausehaulichen. habe icli eine kleine Scizze des Strand-
riffes von Atua vorstehend eingefügt, welche die Bezeichnungen trägt.
Wie schon erwiiluit. wird der Strom Ihü eintretender Fluth auflandig. Dies
ist eine bekannte Thatsache daselbst. Weim man sein Boot in der Kifflacjune bei
72 I^r. Augustin Krämer.
Niedrigwasser liegen lässt und man entfernt sieh ohne es festzumachen, so treibt
es, sobald die Fluth eintritt und das Wasser über das Riff strömt, mit dem Strome
weg dem Strandcanal zu. Da das Riff von der Plattform aus gegen Land zu
abfällt (oft über ^2 ^)y ^o strömt bei einti'etender Ebbe alles Wasser landwärts
und eilt von dort am Strande durch die Canäle und die Seitenablässe (Boot-
passagen) ab, wodurcli ein Strom entsteht, der den Sand mit sich führt und in
den Riffeinschnitten und Innenhäfen ablagert, wodurch daselbst das Korallenwachs-
thum hintangehalten wird und nur in einzelnen Korallenbänken fortzukommen ver-
mag. Im Aussenhafen tindet sich desshalb gewöhnlich nur noch Schlick. Beson-
ders eingreifend wirken indess die Stürme, welche Ströme innerhalb der Riffe am
Sti'ande erzeugen, reissenden Giessbächen gleich. Ich habe schon bei der Beschrei-
bung des Apiahafens (IV. 2 b) und des Orcans vom März 1889 (III. 2) solcher
beobachteter Ströme Erwähnung gethan. Auch von anderen Inseln (namentlich
von Dana) liegen zahlreiche Angaben vor, so dass es nicht beuöthigt darüber
noch weitere Worte zu verlieren.
So ist es den Winden und Gezeiten zu danken, dass die Riffe offene sichere
AVasserstrassen bilden, welche den kleinen Bootsverkehi- innerhalb der Küstenorte
ermöglichen. Ohne sie würden die Bootspassagen bald ausgefüllt und in den
Buchten und Häfen würden Veränderungen eintreten, welche wir vorerst nicht ab-
sehen können. Vor allem sind es die Gezeiten, welche durch ihre Stetigkeit den
Riffen ihre charakteristische Form geben und daher ist es auch zu erklären, dass
an Orten, wo diese fehlen oder gering sind, scheinbar neue Riffformen auftreten,
welche man indessen leicht auf die genannten Formen wird zurückführen können.
V. Zusaiiiiiieiifiissiiiiii" der BiMliii.u'iiiigeu t'iir das
Ritfwaclistliuiii.
1. Tiefengrenze des Wachstliums und Dicke der Riffe.
Dieselbe ist immer noch uicht sicher festgestellt; eigene sichere Beobach-
tungen kann ich auch nicht beibringen. Doch ist das sicher, dass bis zu 15 m
der Fuss der Eiffe sich ausdehnt. Jenseits der 20 m Grenze ist meist in Samoa
Schlick gefunden worden. Jedenfalls ist die Grenze variabel und liegt z^Yischen
15 und 20 m Tiefe.
Guppy und Smith (Nature 188*» S. 223) lialien h'lH'nde Steinkonillcn l>is
zu 80 m gefunden und zwar letzterer von 36 m ab nocli 18 genera mit 40 species.
Dass dies nicht von Belang für die anstehenden Bitte ist, scheint nahezu allgemein
angenommen.
Dana macht über Samoa einige Angaben unter anderen, dass bei Falealili
in 40 m nur noch nackter Fels gefunden worden sei. Agassiz fand bei den
Tortugas-Biffen 6—7 Faden (11 — 13 m), was zweifellos etwas zu gering ist: aber
dies beweist doch, dass die Grenze in dieser Linie ungefähr liegen muss.
Gesetzt jedoch, dass auch noch tiefer (über 25 m darf ausgeschlossen werden)
der Fuss hinabreicht, so ist doch wahrsclieinlich das Wachsthum daselbst so ein-
geschränkt, dass es uicht mehr in Betraclit kommt. Nälieres siehe bei Heliotropis-
mus und bei Talus-Bildung (IV. 5a).
Was nun die Dicke der Biffe Ix'trägt, so ist sie bekanntlich von Darwin
und Dana als recht beträchtlich ..bereclmet" worden auf Grund der Senkungs-
theorie. Bekanntlich hat Darwin für die Gambier-Biffe 2000 Fuss Dicke an-
gegeben. Für Tahiti giebt Dana 25() Fuss an. und für l'polu 440 Fuss und
bei 3° Tnclination 260 am äusseren Bande (3c S. 158). Nun hat aber Hoffmann
schon 1882 auf Grund seiner Lothungen darauf hingewiesen (er fand 70 m in 3 Sm.
Abstand), dass die Tnclination nur 3 Minuten beträgt (15 d S. 233). Dies ist
Dana offenbar nicht bekannt geworden.
Jukes Browne and Harrison machen nun von Barbadoes folgende An-
gaben (46 S. 208):
„Von obigen Berichten über die Korallenriffe, die um Barbadoes zur Zeit
wachsen, können wir mehrere Thatsachen ersehen, welclie Licht auf den Bau und
74 Dr. Ang'nstin Krämer.
die Formation der gehnbciicn l\itt'e und Kalksteine werfen, welche einen so grossen
Theil der Insel bedecken. Vor allem zeigt sich, dass Korallenriffe sicher aus Tiefen
von 25 bis 30 Faden aufwachsen können, sodass, vorausgesetzt sie wüchsen für
eine gewisse Zeitspanne beständig fort ohne jegliclie Bewegung des Landes, sich
ein Eiff von ungefähr 180 Fuss (50 m) bilden könnte."
Dies ist an und für sich für Saraoa einfach dadurch widerlegt, dass weit
ausgedehnte Plateaus von dieser Tiefe sich submarin von den Korallem-iflen aus-
breiten, die, wenn dies möglich wäre, alsdann von Eiffeu bedeckt sein müssten.
Ausserdem zeigen die Eiffbuchten von Lelepa, Fangali'i, Lufilufi u. s. w. deutlich,
dass eine plötzliche Vertiefung von 20 — 25 m im Untergründe genügt, den Eiff-
raiid zu unterbrechen (s, Karte und IV. 2b).
Den beiden Autoren ist wohl die Arbeit von Sluiter unbekannt geldieben.
wonach die Eiffe viele Meter tief in den weichen Untergrund einsinken können.
Diese gehobenen Eiffe bedürfen zweifellos einer erneuten Durchsicht behufs Topo-
graphie und PetrogTaphie. Ist es aber doch so, so muss man eine temporäre
Senkung für die Erklärung zu Hilfe nehmen.
Bei festem Boden wird man annelimen dürfen, dass die Luvkante der Eiffe
10 — 14 m dick ist, die Leekante, wenn nicht zu weit im Hafen liegend, 14 — 20 m.
Wird bei einer Boln'ung tiefer Korallenkalk gefunden, so wird erst seine
Komposition bestimmt werden müssen. Es wird sich natürlicherweise auch an
einzelnen Orten ereignen, dass man eigentlichen Eiffkalk in grösseren Tiefen findet,
denn niemand fällt es ein, temporäre Senkungen zu leugnen; wundern wird sich
aber auch der ausgebildetste Antidarwinist, wenn er bei der Mehrzalü der Atolle
in geringen Tiefen schon auf anderes Gestein stösst, denn die säculare Senkungs-
hypothese sitzt einem docli gewissermaassen in den Knochen.
2. Die Einwirkung der Brandung und starker Ströme.
An der Hand der Fussbildung wurde gezeigt, dass die Brandung sehr hin-
dernd auf das Vordringen der Eiffkante wirkt. Auch die Trümmerflächen zeigen
deutlich den Schaden, den die stark bewegten Wasser anrichten. Es ist dies ja
auch an und für sich sehr natürlich. Trotzdem hat sich bei den meisten Beoli-
aclitern die Ansicht ausgeprägt, dass die Korallen in der Brandung besser wachsen
als im stillen Wasser.
So sagt schon Ehrenberg flb. S. 49), dass im Eothen Meer die stärksten
Korallen am Eiffrand vorkommen und die Brandung zu lieben scheinen. Und
Cham i SSO erzählt von ihnen: ..Die Korallen wachsen am besten in der Wogen-
))ra,ndung und der Eing (der Atolle) entsteht dadurch, dass sie dem Meere ent-
gegenwachsen."
Darwin sagt (2. S. 53) nacli Besprechung verschiedener Beobachtungen:
„Aus diesen Thatsachen erhellt, dass die stärksten und massigsten Korallen da
gedeihen, wo sie am meisten exponirt sind."'
Ferner Dana: (3c. S. 229)
„Es wurde gezeigt, dass die Korallen, die die Eiffe bilden, nicht in den
rulügen und stillen Tiefen der Oceane wachsen. Sie werden in den Wogen ge-
funden und kommen o-ewöhnlich nicht tiefer als 100 Fuss vor, was weit im Be-
V. Zusammenfassung der Bedinuunyen l'iir das RitVwaclistluiiii. 75
reich der stärkeren Wasserbewen-uiiuen ist. Tu einem l)etrilclitlii'lien Maass wachsen
sie »"eracle in den fiirrhterlichsten lircchcrn. wcldie scida^en und zcrnialmen, wenn
sie über das Kiff treiben."
\Vie wir indessen beim Fnsse t^-eselien hal)en, ist die Macht der See am
Jiiffrande ziemlicli erscliöptt. Bei Stürmen aber stellt soviel Wasser au!" dem
Eift' (durch Auftrieb), dass dadurch hinwiiMlcrum ein g-ewisser Schutz statttindet.
(Laut Augenzeugen stand bei der .. Adler "-Strandung weit über 1 m AN'assci- im
Apiahafen auf dem Mittelriff. Das Scliitf war desshalb noch lange in Bewegung.)
Rein und Heilprin sprechen von (b-r Nothwendigkeit des "Wellenschlages
und der Hraiuluiig und 1\ 1 un z i n ge i' iMift aus:
..Es ist erstaunlicli, wie so zerbrechliciie Gebilde, wie es viele Korallen sind,
am besten da gedeihen, wo sie dem furchtbaren Anprall der Wogen ausgesetzt sind."
Ich will nur noch kurz anführen, dass sich Agassiz ähnlich aussprach und
]\lurray iiis(dcrn auch, als er sagt, dass das pelagische Leben der See viel reicher
sei als im Hafen und desslialb seewärts das Wachsthum ein üppiges sei. was in-
dessen für Samoa auch nicht richtig ist.
Es sind jedoch niclit alle Beobachter dieser Meinung. Vor allem halx'u
in vordarwinscher Zeit die französischen F(n-scher Quoy und (Taimard. w(dche
1838 auch Samoa besucht haben, angegeben, dass ilmen zweifelhaft erscheine, ob
irgend eine Koralleuart bestehen, oder selbst gedeihen könne in den Brechern der
offenen See. (Annales des Sc. naturelles Tome VL p. 276.) Ferner sagt Sluiter (4()) :
..Dass. wie von Darwin und ]\Inrray hervorgehoben wird, der Band des
Elftes zu einer Zeit, wo derselbe noch sogar mehrere Faden unter \\'asser liegt,
in viel günstigerer Lage sein würde, als der mittlere Theil und dadurcli zuerst
in die Höhe wachsen und ein Atoll liilden würde, trift't jedenfalls bei den hiesigen
Elften nicht zu."
Und endlich noch eine deutliche Aeusserung Guppy's (24a):
,.AVie schon angeführt, sind die grossen massigen Korallen selten in der
Brandung zu sehen. Sie ziehen die weniger zugänglichen Theile des Elftes ausser
dem Bereich der Brandung vor. In Wirklichkeit gedeihen Korallen innerhalb der
Passatbrandung nicht. Sie werden nur in Ueppigkeit gefunden am abfallenden
Hange in Tiefen von 5 — ^15 Faden, der Abhang, welcher als ..growing edge" des
Rifts bezeichnet werden könnte."
Einen Beweis dafür, dass in den [wirklicluMi Brechern die Korallen nicht
bestehen können, halte ich schon bei der Besprechung der Saumritte gebracht.
Ich deutete darauf hin. dass sie im Hafen überall vorhanden sind, alier der See
zu. an der Steilküste melir und mein- verschwinden, nur weil daselbst der Unter-
grund die Ausbildung eines Kusses nicht gestattet. Ganz fehlen sie indessen auch
hier nicht, indem sie unsichtbar dem Auge einige ]\Ieter unter der Brandungslinie
die steile Wand einsäumen. Dafür ist in Samoa ein Beispiel durch den Korallen-
strand in der Bucht von Solosolo (IV. 2 b) erbrächt, wo in der Nähe keine
Korallenbildung sichtbar ist. Ausserdem erinnere ich hier an die Beobachtung
Walther's am Ras Muhammed (31, a). wo ein 5—8 m breites Saumriff 1—2 m
unter \Vasser liegt.
76 Dr. Augustin Krämer.
Aber niclit allein die Brandung ist nachtheilig für die zartgefügten Antlio-
zoen. auch ein starker anhaltender Sti'om wirkt waehsthumbehindernd. Ich führe
liier nur die Angaben Semper's von den Philippinen an (9 c. 2. Theil S. 36):
,.Beide Ufer des Canals sind gebildet von Korallen, die aber doch an der
Xordseite, also an der Küste von Malaunari am stärksten entwickelt sind. Es
sind die gewöhnlichen riffbauenden Arten, Astraeen, Porites. Madreporen u. s. w.
Nun besitzen diese, wie alle gTössere Blöcke bildenden Arten, die Tendenz, nach
allen Pichtungen hin sich auszubreiten; hier aber tritt ihnen der starke sie tangirende
.Sti-oin hindernd entgegen, welcher, wie schon bemerkt, die grösste Zeit des Jahres
ronstant in einer Piehtung durch den Canal fliesst. Wäre er schwächer als die
Wachsthumsstärke der Korallen ist. so würden diese den Widerstand leicht über-
winden ; er ist aber vielmehr stark genug, sie zu völlig verticalem Wachsthum zu
zwingen. So ist das Riff namentlich an der Seite von Malaunavi nur wenige
Schritte breit; aber dann stürzt es völlig senkrecht in die allerdings nicht be-
deutende Tiefe ab."'
Auch von M ö l» i u s führe ich hier eine Angabe an (20 S. 29) vom Fouquet-
rift' auf den Seychellen :
..Diese starke Strömung reinigt offenbar fortwährend den Canal zwischen den
Küstenriffen und dem Dammriff' von den Schlammmassen, welche die Flüsse vom
Lande her in ihn hineintragen und die Wogen vom Ausseuriff her hineinwerfen,
und verhindert die Vereinigung des Dammriffs mit der gegenüberliegenden Küste
zu einem einzigen Küstenriff."'
Brandung und Strom sind schlimme Feinde der Korallen ; aber sie wissen
diesen Fährlichkeiten zu trotzen und die Kraft ihrer Feinde zu schwächen und
wenn nicht neue Feinde sich hinzugesellten, so würden sie in siegreichem Zuge
vorwärts dringen.
3. Der Einfluss der Meeresströmungen als Nahrungsquellen.
Im vorhergehenden Abschnitt wurde schon der Murray' scheu Theorie
Erwähnung gethan, welche darin gipfelt, dass die Atollform entsteht durch das
AVachsthum der Korallen nach aussen wegen des grösseren pelagischen Peichthums
der See und nach innen hin die Lagune gebildet wird durch Auflösung des Kalkes im
Seewasser. Murray sagt darüber (21a S. 508): ,.Die meisten dieser Organismen
leben von der Oberfläche bis zu 100 Faden abwärts; bei warmem Wetter schweben
sie nahe der Oberfläche, aber wenn es rauh ist, sind sie einige Faden darunter. Sie
werden in den grossen oceanischen Strömen längs getragen, welche durch die
AVinde geschaffen sind; und wenn sie ein Korallenriff treffen, versorgen sie die
Korallen an der äusseren Piffseite mit reichlicher Nahrung. Der Grund, warum
die Luvseite eines Riffes lebhafter wächst, scheint dieser reichliche Nahrungszufluss
zu sein und nicht die reichere Zufuhr von Sauerstoff, wie allgemein bestätigt wurde.
Die (Jhallenger - Untersuchungen zeigten, dass Sauerstoff" l»esonders reich in allen
Tiefen vorhanden war, in denen Korallen gedeihen."'
Die sonst so glorreichen Errungenschaften der Cliallengerexpedition haben in
dieser Richtung Verwirrung angerichtet. Ich werde weiter unten beim Plankton
die Daten beibringen, welche beweisen, dass das Plankton der Tropen weit ärmer
V. Zusanimonfassun^ der Bcdinjjunf^en i'ür das Ritfwachsthum. 77
ist an Quantität, als das der gemässigten Zone, wenigstens in der Südsee, und
dass von Meeresströnien als Thierstrassen daselbst keine Kede sein kann. Ebenso
unrichtig ist die Annaliine, dass im offenen Meer mein- I'lankton sei als an der
Küste resp. in den Lagunen. Natürliclierweise sind die Daten dieser Iterülimten
Expedition für alle folgenden Beobaeliter leitend gewesen.
So sagt Geikie (27c): „Eine der hauptsächlichsten Bedingungen für die
Kiffbildung ist Ueberfluss an Nahrung für die Kiffbildner und diese scheint am
liesten durch die grossen Aequatorialströme zugeführt zu werden."
S e m p e r nimmt den Einfluss eines solchen Stromes für die Palauinselu und
Agassi z den des Golfstroms für die westindischen Riffe au.
Und von letzterem sagt ßro w n e and Harri so n (46 S. 206): „Ein Grund
für das kräftige Wachsthum an diesem östlichen Ende der Insel (Barbadoes) ist
wahrscheinlich, dass die Polypen hier eine überreiche Nahrungsversorgung durch
den Golfstrom erfahren, welcher hier das Eiland bespült."
Es soll nun nicht gesagt sein, dass für die Korallen ein Wasserwechsel nicht
nothwendig wäre. Bei der Unzahl von gierigen Mägen, welche am Abhang eines
Korallenriffes zusammengedrängt sind, scheint eine solche nothwendig schon aus
hygienischen Gründen. Es wäre ja auch denkbar, dass bei mangelnder Wasser-
beweo-uno- ein gewisser Nahrungsmangel eintreten könnte, obwohl die lel>haft beweg-
liehen Copepoden überallhin nachdringen, wo eine Leere cutsteht. Diese Krebse
müssen als ein Hauptnahruugszweig der Korallen augesehen werden, da sie in
jedem Planktonfang relativ reichlich vertreten waren, während die übrigen Plankton-
componenten in Samoa im Verhältniss zur Zahl der Consumenten verschwindend
gering sind. Und die Copepoden wollen doch auch ernährt sein ! Man denke sich
nur, dass eine der zahli-eichen breiten Madreporenschalen an 100 000 Polypen
tragen kann, und 1 cbm Seewasser daselbst nur einige tausend Copepoden besitzt.
AVenu man auch nicht annehmen darf, dass jeder dieser Polypen täglich etwas zu
fressen haben muss (denn es sind ja doch nur viel Manier und ein Körper), so
bleibt doch die Schwierigkeit, dass mehrere solcher Platten auf 1 (jm kommen.
Ich will hier nicht länger bei der Planktonfrage bleiben, denn weiter unten
in Abschnitt IX sind alle diese Fragen eingehend besprochen.
Die Strömungen sind für die Meere im wesentlichen nicht mehr als die
Winde für die Oberfläche der Erde. Sie beide sorgen füi- die Wegschaffimg der
Stoffwechselproducte. damit keine Stagnation eintrete. Es führen die AVinde ebenso-
wenig eine besondere Menge von Sauerstoff mit sich, wie die Ströme eine besondere
Menge von Plankton. AVie die grosse Zahl von Köpfen in den Metropolen den
Sauerstoff der Luft nicht zu verringern vermögen, so vermögen die wenn auch
viel zahlreicheren, aber so kleinen Korallenpolypen die ungeheuren Mengen von
Plankton, welche der Ocean birgt*), merkbar zu decimireu. Für den Nahrungs-
zuschub leisten die Gezeiten übergenug. Der Ströme des Aleeres können wir,
für Samoa wenigstens, vollständig entrathen.
*) Nach einer sehr niedrioen Borechnun.y; sind in einer Seemeile Umkreis um das Hose
Atoll oeg-en 1000 Tonnen (ä 1000 kg) Copepodenplankton vorhanden.
78 Dr. Augustin Krämer.
4. Sterben Korallen an der Luft ab?
Darwin sagt (2 S. 10): „Ich muss zuerst bemerken, dass die riffbildenden
Korallen, da sie keine Gezeitentliiere sind, beständig untergetaucht oder von den
Brechern übergewaschen sein müssen. Ich wurde von Mr. L i e s k versichert, einem
sehr intelligenten Bewohner der Inseln, ebenso von einigen Häuptlingen von Otaheite,
dass eine Aussetzung an die Strahlen der Sonne auch nur während einer sehr
kurzen Zeit stets ihre Zerstörung veranlasst."
Die neueren Beobachtungen haben dies längst widerlegt.
So sagt Möbius von den Seychellen (20 S. 45): ,.Bei niedriger Ebbe stehen
manche Korallen ohne Nachtheil in der Luft, z. B. Goniastraea retiformis und
Leptoria gracilis. Während dessen bleiben die Polypen zurückgezogen und die
ganze entblösste Oberfläche des Stockes ist mit Schleim bedeckt, der das Ver-
trocknen hindert."
und Ortmann, einer unserer besten Korallenkenner, schreibt von Dar es
Salam (48 S. 635) : ..Ich konnte constatiren, dass — wie schon von anderen
Forschern beobachtet wurde — gewisse Korallenarten stundenlang den directen
Sonnenstrahlen ohne Wasserbedeckung ausgesetzt sein können, ohne dass ihre
Leltensfähigkeit dadurch geschädigt wird, unter solchen Verhältnissen fand ich
3 Arten : Porites lutea, Coeloria sinensis und Goniastraea seychelleusis."
Auch Walther macht darüber eine Angabe aus der Palkstrasse (31 S. 18):
„Es war bei tiefer Ebbe, als ich mit meinem Canu und 9 Bootsleuten und Taucliern
bei ..Kurrysuddy' ankam und eine etwa 300 Schritt breite Rift'fläche theilweise
vom Wasser entblösst fand. Im Durchschnitt stand 20 — 30 cm Wasser über den
lebenden Korallenstöcken, aber gross war mein Erstaunen, als ich Schirme von
Madrepora und Pocillopora 4 cm aus dem Wasser herausschauen sah. Zwar spülten
die kleinen Wellen oft über diese herausragenden Korallenäste, aber mehrere Minuten
lang blieben sie oft unbenetzt und dennoch schienen sie ruhig weiterzuleben."
Ich selbst habe wiederholt Madreporenstöcke namentlich an der Leekante der
Riffe über Wasser gesehen, allerdings stetig von der Dünung in kleinen Zeit-
intervallen bespült. Einzelne Stücke davon habe ich als Belege mitgenommen.
Einen solchen Augenblick des Zurücktretens der Dünung hat auch der Photo-
graph Andrews in Samoa lienutzt, um das erwähnte Korallenliild von der Lee-
kante zu gewinnen.
Lieber Lederkorallen besitze ich ähnliche Beobachtungen, wie sie Saville
K e n t in seinem Werke photographisch festgehalten hat. Das von Wasser strotzende
schwammige Gewebe vermag natürlich eine stundenlange Exposition in der Sonne
zu ertragen.
5. Der Heliotropismus der Anthozoen.
Ich habe darzulegen versuclit, dass die Brandung, kurz, starke Wasser-
bewegung und die Verunreinigung des Wassers es sind, welche das Wachsthum
der Kiffkoralleu so sehr beeinflussen. Einen neuen Factor haben wir indessen
noch nicht in Erwägung gezogen, welclier namentlich ersterer stetig entgegen-
arbeitet, ich meine den Heliotropismus.
V. Zusammenfassung der Bedingungen für das Riffwachsthum. 79
Trotz IJraiuluii^" arbcitcu die Koi-allcu stcti«;" dem J^iclitc eutgcj^eii. woIcIr'S
schon in geringen Tiefen eine Reduction und Zertheilung erfährt, welche wenigstens
für die ICppi^keit des Wachsthunis niclit ohne Hching zu sein scheint.
Mau wusste iVüluu- wenig über das Eindringen des Lichtes in die Tiefen
des Meeres. Die liistorisclien rutersuchnngeu mit weissen Scheiben u. s. w. sind
bekannt insbesondere die von Lorenz. Secchi, Pourtales, Bouguer etc.,
welche als untere (ireuze ungefähr 80 m ergaben. Forel fand dann im (ienfer
See auf pliotographisclu-m Wege eine vier mal tiefere Grenze (ca. 350 m). Auf
eine richtige Lrkenntniss der Verhältnisse deuteten aber erst die Versuche von
Secchi liiii. über die Fuclis (43 S. 24) sclireibt:
..Von A\'ichtigkeit erscheint aucli noch das Verhalten der versciiiedeiien
Farben beim Lindringen in das Wasser. Secchi hat auch dieser Frage seine
Aufmerksamkeit zugewendet, und indem er das von der weissen Scheibe retlectirte
Licht mit dem Spectroscop untersuchte, nachfolgende Resultate erhalten:
Zuerst verschwindet Roth und Gelb, liierauf Grün, zumal in einer Zone um
die Frauenhofer'sche Linie b. Blau. Indigo und Violett bleiben völlig unverändert
und ziemlich lebhaft, wodurch sich auch die Farbe des Meeres, ein schönes, etwas
in Violett neigendes Blau erklärt.^
Man hat in früheren Zeiten vielfach angenommen, dass die rotlien Strahlen
des Spectrums am tiefsten im Meerwasser eindringen und daraus auch die häufig
rothe Farbe der Tiefseethiere erkläreu wollen. Die angeführten Untersuchungen
zeigen jedoch, dass dies vollständig irrig sei und in der Tiefe vielmehr eine
blaue und violette Farbe herrscheu müsse."
Auch Aithon machte ähnliche Beobachtungen. (Roy. Soc. Edinb. 1882.)
Diese relativen Angaben sind nun in neuerer Zeit von meinem einstigen Lehrer,
dem Tübinger Professor Hüfner*) geprüft worden, und die Resultate Hüfner's
hinwiederum haben durch die Untersuchungen von F. Aschkinass. welche
biologisch leider nichts neues brachten, ihre volle Bestätigung erfahren, so dass
mau nun mit Sicherheit die Extinctionscoefficienten des Wassers für die einzelnen
Strahlen des Spectrums kennt, allerdings nur in destillirtem Wasser. Es wäre
sehr zu wünschen, dass diese Versuche mit Salzlösungen, verschieden temperirtem
Wasser und bei verschiedenem Einfall der Sti-ahlen fortgesetzt würden, damit sie
auch der angewandten Physik dienstbar sind.
Aber obwohl alle diese Untersucluingen im Laboi'atorium gemacht sind, und
nur mit destillirtem Wasser, so scheinen sie doch von besonderer Bedeutung für
die Photologie des Meeres zu seiu. Hüfner fand, dass durch eine 180 cm lange
Säule frisch destillirteu AVassers (17 — 18" C.) von den rothen Sti'ahleu des Spec-
*) Die ausführliche Beschreibung- befindet sich in den Annahm der Pliysik und Chemie
Bd. 42 S. 1 — 17. die Resultate im Archiv für Anatomie und Physiologie, physiologische
Abtheilung 1891. wo insbesondere die Biologie berücksichtigt ist.
E. Aschkinass. Ueber das Absorptionsspectrum des flüssigen Wassers und über die
Durchlässigkeit der Augenmedien für rothe und ultrarothe Strahlen.
(Wiedemann's) Annalen für Physik und Chemie. Bd. 55 S. 401 1895.
80 ^i"- Augustin Krämer.
trums (671 — 658 }jl AVellenlänge) nur 49,25 ^j^ durchgelassen wurden, während
von den ludigostrahlen (452 — 446 |li) 95.06 passh'ten. Er fand den Extinctions-
coefficienten für erstere = 0,001709. für letztere = 0,000122. Er berechnete
ferner, dass die gelben Strahlen im allgemeinen in der Tiefe von 34 ra nur noch
dem Vollmondslichte entsprechend vorhanden sind, dass aber schon in 10 m Tiefe
durch Absorption dieser Strahlen, durch Entziehung der Complementärfarben ein
Licht vorhanden sein müsse, welches uns als Cyanblau erscheint. Helmholtz
fand das Sonnenlicht aus folgenden 4 Paaren Complementärfarben zusammengesetzt:
(physiologische Optik Leipzig 1867).
Roth-Grünlichblau
Orange-Cyanblau
Gelb-Indigoblau
Grünlichgelb-Violett.
Die Extinctionscoeflicienten für dieselben Farben sind nach Hüfn'er:
0,001709 — 0,000160
0,001226 — 0,000119
0,000494 — 0,000122
0.000328 —
In 10 m Tiefe sind noch folo-pnde Werthe vorhanden:
roth '^
/uioo
59/
/]000
orange
o-elb =^-"
Diau /jy„(,
und in 100 m :
von grün nur noch ^"/looo
und von blau ^Viooo-
Es wird also zuerst das Roth absorbirt und ist schon in 15 m Tiefe sicher
nicht mehr vorhanden, woselbst das Wasser grünlich-blau ist. Nach dem
Roth schwindet das Orange ; das AVasser wird cyanblau. Nach Extinction von
Gelb muss das AVasser indigoblau erscheinen und in die grösseren Tiefen (500 bis
1000 m) dürfte nur noch das Violett vordringen, zu geschweigen von den wunder-
baren ultravioletten Strahlen.
Für die grünen Pflanzen ist es nun schon längst sicher festgestellt, dass sie
in den geringer brechbaren Strahlen am besten assimiliren ; *) so fand Pfeffer
(nach Hüfner), dass die Elodea canadensis im Gelb 5raal stärker als im Cyan-
blau, 8mal stärker als im Indigo und 14mal stärker als im Alolett arbeitet.
(Pflauzenphysiologie 1881.) In neuester Zeit hat auch Flammarion der Aca-
demie zu Paris Resultate solcher Cntersuchungen vorgelegt, welche in den Comptes
rendues 1895 (Nr. 25) enthalten sind. Danach fand er das AVachsthum einer
Pflanze in verschiedenem Lichte folR-endermaassen «-estaltet:
*) Siehe auch Engelmann „Die Farben bunter Laubblätter und ihre Bedeutung für die
Zerlegung der Kohlensäure im Licht." Botanische Zeitung 1887. Absorption und Kohlen-
säure zerlegende Wirkung des Lichts in den Cliromophyllkörpern der Pflanzen sind einander
proportional.
III «^Tiinoiii
in
liliUK'in Licht
0.090 cm
0,027 cra
0,150 .,
0,027 „
0,152 „
0,027 ,.
V. Zusammenfassung der Bedingungen für das Rift'wachsthum. Q\
in rothcm
Höhe (lor l»flanzc am 6. Septbr. 0,220 cm
„ „ „ ., 27. .. 0.345 ,,
, 22. Octbr. 0,420 .,
Dioac Datoii siiul in die Augen springend. Man weiss ja auch längst, dass
die Chk)r()phvceen im Meere ziemlich an die Littoralzone gebunden sind, während
Florideen von Berthold bei Capri noch in Tiefen von ca. 130 m gefunden wur-
den (Mitth. der zool. Station zu Neapel. Bd. III).
Für die Thiere sind mir solch' sichere Resultate nicht bekannt geworden,
immerhin wenigstens genug, um hier darthun zu können, dass auch unter ihnen
wenigstens gewisse Formen nicht indifterent gegen verschiedene Lichtstrahlen und
das Licht überhaupt sind.
Gegen Ende des letzten Jahrhunderts hat Trembley dargethan, dass die
Hydrapolypeu einen ausgeprägten Heliotropismus besitzen. Paul Bert stellte
mit Daphnien Versuche an, indem er auf einen Trog ein Spectrum projicirte, und
fand, dass dieselben in Gelb. Grün und Roth grössere Lebendigkeit zeigten und auch
diese Strahlen den blauen und violetten vorzogen. Lubbock und Grab er haben
zahlreiclie Versuche in ähnlicher Richtung gemacht. Ferner Stahl an Euglenen
u. s. w. Alle diese Arbeiten sind in L o e b s Aufsatz „Der Heliotropismus der
Thiere und seine üebereinstimmung mit dem Heliotropismus der Pflanzen (Würz-
burg 1890) besprochen. Loeb wendet sich — etwas heftig — gegen den Aus-
druck ,.Farbenvorliebe", ..Farbeugefühl"'. ..Lust- oder Unlustgefühl" u. s.w., ich glaube
mit gewissem Recht. Aus der Pflanzeuphysiologie geht doch zur Genüge hervor,
dass das rothe Licht für die Assimilation ungleich wirksamer ist als das blaue
oder gar violette, wie überhaupt die Assimilation au das Tageslicht gebunden ist.
während ja bei Nacht der thierische Process der Athmung liervortritt. Loeb berück-
sichtigt den Zusammenhang der Biogenese mit dem Heliotropismus, beschäftigt
sich jedoch in der genannten Arbeit nur mit Laudthieren. In einer späteren
„Weitere Untersuchungen über deu Heliotrop." (Bonn 1890. Arch. f. d. ges. Phys.
Bd. 47) hat er auch Seethiere in den Kreis seiner Untersuchungen gezogen und
gefunden, dass ein Röhrenwurm, die Serpulide Spirographis die Röhre nacli dem
Lichte krümmte. Interessanter sind die Resultate mit Hydroidpolypen, welche von
D r i e s c h und L o e b erzielt worden sind. Loeb fand : ..Die polypeuti'agenden
Sprossen sind positiv, die Wurzeln negativ heliotropisch": Drie seh (Zoolog. Jahr-
bücher 1891 Syst. Bd. V.): ..Die unter ungünstigen Verhältnissen von Sertularella
polyzonias au Stelle von Personen erzeugten Stolonen sind bis auf deu ersten, von
Anfang an sich vom Licht abwendendeu zuerst positiv und werden nach Erzeugung
ihrer Tochterstolonen negativ heliotropisch. Sie entstehen an der dem Licht zu-
gewendeten Seite des Mutterstolo."
Ich will nur noch eine Arbeit von L o e b und G r o o m im Biologischen
Centralblatt Band X 1890 ..Der Heliotr(»i)ismns von Baianus perforatus und die
periodischen Tiefen Wanderungen pelagischer Thiere" erwähnen, welche indessen von
Giesbrecht nicht als zuverlässig anerkannt wird (58b. S. 807). Die practischen
Resultate, welche Kückenthal und Walther im ostspitzbergischen Eismeere
erzielt haben (s. Deutsche geogTaphische Blätter. Bd. XIII Heft 1 und 2), sind in
Krämer, lieber den Bau der KoraUenriffe. (j
g2 Dr. Aiigustin Krämer.
dieser Beziehimg wichtiger. Sie fingen bei Tage Medusen nur in der Tiefe von
25 — 40 Faden, nachts jedoch an der äussersten Oberfhuhe. Dieses Auftauchen
von Tunicateu und Medusen bei Nacht ist ja bekannt, wenn auch selten so ein-
wandsfrei bewiesen. Es handelt sich hier allerdings um negativen Heliotropismus.
Aber diese Thiere sind ja keine Kalkbildner (vergl. auch Chun).
Was können wir aus den bisher bekannten Beobachtungen für Schlüsse auf
den Heliotropismus der Korallen ziehen?
Keller, dem wir viele gute Beobachtungen auf seiner MadagaskaiTeise
verdanken, schreibt S. 61 seines Buches (30) über die Korallen im rothen Meere:
..Im ganzen verlangt die Koralle viel Licht und viel Sauerstoff zu ihi'em
Gedeihen; in der stürmischen Brandung ist ihr eigentliches Wohnelement. In
der oberen W^asserscliicht, d.h. in einer Tiefe von 3— 10 m, spielt sich das Leben
dieser Geschöpfe ab. Schon in 10 — 12 m Tiefe sind auffallend viel Korallenstöcke
abgestorben. Fast alle Arten sind eigentlich lichthungrig, ihre Thiere liauen fast
nur in der Richtung der starken Beleuchtung und lassen einen ausgeprägten Helio-
tropismus erkennen. Es scheint bisher völlig übersehen worden zu sein, dass hier
die Ursache liegt, warum die Korallenbank von einem ausgedehnten Höhlensystem
durchzogen wird und nicht eine compacte Masse darstellt. Eine Koralle beginnt
zu bauen und breitet sich nach oben möglichst aus. Eine beuachl>arte Koralle
macht es ebenso und schliesslich erfolgt eine Berührung, während die Basen ge-
trennt sind. Zwei sich erhebende Korallenfelsen verhalten sich ebenso und schliess-
lich führt dies zu einer lacunösen Structur der ganzen Bank."
In der That lassen sich an den Leekanten der Riffe zahlreiche Beispiele
von Heliotropismus finden. Jeder hat wohl sclion die schönen Madreporeurasen
gesehen, deren Aeste alle gleichförmig wie Kleiderhaken iln-e Richtung lichtwärts
genommen haben; und noch mehr: betrachtet man die einzelnen Aeste, so sieht
man, wie alle Polypengehäuse lichtwärts liegen, während an der Gegenkante der
Kalk ohne Polyparien ist. An den grossen Madreporenschirmen findet man niemals
Polypen an der Unterfläche ; alles sti'ebt senkrecht zum Lichte empor. Es ist kein
Zweifel, dass die Korallen durch ihren ausgeprägten Heliotropismus die charakte-
ristischen Gestalten der Riffe mit bedingen.
In dieser Beziehung kommt für die Korallen wohl noch ein anderer Factor
in Frage: die Kalkbildung. Murray wies mit Irvine nach, dass der kohlen-
saure Kalk verschiedener Seethiere aus dem schwefelsauren Kalk des Meerwassers:
gebildet wird (l)ei Gegenwart von kohlensaurem Ammoniak) und dass diese Umwand-
lung in warmem Wasser viel leichter erfolgt als in kaltem. Ob die „Pflanzen-
tliiere-' (hizu nur die Kolilensäure des Stoffwechsels verwenden, oder ob das Coelom
auch direct Kolilensäure resp. kolilensaures Ammoniak aus dem Meerwasser auf-
nimmt,*) ist, soviel ich weiss, noch nicht bekannt. In letzterem Falle würde es
sich um eine thierische Assimilation handeln und es wäre danach leicht zu er-
*) ßciclilich genug- vorhanden ist ja freie Kolilensäure im Meerwasser, wie die Unter-
suchungen Buchanan's während der Challenger-Expedition ergeben haben. Auch Hoppe-
Seylcr („Ueber die Verbreitung absorbirter Gase im Wasser des Bodensees und ihre Be-
ziehung zu den in ihm lebenden Thieren und Pflanzen." 24. Heft des Yereins für die (ie-
V. Zusammenfassung der Bedinp:ungen für das Rifl'wachsthum. 83
klären, warum die riffbildendeu Korallen an die oberen Zonen gebunden sind, wo
die rothen Strahlen des Spectrums nocli nicht völlig absorbirt sind, an eine Zone,
deren untere eniittindliche Grenze schon bei K» m Tiefe liegen muss.
6. Die Farbe und Durchsichtigkeit der Oceane.
Nach den Secchi'sehen und H üfn er'sclien Versuchen ist es an und für
sich nicht schwer, den Grund zu finden, warum die tiefen Oceane eine solch schöne
blaue Farbe besitzen. Im allgemeinen weiss mau ja, dass das Meer der Spiegel
des Himmels ist. Sonnenschein und Himmelblau rufen eine Meerfarbe hervor, ein röth-
licli sc-hillenides Azurblnu. wie es das Mittelmeer in uiuu-reichter Schönheit aufweist,
denn liier ist der Himmid am reinsten, wälirend in den offenen tropisclien Meeren die
Monsune und Passate immer eine Trübung der Atmos})]iäre liervorrufen. Nun weiss
man aber. dass. wenn sicli der Himmel bedeckt, die blaue Farbe des tropischen
Meeres trotzdem fortbesteht, wenn auch nicht so glänzend und schillernd. Je mehr
Licht, desto mehr* Glanz, desto tiefer die azurne Bläue; natürlicherweise: denn
desto tiefer dringen auch die Idauen und violetten Strahlen in die Tiefe ein,
während die rothen bei gleichem Absorptionscoefficienten in den oberen Schichten
zurückgehalten werden. Von den blauen Sti'ahlen haben wir gesehen, dass ihr
Absorptionscoefficient schon ein sehr geringer ist; wie viel geringer ist er erst
bei den violetten oder ultravioletten Strahlen ! So ist es leicht zu erklären, dass
Fol und Sara sin ihre photographischen Platten hei Villafranca noch in 400 m Tiefe
belichtet fanden und die zoologische Station in Neapel im offenen Meer bei Capri
selbst in 550 m Tiefe nach eiuhalbstündiger Aussetzung. (Petersen).*) Die Ein-
wände gegen letztere Resultate sind nach Hüfner's Untersuchungen hinfällig.
Von flachen Meeren weiss man wohl, dass sie die Farbe des Bodens wiedergeben.
A^or allem gilt dies für die Gewässer, welche nicht viel mehi- als 10 m tief sind.
(Von Verunreinigung des Wassers ist hier abgesehen.)
Schwarzer und grauer Schlick, gelber Sand und grüner Algenhoden, rothe
Florideenwiesen u. s. w. geben dem Wasser bestimmte Tinten. Für den offenen
Oeean bildet denselben UutergTund das dunkle Blau der Wassertiefen, von der
Sonne belebt und genährt. Wer den schönen blauen ti-opischen Ocean beim Sinken
der Sonne beobachtet, sieht, wie mit dem schwindenden goldenen Ball auch die
Farben des Wassers dahin schwinden. Noch ist es einen Augenblick hell, wenn
die Sonne gesunken ist, aber das Wasser ist dunkel, schwarzblau und verrätli die
Nacht, die schon in geringer Tiefe eingetreten ist und ewig in den abyssischen
Tiefen herrscht.
schichte des Bodensees und seiner Umgebunq-) liat neuerdings zu Neapel folgende Daten
gewonnen, die icli der Anschaulichkeit halber ITki- mittlieilen will:
cbm Gas in 1 el)m Meerwasser
Tiefe N. 0. COo
25 m 11.64 5,3 11.3
590 m 11,2 4,3 11,5.
Zwar ist es wnlirscheinlieh, dass die Hälfte der Kohlensäure locker an ßicarbonat ge-
bunden ist, doch bleibt aueli in diesem Falle genug übrig.
*) s. Chun: Die pelagische Thierwelt in grösseren Meerestiefen, S. 59. ßibliotheca
zoologica Heft 1 1888.
6*
34 I^r- Augustin Krämer.
üass die Meere der kalten Zone nicht das satte Blau der warmen aufweisen,
und sogar oft grünliche Töne zeigen, dürfte seine f]rl\lärung darin linden, dass die
Lichtmenge hier an und für sich eine geringere und die xltmosphäre nahezu immer
voll von Niederschlägen ist. Ein schöner Sommertag bringt auch ein blaues Meer,
w'enn auch nie den Glanz des tropischen Oceans.
Ob die Wasserwärme, das schiefere Einfallen der Sonnensti'ahlen und der
Salzgehalt endlich hier nicht Moditicationcn hervorrufen, müssen besondere Unter-
suchungen hervorthun.
p]in Factor aber, dem mim bislang wenig Beachtung geschenkt hat und
welcher oft nicht ohne Bedeutung zu sein scheint, ist der verschiedene l^lanktoii-
gehalt der tropischen und der kalten Meere. Nach den Resultaten der Plankton-
expedition und denen dieser Arbeit darf es ja nicht mehr zweifelhaft sein, dass
die tropischen Gewässer weit ärmer an microscopischer Planktonmasse sind als die
kalten. Insbesondere ist es in letzteren das zeitweise Auftreten einer Unmasse
von Diatomeen, was den warmen Meeren vollständig zu mangeln scheint. (Nicht
einmal die Phycochromaceen können hier in Frage kommen, da sie nur sehr zer-
streut und an der unmittelbaren Oberfläche leben, ausserdem aber auch den kalten
Meeren zukommen.) Vor allem ist es die Durchsichtigkeit, die Reinheit der cry-
stallenen Fluth, welche man nur in tropischen Meeren in ihrer Vollendung sieht
und welche durcli die Armuth an Plankton zu erklären ist.
von Drygalski sagt in einem Aufsatz „Zur Bestimmung der Meeresfarbe"
(Petermann's Geogr. Mittheiluugeu 1892 S. 286) von den Grönländischen Ge-
wässern :
„Den Grundton der Meeresfarbe müssen wir, wie es sich ja auch bei den
früheren Meeresforschungen herausgestellt hat, als ein tieferes Blau liezeichnen.
dem Farbe I. der Forel'schen Scala recht gut entspricht. Wohl durch Beimengung
organischer Substanzen, wie es sich in einzelnen Fällen durch die gleichzeitigen
Planktonfänge Dr. Vanhöffen's mit Sicherheit erkennen Hess, wird diese tief-
lilaue Farbe in bläuliches Grün, Grün und dann in bräunliche Töne übergeführt.
Besonders die Davisstrasse war an bräunlichen Nuancen reich u. s. w.'*
Ich will hier nur noch vorweg erwähnen, dass im zoologischen Institut zu
Kiel Ostseefänge gezählt worden sind, die in 1 cbm Wasser einmal 45 Millionen
Chaetoceras und ein andermal 100 Millionen Rhizosolenien enthielten und dass
Peck (60) nocli weit grössere Mengen in der salzigen Bussard-Bay in Nord-
Amerika gefunden hat. Welch ein Unterschied, wenn man, wie ich jüngst im
April, öfters 15 cc Diatomeenplankton in 1 cbm Ostseewasser findet, während
ich in Samoa als Höchstmaass nur 1,4 cc und dazu noch Copepodenmaterial
fand. Wohl scheint es vorzukommen, dass zu gewissen Zeiten der Planktongehalt
in den Polarmeoren sehr niedrig ist, wie es Vanhöffen meldet, welcher in
(Jrönland im Februar 0,35 cc (27 m) und im September 170 cc (26 m) foiid
und daraus wäre es auch zu erklären, dass Scoresby von einer Durchsiclitig-
keit der See von 145 Meter bei Spitzbergen (was übrigens Kr ü mmol für einen
Schreibfeliler liält) berichtet ; das Umgekehrte ist in den Tro})en zweifellos nicht
der Fall, es scheint dort eben immer wenig Plankton vorhanden zu sein.
V. Zusammenfassung der Bedingungen für das Ritt'wachsthum. 85
AViis die Messuug-oii im Pacitischcii Occiiii behufs Feststellung- der Durch-
sicliti,o-l<('it l»etrift't. so will irli nur die <>Tösseren rntersueluingsserien erwähnen,
welche während der W ilkes-Kxjtedition (1840) geniaeht wurden und ca. 30 ni
ergaben, während Asclienborn in lieiniischen Gewässern an IJord S. M. S. Niobe
ungefähr 3 mal weniger fand. (Annalen der Hydrographie l^^H.) Im übrigen
siehe hierüber die Arbeit KrümmeTs über die Durchsichtigkeit des Meerwassers (39b.)
In neuester Zeit luit Professor .1. Thoulet in Nancy (Bericht im Prome-
theus No. 340 April 1896) in einer Arb(>it alle Factoren berücksichtigt. Er hält
das Wasser an und für sich für blau: aber in demselben gelöste und vertheilte
Stoffe bringen gelbe, grüne, rothe und braune Töne hervor. Als Factoren werden
aufgeführt :
1. Tiefe des Wassers,
2. Farbe des Grundes,
3. Intensität des Himmelslichtes,
4. Erhebung der Sonne über den Horizont,
5. Temperatur und Salzgehalt, welche den Brechungsindex des Wassers
A'erändern.
6. Bewegung der Oberfläche und Pichtung der Wellenbewegung in Bezug
auf den Beobachter,
7. Beschaffenheit, Grösse und Menge der vom AVasser in der Schwelle
gehaltenen mineralischen oder vegetabilischen Körper (Algen),
8. die Gegenwart mikroskopischer Thiere und ihi'e Bewegungen, welclie
zum Theil vom Lichte und der Atmosphäre abhängen.
Diese Arbeit, welche mir erst nach Niederschreibung der vorhergehenden
Zeilen bekannt wurde, vergisst keinen der anscheinend in Frage kommenden
Punkte. Aber Thoulet scheint die Arbeit von Hüfner nicht bekannt gewesen
zu sein, und über das Plankton standen ihm keine Daten zu Gebote.
Er bespricht in diesem Sinne die Ursachen der Namen des Gelben, des
Weissen, des Grünen (persischen), des Schwarzen, des Purpur- und des Rothen
Meeres, welch letzteres seinen Korallcnbänken seinen Namen verdanken soll. Die
braunrothen Phycochromaceen, das Trichodesmium Ehrenbergs erwähnt er nicht.
Wenn man indessen bei Betrachtung dieses Meeres den 'gewöhnlichen niederen
Standpunkt bei Suez wählt, so kann es einem nicht zweifelhaft sein, dass auch
hier die Sonne es ist, welche diese Auslösung auf der Netzhaut bei den Israeliten
hervorgebracht hat. Scharf umgrenzt in der zitternden Luft der Libyschen Wüste
sinkt der goldrothe Sounenball und setzt den Abeudhimmel in purpurne Gluth.
Im Osten das Sinaigebirge in rosaftirbigem Schimmer, dazwischen die spiegelnde
blaue See, im Widerglanz roth schimmernd, in seinem Schatten violett; was ver-
mögen die zersti-euten gelbrothen Fladen der Algen, die wenigen kümmerlichen
Korallenriffe der Ostküste oder gar die verhältnissmässig grosse Zahl von rothen
Gopepoden,*) welche ich daselbst fand, gegen die Grossartigkeit des Wüstenlichtes,
*) Die OberfläL-henfängo daselbst. Ende Juli und Anfang August, von Gies brecht
bearbeitet (58 c.), wiesen nahezu durchweg nur starkroth gefärbte Copei^oden auf; der Sitz
des Farbstoffs war allerdings im Parenchym, in den Oeltropfen. Im übrigen erscheint es
richtig, wenn Simroth von den pelagischen Schnecken der Planktonexpedition verall-
86 ^^- Augustin Krämer.
welches nur an den Polen, wenn auch nicht an Tinten, so ducli im Spiel des
Lichtes überti'oifen wird.
Sind es nicht dieselben Empfindungeu, wenn Selenka in seinen ,. Sonnige
Welten" (S. 272) mit den Augen des Künstlers folgende Betrachtungen anstellt:
,.Im rothen Meer und indischen Ocean fesselt vor allem der Farbenwechsel
des Wassers. Bei klarer ruhiger Luft erscheint die See dunkelveilchenblau, an
den Untiefen gTünlich, bei scliwach bewölktem Himmel korublumen- bis lichtblau,
im Reflex dunkler Wolken blaugrau, marineblau bis tintenschwarz. Eine leichte
Brise wirft grünliche Tinten dazwischen und im Beflexe der Strahlen des Sonnen-
auf- und Unterganges glüht das Wasser wie flüssiges Kupfer."
7. Die Wachsthumschnelle der Korallen.
Dana giebt an (3c S. 123), dass eine Mäandrina ca. 2 cm im Jahre wachse
und Madreporen bis zu 7 cm (s. bei Dana weitere Angaben).
Nach Agassi z (26 d) wurden Exemplare von Orbicella, Manicina und Iso-
phyllia an einem Telegraphenkabel bei Key West im Jahre 1888 gefunden, welche
3 — 7 cm in 7 Jahren gewachsen waren.
Demnach schätzt Agassiz an den Floridariffen, dass sich einBiffvonlSm
Mächtigkeit in 1000—1200 Jahren gebildet haben könne.
Eigene Beobachtungen an Korallenstöcken liegen nicht vor.
Aber die Photographie von 1880 giebt einige Anhaltspunkte für die Ver-
schiebung der Eift'kante. Wenn man die Karte von 1895 betrachtet, so sieht man,
dass die kleine Ausbuchtung, welche zwischen dem inneren (Bake) und äusseren
Riffvorsprung liegt, sich etwas ausgefüllt hat. Es wäre dies ein Beweis für ein
ziemlich ausgiebiges Riffwachsthum, zugleich ein Beweis für die Richtigkeit, dass
an der Leekaute im Hafen die Korallen genug Nahrung finden.
8. Temperatur und Salzgehalt.
Es wird angegeben, dass die Temperatur des Wassers nicht unter 21** C.
fallen darf, wenn die Korallen noch fortkommen sollen. Alle Korallenrifte liegen
innerhalb der Wendela-eise mit iVusnahme der Bermudas (32 " n. Br.), welche vom
Golfstrom erwärmt sind. Dort kommen indessen Meerestemperaturen bis zu 19 ^ C,
vor und eine Amplitude von mehr als 12° C.
In Samoa ist die mittlere Temperatur des Meerwassers 27,5" ('. mit nur
sehi* geringen Schwankungen.
Im neuen Segelhaudbuchatlas des Stillen Oceans wird als mittlere Wasser-
dichte für Samoa 1(»27 anf>'et>-eben.
gemeincrnd sagt (Vcrh. der deutsclien zool. Gesellsch. 1H!»5 S. 123): „Die liöcliste andauernde
Belichtung, welche auf der Erde möglich ist, erzeugt bei langer Dauer in den dem Lichte
am meisten exponirten Theilen (bei Schnecken im 3Iantcl und im Zusammenhange damit im
F>iute) die Stimmung zur Abscheidung von Farben, welche den küi-zesten Wellen des Spec-
trunis entsprechen.''
V. Zusanimonfassung der Bedingungen l'iir ilas Jiirtwachsthum. 87
9. Der Einfluss des Süsswassers in Samoa.
Sclion Dana wies darauf liiii, dass dio sainoaiiisclicii Kiffc durch die Süss-
■wasscM-zufliissc iiiclit in nounenswertliom Grade hccinHusst worden. Kr führt unter
anderen auch (h'u wasseiTeichen Falefä-Fluss an, dessen Mündung dureli ein Korallen-
riff nalu'zu verlegt wird, so dass der Fluss gezw'ungen ist, nach Osten auszu-
weichen. Ich führte aucli schon an, dass der Mulivaitluss zu Apia direct auf das
Mittelritt" ausfliesst, wie auch das Flüsschen in der Solosolo-Bucht direct auf ein
Eiff ausmündet.
Die durch die Flüsse niedergeführten Wassermengen sind zur Trockenzeit
so gering, dass eine Aussüssung wegen der Gezeiten nicht stattfinden kann. Anders
ist es allerdings zur Regenzeit, da die reissenden Bergflüsse alsdann durch Erden-
theile so getrübt sind, dass die Verunreinigung wold scliädlich wirken kann. Hier
scheint die lange Trockenzeit alsdann ausgleichend zu wirken.
VI. Eine neue Anffassung der Entstelumg der Atolle
im Hinblick anf die Darwin 'sdie nnd Murray 'sehe
Theorie.
Bei der Darwin' scheu Theorie war eiüer der leitenden Punkte die wunder-
bare Form der Atolle. Vor allem wurde von Darwin und seinen Anhäng-ern den
in die Lauge gezogenen Formen ein besonderes Gewicht beigelegt und betont,
dass die Krater meist rund und oval, nie aber eine solche oblonge Configuration
besässen. Ferner wird die Grösse vieler Atolle als Gegenbeweis angeführt und die
Häufigkeit in einem engumgrenzten Gebiet.
So sagt Dana (3b S. 124): „Die Theorie der unterseeischen Krater erfordert,
dass der Boden vollständig mit solchen bepflanzt wäre (70 in einem einzigen
Archipel) und sie müssen alle von derselben Erhebung sein. Es ist nicht bekannt,
dass so viele gleich grosse Vulkane auf einem Gebiet vorkommen. Die Anden-
vulkane wechseln von 1000 bis 10000 Fuss in Höhe.
Ferner giebt es Atolle von 50 Meilen Breite und 20 — 30 Meilen sind
gewöhnlich.
Solch grosse Krater sind aber unbekannt."
Gegen die Zahl der Krater lassen sich leicht im pacifischen Gebiet Gegen-
beweise finden; wie aus der Topographie Samoas hervorgeht, bilden die Samoa-
inseln eine ununterbrochene Reihe von Kratern; 70 werden sich hier leicht auf-
bringen lassen.
Betrefifs der Grösse der Krater liesse sich sagen, dass der grosse Krater von
Haleakalä auf Hawai'i 45 km im Durchmesser hat, während Vliegenatoll in den
Paumutu allerdings 60 Meilen lang (ca. 100 km) und in den Malediven sogar
eines von 80 Meilen Länge ist.
Eines ist aber richtig, dass Zahl und Grösse vereint nirgend noch beobachtet
worden ist, denn die Samoakrater sind nur klein und der Haleakalä ist vereinzelt,
wenn auch einige grössere Krater noch auf Hawai'i ihm beigesellt sind.
Jordan sagt (18): „Die Kratertheorie ist einfach durch die Thatsache wider-
legt, dass Atolle oft Grundrisse zeigen, wie sie Krater erfahrungsgemäss nie haben,
z. B. fünfmal so lang als breit."
VI. Eine neue AütTassuii^' dei- Kiitslcluino- der Atolle et('. 89
Letzteres ist zweifellos rielitio-. Darwin und Dana <>"eben zalilrcirlie Ab-
bildungen in ihren HüclieiMi, so das aus 3 ixiiigcn bestellende MetschnikotlatoU
(s. Karte der IVlarsliallinseln). wclclies 3 gesunkene Inseln andeuten soll; l'crner
werden die (lilbertinseln und die Malediven ins Treffen geluhrt.
Lyell war einer der Hauptvertreter der Kratertlieorie, bevor er sicli durch
Darwin überzeugen Hess; wenn man indessen die Bildung der Atolle durch säculäre
Senkung von der Hand weist, so kann man der Krater (bu-h nicht gut enti'athen,
da die Murray "sehe Solutions- und Auswascimngstheorie wolil für die seielit-
lagunigen. aber niclit für die tieflagunigen Atolle Itefriedigt.
Man muss sich nur ein anderes Hild von dem Aufbau eines Kraters unter
"Wasser machen, und wird nicht annehmen düri'en, dass es sicli bei den Atoll-
gebieten in allen Fällen um versunkene oberseeische Krater handelt.
Für die ferneren Ausführungen bedarf ich folgender Grundsätze, welche wohl
unbestritten bleiben dürften :
1. At(dle mit tiefen Lagunen sind l»is jetzt nur in vnlkaniscliem Gebiet beobaclitet
worden.
2. Vulkanische Thätigkeit kommt auch submarin vor.
3. Die Bildung submariner Vulkane und Krater erfolgt unter ganz anderen
Bedingungen als in der specitisch viel leichteren Luft.
4. Die Atollgruppen pflegen meist eine gewisse Richtung zu verfolgen und die
einzelnen Atolle einer Gruppe haben ihre Bichtung im Ganzen in denisell)en Sinne.
Hierbei möchte ich im voraus an die Worte von Agassiz erinnern (26a):
..Nirgend finden wir bessere Beispiele von Bildung submariner Bänke in Verbin-
dung mit Vulkaiu'n als in AVestindien. Eine grosse Zahl von Gipfeln vulkanischen
Ursprungs sind nahezu bis zur Meeresoberfläche erhoben und dienen als Grund
grosser submariner Bänke. Es ist w'ohl auch bekannt, dass die Challenger- und
Tuscarora-Lothungen eine Zahl submariner Erliebungen ergeben haben, bedeckt mit
Depositen von Pteropoden- und Globigerinenschlamm, ausgedehnte Bänke bildend,
welche den Grund für Barrieren und Atolle lieferten, während das vulkanisclie
Substratnm vollständig verborgen ist."
1. Die Configuration des Meeresbodens im StiUen Ocean.
Wenn wir die grösseren Atollgrnppen lietrachten, n;imlieli die raumutu. Viti.
Tonga, Illlice. Gilbert. jMarsliall-Inseln und Carolinen, so sehen wir. dass die ein-
zelnen Atolle einer Gruppe niclit durch jene grosse Tiefen voneinander getrennt
sind, wie z. B. die Inseln des Samoa -Archipels untereinander und von Tahiti.
Marquesas. welehe ja als naliezu reine Lavakegel aufzufassen sind. Die submarinen
Ergüsse wurden liier diii-(]i das Wasser wenig beeinflusst. Das zusammenhängende
Magma floss zwar des geringeren specifischen Gewichtes im AVasser halber nicht
demgemäss zu Thale wie an der Luft. Es thürmte sich auf. während es an der
Luft lierabfloss, hier sanfte Böschungen bildend wie z. !>. au den Hawaiikratern
ersichtlich ist.
Anders aber, wenn anstatt des Magmas nur vulkanische Asclien und Sande
ausgeworfen wurden. Aufwirbelnd wurden sie durch die jeweilig vorherrschenden
Sti'öme abgeführt, und je iiai-li Sdiwere früher oder später abgesetzt.
90 ^^- Angustin Krämer.
Wenn man auf tlcr Kai'te die Höhenrücken des Stillen Oceans betrachtet
an der Hand der Stromkarte des Segelhandbuchatlas Tafel 4, so fällt es auf, dass
sie im allgemeinen die Eichtung der Hauptströmungen einhalten, so die Paumutu-,
Ellice-, Gilbert-Inseln die Passatdrift, die Carolinen die Ost- und Westdrift.
Nun will ich natürlich damit nicht sagen, dass jene submarinen Höhenrücken
den Strömungen ihr Dasein verdanken: die Spaltenbildung der Erdkruste und die
daran sich ehemals anschliessende vulkanische Thätigkeit kümmert sich wenig um
die Wind- und Ausgleichsströmungen der Oceane.
Auch die Frage, ob diese Höhenzüge als primär gebildete vulkanische Er-
hebuno-en oder als Theile eines versunkenen Continents aufzufassen sind, interessirt
hier nicht weiter. Als Thatsache dürfte gelten, dass überall Zeichen vulkanischer
Thätigkeit nachgewiesen sind, was namentlich aus den Archipelen erhellt, wo Atolle
und vulkanische Inseln zusammen vorkommen, wie in den Viti-. Tonga-, Palau-
inseln u. s. w., nicht zu geschweigen von Samoa.
'Wenn mau aber diese submarinen Höhenzüge als vorhanden betrachtet und
vulkanisch thätig, so liegt es auf der Hand, dass bei tiefer Lage der Auswurfstelle
die aufgewirbelten Asche- und Sandtheile durch die Ströme weit abgeti-ageu werden,
ehe sie zur Ablage kommen, und dass dadurch die Form dieser Erhebungen im
Lauf der Jahrtausende sehr beeinflusst wurde. Je höher aber die Kücken steigen,
je mehr werden sich isolirte Kegel auszubilden vermögen, je nach Ausdehnung
und Stärke der Auswurfstellen, denn desto rascher kam das Sediment zum Absatz.
2. Submarine Vulkane und Geyserfelder als Bildner des Unter-
grundes für Atolle.
Im vorhergehenden wurden die Grundzüge schon beleuchtet. Weiter oben
wurden schon Beispiele angeführt, dass submarine Ausbrüche mit Asche, Sand und
Lapilli heute noch vorkommen.
Es darf ja sonder Zweifel angenommen werden, dass in der tertiären und
posttertiären Zeit die vulkanische Thätigkeit gerade in der Südsee sehr ausgebreitet
und ergiebig gewesen ist; allmälig hat seit dieser Zeit ein PJrlöschen der Thätig-
keit stattgefunden, welche heute nur noch an einzelnen Stellen und verhältniss-
mässig schwach vorlianden ist. Immerhin besitzen wir in der Südsee noch alle
Abstufungen, von den Lavaergüssen in Hawaii bis zu den Wiirmwasserquellen und
7Air Solfatarenthätigkeit an den verschiedensten Orten.
Insbesondere fehlt es aber nicht an zahlreichen Beweisen von Auswürfen von
Asche uiul Sand, worunter uns der Manu'a-Ausbruch und die Entstehung des
Falcon-lsland besonders interessiren (Tarawera. Krakatau u. s. w.). Bei ersterera
(Manna) flogen, trotzdem der Krater nachher ca. 1»»0 Meter tief unter der Ober-
fläche befunden wurde, die Steine viele 100 Meter liocli in die Lüfte empor; noch
lehrreicher ist das plötzlich entstandene, ganz aus Asche zusammengesetzte Falcon
Island, das trotz einer Höhe von ungeftihr 50 m und fortdauernder Thätigkeit all-
mälig wieder weggewaschen wird (sielie III. 5.), ähnlich Ferdinandea im Mittelmeer.
Diese isolirten Paroxysmen sind natürlich schwache Bele^^-e gegenüber solch'
grossen Atollgebieten. Man muss aber dwh bedenken, dass die vulkanische Thätig-
YI. Eine neue Auffassung der Entstehung der Atolle etc. 91
kcit der Kvdo jetzt in den Todeszii^'en lieg-t. und dass die o-cologische Zeit der
Yollkoninienen Rulie nicht melir allzuweit entfernt ist. Die Erde altert.
Imnierliin hat man aber an einzelnen Stellen und gerade in der Südsce noch
Beispiele, wie ein solch local vulkanisches Gebiet beschaffen war, nämlich Neu-
seeland. Die daselbst vorhandene vulkanische Spalte, welche in einer Länge v(»n
150 Seemeilen (ca. 250 km) vom Vulkane Tongariro bis zur AVhakariinsel in der
Bay of Plenty von SW uacli X() zieht und durch Hochstetter's Beschreibung
(..Xeu-Seeland") so j)erülimt geworden ist, ist ein Ueberbleibsel aus jeuer wild-
vulkanischen Zeit. Gegen 100 Stellen sind heute noch vorhanden, wo der Dampf
und das heisse Wasser dem Boden entströmt, zu geschweigen vini den unzähligen
kleinen Dampf-Löchern und Mofetten. Meist liegen diese Stellen und Löcher zu
oiuzelnen Grujtpen vereint, wie beim Geyserfeld von Whakarew'arewa. von Tikitere.
Waiotapn, Orakeikorako, Wairakei, Taupo, Tokaano u. s. w. Der Ausbruch des
Tarawera-Bergcs, durch den im Jalu-e 1886 die weltberühmten Terassen am Roto-
mahana zerstört wurden, und die des Tongariro (Ngauruhoe und Ruapehu) sind
noch in frischer Lrinnerung. Auf einer Tour in dieses Gebiet (s. Globus April
1896 ..Ein Planktonausflug in die vulkanische Gegend Neu-Seeland"s") habe ich
aber auch überall gesehen, wie diese Stelleu eingeengt worden sind und wie aus-
gedehnt diese Thätigkeit früher gewesen sein muss. Ich habe auch daselbst gehört
und gelesen, dass zwischen dem thätigen Krater der Whakariinsel und dem Fest-
land (in der Richtung der Spalte) mehrere Quellen submarin beobachtet worden sind.
Man denke sich nun ein solches vulkanisches Feld submarin, auf einem
Plateau, wie z. B. dasjenige, welches von Samoa nach NW läuft und die Ellice,
Gilbert, Marshall und weiterhin die Carolinen trägt. Die Lavaergüsse, welche
dieses Plateau gebildet haben, sind versiegt; Asche, Erden u. s. w. werden stetig
in die Höhe getragen, breiten sich im Wasser baumförmig aus, um dann nach
den Seiten sich abzusetzen. Neben den Vulkanen die zahlreichen Solfataren und
Geyser, welche durch den Druck der überlagernden Wassermasse direct von oben
gespeist, eine besonders ausgiebige Thätigkeit entfaltet haben müssen.
3. Die Meeresströmungen und Gezeitenströme als Anordner
des Sediments.
Dieser Absatz erfolgte indessen nicht so regelmässig und ungestört, wie es
scheinen möchte. Die Strömungen des Meeres tragen die suspendirte Masse fort,
um sie erst in mehr oder weniger grosser Entfernung zum Niedersatz gelangen
zu lassen. Aber nicht allein vulkanisches Material wird das sein; alle pelagischen
Thiere, vor allem das Plankton, das mit dem Strome treibt, wird, sobald es mit
dem heissen Wasser in Berührung kommt, abgetödtet und mischt sich dem Sedi-
ment bei. So wird es leicht erklärt, dass je nach Anordnung. Zahl und Thätigkeit
solcher Quellen die sich bildende Kraterform eine verschiedene sein muss. dass
aber im allgemeinen eine dem vorwaltenden Strome entsprechende Richtung der
Atolle wird vorhanden sein müssen. Würde nun dieser Strom immer in derselben
Richtung und stark sein, so müsste die Hauptanhäufung immer in der Richtung
des Stroms erfolgen und zwar würde bei einem Oststrom die Anhäufung im Osten
grösser sein als im Westen. Es müste also eine Hufeisenfonn Itei einem Atoll
92 Dr. Augustin Krämer.
eutstelic'ii. lu der Tliat gicbt es auch solclie, namentlich in den Palauinseln (siehe
Semper's Karte 9 c.), wo die 3 vorhandenen Atolle eine Oeffnuug beziehungsweise
Schwäche gegen Süden zeigen, da hier der an der Nordküste Neu-Guinea's nach
Westen setzende Passatstrom nach Norden umgebogen ist, um in den Aequatorial-
""CR'ensti'om zu münden. AVenn dieser Nordost-Strom noch durch den Südwestmonsun
unterstützt wird, soll der Strom hier über 2 Seemeilen in der Stunde laufen (un-
gefähr 1 m in der Secunde), eine gewiss nicht zu unterschätzende Kraft. Auch
in den Marshallinseln ist ein solches Hufeisenatoll, die offene Seite dem Strom
zugekehrt. Leider sind diese Atolle noch niclit genügend vermessen, so dass die
Angaben mit Vorbelialt gegeben werden müssen.*)
Ein solch stärkerer Strom erscheint für die Bildung eines Hufeisens noth-
wendig, da gröbere Stücke sehr rasch sinken, so dass sie durch einen sehwaclien
Strom nicht wesentlicli becinflusst werden. Günstig verhalten sich aber aucli die
feineren Bestandtheile. Thoulet hat darüber Untersuchungen angestellt ( Experiences
sur la Sedimentation. Annales des Mines 1891) und gefunden, dass die Nieder-
setzung im Salzwasser ungleich (viele 100 mal) rascher erfolgt als in destillirtem
Wasser und dass auch die Wasserwärme die Senkung begünstigt. Globigeriuen-
schalen von 0,1 mm sanken 7 mm in der Secunde und ein Strom von 8 mm
in der Secunde hob sie schon vom Boden ab, während 6 mal gTössere Globigerinen-
schaleu eines 10 mal gTösseren Stromes bedurften. Ein Druck von 15 Atmo-
sphären übte keinen merklichen Einfluss aus. Diese Untersuchungen sind nicht
neu. Schon Scheerer und Schulze (s. Poggendorf's Annalen Bd. 82 1851
und Bd. 129 1866) haben solche Beobachtungen gemacht und kurz vor Thoulet
der amerikanische Geologe Brewer (Memoirs of the Nat. Acad. of Sciences Vol. II
1883). welcher nachwies, dass S^,, Meerwasser alle Trübungen in 30 Minuten
vollständiger abscheidet als Süsswasser in 30 Monaten (s. Krümmel 39b S. 75).
Da die o-ewöhnliche uno-efähr 9 Monate des Jahres andauernde Passatdrift
in den Atollgebieten selten eine grössere Geschwindigkeit als ^/g Seemeile in der
Stunde (= ca. ^/^ m in der Secunde) erreiclit und hier die Gezeitenströmungen
theilweise fördernd, theilweise compensirend und gar rückstromig wirken kruiiicn.
so ist es wohl erklärlich, dass man es hier überall mit geschlossenen AtoUlornieii
zu thun hat, und dass nur die Richtung des Stromes im Allgemeinen in der Atoll-
form zum Ausdruck kommt. Da die losen Partikel als Asche u. s. w., vielfach
*) Es wurde z. B. Jaluit von S. M. „Möwe" im Juli und August 1895 4 Seemeilen
westlicher liegend gefunden, als in den Karten verzeichnet ist und in dem Berichte des
Coramandanten, dam. Capitänlieutenant Faber heisst es unter anderem (A. H. Juli 189(j):
„Was die einzelnen Atolle anbelangt, so erscheint die Mehrzahl derselben in den
Kartell in ihrci- inneren Ausdehnung zu klein angegeben;"
und über Wind und Wetter heisst es daselbst:
„S. M. S. Möwe traf in den Monaten .luli und August vorherrschend trübes, reg-
nerisches unbeständiges Wetter an. Der Wind, gewöhnlieh südöstlich, wehte im
Durchschnitt, tagsüber frischer, in Stärke 2 bis 4. Nachts flaute der Wind meist
ab; es setzten aber häufig sehr harte Böen von der Stille aus ein mit Stärke 6
bis 8 und schweren Regengüssen. Frischer AVestwind mit entsijrechender See tritt
manchmal ganz plötzlich auf; derselbe weht sich aber nach 10 bis 14 Stunden bald
wieder aus und die iuif"eivommene See yeht sclinell wieder herunter."
VI. Eine neue Auffassung der Entstehung der Atolle etc. 93
ein nicht viel <i;Tössorcs speciüsclios (Unvicht als das Wasser halben, so ist es auch
erklärlicli. wie die steilen Böschungen entstehen: wälirend sie in der F.uft durch
AVinde und Wasser (Hegen) zu Thal gefördert werden, bleilx'U sie hier in den
stillen (»der wenig bewegten AVasserschichten der Tiefe ruhig liegen und verkleben
durch mechanische und chemische A^erbinduugen.
Man hat eingeworfen, dass solche submarine Gipfel ausserhalb der Atoll-
gebiete nicht beobachtet seien: doch spricht Heilprin von 7 solchen Erhebungen
bis zu 12 Faden unter die Oberfläche zwischen Lissabon und Teneriffa, und von
300 nachgewiesenen in allen Oceanen zusammen. Man muss mit einem Urtheil
in dieser Beziehung über die Südsee vorsichtig sein, welche im Ganzen ja noch
so ungenügend vermessen ist.
Ehe ich indessen zur Erörterung einiger localer A^erhältnisse in der Südsee
übergehe, möchte ich 3 Arten von Sti-ömuugeu unterschieden wissen, solche durch
Ausgleich (Meeresströmungen), durch die Anziehung (Gezeiten) und durch AAlnde
(Driften) entstandene. Den AVinddriften ist, wenn sie nicht durch perennii-ende
AAlnde entstanden sind, keine gTOSse Tiefe zuzuweisen, während den Gezeiten-
strömungen, namentlich an den Küsten, grössere AVirkungen zugedacht werden
müssen. Leider ist gerade darüber wenig bekannt, wie tief die einzelnen Sti'ö-
mungeu reichen*).
Ueber die Anordnung der grossen Strömungen im pacifischen Ocean sagt
Cäsar Puls in einer Arbeit, welche aus dem Material der Seewarte zu Hamburg
hervorgegangen ist (Oberflächentemperaturen und Strömungsverhältnisse des Aequa-
torialgürtels des Stillen Oceans.**) Dissertation Marburg 1895. Seite 34—36):
,.Zu beiden Seiten der Kalmenzone fliessen die beiden von den Passaten hervor-
gerufenen Aequatorialströme über die ganze Breite des Oceans nach AA^esten. Der
südliche Aequatorialstrom ist der bei weitem mächtigere, sowohl was Breite als
auch was Geschwindigkeit betrift't. Seine Zone ist im Mittel zwischen 12" S. Br.
und 5" N. Br. Die Zone der grössten Geschwindigkeit, der stärkste Stromsti'ich,
ist der Nordraud auf der ganzen Strecke von den Galapagos an bis zur Xordküste
von Neu-Guinea : hier w^erden zuweilen Stromversetzungen von über lOo Seemeilen
in 24 Stunden gefunden. Nach Süden zu nimmt die Geschwindigkeit ziemlich
rasch ab ; manche Beobachtungen scheinen darauf hinzudeuten, dass ausser diesem
sehr ausgeprägten, starken Stromstrich nördlich des Aequators aucli südlich davon,
etwa in 5 " S. Br. wiederum ein weniger gut ausgeprägier Strich grösserer Ge-
*) Für den mächticren (xolfstroiu liegen ueuerdinf>s Resultate in tlieser Hinsieht vor
von dem Commandanten des A'ermessungsdanipt'ers „Blake"'. In den A. H. Juni 1896 heisst
es darüber: „Pillsbury's Leistung besteht darin, dass er — um genaue Strommessungen
ausführen zu können — das regelrechte Ankern eines grösseren Schiffes auf offenem Meere
in Wassertiefen bis zu 4 km zuerst ausgeführt und schrittweise vervollkommnet hat." Pills-
bury fand mitten im Strom (15 Seemeilen Abstand) an der Oberfläche 3.1 Sm. Geschwindig-
keit in der Stunde und in 238 m Tiefe noch 2.2, während er in 6 Seemeilen Abstand 2,6 Sm.
und in der Tiefe 0,6 fand (jenseits der Strasse 1.7 und 1,45). Es lässt sich ermessen, dass
nur verhältnissmässig wenig bei der langsamen Passatdrift für die Tiefen abfällt; dass aber
die grösseren Strömungen, wie erwartet, recht tief hinabroichen, ist nunmehr sichergestellt.
**) Siehe auch die Besprechung im Globus Xr. 19 dieses Jahrgangs von Gerhard
Schott, woselbst auch eine Strömunsfskarte.
94 Dr. Auofustin Krämer.
schwindigkeit auftritt, wie er mit grösserer Bestimmtheit im atiantischeii Ocean
von Hoffmann nachgewiesen ist. Dieser zweite Stromsti-ich, der etwa von 100°
bis 140 " W. Lg. vorhanden zu sein scheint, kommt aber nicht klar zum Aus-
druck u. s. W."'
„Von etwa 140'^ W. Lg. an nimmt der Theil der Strömung südlich v(»m
Ae(|uator eine etwas südlich von West liegende Eichtung (wie auch der Piissat
etwas nördlich von Ost weht), wodurch ein gTosser Theil des Wassers unser Ge-
biet verlässt. Westlich von 180'' hört diese Erscheinung wieder auf; das übrig-
bleibende Wasser sammelt sich wieder und strömt nördlich von Neu-Guinea, auf
wenige Grade zusammengedrängt, wieder mit sehr grosser Geschwindigkeit, um
unmittelbar vor Gilolo nach Norden umzubiegen und die Wurzel des Gegenstroms
zu bilden."
„Zwischen den beiden Passatströmungen nacli Osten fliesst über die ganze
Breite des Oceans hin der Aequatorialgegenstrom, dessen Geschwindigkeit haupt-
sächlich von der südlichen Aeiiuatorialströmung abhängt: ist diese stark, so ist
auch der Gegensti'om stark, erreicht jedoch niemals, ausser am äussersten West-
ende, wo er durch den Monsun unterstützt wird, dieselbe Geschwindigkeit, wie der
Nordrand jener, bleibt vielmehr um mindestens ^4 dahinter zurück."
,.Das ist gewöhnlich das Normalbild, das die Strömungen so lange innehalten,
wie es nur irgend geht; sie lassen sich nur ungern und nach langem Kampfe
mit widrigen Winden zwingen, andere Bahnen einzusclilagen und kehren sofort
wieder zum Normalzustand zurück, sobald die widrigen Verhältnisse aufgehört
haben, ohne erst die Gunst des Windes abzuwarten. So verdrängen
die Monsune das Westende des nördlichen Aequatorialstroms nur langsam aus dem
Gebiet zwischen Philippinen und Marianen und nur während der drei Monate Juli
bis September gelingt ihnen das zumeist."
„Aehnlich ergeht es dem Westende des südlichen Ae(iuat()rialstr()nis. der
aber wohl nur im December nördlich von Neu-Guinea und weiter östlich unter-
drückt wird; es herrscht zu dieser Zeit wohl keine ausgeprägte Strömung hier."
„Den härtesten Kampf aber hat der Gegensti'om zu führen. Er ist keine vom
Wind hervorgerufene Strömung, wie die Aequatorialströme, sondern eine Ausgleichs-
sti'öraung, die die grossen Wassermassen, die die Passatdriften (besonders die der
südlichen, denn die der nördlichen können in der Hauptmasse nach Norden ab-
fliessen) nach Westen geführt haben, wieder abführen muss. So ist sie weniger
vom Winde abhängig als die Driftströmungen; sie muss bestehen, so lange die
Passatströmungen bestehen."
Die Atollgebiete, welche zur Betrachtung kommen können, sind die Pauniutu-,
die Ellice-, (Union- und Phoenix-), Gilbert- und Marshallinseln, von denen Karten
beigegeben sind. Von den übrigen Gebieten aucli di(^ Carolinen, Palauinselu,
wähi'end in den Viti- und Tongainselii die StrCtnuingen nicht ausgeprägt genug
sind. Es sei nur die mindestens -j.^ des Jahres andauernde Passatzeit berück-
sichtigt.
Li der reinen Passatdrift liegen die nördlicli von Samoa gelegenen Ellice-,
Union-. Phoenix- und Gilbertinseln. Die Drift ist bei Puls von Ost nach West
VI. Eine neue Auffassuns? der Entstehung der Atolle etc.
95
und sogar tlicilwcisc iiadi Südwest iiiarkirt. Docli ist bostimmt aiizuiiclimoii, dass
sie dem häutig- aus inclir südiistliclicr l\iclitung wcliciidcii l'assat /aifulgc eine
Richtung von OSO nach WNW liat. wie auch (h-r Wind im Segelhandhuchatlas
vermerkt ist. In dieser Richtung liegen aucli die meisten At(ille dieser Gruppen,
bis auf die nördlichsten der Gilbertinseln, welche eine mehr ([uere Lage haben,
(hl sie seinen in die Schlingen des Aequatorialgegenstromes hineinreichen. Kei-
lieo-ende Karte aus Dana's Ruch ist in diesem Sinne mit IMeilen versehen.
Karte aus Dana's „Corals and Coral Islands", welche sehr schön die Richtung der Atolle und
submarinen Bänke im Sinne der Südostpassatdrift zeigt (bis y.n den Marshall-Inseln hin).
Die Pfeile tleuten die Strömimgen au.
Wichtiger sind die P^iumutu und Marshallinseln, welche von verschiedenen
Strömen heimgesucht werden. Erstere von OSO nach WNW ziehend, werden an
der Südwestseite von der SO-Passatdrift bestrichen, während die NO-Seite von
einem nahezu quer einlaufenden Strome getroffen wird, welcher als Kreisstrom
nach Südosten abgelenkt wird (s. Segelhandbuchatlas, Taf 4.). Das Kärtchen der
Paumutu-Inseln. welche, wie die folgende der Marshall-Inseln von dem Obersteuer-
mannsmaaten Höflich im Kartendepot der Kaiserlichen Werft zu Kiel auf das
genaueste angefertigt wurde, zeigt, dass die Atolle an der SW-Kante der Passat-
drift folgen, während die nordöstlichen im Sinne des quer einlaufenden Stroms
liegen. (Sielie umstelu^nde Karte.)
Dr. Augustin Krämer.
Besonders lehrreich sind die Marshall-Inseln (siehe nebenstehende Karte). Die
nördlichsten liegen in der NO-Passatdrift, welche nach Süden umbiegend in ca.
8 " n. Br. in den Aequatorialgegenstrom einmündet. Die Atolle folgen den
Windungen des Stromes, wie das Specialkärtchen zeigt.
Da diese Inseln im Laufe der nächsten Jahre durch S. M. S. „Möwe" genau
vermessen werden sollen, so darf man weitere interessante Aufschlüsse erwarten.
Die Carolinen, welche grösstentheils im Aequatorialgegenstrom liegen,
scheinen im Allgemeinen auch die Richtung dieses Stromes einzuhalten. Sie sind
indessen zu wenig bekannt, um als Anhalt dienen zu können. Eine ausgesprochene
West-Ost-Richtung hat indessen die im selben Strome gelegene einsame Palmyra-
Insel, während die etwas südlicher gelegene Weihnachtsinsel eine mehr süd-
östliche Richtung hat.
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Earaiki gTeluitaita ^aueree
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Keauüianfft
Die Pfeile deuten die Stronniflitung der Passatzeit an.
Von d(Mi Palauinseln wurde schon gesagt, dass die 8 nördlich gelegenen
Atolle nach Sem per alle nach Süden offene Hufeisen bilden. Sie werden an
dieser Seite von einem starken Strom getroffen.
Eine südöstliche Richtung hat auch das grosse Atoll Ongtong-Java bei
den Salomonsinselii, welches in der Passatdrift liegt.
Leider sind allenthalben die Vermessungen noch so wenig gefördert, dass
e-enauere Ausführunaen noch nicht erlaubt erscheinen. Ich gebe die Daten dess-
VI. Eine neue Auflassung der Entstehung der Atolle etc.
97
lialb nur. um die Aurniorksanikoit iiuf diescu Zusuiniucuhuug von Atoll und Strom
zu lenken.
Ich kann es jedoch hierlx'i nicht unterlassen, nochmals darauf hinzuweisen,
dass dieser ZusamnuMilianii; nacli meiner J\reinun<>" durchaus nicht überall vorhiinden
zu sein braucht und dass kaum an iri>-end einer Stelle des ])acitischen Oceans der
Strom jahraus jahrein in derselben Richtung fliesst, dass ferner Winde und vor
allem die Gezeiten überall moditicirend wirken.
Ich ghiube nur. ilass die an einem Orte vorwieo-enden Ströme bei Anordnung
des Auswurfs subnuiriner l^^ruptionsstellen. wenn dies Material günstig war. den in
diesem Gebiet gelegenen Atollen ihre charakteristische Gestaltung gegeben halien.
Die Fteile deuten die Strömung der Passatzeit an.
4. Die Bildung der Lagune von Atollen und die Murray'sche
Theorie.
Um die Entstehung von Atollen auf submarinen Kratern /ai umgehen, hat
MmTay die Bildung tiefer Lagunen durch Lösung des todten Kalkes im Meer-
wasser zu erklären versucht. Ich habe schon oben in Abschnitt 11 erwähnt, dass
diese Ansicht von verschiedenen Autoren als Bourne. Irvine. Boss. Hickson.
Krämer, Ueber deu Bau der KoraUenrifl'e. 7
yg Dr. Augustin Krämer.
Sliütcr. Agassiz ii. s. w. nicht «^•ethcilt wurde, welche jedocli in den übrigTu
Punkten Murray beipflichteten.
Unter andern stellte Irvine (Xature 1888, S. 461) Messungen über die
Löslichkeit des Korallenkalkes im Meerwasser an und fand dieselbe gleich 5 bis
20 Unzen (ca. 150 — (iOO g) in einer Tonne (1000 kg). Er berechnete, dass in
der Lagune eines Atolls von '/•.. Meile (1000 m) Durchmesser und 3 Fuss (1 m)
Tiefe ungefähr 100 000 Tonnen Wasser sind und davon ^c, bei jeder Fluth erneuert
wird, woraus sich ergeben würde, dass jäluiicli ungefälir ;>000 Tonnen Kalkes im
Seewasser abgeführt würden.
Wenn man nun annimmt, dass das Atoll an der liiff kante 300(» m Umfang
hat, so würde also auf 1 m Kante eine Tonne Kalk kommen, welcher von den
wachsenden Korallen des Fusses durch Trümmerliildung auf der Plattform ersetzt
werden müsste.
Die in Betraclit kommende Breite des Fusses zu 100 m gerechnet und das
Wachsthum der Korallen zu 1 cm durchsclmittlich im Jahr (siehe Abschnitt V, 7).
würde dies gerade 1 cbm Kalk = ca. 6000 Kg (6 Tonnen) geben.
Da die Zahlen niedrig gerechnet sind, so erhellt daraus, dass der Ersatz,
des aufgelösten Kalkes von aussen her leichthin möglich ist.
Bei grossen Atollen liegt dies freilich weit ungünstiger, da die Fläche sich
vergTössert, die Bitfkante jedoch dieselbe bleibt. Hier fällt aber die grosse Tiefe
der LaR'une ins Gewicht und es wäre hier geradezu notliwendig anzunehmen, dasa
die Korallen aus derselben Tiefe aufgewachsen sind, was den Erfahrungen widerspricht..
Für die kleineren flachen Atolle, deren Lagune zum Theil versandet ist,
fällt es nicht schwer, eine Erklärung zu finden. Die Bildung kann auf einer
submarinen umgrenzten Erhelnmg stattfinden; wenn die Korallen in den Bereich
der Dünung kommen, wird der leewärts liegende Theil mit Trümmern bedeckt,
während nach aussen hin der Eiftrand sich mittelst des Fusses an die Ober-
fläche erhebt.
Jedes Strandrift' bildet ja einen Sector eines solchen Atolls, nur dass die
Versandung dort durch den Strom geregelt ist.
Man muss den Gezeiten-Strömen vor allem l)ei der Offenhaltung der Atoll-
Lagunen eine nicht zu unterschätzende Bedeutung beilegen.
Bei den kleinen Atollen kommen sie nicht genügend zur (leltung; die
Dünung wirkt von allen Seiten, wenn auch an der Luvseite stärker; die Zufuhr
überwiegt hier die Abfuhr, je kleiner je mehr.
Je grösser das Atoll ist, je mehr dreht sich das Verhältniss ins Gegen-
tlieil um.
Für die grossen Atolle mit den bis zu 100 m tiefen Lagunen, wie in Viti.
Paumutu u. s. w., kann man der Präformirung eines Untergrundes in oben be-
sprochener Weise nicht gut entrathen.
Für die Offenhaltung solcher Lagunen kommen aber zweifellos neben den
Unterströmungen, wie sie Murray für die schottischen Seen nachwies (durch Wind,
Natm-e 1888 S. 479) auch noch die Ströme in Betracht, welche durch die tiefen
Spalten und Löcher des Ritt'kranzes direct in die Tiefe der Lagune dringen. Solche
Durchlöcherungen und Höhlungen, wie sie schon oben (Abschnitt IV, 5 c) be-
VI. Eine neue Aufiiissunp; der Entstehung der Atolle etc. 99
sproclien wurden, sind l'ür zahlrciclu' Atolle von Darwin, Dana, Scmpor, Graeffe
u. s. w. erwähnt und beobachtet, also nachgewiesen.
Die Bildung von Sediiuentbänken (Globigerinenkalk), wie sie Murray an-
giebt, sind ja auch keine Theorie, sondern Thatsache. Die Möglichkeit einer
indirect vulkanischen Entstehung habe ich schon im vorhergehenden (Ja])itel be-
sprochen, wie schon weiter oben die Krnährungsfrage der Korallen. Wohl bietet
die Lösungs- und Sedimenttiieorie Murray's eine wesentliche rnterstützung. aber
zu einer Erklärung dieser merkwürdigen Bildungen scheinen mir sie allein nicht
zu gein'igen.
5. Tektonik des Untergrundes.
Wie für die Sinaihallnnsel. so liabeii auch die Worte Walther's in vollem
Umfange für Sanioa Geltung: ..Nur indem man ein Korallenriff als tektouisches
Glied des benachl)arten Küstengebirgssystems betrachtet, kann man ein Urtheil ab-
geben über die Trsaclie seiner Entstehung" (31a »S. 4).
Die Gründe für die Anwendung derselben auf Samoa sind des längeren bei
Beschreibung der dortigen Küste ausgeführt. Es erübrigt nur noch nachzuweisen,
dass der Küste vorgelagerte Bänke, die zur Bildung von Barrierenriffen führen
könnten, auch anderweitig vorhanden sind. In der Ostsee ist eine solche der Stoller
Grund und Mittelgrund bei Kiel; ich erinnere ferner an Helgoland, das westwärts
an der Steilküste eine submarine Barriere besitzt, an der sanfteren Ostküste die
Sanddüne. Wäre Helgoland tropisch, so würde es im Westen von einem Barrieren-
ritt', im ( )sten von einem Sti'andriff begrenzt sein. Zahkeiche Beispiele Hessen sich
beibringen.
Merkwürdig erscheint es oft, dass Tahiti von Barrierenrifl'en umgeben ist,
wähi'end Samoa unter denselben Bedingungen liegend, derselben nahezu ganz ent-
behi't. Die Barriereuriffe kommen aber überall dort nur an der Steilküste vor,
während der flachen Westküste der Hauptinsel Strandrift'e v(^rgelagert sind.
Die Challenger-Expedition hat die Tektonik des Untergrundes im pacitischen
Ocean wesentlich den Foraminiferen zur Last gelegt. Es wurde gefunden, dass
der kohlensaure Kalk in grösseren Tiefen verschwand, wähi'end der Untergrund in
seichteren Tiefen reich an Kalk war.
Die Analysen sind kurz folgende (22) :
Zahl der ]*rol>en Tiefe °/„ Kalkgehalt des Schlammes
14 bis 500 86,0
24 1000—1500 70,0
42 1500—2000 69.5
68 2000—2500 46,7
65 2500—3000 17,0
8 3000—3500 0,88
2 3500—4000 0,00
1 über 4000 Spuren
Wie bekannt hat Murray darauf seine Theorie der Entstehung der steilen
Böschungen gefusst. Allein zugegeben, dass dies richtig ist, so erscheint die Bil-
dung; tiefer Lagunen auf flachen Sedimentbänken nach wie vor unerklärlich.
XQQ Dr. Augustin Krämer.
6. Die einstige Lösung der Frage. Bohrungen.
Schon oben habe ich angeführt, dass Murray mit weitgehendem Blicke den
irischen Geologen Sollas zu veranlassen vermochte, die zur Zeit sich bietende
Gelegenheit der Vermessung der im Norden von Samoa gelegenen Ellice-Inseln
zu benutzen. Die Admiralität sagte ihre Bereitwilligkeit zu, den daselbst statio-
nirten Kreuzer „Penguiu" zu diesen Zwecken zur Verfügung zu stellen, und die
Boyal Society bewilligte liberal die Mittel. Ich habe auch schon meinem Zweifel
Ausdruck verliehen, ob die Resultate den Erwartungen entsprechen werden, da die
Unterscheidung und Detinirung von Riffkalk und Korallenkalk zur Zeit noch Schwierig-
keiten bietet. Wird schon in 10 — 20 m Tiefe indessen vulkanisches Stratum an-
getroffen werden, so wäre dies wohl sehr fördernd für die antidarwinistischen An-
schauungen, aber noch nicht beweisend, so lauge nicht von anderen Inseln auch
gleichlautende Ergebnisse vorliegen. Der vielerfohrene Murray schrieb mir jüngst
auf eine Anfrage hin in jenem entgegenkommenden Tone, wie er den englischen
Gelehi'ten vielfach in so hervorragendem Maasse zu eigen ist. über diese Bohrungen :
„Personally I do not expect any very definite result from the Operations, but one
can never teil, where and how most interesting information may be procured."
Darwin hat vergebens gehofft, solche Bohrungen zu erleben. Ein Jahr vor
seinem Tode, 1881. schrieb er an Alexander Agassiz wegen der kurz zuvor
erfolgten bekannten Veröffentlichung Murray's die rührenden Worte : „Wenn ich
Unrecht habe, dann ist es um so l>esser, je liälder icli auf den Kopf geschlagen
nnd vernichtet werde. Es scheint mir immer noch ein wunderbares Ding, dass
keine langjährige und grosse Senkung in den Betten der grossen Oceane vor-
handen gewesen sein sollte. Ich wünschte, dass ein vielfacher Millionär sich es
in den Kopf setzen wollte, Bohrungen durch die pacifischen und indischen Atolle
zu machen und Mark für Schliffe aus einer Tiefe von 500 bis 600 Fuss heim-
zubringen."
Auch Krümm el hat jüngst im Globus auf die Nothwendigkeit solcher Boh-
rungen hingewiesen.
Ehe ich von Murray's Plänen wusste, ging ich damit um, ein Gesuch an
die kgl. Academie der Wissenschaften zu Berlin zu richten. Leider war es der-
selben nicht möglich, die für solche Bohrungen nothwendige Summe zu bewilligen,
und so wird England auch hierin den Ruhm haben, dieser Frage zuerst practisch
und wissenschaftlich näher getreten zu sein.
7. Kurze Zusammenfassung der gewonnenen Schlüsse an der
Hand der Betrachtung der samoanischen Korallenriffe.
1. Die Bildung der verschiedenen Formen der Korallenriffe wird erklärt durch die
Tektonik des Untergrundes in Beziehung zur Tektonik der Küste.
2. Der Untergrund der Atolle wird gebildet durch unterseeische Bergkuppen (aus-
gefüllte Atolle) oder submarine Krater (tieflagunige).
3. Die Krater können so beschaffen sein, wie die oberirdischen ; in den meisten
Fällen handelte es sich indessen wahrscheinlicli um submarine Geyserfelder und
Vulkane, deren Sediment durch die Meeres- und Gezeitenströmungen angeordnet
wurde.
VI. Eine neue Auffassung der Entstehung der Atolle etc. 101
4. Die merkwürdige Form der Atolle erklärt sich aus der Anordnung' der heissen
Quellen und Auswurfsstellen und aus der wechselnden Einwirkung der Sti'öme.
5. Das Wachsthum der Korallen ist der See zu. d. li. in der Brandung mehr be-
hindert als im stillen Wasser.
6. Das i*lankt(>n der Tropen ist ärmer als d:is der gemässigten Zone, ebenso ist
im Hilfen mehr Tlaiikton als in der offenen See.
7. Das Vordringen der LMffkante gegen die See geschieht mittelst des Fusses. Die
Breite dieses Fusses ist proportional der Stärke der auf die Kiffkante stehenden
See.
8. Die Tiefengrenze der Riffe wird bedingt durch den starken Helioti'opismus der
Anthozoen. Als die Tiefengrenze ist im Allgemeinen die von 15 m anzusehen.
Im Hafen wirkt der abgefüln'te Lagunensand moditicirend.
9. Die Nahrung ist innerhalb der Korallenriffe in reichliclierem Maasse vorhanden
als ausserluilli derselben.
VII. Die Kiffftuina von Samoa insbesondere in etlino-
lodsclier Beziehnna'.
Die Korallenrifte bilden uicht allein einen Schutz für die Scliift'fabrt, sondern sind
auch für die Südseevölker bedeutsame Nabrungs(|uellen. Dessbalb wissen die Ein-
geborenen deren Werth wolü zu schätzen und schenken ihnen die gebührende Aufmerk-
samkeit. Da die Fauna der samoanischen Riffe im wesentlichen mit der anderer Kiffe
in der Südsee übereinstimmt (treffliche Abbildungen findet man besonders in dem
grossen Werke von Saville Keut), so will ich nur einen kurzen Abriss geben,
zumal da mir die Zeit und die Mittel für ein eingehendes Studium dafür mangelten.
Ich glaube desshalb mehr bringen zu können, wenn ich die Thierwelt mit den
Augen der Samoaner betrachte, indem ich das wiedergebe, was ich durch eine
gTündliche Erlernung der samoanischen Sprache und stetigen Verkehr mit den
Eingeborenen daselbst zu erfahi'en Gelegenheit hatte. Eine sehr wesentliche Unter-
stützung hatte ich dabei durch das Dictionary of the Samoan language des Rev.
George Pratt, welcher 40 Jahi-e in Samoa ansässig war und erst jüngst zu Sydney
verstorben ist. (3. Auflage 1893).
1. Riff- und Schifffahrt.
Die Samoaner sind im Allgemeinen gute Seeleute und mit dem Wasser
vertraut; indessen verdienen sie es sicher nicht als Auszeichnung, dass ihre Inseln
Navigatoreninseln genannt wurden, was Bong ainville auch wohl niclit beabsichtigte,
indem er dem Archipel nur navigatorischen Werth beilegte. Die einheimisclien
grossen taumualua, mit denen einst die Meere durchkreuzt wurden, den Bug und das
Heck mit den grossen weissen Ovula-Muscheln geschmückt, der Wohnung des Kriegs-
gottes Fe'e, des Octopus. sieht man heute selten mehr. Im Atuakriege 1894 hatte
der Bussard das Vergnügen, allerdings ungefähr lO solcher Fahrzeuge nebst 50 — 100
anderer im Schlep}i zu liaben. Namentlicli aincrikiinische Bootbauer leln'en jetzt
die Eingeborenen Boote europäischen Stils zu bauen, welchen sie bis zu 100 in
einem Boote, mit ihren Pagaien (foe) eine flotte Fahrt geben. Von den grossen
Doppelbooten, taulä, die ein Deck verband, auf dem eine Hütte stand, und welche
ein grosses Mattensegel und einen Mast au Backbord führen (die Hütte war gleich-
falls nach Steuerbord, der Luvseite, schräg abfjillend und gedeckt, während sie
VII. Die Kitl't'nniKi Min Siiinoa insbesondere in etlinologisclier I^ezieliunfr-
103
nach Backbord ofton war) luilio ich kein Exeraphir mehr ;iiif den grösseren Inseln
gesehen. Da sh' nur über einen Bug segeln konnten, und desshalb beim Wenden
der Hals naeli arlitern und die Schot nach v^rne zu stellen l<ani. der Bug also
7Aim Heck und das Hecl< zum Bug wurde, so waren dies (b)eh reelit unbeholfene
Fahrzeuge. Aus diesem (irunde wurden solche Art Boote auch zweibugige Schifte
(taumua IJug. lua zwei) genannt. Auf diesen Booten unternalimen die Samoaner
grosse Seefahrten nacli Viti und Tonga und niclit auf den kleinen Canus. welche
7jöller vor dem Hafen von Pangopango gesehen hat (Reise um die Welt).
J)iese ßeschi'änktheit. nur über
•den Backbordbug segeln zu können,
liegt aucli den übrigen Faln'zeugen zu
Grunde, dem Bonitotangboot, va'aalo.
<lem 5sitzigen soatau und 2sitzigen
paopao, indem diese alle den Ausleger
(ama) an Backbord tragen, also falls
sie segeln wollen, aucli nur über Baek-
bord-Bug segeln können . wenn sie
nicht riskireu wollen zu kentern. Dess-
halb hiess auch die Kriegsflotte von
r- 1 , 1 . p 1 T-i 1 i. Bonitoboot im Apialiaten.
l poiu lauama. da sie aut der f'ahrt
nach Savaii (gegen AVesten), vor dem Passate segelnd. Ausleger und Segel au
Backbord hatte.
Falls es gilt, nur das äussere Riff behufs Fang von Fischen und Seethieren
zu besuchen, so wird gewöhnlich der kleine paopao oder soatau benutzt, welche
.sich dadurch von den andern unterscheiden, dass sie aus einem Stück Holz ge-
fertigt siiul, wozu häutig der Brodfruchtbaum dient. Das Riff heisst aau (auch
schwimmen), kleinere (Saurariffe) heissen wohl auch pinepine; die Lagune wird
aloalo genannt und ein Dorf, das eine Lagune jtesitzt. wird als taialoalo gepriesen.
Die Samoaner kennen daselbst wohl den bei Fluth auf das Land setzenden Strom
aufanua. dvn Strom nach Westen, die Passatdrift, 'aumuli. und wenn einer vom
■Strom w^eggetragen wird, so nennen sie ihn auvalea (valea dumm). Die Riffbucht
heisst 'oma'i. der Bootseinlass ava und seine Seiten augutuava, gegen das Land
zu 'uma'ava. Der äussere RiffVand heisst uluulu. die Woge peau. ^ie Brandung
an der Rift'kante ngalu. an der Steilküste apitägalu u. s. w.
Die Samoaner benutzen die Zeit, wenn das Riff zur Zeit der Springehbe
(fula, masalopa) trocken fällt (paumatü): dann zieht alles hinaus in die Strand-
lagune, an die Leekanten und Riffbuehten. woselbst sie in den Höhlen (fa'a punaoa)
oder in den Löchern (loto) die erseimte Beute finden, welelie nahezu aus allen
Tliiergattuugen sich zusammensetzt. Ein belebtes Bild bietet dann die sonst so
einsame Sti-andlagune. hier einer mit dem Speere, dort einer mit dem Netz oder
gar mit der Hand fischend. Wohl gesalbt mit dem durch die Blüthen des
moso'oi-Baumes (Cananga odorato, die weit verbreitete Anonacee) augenehm duf-
tenden Cocosnussöls widerstehen sie lange der heissen Mittagssonne, nur mit dem
lavalava Itekleidet. Xacli erfriscliendem Bade in die Hütte zurückgekehrt glühen
aber nocli lange die Wangen wundeii»ai- durcli die liclitltraune Haut der schlank ge-
104
Dr. Augustin Krämer.
bauten Mädchen und auch die Samoaner bewundern dies als Schönheit und nennen
es fa'asamisami (sami Meer).
Fischende Eingeborene in iler Strandlagune. Andrews phot.
2. Die Corallen und Corallinenalgen.
Die Madreporen sind die hervortretenden Bildnei- der samdanischen Eiife
Namentlich sind es die grossen tellerförmigen Platten der species cytherea. pici-
fera u. s. w., welche an den Abhängen der Leelvanten in Unzahl au zutreffen sind
(s. Bild.). Eine ähnliche Schilderung macht Klunzinger von den Korallenriffen
des rothen Meeres (17 a.). Am Riff'rand selbst findet man häutig M. globiceps
mit gedrungenen tiugerhutförmigen Aesten und unten aus der Tiefe steigen die
hohen Aeste der M. acuminata. hystrix, plantaginea empor: hier im stillen AVasser
sieht man auch die feinen Stylasterarten (granularis, roseus). welche die Samoaner
allenthalben zum Kaufe als 'amu'ula (rothe Korallen) anbieten. VnU'v den zalil-
reichen Arten, welche durch Dana und die Godeffroy'sche Sammlung bekannt
geworden sind, will ich nur noch einige nennen: Halomitra pileus, Coeloria For-
skaelana Esperi, Montipora verrucosa, Pavonia lata, cactus und frondifera, Pachyseris
rugosa, Leptoria phrygia, Fungia dentata. Millepora tortuosa u. s. w. Die Mille-
])oriden nennen die Samoaner pungaü, auch mä'aü (beissender Stein), wälirend
sonst eine grössere Koralle nur punga oder 'amu lieisst. Die breiten Madreporen-
schalen werden lapa. die grossen ästigen feofeo genannt.
Die Korallinenalgen spielen auf den samoanischen Riffen nicht dieselbe Rolle,
die ihnen auf an(hM-n Riffen zuQ-eschrieben wird.
YII. Die Jiift'launa von Samoa insbesondere in ethnolo{?ischer Beziehung. 105
Yipl Yorbreitet ist indessen eine Art Lithotaninion. wclt-lie die .Samoiiner
wegen der Aehnlichkeit mit einem buschigen Haupt ina'ave nennen, ferner
Amphiroa u. s. w. Diese und die zerstreut vorkommenden gesammelten Cliloro-
pliyceen*) sind in liebenswürdigster Weise von Major a. 1). Keinbold in Itzehoe
bestimmt worcb'u. Letztere, mit dem Namen limu benannt, werden theilweise
gegessen, besonders limu'ava, limn'ula und limu fual'ua: eine Xullip(»renart Namens
'aua wird als iJimssteiu verweniU't.
3. Das Leben im umgebenden Meere.
Wie beim i'lankton ausgidiilirt werden wird, ist das Meer um Samoa nicht
so von Thieren voll, wie es nach vielen ßeiseschilderungen aus den Tropen zu
erwarten wäre. So nennt Graeffe den pacitischen Ocean geradezu eine AVasser-
wüste. Denn wenn man von Süden lier den Wendekreis passirt, haben die letzten
steten Begleiter, die Albatrosse, dem Schifte schon Yalet gesagt; nur einige Thalassi-
droraen und Tölpelseeschwalben (Anous stolidus) sind noch zeitweise zu sehen.
Früher sclieint um Samoa der Pottwal (rh\ seter macroceithalus) ziemlich häulig
gewesen zu sein: die Zähne seines Unterkiefers sind heute gesuchte Artikel unter
den Samoanern. Sie wurden der Länge nach gespalten und kleine gekrümmte
Zähne daraus geschliffen, welche aneinander gereiht ein hübsches Halsl)and ('ula
lei) geben, den Schmuck der Dorfjungfern (lei der Walzahn, tafolä der Wal).
Jetzt sind die Wale durch die steten Nachstellungen der Walfischjäger selten
geworden : immerhin habe ich mich eiuigemale von ihrem Dasein überzeugen
können und S. M. S. „Falke" sah einen jungen auf dem Eift" bei Mulifanua ge-
sti-andet, der indessen vor Ankunft eines Bootes wieder freikam.
Fast noch seltener wie die Wale scheinen die Delphine zu sein, denn ich
habe wähi-eud meines ganzen Aufenthaltes in Samoa nie einen daselbst gesehen,
während sie in Neu -Seeland und Austi-alien nie zu fehlen pflegten. Auch die
Samoaner wissen von dem masimasi (die Heerde heisst langai) nicht viel zu
erzählen.
Neben Delphinen scheint auch eine Phocaena-Art (munua) vorzukommen.
Wie die Zähne des Wales, so wird auch die Schale des Nautilus, des
sesema, zu einem Schmuck gebraucht, dem sogenannten fuiono : es ist dies ein
Stirnband aus einer doppelten Reihe von haselnussgrossen Plättchen. Idäulich perl-
mutterartig schimmernd, von einem feinen Geschmack zeugend. Der Nautilus
scheint indessen sehr selten in Samoa zu sein.
Eine grössere Bedeutung kommt dem Haifisch in Samoa zu. Im allge-
meinen heisst er malie. und wenn sehr gross tanifa, eine dunkle Art fanifani. eine
helle tanifatea. Fh- ist in der Lagune zu gewissen Zeiten häutig (maliealo) und
wird daselbst mit dem Netz gefangen; vorher werden Feste gefeiert (umuto auf
Tutuila), dann zieht alles hinaus auf den Fang (lepamalie). Dies bewerkstelligen
sie durch Treiben und Lärmmachen mit einer Knarre (lutu), auch dadurch, dass
sie Köder ans Netz binden (mangimanginoa). Besondere Geschenke (lava) erwar-
*) Unter diesen befand sieh die an Madrepf>renz\veigen wachsende eigenthümUche
Valonia ventricosa I. Ag.. bisher nur von Guadeloupe bekannt, mit ihren taubeneigrossen
grünen, durchscheinenden Thalkisbhisen.
\()Q Dr. Augustin Krämer.
tt'ii (k'ii glückliclieii Fischer; das Fleisch wird gegessen, die Zähne zu Operationen
verwendet, wie der Knochen des fliegenden Hundes. Die Gegend der Apolima-
strasse ist berüchtigt wegen ihres Keichthums an Haifischen. Als der ..Bussard*'
einmal dort auf der Rhede von Mulifanua lag, umkreiste ein über 3 m langer
gefleckter Carcharias bestiiiidig das Scliitf. ging auch schlicsslirli an die ausgehängte
Angel: beim Aufheissen des (.'olosses brach jedoch der starke stählerne Haken.
Auch im Apiahafen wurde zeitweise ein schwarzer kleiner Hai beobachtet, welcher
den Köder indessen niclit nahm. Hier passirte es im Jalire 1892, dass ein Matrose
S. M. S. „Sperber" aussenbords au der Leine schwimmen lernend von einem Hai
bedrängt wurde. Als er desshalb aus dem Wasser genommen wurde und auf der
Fallreepstreppe wohl einen Fuss über Wasser stand, setzte der Hai aus dem W^asser
nach und riss dem Mann einen Theil des Gesässes al). wovon er indessen wieder
genas (der Mann). Dieser unbestreitbare Fall dürfte für diejenigen lehrreich sein,
welche immer noch bezweifeln, dass der Hai den Menschen angreift. Um so
wunderbarer klingt es allei-dings, wenn eine früliere Expedition von 8amoa berichtet,
dass die Eino-eborenen mit den Haien um ül)ei- Dord geworfene Eingeweide von
Schlachtthieren förmlich kämpften.
Im allgemeinen scheinen die Samoaner wenig Angst vor Haien zu haben,
wenigstens in Apia. wo sie von ihren Booten aus oft stundenlang baden. Dies
geht auch aus Berichten von Pritchard hervor. Er erzählt, dass ein Mann im
Boote hinausfuhr und die Haitische fütterte ; als einer nahe kam, warf er ihm eine
Schlinge über den Schwanz, die indessen beim Holen liracli. Ins Wasser springend,
fing er den Tamp, der am Fisch sass, und belegte ihn im Bo(»t: auf diese Weise
gelang es ihm denn auch, den Hai allmälig an Land zu bringen.
Auch von Tutuila erzählt Pritchard einen ähnlichen Fall, der übrigens
mit einem Biss des Haifisches in die grosse Zehe des kühnen Fängers endete ; es
scheint, 'dass allerdings diese Haie nicht sehr gross waren (wohl Mustelus).
Die Samoaner kennen auch den Hammerhai (Sphyrna) und nennen ihn
mata'italinga. d. h. das Auge im Ohr.
Nicht selten ist der gemeine Rochen (Trygon). fai genannt, dessen mit ^Vider-
haken sägeartig besetzter Stachel (foto) als tödlich gilt. Er wurde von Meuchel-
mördern unter die Matte der ausersehenen Opfer gelegt, sodass diese beim Um-
wenden des Körpers den Stachel sich in den Leib trieben. Ein Rochen mit sehr
ra ulier Haut (fai'ili) wird als Feile verwendet.
Endlich ist noch der Hornrochen. taimanu (Dicerobatis) zu erwäluien.
Wie der Fang der Haifische, so wdrd der Fang der Schildkröten (laumei)
namentlich zur Zeit der Paarung (opaga) und wenn sie nach der Lagune zum
Eierlegen kommen, mit Netzen betrieben, indem einige Boote einen Netzkreis bilden
und einer untertaucht, um die Thiere in die Netze zu treiben, in welche sie sich
verwickeln. Unter zalilreiclieii l-iXempIareii habe ich keine Karettschildkröte (Dielonia
imbricata) geselu'u. die als vorkommend angegeben wird: meist handelte es sich
um die grünen Arten (Uli. virgata). deren Schild werthlos ist. In Apia pflegten
täglich nach der Mahlzeit einige in der Nachbarschaft des Schiffes zu sein; die
geschossenen Exemplare versinken jedoch alsbald, wenn nicht ein glücklicher Treffer
auf den Kopf den augen]>licklichen Tod herbeiführt. Die Flossen heissen sanga,
\ iL. Die Ilifft'auna von Samoa insbesondere in ethnologischer Beziehung. 1()7
das Vordorviertcl siniL;;miii:i. das hintere sangamuli, der vordere Panzer sulumua,
der hintere sulninuli: Volu ist ein weiterer Name für Schildkröten.
Der ()(t()i)us (fe'e) s})ielte früher eine grosse Rolle im samoanischeu Leben.
Er galt an vielen Plätzen als ein mächtiger Gott, namentlich des Krieges. Viele
Sagen und Geschicliten hängen mit diesem Gott zusamm(?ii. Die wenigen Ceber-
bleibsel aus der ileidenzeit betreffen den ()cto]»uscultus, so die Keste eines Tinten-
tischtwnpels, das sogenannte fale Pomä im oberen Yaisinganothal bei Apia. die
Insel Nu'u sa fe'e bei Falealili u. s. w. Heute ist dieser Aberglauben längst ge-
schwunden und die Tintenüsche werden ebenso gegessen wie die übrigen Meeres-
thiere. Sie wei'den aus ihren Verstecken (mälua) im Riffe herausgeholt (ta'i fe'e).
Die skaiulinavisclie Sage von grossen Tintentischen, welclie Boote umklammern
und in die Tiefe ziehen, wird von Wyatt Gill (Jottings from tlu^ Pacitic) auch
für die Hervey-lnseln angegeben, wo ein Held Rata tlen Kampf mit einem solchen
siegreich überstand. Eine Reisebeschreibung „Coral and Gocoanut, tlu' cruise oi'
the Yacht „tire fly to Samoa" von Frankfort Moore, beschreibt ein solches
Vorkommniss auch für Apia gelegentlich des Palolofanges ; die Samoaner wissen
jedoch nichts gefährliches vom Octoiius zu vermelden, so dass dies wiihl in (bis
Reich der Fabel zu verweisen ist. was um so wahrscheinlicher ist, als das Buch
sein- viele grobe Unrichtigkeiten enthält. Das Fangen der Tintenüsche geschieht auch
mit einer Eockangel aus einer grossen getigerten Gypraea, welche einen tischkopf-
iilinlichen Stein umschliesst. Auch werden oft nur die Blätter des rothen ti-Strauches
(Cordilyne) an einen Stein gebunden (la'ei).
Es bleiben noch die Seeschlangen zu erwähnen, welche im Gegensatz
zu den Landschlangen (ngata) giftig sind. Am häufigsten sind die weitverl)reiteten
Pelamis-Arten. gali'o, mo'otai, auch soloaloalo genannt. Eine kleiiu' lichte Schlange
mit uugiftigem Riss heisst sulusululatoi.
Eine schöne Sammlung von Seeschlangen verdanke ich der Güte des Herrn
Dr. Funk in Apia: die Verarbeitung steht noch aus.
4. Fische (ia) und Fischfang (fangota).
Der Fiscln-eichtlium der Riffe ist natürlicherweise gross, da liier eine Menge
von Nahrung sich findet. Die Zalil der Arten wird indessen noch ül»ertroften durch
die ^fannigfaltigkeit der Formen und Farben. Ich habe schon in der Eiideitung
auf die Arbeit Günther's im Museum Godeffroy hingewiesen, welche treffliche
Abl)il(lungen besitzt. Auch Saville Kent's Werk bringt vieles. Es würde eines
Ruches allein ])edürfen. um das nur wenig bekannte zusammenzutragen. Cnd
wie wenig ist gerade ülier die Entwicklungsgeschichte und Biologie der Korallen-
fische bekannt!
Für die Samoaner sind die Fische als Xaliruiig von grosser Wichtigkeit und
der Fang wird systematisch betrieben. Leber 200 Namen lialien sie für die ver-
schiedenen Arten, ein Zeichen, wie viele es hier giebt.
Da ist vor allem der anae. die Meeräsche (Mugil). jung aua genannt und
aualele, wenn er ans Angst vor dem verfolgenden malauli aus dem Wasser springt.
Der malauli gehört zu (h-r Familie der Reryciden (Beryx. ^Myrijiristis. Holocentrum
108 Dr. Augustin Krämer.
u. s. w.). von denen gegen 2<t malan- Arten unterschieden werden (laualo, wenn
in der Lagune gefangen.),
Ferner der Seebarbe (Mullus) ta'ule'ia. das Emblem von Safotulafai auf Savai'i.
Am Riffe selbst die zahlreichen Squamipinnes. der bunte Ohaetodon ephippium
(tifititi), der goldgelbe Holacanthus u. s. w. Viel gefangen wird der gemeine
Nasentisch, ume, (Naseus unicornis). Der Koifertiscli. moamoa (Ostracion), der
sue (Triodon), und tautu (Diodon). der tiloa (Pristipoma), der mata'ele'ele (Apogon).
Ferner ist ))ekannt ein Häring (atule), der fliegende Fisch (mälolo) (Exo-
coetiis) (im (iregensatz zum Indischen Ocean um Samoa recht selten), der grüne,
aber delicate fungausi, der ngatala (Serranus), der mutu (Chilodactylus), der sungale
( Auabas), eine kleine durchsichtige Pleuronectide, ali, der Sägetisch sa olä (Pristis).
der pone (Acanthurus). der Hornheclit, ise (Belone), der giftige iliu und unavau.
der commensalische Fierasfer i'aui. u. s. w., u. s. w.
Alle übrigen Fisclie übertrifft jedoch an Wichtigkeit der Bouito, (Tliymnus
pelamys) atu genannt, in Tutuila i'a, in der Poesie pau. Der Fang dieser wilden Raub-
fische ist der vornehmste Sport im samoanischen Leben. Ein besonderes Boot, das
va'aalo oder tafanga, vorne und achtern gedeckt und mit grossem Ausleger, dient diesem
Zweck, da die Verfolgung und Aufsuchung der Bonitoheerdeu (inafo) weit aufs Meer
hinausführt. Wo die Möven über dem Wasser sich sammeln (pale), da sind auch die
Bonitos nicht fern, da ist Nahrung. Der Fang geschieht mit dem Perlmuttertischhaken
(matau), dem Flieghaken (tio), welcher mittelst einer Leine (afo) an einem langen, fest
in das Boot eingesetzten Bambusstock geführt wird, welcher einen hölzernen Anfangs-
theil (tu'au) hat. Durch die Fahrt des Bootes wird der Haken über das Wasser gezogen
und der Fisch angelockt. Der erste so gefangene atu in der Saison, der gnatongiä. wird
dem Dorfhäuptling zu Füssen gelegt. Aber nicht allein auf offener See, wo er eine
Grösse von 1 — 2 m erreicht, kommt er vor. sondern auch in der Lagune und in den
Häfen, wo er die in den Schutz der zu Anker liegenden Schifte fliehenden kleinen
Fische verfolgt und einen solchen Lärm verursacht, als ob jemand ins Wasser
gefallen wäre. Er tritt local oft in grossen Mengen auf, um dann rasch wieder
zu verschwinden, je nach Menge der Nahrung. So schreibt Wyatt Gill (Jottings
from the Pacific S. 157): „Als wir im John Williams nordöstlich von Lord Howe
Island fuhren, während der Dämmerung an einem Decembermorgen. sahen wir
das Meer voll von kleinen Fischen, ähnlich Sprotten. Seevögel flogen darülier,
nach Herzenslust sich sättigend. Kurz darauf kamen Heerden von Bonitos in
heisser Verfolgung nachgestürzt. Mit einem halben Dutzend Perlausternhaken ohne
Köder fingen wir in weniger als einer Stunde 116 Bonito, deren grösster Theil
eingesalzen wurde. Während des Tages segelten wir langsam durcli eine zahllose
Menge von Bonito. — Wir hätten leicht einige 1000 vor Sonnenuntergang fangen
können. Während der folgenden Nacht war das Meer erleuchtet; denn wenn die
Bonito nahe an der Oberfläche durch das Wasser fuhrcMi. wui-den sie phorphores-
cirend — ein Anblick unvergesslich denen, die ihn einmal genossen."
Die Samoaner verwenden verschiedene Metlioden zum Fang der Fische.
Die einfachste Art ist das Steinhaufen machen in der Lagune (taufatu), um da-
durch Fische anzulocken. Viele sind geschickt im Fang mit der Hand (lima malie),
mit dem Bogen und Pfeil (taoolo) und mit dem igelartigen Fischspeer (so'aso'a).
VII. Die Rifffauna von Samoa insbesondere in ethnoloj^ischer Beziehung.
109
Sonst geschieht der Fniiu,' (lui'ch Fisclirallt'iilc^cii (taiil';iii,L;';i) iiiid N'ergiften. Dies
letztere geschieht (liirch \'erreiheii (oloolo) der Früclitc (h's riitii-naiiiiies_](Bamugtonia
speciosa) oder durch Einstreuen einer Mischung von ge((uetscliten jungen Zweigen
und Blättern der Theopiirosia jtiscatorea mit Kalk in ein ruhiges A\"asser. Die be-
täubten Fisclie lassen sich alsihuiii greifen. Sehr beliebt ist auch das Fische
steclicn bei Fackellicht (laniaga). Die l'^ackcl ('auiania) licsteht aus einem welken
Cocoswedel. Die Ausbeute pHegt indessen dabei keine grosse zu sein. Statt des
StecluMis wird dabei aucli liäutig ein kleines Netz verwendet (taj»ö). Neuerdings
ist das Fischen mit l)yinimit})atroncn sehr beliebt, kostet abci' \ iclc Hände, deren
zerfetzte Tlieile ich oft zusammenzuflicken das Vergnügen hatte.
Die Fischfallen (äöa, fanga) werden aus tlen Stengeln einer Kriechpflanze
'ie'ie genannt (Freycinetia) verfertigt. Der Mund (pua) führt bei den cylindrischen
Formen durch einen laugen Eingang (tapua) in den geräumigen Korb. P^ine kleine
Falle hat den Namen puapua'i, häufig werden sie durch Korallenstöcke verbaut
(tau'amu). so dass sie kaum sichtbar sind.
Eine Art Keusenfischerei. lauloa genannt, wird häutig ausgeübt. An einem
Seil werden Cocoswedel angeflochten und damit ein grosser Theil der Lagune
eingeschlossen. Sind Fische innerhalb der Einfriedigung, dann wird das Seil zu-
sammengeholt (lo) und die Fische in einen Sack (tu'i) geti'ieben. Auf einem
Steinhaufen (tula) steht dabei meist ein Leiter (tautai) dieser Operation.
Ein einfacher Modus ist auch, einen engen Eifteinlass einfach durch eine
Falle zu verschliessen (tuaavaaoa). Von Fischnetzen ('upegaj, welche aus dem
Bast des sougä (Fipturus i)ropiiHiuus. einer Urticacee) sehr fein und schön ge-
arbeitet werden (auch wohl aus der Rinde des Brodfruchtbaums nlu. Netz u'a).
werden viele in verschiedener Weise gebraucht.
Die wohl häufigste ist die Art, wie der anae (Mugil) gefangen wird. Von
mehi'ereu grossen Booten, soatau, wii'd mittelst eines langen Netzes in der flachen
Lagune (bei Fluth) ein Kreis gebildet. Zahlreiche kleine Boote, paopao, besetzen
die Lücken zwischen den grossen Booten mit dreieckigen Netzen, eine breite Seite
an den durch Treibhölzer (uto) schwimmen-
den Rand des grossen Netzes legend. Der
Kreis wird darauf enger gemacht, und
einer springt ins Wasser, um die Fische
zum Springen über das Netz mit einem
Stock (la'autä) zu treiben, wobei sie auf-
gefangen werden. Zu Flössen wird das
Holz des ton (("ordia aspera) verwendet.
Ganze Dorfschaften ziehen an bestimmten
Tagen auf Befehl der Häuptlinge hinaus
in die Lagune zum Fischfang, dem sich
keiner entziehen darf, wenn er nicht harter
Sti'afe gewärtig sein will, rnausgenommen
(das Ausnehmen \(>r der Landung gilt als
ungehörig, palumatuina) werden die Fische dem Dorfhäuptlinge am Lande zu Füssen
gelegt, der sie austheilt. und dem der beste und grösste Fisch (tafo'e) zugehört.
Fisoliendc Einoel)t)rrno am Strande.
110 1^1'- Augustin Krämer.
Besonderes Ansehen crfrout sich der ga'oga'olctai. der ^hum. der viele Fisch-
methuden weiss: mehr schöner Blicke darf sich aber der Jüngling- erfreuen, der
vom Fischfang heimkehrt mit einem lautiti, die Fische wie ein titi um seinen Leib
hängend. Denn die Damen essen in Samoa mindestens eben soviel und gern wie
die Männer.
Unzählig sind die Worte, die sich auf die Geräthschaften, auf die Fangarten,
die Stadien der Fische u. s. w. beziehen, ein Studium vieler -Jahre, das sich aber bei
dem ottenen Blick der Naturvölker für solche für sie so wichtige Dinge wohl lohnte.
5. Fingota.
Fingota nennen die Samoaner eigentlicli alle wirbellosen Thiere. insbesondere
Medusen, Echinodermen, Mollusken, Kruster, Würmer u. s. w. Von Medusen habe
ich nur eine Aurelia im Hafen von Pangopango. allerdings während dreier Besuche
beständig daselbst gesehen ('alu'alu ? valo'a?). Oefter sah ich indessen die sesema,
die weitverbreitete violette Velella und zwar auf ott'ener See und im Apiahafen.
Lumane heisst eine grosse Actinie.
Besonders häutig unter den Seeigeln ist der alamea, die langstachelige Dia-
dema, welche sich allenthalben in die Korallenblöcke einbohrt. Folaualamea heissen
die Samoaner eine Manupulation der Selbsthilfe, indem sie den eingetreteneu alaniea-
Stachel durch die Saugkraft des Thieres wieder ausziehen lassen und so sagen sie
auch folau alamea, wenn etwas von selltst heilt. Ein grosser Echinus oline Dornen
heisst palutu, zwei andere ofaofa lauago und ofaofa sina, einer 'iua, einer sä va'i,
einer vatu'e, einer endlich vana, dessen Stacheln als Nadeln Verwendung finden.
Mehrere Arten Seesterne werden unter aveau zusammengefasst. Sulisuli ist
ein specieller Name.
Endlich die grosse Zahl von Holothurieu (und Synapten), deren Eingeweide
(wie das mancher Seeigel) als sea gegessen wird, besonders das der lomu. Die
gewöhnliche Holothurie heisst funa oder funga und wenn sie sehr gross ist ulapo ;
je nachdem sie schwarz, weiss oder roth ist, wird sie fuuafuna uli, sina oder ngatae
genannt. Sonstige Namen sind : amu'u 'ulutunu, loli. maisu (schwarz), matamalü,
matefanau, peva u. s. w.
Sie kommen indessen nicht so zahlreicli vor, dass an eine Trepangftibrikation
gedacht werden könnte.
Von den Krebsen wissen die Samoaner ungefähr 30, von den Mollusken
ungefähr 50 Namen anzugeben.
Am wichtigsten von ersteren ist der u'ü, der Cocosnussräuber (Bii-gus latro)»
welcher hauptsäclilich auf Manu'a (ein Baum voll Krebse heisst dort pei) und
auf Tutuila vorkommt. Sein feister Schwanz heisst angani und ist natürlicherweise
sehr beliebt. Desshalb ist der Krebs selten. Häufiger sind die Meereskrebse, die
Lysiosquilla maculata vornehmlich, und die Langusten. Am meisten gelangen
wird indessen der ('arcinus, pa'a genannt, der eine recht ansehnliche Grösse erreicht
und vortrefflich schmeckt. Neben den selteneren Salzwassergarneelen, den ulat ai,
ist aber vorzüglich ein in den Flüssen sehr verbreiteter Palaemon. der ulavai,
welcher oft über 10 cm lang wird (abgesehen von dem langen 1. Fusspaar) und
in Salzwasser gekocht vorti-efflich mundet. Eine Landkrabbe, (Gecarcinus), welche
VIT. Die Rifffauna von Samoa insbesondere in ethnologischer Beziehung. 1 1 1
oft weit üIht ciiu'ii Fiiss spannt, ist sehr liäuti«^', un<t untcruTäht den Strand
um Apia strcckcnwciso dorarti«;-, dass das Hcitoii daselbst ^-clalirlicli wird. Ich liattc
ciiimal G('l(\i>(Miheit, eine lebendig zu erhalten, welche im Hause des Herrn Dr. Funk
beim Einbruch in die Speisekammer ('i-ta]ipt worden war. Dieser malfo soll einige
Tage nach Vollmond (gewöhnlich wird der vierte angegeben) abendlich das Land
verlassen und /.um Strande kommen, wobei er abgeschnitten und im Fackelschein
erschlagen wird. Die erste Naelit heisst tolovale, die zweite tötilotilo. Auch eine
Laiulkralibe mit dicken Scheeren gibt es. tnpa. wonach das elephantiastisch ver-
dickte Hein der Samoaner vaetupa genannt wird. 'Aeiio uu(\ alamisi sind Namen
für Landkrabben, die an die See gehen, um zu tauciien (matä sila). I und jia'a
tea sollen giftig sein. Erwähnung bedürfen noch die zahlreichen rothscheerigen
Gelasimuskrebse (unga), auch Schildwachkrebse genannt, welche mit den flink
hüpfenden Periophthalmusfischen den Mangrovesumpf hintei- A ]»ia Itevölkern. F o r b e s
beschreibt sie treffend vom Keeling-Atoll.
Musehein und Schnecken (pule) sind häutig auf (h'ii Ivift'en.
Die Trichuna. faisua genannt, scheint indessen in Samoa nicht die Grösse
zu erreichen, wie auf den Marshailinseln. in der Torresstrasse u. s. w. Gegessen
wird das Fleisch unter dem Deckel der Turboarten (tupe der Deckel, das Fleisch
moälili) ; besonders beliebt scheinen die Spondylusarten zu sein (fatuaua) und die
Cardium ähnlichen Pipitü, Pae, 'asi, welch' letztere hauptsächlich zum Abschaben
der Tutungarinde behufs Zubereitung des Bastes des Papiermaulbeerbaumes für die
Tapabereitung dient, auch maugeo, sele u. s. w. Zum Rasiren wird eine gelbe
Mesodesma ähnliche Muschel verwendet, tipi sele ava genannt, auch die Tellina
ähnliche Pipitala. Die Pumala (('assis cornuta) diente frülier als Kriegstrompete,
die Ovula Ovulum (l^ypraea Ovulum), wie schon erwähnt, als Schmuck der Kriegs-
fahrzeuge, da man glaubte, dass in den leereu Schalen der Geist des Kriegsgottes
fe'e, des Octopus, hause.
Ob die in Fiti nicht seltene Cypraea aurautium auch in Samoa vorkommt,
wie angegeben wird, habe ich nicht erftün-eu können. Auch die Perlmuttermuschel
von Tahiti, tifa. sclieint recht selten zu sein.
Eine schöne malakologische Sammlung erhielt ich in Apia durch die Güte
des Herru Alexander Schmidt, welche noch nicht verarbeitet ist. K-h gebe
daher die obengenannten Daten mit Vorbehalt wieder.
6. Der Palolowurm.
Wie die Zeiten des Haifischfanges und des anae, des kleinen lo im Juli
u. s. w.. so bildet auch die Zeit des Palolofauges zu Beginn der Regenzeit, des
Va i Paloh). im October und November einen der Höhenpunkte im samoanischen
Leben. Wochenlang spricht alles nur davon, wie wohl der nächste Palolo aus-
fallen mag, wie die früheren waren und wann der nächste sein wird. Die alten
Leute und Dorfhäuptlinge springen mit ihrem Rathe ein, denn das tauese, das
falsch berechnen, ist liier von grossem Schaden, da in wenigen Minuten sich das
ganze Erscheinen des Wurmes abspielt. Ich will mich nicht länger dabei auf-
halten, die Art und Weise der Bereclmung und die Muthmaassungen beti-effs der
Ursachen des Ersclieinens zu erörtern, da Herr Dr. G oll in die bekannten Notizen
222 I^i"- Augustin Krämer.
Merüber zusammengestellt hat anlässlich der Bearbeitung des Materials, welches
ich während zweier Jahresfeste sammelte. Im Jalir 1893 war der gi-osse Tag
der erste November, im Jahre 1894 am 20. desselben Monats in Apia, wo ich
beide Feste mitzumachen Gelegenheit hatte. Als S. M. S. ,.Bussard" am 24. Oc-
tober 1894 nach' Matautu auf Savai'i kam. war daselbst der Palolofang schon 3
Tage vorher am 21. Octolter gewesen, war also einen Monat früher als in Apia.
Ich liatte Gelegenheit, die Corpora delictorum in Bananenblättern gedünstet zu
w\u'n und auch — zu schmecken. Auch frisch habe ich einmal diese Borsten-
würmer (Palolo- [Lysidice-] viridis Gray) versucht und gefunden, dass sie gar
nicht übel munden. Nicht so gut schmeckte ein langer, kleintingerdicker Regen-
wurm (Oligochaete) der aus dem Sandstraude stammt, dem die Samoaner ein
Loch in den Leib beissen, um die Geschlechtsorgane herauszudrücken. Ebenso-
wenig schmeckten mir die daumengrossen Carabuslarven, welche die Samoaner
mit Genuss lebendig verzehren.
Essen und Tanz bildet wie immer den Hauptbestandtheil des Palolofestes,
faleali'i, auch falepä genannt. Das Auftreten des AVurmes erfolgt am Tage, am
Tage des letzten Viertels und am Tage nach demselben; der erste Tag heisst
nsunoa, auch motusanga, der zweite oder grosse Tag tatelega und der dritte sale-
funo-a. Als Zeichen des Erscheinens des Wurmes wird auch das Aufti'eten eines
kleinen Fisches, mosi mosi. unmittelbar vorher angegeben. Zum Fange dienen
verscliiedene Netze : in Lefangä sah ich einen reusenartigen Korb aus dünnen
Cocosblattrippen zusammengesetzt, mit dem Namen 'enu. auf Savai'i ein langes
Netz aus den brauneu Blattscheiden (laua a) der Gocosblattwedel zusammengenäht
und unten mit einer kleinen Oeffnuug ; dies Netz heisst taepä. Im civilisirten
Apia werden natürlich europäische Netzzeuge verwandt, mit Vorliebe Stücke ausser
Dienst gestellter Muskitonetze, welche über einen racketartigen Rahmen gespannt
werden. Der Ertrag ist nicht immer lohnend : doch kommt es zuweilen vor, dass
solche Unmassen gelangen werden, dass sogar samoauische Mägen zur Vertilgung
niclit ausreichen und Schweine zugezogen werden müssen. Der Ort des Schwär-
inens ist nicht die flache Lagune, sondern eine Riffbucht, eine tiefe Stelle inmitten
des Strandriffes. In Apia ist dies die Lelepabucht, gegenüber der Landecke Matautu,
das Palolotief, das eine Tiefe von 13 m aufweist.
Der Fang bietet einen eigenthümlichen Reiz. Noch bei Nacht gegen ^1^4=
V\\v Morgens begiebt man sich zu Apia im Boote nach dem nahen Fangplatz.
Am Himmel steht der Halbmond, am klaren Sternenliimmel, nur wenig Licht spen-
(b'iKl. Eine külile Landbrise ruft das Gefühl der Morgenfrische wach. Man durch-
quert den Hafen, steuert auf den Rift'einlass bei Matautu zu und dringt im Strand-
canal in wenig Minuten bis zur Landspitze vor. Von hier ist das Palolotief noch
250 m entfernt durch die flache Lagune getrennt. Vor 4 Uhr kommt man noch
einigermaassen leicht liinültcr, wenn das Boot iiiclit zu sehr besetzt ist, nach 4 Uhr
ist es schon mühsam.
Tastend suchen die lioote in dvv Dunkelheit ihren Weg zwischen den Korallen-
rasen, die hier die Lagune theilweise l'üllen, bis man plötzlich in tieferes Fahr-
wasser gelangt. Dunkle Schatten von IVülier angekommenen Booten sieht man
<uif dem glatten Wasser liegen, ein Zeichen, dass mau schon am Platze ist. Gegen
VII. Die Rifffauna von Samoa insbesondere in ethnologischer Beziehung. 113
5 Uhi" beginnt es sich allmälig im Oston zu lichten. Schon erkennt lUiin in der
Nähe einige bekannte Gestalten, blumenbeki'änzt und duftige Ketten über die Brust.
Aber nur ein leiser Gruss tönt dem Ankommenden entgegen, als ob man fürchtete,
die Beute durcli Lärm zu versclieuclien. Einzelne Personen schöpfen schon AV asser
lind es scheint, dass der Fang gut wird. Es wird lichter und lichter; die kurze
Dämmerung beginnt. Jetzt sieht man das Wasser, und bald gewahrt man auch
einzelne lange dünne Würmer in demselben sich schlängelnd fortbewegen. Bald
mehrt sich mit der Helle auch die Zahl derselben ; niemand achtet mehr des Nach-
barn ; alles schöpft und fängt, die Beute in bereitgestellte PJimer abschüttelnd.
Blickt man aber auf. so gewalirt man ein wunderliares Bild ; vor sich das hohe
grüne Ijand, die Schluchten noch in Dunkel gehüllt, die lichten Höhen in saftigem
Grün schillernd ; unten aber am »Strande die Hütten zwischen den nickenden Cocos-
palmen, ein endloser grüner Strand ; der frische ablandige Morgenwind, voll von
Blüthendüften, verscheucht die Müde der kurzen Nacht ; seewärts der weite, stille
Ocean im ersten Blau des Morgenlichtes aufleuchtend ; unermüdlich wälzt er seine
Fluthen gegen die nahe Riifkante au, wo der weisse Gischt zusammenstürzt, die
erste See schon gefolgt von einer zweiten und dritten in unaufhörlichem Spiel;
in dem stillen Wasser rings umher ein buntes Gewirr von Booten und Canoes,
eine Unzahl junger geschmückter Mädchen und alter Weiber, emsig fischend unter
Lachen und Scherzen: da hebt sich schon die Sonne im Osten; nur noch vereinzelte
W^ürmer durchqueren lebensmüde die Oberfläche ; alles eilt dem Lande zu, um die
Boote, ehe es zu heiss wird, über die nun nahezu ti'ocken gefallene Lagune zu
ziehen. Auf der stillen W^asserfläche des Palolotiefs sieht man nun die Bonitos
die Nachlese halten; bald aber ist daselbst alles wieder stille wie zuvor.
Krämer. Ueber den Bau der KoraUeiiriffe.
VIIL Die Centrifuii'iruiii>' des Plankton.
Es liegt moht in meiuer Absicht, die He nsen' sehe Methode verbessern oder
gar schmälern 7ai wollen ; als ich im Frühjahre 1889 nach Kiel kam, nm in die
Kaiserliche Marine einzutreten, rüstete man eben zm' gTossen Planktonfalu't. Auf
mich allein angewiesen, habe ich im Laufe der folgenden Jahre während zahli'eicher
Fahrten practisch die Methode geprüft, aber dabei stets bedauert, dass sie an den
einzelnen zu grosse Anforderungen stellt, nicht allein an das Wissen, sondern auch
an die Zeit und die Casse.
Hensen's Methode wird allen grösseren wissenschaftlichen Expeditionen als.
Muster zu dienen haben; sie ist die Methode der Hochsee, woselbst in grösserem
Umfang zu plauktonisiren nur denjenigen vergönnt zu sein pflegt, welche sich an
Bord eines für wissenschaftliche Zwecke in Dienst gestellten Schiffes belinden.
Was soll aber der einzelne Mann machen, welcher allein an der Küste weilt,
oder an Bord eines zu Anker liegenden Schiffes sich befindet? AVas soll der Rei-
sende machen, der über eine gedrängte Zeit verfügt und sich doch gern über den
Planktongehalt eines bestimmten Meerestheils oder Süsswassersees in kurzer Zeit
vergewissern möchte ?
Es kann nicht genug darauf hingewiesen werden, dass eine Uebersicht über
die Resultate am Orte des Sammeins nicht allein neue Gesichtspunkte und Lücken
enthüllt, sondern auch sehr zur Arbeit anspornt.
Jeder weiss, wie das mechanische Sammeln ohne die Kenntniss des Erreichten
müde macht und wie umgekehrt übersichtliche Resultate anspornen und harte
Arbeit vergessen machen.
Man hat sich bis jetzt im Allgemeinen mit wenig Planktonfäugen begnügt ;
muss doch eine grosse Serie von Fängen, welche nach Hensen's Angaben ver-
arbeitet werden soll, jedem eine gewisse Beklemmung verschaffen, dem man sie
zur Verarbeitung übergiebt.
Wenn aber auch Hensen's Schluss richtig erscheint, dass man aus wenig
Stichproben auf die Bevölkerung eines Meerestheils Schlüsse ziehen kann, (wenig-
stens zur Jahreszeit des Fanges*), so wird, es in vielen Fällen doch wichtig sein,
diesen Schlüssen durch eine Reihe von Messungen Beweiskraft zu o-eben.
Hensen sagt über einen Fang in der Sargassosee mit 2,300,000 Individuen auf 1 qra
(„Die Lebensgemeinde in der Fläche des Oceans". Deutsche Heviie XIX. Juni Heft S. 319):
„Viele in engerem und weiterem Umkreis gemachte Züge mit demselben Netz und verticalem
Aufzug ergaben ähnliche Mengen und ganz ähnliche Zusammensetzung der Lebensgemeinde ;.
VIJI. Die Centrifugirung des Plankton. 115
Wird man erst viele tausende von Fän<.>en wälirend der verschiedenen Jahres-
zeiten aus einem Meeresabschnitt besitzen, dann wird num erst sagen dürfen, dass
man ilm wirklicli kennt.
Man wird noch mein- verlangen müssen : eine über viele Jahre ausgedehnte
Beobachtungszeit.
Solche Forscliungcn scheinen aber inn- nirtgüch, wenn man die Masse des
Planktonfanges rasch und genau messen kann. Sind diese Massen ül)ereiiistimmend,
so wird es genügen, aus einer Gruppe eiiu'u herauszugreifen und auf die allge-
meinen Compouenten durchzuzählen. Die wissenschaftliche Untersuchung des Mate-
rials ergiebt ja Genus und Species der einzelnen Individuen, welclie für die Com-
position vielfach nur ein secundäres Interesse besitzen.
Zur Messung sind verschiedene Methoden vorgeschlagen wu)rdeu: Bestimmung
dm-ch Verdrängung, durch Absaugen, durch Berechnung des Cubikinhaltes der ein-
zelnen Thiere (!), durcli Wägung, Trocknung u. s. w. Alle diese Methoden widerlegen
sich von selbst : theilweise muss das Material geopfert werden, anderntlieils ist
die Bestimniung nur im Laboratorium ausführbar u. s. w.
Am besten ist noch die Bestimmung des Rolivolumens, das Sichabsetzen-
lassen des Fanges in Alcohol während 24 Stunden, welches Verfahren während
der Planktonexpedition in Anwendung kam. Aber abgesehen davon, dass sich ver-
schiedenes Material verschieden schlecht absetzt, mangelt eben oft die Zeit, nament-
lich beim Reisen. Das conservirte Material ergiebt aber ein geringeres Volumen
als das frische.
Henseu sagt darüber (52a S. 137): ..Viele Diatomeen verhalten sich wie
Vogelfedern; Peridineen und Copepoden sind ziemlich gut messbar, andere Formen
des Planktons nehmen Zwisclienstellungen ein. Man sollte daher glauben, dass
mit Volumensbestimmung hier überhaupt nichts genutzt werden könnte, indessen
das ist doch möglich. In den Fängen überwiegt nämlich in der Regel die eine
oder die andere Gruppe so sehr, dass alle anderen dagegen zurücktreten ; daher
sind ähnlich zusammengesetzte Fänge unter sich nach dem Volumen eiuigermaassen
vergleichbar, aber nicht vergleichbar mit Fängen verschiedener Zusammensetzung
und solchen aus verschiedenen Jahreszeiten oder solchen, die mit verschiedenem
Netzzeug gemacht worden sind."
Für das 24stündige Absetzen des Fanges verhalten sich die Diatomeen natür-
lich anders wie die Copepoden ; ja die Phvcochromaceen pflegen sich zur Zeit der
„Blüthe" überhaupt nicht von selbst niederzusetzen, da sie dann specitisch leichter
als das Wasser und der Alcohol sind. Bei Fang mit kleinen Netzen und auf
geringe Tiefen versagt diese Methode aber naliezu ganz. (Brandt 54c.)
Desshalb habe icli versucht, die Masse des Planktonfanges durch Centrifugi-
rung zu Ix'.stiramen, weil hierdurcli gleiche Bedingungen für alle Compouenten
geschaffen werden, und da ich nun über eine 3jährige Erfahi'ung darin gebiete
und die Methode in den verschiedensten Breiten angewandt und als ausfühi'bar
kein einziger Zug ergab entschiedene Abänderungen der Jliscliung. Logisoherweise ist man
gezwungen, bis zum Beweis des Gegentheils anzunehmen, dass die an diesen Stellen gemachten
Befunde für die ganze Region Geltung haben. Das ist ein Kreis von etwa 1000 km Radius
oder eine Obcrfläclie, die der Landflächo von Afrüca nahe gleichkommt."
8*
WQ Dr. Augustin Krämer.
befunden habe, so stehe ich nicht an. sie zu empfehlen vor allem für Küsten-
fänge und für das Studium der Plan k t o nv er th eilung in den
Korallenriffen, wo es gilt und leicht fällt, viele Fänge zu machen und es in
erster Linie interessii't, zu erfahren, wie viel Plankton vorhanden ist.
Dabei sind die Fänge wold untereinander vergleichbar, da ein Bestandtheil
immer vorhanden ist, nämlich die Copepoden. wovon ich noch weiter unten zu
sprechen haben werde.
Dass das Material nicht durch die Centiifugirung leidet, kann ich dadurch
beweisen, dass ich bei der Bearbeitung der Copepoden des Haurakigolfes in Neu-
seeland nahezu nur centrifugirtes Material gebraucht habe, das eine sichtbare Be-
schädigung nicht aufwies.
Weit abgesehen davon, durch das näher anzugebende Verfahren die Hensen-
sche Methode schädigen zu wollen, glaube ich vielmehr ihr Stütze zu verleihen,
indem diese leicht auszufüln-ende und vereinfachte Moditication dazu dienen möge,
ihr die gebührende Anerkennung zu verschaifen.
Die Ausführung der Fänge:
1. Fang und Netze.
Wenn die Tiefe nicht bekannt ist, wird sie im Hafen erst ausgelothet. In
See bei treibendem Schiff arbeite man stets in Luvseite, damit die Leine nicht
unter den Kiel schneidet. Zur Verwendung kam stets ein Apstein'sches Netz
(56 a) mit ungefähr ^7.5 Qi^ Netzöffnung und wurden die Fänge damit im Hafen
meist auf 10 m Tiefe gemacht, gelegentlich auch vom Grund aus bis zu 40 m,
da in grösseren Tiefen Schiffe nicht zu ankern pflegen. Gelegenheit zum Fang
bei nicht ankerndem Schiff bot sich nur selten (s. Tabelle C).
Das Aufholen des Netzes geschah mit der Geschwindigkeit von ungefähr
^lo m in einer Secunde.
Da ich fand, dass die Weite der Netzöffnungen durch Vernähung des
Messingringes bei den 3 in Gebrauch genommenen Netzen variirte, Hess ich mir
neuerdings ßinge aus Messingband anfertigen, am unteren Theil behufs Festnähung
des Conus umgeschlagen und durchlöchert. (S. 122 Fig. g.)
Für Studien in kleinerem Maassstabe lassen sich 4 Weiten empfehlen:
1. 7ion *1"^ <^1*''^ "i^^i Durchm.) dient als kleines leichttransportables Netz, haupt-
sächlich zu Süsswasserfängen ;
2. V75 •l^ii (130,3 mm Durchm.) für Küstenfänge, vornämlich in heimischen Ge-
wässern ;
3. ^/_^„ qm (159,6 mm Durchm.) hauptsächlich für Küstenfänge in den Tropen
und Seefänge;
4. 'Zog qm (225,7 mm Durchm.) für Seefänge.
Grössere Netze können ihrer Unhandlichkeit und ihres liohen Preises halber
nur bei grösseren Expeditionen Verwendung finden. Das von der Planktonexpe-
dition gewöhnlich gebrauchte Netz von '/k. q"^ Oeffnung kostet gegen 300 M.
Als Netzzeug kam Müllergaze Nr. 12 und Nr. 19 in Anwendung. Ln All-
gemeinen wird es sich empfehlen, nur die feinste, Nr. 20, zu verwenden. Wenn
Vin. Die Centrifugirung des Plankton. 117
man indessen nur auf die Menge Wertli legt, genügt Nr. 12 vollkommen, ja ist
vorzuziehen, da damit mehr gefimgen wird (an Masse).
Mit der Grösse der Netzöttnung wächst naturgemäss die Breite und die
Länge des Netzes. Das Verhältniss von Netzöftnnng zu Filtrirfläche stellt sich
ungefähr wie 1 : 2(>.
Da nicht alles Wasser in der Säule filtrirt (durch Verdrängung), muss ein
geringes zu dem Fangvolumen addirt werden. Bei Müllergaze Nr. 20 ist dies
ungefähr '^q, bei Nr. 12 = Vj,,, (siehe Hensen's Tabellen, die übrigens schwer
verständlich sind), denn der Durclimesser der Löclier von Nr. 20 ist = 0,0.5 mm,
der von Nr. 12 aber = 0,1 mm.
Ks ergiebt sich daraus, dass man mit Nr. 12 auf diejenigen Thierforinen
nicht rechnen darf, welche kleiner als 0,1 mm sind. Da solch kleine Individuen
verhältnissmässig selten sind, so kommt ihr Wegfall beti'efts des Volumens gar
nicht in Betracht. Aber aucli wenn sie massig reichlicli vertreten wären, würde
ihr Volumen doch nicht gegen das der Topepoden in Concurrenz treten, nicht
einmal gegen das zweite Zehntel, das bei Nr. 20 verloren geht. Aus diesem
Grunde erhält man für Ontrifugirzwecke weit richtigere Resultate mit Nr. 12 als
mit Nr. 20. Auf alle Fälle thut man aber gut, bei quantitativen Fängen mit Nr. 12
sich wenigstens etwas qualitatives Material mit Nr. 20 zu sichern.
Da ich mit beiden Netzen Fänge gemacht habe, habe ich keinen Ausfall zu
beklagen. Die Zahlen aus Neu-Seeland. wo sich in den Fängen sehr zahlreiche
Diatomeen, Globigerinen. Tintinnen u. s. w. befinden, zeigen ja auch, dass man mit
Nr. 12 genügende Resultate in biologischer Hinsicht günstigenfalls erhält. Die
Fänge mit Nr. 19 dienen als (Nmtrole. Bei dem kleinen Volumen der Hafenfänge
lohnt es sich kaum, einen Filtrationscoefficieuten in Rechnung zu bringen, zumal
da die Methode nicht ideales leistet. Die Fehlermöglichkeiten lassen sich indessen
noch nicht klar übersehen.
2. Besichtigung und Filtrirung des Fanges.
Ist das Netz aus 10 m Tiefe senkreclit aufgeholt, wird es noch einigemale (je
nach Diatomeenreichthum) in das Wasser bis zum conischen Aufsatz eingelassen und
dann rasch aus dem Wasser geholt, damit möglichst alles in den Eimer gespült wird.
Der Fang wird dann in ein Glas abgelassen, der Hahn wieder geschlossen,
das Netzzeug des Filtrireimers mit einer Spritze von aussen abgespritzt, und dann
der Inhalt dem ersten Ablass hinzugefügt.
Bei Betrachtung des Fanges erkennt das geübte Auge leiclit, ob es sich um
..gute" Fänge oder um Beschmutzung handelt. Ist man zweifelhaft, so ist das schon
ein günstiges Zeichen; das Microscop bringt leicht Aufschluss darüber. Bei ankerndem
Schiffe muss man stets am Bug die Fänge machen, damit mau nichts von den nach
achtern trcibcnchni Abgüssen mit fängt. Vor allem muss die Zeit des Ascheheissens
vermieden werden. Wenn sich ein starker Gezeitenstrom geltend machte, wie z. B.
in Auckland, so wurde die Zeit des Hochwassers oder Niedrigwassers gewählt
und zwar, ehe das Schiff zu schwojen begann, weil sich dann das Wasser am Bug
am reinsten erwies. Ist AVind und Strom entgegengesetzt, so dass der Oberflächen-
schmutz nach vorne ti-eibt. so wird man die Fänge besser am Heck ausführen.
118 ^^- Augustin Krämer.
Hier muss die persönliche Erfahrimg zu Hülfe kommen, die freilich nur der be-
sitzt, welcher lange zur See fälirt. Jeder maclit seine üblen Erfahrungen und auch
beim Planktontangen wiixl man nur durch Schaden klug. Diese Uebelstände ver-
meidet man, wenn man vom Boote aus Fänge macht. Mau thut alsdann gut,
dieselben erst am Lande zu tiltriren und centrifugii'en, namentlich bei schlechtem
Wetter; alsdann ist es freilich oft unmöglich, überhaupt Fänge zu machen.
Hat man den Fang für brauchbar befunden und grössere Thiere (Medusen.
Amphipoden etc.) mittelst einer Spritze oder eines Hebers entfernt (was bei den
kleinen Netzöffnungen nicht oft nothwendig zu sein pflegt), so wird der Fang durch
einen kleinen Eimer tiltrirt, wozu mau kurzweg den am Apsteiu'schen qualitativen
Fangnetz angeschi'aubten verwenden kann (S. 122 Fig. f.). Freilich können
dabei noch einige kleinere Formen verloren gehen, welche gerettet waren. Bei
„exacten" biologischen Fängen wird man desshalb gut thun. direct aus dem Ge-
fäss in ein kleineres Messglas den Fang hinein zu centrifugiren, wozu man nur
einige besondere Einrichtungen braucht und was zugleich eine ziemliche Zeit-
ersparniss wäre.
Die untere Oeffuung des kurzen Filtrir-Cylinders muss durch ein Läppchen
von mindestens derselben Netzzeugnummer abgeschlossen werden, aus der das zum
Fang verwendete Netz besteht. Am besten nimmt man dazu immer Nr. 20. Das
Läppchen wii-d durch einen Klemmring festgehalten.
Nach mehrfachem Ausspülen des Glases wird das Läppchen abgenommen,
auf der Cylinderwand ausgebreitet und mit Daumen und Zeigefinger der liidven
Hand festgehalten. Mit der rechten Hand schabt man mittelst eines feinen schmalen
Spatels die Planktoumasse vom Läppchen ab und überträgt sie direct in die Centri-
fugirmessgläser. Dies kann so genau gemacht werden, dass auf dem Läppchen
kaum ein Exemplar zurückbleibt, wovon ich mich durch das Microscop des öfteren
überzeugt habe.
3. Die Messgläser und die Centrifugen.
Für Hafenfänge und ^/„^ qm Netz kam ich in Neu-Seeland und Samoa immer
mit ßöhi'chen aus, welche nur 5 mm Lichteuweite und 115 mm Länge besasscn
(S. 122 Fig. a). Sie sind auf 2 cc im Ganzen gTaduirt und tragen die '/joTheil-
striche 5 mm von einander entfernt, so dass man sehr genau ablesen kann. Für
heimische Verhältnisse und um auch für das ^/-q Netz eingerichtet zu sein, habe
ich indessen solche von 7 mm Lichtenweite und 115 mm Länge anfertigen lassen,
wo die 7]o Theilsti'iche nur ca. 3 mm von einander entfernt sind. Sie genügen
für diese Zwecke indessen vollauf. Sie passen genau in die 1 cm weiten Messing-
hülsen der ,.Reisecentrifuge" hinein. Natürlicherweise sind einige grössere Mess-
gläser für grössere Fänge (namentlich in den kalten Meeren während der Diatomeen-
zeit) nothwendig (zu 3, 5, 10 — 20 cc), für welche einige weitere Messinghülsen
zum Anhängen vorhanden sind. (Bei dem draussen angewandten Apparat waren
nur ungefähr 20 mm dicke Hülsen vorhanden.) Angewandt wurde ein Centrifugii-
apparat, welcher das Frincip der Kugel-Kreissel-Centi-ifuge (nach Prof. Gärtner-
Wien und Franz Hugersh off- Leipzig) uiul der Lautenschläger' sehen
sich horizontal stellenden und zurückfallenden Röhrchen verbindet. Acht Röhrchen
Vni. Die Centrifugirung des Plankton. X19
von 20 111 111 DiircliiiicsscM- sitzen um die Welle, wek-lic mittelst einer 2 m langen
starken Schnur zweimal liintcreiuaiKler abgezogen wird, wodurcli jedesmal der
Apparat auf die Dauer ca. 2 Minuten von selbst läuft. Die Kölirchen sind von
unten her durch einen Messingcylinder umgeben, welcher sich mitdreht. Der ohne-
dies nicht leichte Apparat musste in einem festen Kasten angebracht werden, so-
dass das Gesammtgewicht recht erheblich wurde. Vm das lästige Abziehen zu
vermeiden, construirte mir der Maschineningenieur Stehr eine Vorrichtung, sodass
der Ap))arat jetzt mittels eines Handrades in Betrieb gesetzt werden kann, wie es
beim I^a utenscliläger'schen Apparat der Fall ist. An Bord moderner .Schilfe
hält es leicht, den Betrieli durch einen kleinen Electromotor zu erwirken, wodurch
das Arbeiten sehr erleichtert wird. Im Allgemeinen möchte ich rathen, dem
Laufens chläger- Apparat den Vorzug zu geben, mit der Modification, dass
statt zweier Hülsen mindestens acht in der Centrifugirscheibe sitzen, welche min-
destens 120 mm lang und 20 mm Lichteuweite haben.
Audi dieser Apparat kann natürlich nicht überall hin seiner immerhin nicht
geringen Schwere und Grösse halber mitgeführt werden. Um dies zu ermöglichen,
habe ich mir einen Apparat consti'uirt, welcher auch dem kühnsten Bergsteiger,
falls es erwünscht ist. ülierall hin folgen und ohne die Hülfe eines andern l)edient
wan-den kann. Er ist mit einem Microscop und einem Zähitisch nebst allem Zu-
behör zur Messung in einem Kasten zusammen untergebracht, welcher nur 35 zu
39 cm hoch und breit ist und eine Dicke von 17 cm besitzt. In ein wasserdichtes
Futteral eingeschlossen, in welchem ein kleines Süsswasserplanktonnetz nebst Leine
untergebracht werden kann, wiegt dieser Kasten alles in allem nicht ganz 15 kg,
eine gewöhnliche Trägerlast. Das Futteral trägt Riemen, so dass alles bequem
auf dem Bücken trausportirt werden kann.
Der Centrifugirapparat selbst, Avelchen ich zur Unterscheidung „Reisecenti'i-
fuge" nenne, wiegt nicht ganz 3 kg (s. umstehend).
Er wird durch Abziehen einer Schnur ähnlich der Kreisselcentrifuge in Be-
wegung versetzt, muss jedoch während des Ablaufens in der Hand behalten werden,
da der leichte Bau kaum erlaubt, ilin irgendwo festzuschrauben. Der Fuss ist aus
Holz, der Rahmen aus einem gebogeneu kräftigen Bandeisen, welches durch Eisen-
rippen verstärkt ist. Aus der Abbildung erhellt die Form. Neun Messingliülsen
(e) von K» mm Lichtenweite und 115 mm Länge sind mittelst je 2 Haken an
einer Tragscheibe (d) eingehängt. Eine gieichgrosse Scheibe (b B) befindet sich
darüber, welche behufs Ein- und Aushängen der Hülsen auf- und abgeschoben
werden kann, und einen abnehmbaren Deckel, die Centiifugirscheibe (a) trägt,
unter der die lieim Gentrifugiren wagerecht stehenden Hülsen geborgen sind. Die
Hülsen haben unten einen Ausschnitt (e'), damit das Messrohr leicht ausgehoben
werden kann und auch eine Uebersicht über den Fortschritt des Genti-ifugirens
ermöglicht ist. ohne dass die Hülse ausgehängt zu werden braucht. Der Apparat ist
in der Werkstatt von G. Z Wickert in Kiel angefertigt und kostet 45 Mark daselbst.
Bei grösseren Fängen von Diatomeen (Ghaetoceras) muss man die Messgläser
so weit nehmen, dass die centrifugii'te Masse nicht viel mehr als dreimal so hoch
wie breit ist. da sonst die Resultate zu ungleicli werden und die Fänge sich schlecht
absetzen.
120
Dr. Augustin Krämer.
Aus den angegebenen Messungen lässt sich leicht berechnen, wie gross
ungefähr die Mengen ausfallen bei den verschiedenen Netzöffnungen. Darauf wird
man bei Anwendung verschiedener Netze zu achten haben.
Die Messgläser füllte ich vor dem üebertragen mit 30 — 40 % Alcohol ; ist
der Fang reich, so muss man entsprechend viel zuvor abgiessen.
Reise-Cent rifuge.
a abnehmbare Centrifugirsclieibe. Die Seite gegen den Beschauer ist behufs Einblick durchbrochen,
a' dieselbe verkleinert von oben gesehen,
b b' b" Stützscheibe für die Centrifugirscheibe mit Klampe zum Festlegen (b" B") und 2 Stiften (St) zum
Einlassen.
B B' B" diesellte von oben gesehen, isolirt.
c Schraube zum Festschrauben der Centrifugirscheibe auf die Stützscheibe.
d Tragscheibe mit Löchern zum Einhängen der Messinghülsen (e).
e Messinghülsen zum Einsetzen der Messröhrchen mit Ausschnitt (e') behufs Ausheben der Gläser.
f unterer Theil der Welle zum Aufwinden der Abziehsclinur mit Loch.
4. Das Centrifugiren.
Das Idealste ist, dass man einen Fang so lange centrifugirt, bis sich das
Volumen nicht mehr setzt. Bei den kleineu, nahezu reinen Copepodeufäiigen Samoas
war das nach zweimaligem Abziehen schon erreicht. Auch waren die Fänge in
Neu-Seeland nicht so gross und diatomeenreich, dass ein längeres Centrifugiren
nothwendig geworden wäre. 3000 Umdrehungen in einer Minute lassen sicli mit
dem Lauten Schläger' scheu Apparat erreichen ; die Kreisselceutrifuge leistet
dasselbe ; allein auch 2000 sind ausreichend.
Wie schon erwähnt, läuft die Kreisselceutrifuge nahezu 2 Minuten, wovon
jedocli nur die erste in Betracht kommt. Zweimaliges Abziehen würde also zwei-
minutenlanger Umdrehung mit der Hand gleichkoiumen.
Wenn die Fäuge besonders reich an Diatomeen (wie z. B. die Chaetoceras-
fänge in der Aprilzeit im Kieler Hafen) sind, so genügen 2 Minuten nicht. Ins-
besondere die Chaetocerasformen setzen sich ihrer zahlreichen Borsten halber nur
sehr schwer zusammen. Weite Messgläser sind hierfür uneiiässlich. Hier muss
Erftihrung mithelfen. (Siehe Vortrag auf der Naturforscher-Vers. Frankfurt 1896.)
"VTII. Die Centrifugirung des Plankton. 121
5. Verrechnung.
Hensoii liat alles auf 1 ([iii Meeresoberfläche berechnet, iiuleni er den Er-
trag des Meeres mit dem Lande vert;lieh. Für Fäiig-e im offenen Meere, welche
grössere Tiefen als 2ü(» m durehtisehen. ist dies siclier sehr zweckmässig.
Für Küstenfänge möclite ich jedoch dies in Abrede stellen. Das Land ist
ja doch nur eine Fläche, das Meer dagegen ein K'aum. Das Lehen der Luftthiere
ist vom Boden abhängig, wälirend es im i\ieei-e eine vom Hoden abhängige und
iinabliängige Fauna und Flora giebt. Vax letzterem gehört vorzüglich das Plankton,
wenn auch der Einfluss der Küste auf die Masse überall liervortritt. Wollte man
alles auf I ((m Meeresoberfläche berechnen, so wäre es mindestens uothwendig,
dass alle Fänge vom Boden aufwärts gemacht würden. Alle übrigen Fänge hätten
nur relativen oder gar keinen Werth. An der Küste, wo Plankton überall bis
zum Boden vorhanden ist. würde man al)er desshalb. wenn man immer vom Boden
aus flscht, sehr ungleiche Resultate erhalten, die unter sich erst nach rmrechuuug
verglichen werden könnten.
Desshalb hal)e ich für die Küsteufänge (resp. alle Fänge bis zu 20(» m) die
Berechnung auf 1 clun als Einheit durchgeführt.
Dieselbe ist einfach:
die Zahl der Fänge (n) = 1
die ceuti'ifugirte Menge (c) = 0,2 cc
die Tiefe des Fanges (f) = 10 m
und die Oeffnungsfläche '/tö 'P^ (") = '^5 gesetzt,
, . ^ ,. „ ^ CO / 0,2.75 ,^\
heisst die lormel I — , — ; = l,o cc l
n . t V 1 . 10 /
Bei der Notirung wurden folgende Formeln angewandt:
1 X 10 m = 0,2 cc II 1 cbm (10 m) = 1,5 cc.
Bei allen Ausrechnungen geschah dies bis zur zweiten Decimale, welche nur
approximativ Geltung hat, aber für spätere Berechnungen wichtig ist.
Anders verhält es sich freilich, wenn man Fänge aus grösseren Tiefen, z. B.
1000 m und noch tiefer, macht, sei es in der See oder in den tiefen Fjorden
einer Küste. Entweder muss mau sie betrachten, als ob sie aus 200 m Tiefe
gemacht wären, wenn man sie zum Vergleich ziehen will, oder man muss sie auf
1 Qm berechnen und solche Fänge nur uuter sich vergleichen, was entschieden
als das richtigere erscheint.
6. Die Zählung.
Durch die Einführung der Zählung der Planktouorganismen in einem quan-
titativen Fang hat Mensen seiner Methode das bestimmte Gepräge verlielien.
Er sagt darüber (52a.):
..Für die numerischen Bestimmungen des Inhalts der Fänge sind
eine Reihe von Zählungen erforderlich. Von den zahlreichsten vor-
kommenden Formen zählt mau nur eine kleine Quote des ganzen Fanges,
von den weniger reichlichen Formen eine entsprechend grössere Quote
und von den seltenen Formen, insofern sie zugleich von erheblicher Grösse
sind, zählt man womöglich den ü^anzen Fang durch."
122
Dr. Augustin Krämer.
Die Zählung- wird in diesem Sinne sehr genau durchgeführt und l)edarf bei
den grossen Oceanfüngen natürlicherweise einer grossen Zeit.
Bei den Küstenfängen, wo es sich meist immer um ein geringeres Volumen
handelt, wenn man liier wie gewöhnlich mit einem kleinen Netz (7,5' qm) und
auf geringe Tiefen (10 m) arbeitet, wofür man entsprechend mehr Fänge machen
kann, verhält sich dies anders. Entweder greift man hier einen Fang zur Zählung
heraus oder man wirft mehrere gleichsinnige zusammen, nachdem mau sie einzeln
zuvor centrifugirt liat und zälilt eine Probe davon durch.
Da die absolute Masse eines einzigen solchen T'lanktonfanges (^/^^ qm und
10 m) gewöhnlich nicht viel mehr oder weniger als 0,2 cc ergiebt, so erhellt
daraus schon zur Genüge die gTössere Einfachheit. In den Tropen pflegt sogar
diese Zahl kaum erreicht zu werden.
Bei der Zählung dieser kleineren Fänge verwendete ich weder Hensen's
grosses Zählmicroscop noch seine Stempelpipetten (wenigstens nur eine zu 0,2 cc
behufs ControUe). Nicht als ob ich dieselben durch bessere Materialien oder eine
bessere Methode ersetzen könnte — die Gründe sind pecuniärer Natur. Denn eine
Pipette kostet 18 M., und da man eine Serie
davon besitzen muss, so belaufen sich die An-
schaftungskosten recht hoch. Dazu kommt,
dass der Transport des umfangreichen und
schweren Microscops und der leicht zerbrech-
lichen^ difficilen Pipetten für den Reisenden
mit leichtem Gepäck wegfällt, wenn er über-
haupt beabsichtigt, Zählapparate mitzunehmen.
Als Zähltisch benutzte ich einen Appa-
rat, wie ihn Z Wickert in Kiel ersonnen hat,
und welcher an die gewöhnlichen Microscope
mit Vierkanten Objecttischen angeschraubt
werden kann (S. 122 Fig. e). Er trägt
eine Glasplatte 45 : 75 mm, welche in 7-2 ^^^
Längsstriche eingetheilt ist. Diese Platte
kann im Allgemeinen 4 Tropfen Wasser
tragen, wenn sie durch Alcohol und Aether
fettfrei gemacht ist. Gut thut man. die
Fläche erst mit einer dünnen Glycerinschicht
zu überziehen, um das rasche Verdunsten zu
verhüten. An Bord, wenn das Schiff' nicht
ruhig liegt, empfiehlt sich die iVnwendung
der Glyceringelatine, *) die auch zum Ein-
sclüuss von Präparaten in diesem Sinne dien-
lich ist. (Abscldnss mit ('anadal)alsam.)
Die Manipulation stellt sich bei einem gewöhnlichen Fang ohne übermässigen
Diatomeeureichthum folgendermaassen dar :
*) Wasser 42 cc, Glycerin 88 cc. (Jelatine 7
filtrircn.
('arlidlsäiire 1 "'. hoiss durcli (ilaswolle
VIII. Die Centrifugirung des Plankton. 123
Ks wird eine 7-2 — i^/o l*l:'iil<t(>naul'schw('iniiiuiig dargestellt, also '/o — 1 ^^
centrifugirten Materials auf lOO cc Wasser. Die Aufschwemmung geschieht in
einem langen Glascvlinder ohne Schnauze zum Abgiessen, damit beim Abschluss
mit der Hand während des Durchscliüttelns nichts verloren geht.
Ist der Fang gut durchgeschüttelt, so entnimmt man mit einer Spritze aus
der halben Höhe der "Wassersäule ungefähr 1 cc Flüssigkeit.
Die Spritze ist folgendermaassen beschaffen: Eine gewölniliche Glasspritze
läuft unten in ein kurzes gewöhnliclies Glasrohr von ca. 7 mm Durchmesser aus,
,so (hiss man einen engen Gummisrlihiucli überziehen kann. Durcli den Guinmi-
sclihuich mit der Sj)ritze verbunden wird ein beiderseits offenes Glasmessrohr von
115 mm Länge und 5 mm Lic-htenweite. das in '.,„ cc eingetheilt ist und zw^ar
so. dass der Nullpunkt nicht an der unteren Oeffnung selbst, sondern einige mm
darüber liegt. (S. 122 Fig. a.)
Ist die Probe von ungefölir 1 cc aus dem Mischungscylinder entnommen,
wiitl das untere Ende rasch durch einen genau einpassenden Gummistopfen (b)
verschlossen und bis zum Nullpunkt eingetrieben.
Es wird nun abgelesen, wie viel Mischungswasser entnommen ist und notirt.
Das Messrohr wird alsdann von der Spritze abgenommen, centrifugirt, wieder
an die Spritze gebracht, der Gummistopfen vorsichtig entfernt und durch einen
Druck auf den Spritzenstempel die unten angesammelte Plankton-Probe auf die
Zählplatte entleert, was meist in 2 Tropfen erreicht ist.
Beim Wiederansetzen des Messrohres an die Spritze muss man darauf achten,
dass mau den Guiiimischlauch nicht weiter und nicht weniger überzieht, als der
Gummistopfen unten eingeschoben ist. Dadurch wird verhütet, dass im ersteren
Falle beim Abnehmen des Stopfens etwas wegspritzt, oder im letzteren eine Luft-
blase aufsteigt, was ein neues Centi'ifugiren nöthig macht. Was auf dem Gummi-
stopfen liegt, wird durch einen Spatel abgeti*agen.
Einfacher gestaltet sich das Verfahren, wenn das Messrohr an die Spritze
angeschmolzen ist (c). Nur ist eine Centrifugirung dann unmöglich. Dann muss
man den Inhalt sich niedersetzen lassen und so lange auf die Zählplatte abti'opfeu,
resp. \on neuem zählen, bis in den 4 Tropfen nichts mehr enthalten ist, was
meistens beim dritten male schon der Fall zu sein pflegt. Natürlich muss man
darauf achten, dass die Spritzenstempel gut schliessen; die gewöhnlichen, aus zwei
Ledermünzen bestehenden (eine nach oben, die andere nach unten geschlagen),
thun ihren Dienst vortrefflich.
Wenn auch diese Methode mit der grossen Genauigkeit der Stempelpipetten
nicht wetteifern soll, so liefert sie doch i-echt brauchbare Resultate, wie mir mehi'ere
Controllzähluugen gezeigt haben.
Da man die beiderseits offenen Messröhrchen auch zum Centrifugiren der
Fangmassen überhaupt verwciulen kann, so beträgt die ganze Ausgabe hierfür den
Betrag für eine Glaspritze und einige dm rothen Gummisclilauclis.
Da die nun zu zählende Planktonprobe den hundertsten Tlieil ungefähi- des
Gesammtfanges beti'ägt, *) so können also mathematisch nur die Individuen jedes-
*) Die Samoafänge ergeben, dass in O.l cc contrifuiiirter Planktonmasse ungefähr
1000 Individuen sind. Dies kann natürlich sehr schwanken, meist ist es mehr.
124
Dr. Augustin Krämer.
mal auf der Platte seiu, von denen wenigstens 100 im Fange vorhanden sind.
Zählt man desshalb einige 100 Individuen durch und erhält 1 "/^, in der Zählung,
so ist dies für eine Uebersieht genügend.
Im Allgemeinen können bei dieser Zählung nur Thiere resp. Pflanzen Be-
rücksichtigung finden, welche in diesem Verhältnisse zum mindesten vorhanden
sind und ich glaul)e, dass dies für die Kenutniss der Zusammensetzung des Küsten-
planktons meist vollkommen genügt.
Nicht genügen wird dies freilich der Biologie und wissenschaftlichen Thier-
geogi'aphie. Die meisten Zoologen betonen ja, dass der wissenschaftlichen Yer-
arl)eitung der Fänge der Vorrang gebührt. Es scheint mir desshalb genügend,
zweimal 1 cc einer 1 °/„ Planktonmischung genau durchzuzählen und die Compo-
nenten dieser Probe festzustellen, was in 1 — 2 Stunden bei einiger Uebung er-
ledigt ist, wenn kein Diatomeenfang vorliegt. Vom übrigen Planktonfang wird
alsdann nach Abfiltrirung durch das Netzeimerchen möglichst viel auf dem Zähl-
tisch durchgesehen und alles bei der Zählprobe nicht Beobachtete sorgfältig notirt.
Aus der Zahl der dabei beobachteten seltenen Individuen kann man dann ihre
relative Häufigkeit abschätzen, die, wenn sie oder die Zählung riclitig ist, unter
1 " 0 bleiben muss.
Natürlicherweise können während einer solch' kurzen Zeit nicht alle genera
und species gezählt werden, zumal w^enn sie für die Wissenschaft neu sind. In
der Hauptsache kommt es ja in vielen Fällen darauf an, die Hauptcomponenten
zu erfaluTu und die häufigeren unbekannten Individuen durch eine kurze Zeichnung
im Gedächtniss festzuhalten. Specielleren ökologischen und Inogenetischen Studien
bleiben natürlich eigene Modificationen vorbehalten.
Die Gruppen, die in Betracht kommen, sind hauptsächlich folgende:
1. Gruppe. Crustaceenlarven Nauplius . |
junge unbestimmte
alte
Oithona
Corycaeus
Harpacticiden
etc
Halocvpriden
Zoea
Summa "L
2. Gruppe, Copepoden
3. Gruppe
4. Gruppe
Ostracoden
Cladoceren
5. Gruppe. Vermes
Evadne .
Podon .
etc. .
Sagitten
Kotatorien
6. Grup])e. Tunicaten
Appendicularien
Vm. Die Centrifugirung des Plankton.
125
Gruppe, rrotozoeu
8. Gruppe. Metazoen
Radiolarion
Foraminifereu
Tintinnen . .
Peridineen
etc. . . .
Diatomeen . .
Coscinodiscus
Chaetoceras .
Rliizosoleiiicn
Summa "
Phycochi'omaceen
9. Gruppe. Cysten
Larven / „ ,,
Eier )
10. Gru]ipe. Macroscopisches : Medusen, Hyperiden, Schizopoden. Anneliden etc.
\\'io die centrifugii'te Menge, so wird am Schluss auch die Gesammtsumme
auf 1 cbm berechnet.
Ich ghiube. dass ein solches Verfahren völlig genügt, um Aufschluss über die Ver-
theilung und die Composition des Planktons an den verschiedenen Orten zu gewinnen.
Denn was nützt an und für sich die exacteste Zählung im mathematischen
Sinne, wenn das Medium ein schwankendes ist; Mensen betont selbst au den
verschiedensten Stellen seiner Arbeiten, dass er auch das Klein-Plankton nicht für
mathematisch genau vertheilt hält; ich habe mich in tausenden von Fällen über-
zeugt, dass dies nicht der Fall ist, und niemandem ist es noch eingefallen, dies zu be-
haupten. AVenn ich aber au einer Stelle zehn Fänge hinter einander mache, und bei
allen schwankt die Menge, wenn auch nur um ein geringes in der Zusammensetzung
und im Volumen, wie es die Tabellen zur Genüge zeigen, was nützt dann die
minutiöseste Zählung; eines einzelnen Fang-es, wenn alle andern verschieden sein können ?
"Wenn ich aber für ein freieres Arbeiten in dieser Beziehung füi'derhin das
AVort ergTeife, so thue ich es ausdrücklich nicht in der Absicht, um mich zu
denen zu gesellen, welche geradezu Schmähungen auf die Männer gehäuft haben,
die in unermüdlicher Arbeit und Aufopferung das Material gezählt, gesichtet und
verarbeitet haben, welches während der viermonatlichen Oceanfahrt des ,, National"
im Jahre 1889 gesammelt worden ist, ein Material, für das noch vieler Jahre
Arbeit nothwendig sein wird, bis es als abgeschlossenes Ganzes vorliegt. Es ist
ja auch nicht immer im Voraus abzusehen, was bei der genauen Zählung für den
Specialisten abfällt. Es scheint mir sicher, dass die accuraten Resultate der
Planktonexpedition namentlich für die kommenden Generationen von nicht alizu-
sehendem AVerthe sein werden: durch eine solche Arbeit war es allein möglieh,
die Ausführbarkeit der Methode klarzulegen und die gewonnenen Resultate ver-
mögen zweifellos anderen Forschungen die AA^ege zu ebnen, und weitere Arbeiten
leichter zu gestalten. Aller Auliing ist schwer. Sei die wissenschaftliche AVeit
doch wenigstens damit zuMeden, dass diese Arbeiten wirklich ausgefülu't worden
sind; es nimmt ja niemand die A>rpfliclitung damit auf sich, sie nachzumachen.
IX. Zur riaiiktoiiyertlieiliiiiA' im Pacifisclieii Ocean.
1. Die Resultate der Fänge in Samoa.
In Tabelle A siud die eiuzcliien Fänge nachgewiesen. Es wurden im Ganzen
212 einzelne Netzzüge in Samoa ausgeführt, welche ergaben, dass durchschnittlich
0,42 cc Plankton in 1 cbm Wasser hier vorhanden war. Das Maximum war 1,4 cc
im Juni zu Apia (Nr. 36), das Minimum 0,04 zu Leone im Octolier. Hierbei
muss aber bemerkt werden, dass die unter 0,1 cc bleibenden Mengen meist auf
Plätzen gewonnen wurden, welche keine Häfen, sondern Rhedeu zu nennen sind,
wo also der Ocean direct einwirkt, als Mulifanua und Leone (Nr. 51, 56, 59), und
dass die gTossen Mengen wesentlich durch Sagitten verursacht sind.
Da aber an einer Stelle gewöhnlich mehrere Netzzüge hintereinander, oder
an einem Orte an verschiedenen Stellen zur selben Zeit solche gemacht wurden,
so ergeben sich in der That eigentlich nur 37 Fangserien an verschiedenen Plätzen
uud zu verschiedenen Zeiten, also 37 Durchschnittsfänge. Diese vertheilen sich
auf folgende Orte:
Apia 13
Saluafata 7
Pango-pango 5
Vailele 4
Fangaloa 2
Mulifanua 2
Falealili 1
Safata 1
Leone 1
Falefä 1
37.
Von diesen Fangserien hat ebenfalls Nr. 36 den höchsten Durchschnitt mit
1,0 cc wie Nr. 56 (Leone) den niedrigsten mit 0,08 cc.
Die höchsten Fänge wurden im Mai und Juni erreicht, also beim Beginn
der Passatzeit. Da jedoch December, Januar, Februar und März ausfallen, so
kann eine Angabe über das Scliwanken des Planktons in Samoa nur von relativer
Bedeutuno; sein.
TX. Zur Planktonvertheilung- im Paeifischen Ocean. 127
Für die iiaho bei oinaiulcr golcgciicii und uiigcrähr dicsclhcu \'('i-hältnis.S(i
darbietenden Plätze Apia und Saluafata ergiebt sich folgendes:
Mai 0,49 cc (Nr. 35, 75, 76, 7(i.)
Juui 0,78 „ (Nr. 36, 77, 78.)
Juli 0,53 „ (Nr. 37, 38, 39, 43.)
August 0.33 „ (Nr. 47, 48, 50, 52.)
September 0,52 „ (Nr. 53.)
October 0,3 „ (Nr. 58, 60.)
November 0,69 ,, (Nr. 1 u. 2.)
^lerkwürdig ist, dass die beiden Fänge zu Apia am 5. Juni 1894 (Nr. 36)
und am selben Tage des Jalires 1895 (Nr. 77) mit 1,0 cc und 0,75 cc in ihren
Jahrö-änß-en die liöclisten sind. l>ei (b'm leider lückenhaften Material will ich daran
keine weiteren Schlüsse knüpfen. Fs geht nur daraus hervor, dass Schwankungen
im Planktongehalt auch hier vorzukommen scheinen, dass sie indessen gemäss dem
geringen Wechsel in der Temperatur der Jahi-eszeiten verhältnissmässig geringe sind.
Wie aus Nr. 39, 42 (a — e), 43 hervorgeht, so kann es vorkommen, dass
mau fünfmal hintereinander an derselben Stelle ziemlich genau dasselbe Quantum
fangt. Ks kann aber auch vorkommen, dass man aus gleicher Tiefe beim ersten
Zug 0,58, beim zweiten 0,72 und beim dritten 0,36 cc erhält (Nr. 46) oder 0,2,
0,09 und (»,3 (Nr. 45). Aus diesem Grunde ist es mit den Stufenfängeu übel
bestellt.
Fs ist eine längst gewürdigte Thatsache. dass die horizontale Verbreitung
der pelagischen Thiere wechselt, namentlich die der grösseren, als Medusen, Tuni-
caten u. s. w.
Um über das Microplankton einigen Aufschluss zu erhalten, habe ich in
13 Fangserien einige Fänge auf 10 m und einige aus grösserer Tiefe zur selben
Zeit und an selber Stelle gemaclit:
Für den grösseren lleichthum unterhalb lü m spraclieu 9 und zwar:
Fangserie Oberfläche bis zu 10 m Oberfläche bis zu (siehe Klammer):
49
0,32 cc
0,43
cc
(16—19 m)
50
0,29 „
0,37
??
(19—20 m)
52
0,22 „
0,45
V
(14,5 m)
54
0,23 „
0,25
»7
(35 m)
55
0.07 „
0,1
r
(35 m)
56
0.07 „
0,08
(33 m)
57
0,22 ,,
0,34
(35 m)
73
0,5 „
0,81
V
(20—30 m)
74
0,31 „
Das Um
igekehrte
ergaben
0,55
4:
''
(20 m)
45
0,36 cc
0,2
cc
(40 m)
46
0,55 „
0,27
(40 m)
53
0,65 „
0,44
(17 m)
58
0,21 „
0.15
,.
(13 m)
Im
All.
^•emeinen
würde dies
dafür sprechen.
dass in
Samoa unterlialb der
m-Grenze
(wohl
bis
zu 20 m)
bei Tage
mehr IVlicroplanktor
i vorhanden ist als
]^28 ^^'- Augustin Krämer.
oberhalb dieser Grenze; da ich aber die Stufenfange zur Studirung der horizontalen
Verbreitung völlig unzureichend halte, so vermeide ich es, irgend welche festen
Schlüsse zu ziehen. Dies erhellt auch aus folgenden Beispielen:
Fang 44. f) 1 X 20 m == 0,18 cc
i) 1 X 25 m = 0,08 „
„ 45. h) 1 X 40 m = (».05 „
d) 1 X 10 m = 0.05 „
„ 53. b) 1 X 17 m = 0,07 „
d) 1 X 10 m = 0,09 ,,
AVenn auch die Masse nicht absolut in diesen Fällen maassgebend ist, so
erhellt doch aus der schwankenden T^lanktonnienge bei mehreren gleicli tiefen
Zügen an einer Stelle (ohne besondere Beimischungen), dass ein Schluss aus einer
einzigen Reihe von Stufenfängeu ein sehr trügerischer sein kann.
Wenn man Studien über horizontale Verbreitung machen will, wird man
Schliessnetzfänge unbedingt fordern müssen, wie sie Birge in neuerer Zeit
im Lake Mendota in kleinerem Maassstabe mit Erfolg ausgeführt hat (56 c. S. 81.).
Besonderer Erwähnung bedarf aber hierfür auch ein sehr einfaches Ver-
fahren, welches? eck (61) angewandt hat. nämlich mittelst eines Pumpenschlauches
Wasser aus bestimmten Tiefen zu heben. Untersuchungen in dieser Richtung sind
namentlich an Bord grösserer Schiffe leicht ausführbar. Auch während der Fahrt
kann man auf diese Weise wenigstens qualitatives Material sich erwerben, wie
meine Fänge aus dem rothen Meere beweisen (58 c).
Ein Zeugniss für die gleichmässige Verth eilung in einem Hafen ist
Nr. 50, wo in Saluafata an 10 verschiedenen Stellen ziemlich gleiche Mengen
o-efunden wurden, die nur zwischen 0,3 und 0,47 cc schwankten.
Versuche wurden auch einmal angestellt, ob im Innern des 2 Seemeilen
langen Pango-paugo-Hafens an 3 verschiedenen Plätzen von innen nach aussen
verschiedene Mengen und zwar am weitesten innen am meisten vorhanden wäre.
Auch hier war das Resultat negativ. Leider konnten die Untersuchungen nicht
])is zum Ausgange der Bucht fortgesetzt werden (Nr. 74).
Eudlicli wurde darauf geachtet, ob nicht bei Niedrigwasser zu Apia mehr
Plankton vorhanden wäre, als beim folgenden Hochwasser. Die darauf abzielenden
Fänge entschieden dies zu Gunsten des Niedrigwassers, was bei der grösseren
Armuth des Meeres ja niclit zu verwundern wäre. Leider konnte aucli hier nicht
genügend Material gesammelt werden, um dies sicher zu stellen.
Die Daten sind folgende:
Nr. Fang Ebbe (Niedrigwasser) Fluth (Hochwasser)
42 0,35 cc 0,24 cc
44 0,41 ,, 0,26 ,.
76 0,47 „ 0,27 „
771
0.75 ,. 0,6
78J
Die Fänge sind während zwei direct auf einander folgender Gezeiten ge-
macht (s. Tabelle.).
IX. Zur Planktonvertheiluiig im Pacifischen Ocean. 129
Was mm die Zahl der Individuell und die ('(»nii)ositi(tii in Saraoa crgicbt.
so lässt sirli darühcr ein ondgültiges rrtiicil noch nicht lallon, da dio Bearbeitung-
dos Afatcrials noch ausstellt. Imniorhin ergaheu einige Zählungen, dass die höch-
sten Maasse ini .luui und .luli auch am meisten Individuen haben, während die
kleinsten auch weit an Zahl zurückstehen. Z. 15.:
Nr. cc Zahl
36 1.0 15 000
38 0.67 17 000
77 0.75 13 500
39 0,4 2100
44 0,26 1 100
51 0,11 1650
In der Hauptsache l)esteheu alle Fänge in Samoa aus Copepoden und (")stra-
codeii und namentlich bei den grossen Maassen treten stets auch Sagitten wenigstens
durch ihr Volumen in den Vordergrund. Globigerinen und Molluskenlarven von
ca. 0,1 [Jmm Grösse pflegen häutig ca. 1 *7o auszumachen; in selber Menge sind
Diatomeen gewöhnlich vorhanden und wohl auch Radiolarien. Merkwürdigei-weise sind
Larven von Korallen. Echinodermeu. Medusen u. s. w. recht selten in den quantitativen
Fängen: nur die nie fehlenden Xauplius- und sonstigen Crustaceenlarven treten
hier stets in Erscheinung, sowie die Appendicularien.
Unter den Copepoden sind die kleinen Oithouaformen besonders zahlreich
und gemein; daneben vorwiegend Calauus, Paracalanus, Acartia und Corycaeus.
Bei den Ostracoden scheint es sich lediglich um das noch unbekannte 1 mm
grosse Weibchen der merkwürdigen Euconchoecia Müller's zu handeln. AUes
Specielle bleibt späteren Veröffentlichungen vorbehalten.
2. Die Resultate der Fänge in Neu -Seeland und Neusüdwales.
Es wurden im Ganzen hier 117 einzelne Fänge ausgeführt, welche in Tabelle
D näher bezeichnet sind und durchschnittlich 1,84 cc Plankton auf 1 cbm Wasser
ergaben. Das Maximum war hier 8,5 cc (Nr. 31b) im Hafen von Sydney, das
j\linimum 0,52 (Nr. 64b und c) zu Akaroa im Süden von Neuseeland. Der Grund
für diesen kleinen Fang ist auch hier die Nähe der offenen See. indem der Fang
im Hafenausgang bei Hochwasser stattfand.
Der Hafen von Sydney (Port Jackson) ist daselbst bekannt wegen seines
Keichthums au Peridineen, Noctiluken, Tintinneu, Diatomeen u. s. w. ; er ist vom
Meere völlig abgeschlossen und meist still wie ein Teich (s. T h. W h i t e 1 e g g e
..On the recent discolouration of the waters of Port Jackson" Records of the
Australian Museum. Vol. I. Nr. 9. Oct. 1891).
Einen Theil des Planktons von Auckland (N. Z.) habe ich selbst an Ort und
Stelle bearbeitet (59). Ich hatte daselbst so eine üebung durch die häufigen Unter-
suchungen gewonnen, dass ich einigen Neuseeländer Zoidogen vorauszusagen ver-
mochte, wieviel und was ungefähr ich fangen würde. Sie waren sehr verwundert,
als ich ihnen die centi'ifugii-te Masse und alsbald die Componenten unter dem
Microscop nachwies (Fang Nr. 61a), Da ich nur die Zeiten von December bis
April in diesen Gegenden zubrachte, so vermag ich natürlich nicht anzugeben, wie
Kr Ulli er, Ueber den Bau der Koraneuriffe. 9
130 ^^- Augustin Krämer.
der Plaiiktongehalt in diesen Gewässern wechselt. Es steht zu erwarten, dass zu
gewissen Zeiten noch weit grössere Massen an Diatomeen vor allem an Chaetoceras,
Cosciuodiscus und Khizosolenien werden beobachtet werden, als sie z. B. Fang 14,
20 und 23 darbieten. Anhäufungen von Glenodinium sind im Port Jackson im
März 1891 in solcher Ausdelmung beol)achtet worden, dass das Wasser blntroth
gefärbt war.
Ich selbst land zur sell)en Zeit daselbst grosse Anhäufungen von Diatomeen
(in Fang Nr. 33 Asterionella).
Ein weiterer Unterschied von Samoa ist der Reichthum dieser Gewässer an
Cladoceren, von denen die Penilia pacifica n. sp., welche über 1 mm gross ist,
im März im Haurakigolf in solchen Massen auftrat, dass einmal 38 "/„ im Fang 22
(= ca. 8000 in 1 clmi) gezählt wurden.
3. Vergleicliung der Resultate unter sich und mit anderen.
Wenn man die Tabellen A und D aucli nur tlüchtig durchschaut, so muss
doch auffallen, dass in ersterer die auf 1 cbm berechneten Planktonmengen unter 1,
in letzterer darüber sind, mit geringen erwähnten Ausnahmen. Aus den zahlreichen
Fängen ergiebt sich, dass dies kein Zufall, sondern ein bestehendes Factum zu
sein scheint, wie denn auch die Gesammtdurchschnitte 0,42 cc und 1,84 cc nichts
an Deutlichkeit zu wünschen übrig lassen (s. auch die folgende Uebersicht).
Dass die tropischen Gestade ärmer an Plankton sind, zeigen auch die 11 Fänge
von Viti (s.Tabelle B) mit demselben Durchschnitt 0,42 cc, wie die 212 Fänge Saraoas.
In derselben Tabelle ist noch ein Fang von Aden (Nr. 79), welcher wohl
etwas zu hoch ausgefallen ist (1,0 cc). da die Rhede voll Sand ist und das Wasser
demgemäss verunreinigt war.
Obwohl ich bei der Heimkehr überzeugt war, dass dies an anderen tropischen
Plätzen sich ähnlich verhalten müsste, erwartete ich doch in einem stillen Binnen-
meer, wie es der Hafen von Suez im Rothen Meere ist, eine Ausnalime. Wie er-
staunte ich. als ich daselbst von vier Netzzügeu den Durchschnitt (»,46 cc auf
1 cbm Wasser erhielt. Ich bin weit entfernt damit sagen zu wollen, dass diese
Menge immer hier vorliauden wäre : aber dies giebt doch zu denken !
Bald war ich wieder in Kiel.
Von vergleiclienden Fängen in der Ostsee seien erwähnt;
19. December 1895 1 cbm (10 m) = 4.4 cc (Peridineen)
.. .. ., =^ o.do ..
14. Ai.ril 1896
?? •? 71
15.
29.
22. Mai
28
??
= 2,9
^^
71
= 4,4
1^
11
= 4,9
11
,,
= 6,6
(Cliaetoceras)
1J
= 11,0
11
(20 m)
= 18,0
„
(10 m)
= 6.0
„
11
= 3.25
(
,. versclnvuiulen)
11
= 1.9
(Kot;
itorien)
11
= 2.2
,.
IX. Zur Planktonvertheilung im Pacifischen Ocean.
131
Ue bersicht
über dio Aroiit^Tii der lMankt()n(':iiii>e von Sainoa-Viti und Xousccland-Xciisüdwalo.s.
Centrifugirte,
auf 1 cbm AVasser
Einzelne Fänge
Durchschnitte der Fang-
serien
berechnete Giengen
in cc
Samoa-Viti
(212) (11)
Neuseeland-
Neusüdwales
Samoa-Viti
(37) (2)
Neuseeland-
Neusüdwales
0,01—01
10
—
2
—
0,1 (-0,2)
28
—
3
-
0.2 (0,3)
35
—
8
—
0,3
45
—
7
—
0,4
28
—
6
—
0.5
25
6
6
2
0,6
23
2
3
—
0.7
19
4
2
1
0,8
5
1
—
—
0,9
3
5
1
2
1.0
2
61
1
20
2.0
27
—
'
3.0
—
7
—
2
4.0
2
—
1
5.0
—
1
—
1
6,0
—
—
1
7,0
—
■
—
—
8.0 (—9.0)
—
1
—
—
Summe der Fänge
22;}
117
;3!i
;i7
Uesanimtdurclisehnitt der
Jlengen
0.42 ce
1.84 cc
ebenso
—
4. Die Copepoden als constanter Component aller verticalen
Planktonfänge.
Es ist trotz mannigfacher IJctonun^'en immer iiorli nicht genügend durch-
gedrungen, dass es einen Componeuten im l^hinkton giebt, welcher nie fehlt, die
Copepoden. Seit ich auf Schiffen lebe, habe ich niemals weder einen quantitativen
noch einen qualitativen Fang gemacht, in welchem diese Verti'eter auch nur spär-
lich gewesen wären (abgesehen von den Fängen in Fahrt, wenn das Netz nur über
die bewegte See fegt, wobei die Ausbeute immer gering zu sein pflegt). Ha e ekel
theilt in einer neueren Arlieit (53 b.) das l^laidcton auf Grund von 40-4 Fängen
des Schiftscapitäns J. Hendorff in l^remeii ein in
I. Monotones Plankton — mindestens ^/i^ des ganzen Volumen ist aus ]\[assen
einer einzigen Form oder FormengTuppe gebildet,
9*
132 1^1'- Aujrustin Krämer.
II. Prävalentes Plankton — mindestens die Hälfte des ganzen Volnmen ist aus
Massen einer einzigen Form oder FormengTuppe gebildet.
III. Polymiktes Plankton — keine Form erreicht die Hälfte.
IV. Pantomiktes Plankton — aus sehr zahlreichen, verschiedenen Arten, Familien
und Classen äusserst bunt zusammengesetzt.
Diese Eintheilung ist zweifellos practisch. Ebenso gut könnte man al)er die
Planktonfäuge danacli eintheilen, wie viel 7n Copepoden sie enthalten, und wieviel
an Zahl, vorausgesetzt, dass die Fänge vertical gemacht sind.
Haeckel sagt ferner nämlich:
„Das monotone Plankton ist uniform, wenn nur eine Species, pluriform, wenn
mehrere Species die Masse zusammensetzen. Unter den 152 monotonen Plankton-
fängen finden sich 57 Fälle von Copepoden (36 uniform und 21 pluriform):
34 Crustaceen (verscldedener Ordnungen); 21 Badiolarien (meist pluriforme Poly-
cyttarien; 9 Oscillatorien (meist uniform Trichodesmium) u. s. w.''
Haeckel fand unter 57 monotonen Copepoden-Fängen 36 uniforme, also
solche, in denen eine einzige Species ^j„ aller Componenten ausmachte. Dies
weist darauf hin, wie Hendorff diese Fänge gemacht hat: wenn er eine Ver-
färbung des Wassers sah, so fischte er mit dem Oberflächennetz durcli, um mög-
lichst viel davon zu erbeuten; dies wird aucli dadurch veranschaulicht, dass neun
uniforme Fänge von Oscillatoren darunter sind, welche bekanntlich meist an der Ober-
fläche schwimmen (siehe auch Oh alleng er- Notizen von der Arafura-See, Oapitel 6.).
Da ich in Neu-Seeland und Australien, im Pacifischen und Rotheu Meer und
in der Ostsee (hier vor allem in der Danziger Bucht im Sommer 1892) diese
grossen. Anhäufungen gesehen habe, so ist mir ein monotoner Phycochromaceen-
fang nichts wunderbares. Er ist ein Schaustück für eine Sammlung, aber dient
doch weniger für Compositiousbeweise. Dass das Wasser von Oscillatorien auch
durchsetzt sein kann, ist natürlich; so fand ich jetzt, da ich diese Zeilen nieder-
schreibe (Ende Mai), das Wasser der Ostsee von den dänischen Inseln bis Rügen
voll von diesen Bündeln, so dass es leicht bräunlich aussah. Die Copepoden
waren aber doch an Volumen vorherrschend. Die Fänge, welche ich in Samoa
gemacht habe, sind annähernd monotone Copepodeufänge ; darunter ist aber kein
einziger uniformer. Ich schreibe Haeckel's gi'osse Zahl an uniformen Copepoden-
fängen (36) der horizontalen Fangart zu, und da Haeckel die Fänge nicht selbst
o-emacht hat, so haben seine Angaben natürlicherweise nur relativen Werth. Im
übrigen ist die in Aussiclit gestellte grössere ^'eröft■entlicllung abzuwarten. Icli
will hier nur nocli liinzufügcn, dass ich unter meinen Fängen noch keinen uni-
formen Copepodenfang gesehen habe; bei einem Verticalfang von mindestens 10 m
halte ich einen solchen für nahezu ausgeschlossen.
Dass die Copepoden ubiquitär sind, beweisen die verschiedenen Angaben
solcher Forscher, welche sich specialistisch mit Copepoden befasst halben; Haeckel
steht freilich aucli hier im Widerspruche (53 a Seite 51), wenn er auch ihre Be-
deutung anerkennt:
„Indessen gilt aucli für diese wiclitigste Orupix' der I'hiidvtonthiere dasselbe,
wie für alle anderen, dass ihr Auftreten sehr ungleichmässig und von vielen
Bedingungen abhängig ist."
TX. Zur l'Iuiildfinvortlii'ihins' im Pacifischen Ocean. 133
Der Chcilleng'er hatte iiämlich uebeu grossen Aiiliäuluugcn auch Stellen
gefunden, wo keine Copepoden im l'ang gewesen sein sollen. Brady giebt im
Reisebericlit folgende Scizze (Report S. 843):
„Die Copepoden sind nahezu universal in ilirer Vertheilung und scliliessen
frei schwiinniendc und parasitäre Formen ein. Die See vom Aequator bis zu den
Polen lieferte grosse Mengen von ihnen, so dass sie oft mit weissen Bändern viele
Meilen weit gefärbt ist. Aber die Erscheinung dieser kleinen Creatureu an der
Oberfläclie unterliegt Bedingungen, deren Natur im Ganzen kaum verständlich ist."
Man sieht, Brady spricht hauptsächlicli von der Oberfläche.
Dahl sagt (57 b S. 282):
„Die Copepoden sind zur Entscheidung der oben angeregten Fragen wegen
ihrer weiten Verbreitung zweifellos die wichtigsten Organismen. Von der Ober-
fläche des Oceans bis in die grössten Tiefen hinab, vom Pol bis zum Aequator,
auf hoher See, an der Küste, ja auch im Brack- und Süsswasser, ül)erall findet
man Copepoden und zwar in Folge ihrer geringen Grösse so zahlreich, dass man
kaum irgendwo ein Netz auswerfen kann, ohne einige Thiere dieser Ordnung zu
bekommen." Allerdings darf man nicht glauben, dass man an einem Orte immer
dieselben Arten und noch dazu in gleicher Menge findet. Ich kann in dieser
Beziehung nicht genug auf Giesbrecht's Worte verweisen (58b. S. 768), die er
in seinem grossen Copepoden -Werke gebraucht:
.,Aber auch unter den letztgenannten Meeresabschnitten ist höchstens die
artenarme Ostsee erschöpfend auf iln-e pelagischen Copepoden untersucht: die
übrigen Species-Verzeichnisse sind unvollständig und selbst jahrelanges und durch
alle Jahreszeiten fortgesetztes Durchsuchen des Auftriebes eines Meereszipfels ver-
bürgt noch nicht die Kenntniss aller dort vorkommenden Arten, wie ich denn in
dem seit 1882 durchfischten Golf von Neapel noch bis in die letzten Zeiten immer
wieder seither übersehene Arten antraf"
Abgesehen von den grossen Diatomeen- und Peridineenfangeu der kälteren
Meere, welche ja nur zu gewissen Jahreszeiten erzielt werden, bilden die Cope-
poden nahezu immer an Volumen den grössten Componenten, jedoch nicht an Zahl.
Dies ist bei der Kleinheit der Diatomeen u. s. w. begreiflich, deren Menge die
Procentzahl der Copepoden herabdrückt. Wenn mau 5UOO00 Individuen in einem
Fang zählt, wovon 10 "/o Copepoden sind, so macht dies 50000. Anderseits er-
giebt ein Fang mit 5000 Individuen und 90 "/^ Copepoden 4500 von diesen.
Dies erhellt aus einigen Beispielen von Neu-Seelaud und Samoa. die ich
hier folgen lasse:
durchschnittliche
Nr. des Fan{
und Ort.
?es
centrifugirte Menge auf
1 cbm Seewaser.
Zahl der Organismen
in 1 cbm
davon Copepoden
(ohne Xauplius)
in o/(
Neuseeland
20
1.12
cc
146000
12400
8,5
??
21
0,95
55
63000
7000
11
5?
23
2,5
55
521000
88575
17
»
25
5,8
55
298000
83 500
28
.,
61
1.3
55
50000
37 250
75
55
62
2,03
300 000
15000
5
55
63
1,35
55
68 700
18550
27
55
66
1,2
55
118000
55400
47
134 l^r. Augustin Krämer.
Xr. des Fan
und Ort.
ges
durchschuittliehe
centrifugirte Menge auf
1 cbm See Wasser.
Zahl der Organismen
in 1 cbni
davon Copepoden
(mit Naupllus)
iu "lo
Samoa
38
0,68 ec
17 000
14100
83
r
39
0,4 ,
2000
1400
70
V
40
0,56 ,.
5—6000
4500-5000
ca. 90
5?
42
0.3 „
2000
1500
74
5!
43
0,5 „
7 500
6 200
83
J1
44
0,41 .
4800
3360
■ 70
5?
46
0,48 „
5000
4500
90
r
57
0,37 ,.
5400
4700
87
V
77
0,75 ,.
13 500
10800
80
Also nicht so sehr die Zahl der Copepoden ist einem Wechsel unterworfen,
als vielmehr die der übrigen Componeuten. Wenn man einen Meerestheil nicht über
viele Jahre hinweg stetig untersucht hat, so wird mau iu jedem Falle über diese
so lange im Ungewissen sein, bis mau eben das Microscop zu Hülfe genommen hat.
Freilich wechseln sogar die Zahl der einzelnen Copepodenarten in ihi'em
Verhältuiss, so iu Neu-Seeland hauptsächlich Euterpe acutifrons, Oithona, Temora
u. s. w., in Samoa Oitliona, Acartia und die Calaniden. Ja Ostracoden und Clado-
cereu ti-eten bald hier, l)ald dort als Ergänzung hinzu, die Zahl mehr oder weniger
beeinflussend. Hier fehlt es noch an zusammenhängenden biologischen Studien,
um diese Verhältnisse überschauen zu können.
Aus den obigen Zahlen geht auch hervor, wie viel Raum für die übrigen
Componeuten bei den copepodenreichen Fängen Neuseelands übrig bleibt. Die
meisten der Copepoden siud kaum ^/.^ mm lang, häufig noch indessen 1 mm.
während grössere schon seltener siud. Von den kleinereu darf man ungefähr 1000
auf 0,1 cc rechneu; doch ist dies natürlich grossem Wechsel unterworfen, wenn
man bedenkt, dass der grösste bis jetzt beobachtete Copepode Heterochaeta Gri-
maldii Rieh. 10,2 mm lang ist, allerdings ein Unicum.
Das Schwanken der einzelneu Plauktoncomponenten sogar in der engereu
Classe fiel mir schon wähi'end des Sommers 1892 auf, als ich an Bord des Ver-
messungsschiffes, S. M. S. „Nautilus", Gelegenheit hatte, die Danziger Bucht eiu-
geheud kenneu zu lernen. Ich hielt damals im Westpreussischen Fischereivereiu
zu Dauzig einen Vortrag über die Ergebnisse dieser Studien, wobei ich unter
anderem folgendes ausführte:
„Wenn man von den übrigen Theilen des Plankton sagen kann, dass sie
nur au gewissen Stellen und zu gewissen Zeiten auftreten, so kann mau von den
Copepoden sagen, dass sie überall und immer vorhanden sind. Sie werden oft
einige Millimeter gross und sind ihrer schnellenden Bewegung halber leicht zu
sehen. Es ist bekannt, dass viele Fische sich hauptsächlich von diesen Krebsen
nähren und ich brauche nur an den Hering zu erinnern, um die grosse Wichtig-
keit dieser Thiere als Fisclmahrung im Meer zu betonen. Wenn eine Ordnung
ziemlich gieichmässig vertheilt ist, so ist es sicher die der Copepoden. Zuweilen
treten sie jedoch auch in solchen Mengen auf, dass sie meilenweit die Oberfläche
des Meeres roth färben. Dies machen sich die Heringsfischer zu Nutze, denn sie
wissen, dass die ..Rothäsung" reichen Ertrag für ihre Netze bringt. Aber auch
IX. Zur Planktonvertheilung im Pacifischen Ocean. 135
(leiii (liuinicii des l"\'iiisi-liiii('ck('i"s srliciiicii diese ('(i|ic]MKleiiscli\v:irme einen liillin'cn
Geniiss zu bieten, denn der hTirst von Monaco, welcher auf seiner neuen I)ain|ii'-
yacht ,. Princess Aliee" uaeh wie vor seine Kräfte der Erforscliun,<>' des Meeres
weiht, o-iel»t au. dass diese Krel)S('lien in Butter t^'ebraten reclit <i,ute I'laukton-
pastetchcn abgeben. — Aber wie man im Meere nielit immer dieselben Thiere
findet, so auch im Siisswasser. Sell)st bei vielen nebeneinandei-liegenden Seeen
herrscht durchaus nicht in jedem dieselbe^ Gattung.
Es scheint oft. als ob eine Ordnung die andere vollständig verdrängte. Beim
Meere drängt sich besonders der Vergleich mit einem Wicsenlande auf, zumal da
H e u s e n berechnet hat, dass ein Quadratmeter Meeresfläche ziemlich gleichviel
organische Substanz liefert wie ein Quadratmeter Kulturland (150 — 180 g). "Wenn
man nämlicii das Meer mit dem Microscop durchwandert, so findet man dieselben
Bilder, als ob man durch ein grosses Wiesenland dahin schritte, und dasselbe zu
verschiedenen Jahreszeiten durchwanderte. Im Frühling blühen hier Primeln und
Veilchen, dort Hyazinthen und Anemonen ; der Sommer bringt Doldeublüther und
Habichtskräuter; kommt man in eine andere Gegend, so treten andere Pflanzen
auf und die alten verschwinden. Ein Bestaudtheil in diesem Wiesenplankton findet
sich aber überall und zwar der für die Ernährung des Rindviehes wichtigste, das
Gras. Das Gras des Meeres aber, das nirgends fehlt, sind die Copepoden und der
Hering ist das Rindvieh, das sich auf diesen Weideplätzen tummelt."
Was ich in früheren Jahren in der Ost- und Nordsee, in England und Nor-
wegen allenthalben gefunden, habe ich in der Südsee bestätigen können, und wenn
ich auch weiss, dass diese Erfahrungen noch lange nicht genügen, so stehe ich
doch nicht an. diese Anschauungen als meine frei gewonnene Ueberzeugung kund-
zugeben.
5. Küsten- und Seefänge.
Wie das (Mikro) l'lankton der tropisrlien Zonen quantitativ geringer ist als
das der gemässigten und kalten Zone, so ist das Plankton der oÖenen See geringer
als das der Küste.
Um hier vergleichende Zahlen zur Hand zu haben, muss man jeden Fang
auf 1 cbm AVasser berechnen. Schon in der I]iuleitung zu Capitel VIH habe ich
erwähnt, dass dies bei den Seefängen höchstens bis zu 200 m Tiefe geschehen
kann, weil sonst die Zahlen viel zu niedrig ausfallen.
Nach den neueren Messungen darf ja 200 m als die Grenze angesehen
werden, bis zu welcher das Phudvton in neunenswerther Menge vorhanden ist. ja
vielleicht ist für die ('ul)ikmeterberechnung eine weit geringere Tiefe als Grenze
anzunehmen.
Brandt sagt über die Schliessnetzfänge der Planktonexpeditiou (54 c) : ..Ein
wichtiges Ergebniss besteht zunächst darin, dass im Atlantischen Ocean eine dichtere
Bevölkerung nur in den oberflächlichen Schichten von 0 — 200 m sich findet. Diese
Tliatsache drückt sich sclion in der von Schutt veröffentlichten Tabelle der
V(dumina aus (s. 55, Tal)elle 10). Sämmtliche 29 Schliessnetzfänge enthielten so
geringe Mengen von Organismen, dass eine zuverlässige Volumbestimmung durch
Absetzenlassen nicht mehr möglich war. Das Volumen betrug stets weniger als 0,5 ccm,
136 Dr. Angiistin Krämer.
wälirend der kleinste vergleichbare Verticalfeng von 200—0 m in dem ganzen
untersuchten Gebiet 1,5 ccm Masse enthielt. Die Region von 200—400 m Tiefe
ist schon erheblich ärmer als die darüber befindliche Wasserschicht. Unter 400 ra
aber heiTScht ausgesprochene Armuth im Vergieicli zu den oborflächliclien Schichten."
Dass Chun bei Neapel .,sowohl an der Oberliäche wie in allen Theilen bis
zu 1400 m ein reiches pelagisches Thierleben" fand, führt Brandt auf die Aus-
nahmestellung des Mittelländischen Meeres anderen Meeren gegenüber zurück, da,
wie bekannt, das Mittelmeer sich in seinen Tiefenwärmen anders verhält.
Die späteren Schliessnetzßinge Chun's bei den canarischen Inseln scheinen
indessen ähnliche Ergebnisse wie die Plantonexpedition zu Tage gefördert zu haben.
Auch haben Grobben und v. Marc nz eil er im Mittelmeer niederere Resultate
als Chun erhalten.
Agassiz berichtet über folgende Ergebnisse seiner Studien in dem west-
indischen Gebiet (26 f, S. 8): ..Ich dachte, ich könnte keinen besseren Platz finden,
um endgültig die verticale Verbreitung des pelagischen Lebens festzustellen, als
bei Havana, wo tiefes Wasser (bis 900 Faden) nahe am Land ist und ein grosser
Meeressti-om, der Golfstrom, fliesst, welcher bekannt ist für den Reichthum an
pelagischem Leben, das er mit sich trägt. Wir fischten in 100, 150, 250 und
300 Faden und an der 01)erfläche oder nahe darunter und ich land nichts, was
meine alten Ansichten ändern könnte, welche ich in den Preliminary Reports der
„Albatross"-Expedition von 1891 ausgesprochen halie. In keiner Tiefe erhielt ich
mit dem Tannernetz irgend eine Species, welche nicht auch zu irgend einer Zeit
an der Oberfläche gefunden worden wäre. Selbst in 100 Faden (185 m) Tiefe war
der Betrag an pelagischem Leben viel weniger als in dem Bereich von der Oberfläche
bis zu jener Tiefe. In 150 Faden war noch weniger und in 250 und 300 Faden
enthielt der geschlossene Theil des Tannernetzes niclits."
(Und Seite 9, Tougue of the Ocean, zwischen den Korallenrift'en der Great
Bahama Bank) :
.,Wir fischten um 9 h 30' a. m. in der Tiefe von 100 bis 110 Faden ungefähr
20 Minuten lang: das Netz schloss sich vortrefflich. Nur ein Copepode wurde
von dieser Tiefe aufgebracht, während in dem offenen Theil des Netzes mehrere
Exemplare von Eucope, viele Diphyesglocken, zahlreiche Copepoden, Alciope, Schizo-
poden, Larven von Brachiuren, Maeruren, Doliolum, Appendicularien, Gasteropodeu-
Larven und Collozoum waren."
Ein weiterer Fang daselbst in 300 Faden erbrachte ungefähr dasselbe Resultat,
ebenso wie zahlreiche ähnlich ausgefülirte Fänge an anderen Plätzen.
Ich will nur noch erwähnen, dass Murray auch 100 Faden als untere
Grenze angiebt.
Nach diesen Ausführungen dürfte es wohl gestattet sein, Fänge von 20<> m
Tiefe als Vergleichsfänge bei der 1 cbm Berechnung herbeizuziehen.
Auerkanntermaassen hat jede Küste ihre eigenen Vertreter, welche der Hoch-
see fehlen und umgekehrt. Sogar bei den kleinsten Inseln ist dies der Fall, wie
es die Planktonexpedition für Ascension u. s. w. fand.
Mensen berichtet von Bermuda (Vortrag in der Gesellschaft deutscher
Naturforscher und Aerzte 1893): .,Auf Bermuda lagen wir im Gezeitenstrom nur
IX. Zur Planktonvertheilung im Pacifischen Ocean. 137
500 in von der trcicii 800 ontforut, wo die Küste niscli zu gTosscMi Tiefen abfällt.
Trotzdem war das Plankton völlit:;- verändert. I-^in Zug fing dort z. B. 3821 Larven
V'On Borstenwürniern, während die 10 benacliharten Hochseefänge davon zusammen
41 Stück ergaben. Die Krebsgattung der Corvcaeiden war auf Herinuda gar niclit
vertreten, während die 10 Fänge aus der Naelibai'scliaft (bivon 3177 Stürk ergaben;
ähnlich war der Unterschied bezüglich sehr viel an(h'rer Formen. Ich vernnig
noch nicht diesen merkwürdigeji Ausfall der Hochseethierc iu einem gleichsalzigeu
und gieichwarmen Küstenwasser theoretisch zu begründen."
Peck fand folgende Zahlen in 1 cbm in der lUissard-Hay in Xord^inicrika (60):
Datum : Innenhafen : Aussenliafen :
13. Septemlier 1894 150 Millionen 85 ^Millionen Organismen
24. .. .. 1128 „ 13
27. .. .. 700 „ 21
wobei es sich betreffs der grossen Zahlen um f]xuviaella, ( 'haetoceras und Melosira
handelte.
Ich verweise ferner auf Tabelle C und D im Anhang betreffs Neu-8eeland
und Australien.
Während in 117 Fängen iu den Häfen durchschnittlich 1,84 cc gefunden
wurde, brachten 11 Seefänge nur durchschnittlich 0.29 cc.
Leider war ich nie so glücklicli, in dem Meere um Samoa Seefänge machen
zu können. Nur ein einziger 100 m-Fang nahe den Tongainselu steht mir hier
zu Gebote.
A))er ich habe In'i Besprechung der Resultate der Samoafänge schon er-
wähnt (s. d.), dass in den vier Fällen bei Ebbe deutlich mehr gefunden wurde
als bei Fluth.
Ferner zeigt auch Tabelle A verschiedene Fänge (z. B. Nr. 51 u. 56), deren
Planktonmassen aussergewöhnlich niedrige sind (meist unter 0,1). Daran sind
offenbar die Fangplätze schuld, denn Mulifanua und Leone sind offene Rheden.
woselbst das Scliift" iu ca. 30 m Tiefe ankern musste. Ich bin indessen weit ent-
fernt, diese als beweiskräftig zu erklären und muss es späteren Untersuchungen
überlassen, diese Beweise zu schaffen.*)
Ich glaube aber doch durch die Befunde in Neu-Seelaud und Australien und
denen der Planktonexpedition zu dem Schluss berechtigt zu sein, dass die Samoa-
inseln sich analog verhalten.
Für die Korallenriffe erscheint dies von Wichtigkeit.
Murray sagt nämlich (21a):
„Schleppnetzexperimente zeigten immer viel weniger }ielagisches Leben in
den Lagunen als am äusseren Riffrande. Die Lagune wird weniger günstig für
das Wachsthum aller der massiveren Corallenarten, wenn das äussere Rift" die
Oberfläche erreicht und den freien Ersatz des Wassers abschneidet.''
*) Qualitative Planktonfiinge, deren ich um Samoa mehrere machen konnte, vermeide
ich absichtlich anzuführen, da trotz grosser Ucbung, deren Häckel sich rühmen kann,
Täuschungen hier zu leicht möglich sind. Im ü})rigen sprechen sie für die Armuth der
offenen See,
138 Dr. Augustin Krämer.
Es wäre sehr zu wünschen, dass quantitative Netzzüge auch innerhalb der
Atollhigunen gemacht würden, und Vergleich sfänge in der umgebenden See, damit
die Ansichten über die Ernährung der Corallenrift'e durch Thierströme aus der
"Welt geschafft würden.
Schon weiter olien habe ich die Gründe dargelegt, warum dies nicht sein
kann, bei der Besprechung der Fussbildung (IV. 5 a u. )).) und bei Besprechung
der Meeressti'ömungen als Nahrungsquelle (V. 3).
Im nächsten Capitel werde ich darzuthun versuchen, dass der ti'opisch-paci-
fische Ocean recht arm ist und aus allen Untersuchungen und Schlüssen muss
man annehmen, dass die relativ arme Küstenfauna, sowohl im I\iffgel)iet als auch
an andern tropisclien Küsten immer noch reicher ist als der offene Ocean.
6. Die Arniutli des tropischen pacifisclien Oceans.
Es wäre eigentlich überflüssig, bei diesem Thema noch länger zu verweilen.
Im Capitel 3 ist es schon genügend betont (ebenso Abschnitt VII, Cap. 3), wie
verhältnissmässig arm dieser Meerestheil ist.
Ich will jedocli noch einige Daten geben und vor allem einigen andern
Beobachtern das Wort verleihen, um darzuthun, dass diese Beobachtung nicht
vereinzelt ist.
Am 31. August 1893 hatte der Postdampfer „Karlsruhe" S,yduey verlassen,
um die Ablösungsmannschaft der deutschen Kriegsschiffe nach Apia zu bringen.
Es ging mitten in die Südsee hinein, von deren Wunder uns Förster und
Chamisso berichtet, und die man nun wirklicli selbst zu Gesicht bekommen sollte.
Auch ich glaubte immer noch fest an die alten Traditionen und hoffte auf eine
reiche Ausbeute. Zalilreiche Tümmler hatten das Schiff in die See hinaus begleitet,
darunter eine wohl ülter 3 m lange Orca-Art, welche weit über einen Meter hoch
in die Luft sprang, um sich dann auf den Rücken in das Wasser fallen zu lassen,
so dass der Gischt bis zum hohen Bug des Schiffes heraufspritzte. Zahlreiche
Albatrosse folgten beständig dem Schiff", Seeschwalben und Sturmvögel, und
Nachts war ein herrliches Meerleuchten im Schraubenwasser sichtbar. Es liess
sich gut an.
Am 2. Septeml)er zeigten sich zahlreiche Salpen an der Oberfläche von 5
bis 10 cm Länge.
Am 3. September waren die Albatrosse vereinzelt; einige fliegende Fische
(Exocoetus) zeigten sicli und abends glitzerte die Bugwelle prächtig.j
Am 4. September waren die Albatrosse verschwunden. 25* s. Br. waren
erreicht. Mittags wurde indessen noch ein einziger von Gausgrösse schwimmend
gesehen. Es zeigten sich Anhäufungen von Phycochromaceen, welclie stellenweise
das Wasser gelb färbten. Einige fliegende Fische.
Am 5. September Wendekreis und 180. Längengrad passirt. Gegend der
Vitiinseln. Massig viel fliegende Fische, von denen einer von gegen 40 cm Länge
zweimal den Schiffsbug bei 14 Meilen Fahrt kreuzte, ohne die Flossen zu bewegen.
Auch am folgenden Tage wurden noch einige bunte grosse und viele kleine
o-esehen.
IX. Zur Planktonvertheilung im Pacifischen Ocean. 139
In zwei weiteren Taigen war SaiiKui errciclit. Die tlieociiden Fiselie waren
wieder versclnviiiideii. Hinige Seetölpel (Aiious stolidus) und einige Thalassidroineu
war alles, was sich noch zeigte.
Während der folgenden zwei .laiire habe ich trotz iiäutiger Fahrten zwischen
den Inseln niclit vicd mehr sehen können. Vereinzelte fliegende Fische erschienen
hin und wieder; hin und wieder auch ein Wal; niemals sah ich aber Tümmler.
Trotz stundenlangen täglichen Sitzens am Schiffsbug konnte ich in dem durcli-
sichtigen Wasser nur selten etwas erkennen. Das massig starke Leucliten des
Schi-aubenwassers deutete daran I' liin. dass auch Nachts niclit viel melir an der
Olterfläche vorhanden war, wäluTud im Süden liis über 1 Fuss im Dni'climesser
lialtende Feuerkugeln und unzählige kleinere, bis zu Funkengrösse liei'ab, die Nacht
verherrlichten. Wie ich schon oben erwähnte, waren die Medusen im Hafen von
Pango-Pango und eiuigemale die Velellen die einzigen grösseren Planktonthiere,
welche ich um Samoa im Wasser sah.
Ich verstand nun Fiusch's Worte, wenn er in seinen „Samoafahrten" (S. 18)
über die l\eise von Sydney nach Neu-Guinea sagt:
„Im übrigen verlief die Eeise ohne besondere Zufälle in gewolmter Ein-
förmigkeit des Seelebens und der See selbst, die, wie ich schon aus Ertährung
wusste, in diesen Breiten wenig bietet und je näher dem Aequator, immer
ärmer wird. Vergebens späht man nacli Walthieren und ist schon zufrieden,
wenn gelegentlich eine Schaar lustiger Delphine das Schiff eine Zeit lang umspielen
oder fliegende Fische ihr Element verlassen, um nach kurzer Luftreise wieder in
dasselbe einzutauchen."
Wenn Baiboa, als er den „stillen" Ocean zum ersten Mal erblickte, Zoologe
gewesen wäre, so müsste man seinem Scharfblick Bewunderung zollen. Er wusste
nicht, wie recht er hatte.
Freilich ist dies nicht die Ansicht einer Expedition, welche diese Breiten
nur zweimal durchfahren hat. Ihre grossartigen Leistungen in der Tiefsee-Er-
forschung haben natürlich veranlasst, dass man auch ihren Oberflächenstudien eine
analoge Beachtung schenkte. Als der „Challenger' seine Eeise machte, war der
Glauben au den allgemeinen Eeiclitlmm der ti'opischen Gewässer noch so tief
wurzelnd, dass es unmöglich w'ar. an der Hand qualitativer Netzzüge zu einer
andern Ansicht zu kommen. Jeder weiss, dass bei Abschätzen selbst der Ge-
übteste grossen Täuschungen unterworfen ist. Den Aufschluss darüber konnte
allein eine quantitative Methode bringen.
Da die Anscliauungeu der „('hallenger-Expeditiou" leitend wurden für alle
weitereu Forschungen, so habe ich mir die Mühe genommen, alles lierauszusuchen,
was über Plankton im pacifischen Ocean gesagt ist (s. Narrative of the Voyage
Vol. I. 2. TheU).
Die Daten beginnen mit Sydney (Aufentlialt 6. April bis 8, Juni 1874).
Seite 462.
„Die Dampfpinasse war häufig im Gebrauch behufs Dredschen und Netzfischen
im Sydueyhafen und die Schleppnetze wm'den liäufig gel)rauclit. Anneliden- und
Ascidien-Larven waren besonders häufisf an der Oberfläche und grosse Samm-
140 ^^- Angustin Krämer.
lungeu von Invertebrates wurden vom Boden aufgebracht." (Alles über Plankton
vom Hafen).
Seite -169. (Fahrt von Sydney nach Wellingtoii-Neu-Seeland.)
„Die Oberflächennetze waren beständig im Gebrauch und die Naturforscher
gebrauchten mehrfach die Boote, um das Oberflächenleben zu beobachten. Puhi-
nulina micheliniana war zahlreicher als früher bemerkt worden; am meisten davon
wurden gefangen, wenn das Netz in 80 Faden Tiefe seliwebte. Beim grösseren
Theil der Exemplare hüllte die bräunlichgelbe Sarcode die Schale ein und in zwei
Fällen wurde beobachtet, dass dieselbe in blasenähnlichen Ausdehnungen aus-
geworfen wurde, scheinbar zum Zweck einer Flossbildung, ähnlich wie das später
bei Hastigerina beobachtet wurde. Coccosphären waren besonders häufig an der
Oberfläche. Kleine, ganz durchsichtige Massen von Sülze wurden häutig an der
Oberfläche gefangen u. s. w."
Seite 474. (Oestliche Küste von Neu-Seeland, ca. 35 ** s. Br.)
„Am Abend war ein schönes Schauspiel von phosphorescirendem Licht an
der Oberfläche, verursacht durch Pyrosoraa. als das Schiff mehi'ere Bänke (banks)
derselben passirte."
Seite 485. (Tonga.)
„Eine grosse Foraminifere (Orbitolites) ist sehr gemein auf den Biffen."
Seite 521 heisst es (Ort zwischen Api und Eaine Island in den Neuen
Hebriden): „Die Oberfläche und Unteroberfläche war V(dl (teeming) von Leben;
alle gewöhnlichen tropischen Formen wurden hier in grossem Ueberfluss gefunden.
Die Liste der erbeuteten 'Thiere war beinahe identisch mit der des tropischen
Atlantic, obwohl beträchtliche Unterschiede bemerkt wurden in der relativen Menge
der Species."
Seite 544 — 545 : „Die Oberflächennetze in der Arafura-See (zwischen Neu-
Guinea und Australien) lieferten grosse Mengen von Diatomaceen (Diatoms), häufig
gefüllt mit einer gelb scheinenden Masse, und erinnerten an die Diatomaceenfänge
während der Fahrt im Antarktischen Ocean. In der Nähe der Arrou-Inseln waren
Oscillatorien (Trichodesmium) sehr zahlreich, welche an einigen Plätzen tiefroth
oder gelblichbraun färbten. Die Trichodesmiumbüudel waren gewöhnlich zu grossen
Haufen oder Linien zusammengehäuft. Diese Algen schienen nur an der Ober-
fläche zu sein, da mit Netzen, welche einige Faden unter der Oberfläche liefen,
sehr wenig gefangen wurde. Zwischen Cap York und Arrou wurde nicht eine
einzige pelagische Foraminifere in den Netzen gefangen und auch im Boden wurde
keine gefunden. Das Wasser war grünlich gefärbt; aber als das Schiff sicli den
Arrou-Inseln näherte, wurde das Meer wieder blau und einige wenige der wirklich
pelagischen und oceanischen Organismen wurden wieder in den Schlep])netzen
bemerkt. Da das Wasser der Arafuni-See ein niederes specifisches Gewicht hat,
so ist es sein* wahrscheinlich, dass einer oder mehrere grosse Flüsse in dasselbe
von Neu -Guinea hineinfliessen; die Fauna der Olx'rfläclie und des Grundes ist
desshalb mehr die einer grossen Bay, als die des Oceans."
Seite 606 — 607: Während des Passirens der (Jelebes-See war gewöhnlich
ruhiges Wetter und während des Lothens wurden Boote ausgesetzt, um den Natur-
forschern zu ermöglichen, Studien zu machen. Mehrere Arten von Oscillatorien
IX. Zur Planktonvertheilung im Pacifisclien Ocean. 141
waren sehr /alilrcii-li und wenn das Sccwasscr in cinciu Wasserg'lase geprüft wurde,
so sah CS aus, als uh das Glas mit Häcksel ^-efiiilt wäre. Au der Oberfläche der
See war auch eine ungeheure Anzahl von kh'inen gelatinösen Kugeln von nahezu
ErbseugTössc, an welchen keine vStructur zu Ix-nn-rken war; w'ahrscheinlicli war es
die Sulzmasse einer Diatomee, in w^elche Coccosphären. IxlndKlosphären, Kadiolarien
und die Fäden von Trichodesraiura verwickelt waren. Die Schleppnetze, eingeholt,
waren mit einer dicken Substanz wie mit einer Art T^eim gefüllt, verursacht durch
diese gelatinösen Kugeln. Wenn die Netze auf und nieder geholt wurden, so ent-
liielten sie eine viel grössere Yerscliiedenheit von Organismen und weniger von
der Sulzmasse und weniger Oscillatorien, so dass diese sehr wahrscheinlich an die
unmittelbare Oberfläche gebunden waren, (ilobigerinen, l'ulvulinen, Orbulinen und
Pullenieu waren sehr zahlreich in den tieferen Zügen."
Seite 618: „Die Oberflächennetzc lieferten einige reiche Züge in der Sulu-
See; die Amphipoden waren besonders zahlreich,"
Seite 628 (Manila-Hongkong): „In den Oberflächennetzen waren am 13. enorme
Mengen von Foraminiferen und Radiolarien ; der reichste Fmig, wurde erhalten,
als das Netz hundert Faden hinuntergelassen wurde."
Seite 638 : „Das Wasser zu Hongkong war prächtig phosphorescirend, wäh-
rend des ganzen Aufenthaltes des Schiffes. Noctiluca miliaris, verschiedene Species
von Ceratium und Diatomeen waren immer in grossen Zahlen vorhanden und
daneben Copepoden, Cirripedienlarven, Annelideularven, Hydromedusen, Appendicu-
larien und Diphyes."
Seite 678: .,Der Boden w^ar blauer Schlick, welcher bei Zusatz von schwacher
Säure nicht aufbrauste und keine Kalkschalen enthielt (2550 Faden), obgleich
pelagische Mollusken und Foraminiferen reichlich an der Oberfläche gefangen
wurden."
Endlich die Reise von den deutschen Schutzgebieten nach Japan (S. 738):
,.Die Oberflächenfauna und Flora war durchaus besonders reich und abundirend.
In der Gegend des Gegenäquatorialstroraes zwischen dem Aequator und den Caro-
linen wurden pelagische Foraminiferen und Mollusken in grossen Mengen in den
Oberflächennetzen gefangen, alle früheren Beobachtungen übertreffend. — Die pela-
gischeu Foraminiferen scheinen in grossen Bänken zu treilten : an einem Tage
können ungeheure Mengen von Pulvinulinen gefangen werden, während am näch-
sten Tage PuUenia sehr zahli-eich ist und Pulvinuliua nahezu ganz fehlt. Die
schwerer beschälten Individuen wurden gewöhnlich lOU — 150 Faden unter der
Oberfläche gefangen. Zwischen K» und i^»»"^ Nordbreite waren Oscillatorien sehr
zahlreich an der Oberfläche, und Diatomeen, besonders eine gTOSse cylindrische
Etmodiscus, waren zahlreicher weit vom Laude ab, als in dem tropischen Atlantic.
Die Liste der Oberflächenthiere im Note-book ist beinahe dieselbe, als die Seite
216 und 217 gegebene, aber die relative Mehrheit von Radiolarien und Diatomeen
ist besonders bemerkenswerth,"
Demgegenüber heisst es (S. 758) während der Heise von Japan nach Hawai'i
(in ca. 35° Nordbreite): „Der deutliche Fall in der Temiienitur des Oberflächen-
wassers am 21, Juni (Station 240) wurde schon erwähnt: zur selben Zeit wurde
ein Wechsel in der Oberflächenfauna bemerkt. Das Schiff passirte an jenem Tage
142 Dr. Augustin Krämer.
rothe und weisse Flecke im AVasser. Die rothe Farbe wurde verursaelit durch
ungeheure Zahlen von Copepodeu (Calauus propinquus Brady) und Hvperiden, und
der Inhalt der Schleppnetze glich sehr dem. welcher im kalten Wasser südlich
von den Kerguelen und Crozet - Inseln erbeutet wurde." — .,Der grosse tropische
Etmodiscus rex, Pyrocystis, Pulviiiuliiia menardii. einige von den tropischen Formen
der Globigerinen und von anderen pelagisclien Foraminiferen. die dem wärmeren
Wasser der Oceaue eigenthümlich sind, fehlten. Andererseits waren hier ungeheure
Zahlen von kleinen Diatomeen und von Lepas fascicularis und seinen Larven."
Seite 776 (Reise von Hawai'i nach Tahiti im tropischen Gebiet): .,Die Schlepp-
netzfänge waren sehr ergebuissreich während der Fahrt, indem der Reichthum an
Leben in den äquatorialen und gegenäquatorialen Strömungen und sowohl die Zahl
der Species als der Individuen bemerkt wurde."
Als der „Challenger" auf Valparaiso hielt und die tropische Zone verlassen
hatte, heisst es Seite 804: ..Es wurden viele Oberflächenthiere in den Schleppnetzen
an jedem Tag gefangen, aber die Zahl der Formen war viel geringer als in den
ti'opischen Gewässern."
Seite 833 : „Es wurde zwischen Juan Fernaudez und Valparaiso bemerkt,
dass das Wasser von einer grünlichen Farbe wurde, als man sich dem Continent
näherte, in starkem Gegensatz zu der Idauen Farbe, welche seit dem Verlassen
von Japan vorgewaltet hatte. Da war ein entsprecliender Wechsel in dem allge-
meinen ( 'liaracter der Oberflächenthiere ; Diatoms, Infusorien und Hydromedusen
wurden sehr zalilreicli. während die pelagischen Foraminiferen verschwanden."
Man sieht, wie spärlich die Notizen gerade über Sydney und (N. Z.) Welling-
ton sind ; auch das Material an Plankton scheint nur zum kleineu Theil verarlieitet
worden zu sein, denn von Sydney sind im Challenger Report nur gegen 15 Cope-
poden beschrieben, und von Neu -Seeland — nicht ein einziger. Während eines
viermonatlichen Aufenthaltes im Haurakigolf der Nordinsel vermochte ich 9 Cope-
podeu und 4 Cladoceren als neu für Neu-Seeland zu beschreiben (s. 59). Da die
weitere Bearbeitung des Materials noch nicht abgeschlossen ist, so hoffe ich noch
mehrere neue Vertreter hinzufügen zu können.
Wie aus den Angaben des ..Challenger" hervorgeht, trifft man die Ausdrücke,
äusserst reich, sehr reich (abundaut, exceedingly rieh u. s. w.), allenthalben sehr
häufig.
Nun denke man sich aber, dass ein Schleppnetz von ^lo ^"^ Olierfläche
1000 m weit durch das Wasser — horizontal — gezogen wird als Schleppnetz.
Ich nehme nach meinen Küstenmessungen an, dass auf 1 cbm Hochseewasser
0,2 cc Micro -Plankton kommt (centrifugirt), was gleich dem Gewicht von 0,2 g
— mindestens — ist. Dies gäbe 20 cc auf 1000 m (= 100 cbm), als Roh-
volumen das Doppelte, also ungefähr 40 cc, gewiss eine recht erkleckliche Masse
microscopischer Wesen. Ungerechnet sind dabei die makroscopischen Thicre.
Nun haben wir sogar einen Anlialt dafür, dass diese Schätzung das Richtige
ziemlich nahe treffen dürfte.
Beluifs Bestimmung des Kalkgehaltes des Planktons, um der Bildung sub-
mariner Sedimentlninke näher zu treten, wurden im tropischen Pacific einmal 4
volumetrische Bestimmungen vom ..Challenger" horizontal ausgeführt. Man schleppte
IX. Zur Planktonvertheiliing im Pacifischen Ocean. 143
t'iu Notz voll 12'/., Zoll ( h'tTiiuii^swcitc (d = 31 nii -= ca. ' j^, (|iii) eine IüiIIm'
Molk' lang (ra. liioO m) iliircli das Wasser. Die gcfaiigciiiMi Algen, „Foraiiiiiii-
toreu, PteropodcMi. Ileteropoden, Gastropodcii" ii. s. w. wurden dann in Kalilauge
gekoclit, der liest gewaschen und gewogen. Das Resultat von 4 Fängen war als
Durchschnitt 2,5 g und es wurde berechnet, dass eine (iuadrat-Seeraeile demnach
IH Tonnen kohlensauren Kalkes besässe (ii 1000 kg). Da mit dem konischen
Netz sicher nur die Hälfte des vorhandenen Materials gefangen wurde, sind diese
Zahlen dopjtelt zu nehmen; also 5 g und 32 Tonnen.
Aus der (Jrundzalil erhellt olme weiteres, wie verhältnissmässig niedrig diese
scheinbar ungeheure Zahl ist.
Mit Einrechnung der makroscopischen Thiere wären also in diesen und in
20 cc centrifugirten Planktons (=^ 2r) g) 5 g Kalk, was leicht möglich ist.
Da jedoch keine näheren Angaben über die richtige Zusammensetzung der
zur Analyse gekommenen Fänge gemacht sind, so ist jede weitere Combinatiou
nutzlos. Aber man sieht doch daraus, dass die vom „Challenger" erbeutete Menge
mit diesen Resultaten ungei'ähr übereinstimmt, dass aber keineswegs der Reichthum
ein so sehr grosser gewesen sein kann, w^enigsteus in diesen 4 Fällen.
Für die Armnth des tropischen Pacitic sprechen noch unter anderen die
Berichte folgender Forscher:
Semper sagt in seinem Buch „die Palaninseln" (S. 19 u. 20):
Als wir am 1. nnd 2. März in jenen südöstlichen Strom hineingeriethen und
einige Thermometermessungen mir die hohe Meereswärme von 22 ** R. am ersten Tage,
später sogar 23** K. ergaben, nahm ich voller Erwartung mein Netz zur Hand. Denn ich
dachte mich wieder in eine ähnliche warme Strömung versetzt, wie sie am (Jap der
gutenHoÖuuug als letztes Ende desMozambiquestromes bis auf42'^ und 44*^ südl. Breite
lieruntergeht und welche mir auf meiner Reise nach Singapore eine UeberfüUe der
schönsten pelagischen Thiere ins Netz lieferte. Drei Tage laug fuhren wir damals in
einem so dichten Schwärme der colossalen Feuerzapfen (Pyrosoma giganteum),
dass selbst beim Wasserschöpfen mit Eimern häufig die fast 1 Fuss langen Thiere
gefangen wurden, nnd des Nachts leuchteten alle diese Myriaden von Wesen, die
den Ocean l)is zum Horizonte zu bedecken schienen in so zauberliaftem Lichte,
dass ich mit einziger Ausnahme einer wunderbaren Octobersturmnacht nördlich
von Helgoland nie etwas ähnliches gesellen zu haben glaubte. Leider wurde
meine Erwartung gänzlich getäuscht. Trotz der tiefblauen reinen Farbe des
Meeres fing ich auf der Oberfläche nichts als eine geringe Zahl gallertiger Haufen
von einzelligen Algen, wie sie mir so oft schon in den Tropen das Fischen mit
dem feinen Netz verleidet hatten: und aucli bei Windstillen bis zu 60 — 80 Fuss
Tiefe niedergelassene und durch die starken, auch hier wirkenden Strömungen in
senkrechter Stellung erhaltene^ Netz brachte mir keine Ausbeute."
Studer sagt über das Oberflächenleben im südlichen Stillen Ocean S. 279
des Gazellereiseberichtes :
..Nach dem vorwiegenden Auftreten gewisser Thierformen, welche den fau-
nistischen Character ausmachen, kann man .eine äquatoriale Fauna zwischen den
Wendeki'eisen mit constant holier A\'assertemi>eratur unterscheiden. Diese ist, wie
im indischen Ocean, charakterisirt durch gewisse Diphyesformen. Hyalaeen und
144 ^^'^ Augustin Krämer.
Cleodoreii. das massenliafte Auftreten von Kiipliausia, gewisse Hyperideuformen,
Oxyeeplialus, Phronima, die kleinen Fiscliarten Leptoceplialus und Scopelus und
eine gewisse Armuth von Copepoden.
Die südliche Zone, ,sicli jenseits des 30. BreitegTades mehr charakterisireud.
zeichnet sich aus dureli das zum Theil massenhafte Auftreten von Salpen, das
Auftreten der Sagitten. zahlreiche Copepoden und eigene Gattungen von Hyperideu.
Eigenthümlich erseheint auch das Zusammentreten gewisser Arten in Gruppen, so
dass mau an einer Stelle vorwiegend Sagitten, an einer andern Salpen, bestimmte
Hypei'iden oder Copepoden findet, während unter den Wendekreisen die Formen
gieichmässig gemischt vorkommen."
Bezeichnend ist auch der Befund Giesbrecht's bei der Verarbeitung der
Copepoden des Albatross (1891 Westküste von Central- Amerika):
„Die Expedition des ,. Albatross" zeigt indessen, dass unsere Kenntniss jener
Fauna noch sehr lückenhaft war; denn obwohl seine Fänge quantitativ dürftig und
arm an Individuen w^areu, so lieferten sie doch unter 48 Species niclit weniger
als 10 neue."
Besonders bezeichnend sind jedoch die Angaben Graeffe's, welcher während
häufiger Segelfahrten in der Umgebung Samoas diese Gewässer gTündlich kennen
lernte (12 a. S. 1163):
„Auffallend ist in diesen Regionen das gänzliche Fehlen pelagischer Seethiere,
während man glauben sollte, dass diese grossen, ruhigen Lagunenseen und auch
das umgebende Meer wegen der vielen Riffe der wahre Tummelplatz dieser Thiere
sein müssten. Quallen habe ich während meiner ganzen Seereise überhaupt keine
gesehen, ebenso keine Syphonophoren, und die einzigen Seethiere mit pelagischer
Lebensweise, die in das bei jeder günstigen Gelegenheit ausgeworfene Schleppnetz
gelangten, waren Pyrosomen, einige Pteropoden und Heteropoden iu kleinen unan-
sehnlichen Arten und kleine Rippen(iuallen. Niclit einnnil die blaue Yelella, die
ich an andern Stellen der Südsee gefunden, schmückt und belebt einigermaassen
die unermessliche AVasserwüste. üebrigens soll das Meer an der Linie bei den
Kingsmillinseln reich an solchen Thieren sein und dann war auch möglicherweise
jetzt nicht die günstige Jahreszeit für dieselben."
Ich selbst habe Vel eilen im Ganzen dreimal gesehen, einmal an der Süd-
küste üpolus und zweimal im Apiahafen (Juli-September). Die Schwärme waren
indessen nicht gross; es waren wohl nicht viel mehr als einige 100 p]xemplare.
Quallen scheinen nur im stillen Hafenwasser von Pango-Pango gut zu ge-
deihen, wo ich eine Aurelia-Art bei jedem Besuche wahrnahm. Auch im Hafen
von Suva in Viti war eine solche Art vorhanden.
Vor der Bucht von Pango-Pango fing ich einmal in ungefähr 20 m Tiefe
zahlreiche kleine Salpen von Erbsengrösse.
Meine Resultate aus dem pacifischen Ocean sind, obwohl es eigentlich nur
Küstenfänge sind, mit den atlantischen Fängen der P.;.nktonexpedition. soweit ab-
schätzbar, übereinstimmend. Hensen sagt (52b. S. ^ "" •
„Obgleich wir überall Flanktoii vorgefunden 1k.. -lU, war doch die Menge
derselben unter und nahe den Tropen relativ gering, lu'imlich im Mittel achtmal
geringer, als im Norden bis zu den Neufundlajulbäidven hinunter. Jeder einzelne dieser
IX. Zur Planktonvertlieilun«;: im Pacitischen Ocean. 145
rcdiu'irt
, auf
cbm (contril'iigirt)
0,48
CC
0,13
?5
0,12
"»
0.39
0,18
"
0,28
»»
0,25
11
l'^äiige wird woit über hundert verscliiedene Formen enthalten, aber die Armuth
an Masse ist doch eine aufTallend hervortretende, gesicherte Thatsache."
Tieider sind die durcli Niodersetzenlassen der l'lanktonmasse gewonnenen Zahlen
zum Vergleicli für mich wenig brauchltar. Nur mit Vorbehalt gebe ich desshalb die
auf 1 cl»m rcduciitcii Messzahlen der 200 m-Fänge der Planktonexpedition, indem
ich aniiclime. dass sich das Rohvolumen in diesem Falb' um '/ö durch Centi'ifugiren
verringert (selbe Arbeit Hensen's 8. 249):
Ivohvoliimen
auf 1 Qu OberHäche (800 m)
im Norden bis Neuiundlandbank 160 cc
Neu-Fundland bis Bermudas 40 „
Sargassomeer 35 „
Durch Nordäquatorial-(iuinea und 8üd-
Aequatorialstrom bis Asceusion 130 „
Im Süd:u|uatorialstrom, Ascensiou bis Parä 60 „
Nordä(iuatorial-Guinea ; SüdiUjuatorialstrom ;
Parä liis Sargassomeer 93 „
Nord von den Azoren bis zum (Janal 83 ,,
Obwohl diese Zahlen nur relativ sind, stimmen sie doch mit den Resultaten
meiner allerdings w^enigen (11) Seefünge von Austi-alien überein, welche zwischen
0,2 und 0.49 schwanken, durchschnittlich 0,26 cc ausmachen.
Es scheint demnach, dass der offene Ocean der Tropen allenthalben um ein
deutliches ärmer ist, als der der gemässigten Zonen, und dass im offenen Ocean
überhaupt allenthalben eine gewisse Armuth vorherrscht.
Wichtiger sind in dieser Beziehung die Zählungen, die indessen von der
Planktonexpedition noch nicht vorliegen.
Der einzige Seefang, welchen ich nahe dem AVendekreis im offenen Paci-
tischen Ocean durch die Güte des Capitäns zur See Flichteuhöfer macheu
konnte (ein zweiter misslang), verhält sich folgendermaassen :
Ort: 26" südl. Br. l>ei den Tongainseln (offener Ocean),
Zeit: Abends 5 Uhr,
Datum: Anfang December 1893,
Tiefe: 100 m,
Netz: V^. Qm, Zeug Nr. 19,
macroscopische Tliiere: 1 kleine erbsengrosse Meduse,
Menge (2 mal ceutrifugirt) = 0,2 cc,
auf 1 cbm Seewasser berechnet = 0,15 cc (ohne Fehlervergütung),
Zahl der Organismen in 1 cbm Meerwasser 2550 (2 Zählungen),
Ungefähre Zusammensetzung :
(Jopepodeu 54 ^'/o (davon ^3 Nauplius).
Appendicularien 7 ,. (ca. 2 mm lang)
Rhizosolenien 11 ,. (ca.)
Coscinodiscus 3 ..
Radiolarieu 6 ,.
KiiiiiuM-, Ueber den Bau der KoiuUonritfe. 10
Tintinnen
5%
Peridinium
3 r
Ceratium
2 .
Globigerinen
1 .,
Cysten etc.
5 .
146 ^i'- Augustin Krämer.
Dieser einzelne Fang- schliesst sich den oben gegebenen Zahlen ziemlieh an;
obwohl er der dem 30. Breitengrade nahegelegenen Fangstelle ballier nicht für
einen reinen Tropenfang gelten kann, ist er doch recht niedrig.
Als ein einzelner Fang entbehi't er natürlich jeder Beweiskraft, spricht aber
zu unsern Gunsten. Sicheren Aufscliluss können hier auch nur systematische
Messungen bringen, die wohl in nicht allzuferner Zeit von irgend einer Seite aus-
geführt werden dürften.
Was sind die Gründe für die grössere Armuth der tropischen Gewässer an
Microplankton ?
Die Armuth an Diatomeen ist gewiss ein guter Fingerzeig, da inslx'sondere
die Copepodeu auf diese angewiesen sind, wie icli des öfteren zu lK'()))arliten Ge-
legenheit hatte.
Warum alter die Armuth an Diatomeen?
Hensen's Gründe scheinen mir dies nicht zu erklären (52 b). Eine zweifel-
lose Thatsache besteht, dass an der Küste mehr Microplankton vorhanden ist, als
im offenen Ocean, vor allem in den gemässigten Zonen. Die relative Küsten-
armuth der gTossen Oceane ist sicher ein Factor. Ob hier die producirende Küste
der gemässigten und kalten Zone einen Gegensatz bildet zur consumirenden
Korallenküste der Tropen, ist vorerst nicht abzuseilen. Die Frage muss eine
offene bleiben.
7. Gross- und Kleinplankton. Ha e ekel vmd Hensen.
Es ist eine leider zu bekannte Thatsache, dass Haeckel als ein scharfer
Gegner der Planktonexpedition aufgetreten ist und dadurch dieser flxpedition und
deren Arbeiten sehr geschadet hat. Wenn es auch sehr wahrscheinlich ist, dass:
sich die Ansichten dereinst klären werden, so ist es doch zur Zeit schlimm genug,
dass die plauktonischen Untersuchungen durch solche Angriffe erschwert und hint-
angehalten werden.
Es scheint mir indessen erklärlich, wie ein solcher Streit entstehen konnte :
es scheint mir auch möglich einen gewissen Vergleich herbeizuführen, soweit sich
die Meinungen nur nicbt an Worte binden und das grosse Ganze ins Auge fassen.
Aus practischen und theoretischen Gründen ist es aber nothwendig, das Wort
„Plankton" zu zerlegen und nicht kurzweg von „Plankton"' zu sprechen, sondern
von Gross- und Kleinplankton, von macroscopischem, mit dem Auge leicht
sichtbaren Macroplankton und micr oscopischem, Microplankton.
Hier kann man ohne Bedenken den Satz aufstellen: Das Macropla nkt on
scheint sehr ungleichmässig vertheilt zu sein, während das Microplankton überall
in einer bestimmten Menge vorhanden ist, welche nur iiinerhall» gewisser verhältniss-
mässig geringer Grenzen schwankt.
Auf den ersten Blick scheint es unmögiicli, eine sidchc Trennung vorzu-
nehmen, da die Grenze sich theoretisch sehr schwer ziehen lässt: in der Praxis
vollführt sich jedoch dies sehr leicht, wie sich schon ans dem Capitel über die
Copepoden ergiebt, indem diese Kruster einen stetigen Componenten bilden. In
der That erii-aben sich nur äusserst selten Schwieriy'keiten in dieser Beziehung;
IX. Zur Planktonvei'thcilimg im Pacifischen Ocean. 147
am besten ci-licllt dies ;iiis den Miuisseii in den Tabellen, wobei Icli iuisdri'icklicli
bemerke, dass irli keinen einzigen Fang aus Nützlichkeitsgründen unterdrückt habe.
Für das Süsswasser ist eine solche Unterscheidung kaum nothwendig. da es
hier eigentlicli nur Microplankton giebt. Das was an grösseren Thieren dasell)st
beobachtet worden ist, ist so selten und verschwindend, dass man es füglich ausser
Acht lassen kann.
Für das kSalzwasser löst sich die Frage ebenso leicht, wenn man die grossen
Flächen und Räume der Oceane in Betracht und Vergleich bringt nicht allein
/.ur relativen Kleinheit der Süsswasserbecken. sondern vor allem zur Winzigkeit
der Netzötl'nungen.
Unser Sinn für den Kaum ist schlecht ausgebildet ; das ganze stereometrischc
Denken des Durchschnittsmenschen endet bei einem halben Liter.
Wie oft habe ich gehört, wenn ich jemanden einen Fang mit einem Netz
von ' -- (|m Oeffnuug auf 10 m Tiefe V(trmachte, dass er beim Anblick der schein-
l>ar grossen Menge im Glase ausrief: ..Wieviel muss man davon schlucken, wenn
man ersäuft!"
Kommt bei einem guten samoanischen Fang von 5000 Individuen in 1 cbm
doch nur ein einziges auf ein Glas Wasser ! Freilich kann es bei den Diatoraeen-
fängen der Ostsee w^ohl vorkommen, dass viele Hunderte oder Tausende von
Zellen darinnen sind !
Immerhin wundert man sich, wenn man eine Pütze Wasser von aussenbords
holt und sehr wenig oder nichts darinnen sieht und ist geneigt, daraus den Schluss
zu ziehen, dass hier das Plankton sehr arm ist. Fährt man aber eine Strecke
weit und sielit alle 10 m ungefähr eine (Qualle (eine relativ recht grosse Anhäu-
fung), so wirtl in das Tagebuch geschrieben: „Viel Plankton". Aehnlich verhält
es sich, wenn man bei auch nur leicht bewegter See mit dem Schleppnetz tischt
und wenn man bald darauf bei glatter Oberfläche einen Schwärm antrift't. vielleicht
besser gesagt eine Anhäufung*).
Werden solche Notizen zu chorologischen Zwecken ausgebeutet, so möchte
ich sie mit der Untersuchung eines Arztes vergleichen, der eine Kraidvheit nur
aus dem Anblick des Patienten diagnosticirt, aus den Anzeichen der Haut, die
inneren Ors'ane aber nicht untersucht.
*) Als S.M.Yacht ..HolienzolkTiv in Begleitimg- S. M. S. ..(iolioiv am 1. .luli 1896
von Willielmshaven nach Xoiwegen i'iihr. war die ganze Nordsee von Quallen (Cyanea und
Aurelia) sozusagen voll. Da ziemlich viel See war, erschien eine Abschätzung unnütz. Am
i^. war bei Lindesnaes die See ruhig. Es wurden während einer halben Stunde an Steuerbord
in ca. 10 m Breite alle sichtbaren Medusen gezählt. Es waren 47ö. Das macht auf ;}0 m
eine Qualle oder auf ca. ^00 (jm eine einzige.
Ende Juli wurden bei Stavanger in See während einer Viertelstunde 115 gezählt bei
18 ]\Ieilen Fahrt. Dies macht auf 72 m oder auf 720 qm eine Qualle.
Tags darauf zeigten sicli im ("attegatt sehr grcsse Mengen, In 10 ]Minutcu wurden
gezählt 550 Quallen (meist Aurelia), was alle 8 m oder auf ca. 80 qm eine ergiebt. Nicht
nütgcrcchnet ist hierbei eine Anhäufung, welche ungefähr 10 m im Geviert hatte und schätzungs-
weise 100 200 Stück aufgewiesen haben mag. Solche Anhäufungen wurden im Laufe des
Tages mehreremals gesichtet, und müssen dem Wind und Strom zugewiesen werden.
10-^
148 J-*i'- Augustin Krämer.
Was man vom fahrenden Schiffe aus an Phmkton sieht, ist im Allgemeinen
nur Macroplaukton. Bei glattem Wasser kann mau wohl auch fliegende Pontelliden
und schwimmende Sagitten sehen ; ich habe sie oft den geübten Blicken der See-
leute gezeigt, sie sind aber meist erst nach langem Beobachten und dann noch
unsicher erkaunt worden.
Anders verhält es sich freilich, wenn einzelne Componenteu des Microplank-
tons bei glatter See schwarmbildend auftreten, wie die Copepoden, Peridineen,
Phycochromaceen, Protococceen u. s. w. Es handelt sich hier offenbar um das
Schwärmen solcher Organismen unter jeweilig günstigen Bedingungen und der
Ausdruck ,.Schwarm" ist desshalb sehr bezeichnend für diese localen Anhäufungen.
Aus diesem Grunde befinden sie sich in dieser Zeit, wenn es das Wetter gestattet,
an der Oberfläche, treiben jedoch bald ab und vertheilen sich wieder. Wenn man
desshalb inmitten eines solchen Schwarmes einen verticaleu Fang macht, so wird
man sich wundern, dass man nicht wesentlich mehr erhält als au einer schwarmfreien
l)enachbarten Stelle, vorausgesetzt, dass man nicht einen Phvcochromaceenkuchen
mitnimmt. Dies wäre genau so, als ob man eine Qualle mitfiuge und diese bei
der Menge des Microplanktons in Am*echnuug brächte.
Es zeigt sich eben hierbei, dass die horizontale Verbreitung sehr wechseln
kann, die verticale jedoch nur in engen Grenzen, und in gewissem Grade ist der
Streit zwischen Haeckel und Mensen doch nur der um die Fangart, ob die
horizontale oder die verticale die richtigere ist.
Die Verticalfänge sind aber die Sonden, mittelst derer man über den Gehalt
der Wassermassen an Microplaukton immer Aufschluss erhält, unbekümmert um
horizontale Verschiebungen, Desshalb sind sie für Messungen allein brauclibar.
Darin und in der ungieichmässigen Vertheilung des Macroplanktons gipfelt
der Widerstreit.
Haeckel sagt (53a S. 57): „Die Zusammensetzung des Plankton aus ver-
schiedenen Organismen ist sowohl in qualitativer als in quantitativer Beziehung
sehr uugleichmässig und ebenso ist die Vertheilung desselben im Ocean nacli Ort
und Zeit sehr ungleich."
In gewissem Sinne hat Haeckel vollständig Recht, vor allem für das
Macroplaukton. Aber auch für das Microplankton haben wir gesehen, dass mit
den Jalireszeiten die Mengen wechseln, dass in den Tropen viel weniger ist, als
in den kälteren Meeren, dass die Composition schwankt, ja sogar, dass mau an
einer Stelle, wenn man mehrere Züge hintereinander macht, durcliaus nicht immer
genau dieselbe Menge fängt; — aber alles dies doch in gewissen Grenzen.
Wir wissen von jedem Landstriche oder besser vielleicht Walde, dass er
eine bestimmte entomologische Fauna repräsentirt. Auch hier könnte man sagen,
dass die Insecten ziemlich gleichmässig vertheilt sind, denn überall, wo Vegetation
ist, TNird man bei genauem Durchsuchen auch eine gewisse Menge finden. Die
Locustenscliwärme, die Nonnem'aupen, Maikäfer u. s. w. bringen auch hier zeitweise
Modificationen hervor, die aber doch das ganze faunistische Bild nicht umändern.
Der Grundstock an Insecten bleibt auch hier nach wie vor.
Freilich ist das Wasser ein ganz anderes Medium als Luft. Pflanze und
Erde. Desshalb kann der Verß-leich nur ein einseitio-cr sein.
JX. Zur l'lanktomcrtlHMluni;' im I'acifischen (Jcoan. 149
Das feststehende an der TT e n s e n ' sehen Methode ist eben das, dass man
überaTl, an jedem Orte, bei 'J\it;- und Nacht und vai jeder Jahreszeit eine gewisse
Menge von Mieroplaiiktou erhält, welclie während einer bestimmten Zeit als nahezu
gleicliniässig an dem Orte vertheilt zu erachten ist.
Die Methode ist eben nur für das Mierophuditon brauchbar; für das Macro-
plankton ist sie unzui'eicliend. Desshidb halte ich es für nicht richtig, wenn
TTensen solches bei seinen Fängen in Anreclniung bringt; grössere Thiere sind
für kleine Netze nur als accidentcll verrechenbar.
Dies erhellt aus folgenden T3etrachtungen :
Angenommen, dass nur 1000 Copepoden in 1 cbm Wasser sind (eine für
Samoa sogar sehr geringe Menge), so würde somit nur 1 Copepode auf 1 Liter
(cbdm) AVasser kommen. Ein Netz mit '/loci [U^^^ Oeffnungsfläche würde somit
gerade K'O Oopepoden bei einem 10 m-Zug bringen. Man hat also hier selbst
mit dem kleinsten Netze immer die Sicherheit, etwas zu fangen (s. Tabellen).
Anders bei einer Qualle. Nehmen wir den Cubikinhalt eines grösseren Cope-
poden zu 1 cbmm, den einer grösseren Qualle zu 1 cbdm (1 Liter) an, so würde,
ähnliche Vertheilung vorausgesetzt, auf 1000 cbm eine solche Qualle kommen
(1 cbdm mal 1 Million; ebenso wie 1 cbmm mal 1 Million gleich 1 Liter).
Man müsste also mit einem Netz von 10 Qm Oeffnungsfläche auf 100 m
fangen, um eine einzige zu erbeuten oder mit einem solchen von 100 Qm auf
10 m. Dies nur als Beispiel.
Es tritt eben hier ein gewisses Gesetz des Raumbedürfnisses in Kraft,
d. h. jedes Lebewesen muss einen gewissen Raum zur Verfügung haben, um sich
entwickeln, ernähren und fortpflanzen zu können.
Treten zu grosse Anhäufungen auf so ist der Untergang eines Theils die
unausbleibliche Folge, bis das Gleichgewicht wieder einigermaasseu hergestellt ist.
Ob diese übrigens mechanischen und physikalischen Gründen oder einem
gewissen Schwärmestadium in der Fortpflanzung ihr Dasein verdanken, ist noch
eine oflene Frage (s, auch ITelioti-opismus ).
Abgesehen von solchen Massenanhäufungen, wie ich sie des öfteren z. B. im
rothen Meere und in der Ostsee gesehen habe, wo sich thatsächlich Individium an
Tndividium drängt (auch Semper berichtet von einer ähnlichen Pyrosomenanhäufung
im Mozambique-Strom), sieht man indessen selten, wenn überhaupt, an der Ober-
fläche mehr Medusen als auf 10 m im Geviert (100 [jm), ja meist nur auf
100 m im Geviert (10000 Qm) eine grössere. Dies erscheint bei rasch fahren-
dem Schiffe schon viel (siehe auch die Zählungen der Planktonexpedition in der
Reisebeschreibung).
Da sich indessen diese Art Thiere bei Tag in Tiefen von ca. 50 m auf-
zuhalten pflegen (ich erwähnte schon die diesbezüglichen Angaben Walther's und
Kückenthal's von Spitzbergen), so sind Angaben über Wahrnehmung solcher
Schwärme an der Oberfläche doch recht wenig brauchbar, da man eben nie weiss,
was unter der Oberfläche ist. Da ist wieder der Raum, der zu schaffen macht.
AVold föllt hier gesehenes in die AVaagschale. aber nicht vermisstes. Das lieben
der Oceane spielt sich nicht an der Oberfläche ab, sondern unter derselben. AA^as
wissen wir aber ül)er die A'ertheilunu- in der Tiefe? Die Hensenschen Analvsen
150 Dr. Augustin Krämer.
siud mir ein Anfang mit dem Microplankton. Feber das Grossplauktou wissen
wir nocli so yiit wie nichts.
p]ino I'ii<>-oiischaft vielor Grossplanktoiithiore verleiht aber doch einen gewissen
Aufschhiss über ihre Verbreitung, das l^liosphoresciren nämlich. Ich habe mich
■während der Fahrt meist abendlich davon überzeugt, wieviel Leuchten im Schrauben-
wasser oder am Bug vorhanden war und habe mich darüber gewundert, wieviel
kopfgrosse feurige Kugeln neben den unzähligen kleinen und kleinsten, namentlich
in den neuseeländischen Gewässern allabendlich erschienen, obwohl am Tage nichts
zu sehen war. (Fm Samoa war diese Erscheinung stets weit geringer.)
Leider habe ich es unterlassen, gerade darüber ])estimmte Angaben zu notiren
und kann jetzt dies nur für spätere Forschungen empfehlen. Immerhin war ein
grösseres Aufblitzen auf lÖO [Hm für gew(")hnlich das Höchste.
Ein Glaube aber hat sich dabei in mir befestigt, dass nämlich das Macro-
plaukton auch im Allgemeinen viel ausgebreiteter ist, als es auf den ersten Blick
scheinen mag, nur muss man sich die Räume für dasselbe weit grösser vorstellen.
AVie im April in der Ostsee die knopfgrossen Aurelien die tieferen Schichten an-
füllen, mit dem Fortschritt des Sommers zu tellergrossen Gebilden anwachsend
zur Oberfläche ziehen, um mit dem Winter wieder zu verschwinden, so kann man
auch für andere Thiere an andern Plätzen Zeiten des grösseren Aufti'etens feststellen.
Haeckel, welcher während seiner zahlreichen Besuche fremder Gestade der
Entwicklungsgeschichte vor allem der Medusen und Siplionophoren seine Auf-
merksamkeit schenkte, bemerkte natürlich diesen Wechsel in der Oomposition; es
ist ja auch wahrscheinlich, dass hier ganz andere Factoren in Frage kommen,
welche Haeckel andeutet. Es fehlt eben dem Macroplankton ein solch per-
eunii'ender Component, wie die Copepoden es für das Microplankton sind. Wenn
nun auch Haeckel auf Grund dieser Thatsachen und seiner langjährigen Erfahi'ung
auf dieser seiner Ansicht, wie nicht anders zu erwarten, bestehen blei))t, so wird
er doch zugeben müssen, dass bewohnte mit wirklich unbewohnten Stellen in den
Oceanen sehr wahrscheinlich nirgend abwechseln, und dass der tropische Ocean
ärmer an Microplankton ist, durchschnittlich wenigstens, als der der gemässigten
und kalten Zonen. Machte ja selbst Mnrray, wenn ich mich nicht täusche, in
allerletzter Zeit gewisse Zugeständnisse in einem Vorti'age in der Royal Society
zu London, in dem er ungefähr folgendes ausführte:
Das Plankton der Tropen ist ärmer an Masse, aber reicher an Arten, während
in den kalten Meeren es sicli umgekehrt vei'hält.
Die quantitativen Planktonfänge (nicht allein der Fang selbst, sondern auch
die Verarbeitung) haben ja ilires systematisclien, mathematischen Gepräges lialber
etwas ermüdendes; sie erfordern viel Zeit und Ausdauer. Umsomehr sollte man
anerkennen, dass Hensen es auf sich genommen hat, eine solche Expedition durch-
zuführen. Allenthalben rühren sich allmälig die Hände. Wird mau aber erst
einmal das Microplankton genauer kennen gelernt liaben, dann wird man mit
grösserem Erfolge auch dem Gross-Plankton zu Leibe rücken können — wenn
die dazu erfortlerlichen Mittel werden bescliaft't werden können. Diese specielle
Forschung geliört der Zukunft; sie bildet eine der mühevollsten, aber auch der
dankbarsten Aufo-aben der marinen Biolosie.
X. Talx'llen iiiid LitiM^atuner/eidiiiiss.
1. Tabellen.
(Die Messzahlen sind die ri'inon KiRelmisse der Netzzügc ohne jegliolie Fehlerbereclmung.)
Tabelle A. Ceiitrifiigirte Küstenplanktoiifänge aus Samoa.
'S
o
Sb
03
(V
TS
1
Ort.
Fungstelle und
Tiefe derselben.
Fang
vom Scliilfe
oder vom Boote.
Datum.
Zeit des Fanges
bei Ebbe oder
Fluth und
nächstes Hoch-
oder
Niedrigwasser.
Zahl und Tiefe der
Fänge (1 . 10 m"),
richtige Plankton-
menge des Fanges
•2 mal centrifugirt
in cc (Cubikcenti-
meter).
Planktonmenge
auf 1 cbm Meer-
wasser
umgerechnet.
Die Zahl in Klam-
mern bedeutet die
Tiefe des Netzzuges.
Durch-
schnitt
der
Fang-
serie
(auf
1 cbm).
Zahl
der
Indivi-
duen im
Fang-
serien-
durch-
schnitt.
Bemerkungen.
Netze Durchm. Müllergaze
II. 13,3 cm 19.
III. 14 „ 12.
Ein. 13,2 „ 12.
(Filtrationscoeffieient für
Netz 11+ -/lo ca.,
für III und E III + ';,„ ca.)
1. Apia.
9. Xovmlir. isflS.
2 . 10 m = o,i5 cc
icbm(iom) = o,49cc
0,49 cc
—
HI.
Xürdküste von
Uiiülu, mitten
im Hafen.
Tiefe ca. 13 m.
Schilfsbug.
2.
Apia.
Schilfsbug.
11. Xovmbr. 1893.
2 .10 m = o,3 cc
icbm(iom)==o,9cc
0,9 cc
—
III.
35.
Suluafata.
25. Mai 1894
a. 1 . iüm = 0,l cc
1 cbm (10 m) = 0,05 cc
0,52 cc
—
III.
Nordküste von
9 h a. ni.
b. „ „ =0,1 ,,
„ ,, =0,65 „
Sagitten erschweren das Ab-
üpolu, 10 Sui.
bei Fluth,
c. „ ,, =0,05 „
„ =0,32 „
lesen, in c und d fehlen sie
ö.stlich von
nächstes Hoch-
d. „ „ - - 0,05 „
„ „ =0,32 „
nahezu. Viel Copepoden
Apia, mitten im
wasser
e. ,. „=0,1 „
^ ^ =0,65 „
(Oithona).
Hafen.
ca. loh a. m.
Tiefe 1.5 m.
Schiffsbug.
36.
Apia.
5. Juni 1894
a. 1 . lom = 0,22cc
1 cbm (10 m) = 1,4 cc
1,0 cc
15,000
III.
Am Ostriff l)ei
10 h a. m.
b. „ „ =0,12 „
„ „ =0,8 „
wovon
Im Fang zahlreiche grössere
Matautu an ver-
bei Ebbe,
c. „ „ =0,12 „
„ „ =0,8 „
i 95 «/o
Sagitten, von Copepoden
schiedeneu
nächstes Niedrig-
d. „ „=0,2 ,,
„ =1,3 „
Cope-
Oithona, Calanus vulgaris.
Stellen.
wasser
e. „ „ =0,13 „
„ „ =0,85 „
podeu.
Corycaeus, Acartia, Para-
Tiefe io-i4 m.
ca. 1 h p. m.
f. ,, „ =0,13 „
„ „ =0,85 „
calanus etc., daneben einige
Im Boot.
(2 Tage nach Neu-
mond).
Diatomeen, Globigerinen.
Larven etc., i Meduse (2 mm)
37.
Apia.
5. Juli 1894
a. 1.10 m = 0,1 ccicbm(iom) = o,65cc
0,58 cc
(8000 ?)
III.
Hafenmitte.
10 h a. m.
b. „ „=0,1 „
„ „ =0,65 „
90 »/o
Vereinzelt Diatomeen. Glo-
Schifl'sbug.
bei Ebbe,
C. ,, „ =0,07 „
„ „ =0,45 „
Cope-
bigerinen, Ceratium. Ai)pen-
nächstes Niedrig-
d. „ „=0,12„
„ =0,7 „
poden
dicularien, Acarinen. Sa-
wasser
e. „ „ =0,1 „
„ „ =0,65 „
(Oitho-
gitten.
3 h p. m.
f. „ „ =0,05 „
„ „ =0,4 „
na)
38.
Saluafata.
6. Juli 1804
a. 1.10 m = 0,1 cc
1 cbm (10 m) = 0,65 cc
0,68 cc
17,000
III.
Mitten im
1 h p. m.
b. „ „ =0,1 „
„ „ =0,65 „
83%
Unter den Copepoden ca. '/a
Hafen.
bei Ebbe,
c. „ „ =0,1 „ „ „ =0,65 „
Cope-
Oithona, ferner ca. fl'VnOstra-
Tiefe ca. 1.5 m.
nächstes Niedrig-
d =0,11 „ „ „ =0,7 „
poden.
coden u. eben so viel Lai'ven
Schitfsbug.
wasser
ca. 4 h p. m.
e. „ . =0,13 „ „ „ =0,75 „
und Cysten, seltener Diato-
meen.
152
Dr. Augustin Krämer.
I
d
Ort.
Fangstelle und
Tiefe derselben
Fang
vom Schiffe
oder vom Boote
Datum.
Zeit des Fanges
bei Ebbe oder
Fluth und
1 nächstes Hoch-
oder
Niedrigwasser.
Zahl und Tiefe der
Fänge (i . lo m),
richtige Plankton
menge des Fanges
2 mal centrifugirt
in cc (Cubikcenti-
meter.)
Planktonmenge
auf 1 cbm Meer-
wasser
umgerechnet.
Die Zahl in Klam-
mern bedeutet die
Tiefe des Netzzuges
Durch-
schnitt
der
Fang-
serie
(auf
1 cbra).
Zahl
der
Indivi-
duen im
Fang-
serien-
durch-
schnitt.
Bemerkungen.
Netze Durchm. Müllergaze
II. 13,3 cm 19.
III. 14 ,, 12.
Ein. 13,2 „ 12. V
(Filtrationscoefflcient für
Netz II -f-/,,, ca,
für III und E III + '/.o ca.)
39.
Apia.
In der Ausfahrt
zwischen den
Riifen.
Vom Schiffsbug.
Tiefe ca. 2o m.
.'<. Juli 1894
2 h p. m.
bei Ebbe,
nächstes Niedrig-
wasser
ö'/sh p. m.
a. 1 • iüm = 0,0()cc
b. „ „ =0,06 „
C. ,, „ =0,06 „
d. „ „ =0,06 „
e. ,, ,, =0,06 „
lcbm(l0m) = o,4cc
., ,. =0,4 „
,, ,. =0,4 „
„ „ =0,4 „
,, „ =0,4 „
0,4 cc
2100
7o";„
Cop.
III.
Von Copepod. hauptsächlich
Oithona, vereinzelt Cory-
caeus, Harpacticiden, viele
Calaniden; daneben ca. 15 "/o
Ostracoden, vereinzelt Dia-
tomeen, Globigerinen, Lar-
1
i
ven etc.
•to.
Vailele.
5 Sm. östlich
von Apia, in der
Einfahrt
11. Juli 1894
9 h a. m.
1 Stunde nach
Niedrigwasser.
a. 1 . I0m = 0,l cc
b. ,, ,, = 0,06 „
C. „ ,, =0,1 „
d. „ ., =0,05 „
1 cbm (10 m) = 0,65 cc
„ „ =0,4 „
„ „ =0,65 „
„ „ =0,35 „
0,57 CC
5—6000
96 »/o
Cop.
III.
Von Copepoden:
75 "/o Calaniden.
17% Oithona,
zwischen den
Riffen.
Tiefe ca. i(> m.
e. „ „ =0,12 „
71 „ =0,8 „
2% Harpacticiden,
ausserdem :
4% Sagitten.
2% Eier,
i"/o Globigerinen und
Radiolarien.
41.
Vailele.
Ebenso.
19. Juli 1894
10 h a. m.
a. 2.iom = o,05cc
b. „ „ =0,05 „
icbm(iom) = o,i7cc
„ ,. =0,17 „
0,14 CC
—
III.
Wind O.N.O.— O.z.N.
bei Ebbe,
nächstes Niedrig-
C. „ ,, = 0,05 „
d. „ „ =0,03 „
„ = 0,17 „ [
„ „ =0,1 „
Meist Copepoden. daneben
ziemlich viel Eier.
wasser
e. „ „ = 0,03 „
„ „ =0,1 „
ca. 2 h p. m.
42.
Vailele.
Ebenso.
21. Juli 1894
Fang a— e
a. 1 . iom = o,05cc
b. „ ,, =0,05 „
1 cbm (10 m) = 0,35 cc
„ ,, =0,35 „
0,35 CC
-
III.
In 0,3 cc ca. 2000 Individuen,
11 h a. m.
bei Ebbe.
c. ,, „ = 0,05 „
d. ., ,, = 0,05 „
e. „ „ =0,05 „
„ „ =0,35 „
„ „ =0,35 „
„ „ =0,35 „
wovon 74% Copepoden,
8 "/o Ostracoden,
1% Globigerinen,
Fang f— k
f. 2. 10m = 0,07CC
icbm(iom) = o,23cc
0,24 CC
Appendicularien, Cysten,
Larven etc.
in.
S'/jh p. m.
bei Fluth,
nächstes Niedrig-
g. ,, „ =0,09 „
h. „ ,, = 0,03 „
i. „ ,, =0,1 „
„ „ =0,3 „
7, 7. =0,1 „
„ „ =0,33 „
Mehrere Larven von Deca-
poden.
wasser
k. „ ,, =0,07 „
., „ =0,23 „
4h p. m.
43.
Saluafata.
Mitten im
Hafen.
Vom Schiffsbug.
2(1. Juli 1894
1 h p. m.
bei Fluth,
nächstes Hoch-
a. 1 • I0m = o,08cc
b. ,, „ =0,08 „
C. „ „ =0,08 „
d. „ ,, = 0,08 „
lcbm(i0m) = 0,5cc
77 7, =0,5 „
„ „ =0,5 „
77 77 =0,5 „
0,5 CC
7500
83 "/o
Cop.
m.
Ostracoden 2 %,
Diatomeen 3 '%,
Larven und Cysten 10%,
Tiefe ca. 16 m.
wasser
ca. 3 h p. m.
e. „ „ =0,08 „
77 77 =0,5 „
Radiolarien und
Globigerinen 2 %.
Im ganzen Fang ca. 10 Sa-
gitten.
44
Faugaloa-Bucht
2 '/a Sm. langer Einlass,
gegen NO. geöffnet ; am
Hingang ra. 100 m tief,
nach inni'ii zn allmiilig
sich abflachend.
Grünster H.ifen Upolu'.n,
innen mit Saumritl'en
hesetzt. .tandiger Grund.
An der Nurditüste ca. Ifi
.Sm. ..sflich von Apia.
Tiefe ca. 30 m.
Vom Schiflsbug.
Ziemlich weit innen Im
Hafen.
27. Juli 1894.
Fang a— e bei
Fluth 10 h a. m,
nächstes Hoch-
wasser 2 h p. m.
a. 1 . iom = o,04cc
b. „ „ =0,03 „
C. ,, ., =0,04 „
d. „ „ =0,03 „
e. „ „ =0,35 „
icbm(iOin) = o,3 cc
„ „ =0,22 „
7, =0,3 „
„ „ =0,22 „
„ „ =0,25 „
0,26 CC
ca. 1100
74 »/o
Cop.
IL
Ostracoden 18 %
Appendicularien 3%
Diatomeen 1,5%
Globigerinen u. Larven 1,5%
Fänge f— i bei
Ebbe S'/ah p. m.
nächstes Niedrig-
wasser
8 h p. m.
f. 1 .20m = 0,18CC
g. „ „=0,1 „
h. 1.25 „ =0,15 „
i. ., ,, =0,08 „
1 cbm (20 m) = 0,65 CO
„ „ =0,35 „
„ (25m) = 0,43 „
„ „ =0,23 „
0,41 CC
4800
66%
Cop.
IL
Ostracoden 9 %
Appendicularien 15%
Globigerinen u. Larven 6%
X. Tabellen und Literatiirverzcichniss.
153
•
Zahl
Bemerkungen:
sä
Datum.
Zahl und Tiefe der
Planktonmenge
Durch-
Ol
•c
Ort.
Fangstelle und
Zeit des Fanges
Fänge (i . lo m).
auf 1 cbm Meev-
schnitt
der
Indivi-
Netze Durchm. Müllergaze
II. 13,3 cm 19.
S)
riefe derselben.
bei Ebbe oder
richtige Plankton-
wasser
umgerechnet.
[Die Zahl in Klam-
mern bedeutet die
Tiefe des Netzzuges.
der
luen im
III. 14 ,, 12.
a
d
Fang
vom Schilfe
3der vom Boote.
Fluth und
nächstes Hoch-
oder
Niedrigwasser.
nenge des Fanges
2 mal centrifugirt
ni cc (Cubikcenti-
meter).
Fang-
serien
(auf
1 cbm).
Fang-
serien-
durch-
schnitt.
Ein. 13,2 „ 12.
( Fi 1 1 ra t ion scocfficient f ü r
Netz II4-^;,i) ca.,
für III und E III + '/lo ca.)
45.
I'aiipo-Pango-
29. Juli 1894
a. 1 .4om = o,iicc
1 cbm (40 m) = 0,2 cc
0,26 cc
4400
II.
ßucht. An der
1 h 1). m.
b. „ ,, = 0,05 „
„ „ =0,09 „
75 "/o
Ostracoden 12 "/n.
Südkiiste von
bei Fluth,
C. „ „ =0,17 „
„ „ =0,3 „
Cop.
Diatomeen 2'','o,
Tutuila (ca. 40
nächstes Hoch-
d. 1.10 ,, =0,05 „
„ (iom) = o,3o „
Globigerinen, Larven
3m. von Upolu)
wasser
e. „ „ =0,05 „
„ „ =0,36 „
und Cysten ii"/o.
scliuhförmig ;
ca. 4 h p. m.
vereinzelt Decapodenlarven.
einziger abge-
schlossener
Hafen Samoa's,
ca. -2 Sm. lang.
Tiefe im Innen-
hafen 45 m.
4(i.
Paugo-Pango.
30. Juli 1894
a. 1 .iom = o,08cc icbm(iom) = o,58cc
0,48 cc
5000
IL
Der.selbe Platz.
4 h p. m.
b. „ „ =0,1 „
„ „ =0,72 „
93»/,,
Ceratien 3%,,
bei Fluth,
C. „ , =0,05 ,,
„ „ =0,36 „
Cop.
ausserdem Ostracoden, Eier,
nächstes Hoch-
d. 1 .40 ,, =0,15 „
„ (40m) = 0,27 „
Hyperiden, Coscinodiscus
wasser
etc.
5 h p. m.
47.
Apia.
8. August 1894
a. i.ii™ = o,05(«>'^<^
icbm(iim") = o,36cc
0,41 cc
—
IL
Alte Stelle
4 h p. m.
b. ,, „=0,09 ,,
„ „ =0,59 „
mitten imHafen.
bei Ebbe,
C. „ ,,=0,06 „
„ „ =0,39 „
Tiefe ca. 13 m.
nächstes Niedrig-
wasser
7 h p. m.
d. „ ,, = 0,0,5(6),,
e. „ „=0,05 „
„ =0,36 „
., „ =0,33 „
_
48.
Saluafata.
12. August 1894
a. i.i7m = o,03cc
icbm(i7m) = 0,i3cc
0,2 CC
—
IL
Tiefe 19 m.
4 h 30' p. m.
b. „ „ =0,05 „
« f, =0.2 «
Bug.
bei Ebbe,
c. „ „ =0,05 „
„ =0,2 „
Mitten im
Va Stunde nach
d. „ „ =0,00 „
„ =0,25 „
Hafen.
Hochwasser.
e. „ „ =0,05 „
« « ~0,2 „
-l!l.
Falefa.
13. August 1894
a. i.i9m = 0,05cc
1 cbm (19 m) = 0,1 9 cc
0,34 CC
—
IL
o Sm. östlich
3 h p. m.
b. „ „ =0,06 „
„ _0,23 „
In den Fängen Schmutz
von Saluafata.
bei Fluth,
C. 1 .18 ,, —0,1 „
„ (18 m) = 0,4 „
durch Asche. In das Innere
Offene Rhede.
1 Stunde vor
d. 1. 16 „ =0,1 „
„ (16 m) = 0,45 „
der Bucht mündet ein ca.
Nur im Westen
Hochwasser.
e. 1 .10 „ =0,01) „
„ (10m) = 0,43 „
5 m breiter Fluss. Im Fange
Riff, im Osten
meist Copepoden , Ostra-
Steilküste.
coden , vereinzelt Radio-
Tiefe ca. 20 m.
larien, Protocysten, Dia-
a und b
tomeen.
am Bug,
c, d und e
am Heck.
5(1.
Salnafrtta.
17. August 1894
a. 1 . i9m = o,09cc
icbm(i9m)=0,34cc
0,36 CC
ca. 7000
IL
8 Fange
(Vollmond)
b. „ «=0,1 „
„ „ =0,38 „
ca. 60"/,
30% Ostracoden, seltener
im Boote au
10 h a. m.
C. „ „=0,08„
„ „ =0,3 „
Cop.
Sagitten, Globigerinen, Iso-
den ver-
bei Ebbe,
d. „ „ =0,09 „
„ =0,34 „
podenlarven und ziemlich
schiedensten
nächstes Niedrig
e. „ „ =0,08 „
« =0,3 „
^^ele Decapodenlarven.
Stelleu des
Wasser
f. 1 .20 „ —0,1 „
„ (20m) = 0,36 „
Hafens.
12 h a. m.
g. „ „ =0,13 „
„ „ =0,47 „
i und k
h. „ „ —0,13 „
„ „ =0,47 „
(9 und 10)
i. 1.19 „ =0,1 „
„ (19 m) = 0,37 ,
vom Schiff aus
k. 1.10 „ =0,04 „
„ (10m) = 0,29 „
Tiefe 20—25 m
1
154
Dr. Auffustin Krämer.
S Fangstelle und
^ Tiefe derselben.
fe 1 Fang
Z vom Schiffe
'^ iOder vom Boote.
° 1
Datum.
Zeit des Fanges
bei Ebbe oder
Fluth und
nächstes Hoch-
oder
Xiedrigwasser.
Zahl und Tiefe dei
Fänge (i.iom),
richtige Plankton-
menge des Fanges
2 mal centrifugirt
in ec (Cubikcenti-
meter).
Planktonmenge
auf 1 cbm Meer-
wasser
umgerechnet.
Die Zahl in Klam-
mern bedeutet die
Tiefe des Netzzuges.
Durch-
schnitt
der
Fang-
serie
(auf
1 cbm).
Zahl
der
Indivi-
duen im
Fang-
serien-
durch-
schiiitt.
Bemerkungen:
Netze Durchm. Müllergaze
II. 13,3 cm 19.
m. 14 „ 12.
Ein. 13,2 „ 12.
(Filtrationscoefficient für
Netz II + -^Mo ca,
für III und EIII+ '/lo ca.),
51. Miililaiiiiii.
Am Westende
üpolu's, ca. 15
Sm. von Apia.
Das Schiff lag
ausserhalb der
2S. August 1894
4 h p. m.
bei Ebbe,
nächstes Niedrig-
wasser
ca. s ll ]). m.
a. 1 .28m = ü,05cc
b. „ „=0,05 „
c. „ „ =0,05 „
d. „ „ =0,03 „
e. „ „ =0,03 „
lcbm(28m) = o,i3cc
„ „ =0,13 „
„ „ =0,13 „
„ „ =0,08 „
„ „ =0,08 „
0,11 cc
165U
70%
Cop.
n.
Diatomeen, Ceratien, Ostra-
coden, Sagitten, Appendi-
cularien, Cysten, ülobige-
rinen etc.
Riffe, nur gegen
Osten etwas
gedeckt.
Tiefe ca. 30 m.
Schiffsbug.
52.
Apia.
In der Einfahrt
zwischen den
Eiffen. Im
Boote an 5 ver-
schiedenen
Stellen.
Tiefe ca. I6 m.
31. August 1894
(Neumond)
5 h p. m.
1 Stunde vor
Hochwasser.
a.i.i4,5m=o,09cc
b. ,. „ =0,08 „
C. „ „ =0,1 „
d. 1 . 10 „ =0,03 „
e. „ „ =0,03 „
1 cbm (14,5 iti)^o,45 cc
„ „ =0,4 „
r „ =^0,5 „
1 cbm (10 m) =0,22 „
„ „ =0,22 „
0,36 cc
II.
53. Saluafata.
Hafenmitte.
Schiffsbug.
Tiefe ca. 20 m.
2. September 1894
11 h a. m. bei
Ebbe, nächstes
Niedrigwasser
2 h p. m.
a. 1. I7m = 0,iicc
b. „ „ =0,07 „
c. „ „ =0,13 „
d. 1 .10 ,, =0,09 „
e. „ „ =0,09 „
icbm(i7m) = 0,47ec
„ „ =0,3 ,,
„ „ =0,55 „
„ (10m) = 0,65 „
„ „ =0,65 „
0,52 cc
n.
54.
Falealili.
Südküste von
Upolu.
Aussenrhede.
Schiffsbug.
Tiefe ca. 40 m.
(Am Heck nur
13 m). Strom
auflandig.
15. October 1894
(Tag nach Voll-
mond)
4 h p. m.
bei Fluth,
nächstes Hoch-
wasser
7 h p. m.
a. 1 .35m^o,2 CO
b. „ „ =0,1 „
C. „ ,,=0,1 „
d. i.iom = o,03 „
e. „ „ =0,04 ,,
icbm(35m) = o,37cc
„ „ =0,19 „
„ =0,19 „
,. (10 m) = 0,2 „
„ „ =0,26 „
0,24 cc
III.
55.
Safata.
9 Sni. westlich
von Falealili.
Offener breiter
10. October 1894
3 h p. m.
bei Fluth,
nächstes Hoch-
a. 1 . 35m = 0,08CC
b. „ „ =0,04 „
C. „ „ =0.04 „
d. 1 . 10 „ =0,01 „
1 cbm (35 m) = 0,15 cc
„ „ =0,08 „
„ „ =0,08 „
„ (10 m) = 0,07 „
0,(19 cc
III.
Einlass.
Fangstelle
wasser
7 ll 40' p. m.
e. ,, „ =0,01 „
„ „ =0,07 „
innen zwischen
den Riffen.
Tiefe ca. 40 m.
56. Leone. Offene
Rhede. Siid-
küstev.Tutuila.
17. October 1894
9 h a. m.
bei Hochwasser.
a. 1 .33m = o,05cc
b. „ „=0,02 „
C. „ „ =0,05 „
1 cbm (33 ml = 0,1 cc
„ „ =0,04 „
„ „ =0,1 „
0,08 cc
—
HI.
Tiefe ca. 35 m.
Schiffsbug.
d. 1 . 10 ,, =0,01 „
e. „ „ =0,01 „
„ (10 m) = 0,07 „
„ „ =0,07 „
57.
Paiigo-Pango.
19. October 1894
a. i.35m = 0,5 cc
1 cbm (35 m) = 0,93 cc
0,37 cc
5400
III.
Tutuila.
Innenhafen.
Tiefe ca. 40 m.
10 h a. m.
bei Hochwasser.
b. „ „ =0,26 „
c. „ „ =0,12 „
d. „ „ =0,15 „
e. 3 .10,, =0,1 „
„ „ =0,52 „
„ „ =0,22 „
„ „ =0,28 „
„ (iüm)=-o,22 ,,
(0,28 CC
ohne a)
87 0/„
Cop.
Fang a mit Sagitten ge-
messen, b, c, d und e ohne
dieselben. Sagitten gross
bis zu 2 cm lang.
Ostracoden 8 "/o,
Appeudicularien 4 "/o,
Globigerinen, Cysten etc.
X. Tabellen und Literaturverzeichniss.
155
r
5
Ort.
Fangstelle und
riefe derselben.
Fang
vom Schiffe
ider vom Boote, j
Datum.
Zeit des Fanges
bei Kbl)e oder
Fluth und
uäch.stes Hoeh-
oder
Niedrigwasser.
^alil und Tiefe der
Fänge (i . lo m),
■ichtigePlanktüii-
nenge des Fanges
2 mal centrifugirt
n cc (Cubikcenti-
meter).
Plauktonmeuge
auf 1 cbm Meer-
wasser
umgerechnet.
)ie Zalil in Klam-
mern bedeutet die
riefe des Netzzuges.
Durch- ,
, .Li der
schnitt T j- •
Indivi-
der ,
„ duen im
^^".^- Fang-
sene
, „ Serien-
^■'^\ durch-
1 cbm\ , ., ,
schnitt.
B e m e r k u n g e n :
Netze Durchm. Müllergaze
11. 13,3 cc 19.
III. 14 „ 12.
E III. 13,2 ,, 12.
(Filtrationscoefficient für
Netz n + -/,o ca,
für III und E III + ',,,. <a.
58.
Suluat'iita.
HatViunitte.
Schitfsbug.
Tiefe ca. i.') m.
2-2. Oi-tober isiu
iS Tage nach ■
Vollmond)
9 h a. m.
bei Fluth.
1 Stunde nach
Niedrigwasser.
1. 1 . isni— o.(i:!cc
b. 3 . 10 „ —0,12 „
c. ,, „=0,1 „
d. „ „ =0,08 „
1 f\iiii(i3in) = o,]5cc
„ (10 in)— 0,20 ,,
„ „ =0,21 „
„ „ —0,17 „
0,21 cc
Palolo in Savaii.
III.
S9.
Mulifanua.
Tiefe ca. 40 m.
Schiffsbug.
25. October 1894
11 h 30' a. m.
bei Fluth,
nächstes Hoch-
wasser
4 h p. m.
a. 1 . 20m — 0,04 cc
b. „ „ —0,04 „
icbin(20m) = o,i2cc
„ „ =0,12 „
0,12 cc
III.
«0.
Apia.
Alte Stelle.
Schiffsbng.
Tiefe ca. 15 m.
29. October 1894
(Tag nach Neu-
mond)
10 h a. m.
bei Ebbe,
nächstes Niedrig-
wasser
1 h p. m.
a. 3 . iom = o,i4cc
b. „ „=0,18„
c. „ „=0,18„
lebin(i0in) = 0,33cc
„ „ =0,4 „
0,38 cc
III.
73.
Pango-Pango.
Inneuhafeu.
Tiefe ca. 35 m.
Schiffsbug.
29. April 1895
ih p. m.
bei Ebbe,
nächstes Niedrig-
wasser
4 h p. m.
a. 1 .30m = o,4 cc
b. ,, „=0,3 „
C. 1 .20 „ ^0,2 ,,
d. 3.10 ,, =0,21 „
1 cbm (30 m) = 0,97 cc
„ „ =0,73 „
„ (20m) = 0,73 ,,
„ (10 m) = 0,5 „
0,66 cc
III.
74.
Pango-Pango.
An 3 verschie-
denen Stellen
im innersten
Hafen.
Im Boot.
29. April 1895
2 h p. m.
bei Ebbe,
nächstes Niedrig-
wasser
4 h p. m.
a. 2 , 10111 = 0,1 CO
b. „ „ =0,1 „
C. 2 .20 „ =0,3 „
icbin(iOm) = 0,3icc
„ „ =0,31 „
„ (20m) = 0,55 „
0,39 cc
III.
a. ca. 300 m v. Ende d. Hafens
b. ,, 500 ., ,, ,, ,.
C. ,,1000 ,, ,, ,, ,, ,,
75.
Apia.
In der Einfahi't
zwischen den
Riffen.
Tiefe 13 m.
16. Mai 1895
10 h a. m.
bei Fluth,
nächstes Hoch-
wasser
12 h p. ni.
a. 3 . I0in = 0,28cc
b. „ „=0,28„
C. „ „=0,3 .,
1 cbm (10 m) = 0,68 cc
„ „ =0,68 „
„ „ =0,73 „
0,7 cc
III.
Viele grosse Copepoden und
Sagitten.
76.
Apia.
Schiffsbug.
Hafenmitte.
29. Mai 1895 a. 3.10m=:0,l et
a und b lO h a. m. b. 2 . lo ,. =0,08 „
bei Hochwasser.
1 cbm (10111) = 0,25 CC
„ =0,3 „
0,27 cc
III.
c und d 4 Ii p. m
bei Niedrig-
wasser.
C. 3.10in = 0,21CC
d. „ „=0,18„
icbm(iom) = o,5 „
„ „ =z0,45 „
0,47 cc
77
Apia.
Im Boot.
An der Einfahrt
5. Juni 1895
10 h a. m.
bei Niedrig-
wasser.
a. 3 . iom = o,32cc
b. „ „ =0,3 „
C. 4. 10 „ =0,4 „
icbni(i0m) = 0,78cc
„ =0,73 „
„ „ =0,73 „
0,75 CC
13500
80 »/o
Cop.
III.
Ueber die Hälfte der Cope-
poden macht Oithona aus.
Sonst Globigerinen, Appen-
dicularien, Kadiolarien,
Diatomeen etc.
78
Apia.
Ebenso.
5. Juni 1895
4 h p. m.
bei Hochwasser.
a. 3.iom = o,25c
3 icbm(ioin) = o,6cc
0,6 CC
III.
156
Dr. Augustin Krämer.
Tabelle B. Centrifugirte Nichtsamoanisclie Küstenplanktonfänge aus den Tropen.
Ort,
FangsteUe und Tiefe
derselben.
Fang vom Schiffe oder
vom Boote.
Datum,
Tageszeit.
Zahl und Tiefe der
Fänge,
richtige Plankton-
menge zweimal
centrifugirt.
Planktonmeuge
auf 1 cbm
Seewasser um-
gerechnet.
B e m e r k u n g e n.
Suva.
Viti-Inseln. Der Innen-
hafen, woselbst die
Fänge gemacht wurden,
ist durch Korallenriffe
ganz vom Meer ab-
geschlossen. Schiffsbug.
Tiefe ca. 14 m.
ifl. April 1H9.')
a. a . 10 m = 0,2 cc
b. „ „ =0,2 „
1 cbm (10 m)-— 0,5 co
„ =0,5 ,
Durchschnitt 0,5 cc.
Sura.
21. April 1895
7 h a. m.
a. 3. iom = 0,i4cc
b. 1 . 10 „ = 0,07 „
c = 0,03 „
icbm(iom) = 0,34cc
„ „ =0,51 „
„ =0,22 „
Durchschnitt 0,35 cc.
Aus b ein grosser Sagitte ent-
fernt.
Aden.
Arabien. AufderRhede.
Tiefe ca. lo ra.
29. Juli 1895
11 h a. m.
a. 3. 8m = 0,3 cc icbm(8m) = o,9cc
b. 2 .8 „ =0,25 „ „ „ =1,1 „
Viel Sand im Wasser.
Suez.
Im rothen Meere.
Tiefe ca. ii m.
2. August 1895.
4.8m = o,2cc icbm(8m) = o,46cc
Insgesammt :
20 Fänge mit durchschnittlich
0,57 cc.
Tabelle C. Seefäng-e.
ä
•S
'u
IC
«
6ß
CS
u
6
Ort,
Fangstelle und Tiefe
derselben.
Fang vom Schiffe.
Datum,
Tageszeit.
Zahl und Tiefe der
Fänge,
richtige Plankton-
menge zweimal
centrifugirt.
Planktonmenge
auf 1 cbm
See Wasser um-
gerechnet.
Bemerk unge ii.
28/
29
Bay of Plenty.
Am Ostkap der Nord-
insel von Neu-Seeland.
Tiefe ca. 200 m.
1«. März 1894.
a. 1 . 40 m = 0,15 cc
b. 1 . 10 „ =0,05 „
C. ,, „ =0,05 „
icbm(40m) = o,24cc
„ (iom) = o,32 „
,, „ =0,32 „
30.
Castle Point. 17. März 1894.
ca. 60 Sm. ab von der
Nordinsel von N. Z.
a. 1 .20m = o,i5cc
b. „ „ =0,1 „
C. 1 . 100 m= 0,35 „
icbm(20m) = o,49cc
„ „ =0,32 „
„ (I00m) = 0,24 „
Blenheim.
Cookstrasse. Neu-
seeland.
14. Februar 1895.
1 . 30 m = 0,05 cc
icbm(30m) = o,icc
69.
Sydney.
ca. 15 Sm. ab.
4. April 1895
4 h p. m.
a. 1 . 10 m = 0,03 cc
b. 1 .20 „ =0,12 „
C. 1 .30 „ =0,13 „
d. 1 . 10 „ = 0,03 „
icbm(iom) = o,2 cc
„ (20 m) = 0,44 „
„ (30 m) = 0,32 „
„ (10 m) = 0,2 ,,
Insgesammt :
11 Fänge mit durchsilmittlicli
0,29 cc.
X. Tabellen und Literaturverzeichniss.
157
Tabelle D. Centi-ifugirte Küstcnplanktonfängo aus Neu-Scclaud (N. Z.) und Neu-
Südwales (N.S.W.)
§
(-
a
d
52
Ort,
Fang.stelle und Tiefe
derselben.
Fang vom Seliift" oder
Hüote.
Datum,
Zeit des Fanges.
Zahl und Tiefe der
Fänge,
richtige Plankton-
menge des Fanges
zweimal
centrifugirt.
rianktonmenge
auf 1 cbm
Seewasser um-
gerechnet.
Bemerkungen.
Netz s. Tabelle A.
ü = Durchschnitt.
1.
Auckhiiid X. Z.
Nordinsel. lo. Januar 1894
W'aiteniata-Innenhafen. it h 30' a. m
Tiefe cca 14 m. bei Hochwasser.
Schiffsbug.
3 . 10 m = 0,2.5 cc
icbm(iom)=:0,55 cc
Netz No. III.
Opepoden, Diatomeen, Larven,
Globigerinen.
D = o,55 cc.
Auiklaiid N. Z.
Waitemata-Hafen.
Ebenso.
12. Januar 1804
11 h 30' a. m
bei Hochwasser.
2 . 10 m = V
Windstärke 7.
Der Fang war so schmutzig, dass
eine Messung nicht möglich war.
Aucklaiid.
13. Januar 1894. | 3.10 m = 1,4 cc
1 cbm(i om)z=3,o cc
Windstärke 7. D = 3,occ.
< Auckland.
14. Januar 1894. 3.10 m=:0,5 cc
icbra(iom) = i,icc
Wind 3—4. D = l,l cc.
8.
M.
i:.
Auckland.
15. Januar 1894. 3 . lo m = o,5 cc
icbm(iom) =i,i cc
D = l,l cc.
Auckland.
17. Januar 1894. Wegen viel Schmutz nicht gemessen.
Viel Wind.
Auckland.
19. Januar 1894. 3.10 m^0,35 cc |lcbm(i0m)=:0,75cc
Ruhig. D = o,75 cc.
Auckland.
20. Januar 1894. 3 . lo m^r0,6 cc
1 cbm (10 m) = i,3co
D = i,3 cc.
Auckland.
31. Januar 1894
bei Hochwasser
3. 10 m = i,i cc
1 cbm (10 m) = 2,4 cc
D = 2,4 cc.
VI.
M.
Auckland.
Dasselbe Dat. 3 . 10 m = 0,9 cc
bei Niedrigwasser.
1 cbm (10 m) =: 2,0 cc
D = 2,0 cc.
Auckland.
Andere Ankerstelle.
Tiefe ca. 20 m.
6. Februar 1894.
a. 1 . 10 in = o,4 cc
b. ,, ,,=0,4 ,,
C. 2 . 10 m = o,8 cc
1 cbm (10 m) = 2,6 cc
„ „ =2,6 „
„ =2,6 „
D=:2,6 cc.
Hauriiki Golf N. Z.
Aussenhafeu
von Auckland.
In der Tofiuo-Bay.
Tiefe ca. 10 m.
Schiffsbug.
27. Februar 1894.
a. 1 . 10 m zz: 0,45 cc
b. ,, ,, =0,45 ,,
C. ,, ,,=:0,47 ,,
d. ,, ,, = 0,42 ,,
e. ,, ,, = 0,52 ,,
1 cbm (10 m) ^ 2,9 cc
„ =2,9 „
,, „ =3,0 .,
,, „ =2.8 „
„ =3,4 „
1 cbm = 3,0 cc = ca. 500 000
Individuen.
Appendicularien, Radiolarieu,
Diatomeen, Copepoden, Rota-
torien, Evadne, Podon, Penilia.
15. Toflilo-Bay.
Selber Platz.
28. Februar 1894
a. 9 h a. m bei Fluth,
b. 4hp.nibeiEbbe.
a. 3 . 10 m = o,6 CC
b. 3. 10 m = o,9 cc
1 cbm (10 m) = i,3 cc
„ =2,0 „
D= 1,65 cc.
Il5.
17.
1-^.
Toflno-Bay.
1. März 1894.
3 .10 m = o,6 cc
1 cbm (10 m) = i,3 cc
D = l,3 cc.
Auckland. | 5. März 1894.
3 . 10 in^o,5 cc
1 cbm(iOm) = l,lcc
D = l,l cc.
Hauraki-Golf X. Z.
Bei der Insel Motuhu-
rakia. Tiefe ca. 40 m.
0. März 1894.
3 .10 m=:0,7 cc
icbm(iom) = i,5cc
D = i,5 cc.
l'.i.
211.
Selber Platz. Selbes Datum.
3 . 30 m = i,fi cc
1 cbm (30 m) = 1,15 cc
Einige Polypomedusen vor dem
Centrifugiren entfernt.
D — 1,15 cc.
"
"
3.25 m = l,3 cc
lcbm(25m) = l,l2cc
Ebenso.
1 cbm =1,12 cc= 140,000 Ind.
7% Copepoden.
87 "/o Diatomeen.
21
22
1
7. März 1894.
3 .30 m_zl,3 cc
icbm(30m) = 0,95cc
1 cbm = 0,95 cc = 63 000 Ind.
11% Copepoden.
80 "/o Diatomeen.
Hauraki-Golf.
Mitten zwischen Tiii-
Tiri und Koromaudel.
1 Tiefe .50— loo m.
7. März 1894.
2 . 10 m = o,5 cc
icbm(iom) = i,6cc i cbm = 1,6 cc = 2i700 Ind.
Individuenzahl gering wegen
Eeichthum an grossen Penilia.
22 "/o Copepoden.
38 "/o Cladoceren (Penilia).
22% Diatom. fCoscinodiscush
158
Dr. Augustin Krämer.
■r;
S
ä)
i
s
d
2;
Ort,
Fangstelle und Tiefe
derselben.
Fang vom Schifife oder
vom Boote.
Datum,
Zeit des Fanges.
Zahl und Tiefe der
Fänge,
richtige Plankton-
menge zweimal
centrifugirt.
Planktonmenge
auf 1 cbm
Seewasser um-
gerechnet.
Bemerkungen.
Netz s. Tabelle A.
D = Durchschnitt. . _
23.
Tofiiio-Hay.
Im Hauraki-Golf. X. Z.
8. März 1804.
a. 1 . 15 m rz: 0,5 CC
b. „ „ = 0,5 „
c. „ „ =0,8 „
Icbm(i5m) = 2,0cc
„ „ =2,0 „
„ „ =3,4 „
1 cbm = 2,5 cc = 52101)0 Ind.
Copepoden l^'Vo,
Penilia 27 »/o,
Diatomeen 33 "/o,
(Tloliigerinen , Cysten
und Larven 16 "/o,
Appendicularien 1,5"/«.
24.
Tofino-Bay.
9. März 1894.
a. 1 , 15 m = 0,3 cc
b. „ „ = 0,3 ,,
C. „ „ = 0,45 „
lcbm(i5nv = l,3cc
„ =1,3 „
„ =2,0 „
D = i,5 cc.
25.
Aucklaiid.
14. März 1894.
1.10 m = o,9 cc
1 cbm (10 ra) ^ 5,8 cc
1 cbm = 5,8 cc = 298 0()0 Ind.
Copepoden 28%,
Diatomeen SO"/,,,
Cladoceren 2,5 "/o.
26.
Aiicklaiid.
15. März 1894.
1 . 10 m = o,7 cc
icbm(iom) = 4,5ce
D = 4,5 cc.
27.
Hanraki-Golf.
Bei der Insel Motu-
hurakia.
Tiefe ca. 40 m.
15. März 1894.
1 . 40 m = 0,8 cc
lcbm(40m) = i,3cc
D = l,3 cc.
31.
Port Jackson, N. S. W.
Hafen von Sydney.
Innen im Farm-Cove.
SchiiTsbug.
Anfang April 1894.
a. 1 . 10 m :-: 0,6 cc
b. „ „ =1,3 cc
icb]n(iom) = 4,occ
,, „ =8,5 „
D=:6,2 cc.
32.
Jervis-Bay.
70 Sm. südlich von Port-
Jackson. Grosse Bucht.
Schiffsbug.
Tiefe ca. 2o m.
24. April 1894.
a, b, c südliche
Ankerstelle,
a. 1 . 10 m = o,2 cc
b. „ „ =0,4 „
C. ,, „ = 0,35 „
lcbm(iom) = l,3cc
,. „ =2,6 „
„ =2,3 „
D = 2,i cc.
d, e, f nördliche
Ankerstelle,
ca. 5 Sm. entfernt.
d. 1 . 10 m = 0,25 cc
e. „ „ =0,2 „
f. „ „ =0,1 „
icbm(i0m) = l,6 cc
„ =1,3 „
„ „ =0,65 „
D = l,2 cc.
33.
Port-Jackson.
Querab vom Farm-Cove,
mitten im Strom.
N. S. W.
1. Mai 1894.
Vormittags.
a. 1 . iom = o,i7cc
b. „ „ =0,37 „
C. „ „=0,4 „
d. „ „ =0,33 „
e. „ ,.--o,25„
f. „ „ = 0,0 „
icbm(iom) = i,icc
„ „ =2,4 „
„ „ =2,ß „
„ =2,1 „
„ „ =1,6 „
„ =3,9 „
Netz No. m.
Nahezu die Hälfte der Fänge ist
bedingt durch eine Diatomee
(Asterionella).
D = 2,3 cc.
61.
Aucklaud, N. Z.
Waitemata.
12. December 1894
1 h p. m.
Niedrigwasser.
a. 1 . iom = o,2icc
b. „ „=0,2 „
C. „ „=0,2 „
lcbm(i0m) = l,36cc
„ =1,3 „
„ „ =1,3 „
Bei b und c sind einige kleine
Hydromedusen in Abzug ge-
bracht, wodurch das Quantum
0,27 statt 0,2 ausgemacht haben
würde.
1 cbm = 1,32 cc = 50 0oo Ind.
6la
Anckland, N. Z.
Northshore von der
Holzpier des ("alliope-
Docks.
Mitte Januar 1895.
1 . iom = o,2cc
lcbm(i0m) = i,3cc
Demonstrationszug für einige
Zoologen Neu-Seelands mit un-
gefährer Voraussage des Quan-
tums und der Bestandtheile des
Fanges.
D = l,3 cc.
«2.
Anckland, N. Z.
Auf dem Strom.
12. Februar 1895
9 ha. m.
bei Hochwasser.
a. 1 . iom = o,33cc
b. ,, „ =0,36 „
C. „ „ = 0,23 .,
d. ., ,,=0,2 „
e. „ „ =0,42 „
icbm(iom) = 2,icc
„ =2,3 „
„ =1,9 „
„ =1,3 „
1 cbm = 2,06 cc 11=300 000 Ind.
90% Diatomeen,
4 — 5"/,, Copepoden.
X. Tabellen und Litcruturverzeichniss.
l")'.»
Ort,
FaiisstL'llc miil Tic IV i
derselben.
Faiifi vom Schilfe oderl
vom Boote. I
Datum,
Zeit des Fanges.
Zalil und TielV der
FiuiKe,
richtige Phinktou-
menge des Fanges
zweimal
centrit'uL'irt .
Planktonmenge
auf 1 ehm
Seewasser um-
gereclimi.
H'imrk ii nt,'fii.
N.tz s. TalH-ll.. A.
I> -. Hiin hschiiitl.
63.
Akarou-Iiay.
Südinsel von Neu -See-
land an der Ostseite,
43" S. Br., ca. 10 Sm.
lauge Bucht, ganz vom
Meere abgeschlossen.
Schitt'sbug.
Tiefe ca. 8 m.
luuenhafen.
11). Februar isnö.
Abends.
a. 1
b.
. u m = o,i3 cc
„ „ =0,12 „
1 cbui(u nu— 1,4 cc
n ^ 1,3 „
1 cbui— 1,35 cc_-0b7ih) IihI.
NaupliilH 22",,,,
Copei)oden 27";,,,
Globigerineii, Larven 44 "/o,
Diatomeen 2 "/„,
("eratien, Tintinnen, Larven,
Meilnst-n, Zoea, Kvadne.
64.
Akaroa-Bay.
21. Februar 1895.
a. 1
. 10 m — 0,1 cc
lcbm(iom)_:0,65cc
1 cbm = 0,55 ec = 22i)(») Ind.
Dem Ausgang zu,
Mittags bei Hoch-
b.
„ „ =r0,08 „
„ =0,52 „
Copepoden 3o ";„,
nach der offenen
wasser.
c. 2
. 10 ,, =r0,16 .,
r, „ =0,52 „
Cladoceren KJ"/„.
See.
Olobigerinen, Cysten.
Tiefe ea. -io m.
Larven -0"lo,
Diatomeen 4 "/„.
Kleinster Fang!
65. Akaroa-Bay.
27. Februar 1895.
a. 1
.8m~0,13CC
icbm(8m) = i,2 cc
Netz E ni.
Innenhafen.
Hochwasser.
b.
„ „ -0,13 „
„ „ =1,2 .,
1 cbm = 0,97 cc = 27 5oo Ind.
Fänge vom Fallrep au.s.
c.
„ ,, =0,11 „
r - =1,0 „
Tiefe lo'/.j m.
d.
„ „ =0,09 „
„ „ =0,82 „
Ankerplatz mehr nach
e.
„ „ = 0,08 .
„ „ =0,73 „
aussen als bei 03.
f. 2
. 8 „ :--= 0.2 „
0.91 ,,
Ö6,.
Wellington N. Z.
8. März 1895.
a. 1 .
10 m ^0,15 cc
icbm(iom) = i,icc
Durch den Sturm war daa.
Inuenhafen abge-
Fang bei
b.
, ,, =0,18 „
„ =1,3,,
Wasser schmutzig.
schlossen von der See.
N. W. Sturm.
c.
, ,, =0,18 ,,
n ~1,3„
1 cbm — 1,23 cc = lisooo Ind.
Südende der Nord-Insel.
Copepoden 47%.
Schiflfsbug.
Protozoen 18 "/o,
Diatomeen Ui",o.
67. Sydney N. S. W.
2G. März 1895.
a.l
10 m = o,i7 cc
icbm(l0m') = l,25cc
In Fang b einige Sagitten.
Port Jackson
a. b. c. dieselbe
b.
, r, = 0,2 „
„ =1,45,,
Aus Fang b eine Ai)i)endicnlurie
mitten im Strom.
Stelle.
c.
, ., = 0,18 „
,, „ =1,3 ,,
von 3 cm Länge und i cm Dicke
Strom nach aussen
d. e. f. jeder an
d.
, ,, = 0,16 ,,
,, „ =1,17,,
vor dem Centrifngiren entfernt.
ca. 1 Sm.
verschiedener
e.
, ,, = 0,16 ,,
„ =1,17,,
aus Fang c und d i resp. 3
Stelle.
f.
,, = 0,18 ,,
„ =1,3 „
kleine Ctenophoren von ca.
Wasser ruhig.
3 nun Durchmesser.
D = i,27 cc.
68.
Jorvis-Bay N. S. W.
3. April 1895.
a. 1
. 10 m = 0,17 CC
1 cbm (10 m) = 1,25 cc
Fang b und c in Forma liu
rb.
.c.
1 . 10 m = o,3 „
icbm(iom) = 2,2cc"
,, ,, =2,2ec.
conservirt, wodurch das Vo-
„ „ =0,3 .,
lumen zu gross wurde, nament-
lich durch Medusen u. Sagitten.
1
D = i,25 cc.
70.
Sydney N. S. W.
1 8. .\in-il 1895.
a. 1
. 10 m = o,i8 cc
icbnn.l0in) = i,3 cc
D=l,28 cc.
Im Farm Cove.
b.
,, =0,18 ,,
„ „ =1,3 „
1 Wasser ruhig.
c.
.. .. =0.17 ..
„ =1,25 .,
160
Dr. Aiigustin Krämer.
Tabelle E. Ceutrifugii'te Süsswasserplanktonfänge aus Neu-Seelancl.
z
3;
Ort,
Tiefe der Fangstelle.
Datum.
Zahl und Tiefe der
Fänge,
richtige Plankton-
nienge.
Auf 1 cbm
Süsswasser um-
gerechnete
Planktonmenge.
B e m e r k u n g e n.
1. Tukapuiia-See.
(i2 m tiefer Kratersee,
Januar 1894.
1 . 50 m = 0,25 cc
icbm(50m) = o,36cc
Netz No. n. 13,3 cc IJurchm.
2.| in Meereshöhe gelegen
und kaum '/j kra vom
Mitte März l«94.
a. 1 . 25 m = 0.i2 cc
b. „ „ =0,12 „
lcbm(25m) = o,35cc
,, ,, =o,35cc
3.
Meere getrennt, welches
nur 20 m tief ist.
(Tofino-Bay.)
1 Stunde nördlich von
Auckland.
Mitte März 1894.
C. 1 . 50 m = 0,25 cc
icbm(50m) = o,36cc
4.
Mitte März 1894.
d. 1 . 50 m = 0,2 cc
icbm(50m) = 0,29cc
8.
Rotorua-See.
Nordinsel.
10—25 m tief,
7—8 km breit.
December 1894.
a. im östlich. Theil,
b. „ -westlich. „
c. „ „ „
a. 1 . 10 m = 0,65 cc
b. 1 , 20 m = 0,95 ,,
C. ,, „ =0,9 ,,
lcbm(iom) = 4,7 cc
,, (20m) =3,4 „
„ „ =3,25,,
Die nahezu 10 mal grössere
Menge den andern Seen gegen-
über ist hier um so merkwür-
diger, als in den See die Ab-
wässer zahlreicher Geyser,
Schwefel- und Alaunquellen etc.
münden.
10.
Taupo-See.
Im Herzen der Nord-
insel.
25 km lang und über
150 m tief.
Januar 1895.
An 3 verschiedenen,
nahe bei einander
gelegenen Stellen.
a. 1 .24 m = 0,15 CC
b. 1 . 30 m = 0,15 ,,
c. 1 . 30 m^ 0,1 ,,
1 cbm (24 m) = 0,45 cc
„ (30m) = 0,36 „
,, ,, =0,24,,
12.
Takapuna-See.
Februar 1895. a. i . 50 m = 0,38cc lcbm(50m) = 0,55cc
b. „ „ =^0,3 „ „ „ =-0,43 „
C. „ „ =0,32 „ „ „ =0,45,,
2. Berücksichtigte Literatur.
(Die mit * bezeichneten Arbeiten sind nur aus Rprichten bekannt; siiecielleres siehe in den einzelnen Capiteln.j
a. Korallenriffe, Geologie, Oceauographie etc.
*1. Ehrenberg, a) Abhandl. der Berl. Acad. d. \V. 1831 „Die Korallenthiere des rothen
Meeres"
b) Abhandl. der Berl. Acad. d. AV. 1832 „Ueber die Natur und Bildung
der Korallenriffe des rotlien Meeres".
2. Ch. Darwin. On the structure and distribution of coral reefs. (1842.) 3. Aufl. 1890.
Ward, Lock and Co., London.
3. Dana, a) Report on Zoophytes of the Wilkos exploring expedition. Vol. VII. 1846.
b) Geological Report „ „ „ „ „ 1841».
c) Oorals and Coral Islands. (1872.) 3. Aufl. 1890.
d) Characteristics of Volcanoes with contribution of facts and principles of the
Hawaiian Islands. 1890. New- York, Dodd, Mead & Co.
*4. Cotithouy. Remarks on coral formation. Best. Journ. Nat. Hist.
*5. Jukes. Narrative of the Voyage of H. M. S. „Fly". 1847.
*6. R. J. Nelson. (|uart. .lourn. Greolog. Soc. of London Vol. IX. 1853. „On the
genlogy of the Balianius and on Coral formations generally."
7. Weinland. Württ. naturw. Jahreshefte. XVI. Bd. 1860. „Ueber Inselbildung durch
Korallen und ]\Iangrovebiische."
ö. E. Ransonnet. lieise von Kairo nach Tor zu den Korallonbäiiken des rothen Meeres.
Vcrliaiidl. der k. k. zool. bot. GescUsch. Bd. Xlll. 1863.
X. Tabellen und Literaturverzeiehniss. ]^(j]^
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Abdruck aus Zeitschrift für wiss. Zoologie. Bd. 13. 063—09. 1863.)
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c) Die natürlichen Existenzbedingungen der Thiere. 1880.
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Senkenberg'schen Xaturf. (trsellsch. 1869 70 p. 107.
b) Die Bermuda-Inseln und ihre Korallenriflie nebst einem NacJitrage gegen
die J)arwin'schc Senkungstlieorie. N'erhandlung. des 1. deutsch, (ieographcn-
tages 1881. S. 29-46.
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mann's geogr. 3Iitth. 1870,
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Erujjtion."
b) „Reisen in der Südsee.-' Ausland 1868.
c) Topographie der ScJiifterinseln. .lourn. ^lus. (xodefroy Heft 1.
d) Geologie .. „ ,, ,, „ Heft 2.
*13. Balausa et Chambreyon. Bull, de la Soc. (xeogr. Vol. V. 1873.
■14. Chambreyon. Bull, de la Soc. Geogr. ^'n]. IX. 1875. ..Xote relative ä la nouvelle
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15. E. Haeekel. Arabische Korallen. 1876.
16. Ratlibiin. Brazilian Corals and Coral Reefs. Americ. Naturalist. Vol. XIII. 1879.
17. Klunzinger. a) Eine zoologische Excursion auf ein Korallenriff des rothen Meeres.
Verhandl. der k. k. zool. bot. Gesellsch. 1870.
b) Das AVachsthum der Korallen insbesondere ihre Vermehrung durch Ab-
leger und über AVachsthumsstörungen. Württ. naturw. Jahreshefte 1880.
18. Jordan. ..Die Theorieen über die Entstehung der Korallenriffe." Biolog. Central-
blatt. 2. Band.
19. C. E. Meinicke. Die Inseln des Stillen Oceans. 1875.
20. K. Möbius. Beiträge zur Jleeresfauna der Insel Mauritius und der Seychellen. 1880.
21. John Murray. a) ..On the structure and Origin of Goral Reefs and Islands". Proc.
of the Roy. Soc. of Edinb. Vol. X 1878—80.
b) Goral Formations. Xature 1888. Vol. XXXYII. S. 414-15.
22. — - and Irvine. On coral reefs and other carbonate of line formations in modern
Seas. Proc. of the Roy. Soc. of Edinb. A^ol. XYII. 1889.
23. — and A. Renard. X'^omenclature, origin and distribution of Deep Sea deposits.
Proc. of the Roy. Soc. of Edinb. Vol. XU. 1884.
24. H. B. Guppy. a) Notes on the characters and mode of formation of the coral reefs
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b) The Salomon Islands, their geology etc. 1887.
c) Goral formations. Xature März 1888. S. 462 u. 604. Vol. XXXVII.
d) ..Preliminary Note on Keeling Atoll". Nature Jan. 1889.
25. Studer. *a) Verhandl. des 2. deutsch. Geograph.-Tages 1882. S. 23-25.
b) La formation coralienne dans les oceans au point de vue geologique.
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25 d. P. Hoffmann. AVahrnehmungen an einigen Korallenriffen der Südsee. Verhandl.
der Gesellschaft für Erdkunde. Bd. IX. 1882.
2(). A. Agassiz. a) The Tortugas and Florida Reefs. Mem. of Americ. Acad. Vol. XI. 1882.
b) Three cruises of the Blake. Boston 1888. 2 Bände.
c) The Coral Reefs of the Hawaiianislands. Bull, of ]\Ius. of. Comp.
Zool. Harvard. Vol. XVII. 1889.
d) On the rate of growth of corals. Bull, of ]\Ius. of. Comp. Zool.
Harvard. Vol. XX. 1890.
Krämer, Ueber den Bau der Korallenriffe. H
|g2 1^1'- Angustin Krämer.
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Bull, of Mus. of t'omp. Zool. Harvard. \ul. XXIII. 18Jt2.
f) A reeonnaisscance of tbe Bahamas and tlie elevated Kecfs of ("uba.
Bull, of Mus. of Comp. Zool. Harvard. Vol. XXVI. 1894.
g) A Visit to tlie Bermudas in ^larcli 1894. Bull, of Mus. of. Comp.
Zool. Harvard. Vol. XXVI. 1895. Xo. 2.
27. A. Geikie. a) l'rcsidcntial Adre.ss befoi'e the Royal Soeietv of Edinburoli. Prooeed.
\'ol. Vlil. 1883.
*b) Nature 1883.
(•) Text book of Geology 3. Aufl. 1893. p. 485-492.
28. H. O. Forbes. A naturalist's wanderings in tlio eastcrn Arehipelago. 1885. (Deutsche
Uebersetzung.)
*29. O. Fintseh. Ein Besuch auf Diego Garcia im Indischen Üccan. Deutsch, geogr.
Blätter. Bremen 1887.
30. C. Keller. Heisebilder aus Ostafrika und Madagaskar. 1887.
31. J. Walther. a) Die Korallenritfe der Sinaihalbinsel. 1888. Abhandl. der ]\lath. jihys.
kön. Sachs. Gesellsch.
b) Die Adamsbrücke und die Korallenriffe der Palkstrasse. Petennann's
geogr. Mitt. 1891. Ergänzungsband XXII.
32. Wharton. a) Coral Formations. Nature Febr. 1888 S. 393—95.
*b) Masämarhu Island. Xature Sept. 1888.
33. Bourne. a) Coral Formations. Xature März 1888. S. 114.
b) The atoU of Diego Garcia and the Coral formations of the Indian Uceau.
Nature 1888. p. 546—550.
34. Irvine. Coral Formations. Nature 1888. pp. 461, 509, 605.
35. Ross. Coral Formations. Natui-e März 1888. pp. 461, 584.
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37. R. V. Lendenfeld. a) Ueber Bourne's Diego Garcia Ritfbeschreibung. Naturwiss.
linndschau. 1888.
b) Bemerkungen zu Murrays Theorie über den Bau der Ko-
rallenriffe. Gäa 1890.
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des Meerwassers. Annalen der Hydrographie 1889.
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Nederl. Indie. 1889,
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the structure of Coral Reefs. Philad. 1889.
b) The corals and Coral Reefs of the Western Waters uf the Gull' of
^lexico. Proc. Acatl. Nat. Sc. Philadelphia. 1890.
42. R. Langenbeck. Die Tlieorieen über die Entstehung der Koralleninseln und Korallen-
riffe. Leipzig 1890.
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der k. k. geologischen Rcichsanstalt. 1882. (No. 2)
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45. M. J. J. Lister. Notes on the Geology of the Tonga Islands. Quart. Journ. Geolog.
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X. Tabellen und Literaturverzcichniss.
163
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■>L'. Hensen.
Haeckel.
1». l'i-bcr Plankton, (nälieres l)ei llensen luul Haeckel).
a) ;\leth(i(lik dm' Untcrsucliiinii'en liei der l'huiktonexpodition. Kiel, Lij)siii.s
und Tisclicr. 1895.
b) Kinig-c Erg-el)nisse der I'lanktonexpeditidii der Hundidldt-Stil'tuno^. Sitzungs-
ber. der Aead. der Wissenseli. Üerlin. Xl\'. 1890.
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b) Planktoncomposition. -lenai.sclie Zeitsclir. 1'. Naturw. Bd. XXVII.
X. F. XX. 1892.
54. K. Brandt, a) HaeckoLs An.sie]iten über die I'anktonexpedition. Sclirif't des naturw.
Vereins ilir Scliles.-Holst. B.l. VIII. Helt 2.
b) Ucbcr die biologischen rntcrsucluingcn der l'lanktoncxpedition. ^'erll.
der Gesellscli. f. Erdkunde. Dec. 1889.
c) Uebcr die .Scliliessnetzfänge der Planktonexpedition. Abliandl. der
Vereinig, deutscli. Naturf. und Aerzte in Lübeck 1895.
55. Schutt. Analytische Planktonstudien. Kiel 1892. (L. u. T.)
5*1. Apstein. a) Das Plankton des Süsswassers und seine (juantitative Eestinunung. Schrift
der naturw. Ver. f. .Schl.-Holst. Bd. IX. Heft 2. ■ 1892.
b) Quantitative Planktonstudien im Süsswasser. Biolog. Centralbl. Bd. XII.
No. K) u. 17. 1892.
c) Das Siisswasserplankton. 1896 (L. u. T.).
57. Dahl. a) Die horizontale und vertikale Verbreitung der C'opepoden im Ocean. Verh.
der deutsch, zool. (lesellsch. 1894.
b) Die ^'erbreitung freischwimmender Thiere im Ocean. Sehr, des naturw. Ver.
f. Schl.-Holst. Bd. X. 1895. S. 281—90.
58. Giesbreelit. a) Die pelagischen Copepoden. (Albatross 1891.) Bull, of the Mus. of
Comp. Zoology at Harv. Coli. Yol. XXV. No. 12.
b) Die Copepoden. Fauna und Flora des Golfes von Neapel. Bd. XIX.
c) L eher pelagische Cojiepoden des rothen ^leeres. Zool. Jahrbücher 1896.
59. Krämer. ( >n the most frequent pelagic Copepodes and Cladoceres of the Hauraki
Gulf. Trans, of the New Zealand Inst. Vol. XXVII. 1894.
60. Aurivillms. Planktonundersekninger : Animalisk Plankton. Bihang til K. Sv. Vet.-
Acad. Handl. Bd. 20. 1894.
61. Peek. The sources of marine food. Bull, of the U. S. Fish. Comm. for 1895 S. B51 bis 868.
8.
9.
10.
11.
3. Preisliste der Planktonmaterialien bei Ad. Z Wickert,
Optische Anstalt, Dänischestrasse 25, Kiel.
Ein Planktonnetz (nach Apstein) mit grossem Filtrator und extra Messing-
ring C'r.i D"!) ™it (raze No. 12 ca. 48 31. - Pf.
Ein Planktonnetz (nach Apstein) mit grossem Filtrator und extra 31essing-
ring (7"5 D™) öiit Gaze No. 20 ca. 55 „ -
Ein kleiner Filtrireimer mit Klemmring 7 ,. 50
Ein qm Seiden- (Müller) Gaze No. 20 17
Reisecentrifuge • . . . . 45
Zähltisch (nach Zwickert) nebst zwei Zählplatten (^;'. u. j)^ mm) ... 70
Eine Stempelpipette nach Hensen (0.2 cc) 18
Ein Maasscj'linder (100 cc) 2
Zwei Spritzenpipetten (^L tj.V ^c) 4 .. 50
Zehn Stück Centrifugirmessgiäser (ä 80 Pf.) 8
Verpackungsschachtel für (iHäser, Pipetten u. s. w 8
Ein Kasten für Centrifuge, Schachtel u. s. w ca. 12
11*
Anhang:
Bemerkungen über den essbaren ralolowurni,
Lysidice viridis (Gray).
Von Ant. CoUin in Berlin.
Einer freundlichen Aufforderung des Herrn Marinestabsarzt Dr. A. Krämer
gern entsprechend, will ich im Anschlnss an die vorstehende Arlieit einige zusammen-
fassende Bemerkungen über einen eigenthümlichen Bewohner der Korallenriffe, den
essbaren Palolowurm des pacitischeu Oceans geben: obwohl diese Notizen Neues
kaum bieten werden, dürften sie doch vielleicht manchen Interessenten finden und
Reisende, welche den Vorzug haben, jene gesegneten Gegenden besuchen zu können,
vielleicht zu weiteren, eingehenderen Forschungen über diese biologisch so ausser-
ordentlich merkwürdige, aber noch in vielfacher Hinsicht unklare Erscheinung
anregen.
Lysidice viridis (Gray) 1847; Palolowurm.
Wichtigste Litteratur :
1847. Palola viridis (nicht Palob)). — Gray. An Account of Palolo, a Sea Worm
eaten in the Navigator Islands. By the Ilev. J. B. Stair, with
a Description by J. E. Gray etc. — Proc. Zool. Soc. London
XV, p. 17— 18. Auch in: Ann. Mag. Nat. Hist. XIX, p. 409
bis 410 (1847). Z. Th. abgedruckt in: Encyclop. Britann.
8"! edit. Vol. XI, p. 297 (1856).
1858. „ ., — Macdonald, J. D. On the external Anatomy and Natural
History of the Genus of Annelida named Palolo by the Samoans
and Tonguese, and Mbalolo by the Fijians. — Trans. Linn.
Soc. London XXII, pt. HI, Nr. XVL p. 237—239, pl. XLI.
1862. „ „ — Seemann. B. Viti: An Account of a Government Mission
to than Vitian or Fijian Islands in the years 1860 — 61. Gam-
iM-idge 8", p. 59—63: 4 Texttig.
1863. „ „ — Hood, T. H. Notes of a Cruise in H. M. S. „Fawu"
in tbo Western Pacific in the Year 1862. — Edinburgh,
8", 268 pp., 1863; p. 126—128 (Pulolo von Samoa.)
1865. Lysidice palolo — (^uatrefages, A. de. Histoire naturelle des Anneies marins
et d'eau douce. Annelides et CK'iiliyi'ieiis L Paris, 8", 1865,
p. 379.
IJeiiicrkuntron über den cs.slmnMi Palolowiinii. 165
1868. Lysidice viridis — p]hl ers. E. Die Borstonwürmor (AnnolidaChaotopoda) nach
System, imd anatoin. rntersucluiii<^eii daroestellt. Bd. I. Leip-
zig 1864— 18(;8. p. ;}(;7. Aninerkung. Taf. XVT. Fig. 17 — 18.
1875. Palola viridis — Wliitmec. S. .1. Oii tlie Ihihits of Palola viridis. — Troc.
Zool. Soc. London 1875. j). 41)6—502. (Vorlauf. Mittheil.,
ibid.. p. 158).
1883. I*al(»l(» viridis - - rowcll. Tli. i.'cnnii'ks <.n tlic Stnutiirc and Habits of the
Coral-reef Aiiiielid. l'iilolo viridis. — .lourn. Linn. Sor. (Zool.)
XVI, p. 393 396.
1884. „ ., — Turner, G. Sanioa a liundrcd years ago and long before.
London. 8'\ 1884. p. 206—207.
1885 — M'Intosh, W. ('. Ileport on the Annelida J'olychaeta
coUected by H. M. 8. ('hallenger during the years 1873 — 76. —
Rep.Scient.Besults ('hallenger, Zixdogy V(d. XIL p. 257 — 261.
Das von Herrn .Marin('stal)sar7,t Dr. Krämer gesammelte, gut conservirte
^Material von den 8amoa- Inseln, aus den Monaten October und November 1893,
enthält unter einer reichlichen Masse von Bruchstücken und Schwanzenden leider
keinen einzigen Kopf. Das ist nicht mehr verwunderlich, seitdem man weiss, dass
mit Kopf versehene Thiere zu den grössteu Seltenheiten geliören und nur ganz
zufällig an die (Oberfläche kommen : sogar nur zweimal ist bisher ein Kopf dieses
Wurmes beschrieben resp. abgebildet worden, und zwar von Macdonald und
Seemann: dabei scheint es in dem letzteren Falle überhaupt zweifelhaft. o)>
Seemann wirklich einen Falolowurm vor sich gehabt hat, denn nach den über-
einstimmenden Berichten vieler Beobachter erreichen schon allein die Bruchstücke
des Wurmes bis '/., m Länge, während Seemann 's in natürlicher Grösse gegebene
Abbildung des ganzen Thieres nur 9 cm misst; auch viele von Dr. Krämer
gesammelte Bruchstücke und solche der Berliner Zoolog. Sammlung und des hiesigen
Zoolog. Instituts erreichen eine viel bedeutendere Länge. Selbst wenn man die
ausserordentliche Verschiedenheit der Körperlänge einer und derselben Chaetopoden-
species in Betracht zieht, erscheinen die obigen Grössennnterschiede doch etwas zu
bedeutend, und es dürfte sich in diesem Seemännischen Falle also entweder
um ein junges, nicht ausgewachsenes oder abn(n-m kurzes Exemplar, vielleicht gar
um eine ganz andere Art handeln.
Ein Bruchstück einer Eunicide aus der Grube' sehen Sammlung, jetzt im
Besitz der Berliner Zoolog. Sammlung, welches als „Palola viridis, Gray, Kopf?"
Ix'zeichnet war, gehört überhaupt nicht der Gattung Lysidice an.
Durch die Untersuchung Macdonalds scheint die systematische Stellung
des Palolowurmes. als in die Gattung Lysidice gehörig, genügend klargestellt,
wenn auch nähere Untersuchungen, namentlich des Kopfes, höchst wüinschenswerth
sind: daher muss der von Gray geschaffene Gattungsname Palola aufgegeben
werden.
Der von Macdouald abgebildete Kopf (Fig. 1) zeigt die für Lysidice
characteristischen 3 Fühler und den Kieferapparat. Die darauf folgenden etwa
20 Segmeute waren beträchtlich schmäler, als die Segmente der reifen Bruch-
\QQ Dr. Aiigustin Krämer.
stücke, auch waren auf den ersten Segmenten die typischen dunklen Rückenflecke
sehr undeutlich und kaum sichtbar.
Die Bruchstücke, wie sie au der Oberfläche des Meeres gefangen werden,
haben eine Länge bis 50 cm und gewöhnlich eine Breite von 2 — 3 mm, welche
nach Powell auch V^ iuch (ca. -= 6,3 mm) erreichen kann (Fig. 2). Die Parapodien
tragen keine Kiemen, aber je einen dorsalen und ventralen Cirrus und Borsten-
bündel mit zweierlei Borsten: lauge fein zugespitzte, welche, wie M'Intosh
gegenüber Macdonald richtig bemerkt, nicht um ihre Längsachse gedreht sind,
und zusammengesetzte Borsten, deren Endtheil zwei kleine Zähne trägt. Von
jeder dieser beiden Borstenarten finden wir 2 — 3 in jedem Parapodium, in den
vorderen Segmenten hinter dem Kopf sind sie jedoch nach Macdonald etwas
zahlreicher. Auf jedem Segment liegt in der Medianlinie des Rückens ein dunk-
ler Fleck, auf welchem nach p]hlers die Ausführiingsgänge eines Drüsensystems
münden. Diese dunklen Flecke sind durch eine über den ganzen Rücken laufende
helle Läugslinie verbunden. Am letzten Schwauzsegment finden sich zwei kürzere
dorsale und zwei lange ventrale Girren; einer dieser längeren Girren war bei
einem Exemplar von Dr. Krämer in 2 Theile zerspalten, so dass es den Anschein
hatte, als ob 3 lange Analcirren vorhanden wären.
Die Farbe des Palolowurmes ist sehr verschieden, und zwar sind die Weib-
chen im Leben schmutzig -indigofarbig oder dunkelgrün, die Männchen dagegen
hellbraun bis ockerfarbig oder weiss. In Alcohol sind die Weibchen meist schmutzig-
graugrün, bisweilen auch vollständig weiss (Exemplare der Berliner Zoolog. Samm-
lung), die Männchen röthlichbraun. Die grünen Eier, mit welchen die weiblichen
Bruchstücke prall gefällt sind, haben einen Durchmesser von 0,21 mm.
Die Verbreitung des Palolo ist nach unserer jetzigen Kenntniss auf einige
Inselgruppen des pacifischen Oceans beschränkt und zwar auf die Samoa-,
Fidschi-, Tonga- und G i 1 b e r t - 1 n s e 1 n. Ob es sich bei der von Seemann
ebenfalls als Fundort angegebenen Gruppe der Neuen Hebri den wirklich um
Palolo handelt, scheint fraglich, denn einige Borstenwürmer, welche angeblich
dort gegessen werden, stellten sich bei der Untersuchung nach M'Intosh als
Phyllodociden heraus. In der Berliner Sammlung finden sich ferner einige von
Putze gekaufte Exemplare, angeblich von Neu-B ritannien.
Der Pal(d(»wurm ist ein Bewohner der Korallenriffe und steigt nur zweimal
im Jahre in den Monaten October und November zur Ablage der Geschlechts-
producte an die Oberfläche. Er erscheint nur an gewissen Theilen der Inseln, an
der Seite der Lagune, nahe dem äusseren Riff. Nach der Mittlieilung von Stair
(l)ei Gray) treten die Würmer am Rande der Riffe besonders da auf. wo viel
Süsswasser ausströmt, doch ist das nach der Beobachtung von Dr. Krämer
nicht der Fall. Während der übrigen Zeit des Jahres scheinen die Würmer
in den tieferen Regionen der Korallenriffe zu leiten, doch sind sie dort mit Aus-
nahme eines Falles noch nicht in ihren Schlupfwiidadn beobachtet oder dort
gefangen worden: Whitmee fand nämlich ein Exemplar in den Spalten eines
abgestorbenen Korallenblockes, welcher von einer Stelle nahe der Küste entnommen
war, an welcher der Palolo erscheinen sollte.
ßemerkimo^cii über den cssliarcii l'alnlowiirni.
167
Die Würmer steigen in so gewaltigen Massen zur Oberfläche auf, dass die
See an solclien Stellen ..mehr fest als flüssig erscheint". Sic zeigen sich nur am
frühen Morgen an hcstimintcii Tagen, über welche weiter unten Näheres mitgetheilt
werden soll. Einzelne Kxemplare erseheiiien hei der ersten Morgendämmerung,
dann werden sie von Äfinute zu ^linute häutiger und beleben schliesslicii bei
Sonnenaufgang in so zahllosen IMassen die (»terllärlie. dass nach Aussage einer
englischen Ladv ein Taschentuch in einer Wasser-
tiefe von 4 inches ( ^ 10.16 cm) unter der Masse
der Würmer niciit melir sichtbar war. Das ganze
Schauspiel dauert nur wenige Stunden, und alle
Würmer sind einige Zeit nach Sonnenaufgang
vollständig verschwunden. Immer sind es nur
Bruchstücke ohiu' Kopf, welche an die ()l)erfläche
kommen. Die bis ^o "^ langen Stücke haben ihre
eigene Bewegung und schwimmen entweder fast
gerade ausgestreckt oder in grösseren spii'aligen
Windungen, oft sehr schnell durch einander.
Powell glaubt den einzelnen Stücken einen be-
sonderen Gesichtssinn zuschreiben zu müssen, da
sie ilen Fangkörl)en geschickt auszuweichen suchen. 1
Die Beobachtung von Powell, dass die Bewegung ihrer Borsten beim Schwimmen
denselben Eindruck hervorruft, wie die Wimperbew^egung der Rotatorieu. erscheint,
wie auch M'Intosh sagt, etwas abenteuerlich. Die grösseren Stücke zerbrechen
allmälig selbstständig in immer kleinere Theile. und es findet dabei eine aus-
giebige Entleerung der männlichen und weiblichen Geschlechtsproducte
statt, mit denen ihre Leilu'shöhle ^•ollständig vollgepfropft war. Die
Theilung der Stücke setzt sich immer weiter fort, bis schliesslich nur
ganz kurze Theilstücke von wenigen Segmenten übrig bleiben, welche
dann ganz leer von Geschlechtsproducten zu Boden sinken. Die See ist
dann durch die massenhafte Ausstossung der Eier und des Sperma
weithin grünlich und weisslich - trübe gefärbt. Whitmee beobachtete
ganz denselben Vorgang an einigen Stücken, welche er in ein Glasbassin gesetzt
hatte: Männchen und Weibchen zerbrachen und die Flüssigkeit trübte sich durch
die Beimischung des Sperma: die Eier setzten sich allmälig zu Boden. Peln-igens
entwickelten sie sich im Aquarium nicht weiter.
Es scheint zweifellos, dass die Thiere allein zum Zwecke der Ablagerung
der Geschlechtsproducte und zur Befruchtung der Eier an die Oberfläche kommen.
Dieser Process wird durch die leichte Zerbrechlichkeit natürlich begünstigt und
beschleunigt. Dass die Theilstücke, deren innere Organisation zum Tbeil atro-
phischen Character trägt und welche in der Bildung von Geschlechtsproducten
gänzlich aufgegangen zu sein scheinen und ihren Endzweck damit erreicht haben,
etwa nach ihrem Untersinken wieder zu neuen Thieren anwachsen sollten, scheint
gänzlich ausgeschlossen, vielmehr werden sie sämmtlich zu Grunde gehen. Hier-
gegen würde auch Powells Beobachtung nicht sprechen, welcher grössere Bruch-
stücke, ohne w'eiter zu zerplatzen, durch „Ei- und Samenleiter" (vielleicht die
Wt
1(58 Dr. Augustin Krämer.
SegmentalorgaDe?) Geschlechtsproducte ausstossen sah und die Stücke ganz un-
versehrt, aber ganz leer davon, fangen konnte. Die in der Tiefe zurückgebliebenen
Kopftlieile dagegen dürften walirscheinlich wieder neue Endstücke hervor-
sprossen lassen.
Die merkwürdigste Erscheinung in der Biologie des Palolowurmes ist sein
ganz regelmässiges Auftreten in den Monaten October und November zur Zeit
des letzten Mondviertels; nur zu diesen zwei Zeitpunkten im Jahre erscheint er
an der Oberfläche auf den Korallenriften, und zwar ist der Novemberschwarm
meist reichlicher, als der im October. Bisweilen ist sein Erscheinen an den
einzelnen Inseln einer zusammengehörigen Gruppe auch verschieden; so tritt er
nach Angabe des Herrn Dr. Krämer an der Insel Sawaii der Samoa-Gruppe be-
sonders reichlich im October auf, während er bei Apia auf üpolu in der Regel
im November häufiger ist. Ueberhaupt ist er manchmal im October an einer
Stelle in Myriaden von Exemplaren vertreten und einen Monat später finden sich
ebendaselbst nur wenige Exemplare, sowie umgekelirt.
Jedesmal erscheinen die Würmer in der Morgendämmerung am Tage vorher
und am Tage des letzten Mondviertels selbst, einige Nachzügler zuweilen auch
noch am Tage darauf. Da das Auftreten des Palolo ganz regelmässig so enge
mit den Mondphasen verknüpft ist und er nur zu dem Zeitpunkte des letzten
Mondviertels zur Oberfläche kommt, so ist es klar, dass er in jedem Jahre um
mehrere Tage früher kommen würde, denn die Mondmonate fügen sich nicht
dem Sonnenjahr. Erschiene der Palolo jedesmal na(;h 12 Mondmonaten (etwa
354 Tage) beim entsprechenden letzten Mondviertel, so käme er jedes folgende
Jahr immer um etwa 11 — 12 Tage früher. Würde er 13 Mondmonate bis zu
seinem Wiedererscheinen brauchen, so würde er sich jedes Jahr um etwa 18 Tage
verspäten. In beiden Fällen würde seine Erscheinungszeit in kurzer Frist aus
den Monaten October und November heraustreten und er könnte im Laufe der
Jahre zu jeder beliebigen Jahreszeit, in jedem beliebigen Monate auftreten; dieses
ist aber, so lange man ihn kennt, nicht der Fall gewesen, vielmehr ist er stets
nur in der Zeit von etwa dem 5. October bis gegen Ende November sichtbar
gewesen. Diese Thatsache brachte Whitmee auf den glücklichen Gedanken,
dem Erscheiuungsmodus des Palolo nachzuspüren. Seine zum Theil allerdings
lückenliaften Beobachtungen erstrecken sich für die Samoa- Inseln auf den Zeit-
raum von 1861 — 1873, unter Berücksichtigung eines Datums von den Fidschi-
Inseln. An der Hand dieser Daten stellt Whitmee die sehr annehmbare Be-
hauptung auf, dass der Palolowurm stets zwei Jahre hintereinander nach je
12 Mondmonaten erscheint, dass aber in jedem dritten Jahr ein Intervall von
13 Mondmonaten auftritt. Dieses stimmt mit den bekannten Erscheiuungsdaten
des Wurmes überein und dabei überschreitet auch die Erscheinungszeit des Wurmes
für längere Zeit nicht die Monate October und November. Derartige Intervalle
von 13 Mondmonateu sind nach Whitmee in den Jalircu 1862 63, 1865/66,
1868 69 und 1871 72 eingetreten.
Wliitmee rechnet aber noch genauer. Wenn der Palolo nämlich zunächst
2 Jahre nach je 12 Mondmonaten, im 3. Jahre aber nach 13 Mondmonateu,
also nacli 3 Jahren zusammen in 37 Mondmonaten wiedererscheint, so kommt
Bemerkungen über den essbaren Pnlolowurni. Ibv
er allft 3 Jabre noch immer um etwas melir als 3 Tage früher, da 3 mittlere
Sormeujahre über 3 Tage länger sind, als 37 Mondmoiiatc. Würde hier nicht
eine Correction eintreten, so würde die Erscheinungszeit des Palolo noch immer
nach einer längeren Eeihe von Jahren die Monate October und November nicht
mehr einhalten, sondern immer frühzeitiger fallen. Zum Ausgleich dafür raüsste
nach Wliitmees Rechnung alle 28 bis 29 Jahre ein Extra -Mondmonat ein-
geschaltet werden; demnach würde dann eine solclic dreijährige Paloloperiode zu
dieser Zeit 1 Intervall von 12 und 2 von je 13 Mondmonaten umfassen. Eine
solche Extra- Einschiebung von einem Mondmonat prophezeite Whitmee für
1873 74 und fand seine Vermuthung bestätigt, denn der Palolo zeigte sich 1874
erst nach Ablauf von 13 Moudmonaten am 31. October und 1. November.
Einfacher erklärt sich die Sache übrigens in folgender Weise. Da die
Mondphasen alle 19 Jahre fast genau zu derselben Sonnenzelt wiederkehren
(Metonischer Cyclus), so liegt es nahe, dass der Palolo alle 19 Jahre zu dem-
selben Datum erscheinen wird; dieses finde ich durch die Thatsachen bestätigt,
denn 1874 beobachtete Whitmee den Palolo auf Samoa am 31. October und
1. November; 19 Jahre später (1893) sammelte Dr. Krämer das mir vorliegende
Material ebenfalls am 31. October und 1. November.
An den Gilbert-Inseln soll der Palolo nach P o w^ e 1 1 stets in den Monaten
Juni und Juli erscheinen.
Aus Ursachen unbekannter Natur tritt der Palolowurm bisweilen auch in
ganz anormaler Weise zu anderen Jahreszeiten auf; so soll er nach Whitmee
gelegentlich, aber sehr selten auch im December bei Samoa vorkommen. Nach
einer handschriftlichen Notiz von Herrn P. Stoos in Lübeck blieb der Palolo an
den Fidschi-Inseln im Jahre 1885 ganz aus, erschien dann aber ausser der Zeit
Ende Januar 1886. Ueber ein weiteres abnormes Auftreten berichtet Powell,
nach welchem der Palolo am 21. März 1881 bei Samoa erschien. Wie mir Herr
Professor Goldstein, hier, freundlichst mittheilte, war am 15. März 1881 Voll-
mond ; der Wurm ist also an einem Tage erschienen, als der Mond kurz vor dem
letzten Viertel stand; er hat somit, wenn auch nicht die Jahreszeit, so doch
wenigstens die Mondphase eingehalten.
Auf Samoa und den Tonga-Inseln heisst der Wurni Palolo, auf den Fidschi-
Inseln Mbalolo oder Balolo. Die Samoaner nennen den W^irm auch einen Fisch
(i'a = ika in anderen polynesischen Dialekten, und = ikan im Malayischen). „Pa"
bedeutet nach Turner soviel wie „platzen", ,, bersten"; „lolo" heisst „ölig" oder
„fettig". Die Eingeborenen benennen die Monate nach dem Namen Palolo; so
heisst auf den Fidschi-Inseln der October vula i mbalolo lailai (= kleiner Palolo-
monat), der November vula i mbalolo levu (= grosser Palolomonat), weil im letz-
teren der Palolo am reichlichsten auftritt. Die Samoaner nennen nach Whitmee
die Jahreszeit, wann der Passatwind am Anfang des Sommers oder der Regen-
zeit von Südost nach Nordost umschlägt, väi-palolo (d. h. Zeit des Palolo) ; die
entgegengesetzte Jahreszeit, wann der Passat von Nordost nach Südost wechselt,
am Anfang der trockenen Jahreszeit, wird in ähnlicher Weise väi to'elau genannt
(d. h. Zeit des Umschlagens des Nordwindes). Diese Verbindung des Namens
Palolo mit den Monaten und Jahreszeiten spricht wohl sicher dafür, dass sich
170 Dr. Augustin Krämer.
die Evscheinungszeit des Palolo im Laufe langer Zeiträume ebensowenig geändert
hat, wie die Jahreszeiten selbst. Die Bewohner der Gilbert- Inseln nennen den
Wurm „Te Nmatamata" (d. h. der gleissende oder glänzende).
Der Palolowurm ist eine sehr begelirte Lieblingsspeise der Eingeborenen,
auch manche dortige Europäer haben Geschmack daran gefunden. Das Erscheinen
der TMere auf den Korallenriffen ist für die Samoaner und Fidschi-Insulaner ein
Freudenfest. Jung und Alt rudert in der Morgendämmerung hinaus, um die
werthvolle Gabe der Natur von den Booten aus mit Sieben und schön gefertigten
Körben, oder aucli mit der blossen Hand einzuheimsen. Die Palolomasse wird
entweder zum Theil gleich roll verzehrt oder in Brotfruchtblätter gebunden und
über angezündeten Feuern gebacken. Händler kaufen au Ort und Stelle den
Palolo auf, um andere Theile der Inseln damit zu versehen und Boten Averden
mit Palolo als Geschenk an ferner wohnende Häuptlinge gesandt, in deren Gegend
die Schwärme nicht erscheinen. Sein Geschmack soll nachHood's Mittheilung
au eine Auster erinnern. Die Fidschi- Insulaner haben den Aberglauben, dass
nach dem Palolofang grössere Regengüsse auftreten müssen, um „die Feuer,
woran der Palolo geröstet ist, auszulöschen"; anderenfalls wird eine schlechte
Yamswurzelernte erwartet.
Beiläufig gesagt ist übrigens die Zahl der zur Speise dienenden höheren
A¥ürmer nicht gross: ausser dem Palolo wird nach Dr. Krämer noch ein grosser
Regenwurm tb eilweise von den Samoanern gegessen und nach M'Iutosh gemessen
die Bewohner der Neuen Hebriden Borstenwürraer aus der Familie der Phyllodo-
ciden als Speise, welche sie A'oon nennen. Von einem auf Amboiua gegessenen
Wurm wird weiter unten die Rede sein. In China sollen ferner Sipunculiden
genossen werden.
Die ausserordentliche öconomische Wichtigkeit, welche der Palolo für die
Insulaner besitzt, hat es natürlich zur Folge, dass die Eingeborenen sein Erscheinen
mit grösster Genauigkeit beachten und sogar meist mit gutem Erfolge vorher-
berechnen. Sie achten nach Whitmee und Powell zuerst auf die Blüthezeit
der scharlachrothen Blumen von Erythrina indica, eines Strauches aus der Familie
der Papilionaceen (Aloalo genannt). Beginnen dann noch der Tavai (Rhus tai-
tensis), der Lagaali (Aglaia edulis Asa Gray) und die Sisi (Eugenia sp.) zu blühen,
so sehen die Eingeborenen nach dem Stande des Mondes; wenn derselbe dann in
der Morgendämmerung tief über dem westliclien Horizont steht, so erwarten sie
am 10. Tage darauf den Palolo. Meist ist ihre Rechnung richtig, doeli irren
sie bisweilen, wann ein Intervall von 13 Mondmonaten seit dem vorigen Erscheinen
des Palolo eintritt, um einen ganzen Monat. Von anderen wird dagegen auf das
Untersinken gewisser Sternbilder unter den Horizont geachtet und daraus die
Palolozeit berechnet. Ho od berichtet, dass drei Tage vor dem Erscheinen des
Palolo die „malio" (gewisse Landkrabben, Gecarcinus) sicli in grossen Zügen
aus dem Innern an die Meeresküste begel)en, und diese Wanderung soll so
sicher mit der Palolozeit zusammentreffen, dass die Eingeborenen hierdurch auf
die drei Tage später auftretenden Paloloschwärme vorbereitet werden. Dieses
eigenthümliche Zusammentreffen brachte H o o d auf den abenteuerlichen Gedanken,
dass die Palolobruchstücke der Laich dieser Krabben seien, eine Annahme, die
Bemerkungen über den essbaren Piilolowunn. 171
aber weder bei den dortigen Fnropäern noch Eingeborenen Anklang fand, wie
Hood selbst sagt.
Als begleitende Würmer des Palolo wird namentlich eine Nereis-Art an-
ofeo-eben; in dem Material von Herrn Dr. Krämer fanden sich in der Palolo-
masse eine Anzahl Polychaeton aus den Gattungen Kuphrosyne, Lirione und
Phyllodoce.
Zum Schlüsse sei noch auf eine dem Palolo-Auffcreten ganz ähnliche Er-
scheinung hingewiesen, auf welche Ed. voji Martens (Sitzber. d. Ges. naturf. Freunde
zu Berlin, Jahrg. 1887 p. 17) zuerst aufmerksam gemacht hat, nämlicli auf die
Schilderung eines essbaren Wurmes (Wawo) von Amboina in dem Werke von
Georg Everhard Kumphius „D' Amboiusche Rariteitkamer" etc., Amsterdam
1705. Ich will hier einen gekürzten Auszug aus seiner Beschreibung in freier
üebersetzung gebeji. Rumphius beschreibt auf Seite 51 ff. seine „Vermiculi
marini' Wawo" von Amboina wie folgt:
„Es sind kleine Würmchen, kaum 1 Fuss lang, in der Dicke einige wie
Segelgarn, die meisten wie gezwirnte Seide, in Klümpcheu durcli einander ver-
mischt, in welchen man immer einen grösseren, dickeren und längeren sieht, als
die anderen, welchen man für die Mutter hält. Die meisten sind dunkelgrün,
doch spielt darin auch etwas schmutzigweiss oder gelb, roth, braun und blau.
Ihre rechte Gestalt kann mau kaum erkennen, ausser dass sie wie ein verwirrter
Strang Garn durcheinander hängen und sofort in Stücke brechen, wenn man sie
anrührt; wenn mau sie in Salzwasser bis zum anderen Tag stehen lässt, so kann
man unter einem Vergrösserungsglas die folgende Gestalt daran erkennen; in
jedem Klumpen ist ein etwas grösserer Wurm, als die anderen, welchen man die
Mutter nennt; er ist dick wie grobes Segelgarn und bisweilen wie ein dünner
Federkiel, bleichgelb oder weisslich; an dem Köpfchen kann man nur 2 Hörn-
chen erkennen, wie sie die Schnecken haben, und an jeder Seite vier deutliche
Füsschen, wie Raupen. Die anderen Füsschen sind sehr fein, wie Härchen, un-
zählbar, und ziehen sich aus und ein. Die Kinder hängen rund um diese Mutter;
in der Dicke sind sie wie feines Segelgaru oder gezwirnte Seide, und grünlich,
einige eine Hand, andere l^o Fuss lang. Sie sind quer über den Leib gerippt,
als ob sie aus vielen Gliedern beständen, doch sind sie so zart, dass sie gleich
in Stücke zerbrechen, wenn man sie in die Hand nimmt; an den gekochten kann
man die Glieder noch besser erkennen. Wenn man sie des Abends, frisch aus
dem Wasser geholt, besichtigt, kann man deutliche Zeichen von Leben daran
erkennen, aber man kann sie niclit bis zum nächsten Tage am Leben erlialteu.
Zeichen von Gesicht, Gehör und Geruch kann man auch daran bemerken, denn
es scheint durch den Gesichtssinn zu geschehen, dass sie auf eine brennende Fackel
oder Licht zuschiessen, doch wenn der Mond aufgeht, so verbergen sie sich
wiederum. Das Gehör muss man ihnen zuschreiben, weil sie verjagt werden,
wenn man grossen Lärm macht, und vom Geruch muss es kommen, dass sie so
begierig nach schwangeren Frauen und nach mit Geschwüren behafteten Beinen
zuschwimmen.
„Dieses Gewürm sieht man das ganze Jahr hindurch nicht, sondern allein
am 2., 3. und 4. Abend nach dem vollen Mond, welcher eintritt, wenn die Sonne
172 Dr. Augustin Krämer.
in den Fischen steht, im Februar und März; alsdann muss man sie sofort nach
Sonnenuntergang suchen mit angesteckten Fackeln, auf solchem Strand, wo grosse
Klippen in der See stehen, die voll von Spalten und Rissen, aber glatt und nicht
scharf sind; um diese sieht man die Würmer wimmeln und auf diejenigen zu-
kommen, welche eine brennende Fackel im Boot haben; dann kann man sie mit
ausgespannten Tüchern oder feinen Sieben schöpfen. Die ersten beiden Nächte
findet man sie um die Klippen, später aber etwas weiter fort in die See getrieben.
Die Eingeborenen wünschen, dass man beim Fang ruhig sein ujid das Boot ohne
Lärm vorwärts treiben soll. — Am folgenden Vollmond sind die Würmchen
scliou grösser geworden, ungefähr strohhalmdick, ganz wie junge Tausendfüsse,
grün, l)rauu und weiss gemischt und daher etwas abscheulich, welche auch einen
besonderen Namen haben und nicht für das echte „Wawo" gehalten werden.
Am 5. Abend nach dem Vollmond verlieren sie sich und man kann sie das ganze
Jahr hindurch nicht mehr sehen, ausser, wie gesagt, an dem folgenden Vollmond,
zu welcher Zeit sie eine andere Gestalt und Namen haben. Der genannte Voll-
mond, wann' der Mond in der Jungfrau und die Sonne in den Fischen steht, ist
die gewöhnliche Zeit des Wawo, doch geschieht es bisweilen, dass man sie auch
etwas früher findet, nämlich bei dem Vollmond, wann die Sonne noch nicht in
die Fische getreten ist. Das Wawo kommt auch nicht jährlich in gleicher Äleuge
an die Oberfläche; denn wenn viele warme liegen vorangehen, kommt es reich-
lich, und man kann es alle 3 Abende nach einander schöpfen; aber wenn viele
trockene und heisse Tage vorangehen, kommt es wenig und nur an einem Abend.
Am Tage kann man schon erkennen, ob es denselben Abend in die Höhe kommen
wird, denn man sieht alsdann bei Tag schwarze Flecken im Seewasser, auch hat
man erfahren, dass in jedem Jahre hohes AVasser ist und immer höher als die
tägliche Fluth, wenn das Wawo erscheint.
„Die gewöhnliche Meinung ist, dass das Gewürm ein Auswurf der ge-
nannten Klippen ist; immer, wo solche Klippen fehlen, findet man das Wawo
auch nicht. Das meiste wird gefangen in dem Amboinischen Golf, um den rothen
Berg, an den drei Liasserschen Inseln, bei Latuhaloy und in Banda, als auch auf
den Molukken.
„Vorläufig mag es „Vermiculi marini" heissen; der inalayische Name ist
unbekannt, weil es vielleicht in den Ländern nicht vorkommt; im gewöhnlichen
Amboinisch heisst es Wawo und Wau, was man auch für Ternatisch hält. Auf
Hitoe heisst es „Melatten", auf Leijtimor „Laur", auf den üliazzers „Melattonno",
in Banda „Oele". Weil es nun je nach den beiden Vollmonden zweierlei Art ist,
so wird das erste und eigentliche „Wawo Kitsjil" (= kleines Wawo), das andere
oder grosse am folgenden Vollmond „Wawo bezaar" (^= grosses Wawo) genannt.
Die Bewohner von Hitoe unterscheiden es genauer und machen 3 Arten daraus,
die erste heisst Melatten Salanay, das sind kleine Würmcheu, wie ein Haufen
Faden aneinander hängend, welche am Vollmond im Januar vorkommen, wann die
Sonne in den Wassermann tritt; doch weil es nicht alle Jahre au die Oberfläche
kommt nnd es auch nur gering ist, wird es nicht gesammelt, sondern zur Nahrung
für die Fische gelassen. Die zweite und eigentliche Sorte heisst Melatten Yan
(d. h. Fisch-Melatten), als ob es nun schon zu lebenden Fischen oder kenntlichen
»
Bemerkungen über den essbaren Palolowurm. 173
Geschöpfen geworden wäre. Die dritte Sorte beisst Melatten Lalian (d. b. Tausend-
fuss-Wawo), weil es dann die Gestalt von Tausendfüssen bekommen liat. Dies
kommt bervor zu dem folgenden Vollmond des April und wird /Aim Kssen für
ungeeignet gebalten.
„Man macbt viel Aufbebens von diesem Wawo in Amboiua und in Bauda,
und diejenigen, welche daran gewöhnt sind, machen davon eine grosse Leckerei,
obwohl es beim Anschauen bässlicb erscheint; es wird auf dreierlei Art zubereitet."
Rumphius giebt nun in eingehender Weise zahlreiche Küchen -Recepte,
wie das Wawo mit verschiedenen Kräutern zusammen gekocht, gepökelt, geröstet,
geräuchert und namentlich zu pikanten Brühen und Saucen verwendet wird. Die
letztgenannte Wawo-Sorte soll bei Nacht in aer See mit hellem Licht leuchten,
wesshalb sie um so mehr verabscheut wird, weil sie diese Eigenschaft mit den
Tausendfüssen gemein hat. Der Verfasser giebt dann die Daten für einige Jahre,
wann das richtige Wawo gefangen ist:
„1684. Vollmond am 1. März. Das Wawo wurde am 2., 3. und 4. März gefangen;
es kam in reichlicher Menge vor; unter den Klippen, vom rothen Berg
bis nach Hative Kitsjil ; man schöpft es, sowohl in dem Boot sitzend,
als auch bis zur Mitte des Körpers in das Wasser gehend, während jemand
eine brennende Fackel in der Hand hält, wozu die Eingeborenen eine
schwangere Frau wählen, doch muss sie mit der Fackel im Boot sitzen
bleiben.
1685. Vollmond war am 20. März, als die Sonne in den Widder eintrat. Vor
und nach dem Vollmond war sehr heisses Wetter, wesshalb nur wenig
Wawo gesehen wurde, ausser am 22. März, wann sich das ,,Wawo-Jcan"
zeigte, = Fisch -Wawo, weil man es für die Fische lässt. Am 23. März
wurde das echte gefangen, doch nur in kleiner Menge.
1686. Vollmond war am 8. März. Wawo wurde am 11. gefangen, doch auch
nur wenig wegen der vorhergegangenen Trockenheit.
1687. Vollmond war am 27. Februar. Am 1. März hätte es erscheinen müssen,
doch wurde nichts gesehen, ausser einigen schleimigen rothen Fäden,
welche keine Gestalt hatten, indem wiederum die vorhergehende Trocken-
heit die Ursache davon war.
1688. Vollmond war am 17. März. Am 19. und 20. März wurde wenig Wawo
gefangen etc.
1690. Vollmond war am 27. März (im Widder); da es stilles Wetter mit wenig
Regen war, hat man denselben Abend und die beiden folgenden das Wawo
in reichlicher Menge bekommen.
1693. Am 24. März, am dritten Abend nach dem Vollmond (21. März) hat
man begonnen, das Wawo zu fangen, vier Abende nach einander, in
reichlich grosser Menge, denn um diese Zeit war stilles Wetter.
1694. Am 11. März, zwei Tage nach dem Vollmond (9. März) in den Fischen,
wurde das Wawo gefangen ; es war schönes stilles Wetter, doch ist nicht
viel vorgekommen."
174 -Dl'- Augiistin Krämer.
Aus den obigen, stellenweise allerdings recht unklaren Angaben von
Rumphius sieht man, dass die Erscheinung des ,,Wawo" in sehr vielen Punk-
ten mit dem Palolo übereinstimmt. Vielleicht handelt es sich um eine andere
AVurm-Art, vielleicht auch um den richtigen Palolo. Auch das Wawo erscheint
periodisch mit den Mondphasen und zwar, was Rumphius betont, immer nach
dem Vollmond ; mit demselben Rechte kann man aber sagen, dass es wenige Tage
vor dem letzten Mondviertel erscheint, und hätte damit eine gewisse Ueberein-
stimmung mit dem Palolowurm. Die Jahreszeit ist allerdings eine ganz andere,
aber auch bei den Gilbert -Inseln soll der richtige Palolo im Juni und Juli er-
scheinen, das Wawo bei Amboiua im Februar und März. Handelt es sich in
allen diesen Fällen um denselben Wurm, so würden vielleicht locale Verhältnisse
sein Erscheinen zu verschiedener Jahreszeit beeinflussen.
Es ist merkwürdig, dass die Erscheinung des Wawo bei Amboina seit
Rumphius ganz in Vergessenheit gerathen zu sein scheint, und dass man in
den Berichten der dort gewesenen Europäer nichts mehr darüber findet. Jeden-
falls scheint es der Mühe werth, diesen biologisch so interessanten Erscheinungen
des Palolo und Wawo noch weiter nachzuspüren und die älteren Beobachtungen
durch neue zu verbessern und zu era-änzen.
w^
Verlag von Lipsius & Tischer in Kiel und Leipzig.
Seit Herbst 1892 ersdieineu :
Ergebnisse der in dem Atlantischen Ocean von Mitte Juli bis Anfang
November 1889 ausgeführten
Plankton-Expedition der Humboldt-Stiftung
auf Grund von gemeinschaftlichen Untersuchungen einer Reihe von Fach-Forschern
liemusgegcboii von Victor Hensen, l'rol'. der l^siologie in Kiel.
Von diesem monumentalen Werke sind bis jetzt folgende Theile erschienen:
Bd. I. Abth. A. Reisebeschreibung. Von 0. Krümm el. IVIit wissen-
scliartlu-hon Vorhenchton. 30 M.
I. .. B. Methodik der Untersuchungen. Von V. Hensen.
im
I. C. Geophysikalische Beobachtungen. Von O. Knim-
mTT 10 M
,. IL ,. E. a. A. Thaliacea. Systeraat. Boarb. von M. V. A. Traustedt.
TW.
.. n. .. E. a. B. Thaliacea. Vertheilung der Salpen. Von C. Ap-
stein. fll. 50 Pf.
.. IL .. E. a. C. Thaliacea. Vertheilung der Doliolen. Von A.
Borgert. 8 M. 60 Pf.
,, n. .. E. b. Fyrosomen. Von O. Seeliger. 12 M.
,. n. ,. E. c. Appendicularien. Von H. Lohmann. 30 M.
„ n. „ F. d. Gastropoden mit Ausschluss der Heteropoden und Ptero-
poden. Von H. Simroth. 33 M. 50 Pf.
„ n. .. F. e. Acephalen. Von H. Simroth. 6 M.
,. IL .. G. a. Halobatiden. Von Fr. Dahl. Halacarinen. Von
Dr. H. Lohmann. 16 M.
„ n. ,. G. b. Decapoden und Schizopoden. Von A. Ort mann.
14 M.
,. n. ,, G. c. Isopoden, Cumaceen und Stomatopoden. Von
H. .1. Hansen. 14 M.
,, n. ,, H. c. Pelagische Phyllodociden u. Typhloscoleciden.
Von .1. Reibisch. K» M.
n. ,. H. f. Folycladen. Von Marianne Plohn. 2 M.
n. ,. H. g. Turbellaria acoela. Von L. Böhmig. 6 M.
n. .. K. c. Die craspedoten Medusen. Von 0. Maas. 14 M.
IL .. K. d. Die Akalephen. Von E. Vanh offen. 8 M.
IV. .. M. a. A. Feridineen, allgemeiner Theil. Von F. Schutt.
38 M.
.. IV. .. M. g. Die Bakterien des Meeres. Von B. Fischer. 6 M.
Abonnenten auf das ganze Werk erhalten dasselbe zu um 10 ^/^^
niedrigerem Vorzugspreise.
Ausführlicher Prospekt steht gern zu Diensten.
Verlag von Lipsius & Tischer in Kiel und Leipzig.
Wissenschaftliche Meeresuntersuchungen.
Herausgegeben von der
Kommission zur wissenschaftlichen Untersuchung der deutschen Meere in Kiel und
der Biologischen Anstalt auf Helgoland.
Neue Folge. Bd. I. Heft 1. Gr. 4". 4()4 Seiten mit 7 Taf. u. 41 Fig. im Text. M. 30.
,. I. ,. 2. ,. 40. XIII. 191S., 71Abb.. 8Tab.. 4Taf.u.lKt. M. 20.
„ n. ,.1. Abt. 1. Gr. 4". 324 S.. 6 Tafeln u. 4Figuren im Text. M. 25.
„ U. ,, 1. „ 2. ,, 4". P^scheint März 1897.
Jahresbericht der Kommission zur wissenschaftlichen
Untersuchung der deutschen Meere.
I. Jahrgang 1871. Mit 1 Seekarte u. 1 Tafel Abbildungen. Fol. (178 8.) M. 15.
II. III. Jahrgang 1872, 1873. Mit 1 Seekarte, 16 Kupfertafeln und 9 Karten
zur Fischerei-Statistik. Fol. (380 S.) M. 40.
IV. -VI. Jahrgang 1874, 1875, 1876. Mit 10 Tafeln und 1 graph. Dar-
stellung. Fol. (294 und 24 S.) M. 36.
soicie die Fortsetzung davon nnter dem Titel:
Bericht der Kommission zur wissenschaftlichen Untersuchung der
deutschen Meere in Kiel.
Vierter Bericht für die Jahre 1877—1881. Fol. (382 S.) M. 49.
Fünfter Bericht für die Jahre 1885—1886. (158 S.) ,, 25.
Sechster Bericht für die Jahre 1887—1889 ,. 27.
Ergebnisse der Beobachtungsstationen an den deutschen Küsten.
Jährlich 12 Hefte. Quer-Folio. Jahrgang 1873—1893. ä Jahrg. M. 12.
Atlas deutscher Meeresalgen
von Prof. Dr. Reinke in Kiel.
1. Heft 1889. Fol. (54 S. und 54 Taf.) M. 30. 2. Heft. Lfg. 1 und 2. 1891. Fol. (20 S.
und 10 Taf.) M. 12. 2. Heft, Lfg. 3—5, 1892. Fol. (15 S. und 15 Taf.) M. 18.
Biologische Beobachtungen bei künstlicher Auf-
zucht des Herings der westlichen Ostsee.
Von Dr. H. A. Meyer.
Im Anscliluss an die Abhandlung VIT im IV. — VI. Jahresberichte der Kommission
zur wissenschaftlichen Untersuchung der deutschen Meere in Kiel. 8. (20 S.) M. 1.
Äpstein, Dr. Carl, Das Süsswasserplankton. Methode und Resultate der quanti-
tativen Untersuchung. Mit 113 Alil>ildungen und vielen Tabellen. M. 7.20.
Hensen, Victor, Professor in Kiel. Die Plankton-Expedition und Haeckel's Darwinismus.
Üeber einige Aufgaben und Ziele der beschreibenden Naturwissenschaften.
Mit 12 Tafeln. M. 3.—.
Schutt, Dr. Franz, Analytische Plankton-Studien. Ziele und Methoden der Plankton-
Forschung. M. 3. — .
— — , Das Pflanzenleben der Hochsee. Sonderabdruck aus Band I. A. der Er-
gebnisse der Plankton-Expedition der Humboldt-Stiftung. Mit einer Karte
und zahlreichen Abbildungen im Text. M. 7.— .