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Full text of "Bericht über das Museum Francisco-Carolinum"

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Nennzehnter Bericht 


über das 


MUSE 


Franeisco -Carolinum. 


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Nebft der 
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Beiträge zur Tandeskunde 


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Vennzehnter Bericht 


über das 


Francisco - Carolinum. 


Nebft der 
vierzehnten Lieferung 


der 


Beiträge zur Sandeskunde 


Defterreih ob der Enns. 


Linz, 1859. 
Druck von Iofef Wimmer. 


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Veunzehnter Iahres - Bericht. 


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Di: wiffenshaftliche Ihätigfeit des vaterländishen Mufeal - Vereines 
in allen Bereichen feines Wirfens im Jahre 1858 bildet eine Fort: 
feßung der bei der vorjährigen General -» Verfammlung berichteten 
2eiftungen unferes Vereines, und bleibt binfichtlich ihrer Erfolge bin- 
ter diefen nicht zurüd. 

Vielmehr ift der Verwaltungsrathb ded3 Mufeums in der Lage, 
neue bemerfenswerthe Ihatfachen über die Ausdehnung der Wirkiam- 
feit de3 Vereine? aud dießmal zur Kenntniß feiner Mitglieder zu 
bringen. 

Was zunächit die Fortfegung der früheren Wirffamkeit ded Ver- 
eines anbelangt, jo bewährte fich diefelbe vorzugsmweife wieder durd) 
die fernere Herausgabe des oberöfterreichifhen Diplomatars , von wel- 
chem vaterländifchen Originalwerfe nunmehr bereits der II. Band vor: 
bereitet wird, umd welches unftreitig einen der größten -willenfchaft- 
lichen Schäge der Mufenl » Anftalt bilden wird. 

Das vereinigte Landes + Collegium gewährte dem Mufeum zur 
Zuftandebringung diejes Werkes auch im Sabre 1858 wieder aus den 
Landesmitteln einen Beitrag von 500 fl. 

Der Leitung der zur Zufammenftellung diejes Werfed erforder- 
lichen, eine eben jo große Facfenntniß ol3 Genauigkeit bedingenden 
Arbeiten unterzieht fich der f. f. Hiftoriograph und dermalige Prälat 
des Stiftes St. Florian Sodof Stül;. 

Nicht minder thätig wirkte der Mufenl » Verein während der 
Fahresperiode 1858 auch im den übrigen Bereichen feines willen- 
Ichaftlichen Programmes. 


ar 


IV 


Befonderd war ed das Gebiet der vnterländiichen Naturwiflen- 
fchaft,, im welchem während der genannten ZJahresperiode mwefentliche 
und jehr Ihäsbare Vermehrungen der vorhandenen Sammlungs - Objekte 
für das Mufeum erzielt worden find. 

Waren diefe Sammlungen bisher fhon dur die Thätigfeit des 
als Geologen vortheilhaft befannten Mufeal - Cuftos Carl Ehrlich bes 
deutend vergrößert worden, jo erhielten fie, wie bereits im Jahres: 
berichte vom vorigen Jahre erwähnt wurde, durch) den vom Verwal 
tungsratbe ded Mufeums bewerkitelligten Ankauf einer urfprünglic 
nah Petersburg beftimmt gewejenen werthvollen Petrefakten - Samm- 
lung des im Face der Geologie rühmlich befannten E. €. Dergmeifters 
Namfauer in Hallitadt einen fehr erfreulichen Zuwachs, wodurd die 
bisherigen geologifchen Sammlungs - Objefte der Mufeal » Anftalt wer 
fentlich ergänzt wurden. 

Diefe Sammlung von werthvollen DVerfteinerungen ift in fo 
ferne echt vaterländifch, als ihre Fundorte der obere Theil des Salz- 
fammergutes, namentlich der Steinbergfogel, die Klausalpe, der Som: 
meraufogl, der Dleffen, der Hierlab, dad Wolfgangsgebirg unweit 
des Sichler Salzberges, der Sandling bei Goifern und Auffee, der 
Röthelftein und die Petfchen bei Auffee, der Auffeer Salzberg und die 
Gofauer Gebirge find, welche zu derfelben Ammoniten von befonderer 
Größe und Auszeichnung, DOxthoceratiten,, Belemniten, ZTerebrateln 
und andere Verfteinerungen in der Gefammtzahl von 1815 Stüden ge- 
liefert haben. 

Einige diefer Petrefakten find ganz oder halb des Gefteines 
und der Schale entledigt, andere ganz oder zum Theile angefchliffen 
um die Loben wahrnehmbarer zu machen. 

Mit diefen Verfteinerungen hat das Mufenm auch Handftüse 
von Marmor » Seltenheiten aus der Gegend von Halftadt, dann ein 
Stüd Alabafter aus einem römischen Bau: Monumente erlangt, wel: 
es im Echernthale bei Hallftadt in einem Brunnen aufgefunden wurde, 

Diefe ehr intereffante Sammlung wird nun im eigens biezu 
angeihaftten Käften in den Lofalitäten des Mufeums nad Anordnung 
des tätigen umd fachkundigen Neferenten fi Geologie, Profeflor 


V 


Engel durch den Guftos Ehrlich in foftematifcher Reihenfolge mit Rüd, 
ficbt auf die Neihe der Fundorte aufgeftellt. 

Außer diefem aus den Mufenl » Mitteln beftrittenen Antaufe war 
die Mufenl : Anftalt rüdjichtlih de8 erwähnten Wiffenichaftsbereiches 
and im diefer Periode bemüht, fih mit bedeutenden naturwiflenichafts 
lichen Vereinen des In» und Auslanded in Verbindung zu erhalten, 
und gelangte hiedurch auf dem Wege des gegenfeitigen Austaufches 
in den Bejit mehrerer jehr jhähbarer Originalwerfe der naturforfchen- 
den Gefellihaften Deutfchlande amd Defterreichd, worüber der diefem 
Jahresberichte beigebundene Ausweis der neuen Erwerbungen Näheres 
liefert, und worunter insbefondere mehre Abhandlungen der natur: 
forichenden Gefellichaft zu Görlik, ihre geognoftifchen Befchreibung der 
Oberlaufis , des Archives des Vereines für fiebenbürgifche Landeskunde, 
die Verhandlungen ded Vereines für Naturkunde in Preßburg, und 
des geologifh botanifchen Bereines in Wien, die Sahresberichte der 
naturforfchenden Gejellichaft zu Emden, der naturforfchenden Gefellichaft 
in Paflau, endlich die. Mittheilungen der F. F. Landwirtbfchaftsgefell- 
haft im Linz umd des oberöfterreichtichen Forft - Vereines zu erwähs 
nen find. | 

Die Herbarien des Mufeums wurden durch das PVereind - Mit- 
glied Med. Dr. Duftihmid in Danfenswerther Weife neu geordnet. 

Bei Ordnung der entomologifchen Sammlungen bat fid) insbe: 
fondere das Mufenl : Mitglied Ernft Haslinger um da8 Mufeum ver: 
dient gemacht, eben jo der . f. Bezirfdnrzt Dr. Schiedermayer in 
Kirchdorf durch zeitweilige Ginfendung von jeltenen Pflanzen. 

Im Bereiche der Gefchichte und Altertbumsforfchung wurde durd) 
mehrere dem vorigen und vorliegenden Sahresberichte beigebundene 
geihichtliche und originale Anffäge einzelner Mufenlmitglieder, dann 
gleichfalls durch Sammlung von intereffanten Ericheinungen in Diefem 
Riffenichaftsgebiete gewirkt. 

Im Auslande waren 08 der Verein für Altertbumsfunde und 
Geihichte in Nafan, der Verein für meflenburgiihe Gefchichte in 
Schwerin, der für hamburgiiche Geidhichte, die Biftorifche Gefellichaft 
in Basel, die Gejellihaft für niederländifhe Piteraturfunde, der bi: 


VI 


ftorifche Verein der Oberpfalz , der hiftorifche Verein für Niederbaiern, 
das germanifche Mufeum in Nürnberg, die antiquariiche Gefellichaft 
in Zürich , die Gefchichtd: und Altertfumsforichende Gejellihaft des 
Ofterlandes , endlich indbefondere die F. Akademie der Wiffenichaften in 
Wien, die ftatiftifche Direktion des F. F Handelöminifteriumsd , die 
Gentral: Sommiffton zuv Erhaltung der Baudenkmale, danı die bi- 
ftorifchen Vereine fait aller Kronländer, mit welchen die Mufenl- An- 
ftalt einen fortgefehten Verkehr unterhielt, und deren wiffenichaftliche 
Erzengniffe biedurch für die Mufenlbibliothef gewonnen wurden. 

Die einzelnen intereffanten Grwerbungen in diefem Wiffenfchafts- 
gebiete, enthält gleichfalld der beiltegende Ausweis. 

Beomerfenswerth dürfte hier wohl eine alte, leider nicht mehr 
ganz lesbare Urkunde fein, welche gelegentlich der Legung von Gns- 
röhren an der Südfeite de hiefigen jtändiichen Landhaufes in einer 
Ede der mittleren Promenade in einer Kapfel von Kupferbledh ge: 
funden wurde, umd fo weit fie noch entziffert werden Fonnte, durch 
das in einer metallenen Kapfel eingefchloffene Siegel ald von dem in 
den Sahren 1715 bis 14724 fungivenden Verordneten des Herren: 
ftandes, Franz Ferdinand Grafen von Sprinzenftein herrührend er: 
fannt wurde. Ginige noch lesbare Bruchftüce diefer Mrfunde jcheinen 
darauf hinzudenten, daß die Grzählung von Familien: Verhältniffen 
der gräflihen Familie und der alten Familie Hnim von Neichenftein 
Gegenftand derjelben waren. Die Grwerbung diefer Mrkunde verdankt 
dad Mufeum Hauptfächlih den Bemühungen des thätigen Ausichuß: 
mitglieded Adolf Ludwig Grafen Barth: Barthenheim. 

Die Hilfawiffenichaften der Gefchichte und Alterthumsforichung 
bildete auch in der Jahresperiode 1858 einen wejentlichen Gegenftand 
des Mufenlprogrammes, und e3 wurden bejonderd die numismattichen 
Sammlungen der Anftalt theils durch Ankauf feltener Münzen, theild dur) 
Geichenfe an das Mufeum vermehrt, die fyftematiiche Ginveihung die: 
jer Sammlungs: Objefte aber und die Katalogifirung derfelben unter 
der umfichtigen Leitung des F. f. Schulvathes und Afademikers Gais- 
berger von dem thätigen Gefvetärs - Stellvertreter Georg Weishaupl 
beforgt, jo daß Freunde der Minzkumnde einen reichen und wiflen- 


VI 


ichaftlich geordneten Vorratb antifer Münzen in den Mufeumd+Lofali- 
täten finden. 


Sn gleicher Weife wurden die Sammlungen von fonftigen An- 
tiquitäten durch Ankauf und Schenfungen vermehrt, und unter Aufficht 
des genannten Fachreferenten joitemmäßig aufgeftellt. 


Den umftändlichen Ausweis über die Erwerbungen in beiden 
Bereichen, jo wie über den fteten Zuwachs der Objekte nnjerer Bib- 
liothef, liefern die Beilagen diejes Berichtes. 

As Fortiegungen von Lieferungswerfen wurden achtzehn in dem 
beigebogenen Ausweife näher bezeichnete Drudichriften und eine große 
Karte des Kaijerftaates vom Schulratbe Beer angeihafft. 


Wie in den vorhergehenden Sahresperioden wurden einzelne 
bemerfenswerthe Widmungen son Privatperfonen, von denen theils 
Drudjachen, theils antife Seltenheiten dem Mufeum zufamen , durd 
die Blätter der Landeszeitung Tundgemadht, modurd die TIhätigfeit 
diefer Anftalt aud) weiteren Kreifen befannt gegeben, und neue Bei- 
tritte von Mitgliedern erzielt wurden. 


Indem der Verwaltungsrath ded Mufeums auf den numerifchen 
Stand der Vereinsglieder und die Verwaltungsgegenitände derjelben 
übergeht, bat er auch dießmal die erfreuliche Ihatfache zu berichten, 
daß im Verlaufe ded3 Jahres 1858 wieder 147 neue Mitglieder dem 
Vereine zugewachfen, und daß unter diejen Perfonen des Auslandes 
und literariiche Notabilitäten, wie der befannte Schriftiteller Gaftelli, 
fi) befinden. 

Snöbefonderd war für die Mufeal = Anftalt der Beitritt des body 
würdigen Prälaten Leopold MWadarz des Stiftes Hohenfurth in Bobs 
men erfreulich, wodurd der wiflenichaftlihe Verkehr de8 Mufeums mit 
dem an wichtigen Original - Urkunden reichen Archiven des genannten 
altböhmischen Stiftes, welches im Jahre 1859 feine 6OOjährige Zu: 
belfeier beging , angebahnt wurde, 

Zum Kanzlei: Neferenten ded Mufeumd wurde in diefem Jahre 
das Mitglied de3 Verwaltungsrathed Statthaltereirath Friedrich rei- 


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here v. Haan umd zum Gefretärd- Stellvertreter der ftändifche Be- 
amte Georg Weishaupl erwählt. 

Austritte von Mitgliedern des Vereines Famen im diefer Periode 
jeher wenige und hauptfächlih nur von Seite folder Perfonen vor, 
deren Beruföverhältniffe diefelben im die Ferne riefen, umd ihnen deß- 
balb den Verkehr mit dem Mufeum erichwerten. 


Leider find aber in der Jahresperiode 1858 zwei Ehren: umd 
eilf ordentliche Mitglieder dem Vereine durch den Tod entriffen worden. 


Die verftorbenen Ehren: Mitglieder find: der ?. f. Oymnafial: 
Profefor Fanftin End in Bregenz ımd Johann Freiherr Ta- 
Iatfo von Geftietits, f, f. geheimer Rath und pen]. n. d. Re: 
gierungs : Präfident. 


Die Mufenl » Anftalt empfindet befonders fchmerzlih dans Able- 
ben von drei Mitgliedern, welche jich am dem willenfchaftlichen Ver: 
fohr der Anftalt näher betheiligt haben ; nämlich des rühmlich befann- 
ten Gefchichtöforfherd Sofef Ehmel, reg. Chorherrn von St. Flo- 
rian; ded Propfted des Chorherrnftiftes St. Florian Friedrich 
Theophil Mayr, welder erjt in der Iekten General: Verfamm: 
lung zum Ausfchußmitgliede des Mufeumd gewählt worden war, und 
des ftändifchen Beamten Jofef Hinterberger, welder ven 
Mitgliedern ded3 Mufenl » Vereines durch feinen dem Sahresberichte für 
1857 beigefügten naturhiftorifchen Auffab über die Pögel Oberöfter: 
reichd als Naturforicher vortheilhaft bekannt ift. 


Die Anzahl der ordentlichen Mufenl : Mitglieder ift in fortwäh: 
vonder Vermehrung begriffen und beträgt nad Abrechnung der er- 
wähnten Sterbfälle 311. 


Durch das Ableben des genannten Herem Probftes von ©t. 
Florian und dad Ausfcheiden des Verwaltungs» Ausfhuß- Mitgliedes 
Regierungsrathed Strobah Fam der Mufenl : Verwaltungsrath in den 
Fall ftatutenmäßig zwei Erfasmänner in der Perfon ded Herrn Ber: 
eins » Mitgliedes Profeffor und Chorherr Georg Schafflinger und des 
Med. Dr. Johann Duftfhmid zu wählen. 


IX 


An der öfonomifchen Gebahrung ded3 Vereinsvermögensd Kat fich 
in der Zahresperiode 1858 nicht? Wefentliches geändert. 


Mit ehrfurchtsvollem Dante ift noch der abermaligen gnädigen 
Zuwendung einer Summe von 100 fl. zu gedenten, weldhe Seine 
fatferliche Hoheit "der Ddurchlauchtigfte BVereind - Proteftor Erzherzog 
Franz Carl auh im Sabre 1858 der Anftalt zu bewilligen ge- 
ruhten. 


Linz, den 30. Dezember 1859. 


Qom Verwaltungs: Nathe 


des Museums Franeiseo - Carolinum. 


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I. 
Vermehrung der Sammlungen 


des 


Museum Franeisco - Carolinum 


im Sahre 1858, 


A. Bibliothek. 
I. Drudwerfe, 


a) Mittheilungen von Akademien, Gefellfcaften,, Pereinen, 


l: 


Anftalten und Behörden. 


Na dem Einlaufe, 


P. Hermann Bär, vormals des Klofters Eberbadh) Priefter und Bur- 
fierer ; dipfomatifche Gefchichte der Abtei Eberbah im Nheingan. 
Band 1. Heft 1. Wiesbaden 1857. — Denkmäler aus Naffaı. 
U. Heft. Die Abtei Eberbach im Nheingau. Im Auftrage des Ber- 
eines für Naffau’sche Nftertfumsfunde und Gefhichtsforihung her 
ausgegeben von Dr. Karl Roffel. 1. Lieferung. Das Refectorium. 
Tert Seite 1— 15. Tafel 1— 7. Wiesbaden 1857. — Annalen 
des Vereins, 5. Bandes 1. Heft. Wiesbaden (Der Berein.) 
Jahrbücher und Yahresbericht des Vereins für meflenburgifche Ge- 
Nhichte und Altertpumskunde. Heransgegeben von ©. €, d ch, 
B. ©. Beyer, Secretüren des Vereins. 22. Sahrgang. Schwerin 
1857. — Quartalberiht XXI. 2. 3. XXI 1. Schwerin 1857. 
(Der Verein.) 

Gejchichte der Studien-, Schul- und Erziehungs» Anftalten in Mäh- 
ren umd öfterr. Schlefien, insbefondere der Dlmüger Univerfität in 
ben neneren Zeilen. Von Chriftian b’Eloert. Herausgegeben für 
Redhnung der Hiftorifch- ftatiftifchen Sektion der Ef, m. Ih. Gejfell- 
Ihaft zur Beförderung des Aderbaues, der Natur- und Landeskunde. 
DBritnn 1857. (Die Direktion der hift. ftatift. Seftion.) 


10. 


XI 


Zeitfhrift des BVereins fir hamburgifhe Gefhichte. Neue Folge 1. 
Bandes 3. Heft. Hamburg 1857. (Der Berein.) 

Mittheilungen der f. E. mähr. fchlej. Gejelihaft zur Beförderung 
des Nderbaues, der Natur- und Landeskunde in Britun. Interims- 
Hauptredafteur Heinrich Weeber, Brünn 1857. (Die Gefellfchaft.) 


. Mittheilungen der £. Ef. geographifchen Gefellichaft zu Wien. Nebigirt 


von Franz Foetterle. 1. Jahrg. Heft 1. 2., 2. Jahrg. Heft 1. 2. 
Wien 1857. (Die Gefellieaft.) 


Beiträge zur vaterländifchen Gefchichte. Herausgegeben von ber hi- 
ftorifchen Gefelichaft zu Bafel. 6. Band. Bajel 1857. (Die Ge- 
jellihaft.) 

Eifter ISahresbericht des naturforschenden Vereins in Paffau für das 
Sahr 1857. Paffau 1858. (Der Bereit.) 


Situngsberichte der Faif. Afademie der Wiljenfhaften in Wien. Wien 
1857. Bhilofoph. Hifter. Claffe Iahrg. 1857. Band XXI. Heft 5. 
Band XXIV. Heft 1. 2... Band XXV. Heft 1— 3. Band XXVI 
Heft 1.2. Band XXVIL Heft 1. — Sißungsberichte dev mathent, 
naturhift. Claffe. SIahrg. 1857. Band XXIV, Heft 1. 2. 3. Band 
XXVI, Band XXV. Heft 1. Band XXVI, Heft 1— 6. Band XXIX, 
Heft 7— 10. — Fontes rerum austriacarum, Defterreichiiche Ge- 
fhichtsquellen. Herausgegeben von der hiftorifchen Commiffion. 2. 
Abtheilung. Diplomataria et acta. Band XIV, — Urkunden zur äl- 
teren Handels- und Staatsgefchichte dev Nepublif Venedig. 3 Theile, 
Band XVH. — Aktenftiide zur Gefchichte Franz Nafoczy’s und feine 
Verbindungen mit dem Auslande 1708 — 1715. U. Band. Heraus- 
gegeben von Zofef Fiedler. Wien 1858. — Archiv für Kunde dfterr. 
Gefchichtsquellen. Herausgegeben von der zur Pflege vaterländifcher 
Geihichte aufgeftellten Commiffton. Baub XVII. IL. Band XIX. 1. — 
Denkfchriften der philofophifch = Hiftorifchen laffe. Band VIT — 
Monumenta habsburgiea. Abtheil. I, Band 3. — Denkfchriften der 
mathematifch - naturhiftorifhen Kfaffee Band XIV. Wien 1858. — 
Zahrbücher der E. £. Eentral-Anftalt fir Meteorologie und Erdinag- 
netismus von Karl Keil. V. Band. Jahrgang 1853. Wien 1858. 
— eftrede bei der feierlichen Nebernahme des ehemaligen Univerfi- 
tätsgebäudes duch die Faif. Akademie der Wiffenfshaften, gehalten 
am 29. Dctober 1857 von Dr. Theodor Georg von Karajarı, 
Wien 1857. — Die Prineipien der heutigen Phyfil. Bei der Feier 
der Uebernahme des ehemaligen Univerfititsgebäudeg vorgetragen von 
Dr. And. Ritter von Baumgartner. Wien 1857. — Almanach der E. 
Afadentie. 8. Zahrgang. Wien 1858. — Notizenblatt vom Jahre 
1857. Ne. 5— 9. und 20-— 24. (Die faiferl, Akademie.) 


Handelingen der Jaalijkschen allgemeene Vergadering van de Maat- 
schappy der Nederland’sche Letterkunde te Leiden 1857. — Nieuwe 
Reeks von Werken van de Maatschappy de Nederland’sche Letter- 
kunde te Leiden. — Negende Deel te Leiden 4857. (Die Gefellfchaft.) 


11, 


12, 


13, 


14. 


15. 


16, 


17. 


18. 


XI 


Abhandlungen der naturforfchenden Gefelihaft zu Görlis. Auf Koften 
der Gefellichaft. Ergänzung.) 2. Bandes 1. und 2. Heft. Görlig 
1836 u. 1838. 4. Bandes 1. u. 2. Heft. Görliß 1844 u. 1847. 
5. Bandes 1, u. 2. Heft. Görlik 1848 u. 1850. 6. Bandes 1. 
u. 2. Heft. Görlit 1851 ü. 1853. 7. Band. Görlit 1855. 8. 
Band 1857. — Geognoftifhe Beichreibung der preußifhen Dber- 
laufiß, theilweife mit Berücfichtigung des jähftihen Antheils. Nach 
den Ergebniffen einer auf Koften der naturforfchenden Gefellichaft in 
Görkig unternommenen Reife entworfen von Einft Friederih Gloder. 
Görlis 1857. (Die Gefelligaft.) 

Verhandlungen des hiftorifhen Vereins für Oberpfalz; und Regens- 
burg. 18. Band der gefammten Verhandlungen und 10. Band ber 
neuen Folge Mit 3 lithogr. Tafeln. Regensburg 1858. (Der 
Verein.) 

Berhandlungen des Bereins, für Naturfunde zu Preßburg. 2. Jahr- 
gang. 2. Heft. Nedigirt vom Bereins- Sekretär, Dr. 6. U. Korn- 
buber, Preßburg 1857. (Der Verein.) 

Lotos. Zeitichrift für Naturwiffenfchaften zu Prag. 7. Iahrgang 
1857. — 83. Jahrgang, Jänner, Februar, März 1858. Prag. 
(Der Berein.) 

Archiv des Vereins für fiebenbürgifche Landeskunde. Neue Folge 3. 
Bandes 1. Heft. Herausgegeben vom Bereins - Ausfhuffe Kron- 
ftadt 1858. — Das Privatreht der fiebenbürgifchen Deutfhen von 
Hriedrih Schuler von Liblay. — Siebenbürgifche Nechtsgefchichte IL. 
Band. 3. Lieferung. Hermannftadt 1858. — Das Statuten= Gefeh- 
buch der fiebenbürgifchen Deutihen im lateinischen und deutjchen Texte 
mit comparativen Parallelnoten. Bon Friedrih Schuler won Liblay. 
(Der Berein.) 


Ferdinandeum 27. Jahresbericht des Verwaltungs =» Ausfhuffes itber 
die Sabre 1856 und 1857. Snnsbrud 1857. — Zeitfchrift des 
Ferdinandeums für Tyrol und Vorarlberg. Herausgegeben von dem 
Berwaltungs - Ausfhuffe. 3. Folge 6. u. 7. Heft. Innsbrud 1858. 
(Das Ferdinandeum.) 

Ueber die mittelalterlihe Sammlung zu Bafel, nebft einigen Schrift- 
ftüden aus derjelben von Profeffor Dr. Wilhelm Wadernagel, Ba- 
fel 1857. — Munus Doctoris in Universitate Basiliensi ante haec 
quinque lustra a viris clarissimis C. F. Meisner Ph. Med. et Chirurg. 
Doctore. Botanices Professore P, 0. et Chr. Fr. Schönbein. P. 0. Doc- 
tore Physices et Chemiae, P. 0. felieiter susceptum die XII, Novem- 
bris celeprandum Reetoris magnifiei et senatus academiei nomine in- 
dieit Guielmus Vischer literarum graecarum Professor P. 0. — Mit» 
teilung der Gejelljgaft für waterländifche Alterthiimer VIL die gol« 
dene Altartafel von Wilhelm Wadernagel,. Bafel 1857. (Die Ge- 
fellichaft.) 

Bericht über die 8. allgemeine Verfammlung des biftorifchen Vereins 
für Steiermarf am 1. Aprif 1857. — 8. Iahresberiht über den 
Zuftand und das Wirken des hiftorifchen Vereins für Steiermark 


XIV 


vom 1. März 1856 bis Ietten März 1857. Bon dem Bereins- 
Seeretär Profeffor Dr. Göth. — Ueber Neinigung der Alterthümer. 
Bon of. Scheiger. — Andeutungen über Erhaltung und Herftellung 
alter Burgen und Schlöffer. Von of. Sceiger. Wien 1857. 
(Der Berein.) 


Novus Codex diplomaticus Brandenburgensis. Zweiter Haupttheil oder 
Urkunden» Sammlung zur Gejhichte der auswärtigen Berhältniffe 
der Mark Brandenburg und der Beziehungen ihrer Negenten zum 
Auslande. Bon Dr. Adolf Friede. Riedel. Band VI. XIV. XV. 
Berlin 1857 und 1858. Tortgefeßt auf Beranftaltung des DBereins 
für Gefhichte der Mark Brandenburg. (Der Berein.) 


20. Ilustrations of Sufrage Geology By Edward Hitschook L. L. D. Professor 


of Geology and natural Theology in Amherst College Washington 1857. 
— Annual Rapport of the Board of Buents of the Mithsonian Institution 
thowing the operations expenditeurs , and condition of the Instiiution, 
for the Year 1855 u. 1856 and the procudings of the Board up to 
February 24. 1855, March 22. 1856, January 28. 1857, Washing- 
ton 1855 — 1857. — Report of Trustees of the Winconsin Insti- 
tution for the Education of the Blind December 31. 1852. — Ma- 
dison 1855. — Appendix I, To Volume III. of the Smithsonian con- 
tributions- to Knowledge ; containing an ephemeris of the planet nep- 
tune of the Year 1852. Washinglon. — Astroid supplement to ruo 
tables for de termining the Values of bis and its Derivations. — 
Researches upon the ceyprinoid Fisches inhabiting the fresch Waters of the 


unitad Staats. — Lecture of he Camel delivered hefore the Smithsonian 
Institution. — Prodomus descriptionis animalium evertebratorum, 
quae in Expeditione ad Oceanum pacificum septemtrionalem, — Jo- 


anne Rodgers Duce, a republica federata missa obseroavit et descrip- 
sit. W. Nimpson Pars 1. I. — Address delivered by Mr. Fred. P. 
Stanton of Tenn before the Metropolitan Mechanies Institute at the 
opening of the annual exhibition in Washington. 1857. — List of 
Foreign correspondents of the Smithsonian Institution 1856. (Smith- 
sonian Institut. in Washington.) 


21. Sahrbuh der E. FE, geologifhen Neichsanftalt. 8. Iahrgang. Nr. 3, 


22: 


23. 


Wien 1857. 9. Zahrgang. Nr. 1. 2. Wien 1858. (Die Direktion.) 


Sabrbuch der E € Eentral- Commiffton zur Erforfhung und Erhal- 
tung der Baudenkmale 2, Band mit 34 Tafeln und 156 Hol 
fhnitten. Nedigirt von Dr. Guft. Heider. Wien 1857. — Situngs- 
Protokolle (im amtlihen Auszuge) Sahre 1853 —1857. Wien 1858. 
(Das Präfidium.) 

Mittheilungen aus dem Gebiete der Statiftil., Herausgegeben von 
ber Direktion der adminiftrativen Statiftif im f. E. Handelaminifte- 
rium. 6. Sahrgang, Heft 1. 2. Wien 1857. 7. Sahrgang 1. Heft. 
Wien 1858; enthaltend die 3. Berfammlung des internationalen 
Eongreffes für Statiftit zu Wien im September 1857. Bon Dr. 
Adolf Fider, — Tafeln zur Statiftit der öfterreihifhen Monarchie, 


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26. 


27. 


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30, 


3. 


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33, 


34, 


XV 


Neue Folge, das Yahr 1851 mit überfichtliher Einbeziehung ber 
Zahre 1849 und 1850 darftellend. Wien 1858. Band I. Heft 1—9. 
Band I. Heft 6. (Die Direktion.) 

5. und 6. Bericht der Oberheffiichen Gejellfchaft fir Natur- und 
Heiltunde, Gießen 1855 und 1857. (Die Gejellichaft.) 

4. Sahrbericht des germanischen Mufeums zu Nürnberg vom 1. DE 
tober 1856 bis Ende 1857. Leipzig 1858. — Anzeiger für Kunde 
der Heutjchen Vorzeit, 

Berhandlungen des zoslogifch - botanifhen Bereins in Wien. Band 
VI. Sabrg. 1857, Wien 1857. — Perfonen-, Ort3- und Sadıre- 
gifter der fünf erften ISahrgänge 1851 — 1855 der Situngsberichte 
und Abhandlungen des Wiener zoologifch-botanifhen Bereins. Zu- 
fammengeftellt von U. $: Grafen von Marchall, Herausgegeben von 
den zool, bot, Vereine. Wien 1857. (Der Berein.) 


Berhandlungen des hiftorifchen Vereins für Niederbaier. Landshut 
1858. Band V. Heft 3. 4. (Der Berein.) 

Mittheilungen an die Mitglieder des Bereins fir Gefhichte und Al- 
tertbumsfunde in Frankfurt a. M, Ausgegeben im April 1858. (Der 
Verein.) ‘ 


Zahresbericht des vaterfändifchen Mufenms Carolino- Augusteum ber 
Landeshauptitadt Salzburg fir das Jahr 1857. Salzburg. (Die 
Direktion.) 

Siebenter Bericht über die Wirkfamfeit des Werner-VBereins zur geo- 
Logifchen Duchforfhung von Mähren und Schlefien im Bereinsjahr 
1857. (Die Direktion.) 

Auszug aus dem. ftatiftiichen Berichte dev Handels- und Gewerbes 
Kammer Oberöfterreihs für das Jahr 1857. Linz 1857. (Das 
Präfibium.) 

Programm des £ f. Gymmnafiums zu Linz fir das Schuljahr 1857/58 
Linz 1858.. (Die Diveftion.) 


Sahresbericht der f. f. Dber-Nealfchule in Linz fir das Studienjahr 
1857/58. *inz 1858. (Die Direktion.) 


Oberbairifches Archiv für vaterländifche Gefchichte, herausgegeben won 
dem Hiftorifchen Bereine von und für Oberbaiern. 16. Band. 3. 
Heft. 17. Band, Heft 1. 2. Münden 1857. — Neunzehnter Jah- 
resbericht fiir das Jahr 1856, erftattet in dev Plenarverfammlung 
am 1. April 1857 duch den erften Vereinsvorftand Grafen von 
Hundt. Münden 1857. (Der Berein.) 


Magnetifhe und meteorologifche Beobachtungen zu Prag auf öffent 
liche Koften herausgegeben von Dr. I. ©. Böhm und F. Karlinsfi, 
18. Jahrgang. Prag 1858. (Die Divection.) 

Witterungsbeobadhtungen an ber meteorologifhen Station zu Bam- 
berg, während des Jahres 1857, angeftellt won Benedict Ellner 


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XV 


4. Jahrgang als Beilage zum IL, Bericht ber naturforfhenben Ge- 
felffchaft zu Bamberg. (Die Gejellichaft.) 

Programm des E f. Gymnafiums zu Kremsmünfter für das Schul: 
jahr 1858. Linz. (Die Direktion.) 

33. Jahresbericht des hiftorifhen Kreisvereing im Negierungsbezirke 
von Schwaben und Neuburg für das Jahr 1857. Augsburg 1858. 
(Der Berein.) 


Sahrbiicher des Vereins für Naturkunde im Herzogthume Nafjan. 
12. Heft. Wiesbaden 1857. (Der Berein.) 


43. Zahresbericht der naturforfhenden Gefellihaft in Emden für 
1857. Bon Dr. H. Metger, Sekretär. Emden 1858. — Kleine 
Sriften der naturforfcheuden Gefellihaft in Emden. V. Beiträge 
zur Kenntniß des Klimas von Oftfriesland. Von Dr. M. 4. 5. 
Vreftel. Emden 1858. (Die Gefellichaft.) 


Mittheilungen der antiquariihen Gefellfhaft in Zürih. XXL Ge 
Ichichte der Abtei Zürid. 5. und Tettes Heft. Züri 1858. — 


Die Bracteaten der Schweiz. Nebft Beiträgen zur Keuntniß ber 


fchweizerifchen Miünzrechte während des Mittelalters. Bon Dr. 9. 
Meyer. 3. Band 2. Heft. Züri 1845. (Die Gefellicaft.) 


Beriht des Forft - Vereines für Defterreih ob der Enns. Rebigirt 
vom Vereins - Sekretär Carl Reinifh. 3. Heft. Linz 1857. (Der 
Berein.) 

Sandwirthichaftliche Zeitfehrift von und für Oberöfterreih. Heraus- 
gegeben von der f. f. Landwirthichafts - Gefellihaft. Nedigirt von 
Karl Schmuß, Sekretär. Erxfter Jahrgang. Monat September bis 
Dezember 1857. Linz 1857. (Die Gefellichaft.) 

Archiv fiir Shweizeriihe Gefchichte, herausgegeben auf Veranftaltung 
der allgemeinen gefchichtforfchenden Gefellfchaft der Schweiz. 12. Band. 
Zürich 1858. — Hiftorifche Zeitung. Herausgegeben von ber all- 
gemeinen gejchichtforfchenden Gejellihaft der Schweiz in ben Jahren 
1853 und 1854 unter der Rebaftion des Hrn. R. R. Dr, Aud. 
Bernd. Fetfherin. Bern 1858. Alphabetifches Perfonal- und Sad: 
regifter. (Die Gefellichaft.) 

Mittheilungen des Hiftorifhen Vereins fiir Krain. Nebigivt von dem 
jeweiligen Sefretär des Vereins, und zwar im erften Halbjahr von 
Dr. B. 5. Kun, hierauf von Dr. Ethbin Heinrich Eofta. 11. und 
12. ZIahrgang 1856 u. 1857 Laibad. — Ein Bogen Urkunden- 
abprüde 95 — 107. (Der Berein.) 


Neıtes Yaufitifhes Magazin. Im Auftrage der oberfaufitiichen Ge- 
fellfchaft der Wiffenfchaften beforgt Durd) deren Gecretäv Guftab 
Köhler. 34. Bandes Heft 1. 2. 3. 4. Görlig 1857 — 1858. 
(Die Gefellihaft.) 
Mittheilungen der Gefchichts- und Alterthumsforichenden Gefellihaft 
des DOfterlandes. 4. Bandes 1. Heft, Altenburg 1858. (Die 
Gefeltichaft.) 


48. 


49. 


50, 


51. 


52, 


53. 


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XVII 


Naturriffenfchaftlihe Abhandlungen aus dem Gebiete der Wetterau. 
Eine Feftgabe der Wetterauer Gejellfchaft fiir Die gefammte Natur- 
funbe zu Hanau zu ihrer 5ojährigen Subelfeier am 11. Auguft 1858. 
Hanau 1858. — Sahresbericht über die Gefellfchaftsjahre vom Au- 
guft 1855 — 58. Hanau 1857 u. 1858. (Die Gejellihaft.) 


Archiv des Bereins für fiebenbürgifche Landeskunde. Neue Folge 
Band IM. Heft I. Herausgegeben vom Berwaltungs - Ausfhuße. 
Kronftapt 1858. — Sahresbericht fiir das Bereinsjahr 1857/58. 
Hermannftabt 1858. — Programm des Gymnafiums A, ©. zu Her- 
mannftadt fir die Schuljahre 1853 — 58. Beröffentliht von 
Direktor Zof. Schneider. Hermannftadt. — Programm und Yahres- 
bericht des £. E Kathofifchen Staatsgymnafiums zu Herinannftadt für 
das Schuljahr 1857. Hermannftadt. — Programm des enangelijchen 
Untergymnafiums in Mühlbach und der tamit verbundenen Lehran- 
ftalten zum Schluße der Schuljahre 1855 — 58, veröffentlicht vom 
Direktor F. Wild. Schufter. Hermannfladt und Kronftadt 1856 — 58. 
(Der Berein für fiebenbürgifche Landeskunde.) 


Abhandlungen der Hiftorifchen laffe der E, baierifchen Akademie ber 
BWiffenfhaften. 8. Bandes 2. Abtheilung. Minden 1857. — Die 
deutfche Politif König Heinrich 1. Feftrede vorgetragen in ber kön. 
Akademie der Wiffenfcaften zu München am 28. November 1857 
zur Feier des Geburtsfeftes Sr. Maj: des Königs von Franz Lühr. 
Münden 1857. — Ueber die Gründung der Wiffenfchaft altdeutjcher 
Sprache und Literatur, Feftrede von Dr. Konrad Hofmann. Miin- 
hen 1857. — Neber Königl. Maßnahmen für das Gebeihen ber 
Bifjenihaften. Nede von Friedrih Thierih. Minden 1858. — 
Ueber das DVerhältni der Akademie zur Schule. Nede von Friebr. 
Thierfh. Minden 1858. — Ueber die gejhichtlihen Vorftufen der 
neueren NRechtsphilofophie. Nede won Profeffor Earl Prantl. Min- 
hen 1858. — Ueber den Begriff und die Stellung des Gelehrten. 
Nede von Friedrich Thierich, Miinchen 1858. — Ueber neu aufge 
fundene Dichtungen Francesco Petrarca’s. Vortrag von Prof. Dr. 
Georg Martin Thomas, München 1858. 


Die Landtafel des Markgraftfums Mähren. 19— 21. Lieferung. Bo- 
gen 43— 74. Das 5., 6. u. 7. Bud) der Olmüber Euda mit 2 
Beilagen. Brünn 1857. (Das Comite der Herausgabe.) 


Mittheilungen der f. f. Eentralcommiffion zur Erforfhung und Er- 
haltung der Baudenfmale. Herausgegeben unter der Leitung des f. f. 
Sectionschefs und Präfes Earl Freiheren von Ezoernig. Rebalteur 
Carl Weif. Wien 1858. 3. Jahrgang. (Das Präfidium.) 
Rechnungs» Abichlug der allgemeinen Sparkaffe und Leihanftalt in 
lin; vom Jahre 1857. Linz 1858. (Die Direftion.) 

Theologifch - praftifhe Duartalfchrift, vebigirt und herausgegeben won 
Fried, Baumgartner, 10. Iahrgang. Linz 1857. — Statuten des 
Gefellen- Vereins zu Ried. — Reden, welde bei der am Schluß 
des Schuljahres in der FE FE. Kreishaupt- und Unterrealfäule zu 


Mus. Jar, Ber. XIX. b 


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56. 


57. 


1. 


XxVvm 


Ried vorgenommenen Prämien - Vertheilung. Berfaßt von Fr. &. 
Gumpoltsberger. (Eingegangene Pflichteremplare.) — Landesgejeg und 
Negierungsblatt vom Jahre 1858. Linz. (Die f. £, Statthalterei.) 
Codex diplomatieus et epistolaris Moraviae. (Urkunden - Sammlung zur 
Gefchichte Mährens,) Im Auftrage des mähr. Landes - Ausihuffes 
herausgegeben von Nitter von Chlumecky und vebigirt won Sofef 
Chytil. 7. Bandes 1. Abtheilung. Brünn 1858. — Bericht über 
das mähr. ftind. Landes - Arhiv, von P. R. von Ehlumecky, Ars 
hing» Diveftor und Dr. 3. Shytil, Arhivar, Fir das Jahr 1857. 
Brünn 1858. (Der Landesausihuf.) 


Perfonalftand der Geiftlichfeit dev Linzer Didcefe auf das Jahr 1858. 
(Das bifhöfliche Eonfiftorium.) 

Neichsgefeblatt vom Jahre 1858. Wien. (Das h. f f, Minifte- 
rim des Innern.) 


b) Widmungen von Gönnern and Srennden der Anftalt. 


Berhandlungen der Faif. Leopoldinifch = Karolinifhen Akademie ber 
Naturforfher zu Breslau. 26. Bandes 1. Abtheilung. Breslau und 
Bonn 1857. (Hr. Me. Dr. Ritter von Brenner- Feljadh, tk. f. 
Salinen- und Badearzt zu SL.) 


Auftria, Defterr. Univerfal - Kalender für das gemeine Jahr 1858. 
19. Zahrgang. Wien. (Hr. Q. Haslinger. Buchhändler zu Linz.) 
Drgan des DVereines gegen Mifhanblung der Thiere im Erzherzog- 
tbume Defterreih 06 der Enns und im Herzogthume Salzburg. 
Jahrgang 1. 2. 3. Linz 1855 — 57. — Bericht über die am 24. 
Jänner d. 3. zu Linz ftattgehabte 5. General» Berfammlung des 
Vereins gegen Mißhandlung der Thiere. Linz 1858. — Bericht über 
die am 9. Febr. d. 3. zu Linz abgehaltene General - Verfammlung 
bes DVereins zur Förderung der Seidefultur in Oberöfterreih.. — 
Bericht über die zur Erhöhung der Feier des glorreichen Geburts- 
tages Str. f. f. apoftol. Majeftät des Kaifers Franz Sofeph I. von 
Seite des Ausfhuffes des Fath. entralvereing in Linz am 18. Aus 
guft d, 3. theils in der Landeshauptitadt Linz und theils in mehre- 
ven anderen DOrtsgemeinden des Erzherzogthums Defterreih ob der 
Euns veranftalteten feierlihen Austheilung von Sparkafjebücheln und 
filbernen Ehren » Medaillen an jolhe Kinder, welche fih durd Tu- 
gend und Frömmigkeit befonders hervorgethan haben. Linz 1858. 
(Hr. U 2%. Graf von Barth-Bartbenheim, E. £. Kämmerer 2c.) 


Neuere Gefhüt » Beichreibung oder Artillerie recentior Praxis, Bes 
I&rieben von r. f. Maj. Hohlöhl. Feldartillerie Stüd - Hauptmann 
und Ober - Feuerwerfs - Meiftern Michael Miethen. Frankfurt und 
Leipzig 1683, — Species facti die feftgegründete Gerechtiame ber 
bochfürftl, und gräfl, Haufer Lichtenftein und Kaunit » Nittberg auf 


10. 
11 
12. 


13. 


14. 


XIX 
die drei Herrfchaften Ehens, Stadersdorf und Witlmund ober das 
fogenannte SHarlinger Land betreffend. 1757. «Hr. of. Hafner, 
Gemeinderath in Yinz.) 


Memorial Basilicae Strigoniensis anno 1856 die 31. Augusti eonse- 
cratae. Pestini 1856. (Hr. Dr. Carl Zipfer, Brofeffor in Neufohl.) 


Album. Bibliothek deutiher Driginal-Romane, 13. Iahrgang. Prag 
und Leipzig 1857. — Die Höllenmafchine. Hiftoriiher Roman aus 
der franz. Confular- und Kaijerzeit. Bon Dr. Franz id, VBrofchko, 
Prag und Leipzig 1858. (Hr. I. L. Kober, Birhhändler zu Prag.) 


Copie figuree d'un Rouleau de Papyrus trouv&e en Egypte publide 
par M. Fontana et expliquee gar M. de Hammer, Vienne 1822. 
(Hr. Sylvefter Sturmberger in St. Florian.) 


. Beobachtungen über die Metamorphofe eines jüngeren Gypfes aus 


Gebirgsarten des wefturalifhen Kupferfandfteines (Systeme Permier.) 
Bon Major von Wangenheim. Moskau 1857. — Ueber das Me- 
lampgrin. Bon Wilhelm Eichler. Mosfau 1857. — 'Appendice alla 
Memoria sulla successione normale de diversi Membri del torreno 
triasico nella Lombardia di Giulio Curioni Milano 1858. — Reper- 
torio ilaliano per la storia naturale. Cura S. Josephi Biacon). Anno 
1855. — Bononiae fase. 1. 2. anno 1854. Volum II. — Florae 


_forojuliensis Syllabus. Juli And. Pirona Med. Dr. Utinj 1855. (Hr. 


Adolf Senoner in Wien.) 


Adum aus Defterreih ob der Enns. Mit axtiftiichen Beilagen. 
Herausgegeben zum Beften der durdh den Brand am 26. Oftober 
1841 verunglidten Bewohner von Spital am PByhrn in Oberöfter- 
rei) 1843. (Hr. Binz. Ritter v. Had auf Bornimbs, ftänd, Ber- 
orbneter.) 


Necrologium Cremifanense 1600 — 1857. Viennae 1858. (Hr. ®. 
Norbert Mittermaier, geiftl. Nath und Stiftshofmeifter in Linz) 


Geologie oder Entwidlungsgefchichte dev Erbe und ihrer Bewohner. 
Von Sir Charles Lyell. Nah der 5. Auflage des Originals vom 
DBerfafer umgearbeitet. Die Ueberfeßung ducchgefehen und eingeführt 
von Bernhard Cotta, Berlin 1857. — Kuglevs Handbuch ber Kunft- 
gefhichte. 3. Auflage. 4 undd, Lieferung, Stuttgart 1858. (Hr. 
Luftig, Schuldiveftor in Budweis.) 


Andreae Vesalii invictissimi Carolj V. Imperatoris Medici opera omnia 
anatomica et chirurgica Gura Hermanni Boerhave et Bernhardi Siegf. 
Albinj Lugduni Batavorum 1725. (Hr. Med. Dr, von Lutterotti, 
t. £. Kreisayzt zu Linz.) 

Sfizzen aus ben vielbewegten Neifeleben Carl Maria Roffi. Heft 7. 
8. 9. 10. (Hr. Carl M. Roffi in Wien.) 


Provinzial» Handbuh bom Erzherzogthume Defterreih ob der Enns 
für das Jahr 1858, Linz, (Hr. 3 Wimmer, Buchdruderei +» Br 
figer in Linz.) 


b* 


15. 


16. 


17. 


18. 


1% 


20. 


4e 


XX 


Ueber die Einfamkfeit. Bon Ioh. ©. Zimmermann. Keipzig 1784. 
(Hr. Gftattner in Mondjee.) 

GSefpräh im Reiche der Todten zwilhen Maria Therefia und Frieb- 
vi I. Maltha 1786. (Hr. Schweiger, Weltpriefter in Linz.) 
Reben, gehalten vor und nad der Preisvertheilung an der Stadt 
pfarr-Mufterfchule in Linz am 7. Auguft 1858. Von Yojeph Keriche 
baum, Mufterlehrer. (Der Berfaffer.) 

Da Shaun! Das neue Geld oder nod ein Büchlein über den Neus 
freuzer, Gulden, Thaler. Gmunden und Jihl. (Hr. R. Schwo- 
vella, Buchhändler in Gmunden.) 

Synopsis der europäifchen Orthopteren mit befonderer Nitdficht auf 
die in Böhmen vorkommenden Arten. Brag 1854. — Criterien zur 
generifhen ZTheilung der Phytocoriden (Capsini aut.) Beide Abhand- 
lungen von Dr. Fr. N. Fieber. (Hr. BVerfaffer, Direktor des f. 
Kreisgerichtes zu Chrudim.) 

Militär » Zeitung. 11. Sahrgang 1858. Wien. Nebigirt von Dr. 
Hirtenfeld. (Hr. Redakteur in Wien.) 


e) Anfchaffungen. 
a) für die Mufeal- Bibliothek 
fowohl neu als in Fortjegungen. 


Cosmos. Entwurf einer phufiihen Weltbeichreibung von Alerander 
von Humboldt. 4. Band. Stuttgart und Tübingen. 


Publikation des literarifchen Vereines zu Stuttgart 42 — 45. Stutt- 
gart 1857. 


Ethnographie der öfterreichifhen Monardhie von Carl Freiheren von 
Ezoernig. Mit einer ethnographiihen Karte in 4 Blättern. Heraus- 
gegeben durd) Die Direktion der abminiftrativen Statiftil, Band 1. 
2. 3. Wien 1855. 


Archiv für Naturgefhihte. Gegründet von A. T. A. Wegmann, 
fortgefegt von W. T. Erihfon. In Verbindung mit Profeffor Dr. 
". Leufart in Giepen herausgegeben von Dr. F. H. ZTrojdel. 23. 
Jahrgang. Heft 1. — 6. 24. Jahrgang. Heft 1— 2. Berlin 1858. 
Neues Jahrbuch für Mineralogie, Geognofie, Geologie, und Petre- 
faftenfunde. Herausgegeben von 8. €, von Leonhard und 9. ©. 
Bronn. Yahrgang 1858. Heft 1— 6. Stuttgart 1858. 
Gefhihte der eidgenoffiihen Bünde. Mit Urkunden von 3. €. 
Kopp. 5. Band. 1. Abtheilung. Berlin 1858. 

Geidichte des vegulirten Chorherinftiftes Des Beil. Auguftin zur Nei- 
hersberg in Oberöfterreih von Bernhard Appel, regul, Chorherr und 
Bibliothekar 2c, desjelben Stiftes, Linz 1857. 


10, 


11. 


12. 


13. 


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15. 
16. 


Er 


18. 


1. 


XXI 


. Denkmäler, Forfhungen und Berichte. AS Fortfegung ber arhäo- 
Logifchen Zeitung , herausgegeben von Eduard Gerhard. Berlin 1857. 
Lieferung 37 — 39. 

. Codex inseriptionem Danubii et Rheni. Bon Hofrat; Dr, Steiner. 

4. Theile 1. Heft. Seligenftabt 1858. 

Das Syftem der römischen Wehren in Anwendung auf die Derts 
lichkeit wo jett Darmftadt liegt und das Nedargebiet in der Berg- 
ftraße. Von Hofrath Dr. Steiner mit einer Biographie des BVer- 
fajjers. 

Das Bud-Denfinal. Bericht iiber die Ausführung desfelben an bie 
 Theilmehmer der Subfeription erftattet von Franz Nitter von Bu Bauer 
und Dr. Moriz Hörnes. Wien 1858. 


Mititärifh-politifche Gefhichte der Länder des öfterreichifchen Kaifer- 
ftaates. Bon I. B. Schels, Ef. f. öfterr. Hauptmann. Wien 1819 
bis 1827. Band 1— 9 nebft Regifterband und einer Karte Defter- 
reihs Länder unter den Römern nad den Angaben von I. 8. 
Scels, entworfen vom f. f. Oberftlieutenant v. Ronner. Wien 1820. 


Beiträge zur Paliontograpbie von Defterreih. Herausgegeben von 
Franz Ritter von Hauer. 1. Band. 1. Heft. Wien und Olmitt 1858. 
Der Oheröfterreiher, Gefhäftse- Haus- und BVoltsfalender fir das 
gem. Sahr 1859. Linz. 


Linzer - Zeitung für das SYahr 1859. 


Zeitfhrift für deutjches Alterthum. Herausgegeben von Moriz Haupt. 
11. Bandes 2. Heft. Berlin 1858. 


Korrefpondenzblatt des Gefammtvereins beutfcher Gefchichtse- und AL- 
terthums= Vereine. Im Auftvage des Verwaltungs - Ausfchuffes des 
Gefammtvereins herausgegeben vom Arichiofefretäir Dr. €. 8. Gro- 
tefend. 7. Sahrgang 1858. Diefem beifolgend 


Die Hauptmomente aus der Gejchichte Berlins. Ein Bortrag in 
der Generalverfammlung deutjcher Gefhichts- und Altertfumsforfcher 
zu Berlin am 15. September 1858. Von Fibiein, Stabtarhivar. 
Berlin 1858. 


b) für bie mit dem Mufeum vereinigte ffänbifche 
Bibliothek. 


Eonverfationg »Lerifon für die bildende Kunft. Herausgegeben von 
Fried. Faber. Nach feinem Tode fortgeführt unter Mitwirtung meh- 
rerer Kunftgelehrten und Fahmännern von Lorenz Elufen. Mit Illu- 
firationen. Leipzig. Lieferung 52. 

Biograpbifches Lerifon des Kaiferftaates Defterreih, umfaffenb bie 
Lebensftizzen der benfwürbigen Perfonen des Jahrhunderts 1750 bis 
1850 im Kaiferftante und feinen Kronländern. Bon Dr. Eonft. v. 
Rurzbad. Wien 1857 — 58. Band 1. 2. 3. 


XXlIl 


. Dr. 3. ©. Kränis ökonomisch technologische Enchflopädie. Fortge- 
feßt von 3. W. Dr. Korth und E& D. Hoffmann. Berlin 1854. 
Baud 218 — 240, 


, Zechnologifhe Enchflopädie oder alphabetiihes Handbuch der Tech- 
nologie, der technifhen Chemie und des Mafchinenwejens. KHeraus- 
gegeben von 3. 3. R. v. Predtl. 19. Band, Stuttgart 1853. 


. Supplemente zu 9. I. R. dv. Prehtl’s technologischer Encyflopädie. 
Herausgegeben von Karl Karmarfh. Stuttgart 1857. 


. lcones florae Germaniae et Helvetiae simul terrarum adjacentium ergo 
mediae Europae Auctoribus L. Reichenbach et H. G. Reichenbach. 
Lipsiae Tom XVII. Decas 14. 15. Tom. XIX. Decas 1 —4. 


. Siebmachers großes und allgemeines Wappenbudh in einer neuen 
volfftindig geordneten und reich vermehrten Auflage in Verbindung 
mit Mehreren herausgegeben und mit heraldiihen und hiftorijch-genen- 
logifhen Erläuterungen begleitet von Dtto Titan von Hefner. Nirn- 
berg 1858, Lieferung 42 — 47. 


. Allgemeine Encyflopädie der Wiffenihaften und Künfte in alpha- 
betifher Folge bearbeitet und herausgegeben von 3. ©, Erich und 
%. ©. Gruber. Mit Kupfern und Karten. I. Section. Hevausgege- 
ben von Hermann Brodhaus. 67. Band, Leipzig 1858. 


. Die Süfwafferfifche der öfterreichiihen Monarchie mit Nücficht auf 
die angrenzenden Länder bearbeitet von Salob Hedel und Dr. Ru- 
dolph Kner, Leipzig 1858. 


1. Manuferipte. 
Widmung. 


. Beiträge zur Geographie und Gefchichte der Stadt Vüdlabrud von 
Sohann Seethaler. (Hr. Sylvefter Sturmberger in St. Floriar.) 


. Urbarium und Gerichtsbud) des ehemal: Klofters Waldhaufen vom 
Sahre 1496. (Hr. Gottlieb Weinberger, Gemeindereth zu Linz.) 


. Bwei alte Gebetbücher, wovon eines auf Pergament, das andere auf 
Papier. (Hr. Vinzenz Ritter v. Had auf Bornimbs, Nitterftand- 
Verordneter zu Linz.) 

. Summarium tripartitum ex tripartito Codice ad Voarchadumiam Joannis 
Vietoris a Kyburg Ph. ac J. U. Doctoris, wie au der Röm. Kaif. 
Maj. beftellten Panrichters und Zeugs -Commiffarii in Defterreih o. 
b. €. Cum specificatione Authorum, qui in hos, Codices contulerunt. 
Lineii. 3 Bände. (Hodhw. Herr Karl Kiderle, Pfarrer zu Sieg- 
barting.) 


1. 


2. 


xx 
M. Karten, Pläne. 
Ankauf, 


Adminiftratio- Karte des Hfterreichiichen Kaiferftaates , herausgegeben 


von dem E. Ef. Schulvathe M. A. Beder, nach deffen Angaben ge- 
zeichnet und Fithographirt von Franz Sinic, 


Widmung, 
Bonifaz Wohlmuth’s Steinmeten und Baumeifters Kaijers Ferdinand 
I. Grundrig der Stadt Wien vom Sabre 1547. Gezeichnet und 
lithographirt von Albert Eamefina, heramsgegeben burh den Alter- 


tbumsverein zu Wien; in 9 großen Blättern. (Der Alterthums- 
Verein zu Wien.) 


B. Geschichte. 
I. Urkunden. 


Aus dem Diplomatars-Fonde beftrittene Auslagen. 


1. Urkunden » Abjhriften aus einem Coder im Stifte St. Florian, 1 


2. 


St. c. 1333; — aus Originalen in Privathänden, die Pfarr- und 
Kirche zu Münzbach betreffend, 2 St. v. 3. 1396 und 1420; — 
aus Driginalien des aufgehobenen Klofters Garften v. 3. 1485 — 96 
7 Stüd; — aus einem Originale im Mufeal - Arhive, eine Stif- 
tung an das ehemalige Klofter Waldhaufen betreffend v. 3. 1333; 
eollationirt von dem Gejchichtsreferenten Hohmwürden Heren Iodol 
Stülz, regul, Chorherr und Decdhant des Stiftes St. Floriau. 


Abjchrift eines Urbars des Stiftes Waldhaufen v. 3. 1471, zugleich 
enthaltend ein VBerzeihnig des Kirchenfhates dann einen Katalog der 
Bibliothel und eine Bannteiding vom 3. 1469. 


1. Münzen. 


a) Widmung. 


- Medaille aus Aluminium mit dem Bildnifje Kaifers Napoleou IN. 


(Hr. Med. Dr, Guftan Pröll, Badearzt zu Gaftein.) 


ARömifhe Münze (Faustina jun.), aufgefunden zu Leonding. (Herr 
Heimetinger zu Leonding.) 


XXIV 


. Nömijche Minze (Constantinus) aufgefunden bei Linz. (Herr Leopold 
Huber, fürftl. Kammerbiener zu Linz.) 


. Rupfermünze der Nepublif Uruguay v. 3. 1857. Vom Geber auf 
beffen Neife mit der öfterreichifchen Korvette Carolina mitgebradt. 
(Hr. Friedrich Freiherr von Haan, Ef. £, Marinefadett.) 


b) Ankauf. 


. 25 Stitde römischer Münzen, Darunter vorzitglich von Antoninus Pius, 
Aurelianus, Claudius Gothieus, Constantinus, Constantius, Diocletianus, 
Gallienus, Roma urbs, Severus‘, Valens, Valerianus, Ausgrabungen bei 
Wels, nebft acht Stiid Römermürnzen anderen Fundortes. — Rupferftücd 
mit der Auffhrift „Ganze Tagesarbeit” Niückfeite der Faiferliche 
Adler, (muthmaßlih vom Jahre 1848). — Ein vuffifhes 5 Kope- 
fenftüd 9». 3. 1832. — Thalerftüd der Kaiferin Maria Therefta 
v. 3. 1744. — Guldenftüid Kaifer Ferdinand I. v. 3. 1624. — 
Guldenftiid der Grafen Botho und Gar! Ludwig zu Stolberg v. 3. 
1764. 


€. Kunst und Alterthum. 


A) Runf 
a) Malerei. 
Widmung. 


» Zwei Porträts (Aquarell) von den Eltern bes ehem. Ef. Protomes 
bifus Dr. Pidelmann in Binz. (Hr. Sylvefter Sturmberger in St. 
Slorian.) 


b) Seulptur 
Ankauf. 
Die heilige Familie (Gruppe von 7 Figuren aus Holz.) 
ce) Lithographie, 


Ankanf. 


» Porträt Leopolds von Buch, für die geologifche Abtheilung bes 
Mufeums, 


XXV 
B) Alterthbum. 
Widmung. 


. Römische Gegenftinde, beftehend im zwei Fragmenten von Sicheln 
und eines Schwertes, dann zwei Nabeln und vier Meißeln aus 
Bronce,. Auffindungen bei den Negulirungsarbeiten im Donau-Lueg- 
Kanal. (Die Löbl. Direktion des £, F. Antifen-KRabinetes in Wien.) 
. Ein 22 Zoll langes eifernes Schwert (vervoftet) ausgegraben an ber 
Straße nädft Gunslirchen. (Hr. Franz Sammer, E. E, Bezirksvor- 
fteher zu Wels.) 

. Ein altes eifernes Schwert deutfcher Form, — ein kurzes eifernes 
Schwert nebft einer eifernen Yanzenjpige, ausgegraben bei den Ar- 
beiten zun Unterbau des neuen Mauthgebäudes in Linz. (Hr. Adal: 
bert Stifter, E. f. Schulvath in Linz.) 


D. Ethnographie. 


Widmung. 


. Ein Geflecht aus Baft, gearbeitet von Negern am Congofluß und 
und wie foldes von ihnen theils zn Bettüchern, theils zu Segel 
u, d, gl. benüßtt wird. Von dem Geber auf deffen Neife mit ber 
t. £. Sregatte Carolina in St. Paolo de Loando an der Küfte Angolo 
in Nieber-Guinen gekauft. (Hr. Baron von Haan, E. f. Marine- 
Kadett.) 


E. Naturgeschichte., 
I. Zoologie. 
Widmung. 

2). San geithtrerre 

. Ein Exemplar eines weißen Haafen,, erlegt in ber nächften Umgebung 
von Linz. (Hr. Soh. Haaß von Ehrenfeld, Beamter der Kaiferin 
Elifabethbahn in Linz.) 

b) Pogel. 
Ein Eremplar eines Steinadlers, junges Männchen, exlegt in ber 


Gegend von Ehelsberg. (Hr. Ritter von Kaft, F. f, Legationsrath 
und Gutsbefiter.) 


XXVI 


. Ein Eremplar einer mittleren Raubmöbe, erlegt auf ber Donau bei 
Acad. (Hr. Theodor Kurzwernhart, Apothefer und Bilrgermeifter 
zu Achad.) 


. Ein Eremplar eines großen Lappentaudhers, erlegt in der Gegend 


von Efferding. (Hr. Dominit Geyer, fürftl, dv. Starhemberg’fcher 
Oberförfter zu Eferding.) 

. Ein Eremplar eines grauen Papagey’s. (Hr. PVinz. Ritter v, Had 
auf Bornimbs, Nitterftands-Verordneter in Linz.) 


co) Au pyhrhren. 


. Mehrere Amphibien aus dev Gegend von Gaftein, beftehenb in Er- 
ernplaven einer Biper, gewöhnt. Natter und Eibechfe. (Hr. Dr. 
Guft. Pröll, Badearzt zu Gafteiı.) 


. Ein Exemplar einer Hausnatter, 4 Schub 10 Zoll lang, aus ber 


Gegend von Linz, (Ein Bürger zu Linz.) 


Veränderungen 


ım 


Stande der Ehren= und ordentlihen Mitglieder 


des 
Museum Francisco - Carolinum 


in Sabre 1858. 


—a@&s— 


Beitritte an ordentlichen Mitgliedern. 


. Herr Bergmann Garl, regul. Chorherr zu St. Florian. 


Dr. Gaftelli 3., jubil. Landichafts - Sefretär in Wien. 

Dollezal Georg, Ober - Ingenieur der Kaiferin Glifabeth: 
babıı zu. Linz. 

Sranf Fofeph, Profeffor an der F. E. Nealichule zu Linz. 

Geift Simon, Oberfommiffar der f. F. Polizeidirektion in 
tin. 

Haas Johann, Sekretär der F. f. Statthalterei in Linz. 

Hagenauer Eugen, Adjunft des E. f. ftädt, deleg. Bezirke: 
GSerichtes in Linz. 

Hradegfy Zofef, Prafidial- Concipift der ?. F. Statthalterei 
in Linz. 

Hübner Heinrich, Buchhändler und Verleger in Leipzig. 

Zoch Chriftof, penf. E. f. Major in Linz. 

Klesheim Anton , Freiherr von, Schriftfteller in Wien. 

Nazesberg Ludwig Edler von, Gutöbefiter zu Wartemburg. 

Roesgen Alerander, Inhaber einer Privat » Gefhäftsfanzlei 

in Fin. 

Saringer Eduard , Kaufmann in Linz. 


XXVIN 


45. Herr Schmalvogel Sohann Ev., regul, Chorherr von St. Florian 


16. 


44: 


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DD mim 


” 


. Herr 


" 


und Verwalter zu Pulgarı. 

Struadt Julius, Aktuar des 8. F. Bezirfögerichtes zu 
Peuerbadh. 

Wadarz Leopold, Abt des Gifterzienfer - Stiftes Hobenfurt. 


Ste, bLa LE? 
Ehren- Mitglieder. 
En3 Fauftin, emerit. F. Ef. Gymnafial: Profeflor in Bregenz. 


Talatfo von Geftietitd Johann Freiherr, 8. F. w. geheim. 

Rath. 
DOrdentlihe Mitglieder. 

Baader Zafob, Med. Dr. in Wien. 

Chmel Sofef, regul. Chorherr von ©t. Florian und f. f. 
Negierungsrath 2c. in Wien. 

Srenner Sofef, 8. f. Sectionsrath in Wien. 

Hasladher Carl, Goncipift der F. f. Statthalterei in Linz 

Hinterberger Sofeph , ftand. Beamter in Linz. 

Kern Gottfried, Stiftöfapitular zu Schlägl. 

Mayer Friedrich Theoph., Probft zu St. Florian. 

Richter Wilhelm, Kaufmann in Linz. 

Straßer Franz Seraph, reg. Chorherr von St. Florian 
ud f 8 Oymmaftal-Diveftor zu Linz. 

Tihabufhnigg Heinrich Ritter v., F. F. Polizei: Kommiffär 
zu Braunau. 

Weiß oh. Nep., Gapitular des Stiftes Heiligenkreuz und 
Stiftshofmeifter zu Wien. 


Wroteetor: 


Se. Ffaiferl, Hpbeit der durchlauchtigite Prinz 
und Herr Franz Carl, Erzberzog v. Defter: 
reich, 2c. ıc. 


Borftand des Bereines : 


©e. Ereellen; Herr Eduard Freiberr von Bab, Sr. Ef. 
Majeftät wirfl. geb. Rath umd Statthalter von Oberöfterreich, 
Commander umd Ritter hoher Orden ıc. ıc. 


Präjes des Verwaltungs -Ausjhufjes: 


Herr Johann Freiherr von Stiebar, E. f. Kämmerer, jub. Regierungs- 
tath, Oberft- Erbland » Küchenmeifter und Landftand in Defterreich 
ob und unter der Enns ac. ıc. 


Prüjes » Stellvertreter: 
Herr Franz ©. Nitter von Kreil, f. . Statthalterei- Vice » Prafident, 
Commandeur und Ritter hoher Orden 1. ıc. 
Mitglieder des Verwaltungs = Ansjhufes: 


1. Herr Aichinger Job. Ev. , Weltpriefter und Direktor des Provinzial- 
Taubftummen » Inftitutes, wirft. Gonfiftorialrath 

2%. „  Molf Ludwig Graf von Barth - Barthenheim, E. F. wirfl. 
Kämmerer ac. 


3. 
4. 
5 
6 


" 


XXX 


Herr Zohann Duftihmid, M. Dr. 


Heinrich Engel, F. f. Profefior 
oh. Nep. Ritter v. Britih, F. F. jub. Statthaltereirath 
Sofef Gaisberger, regul. Chorherr von St. Florian, R. k. 
Profeffor 
Sofef Hafner, Inhaber eines lithogr. Snftitutes 
Fried. Freiherr von Haan, F. F. Statthaltereirath 
Anton Hofftätter, Apotheker. 
Med. Dr. Anton Anörlein, F. f. Rath 
Sranz ©. Ritter von Kreil, f. F. Statthalterei-Vice-Präfident 
Dr. Sofef Kudelfa, 8. £. Profeffor 
Dominit Lebjchy, Abt des Iobl. Stiftes Schlägel ıc. 
Zhomas Mitterndorfer, Abt des Iobl. Stiftes Kremsmünfter ır. 
Karl Pland Edler von Plankburg, Banquier 
Dr. Friedrih Edler v. Plügl, F. FE. Hof und Gerichts- 
Advofat 
Peter Riepl, regul. Chorherr von St. Florian und F. f. 
Profefor 
Sranz Jofef Nudigier, Bihof von Linz ır. 
Zofef Saringer, ftand. Buchhalter 
Georg Schafflinger, vegulirter Chorherr von St. Florian 
und E. . Profefior 
Adalbert Stifter, E. f. Schulrath 
Zodof Stülz, Abt des Stiftes St. Florian ıc. 
Anton Tuczek, E. F. Statthalterei » Gonzipift und Redakteur 
der Landes» Zeitung. 
Me. Dr. Fabian Uri, F. F. Nath und Profeffor 

21 Ghren - Mitglieder. 

314 wirkliche Mitglieder. 


XXXI 


Bereins- Sekretär: 
Herr Dr. Franz Sfidor Profchko,, F. F. Polizeifonmiffar 
Sefretir- Stellvertreter: 
Herr Georg Weishäupl, fand. Negiftrant 
Euftos: 
Herr Franz Carl Ehrlich, Mag. Pharmacie 
Rehnungs-Repvidenten: 


Herr Fint, Buchhändler und Gemeindevorftand 
Biltor Drouot, Buchdruderei: und Hausbefiger. 


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Zur Geschichte 


milder Stiftungen 


Lande ob der Ens. 


Von 


Joseph Gaisberger. 


Mus. Jahr. Ber. XVII. | 


Quod - munus reipublicae afferre majus meliusve possumus 
quam si docemus atque erudimus juventutem? his praeser- 
tim moribus atque temporibus, quibus ita prolapsa est, 
ut omnium opibus refrenanda ac coörcenda sit. Cicero 
de divin. II. 2. 


vorwort. 


Als ich im Jare 1855 die »Geschichte des akademischen 
Gymnasiums zu Linz« verfasste, wurde mir von Seiner Exzel- 
lenz, dem k, k, Statthalter von Oberösterreich Herrn Baron 
Eduard v. Bach auf meine Bitte gnädig die Einsicht in die 
Statthalterei-Akten gewährt. Bei ihrer Durchforschung traf ich 
auf manche Notizen, die mit der Geschichte der genannten 
Anstalt in losem Verbande, aber doch für mich so anziehend 
waren, dass ich sie nicht unaufgezeichnet lassen konnte, Es 
waren diess vorzugsweise Notizen und Daten über milde 
Stiftungen im Lande ob der Ens. Der schöne Cha- 
rakterzug christlicher Mildthätigkeit, der den Bewohnern dieses 
Landes in hohem Grade noch heute eigentümlich ist, findet 
sich schon in frühern Jarhunderten durch die vielen Stiftungen 
glänzend beurkundet. Gab ‘es doch beinahe kein Bedürfniss, 
kein Gebrechen, kein Leiden, wofür unsere christlich gesinnten 
Vorfahren nicht eine nachhaltige Abhilfe, eine mildernde Kraft, 
ein tröstendes Heilmittel gefunden und dauernd gestiftet hätten. 


Es ist daher ein Akt der Pietät, was jene in nie ruhender 
4* 


4 


Wolthätigkeit gethan,, geopfert und gegründet haben, den ge- 
genwärtig Lebenden ins Gedächtniss zu rufen und nach und 
nach vorzuführen. Für dieses Mal nur von zwei Anstalten in 
der Hauptstadt, die kaum dem Namen nach jenen bekannt sind, 


die von ihren Früchten leben und zehren, 


St. Florian am 14. Mai 1859. 


Der Verfasser. 


I. 
Das Seminarium S. Ignatii zu Linz. 


1. Knaben - Seminarien erscheinen unter verschiedener 
Benennung beinahe in allen Jarhunderten der 
Kirche. 


Wenn Jesus Christus seine Jünger und somit die 
Priester des neuen Bundes nennet das Lieht der Welt, 
das Salz der Erde, deutet er dadurch sinnbildlicb den 
schönen Beruf, die erhabene Aufgabe ihres Lebens an, der sie 
nur durch fromme Sitte, reinen Wandel vereint mit gründli- 
cher Wissenschaft entsprechen können. Das bedarf sorgfältiger 
Vorbereitung, frühzeitiger Uebung;; und gleichwie bei Pflanzen 
die Pflege oder Verwahrlosung in zarter Jugend zu ihrem Ge- 
deihen oder zu ihrer Verkümmerung am meisten beiträgt; so 
entscheidet auch die richtige Verwendung der Jugendjare über 
“die Richtung des menschlichen Lebens; selbst der angestreng- 
teste Fleiss in reiferen Jaren vermag nicht wirklichen Ersaz 
für das Versäumte oder Vernachlässigte zu gewähren. Daher 
hat die katholische Kirche bei ihrer mütterliehen Sorgfalt für 
einen sittlich strengen, frommen und wissen- 
schaftlieh-gebildeten Klerus seit den ältesten Zeiten 
Knaben von zartem Alter an zur Erziehung und Bildung über- 
nommen, um aus ihnen Priester hervorgehen zu sehen, die 
in Wahrheit sind: das Licht der Welt, das Salz der 
Erde. — So liess nach dem Zeugnisse der Kirchengeschichte 


6 


Alexander, der Bischof von Alexandrien, Knaben in 
der Kirche erziehen und in den Wissenschaften unterrichten ; 
darunter befand sich der glaubenseifrige, die Heiligkeit des 
Christenthums kraftvoll vertheidigende Athanasius. 

Aber auch in Rom scheinen ähnliche Pflanzschulen für 
den Klerus — Knabenseminarien — seit den frühesten 
Zeiten bestanden zu haben. Der h. Leo I. auch der Grosse 
genannt (440—461) ermahnte dringend die Bischöfe Africas, 
erst jene zu Priestern zu weihen, »die vom zartesten Kindes- 
alter an bis zu mehr vorgerückten Jaren in der kirchlichen 
Disciplin sich befunden hätten,«') und er berief sich hiebei 
auf die ehrwürdigen Sazungen der heiligen Väter der Vorzeit: 
Dieselbe Sorgfalt bewies die Kirche von Spanien. Die Väter 
des zweiten zu Toledo im J. 531 gehaltenen Konzils trafen 
die Anordnung, nur jene zur priesterlichen Würde gelangen zu 
lassen, die ihr Leben von der zartesten Jugend auf unter den 
Augen des Bischofs im Seminar bis zum 18, Jare zugebracht 
und nach Verlauf von noch zwei Jaren in demselben Institute 
sich zum Gelübde der Keuschheit verpflichtet hätten; ja die 
Väter des vierten Konzils von Toledo im J. 633 unterschieden 
bereits ein zweifaches Seminarium: ein grösseres und ein 
kleineres. Während jenes die Subdiakonen, Diakonen und 
Priester beherbergend im bischöflichen Palaste und unter un- 
mittelbarer Aufsicht des Bischofs sich befand, war dieses in der 
Nähe der Kirche liegend, für jüngere bestimmt, und ein ehr- 
würdiger, bejarter Priester überwachte der jungen Zöglinge 
Sitten und Wandel und besorgte gleich einem Vater auch ihre 
zeitlichen Angelegenheiten, 

Für Deutschland schlug Chrodegang der Bischof 
von Metz ganz dieselbe Bahn ein (762). Er ordnete für 
die Erziehung und Bildung der kirchlichen Jugend die Lebens- 


4) Quorum omnis aetas a puerilibus exordiis usque ad provecliores annos per disei- 
plinae ecelesiasticae stipendia eucurrisset. Epist. XII. 


7 


weise an, wie sie ein Jarhundert früher von den Vätern des 
vierten Konzils von Toledo war vorgeschrieben worden, !) 

Der Segen, der dieser Einrichtung entquoll, war allent- 
halben sichtbar und so erfreulich die Früchte, dass sie in den 
meisten Bistümmern Deutschlands und Frankreichs eingeführt 
wurde, — Dazu kamen im Zeitalter Karis des Grossen, 
als die herrlichsten Pflanzschulen für den Klerus die Kloster- 
schulen und blühten bald so herrlich auf, dass sie die äl- 
tern Kathedralschulen übertrafen und in ihrer ganzen 
Einrichtung und Leitung mehr geeignet schienen, die dem 
geistlichen Stande nöthige Würde zu wahren und ebendesswegen 
auch als Seminarien für die Weltgeistlichkeit benüzt wurden, 
wie denn Hinkmar, der berühmte Erzbischof von Rheims 
ausdrücklich bekennet, dass er von zartester Jugend auf im 
Kloster zum h. Dionysius auferzegen, dort das geistliche 
Gewand getragen, zum Priester geweiht worden und von dort 
an den Hof Ludwig des Frommen gekommen sei. 

Derselbe Eifer für Erziehung und Heranbildung des Kle- 
rus, welchen Karl bewies, beseelte auch seinen Sohn, Lud- 
wig den Frommen und dadurch, dass er zwei Jare nach 
seiner Thronbesteigung auf dem Nationalkonzile zu Aachen die 
von Ghrodegang entworfene Lebensweise als allgemeines 
Gesez für die Kirche erklärte, und auf ihre Einführung drang, 
war für die entsprechende Bildung der heranwachsenden Welt- 
geistlichkeit um so mehr eine feste Grundlage gewonnen als 
auch Eugen Il. auf einer Synode zu Rom (826) Karls des 
Grossen und Ludwigs des Frommen Anordnungen bestätigte. 
So bestanden diese Pflanzschulen dureh die Vorsorge treflicher 
Kirchenfürsten, begünstigt von den Kaisern des sächsischen 


4) Solerter rectores ecclesiarum vigilare oportet, ut pueri et adolescentes, qui in 
congregatione sibi commissa nutriuntur vel erudiuntur, ita jugibus ecelesiastieis 
disciplinis constringantur, ut eorum lasciva aetas et ad peccandum valde proclivis 
nullum possit reperire locum, quo in peccali facinus proruat. — Oportet ut pro- 
batissimo seniori pueri ad custodiendum, licet ab alio erudiantur, deputentur, 
Harzheim, Coneilia German. Tom I. 110, 


8 


Kaiserhauses in frischer Triebkraft auch im zehnten und eilften 
Jarhunderte und bildeten, immer wieder frisches Blut gewinnend, 
in ihrem Schoose Männer heran, die voll des heiligen Geistes 
als Träger und Förderer der Religion, der Gesittung und Wis- 
senschaft zu den glänzendsten Erscheinungen in der Geschichte 
der Menschheit gerechnet werden müssen. 

So gieng — um nur die zunächst unser Land betrefen- 
den zu nennen —- aus dem Seminare zu Magdeburg der 
h. Adalbert, Erzbischof zu Prag und Apostel der Preus- 
sen hervor; aus dem zuScehönau derh. Wolfgang, der 
als Bischof zu Regensburg sich um die Christianisirung 
Oesterreichs so grosse Verdienste erworben und eben im Be- 
griffe, das Wort Gottes vom Neuen daselbst zu verkünden, un- 
ferne von Linz, in Pupping, in der Kapelle des heiligen 
Othmar vom Tode hinweggerafit wurde. — In dem Semi- 
nare zu Hildesheim war der hochgebildete Lehrer Ottos 
III. der h. Bernward erzogen, der als Lehrer und Bischof 
daselbst beinahe in allen Zweigen der Kunst und Wissenschaft 
hervorleuchtete. — Zögling und Lehrer des Seminars zu Pa- 
derborn war endlich auch Altmann, der als Bischof von 
Passau — und somit auch unseres Landes — in den kummer- 
und stürmevollen Zeiten des Investiturstreites eine Hauptstüze 
Gregors VII. und seiner edlen Bestrebungen gewesen ist 
und schon dadurch, wie durch seine grossartigen religiösen Stif- 
tungen noch fortwährend in dankbarem Andenken fortlebt. 

Doch gegen die Mitte des 12. Jarhunderts begannen diese 
Pflanzschulen allmählig in Verfall zu gerathen — wol nieht aus 
einer Ursache sondern aus mehreren vereint wirkenden; wor- 
unter die nicht die unbedeutendste war, dass man auch ohne 
Sittenreinheit, ohne wissenschaftliche Bildung zu den einfluss- 
reichsten Kirchenwürden gelangen konnte. Die hohe Abkunft, 
die Gunst der Grossen, eigentliche Simonie verliehen die wich- 
tigsten Stellen, drängten wahres Verdienst und wahre Würdig- 
keit bei Seite, dämpften das hie und da in den Seminarien 


g: 


noch sich regende geistige Leben und lösten sie gänzlich auf, 
so dass jezt nur noch die Klosterschulen als die einzigen — 
aber nicht hinreichenden kirchlichen Pflanzschulen übrig blie- 
ben. Das mag den h. Wolfgang zu dem Ausrufe bewogen 
haben: »Hätten wir nur Mönche, das Uebrige besässen wir im 
Ueberflusse !« !) 

Das sittliche Verderben drang indessen auch in die Klö- 
ster ein, lokerte die Bande und’ bereitete jene trüben Erschei- 
nungen vor, die im 16. Jarhunderte in so Schrecken erregen- 
der Weise zum Durchbruehe kamen und mit jedem Stadium 
dringender die Nothwendigkeit darlegten, eine Anstalt wieder 
zu erweken, aus der in frühern Jarhunderten ein sittlich-stren- 
ger, glaubens-warmer, wissenschaftlich gebildeter Klerus hervor- 
gegangen ist, nämlich Seminarien, und das war keine der 
unbedeutendsten Leistungen des Trienter-Konzils. 


2. Die Beschlüsse des Trienter - Konzils rufen wie an 
andern Orten, auch in Linz ein Knaben - Seminar 
hervor. 


Um dem drückenden Priestermangel in England abzu- 
helfen, hatte der Kardinal Reginald Polus bereits im J. 
1556 einen Plan entworfen, der die Heranbildung des Klerus 
von den Knabenjaren beginnend, geeignet schien, die geistliche 
und gesellschaftliche Wiedergeburt der Kirche zu begründen. 
Dieser Plan wurde von den Vätern des Konzils in seiner We- 
senheit angenommen und das Dekret lautete: »Wenn das 
Jünglingsalter nicht gehörig. unterwiesen wird, ist es nur allzu- 
sehr geneigt, den Vergnügungen der Welt nachzugehen und 
wenn es nicht schon von den Kindesjaren an, bevor noch dem 
Menschen die Fehler zur herrschenden Gewohnheit geworden, 
zur Frömmigkeit und Religion herangebildet wird, so harret es 


1) Mabillon, Acta Sanct. in vita S, Wolfgangi, 


10 


— ohne sehr grosse, ja ganz besondere Hülfe Gottes, des All- 
mächtigen — in der heiligen Zucht der Kirche niemals voll- 
kommen aus. Desshalb verordnet der h. Kirchenrat : Jede ein- 
zelne bischöfliche, erzbischöfliebe und noch höhere Kirche soll 
verbunden sein nach Massgabe der Vermögens-Kräfte und nach 
der Grösse ihrer Diözese eine gewisse Anzal Knaben aus ihrer Stadt 
und Diöcese oder wenn daselbst die erforderliche Anzal nicht auf- 
zubringen wäre, aus ihrer Kirchenprovinz in einer gemeinsamen 
Bildungsanstalt in ihrer Nähe oder an einem vom Bischofe zu 
erwälenden passenden Orte zu verpflegen, religiös zu erziehen 
und in der kirchliehen Zucht und Lehre zu unterweisen. In 
dieses Kollegium sollen aber nur solehe Zöglinge aufgenommen 
werden, welehe wenigstens zwölf Jare alt, aus rechtmässiger Ehe 
geboren und des Lesens und Schreibens hinlänglich kundig sind, 
zugleich aber auch ihrem Gemüte und Willen nach hoffen lassen, 
dass sie sich dem Dienste der Kirche für immer widmen werden. « 

»Der heilige Kirchenrat will aber, dass hiefür ganz be- 
sonders armer Leute Söhne ausersehen werden, er schliesst 
jedoch die Söhne der Reichen davon auch nicht aus, wofern 
sie auf eigene Kosten verpflegt werden und genugsamen Eifer 
zeigen: Gott und der Kirche zu dienen. Der Bischof wird 
diese Knaben in so viele Klassen, als ihm gut dünket, abteilen 
und nach ihrer Anzal, nach ihrem Alter, nach ihren ın der 
kirchlichen Zucht und Lehre gemachten Fortschritten teils, wo 
es ihm entsprechend erscheint, für den Dienst der Kirche wid- 
men, teils zu ihrer weitern Ausbildung im Kollegium zurück- 
behalten; er wird auch die in soleher Weise erledigten Plätze 
wieder neu besezen, so dass diese Bildungsanstalt eine fort- 
währende Pflanzschule (Seminarium) von Dienern Gottes sei.» ') 
Soweit das Dekret. 

Als Pius IV. am 30. Dezember 1563 das (onzilium 
schloss, gelobte er feierlich, die Errichtung von Seminarien 


4) Harzheim, Coneilia German. VII. Coneil. trid. Sessio 25. cap. 8. 


11 


beschleunigen zu wollen; munterte dazu die anwesenden Väter 
auf und ernannte zur schnellern Ausführung dieses Beschlusses 
eine Kommission von vier Kardinälen, unter denen der heil. 
Karolus Borromäus eine hervorragende Stellung einnahm. 
Demungeachtet wurde von einigen Bischöfen — aus mancherlei 
Ursachen — zum grössten Schmerze des Papstes gezögert, 
wiederholte Bitten an weltliche Fürsten, ernste Mahnungen und 
Drohungen der nachfolgenden Päpste an Bischöfe und Domka- 
pitel gerichtet, konnten an manchen Orten erst nach und nach 
die Durchführung dieser heilsamen Massregel erzielen. 

In den deutschen Erblanden dürfte das Olmüzer Se- 
minarium das älteste sein. Der fromme Bischof Wilhelm 
Prusinowsky v. Wiöäkow hat, getreu dem bei seiner 
Wal gegebenen Versprechen, binnen einer Jaresfrist ein Kna- 
benseminarium zu errichten, das gegebene Wort gelöst 
und einen grossen Theil der Einkünfte des ehemaligen Non- 
nen-Klosters St. Jakob zum Unterhalte der Zöglinge und der 
Lehrer bestimmt. !) 

Gleich frommen Eifer für diese Angelegenheit bewies der 
Erzbischof von Salzburg, Johann Jacob Kuen v. Be- 
lasi, Auf dem Provinzial-Konzil, das am 14. März 1569 be- 
gann, beklagte er mit tiefer Wehmut und dem innigsten Schmerz- 
gefühle den sichtbaren Verfall der Kirche, herbeigeführt durch 
den überhandnehmenden Mangel solcher Männer, denen man 
die religiöse und sittliche Leitung der Gemeinde, mit Beruhi- 
gung anvertrauen könnte. So komme es, ach! dass die Kir- 
chen ganz verwaiset stünden oder ungebildeten, ganz rohen 
Leitern anvertraut werden müssten. Solchem Uebel könne nur 
durch gewissenhafte Ausführung der Beschlüsse des Trienter- 
Kirchenrates abgeholfen werden. 

Daher ward feierlich beschlossen binnen sechs Monaten 
in Salzburg, Freisingen, Regensburg, Passau 


4) Wolny, kirchliche Topographie von Mähren, I. 50, 


12 


und Brixen Knabenseminarien zu errichten, um darin hoff- 
nungsvolle Zöglinge unter der Aufsicht rechtschaffener Lehrer 
und Rektoren zum Wole der Kirche und der Schule heranzu- 
bilden. Die kleineren Diözesen des Erzbistums: Gurk, La- 
vant, Sekkau und Chiemsee, deren Mittel unzureichend 
wären, sollten ihre Zöglinge im Seminar zu Salzburg er- 
ziehen lassen. !) 


Grosse Verdienste um die Einführung der Seminarien in 
den österreichsschen Staaten erwarb sich der gelehrte und eif- 
rige Bischof von Lavant, Georg Stobaeus v. Palm- 
burg (1584—1618) daher den erwähnten Anstalten bald ähn- 
liche auch zu Laibach und Graz auf dem Fusse folgten ; ?) 
gegen 1618 kam das zu Neustadt durch Khlesl gestiftete 
und durch seine letztwillige Anordnung vom 31. Octob. 1630 
grossmütig bedachte hinzu. ®) Selbst an Orten, wo kein bi- 
schöflicher Siz, aber doch wenigstens eine Schulanstalt sich be- 
fand, wurden durch die freudige Opferwilligkeit und durch das 
einträchtige Zusammenwirken von Geistlichen und Laien kleine 
Seminarien ins Dasein gerufen, um darin — zumal der armen 
— Jugend nicht bloss ein Obdach sondern auch wolwollende 
Aufsicht und geistliche Pflege. zu gewähren. Ein solches ent- 
stand im J. 1607 zu Klagenfurt nnd wurde mit der Gült 
Zenegg zu St. Veit dotirt.4) Ein und zwanzig Jahre nach- 
her wurde auch zu Linz, das damals noch nicht der Sız 
eines Bischofs war, durch den Eifer der Jesuiten und den 
wolthätigen Sinn einiger Angesehenen der Anfang zu einem 
kleinen Seminar gemacht, welches Seminarium Sancti 
Ignatii, manchesmal Seminarium, domus paupe- 
rum genannt wurde, 


4) Dalham, Coneilia Salisburgensia, cone. XLVI. constit. LX. e. I—4. 
2) Theiner, Geschichte der geistlichen Bildungsanstalten. S. 158. 

5) Geusau, Geschichte der Stiftungen in Wien. 8. 162, 

3) Hermann, Geschichte von Kärnten. II. 304. 


13 


3. Schwache Anfänge des Seminariums; Erstarkung 
durch Wolthaten und Stiftungen; innere Einrichtung, 
Vereinigung mit einem andern; endliche Auflösung. 


Der Jesuite Georg Kölderer, Prediger in Linz, 
hatte am 24. August 1628 zufällig von der grossen Verdienst- 
lichkeit gesprochen, arme Studierende, aus denen einst eifrige 
Verkünder des göttlichen Wortes werden könnten, mildreich 
zu unterstützen. In der zalreichen Versammlung, die dieser 
Predigt beigewohnt, befand sich auch der Propst des regulirten 
Chorherrn - Stiftes St. Florian, Leopold Zehetner, 
der noch am Abende dieses Tages eine bedeutende Geldsumme 
zum künftigen Unterhalte der armen Studierenden an Kölde- 
rer überschickte. Diess Beispiel fand bald so viele Nachah- 
mer, dass man die Hoffnung nähren durfte, von dem einge- 
gangenen Almosen sieben von Kölderer ausgewälte Knaben an- 
ständig unterhalten zu können. — Die Wohnung erhielten sie 
im Wagnerischen Hause, ganz nahe der Kapelle der hl. 
Dreieinigkeit, wo damals auch die seit 1608 bestehende 
Jesuitenschule sich befand. Durch den engen Raum bei 
wachsender Zal der Zöglinge allzusehr bedrängt, erkaufte man 
1632 von den Landstinden das diesen eigentümliche Ano- 
mäische!') Haus in der Schmidgasse (Domplaz Nro. 
160) um die Summe von 1000 fl., die der genannte Propst 
von St. Florian mit freigebiger Hand gespendet und hiedurch 
das Verdienst der Gründung dieser Anstalt sich erworben hatte. ?) 
Zwei Jare nachher wurde um 600 fl. das anstossende, dem 
Stifte Mondsee gehörige Haus hinzu gekauft, um noch meh- 
reren armen Studierenden eine Unterkunft bieten zu können. 


1) Dr. Mathias Anomaeus aus Wunsiedi war von 1595—1601 Rektor der luthe- 
rischen Landschaftsschule in Linz und Eigentümer dieses Hauses. Als er Oester- 
reich verlassen musste, erkauften die Landstände dieses Haus desselben. Daher 
der Name. 


2) Sebast. Insprugger Austria mappis geograph. distineta. II, 107. 


14 


Den Lebensunterhalt erhielten die Zöglinge teils aus dem 
nahe gelegenen Kollegium der Gesellschaft Jesu (Kollegial-Ka- 
serne), teils von verschiedenen Wolthätern in der Stadt ent- 
weder in Geld oder in »natura.« Auch der Landesfürst, Fer- 
dinand Il, begnadete diese junge Anstalt mit fünfzehn Fuder 
Salz järlich und bewilligte, dass sie von allen bürgerlichen 
Lasten freigemacht wurde, was auch von der Stadtgemeinde 
Linz um 100 Dukaten erlangt ward (1640). 

Der Eifer, diese Anstalt mit freigebigem Sinne zu unter- 
stüzen, erkaltete so wenig, dass es allmälig möglich ward, 
einen eigenen geistlichen Regenten und die zur Bedienung der 
zunehmenden Zal der Zöglinge nötige Dienerschaft zu unter- 
halten, ja sogar die beiden Häuser vom Neuen zu erbauen und 
zu einem ordentlichen Seminarıum bequemer und zweekmässiger 
umzugeslalten, Selbst hiebei beteiligten sich in sehöner Ein- 
tracht alle Stände und Klassen der Stadtbewohner, indem die 
einen durch Geld, die andern durch Baumaterialien oder durch 
Handarbeit beizutragen wetteiferten. ) Durch reichlich einge- 
gangene Sammlungen ward es sogar möglich, den am Kom- 
menda-Hause liegenden Karlottisehen Garten um die 
Summe von 2075 (l. zu erkaufen. 

Unter den grössten Wolthätern dieser eben aufblühenden 
Anstalt erscheinen, ausser den bereits genannten: 1. Werner, 
Graf von Tilly, der eine Schenkung von 2000 fl. auf die 
Herrschaft Weissenberg anwies. 2. Nikolaus Sper- 
reuter übergab zur Zeit seines Uebertrittes zur katholischen 
Kirche die Summe von 8000 fl. 3. Gregor Augustin 
Faschang cedirte am Tage der Himmelfahrt Mariens 1629 
einen Schuldbrief von 1000 #l., zwar ohne alle Bedingung, 
da man aber durch mündliche Mitteilung seine Intention, einen 
Knaben in den Studien zu unterstüzen, in Erfahrung gebracht, 
wurde dieses Kapital zu den eigentlichen Stiftungen verwendet. 


1) Ein Denkstein im Innern des Hauses (des jezigen Gymnasialgebäudes) verewigt 
durch die Inschrift das Andenken an die Wolthäter, 


15 


4. Der Landeshauptmann im Lande ob der Ens, Johann 
Ludwig, Graf von Kuefstein schenkte 19. Dezember 1640 
järlich zehn Eimer Bergrechtwein, welchen das Collegium an 
das Seminarium abzuführen "hatte, endlich noch Maria Elı- 
sabet, Gräfin von Ungnad, Bernardin Geyer, Jesuit, 
und Ladislaus Vid, Provinzial der Ordensprovinz Oester- 
reich und andere mit einem Gesammtbetrag von 3200 fl. 

Nach Vollendung des neuerbauten Seminariums kamen 
bald neue Schenkungen oder vielmehr stabile Stiftungen unter 
verschiedenen Bedingungen hinzu: Johann Engstler Dr. 
der Theologie, comes palat. caes. und Deehant zu Ens machte 
17. September 1682 für zwei Knaben seiner Verwandtschaft 
eine Stiftung mit 4000 fl, von deren Interessen pr. 200 fl. 
järlich die beiden Knaben nicht nur mit Speis und Trank am 
ersten Tisch zu unterhalten, sondern auch zur Kleidung und 
Anschaffung anderer Nothwendigkeiten mit 80 fl. zu beteilen 
waren. Ob wiederholter Klagen der Regenten, dass bei der 
Höhe der Lebensmittelpreise unmöglich zu bestehen wäre; traf 
2. März 1717 der Nefie des Stifters und resignirter Pfarrer 
von Sindlburg, Sigmund Engstler die mildernde Ab- 
änderung, dass die eben erledigte Stelle eines Zöglings so lange 
unbesezt bleibe, bis dem ursprünglichen Kapital 600 fl. zuge- 
wachsen wären. 

GaeciliaRenata Gräfin von Trautmannsdorf, ge- 
borne Burggräfin von Donna, stiftete zu »Nuz der armen stu- 
dierenden Jugend, damit die Andacht und Gottesfurcht erweitert 
werde ‚«. 1683 mit 1300 fl. einen Plaz für einen Knaben und 
durch letztwillige Anordnung 1691 einen zweiten mit gleicher 
Summe, mit dem Wunsche, dass der eine Zögling »alumnus 
S, Josephi,« der andere »Kind Jesu» heisse. — Der von Anna 
Catharina Gelb im September 1690 mit 1000 fl. gestiftete 
hiess »alumnus unserer lieben Frauen damit er durch den Na- 
men selbst aufgemuntert, zu absonderlicher Verehrung Mariens 
angetrieben würde.e — 


16 


Endlich widmete 14. October 1696 Maria Ursula Ma- 
cherod von Westerhaag, geborne v. Hillendorf 6000 A. 
für zwei Leviten, die dem Pontifikanten in der Jesuiten-Kirche 
assistiren und somit Priester oder wenigstens Diakone und Sub- 
diakone sein mussten. Uebrigens galt für die sechs Stiftknaben 
die allgemeine Bedingung der Fähigkeit zu den Studien um 
einst Gott und dem gemeinen Wesen dienen zu können. 

Besondere Verpflichtungen gab es nur für die Trautmanns- 
dorfischen und den Gelbischen Stiftknaben, die jede Woche 
drei Rosenkränze zu beten hatten. — Hingegen zufolge der 
gräflich Tillysehen und Kuefsteinischen Schenkung 
mussten alle Seminaristen am Festtage der b. Christine und 
des h. Ludwig bei der Anhörung der heiligen Messe in der 
Hauskapelle einen Rosenkranz und Abends für die Wolthäter 
die Litanei beten; hingegen » erhielt am letztern Tage jeder ein 
Seitl Wein ausser dem Ordinari Trunk.« — 

In der Kost wurden alle Zöglinge ganz gleich gehalten: 
Mittags erhielten sie vier, Abends drei Speisen; der Regens, 
der später hinzukommende — Subregens, so wie die beiden 
Leviten — zu jeder Malzeit um eine Speise mehr, alle in 
gesonderten Geschirren, An Brod ward keine gewisse Portion 
vorgelegt, jeder konnte nach Bedürfniss begehren und geniessen. 
Der Trunk war Mittags und Abends jedesmal ein Seitel Bier; 
an Festtagen wurde Wein gereicht, wie da auch mehrere und 
bessere Speisen üblich waren. Ausser den sechs Stiftknaben 
und Seminaristen !) — gewöhnlich alumnı genannt, wur- 
den aber auch gemäss der Anordnung des Trienter Kirchenrates : 


1) Seminaristen im Gegensaze zu Stiftknaben hiessen allem Anseheine nach 
jene Zöglinge die im Genusse einer andern Stiftung nach dem ausgesprochenen 
Willen des Stifters in dieser Anstalt erzogen wurden. Eine solche Stiftung hatte 
wenige Jare nach dem Entstehen unseres Seminars A. Friedrich Koller, der 
h. Sehrift Doktor und Pfarrer zn Sirning, am 8. Decemb. 1655 für einen armen 
Knaben aus dem Markt St. Florian gemacht und gewollt, «dass er bei den patri- 
bus Societatis Jesu studiere und in domo pauperum daselbst unterhalten werde.» 
— Heinrich Johann Bapt. von Urli, Pfarrer zu Leonding sprach in seinem 
Stiftbriefe vom 12. September 4759 denselben Wunsch aus. — 


17 


»Nec tamen ditiorum filios eweludit; modo suo sumtu alantur 
el studium praeseferant, Deo et ecclesiae inserviendi« — Kon- 
viktoren in die Anstalt aufgenommen, die ein billiges Kostgeld 
— 75 fl. wenn sie Wasser, 80 fl. wenn sie Bier tranken — 
entrichteten. Da in der Folgezeit von dieser Anstalt aus zur 
Herhaltung der Kirchenmusik in sieben Kirchen beigetragen 
werden musste und die für beiläufig 500 Kirchendienste ein- 
fliessenden Beträge als Einnahmsquelle in das Seminarium ab- 
flossen, gab es eine neue Klasse von Zöglingen — alumni 
musici — die durch ihre musikalischen Leistungen gewisser- 
massen das Kostgeld reluirten, aber auch zur Ferialzeit anwesend 
bleiben mussten. Daher empfahlen zur Aufnahme —- ausser 
guten Sitten und Fähigkeit zu den Studien — auch musikalische 
Kenntnisse, die sie in einer vorläufigen Prüfung zu bewähren 
hatten. Uebrigens besuchten alle Zöglinge die öffentlichen 
Schulen am Gymnasium oder Lyzeum; die älteren waren zu- 
gleich Leiter und Instruktoren der jüngeren, wofür sie auch 
eine kleine Gratifikation erhielten. — Die Gesammtzal aller 
stieg allmälıg auf dreissig und darüber. Da die Leitung eine 
durchaus zweckmässige, väterlich ernste war, unfähige oder in 
den Sitten unverbesserliche Zöglinge schnell entfernt wurden, 
war die Anstalt in grosser Achtung und Insprugger konnte 
1728 mit vollem Rechte sagen: »Illud ad hujus domieilii com- 
mendationem maximopere facit, quod viros dederit, utrique reipu- 
blieae, sacrae cum primis, longe commendatissimos.« ') 

Von einem Regenten aus der Gesellschaft Jesu, der keinen 
andern Gehalt als die Kost, Kleidung und Reisegeld bei seiner 
Versetzung hatte, geleitet, bestand das Seminarium beinahe 
unverändert bis zur Aufhebung des Ordens, nur mit dem 
Unterschiede, ‘dass wegen der grösseren Zal der Zöglinge, 
bisweilen auch ein Subregens ohne grössere Vorteile hinzukam. 
So blieb es auch nach der Aufhebung des Ordens, und die 


4) Innsprugger, Austria mappis geographicis distinet, I. 108. 
Mus. Jahr. Ber. XVII. 2 


18 


Landeshauptmannschaft konnte in einem abverlangten Berichte 
vom 411. Jänner 1775 in voller Wahrheit versichern, »dass das 
Seminarium zu Linz und das zu Steier bisher rühmlich 
administrirt und die Jugend in guten Sitten sowol als ihrem 
Institut gemäss erzogen worden sei.« Da jedoch durch die Auf- 
hebung der lateinischen Schulen und des Jesuiten-Kollegiums 
ın Steier, der Endzwek des leztern Seminariums nicht mehr 
erreicht werden könnte, trug sie auf die förmliche Vereinigung 
der Steirer Anstalt mit der Linzerischen an. Bevor wir die 
weiteren Schiksale der leztern anführen, werfen wir einen 
flüchtigen Blik auf die erstere. 

Die Entstehung dieser Anstalt — Seminarium $. An- 
geli Gustodis genannt — fällt in das Jar 1651. Als erster 
Wolthäter und gewissermassen Begründer erscheint der oben 
genannte Georg Friedrich Koller, der 3500 fl. für drei 
Knaben — ohne besondere Verpflichtungen auszusprechen, 
schenkte. Sidonia Elisabeth Gräfin von Salburg, ge- 
borne Freifrau von Schärfenberg gab 1000 fl. für einen 
Knaben, der am 9. November jeden Jars das Messopfer, die 
h. Kommunion aufopfern und an jedem Tage für die Wolthäterin 
drei Vater unser und Ave Maria beten musste. Johann 
Bapt. Schiffer, Doctor der Medizin, widmete gleichfalls für 
3 Knaben — ohne besondere Bedingungen — 3000 fl,; Franz 
Xav. Escher und seine Frau Franziska, geborne von 
Löschenbrand schenkten für einen Knaben 1400 fl. mit 
der Verpflichtung, dass er am 6. Februar, 9. März und 3. De- 
zember jedes Jares auf die Meinung dieser Wolthäter das 
h. Messopfer, Beicht und Kommunion aufopfere. 

Spätere Schenkungen, von denen beim Jare 1761 Erwäh- 
nung geschieht, waren: die der Gräfin Maria Franzisca von 
Harrach von 4800 fl. mit der Bestimmung: »Pro patris Re- 
gentis sustenlatione et uno alumno« und die der Maria Anna 
Scheuchl de Sazbach, von 1000 fl. mit der Intention: 
»In vestitum et necessitates pauperum alumnorum.« — Wenn 


19 


gleich zu diesen Schenkungen und Gaben allmälig noch andere 
hinzukamen, befand sich doch dieses Seminarıium manchesmal 
in ziemlich bedrängter Lage, woran freilich die Zeit-Ereignisse, 
unter denen das Vaterland zu leiden hatte, die meiste Schuld 
trugen. Im Jare 4761 waren die Einkünfte nur 897 fl.; da- 
von musste es an Steuern und andern schuldigen Abgaben 
79 fl. hindangeben, so verblieben für die Verpflegung von 13 
Personen und für Bestreitung aller Reparationen an den eigen- 
tümlichen Gebäuden 818 fl. Wehmütig klagt in einem Ge- 
suche an die Landeshauptmannschaft am 12. Mai 1761 der 
Regens Franz Weiss S. J., »dass es eine Unmöglichkeit 
ist, über den nötigen Aufwand auch mit genauer Oekonomie 
hinfür zu kommen: als hat mich die unumgängliche Not er- 
griffen schon voriges Jar zur Prästirung des dem armen Se- 
minario zurepartirten grossen Darlehens pr. 430 fl. nicht ohne 
vieler Mühe Kredit zu machen, gestalten dann auch zu Be- 
richtigung des vor gegenwärtiges Jar wiederumben mit 290 fl. 
abgeforderten Darlehens mir ungemein beschwerlich war, mit 
einer antieipation aufzukommen, bis endlich mit äussersten Bitten 
ein solehes bewirkt habe, dass folgsam das arme Haus be- 
reits intuitu deren Darlehen mit einem passivo von 720 fl. 
onerirt ist, « 

Der Aufwand des Staates im siebenjärigen Kriege machte 
sich dieser Anstalt von Jar zu Jar fühlbarer. Am 21. Dezemb. 
1763 bat der Regens »man möchte dieses arme Haus von der 
unerschwinglichen Kriegsschuldenbeisteuer von 87 fl. 45 kr. ver- 
schonen, indem er sich sonst veranlasst sähe bis zur Aenderung 
der Zeiten den numerum alumnorum zu redueiren.«e — Zu 
dieser bedrängnisvollen Lage hatte ausser den erwähnten Ur- 
sachen auch die verordnete Interessenreduktion von 5 auf 
4%, beigetragen, wodurch dem Seminarium järlich 110 Al. 
verloren gingen. Die Stadt Steier, bei der die Seminar- 
Kapitalien angelegt waren, erbarmte sich der armen Anstalt 


und verabreichte das fünfte Prozent wieder unter einem andern 
I* 


20 


Titel, gleichwie ihr auch die neu ausgeschriebene Interessen- 
Steuer aus besonderer Gnade nachgesehen wurde. 

Der früher erwähnte Antrag ward von der Kaiserin am 
10. Februar 1775 genehmigt, Das Seminarium zu Steier 
wurde demnach mit seinen Alumnen und Stiftungs-Kapitalien 
pr. 19.600 nach Linz übertragen und mit dem dortigen Se- 
minarium vereinigt, die Veräusserung der zwei Seminarialhäuser 
zu Steier sowie die Ueberlassung des sich ergebenden Kauf- 
schillings an das Seminarium S. Ignatii gleiehfalls bewilligt! 
Der um das Seminar zu Steier »so wol verdiente Regens, 
Anton Hardt, der ohne sein Verschulden auf die Seite 
gesezt ward,« erhielt bis zu einer andern passenden Anstellung 
monatlich sechzehn Gulden aus dem Jesuiten-Fond; hingegen 
der Regent des nun vereinigten Seminariums, Steinkellner, 
einen järlichen Gehalt von 400 fl. aus dem Seminar-Fond 
gegen Einziehung seiner aus dem Jesuiten-Fonde bisher be- 
zogenen Pension. Das so vereinigte Seminar bestand 
noch bis 4785. Die Aufhebung aller noch vorhandenen Stif- 
tungen wo Jünglinge beisammen, wurde beschlossen und durch- 
geführt und die Umwandlung der Stiftungen in Handstipendien 
eingeleitet. — Die ferneren Schiksale dieser werden wir unten 
in Kürze anführen. 


Il. 
Das Collegium Nordieum zu Linz. 


1. Veranlassung zur nordischen Stiftung ; ihre anfäng- 
lich schwankenden Verhältnisse, allmälige Befestigung 
unter den zwei ersten Regenten. 

In den skandinavischen Reichen waren es vorzugsweise 


staatswirtschaftliche Rüksichten, die unter dem Schuze 
der Könige gegen den Willen der Untertanen der neuen Lehre 


21 


Eingang und bald auch ein so drükendes Uebergewicht ver- 
schafften, dass die Anhänger der katholischen Kirche für un- 
fähig zu allen Aemtern und des Erbrechts verlustig erklärt 
wurden. Diese Härte ward aus politischen Gründen unter 
Gustav Adolph gesteigert. Landesverweisung und Konfis- 
kation des Vermögens wartete desjenigen, der seine Kinder 
in katholischen Anstalten erziehen liess; alle Katholiken sollten 
sogar in drei Monaten das Reich verlassen. ) Wenn nun 
gleich diese drükenden Massregeln seit dem westphälischen 
Frieden nicht mehr in gleicher Schärfe durchgeführt wurden, 
blieben sie doch noch immer aufrecht und es ist in frischer 
Erinnerung, was für ein Urteil das Svea-Hofgericht 
am 49. Mai 1858 über einige Frauen gefällt. -— Bei solcher 
Sachlage drohte ungeachtet des hingebendsten Eifers der Mis- 
sionäre die ‚grösste Gefahr des allmäligen Erlöschens des Katholi- 
zismus im skandinavischen Norden. Niemand führte sich diess 
tiefer zu Gemüt als ein edler Schwede, Joannes Baptista 
von Galdenblad. — Page am Hofe der Königin Christine 
und Bruder des hochgebildeten Geheimsehreibers dieser Fürstin, 
trat er nach dem Hinscheiden dieser (19. April 1689) in den 
Orden der Jesuiten ein und entwarf den Plan zu einer eigenen 
Stiftung, um die wenigen im Norden gebornen katholischen 
oder Konvertiten-Kinder darin zu erziehen, ihrem Stande ge- 
mäss zu bilden und dann durch sie, wenn sie als Laien oder 
als Priester in ihre Heimat zurükgekehrt waren, die katholische 
Religion in ihren Familien und Kreisen aufrecht zu erhalten. 

Als Vorbild des Entwurfes diente ihm das für die eng- 
lische Nation in den französischen Niederlanden errichtete Er- 
ziehungs-Haus, woraus die zum geistlichen Stande berufene 
Jugend gewält und nach Rom in das für eben diese Nation 
gestiftete Kollegium verpflanzt ward. — Der Entwurf fand bei 
dem damaligen Papst Innocenz XII. solchen Beifall und so 


4)Grauert, Christina, Königin von Schweden und ihr Hof. Bonn, 1857. 1. 115, 


22 


werkthätige Zustimmung, dass er die Einkünfte einer im vier- 
zehnten Jarhunderte von der h. Brigitta in Rom veran- 
stalteten Stiftung, die bisher für schwedische Konvertiten und 
Pilgrime verwendet wurden, zu einem Kollegium der nordischen 
Nation bestimmte und mit der Ausführung dieser Sache den 
Protektor der schwedischen Nation, den Kardinal Johann 
Franz v. Albanı betraute. 

Diesem ursprünglichen Plane gemäss sollte in einem der 
deutschen katholischen Länder eine Pflanzschule errichtet wer- 
den, von wo die nordischen Zöglinge als Laien in ihre Heimat 
zurükkehren, die aber den geistlichen Beruf wälten, zu höherer 
Ausbildung in das schwedische Kollegium nach Rom kommen 
könnten. Ganz erfüllt von diesem Plane eilte Galdenblad 
im J. 1694 nach Deutschland — und vermutlich auch nach 
Schweden — um Teilname zu weken, Unterstüzung zu suchen 
und auch jene Knaben auszuwälen, die den schönen Zwek ver- 
wirklichen könnten. Leider vergeblich! Doch ward das schöne Vor- 
haben darum nicht aufgegeben. Der edle Same keimte in Schwe- 
den selbst, unter gleich sorgfältigen Händen heran, um unter 
Galdenblads späterer Thätigkeit zur vollen Reife zu gelangen. 

Am schwedischen Hofe befand sich seit 1690 als Ge- 
sandter Leopolds I., der Halbbruder des berühmten Ver- 
teidigers Wiens gegen die Türken, Franz Ottocar Graf 
v. Starhemberg, und in seinem Gefolge als Beichtvater ein 
Jesuite, Martin Gottseer. !) Dieser, ein Mann voll religiösen 


1) ObGottseer, oder Gottscheerder richtige Name, mögen die Leser entscheiden. 
In dem schriftlich vorhandenen Lehrer - Verzeichnisse, das vermutlich vom jeweili- 
gen Rector geführt wurde, erscheint dıe zweite Form nur beim Jare 4703, in 
welchem er Professor casuum war. Beim Jare 1708, heisst er in gleicher Stellung 
Gottscher; aber in dem 1855 erschienenen Werke: »Seriptores provineiae 
austriacae Sociefatis Jesu« wird er wieder Gottscheer genannt. — Die erste 
Form dagegen erscheint im nämlichen Verzeichnisse schon bei den Jaren 4685, 
1686, in welchen er Zweige der Philosophie lehrte; dann im Jare 4702, wo er im 
ersten Semester Theologie vortrug, im zweiten mit dem Grafen Seeau nach 
Siebenbürgen gesendet ward. Ferner beim Jare 4706 und endlich beim Jare 
1710, nicht als Lehrer der Theologie, sondern der Mathematik. In derselben Form 


23 


Sinnes, wegen seines reichen Wissens und wegen seines edlen 
Charakters von allen geliebt und geachtet, hatte, als die fran- 
zösische Gesandtschaft ihres Kaplans beraubt worden war, die 
seelsorglichen Geschäfte auch bei dieser übernommen. Obgleich 
an die angestrengteste Thätigkeit von jeher gewohnt, musste er 
doch bald die Ueberzeugung gewinnen, dass seine Kräfte kaum 
dieser doppelten Anforderung, geschweige denn den Wünschen 
und Bedürfnissen jener vielen Katholiken in Schweden, die sich 
vertrauensvoll an ihn wendeten, genügen können. Eine blei- 
bende Stiftung zur Erziehung und Bildung der katholischen 
Jugend erschien auch ihm unerlässlich und seine Ansicht fand 
bei dem gleichgesinnten Gesandten so freudigen Anklang, dass 
dieser als Erstlingsgabe zu einem so schönen Zweke ein Kapital 
von 1000 fl. darbot und durch seine beredte Verwendung die 
Fürstin von Ditrichstein, die Gräfin von Lamberg und 
Strattmann — jede zu einem gleichen Geschenke vermochte, 
während Philipp von Andler und Maximilian Praun 
v. Artstätten — jeder eine gleiche Summe — hinzufügten ; 
lezterer auch noch einen Weinberg in dem Dorfe Etzerstorf 
und eine Mühle bei Ips als Vermächtnis bestimmte (1702). — 

Ein die missliche Lage der katholischen Sache in Schwe- 
den offen darlegendes Bittgesuch des Grafen von Starhem- 
berg und seines Beichtvaters, das an den h. Vater gerichtet 
ward, fand nicht nur die beste Aufnahme, sondern hatte auch 
zur Folge. dass Martin Gottseer den Auftrag erhielt, 
sechs Knaben auszuwälen !). Bei seiner Rükreise aus Schwe- 
den brachte er diese nach Linz, wo sie im Seminarium 
S. Ignatii erzogen und gebildet und später zur höhern 


kömmt sein Name auch vor in dem Beschlusse der Stände vom 27. November 1710 
und in dem daraus bevorgehenden Stiftbriefe. Endlich nennet ihn sein Zeitgenosse 
und Mitbruder, der gleichfalls in Linz als Lehrer der Philosophie drei Jare ver- 
weilte, Sebastian Insprugger; in seinem oft erwähntem Werke, ohne Ab- 
weichung fortwährend Gottseer und bestimmt mich einstweilen diese Form für 
die richtige zu halten. 

1) Insprugger, Austria, II. 102, 


24 


Ausbildung für den geistlichen Beruf nach Rom gesendet 
wurden. Fünf wurden Priester nnd Doktoren der Theologie, 
der sechste, Petrus Hock, ein Sohn des königlichen Ge- 
heimschreibers, trat in Kriegsdienste und das ganze schöne 
Unternehmen schien hiemit beendet zu sein, freilich gar nicht 
nach dem Sinne Galdenblads, der nicht etwas vorüber- 
gehendes, sondern etwas bleibendes, fortan dauerndes vom 
Anfange schon im Auge hatte — eine Pflanzschule in 
einem deutschen katholischen Lande. Darum machte 
er sich selbst, der inzwischen Priester geworden war, an die 
Ausführung seines Lieblings-Planes. Angeeifert durch den 
ehemaligen Vorsteher der Propaganda, Kardinal Albani, nun 
Papst Clemens Xl., versehen mit Empfehlungsbriefen desselben 
ging er 1705 an den kaiserlichen Hof nach Wien. Wol war 
indessen der Mann aus dem Leben geschieden (1699) der sich 
der edlen Sache gleich vom Anfange durch Wort und That 
so grossmütig angenommen und noch in den lezten Augen- 
bliken seines Lebens liebend derselben gedacht hatte. !) Diese 
lezten Wünsche des Sterbenden betrachtete der gleichgesinnte 
Bruder, Thomas Gundacarv. Starhemberg als heiliges 
Vermächtnis und wendete Galdenblad bei seiner Ankunft in 
Wien eine so warme Teilnahme und so kräftige Fürsprache bei 
Joseph I. zu; «dass durch die bald hierauf an die ob der 
ensische Landeshauptmannschaft und an das Obermauthamt zu 
Linz erlassene Anordnung das beantragte Institut eine sichere. 
Grundlage gewann. Diese Schenkungs - Urkunde vom 15. Octob. 
1707 kennzeichnet den frommen, edlen Sinn des Landesfürsten 
so bestimmt, und sezt den schönen Zwek der Anstalt so 
unumwunden auseinander, dass wir den wesentlichen Inhalt 
angeben müssen. 

»Getreue, Liebe! Gleichwie unsere Vorfahrer am Reich 
und insonderheit unser Gross - Ahnherr und Herr Vater glor- 


1) Insprugger, Austria. II. 103. 


25 


würdigsten Angedenkens aus angewohnter Pietät, so vielfältige 
Causas pias und fundationes zu machen getrachtet, wie inson- 
derheit auch die immer mehrere Fortpflanzung und Propagirung 
des wahren und allein seligmachenden röm. kath. Glaubens, 
inständigst beeifert haben; wir auch nichts mehreres als diesen 
heilsamb- und löblichen Exempeln nachzufolgen gnädigst ge- 
denken und in Gemüt tragen und solchen nach gnädigst ent- 
schlossen, zu der in unsern Erzherzogthumb Oesterreich ob der 
Ens und alldaigen Hauptstadt Linz durch die Soc. J. aufzu- 
richten vorhabend und dahin angesehenen Fundation, damit 
die von verschiedenen akatholischen Orten ankommende und 
im Glaubensirrthume stehende Jugend eingenommen und unter- 
halten nach christlich katholischem Gebrauch in dem wahren 
Glauben und Lehr unterwiesen, auch nach eines jeden Capa- 
zität und Tauglichkeit ad studia applieiret oder zu Erlernung 
sonstiger freier Künste und Handwerke wol unterrichtet wer- 
den, sondern mit der Zeit auf eine oder andere Weise sich 
selbst versorgen und dagegen andere wiederum zu obigem 
Ende und Ziele in. die Fundation genommen werden mögen, 
alljärich ein Tausend Gulden auf ein beständiges beitragen 
und in specie aus unsern darobigen in Eurer Verwalt- und 
Verrechnung stehenden Obermauthamtsgefällen ganz richtig be- 
zalen zu lassen. « 


Von Wien hatte sich Galdenblad an mehrere geist- 
liche und weltliche Fürsten Deutschlands, um milde Beiträge 
zum nordischen Erziehungshause zu sammeln, gewendet. !) Seine 
Bemühungen waren auch da nicht fruchtlos; gleichwie er vom 
päpstlichen Hofe und von mehrern Kardinälen nicht unbedeu- 
tende Unterstützung zu gleichem Zweke erhalten hat, die an 
den Leiter des Seminars S. Ignatii, wo die nordischen Zöglinge 


4) Clemens XI. empfahl diese Sache in eigenen Briefen vom 14. Juni 1707 dem Kar- 
dinal von Passau, dem Erzbischof von Mainz, Trier, Salzburg und dem Bischof von 
Trient. Clementis XI. Epistolae et Brevia seleefiora. Romae 1729. pag. 405. 


26 


einstweilen untergebracht werden sollten, eingesendet wurde. — 
Eine noch günstigere Wendung nahm diese Angelegenheit, 
nachdem Joseph auf die Bitte des Regenten der nordischen 
Stiftung, Martin Gottseer, am 28. März 1710 diese und 
ihre »ganze Einrichtung förmlich bestätigte und sich, ausser 
dem Jus praesentandi auf drei unkatholische Knaben, nicht 
allen die Inspection und jedesmal nötige Untersuehung, pri- 
vative von aller Geistlicbkeit, sondern auch nach Beschaffen- 
heit der Zeit eine Aenderung dabei vorzunehmen vorbehielt, 
Diese unter der Direktion der Sozietät Jesu zu Linz neu an- 
gehende Fundation sollte von nun an und ins künftig ewiglich 
einSeminarium SS. trium Regum benamset, dabei auch 
aller Privilegien, Gnaden und Freiheiten, womit andere derlei 
Seminaria und Stiftungen fürgesehen und begabt sind, teil- 
haftig seyn. — 

Diese kaiserliche Bestätigung förderte das Gedeihen der 
jungen Anstalt. Konrad Sigismund Anton Graf von 
Starhemberg trug »aus besonderer Zuneigung zu der 
nordischen Fundation , deren erster Urheber sein Vater ge- 
wesen, zu grösserer Beförderung und Befestigung derselben 
6000 fl. rheinisch mit der Bedingung und dem Vorbehalt bei, 
dass für die ersten 3000 fl. von der nordischen Stiftung für 
ihn und seine Familie alle Quartale ein gesungenes h. Amt 
abgehalten werde. Von der andern Hälfte sollten die nach- 
folgenden Majoratsinhaber jedesmal einen Zögling zu präsentiren 
haben, der in der Fundation mit allem nothwendigen versehen 
werden soll« (31. Mai 1710). Auch dieob der ensischen 
Landstände gewährten in Folge Beschlusses vom 27. Nov. 
1710 »zur Ergänzung der notwendigen Requisiten und zur 
Erhaltung zweier Priester aus der Gesellschaft Jesu, nämlich 
eines Regenten der nordischen Stiftung und eines Missionarü 
järlich 600 fl.; hingegen war die nordische Stiftung gehalten, 
einen von den zwei obern politischen Ständen des Landes 
ernannten jungen Herren aufzunehmen, zu erhalten und zu 


> 


27 


x 


bilden.« 1) Franz Ludwig von Pfalz - Neuburg, seit 
12. Juli 1694 Hoch- und Deutschmeister, gewährte 
7. Febr. 1711 »zur Beförderung des Institutes der drei heil. 
Könige zu Linz 2000 fl. rhein., damit aus den järlichen Zinsen 
auf ewige Zeiten nach der Norm und Einriehtung dieser An- 
stalt ein eigener Zögling ernährt und erhalten werde, der den 
Namen Zögling des deutschen Ordens führen und aus dem 
Adel Lieflands oder wenn aus diesem Lande kein Zögling die 
Aufname wünschte, aus einem andern nordischen, von der 
neuen Lehre ergriffenen Lande gewält werden sollte.« ?) 


Da bei so erwünschtem Fortgange der Anstalt, die 
Joseph I. fernerhin thätigst zu unterstüzen im Plane hatte, 
von mehreren hochgestellten Görnern bedeutende Gaben ein- 
flossen, und die Vermehrung der Zöglinge in sicherer Aus- 
sicht stand, sah sich der Regent der Stiftung, Gottseer, 
gezwungen, eine andere Räumlichkeit auszumitteln, um die 
grössere Zal dem Zwek entsprechend und auch bequem unter- 
zubringen. Bisher wohnten auch die nordischen Zöglinge im 
Seminarıium S. Ignatii und man nährte fortwährend die 
Hoffnung, ein daran stossendes Haus käuflich zu erwerben, 
um es durch einen Umbau mit jenem zu vereinigen und so 
beide Anstalten, wenn auch nicht zu verschmelzen, doch in 
weniger kostspieliger Weise zu leiten und zu unterhalten. Diese 
Hoffnung täuschte; Gottseer hatte desshalb am 4. Febr. 1710 
das seit 31. Dezemb. 1688 vom Grafen Octavius Carl 
Cavrianı besessene schöne und grosse Haus sammt Garten, 
von Cavrianis Erben, Johann Ehrenreich v. Sprin- 
zenstein um 20.000 fl. erkauft. — Ein zweites kleineres 
Haus, das Ehrmanische, erwarb er wegen des dazu gehöri- 
gen Garten um 7000 fl. weil hiedurch hinlänglicher Raum zum 


1) Vergl. Reichenbach. Das k. k. Konvikt zu Kremsmünster und seine 
Stiftungen. Linz, 1842. S. 188. 
8) Reichenbach, S. 182. 


28 


Umbau des grossen Hauses und was vor allem wünschens- 
werth war, zur Errichtung einer naheliegenden dazu gehörigen 
Kirche gewonnen ward. 

Diese Ausgaben, welche durch den begonnenen Doppel- 
bau notwendig wuchsen, verschlangen grosse Summen und 
zwangen den Regenten, da wegen des noch immer fort- 
dauernden spanischen Erbfolge-Kriegs die Unterstüzungen von 
den katholischen deutschen Höfen immer sparsamer einflossen, 
zur Aufnahme von Kapitalien. Ein Jar nach dem Ankaufe des 
Gavrianischen Hauses starb auch zum grössten Nachteile 
der Anstalt Kaiser Joseph 1. 19. April 1711. Mit seinem 
Tode trübten sieh die politischen Verhältnisse noch mehr. 
Oesterreichs Bundesgenossen näherten sich in geheimen Ver- 
handlungen dem gemeinsamen Feinde, traten nach und nach 
aus dem Bunde, schlossen Frieden und Oesterreich mit den 
wenigen zu ihm stehenden deutschen Fürsten traf die ganze 
schwere Wucht des beinahe schon zehn Jare dauernden Krieges. 
Die materiellen, nahen Bedürfnisse drängten die religiösen, 
spirituellen Interessen in den Hintergrund. Die für die Fort- 
setzung des Begonnenen notwendigen Gelder gingen immer 
langsamer und sparsamer ein; der Bau rükte kaum vor oder 
stokte ganz und drohte halbvollendet allmälig wieder ın Trüm- 
mer zu gehen. 

Tief ergriffen von dem traurigen Loose einer Stiftung, 
die so glüklich beginnend so schönes verbiess, wendete sich 
Clemens XI. der als Kardinal sich ihrer mit Wärme ange- 
nommen, an Joseph's I. Bruder und Nachfolger auf dem 
Throne, an Karl VI. in einem Briefe vom 16. Jan. 1712. Er 
spricht darin seinen tiefen Kummer aus, dass ausser so vielem 
ruhmwürdig Begonnenen auch das in der Stadt Linz in 
Oesterreich für die nordischen Völker errichtete 
Seminarium, welches Joseph in seinen kräftigen Schuz 
genommen und mit so freigebiger Hand unterstüzt hatte, nun 
auch durch seinen frühzeitigen Tod verwaiset und verlassen 


29 


sei. Wol habe das so heilsame Werk mit der Gnade Gottes 
durch Errichtung eines geräumigen Wohngebäudes, einer schönen 
Kirche und durch deren äussere Verschönerung einen erfreu- 
liehen Aufschwung genommen. Aber die Zal der Zöglinge sei 
klein und bei dem drükenden Mangel könne der Hauptzwek 
des frommen Unternehmens nur kümmerlich gefördert werden. 
Durch die ungünstigen Zeitumstände sei er gehindert, dem 
dringenden Bedürfnisse des erwähnten Seminarium jene Abhilfe 
zu gewähren, die er so sehr wünschte, — »Darum flehen Wir 
Euere Majestät an, die zuverlässig eine Sache fördern wird, 
welche der österreichischen Frömmigkeit und Frei- 
gebigkeit nicht nur ganz würdig, sondern auch mit den 
frommen Wünschen des Bruders in vollem Einklange ist und 
was bei weitem höher zu achten, bei dem Vergelter aller 
guten Werke, bei Gott, um dessen Sache es sich vorzugs- 
weise handelt, ein wahrhaft grosses Verdienst sich erwerben 
wird.« ') 

Am Schlusse fügte er noch die Bitte hinzu, . er möge 
bei seiner angebornen Güte den Priester aus der Gesellschaft 
Jesu, Johann Galdenblad, der vom regesten Eifer für 
die Förderung des Woles des erwähnten Seminariums erfüllt 
sei und die zwekdienlichen Mittel und Wege dem drükenden 
Mangel desselben abzuhelfen, an die Hand geben würde, gnä- 
diges Gehör gewähren und so weit es möglich, seiner heissen 
Bitte willfahren. ?) 

Ein Schreiben ähnlichen Inhalts riehtete Clemens auch 
an Eleonora Magdalena Theresia, die Mutter Karls 
und damalige Regentin des Reiches. Ihre durch so viele und 
so glänzende Beweise bezeugte Frömmigkeit und Religiösität 


A) „Quamobrem ... a Majestate Tua imploramus, quae certe rem faciet non tantum 
Austriaca pietate ac liberalitate dignissimam sed etiam Fraternis votis admodum 
eonsentaneam et quod longe magis aestimandum est, apud Deum bonorum operum 
Retributorem, cujus causa inprimis agitur, insigne Sibi meritum comparabit.“ — 


2) Clementis XI. Epistolae et Brevia sel. p. 1615—16. 


30 


lasse ihm keinen Zweifel, dass Sie, was der Priester aus der 
Gesellschaft Jesu, Andreas Galdenblad (der dritte Bru- 
der), über die drükende Lage des für die nordischen 
Nationen in der österreichischen Stadt Linz er- 
richteten Seminariums Ihr eröffnen würde, gnädig an- 
hören und Ihr hilfreiches Fürwort bei Ihrem Sohne, Karl, 
dem erwälten römischen Kaiser vorbringen werde, um für 
selbes die zwekmässigste Unterstüzung auszumitteln. Ihren gnä- 
digen Schuz für jenes Seminarium sich ausführlicher zu erbitten, 
unterlasse er, in der vollen Zuversicht, Sie werde aus eigenem 
Antriebe jenem Ihren Beistand angedeihen lassen. Jedenfalls 
möge Sie die Versicherung empfangen, dass, was Sie an 
Mühe und Sorgfalt für diesen Zwek verwendet haben werde, 
er, dem dieses so fromme, so heilsame Unternehmen so sehr 
am Herzen liegt, als einen sehr angenehmen Dienst betrachten 
und keine günstige Gelegenheit vorübergehen lassen werde, 
um seine dankbare Gesinnung dafür augenscheinlich zu er- 
kennen zu geben !). (16. Jän. 1712). 

Die Fürbitte des heiligen Vaters blieb nicht ohne gute 
Früchte. Karl VI. — auch hierin seinem Bruder nachfolgend — 
bestätigte nicht nur was dieser für die nordische Stiftung 
in Linz angeordnet, sondern bewilligte auch die Summe von 
20.000 fl. deren Zinsen 1000 fl. alljärlich und auf ein bestän- 
diges hin aus den ypserischen Mauth- und Aufschlagsgefällen 
»ohne Unterbruch und mit aller Pünktualität« bestritten wer- 
den sollten. (3. August 1712). 

Dieses erhabene Beispiel wekte Nachahmung. Johann 
Galdenblad halte sich auch an mehrere deutsche Höfe ge- 
wendet. Er sezte daselbst die vom h,. Vater erhaltenen Aufträge zur 
Errichtung einer Pflanzschule in Linz für junge Ade- 
liche aus Schweden, Dänemark, Norwegen und 
den angränzenden Ländern auseinander und zeigte wie 


4) Ciementis XL. Epistolae et Brevia sel. p. 1616—17. 


31 


durch dieselben, wenn sie unterrichtet und gebildet in ihre 
Heimat zurükkehren würden, die gute Sache gefördert werden 
könnte. — Der Bischof von Eiehstädt, Johann Anton 
Freiherr von Leyen, stiftete dem gemäss mit einer Summe 
von 3000 fl, einen Plaz für einen adelichen Zöglıng aus jenen 
drei Reichen und behielt sich das Recht der Präsentation be- 
vor, 20. Jan. 1713, ') — Zwei Monate darauf that Johann 
Philipp von Greiffenklau, Bischof von Würzburg, 
dasselbe und »händigte für die fortdauernde Stiftung zur Unter- 
haltung eines Zöglings aus Schweden, Dänemark oder Nor- 
wegen die gleiche Summe baar dem P, Johann Galden- 
blad persönlich ein,« 2) — Noch eifriger bewies sich Johann 
Wilhelm, der Kurfürst von der Pfalz, vermutlich durch die 
Fürbitte seiner Schwester Eleonore bewogen — dadurch, 
dass er am 26. Jun. 1713 »zum Gedeihen und Wachsthum 
des Seminariums der drei h. Könige als fortdauernde Stiftung 
für zwei Zöglinge 7000 fl. rheinisch anwies ohne irgend eine 
andere Bedingung hinzuzufügen, als dass die järlichen Interessen 
der viertausend Gulden zum anständigen Unterhalt eines ade- 
lichen Zöglings aus Schweden, dem es frei stünde den 
Laien- oder Klerikal-Stand zu wälen, verwendet werden; hin- 
gegen sollten die järlichen Zinsen der drei tausend Gulden 
zur angemessenen Verpflegung eines Zöglings — wenigstens 
besserer Abkunft — dienen, damit er nach Rom in das 
neue päpstliche Kollegium (Propaganda?) geschikt werden könne, 
um dort nach dem Sinne des h. Vaters zu apostolischen Mis- 
sionen herangebildet zu werden.« 3) 


In gleicher Absicht, nämlich »zum Gedeihen des 
Seminarium derdrei heiligenKönige zuLinzund 
zur anständigen Verpflegung eines Zöglings 


4 Reichenbach, S. 184. 
2) Reichenbach, S. 185. 
5) Reichenbach, S. 182. 


32 


damit er in der Folge in das neu errichtete 
päpstliche Kollegium zu Rom gesendet werden 
könne, überreichten in demselben Jare oder bald nachher 
dem Johann Galdenblad die von ihnen gefertigten 
Sehenkungs-Urkunden : der Erzbischof von Mainz, Lothar 
Franz Freiherr von Schönborn, am 7. April 1713 über 
3000 fl.; der Erzbischof von Köln, Joseph Clemens, 
Herzog von Baiern, am 19. Jul. 1713 über 4000 fl.; der 
Bischof von Münster und Paderborn, Franz Arnold 
v. Wolf, am 13. Oct. 1713 über 3000 fl.; der Erzbischof 
von Prag, Ferdinand, am 23. Jun. 1714 über 3000 Al., 
denen am 41. Nov. 1716 der Erzbischof von Salzburg 
Franz Anton v. Harrach mit derselben Summe nachfolgte. 

Hoch erfreut über diese Stiftungen deutscher Fürsten 
geistlichen und weltlichen Standes und zumal über die gross- 
artige Unterstüzung des österreichischen Hauses, welches bereits 
über vierzigtausend Gulden dieser Anstalt gespendet und es, 
da andere diesem Beispiele folgten, ermöglicht hatte, dass 
eine nicht unbedeutende Zal von Zöglıngen dauernd unterhalten 
werden konnte, wollte Clemens XI. nicht länger zögern, 
eine Anstalt, der er, von ihren ersten Anfängen an eine so 
warme Sorgfalt zugewendet, von der er für die katholische 
Sache so Grosses hoffen durfte, feierlich anzuerkennen und 
unter dem Namen: Seminarium der drei heiligen 
Könige und Martyrer: Erich, Ganut und Olaus 
förmlich zu bestätigen. !) Der Papst zeichnete diese Anstalt 


4) Clemens P. P. XI. Ad perpetuam rei memoriam. Pastoralis oflicii cura Nobis 
meritis licet imparibus ex alto commissa Nos admonet et indueit, utloca pia, quae 
pro Christi Fidelium commodo et augmento ereota dieuntur, ut firma et illibata 
persistant, apostolico praesidio consolidemus, pro ut in domino conspieimus salu- 
briter expedire. Sane sicut Nobis innotuit in oppido eapitali Superioris Austriae 
eivitate, nuneupato Lincii Passaviensis dioecesis post diulurna eadem- 
que continua Missionariorum societalis Jesu in septentrione ardentssima vota 
novum collegium seu seminarium sub titulo— trium $. S. Regum et 
Martyrum Ericı, Ganuti et Olai, ut in eo nobilis, ingenua ei-majoris spei 
Juventusad orthodoxam fidem conversa vel ulteriore missionariorum opere conver- 


33 


auch durch Verleihung jener Rechte und Freiheiten aus, die 
andere Seminarien der Jesuiten in unserm Lande genossen. 
So war endlich der heisse Wunsch der Missionäre in den nor- 
dischen Ländern erfüllt. 

Karl VI. voll religiösen Eifers fügte bald hierauf (21. August 
1716) auf die Bitte Galdenblads zur Förderung der nor- 
dischen Stiftung eine neue Gnade hinzu, indem er die Ver- 
lassenschaft des Herrn von Hansee, 7000 fl. zum Unterhalt 
eines eigenen Missionärs für Dänemark und die angränzen- 
den Länder verwendete. Dieser hatte zugleich die Aufgabe, für 
die Wal der ins Seminar aufzunehmenden Knaben recht- 
zeitig Sorge zu tragen, damit bei Erledigung eines Plazes im 
nordischen Kollegium, dieser sogleich durch den neuen An- 
kömmling besetzt werden könnte. 

In eben dieses Jar oder in den Anfang des folgenden 
fallen auch andere Stiftungen, darunter jene bedeutende des 
Kurfürsten Max. Emanuel von Baiern, von 12,000 fl, 
für drei Zöglinge, vermutlich als thatsächliche Erwiederung 


tenda ex tribus septemtrionalibus regnis, scilicet Sueeia, Dania et Noryegia 
eisdemque respeetive subjeetis provineiis et slalibus oriunda, purä ac catholicä 
docteinä, pietate, puris honestisque moribus, bonis quoque artibus et scientiis or- 
thodoxae fidei dilatandae, illisque in partibus promovendae, maxime necesariis 
imbuatur, sub auspieiis elarae memoriae Josephi dum viveret, Romanorum regis 
in imperatorem eleeli ae sub eura et direetione elericorum regularium $. J. ereetum 
etinstitutum fuerit, illudque dileetus filius noster Carolus, modernus Romanorum 
Rex in Impcratorem electus non modo eaesareo sub patroeinio tuendum susceperit, 
verum etiam cerlis sub annuis proventibus ita liberaliter auxerit, ut, quod huie 
piae causae a sola austriacae domus munificentiä et pietate obvenerit, jam 
valorem quadraginta millium Norenorum excedat, cujus exemplo non pauei tum 
eeelesiastiei tum saeeulares Romani imperii prineipes moti, inter quos domini sta- 
tus superioris Austriae vel determinatos in finem praedietum Alumnatus 
instituerint vel cerlos annuos reditus pie et liberaliter impertiti fuerint ut jam ibi- 
dem non contemnendus alumnorwmn et ministrorum numerus manuteneri valeat 
et si quid supererit, in Missionum pro dielis vegnis et provineiis sustenlationem 
impendi possit. — Nos altendentes collegii seu seminarii ereelionem hujusmodi in 
maximum eatholicae fidei inerementum fore cessuram, volentesque tam pium tamque 
salutare opus, quantum cum domino possumus, perpeluo nostro el apostolicae sedis 
munimine roborare — approbamus et confirmamus. — Datum Romae ad sanctam 

- Mariam majorem sub anulo piscatoris, die 12, Junü a. 1715, Pontificatus nostri 
anno quinto decimo. 


Mus. Jahr. Ber. XVIL 3 


34 


des verbindlichen Schreibens, das der Papst am 15. März 1715 
an denselben gerichtet. Er hatte darin den Wunsch ausge- 
sprochen, der Kurfürst möge nach dem Beispiel mehrer Fürsten 
Deutschlands, nach dem Vorgange seiner ruhmreichen Ahnen, 
deren ausgezeichnete Verdienste um den katholischen Glauben in 
den Jarbüchern der Kirche hell glänzen, dem vor wenigen 
Jaren in Linz entstandenen Seminar mit seiner Unter- 
stüzung und seinem Schuze zu Hilfe kommen; und da von 
seiner Macht und seinem Willen die Verfügung über einige 
Güter abhienge, welche der hochselige Herzog von Baiern, 
Maximilian Heinrich und seine Gemalın Fabrona zum 
Unterhalte einer auserlesenen Jugend, die sich dem Dienste 
Gottes geweiht, in ihrer leztwilligen Anordnung bestimmt 
hätten; bäte er ihn flehentlich, so weit es mit dem Wunsehe 
der frommen Spender vereinbarlich wäre, mit diesen Gütern 
das erwähnte Seminar unterstüzen zu wollen, ®) 

Auch der Kurfürst von der Pfalz, Kar! Philipp, stif- 
tete 14. Nov. 1716 mit Anweisung der Summe von 4000 fl. 
einen Plaz für einen adelichen Zögling, gleichwie im 
nämlichen Jare oder spätestens zu Anfang des folgenden mit 
derselben Summe ein solcher vom Herzoge Leopold von 
Lothringen zur grössten Freude des Papstes gestiftet wurde ?®), 


4) Vehemeter a Te flagitamus, ut quatenus id piorum Largitorum voto cohaereat, 
ejusmodi bonorum subsidio praefatum Seminarium augere velis, Clementis 
epist. p. 2058—51. 

2) Später zu meiner Kenntnis gelangte Abschriften der Stiftbriefe Max. Emanuel’s 
von Baiern nnd Leopold's von Lothringen bestätigten meine Vermutungen. 
Max. Emanuel, der ihn zu München 7. Sept. 41715 ausgestellt, sagt unter 
anderm: Praesentibus Nostris palam facimus ae testamur, Nos in gratiam Sanelae 
et Apostolicae sedis, nee non ad imitationem Suae Saerae caesareae Majestatis et 
nlterins praefati collegii aut Seminarii Trium Sancetorum Regum 
augmentum aut inerementum maturä interposita deliberalione in Domino deerevisse, 
stabilem’ac perpetuam trium alumndrum nobilium, qui ad men- 
tem intentionemque Smae Sanctitatis Romam ad novum Pontifi- 

‘-eium Collegium identidem submitti possunt, deecentem susten- 
tationem, pro quolibet nimirum quatuormillia florenorum Rhe- 
nensium, eo modo, quo Sancetitas Sua aNobis desiderare videtur 
libenti prorsus animo et parata voluntate suppeditare. — Leopold von Lothrin- 


35 


der daher auch in einem eigenen Schreiben vom 14. Mai 1717 
für diesen neuen Beweis der oft erprobten kindlichen Ergeben- 
heit gegen ihn und den römischen Stuhl, ihm seine hochachtungs- 
volle und dankbare Gesinnung ausspricht ');, — Auch Franz 
Ludwig, der oben erwähnte Hoch- und Deutschmeister, der 
20. Februar 1716 zugleich zum Erzbischof von Trier gewält 
worden war, vermehrte die früher angewiesene Summe von 
2000 fl., in Anerkennung, dass sie zum dauernden Unterhalte 
eines adelichen Zöglings unzureichend sei, um andere 
2000 fl. (28. Oct 1717 2). 

Dass gleichzeitig, während die Anstalt durch neue Stif- 
tungen sich so erweiterte, auch der Um- und Ausbau des 
Hauses, der Neubau der Kirche, in der Gottseer am 1. August 
1712 die erste heilige Messe gelesen, bedeutend vorrükte, darf 
nicht erst erwähnt werden, es war ja dringend notwendig bei ver- 
mehrter Zal der Zöglinge auch für ihre zwekmässige Unterhringung 
und Pflege religiöser Bedürfnisse Sorge zu tragen, — Leiter 
der Anstalt — Regent — war bisher fast durch zehn Jare — 
freilich mit Unterbrechungen, die durch Missionen oft in ferne 
Gegenden veranlasst wurden, derjenige gewesen, der zur Aus- 
führung des edlen Zwekes den ersten Versuch gemacht: Mar- 
tin Gottseer. Er hatte, wie oben erwähnt, in dieser Stellung 
bei so wechselnden Zeitumständen, nicht selten mit drükendem 
Mangel zu kämpfen gehabt. Hochbejart — er zälte 72 Jare — 
trat er jetzt von der Leitung dieser Anstalt zurük, gieng als 
Spiritual nach Graz (1720) und in seine Stelle rükte derjenige 
ein, der den edlen Keim zur Anstalt gepflanzt und gepflegt, 


gen, der12. Febr. 1717 aus Nancy seinen Willen kund gab, sagt: Volendo seeon- 
Jare la pia intentione del defunto Ser. Elettore. di Treviri, nostro Sign. Fratello 
desideratissimo di buona memoria perlo stabilmento dun Seminario nella 
eitta di Linz dei nazionali di Settentrione, habiamo destinato sopra le nostre ren- 
dite da V, S. amministrate per il sostentamento dun Seminarista una 
Somma capitale di quatro mille fiorini. 


1) Clementis Epistolae pag. 2254. 
2) Reichenbach S. 18. 


3* 


36 


der sie selbst, so lange er es noch durfte, aus seinem und 
seiner Brüder Vermögen thätig unterstüzte, unermüdet für sie 
sprach und handelte, sie wie seinen Augapfel wahrte und 
schüzte: Joannes Bapt. Galdenblad. Seinen persön- 
liehen Eigenschaften war es zu verdanken, dass hohe und 
höchste Gönner wie früher, so auch jezt der Anstalt reichliche 
Unterstüzung zukommen liessen. Hiedurch ward es ermöglicht, 
an das Begonnene die lezte Hand anzulegen. So wurde die 
Wohnung mit dem dritten Stoke erweitert, der grosse Garten 
zwekmässig verwendet, und der Bau der schönen Kirche wie 
ihre innere Ausschmükung zu Ende geführt. — 

Die Kirche, ganz nach dem Plane und der Form der- 
jenigen aufgeführt, welche einst Helena über dem Orte, wo 
der Heiland geboren ward, prächtig erbauen liess ($. Maria 
de praesepio) hatte zwei Abteilungen. Unter dem höher stehen- 
den Hauptaltare, war wie zu Bethlehem, die geheimnissvolle 
Grotte oder Höhle mit der Krippe des Herrn, wohin zu beiden 
Seiten gewundene Stiegen hinabführten. — Die Kirche mit 
vierzehn Altären, Orgeln, kostbaren Gefässen und herrlichen 
Geräten glänzend ausgestattet, hiess Bethlehem und davon 
haben noch gegenwärtig, nachdem sie selbst längst zerstört 
ist, zwei Gassen der Stadt, die sich in ihrer Nähe durch- 
schnitten, ihre Benennung. 

Mit diesem thatkräftigen Wirken nach Aussen, hielt auch 
die Verwaltung im Innern und insbesondere die erziehende, 
und wissenschaftlich ausbildende Leitung der 
Zöglinge gleichen Schritt. Der religiöse Sinn, die sittliche 
Reinheit und die wissenschaftliche Strebsamkeit womit ausge- 
stattet die Zöglinge aus der Anstalt ins Leben heraustraten, 
zeugte ehrenvoll von der guten Einrichtung wie von der Treff- 
lichkeit des Leiters. Und doch traf ihn gerade in dieser Stel- 
lung eine tiefe Kränkung: — eine Untersuchung seiner 
Verwaltung. 

Galdenblad hatte — aus zarter Schonung gegen seinen 


Vorgänger — mehrere Jare keine Rechnung gelegt und ver- 
mutlich auch keine Betreibung erhalten. Plözlich ergieng 23. De- 
cember 1732 an. den Landeshauptmann, Christoph Wil- 
helm von Thürheim die kais. Anordnung über den Zustand 
der ganzen Anstalt einen umfassenden Bericht zu erstatten, 
Thürheim verzögerte diesen Bericht aus unbekannten Gründen, 
Desshalb erging an ihn 13. Junius 1733 die ernstgemessene 
Mahnung und Rüge: »Obschon Wir ganz sicher verhoft, du 
würdest deiner Pflicht und Schuldigkeit gemäss, diesem unsern 
Befehl schleunig Vollzug leisten, haben Wir dennoch . sehr 
missfällig ersehen müssen, dass durch diese beinahe verflossenen 
sechs Monate von dir in solchem nichts eingelanget sei; daher 
befehlen Wir dir nochmalen, dass du den abgeforderten Bericht 
innerhalb vier Wochen, und dann einen Interims-Bericht, was 
diese sechs Monate hindurch geschehen sei, innerhalb drei 
Täge nach Empfang dieses erstattest.« — 

Galdenblad, ohne Weisung von seinen Obern, nahm 
auch jezt noch Anstand, den vom Landeshauptmann abgeord- 
neten .Kommissären den wahren Zustand der Stiftung, wie 
dieser. von Zeit zu Zeit ab- oder zugenommen, vollständig zu 
eröffnen. Darum ergieng an den ÖOrdensprovinzial wie an 
Galdenblad am 27. August 1733 der scharfe Befehl: »Binnen 
sechs Wochen die Rechnungen von Antretung des nordischen 
Kollegiums zu legen, und den abgeordneten Kommissären alle 
Stiftbriefe, Obligationen u. s. w. vorzuweisen, als im widrigen 
wir dich hierzu durch behörige Kompellirungsmitteln wirklich 
zu verhalten veranlasst werden würden.e — Der Kaiser, von 
diesem Vorgange unterrichtet, erliess auf der Stelle die scho- 
nungsvolle Weisung: »die Untersuchung sine strepitu und ohne 
prestituirung mehrerwähnten pafris regentis, mit gehöriger Diskre- 
tion vorzunehmen. « 

Die anbefohlene Untersuchung stellte nun heraus, dass 
die Anstalt unter Galdenblads Leitung keinen Schaden erlitten; 
»wol hat sich zum besondern Ruhme des patris regentis soviel 


38 


geäussert, dass selber durch seinen zu Aufnehmung sothaner 
Fundation unermüdlich gezeigten Eifer durch Erwerbung hoch- 
ansehnlicher Gutthäter, auch geführte gute Oekonomie an 
denen von seinem antecessore P. Gottseer sel. unumgänglich 
gemachten passiv Schulden 8000 fl. abbezalt habe, also zwar, 
dass an denen passivis derzeit noch 10000 fl. haften, die er, 
Galdenblad, zum Teil durch erlangende donationes zu tilgen 
Hofinung giebt.« °). 

Was die Leitung, Zucht, Disziplin betrifft war alles ın 
guter Ordnung. Kurz die Untersuchung stellte Galdenblads Ver- 
waltung in glänzendes Licht; selbst die Beschuldigung, dass 
er ein Stiftungs - Kapital von 5000 fl. an das Wechselhaus 
Giehini und Jäger in Wien ohne die erforderliche Sicher- 
heit ausgeliehen und nun bei erfolgtem Falle des Hauses, die 
Anstalt in die Gefahr eines grossen Verlustes versezt habe, 
stellte sich was Galdenblad betrifft, als ganz unbegründet 
dar; seine Ehre war gerettet, sein grosses Verdienst um die 
Anstalt anerkannt; aber ın seinem tiefverlezten Gemüte blieb 
eine düstere Vorahnung zurük, als sei durch dieses Vorgehen 
eine Bahn gebrochen, auf der man vorschreiten werde, um 
von Aussen auf die Anstalt Einfluss zu gewinnen, worunter 
die bei Erziehungs- und Unterrichtsanstalten so notwendige 
Selbstständigkeit nur leiden könnte. Ob sich diese Vorahnung 
erwahrte, wird die Folge zeigen. — Nachdem Galdenblad 
fast sechzehn Jare dic Anstalt geleitet, starb er 1. Jänner 
‘1736, im Alter von 69 Jaren. 


2. Fernere Schiksale der nordischen Stiftung bis zu ihrer 
Auflösung und Umwandlung in Handstipendien. 


An Galdenblads Stelle trat Johann Bapt. Putz, 
der nach Denis Urteil die Kunst, die Gemüter der Menschen 


4) Landeshauptmann. Hofbericht vom 48. Jänner 1754. 


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zu leiten, in einem ausgezeichneten Grade besass. Wie viele 
Jare er an der Spize dieser Anstalt stand !), kann ich nicht 
mit Bestimmtheit angeben. Dass sie gut geleitet wurde und 
fortwährend einen sehr ehrenvollen Ruf behauptet habe, ist 
gewiss. Das Vertrauen zu derselben war gross, und beschränkte 
sich nicht auf die Gränzen des ausgedehnten Kaiserreichs ; 
selbst aus fernen, fremden Ländern ward die Aufnahme von 
Zöglingen nachgesucht. — Noch sprechender sind die Stiftungen, 
die zu den bereits bestehenden, neu hinzukamen, darunter 
vorzüglich die des Kardinals und Fürstbischofs von Passau 
Joseph Dominicus von Lamberg. 

Schon sein Oheim und mittelbarer Vorgänger in der fürst- 
bischöflichen Würde; Johann Philipp v. Lamberg, dem 
Clemens XI. in einem eigenen Schreiben vom 14, Junius 1707 
das im Entstehen begriffiene Seminarıum warm empfohlen, ?) 
hatte dieses durch järliche Beiträge unterstüzt. ®) - Grösseres 
that der Neffe. Er, der am Gymnasium zu Linz seine Studien 
begonnen, sie zu Becancon und Siena fortgesezt und zu 
Rom ım Glementinum vollendet hatte, bewies da so viel 
Geist, Frömmigkeit und wissenschaftliche Strebsamkeit, dass er 
nicht nur die Aufmerksamkeit des neugewälten Papstes Gle- 
mens XI. auf ‘sich zog, sondern auch seine Zuneigung in 
hohem Grade gewann. 4) Eine innige Begeisterung für Religion, 
Sittliehkeit und geistige Reinheit begleitete ihn durch alle Ehren- 
stufen, die er nach und nach erstieg, auch in die fürstbischöf- 
liche von Passau, und jezt in dieser einflussreichen Stellung, 
wo ihm, dem Landesbischof die genaueste Kenntniss der nor- 


1) Die Reihe der übrigen Vorsteher, soweit sie in den Akten mir vorkamen, ist diese: 
Johann Bapt. Putz, 1756. Maximilian Galler 1748 — 1750. Joseph 
Socher, 1782. JakobFoky, 1755. Ignaz Jagerhuber, 1761. Dominicus 
Fichtl, 4762 — 69. Ludwig Becceler, 1771. Sigismund v. Hohen- 
wart, 47714 — 1777: Ignaz Schiffermüller 4777 — 1787. 

2) Clementis Epistolae p. 405. 

3) Hansiz, Germania sac. 1. 811. 

4) Hansiz, Germania sac. 1. 816. 


40 


dischen Stiftung zu Gebote stand, hat er eben diese ausersehen, 
um durch sie seine edle Gesinnung und grossmütige Anhäng- 
lichkeit an sein Vaterland zu bethätigen und zu verewigen. Er 
beschloss — um mich seiner Worte zu bedienen: »ein from 
perpetwirliche Stiftung in dem Üollegio Nordico 5. S. trium Regum 
der Hauptstadt Linz unter Obsorg der P. P. Soeiet. J. daselbsten 
vor vier adeliche Knaben, deren Eltern die Ehre und Würde 
wirklicher Landsmannschaft ob: der Ens geniessen, hingegen 
ihre Kinder in guten Sitten, Wissenschaften, ritterlichen Exereitien 
und Sprachen unterweisen zu lassen, keine standesmässige Mittel 
besizen, aus wahrer patriotischer Absicht und gedachten Adel- 
stand beharrlich zu tragenden adfection, Lieb und Hochachtung 
zu machen und in dieser Absicht ein Kapital pr. 25.500 A. ge- 
widmet haben wollen.« (17, Febr. 1747). 

Im folgenden Jare, 21. Sept., fügte er noch die Summe 
von 12,750 fl. für zwei Zöglinge, somit im Ganzen für sechs 
mit der Erklärung hinzu, dass »in Ermanglung adelicher, auch 
andere zum Studium fähige Söhne von Offizianten löblicher 
Landeshauptmannschaft oder Landschaft des Landes ob der Ens 
berufen sind.« ') 

Eilf Jare nachher (1. Oet. 1759) kam nach der leztwilligen 
Anordnung des Wolf Martin Fortunat Freiherrn v. Ehr- 
mann auf Falkenau — Nachkomme jenes von Leo- 
pold I. im Jare 1665 wegen seiner Verdienste im Bauern- 
Kriege in den Adelstand mit dem Prädikate von Falkenau 
erhobenen Martin Ehrmann — dem nordischen Kollegium 
das Kapitel von 3000 fl. ‘gegen dem zu, dass in demselben 
von den davon abfallenden Interessen ein von akatholischen 
Eltern oder in protestantischen Ländern geborner, oder sonst 
zu der römisch - katholischen Religion übergetretener Alumnus 
bis zur Vollendung seiner Studien unterhalten werde. 2) — Das 


4) Vergl. Reichenbach. S. 181. 
2) Reichenhach, S. 485, 


41 


Recht diesen vorzuschlagen hatte der zeitliche Regent im Nordiko, 
das der Bestättigung der jeweilige Professor der Theologiae 
polemicae aus der Gesellschaft Jesu zu Linz. Für leztern hatte 
er im 2. 5. seiner leztwilligen Anordnung die Summe von 
6000 fl. und besonders zu etwa notwendiger Anschaffung der 
zu dieser Professur tauglichen Bücher 1000 fl. bestimmt. 

Die jüngste der eigentlichen Stiftungen war die des ehe- 
maligen k. k. Oberkriegs-Kommissärs Johann v. Christani, 
der in einem Stiftbriefe vom 10. Juli 1769 zum nordischen 
Stifte in Linz zur Unterhaltung zweier entweder Konvertiten 
oder sonsten von protestantischen Eltern oder in protestan- 
tischen Ländern gebornen Knaben und auf Verteilung von 
100 fl. unter vier Konvertiten in Wien ein Kapital von 10000 fl. 
gestiftet hat in der Absicht, dass jene allen für ihre Stifter 
gewöhnlichen Andachtsübungen beiwohnen, auch sich durch 
Erlernung der Wissenschaften fähig machen, einstmalen in ihrem 
bedrängten Vaterlande die wahre katholische Religion befördern 
zu können.« ') 

\ So erfreulich auch diese Wohlthaten für die Anstalt sein 
mussten, traten doch, bevor noch die beiden jüngsten Stiftungen 
erfolgten, manche Vorfälle ein, welehe die trübe Vorahnung 
Galdenblads nur zu sehr rechtfertigten. Die Landeshaupt- 
mannschaft hatte 12. Oct. 1749 an die Kaiserin M. Theresia 
über die Anstalt einen Bericht erstattet; worin sie im allge- 
meinen an der Art, wie die Zöglinge gehalten und erzogen 
wurden, nichts tadelte, im Gegenteile den Vorstehern des Kol- 
legium dieses Lob erteilte, dass sie nichts unterliessen, »was 
die Jugend zu einem tugendsamen Wandel, zu wahrer Gottes- 
fureht und Erlangung guter Wissenschaft führen. könnte... — 
Und doch beantragte sie für die Zukunft einige Massregeln, die 
an und für sich teils in..das innere Leben der Anstalt eingrif- 
fen, teils durch ihre Motivirung ein arges Misstrauen verrieten. 


4) Reichenbach, S. 487. 


42 


Das alles, »damit man jederzeit auf den Grund sehen könne, 
ob auch die milden fundationes ad mentem fundatorum erfüllt 
und denen Verordnungen weiland Kaiser Josephi und Garoli 
Majestät in allen Punkten pflichtschuldigst Folge geleistet 
werde.ae — 

Die in Vorschlag gebrachten Massregeln wurden genehmigt. 
An den Regenten, Max Galler, ergieng 15. Nov. 1749 die 
Weisung auch alljärlich den status «activus und passivus funda- 
tionis zur Einsicht der Landeshauptmannschaft vorzulegen.«e — 
Da im erwähnten Berichte unter anderm auch der Tadel aus- 
gesprochen war, dass die kaiserlichen Alumni, nicht so wie die 
lambergischen und ständischen — zum ersten, sondern zum 
zweiten Tisch gezogen wurden, forderte die gewissenhafte Für- 
stin auch die Angabe der Gründe, welche für die Zulassung 
der landesfürstlichen Stftlinge zum ersten Tisch sprechen, 
Diese genügten ihr aber so wenig, dass sie nach erlangter 
Einsicht in die Stiftbriefe Josephs und Karls auf eine Weise 
sich aussprach, die ihr feines Rechtsgefühl zu gut kennzeichnet, 
als dass wir den Inhalt dieser Entscheidung hinweglassen könn- 
ten. »Nachdem ‘vom Regenten durch die eingereichten Stift- 
‘briefe dargethan worden, dass die von unsern Vorfahren glor- 
würdigsten Gedächtniss vorbesagtem Seminario alljärlıch zuge- 
wendete 2009 fl. nicht nur zu blosser Unterhaltung deren sechs 
Alumnorum , sondern unter einstens auch zu besserer Bestreitung 
deren anderweiten Bedürfnissen sothanen Gollegi gewidmet 
worden seien, so lasset sich zwar nach Euer gehorsamsten 
Meinung Ihme P. Regenti die Zuziehung  derenselben zu dem 
ersten Tisch nicht wol absolute aufbürden, doch habet Ihr 
demselben zu erkennen zu geben, wie Wir gnädigst gerne 
seheten, wann wenigstens jene landesfürstliche Fundatisten, die 
von Adel seind, zu erholten ersten Tisch admittirt werden 
möchten« (2. Mai 1750). Dass dem Wunsche der edlen Für- 
stin sogleich und fortan entsprochen wurde, bedarf nicht der 
Erwähnung. 


43 


Schwerer traf das nordische Kollegium eine Anordnung, 
die durch den Andrang der Zeitumstände hervorgerufen , die 
Zal der Zöglinge und die Einnahme auf viele Jare verminderte. 
Bei Errichtung der sogenannten Missionsstationen im 
Lande ob der Ens erliess die Kaiserin die Weisung: die von 
Karl VI. zur Erziehung dreier Knaben im nordischen Stifte ge- 
widmete järliche Summe pro bono religionis auf andere Art zu 
verwenden und diese Alumnate einstweilen unbesezt zu belassen. 
Diese Summe wurde von da an (1754) vom nordischen Kolle- 
gium an die oberösterreichische Religions-Kasse, deren Vor- 
steher der Abt von Kremsmünster, Alexander Fixl- 
millner war, entrichtet um daraus die beiden Missionäre : zu 
Alkhofen und ÖOttnang zu besolden. Diess dauerte gegen 
zwanzig Jare. Erst einem der‘ lezten Regenten des nordischen 
Kollegiums, Sigismund v. Hohenwart gelang es bei einer 
Privataudienz, die ihm am 27. Sept. 1772 von der Landes- 
fürstin gewährt worden war, diese Angelegenheit und die seither 
‘gänzlich veränderten Umstände gegen die des Jares 1754 in 
Anregung zu bringen. In der That willfahrte die Fürstin seiner 
Bitte und verordnete wenige Monate nachlıer, dass »sothane 
drei Alumnate in dem nordischen Kollegio nach der Intention 
des höchstseligen Stifters wiederum redintegrirt und für das 
‘künftige besezt werden sollten« (22, Mai 1773). 

Uebrigens war die Leitung der Anstalt fortwährend gut und 
dem Zweke entsprechend. Ein Bericht der Landeshauptmannschaft 
‘vom 31. Jänner 1766 schildert der Kaiserin die grosse Sorgfalt 
‘des damaligen Regenten (Dominicus Ficht]) für alle Zweige 
der innern Verwaltung mit grosser Wärme; hebt insbesondere 
(die religiös-moralische Führung der Zöglinge und ihre bedeu- 
tenden Fortschritte in den Studien hervor; »wir müssen — 
heisst es — bevorab dem dermaligen patri regenti das Lob mit- 
teilen, dass er nicht allein auf die Reinlichkeit des Hauses, 
gute Zucht und Ordnung, auch Verpflegung der unterhabenden 
Jugend sich mit so vieler Aufmerksamkeit als gutem Erfolge 


44 


verwende, so dass die Jugend im Nordiko so gut als in was 
immer für einem Kollegio gehalten wirdet.« — 

Doch das sprechendste Urteil über diese Anstalt ist zu- 
verlässig dasjenige, welches wenige Jare nachher an die Kaiserin 
unter Umständen abgegeben wurde, die ihm ein grosses Ge- 
wicht verleihen, Im Jare 1773 ward der Orden der Jesuiten 
auch im österreichischen Staate aufgehoben. Das Nordikum 
von seinem Beginne an immer von Jesuiten geleitet, blieb einst- 
weilen der Leitung derjenigen Mitglieder dieses Ordens über- 
lassen, die sich gerade daselbst befanden. Doch ergieng bereits 
im folgenden Jare an die Landeshauptmannschaft der Auftrag 
(27. August 1774), sich ausführlich zu äussern, wie das Gol- 
legium nordieum und die beiden Seminarien zu Linz 
und Steier in Zukunft administriret oder auf eine der stu- 
dierenden Jugend nüzlichere Weise zum Genusse gebracht wer- 
den könnten. ; 

Die über die Seminarien abgegebene Aeusserung. haben 
wir oben erwähnt; über das Nordikum sprach die Landes- 
stelle am 25, Nov. 1774 offen und mit edlem Freimut, was 
und wie sie alles gefunden: »Die genaueste Erfüllung der ge- 
stifteten Verbindlichkeiten überhaupt, insbesondere aber die 
Ordnung, die allenthalben im Stifthause herrscht, die Gelegen- 
heit, die den Alumnis offen steht: in allen Gattungen deren 
zu ihrem künftigen Glück und Fortkommen teils unentbehrlichen 
teils beförderlichen Wissenschaften Unterricht zu schöpfen, die 
edle Art im Umgange, die der dermalige Regent den Stifts- 
Knaben durch sein vorleuchtendes Beispiel beizubringen, und 
gleichsam eigen zu machen sucht, der unermüdete Eifer, mit 
dem derselbe sowol den Verstand als auch die Herzen der 
Knaben glüklich zu bilden und selbe zu ihrem künftigen Be- 
ruf vorzubereiten sich angelegen sein lässt, die öffentlichen 
Prüfungen, die das Jar hindurch öfters mit‘ den Fundatisten 
gehalten werden, sind die eigentlichen Züge, welche. dieses 
Kollegium unterscheiden und (die trefflichen Kenntnisse , so der 


45 


Regens in Absicht auf die gute Erziehung der Jugend besizet, 
im vollen Masse an den Tag legen; und bei dieser wahren 
Lage der Stiftung findet sich diese Stelle ausser Stande Eurer 
Majestät einen gedeihlicheren Plan, nach dem die Administration 
des Stiftes geführt oder die Verfassung selbsten, ohne dem 
Willen der Stifter zu nahe zu treten, auf einen nüzlichern 
Fuss gesezet werden könnte, zu entwerfen. « 

Auf diese so bestimmt ausgesprochene Ansicht hin, blieb 
alles im frühern Zustande, ja »bei dem von dem Kollegio be- 
sizenden beträchtlichen Vermögensstande und in dem Anbetracht, 
dass der Regens dieses Kollegii grosse Obsorge und eine ade- 
liche Jugend zu respieiren habe,« erhielt dieser järlich, solange 
die dermalige Verfassung dieses Kollegii besteht, aus den Ein- 
künften 500 fl. (22. Oct. 1774). Hohenwart muss in dieser 
Stellung, als Erzieher und Administrator, in der That etwas 
ausgezeichnetes geleistet haben, indem es ihm, ohne irgend 
eine Einschränkung im Haushalte einzuführen, möglich wurde, 
einen langgehegten Lieblingswunsch zu realisiren : eine ausser- 
halb der Stadt schön gelegene, mit einem grossen Garten- aus- 
gestattete Besizung käuflich zu erwerben, wo die Zöglinge den 
grössten Teil der Ferien in ungestörter Musse zubringen konnten. 
Diese Besizung — das Bergsehlösschen —- hatte .er vom 
4. Sept. 1773 in järlichen Pacht genommen, am 4f. Jänner 
1777 um die Summe ‘von 3000 N. für das nordische Stift, 
zur Freude und zum Jubel der mit kindlicher Liebe an ihm 
hängenden Jugend erkauft. — Um so grösser und gerechter 
war ihr Schmerz, als der geliebte Vorsteher bald hierauf an 
den ‘Hof des Grossherzugs von Toskana abgerufen wurde 
zu der hohen Bestimmung, den vier ältern Prinzen, darunter 
dem nachmaligen Kaiser Franz, in der Religion und Ge- 
schichte Unterrieht zu erteilen. — Der Schmerz so grossen 
NVerlustes- beschränkte sieh nicht auf den Umkreis des Institutes; 
er war allgemein und die Landeshauptmannschaft lieh dem 
wahren. Schmerzgefühle' nur Ausdruk, wenn sie .offen erklärte: 


46 


Hohenwarts ungemeine Kenntnis im Wirtschaftswesen und 
die nüzliche Gebarung mit den Stiftseinkünften, sein wissen- 
schaftlicber Sinn gepaart mit einem edlen Charakter und einer 
wahrhaft christlichen Denkungsart, die er auf die ihm anver- 
traute Jugend hinübergeleitet hat, haben den Flor und die 
Aufnahme dieses Stiftes befördert und diesem so würdigen 
Vorsteher die Achtung der Stelle, die Liebe der erziehenden 
Jugend und das Vertrauen des ganzen Landes dergestalten zu- 
gezogen, dass nunmehr dessen Verlust auch jedermann em- 
pfindet und bedauert. « 

Wie wahre Grösse immer wit Bescheidenheit gepaart ist, 
und für eigenes Verdienst kein Auge hat, so hob Hohen- 
wart bei dem was er etwa geleistet, das fremde Verdienst als 
das grössere mit dankbarer Anerkennung gerne hervor. »Der 
Subregens Anton Joseph v. Zanetti hat seit fünf Jaren 
alle Arbeiten und Wetter als ein getreuer, emsiger und von 
allen Seiten lobenswürdiger Mitarbeiter ertragen, dem ich, wenn 
ich doch dieses Stift mit Zufriedenheit der hohen Stelle ver- 
waltet habe, den glüklichen Erfolg meiner Bemühungen zum 
grössten Teil zuschreiben muss.e — Ungezweifelt war es dieser 
Anerkennung zu verdanken, dass zufolge Hofreskripts vom 29. 
März 1777 »der Subregens Zanetti die Pension von 300 Al. 
aus dem Stiftiungsvermögen erhielt, solange er dem Amte eines 
Subregens im nordischen Stifte gehörig vorstehen wird.« — 

Mit Holkenwarts Austritte schlossen sich die heiteren 
Tage der Anstalt; die trüben, die endlich zur Auflösung führten, 
rükten näher und näber heran. Die Versuche zu rütteln, ano- 
nym zu verleumden, die schon bisher gemacht, von Hohen- 
wart mit ruhiger Entschiedenheit vereitelt worden waren, er- 
‚neuerten sich bald. Beiläufig ein Jar nach Hohenwart's 
Abreise, erschien in Linz Anton Mareus Wittola, der 
Propst v. Bienco, beauftragt, den Zustand der Erziehungs- und 
Unterrichtsanstalten zu erheben, und den Quellen der etwa 
herrschenden Missbräuche, nachzuforschen. Wittola, Mann 


47 


der raschen Aufklärung, leidenschaftlicher Feind der Jesuiten, 
entwarf von den Studienanstalten, an denen Ex-Jesuiten lehr- 
ten, das düsterste, unwahrste Gemälde !). — Was er über das 
nordische Kollegium an die Kaiserin berichtet, ist mir zwar 
unbekannt, doch kann seine Relation kaum günstig gewesen 
seyn, da die Kaiserin zur bessern Erziehung der Jugend, es 
bald darauf für dienlich und notwendig hielt — ausser dem 
geistlichen Vorsteher — Ignaz Schiffermüller — auch 
einen weltlichen Superintendenten in der Art zu be- 
stellen, dass die in Kraft Verordnung weiland Kaiser Josephl. 
einem jeweiligen Landeshauptmanne zugleich obliegende Direction 
dieses Kollegii ungekränkt bleibt. Sie ernannte dazu den Frei- 
herrn v. Pilati »ob der Einsicht und des patriotischen Eifers« 
(1. Mai 1779). 

-Unter Josephs Il. Regierung geschah 19. Dezemb. 1781 
ein wichtiger Schritt, durch welchen der Zwek, wesshalb diese 
Anstalt geschaffen worden war, mehr und mehr verrükt wurde. 
Der Kaiser beliess das Institut zwar bei seiner damaligen Ver- 
fassung, doch wurden nicht nur alle Stiftpläze, die nicht aus- 
drüklich für ausländische Konvertiten eines gewissen Landes 
bestimmt waren, für inländische Bedürftige und 'hiezu qualifi- 
zirte junge Leute fortan vorbehalten, und hiezu bloss Inländer 
in Vorschlag gebracht, sondern auch wenn bei Erledigung der 
für ausländische Konvertiten bestimmten Alumnate keine aus- 
ländische Konvertiten aus den betreffenden fremden Landen 
vorhanden wären, diese Stellen an bedürftige Inländer vergeben. 
— Vier Jare nachher ergieng die Anordnung, der zu Folge alle 
noeh vorhandenen Stiftungen, wo Jünglinge beisammen leben 
aufgelassen und die Fonds n Handstipendien ver- 
wandelt werden sollten (27. Sept. 1785). Zwei Jare darauf, 
21. August 1787 erfolgte endlich die wirkliche Auflösung 


4) Vergl. Gaisberger: Geschichte des akademischen Gymnasiums zu Linz, 
Ss. — 5%. 


48 


des nordischen Kollegiums. Eine wenige Tage vor- 
her (13. August) erlassene Anordnung regelte das von nun an 
zu beobachtende Verfahren in folgender Weise: 

Die Stiftungen in Handstipendien umgewandelt, sollten 
nach der Vorschrift der Stiftbriefe verliehen werden. Das Prä- 
sentations-Recht blieb jenen gewahrt, denen es nach den Stift- 
briefen zukam, wo es hingegen vom jeweiligen Rector des nor- 
dischen Kollegium ausgeübt wurde, gieng es an die Regierung 
über. — In Hinsicht der Stipendien, die nach den Stiftbriefen 
Knaben aus den nordischen Staaten zugewendet waren, hatten 
die Stipendienwerber sich an die, an auswärtigen Höfen befind- 
liehen k. k. Gesandten und Geschäftsträger zu wenden. Diesen 
nordischen Knaben, denen ein Stifiplaz verliehen ward, wurde 
die Begünstigung zu Teil, dass ihnen vom Tage der Verleihung 
an, (der Genuss gerechnet werden sollte, um ihnen hiedureh 
eben so die Reisekosten zu vergüten, wie. sie ihnen vorher 
aus der nordischen Stift-Kasse bezalt wurden. Jene Kapitalien 
des nordischen Stiftes, die zu geistlicher Verwendung bestimmt 
waren, wie die Summa von 3012 fl. 38 kr,, wurden an den 
Religionsfond und jene 2500 N., die Christani zum Unter- 
halt armer Konvertiten in Wien gewidmet, an das Armeninstitut 
abgeführt, — Dem Dienstpersonale und den Exerzitienmeistern 
wurden Pensionen bewilligt, die nach ihrem Erlöschen dem 
Stipendienfonde zulielen. Das schöne Stiftsgebäude sammt Kirche 
und Garten ward 28. Nov, 1788 an den Pfleger Joseph 
Scehraml um 7150 fl. veräussert und diese Summe gleichfalls 
dem genannten Fonde zugewiesen. Erhielt dieser dadurch einigen 
Zuwachs, so erlitt er schon im nächsten Jare einige Abnahme, 
eine weit bedeutendere wenige Jare nachher. 

Um dem einst zu besorgenden Mangel an Feldkaplänen 
vorzubeugen, befahl Joseph Il. zu diesem Beruf eigens 
bestimmte Zöglinge in das General-Seminarium aufzu- 
nehmen und den für einen Zögling auf 200 fl. ausgemessenen 
Aufwand zu bedeken, Hiezu wurden die Kapitalien jener zehn 


4 


49 


Stiftungen des nordischen Kollegiums, deren Genuss mit nicht 
mehr bestehenden Verbindlichkeiten verknüpft war, gewidmet, 
in einer Summe von 35,900 fl. von deren järlichen Interessen 
pr. 1400 fl. sieben Stipendien nach und nach vom Eintrite des 
Sehuljares 1780 an, errichtet werden sollten '). Bald trat 
hierin eine Aenderung ein. Die General-Seminarien 
wurden von Leopold II. aufgehoben; der Klerus sollte unter 
den Augen des eignen Bischofs herangebildet werden. Doch 
der Alumnats-Fond dieses Landes war unzureichend, Auf die 
bittliche Vorstellung des für sein Alumnat eifrig besorgten 
Bischofes, Joseph Anton Gall, genehmigte der Kaiser 
Franz, zu Dotirung des Alumnats-Fonds das aus dem ob 
der ensischen Stipendienfond für die Bildung der Feldkapläne 
ausgeschiedene Kapital sammt den bis zum Tage der Ueber- 
nahme verfallenen Interessen. So giengen die genannten Stif- 
tungs-Kapitalien sammt den Interessen — zusammen 47.467 fl. 
30 kr. am 30. August 1801 an den Alumnats-Fond über. -— 

Bevor wir die ferneren Wandlungen und Schiksale der 
andern nordischen Stiftungen anführen, ist es notwendig auch 
die innere Einrichtung dieses Kollegiums in Kürze anzugeben, 


3. Innere Einrichtung und Verwaltung des nordischen 
Kollegiums. 


a. Bestimmung der Anstalt. Der Zwek, den Gal- 
denblad zu verwirklichen strebte, war: die wenigen in den 
drei, nordischen Reichen gebornen katholischen oder Konver- 
titen-Kinder hier zu erziehen, ihrem Stande gemäss zu bilden, 
»dass sie mit der Zeit dem gemeinen „Wesen unseres wahren 
heiligen Glauben eifrig dienen mögen und denselben. helfen 


4) Hofkanzlei-Dekret vom 15. Mai 1789. Diese Stiftungen waren: die Mainzische, 
Kölnische, Münster'sche, Prager'sche, Baierische — drei Pläze — Salzburgische, 
Pfälzische vom Jare 1746, und die Lotharingische. ’ a 

Mus. Jahr. Ber. XIX. er 


J0 


erweitern 1). — Diesem gemäss gehörten die zum Eintrit be- 
rufenen, Zöglinge durch Geburt wirklich einem der drei nor- 
dischen Königreiche oder davon abhängigen Ländern an — 
wir nennen sie nordische Zöglinge im engern Sinne 
— und sie legten beim Eintrite in das Kollegium ausser dem 
Glaubensbekenntnisse das eidliche Versprechen ab: Sobald sie 
im wahren Glauben, ın den Wissenschaften oder Künsten 
weiter ausgebildet sein würden, in ihr Vaterland oder in andere 
von der Stiftung umfasste Länder zurükzukehren und eben dort, 
wenn sie nicht von den Vorstehern der Anstalt eine Dispens 
erhalten hätten, zu verbleiben; wenn es ihr Beruf sein sollte 
nach katholischem Gebrauche die Ehe zu schliessen und die 
Kinder gewissenhaft und nach katholischen Grundsäzen zu er- 
ziehen; auch diesen heiligen Glauben als Laien oder als Prie- 
ster, jedoch ohne Unruhe oder Aufruhr zu befördern ?). 

Die Anstalt für diesen speziellen Zwek begonnen, blieb nicht 
ohne Unterstüzung; grossmütige Schenkungen und eigentliche 
Stiftungen erfolgten, von denen einige denselben Zwek hatten, an- 
dere ein verwandtes Ziel; vorzugsweise waren es auch wolgesinnte 
Eltern und Vormünder, welche dieser Anstalt ihr ganzes Vertrauen 
zuwendeten und in dieses Asyl aus der Zerstreuung des öffentlichen 
Lebens und aus der verpesteten Atmosphäre grosser Städte ihre 
Söhne und Pflegebefohlenen zur Erziehung und Bildung flüchten 
wollten; was um so einladender erschien , indem das Kollegium mit 
den wissenschaftlichen Lehranstalten dieser Stadt in der engesten 
Verbindung stand. — Sonach erweiterte sich die Anstalt; sie be- 
herbergte nicht bloss Nordländer, sondern auch Südländer, Aus- 
länder und Inländer aller Art und aller Stände und erlangte eine 
allgemeinere Bestimmung: Erziehung und nachhaltige 
ächte Bildung der anvertrauten Jugend im Geiste und nach 
den Grundsäzen der katholischen Kirche. Mr 


4) Instruetion vor die Nordisehe Fundation deren heyligen Erlci, Canuti und Olai, zu 
Linz an der Donau. S. 2, 2. 2, 
2) Instruction. S. 6. 2. 3. 


51 


b. Leitung der Zöglinge in religiöser und sitt- 
licher Beziehung. Die Seele des ganzen Kollegiums — 
»das waltende Herz, das sein warmes Blut nach allen Seiten 
Leben verbreitend ausströmt«, — war der Vorsteher — Re- 
gens. Sein Wille verlieh dem Ganzen den regelmässigen 
Gang, in seinem Sinne handelten: Der Subregens, der 
Minister, der Präfekt der Humanisten, kurz alle 
höhern und niedern Organe, jedes in der ihm angewiesenen 
Sphäre. In des Vorstehers Gegenwart verrichteten alle Zög- 
linge in..der schönen Kirche um halb sechs Uhr das Morgen- 
gebet mit lauter Stimme, womit ein Morgenlied, dann fünf 
Vater unser, fünf Ave Marıa für Stifter und Wolthäter verbunden 
wurden, — Hierauf folgte die h. Messe für die Studierenden 
der Philosophie; die Gymnasialschüler hingegen wohnten um 
halb acht Uhr der allgemeinen Schulmesse bei. 

Abends acht Uhr versammelten sich wieder alle ın des 
Vorstehers Gegenwart — in einem geräumigen Saale im Winter, 
in der Kirche im Sommer -— zur Anhörung einer erbaulichen 
Vorlesung , welcher das Abendgebet mit einem passenden Liede 
wie am, Morgen folgte, — An Fesitagen, oder bei Kongregations- 
feierlichkeiten wohnten alle nordischen Zöglinge mit ihren 
Schulen in der akademischen Kirche dem Hochamte und der 
Predigt bei. Jeden Monat war in der Kirche des Hauses eine 
öffentliche Kommunion; doch stand es jedem nach dem Rate 
seines Beichtvaters frei, die h. Kommunion zu empfangen oder 
zu verschieben; ja um volle Freiheit in dieser h, Sache zu 
gewähren, ward die h. Kommunion nicht durch den Vorsteher 
— den grünen Donnerstag ausgenommen — ausgespendet, — 
Zur Aufnahme der h. Beieht, die zweimal im Monat statt fand, 
wurden geeignete Beichtväter aus der Stadt in die Hauskirehe 
entboten. — An jedem Sonntage erfolgte durch eine halbe 
Stunde ein Religionsunterricht für die verschiedenen [Alters- 
Stufen eingerichtet, nach denen gereiht die Zöglinge zu er- 
scheinen pflegten. 

4* 


92 


Zur Erhaltung guter Sitten diente eine fortwährende 
Aufsicht selbst bei Spaziergängen und Spielen; ja’ ein eigener 
geistlicher Hofmeister wohnte und schlief mit den Lambergischen 
Stiftlingen in denselben Räumen, ein anderer mit den nordi- 
schen und ein weltlicher Informator übte die gleiche Aufsicht 
bei einem Teile der Kostknaben aus. — An jedem Samstage 
wurde ‘über ‚das Betragen und Verhalten eines jeden Zöglings 
an den Regenten berichtet.  Geringern Fehlern folgten väter- 
liche Ermahnungen unter vier Augen; grössern oder wieder- 
holten: Abbruch an Speise, auch Zimmerarrest, öffentlicher Ver- 
weis — sogar Rutenstreiche — aber niemals ohne ausdrükliche 
Zustimmung des Vorstehers. Doch fanıl diese Strafe äusserst selten 
statt, Hatte ihre Wiederholung bei einem Zöglinge nicht die er- 
wartete Besserung hervorgebracht, wurde er entlassen »um nicht 
ein Züchtigungs-Haus aus dem nordischen Stifte zu machen.« 

e. Auf die wissenschaftliche Ausbildung wurde 
nicht ‘geringere Sorgfalt verwendet. Zum Eintrit ward Kenntnis 
des Lesens, Schreibens und der Anfangsgründe des Lateinischen 
erfordert. Alle Zöglinge , soweit sie zu den Studien geeignet 
waren, besuchten die ‘öffentlichen Schulen in der Stadt. Um 
ihre Fortschritte zu fördern, das weniger richtig Aufgefasste 
zum wahren Bewusstsein zu bringen, das Mangelhafte zu er- 
gänzen, das Zweifelhafte besser zu begründen stellte der Sub- 
regens durch etwa zwei Stunden täglich mit den 'Hörern 
der Philosophie über die öffentlichen Vorlesungen Repetitionen 
an, der Präfekt der Humanisten that dasselbe mit den 
Humanisten und der Hofmeister mit den Schülern der 
niedersten Klassen. Die ausgezeichneten Fortschritte der Zög- 
_ linge in allen Abstufungen des Unterrichts zeugen von der 
Zwekmässigkeit des eingehaltenen Verfahrens. Die wöchentlichen 
Berichte über Fortgang kamen wieder alle Samstage an den Regens. 

Im Stiftshause selbst wurden die Zöglinge in der 
deutschen Sprache mit grosser Sorgfalt unterrichtet ‚die 
der höhern Klassen drei Stunden wöchentlich in schriftlichen 


53 


Aufsäzen geübt, mit; entsprechender Lektüre und Literatur- 
geschiehte beschäftigt. ‘In den‘ niedern Klassen : wurden alle 
freien Stunden zum Unterriehte in ‘der Muttersprache verwendet. 
Um sie im gefälligen Vortrage zu üben, wurden im Jare 
wenigstens zwei kleine Komödien gegeben ; kurze Anreden aber 
oftmals von:allen und vor allen gehalten. Im Französischen, 
das in den.höhren Klassen ‚einer der Geistlichen des Hauses, in 
den niederen ‚ein  weltlicher Sprachmeister aus der Stadt lehrte, 
erlangten die Zöglinge grosse Gewandtheit und Fertigkeit und es 
galt — wenigstens beim Tische erster Klasse — die Regel, an drei 
Tagen der. Woche die Konversation in französischer Sprache, 
an. drei in lateinischer zu führen. ‚Ueberdiess war für Zeich- 
nungs- und Musikunterricht treflich ‚gesorgt. 
©sndi Dieselbe Sorgfalt herrschte für körperliche Ent- 
wikelung;: Tanzunterrieht für alle, für die ältern, mehr 
gekräftigten war der Besuch der Reitschule , wie des Fechtbodens 
gewährt. An» Bewegung: in freier Luft fehlte es an keinem 
Tage, an Rekreationstägen ‚fanden weitere Spaziergänge am 
Vor- und: Nachmittage statt, immer unter Aufsicht der. Hof- 
meister, — Wie für Sauberkeit und Reinlichkeit gesorgt 
war, mag man — ‚um anderes zu, übergehen — daraus erkennen, 
dass die jüngern Zöglinge. wochentlich dreimal von einer eigenen 
Frau (Kampelfra u) gekämmt und am Kopfe ‚gereinigt wurden. 
>08, Ja: Hinsicht. .der Kleidung — sagt: die, wahrschein- 
lieh unter dem ‚ersten Regenten ?)-gedrukte Instruetion — sollen 
die ‚Zöglinge ‚ »so. viel möglich, alle Jar wenigstens ein neues 
Kleid‘ erhalten ‚und zwar also, dass sie alle zu wechseln haben, 
wesswegen ihnen. der Leinenzeug öfters in der Wochen rein 


4) Seite 22) Anmerkung 1. gab ich die Gründe an ‚die für die Namensform Gottseer 

„.. sprechen. _ Seither ward ich auf freundliche, Weise auf eine im,Jare 1687 zu Linz 

_ gedrukte Brochüre aufmerksam gemacht, welche die philosophischen Säze ent- 

> hält, "deren öffentliche Vertheidigung‘ »praeside Rever. 'Patre Martino Gottseer, 
AA. LL. et Philosophiae Doctore ejusdemque Professore ordinario« zwei. Professeu 
aus dem Stifte Wilhering auf sich genommen. Hiedurch ist jeder Zweifel über die 
richtige Form des Namens des ersten Regenten beseitigt, 


54 


soll gegeben werden« ?). — Der Anzug war anfänglich bei 
allen vermutlich derselbe; in der Folgezeit, vorzüglich seit 
der Lambergischen Stiftung mag sich eine Verschiedenheit 
gebildet haben; wenigstens trit diese in der lezten Zeit be- 
stimmt hervor; so z. B. hatten der ständische und die Lam- 
bergischen Zöglinge einen französich - blauen Uniform - Rok, 
Westen und Beinkleider pompadur — oder earmoisin-färbig 
mit leichten silbern Börteln, Diese Uniform bekamen sie um 
Weihnachten. Alle zwei Jare erhielten sie auch eine Sommer- 
weste und Beinkleider von Barcan in pompadur: oder car- 
moisin Farbe. Der Hut war glatt mit einer silbernen Schlinge; 
die Uniform - Strümpfe waren weiss, von feiner Baumwolle, 
sächsische genannt. Alle drei Jare erhielten sie einen tücher- 
nen Uniform -Mantel von grauer Farbe mit Börteln eingefasst. 
— Die nordischen hatten eine silberfarbige Uniform, die sie 
gleich den lambergischen um Weihnachten bekamen. 

f. Dass zwei Klassen von Tisehen bestanden, ward 
bereits erwähnt. Beim Tische erster Klasse speisten — dem 
lambergischen Stiftbriefe gemäss — der Regens und die lam- 
bergischen Stiftlinge; dann der ständische, seit 5. Mai 1750 
auch jene kaiserlichen, welche adelich waren und jene nor- 
dischen, die gleichfalls dem Adelstande angehörten und jene 
. Kostknaben, für welche die Summe von 200 fl. järlich ent- 
richtet wurde; alle andern Stiftlinge sammt den Kostknaben, 
für welche 120 fl, bezalt wurden, speisten am Tische zweiter 
Klasse. Doch war für beide die Mahnung geltend: »Der Tisch‘ 
soll ihnen wie ehrlichen Kindern gebürt, mit guten Gerichten, 
Suppen und wol gekocht versehen sein, Speis und Trank 
ohne Klügeln und Magenmauth nach Art des Land vor der- 
gleichen Kind, und nach Austragung einer jedwederen Stiftung. 
Diessfalls soll wol gemerkt werden, dass dergleichen Kind all- 
hier besser gehalten sei, als sie zu Haus bei ihren Eltern 


4) Instruetion. S. 16.. 2.4. 


55 


finden möchten, damit ein jedwederer Ursach habe, mit Freud 
in die Stiftung aufgenommen zu werden« |). 


4. Die nordischen Stiftungen seit der Auflösung des 
Kollegiums bis zum heutigen Tage. 


Am oben erwähnten Tage des Jares 1787 wurde das 
nordische Kollegium aufgelöst, die Stiftungen in Hand- 
stipendien umgestaltet, und als solche verliehen — gegen den 
ausgesprochenen Willen der Stifter, welche die Erziehung der 
Zöglinge in Konvikten und Seminarien gewollt. Diesen Willen 
heilig achtend wollte Kaiser Franz die ehemals bestandenen 
Erziehungs - Häuser wieder herstellen, wo das nicht angieng, 
andere substituiren und dahin alle Stiftungen, bei denen die 
Stiftbriefe auf die Erziehung in Konvikten und Seminarien be- 
stimmt lauteten, verwenden. — Da, was Oberösterreich 
betrift, der Orden, welcher ehemals das nordische Kollegium 
geleitet, aufgehoben, das Gebäude dieser Stiftungen in Privat- 
hände übergegangen war, erging im Frühjare 1803 an den dama- 
ligen Abt von Kremsmünster, Wolfgang Leuthner, 
von Seite der Regierung der Antrag der Errichtung eines 
Konviktes. Der Antrag wurde angenommen, die nötigen Bauten 
geführt, das Konvikt am 1. November 1804 wirklich eröfnet, 
und ausser den nordischen und vereinigten Seminar- 
stiftungen einige andere, auf die wir ein anderesmal zurük- 
kommen, dahin überwiesen, unter welchen Verhältnissen und 
Modalitäten, Veränderungen und Wandlungen durch die in der 
Folge eintretenden Finanzmassregeln veranlasst, ist von andern 2) 
so genau und erschöpfend dargestellt worden, dass wir füglich 
darauf verweisen dürfen. Nur das wollen wir hier erwähnen, 


4) Instruction. S. 17. 4. 5—4. 

2) Das k. k. Konvikt zu Kremsmünster und seine Süflüngen von Karl Aug. Rei- 
chenbach. Linz 1842, Das Wirken der Benediktiner-Abtei Kremsmünster für 
Wissenschaft, Kunst und Jugendbildung von Th. Hagn. Linz 1848. 


56 


dass jene vier Stiftungen, die ausdrüklich für die nordischen 
Länder: Schweden, Dänemark, Norwegen lauteten, immer 
nordischen Jünglingen zu verleihen und die Interkalar-Beträge 
wieder zur Vermehrung der Stiftpläze für die nordischen Na- 
tionen zu verwenden waren (10. April 1804), ja es ward in 
Hinsicht dieser vier Pläze die Begünstigung ausgesprochen, 
dass, weil in Kremsmünster eine normale Haupt- 
schule bestand, Knaben zwischen sieben und acht Jaren 
angenommen werden konnten, doch sollte jenen, die in der 
deutschen Sprache den meisten Fortgang gemacht hätten der 
Vorzug gegeben werden; auch ward zur Bestreitung der Reise- 
kosten für jeden Zögling ein Betrag von 150 fl, ausgemittelt, 
der von den Ueberschüssen der nordischen Stiftung zu erheben 
war (3. Decemb. 1804), 

Seit 1. Novemb, 1804 waren also die sogenannten nor- 
dischen und vereinigten Seminar-Stiftlinge — 
dem Willen der Stifter entsprechend — wieder in einem 
geistlichen Erziehungshause geborgen und verweilten daselbst 
vier und vierzig Jare. Gross ist die Anzal derer, die in diesem 
Zeitraume hier ihre religiöse, sittliche und intelleetuelle Ent- 
wiklung und wissenschaftliche Bildung erhielten. Gerne bliken 
diese, wenn gleich in die verschiedenartigsten Kreise und 
Lebensverhältnisse hingestellt, auch jezt noch auf die hier 
verlebten Jare zurük und erkennen mit ihren Eltern dankbaren 
Sinnes an, was ihnen diese Anstalt geworden. Um so grösser 
war die Teilnahme, um so gerechter der Schmerz als die 
wilden Meereswogen, welche das Jar 1848 aufgewült hatte, 
in ihren äussersten Brandungen auch in dieser stillen, fernen 
Bucht sich fühlhar machten, Es wurden ja bereits die Mängel, 
die in dem einen oder andern Konvikte geherrscht haben 
mochten, allen zugeschrieben, leidenschaftlich vergrössert und 
gierig ausgebeutet; ihre Aufhebung am Reichstage in Anregung 
gebracht; in manchen Provinzen noch im selben Jare einge- 
Jeitet, und die Verwendung der Stiftungseinkünfte zu Hand- 


57 


stipendien wirklich in Vollzug gesezt. — An die ob der en- 
sische Regierung ergieng daher 28. Juli 1848 die Auflor- 
derung: einen gutachtlichen Bericht zu erstatten, ob mit Rüksieht 
auf den jezt unter den Studierenden herrschenden Geist und 
auf die sonstigen obwaltenden Verhältnisse dem Konvikte zu 


Kremsmünster forthin die dort genossenen Stiftungen zu 


’ 


belassen seien? Die Landesstelle antwortete 28. August mit 
edlem Freimute und suchte die sittliche Ueberzeugung,, die sie 
durch genaue Kenntniss sich eigen gemacht, zur Geltung zu 
bringen. Sie leugnete nicht, dass die Umwandlung der be- 
zeichneten Konviktspläze in Handstipendien an und für sich 
um so weniger einem Anstande unterliege, als das Konvikt 
in der gegenwärtigen Gestaltung erst 1804 ins Leben gerufen 
wurde, und die Konviktspläze-Dotationen längere Zeit hindurch 
schon Handstipendien gewesen wären. Die Beantwortung der 
Frage aber, ob das Konvikt zu Kremsmünster auf- 
zulösen, ob ihm die dort genossenen Stiftungen zu belassen 
seien, hänge von der Prinzipienfrage ab: Ob die Staatsverwal- 
tung die Jugenderziehung überhaupt aus den Händen der katho- 
lisehen Geistlichkeit in der Art nehmen wolle, dass selbe mit 


"Ausnahme der Erteilung des katholischen Religionsunterrichtes 


von jedem Einflusse auf dieselbe zu entfernen sei oder nicht? 
Mit ‘der Annahme dieses Grundsazes falle notwendig das 
Institut und könne weder als öffentliches noch als Privat- 
Institut fürder gestattet werden. —- Werde aber mit Beseitigung 
dieses Ausschliessungsgrundsazes dem Prinzipe der Lehr- und 
Lernfreiheit gehuldigt, und somit der Geistlichkeit gestattet, 
sich an der Jugenderziehung ferners freiwillig zu beteiligen, so 
stelle sieh die Auflösung des Konviktes zu Kremsmünster 
durchaus nicht als notwendig dar. Die wiederholte, eindrin- 
gendste Untersuchung desselben gewährte die Ueberzeugung, 


‚dass diese Anstalt in dem allgemeinen Rufe der 


Sittenreinheit der Zöglinge stehe. — Zur Unter- 


‚stüzung dieser Ansicht legte die Landesstelle gleichzeitig das 


58 


Gesuch von 14 Familienvätern bei, die um Belassung dieser 
Anstalt baten und schloss mit dem Antrage, dass aus der 
Leitung, dem Geiste, und der Tendenz dieser Anstalt die 
Notwendigkeit ihrer Auflösung nicht fliesse; dass bei deren 
Bestande auch die von der Staatsverwaltung dotirten Stiftungen ge- 
nossen werden können, dass wenn eine Ausnahme von der allge- 
meinen Aufhebung der Konvikte zulässig ist, diese Anstalt durch 
ihre moralische, geistige und zeitentsprechende 
Jugendbildung derselben würdig sei (28. Aug. 1848). 
Schon nach wenigen Tagen erfolgte vom damaligen 
Unterrichts - Ministerium die Erledigung: dem Stifte Krems- 
münster bleibt es unbenommen, fernerhin ein Konvikt zu 
halten, aber von Zuweisung von Stiftungen an dasselbe hat 
es abzukommen. Die bisherigen Stiftlinge haben Handstipendien 
von 250 fl. C.M. järlich zu erhalten. Den Eltern dieser Stift- 
linge stehe es übrigens frei, diese irgend einer Erziehungs- 
anstalt anzuvertrauen, womit die Besorgnis mehrer Famlien- 
väter, die um Aufrechthaltung des Konvikts zu Krems- 
münster angesucht, behoben wäre (6. September 1848). 
Hiemit war das Konvikt zu Kremsmünster in der Gestalt, 
wie es 1804 zu Stande kam, aufgehoben. Die nordischen 
und vereinten Seminar- Stiftungen giengen wieder 
in Handstipendien über. Wol konnte das Unterrichtsministerium 
des folgenden Jares das Geschehene nicht ungeschehen machen, 
doch stellte es für die Umstaltung der Stiftungen in Hand- 
stipendien solche Grundsäze auf, dass das Eigentum und die 
Rechte einer jeden Stiftung gewissenhaft gewahrt blieben. 
Dahin gehört vor Allem, dass von nun an jede Stiftung ab- 
gesondert verwaltet, verrechnet und die Ueberschüsse zu den 
eigenen Zweken jeder einzelnen Stiftung verwendet werden 
mussten. Hiemit hatte die durch traurige Zeitereignisse herbei- 
geführte Kumulirung der Stiftungspläze em Ende. — Zwek- 
mässig war die Bemessung der Handstipendien nach Stufen: 
War die notwendige Bedekung vorhanden, wurde in höheren 


59 


Studien das järliche Stipendium auf 300 fl, ; in den acht Gymnasial- 
Klassen auf 200 fl. C.M. festgesezt: die Zeit des Genusses aber 
genau durch die Bestimmung der Stiftungsurkunden geregelt. — 


Nur in Hinsicht der vier nordischen Stiftungen 
im engeren Sinne traten Abänderungen des Ministerial- 
Erlasses vom 6. September 1848 ein. So wurde dieser, zu 
Folge einer Anordnung vom 8. Julius 1851, aufgehoben und 
die von jezt an neu ernannten nordischen Stiftlnge wurden 
wieder wie vor dem Jare 1848 im Konvikte zu Krems- 
münster erhalten. Seit 28. Mai 1858 ist auch diess abge- 
ändert und der Kaiser genehmigte die Bitte des apostolischen 
Vikars zu Stokholm, dass die järlichen Beträge der vier 
Stiftungspläze , wie sie nach und nach erledigt würden, auf 
sechs Jare jenem zur Verfügung gestellt werden sollten. 


Der Stand der von uns besprochenen Stiftungen ist den Be- 
stimmungen der Stiftungsurkunden gemäss, gegenwärtig folgender: 
TEE EEE 


Name der Stiftun gen | Anzal |Järlicher Ertrag 
der | eines Plazes. 


in chronologischer Folge. Pas Lo u. 
"IA. Vereinigte Seminar-Stiftung 16. | 210-315 
B. Nordische: 
1. |Joseph’s 1. 2. | 210 
2. |Conr. v, Starhemberg'sche 1. 1 210-315 
3. |Ständisch-Nordische 1. | 210-315 
4. |Hoch- und Deutschmeisterische 1. | 210-315 
5. IKarl’s VI. 1. | 210-315 
6. JEichstädt'sche * 1. | 210-315 
7. |Würzburgische * 1. | 210-315 
8. [Churfürstlich-Pfälzische * 2. 135811.76%, 
9. [Cardinal Lambergische 7. 1,210 
10. |Ehrmannische 1. | 210-315 
11. |Christanische 4. | 210 -315 


60 


Werfen wir noch einen flüchtigen Blık auf die besprochenen 
zwei Anstalten zurük, so gewahren wir, dass sie von ihrem 
Entstehen an bis zum heutigen Tage fast gleiche Schiksale 
hatten. Durch christliche Wolthätigkeit ins Leben gerufen, 
begannen sie mit ziemlich schwachen Kräften und fristeten 
anfänglich unter demselben Dache geborgen nur kümmerlich 
ihr Dasein , freudige Opferwilligkeit gewährte reichliche Unter- 
stüzung; so schlugen sie tiefer und fester die Wurzeln, ge- 
langten zu Kraft und Stärke und trugen als edle Frucht- 
bäume herrliche Früchte, die der Kirche, dem Staate, der 
Wissenschaft zum Segen gereichten. Aber die Ansiehten wurden 
andere, eine feindselige Strömmung schlug an ihren festen 
Standort, die Zeitenstürme haben sie nicht nur entlaubt, son- 
dern auch tief herab geknikt; nur die Wurzeln behielten, 
wenn gleich verlezt und geschädigt, noch Leben und Triebkraft. 
Werden sie, wo sich die Stürme .gelegt, wieder wachsen 
und gedeihen ? Wieder jene Gestalt gewinnen und jene Früchte 
spenden, welche die Stifter in ihrer edlen Gesinnung wollten 
und hoften? Das sind Wünsche in Fragen eingekleidet, die 
jeder Nachdenkende und Wolgesinnte hegt, der durch die 
Geschichte und die Erfahrung belehrt, weiss, einerseits wie die 
durch Frömmigkeit, durch sittlichen Ernst und Charaktertüch- 
tigkeit hervorragendsten Männer, solchen Anstalten alles ver- 
dankten, was sie geworden; andererseits wie erregbar, wie 
leicht verführbar die Jugend ist; wie sehr sie gerade in unsern 
Tagen des Schuzes, der wolwollenden Aufsicht und der fried- 
lichen Leitung bedarf um im Gewüle der Menge, bei der von 
allen Seiten sich darbielenden Verlokung« nicht Steuer und 
Kompass zu verlieren!« — 


—II— 


Contouren 


zu einer 


Monographie des »Traunsee’s.. 


Von 


Ernst Hrdina. 


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Aw AasW Tasnasged iroskiaf N 
jei 08 dat Idosuktag tdaia" aue. 
nass , zuge, SB Srisagoghr ar 
sie) Fe ngeveranl 03. 


Wenn es wahr ist, »dass die Stimme der Natur ver- 
nämlich spreche zum empfänglichen Gemüthe des Naturfreundes, « 
— (und wer hätte noch nie ihrem Flüstern gelauscht) — so 
ist es gleichwohl nicht minder eine Wahrheit, dass erst in den 
jüngsten Jahrzehenden in Folge des Bestrebens, die Natur- 
wissenschaften durch fassliche und allgemein verständliche Be- 
arbeitung ihrer einzelnen Zweige auch dem Nichtgelehrten zu- 
“ gänglicher zu machen, ein grösseres Verständniss, ein feinerer 
Sion, und mehr Lust und Liebe an der Natur und ihren 
unverwelkliehen Reizen sich auszubilden begannen. Als die 
unmittelbarste Folge dieses geistigen Fortschrittes tritt die 
Beobachtung hervor, dass es nach und nach auch im Ver- 
ständnisse der Natur heller zu werden beginnt, und jeder 
Zollbreit, welcher dem Reiche der Fabel und des Aberglaubens 
abgerungen wird, sich lohne durch die vermehrte Anzahl 
Jener, die, sonst ohne Anregung, wohl gar mit einer Art von 
umheimlicher Scheu vorübergehend an den lokendsten Ge- 
heimnissen der Natur, nunmehr mit Sinn und Geschmack sol- 
chen grossartigeren Scenerien des Naturlebens ihre Aufmerk- 
samkeit zuwenden, daher, wenn auch nicht die Zahl der Er- 
klärenden, doch die der Beobachtenden offenbar vermehren, und 
wenn selbst Dieses nicht, doch den geist- und herz - bildenden 
Vorträgen gewiegter Männer der Wissenschaften ein williges, 
ja, ein aufmerksames Ohr zu leihen begannen. — Wenn wir 
in diesen Voraussetzungen uns nicht getäuscht haben, so ist 
es bereits ein Gegenstand von allgemeiner Bedeutung, wenn 
eine, in mannigfacher Beziehung so interessante Gegend, wie 
»der Traunsee und seine malerischen Umgebungen,« auch in 


64 


naturwissenschaftlicher Hinsicht einiger Beleuchtung unterzogen 
wird, was zwar schon mannigfach geschehen, aber meist nur 
in Detail-Werken, und einzelnen Berichten, theils in Abhand- 
lungen gelehrter Gesellschaften, theils in Berichten einzelner 
Mitglieder derselben verstreut ist, und schon darum, so wie 
des strengen wissenschaftlichen Vortrages wegen als eine 
Total-Anschauung dem lesenden Publikum noch so gut, wie 
unzugänglich zu seyn scheint. Wir glauben, einem grössern 
Theile der gebildeten Leser einen kleinen Dienst zu erweisen, 
wenn hier in flüchtig skizzirten Umrissen das Wesentlichste 
dieser interessanten Naturverhältnisse vorgeführt wird. Es giebt 
nieht leicht Etwas m der Natur, was den meisten Menschen 
abstossend und Scheu erregend, sowie anziehend zugleich durch 
den Reiz des Geheimnissvollen erschiene, und ihre Phantasie 
mehr in grübelnde Thätigkeit versetzte, als eben das mystische 
Farbendunkel grösserer Wassermassen, deren Tiefe hinreichend 
ist, um den Grund, mindestens hie und da, dem neugierig 
forschenden Blicke unkennbar zu machen. Diess ist in hohem 
Grade bei dem »Traunsee« der Fall, von welchem wir die 
Behauptung hinstellen dürfen, dass von seiner Fläche von 
4282 n. ö. Joch mindestens 3600 Joch einen Einblik bis auf 
den Seegrund, selbst bei der grössten Klarheit des Wassers, 
nicht mehr gestatten. — Dieser Umstand, sowie die Seltenheit 
genauer Messungen, (von denen bis zu den letzten 2 Decen- 
nien ‘kaum viele vorgenommen, viel wenigere aber bekannt 
wurden, ‘oder Vertrauen erwarben ), dann die, zuweilen sehr 
schroff einfallenden Felsenufer, welche auf grosse Tiefen 
schliessen liessen, stachelten von jeher die ohnehin sehr leb- 
hafte Phantasie der Gebirgsbewohner zu dem kühnsten Fluge 
auf, und man begegnet nicht eben selten der Meinung, »dass 
der »Traunsee« unermesslich tiefe Stellen besitze, ja hie und 
da geradezu unergründlich sei.« Riesige Wasserungeheuer mit 
schlangenartigen oder fischartigen Leibern, (im Volksaberglauben 
»Grundfische« benannt), sollten diese Tiefen bewohnen, und 


65 


in seltenen Fällen wohl gar einzelne Theile ihrer monströsen 
Glieder, gleich schwimmenden Tafeln, den erstarrenden Sehiffern 
gezeigt haben, gar bald wieder (und oft urplötzlich), unter- 
tauchend zu ihrer Heimath in den unheimlich dunklen Tiefen 
des romantischen Gebirgssees. So erhielten und vergrösserten 
sich Sage und Fabel im Munde des Volkes, sogar mancher 
sogenannten Gebildeten, während die Wissenschaft nur allzu- 
lange zögerte, auch dieses Dunkel aufzuhellen. — Der »Traun- 
see« an der nördlichen Gränze des »Salzkammergutes« liegt, 
(ungeachtet einer geringen Krümmung seines südlichen Dritt- 
theiles) seiner Längenaxe nach beinahe genau in der Mittags- 
ebene. — Der »Traunfluss«, welcher sowohl den »Hallstättersee«, 
als auch den »Traunsee« durchströmt, und auf seinem Laufe 
ein sehr bedeutendes Gefälle besitzt, strömt bei »Ebensee« in 
das südlichste Ende des »Traunsees« ein, um denselben an 
seinem »Nord-Ende« wieder zu verlassen. — Diese Verhältnisse 
sind es wohl, welche auf eine eigenthümliche Gestaltung des 
Seegrundes, und auf Umstaltungen des Sees in der Vergangen- 
heit, wie in der Zukunft, den unbestreitbarsten Einfluss aus- 
üben müssen. Wie aber die Vergangenheit immer und überall, 
in der Weltgeschichte wie im Naturleben, der Spiegel der 
Zukunft ist, so müssen wir auch, um für die Erklärung man- 
cher Verhältnisse des Traunsee’s den leitenden Faden zu ge- 
winnen, den früheren Lauf der »Traun« von ihrem Ursprunge 
bis »Ebensee« mit prüfendem Blike in Betracht ziehen.« — 

Die Geburtsstätte der »Traun« ist die Vereinigung dreier 
kleinen Flüsschen unweit »Aussee«, von denen zwei den beiden 
Seen, dem »Grundelsee«, und dem »Altaussee« entströmen, 
und die Namen »Grundelseer-Traun« , und »Altausseer-Traun« 
führen, Die Quellen, welche die »Grundelseer-Traun« in erster 
Anlage bilden, entspringen hoch an den Klippen des »todten 
Gebirges« am »Ofenkogel« und »Elmkogel«, wo sie sich bald 
nach ihrem Austritte vereinigen, und hinabrauschen in ‚den 
»Kammersee«, aus demselben in den »Toplitzsee« übertreten. 

Mus. Jar. Ber. XIX. 5 


66 


und sich erst aus diesem in den »Grundelsee« ergiessen.« 
Unfern von ihrem Austritte aus demselben strömt auch die 
»Altausseer-Traun,« dann die, dem »Oedensee« enteilende 
»Traun« binzu, und erst nach dieser Vereinigung dürfen wir 
das «Gebieth der Mutterquellen des Traunflusses« als abge- 
schlossen betrachten. — 

Nachdem nun die, durch Vereinigung dieser 3 Flüsschen 
neugeborne »Trauns wild, wie ein übermüthiges Füllen, in 
hundert und hundert Sätzen die Schlucht zwischen dem »Saar- 
steine« und »Hochkoppen» durcheilte, ergiesst sie sich, der 
letzten Richtung nach von Osten heranrauschend, bei »Obertraun « 
in das südliche Viertheil des »Hallstättersees« , verlässt wieder 
dessen »Nordende« bei »Steege, um sodann den Markt »Ischl« 
zu durchströmen, und bei »Ebensee« sich abermals in einen 
mächtigen See, den »Traunsee«, zu ergiessen, aus welchem 
sie in Norden austritt, um nunmehr ohne weiteren Aufenthalt 
ihre, von gar manchen Nebenflüsschen und Bächen geschwellten 
Fluthen der »Donau« entgegenzuwälzen. Bei der Einmündung 
in diesen Hauptstrom scheint das klare, grünliche Wasser des 
Gebirgsflusses noch lange sich gegen eine Vermengung mit 
den unreinen Wellen der »Donau« zu sträuben, und sich da- 
gegen erwehren zu wollen, —- 

Die grosse Klarheit der Wellen des »Traunflusses« dürfte 
dem Umstande zugeschrieben werden, dass sowohl seine Wässer, 
als auch die der meisten Nebenbäche, welche demselben auf 
seinem Laufe zuströmen, durch die Hemmung in den Samm- 
lungen stehender Gewässer zum Fallenlassen aller mitgeführten 
mechanischen Beimengungen gezwungen werden, und, meistens 
nur in hartem Felsbette strömend, ohnehin nicht häufig Ge- 
legenheit finden dürften, mit allzu vielen Massentheilchen. auf- 
löslicher Schichten sich anzuschwängern. — Die feinsten Theil- 
chen dieser Art jedoch, welche in zuflussreichen und vielbe- 
wegten Seen oft ausserordentlich lange in Schwebung erhalten 
werden, und die Brechung und Reflexion der Lichtstrahlen in 


67 


diesen (mehr, weniger mechanisch verunreinigten) Wässern, 
bringen wahrscheinlich die verschiedene Färbung der grösseren 
Wasseransammlungen hervor, welche zwar nicht zu allen Zeiten 
ganz gleich, jedoch manchen Seen »specifisch eigenthümlich« 
ist. — Die blaugrüne, zuweilen sogar himmelblaue Farbe, 
welche manche Seen, z. B., der »Wolfgangsee« und »Atter- 
see,« vorzugsweise zeigen, dürfte wesentlich von einem Vor- 
herrschen von feinzerriebenen »Mergelschiefern« und »grauen 
Sandsteinen« in den feinen, in geringeren Quantitäten dieser 
Seewässer kaum zu bemerkenden Schlamm - Massen bedingt 
sein, da die zahlreichen Seen Oberösterreich’s, obgleich die 
Quellengebiethe derselben dem »Alpenkalke« angehören, den- 
noch verschiedene Formationsreihen desselben, gleichwie mit 
Fühlfäden und Saugarmen, durch die Verzweigung der sie 
speisenden Zuflüsse berühren. — 

Alle Seen, welche »Mergel« und »graue Sandsteine« in 
ihrem Schlamme nur in sehr geringen Gemengtheilen, oder 
auch gar nicht enthalten, zeigen in ruhigem Zustande an allen 
Stellen, welche die Tiefe von 20 bis 30 Fuss übersteigen, 
eine dunkelgrüne, bis ins Schwarzgrüne hinüberziehende Fär- 
bung, welche letztere auch unserem »Traunsee« am häufigsten 
eigen zu sein pflegt. — 

Nach lange anhaltenden Regengüssen, Stürmen, und 
während eines länger andauernden Thauwetters, oder überhaupt 
bei Hochwasser, zeigt der Traunsee die stärkste Trübung. — 
Im Spätwinter, nach dauernden Windstillen,, *) ist der »Traun- 
see« am klarsten, und die volle Durchsichtigkeit, welche am 
Seegrunde (wo derselbe von Wasserpflanzen entblösst ist), noch 
jedes Steinchen deutlich erkennen lässt, reicht zuweilen selbst 
noch bis zu 25 Fuss Tiefe. Im Hochsommer oder Herbste 


*) Unter »Windstillen« dürfen wir noch jene Tage verstehen, an denen bloss die 
gewöhnlichen, regelmässigen Winde, (nur nicht allzu heftig, oder ununter- 
brochen), wehen. — 


5% 


68 


hingegen gelingt es selten, in einer grösseren Tiefe, als 10 
bis 15 Fuss, noch recht deutlich Etwas unterscheiden zu 
können. — In »Untiefen« modificirt sich die Farbe des See- 
wassers nach der des Grundes. — Auch der Winkel‘, welchen 
das Auge des Beschauers sowohl mit der Seefläche, als auch 
dem jeweiligen Stande der Sonne maeht, die Bewegtheit des 
Wassers, (welche an den verschiedenen Theilen der Seefläche 
wohl niemals einen gleichen Grad von Heftigkeit zeigt), ferner 
die Spiegelungen von Wolken, Bergen und andern grösseren 
Gegenständen, so wie tausend andere, mannigfaltige Einflüsse, 
gestalten den See zu einem farbenwechselnden Chameleon, ‘das 
schon durch seine ewig wechselnden, verschiedenen Lichteffekte 
einen immer neuen Reiz für'den sihnigen Beschauer entwickelt. 

Eine eigenthümliche Erscheinung, welche auf Seen von 
geringerem Flächeninhalte wohl niemals in dieser Bedeutenheit 
beobachtet werden dürfte, bieten jene einzelnen, oft gleich- 
zeitig in ziemlicher Anzahl und mit einem Flächeninhalte von 
einem bis zu 800 Joch auftretenden Stellen von völlig glatter, 
spiegelnder Wasserfläche mitten in dem (oft in den nächsten 
Umgebungen) nicht unbedeutend gekräuselten See. Im Vulgar- 
Dialeete nennt man solche ruhige Wasserflächen des Sees 
»Lacken«, und die Redensart; »der See hat Lacken«, wird oft 
als Unterstützungsgrund für einen prophezeiten Gewittersturm 
oder für die Vorhersagung eines Regenwetters aufgeführt. Nach 
vieljährigen Beobachtungen ist es auch nicht selten der Fall, 
dass das Wetter bald darauf in nasses sich verkehrt, oder ein 
Gewitter mit Sturm u, dgl. eintritt. Wir wollen versuchen, 
diese seltsame Erscheinung zu erklären. 

Zwei Ursachen scheinen diesem nicht so gar seltenen 
Phänomen zu Grunde zu liegen, welche (vielleicht niemals 
gleichzeitig vorhanden) die Grundbedingungen zum Entstehen 
dieser »Lacken« abgeben. Die eine derselben, das »Aufspru- 
deln unterirdischer Wasserzuflüsse, (mit grosser Kraft selbst aus 
bedeutenderen Tiefen) bis an die Oberfläche des Wassers be- 


69 


darf keines ferneren Beweises für ihre Existenz. Dass ‚ein 
solches kräftig stattfinden könne, sehen wir an mehreren Seen 
»Oberösterreichs« , welehe, ohne einen nennenswerthen, (oft 
selbst ohne einen. sichtbaren) Wasserzufluss dennoch nicht un- 
bedeutende Bächlein oder Flüsschen entsenden. — Wer im 
»Traunsee« jemals grössere Strecken -»schwimmend« durch- 
messen hat, wird die oft so bedeutenden Temperaturs - Diffe- 
renzen ‘durch das blosse Körpergefühl unterschieden haben, da 
oft in’ einer Längenstrecke von 10 bis 100 Klaftern das See- 
Wasser um 2 bis 5 Grad R. kälter ist, als das vorher und 
nachher durchschwommene Wasser. — Wer mit einer gewöhn- 
lichen Plette den See entlang fährt, und etwa zufällig über 
Durst klagt, den vertrösten oft die erfahrenen Schiffer, »man 
möge nicht hier aus dem See schöpfen und trinken, sondern 
sich noch ein Paar Minuten gedulden, — hier sei das See- 
wasser nicht recht gut zum Trinken, dort sei es frischer und 
besser«, — und die eigene, Ueberzeugung wird bestätigen, 
was.die Schiffer aus langjähriger Empirie sich aneigneten. — 
Die Art und Weise, wie. dieses »Aufsprudeln von kalten 
Quellen« auf die Bildung solcher »Lacken« Einfluss nehmen 
kann, sind wir noch zu erklären schuldig, und glauben sie in 
dem verschiedenen speeifischen Gewichte und der ungleichen 
Dichtheit des Wassers von abweichenden Temperaturen, also 
einem, hiedurch an solehen Stellen bedingten, blos localen 
Kreislaufe des Wassers zuschreiben zu dürfen. Nach den, 
mit..der grössten Umsicht und Sorgfalt angestellten, daher volles 
Vertrauen verdienenden Temperatursmessungen des unermüdeten 
Forschers, Herrn. »Friedrich Simony«, hat der »Traunsee« am 
30. August 1848, in einer Tiefe von 5 Wiener Fuss 14° R,, 
bei 80 Fuss 7°9°, und an seiner tiefsten Stelle von 604 Fuss 
nur 3:5, also jenen Grad der Temperatur gezeigt, bei welchem 
das Wasser die »grösste Dichte« besitzt. 

Wenn nun (Quellen mit kräftigerem Triebe nach oben an 
Stellen von nicht allzu grosser Tiefe aufquellen, so reissen sie, 


70 


selbst von niedriger Temperatur, natürlich auch kaltes Wasser 
von grösserem spezifischen Gewichte bis zur Wasserfläche mit, 
oder drücken mindestens solehe Wasserschichten nach oben 
zur Seefläche, auf welcher sie, (gleicehwie auf einer fremden 
Flüssigkeit, welche mit etwas mechanischer Beimengung ver- 
mischt, daher auch von ziemlichem spezifischen Gewichte ist, 
am Niedersinken für den Moment gehindert), sich bis ausser- 
halb der Wirkungsgränzen des nach oben treibenden Wassers 
in kaum merklichem, sehr sanftem Rinnen ausbreiten müssen, 
um dort, wo keine Gegenkraft ihr Sinken mehr verhindert, 
ihrem spezifischen Gewichte entsprechend, wieder langsam zum 
Seegrunde sich zu senken. — Die Oeflnungen dieser Quellen 
dürften, (wie an Stellen von geringer Tiefe der Augenschein 
nachweiset), keine sichtbaren sein, sondern mit losem, bei- 
nahe nur schwebenden Geröll oder Sande bedeckt erscheinen, 
dureh welchen sich die Wasser durchdrängen, und auf die 
ruhenden Wasserschichten einen gewaltigen Druck nach Oben 
ausüben, wo nur die, nach aufwärts treibende Strömung die 
geringere Temperatur des Wassers, (zuweilen auch ein sehr 
schwaches »Perlen« desselben), und der Umstand das Vor- 
handensein solcher (Quellen erkennen lässt, dass in diesen lo- 
ckeren Boden der Arm oder Fuss des Tauchers, oder eine, in 
seiner Hand befindliche Stange ziemlich tief und fast wider- 
standslos einzudringen vermag, der emporgewirbelte Sand oder 
Schlamm aber sogleich viel höher nach oben geführt zu werden 
pflegt, als es wohl an anderen Stellen der Fall sein könnte, 
sein würde. Der Widerstand gegen den Tauchenden ist an 
solchen Stellen nicht unbedeutend. Diese Ursache der »Lacken- 
bildung« dürfte dadurch noch mehr an Halt gewinnen , wenn 
wir noch“ die Bemerkung beifügen, dass dieselbe von Februar 
bis Ende Oktober, (wo die unterirdischen Kanäle und Reser- 
voirs mit schmelzenden Schneemassen aus Hochgebirgen und 
deren Schneethälern, sowie mit durchsiekernden athmosphäri- 
schen Wässern reichlicher: gespeiset werden ), weit häufiger 


1 


beobachtet werden kann, als zur Zeit grösserer oder andauern- 
der Kälte, wo die oberen Wasserschichten ebenfalls zu einer 
niedrigeren Temperatur und grösseren Dichte abgekühlt sind, 
Auch werden diese »Lacken« meist nur an Stellen von mässi- 
geren Tiefen beobachtet, wenn man nicht die, an manchen 
Orten zu bemerkende Erscheinung, dass manche Stellen an 
steileinfallenden Ufern durch ‘höhere Felsenklippen gegen ge- 
wisse Windrichtungen geschützt, daher mehr, weniger ruhig 
bleiben, wenn gleich benachbarte Stellen des Sees von solchen 
Windstössen aufgewühlt werden, misskennt, und mit »Lacken« 
verwechselt, Erst nach und nach, wenn der Wind länger, und 
mit Heftigkeit andauert, werden durch Störung des allgemeinen 
Gleichgewichtes in den Wassermassen auch diese geschützteren 
Buchten, (wie z. B. am westlichen Ufer zwischen dem »Bar- 
thelkreuz« und »Ebensee«) in Wellenbewegung versetzt. 

Diese Grundursache, welche vielleicht in den meisten 
Fällen die allein wirksame bei der Bildung der »Lacken« sein 
dürfte, bewirkt, von einem erhöhteren Punkte aus gesehen, 
denselben Anblick der Seefläche, als ein anderes, nicht so gar 
selten vorkommendes, ganz eigenthümliches Verhältniss der un- 
teren Luftmassen, das allen Jenen, welche in unsern vielver- 
zweigten Thälern, und über die, sie trennenden Bergrücken 
häufigere Wanderungen vorgenommen haben, sicherlich schon 
mehrmals vorgekommen, und nicht so leicht ihrer Beachtung 
entgangen sein wird. Die mancherlei durcheinander gewirrten 
Thäler, welche (vom westlichen Ufer ausgehend), ihre Rich- 
tungen verschieden, (zum Theile von Osten gegen Westen), 
nehmen, sind in ihren Einschnitten von grüsserer oder gerin- 
gerer Breite und Tiefe durch das, sie hoch überragende, 
gleichfalls von Osten gegen Westen ziehende »Höllengebirge« 
und »Hochleckengebirge« gegen den direkten Eintritt des Süd- 
und Südwest-Windes geschützt. Einen ähnlichen Schutz gegen 
den unmittelbaren Anprall des, (zuerst nur in den höheren 
Luftregionen ziehenden, erst nach und nach in die Tiefen 


72 


sinkenden), wärmeren Luftstromes aus. Süden geniesst der. 
ganze »Traunsee« durch seine, vom südlichen Theile des Sees 
umspühlten, in die Wolken sich streckenden Felsen, welche 
amphiteatralisch. den See umgürten , und. den, von »Gmunden« 
aus nach Süden ‚blieckenden Beschauer durch ihre malerischen 
Formen voll Romantik und starrer  Wildheit zu fesseln ver- 
mögen. Besteht nun dieser wärmere Südstrom aus einer an- 
dauernden »Luftströmung von geringerer Geschwindigkeit und 
grosser Ausdehnung« , wie dieser. im Winter einem allgemeinen 
Thauwetter oft tagelang vorhergeht, so tritt ‘der, (im: Flaeh- 
lande vielleicht viel seltener vorkommende) Fall ein, dass die 
wärmeren Luftmassen bei ihrem: »Tiefersinken« ihrer früheren 
Geschwindigkeit mehr oder weniger beraubt, sich oft nur sehr 
langsam, ja sogar. in »zertheilten. Massen von verschiedenem 
kubischen Inhalte« in die Thäler und Bergkessel einsenken, 
Wir haben uns in  »Wintermonaten« ‚mehrfach zu überzeugen 
Gelegenheit gefunden, dass die Thalsohlen und die nördlichen 
zwei Drittheile des. Traunsees mit einer mauerdiehten Decke 
von tiefliegendem Nebel überwölbt waren, und die Thalbewohner 
ihre ‚Finger gar gerne in Pelzwerk bargen, während man, nur 
um-800 bis 1200 Fuss sich erhebend, unter dem klarsten 
Himmel Leute mit ausgezogenen Wämsern mit Holzarbeit im 
Freien sich ‚beschäftigen sah, und selbst durch das blosse kör- 
perliche Gefühl unterschied, man habe auf der kurzen Berg- - 
wanderung ‚eine » Temperaturs-Differenz der Luft« von 6 bis 15 
Graden R. durchgemacht. 

Die, m die. Tiefen hinabgesunkenen »wärmeren Luft- 
'säulen«, (welche allerdings vermöge ihres geringeren spezifischen 
Gewichtes nicht hätten. zur Tiefe des Seespiegels gelangen 
können, wenn nicht dortselbst entweder durch Strömungen der 
kälteren Luftmassen eine Luftverdünnung vorher entstanden 
wäre, oder aber von Süden nachdrückende Luftmassen durch 
Kraftäusserung dieselben zur Tiefe gedrängt hätten, (vermischen 
sieh dort nicht augenblicklich mit den kälteren Luftmassen, 


73 


und. es entstehen Momente, (‚welche sich oft bis zu 12 Stunden 
ausdehnen ), in denen der Wanderer unabweisbar die grossen 
»Temperaturs-Differenzen« der, ihn auf seinem Wege nach und 
nach umgebenden Luftmassen wahrnimmt. »Luftsäulen« , deren 
Basis von 300 (Quadratklaftern bis zu mehreren hundert Joch 
beträgt, stehen oft eine Zeit lang beinahe unbewegt zwischen 
kälteren Luftmengen,, welche das gestörte Gleichgewicht (nach 
aufgehobenem Drucke von oben‘) sogleich herzustellen trachten, 
jedoch erst allmählig mit dem Nachlassen dieser drückenden 
Spannung ‘ihre Kräfte entfesseln, und eine Vermischung be- 
wirken können. Solche, aus den höheren Luftregionen in die 
Tiefe herabgedrückte, an Spannkraft wahrscheinlich von den 
tieferen Luftsehichten sehr verschiedene , vereinzelnte Luftmassen 
dürften gar manchmal den «Lacken« zu Grunde liegen, und 
es würde in den. meisten Fällen nicht unmöglich sein, das 
Vorhandensein der einen oder der andern Entstehungs-Ursache 
an Ort und Stelle zu eruiren, oft schon bei dem Anblicke aus 
einiger Entfernung ‘durch folgerichtige Schlüsse zu beurtheilen. 
Jedenfalls zeigt die Beobachtung, dass Winde, welche die 
Seefläche 'leichthin kräuseln, auf Stellen, wo unterirdische 
Wässer in den See treten, ‘noch keine Wellehen bewirken 
können, und solche noch längere Zeit spiegelgiatt bleiben; 
auch mögen diese Quellen nicht zu allen Zeiten eintreten, oder 
gleiche Stärke zeigen. — 

Der »Trauusee« liegt: in der: Ausmündung jener (Quer- 
thäler, welche die »nördliche Kalkalpenkette« durchschneiden, 
gegen das »Molasseland» hin. Sein: Spiegel erhebt sich 1288 
Wienerfuss über die Meeresfläche. Seine Länge beträgt 6550, 
seine (grösste) Breite 1640 Wienerklafter, sein Flächeninhalt 
bei mittlerem Wasserstande 4282 n. ö. Joch. 

Nieht uninteressant ist das Ergebniss des annäherungs- 
weisen Caleüls über die Vermehrung der Wassermasse des 
»Traunsees zur Zeit eines Hochwassers«, wie diess alljährlich 
ein ‚bis zweimal einzutreten pflegt, und, wo die Erhebung des 


74 


Seespiegels über sein gewöhnliches Niveau sich im Durch- 
schnitte auf 6 Fuss beläuft. Bei dieser Niveau - Erhöhung 
dürfen wir ohne der geringsten Uebertreibung die Fläche des 
»Traunsees« zu 5000 n. ö. Joch annehmen, und vernach- 
lässigen noch den Umstand, dass das Wasser den über- 
schwemmten Boden erst noch in ziemlicher Menge durchdrin- 
gen muss, ehe es über demselben stehen bleibt. Nach diesen, 
jedem Uebermasse ferne liegenden Annahmen beträgt die Ver- 
mehrung des Wasserquantums, ohne Rücksichtnahme auf Zu- 
und Abfluss eine Wassermenge von 1728 Millionen Kubikfuss, 
oder von 964 Millionen 285715 Eimern. Das Verhältniss der 
»grössten Tiefe« des »Traunsees« mit 604 Wienerfuss zu seiner 
»grössten Breite« beträgt 1 zu 15°9, das seiner »grössten 
Tiefe« zur »mittleren Breite« 1 zu 104. Seine »grösste Tiefe « 
ist nahezu 1/; von jener Höhe, mit ‘welcher der »Traunstein«, 
der riesige Wächter des Salzkammergutes, über die Fluthen 
des seinen Fuss umspühlenden »Traunsees« emporragt. 

Die Seetiefen stehen, (nach Herrn Simony’s Erfahrungen, 
welche dieser emsige Naturforscher aus der Untersuchung 
zahlreicher Seen gewonnen), in einem ziemlich constanten 
Verhältnisse mit dem »mittleren Neigungswinkel der Seeufer«, 
und zwar so allgemein, dass man aus der genauen Kenntniss 
»dieses Winkels«e und der »mittleren Breite« eines Sees mit 
grosser Wahrscheinlichkeit auch »ohne unmittelbare Messung« 
auf dessen »grösste Tiefe« einen Schluss ziehen könnte. Auch 
am »Traunsee« bestätigt sich ın vieler Hinsicht die Richtigkeit 
dieser, aus zahlreichen Beobachtungen abgeleiteten Folgerung 
bis ins Detail. — Die Seitenwandungen des Beckens vom 
Traunsee sind allerdings an den verschiedenen Uferstellen sehr 
verschieden, erweisen sich aber in ihren Neigungswinkeln unter 
dem Wasserspiegel als »direkte Fortsetzung des Einfallens der 
Ufer«; nur in der Tiefe verliert sich die »Ungleichheit der 
Neigungswinkele mehr, und eine regelmässig geebnete Fläche 
des Seegrundes (von nicht unbedeutender Ausdehnung) ab- 


75 


sorbirt endlich alle Einfallswinkel der Ufer. Bei felsigen Ge- 
staden ist natürlich die Unregelmässigkeit in dem »Abfallen der 
Seitenwandungen« am bedeutendsten, wie die »südliche Hälfte 
des Traunsees« uns erweiset, Steil abschiessende , nicht selten 
senkrechte, (selbst überhängende) Wände und wahrhaft schauer- 
liche Abstürze sind in dieser Seehälfte unter dem Wasser- 
spiegel anzutreffen. Am »Sonnsteine« ( westliches Ufer), sowie 
zwischen der »Karbachmühle« und »Lainaustiege«e — (am 
rechten, östlichen Ufer), — sind Punkte, wo die Sonde 
ziemlich nahe den Uferwänden schon die »Ebene der grössten 
Seetiefe« antrifft. Etwas oberhalb der Lainaustiege zeigt die 
Sonde in der geringen Entfernung von 9, Klaftern vom Ufer 
bereits eine Tiefe von 592 Fuss. Am Seegrunde, an dem 
Fusse solcher schroff in den See einstürzenden Felsgehänge 
zeigt sich allüberall eine kleine »Böschung« , ( wahrscheinlich 
abgelöster Schutt.) -—- 


Die »Ebnung des Seegrundes in der grössten Tiefe« 
ist zwischen »Traunkirchen, und der Lainaustiege« so voll- 
ständig, dass auf einer Strecke von 3600 Fuss Länge und 
2400 Fuss Breite die Sonde keine grösseren Differenzen, als 
von 2 bis 3 Fuss nachzuweisen vermag, Längeunterschiede, 
welche eben so gut. von »ungleicher Spannung der Sonden- 
schnur« herrühren können. 


Bedeutendere »Erhöhungen des Seegrundes und Untiefen«, 
welche der »Beckengestalt des Sees« störend Eintrag thun, 
zeigen sich am westlichen (linken) Ufer zwischen »Ort und 
Mitterndorf« , ja noch weiter südlich; die »Ebene der grössten 
Tiefe« aber befindet sich in dem, dem Felsgebirge zugekehrten 
Theile des Sees, von wo der »Seeboden. gegen den » weiteren 
Verlauf seines Hauptthales«, das »gegen Norden« sich öffnet, 
sanft ansteigt. Diese Erscheinung dürfte wohl mit den mäch- 
tigen «Tertiär-Ablagerungen« des grossen »Donaustromthales« 
in Verbindung zu bringen sein, welche, an Masse immer mehr 


76 


abnehmend, einwärts bis über die Mündungen der Alpenthäler 
sich fortziehen, und sich dabei immer mehr verflächen, 

An der Mündung des grössten Seezuflusses, der Traun, 
findet eine ununterbrochene Schuttablagerung von Bedeutung 
statt, und eine merkwürdige »Uebereinstimmung des Neigungs- 
winkels dieser Alluvial- Gebilde mit dem Neigungswinkel der 
Gehänge von älteren Alluvial- und Diluvialmassen« . unmittelbar 
an oder oberhalb der Einmündung des Flusses. Hier zeigen 
die »vorrückenden Schuttkegel« *) einen Neigungswinkel von 
30 bis 35.Graden. Weiter see - einwärts wird derselbe immer 
kleiner, und geht endlich langsam in die »Horizontalebene der 
grössten Tiefe« über. Die »Alluvial- und Diluvial- Gebilde der, 
gegen den See auslaufenden Thalflächen« verhalten sich in ganz 
ähnlicher Weise. Wenn sie gleich zuweilen als »Untiefen« 
auf eine grössere Strecke vom Ufer fortlaufend, sich unter dem 
Wasserspiegel noch fortsetzen, so. fallen sie, meist plötzlich 
unter einem Winkel von 20 bis 25 Graden ab, welcher erst 
gegen den Boden zu sich wieder mehr und mehr verflächt, 

- Es kann keinem Zweifel unterliegen, dass alle »Zuflüsse 
in stehende Wasserbecken« durch das mechanisch mitgeführte 
Mäteriale von Sand, Schlamm und Schutt, welches sie unun- 
terbrochen in die Seen ablagern, den Flächenraum derselben 
immer mehr verringern, ja, sie endlich ausfüllen müssen, Der 
Zeitraum , in welchem diese Art von constanter Umbildung der 
Erdoberfläche vor sich gehen dürfte, ist natürlich abhängig 
von »dem veränderlichen Quantum der einmündenden Wasser- 
massen«, ihrem »Gefälle«, wie der »Zerstörbarkeit ihrer Unter- 
lage und der Seitenwandungen ihres Wasserbettes«, endlich von 
dem »Verhältnisse des Wasserzuflusses zur Grösse und. Tiefe 
der Seen«, wir halten jedoch dafür, »dass die Zeit der voll- 
ständigen Ausfüllung des Traunsees eine geringere Anzahl von 


*) Auch bei den „Schutt-Delto’s der kleineren Seezuflüsse‘“ lässt sich dieser Winkel 
noch beobachten. 


77 


Jahrhunderten in sich fassen werde, als man auf einen ersten, 
oberflächlichen Blick glauben sollte,« Es dürften kaum mehr, 
als dritthalb Jahrtausende darüber hingezogen sein, seit der 
»Traunsee« noch einen, vielleicht um mehrere Klafter höher 
liegenden Spiegel, und wohl die doppelte Länge von seiner 
Jetzigen besessen haben mag. Hierauf deutet, nebst manchen 
anderen Anzeichen, das »Vorschieben der Trauneinmündung«, 
welche vor jener Zeitperiode vielleicht um 5000 bis 6000 Fuss 
südwärts von ihrem jetzigen Standpunkte lag; zugleich mit 
diesem »Vorrücken« und mit dem »Sinken des Seespiegels« 
(welcher mit der »Traun - Ausmündung« bei »Gmunden« be- 
reits den tiefsten Punkt erreicht hat), dürfte die Breite des 
»Traunflussbettes« sich constant vermindert haben. Der Boden, 
auf welchem jetzt »Ebensee« erbaut ist, kann offenbar nur 
»einstiger Seeboden« und »Bildung der vorrückenden Traun- 
mündung« sein, ehe der Traunsee nach Durchnagung eines 
tieferliegenden Flussbettes für den Traun - Ausfluss an seinem 
nördlichen Ende bis zu seiner gegenwärtigen Meereshöhe von 
1288 Fuss seinen Spiegel gesenkt hatte. Die »Vorschiebung 
des Traun-Delta« war auch in dem letzten Jahrhunderte nicht 
so ganz unmerklich, muss jedoch in den früheren Zeitperioden 
ein »viel rascheres Vorschreiten« gewesen sein, da die Schutt- 
bildungen damals nur einen Seetheil von geringerer Tiefe aus- 
zufüllen haben konnten. Der Umstand, dass die »Ebene der 
‘grössten Seetiefe« gerade in der (jetzigen) südlichen Hälfte des 
Traunsees, (also gegen Ebensee zu), sich befindet, wird für 
jetzt »dieses Vorrücken« in etwas verzögern; dasselbe muss 
jedoch, einmal bis gegen »Traunkirchen« angelangt, bei der 
Verkleinerung des »Verhältnisses der zuströmenden zu den 
ruhenden Wassermassen«, in rascher Beschleunigung die 
»Ausfüllung des constant verengten Seebeckens« zu Ende 
bringen. Rechnen wir hiezu noch die »staunenerregenden 
Wirkungen der Hochwässer«, von denen beinahe jedes gewal- 
tige »Schuttkegel« bildet, so möchte man sich fast der Be- 


78 


fürchtung hingeben, dass die »vollkommene Ausfüllung. ‘des 
Traunseebeckens« kaum mehr Zeit, als etwa 20 Jahrhunderte 
in Anspruch nehmen werde, wovon vielleicht 15 bis 16 auf 
die Ausfüllung der »südlichen Seehälfte« gerechnet werden 
dürften. | 

Der Prozess der »Flussablagerungen« geht im Allgemeinen 
in der Art vor sich, dass die schwersten, also gröbsten Ge- 
schiebe zuerst niederfallend, »ziemlich stark geneigte Alluvial- 
Schiehten« bilden, während der feinere Sand erst »am Fusse 
des sich immer mehr verflächenden Schuttkegels« niedersinkt, 
und minder geneigte Straten gibt. Am längsten erhält die 
Strömung des »Traunflusses«, welche auf 1200 bis 2000 Fuss 
weit im See noch merkbar bleibt, den feinsten Schlamm in 
der Schwebe ; oft wird dieser durch, vom Südwinde heftig ge- 
peitschte Wellen über den grössten Theil des Sees verbreitet, 
was besonders bei »Hochwässern« vorzukommen pflegt. Man 
sieht wohl auf den ersten Blick, dass diese »feinzertheilten 
Massen den Gegendruck der zu durchsinkenden Wasserschichten « 
viel langsamer überwinden werden, daher erst gegen die Mitte 
des Sees, und nach längerer Zeit (horizontale Stratification 
oder doch sehr wenig geneigte Schichtungen bildend ), zum 
Niederschlag gelangen. Es kann sonach kein Zweifel mehr 
bestehen, dass die »grösste Tiefe des Sees« auf diesem Wege 
geebnet und erhöhet wird, und in früheren Zeitperioden viel- 
leicht 800 Fuss betragen haben müsse. Diese Verringerung 
der »grössten Seetiefe« wirkt gleiehmässig auch auf die »Ver- 
kürzung der Zeitperiode bis zur gänzlichen Ausfüllung' des 
Seebeckens« durch Einschotterung von den Seezuflüssen, 

Der Einfluss der, in den ' See einströmenden : Traun ist 
auch für die »Temperaturverhältnisse des Sees« von unbestreit- 
barer Bedeutung. Das Quantum und, die Temperatur dieses 
mächtigen Zuflusses sind hiebei massgebend. — Nach Herrn 
Professor Simony’s Forschungen erreicht der »intensive Ein- 
fluss der direkten Sonnenwärme« in Seen seine tiefste Gränze 


79 


schon bei 60 Fuss unter dem Wasserspiegel, und dürfte. bei 
300 Fuss Tiefe schon fast gänzlieh aufhören. Das, in den 
»Traunsee« einströmende Flusswasser scheint jedoch durch den 
Umstand, dass dessen »spezifische Schwere« durch seine me- 
chanischen Beimengungen vermehrt wird, (und das eben dess- 
halb bis zu bedeutenden Tiefen mit dem Wasser des Sees sich 
mengt), selbst noch in Tiefen, wo das »Sonnenlicht« keinen 
erwärmenden Einfluss mehr geltend machen kann, eine, wenn 
gleich geringe Temperaturs-Erhöhung zu bewirken. Gerade im 
Frühlinge, also eben zur Zeit des massenhaftesten Zuflusses, 
geht auch die Erwärmung von der Oberfläche nach der Tiefe 
rasch vor sich. In der grössten Tiefe, wo die untersten 
Wasserschichten den »Seegrund« berühren, macht sich jedoch 
der »Einfluss der Erdwärme« kennbar, indem »diese untersten 
Schichten, ungeachtet der geringen » Wärmeleitungsfähigkeit« des 
Wassers, eine, um 0.1 bis 0.3 Grad R. höhere Temperatur 
zeigen, als die zunächst über ihnen schwebenden. 

Der »Traunsee« friert nur sehr selten, und höchstens »im 
Spätwinter« ‚zu. Die beiden letzten Ereignisse dieser Art, wo 
die so bedeutende Wasserfläche mit einer »geschlossenen Eis- 
decke« sich überzog, waren am 26. Jänner. 1724, dann am 
2. Februar 1830. 

Die Bedingung des »Zufrierens« scheint bei Seen zum 
grösseren Theile von dem Verhältnisse der, Dicke der, über 
4 Grad R. warmen Wasserschichte zur ganzen Fläche des 
Wasserspiegels, und vom Verhältnisse der ganzen Wassermasse 
zur Oberfläche abhängig zu sein. Auch zu der Seltenheit des 
Zufrierens des Traunsees trägt das Einströmen des Traunflusses 
auf indirektem Wege bei, indem im Traunsee nach den bereits 
erwähnten »Temperaturmessungen« die Wasserschichten mit 
einer niedrigeren Temperatur, als 4 Grade R., erst von 200 
Fuss Tiefe abwärts zu finden sind, während sie z. B. bei dem 
benachbarten, eine grössere Wasserfläche besitzenden Attersee, 
(welcher keinen so bedeutenden Wasserzufluss hat,) sehon von 


80 


125 Fuss abwärts vorkommen. Ueberdiess hat der letztere an 
dem grösseren Theile seines Umfanges ziemlich »flach ein- 
fallende Ufer«, und oft »länger andauernde Windstillen«, als 
der Traunsee ; daher auch kömmt es, dass im Attersee im 
Spätwinter es oft nur einer 1 bis 2tägigen Windstille bedarf, 
um den See vollständig zu schliessen, während die summarische 
Einwirkung der Kälte von allen Wintertagen nur selten hin- 
reicht, die obere, mindestens 200 Fuss mächtige Wasser- 
schichte des Traunsees, welche über + 4 Grad R. meist noch 
mit Ende Dezember zeigt, bis auf O0 Grad abzukühlen, da der 
so häufige, starke Wellenschlag, ( welcher die obersten Wasser- 
schichten, wenn sie durch eine andauernde Kälte bei Wind- 
stillen zuweilen schon unter 3 Grad abgekühlt sein mögen, 
immer wieder mit den unteren, wärmeren Wasserschichten 
mischet, auch das sich bildende Landeis durch öfteres Zer- 
trümmern desselben zum »festen Ansatze« nur schwer gelangen 
lässt), auch das Seine beitragen dürfte, um die Fesseln und 
Banden des starren Winters vom Traunsee meist ferne zu 
halten. 

Nach vollständig geschlossener Eisdecke zeigen die meisten 
Seen schon 3 bis 6 Fuss unter derselben eine Temperatur von 
+ 3°5 Grad R., und es findet sodann keine weitere Abkühlung 
des bedeckten Wassers mehr statt, was die äusserst geringe 
»Wärmeleitungsfähigkeit« des Wassers, wie auch den, aus 
dieser Eigenschaft entspringenden analogen Umstand der schwie- 
rigen »Wärmeverbreitung nach unten« durch das »direkte 
Sonnenlicht« neuerdings erklärlich macht. 

Auch unter dem Spiegel des Traunsees dürfte sich wieder- 
holt das Gesetz bethätigen, »dass Licht, Luft und Wärme mit 
den Wassermassen in direkter Berührung und Einwirkung bleiben 
müsse, wenn das organische Leben des Thier- und Pflanzen- 
reiches sich noch in Mannigfaltigkeit und Reichthum entwickeln 
soll.«e Die Zahl der Arten und Individuen nimmt nach abwärts 
in rascher Progression ab. Das vegetabilische Wasserleben ist 


u 


hauptsächlich nur durch: Potamogetoneen und Characeen vertreten, 
mit Ausnahme jener wenigen Gewächse, welche entweder an 
Stellen, die. zeitweilig vom See bespühlt sind, gedeihen, oder 
ihre Blüthen und Früchte über den Wasserspiegel in die Luft 
erheben, wie Nymphaea alba, callitriehe vernalis, Utricularia 
(vulgaris und media), Iris Pseudoacorus, Trapa natans , Phel- 
landrium aqualicum, Gicuta virosa, Alisma Plantage, Polygonum 
amphibium, Butomus umbellatus, Nuphur luteum, Ranunculus 
(aquatilis und flammula), Lemna (gibba und polirrhiza), Seir- 
pus (lacustris und glaucus ), Aeorus calamus , Sparganium simplex, 
Thypha -( latifolia und minor ), Arundo Phragnites, u. m. a. — 
‘ Unter 24 Fuss Tiefe findet sich keine wurzelnde Pflanze mehr, — 
Algen scheinen bloss den obersten Wasserschiehten noch eigen 
zu.sein. Die »grössten Tiefen des Sees« können also wohl 
kein anderes Bild mehr darstellen, als eine »endlose Wasser- 
wüste«, in welcher nur hie und da ein langsam niedersinkendes 
Holzstück, oder der zerfasernde Leiehnam eines Menschen oder 
Thieres dem »kühnen Taucher« aufstossen würde. *) 

Die beiden Abtheilungen der »Mollusken, Schnecken und 
Muscheln «, (ohnehin ..nur -in -sehr ‚geringer Anzahl der Species 
vertreten),. werden. fast ausschliesslich nur in »Untiefen« ge- 


- 


*) Es ist eine merkwürdige Eigenthümlichkeit dieses und mancher anderen, sehr tiefen 

„Seen, dass ein Leichnam, der einmal in jene’Tiefen gesunken ist, wo „Wellen- 
schlag und Strömungen“ keinen merklichen Einfluss mehr ausüben, nie mehr an 
die Oberfläche ausgeworfen wird, (wie diess im Gegentheile bei seichteren Land- 
seen beinahe immer zu | geschehen pflegf,) bei denen der „Wellenschlag“ fast bei 
jedem heftigeren Winde das „Gleichgewicht der Wassermassen“ bis auf den. Grund 
stört.) Wenn nämlich ein Leichnam bis zur Tiefe von nur etwa 50 Fuss einge- 
suhken. ist, gelangt er: in”,‚Temperätur-Verhältiisse“,; wo bei dem Mangel des ge- 
nügenden Zutrittes von athmosphärischer Luft der. „Faulungsprozess“ nicht mehr 
vor sich gehen kann. In Schichten von immer geringerer Wärme und grösserer 
Dichte sieh senkend; wird durch verstärktes Auspressen von Luft und Gasen das 
spezifische Gewicht des Gadavers immer grösser, was ein permanentes Sinken zur 
Folge haben muss. Dieses Sinken aber dürfte (bei dem immer anwachsenden 
Gegendrucke der unteren Wassersehichten) kein perpendiculäres sein, wodurch 
sich auch die Thatsache erkläret, dass die anhaltendsten und eifrigsten Nachfor- 
schungen um die „Leichname Ertrunkener“ so häufig erfolglos bleiben, wenn die- 
selben nicht ‘gleich nach ihrem Tode aufgefunden wurden. 


Mus. Jahr. Ber. XIX. 6 


82 


funden. »Feinsandiger und schlammiger Grund«, dem »direkten 
Sonnenlichte« möglichst ausgesetzt, und eine »leichte Wellen- 
bewegung des Wassers« scheinen die Bedingungen ihres Vor- 
kommens zu sein, 

Der Traunsee ist sehr fischreich, nur ist die »Anzahl der 
Geschlechter und Arten« keine bedeutende, und dürfte 35 bis 
40 kaum übersteigen. 

Eine Eigenthümliehkeit der athmosphärischen Verhältnisse, 
(zum grösseren Theile vielleicht abhängig von der Lage des 
Thales von »Ischl nach Ebensee« gegen die Weltgegenden), 
ist die Erscheinung, dass, nach vieljährigen übereinstimmenden 
Erfahrungen der regelmässige, an die Stunde beinahe sieh bin- 
dende »Wechsel der Luftströme aus Süden und Norden« mit 
dem Bestande einer dauernd schönen Witterung verknüpft ist, 
und zwar mit einer so empfindlichen Genauigkeit, dass auch 
die geringste Störung dieser, einer »Ebbe und Fluth« ähnlichen 
Windverhältnisse auf ein baldiges »Umschlagen des Wetters« 
mit der grössten Wahrscheinlichkeit schliessen lässt. Etwa um 
8 bis 9 Uhr Vormittags, (im Sommer zuweilen noch früher), 
tritt bei andauernd schöner Witterung der »Nordwind« ebenso 
um 7 bis 8 Uhr Abends die »Luftströmung aus Süden« auf, 
welchem Wechsel eine kürzere oder längere Windstille vorher- 
zugehen pflegt. Diese grosse Regelmässigkeit mag theilweise 
ihren Grund in der »Erwärmung der Luftschichten« des 
oben gedachten Thales (durch die, stets in der südlichen 
Halbkugel des Firmamentes stehende Sonne von Sonnenaufgang 
bis zu ihrem Untergange) haben, wenn gleich diess wohl 
»kaum die einzige Ursache« dieser, an Regelmässigkeit den 
»Passatwinden« nicht nachstehenden Luftströmungen sein dürfte, 
welche durch Ziehen der-mit Segeln versehenen Seeschiffe dem 
Menschengeschlechte sieh mehrfach dienstbar erweisen. 

Die Windrichtungen aus »Südwest, West und Nordwest«, 
wenn sie einige Standhafligkeit zeigen, sind gewöhnlich die 
Vorboten von »nassem Wetter«, im Winter von »Thauwetter«, 


83 


wenn die Kälte nicht gross ist, und keine Zunahme verspricht, 
oder von »Sehnee:, wenn die genannten Winde bei ziemlicher 
Kälte eintreten. »Dauernder Nordwind« wird im Winter ge- 
wöhnlich von dichten, anhaltenden Nebeln begleitet, durch 
welche hindurch man zuweilen bemerken kann, dass in »Eben- 
see«, (oft schon in »Traunkirchen«), der klarste Sonnenschein 
seine Strahlen spendet. Diese Erscheinung hängt gewöhnlich 
damit zusammen, dass in den höheren Luftschichten bereits 
die Südströmungen vorherrschen, welche, die Aufsaugung der 
Nebel begünstigend, nach Verlauf von 12 bis 72 Stunden sich 
auch in den »Thaltiefen« zu zeigen pflegen. »Nordost- und 
Ostwinde» sind bei einigem Anhalten meist die »Vorbothen von 
grosser Kälte« im Winter, von »andauerndem schönen Wetter« 
im Sommer. »Südostwinde« dürften in »Gmunden« kaum je- 
mals vorkommen, da die Gruppirung von bedeutenden Fels- 
Kolossen in Südost, (mit zahlreichen von »Öst nach West« 
ziehenden, tiefen »(Juerthälern«) ihnen wehret. 

Die Gränzen, welche diesen Zeilen gesteckt werden sollen, 
müssten weit überschritten werden, wollten wir, nach den 
verschiedenen Abtheilungen der »Naturforschung« sistematisch 
vorgehend, den Gegenstand erschöpfend behandeln, und gar 
Manches würde noch mit der »Fackel der Wissenschaft« zu 
beleuchten ‚sein, ein Beginnen, das der Ueberschrift dieser 
Zeilen nicht mehr entsprechen würde. Gleichwohl hoffen wir, 
si Dii faveant, auf die mancherlei »Naturverhältnisse«, welche 
nicht berührt werden konnten, vielleicht seinerzeit zurück- 
kommen zu können. 


6* 


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Die 
geognostische Abtheilung 
des Museums 


und 


Aufstellung der betreffenden vaterländischen 
Sammlungen. 


Von 


Karl Ehrlich. 


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Dass vaterländische Museum, welchem die schöne Aufgabe 
geworden , die wissenschaftlichen Interessen des Landes zu 
pflegen und zu fördern, erzielte in jüngster Zeit dureh die 
Gründung einer eigenen geognostischen Ahtbeilung eine be- 
deutende Vermehrung sowohl seiner Räumlichkeiten als auch 
der Sammlungen. 

Was hätte auch der Anstalt näher liegen können als die 
Erforschung und Darstellung des Bodens, dessen Beschaffenheit 
so entschiedenen Einfluss auf den Culturzustand der Bevölke- 
rung übt, — dessen Produkte des Landes Reichthum ausmachen 
. — dessen herrliche Landschaften das Ziel so vieler Reisenden 
geworden! 

Die Aufstellung der geognostisch-paläontologischen Samm- 
lung nimmt die ebenerdigen Lokalitäten des ständischen Museal- 
Gebäudes ein, welche zu diesem Zwecke durch die Grossmuth 
des oberösterreichisch - vereinigten Landes-Collegiums überlassen 
und hergestellt wurden , so wie nehst der Sammlung, selbst die 
zur Unterbringung nöthigen Schränke nur durch die seit Jahren 
für die Pflege der Geognosie des Landes bestimmte Dotation 
von jährlichen 500 fl. CM. zu Stande gebracht werden konnte, 

Die aufgestellte Sammlung repräsentirt das oberösterrei- 
chisch-salzburgische Alpengebiet, welch’ letzterer Antheil, wenn 
auch in politischer Eintheilung zu einem anderen Kronlande ge- 
hörig, doch in geologischer Beziehung, für die solche Grenzen 
nicht bestehen, einbezogen werden musste, indem Salzburgs 


88 


Gebirge für die betreffende Sammlung einen unerlässlichen Theil 
zur Gesammtdarstellurig der älteren bis zu den jüngeren Forma- 
tionen bilden. 

Die Anordnung wurde sowohl nach dem geologischen 
Systeme, als auch nach den Gebirgszügen und Lokalitäten be- 
werkstelligt, so wie sich damit zugleich die Bildungsgeschichte 
der Erde in fortschreitender Entwicklung nachweiset, und zwar 
in folgender Ordnung, 


I. Urzeit. 


Diese befindet sich zum grossen Theile durch den Central- 
stock der Alpen mit den in selben vorzugsweise entwickelten 
Gneise, gegen welchen das Vorkommen des Granites nur unter- 
geordnet erscheint, vertreten, dann in den krystallinischen Schiefer- 
Gebilden, die als Produkte einer vielleicht früheren sedimentären 
Entstehung später erst durch feurige Einwirknng in ihren kry- 
stallinischen Zustand übergeführt worden sein können, in zahl- 
reichen Exemplaren von Glimmer- , Chlorit-, Talk-, Thonschiefer 
und Urkalk sammt den in diesen Gebirgen eingeschlossenen 
Mineralien, wie Gold, Antimonsilber, Blende, Bleiglanz, Kupfer-, 
Schwefel- und Arsenikkies, Rutil, Beryli, Smaragd u. a. aus 
verschiedenen Lokalitäten des Pinzgau’s, Lungau’s und Pongau's, 
so von Gastein, Rauris, Sigliz, Anlaufthal, Lend, Kapprun, 
Fusch, Mühlbach, Felberthal, Habachthal, Stubachthal , Sulz- 
bachthal, der Gegend von Tamsweg, Rothgülten, Schellgaden, 
Grossarl u. a. Orten, 

Diese reichen Suiten der in diesern Alpengebiete vorkom- 
menden Gesteine primärer Gebirge, welche sämmtlich ohne alle 
Versteinerung noch die gänzliche Abwesenheit jedes organi- 
sches Lebens beurkunden, sind daher auch als versteinerungs- 
lose bezeichnet. 

Zur nutzbaren Anwendung liefern diese Bildungen die 
verschiedenen bereits angeführten‘ Erze und Mineralien, zu 


89 


deren ersteren Gewinnung mehr oder weniger ergiebige Berg- 
baue auf Silber, Kupfer, Blei betrieben werden, als Schmuck- 
stein den Smaragd, ferner liefern sie Bausteine , so wie das 
Materiale zur Beschotterung der Strassen u. d, gl. 


II. Uebergangszeit. 


Sie vermittelt gleichsam den Uebergang von der kry- 
stallinischen zu den secundären Formationen, mit selber be- 
ginnen die ersten nachweisbaren neptunischen Bildungen, und 
charakterisirt sich als solehe schon durch das Auftreten fossiler 
Thier- und Pflanzen - Reste. 

Hiezu als ältestes Glied der Uebergangs - Formation im 
allgemeinen die eigentliche Steinkoblen -Formation, welche in 
anderen Ländern so mächtig entwickelt, im betreffenden Ge- 
biete jedoch nur sehr gering vertreten erscheint, so nur in 
einer einzigen Lokalität, nämlich der Rosanin- Alpe, besser 
bekannt als Stangalpe an der Grenze des Lungau’s und Kärnthens, 
wo diese Bildung durch die vorkommenden fossilen Pflanzen- 
Abdrücke von Sigillarien, Stigmarien und Lieopodiaceen bezeich- 
net ist, dann die silurischen Schichten der Grauwacke, welche 
sich in den schwarzen abfärbenden Thonschiefer von Dienten 
durch die in selben- eingeschlossenen in Schwefelkies umge- 
wandelten Versteinerungen, wie Cardium interruptum, C. gra- 
cile nebst kleinen Orthoceratiten nachweisen lassen, während die 
übrige Grauwacke arm an Versteinerungen, desto reicher aber 
in den so wichtigen Eisenstein sich zeigt, dessen Zug von der 
Steiermark aus, Salzburgs Gebiet nach Tirol durehstreicht. 

Die geognostisch- mineralogischen Vorkenntnisse sind aus 
den Gegenden Pinzgau’s und Pongau’s wie von Dienten, Flachau, 
Werfen u. a. Orten reichlich vorhanden. 2 

Zu: nützlichen Anwendung liefert diese Formation in un- 
serem Antheile vorzüglich das Eisen, als Magnet-Spath und 
Brauneisen, die durch‘ ‘Bergbau gewonnen werden, und . deren 


90 


Hütten - Erzeugnisse die österreichische Eisen - Industrie mit ver- 
sorgen, dann Bausteine, Strassenschotter u. a. 


III. Secundärzeit. 


Sie begreift das Gebiet der Kalkalpen, die aus mächtigen 
Kalk- und Dolomitmassen bestehen, nebst den diese z, Th. 
unterteufenden dann älteren Gliedern angehörigen, theils selben 
auflagernden dann jüngern Sandstein- und Mergel - Gebilden, 


1. Trias. 


a) Hieher als ältestes Glied die Gruppe des bunten Sand- 
steines, wozu die rothen Schiefer wie der Gegend von Leo- 
gang, Werfen, Annaberg, Windischgarsten, Spital a. P., Stoder, 
Hallstatt, Almsee u. a. ©. in Begleitung von Dolomit, Rauch- 
wacke, Gyps, dann der 

b) obere alpine Muschelkalk mit seinen grossen Reichthum 
an mannigfachen Versteinerungen, besonders Cephalopoden , 
wie den verschiedenen Arten von Ammoniten, Nautileen, Or- 
thoceratiten, so wie der die Salzflötze begleitenden Halobia 
salinaria u. a. 

Zur Triasformation gehören auch die so wichtigen Salz- 
lager von Hallein, Hallstatt und Ischl, des benachbarten Aussee, 
wovon in reichen Suiten die Vorkommnisse an Gesteinen und 
Petrefakten vertreten sind. 


2. Juraformation, 


a) Diese trennt sich wieder in drei Abtheilungen, davon 
als unterstes Glied der schwarze Jura oder Lias, wozu die 
kohlenführenden Sandstein- und Mergelschiefer - Schichten von 
Buchgraben bei Grossraming, Grossau, Hollenstein mit den 
fossilen Pflanzenresten von Filieiten, Calamiten und Cycadeen, 
dann der ‘diese Bildung bezeiehnende Gryphiten -Kalk gehören, 
diesem untersten Gliede aufliegend folgen noch ausgedehnte 
Kalklager des Lias, mit zahlreichen Versteinerungen, wie die 


a en 


91 


eardienführenden (Gardium triquetum) Kalke des Dachsteins, 
grossen Priels, Pylhırn u.a. Die Ammoniten reichen Kalke (mit 
Ammonites Buchlandi, A. tartrieus, A. fimbriatus u. a,) von 
Hallein, Adnet, St. Wolfgang, Buchgraben, nebst Dolomiten 
und Rauchwacke verschiedener Lokalitäten, 

b) Der braune oder mittlere Jura, wozu die z. Th. kie- 
selführenden Kalke bei Grossraming, die eisenschüssigen von 
Bodinggraben, dann die grauen und rothen Kalke der Umge- 
bung von Losenstein und Weyer, der an Terebrateln und Cri- 
noideen reiche Kalk des Prillerberges im Thale von Windisch- 
garsten, endlich 

e) der weisse oder obere Jura von Plassen bei Hallstatt 
und dem Schafberge bei St. Wolfgang. 


3. Kreideformation. 


Diese jüngste der secundären Ablagerungen findet sich 
im betreffenden Alpengebiete mächtig entwickelt und birgt einen 
ungeheuern Reichthum von organischen besonders thierischen 
fossilen Resten. 

Wechselnd in Schichten von Sandstein, Mergeln weniger 
Kalken füllt diese Bildung theils manche Thalgründe und Gräben 
aus, theils setzt sie die Vorberge der Kalkalpen zusammen. 


Man unterscheidet zwei Hauptabtheilungen. 

a) Unter Kreide Neocom, wozu zum grossen Theile jene 
Fucoiden führenden Sandstein- und Mergel-Gebilde zu rechnen, 
wie solche die kuppigen Vorberge bilden und den betreffenden 
ganzen Kalkalpenzug, so der Gegend von Steyr, Kirchdorf, Scharn- 
stein, Gmunden, Attersee, Mondsee, Salzburg u. a. ©. begleiten, 
während andere Ablagerungen der gleichen Bildung durch cha- 
rakteristische Versteinerungen bezeichnet, aus anderen Lokalitä- 
ten repräsentirt, wie von Dürrenberg bei Hallein, grossen Klaus 
bei Reichraming, Bodinggraben und dem Thale von Ischl mit 
den daselbst aufgefundenen, dieser Bildung eigenen Ammonites, 
quadrisuleatus, A. grasianus, Grioceras Duvali u, a. 


92 


b) Obere Kreide, 

Findet sich in ausgedelinten Suiten der vorzüglichsten 
Kreidelokalitäten , wie von Grossgmein am Fusse des Unters- 
berges, der Eisenau, St. Wolfgang, Windischgarsten , Weiss- 
wasser mit einer grossen Zahl der mannigfachsten Versteine- 
rungen an Korallen und Weichthieren, dann Rudisten, wovon 
die merkwürdigen ganze Kalkwände zusammensetzen, den 
Hippuriten ( Hippurites cernu vaceinum ) diese Abtheilung beson- 
ders charakterisiren. 


Als höhere Etage erscheinen die Orbituliten reichen Mergel- 
Sehichten der Gegend von Losenstein, und zu den obersten 
Kreidebildungen gehören die Ablagerungen im Gschliefgraben 
bei Gmunden mit den Einschlüssen von Anachytes ovalus, Span- 
tangus cor anquinum, Belemnites mucronatus u. a. 


Mit der Kreideformation beginnt zugleich eine wieder 
höhere Entwicklung der Pflanzenwelt mit dem Auftreten von 
Laubhölzern, besonders Weidenarten, dergleichen nebst anderen 
Pflanzen - Abdrücken aus dem Kohlenbergbaue bei St. Wolf- 
gang in schönen Exemplaren vorhanden sind. 


Durch Dioritgänge wurden die . Kreide - Ablagerungen 
durehbrochen, wovon in Formatstücken die vorkommenden 
Gänge aus der Scheffau, sowie dem jenseitigen Ufer des St. 
Wolfgangsee’s (dem sog. Aberseeischen), nebst den dadurch 
veränderten Nebengestein der Sammlung eingereiht sind. 


Zu. den erratischen Erscheinungen der Secundärzeit ge- 
hören gleich denen im Habkernthale der Schweiz, einzelne 
Blöcke eines fremden Granites, wie solche von bedeutender 
Grösse im Buchgraben nächst Grossraming getroffen werden, 
von‘. welehen gleichfalls Formatstücke der Sammlung, nicht 
fehlen. 


An nutzbaren Gesteinen weisen die sekundären Forma- 
tionen wohl wenig an Erzen, und die Vorkommnisse an Eisen, 
Blei, Braunstein sind zu gering, als «das hierauf der Abbau 


| 


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93 


sich lohnte, um so ergiebiger und werthvoller sind hingegen 
die ausgedehnten Salzlager, worauf bedeutende Bergbaue im 
Betriebe stehen. Ausserdem wird der Sandstein zur Anfer- 
tigung verschiedener Gegenstände, darunter besonders zu Schleif- 
und Wetzsteinen, dann als Baustein gebrochen, ferner dient 
der schöne Marmor der Architektur und Kunst, der Kalk als 
Baumateriale, und der Dolomit zur vorzüglichen Beschotterung 
der Strassen, der Gyps als Düngungsmittel, und die Alpen- 
kohle als Brennstoff u. s. w. 

Zum dauernden Denkmal aber in Oberösterreichs  herrli- 
chen Alpengebiete dient ein kolossaler erratischer Granitblock 
im erwähnten Buchgraben nächst Grossraming , der auf sanfter 
Anhöhe mit seiner dem Thale zugekehrten pyramidalen Inschrift- 
fläche den gefeierten Namen eines der grössten Gelehrten und 
Geologen Leopold von Buch's verewigt. 


4, Tertiärzeit. 


Braunkohlen-Formation, auch Molasse im allgemeinen. Die 
Glieder derselben bilden das ausgedehnte Flachland in Ablage- 
rungen von Kalk, Sandstein, losen Sand, Conglomerat, Gerölle, 
Thon, Mergel und Braunkohle, sie theilen sich in zwei 
‚Gruppen, als in 

a) ältere (eocene) Bildungen, wozu der Nummulitenkalk 
und desgleichen Sandstein zu rechnen, mit einem grossen Reich- 
thum an den verschiedensten Versteinerungen,, besonders den 
dieser Abtheilung den Namen gebenden Nummuliten, dann 
Weich-, Strahl- mitunter auch Krusten- Thieren, wie der 
chärakteristische Nautilus lingulatus, Conus giganteus, Ostreen, 
von Radiaten vorzüglich der Clypeaster conoideus, von Krab- 
ben der Cancer hispidiformis u. d. a. sie erfüllen nebst den 
Gebirgsstücken darunter die eisenführenden Flötze, worauf in 
Achthal und Neukirchen in Baiern nicht unbedeutende Bergbaue 
betrieben werden, zugleich mit den Suiten aus den Lokalitäten 
von Haunsberg, Mattsee und Gmunden ganze Schränke. 


94 


b) Mittlere (miocen). 

Aus dieser besteht das oberösterreichische Tertiärbecken, 
Sedimente eines früheren Binnenmeeres, dessen trocken ge- 
legten Boden wir nun bewohnen. Als unwiderlegbare Zeugen 
der Ueberfluthung bergen sie die Reste von wallarligen Thie- 
ren, welche diese Gewässer einst belebten, so die merk- 
würdigen Einschlüsse in den Sandlagern der nächsten Umge- 
bung von Linz, bestehend in den fossilen Resten der Halianassa 
Gollini, des Squalodon Grateloupii und Balaenodon Tentianum 
H. v. M., welche als seltene und zum Theile Unica eine beson- 
dere Zierde der Sammlung bilden. 

Ausser diesen finden sich die Zähne von Haifischen, 
Gaumenzähne und Wirbelknochen von Fischen , Austernschalen 
nebst anderen Ueberresten von Weich-, Strahl- und Korallen- 
thieren und Blattabdrücke, aus verschiedenen Lokalitäten, so 
den tertiären Ablagerungen von Flachau im Salzburgischen wie 
auch des oberösterreichischen Flachlandes, woran sich nebst 
den vorkommenden Gesteinsarten eine Suite der Vorkommnisse 
von Braunkohlen des Hausruckgebirges reiht. 

An nutzbaren Gesteinen liefert diese Formation den Kalk 
als Baumateriale, den Sandstein, Gonglomerat und losen Sand 
zu verschiedener Anwendung, wie von Mühlsteinen, Scheue- 
rungs- und PBaumateriale u. a.; guten plastischen Thon für 
Töpferei und Ziegelfabrikation, Mergel zum Dünger, und die 
Braunkohle zu geeigneter Verwendung als Brennstoff. 


5. Diluvialzeit. 


Die Ablagerungen dieser Bildung erscheinen im Gebiete 
der Alpen eingeengt und breiten sich erst im Flachlande aus, 
erfüllen manche Thalgründe, begleiten terassenförmig die Ufer 
der selbe durchbrechenden Flüsse und begrenzen z, Th, das 
höhere Tertiärland, h 
Die Gesteine dieser Abtheilung sind der Löss, Lehm, 
Sand, Gerölle und des Conglomerat. 


95 


Das Diluvium unterscheidet sich wieder in ein älteres 
und jüngeres,, erratisches. 

a) Zum älteren gehören die aus CGonglomerat, Gerölle und 
Sand bestehenden Ufer - Terassen, und thonige Ablagerungen 
des Ens- und Traungcebietes aus verschiedenen Lokalitäten, 
so von Losenstein, Steyr, Ens u. s. w. 

b) Zum erratischen verschiedene Findlingsgesteine, wie 
solche auf einen ihnen fremden Boden gefunden werden, dann 
der Löss, bei uns Merbling oder fliegender Lehm genannt, es 
sind diess jene thonig sandigen Ablagerungen mit den einge- 
schlossenen und die Bildung  bezeichnenden Schneckenge- 
häusen, besonders der Arten Helix, Glausilia, Pupa , Achatina 
u. a., ferner den mannigfach gestalteten Mergel-Concretionen , 
den sogenannten Lösskindeln, welche Anschwemmungen in 
ungleicher Mächtigkeit die älteren Bildungen überlagern. In 
grosser Ausdehnung tritt der Löss im Donautheile auf, wie 
in weiter Umgebung von Linz, aus welcher sein Vorkommen 
von mehreren Oertlichkeiten , so von Linz, Wilhering, Leon- 
ding, Hörsching, Ebelsberg , Ottensheim, Mauthausen genügend 
vertreten ist. 

Die Diluvialzeit ist ausgezeichnet durch das Erscheinen 
von Landsäugethieren, darunter Raubthiere, Dickhäuter und 
Wiederkäuer, von welchen auch die Sammlung interessante Reste 
von Höhlenbär , Rhinozeros, Mammuth , Urstier, aufweiset. 

An nutzbaren Gesteinen bietet das Diluvium das Conglo- 
merat als Baustein, das Gerölle zur Strassenbeschotterung, 
Thon und Löss zur Ziegelfabrikation u. s. w. 


6. Alluvialzeit. 


Sie umfasst die gegenwärtige Epoche, und mit ihr alle 
Bildungen seit dem Erscheinen des Menschen auf der Erde, 
hiezu hauptsächlich die Wirkungen und Anschwemmungen der 
Gewässer, wie den Sand und die Geschiebe der Flüsse, 
Kalktuff, dann den Torf, nicht minder die Verwitterungs-Pro- 


96 


dukte der Gesteine und die Ackererden, von welchen auch die 
Sammlung sowohl den Flusssand, (Wellsand) als auch die ver- 
schiedenen Geschiebe der Donau, Traun , Ens u. a,, dann den 
Kalktuff aus verschiedenen Lokalitäten, so von Neustift, Gross- 
raming, Stoder, von Ens den Moostuff so wie den Torf von 
St. Wolfgang, Pichelwang, Windischgarsten, Königsau, Hell- 
monsödt u. a. O., die Verwitterungs - Produkte des Granites 
und daraus entstandenen Heidesand mit den in letzteren aulzu- 
findenden losen Feldspath-Krystallen, um St. Georgen am Wald, 
so wie Ackererden aus verschiedenen Gegenden enthält. 


Von nutzbaren Gesteinen liefert das Alluvium an Bau- 
materiale den Kalktuff, das Kalkgerölle des Ens- und Traun- 
flusses, den Wellsand, zur Strassenbeschotterung die Geschiebe, 
das Quarzgerölle zur Glasfabrikation, den goldführenden Sand 
des Inn und der Donau zur Gewinnung von Waschgold, den 
Torf als Brennstoff, sowie die Ackererde als verschieden 
fruchtbaren Boden für die Vegetation, 


So von der südlichen Grenze bis zur nördlichen des 
dargestellten Gebietes vorwärtsschreitend, erscheinen mit der 
Umgebung von Linz zuerst wieder die krystallinischen Bildun- 
gen vorwaltend die des Granites, dem hier Gneis und Scebiefer- 
gesteine untergeordnet sind. 


Der Granit begleitet schon von Regensburg aus die 
Ufer der Donau bis Linz, wo er am diessseitigen ausläuft, 
während ‘er in mächtiger Entwicklung jenseits die Berge des 
Mühlkreises zusammensetzt. 


In den verschiedensten Abänderungen des Mischungs- 
Verhältnisses seiner Bestandtheile, so wie Beimengungen von 
Granaten und Hornblende, dann mit rotben und weissen Feld- 
spath, krystallisirten Quarz in sog. Krystallkellern, feinkörnig, 
grobflaserig, porphyrartig u. s. w. finden sich die Vorkomm- 
nisse dieses krystallinischen Gesteins aus den vorzüglichsten 
Lokalitäten in der Sammlung, so der Gegend von Linz, Aschach, 


Eucs e eeeeEE nn 


97 


Zell, Neufelden, Haslach, Schlägl, Kollerschlag , Leonfelden , 
Königswiesen, Freistadt, Mauthausen u. a. O. 

Zur nutzbaren Anwendung liefert diese Formation den 
Granit zu verschiedener Verwerthung nach seiner Brauchbarkeit 
sowohl als rohen Baustein wie auch verarbeitet zu mannigfachen 
Geräthschaften und architektonischen Objekten. 

Als Fortsetzung der krystallinischen Gebirge des Mühl- 
kreises folgt eine reichhaltige Suite der mineralogisch-geogno- 
stischen Vorkommnisse des angrenzenden baierischen Waldes, 
welche den Schluss der Aufstellung in den Wandschränken 
bildet. 

Die Sammlung erfüllen in der Reihenfolge 34 eigens 
gefertigte zweckmässige Schaukästen mit Glasthüren, ausser 
welchen noch vier Mittelschränke die vorzüglichsten Versteine- 
rungen enthalten, und zwar in solcher Ordnung, dass sich mit 
selber nach den verschiedenen Epochen die stuffenweise stets 
höhere Entwicklung des Thierreichs darstellt. 

So zu Anfangs Repräsentanten von Weichthieren der 
Sekundärzeit in ausgezeichneten Exemplaren von Ammoniten, 
wie der Ammonites Buchlandi von Adnet, A. Neojurensis, A. 
Metternichii, letztere in riesiger Grösse von Hallstatt, nebst 
Orthoceratiten, von Rudisten, schöne Heppurites, H. cornu vac- 
cinum, (sog. Kuhhörner nach der Volksbezeichnung), vom Un- 
tersberge u. a., während der zweite Schrank fossile Ueberreste 
an einzelnen Kopftheilen , Rippen, Wirbelknochen von den sehon 
erwähnten Cetaceen der Tertiärzeit aus dem Becken von Linz, 
worunter das vorhandene Kopfstück von Balaenodon lentianum, 
ein Unicum ist, während die gleichfalls diesem Thiere angehö- 
rigen Gehörknochen, wie ein Zahn auch aus Suffolk in England 
bekannt sind. 

Ein zweites Kopfstück gehört den Squalodon, wovon bis 
jetzt nur drei Exemplare gefunden wurden so von Maltha, Bor- 
deaux und Linz, unter welchen das in der Sammlung hefind- 
liche das best erhaltene, 


98 


Die dritte Art der Halianassa Collinii ist die verbreitetste 
und selbst für das Rheinische Tertiärbecken bezeichnend. Ausser 
einem Unterkiefer, Wirbelknochen und vielen Rippen ziert die 
Sammlung noch ein beinahe vollständiges Rumpfskelett dieses 
Thieres, welches der dritte Mittelschrank m selber Lage bewahrt, 
in der dasselbe ausgegraben wurde, 

Der vierte Schrank enthält endlich Fossilreste von Be- 
wohnern eines schon ausgedehnten Festlahdes, von Land- 


säugethieren, also wieder höher entwickelten Thierklassen aus. 


der Diluvialzeit, wie von Mammuth (Etephas primigenius) einen 
Backenzahn aus dem Traunflusse bei Lambach, einen Schen- 
kelknochen der Gegend von Perg, Rhinozeroszähne (Rhinoceros 
tichorhinus) von der Ortschaft Pirichhueb bei Waitzenkirchen,, zu- 
gleich sind diese Auffindungen sprechende Beweise, dass diese 
Thiere in einer früheren Periode auch in unseren Gegenden 
gelebt, ferner einen vollkommen erhaltenen Kopf eines Urstieres 
(Bos primigenius) von Inning bei Lambach, einen Kopfobertheil 
vom Höhlenbären (Ursus spelacus) aus einer Knochenhöhle zu 
Kremsmünster. 

Den Uebergang aber von der Geschichte der Erde zu der 
des Menschen anzudeuten birgt dieser letzte Schrank noch ver- 
schiedene Kunsterzeugnisse eines bereits untergegangenen Volkes, 
in den archäologischen Auffindungen aus Römergräbern des 
Alluvialbodens nächst Wels, dem römischen Ovilaba, die freien 
Wandräume zu beiden Seiten der Fenster schmücken Professors 
Unger 14 ideale landschaftliche Darstellungen der aufeinander 
folgenden Bildungs - Epochen der Erde, so wie Haidinger’s 
grosse geognostische Uebersichtskarte der österreichischen Mo- 
narchie zur nöthigen Orientirung einen passenden Mittelplatz 
einnimmt. 

Wie nun die geologischen Forschungen nie als ganz 
beendet zu betrachten, so können auch dergleichen Samm- 
lungen nicht als geschlossen angesehen werden, immer wird 
der Fleiss des Forschers neues hinzufügen und die Resultate 


99 


einer fortwährenden wissenschaftlichen Thätigkeit sollen die 
Sammlungen stets bereichern. 

Eine besonders reichhaltige Vermehrung erhielt eben diese 
Abtheilung neuerdings durch den, bewerkstelligten Ankauf einer 
Sammlung von Petrefakten aus dem Besitze des Herrn Berg- 
meisterss Ramsauer, welche aus den so versteinerungsreichen 
Lokalitäten von Hallstatt, die daselbst aufgefundenen Weich- 
thiere, dabei vorzüglich Ammoniten , Nautili und Orthoceratiten 
in. Pracht-Exemplaren: enthält, und mit einer Anzahl von 1815 
Stücken, die bereits schon bei 8000 Nummern umfassende 
Sammlung wieder vergrössert, welche somit eine ebenso 
ansehnliche als wichtige Abtheilung des vaterländischen Mu- 
seums. bildet. 

Was der wissenschaftliche Reisende auf weiter und oft 
beschwerlichen Wanderungen zu seiner Anschauung und Stu- 
dium zu bringen sucht, was dem Einheimischen so sehr von 
Interesse sein muss, die nähere Kenntniss des vaterländischen 
Bodens, findet sich nun in diesen Räumen geordnet zur Schau 
gestellt, in den vorkommenden Gebirgsarten, Mineralien und 
Petrefakten, von Salzburgs südlicher Grenze bis zur nördlichen 
Oberösterreichs, zum Zwecke der Belehrung für Jedermann, 

Die Verbreitung und Gemeinnützigmachung der Wissen- 
schaft in Vorträgen, Sammlungen und Schriften, sind ja die 
Hauptmittel, durch welche die Anstalt gewiss sehr einflussreich 
auf die Wohlfahrt des Landes sowie die Bildung der Bevölke- 
rung zu wirken ım Stande ist, und alles gleich der Mutter 
Erde einen steten Entwicklungsgang verfolgend, erscheint sol- 
cher für das Museum, treu seiner Aufgabe, nur allein in Er- 
werbung und Aufstellung entsprechender Sammlungen, Förde- 
rung und Bearbeitung der Landeskunde, so wie in Würdigung 
und Pflege der Wissenschaft vorgezeichnet. 

In diesem Plane nimmt demnach die Darstellung der 
physikalischen Geographie oder der Geognosie eine der ersten 
Stellen ein. Sie zeigt gleichsam das Skelett des Landes, nach 


100 


dessen verschiedenen Verhältnissen sich so vieles andere wieder 
begründet; denn nach den Einzelheiten seiner Bauart richten 
sich zum grossen Theile die Pflanzen, welche die Oberfläche 
schmückeu, — die Thiere, welche sie beleben und die Men- 
schen, welche sie bewohnen, mit ihren Eigenthümlichkeiten 
in der Beschäftigung , Gewohnheiten, Trachten und ihrer 
Geschichte. 

Welch ein Feld wissenschaftlieher Thätigkeit für das 
Museum, dessen Fleisses Früchte die Wissbegierde eifrig nur 
benützen soll! 


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Bermehrung ver Sammlungen . » > 2 2 2 nn 0. xl 
Beränderungen im Stande der Mitglieder . » .» . . . XXVU 


Gaisberger, of. Zur Gefdichte milder Stiftungen im 
Sande ob ac BEN ii a 1 


Hrdina, Ernft. Contouren zu einer Monographie bes 


> BEoniieg, N a A 61 


Ehrlih, Karl. Die geognoftifhe Abtheilung des Mufeums 


und Aufftellung der betreffenden vaterlänbifchen 
SS UTEÜINEE EIN Sa ei ans 2:6, 18 85 


Drud von 3. Wimmer, 


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 Franeisco-Carolinum. 
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träge zur Tandeskunde 


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} |  Defterreich ob der Enns. 


 Bwanzigfter Bericht 


iiber das 


Francisco - Carolinum. 


Nebft der 
fünfzehnten Lieferung 


der 


Beiträge zur Sandeskunde 


von 


Defterreid ob der Enns, 


Linz , 1860. 
Drucd von Iofef Wimmer. 


Dwanzigfter Jahres - Dericht. 


— ii — 


Inden der Verwaltungsrath de8 Museums Franeisco- Carolinum 
den Mitgliedern diefes willenichaftlichen Vereines die Beftrebungen und 
Erfolge deffelben während des Jahres 1859 zur Kenntnif bringt, 
fann er mit Befriedigung berichten, daß auch im diefem verhängniß- 
vollen Sahre, ungeachtet der durch die politifchen Greigniffe berbei- 
geführten unginftigen Verhältniffe die Lebensthätigfeit bei diefer An- 
ftalt und die Simpathien für diefelbe nicht erlofchen und auch in diejer 
Epoche die Schäge vaterländifcher Wiffenfhaft und Kunft. wieder be 
deutend vermehrt worden find. 

Im Laufe ded Jahres 1859 ift der Drudf des II. Bandes 
des oberöfterreichifchen Urfundenbuches in Angriff genommen und an 
der Vollendung diefes wichtigen vaterländiichen Quellenwerfes mit 
Eifer gearbeitet worden. 

Durd die hiefür von Seite des vereinigten Landes-Gollegiums 
bewilligten Beiträge, jo wie dadurdh, daß Se. Majeftät Kaifer Fer: 
dinand die Hälfte der Drudkoften für Diefes Werk auf Allerhöchft 
Ihre Privatfaffe zu übernehmen gerubt haben, wird c& dem Vereine 
möglih, die mit der Herausgabe desfelben verbundenen bedeutenden 
Auslagen zu beftreiten. 

Da der autbentifhe und forgfältig vedigirte Inhalt des ober- 
öfterreichiihen Diplomatard nicht blos für unfer eigenes Vaterland , 
fondern auch für das deutfche Geihichtsftudium im Allgemeinen vom 

a” 


IV 


entfchiedenen Werthe ift, jo wäre nur zu mwünfchen, daß diefes Werk 
im Sn und Auslonde, insbefondere in allen deutichen Ländern eine 
größere Verbreitung fünde. 


Die für die Landeögefchichte jo wichtige Sammlung von Ur: 
unden, weldhe das Mrkundenbuch jo leicht zugänglich macht, ift in 
diefem Sahre wieder bedeutend vermehrt worden. An Abichriften aus 
Driginal-Arfunden, collationirt und ihrem richtigen Inhalte nach con: 
ftatirt von dem Hocdmiürdigen Hiftoriographen und Propften des 
Stiftes zu St. Florian Zodot Stülz find der zahlreichen, bereits 
mehrere Taufende Stüdfe umfaffenden Sammlung wieder über 100 
Exemplare zugegangen. 


Die Original: Urfunden hat das Mufeum durch den eben ge 
nannten Hochmwäürdigen Propften des Stiftes St. Florian, und den 
Dffizial der E. f. Staatsbuchhaltung in Linz, Herrn Karl Moshammer, 
erhalten, durch welche zum Theile über die bürgerlichen Verhältniffe in 
der Stadt Linz intereffante Aufklärungen aus den vorhergegangenen 
Sahrhunderten geliefert werden. 


Der ?. E. Volt: Direktor in Linz, Herr Morz A, Mitglied 
de3 Mufenl - Vereines, hat dem Mufeum einen Quartband mit ge 
drudten Berichten, Bejchreibungen und Aftenftücken aus der Zeit des 
dreißigjährigen Srieges von den Sahren 1622 bis 1637 zum Ge: 
Ihenfe gemacht. 


Diefes Werk ift deßhalb von befonderem Sntereffe, weil e8 
gleichzeitige Nachrichten über wichtige Greigniffe aus jener Zeitperiode 
enthalt, wie 5. B. über Magdeburgs Fall, Wallenfteind Tod und 
mehren andern, weldhe fihon damald in Druck herausgefommen find. 
In demfelben finden fich 3. B. eben fo glaubwürdige al intereffante 
Apologien ded Tange vielfach verfannten berühmten Feldherrn Grafen 
Zzerclad Tilly, Leichengedichte auf Wallenftein u. a. m. 


Die arhänlogifhen Sammlungen de8 Mufeums find bereits 
febr zablreih und wertbvoll, und befisen einen Schas von Feltifchen 
und römilchen Alterthiimern. 


N 


DOberöfterreih umfaßt in feinen norifhen Grenzen von der 
Donau bis an die Steiermarf und vom hät bi8 an die Enns einen 
Flafjifchen Boden. 

Der PVerwaltungsratb bat daher ein vorzügliches Augenmerk 
auf die Erwerbung folher Alterthümer gerichtet, umd es find auch im 
Sabre 1859 nicht unbedeutende Summen hiefür verwendet worden. 

Grfreulih it 8, daß Freumde der Anftalt ihre Erwerbungen 
diefer Art dem Mufeum widmen. So haben Herr Fafhingbauer und 
Herr Karigl im Linz zwei antife Bronce » Nadeln größerer Art, welche 
an der Straße nad Leonding ausgegraben wurden, und der Tebtere 
auch römifche in dem Bereiche der Stadt Linz aufgefundene Erzmünzen 
dem Mufeum geichenkt. 

Auch mittelalterliche Funde find in dem Sahre 1859 zu Tage 
gefördert und für das Mufeum erworben worden. Zu Perg im vor: 
maligen unteren Müplkreife ift man bei der Anlage eines Kellers auf 
eine brumnenartige Vertiefung gefommen, in welcher fchichtenmweife an- 
tife irdene Gefäße von befonderer Form und andere Geräth » Gegen: 
ftände eingejest waren. 

63 find zwar leider durch die Arbeiter viele bieer Gegenftande 
jeher befhädigt worden, was jedodh an Trümmern noch der Aufde- 
wahrung wertb erichien, ift dem Mufeum eingefendet worden, wobei 
fi) der Notar Pollat zu Perg, der F. f. Ingenienr-Affiftent Roidtner 
zu Grein, und der Tabafverleger Haas zu Perg durch ihre Bemit- 
hungen um dad Mufeum verdient gemacht haben. 

Für die numidmatifhen Sammlungen und zwar fowohl für die 
antife ald moderne Abtheilung find etliche hundert Stüde Münzen 
und Medaillen durch Ankauf erworben worden. 

Die auch im Jahre 1859 fortgejekte Mittheilung des Jahr: 
buches der ?. f. Gentral-Kommiffion zur Erhaltung der Baudenfmale, 
und die Widmung von Kuglerd Handbuch der Kunftgefchichte durch 
den Mandatar des Mufeums für Böhmen, den Mufterlehrer Franz 
Luftig in Budweis, weldhe für die Sammlungen von alterthümlichen 
Kunftwerfen von vielem Interefle find, verdienen befonders erwähnt 
zu werden. 


VI 


Mas die naturwiffenfchaftlichen Gegenftände betrifft, fo wurden 
in allen drei Reichen der Natur theils durch Kauf, theild durd Ge 
jchenfe zahlreiche Grwerbungen gemacht. 


Se. Ercellenz der Herr Statthalter Eduard Freiherr von Bad) 
bat die zoologishe Sammlung mit einem jchönen Gremplave eines 
Fluß» Adlerd bedacht; von dem Grafen Ludwig Thürheim, welcher 
einen großen Theil de3 nördlichen Afrifas beveifte, und viele Natur- 
fchäte mitgebracht hat, erhielt dad Mufeum 6 Gremplare Vögel der 
heißen Zone, worunter ein Flamingo und ein Nashorn » Vogel, und 
Schmetterlinge aus Abiffinien. 


Durch Herrn Pregel ift die ornithologiiche Sammlung mit 45 
Vogelbälgen von verjchiedenen Gefchlechtern und Arten bereichert 
worden, 


Das entomologishe Zac) hat einen der Erwähnung werthen 
Zumacdhd aus der Gruppe der Lauf-, Schwimm= und Blattfäfer durch 
dn3 Gefchent- eines Vereins» Mitgliedes, des E. f. Kafla- Direktors 
Schmid in Linz erhalten. 


Die botanischen Sammlungen find von dem Herrn Med. Dr. _ 


Zohan Duftichmid, welcher fi) derfelben im beftändiger Obficht in 
Hinficht der Anordnung und Erhaltung unterzieht, durch Hinzufügung 
von abgängigen Spezies aus feinem eigenen Herbartum vermehrt 
worden. 


Der geologischen Abtheilung wurde von dem Neferenten diefes 
Faches, Profefor Engel, und dem Guftos Ehrlich alle Sorgfalt zu: 
gewendet und ed find aus der vom verein. Landes -Gollegium be: 
willigten Dotation von 525 Fl. öft. Währ. auch im Sabre 1859 
erhebliche neue Grwerbungen gemacht worden, welche in den untern 
Räumen des Mufenlgebiudes aufgeftellt wurden. 


Da e8 Schon ange ald ein dringendes Dedirfniß erfannt worden 
ift, Daß eine genaue geologiihe Karte von Oberöfterreich entworfen 
werde, fo find die nöthigen Ginleitungen getroffen worden, um eine 


VI 


foldhe Karte fo bald als möglich zu Stande zu bringen. Der nächte 
Sahres-Bericht wird eine umftändliche Darftellung hierüber enthalten. 


Bon wiflenfchafrlihen Werfen in diefem Fade find insbejondere 
die mitgetheilten Zahrbücher der F. F. geologifchen Reichsanftalt und 
eine intereffante Brochlire des Direktors -derfelben,, des F. ?. Hofrathes 
Herrn Wilhelm von Haidinger, am Schlufe des erjten Jahrzehents 
des Beftandes diefer Anftalt über die Wirffamfeit derfelben veröffent- 
lichten Anfprache zu erwähnen. 


Die Mineralien-Sammlung erhielt durch den Ankauf intereffanter 
Objefte von dem Mineralienhändler Gebhart zu Innsbrud einigen 
Zumade. 


Durch dem regen Verkehr, weldhen die Mufenl: Anftalt mit 
vielen wiflenfchaftlichen Anftalten, Gelehrten und Gefellihaften des 
Sn» umd Auslandes unterhält, hat die Mufenl : Bibliothek intereffante 
und jhäßbare Erzeugniffe der neueren miflenichaftlichen Literatur er- 
halten. 


Hiezu gehören die werthuollen Schenkungen des f. F. Regierungs- 
rathes und Direktors des f. F. Münze und Antifen- Kabinetes Herrn 
3. &. Arneth, des Freiheren von Helfert, ded Herrn Dr. Brenner Nitter 
von Feldadh, die Mittheilungen der Adminiftration der Statiftif des 
mäbrifch = jchlefifchen Ausfchuffes und der Faif. Akademie der Wiffen- 
Ihaften zu Wien md in München umd vieler anderer gelehrten Ge- 
jellfhnften des In» und Auslandes, wie fie im der beifolgenden 
Zufammenftellung der Erwerbungen fpeziell verzeichnet ericheinen. 


Sr. faiferl. Hoheit, der Durcdlauchtigfte Proteftor unjeres 
Vereines, Erzherzog Franz Karl, hat auch im diefem Jahre dem 
Mufenm wieder eine Unterftüsung von 105 fl. zufommen lafen. 


Was den Stand der Mitglieder betrifft, fo haben in diefem 
Vereinsjahre nur 4 zum Theile durch MWeberfiedlung in andere 
Provinzen veranlaßte Anstritte, dagegen 20 neue Beitritte ftatt- 
gefunden. 


vn 


Im DVermögensftande der Anftalt hat fih das Stammkapital 
11 BR ; R E ; : . 13600 fl. — Er. 
unvermitidert erhalten. 

Die Einnahmen entziffern fi) in diefem 


Sahre mit . ; f x ß Byte 91.5; 2 
die Ausgaben mit . } k h . 3347 fl. 63 Er. 
folglich ergibt fich ein Kafla- Reit pr. h RE \ | 11 9 


Beitrags Rüdfftände verbleiben mit Ende 1859 . 6195 fl. 45 fr. 
Rinz, den 30. Dezember 1860. 


Dom Derwaltungs - Ausfchufle 


des Museums Franeisco - Carolinum. 


I. 
Vermehrung der Sommlungen 


des 


Museum Franeiseco - Carolinum 


n 
— 


im Sahre 1859. 
A. Bibliothek. 


I. Drudwerfe. 


Mlittheilungen von Akademien, Gefellfhaften, Vereinen, 
Anftalten and Behörden. 


Nacdı dem Einlaufe, 


» Sandwirtbichaftliche Zeitfehrift von und für Oberöfterreih. Heraus: 


gegeben von der oberöft. E. &. Landwirthichafts-Gefellichaft. 2. Jahrg. 
tin; 1858. (Die Gefellichaft.) 

Mittheilungen aus dem Gebiete der Statiftif. Herausgegeben von 
der Direktion der abminiftrativen Statiftif im f. E. Handels» 
minifterium. 6. Sahrgang 4. Heft. Wien 1857. 7. Jahrgang 2. 
3. Heft. Wien 1858. (Die £. £ Direktion.) = 
Nechenfhaftsbericht des vereinigten Landes- Kollegiums als- Vereins- 
Diveltion der wechjeljeitigen Yenerfchaden- Berfiherungs - Anftalt im 
Erzberzogthume Defterreih ob der Ens fiir das Affefuranz- Jahr 
1858 und 1859. (Das vereinigte Landes » Kollegium.) 

Sahrbuch der f. £. Central-Kommiffion zur Erforfhung und Erhal- 
tung der Baudenkmale. IN. Band. Nedigirt von Dr. Guftav Heider. 
Wien 1859. (Das löbl. Präfidium.) 

Handelingen der Jaalijksche allgemeene Vergadering van de Maat- 
schappij der Niederlandsche Letterkunde te Leiden. (Die Gejelliaft.) 


Situngsberichte der fail. Afademie der Wiffenfhaften in Wien. Der 
phil, bift. Elalfe Band XXVI. Heft 2. 3. Band XXVM. Heft 1. 


10. 


11. 


12. 


13. 


14. 


15. 


X 


2. 3. Band XXIX. Heft 1. 2. Band XXX. Heft 1. 2. 3. Band 
XXXI Jahrg. 1858. Dftober Sahrg. 1859. Heft 1. — Situngs- 
Berichte der math. naturw. Elaffe Band XXVI. Heft 2. Band XXIX. 
Nr. 11—12. Band XXX. Nr, 13—17. Band XXXIL Nr. 18—20. 
Band XXX. Nr. 21—23. Band XXX. Nr. 24—29. Bd. XXXIV. 
Nr. 1—6. Band XXXV. Nr. 7—12. Band XXXVI. Nr. 13. — 
Anleitungen zu den magnetischen Beobachtungen von Karl Kreil. 2. 
vermehrte Auflage. — Dentfhriften der math. naturwiffenihaftlichen 
Kaffee Band XV.—XVI. — Denffhriften der phil. Bifter. Klaffe 
Band IX. — Arhiv für Kunde öfterr. Gefhichtsquellen. Band XIX. 
Heft 2. Band XX. Heft 1. 2. Band XXI. Heft 1. 2. Band XXIL 
Heft 1. Wien 1858. — Fontes rerum austriacarum. 2, Abthei- 
lung. Band XVII. — Notizenblatt für das Sahr 1858. — Sahr- 
bücher der £. £. Central-Anftalt für Metereologie und Erdimagnetis- 
mus. Band VI. (Die fail. Afademie. ) 


. GCorrefpoudenzblatt des zoologifh-mineralogifchen Vereines in Negens- 


burg. 12. Jahrgang. Regensburg 1858. (Der Berein. ) 


. Mittheilungen der £. f. Central Kommiffion zur Erforfhung und 


Erhaltung der Baudenfmale, herausgegeben unter der Leitung des 
fe. £& Sections = Chefs und Präfes Karl Freiherrn von Czoernig, 
Redakteur Karl Weiß. 4 Jahrgang. Wien 1859. (Das Präfibium.) 


. Annuario dell Associazione agraria friulana. Anno 1.2. Udine 1857 


1858. -— Relazione informativa sui progelti intesi a derivare dal 
Fiume ledra acque irrique e potabili a benifizio dı un Vasto terri- 
torio inacquoso nella del friuli esposta dall ingegnere Gustavo Buc- 
chia — Bolletino dell’ Assoziazione Agraria friulana Anno IV. Nr. 
1.2. 3. (Die Landwirthichafts- Gejellichaft zu Upine. ) 

P. Hermann Bär, vormals des Klofters Eberbach Priefter. Diplo- 
matiiche Gejhichte der Abtei Eberbach im Nheingau. Band I. Heft 
2 Schluß. Im Auftrage des Bereines für Naffanifche Altertfums- 
funde und Gefhichtsforfchung bearbeitet-und herausgegeben von Dr. R. 
Rofjel, Wiesbaden 1838. Mit einem Titelfupfer und 1 lith. Tafel. 
(Der Berein.) 


Theologifch-praktifhe Quartalfchrift. Nedigivt und herausgegeben von 
Friedrih Baumgartner, Jahrgang 11. u. 12. Yin; 1858 —59, 
Alz eingegangene Pflicht - Exemplare. (Die h. £, f. Statthalterei.) 
Zweiter Jahresbericht des naturhiftorifchen Bereins zu PBalfau für das 
Sabr 1856. (Der Verein.) 


Mittheilungen der E £. m. Jchl. Gejellihaft zur Beförderung des Aders 
baues, der Natur» und Landeskunde zu Brünn. Nedigirt von Hetn- 
ih &, Weeber. Breinn 1858. (Die Gefellfchaft.) 

Zeitfehrift des DVereins für hamburgifche Gejhichte. 4. Band. Neue 
Bolge. 1. Band Hamburg 1858. (Der Berein.) 

Sahresberiht des vaterländifhen Mufenms Carolino - Augusteum der 
Landeshauptftadt Salzburg für Das Jahr 1858. Sahburg 1858, 
(Die Direktion.) 


16. 


17. 


18, 


19. 


20. 


21. 


23. 


24. 


25. 


26. 


27. 


xl 


Auszug aus den Protofollen über die Beratung der Handels- und 
Gewerbefammer Oberöfterreichs, betreffend die Nefultate der Enquete 
des ftatiftifhen und Inbuftrie- Comites. — Auszug aus dem ftati- 
ftifchen Berichte der Handels- und Gewerbefammer Oberöfterreichs 
für des Jahr 1858. Linz 1859. (Die oberöfterr, Handels- und 
Gewerbefammer.) 


Lotos. Zeitfchrift fir Naturwiffenfchaften. Herausgegeben vom na= 
turhiftorifchen Vereine Lotos zu Prag. Iahrgang VII. April — De- 
zember 1858. Jahrgang IX. Sanuar — September 1859. (Der 
Berein ) 

Sahrbücher und Jahresbericht des Vereines für Meflenburgifhe Ge- 
fhihte und Alterthumsfunde. Herausgegeben vom ©. €. $. ch 
und W. ©. Beyer, Secretären des Vereines. 23. Jahrgang. Schwe- 
rin 1858. — QDuartalberichte XXIT. 2. 3. XXIV. 1. (Der Berein.) 


Archiv für Frankfurts Gefhichte und Kunft. Mit Abbildungen. 8, 
Heft. Frankfurt a, MD. 1858. — Mittheilungen an die Mitglieder 
des Bereins für Gefhichte und Altertfumsfunde in Frankfurt. Nr. 2 
1858. — Dorf und Schloß NRödelhein. Beiträge zur Gefchichte der- 
jelben von Dr. 3. %. Euler, Mit einer Abbildung des Schloffes 
und einer Siegeltafel. Frankfurt a. M. 1859. (Der DBerein.) 


Nehnungs=-Abjhluß der allgemeinen Sparkaffe und Feihanftalt in 
Linz von Sabre 1858. (Die Direktion.) 


Zeitjchrift des Ferdinandeums für Tyrol und Vorarlberg. Herausges 
geben vom Berwaltungs - Ausfhuffe desjelben. 3. Folge 8. Heft. 
Sunsbrud 1859. (Die Anftalt.) 

Magnetifche und meteorofogifhe Beobachtungen zu Prag. 19. Sahr- 
gang. Auf öffentliche Koften herausgegeben von Dr. 3. ©. Böhm 
und Franz Karlinsky. Prag 1859. (Die Direktion ) 


Archiv des hijtorischen Bereines von Unterfranken und Afchaffenburg. 
14. Band. 3. Heft. Würzburg 1858. (Der Berein.) 

35. Sahresbericht ver fchlefifchen Gefellfhaft für vaterländifhe Kultur 
zu Breslau. Enthaltend Arbeiten und Veränderungen der Gefellichaft 
im Sabre 1857. Breslau, (Die Gefelljchaft.) 


Die Landtafel des Markgrafthpums Mähren. Lieferung XI. — XIV. 
Bud IX. — XI. Der Brinner Codex. Mit 3 Wappen - Beilagen. 
Brünn 1859. (Das ftändishe Comite dev Herausgabe.) 


Fünfter Jahresbericht des germanischen Nationalmufenms zu Nicn- 
berg vom 1. Jänner bis 31. Dezember 1858. Nürnberg 1859. — 
Anzeiger für Kunde der beutfchen Borzeit. Neue Folge. 6. Jahr» 
gang 1859. Drgan des gern. Mufenms zu Nürnberg. (Die Bor- 
ftehung des Mufeums.) 

Siebenter Bericht der oberheffifchen Gefellfchaft fiir Natur- und Heil 
funde. “ Mit 3 Steindrudtafeln. Gießen 1859. (Die Gefellfchaft.) 


28. 


29. 


30. 


31. 


32. 


33. 


34. 


35. 


36. 


37. 


38. 


XII 


Berhandlungen dev E. E. zo0logifch- botanischen Gefellfhaft in Wien. 
Sahrgang 1858. Band VIN. Band IX. Heft 2, Wien 1858 — 1859. 
(Die Gejellichaft.) 

Novus Codex diplomatieus Brandenburgensis. Dritter Haupitheil oder 
Urkundenfammlung der allgemeinen Landes- und Furfürftlicen Haus- 
Angelegenheiten. Bon Dr. Adolf Friedrih Niedel. (Erfter Haupttheil 
Urkundenfammlung zur Gefchihte der geiftlihen Stiftungen, ber 
abelihen Familien, jo wie der Städte und Burgen der Mark Bran- 
vdensurg.) Band XVI. Berlin 1859. Herausgegeben vom Vereine für 
Brandenburgifche Gefhichte zu Berlin. (Der Verein.) 


Neues Laufizifhes Magazin, Im Auftrage der Oberlaufiziihen Ge- 
fellfehaft der Wiffenfchaften herausgegeben von Guftav Köhler, Gör- 
fit 1859. Band 35. Heft 1 — 4. Band 36. Heft 1—2. (Die 
Gejellihaft. ) 

Programm des E. £. Gymnafiums zu Linz für das Schuljahr 1858/59. 
Linz 1859. (Die Direktion.) 


Achter Jahresbericht der F, f. Oberrealfchule in Linz file das Stu- 
dienjahr 1858/59. finz 1859. (Die Direktion.) 

Programm des FE. f, Gymnafiıms zu Kremsmünfter für das Schul- 
jahr 1859. Linz 1859. (Die Direktion.) 


Monumenta saecularia. Herausgegeben von der Fünigl. bairiih. Afa- 
demie der Wiffenfhaften zur Feier ihres Hundertjährigen Beftehens. 
Am 28. März 1859. Theodosiı Meliteni chronographia. Ex codice 
graeco regiae Bibliothecae monocensis edidit et reformavit Theophilus 
Lucas Friederieus. Monachi 1859. — Rede bei der hundertjährigen 
Stiftungsfeier der E. Afademie der Wiffenfhaften am 28. März 
1859. Gehalten von G. 8%. ven Maurer. Münden 1859. — Rede 
zur Vorfeier des Geburtsfeftes Sr. Majeftät des Königs Marimilian 
I., gehalten von Geh. Rath Fr. von Thierfh, d. 3. BVorftande. 
Minden 1859. Almanad) der f. 6. Afademie fiir das Jahr 1359. 
(Die Afademie.) 


Archiv für Heffifhe Gefhichte und Altertfumsfunde. „Herausgegeben 
aus den Schriften des Hiftorifchen Vereines für das Großherzogthum 
Heffen, von Ludwig Baur, Archivsdireftor. Band 9. Heft 1. Mit 
2 Stammtafeln. Darmftadt 1859. (Der Berein.) 


Achter Sahresbericht über die Wirkfamfeit des Werner-Vereins zur 
geologischen Durhforfhung von Mähren und Schlefien im BVeveing- 
jahre 1858. Brünn 1859, (Der Verein.) 


Mitteilungen des Hiftorifhen Vereins für Krain. Nebigirt von E. 
Nibitfeh. Sahrgang 13. Laibad) 1838. (Der Verein.) 
Mittheilungen aus dent Gebiete Hiftorifch -antiquarifcher Forfhungen. 
Herausgegeben von dem thitringifch-fächfifchen Vereine für Erforihung 
des vaterländifchen Altertfpums und Erhaltung feiner Baudenkmale. 
Band 8. Heft 3. 4. Band 9. Heft 1. Halle und Norohaufen 1850 
und 1857. (Der Verein.) 


39. 


40, 


41. 


42. 


43, 


XI 


Zweiter Jahresbericht des Landes: Mufeums im Herzogthume Krai. 
Laiba 1839. — SZahresheft 1L— 2 de8 DVereines des Erainerifchen 
Landes-Mufeums. ANedigirt von Karl Defchmann. Laibadı 1856 und 
1858. (Das Mufeunt.) 


44ter Jahresbericht der naturforfhenden Gejelihaft in Emden, Bon 
Dr. 9. Metger. Emden 1858. (Die Gejellichaft.) 


Arkiv zu Pocjestnica Jugoslavensku Knjiga V. Uredio Juan Kukuljevie 
Sakeinskji u Zagubu 1859. (Die gejhichts- und altertbunsfor- 
Ihende Gejellihaft zu Agram.) 


Gejchichte der Heil und Humanitäts = Anftalten in Mähren und 
öfterr. Schlefien. Bon Chriftian D’Elvert, als 9. Band der Schriften 
des hift. ftatift. Section der E. Em. fh. Gefellfchaft zur Beförderung 
des Aderbaues, der Natur und Landeskunde Brünn 1859. — 
Schriften der hiftorifch-ftatiftifchen Section der E. E. m. fol, Gefell- 
Ihaft des Aderbanes, der Natur» und Landeskunde. Nedigirt von 
Ehrift. D’Elvert. Band XI. Briium 1859. — Monumenta rerum 
Bohemico-Moravicarum et Silesiarum Sectio I. Bon Karl Demuth. 
Brünn 1848. (Die Direktion der hift. ftatift. Section in Briinn.) 
Mittheilungen des biftorifhen Bereins fir Steiermark. 8. Heft. 
Grat 1858. — Die freiwilligen Schüten - Bataillone und ihre 
Leiftungen in den Jahren 1848 und 1849. Herausgegeben von dem 
Ausihuffe des Hiflorifcyen Vereines für Steyermarf. Grat 1857. — 
Bericht über die IX. allgem. Verfammlung des hiftor. Vereines für 
Steyermarf am 24. April 1858. Grat 1859. (Der Berein.) 


» Beitrag zur Kenntniß der Eimatifhen Berhältniffe Preßburgs. Bon 


Prof. D. ©. U. Kornhuber. Preßburg 1858. (Der naturhiftorifche 
Berein zu Preßburg. ) 


. Berichte und Mittheilungen des Alterthums-Vereines in Wien. Band 


II. Abtheil. I. Wien 13539. (Der DVerein.) 
Abhandlungen der naturforfchenden Gejellihaft zu Görlis. 9. Band. 
Auf Koften der Gefellihaft. Görlig 1859. (Die Gefellfaft.) 


. Annual Report of the Board of regents of the Smithsonian Institution 


tlowing the Operations, Expeditures and Condition of the Institution 
for the Year 1857. Washington 1858. (Das Inftitut zu Washington.) 


Jahrbuch der FE £ geofogifchen Neichsanftalt. Jahrgang IX. und X. 
Nr. 1. Wien 1858—59. Abhandlungen der £. £. geologischen Neichs- 
Anftalt. Band I. I. 11. Wien. — Ueberficht der Nefultate minera= 
logijcher Forihungen in den Jahren 1844— 52. 3 Hefte. Von 
Dr. Guftav Ad. Kenngott. Wien. — Katalog der Bibliothek des 
f. £. Hof= Mineralien » Kabinetes in Wien. Bon Paul Partich. 
Herausgegeben von der FE, E. geolog. Neihsanftalt. Wien. 1851. — 
Anjprade, gebalten am Schluße des erften Decenniums der E. f. 
geol. Keichsanftalt in Wien am 22. November 1859. Von Wild. 
Haldinger, Direktor derfelben. (Die Direktion der . FE, geolog. 
Reichsanftalt. ) 


49. 


50. 


51. 


52. 


53. 


XIV 


Mittheilungen der E. £. geographiichen Gejellfchaft in Wien. Jahrg. 
U. und Sahrg. II. Heft 2. Wien 1858 und 1859. (Die Gefell- 
Ihaft.) 

Dherbairifches Archiv file vaterländiiche Gejchichte, herausgegeben von 
dem biftor. Vereine von und für DOberbaiern. Band 18. Heft 3. 
Band 19. Band 20. Heit 1. Band 21. Heft 1. Münden 1857 — 
1858. — Zwanzigfter Sahresberiht des Hiftor. Vereines für das 
Sahr 1857. Münden 1858. — Ueberfichtstafel zuc Begründung 
einer Gejchichte dev riftlichen Kunft. Bei Gelegenheit der 700jäh- 
rigen Subelfeier der Stadt Minden den Mitgliedeun des hiftor. 
Bereineg vom uud für Dberbaiern gewidmet von N. v. Nettberg. 
3 Tafeln. (Der Berein. ) 

Berhandlungen des Vereines für Naturkunde zu Preßbnrg, vedigirt 
von dem Bereins- Sefretär Dr. ©. N. Kornhuber. 3. Iahrgang. 
Preßburg 1859. 

Zeitihrift des DVereines zur Erforfhung dev rheinischen Gefchichte und 
Alterthüner in Mainz. Band 2. Heft 1. 2. Mainz 1859. (Der 
Derein, ) ; 

Der Kurort St. Wolfgang in der Fufdh. Bon Sojef Göttersdorfer, 
Linz 1858. — Ddeygeihmiß fünmtlicger Orts: und Kataftral = Ge- 
meinden des Kronlandes DOberöfterreih. Bon Karl Hoffelmer. Linz 
1858. Als eingegangene Pflichtereuiplare, (Die E. E Polizei- Di- 
veftion in Linz. ) 


b) Widmungen von Gönnern and Frennden der Anftalt. 


Bellona. MilitärKalendarifhes Sahrburh für 1859. Herausgegeben 
von A. E. Schweigerd. 3. Jahrg. Troppau 1859. (Herr Herans- 
geber. ) 

Aufteia. Defterreihifcher Univerfal-KRalender für das gemeine Sahr 
1859. Bearbeitet und mit Beiträgen aftron. math. Inhalts von 
Dr. Karl Hornftein. 20. Sahrgang. Wien 1859. (Herr DQ. Has- 
Yinger, Buchhändler in Linz.) 

Das Debsthaler Eisgebiet. DBon Karl Sonklar von Sunftädten. — 
Der neuerliche Ausbruch des Suldvergletfchers in Tirol. Don Karl 
von Sonllar. Mit 1 Karte. — Ueber den Zufammenhang der 
Sletfherfhwanlungen mit den metereologifhen Berhältniffen von 
Karl von Sonflar. — Die Gebirgsgruppe des Hohjhwab im ber 
Steiermark von Karl von Sonklar. Wien 1859 mit 2 Tafeln. — 
Ein Condenfations- Hygrometer von Karl von Sonflar. (Herr 
Berfaffer E. f. Major und Profeffor zu Wiener Neuftadt. ) 

Militäv- Zeitung. 12. SIahrgang 1859. Herr Rebakten Dr. 3. 
Hirtenfeld in Wien.) 

Kugler’s Handbuh der Kunftgefchichte. 3. Auflage. Lieferung 6. 9. 
Schluß. Stuttgart 1858. (Herr Fr. Luflig, Schuldireftor in 
Budweis. ) 


10 


XV 


. Repertorio italiano per Storia naturale, eura J. Josephi Bianconi. Bo- 


noniae. Anno 1855 — 54.— The Rocks of Kansas by G. C. Swallow 
and F. Haws with descriptions of news permian fossils by G. C. 
Swallow. St. Louis 1852. — Bemerlungen über einige Arten ber 
Gattung Centauria aus Ungar und Siebenbürgen von Biktor von 
Sanfe. — La gome de meleze. Pirus larix. — Die Anwendung 
des Glauberfalzes in der Glasmacherkunft zuerft in Nufland einge: 
führt. Mitgetheilt von Dr, Paul Einbrodt. Moskau 1859. (Herr 
Adolf Senoner in Wien.) 


. Libuffe. Sahrbud für 1859. Herausgegeben von Paul Alois Klar. 


18. Jahrgang. Prag — Statut der Bodenverbefferungs - Affociation 
für das Kronland Böhmen, nebft Einleitung und Motivirung ver 
einzelnen Paragraphen. Bon Fr. Grafen Bros von Walded. Prag 
1859. (Herr P. A. Klar, E. £. Kreisrath in Prag.) 


» Sülvefter- Spenden eines Kreifes von Freunden vaterländifher Ge- 


Ihichtsforfhung Wien 1858. (Herr Ioh. Freiherr von Helfert, 
Unterftaats » Sefretär im h. £. E. Unterrichts-Minifterium zu Wien.) 


. Hugonis Grotii de jure belli et paeis Libri tres Amsterdami 1715. 


11. 


12 


. 


13. 


14. 


(Herr Math. Kirchberger, Beamter in Linz.) 


Auszug aus dem Exercier-Reglement für die f. £, Linien-Infanterie. 
Wien 1846. Band 1. 2. (Herr Grienberger, E. f. Lottobeamter 
in tinz.) 


Kriegs-Erercitien-Manual. In dem Musqueten- und der Picquen. 
Nah Chur = Bayrijcher Kriegsart und Manier. Gedrudt zu Mins- 
Ken 1674. (Herr Filher von Rojenberg, E. £. jub. Beamter und 
Mujeums-Mandatar zu Linz.) 

Berhandlungen der Faif. Leopoldinifch - Karolinifhen Afademie der 
Naturforiher. Band 26. Abth. 2. Breslau und Bonn 1858. (Herr 
Med. Dr. Nitter von Brenner = Felfah, Tail. Rath, Salinen- und 
Badearzt zu Ifchl.) 


Die Privilegien dev £. f. Yandesfürftl. Stadt Fürfterfeld mit einer 
bift. topogr. Skizze derfelben. Zum Beten des Kranfenhaufes da- 
felöft herausgegeben. Graz 1857. — Anfihten aus der Steiermark 
mit vorzüglider Beachtung der Alterthimer und Denkwürdigkeiten. 
Heft 1—4. — Zeitihrift Tagespoft Nr. 75 und 107. (Her 3. 
E. Hofrichter, Nedakteur der Tagespoft zu Graz, Divektionsmitglied 
des ftat. ft. hift. Vereines.) 


Nouveau Dietionaire allemand - francais et francais-allemand a I’ usage‘ 
des deux nations Vienne, Pragae .et Brüne 1791. Tom. I. II. — 
Derjuh in Handlungsbriefen und größeren faufmänniihen Aufjäten 
nad den Gellertjhen Regeln. Nebt einer Abhandlung von dem 
guten Gejhmade in Handlungsbriefen. Bon Joh, Karl Mai. 7. 
Auflage, Libet 1773. (Herr Ludwig Gaftl, £. E Stabswact- 
meifter in Wels. ) 


16. 


17% 


18. 


19. 


XVI 


Keden gehalten vor und nad) der Preis-Bertheilung im der Stadt- 
pfarr-Mufterichle zu Linz am Ende des Schuljahres 1859. Bon 
Sojef Kerihbaum, Mufterlehrer. (Herr Berfafjer. ) 

Phönologifhe Beobahtungen zu Linz — Freinberg in den Winter- 
monaten 1858, dann Februar und März; 1859. Bon Zoh. N. 
Hinteröcder , Priefter S. J. und Prof. im bifchöfl, Kıaben-Seminär 
am Freinberge. 

Blätter aus Salzburg für Erziehung und Unterricht. Herausgegeben 
von einem Dereine von Sugendfreunden. Nedigirt von Heinric) 
Neitenbet. Sahrg. 1—5. Jahrg. 6. Heft 1. 2. Sahburg 1854 
—1859, (Herr Redakteur E. E. Nealfchullehrer zu Salzburg.) 


Das fail. fin. Minz- und Nutifen-Kabinet. Beichrieben von Sofef 
Urneth. 2. vermehrte Auflage. Wien 1854. (Herr Berfaffer E. E 
eg. Rath und Direktor des £. E. Kabinets. ) 

Aıntliher Bericht über die 32. Berfammlung deutiher Naturforfcher 
und Aerzte zu Wien im September 1856. Herausgegeben von den 
Shriftfüihreri derfelden Hyrtl und Schrötter. In 33 Taf. Wien 
1858. (Herr Med. Dr. A. Knörlein, faif. Nath und Primararzt 
zu 8inz.) 


. Album. Bibliothek Ddeutfher Driginal -Nomane. Jahrgang XIV. 


Prag 1859. (Herr Kober, Buchhändler in Prag.) 

Sammlung gedrudter Zeitungs- und anderer Berichte, Bejhreibun- 
gen, Aftenftüden aus der Zeit des ZOjährigen Krieges. (Herr 
Moriz A, E. £. Voftbivektor in Pinz.') 

Ertekeze’s Amerika felfödöztete seröl a Tizedek Szazadban (Franz 
Kubiny’s Abhandlung iiber Amerifas Entvedung im X. Jahrhundert.) 
Beft 1842. — A Magyar nemzeti Museum ban letezö Nemzeti Kepe- 
savnok ünnepelyjes Megnyätasa 1851. Sentember 8. (Solenne Exöff- 
nung der im ungar. National-Mufeum aufgeftelten National-Bilder- 
gallerie von Matray.) Peft 1851. — A Nemzeti hepesarnokot alakitö 
egyesüles Evkönyve 1848—51. I—VIl dik ev Szerkese Matray Gäbor 
eggesületi titoknok. (Jahrbuch) der ung. National-Bildergallerie- Ger 
fellfcHaft.) Pet 1851. — Diarium bellicum brunense das ift eigent- 
liche und wahrhafte Nelution über die Belagerung der Stadt Brünn 
vom 3. Mai bis 23. Auguft 1645 durch General Dorftenfon und 
der Vertheidigung dur) Obrift de Souches (Manufeript), (Herr 
Dr. &, 4. Zipfer zu Neufohl. ) 


e) Anfıhaffungen. 
a) Für die Mufeal-Bibliothef 
fowohl neun als Fortfegungen, 


Glossarium Diplomaticum zur Erläuterung fchtleriger einer diploma= 
tifehen, Hiftorifhen, Sachlichen, oder Worterflärung bedürftiger Wörter 
und Formeln des gefammten bdeutichen Mittelalters. Bon Dr. Eduard 
Brinkmaier, Band 2. Heft 6.—8. Hamburg und Gotha 1858. 


XV 


. Bublifation des Titerarifchen Vereins zu Stuttgart, 27.28, 46. 


49. 50. Stuttgart 1858 und 1859. 


Neues Iahrbud für Mineralogie, Geognofie, Geologie und Petre- 
faftenfunde. Herausgegeben von 8. © v. Lesnhard und 9. ©. 
Bronn, Profefjoren ‚der Umiverfität zur Heidelberg. Jahrgang 1859. 
Stuttgart 1859. 


Ueberficht der Nejultate mineralogifher Forfhungen in den Jahren 
1856 — 59. Entworfen von Dr. Adolf Kenegott. Leipzig 1859 
und 1860, 


A Tabellarifcher Leitfaden der Mineralogie zum Gebrauche bei Borle- 


fungen und zum Gelbjtjtubium bearbeitet von Dr. Ad. Kenegott. 
Zitrih 1859. 


Beiträge zur Paliontographie. Herausgegeben von Franz Nitter von 
Hauer. Band I. Heft 2. Wien und Olmüt 1859. 


Korreipondenzblatt des Gefammtvereines der deutjchen Gefchichts- und 
Alterthums » Vereine. Herausgegeben vom Verwaltungs = Ausfchuffe 
in Stuttgart fir das Jahr 1859. 


Denfmäler, Forfhungen und Berichte, als Fortfeßung der ar- 
Häologijhen Zeitung, Herausgegeben von Eduard Gerhard, Ber- 
fin 1858, # 


Aftersheim und feine Befiter, In urkundlich begründeter Darftellung 
von Ferd. Wirmsberger. Wels 1858. 

Archiv für Naturgefhichte. Inu BVBerbindung mit Profeffor Dr. R. 
Lendhart in Gießen, herausgegeben von Dr. %. H. Trofchel. Jahrg. 
24. Heft 3—6. Sahrg. 25. Heft 1—4. Berlin 1858 und 1859. 


, Leitfaden zur darftellenden Statiftit auf topographifchen Karten. Bon 


DB, Unjhuld, E f. Oberfilieutenant. Theil 1. 2, mit 6 lith, Taf. 
und 1 Karte, SHermanftadt 1859. 


b) für die mitdbem Mujeum vereinigte ffändifde 


1. 


2; 


Bibliothek, 


leones florae germaniae et Helvetiae Auctoribus L. Reichenbach et 
H. G. Reichenbach. Tom. XIX. Deeas 5—15. Lipsiae 1859, 
Siftorifch - genealogifher Atlas, feit Ehrifti Geburt bis auf unfere 
Zeit. Bon Dr. Karl Hope. Abtheilung I. Gotha 1858. 


3. Biographijches Lerifon des Kaiferthumes Defterreih. Bon Dr. Conft. 


4. 


von Wurzbadh, Band 4—5. Wien 1858, 1359. 


3. Siebmadhers großes und allgemeines Wappenbuch in einer neuen 
vollftändig geordneten und reich wermehrten Auflage in Verbindung 
mit mehreren Gelehrten herausgegeben und mit heraldifchen nnd 
biftorifch-genealogifhen Erläuterungen begleitet von DO. I. von Hef- 
ner. Lieferung 49—57, 


b 


13. 


14, 


15. 


16. 


17. 
18. 


XVIll 


Das Leben des F, Feldmarfchalls Grafen Guido Starhemberg. Ein 
Beitrag zur öfterr. Gejchichte von Alfred Arneth, Wien 1853. 


Prinz Eugen von Savoyen. Nah den handihriftlihen Quellen ver 
faiferl, Archive von Alfred Arneth. Wien 1858. 


Grund des allgemeinen Rehnungswefens. Bon Dr. Philipp Ritter 
von Ejherih. Wien 1851 und 52. 


Handbuch) der Staatsrehnungs-Wiffenfhaft zum Gebraucdhe bei afa- 
demifchen Borlefungen und zum Selbftftudium von Alois Fröhlich. 
Wien 1856. 


Zeitfehrift file deutfches Altertfum, herausgegeben von Moriz Haupt, 
11. Bandes 3. Heft. (Fortfekung.) Berlin 1859. 


Fauna Austriaca.. Die Käfer. Nah der analytiihen Methode von 
Dr. 8 Redtenbadher. 2. vermehrte Auflage. Wien 1858. 


. Berfuch über die Gräberfyinbolif der Alten. Bon I. I. Nachofen, 


Mitglied des archäologischen Suftitutes in Nom. Mit 4 Steindrud- 
tafeln. Bafel 1859. 

Die europäifchen Orden und Ehrenzeichen in Originalgröße ausge- 
führt in Hodhdrud mit Gold, Silber und Farben und unter den 
Aufpicien Sr. E. EL. apoft. Majeftät herausgegeben von Soh. Neba- 
fovich. Sn XXXVIM. GSeftionen. Wien 1858. Lieferung 1—3. 


Die Alterthiimer unferer heidnifhen Borzeit. Nah den in öffent» 
lihen und Privatfammlungen befindlihen Originalen zufammen- 
geftellt und Herausgegeben von dem römijch = germanifchen Central 
mufeum in Mainz durch deffen Confervator 2. Lindenfchmit. Heft 
1—6, Mainz 1853 und 1859. 

Allgemeine Enchklopädie der Wiffenfhaften und Künfte, herausges 
geben von 3. ©. Erfh und I. ©. Gruber. Mit Kupfern und 
Karten. (Fortfegung.) Erfte Sektion. Theil 68 und 69. Leipz. 1858 
und 1859. 

Pertz Monumenta Germaniae historica Seriptorum Tomus XV. XVI. 
Hanoverae 1859. (Fortfeßung.) 

Prechtls technologiihe Encyklopädie, fortgefeßt von Karl Karmarid. 
22. Band (Supplement 2. Band) nebft Tafeln. Stuttgart 1859. 


Salwer Käferbud) mit Abbildungen. Stuttgart. 
Berge Käferbuh mit Abbildungen. 


I. Mannferipte. 


Widmung. 


Ein chinefiiher Schriftbogen. Herr Canbidus Pany, Schullehrer zu 
Waldhaufen. 


XIX 


B. Geschichte. 


I. Urkunden. 
Aus dem Diplomatars-Fonde beftrittene Abfchriften. 


1. 90 Stücd Urkunden - Abjehriften aus Originalen des Stiftsarchives 
St. Florian, das ehemalige Klofter Pulgarn betreffend. Collationirt 
dur Herrn Neferenten How. Heren Abt Jod. Stütz. 


Widmungen, 


1. Lehrbrief auf Pergament vom 3. 1728 fir Martin Kantner von 
Neufhirhen. (Hochmw. Herr Abt Jod. Stülz zu St. Florian. ) 

2. 10 Stüd Driginal- Urkunden, meift Kaufbriefe aus dem 16. und 
17. Jahrhunderte. — 9 Stüd verfh. Faiferlihe Briefe auf Perga- 
ment mit Siegen. — Summarifher Prozeß wegen ftreitigen Wein- 
und Bierfchenfhen, den hierauf ertheilten Endabjchiedt und Kay. 
Declaration de anno 1590 und 1591. (Zweiter Theil Fol. 67— 71 
sub Nr. II. im alten Protofoll) mit anhängenden Siegel. (Herr 
Karl Moshammer, f. E. Staatsbuhhaltungs - Beamter in Linz.) 

3. Eine gedrudte bairifhe Verordnung vom Jahre 1690, das Lanbd- 
miünzwejen betreffend. (Herr Gftattner, Privat in Mondfee. ) 


I. Genealogifhe Dokumente, 


1. Adelsbrief, ausgeftellt von Florian Droft von Droftowig Comse 
Palatinus imperialis fiir Herrn Josephen und Jacoben Steinl im Jahre 
1631. (Hodhw. Herr Abt Jod. Stül; zu St. Florian.) 


IM. Münzen. 


a) Widmungen. 


1. 6 Stüd römische Münzen, darunter zwei filberne bei den Negulirungs- 
Arbeiten am Donau-Luegfanal im Sahre 1856 —57 aufgefunden. 
(Herr Candidus Pany, Schullehrer zu Waldhaufen.) 

2. Denfmünze (von Zinn) auf die Geburt des Kronprinzen von Defter- 
reih — dann türkische, amerifanifhe, englifh=indifhe, italienijche 
Münzen. (Herr Dr. Kottmayer, 8 Ep. Oberft - Feldarzt und 
Minifterialrath in Linz.) 

- 3. 20 Stitd verfchiedene römische Erzmünzen aus ber Gegend von 
Ens, und 24 verjh. moderne Münzen. (Herr Filcher von Rofen- 
berg, f. f. jub. Neg. Beamter und Mandatar in Linz. ) 

4, Nömifche Erzminze (Hadrian) bei einem Bau an ber Gtabtmage, 
und eine zweite ( Trajan) auf dem DMeartingfelde zu Linz aufges 
funden. (Herr Karigl, Baupolier zu Linz. ) 

b* 


XX 


. Silber - Medaille anf die VBermählung des weil. Grafen SKaunit- 
Nittberg mit einer Prinzeffin von Dettingen vom 3. 1561. (Herr 
Sof. Fink, Buchhändler in Liz. ) 


b) Ankänfe, 
. Eine Anzahl von 313 Stüden verfchiedener Mitnzen, darunter 192 
antife, 7 Medaillen und 114 furfivende Münzen verih. Staaten. 


. 5 Stüd römische zu Maiız aufgefundene Crzminzen (Domitian, 
Nerva, M. Aurelius, Vietorinus, CGonstantinus. ) 


IV. Antographe. 


. Schreiben von Alexander von Humboldt dat. Auffee in Steiermark 
11. November 1797 an Brofeffor von Jaquin in Wien. — Ein 
zweites dat. Sakburg 21. April 1798 an Sudhausverwalter 
Ritter in Sl, (Frl. Nitter in Linz.) 


c. Kunst und Alterthum. 
A Runf. 
a) Malerei 


Widmung. 


. Portrait der weil. Eltfabeth Stoder — jo wie eines Des ehemal. 
Minoriten Stoder aus Yinz. (Herr Fifher von Rofenberg, E. £ 
p. Reg. Beamter in Linz. ) 


b) Radirunmg. 


Widmung. 


. Portrait Meranders von Humboldt in feinem 31—32. Lebensjahre, 
Aus dem Nachlaffe des weil. f. E Bergrathes Nitter. (Im Glas 
und Rahme) (Frl. Nitter in Linz. ) 


B. Alterthum. 


a) Unsgrabungen. 


MWidmungen, 

. Ein vömifcher eiferner Fingerring mit befhätigter Camä. Ausgrabung 
von Eng. (Herr Fifher von Nojenberg, EL p. R, Beamter in 
Linz.) 

. Eine autife Bronze» Nadel an der Leondinger Straße nächft Kunz 
einige Schuh im Lehmlager ausgegraben, (Herr Franz Safhingbauer, 
Habrifent. in Linz. ) 


Ak 


1. 


XXI 


Eine gleihe Bronze-Nabel vom felben Fundorte, (Herr oh. Karigl, 
Baupolier in Linz.) 

Eine eiferne Hade, bei Negulirung des Gofaubaches im Schotter- 
lager desjelben aufgefunden. (Herr Alois Miüllauer, 8. &, Bau- 
direftiong » Ingenieur zu Linz.) 

Ein altes eifernes Schwert, die Hälfte der Klinge weggebrochen. Zu 
Spielberg nähft Ens ausgegraben. (Herr Franz Eindling, Nevier- 
jäger zu Spielberg. ) 


) Waffen 


Ein Teombon. Gewehr mit weiter Laufmündung (Died. E 
Statthalterei in Linz.) 


.) Geri äthichaften. 


Ein alterthümficher irdener Krug mit zinnenem Dedel, (Herr Fie 
Iher von Nofenberg in Linz. ) 


C. Perfdhiedenes. 


Hand und Fuß einer egyptifhen Mumie. (Fr. Neuß, Med, Dr. 
Gattin in Linz. ) 

Ein weißes Brodgebäk aus dem Thenerungsjahre 1816. (Herr 
Fiiher von Nofenberg in Linz. ) 


D. Naturgeschichte. 


MWidmnngen, 
a) Poıgel. 


. Ein Feldrebguhn. (Varietät) aus dem Revier zu Wildberg. (Herr 


Cava, gräfl. Starhemberg’scher Oberförfter zu Wildberg. ) 

Ein Eremplar eines Eiswogels, exfegt bei Ottensheim, (Ein Bürger 
zu Ottensheim. ) 

Ein Flußadler (junger Vogel), erlegt in der Umgebung von Linz. 
(Se. Ereellenz Herr f. f. Statthalter Freiherr von Bad). ) 

Eine Rohrweihe, Männchen, erlegt in der Umgebung von Steyregg. 
(Herr Bergthaller, ftänd. Beamter in Linz.) 

Sechs Erempfare verjchiebener afrikanischer Bügel, darunter ein 
Flamingo und ein Nashornvogel. (Herr Ludwig Graf von Thiür- 
heim, EL Major und Gutsbefiger zu Schwertberg, von veffen 
Reifen mitgebracht. ) 


6. Zwei Exemplare Papageien Inseparabel. (Herr Vinzenz Nitter von 


Had auf Bornimbs, ftänd, Verorbneter in Linz.) 


XXI 


. 47 Exemplare verfh. ausländiiher Bögelbälge. (Herr I. Pregl, 
Präparateur aus Graz.) 
b) Infekten. 


. 169 verjchiedene Käfer — und 72 verfchiebene Schmetterlinge. 
(Herr Karl Fried. Schmidt, Direktor der E, E Lanbeshauptfaffe in 

Linz.) 

. Mehrere Schmetterlinge aus Abyffinien. (Herr Ludwig Graf von 

Thürheim zu Schwertberg.) 


ec) Pflanzen. 


. Sechs Exemplare verih. Pflanzen aus der Tybiihen Witfte, durch 
Herrn Ritter von Gengzit von feinem Aufenthalte bafelbft mitge- 
bracht. (Herr Med. Dr. Karl Schiedermayr, E. f. prov. Bezivksarzt 
zu Kirchdorf. ) 


d) Mineralien. 


. KRalffinter aus der Gegend von Deffelbrunn (bei der Anlage ber 
Kaiferin Elifabeth Weftbahn aufgefunden.) (Herr Fiiher von Ro- 
fenberg in Linz.) 


Ankanf. 
. Flußfpath mit Kupferfies von Stollberg am Harz. — Nragonit von 
der Seiferalpe. — Prehnit Eryftallifirt und Prehnit in Tofen Kugeln 
aus dem Saffathale in Tirol. 
e) Petrefahte 
Widmung. 


. Cerithien aus ber Kreibeformation der Eifenau bei Ömunden. (Herr 
Fifher von Kofenberg in Linz.) 


E. Technologie. 


Widmung. 
. Modell einer Aufzugsmafhine, von dem Geber conftruirt umd ge- 
fertigt. (Herr Franz Hamanı, Maler zu Manthaufen.) 


Veränderungen 


ım 


Stande der Ehren und ordentlichen Mitglieder 


Des 
Museum Franeisco - Carolinum 
im Jahre 1859, 


Beitritte an ordentlichen Mitgliedern : 


. Herr Ferdinand Bargezji, F. f. Gymnaftal- Profefor in Linz 


„ Math. Dibal, ?. F. Gymnafial - Profefor in inz 

» DM. Feifar, Profefor am Progymnafium zu Dresden 

„ SIofef Fink, Buchhändler in Linz 

„ Auguft Göllerih, Gonzepts » Adjunft der R. FE Polizei- 
Direktion in Linz 

„ Karl Hammerl, Hausbeftger in Linz 

„ ob. Hinteröder, Priefter der Gefelichaft ZIefu und Pro, 
feffor am Gymnafium in Sreinberg 

„ Bilb. Sandler, afad. Maler und Kupferftecher zu Prag 

» ©. Körber, f. f. Staatsbuchhaltungs « Beamter in Linz 

„ Anton Kronberger, Weltpriefter und Redakteur in Peith 

„ Dr. ©. Plieninger, Redakteur in Stuttgart 

„  derd. Pröll, f. F. Notar in Linz 

„ Sofef Edler von Raymond, Offizial im Ef. Oferfifämmerer: 
Amte in Wien 

» Dr. Schenk, Agent in Linz 

»  Bried. von Strobadh, E. f. Statthaltereirath in Linz 

„ 8% Wagner, F. f. Regierungsratb und Polizei» Direktor in 
Linz 

»  Sranz Winter, Antiquar » Buchhändler in Linz 


XXIV 


mente tter 
1. Herr of. Eder, Apotheker in Weyer 
2%. „ Math. Fifchwenger, Bürger in Bramaı 
3. „ Med. Dr. Sliemftein, T. E. Bergrath in Gmunden 
A. „  Zon. Kirfinger, a. 1. f. Pfleger in Salburg 
5. u Sezak, 8. 8. Polizei - Kommiffar in Salzburg 
6. „ Shüga, q. Patrimoninlrichter in Braunau 


S tieE ifo kil.e: 
Ehren - Mitglied : 


1. ©e. faif. Hoheit der Durdl. Prinz und Herr Erzherzog von 
Defterreih Zohan Baptıft 


Drdentlihe Mitglieder : 


41. Herr Ferd. Meyer, vegul. Chorh. von St. Florian und Pfarrer 
in Feldkirchen 

2. u Pb. Kinzler, f R. Stantsbuchhalter in Linz 

3. „ Karl Graf von Starhemberg, F. F. Kämmerer in Linze 

LM. Wallner, Pfarrer in Wartberg 


Wrntector : 


Se. Faiferl, Hobeit der Hurchlauchtigite Prinz 
und Herr Franz Carl, Erzberzog v. Deiter: 
reich, 20. 20. 


Voritand de3 Bereines: 


Se. Ereellenz Herr Eduard Freiberr von Ba, ©r. L. f. 
Majeftät wirkl. geh. Nath und Statthalter von Oberöfterreich, 
Commandeur und Ritter hoher Orden 20. ıc. 


Präjes des Berwaltungs = Ausjchuijes : 


Herr Zohann Freiherr von Gtiebar, ?. f. Kämmerer, . E. jubil. 
Negierungsrath, Oberft- Erbland- Küchenmeifter und Landftand 
in Delterreich ob md unter der Enns ıc. ac. 


PBrüjes - Stellvertreter : 


Herr Franz ©. Ritter von Kreil, E. F. Statthalterei - Vice -Präfident , 
Commandeur und Ritter hoher Orden ıc. ıc. 


Mitglieder des Verwaltungs = Ausjchuffes : 


1. Herr Aichinger 3. Ev. , Weltpriefter und Direktor des Provinzial: 
Taubftummen » Inftitutes, wirfl. Gonfiftorialrath 
2. „  Molph Ludwig Graf von Darth » Barthenheim , ft 8 wirft. 


Kämmerer ıc. 
[9 


oa St mo 


XXVI 


. Herr Sohann Duftihmid, M. Dr. 


Heinrich Engel, Profeffor a. d. theolog. Lehranftalt 
Foh, Nep. Nitter v. gritih, FR. jub. Statthaltereivath 


Sofef Gnisberger , reg. Chorherr von St. Florian, emerit. 
f. f. Profeffor und Stiftsdechant 


Kofef Hafner , Inhaber eines Tithogr. Imftitutes 

Fried. Freiherr von Haan, f. F. Statthaltereirath 

Anton Hofftätter, Apotheker 

Med. Dr. Anton Suörlein, 8. f. Rath 

Franz ©. Nitter von Kreit, 8. f. Statthalterei-Vice-Präftdent 

Dr. Franz Sudelfa, F. F. Profeflor 

Dominit Lebfchy, Abt des Iöbl. Stiftes Schlägl ıc. 

Ip. Mitterndorfer, Abt des Löbl. Stiftes Kremsmünfter ır. 

Karl Blank Edler von Plandburg, Banaquier 

Dr. Friedrich Edler v. Pflügl, 8. 8. Hof: und Gerichts: 
Advofat 

Peter Niepl, regul. Chorkerr von ©t. Florian und RE. 
Profeffor 

Franz Sofef Nudigier, Bilhof von Linz ıc. 

Sofef Sazinger, ftänd. Buchhalter 


Georg Schafflinger, vegulirter Chorherr von ©t. Florian 
und 8. f. Profeflor 


Adalbert Stifter, F. f. Schulrath 
Sodof Stülz, Abt des Stiftes ©t. Florian ıc. 


Anton Tuzed, F. ?. Statthalterei - Goneipift und Redakteur 
der Landes » Zeitung 


Med. Dr. Fabian ri, ?. F. Rath und Profeffor 
24 Ghren » Mitglieder 
311 wirkliche Mitglieder 


XXVIl 


Bereins-Selretär: 


Herr Dr. Franz Sidor Profchko, F. F. Polizeifommiflär 
Sefretär- Stellvertreter: 
Herr Georg Weishäupl, ftänd. Negiftrant 
Cuftos: 
Herr Franz Carl Ehrlih, Mag. Pharmacie 


Rehnungs-NRepvidenten: 


Herr Fink, Buchhändler und Gemeindevorftand 
„ Viktor Dronot, Buchdruderei- und Hausbefiger 


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Zur Geschichte 


milder Stiftungen 


Lande ob der Ens. 


Von 


Joseph Gaisberger. 


II. Lieferung : 


Ehmalige Waisen - Anstalten in Linz. 


Mus. Jahr. Ber. XX, 1 


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Vorwort. 


Treu dem Versprechen, dasjenige, was unsere christlich- 
gesinnten Vorfahren zum Troste der Betrübten, zum Heile der 
Kranken, zum Schuze und zur Zuflucht für Arme und Ver- 
lassene in nie rubender Wolthätigkeit in unserm Lande ge- 
opfert, gestiftet und gegründet haben, den gegenwärtig Leben- 
den ins Gedächtnis zu rufen und nach und nach vorzuführen, 
übergebe ich den Freunden der vaterländischen Geschichte und 
yaterländischen Anstalten, die zweite Lieferung »zur Geschichte 
milder Stiftungen im Lande ob der Ens.« Sie enthält in Kürze 
die Geschichte der drei ehemaligen Waisenanstalten in Linz. 
An ihrer Stiftung und Gründung beteiligten sich alle Stände 
und Klassen in frommer Gesinnung; es galt ja einer guten, 
einer schönen Sache: der Rettung, dem Schuze  hilfloser 
»Kleinen, deren Engel im Himmel immerfort das Angesicht des 
himmlischen Vaters schauen, der nicht will, dass eines von 
diesen Kleinen verloren gehe.« 

Dass ich über diese segenbringenden Anstalten sicheres 
und probehältiges mitteilen konnte, verdanke ich allein der 


Huld Seiner Exzellenz, des k. k. Statthalters, des Herrn Baron 
4* 


4 


Eduard v. Bach, welcher die Benüzung der Statthalterei- 
Akten wieder gnädig mir gewährte; eine Gnade, welche mir auch 
Zutritt zur Registratur des vereinigten Landes -Collegium, der 
k. k. Staats-Buchhaltung und des Gemeinderates der Haupt- 
stadt in jenen Fällen verschaffte, wo ich aus der ersten Quelle 
schöpfend nicht zur klaren Vorstellung gelangen konnte. Dass 
ich hiebei immer und von allen Seiten das bereitwilligste Ent- 
gegenkommen erfuhr, erkenne ich mit dankerfülltem Herzen 
an; zu ganz besonderem Danke bin ich aber dem k. k. Ad- 
junkten der Statthalterei- Registratur, Herrn Franz Razen- 
berger verpflichtet, der mir bei den mancherlei Anfragen, die 
zu stellen, bei den vielen Erhebungen, die zu machen waren, 
immer mit der grössten Bereitwilligkeit und Freundlichkeit be- 
hilflich war. 


St. Florian, am 4. Junius 1860, 


Der Verfasser. 


Ehmalige Waisen - Anstalten in Linz. 


I. Waisenhäuser, fremd dem heidnischen Altertum, 
schuf erst das Christentum. 


Immer ruft in der fühlenden Menschenbrust der Anblik 
des verwaiseten Kindes warme Teilnahme und inniges 
Mitleid hervor. Das zarte, edle Reis steht losgerissen von dem 
Mutterstamme, hilflos, ohne Schuz, preisgegeben den wilden 
Stürmen und den sengenden Stralen der Sonne, in. steter Ge- 
fahr, dass die schönen Keime , die so vieles versprochen, un- 
entwikelt verkümmern und gänzlich ersterben. Darum haben 
auch — ohne einen tieferen Grund zu kennen — bloss von 
einem schönen menschenfreundlichen Zuge geleitet, schon im 
heidnischen Altertume die gebildetsten Völker in ihrer Gesez- 
gebung den Waisen eine besondere Aufmerksamkeit zuge- 
wendet. — In Athen standen — vielleicht nach solonischem 
Vorgange — die verwaiseten Kinder unter der wachsamen 
Obhut des ersten Archon, der gewissermassen als Obervor- 
mund nicht nur ihren Unterhalt und ihre Erziehung überwachte 
sondern auch jede leichtere Beleidigung oder Verlezung dersel- 
ben durch eine Geldstrafe ahnden, bei schwerern, den Belei- 
diger vor ein Volksgericht belangen konnte. Noch grösserer 
Sorgfalt erfreuten sich jene Kinder, deren Väter im Kampfe 
für das Vaterland den Tod gefunden. Sie waren der Aufsicht 
des dritten Archon anvertraut; auf Kosten des Staates wurde 


6 


für ihre Erziehung und Heranbildung Sorge getragen. Waren 
die Söhne zur Volljährigkeit gelangt, wurden sie auch noch 
mit einer vollständigen Waffenrüstung ausgestattet. — Aelın- 
liches verfügten auch die römischen Geseze über Vor- 
mundschaft (tutela) schon zur Zeit der Republik. 


Noch weiter giengen in dieser Sorgfalt einige der römischen 
Kaiser. Der edle Greis, Goccejus Nerva suchte die Wunden, 
die sein Vorgänger geschlagen, wie er nur konnte, zu heilen. 
Nur kurze Zeit herrschend, delınte er doch seine Sorgfalt auf 
jene‘Kinder aus, welehe durch Domitian’s Grausamkeit zu 
Waisen geworden waren. Sein Adoptiv-Sohn, Trajan sezte 
das Begonnene mit freigebiger Grossmut fort und machte die 
nur zeitweiligen und gelegenheitlichen Spendungen an die armen 
und verwaiseten Kinder (pueri ac puellae Ulpiani) zu monatlichen. 
In welchem Masstabe sich diese Grossmut äusserte, zeigt am 
deutlichsten jene Stiftung, welche ihm Velleja unweit Pla- 
eentia zu verdanken hatte, die, schon sehr bedeutend von 
seinem Nachfolger Hadrian noch vergrössert wurde. 


In dieselben Fusstapfen traten der väterlich gesinnte An- 
toninus Pius und der wissenschaftlich gebildete Mareus 
Aurelius; sie nahmen sich besonders der verwaiseten Mäd- 
chen sorgfältig an und nannten sie zu Ehren ihrer Gemalinen, 
»Pflegetöchter der Faustinen« /puwellae alimen- 
tariae Faustinianae, novae puellae Faustinianae) 
auch scheint es, dass sie gleich den Vorgängern, den Knaben 
bis zum achtzehnten, den Mädchen bis zum vierzehnten Lebens- 
jare die ausgeworfene Unterstützung verabreicht haben. Auch 
der sittlich-strenge Severus Alexander liess diese Anstalt, 
die der Verschwender Commodus aufgehoben, wieder auf- 
leben und die so unterstüzten Kinder um das Andenken an » 
seine Mutter Mammaea, die Freundin des Origenes, zu 
verewigen, nach ihr benennen (pweri et puwellae Mam- 
maeani), 


7 


Diess waren ehrenvolle aber vorübergehende Erscheinun- 
gen und ruhten auf keiner sicheren Grundlage. »Die Heiden 
erkennen wol, bemerkt Laetantius, dass es der Natur nach 
billig sei, denen beizustehen, die des Schuzes und Beistandes 
bedürfiig sind, aber sie sehen es nicht ein, warum sie es 
thun sollten?« ?) 


Einen höhern Beweggrund bot erst das Christentum 
dar, aus dessen innerstem Wesen sich allmälig eine reiche 
Fülle der wolthätigsten Anstalten, die dem Heidentume fremd 
waren, herangebildet hat. Schon das an die Spize gestellte 
Gebot des Heilandes: »Liebe Gott über Alles, deinen Nächsten 
wie dich selbst« und die Versicherung: »Was ihr einem der 
Geringsten aus meinen Brüdern gethan, das habt ihr mir ge- 
(han, und wer ein solches Kind in meinem Namen aufnimmt, 
der nimmt mich auf« ?) stellte jedem Christen auch die ver- 
lassene Waise in einem höhern Lichte dar, als Gottes 
Ebenbild, als Kind des ewigen Vaters, als Miterben Christi. 
Nach dem Vorbilde des göttlichen Heilandes, der nur Wol- 
thaten und Segen spendend unter den Menschen gewan- 
delt, beeilten sich daher die Glieder der ersten christlichen 
Gemeinde zu Jerusalem, mit ihrer Habe den Hilfsbedürfti- 
gen jedweder Art beizustehen. »Sie verkauften was sie ent- 
behren konnten und brachten den Werth und legten ihn zu 
den Füssen der Apostel nieder, damit davon jedem zugeteilt 
würde, je nachdem er bedurfte.« 2) Dass eben diese Mildthätig- 
keit auch in dem nächsten Jarhunderte in derselben Weise 
geübt wurde, ersehen wir aus der Schilderung eines unter- 
richteten Augenzeugen. »Jeder (der Christen) bringt freiwillig 
einen mässigen Beitrag, Gaben der Liebe; sie werden ver- 


') Mi sentiunt quidem, naturä justum esse tueri eos, qui tutelä carent, 
sed cur ita sit, non perspieiunt. La etant. lib. VI. div. Inst, e. 12. 

2) Matth. 25, 40.18, 5. 

®) Apostelgesch. IV. 54 — 55, 


i 8 

wendet zur Nahrung der Armen, zum Unterhalt dürftiger und 
verwaiseter Knaben und Mädchen oder schwacher Greise oder 
solcher, die in Banden liegend der Sache Gottes wegen leiden.« !) 

Und das geschah in den Jarhunderten, in denen noch 
die blutigsten Verfolgungen gegen die Bekenner des Christen- 
tums wüteten. Kaum waren diese geendet, und durch das 
Mailänder Edikt Gonstantin’s des Grossen den Christen 
nicht bloss Duldung sondern freie Uebung ihrer Religion ge- 
währt, und der Kirche Schenkungen und Vermächtnisse anzu- 
nehmen gestattet, konnte sich die freudige Opferwilligkeit un- 
gehindert entfalten und hat sich in reiehem Masse wirklich 
entfaltet. Die Kirche war es, die von der Stunde an, wo das 
zarte Kind von der irdischen Mutterbrust hinweg an die Brust 
der Religion getragen wird, es als ihr anvertraut betrachtete 
und sich desselben in allen Stadien des Lebens, in allen Nöten 
und Leiden gleich einer liebenden Mutter unermüdet annahm. 
Erfüllt von dieser Gesinnung bewiesen die Vorsteher der Kirche 
eime Hingebung,, der auch die Heiden ihre Bewunderung nieht 
versagen konnten. Sie unterzogen sich — ausser den Ver- 
richtungen ihres Amtes — auch der Handarbeit, um hiedurch 
so viel zu verdienen, dass sie die Einkünfte ihrer Pfründe den 
Armen, Kranken, Bedrängten zuwenden konnten; ja Augu- 
stin, der heilige, liess, nachdem er die Einkünfte seiner 
Kirche für die Armen und Notleidenden ganz erschöpft hatte, 
sogar die Gefässe des Herrn wegen der Gefangenen und we- 
gen sehr vieler Armen zerbrechen und einschmelzen und daraus 
Vergabungen an die Armen machen. 

Durch diese nie ruhende Sorgfalt der Kirche und ihrer 
Vorsteher traten sehr bald dauernde öffentliche Anstalten für 


!) Modicam unusquisque stipem — confert. Haee quasi deposita pie- 
talis sunt. Inde dispensatur egenis alendis et pueris ac puellis re ac 
parentibus destitutis, jamque aetate domitis senibus.. Tertull.' 
Apolog. cap. 59. 


9 


Arme, Kranke, Verlassene und verwaisete Kinder 
.an mehreren Orten ins Dasein. Eine der ersten und vorzüg- 
liehsten war die vom h. Basilius zu Caesarea in Cappa- 
docien gegründete und vom Kaiser Valens und andern 
wolhabenden Christen reichlich beschenkte Anstalt, in der die 
Kranken Heilung, die Altersschwachen sorgsame Pflege, die 
armen verlassenen Kinder Erziehung und Unterricht genossen, 
Sie hatte in Verbindung mit den für die Wärter, Lehrer und 
Aerzte bestimmten Häusern und notwendigen Gebäuden eine 
solche Ausdehnung, dass sie einer kleinen Stadt glich und ge- 
wöhnlich auch die Neustadt oder zu Ehren des Gründers 
Basilias genannt wurde. Der h. Gregor von Nazianz, 
der vertraute Freund des Stifters, welcher sie unter die Welt- 
wunder zälte, hät eben darin eine seiner schönsten Reden und 
zwar über die Pflege der Kranken gehalten. ') Auch an- 
dere Kirchenvorsteher eilten nach Caesarea um diese herr- 
liche Anstalt kennen zu lernen und nach dem Vorbilde des 
Gründers in ihren Sprengeln ähnliche zu errichten und bald 
gab es keine der Hauptstädte, ohne solche wolthätige Anstalt. 


Diesen Bestrebungen der Kirchenvorsteher kam häufig die 
Unterstüzung der Laien entgegen; sie spendeten was sie konn- 
ten, und freuten sich dieser christlichen Pflicht. Der Geist des 
thätigen Christentums drang in die Gesezgebung ein ; er wurde 
durch diese gefördert, fromme Vermächtnisse erleichtert und die 
Bischöfe aufgefordert, sorgfältig darüber zu wachen dass die Wil- 
lensmeinung der Verstorbenen keine Verzögerung erleide, im 
Gegentheile der Bau der Kirchen, der Spitäler, der 
Kranken- und Waisenhäuser, Loskaufung der Ge- 
fangenen oder überhaupt jede fromme Anordnung so bald 
wie möglich in Vollzug gesetzt werde. 2) In gleicher Ge- 


') Ullmann, Gregor von Nazianz, $. 140, 
2) Cod, Justin, |, Tit. III, 46 - 


10 


sinnung verordnete und handelte .Karl der Grosse. In der 
fast ununterbrochenen Kette von Kriegen vergass er der Armen, 
Bedrängten, Hilfebedürftigen nicht; die warme, christliche Sorg- 
falt für diese spricht aus vielen gesezlichen Anordnungen (Ca- 
pitularien) , welche er bei verschiedenen Gelegenheiten erliess. 
»Wittwen und Waisen sollen, so heisst es in einem vom 
Jare 782, einen Vormund haben, weigert sich dessen Jemand, 
so soll der Richter einen gottesfürchtigen Menschen 
dazu ausersehen..«e — In einem andern vom Jare 797 werden 
die Kirchen, Wittwen und Waisen und die Mindermächtigen 
unter den Schuz des Königs wie unter den Gottes selbst ge- 
stellt; »sie sollen ruhigen und rechten Frieden haben ;« ja er 
befahl seinen Grafen die Rechtshändel der Unmündigen 
und Waisen beim Gerichte vor allen andern vorzunehmen ; 
ein Befehl, der von seinem Sohne und Nachfolger, Ludwig 
dem Frommen nicht nur von neuem eingeschärft, sondern 
auch näher bestimmt wurde, Die Prozesse und Klagen der 
Armen sollen noch vor Mittag untersucht werden und die 
Rechtshändel des Königs und der Kirche und der Grossen erst 
am Nachmittage, weil Witiwen, Waisen und Arme keinen 
Unterhalt haben um zu warten bis man an ihre Sache kommt. !) 

Was durch diese gesezliehen Anordnungen zum Schuze 
der Wittwen, Waisen und Bedrängten eingeschärft war, wurde 
emem ganzen, im Mittelalter sehr einflussreichen Stande und 
vorzüglichen Träger und Pfleger der Bildung und Gesittung, 
dem Ritterstande zu einer. der heiligsten Pflichten ge- 
macht. An dem lang ersehnten Tage, an dem der Jüngling 
den Ritterschlag erhielt, legte er an den Stufen des Altars 
knieend,, unter einem feierlichen Eide das Gelübde ab: »die 
Wahrheit zu reden, ‚das Recht zu behaupten, die Religion sammt 
ihren Dienern und Häusern, alle Schwache und Unvermögende, 
alle Wittwen und Waisen zu beschirmen, die unterdrükte 


1) Historisch -polit. Blätter I 406, 


11 


Unschuld zu retten, keinen Schimpf gegen edle Frauen und 
Jungfrauen zu dulden und die Ungläubigen zu bekriegen.« 

Erst nach diesen feierlich ausgesprochenen Worten und 
übernommenen Pflichten wurde er mit den Waffen ausgerüstet 
und im Namen des h. Erzengels Michael und des h. Ritters 
Georg durch drei flache Schwertschläge auf Hals und Schul- 
ter zum Ritter geschlagen. 

Während so die-Kirche und ihre Vorsteher sich der Be- 
drängten überhaupt, der verlassenen Waisen insbesondere 
mit väterlicher. Liebe annahmen , über ihren Unterhalt, ihre 
Erziehung und Unterweisung sorgfältig wachten und der christ- 
liche Staat in seinen Anordnungen, Gesezen und Einrichtungen 
dieselbe Richtschnur befolgte und alles förderte, was die Ver- 
lassenen schirmen , zu nüzlichen Gliedern der Gesellschaft ma- 
chen und ihnen Trost und Beruhigung für das ganze Leben 
gewähren konnte; durchdrang derselbe Geist der christlichen 
Teilnahme alle Stände, Gemeinden, Familien und Individuen, 
In der vaterlosen Waise erblikte der Hohe wie der Niedere, 
die ganze Korporation wie der Einzelne das Kind des ewigen 
Vaters ; er vernahm in seinem Innern wieder den Ruf des Er- 
löserss: »Wer ein solches Kind in meinem Namen aufnimmt, 
der nimmt mich auf« — und gab und opferte gerne; viel, wen 
die Vorsehung mit irdischen Gütern gesegnet, wenig, aber mit 
innerer Freudigkeit, wem wenig verliehen ward. Nicht selten 
erklärten Eltern, denen Kinder versagt oder durch frühzeitigen 
Tod entrissen waren, die Waisen zu Erben all’ ihrer Güter. 
So mehrte sich durch freiwillige Gaben das Gut; der Segen 
des Himmels ruhte auf diesen gottesfreudigen Opfern und bot 
die Möglichkeit, selbst in kleineren Städten und Orten bleibende, 
dauernde Anstalten für verlassene, verwaisete Kinder, Wai- 
senhäuser, Orphanotrophien zu gründen, die gleich 
edlen Fruchtbäumen, deren kühlender Schatten, deren süsse 
Früchte auch dann noch erquiken, wenn ihre Pflanzer schon 
lange vermodert sind, ihre Segnungen den fernsten Geschlech- 


12 


tern spenden und ihnen die heilige Pflicht auflegen, bisweilen 
einen dankbaren Rükblik auf jene zu werfen, welche in christ- 
licher Gesinnung sie grossmütig gestiftet, Um dieser Pflicht zu 
genügen, wollen wir in einem flüchtigen Umrisse die Geschichte 
und Wandlung jener Waisen - Anstalten anführen, die im Ver- 
laufe. des vorigen Jarhunderts in der Hauptstadt unseres Lan- 
des gestiftet, noch jezt in veränderter Gestalt fortleben. 


II. Kellerisches Waisenhaus. 


1. Hauptstiftung. 


Johann Heinrich Keller im Kanton Zürich, wo 
noch heute dieser Familien -Name blühet, unfern der Haupt- - 
stadt von armen Eltern geboren, musste durch der Hände Ar- 
beit und in der Fremde sein Fortkommen suchen. Die Vor- 
sehung, welche die Gemüter und Geschike der Menschen gleich 
Wasserbächen leitet, führte ihn — den in der Lehre Calvins 
erzogenen — in die Hauptstadt des Christentums, nach R om. 
Wie so viele Gott wahrhaft suchende Gemüter fand auch er in 
den trokenen starren Formen des calvinischen Cultus keine innere 
Befriedigung. Anderes erfuhr er in Rom. Die Feierlichkeit des 
katholischen Gottesdienstes hob seine Stimmung, die wunder- 
lieblichen Töne des Gesangs drangen tief zum Herzen, beflü- 
gelten seine Andacht und erfüllten Sinn und Gemüt mit einer 
innern Seligkeit und Heiterkeit, die er früher niemals gefühlt, 
niemals empfunden. Dieser Kundgebung der göttlichen Gnade 
folgend, trat er in den Schoos der katholischen Kirche zurük. 


Still und arbeitsam bei seinem Gewerbe — er war Klei- 
dermacher — redlich und treu in seinem Thun und Lassen 
wurde er der Königin von Schweden, Christine, die 
bald nach ihrer Thronentsagung gleichfalls zur katholischen 
Kirche übergetreten und zu dauerndem Aufenthalte nach Rom 


, 


13 


gekommen war, als verlässlicher Diener bestens empfolen und 
in ihre Dienste genommen. Als sich durch den Tod der Kö- 
nigin diese dienstlichen Verhältnisse aufgelöst , verliess er Rom 
und Italien und gelang'e — ich kann nicht angeben durch 
welche Vermittelung? — nach Linz, wo er sich als Schnei- 
dermeister bleibend niederliess. Fleiss und Sparsamkeit, Red- 
lichkeit und unverbrüchliche Treue begleiteten ihn auch hieher, 
erwarben ihm Zugang und Vertrauen und hiedurch allgemach 
einen Wolstand, ein Vermögen, das in jenen Zeiten und für 
seine Verhältnisse als namhaft erschien. — Bereits zu hohem 
Alter gelangt, »begab er sich seiner Handtierung und bürger- 
lichen Facultäten und verdingte sich, um dem Heil seiner Seele 
abzuwarten, in die Kost zu den Minoriten hier.« 

Sich dem Tode nahe glaubend, verfasste er 10. Oktober 
1713 sein Testament und sezte seine zalreichen Anverwand- 
ten, welche in Zürich, Heidelberg und Mühlhausen 
zertreut lebten, zu Universal - Erben ein unter der Bedingung 
jedoch, dass sie die genannten Orte verlassen, den katholi- 
schen Glauben annehmen und in Linz sich niederlassen. 

Wiederholter ‚Einladung und mehrmaliger Aufforderung 
folgte keine Antwort. Nach langer Zögerung erschien endlich 
ein einziger Anverwandter, aber — fast wie zum Hohne ge- 
sendet — ein Blödsinniger. Keller nahm daher durch ein 
Codieill vom 49. Jänner 1715, in seinem Testamente eine Ver- 
änderung vor, er vermachte seinen Anverwandten 5000 fl. als 
Legat und sezte verwaisete Kinder, so viele deren aus 
dem übrigen Vermögen erhalten werden könnten , als Universal- 
erben ein. — Der Rest des Vermögens, der nach Abzug aller 
Legate übrig blieb — 22,000 fl. — bildete den Anfang und 
Grundstein des neuen Waisenstiftes. 

Zu Testaments - Executoren ernannte er, als er achtzig 
Jare alt, am 28. März 1716 starb , seine vertrautesten Freunde 
und Mitbürger: Wilhelm Lindner und Peter Egg, 
Schlossermeister, die bald nach dem Hintrite des Stifters, das 


14 


zu dem erwähnten Institute bequem gelegene, mit einer Kapelle 
und gestiftetem Benefiziate versehene Fürtenbergische 
Haus in der Vorstadt zu Linz !) erkauften, es einfach 
einrichteten, nach und nach acht verwaisete Knaben aufnahmen, 
mit Kost, Kleidung versahen und für Instruktoren und andere 
notwendige Personen Sorge trugen. — Erst nachdem diese ein- 
leitenden Schritte geschehen, wendeten sich die genannten an 
Kaiser Karl VI. mit der Bitte, »Dieser milden Stiftung seinen 
landesfürstlichen Schuz und Schirm angedeihen zu lassen.« 


Der Kaiser sah in diesem Vorhaben nicht nur ein Gott 
wolgefälliges Werk, sondern auch ein zwekmässiges Mittel, die 
verlassenen Waisen sowohl zum eigenen als des gemeinen We- 
sens Nuzen in den Studien und andern ihnen anständigen 
Uebungen sorgfältig zu erziehen; er nährte auch aus gutem 
Grunde die Hoffnung, es würden noch andere Wolthäter — »inson- 
derheit einige vom Adele — beitreten um dieses Stiftungswerk 
zu vermehren und zu erweitern. Daher genehmigte er 11. Ju- 
lus 1720 den überreichten Stiftungs - Entwurf, wie den um 
7400 fl. bewerkstelligten Kauf des Fürstenbergischen, mit einer 
Kapelle und einem gestifteten Benefiziaten versehenen Hauses 
und bestätigte die vom verstorbenen Stifter ernannten zwei 
Exsecutoren in der ihnen anvertrauten Verwaltung — »Haus- 
haltung und Verrechnunge mit dem Beisaze: «Wir versehen 
Uns gegen dieselben gnädigst, sie werden lebenslang dabei nach 
des Stifters Intention, solche Obsicht und Sorge tragen, wie 
sie es vor Gott und Uns verantworten mögen.« — Zugleich 
sezte der Landesfürst jene Bedingungen fest, die er für das 
fröhliche Gedeihen der Anstalt für heilsam und notwendig hielt. 

Die Oberaufsicht über diese’ übertrug er dem jewei- 
ligen Landeshauptmanne im Lande ob der Ens — damals 
Christoph Wilhelm Graf von Thürheim — an diesen 


1) Fürstenbergisches Haus,: im Anhange. 


15 


gelangten auch die vom Stadtrate zu machenden Vorschläge 
des für die Anstalt notwendigen Personales: des Waisenvaters, 
der Mutter, der Lehrmeister und insbesondere des nach dem 
Tode der Exsecutoren für die Verwaltung und Verrechnung 
aufzustellenden Verwalters. Dieser musste nicht blos Bürger , 
sondern auch mit eigenem Vermögen oder genugsamer Bürg- 
„schaft versehen sein und erhielt ausser der Wohnung »eine 
gemessene Besoldung, doch ohne Kost: und andere Naturalien.« 
Er erstattete über die Stiftungs -Empfänge und Ausgaben vier- 
teljärige Extrakte. nach Verlauf eines Jares aber und zwar vier 
Wochen nach dem Sonntage s. s. Trinitatis die järliche Raittung 
dem linzerischen Stadtrat, welcher sie aufzunehmen, zu prü- 
fen, und vor der Erledigung dem Landeshauptmanne zur Re- 
vision vorzulegen hatte. 


Aehnliches wurde auch in Bezug jener Stiftungen fest- 
gesetzt, die für diese Anstalt von andern unbürgerlichen Wol- 
thätern in der Folge gemacht wurden; nur musste der Landes- 
hauptmann, sobald ihm die järliche Raittung vorgelegt war, 
eine oder mehrere Tagsazungen nach Erheischung der Notdurft 
bestimmen und sie den Stiftern oder nach ihrem Hintritte ihren 
Abkömmlingen — und was die Kellerischen Stiftungen betrifft 
dem Stadtrate zum Beisize verkünden und selbst im Waisen- 
hause bei der Raittungsjustifizirung erscheinen und den Vorsiz 
führen — nur im Verhinderungsfalle hatte dies durelı den 
Landesanwalt zu geschehen. 


Järlich war auch ein ordentliches Inventarium -über alle 
Mobilien und Immobilien, Kapitalien und Einkünfte in das Stif- 
tungs - Archiv zu hinterlegen, zu welchem der Stadtrat den 
einen, der Verwalter den andern Schlüssel verwahrte, — 
Dem leztern lag auch besonders ob, von den Ersparnissen der 
Geschenke und der Almosengelder das Gebäude des Waisen- 
hauses nicht’ allein in besseren Stand zu sezen, sondern auch 
zu vergrössern und nach der Vollendung, die Ersparnisse zu 


16 


kapitalisiren und die Interessen zur Vermehrung der Waisen 
zu verwenden. " 

Das von Keller den beiden Exseeutoren eingeräumte Recht: 
alternative die Kellerischen Zöglinge in die Anstalt aufzu- 
nehmen, wurde ihnen auf ihre Lebenszeit vom Landesfürsten 
bestätigt; nach ihrem Tode ging es an den Stadtrat über. 

Zur Aufnahme eigneten sich bürgerliche oder bei 
ihrem Abgange auch unbürgerliche Linzerische Kin- 
der, welche verwaiset, arm, am Leibe unmangelhaft, 
sieben bis zehn Jare alt waren, um sie, nachdem sie zu einem 
Handwerke oder einer Kunst tauglich oder bei besondern Fähig- 
keiten — mit Vorwissen des Superintendenten zu den Studien 
bis zur sechsten Schule verwendet worden wären, mit dem 
sechzehnten Jare ausmustern zu können. — Beim Austrite erhielt 
der Zögling noch ein neues Kleid und an Geld, nach den 
jeweiligen Kräften der Kellerischen Stiftung. 


2. Allmälig erfolgende Zustiftungen. 


In der erwähnten landesfürstlichen Bestätigungs - Urkunde 
der Kellerischen Stiftung war auch für den Fall Vorsorge ge- 
troffen, dass zu der Hauptstiftung die eine oder andere Zu- 
stiftung hinzuträte. 

Wie billig, blieb das Recht des Vorschlags zu 
solchen Stellen den Stiftern und nach ihrem Tode ihren Ab- 
kömmlingen gesichert; erst nach dem Erlöschen der stiftenden 
Familie und wenn nicht etwas anderes bestimmt sein würde, gieng 
das erwähnte Recht an den jeweiligen Landeshauptmann über, 
immer aber mit der Beschränkung dass die Intention des Stif- 
ters unverlezt gewahrt bleibe. — Das hiezu erforderliche 
Kapital ward auf 1500 fl. angesezt; es wäre denn dass diese 
Zustifter eine bessere Verpflegung ihrer Waisen wünschen und 
desshalb eine grössere Geldsumme selbst aussezen würden, — 
Um die genannte Summe konnten auch andere Zöglinge 


17 


(extranei). in dieses Waisenstift aufgenommen werden. Doch 
waren diese wie jene — zur Vermeidung jeder Unzukömmlich- 
keit und Unordnung, zur leiehtern Handhabung der Zucht — 
an die vorgezeichnete Verfassung und Einrichtung der Kelleri- 
schen Stiftung in allen wesentlichen Beziehungen (in substan- 
tialibus) gebunden. 

Auf welche Weise solchen Zustiftern gegenüber bei der 
Rechnungslegung vorzugehen war, ist bereits erwähnt; daher 
erübrigt nur noch nachzuweisen, von welchen Wolthätern 
diese Zustiftungen und unter welchen Modalitäten sie nach und 
nach gemacht worden sind? 

a) Maria Rosina von Zeppenfeld, geborne Gab- 
ler vermachte in ihrer letztwilligen Anordaung, Linz 21. Juli 
1722, kleinere Legate an das B ürgerspital, Bruderhaus, 
an beide Siechenhäuser und an das Thonmüller- 
Häusl; zur bessern Verpflegung der armen Kranken im La- 
zareth 500 fl. Kapital, für die Armen 400 fl.; dann »ver- 
schaffe ich zum Linzerischen Waisenhaus 6000 fl. 
Kapital auf drei neue Waisenstellen ; und noch besonders 1000 fl., 
vor welche die Waisen alle Freitag des ganzen Jares den 
schmerzhaften Rosenkranz in der fürstlichen Kapellen zu Trost 
meiner und meines Herrn sollen zu beten verbunden sein. 
Diese 7000 fl. sollen bei gemeiner Stadt Linz angelegt werden. 
Es ist aber auch mein Will und Meinung, dass wenn das arme 
Haus künftig auch auf Mädln eingerichtet werden möchte, als- 
dann zwei Stellen von obigen dreien mit zweien Mägdlen be- 
sezt sollen werden.« Sie schliesst mit den Worten: »Ich seze 
zum wahren Universal -Erben ein meinen liebsten Eheherrn Jo- 
hbann Eberhard v. Zeppenfeld in bestem Vertrauen, 
der werde all obiges getreulich und zu meiner Seelentrost 
schleunig vollziehen, « 

b) Wenige Jare nachher folgte diesem Beispiele christ- 
licher Mildthätigkeit der Gemal der Genannten: Johann Eber- 
hard v. Zeppenfeld, stöndischer Landschreiber, der in 

Mus, Jahr, Ber. XX, 2 


18 


seiner leztwilligen Anordnung vom 14. August 1726 gleichfalls 
den Armen 300 fl. legirte; dann »lege ich zu der mit 1500 fl. 
gestifteten Waisenstelle noch 500 fl. bei, weillen nach Ausweis 
deren aufgenommenen Rechnungen die’ Verpflegung eines Kna- 
ben ein Mehreres erfordert; nebst diesen verschaffe ich annoch 
2000 fl. zur anderten zeppenfeld’schen Waisen- 
stelle, auf gleiche Weis und Ordnung wie die erste, dass 
hiezu vor allen denen Kanzleiverwandten , sodann denen lan- 
deshauptmannschaftlichen Amtsboten, und ferner deren Schloss- 
vorstehern hinterlassenen armen Kinder nacheinander den Vor- 
zug haben; in Ermanglung deren aber der Landshauptmann- 
schaft andere bürgerliche oder unbürgerliche Waisen aufzuneh- 
men bevorgelassen sein solle« »Dann legire ich diesem 
armen Haus 1000 fl. Kapital mit der Verbindlichkeit, dass 
die sämmtliche Kinder alle Freitag den h. Rosenkranz öffentlich 
vom Tag meines Hinscheidens zu immerwährenden Zeiten vor 
mein und meiner Ehekonsortin wie auch deren Vorstehern und 
Gutthätern verstorbene in Gott ruhende Seelen andächtig beten 
sollen.e — Zu mehrseitiger Kennzeichnung dieses Mannes mag 
auch noch angeführt werden, was er für seine Anverwandte, 
deren grossmütiger Wolthäter er lange gewesen, bestimmte. 
Seinen Neffen zu Münster vermachte er 3750 fl. »mein 
Herr Bruder Theodor ist zwar von Gott dem Allmächtigen 
so weit gesegnet dass er des meinigen nicht bedarf, zum brü- 
derlichen Angedenken jedoch legire ich demselben das grosse 
silberne Lavoir, meinen Ring, zwei Goldstük, auf deren einem 
die Stadt Wien, dem andern aber die Stadt Münster ge- 
prägt ist, item drei Stük Gemälde nach seiner Willkür, wie 
auch meine Bücher und Schriftsachen, die nicht zur Landkanz- 
lei gehörig sind.« 

c) Bereits mehrere Jare vorher hatte Katharına Su- 
sanna Hölbling, geborne Egger in ihrem Testamente, 
Linz 4. April 1702 zur Auferziehung armer Waisenkinder eine 
Stiftung auf 2000 fl. Kapital gemacht und hierüber die freie 


19 


Disposition und Einrichtung ihrem Gemäle Nikolaus Hölb- 
ling des innern Rats Bürger zu Linz überlassen. Dieser be- 
stimmte in der Folge, dass sein Universal - Erbe auf zwei 
Kinder, die im hiesigen Bürgerspitale unterhalten und 
erzogen werden sollten, antragen und darüber das jus präsen- 
tandi — anfänglich er selbst — und nach seinem Tode der 
nächste Hölblingische Verwandte von seines Herrn Vaters sel. 
Linie haben, in deren Abgang aber solches auf einen löblichen 
und wolweisen Magistrat der Stadt Linz verfallen solle. Das 
zu diesem Behufe ins Waisenhaus gestiftete Kapital von 4000 fl. 
war seit dem Linzerostermarkt 1731 auf der Herrschaft Parz 
gegen 5% Verzinsung angelegt. 

Der Genuss dieser Stiftung erstreckte sich für jene Kna- 
ben, die einem Handwerke sich zuwendeten bis zum 15. Le- 
bensjare; die den Studien bis zur Vollendung der Gymnasial- 
studien. Um den mancherlei Bedürfnissen des Hauses auch 
auf einer andern Seite zu begegnen, vermachte er demselben 
noch zwei Stüke Leinwand »auf notwendiges Leingewand. « 

d) Ein gleichgesinnter Anverwandte, Bernhard Leo- 
pold Hölbling führte es teilnehmend zu Herzen, dass von 
seinen Anverwandten auf ein weibliches Waisenkind keine 
Rücksicht genommen worden; »darum ist mein ernstlicher Willen 
und Meinung, — so lautete seine testamentarische Anordnung 
vom 30. Mai 1727, — dass der Genuss von meinem dermalen 
besizenden Haus, oder gesezt, das es verkauft werde, das In- 
teresse davon dahin applieirt werden solle, ein oder zwei 
Mädl von 10 oder 11 Jaren so lange davon zu unterhalten, 
bis sie ihr Brod selbsten gewinnen und verdienen können.« 

Die Verwirklichung dieser Intention: eine Stiftung für 
ein oder zwei Mädchen zu errichten, empfahl er ange- 
legentlich seinem Universal - Erben und den Testamentsvollstre- 
kern. Das erwähnte Haus wurde von diesen veräussert. Da 
der erzielte Kaufschilling pr. 2400 fl. zum Unterhalt von zwei 
Mädchen unzureichend erachtet wurde, ward er mit Genehmi- 

2* 


20 


gung der Landeshauptmannschaft vom 6. Februar 1738 zum 
Unterhalte eines Mädchens bestimmt, welches vom: 10. oder 
11. bis zum 15. vollendeten Jare im Genusse bleiben konnte. 
Da hinsichtlich der Vorschlags-Rechte weder vom Erb- 
lasser noch von den Testaments - Exsekutoren irgend etwas be- 
stimmt ward, überliess es der Magistrat in billiger Würdigung 
der Umstände den nächsten Hölblingischen Anverwandten ohne 
Unterschied der väterlichen oder mütterlichen Linie und behielt 
es sich nur bei ihrem gänzlichen Erlöschen bevor, 

e) Eine ähnliche Stiftung machte Sebastian Joseph 
Geissler der über dreissig Jare Hofrichter des Stiftes St. 
Florian gewesen. Er hatte bereits eine Summe bestimmt, 
welche nach seinem Tode zum Unterhalte eines verwai- 
seten Knaben im Kellerischen Waisenhause verwendet 
werden sollte. Da durch die vom Stifte St. Florian ihm järlich 
gewährte Unterztützung und durch andere Mittel seine Vermö- 
gens-Verhältnisse eine solche Verbesserung gewonnen, dass 
ohne empfindlichen Abbruch und Schmälerung der für seine 
Person und seinen Stand erforderlichen Bedürfnisse die bean- 
tragte Stiftung auf zwei Knaben einzurichten möglich war, 
änderte er 19. Juli 1725 den frühern Entschluss in etwas ab, 
»was massen dergleichen Stiftungen und gute Werke Gott dem 
Allmächtigen desto angenehmer, folgsam dann auch zu eines 
Stifters Seelenwolfahrt beförderlicher seind, wenn selbige noch 
bei Lebzeiten werkstellig gemacht werden.« — - 

Auf die Erklärung des Landeshauptmannes, des Protek- 
tors des Waisenhauses hin, gegen Erlag von 3500 fl. zwei 
Knaben ins Haus aufnehmen und beständig unterhalten zu lassen, 
versprach Geissler: die Summe zu erwähntem Waisenhause 
schuldig zu sein und während seines Lebens mit 4%, verzin- 
sen zu wollen. Nach seinem Tode sollte diese Summe bei 
seinen angelegten Kapitalien gesucht und beim Stifte St. Florian 
oder von diesem anderswo sicher angelegt werden. — Das 
Recht: die Knaben in Vorschlag zu bringen, behielt sich er 


21 


für sein Leben bevor; nach seinem Tode ging es an den je- 
weiligen Propst zu St. Florian über. — Da er die erwähnte 
Summe aus den so viele Jare genossenen Amtserträgnissen und 
aus den vom Stifte ihm gewährten Emolumenten erspart, be- 
stimmte er diese Stiftung auch florianischen Pupillen, deren 
Eltern entweder mit Tod abgegangen oder wenn sie auch leb- 
ten, doch so arm wären, dass sie ihren Kindern, »bis sie ihr 
Stükl Brod selbst gewinnen können« nicht die nötigen Mittel 
darbieten könnten, um sie ein anständiges Handwerk oder eine 
andere ehrliche Handtierung erlernen zu lassen. — 

Zur Aufnahme eigneten sich nach seinem Willen solche 
Knaben, die das sechste Jahr erreicht, das zehnte nicht über- 
schritten. Die Stiftung genossen jene, welche eine Kunst oder 
ein Handwerk erlernten bis zum sechszehnten Jare, Studierende 
»usque ad Rhetoricam« (bis zur Vollendung der damaligen Gym- 
nasial - Studien). 

f) Aus einem ähnlichen religiösen Motive entsprang die 
sedlmayrische Stiftung. Eustachius Sedlmayr s.s. 
Theologiue baccalaureus formatus und Benefiziat des Bürger- 
Spitals zum h. Geiste in Linz, spricht dieses Motiv im 
Stiftbriefe vom 1. Sept. 1734 so aus: »Ich habe in reife 
Betrachtung gezogen, dass die frommen und milden Stiftungen 
bei annoch guter Gesundheit und Leibeskonstitution deren Stif- 
tern, Gott dem allmächtigen weit gefälliger seind, als zur Zeit 
des ob den Augen schwebenden Todes und weillen ich dann 
all mein zeitliches Vermögen ab ara Domini und durch gött- 
liehen Segen überkommen und erspart habe, so will ich auch 
aus demütig verpflichtetster Dankbarkeit zu immerwährender 
Ehre Gottes, sonderbar aber zu Trost und Hilfe der armen und 
mittellosen Jugend für allhiesige Kellersche Waisen - Stiftung 
12,000 fl. für sechs gestiftete Knaben diese Stiftung gemacht 
haben ;« nämlich für sechs mittellose Kinder von komplett sie- 
ben Jaren an bis höchstens auf das vierzehnte Jahr ihres Al- 
ters, sie seien gleich Knaben oder Mägdlein, meinige Befreun- 


22 


dete oder Ohnbefreundete, verwaisete oder ohnverwaisete Ju- 
gend (doch haben Verwandte den Vorzug.) 


Für seine Lebenszeit behielt er sich das jus praesen- 
tandi für vier Kinder bevor, für zwei der Stadt Linz; nach 
seinem Hinscheiden erbielt die Stadt das Recht drei zu präsen- 
tiren, die andern drei wurden von der Blutsverwandtschaft 
präsentirt, 


Nach vollendeten Waisenstiftungsjaren wurden diese Zög- 
linge ebenfalls ausgemustert und wolgekleidet entlassen; »wenn 
jedoch einer der austretenden Knaben gar mit guten Talenten 
versehen wäre, und Rhetoricam (die Gymnasialstudien) im Wai- 
senhause absolvirt hätte, sollte er honeste ausstaffirt, dann ihme 
zur Hörung der Philosophie , juris canoniei et institutionum juris 
eivilis järlich sechzig Gulden gereichet und solange bis er nicht 
diese studia absolvirt haben würde, die Stelle im Waisenhaus 
nicht ersezt werden.«e — Jene hingegen, so sich zu einer 
Profession wenden, sollen » semel pro semper « mit 60 fl. ab- 
gefertigt und mit dieser Summe alle Auslagen des Aufdingens 
und Freisprechens besorgt werden. Den austretenden Mägdlein 
aber soll, wenn sie das zwanzigste Lebensjar erreicht und eine 
gute Aufführung bewiesen hätten, zu ihrer Ausstaffirung ein 
Beitrag von 80 fl. gereicht werden. — Ausser diesen Anord- 
nungen vermachte er endlich noch zur Erweiterung des Wai- 
senhauses 300 fl.; er berüksichtigte auch den Fall, wenn nach 
dem: Austrite eines Kindes bis zur Besezung des Plazes sich 
irgend ein Ersparniss ergäbe, da sollte diess gesammelt, und 
sobald 100 fl. beisammen gewinnbringend angelegt werden wie 
die Hauptsumme von 12000. Von dem Interesse des Augmen- 
tations - Capitals sollte nach seinem Wunsche dem lateinischen 
Instruktor der Waisen in jeglichem Linzermarkt zu Ostern und 
Bartholomaeus vor dessen in Studis angewendeten Fleiss und 
Eifer zu einer Ergözlichkeit ein Speeies-Thaler id est 2 fl. ge- 
reicht werden. 


23 


g) Der günstige Ruf von der zwekmässigen Leitung des 
Waisenhauses mag auch ferner stehende bewogen haben, ihre 
wolthätige Gesinnung gegen Verwaisete durch Zustiftung zu 
bethätigen. So erklärte die unvermälte Bürgerin von Efer- 
ding, Maria Elisabeth Lachamber, Linz 26. April 
1735: «Oefters habe ich bei mir erwogen, dass durch früh- 
zeitigen Hintritt der Eltern die hinterlassenen unversorgten Kin- 
der an erforderlicher Pflege der Seele und des Leibes vielmals 
Mangel leiden müssen, mithin Gott dem Allmächtigen ein sehr 
angenemes Werk sei, dergleichen armverwaisten Kindern bei- 
zuspringen und selben ihren Unterhalt auf einige Jare zu ihrem 
künftigen besseren Fortgange zu verschaffen.«e Darum widmete 
sie zu der Kellerischen Waisenstiftung in Linz 
für einen armen Waisenknaben 2000 fl. Die Stiftung sollte 
nach ihrem Hintrite beginnen. Das Recht des Vorschlags 
überliess sie abwechselnd ihrer Verwandtschaft und dem Ma- 
gistrate der Hauptstadt Linz, so dass das erstemal es ihrem 
Schwager, Elias Münzer, bürgerlichem Buchbinder zu Linz 
oder nach dessen Tode seinen männlichen Leibeserben und 
zwar allezeit dem ältern Sohne zustehen sollte, Andere Be- 
dingungen wurden nicht von ihr gestellt. 

h) Das warme Gefühl der Dankbarkeit gegen die gött- 
liche Vorsehung, welche sichtbar über der Menschen Wol 
wacht, leitete wenige Jare nachher zu einer ähnlichen Stiftung 
einen Bürger der Stadt Linz, der selbst mehrere Jare hindurch 
das Waisenhaus verwaltet und ‚sich von. dem erspriesslichen 
Einflusse desselben auf die Erziehung der anvertrauten Waisen 
zur Genüge überzeugt hatte: es war Andreas Ehmayr. 
»Weillen ich, sagt er 23. März 1747, durch den ungezweifel-. 
ten Segen Gottes einige Mittel erworben und erspart habe, so 
will ich auch aus Dankbarkeit zur Ehre Gottes, zum Troste und 
zur Hilfe der armen und mittellosen Jugend 4000 fl. für zwei 
Vater- und Mutterlose Knaben vom vollendeten sie- 
benten, höchstens vom neunten Jare ihres Alters angefangen, 


21 


gewidmet haben« und zwar sowol zur Betreibung der Studien, 
als auch um in freien Künsten oder Handwerken unterrichtet 
zu werden. Doch beschränkte er die Aufnahme ins Waisen- 
haus auf Bürger - Kinder der Stadt Linz. — Das Recht des 
Vorschlags behielt er sich auf Lebenszeit bevor; nach seinem 
Tode gelangte es an seine männliche Verwandtschaft mit Aus- 
schluss der weiblichen; an diese erst nach Abgang der männ- 
lichen aber immer nur abwechselnd mit dem Magistrat und nach 
dem Erlöschen beider Linien an leztern ganz allein. 

i) Was einem andern frommgesinnten Bürger dieser Stadt 
im Leben nicht mehr gelang, gieng als heiliges Vermächtniss 
an seine Kinder und Erben über. Diese bezeugten am Linzer- 
Ostermarkt 1756 gewissenhaft dass ihr liebster Herr Vater Jo- 
hann Michael Pröll, beider Rechte Doktor und Landes- 
Advokat zu Linz, in seinem am 22. Julius 1752 errichteten 
und am 27. November 1755 veröffentlichten Kodizill in das 
allhiesige Kellerische Waisenhaus nächst der h. Dreifaltigkeit- 
Kapellen in der Vorstadt zur Verpflegung und zum Unterhalte 
eines Knaben an Kapital 2500 fl. mit dem ausdrüklichen Vor- 
behalte legirt und gestiftet habe dass seine Nachkommen ihn in 
Vorschlag zu bringen haben; diese sollten ihn auch ermahnen 
für seine arme Seele und seine Freundschaft fleissig zu beten. 
Zur Verwirklichung dieser leztwilligen Verfügung des Vaters er- 
legten die Kinder am erwähnten Tage bei gemeiner Stadt Linz 
die Summe von 2500 fl. Das Recht des Vorschlags blieb der 
männlichen und weiblichen Deszendenz fortan gewahrt. 

k) Der k. k. Rat und Landrat in Oesterreich ob der 
Ens, Wolfgang Martin Fortunat Freiberr von Ehrmann 
aufFalkenau und Freienwörth, der so viele wolthätige 
Anstalten dieses Landes grossmütig bedacht ') vergass auch un- 
seres Waisenhauses nicht. 


1) Vergl. Gaisberger: Zur Geschichte milder Stiftungen im Lande ob 
der Ens. I. Lief. S. 40, 


25 


Er vermachte in seiner leztwilligen Anordnung zu Baden 
in Unterösterreich 8. Julius 1744 demselben ein Kapital von 
2500 fl. unter der Bedingung, dass es sich »kräftigist« anhei- 
schig mache, einen »beständigen« Waisenknaben anzunehmen, 
auf die in selbem gewohnte Weise zu erziehen und. gleich den 
andern Waisen-Knaben zu versorgen. Er sprach hiebei noch den 
Wunsch aus, dieser Knabe möchte — wenn auch nicht die 
übrigen gestifteten Waisenknaben — am Sterbetage des Stif- 
ters alljärlich einer heiligen Messe mit andächtigem Gebete für 
die Seele desselben beiwohnen. — Den Vorschlag eines 
von ehliehen Eltern »ehrlich« gebornen Waisen überliess er 
dem Magistrate, die Bestätigung hingegen dem jeweiligen patri 
professori theologiae polemicae e S. J. in Linz. — Der Stiftungs- 
genuss dauerte für angehende Handwerker bis zum sechzehn- 
ten Jare, für Studierende usque ad Rhetoricam (Vollendung des 
Gymnasium). Der Stifter starb 31. Dezember 1756; da über 
die Verlassenschaft sich ein Streit erhob , ward erst am 1. Ok- 
tober 1759 vom Prälaten zuLambach, Amand Schik- 
mayr, im Namen des Klosterprofessen und ehemaligen Priors 
(prioris emerii) Goelestin Ehrmann v. Falkenau, 
des Bruders und von der Schwester des Testators, Maria 
Theresia Eleonora der Stiftbrief ausgestellt. 

I) Die jüngste der Zustiftungen erfolgte im Jare 1774. 
Die Jungfrau Maria Anna Doser sezte in ihrer leztwilli- 
gen Anordnung vom 6. Jul. 1774 das Kellerische Waisenhaus 
in der Vorstadt, über alles übrige und rein verbleibende Ver- 
mögen zum Universalerben ein; sie bestimmte ausdrüklieh, dass 
»von den abfallenden Interessen dieses Vermögens zwei hie- 
sige arme Bürgersmädchen,, so aber wenn es möglich und alle- 
zeit vorhanden, von der Schneider - Profession sein und von 
der Stifterin Freundschaft abstammen, mit Kost, Kleidung und 
allem, gleich andern Stiftkindern im bemeldeten Waisenhause 
perpetuirlichh unterhalten, von einem löblichen Stadtmagistrat 
präsenlirt werden sollen.« Beim Austrite eines Mädchens war 


26 


die leere Stelle sogleich wieder zu besezen, und nur in dem 
Falle auf andere würdige Bürgers-Kinder weiblichen Geschlechtes 
Rücksicht zu nehmen wenn die geeigneten Verwandten mangel- 
ten. — Ueber die Verpflichtung dieser beiden Stiftmäd- 
chen schrieb sie vor, dass »sie alle Wochen am Sonnabend 
entweder zu Hause in der Betstube oder bei schöner Witterung 
bei ihrer Grabstätte am Gottesaker nächst der Todten - Kapelle 
für sie und ihre in Gott ruhende Schwester Theresia einen 
Rosenkranz andächtig beten und zu dieser h, Pflicht von ihren 
Vorgesezten sorgsamst angehalten werden.« 

Nachdem die Verlassenschafts - Abhandlung zu Ende ge- 
führt war, ergab sich ein Ueberrest von 7090 fl., den als ein 
wahres und ewiges Stiftungs - Kapital der Testamentsvollstreker 
Franz Wolfgang Paulusberger in ausgestellten Obli- 
gationen zu Handen des Ratbürgers und Kellerischen Waisen- 
haus - Verwalters, Leopold Wazinger am 31. Dezember 
1775 übergab. Hiemit war die Zal der Waisen, deren anfäng- 
lich acht gewesen, im genannten Jare bis 31 angewachsen — 
die extranei abgerechnet — ein Ergebniss, das der christlichen 
Mildthätigkeit der Stifter wie der zwekmässigen Einrichtung 
und guten Leitung der Anstalt selbst zu verdanken ist. Es 
bleibt darum nicht ohne alles Interesse auf diese einen flüch- 
tigen Blik zu werfen, bevor wir den Faden der Erzälung fort- 
führen. 


5. Innere Einrichtung. 


Zwek der Anstalt.war: den verlassenen, hilflosen Wai- 
sen in den wichtigen Entwiklungsjaren vom 6.—16. eine solche 
Erziehung und religiös - moralische und intellektuelle Bildung 
zu gewähren, damit sie nach ihrem Austrite im Stande wären, 
ihr eigenes zeitliches und ewiges Wol und das des gemeinen 
Wesens zu fördern. Ungeheuchelte Gottesfurcht,, eine Geistes- 
bildung, wie sie fürs bürgerliche Leben hinreichend ist, Liebe 
zur Thätigkeit und Arbeitsamkeit und plıysiche Kräftigung waren 


27 


die Mitgift, womit ausgestattet die Zöglinge aus der Anstalt 
treten sollten. Demgemäss waren die Uebungen und Beschäfti- 
gungen eines jeden Tages in entsprechendem Wechsel geregelt. 
Daher hatte diese Tagesordnung statt: Zur Sommerszeit 
standen die Zöglinge um fünf Uhr auf; halb sechs Uhr folgte 
das Morgengebet und Litaneien vorzüglich für ihre Wolthäter. 
Von 6— 8 Uhr waren Lehrstunden. Die Knaben hatten 
einen Instruktor in der deutschen, einen andern in der lateini- 
schen Sprache, da diese auch im Schlafgemach der Knaben 
schlafen mussten, hatten sie Kost und Wohnung in der Anstalt 
nebst einer Besoldung von 60 und 66 Gulden. — Der erste 
erteilte den Knaben Unterricht im Lesen, Schreiben, Rechnen; 
der andere in den Anfangsgründen der lateinischen Sprache , 
ein Unterricht, der darum nüzlich schien, »weillen derlei Kna- 
ben entweder in einer offieina pharmaceulica oder chirurgiea 
lieber angenommen werden oder auch bei einer Pflege ( Pfleg- 
gericht) oder einem advocato leichter in Dienst gelangen können. « 
Die Fähigeren -- »capacioris talentii«e — besuchten das öffent- 
liche Gymnasium und das noch vorhandene Schülerverzeichniss 
weiset bereits im Jare 1727 einen Waisenhaus -Zögling als 
Schüler der Poetik vor. — Auch für Unterricht in der Musik 
war Sorge getragen; der Musikmeister genoss eine Besoldung 
von sechzig Gulden järlich. 

Die Mädchen unter die Aufsicht einer Waisen-Mutter und 
einer Wirtschafterin gestellt, lernten ausser Lesen, Schreiben 
und Rechnen auch Nähen, Stricken, Spinnen und Kochen, 

Um acht Uhr giengen alle in die angebaute Dreieinigkeits- 
Kapelle zur heil. Messe, wo sie für das kaiserliche Haus, für 
Einigkeit der christlichen Fürsten, Ausrottung der Kezereien 
beteten. Nach der Messe erhielten sie das Frühbrod und gien- 
gen nachdem diess eingenommen war, an die für sie passen- 
den Handarbeiten und es war eine wichtige Aufgabe für den 
jeweiligen Verwalter, für den Vater und die Mutter — »Waisl- 
vater, Waislmuttere — zu ermitteln, für welches Handwerk, 


28 


Gewerbe, Kunst, bürgerliche Stellung jeder Zögling am besten 
sich eignen würde ? 

Um 11 Uhr folgte das Mittagsmal, wobei wie beim Abend- 
male eine Waise aus einem ‘geistlichen Buche vorlas; jede aus 
einem besonderen Geschirre ass und trank. — Nach beendig- 
tem Male folgte das gewönliche Tischgebet und fünf Vater un- 
ser und fünf Ave Maria zu Ehren der allerheiligsten fünf Wun- 
den. — Von 12-—1 Uhr war Rekreation; von 1—3 Uhr wurde 
der am Vormittag erwähnte Unterricht fortgesezt; hierauf in der 
Kapelle vor dem hochwürdigsten Gute ein Rosenkranz sammt 
der lauretanischen Litanei gebetet. — Nach genommenem Jau- 
senbrode wurden die Handarbeiten wieder vorgenommen, denen 
um 6 Uhr das Nachtmal, dann eine Rekreationsstunde folgte. — 
Um 8 Uhr wurde mit einer Glocke das Zeichen zum Still- 
schweigen gegeben »silentium geläutet« — die lauretanische 
Litanei mit Gebeten für die Wolthäter verbunden; um 9 Uhr 
war alles in Ruhe. 

Diese Tagesordnung galt auch zur Winterszeit, nur 
mit dem Unterschiede, dass die Waisen um eine halbe Stunde 
später aufstanden; übrigens hatten sie, wenn nicht ein Festtag 
einfiel, wöchentlich zwei Rekreationstage und Erlaubnis nach 
beendetem Morgengebete bis halb acht Uhr sich zu vergnügen 
oder in der bessern Jareszeit mit dem Vater und der Mutter 
spazieren zu gehen. — Sonst galt die gewohnte Ordnung, nur 
unterblieb noch die gewöhnliche Lesung bei Tische und die 
nachmittägige Handarbeit, wofür — wenn nicht die Witterung 
gar zu ungünstig war, wieder ein Spaziergang unter gewohn- 
ter Aufsicht eintrat. Ueberhaupt war es keiner Waise gestattet, 
allein auszugehen; selbst bei Prozessionen und feierlichen Lei- 
chenbegängnissen, wozu sie bisweilen eingeladen wurden, 
mussten sie wie bei Spaziergängen vom Vater und der Mutter 
begleitet sein. — So wie eine beinahe klösterliche Klausur im 
Hause herrschte, waren auch — den Gottesdienst und die 
öffentlichen religiösen Uebungen abgerechnet — die Knaben 


29 


von den Mädchen strenge geschieden; ja zur Hindanhaltung 
jeder Unzüchtigkeit war es »bei grosser Strafe des Widerspiels« 
nicht einmal gestattet, dass zwei Knaben in einem Bette 
schliefen. 

Gleichwie auf Sittlichkeit und Zucht wurde auch 
auf Reinlichkeit und Sauberkeit unnachsichtlich ge- 
halten. »Es ist darob zu seyn dass keine Unordnung, noch 
weniger Missbrauch oder Untugenden einschleichen ; auf den 
Fall aber wider verhoffen, ist denselben alsogleich im An- 
fange vorzubauen und zu remediren. Zum Fall jedoch ein 
Waisl durch üble Aufführung, nachdem er schon öfters ge- 
straft und überflüssig ermahnt worden, gleichwohl ineorrigibl 
verbliebe, alsdann sollen die Verwalter bei genugsam befunde- 
nem Beweis Macht haben, einen solchen Waisen hinauszuthun, 
völlig abzudanken,, doch in allweg mit Vorwissen dessen Mit- 
stifters oder desselben Repräsentantens als Interessenten. !) 

Im Erkrankungsfalle eines Kindes, wurde dieses 
in einem eigenen Krankenzimmer untergebracht; die von einer 
anstekenden Krankheit ergriffenen im Lazarethe auf Kosten der 
Stiftung wol versorgt; mit geistlichen und leiblichen Medika- 
menten gestärkt und im Falle des Todes in Begleitung der 
Waisen der vorgeschriebenen Ordnung gemäss zu Grabe ge- 
bracht. — 

Um die Waisen frühzeitig an Genügsamkeit und an 
Wirthschaftlichkeit zu gewöhnen, wurde in Kleidung, 
Betten, Weiszeug was noch ausgebessert werden konnte, der 
Ausbesserung unterzogen und zur Schonung des neuen benüzt 
und verwendet. — Doch erhielt jede Waise järlich: ein neues 
Unterkleid, zwei paar Strümpfe, Schuhe u. s. w. nebstdem ein 
Kleid für den Gebrauch im Hause, ein anderes für den ausser- 
halb. -— Nach dem Wunsche des Stifters trugen sie im Hause 
ein blaues Gewand aus Neuhofer - Zeug; später aus Tuch, statt 


1) Stiftbrief 99. 22. 23. 


30 


der Halsbinde einen linnenen Ueberschlag; ausser dem Hause 
sowol in der Kirche als auch bei Prozessionen, Leichenbegäng- 
nissen u. s. w. einen roten Talar von Tuch mit blauen Auf- 
schlägen und mit zweien bis auf die Füsse herabfallenden Flü- 
geln und ein blaues Mittenband !) (Gürtel ?) 

Der Tisch, gleich für alle, brachte einfache, sich in 
bestimmter Reihe ablösende Gerichte. Montags und Mittwochs 
zu Mittag: Suppe, Rindfleisch und Zugemüse — Abends Suppe, 
Fleisch mit Rüben. Dienstag und Donnerstag nebst Sonntag 
Mittag: Suppe, Rindfleisch mit Kren und Sauerkraut mit einer 
Zuspeise, Abends wie am Montage. Nur am Sonntage galt die 
Ausnahme, dass sie eine Gerstensuppe,, Braten und Kohl oder 
Salat erhielten, — Freitag und Samstag — Abstinenztage — 
brachten Mittags: Suppe, Mehlspeise und Zugemüse ; Abends: 
Suppe, Käse und Salat oder was sonst die Jareszeit bieten 
konnte. — Zur Fastenzeit, in der man sich von Fleischspeisen 
gänzlich enthielt, wurde das geboten, was für die Jugend pas- 
send schien, nur galt als Regel, dass am Dienstage und Don- 
nerstage Stokfische gereicht wurden, am Sonntage jedes Kind 
eine Portion Karpfen erhielt. — Zu heiligen Zeiten als Weih- 
nachten, Ostern, Pfingsten, Neujar, Fasching musste »zur Er- 
gözlichkeit der Kinder etwas extra gekocht werden« auch er- 
hielt jedes — ausser dem gewöhnlichen Tischtrunke von einem 
halben Seitel Bier für die kleinen, von einem ganzen für die 
grössern — ein halbes oder ganzes Seitel Wein. — 


4. Auflassung des Kellerischen Waisenhauses; Anordnungen 
für Unterbringung der Waisen, Regulirung der Pfründen. 


Seit dem Tode des Stifters des Kellerischen Waisenhau- 
ses waren beinahe siebenzig Jare vorübergegangen ; andere An- 


1) Dieses etwas sonderbare Kostüme mag Insprugger gemeint haben 
wenn er sagt: Kelleriani ex vestitu rubro, sed multo magis ex sin- 
gulari compositione externä, eujusnam sint contubernii, noscuntur. 
Austria mappis geogr. dist. II. 109. 


31 


sichten, Gesinnungen und Ueberzeugungen hatten sieh nach 
und nach auf dem Gebiete der Religion und Kirche Bahn ge- 
brochen. Dem aus dem Westen immer kühner und hochmü- 
tiger vordringenden Geiste der Neuerung und sogenannten Auf- 
klärung dünkten die durch christliche Mildthätigkeit hervorgeru- 
fenen Anstalten veraltet, abgelebt, nicht zeitgemäss, den wah- 
ren Fortschritt hemmend — die Waisenhäuser überdiess wegen 
der bedeutenden Kosten für den Staat nachtheilig und wegen 
der Gefahr der physischen und moralischen Anstekung bei 
grösserer Zal der Pfleglinge sehr bedenklich. — Solche An- 
siehten fanden bei Joseph II. nur allzu leicht Eingang, liessen 
unbefangene Beobachtung der wahren Sachlage nicht aufkom- 
men und trübten das Licht, in welchem sich dem sonst men- 
schenfreundlich gesinnten Kaiser mehrere Anstalten dieser 
Stadt darstellten, als er im Spätherbste 1786 einige Tage in 
Linz verweilte. Sein Handbillet an den Grafen von Thür- 
heim vom 9. Oktober 1786 aus Steier schildert den Ein- 
druck, den mehrere Linzer Institute auf ihn gemacht und ist 
ein unverkennbares Gepräge jener unruhigen Eile und Hastig- 
keit, womit er wie im Vorgefühle von der kurzen Dauer sei- 
ner Regierung bei vielen seiner Neuerungen und Reformen zu 
verfahren pflegte. 


»Die Erziehungshäuser, wo mehrere Kinder sich beisam- 
men befinden, sind kostspieliger und ungesünder für selbe, 
als wenn sie in Privathäusern in die Kost gegeben werden, 
wo sie zugleich leichter zu bürgerlichen und Bauernarbeiten 
angeleitet werden hönnen. Dieses beweiset sich auch allhier, 
wo zwei Drittel der Kinder mit der Krätze behaftet sind.« 


»Es sind daher die Kinder aus dem Theresianischen 
Waisenhaus, jene aus dem Prunnerstift, dann jene 
aus dem Kellerischen Waisenhause sammentlich in 
auswärtige Kosten zu geben und zwar ein jedes nach Mass 
seines Stiftungsgenusses; das Präsentations-Recht aber 


32 


ist denenjenigen, so es dermalen ausüben vorzubehalten und 
hiezu die nämliche Gattung Kinder fürzuwälen.« 

Hiemit war die Auflassung der genannten Waisenhäuser 
entschieden ; die Regierung erhielt die Weisung dafür zu sor- 
gen, die Waisen nach und nach zu Fabriken und Handwerkern 
abzugeben; für sie gute und sorgfältige Meister zu wälen und 
mit diesen förmliche Kontrakte zu schliessen. Um sieher zu 
sein dass die abgegebenen Waisen wirklich gut geleitet und 
unterrichtet und nach Mass ihrer Fähigkeit zu dem verwendet 
werden, was ihnen. beförderlich sein kann, erhielt der Verwal- 
ter und der kontrollirende Amtschreiber der Stiftungsverwaltung 
den Auftrag: wenigstens zweimal im Jare unvermutete -Unter- 
suchungen in den Kostorten vorzunehmen um alle Umstände 
der Waisen sowol als der Kostgeber genau zu erkunden und 
das hierüber aufgenommene Protokoll ungesäumt der Regierung 
vorzulegen, um je eher je lieber die wahrgenommenen Ge- 
brechen zu heilen und die nötigen Veränderungen vorzunehmen. 
(Hofkanzleidekret vom 28. Jänner 1787.) j 

Das Bruderhaus und Kellerische Waisen- 
haus hatte das erwähnte Handbillet wegen seiner guten Lage 
und den mehreren Zimmern in jedem Stoke zum Gebär- 
und Findelhaus bestimmt und der Kaiser sah nur noch 
der Vorlage der Pläne und der Ueberschläge zur Zuriebtung und 
Einteilung sowie über die Beköstigung nebst den Vorschriften 
für die innerliche Besorgung des Hauses entgegen. — Doch 
auf die mit umsichtigem Freimute abgefasste Vorstellung der 
Regierung, dass das Waisenhaus in der belebtesten Vorstadt 
von Linz gelegen und nur mit einem Eingange von der im- 
mer befahrenen Strassenseite versehen sich zum beantragten 
Zweke gar wenig eigne, wurde von diesem Plane Umgang ge- 
nommen. Das von den Waisen verlassene Gebäude wurde an- 
fänglich zur Einquartierung der Militär - Mannschaft verwendet, 
bis ein Befehl der Hofkanzlei vom 19. November 1787 die 
Weisung brachte: das Waisenhausgebäude sammt Garten, dann 


33 


das ebenallda befindliche Bruderhaus sammt Garten, nicht min- 
der die zwischen benannten zwei Gebäuden stehende h. Dreifal- 
tigkeits - Kapelle einzeln oder zusammen mittelst öffentlicher 
Versteigerung gegen bare Bezalung oder auch gegen Bezalung 
einer Hälfte und hinlängliche grundbücherliche Versicherung für 
die andere Hälfte den Meistbietenden zu verkaufen , was auch 
am 15. Dezember 1787 um die Summe von 10.200 fl. wirk- 
lich geschah. Sofort überantworlete der gewesene Verwalter 
des Kellerischen Waisenhauses, Leopold Wazinger am 16. 
Hornung 1788 alle Aktiv - Obligationen und das bare Geld die- 
ser Stiftung an den k. k. Stiftungsfond, in Summa: 
72.132 fl. 17 kr. Die Stifllinge erhielten, jeder zur Versor- 
gung den Betrag von 86 fl. 8 kr. järlich, wie er nach dem 
von der Hofbuchhalterei verfassten Entwurfe ausgewiesen war. 
Indessen blieb weder dieser Versorgungsbeitrag noch auch die 
'Zal der Stiftlinge immer sich gleieh. Nach der Aufhebung der 
Waisenhäuser blieb das Vermögen der Zustiftungen mit jenem 
der Hauptstiftung vereinigt, wurde kumulativ verwaltet und für 
jeden Stiflling der Haupt- und Zustiftungen, ein gleicher Betrag 
festgesezt. Dazu kamen in der Folge die Veränderungen, wel- 
che der Stiftungsfond durch die finanziellen Massregeln und 
Herabsezung der Interessen bei den die Bedekung der Stiftun- 
gen bildenden Obligationen erlitt, welche notwendig eine Ver- 
minderung der Zal wie des Betrages der Stiftpläze so lange nachı 
sich zogen, bis durch die Verlosung die einzelnen Obligationen 
den ursprünglichen Zinsfuss erreichten. Auch die erhöhten 
Preise der Lebensmittel forderten Berücksichtigung. Daher wurde 
der Stiftungsgenuss, der in der Regel 75 fl. nicht überschritt, 
im Jare 1843 für jeden Stiftling — der Haupt- und Neben- 
stiftungen — auf 90 fl. CM. erhöht, obgleich die für jeden 
Stiftplaz gewidmeten Kapitalien nicht sich gliehen und auch. die 
stiftbriefmässigen Bestimmungen über die zur Erlangung eines 
Plazes erforderlichen Eigenschaften und die Dauer des Genusses 
bei den einzelnen Stiftungen von einander abwichen, 
Mus. Jahr, Ber. XX. 3 


34 


Das Unbillige des bisherigen Verfahrens, das den Willen 
der Stifter und einem unverkennbaren Eigentumsrechte entge- 
gentrat, konnte nicht länger verkannt werden; die rechtliche 
Ansicht kam zur Geltung, dass diese Stiftungen zu trennen, 
jeder der ihr gebürende Vermögensanteil zuzuweisen, somit 
jede Stiftung als selbstständig zu behandeln sei. — So ward 
zu der gar nicht geringen Arbeit der Vermögens-Auseinander- 
scheidung geschritten: Das Gesammtinteresse der Kapitalien der 
Haupt- und Nebenstiftungen wurde nach dem Verhältnisse der 
ursprünglich gestifteten Kapitalsbeträge verteilt. Ein anderes 
Vorgehen verlangte das Interesse des von den Zeppenfeld- 
sehen Eheleuten dem Waisenhause mit der Verbindlichkeit 
gewidmeten Kapitals von 2000 fl. ‘) dass die sämmtlichen Wai- 
senkinder alle Freitage einen Rosenkranz zu beten halten. Die- 
ses wurde nach der Zal der bei jeder Stiftung bestehenden 
Stifllinge, 31 an der Zal, verteilt. — Zur Verteilung kamen 
auch noch drei unverloste Obligationen und jener Anteil, der 
diesen Stiftungen von dem Mietzinse des Schwarzenber- 
gischen Hauses ?) zukommt. — Nachdem diese Verteilung 


1) Vergl. S. 17—18. a. u. b. 


2) Dieses Haus, Nr. 299, in der Prunnerstiftsgasse gelegen, war 
ehmals Eigentum des nahen Prunnerstifts. Im Jare 1788 wurde 
es mit dem bis an die Lederergasse reichenden Garten an den 
Fürsten von Schwarzenberg veräussert, daher der Name. Als im 
Jare 1855 das Prunnerstift, welches bis dahin die Irren-, Ge- 
bär-, Findel- und Lokalsiechen - Anstalt, und das Institut zur Hei- 
lung der mit der Lustseuche behafteten Weibspersonen notdürftig und 
kümmerlich beherbergt hatte, der erweiterten Irrenanstalt ausschliessend 
eingeräumt wurde, handelte es sich um zwekmässige Unterbringung der 
andern Institute. Die Gebär- und Findelanstalt wurde im sogenannten 
Lazaretgebäude untergebracht, für die Lokal-Siechenanstalt und für die 
von der Lustseuche behafteten wurde das schwarzenbergische Haus 
sammt Garten gemietet. Hiemit hoffte man für alle Institute, auf län- 
gere Zeit vorgesorgt zu haben. Um so grösser war die Verlegenheit 


35 


in solcher Weise geschehen, ergab sich für jede Stiftung ein 
veränderter Stand der Kapitalien und Interessen. So erschien 
die Hauptstiftung mit einem ursprünglichen Stiftungs - Kapitale 
von 22.000 fl. für 8 Waisen, jezt mit einem Kapitale von 
28.304 fl. 7 kr. und nach Abzug der Regie-Auslagen und der 
Einkommensteuer noch mit einem reinen Jareserträgnisse von 
988 fl. 29'/, kr.; ein Resultat, das gestattete, den järlichen 
Stiftungsgenuss für die damaligen acht Stiftlinge von 90 fl, auf 
98 fl. zu erhöhen und überdiess zwei neue Stiftpläze für Wai- 


als im folgenden Jare bei der beantragten Erneuerung des Miet-Kon- 
traktes die Aeusserung abgegeben wurde, dass der Fürst das Haus an 
einen Privaten zu verkaufen beabsichtige. Hiedurch verloren die ge- 

- nannten Anstalten wieder ihre Unterkunft, aber auch das Wol der be- 
nachbarten Irrenanstalt schien in vielfacher Hinsicht bedroht, zumal 
wenn in Folge dieses Verkaufes lärmende oder feuergefärliche Gewerbe 
hieher verlegt würden. Es blieb — alle Verhältnisse wol erwogen — 
nur der Ausweg offen, dieses Haus für die erwähnten Anstalten zu 
erkaufen. Allein die hiezu berufenen Fonde waren unvermögend,, der 
weltliche Stiftungsfond — wozu die Kellerische Hauptstiftung und die 
Zustiftungen gehörten — dagegen in so günstigen Vermögensumstän- 
den, dass er den Kaufschilling von seinen verfügbaren Ueberschüssen , 
welche ohnehin verzinslich unterzubringen waren, bestreiten konnte, — 
Der Kaiser genehmigte 20. März 1855 den hierüber von der Regie- 
rung gemachten Vorschlag und so gieng das schwarzenbergische 
Haus sammt dem damit noch vereinigten Gartenanteile im Umfange von 
1425 Quadrat-Klaftern um den, des wolthätigen Zwekes wegen, billig 
gestellten Preis von 5200 fl. CM. ins Eigentum des weltlichen 
Stiftungs-Fondes über, der für die darin untergebrachten Institute 
den Mietzins bezieht. Die Stiftungen, die sich an diesem Kaufe be- 
teiligten, waren: Die Kellerische Haupt- und Zustiftungen mit 
2200 fl.; die Linzer-Bürger-Spitalstiftung mit 1500 ., die 
Theresianische- Civil- und Militär-Mädchenstiftung, 
die Stiftung des Siechenhauses Strassfelden und Weingar- 
ten, endlich die Welserhof- und Vöklamarkter-Spitalstif- 
tung — je mit 500 Al. 


3* 


36 


senknaben mit dem gleichen Genusse — im Einklange mit der 
im Stiftbriefe vom 11. Jul. 1720 enthaltenen Bestimmung — 
zu errichten. Was auch vom 1. Mai 1855 in Wirksamkeit trat. 
Aehnliche Veränderungen zeigten sich bei allen Zustiftungen, 
nur mit der Ausnahme, dass weil bei diesen die Zal der Stift- 
linge, unter welche das Erträgniss zu verteilen kömmt, unab- 
änderlich feststeht, diese auch bei jeder Stiftung beibehalten 
und nur der Betrag des Genusses erhöht wurde. 

Zur leichtern Uebersicht des Gesagten dient die ange- 
schlossene Tabelle ; sie enthält von jeder Stiftung den gegen- 
wärtigen Kapitals- Anteil, die frühere Zal der Pläze und ihre 
Beteilungsart ; dann die neue Zal der Stiftpläze und die ihnen 
zukommende Beteilungsart. Die Ausdrüke:: gegenwärtig und 
neu gelten vom Jare 1855, der »früher« vom Jare 1843, die 
Geldbeträge sind in CM. zu fassen. 


Uebersicht über den Kapitals-Anteil der Kellerischen Hauptstiftung und der 


Zustiftungen, die Zal der Pläze und die Beteilungs - Beträge. 


E Kapitals | jene wen pe; is 
z Name der Stiftung. Anteil. Ipjizel Art der | Art, 

& Decke 1 Zar Ai eh A 
A| Keller Henrich . . . GR 7 8 [90 | 10 I-os » 
2| Zeppenfeld Rosina. . . | 71251544] 5 1901 »]| 5] 97|» 
3 » Eberhard . . | 4662| 1 2 190) » 2 I 97| >» 
4| Hölbling Nikolaus . . . | 4465| %4] 2 190|»]| 2 | 97» 
b) » Bernhard . . . | 2658/16%] 1 [90 » 1 1116 » 
6| Geissler Josef . . . . | 4757/24 2 I90| » 2 | 90)» 
7| Sedimayr Eustachius 1594051 6 [90 » 6 | 92] » 
8] Lachamber Elisabeth . . | 2589,542/,] 1190| »| 1 | 97» 
9| Ehmayr Andreas . . . | 518757%,| 2 ]|90 » 2 | 97|» 
40| Pröller Michael. . . . | 5225| 2%] A 190 » 1 1120| » 
41| Ehrmann v. Falkenau. . | 2855,56 1 [90 » 1 [120| » 
12] Maria Doser. . . . . | 8825| 8 2 190| »| 2 1156| » 


37 
III, Prunner - Stift, auch Neustift genannt. 


1. Des Stifters leztwillige Anordnungen, ihre Verwirk- 
lichung; Stand der Stiftung. ' 

»Niemals genügte es weder dem Stifter, noch dem Er- 
weiterer, noch dem wesentlichen Wolthäter milder Anstalten 
bloss für leibliche Pflege der Aufgenommenen zu sorgen; auf 
die der Seele ward gleichmässig Bedacht genommen.« ?) 

Diese Gesinnung teilte ein edler Bürger dieser Stadt und 
bethätigte sie durch eine Stiftung, bei deren erstem Entwurfe 
er schon ihre enge Verbindung mit einer Kirche an die Spize 
stellte, damit so die leibliche Hilfe, welche den darin Aufge- 
nommenen gewährt ward, durch die Tröstungen der Religion 
erhöht und verstärkt würde. — Dieser edle Bürger hiess: Jo- 
hann Adam Prunner. Redlicher und thätiger Kaufınann 
hatte er auch durch regen Eifer für das Gemeinwol der Stadt 
Linz solches Vertrauen und solche Zuneigung unter seinen 
Mitbürgern gewonnen, dass er zum Bürgermeister gewält, diese 
Stelle durch volle 13 Jare bis zu seinem Tode bekleidete. — 
Seit mehreren Jaren hatte er sich auch am überseeischen Han- 
del mit glücklichem Erfolge beteiligt und eben befand sich 
eine seiner reichsten Ladungen auf hoher See, als übereinstim- 
mende Nachriehten kündeten , dass viele Schiffe den wüthenden 
Stürmen erlegen seien. Ob auch das seinige, war ungewiss. 
Hoffend und vertrauend auf denjenigen der den Winden und 
den Stürmen gebietet, machte er das fromme Gelübde , im 
Falle der Rettung die ganze reiche Ladung mit dem Gewinne 
zu einer wolthätigen Stiftung zu widmen. Alles ward gerettet 
und diese frohe Nachricht kam ihm am 27. des Monats zu, 
wesshalb diese Zal in seiner Stiftung eine so hervorragende 
Stelle einnimmt, 

Treu seinem Gelübde legte er vier Jare vor seinem Tode 
den ganzen Plan seiner Stiftung als lezte Willensmeinung in 


1) Innocenz III. v. Hurter, IV. 406. - 


38 


eigner Handschrift nieder: sie trägt das Datum: Linz am heili- 
gen Lichtmesstage 1730. »Ich befehle, so begann er, meine 
arme Seele in die unendliche Barmherzigkeit Gottes, dass er 
sie in die himmlische Glorie aufnehmen wolle; mein Leib aber 
soll christkatholischem Gebrauch nach in meine Gruft zu mei- 
nen liebwerthsten Eltern beigesezt werden.« — Seine »liebste« 
Frau Schwester Marıa Anna Gross von Ehrenstein 
oder ihre Erben erklärte er zu Universalerben. Nach Aufzälung 
mehrer Legate an Verwandte ') und fromme Anstalten ?) fährt 
er fort: »Zu einer Stiftung, welche den Namen von mir haben 
und die Prunnerische Stiftung soll genannt werden, 
vermache ich 1. zu Erbauung eines Kirchleins mit drei Altären 
wovon der erste zu Ehren der h. Dreikönige, wie sie dem 
Jesus Kindlein opfern, der andere dem h. Apostel Jakob 


1) So dem Jos. Prunner, Bäker in Straubing 1000 A., der Monica Ni- 
drachin, Tischlerin zu Gmunden oder den Erben 1000 fl., dem Herrn 
Georg von Prunner in Wien, der meinetwegen gar vielfältig ist be- 
mühet gewesen, oder dessen Erben 12.000 fl. 


» 
—_ 


Für 900 heilige Messen, die nach und nach, und 150 davon durch 
die P. P. Hyeronimitanos sollen gelesen werden , worunter diejenigen 
nicht verstanden , welche während des Leichenbegängnisses absonder- 
lich zu bestellen sind. 2. Ad cassam pauperum vermachte er 150 fl. 
5. in folgende fünf Bruderschaften, nämlich der allerheiligsten Dreieinig- 
keit, Corporis Christi, Todangst Christi, Maria Verkündigung und ar- 
mer Seelen — in jede 25 fl. 4. Verschaffe ich denen armen Leuten 
im Bruderhaus, im Siechenhaus bei den Kapuzinern im Weingarten 
und im Danmüller-Häusl auf die Hand jedem 5 fl., zusammen 168 fl., 


5. Dem Danmüller-Häusl, weil es von meinem Urahnherrn ist gestiftet 


worden — absonderlich — 500 fl. 6. Unserer lieben Pfarrkirche zu 
einem Ornat — 500 fl. 7. Der Margareten-Kirche nächst dem Berg 
Calvarı zu ihrer bäulichen Unterhaltung — 500 fl. 8. Zur Kirche am 


Pöstlingberg, wenn da wie man Hoffnung hat, eine soll erbauet wer- 
den — 500 fl. 9. In das Lazaret — 500 fl. 10. Zur Bestreitung des 
järliehen Schulgeldes für 27 arme Kinder der drei Stadtschulen — 
legirte er die Summe von 1700 fi. 


39 


dem Aelteren und der dritte dem h, Laurentius aufgerichtet 
werden sollen — 20.000 fl. 2, Zur Unterhaltung eines Bene- 
fiziaten, der wöchentlich nicht mehr als eine freie Messe 
haben, die übrigen aber für mich zu lesen obligirt sein soll — 
12.000 fl. 3. Zum Unterhalt von 27 Pupillen, welche Bür- 
gers-Kinder, oder aber von Bürgermeisteramts - Untertanen sein 
sollen — 54.000 fl,, also dass ein Pupille järlich mit Kost, 
Kleidung und allen übrigen Erfordernissen auf 80 fl. kommen 
soll. 4. Zum Unterhalte von 27 armen, jedoch ledigen Manns- 
personen und eben so vielen ledigen Weibspersonen 54000 fl. 
Von diesen 54 Personen soll järlich eine jede das Interesse 
von 1000 fl., d. i. 40 fl. zu empfangen haben. Von diesen 
40 fl. aber soll järlich 1 fl. folgsam von allen — 54 fl. zu 
Unterhaltung des Hauses zurükbehalten werden; dahin soll auch 
dasjenige gewidmet sein, was die hineinkommenden armen Leut 
entweder hineinbringen oder aber verlassen. 5. Zur Erbauung 
einer Wohnung für den Herrn Benefiziaten, nämlich: Zwei 
Zimmer, eine Kammer, und eine Küche — für die Pupillen: 
Ein Studierzimmer, ein Schlafzimmer, — für den Instruktor: 
Zwei kleinere Zimmer, eine Küche und eine Kammer — für 
die 27 armen Mannspersonen zur Erbauung von 27 Stüblein, 
deren eines ein wenig grösser als eine Kapuziner-Zelle und 
allzeit zwei mit einem Ofen, das 27. aber mit einem ab- 
sonderlichen sollen versehen sein; wie auch einer grossen 
“Stube, in welcher sie ihr Gebet verrichten können. Dann zur 
Erbauung gleicher 27 Stüblein und einer Stube für 27 arme, 


ledige Weibspersonen, nicht weniger einer — grossen, abge- 
teilten Küche, derer sich sowol diese als auch die Mannsper- 
sonen zu bedienen haben sollen — 30.000 fl. 6. für die 


Besoldung eines Verwalters, der sowol zur Zeit des Baues als 
auch nach dessen Vollendung die Administration über dieses 
arme Haus haben soll — 3.400 fl. 7. Zur Dotirung des 
Kirchleins verschaffe ich — 2000 fl. 

Das Recht des Vorschlags (jus praesentandi) 


40 


sowol von dem Benefiziaten, als den Waisen und den armen 
sowol Manns- als Weibspersonen , welche allzeit bürgerlich 
oder unter das Bürgermeister-Amt gehörig sein 
sollen, will ich alternative einem löblichen Stadtmagistrate und 
‚meiner Frau Schwester, nach ihrem Absterben aber ihren Er- 
ben (nun der k. k. Oberstwachtmeister, Joseph Ritter v. Son- 
nenstein, für seine ältere Schwester) eingeräumt, jedoch eif- 
rigst gebeten haben, dass sowol mit der Präsentation eines 
Herrn Benefiziaten , als auch der armen nicht nach Gunst son- 
dern dahin angetragen werden möchte, dass allezeit derjenige 
Herr Geistliche oder diejenigen Armen genommen werden, 
welche sich durch ein friedsames Gemüt und tugendsamen Le- 
benswandel am meisten recommandiren , und wann etwan eine 
arme Person sich ungebürlich verhalten, und nach der ersten 
Ermabnung nicht bessern thäte, solle sie alsdann nicht mehr 
geduldet, sondern wirklich hinausgeschafft werden, welches 
ich auch von unruhigen, unfriedsamen will verstanden haben, 
damit nur Uneinigkeit und Zank vermieden werden möchte ; 
zumal meine Intention dahin geht, dass diese Armen in Fried, 
und Ruhe Gott dienen sollen. Daher ganz beweglich bitte, 
dass nur keine Ausgelassene geduldet werden möchten.« Ge- 
gen das Ende hin sagt er dann: »Hiemit will ich dieses durch- 
gehends von meiner eigenen Hand geschriebene Testament im 
Namen der allerheiligsten Dreifaltigkeit geschlossen und einen 
löblichen wolweisen Magistrat dieser kaiserlichen Hauptstadt Linz, 
dienstschuldigst und beweglichst ersucht und gebeten haben, dass 
derselbe dieses mein Testament , weil solches meistenteils zum 
Trost der Armen abzielet, kräftigst schüzen und handhaben und 
bevorderist dahin sich beeifern möchte, dass meine wolmei- 
nende Intention in allen Punkten observirt und vollzogen werde. « 

Vier Jare nachher, 7. Februar 1734 starb Prunner 
und der Stadtrat wenige Tage nachher über die von ıhm er- 
betene Testaments - Vollziehung unterrichtet, hielt es für seine 
heilige Pflicht, die Wolthat dieser Stiftung den Armen je eher 


4 


je lieber zu eröffnen. Da sich ein passendes Gebäude, wie es 
der Stifter angedeutet, nirgends vorfand, wurde das in der Le- 
derergasse gelegene Grundemannische Freihaus, Eg- 
gereck mit dem dazu gehörigen Gartengrunde, der sich bis 
über die übelriechende Lud| (pfüzenartiger Wassergraben ) 
ausdehnte, um den »leidentlichen« Preis von 3400 fl. erkauft. 
Das Gebäude war weder in einem guten noch zum Zweke be- 
quemem Zustande, auch war seine Lage wegen der Nähe der 
Ludl eine ungünstige, ungesunde. Darum ward das Eggereck 
bis auf den Grund abgebrochen und die Materialien zum Neu- 
bau des Hauptgebäudes und der Kirche, die man näher gegen 
die Donau hin verlegte, verwendet. — Bereits war die Grund- 
veste gelegt, als ein kaiserlicher Erlass vom 23. November 
1735 die vom Stadtrate getanen Schritte nachdrüklich ahndete 
und jedes weitere Vorgehen untersagte,, solange nicht der lan- 
desfürtliche Konsens, »ein immobile ad manus mortuas zu 
bringen« beigebracht wäre. Auf das gestellte Ansuchen er- 
folgte er 26. Aug. 1737 unter «der Bedingung, dass die auf 
dem Gartengrunde haftenden Steuern nicht andern Bürgern auf- 
gelegt, sondern als ein dem Grunde anklebendes onus (Last) 
in der Folge von der Anstalt entrichtet werden ; überdiess blieb 
dem Stadtrate wol die unmittelbare Obsorge und Disposition 
nach dem Willen des Stifters, aber die Oberaufsicht dem je- 
weiligen Landeshauptmanne, als landesfürstlichem Repräsentanten. 
% Dem angefangenen Baue stand nun kein Hinderniss für- 
der im Wege; er wurde von jezt an auch so thätig betrieben, 
dass am Anfange des Jares 1740 die Anstalt feierlich eröffnet 
werden konnte. — Indessen hatte der Kauf der ausgedehnten 
Area, der Bau der Kirche und des umfangreichen Wohngebäu- 
des, in welchem auch auf ein Krankenzimmer Bedacht zu neh- 
men war, die Beischaffung der notwendigen Einrichtung ‚_die 
in der leztwilligen Anordnung des Stifters unerwähnt ist, die 
Summe von 54.222 N. 59 kr., also einen grösseren Aufwand 
als der Stifter ausgeworfen, erfordert, so dass von der ganzen 


42 


für die Stiftung und das Schulgeld gewidmeten Summe pr, 
177.100 fl. nur noch 122.877 fl. 1 kr. verblieben. 

Allein während des Baues, wo weder Waisen noch Pfründ- 
ler zu unterhalten waren, hatten die anliegenden Kapitalien an 
Interessen bereits die Summe von 29.122 fl. 59 kr. eingetra- 
gen, daher sich am Schlusse des Jares 1741 die Summe von 
152.000 fl. an Aktiv-Kapitalien herausstellte. In den nächst- 
folgenden Jaren kam teils durch gute Gebarung und kluge Er- 
sparnisse, teils durch die Verlassenschaft der Pfründler, zumal 
durch das Legat des Michael Plantner pr. 500 fl. eine 
Vermehrung von 7800 fl. hinzu, so dass am 34. Dezember 
1752 sich ein Gesammtvermögen von 159.800 fl. und am 27. 
Jun. 1764 von 161.883 fl. auswies. 


2. Innere Einrichtung. 
. a) Hinsichtlich der Waisen - Knaben. 


Der Zwek dieser Stiftung war eben derselbe, welcher 
dem Stifter des Kellerischen Waisenhauses vorschwebte: 
eine Erziehungs - Anstalt zu haben, um in den sonst verlasse- 
nen, allen Gefahren preisgegebenen Waisen den Geist der Re- 
ligiosität, der Sittlichkeit und Arbeitsamkeit zu weken, zu be- 
festigen und fürs ganze Leben, ohne Unterschied des besonde- 
ren Berufes -— nachhaltig und segensreich zu machen. 

Die Mitte] hiezu — vom Stifter unerwähnt gelassen — 
wurden von den Administratoren, im Einverständnisse mit den 
Universal-Erben ausgewält und in Anwendung gebracht ; sie sind 
ganz dieselben, welche im Kellerischen Waisenhause als die 
zwekmässigsten anerkannt und durch eine zwanzigjärige Erfah- 
rung bewährt gefunden worden waren. Daher finden wir hier 
dieselben religiösen Uebungen, Beschäftigungen, 
Erholungen u. s. w. wie wir sie oben angedeutet haben. 
Um sie nieht zu wiederholen berühren wir nur dasjenige, was 
eine Eigentümlichkeit bildet. 


43 


In Hinsicht des Unterrichts hatte Prunner nur 
einen deutschen Lehrer — »Instruktor« — gestiftet, da 
sich aber schr bald einige Knaben zu den Studien ganz be- 
sonders fähig zeigten, nahmen die Administratoren auch einen 
lateinischen Präceptor auf, dem ein Gehalt von 100 fl., 
Wohnung, Kost und täglich eine Mass Bier bewilligt wurde ; 
während jener ausser eben diesen Bezügen nur 70 fl. erhielt. 
Beide besorgten den sie treffenden Unterricht. Der deutsche 
Lehrer übte die Knaben im Lesen, Schreiben und Rechnen ; 
der Jateinische in den »rudimentis latinitatis« und wiederholte 
mit jenen welche die öffentlichen Schulen besuchten alle Lehr- 
gegenslände. Der Erfolg war ein so erwünschter, dass ein 
Kommissions - Protokoll vom Jare 1753 ausdrüklich anmerkt: 
»Diese Knaben erhalten in scholis publieis jederzeit praemia.« — 
Die Lehrer teilten sich auch in die Aufsicht; einer von ihnen 
erschien jederzeit bei Tische; ihre Wohnung war unmittelbar 
an dem Schlafzimmer der Waisen, zugleich besorgten sie mit 
dem Verwalter die genaue Beobachtung der vorgeschrie- 
benen Tagesordnung, zumal der religiösen Uebungen die eben 
sie zu überwachen hatten, 

Zur Besoldung des Verwalters, »der die Administration 
über dieses arme Haus haben solle« hatte Prunner das In- 
teresse von 3400 fl. bestimmt. Doch der Magistrat und die 
Prunner'schen Erben erkannten es schon bei der Eröffnung der 
Anstalt für billig, bei dieser so wol dotirten Stiftung, auch dem 
die Aufsicht führenden Manne ein ähnliches Auskommen auszu- 
messen, um so mehr, da sich dieser während des Baues und 
der Einrichtung der Stiftung viele Verdienste erworben und be- 
willigten ihm eine Besoldung von 350 fl. sammt Wohnung, 
Holz und Licht. 

Ueber das Alter der Knaben, das zum Eintrit befähigte 
und zum Austrit nötigte, hatte der Stifter keine Erwähnung 
gemacht, auch finde ich nirgends eine normirende Bestimmung. 
Aus einem noch vorhandenen Verzeichnisse der Züglinge des 


44 


Jares 1753 geht so viel hervor, dass fünfjärige Knaben bis- 
weilen aufgenommen wurden und sogar fast achtzehnjärige noch 
in der Anstalt verweilten. 1) — Der Tisch brachte dieselben 
Gerichte und in derselben Abwechselung, wie im Kellerischen 
Hause und zwar in dem Ausmasse, dass für die Knaben z, B. 
von einem Pfunde Rindfleiseh drei Portionen, vom Gebratenen 
wenigere Portionen gemacht wurden: hingegen erhielten die In- 
struktoren und Dienstleute ?) je ein halbes Pfund Rindfleisch 
und mehr: als ein halbes Pfund Braten für eine Malzeit. — Der 
Knaben täglicher Tisehtrunk war eine Portion braunes Bier 
— aus einer Mass sechs Portionen -—- zu gewissen Zeiten, 
zumal an höhern Festtagen erhielten sie einen »Rekreationstrunk.« 
An Kleidung ward järlich jedem verabreicht: ein Kamisol, 
ein flanellenes Leibl, drei Hemden, die nötigen Strümpfe und 
Schuhe und alle fünf Jare ein brauner tüchener Talar mit 
blauen Aufschlägen und ein Hut. 


b) Hinsichtlich der männlichen und weiblichen Pfründler. 


Die christlieh - mildtbätige Absicht welche den Stifter 
leitete, war: den alten gebrechlichen, armen Individuen des 
Bürgerstandes und des Bürgermeister - Amtes, »wenn sie eines 
guten Wandels,« eine Freistätte zu bieten, wo sie der Sorge 
um die notwendigsten Bedürfnisse enthoben, »in Fried und in 
Ruhe Gott dienen« können. — Daher erhielten sie alle nicht 
bloss gesonderte Wohnung und ihre Beheizung, sondern 
auch jedes wochentlich 45 kr. zur Anschaffung der Kost, welche 
sie sich in ihrer eigenen für die Geschlechter abgeteilten Küche 
bereiten konnten, wozu sie gleichfalls das notwendige Holz be- 
zogen. 


!) Im Jare 1787 sogar ein neunzehnjäriger. 

2) Es ist nieht ohne alles Interesse, von den heutigen Jareslöhnungen 
der Dienstleute hinweg auf die damaligen einen Blik zu werfen. Der 
Hausknecht erhielt 20 fl., die Köchin 15 fl.,, die Küchenmagd 12 Al., 
die Stubenmagd 10 fl., die Krankenwärterin 9 A. 


45 


Bei der Eröffnung der Stiftung im Jare 1740 wurde ihnen 
auch für öffentliche Gottesdienste, für Prozessionen und Lei- 
chenbegängnisse, zu denen sie eingeladen wurden , eine passende 
Kleidung des Dekorums willen angeschafft; so den Männern 
ein brauntüchener Rok, ein Hut, ein Paar Strümpfe; den 
Weibern ein zwekmässiges Ober- und Unterkleid — die aber 
nur bei den genannten Gelegenheiten angezogen werden durf- 
ten. Darum konnte das erwähnte Protokoll bemerken: man 
habe mit dieser Kleidung so gute Wirtschaft geführt, dass sie 
bisher und folglich dreizehn ganze Jare gedauert habe. — 

Die Verpflichtungen bestanden nur darin dass sie 
täglich in der Stifts-Kirche in gesonderten Oratorien nicht nur 
der von dem Benefiziaten gelesenen Iı. Messe, sondern auch 
Morgens nnd Abends dem Rosenkranze, der Litanei und den 
Psalmen für die Verstorbenen beiwohnten und einmal in jedem Mo- 
nat die h. Kommunion nach dem Sinne des Stiflers empfingen. 


5. Auflassung des Prunnerstiftes, Anordnungen für die Wai- 
sen und Pfründler männlichen und weiblichen Geschlechts; 
Regulirung dieser Stiftung; des Gebäudes Verwendung. 


Seit Eröffnung dieser Stiftung waren 46 Jare, seit des 
Stifters Tode 52 verflossen, ein Zeitraum, in welchem die An- 
sichten der Menschen eine bedeutende Veränderung erlitten 
hatten. In Folge dieser erliess Kaiser Joseph Il. am 9. Ok- 
tober 1786 von Steier aus jenes oben erwähnte Handbillet 
das auch über das Bestehen der Prunnerstiftung den Stab ge- 
brochen ; die Waisen wurden in auswärtige Kost gegeben, aber 
für ihre Erziehung und gute Behandlung zwekmässige Mass- 
regeln ergriffen; besonders wurden für die studierenden die 
besten Kostörter in Linz erforscht und nur jene ausgewählt, 
von denen man sich eine anständige und gewissenhafte Er- 
ziehung der Jugend versprechen durfte; um ganz sicher zu 
verfahren, wurden endlich mit jenen Kostherrn förmliche Kon- 
trakte abgeschlossen, in denen ausdrüklich angeführt war, welche 


46 


Verbindlichkeit zu übernehmen er sich anheischig gemacht. 
Der zur Versorgung eines solchen Knaben von der Hofbuch- 
halterei ausgemittelte Betrag wurde auf 85 fl. 18 kr. angesezt; 
später auf 82 fl. 20 kr. ermässigt , weil das zur Bezalung des 
Schulgeldes vom Stifter ausgeworfene Kapital für eben diesen 
Zwek auszuscheiden war. 


Den Pfründlern männlichen und weiblichen Ge- 
schlechts wurde der Austritt aus dem Stifte gestattet und die 
nach dem Masse des Stiftungsvermögens ihnen zukommende 
Tagesportion von 6 kr. mit einer Zulage von 2 kr. auf die Hand 
gegeben. Die Mehrzal zog es vor, auf diese Zulage zu verzich- 
ten, dagegen im Hause zu verbleiben, was auch gestattet wurde, 
bis man ein Klostergebäude auf dem Lande — das zu Münz- 
bach — in Miete bekam, um dort alle Siechen und Gebrech- 
lichen verschiedener Stiftungen zwekmässig unterzubringen, 
Die tägliche Zulage von 2 kr. wurde für die Regie, Holz, Licht, 
Kleidung, Medikamente zurükbehalten, die übrige Stiftungspor- 
tion zu Bestreitung der Verköstigung den Armen auf die Hand 
gegeben. 


In diesem Ausmasse blieben jedoch die Stiftungsgenüsse 
nicht immer; neue notwendige Bauten oder wesentliche Ver- 
änderungen am Stiftgebäude verkürzten, wenn sie auch nicht 
auf ein Mal sondern in mehreren Jaresraten abbezalt wurden, 
die Stiftlinge und Pfründler an ihren Bezügen ; noch empfind- 
licher wirkten die eingeleiteten Finanz - Operationen; zugleich 
trat die auch bei andern Waisenstiftungen eingeführte Uebung 
in Anwendung: die Beträge für die Waisen nach Altersstufen 
zu bemessen. Daher erhielten z. B. im Jare 1820 die prun- 
nerischen Stiftlinge bis in ihr zwölftes Jar 45 fl. und vom 
dreizehnten bis fünfzehnten 36 fl.; nur Studierende konnten um 
den erhöhten Stiftungsgenuss von 75 fl. bei der Landesstelle 
ansuchen — eine Uebung, die viele Jare hindurch aufrecht er- 
halten wurde. 


47 


Erst im Jare 1836 trat auch hierin eine Aenderung ein, 
da nachher durch das Glük der Verlosung die frühern Inte- 
ressen wieder flüssig wurden, ward durch eine kaiserliche An- 
ordnung vom 18. April 1836, im Einklange mit Prunners 
Testament und dem am 30. Jun. 1769 errichteten Stift- 
briefe diese mildthätige Stiftung so regulirt, dass nur jene 
Knaben eine solche Waisenstiftung erhalten konnten, welche 
arm, minderjärig und zugleich beider Eltern oder wenigstens 
des Vaters beraubt und Söhne von Linzer - Bürgern oder von 
Untertanen des Bürgermeisteramts (der der Stadtgemeinde ei- 
gentümlichen Gülten) sind und eine öffentliche Lehranstalt be- 
suchen. Diesemnach gelten diese Beträge als Schulstipen- 
dien für jede Gattung des Unterrichts. — Die vom Stifter 
bestimmte Zal der Stiftlinge wurde strenge beibehalten und 
die Dauer des Genusses einer solchon Stiftung auf die Zeit 
beschränkt, die zur Beendigung des Schulunterrichts nach sei- 
nen verschiedenen Abstufungen und bei Studierenden bis zur 
Vollendung der Studien erforderlich ist; vorausgesezt dass die 
Fortgangs-Klassen gute sind, widrigenfalls sollte der Stiftungs- 
genuss erlöschen ; in Uebereinstimmung mit dem, was der Stif- 
ter über die Würdigkeit und Unwürdigkeit der. Pfründler mit 
eindringlicher Bitte ausgesprochen. 

Eine nicht unwesentliche Begünstigung für diese Stiftlinge 
war auch diese, dass sie nicht nur in Linz sondern an jedem 
Orte der österreichischen Monarchie, wo öffentliche Lehranstal- 
ten vorhanden, diese Stipendien geniessen konnten ; zugleich 
fiel jene Verfügung, die Beträge nach Alterstufen zu bemessen 
ganz hinweg und alle 27 Waisen erhielten nach dem Willen 
des Stifters ganz gleiche Beträge; gleichwie die Pfründler männ- 
lichen und weiblichen Geschlechtes einander ganz gleich gestellt 
wurden. Nach dem Verhältnisse des sich hebenden Vermö- 
gensstandes der prunnerischen Stiftung nun , erhöheten sich stu- 
fenweise auch die Beteilungsbeträge für die Waisen und Pfründ- 
ler und waren z. B. im Jare 1824 für jene 45 fl. E. Sch. 


48 


später 108 fl. 391% kr. C. M., endlich 127 fl. 10 kr. C. M.; 
für diese die Tagesportion 8 kr. E. Sch, dann 22 kr. endlich 
26 (oder 18 kr. öst. W.) wie es noch gegenwärtig der Fall 
ist, ein Resultat, wozu neben zwekmässiger Verwaltung und 
guter Gebarung auch die stufenweise erfolgten Erhöhungen des 
Mietzinses für das Stiftungsgebäude vieles beitrugen. Eben diess 
mahnt noch wenige Worte beizufügen, wozu nach der Auf- 
lassung der Anstalt das umfassensende Gebäude 
selbst, die Kirche und das Benefizium verwendet 
wurden. 


Joseph hatte im erwähnten Handbillete aus Steier 
über de Verwendung des Gebäudes nach der Un- 
terbringung der Waisen in auswärtigen Kostörtern sich dahin 
ausgesprochen: »Der Raum, welchen die Kinder in dem Prun- 
ner-Stifte anjezo einnehmen ist Männern oder Weibern dieses 
nämlichen Stiftes zur Wohnung anzuweisen, wodurch ein Teil 
eines Flügels mit den gewölbten kleinen Zimmern leer werden 
wird, welcher zur Unterbringung wahnsinniger Menschen männ- 
lichen und weiblichen Geschlechts wird gewidmet werden kön- 
nen.« Ausserdem hoffte die Regierung in diesem Gebäude 
noch die Polizei unterzubringen. ') Wirklich hatte der Landes- 
fürst diesen Plan gut geheissen und die von der Hofbau-Kom- 
mission berichtigten Risse und Ueberschläge zur erforderlichen 
Bauführung mit der Weisung »nach den Entwürfen und mit 
Beobachtung der möglichsten Wirthschaft« vorzugehen geneh- 
migt. ?2) Doch wurde davon Umgang genommen: die Verlegung 
der Polizei in einen so entlegenen Teil einer Vorstadt erregte 
Bedenken, rätlicher schien es, hier jene Anstalten zu vereini- 
gen, welche mit der Irren-Anstalt ohnediess dersel- 
ben Verwaltung angehörten, nämlich die Findel- und 


!) Hofbericht vom 5. Jul. 1787. 
2) Hofkanzlei - Dekret 17. November 1787. 


49 


Gebär-Anstalt und später auch die der Lokalsiechen 
und der von der Lustseuche behafteten. So 
wurden diese hier unter demselben Dache vereinigt und blieben 
es bis zum Jare 1833, in welchem wie oben !) erwähnt, das 
ganze Gebäude zur Aufnahme der erweiterten Irrenan- 
stalt wie der Verwaltung des Stiftungsfondes 
gewidmet wurde, gegen Entrichtung eines järlichen Mietzinses 
pr. 640 fl.; der im Jare 1842 auf 1050, und am 1. August 
1855 auf 3840 fl. C. M. erhöhet wurde. So blieb das schöne 
Gebäude ‘auch nach der Auflassung der Anstalt dieser fortan 
und nuzenbringend erhalten. 

Die Kirche ging im Auflassungsjare ins Eigentum des 
Religionsfondes über, wurde gesperrt und diente viele Jare 
hindurch als Magazin zur Aufbewahrung der verschiedensten 
Gegenstände, bis sie endlich im Jare 1838 wieder ihrer ur- 
sprünglichen Bestimmung zurükgegeben wurde. 

Der damalige Benefiziat an dieser Kirche Joseph Adam 
Zurmühler erhielt vom 1. Deeember 1787 angefangen den 
Gehalt von 480 fl. järlich aus dem Religionsfonde und erfüllte 
bis an seinen Tod die Stiftungsverbindlichkeiten soweit sie nach 
Auflassung der Anstalt noch erfüllt werden konnten ; nach sei- 
nem Hintritte sollte der Religionsfond dieselben an seine pen- 
sionirte oder exponirte Geistlichkeit einzuteilen suchen. 2) — 
Gleichzeitig wurde vom Gesammtvermögen des prunnerischen 
Stiftes die zur Stiftung des Beneficiums vom Stifter ausgewor- 
fene Summe von 12,000 fl. (sammt Interessen 12,150 fl.) ab- 
getrennt dem Religionsfonde eingehändigt und mit Zuhilfenahme 
des Spital-Barbara- und des Kreuzwegs-Benefiziums in der Folge 
zur Dotation der beiden Domprediger verwendet. (Hofk. 17. 
Mai 1796.) 


1) Schwarzenberg. Haus Seite 54. 
®) Hofkanzlei-Dekret, 28. Jän. 1787. 
Mus, Jahr, Ber. XX. 4 


50 


Das ist im Umrisse die Geschichte dieser schönen, reich 
ausgestatteten Stiftung eines Bürgers der Stadt Linz. Durch 
seine thätige Wirksamkeit als Bürgermeister hatte er sich die 
Zuneigung und Hochachtung seiner Zeitgenossen in hohem 
Grade erworben; durch sein reges Mitgefühl für das traurige 
Loos verwaiseter Kinder und für die Leiden der Armen und 
Siechen, welches sich durch seine Stiftung beurkundet, hat er 
für immer in den Herzen der Einwohner dieser Stadt sich ein 
unvergängliches Denkmal gesezt, das seinen Namen von Ge- 
schlecht zu Geschlecht fortpflanzen wird. Es war daher wirk- 
lich ein schöner Akt der Pietät, dass der Magistrat das Bild 
Prunners nach dem im Museum Franzisko - Karolinum vorhan- 
denen Original-Gemälde lithographiren und zur würdigen Feier 
des Andenkens an den vor hundert Jaren Entschlafenen, am 7, 
Februar 1834 in zalreichen Exemplaren verteilen lies. !) 


IV. Theresianisches Waisenhaus, auch Theresianum 
genannl. 


1. Hauptstiftung, Zwek, Mittel, Leitung. 


Die beiden oben geschilderten Anstalten hatten — die 
eine dureh die reiche Ausstattung des Stifters, die andere durch 
bedeutende Zustiftungen gefördert, allmälig festen Bestand und 
innere Kräftigung gewonnen. Sechzig verwaisete Rinder hatten 
hier — periodisch sich erneuernd, immer eine schüzende, er- 
ziehende und unterrichtende Freistätte gefunden. Jede erledigte 
Stelle fand zallose Bewerber und legte das dringende Bedürf- 
niss der Erweiterung einer solchen Anstalt immer offener dar, 
Die Bevölkerung der Hauptstadt war, zumal seit die Fabrik 


») Vergl. Pillwein Linz. S. 152. 


31 

Staatseigentum geworden, in stäter Zunahme begriffen ; Arbei- 
ter strömten aus verschiedenen Teilen des Landes herzu,, in 
der Hoffnung: hier Arbeit und Verdienst; im Falle einer Krank- 
keit Hilfe, im Falle des Todes für ihre Angehörigen da leichter 
Unterstüzung zu finden. — Die wiederholten und länger dau- 
ernden Kriege, in deren Folge sogar die Hauptstadt des Lan- 
des einmal in feindliche Hände fiel und von den Freunden be- 
lagert und erobert werden musste, vermehrten, wie begreiflich 
die Zal der Armen und Verwaiseten , unterwühlten den Wol- 
stand der Privaten und machten die Quellen der christlichen 
Mildthätigkeit immer sparsamer fliessen. Aber auch der Staat, 
dem zumal die erstern Jare des siebenjärigen Kriegs tiefe Wun- 
den geschlagen, war nicht im Stande aus seinen Mitteln den 
Armen und Verlassenen wirksame Hilfe zu schaffen. 

Maria Theresia, stets eine teilnehmende Landesmutter 
empfand tief die Leiden und Drangsale der armen Verlassenen, 
unterstüzte und half, wo es möglich war und bewilligte, weil sich 
auch in andern Hauptstädten der Monarchie dieselben Erscheinun- 
gen kund gaben, am 30. März 1763, »dass vom 1. Mai 1763 an 
in den Städten Prag, Brünn, Olmüz, Troppau, Linz 
Klagenfurt, Laibach, Görz, Graz und Wien für 
eingeführten Cacao, Ciocolade und Thee ausser der Konsumo- 
Maut und den Zöllen auch ein Aufschlag bei den in diesen 
Städten aufgestellten Maut- und Zollämtern unter einstens ein- 
gehoben werde.« In Wien und Graz wurde er zur Unter- 
haltung der Armen — daher Armenleutaufschlag ge- 
nannt — gewidmet, in den übrigen Städten zum Behufe von 
Waisenhäusern verwendet. Das Erträgnis war auch in 
dieser Hauptstadt nicht unbedeutend; es betrug vom 4. Mai 
1763 — bis zum Schlusse des Jares 1764 schon 3182 fl. 
8%; kr. Das folgende Jar gewährte 2681 fl. und da die teil- 
nahmsvolle Landesfürstin auch die Rekruten-Bonifikation 
vom Jare 1764 und 1765 pr. 4590 fl. zu gleichem Zweke 
bestimmte, konnte man daran gehen, das zu einem Waisen- 

4* 


52 


hause wie geschaffene fürstich Lambergische Haus zu 
erkaufen. f 

Dieses Haus lag —- was nicht unwichtig war — unferne der 
kaiserlichen Fabrik, war von einer Mauer rings umschlossen, hatte 
einen geräumigen Keller, zu ebener Erde eine grosse Küche und 
mehrere Gewölbe, in den zwei Stokwerken zusammen 24 Zim- 
mer und so gut abgeteilt, dass die Absonderung der Knaben 
von den Mädchen sich wie von selbst ergab. Dazu gehörte 
eine grosse Scheune zur Unterbringung des nötigen Brennholzes 
und was ganz besonders erwünscht war, drei Gärten, welche 
zwischen der heutigen Lederer- und Eisenbahngasse 
weithin sich ausdehnten. — Diese ganze Besizung ward mit 
Genehmigung der Landesfürstin um den Preis von 11,000 fl. 
erkauft, zum Waisenhause eingerichtet, nach der Stifterin th e- 
resianisches Waisenhaus, oder Theresianum ge- 
nannt und am 15. Oktober 1766, an ihrem Namenstage förm- 
lich eröffnet. 

Der Zwek dieser Anstalt war eben derjenige, den wir 
bei den vorhergehenden angedeutet haben: religiös - moralische 
Erziehung, Entwiklung, Unterweisung und Angewöhnung an 
Thätigkeit, damit diese elternlosen bei ihrem Austrite im Stande 
wären, auf der im Waisenhause gewonnenen Grundlage fort- 
bauend, ihr wahres Wol in jedem Berufe zu fördern. Diesem 
Zweke entsprach die strenge eingehaltene Tagesordnung, in 
welcher vom frühen Morgen bis. zum Abend religiöse Uebungen, 
Unterricht, leiehtere Handarbeiten, Unterhaltung und Spiele in 
freier Luft zwekmässig mit einander wechselten; so jedoch, 
dass Arbeitsamkeit, Liebe zur unverdrossenen Thätigkeit hier in 
einem Grade ausgebildet wurde, wie sie in den beiden vorher 
geschilderten Anstalten einige genaue Beobachter höchst un- 
gerne vermissten, ja behaupteten: die gute Kost, das bequeme 
Leben, die täglichen Erholungsstunden, die wenig anstrengende 
Arbeit in diesen Anstalten hindere die Zöglinge an ihrem guten 
Fortkommen,, weil sie an die Arbeit nicht gewöhnt, bei ihrem 


53 


Uebergange zu einem Handwerke, oder zu einer Kunst die Be- 
schwerden ‚der Lehrjare nicht auszuhalten vermöchten. ) 


Die Oberleitung der Anstalt und ihre rechtliche 
Vertretung ward zwei Landräten anvertraut; die unmittel- 
bare Aufsicht dem Hausverwalter und seiner Frau ‚ welche 
das gesammte Hauswesen, die Wirtschaft ‚ Verrechnung u. s. w. 
besorgten und ausser der Wohnung, Kost, eine Besoldung von 
200 fl. genossen. Ein Lehrer, welcher nebst der Kost, der 
Wohnung, dem Lichte und Brennholze den Gehalt von 60 Al. 
erhielt, unterrichtete die Waisen im Lesen, Schreiben und 
Rechnen. — Im Jare 1781 kam ein Lehrer in der Ingenieur- 
Kunst hinzu, welcher darin die im Waisenhause befindlichen 
Ober- und Unteroffiziers-Söhne in drei Lehrstunden wochent- 
lieh zu unterrichten hatte und dafür monatlich 10 fl. erhielt. 
Eine Wollspinnmeisterin und eine Flachspinnmeisterin gaben 
Anleitung in allen Handarbeiten, die für die k. k. Fabrik und 
auch für Privatleute in der Stadt geliefert wurden. Jede der- 
selben hatte einen Jareslohn von 60 #l.; eine Köchin erhielt 
16 fl., eine Hausmagd 12 fl. 


Die Zal der Waisen wurde anfänglich auf 40 festgesezt, 
und zwar 20 Knaben, 20 Mädehen, wovon immer die eine 
Hälfte aus dem Givil- die andere aus dem Militärstande zu 
wälen kam; die gewälten mussten ganz oder halbverwaist oder 
wenigstens Kinder sehr armer Eltern, überdiess gesund, nicht 
krüppelbaft, nieht unter 6 Jaren,sein. Das Recht des Vor- 
Schlags — jus praesenlandi — übte der Landeshaupt- 
mann für Civil- der im Lande kommandirende General für die 
Militär - Kinder. 


Die Dotation des theresianischen Waisenhauses floss 
aus verschiedenen, mehr oder minder sicheren Quellen. Die 


#) Vorläufiges Gutachten des k. k. Stadtrichters, Johann Michael Schei- 
benpogen, Linz 18. Mai 1763. 


54 


ergiebigste und sicherste blieb fortwährend der erwähnte Auf- 
schlag auf die genannten Produkte, der auch immer gegen 
3000 fl. järlich abwarf, Die gestattete »Sammelbüchse« und 
Getreide - Sammlung im Lande lieferte um so reicheres Erträg- 
niss, je mehr die wolthätige Einrichtung dieser Anstalt bekannt 
und gewürdigt wurde. Dazu kam das gar nicht unbeträchtliche 
Verdienst, welches die Waisenkinder für das Spinnen, Nähen, 
Striken u. s. w. der Anstalt erwarben. Bei zunehmender Ge- 
schiklichkeit und Fertigkeit der Kinder in diesen Handarbeiten 
mehrte sich auch stufenweise die Einnahme und die Landes- 
hauptmannschaft gab 28. September 1769 die anerkennende 
Erklärung ab: die bei der Direktion des theresianischen Wai- 
senhauses (die Landräte: Thomas Carl Baussart von Sonne- 
wald und der Freiherr von Kurzrok) verwendete eifrigste 
und erspriesslichste Sorgfalt habe die Einkünfte desselben auf 
ein solches Quantum zu vergrössern Gelegenheit gefunden, dass 
um sechs Waisen mehr ihre Erziehung und Ernährung erhal- 
ten können.« — Um eine richtige Vorstellung von dem Ge- 
deihen der Anstalt zu gewinnen, darf man nur einen flüchtigen 
Blik werfen auf das Verhältniss der Ausgaben zu den Empfän- 
gen in den ersten drei Jaren, in.denen die Ausgaben wie be- 
greiflich am grössten waren. Im Jare 1766 betrugen die Em- 
pfänge: 15.991 fl. 50%, kr., die Ausgaben 15.678 fl. 16 kr.; 
im Jare 1767 die Empfänge 11.658 fl. 22'% kr. ; die Ausga- 
ben 12.104 fl. 30%, kr.; im Jare 1768 jene 8.479 fl. 15%, kr. 
diese 9.482 fl. 44% kr — 

Zur Erzielung dieses Resultates trugen freilich ausser den 
erwähnten Faktoren noch andere günstige Verhältnisse wesent- 
lich bei: vor allem die Grossmut der Stifterin, welche 
-- um anderes unerwähnt zu lassen — im Jare 1767 zwei 
Tage vor ihrem Namensfeste die beim Verkaufe der freiherrlich 
grüntalischen Lehen eingehenden Gelder und einige Kassa- 
reste — zusammen gegen 300 fl. dieser Anstalt zuwendete ; 
dazu gesellten sich kleinere und grössere Vermächtnisse, die 


5 


Belohnungen der Waisen für die Begleitung grösserer Leichen- 
begängnisse, wozu sie nicht selten gebeten wurden, endlich 
die Früchte der gemachten Zustiftungen. 


2. Allmälig erfolgende Zustiftungen. 
a) Ständische. 


Die Waisen des Theresianums ermangelten einer eigenen 
Kirche und Kapelle. An Wochentagen und dispensirten Feier- 
(agen wohnten sie daher in der etwas entfernten Prunnerstift- 
Kirche der gewöhnlichen Slifimesse bei. Der Zeitverlust bei 
dem Hin- und Hergehen an jedem Tage, die schnelle Abnuzung 
der Kleider und Beschuhung, die zumal bei schlechter Wit- 
terung unvermeidlich war, die Gefährdung der Gesundheit der 
Kinder, welche nicht selten — weil man im Theresianum keine 
Hausuhr hatte, entweder zur Hälfte die Messe versäumten, oder 
allzufrüh kommend, lange warten mussten, bewirkte, dass man 
von dieser Einriebtung abstand, und statt die Kinder in die 
Kirche des Prunnerstifts zu schiken, im Waisenhause selbst 
Anstalt machte, dass einer der Minoriten gegen bare Bezalung 
täglıceh die heilige Mess las. — Unter diesen Umständen wen- 
dete sich der damalige Verwalter, Andreas Wolff, am 20. 
Oktober 1767 an die Landstände mit der bescheidenen Bitte: 
»für das Waisenhaus so viel gnädigst zu bewilligen, damit all- 
täglich und an den dispensirten Feiertragen die heilige Messe 
berichtiget, wie auch eine Hausuhr könnte angeschafft werden.« 
Anstatt in dieses Ansinnen einzugehen, beschlossen die Stände 
dem Waisenhause järlich 240 fl. zu verabfolgen, dagegen vier 
Kinder (zwei Knaben, zwei Mädchen) in dieses Haus zu sen- 
den, die aller Wolthaten theilhaftig werden sollten, deren sich 
andere Waisen - Kinder. sowohl in christlicher Erziehung als 
Erlernung vorgeschriebener Handarbeiten zu erfreuen haben. — 


56 


Welche Waisenkinder dazu berufen wären, mit welchem Alter 
sie ein- mit welchem sie auszutreten hätten, wurde nicht 
förmlich ausgesprochen, nur im allgemeinen die Norm beobach- 
tet, dass diese Stiftungspläze durch arme Untertanskinder stän- 
discher Mitglieder oder auch mit Kindern aus der ständischen 
Livree -Dienerschaft besezt wurden. Bestimmmter ausgedrükt 
sind die erforderlichen Eigenschaften in dem in der Folge er- 
richteten Stiftbriefe, nämlieh: halb oder ganz elternlose Wai- 
sen oder in ihrer Ermanglung Kinder wahrhaft dürftiger Eltern 
vom sechsten bis zum vollendeten fünfzehnten Jare. 


b) Khautten'sche. 


Thaddäus Adam Graf von Khautten zu Kirchberg 
hatte sein reges Mitgefühl für Arme, Leidende und Kranke 
schon dadurch bethätigt, dass er zur Stiftung zweier Kranken- 
bette bei den Barmherzigen zu Linz die Summe von 3000 fl. 
widmete. In seiner leztwilligen Anordnung vom 25. November 
1768 vermachte er demselben Orden »zur besseren Betreuung 
der armen Kranken« neuerdings 3000 fl. Eine gleiche Summe 
legirte er dem lobwürdigen Gotteshause zu Holzhausen, 
dann »verschafle ich, fährt er fort, in die in der k. k. landes- 
fürstlichen Hauptstadt Linz neu errichtete k. k. Waisenstiftung 
das Theresianum genannt, ein Kapital pr. 6000 fl. gegen 
der ausdrüklichen Bedingnis jedoch, dass meinem Herrn Uni- 
versal - Erben, seinen Nachkommen und suecessoribus gleich 
nach meinem Tode, auch hinnach bei sich ergebender Apertur 
das jus praesentandi zweien Knaben und zwei Mägdlein privativ 
competiren- und zustehen solle.« — Nähere Bestimmungen 
über die Eigenschaften fehlten, doch galten vom Anfange her, 
dieselben, wie sie im Stiftbriefe der ständischen Zustiftung an- 
gegeben wurden. Gleiches galt in Hinsicht des Alters der ein- 
wie der austretenden Stiftlinge. 


97 


c) Muggenthallische. 


Auch das Jar 1769 wurde durch eine Zustifiung bezeicl- 
net, Barbara v. Jägerbrein, geborne Helmberger v. 
Weitterstorf hatte bei ihrem Tode, ihre Anverwandten, 
die Fräulein Eleonora und Garolina von Muggenthall 
zu Erbinen ihres reinen Vermögens in‘ der Weise eingesezt, 
dass sie davon während ihres Lebens vollkommene Nuzniessung 
hätten ; nach ihrem Tode sollte dasselbe zu einem der Erblas- 
serin Seele nüzlichen Werke verwendet werden. Die beiden 
Erbinen von der Ansicht geleitet, dass »die Besorgung armer 
Waisen billig unter die vorzüglichen guten Werke und der See- 
len trostreiche Geschäfte zu zälen sei«, erklärten sich freiwil- 
lig: auf der Stelle die nach Abzug der Schulden sich darstel- 
lende Summe der Erbschaft pr. 2000 fl. zum Unterhalte eines 
Knaben dem Waisenhause zu übergeben, nur behielten sie sich 
den Genuss der Interessen für ihre Lebenszeit bevor. Auf die 
Zustimmung der Administration kam 11. September 1769 der 
Stiftbrief zu Stande, dem zufolge nach dem Tode der beiden 
Fräulein die Interessen des genannten Kapitals dem Ther e- 
sianum zufliessen sollten, damit ein Knabe dem Institute ge- 
mäss auf ewige Zeiten mit allem Notwendigen versehen werden 
könnte. — Das Recht des Vorschlags blieb demjenigen 
gewahrt, den die Fräulein in ihrem Testamente benennen wür- 
den, in Ermanglung dessen einem zeitlichen Herrn Eisenob- 
mann (Vorsteher der Hauptgewerkschaft) in Steier. — Der 
Knabe übernahm die Verpflichtung täglich ein Vater unser und 
Ave Maria für die Frau Barbara v. Jägerbrein und die 
gesammte Jägerbreinische und Muggenthallische 
Verwandtschaft mit Andacht zu beten, nicht minder einen Ro- 
senkranz am Tage der h. Barbara, Eleonora und des h. 
Garolus für die drei Stifterinen. — Obgleich über die Eigen- 
sehaften und das Alter des Knaben nähere Bestimmungen fehl- 
ten, hielt man sich doch gemeiniglieh an die bekannten Normen, 


58 


5. Auflassung des theresianischen Waisenhauses; Anord- 
nungen für die Waisen; Regulirung der Pfründen; Ver- 
wendung des Gebäudes. 


Die ursprünglich festgesezte Zal der Waisen ward bereits 
im Jare 1769 um sechs vermehrt; nach drei Jaren kamen wie- 
der sechs hinzu; acht Jare nachher war die Gesammtzal der 
Aufgenommenen — die ständischen und Khautten’schen Stift- 
linge mit eingeschlossen — schon auf siebenzig gestiegen und 
doch mehrten sich bei jeder Erledigung eines Plazes die Be- 
werber, aber auch ausserdem die flehentlichen Bittgesuche, 
welche der kaiserlichen Stifterin unmittelbar zugewendet wur- 
den, um wenn gleich kein Plaz erledigt war, wenigstens eine 
ausserordentliche Aufnahme im Waisenhaus zu erlangen. Ein 
solcher Fall trat auch im Jare 1780 ein. Die edle mitleidvolle 
Landesfürstin ward wieder auf die rührendste Weise gebeten, 
sich eines ganz verlassenen, ganz hilflosen Kindes zu erbarmen 
und ihm den Eintritt ins Theresianum zu gewähren. Die Kai- 
serin liess auch diese Bitte nicht unerhört. Obgleich sie wol 
wusste, dass kein Stiftungsplaz erledigt sei, erliess sie doch die 
Weisung das elternlose Kind auf der Stelle aufzunehmen, da- 
gegen die künftig sich ergebende Erledigung unbesezt zu lassen. 
Das war die lezte Anordnung, welche die edle Fürstin für die- 
ses Waisenhaus erliess ; wenige Wochen nachher war sie eine 
Leiche. — Die von ihr gegründete Anstalt hatte, so lange die 
Stifterin lebte, die ihr gewordene Bestimmung treu und ge- 
wissenhaft erfüllt. Dass ihr Sohn und Nachfolger auf dem 
Throne — auch über die Waisenhäuser andere Ansichten hege, 
war eine bekannte Sache; darum kam es auch nicht unerwar- 
tet, dass schon nach ein Paar Jaren, das nach seiner Mutter 
benannte Waisenhaus, nachdem es gerade zwanzig Jahre be- 
standen, durch das oben erwähnte Handbillet Josephs Il. aus 
Steier, aufgehoben wurde. — 

Die Waisen des Theresianums wurden eben so wie die 
der beiden anderen Häuser in auswärtige Kost gegeben ; für 


59 

ihre Erziehung und gute Behandlung die gleiche Sorgfalt ge- 
tragen. Für den Unterhalt der acht und vierzig Waisen ward 
wol von der Hofbuchbalterei die Summe 2176 fl. 24 kr., ä 
45 fl. 20% kr. beantragt; allein es waren damals — ausser 
den vier ständischen und vier Khauttenischen — noch 27 Mi- 
litär- und 29 Civil - Waisen vorhanden, also um sechszehn mehr, 
als der Berechnung zu Folge hätten sein sollen, Die Sorge 
für diese grössere Anzahl war nach der Aufhebung des Waisen- 
hauses um so schwerer, um so beängstigender, weil von nun 
an die Einnahmsquellen ganz versiegten, die doch bisher so 
reichlich flossen, dass: auch die grössere Zal der Waisen mit 
leichter Mühe erhalten werden konnte, nämlich: das Verdienst, 
welches vom Nähen, Striken, Spinnen und anderen Handar- 
beiten der Waisen, und von der Begleitung der Leichenbe- 
gängnisse dem Hause zugekommen war. — Doch hoffte man 
die hieraus entspringende Verlegenheit dadurch einigermassen 
zu vermeiden, dass man Kostörter aufsuchte, wo man nicht 
die ganze, sondern eine geringere Summe für den Unterhalt 
forderte, oder dass einige der Waisen bald ins sechszehnte Jar 
einrükten und dadurch zum Austrite aus der Unterstüzung ge- 
zwungen würden. Für die Zukunft fiel jede Verlegenheit und 
Besorgnis wegen des Unterbaltes umsomehr hinweg, weil die 
Zal der landesfürstlichen Stiftlinge — 20 Civil- 20 Militärwai- 
sen — durchaus nieht mehr überschritten werden durfte. 

Eine vorzügliche Einnabmsquelle blieb — ausser dem 
Mietzinse für das Gebäude und für die ganze Besizung , worauf 
wir unten zurükkommen — noch immer der Armenleutaufschlag, 
der schon vorher 3000 fl. järlich abgeworfen hatte. Diese 
Summe hatte das k. k. Mautoberamt fortan järlich an den Suf- 
tungsfond abzuführen; dahin kamen auch die übrigen Kapita- 
lien des Waisenhauses und die davon abfallenden Einkünfte, 
wie der järliche Beitrag der Stände. Hieraus wurden die Geld- 
beiträge an die Stiftlinge — und zwar ganz gleich so geschaf- 
fen, dass für ein Mädchen vom 6.—16. Jar 30 fl., für einen 


60 


Knaben vom 6.--12. Jare 45 fl. und vom 12.—16. 36 fl. aus- 
gemittelt wurden. Dass auch diese Stiftungsgenüsse durch die 
nachfolgenden Finanz - Operationen betroffen wurden, ist nicht 
notwendig zu erwähnen; doch blieb auch jezt das Präsentations- 
Recht bei allen Stiftungen denjenigen gewahrt, denen es zustand. 


Erst in den lezten Jaren wurde die kumulative Verwal- 
tung der Stiftungen aufgehoben und die Absonderung der Haupt- 
und Nebenstiftungen wieder vorgenommen ; und überhaupt jene 
Veränderungen eingeführt, die den stiftbriefliehen Anordnungen 
entsprachen. Diesem gemäss zeigt die nachfolgende Tafel die 
wichtigeren gegenwärtigen Verhältnisse der Hauptstiftung und 
der Zustiftungen. 


Uebersicht über die Präsentanten, die Zal der Pläze und die Beteilungs - 
Beträge der Theresianischen Hauptstiftung und der Zustiftungen. 


Name der Stiftung. Praesentant. | Zal der Pläze. | 


| Post-Nro. | 


Statthalter 10 Civilknaben 
BT Er ’ Militär_Commando| 1 0Militärknaben 
1 |Theresianische Waisenstiftung Statthalter 10 Civilmädchen 


Militär-Commandof10Militär- » 


nn ni Vereinigtes Lan-|2 Knaben 
x ur des - Collegium|2 Mädchen 
En ’ Freiherr von Rum-|2 Knaben 
3}Khauttenische Zustiftung pre 2 Mädchen 
Eisenobmann in 


4|Muggenthallische Zustiftung Steier Den 


Bei der Aufbebung des Waisenhauses wurde zufolge Hof- 
Kanzleidekrete 28. Jänner 1787 von der Theresianischen Wai- 
senhausstiftung die Summe von 3900 il. ausgeschieden und als 


61 


zum Religionsfond gehörig, in diesen abgeführt. Woraus sich 
diese Summe gebildet habe , ob aus Vermächtnissen , Geschen- 
ken, oder aus dem Verkaufe der kirchlichen Gerätschaften , 
weiss ich nicht anzugeben, — Ueber die Bestimm ung des 
Gebäudes und des ausgedehnten Gartengrundes 
hatte sich schon das kaiserliche Handbillet vom 9. Oktober 1786 
nachdruksvoll ausgesprochen. Dadurch, dass die Waisen in 
auswärtige Kostörter gegeben werden, »wird das Theresianum 
ganz leer, welches zu einem allgemeinen Spital ganz wol ge- 
legen wäre; allein da wegen Abgang des nötigen Fundi dazue, 
dieses nicht geschehen kann, so ist selbes dem Militari zu einer 
Kaserne sammt dessen grossem Garten einzuräumen, in welch 
lezterem die Bäkerei und alles was dazue gehört, hergestellt 
werden wird.«a — Und so geschah es auch. Gegen eine jär- 
liche Miete von 400 fl. kam die ganze Besizung an das k. k. 
Militär-Kommando zur Unterbringung des Militär-Verpflegsamtes, 
der Magazine, der Bäkerei u. s. w. bis sie im Jare 1805 käuf- 
lich an das Militär-Aerar überlassen wurde, dessen Eigentum 
sie noch gegenwärtig ist. — Auf diese Weise verschwand auch 
diese wolthätige Anstalt und bald — gar bald wird selbst die 
Erinnerung daran und der Name verschwinden; hochbejarte 
Personen nur nennen noch manchmal das Hauptgebäude »The- 
resianum. « 


62 


V. Anhang zur Seite 14. 


Fürstenbergisches Haus, Fürstenbergisches Beneficium in 
der Vorstadt zu Linz. 


Den Namen verlieh die Eigentümerin und Stiftern. Ma- 
ria Elisabeth Theresia, Reichsgräfin von und zu Für- 
stenberg, Heiligenberg und Werdenberg, Land- 
gräfin in der Baar zu Donaueschingen, Stiftsfräulein des 
fürstlich freiweltlichen Stifts Buchau am Feeder-See, erkaufte 
am 41. November 1701 vom Prälaten zu Kremsmünster 
Ehrenbert Schrevogl das ehemals Pröll'sche, später Plü- 
schersche Haus sammt Garten in der Vorstadt zu Linz um 
5000 fl. rheinisch und versprach bei Uebernahme dieses Hau- 
ses, »im ÖOstermarkte 1702 ein Tausend Gulden in Barem und 
drei Tausend in annehmlichen gut orientalischen Perlen ohne 
Verzug abzufübren, die übrigen tausend Gulden aber auf dem 
hernaehfolgenden Bartholomäi-Linzer-Markt zu entrichten.e — 
Dieses Haus, dessen rükwärtsliegender Garten an den ehmaligen 
Gottesaker (Glokengiessergasse) stiess, lag zwischen dem Glo- 
kenstadel und dem Bruderhause (Schiffwirthshaus heutzutage). 
Da eben damals der Stadtmagistrat beschlossen hatte, das Bru- 
derhaus nieht nur vom Grunde aus neu zu erbauen , sondern 
auch nach dem Wunsche der im Jare 1700 neu errichteten 
Bruderschaft der allerheiligsten Dreieinigkeit, darin eine eigene 
Wohnung für arme Pilger herzustellen , eröffnete die genannte 
Gräfin dem Stadtmagistrate ihren frommen Plan: zwischen ihrem 
eben erkauften Hause und dem Bruderhause eine Kapelle zu 
Ehren der allerheiligsten Dreieinigkeit erbauen zu lassen und 
dahin — gleichfalls auf ihre Kosten — zum Unterhalte eines 
Priesters und zur Lesung der h. Messe eine Stiftung zu machen; 


63 


ein Plan, dessen Verwirklichung der Magistrat bereitwillig för- 
derte. Hiedurch ward ja den Siechen und den im Bruderhaus 
verweilenden Pilgern die Möglichkeit geboten, täglich der h. 
Messe in der ganz nahen Kapelle beizuwohnen ; überdiess hatte 
die Gräfin den Vorstehern der Bruderschaft der allerheiligsten 
Dreieinigkeit auch das Recht zugesichert, nach ihrem Tode den 
jeweiligen Bencfiziaten in Vorschlag zu bringen. Gerne bewil- 
ligte darum der Magistrat nicht blos den beantragten Bau son- 
dern überliess hiezu auch ein Stük des Bruderhausgrundes, der 
sich zwischen den beiden Häusern hinzog. 

Der Bau, im Frühjare 1702 begonnen, wurde so eifrig 
betrieben, dass am 27. Julius der »Ehrenstein« dureh den 
Domherrn von Passau, Jose ph Dominikus Grafen von 
Lamberg — den nachmaligen Kardinal und Fürstbischof — 
feierlich eingesezt und am 16. November des folgenden Jares 
die erste h. Messe gelesen werden konnte. — Ausser dem 
. Baue und der Verzierung der Kapelle im Innern und Aeussern, 
die 3310 fl. erforderten, bestritt die fromme Gräfin auch die 
innere Einrichtung und Ausstattung mit Gefässen, Geräten, mit 
Wäsche u. s. w. mit so liberalem Sinne, dass sie — die herr- 
lichen Paramente ungerechnet, die sie selbst und ihre Anver- 
wandten gespendet — wieder 1200 fl. 56 kr. verwendete. 

Kaum waren diese Schritte geschehen und auch ein Be- 
nefiziat, Peter Lorenz Fuchy — bisher Kurat zu Wels 
— ernannt, wendete sich der damalige Propst zu Spital, 
Heinrich Fürsten, an die Stifterin mit dem Antrage : diese 
ihre Stiftung mit 6000 1. zu vermehren und den eben genann- 
ten Benefiziaten zum Kanonikus seines Stiftes aufzunehmen, 
vorausgesezt, (lass jene seinem Stifte förmlich inkorporirt würde. 
(2. Dezember 1702.) 

Der Annahme dieses in mehrfacher Beziehung willkom- 
 menen Antrages stand einigermassen das von der Stifterin den 
Vorstehern der Bruderschaft zugesieherte Recht entgegen : nach 
ihrem Hintritte den jeweiligen Benefiziaten in Vorschlag zu 


64 


bringen. Nach reiflicher Erwägung aller Verhältnisse fand 1. 
Julius 1703 unter den Interessenten diese Vereinbarung statt: 
Das Reclıt,, den eben ernannten Benefiziaten: und nach seinem 
Absterben, oder in Folge einer Versezung desselben einen an- 
dern tauglichen Priester dem Ordinariate zu präsentiren blieb 
der Stifterin auf ihre Lebenszeit; die Benennung: Fürsten- 
bergische Stiftung, Fürstenbergisches Benefi- 
zium, auf immerwährende Zeiten gesichert. Nach ihrem Hin- 
trite ging das Patronatsrecht an die Vorstehung der Bruder- 
schaft der allerheiligsten Dreieinigkeit und an den Magistrat 
»simultanee et conceurrenler« über; der Propst von Spital dage- 
gen, der ausser der verheissenen Vermehrung der Stiftung pr. 
6000 fl. auch 2000 fl. zum Besten der Bruderschaft gewidmet, 
erlangte nach dem Tode der Stifterin für sich und seine Nach- 
folger das Recht: obne Dazwischenkunft des Kapitels, bei Ab- 
sterben oder anderwärtiger Veränderung des Benefiziaten, ent- 
weder aus seiner Mitte —»ex collegiali gremio« — oder an- 
ders woher ein taugliches Individuum den Patronen zur weite- 
ren Präsentirung benennen zu dürfen. Gleichzeitig erklärten 
sich auch die Stifterin und die Vorstehung der Bruderschaft 
bereitwillig, dem Benefiziaten eine bequeme Wohnung in einem 
bürgerlichen Hause zu verschaffen. 

Der früher gemachten Zusicherung gemäss ward der 
neu ernannte Benefiziat Fuchy am 5. Julius 1703 als Kano- 
nikus von Spital an- und aufgenommen, hielt daselbst die 
gebräuchliche Residenz von drei Monaten und begab sich im 
Oktober 1703 wieder nach Linz um vor Allem die Konfirma- 
tion von Seite des Ordinariates und was zur gänzlichen Vollen- 
dung der begonnenen Fundation noch fehlte, zu Stande zu 
bringen. 

Wol hatte die Stifterin bereits am 19. Jänner 1703 ein 
Kapital von 13.000 fl. (11.000 fl. zum Unterhalt des Bene- 
fiziaten,, 2000 fl. zur Erhaltung der Kapelle und zur Bestrei- 
tung der laufenden Bedürfnisse) bei der. ob der ‘ensischen 


65 


Landschaft nuzbringend angelegt und auch die nötigen Schritte 
gelhan, um vom ÖOrdinariate zu Passau die Konfirmation der 
Stiftbriefe, Obligationen u. s. w. zu erlangen. Unglüklicher 
Weise traten politische Ereignisse ein, die eine mehrmonatliche 
Verzögerung herbeiführten. — Der spanische Erbfolge- 
krieg, an welchem sich Baiern in Verbindung mit Frank- 
reich gegen Oesterreich beteiligte, lieferte Passau, dessen 
Fürstbischof auf österreichischer Seite stand, in die Hände des 
Kurfürsten von Baiern (8. Jänner 1704) die baierischen Trup- 
pen drangen von dort über Peuerbach und Waizen- 
kirchen bisnach Eferding unaufgehalten vor; Linz von 
Truppen ganz entblösst, schwebte in der grössten Gefahr in 
feindliche Hände zu fallen. Wie so viele der angesehensten 
Bewohner die bedrohte Stadt verliessen, war auch die Stifterin 
zu ihren Anverwandten nach Weitra entflohen. Bei diesen 
Wirren waren sogar die ihre Stiftung betreffenden Papiere in 
Verlust geraten und da sie selbst sieben Monate von Linz ent- 
fernt blieb, ruhte auch die ganze Stiftungs - Angelegenheit. 
Ihre Rükkunft bezeichnete sie mit einem neuen Akte der 
Frömmigkeit: dem Erlage von 3000 fl. zur Stiftung von zwei 
Wochenmessen (Linzer Bartholomäus- Markt 1704) und der 
eifrigsten Betreibung der genannten Angelegenheit. Wirklich 
wurden die beiden Stiftbriefe — der Stifterin und des Zu- 
stifters — am 31. Dezember 1704 endlich ausgefertigt. 
Der erste, welcher die Interessen von 2000 fl. zur Er- 
haltung der Kapelle und Bestreitung der laufenden Bedürfnisse; 
die von 11.000 fl. und 3000 fl. zum Unterhalte des Benefizia- 
ten bestimmte, verpflichteten diesen: 1. zur Lesung von vier 
wochentlichen, einer monatlichen und einer Jaresmesse, 2. da- 
zu, den armen Fremdlingen in dem neuerbauten Bruderhause 
oder künftig erbauten Pilgerhospitale der allerheiligsten Dreiei- 
nigkeit — allein und nicht anderen Personen, wenn sie etwa 
von einer Krankheit überfallen würden, mit Administrirung der 
h. Sakramente und andern andächtigen Zusprüchen beizuspringen 
Mus. Jahr. Ber. XX. 5 


66 


und 3. zu Ehren der allerheiligsten Dreieinigkeit — am Feste 
dieser, wie auch an den (uatember - Sonntagen — in der 
Kapelle den anwesenden und dabei zu erscheinen verbundenen 
armen Reisenden den englischen Rosenkranz laut vorzubeten. 

Der zweite, welcher die Interessen von 6000 fl. zur bes- 
sern Existenz des fürstenbergischen Benefiziaten und die Summe 
von 2000 fl. für das Spital der allerheiligsten Dreieinigkeit be- 
stimmt hatte, sicherte wie verabredet, nach dem Tode der 
Stifterin dem jeweiligen Propste zu Spital das jus deno- 
minandi in der Stufenfolge: zu allererst, einen um das 
Stift Spital bestens oder doch wol verdienten wirklichen Spi- 
taler - Kapitularen oder Kanonicum ; im Weigerungsfalle einen 
aus Heinrichs, des jezigen Propstes Anverwandten, der dazu- 
mal am tauglichsten befunden würde; wäre aber kein dazu 
tauglicher vorhanden, einen andern »weltlichen, fromb und 
tauglichen Priester.« — Diese drei Stufen hatte jeder Propst 
genau und unalterirt zu beobachten. Er verflichtete den Be- 
nefiziaten nur zur Lesung einer schon im vorigen Stiftbriefe 
aufgezälten Wochen -Messe. — Feierlich wahrte er sich und 
seinen Nachfolgern das erwähnte Recht und sollte dieses »wi- 
der alles Verhoffen, über kurz oder lang einigermassen in Frage 
gezogen oder alterirt werden, solle eo ipso der von anderwärts 
hiezu benannte Benefiziat von diesem seinem augmentirten Kapital 
pr. 6000 fl nichts geniessen , sondern das Interesse sogleich an- 
derswohin und zwar zu der sogenannten h. Kreuz-Kirche 
nächst dem Kloster Schlierbachischen Markt und Pfarre 
Kirchdorf sub -eudem obligatione, wie es in der Fürsten- 
bergischen Kapelle zu Linz war, bis sur Redintegrirung dieses 
unmittelbaren Rechtes gewidmet werden.« Das jus praesen- 
tandi blieb dem jeweiligen Dechant zu Linz und dem Stadt- 
magistrat, als Vorstehern der löblichen Bruderschaft. 

Diese Stiftbriefe sammt der erwähnten Vereinbarung vom 
1. Juli 1703 und den Obligationen, die in Abschrift beige- 
schlossen wurden, überbrachte mit dem Präsentationsschreiben 


67 


der ernannte Benefiziat selbst nach Passau und 15. Mai 1705 
erfolgte die Konfirmation der Stiftung so wie die Investitur des 
Benefiziaten zum grossen Troste der Stifterin. Im Spätherbste 
eben dieses Jares liess sie nun die Leiche ihrer leiblichen 
Schwester, Eleonora Philippine Katharina, Gräfin 
von Gronsfeld, die 29. Jul. 1702 zu Wien verstorben und 
‚bei den Schotten daselbst beigesezt war, nach Linz über- 
tragen und am 23. Oktober in der neuen Kapelle in der Gruft 
am Altare feierlich bestatten. 

Die Quelle ihrer Wohlthätigkeit versiegte aber auch jezt 
nicht. Um die Kapelle immer in geordnetem Zustande zu er- 
halten und zugleich dem Benefiziaten mehrere Erleichterung und 
wesentliche Beihilfe zu verschaffen, erlegte sie am Linzer Oster- 
markt 1706 bei dem Stifte Spital am, Pyrn die Summe 
von 1250 fl. als Stiftungs - Kapital zum Unterhalte eines Sa- 
kristans und bestimmte diesem auf immerwährende Zeiten eine 
Wohnung in ihrem eigentümlichen Hause und zwar »die Stube 
und Kammer gleieh an der Sakristei unvertreiblich und ohne 
einigem Entgelt.« Da das Fest der Trinität nahe war, wen- 
dete sie sich durch den Benefiziaten bittlich nach Rom, um 
für das Titularfest der Kapelle einen vollkommenen Ablass zu 
erhalten, welche Bitte ihr auch von Clemens XI. unterm 
12. April 1706 gewährt ward. Im nämlichen Jare stellte sie 
auch dem Benefiziaten, für den sie eine bequeme Wohnung 
in der Nähe der Kapelle vergeblich gesucht, im mittleren Stoke 
ihres Hauses bis auf weiteres eine solche zur Verfügung und 
liess zur grösseren Bequemlichkeit desselben aus der Sakristei 
eine Thüre in ihr Haus brechen; auf ihre Kosten wurde auch 
zur Aufbewahrung des Hochwürdigsten ein Tabernakel verfertigt 
und von dem frommen Bürger und Handelsmann, Johann 
Jakob Manigl, der schon vor geraumer Zeit 500 fl. «ad 
piam Causam« gewidmet, ein ewiges Licht in dieser Kapelle 
mit den demutsvollen Worten gestiftet: «Schenke demnach ich 
arme sündige Kreatur und nichtiges Erdenwürmlein zu aller- 

5* 


68 


unthänigst und demütigster Danksagung für alle von Gott dem 
Vater, meinem Schöpfer, Gott dem Sohne, meinem Erlöser 
und Gott dem heiligen Geiste, meinem Erleuchter und Heilig- 
macher, von dem ersten Augenblik meiner Erschaffung an, bis 
auf jezige Stund meines Lebens unzalbar erwiesene Gnaden, 
hiemit und vermög dieser meiner Donation unter den Lebendi- 
gen 500 fl. Kapital zu ebengedachter gräflich fürstenbergischer 
Kapelle der allerheiligsten Dreieinigkeit und allda einzurichten- 
der ewiger Beleuchtung« (18. Dezember 1706). 

‚Vieles war der frommen Stifterin bisher gelungen , nur 
ein lange genährter Wunsch wollte ihr nicht. gelingen; ja sie 
zweifelte ob sie, weil ihre Kräfte sie mehr und mehr schwin- 
den sah, überhaupt die Verwirklichung desselben erleben würde. 
Vom Anfange an hatte sie — besonders auch im Stiftbriefe 
-—— den Benefiziaten verpflichtet, den reisenden Pilgern, welehe 
im neu zu erbauenden Spitale erkrankten, mit Administrirung 
der Sakramente und ermunternden Zusprechungen beizuspringen. 
Auch hatte sie die Intention, für diese Anstalt eine bestimmte 
Geldsumme zu widmen. Da diese Angelegenheit schon seit Jaren 
ganz ruhte, und bei fortdauernden Kriegswehen keine Hoffnung 
zur Ausführung dieses Vorhabens sich zeigte, wollte die edle 
Frau ihren ursprünglichen Plan, jedoch nur mit voller Zustim- 
mung der Vorsteher der Bruderschaft, in etwas abändern. Sie 
wollte nämlich , dass jener den Benefiziaten betreffende Punkt 
dahin geändert würde, dass der Benefiziat verpflichtet bleibe, 
den Armen im Bruderhause — aber nicht andern — die Sa- 
kramente auszuspenden. -— Hingegen gab sie ihm Gewalt, das 
Almosen, so sie zu einer Stiftung für Pilger bestimmt, ‘andern 
armen Leuten zu geben und durch Erteilung dieses Almosens 
sie zu verobligiren, das Jar hindurch öffentlich in ihrer Kapelle 
fünf englische Rosenkränze von der allerheiligsten Dreieinigkeit 
mit ihme laut zu beten: nämlich am Tage des hohen Festes 
und an den vier Quatember - Sonntagen sowol für die Stifterin 
als für die Seelen der Fürstenbergischen Familie, 


69 


Der Stadtmagistrat läugnete nicht, dass man wirklich 
zur Beherbergung fremder Pilger en Bruderhaus zu 
errichten gesonnen gewesen, aber aus Mangel des nötigen 
Vermögens unmöglich es ausführen könne, »zu geschweigen, 
dass die Stadt Linz ausser dem also genannten Lazareth 
und Krankenhaus, fünf scehlecbt-fundirte Armen- 
häuser habe, denen alle Bruderschafts - Sammlung zu Ab- 
bruch und Nachtheil gereichen würde, mithin unnötig sei, 
fremde, ausländische Bettler herzuzuzügeln.« Desshalb wendete 
er nichts gegen die beantragte Veränderung ein, nur wünschte 
er, »von dem den Pilgern vermeinten Almosen dem ganz nicht 
fundirten Krankenhaus zur Erkaufung der bedürfligen Medizina- 
lien etwan järlich 50 oder 60 fl. auszuwerfen und beizulegen 
und das übrige denen armen Leuten im Bruderhaus zu appli- 
ziren, nicht aber bar auszuteilen, sondern gegen gewisse Ob- 
ligation, den-Trunk und Kost zu melioriren.« — Dass die Stif- 
terin auch auf diesen Vorschlag eingehen würde, war voraus- 
zusehen. War doch ihr ganzes Bestreben darauf gerichtet, 
Leidenden Trost, Armen Unterstüzung, Verlassenen Schuz und 
Obdach zu gewähren. — Mitten unter diesem christlichen Stre- 
ben raflte sie ein gäher Tod, ein Schlagfluss am 7. Jänner 
1717 hinweg. An der Seite ihrer schon heimgegangenen 
Schwester wurde sie am folgenden Tage in ihrer Kapelle zur 
Erde bestattet. Ihre jüngere Schwester Maria Franziska 
verabredete als Universal-Erbin bereits am 5. April 1717 den 
Verkauf des Hauses, des Gartens und der Kapelle an Hein- 
rich, den Probsten zu Spital »zu einer beständigen Woh- 
nung für den dermaligen und künftig jederzeit aus dem löbli- 
chen Stift Spital zu präsentirenden fürstenbergischen Benefizia- 
ten, sonderbar zu perpetuirlicher Unterbringung der von einem 
gewissen Bürger allhier vor kurzer Zeit gestifteten bürgerlichen 
Waisen vermainet und gewidmet werden will.«e — 

So ward das fürstenbergische Haus sammt Ka- 
pelle und Garten um den Preis von 7400 fl. Eigentum der 


70 


Kellerischen Stiftung und blieb es, bis es nach Auf- 
lassung dieser, sammt Garten zum Besten des k. k. Stifungs- 
fondes am 15. Dezember 1787 veräussert wurde. — Die Ka- 
pelle wurde gesperrt und gleichfalls veräussert. Der dafür 
eingegangene Kaufschilling pr. 600 fl. sollte nach den beste- 
henden Direktiven an den Religionsfond abgeführt werden, blieb 
jedoch Eigentum des Stiftungsfondes, weil sich bei genauer 
Erhebung des Thatbestandes ergab, dass die Kapelle auf den 
Hauptmauern der Stiftungshäuser erbaut, mehr für eine Haus- 
als für eine öffentliche Kapelle anzusehen sei !) (Hofkanzlei- 
Dekret, 29, Dezember 1789). 

Der Benefiziat hatte auch während des Bestehens 
des Kellerischen Waisenhauses seine Wohnung in diesem bei- 
behalten ; erst nach der Doserrschen Zustiftung, durch 
welche die Zal der Stiftlinge auf 34 erhöht wurde, klagte der 
damalige Waisenhaus- Verwalter, Leopold Wazinger sehr 
bitter, über die allzubeschränkten Räumlichkeiten ; insbesondere 
dass die Schlafzimmer für die Knaben und Mädchen viel zu 
klein und dadurch ungesund und den Anstand verlezend wären, 
Gebrechen, denen auf die leichteste Weise abgeholfen würde, 
wenn der Benefiziat seine Wohnung in einem andern Hause 
aufschlüge, und dann der von ihm bisher bewohnte Teil des 
oberen Stokes für die Waisen in Verwendung käme. — Bald 
hierauf wurde für den Benefiziaten das in der Nähe liegende 
Haus an dem Plaze, wo heute das neuerbaute Baron von Haan- 
sche Haus Nr. 469 an der Landstrasse steht, erkauft und blieb 
die Benefiziaten-Wohnung bis zur Auflassung des Waisenhauses. 

Das Benefizium wurde für den Religionsfond eingezogen 
und in ein Dotations - (Juantum zur Pfarre Urfahr umgewan- 
delt; »das Präsentations - Recht aber vom damaligen Stadt- 


!) Dieses Haus, Nr. 527, jezt Eigentum des Cajetan Mittermüller 
zeigt an seinem rechten Flügel rükwärts, troz mancher Umwandlung 
noch unverkennbar die Form der ehmaligen Kapelle, 


71 


pfarrer, Johann Michal Posch und vom Stadtmagistrate an 
den Propsten von Spital abgetreten und von diesem bis zur 
Aufhebung des Stiftes geübt; seit dieser gebürt es dem Reli- 
gionsfond. — Der Propst, bereits früher beauftragt, einen zur 
Seelsorge tauglichen und approbirten Canonikus zum fürsten- 
bergischen Benefiziaten und zur Pfarre Urfahr zu ernennen, 
ernannte den Kanoniker, Franz Jos. Mayr und versprach den 
bisherigen Benefiziaten, Sigismund von Reinspach in das 
Stift zurükzunehmen und alles was ihm vermöge seiner Ver- 
dienste und seines hohen Alters gebüre, mit grösster Willfäh- 
rigkeit ihm angedeihen zu lassen. — Mayr wurde im Früh- 
jare 1785 als fürstenbergischer Benefiziat und Pfarrer in Urfahr 
bestätigt. ) Da durch diese Uebersezung das sogenannte für- 
stenbergische Benefiziaten-Haus entbehrlich wurde, er- 
ging an den Kameral- Administrator Freiherrn von Lehrbach 
der Auftrag, es auf Rechnung des Religionsfondes im gewöhn- 
liehen Wege zu veräussern. ?) 


1) Hofkanzlei-Dekret 20. März 1786, Zal 650. 

?) Die Nachrichten über diese fürstenbergische Stiftung verdanke ich im 
ersten Teile einer Handschrift des Museum Francisco - Carolinum;; im 
zweiten den Aktenstüken die mir aus der bischöflichen Consistorial- 
Kanzlei gefällig mitgetheilt wurden. 


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[rn 


Versuch 


einer Geschichte 
der 
passauischen Herrschaft im oberen Mühlviertl, 


namentlich des 


Landgerichtes Velden 


bis zum Ausgang des Mittelalters. 


Von 


Julius Strnadt. 


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vorwort 


D:s Land im Norden der Donau tritt erst spät in die 
Geschichte ein, 


Wärend der Römerzeit und noch im ersten Drittel des 
Mittelalters liegt es in undurchdringlicher Nacht; dann erst lassen 


einige auf den Donaustrand fallende Lichtstralen den Hinter- 
grund mehr ahnen, als schauen. 


Diese bereits von Kurz (Handel Oesterreichs in älteren 
Zeiten p. 51) beklagte Thatsache mag ihren Grund teils in der 
Abgelegenheit des Landstriches, teils aber auch darin haben, 
dass die ins römische Reich eindringenden Germanen die An- 
siedlung in den fruchtbareren Gegenden Vindeliciens, Rhätiens 
und Norikums vorzogen. Kein Wunder, dass ihre ursprüng- 
liche Heimat jenseits der Donau verwilderte und der Aufent- 
halt von Raubtieren !) wurde, wärend der Nordwald bis an die 


Donau reichte. 


!) Dass es deren noch im 135. Jarhunderte ziemlich viele gegeben ha- 
ben mag, ist aus den Verhandlungen des Ilzstädter Landtages im J. 
1256 zu entnemen, 


6* 


76 


Dazu kam, dass erst spät (im 13. Jarhundert) an der 
obern Mühl ein Kloster erstand , dass daher dieser Faktor der 
Civilisirung dem Lande spät und in geringerem Masse zu Teil 


wurde, als anderwärts. 


Von nun an erst wurde die Ausrodung der Wälder, na- 
mentlich im nördlicheren Teile, mit Eifer in Angriff genommen, 


und mit der Urbarmachung wuchs auch die Volksmenge. 


Hievon geben nicht nur die vielen auf »Reut« und 
»Schlag« endenden Ortsnamen, sondern auch Urkunden Zeug- 
nis. So z. B. erhielt das Kloster Schlägl in den J. 1242 und 
1325 von den österreichischen Herzogen die Bewilligung zu 
ausgedehnten Rodungen, hier stieg Aigen, dort Ulrichs- 
berg empor; so bezeugen im Jare 1277 mehrere Landherren !) 
dem Ulrich von Lobenstein , dass er bereits vor mehr als 30 
Jaren das Dorf Ottenschlag (Pfarre Reichenau) aus grü- 


nem Walde gegründet habe. 


Dieser merkwürdige Winkel von Oberösterreich ist aber, 
ungeachtet seiner Wälderpracht, seiner mit altertümlichen Bur- 
gen, pittoresken Ruinen und Kirchen gekrönten Berge, seiner 
überraschenden Aussichten, sowol von Reisenden als auch von 


Geschichtsforschern als eine Art Galiläa vernachlässigt worden. 


Wenn nun auch die Geschichtsquellen spärlicher fliessen, 


1) Dominus Hademarus miles de Sunberch, Dominus Heinrieus de 
Traun , Dominus Ulrieus de Capella, dom. Wichardus de Polnhaim, 
D. Otto de Volchenstorf, d. Arnoldus de helfenberch albus Gastor, 
D. Poppo de Reichenstain, Poppo de Grünburch et Heinrieus de 
lonstorf. 


77 


—__ 


als diesseits der Donau, so bieten dennoch die Monumenta 
boica, Hoheneck’s 3 Bände, das Notizenblatt der kaiserlichen 
Akademie der Wissenschaften, Rauch script. rer. austr., Buchin- 
ger's Geschichte des Fürstentums Passau ‚ Stülz Geschichte von 
S. Florian und von Wilhering, die im Museum Franeisco-Caro- 
linum zu Linz in Abschrift befindlichen Urkunden von Schlägl, 
S. Florian , Wilhering, Eferding, Hohenfurt, Riedeck ete. ein 


Materiale, dessen Benützung sich wol lont. 


Viele Urkunden, die mir nicht zugänglich waren, mögen 
wol im k. bair, Reichsarchive zu München liegen, auch sog, 
Bannteidinge,, die gewiss manche interessante Aufschlüsse über 
das Rechtsleben in der Abbtei gewären würden, dürften daselbst 


verborgen sein. 


Aus diesem Grunde kann auch die vorliegende Abhand- 
lung nur ein »Versuch einer Darstellung der Begründung und 
des Verfalles der passauischen Herrschaft über das Land zwi- 
schen Ranna und Mühl« genannt werden, und macht auf Voll- 
ständigkeit, wenn sie auch möglichst angestrebt wurde, keinen 


Anspruch. 


Die Abhandlung schliesst ungefär mit dem Beginn der 
Reformation ab: einerseits, weil die passauischen Besizungen 
im obern Mühlviertel damals schon zu blossen Immediat- 
Herrschaften herabgesunken waren, andernteils weil mich manche 
Gründe bestimmen, eine Besprechung der religiösen Verhält- 
nisse, die bei einer Fortsezung der Abhandlung notwendig ge- 


wesen sein würde, zu vermeiden. 


Endlich habe ich noch zum klaren Verständnisse der Ab- 


78 


handlung, und um nicht in der Schilderung der Thatsachen 
selbst durch die Masse der Noten die Uebersichtliehkeit zu ge- 
firden, für nicht unangemessen erachtet, den Entwicklungs- 
gang der staatlichen und privatrechtliehen Verhältnisse in sum- 


marischer Kürze darzustellen. 


Peuerbach , am 12. April 1860. 


Julius Strnadt. 


Erste Periode 
(bis 1010.) 


2. 1. 


Die Bajuvarier und ihre Stände. 


D:. ostgothische Macht war zertrümmert, und Italien 
zu einer Provinz von Byzanz herabgesunken: da begegnen wir 
zuerst im Flachlande Vindeliciens, im nördlichen Rhätien und 
westl. Noricum den Bajuvariern, !) den Nachkommen der 
alten Markomannen; schon damals waren sie der Oberhoheit 
der Merovinger unterworfen. 

Wie alle deutschen Stämme, so teilten sich auch die 
Bajuvarier in drei Klassen oder Stände: Adelige, Freie 
und Unfreie. Ihre Entstehung datirt sich aus vorhistorischer 
Zeit. 

Der Adel zeichnete sich nur durch grösseren Grund- 
besiz und Gefolgschaften aus, er stand zum Könige im Ver- 
hältnisse der persönlichen Treue, (Hulde, fidelitas) verschmähte 
aber auch nieht, zu ihm selbst ins Verhältnis der Ministerialität 
zu treten. — Der alte deutsche Adel war wenig zalreich; bei 
den Bajuvariern bestand er nur aus 6 Geschlechtern; das der 
Agilolfinger war das edelste, und aus ihm wurde stets 
der König (bei Franken und Langobarden »Dux« genannt) 
gewält. ?) 


1) Abzuleiten von bar, war, — werhafter Mann. 
2) Dux vero, qui praeest in populo, ille semper de genere Agilol- 
fingorum fuit et debet esse. (Lex Bajw. T. Il. e. 20. 2. 3.) 


80 


Die Freien waren nur zum Heerbanne, nicht aber zu 
Abgaben verpflichtet. Die dem Könige dargebrachten Geschenke 
waren freiwillige Gaben, und erst später gab das Heerwesen 
zur Einfürung mancher auch auf freie umgelegte Natural - Lei- 
stungen (z. B. albergaria , fodrum ) Veranlassung. 

Die Unfreien waren rechtlos und galten als Sachen. 
— Die Unfreiheit entstand durch Krieg, Ergebung in Knecht- 
schaft oder Abstammung. !) 

Eine mildere Form war die Hörigkeit; die Hörigen 
hafteten zwar auch auf der Scholle, und konnten mit dem 
Hofe, auf dem sie sassen, (mansus vel huba) veräussert wer- 
den, doch waren sie selbst zu einigen gerichtl. Handlungen 
fähig. 

Hierher gehört auch die Ministerialität, die jedoch 
nur als eine Art persönlicher Abhängigkeit, nicht etwa voller 
Unfreibeit angesehen werden darf. Der Druck des Heerbannes 
und die steigende Macht des hohen Adels nötigte viele Freie, 
sich unter den Schuz eines Grossen zu. stellen, somit gewisser 
Massen zu Hörigen oder Ministerialen herabzusinken. 

Wo die Germanen römische Provinzen besezten, da 
wurden die Provinzialen mit wenigen Ausnamen ?) in den Stand 
der Hörigkeit (tributales) herabgedrückt. Ihnen gegenüber 
traten die deutschen Könige ganz als die Nachfolger der rö- 
mischen Imperatoren, und mit deren unumschränkter Gewalt 
bekleidet 3) auf. Die deutschen Könige hatten daher gegen die 
Unterworfenen eine grössere Gewalt, als gegen die Stamm 
genossen. Die Versuchung, beide Verhältnisse mit einander 


1) War von den Eltern ein Teil unfrei, so war auch das Kind unfrei 
— nach dem Grundsaze: »das Kind folgt der ärgern Hand. « 


2) Nur im Salzburg- und Chiemgau, sowie in den rhälischen Gebieten 
erhielten sich einzelne Römer ihre Freiheit und ihren Adel. 


3) Darauf deutet die Anname des Titels: »lavius« hin, 


81 


zu vermengen, lag nahe, und es kam im Laufe der Zeiten, 
namentlich unter dem Einflusse des die Omnipotenz des Herr- 
schers befürwortenden römischen Rechtes auch wirklich eine 
völlige Gleichstellung der Sieger und der Besiegten zu Stande. 
In der älteren Zeit wurden nur von den Provinzialen 
Abgaben eingehoben, und meist solche, die schon in der 
römischen Verfassung wurzelten. Im Mittelalter waren die 
bäuerlichen Abgaben verschieden: es gab Frohnden , Burg- 
rechte, Besthaubt, Königsteuer (welche wol in Folge von 
Eroberungen einzelnen Gütern oder Personen auferlegt wurde) 
u. s. w., seit dem Eingange des Christentums auch Zehente. 


22 


Die lex Bajuvariorum. Gewere, 


Ein allgemeines deutsches Recht hat es nie ge- 
geben: es existirten nur Stamm- oder Volksrechte, die zwar in 
den wesentlichsten Grundzügen übereinstimmten, dagegen in 
vielen Detail - Bestimmungen von einander differirten. 

Ein solches Volksrecht war die lex Bajuvario- 
rum. Ihre Entstehung fällt ins graue Altertum; dagegen 
geschah die schriftliche Aufzeichnung erst ziemlich spät, und 
wurde unter den fränkischen Königen Klotar II. und Dagobert 1. 
ums Jar 622 vollendet. Ihre Herrschaft delinte sich vom 
Böhmerwald bis an den Brenner und die Etsch, vom Lech 
bis an die Enns und Drau aus; ihre echtdeutsche Volksthüm- 
lichkeit ist wol die schlagendste Widerlegung jener Meinung, 
welche die Bajuvarier zu Abkömmlingen der keltischen Bojer 
machen wollte. Einzelne Bestimmungen dieses Rechtes hallen 
noch nach Jarhunderten nach : so wird die Sitte, die Zeugen 
beim Öhre zu ziehen (»testes per aures tracli«) noch in Urkun- 
den des 12. Jarhundertes erwänt, und noch im 15. Jarhun- 
derte war die Bestimmung der /ex. Bajuv. (T. XIV. e. 6 & 9) 
in Geltung‘, dass die Witwe, falls ihr vertragsmässig kein 


82 


Wittum zugesichert war, einen Sonesteil, oder, wenn sie nicht 
mit Kindern konkurrirte, die Hälfte des Vermögens wärend 
ihrer Witwenzeit erhielt. !) 

Dem deutschen Rechte eigentümlich ist das einem rö- 
mischen Rechtsgelerten ganz unverständliche und daher auch 
unter der Herrschaft des röm. Rechtes fast ganz verschwundene 
Recht der Gewere. Als Grundbedingung hierzu wurden Frei- 
heit und Werhaftigkeit angesehen. Nur der freie Mann kann 
und darf sich selbst schützen; er schaltet nach Willkühr mit 
Allem, was sich auf seinem Grund und Boden (in seiner 
Gewere) befinde. Er kann den Fremden, der von der 
freien Königsstrasse abweicht, erschlagen oder zu seinem 
Hörigen machen; ja dieses Recht erstreckt sich so weit, dass 
ein Freier, der eine Unfreie heirathet, selbst unfrei wird und 
unter die Botmässigkeit desjenigen kommt, zu dessem Grunde 
die Unfreie gehört. 

Dieser Inbegriff von Rechten wurzelt aber ausser der 
Freiheit auch in der Werhaftigkeit: wem das Recht oder 
die Kraft, Waffen zu füren, oder beides mangelt, der unter- 
steht dem mundium. Aus diesem Grunde wird das Weib 
vom Manne vertreten, der mit der gesammten beweglichen 
Habe unbeschränkt verfügen kann, und nur zur Veräusserung 
des unbeweglichen Gutes seiner Hausfrau deren Einwilligung 
bedarf, Aus dem gleichen Grunde werden auch geistliche 
Personen (denen das Recht Waffen zu füren), felt, 
durch einen Vogt fadvocatus ) vertreten. 

Die Werhaftigkeit erlangte man gewöhnlich mit vol- 
lendetem 12. Jare.?) Mit erreichter Werhaftigkeit hört die 

!) Vergleiche die Teilungs-Urkunde der Kraft von Marspach beim Jare 
1445, und die Erbrechtsordnung K. Karls VI. vom Jare 1729 für 
Oberösterreich feod. Austr. III. 559), die im Mühlviertel bis auf 
unsere Tage Geltung hatte. 


2) Vergl. Kurz Beitr. IM. 420. 


83 


= 


Vormundschaft des Vaters auf, und dieser tritt selbst, wenn 
er alt und schwach wird, wenn er somit die Kraft, sich 
und die Seinen zu verteidigen, verliert, unter den Schuz, die 
Gewere seines Sones. Einen Nachhall dieser Sitte finden wir 
noch jezt in der Uebung, dass Landleute, wenn sie im Alter 
vorgeschritten sind, ihr Gut sammt Grundbesitz (also die Ge- 
were) ihrem Sone übergeben, bei ihm als Auszügler und mit- 
unter als Mitarbeiter leben. 

Ein anderer Zug des altdeutschen Rechtes ist der, dass 
jeder nur von seines Gleichen /pares) gerichtet 
werden darf, der Freie von Freien, der Unfreie von 
Unfreien. 

Für die Unfreien war ihr Herr zugleich Gerichtsherr. In 
ihren Streitigkeiten berief er 7 Hörige, nach deren Auspruch 
die Sentenz gefällt wurde (Hofgericht). Nur in dem Falle, als 
ein Höriger im Streite mit einem andern von dessen Herrn 
oder ein Freier von dem Herrn des Hörigen nicht befriediget 
wurde, kam die Sache vor das Gaugerieht. Da es aber eine 
rechtliche Unmöglichkeit war, dass ein Höriger (eine Sache, 
maneipium) vor das Gericht der Freien gezogen wurde, so 
hatte ihn vor demselben sein Herr zu vertreten. !) 

Für die Freien bestand das Gaugericht. 


2.8 


Gauverfassung. Gaugericht. Herrbann. 


Wie jedes deutsche Land, so zerfiel auch Bajoarien in 
Gaue. ; 

Im Lande ob der Ens treffen wir den Traungau, den 
Atergau (mit dem Rebgau) und den Matichgau; jen- 


1) So vertrat vor der Landschranne zu Ruprechtshofen im Machland 
Vreitel von Windhag seinen Unterthan, ebenso das Kloster Wald- 
hausen den seinen. (Arch. für österr. Geschichtsquellen. XVII. 162). 


84 


seits der Donau gehörte das Land von der Ilz bis zur 
Rotel (die »Abbtei») zum Ilzgau. !) 

lm untern Mühlviertel und in Unterösterreich dagegen ist 
eine gegliederte Gauverfassung nicht nachweisbar. 

An der Spize eines Gaues stand der Gaugraf,?) ge- 
wönlich aus den edelsten Geschlechtern stammend; er fürte 
den Heerbann und übte die Gerechtigkeitspflege. 

Der Heerbann wurde von allen Freien als allge- 
meine Verpflichtung, dann aber auch aus Anlass des Lehen- 
verbandes gefordert. Ueber den Umfang der Leistung ent- 
schied wol in der Regel die Grösse des Grundbesitzes; in- 
dessen blieb doch der Willkür der Grafen ein grosser Spiel- 
raum, und diess in Verbindung mit den, namentlich in Grenz- 
landen, wie Baiern, fast ununterbrochenen Kriegen und Feh- 
den, beförderte ungemein das Lehenwesen, indem mancher 
freie Mann, um sich eine Erleichterung im Heerbanne zu ver- 
schaffen, sein freies Eigen einem Mächtigeren, namentlich dem 
Gaugrafen, auftrug und von demselben als Lehen wieder zu- 
rückempfing. 3) Auf diese Art wurde die Menge der Freien 
immer geringer, die Macht des Adels immer grösser, bis durch 
das Lehenwesen und die Immunitäten (2. 5) die gänzliche 
Auflösung der Gauverfassung eingetreten war, 

Die Gerichte waren entweder ungebotene (»echte 
Dinge, placida indieta, generalia«) oder gebotene (»unechte«). 

Zu lezteren wurden die Gaugenossen eigens geladen. Er- 
sterer waren im Jare drei, gewöhnlich an alten heidnischen 
Festen. Das Gericht wurde gehalten unter freiem Him- 


!) Die Nachweisung in den #2. 6 & 10. 

2) Unter ihm Vikare, wie im Traungau ef. M. b. XXVII. 11. 205. 

3) Hier und da erhielten sich wol manche Bauern die Freiheit: so er- 
scheinet noch spät ums Jar 1500 in dem Gerichtsbriefe des herzogl. 
Landrichters am Windberg Ruger Piber (2. 21) als Zeuge ein dem 
Bauernstande angehöriger Freier: »Ruperlus liber de Haimdorf.« ' 


85 


mel bei scheinender Sonne auf Wiesen, unter Bäumen, ') 
auf Friedhöfen ?) u. s. w. Das Gericht dauert so lange, »als 
der Riebter an sein Gewere traut heimzukommen und die 
Sonne am Himmel steht«, oder »so die Sunn schattet und der 
Schatten geht über das Haus im Holz.« 

Die ungebotenen Gerichte verschwinden allmälig, aber 
noch im J. 1321 werden solche im Namen des Bischofs von 
Passau als Immunitätsherrn auf der Insel Goldwert abge- 
halten. 3) 

Das Gericht wurde unter dem Vorsitze des Grafen (später 
des Landrichters) »gehegt.«e Die Gaugenossen bildeten den 
Umstand, die Schöffen (auch »Siebner«, scabini ge- 
nannt) fanden das Recht. 

Dem Gerichte ging eine Ladung durch den Gerichts- 
fron (praeco, im Machland »Waldbot« ) voraus; gewönlich 
wurde ein 3maliger Terınin, nach Nächten gezält, anberaumt. 

Mord /murdrum), Diebstal, Raub und Brand 
wurden als enterende Verbrechen angesehen und mit dem 
Strange bestraft; dagegen konnte der Todschlag durch die 
Zalung eines Wergeldes #) /compositio) gesünt werden; ein 
Teil desselben fiel den Verwandten, der andere dem König 
(Landesherrn) oder Grafen (Landrichter) zu. 5) 


!) Wie die Dingstalt der Schaumberger zu Lindham. 

2) Wie 1240 zu Arbing im Machland. Kurz Beitr. II. 420. 

?) »Et nota, quod.... Offieialis dom. Episcopi presidet generali iu- 
dieioi bidem ter in anno, ad quod iudieium omnes indifferenter 
de tota insula tenentur venire.« (Notizenblatt 1855 p. 170.) 

4) von wer, war, waro, baro freier Mann und gelt. 

°) So wurde erst auf dem auch von Abgeordneten des Marktes 
Velden beschickten Landtage in der Abbtei im Jare 1498 die 
Rechtsgewonheit aufgehoben, wornach Jedermann einen begangenen 
Todschlag dadurch abbüsste, wenn er dem Landrichter bei 
seheinender Sonne 6 Schilling 12 Pf. und 1 Heller Blutgeld 
zuschickte. Buchinger II. 208. 


86 


Für den Unfreien büsste sein Herr. (Vergl. Zollordn. 
M. b. XXVI. 11. 203.) 

Beweismittel waren: Urkunden, Zeugen, Eid, 
Ördalıien. 

Das Beweismittel des Eides namentlich hatte eine von 
der jezt geltenden Beweistheorie ganz verschiedene Bedeutung, 
und war mit dem Institute der Eideshelfer verbunden. Es 
schwuren nemlich mit dem Beweisfürer noch mehrere unbe- 
scholtene Männer (gewönlich 7, woher der alte Ausdruck 
»übersiebnen« statt »überweisen« stammt), aber nicht über 
Thatsachen; sie schwuren nur, dass nach ihrer Ueberzeugung 
der Beweisfürer Recht habe. Diess hinderte aber natürlich 
nicht, dass der Gegner, wenn er mehr Eideshelfer aufbringen 
konnte, den Streit gewann. 

Ordalien waren die bekannten ( Feuer- und Wasser- 
probe, der geweihte Bissen ete.), am gewönlichsten war der 
Zweikampf, Aus ihnen entwickelte sich späterhin — unter 
dem Einflusse des Inquisitions - Prineipes — die Folter als 
eine Art Gottesgericht. 


dm: 


Karl der Grosse. Die missi und die Grenzgrafen. 


Die Agilolfinger standen zu den fränkischen Königen nur 
im Verhältnisse der Hulde; erst Thassilo II. sah sich genötigt, 
Pipin dem Kleinen den Lehenseid zu schwören, und denselben 
auch Karl dem Grossen zu erneuern. Nachdem er seinen Eid 
dreimal gebrochen, wurde er nach deutschem Recht wegen 
Felonie der Lehen und des Lebens verlustig erklärt (788), 
Baiern wurde zum Frankenreiche geschlagen. 

Der Aufwand der königlichen Hofhaltung wurde zunächst 
durch den Ertrag der Kammergüter bestritten ; erst als deren 
Zal durch Vergabungen ab-, der Aufwand aber zugenommen 
batte, reichten die Abgaben der unterworfenen Provinzialen 


87 


nieht mehr zu, und man musste, da auch die Forsten , Zölle, 
das Münzregal, Gütereinziehungen und Geldstrafen zu wenig 
abwarfen,, darauf sinnen,, auch die Freien ins Mitleid zu ziehen. 

Unter Karl dem Grossen kommt zur bestehenden Ver- 
fassung noch das Institut der missi und der Grenzgrafen hinzu. 

Sowie der: König den Reichstag berief, auf denen die 
Kapitularien als Fortbildung der Volksrechte und als eigene 
Geseze erlassen wurden: so beriefen die missi !) die Pro- 
vinzial- oder Land-Tage. Sie sollten den Missbrauch 
der gräfliehen Gewalt abweren ; sie sprachen Recht und ent- 
schieden über Beschwerden. An sie ging die Berufung vom 
Gaugerichte, in oberster Instanz an den König. 

Die Grenzgrafen waren in den Grenzmarken aufge- 
stellt; sie hatten alle Gewalt eines Gaugrafen,, und vereinigten 
oft in Einer Hand die Verwaltung mehrerer Gaue. 


2. 5. 


Erste urkundliche Spur von Velden. Entstehung der Im- 
munitäten und der Herzogthümer. Auflösung der Gaue, 


Durch Zerrüttung im Innern, durch die Raubzüge der 
Normannen , Araber und Slaven von Aussen bedroht, ging das 
Reich Karls des Grossen unter seinem Urenkel, K. Karl II. 
dem Dicken, seinem Ende entgegen. 

Dieser Fürst schenkte am 25. August des Jares 885 zu 
der dem Bistume Passau inkorporirten Kapelle in Oetting 
(Otinga) den Neunten (nonas) von den Höfen in Vueles, Atarn- 
hova, Matachove, Rantesdorf, Muninga, Svuindilenbach,, Otingen, 
Östermundingen, Salburchhoue, Salina, Atilla, Osternhoua, . Dingol- 


1) Sie wurden gewönlich aus Bischöfen, Aebbten und Grafen erwält: 
so schickte K. Ludwig behufs der Zollregulirung in der Ostmark den 
Erzbischof von Salzburg, den Bischof von Passau und einen 
Grafen ab. 


88 


uingen, Livchingan, Peringan, Chieminchhoue, Ueldan, Helfen- 
dorf und den 9, Teil der Maut zu Rantesdorf und Taberesheim. !) 

Viele von den in dieser (»apud Vueibelingan« datirten) 
Urkunde aufgefürten Orte liegen nachgewiesener Massen in 
Oberösterreich (Wels, Atersee, Matighofen, Ranshofen , Oster- 
mieting, Tafersheim), die übrigen in Baiern und Salzburg ; es 
dürfte sonach die Anname, dass Ueldan in der Nähe der Do- 
nau zu suchen sei, nicht ganz ungerechtfertiget erscheinen. 

Zieht man in Betracht, dass Neufelden offenbar erst im 
11. oder 12. Jarhunderte um die Burg Velden herum sich bil- 
dete, dass die Kirche Altenfelden sehr alt ist und noch im 13. 
Jarhunderte unter dem Namen » Velden« vorkommt (22. 6 & 12): 
so könnte man in dieser Urkunde unter »Ueldan« füglich nur 
Altenfelden verstehen. ?) 

Mit Ausname des. Kremsmünsterer Stiftungsbriefes vom 
Jare 777, 3) der übrigens nur von 3 Weingärten, 3 Winzern, 
und 2 Zeidlern »ad raotula« spricht, ist diese Schenkungsur- 
kunde die einzige aus der Karolinger - Zeit, welche einen Däm- 
merschein auf das obere Mühlviertel wirft. 

Karl II. wurde endlich im Jare 887 auf dem Reichstage 
zu Tribur abgesezt und ihm folgte als König der Ostfranken 
Karlmanns unebenbürtiger Son, Arnulf. 

Aber schon mit Ludwig dem Kinde, unter welchem die 
Ungarn den limes Pannonicus oder die Ostmark nach hundert- 
jürigem Bestande eroberten, endete unrümlich der Stamm der 
Karolinger. 

Schon mit dem Ausgange der Karolinger werden die 
missi seltener; es erstanden wieder die alten Volks-Herzog- 


!) Mon boie. XXX. I. 116. 

2) Hierbei kann allerdings nicht in Abrede gestellt werden, dass die 
Vermutung, wornach Ueldan der an der Vils gelegene Flecken Velden 
ist, vielleicht stärkere Gründe für sich hat. 


3) Mon boie. XXVII. II. 196. 


89 


tümer, wie in Baiern unter Arnulf dem Bösen, der sich 
schon ums Jar 908 in einer Freisinger Urkunde !) »divina or- 
dinante providentia Dux Bo Joariorum et adiacentium regio- 
num« nennt, 

Das Recht der missi, die Landtage zu halten , sowie der 
Heerbann ging an die Herzoge über; ja Arnulf investirte selbst 
die Bischöfe seines Landes. — Zu gleicher Zeit entwickelten 
sich die Pfalzgrafschaften. A) 

Von diesem Zeitpunkte an beginnt auch schon die Auf- 
lösung der Gauverfassung, welche in vielen Gegen- 
den Deutschlands in der Mitte des 11. Jarhunderts bereits als 
vollendete Thatsache angesehen werden kann. Sie wurde ver- 
anlasst durch das Erblichwerden der Grafenwürde, 
die Zuname des Lehenwesens (2. 3.), dann durch die an geist- 
liche und weltliche Grosse erteilten Immuni täten, wodurch 
ganze Bezirke aus dem Gauverbande ausschieden. 

Nach der üblichen Formel der Immunitätsbriefe 3) sollte 
kein Richter das gegenwärlige oder künftige Besiztum (des 
Hochstifts , Klosters u. s. f‘) betreten, um Rechtssachen zu un- 
tersuchen, Friedensbrüche zu sünen oder Vorspann zu fordern, 
Bürgenstellung zu begeren, oder die Leute der Kirche mit un- 
billigen Anforderungen zu drängen. 9) 


e—_ 
1) Meichlbeck I. 429, 
2) Ursprünglich ständige Richter auf den königl. Pfalzen. 


®) cf. den Gabbrief des Grafen Wilhelm an 8. Emeran. M. b. XXVII. 
L 45. ) 


% »ut nullus judex publieus vel quelibet ex iudieiaria potlestate in ec- 
elesias aut loca vel agros, seu reliquias possessiones — ecelesiae, 
quas moderno tempore in quibuslibet pagis vel territorüs infra dicio- 
nem imperü nostri juste et legaliter possidet, vel que deinceps in 
Jure ipsius sancti loci voluerit divina potestas augeri, al causas au- 
diendas vel freda vel tributa exigenda aut mansiones vel paralas 


faciendas aut fidejussores tollendos, aut homines ipsius ecclesiae tum 
Mus, Jahr, Ber. XX. 7 


90 


Auf solche Weise entstanden, da das Kirchengut ein 
Ganzes bildete, gefreite Bezirke, in denen der Graf weder Ge- 
richt halten noch Leistungen zum öffentlichen Besten eintreiben 
konnte. Alle Einkünfte — oft auch die Gerichtsbarkeit selbst — 
kamen nun dem Bischofe zu, der jedoch nach wie vor zum 
Heerbanne verpflichtet blieb. 

Die Gerichtsbarkeit selbst erwarb die Kirche oft dadurch, 
dass die deutsehen Könige gerne das Grafenamt an Bischöfe 
übertrugen, um es nicht erblich werden zu lassen. Diess lez- 
tere wurde dann zwar verhindert, dagegen aber begründete 
nun die Kirche die Landeshoheit über den Gau. Ein solcher 
Fall tritt beim Ilzgau ein, wie wir in der nächsten Periode 
(%. 10) sehen werden. 

Das Hochstift Passau hatte bereits von Kaiser Ar- 
nulf im Jare 898 !) einen Immunitätsbrief für die Stadt 
Passau erhalten, wodurch die Landeshoheit des Bistums über 
dieselbe zuerst gegründet wurde. 


ingenuos quam et servos super terram ipsius commanentes injuste 
distringendos nee ullos redibieiones aut illieitas oceasiones requiren- 
das nostris aut futuris temporibus ingredi audeat.« 

1) M. b. XXVII. I. 119. 


Zweite Periode. 
(1010 — 1384.) 


2. 6. / 


Schenkung K. Heinrichs Il. an Niedernburg. Die Abbtei. 


Zu Regensburg am 28. April 1010 !) schenkte der deutsche 
König Heinrich Il. _auf Bitten seiner Gemahlin Chunigund, des 
Herzogs Hezelin (Heinrich V. von Baiern 1004 — 1027) und 
der Aebbtissin Eilika von Niedernburg ?) diesem Kloster 
in der Grafschaft Adalbero's jenen Teil des Nordwal- 


4) Mon boie. XXVI. II. 421. 


?) Das Kloster Niedernburg soll schon um 759 gestiftet worden sein, 
sicher ist, dass es bereits im Jare 975 dem Bistume Passau inkor- 
porirt worden war, und diese Inkorporation noch im Jare 1161 be- 
stätiget wurde (Buchinger I. 106, 107, 119, 154). 

Die erste bekannte Aebbtissin ist obige Eilika, die im Jare 1020 
gestorben sein soll. Nachdem jedoch im Jare 1198 die Aebbtissin 
Heilika I. suspendirt worden, standen dem Kloster durch 300 Jare 
nur Dechantinen vor; erst im Jare 1500 wurde Ursula von Sehön- 
stein wieder zur Aebbtissin erhoben. 

Das Stift wurde 1805 aufgehoben ; das lezte Mitglied des- 
selben, Scholastika Spitzauer, starb am 5. April 1859 zu Passau. 

Zur Zeit der Aufhebung waren die Unterthanen des Klosters in 
folgende Aemter geteilt: 1. Hacklberg, 2. Hutturn, 5. Oberkelln- 
berg, 4. Perlesreut, 5. Putzleinstorf (&, 12), 6. Strasskirchen, 
7: Unterkellnberg, 8. Waldkirchen, (ef. Buchinger I. 55.) 


7* 


92 


des, welcher zwischen Ilz, Rotel, Böhmerwald und Donau ge- 
legen ist (»portionem siluae, quae uocatur Nortuualt in comi- 
tatu Adalberonis in lougiludine a fonte fluminis, quod dici- 
tur Ilzisa, sursum usque ad lerminum praedictue silvae, qui 
separat duas terras, Baioariam videlict et Boemiam, et 
ita usque ad fontem fluwii, qui dieitur Rotala, In latitudine 
uero per decursus eorundem fluminum seilicet Ilzisae et Rotilae 
usque ad fluuium danubii, quiequid eiusdem siluae his finibus 
inclusum est«). 


König Heinrich vergabte somit noch unbebautes Land 
zwischen Ilz und Rotel an das Kloster Niedernburg in Passau ; 
da dieses dem Hochstifte incorporirt war, so blieb dieser Land- 
strich, auf änliche Weise, wie bei S. Emmeran in Regensburg 
und S. Peter in Salzburg, dem Hochstifte. 


Der vergabte Teil des Nordwaldes, unter dem man sich 
freilich nicht den ganzen Landstrich zwischen Ilz und Rotel 
oder auch nur ein einiger Massen zusammenhängendes Ganze 
denken darf !) lag in der Grafschaft »Adalbero’s«. Wer dieser 
leztere gewesen, ob vielleicht ein Babenberger (der spätere 
Markgraf Adalbert von Oesterreich), muss wohl für immer da- 
hin gestellt bleiben. Dagegen erfaren wir aus einer Urkunde 
vor Jare 1220 (ef. 2. 10), dass das Land zwischen Ilz und 
grossen Mühl jedenfalls zum Ilzgau gehört habe. 


Durch diese Schenkung erwarb Passau weder die Gau- 
grafschaft, noch schied dieser Teil aus dem Gauverbande aus, 
dagegen war hierdurch der Grund zur Erwerbung der Landes- 
hoheit gelegt, und das Hochstift schon derzeit der mächtigste 
Grundeigentümer in dieser Gegend, welche, weil sie ursprüng- 
lich der Benediktinerinen -Abbtei Niedernburg zugewendet 


N) So besassen nachweisbar im 12. Jarhunderte Eppo von Windberg 
und die Herren von Griesbach Allodien an der Mühl und in der 
»Abbtei« (cf. 2. 8). 


93 


worden war, schon im 13. Jarbunderte unter dem Namen »Abb- 
teic /abbatia) vorkommt, der sich dann überhaupt auf das 
Land zwischen Ilz und Mühl ausdehnte. 

Das Land wurde, namentlich an der Donau und den 
grösseren Bächen, schnell colonisirt, und schon die erste Be- 
stätigungsurkunde Kaiser Friedrichs I. vom Jare 1161 spricht 
von Ministerialen, Höfen, Weingärten, Mülen, Fischereien u. 
s. f., was kaum als die gewönliche Gewärsformel angesehen 
werden dürfte (vgl. 2. 8). 

Das Lehenwesen entwickelte sich rasch, begünstigt durch 
die in den 92. 3 & 5 erwänten Umstände , obwol sich noch 
längere Zeit auch freie Eigen vorfinden. 


Als die ältesten Pfarren im obern Mühlviertel sind 
anzusehen: 1. Pfarrkirchen, 2. Altenfelden, 3. Waldkirchen , 
4. Feldkirchen, 5. Gramastetten. 


Zwar haben wir für die Behauptung, dass Pfarrkir- 
chen und Altenfelden die ältesten Pfarren seien, bis 
ins 13. Jarbundert keinen urkundlichen Nachweis; allein schon 
ihre Lage an der Donau, 1) ihr nachweisbar ausgedehnter 
Sprengel und das viel spätere Erscheinen der weiter hinten im 
Lande gelegenen Pfarren sprechen für die Vermutung , dass sie 
als die Mutterkireben aller zwischen Ranna, Osterwasser und 
grosser Mühl liegenden Pfarren zu betrachten sind ; bei Pfarr- 
kirehen dürfte überdiess auch der Namen etwas ins Gewicht 
fallen. 

Nach meiner Ansicht reichten die beiden Pfarren Pfarr- 
kirchen und Altenfelden ursprünglich nur so weit landeinwärts 
als sich noch Ansiedelungen vorfanden; erst mit der Zeit rück- 
ten die Pfarrgrenzen in gleichem Masse vorwärts, als der da- 
hinten liegende Wald ausgerodet wurde. 


') Die Urbarmachung beginnt erfarungsgemäss zuerst an grossen Flüssen 
und Flussmündungen, und dringt erst später landeinwärts. 


94 


Die Pfarre Pfarrkirchen begriff noch zu Ende des 
15. Jarhundertes die jezigen Pfarren Pfarrkirchen , Ober- und 
Niederkapell (von capella, daher nicht: Kappel), Hofkir- 
chen und Ranarigl; sie ist die Mutterkirche der wahrscheinlich 
erst im 12. Jarhunderte selbstständig gewordenen Pfarre 
Sarleinsbach, ') welche wiederum die jezigen Pfarrbezirke 
von Sarleinsbach , Putzleinsdorf, Lembach, Kollerschlag, Peil- 
stein und Julbach umfasste. 


Die Pfarre Altenfelden bestand anfänglich aus 
dem Lande zwischen grosser und kleiner Mühl, also aus den 
jezigen Pfarren Kirchberg (2. 29), Altenfelden , Neufelden (2. 32), 
Rorbach (2. 21} und Oepping (2. 31). 


Die Pfarre Aigen mit Ulrichsberg und Schwarzenberg 
erstand erst mit der Begründung des Klosters Schlägl aus dem 
Walde (2. 9). 


Ueber die Ausdehnung der Pfarren Waldkirehen und 
Feldkirchen wird im 2. 8 gesprochen. 


2. 7. 


Der Iuvestiturstreit. Bischof Altmann. 


Ueber den Investiturstreit ist so viel für und wider ge- 
schrieben worden, dass jede eingehendere Darstellung dessel- 
ben überflüssig erscheinen muss. 


Kein deutscher Kaiser und kein Papst ist je von den 
Einen so masslos geschmäht, von den Andern überschwänglich 
erhoben worden, wie Heinrich IV. und Gregor VII, 


!) In dem Verzeichnisse der ums Jar 1260 bestehenden Pfarren des 
Dekanates Passau (M. b. XXVIIL 1 501) kommen Serleinsbach 
und pharkirchen prope Morspach vor, ein Beweis, dass zwi- 
schen Rana und kleiner Mühl keine andern Pfarren bestanden. — Al- 
tenfelden gehörte zum Dekanate Gallneukirchen. 


95 


Der Grund liegt offenbar darin, dass Jeder das Urteil 
vom Standpunkte’ seiner Zeit und seiner Partei aus fällen zu 
müssen glaubte, one die Rechtsanschauung und die religiösen 
Begriffe des Mittelalters gehörig zu würdigen, one sich in den 
Geist seiner Zeit hinein zu versezen. 


Wer die Grundprinzipien der katholischen Kirche kennt, 
der wird die Bestrebungen Gregors VII. (Abschaffung der Si- 
monie und Priesterehe, Unabhängigkeit der Kirche vom Staate) 
nur gerecht und dem Wesen des Christentums entsprechend 
finden müssen, wenn auch nicht in Abrede gestellt werden 
kann, dass das allzu starre Festhalten Gregor's !) an seinen 
Forderungen eine friedlichere Lösung der Angelegenheit von 
vorn herein unmöglich machte. 


Fassen wir ferner das Verhältnis zwischen Kirche und 
Staat, zwischen Papst und Kaiser ins Auge: 


Im Mittelalter waren Kirche und Staat aufs innigste mit 
einander verbunden ; der Kaiser wurde als das weltliche, der 
Papst als das geistliche Haupt der gesammten Christenheit ?) 
angesehen, sie standen zu einander im Verhältnisse der Hulde. 
Wer in den Kirchenbann verfiel, also aus der Christenheit ge- 
stossen wurde, war zugleich geächtet, er wurde einem Heiden 
oder Reichsfeinde gleich geachtet; und umgekehrt zog die 
Verhängung der Reichsacht in der Regel den Kirchenbann 
nach sich. . 

Der Kaiser wurde zu Rom vom Papste gekrönt; erst diese 
Krönung erhob den deutschen König zum römischen Kaiser, 
zum Herrn der Christenheit. Wir sehen daher auch, dass alle 
deutschen Kaiser vor ihrer Kaiserkrönung sich nur »Könige« 


1) Der sich gleichwol gegen Ende seiner Tage genötigt sah, von der 
Strenge der kanonischen Sazungen etwas nachzulassen. 

2) Daher kam es, dass fremde Fürsten sich öfters ihre Eroberungen von 
Kaiser und Papst beslätigen liessen. 


96 


oder »römische Könige« nannten, und Chunrat I11., der nie die 
Kaiserkrönung empfing, fürt immer nur den Titel: »rex Roma- 
norum. « 

Aus dem Vorgesagten wird begreiflich, warum K. Hein- 
rich IV., als ihn der Bannstral traf’, zugleich seines Thrones 
entsezt und ein neuer König erwält wurde. Ja, nach den Be- 
griffen des Mittelalters konnte er gar nieht als römischer Kai- 
ser angesehen werden, weil er nicht vom rechtmässigen Papste, 
sondern von dem schismatischen Erzbischof von Ravenna ge- 
krönt worden war. 


Man kann wohl die Behauptung wagen, dass Heinrich IV. ') 
one seine spätern widrigen Schiksale und sein trauriges Ende 
durch die Undankbarkeit seiner Söne, deren unnatürlicher Sinn 
von den Nachfolgern Gregors auf eine der päpstlichen Würde 
allerdings sehr wenig entsprechende Weise zum Untergange 
des Vateıs benüzt wurde, nicht so viel Teilname für sich und 
so grossen Hass gegen das Papsttum wachgerufen hätte. 

Ein treuer Anhänger Gregors, und somit Haupigegner 
Heinrichs war der damalige Bischof von Passau, später auch 
päpstlicher Legat in Deutschland, Altmann (1065 — 1091). ?) 

Er war gleich anfänglich der Sache Gregors treu geblie- 
ben und trat nach der Absezung Heinrichs auf die Seite des 
Gegenkönigs ?) Rudolf von Schwaben. 


!) Seine Charakterschilderung durch den Biografen Allımanns (hei Pez 
script. rer. austr. I. 115) ıst offenbar mit zu grellen Farben aufge- 


tragen. Cicero pro domo sud. 


2) Vergl. Stülz »Leben Altmanns« in den Denkschriften der kais. Aka- 


demie der Wissenschaften IV. 219 — 287. 


®) Rudolf muss auch vom rechtshistorischen Standpunkte aus als G e- 
genkönig bezeichnet werden, weil er erst am 15. März 1077, 
also fast 7 Wochen, nachdem Heinrich vom Banne gelöst worden 
(28. Jänner 1077), erwält wurde, 


97 


Allein noch war Heinrichs Stern nicht im Sinken ; ım Mai 
des Jares 1077 langte der König aus der Lombardei in Re- 
gensburg an, nötigte den Gegenkönig Rudolf mit den Bischöfen 
von Wirzburg, Worms und Passau zur Flucht nach Sachsen 
und bezwang Schwaben. Auf dem Hoftage zu Ulm wurden 
Rudolf, Berthold von Zähringen und Welf von Baiern (1070 — 
1101) ihrer Lehen verlustig erklärt und zum Strange verurteilt. 


Im Oktober 1077 drang Heinrich in Baiern ein, das mit 
Ausname der Hochstifte Salzburg und Passau und des Grafen 
Eekbert von Neuburg auf seine Seite trat. Die Festen des 
Grafen wurden belagert und gebrochen, Neuburg selbst fiel um 
Mitfasten 1078 in die Gewalt des Königs; Eckbert flüchtete 
nach Ungern. König Heinrich kam nun nach Passau, und ver- 
lieh dieses Bistum an den Domherrn Thiemo von Wirzburg. 


Altmann kehrte zwar im Jare 1080 aus Sachsen zurück, 
konnte jedoch seine Gewalt nur in dem Lande zwischen Traun 
und Leitha behaupten; er starb am 8. August 1091 zu Zei- 
selmauer. 

Aus seiner Zeit haben für uns speziel zwei Fakten be- 
sonderes Interesse : 


1. Die Restauration des Klosters S. Florian ums Jar 
1071 , insofern, als dieses Stift bedeutende Besizungen,, sowie 
alle Pfarren zwischen grosser Mühl und Rodel erwarb. (2. 8.) 

2. Die Stiftung des Klosters S. Nikola am Ausflusse des 
Inn in die Donau. Der Grund zu dieser Stiftung wurde schon 
am 30. September 1067 gelegt, die Urkunde aber erst im Jare 
1074 ausgefertigt !) und zu Vögten Graf Heinrich von Form- 
bach und Markgraf Leopold von Oesterreich erwält. 

Mehrere Urkunden dieses Stiftes aus dem 12. Jarhunderte 
berüren das obere Mühlviertel (2. 8), und schon der Stiftungs- 
brief weist zur Beischafflung der Kleidung für die Chorherren 


) Mon boie. XXVII. II. 215, 


98 


u. a. auch 6 Pfund järliche Einkünfte von Goldarwerd 
(Goldwört) !) an ?). 


!) Mon boie. XXVIll. II. 215 ; IV. 290, 502. 

2) 1187 überliess Bischof Theobald dem Propst Heinrich von S. Nikola 
das Recht, auf der klösterlichen Besizung »Goldarwerd« seine Hinter- 
sassen selbst ein- und abzustiften , da sich die bischöflichen Verwalter 
hatten Willkürlichkeiten zu Schulden kommen lassen. *) 

Die obgedachten 6 Pfund wurden am 3. Februar 1220 von 
Bischof Ulrich dem Kloster gegen die Pfarre Wıdenspach abgelöst, 
doch blieben dem Kloster die Zehente »in prediefa insula Golder- 
werde« zu seiner Pfarrkirehe Alkofen.”) — Auch im Jare 1321 
kommt Goldwört noch als Insel vor. ”“) 

Zu Goldwört bestand schon im Beginne des 15. Jarhundertes 
eine Kirche, “") und in einem Lehenbriefe des Bischofs Jörg vom 
20. Mai 1407 lautend auf Wolfhart Aespein Pfleger zu Ebelsberg 
werden mehrere Lehen im Werd (Goldwört) in Sand Albans- 
pfarr genannt. f) 

Noch am 6. Juni 1457 wird S. Alban tt) als Filiale von 
Feldkirchen genannt, und blieb es auch bis 1784. (2. 51). 

Nur die kurze Zeit von 1566 bis 1598 sassen hier eigene, 
meist der neuen Lehre ergebene Vikare, so, 1566— 1571 Mi- 
chael Hueber, ttt) hierauf ein Unbenannter, der die Ordination 
von einem Professor zn Wittenberg hatte; dann Mathias Diet- 
mayr (früher Kooperator zu Schönhering, aber wegen seiner Händel 
mit der Gemeinde von dort vertrieben); 1585 — 1588 Erhart Weiss 
(der 1569 — 1570 Pfarrer zu Waldkirchen war); 1588 — 1594 Jo- 
hann Langguth (früher Pfarrer von Marbach); 1594 — 1598 Christof 
Khünig (früher Pfarrer zu Kalham). 

Erst am 18. März 1760 stiftete Johann Hagenauer 2 Messen zu 


*) 0. ö. Diplomatar I. 406. 
**) 1. c. 602. 
**) Vergl. 2. 5 Note 5. Seite 84. 
***) cf. Notizenblatt 1855 p. 170. 
+) Or. von Eferding. 
tt) Die Kirche zu Goldwört ist noch jezt dem heil. Alban geweiht. 
+4) ef. Musealbericht 1858, Seite 485. 


99 
8. 8. 


Eppo von Windberg. Die Burgen und Dynasten des oberen 
Mühlviertels im 12. Jarhunderte. 


Im Beginn des 12. Jarhundertes war der Reichsfreie 
Eppo in der nachmals unter dem Namen »am Windberg« be- 
griffenen Gegend reich begütert. 

Die Burg »Windberg« lag auf einem Berge zwischen St. 
Johann und St. Veit, und fiel nach dem Tode Eppo’s wol an 
den Landesherrn ; jedenfalls aber treffen wir schon zu Ausgang 
dieses Jarhundertes hier 1) Dienstmannen angesessen. ?) 


Goldwört; die jezt bestehende Kirche, auf deren Aussenseite sich der 
Grabstein des am 22. Mai 1842 verstorbenen Vikars Franz Xaver 
Danzer befindet, wurde 1785 restaurirt, die Schule 1789, der Pfarr- 
hof 1784 erbaut. Das Vikariat wurde 1784 aus der Pfarre Feld- 
kirchen gebrochen; seither waren Vikare: 1. 1784 — 1793 Josef 
Pindl (t 1819), 2. 1794 — 1804 Franz Seraf Bayrhueber (t 1825), 
3. 1804—1819 Franz Seraf Baumann (t 1824), &. 1817 — 1827 
Franz de’ Paula Lobmayr (t 1849), 5. 1827 — 1842 Franz Xaver 
Danzer, 6. 1842 — 1850 Josef Wimmer, 7. 1850 Lorenz Hartmann, 
8. 1859 Johann Knabich. 

1786, 1799 und 1845 war Goldwört von grossen Ueber- 
schwemmungen heimgesucht. 

Das Amt Goldwört wurde sammt Burgfrieden und Jagdbarkeit 
1751 von Graf Gundacker Thomas von Starhemberg vom Hochstifte 
Passau gekauft °) nnd der Herrschaft Eschlberg_einverleibt. 


3) Nicht in Winzberg, Pf. Kirchberg, wie Wirmsberger, Archiv XXIV. 
65 Note ?) vermutet. 

2) So 1195 — 1226 Heinrieus et wernherus fratres de Winsperg 
(M. b.’IV 266, XXVII IL. 129, 1 285, 297, XXIX. I. 280), 
1251 Heinrieus de Winsperch (M. b. XXVII. II. 554), 1206 Grimo 
de Wintsperch (Stülz Wilhering 495 & 494), 1260 Wernher von 
Wintsperch (M. b. XXVII. 1. 252.), 1289 — 1518 Eberhart von 


*) Schwerdling Geschichte des Hauses Starhemberg p. 297, 


100 


»Eppo de windibergo« und seine Hausfrau Regelinde !) 
übergaben um das Jar 1108 dem Stifte St. Florian ihr Gut 
»Waldahouin« (Walhofen bei Waldkirchen) mit aller Nuzung 
und einem Striche Waldes von 70 Messruten Breite, der von 
dem Zusammenflusse des »pousinpach« (Pösenbach) et tiuphin- 
pach (Tiefenbach) unweit Steinbach, bis an die baierischen 
Grenzen (»usque ad bauaricos terminos« ) reichte. ?) 

Als Grenze von Baiern galt damals offenbar die grosse 
Mühl, wie aus den nachfolgenden Urkunden erhellt. 

Aus den Bestätigungs - Urkunden des deutschen Königs 
Heinrich V. ddo. Passau, 4. November 1109 3) und des Bi- 
schofs Ulrich von Passau ddo. Passau, 23. August 1111 #) 
können wir die Grösse der Schenkung Eppo’s entnemen, da 
der Originalgabbrief nicht mehr vorhanden ist. K. Heinrich 
nennt diese Resizungen «allodia inter Bösenbaec et 
Ebresbae (Wassergraben in der Pfarre Feldkirchen) usque ad 
terminos boemie et predium, quod dieitur cella (Kleinzell ) 
ad movhile, °) Bischof Ulrich gibt weiters an, dass sie sich 


winnberg, 1519 Wilhelm und Heinrich von Winsperg, 1544 Wil- 
halmus de Wintsperch can. pat. 

Eine Linie dieser Ministerialen war wol die von St. Veit: wo- 
von zuerst 1264 (Stülz Wilhering 555) und 1285 (l. e. 555) 
Wernherr von Sand Vite vorkommt; ein Son Wernharts (1518) war 
Charl ab dem Stain bei Lichtenberg 1518; der lezte war 
Wernhers Son, chunrat. Bgf. und Landrichter zu Waehsenberg 
(daher er sich gewönlich »von Wachsenberg« nannte), der ums 
J. 1587 starb. S. Veit kam von seinen Erben 1595 an Hertlein 
den Schneckenreuter. (Hoh. II. 241.) 


!) Sie beschlossen ihr Leben im Kloster St. Florian. (Florianer Necrolog . 
von Stülz. ) 

%) Stülz St. Florian p. 200. 

#) Hormayr Wien 1. 2. XVII , o. ö. Diplom. II. 127. 

4) Stülz St. Florian p. 216. 

5) Erste urkundliche Erwänung der grossen Mühl (richtiger Mühe). 


ı 401 


bis an den Fluss Wultha (Moldau) erstrecken, !) und dass 
auf denselben drei Pfarrkirchen: sanete Marie in Walt- 
chirchen (Waldkirchen), saneti Petri (St. Peter am Wind- 
berg) und sancti Johannis (St. Johann) bestehen, welche 
sammt den dazu gehörigen Zehenten an das Kloster St. Florian 
übergeben wurden. 

Damals bestanden jedoch , richtiger gesagt, am Windberg 
nur zwei Pfarrkirchen, nemlich Waldkirchen und 
St. Peter, »eum capellis ralione filiationis ad eas spectantibus«, 
wie schon Bischof Reginman am 18. März 1122?) bemerkt; 
denn St. Johann war damals nur eine Filiale von Wald- 
kirchen (2. 21) und bis ins 16. Jarhundert ein Vikariat. 

Waldkirchen dürfte auch als Mutterkirche von St. 
Peter gelten, die Pfarre umfasste im 42. Jarhunderte die jezi- 
gen Pfarrbezirke von Waldkirchen, Kleinzell (2. 30), St. Jo- 
hann und St. Veit (2. 25). 

St. Peter begriff die Pfarrbezirke St. Peter, St. Stefan 
(22. 30, 31), Helfenberg (2. 31), Haslach und St. Oswald 
(2- 18). 

Waldkirchen (cella S. Marie. in Waltchirchen) wurde 
schon von Bischof Ulrich am 26. Juni 1113 3) als Conven- 
tualkirche erklärt, d. h., der Propst konnte einen Kon- 
ventualen als Pfarrer einsezen und ihm 2 oder 3 Gehilfen bei- 
geben, was über die Kongrua gehe, sei ans Kloster ab- 
zuliefern. 

Dieses Recht konnte St. Florian übrigens erst im Jare 
1467 (2. 31) durchsezen; bis dahin wurde Waldkirchen , wie 
die übrigen Klosterpfarren, mit Weltgeistlichen besezt. 


!) Aus diesem Passus hat man folgern wollen, dass Oesterreich sich 
damals bis an die Moldau ausdehnte; nach meinem Dafürhalten ist 
hiermit nichts weiter gesagt, als dass die Besizungen Eppo’s bis an 
die Moldau zerstreut lagen. 

2) Stülz St. Florian p. 228. 

3) Stülz St. Florian p. 225. 


102 


Im J. 1137 zu Krems !) entsagte Herzog Leopold I. von 
Baiern ?) zu Gunsten des Stiftes St. Florian allen Ansprüchen auf 
Jas Gut, das Eppo von Windberg lezterem geschenkt hatte. 

Auch der deutsche König Chunrat Ill. genemigte in seiner 
Bestätigungs-Urkunde vom J. 1142 ?) diese Schenkung und gibt 
n, dass die von den edlen Männern Eppo und Bern- 
hardus iuxta movhele f) nach S. Flörian vergabten Güter 
vom Ursprunge des »Eberspach« bis an die böhmische Grenze, 
vom »posenbach« bis an die Königsstrasse »iuxta ecelesiam sanci 
Nieolai«, welche auf demselben Grunde erbaut ist 5) reichen 
und auch das »predium celle« begreifen. 

Ums Jahr 1146 übergab Udalrich II. von Wilheringen 
der Kirche Waldkirchen die St. Johannskirche auf dem 
Hannsberge zwischen St. Johann und St. Veit, welche Bischof 
Reginmar am 1. Jänner 1147 konsekrirte. 6) 

Dieser Bischof weihte auch am 7. Mai (Nonis la) 1134 
die Pfarrkirche St. Peter, und am 2. Jänner 1147 die Kirche 
St. Stefani ultra viezissenmuhelen« *) ein. 8) 

Im Jare 1143 erhielt St. Florian vom Hochstifte Passau 
im Tauschwege um den Zehent zu Sindelburg die Pfarre Velt- 


1) Hormayr Wien II. 2. XIX. 3 

2) Doch wol in seiner Eigenschaft als Markgraf von Oeslerreich. 

3) Stülz S. Florian p. 244. 

4) Vielleicht ein Blankenberger ? 

5) Die »via regia« ist die von Linz über Ottensheim, S. Martin, Neu- 
felden, Rorbach fürende Strasse. Die Filiale St. Nikola gehörte nach 
Waldkirchen, wurde 1787 aufgehoben, ihr Vermögen pr. 5564 Al. 
zum Religionsfonde gezogen, die Ortschaft nach St. Martin ein- 
gepfarrt. 

6) Stülz St. Florian p. 255. 

7) S. Stefan am Riedl. Die viezissenmuhele kann nichts anderes als die 
böhmische Mühl sein, die im 15. Jarh. auch als »rouschemvhele« 
vorkommt (3. 11). 

8,1. ce. 255, 255. 


103 


chirchen, !) welche damals die jezigen Pfarren St. Martin, 
Walding, Goldwört, Herzogsdorf und den diesseits der kleinen 
Rotel gelegenen Teil der Pfarre S. Gotthart umfasste (2. 31). 

Hier glaube ich bemerken zu müssen, dass man aus dem 
Ausdrucke »Pfarre« im Mittelalter noch keineswegs mit Sicher- 
heit darauf schliessen könne, an dem auf diese Weise be- 
zeichneten Orte seien auch wirklich pfarrliche Rechte ausge- 
übt worden ; sondern es war eben nur üblich, grössere Pfarr- 
teile, welche mit einer Filialkirche versehen waren, so zu be- 
zeichnen, one dass damit gesagt werden wollte , dass die Seel- 
sorge eine abgesonderte sei. 

So wird die Niederkapeller Pfarre schon im 15. 
Jarhunderte erwänt, während nachweisbar erst im 17. Jarhun- 
derte daselbst ein Vikariat kreirt wurde; ja eine und dieselbe 
Ortschaft wird in zwei Urkunden Eines Jares (2. 31) als in 
Kapeller und Pfarrkirchner Pfarre liegend bezeichnet , 
ein deutlicher Beweis, dass der sog. Kapellerwinkel, ungeachtet 
er mit dem Titel einer Pfarre beert wurde, ein integrirender 
Bestandteil von Pfarrkirchen war. 

Der gleiche Fall tritt bei Kleinzell ein, das schon 
1406 ?) eine Pfarre genannt wird, wärend es doch bis ins 
16. Jarhundert als Filiale nach Waldkirchen gehörte (2. 30). 

Ebenso ist es mit Kirchberg (2: 29), mit Peilstein 
(2. 31), mit S. Martin (2. 31), mit Goldwört (Seite 98 
2.7 Note ?), mit 8. Stefan und Helfenberg (2. 30 & 31). 

In das 12. Jarhundert reichen die meisten der später- 
hin im Mühlviertel begüterten Adelsgeschlechter mit ihren An- 
fängen zurück, aus dieser Zeit datirt sich wol auch die erste 
Anlage der zalreichen Burgen und Edelsize her, die nun in 
Ruinen liegen oder auch schon spurlos verschwunden sind. 

Die bedeutenderen Dynasten waren : 

!) Mon. boie. XXIX. II. 22. 
®2) Hoheneck III. 254. 


104 


1. Die Herren von Griesbach. 


Diese zuerst ums J. 1112 auftauchende reichstreie Familie 
nannte sich von dem Schlosse Griesbach in der Abbitei. 
Ihre Besitzungen bestanden in dem Schlosse Griesbach sammt 
Zugehör !), dem Markte Velden?), dem Gerichte 
und der Vogtei an der Mühl), zu Niederndorf bei 
Griesbach, Kranwit, Puchäche , Pfaffenreut, Hezlsdorf, Gun- 
theresberg, Schaibinge, Huntrucke, Järdorf, Pouzinsberge ?), 
um Lassberg °) u. s. f. 

Wernherr von Griesbach (1170 — 1197) brachte durch 
seine Vermälung mit Elisabet, Erbtochter von Wachsenberg, das 
reiche Wilheringer Erbe ( worunter Wachsenberg ) an sein Haus, 
das aber schon mit seinen Sönen in männlicher Linie erlosch. 

Die Verwandtschaft beider Häuser ist (nach Stülz Wil- 
hering 375 — 387) folgende: 


Aribo de Willecheringen e. 1090-1100 (N. b. IV. 50). 
Ge u 


Qudalrieus I. 1110—1129, Cholo 1. Adalbero de Gries- 
t e. 1150; ux. Ottilia 1110. t c. 1125. pach 1112—1125. 
Pu nn nn m un mn 
Oudalri- Cholo U. de Wilhe- Elisa- Walchun I. de 
eus 1. ringen 1140, de Was- betl. Griespach 1125 — 
1141 —  sinperch 1149, t c. 1146 1158; ux. Richza, 
t 1146. 1150; ux. Benedicta vidua 1147. 
t. 1145. 

nun m ——— 

Elisabet II. g. ce. 1140, + 1220; ux. Wernher 1170-1197. 

Walehun I. Cholo II. Heinrieus 1206— 1220, 
1194 — 1206, t ‚AIEPZE t c. 1223 ($. 10), 1206 
durch einen Pfeil- 1213; t vor can. babenberg nnd Pfarrer 
schuss am 23. Fbr. 1215: zu Grimhartsteten. 

c. 1210. 


a mn dan mn 


Hedwig t 1264; ux. 1258 Wernhardus de Schounbere t. 1266. 


1)M. b. XXVII. IL 295. 
OL € 

9]. c. 310. 

41. c. XAIK. II. 1750. 
3]. c. 20. 


105 


2. Die Blankenberger. 


Ums Jar 1170 schenkt »Domina Chunegund de Plan- 
chenberge« dem Kloster S. Nikola in Agilsberge (Aigelsberg 
Pf. Waldkirchen) das Gut, worauf Hebert und Pernger sizen ?). 
Sie war die Gemalin des Edlen Freien (Nobilis Liberi) Engel- 
bert von Blanchinbere, der am 47. August 1186 der Ueber- 
gabe der Steiermark beiwonte ?) und vor seinem Tode bei S. 
Georgen in Oesterreich zum Seelenheile seiner verstorbenen 
Hausfrau Sophie und seines Sones Dielmar unter anderm auch 
einen Herrnhof (curiam) in Agilsperge an das Kloster S. 
' Nikola vergabte 3). Seine Hausfrau Chunigunda überlebte ihn ?), 
dagegen scheint sein Son Oudulrieus ®) noch vor ihm gestorben 
zu sein. 


Eine Ortschaft Blankenberg ®) befindet sich gegen- 
über von Neufelden; wenn auch nicht nachgewiesen werden 
kann, dass hier die Wiege des Geschlechtes gestanden ist; so 
ist doch aus den vorangefürten Urkunden sicher, dass diese 
Familie um Aigelsberg, also in nächster Nähe von Blankenberg, 
begütert war. | 


ö. Liebenstein. 


Auf dieser Feste hausten im 12. und 13. Jarhunderte 
passauische Mannen, nach deren Aussterben sie wieder ans 
Hochstift fiel“(2. 28, 31). 


IM. b. IV. 250. 

2) Diplom. II. 401. 

®)M. b. IV. 266. 

41. c. 268. 

5)]. c. 239. 

6) 1209 sass hier ein passauischer Lehensmann : pillungus de plan- 
chenwerch. (M. b. XAIX. II. 281). 


Mus. Jahr. Ber. XX. 8 


106 


So kommen ce. 1170 Pabo de Liebensteine 1), 1241 
Wicherus et Dietmarus de Liebenstain ?), 1258 Agnes 
von Liebenstein, Nichte des Bischofs Otto und Hausfrau des 
Albero von Puchberg 3), 12584) — 1279 Hadmar von 
Liebenstain vor. 


4. Tannberg. 
Hierüber vergl. 29. 24 & 29. 


5. Marspach. 


Die Dynasten von Marspach scheinen schon frühzeitig 
in 2 Linien: zu Marspach bei Antiesenhofen im Innviertl und 
zu Marsbach im Mühlviertel geblüht zu haben; sicher ist, 
dass die Marspacher Besitzungen im Innkreise hatten, dass sie 
von 1200 — 1375 an die Klöster Formbach ®) und Reichers- 
berg $) vergabten, dass in der Frauenkapelle 7) zu Reichers- 
berg die Grabstätte der Herren von Marspach war, endlich dass 
Haug von Marspach und sein Son Heinrich im J. 1375 als die 
zweiten Stifter von Reichersberg erwänt werden, sowie 
dass die lezten Glieder dieser Familie, wie Lienhart, Reicker 
u. s. f. im Innviertl lebten, 

Maasbach scheint schon in der Mitte des 13. Jar- 
hundertes in die Hände der Grafen von Leonberg geraten zu 
sein (2. 18), von denen es vielleicht zu Lehen rürte, 


3)M. b. IV. 250. 

2,M. b. XXVI. II. 541. 

3) M. b. XXIX. I. 122. 

1. c. 12. 

5) M. b. IV. 95. 

6) M. b. II. 514, 519, IV. 455. Urk. von Matighofen. 

?) Hier lagen Helena von Sauerstetten (Gemalin Heinrichs von Mar- 
spach), dann Haug von Marspach und sein Son Heinrich begraben. 


107 

Es dürfte vielleicht geradezu ins Gebiet der Unmöglich- 
keit gehören, die Glieder dieser Familie nach den 2% Linien 
genau zu scheiden ; als erster Besizer von Marspach im 
Mühlviertel dürfte aber wol der im J. 1189 ®) erscheinende 
Wernhardus de Mordespach sein, sowie auch der 
1209 auftretende Heinricus de Morspach 2), Otto 1217 
und Sigifridus 1218 ?) hierher gehören. 

Nachstehende Stammtafel der Marspacher, so lange sie 


im Besize des Schlosses waren, ist mit Hilfe der untenstehen- 
den Daten #) verfasst : 


Wernhardus I. de Mortspach ce. 1160—1189; ux. Gisila Chlorump 


(1218 uxor Alrami de Hovedorf). 
ea ee 


Heinrich 1. Ötto 1. Sigifrid Heilca 
1200—1248. 1200—1227. 1218. 1218. 
Otto Il. Wernhard 1. Heinrich I. Otto- sive (?) 
1248—1255. clericus 1251, can. Ortolf I. 1251 
pat. 1251—1278. (1241) — 1269. 
m nn en nn u ——— 
Margret, ux. 1261 Otto II. Ortolf I. Jeuta 
Sighart von 1268--1294. 1270—1321. 1270. 
Lobenstetten. 
——— — 
Ulrich 
1285—1297. 


Schon im Jare 1268 (2. 17) hatte sich Otto IIl., Son Or- 
tolfs I., in den Schuz des Herzogs Heinrich von Niederbaiern 
begeben ; als aber er und sein Bruder Ortolf II. 1288 Röting 
und Sulzbach von Passau zu Lehen erhielten, siedelten sie 


1) Stülz Wilhering p. 489. 
2) Dipl. II. 526. 
3, M. b. XXVII. I. 295; Dipl. II. 597. 
4) Fontes rer. aust. VIII. 291; M. b. III. 519; IV. 158, 455; XAyIl. 
II. 341; XXIX. II. 87, 167, 564, 487, 498, 500. | 
sr 


108 


ganz nach Baiern über, wo dann das Geschlecht ums Jar 1380 
ausstarb. !) 

Im Mühlviertel aber besass Jans von Morspach noch 
in den Jaren 1334 — 1369 die Feste Sprinzenstein (2. 26). 


6. Haichenbach. 


Dieses auf einer tief in die Donau sich erstrekenden 
Landzunge gelegene Schloss ?2) war vom 412, bis ins 14. Jar- 
hundert im Besize einer Familie, die — wenigstens zu Anfang 
des 43. Jarhundertes — das passauische Marschallamt bekleidete, 
und namentlich nach Schlägl einige Stiftungen machte. 

Ueber dic Besizungen dieser Ministerialen und ihre After- 
lehensleute ist im 9. 20, über den Anfall der Herrschaft an 
Passau im 2. 23 gehandelt. 

Schon im Jare 1173 tritt ein »Otio, frater Wern- 
heri de Eichenpach« in einer Passauer Urkunde 3) auf, 
welcher nach der Stelle, die er unter den Zeugen einnimmt, 
als Haichenbacher angesehen werden muss. 

Weiters kommen vor: 1206 4) Chunradus de Hai- 
chenbach, Otto frater suus, 1209 5) Otto et Ghun- 
radus de Haichenbach; 1220 ®) der Ministerial Otto de 
Heichinbach als passauischer Marschall, 1226 wieder Chon- 
radus de Heichenpach; 1218 °) und 12418) Wern- 
herus de Haichenbach. N 


1) M. b. IV. 505, 504. 

®2) Die Ruine wird jezt von dem nahen Kerschbaumergut das »Kersch- 
baumerschloss« genannt. 

®) Mon boic. XXVII. I. 252. 

4) Stülz Wilhering 495, 494. 

5) Diplom. II. 526. 

6) 1. c. 604. 

7) Diplom. II. 597. 

®) M. b. IV, 450. 


109 


Die urkundlich bewärte Geschlechtsfolge ist diese: 


* 
ER 
Otto de Eichenpach 1173. Wernherus 1. 1173, 
Otto II. 1206 — 1220. Chunrad I. 1206 — 1226; ux. 
Mechtild, vidua 1253. 
"Heidenrich 1. Wernher II. Rudigier I. 1249—1303; ux. 
1255 — 1289. 1218—1241, Margr. Tochter des ältern 


t ec. 1246. Pilgrim von Tannberg 1249. 
m nn nn mn nn 

Heinrich II. Chunrat I. Chadolt Seidel Filia Filia 
1285-1289. 1279 1500-1505, (Zidlinus) ux. Wei- ux. Ulrich 
t. c. 1515; imKloster chart v. von dem 

ux. Benditt Schlägl Topel Stain 

vidua 1516 1301- 1502- 1505 

1516 1505 


Ulrieb (UN) 1516 — 1529.  Ruger Il. (Rudel) 1516 — 1557 


” 
Katrei. Dechantin zu Niedernburg 13597. 


7. Falkenstein. 


Von dem an der Ranna, kaum 1, Stunde vor ihrer Ein- 
mündung in die Donau, gelegenen Schlosse nannte sich eine 
mächtige Ministerialen - Familie, deren Angehörige immer gros- 
sen Einfluss auf die Schicksale des Mühllandes ausübten. Ihre 
Herrlichkeit reichte, fast ununterbrochen, von der Donau bis 
an die böhmische Grenze. !) 


Es war ein fehdelustiges, ungeberdiges Geschlecht, das 
gar oft seine eigene Stiftung (Schlägl) bedrängte; und Bruder- 
zwist war es, der zulezt die Familie von ihren Stammsizen 
vertrieb. 


‘) Die Belege %. 14 num, 2 und 2. 9 & 52, 


110 


Der ums Jar 1170 in einer Urkunde von S. Nikola nach 
Ulrich von Pollenheim und vor Albrant von Vischbach erschei- 
nende »Chadelhous Judex de Valchenstain« gehört wol in den 
Nordgau ; ebenso dürfte der 1198 !) u. s. f. auftretende passaui- 
sche Domherr Calochus de Valckenstain dem Geschleehte der 
Streun ‚angehören. 


Dagegen kann der 1173, 1179, 1180, 1187 und 1190 ?) 
mehrfach vorkommende passauische Ministerial Ga- 
lochus oder Ühadelhohus de Valchenstain als der 
Ahnherr der Stifter von Schlägl angesehen werden. 


Chunradus de Valchenstain 11498 °) mag sein 
Son, und der ältere Bruder des Stifters von Schlägl gewesen 
sein. 


Ueber die Schicksale dieser Familie geschieht in diesen 
Blättern, namentlich in den 9%. 9, 15, 18—21 und 24, mehr- 
fache Erwänung, daher, um Wiederholungen zu vermeiden, 
darauf verwiesen wird. 


Es wird daher nur noch bemerkt, dass die Falkensteiner 
schon in den Jaren 1350, 1351 und 1353 um Hadershofen 
(V. ©. W. W.) und um Wartberg (Traunkreis) Güter besassen, 
und sich dahin nach dem Verluste der Stammburg (1346) und 
Ranarigls (1359) zurückzogen. — Haug erkaufte die von 
den Herzogen von Baiern lehenbare Feste Grünburg auf der 
Steir mit 100 Pfund Einkünften von den Haslauern und Fla- 
cheneckern; er veräusserte sie laut des im k. k. geh. Hausar- 
chive vorhandenen Briefes dd. Wien, 5. April 1391 mit Ein- 
willigung seines Sones Eberhard und seines Vetters Hein- 


1) Dipl. II. 461. 
2) M. b. XXVIIL. I. 98, 122, 252, 259; IV. 259, 
8) Dipl. I. 461. 


111 


rich um 1800 Pfund d. an Herzog Albrecht. Er war Land- 
richter des Klosters Schlierbach, und errichtete am 28. Dezem- 
ber 1396, wol schon 80 Jare alt, sein Testament; er starb 
gleich darauf, da bereits am 6. Jänner 1397 Eberhart von Val- 
chenstein dem Kloster Schlierbach die von seinem seligen 
Vater dahin vermachten 3 Weingärten überantwortet. 


Heinrich Ill., der lezte Mannssprosse seines Stammes, 
kaufte im Jare 1406 ') die vom Herzog zu Lehen rürende Feste 
Piberstein von Heinrich von Puchberg;; er versezte dieselbe 
im Jare 1412 für 700 Pfund Morgengabe seiner Hausfrau Bar- 
bara von Leubolfing. 


Nach seinem Tode ging Piberstein in andere Hände über, 
und schon 1428 besassen diese Herrschaft die Gebrüder Kas- 
par und Balthasar von Schallenberg. 


Im Jare 1444 ?) übertrug Magdalena, Heinrich des Fal- 
kensteiner seligen Tochter von Piberstain und des Ortolf 
von Waldt Hausfrau, mit des lezteren Bewilligung ihre Rechte 
auf Piberstein an ihre Vettern Ulrich und Georg von Leubolfing. 


Mit Heinrich Ill. erlosch das Falkensteiner Geschlecht in 
männlicher, mit Magdalena in weiblicher Linie : vertrieben von 
seinen Sizen und verarmt. 


Nachstehende Stammtafel ist nach den Mon. boicis, Schläg- 
ler, Schlierbacher und Gleinker Urkunden verfasst, und kann, 
mit Ausname der Abstammung Heinrichs Il. und Erasm, als 
urkundlich erwiesen angenommen werden: 


3) Ennenkl. II. 204. 
2) Hoheneck II, 415; Schallenberg. Stammbuch p. 6. 


1412 


Chalhohus I. de Valchenstain 1175 —-1190. 
| m m ee an a ee nen 
Chunradus 1. Chalhohus II. 1209—1227. t 50. Sept. 1258; 
1198. ux. Elisabet + 50. Juli 1225. 


Tr ee 1 ug 


Chunradus II. 1218—1248. t 2 März ec. 1250. !) 


Chalhoch III. 1248- Liupold 1255, Mönch Heinrich 1. 1257 — 
+ 1269; ux. Elisa- in Wilhering 1258. 1260; ux. Alhaide 
bet 1269. von Radek 1259. 


| men nam nn np Sn Be men nn en en m un en 


* 
Gertrud, 


a Pilgrim 1264 — Rudolf 1285 — Chalhoch IV. Ulrich 1. 
a ae 1285, zu Rana- 1289, can. pat 1289—1522; 1289. 
Eartheimi rigl 1281. 4512 UK N. M/N: 
1260 
me an —,e————— 
Friedrich Chunrat II. fi De 9. 4 
1289 — 1280— Heinrich II. ChalhochV. Ulrich II. Haug 1546- 
1503 1522. 1302 —  ı1346— 57; 1546-—-! 139697; ux: 
1546. u YN.;%/ 1362 UN. %/Annav. 
Katharina Dachsberg 
1591: 1589,11590 


De ee u 
Dorothe, ux. Heinrichll. Erasm Eberhart 
1554 Hanns 1591-1412, 1596— 1390—97 
von Traun, zuPiberstein 1598, . 
vidua1587. 1406-1412; 

ux. Barbara 

v. Leublfing 

1412, 


ee ey, oo uw 
Magdalena, ux. Ortolf von Wald 1444, 


8. Pocksruck. 
So heissen noch gegenwärtig einige Häuser bei Igelbach 
im nordwestlichen Winkel der Pfarre S. Peter. 


Hier sassen vom 12. bis in die Mitte des 14. Jarhunder- 
tes passauische Dienstmannen. Sie fürten einen aufsteigenden 
Steinbock im Siegel, gleichwie die Steinpöcken, mit denen sie 


1) Stülz Florianer Nekrolog Notizenblatt 1851, p. 291—298, 


113 


wahrscheinlich eines Stammes waren, und auch wol von ihnen 
aufgeerbt wurden. ') 

Ums Jar 1108 bezeugt »Eberhart de Pokkisrukke« 
einen Schenkungsbrief des Grafen Dietrich von Formbach und 
seiner Hausfrau Alhait für das Hochstift Passau ?2); er kommt 
auch ums Jar 1120 vor ®) 

Ums Jar 1150 oder 1160 vergabte »Hermannus de 
bocchesrucke« einen Hof zu harde an das Kloster Baumgar- 
tenberg ®); auch um das Jar 1170 tritt er als Zeuge auf in 
dem Verziehtbriefe Rehwins auf Zirtnarn. ) 

Am 6. Juli 1209 bezeugen zu Gramastelten den Tausch 
zwischen dem passauischen Domherrn Tiemo und Rudiger dem 
Biber: Hecelo de bochesrukke et filii sui Hainricus et 
dyetmarus, 9) 

Am 23. August 1213 zu Kremsmünster tritt Heinricus 
de Pochrukke °), am 17. Dezember 1234 zu Velden treten 
Wernhardus et Irnfridus fratres de Pogesruke ®) auf. 

Weiters kommen vor: 1255 Siboto de Pochsrucke et 
frater suus °), 1290 Vlrich von pokesrvke. 'P) 


1) Die Steinpöcken besassen später Steinpach in der Pfarre Waldkir- 
chen (#2. 21, 50, 51); die ersten: Heinrich, Ulrich und Wernhart 
erscheinen 1500 & 1516, der lezte, Christof, starb 1505 (2. 51); 
1556—1560 war Eckhart passauischer Marschalich, Heinrich II. war 
1562 Richter zu Schärding, 1585 Burggraf zu Dobra auf dem Champp ; 
1405 lebten die Gebrüder Heinrich und Wolfgang, 1595 Sigmund I. 
Pfleger zu Steyr, 1455 erhielt Sigmund Il. Steinbach zu Lehen (2. 51). 

2) M. b. XXIX. II. 59. 

®) M. b. IV. 225. 

4) Kurz Beitr. II. 405. 

5) M. b. V. 556. 

6) M. b. XXIX. II. 280. 

?) Dipl. I. 565. 

®) M. b. XXVIN. II. 554. 

9%) M. b. XXIX. II. 258. 

a0], c. 872. 


114 


In Schlägler Urkunden erscheinen: 1289 wernhart von 
Poksrvkk, 1294 Ot vnt vlrich von poxruck, 1309 Seibot 
der Poxrucker, dann 1337 !) Seibot Poxrucker und seine 
Hausfrau Margret. 

Seit Anfang des 14. Jarhundertes scheinen die Poxrucker 
auch das kleine Schenkenamt von Passau bekleidet zu haben: 
so kommt 1306 in einer Schlägler Urkunde Heinrich der 
schench vor, der sich jedoch durch sein Siegel mit der 
Umschrift : $. heinriei de pochsrvke als Poxrucker zu erken- 
nen gibt. 

Heinrich der Schench kommt noch 1311 vor; 1331 
und 1335 erscheinen wernhart und Philipp die Schen- 
chen; Philipp tritt zulezt 1338, und Bernhard noch am 
5. Februar 1344 auf. 

Auch der Pfarrer Ulrich von Altenfelden 
(22: 22, 23) war ein Poxrucker. 

Seither ist der Namen derer von Poxruck verklungen. 


9. Fischbach. 


In der Pfarre Rorbach liegen zwei Dörfer: Ober- und 
Unter -Fischbach ; von einem derselben stammte ein kleines 
Adelsgeschlecht ab, das einen Fisch auf einem runden Polster 
im Wappen fürte. ?) 

Der erste dieses Stammes ist Albrani de Visbach °) ums 
Jar 1170; 1185, 1190 erscheint Einwicus de Vischpach *), 


1) Hoh. III. 194. 

2) Die spätern Fischbecken stammen aus der Pfarre Vorchdorf, und sind 
von den obgenannten verschieden. Ihr Stammvater war der bei Wiss- 
grill II. 49 ums Jar 1542 als Burggraf von Werfenstein aufgefürte 
Ritter Lorenz Fischbeck. 

3) M. b. IV. 257. 

4) ]. ce. 259, 266, 


115 


1209 Ainvicus de vischpach cum filio suo chunrado !), 
1261 Heinrich Fischbäk, Ulrieus & Albertus de Fisch- 
bach. ?) 

Am 24. August 1302 bezeugt wernhardus wvispech 
eine Schlägler Urkunde ; er trug im Jare 1303 Vischpach 
und die Mül mit 14 8 60 d., 4 Güter zuHohnperig mit 
3 Pfund, zu Mairhof mit 2 Pfund, zu Putrichsperig 
mit 5 und zu Schererseodel mit 60 d. Gilten von 
Ruger von Haichenbach zu Lehen. 3) 

Am 24. März 1359 verkauften Irmfried, Charl und 
Stephan die visehpechken an Chunrat den Grozhaubt 
das Lehen zu Höchenperg in Rorbechher Pfarr um 60 
Pfund W. d. #) 

Hanns der Vischpeck, der um 1396 starb, war der 
lezte dieser Familie; seine Witwe Margret lebte noch 1397, 
seine Tochter Elsbet war mit Jakob dem Hautzenberger 
vermält. 5) 


10. Feuchtenbach. 


Ein passauisches, in der Pfarre Altenfelden angesessenes 
Ministerialen - Geschlecht. Die Glieder desselben sind: um 1150 
Hecil de Fiuhtinpach ©), um 1185 Eberwinus de Fiuchtin- 
bach °) 1196 Eberhardus de Fuchtenbach und sein Son 
Wernhardus®); 1206 Albertus de Fuchtenbach °), lezte- 


1) M. b. XXIX. II. 280. 

2) M b. III. 218. 

3) M. b. XXX. IL 14. 

4) Or. im Museum. 

5) Hoh..IIl. 169. 

6) M. b. IV. 256. 

N 1 ce 266, 

®%) ]. c. 146. 

9) Stülz Wilhering 495, 494, 


116 


rer war mit Diemut vermält. Der lezte war Eberhart de 
Veuchtenbach (wol Alberts Son), der im Jare 1236 als passaui- 
scher Domherr erscheint !), und zulezt am 27. November 1258 
vorkommt. ?) 


11. S. Ulrich. 


In dieser zur Pfarre Waldkirchen gehörigen Ortschaft be- 
fand sich schon im 14. Jarhunderte eine von den Vorfaren der 
Schallenberger gestiftete Kapelle (die erst vor 80 Jaren gesperrt 
wurde) und ein dieser lezteren gehöriger Edelsiz. 

Merkwürdig ist der Umstand, dass weder Hoheneck noch 
das von Georg Christof von Schallenberg kompilirte »Stammen- 
buch« das Schallenberger Geschlecht weiter, als bis in die erste 
Hälfte des 14. Jarhundertes urkundlich zurückfüren können ; 
die anderne Ahnen sind aus Rüxner’s Turnierbuch entlehnt d. h. 
erfunden. 

Dessenungeachtet war S. Ulrich schon im 12. Jarhunderte 
im Besize einer edlen Familie: schon in der Schenkungsurkunde 
Engelberts von Blankenberg ums Jar 1185 °) kommen gleich 
nach dem freien Ulrich und Englbert von Nordernbach ?) 


1) M. b. XI. 589. 

2) M. b. XXIX. II. 226. 

3) M. b. IV. 266. 

4) Ulrich von Nordernbackh und sein Bruder Engelbert kommen 1190 
(M. b. IV. 275), Otto 1180 (M. b. IV. 257) vor; 1256 Chunradus 
& DUlrieus de Noternpach (l. c. 548). Die Pfarre Nordernbach 
(Natternbach) umfasste in ältester Zeit Natternbach, Waldkirchen, Neu- 
kirchen am Wald und einem Teil von S. Agatha. Noch am 2. De- 
zember 1455 wird die an der Ostgrenze der Pfarre Neukirchen ge- 
legene Ortschaft Kunigshub (Königshub) als »in . Naternpekher 
Pfarre« gelegen bezeichnet (Notizenblatt 1854, p. 140) und im sel- 
ben Jare Dannkmaring in der Pfarre Waldkirchen zu »Newäkirch- 
ner Pfarre« gerechnet. (1. ce. 192.) Der erste Pfarrer M. Eberhard 
plebanus de Nordernbach kommt ums Jar 1190 vor. (M. b. IV, 275). 


117 


»Siboto de sancto Oulrico« und einer weitern Reihe 
von 12 Zeugen »Heinricus et frater eius Siboto de 
sancto Oulrico« vor, Der erste ist offenbar der — wol 
schon ziemlich alte — Vater, die beiden andern seine Söne. 

Im Jar 1197 (sanno, in quo facta est peregrinatio Jeroso- 
limam« bezeugte Heinricus de Sancto vodalrico den 
Vergleich zwischen Bischof Wolfker und dem edlen Manne 
Wernher von Griesbach wegen einiger Höriger zu Aschach. ') 

Auch am 6. Juli 1209 ?) und 17. Dezember 1231 3) er- 
scheinen »Heinricus de Sancto Udalrieco et frater 
eius Siboto,« Bald darauf muss Siboto gestorben sein, da 
Bischof Gebhart bereits am 2. Februar 41232 ein Lehen »quod 
nobis uacabat a quodam Sibotone de sancto Vdalrico« 
an den Passauer Bürger Engelschalk und dessen Son Christian 
verlieh. 4) 

Seit dieser Zeit verschwindet der Namen S. Ulrich, und 
erst ums Jar 1260 taucht der Namen Schallenberg in 
einer Wilheringer Urkunde auf, wodurch Sighard der Piber von 
Heinrich von Salhinberg ihm verpfändete Höfe in Höf- 
lein und Zeueratingen dem Kloster Wilhering überlässt. 

Ziehen wir nun in Betracht : 

1. dass die Namen Seibot /Siboto) und Heinrich auch bei 
den Schallenbergern üblich waren, 

2. dass die Schallenberger den Siz S. Ulrich nachweisbar 
von 1340—1660 besassen, dass er also ihr Stammgut 
war, und dass Pilgrim im Jare 1340 ausdrüklich erklärt, 
(2. 23), dass sowol die Kapelle in S. Ulrich als 
auch jene auf dem Friedhofe zu Waldkirchen von seinen 
Vorvordern gegründet worden sei; 


1) M. b. XXVI. I. 129. 
%) M. b. XXIX. II. 280. 
3) M. b. XXVII. IL. 334. 
4) M. b. XXVDL. I. 556. 


118 


so dürfte es kaum mehr einem Zweifel unterliegen, dass die 
Dynasten von S. Ulrich die Vorfaren der Schallen- 
berger und somit mit ihnen Eines Stammes sind. 

Diess wird um so einleuchtender, wenn man darauf Rück- 
sieht nimmt, dass damals der Adel häufig nach den Gütern, 
die er eben besass, das Prädikat änderte; es ist auch am 
wahrscheinlichsten, dass die Herren von S. Ulrich die Feste 
Schallenberg an der grossen Mühl — da sie schon früh- 
zeitig als hochstiftisches Eigentum erscheint — weder bauten, 
noch jemals besassen, dass der obgenannte Heinrich von Schal- 
lenberg die blosse Pflege der Burg besass, und biernach 
seinen Namen umänderte 1), seine Nachkommen aber den ver- 
änderten Titel auch beibehielten. 

Die Abstammung ist somit ungefär diese: 


Siboto I. de S. Oulrico 1185. 


Heinrieus I. de S. Udalrico Sibotto I. de $. Udalrico 


1185 — 1231. 1185—1251. 
Heinricus II. de Salhinbere c. 1260. 
Pilgrimus I. 1515—1545. 
Pilgrim Il. 1556—1560; Paul Siboto II. 1540—1360; 
ux. Wentel 1556—1560. 1556. ux. Agnes 1560. 


Der gegenwärtige Stammhalter dieser dem Aussterben 
nahen Familie ist der Son des Grafen Jofef (geb. 1777, 
t 19. Dezember 1854), Heinrich Christian, geb. am 
23. Febr. 1811. 


12. Gneussenau. 


Wie schon der Namen andeutet, ist dieses bei Kleinzell 
gelegene Landgut der Stammsiz der Gneussen, aus deren 
Händen es erst im 14, Jarhunderte kam. (2. 26.) 


1) Vergl. Archiv für österr. Geschichtsquellen. -XVH. 154 Note °). 


119 


Der Ahnherr ist Sigeboto Gneusse um das J. 1161'), 
von ihm stammten Albero Gneusso 1196, 1206 und 1209 
und dessen Söne Albertus und Albero ab —?). 

1257—1270 kommen die Gebrüder Heinrich und Albert, 
1282 — 1285 die Gebrüder Wernhart, Heinrich und Marquart 
vor. Von da ab bildeten sich mehrere Linien, die Familie 
war im 44. Jarhunderte weit verzweigt 3), starb jedoch 
nach 1481 mit Veit, Pfleger zu Rutenstein, in männlicher 
Linie aus. 

Ausser diesen Familien waren aber auch noch kleinere 
Edlinge im oberen Mühlviertel angesessen; so kommt schon 
ums Jar 1170 ein Alramus de Birchenstaine (Pührn- 
sten) vor #), zu Pösenbach (Pfarre Feldkirchen ) sass 1147, 
1150 — 1170 Hegino (Egemo) de Posenpach’); zu 
Apfersbach (Pf. Kleinzell) 1185 Chounrad de Apphilspach 
und 1231 Friderieus de Aphelspach; zu Weiglastorf 
(Pf. Kleinzell), 1185 Wernherus de Wiglinstorf®); 
zu Gollner (Pf. Rorbach) 1180 Dietmar de Goldarn '), 
1302 und 1303 calhochus de goldner ein haichenbach'- 
scher Lehensmann, 1321 Wernhard von den Goldern. ®) 


1) Stülz Wilhering 480. 

®) Stülz Wilhering 449; M. b. XXVIIL IL. 295; XXIX. I. 280. 

3) 4558 war Wernhart Burggraf zu Neuhaus (2. 25), 1570 Hanns 
Burggraf zu Steir und Sighart Burggraf zu Wildberg; 1539 besass 
Burkhart Piberbach und Stain (im Traunviertl), 1360 Thomas Hagen- 
dorf; Hanns verkaufte 1582 seine Feste Saxeneck an Herzog 
Albrecht: III. von Oesterreich. 

MM. b. IV. 250, 

8) Stülz S. Florian 255; M. b. IV. 2356. 

®)M. b. IV. 266, 455. 

?) Diplom. II. 552. 

8,4180 Rudolf de Sarlinespach (Stülz Wilhering 484), 1190 
Manegolt und Götescalch de Sarlinespach (M. b. IV. 265), 1200 
Chunradus et Otto de Serlinspach (M. b. III. 51&) gehören wol 
eher nach Niederösterreich als nach “Sarleinsbach, 


120 


g- 9. 
Stiftung von Schlägl. 


Noch zu Anfang des 13. Jarhunderfes war das Land am 
oberen Laufe der grossen und kleinen Mühl (ungefär der je- 
zige Bezirk Aigen) unwegsame Waldwildnis, in die wol nur 
selten ein Sonnenstral drang. 

Dieses Gebiet”gehörte als passauisches Lehen den Fal- 
kensteinern, begüterten und in ihrem Kreise angesehenen 
Ministerialen (2. 8 N. 7). 

Damals nun beschloss der Ritter '!) Chalhoch Il. von 
Falkenstein — vom frommen Geiste des Mittelalters getrieben, 
—- auf seinen Besizungen ein Kloster zum Dienste des Herrn 
zu gründen, und selbes dem hochberümten Cisterzienser-Orden 
(ordini Griseorum), der in Oberösterreich schon 2 Klöster in 
Baumgartenberg und Wilhering besass, zu übergeben. 

Diese Absicht fürte er auch im J. 1209 ?) aus. 

Mit Bewilligung seines Lehensherrn, des Bischofs Wolfker 
von Passau, übergab er das »in loco, qui dieitur Slage °)« zu 
Eren Gottes und der seligsten Jungfrau Maria gestiftete Klöster- 
lein (CGenobium exile) dem Cisterzienserkloster Langheim in 
Franken zur Besezung. 

Allein die Gegend war so rauh und von aller Verbindung 
abgeschnitten, dass die Mönche von Langheim nicht länger als 
7a Jare »in Slage« aushielten; nachdem ein Abbt und ein 
Mönch vor Kälte und Hunger umgekommen waren, entwichen 
die übrigen sammt Büchern, Kelehen und Ornat nächtlicher 
Weile in ihr Kloster (1217). 


1) Auf die ritterliche Würde deutet das Prädikat »strenuus vir« hin. 

2) Die erste Stiftung geschah somit nicht ums J. 1200, wie gewönlich 
angenommen wurde. 

°) Neubruch, Lichtung, frisch geordnetes Land. 


121 


Als der Stifter diesen Vorfall vernam, wendete er sich 
an das Kloster Langheim mit der dringenden Bitte, die Mönche 
zur Rückkehr nach Schlag zu bewegen. Allein diese wussten 
so haarsträubende Schilderungen von der Einsamkeit und Un- 
wonlichkeit des Waldes zu machen, dass Abbt Chunrad von 
Langbeim am 20. Juni 1218 ausdrücklich auf diese Stiftung 
für ewige Zeiten verzichtete. 


In dieser bedrängten Lage warf Chalhoch sein Auge auf 
den eben aufblühenden Prämonstratenser - Orden, und es ge- 
lang ihm, das Kloster Mülhausen (Milewsk) in Böhmen zur 
Uebername des verödeten Klosters zu bewegen. 


Die erste Stiftungs - Urkunde !) ist vom Jare 1209, die 
zweite vom 9. Juli 1218 datirt ?). Leztere bezeugten Chal- 
hochs Son, Chundericus, Otto und Heinrich Gebrüder von 
Wesen, Sigifrid von Morspach, Wernherr von Haichen- 
pach, Rudeger »miles Wesnerü«, dann die Falkensteinischen 
Dienstmannen Rupert, Leopold, Gerung , Peter und Friedrich. 


Diese Stiftung und die Uebergabe des Klosters an den 
Prämonstratenser - Orden bestätigte Papst Honorius Ill. im La- 
teran am 2. April 1221 ?). 


Chalhoch scheint sich nach dem Tode seiner Hausfrau 
Elisabet (30. Juli 1225) in das Kloster Schlägl zurückgezogen 
zu haben; er starb nach dem in der Nebenkirche zu Schlägl 
befindlichen — jedoch wahrscheinlich erst aus dem 14. Jar- 
hunderte herstammenden — Grabsteine am 30. Sept. 1238 ?). 


' Chalhochs Son, Chunrad Il., vermehrte die Stiftung durch 
Uebergabe eines Teiles der Zehente in den um das Kloster 


1) Diplom. II. 526. 

Pll.o, 597. 

®) Aus dem Transumpte des Bischofs Wernhart ddo. 25. Febr. 1500. 
4) Hoh. II. 227. 

Mus, Jabr. Ber. ÄX. 9 


122 


liegenden Ansiedelungen, er entsagte dem Vogteirechte 1), und 
versprach, das Kloster one Entgelt gegen Gewaltthätigkeiten zu 
verteidigen. 


Die Uebergabe des Klosters Schlägl an das in einer 
fremden Diöcese (Prag) liegende Mülhausen war jedoch den 
Passauer Bischöfen aus mehr als einem Grunde unangenem, 
daher übergab schon Bischof Rudiger im Jare 1236 ?) das 
Kloster »Slag«, die Kirche und die dazu gehörigen Zehente 
sammt allen Zugehör in Oesterreich sowol als in Baiern dem 
Propste von Osterhofen (in Niederbaiern) und seinen 
Nachfolgern »tam in spiritualibus quam temporalibus, ut ipsum 
regat secundum regulam beati Augustini et ordinem Premonstra- 
tensem.« Auch der erste bekannte Propst von Schlägl,, Orthold, 
wurde nach Hoheneck II. 363 aus Osterhofen postulirt. 


Diese einseitige Verfügung, wodurch Schlägl dem böh- 
mischen Kloster Milewsk entzogen werden sollte, wurde in- 
dessen vom Ordenskapitel nicht anerkannt, so dass sich Bischof 
Wernhard noch ums J. 1300 ?) veranlasst fand, das General- 
kapitel des Prämonstratenser- Ordens aufzufordern, den von 
diesem durch einen gewissen Heinrich »Regularis disciplinae« 
erschlichenen Beschluss, vermöge dessen das Kloster Schlägl, 
das auf dem Eigentume des Hochstiftes Passau gestiftet und 
mit dessen Lehengütern dotirt als eine Tochter des zum Pas- 
sauer Sprengel gehörigen Klosters Osterhofen erklärt worden 
war, nun einer andern Diöcese, ja sogar der Herrschaft eines 


1) Jedoch blieb den Falkensteinern, sowie den nachmalıgen Pflegern ım 
Namen des Landesfürsten eine Art Aufsichtsrecht über das Kloster 
(2.28), und es musste bis zu dem bei Hoheneck II. 226 & 227 er- 
wänten Unfalle d. h. bis zum J. 1480 monatlich ein Gottesdienst in 
der Schlosskapelle zu Falkenstein durch Schlägler Kapitularen per- 
solvirt werden. 

2, M. b. XII. 589, XXVI. IL. 155. 

®) Pez Thesaur. Anecd. VI. II. 155. 


123 


fremden Volkes mit fremder Mundart zugeteilt worden sei, zu 
widerrufen. 

Dass jedoch Milewsk seine Rechte, wenn auch mit Unter- 
brechungen, ausübte, sehen wir aus der Klostervisitation im 
Jare 1420 (2. 28), sowie daraus, dass im Jare 1401 auch 
ein Propst aus Milewsk postulirt wurde. 

Bedeutungsvoll ist der Umstand, dass schon der zweite 
Propst Heinrich den Herzog Friedrich II. von Oesterreich da- 
dureh als Landesherrn anerkannte, dass er 1242 die Genemi- 
gung desselben zur Ausrodung des Klosterwaldes einholte. Auf 
der Lichtung stieg nun allmälig der Markt Aigen empor 
(2. 6), aus den neuen Ansiedlungen bildete sich die Pfarre 
Aigen. !) 


2. 10. 


Uebergang der Gaugrafschaft im Ilzgau an Passau. 
Anfall von Velden. 


Wie bereits in den 22. 6 & 8 erwänt wurde, besass das 
Hochstift Passau im Lande der Abbtei wol bedeutendes Grund- 
eigentum und viele Vasallen, war jedoch rücksichtlich derselben 
dem Gaugrafen untergeordnet; denn die Immunität des Hoch- 
stiftes erstreckte sich nur auf die Stadt Passau (2.5). 

Auf dem Hoftage zu Nürnberg am 24. Jäner 1217 ?) 
aber verlieh Kaiser Friedrich II. dem Bischof Ulrich von Passau 
(1215—1221) »Comitatum. prediorum ecclesie Paltauiensis 
sitorum per loca Ylsgowe nuncupata«, welche bisher der 
Herzog Ludwig von Baiern besessen hatte. 


1) Aus der urkundlich dargestellten Stiftungsgeschichte geht wol ‘von 
selbst hervor, dass die von Hoheneck erzälte Veranlassung auf einer 
argen Unkunde der Sprache (»Slage — Schlägel!) beruht, und die 
Mariensage ein Fabrikat späterer Jarhunderte ist. 

®)M. b. XXX. 1. 56. 

g* 


124 


Das Hochstift erhielt dadurch die Gaugrafschaft über seine 
Besizungen im Ilzgau, d. h. über fast den ganzen Ilzgau; vor- 
läufig jedoch überliess Passau die Grafschaft — one Zweifel 
vertragsmässig — wieder afterlehenweise an Herzog Ludwig von 
Baiern, bis auch dieser am 5. September 1220 zu Botzen !) 
dem Hochstifte »Comitiam in ylskeu, cuius termini ab ylsa 
usque ad inferiorem Muhelam protenduntur« ?) gegen eine 
bis 25. Juli 1221 zu leistende Entschädigung von 500 Mark 
zurückgab, den Hochstift gegen alle Ansprüche des Grafen 
Pernger (von Leonberg 2. 18) zu schüzen. 


Hiermit und durch den gleichzeitigen Anfall der m pas- 
sauische Lehen umgewandelten Allode der Herren von Gries- 
bach - Wachsenberg war die Landeshoheit des Hoch- 
stiftes Passau über das Land zwischen Ilz und 
grosser Mühl begründet, wenn gleich noch nicht — 
befestigt. 


Bezeichnend für diese Thatsache ist der Umstand, dass 
eben im Jare 1220 die passauischen Hofämter vollzälig zum 
ersten Male urkundlich vorkommen 3): so bekleideten Hademar 
von Wesen das Schenken-, Heinrich von Aheim das 
Kämmerer-, Otto von Haichinbach (2. 8. Nr. 6) das 
Marschalken-, Walter II. von Tanneberch das Truch- 
sessen-AÄmt. 

Die Erwerbung der Griesbach’schen Allode 
fand auf folgende Weise statt: 


4) M. b. XXVII. II. 297. 

2) Die »ylsa« ist die bei Ilzstadt ın die Donau mündende Ilz; » inferior 
muhela« kann nichts anders, als die grosse Mühl sein. Es ist 
somit die in den 29. 5 & 6 aufgestellte Behauptung, dass der Ilzgau 
das Land zwischen Ilz und grosser Mühl umfasste, erwiesen, Dass 
er sich in früherer Zeit bis zur Rotel erstreckte, ist nicht unwahr- 
scheinlich; die ältere westliche Grenze aber ganz ungewiss. 

®) Diplom. II. 604. 


125 


Wernher von Griesbach hatte aus seiner Ehe mit Elisa- 
bet von Wachsenberg 3 Söne hinterlassen : Walchun Il. (t e. 
1210), Cholo Ill. und Heinrich (2. 8 Nr. 1). 

Als nun Cholo ums Jar 1215 — one männliche Erben — 
verstorben war, verweigerte Bischof Ulrich dem Bruder des- 
selben, Heinrich, die Belehnung mit den bereits von seinem 
Vater (Wernher) besessenen und durch den Tod seines Bru- 
ders erledigten passauischen Lehen. ” 

Um die Belehnung zu erlangen, verpflichtete sich der 
kinderlose »heinricus mobilis wir de Wessenberch«, 
bis 25. Juli 1217 hundert Huben von seinen Gütern, das Schloss 
Griesbach (castrum Griesbach) und 46 ritterbürtige Leute bei- 
derlei Geschlechtes dem Hochstifte zu übergeben (aufzusen- 
den), widrigens nach Ablauf dieser Frist das Schloss Griesbach 
und der Markt Velden /forum in Velden) dem Bischof als 
Pfand verfallen sei. 

Bis zum 2, Juli 1217 hatte Heinrich schon 6 Hörige und 
das Schloss Griesbach dem Bischof eingeantwortet, und 
von ihm wieder zu Lehen empfangen. Der Bischof verlän- 
gerte ihm nun zur Uebergabe von Velden, der übrigen 40 
Vasallen und der 40 Huben den Termin bis 11. Nov. 1217; 
Land und Leute empfängt Heinrich wieder als Lehen, aber 
nur auf seine und seiner etwaigen Söne Lebenszeit, nach 
ihrem Tode haben die Lehen ans Hochstift zu- 
rückzufallen !), 

Es scheint jedoch, dass Heinrich die Aufsendung so 
lange als möglich zu verschieben suchte, bis ihm endlich am 
11. Febr. 1220 ?) Bischof Ulrich als lezten unüberschreitbaren 
Termin zur Uebergabe des Schlosses Griesbach und des Mark- 
tes Velden auf den 8. März 1220 (in prowima dominica , 
qua Letare ierusalem cantatur ) ansezte. 


$) M. b. XXVIM. II. 295. 
2)], c. 296, 


126 


Die Uebergabe erfolgte nun wirklich. Bald darauf, je- 
doch — nach Buchingers Behauptung (I. 188) — erst nach 
dem Tode des Bischofs Ulrich, etwa um das Jar 1223 1), 
starb Heinrich, one männliche Erben zu hinterlassen, und nun 
fielen dem Hochstifte heim: das Schloss Griesbach, der 
Markt Velden, das Gericht und die Vogteian 
der Mühl (woraus später das Landgericht Velden erwuchs 
22. 22 & 23) und viele Lehen ın der eigentlichen Abbtei. ?) 

Aber nicht unangefochten gelangte das Hochstift zu dieser 
Erwerbung. Auf diese Allode (»comitie trans Danubium, quam 
quwidam Heinricus nobilis de Waessenberch quandoque possedit« ) 
erhob der Pfalzgraf von Baiern Rapoto Il. ?) Ansprüche. Bischof 
Gebhard konnte seine Verzichtleistung nur gegen das Ver- 
sprechen einer Zalung von 800 Mark Silber Kölnischen Ge- 
wichtes erlangen, und musste ihm die hochstiftischen Güter in 
Sulzpach, Niwenhouen, Hofkirchen und Pleitingen (jenseits 
des Inn) versezen, welche erst im J. 1241 gegen einen Teil 
der Feste Rotenberg von Rapoto Ill. von Örtenberg eingelöst 
werden konnten. *) 

Bei dieser Gelegenheit bemerke ich, dass nach dem 
Chronicon Osterhoviense ®) Bischof Ulrich im J. 1219 den Bau 
der Feste auf dem 8. Georgsberge (dem jezigen 
Oberhaus) begonnen hatte. Mit der Pflege dieses Schlosses 
war auch das Landgericht über die eigentliche Abbtei ver- 
bunden, ®) 


1) Denn am 17. Dezemher 1251 war Velden wol jedenfalls schon un- 
mittelbar hochstiftisches Eigen (4. 11). 

2, M. b. XXVII. IL. 170, 510. 

®) Graf von Ortenberg 1190—1250, Son Rapoto’s I, + e. 1180. 

4)M. b. XXVII. I. 541. 

5) Rauch script. rer. Austr. I. 495. 

6) Ueber die Pfleger vgl. M. b. XXIX. II. 257; XXX. II. 247, 504, 
455; XXXI. I. 29, 54, 59, 85, 91, 115, 263, 359; Buchiger's 
Fürstentum Passau Il. 29, 46, 47, 117, 200, 


127 


2. 11. 


Anfall von Viechtenstein. Die Rosenberger an der Mühl. 


Die Feste Viechtenstein sammt Gebiet war seit der Mitte 
des 13. Jarhundertes ein Eigen der Grafen von Wasserburg. 


Der lezte dieses Stammes, Graf Chunrat, verpfändete 
im Jare 1218, bevor er nach Palästina fur, dem Bischof Ul- 
rich von Passau Viechtenstein um 1000 Mark Silber mit 
dem Beisaze, dass diese Herrschaft im Falle seines kinder- 
losen Ablebens an das Hochstift zu fallen habe : welche Be- 
stimmung auch K. Friedrich II. bestätigte. 


“ Allein der Graf kehrte aus dem heil. Lande heim und 
vermälte sich; als Morgengabe verschrieb er seiner Hausfrau 
Viechtenstein. 

Zwischen Bischof Ulrich — der sich durch diese eigen- 
mächtige Verfügung in seinen Rechten verlezt fand — und 
dem Grafen entspann sich nun eine Fehde, die mit gegen- 
seitigen Verwüstungen begann und mit grosser Erbitterung ge- 
fürt wurde. 

Auf der Seite des Grafen standen viele Landherren, so 
die Edlen Gebrüder Alber und Alram von Hals ‘!), Al- 
bert von Oed, Friedrich von Grub, Otto von Asenheim ‚ Engel- 


’) Die Reichsfreien von Hals stammen von denen von chambe ab. 
Alram starb am 19. Jänner 1246; sein Son, Albertus senior, wurde 
im J. 1281 von König Rudolf I. zum Grafen erhoben, verschied am 
3. Oktober 1506 im Markte Bogen und wurde im Kloster Oster- 
hofen begraben. 

Sein Son, Graf Albert der Jüngere, war einer der Ratgeber des 
Herzogs Otto von Baiern, Königs iu Ungarn; das Geschlecht starb 
in der zweiten Hälfte des 14. Jarhunderts mit Graf Leopold aus, 
und wurde von den Leuchtenbergern aufgeerht. e. f. Chron. Osterhov, 
bei Rauch I. 501, 516, 530, 551, 555, 


128 


bold von Tragenreut !), Nythart und Marchart von Tagen- 
bach (Kaplan.? 22%. 26 & 28), Eberhart und Friedrich Brüder 
von Asenheim, Heinrich und die Gebrüder Heinrich und Ruger 
von Ebergozesperich, Albert von Ewergäsenzperg, Ruger von 
Nyndlingen 2), die Jochensteiner, die Marsbacher, und viele 
andere. 

Ulrichs Nachfolger, Bischof Gebhard, rief den deutschen 
König Heinrich VI. als Garanten des Vertrages auf; dieser 
erklärte am 13. März 1222 zu Worms alle Helfer des Grafen 
Chunrat in die Reichsacht, und die Festen Hals, Schön- 
stein, Rotenberg, Neuhaus, Viechtens tain, Marspach 
und Johenstain für verfallen. 3) 

Bischof Gebhart selbst geriet in die Gefangenschaft des 
Grafen, und musste sich mit 300 Mark Silber auslösen, 

Endlich im Jare 1226 trat Graf Chunrat, auch mit dem 
Kirchenbanne belegt, der Macht der Verhältnisse weichend, das 
Schloss Vieehtenstein und all sein Eigentum zwischen Salzach 
und Enns, von der Isar bis zum Böhmerwalde an das Hochstift 
unter der Bedingnng ab, dass ihm und seinen allfälligen Erben 
dasselbe als passauisches Lehen überlassen werde. 

Diesen Vertrag bezeugten «ex ministerialibus patauiensibus 
Hademarus de Wesen, Otto de Morspach, Livtoldus de sa- 
versteten , Chunradus de Heichenpach, Ghunradus 
de vatchensteine, waltherus et Pilgrimus de Tanne- 
berch. 4) x 

Die formele Uebergabe des Schlosses sammt Zugehör er- 
folgte ım Jare 1227 durch den Pfalzgrafen Rapoto von Baiern 
als Salmann ; Chunrat blieb wol im faktischen Besize, war aber 
nun zum hochstiftischen Ministerialen herabgesunken. 


!) Stammvater der Trägenreuter ef. 2. 12. 
?) Im Innviertl. 

3) M. b. XXXL I. 510. 

4) 1. e. XXVI. II. 144, 


129 


Der Graf konnte sich natürlich in dieses Verhältnis nicht 
so leicht finden, es gab neue Misshelligkeiten, welche am 28. 
Juli 1244 in einer Versammlung, bei welcher Herzog Otto von 
Baiern, der Pfalzgraf Rapoto, Graf Hartınann von Dillingen, Erz- 
bisehof Eberhard Il. von Salzburg, Bischof Chunrat von Frei- 
sing, die Pröpste von Salzburg und Freising, Eckhart von 
Tanne, Ahart von Preising u, a. anwesend waren, beigelegt 
wurden. Hiernach sollte es bei dem vom Bischof Gebhart für 
die Feste Liechtenstein versprochenen Kaufschilling sein Verblei- 
ben haben, die dazu gehörigen Lehen sollen dureb den Bischof 
Rudiger vom Grafen eingelöst werden. Wenn Ministerialen oder 
Eigenleute des Grafen solche Güter dem Bistume verkaufen 
wollen, so muss sie der Bischof kaufen, den Grafen aber ent- 
schädigen, wenn sie auf diesen Gütern bleiben wollen. Die 
_ Bauersleute mit Ausname jener, die bei der Einname der Feste 
milwirkten, wird der Bischof nach der Schäzung Gerhochs von 
Salzburg und Sifrids von Vrowinberech kaufen, und die Vogtei vom 
Grafen einlösen. Der Herr Dietmar v. Hugenperge') 


1) Die Hugenberger stammen aus der Pfarre Natternbach; in der auf 
einem gegen Westen ziemlich jäh abfallenden Höhenzuge, an einer 
Hochstrasse gelegenen Ortschaft Hungberg (richtiger »Hugenberg«) ‘) 
stand ihre Stammburg, von hier aus überblickten und beherrschten 
sie das schöne Tal von Teucht bis in die Berge von Maggau und 
Perndorf. 

Der erste dieses ursprünglich reiechsfreien, erst im 15. 
Jarhunderte ins Lehenverhältniss getretenen Geschlechtes ist Gisilolt 
de Hugenberge ums Jar 1170.) 

Zwischen 1177 und 1181 tritt Ekkrich de Hvgenperch 
auf"); er übergab um 1185 im Namen Oulrich’s von ‚Noderpach 


*) Mithin nicht n Hauchsberg im Mühlviertel, wie Hr. Wirmsberger „die 
Tannberger“ im Archiv XXIV. 64 Note 6) meint. 
“) M.-b. IV. 337. 
”*) Dipl. II, 552, 


130 


und alle Gönner und Helfer in diesem Kriege werden beider- 
seits wieder zu Gnaden angenommen. !) 


(2. 8. N. 11. Note 4. Seite 116) als Seelgerät für dessen Eltern und 
Hausfrau 2 Güter in Aubach (Pfarre Neukirchen am Wald) und 1 
Acker in Toutsing durch den freien Mann Meinhard de Uronperg 
(Fronberg Pfarre Natternbach) nach St. Nikola. ‘) 

Ums Jar 1190 übergab Ekkerich (»nobilis homo«) die Hälfte 
seines Sizes in Huginbere für sein und seiner Eltern Seelen- 
heil nach S. Nikola. ") 

Ums Jar 1200 bezeugten die freien (shü liberi«) Ekkerich 
von Hugenperg, sein Bruder Wolfgang und des lezteren Son 
Dietmar die Schenkung Olto’s von Asing (Pfarre Peuerbach) nach 
St. Nieola. "*) 

Der obgedachte Dietmar kommt 1254 als Burgsass zu Viechten- 
stein “”"), das lezte Mal im Jar 1255 in einem Briefe des Grafen 
Chunrat von Viechtenstein vor. t) 

Sifridus de Hugenperge war 1256 Burghüter der Feste 
Wesen tt) (2. 15), er kommt am 21. April 1290 zum lezten Male 
vor ttt), starb im Jare 1295, und liegt im Kloster Schlägl begra- 
ben, wo sich noch gegenwärtig ein Grabstein mit folgender von Hrn. 
Wirmsberger entzifferter Inschrift befindet: »Sifridus miles Hugerper- 
gerius obit 1293, Sifridus filius eius 15... et uxor eius Apha.« 

Sein Son, Sifrid II., kommt 1505, 1505, 1506, 1508, 1511, 
und 1551 (in lezterm Jare mit »seinem svn Seydel von Hugen- 
berg«) in Schlägler Urkunden vor; sein Siegel aus weissem Wachse 
vom Jare 1506 zeigt im Schilde einen von der obern rechten Ecke 
schräg gelegten Balken, auf dem Helme 2 offene Flügel, jeder mit 
dem Schrägebalken. Umschrift: $. Seifridi de Hvgenperg.« 

Seifrid Ill. kommt 1555 und 1565 in Florianer Urkunden, 

) M. b. XXVI. U. 503. 


*) M. b. IV. %0. 
*) M. b. IV. 273. 
““) M. b. IV. 270 
+) M. b. XXIX. II. 236. 
+) M. b. XXIX. II. 9. 
H)-M. b. XXIX. II. 98. 
+) 1. c. 572, 


131 


Graf Chunrad lebte übrigens noch im Jare 1255 ') und 
scheint bald darauf, der lezte seines Geschlechts , gestorben 
zu sein. 

Die Feste Viechtenstein kam jedoch sehon früher 
in die Gewalt des Hochstifts, denn schon im Jare 1254 bestellt 
Bischof Otto daselbst Bu r ghüter (eastellani): so Dietmar 

- von Hugenperge, welcher 6 Pfund d. oder ein scaphium 
(Schaf = 6 Mezen) Weizen bezog, Albert von Ebergozsperge, 
die Brüder von Chlafpach (2. 14.) ?) 


Kaum war Velden erworben, so suchte sich das Hoch- 
stift auch auf der Ostseite der grossen Mühl auszudehnen, und 
gleichsam instinktmässig der von Oesterreich drohenden Gefar 
entgegenzuarbeiten. 


1568 als »der erber Ritter« ‘) vor; der lezte des Stammes, 
Dietmar Il, tritt 1597 in einer Reichersperger Urkunde als 
schaunberg’scher Lehensmann auf. 
Die Stammreihe ist etwa folgende: 
Gisilolt 1180. 


a rn 
Ekkerich 1180 — 1200. Wolfgang 1200. 


Dietmar I. 1200— 1255, 


Sifrid I. 1256 — 1290, + 1295. 


EEE En a N un 


Sifrid I. 4505 — 1351; ux, Apha. 


u 
Sifrid II. 1551 — 1568. 


Sn nr a nn nn. 
Dietmar II. 1597, 


1) M. b. XXIX. IL 95. 
®) M. b. XXIX. IL 236. 


ii be 
*) Hoh. III. 270, 


132 


Die im Süden Böhmens in der Mitte des 12. Jarhunder- 
tes mit grosser Macht auftretenden Herren von Prie, die sich 
nachmals von der zwischen 1241 und 1246 erbauten Burg 
Rosenberg t) nannten, besassen schon frühzeitig, wahr- 
scheinlich seit Beginn des 13. Jarhundertes, einen Landstrich 
an der Ostseite der grossen Mühl von St. Oswald bis an die 
Donau hinab. 

Das Gericht darüber (das spätere Landgericht Haslach) 
rürte von den Herzogen von Oesterreich. 

Bischof Gebhard (1221 — 1232) fasste den Entschluss, 
diese Besizungen ans Hochstift zu bringen. Er schloss daher am 
17. Dezember 1231 zu Velden (2. 10. Note 1. Seite 126) 
mit dem edlen Herrn Witigo aus Böhmen (Son Witigo’s 1.) 
einen Vertrag, wodurch er ihm für einen Teil derselben, der 
sich von der »Aveschenmuhel in inferiori parte« bis zur Donau 
erstreckt, 300 Mark Silber Passauer Gewichts in 3 Terminen 
zu entrichten versprach. Würde diese Bedingung nicht zuge- 
halten, so sollten die passauischen Ministerialen Otto von 
Tegernbach und Walther von Tannberch am Sonn- 
tage Inuocauit in der rosenberg'schen »villa... que predal?) 
dieitur« so lange Einlager halten, bis an Witigo 50 Mark 
ausbezalt sind. Witigo dagegen verpflichtete sich eidlich, dem 
Bischofe alle von Passau lehenbaren Güter zu verpfänden, das 
Gericht — das er wol bei der damaligen Hilflosigkeit des 
Herzogs Friedrich Il. von Oesterreich in Besiz genommen — 
dem Hochstifte zu erhalten und mit seiner ganzen Macht gegen 
fremde Eingriffe zu schüzen, widrigens ihm von der obigen 
Pfandsumme von 300 Talenten 50 abgezogen würden °). Zeu- 


1) Palacky Geschichte von Böhmen II. 101. 

2) Priethal, im Budweiser Kreise, südöstlieh von Krumau. 

3) Die Angabe der pass. Chronik von 1692, dass Haslach als passaui- 
sches Lehen den Rosenbergern schon 1257 gehört habe, ist jedoch 
nicht begründet (ef. 2. 24.) 


133 


gen dieser Verhandlung !) waren: Waltherus de Tannbereh, Hein- 
rieus de Winsperch, Chunradus Zachhalm, Heinricus de 
Monte?) Wernhardus et Irnfridus fratres de Pogesruke, Siboto 
et Heinrieus fratres de sancto Verico, Fridericus de hengest- 
slage?), Wernhardus de haneh amber ge?), Heinrieus de 
Griezperge. 

Die »Rovschenmuhel« ist offenbar die im Guglwalde 
südlich von S. Thomas in Böhmen entspringende sogenannte 
böhmische Mühl, welche sich bei Haslach in die grosse 
Mühl ergiesst. Der einzulösende Teil erstreckte sich sonach 
vom untern Laufe der böhmischen Mühl bis zur Donau und 
begriff das sog. Untergericht. 

Um die Schuld von 300 Mark tilgen zu können, verlieh 
Bischof Gebhart am 2. Februar 1232 ein durch den Tod Si- 
boto's von S. Ulrich erledigtes Lehen dem Passauer Bürger 
Engelschalk und seinem Sone Christian gegen Zalung von 200 
Mark Silber. 3) 

Aber sehon Witigo’s Son, Wok I., Marschall von Böh- 
men — nachmals Stifter von Hohenfurt — , geriet mit Bischof 
Otto (1254 — 1265) über die Grenzen der Gerichte 
zwischen Donau und Reuschmuhel in Streit. Er 
verglich sich jedoch am 10. Jänner 1257 zu Passau mit Bischof 
Otto, und versprach gegen Nachlass einer Geldschuld von 50 
Mark — die wahrscheinlich aus der Nichterfüllung des Vertra- 
ges vom Jare 1231 entsprungen war — in der Passauer Diö- 
eese für 100 Mark Silber hochstiftische Güter kaufen und vom 
Hochstifte zu Lehen nemen zu wollen; im Falle seines vorzei- 
tigen Absterbens hätten diesen Kauf seine Hausfrau und die 


) M. b. XXVIL IL 554. 

?) Heinrieus de Monte ist der erste Perger abn Perg (#, 14); 
Hengstschlag und Jaukenberg liegen in den Pfarren Rorbach und 
Haslach. 

°%) M. b. XXVII. I. 556. 


134 


Edien Wernhart und Heinrich von Schaunberg,, im Falle ihres 
beiderseitigen Absterbens aber leztere allein zu vollfüren. !) 

Wok von Rosenberg übergab für 60 Mark Silber in dem 
Gerichte jenseits der Mühl (vltra Mvhlam) dem Hochstifte 
Besizungen und Lehen in Percheim, (Bergheim Pfarre Feld- 
kirchen) Dantshabe (Landshag), Winsteige, hartmant- 
störph (Pfarre Haslach), welvarn (Wölfling), Grepelshoue, 
loh (Lach), in der owe (Au), pruk, in campo, awer- 
perge (Auerberg), hohenperge, Schoenperge, March- 
pach (Marbach, alle in der Pfarre St. Peter). ?) 


8. 12. 


Das Kloster Niedernburg. Pfarre und Gericht Velden. 


Die Einkünfte des Klosters Niedernburg wurden 
von Bischof Ruedeger (1232 — 1250) dadurch vermehrt, dass 
er demselben mehrere Renten zuwies, als: 2 Pfund in 
Enezenmannesrawte (Ensmansreut Pfarre Peilstein) 12 £ 
»in villa Renftingen« , 6 £ von dem Neugeräut »in der Raut 
gegenüber von Hals« (Reit an der Ilz), dann 12 $ in pucz- 
linstorf (Putzleinsdorf) »qui de eodem foro pro puerchrecht 
nobis soluuntur.« 3) 

Aus dieser vom 4. März 1236 datirten Urkunde ersehen 
wir, dass Putzleinstorf (das bis 1668 zur Pfarre Sarleins- 
bach gehörte, nun aber ein Vikariat ist) damals schon ein 
Markt war; durch die Schenkung war zugleich der Grund 
zu dem spätern Niederburg'schen Amte in Putzleinstorf (2, 6, 
Seite 91, Note 2) gelegt. 4) 


») M. b. XXIX. Il. 4153. 

2) M. b. XXIX. IL 220. 

3) M. b. XXIX. II. 286. 

#) Niedernburg erwarb in dieser Gegend noch manche Besizungen, so 
1269 von Wolflin von Tragenreut (2. 14) 2 Lehen zu Ches-' 
senbrunn; 1514 von Chunrat von Urleinsberg Renten zu Chiesling 


135 


Die Pfarre Velden erscheint urkundlich erst im Jare 
1242. 1) 

Am 4. Juli d. J. nemlich überliess Bischof Rudiger der 
Gusterei seiner Domkirche zum Lichte und zu Kirchenpa- 
ramenten einige Gefälle aus verschiedenen Pfarren des Archi- 
diaconates Lorch, als: von Lintze (Linz) 8 Pfund, von 
Sirnich (Sierning) 4 Pfund, von Tauersheim (bei Steirek) 
20 , von Neunkirchen (Gallneukirchen) Ya Pfund, von 
Velldin (Altenfelden 2. 5) 2 Pfund, von Hartchirchin 
(Hartkirchen) 2 Pfund, von Vviztra (Weiztra) 2 Pfund «qui 
ad nos jure Kathedratici pertinebant.« 

In dem Verzeichnisse der zum Dekanate Passau gehörigen 
Pfarren (2. 6, Seite 94, Note 1) erscheint Velden nicht, weil 
es dem Dekanate Gallneukirchen zugeteilt war. 

Die Benennung »Altenfelden« kommt zuerst in einer 
Urkunde des Bischofs Otto ums J. 1255 ?) vor, wodurch mehrere 
von Wernher von Winsperg (2. 8, Seite 99, Note 1) aufgesandte 
Lehen : 2 Huben in Nezelbach (Nesslbach Pfarre Rorbach ) 
und Herleinsperge (Pf. Rorbach), dann je eine Hube in 
Ekhartsperge (Eckertsberg Pf. Altenfelden), Vranslage 
(Fraunschlag Pf. Altenfelden) und Altenuelden an den pas- 
sauischen Domherrn Eberhard von Veuchtenpach (2. 8. Nr. 10) 
verlieh. 

Hierdurch widerlegt sich zugleich die Meinung Pillweins ®), 
dass der Namen Altenfelden erst nach dem Jare 1266 ent- 


Limpach, Chranabiten, (bei Putzleinstorf) und Edreinsdorf; 1547 
einen Hof zu Pesenbach (Pfarre Feldkirchen), das Urfar zu 
Landshag, die Au bei dem Mülberg und das Holz zu Obernhart. 
1540 erneuerte Eberhart von Walse Landeshauptmann in Oesterreich 
ob der Enns dem Kloster das Recht, auf den Klostergütern in Streit- 
sachen selbst zu richten. 

1) e. 556. 

2). M. b. XXIX. II. 352. 

®) Mühlkreis II. 271, 272. 


136 


standen sei, und dass Alten- und Neufelden ursprünglich nur 
Eine zusammenhängende Ortschaft gebildet haben, um so mehr, 
als Velden dann eine Ausdehnung gehabt haben müsste, wie 
damals keine Stadt in Oesterreich. Aber auch abgesehen da- 
von, dass keine Urkunde uns zu dieser Anname berechtiget : 
geht wol aus der ganzen Darstellung hervor, dass Altenfelden 
allerdings älteren Ursprunges ist, als Neufelden, und bis zum 
Entstehen der Burg an der Mühl ausschliesslich » Velden« ge- 
heissen habe; erst nachdem sich ein Burgflecken gebildet 
hatte, ging auf diesen die Benennung »Velden« über, und der 
Pfarrort selbst wurde nun Altenfelden genannt. Sicher ist, 
dass der Ausdruck »Neufelden« nicht vor dem Jare 1391 
und 1392 (22. 26, 28) vorkommt und erst gegen Ende des 
15. Jarhunderts mehr in Uebung kam. 


Merkwürdig ist, was Pillwein in seiner Topographie des 
Mühlkreises von Neufelden erzält. Nach ihm hätte dieser Markt 
im Jare 1161 schon 45 Häuser gehabt, hier wäre 1206 ein 
Turnier abgehalten worden, einer der hier ansässigen Ritter, 
Helmhart der Rote, wäre 1266 in der Schlacht gegen die 
Baiern geblieben, nachdem er vorher das Marktspital gestiftet. 

Hierin mag ihn ein fast verwischter Grabstein an der 
Kirche zu Neufelden bestärkt haben, der an den Tod eines 
Hanns Veldner ums J. 13 . . erinnert. t) 

Es scheint fast, als habe sich der Ritter von Pessler , 
den Pillwein ?) als Quelle eitirt, mit der Leichtgläubigkeit des- 
selben einen sehr unfeinen Spass erlaubt. 


!) Die lezten Ziffern sind nicht mehr kennbar. Hanns Veldner war übri= 
gens ein »erbarer« Bürger, der ums J. 1596 starb (92. 27, 28). 

2) Fast unglaublich ist es, dass dieser Mann mit seinem Bienenfleisse 
ganz unbemerkt aus dem Leben schied. Nur durch Nachforsehung 
in den Todtenlisten der Linzer-Zeitung ist es dem Gefertigten ge- 
lungen, zu erfaren, dass Pillwein Benedikt am 27. Jänner 1847 im 
67. Jare gestorben ist. 


Das Gericht Velden begriff ursprünglich nur die ehe- 
maligen Besizungen Heinrichs von Wachsenberg (%. 10); mit 
Beginn des 14. Jarhundertes aber debnte es sich als beson- 
ıleres Landgericht bis an die Ranna aus. 


Im Jare 1257 /»a Kathedra Petri’ per annum«) war die 
Pflege (»Offizium«) in Velden 4 Bürgern daselbst um 50 Pf. 
. Pfennige verpachtet. ') \ 


Im Jare 1260 hatte Bischof Otto das Gericht (»Judieium 
nosirum«) in Velden dem Habervelder auf ein Jar gegen dem, 
dass er 30 Pf. P. Pfennige zale und »nobis in isto anno in 
sero et in mane wel duo prandia ministrabit.« ?) 


Aus dieser Zeit datirt sich auch ein Verzeichniss der 
Einkünfte, welche die Bischöfe von Passau aus ihrer Herr- 
schaft Velden bezogen. ?) Es waren folgende: 


41.in Welsarn 4 Lehen, welche 1 Pfund zalen, wenn 
sie bebaut werden; 

2.in Pirchenstein (Pührnstein) 1 Lehen, zalt 40 Mezen 
Weizen, 2 Mezen Hafer und ein Schwein im Werte von 
40 Pfennigen ; 

3.in Ertmansdorf (KErdmanstorf) ein Hof zalt 3 Mut 
Sommer-, %s Mezen Winterweizen, 3 Mut Hafer, ein 
Schwein im Werte von 3 ß; 

4.in Peyrha (Bairach) 1 Hof, zalt 3 Mut Sommer- , 
'/ Mut Winterweizen, 3 Mut Hafer, ein Schwein im 
Werte von 3 ß; 

5.in Lintzechinde 4 Mut Sommer-, 10 Mezen Winter- 

_ weizen, 2 Mut Hafer, ein Schwein im Werte von 
40 Pfennig. 

6. die Müle »aput pontem« zalt 1 Pfd.; 


MM. b. XXIX. II. 242. 

2]. c. 245. 

SM. b. XXVII I. 465 — 467, 

Mus, Jahr, Ber. XX, 10 


138 


7.ın Apphilspach (Apfersbach $. 8) 1 Lehen, zalt 
!/, Pfd. 
Ferner wurde nach Velden der Voithafer (auena uduoecatie) 
gereicht von folgenden Ortschaften : 
1.von Harimannesdorf (Hartmannsdorf Pf. Haslach) 
4 Mezen; 
.von Chreppil (Kreblbauer bei Lach) 1 Mezen; 
in Chwzarn 2 Mezen; 
in Lohe (Lach) 5 Mezen; 
in ewerberge (Auerberg) 3 Mezen; 
Hohenberge (Hohnberg) 5 Mezen; 
in Marchbach (Marbach) 3 Mezen; 
in Seonenberge (Schönberg 2. 30) 5 Mezen; 
in Fgilbach (Iglbach) 1 Mezen; 
in Weigelinstorf (Weiglastorf) 2 Mezen. 
Dieser Dienst wurde schon an Witigo von Rosenberg 
(2. 11) geleistet; die Leistung weiterer 43 Mezen war be- 
stritten. 


a 
5 


N 
o 
=, 


Folgende nach Velden gehörige Lehen lagen s»sinfra 
terminos judieii.«‘) 

in Hartmannsdorf A, in Steinach 2, in Chrep- 
pil 1, in Chriuzarn?) 2, m Lohe d, super campum in 
Lohe 1, in Prantstetin 2, in Leimperge) 1, in Ower- 
perge 3, m Prukke eine Müle, in Sasenhouen 4) 1, in 
Ow 1, an der Leitten 5) 14, in Hohenperge 5, in 
Marchbach 4, in Sconenberge 2, in alio Seonen- 


') Hierunter ist offenbar das sog. Haslacher Untergericht (2. 11) ge- 
meint, und sind dazu Ortschaften des Veldner Gerichts gemengt. 

®) Kreuzmair. 

®) Lamberger. 

*) Vielleicht eine Ansiedlung von Sachsen? zur Zeit Karls M. (»jezt 
Sachsenhofer «). 

3) Leitner. 


139 


berge (Pfarre Rorbach) 2 Lehen und 1 Müle, in Rudolfs- 
pach®) 3, in Igilbach 4 Lehen und 1 Müle, in Pokkes- 
rukke (2. 8 Nr. 8) 3 Lehen und 1 Müle, ebenda aput here- 
mitam 4 Lehen, in Hengesislage (2.11 N. !) 3, in 
Souslage 2, mn Pirehenstein‘2 Lehen und 1 Müle, in 
Grube 2, in Protesdrum I, n Eichail, n Ehrt- 
mannesdorf 2, in Paierache 2, m Liutzenchinde il, 
in Chwtendal 1 predium d. Episcopi, in Ezelsperge 2, 
in Planchenperge (2. 8 Nr. 2) 2 Mülen, in Apphils- 
pach 3 Lehen, in Rukersperge4, in Puselinge 2, 
an dem Wege 2, in Seltelicheim 1, in Chazzen- 
winchel 1, in Wilehart 1, an dem Houe 1, in Oede 
1, in Weigelinsdorff 4, n cherspaum 1, m Grube, 
in Westeloune 1, in Muderinge 1, m Richmannes- 
perge 2. Summa 104 Lehen. 

Ausserhalb des Gerichtes liegen folgende Lehen: 

in Eigelsperge ($%. 8 Nr. 1) 1, aput Ekkhardum 
in fossa 1, in dr Grube 1, item Eigelsperge 1, ilem 
Eigelsperge an der Liten 1 und eine Müle, in Winesteige 
(2. 11) 2, Perchheim 1, Hezelinsperge 4, in 
Eiche 4, in Steipphen 1, in Prunst 2 und eine Müle. 
Summa 13 Lehen. 


2. 18. 


Der Landtag zu Ilzstadt. 


Im Jahre 1254 war Otto von Lonstorf auf den 
bischöflichen Stul von Passau erhoben worden. 

Sein Bestreben war, die Landeshoheit des Hochstiftes zu 
siehern und zu befestigen ; zu diesem Behufe sammelte er 
Urkunden (Codex Lonsdorfianus) und suchte erledigte Lehen ein- 
zuziehen ; namentlich richtete er sein Augenmerk auf die Festen 


1) Rudersböck, 
10* 


140 


an der Donau, welehe — mit Ausname von Vichtenstein — 
in der Gewalt von mehr oder minder mächtigen passauischen 
Lehensleuten waren. Es muss ihm auch wirklich gelungen sein, auf 
einige Zeit — wahrscheinlich während der Minderjärigkeit der 
Gebrüder Albrecht, Hadmar und Erchanger von Wesen — die 
Feste Wesen !) (one Zweifel »Nieder - Wesen« in Wesen- 
urfar) in seinen Besiz zu bringen, da er im Jahre 1256 meh- 
reren kleinen Edelingen : Sifrid von Hugenberg, Heinrich von 
Aichberg (bei Waldkirchen), Arnolt von Ortt, Chunrat & Hein- 
rich von Oed und Chunrat von Hub — die Feste Wesen mit 
der Bedingung, sie dem Hochstifte zu bewaren, anvertraut, 
und dem ersteren 6 Pfund, den übrigen 3 Pfund als Burghut, 
dem Torwärtel (Janitori) und den Wächtern 9 Pfund u. s. w. 
verheisst. ?) 

Zu Ende des J. 1258 oder Anfangs 1259 erkaufte Wok 
von Rosenberg (?. 11) von Rudlin von Haichenpach die 
Feste Haichenbach. 


i) Die von Wesen waren pass. Ministerialen und Schenken des Hoch- 
stiftes (9. 11). Der erste ist Manegoldus de Wesn im Stiftbriefe von 
Seitenstetten °) 1110 sein Bruder hiess Riehker, sein Son Mar- 
quard um 1140”), 1175 — 1206 Richker Il. und 1175 
Wernhard Gebrüder “"); von 1209 bis 1250 tritt Hadmar auf. Die 
lezten waren die Brüder Albrecht (4279), Hadmar (1.279 — 1294) 
und Erchanger (1284—1521); lezterer war mit Elsbet von Waldeck 
vermält und hinterliess Wesen seinen Neffen Ortolf, Hadmar und 
Meingoz von Waldeck. 

Die Wesenberger waren eine Nebenlinie, sie starben schon mit 
des Begründers (Manegold 1259) Kindern: Bertold (1284 — 1296) 
und Gertrud aus. 

Vergl. übrigens die 9. 19_& 26. 

2,M. b. XXIX. II. 248. 


#) M. b. XXIX. II. 34. 
=) 1. c. 2. 
#2) M. b. XXVIIL I. 232, II. 129; Stülz Wihering 496. 


141 


Dem Bischofe Otto, der selbst Absichten auf die Feste 
gehegt zu haben scheint, kam dieser Kauf höchst ungelegen, 
da es ihm nicht gleichgiltig sein konnte, dass diese starke die 
Donau beherrschende Burg aus den Händen schwacher Vasallen 
in die Gewalt mächtiger Barone kam, die selbst ihrem Könige 
die Spize boten. 


Es gelang jedoch dem Bischof, den Rosenberger zu be- 
wegen, dass er sich am 16. April 1259 !) einem Schieds- 
spruche unterwarf, wornach er die Feste dem Bischofe heraus- 
geben, dafür aber bis Weihnachten 150 Pf. W. dl. und 12 
Mark Silber oder statt der ersteren Geldsumme Gilten im Be- 
trage von 20 Pf. dl. angewiesen erhalten sollte; von den 150 
Pf. müsste er sich Gilten kaufen und vom Bischof zu Lehen 
nemen, one dessen Bewilligung er auch auf passauischen Ge- 
biete (»in comieia wel distrietu Patauiensis Ecelesie«) weder Güter 
erwerben noch Befestigungen errichten dürfe; zugleich ver- 
sprach er, die Kirche zu beschüzen und ihr keinen Ministerialen 
abwendig zu machen. 


Diese Uebereinkunft scheint übrigens keine weitere Folge 
gehabt zu haben, als dass Rudiger von Haichenbach wieder in 
den Besiz seiner Stammburg kam; denn sowol er, als auch 
noch seine Söne besassen dieselbe. 


Unter Bischof Otto finden wir die erste Spur von Land- 
tagen. Diese sind offenbar ein Ueberrest "der alten unge- 
botenen Dinge (2. 3): ungerufen versammelten sich die Gau- 
genossen (des Ilzgaus, oder, was damit gleichbedeutend ist, 
der Abbtei) an der Malstatt 2); den Vorsiz fürt der Gaugraf 
d. h. seit 1220 der Bischof (»presidente domino Episcopo«). 


1)M. b. XXIX. II. 156. 
2) Alle Landtage der Abbtei wurden in der im Gau gelegenen »Ilzstadt« 
abgehalten, 


Bei den Geriehtstagen der Landgerichte in der Abbtei 
und von Velden »hegte« der bischöfliche Landrichter das Ding, 
aber die Schöffen fanden das Urteil. 

Am merkwürdigsten ist der IIzstädter Landtag vom 
J. 1256; er stellte das im Lande der Abbtei (im weiteren 
Sinne) seit alten Zeiten bestehende Gewonheitsrecht fest, und 
ist, der Aufzeichnung nach zu urteilen, !) nichts anderes als 
eine »Rügung«, in Oesterreich »Bannteiding« genannt, jedoch 
kürzer gefasst. 


Die Bestimmungen (Mon. boie. XNXIX, II. 224—225) sin 
folgende: 
1. die Königsteuer /chenikstevra) gebürt dem Bi- 
sehofe; und zwar: 
a) sind im »iltsgev« (offenbar die Abbtei im engeren 
Sinne) von jedem Mut Weizen 5 dl. zu Lichtmess, 
bj an der Mühl /»ad Mvhelam « ) aber von 2 vollgiltigen 
Lehen 5 dl. zu entrichten. 


Kommt ein Ministerial dieser Pflicht binnen 3 mal 44 
Tagen nicht nach, so verfällt er in eine Busse (»Wandel«) 
von 6 5; wird die Königsteuer noch nicht gezalt, so nimmt 
der Bischof das Lehen an sich oder ein Pfand. 

Jeder Graf oder freie Mann, der zwar nicht dem Hoch- 
stilte angehört, aber ein Lehen besizt, wird um 10 Pf. ge- 
wandelt, wenn er den Termin versäumt. 

2. Die Lehensleute sind nicht gehalten, den Bischof in 
Reichsgeschäften zu begleiten, wol aber haben sie in Angele- 
genheiten des Hochstifts den Zuzug zu leisten. 

3. Wo der Bischof Gericht hält, da gebürt ihm die 
»nahtsedeles (Verpflegung über Nacht), von wegen der Gau- 


') Selbst auf die alte Form der Frage und Antwort ist hingewiesen: 


» Winisteriales Eeelesie de abbalia inter rogali iurali dixerunt.. « 


143 


grafschaft (»quoad comitiam«), nicht äber wegen der Vogtei, 
denn dafür hat er den Vogthäfer. 

4. Ein Ritterbürtiger (»militaris conditionis«) ist vom Voit- 
hafer befreit. 

5. Wo Heinrich von Wässenberch Gericht und 
Vogtei gehabt hat, da gebüren selbe nun dem Bischof. 

6. Von der Ilz bis zur grossen Mühl /»ab Iltsa 
usque ad maiorem Movhelam«) ıst die Donauleiten (»Leiten 
circa Danubium«) Eigentum .des Bischofs in der Art, dass die 
Bauern an der Donau am Fusse der Leiten 3 Würfe mit der 
sog. »Haghacken« vom Ende ihres Feldes weg, die Bauern 
jenseits der Leiten aber nur 1 Wurf weit das Holz für sich 
benuzen konnten. ) Was inzwischen lag, also die eigentliche 


- Leiten, blieb dem Bischofe selbst vorbehalten. 


7. Stirbt ein Ministerial, es sei Mann oder Weib, one 
Erben, so fallen seine Lehen an die nächsten Verwandten, 
wenn dieselben Ministerialen der Abbtei sind; heiratet aber ein ° 
Ministerial ausser Landes, so fallen die Lehen, selbst wenn er 
Erben hätte, an die anderweitigen Erben. 


8. Die Fischereien gehören dem Bischofe ; ausge- 


nommen, es wäre eine Fischweide als Lehen verliehen, 


9. Jeder. Edle kann sich in seinem Hause einen Fisch er, 
der aber nur bei Tag fischen darf, und vor dem Hause einen 
Händler halten, der aber nur die Familie seines Herrn mit 
Viktualien und Kleidern versehen darf. Sonst dürfen sich Krä- 
mer nur in einem Flecken oder in einer Stadt ansiedeln. 


10. Die Jagd auf Hasen und Füchse, aber nicht auf 
Rotwild, ist frei; wer einen Wolf fängt, kann sich einen Hirsch 
erlegen. 


!) Fremde waren sohin oflenbar vom Holzungsrechte ausgeschlossen 
Dieser Umstand möchte vielleicht auf die einslige Existenz einer 


Markgenossenschaft in dieser Gegend hindeuten, 


144 


11. Wird Jemand eines Verbrechens beschuldigt, so 
werden seine Güter nicht früher eingezogen, bevor er gerich- 
tet ist; kann er sich rechtfertigen, so wird ihm der Richter 
zu seinem Rechte gegen den Angeber verhelfen, 


12. Der Bischof muss persönlich zu Gericht sizen 
in Lengenbach (Lembach), Hofchirchen (Hofkirchen), 
puzlinsdorf (Putzleinstorf 4. 12), Serleinspach (Sar- 
leinsbach 2. 6, Note !), Rorpach (Rorbach 2. 21) chapelle 
(Niederkapell 9%. 6 & 8), in altenwalde, potenrevte, 
Wusluge und Haselpach (in der Abbtei) der bischöfliche 
Richter. ') 


13. Die Bewoner von Waltchirchen (Waldkirchen in 
der Abbtei, jezt zum k. bair. Landgerichte Wolfstein gehörig), 
Schefwege (Schifweg), Zwisel (Böhm. Zwisel) und vur- 
holz (Fürholz) haben nebst den Böhmen das ausschliessende - 
Recht, auf dem sog. goldenen Steig (»in via boemorum«) mit 
Saumrossen zu reisen. Verliert ein Mann ein Ross bei Tage, 
so werden ihm 7 £ minus 10 6 (= 6 f 20 Öd). vergütet; 
verliert er es bei Nacht, so muss er den Verlust selbst tragen. 


14. Jeder Ministerial kann sich von Ostern bis zur Ernte- 
zeit ein Pferd halten und darauf allen Hausbedarf mautfrei 
einbringen. 

15. Der vom Bischof bestellte Richter hat alle Fälle, aus- 
genommen über Rechtlehen, zu entscheiden. Erscheint der 
Beklagte bei der Tagfart nicht, so wird ihm eine Frist von 18 
Tagen zur Befriedigung des Klägers gegeben, widrigens, was 
Rechtens ist, erkannt wird. 


16. Wenn bei Geldstrafen dem Richter (»Comiti«) 60 Ö 
zufallen, so erhält der Vogt 12 Ö. 


') Die angefürten Orte sind offenbar die alten Malstätten des Ilzgaues. 


145 
2. 14. 


Passauische Ministerialen im 135. Jarhunderte. 


Die merkwürdigsten der in diesem Jarhunderte neu auf- 
tauchenden Geschlechter sind: 


1. Die Chelzen. 


Ihre Stammgüter lagen im südlichen Teile der nachmali- 
gen Pfarre Kirchberg. Der erste ist Hartmovt chelze 
1206 ’); Wernher Cheltz kommt am 24. August 1289 in 
einer Schlägler Urkunde (2. 19) vor; Reicher Cheltz hatte 
im Jare 1303 ?) von Ruger von Haichenbach 60 ö Gilten in 
Grillparz zu Lehen. Ekhart Cheltz kommt 1354, 1370 
und 1378 3) vor, und hinterliess einen Son Si gmund. 
Dieser urkundlich in den Jaren 1387 — 1410 #) auftretend, war 
mit Magdalena, Tochter Ulrichs des Leutzenrieder (2. 26), ver- 
mält. Mit ihm starb das Geschlecht in männlicher Linie aus 
von seinen. Töchtern war die eine, Helene, an Martin Prantner,. 
die andere; Barbara, mit Ulrich Kazprenner, verhei- 
ratet. An diese leztere Familie 5) kamen auch die Stammgüter. $) 


') Stülz Wilhering, 495, 494. 

») M. b. XXX. IL. 15. 

») M. b. XXX. II. 218; Hoh. III. 88, 507. 

*) Hoh. III. 89. 

5) Die Kazprenner stammen , wie wol das gleiche Wappen und der 
Namen glaublich machen , von Ruger dem Chätzl (2. 29) ab. 
Der Hof zu Kazprenning (bei Marspach) war schon im 15. Jar- 
hundert in fremden Händen, und wurde 1455 von Mertein dem 
Oeder an Stefan Kraft zu Marspach und dessen Hausfrau 
Ursula, Tochter des Simon Kaplan von Tauleinsbach, vertauscht ); 
er rürte von den Schärfenbergern zu Lehen ”). 1455 besassen die 

°) Hoh. III. 506 


*) Hoh. III. 246. 
**) Or. von Riedeck no 675, 


EEE 


146 


2. Chlafpach 5 
(das jezige Klafler). Hier sassen Falkensteinische Lehensleute. !) 


Schon im Jare 1224 tritt en Otto de Ghlafpach 
auf. ?2), 1255 erscheinen die Brüder von Chlafpach 
als Burghüter von Vichtenstein (%. 11); 1283, 1291 (M. b. 
XXIX. 11. 236) und 1300 die Brüder Ott und Irnfried 
die Ghlafpechen, Irmfried allein kommt noch 1303 und am 
19. Juli 1316 in Schlägler Urkunden vor, 


Kazprenner die »Kunigshube in Naternpekher Pfarr und Pewrpekher 
Landgericht« als 1. f. Lehen *). — Ihre Stammtafel ist nach Florianer 
und Freistädter Urkunden folgende: 

Ulrich 14539 — 1456; ux. Barbara Cheltzin 1459. 


m nn —————— F 
Caspar Marx 1457 —1479, t e 1490; ux. 1457 Katrei ux. N. 3 
1455. Veronika v. Hauzenbach (ux. 1495 Wolf Häsib) Hendl a 
Km 
Jörig 1496. % 
Marx besass 1457 und 1479 “) das Landgut Grub; dasselbe 
besass 1588 Hieronymus Schluchs, nach dessen Tode (#. 29) 
es durch seine Tochter Susanna Salome 1612 an deren Gemahl Jobst 
Schmidtauer kam; dieser verkaufte Grub 1628 an den k. An- 
schlag-Einnemer zu Engelszell Hanns Grill von Aldorf. Seine En- 
kelin, Anna, und ihr Gemahl Constantin von Cronpichl besassen es im 
Jare 1678, von ihnen erbte es Georg Achaz Tollinger, und von 
diesem kam es an Johann Thomas Freiherrn von Gärlnern. Gegenwärtig 
gehört es der Witwe des Heinrich v. Prunner. 
Grub war die Wiege der Gruber, jedoch schon im Jare 1549 
im Besize Ulrich des Raubers (Buchinger II. 59). 
') In einer Schlägler Urkunde heisst es: »ipsorum (der Falkensteiner ) 
Famuli.« 
2) M. b. XXVII. 1. 506. 


*) Notizenblatt 185%, p. 140. 
**) Hoh. III. 506; Urk, v. S. Florian, 


5. Die Perger am Perg. 

‚ Passauische Edelknechte, welche übrigens auch zu den 
Tannbergern im Lehensverhältnisse standen (2. 21), und erst 
im 14. Jarhunderte zu grösserem Besiztum und Ansehen ge- 
langten. Der Siz zu Perg (bei Rorbaeh) rürte halb vom Hoch- 
stifte Passau, halb von Oesterreich (2. 30) zu Lehen, und kam 
nach dem Absterben Christofs Perger laut Kaufvertrags ddo. 
Linz, 11. Februar 1542 von dessen Erben (»Gedraut ge- 
porne Pergerin weillvndt Hansen Hunds zu Poystorff verlassen 
witib, Magdalena Hannsen Werannds zw Prümbsendorff 
eeliche Haussfraw, Rosina Hannsen Lasspergers zw Ochsenburg 
eeliche Haussfraw benannter Magdalena Schwester geborne Visch- 
pekbin, Bernhart Vischpekh zw Sebärn für sich selbst, 
Rosina Christoffen Zellerss zw Zell vnd veronika Wolf- 
gangen Rasp zw Teursenpach eeliche Haussfraw und wollffgang 
Rasp anstatt Jungfraw Anna geporner Pergerin«) an den Pfle- 
ger von’ Weidenholz, Erasmus von Redern und seine 
Hausfrau Magdalena. Damals war Perg zur Hälfte passauisches 
Lehen, zur Hälfte freies Eigen. 

Nachstehende Geschlechtsfolge ist, mit Beseitigung der 
unrichtigen bei Hoheneck II. 508, urkundlich erprobt: 


148 


Heinrieus I. de monte 412511241 (M. b. XXVIL I 554, 541. 
”* 


Wernhardus 1. de * monte 1255—1246. Marquardus de monte 1264, abmperg 1294 
mn en nn 
Heinrich I. 1294. Martin 15035. Ulrie 


h 1502—1551; Wernhart II. 1502—1507 ; 
ux. Kunigunt 1551. ux. N. v. Staufenberg. 
Zn 
Chalhoch 1551.  Sighart I. 151 8—1545 Ruger 1. 
Ritter, ux. Kunigunt 1518 —1561 
1545, vidua 1554. Ritter. 
——— ae 


Jakob 1554— 76. Hedwig, ux. Heinrich Pernauer 1554. 


* 
Lienhart 1459. Nikola 1591—1425; ux. 1/Kunigunt von Pocksruck; ?./Margret (ux. 1459 Georg v. Hauzenberg). * 
Wolfgang 1459, Oswald 1455 — 1460 Ruger 1. 4A454—1485; ux. Agnes von Hinderholz 1471, t 1475. 
Pfarrer zu Ror- ux. Margret Geltinger 
bach 1460-1475. 1455. 
Altmann Barbara ux. Gertraud Margret vidua Hedwig t c. Ottilia ux Petronella Sighart I. Sebastian 


4496 - 1515 ‘Kaspar Her- 1495-1542, 1508 t 1509 1507, ux. Wolf Kien- ux. Wolf 1488-1502, + 1508. 
ux. 1496 Els- leinsperger, ux. \/Thomas ux. JörgKirch- Christof Grab- berger 4489- Matseber + e. 1506; 


bet von EI- 21481 Chri- Greiff 1495, berger 4474- mer 1505. 1508. 1508. ux. YKatha- 
reching  stof Geumann ®/Hanns Grei- EKTE rina Schirmer, 

seneker, %/ 2/1502 Anna 

Sıgm. Künast, Heckinger. 

4/Hanns Hund 

15253. 

Christof 1554, t. e. Anna Veronika, ux. Wolf Magdalena, ux. Er- Rosina, ux. 1/Wolf Albrechtsheimer 
1541; ux. Ursula 1554— 1542. Rasp 1557—1542. asm. von Redern 1522, */Christof Zeller zu Zell 


Greisenecker 4542... 1542. 


149 


4. Die Gruber. 


Sie erscheinen zuerst im obern Mühlviertel, erwarben je- 
doch später in der Riedmark und im Machland Besizungen , 
namentlich Luftenberg. 

Marguardus de Gruobe kommt 1282 vor ); sein Son 
war wol Sighart l., der von 1293 (M. b. V. 91) bis 1335 
vorkommt: dessen Son Sighart Il. (1335—1367, t ce. 1380) 
erwarb durch seine Heirat mit Agnes, Tochter Karls des Rech, 
Luftenberg. Von seinen 3 Sönen war der eine, Kar], Bru- 
der in Pulgarn, der zweite Englhart (1382—1426), der 
dritte hiess Andreas 1]. 1405. Ersterer hinterliess einen Son, 
Sighart Ill. 1437, lezterer eine Tochter, welche durch Hei- 
rat Luftenberg an Balthasar von Schallenberg brachte, 

Eine zweite Linie wurde durch Heinrich (1359) be- 
gründet. Sein Son, Hanns, kaufte 1356 Wolfstein, das 
noch 1400-—-1403 Jörg besass. 

Eine dritte Linie ging von Andreas I. (Bruder Sig- 
harts II. 2) aus, der im Jare 1374 starb. (ef. 2. 26). 


5. Perndorfer. 


Diese aus der Ortschaft Perndorf in der Pfarre Oberneu- 
kirchen stammenden Edelleute fürten 3 Lilien im Wappen. 
Glieder dieser Familie sind; 1220 Chunradus de Perndorf ?), 
1282 und 1285 Herbord 3), 1285 Chunrad, Cholo 
und Ortolf, um 1300 Chunradus et filius eius 
Cholo, 4318 Herbort und Ulrich Gebrüder; 1353 
Ulrich und Ludwig Gebrüder, Herbord (13414) ihr 
Vetter; 1378 Ulrich, seine Hausfrau Elsbet, sein Vetter 


1) Stülz Wilhering 552. 
®2)M. b. XXVII. II. 296. 
®) Stülz Wilhering 555, 356. 


150 
Wernhart; der lezte war Wernhart 1390—1403, dessen 
Tochter mit Nikla von Schallenberg vermält war. ') 


6. Jochenstein. 
Die Feste kommt schon im Jare 1222 vor (£. 11), aber 
erst 1264 (2. 16) und 1269 ?) kommt ein Alhkerus de 
- Johenstein vor. Der im Jare 1290 erscheinende ®) Eber- 
wein von Johanstein ist wol Alkers Son. Das Schloss 
kam im Jare 1300 in hochstiftischen Besiz (2. 20), der Stamm 
aber starb erst nach 4353 4) mit Christan von Johen- 
stain aus, dessen Tochter »Kathrei«e mit Ulrich dein Schen- 
ken von Seborn verheiratet war. 
Wolfstein bei Neuhaus war 1282 im Besize Espins 
von Wolfstein (2. 18), Sprinzenstein 1253 und 1264 
im Besize des Ritters Siboto de Sprinzensteyn 
(2. 16 & 18); Esehlberg — das ursprünglich wol dem 
Hainricus de esilberch 1209 °) gehörte — wurde zwar, 
schon im Jare 1283 dem Otto von Traun und seinen Sö- 
nen Otto und Hertneid von den Grafen von Leonberg (2. 18), 
zu Lehen verliehen %), es erscheint jedoch noch am 21. Mai 
1287 in einer Wilheringer Urkunde ein aesbinus de eschel- 
berch.« 
8. 19. 
Passauische Lehen und Lehensleute. 


In der stürmischen Zeit unter Bischof Rudeger schieden 
sich aueh die passauischen Ministerialen in zwei Parteien; die 
einen hielten zum Hochstift, die andern befehdeten es, 


1) Hoh. II. 19, 731. 
2) M. b. XXIX. II. 492. 
2]. c. 572. 

4) M. b. XXX. IL. 207. 
5) M. b. XXIX. II. 281. 
8) Hoh. II. 685. 


m. 


Zu den ersteren gehörten Hadmuar von Wesen, 
Chunrad I. von Valehenstein, Ortolf von Waldek 07 
Walther und Pilgrim Gebrüder von Tannbereh und Ulrich 
von Lonstorf, welche sich am 25. Dezember 1240 ver- 
pfliehteten, von nächsten Weihnachten an durch 3 Jare (1241 
bis 1244) den Bischof Rudeger und seine Kirche — wol ge- 
gen den Grafen Chunrat von Wasserburg — zu schüzen. ?) 

Zu den lezteren gehörten die »gewaltigene Marspa- 
cher; ihr Kampf mit dem Hochstifte scheint sich jedoch sehr 
unglücklich geendet zu haben, da Heinrich von Mors- 
pach nur gegen das Versprechen, seinen ältesten Son Otto 
nur nach dem Willen des Bischofs zu verheiraten , dem Bischof 
die Hälfte seines Eigens und eines seiner Schlösser 3) zu 
geben und selbe von des Bischofs Leuten besezen zu lassen, 
wieder in Gnäden aufgenommen wurde. Für die richtige Zu- 
haltung dieser Bedingungen mussten sich die Gebrüder Hein- 
rich und Ortolf von Waldeck, Wernhard von Murring, Ortolf 
von Morspach und Chalhoh III. von Valchinstein ver- 
bürgen. 4) 


!) Der Stammvater dieses Geschlechts ist der ums Jar 1160 auftretende 
Alkerus de Waldech (N. b. IV. 70); der oben erwänte Ortolf war 
durch Heinrich Alker’s Enkel. 

Vgl. übrigens M. b. IV. 70, 74, 82, 85. 87, 90, 124, 140, 
516, 447. 452, 469, 505; V. 14, 18, 58, 92, 222, 225, 464, 
468; XXVI. & XXIX u s. f und 2. 26. 

M. b. XXIX. II. 255. 


» 
— 


) Da nicht nachzuweisen ist, dass die Marspacher im Mühlviertel ein 
zweites Schloss besassen,, so kann unter dem Schlosse, das Hein- 
tich von Morspach dem Bischofe übergab, wol kein anderes: gemeint 
sein, als Maasbach bei Obernberg, von diesem Zeitpunkte an da- 
tiren sich also auch die Rechte Passau’s auf Maasbach (vgl. 2. 8 Nr. 
5 &32. 18). 


4) Urkunde ddo. 26. März 1248. M. b. XXIX. II. 564. 


152 


Späterhin, am 12. Februar 1255, verpflichtete sich Hein- 
rich, Bruder des ÖOrtolf von Morspach in einen der 3 Rit- 
terorden einzutreten. ?) 

Am 28. Oktober 1249 verlieh Bischof Rudiger die an 
Rudiger, Son des CGhunrad von Haichenbach, 
unb dessen Hausfrau Margret, Tochter des ältern Pilgrim 
von Tannberg, verliehenen Lehen im Falle ihres kinderlosen 
Absterbens an den jüngern Pilgrim von Tanneberch. ?) 

Am 10. September 1258 ?) verlieh Bischof Otto die von 
Alker von Furte aufgesandten 3 Lehen in Grube (Pfarre 
Kirchberg‘) mit Vorbehalt der Gerichtsbarkeit (»sed Comes noster 
habebit plene indieium in eisdem») an Pilgrim von Tann- 
berch. 

Am 5. Oktober 1259 4) verlieh Bischof Otto zwei von 
Walther dem ältern von Tannberg aufgesandte Lehen ge- 
genüber vom Flecken Chappell an der Ranna /(»ex oppo- 
sito fori in Chapell prope Raenna«) ®) an Heinrich von 
Hartheim. 

Am 28. Februar 1262 verpfändete Bischof Otto an 
Kunigund, Tochter des Kunrad von Goldeck und Hausfrau des 
Pilgrim von Tannberg, eine gewisse Summe Einkünfte («vr- 
bor dietorum«), die sie zu Lehen hatte, und »castrum Por- 
tenstein« (M. b. XXIX. II. 180. ®) 

Am 10. Jänner 1260 übergaben Heinrich von Merswanch 
(Mörschwang im Innviertl) und sein Son Johann dem Bischofe 
Otto alle ihre Besizungen in Merswanch, um Obernberg, um 


Ykerierißil, 

2 lae. 36% 

I -e.228, 

41. ce. 245. 

®) Die Ortschaft Oberkapell, welche im 16. Jarhunderte eine Filiale 
von Pfarrkirchen war und seit 1784 eine eigene Pfarre ist. 

©) vgl. die 99. 25, 28, 31. 


153 


Velden und »supra Fluwium qui dieitur Truna ex utraque parte 
danubij in Bawaria«. !) 


Am 4. September 1263 sendete Karl von Kirchberg dem 
Bischof Otto den dritten Teil der Feste Chirichperch?) 
und alle seine von Passau lehenbaren Besizungen zwischen 
den beiden Müheln auf, damit er sie dem Ulrich von 
Tannberg verleihe. 3) 


Bischof Otto suchte die Verheiratungen seiner Ministeria- 
len zu vermitteln, und stand nicht an, selbst Mitgiften herzu- 
geben, wenn die Heirat nach seinem Wunsghe geschlossen 
wurde: so gab er am 23. Jänner 1259 ®) seinem Getreuen 
Heinrich von Valchenstein seine Nichte Adelheit, Toch- 
ter des Gerhoh von Radek, zur Hausfrau und eine bestimmte 
Summe Geldes als Heiratsgut, wofür er ibm 2 zur Hofmark 
Ebelsberg gehörige Güter verpfändele; auch am 2. Jänner 
1261 °) versprach er eine Summe Geldes zur Heirat Sighards, 
Sones des Ulrich von Lobenstetten, mit Margret, Tochter 
des OÖrtolf von Morspach. 


1) M. b. XXIX. II. 146. 


2) Ob im Hausruck- oder im Mühlviertel, lässt sich aus der Urkunde 
nicht entnemen. Zeugen waren: »Meingotus Tumprepositus , Siboto 
de Tannberceh, Otto Cantor, Otto de Truna, Siboto de Lonstorf, 
Chunradus de Hartheim, Rudolfus de Gleuzze, Otto de wartenburch, 
Otto und Bernhardus de Truna, vlricus de Hartheim, Heinrieus de 
Lonstorf, Reichgerus de Prampach, Heinrieus de Ratispona, Perch- 
toldus de Hartheim, Leutwinus, vlrieus de Staudaech, amelricus et 
alij quam plures. Sicher aber ist, dass der grössere Teil der Pfarre 
Kirchberg (zwischen den beiden Müheln) den Tannbergern unterthänig 
war und später ein eigenes Amt (Steinaberg) bildete. ef. 2. 31. 


®) l. e. 454. im Auszuge, 
2.120.130. 


8,1 c. 167. es 
Mus, Jahr, Ber. XX. 11 


2. 16. 


Erwerbungen des Klosters Schlägl. 


Die ursprüngliche Dotation von Schlägl (2. 9) war ziem- 
lich karg, erst in der 2. Hälfte des 13. und im 14. Jahrhun- 
derte machte das Kloster grössere Erwerbungen. 

Die erste Schenkungs - Urkunde datirt vom 8. März 1253. 
Mechtildis, Witwe Chunrads von Heichenbach, und 
ihr Son Rudiger gaben nemlich dem Kloster Schlägl ihren 
Hof zu wantschaben (Wandschamel Pf. Rorbach), Ys als 
Seelgerät, % um 82 Pf. dl. und bestätigten eine von Wern- 
her »beate memorie«, Rudigers Bruder, als Ersaz des dem 
Kloster zugefügten Schadens mit 2 Höfen (mansus) in Horowe 
(Harau Pf. Rorbach) gemachten Schenkung. ?) 

Späterhin erhob wohl Rudiger von Haichenbach auf 
die Güter n Hloraw und Wantsabin wieder Ansprüche , 
verzichtete jedoch darauf am 25. März 1291, und gab noch 
12 £ Gilten als Seelgerät für sich und seine Hausfrau nach 
Schlägl. ?) 

Im Jare 1264 erweiterten Budiboy (der angebliche 
Gründer von Budweis ) von Zkaliz und seine Hausfrau Berchta 
die Besizungen des Klosters durch Uebergabe des Erbes der 
lezteren, »villam in Schintaw (Schindelau Pf. Ulrichsberg), des- 


1) Zeugen waren: Heidenrich von Heichenbach, Chalhoh und Leupold 
Gebrüder von Valchensteyn, Pigrim v. Tanneberch, Siboto 
von Sprinzensteyn (2. 14), Wernhard von Perg, Ulrich Gusner, 
Cbunrat Chränzinger. — Heidenreichs 3eckiges Siegel zeigt 2 von 
oben herab sich schlängelnde Bäche. 

?)Die Urkunde siegelten: Ruger, Chalhoch von Valchenstein 
und Ortneid von Thanberg. Rugers Siegel von gelbem Wachse 
zeigt einen Teil des Falkensteinischen Wappens, 5 aufstehende 
Spizen.  Vergl. Hund I. 509, | 


155 


sen Grenzen bis an das »Chlaffunde Wazzer« (Klafferbach) 
gehen. !) 

Uebrigens hatte das Kloster schon im J. 1258 durch Witigo 
von Krumau die Pfarre Kirchschlag in Böhmen erhalten. 

Am 13. Jänner 1269 vergabte Chalhoch Il.von 
Valehenstain alle seine Güter und Renten in Strazze 
dem Kloster Schlägl als Vergütung des demselben zugefügten 
Schadens. 

Die Urkunde bezeugten : Heinrich von waldeck, Za- 
wisch Son des Herrn Budiboy (2. 18), Rudiger 
von Haichenbach, Wernhard Rauber Ritter und sein 
Bruder Heinrich, Rapoto von Pach, Sifrid von Recleinstorf, 
Wulfing von Helfenberch, Otto von Tenleinsbach ?) 
u. s. f. — Das Siegel Chalhochs ist von gelbem Wachse, 


und zeigt einen Falken mit ausgebreitetem Gefieder auf einem 


| 
| 


Hügel, mit folg. Umschrift: 7 S. Galhoh. de Vulchestain. 

Noch auf dem Sterbebette schenkte Kalhoch mit Ein- 
willigung seiner Hausfrau Elisabet und seiner Erben (im Jare 
1269) nach Schlägl seinen Zehent in Schintelaw. 


N) Das grosse Siegel Budiwois von braunem Wachse zeigt im Schilde 
eine grosse Rose mit der Umschrift: t Dni. Budiwogüi de Krvm- 
nowe. Zeugen: Wernhard von Morspach, pass. Domherr, D. wi- 
> tigo de Chrumnaw, Pilgrimus de valehenstein, Heinrieus 

de waldek, Haidenrieus et palruus suus Rudigerus de heichen- 

bach, Alhkerus de Johenstein (2. 14.), Sibofo miles de Sprinzen- 
stein (2. 14.), Perhtoldus miles de Haidendorf, Wernhardus et 
Marchwardus fratres de monte, Wernhardus miles et [rater 
suus Hainrieus cognomento ravber (2. 14 Nr. 5), Wilhalmus de 
Saenneperge, wluingus de haelfenberch, Albertus de Ru- 
zeinsdorf (Ruezerstorf Pf. Altenfelden), Vlrieus et Wern- 
hardus fratres de Gotergaezzinge (Gattergassing Pfarre 

' Rorbach ). | 


2) Tendleinsbach bei Hofkirchen ist der Stammsiz der Kaplan 
auch der Namen Otto war bei ihnen üblich. cf. 22. 11, 26, 28. 
Te 


156 


2.17. 


Verheerung von Velden. Rannarigl. Anfall von Marspach. 


‘Bischof Otto war am 10. April 1265 verblichen '); der 
bischöfliche Stul war zwischen Wladislaw von Niederschlesien 
und Peter von Breslau streitig. Die Nachbarn : König Otokar Il, 
von Böhmen und Herzog Heinrich XI. von Niederbaiern 
(1253—1290) suchten ihren Einfluss bei der Besezung selbst 
durch Waffengewalt geltend zu machen. 

König Ottokar drang von Böhmen aus mit Heeresmacht 
bis Regensburg vor, beschränkte sich indess auf die Zerstö- 
rung mehrerer Festen und kehrte dann wieder nach Böhmen 
zurück. 

Nach seinem Abzuge belagerte Herzog Heinrich Passau; 
allein, ungeachtet er am 30. Oktober 1266 die Innstadt ver- 
brannte, konnte er sich doch der eigentlichen Stadt nicht be- 
mächtigen. Dagegen fielen seine Schaaren über die Ilz (also 
von Niederbaiern, und nicht vom Innviertl aus) in die Abbtei 
ein und verwüsteten Velden und andere feste Pläze, sowie 
das ganze Land, mit Feuer und Schwert. 

Diesen Vorfall, ‘soweit er auf Velden Bezug hat, erzält 
uns nur das Chronicon Osterhoviense, das Rauch in seine Samm- 
lung der scriptores rerum Anstriaeum aufgenommen hat, und 
aus dem auch Preuenhueber (histor. Katalog 43) und Calles 
(ll. 435) ihre Nachrichten geschöpft haben müssen. ?) 


1) Das Chronicon Osterhov. bei Rauch seript. I. 510 sagt ad 1265: 
»Obüt Otto patauiensis episcopus, wir püssimus et pater clerieorum, 
qui non bellator, sed diligens pacem, ecclesiam sibi commissam ho- 
noribus et diuieiis plurimum ampliauit.« 

2) Die bezügliche Stelle bei Rauch I. 511 lautet: »Ofakcherus Rex Bo- 
hemie uadit cum exereitu Ratisponam in mense Augusto cum multis 
milibus armatorum, destruens Regenstauf et Nitnaw aliaque castra, 


En 


Bd 2 


157 


Diese Klosterehronik wurde ums Jar 1290 begonnen und 
reicht bis zum J. 1313; sie ist sonach fast gleichzeitig, und 
verdient sowol desshalb, als auch wegen der einfachen Dar- 
stellung vollen Glauben. 

Aus dem Umstande, dass die Chronik sagt »et alias municio- 
nes«, darf wol geschlossen werden, dass die Burg in Velden 
ebenfalls in die Hände der Baiern gefallen, gebrochen und sammt 
dem Markte (»oppidum« ) niedergebrannt worden sei. 

Bischof Peter (1265—1280) behauptete sich zulezt, 
und nam die Bestrebungen seiner Vorgänger, in den Besiz der 
Donauschlösser zu gelangen, mit gutem Erfolge wieder auf. 

Am 3. Mai 1268 ') versezte Calhoch Ill. von Falken- 
stein dem Bischof Peter seinen Turm zu Rannarigel?) 
auf 3 Jare. 

Von weiter greifenden Folgen war der Streit um die 
Burg Morspach. 

Hier hauste seit Jaren Ortolf von Morspach, wie 
es scheint, ein echter Vertreter seines rauhen und unruhigen 
Stammes. Er war — aus welchem Anlasse ist unbekannt — 
einst (vor 1253) in die Gefangenschaft des Herzogs Otto von 
Baiern gefallen, und von diesem nur unter der Bedingung 


losgegeben worden, dass er seinem ältesten Sone Otto, 


dessen spätere Verehelichung mit der Tochter eines baierischen 
Ministerialen wol schon damals beabsichtiget wurde, 400 Pf. 
P. di. als Heiratsgut seiner Hausfrau gebe. 


ubi perit magna multidudo, et morante ipso Ratispone per biduum 
per Egram reuertitur in Bohemiam. (uo recedente dominus Hein- 
rieus dux misso exereitu ultra fluuium Iltscham oppidum 
in velden et alias municiones cum tota prouincia ibidem 
incendio deuastauit. 

1) M. b. XXIX. II. 482. 

2) Zeugen: Wernhard der Rauber (2. 14), Wölflin von Tragmans- 
ried (2. 11). »Rannarigl« bedeutet: eine Befestigung an der Ranna, 
- die jezige Benennung »Ranariedl« ist unrichtig. 


158 


Ortolf dachte jedoch nicht daran, sein Versprechen zu 
erfüllen, als aueh Otto zu mannhaften Jaren herangewachsen 
war und sich verehelicht hatte. Otto begab sich in den 
Schuz seines Lehensherrn, des Herzogs Heinrich von Nieder- 
baiern, und überrumpelte mit Hilfe Ulrichs von Tannberg 
und mehrerer anderer Edelleute !) das Schloss Marspaceh; 
sein Vater wurde flüchtig, und da er vom Hochstifte in Schuz 
genommen wurde, so kehrte Otto seine Waffen auch gegen 
das leztere. 


Da jedoch Otto auf die Länge der Macht des Hochstiftes 
nicht gewachsen war, so schritt sein Lehensherr, Herzog 
Heinrich ein, und brachte am 9. Oktober 1268 zu Vilshofen ?) 
zwischen den streitenden Teilen eine Vebereinkunft zu Stande, 
wornach Ortolf das Schloss unter folgenden Bedingungen 
zurückerhielt: ; 

1. Otto hat zu nächster Lichtmess und Pfingsten (2. Fbr. 
und 12. Mai 1269) je 200 Pf P. dl. zu erhalten, für deren 
richtige Zalung sich Heinrich von Radeck, Siboto von Urleins- 
berg, Christian Bürger von Passau (Son Engelschalks 2. 11) 
und dessen Son der Stadtrichter Ulrich verbürgen, 

2. Nach dem Tode Ortolfs soll Otto mit seinem Bruder 
(Ortolf 11.) und seinen Schwestern (Margret, Jutta) das Sehloss 
sammt Zugehör besizen, nach Otto's Tode seine Erben. Sollten 
nach Ortolfs Tode Otto oder seine Erben durch väterliche Un- 


1) Auch Ruger von Haichenubach scheiut auf Seiten Olto’s ge- 
standen zu haben; er und Ulrieh von Tannberg unlerwarfen sich 
jedoch am 5. Mai 1268 dem Ausspruche der bischöflichen Räle und 
versprachen, demselben Folge zu leisten und in der Zwischenzeit 
Niemanden zu Wasser oder zu Lande anzufallen, widrigens die Feste 
Haichenpach sammt allen ihren passauischen Lehen dem Bischofe 
verfallen sein söll. (M. b. XXIX, II. 485.) 

2) M.b. XXIX. II. 487. 


159 


gunst oder den Bischof von der Erbschaft ausgeschlossen 
werden , so wird ihnen Herzog Heinrich zu ihrem Rechte ver- 
helfen. 

3. Der Bischof nimmt Otto von Marspach, Ulrich von 
Tannberg und alle, welche bei der Eroberung des Schlosses 
mit Rat und That mitgeholfen haben, wieder in Gnaden auf. 

Ortolf von Marspach war jedoch ausser Stande, die ihm 
auferlegte Zalung in der bestimmten Zeit zu leisten. 

Aus diesem Grunde !) und wol auch, um seinen Son um 
das Erbe zu bringen, verkaufte er am 11. April 1269 ?) 
das Schloss Marspach sammt dem vordern Turm (»Castrum 
in Morspach et Turrem anteriorem«) sammt allen seinen passaui- 
schen Lehen in der Abbtei°) an Bischof Peter um 400 Pf. 
P. dl. und 200 Pf, W. dl. und bezeugt, dass alles passauisches 
Lehen sei. %) 

Nach einem gleichzeitigen Verzeichnisse °) gehörten da- 
mals folgende Güter nach Marspach : 

a) in Huntvelling (Hundsfülling Pf. Hofkirchen) 4%, 
Lehen, zalen 6 Pf. 6 #; b) in Engelmansdorff (Emmer- 


1) »graui pressus onere debitorum, (uadringentorum videlicet talento- 
rum, pro quibus Castrum meum in Morspach per ottonem filium 
meum olim oecupatum ab eodem absoluere sum couctus.« 

®2)M. b. XXIX. II. 492. 

®) Unter Abbtei begriff man, wie aus dem nachfolgenden Verzeichnisse 
sich ergibt, damals auch noch das Land zwischen Ranna und Mühl. 

4) Die Urkunde siegelten ausser Ortolf sein Herr Heinrich von Schaw- 
enberch, Ulrich von Lobenstein, Pilgrim von Tannberch, Hertind 
von Traun und Chunrad von Hartheim. Zeugen: Heinrich (IIl.) der 
jüngere von Schawenberch, her Chunrad, »Seriba llustris Regis 
Boemie upud Anasum«, Rudolf von Gleuz, Perchtold von Haidendorf, 
Hertnid von Schawenberch, Chunrad von Furt, Chunrad von Strachen, 
Alhker von Johenstain, Rudger von Haichenpach, Hein- 
rich von Radek, Heinrich von Lonstorf, Wernhart von Inn, Chalhoh 
. von Everding. 

3)]. c. 400. 


160 


storf Pf. Hofkirchen) 4 Lehen, zalen 6 Pf. 6 $; ec) an dem 
Eyzenberg vor dem Schlosse 8 Pf., welche der Pfleger 
(castellanus) zur Nuzniessung hat; d) in Wisen (Pf. Hofkir- 
chen) Y, Lehen zalt " Pf.; e) indem Rosen 30 dl.; f) in 
Ahornperg (Pf. Pfarrkirchen?) 2 Lehen, zalen 3 Pf.; g) datz 
Chunraten an dem Perg 6 f; Äh) zu der Pyrichen 
(Pühret Pf. Rannarigl): 3 $; i) zu Tuffiren 80 dl.; A) in 
Siag (Pf. Pfarrkirchen) 2 Lehen, zalen 60 dl.; 2) in Malin- 
yaren (Mairing?) 2 Lehen, zalen 2 Pfund; m) in Eodi 
Lehen, zalt 60: dl.; n) datz dem Mullehen 1 Lehen, zalt 
30 dl.; 0) in Eberhartsdorf (Eberstorf Pf. Pfarrkirchen ) 
3 Lehen, zalen 9 ß; p) zu Spielleuten (Oberspielleuten 
Pf. Pfarrkirchen ) 2 Lehen, zalen 40 dl.; g) in Reichaltseod 
1 Lehen, zalt 20 dl.; r) in Widen (Wulln Pf. Putzleinstorf) 
4 Lehen, zalen 2 Pf.; s) zu heomad % Lehen, zalen '% Pf.; 
t) an dem Ghlinysberg »castro« 60 dl. 

Summa der Einkünfte: 32 Pf. 6 $ 22 dl. 

Dem Bischof gelang es zwar, am 27. April und 31. Juli 
1270 ') Jeuta und Ortolf den jüngeren von Morspach zur 
Verzichtleistung auf Schloss und Herrschaft Marspach zu bewe- 
gen, dagegen blieb der ältere Son, Otto, bei seinen Ansprü- 
chen, zog auch seinen Bruder wieder auf seine Seite, und 
entzündete in den J. 1278—1281 eine dreijärige Fehde (2. 18). 
Nachdem Otto, wie es scheint, im J. 1288 das Schloss — 
wol mit baierischer Hilfe — neuerdings in seine Gewalt ge- 
bracht hatte ?2): wurde der langwierige Streit am 30. Novem- 


1)M. b. XXIX. II. 498, 500. 

2) Kurz (Handel 155) fürt eine”Urkunde auf, wornach König Rudolf die, 
Feste Morspach wegen der verübten Räubereien dem Reiche heim- 
gefallen erklärt und seinen Son Albrecht damit belehnt. Entweder 
wurde die Verfügung widerrufen oder es fand sich Bischof Bernhard 
(1284— 1515) mit Albrecht ab; denn niemals haben die österreich, 
Herzoge Ansprüche auf Marspach erhoben. 


461 


ber 1288 zu Passau !) durch einen Schiedsspruch des Herzogs 
Heinrich von Baiern beendet. Bischof Wernhart behielt dem- 
nach »die Puorch ze Morspach« und die dazu gehörigen 
30 Pf. Gilten (richtiger bei 33), verlieh aber dagegen den 
»dienärn«e des Herzogs, Otten und Ortolfen von Mor- 
spach die Hofmark Röting und das Dorf Svltzpach ( beide 
jenseits des Inn, unweit Schärding, am Eingange des Rottals 
gelegen) zu Lehen. | 

Nunmehr war Passau im Besize von Marspaelı auch recht- 
lich gesichert. ; 

Es folgten nun die Erwerbungen von Jochenstein (1300), 
der Haicheubacher Lehen (1303), von Schallenberg (1308), 
von Wesen (1336 & 1366), von Haichenbach (1337), von 
Falkenstein (1346), von Tannberg (1354) und von Ranna- 
rigl (1359). 

Allein die Kräfte des Hocbstiftes waren übermässig an- 
gestrengt worden; um die steigende Geldnot zu hemmen, 
mussten die Schlösser verpfändet werden, und gerieten so 
unter österr. Landeshoheit. 


2. 18. 


Zawis von Falkenstein. Die Falkensteiner Fehde. Erstes 
Auftreten der österr. Herzoge im Mühlland. Die Grafen 
von Leonberg. Pfarre S. Oswald. 


Der in Liedern gefeierte Son Budiwois von Skalie, 
Zawisch von Falkenstein, in dessen Armen K. 
Otokars II. stolze Witwe ihre hochfliegenden Herrscherträume 
vergass und der nachmals (28. August 1290) dem Henker- 
tode verfiel, geriet — wol wegen Grenzstreit — mit Bischof 
Peter von Passau in Fehde. 


1) ]. c. 564. 


162 


Zur Beilegung derselben wurde von K. Ottokar II. selbst 
auf den 27. Juni 1272 zu Velden ein Tag anberaumt, auf 
welehem ausser Zawisius de Vulehenstain und dem Bischof von 
Passau noch der Domprobst (Wernhard), der Cantor (Otto ), 
Heinrich IN. und Wernhart V. (II,) von Schaunberg , Gun- 
dakker von Starhemberg, Pilgrim won Tannberg, Siboto von 
Lonstorf, Chunrat von Hartheim, Pertold von Haidendorf, W. 
von Dahspereh (Dachsberg), Engelbert von Inne, Dietrich 
von Mauthusen , Heinrich von Radeck u. a. erschienen. 


S 


Da sich jedoch der Bischof zu einer Ersazleistung für 
die dem Zawis angeblich zugefügten Beschädigungen nicht her- 
beilassen wollte, so übergaben beide den Austrag der Sache 
einem Schiedsgerichte, das aus Chunrat von Hartheim und 
Heinrich von Radeck, einerseits, dann Zawischs Vater und 
Vatersbruder Budiwigius und Witigo von Natscharat andererseits 
bestehen, am 1. Juli 1272 »in Giuitate Velden« zusam- 
mentreten und einen endlichen Vergleich zu Stande bringen 
sollte. Käme ein Sehiedsmann nicht, so soll dessen Vollmacht- 
geber der Gegenpartei 500 Pf. dl. entrichten, wozu sich auch 
Zawisch bei Strafe des Einlagers verpflichtet. Beide Teile ha- 
ben bis zur Beilegung bei Strafe von 500 Pf. di Frieden zu 
halten. ') 


Die Zwistigkeit wurde one Zweifel friedlich beendet, da 
sich keine weitere Urkunde hierüber vorfindet; ja, durch Ver- 
mittlung des Budwog und seines Sones Zawisch von Rosen- 
berg wurde am 18. August 1272 zu Ranna?) auch eine 
andere Fehde zwischen den Brüdern H, und Ortolf von 
Waldeek und Pilgrim von Tannberg beglichen. °) 


1)M..b. XXIX. II. 503. 
2) Wildenranna vgl. 9. 28 & 51. 
®)M. b. XXIX. Il. 506. 


163 


Nachdem Oesterreich im Jare 1276 dem König Otakar Il. 
entrissen uud lezterer gezwungen worden, Böhmen und Mäh- 
ren vom deutschen Reiche zu Lehen zu nemen: war es die 
erste Sorge K. Rudolf's ]., dem überhand nemenden Faustrechte 
durch Publieirung eines Land friedens ddo. Wien, 3. De- 
zember 1276 ') zu steuern, 

Dessenungeachtet brach schon im Jare 1278 eine Fehde 
aus, welche 3 Jare andauerte. Die Marspacher Otto 
und Vertlein bemächtigten sich — one Zweifel von Her- 
zog Heinrich von Baiern, dem König Rudolf 1276 das ange- 
masste Vogteirecht über Passau abgesprochen hatte, insgeheim 
unterstüzt — ihrer väterlichen Burg (2. 17); ihre Bundesge- 
nossen Pilgrim von Valehenstain zu Ranarigl?®) 
und Chunrat von Tannberg brachten das nach Ausster- 
ben des dortigen Geschlechts an Passau heimgefallene Schloss 
Sprinzenstein (4. 14) in ihre Gewalt. 

Da sie die Strasse zwischen Passau und Eferding un- 
sicher machten, so legten sich Graf Albrecht von Habs- 
burg als Verweser der Lande zu Oesterreich und zu Steir, 
und Herzog Heinrich XII. ins Mittel. 

Auf dem österreichischer Seits von Wernhart von 
Schowenberch, Vlrich von Tovuers, Otto von Bertolstorf, Chun- 
rat von Svmerow und Ulrich ven Chappelle, bairischer 
Seits von Ulrich von Abisperig, Alber von Halse, Grimolt von 
Prising und Wimar Vrumesel beschikten Tage zu Passau wurde 


EISieh 517. 

2) Pilgrim v. Falkenstein kann- mit Pilgrim 1. von Tannberg nicht 
identisch sein, weil lezlerer im Jare 1278 schon verstorben war; er 
ist überhaupt kein Tannberger, weil als sein Bruder im Jare 1285 
Rudolf v. Valchenstlain genannt wird, des lezteren Brüder aber 1289 
ausdrücklich Chalhoch und Ulrich von Valehenstein genannt wer- 
den; wahrscheinlich ist nur, dass der Namen Pilgrim durch Ver- 


heiratung mit einer Tannbergerin in das Falkensteiner Geschlecht kam. 


164 


im September 1281 ') »vmbe den unvride, der zwischen Paz- 
zowe vnd Evriding vf Land vnd vf wazzer geschehen ist« fol- 
gende Uebereinkunft geschlossen: 

1. Es soll Friede sein von Weihnachten an bis über 3 
Jare. 

2. Pilgrim von Raennahrigl und Chunrat von Tannberch 
geloben, alle von ihren Burgen Raennahrigl und Tan- 
nenberch aus zugefügten Schäden zu ersezen. Thäten sie 
es nicht, »so svIn si sin rehtlos und erlos, vnd svIn ir 
rehtiv lehen alliv sin ir Herren. « 

3. »Wirt ein vrlivg ?) zwischen dem Hertzogen (Heinrich) 
und dem Bischof von Pazzow, so soll weder Pilgrim von Val- 
chenstein noch Chvnrat von Tannnenberch mit in selb noch 
mit ir Livten noch mit ir burgen ze Rännahrigel noch ze Tan- 
nenberch den Hertzogen deheinen dinst tvon noch dehein 
vurderung. « 

4. Bis 29. September 1281 ist Sprinzenstein zu 
räumen, die Besazung kann unbeanständet abziehen; das Schloss 
wird »des Bischof bot oder des Graven Albrechts« in Besiz 
nemen. 

5. Auch soll Frieden sein bis Weihnachten und von da 
über ein Jar zwischen dem Bischofe und den Morspechen 
Otten und Ortelins (2. 17). 

Um die Ruhe auf dieser Seite mehr zu sichern, übergab 
Bischof Weickard ( 1280 — 1282) am 31. März 1282 °) dem 
edlen Wernhard V. (ML) von Schaunberg seine 
Burgen Morspach und Wesen (2. 19) bis Weihnachten, 
wogegen sich derselbe zur Beschirmung der Wasser- und Far- 
strasse von Passau bis Eferding verpflichtete. 


1) M. b. XXIX. 11. 537. 

?2) Urleug = Krieg; "daher kommt auch der Ausdruck »Orlogschiff« = 
Kriegsschifl. : 

31. c, 544, 


165 


Auch Pilgrim von Valchenstein (18. Februar 
1283), und nach dessen Tode Ghalhoch IV. von Val- 
cehenstain (15. November 1289) verpflichteten sich dem 
Hochstifte in eigener Person und mit ihren Häusern zu dienen, !) 


Von Bedeutung ist ein Zwischenfall, der die österreichi- 
schen Herzoge veranlasste, zum ersten Male im Mühllande 
aufzutreten, und zugleich damit den Grundstein zur Erwerbung 
der Landeshoheit über diesen Landstrich zu legen. 


Als nemlich im Jare 1288 zwischen Herzog Heinrich XII. 
von Niederbaiern und Herzog Albrecht I. von Oesterreich die 
Feindseligkeiten auszubrechen drohten oder schon ausgebrochen 
waren, bemächtigte sich ersterer, wahrscheinlich vom Innvier- 
tel aus und mit Hilfe der Marspacher (2. 17) der Feste Fal- 
kenstein und legte eine Besazung hinein, um die Verbin- 
dung des Hochstifies mit Oesterreich zu erschweren. 


Die Besazung beunruhigte aber nicht nur das umliegende 
Land, sondern beraubte und fing auch die auf der Donau 
herabfarenden Kaufleute ; bis auf Befel Herzogs Albrecht ein 
Heerhaufen vor Falkenstein zog, diese fast uneinnembare Feste 
aber erst nach langer Belagerung durch Aushungerung zur Ue- 
bergabe zwang. Die Besazung erhielt freien Abzug, worauf 
herzogliche Mannen das Schloss besezten. 


Da die Falkensteiner auch später wieder als Besizer der 
Burg vorkommen, so scheint es, dass ihnen Herzog Albrecht 
dieselbe wieder einräumte, jedoch mit Vorbehalt des sei- 
nerzeitigen Rückfalles. (cf. 2. 24.) 2) 


1) M. b. XXIX. II. 548, 571. 


2) Auf diese Weise lässt sich am besten die Notiz bei Preuenhueber 
hist. Katalog p. 52 mit nachstehender Stelle bei Pertz Mon. Germ- 
XI. 715 ad annum 1289 vereinen: «dux predietus (Albertus Austrie) 
missis exereilibus suis contra quoddam castrum firmissimum et 


166 


Hieher gehören auch zwei Wilheringer Urkunden aus den 
Jaren 1278 und 1282. ') 

Die erstere, wodurch die Gebrüder Bertold und 
Chunrad von Tannebereh zum Seelenheil ihres Vaters 
Pilgrim und ihrer Mutter Lehen in OÖprehtsperg und 
Bircheich (Pühret) prope wolfstain nach Wilhering ge- 
ben, bezeugen u. a. »Heinricus de Etzleinperge (Pf. 
Neufelden), Rugerus et Virieus filii sui..., Weicherus et 
Wernhardus fratres de Hegling (Hegling Pfarre Alten- 
felden). 

Laut der zweiten vertauschte Espinus dietus de 
Wolfstein mit Einwilligung seiner Hausfrau Gertrud , seiner 
Verwandten Wolflin de Wolfstein, Wernhart und Heinrich der 
Gneussen ein Gut an der Leiten für eines n Marhorn 
Juxta castellum in Wolfstein (Schloss Wolfstein bei 
Neuhaus.) 

Schliesslich kommen noch die Grafen von Leon- 
berg zu erwänen, die mehrfach jenseits der Donau auftreten. 

Nach meiner Ueberzeugung,, für welche ein positiver 
Beweis allerdings nicht beigebracht werden kann, waren die 
Leonberger die alten Gaugrafen des Ilzgaues, worauf 


quasi inewpugnabile Falcslain dielum in Bawaria‘) si- 
tum; per quod a predonibus castri illius homines sui et merca- 
tores diversarum provineiarum tam in aquis quam terris magnum 
patiebantur deirimentum per predas el rapinas et hominum eaplivi- 
tates; cum castrum diu fuisset obsessum, homines, qui erant in eo, 
fame et siti eruciati, cum diueius durare non possent, eastrum tra- 
diderunt sieque abire permissi, dux in eo posuit homines suos, et 
quod sui predecessores nunguam ewpugnare poluerunt, hodie cum 
triumpho possidet.« - 
!) Stülz Wilhering 546, 552. 


*) Das passauische Territorium wurde damals im weiteren Sinne zu Baiern 
gerechnet. cf. 2. 21 Note *) 


Fa? 


167 


auch die Lehensherrlichkeit, die sie über viele Besizungen 
zwischen Ilz und Rotel (somit innerhalb der Grenzen des Ilz- 
gaus 92. 6 und 10 Note 2) ausübten, hindeutet "). Jener Graf 
Pernger, gegen dessen Ansprüche Herzog Ludwig von Baiern 
im Jare 1220 das Hochstift zu schüzen versprach (2. 16), war 
offenbar der Gaugraf und ein Leonberger, für welche Vermu- 
tung auch der Umstand spricht, dass der Namen Pernger (Ber- 
enger) in dieser Familie wirklich üblich war. 

Graf Wernhart I. geriet mit Bischof Peter wegen streili- 
ger Lehen in Fehde. Wie schon in den %2. 8 Nr. 5 & 15 
erwänt, sah sich Heinrich von Morspach im Jare 1248 genö- 
tigt, eines seiner Schlösser, nemlich Maasbach bei Obernberg, 
dem Hochstift zu überlassen, es scheint jedoch, dass sich 
Graf Wernhart in den Besiz dieser Feste sezte, und hierüber 
mit dem Hochstifte in Streit kam. Nachdem jedoch die Festen 
»Morspach inferius« und Ghatzperch (Katzenberg) gebrochen 
waren, erfolgte am 17. März 1278 zu Passau ?) eine teilweise 
Versönung zwischen den streitenden Teilen. 

Aber auch die Söne Wernhards: Pernger Il., Wernhart 
I. und Heinrich, erneuerten ihre Ansprüche auf den freien 
Besiz von Nieder - Morspach und Katzenberg, und behaupteten 
die Lehensherrlichkeit über das Schloss und den Turm 


1) 1285 belehnt Graf Wernhart I. den Otto von Traun und dessen 
Söne Hertneid und Otto mit der Feste Eschlberg (Hoh. II. 685); 
” am 29. Jänner 1505 belehnt Graf Wernhart Il. den Chunrat von 
Tannberch, dessen Schwester Alhait und deren Mann Wernhart den 
Harthamer mit der Burg Tannberch (M. b. XXX. II, 28); am 2 
Februar 1529 verleiht Graf Heinrich an Chunrad und Ortneid von 
Tannbereh und ihre Erben seine Eigenleute zwischen Griespach, 
wessenperch und Haslach zu rechtem Lehen (M. b. XXX. II. 152). 
Nach dem Aussterben der Leonberger fiel ihre Lehensherrlich- 
keit an Oesterreich, Passau und Baiern. 
2) M. b. XXIX. II. 528. 


168 


zu Morspach, die von ÖOrtolf von Morspach an das Hoch- 
stift gekommen waren. 

Das Glück war ihnen aber nicht günslig, sie mussten 
sich dem Schiedsspruche des Bischofes Heinrich von Regens- 
burg und des Grafen Albrecht von Hals (ddo. Vilshofen, 25. 
September 1259) unterwerfen, wornach dem Bischof Wern- 
hard von Passau das Schloss Morspach ledig aufgegeben 
wurde. ?) 


Die Pfarre S. Oswald war ursprünglich ein Teil der 
Pfarre St. Peter (2. 8), 

denn 4. reichte S. Peter in der älteren Zeit nachweisbar 
bis an die böhmische Grenze und die böhmische Mühl ; 

2. bildete die grosse Mühl bis Haslach hinauf die Pfarr- 
grenze zwischen Waldkirchen und S. Peter einerseits und Al- 
tenfelden und Rorbach andererseits, so dass man annemen kann, 
sie werde auch noch weiter hinauf die Grenze gemacht haben, 
um so mehr, als S. Oswald schon in der zweiten Hälfte des 
13. Jarbunderts eine eigene Pfarre war, und daher füglicher 
Weise nicht zu der um eben diese Zeit entstandenen Pfarre 
Rorbach gehört haben kann; 

3. war S. Oswald schon im 14. Jarhunderte eine Eloria- 
ner Pfarre, one dass ein Stiftbrief vorliegt; sie wird sich da- 
her, wie die übrigen Pfarren am Windberg, aus einer der 2 
alten Mutterkirchen entwickelt haben. 

Der erste Pfarrer; »D. Christianus plebanus 
de Sancto Oswaldo« kommt in einer Hohenfurter Urkunde 
vom Jare 1277 ?) als Zeuge vor. 

Die Pfarre begriff auch Haslach bis an die bömische Mühl; 
der jenseits dieses Flüsschens gelegene Teil ( Hartmannsdorf‘) 
gehörte bis 1778 nach S. Peter. 


1) M. b. XXIX. II. 584. 
2) Müllauer Hohenfurt 72. 


169 


Die Pfarre Pfarrkirchen ist uralt (2. 6), der 
erste Pfarrer aber »dominus Vlricus plebanus 
de Pfarrehirchen« kommt erst am 11. November 1289 in 
einer Schlägler Urkunde (2. 19) vor: denn der im Jare 1204 
auftretende »Eberhardus« !) gehört wol nach Pfarrkirchen im 
Rottal. 


2. 19. 


Landtag in der Abbtei. Engelszell. Schlägl. Wesen. 


Im Jare 1288 wurde abermals in der Ilzstadt (apud Ils- 
stad) ein Landtag abgehalten. | 

Auf demselben wurde über Andringen der versammelten 
Landherren (»fidelibus nostris, Nobilibus et aliis hominibus nostris 
de Abbatia«) der Usus abgestellt, dass die bischöflichen Pfle- 
ger (offieiales) und Richter (judices) Diebstäle und andere Ver- 
brechen wiederholt strafen, und es wurde bestimmt, dass Nie- 
mand wegen einer strafbaren Handlung öfter als einmal ge- 
straft werden könne, ausser, er hätte sie wiederholt. ?) 

Im Jare 1293 stiftete Bischof Wernbard das Cistercien- 
serkloster Engelszell, und besezte es mit Mönchen aus 
Wilhering, ®) 

Falkensteiner, Haichenbacher u. a. sollen zu diesem Klo- 
ster gestiftet haben; allein die — wahrscheinlich im 18. Jar- 
hunderte kompilirte — Chronik dieses Klosters ist spurlos ver- 
schwunden, und blieben alle Nachforschungen fruchtlos. 

Das Kloster Schlägl erwarb in diesem Zeitraume 
manche Besiztümer durch Schenkung oder durch Kauf, 

Am 41. November 1289 übergab Heidenrieh von 
Heichenbach mit Einwilligung seines Sones Heinrich 2 


) M. b. W. 317. 

2), M. b. XXVII. I. 420. 

8) vgl. Stülz Wilhering. 

Mus, Jahr, Ber. XX, 12 


170 


Höfe (mansus) in Horowe (2. 16) zu seinem und seines So- 
nes Conrad Seelenheil dem Propst Rudlin gegen Wieder- 
lösung um 60 Pf. dl. !) | 

Im selben Jare gaben Heydenricus dietus de haychenpach 
und sein Son heynricus, der in seiner Krankheit eine Stiftung 
zu machen versprach, dem Kloster gegen Erlag von 10 Pf. 
dl. einen Hof »qui dieitur m mayrhoph« (Mairhof Pf. 
Rorbach ?). 

Marchard Perger abm perg stiftete mit Einwilli- 
gung seines Lehenherrn Ortneid des Thanberger mit 6 £ Gilten 
zu widersod ( Widerseder bei Winkl Pf. Aigen, damals aber 
Pf. Rorbach ) ein Seelgerät für sich und mit 60 dl. für seine 
Hausfrau (1294). 


Von Abbt Otto von Hohenfurt erwarb Schlägl am 3. Sep- 
tember 1291 einen Hof in ARudolfzpach (Pf. Aigen) sammt 
einem dabei gelegenen Lehen in Grillperg ?). 


Der von Salman von Ludweigsdorf*) und seinen 


1) Zeugen: sein Vetter Rudiger von Heichenbach, Pilgrim von Val- 
chensteyn, dessen Bruder Rudolf, der Kastner derselben Heinrich 
wincher und sein Son Otto, Engelbert, Otto und Irnfrid 
Gebrüder von Chlafpach (2. 14 N. 1), Ulrich von peunt, 
Chunrad von Charlspach ') »ipsorum famuli» , Herr Ulrich Pfarrer 
von Pfarrkirchen. 

?) Unter den Zeugen: Ulrich elenauer. Klenau liegt in der Pfarre 
Rorbach. 

®) Den Brief bezeugten Ritter Cenko von Cypin, Dominik von Pazzaw- 
erslag, Nykolaus von Dborsatslag, Ulrich von Waeichseln, Chvalo 
und Pribizlaus Gebrüder von Sesstaw. (Späterhin war ein Schestauer 
Propst zu Schlägl. cf. Hoheneck.) 

4) Die Heimat der Ludwigsdorfer, welche 2 Pflugeisen im Siegel fürten, 
ist der südwestlich von St. Johann am Windberg gelegene Lumer- 
storferhof. 


*) Bei Falkenstein Pf, Pfarrkirchen. 


174 


Verwandten beanspruchte Hof zu Melmie (Melben Pf. Aigen ) 
wurde am 24. August 1289 von Heinrich III. von Schaunberg 
dem Kloster zugesprochen. 


Was Wesen anbelangt, so ist zwischen Nieder- 
wesen und Oberwesen zu unterscheiden. Ersteres lag 
wahrscheinlich da, wo gegenwärtig der Markt Wesenurfar (so 
genannt von der Ueberfur zu Wesen) sich befindet, und war 
schon in den J. 1254 und 1282 in der Gewalt der passaui- 
schen Bischöfe (292. 13 & 18.) 


Die obere Burg (bei Waldkirchen) besassen zu Aus- 
gang des 13. Jarhunderts die Gebrüder Hadmar und 


Sie besassen auch Stein jezige Steinmüle Pf. S. Johann; 1584 
verkaufen die Gebrüder Hanns und Dietrich an Heinrich von 
Wallsee den 4. Teil des Sizes zum Slain in Waldkirchner Pfarre 
österr. Lehen, und das halbe Dorf im Schlag in S. Jahanns Pf. 
(Ennenkl. II. 64.) 


Die ersten dieses Geschlechts waren die Gebrüder Ludwig und 
Ulrich 1282 —1505; ihr Bruder Conrad war 1505 schon todt, 
seine Witwe Gertraud lebte noch 1506; 1555 kommen Herbord 
und Charl, 1559—1560 Chunrat zu Stain, 1576 Ganglein 
(Gangolf) von dem Stein, 1577 Ludwig und Wolfgang, 1591 
Ludwig und Hanns, 4405 Hanns und Dietrich, 1417 
Hanns zu Aigelsberg (2. 26), 1450 Elsbet, Witwe des 
Hanns; 1458 Tiburz, 1455 —1451 Oswald, 1480 Christof, 
1555 Karl Freiherr von Ludmanstorf zu Walperstorf 
vor. 


Der lezte des Stammes, Hauns Ulrich, der 1566 Ulrichs- 
kirchen an Fried. Ludwig von Wallobiz um 25.500 fl. verkaufte 
(Ennenkl. II. 277), starb am 15. Jänner 1572 und wurde zu Her- 
zogenburg begraben. (l. e. 285.) Sein Nachlass verfiel in Krida, 
und das auf 5561 A. 2 $ 28 dl. geschäzte Gut Walperstorf 
kam im J. 1576 um 7000 fl. an Helmhart Jörger (Ennenkl. I. 505). 


12” 


172 


Erchenger von Wesen. !) Laut des zwischen ihnen 
und den Sönen ihrer Schwester Agnes: Ortolf, Hadmar 
und Meingoz den Waldeckern im J. 1300 errichteten 
Teilungs - Vertrages ?) behielten die ersteren %3 der Burg, 
Aeschenperg (Aschenberg Pf. S. Roman) und den Markt 
«Nevnchirchen« (Neukirchen am Wald), die Waldecker 
bekamen das übrige Drittel und den Markt Rowrippe 
(Raab ). 

Erchenger übergab im J. 1310 ?) an seinen Oheim Had- 
mar von Waldeck mehrere nach Wesen gehörige Güter, und 
1321 4) alle seine Mannschaften an der Donau, am Inn und 
bis Salzburg unter der Bedingung, dass er ihn auf seinen 
Todesfall im Kloster Engelszell »erberleichen« bestatten lasse. 


Die Wesenberger, Berthold und seine Schwester 
Frau Gertrud (2. 13 Note 1) übergaben den Burgstall Wesen- 
berg im J. 1284 ihrem Vetter Erchanger von Wesen °), die 
übrigen Besizungen verkauften sie am 14. Dezember 1296 an 
Bischof Wernhard. ®) 


Der Anfall von Oberwesen blieb auch nicht lange aus 


(2. 26). 


i) Am 5. März 1294 zu Wien verpflichteten sich dieselben, dem Her- 
zog Albrecht von Oesterreich, der ihnen gänzlich verziehen hat, was 
sie und ihre Diener gegen ihn und seine Länder gethan, dienen zu 
wollen, und übergaben ihrem Oheim Ortolf von Polheim und einem 
seiner Brüder ihren Turm zu Wesen, der dem Herzog eingeant- 
wortet werden soll, wenn sie in den nächsten 5 Jaren ihre Treue 
brechen. 

2)M. b. XXX. II 1. 

3) ],.c. 47. 

41. c. 93. 

5) M. b. XXIX. IL. 553. 

6]. c. 589. 


173 


2. 20. 
Erwerbung von Jochenstein, Schallenberg und der Hai- 
chenbacher Lehen. Zweite Einmischung der österr. 
Herzoge. 


Die Feste Jochenstein wurde im J. 1300 von Bi- 
schof Wernhard angekauft ?); 14 dazu gehörige Güter »in 
der Apptey«, worunter solche zu Stierwerch und 
Hautzenperg (Stierberg und Hauzenberg Pf. Rorbach) kamen 
erst am 11. November 1353 ?) von Christan von Johenstain, 
seiner Tochter Kathrei und deren Gatten Ulrich dem Schenken 
von Sebarn (2. 14, Nr. 6) um 200 Pf. dl. ans Hochstift, 

Am 30. Juni 1303 ?) verkaufte Ruger von Haichen- 
bach (2. 8, Nr. 6, 16, 17 Note 1, 13), mit Einwilligung 
seiner Hausfrau, seines Sones Chadolt und seiner übrigen Erben 
alle seine passauischen Lehen an Bischof Wernhart um 
204 Pf. P. dl., %, Fuder Wein Leihkauf für sich, 5 Pf, dl. 
für seine Hausfrau und 1% Fuder Wein für seinen Son 
Chadolt. 

Diese Besizungen waren tells unmittelbare, teils 
wieder weiter zu Lehen verliehen. 

Zu den ersteren gehörten: 

»Havnstein daz purchstal #) vnd der wald von dem 
‘purehstal vnez den vinsterpach (jeziger Grenzbach) und 
div vischwaid zwaier meil lang vnd einer meil prait« sammt 18 
öden Hofstätten »dacz der chirichen °®) vor Havnstein«, 


3) Buchinger I. 272. 

2, M. b. XXX. 11..207. 

3]. c. 14—17. 

4) Das jezige Hausteinergut zwischen Zaglau und Oedenkirchen. 

5) ODedenkirchen Pfarre Ulrichsberg, vielleicht desshalb so ge- 
nannt, weil an dieser Stelle die erste Anlage des Klosters Schlägl 
geschehen sein soll. 


174 


11 Hofstätten zu mitterraevt (Pf. Oepping), 26 Hofstätten 
zu Nevndorf (Unterneudorf Pf. Aigen), 3 Lehen zu Per- 
heinsraevt (Perlesreut Pf. Oepping); 21 Hofstätten zu Neit- 
slag (Neitschlag bei Schlägl) sammt der Müle daselbst, 7 
Lehen und 4 öde Hofstätten sammt Zehent zu Geiselraevt 
(Pf. Aigen), 2 Lehen und 6 Hofstätten zu Epping (Oepping), 
12 $ zu Stadel und 1 Pfund im flecch (Stadlinger und 
Fleckhäuser bei Oepping), 2 öde Lehen zu Chumbrechltting 
(Kümmerding Pf Oepping) und die Müle zuPehaimstorf 
(Peherstorf Pf. Rorbach); zusammen mit Gilten im Betrage 
von 15 Pf. 3 8 dl. 

Zu den lezteren gehörten Renten pr. 50 Pf. 5 dl., 
welche verliehen waren an Nachstehende: Chvnrat schvrff 
besass solche in Eod (Schiefenöd?) und Hauchsperig (Pf. 
Oepping); Wernhart der vischpech (Ober- Fischbach 
Pf. Rorbach) zu vischpach, Hohnperig (Hehenberg), 
mairhof (Mairbof), Pvtrichsperig (Pitersberg Pf. Rorbach) 
und schererseodel; Reicher der Pamse und Irm- 
fried Streitwiz zu Awerbach (Auerbach Pf, Sarleins- 
bach); Ott von Ekhartsrävt zu Gezendorf (Gözendort 
Pf. Oepping); Kalhoh von Goldorn (Gollner Pf. Rorbach) 
und Wernhart Aezelsperger (Atzleinsberg Pf, Neufelden 
2. 18) zu Goldorn; Mertein ab dem perig zu Gäv- 
lävten und Aribarzperig (Ober-Gahleuten und Arbesberg) ; 
Ulrich von Chvmbrehting zu Chvmbrechting und 
Marichpach; Heinrich von Winsperch zu CGhran- 
za gel (Krondorf Pf. Sarleinsbach); Ortel von Winsperch 
und seine Mutter Katrey zu Tierberch; Perhte des Torn- 
perigers Tochter zu Erlaeich (Erlöd Pf. Ulrichsberg); 
Reicher Cheltz zu Grillportz, Vlrich Chvechinger 
zu Ghucchingereod (Kickingeröd Pf, Sarleinsbach), Ulrich 
von Aichperg zu Steinech (Steining Pf. Lembach), Sig- 
frid Hugenperiger zu Salichenperig (Sallaberg Pf. 
Oepping }), Wernher an dem Weg zu Hohnperig, Per- 


175 


tolt von Gotergossing !) und Hainrich von Goter- 
gossing zu Pvtrichsperig, Gotfrid von Steinaperig ?) 
zu Herhag (Pf, Altenfelden), Heinrich Eoder an dem 
Wald, in Swantz und Wolfkersperg (alle Pf. Sarleins- 
bach), Ulrich von Chlenow zu Chaerntnaren (Kernden 
Pf. Rorbach), Ruger, Ulrich und Meinhart die Chle- 
nauer zu Ühlenow und Perleinsraevt, Walchun 
Ghlenower datz dem Romlär, Wilhalm von Hezeneck 
in Wifingsdorf (Wollerstorf Pf. Sarleinsbach), Ditel 
Drähsel zu Geiselraevt, Wernhart von Gezendorf?) 
zu Diepoltsperig, Seibot schvrff zu Hauchsperig, 
Chunrat an dem Weg zu wegärn, Dietrich und 
Chunrat schvrff zu Zagelau (bei Schlägl), Heinrich 
Schöllinger zu Hauchsperig, Leo von Rorbach 4) 
zu Neitslag. 

Diese Urkunde °) siegelten Ruger von Haichenbach , sein 
Son Chadolt, seine Schwiegersöne Weichart von Topel und 
Ulrich von dem Stain (ein Ludwigstorfer 2. 19 Note 4), Ulrich 
(von Urleinsberg) Burggraf von Fürsteneck, Chalhoh IV. von 
Valchensteyn und Levpolt von Idvngsperig. 9) 


#) Schon 1264 erscheinen die Brüder Ulrich und Wernhart von 
Gotergassling Pfarre Rorbach (4. 16 Note 1); ein Nyela Gotergäz- 
zinger kommt noeh am 31. Mai 1561 vor. 

2) Die Steinaperger stammen von Steinerberg in der Pfarre Kirch- 
berg. (vgl. 2. 29). 

®) Wernhart von Gözendorf ist wol der Vater des von Hoheneck 
II. 195 aufgefürten Chalhoch und somit der Stammvater der Ge- 
zendorfer. 

4) Leo von Rorbach ist offenbar mit dem im 2. 22 im Jare 1507 
als Richter von Rorbach erscheinenden »Leb« identisch. 

5) Hierin wird zuerst der »pharr rorbach« Erwänung gethan, die 
sich one Zweifel erst zu Ende des 15. Jarhunderts von Altenfelden 
lostrennte (2. 6); der Ort Rorbach kommt schon 1254 vor (2. 135). 

°) Leutpolt kommt auch am 1. September 1506 vor; sein Siegel zeigt 


176 


Am 29. August 1308 1) brachte Bischof Wernhard die 
Schallenberg’schen Güter sammt dem Burgstall, 
dem Hofe, der Müle, dem Lehen und dem Baumgarten zu 
Schallenberg von Christian von Urleinsberg und 
dessem Sone ans Hochstift und überliess dafür denselben bi- 
schöfliche Güter in Hilkenreut, Gmünd, Lengendorf, Ott, 
Mangeheim , Freindorf, Schefweg, Muzenwinchel, Slag, Han- 
stein, Ascha, Chersbrunn und Tetmansberg nebst 7 Teilen des 
umliegenden Waldes und Bauholzes mit dem Gerichte darauf 
als Leibgeding. 

Im Jare 1301 ?) versezten zwar auch die Gebrüder 
Friedrich und CGhunrat von Falkenstein (wol 
die Söne Pilgrims) an Bischof Wernhart ihren Anteil an der 
Burg Rannarigl (2. 17) und dem Urbar daselbst um 
13 Pf. Hauptgut und 10 Pf. Burghut; der Saz wurde jedoch 
bald wieder eingelöst. 

In diese Zeit fällt auch das zweite Einschreiten der 
österreich. Herzoge im Mühllande. 

Wie im 2. 18 Note 1 erwänt, waren am 29. Jänner 1305 
Chunrat von Tannberg, seine Schwester Alhait und deren 
Mann Wernhart von Hartheim mit der Feste Tannberg vom 
Grafen Wernhart von Leonberg belehnt worden. 

Allein Gerdraut von Tannberg (vielleicht Bertholds 
Witwe) sprach als Morgengabe die Summe von 250 Pf. an, 
und begab sich, als sie selbe nicht erlangen konnte 3), in 


im Schilde von jeder Seite einen Teil eines Mülrades hineinragend, 
gerade so, wie das des Nycla Müldorfer vom -2. Februar 1547, 
er dürfte somit wol der Stammvater der Müldorfer sein. Ydungsberg 
ist Eidenberg Pfarre Gramastetten. 

1). Buchinger II. 18. 

2.1 © 1E0207. 

3) Gertraud starb am 18. Februar 1508 und liegt bei den Minoriten 
in Wien begraben. 


177 


den Schuz des Herzogs Rudolf Ill. von Oesterreich. 
Derselbe nam nun am 30. Mai 1305 !) »daz haus ze Tann- 
berceh« an sich, versprach jedoch, dasselbe gegen Erlag der 
Morgengabe an den Bischof von Passau oder Chunrat von 
Tannberg wieder heraus zu geben. ?) 


Es scheint, dass seit dieser Zeit, namentlich seit der 
Erwerbung Falkensteins (2. 24), die österreichischen Herzoge 
das Land zwischen der Ranna bis zur grossen Mühl als zu 
Oesterreich gehörig zu betrachten anfıngen. Daraus ist dann 
auch erklärlich, warum das Kloster Schlägl im J. 1325 um 
Genemigung zur Ausrodung des Klosterwaldes bei Herzog Otto 
dem Fröhliehen ansuchte, ®) 


1) M. b. XXX. IL 25. . 


2) Am 11. Juli 1527 geloben Chunrat von Tannenberch und 
Alber von Streitwisen, dem römischen Könige Friedrich und seinen 
Brüdern, den Herzogen in Oesterreich, die ihnen aus Gnade die 
Burg zu Tannenberch wieder gelassen haben, damit zu dienen, 
sie ihnen öffnen und one ihre Einwilligung nicht veräussern zu 
wollen. 


®%), Der Passus in Ennenkl’s Reimchronik über die Grenzen Oester- 
reichs (»von dannen vber die Ens daz sand Gallen vnd von dannen 
allerrichtist vber daz gepirge gegen der roten sala, darnach gegen 
der roten sala auf vbern Cheslerwald gegen Johans stetten zu dem 
Johans stain (Jochenstein) vber Tunaw vncz in die Mu- 
ch el, die Muchel auf zu perge vncz recht auf den spiez des vnc- 
tornpergs (Dreieckmark ?), als die regenwazzer fliezzent, vnez 
in den Chunigsprunne, den Chunigsprunne hernieder vnez in die 
Gestenicz, in die luensnich nieder vnez in die obern grub, darnie- 
der vnez in die Tey..«) ist ein späterer Zusaz, der wahrscheinlich 
aus einer alten Grenzberichtigung zu Ende des 14. Jarhunderts bei- 
gefügt wurde. Cf, Rauch seript. I. 246, 


178 
2. 21. 


Der Windberg. Das Kloster Schlägl und die Pfarre 
Rorbach. 


Ausser in einer Urkunde ddo. Viterbo, 22. Mai 1220, 
wodurch Papst Honorius Ill. dem Kloster St. Florian den Besiz 
der Kirchen Waldkirchen, S. Michael in der Wachau etc. 
bestätiget, wird der Windberg wärend des ganzen 13. Järhun- 
derts nicht erwänt. 

Erst mit dem 14. Jarhunderte begann auch hier ein re- 
geres Leben. In einem undatirten, jedoch wahrscheinlich ins Jar . 
1300 gehörigen Gerichtsbriefe des herzoglichen Richters 
am Windberg Augerus Piber, welcher einen zwischen dem 
Propste von St. Florian und Mathilde, Tochter des Wernhard 
Gogel, hinsichtlich des Besizes eines Gutes in Hovesteten 
(Hofstätter),, einer Müle mn Waldehoven (2. 8), eines Ze- 
hents und eines Landsizes in »pratum« (Wiesen) abgeschlos- 
senen Vergleich bestätiget, treten eine Menge Edelleute als 
Zeugen auf, so »Arnoldus de Rotenekke (ein Piber), Mar- 
quardus de Grube et filius eius Woelfel (vgl. 2. 14 Nr. 4), 
Friderieus de Grube, Syboto de ydungsperge (2. 20, Seite 
175, Note 6), Chunradus de Perndorf et filius eius Cholo 
(4. 14, Nr. 5), Heinricus de biberstain (Pfarre Helfenberg), 
wernhardus de hage (Lichtenhag) , dann Bauern von S. Mar- 
tin, Landshag, S. Peter, Steinbach ete. 

Am 2. März 1300 bezeugte Hainrich von Wallsse, 
«Landrichter ze Wächsenberch« , dass Propst Ainwik von S. 
Florian seine Klage gegen Dietrich von Entzeinstorf um 
versessenen Dienst vom Hofe »Pfaffenhouen« gelegen beim 
Markte S. Peter !) gegen järlichen Zins von Yz Pfd, dl. 


1) S. Peter war ursprünglich (wie Aigen und Peilstein) ein Aigen 
(ein Mittelding zwiscben Dorf und Markt, dessen Bewohner aber stets 
Bürger benannt wurden). Aigen und Peilstein behaupteten sich als 


179 


aufgegeben habe. — Die Söne Dietrichs: Rudmar, Vlrich und 
Ott, entsagten am 21. Dezember 1335 allem Kriege wegen des 
Hofes »Pfaffenhouen pey sant Peter auf dem 
winnwerch.« 

Am 4. Mai 1316 verkauften die Gebrüder Heinrich, 
Wernhart und Ulrich die Steinpeckhen (. 8, 
Nr. 8, Seite 113, Note 1) einen Steinkeller zu Waldkir- 
chen dem dortigen Pfarrer M. Albertus de Aschach. 

Dieser Pfarrer schenkte unterm 30. November 1321 aus 
dem Nachlasse seines ehemaligen Vikars, des Pfarrers Ernrich 
von Puchenau, 11 Pfd. zu einem Jartage nach S. Florian. 

Pfarrer Albert musste sich am 3. März 1325 verpflichten, 
ans Kloster Florian ein järliches Absentgeld von 14 Pfund zu 
entrichten, nachdem Bischof Albert von Passau am 7. Septem- 
ber 1324 die Verordnung vom Jare 1113, wornach Waldkir- 
chen als Conventualkirche erklärt worden war (2. 8) erneuert 
hatte, 

S. Johann stand zu Waldkirchen im Verhältnisse einer 
Filiale, an der jedoch bleibende Vikare angestellt waren; der 
Vikar Fridericus stiftete sich im Jare 1335 einen Jartag zu 
S. Florian. 


Das Stift Schlägl erwarb bedeutende Besiztümer : 


a) von den Haichenbachern. Am 18. August 1301 
stiftete Seydel von Haichenbach mit Einwilligung sei- 


Märkte; nicht so glücklich war S. Peter. Zu spät, erst im Jare 
1595, suchten die Bewoner bei der n. ö. Regierung um Renovirung 
ihrer uralten Marktsprivilegien nach; da sich jedoch die schon beste- 
henden Märkte dagegen sezten, so wurden die Bürger von S. Peter 
am 2. März 1612 von K. Mathias mit ihrem Begeren abgewiesen ; 
S. Peter sank zu einem’ Pfarrdorfe herab. Die Ortschaft zält noch 
gegenwärtig 57 Häuser und 500 Einwoner, 


180 


nes Bruders Cadolt 6 £ Gilten zu Glacing (Klotzing Pfarre 
Niederkapell) und Ya Pfd. zu Lietenhec (Lichteneck). ?) 

Am 2. Februar 1302 (richtiger 1303) bestellte Rveger 
der Hayhenpech, als er »wolt varen gegen Oester- 
reich?) zv meinem aydem hern Weicharten von Topel vnd 
zy meiner tochter« den Chalhoh IV. von Valchenstayn 
und seinen Son Heinrich Il. zu Vögten über die Güter zu 
Horaw und wantschaben und schaffte ihnen darauf 
eine järliche »Chvonigstewer« von 10 P. dl. Die Urkunde be- 
zeugten: »die Valchenstayner Chalhoh vnd Heinrich sein svn, 
Fridreich vnd Chvnratir vetern, Levpolt von 
Morspach (Burggraf von Morspach ), Chvnrat Magenhaus (ein 
Falkenstein’'scher Dienstmann), Ott der Chrotendorfer 
(Krondorf Pf. Sarleinsbach ), Pvorchel von Valchenstayn. 


1) Von dem sogenannten Lichteneckerhofe bei Klotzing stammen 
die Lichtenecker ab. 

Ihre Stammgüter waren ausserdem noch der Oberhof zu Kän- 
perg (?) in Veldner Pf, 1% Gut zu Ledmanstorf, 1 Hof zu Volke- 
storf beide in Sarleinspekher Pf. und mehrere Zehente (Notizenblatt 
1854, p. 164). 

Engelbertus miles de Liechteneck bezeugt den zweiten 
Stiftbrief von Schlägl (2 9); später kommen vor: 1519 Otto; 1544 
Alber, seine Kinder Heinrich & Chunrat, sein Vetter Chun- 
rat; 1550 Chunrat und Alber Vettern ; 1567 Ulrich (seine 
Hausfrau war Elsbet, Tochter des Ulrich v. Grünburg), Hanns & 
Chunrat Gebrüder; 1570 Heinrich; 1589 Ulrich & Hein- 
rich; 1401 Anna, Schwester des Wolfgang v. Haslau, Witwe des 
Hanns jun., ihre Söone Wulfing (t um 4450) und Ulrieh. 
Heinrich war 1598—1400 Pfleger zu Freistatt, Udung 1456 
bis 1441. Landrichter zu Velden (?. 50); am 15. Mai 1582 ver- 
kaufte Ulrich das Schloss Marbach (Pf. Ried) an Ott Feuchter. 
Der lezte des Stammes war Andreas zu Gerhabing 1455 —1461. 


» 
_— 


Man rechnete also damals im Allgemeinen das Mühlland noch nicht 
zu Oesterreich, 


184 


Rudger verpfändete weiter am 25. Jänner 1303 den 
Brüdern zu Schlägl, sowol zum Ersaz des ihnen zugefügten 
Schadens als auch, weil sie seinen Son Zidlinum (Seidel, 
Sigfrid) in ihren Orden aufgenommen haben , »in manus vir o- 
rum nobilium Chalhochi (IV.), Frideriei, Gunradi (III) die- 
torum de Walchenstein« seine Aecker und Güter in ho- 
dansreut (Oezerreut an der südlichen Grenze der Pfarre Ror- 
bach) zwischen dem haipach und Zagelpach sammt einem 
Walde , dessen Ausrodungskosten das Kloster selbst zu tragen hat. 

Der Klosterbruder Zeidel ') überliess nach dem Tode 
Chadolts an dessen Witwe Benditt und ihre Söne Ull und 
Rudel seinen Erbteil, wogegen diese am 19. Juni 1316 ver- 
sprachen, keinen Anspruch auf die von ihren Vorfaren dem 
Kloster Schlägl vermachten Güter, namentlich in Horav, 
Wantzaben, Glazing und Lietenhec erheben zu 
wollen. ?) ) 

b) von den Tannbergern. Ortneid von Tann- 
berg (2. 24) und seine Hausfrau Margret verpfändeten am 25. 
Februar 1303 dem Kloster Schlägl 2 Höfe Naevnling (Neun- 
ling Pfarre Rorbach) mit 11% P. dl. Gilten; am 4. Febr. 1305 
2 Höfe zu »nidernwevtenpach (Nieder - Feuchtenbach 
Pfarre Altenfelden) um 27 Pfund dl., am 22. Juni 1307 einen 
Hof zu väuhtenpach (Ober-Feuchtenbach) um 40 Pfund 
P. dl. und 2 Höfe ebendaselbst um 38 Pfund dl. 


1) Er war zweimal aus dem Kloster entwichen, und musste sich am 
19. Juli 1516 in Gegenwart des Pfarrers Ulrich von S. Os- 
walt (ef. 2. 18), des Pfarrers Burkhardts von Rorbach 
(ef. %. 22), Immfrids des Claffbeckh, Burkhardts von Valkenstain, 
Otto's des Krotendorfer , Diettrich des Schreibers und Simons von 
Ranarigel — verflichten, bei Verlust seiner Pfründe und Rechte auf 
Glätzing und Lichteneck nicht mehr rückfällig zu werden. 

2) Zeugen: Dietrich der Schreiber (notarius) von Rennarigel, Simon 
von Rennarigel, Ott der Nimmervol, Seibot der amman von der 
chirchen (Oedenkirchen). 


182 


Am 2. Februar 1322 erwälen Ortneit von Tann- 
berch und sene Hausfrau Margret mit Einwilligung 
ihrer Söne Ulrich, Wernhart und Pilgrim ihre 
Grabstätte »in dem myvnster vnser vrowen stiffte datz dem 
Slach in passawer pistvm vnd dez ordenz von premonstrai« 
mit der Bedingung, dass sie der Propst nach ihrem Tode mit 
4 Priestern neben ihren Oheimen !) den Valchenstei- 
nern bestatten soll. Hierfür erhält das Kloster 2 gestiftete 
Lehen zu Stirberch (Pfarre Altenfelden oder Oepping?), 
41a ungestiftete in chirslach und Marchslag (in Böh- 
men), dann 2 vollgiltige Lehen in nivndorff ( Unterneudorf 
Pfarre Aigen), deren eines Oettel der Nimmervol®) 
und das andere Simon sein Vetter besizt, dann ein 
vollgiltiges, von ihm dem Kloster um 15 Pfund P. dl, versez- 
tes Lehen zu Vordorf ( Vordorf Pfarre Peilstein ), von dessen 
Uebertheuerung der Propst 12 Klosterherren an jedem Samstag 
2 Eier über die gewönliche Pfründe geben soll. 


Ferner von folgenden tannberg’schen Lehens- 
leuten: 

1) »vlrieus et frater eius wernhardus filij 
Marchardi dicti de monte« (2. 14 Nr. 3) versezen am 
24. August 1302 dem Kloster einen Mansus in widersevd 
(Widerseder Pf. Aigen) behufs Urbarmachung, am 22. Juni 
1307 ein Lehen zu perwolfing (Berwolfing Pf. Rorbach ) 
um 20 Pfund dl, 


2) Ulrich von Gventhersperg (Gintersperg Pf. 


1) Der Ausdruck »Oheim« ist in den Urkunden des Mittelalters gar oft 
nicht wörtlich zu nemen, sondern deutet oft nur eine entfernte Ver- 
wandtschaft an. 


2) cf. 20. Im Jare 1566 war der »erber chnecht wernher der Nym- 


merfole Burggraf zu Lobenstein. Ein Hof Nimmervoll existirt noch 
jezt bei Waxenberg. 


183 


Rorbach 2. 24) versezt am 22. Juni 1307 ein halbes Lehen 
zu waerigantsperg um 12 Pfund dl. 


3) Ott und Symon die Nimmervoll, Heinrich 
den Renolter und sein svn Stephan versezen am 5. Febr. 
1330 die 3 vollgiltigen Lehen zu New ndorf, jeder Mann 
sein Lehen um 52 Pfund dl., und Symon der Nimmervol 
»di haystalt herwerig« um 15 Pfund dl. 

c) Am 1. September 1306 bestätigte Getraud, Wit- 
we Chunrats von ludweigstorf, das Vermächtnis 
ihres Mannes mit dem Oberlehen zu 1 (Lach Pf. S. Peter) 
an das Kloster. 

d) Im August 1307 vermachte »Ulrieus plebanus de frid- 
burch« *) dem Kloster die Einkünfte des ihm für 24 Pfund W, 
dl. verpfändeten Hofes in Vaeu chtenpach. 

e) Am 1. Mai 1314 vergabten Chalhoch IV., Friedrich 
und Conrad Il. die Valkensteiner als Seelgerät all ihr 
Gut zu Chazlein (Kazing Pf. Oepping) sammt dem Burg- 
stalle und ganzen Zehent darauf. 

f) Ulrich von Chrotendorf (Krondorf Pf. Sar- 
leinsbach) bekennt am 12. September 1326, dass er dem »ar- 
men gotzhaus datz sand Mareinslag» seit langen Jaren 35 Mark 
lötigen Silbers schuldig sei und daselbst seine Grabstätte ge- 
wält habe. Er vermacht daher dem Kloster zu seinem Seel- 
geräte 10 Mark, zum Opfer 5 Mark und für den Bezug einer 
Herrenpfründe eine järliche Gilte von 7 Pfund dl. und den klei- 
nen Dienst auf Gütern zu Pellensrävt, zem vlech, zem 
Stadel, Swobsöd (Schwalsed), Mülöd, der Myl zu 
Pehmstorf (Peherstorf Pf. Rorbach ), und bittet den Bischof 
Albrecht von Passau, der sie ihm.verpfändet hat, seine Ein- 
willigung zu erteilen. 

') Die Pfarre Friedberg in Böhmen kam um diese Zeit ans Klo- 
ster Schlägl. Diese Abhandlung hat begreiflicher Weise nur diejeni- 
gen Erwerbungen, die Schlägl im Mühllande machte , im Auge, 


184 


g) Am 24. April 1331 versezt Symon der Nymer- 
uol dem Propst Ulrich von Schlägl 3 vollgiltige Güter »die 
obristen datz der Nevndorf» (ÜUnterneudorf) mit Einwilli- 
gung seines Herrn Jansen von Morspach (£2. 8 Nr. 5, 26). 

Heinrich I. von Rosenberg (t 4. Juli 1310, 
Son des Wok 2. 41), oberster Kämmerer des Königreichs 
Böhmen, verlieh mit Zustimmung seines Sones Peter (t 
14. Okt. 1348) am 28. Juni 1308 zum Seelenheile seiner 
Hausfrau Elisabet dem Kloster Schlägl von seinen Besizungen 
»de terra Bohemie« einen Walddistriet von der 
Grenze Baierns bis an die Moldau (»a melis wawarie .. 
vsque ad multam«) '), jedoch nur unter der Bedingung, dass 
das Kloster diesen Forst von den Rosenbergern und von Böh- 
men zu Lehen trage und dass ihm und seinen Nachkommen 
das unentgeltliche Schuzamt bleibe, sowie dass seine Jäger in 
diesen Wäldern, als deren Grenzen die Bäche yezowa und 
pestrzice bezeichnet werden, Hirsche, Falken und Sperber 
fangen und erlegen können. 

Merkwürdig ist der Gütertausch ‚ weleher nach 
vorausgegangener Schäzung durch Chalhoch I. von 
valchenstain und Levpold Burggrafen zu Mor- 
spach am 22. Mai 1312 zwischen Bischof Wernhard und 
Propst Heinrich von Schlägl abgeschlossen wurde. 

Hiernach erhielt das Kloster Schlägl die vom Hoch- 
 stifte im J. 1303 (2. 20) von Ruger von Haychenpach (»bone 
memorie«) erworbenen Güter in Neitschlag und Geiselrevt, 
welche unmittelbar an der Mühl (»Muchle«) liegen, bis zu dem 
Bache, welcher zwischen Geiselrevt und Swobsoede herabfliesst, 
und von da alle Wälder und Einöden (»prediefa bona nostra 


1) Unter »bairischen« Grenzen kann nur das Hochstift Passau verstan- 
den werden. Der vergabte Forst is wol jener Teil des Schlägler- 
waldes, der jenseits der Abdachung liegt und fast an die Moldau 
stösst, 


185 


deserta a longe retroactis temporibus fuerunt«) bis zum vinster- 
pach, vvidelicet in Nevndorf,in Havnstain, in Mitter- 
revt, in Zaglaw neenon in chirchen (oedenchirchen) ;« das 
Hochstift erhielt 9 Pf. dl. Renten auf einigen Gütern in 
Glatzing, Lichtenekk, Rudmarstorf, Avtengrveb 
(Autengrub Pf. Rorbach), Mulode und Swobsoede. 


Dieser Tausch wurde auch von Bischof Albrecht II. 
(1321—1342) am 6. April 1322, und von Bischof Gottfried 
(1342—1362) am 28. Februar 1344 bestätiget. 


Bischof Albrecht verlieh in Anbetracht, dass das Kloster 
Schlägl schon durch seine Lage den Unterdrückungen und 
Erpressungen Uebelwollender preisgegeben ist, namentlich aber 
damals »ex guerris palriae et temporum malitia«« vom Feinde !) 
verbrannt und so geschädigt worden ist, dass selbst seine 
fernere Fortdauer in Frage gestellt war, demselben am 27. 
April 1321 2) gegen eine järliche Leistung von 4 Pf. dl. die 
bisher zur Passauer Domkustodie gehörige Pfarrkirche 
Rorbach. 


Der erste Pfarrer »Cunrad der pfarrer von 
Rorpach« tritt am 1. Febr. 1305 in einem Sazbriefe Ortneids 
von Tannberg auf; »her Pyrchart der pfarrer von Ror- 
pach« kommt am 12. März 1311 und am 1. Mai 1314 in 
Schlägler- Urkunden vor. 

Leb der Rihtter ze Rorbach erscheint am 
22. Juni 1307, vlreich der Richter vonRorbach 
am 24. April 1331 in Schlägler Urkunden. 

Schliesslich sei noch bemerkt, dass nach den Kloster- 
Annalen das Dorf Ulrichsberg (das 1687 aus der Pf. Aigen 
ausschied), nach dem J. 1338 angelegt worden sein soll. 


1) One Zweifel von den Böhmen, welche in dem deutschen Thron- 
streite auf Seite Ludwigs des Baier standen. 

2) Kurz Albrechts }V. II. 441. 

Mus, Jahr, Ber. XX. 13 


186 


2. 22. 
Vi rei I». dve Mi. 


Mit dem 14. Jarhunderte treten Landrichter, Pfleger, 
Pfarrer, Richter und Bürger von Velden auf. 

In einer Schlägler Urkunde vom 1. Febr. 1305 (2. 21, b) 
kommen als Zeugen vor: Chalhoch IV. der walchenstainer, 
Vlreich der pharrer won sent Oswald (2. 18), 
Vlreich der pharrer won welden (Ulrich Poxrucker 
cf. 9. 23), Cunrad der pharrer won Rorbach (2. 21), 
Pruder BDietreich vnd pruder hainreich vom slag, Seifried II. 
von hugenperg, hainrich der winzperger, Cunradus Mulhausin, 
leb von Rorbach (2. 20 Note 4). | 


In einer Schlägler Urkunde vom 22, Juni 1307 \2. 21 
sub b, 2) erscheinen u, a. Leb der Rihtter ze Rorbach 
(2. 21), vlrich vnd Heinrich die Chirchsperger, 
Chvenrad der Leikkeb!), Gervnch vnd Jordan 
purger ze velden, Heinrich der Amman datz der chirchen 
(Oedenkirchen 2. 21). 

Am 42. März 1311 versezten Ortneid der Tanberger und 
seine Hausfrau »ver Margret« dem Kloster Schlägl 2 Höfe zu 
Fevchtenpach für 38 Pf. dl. Zeugen waren: seine 
Oheime Chalhoch IV. und Chunrat III. die valchenstainer, Leu- 
pold von Marspach, vlreich der pharrer von 
velden, Pvrchart der pharrer von Rorpach (2. 21), 
Hainreich der Schench (2. 8 Nr. 8), Seifried ll. der Huben- 
perger, Chvnrat der Leigeb, Gerunch der Rich- 
ter, Fridreich der Fridburger, Jordan der 
Smide vnd ander puerger genug von velden. 

Am 4. Mai 1314 (2. 21 sub e) kommen vor: Her 
vlreich der pfarrer von velden, Her Purchart 


1) Schankwirt. 


187 


der pfarrer von Rorbach ($. 21), Hainreich der 
zene vnd zein zwen (sein sven) der philip, Irmfried der 
Clafpec, Dietreich der Sreiber (von Rannarigel), Jordan 
der Smid (Bürger von Velden -Neufelden), Seibot der 
amman ab dem aigen!), WVlreich vnd Menhart di 
Clenawer. 


Am 5. Februar 1330 (2. 21 sub b. 3) erscheinen: 
»her vlreich der pfarrer von velden, Chunrat 
der Peuntner, Friderich der Mvezzganch (beide 
Bürger) von velden, Seybot der Schuerf (2. 20, 28), 
vlreich der amman ab dem aygen. 


Am 31. Mai 1309 ?) bestätigte Ortneid von Tannberch,, 
dass die mit seiner Einwilligung von Heinrich von Win- 
sperg (2. 8 Note 2) dem Gotteshause zu Alten- 
velden um 10 Pf. dl. versezten Zehente auf dem Burgrechte 
zu Altenfelden ausser ihm, seinen Kindern und Heinrich 
von Winsperg niemand einlösen dürfe. Zeugen: her vlrich 
der pharrer, Seibot der Poxrucker,, wilhalm der winsper- 
ger, Seibot von Stainaperge (2. 20 Note 2). 


Am 22. Juni 1307 versezten Ortneid von Tannberch 
und seine Hausfrau Margret dem Kloster Schlägl einen Hof 
»daz väubtenpach pei der Ghirchen« um 10 Pf. dl. °) 
Es bestand also damals schon die Filialkirche in Ober - Feuch- 
tenbach , die erst im J. 1790 gesperrt wurde. 


1) Aigen ist der jezige Markt, der urkundlich erst in diesem Jare 
vorkommt. 

2) Urkunde von Aurolzmünster, 

®) Zeugen: Chalhoch der valchenstamer, der Leupolt Purkhgraf 
zu Morspach, vlrich der Richter ze velden, Heinrich 
sein prueder, Cunrad der Leikeb, Gerunch, jordan, 


Ruprecht, Purger datz velden. 
13* 


188 


Unter der Aufschrift »Nota, que Eeclesie soluant Kathe- 
draticum« ist neben vielen andern Kirchen !) auch «E celesia 
in Velden« (Altenfelden) mit 2 Pf. dl. verzeichnet, 

Die passauische Herrschaft Velden trug nach 
einem noch erhaltenen Register über die Einkünfte der Bi- 
schöfe von Passau im ersten Drittel des vierzehnten Jarhun- 
derts 2) 54 Pf. 2 8 3 pf. in Geld und. an Naturalien: 20 
Mezen Winter-, 2 Mezen Sommerweizen, 30 Mezen Hafer, 1 
Burd Haar, 26 Käselaibe, 60 Eier, 3 Pf. Oel, 34 junge 
Hüner, 400 Hüner und ein Schwein im Werte von 1 Pf. dl. 

Das Register gibt an: 

»Daz ist dem qguelt ze Velden: 

Von erst von der Mautt 30 Pf. dl. — Von dem Pur ch- 
recht ze Velden Georü 3 Pf. 60 di. — Von dem Zoll 1 Pf. 
— Von der Ghunigsteur 10 ß 15 dl. — Von der Vogtay 
ze Waessenberch ?) 2 Pf. 6 ß. — Hundert hünr. — Von 


1) Notizenblatt 1855, p. 198. 

2) 1..c. 

3) Die sog. Vogtei auf dem Windberg erstreckte sich über nachstehende 
nach S. Florian wunterthänige Güter: aczmans mull, grueb 
hoff, ein Hof zu engelharstorff, der Hof zu der veichten, 
Puchler daselbst, Pacher, Frein, Reinolt, dy wyben, das wenig er- 
leich, Koder, Arnolt, Strassmair, Strebleinsperg , Schreineröd, der 
Hof zu Sygmaden (Simaden Pf. S. Peter), Puchler (Pichler), Ort- 
wein, Staininger, an der wiss (Wiser), Linden, kunikch (König) 
ym hengselag, zu Haim, 2 Höfe zu Pechaimstorff, Prukh (Bruckner), 
5 Güter zu Scheffaw (Schöffauer), Cherspaw (Kerschbaumer), 
obern und nidern Hauczenperig (Hauzenberger), Teuffenbach, (Tie- 
fenböck), ym paumgarten, Praust (Prauster), Lellenstorf, (Lallerstor- 
fer), Stain (Steininger), Panholez (Panholzer), Kaczleinsperg, Hartman 
am weg, an der wys, Volger, Lumpach, Katern, Prugling, zu sand 
Nikla (8. Nikola 2. 8), Gersperig (Gerstberger), Stainäch, auf 
der Stapezf, Chernhoff, Luften, in der grub, 2 Güter im Hengst- 
slag, zu dem amptman daselbst, zum Haim, auf der Haid, Linden- 


189 


dem Hof von Veucht (Pf. Lembach »sed ad Registrum 5 Pf, 
et non plus») 20 metretas siliginis, 30 metrelas auene, 2 me- 
Irelas tritiei, porcum pro 4 libra, 1 manipulum lini, 8 caseos, 
Ya talentum ouorum, 6 pullos, 5 libras olei. 

Item in der Muel vnder dem markceht, 1 libram 
denar., 60 oua, 4 caseos (per 4 den.), 4 pullos, 52 denarios 
pro pane in Natiuitate domimni. 

Uf der Strazz 1 libr., 60 oua, 4 caseos, 4 pullos, 16 
denarios pro pane in Natiuitate domini. 

Von Rudmansdorf (Ruemerstorf Pf. Rorbach), 5 Pf. 
10 8 ouorum et AO caseos (per 2 den.) et 20 pullos. 

Ein späterer Zusaz fügt hinzu: Item Judicium fori 
Velden circa 5 libra. — Item Judicium prouineiale 
eirca 12 libras. !) 

Die von Bischof Wernhard erworbenen 5 Lehen mit 
9 Pf. 2 $ Renten zu Chonlin (Konzing Pf. Pfarrkirchen ?) 
Sweikersdorf (Weikerstorf Pf. Niederkapell), Altenfelden 


perig (Limberger), am eng (Wöger), mairhoft (Mairhofer), zum Hoff- 
man (Hofmandl), zu der veichten (Feichtner), dacz dem meczlein 
(Mazl), zu den Winden, 2 auf der Gorliez, Wuczenperig, 2 in Trau- 
tendorf! (Drautendorf), Huelb, Winkchel, Waldhofen, 22 
Burgrechte im markcht zu Sand Peter (2. 21 Note 1), 14 
Burgrechte in Waltchirchen und des pfarer gueter zu 
Waldchirchen. 

1) Um die Grösse des Einkommens beurteilen zu können, dürfte die 
Zusammenstellung mehrerer Preisansäze in den Jaren 1513 (Chron. 
Claustroneob. bei Pez I. 482) und 1446 (Buchinger Il. 242) genü- 
gen. In dem erstgenannten Jare kostete 1 Mezen Roggen 4 dl., 1 
Mezen Hafer 2—5 dl., nach mehr als hundert Jaren kostete 1 Fast- 

_ nachtshenne 5 dl., 1 Stifthenne 5 dl., 60 Eier 12 di., 1 Käse 2 
dl., 1 Kalb 50 dl., 1. Schwein 6 ß, 1'/ Mezen Weizen 45 dl., 
1 Sechsling Hafer 60 dl. 

Das Pfund Pfenning (Pf.) ist zu 8 Schilling (ß), der Schilling 
zu 50 Pfennig (dl.) angegommen. 


190 


und Sehsling (Sechsling Pf. Rorbach) !) wurden wahr- 
scheinlich zur Pflege Marspach gezogen. “ 

Die Pflege von Velden war im Anfange dieses Jar- 
hundertes an Chunrat von CGapellen, pass. Pfleger am 
S. Georgenberge, verpfändet worden. 

Als jedoch der Bischof und Chunrat von Capellen am 
22. April 1311?) von Herzog Friedrich Ill. von Oesterreich 
gemeinschaftlich die Burg Peilstein in Niederösterreich um 
1600 Pf. dl. erkauft hatten, traffen sie am 25. September 
desselben Jares zu Passau ?) eine Uebereinkunft, wornach 
Chunrat die Burg Peilstein ganz überkam, dagegen dem Bi- 
schof Wernhart die um 300 und 130 Pf. erkauften Höfe zu 
Jegring und Steuerdorf und zugleich die ihm für 140 Pf. dl. 
verpfändete Pflege Velden gegen Vergütung dessen, was 
er an der Burg zu Velden verbaut hatte, aufgab. 2) Die 
Urkunde bezeugten Chunrat Ill. von Valchenstain und her 
Jakob der Purehgraf ze Pirichenstain. 5) 

Dem Markte Velden verlieh Bischof Wernhard, kurz 
vor seinem Tode, im J. 1313 6) das — späterhin (2. 31) 
wieder aufgehobene Recht, alle Wochen 12 Pf. Kufer Salz 
von Passau mautfrei abzufüren. 


I)M. b. XXIX. II. 400. 

2) M. b. XXX. II. 55. 

®) M. b. XXX. II. 58. 

4) »Ich vergich auch, daz der satz, den ich het ovf welden von meinem 
herren Bischolf wernharten vmb hundert Ppfunt und vmb viertzk pfunt 
pfenning, der ist nu ledich, vnd ist abgegangen, wan der ist cho- 
men in di vorgeschriben raitung. Doch soll er mir noch gelten, 
swaz ich han angelegt datz velden an zimber vnd an gemover, 
wan daz ist nicht chomen in dehein raitung, 

5) Dieser Burggraf ist vermutlich aus dem Geschlechte derer von Stra- 
hen (Stroheim); das Prädikat »her«, das ıhm Chunrat gibt, deutet 
an, dass er nicht in seinem Dienste stand, daher wol passau’scher 
Pfleger zu Pührnstein war. 

6) Buchinger I. 190, 


191 


2. 23, 


Stiftung zu Neufelden. Anfall von Haichenbach. Pührn- 
stein. Partenstein. Neuhaus. Die Schallenberger. 


Am 12. Mai 1337 1) (»An sant Pangracentag« ) gibt 
»Vlreich von poxrukk Pfarrer datz alten velden« 
(22. 8 Nr. 8, 22) zu einem täglichen Gottesdienste »datz 
velden« (Neufelden) »datz velden vnder dem perg pei 
der Mühel zwai Purgrecht, do die ledrär inn sitzen, vnd 
fünf Purgrecht datz Ober mühel (Obermichl Pf. Kirchberg), 
ferner zu einem Seelgeröt für sich und seine Vorvordern »zwai 
häuser datz velten in der chirchgazzen?) vnd einen 
garen pei der chirehen vnd zwai zehent haus datz 
Potenreut« (Partenreit Pf. Altenfelden. ) 


Die Bürger von Velden verpflichteten sich, in 5 Jaren 
10 Pf, dl. zu geben, und zwar jede Rate järlich an S. Michaels- 
tag; widrigens ihrer zwei Einlager in Velden halten müssen , 
bis das Versprechen erfüllt ist. Die 10 Pf. sollen nach des 
Pfarrers und der Bürger Rat zu einer ewigen Gilte angelegt 
werden, 


Sollte einer seiner Nachfolger die Stiftung nicht persol- 
. viren wollen: so sollen die Pfarrleute und die Bürger die 
gedachten Gilten zu einem Kloster oder Spital oder zu einer 
Pfarrkirche geben, wo die Stiftung erfüllt wird. 

Die Urkunde siegelten der Aussteller, her vlreich von 
travn pfarrer ze walkirchen und Gundacker 
von losenstain der zten zeiten lJantrichter war datz 
velden (2. 25.) 


1) Das Original ist nicht mehr vorhanden; eine Kopie befindet sich beim 
Vikariate Neufelden. 


2) Die Kirchengasse in Neufelden. 


192 


Seit dem Jare 1337 also wurde zu Neufelden — jedoch 
nur excurrendo von Altenfelden aus — ein täglicher Gottes- 
dienst gehalten, spätere Zustiftungen (z. B. 2. 30) machten 
die Gründung eines Benefiziums möglich, dessen Präsentations- 
recht den Bürgern von Neufelden zustand (2. 32). 


Im J. 1337 !) kaufte Bischof Albrecht von Ulrich von 
Haichenbach um 200 Pf. dl. 2 Güter zu Chunradsdorf, 
2 Güter zu Wizleinsdorf (Pf. Niederkapell), 2 Mülen 
zu Tekleinspach (Tagleinsbach Pf. Putzleinstorf ), 4 Hof 
am Weg, 2 Güter und 4 Hofstätten zu Horau (Harau Pf. 
Pfarrkirchen ), 3 Güter und 4 Hofstätten zu Haichenbach 
sammt dem Burgstall daselbst, 1 Gut zu Reinartsöd, 
3 Güter zu Pucehbrunn, die Fischwaide zu Kerschbaum 
(Dorf unter dem Schlosse) mit 6 Pf. Gilten und 6 Pf. Vogt- 
hafer daselbst, und 2 Güter zu Ahornberg. 


Somit war auch der Rest der Haichenbach’schen Güter 
(2. 20) erworben, 


Auf der Burg Partenstein nahe am Ausflusse der 
grossen Mühl in die Donau (9. 15) hauste damals als passaui- 
scher Burggraf Wernhart der Harrocher. Er machte 
sich am 4. Juli 1338 ?) verbindlich, auf diese Feste binnen 
drei Jaren 60 Pf. dl. zu verbauen, wofür ihm der Bischof 
verspricht, weder ihn noch seine Erben »da selbs nicht ent- 
hausen« zu wollen, ehe die 60 Pf, bezalt sind ; sollte Wern- 
hard nicht mehr leben, so sollen seine Erben die 60 Pf. ver- 
bauen und Burggrafen zu Partenstein sein. 


Wernher der Harrocher kommt als Burggraf zu 
Partenstein noch am 24. März 1355 in einer Eferdinger Ur- 
kunde vor; dagegen erscheint bereits am 15. Mai 1360 und 


1) Buchinger II. 20. 
2) M. b. XXX. II. 162. 


193 


noch am 21. Dezember 1372 ') Petrein der Harracher 
von Porttenstain. 

Die Burg Pührnstein (2. 22 Note 5) war — one 
Zweifel als passauisches Lehen — an Jans von Capellen 
gekommen, welches dieselbe (»das Haus ze Pirchenstain «) 
am 9. März 1337 ?2) an Dietrich von Harach um 300 Pf. 
alter W. di. gegen järliche Wiederlösung zu Weihnachten oder 
Lichtmess versezte. — Die Feste kam später an Ulrich Il. 
von Tannberg, der sie auf seinen Son Gundacker ver- 
erbte (2. 29). 

Die Feste Neuhaus wurde wahrscheinlich zu Ende 
des 13. Jahrhundertes von den Schaunbergern erbaut, um die 
Talfart der Donau gegen Aschach beherrschen zu können, 
Sicher ist jedenfalls, dass sie schon im J. 1319 3) in der 
Gewalt des Grafen Heinrich V. war, und bis in die 2. Hälfte 
des 15. Jarhunderts den Schaunbergern gehörte. — Am 31. 
Mai 1338 4) stiftete Wernhart der Gneyss z. d. Z. 
Puerchgraf ze dem Nevnhaus für seine Hausfrau, die 
im Kreuzgange zu Wilhering begraben ist, zu diesem Kloster 
das Gut Chapplöd. 


1) Schallenberger und Freistätter Urkunden, 
2) Hoh. III. 72. 


»)Am 7. Dezember 1519 zu Amstätten gelobte Heinrich von 
Schowenberch, seinem gnädigen Herren: dem röm, Könige Fried- 
rich und seinen Brüdern Liupolt, Albrecht, Heinrich und Otto Her- 
zogen von Oesterreich, wärend der Dauer des Krieges mit den Her- 
zogen von Niederbaiern. zu helfen mit 20 Helmen und 10 Schüzen 
»auf« dem Felde; »an das veld« aber mit 30 Helmen und 20 Schü- 
zen, und ihren Dienern auf seinen Festen Schaunberg, N e u- 
haus, Kammer, Wasen und Frankenburg den Ein- und Ausgang zu 
gestatten. (Or. im geh. Hausarchiv). 


*) Or. von Wilhering. 


194 


Gegen die Mitte dieses Jarhundertes fällt auch das erste 
Auftreten der Schallenberger (2. 8 Nr. 11) als solcher. !) 


Pilgreim von Schallenberg ?), seine Söne Pilgreim 
und Seibot stellen am 25. Juli 1340 ?) die 6 Güter und 
2 Hofstätten; Spitallmül (am Pesenbach bei Waldkirchen), 
hoff auf dem Perg (Hofer), dornach (Dorninger), 
Alcehenstorf (Allersdorf), Tall, im Lueg, womit ihre 
Vordern (2. 8Nr. 11) die von ihnen gestiftete S. Johanns 
Kapelle auf dem Freidhof zu Waldkirchen dotirt, die 
sie aber wider ihr Gewissen manche Jare zurückbehalten haben, 
dem »erbern hern h. Vlrich von Traun Pfarrer ze 


1) Pilgreim II. von Schallenberg und seine Hausfrau Wendel ver- 
kauften mit Einwilligung ihres Vaters Pilgreim den freieigenen Hof 
zu Vreiling in Kirchperger Pf. (bei Linz) und den Zehent zu Hartt 
um 100 Pf. alter W. di. am 26. Dezember 1554 an hern Hain- 
rich Stainpökhen (2. 8, Nr. 8, Seite 115, Note 1) und dessen 
Hausfrau Chunigund. 

Am 21. Dezember 1556 zu » Wesenwerch« versezte der »jvngc 
Pilgrim von shallenwerch« mit Zustimmung seiner Hausfrau went- 
tel, seines Vaters Pilgreim des alten von shallenwerch« 
und seines Bruders pavl dem Ritter Ortwin von Waldburg den Hof 
zu Wolkenstorf. 

Das Siegel Pilgrims II. (in einer Gschwendter Urkunde vom 2. 
Februar 1539) zeigt einen quer geteilten Schild: im Oberteile einen 
halben rechts springenden gekrönten Panther mit ausgeschlagenen 
Schweife. Umschrift: $S. Pilgrimi de Schalnberch. 


2) Merkwürdig ist, dass Pilgrim I. erst im Jare 1554 urkundlich auf- 
tritt; da er in diesem Jare bereits mehrere Söne, darunter einen 
grossjärigen und verehelichten, besass, kann mit Grund geschlossen 
werden, dass er schon ziemlich hoch bejart war; nach dem Jar 1545 
kommt er auch nıcht weiter vor. Die im 2. 8 Nr. 11 aufgestellte 
Behauptung, dass Pilgrim der Son Heinrichs von Schallenberg sei, 
gewinnt somit an Wahrscheinlichkeit. 

®) Schallenb. Stammenbuch p. 12; Hoh. Il. 265. 


195 


Waltkirchen» gegen Erlag von 28 Pf. dl. und mit dem 
Beding zurück, dass er alle Wochen eine Messe bei S. 
Johann und eine zu S. Ulrich bei ihrem Gesess, 
ihren Jartag mit 4 Messen begehe, und sie, wenn sie inner 
Landes sterben, bei dieser Kapelle begrabe. Diese Convention 
genemigte auch der Propst Heinrich von S. Florian am 10. 
August 1340. 

Auch die Gebrüder Georg, Kaspar und Balthasar von 
Schallenberg gaben am 1. März 1413 !) einen Zins auf den 
Gütern zu Eschldorf und Nusspaum in S. Mertten 
Pfarr (2. 31) und Wächsenberger Gravschaft zu der Kirche 
Waltkirchen, wofür der Pfarrer Chrysogonus alle Montag 
ein gesungenes Seelenamt auf S, Blasius Altar in der Kapelle zu 
Waldkirchen halten und mit dem »weichbronn« und Totenkreuz 
um die Kirche gehen und jeden Sonntag für das ganze Ge- 
schlecht der Schallenberger beten lassen soll. Geschehe das 
nicht, so sollen obgenannte 2 Pf. dl, genommen und an ein 
anderes Gotteshaus gegeben werden. Auch behalten sie sich 
die Vogtei bevor. Den Brief siegelten der Pfarrer , Propst 
Jobst I. von St. Florian und der erber vest Ritter Andre 
der Herleinsperger z. d. z. des Pfarrers Vogt (als 
Pfleger zu Velden vergl. 2. 28). 


Am 5. April 1345 ?) teilte Pilgrim von Schallen- 
berg mit seinen Sönen Seibot und Pilgrim seine ge- 
sammte Habe; er behielt sich vor den Zehent auf dem Size 
zu S. Ulrich und ein Gut dabei; Seibot sollte den Vater 
verpflegen und seinem Bruder Pilgrim järlich 2 Pfund aus- 
zalen. Seibot gehört jezt schon der Siz zu S. Ulrich sammt 
dem Zehente und Gute dabei und ein Gütl zu Oberndorf; 
an Pilgrim und seine Hausfrau Wendelmut sollte nach 


1) Schallenberg. Stamm. p. 11, 
2) Hoh, II. 266. 


196 


des Vaters Tode gegen Hinausbezahlung von 4 Pf. dl. das Gütl 
Velt gehören. ?) | 


Pilgrim verkaufte übrigens den ererbten Teil der Mann- 
schaft des Sizes S. Ulrich am 14. Mai 1360 an seinen Bru- 
der Seibot um 72 Pf. dl. ?) 


S. Ulrich war später, wie ein Revers der Dorothe, 
Witwe des Erhart von Schallenberg und Hausfrau des An- 
dreas Steinaperger (f. 20 Note 2) dd. 30. Juli 1415 >) 
darthut, im Besize der Brüder Kaspar und Walthasar v. Schal- 
lenberg. 


Erst am 41. November 1660 #) verkaufte Christof Ernst 
Freiherr v. Schallenberg dem Abbt Martin von Schlägl das 
ihm als freies Eigen zugehörig gewesene, im Mühlviertel 
liegende, Niemanden zinsbare, und nur bei der Landschaft ob 
der Enns Giltbuch und sonst an keinem andern Orte einver- 
leibte Amt S. Ulrich (bestehend aus 12 Höfen, 12 Gütern, 
13 Häusern und 23 ledigen Stücken) mit dem Schank- und 
Tazreeht, dann 2 Unterthanen (Georg Hopfer auf der Schergen- 
hub und Thomas Häcklbauer auf dem Kerschbaumergut) nebst 
dem Vogt- und Gassenrecht zu Zell, das er erst 1660 von 
demselben Abbte mit dem Haslacherischen Landgerichtsdistrikte 
erkauft hatte: von welchem Distrikte der Käufer sich jezt die 


1) Der erzte Auszugbrief (2. 2). 

2) Am 10. September 1559 verkauften laut einer Harracher Urkunde 
Pilgreim der Schallenberger , seine Hausfrau Wendelmut, Seyfrid 
der Schallenberger und seine Hausfrau Agnes an Peter von Ha- 
rach das passauissche Lehen, den Hof eze Weigleinsdorf in 
ezeller pfarr (. 50). 

Dle Urkunde siegelten die Aussteller und die Erberigen Herren 
und Ritter Pylgreim der Walch und Chunrat von dem 
Stain (2 Pflugeisen. S. Chonrudi de Ludwesig ef. $. 19 Noto 4.) 

®) Schallenb. Stammenb. p. 5. 

4) Schlägler Urkunde. 


197 


eximirte Jurisdiktion auf der Feste Schallenberg und dessen 
Mairhof (Seltenhofer) und die Hofstatt dabei, dann auf dem 
Praidtenfelderhof mit den 2 kleinen Häuseln ausnimmt und für 
sich behält. 


2 2. 


Haslach, ein passauisches Lehen. Anfall von Falkenstein 
und Tannberg. Jans von Traun. 


Die Rosenberger besassen seit dem Beginne des 13. Jar- 
hundertes — one Zweifel als freies Eigen — den Markt 
Haslach und das sog. Obergericht (2. 11); dies Be- 
siztum war im 14. Jarhunderte an die Bischöfe von Passau 
gediehen. 

Petern von Rosenberg gelang es zwar, am 
11. September 1341 ') den Markcht ze Haslach 
vom Hochstifte um 1300 Pfund P. dl. zurückzukaufen , musste 
sich jedoch verpflichten, denselben von Passau zu Lehen 
zu nemen, und gestatten, dass der Bischof die von ihm er- 
baute Feste im Markte niederreissen und die Gräben ver- 
schütten liess. Die «Gemerkche« waren: »Ob der Hayd 
vnez in die Lädnicz (der bei Haslach in die grosse Mühl 
fliessende Mülbach ) ob Herleins-Oed vber durich daz velt 
daz ze näst an dem wald leit und fürbaz zwischen der R o- 
senawe vnd Stärling, vnd daselb ob Rosenawe ?) in der 
Perch Vnd von dann oberthalb Sant Oswalt (2. 18) ob 
Satlären (Satling Pf. S. Oswald) in den Perch, und von 
dann oben vber vnez gen Wurmprant (Pf. Aigen) an des 
Probstes Gemerkch von dem Slegel. Es sullen auch Vischwaid 
vnd vischpan auf den wazzern, Zol, Mavtt, Lantgericht 


1) M. b. XXX. IL 170. 
2) Ein. Beweis, dass das gegenwärtig zu Böhmen gerechnete Rosenau 
damals noch zu Oesterreich gehörte. 


198 


vnd Gericht, Mannschaft und Lehenschaft ze Haslach geho- 
ren ,‚« wie von Alters. Auch musste Peter versprechen, Has- 
lach an den Landesfürsten !) nicht zu verkaufen. ?) 

Auf der alten Burg Falkenstein sass damals Hein- 
rich II., Kalhochs IV. Son; seine, wahrscheinlich aus 2. oder 
3. Ehe Kalhochs stammenden, Brüder Kalhoch V., Ulrich II. 
und Haug hausten auf Rannarigl. 

Kurz vor seinem Tode, am 2. Juni 1346 3) vermachte 
Heinrich sein lehenbares Schloss Valchenstein dem 
Bischof Gottfried unter der Bedingung, dass einer jeden von 
seinen Töchtern (deren eine, Dorothe in den Jaren 1351 
und 1354 mit Jans von Traun ?) vermält war) 400 Pfund 


!) Unter dem Landesfürsten kann wol nur der Herzog von Oesterreich 
gemeint sein (%. 9, 11). 


2) Ueber die Grenzen des Landgerichtes Haslach (Ober- und Unterge- 
richt), des Landgerichtes Velden u. s. f. vergleiche man die dieser 
Abhandlung angeschlossene Karte, auf welcher alle Ortschaften unter 
ihrer ersten urkundlichen Benennung erscheinen. Die westliche 
Grenze des L. G. Velden ist jene vor der Grenzbestimmung ao 
1765. 

3) Buchinger II, 39. 


4) Die Trauner (Schloss Traun bei Linz) leitet Hoheneck II. 676 von 
Wolfram, einem Sone des fabelhaften Babo von Abensberg ab; darüber 
glaube ich kein Wort weiter verlieren zu dürfen. -— Aber eben so 
wenig stichhältig ist die im Notizenblatte pro 1854 p. 528 ausge- 
sprochene Behauptung Böhm’s, welcher den im Stiftbriefe von 
Berchtesgaden ce. 1108 vorkommenden »Rapoto de Truna et frater 
eius Rudolfus« als Nachkommen Walchuns von Perge und zugleich 
identisch mit Rapoto de Valchenberg (1144) erklärt, wol einzig auf 
die Thatsache gestüzt, dass zu dieser Zeit ein Rudolf de Perge lebte, 
der one weiters für den Bruder Rapoto’s ausgegeben wird. Allein 
abgesehen von dieser Willkürlichkeit ist der Umstand entscheidend, 
dass Rapoto und Rudolf in der Reihe salzburgischer Ministerialen er- 
scheinen, wärend die Perger stets reichsfreie Leute waren; es 


199 


di.. seiner Hausfrau aber 200 Pfund dl. verabfolgt werden, 
und seinen Brüdern Chalhoch, Ulrich & Haug die Wiederlö- 
sung oflen bleibe. 


dürfte somit kaum ein Zweifel obwalten, dass Rapoto und Rudolf 
nur die Vorfaren der salzburgischen Trauner (von denen noch 1455 
Rudolf, Pfleger zu Laufen, Ghristof, Pfleger zum Haunsberg, und 
Achaz Trauner lebten) gewesen sind, und mit den österreichischen 
‘ Traunern nichts als den Namen gemein haben. 

Der erste des österr. Geschlechts ist der im Jare 1128 in 

einer Gleinker Urkunde ‘) auftretende Hiskerus de trune. Sein 
_ Son war vermutlich jener Bernhardus de Truna, der in Wil- 
heringer Urkunden von 1155 bis 1161 als »wir nobilis, uir libere 
conditionis« vorkommt. Aber bereits Ernest II. de Curinbere (1190 
bis 1215) und Heinrich I. (1196—1220) waren zu herzoglichen Mini- 
sterialen herabgesunken. 

Jans von Traun, der Son Hartnids II. (1285 — 1510) und 
der Alhait von Hartheim, wurde um das Jar 1502, vermutlich auf 
der Burg Eschlberg (2. 18 Note 1) Pf. Feldkirchen geboren. Er 
war ein berümter Kriegsheld seiner Zeit und focht in Italien, Deutsch- 
land, Frankreich, England und Polen. Nur zeitweilig war er im 
Lande, so 1559 -- 1565; beim Antritte seiner Heerfarten stellte er 
seine Hausfrau , seine Kinder und seine Burg (Eschlberg) gewönlich 
unter die Obhut der passauischen Bischöfe (ef. M. b. XXX. II. 214). 
Den lezten Kriegszug unternam er mit Herzog Leopold III. nach 
Preussen im Jare 1570. Seine Thaten feiert Suchenwirt's Lied »von 
hern Hannsen dem Trawner»; von seiner Thatkraft gibt das Aben- 
teuer, das ihm auf dem Zuge gegen Heinrich von Neuhaus (2. 25) 
begegnete, das beste Zeugnis (Primisser p. 56—65, V. 584— 592): 

»Eins tages er selb sybenter rait 
Tze veld durch abentewre, 

Di vand der gehewre: 

Jer tzwaintzich an in chamen , 
Der syben da mit numen 
Beliben auf dem velde tot, 


*) Kurz Beitr. IN. 508. 


200 


Nicht lange jedoch konnte sich das Hochstift dieses Zu- 
wachses erfreuen ; Herzog Albrecht Ill. machte nemlich die von 
seinem Alın erworbenen Rechte auf Falkenstein (2. 18) geltend, 
und Bischof Gottfried, wollte er nicht die Freundschaft des 
mächtigen Nachbars aufs Spiel sezen, musste sich wol dazu 
verstehen , die kaum erworbene Herrschaft wieder herauszu- 
geben. !) 

Der Herzog überliess das Schloss Falkenstein 
(in Unterösterreich ) mit 32 Pfund Renten, dann das Schloss 
Ror mit 20 Pfund Renten und järliche 200 Pfund von der 
‘Maut zu Linz, später aber auch die Feste Falkenstein 
im Mühlland an Eberhart von Walsee-Linz für des- 
sen Anteil pr. 2750 Mark Silbers an dem Kaufschilling für die 
walsee’schen Stammgüter in Schwaben. ?) 


Di andern liten grozze not, 
Dreitzehen vie der muotes reich: 
Di abentewr was ritterleich !« 

Im Jar 1560 war er Hauptmann in der Riedmark, 1561—1565 
Hauptmann ob der Enns, 1565—1376 Hauptmann in der Freinstatt: 
sein Tod fällt bald nach dem Jar 1578. Aus seiner Ehe mit Doro- 
thea von Falkenstein entsprossen vier Söne (Leupold passau’scher 
Domherr und Pfarrer zu Amstetten 1579, Jans I., Hertneid II. und 
Erasmus) und eine Tochter Katrey. 

Jans II. (4551 — 1596 Jist der Stammvater der noch floriren- 
den Familie, die zwar Eschlberg eingebüsst hat, dagegen noch immer 
das Stammschloss Traun bei Linz besizt. 

1) Darauf deutet auch die im 4. 24 eitirte Chroniestelle hin: »guod sui 
predecessores nunguam expugnare poluerunt, hodie (im 14. Jar- 
hundert) cum triumpho possidet.« 

2) Die Walsee’schen Güter: Burg und Stadt Waldsee mit der Vogtei 
des Klosters Neuwaldsee, Warthausen, Swainhausen, Laupheim, Zelle 
und Schwartzach wurden von den Herzogen Albrecht und Otto im 
Jare 1551 um 11.000 Mark Silbers gekauft. Die Kaufsumme wurde 
aber nicht bar bezalt, sondern den verschiedenen Linien je nach ihren 
Anteilen beträchtliche Güter und Renten in Oesterreich verpfändet. 


201 


Eberhart von »waltsse» und sein Bu rggraf von 
Valkenstein der Pyber (Ortolf?) gerieten — wahrschein- 
lich wegen der ungewissen Grenzen um Schlägl — mit Jost 
von Rosenberch in Fehde. Beide Teile kompromittirten 
am 10. September 1355 ') auf »Wilhalm von Lanezstein« und 
Ulreich von Capelle, welche innerhalb 14 Tagen nach Martini 
san dem gemercht zwischen der Haid (Oberhaid in Böh- 
men) und Rainpach« (im Mühlviertel) den Spruch thun 
sollten. Der Spruchbrief ist nicht mehr vorhanden, 

Wie eine Schlägler Urkunde vom Jare 1381 (2. 26) dar- 
thut, kaufte Eberhart von Walse um 1360 von Jans von Mar- 
spach den sog. Morspeckenwald zu sein er Herrschaft 
Valchenstain, 

In der bekannten Fehde der Bürger von Passau mit dem 
Bischof hatte Eberhart von Walse dem lezteren Hilfe geleistet ; 
dafür bemächtigte sich der, one Zweifel auf Seite der Stadt 
stehende, Ritter Leutwin Ursel im Jare 1369 der Burg 
Falkenstein durch Ueberrumplung, und übergab sie dem 
Grafen Leopold von Hals. Nur gegen eine Zalung von 3000 
Pfund W. dl. liess sich der Graf herbei, das Schloss wieder 
dem Herzog einzuräumen. 2) 
ie) aan, 

So erhielt die Enser Linie (mit einem Anteile von 2916‘, Mark) 
Wachsenberg und Ottensheim; die Drosendorfer (1800 Mark) 
das Schloss Pottenstein ; die steirische (2817 Mark) Wechsenegg 
in Steiermark. Vgl. Geschichtsforscher I. 211 (Nr. 24). 

') Notizenblatt pro 1854, p- 319. 

?) Die Annales Matseenses bei Pertz Monum. Germ. Xl. 854 erzälen 
den Vorgang folgender Massen: 

”..eastrum Valchenstain miles dietus Leitwin Vesel 
elandestine seandendo obtinuit contra Ewerhardum de Walse, 
eui obligatum fuit a dueibus Austrie. (Quod idem Uesel 
stalim comiti de Hals resignavit, guod idem comes pro tribus mili- 
bus librarum denariorum Wyennensium pro Stubenbergario dueibus 
Austrie resignavit. « 

Mus. Jahr. Ber. XX. 14 


202 


Ob Falkenstein dem Eberhart von Walse wieder zu- 
rückgegeben wurde, ist ungewiss; sicher ist nur, dass die Feste 
später Reinprecht von Walse-Ens besass. Diesem 
lezteren versprach Herzog Albrecht III. von Oesterreich am 19. 
September 1384 ') die ihm versezten Festen Neuburg am 
Inn und Falkenstein im Falle des früheren Todes Rein- 
prechts von dessen Erben, wenn sie es verlangen, innerhalb 
eines Vierteljares lösen zu wollen, 

Die Falkensteiner Lehen waren nun unmittelbar landes- 
fürstliche geworden und die passauische Oberherrschaft wurde 
in Folge der im 2. 27 geschilderten Ereignisse im Laufe des 
15. Jarhundertes im Mübllande gänzlich verdrängt. 

Vor der Hand übrigens war die Macht des Hochstiftes 
noch unerschüttert; es gelangte noch im Jare 1354 in den Be- 
siz von Tannberg. 

Die Tannberger füren den Namen von dem an Br 
grossen Mühl (Pf. Lembach) in Ruinen liegenden Schlosse Tann- 
berg; es war eine reiche und angesehene Familie, die schon 
frühzeitig (2. 10) das Truchsessenamt des Hochstiftes bekleidete, 
und deren Alter bis in den Beginn des 12. Jarhunderts zu- 
zückreicht. ?) 

Im 44. Jarhunderte blühte das Tannberg'sche Geschlecht 
im Mühlviertel in 2 Linien, die von Ortneid (9%, 21, 22, 29) 
und Chalhoch ]. abstammten. 

Die Feste Tannberg gehörte seit 1305 (2. 18 Note 1, 20) 
Chunrat. Dieser versezte am 13. Oktober 1321 °) seinem 


1) Abschrift einer im k. k. Hausarchive befindlichen Urkunde. 

2) So kommen Frideholt de Tanninpere um 1120, Dietmar & 
Adilpreht de Tanninpere um 1155 vor (M. b. II. 12, 21). 
Uebrigens wird diese Familie nur kurz berürt, da hierüber von Hrn. 
Wirmsberger ein besonderer Aufsaz verfasst worden ist. ‘8. Archiv 
für Kunde österreichischer Geschichts-Quellen XXIV. 55 u. s. £. 

®) Urkunde von Riedeck. 


203 


Vetter Ortneid, der sich um 50 Pfund P. dl. für ihn gegen 
seinen Schwager Peter den Pyber und dessen Hausfrau Bertha 
verbürgt hatte, 13 Pfund Gilten zu Newndling, Stain, 
Periftslag, Nesselpach, Etzleinsperg und Grub. ') 

Die Linie Ortneids war namentlich in der Kirchberger , 
Altenfeldner und Rorbacher Pfarre begütert (2. 29). So versez- 
ten Ortneids Söne, Vlrich von Tanberceh und sein Bru- 
der Pilgreim, an Sighart ab dem perg (f. 14 Nr. 3) 
und seine Hausfrau »ver Chungunten« am 5. Februar 1344 ?) 
das Gut zem Dorf (Pfarre Kirchberg) um 13 Pfund P. dl. ge- 
gen Wiederlösung 14 Tage vor oder nach Lichtmess. Die Ur- 
kunde siegelten her Guntacher von losenstain (9. 
23, 25), her chunrat von Tannwerch, bernhart der schench 
(%. 8 Nr. 8) und wernhart der wolfstainer (cf. 9. 
18 und 25). 

Im Jare 1354 starb Chunrat von Tannberg, wie es 
scheint, in ziemlich hohem Alter. Am 24. Oktober 1354 — 
vielleicht der Todestag — errichtete er auf seinem Schlosse 
zu Tannberg °) seine leztwillige Anordnung, deren Ausfü- 
rung er den »Ersamen beschaiden Hern Ekcharten dem 
Staynpekchen vnd Rathern von Alten-velden» 9) 
seinem Burggrafen zu Tannberg übertrug. Er vermachte zu 
seiner Kapelle zu Aerlaspach (in der Abbtei) »ze einer 
Widen vnd Paw derselben Chappeln« den Hof in dem Ranah 


1) Neundling, Stain ete. liegen in der Pfarre Altenfelden , Nesslbach in 
der Pfarre Rorbach, Etzleinsberg in der Pfarre Neufelden, Grub in 
der Pfarre Kirchberg. 

?) Urkunde von Riedeck Nr. 86. 

8) M. b. XXX. Il. 216. 

4) Rathers Tochter hiess Agnes, und war mit Ulrich Gunthars- 
berger (%. 21 b. 2) vermält. Sie verkauften 1588 (Hoh. III. 215) 
das väterliche Erbe der Agnes, dıe Hube auf der Leuthen Pf. Al- 
tenfelden, tannberg'sches Lehen, an Gundakker von Tannberg. 


14* 


204 


(Wildenranna 22. 18, 28, 31), nach Wegscheid 20 Pfund 
P. dl.; seinem Oheim Alber von Streitwesen sein Haus in 
Wien, das er gebaut hat gegenüber dem Hofe des Grafen 
von Pfannberg, und 50 Pfund P. dl.; seinem Vetter Pilgrim 
dem Tannberger und dessen Kindern 200 Pfund dl,; 
seinem Vetter Gundakher dem Tannberger (?. 29) ‘300 
Pfund P. di., dem Bischof Gottfried alle seine 
Lehen. Dem Ekhart dem Stainpekchen sammt sei- 
nen Erben wegen geleisteter treuer Dienste einen ewigen Burg- 
siz auf der »Vest ze Tanberch«, so dass sie ewig Burggrafen 
darauf sein und dafür vom Bischof järlich an S. Michaelstag 
32 Pfund P. dl. erhalten sollen, jedoch steht dem Bischof die 
Ablösung um 200 Pfund P. di. jederzeit frei; hat Ekart keine 
Erben, so kann der Bischof die Burghut frei besezen. Dem 
Pilgerim dem Polhaymer seinem Oheim 50 Pfund zu einem 
Ross.. Seinen Dienern 100 Pfund dl., die der Steinpekeh 
und Rather nach Verdienst verteilen sollen. Alhaiden der 
Schreibärin, seiner »Maitzogin« und ihrer Tochter 40 Pfund 
P. dl.; der Behaymin und ihrer Schwester 60 Pfund P. dl. 
»lch schaff auch, daz man mir chauffen sol zwai Straz Ross 
umb Sechtzk pfund pazzawer pfenning, der man aines mit mei- 
nem Vehtzeug gen Pazzow geben sol zu dem werch, vnd daz 
ander mit meinem Turnayszeug zu meiner Pfarr.') dem 
zechmaister, vnd mein zeltentzplaerd mit meinem Stechzeug sol 
man geben zu meiner Chappeln ze Aerlaspach. Mein Vest 
zu Tannberch, leut vnd gut, wiltpan, Vigswaid, wäld, 
allev herschaft, mit allen Eren, Rechten vnd nutzen, die darzu 
gehörent, die mich von meinem Enn vnd vater an erbent; vnd 
di ich in nutze vnd in gwer her han pracht vntz auf disen 
tag, vnd allz daz ich dar zu gechauft han, dem heiligen Herren 


!) Sarleinsbach, in deren Sprengel damals die Feste Tannberg lag. 


205 


Sand Stephan, vnd seinem Pfleger Bischof Gotfried 
meinem Herren und allen seinen nachchomen ze Pazzow.«. !) 

Dieses Testament errichtete Chunrat in Gegenwart nach- 
stehender Edelleute: Lienhart des Marspekch, Alber des 
Streitwesär, Ortolf des Waldekker, Clunrat des Puechberger, 
Fridreich des Praitenekkär, Ortolf des Piber, Pilgreim 
des Tannberger?), Pilgreym des Polnhaymer, Haukch 
vnd vlreich die valkenstainer (2.25), Vlrich Stain- 
pekch, Sighart Grubär (2. 14 Nr. 4), Ludweig auf dem 
Stain ze Pazzow und Ekharts des Ghelz (2. 14 Nr. 1.) 

Auf diese Art gelangte das Hochstift in den Besiz von 
Tannberg. Auf die sogenannten »Tannberger Sleg« aber 
erhoben die Gebrüder Peter, Jost, Ulrich und Jans 
von Rosenberg Ansprüche; sie unterwarfen sich jedoch 
auf dem Tage zu Velden (Neufelden) am 20, Juni 1357 °) 
einem Schiedsgerichte, welches aus Ruger ab dem Perg 
und Friedrich dem Stal einerseits und aus Troyan Burg- 
graf von Rosenberg und Sehors von Herslag an- 
derseits bestehen und am 16. Juli zu Otenshaym den 
Spruch fällen sollte. — Der Ausgang des Streites ist jedoch 
nicht bekannt. 


2. 25. 


Anfallvon Wesen und Ranarigl. Pflege- und Landgericht 
Velden. Der Windberg. Das Ungeld. 


Die beiden Vesten zu Wesen waren schon im 
J. 1336 2) von Hadmar von Waldeck (2. 19) mit Einwilligung 
seiner Hausfrau Elspet an Bischof Albrecht für 1200 Pf. dl. 


1) Was Buchinger II. 59 von einem Verzichtsreverse der Polheimer sagt, 
ist mir vollkommen unverständlich. 

2) Pilgrim Ill. war der jüngere Bruder Ulrich II. (4. 29), starb um das 
J. 1557, und liegt zu Velden begraben. (Hund Stammb. I. 510.) 

2) M. b. XXX. II. 250. 

4) M. b. XXX. II. 157. 


206 


verkauft worden, wofür ihm der Bischof järlich 120 Pf. dl. 
auf die Maut zu Passau anwies; endgillig wurde übrigens die 
Angelegenheit erst im Jare 1366 !) geregelt. 


Die von dem Grafen Wernhart und Friedrich von Schaun- 
berg auf Wesen erhobenen Ansprüche endeten durch eine 
Verzichtleistung im J. 1356 ?®). 


Noch immer aber hielten die drei Gebrüder Chal- 
hoch V., Ulrich I. und Haug von Valchenstain das 
lezte Donauschloss, Ranarigl, besezt, obwol sie am 9. Aug. 
1348 ?) dem Bischof Gottfried das Einstandsrecht darauf zu- 
gesichert hatten. 

Die drei Brüder *) gerieten um ihr Erbe mit einander in 
Streit. 

Zwar brachte Bischof Gottfried, nachdem 2 Schieds- 
gerichte in den J. 1349 und 1350 °) fruchtlos geblieben, im 
J. 1352 6) einen Vergleich zu Stande, wodurch ihm auch das 
Einstandsrecht erneuert wurde; bald aber loderte dıe alte Zwie- 
tracht wieder auf. Im J. 1354 finden wir sie in Zwist, 1356 
versönt, und 1357 neuerdings in Fehde. Die beiden jüngeren 
Brüder, Ulrich und Haug, verbanden sich zulezt gegen den 
älteren, Kalhoch, und nöligten ihn, sich unter den Schuz des 
Bischofs zu begeben. 

Wie es scheint, knüpfte Bischof Gottfried das Versprechen 
seines Beistandes an die Bedingung, dass ihm Kalhoch seinen 
Anteil an Ranarigl käuflich überlasse, Von den Umständen 


1) M. b. XXX. II. 264. 


) 
2) Buchinger II. 59. 
®) Buchinger 11. 40. 

%) Sie besassen nach Gleinker Urkunden vom 6. Jänner und 24. April 
1550 auch Güter um Hadershofen, und waren mit den Losen- 
steinern (Berthold — ihr Oheim) verschwägert. 

5)M. b. XXX. II. 195, 200. 

6) Buchinger |. ce, 


207 


gedrängt verpflichtete sich nun derselbe vermög geheimen !) 
Reverses ddo. Passau, 12. April 1357 ?), seinen Anteil um 
einen von 4 Edelleuten (Albrecht von Sunnberg, Lienhart von 
Marspach, Jans von Reichenstein, Friedrich der Stal Richter 
zu Eferding) und einem Obmann (Dietrich Schenk von Dobra) 
zu bestimmende Summe verkaufen oder jedem Sehiedsmanne 
100 Pf. und dem Bischofe 500 Pf. geben zu wollen. 

Unter Vermittlung des Bischofs kam auch wirklich am 
25. April 1357 zu Passau ?) ein Austrag zu Stande: Chal- 
hoch einerseits, Vlreiech vnd Haug andererseits, alle 
Gebrüder von Valchenstain, gelobten, in Bezug auf 
»di Vest ze Rännarigel« in brüderlicher Eintracht zu 
leben, widrigens der Anteil desjenigen von ihnen, der bei 
entstehendem Unfrieden dem Ausspruche des Bischofs von 
Passau keine Folge geben will, dem Hochstift verfallen sein 
soll. Auch sollen Ulrich und Haug ihrem Bruder Chalhoch 
alles Entrissene noch vor Pfingsten restituiren; die Briefe 
(Urkunden), die sie von ihrem Bruder »Hainrichen von 
Valehenstain dem got genad« haben, sollen Gemeingut 
sein. »Es mag auch vnser igleicher seinen teil pezzern mit 
Maur oder Zimmer, wie er wil, als ez mit der Rinchmawr 
vmbeuangen ist, vnd nicht fuerbaz auzzer halb der Rinch- 
mawr, vnd sol vnser chainer den andern dar an irren.« 

Aber schon am 13. Oktober 1357 zu Wien #) verkaufte 
seiner Zusage gemäss Chalhoh von valehenstain mit 
Einwilligung seiner zweiten Hausfrau Katharina seinen Teil »an 
der vest ze Rennarigel...das vnder Haus, do der 


!) Dass der Revers ein geheimer war, ist daraus zu schliessen, dass 
dem Kalhoch später ein Teil von Ranarigl zugesprochen wurde, one 
dass von dieser Verpflichtung etwas erwänt wurde, 

2) M. b. XXX. II. 226. 

”,M. b. XXX. IL. 227. 

A 1Me233. 


208 


Turn inn leit, alles sampt vnez an di Schidmaur, vnd die 
Schidmaur halbew, vnd der Grunt halber, vnd dazu der Vor- 
hof« mit »Vogtey vnd Chunigstewr, Gericht vnd 
vreyung« dem Bischof Gottfried um 2700 Pf. P. oder 
alter W. dl. !) 


Den beiden andern Brüdern, welche das obere Schloss 
besassen, blieb nun auch nichts anderes übrig, als ihre An- 
teile mit gutem Willen zu verkaufen. Haug verkaufte zuerst 
seinen Anteil im J. 1358 um 1000 Pf. dl., dann Ulrich im 
J. 1359 um 1300 Pf. dl. ?2); lezterer versprach auch am 21. 
August 1359 ?) dem Bischof Gottfried das, was von seinem 
bereits verkauften Anteile von Rennarigel von seinem Bruder 
Haug an herren Ekchart den Stainpekchen verpfändet war, 
einzulösen. 


Somit war die von den Bischöfen von Passau ange- 
strebte Idee, in den Besiz aller Donaufesten zu gelangen, 
durchgefürt; nunmehr aber trat die Reaktion gegen die über- 
mässige Kraftanstrengung ein. 


Wann das Landgericht Velden entstanden ist, 
kann mit Gewissheit nicht angegeben werden. 


Ursprünglich gehörte alles Land bis an die grosse Mühl 
zu dem grossen Landgerichte der Abbtei (2. 10), 
und noch im J. 1268 war diess mit den Pfarren Ranarigl, 
Pfarrkirchen, Hofkirchen und Putzleinstorf der Fall. (2. 17 
Note 3). 


1) Die Urkunde bezeugten: sein Swager (d la Breiagne) her Jans von 
Trawen (2. 24 Note 4), her Jakob der Strahner, h. Chunrat der 
Ekchartinger zden zeiten Burggraf ze Hals und Jans von 
Lobenstain. 

2) Buchinger Il. 40. 

2) M. b. XXX. II. 245. 


209 


Es kann also mit Wahrscheinlichkeit angenommen wer- 
den, dass erst zu Anfang des 14. Jarhundertes') zu 
Velden ein eigener Landriehter aufgestellt wurde, vielleicht 
weil das Landgericht der Abbtei einen zu grossen Umfang 
hatte und weil man etwaigen Uebergriffen des österr. Land- 
richterss zu Wachsenberg begegnen wollte. Ein historischer 
Anknüpfungspunkt lag übrigens schon darin, dass schon Hein- 
rich von Wachsenberg das Gericht zu Velden besass, und 
dass die uralten Malstätten des IIzgaues in dieser Gegend sich 
befanden (2. 13 Note 1). 


Als den ersten Landrichter haben wir im J. 1337 
Gundacker von Losenstein kennen gelernt (?. 23); 
der Umstand, dass er in einer Urkunde vom 5. Febr. 1344 
(2. 24) den ersten Rang in der Reihe der Zeugen einnimmt, 
macht nicht unwahrscheinlich , dass er dieses Amt auch damals 
noch versah. 

Am 1. Mai 1356 (Schlägler Urkunde) kommt her Cha- 
dolt von Valchenstain cze den cezeiten Lantrichter 
ze Velden vor; endlich wird auch im J. 1370 Ulrich 
der Pueger?) als Landrichter von Velden erwänt. 

Die Pflege Velden (2. 22) war im J. 1347 an die 
Vettern Chunrat Il. von Tannberch und Chalhoch V. 
von Valehenstain übergeben. Dieselben traffen am 19. Juli 
13473) mit Peter von Rosenberg eine Abrede rück- 
sichtlich der passauisch-böhmischen Grenze im Falle 
eines Krieges des Kaisers (Ludw. IV.) mit dem Könige (Karl) 
von Böhmen. ) Müssten sie gegen die Grenze ziehen, so 


1) Das iudieium prouineiale in Velden wird schon um das J. 1551 in 
dem im 2. 22 angefürten Verzeichnisse genannt. 

2) Hoh. Il. 88. 

s, M. b. XXX. II. 190. 

4) Kaiser Ludwig hatte nämlich am 25. Juni 1547 den »vesten mann 
Chunrat Tannenberger« gegen den Gegenkönig Karl in Kriegsdienst 


210 


werden sie dem Rosenberger 8 Tage vorher Absagebriefe sen- 
den, bis zu welchem Tage von keinem Teile die Feindselig- 
keiten begonnen werden sollen. Jn diesem Waffenstillstand ist 
auch die ihnen vom Bischof übergebene Pflege Velden 
sammt Zugehör begriffen. Bricht der Krieg aus, so werden 
sie diesen Absagebrief auswechseln. 

Da das von Chunrat von Tannberg und Chalhoch von 
Valchenstain ausgestellte Pare sich im Passauer Archive vor- 
findet, so muss die Fehde wirklich ausgebrochen sein. Geschah 
Jdiess noch im J. 1347, so war sie jedenfalls von keiner lan- 
gen Dauer, da Kaiser Ludwig IV. schon im Oktober desselben 
Jares verschied. Wahrscheinlicher aber ist, dass die Briefe 
erst im J. 1351 ausgewechselt wurden, als Heinrich von Neu- 
haus einen Raubzug nach Oesterreich unternam, 

Am 24. März 1359 !) war her Dyetmar von Losen- 
stainzden zeiten phleger datz velden; er stiftete 
sich bei der Pfarrkirche in’ Altenfelden einen Jartag (2. 32.) 


Ueber das dem Kloster St. Florian zugehörige Gut »ze 
Windiberg« bestätigte Herzog Albrecht Il. von Oesterreich 
am 2. Mai 1346 ?2) dem Bischof von Passau das Vogtei- 
recht. 

S. Veit — vormals eine Filiale von Waldkirchen — 
war schon eine eigene Pfarre; wie zwei Briefe des Propstes 
Heinrich ddo. 21. März 1344 und 9. August 1349 darthun, 
stifteten sich die 'Pfarrer Fridericus und Marquardus 
ad 5. Vitum Jartage in S. Florian. 


genommen. Diesen Dienst soll er leisten mit 12 Helmen bis Mar- 
tini 1548, »vnd warten vberall in dem Land ze Beyrn vnd an 
den gemerchen.« Hierfür erhält er 200 Pf. Regensburger dl. 
Archiv XXIV. 66. 

1) Urkunde im Museum. 

2) M. b. XXX. II. 187. 


211 


Im J. 1356 1) verkaufte Wernher von Wolfstein 
(2. 24) sein Schloss Wolfstein an der Mühl (2. 18) an 
seinen Vetter Hanns den Gruber; noch im J. 1403 be- 
sass Görig der Gruber Wolfstein (2. 14 Nr. 4). 


Im J. 1343 kommen her Chalhoch von Geczen- 
dorf (2. 20 Note 3), seine Hausfrau Agnes und sein Son 
Christian vor ?); der lezte dieser Familie, welche das Landgut 
Gözendorf in der Pf. Oepping besass, Hanns starb ums 
Jar 1450. 


Im J. 1349 gab Ulrich der Rauber (2: 16) dem 
Bischof Gottfried 2 Lehen zu Grub (2. 14 Note 5) um 22 
Mezen dürres Korn und 16 Pf. dl. 2 ' 


Dem Kloster Schlägl gaben Pilgreim und 
Gundacher von Tannberch am 1. Mai 1356 ihre Güter 
zu Wurmprant (3 Pf. dl. Gilte und 2 Teile des ganzen Zehents, 
pass. Lehen) gegen solche zu Herhag (Pr. Altenfelden ), 
Melben, Panholcz und den Zehent zu Vevchtenpach. 
Diese Güter eignete Bischof Gottfried am 13. August 1356 4) 
dem Kloster (dem damals Propst Jans vorstand) gegen 
Ueberlassung der Eigenschaft über die leztgenannten. 

Am 24. Juni 1356 gaben die Brüder Chalhoch V., 
Ulrich Il. und Haug von Valkenstain dem Kloster die 
“ Vogtei auf einem Gute zu Herhag gegen jene auf dem Gute 
zu Harmansdorf. 


— 


In diese Zeit fällt auch die Einfürung des Ungelts in 
Oesterreich, das zwar anfangs nur immer auf ein Jar bewilliget 


— [0 


?) Ennenkl. m. g. I. 268. 
®2) Hoh. II. 195. 

%) Buchinger II. 59. 

#)M. b. XXX, II. 222. 


212 


wurde, jedoch zulezt in eine bleibende Abgabe sich umge- 
staltele, 


Das Patent ist datirt zu Wien am 21. März 1359. Die 
Landherren Graf Burkhart von Maydburg , Eberhart von Walse 
und Berchtold von Pergau im Namen aller Landherren,, Ritter 
und Knechte in Oesterreich bewilligen dem Herzog Rudolf IV. 
gegen Ueberhebung von seiner schlechten Münze von allem 
Wein, Met und Bier, so unter und ob der Ens ausge- 
schenkt wird, von S. Jörgentag d. J. bis über ein Jar den 
10. Pfenning reichen zu lassen; dagegen wird bewilliget, 
dass die Mass um den zehnten Teil kleiner gemacht werden 
dürfe und jedem freistehen sollte, dieselbe kleinere Mass eben 
so theuer zu geben, als früher die grössere. !) 


Diese Auflage rief, wie jede neue Steuer, eine grosse 
Unzufriedenheit hervor, insbesondere da man sie als eine Art 
Zehent betrachtete ?); übrigens wurde diese Abgabe nach und 
nach auch in den benachbarten Ländern eingefürt. 


$) Hoh. III. 815. 


2) Vgl. Suchenwirt bei Primisser 86—88: 
»Hertzog Albrecht , hertzog Lewpolt, 
Mein rat ist euch mit trewen holt; 
Welt ir nu wizzen, waz ich wolt? 

Lat tugent an euch scheinen , 

Duz nert euch dort vor peinen : 

Den ungelt auf den weinen 

Lat ab durch ewer edel tzucht, 

Daz pringt euch selde mit genucht ; 
Der gemeine Fluoch pringt lützel frucht. 
Got hat tzwen tzehent nie beschaffn, 
Dar umb vragt auch di weisn phffaffn , 
Sey des nicht, ir schult mich straffn.« 


243 
2. 26. 


Geldnot und Verpfändungen. Die Herleinsperger. Peil- 


stein. Sprinzenstein. Gneussenau. Stain. 


Im Jare 1359 war die Erwerbung aller Herrschaften an 
der Donau bis zum Ausfluss der grossen Mühl vollendete That- 
sache, allein sie überstieg die Kräfte des Hochstifts. Um die 
drängenden Gläubiger zu befriedigen, musste man das kaum 
Erworbene wieder verpfänden. 

Die Reihe traf! zuerst die Feste Schallenberg, 
welche im Jare 1360 !) an Ulrich dem Leutzenrieder 
um 300 Pfund W. dl. verpfändet wurde. Von diesem löste 
sie »der ersam veste Ritter Tankcehart der Herlein- 
sperger« und seine Hausfrau ein, und erhielt nun selbe am 
20. August 1378 ?) von Bischof Albrecht unter der Bedingung, 
dass er 100 Pfund W. dl. darein verbaue; dazu erhält er jär- 
lich (halb zu Georgi, halb zu Michaeli) von der Maut zu Passau 
50 Pfund W. dl., nemlich 30 Pfund »ze Dienst«, 20 Pfund 
«ze purchuet.« 

NB. Der Stammsiz der Herleinsperger ist one Zweifel der 
im südlichen Teile der Pfarre Rorbach gelegene Herleinspergerhof. 
Der erste ist Reinwart, der in einer Riedecker Urkunde vom 
47 April 1565 vorkommt (Hoheneck III. 279 fürt ihn zum Jare 
1568 auf); Denchlein (Dankwart) der Hirleinsperger erhält am 
9. November 1576 von Dietrich dem Aistersheimer den Hof zu 
hvntprenning (Pf. Rorbach) und einen Judenbrief, -— Die Her- 
leinsperger gelangten zu Ende des 14. und im 15. Jarhunderte 
zu überwiegendem Einfluss im obern Mühlviertel, wie in diesen 
Blättern weiter unten nachgewiesen wird. Die Familie spaltete 
sich nachmals in 2 Linien, deren eine zu Altenhof mit Ulrich 


ums Jar 1598, die andere zu Lichtenau mit Heinrich nach 
1620 ausstarb. 


#) Bericht und Auskonften vom Reichsland und Territorio der Abtey p. 
46 bei Pillwein II. 256. 
2) M. b. XXX. II. 555. 


214 


Die »Vestt vnd Pfleg ze Tannberch« mit 100 
Pfund Gilten wurde am 12. März 1366 ') einem der Haupt- 
gläubiger, Chonrat von Chrey?), auf 8 Jare überge- 
ben; sollte an den 100 Pfund etwas abgehen, so soll es der 
Bischof Albrecht zu Georgi und Michaeli ersezen: dagegen muss 
Chonrat von den 100 Pfund »alle Burger — Burgmannen, 
Reisige), Turner vnd Wachter..... järchleich richten 
vnd bezalln.« 

Das »Gericht ze Peylstein« 3) war dem Lien- 
hart Swennter ®) und seine Hausfrau Kathrey um 60 Pfund 
W. dl. versezt worden; sie traten es am 16. Oktober 1373 5) 
wieder ans Hochstift ab. 

Die Pflege am S. Georgenberge (mit einer jär- 
lichen Burghut von 94 Pfund W. dl., 13%, Schaf oder 81 
MezenKorn und 12 Schaf oder 72 Mezen Hafer M. b. XXX. Il. 
297.) sammt dem Landgericht in der Abbtei (2. 10), 
sowie die »Vestt vnd Pfleg Marspach« ®), und zwar 
leztere um 1000 Pfund W. dl., war dem Hartweig dem Te- 
genhart von dem Tegenberg verpfändet worden. Nach 
manchen Misshelligkeiten verpflichtete er sich am 13. Oktober 
1373 %), die Pflege und das Landgericht am S. Georgenberge 
bis 25. November, die Pflege Marspach aber binnen 3 Wochen 


1)M. b. XXX. Il. 262. 

2) Er war seit 1562 mit Chunrats von Tannberg Witwe, Anna Turs 
von Tiernstain, verehelicht. 

®) Der Markt Peilstein gehörte bis 1812 zu Marspach, und bildete erst 
seither eine eigene Herrschaft, 

4) Die Familie der Schwenter besass $. Martin im Innkreise, so 
z. B. 1425 Hanns der Swenter zu sand Mertein. 

5) M. b. XXX. IL. 307. 

*) 1567 war Chunrat der Herleinsperger Pfleger zu Mar- 
spach (Hoh. II. 279). 

”)M. b. XXX. II. 504. 


245 


dem Bischof Albrecht zu lösen zu geben, in der Zwischenzeit 
aber von diesen Festen aus weder die Walsee (als Besizer 
von Falkenstein) noch jemand andern zu befehden. 

Die Festen Ranarigl, Viechtenstein, Ober- 
und Nieder-Wesen, Haichenbach, Gericht und 
Markt Velden, Riedeck, kamen in die Gewalt der Grafen 
von Schaunberg, wahrscheinlich um das Jar 1374 herum ; die 
Pfandbriefe sind nicht mehr vorhanden, da sie wol absiclhıtlich 
vernichtet worden sind. 

Die Feste Sprinzenstein (£%. 14, 16, 18) besass 
seit dem ersten Drittel dieses Jarhundertes Jans von Mar- 
spach, der wärend seiner Minderjärigkeit unter der Vormund- 
schaft Chunrads von Tannberg stand. Dieser leztere unter- 
wand sich, wie eine — wahrscheinlich nach dem Tode Jan- 
sens verfasste — Denkschrift des Klosters Schlägl vom Jare 
1381 erzält, des von einem Morspecken bei seinem Eintritte 
in das Kloster Mauerberg dabin geschenkten »Morspeken- 
waldes«, da ihn das Kloster unbenüzt liegen liess. Als Jans 
sich verehelicht hatte, verkaufte er den Wald an Eberhart 
von Walse zu seiner Herrschaft Valchenstain 
(2. 24), welcher ihn, als dem Kloster Schlägl gar nahe ge- 
legen, demselben oftmals zum Kaufe anbot. 

Jans von Morspach baute im Jare 1369 (nach Pillwein 
Mühlkreis II. 298) eine Kapelle in Sprinzenstein und stif- 
tete dazu einen Priester; den Pfarrer von Rorbach aber 
entschädigte er mit 2 Gütern zu Winkel (Piarre Aigen). ') 

Nach Jansens Tode ergriff Wernhart der Grans 
(aus der Familie der Gransen von Uitendorf) vom Schlosse 
Sprinzenstein Besiz, trat jedoch dasselbe im Jare 1382 2) 
um 500 Pfund W. dl. an seine Muhme Gutta die Mar- 


!) Hieraus würde folgen, dass Sprinzenstein damals zur Pfarre Rorbach 
gehörte. 
2) Hoh. II. 501. 


216 


späckin (vielleicht die Erbtochter Jansens) ab. Durch diese, 
die wahrscheinlich mit Rudolf von Scherfenberg ver- 
mält war, kam die Herrschaft an die Scherfenberger. !) 

In einem Urfehdebriefe des Lippel des Entzendorffer auf 
den Grafen Heinrich VII. von Schaunberg lautend ddo. 8. Sep- 
tember 1379 ®) kommt Orttlein phleger zw sprintzn- 
stain vor, 

Dieser leztere, dessen Geschlechtsnamen unbekannt ist, 
nannte sich bald von Sprinzenstein, dessen Pflege er verwal- 


tete, bald von seinem Landsize Blumau °) an der grossen 
Mühl, 


!) Diese Anname ist die natürlichste ; wenigstens lässt sich dann erklä- 
ren, wie Rudolf von Schärfenberg 1396 die Vogtei über Sarleins- 
bach beanspruchte, und wie die Gebrüder von Scherfenberg 1421 
das Schloss an die Starhemberger verkaufen konnten ($. 28). 

2) Urkunde von Eferding. 

®) Das Landgut Blumau besass am 25. November 1414 °) Thomas 
der Rasp, am 20 Februar 1479 Ruland der Pabenöder“) 
im Jare 1498 Bernhard der Stadler, am 4. Mai 1552, im 
Jare 1554 und am 28. Mai 1556 Gregor der Stadler"), die- 
ser leztere starb im Jare 1559, und liegt mit seiner Gemahlin Ku- 
nigunde gebornen Messenböck und seiner Tochter Katharina in der 
Pfarrkirche zu Kirchberg begraben (8. 29), Am 50. März 1565 er- 
scheint Georg Neuhauser von Rueting im Besize Blumau’s 
(»Plumbau«e), von ihm kam es an die Jörger, und von diesen 
im Jare 1627 an das Hochstift Passau. 

Im Jare 1656 besass dieses Landgut — wahrscheinlich als pas- 
sauisches Lehen — Andreas Karlath; später aber wurde es in 
einen Bauernhof verwandelt. 

Der von Pillwein II. 269 angeführte Heinrich von Plumaw 
gehört nicht hieher. 


*) Schlägler Urkunde. 
**) Riedeck. Urkunde. 
***) Hoh. Ill. 70%. 706. 


ZU 


Am 8. Jänner 1391 !) verschaffte er (Otto von 
Sprinzenstein gesessen zu Plumaw«) seiner Haus- 
frau Ursula, der Alhartzpekchen Schwester, 200 Pfd. 
W.dl., nemlich 100 Pfund Morgengabe und 100 Pf. Heiratsgut, 
und wies ihr dazu den Siz zu Plumau gelegen in Alten- 
veldner Pfarre und Neunveldner (2. 28) Gerichte an; 
die Uebertheuerung auf diesem Size über obige 200 Pfund 
sollen seine 2 Töchter Ursula und Guetlein erben. Sollte 
seine älteste Tochter Margret auch mit erben wollen, so 
muss sie das, was sie bereits erhalten, conferiren. Im Falle 
ihres beiderseitigen kinderlosen Ablebens vermacht er seinem 
Schwager Stephan dem Alhartzpekehen und dessen 
Bruder 300 Pfund W. dl. Die Urkunde siegelten »herr Gun- 
dakchervonTannberchk (2.29), herr Rudolph von 
Scherffenberchk (zu Sprinzenstein), Peter Schön- 
auer Landrichter zu Velden (2. 28) Otto’s Schwager, 
und Ulrich der Lehner , Otto’s Oheim. 

Otto von Plumaw erscheint zulezt am 10. Jänner 
1404 als Zeuge. 

Im Jare 1369 sehen wir den Herzog Albrecht M. 
von Oesterreich einen Akt ausüben, der offenbar andeu- 
tet, dass er die Landeshoheit über-das Land jen- 
seits der grossen Mühl beanspruchte: er erlaubte 
nemlich dem Andreas Gruber (2. 14 Nr. 4), die Feste 
Stain an der kleinen Mühl bei Liebenstain in der Pfarre Al- 
tenfelden aufzubauen, worüher ihm der leztere am 5. Oktober 
1369 zu Linz ?) einen Gehorsambrief ausstellte. 

Die Bewilligung zur Erbauung neuer Burgen war damals 
bekanntlich eine Prärogative der Landesfürsten, und sehr son- 
derbar scheint es, dass der Bischof dagegen nicht protestirte. 
Denn die Veste Stain wurde wirklich aufgebaut, ‘und nach 


1) Riedeker Urkunde. 
2) Hoh. II. 212. 
Mus. Jahr, Ber. XX. 15 


218 


Andreas Grueber hausten auf ihr Jakob Gruber im Jare 
1383 und Nikla der Gruber im Jare 1410. ') 

Andreas der Gruber wurde am 2. September 
1374 ?) in der Fehde des Zachreis des Hadrär mit dem Bischof 
und der Stadt Passau, auf welch’ lezterer Seite er stand, er- 
schlagen: wie dies aus der Vergleichsurkunde ddo. 31. Juli 
1376 3) zu entnemen ist, worin Zachreis der Hadrer verspricht, 
der Stadt Passau nicht entgelten zu lassen, wenn er von der 
Witwe, den.Freunden oder Dienern des Herrn Andreas des 
Grueber angesprochen oder angefallen würde. 

Vom Windberg wissen wir in diesem Zeitraume we- 
nig Bemerkenswertes; der Pfarre S. Oswald (2. 18) ge- 
schieht Erwähnung in einem Reverse Heinrichs von Stätzing 
ddo. 27. März 1363, worin selber dem Probste Weigant von 
S. Florian von dem Leibgedinge eines Zehents in dieser Pfarre 
järlich 4 Pfund dl. zu reichen verspricht. 

Der Siz in Aigelsberg (unweit Steinbach Pfarre Wald- 
kirchen) hatte sich bis jezt in den Händen freier Leute befun- 
den; Friedrich der Schwarz sah sich jedoch genötigt, 
am 4. Mai 1367 #) »sein gesäzz datz Ayglisperge« ) 


1) Hoh. III. 282. 89. 

2) Er liegt in der Kirche vu S. Martin begraben: »+t Anno Domini 
1574 2da Sept. obijt Andreas dietus Grueber hie sepultus.« 

»)M. b. XXX. II. 322. 

4) Notizenblatt 1854, p. 587. 

5) Dieses Gut ($. 8 Nr. 2) gebörte im Jare 1596 dem Georg Aigel- 
sperger (wol ein Son des Friedriek Schwarz) *); am 4. Mai 1417 
kommt vor Hanns Ludmanstorfer (2. 19 Note 4) dy czeit 
gesessen czw aigerinsperig "); im Jare 1515 gehörte Aigl- 
sperg dem Hanns Grembser Pfleger zu Liebenstein, 1522 und 
1524 seinem Sone Jörg Grembser ““), 1602 den Artstettern. 


Nun ist es Ruine. 
u RE 
*) Hoh. II. 3, 
**) Eferding. Urk. 
**) Hoh, DI. 208. 


219 


und den dazu gehörigen Hof in der Pfarre Waldkirchen und 
Wessenberger Gericht, die er bisher als fre ies Eigen (ef. 
2. 1) besessen, den Herrn Friedrich, Rudolf und Heinrich von 
Walse-Ens zu Lehen aufzutragen und von ihnen wieder als 
Lehen zurück zuempfangen. 9) 

Das sgesäzz bze Gnäwzzenaus, das Stammgut 
der Gneussen (2. 8 N. 12), passauisches Lehen, besass damals 
Wernhart der Teuerbanger, ?) 

Dieser verkaufte am 48. Juli 1370 9) mit Einwilligung 
seiner Hausfrau Katharina und seiner Söne Hanns und Stefan 
das Schloss, die Hube zu Ruekkas pering, freies Eigen, 
eine Hube zu Weigleinstorf (2. 8), Lehen von dem Val- 
kensteiner , ein Lehen an dem Stainach, rechtes Eigen , 4 
Hofstätten in der Gell (Kleinzell), Lehen von den Ro- 
senbergern, und 5 Hofstätten ebendaselbst, die in das 
Gesäss zu Gneussenau gehören und freies Eigen sind, an Pe- 
ter den Harracher. 4) 

Zu Gunsten des lezteren verzichteten Porcz el und 
Petterl Brüder die Chapplan 5) und ihre Hausfrauen 


———- 


‘) Die Urkunde siegelten ausser ihm seine Oheime Peter der Har- 
rocher und Athaker der Piber. 

?)Die Teurwanger stammen von der in der Pfarre Vorchdorf an 
der Alm gelegenen Ortschaft Teuerwang. 

®) Harracher Urkunde, 

#) Die Urkunde siegelten Wernhart, sein Son Hanns, Wernhart von Ai- 
stersheim, Wernhart und Sighart die Gnäwzzen. 

°) Als mutmassliche Vorfaren der Kaplan haben wir 1222 den Mar- 
chart von Tagenbach (#. 11) und 1269 den Otto von Ten- 
leinsbach (%. 16) bezeichnet, In einer Riedeker Urkunde vom 23- 
Juli 1357 kommt Friedlein der Kaplan als Burggraf zu Lo- 
benstein, 1565 Wernher der Chapplan vor. Die Kaplan 
teilten sich seit Anfang des 15. Jarhundertes in 2 Linien zu Tänd- 
leinsbach (Dantelsbach bei Hofkirchen) und zu Leiten (bei Fal- 

15* 


220 


am 17. Aug. 1379 1) auf die obgenannten rosenberg. Lehen 
bei Czell und am Stainach. Die Urkunde siegelten Por- 
czel, ihr lieber Vetter Otleyn der Chapplan (dessen 
Siegel einen Helm mit 2 Büffelhörnern und der Umsehrift: 
S. Ott de Chapelan zeigt) und Hainreich der wysinger 
di zeit Phleger zum Newhaus (9. 23 & 27) 2). 

Der Siz Gneussenau kam von den Harrachern an 
die Diendorfer (2.30) 1434—1524; an Georg Perk- 
hamer 14534— 1540; Erasmus Kaplan 1553; 1560 
besass ihn Zacharias, 1646 Hanns Neithart °), 1566 


kenstein), beide Edelsize rürten von Oesterreich zu Lehen. 
Am 24. September 1455 empfingen Hans und seine Hausfrau Bar- 
bara den Siz zu Leiten, sein Bruder Simon den Siz zu Ten d- 
leinsbach von König Lasla zu Lehen. ') 

Am 21. Dezember 1411 verkauften Werndell der chap- 
pellan und seine Hausfrau Barbara dem Erbern weissen hart- 
lieben dem Herleinsperger dy tzeit Pfleger tze Val- 
kenstain (2. 28) 2 Güter zu Charleinspach, falkensteinsche 
Lehen, in Pharchirchner Pharr vnd in Veldner Lantgericht etc 
um 80 Pfund W. di. Die Urkunde siegelte sein lieber Vetter der. 
Erber weiss wernhart der Chapellan tzw Lewtten. 

4447 war Sigmund, 1514 Heinrich Kaplan Pfleger zu 
Lobenstein (Hoh. III. 81, 82). Das Geschlecht starb um 1590 mit 
Hanns Balthasar, k. Forstmeister in Neubau, aus. — Vgl. auch die 
2. 28 & 51. 

Ein »Hainreich der Chapplan« erscheint am 15. Okto- 
ber 1425 als Pfleger zu Eschelberg. 

i) Harracher Urkunde. 

2) Vgl. Walseer Urkunde ddo. 29. September 1566 im Notiz. 1854, 
p- 586. 

®) Zu dieser Familie gehören der Kardinal Neithart (t 1680) und der 
aus den Befreiungskriegen bekannte preussische Feldmarschall A u- 
gust Neithart Graf von Gneissenau (geb. am 28. Okt. 1760). 


*) Notizenblatt 485%, p. 158. 


221 


Wolfgang Steuber, Hofrichter von S, Florian ; 1581 er- 
heiratete Erasm Märk mit Ursula Neithart (Hoh. III. 394) 
das Schloss, das seine Nachkommen noch im Jare 1655 be- 
sassen ; 1659 gedieh es an die Fieger u. = £. 


8. 97. 


Die Schaunberger Fehde und ihre Folgen. 


Die Macht der Grafen von Schaunberg hatte damals ihre 
grösste Ausdehnung erreicht; von Passau bis gegen Linz, von 
der Donau bis an den Atersee dehnten sich ihre — freilich 
nur in losem Zusammenhang stehenden — Besizungen aus. 


Gestüzt auf die grosse Zal ihrer Vasallen, verschwägert 
mit den mächtigsten Dynasten, verbündet mit den Herzogen 
von Baiern, ja mit Herzog Leopold Ill. selbst: konnte es Graf 
Heinrich VII. wol wagen, den Kampf um die Unabhängigkeit 
mit Herzog Albrecht Ill. von Oesterreich aufzunemen (vergl. 
Archiv für österr. Gesch. XVII. 157). 


Wie es scheint, ‚benuzte Herzog Albrecht die zwischen 
dem Grafen Heinrich und Heinrich von Walsee-Ens obwaltende 
Misshelligkeit, in welcher selbe am 16. Oktober 1379 auf 
Herzog Leupolt kompromittirt hatten, als nächsten Anlass zur 
Geltendmachung seiner Ansprüche. 


Die Sachlage muss schon im Anfange des Jares 1380 
sehr bedrohlich ausgesehen haben, da Graf Heinrich für nötig 
erachtete, sich der Treue seiner Diener auf jede Weise zu 
versichern: so versprach Chunrat von Velden, einst 
Richter daselbst, am 28. Jänner 1380 !) dem Grafen 
Heinrich VII. von Schaunberg und seinen zwei Sönen Hein- 


. 4) Eferdinger Urkunde. 


222 


rich VII. und Ulrich I,, den Ort nicht verlassen zu wollen 
»dy weil sy denselben Marchkt in habent.« 1) 


Schon am 17. März 1380 bestellte Herzog Albrecht den 
Reinprecht von Walse zum Anfürer der Truppen gegen Hein- 
rich von Schaunberg und brachte am 1f. Mai 1380 den Herzog 
Friedrich von Niederbaiern dahin, ihm (um den Preis von 
Wildeneck) alle zu machenden Eroberungen zuzusichern. 


Ueber den Verlauf des Krieges kann ich mich kurz fassen : 
von vielen seiner Mannen und seiner Bundesgenossen verlassen, 
verlor Graf Heinrich in kurzer Zeit die meisten seiner Besi- 
zungen und wurde noch im selben Jare auf der Schauenburg 
belagert. 


In diesem Gedränge schloss er am 12. Jänner 1381 mit 
Herzog Albrecht einen Waffenstillstand bis Pfingsten, und unter- 
warf sich einem Schiedsgerichte; zugleich jedoch mussten die 
schaunberg'schen Pfleger: Mert Angrer zu Haichen- 
pach, Peter Hager (2. 28) zu Viechtenstein, 
Erasm. Aichperger zu Wesen (Öberwesen) und Hein- 
rich Mitterecker auf dem Nidern Haws ze Wesen 
laut einer am 12. Jänner 1381 zu Newnhaus gelegen auf 
der Tvenaw ausgestellten Urkunde ?) geloben, diese Festen 
dem Herzog Albrecht auszuliefern, wenn Graf Heinrich dem 
Ausspruch der Schiedsleute nicht Folge leistet, Die Lehen-, 
resp. Sazbriefe über diese Festen wurden an den Burggrafen 
Friedrich von Nürnberg und den Landgrafen Johann von Leuch- 
tenberg übergeben. 


Da nun Graf Heinrich bei günstiger Gelegenheit den in- 
zwischen verlängerten Waffenstillstand brach, so wurden ihm 


1) Diesen Revers bezeugten Chunrats Herr her Gundachker von 
Tannberch, Nyclas der herrn von Rosenberch schafler, 
und des Ausstellers Bruder Henslein von Velden (9. 12 & 28). 


2) Kurz Albr. III. II. 222. 


223 


durch Ausspruch des Schiedsgerichtes ddo. 28. Februar 1382, 
der am 9. April 1382 von Herzog Leupolt als Obmann be- 
stätiget wurde, die vier verpfändeten Schlösser abgesprochen. 


Mittlerweile war auch der neue Bischof von Passau, 
Johann, auf die Seite der Gegner Heinrichs getreten (1381); _ 
um den gänzlichen Verlust der Donauschlösser abzuwenden, 
schloss er sich an die österreichischen Herzoge an. Die eine 
Gefar ward beschworen, die andere aber zog herauf. 


. Der Widerstand des Grafen dauerte fort und Ranarigl], 
von wo aus der Pfleger Jans der Jägenräuter das 
Hochstift und dessen Helfer schädigte '), sowie Neuhaus, 
dessen Mautner Heinrich der Poltz sich noch am 25. Nov. 
1382 mit seiner Hausfrau und seinen Erben, mit Leib und 
Gut verband, bei seinem Herrn dem Grafen Heinrich zu ver- 
bleiben, wurden von Graf Heinrich fortwärend behauptet. 

Erst, als jede Hoffnung, sich länger mit Erfolg be- 
haupten zu können, geschwunden war, schloss Graf Heinrich 
am 42. Oktober 1383?) mit Herzog Albrecht Frieden unter 
folgenden Bedingungen : 


1. Graf Heinrich nimmt alle seine Güter in Oesterreich 
zu Lehen von Herzog Albrecht °); 


2. er verzichtet auf alle Ansprüche auf Starhemberg und 
Weidenholz ; 


3. er verspricht, die Maut von Aschach ein Jar lang in 
-Neuhaus einzuheben ; 


1) So fing er den pass. Rottenfürer Gllg den Anvelld. vergl. M. b, 
XXX. II. 355. 

2) Kurz Albr. IN. II. 241. 

®) Herzog Albrecht belehnte am 17. Oktober 1585 zu Linz den Grafen 
Heinrich mit den Festen Schaunberg, Stauf, Neuhaus und Eferding, 
welche dieser seinem Lehensherrn dem Bischof von Passau aufge- 
sendet und aus dessen Händen sie der Herzog empfangen hatte, 


222° 


4. er verkauft dem Herzog Albrecht das Schloss: Kammer: 
im: Ätergau ; 

5. er verspricht, die »Saezbrief ‚ die vns geben sind; von 
dem. Bischof von: Pazzow vber des Gotzhaus Vesten vnd 
gesloz auf der Tunaw, vber Velden vnd Riedegg« 
dem: Herzog; Albrecht: auszuliefern. 


Diese leztere Bedingung zeigt, dass Herzog Albrecht 
nicht gesonnen war, dem Bischof one weiters die eroberten 
Festen zurückzugeben ; er hatte sich eben den günstigen Augen- 
blick ersehen, um das Mühlland unter seine Herrschaft zu 
bringen. 

Er sicherte daher am 16. und 17. Oktober 1383 !) dem 
Bischof Johann die. Rückgabe der Festen Viechtenstain, 
Ober- und Nieder-Wesen, Ranarigl, Haichen- 
bach, Velden und Riedeck nur gegen Zalung von 
8000 Pf. dl. und mit der ausdrücklichen Beschänkung ?) zu, 
dass der Bischof ihm mit selben beständig sei 
und sie nur an österr, Dienstleute verseze. 

Am 12. Juli 1384 3) quittirte Bischof Johann bereits 
den Grafen Heinrich von Schaunberg über die Sazbriefe von 
Viechtenstein, Wesen, Ranarigl, Haichenbach, 
Riedeck, den Markt und das Gericht Velden, 
den Markt Gallneukirchen nebst dem Zehent, welche 
alle er laut eines offenen Briefes des Herzogs Albrecht durch 
Gundacker von Tannberg, pass. Pfleger zu 
Ranarigl, und Erasmus Aichperger, Pfleger zu 
Wesen, richtig ausgeliefert erhalten habe. 

Seit dieser Zeit war der Einfluss der österr. Herzoge im 
Mühllande ein überwiegender — rürten doch die Donaufesten 


1) Urkunde im k. k. Hausarchiv; M. b. XXX. II. 367. 

2) Diese Verpflichtung musste auch Johanns Nachfolger, B. Georg, am 
3. Okt. 1589 erneuern. 

®, Notizenblatt 1851, p. 376, 


225 


nun gewisser Massen von ihnen zu Lehen; — im Laufe des 
15. Jarhundertes wurde die passauische Herrschaft ganz ver- 
drängt, und die österr. Landeshoheit befestigt. 

Graf Heinrich VII. von Schaunberg versuchte zwar nach 
einigen Jaren nochmals, die Herrschaft über die obere Donau 
zu gewinnen; er fürte gegenüber von Neuhaus !) ein Kastell 
auf, um den Strom sperren zu können. Nach kurzer Fehde 
liess sich jedoch der alternde Graf am 7. Sept. 1386 ?) 
herbei, den Neubau abreissen und die Gräben ausfüllen zu 
lassen, 


1) Neuhaus wurde mit Schaunberg, Stauf und Peuerbach am 50. April 
4414 von Graf Johann im Falle seines kinderlosen Absterbens an 
Graf Hermann von Cilly vermacht; dieselben Schlösser empfing Graf 
Bernhard am 19. Nov. 1456 (Notizenblatt 1854, p. 288) von K. 
Lasla zu Lehen. 

Pfleger zu Neuhaus waren: 1579 Heinrich der Wysinger 
(% 26), 1584 — 1586 Thomas der Apfentaler, 1589 Chri- 
stan der Vrleinsperger, 1392 Ulrich der Apfentaler, 
1409 — 1410 Gundacker von Tannberg ($. 29), 1411 
Chunrat der Oeder, 1442—1447 Ulrich v. Schärfenberg, 
1450 David Kaplan, 1465 Martin Aspan, 1464 — 1467 
Sigmund Steinpöck, 1478 Hanns Wachinger. 


#) Kurz Albr. III. I. 51, 


Dritte Periode. 
(1384 — 1528.) 


2. 28. 


Falkenstein. Die passauischen Pfleger. Neufelden. 
Schlägl. 


Die Herrschaft Falkenstein war noch immer in den 
Händen der Walsee (2. 24), wie aus einer Urkunde ddo. 
41. April 1416 !) zu entnemen ist, wodurch Herzog Albrecht V. 
genemigt, dass Reinprecht von Walsee (t 1423) von den 
ihm versezten Festen Neuburg am Inn und Falkenstein 
so lange den Nuzen ziehe, bis der Saz um dieselben gelöst ist. 

Die Lösung scheint erst um das J. 1440 durch die 
Oberheimer bewerkstelligt worden zu sein, und an sie 
ging dann der Saz über (2. 31). 

Als walsee'sche Pfleger zu Falkenstein kommen 
vor: 1384 und 1385 Christian der Teusenberger?); 
1396, 1401, 1403, 1411 (2. 26 Note 5) und 1419 Hart- 
lieb der Herleinsperger, 1437 Lienhart der 
Herleinsperger?), 

Dass die Herrschaft Falkenstein bis an die böhmische 
Grenze reichte (9. 8 Nr. 7), erfaren wir aus 2 Eferdinger 
Urkunden: 


1) Oedt’sches Handbuch p. 229. 
2) Hoh. III. 282, 279. 
%)). c. 416. 


227 


«) Am 4. September 1396 verkauften Stephan die 
tzeit Richter in der wilden Renna ') und sein Son 
Stephel ihren von der Herrschaft Valkenstain lehenbaren 
dritten Teil Zehent auf dem Chlaffer (2. 14 Nr. 2) vnd 
datz Freindorff (Pf, Ulrichsberg) an Vlrich von Scharten 
dietzet Ampman gein valchenstain. Die Urkunde 
siegelte u. a. Peter der capplan diezeit phleger 
zw haichenpach (2. 26 Note 5). 


b) Am 17. Juli 1403 versezte Frydl Schreyber dy zeit 
Ambtman zu Valkenstein seinen dritten Teil Zehent 
auf dem »Chlaffer vnd yn dem Aygen ze freyndorf, 
der Lehen ist von vnser herschaft vnd phleg zu Valken- 
stain« dem bescheidnen Vllreyehen von Scharten um 412 Pf, 
W. dl. Ausser Hartlieb Herläsperger sigelte Peter der Kap- 
pelan dy zeit gesessen daz Tädlaspach, 


Von den verpfändeten Festen war zuerst Marspach im 
J. 1373, dann Tannberg im J. 1374 wieder ans Hochstift 
gefallen (2. 26). 


Auf dem Schlosse Tannberg stellte Bischof Johann am 
8. Juli 1381 ?2) auf Dietrich den alten Päpstlein, Bürger zu 
Freistatt, einen Lehenbrief um mehrere Zehente aus. — Als 
passauische Pfleger zu Tannberg kommen vor: am 16. Aug. 
1390 Albrecht der Jegenrewter, am 29. September 
1401 Friedrich der Mülwanger, 1403 Eckhart 
Herleinsperger. ) 

Marspach scheint um 1396 an Rudolf von Scherfen- 
berg (zu Sprinzenstein ) verpfändet gewesen zu sein, da 


!) Wildenranna gehörte bis 1765 zu Falkenstein. Vergl. ‚auch die 
8. 18 & 31. 

2) Freistätter Urkunde. 

®M. b. IV. 210, 


228 


selber mit dem Bischof Georg von Passau wegen der »we- 
rung«, der »Stewer« und des »paws« zu Marspach in Streit 
geriet, und lezterer in Folge Schiedsspruch des Andreas Her- 
leinsperger ddo. 30. September 1396 ?) sich herbeilassen musste, 
dem ersteren in bestimmter Frist 620 Pf. zu leisten, wogegen 
Scherfenberg (als Herr auf Sprinzenstein ) auf die Vogtei über 
die Hofstatt zu Serleinspach (Sarleinsbach) »da der 
Kapplan aufsiczt« verzichtete. Als Pfleger zu Marspach er- 
scheinen: 1378 Niklas der Jud?), 1384 Dankh wart der 
Herlsperger°), 1390 Hertneid der HerleinanArsne 
1411 Lyenhartt der Grueber. 


Zu Jochenstein, das bis jezt ganz allein vor dem 
Schicksal der Verpfändung bewart worden, war im J. 1386 
Albrecht der Jägenreuter Pfleger. 4) 


Zu Haichenbach finden wir 1381 den Martin 
Angerer (2. 27), 13914 5) und 1396 den Peter Kaplan 
als Pfleger. 


Zu Viechtenstein waren Pfleger: 1390 W olfher 
der Synnczendorffer, 1401 Stefan der Mautner 
von Kazenberg, 1444 Thomas der Siegenheimer, 
1454 Vivianz Fraunberger zum Huebenstein. 

Zu Wesen war im J. 14046) Rappolt der Al- 
brechtsheimer. ') 


1)M b. XXX. II. 454. 

2) In dem Urfehde-Briefe des Reinprecht von Polheim und seiner. Söne 
Philipp und Marchart auf Graf Heinrich von Schaunberg lautend. 

®) M. b. V. 68. 

4) Buchinger II 83. 

) Hoh. III. 80. 

6) M. b. XXXI. II. 29, 54. 

”) Die Albreehtsheimer erscheinen schon im 12, Jarh.; 1140: Lui- 
toldus de Albrechtshaim et Dietmarus frater eius, ce. 1200 Otto et 
Griffo fratres, 1258 Otto, 1260 Griffo (M. b. III, 440, 516, 519; 


229 


Auf der Veste Schallenberg, welche von 1378 
(2: 26) bis 1443 (2. 30) den Herleinspergern versezt war, 
treffen wir als Pfleger: 14141 .und 1415 Hanns den Pon- 
halm und 1434 Wenzla der Panhalm. 

Liebenstein (29. 8 & 31) wurde im J, 1433 von 
Bischof Leonhart an Berthold von Losenstein verliehen 1), 
1457 von Ulrich von Starhemberg gekauft, Pfleger 
waren: 1410 und 1413 Dankwart der Hautzenberger, 
1435, 1441 1445 Urban der Rasp 9 

Partenstein (22. 15 & 23) war dem Engelhart 
Gruber (2. 14 Nr. 4) als Sicherheit für zwei dem Bischof 
Georg dargeliehene Summen von 146 Pfund W. dl. und 
354 Pfund dl. versezt, jedoch im Jare 1421 3) wieder einge- 
löst worden. 

Zu Ranarigl war 1384 (2, 27) und 1386 4) war 
Gundacker von Tannberg Pfleger. 

Allein schon am 9. April 1390 5) sah sich Bischof Georg 
genötigt, für eine Forderung von 3100 Pfund dl. diese Feste 
(»seins, gotzhawss vestt ainew dew egenantt der Rennari- 
gel«) dem Hanns Geyselperger °) und seiner Hausfrau 


XXIX. II. 226, 429). — Am 16. Oktober 1447 kauften Kaspar, 
Pangretz und Michel die Albrechthaimer von Bischof Leo- 
nard die Feste Wesen mit sambt dem Turn darob und dem 
Urbar »als wir die vor in Satzweis inngehabt haben«, u. s. £. 
unter Vorbehalt einer Wiederlösung nach dem Erlöschen des Manns- 
stammes der Albrechtsheimer (M. b. XXXI. II. 390). Damit ging 
Wesen für Passau verloren. 

#) Hoh. II. 372. 

®) Hoh. III. 89, 284; Buchinger II. 157. 

®)M. b. XXXI. II. 171. 

4) Buchinger II. 85 

5)M. b. XXX. II. 398. 

*) Sein Vater war wol christan von Geyselperig (M. b. XXX. IL. 
264). Er selbst war 1594, 1405, 1409, 1410 Pfleger am S, 


230 


Agnes (»dew emaln het hern Petern der hager (. 27) 
dem got genad«) als Leibgeding zu verleihen; die Burghut 
sollte ihm järlich zu Georgi und Michaeli entrichtet werden. 
Stirbt ein Teil one Kinder, so werden den überlebenden 500 
Pfund Saz auf der Feste gutgeschrieben; erhalten sie Kinder, 
so müssen selben 700 Pfund hinausbezalt werden. 

Im Anfange des 15. Jarhundertes war Ranarigl wie- 
der ans Hochstift zurückgefallen: 1421 ') war Gilig der Pe- 
tersheimer ?), 1429 2) Peter Schönstetter, 4) 

Der Markt Haslach mit allem, was zu demselben 
gehört, »ausgenommen das Obergericht mit seiner Zugehö- 
rung« wurde am 27. April 1421 5) von Ulrich von Ro- 
senberg mit Zustimmung des Bischofs Georg an Rein- 
precht von Walsee verkauf. Nach dem Tode Rein- 
prechts (1450) kam Haslach wieder €) an die Rosenberger 
(2. 31). Ä 

Sprinzenstein (2. 26) wurde im Jare 1421 °) von 
Wolfgang von Scherfenberg au seine Vettern Georg, 


Georgenberg (M. b. XXX Il. 455; XXXI. IL 54, 59, 85, 91) und 
verkaufte die von Oesterreich zu Lehen rürende »Vest Wallden- 
vells gelegen in Wallpurger pfarr», welche seine Hausfrau von 
ihrem ersten Mann ererbt hatte, am 16. August 1590 um 1000 
Pfund dl. an Herzog Albrecht III. von Oesterreich. 

1)M. b. XXXI. IL 176. 

- 2) Er war früher, 1416, lichtenstein'scher Pfleger zu Rutenstein im 
untern Mühlviertel. 

8). c. 451. 

4) Schönsteter war 1454 — 1457 zu Fürsteneck, 1458 — 1459 zu 
Warmpach Pfleger ($. 50). 

5) Eferdinger Urkunde. 

6) Haslach bestand in der Mitte des 15. Jarhunderts bereits als ei- 
gene Pfarre (M. b. XXVII. I. 504), die aber auf die nächste 
Umgebung des Marktes beschränkt war. 

?) Hoh. II. 481. 


231 


Hanns, Ulrich, Ruger und Gundacker von Star- 
hemberg übergeben. Lange blieb diese Herrschaft nicht in 
den Händen der Starhemberger, da ihrer von 1428 an in kei- 
nem Teilbriefe Erwäntng geschieht; sie kam ‘one Zweifel um 
diese Zeit an die österreichischen Herzoge, die sie 
bis ins 16. Jarhundert besassen (2. 32); im Jare 1441 kommt 
Christof Fraunstorfer als Pfleger vor. !) 

Am 14. November 1418 ?) wurden mehrere österrei- 
cehische Lehen im Mühlland: der Rudolfshof, der 
Zellhof und eine Hofstatt dabei — von Herzog Albrecht V, 
an Gundaker von Starhemberg verliehen. 

Die »phleg und das Lantgericht ze Velden« 
erhielt Andreas der Herleinsperger °), dem das Hoch- 
stift grosse Summen schuldete, am 14. September 1393 4) von 
Bischof Georg auf Lebenszeit. 


Andreas der Herleinsperger Ritter, war pas- 
sauischer Vicedom und 1412—1419 Verweser der Hauptmann- 
schaft ob der Ens. Er brachte viele hochstiftische Schuldbriefe 
an ‚sich: so bezalte er dem Walsee’schen Schreiber Martin dem 
Ranynger 400 Schock böhmische Groschen und 500 Pfund W. 
dl.; dem Wilhelm Nussdorfer Pfleger zu Obernberg verbürgte 


F 

4) Buchinger II. 157. 

2) Or. im k. k. geh. Hausarchiv. 

®) Den Gebrüdern Hartlieb, Andre und Ekhart den Herlein- 
spergern verkaufte am 50. April 1597 Hainrich der Vrlein- 
sperger (2. 29) den Haselhof (Haslbauer bei Vierling), das Gut 
am Chobel (Kobler an der kleinen Mühl) und die Fuegselmuel 
(Fixlmül am Lichtenbach) alles gelegen in Sarlspekcher Pfarr und 
Veldner Landgericht, und das Gut zu Grueb vor dem Fäuchten- 
pach in Altenfeldner Pfarr um 160 Pfund W. dl. Die Urkunde 
siegelte »der Edel Ersam her Gundakcher der Tannberger 
ze Pirichenstain« (?. 29). 

4) M. b. XXX. IL 426. 


232 


er sich für 1500 fl. und zalte 6500 fl. von 'einer Schuld pr. 
8000 fl.; dem passauschen Pfleger zu Swabdorf Sigmund von 
Polhaim ‘gab er 700 Pfund di., 900 Goldgulden und 25 P. Pfd. 
dl., und entlehnte für das Hochstift von Gilgen dem Peters- 
heimer Pfleger zum Rennarigel 400 fl. Dafür nun versprach 
Bischof Georg unterm 13. August 1421 '), ihm allen zugehen- 
den Schaden zu ersezen und verschrieb ihm pfandweise die 
evesten Tannberchk.« 

Velden und Tannberg verblieben auch bis ins 16. Jar- 
hundert herleinspergische Pfandschaft. 

Andreas der Herleinsperger (Pfleger zu Neuburg am Inn) 
stiftete am 11. Jänner 1413 2) (Mitichen nach S. Erhard) in 
der von ihm mit 2 Altären gebauten Kapelle zu Rorbach 
eine tägliche Messe bei Sonnenaufgang. Aus dieser Stif- 
tung erwuchs später das Benefizium. ?) 


NM. b. XXX. II. 176. 

?2) Hoh. III. 283. 

3) Nach der von Andreas Herleinsperger, seinen Brüdern, dann seinen 
Vettern Udung und Leonhart gesiegelten Stiftungsurkunde widmete der 
Stifter hierzu den Hof zu Anch in Feldkirchner Pfarr, den hal- 
ben Zehent in dem ganzen Markt Rorbach und das Burgrecht 
daselbst, gelegen bei der Badstube, das früher den Bürgern gehört 
hat, und darauf nun der jeweilige Kaplan sizen soll. 

Vogt soll sein nach ihm sein Bruder Hartlieb, dann sein Bru- 
der Eckhart, darnach »unter vnserh Sünen allweg der älteste.« Der 
Kaplan darf die Güter nur mit Wissen des Vogtes vertauschen. 

Die oberste Vogtei steht dem Bischof von Passau zu. Sollten 
sie — die drei Brüder — one Söne sterben, so soll der älteste 
des Geschlechts die Vogtei übernemen. 

Wird die Besezung der Stelle über einen Monat verzögert, so 
kann sie der Bischof besezen. Sollte das Geschlecht der Herlein- 
sperger ‘ganz aussterben, so geht die Vogtei an den Bischof über. 

Der Kaplan kann einen Tag in der Woche feiern, one dass ihm 
dadurch 8 seinem Einkommen Abbruch geschehen soll; an die- 


233 


Pfleger zu Velden waren in diesem Zeitraume: 
1391 !) Hertlein der Herleinsperger, 1413 And- 
reas Herleinsperger selbst (2. 23). 

Landrichter waren: 1391 Peter Schönauer 
(2. 26); 1400, 1410 und 1411 Egloff der Newnkir- 
cher, späterhin um 1412 Heinrich der Kaplan. 

Aus dem J. 1410 ist noch ein Gerichtsbrief des 
Landrichters Egloff Newnkircher übrig 2), worin durch Frag 
und Urteil (alte Form 22. 3, 13, Note 1) erkannt wird, dass 
das Gut, welches Heinrich der Kaplan von Herrn Gun- 
dacker von Tannberg geeignet, von aller Königsteuer frei sei. 

Eglof kommt als Zeuge auch in zwei Schlägler Urkunden 
vom J. 1411 vor, wodurch die Gebrüder Wernhart der 
Schurff (22. 20, 22) gesezzen auf dem Walichshof 
und Heinrich der Schurff gesezzen in dem Haus zu 
Langenhals (Langhalsen bei Neufelden) und des lezteren 


sem Tage aber soll der Pfarrer von Rorbach (damals her 
Mertein), der dafür Güter erhalten hat, die Messe durch einen 
andern Priester lesen lassen. Der Kaplan soll täglich das Gedächtnis 
aller Herleinsperger feiern, sich nach dem Evangelium in der Messe 
am Altare umkeren und für alle Herleinsperger ein Pater noster und 
ein Ave Maria beten lassen. 

Der Nachlass des Kaplans soll zum Nuzen der Kapelle verwen- 
det werden. 

Wird die Messe nicht täglich gelesen, so sollen Richter, Bür- 
ger, Zechleute und die ganze Pfarrgemeinde zu Rorbach den Lehens- 
herrn der Kapelle bitten, einen andern Kaplan einzusezen. 

Beiläufig mag hier noch bemerkt werden, dass auf die Pfarre 
Rorbach, die seit 1521 dem Kloster Schlägl gehörte (%. 21), nach 
der damals allgemein üblichen Weise mit Weltpriestern besezt 
wurde, welche an das Kloster järlich 4 Pfund, an die Domkustodie 
1 Pfund zu entrichten hatten. — Mit Klostergeistlichen wurde die 
Pfarre regelmässig erst im 17. Jarhunderte besezt. 

9) Hoh, III. 282. 
2) Hoh. II. 81. 
Mus, Jahr. Ber. XX. 16 


234 


Hausfrau Anna 6 Güter zu Czagelau gelegen in Aigner 
Pfarre und Veldner Landgericht !) an Propst Martin 
von Schlägl verkaufen. 


Die Pfarre Velden gehörte nach einem noch erhal- 
tenen Verzeichnisse (M. b. XXVII. I. 504) um diese Zeit zum 
Dekanate Gallneukirchen ; das Hochstift war Patron, und es 
war bei jeder Veränderung in der Person des Pfarrers eine 
Taxe von 50 Pf. dl. zu entrichten, ein Umstand, der auf die 
grosse Einträglichkeit der Pfarre schliessen lässt. 


Um diese Zeit kommt endlich, auf den Markt Velden 
angewandt, zuerst die Benennung Neufelden vor (cf. 9. 26). 


Am 6. Februar 1392 nemlich geben »Peter probst 
dacz sand Mareinslag (Schlägl), Nycla der preyal« und 
der ganze Convent dem »erbern beschaiden Sigharten von 
Lonueld dy zeit phleger ze Newnwalsse ?) und seiner 
Hausfrau Elspet einen Schuldbrief über 77 Pf. W. dl. Zalung 
ıst 14 Tage vor oder nach Lichtmess, widrigens muss das 
Kloster »zwen erbern mit zwain knechten vnd mit vir pfarten 
in die laistung legen, wo si vns hin vadernt gein Lonueld 
oder gen Newnuelden, an der zwaier stet ainew in ein 
erber gasthaws,« bis die Schuld getilgt ist. Die Urkunde sie- 
gelten das Kloster, Sighart von Lonueld und hans von 
velden (2%. 12 & 27). 

Das Kloster Schlägl scheint damals ziemlich herunter 
gekommen zu sein, da sowol der Hauptmann ob der Ens, 
Reinprecht von Walsee, als auch die Herzoge von Oesterreich 
es für nötig erachteten (am 5. und 10. Juni ‚1408), den 
neuen Propst Martin zu verpflichten, die Propstei wenigstens 
4—2 Jare hindurch zu verwalten. 


1) Die einzigen Urkunden, welche dafür sprechen, dass sich das Land- 
gericht Velden bis an die böhmische Grenze ausdehnte, 


®2) Oberwalsee. 


rn 


235 


Am 411. September 1420 wurde auf Befel des Her- 
zogs Albrecht V. von Oesterreich (%.9& 27) und 
im Auftrage des Hauptmanns ob der Ens Reinprecht von 
Walsee auf Grund eines Missivs des Abbtsvon 
Milewsk (2. 9) durch den passauischen Vicedom Andreas 
Herleinsperger mit Zuziehung des Pfarrers von Feld- 
kirehen Andreas Grassenreiter, des Pfarrers von Alten- 
felden Stefan Ploch, des Pfarrers von Rorbach 
Wolfgang perchkherr, dann der Priester und Rleriker Hein- 
rich Steinpeck, Nikolaus Perkherr und Andreas 
Hauzenberger vorgenommen. Propst Wernhard, Prior 
Johann und die Mönche wurden zur Observanz der Kloster- 
regeln ermant, und es wurde verfügt, dass in dem Falle, als 
der Propst als oberster Ueberwacher der Klosterbrüder in 
dieser seiner Pflicht farlässig erscheint, der Pfleger von 
Falkenstein (2. 9 Note 1) die Sache an den Landeshaupt- 
mann und dieser wieder an den Herleinsperger bringen sollte, 
damit jede Uebertretung der Klosterdiseiplin gestraft werde. 


Interessant ist der Schiedsspruch, welcher nach ge- 
pflogenem Augenschein in dem Streite des Bischofs Jo- 
hann mit Propst Heinrich von Schlägl über die Grenzen 
(»gemerkchte«) der beiderseitigen Besizungen »von Obern- 
flätting (Patting) auf vnez in den Vinsterpach (2. 21) 
zwischen der grozzen Mühel vnd der chlainen« ?) am 
12. Juli 1385 gefällt wurde ?). 


»Bei dem ersten, was von Obernflätting gelegen 
ist vnez in den tobel zwischen cherspawmaw (bei Kersch- 
baum) vnd weichselpawm (Weixelbaum) vnd in dem 
selben tobel auf zwischen vnsers (des Bischofs) dorfis ze 


4) Erste urkundliche Unterscheidung der grossen und der kleinen Mühl 
(ef. 2. 15). 
») M. b. XXX. II. 570, 
16* 


236 


Chirichpach (Kirchbach) vnd irs dorffs ze Hohenperg 
vntz zu irm dorff ze Mitterraw vntz auf den alten Schef- 
weg (die an den Finsterbach fürende Hochstrasse ), das das- 
selbe dem egenannten Chloster beleibe vnd wie das ist, das 
vnser voruodern sälig, vnser Gotzhaws vnd wir die Chers- 
pawnaw vnd die drew dorfler in der obern vnd nidern 
tirgruoben vnd in prewer (Öber-, Nieder -Tiergrub ; 
Preuer bei Julbach ) lannge zeit in nutz vnd in gewer (2. 2) 
herbracht vnd vnezher inngehabtt haben, doch geben wir von 
sundern genaden dieselbe Cherspawnaw, baid tiergrueb vnd 
im prewer vnd was darzu gehöret, was des enhalb des alten 
schefwegs gen der grozzen Mühel gelegen ist, dem ege- 
nannten Chloster dobei fuerbas ze beleiben än allen chrieg, 
darzu sol auch demselben Chloster was sust liegtt enhalb des 
altenschefwegs gen der grozzen Mühel werez auf entrichts 
nach demselben alten schefweg vntz in das chlain Mühel- 
haupel (Ursprung der kleinen Mühl), vnd von demselben 
Mühelhaupel in das Trübpachel (Nebenbach des Finster- 
bachs), vnd von demselben trübenpachlein vntz in den vin- 
sterpach, wie das genannt ist, hinfür auch beleiben än 
alles gevär; Ausgenommen vnser vnd vnsers gotzhaws lehen- 
recht, vnd ob ander läwt icht rechtens doselbens habent. 

Was aber hiedishalben Cherspawmaw gen der chlainen 
Mühel auf vntz auf den Altenschefweg auf nach den obge- 
nanten gemerkchten gelegen ist, es sein dorffer, Güter, Akcher, 
Wismad, Oed vnd Wald, wie das genant ist, dasselbe alles 
soll vns vnd vnserm gotzhaws beleiben auch an allen chrieg. 
Ausgenomen zwaier gut ze Weichselpawm, zwair guet 
ze Stirberch (bei Peilstein) vnd dreyr Guet ze Ma- 
richslag (Martschlag). Dieselben Siben guet die beleibent 
voraus dem egenanten Chloster als die enher darzu gehört 
habent.« 


237 


2. 29. 


Gundacker von Tannberg. Pührnstein und die Starhem- 
berger. Stiftung von Kirchberg. 


Ortneid von Tannberg (2. 24) hatte eine neue Linie 
des tannberg’schen Stammes !) begründet; sein älterer Son 
Ulrich Il. brachte wahrscheinlich die von Passau lehenbare 
Burg Pührnstein (22. 8, 22, 23) an sich, und vermälte 
sich im Jare 1338?) mit Anna, Tochter Gundackers von 


Starhemberg. 

Er hinterliess aus dieser Ehe nur einen Son, Gundacker I,, 
welcher um das J. 1339 geboren wurde, im J. 1354 (2. 24) 
zuerst erwänt wird, selbstständig aber erst im J. 1356 (2. 25) 
auftritt; nach Hoheneck war er mit Barbara von Traun ver- 
‚ehelicht. Er war 1384 und 1386 Pfleger zu Ranarigl 
(2. 27 & 28), 1393 zu Neuburg am Inn (M. b. V. 77), 
1409 und 1410 zu Neuhaus (2. 27). 

Im J. 1369 3) verlieh ihm Graf Rudolf von Hohenberg 
das Marschallamt des Bistums Passau in der Weise, wie 
er. selbst solches von dem Hochstift zu Lehen hatte, und mit 
der Bedingung , dass dieses Amt im Falle seines kinderlosen 
Abganges an dessen Oheim Rudiger von Starhemberg und 
seine Erben übergehen sollte. 


1) Ortneid 1287 — 1551; ux Margret 1505 — 1522. 


Ulrich D. 1322—1544, Wernhart Pilgrim III. 1522— 1356. 
ux. Anna v. Starhemberg 1322. kuna + 1368; ux. Ritter 
1558, vidua 1546. Burkhart v. Waldburg 1361. 


z— 

Gundacker I. zuPührnstein, 

1554 — 1410, + 1411; 
ux. Barbara von Traun. 


nm un Sm nn an nn nn m m mn 
Wolfgang, t 15. Sep- Barbara, ux. 1598 Ursula, ux. Stefan 
tember 1404. Martin Satlpoger, von Toppel 1581, 


2) M. b. XXX. II. 266. 
®) Preuenhuber coll. gen. 795. 


238 


Gundacker vergrösserte sein Stammgut bedeutend ; durch 
Kauf brachte er an sich: 1369 von den Gebrüdern Si- 
mon, Friedrieh und Christian den Steinaber- 
gern t) die Müle in Arrauffen (Obrafmüle an der kleinen 
Mühl) in der Pf. Altenfelden ?); 1388 von Ulrich Gunt- 
harsberger (2. 24 Note 4) die Hube auf der Leuthen 
Pfarre Altenfelden; 1390 von Wernhart dem Perndor- 
fer (8. 14 Nr. 5) die Lehenschaft auf dem Gute zu Fraun- 
schlag (2. 12) ®); 1394 von Sigmund Cheltz (2. 14 Nr. 1) 
51% Güter und den Zehent auf einem Gut zu Hedling 
(Högling) , Lehen von Tannberg, 2 Güter zu Kuching (Kieking 
bei Arnreut) und das Gütl zu Wurtzwell (Wurzwaller bei 
Schörsching) , halb Lehen von Passau, halb von Tannberg, 
alles in der Pfarre Altenfelden #), 1396 von Heinrich Ur- 
leinsperger Pfleger zu Partenstein (2. 23) den 
Hof zu Orth in Särleinsbacher Pf. 5), halb Lehen von 
Oesterreich und halb von Tannberg, und ein Gut am 
Höflein. ®) 

1378 versezten ihm Rueger der Kätzl (2. 14, Seite 
145, Note 5) und seine Hausfrau Hedwig ?) ihr Gut bei dem 


1) Ueber die Steinaperger vgl. die $2. 20 Note 2, 22 & 25. 
Friedrich der Steinaperger kommt noch im Jare 1588 vor. Der 
lezte war wol Wolfgang der Steinenperger (Notizenblatt 1854, 
p. 555). Die Feste Steinaperg kaufte Gundacker v. Tannberg 
im Jare 1562 von Ulrich von Falkenstein (Hoh. III. 751). 
Vgl. auch 2. 15 Note 2 und 2. 31. Die Feste war wol schon im 
15. Jarhunderte nicht mehr bewont. 

2, Hoh. II. 751. 

B\ö]zc: 

MER 

5) Obernort Pf. Lembach. 

8)01.0.0092: 

?) Ruger der Kätzl hatte als Heiratsgut seiner Hausfrau von seinem 
Schwiegervater Ranung v. Staudach 2 tannberg’sche Lehen zu 


239 


Kropplein in der Leiten in Altenfeldner Pf., Morgengabe 
der Hedwig !) 

1387 löste er die an Eckart den Cheltz (2. 14, 
Seite 145, Nr. 1) verpfändete Hube zu Atzleinstorf 
Pf. Altenfelden von dessen Söne Sigmund ein. ?) 

Am 13. März 1399 ) traffen Gundacker und Bischof Ge- 
org einen Gütertausch, wornach ersterer 2 Güter in Wint- 
sperg (Winzberg), 1 daz den Haiden (Haiden) alle 3 
öde liegend in kirchpärger winkchel (siehe weiter 
unten), 1 zu Obernfewchtenpach (2. 22) und 1 zu 
Erlpach; letzterer aber 4 Güter zu Herweg (Hörbig); und 
1 zu Krantzagl (Krondorf Pf. Sarleinsbach) erhielt. Jedes 
Gut diente järlich 1 Pf. dl. Herrengilte, 8 Mezen Korn, 16 
Mezen Hafer »an zwen, drei schilling pfenning«, 4 Käse a 4 
dl., 4 Hüner, 40 Eier, 1 Schött- Flachs. ®) 

Am 16. März 1402 5) sandte Gundacker der Tann- 
berger zu Pirchenstain seine hochstiftischen Lehen: 
den ganzen Zehent auf 1 Gut zu Rätzing, auf 4 Gütern zu 
Niderndorf und den halben Zehent in Rempelstorff 
(alle in der Abbtei) dem Bischof Georg auf, behielt dagegen 
den halben Zehent auf einem Gut und einer Sölde zu Gla- 
ezing (Klozing 9. 21) sich und seinen Erben bevor. 

Im Jare 1388 kaufte Gundacker von Sigmund Stainpöck 
Güter zu Wintsperg (Winzberg Pf. Kirchberg), Schelling 
(Pfarre Sarleinsbach), Langenwappling (Wippling Pfarre 
Rorbach), Schlag und Ghuching, pass. Lehen, dann 


Gotzgassing (2. 16 Note 1) und Eezleinsreyt erhalten. (Ge- 
richtsbrief Gundakers von Tannberg ddo. 29. Mai 1401). 

#) Hoh. III. 305. 

2) 388: 

3) M. b. XXX. II. 486. 

4) Vgl. die Preisansäze im 2. 22 Seite 189 Note 1. 

5) M. b. XXXI I. 17. 


240 


zu Atzlasperg ( Atzesperg Pf. Altenfelden), Cholparz, 
Herhag, Altenfelden, Wasen, Niedernhart (Pf. 
Niederkapell) und Ayglenstorf (Pf. Lembach) tannbergische 
Lehen. 


Den Rittershof zu Altenfelden verkaufte 1410 
Nikol der Gruber von Stain an ıhn. 


Gundacker von Tannberg gründete die Kirche zu Kirch- 
berg, und schenkte im Jare 1404 1) sowol zur Pfarrkirche 
S. Peter, als auch zum Gotteshause $, Syxt zu Al- 
tenfelden ..je ein seidenes Messgewand und einen Kelch. 
Dem Kloster Engelszell übergab er den Zehent auf 17 
Häusern in Kellberger Pf, in der Abbtei, wogegen sich Abbt 
Ulrich am 25. Mai 1409 ?) verpflichtete, für Gundacker einen 
ewigen Jartag järlich am nächsten Mittwoch nach S. Martinstag 
des Nachts mit gesungener Vigil und des Morgens am Pfingst- 
tag mit einem Seelenamt zu halten. 


Gundacker von Tannberg tritt am 15. Juni 1410 °) zum 
lezten Male auf und starb zu Anfang des Jares 1411, unge- 
fär 72 Jare alt, one männliche Erben zu hinterlassen. 


Er wurde in der Kirche zu Kirchberg begraben ; sein 
Monument , das ursprünglich im Presbyterium eingemauert ge- 
wesen sein soll, stellt einen gerüsteten Ritter dar, der in jeder 
Hand ein Fähnlein hält. Zu seinen Füssen sind zwei Wappen 
ausgemeisselt: dem Beschauer rechts 2 kreuzweis gelegte Aeste, 
links das tannberg’sche Symbol. 


Die Umschrift — teilweise unleserlich — lautet: 


m 


!) Laut Reverse der Pfarrer Niklas Kastner von Altenfelden 
(war 4415 Pfarrer zu Gramastetten, + 1418) und Friedrich 
Veichter zu S. Peter ddo. 10. Jänner 1404, 


?2) Riedecker Urkunde Nr. 266, 
®) Eferdinger Urkunde, 


241 


Yahsetliedshe . dni . 


et, filius. ei wolf 
gangus. qui. obit. anno. dnni, M.OCCGC,1IIJ.® in. die. sti. nico- 
medis mris. 

Gundacker hatte nur einen Son, Wolfgang, der nach dem 
Grabsteine am 15. September 1404 starb, und zwei Töch- 
ter erzeugt, von denen eine, Barbara, im Jare 1398 mit 
Martin dem Satelpoger vermält war. 

Die Herrschaft Pührnstein kam nach deutschem Le- 
henrecht, welches eine Vererbung auf Töchter nicht kannte, — 
jedoch wahrscheinlich in Folge einer Erbeinigung und durch 
Gunst des Bischofs Georg — an die Gebrüder Kaspar 
und Gundacker von Starhemberg. !) 

Der jezige Pfarrbezirk Kirchberg gehörte in ältesten 
Zeiten zur Pfarre Altenfelden (2. 6) und hiess der »Kirch- 
berger-Winkel (siehe oben); jedoch wurde schon zu Ende 
des 14. Jarhundertes in der Kapelle zu Kirchberg ge- 
tauft und begraben, und wurde daher dieser Bezirk schon im 
Jare 1389 eine Pfarre (2. 8) genannt. 

In dem leztgedachten Jare nämlich ?) versicherte Sig- 
mund der Cheltz (2. 14, Seite 145, Nr. 1) seiner Haus- 
frau Margret, Tochter des Ulrich Leutzenrieder (2. 26), 130 
Pfund Heiratsgut und 50 Pfund Morgengabe auf folgenden tann- 
bergischen Lehen: auf dem Gut zu Gattern ?°), auf dem 


1) Erasm der Satelpoger stritt zwar den Besiz an und fürte einen lang- 
wierigen Streit mit den Starhembergern, der sich jedoch nach dem 
Jare 1470 für ihn ungünstig endete. 

2) Hoh. III. 89. 

®) Der Hof zu Gattern wurde 1420 von der Witwe des Sigmund 
Cheltz, Magdalena, an Hartlieb Hörleinsperger um 50 Pfund dl. ver- 
sezt (Hoh. III. 89); er kam sammt dem Gute in Wizleinstorf an 
ihre Töchter: Barbara, Hausfrau des Ulrich Katzprenner (£. 14, Seite 


242 


Hof zu Witzleinstorf und auf dem Pfunt Gelts dabei, alles 
gelegen in Kirchberger Pfarre. 

Gundacker von Tannberg, der zalreiche Besizungen in 
dieser Gegend hatte, erbaute nun die als Filialkirche zur Pfarr- 
kirche n Obernfelden (Altenfelden) gezogenen Kapelle 
zu Kirchberg »schön vnd köstlich«,, und stiftete daselbst 
mit Einwilligung des Pfarrers Peter (Seefelder) von Altenfelden 
5 Messen in der Woche. ?) 

Die Vogtei über die Kirche, welche sich Gundacker 
von Tannberg vorbehielt, ging nach seinem Tode auf die Ge- 
brüder Kaspar und Gundacker von Starhemberg 
über. 

Auf Bitte der lezteren , in Anbetracht der von ihnen und 
Gundacker von Tannberg geleisteten Dienste, erhob Bischof 
Georg von Passau am 29. April 1411 ®) die Kapelle zu 
Kirchberg »die vormaln zu der pfarkirichen geen velden 
vnser Lehenschaft gehört hat,« zur selbstständigen 
Pfarrkirche; die Gebrüder von Starhemberg als Inhaber 
der von Passau lehenbaren Feste Pirchenstain sollen die 
Pfarrkirche Kirchberg »leihen einem frummen, geleuntingen pfaf- 
fen oder ainem clerik oder Schuler, der in ainem Jar mag ze 
priester werden« und diesen ihm präsentiren. Der Pfarrer von 
Kirchberg soll jenem von Velden »von Zynnses oder ander 
sach wegen nichez pflichtig noch schuldig sein.« 

Zu dieser Verfügung gab der Pfarrer Peter Seuel- 
der von Altenfelden am 9. Mai 1411 °) seine Einwil- 
ligung. 


145 Note 5), und Helena, Hausfrau des Mert. Prantner, die ihn 
1459 an die Gebrüder Ulrich und Hanns von Starhemberg verkauften 
(Hoh. III. 506). 

1) Bestätigungsbrief des Bischofs Georg ddo. 8. Aug. 1407 aus dem 
Vidimus dd. 17. Mai 14419. 

2) Eferdinger Urkunde. 

®) Vidimus ddo. 17. Mai 1419, 


243 


Als ersten Pfarrer präsentirten die Starhemberger 
den Heinrich Wohlschlager von Haslach, wel- 
cher laut bischöflichen Dekretes vom 12. Mai 1411 !) instituirt 
und vom Pfarrer von Pfarrkirchen in den Besiz der 
Pfarre installirt wurde. 

Ein zweiter Pfarrer war Leonard Heimböck, 
welcher als Geschäftsfürer des Wolfgang von Starhemberg in 
die demselben verliehene Pfarre Traphaya laut Auftrages des 
Erzbischofes Friedrich von Salzburg ddo. 19. November 1450 ?) 
eingefürt werden sollte. 

Am 24. Jänner 1501 °) musste sich der Pfarrer von 
Kirchberg, Thomas Veldner, verpflichten , diese Kir- 
che redlich verwalten, und auch nicht einmal ein Testament 
one Wissen des Gregor von Starhemberg machen zu wollen. 

Die ununterbrochene Reihe der Pfarrer von Kirch- 
berg beginnt mit Ambros Vaschang 4) im Jare 1573 
und ist folgende: 

1573 — 1591 Ambros Faschang ; 1591 — 1624 Nikolaus 
Wissbacher ; 1624 — 1651 Peter Grimmik ; 1653 — 1660 Jo- 
hann von de Velde; 1660 — 1670 Balthasar Schaltenhauser ; 
1670—1681 Sebastian Präliber; 1681—1692 Wolfgang Franz 
Heinig; 1692—1695 Adam Huebmer 5); 1695 — 1703 Philipp 


1) Abschrift ddo. 17. Juni 1605 zu Riedeck Nr. 274. 

2%) Riedecker Urkunde Nr. 451. 

®) Riedecker Urkunde Nr. 1265. 

4) Sein Grabstein in der Kirche hat folgende Inschrift: » Anno M. D.XCI. 
XX. Januarij/Pie in Christo obdormivit/Venerabilis Dominus Ambros. 
Dionysiacus/Alias Faschang, qui christianissime per 17/Annos praefuit 
Eeclesiae Dei Kirchbergensi.« 

5) Er war 1675—1695 Pfarrer in Lembach (2. 15), und machte 
eine Stipendienstiftung pr. 25 fl. für einen armen Studirenden aus der 
Pfarre Lembach, sowie zur Bezalung des Schulgeldes für 7 arme 
Kinder aus Lembach, Sarleinsbach, Putzleinstorf und Neufelden, 


244 


Strobl; 1703 — 1708? Georg Erasmus Haider; 1708 — 1711 
Mathias Streller; 1741—1734 Johann Sigmund Zeillnstein (war 
44 Jare Priester); 1734—1736 Johann Wenzl Strobl; 1737— 
1755 Josef Mayrhofer; 1755 —1769 Josef Dentl; 1769—1784 
Thomas Schredl ; 1784—1792 Jakob Metz ; 1792—1796 Ge- 
org Mairhofer; 1796 — 1801 Bartholomäus Andorfer; 1801— 
1820 Ildefons Wieser; 1820—1832 Franz Schachinger ; 1832— 
1838 Benedikt Layber ; 1840 — 1855 Ignaz Kny (nun Pfarrer 
zu Pfarrkirchen); 1855 Josef Frauscher. 

Die Pfarre Kirchberg liegt zwischen der Donau, der 
grossen und kleinen Mühl, zölt 17 Ortschaften mit 170 Häu- 
sern und 1120 Einwonern. ') 

In der Kirche befinden sich folgende Grabsteine: 

1. des Gundacker von Tannberg t 1411. 
2. des Gregor Stadler t 1559, seiner Hausfrau Kunigunde 

Messenböck und seiner Tochter Katharina (2. 26). 

3. des Ambros Faschang t 20. Jänner 1591. 
4. des Pfarrers Adam Huebmer t 18. Februar 1695. 
5. des Pfarrers Johann Sigmund Zeillnstein t 18. November 

1734. 

6. des Pfarrers Josef Mairhofer t 1755. 
7. Oberhalb der Sakristeitür ist folgende Grabschrift : 

»Alhi ligt begraben der Edl und Gestreng herr Hiero- 

nymus Schlux zu Grub und haglau, ge- 

wesster Starrhembergischer lehenbrobst Jn Oesterreich ob 
und under der Ennss et sambt seinen beden frawen und 
khindern, welcher gestorben ist den 24. tag Septembriss 

Jn 1603. Jahr, dann die Edle und Erhentugendreiche 

frawen Sabina Schluxin, ein geborne Schmitsspergerin, 

welche gestorben ist den 15, tag Juny im 1599. Jahr 


1) Kirchberg hat 15 H., 105 E.; Dorf 11 H., 82 E. (cf. 2, 24). 
Grub 9 H. 59 E. (2. 14, Note 5); Obermühl 20 H., 149 E. 
(%. 25); Partenstein 8 H., 58 E., Witzerstorf 16 H., 106 E. 


245 


und Elisabet Schluxin, geborne Häckhelpergerin, bei 
deren erzeugt 4 Eheliche kinder so in Gott Endschlafen 
den — !) Amen.« r 

8. Auf der entgegengesezten Seite: 
»Hie Ligt begraben die Edi vnd Ehrntugenthaffte fraw 
hedtwig haynmosserin Ein geborne Nümitschin von Sche- 
newalt auss der schlessing vnd ist gestorben zu Ney- 
felden so wier den Sterben geflohen Jm 1599. Jahr 
den 24. Dezember Ires alters im 52. Jahr dere Gott ge- 
nedig Sei Amen.« 


2. 30. 


Das Mühlland und der Windberg in der ersten Hälfte des 
15. Jarhunderts. 


1. Waldkirchen. 


In einer zu Assisi am 4. September 1393 ausgestellten 
Bulle erlaubte Papst Bonifaz IX. dem Propste von S. Florian, 
nach dem Tode oder der freiwilligen Resignation der gegen- 
wärtigen Pfarrer von Vöcklabruck, Ried und Waldkirchen 
die Seelsorge der gedachten Pfarren durch Conventualen ver- 
walten und den Ueberschuss der järlichen Einkünfte zum Nuzen 
des Klosters verwenden zu dürfen. 

Anfangs suchte man die Pfarrer Nicolaus von Vöcklabruck, 
Martin von Ried und Chrysogonus von Waldkirchen 
(seit 1383 daselbst Pfarrer) zur Resignation zu bewegen : spä- 
ter wurde jedoch ein Pfründentausch heliebt ; Niklas von Vöck- 
labruck sollte mit Johann Gekging von Wuldestorf, Martin von 
Ried mit Wenzl Thyem von Lasberg, und Chrysogonus von 
Waldkirchen mit Stefan von Enzestorf zu Otzpach die Pfründen 


i) Der Raum ist unausgelfüllt, da Elisabet Schluxin als Witwe wahr- 
scheinlich anderswo starb und begraben wurde. 


246 


tauschen, worauf die neuen Pfarrer selbe dann sogleich gegen 
lebenslänglichen Unterhalt dem Propste abzutreten hätten. Der 
Papst beauftragte mit der Ausführung dieses Geschäftes den 
Abbt von Baumgartenberg. !) 

Allein die Sache unterblieb wegen der vielfachen Schwie- 
rigkeiten: aus diesem Grunde erscheint Chrysogonus noch 
in den Jaren 1400, 1409 und 1413 (2. 23) als Pfarrer von 
Waldkirchen. 

In den Jaren 1417—1426 ?) war Peter von Poll- 
heim Pfarrer in Waldkirchen. — Unter ihm ver- 
kauften Heinrich der Steinpeck und seine Hausfrau Mar- 
gret am 20. März 4424 ihr Gut »Handen« der Zeche zu 
Waldkirchen. 

Bald darauf, wahrscheinlich im Jar 1427 ®), traf Wald- 
kirchen, Leonfelden, Haslach, Sarleinsbach, 
Rorbach und das Kloster Schlägl das Schiksal der 
Verheerung durch die Hussiten. - 

Um Geld zum Wiederaufbau des Pfarrhofes zu 
Waldkirchen, »den vor ezeiten die vngelaubigen habent 
abgeprent vnd zerstört« verkaufte der Pfarrer Wolfgang 
Satlöder (1437— 1448) am 20. April 1441 eine Hofstatt 
zu S. Johann. 

Sein Vorgänger, der Pfarrer Friedrich Fraunt- 
halben hatte unterm 29. September 1434 eine wöchentliche 
Gottesleichnamsmesse zu Waldkirchen durch Widmung zweier 
Huben in der Pfarre Gramastetten gestiftet. 


a) Kleinzell (2. 8) war von jeher eine Filiale von 
Waldkirchen ; als Pfarre wird Kleinzell zuerst im Jar 1359 


1) Vgl. »Vöcklabruck« von Stülz im Musealberichte pro 1857, p. 17 
bis 19. 

2) Hoh. II. 69. 

3) Stülz S. Florian p. 56. 


247 


(2: 23 Note 2), dann im Jare 1406 in dem Sazbriefe Hein- 
richs des Hindterholzer um das obere Lehen in der Pfarre 
Kleinzell und das Gut Marbach auf Gundacker von Tannberg 
lautend. !) 

Die erste bekannte grössere Stiftung in Kleinzell rürt von 
den Diendorfern ?) her. 

Am 18. Juli 1434 gab Jörg Dierndorferzu Gneus- 
senau dem Pfarrer Friedrich Fraunthalben von 
Waldkirchen tauschweise seinen Anteil an der hinter dem 
Pfarrhofe zu Kleinzell gelegenen Wiese (sog. Zel- 
lerwiese) sammt Gehsteig zum Brunnen und dessen Be- 
nüzung gegen eine Schmide und Abhaltung von 3 Messen, 1 
Seelenamt und Vigil im Gotteshause Kleinzell, die 
durch den Pfarrer selbst oder den Vikar in der Zell per- 
solvirt werden müssen. 

Diese Stiftung wurde am 5. Juni 1453 auf testamenta- 
rische Anordnung des Jörg Diendorfer von dessen Witwe 
Anna durch Abtretung eines Flecks innerhalb des Gartens in 


#) Hoh. III. 254. 

2) Die Diendorfer (worüber auch Hoh. Il. 108 zu vergleichen) wa- 
ren kleine Edelleute aus der Gegend von Diendorf Pfarre Peilstein. 
So vertauschten am 6. Oktober 1467 die Gebrüder Stefan und 
Hanns Dyenndorfer zu Gneussenaäu an Ulrich von Starhem- 
berg 5 Güter zu Dyenndorf in Peilsteiner Pfarr und Veldner 
Landgericht. Für den Hof in Weigleinstorf und halben Zehent 
auf dem Pawhof zu Gneussenau in Zeller Pfarre und Has- 
lacher Landgericht. Die Diendorfer besassen Gneussenau von 
1454—1524 (2. 26). Ihre Stammreihe ist folgende: 

Friedrich 1417. 


Jörg I. 1454, t c. 1452: ux. Anna vidua 1453, 
Hanns 1445—1502. Stefan 1467—1500. 


TR 
Jörg II. 1521—1524. 


248 


der Zellerwiese oberhalb des Weges mit 2 Messen vermehrt. 
Der Revers des Pfarres Andreas Falbenhaupt (t 1465) 
von Waldkirchen ist vom 13. Juli 1453 datirt. 


Am 6. Juli 1481 gab Hanns Diendorfer einen 
Fleck von seiner Hofwiese zu Kleinzell für einen andern 
an der Friedhofmauer dem Pfarrer Stefan Teich- 
mann von Waldkirchen; am 14. Dezember überliess er dem 
Pfarrhofe die Zellerwiese ganz gegen Abhaltung einer w o- 
chentlichen Samstagmesse zu Kleinzell. 


Zulezt stiftete noch Stefan Heyss am 3. Juni 1502 
4 Messen zu Kleinzell mit dem Oed »Sturmgen.« 


Die Kirche, dem h. Lorenz geweiht, wurde am 21. Mai 
1452 von dem Weihbischof von Passau Sigmund Bischof von 
Salona eingeweiht, 

Zwar sassen in Kleinzell im Laufe des 16. und 17. 
Jarhundertes wiederholt Vikare ?), jedoch wurde ein stabiler 
Geistlicher erst im Jare 1690 in der Person des Conventuals 
von $, Florian Mathäus Ferdinand Egger ( — 1697 ) angestellt. 
1724 wurde der Pfarrhof gebaut, 1803 die Leichenkammer 
errichtet und 1844 ein Kooperator hergesezt. Eine Umpfarrung 
fand 1784 statt. 

Die Vogtei gebürte den Schallenbergern, wurde aber 
am 24. Dezember 1625 von K. Ferdinand II, dem Stift-S. Flo- 
rıan übertragen. 


b) S. Johann (9.8 & 21) blieb Vikariat von Wald- 
kirchen. Als Vikar kommt in den Jaren 1400—1409 Tho- 
mas Derr von Linz vor. 


ı) 4543 Hanns Gruber, 1556 Wolfgang Vlicher, 1560 Sigmund Puech- 
ler, 1576 Noe Penzinger, 1601--1629 Jonas Jakob, 1656 Stefan 
Byhelmayr, 1667 Kaspar, Chorherr von Au, 1669 Ferdinand Langetl, 
1672 Jakob Lindtmair, 1678—1689 Leonard Winkler. Die Stelle 
war oftmals Jare lang unbesezt. 


249 


Am 4, Juni 1430 stiftete Elsbet, Tochter Ulrichs des 
Perkheimer und Witwe des Hanns Ludmanstorfer 
(2. 19 Note 4) einen Jartag zu S. Johann. Den Brief 
siegelten ihr Vetter Wolfgang Perkheimer, Hanns Steina- 
berger (cf. 2. 20 Note 2; 22, 23, 29 Note 4) und 
Peter Gaubiez. 


Il. S. Peter am Windberg. 


Diese Pfarre umfasste noch die Sprengel von S. Peter, 
S. Stefan, Helfenberg und Haslach bis an die böhmische Mühl 
(siehe unten). 


Zu S. Stefan am Riedl bestand wol schon seit dem 
12. Jarhunderte eine Filialkirche (2. 8), es wurde dor: wol 
auch getauft und begraben !), jedoch die Seelsorge noch immer 
von S. Peter aus versehen. 


Zu S. Peter stiftete am 13. Oktober 1384 Heinrich 
Zagler mit 4 ß auf dem Gute Leibolezed 3 Messen. 

Laut Reverses des Pfarrers Friedrich Väwchter 
ddo. 4. Juli 1400 stifteten sich die drei Brüder Paul von der 
Aich, Philipp zu Arnolden und Peter von Peyrach (Bairach 
Pf. Neufelden 2, 141) einen Jartag mit einem Holze und einem 
Acker »Niederluzz an dem hunzrukke,« 

Wenzel der Panhalm (2. 28) verkaufte am 4. April 
1437 de Knogelmüle zu S. Peter an Hanns Schmid 
Bürger zu S. Peter (2. 21 Note 1). ?) 

Am 27. September 1444 verkaufte Michael der Weber 
zu S. Peter sein Gut Knogl daselbst der Kirche. 


1) Am 20. März 1455 verkaufte Tiburz, Son des sel. Stefan Lud- 
manstorfer, mehrere Zehenlte, darunter 2%, zu Leichenstampf 
Pfarre S. Stefan. 

2) Die Urkunde siegelte der edle und weise Erhard Marschalk 
Pfleger zu Pührnstein (2. 51). 

Mus, Jahr, Ber. XX. 17 


250 


III. Der Pfarre S. Oswald 


geschieht Erwänung in einer Harracher Urkunde vom 18. März 
1405, wodurch Wernhart der harrocher dem erbern 
man Vlreichen dem Eppinger die Hub ze hartmansdorf 
(jezt Pf. Haslach, siehe 2. 18) vnd den od lus da pey... 
in sand Peter pfarr, vnd dy zway tail zehent zw Nus- 
pawm vnd dy zway tail zehent an der zwetel mul (Zwetl- 
mül am Schwemmkanal) vnd dy zway tail zehent an der 
ezarig (Zarg bei Oed) vnd dy zwai tail zehent an der 
Chrinn (Krien Pf. Rorbach?), dy gelegen sind in sand 
Oswalds pfarr« verleiht. 


Ausser Sprinzenstein (2. 29) war nunmehr auch 
die — wol noch nicht lange erbaute — Feste zu Schön- 
berg !) an der grossen Mühl landesfürstlich. Pfleger 
zu Schönberg waren: 1431 Wenzelder Panhalm (Hoh. Il. 
25), 1433 Hanns Holderberger (2. 31) und 1436 
Dankwart Hörleinsperger. (Hoh. Ill. XXV.) 


Die »vesten Haichenbach gelegen auf der Tuenaw« 
sammt 24 Pf. P. dl. järlicher Burghut wurde von Bischof 
Leonard von Passau am 3. September 1429 ?) dem Ritter 
Heinrich Nothaft von Wernberg unter der Bedingung 
als Leibgeding übergeben, dass er ihm die Feste stets 
offen halten und selbe nach Heinrichs Tode wieder ans Hoch- 
stift zurückfallen solle. 


Nach Heinrichs Tode gab jedoch sein gleichnamiger Son 
die Burg nicht heraus, bis endlich unter Vermittlung des 
Herzogs Heinrich von Baiern - Landshut am 10. Juni 1450 zu 


1) Vergl. 2. 12. 
2) M. b. XXXL II. 221. 


251 


Burghausen !) ein Vergleich auf folgende Bedingungen hin ab- 
geschlossen wurde: 

1) das »Gsloss Hayenpach« sammt den 24 Pfund 
Burghut soll bei dem Hochstift bleiben; 2) Nothaft erhält 
järlieh 14 Tage vor oder nach Martini lebenslänglich 5 Drei- 
ling Osterweins, über die er quitfiren wird; 3) Nothaft kann 
aus dem Schlosse Haichenbach alles »Werzeug« mitnemen , 
was er oder seine Diener hingebracht haben »Als Pü chsen, 
Armbst, Puluer, Pfeyl vnd desglichs;« 4) Aller Unfriede ist 
zu Ende, Nothaft gibt die Verschreibungen zurück, 

Das Sehloss Ranarigl war im J, 1431 bei der drohen- 
den Gefar eines Hussiteneinfalls von dem Landeshauptmann ob 
der Ens Reinprecht von Polheim besezt worden 2); ihm 
wurde das Schloss später auch von Bischof Leonard als Leib- 
geding eingeräumt, er gab es jedoch unterm 1. September 
1454 ®) gegen eine lebenstängliche Rente von 100 Pf. P. dl. 
heraus, 

Auch Marspach ($. 28) war an Lorenz Kraft 4) 
als Leibgeding verpfändet worden, der jedoch die Herrschaft 
im J. 1432 °) mit Einwilligung des Bischofs Leonhard an sei- 
nen Bruder Stefan überliess, 

Stefan der Kraft starb bald darauf (18. Mai 1433), und 
hinterliess zwei Söne, die Gebrüder Kaspar und Hanns 
die Chrafften. 
un 0 

lc. 47. 

®) Hansis Germ. sacra 1."35. 

®) M. b. XXXI. I. 434. 

4) Die Kraften waren ein ritterbürtiges Geschlecht von Passau. Fried- 
rich der Kraft von‘ Pazzaw war 1577 Richter zu Linz; ihm, als 
obersten Amtmann zu Gmunden, verlieh 1396 Herzog Albrecht die 
Herrschaft Wildenstein am Lauffen als Leibgeding (Hoh. II. 314); 
Stefan war 1416-1429 Pfleger zu Steyer, und wurde zu Gleink 
begraben, 

8) Buchinger II, 146. 

17* 


252 


Diese teilten am 27. April 1443 f) ihr Erbe. Ein Drittel 
des Ganzen behielt die Witwe ?), die übrigen zwei Drittel 
fielen den Sönen zu. — Der Jüngere, Hanns, erhielt ausser 
einem Drittel des Schlosses 3) folgende Güter: 1 am Hof, 
3 zu dem Dorf (Pf. Niederkapell), 1 zu Ahornperg, 1 
zu Liechteneck (bei Klozing), 1 zu Krönlarn, 1 zu 
Chunratzdorf, 1 zu Mayring (Pf. Pfarrkirchen), 1 zu 
Eberhartzdorff (Eberstorf Pf. Pfarrkirchen), 1 zu Wul- 
den (Wulln Pf. Putzleinstorf), 1 zu Schrötentopel 
(Schratentobl Pf. Pfarrkirchen), 1 zu Hag (Pf. Pfarrkirchen), 
4 zu Inndernhart, 1 zu Huntfelling (Hundsfülling Pf. 
Hofkirchen), 1 zu Wiezleinstorff (Witzerstorf Pf. Nieder- 
kapell), 1 zuHoraw (Harau Pf. Pfarrkirchen), 2 zu En- 
gelmanstorf (Erdmanstorf Pf. Pfarrkirchen ). 


Kaspar erhielt folgende Güter: 1 zu Sweigker- 
storff (Weigerstorf Pf. Putzleinstorf), 1 zu Ramorsöd, 
4 zu Mayring, 1 zu Eberhartzdorff, 1 zu Spil- 
leyten (Ober-Spielleiten Pf. Pfarrkirchen ), 1 zu Inndern 
Hard, 1 an der Pirchen, 1 zu Rosenaw, 2 zu Wicz- 
leinstorf, 2 zu Wulden, 2 zu Engelmanstorf, 2 zu 
Huntfelling, das Oedgut auf dem Hochlein und die 
Mül an dem CGhling (Klingmüle). 


1) M. b. XXXI. II. 551. 
?) Dass die Witwe miterbte, muss daraus geschlossen werden, weil nur 


von %; die Rede ist, welche der Teilung unterzogen werden. \gl. 
2. 2 Note 1. 


®) Wie aus der Urkunde ersichtlich, bestand damals ein äusseres und 
ein inneres Schloss; beide zusammen hatten 1 Pferdestall, 1 Tor- 
stube, 1 Kapelle, 4 gewölbten Keller, 2 Mel-, 2 Kornkammern, 
4 Müle, 1 Gästekammer u. s. fi Die Brotkammer befand sich über 
dem gewölbten Keller; der Torwärtel wonte in dem Zimmer über 
dem Tore. 


253 


Von den von Stefan Kraft von den Starhembergern er- 
kauften Gütern erhielt Hanns; 1 zu Egk, 1 zu ODed, 3 
in der Zell (Marsbachzell); Kaspar: 1 zu Oed, 3 in 
der Zellvnder Marspach. 


Aus der Maut von Passau, woselbst ihrem Vater 200 Pf. 
angewiesen waren, erhält Jeder 66 Pf. 5 # 10 dl. 


Im Falle eines Verkaufs soll Jeder sein Drittel des 
Schlosses seinem Bruder zuerst anfeilen. 


Die Urkunde siegelten noch die Edlen weisen Dankch- 
wart Herleinsperger »vnser lieber Swager« und Choll- 
man der Oberhaimer zu Valchenstain (2. 31). 


Kaspar der Kraft tritt übrigens auch im J. 1448 
als Pfleger zu Marspach auf; und 1455 besass Mar- 
spach Stefan der Kraft (vergl. 2. 14 Note 5). 

Die Feste »Johenstein auf der Tunaw gelegen« 
(2. 28) wurde am 19. Mai 1439 !) von Bischof Leonhart an 
Peter Schönsteter zu Warmpach (2. 28 Note 4) und 
seine 3 Söne Erasmus, Hector und Hanns als Leibgeding 
verliehen. 

Pflege und Landgericht Velden war dem 
Andreas Herleinsperger auf Lebenszeit verpfändet worden (2. 28). 

Als derselbe mit Tod abgegangen war, erschien sein 
Vetter und Erbe Danckquart für sich und im Namen seiner 
Brüder Leonart und Ulrich vor dem Bischof Leonhart zu 
Passau , zeigte die Schuldbriefe auf und verlangte die aus- 
ständige Burghut und Zinsen. Der Bischof kam mit ihm am 
9. März 1430 ?) dahin überein, dass Dankwart ihm alle Schuld- 
briefe übergebe, wogegen ihm und seinen Brüdern die Veste 
Tannbergk »mit sambt dem vrbar so dartzu gehöret« 
nebst 100 Pf. P. dl. järlicher Burghut, die zu Georgi und 


s)M. b. XXXI. I. 542. 
2]. c. 223. 


254 

Michaeli zu entrichten ist, auf 18 Jare überlassen werde. 
Nach Ablauf dieser Zeit kann Tannberg vom Bischof um 
2000 Pf. W. di, oder 2667 ungarische Goldgulden ( weniger 
60 di.) gelöst werden. »Es sullen auch die vorgenanten Her- 
leinsperger vnd all ir erben vmb die vorgenanten vnser Ve- 
sten Tannberg mit Turnern, Torbärttlein, wach- 
tern vnd Pureksessen getreulich bewachen vnd ver- 
sorgen, als von alter Herkomen ist vngeuerlich.« Sollte die Feste 
one Verschulden der Besizer in Feindesgewalt kommen oder 
niederbrennen,, so bleibt doch der Anspruch der Herleinsperger 
auf die 2000 Pf. unberürt, 


Pflege und Landgericht Velden fiel zwar 
wieder ans Hochstift, verblieb aber demselben nicht lange; 
denn schon am 29. September 1443 !) versezte Bischof Leon- 
hart denselben Herleinspergern gegen Auslieferung der 
Feste Schallenberg ($. 28), welche ihr »Een« Dank- 
hart der Herlsperger zu Zeiten des Bischofs Albrecht von Ul- 
rich dem Leutzenrieder um 300 Pf. dl. eingelöst hatte (2. 26), 
die Veste Tannberg, die Veste, den Markt und das 
Landgericht Velden als Leibgeding gegen Einlö- 
sung um 1400 Pf, dl. 


Wie sehr das alte Landgericht schon im Verfall war und 
wie wenig Teilname dafür sich kund gab, sehen wir aus einer 
Florianer Urkunde vom 47. Jänner 1451, wormnach Dank- 
wart und Ulrich Gebrüder Herleinsperger 
zu Tannberg, denen Bischof Leonhard das Schloss 
Velden auf Lebenszeit übergeben hat, aus besonderer Gunst 
den S. Florianer Vogtleuten zu St. Peter (2. 22 Note 3) 
das Sytzen als Sybmer?) auf dem pänkhl, um Recht zu 


1) Vidimus des Propstes Johann von S. Nikola ddo. 21. Jänner 1452 
im Museum. 


2) Schöffen 9. 5; die Schöffenbänke waren im Viereck aufgestellt, 


255 


sprechen, wann ein schädlicher Mann gerichtet wird,« erlassen, 
wogegen sie auf Erfordern mit ihren Weren erscheinen müssen, 
um das Recht (Gericht) zu schüzen. 


Landrichter und Pfleger zu »Vellden« war 
in den Jaren 1436 (6. Jäner) und 1441 !), also in der 
Periode, während welcher (1430—1443) Velden nicht versezt 
war, — Udung der Lichtenekker (2. 21 Note 1); 
im J. 1442 hielt der Landrichter von Velden an der Ding- 
statt und Landschranne zu Fraunschlag (2. 12) Gericht. ?) 


Der Markt Velden wurde von Bischof Leonhard 
(1425 — 1451) zu einem Stapelplaze 3) zwischen Passau 
und Linz erhoben. 4) 


Zur Kirche Neufelden stiftete Frau Ursula, ge- 
borne Höritzer, Witwe des Ulrich von Tiefental, und Muhme 
des Veit Höritzer5), Pfarrers zu Altenfelden, ein 
Gut zu Wurzach 9). 


1) Buchinger II. 157. 
2)]. c. 158 Note 1. 


®) Ueber Stapelrechte überhaupt vergl. Kurz Handel Oest. in ält, 
Zeiten p. 59—80. 


4) Buchinger II. 143. 


5) Die Höritzer stammen ursprünglich wol aus dem im Budweiser- 
kreise gelegenen Markte Höriz. Ausser dem obgedachten Stiftbriefe 
geschieht der Hörizer zuerst Erwänung in einer Riedekker Urkunde 
(Nr. 889) vom 22. April 1475, nach welcher Margret, Tochter des 
sel. Wolfgang von Hilkering und Witwe des sel. Ludwig Fragner, 
nunmehr Hausfrau des Sigmund Höritzer, Bürgers zu Vel- 
den, dem Herrn Ulrich von Starhemberg ihre 2 Teile Zehent auf 
dem Weghof sammt Garten in Altenfeldner Pf. verkauft. Sig- 
munds Söne, Veit II. und Christof I. stifteten one Zweifel. die 
Bruderschaft zur seligsten Jungfrau Maria in Neufelden, daher 


6) Hoh. I. 430. 


256 


Am Ablauf des ersten Drittels des 15. Jarhunderts scheint 
Georg Ruestorfer ') den halben Siz zu Perg (2. 14 
Nr. 3) als österreichisches Lehen besessen zu haben. 
Er wurde von Wolfgang Perger am Perg?) erschla- 
gen; nach Hoh. Ill. 280 wurde jedoch im Jare 1439 zwischen 
den feindlichen Parteien ein Vergleich vermittelt, dessen nähe- 
rer Inhalt jedoch nicht bekannt ist. Sicher aber ist, dass Ru- 
precht Rustorffer (wol der Son Georgs) am 13. Jänner 
1453 von König Lasla den halben Siz auf dem Perg 
zu Lehen empfing, und dass Wolfgang und Lienhart 
die Ruestorfer Gebrüder am 31, August 1463 mit 1% 
Gut zu präsrewt in Rorbegkher Pfarr, 1 zu Gere- 
storff (Geratstorf Pf. Hofkirchen), 1 am pach, 1 zuSey- 


ihre Bildnisse sammt Wappen im J. 1512 auf den Bruderschafts- 
altar gemalt wurden und noch im J. 1655 zu sehen gewesen sein 
sollen. 

Christof kaufte in J. 1555 das Schloss Steinbach von Nikolaus 
Rabenhaupt; er starb im J. 1550 und liegt im Friedhofe zu Wald- 
kirchen begraben. Die Inschrift des Grabsteines lautet: » Anno Do- 
mini 1550 den 419. Tag Mai ist der Edl vnd Veste Herr Christof 
Höritzer zu Stainbach gestorben, darnach den 15. Sept. die Tugend- 
haffte Frau Christina sein Ehe-Gemalin, denen Gott gnädig sein wolle 
Amen. « 

Christofs Son, Eustach , trat das Gut Steinbacb im J. 1550 an, 
allein dasselbe ging schon nach 50 Jaren in fremde Hände über. 

Eustachs Urenkel, Hanns Kaspar, erheiratete im J. 1675 das 
Schloss Windern zwischen Ager und Traun; hier lebte noch im 
J. 1741 Christof Albrecht Höritzer, mit dem die Familie ausgestorben 
zu sein scheint. 

!) Die Ruestorfer stammen aus Baiern. Mitglieder dieses Stammes 
findet man häufig als Zeugen in den in den Mon. boieis II. — V. 
herausgegebenen Urkunden. 


2) Er ist wol identisch mit jenem Wolfgang Perger, der 1460 
und 1475 Pfarrer zu Rorbach war (2. 51). 


257 


kerstorf in pfarrkircher Pf., 1 zuRumpolzrewt 
(Rampertsreut) in peylsteiner pfarr (2. 31), 1 zu Grub 
in Sarleinspeegker Pf. von Erzherzog Albrecht VI. be- 
lehnt wurden. — Zu Ende des 15. Jarhunderts vereinigten 
aber die Perger wieder beide Hälften (vgl. 2. 14 Nr. 3). 

Der hinter dem Hollerberge in der Pfarre S. Peter gele- 
gene Edelsiz Hochhaus gehörte nach einer Riedecker Ur- 
kunde (Nr. 363) ddo. 10. November 1437 dem Hanns von 
Lewtfaring, einem bekannten Rottenfürer seiner Zeit, 


2. 31. 


Uebersicht der österreichischen Lehen und Vasallen im 
Mühlland. Das Mühlland und der Windberg in der zweiten 
Hälfte des 15. Jahrhundertes. 


Das Lehenbuch des Königs Ladislaus aus den Jaren 1455 
bis 1457 !) weist eine bedeutende Anzal landesfürstli- 
cher Lehen und Vasallen im Lande zwischen Ranna und Mühl 
auf, und zeigt, wie klug die österreichischen Herzoge ihr vor 
kaum 70 Jaren erlangtes Uebergewicht zu benuzen verstanden 
haben. 

Als landesfürstliche Vasallen werden genannt: 

1. Die Melabrunner zu Altenhof. ?) 


1) Edirt von Chmel im Notizenblatt der kais. Akademie der Wissen- 
schaften pro 1854, p. 15 — 24, 41 — 48, 65 — 72, 89 — 96, 
145 — 120, 157 — 144, 161 — 168, 185 — 192, 209 — 216, 
255 — 240, 257 — 264, 281 — 288, 505 — 512, 329 — 556, 
555 — 560, 577 — 584, 401 — 408, 425 — 452. 

2) Altenhof kam 1455 von den Gebrüdern Balthasar, Sigmund und 
Erasmus den Trägenreutern ($. 11, 12) an die Gebrüder Ma- 
thäus, Dankhart und Sigmund Melabrunner (Hoh. III. 416, 748), 
welche diesen Siz sammt 5 Hofstätten, 4 Gütern zu Palmanstorf, 
2 zu Kareleinspach, 2 zu Unhollnöd, die Awzall in Pfarr- 


258 


2. Simon Pabenöder (p. 209). 

3, Ulrich von Schärfenberg (p. 288). 

4. Jörg Rasp (p. 460). 

5. Mert Oeder zu Gözendorf (p. 192) 

6. Andreas Lichtenegger (p. 164). 

7. Leonhart Gruber (p. 89). 

8. Die Kaplan zu Leiten und Tändleinsbach 

(8. 26 Note 5). 

9. Ulrich und Kaspar die Herleinsberger. !) 
10. Uswald und Rüdiger die Perger (p. 213). 
11. Jörg Waezmanstorfer (p. 406.) 

12. Ulrich von Starhemberg (p. 354). 

Als landesfürstliche Lehen werden namentlich angefürt: 
die Size zu Altenhof, Tendleinsbach und Leiten 
und der halbe Siz am Perg; dann viele Güter und Zehente: 

a) in Peylstainer Pfarre zu Peylstain (p. 192), 
Tyenndorf (p. 136) und Vordorf (p. 406); 

b) in Serleinspekher Pfarre zu Wasgram, 
Kranzagel, Pagendorf, Kelcznperg, Tannberg, 
zum Dorff, Lempach, Prostdrum, Aigleinstorff, 
Rewtt, Ledmanstorf, Nidern Grub bei Lempach 
(p. 94, 138, 164); 

c) in Pfarrkircher Pfarre zu Weigartsperg, 
Haweznperg, Dorff (p. 213), Reinprechtzrewt, 
Karlspach, Unholdenöd, Höflein, Werichpach, 
Pernastorf, Gredenpach (p. 94), Sweykerstorf 


kirchner Pf., 1 Gut zu Pagendorf, 1, Hof zu Volkenstorf 
in Sarleinspekher Pf. und mehrere Zehente am 12. April 1456 
von K. Lasla zu Lehen empfingen. (Notizenblatt 1854, p. 167.) 
1485 gehörte Altenhof schon dem Ulrich Herleinsperger. 
1) 1447 verkaufte Kaspar der Herleinsperger an Ulrich und Hanns von 
Starhemberg 1/, Gut zu Rehhag in Pfarrkirchner Pf. und 1/, Hofstatt 
am feichtenbach in Altenfeldner Pf., starhemb. Lehen. (Hoh. III. 284.) 


259 


(jezt in der Pfarre Niederkapell), (p. 94), Obern-Tend- 
leinspach, Wurtzwald (p. 138), Mitteregk, (Mitter- 
ecker Pf. Niederkapell), Mayrhof in Niderkappeler 
wynnkl (jezt in der Pfarre Lembach) (p. 192), Funsing 
(p. 209) und Salatopp]l (Ried. Urk. Nr. 908); 

d) in Rorbekher Pfarre zu Huntprenyng, 
Scherarn, Kryen, Heczenegk, Kernten, Peham- 
storf, Grub (p. 94), Schonnperg (p. 89), Rudolfs- 
hof (p. 288), Stainegk und Pfeffermüle (p. 168); 

e) in Veldner Pfarre zu Känperg u. =. f. 

Die meisten dieser Lehen rürten von der Herrschaft Fal- 
kenstein her, zu der auch der Markt Hofkirchen 
gehörte. !) 

Falkenstein war ums Jar 1440 an die Oberhei- 
mer gediehen (2. 28); der »Edl weis Chollmann der 
Oberhaimer zu Valchenstain« siegelte am 27. April 
1443 den Teilbrief der Kraft (2. 30) und starb am 14. No- 
vember 1468; er ruht bei den Minoriten in Linz. ?) 

Simon der Oberhaimer war im J. 1470 3) Pfleger 
zu Falkenstein. 

In den lezten Jaren der Regierung des K. Friedrich II. 
war Hanns der Oberhaimer zu Partz Pfleger zu 
Valkenstain, derselbe, der später (1494) Haichenbach als 
Leibgeding erhielt. Er kommt als solcher zuerst in einer 
Riedecker Urkunde (Nr. 994) vom 2. Dezember 1485 vor. 

Am 7. März 1487 von Nürnberg aus ®) befal K. Fried- 
rich III. dem Gotthart von Starhemberg, die Unterthanen des 
Schlosses Valkenstain (wol gegen passauische oder 
bairische Uebergriffe) zu schüzen. 


1) Notizenblatt 1854, p. 158. 
2) Hoh. III. 465. 

9]. c. 285. 

4) Riedecker Urkunde Nr. 1055. 


260 


Am 7. Juni 1488 aus dem Felde bei Gent ) erliess K, 
Friedrich ein Befelschreiben an Gotthart von Starhemberg, darob 
zu sein, dass Kaspar Perkheimer zu Wolfseck und Hanns 
Oberhaimer zu Valkenstain bei Strafe der Absezung 
das fremde Salz ?) nicht hereinlassen. 

Unterm 2. September 1488 °) verordnete K. Friedrich, 
dass zu Falkenstein ein Aufschlag 4) eingehoben werde. 
Pfleger war Hanns der Oberhaimer, Mautner 
Christof Raufdar. 

Hanns und Warmund die Oberhaimer legten 
sich übrigens in den damaligen verworrnen Zeiten, wo der 
Kaiser im Reich herumirrte, und zwei Bischöfe in Passau sich 
befehdeten, auf die Buschklepperei ( oder, wie der ehrliche 
Hoheneck sagt: »auf Teutsch : Strassen-rauben«). So namen 
ihre Leute auf Geheiss Hannsens und der Hausfrau Warmunds 
im Jare 1484 einem Bürger von Steir, Valentin Rottenberger 
auf der Donau 700 fl. weg, um welche Summe sich Herr 
Hanns einige Bauern zu Pernau erkaufte, 

K. Maximilian I. scheint zwar die Herrschaft eingelöst zu 
haben, verpfändete sie aber bei seinem beständigen Geldman- 
gel wieder: Ranarigel sowol als auch Falkenstein waren 
im Jare 1498 dem Heinrich Salichinger °) verpfändet, 6) 


1) Riedecker Urkunde Nr. 1108. 


®2) Das fremde Salz durfte übrigens noch im J. 1550 durch Wilden- 
ranna eingefürt werden. In Wildenranna, das bis 1765 zu 
Oesterreicb gehörte (%%. 18, 28), bestand später ein Mautamt. 
(Cod. Austr. IV. 500; V. Il. 979.) 


®) Riedecker Urkunde Nr. 1102. 
#4) Von jedem Stück Vieh wurde 1 kr. Ochsenmaut entrichtet. 


°) Die Salichinger stammen aus dem Innviertel. Nikla (1597) hin- 
terliess von seiner Hausfrau Agnes (Witwe 1456) zwei Kinder: Els- 
bet, welche 1452 des Stefan Daxperger Witwe war, und Veit 
1456—1452 ; lezterer erzeugte drei Söne: Jörg Pfleger zu Star- 
hemberg 1468, Bernhart und Kilian. Ersterer ist wahrscheinlich der 
Vater Heinrichs. 


©) Buchinger II. 198, 257. 


261 


Späterhin wurde Falkenstein um 1540 an Bartholo- 
mäus von Salburg verpfändet, und von K. Rudolf Il. am 
14. Juli 1605 an Heinrich von Salburg verkauft. !) 

Für das Hochstift Passau war die im Jare 1479 erfolgte 
Doppelwal von unheilvollen Folgen begleitet; das ganze Terri- 
torium spaltete sich in die Heerlager des Bischofs Georg Hasler, 
der von K. Friedrich, und des Friderich Mauerkircher , der von 
Herzog Georg von Baiern - Landshut unterstüzt wurde; der 
Pfleger von Rannarigl Georg Nussdorfer, der anfäng- 
lich zu Bischof Georg gehalten, trat im Jare 1482 ?) auf die 
Seite des Bischofs Friedrich I. über. 

Nach dem Tode des Bischofs Friedrich, im Jare 1485, 
versuchte Herzog Georg von Baiern 3), die Festen Ranna- 
rigel und Neuhaus (2. 28) in seine Gewalt zu bringen; 
bei Neuhaus gelang die Ueberrumplung, dagegen wurde Ran- 
narigl, das der Pfleger Nussdorfer verteidigte, von Ulrich 
Göltinger fruchtlos belagert, da Hanns Oberhaimer von 
Falkenstein der geängstigten Feste einen Entsaz von 10 
Knechten, 12 Hacken und Büchsen sammt Büchsenmeistern 
schickte. 4) 

Was der Gewalt nicht gelang, wurde aber im Verhand- 
lungswege erzielt: der durch bairischen Einfluss am 2. Decem- 
ber 1485 gewälte neue Bischof Graf Friedrich von Oettingen 
verpfändete dem Herzog Georg für die von den Gebrüdern 
Hanns, Sigmund und Oswald, den Egkern zu Obernpering ihm 
cedirte* Geldforderung von 9486 rhein. Gulden 70 dl. das 
Schloss Rannarigl mit Zugehör und dem Amte Scher- 
tenberg (Schardenberg bei Passau), wogegen sich der Her- 


#) Hoh. II. 206. 

2) Buchinger Il. 187. 

®) Es ist nie zu übersehen, dass das bis an die Donau reichende Inn- 
viertl zu Baiern gehörte. 

4) Hoheneck II. Anhang p. 5. 


262 
zog am 15. November 1487 !) verpflichtete, die Burg um 
keine grössere Geldsumme zu veräussern. | 
Seit dieser Zeit war Rannarigl für das Hochstift verloren. y 
Neuhaus verblieb bei Baiern, und in einer Urkunde 


vom 4. Mai 1495 erscheint Jörg Pernbeck als des Her- 
zogs Georg Pfleger zu Neuhaus. 


1) Buchinger II. 196; M. b. XXXI. II. 631. 

2) Herzog Georg überliess Ranarigl im J. 1490 um 8700 fl. an die 
Prueschenken Sigmund und Heinrich unter der Bedingung, dass sie 
bis zum Erlöschen ihres Mannsstammes diese Herrschaft nie höher als 
um 8700 fl. und mit Vorbehalt des hochstiftischen Einlösungsrechtes 
verkaufen sollten (Buchinger 1. 197); dessen ungeachtet verkaufte 
Heinrich Prueschenk die Herrschaft im J. 1496 an K. Max. I. um 
24.000 fl. und die zu spät gemachten Versuche des Herzogs Georg, 
im J. 1497 selbe um 52.000 fl. einzulösen, waren vergebens; 1498 
war Heinrich der Salichinger Bestandinhaber und Moriz von 
Tannberg, Pfleger; 1512 wurde Ranarigl an Marx v. Oed ver- 
pfändet (Hoh. II. 12), 1521 war Heinrich von Rain Pfleger 
(Preuenhueber Ann. Styr. 218); die Herrschaft wurde von K. Ru- 
dolf II. 1581 an die Kheverhiller, von diesen 1624 an die Sal- 
burger, 1725 an die Grafen von Klamm verkauft. Von diesen kaufte 
das Hochstift im J. 1765 die Herrschaft zurück. 

Die zu Ranarigl gehörigen nördlichen Gebiete, nemlich »der 
Clafferwald sammt den Wasserläufen und dem Fischwasser- . 
der sich anfängt bei dem Clafferpach und nach längs ab bis an 
die Mühl, und von der Mühl auf bis an den Gegenbach, und an 
den Pach auf bis an den Pleckenstein (auf dessen Höhe die 
Herrschaft Ranarigl zu fischen hatte) auf alle Höch, von dieser Höch 
geht die-March bis in das Puchat und den erstgenannten Klaffer- 
pach, ferner die Dörfer Glaffer und Freundorf, alles bis da- 
hin zur Herrschaft Ranarigl gehörige, wurden von dem Grafen Jo- 
hann von Hardeck (Son des Heinrich Prueschenk) am 10. März 
1522 an Propst Sigmund von Schlägl verkauft, und dieser 
Kauf am 25. Juli 1522 vom Erzherzog Ferdinand bestätigt. 

Auf diese Weise war Ranarigl speziel unter österreichische 
Herrschaft gelangt. 


263 


In Folge des Münchner Friedens, welcher den bairischen 
Erbfolgekrieg endete, übergaben die bairischen Räte im Namen 
des Herzogs Albrecht von Baiern am 15. Jänner 1506 ') an 
König Maximilian]. die Schlösser Rannarigl, Neu- 
haus?) und Neuburg am Inn sammt der Landes- 
hoheit darüber. 


Das Schloss Hayenpach mit 32 Pfund P. dl. järlicher 
Burghut, 3 Schaf (18 Mezen) Korn und 4 Schaf (24 Mezen) 
Hafer wurde von Bischof Christof am 19. April 1491 ?) dem 
Ritter Hanns Oberhaimer zu Pernaw als Leibge- 
ding verliehen ; derselbe hatte auch den Dienst »von den Vi- 
schern vnder dem Schloss vnd in dem Predel« sammt an- 
dern Nuzungen, Gründen und Zugehör, wie sie früher die 
Pfleger inne gehabt, zu geniessen, verpflichtete sich dagegen, 
das Schloss dem Bischof offen zu halten und Niemanden aus 
demselben anzugreifen. Stirbt er, so dürfen seine Erben von 
der Pflege nicht früher entfernt werden, bis ihnen die Schuld 
bezalt ist, 

Im Jare 1516 4) wurde das Schloss von Hanns Oberhaimer 
wieder eingelöst, wurde jedoch, wie es scheint, von Bischof 
Wiguleus nicht weiter benüzt und fiel in Trümmer; die Be- 
hauptung Hoheneck’s Ill. XXI., dass Haichenbach im Jare 1494 
als Raubnest zerstört worden sei, entbert jeder urkundlichen 
Begründung. 


1) Abschrift einer im k. k. geh. Hausarchive befindlichen Urkunde, 

?2) Neuhaus wurde von dem stets in Geldnöten befindlichen K. Max 
wieder versezt; in den Jaren 1516 und 1520 war Hanns Dionys 
von Kunigseck Herr zu Kunigseckersperg; er trat das Schloss 
im J. 1530 an König Ferdinand I, ab, der dasselbe schon nach 6 
Jaren an Hieronymus von Sprinzenstein verpfändete, bei 
welch’ lezterer Familie die Herrschaft bis zum J. 1792 verblieb, 

2), M. b. XXXL II. 655. 

4) Buchinger II. 205. 


264 
Marspach (2. 30) wurde 1493 von Bernhard Kraft, 
Son des sel. Stefan des Kraft, an seinen Schwager Otmar 
den Oberhaimer weiter verpfändet '); ein Versuch des 


Hochstiftes, dem lezteren die Herrschaft um 10.000 fl., die 
man von Friedrich Moll borgte, abzulösen, blieb fruchtlos. ?) 


Die auf Marspach hausenden Gebrüder Oberhaimer 
Otmar und Mathäus, echte Stegreifritter, waren in den 
bekannten Bund mit dem Ritter Bernhard dem Zeller zu Schwert- 
berg (Archiv XVII. 182) verflochten; die Räubereien dehnten 
sich von der passauischen bis an die mährische Grenze aus, 
der Raub wurde zu Schwertberg, Weiteneck und Marspach 
geteilt. 3) 2 

Diesem Unwesen zu steuern, zog endlich der Admini- 
strator von Passau, Herzog Ernst, mit 150 passauischen Bür- 
gern im Jare 1520 vor Marspach, fing den Otmar Ober- 
heimer und übergab ihn gefesselt den Gerichten, die das To- 
desurteil über ihn sprachen ), worauf er auch wirklich ent- 
hauptet worden sein soll. 5) Marspach verblieb dem Hochstifte. 


Partenstein (2. 28) °) wurde am 14. April 1489 ?) 
von Bischof Friedrich I. dem Oswalt Hasler als Leibge- 
ding für seine getreuen Dienste pflegweise verliehen. Er 
hat das Schloss im baulichen Zustande zu halten »auch die 
wälld vnd Hölltzer zw demselben Sloss gehörend Haen vnd be- 
waren, damit wir vnd der Stift daran nid schaden nemen, Vnd 


1) Buchinger II. 205. 

21. c. 275. 

®) Preuenhueber an. Styr. 217. 

4) Buchinger II. 274. 

5) Hansız Germ. sacra I. 604. 

6) Pfleger waren: 1445 (Buchinger Il. 158) und 14553 Jörg der 
Schenk, um 1480 Hanns Staininger. Das reine Einkommen dieser 
Herrschaft betrug im J. 1500 52 Pf. dl. (Buchinger Il. 219.) 

”)M. b. XXXI II. 658, 


265 


vnnser arm leutt (= Unterthanen) bei alltem herkomen hannt- 
haben, schüzen vnd schermen nach seinem vermügen, vnd da- 
wider nit beswären in keinen weg. Doch sol vnd mag Er 
prennholtz vnd pawholtz zu notturft des Sloss an denselben 
wällden nemen ungeuerlich« ; auch erhält er alle Quartal 5 Pfd. 
P. dl. als Burghut. 

Nach seinem Tode fiel Partenstein wieder ans Hochstift 
zurück, wurde aber nicht weiter pflegweise vergeben, sondern 
zu Marspach gezogen. 

Liebenstein (9. 28) wurde am 24, Oktober 1493 !) 
mit Pührnstein, Sehönbichel, den 3 Aemtern in der Freistatt 
etc, von Balthasar von Starhemberg seinen Vettern 
Bartlme , Ludwig und Gregor vermacht. — Um 1570 kam Lie- 
benstein an die Harrach, 1611 an Karl Jörger und 
1627 als erledigtes Lehen ans Hochstift Passau. 

Als Pfleger kommen vor: 1470 Wolfgang Uzin- 
ger ?), 1513 und 1515 Hanns Grembser (2. 26 Note 5), 
1611 J. Wagner. 

Die von Passau Jehenbare, aber auf öster- 
reichischem Gebiete belegene Veste ?) Pührn- 
stein war im Jar 1411 an die Starhemberger gekom- 
men (2. 29). 

Bis zum 7. August 1455 besassen die Herrschaft Pührn- 
stein mit noch anderen Gütern 4) die Gebrüder Ulrich 
und Hanns von Starhemberg gemeinsam. 

Bei der Teilung erhielt Ulrich das Schloss Pirchen- 
stain sammt dem Mairhofe, dass Kirchenlehen zu 


f) Riedecker Urkunde Nr. 1221. 

2) Buchinger II. 179. 

®) Urkunde ddo. 15. September 1448 bei Chmel Materialien I. 59. 

4) Ein Haus in Freistatt, die Aemter Grünbach und Windhag, Wildberg, 
die Kirchenlehen Helmonsöd und Kirchschlag, Markt Helmonsöd, Lo- 
benstein, Amt Zwettl und Ottenschlag, 1/; am Dorfe Stetldorf etc. 

Mus. Jahr. Ber. XX, 18 


266 


Kirchberg (. 29) und zum Höflein, die Aemter: Pir- 
chenstain und Stainaperg (2. 29 Note 1) ın Kirch- 
berger-Winkel, 3 Weingärten zu Arnstorf, das Amt im 
Walichschlag, das Gut zu Rudmanstorf, das Haus in der Frei- 
statt, die 2 Aemter zu Grünbach und Windhag, den Wezlhof 
etc., alles übrige Hanns, der sich jedoch verpflichten musste, 
für den Fall, als Erasm Satlpoger im Rechtswege etwas 
von Pührnstein innerhalb 12 Jaren behaupten würde , seinem 
Bruder für die Hälfte Ersaz zu leisten. 

Nach Ulrichs Tode (1. September 1477) kam Pührnstein 
an die Gebrüder Ulrich, Gotthart und Balthasar, 1494 
an Gregor von Starhemberg, um 1570 an Leon- 
hart V. den Mittlern von Harrach (t 1597), dessen 
jüngerer Son Karl Pührnstein und Liebenstein im Jare 1611 
an Karl Jörger verkaufte. Bei der Konfiskation der Güter 
des lezteren kam Pührnstein im Jare 1627 ans Hochstift Passau. 

Als Pfleger kommen vor: 1433 Lienhart der 
Chapplan; 1437, 1440, 1450, 1451 & 1457 Erhart 
Marschalk von Reichenau, unter dem die massive 
Ringmauer hergestellt wurde; 1461 Kaspar Alhartinger 
(Hoh. II. 15); 1463 Erasmus Veczinger (Ried, Urk. 
Nr. 584.) 

Um 1448 wurden zwei Schlosskapellen erbaut; 
die obere war die Frauen-, die untere die S. Georgen-Kapelle. 
Beide wurden am 20. Juli 1449 von dem passauischen Weih- 
bischof Sigmund konsekrirt, und der Kardinal Johannes tit. 8. 
Angeli verlieh für selbe unterm 27. Mai 1448 einen Ablass von 
100 Tagen. 

Die 2 Altäre in der Frauenkapelle wurden am 24. Juni 
1490 neuerdings vom Weihbischof Albert eingeweiht, nachdem 
schon am 25. März 1480 !) der päpstliche Nuntius, Bischof 
Alexander von Forli, dem Ulrich jun. von Starhemberg ge- 


#) Riedecker Urkunde Nr. 904, 


267 


stattet hatte, dass in der obern Schlosskapelle das Sanctissi- 
mum könne aufbewart und ein Priester angestellt werden, der 
ihn, seinen Bruder Gotthart und die Ihrigen lossprechen könne. 

Am 4, Juli 1496 !) wurde zu Pührnstein die Hoch- 
zeit der Elspet, Tochter des Thomas Elrechinger, mit Alt- 
man Perger begangen. 

Der Markt Haslach ?), den Rosenbergern gehörig, 
(2: 30), wurde im Jare 1469 (richtiger 1459 M. b. XXXL II. 
467) von Nikolaus und Peter Kappler zu Sulawiez gesessen 
zu Wynnderberg wärend ihrer Fehde mit dem Hochstift Passau 
geplündert. 3) 

In der Fehde Leo’s von Rosental mit dem Adel Ober- 
österreichs besezte ersterer im Jare 1474 4) Haslach ; es scheint 
jedoch, dass späterhin die Starhemb erger den Markt — 
wenigstens zeitweilig — in ihre Gewalt brachten, wie die Urfehde 
der Gebrüder Suessenpekchen ddo. 3, April 4479 5) darthut. 

Späterhin suchte Wok von Rosen berg den Markt 
Haslach zu befestigen; K. Friedrich III. erliess desshalb am 
13. Juli 1487 ©) von Nürnberg aus ein Befelschreiben an Gott- 
hart von Starhemberg und die Stände, die Befestigung nötigen- 
falls mit Gewalt zu verhindern. 

Haslach wurde im Jare 1600 vom Hochstifte einge- 
löst ?), aber schon am 20. Dezember 1663 an Propst Mar- 
tin von Schlägl verkauft. 

Sprinzenstein, dessen Pflege in den Jaren 1513 
und 1522 Mathäus Oeder zu Gözendorf aufLich- 


1) Ennenkl m. g. I. 329. 

®) In einer Eferdinger Urkunde vom 10. April 1497 erscheint der 
»Ersam weys Sigmund Vorawer zder Zeitt Richter zu Haslach.« 

®) Preuenhueber hist, Katalog 96. | 

lc 

°) Riedecker Urkunde Nr. 886. 

°) Riedecker Urkunde Nr, 1061, 


?) Buchinger IL 555 
18* 


268 


tenau verwaltete, wurde am 15. November 1530 !) an Paul 
Rizius Freiberrn von Sprinzenstein verliehen, 
dessen in den Grafenstand erhobene Nachkommen noch gegen- 
wärtig das Schloss inne haben. 

Velden und Tannberg ?) waren seit 1443 den 
Herleinspergern 3) versezt. 

Von diesen kommt Dankwart der Herleinsperger zu 
Tannberg in den Jaren 1449 und 1463 (1463 auch als Pfle- 
ger »in der Zell«); 1466, 1472 und 1479 Ulrich; 1484, 
1490 und 1494 Wolfgang vor. 

Pfleger waren: 1461 Hanns Hörleinsperger 
(Hoh. III. 285), 1493 Paul Hollinger. 9 

Als Landriebter kommen vor: 3. Nov. 1458 »der 
Edl Andre der wiltperger Landrichter zw velden«, 1461 
Hanns Hörleinsperger, 1463 Niklas Stettlinger, 
1496 Paul Hollinger. 

In Hinsicht der Florianer Vogtunterthanen der 
Pfarre Waldkirchen trug Bischof Friedrich I. am 1. Sep- 
tember 1484 seinem Pfleger zu Tannberg Wolfgang 
Herleinsperger auf, von dem Kloster S. Florian beim 
Tode eines Propstes oder Pfarrers nichts zu fordern. 

Der Markt Velden verlor — aus Anlass der Be- 
schwerde des Klosters Niedernburg — laut Dekretes des K. 
Friedrich vom 3. Juni 1484 5) das Privilegium, alle Wochen 
12 Pfund Kufer Salz von Passau mautfrei abzufüren ; aber erst 


1) Hoh. II. 481. 

2) Tannberg trug.im J. 1500 40 Pf. dl. (Buchinger II. 219.) 

3) Eine andere Linie der Herleinsperger besass damals schon Hoch- 
haus, so Ulrich 1472 (Hoh. II. 417), dann Altenhof 1525. 

4) Am 7. Juli 1481 schrieb Michael von Traun zu Eschlberg an Bar- 
tholomäus von Starhemberg, er möge dem Paul Hollinger die 
Pflege von Lobenstein verlassen. (Riedecker Urk. Nr. 917.) 

3) Buchinger II. 490, 


269 


über wiederholten Befel des Kaisers dd. Esslingen 1. Oktober 
1485 !) gaben die Bürger von Velden ihr Vorrecht auf. 

Zu den in den Jaren 1497, 1498 und 1499 in Betreff 
der auf dem Konstanzer Reichstage dem Kaiser bewilligten Tür- 
kenhilfe und der von Bischof Christof geforderten Weihsteuer 
abgehaltenen Landtagen der Landstände der Abbtei ?) erschienen 
zuerst Abgeordnete der Märkte Waldkirchen, Wegscheid, 
Griesbach , Obernzell, Hauzenberg und Velden. °) 

Im Jare 1470 war Hanns Göschl Mautner ?) und 
Bernhard Garder Richter zu Velden.) 

Am 2. Jänner 1483 verkaufte Philipp Kammerho- 
fer Marktrichter zu Velden den Kammerhof auf 
dem dritten Felde in der Pf. S, Peter an Propst Peter von S. 
Florian. Die Urkunde siegelten Balthasar Neundlinger zu Ro- 
teneck und Leonhart Hofreuter gesessen zu Velden. 


Pfarren: 


I. Waldkirchen. 

In diesem Zeitraume gelangten die Bestrebungen des Stif- 
tes S. Florian, die Pfarre mit einem Conventualen zu besezen 
(2. 30), zu einem glücklichen Abschlusse. 

Bischof Ulrich von Passau verordnete am 15. Februar 
1462, dass nach dem Tode des Pfarrers Andreas Falbenhaupt 
nach Waldkirchen ein Conventual gesezt werde. 

Am 27. Jänner 1465 befal er dem Vikar zu S. Mar- 
tin am Windberg Peter, den neuen Pfarrer (Mathias Stein- 
hehl) einzufüren. 


1) Riedecker Urk. Nr. 988. 

2) Vergl. 92. 5 Note 5, 15 & 19. 

®) Buchinger II. 219. 

#) Die Maut bestand schon zu Anfang des 14. Jarhundertes (9. 22) und 
noch im 18. Jarhunderte, 

5) ]. c. 178. 


270 


Nachdem der lezte Weltgeistliche Stefan Zehetner 
nach Vöcklabruck versezt worden war, wurde endlich im Jare 
1467 der erste Gonventual auf die Pfarre Waldkirchen 
präsentirt. 

Im Jare 1466 hatte das Stift S. Florian als Anata für 
Waldkirchen 20 Goldgulden an die apostolische Kammer zu 
zalen. 

Am 1. Oktober 1469 verkaufte die Frümessverwaltung zu 
Ottensheim das Gut Hutstock der U. L. F, Bruderschaft 
in Waldkirchen ’ 

Unter dem Pfarrer Johann, am 24. Dezember 1490, stif- 
tete die Frauenzeche zu Waldkirchen eine Frümesse 
daselbst mit den Gütern Wolfstein, Ritzlanstorf, Aigen, Hut- 
stock und Prandstatt. Die Vogtei kam dem Bischof von 
Passau zu, Betvogt war Wolf Herleinsperger zu Tann- 
berg. Als erster Benefiziat wurde Martin Mitter 
bestellt. 

Die in der Pfarre Waldkirchen gelegene Feste Stein- 
pach wurde am 5. Mai 1455 !) dem Sigmund Stain- 
pekh von K. Lasla zu Lehen verliehen : im Jare 1490 besass 
sie Ghristof der Stainpeck. Dieser war der lezte 
Mannssprosse seines Stammes, starb am 3, Dezember 1505 
und liegt im Kreuzgange des Klosters Wilhering begraben. ?) 
Er vererbte Steinbach auf seine Tochter Magdalena, welche 
das Schloss im Jare 1514 an Kaspar den Schallenber- 
ger verkaufte; von diesem kam es 1524 an Jörg von 


1) Notizenblatt pro 1854, p. 353. 
2) Der Grabstein trug folgende Inschrift: 
» Hier. ligt. begraben. der. edel. und. vest. Kristoff Steinbeck. und. 
ist. gestorben. 
an Sanndt. Barbara. abent. dem. got. gnad. Anno dni. m. 
CCOCC. und V. jar. 
und. auch, ligt. hir. Apollonia. Stainbeckin.« 


271 


Perkham, an Nikolaus Rabenhaupt, 1535 an die Hö- 
ritzer (2. 30). 

S. Johann !) blieb Vikariat von Waldkirchen ; 1456 und 
1480 werden der Hof zu Ludmanstorf (2. 19 Note 4) 
und der Walchshof, in dieser Pfarre gelegen, als Eigen- 
tum der Gebrüder von Neundling bezeichnet. 

I. S. Peter. 

Als Richter zu S. Peter kommen 1465 Hanns, 
des Asm. sel. Son; 1473 und 1478 Hanns Pehaymstor- 
fer vor. Lezterer stiftete laut Reverses des Pfarrers 
Hanns Zobl vom 23. November 1473 zum dortigen Pfarr- 
hofe den ganzen Zehent auf dem Chamrerhof, auf einem 
Hof zu Winkl zunächst dem Riederbache auf einem Luss. 

Im Jare 1466 verkauften Kaspar Neundlinger zu Roteneck 
und Bernhart Stemsryem, ersterer ein Burgrecht zu S, Peter 
aufm Windberg im Aigen bei der Kirche, lezterer 
ein Haus zuS. Peter im Aigen (von dem man dem Propst 
zu S. Florian järlich 9 dl., von den dazu gehörigen Aeckern 
aber 42 dl. dient), an Ulrich von Starhemberg. ?) 

Am 30. März 1467 verkaufte Ulrich Veldler bei S, Peter 
an Ulrich von Starhemberg die Hofstatt zu S. Peter im Ai- 
gen dem freythof gegenüber. ’) 

Im Jare 1480 verkauften die Zechleute von S, Pe- 
ter (Michl Weber und Wolfgang Hochholzer) an Gotthart von 
Starhemberg 1 Pfund Gilten auf einem Gut datz dem Hermann 
auf dem Eidenberg. 

Unterm 14. Dezember 1475 erteilten mehrere Kardinäle 
der Kirche St. Peter einen Ablass auf das Fest des h. 
Petrus. 

Um diese Zeit wurde die — entweder abgebrannte oder 


1) St. Johann wurde 1682 an Passau abgetreten. 
2) Riedecker Urkunde Nr. 674, 671. 
3) Riedecker Urkunde Nr. 705. 


272 


von den Hussiten verheerte — Kirche zu S. Peter neu 
aufgebaut, und am 25. Juni 1490 vom Weihbischof Albert 
von Passau eingeweiht. 

Im Jare 1495 stiftete sich Thomas Berger mit dem von 
Wolfgang Herleinsperger lehenbaren Zehent vom Saukochgute 
zu S, Peter einen Jartag. 

1500 stifteten sich die Gebrüder Sigmund Stauffenberg 
und Hanns Pubinger, 1501 Wolfgang Hochholzer von Hochholz, 
1503 die Witwe des Michl Weber Jartage. 

Im Jare 1514 stifteten der Pfarrer Leonard Loder 
und der Pfleger Meinhart Nott zu Pührnstein mit 
mehreren Zehenten eine Vesper an jedem Sonntage Nachmit- 
tags, sowie (Juatember - Aemter zu S. Peter. !) 

Die noch bestehende, auf bewaldeter Anhöhe gelegene 
Filialkirche von S. Peter, Hollerberg, verdankt ihre 
Entstehung dem Edelknecht Hanns von Hollerberg 
(2. 30 Pfleger zu Schönberg ) ?), der sie unter dem Pfarrer 


$) Die nach Velden gehörige Vogtei über Waldkirchen und S. Peter 
erwarb das Stift S. Florian im J. 1695 von Passau. 

2) Die Heimat der Hollerberger war der hinter dem Hollerberge gele- 
gene Edelsiz. Martin fürte im J. 1405 einen Zweig mit 6 Blättern 
im Schilde, das Symbol seiner Enkel war im J. 1481 ein Hollunder- 
baum. Der lezte des Stammes, Urban, verkaufte am 25. März 1510 
dem edlen Marx Oeder zu Lichtenau’) den Hollerberger Ze- 
hent zu S. Peter sammt Zoll u. a. Herrlichkeiten. 

Die Stammreihe ist folgende : 


Martin 1594—1426;, ux. Anna 1594. 
DA — nn mm ——n 
Hanns 1426—1462; ux. Margret 1481. 
m m mn an m ———— 
Florian Lamprecht Urban zu S. Wolfgang zu 
1475 —1481. 1481. Peter S. Peter 
1481 —1515. 1481 —1508. 


*) Als Pfleger zu Liechtenaw kommt im J. 1481 der Edi Connrad 
Grassawer vor. — Ueber die damaligen Besizer von Lichtenau, die 
Oeder, vergl. Hoheneck. 


273 


Hanns Zobl ums Jar 1462 erbaute und dessen Son Urban 
sie später dotirte. 

Am 6, Mai 1496 bestätigte Bischof Christof die den Kir- 
chen zu S. Peter und am Hollerberg verliehenen Ablässe ; 
und am 27. April 1505 weihte Bernardus Episcopus Libanensis 
Weihbischof von Passau 2 Altäre »in Gapella S. Georgii in 
Hollerberg« ein. ') 

Die zweite Filialkirche S. Anna im Steinbruch 
(bei Pührnstein) wurde im Jare 1509 von Gregor von 
Starhemberg auf Pührnstein und seiner Hausfrau Hedwig 
geb. von Rosenberg erbaut und dotirt, 


Diese Kapelle wurde am 23. Oktober 1514 vom Bischof 
Wiguleus eingeweiht, nachdem sie schon am 20. Jänner 1512 
von mehreren Cardinälen mit einem Ablass versehen worden 
war. Das Fest der Kirchweihe wurde von dem Admini- 
strator des Hochstiftes Passau Ernst unterm 4. August 1519 
auf den dritten Sonntag nach Ostern verlegt. — Ueber die 
Teilung des zu S. Anna eingehenden Opfergeldes wurde zwi- 
schen Leonard Loder, Dechant von Freistatt und Pfarrer 
zu S. Peter, und dem Stifter im Jare 1513 eine Uebereinkunft 
getroffen. ?) 


1)Hollerberg brachte ums J. 1608 Heinrich Herleinsperger zu 
Lichtenau in seine Gewalt und stellte einen Prädikanten an, dessen 
Nachfolger erst im J. 1624 abgeschafft wurde. (Musealbericht pro 
1858, p. 220 Note 1). Hier wurden damals Wolf Ernreich Her- 
leinsperger und ein Märk von Gneussenau begraben. 

Nachmals lag die Kapelle öde, bis sie im J. 1755 Graf Ern- 
reich von Sprinzenstein wieder herstellte, und im J. 1741 die Gräfin 
Welsperg zu Lichtenau 12 Messen stiftete. 

®) Bei der Verbreitung der neuen Lehre im oberen Mühlviertel wurde 
diese Stiftung angefochten, die Starhemberger selbst verkauften alle 
Ornamente. — Bei dem Verkaufe Pührnsteins an den der neuen 
Lehre ergebenen Karl Jörger behielt sich der katholische Freiherr 


274 


Gregor liegt auch bei seiner Stiftung begraben. An der 
Evangelienseite nahe beim Hochaltar befindet sich ein roter 
Denkstein, welcher einen mit einer Ordenskette gezierten Mann 
in ritterlicher Rüstung darstellt, hinter ihm eine Fahne, zu den 
Füssen rechts das starhemberg’sche, links das rosenberg'sche 
Wappen. Die Umschrift lautet: »Hie ligt. begrabe. der Wohl- 
geborn Herr Herr Gregor. von Starhemberg , der gestorben ist zu 
Regensburg am sambstag vor Matihy dag zwizchen ailfen vnd 
zwailfen vormittag, dem Gott gnädig sey. anno D. 1515 ') Auch 
Frau hedwig geborn. von Rosenberg sein Gemahl, die gestorben 
ist am sambslag vor Michaeli, vnd ligt. zu helmonsöd bey der 
pfarrkirchen begraben. der. gott genad.« 


a) S. Stefan am Riedl (2. 30) wird fortwärend als eige- 
ner, wenn auch von S. Peter aus besorgter Pfarrbezirk erwänt; 


Karl von Harrach die Kirche, die Behausung und den Zehent zu 
S. Anna im Steinbruch bevor, und übergab selbe nebst 1000 fl, 
in Geld am 50. September 1611 gegen Abhaltung gewisser Gottes- 
dienste an das Stift S. Florian. Die Kirche wurde durch den Pfleger 
von Liebenstein J. Wagner am 51. Dezember 1611 an die Bevoll- 
mächtigten des Propstes Veit von S. Florian: Pfarrer Dr. Matthäus 
Schroff und Richter Schwingenkrug von S. Peter übergeben. 

Dessenungeachtet verkaufte Karl Jörger im J. 1612 den zum 
Schulhause in Steinbruch gehörigen Garten sammt Wiese um 120 fl. 
an den Wirt, und liess sich nur mit Mühe abhalten, die Glocken 
nach Pührnstein ‚bringen zu lassen. 

Wärend des 17. Jarhunderts war Steinbruch verlassen, daher 
der Bischof in Passau im J. 1706 für die Beamten in Pührnstein 
einen Benefiziaten hier anstellen wollte. Erst seit 1779 wird zu 
Steinbruch an Sonntagen wieder Gottesdienst gehalten. 


1) Diese Jareszal ist jedenfalls unrichtig, da Gregor von Starhem- 
berg urkundlich noch am 12. August 1520 vorkommt, und nach 
einem Briefe des Propstes Peter von S. Florian an Bartholom, von 
Starhemberg zu Anfang des Jares 1522 starb. 


a | 


275 


so kommen 4454 der Pirchhof und der Pirchwald !), 
1455 der Genghof, der Hammer zu Plösten und eine 
Hube zu Pingensöd?) in S. Stephans Pfarre vor. 

Das Kirchenvermögen wurde selbstständig von eigenen 
Zechleuten verwaltet; diese gerieten mit dem Pfarrer Hanns 
Zobl von St. Peter in Streit, der am 19. Dezember 1468 von 
dem Pfleger Sigmund Steger zu Wachsenberg entschieden wurde. 

Der erte Vikar zu S. Stefan, Michael Sestain, 

kommt in einer wahrscheinlich ins Jar 1495 fallenden Riedecker 
Urkunde (Nr. 1257) vor, wodurch er über gehaltene Vigil und 
Messen für Ludwig von Starhemberg quittirt. 
Wärend der Reformationszeit war S. Stefan bald zu S. 
Peter gezogen, bald durch eigene Pfarrer (z. B. 1611 —1617 
Sigmund Hofmann) versehen, und wurde sammt Helfenberg 1682 
an Passau abgetreten. 

b) Helfenberg gehörte noch zu $. Peter, wie aus 
einer Urkunde ddo. 30. April 1477 °) zu entnemen ist, wo- 
durch Wolfgang Neundlinger den öden Siz zu 
Neundling #) etc. in der Pfarre S. Peter am Wind- 
berg an Ulrich von Starbemberg verkauft. 

Eine Filialkirche bestand jedoch, und bei dieser 
(der Kirche des h. Erhart) stiftete sich am 4. Jänner 


1) Riedecker Urkunde Nr. 462. 

2) Notizenblatt pro 1854, p. 192, 117. 

%) Riedecker Urkunde Nr. 855. 

4) Von dieser, jezt in der Pf. Helfenberg gelegenen Ortschaft stammen 
die Neundlinger. Ludwig empfing von den Herren von Wallsee 
im J. 1577 die Feste Roteneck zu Lehen. Er war mit Klara 
Trapp vermält, starb 1595 und liegt im Kreuzgange zu Wilhering 
begraben: »Anno. dni. m. ccc. lawax. III. hie. ist. begraben. hlud- 
weig. vo. newndling. und chlar. Trappin. sei. hausfrau. und wil- 
helm. von newndling. und das. geschlecht.« Die Stammreihe ist 
folgende: 


276 


4491 Balthasar Neundlinger von Roteneck einen Jartag. Die 
Urkunde siegelten Lambrecht Aspan zu Wydemspach Pfleger zu 
Oberwallsee und Virgil Prembser zu Müldorf, 

Uebrigens wird die Ortschaft Altenschlag als in Helf- 
fenberger Pfarre gelegen schon im Jare 1455 ') aufgefürt 
(vgl. 2. 6). 

Im Jare 1545 wurde von S. Johann aus nach Helfenberg 
ein Vikar bestellt, 1617 war Helfenberg mit S. Stefan ver- 
einigt, 

II. Feldkirchen. 

Wie aus einem Ablassbriefe des Erzbischofs Sigmund von 
Salzburg ddo. 6. Juni 1457 hervorgeht, gehörten damals nach 
Feldkirchen als Filialen: Pösenbach, die Schlosskapelle 
zu Oberwallsee, S. Alban (Goldwört), S. Martin, 
Herzegsdorf, Schlosskapelle Neuhaus, Schlosskapelle 
Eschlberg und S. Georg auf dem Berge Chotwein. 

Die ersten beiden gehören noch jezt zur Pfarre Feldkir- 
chen, Eschlberg liegt in der erst 1714 entstandenen Pfarre S. 
Gotthart, Neuhaus in der Pfarre S. Martin, Goldwört ist seit 
1784 ein Vikariat (9. 7 Note 2). 


Ludwig 1564, t 1595; ux. Clara Trapp. 
nn m 
Wilhalm 1412 — 1439. 
rm Von rn mn 
Bern- Jörg Caspar Baltha- Sigm. Wolf Moriz Ursula Barbara Apollo- 
hard 1456 1456 sar 1468 1468 1456 1456 1456 nia 


1456- -1456 1456- -1456 1456 
1451,t 14478,t 
c.1476 1485, 
————— 
Jörg I. Wolf- RAR, 
T. des 
1468 gang Il. 

1468 Albr. 
Greisen - 
ecker 
1495 


4) Notizenblatt 1854, p. 117. 


277 


a) S. Martin, als abgesonderter Pfarrbezirk wird zuerst 
im Jare 1389 1), dann im Jare 1413 (2. 23) erwänt; der 
erste Vikar Peter kommt im Jare 1465 vor; 1545 war es 
schon Pfarre, zu welcher bis 1784 Herzogsdorf als Fi- 
liale gehörte. 

b) S. Georg auf dem Berge Chotwein ist die 
unweit Walding gelegene, nunmehr gesperrte S. Georgenkirche, 
statt welcher um diese Zeit die Kirche zu Walding erbaut wurde. 

In einer Urkunde ddo. 23. Juni 1468 kommt der Vi- 
kar Jörg von Walding und sein Vogt Hartmann von 
Traun zu Eschlberg vor. Sie betrifft den Streit wegen 3 Wi- 
dem in Waldinger und Gramastetter Pf., welche der ver- 
storbene Bernhard Neundlinger von Roteneck nach Walding 
vermacht hatte, zwischen den Brüdern Balthasar, Sigmund und 
Wolfgang Neundlinger, dann Georg Marschalk von Reichenau 
als Vormund der m. Wolfgang und Jörg, Söne des Bernhard, 
einerseits und dem Magister der sieben freien Künste Peter 
Frey Pfarrers zu Feldkirchen andererseits. 

Am 29. Dezember 1495 stifteten Jörg Sneider von Ro- 
teneck und seine Schwiegermutter Elsbet einen Jartag in der 
Kirche des h. Martin zu Walding. — Im Jare 1548 war 
Walding schon eine Pfarre, 


IV. Pfarrkirchen. 


Diese Pfarre bestand in ihrem alten Umfange (?. 6); 
Niederkapell wird zwar oftmals als Pfarre angefürt, ge- 
hörte jedoch noch immer zu Pfarrkirchen, wie schon daraus 
hervorgeht, dass der Hof zu Hard, die Hardmüle, ein 
Fischhaus zu Salhentopel und Mitteregkch (alle in der 
jezigen Pf. Kapell gelegen) in einer Urkunde des J. 1455 als 


!) Am 3. Februar 1589 verkauften Wernhart Harrocher und seine Haus- 
frau Dorothe den Hof in Alheimstorf in Mertinger Pf. an ihren Bru- 
der Albrecht Harrocher (Streun m. g. VIL 259). 


278 


in der Kapeller Pf., in einer zweiten Urkunde von demsel- 
ben Jare aber in Pfarrkirchner Pfarre gelegen bezeich- 
net werden ; ebenso wird die bei Niederkapell gelegene Ort- 
schaft Lampasdorf noch im Jare 1463 zur Pfarre Pfarr- 
kirchen gerechnet. 

Die Angabe Pillweins (Mühlkreis II. 247), dass Hofkir- 
chen schon im Jare 1482 ein Vikariat geworden, ist unrich- 
tig; es gehörte vielmehr noch im 17. Jarhunderte zu Pfarrkir- 
chen (Notizenblatt pro 1853; p. 487) und wurde erst im Jare 
1668 ausgeschieden. 

Am 28. Mai 1474 ') stiftete Dankwart Mellabrun- 
ner (zu Altenhof) in U. L. F. Gotteshaus zu Pfarrkirchen 
einen Jartag, 14 Tage vor oder nach Pankraz, mit Vigil, Be- 
leuchtung ete., den Sonntag vorher ist selber zu verkünden, 
auch alle Sonntage für ihn und sein Geschlecht auf der Kan- 
zel zu beten. Dafür gibt er das Eigentum des Guts zu Un- 
haldnöd am obern Ort, wo jezt Hannsl aufsizt, mit aller 
Obrigkeit, Stift und Stör-Robot. Wird der Gottesdienst nicht 
gehalten, so verfallen die Einkünfte des Guts im selben Jare 
dem Zechschrein. 


V. Sarleinsbach. 

Diese Pfarre zerfiel in 2 grosse Teile, das Vikariat Peil- 
stein und die eigentliche Pfarre Sarleinsbach. 

Das Vikariat Peilstein entstand mutmasslich in 
der 1. Hälfte des 15. Jarhunderts und begriff die Pfarrsprengel 
von Peilstein, Kollerschlag und Julbach (vgl. 2. 30, Note 2). 
Im Jare 1466 (sub VI.) kommt Oswald Richter zu 
Peilstein vor. 

Die Pfarre Sarleinsbach selbst umfasste Sarleins- 
bach, Lembach und Putzleinstorf; Putzleinstorf wurde erst 
1668, Lembach 1673 abgetrennt. | 


4) Hoh. III. 417. 


279 


Der erste Pfarrer »her wolfhart der Pfarrer 
von Serleinspach« kommt in der Schlägler Urkunde vom 
24. April 1331 vor (2. 21 g). 


Seit der zweiten Hälfte des 14. Jarhundertes war bei 
der wahrscheinlich von Jans von Marspach gestifteten Frauen- 
kapelle ein eigener Kaplan (2. 28) angestellt, welchem järlich 
24 Pfund dl, aus den Pfarreinkünften zu reichen sich der 
Pfarer Leonhard Saumer am 23. Oktober 1464 herbei- 
lassen musste, 


Laut Bulle des Papstes Paul II. ddo. 22. Februar 1467 ') 
mussten die 24 Pfund dl., welche bisher vom Bischof von 
Passau järlich an den Benefiziaten der S. Margretka- 
pelle entrichtet wurden, aus den Pfarreinkünften geleistet 
werden. — Diese Verfügung wurde am 4. März 1471 durch 
Propst Johann von S. Nikola in Vollzug gesezt. 


Um die Wiederherstellung der von den Hussiten 
niedergebrannten Kirche zu fördern, erhielt Pfarrer Sau- 
mer am 16. Oktober 1475 von Papst Sixtus IV. einen Ablass 
auf 100 Tage für die Wiederhersteller der Kirche. 


Am 17. Oktober 1465 ?) verkaufte der Richter von 
Sarleinsbach Bernhard Fleisehacker an Ulrich 
von Starhemberg seinen ganzen Zehent auf dem Hagenhof, 
auf dem Mitterngut zu Ober-Mairhof, auf dem Lindl- 
und Wittibgut zu Ponholz, auf der Plachmül dabei, alles 
in Sarleinsbacher Pf. 


Der Pfarrort Sarleinsbach wurde auf Ansuchen des 
Hieronymus von Sprinzenstein von K. Ferdinand I. am 9. Okt. 
1533 zu einem Markte erhoben und mit einem Jarmarkte 
vor oder nach Katharina begnadigt. 


1) Riedecker Urkunde Nr. 767. 
2) Riedecker Urkunde Nr. 665, 


280 


VI. Rorbach. 


Zu dieser Parrkirche, an der in den J. 1460 und 1473 
Wolfgang Perger Pfarrer war (2. 30 Note 2), machten 
Oswald und Rueger die Perger abn perg im 
J. 1460 eine Stiftung. ') 


Zur Pfarre gehörten damals ausser Rorbach noch die 
Pf. Oepping, 6 Dörfer der Pf, Aigen (darunter die Filiale S. 
Wolfgang) und ein Dorf der Pf. Haslach. 


Die Kirche zu Oepping erbaute um 1488 Gotthart von 
Starhemberg, sein Bruder Balthasar stiftete hier einen Gottes- 
dienst, und das Kloster Schlägl verpflichtete sich am 4. Fe- 
bruar 1494 ?), diese Stiftung zu halten, allein sie wurde erst 
im J. 1699 über wiederholtes Andringen der Starhemberger 
realisirt. Bei der Pfarr-Regulirung durch Propst Wittola von 
Bienco wurde Oepping im J. 1778 eine Expositur. 


Den Bürgern von Rorbach hatte Herzog Albrecht VI. 
am 17. Jänner 1459 den alten Wochenmarkt erneuert, 3) 


VII. Aigen. 


Diese Pfarre umfasste den grössten Teil der heutigen 
Pf. Aigen, dann Ulrichsberg und Schwarzenberg; sie wurde 
vom Stifte Schlägl aus versehen. 


Nicht uninteressant ist eine im Archive zu Krumau auf- 
bewarte Urkunde vom 17. September 1487, wodurch Richter 
und Schöffen von Aigen bezeugen, dass die Bürger von 
Krumau das Recht haben, ungeirrt mit dem Markte Aigen 
zu handeln. 

Ulrichsberg wird bei Hoheneck Ill. 416 zuerst im 
J. 1437 erwänt. 


1) Hoh. III. 511. 
2) Riedecker Urkunde Nr. 1228. 
®) Kurz Handel p. 454. 


281 

Von Oswald, Siehsten Son weiland gesezzen 
zu Ulrichsberg und di zeit Richter zu Peilstain, 
Michel Vell gesezzen am Haunstain (2. 20 Note 4) und 
Sichst Haunstainer Burger aufdem Aigen, kaufte am 2. 
Juni 1466 Propst Andreas von Schlägl ein Burgrecht 
auf dem Aigen, gelegen zwischen Hannsen Grozhaupts und 
Hannsen Prügelpeck Häusern. 

Ulrichsberg ist seit 1667 eine eigene Pfarre, von 
der Schwarzenberg erst im J, 1784 ausgeschieden wurde. 


VI. Die Pfarren Haslach und S, Oswald 


wurden am 28. August 1642 vom Stifte S. Florian an das 
Kloster Schlägl cedirt. 1) 


2. 32. 
Untergang des Landgerichtes Velden. 


Nach dem Tode Wolfgangs des Hörleinsperger (2. 31) 
löste Bischof Wigileus von Passau im J. 1503 ?) die Herr- 
schaft Tannberg und Velden sammt dem Landgerichte 
wieder ein, Vorläufig blieben jedoch mehrere Hörleinsperger 
noch zu Velden angesessen, so 1511 Georg, und 1508 
wurde Christof der Hörleinsperger zu Neufelden 
begraben. 3) 

Obwohl nun die Bischöfe von Passau Velden wieder be- 
sassen, so war es doch sowol um die Landeshoheit als auch 


‘ 


1) Stülz S. Florian p. 145, 
2)-Buchinger II. 220. 
I) »Hie liegt begraben der Edl Vest 
Christof Hörleinsperger, Margaretha 
seine Schwester, die gestorben seyn 
am Mittichen vor Unser Frauen 
Schidung, Anno MCCCCG unnd im VII 
Jahr. a 
Mus, Jabr, Ber. XX, 19 


282 


um das alte Landgericht geschehen. Wärend der langdauern- 
den Verpfändung hatten sich Falkenstein und Pührnstein 
um das Jar 1500 als eigene Landgerichte ausge- 
schieden, !) 


Zwar kommen noch Pfleger von Tannberg und 
Velden vor, so: 

um 1505 Hanns IV. von Tannberg?); 

1517 Gilg Tettenhamer °); 

1522, 1526 und 1528 Hanns von Nussdorf (t 1529), 
von einem Landrichter aber geschieht keine Erwänung 
mehr. #) 


Nachdem auch Marspach im J, 1520 wieder zurück- 
erworben war (9. 31), verlor Velden sogar seine abgesonderte 
Verwaltung, und wurde im J. 15285) zu Marspach gezogen. 
Bereits im J. 1528 ©) war das Gericht Velden nach Mar- 
spach inkorporirt, und Leoprecht Haunreiter Herr- 
schaftsverweser zu Marspach. 


Es erscheinen wol noch einige Pfleger zu Marspach, 
Tannberg und Velden (1538 & 1540 Christof Lie- 
benauer, 1544 Wolfgang Friedrich Moll und 1548 Thomas 
Neuhofer ), diese sassen aber zu Marspach, an welche Herr- 


1) Ennenkl m. g. I. 461. 

2) Von der Aurolzmünsterer Linie. Er war mit Afra von Rottau ver- 
mält, die nach seinem Tode im J. 1522 den Pfleger Hanns Nuss- 
dorfer heiratete (Hund Stammenbuch I. 509 — 514). 

®) Buchinger II. 225; Archiv für österr. Geschichtsquellen XXIV. 184. 

4) Pillwein II. 27& fürt zwar den Hanns Oeder noch beim J. 1568 
als Landrichter an; diess ist unrichtig, nach seinem Grabsteine 
zu Neufelden war er nur »fürst Passauischer (Markt-) Richter 
und Mauter der Herrschaft Neufelden«: Hanns ‚Oeder starb am 
7. Febr, 1568, seine Hausfrau Katharına im J. 1575. 

5) Nach dem 11. Februar 1528. 

6) Buchinger II. 289. 


283 


schaft auch der Rest des Landgerichtes Velden unter dem 
Namen »Landgericht Marspach« kam, das aber seine 
echte volkstümliche Färbung schon längst verloren hatte. ?) 


Der Pfleger von Marspach war übrigens immer zugleich 
Oberpfleger über alle in Oesterreich liegenden Herrschaften des 
Hochstiftes. 


Der Pfarre Altenfelden, welche im 17. Jarhunderte 
schon zum Dekanate Pfarrkirchen (Sarleinsbach) gehörte und 
Oberfeuchtenbach ($. 22) und Neufelden zu Filialen 
hatte ?), stand im J. 1504 89) Sigmund Herleinsperger 
vor, 

Der von Dietmar von Losenstein bei der Pfarrkirche 
zu Altenfelden gestiftete Gottesdienst (2. 25) scheint un- 
ordentlich gehalten worden zu sein, weil die richtige Abhal- 
tung desselben durch Schiedsspruch des Wolf von Elre- 
ching#) Pflegers zu Tannberg und des Stefan 
Reitter Vikars zu Altenfelden (die Pfründe besass 
wahrscheinlich ein Domherr) unterm 27. November 1520 5) 
angeordnet wurde. 

In der Kirche zu Neufelden stiftete sich Gregor 
von Starhemberg zu Pührnstein einen Jartag, wegen dessen 
richtiger Abhaltung der Markt Neufelden am 17. Juni 
1507 ®) einen Revers ausstellte. 


!) Der Markt Velden kam 1627 unter die Herrschaft Pührnstein,, das 
teilweise abgebrochene und verfallene Schloss wurde 1789 veräussert. 

2) Notizenblatt pro 1855, p. 488. 

®) Hoh. III. 285. 

4, Die Elrechinger sassen zu Gunzing Pf. Mehrnbach (so 1441 
Ulrich, 1448 & 1449 Christof), zu Neyndling Pf. Mettmach 
(1441 Kaspar, 1496 Thomas), Hueb Pf. Mettmach (1520 Seba- 
stian), Mäning (1540 Wigileus). 

5) Riedecker Urkunde Nr. 1571. 

6) Riedecker Urkunde Nr. 1290. 

19* 


284 


Das Benefizium der im J. 1337 von Ulrich Poxrucker 
(2. 23) gestifteten Frühmesse zu Neufelden wurde im 
J. 1501 von den Bürgern besser dotirt, ihnen stand auch 
das Präsentationsrecht zu; ein ständiger Vikar kam aber erst 
im J. 1667 her. ') 


Der Markt Velden beschickte zwar noch im J. 1505 den 
Landtag zu Passau ?), allein auch davon kam es bald ab, ob- 
wol selbst der Pfleger von Falkenstein noch im J. 1541 zum 
Landtage eingeladen wurde, aber begreiflicher Weise dieser 
Lockung widerstand. 


Am 25. Juni 1517 3) verkauften Wolfgang Söhnel, Be- 
nefiziat zu Gratzen in Böhmen, Hanns Schnel in Wien, Margret 
Stelzin ihre Schwester, — an Gregor von Starhemberg ihre 
Erbgerechtigkeit auf ihren Pointen am Hundsegg (Vormarkt 
von Neufelden) im Burggeding Velden, so sie von 
ihrem Vater Sixt, Fleischhauer und Bürger in Velden, 
ererbt haben. 


Im J. 15174) war Lienhart der Klein Markt- 
richter zu Velden. 


Am 27. Februar 1526 5) verkauften Sigmund Turm- 
vischer, Bürger zu Neunfelden, und seine Hausfrau 
Barbara ihren Anteil an der Mosswiese zunächst an die Wu.- 


1) Der Vikar hatte Anfangs nur die Seelsorge im Markte, 1755 wurde 
ihm ein Defizient beigegeben ; 4784 wurde Langhalsen, Unternberg, 
Etzleinsberg, Bairach und Blankenberg aus den Pf. Altenfelden und 
S. Peter eingepfarrt. Der erste Vikar war Kaspar Grueber (1667 — 
1678), 1780 — 1786 war es Josef Ignaz Stölz]; der jezige, 
Ignaz Koblmüller, ist es seit 1840. 

2) Buchinger II. 219. 

3) Riedecker Urkunde Nr. 1532, 

4) Buchinger I. 225, hat irrig » Tannberg. « 

5) Schlägler Urkunde, 


285 


tauer - Strasse stossend und am Wald gelegen, welcher Teil 
von ihrem Schweher Jakob Rabekh von Kabach erblich an sie 
gekommen ist, an Propst Sigmund von Schlägl. Die 
Urkunde siegelte der edel vnd vest Hanns von Nussdorf 
auf Tutling Pfleger zu Tannberg und Velden; 
Zeugen waren: »die ersamen vnd weisen Peter Särlein- 
spekher Richter zu Velden, Sigmund Pinter 
und Kaspar Scherer, beide Bürger zu Velden. 

Zum Schlusse sei noch bemerkt, dass der in den Man- 
daten K. Rudolfs II. so häufig vorkommende Reichshofrat 
Johann Englhofer (t 1623), welcher das Schloss Mar- 
bach im unt, Mühlviertel besass, zu Neufelden geboren 
wurde, und dass seine Brüder Michael und Mathias daselbst 
Bürger waren, 


286 


l. Landrichter zu Velden. 


1337 
1344 
1356 Chadolt von Valchenstain (2. 25). 
1370 Ulrich der Pueger (2. 25). 

1391 Peter Schönauer (22. 26, 28). 
1393 Andre Herleinsperger (9. 28). 
1400 

1410 | Eglof Neuenkircher (2. 28). 
1411 f 
c. 1412 Heinrich der Kaplan (2. 28). 


2 Udung Lichtenecker (2. 30). 


| Gundacher von Losenstain (99. 23 — 25.) 


1441 
1458 Andre der Wiltperger (2. 31). 
1461 Hanns Herleinsperger (2. 31). 
1463 Niklas Stettlinger (2. 31) 
1496 Paul Hollinger (2. 31). 


ll. Pfleger zu Velden: 


1347 ' Chunrat von Tannberg. 


Chalhoch von Valchenstain (2. 25). 
1359 Dyetmar von Losenstain (9. 25). 
1391 Hartlieb Herleinsperger (2. 28). 
1393 ; 
1499 Andre Herleinsperger (2. 28). 
1436 
1441 
4461 Hanns Herleinsperger (2. 31). 
1493 Paul Hollinger (2. 31). 


| Udung Lichtenecker (2. 30). 


287 


II. Pfleger zu Tannberg & Velden 
(1503 — 1528). 


e. 1505 Hanns von Tannberg. 
1517 Gilg Tettenhamer. 

1520 Wolf von Elreching. 
1522 

1526 Hanns von Nussdorf. 
1528 


IV. Pfleger zu Marsbach, Tannberg & Velden 
(1528 — 1627). 
1528 Leoprecht Haunreuter. 
1538 
Chri i i 
1540 | hristof Liebenauer 
1541 Wolfgang Friedrich Moll. 
1548 Thomas Neuhofer. 
1581 Veit von Tattenbach. 
1597 
G ach. 
1599 | eorg von Tattenbach 


Pfarrer zu Altenfelden. 


1305 ] 
1309 
1311 
1314 
1330 
1337 
1404 Nikolaus Kastner (2. 29). 
E | Peter Seefelder (2. 29). 
1420 Stefan Ploch (2. 28). 
1451 Veit Pöritzer (2. 30). 


Ulrich der Poxrucker (92. 22, 23). 


288 


1504 Sigmund Herleinsperger (9. 32). 
1520 Stefan Reiter (2. 32), Vikar. 
1597 
1599 


\ Dechant Sebastian Kuglmann. 


Richter zu Velden: 


1307 Ulrich (2. 22). 
1311 Gerunch (2. 22). 
1380 Chunrat (2. 27). 
1470 Bernhard Garder. 
1483 Philipp Kammerhofer. 
1517 Lienhart Klein. 
1526 Peter Särleinspekher. 
1568 t Hanns Oedter. 
1597 t Hanns Reuther, 


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Nebft der 
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Beiträge zur Tandeskunde 


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Dejterreih ob der Enns. 


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Linz, 1861. 
Druck von Iofef Wimmer. 


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Einundzwanzigfter Iahres- Dericht. 


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Den Statuten unferes Dereines gemäß, deren 41. Paragraph dem 
leitenden Körper die Verbindlichkeit auferlegt, Bericht zu erftatten über 
den Stand ded Mufeums und feine Kafla, fo wie über die Thätigfeit 
und das Gedeihen der Gefellfchaft überhaupt, werden vom Verwaltungs: 
Ausihufle die Ergebniffe bet unferer vaterländifchen Anftalt in dem Ber: 
mwaltungs » Sahre 1860 mit einem Furzen Niücdblide auf die Tekte am 
17. Zänner 1861 abgehaltene zwanzigfte General: Verfammlung zur 
Kenntniß der Vereins : Mitglieder gebracht. 

Die Verfammlung wurde von Sr. Ereellenz dem Herrn Statthalter 
Eduard Freiherrn von Bad als oberften Vorftande ded Vereines eröffnet, 
und hiernach von dem Kanzlei-Neferenten des Ausfchuffes der Nechenfchafts: 
Bericht vorgetragen. 

Durch die nah S. 45 der Statuten vorgenommene Auslofung von 
4 Mitgliedern ded Ausfchufes hatten Herr Auıton Knörlein, Med. Dr. 
und Faif. Rath, Herr Jobenn Duftfhmid, Med. Dr., der hochwürdige 
Herr Dominit Lebihy, Abt des Stiftes Schlägl, und Herr Georg 
Schafflinger, Chorherr von St. Florian und F. f. Profeffor, aus 
dem Ausfchuffe auszutreten. Im der darauf erfolgten Mahl wurden die 
genannten Vereind:Mitglieder neuerdings in den Verwaltungsrath berufen. 

Der Verwaltungs » Ausfhuß bat im Jahre 1860 vier Mitglieder 
verloren, indem der penf. F. f. Statthaltereirath Sohann Ritter von 
Fritfh in Folge feiner Meberfienlung nad Salzburg aus demjelben aus- 
getreten, und die Herren Anton Hofjtetter, Apothefer und Gemeinde: 

a” 


IV 


rath von Linz, der bochmwürdige Herr Thomad Mitterndorfer, Abt 
von Kremsmünster, und Friedrich Edler von Pflügl, Hof: umd Gerichte: 
Advofat, mit Tod abgegangen find. An ihre Stelle wurden gewählt : 
der hochwürdige Herr Auguftin Neslhuber, Abt von Kremsminfter, 
Herr Eduard Saringer, Handelömann und Gemeinderath von Linz, 
der hodwürdige Herr Profeffor Eder umd Herr Vinzenz Sim, Buch 
händler und Gemeinderath von Linz. 

Zu Rechnungs » Reviforen wurden von Gr. Greellen; dem Herrn 
Statthalter vorgefchlagen: Herr Johann Dürnberger, ftändilcher 
Buchhalter, Herr Viltor Dronot, Buhdruder und Bice » Birgermeifter 
von Linz, ımd Herr Zohann Sungwirth, Handeldimann in Linz, 
welche durd; die allgemeine Berftimmung der Verfammlung als joldye 
„beftätiget wurden. 

In diefer Verfammlung hielt der hocdhwirdige Herr Sodof Stüls, 
Propft zu St. Klorian, einen jehr intereffanten Vortrag über die Ab: 
ftammung de3 Gefchlechtes dev Scaunberge, und imöbefondere über den 
Grafen rich von Schaumberg , welcher dem gegenwärtigen 21. Berichte 
ald Beitrag zur Landesgefchichte angefchlofen tft; Herr Profeffor Heinrich 
Engel lieferte eine populär gehaltene Weberficht der geognoftiichen For: 
mationen Oberöfterreihs,, ımd Herr Guftos Ehrlich einen Vortrag 
über die Geologie unferer Zeit und deren Aufgabe, mit befonderer Ber: 
fihtigung der Pflege von Seite des vaterländiichen Mufeums. 

Mit Ende des Bereinsjahres 1859 bezifferte fi die Anzahl der 
wirklichen Mitglieder des Mufeums Vereines auf 341. Sm Jahre 1860 
find 5 Todfälle eingetveten und 9 Austritte erfolgt. Dagegen find 18 
nene Beitrittd » Erklärungen abgegeben worden, von welden vier als 
Korrefpondenz » Mitglieder zu betrachten find, indem fie anftatt der ftatu- 
tenmäßigen Geldbeiträge zu Lieferungen von willenschaftlihen Abhand: 
ungen fi angeboten haben. Die Zahl der Mitglieder des Vereines 
bat Haher in diefem Jahre zugenommen. 

Sm dem Sahre 1834, als dem  erjten Vereinsjahre, haben 804 
Perfonen ans verfchiedenen Ständen ihre Grflivung abgegeben, dem 
Vereine zur Grrichtung eines Mufeums Für Defterreih und Salzburg 
(damals der erfte amd einzige Verein in unferm Lande) angehören zu 
wollen. Bon Diejer Anzapl find die meilten entweder geftorben, oder 


V: 


aus verfchiedenen Beranlaflungen ausgetreten. Die Bildung eines gefon- 
derten Bereined für Salzburg, die Entftehung anderer Vereine, cher: 
fiedlungen in andere Provinzen, Familien : Verhältniffe, und endlich die 
Ereiguiffe des Jahres 4848 Haben auf unferen Verein nachtheilig ein: 
gewirkt, Bon den 804 urfprünglicen Mitgliedern find gegenwärtig nur 
mehr 74 übrig, welhe nob dem Vereine angehören. 3 find jedody 
neue Beitrittd+ Grflärungen von Jahr zu Jahr erfolgt, und werden fich 
no hoffentlich mehren, denn ein lobenswerther Sinm, alles Gute und 
Nügliche zu fördern, beurfundet, daß die Bewohner unfered Baterlaudes 
in der Richtung einer edleren Bildung vorfreiten. Diefes gibt fid auch 
fund din dem bäufigeren, oft gedrängten Befuchen ded Mufeums , an 
welhen and unfere Landleute gelegentlich ihrer Anmefenheit in unferer 
Hauptftadt nicht wenig Antheil nehmen. 


Im erhöhten Grade aber bewährt fi die Anerkennung , welde 
unferem Vereine zu Theil wird dadurch, daß von wifenfhaftlihen An- 
falten „ Gefellfchaften und Vereinen des In: und Auslandes ein reger 
wiffenfhaftlicer Verkehr eingegangen worden ift, wodurd die Vereing- 
Biblioibef im Zabre 1860 von 53 jolder Körperfhaften werthoolle 
Drudichriften mit intereffanten Abhandlungen über verfhiedene willen: 
Idaftlihe Gegenftände erhalten hat, wozu nod Spenden an Büchern von 
20 Parteien Fanen. Außerden wird aud durdh den Anfauf von für 
bie Vereinszwede erwänfchten Werken fortwährend fir Die Vermehrung 
ber Bücherfammlung Sorge getragen. 


Was aber die Bibliothek des Mufeums auf einen Ihon bedeutenden 
Stand gebracht hat, ift die Verbindung derfelben mit der Landicafts- 
Bibliothef, indem eine große Anzahl gedrudter Werfe und fehr wertb- 
soller Manuffripte aus dem Paudichafts » Archive ausgewählt umd mit 
Vorbehalt des Eigenthumsrechtes zur Aufitellung und Benüsung in das 
Mufenm abgegeben worden tit, mit der Beltimmung, daß die jährliche 
Domeftitalfonds = Dotation zur Vermehrung diefer Bibliothef au für die 
Bedürfuiffe dev willenihaftlichen Zee des Mufeums gegen Verrehnung 
verwendet werden darf. 


Den Quellen der vaterländtihen Gefchichte nadhzuforfchen, fit etite 
der vorzüglichften Aufgaben für die Ipätigkeit des Nereines. 


V 

"Die fchägbarften Quellen find in diefer Hinficht die Nrfunden, von 
melden fich feit Jahren eine Anzahl von mehreren Taufenden theild in 
Driginalien , theils in Abfchriften, deren Richtigkeit und Mebereinftimmung 
mit den Originalien von dem hohwürdigen Herrn Jodof Stülz, Probfte 
zu St. Florian, conftatirt wird, angefammelt worden find. Auch im 
Zahre 1860 Hat diefe Sammlung einen Zumadjd erhalten. Damit diefe 
Schäte in weiterer Ausdehnung zugänglih gemadt und benüßt werden 
fönnen, it der Druf eines Urfundenbuches ded Landes ob der Enns 
eingeleitet worden , von weldem der dritte Band aus der Preffe der E, f. 
Stantsdruderei nächftend hervorgehen wird. 


Die Geldfräfte des WVereines hätten ed nicht zugelaflen, Die 
Herausgabe diejes Urfundenbuces in jolhem Umfange durchzuführen, 
wenn nicht von der ob der ennfiihen Landichaft, welher der Verein 
ihon fo Vieles verdanfte, wieder hilfreiche Hand geboten und von der 
jelben eine täbrliche Wuterftüßung. von 500 fl. EM. bewilliget worden 
wäre. MUeberdieß habe Sr. Majeftät Kaifer Ferdinand gerußt, die 
Hälfte der Drudfoften auf Ihre Privat - Kaffe zu übernehmen. 


Eine wichtige Quelle für die geichichtliche Forfhung entipringt aus 
einer Sammlung von Münzen fowohl des Altertbumsd ald auch des 
Mittelalters und der Neuzeit, abgejehen davon, daß Diefelben als be- 
Iehrende Dokumente für den Zuftand der bildenden und mechanischen 
Kunft in den verjchiedenen Zeiträumen Geltung haben. Auch  Ddiefe 
Sammlung bat im Sabre 1860 eine bedeutende Vermehrung erhalten , 
zu weldher insbefondere eine Anzahl von 124 römifchen theild GSilber:, 
tbeild Erzmünzen zu rechnen ift, welhe das Stift Et. Florian und deffen 
großmüthiger Vorftand aus den vorbandenen Doubletten um einen äußerft 
geringen Preis überlafien hat. 


Gräfin Mathilde Nevertera bat dem Mufeum einen eigenhändig 
gefchriebenen Brief ded Freiberrn Alexander von Humboldt gejchenkt, 
mwelder in der- Autographen: Sammlung ald ein fehr jchäkbares Andenken 
an diefen berühmten Naturforfcher aufbewahrt ift. 


Der arhäologifhen Sammlung wurden mehrere antife und mittel: 
alterlihe Gegenftände einverleibt, fo mie auh an Waffen und Gerätb- 


vi 


Ihaften manche intereffante Gremplare gefpendet oder durch) Kauf erworben 
worden find. 


Der Alterthums-Verein in Wien hat im Herbfte ded Jahres 1860 
eine Ausftellung mittelalterlicher Kunftwerfe aus allen Gegenden der 
Monarchie veranftaltet, zu welcher auch aus den Sammlungen des Mu: 
feumd 5 Stüde ausgewählt worden find. 

Was die naturhiftorifchen Sammlungen betrifft, fo wurden diefelben 
auch im Jahre 1860 im allen drei Neichen der Natur und innerhalb 
diefer im den verfchiedenen Klaffen, Ordnungen uud Gefchlechtern von meh: 
veren Gönnern und Freunden des Mufeums erfreulich bedacht, und durd; 
einen Anlauf aus der in dem Lofale des ftändifchen Nedoutenfaaled aus: 
geftellt gewefenen Platowfchen Naturalien : Sammlung ift manche Lüde aus: 
gefüllt worden. — 


dir die geoguoftifhe Sammlung find ebenfalls Ihäkbare Beiträge 
eingegangen, welde insbefondere dur die namhafte Mnterftügung von 
500 fl. EM. erzielt werden Fonnten, die die ob der ennfilche Land: 
Ihaft dem Vereine zur Durhführung der in feinen Bereich) gehörenden 
geologifhen Forfhungen und Sammlungs - Angelegenheiten zukommen 
läßt. Aus diefem Beitrage Fonnten auch die Auslagen auf die Aus: 
arbeitung einer hen Tange gemwünfchten geologiihen Spezialfarte vom 
Lande ob der Eins beftritten werden, welche durch die f. f. geologifche 
Neichsanftalt angefertigt worden ift. 


Die Erwerbungen, welde bier nur in allgemeinen Umriffen an 
gedeutet wurden, find in der nadfolgenden Zufammenftellung und Ver: 
mehrung der Sammlungen des Mufeumsd Franeisco - Carolinum im 
Jahre 1860 in fitematifcher Ordnung enthalten, worin alle Gegenftände 
mit Angabe der Geber oder der fouftigen Erwerbungsart genau ange: 
führt find. 

Ce. f FR. Hoheit der burclauchtigfte Proteftor unferes Vereines 
Herr Erjberzog Franz Karl haben den neunzehnten Bericht über das 
Gedeihen unferer Anftalt mebft der vierzehnten Lieferung der Beiträge 
zur Landesfunde Huldvoll entgegengenommen und dem Vereine auch in 
diefem Jahre den Betrag von 405 fl. öft. W. als Unterftügung zu: 
fommen lafen. 


vi 


PBermögensftand ded Mufeumd im Zahre 1860, und zwar: 

AB Stammkapital 
in Staatd : Schuldverfchretbungen . & >... 3600. 
in Grundentlaftungs » Obligationen . ’ 23000 fl — fr. 


Zufammen 13600 fl. — fr. 
Die baren Empfänge entziffern fih in bielem 


Zahre mit . : s . A el 3.54 Se 2 
die Auslagen mit . 4 h , R 2702 fl. 52 fr. 
folglidy ergtbt fi ein Kafareit pr. . j ’ 219 1.83 kt. 


Linz, den 1. November 1861. 


Vom Berwaltungs - Ausfdhufle 


des Museum Franeisco - Carolinum, 


1. 
Vermehrung der Sammlungen 


bes 


Museum Franeisco -Carolinum 


r, 


im Jahre 1860. 
A. Bibliothek. 
I. Drudwerfe. 


a) Mittheilungen von Akademien, Gerfellfhaften, Bereinen, 


Anftalten nnd Behörden. 


Nah dem Einfaufe. 
Geihichte der ehemaligen Neichsftadt Oppenheim am Ahein., Nah ur- 
fundfichen Quellen bearbeitet von Wild. Frank. (Dev biltor. Verein 
fir das Großberzogtbum Heffen zu Darınftadt. ) 


. Sahrbuch der f. £. Sentral- Kommiffion zur Erforidung und Erhaltung 


alter Baudenkfmale in Wien. 4. Band. Wien 1860. — Mittheilungen. 
5. Sahrgang 1860. (Die löbl, Direktion. ) 

Hifteriiche Preisaufgabe der Kommilfion für deutfhe Gefhichte und 
Duellen =» Forfhbung bei der FE baier. Lfademie der Wiffenichaften zu 
Minden. (Die Kommilfion. ) 


4. Situngsberiste der fail. Afademie der Wilfenfchaften in Wien. (Der 


philojeph. Kiftorifh. Claffe Band XXXL Heft 1.—3. Band XXX. Heft 
1—4. Band XXX. Heft 1. und 2, Band XNXXIV. Heft 1. 2. 3. 
Band XXXV. Heft 1. 2, Der math. naturhift. Klaffe Ver. 16—28. 
vom Sabre 1859. Bon Jahre 1560 Nr. 1—22. Xrdiv fir Kunde 
öjterr. Gefhichtsgnellen. Band XXI. Heft 1.2. Band XXIV. Heft 1. 2. 
Band XV. Seft 1. 2. — Fondes rerum anstriacarum. Band XVI. Abth. 2. 
Band XX. 2. Abtheilung. — Negifter zu den Situngsberichten beider 
Klaffen zit Band 2130. — Alnanah der Afademie pro 1859 —1860. 
— Preisaufgaben zu Schillers Sekular » Feier. — WBbilologifche Preis» 
aufgabe. — Mathematifche Breisanfgabe. — Denkihriften dev pbilofoph. 


12. 


13. 


14, 


15. 


biftor, Klaffe. 10. Band. — Denkihriften der mathematiih = hiftorifchen 
Klaffe. 18. Band. — Notizenklatt. Beilage zum Ardive für Kunde öfterr. 
Sehichtsquellen. Herausgegeben von ber hiftor. Kommiffton der Afadentie, 
9. Jahrg. 1859. (Die E. Afademie.) 


20. Sahresbericht des hiftorifhen Vereines für Oberfranfen mit dem 
Copial- Buye der Cifterzienfer- Abtei Yangheim vom Iahre 1142 bis 
1500. (Der Ausfhuß des Vereines. ) 


13. Iahrgang des Corvefpondenz - Blattes des zo0o0logijch - mineralogifchen 


Bereines zu Negensburg. 1859. — Abhandlungen. 8. Heft. Negens- 
burg 1860. (Der PROB 


Mitrheilung der mäbr. fchlefifher Gefellfhaft des Aderbaues, dev Natur- 
und Sandesfunde zu " Brim. — Notizenblatt der hiftorijch = ftatiftifchen 
Sektion. (Die Gefellfhaft. ) 


Nehnungs- Abihluß der allgemeinen za in fin; für das Jahı 
1859. (Die Direktion. ) 


9. Sahres-Bericht des Werner-Verermes zu Brünn. (Die Direktion. ) 


.. 9. und 6. Jahres=- Bericht des germanifhen Mufeums zu Nürnberg für 


das Yahr 1859. — Anzeiger der deutichen Borzeit. Organ des germas- 
nijhen Mufeums. Sahrgang 1859—60. (Der Borftand. ) 


. Brogramm der £. £. Unterrealfhule für das Jahr 1851 —52 und Jahres- 


Bericht der £ £ Oberrealfchufe zu Yinz vom Jahre 1852 bis 57 —58 
des Schuljahres. (Die Direktion.) 


Sayres- Bericht des Vereines für fiebenbürgifche Landeskunde file das 
Satr 1858—60. — Archiv des Vereines meuz Folge 4. Band 1. Heft. 
— Programm des evangeliiden Gymmafiums A. EC. zu Hermanftadt 
für das Jahr 1858—59. — Brogrammı des evangeliihen Gymnafiums 
A. €. zu Mediafh und der damit vereinigten Schul - Anftalten. (Der 
Berein für fiebenbürgijche Yandeskunde. ) 

Samburgifhe Chroniken. 2. Heft. Hamburg 1859. (Der Berein für 
hamburgiihe Gejdichte. ) 

Lifte der auswärtigen Korrefpondenten oder Mitglieder des Smitjon3- 
Suftitutes zu Washington. — Anneal Report of the Board of regents 
of the Smithsonian Institution. Washington 1859. — First Report ofa 
geologieal Reconnoisanee of the Northern locenties of Arkansas. Made 
Durings the guers 1857—1859. (Das Jnftitut. ) 

Hauptbericht der Handels und Gewerbefammer für das Erzherzogthum 
Defteriei) ob der Enns für das Jahr 1857—59. — Auszug aus dem 
ftatiftifchen Berichte für das Jahr 1859. (Die Kammer. ) 

Die Ergebniffe und Bermögens- Gebahrung der Berjorgungs- und Be- 
ihäftigungs- Anftalt für erwachfene Blinde in Böhmen vom Jahre 
1853—57. (Die Direktion. ) 

Magnetifhe und imetereologifhe Beobachtungen zu rag 1859. Herans- 
gegeben won Dr. I. G. Böhm und Frauz Kralinskty. (Die Direktion.) 

Zahrbucdh der £. £. geologifhgen Reihsanftalt. 10. Sahrgang 1859. Nr. 4. 
11. Jahrgang. 1860. Wr. 1. (Die Divetion. ) 


19. 


20. 


21. 


22. 
23. 


24. 


25. 


26. 
27. 
28. 
29. 
30. 
31. 


32. 


Xl- 


Rehnungs-Ausweife über den Bau des Mariä- Empfängniß - Domes zu 
Linz fir das Jahr 1855—60. (Das Confiftoriunt. ) 

Allgemeines Neichzgefeg- und Negierungsblatt vom Jahre 1859— 60. 
(Das hohe Minifterium.) -— Dann Landesgefeß- und Negierumgsblatt 
vom Jahre 1859 —60. — Kundmadhung der f. f. Statthalterei im 
Erzherzogthume Defterreih o. d. Enns betreffend die Beranntimahung 
der Wahlen der Handel3- und Gewerbefammer zc. — Aıuleitung für 
Nichtärzte zur Wiederbelesung von Schrintodten ze. — Elifabeth Kinder- 
Hofpital zu Hal. Ausweife und Verrechnung. — Krankenhaus ber barnı- 
berzigen Brüder zu Linz. Ueberfiht der Krankheitsforımen. — Barın- 
herzige Schweftern. Jahres Bericht. — Berforgungsfond invalider Krieger 
DOberöfterreihs. Rehnungs- Ausweis. — Katholifches Waifenhaus in Yinz. 
Rechnungs» Ausweis. — Beriins »Pericht des heil. Vinzenz dv. Paul 
in Linz. Nechenjchafts= Bericht. — Verzeichniß der Assecurazioni Generali 
in ZTrieft der bezahlten Entfhädigungen — ıebft mehreren Pflicht 
Erempfaren von Drucwerken und Lithograpbien. (Hobe f. E, Stattbal- 
terei in Linz.) 


Mittbeilungen der E. f. geographiichen Gefellihaft in Wien. 3. Jahrgang 
1859. 3. Heft. (Die Gefellfchaft. ) 

Verhandlungen der E. E zo0logijch = botanifhen Gejellfchaft in Wicı, 
Sabrgang 1859. 9. Band. (Die Gefellicaft. ) 

10. und 11. Jahres - Bericht über den Zuftand und das Wirken bes 
biftorifchen Vereines für Steiermarf. Vom 1. März 1858 bis 1. April 
1859 und von da bis Tetten Februar 1860. — Bericht über bie 10. 
allgemeine Berfammlung am 16. April 1859. — Mittheilung des 
Bereines. Heft 9. Graz 1859. (Der Berein.) 

Mittheilungen des biftorifhen BVereines für Krain in Laibadh 1859. 
14. Sahrgang. (Der Berein.) 

Berichte und Mittheilungen des Altertbums-Vereines in Wien. Band 3. 
Abtheilung 2. und Band 4. Wien 1860. — Protofoll der 6. General- 
Berfammlung des Bereines. Wien 1860. (Der Berein.) 

8. Beriht der heffiihen Gefellichaft für Natur» und Heilfunde zu 
Gießen. 1860. (Die Gejelligaft. ) 

Progranım des E. E Oymmafiums zu Linz für das Jahr 1860. (Die 
Direktion.) 

Programm der f. E. Ober» Realjhule zu Linz für das Jahr 1859 und 
1860. (Die Direktion.) 

Verhandlungen des hiftorifihen Bereines für Niederbaiern. 6. Bend. 
3. und 4. Heft. Yandsbut 1360. (Der Verein.) 

Frogramm des FE. £. Oumnafiums zu Kremsmiünfter für das Jahr 1860. 
(Die Direktion. ) 

10. Jahres» Programım der öffentlien Ober - Realjchule der König. 
Freiftadt Prefburg 1860. (Die Direltion. ) 

45. Jahres » Bericht der naturforfchenden Gejellfhaft zu Embden. 1859. 
Bon Dr. 9. Mebger. — Kleine Schriften der Gefjellfhaft. Nr. 6. — 
Der Barometerftand und barometrifhe Windrofe Oftfriesfand von Dr. 


Au 


33. 


39. 


40. 


41. 


42. 


49. 


41. 


45. 


Breßl. Embben 1860. Nr. 7. — Ein Beitrag zur Alimatologie des 
Harzcs von Dberlehrer Chr. 2. Shoof. Klaustyal 1860. 


Arhiv fir heffiihe Gefhidte und Alterttumsfunde, herausgegeben aus 
den Schriften des hiltorifchen Vereines für das Großherzogthum Helfen 
pon Dr. Ludwig Baur. 9. Band. 2. und 3. Heft: 1860—61. — 
Heffifhe Urkunden aus dem Großherzoglich hejftfchen Daus- nd Staats» 
Archive von Dr. Ludwig Baur 1. Band von 1016 bis 1399. Darın- 
ftabt 1860. — General- Regeften zu den Regeften der bis jest ge 
brudten Urkunden zur Yaudes- und Orts- Gefhid,te des Großherzjogthums 
Helfen, bearbeitet von Dr. 9. ©. Zcriba. Dermftadt 1869. (Der 
Verein.) 


Memorie dell J. R. Instituto veneto di scienze, leitere ad artı Vol. VI. 
1. I. I. ‘Vol. VIE. 1. 2. Vol. 1. 2.3. (Das Yıftitnt.) 

37. Iabres=- Beriht der jchleftihen Gefelfiyaft für vaterländiihe Kultur 
file das Jabr. 1859. (Die Gefelichaft. ) 

3. Sabres:Beriht für das Jahr 1859 des maturforfhenden Vereins für 
Bafjau. (Der Berein. ) 


Achte fiir Frankfurts Gefhichte und Kunft. Frankfurt 1859. (Der 
Verein. ) 

Neues Laufits’fhes Magazin der oberslaufitifchen Gejelfhaft für BWifjen- 
fhaft. Band 36. Seft 1-4. 1. und 2. Doypelheft. 37. Band. 
Görlit 1859 und 1860. (Die Gejellihaft. ) 


Codex diplomatieus Brandenburgensis von Dr. A. F. Riedl. Berlin 1860. 
1. Haupttheil XIX. Dritter Haupttheil 2. Band. (Der Verein für 
Gefhichte der Darf Brandenburg. ) 

Ferdinandeum. 28. Dericht des Verwaltungs - Ausfbuffes für das Jahr 
1357-59 AInnsbrud 1860. — Zeitjhrift des Ferdinandeunms für 
Tirol und Vorarlberg, berausgegeben von dem VBerwaltungs-AusfHufle 
deifelden. 3. Folg.. 9. Heft. Sunstrud 1860. (Ferdinandeum. ) 
Codex diplomatieus et episolaris Moraviac, herausgegeben von PB. Kitter 
von Chlumeziy und Sojef Ehitil. 7. Band. 2. Abtheilung. Brün 1860. 
— Die Yandtafel des Marfgrafthums Dähren. 17. und 18. Lieferung. 
Brünn 1860. (Von dem Komite der Herausgabe.) 

Annalen des Vereins fir maffauiihe Alterthumsiunde und Gejdhichts- 
fefhung. 1. bis 3. Heft. Wiesbaden 1859 und 1360. — PBeriodifche 
Blätter der Gejchichts- und Alterthuns=Bereine zu Kaffel, Wiesbaden 
und Darmftadt 1860. (Der Bereit. ) 

Mittbeilungen aus dem Gebiete der Statiftit, bevamsgegeben von ber 
Direktion der adminiitrativen Statifik im E & Haudelsminijterium. 8. 
Zahrgang 1860. (Die Direktion ) 

Sitzungs - Berihte der Fünigl. böhmischen Gefelihaft der Wilfenicaften 
zu Prag vom Jahre 1859. Zult bis Dezember und Jahr 1860 Jänner 
bis Juni. (Die Gefeilfchaft. ) 

24. uud 25. Jabresbericht des Liftorifjten Vereines im Negierumgs- 
bezirfe Schwaben und Neuburg für die Jahre 1858 und 1859 mit 


47. 


48. 


49, 


55. 


56. 


57. 


X 


einer MbbandImug. über Die älteften Glas» Gemälde des Domes -zu 


Augsburg umd Abbildungen desfelben. Augsburg 1860. (Der Verein.) 


. Sitsungsberit der Fünigl. Akademie der Wiffenfhaften zu Mitn her vom 


Sabre 1860. Heft 1.3. — Abhandlungen der hiftorifhen Kaffe. 8. 
Band. 3. Abtheilung. Minden 1860. — Einleitende Worte zur Feier 
des allerhöchten Geburtsfeftes Sr. Majeftit König - Mar II. Minden 
1859. — Erinnerungen an 9. ©. v. Lori. Miinchen 1859. — Dentrede 
auf Alerander von Humboldt. Diitnchen 1860. (Die Akademie. ) 


Abhandlung der naturferichenden Gefellfchaft in Görlit. 1860. 10. Band. 
(Die Sefellichaft.) 


Jahrbücher des Nereines für eesubugiige Seihichte und Alterthuing- 
finde aus den Arbeiten des Bereines, herausgegeben von Dr. ©. C. 
5. Lid. 25. Jahrgang. Schwerin 1860. — Quartal» Bericht de3- 
jelben XXV. 2, Schwerin 1860. (Der Verein.) 


Kechenfchafts- Bericht des vereinigten Landes -Collegiums ala BVereins- 
Direktion der wechjeffeitigen Feuerjhaden- und Berfichernungs- Anftalt im 
ErzherzogtGume Defterreih ob der Enns fir das Jahr 1860. (Pandes- 
Collegiumn:. ) 


Zeitfehrift des Vereines für Gedichte und Altertpumsfunde zu Breslau, 
herausgegeben von Dr. Nichard Ronpell. 3. Band. 1. Heft. — Codex 
diplomatieus Silesie. 3. Baud. Die Rechinungsbicher dev Stadt Breslau 
enthaltend. (Der Berein, ) 


59 Stild werfihiedene Heine Dendfahen eingegangener Plichterempfare. 
(KR. 8. Bolizei- Direktion zu Linz.) 


Dittheilungen der Gefhichts- und Altertfums forichenden Gefellihaft des 
Dfterlandes. 5. Vaud. Heft 1 — 3. Altenburg 1859 — 60. (Die 
Sefellichaft. ) 

Sahrbuh des maturhifterishen Landes» Mujeums von Kärnthen. 4. Heft. 
IV.— VI. Fahrgang. 1855—1859. (Das Mufenm.) 


» Berhandlungen der Ihweizerifhen natınferihenden Gefellichaft von ben 


Jahren 1847-- 1549. 1851—59. (Die Gefellichaft. ) 

Mittheilungen dev maturforfchenden Gejelfchaft in Bern Nr. 385—407 
aus dem Sabre 1857. Pr 403-—423 aus dem Sabre 1858. Bern. 
(Die Gefeliänit. ) 

Berbandlungen des hiftorifchen Vereines von Oberpfalz md Aegenzburg. 
19. Band der gefammten BVerhantfungen md 11. Band dev neuen 
dolge. Negensburg 1860. (Der Berein. ) 

Transactions ol the Academy of Science of St. Louis. 1857—59. — 
Viecos on the vine Growiugs resources of St. Louis and adjacent loun- 
ties of Missouri St. Louis 1858. (Die Afadenie.) 

Der zoologifdhe Garten. Zeitigrift des zoologij.hen Vereines zu Frankfurt. 
Srankjurt 1859. (Der Berein. ) 

10. Zahres= Berigit der naturhiftorifchen Gefelichaft zu Hannover. 1860, 
(Die Sefellichait. ) 


XIV 
60. 
61. 


62. 


63. 


13. Beridt des naturhiftorifhen Vereines zu Nugsburg. Augsburg 1860. 
(Der Verein.) 


3. und 4. Beriht der naturforjhenden Gejellihaft zu Bamberg. 1856 
und 1859. (Die Gefelihaft.) 


12. Yahres » Bericht bes altmärkifhen Berewes fir vaterlänbifche Ge- 
fhichte und Induftrie. Abtheilung für Gejhichte. Herausgegeben von Th. 
Fr. Zedhlin. Salzwebel 1859. (Der Verein.) 

36. Sahres- Bericht der fchlefifchen Gejellfchaft fiir vaterländifhe Kultur- 
Arbeiten und Veränderungen der Gejellihaft im Jahre 1858. Breslau. 
(Die Sefellichaft. ) 


b) Widmungen von Gönnern und Sreunden der Anftalt. 


Ueber Geminenfunde. Bon T. Bihler. Wien 1859. (Der Herr 
Berfaffer. ) 

19. Sahrgang des Iahrbuces „Libuffa.“ Herausgegeben von Paul Alois 
Klar. Prag 1859. (Der Herr Herausgeber.) 

Ein Ausflug über Salzburg in die wunderfhöne Tanbihaft bis zum 
Paß Lueg und Die Lage von Cucullae.. Zwei Separat- Abdrüde aus 
den Berichten des vaterländifhen Mufeums zu Salzburg. Bon 3. €. 
Ritter von Kodh-Sternfeld, Salzburg 1859. (Here Berfaffer. ) 


Ueber die Natur der Sinne. Zwei populäre wiljenjchaftliche Vorträge 
von Dr. Mathias Droball. Linz 1859. (Herr Anton Hofftätter in Linz.) 
De .ruderibus Laconici Caldarique Romani et nonnullis aliis monumentis 
in solo Budensi partim hoc primum anno 1778 repertis, partim non- 
dum vulgolis Liber unieus auetore Stephano Schönvisner etc. Budae. 
Fol. — Seefenheilfunde, geftütt auf piochologijche Grumbjäße von Dr. 
HN. Jäger. Wien 1845. — Die Bienenzudt mit Rüdficht auf die 
Ergebnijfe der neueften Forihungen. Bon $ WB. Hoffmann. Wien 
1854. — Evangelifches Wochenblatt für Kivche, Schule und Haus. 1857. 
Herausgegeben von Biltor Horuyansky. 1. Jahrgang. Pelth 1857. 
26 Nummern. 2. Zahrgang. 1858. Nr. 1—52. 3. Jahrgang 1859. 
Nr. 1-40. — Proteftantiihe Iahıbücer für Defterreih. Herausge- 
geben von Viktor Hornyansky. 3. Jahrgang. 1856. 4. Sahrgang 1857. 
Jahrgang 1858. Nr. 1-10. Pefth. (Herr I. Tandler in Ofen.) 


6. Sulle piante fossili di czovencede e dei vergoni. Lettera Dell Dr. A. B. 75. 


Prof, Massalongo al Prof. Roberto de Visiani. Verona 1858. — Scoperta 
di una Nuova caverna assifera in Lombardia. Lettera delle Abbate An- 


e suoi progressi prima del secolo XIX. Memoria del CGav. Achille de 
Zigna. Padova 1855. — Del Terreno carbonifero delle Alpi venete di 
Achille de Zigna. -— Sopra due specie di pesci publicate come nuove 
dal Prof. R. Molin asservazione del dott G. D. Nardo. Venezia 1853. 
— Ein Gedenkblatt für Alerander von Humboldt. Moskau 1859. — 
Neifejfizzen aus der Lombardie und Benetien, von Adolf Senoner. 
Moskau 1860. — Nouveaux memoires de la societe Imperiale de Natura- 
listes de Moscau. Tome XII. Livr. 7. Moscoa 1860. — Risultati pa- 


10. 


11: 


12. 


13. 


14. 


15. 


16. 


17. 


XV 


leontologici e geologiei dedotti allo studio dei petrefatti € Esino. — Sui 
eureulioniti döll’ agro Pavese enumerati dall Dottor Proda. Milano 1860. 
— Formular einer Tabelle zur Eintragung bei Meffungen von Pferd- 
Größen. — Anfprahe, gehalten in ber Jahres-Situng der geologifhen 
Reihsanftalt vom Herrn Direktor Wilhelm Haidinger. Wien 1860. 
(Herr Adolf Senoner in Wien.) 


Verhandlungen der faiferl. Leopoldinifh-Carolinifhen Akademie. 27. 8. 
Sena 1860. (Herr Dr, Nitter von Brenner, E. Ef. Salinen- und 
Babearzt zu Iihl.) _ 


Anfihten aus der Steyermarf, Herausgegeben von %. €. Hofrichter. 
Graz. Heft 6—9. (Der Herr Herausgeber. ) 

Nekrolog Chmel’s. Minden 1859 von Förringer. — Studien ilber 
Benvenuto Celfini von Dr. SZofef €. Arnett. Wien 1859. — Die 
neueften arhäologiihen Funde in Eilli. Wien 1860 von bemfelben. — 
Der Fund von Gold» und Silbergegenftänden auf der Puszta Bäkod in 
Ungarn. Wien. 1860 von demjelben. (Herr Bofef Wrneth, E . 
Negieruugsrath in Wien.) 


Gefhichtliher Ueberblid der Begründung und Wirkfamkeit des Vereines 
und der Anftalt zur Verjorgung und Beihäftigung erwachfener Blinden 
in den eriten 25 Jahren des Beftehens. Prag 1857. (Herr Paul 
Alois Klar, £. E. Kreisvath) in Prag. ) 


Zur Eröffnungs= Feier der Kaiferin Elifabeth - Weftbabn von Wien — 
Münden. Berfaßt von T. ©. v. R. (Herr Karl Schmuß, Sekretär 
der Landwirthichaft zu Linz. ) 

Reden, gehalten vor und nad der Preisvertheilung an der Stadtpfarr- 
Mufterihule in Linz am Ende des Schuljahres 1860 von Zofef Kerjch- 
baum, Mufterlehrer. (Der Herr Berfaffer. ) 

Die Gründung der öfterreihifchen VBolksfchule durd) Maria Therefia von 
Sojef Alex. Freiherr von Helfert. Prag 1860. (Der Herr Berfaffer.) 
Gedicht zur Feier der Zubilivung 2c. des Herrn Nehnungsrathes Schritt 
wiefer, Bon E. Waderlig. Linz 1359. (Here Theodor Apfelthaler.) 
Ein feines altes Büchlein von der Kriegsarznei. — KRaifer Leopold 1. 
Neue Sa und Ordiung in dem Erzherzogthum Defterreih u. d. Enns 
vom Sabre 1698. — Ein Blatt mit dinefifher und ruffiiher? Schrift. 
— 2 Blätter mit Abbildungen des Franz = Kofef- Ordens und des 
gold. und filb. VBerdienjtlvenzes. — Blatt 32 der Oftdeutfhen Poft vom 
Sahre 1851 mit den Statuten diejes Ordens. — Gedeufblatt der Leip- 
ziger ilufteirten Zeitung zur Bermählung Sr. Majeltät Kaifer Franz 
Solef am 24. April 1854. (Herr penfien, E E Nittmeifter Franz 
Banderbanf. ) 


Beichreibung der f. £. oberöfterreichifchen Grenzftadt Schärding am Inn 
und ihrer Umgebungen. Hifter., topegr. umd ftatiftifch beleuchtet und 
zufanmengeftellt ven Joh. Ev. Lambredyt, Sekularpriefter. Wels 1869. 
(Herr Jofef Gaisberger, Decdhaut des Stiftes St. Florian. ) 

Jagd» und Keifeftizzen aus Ungarn, Böhmen, Siebenbürgen und der 
Moldau, von Ferd. Freiherr von Wiederäberg. Prag 1861. — Dorf- 


= 


XV 


18. 


b) 


1. 


[er | 


barbier. Kalender von Ferd. Stolle. Prag. — Albırm deutjher Origi- 
nal- Romane. 17. Jahrgang. 1860. Herr Kober, Buchhändler in 
Prag. ) 

ne rad Sahrgang 1860. (Herr Nedaftenr Dr. Hirtenfeld 
in Wien. ) 


e) Anfdaffungen. 
a) sür die Mufeal-Biblworhet 
jowohl neu ala Fortjeßungen. 


Glossarium Diplomaticum von Dr. Editard Brinkinaier. 2. Band 9. und 
10. Heft. Hamburg und Gotha. 1859 und 1560. 

Nenes Jahrbud fiir Dlineralogie, Geognofie, Geologie und Betrefaften- 
funde, herausgegeben ven 8. E. v. Leonhard und 9. ©. Brom, Jahr» 
gang 1860. Stuttgart 1860. 

Denkmäler, Forihungen und Berichte, als Fortfegung der archäologischen 
Zeitung von Eduard Gerhard. Berlin 1859—60. Lief. 45 bis 60. 
Archiv für Naturgefhichte. Bon Dr. $. 9. Trofdel. Jahrgang 26. 
Heft 1—5. Berlin 1860. 2 

Korreipondenz Blatt des Gefammtvereines der beutjchen Gejhichte und 
Alterthums- Vereine. Herausgegeben vom BVBerwaltungs = Ausfhuffe in 
Stuttgart für das Jahr 1860. 


Für die mit dem Mufeun vereinigte ftändbijde 
Bibliothek. 


3. Siebmahers großes und allgemeines Wappenbud) in Verbindung mit 
mehren Gelehrten herausgegeben und mit beraldiihen und hiftorifch- 
genealogifhen Erläuterungen begleitet von D. T. v. Hefner. Yieferung 
58-65. 


. Die Flechten Deutichlands, insbefonderg Schlefiens, von Dr. 6. ®, 


Körber. Breslau 1856. 


. Das Bub der Nitterorden und Ehvenzeihen. Gedichte, Veichreibung 


und Abbildung der Infignien aller Ritter- Orden, Militiv- und Civil- 
Ehrenzeichen, Medaillen :c. Nebft einer Auswahl der vorzüyglichiten 
Koftüme. Neun, bis zum Jahre 1855 fortgefeiste Ausgabe. Britffel, 
Gent und Leipzig. DVerlag von Karl Marguart. 1856. 


. Allgemeine Encyklopädie der Wiffenfchaften und Kinfte, herausgegeben 


von 3. ©. Erfh und $. ©. Gruber. Erfte Sektion, Theil TO— 71. 
Leipzig 1860. 

Koftüm- Kunde. Gefchichte der Tracht des Baners uud des Geräthes 
der Völker des Alterthfums. Bon Hermann Weiß. Stuttgart 1860. 
Die vaterländifhen Alterthiimer der Fürftl. Hohenzoler’ihen Sammlung 
zu Sigmaringen, Kejhrieben und erläntert von Ludwig Lindenfchmidt. 
Mainz 1860. 


ze 


8: 


XVII 


. Vrechtl’8 technologische Encyflopädie, fortgefett von Karl Karmarjc. 


Supplement 3. Band. Stuttgart 1860. 


e) Aus dem ftändijh-geologifhen Sonde, 


Geognoftifhe Beihreibung der Umgegend von Predazjo, Sft. Eaffian 
und ber Seijer Alpe in Südtirol, von Ferd. Freiherr v. Nichthofen. 


_ d) Gedrudte Mufifalien. 
Widmungen. 


. Diter- Homme. — Nequiem in finzem und leiten Style für Lanbchöre, 


Te Deum Laudamus in leittem Style für Landdhöre. — 3 Graduale 
und 3 Offertorium zum Sonntagsgebruuhe. — Schwert und Schild. 
Gediät von Julius Rodenberg als Männerchor und volljtändigem Har- 
monie - Orchefter oder Pianoforte = Begleitung. — 3 Grablieder für 4 
Männerftimmen. — Asperges me und Vidi aquam fir Eopran 20, — 
Dffertorium zum Sonntagsgebraude. — Graduale und Offertarium zur 
Teftmeffe. Sämmtlihe Konpofitionen von Robert Führer, Ried, als 
eingegangene Pflichteremplare. (Die f, f. Statthalterei. ) 


I. Nanujeripte. 


Widmung. 


Eine Matrifel des heil. röm. Neiches. Aus dem Archive zur Steyeregg. 
(Teftamentarifhe Beftimmung des jel. Hrn. Grafen Weißenmolf.) 


I. Karten und Pläne, 
a) Widmung: 


1. Finanz- nud Handelsfarte des Kaifertiumes Oefterreih und des Fürften- 


thumes Lichtenftein in 4 Blättern. Wien 1858 fammt Erläuterungen. 
— Wien und feine VBorftädte in 2 Blättern. (Herr penf. f, E, Nitt- 
meijter Banderbant. ) 


b) Ankanfe. 


Aus dem fändifhen Beitrage für die geognoftifde 
Abtheilung. 


1. Geognoftifhe Karte auf Grundlage der Generaljtabs-Kaırte und nad den 


Aufnahmen der £. £. geognoftiichen Neihsanftalt in folgenden Blättern : 
Generaljtabs- Karten des Eırzherzogthbums Defterreih ob und unter ber 
Enns. 2 Blätter. — Spezialfarte der Umgebung von Linz, Freiftadt, 
Zwettl, Braunau, Schärding, Wied, Gmunden, Hallitatt, Windijch- 
garften, Spital am Pyben, Waidhofen a. d. Ybbs, Amjftetten, nebft 
einem Blatt Farben - Erflärung.. 

Geognoftifhe Karte des Königreiches Baiern und ber amgrenzenden 
Länder. Entworfen vom königl. baier, Bergmeifter Gümpel. 

b 


XVII 


ik, 


a 


B. Geschichte. 


I. Urkunden. 


Aus dem Diplomatars»Fonde beftrittene Abjhriften. 


32 Stück aus dem Archive des Schloßes Lofenjteinleithen vom Jahre 
1329 bis 1498. — Abfhriften eines Urbarinıns der Herrihaft Gihmwendt, 
Lofenftein ze. — 42 Stück aus dem Stadtarhive zu Freiftadt. — 21 
Stüd vom Sabre 1340—1471 aus Driginalien aus Hm Ardive des 
biihöfl. Konfiftoriums zu Linz. — 27 Etüd aus dem Stadtarhive zu 
Linz von dein Jahren 1461—1506. — Naittung der Statt zur Lunnez 
von den Embtern 20. 20. vom Jahre 1471—1498 aus dem Stadtardhive 
zu Linz. — Verzaihnus was der berrn von fiben Stetten Gefanntten 
u. f. w. zu Ling verhandelt haben, 1564, aus dem Stadtardhiche zu 
Linz. — Neittung die Stadt Linz betreffend vom Jahre 1594. Aus 
dem Stadtardive zu Linz. 

Vermerghgt alle gult, Rannt und alle Dienft von gelft, getraid 2c. zc, 
Der berrihaft Steyregfh) vom Jahr 1530. Margkcht Steyregf Pürgkredt. 
Abigrift der alten Einlage von der Herrjchaft Tofenfteinleithen vom 
Schre 1544. 


Grundbuh der Herrihaft Gihmwandt 1492— 1573. 
Urbarium Lambaecense. 1414. 


2 Stüd nah Driginalien in Privathänden vom Jahre 1430 und 1499. 
Säimmtlih collationirt vom Herın Gefchicht! - Referenten Jodof Stülz, 
Prälat zu St. Florian. 


Widmungen 


an Urfunden und dergleihen Dofumenten fowopl in Abjhrift 


als Driginal. 


7 Schreiben von den Bilhöfen von Paffau, Conftanz und Freifingen. 
(Herr penf. £. f. Nittmeifter Vanderbanf. ) 


Berfaufs-Urfunde des Herren Hanns Fruhmeffer zu Perg vom Jahre 
1426. — Stifibrief des Mertt Nanynger die Dreifaltigfeits- Kapelle iu 
Linz betreffend vom Jahre 1436. — Berfaufs-Urfunde des Julius Graf 
zu Hardegg 2c. iiber Güter und Zehent vom Jahre 1526. — Beftäti- 
gungs-Urkunde von Kaif. Ferdinand I. vom Sabre 1535 an Hanns v. 
Prag Freiherr v. Windhang. — LKaif. Ferdinand I. Befehl, das Kfofter 
Engelhartszell betreffend vom Sahre 1541. — Berfaufs- Urkunde von 
Kaif. Rudolf den I. vom Sabre 1589. — Bittireiben des Friedrich 
von Prag Freiherr von Windhaag an den Landeshauptmann vom Jahre 
1598. — Beihreibung der Herrfchaft Köppad), Gelegenheit und Eigen- 
thum betreffend. — Mandet Kaif. Ferdinand II. wegen des vagirenden 
Kriegsvolfes vom Sahre 1634. — Entwurf über die nöthige Mannjchaft 
zur baierifhen Grenzbewahung. — Heffript von Kaif. Ferdinand II. 
vom Sabre 1652 an Zoadhim Freiheren von Windhaag als Einladung 
zum Landtag. — Borläufiger Entwurf über die fäimmtlihe Berlafjen- 
Ihaft de3 Soadhim Freiherrn von Windhaag. — Anjdhlag über die 


XIX 


Herrihaft Tolet, (Herr Dr. Ifidor Profchlo, FE. f. Polizei - Ober- 
Kommiffär zu Linz. ) 


Inventar liber das Mobilar » Vermögen des Klofters Waldhaufen vom 
Sahre 1614. (Herr Gottlieb Weinberger, Gemeinderath zur fin;.) 


I. Münzen. 
a) Widmungen. 


. Ein Thaler von Kaifer Leopold I. vom Sahre 1695. — Ein Gulben- 


ftid von Kaifer Karl VI vom Jahre 1713. — Eine Silber = Medaille 
auf die Ankunft der Faiferl. Prinzen in Wien im Jahre 1770. (Se. 
. Ereellenz der Ef. Herr Statthalter Ed. Freiferr v. Bach in Linz.) 


. Eine in Eijen gegofjene Denkmünze auf die 6. Sefular = Feier ber 
Wallfahrtsfiche zu Maria Zell vom Jahre 1757. (Herr Schnellinger, 

Agent in Linz. ) 

Ein Thaler der Stadt Negensburg vom Jahre 1756. (Herr Franz 

Guth, Rektor de8 Piariften-Collegiums zu Freiftadt. ) 


. Eine Bronce-Medaille auf die im I. 1856 zu Paris ftattgefundene land» 
wirtbihaftlihe Ausftelung. (Das hohe Minifterium des Innern. ) 


Eine Erzmünze 2. Größe von Kaifer Picinius, aufgefunden auf der 
Sclofleithen mächft Yinz beim fogenannten Schweizerhaus. (Herr 
Dfivier Habel. ) 


Eine Kupfer-Medaille auf das von Karl Auguft Großherzog zu Weimar 
errichtete Göthe- und Schiller - Monument zu Weimar. (Herr Seifert, 
Theater» Kaffier zu Linz.) 

b) Auküufe. 
Eine Kupfer-Medaille auf weiland Leopo’d v. Buch, Avers das Brufi- 
bild, Revers das im Budgruben nädhft Großramming ihm zu Ehren 
errichtete Denkmal. 
124 römifhe Münzen, darunter 40 filberne und 44 von Erz zu Enns 
aufgefunbent. 


IT. Autographe. 
Widmung. 
Ein Schreiben von ler. dv. Humboldt. (Frau Mathilde Gräfin von 
Nevertera in Finz.) 


€. Kunst und Alterthum. 
A Aunf. 
a) Malerei 


Widmung. 


. Ein in Del gemaltes Porträt des weiland Johannes von Goldenblab, 
2. Regenten uud eigentlihen Begründers des Nordicums in Liz. (Herr 
Sofef Gaisberger, Dehant zu St. Florian. ) 

b* 


xx 


b) Blaftik. 


Widmung. 
In Wachs boffirtes Brufibild Sr. Ercellenz des £. f. Herrn Statthalters 
Freiherr von Bad — dam des ehemaligen Wiener Bankiers Freiherrn 


von Esfeles. (Herr Med. Dr. Hofmaier, £. £. jub. Hofrath. ) 


. Grabftein eines Grafen von Tilly nebft einen anderen Grabftein, aufge- 


funden bei einer Pflafterung im ffeinen Minoritenhofe des [öbl. vereis 
nigten Landes = Kollegiums,. 

B. Alterthum. 

a) Widmungen. 
Ein großer römifcher Denkftein mit Sculptur und Infchrift, vorgefunden 
in dem Garten des Stadtpfarrhofes zu Wels. (Hohmürden Herr Fried- 
rid) Baumgartner, Stabtpfarrer zu Wels.) 
Eine altrömifhe Gedenktafel von Thon mit der Infhrift: VALEAT. 
QVIL FEC. CN. DOMITL AMANDI. (Frau Gräfin von Kurzrod. ) 
Ein eiferner Schlüffel, 2 eiferne Hanen, 8 eiferne Ringe, muthmahlich 
römische Gegenftände, aufgefunden bei Gelegenheit einer Steinfprengung 
in der Gegend von Weiffenbah am Ütterfee. (Herr Lurwig Haafe, 
Maler in Yinz.) 
Ein altes römifches Hufeifen (?) aufgefunden beim Abbrechen des Geflel- 
bed Haufes nädhft Linz. (Herr Heinrih Scheda, ftändijher Kaffier.) 
b) Ankanfe. 

Brudftüde von voth und fhwarz irdenen Gefhirren, dem Mittelalter 
angehörend, melde in einer runden brumnenartig ausgemauerten Ber- 
tiefung zu Perg aufgefunden wurden, und duch die freundliche Auf- 


merkjamfeit der Herren Sebaftian Haas, DTabafverieger, und Notar 
Polat dem Mufeum zugemittelt wurben. 


a) Waffen 


a) Widmungen. 
Ein gut erhaltener Buzogan. (Frau Nigele, E. £. Majors-Witwe. ) 


. Ein alterthümlicher verzierter Bronce-Ring, aufgefunden im Jahre 1756 


zu Gars in Nieder - Defterreih neben einem ausgerodeten Eicyenftod, 
muthmaßlih an dem Griffe einer Waffe. (Herr Franz Guth, Rektor 
des Piariften-Collegiums zu Freiftadt. ) 


b) Ankauf. 
Ein franzöfifhes Gewehr fammt Bajonnet, muthmaßlic aus dem Treffen 
am 3. Mat 1809 bei Ebelsberg berrührend, in dem Zraunfluffe nächft 
der Brüde dafelbft aufgefunden. 


b) Geräthihaften. 


Widmungen. 
ie fürkifhes Eupfernes Gefäß. (Herr Eduard Saringer, Kaufmanı 
in finz.) 


7% 


=, 0 


XXI 


. Eine Wahsziehmafchine vom Jahre 1636. (Herr Franz Schatl, Yeb- 


zelter in Hoflirdhen. ) 


e) Kleidungsitüd. 
Widmung. 


. Eine alte leberne Kappe mit Pfausnfebern ausgenäht. (Herr Iofef 


Blettl in Aichad). ) 
D. Naturgeschichte. 
a) Saugethiere 
3 Exemplare verfchiedener todter Affen, von dem eben zu Linz anwefenb 


geiwejenen Menagerie - Befitter Heufl angekauft. 


BI ’m ag 2 L 
a) Widmungen. 


Ein Eremplar eines Bolar-Seetauchers, erlegt in ber Gegend von 
Steyregg. (Herr Karl Bergtbafer, ftänd. Beamter zu Linz.) 


Ein mänufihes Eremplar des gelbrafigen Schwanes, erlegt in der Um: 


gebung von Linz. (Herr Greilih, Fabrifsbejizer zu Linz.) 


Ein Eremplar der Sperlingsenle aus ber 3 von Efferbing. 
(Herr Dominif Geyer.) 


. Ein Eremplar einer jungen Sturm- Möwe aus der Umgebung von 


Ehelsberg. (Herr Ritter von Kaft, £. E. Yegationsrath. ) 


. Ein Eremplar einer jungen Lah-Mive aus der Umgebung von Spital 


am Bohren. (Herr Scheringer, F. Ef. Baubdireftions - Adjunft.) 


. Ein Seidenreiher, Weibhen, ein Noihfußfall, erlegt in der Gegend von 


Spielberg. (Herr Eindling , Jäger zu Spielberg. ) 


. Ein Exemplar eines Steinfaußg und eines Nebelraten aus ber ER 


von Wartenburg. (Herr Ludwig Edler von Natesberg,, Gutsbefiker. ) 


. Ein Exemplar einer Schlagwadtel, Männden. (Frau Biffutti, ftänd. 


Beamtenswitiwe in Linz.) 
b} Ankauf. 
Ein Eremplar eines Nordfeetauchers. Balg im Hochzeitskleide. 


co) Wentilien, 
Widmung. 


. Ein Eremplar einer Niger aus ber Gegend bei Steyregg. (Herr 


Margot in Linz.) 


d) Infekten. 
Widmung. 


- Mehrere Erenplare von Wanberheufhreden aus Galizien. (Herr Mer. 


Dr. Ritter von Moczarski, f. f. Kreisarzt zur Stanisfau.) 


XXU 


e) Weihthiere, 
Ankauf. 
2 Eremplare von Nautilus, wovon ein Stüd in der Mitte ducchlägt. 
Daten eMtchier e 
Widmung. 


Ein Eremplar eines See-Igel3 aus dem adriatifhen Meere. (Herr 
Med. Dr. Pröll zu Gaftein. ) 


g) Pflanzen. 
Widmung. 


. Ein Eremplar einer Conferve aus einem Baljin zu Gaftein. (Herr Med. 


Dr. Nitter von Brenner, faif. Nat), in Sicht.) 


Ein Plio - Band eines alten Herkbars vom Jahre 1599 mit 505 ein» 
gelegten verfchiebenen Pflanzen. (Herr Theodor TIhanner, f. E. Landes- 
Gerigtsrath in Linz. ) 


bi @eaea u ee nn nm. 


Widmung. 


Eine Sammlung von Weigtbieren und Pflanzen aus der Braunfohlen- 
Formation zu Wolfsegg. (Herr Hermann v. Gilm, ff. Statthalterei- 
Sefretär zu inz. ) 

Diehrere Berfteinerungen von Weichthieren und Nummuliten. (Herr 
Ded. Dr. Pröll zu Gaftein. ) 

Zähne von Hippotherium gracile, dann ein Abdrud eines Spatangus ud 
ein Helieit aus der Gegend von Miftersheint. (Herr Zofef Eigelhuker, 
zu Aiftershein. ) 


. Ein Schöner Hanfiihzahn aus dem Tertiir-Mergel der Gegend von 


Gafpoltshofen. (Herr Naimund Heinzl, Defizient zu Aiftersheim. ) 
ı) Gebirgsfllüde 
Widmung. 


Ein großes Stüd Kalf mit Nutfchfläche won der nen angelegten Straße 
zwifhen Traunfirhen und Ebenfee. (Herr Alois Millauer, E. £. Bau- 
direftiong =» Ingenteuv zu Pinz. ) 


Veränderungen 


im 


Stande der Ehren: und ordentlihen Mitglieder 


des 
Museum Francisco - Carolinum 
im Jahre 1860. 


Deitritte an ordentlien Mitgliedern: 


1. Herr Altenburger Camillo, Dr. der Nedte und F. FE. SPolizei« 


esmwp 


" 


Kommillär in Paflau 

Beyerl Johann, ?. ?. Gymmafial:Profeffor in Linz 

Damidowsfy Franz, Profeffor an der F. F. Nealfchule in Linz 

Efienwein Karl, Med. Dr., praktifcher Arzt in Linz 

Geifthofer Karl, F. F. Gymmafial: Profeffor in Linz 

Henjchel Guftav, Forftgeometer der herzogl. Sachen : Coburg- 
Gotha'ihen Familiengüter zu Grein 

Hofmayer Johann, Med. Dr., Hofratb amd jubil. f. f. 
Hofarzt in Linz 

ZJanetichef Philibert, Prior des Gonventd der barmberzigen 
Brüder in Linz 

Kaifer Zofef, Zeichenlehrer in Pinz 

Ozlberger Anton, vegul. Chorherr des Stiftes St. Florian umd 
f. f. Gymmafial: Profeffor in Linz 

Peuntinger Leopold , Apvtbefer zu Eins 

Shluga Franz Freiherr von, F. F. Hefrath in Linz 

Streinz Jofef, Direftor an der f. F. Ober: Nealfchule in Linz 

Ihanner Theodor, f. F. Bezivferichter in Linz 

Vanderbanf Franz, f. F. penf. Nittmeifter in Linz 


XXIV 


1 
2 
3. 
4. 
h) 
6 
7 


Yustritte: 


. Herr Bergthaler Adolf, F. f. Telegrafen Beamter in Linz 


Binder Mexander,, Spediteur in Linz 

Horde Wenzel, F. F. Notar in Linz 

Leeb Vinzenz, F. ?. Polizei» Kommiffär in Wien 

Kenner Sofef, F. f. jubil. Statthaltereirath in Sichl 

Mercandin Franz Graf von, F. f. Reicherath in Wien 

DOrlandint Heinvih Graf von, F. f. Staatsbuchhaltungs-Benmter 
in Linz 

Purgold Heinrich, F. F. Negierungdrath 2c. in Wien 

Scıraml Franz, 2. 8. penf. Landesgerichtöratb im Linz 

Urbauer Fried. Wilhelm, evang. Pfarrer in Linz 

Meihd Karl Freiherr von, Gutsbefiger zu Weiffenbach 

Wrfomwez - Seferfo Graf von, Domprediger zu Linz 


Brei Ef Blkıchir: 


Ehren »- Mitglieder : 
Mauer Sanaz, ?. ?. Oberlandeögerichtörath in Wien 
Klar Paul Alois, f. F. Kreisrath in Prag 
Wilezek Friedrich Graf von, f. P. geh. Rath 2c. in Wien 


Drbentlihe Mitglieder : 


Hofftätter Anton, Apotheker in Linz 

Hübner Franz, F. FR. jubil. Kameral: Conzipift in Linz 

Mitterndorfer Thomas, Abt zu Kremdmünfter 

Pilügl Friedrich Edler von, 3. N. Dr., Hof: umd Gerichts: 
Advofat in Linz 

Scheidhl Franz, & F Stantöbuchhaltungd » Beamter in Linz 

Schultes Sigismund, Abt zu den Schotten in Wien 

Seilern Zofef Auguft Graf von, f. ?. Kämmerer in Wien 

Wimmer Zofef, regul. Chorherr von St. Florian und Pfarrer 


zu Hoffirchen 


PWrotector : 


Se. Raiferl, Hoheit der Burchlauchtigfte Prinz 
und Herr Franz Carl, Erzherzog von Deiter- 
reich , 2c, 2c. 


Vorjtand des Vereines : 


Ce. reellen; Hear Eduard Freiberr von Bab, ©r. ff. 
Majeftät wirft. geb. Nath und Gtatthalter von Oberöfterreich , 
Kommandeur und Nitter mehrerer hoher Orden 2c. 2c. 


Prüjes des Verwaltungs = Ausjchufjes : 
_ . 
Herr Zohan Freiherr von Stiebar, F. F. Kämmerer, T. F. jubil. 
Negierumgsrath, Oberit- Erbland » Küchenmeifter und Landftand in 
Defterreih ob und unter der Enns ac. ac. 


Präjes - Stellvertreter: 


Herr Franz ©. Nitter von Kreil, Ef. Statthalterei» Vice : Prafident, 
Kommandeur md Ritter bober Orden ıc. ıc. 


Mitglieder des Verwaltungs = Ausfhufes : 


4. Herr Aidinger, 9. C., Weltpriefter und Direktor ded Provinzial: 
Taubftummen » Zuftitutes, Ehren» Domberr und wirft. Gon- 
jiftorialrath 

2. „ Barth » Barthenheim Adolph Ludwig Graf von, FR. wirfl. 
Kämmerer ıc. 


XXVI 


3. Herr Duftfhmid Johann, Med. Dr. 


4. 


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10. 
41; 
1. 
13. 
14. 
15. 
16. 


1% 
18. 
19. 
20. 


21. 
22. 
23. 


24. 


Eder Peter, SKapitular des Stiftes Schlägl und F. f. Gym 
nafial = Profeffor in Linz 

Engel Heinrich, Profeffor a. d. theolog. Lehranftalt 

Fink Vinzenz, Buchhändler und Gemeinderath in Linz 


Saisberger Sofef, reg. Chorherr von St. Florian, emerit. 
f. f. Profeffor und GStiftsdechant 

Haan Fried. Freiherr von, f. f. Statthaltereiradh 

Hafner Zofef, Inhaber eines lithogr. Inftitutes 

Knörlein Anton, Med. Dr., f. f. Rath. 

Kreil Franz ©. Ritter von, E. E. Statthalterei: Vice: Präfident 

Sudelfa Franz, Dr., ff Profeffor I 

Lebihy Dominik, Abt des Iobl. Stiftes Schlägl ıc. 

Plan Edler von Plandburg Karl, Banguier 

Neälhuber Auguftin, Abt zu Kremsmünfter 

Riepl Peter, reguf. Chorherr von St. Florian und © A. 
PBrofeffor 

Rudigier Franz Zofef, Bifhof von Linz ac. 

Sazinger Eduard, Kaufmann im Linz 

Sazinger Zofef, ftänd. jub. Buchhalter 

Shhafllinger Georg, regulirter Chorherr von St. Florian und 
f. ?. Profeffor 

Stifter Adalbert, ?. f. Schulrath 

Stülz Zodof, Abt des Stiftes St. Florian ıc. 


Zuczef Anton, ?. ?. Statthalterei: Goncipift und Redakteur der 
Sandeözeitung 


Urih Babian, Med. Dr. , f. f. Rath und Profeffor 


XXVI 


Bereins- Selretär: 


Herr Dr. Franz Ziidor Profchfo , Ef. F. Polizei » Oberfommiflär 


Selretärs- Stellvertreter: 
Herr Georg Meishäupl, ftänd. Negiftrant 


Eufto 8: 
Herr Franz Karl Ehrlid, Mag. Pharm. 


Nehnungs-Revidenten: 
Herr Johann Dürnberger, ftänd. Buchhalter 
„ Riltor Drowot, Buchdruderei» Befiter und Vice » Bürgermeifter 
„  Zohann Zungwirth, Handelömann 
24 Ehren » Mitglieder 
309 wirkliche Mitglieder. 


Ueber die Abstammung 


der 


Herren und Grafen von Schaunberg. 


— WA 


Vorgetragen 


bei der General- Versammlung des Museums Franeisco - Carolinum 


am 412. Jäner 1860. 
Von 


Jodok Stülz, 


Propst des Stiftes St. Florian, 


Mus, Jahr, Ber, XXI, 1 


Das mächtigste und reichste Geschlecht, welches im Lande 
ob der Ens ansässig war, ist jenes der Herren und Grafen von 
Schaunberg, welches mit dem Grafen Wolfgang am 12. Juni 1559 
in seinem männlichen Stamme erlosch. Nur in unserm Lande 
allein besassen die Schaunberge den grössten Theil des spätern 
Hausruckviertels, die Herrschaften Kamer, Frankenburg, Kogel 
im Atergau, Neuhaus, Waxenberg im Mühlviertel als Eigenthum, 
Lehen oder Pfandschaft. Ueberdiess besassen sie bedeutende 
Güter auf der linken Seite des Inn, im Lande unter der Ens, 
später auch in der Steiermark und in Kärnten. Das Geschlecht 
war von jeher ein edelfreies, welches unmittelbar unter Kaiser 
und Reich stand und konnte erst nach schweren Kämpfen zur 
theilweisen Unterwerfung unter die Landeshoheit der österreichi- 
schen Herzoge gezwungen werden. 

Schon durch Jahre lange habe ich mich mit der Geschichte 
dieses Herrengeschlechtes beschäftigt und in dieser Richtung ge- 
‘sammelt. In der jüngsten Zeit habe ich den gewonnenen Vorrath 
chronologisch zusammengestellt und werde ihn, wenn mir Gott 
Kraft und Zeit schenkt, in nächster Zukunft zu verarbeiten 
suchen. 

Gegenwärtig will ich mir nur erlauben, der hochansehn- 
lichen Versammlung meine Resultate bezüglich der Abstammung 
und des ersten Auftretens des Geschlechtes im Lande ob der 
Ens vorzulegen. 

Ich werde Sie nicht ermüden mit Aufzählung aller bisher 
aufgestellten Hypothesen, durch welche man die Herren von 
Schaunberg bald von da, bald von dorther abstammen lassen 
will, sondern ganz einfach die Behauptung voranstellen, die übri- 
gens nichts weniger denn als neu gelten soll, dass sie vom Inn 
herab in unser Donauthal gekommen seien. 


4* 


Auf der linken Seite des Innflusses, Braunau gegenüber, 
stand auf einem aufragenden Felsen eine Veste, Julbach, 
welche im Jahre 4504, im baierischen Erbfolgekriege durch die 
Pfälzer eingenommen, zerstört und nicht mehr aufgebaut wurde. 
Auf derselben sass im Beginne des zwölften Jahrhunderts ein 
edelfreies Geschlecht, welches sich nach ihr benannte, Es wird 
beiläufig um 1420 zum erstenmale in der Geschichte eingeführt, 
Julbach ist die Wiege der Herren und Grafen von 
Schaunberg. 

Vorläufig muss ich bemerken, dass eben in der Zeit, von 
welcher wir sprechen, die Geschlechternamen erst nach und nach 
allgemeiner zu werden begannen. Bis dahin und noch weiter 
herab sind die Taufnamen von grosser Bedeutung in Bestimmung 
der Verwandtschaft der Geschlechter und zwar in der Art, dass 
in derselben Familie dieselben Namen sich steis wiederholen, 
wesshalb vom Vorkommen dieser Namen in der Regel auf das 
Geschlecht geschlossen werden kann. So erscheinen bei den 
Herren von Schaunberg fast durch zwei Jahrhunderte _ stets die 
Namen Heinrich und Wernhart. r 

In den Urkunden von Ranshofen, Formbach, Klosterneuburg 
und Berchtesgaden von 4120 — 1160 beiläufig erscheint der 
Name Wernhart v. Julbach als Zeuge oder auch selbst- 
handelnd, am öftesten an der Seite der Grafen von Formbach 
und ‚Neuburg, der Markgrafen von Oesterreich oder auch der 
Herzoge von Baiern. Die Stelle, welche er einnimmt, bezeichnet 
ihn als einen edelfreien Mann. Seine Gemalin heisst Benedicta. 
Ihre Söhne heissen Wernhart, Gebhart und Heinrich. 
Der Name Benedicta ist ein in unsern Urkunden äusserst selten 
vorkommender und ich weiss nur noch eine einzige mit Sicher- 
heit nachzuweisen, nämlich die fast gleichzeitige Gemalin Engel- 
berts I. von Schönhering, 

Dass die Gemalin Kolo’s von Wilhering Benedicta geheissen 
worden sei, ist eine blosse Vermuthung, welche wahrscheinlich auf 
einer Verwechslung beruht, Auf Benedicta, die Mutter Heinrichs 
und Gebhards von Schaunberg werden wir sogleich zurückkommen. 


5 


Wernhart und Benedieta von Julbach hatten, wie schon er- 
wähnt, drei Söhne: Wernhart, Gebhart und Heinrich. Dieser er- 
scheint urkundlich von 1140 an, zog wiederholt und zwar auch 
mit K. Konrad III. ins heilige Land und scheint überhaupt in 
seiner Jugend ein unstätes Leben geführt zu haben, wesshalb 
man ihn mit dem Beinamen »Fahrirre« bezeichnet haben mag. 
Als Heinrich von Julbach wird er 1171 zum letztenmale 
genannt. Merkwürdig ist eine Aufzeichnung des Abbtes Heinrich von 
Formbach von 1496, wo dieses Heinrichs in folgender Weise Er- 
wähnung geschieht: »ferner konnten wir (die Brüder des Klosters 
Formbach) zu Aschach zu unserm Rechte, welches wir aus der 
Hand unserer Stifter (der Grafen von Formbach - Neuburg) wegen 
des uns gehässigen Heinrich von Julbach mit dem Zunamen Fahrirre 
bis auf diese Stunde nie gelangen; allein Graf (so) Wernhart von 
Scehowenberch, Richter und Vogt dieser Kirche, verlieh und bestätigte, 
dass von uns Weggeld oder Wassermäut nicht gefordert werde, 
sondern verfügte, dass wir für alle Zukunft unbehelligt und maut- 
frei vorüberfahren können (an der Maut zu Aschach). 

Der zweite Bruder, Gebhart von Julbach, erscheint unter 
diesem Namen zum letztenmale um 41190. 

Wernhart von Julbach , der dritte Bruder, scheint vor seinem 
Vater gestorben zu sein, wenigstens umstanden das Sterbebett des 
Vaters nur die beiden zuerst genannten. 

Jener Wernbart von Julbach, welcher 1184, 11490 und 
4495 in den Urkunden erscheint, war vielleicht der Sohn dieses 
Wernhart oder dieser selbst oder endlich Wernhart von Schaunberg, 
Gebhards von Scehaunberg Sohn. Mit ihm verschwindet der Name der 
Herren von Julbach für immer aus den Urkunden. Das Ge- 
schlecht muss entweder ausgestorben sein oder 
einen andern Namen angenommen haben. 

Als Dienstmannen von Julbach werden ausdrücklich angeführt 
die von Winchelheim, Stal und Hiezenaw , Julbach und Schreier. 

Eine Aufzeichnung in den Jahrbüchern von Kremsmünster 
aus der zweiten Hälfte des zwölften Jahrhunderts enthält einen 
Vergleich dieses Klosters mit den Brüdern Heinrich und Geb- 


6 


hart von Schowenberch unter Vermittlung des Bischofs Diet- 
polt von Passau und des Herzogs Liupolt von Oesterreich in Be- 
treff gewisser Güter zu Leobenbach !), welche die edle Matrone 
Benedieta, die Mutter der genannten Brüder dahin 
theils vergabt oder welche das Stift von den Eigenleuten erworben 
hatte. Gebhart von Sehaunberg hatte einen Sohn, welcher den 
Namen Wernhart trug. Von den beiden Brüdern erscheint 
Heinrich in den Urkunden von 4461 — 4181, Gebhart bis 1192, 
in derselben Zeit und in derselben Umgebung wie die gleichna- 
migen Brüder von Julbach. 

Als Zeugen werden in der Vertrags - Urkunde angeführt als 
im Gefolge der Brüder von Schaunberg anwesend: Rudolf von 
Vinrgenheim, Ruprecht und Heinrich von Stal, welche wir eben 
als Dienstmannen von Julbach kennen gelernt haben. Das scheint 
fast nothwendig die Identität der Herren von Schaunberg und 
Julbach vorauszusetzen, 

Gewiss hat das Zusammentreffen der Namen der Mutter und 
der Brüder in beiden Gesehlechtern von Julbach und Schaunberg 
um so mehr etwas auffallendes, als der Name Benedicta wie ge- 
sagt so selten vorkommt. Eben so verdient der Umstand bemerkt 
zu werden, dass Wernhart von Schaunberg, der Sohn Gebhards, 
das Unrecht wieder gut zu machen im Stande war, welches Hein- 
rich Fahrirre von Julbach dem Kloster Formbach an der Maut zu 
Aschach zugefügt hat. Das setzt voraus, dass jener diesem im 
Besitze der Maut nachgefolgt sei. Endlich muss auch noch be- 
merkt werden, dass mit dem Verschwinden des Namens Julbach 
aus der Geschichte im Ablaufe des zwölften Jahrhundertes die 
Herren von Schaunberg im Besitze von Julbach und insbesondere 
der Vogtei des Klosters St. Veit an der Rot erscheinen, welche 
urkundlich im Besitze der Herren von Julbach war. 

Diese Identität war übrigens, wie wiederholt bemerkt, schon 
den ältern Forschern bekannt, wie dieselbe von manchen der 
neuern und neuesten anerkannt wird. 


') In der Pfarre Sippachzell an der Strasse von Wels nach Kremsmünster, 


7 


Nicht genügend erklärt ist aber bis jetzt, auf welche Weise 
die Herren von Julbach vom Inn an die Donau herab gekommen 
sind und hier den grossen Land- und Machtbesitz erlangt haben, 
mit dem wir sie sehr bald ausgestattet sehen. Man hat das 
Problem dadurch lösen wollen, indem man einen Raffold von 
Scoempere, Sconberch, Sconinpere, Seounenperch und Schovenberch !) 
zum Stammvater der Herren v Schaunberg machte. 

Derselbe soll sich in den Kriegen K. Heinrichs IV. im grossen 
Schisma an der Seite des Kaisers glänzend hervorgethan und 
reiches Besitzthum der Kirche Passau erlangt haben. 

Nach einem Beweise für diese Behauptung fragt man ver- 
gebens und es scheint mir hier nicht am Platze dieselbe weitläufiger 
zu widerlegen. 

Ich - will hingegen eine andere Erklärung vorschlagen, für 
welche mir allerdings keine nöthigenden Beweise zur Hand sind, 
doch aber solche, welche mir nicht ganz unerheblich scheinen, 

Gegen das Ende des eilften und im Beginne des zwölften 
Jahrhunderts sass zu Aschach an der Donau ein edelfreies Ge- 
schlecht, welches sich von Aschach benannte und zu den Grafen 
von Formbach - Neuburg in naher und inniger Beziehung stand, 
was auch dem fleissigen und gelehrten Genealogen Moriz nicht 
entgangen ist. Es wird zwar nicht ausdrücklich gesagt, dass die 
von Aschach die Maut dieses Namens inne gehabt haben, dess- 
ungeachtet ist es höchst wahrscheinlich. Am öftesten wird Wern- 
hart von Aschach genannt und fast immer an der Seite der Grafen 
von Formbach und in bevorzugter Stellung. 

Gleichzeitig und vielleicht noch etwas später erscheint auch 
ein »edler Mann« Adalram von Aschach. Dann aber ist keine 
Rede mehr von den edlen von Aschach,, vielmehr treffen wir an 
der Maut zu Aschach die Herren von Julbach und Schaunberg. 
Es muss also jenes Geschlecht erloschen sein und die nachfol- 


#) Die letztere Form erscheint ein einziges Mal in dem sehr unzuverlässigen 
Codex von Ranshofen, den wir nur im Abdrucke in den Mon. boic. III. 
besitzen. 


8 


genden Inhaber der Maut waren wol ohne Zweifel nahe Verwandte 
der früheren. 

Wäre die Anname zu kühn, dass die Herren von Aschach 
in männlicher Linie erloschen, ihre Besitzungen an eine Erb- 
tochter übergegangen und diese keine andereals 
Benedicta, die Gemalin Wernhards von Julbach 
und die Mutter Heinrichs und Gebhards gewe- 
semvysiei? 

Diese Anname würde auf die einfachste und ungezwungenste 
Weise erklären, wie die Herren von Julbach an die Donau herunter- 
gekommen. Darauf, dass Benedicta eine Erbtochter gewesen, 
allerdings zunächst jene Mutter der Brüder von Schaunberg, mit 
eigenthümlichen Gütern, scheint der Umstand hinzudeuten , dass 
sie selbständig über die Güter zu Leobenbach verfügen konnte. 

Dafür, dass Benedieta's Vater der in den Urkunden öfter 
genannte edle Mann Wernhart von Aschach gewesen, spricht der 
Name Wernhart, welcher in dem Geschlechte der folgenden Be- 
sitzer der Maut von Aschach sich so oft wiederholte. 

Nach dem Ableben Wernhards von Aschach oder nach dem 
Aussterben der männlichen Sprossen dieses Geschlechtes fielen 
seine Besitzungen selbstverständlich an die Erbtochter und durch 
sie an den Gemal und ihre Söhne. Mit dem Antritte dieser Erb- 
schaft wussten sie aueh sehr bedeutende Lehen der Kirche von 
Passau, Bamberg u. s. w. zu erwerben und erbauten sich zum 
Schutze ihres weitläufigen Besitzihums zwei stattliche Vesten auf 
einem Bergkegel bei Hilkering, welche sie Stauf nannten, und 
eine zweite grössere weiter abwärts auf einem vorspringenden 
Felsen der Hügelreihe, welehe sich von der Donau her im Halb- 
kreise gegen Eferding hinzieht, und nannten sie wegen der weiten 
Aussicht über das ganze Donauthal und auf den herrlichen Strom 
bis Ottensheim und Schönhering hinab Scovenbere, Schauenberg,, 
Schaunberg, die Veste mit der weiten, freien Aussicht in das 
Land hinaus, Luginsland. Bee 

Eine alte Aufschreibung im Archive zu Wilhering aus der 
Mitte des dreizehnten Jahrhunderts erzält, dass zwei Edle aus 


9 


Schwaben, von Schillingsfirst, sich in Ebrach — zwischen Bamberg 
und Würzburg, dem Mönchsstande gewidmet und beim Eintritte 
in's Kloster demselben den Ort Hilkering — in der Pfarre Hart- 
kirchen -— welcher ihnen eigenthümlieh zugehörte unter der Be- 
dingung nach Ebrach vergabt haben, dass daselbst ein Cisterzienser- 
kloster erbaut und aufgeriehtet werde. Abbt Adam habe dann zwei 
Mönche zur Untersuchung abgeschickt, ob sich Hilkering zur Grün- 
dung eines Klosters eigne, Diese fanden zwar den Ort ganz 
entsprechend, doch erfuhren sie, dass in der jüngsten Zeit (1147) 
ganz in der Nähe das Kloster Wilhering für Cisterzienser gebaut 
worden sei, Abbt Adam dieses erwägend, dass zwei Klöster des- 
selben Ordens in solcher Nähe gelegen nicht gedeihen können, 
verkaufte Hilkering an die Ordensbrüder in Wilhering. »Um jene 
Zeit«, so fährt der Erzäler wörtlich fort, »waren die Vesten 
Scowenberg und Stovph noch nicht erbaut, denn 
auch der Wald nächst Stauf und Stauf selbst ge- 
hören zum Besitzthume des Ortes« (Hilkering). 


Diese Nachricht lautet so bestimmt, dass ich an der Rich- 
tigkeit derselben nicht zweifeln kann. 


Indessen müssen schr bald nachher beide Vesten erbaut 
worden sein und zwar vermuthlich zuerst Stauf, da schon um 
1150 ein Wernhardus de Stoffe und sein Bruder 
Heinrich mit einem Gefolge von Dienstmannen genannt wird, 
welche kurze Zeit naclıher als Dienstmannen von Scehaunberg ur- 
kundlich erscheinen. Bald nach Stauf muss sich auch Schaun- 
berg erhoben haben. Es erscheint zum erstenmale in den Ur- 
‚kunden ı. J. 1161, und zwar im Besitze Heinriehs von Schownbere 
»eines edlen und mächtigen Mannes«, welcher 11814 starb und in 
Formbach begraben wurde, wo sein Bruder Gebhart mit seiner 
Gemalin Sophia und seinem Sohne Wernhart einen halben Mansen 
zum Seelenheile des Verstorbenen auf den Altar legte. Dieser 
Umstand berechtigt zu dem Schlusse, dass er keine männlichen 
Erben hinterliess. Als Zeugen dieser Vergabung sind zugegen 
Harnit und Liutolt von Julbach, d. h. Dienstmannen von 


10 


Julbach, Derselbe Liutolt erscheint im Jahre 4495 als Truchsess 
von Schaunberg. 

Im Besitze der im heutigen Oesterreich gelegenen Besitzun- 
gen, zumal der Veste Schaunberg, folgte dem Heinrich von 
Sehaunberg sein Bruder Gebhart und diesem sein Sohn Wernhart, 
während wahrscheinlich ein anderer Wernhart (von Julbach), ent- 
weder der dritte Bruder oder sein Sohn, auf Julbach sass und 
sich nach diesem Sitze benannte, *) Wernhart von Julbach, wenn 
er von Wernhart von Schaunberg, Gebhards Sohn, verschieden ist, 
muss ohne Hinterlassung männlicher Erben gestorben sein. Von 
da an heissen die Besitzer der Veste Julbach bis gegen das Ende 
des 44. Jahrhunderts Herren von Schaunberg. Diese Veste 
war der Hauptsitz des Geschlechtes, nach wel- 
chem sich dasselbe nannte, 

Bezüglich des Namens des Hauptsitzes und des darauf sit- 
zenden Geschlechtes hat sich erst in neuerer Zeit, vorzüglich seit 
dem Aussterben der Grafen von Schaunberg ‚Verwirrung und 
Unrichtigkeit eingeschlichen, indem man jenen regelmässig die 
Schaun- oder gar Schaumburg und dieses Schaun- oder Schaum- 
berg schreibt. Die Besitzer haben sich stets und ausnahmslos 
Sehaunberg, und ihre Veste ebenso genannt und geschrieben. 
Dem Italiener Aeneas Sylvius Piecolomini mag man es verzeihen, 
wenn er Schaunberg mit mons pulcher wiedergab ; der Deutsche 
aber soll es wissen, dass Sceovenberch aus Seoven — Schauen und 
berch — Berg zusammengesetzt ist und das Wort eine Anhöhe 
bezeichnet, von der aus sich eine weite Aussicht öffnet. Auch 
noch unser verdienter vaterländischer Genealog Freiherr von Ho- 
heneck, obgleich er sich anderweitig nicht selten irrte, hat die 
rechte Form des Namens festgehalten. Erst in der jüngsten Zeit 
hat sich die Form Schaumberg und Schaumburg eingenistet und 
leider trägt ein um die Geschichte des Landes hoch verdienter 


ı) Im Ablaufe des 12. Jahrhundertes waren wohl die Beinamen schon all- 
gemein üblich, aber es gab noch keine festen Geschlechtsnamen. 


11 


Forscher, Franz Kurz, eben vermittels des Ansehens, dessen er 
anderweitig vollkommen würdig ist, hievon den grössten Theil der 
Schuld. Nach meinem Gefühle aber ist es eine Schmach für uns 
Oberösterreicher, wenn wir den Namen des berühmtesten und 
mächtigsten Geschlechtes, welehes durch vier Jahrhunderte in un- 
serem Lande gewaltet hat und einer der imposantesten Ruinen im 
ganzen Donaugebiete, nicht einmal richtig zu sprechen und zu 
schreiben wissen, zumal die Deutung nicht der geringsten Schwie- 
rigkeit unterliegt. 

Ueberhaupt wäre bezüglich der Schreibung unserer Orts- 
namen noch mancherlei zu bemerken und ich kann es mir nicht 
versagen gerade vor dieser Versammlung, welche ein’ wissen- 
schaftliches Institut vertritt, eine einschlägige Bemerkung zu ma- 
ehen. Es ist nicht meine Absicht dadurch Streit oder Gepolter 
zu erregen, wie das vor bald zwanzig Jahren in einer verwandten 
Angelegenheit der Fall war, sondern ich werde mich darauf be- 
schränken Ihnen einige Fragen vorzulegen, 

Warum schreiben wir den Namen unseres Grenzflusses und 
der gleichnamigen Stadt immer mit einem doppelten N? Die Ety- 
mologie ist nicht zweifelhaft, Anisus, Anasus wurde stets nur mit 
einem einfachen Laute geschrieben und die deutschen Urkunden 
bis in die letzte Hälfte des vierzehnten Jahrhunderts haben es 
ebenso gehalten. Auch unser grosses Nationalepos sagt: »Zuo der 
Ense, bi Ense uf daz veld. In der Pfarre Ens befindet sich eine 
Ortschaft, welche gegenwärtig allgemein Volkerstorf geschrieben 
wird. Sie hat ihre Benennung von dem Schlosse Volkensdorf, 
dem Sitze eines der ältesten und berühmtesten Geschlechter des 
Landes ob der Ens. Sollen wir nicht wenigstens in der richtigen 
Schreibung des Namens der Geschichte ihr Recht wahren ? 

Warum wird in Eferding das F verdoppelt? In allen Urkun- 
den von 4075 an ist das unerhört. Sie schreiben wie auch das 
Nibelungenlied Everding: »si (Chriemhilt) was der naehsten nahte 
ze Everdingen. komen. 

Ein Bezirk im obern Mühlviertel, in welchem die Pfarren 
St. Peter, St. Johann und Niederwaldkirchen gelegen sind, wurde 


12 

in alten Zeiten von 4108 an urkundlich am Windberge — in 
Windeberge — genannt. Erst in spätern Zeiten ist den dortigen 
Gelehrten : den Pfarrern und Schullehrern, der Wind lästig ge- 
worden und sie haben die Gegend in Wimberg umgetauft und 
dieser Bezeichnung offizielle Geltung zu verschaffen gewusst. 

Das uralte Schärding am Inn haben dieselben Gelehrten in 
neuerer Zeit, nachdem sie von der schwedischen Scheerenflotte 
Wind bekommen, flugs zur Urheimat der Schneider gemacht. Vom 
neunten Jahrhundert an hiess der Ort: Scardinga und mit dem 
Umlaute Schärding. Dergleichen Auswüchse könnte ich noch in 
grosser Menge anführen, wenn ich nicht besorgen müsste, die 
Geduld der verehrten Versammlung in unverschämter Weise in 
Anspruch zu nehmen. 

Man wird mir einwenden, dass diese Fragen Kleinigkeiten 
betreffen und dass es völlig gleichgiltig sei, ob man so oder an- 
ders schreibe und spreche. Für Dinge von grosser Bedeutung 
will ich selbe durchaus nicht gehalten wissen, obwohl man sie 
auch leicht unterschätzen dürfte, Aber Willkür ist eine Sache, 
welche auf allen Gebieten - bekämpft werden muss; dann müssen 
wir doch auch ein wenig auf Ehre halten. Wenn Auswärtige die 
Entdeckung machen, dass wir die ältesten Geschlechter und Namen 
des Landes nicht einmal richtig zu schreiben wissen, so ist das 
eine Schande. Auch die Geschichte hat ein Reeht und dieses 
Recht zu wahren und zu vertheidigen werde ich mich nie schämen, 
so klein und unbedeutend der Gegenstand auch erscheinen mag. 


gegenwärtigen Schreibung : 
1. 
. Attnang 

. Haag ‘ 

. Handenberg 
. Hellmonsödt 
. Hörsching 

. Gallsbach 

. Kallham 

. Lohnsburg 
. Mining 

. Mörschwang 
. Mattighofen 
. Ohlstorf 

. Ottensheim 
. Ottnang 

. Ranariedl 

. Rottel 

. Michel 

. Schildorn 

. Sehönering 
. Schörfling 

. Schwannenstadt 
. Tragwein 
. Waizenkirchen 
. Vöckla 
.Windhaag 
, Zwettl 


” 


Anhan 


13 
S. 


Einige Ortsnamen nach: 


der 


Attersee 


a 1 Sm wm m 


der 


urkundlichen Schreibung : 


. Atersee 
. Atnang 


Hag 


. Hantenberg 

. Helmonsöd 

. Hersing 

. Gailsbach, Galsbach 
. Kalham 

. Lonsburg 

. Müning 

. Merswang 

. Matighofen | 

. Olstorf 

. Otensheim 

. Otnang 

. Rannarigel 

. Rotel 

. Mühel 

. Schiltern 

. Schönhering 

. Schirfling (Seirolfinga ) 
. Schwanenstadt ( Suanseo) 
. Trageun 

. Wazenkirchen 

. Veckla 

.. Windhag 

. Zwetel 


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Zur Geschichte 


des 


Grafen Ulrich von Schaunberg. 


—t— 


Vorgelesen 


in der General - Versammlung des Museums Franeisco - Carolinum 


am 12. Jäner 1861. 


Von 


Jodok Stülz , 


Propst des Stiftes St. Florian. 


Ein geistvoller Mann hat vor einigen Jahren in einem öffent- 
lichen Vortrage in dieser Stadt die Bemerkung ausgesprochen, 
dass das Jagdrevier der Geschichtslügen eines der ergie- 
bigsten sei und dass wer sich darin ergehen wolle, versichert 
sein könne, nie ohne reiche Beute zurückzukehren. Es ist über- 
haupt die Welt so angethan, dass die geschminkte Lüge. allent- 
halben leichter Glauben findet als die einfache schmucklose Wahr- 
heit. Das gilt im gesteigerten Masse von der gedruckten Lüge, 
denn der so oft im Scherze ausgesprochene Satz: Es ist gedruckt, 
also muss es wahr sein, übt immer, man mag es wie immer in 
Abrede stellen, seinen Zauber nicht etwa nur auf den ungebil- 
deten, sondern ganz insbesondere auf jene, welche man gebildete 
nennt und die sich wenigstens selbst zuversichtlich als solche an- 
sehen. Dreifach aber steigert sich dieser böse Zauber, wenn die 
Lüge einem Gelüsten entgegen kömmt, für dessen Bezeichnung 
es meines Dafürhaltens kein ganz entsprechendes deutsches Wort 
gibt, was aber unsere Nachbarn jenseits des einst ganz deutschen 
Stromes mit dem Worte medisance bezeichnen. 

Diesem Hange zu opfern gegen Lebende, gilt bei uns gott- 
lob noch als unlöblicb und unrühmlich; es ist oder könnte doch 
bisweilen auch gefährlich sein, da der Lebende sich wehren kann. 
Desto unbedenklicher kann ihm gefröhnt werden, wenn es sich 
um geschichtliche Personen handelt, die sich selbst nicht mehr 
vertheidigen können. Das bringt auch durchaus keine Gefahr, 

Soleher historischer Persönlichkeiten gibt es eine Menge, 
welche so gründlich verleumdet in der Geschichte dastehen, dass 
man die Hoffnung für ihre Rehabilitirung beinahe aufgeben muss, 
so hell und klar auch die Wahrheit für jedes gesunde Auge am 
Tage liegt. 


Mus, Jahr. Ber, XXI, 2 


18 


Bei uns Deutschen tritt der Umstand hinzu, der wie es 
scheint recht eigentlich zum deutschen Wesen gehört, dass wir 
gegen fremde geschichtliche Persönlichkeiten, namentlich solche, 
welche uns in erklecklicher Weise misshandelt haben, gewönlich 
äusserst nachsichtig und grossmüthig sind, hingegen unsere her- 
vorragenden Persönlichkeiten nicht selten mit Aufwendung alles 
Scharfsinnes herabziehen und mit wahrer Herzenslust an den 
Pranger stellen. 

Ur unter Hunderten nur einen Namen herauszugreifen : Wie 
geht der Deutsche mit dem alten, wahrhaft chrwürdigen Tilly um? 
Dieser Held steht rein und fleckenlos wie wenige andere in der 
Geschichte da als Mensch, Christ und Feldherr, Keiner von 
allen, welche in jener furchtbaren Zeit neben ihm auf der Bühne 
erscheinen, kann ihm den Vorrang streitig machen, kaum einer 
den Vergleich mit ihm aushalten. Tilly ist ein. christlicher Held, 
auf den jedes Land und jede Nation stolz sein dürfte, Das er- 
kennen nicht etwa bloss die Freunde der Sache, für die er 
kämpfte und starb, sondern ‚selbst die Gegner derselben, Ein 
neuer, berühmter Geschichtschreiber Schwedens nimmt keinen An- 
stand zu. sagen: »Er war in mancher Hinsicht ein 
grosser, achtungswürdiger Mann, ein Mann von 
Wort, uneigennützig, gerecht, im höchsten Grade 
sittlich.«e Und welches fratzenliafte Zerrbild von Tilly stellt uns 
die vulgäre Geschichte entgegen; welche Vorstellung von ihm 
spuckt in den Köpfen unserer Gebildeten. 

Und das alles lässt sich der gute Michel nicht bloss auf- 
binden , sondern umfängt die Fratze selbst mit rührender Inbrunst 
und lässt sich selbe um. keinen Preis entreissen. Man möchte. er- 
röthen und sich beinahe schämen ein Deutscher zu sein, wenn 
man schwarz auf weiss lesen muss, wie die scheusslichen Gestalten 
des Bastards von Mansfeld und Christians von Braunschweig als 
ritterliche Helden, als Kämpen der Freiheit verherrlicht werden, 
während ihr edler Gegner als Mordbrenner figuriren muss. 

Diese geschminkte Lüge, wie sie leider durch den grossen 
Diehter, dessen Genius wie der geistreiche Karl Adolf Menzel be-. 


19 


merkt seinen Beruf verkannte, als er die Geschichte des dreissig- 
jährigen Krieges schrieb, erst recht populär geworden, hat sich 
so tief eingewurzelt, dass eine Erlösung aus den gezogenen 
Zauberkreisen gar nicht zu hoffen ist. Es nimmt sich das Wort 
des Feldherrn, der auf den rauchenden Trümmern Magdeburgs 
steht: Kommt in einer Stunde wieder, ich werde dann sehen, was 
ich thun werde, — gar zu schön und poetisch aus. Wie pro- 
saisch hingegen sind die Thränen des alten Helden, die in Wahr- 
heit an jener Stelle seinen Augen entquollen! 

Diese etwas geharnischte Einleitung wolle nicht dahin ver- 
standen werden, als ob der Gegenstand, den ich Ihnen vorführen 
will, zur Classe derjenigen gehöre, von der ich eben sprach. Dieser 
betrifft einfach auch eine Geschichtslüge aus unserer einheimischen 
Geschichte, welche sich seit lange von Buch zu Buch fortgeschleppt 
hat, ohne dass man sich nur die Mühe genommen ein wenig auf 
den Grund zu sehen. 

Die beiden Brüder Ulrich und Heinrich Grafen von 
Scehaunberg, welche in der zweiten Hälfte des vierzehnten 
Jahrhunderts lebten, stehen in unserer Geschichte schwarz ange- 
schrieben. Sie gelten als gewaltthätige Dränger, Räuber, Wege- 
lagerer auf Wasser und Land. Die Mühe, die auf sie geworfene 
Anklage probehältig zu erhärten, hat man sich wie bemerkt leicht 
gemacht. Im ererbten Besitze der uralten Maut zu Aschach, als 
deren Inhaber sie aber auch die Verpflichtung hatten den Handel- 
treibenden u. s. w., Schutz und Sicherheit oder nach dem Aus- 
drucke der damaligen Zeit »sicheres Geleit« zu gewehren, so weit 
ihr Gebiet reichte, waren sie allerdings bisweilen in Streitigkeiten 
verwickelt, welehe in diesem Jahrhunderte in anderer Weise er- 
ledigt wurden und werden mussten als in unsern Tagen. Auch 
damals gehörte das Entrichten von Abgaben nicht zu den beliebten 
Dingen ‚wesshalb man sich derlei Forderungen zu entziehen suchte, 

Uebrigens wissen wir nur von einem einzigen hieher 
gehörigen Falle, obgleich sich eine grosse Anzahl von Urkunden 
aus dem Zeitraume des Lebens der beiden Grafen erhalten hat. 
Dieser Fall betraf die Handelsleute von Regensburg, welche sich 

I* 


20 


gegen Recht und Herkommen behandelt erachteten. Der Streit en- 
dete mit einem gütlichen Vergleiche. Von Räuberei oder dergleichen 
verlautet keine Sylbe. Das genügt doch kaum eine Anklage solcher 
Natur gegen die Grafen zu begründen. Wenn ähnliches auch, was 
wahrscheinlich ist, öfter wiederkehrte, so können Irrungen zumal 
wo es sich um mein und dein handelt, Zu allen Zeiten und unter 
allen Umständen vorkommen. Endlich könnten auch die Gegner 
der Grafen namentlich die manchmal ebenfalls übermüthigen Handels- 
leute der Reichsstädte möglicherweise im Unrechte gewesen sein, 
was sicher öfter sich ereignete. Was man sonst noch beibringen 
kann, ist ganz unbestimmt, enthält nur allgemeine Anklagen, auf 
welche sich kein Urtheil gründen lässt. Wie konnte man demnach 
die Grafen so schnell und rücksichtslos verurtheilen? — Die im 
vorigen Jahrhunderte so schwunghaft betriebene Literatur der Ritter- 
und Schauerromane mit den obligaten Burgverliessen und Folter- 
kammern sind dem deutschen Philister so tief ins Fleisch gewachsen, 
dass er eine Burg ohne Raubritter und was damit zusammenhängt 
sich gar nicht mehr zu denken vermag, obgleich Jedermann, der 
will, es wissen könnte, dass das System der Folterjustiz nicht von 
den Burgen ausgegangen ist, sondern aus den Hörsälen der Uni- 
versitäten durch die gelehrten Doctoren und Juristen. 

Der Graf Ulrich von Schaunberg hat ausserdem noeh 
gar sonderbare Dinge über sich ergehen lassen müssen und ist zu 
einem Ruhme und Rufe gekommen, den er sich in den Tagen 
seines Leibeslebens nie hätte träumen lassen, 

Bekanntlich übte er auf die Herzoge Rudolf IV. und Albrecht Ill. 
sehr bedeutenden Einfluss und erscheint fast immer an ihrer Seite; 
dann verwaltete er durch mehrere Jahre die Hauptmannschaft im 
Lande ob der Ens, 

Als Ankläger gegen ihn tritt der Verfasser der Annalen von 
Matsee mit grosser Erbitterung auf. Es wird zweckmässig sein die 
betreffende Stelle in getreuer Uebersetzung anzuführen : 

»Er« — es ist von Herzog Rudolf IV. die Rede — »liess 
zurück seinen Hofmeister (pedagogum) und Tyrannen Graf Ulrich von 
Schaunberg. Dieser wurde als der grösste Tyrann erachtet. Er 


21 


erfand neue Bedrückungen des Klerus und der Armen. Oeffentlich 
nannte er den damaligen Papst Urban V. statt geistlicher Vater den 
geissenen Vater und die Geistlichen geweihte Bauern. Er hegte eine 
ketzerische Meinung behauptend, dass ein allmächtiger Gott 
sei und lebe, zudem der menschliche Geist nach dem 
Tode und der Verwesung des Leibes entweder rein 
oder mit einer Makel behaftet zurückkehre, worauf 
aber die Werke des Menschen keinen Einfluss 
üben. Auch viele andere böse Meinungen hegtle er.« 

»Um jene Zeit herrschte eine Seuche unter den Pferden, bei 
welchem Anlasse er die Aeusserung machte: O Gott, wenn auch 
alle meine Pferde umfallen, so werde ich dennoch nicht nach 
deinem Vorgange eine Eselin beschreiten, sondern auf meinen 
Bauern wie auf muthigen Rossen reiten.« 

»Er erfand neue unerhörte Abgaben, indem er theils durch 
Drohungen theils durch Ueberredung die Geistlichkeit beraubte. Von 
den Pfarrern und Vicaren seines Gebietes erpresste er eine jährliche 
Abgabe von 10 Mut Weizen oder Haber je nach seinem Belieben; 
er beraubte die Geistlichkeit im Sterben, indem er bewegliche und 
unbewegliche Habe an sich nam und ihre Vermächtnisse durch seine 
Amtleute zu sich zog. Alle Bauern, Bauleute und Unterthanen be- 
legte er mit neuen Auflagen in Getreid und andern Dingen oder 
er verhielt sie zu Scharwerken bei Erbauung seiner Städte Eferding, 
Peuerbach und andern Vesten, keinen schonend und alle in Armuth 
stürzend. Er sagte auch, dass in seinem Gebiete er selbst Papst, 
König, Bischof, Archidiakon und Dekan sei. Dem Kapitel von Passau 
entzog er das Kloster St. Nikola bei Passau und anderen Klöstern 
und Rittern Höfe, Eigen und Aecker, welche im Aschauwinkel 
gelegen und zog sie rechtswidrig und gewaltsam zu seiner Veste 
Sehaunberg und legte anderes Böse allen Menschen auf, was zu 
erzählen zu weitläufig, ja selbst nicht möglich wäre, ohne alle 
Furcht vor der göttlichen Strafe, welche ihn dennoch in seiner 
Gemalin ereilte. Diese eine Gräfin von Nürnberg gebar von ihm 
ein Ungeheuer mit 4 Füssen und einem Hundskopfe. Obgleich 
reich begütert hatte doch dieser Graf Ulrich viele Krankheiten zu 


22 


erdulden und ‚weil er stets nur darauf bedacht gewesen die Geist- 
liebkeit zu bedrücken, musste er billig auf den letzten Trost ver- 
ziehten und er starb ohne Beieht, ohne Reue, ohne die heilige 
Wegzehrung, ungeachtet der Gegenwart vieler Priester, welche ihn 
umstanden.« Also lautet die Anklage, welche handgreiflich das Ge- 
präge grosser Gereiztheit und Leidenschaftlichkeit an der Stine 
trägt. Dessungeachtet namen die Geschichtschreiber keinen Anstand 
die Erzälung unbedingt anzunemen und sich mit ‚einer gewissen 
Hast auf sie zu werfen, 

Der Annalist ist, wie aus dem Zusammenhange hervorgeht, 
eigentlich bitterböse auf H. Rudolf IV., der in seiner jugendlichen 
Hast sich grosse Härten zumal gegen die Geistlichkeit zu Schulden 
kommen liess und nicht selten wider Herkommen und Recht .durch- 
griff. Dieselben Vorwürfe, zum Theile mit denselben Worten hat er 
eben auch. dem Herzoge Rudolf gemacht und war desshalb gegen 
den Grafen Ulrich erbittert, weil er die drückenden . Massregeln 
dem: Einflusse des Grafen zuschrieb. 

Seben wir etwas genauer nach, so erweisen sich die aus- 
gesprochenen Beschuldigungen gegen den Grafen Ulrich theils 
ganz grundlos, theils läppisch, theils auch betreffen sie Dinge, 
welche damals gesetzlich bestanden. 

Wie konnte der Graf Ulrich dem Domkapitel in Passau das 
Kloster St. Nicola entziehen, welches ihm nie und zu keiner Zeit 
angehörte ? 

Wer wird dem Grafen die abgeschmackte Aeusserung von 
seinem beabsichtigten Ritte auf dem Rücken seiner Bauern zu- 
trauen; wer mag die Missgeburt mit vier Füssen und einem Hunds- 
kopfe mit in den Kauf nemen ? 

Was als ‚unerhörte Bedrückung der Pfarrer und Vicare an- 
geführt wird, war nichts mehr und nichts weniger als das soge- 
nannte Spolienrecht, welches jeder Vogt einer Kirche oder eines 
Klosters, der Landesfürst ebensowol als der einfache Herrschafts- 
inhaber in Anspruch nam und das zum Theile noch in der neuesten 
Zeit nicht spurlos. verschwunden ist. Das sind. die hauptsächlichsten 
Vorwürfe ; andere muss ich dahingestellt sein lassen, ‚nur den wegen, 


23 


angeblicher Ketzerei will ich näher beleuchten, weil er wie ich 
hoffe vollkommen widerlegt werden kann und zu wirklich komischen 
Ausdeutungen Veranlassung gegeben hat. 

In den Jahren der Aufklärung bemächtigte man sieh der ganz 
unklaren Darstellung des Annalisten mit grossem Eifer und zerrte 
selbe hin und her bis der arme Graf in der Glorie eines modernen 
Philosöphen der pantbeistischen Schule vor den Augen des gläubig 
staunenden Publieums dastand. Er war ungeachtet seines tyrannı- 
schen Gebahrens um Jahrhunderte vorausgeeilt. Den Reigen dieser 
Lobredner eröffnete der schweizerische Geschichtschreiber Johannes 
von Müller, dessen Stärke allerdings die Kritik nicht war, welcher 
zu dem Endresultate gelangte, dass »Ulrich weit erhaben 
über die Religion seiner Zeit, ein ausserordentlieher 
Mann« gewesen. 

Jene oben angezogenen Worte Ulrichs oder vielmehr des 
Annalisten von Matsee deutet er also: »Er hielt unsern Geist für 
einen Funken der alles belebenden Gottheit, welcher frei, gross, 
hoch wie ein Gott sich dieses Punktes der Materie, den er nun 
beseelt, bedienen mag, bis der Körper, sein ungleieher Gefährte, 
unwürdig länger seine Hülle zu sein, unfähig ihn zu fesseln, 
schwindet, verfällt, sich auflöst; eine Auferstehung des Leibes 
gebe es nicht, weil es nur ein Unglück wäre, wenn dieser Staub 
sich wieder zusammen finden würde, der Geist aber wie in seinem 
Wesen wunzerstörbar, so auch yon den vergänglichen Folgen seines 
irdischen Lebens unerreichbar, senke sich zurück in die unendliche 
Gottheit, vor deren Einem Gedanken die ganze Darstellung der 
sichtbaren Formen der Erscheinungen eine einzige Fulguration 
sei.» Es ‘gab. eine Zeit, ‘in welcher man diesen Galimathias 
bewunderte. 
© Kirehlich gläubige Gelehrte haben die Ueberlieferung eben 
so gläubig angenommen nur mit dem Unterschiede, dass sie ıhm 
eine andere Deutung gaben, welele weniger günstig (ud den 
E Ulrich lautet. 

Hören Sie aber, was unverwerfliche Urlkunden über die an- 
ken Ketzereien erzälen.: Im Jahre: 1365, eben zu der Zeit, 


24 


von der der Annalist berichtet, stiftete Graf Ulrich mit seinem 
Bruder em ewiges Licht an der Grabstätte seiner Vorfahren 
in der Kirche zu Wilhering und für sich eine tägliche Messe 
auf dem St. Bernhardsaltar, vor welehem er sich seine Ruhestätte 
erwält hatte. Ich frage nun jeden Unbefangenen: wie sind diese 
sich so schroff widersprechenden Ueberlieferungen in Ueberein- 
stimmung zu bringen? Mir scheint eine solehe vollkommen un- 
möglich und in diesem Falle muss die weniger oder vielmehr ganz 
unverbürgte der verbürgten gegenüber als falsch verworfen werden. 

Dass Graf Ulrich nieht ein Feind der Geistlichen überhaupt 
gewesen, vielmehr ilır Freund, scheint mir unwidersprechlich aus 
einer andern eben so unanfechtbaren Aufzeichnung in Wilhering 
hervorzugehen Daselbst ist der Todestag des Grafen mit dem 
Beisatze eingetragen : largus benefactor, huius ecelesie magnus 
amieus. Bei keinem der vielen Herren von Schaunberg ist eine 
derartige Bemerkung beigefügt. 

Wenn mich nicht alles täuscht, so darf man unbedenklich 
und mit fester Zuversicht die Behauptung aussprechen, dass Graf 
Ulrich von Sehaunhberg weder ein ausserordentlicher, über die 
Religion seiner Zeit weit erhabener Mann im Sinne des Johannes 
von Müller, noch ein moralisches Ungeheuer im Sinne des Anna- 
listen von Matsce gewesen. 

Ich habe ihre Geduld schon zu lange in Anspruch genom- 
men, desshalb kann ich eine zweit seit vielen Jahren als unbe- 
zweifelt angenommene Behauptung nur noch kurz berühren. Graf 
Ulrich soll der Erzieher des Il. Rudolf IV. von Oesterreich 
gewesen sein. Der Annalist nennt ihn ja pedagogum. Dazu kömmt 
noch eine Stelle in der Chronik von Leoben, mit welcher der 
Abbt von Victring wörtlich übereinstimmt, die sich zum Jahre 4342 
also vernemen lässt: »Zur Leitung und zum Unterrichte (seiner 
Söhne ) bestimmte H. Albrecht die Grafen von Schaunberg, von 
Pfannberg und andere besonnene Männer « 

Nun aber war Graf Ulrich um diese Zeit beiläufig 12 Jahre 
alt, wie ich ohne dass mir Jemand widersprochen hätte, schon 
vor mehreren Jahren nachgewiesen habe. 


25 


Ein Hofmeister von 12 Jahren für den ältesten Sohn eines 
Regenten und eines so besonnenen, klugen Mannes, wie Albrecht, 
den man auch den »Weisen« nennt, wäre eine Anomalie, wie sie 
noch kaum jemals vorgekommen. ist, 

Der Hofineister, wenn man sich dieses Ausdruckes bedienen 
will, war ein älterer Graf von Schaunberg, wahrscheinlich Chun- 
rat, der innige Freund des Grafen von Pfannberg und durch seine 
Gemalin ein naher Verwandter des herzoslichen Hauses. Der 
Annalist wollte mit dem Worte »Pädagog« nichts mehr und nichts 
weniger andeuten, als dass der Graf Ulrich den Herzog Rudolf 
gehofineistert und tyrannisirt habe. 

Es möchte also räthlich sein sich ob des philosophischen 
Landsmannes nicht allzusehr zu überheben, aber auch seiner 
Ketzereien wegen nicht allzusehr zu bekümmern. Ein ausser- 
gewöhnlicher Mann war Graf Ulrich zuverlässig nicht. 


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Mittheilungen 
über 


die Lebensweise und das Vorkommen 


der 


rothen oder kleinen Haselmaus. 
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Als Beitrag 


zur Naturgeschichte dieses Tbieres und zur Kenntniss der 
Fauna von Ober - Oesterreich. 


Mit einer naturgetreuen Zeichnung des Thieres im Zustande und Aufentbaltsorte 
seiner Gefangenschaft. 


Von 


P. Johann Hinteröcker 8. J., 


Professor am Gymnasium in Freinberg bei Linz. 


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Die rothe oder kleine Haselmaus (Myozus avellanarius 
Desm. Myoxus muscardinus Schreb. Muscardinus avellanarius Fitzing) 
gehört in die Familie der Bilehe oder Schlafmäuse der 
Ordnung der Nagethiere. 

Die Bilche stehen durch ihren natürlichen Charakter zwi- 
schen den Eichhörnern, denen sie durch Gebiss und Schwanz- 
bildung und durch ihre Lebensweise auf Bäumen und Gesträuchen 
sich nähern, und zwischen den Mäusen, mit welchen sie durch 
Grösse und Gestaltung des ganzen Körpers, so wie durch ihre 
Behendigkeit im Laufe auf dem Boden verwandt sind. 

Die Gattung Schlafmaus Myoxus ist durch nicht gefurchte 
obere Nagezähne mit keilförmiger Schneide, durch schmale und 
spilzige untere Nagezähne, durch schmelzfaltige Backenzähne , 
deren im Ober- und Unterkiefer jederseits vier an der Zahl sind, 
durch mittelgrosse Ohren, Gangfüsse, langen, veränderlichen 
Schwanz und durch den Mangel von Backentaschen charak- 
terisirt, Die Vorderfüsse sind vierzehig mit einer Daumen- 
warze, die Hinterfüsse fünfzehig. 

Zu diesem Gattungs-Charakter tritt bei der rothen 
oder kleinen Haselmaus als Arts-Kennzeichen der 
dünne, in der ersten Hälfte kurz-, in der zweiten länger und 
zweizeilig beharrte Schwanz hinzu, wodurch sie sich von den 
beiden Schwester-Arten, dem grossen Bilch oder 
Siebenschläfer (Myoxus Glis Schreb), Glis der Römer, und 
der grossen Haselmaus oder dem gemeinen Garten- 
bileh (Myoxus Nitela Schreb), Nitela der Römer unterscheidet, 
welche beide einen verschiedentlich behaarten Schwanz haben. 


30 


Dr. Fitzinger sagt in seiner wissenschaftlich populären Natur- 
geschichte der Säugethiere (6 Bände Wien k. k. Hof- und Staats- 
druckerei 1864) im 2. Bande S. 94: 

»Die rothe oder kleine Haselmaus ist eines der niedlichsten, 
anmuthigsten und possierlichsten Geschöpfe unter allen europäischen 
Nagethieren, das sich eben so sehr durch zierliche Gestalt und 
Schönheit der Färbung, wie durch seine ausserordentliche Zahm- 
heit, Reinlichkeit und Nettigkeit auszeichnet, und sich dadurch 
ganz vorzüglich zum Stubenthiere eignet. Sie ist ungefähr von 
der Grösse unserer Hausmaus, mit der sie auch in der allgemeinen 
Körperform eine entfernte Aehnlichkeit hat, sich aber schon auf 
den ersten Blick von derselben durch den haarigen Schwanz, die 
weit kürzeren behaarten Ohren und den dickeren Leib deutlich 
unterscheidet. Ihr Kopf ist kurz, diek und breit, die Schnauze‘ 
stumpf zugespitzt, der Nasenrücken ziemlich flach. Die mittel- 
grossen, kurzen, rundlichen nur wenig ausgebreiteten Ohren sind 
oben abgerundet, sehr dünn, flach am Kopfe anliegend, und an 
der Innen- wie an der Aussenseite kurz behaart. Die lebhaften 
runden Augen sind von mittlerer Grösse, ragen halbkugelförmig 
aus dem Kopfe hervor und stehen den Öhren näher als der 
Schnauzenspitze. Die Öberlippe ist gespalten und jederseits mit 
zwanzig kleinen Wärzchen besetzt, welche in mehrere Reihen ver- 
theilt sind und eben so viele Schnurren tragen, die länger als 
der Kopf sind und etwas hinter demselben hinausragen. Ueber 
und neben den Augen befinden sich einzelne Borstenhaare. Die 
Nasenkuppe ist nackt.«a — 

Zu dieser genauen und ausführlichen Beschreibung des 
Kopfes fügt Dr. Fitzinger eine detaillirte Beschreibung des Gebisses 
hinzu, welche ich der Kürze halber umgebe, besonders da sie 
der Hauptsache nach im Gattungs -Charakter des Thieres ange-‘ 
deutet ist. 

»Die Gliedmassen« , sagt Dr. Fitzinger ferner zur Beschrei- 
bung des übrigen Körpers übergehend , »sind ziemlich kurz, die 
hinteren aber deutlich länger als die vorderen. — An den Hinter- 
füssen ist die Innenzehe am kürzesten, kaum halb so lang, als 


31 


die übrigen, und die Aussenzehe etwas kürzer als die vierte. Alle 
Zehen sind mit kurzen, gekrümmten, scharfen, spitzigen Krallen 
versehen und nur die Daumenzehe trägt einen sehr kleinen platten 
Nagel. Der Hals ist-kurz und dick, der Leib nur wenig gestreckt, 
doch ziemlich untersetzt, und der Rücken stark gewölbt. Der 
Schwanz ist lang und erscheint durch die längere Behaarung an 
der Spitze noch etwas länger, als der Körper. Die Behaarung ist 
dieht und glatt anliegend, das Haar mittellang, glänzend und 
weich. Die Zehen sind mit ziemlich langen Haaren besetzt, welche 
die Krallen beinahe überdecken. Die Sohlen sind nackt. Die 
Oberseite des Kopfes und Leibes ist einfärbig, mehr oder weniger 
gelblich roth und bisweilen sogar lebhaft zimmtbraun. Die Ohren, 
Kopf- und Leibesseiten, so wie die Aussenseite der Beine sind 
etwas heller gefärbt, und noch mehr der Bauch und die Innen- 
seite der Gliedmassen. Brust und Kehle sind weiss, die Augen- 
gegend hell röthlich. Der Schwanz ist gelbroth, auf der Unter- 
seite heller, und gegen die Spitze zu mengen sich einige weisse 
Haare ein. Die Zehen sind weiss, die vorderen mit einem schwa- 
chen gelbbräunlichen Anfluge und unter den dünn gestellten Haaren 
sehimmert die röthliche Haut hindurch. Die Schnurren sind schwarz 
und endigen in weissliche Spitzen. Die Krallen sind weisslich‘ 
hornfarben. Die Augen schwarz, die Vorderzähne gelblich. Im 
Winter erhält die Oberseite des Körpers einen schwachen schwärz- 
lichen Anflug, besonders in der letzten Hälfte des Schwanzes. — 
Junge Thiere sind lebhaft roth gefärbt. — Die Länge des Körpers 
beträgt beim völlig erwachsenen Thiere 3 Zoll, die Länge des 
Sehwanzes ohne Haare 2 Zoll 40 Linien, mit den Haaren 3 Zoll 
3 Linien, die Höhe am Widerrist 4 Zoll 2 Linien.« 

Zu dieser trefllichen Beschreibung des Thieres, wie sie aus 
Fitzinger's Werke fast wortgetreu entnommen ist, kann ich nur 
hinzusetzen, dass ich sie durch vielfache Anschauung vollkommen 
bestätiget gefunden, und dass mir demzufolge das Thierehen auf 
den ersten Blick, und nach wiederholten Beobachtungen in seiner 
Gestaltung und seinen Manieren ein Gesammtbild mehrerer 
ganz auseinander stehenden Thierarten vorstellt, indem es in 


32 


aufrecht sitzender Stellung von vorne gesehen mich unwillkührlieh 
an einen Bären in Miniatur erinnert, bald wieder im pfeilschnellen 
Hinanklettern an Zweigen und Fensterrahmen als winziges Eich- 
horn mit wallendem buschigen Schwanze sich gerirt, oder die 
Bewegungen und Fertigkeiten eines Maki (Fuchsschwanzaffen ) 
von Madagaskar, oder eines Seiden- und Eichhornäffchens 
von Amerika im Essen, Hüpfen, Liegen und Toilettemachen nach- 
ahmt, oder endlich einer Hausmaus gleicht durch die Behen- 
digkeit im Laufe auf ebener Erde und im Verschlüpfen in seine 
Verstecke. 

Das Vaterland der kleinen Haselmaus ist ausschliesslich das 
gemässigte Europa, und zwar mehr der West als Ost desselben, 
so zwar, dass sie weder über das südliche Schweden und England 
nach Norden, noch über Toskana und die nördliche Türkei nach 
Süden binausreichen dürfte, während Galizien, Ungarn und Sieben- 
bürgen ihr östliches Gränzgebiet zu sein scheint. 

Im nördlichen Italien, in Frankreich und der Schweiz häufig, 
gehört sie in Mitteldeutschland zu den Seltenheiten. Desto freu- 
diger überraschend muss für jeden Freund der Vaterlands - Fauna 
ihr Vorkommen so nahe bei der Hauptstadt Oberöterreichs, und 
so zu sagen im Weichbilde von Linz erscheinen. 

Dieses freudige Ueberraschen ihres Vorkommens am Frein- 
berge bei Linz wird weniger befremdend erscheinen, wenn 
man weiss, dass das Thierchen nur in gebirgigen Gegenden 
sich aufhält, wo es besonders Haselgesträuche liebt, nd an 
schattigen Orten, in hohlen Stämmen und Baumlöchern, unter den 
Wurzeln von Bäumen und Sträuchern, oder auch in den Klüften 
von Felsen, Steinbrüchen und alten Mauern seinen Wohnsitz 
aufschlägt. 

Auf dem Freinberge wurden bereits drei Individuen 
seit dem Frühlinge von 1857 aufgefunden. Die letzten zwei 
wurden im Herbste des Jahres 1860 bald nach deın Beginne des 
Oktobermonates, nachdem sie schon in den Winterschlaf gefallen 
waren, gefangen. PR 

Das Eine davon hat nun schon ein volles Jahr in der Ge- 


33 


fangenschaft munter und gesund ausgedauert, das andere aber hat 
leider durch unvorsichtiges Aufbewahren und Erwärmen seitens 
eines Bediensteten wieder die Freiheit erlangt. Das Individuum, 
welches im Jahre 1857 gefangen ward, befand sich im dichten 
Gebüsche des Gartens nächst der Kirche, woselbst auch das zweite 
Individuum vom Jahre 1860 gefunden wurde, Jenes junge 
Männchen aber, das noch gegenwärtig in dem Fensterverschliesse 
meines Wohnzimmers hauset, wurde sammt seinem Neste, in dem 
es schon festen Winterschlaf hielt, in dem Wäldchen nächst der 
Anstalt gegen Nordwest aufgefunden. 

Da die Haselmäuse Familienweise zu 40 bis 12 Individuen 
in unmittelbarer Nähe der einzelnen Paare ihr Wohnlager zu er- 
richten pflegen, kann mit Grund vermuthet werden, dass zwei 
solche Colonien, die eine gegen Süd-Ost im Garten, die an- 
dere gegen Nordwest im Schatten und unter den Wurzeln der 
Fichten, den Freinberg bevölkern, 

Die kleine Haselmaus führt, wie der Siebenschläfer und der 
Gartenbilch, ein nächtliches Leben; daher ist es erklärlich, dass 
man das niedliche Thierchen bisher bei Linz nicht aufgefunden, 
und dass man demselben, bei aller Gewissheit von dessen Vor- 
kommen und wahrscheinlicher Anzahl, zur Sommerszeit bisher 
gar nicht, im Frühlinge und Herbst aber fast nur mit Hilfe seines 
auffallend eigenthümlichen Winter-Nestes, das kugel- oder eiför- 
mig aus Grashalmen, wie die von mir gesehenen oder aufgefun- 
denen waren, oder aus Fichtennadeln,,” Moos, Laub und Reisern 
gemacht ist, auf die Spur kommen und seiner habhaft werden 
konnte. 

Das Thierchen liess sich aus seinem Schlafe fast gar nicht 
ermuntern und kelırte, wenn man es gewaltsam aus seinem Neste 
herausnahm, immer wieder in dasselbe zurück, kugelförmig ein- 
gerollt, nach Art des Igels, den Kopf bauchwärts zwischen den 
Hinterfüssen bergend und mit dem langen Schwanze Jen ganzen 
Körper der Länge nach umgürtend oder einschliessend. 

In dieser Weise zusammengekauert und eingerollt liegt die 
kleine Haselmaus nicht bloss in ihrem Winterschlafe, sondern auch 

Mus, Jahr. Ber, XXI, 3 


34 


gewöhnlich in ihrem täglichen Schlafe, wenn dieser noch tief und 
fest ist, wenn er aber gestört ist oder die Zeit des Erwachens 
sich nähert, pflegt sie ihren Kopf nur zwischen den Vorderfüssen 
zu verstecken, etwa wie es ein schlaftrunkener Mensch zu thun 
pflegt, wenn er nicht zu Bette gehen, sondern sein Haupt in die 
Hände legend an einem Tische etwas ausruhen will. 

Da die rothe Haselmaus die Gefangenschaft sehr leicht aus- 
hält, und zu den wenigen Thieren gehört, welche, wenn auch 
alt gefangen , in demselben Augenblicke, wo sie sich ihrer Frei- 
heit beraubt fühlen, schon als völlig zahm zu. betrachten sind, 
wollte ich dem gefangenen Schläfer die naturgemässeste Wartung 
angedeihen lassen, um ihn glücklich den Winter hindurch: zu 
bringen, und in keiner Weise durch Stubenwärme den normalen 
Winterschlaf stören. lch steckte daher das Mäuschen sammt dem 
von ihm verfertigten Neste, in welchem es eingerollt-und schlafend 
blieb, in einem horizontal gelegten Glaseylinder (8. c. der Zeich- 
nung) im Raume zwischen dem inneren und äusseren Fenster 
meines Wohnzimmers ;, der steinerne Boden des Fensterraumes 
wurde sorgfältig mit Moos und Laubwerk bedeckt, zugleich einige 
Zweige und Aestchen angebracht, um für den Fall des Erwachens 
dem munteren Hüpfer seine naturgemässen Bewegungen zu er- 
leichtern. 

In diesem Gemache verblieb die Haselmaus von Mitte Oktober 
bis zur Nacht vom 14. auf den 42. März d. J. in nur selten 
unterbrochenem Winterschlafe. Die Unterbrechungen fielen 
grösstentheils auf die Monate November und Dezember wegen der 
damals vorherrschenden lauen Witterung, so dass das schlaftrun- 
kene Thierchen im vorigen Jahre 1860 in den Nächten vom 27. 
auf den 28. November bei + 3:3° R, mittlerer Temperatur, vom 
2. auf den 3. bei — 07° R. mittlerer Temperatur, und vom 9, 
auf den, 10. Dezember bei + 37° R. mitllerer Temperatur er- 
wachte, aus dem Cylinder herausging, etwas Nahrung, nämlich 
eine Haselnuss kreisförmig benagend, zu sich nahm, und von da 
an bis Ende Februar d. J. (1864) im tiefsten Schlafe erstarrt, 
allen Kältegraden des Monates Jänner trotzend, gesund und wohl- 


35 


erhalten ausharrte. An dem Abende des 26. Februar bei + 80° R. 
Temperatur erwachte das todt scheinende Thierchen, während ich 
am Schreibtische neben seinem Winterquartiere sass, beim Scheine 
der Lampe zu meiner grössten Freude wieder, putzte und kämmte 
sich aufs niedlichste mit den Vorderpföttchen, nahm etwas Nah- 
rung zu sich, verfiel aber wegen der bald darauf eintretenden 
kalten ungünstigen Witterung Anfangs März noch einmal in eine 
zweiwöchentliche Erstarrung, die letzten Reste des Winterschlafes, 
um endlich in der Nacht vom 14. auf den 42, März bei + 51° R, 
Temperatur sein Frühlingsleben ernstlich zu beginnen. 

Von nun an erwachte die kleine Gefangene mit dem 
Beginne der Abenddämmerung jeden Tag, bis zur jüngsten 
Nacht vom 44. auf den 15. Oktober d. J., um die Nacht hin- 
dureh ihr munteres Spiel zu treiben, mit dem Unterschiede jedoch, 
dass sie den ganzen Frühling und Sommer hindurch durch Hur- 
tigkeit in allen Bewegungen und unausgesetzte Thätigkeit den 
Charakter der Lebenslust, im Herbste aber durch grössere Furcht- 
samkeit, häufigeres Ausruhen und Verbergen, mindere Behendig- 
keit aller Bewegungen mehr das Bild der Müdigkeit und Düsterkeit 
darstellte. 

‚ Kaum dürfte ein anderes Thier namentlich aus der Ord- 
nung der Nager an Mässigkeit, Reinlichkeit und 
Ordnungsliebe der 'rothen Haselmaus auch nur von Weitem 
gleich kommen. 

Eine einzige Haselnuss, eine halbe Wallnuss, die 
immer geöffnet werden muss, da sie mit ihren zarten Zähnchen 
die harte Schale derselben nicht zu durchnagen im Stande ist, 
oder auch eine Eichel genügte stets, auch in der Zeit ihrer 
grössten Lebensthätigkeit zu ihrer täglichen Nahrung; ja von den 
beiden letzteren bedarf sie nicht einmal des ganzen Inhaltes vom 
Kerne. Ich versuchte es auch eine kurze Zeit, statt ihrer Lieb- 
lingsnahrung , der Haselnüsse, ibr rohe oder gebratene Kastanien 
vorzulegen, um sie an andere Nahrung zu gewöhnen; doch diese 
mundeten dem Thierchen nicht sehr. Im Freien verschmäht es 
auch die Früchte der Buchen und verschiedener Nadelhölzer 


3% 


36 


nicht ,_ sowie es im gezäbmten Zustande an Waizenkörner und 
Kerne von Obstfrüchten gewöhnt werden kann. Noch geringer 
ist das Bedürfniss nach Trank, so dass man allgemein annimmt, 
die kleine Haselmaus trinke niemals, wogegen ich mir 
nur die Bemerkung erlaube, dass ich sie einmal beobachtete, wie 
sie mehrere Sekunden lang ihr Schnäuzchen ins Wassergefäss 
(Siehe d der Zeiehnung) hineinhielt, ohne deutlich wahrnehmen 
zu können, ob sie Wasser einschlürfte, oder ob sie es nur zum 
Zwecke der Reinlichkeit that. 

Ihr erstes Geschäft nach dem Erwachen, in welchem Zu- 
stande sie naturgetreu (Siehe a der Zeichnung ) fast drei Viertel 
ibrer natürlichen Grösse gezeichnet ward, ist immer, sich die Haare 
des Kopfes und die Schnurren zurecht zu machen ; dann verlässt 
sie mit Hurtigkeit ihr Lager, obne es in Unordnung zu bringen, 
begibt sich zum Wassergefäss und von da oder-schon früher auf 
einen Höhepunkt, meistens auf den Fensterreiber (Siehe f der 
Zeichnung ), wo sie erst gründliche Toilette macht, sich den Kopf 
mit beiden Vorderpföttchen hin und her reibt, wie» wenn ein 
Mensch mit seinen Händen sich das Gesicht und das Haupthaar 
wäscht. Ist jeder Theil des Körpers in Ordnung, dann ruht sie 
ein Weilchen schauend und betrachtend aus, 


Hierauf sucht sie sich ihren schmalen Tisch, indem sie nie 
anders als nach Art der Affen und Eichhörnehen das heisst, 
mit Hilfe ihrer vorderen händeähnlichen Extremitäten, die Nuss 
festhaltend, und auf die hinteren. Extremitäten gekauert, so viel 
davon verzehrt, als sie unumgänglich benöthiget. (Siehe b der 
Zeichnung. ) 

Nach ihrer mässigen Mahlzeit nimmt sie die verschieden- 
arligsten Uebungen im Klettern, Springen, Laufen, an den Wei- 
denstäimmchen und Zweigen eben so wohl, als an den perpen- 
dikulären Fensterrahmen (Siehe g der Zeichnung), oder über 
dem Moos und Laubwerke am Boden des Fensters vor, macht 
dabei die possierlichsten Schwenkungen und anmuthigsten Stellun- 
gen besonders durch die mannigfaltige Haltung des wallenden 
Schwanzes, und indem sie sich gleichsam forschend und ‚suchend 


37 


von‘ der ‘Stelle, an der sie sich senkrecht anklammernd mit den 
Hinterfüssen festhält, mit dem ganzen oberen Körper hinwegneigt 
oder schwanzwärts sich umdreht.-- Im Frühlinge und Sommer 
scheinen gleichsam die Nächte ıhr zu diesen Uebungen zu kurz 
zu sein, indem sie in diesen beiden Jahreszeiten viel früher, als 
im Herbste, nämlich eine Stunde ungefähr vor der völligen Dun- 
kelbeit ihre Thätigkeit beginnt, was im Herbste gewöhnlich erst 
beim Eintritte. der Nacht geschieht. Bald nach ihrem völligen 
Erwachen vom Winterschlafe schien ihr Bedürfniss nach Nahrung 
oder körperlicher Bewegung so ‚gross zu sein, dass sie am 13. März 
in der Mittagssonne ihr Bett verliess, und fast alle ihre nächtlichen 
Manöver vornahm. St 

An ihrer gewöhnlichen Thätigkeit lässt sie sich durch mein 
Erscheinen im Zimmer oder meine Anwesenheit daselbst arm Schreib- 
tische, auch nicht, wenn ich vor ihren Augen mit dem hell- 
aufflackernden Phosphorhölzchen Licht mache, für gewöhnlich nicht 
im mindesten stören; wenigtens darf diess für Frühling und Som- 
mer gelten, wo sie viel weniger Scheu an den Tag legte, als im 
Herbste. Kommen aber mehrere Personen mit grösserem Ge- 
räusche ins Zimmer, oder öffne ich das Fenster, um sie zu fangen, 
dann sucht sie mit, Blitzesschnelligkeit ihr gewöhnliches Versteck 
hinter einem porösen Stück von Kalk -Conglomerat (Siehe e der 
Zeichnung), wo sie wenige Tage, naclıdem sie ihr Winterquartier 
im Glasceylinder verlassen, für ıhre Tagesruhe sich ein besonderes 
Lager zugerichtet hatte. Ungeachtet der unglaublichen Geschwin- 
digkeit in allen Bewegungen, besonders wenn sie eine Gefahr 
flieht, weiss sie sich doch mit eben so grosser Geschicklichkeit 
durch das verworrenste Gestrüpp,, Moos- und Laubwerk die sichere 
Fährte in ihren Schlupfwinkel zu finden. 

Durch diese Behendigkeit ist sie auch von den Nachstellungen 
des Menschen im Freien gesichert, wofern sie nicht schon im 
Zustande der Erstarrung in ihrem Neste eingerollt, oder aber in 
ihren tiefen Morgenschlaf versenkt angetroffen wird; denn dann 
wird sie ihm zur sicheren Beute. Viel gefährlichere Feinde hat 
das nächtliche Thierchen, das "meist wohlbeleibt und .im Herbste. 


38 


sogar sehr fett ist, an dem Baum-Marder,, dem Iltis, dem grossen 
und kleinen Wiesel und den Nachteulen. 

Gegen feindliche Angriffe bei Tage, wo sie wegen der 
Blendung ihres Gesichtes durch Sicherheit und Schnelligkeit ihrer 
Flucht sich nicht retten könnte, ist die röthe Haselmaus hinläng- 
lich durch ihr kleines niedliches Nest geborgen, das in der 
Bauart etwas dem Neste der Beutelmeise ähnlich, und von jenem 
Neste verschieden ist, wo sie ihren Winterschlaf hält. Es ist 
kugelförmig aus Moos, Gras und Farren, oder auch aus Laub, 
zähen Stengeln und trockenen Grashalmen bestehend, und ge- 
wöhnlich mit einigen langen Halmen umwickelt. Es hält ungefähr 
6 Zoll im Durchmesser, ist in seinem Innern mit weichem Moose 
ausgefüttert und hat eine einzige Oeffnung von der Seite zum 
Ein- und Ausgange des Thieres. 

Von der Ordnungsliebe und Reinlichkeit des Thieres 
zeugt ganz besonders die Gewohnheit, seine Exkremente so viel 
als möglich von der Lagerstätte oder dem Orte seiner nächtlichen 
Thätigkeit entfernt abzusetzen, und zwar gewöhnlich an gewisse 
Stellen, die scheinbar nur diesem Zwecke dienen sollen; am 
häufigsten wurde das kleine Wassergefäss dazu ausersehen. 

Die kleine Haselmaus besitzt auch eine nicht unangenehme 
Stimme, die vergleichbar mit dem leisen Zwitschern oder Knurren 
oder Klappern einer Grasmücke nach der Mauser, nur in den 
Frühlingsmonaten bis ungefähr zum Monat Juni sich vernehmen 
liess. Im Spätherbste liess sie auch einige Male Nachts ähnliche 
Töne hören. Wird sie aber verfolgt, so gibt sie in höchster Ge- 
fahr ihre Angst durch einen quitschenden oder hell zischenden 
Laut zu erkennen, stellt sich niemals zur Wehre und gewöhnlich 
beisst sie auch dann nicht, wenn man sie zufällig mit der Hand 
erhascht, Aber einmal, als sie sich von ihrer Behausung durch 
die Gelegenheit des geöffneten inneren Fensters angelockt, ent- 
fernt und im Zimmer oder nocl weiter verirrt und versteckt ge- 
halten hatte, so dass sie schon für verloren gelten musste, wurde 
sie in einem Verstecke sehr abgemattet angetroffen, und mit der 
Hand ergriffen, um in ihren Wohnplatz wieder eingesperrt zu 


39 


werden. Da ereignete es sich, dass das sonst so harmlose Thier- 
chen nach einem Finger der ergreifenden Hand biss. Sonst ging 
das vorsichtige Thier, wenn ilm die Gelegenheit geboten war, 
selten aus seinem (uarlier heraus, um im Zimmer Rundschau zu 
halten, oder die Aussicht des anderen Zimmerfensters zu geniessen, 
entschlüpfte nie durch das geöffnete äussere Fenster und kehrte 
immer wieder zu seinem Mooslager zurück, wenn es auch einige 
Male neckend Miene machte, dahin nicht zurückkehren zu wollen. 

Recht wünschenswerth wäre es, wenn ein glücklicher Zufall 
das Auffinden eines zweiten Thierchens ermöglichte, besonders 
eines Weibchens, da über die Wirklichkeit einer Fortpflanzung 
in Gefangenschaft keine bekannten Daten vorliegen. 

Die rothe Haselmaus lebt nach den bisherigen Erfahrungen 
etwas über sechs Jahre, und hält selbst die Gefangenschaft 
bei einiger Pflege mehrere Jahre aus. Da das im vorigen Jahre 
eingefangene Thierchen erst drei Monate alt war, was sich aus 
seiner damaligen Grösse verglichen mit der jetzigen normalen 
abnehmen lässt, so dürfte das Experiment von der genauen Lebens- 
dauer in der Gefangenschaft sicher angestellt werden können. 

Die Paarung der kleinen Haselmaus findet im Monat Juli 
statt; im August wirft das Weibehen gewöhnlich 4 nackte blinde 
Junge, die über einen vollen Monat an der Mutter saugen ; sie 
treiben sich dann gern an den nächsten Haselsträuchern herum, 
um mit einander zu spielen, oder die Haselfrüchte zu durchnagen, 
und suchen beim geringsten Geräusch Schutz in ihrem Lager. Sie 
wachsen sehr schnell, so dass sie beim Beginne des Winterschla- 
fes bereits mehr als die halbe Grösse der Mutter erlangen. 

Die Zähmung der rothen Haselımaus kann ungeachtet der 
Resultate, die man bisher mit ihr erreicht hat, doch nicht als 
vollkommen in jeder Hinsicht angesehen werden. Denn wenn 
sie auch augenblicklich, wie sie sich gefangen merkt, ihre Scheu 
ablegt und selbst im wachen Zustande mit der Hand sich antasten, 
sich streicheln, sehr gerne mit sich spielen lässt, ja auf der fla- 
chen Hand ruhig sitzen bleibt, so lange man es nur will, so 
kann man sie doch nicht dazu bringen, aus der Hand zu fressen, 


40 


und immer bleibt sie etwas furchtsam und schüchtern, und sucht 
zu entfliehen, wie man sie antasten will. 

Mit ihrem Geselligkeitstrieb steht ihre Verträg- 
lichkeit mit ihres Gleichen ın engstem Zusammenhange. Ueber- 
haupt sind die zierlichen Bewegungen und possierlichen Geberden 
im Vereine mit der schönen Färbung, artigen Gestalt und ausser- 
ordentlichen Reinlichkeit des Thierchens die Hauptursache, warum 
in so vielen Gegenden und namentlich in England die rothe 
Haselmaus als Stubenthier in gewöhnlichen Vogelbauern gehalten, 
und so wie die Stubenvögel zu Markte gebracht wird, um gewiss 
ein viel unschuldigeres Vergnügen dem Menschen zu bereiten, 
als manches Schoosshündlein. Sonst bringt sie dem Menschen 
keinen Nutzen, durch Vernichtung wenig werthvoller Früchte aber 
verursacht sie ihm auch nur höchst unbedeutenden Schaden. 


Mittheilungen 


aus dem 


Gebiete der Entomologie. 


Von 


Gustav Henschel. 


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4. Zur Monographie der Psoa viennensis Host. 
Nebst Abbildungen. 


Der Käfer beiderlei Geschlechtes ist bekannt und kann daher 
seine Beschreibung hier füglich unterbleiben. Weniger dürfte dies 
jedoch bei Larve und Puppe, sowie überhaupt bei der ganzen 
Lebensweise dieses Insektes der Fall sein; daher mag Nachste- 
hendes zur theilweisen Ergänzung seiner Naturgeschichte dienen. 

Man liest so häufig vom Verkommen dieses Käfers an oder in 
Eichen; diese Annahme jedoch beruht sicherlich auf einem Irrthume. 

Das Insekt ist wohl eines der ersten im Frühjahre, schwärmt 
schon Ende April, sicher und constant aber in der ersten Hälfte 
des Monates Mai und sein Vorkommen hängt innig mit dem des 
gewöhnlichen Weinstockes zusammen, indem er seine Jugend nur 
in denen, zur Frühjahrszeit ausgeschnittenen, bereits trockenen 
Weinreben verbringt. Ist es zu oben angegebener Zeit windstill 
und Sonnenschein, so sieht man ihn zu Tausenden schwärmen 
und sein Begattungsgeschäft vollziehen. Die Scbwärmzeit ist nur 
von kurzer Dauer, so dass man zu Anfang Juli wohl schwerlich 
mehr einem lebenden Käfer begegnen dürfte. 1. 

Die Begattung erfolgt im Freien, und einige Tage - später 
legt das ? seine Eier einzeln ab, wozu es sich vorzüglieh die 
Knospengegend, selten wohl auch die Schnittfläche einer Rebe 
erwählt. Dabei ist der Käfer unruhig, ünd der Hinterleib nach 
Art der Wespen in steter Bewegung. 

Ein befruchtetes $, welches ich öffnete, enthielt 47 Eier äls- 
Minimum, ein anderes 28 Stück als Maximum. Zehn $ectionen 


44 


lieferten als Durchschnitts - Resultat 21 Stück Eier. Das Ei ist 
gelb - röthlich - weiss, und nach oben etwas birnförmig zugespitzt. 
Schon nach 44 Tagen (bei sehr warmer Witterung selbst schon 
nach Verlauf von 8 Tagen) kommt daraus die kleine, kaum 1,” 
lange, ganz weisse Larve hervor, verweill wohl an 24 Stunden 
(gleichsam um sich zu stärken und zu sonnen) an seiner Geburts- 
stelle, nımmt in der Zeit nur äusserst wenig Nahrung zu sich 
(indem sie dieäusserste- feine Rinde > der Rebe beschabt), häutet 
sich zum Erstenmale im Freien und gräbt sich nun erst ins Innere 
der Rebe hinein. Die Zeit des Larvenstadiums dauert von Anfang 
Juli bis Mitte Oktober oder richtiger bis Anfang Oktober, denn 
am'4. d. M. kam auf 438 Puppen nur noch Rine Larve, 


Die Larve selbst hat viel ähnliches mit jener der Apate ca- 


m m 


Pucina, misst vollwüchsig über den Bogen 3%”, gestreckt 4 
Par. Mass, ist sechsbeinig,, stets zusammengekrümmt und im Ganzen 
ziemlich walzig. Das hintere Ende ist etwas sackförmig, die drei 
ersten Leibesringe merklich erweitert, Die Farbe ist schwach 
röthlich- weiss; der 4., 5. und 6. Leibesring, sowie das hintere 
Ende oöberseits dunkler, etwas ıns Bräunliche gefärbt. Die Be- 
haarung ist sehr schwach, blond, am Kopfe, den ersten vier 
Ringen, an den Beinen und den letzten 2—3 Ringen am deut- 
lichsten. Die Stigmen sind durch kleine, röthlich- braune Punkte 
angedeutet, die Luftlöchergruben ziemlich gross. Der Kopf ist 
mittelmässig gross, im Ganzen bedeutend dunkler (kastanienbraun) 
gefärbt, als die übrigen Körpertheile. 


Die Zahl der Häutungen konnte ich nicht mit Zuverlässigkeit 
beobachten, denn es unterliegt dies, da die Lärve verborgen 
lebt, zu grossen Schwierigkeiten. 


Die’Puppe habe ich zwar abgebildet, an der Beschreibung 
jedoch wurde ich durch meinen plötzlichen Dienstwechsel ver- 
hindert. Im Monate April wollte ıch das noch Fehlende nach- 
holen, fand jedoch beim Zerschneiden der mit Brut besetzten 
Reben schon überall das vollkommene Insekt. — Eine einjährige 
Generation ist zweifellos. 


45 


2. Tillus elongatus. Fabrieius. 


Man «nimmt an, dass die rothhalsigen Exemplare ?, die ganz 
dunklen & dieser Art seien. — 

Bei meiner längeren Anwesenheit in Böhmen (hochfürstlich 
Schwarzenberg’sche Herrschaft Wittingau) hatte ich Gelegenheit ge- 
"habt, den Tillus elongatus oft zu sammeln und zu beobachten. Er 
ist dort keine seltene Erscheinung und lebt an (seine Larve in) 
alten stockig gewordenen Buchenstrünken. Wo der Käfer so häufig 
vorkommt, wie diess in jener Gegend der Fall war, sollte man doch 
im Verlaufe eines ganzen Jahres wenigstens Einmal in den Besitz 
beider Geschlechter kommen. — Es glückte dies jedoch weder 
mir noch Dreien meiner Freunde, welche mit mir zugleich in 
jener Gegend sammelten und wir hatten unter circa 80 Exemplaren 
auch noch nicht ein Einziges & gefangen. Diese Erscheinung 
bringt mich zur Ueberzeugung, dass das vermeintliche & in jener 
Gegend ganz fehlt und dass die zeither nur als Geschlechter 
Einer Art angenommenen Individuen, zwei ganz verschiedene Arten 
bilden und eine Trennung derselben in Tillus elongatus Fahr. und 
Tillus ambulans Fabr. gerechtfertigt sein dürfte, 

Hingegen glaube ich auch das wahre &$ vom rothhalsigen 
Tillus ambulans Fabr. gefunden zu haben: Es hat ebenfalls ein 
rothes Halsschild, ist überhaupt in Grösse und Farbe dem 2 gleich, 
jedoch fast glanzlos, indem die Zwischenräume der Punktreihen 
auf den Flügeldecken nieht glatt und glänzend sind, (wie bei $) 
sondern sehr grob, körnig, lederartig gerunzelt. Ich bezeichnete 
ihn in meiner Sammlung als: Tillus rugulosus. Mihi. 


5. Vorkommnisse im unteren Mühlkreis. 
Besonders Greiner Gegend. 
Dischirius chalceus. Er. An den Ufern der Donau, 


Galathus punctipennis. Germ. Ebendaselbst. 
Ocalea concolor. Kieswtt. Unter faulender Buchenrinde. 


46 


Baptolinus alıernans. Gravh. Unter Laub. 
Lathrobium geminum. Krz. Unter Laub. 
Bryazis antennata. Aube. In der Nähe von Ameisen. \ 
Scydmaenus claviger. M. u. K. Unter Moos. 
» thoracieus. M. u. K. Unter Laub. 
Clambus minutus. Strm. Unter Laub. 
Nemosoma elongata. Latr. Im Frühjahre schwärmend an 
aufgeklafterten Fichtenscheitern. 
Atomaria proliva. Er. Unter Laub. 
Lathridius collaris, Mnh. An feuchten Orten. 
u sculptus. Mnh. Ebendaselbst. 
Cis nitidus. Hbst. In Schwämmen der Hainbuche. 
« bidentulus. Ol. An Erlenstöcken. 
« castaneus. Millie mit nitidus zusammen. 
Magdalinus atramentarius. Germ. Auf jungen Kiefern. 
Rhyncolus eylındrirostris. Ol. Unter Tannenrinde. 
Hylesinus rhododaelylus. Ratz. In trockenen Fichtenästehen 
Crypturgus exsculptus. Ratz. Im Schöpfer gesammelt. 
Cryphalus Piceae. Ratz. In Weisstannen gesammelt. 
Bostrychus acuminatus. Gglih. In ganz Oberösterreich an 
Kiefern gemein und ziemlich schädlich. 
Eecopto gaster Carpini. Ratz. An Hainbuchen. 
di, intricalus, Rats. An Eichen häufig. 
Haltiea obtusato. Gyllh. Im Schöpfer gefangen. 
Timarcha globosa. Red. Am Donaustrudel. 


Inhalt 


Jahres - Bericht 
Vermehrung der Sammlungen 


Veränderungen im Stande der Mitglieder 


Stülz, Jodok. Ueber die Abstammung der Herren und Grafen 


von Schaunberg 
Stülz, Jodok. Zur Geschichte des ‚Grafen Ulrich von Schaunberg 


P. Hinteröcker $. J., Johann. Mittheilungen über die Lebens- 
weise und das Vorkommen der rothen oder kleinen 


Haselmaus 


Henschel, Gustav. Mittheilungen aus dein Gebiete der Ento- 


mologie . . 5 > - .&D- 
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-Zahres- Bericht . 
 Bermehrung dev Sammlungen ° » 
Seränderungen im Stande der Mitgk 


"Stütz, Idol. Ueber die Asflanining ber Herren 


und Grafen vor Schaunberg 


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' s&tülz, Iobol. Zur ri des Grafen 


P. Hinteröder 8. J., Sobann.. Mittheilungen über 
» die Lebensweife und das Vorkommen ber 


rothen oder Kleinen Hafelmaus . . . » 


‚Hensel, Guftav. . Mittheifungen aus dem Gebiete 


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Bweinndzwangigfter Bericht 


über das 


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weinndzwanzigfter Bericht 


über das 


Francisco - Carolinum. 


Nebit der 
fiebzehnten Lieferung 
der 
itrüge zur Tandeskunde 


von 


Defterrei ob der Enne. 


Linz, 1862. 
Druck von Iofef Wimmer. 


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Dweinndzwangigfter Jahres - Bericht. 


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Bien wir auf die Erfolge de3 Vereines während der Sahresperiode 
1861 zurüd, fo werden fie nicht minder befriedigend erfcheinen als in dem 
zunächit vorausgegangenen Jahre. 


Auch im diefem Jahre wurden die Sammlungen de3 Mufeumd in 
n vergrößert, feine Mitglieder haben fidh vermehrt, feine Ver- 
fih bis in weite Fernen ausgedehnt. 


ach der Geihichte wurde forgfältig gepflegt. Die Nrfunden- 
für Defterreih 0. d. Enns ift unter der Leitung des f. f. 
afen und Afademiferd Zodof Stülz zur Drudlegung bereitet 
wird demnächft der IM. Band des Urfundenbuches erfcheinen. 


Zu dem ganzen umfangreichen Werke liegen auch bereits die Negeften 
vollendet vor. 


Was die Hilfswiffenfhaften der Geichichte betrifft, jo ift befonders 
dad Feld der Numismatik und Sphragistik dur das Vereinsmitglied 
Akademiker Johann Gaisberger und den im diefen fachfundigen Sekretär 
Georg Weishäupl erfolgreich Fultivirt worden. 


Im Bereiche der Archäologie machte der Mufenl » Verein Ermwer- 
bungen durch die Ansbente an römischen Altertbämern, welche gelegent- 


IV 


lich de8 Baued der Kaiferin Glifabeth - Weftbahn von dem Herrn Ober 
ingenieur Dolezal aud der Gegend von End zugewendet wurden. Gie 
beftehen in verichiedenen Hansgeräthen,, Gefchieren und deren Frag- 
menten. 


Die naturbiftorifhen Sammlungen erhielten eine jehr fchäßbare 
Bereicherung durdy die ausgezeichnet fchöne und reichhaltige Käfer: umd 
Schmetterling - Sammlung des Heren Sofef Anörlein, f. f. Ingenieurd in 
Linz, welche um den Betrag von 2400 fl. d. W. vom Mufeum ange: 
fauft worden ift, 


Diefe von Zoh. Strobl, weil. Pfleger zu Windhaag, dann Med. Doft. 
Zohann Duftfhmid im Linz und Herrn Sofef Kmörlein gegründete Samm- 
lung umfaßt über 12000 fiftematifh geordnete, durchgängig jehr gut 
erhaltene Species Coleoptern ımd Lepidoptern in mehr als 20000 
Gremplaren, und 03 zahlt bievon die Sammlung der Käfer allein über 
141000 Species und über 18500 Stüde, und nimmt unter den größe: 
ten Coleoptern - Eammlungen Oefterreichs einen ehrenvollen Pas ein. 


Eine vorzügliche Zierde der Käferfammliing beiteht darin, Pi 
diefelbe viele größtentheild neue Species aus Oftindien, von der "Reife 
ded auf feiner Nückehr nad Europa auf einer der Maledivifchen Sneln 
ermordeten umnermüdeten Naturforfcherd Med. Doft. Helfer aus Prag, 
fernerd viele jehr intereffante meift neue Kafer aus Gentral- Amerika, ge: 
fammelt durch Herin Doft. Moriz Wagner, endlich die ganze entomolo: 
giihe Ausbeute des Herrn Auguft Ritters von Genczit während feiz 
nes mehrjährigen Aufenthaltes in Sudan (öftliches  Gentral - Afrika ) 
enthält. 


Mit diefer Sammlung, wurde aud noch das ausgezeichnete Werk 
„Hübners exotische Schmetterlinge” mit mehr als 500 vortrefflich illu- 
minirten Kupfertafeln erworben. 


Auch die geognofifhe Sammlung hat fi) in diefem Jahre durd) 
mande Gefchenfe vermehrt. 


1 


Eine befondere Bereicherung erbielt diefelbe durch Ausgrabungen 
bei dem Baue der Zweiglinie der Weftbahn von Wels nad Paffau, in 
der Umgebung von Buchberg und von Neumarkt. Sie befteben in Weber: 
rejten vorweltlider Elephantens, Hirich und Pferdarten, welche in einer 
Tiefe von 8 bis 10 Klafter zu Tage gefördert worden find. Unfere 
Anftalt verdankt diefe intereffanten Gegenftände zunächft der Sorgfalt des 
f. F. Stations:Ingenieurs Herrn A. Paravicini, und des Bauunternehmers 
Herrn Fritih in Wels. 


Die geehrten Vereinsmitglieder und Fremde der Anftalt wollen aus 
diefer gedrängten Sfizze entnehmen, daß der Verein au im verfloffenen 
Jahre eine rege Ihätigfeit nad Innen entwicdelt hat. Aber auch nad) 
Außen erweiterte er feine Beziehungen und Verbindungen ; er fand in 
diefer Periode mit 25 gelehrten Anftalten und Vereinen des Kaiferftantes 
und mit 37 auswärtigen im Verkehr. 


Unter den Tegteren erwähnen wir insbefonderd das wiflenfchaftliche 
Smithfonian » Inftitut zu Washington, und die Akademie der Wiffenfchaften 
St. Louis. x 


durch den gegenfeitigen wiffenfchaftlichen Austaufch zwifchen dem 
 Mufeum umd diefen Artalten find der Bibliothek febr wertbvolle Werfe 
zugefommen; bierunter befinden fih die befonders werthvollen Zufendungen 
der ?. f. Afademie der Wiffenfchaften in Wien und der Gentralfommiffion 
zur Grforfhung und Erhaltung der Baudenkmale. 


Bon Privatperfonen waren ed aber befonderd die Herrn Jofef 
Ritter von Armetb, ?. F. Negierungsratb in Wien; Zofef Bren-: 
ner von Feljadh, Salinen: und Badearzt im Zichl; Friedrid 
Freiherr von Haan, Ff F. Gtatthaltereirath in Linz; Karl 
Schmus, Sekretär der Landwirtbichafts » Gefellihaft in Linz, umd der 
Mufealmandatar Franz Luftig in Budmweis, welche das Mufeum mit 
intereffanten Bibliothefsgegenftänden bedacht haben. 


Zu ganz befonderem Dank fühlt fid) der Verein verpflichtet Sr. 
f. f. Hobeit, Erzherzog Franz Karl, dem durhlauctigften 


VI 


Proteftor, böchftwelcher demfelben auch in diefem Jahre 105 fl. d. W. 
als ein Yuldreiches Gefchent zufommen ließ, dann dem hohen Landes: 
Ausfchuße, welher durch die Gewährung der bisherigen Unterftügungen 
dem Mufeum die anerfennungswerthefte Iheilmahme bewies. 


Der Vermögensftand ded Mufeums verhält fi im Jahre 1861 


folgend : 
AB Stammkapital: 

Staats - Schuldverfhhreibungen a 5% . : 9600 fl. — fr. 

Grundentlaftungs : Obligationen a 5% - - 2.4000 fi. — fi. 
Zufammen 13600 fl. — fr. 

Die Mentnahmen bekeungen =. "ENT RT IR PAR: 

Die Rage) INOREITER FAIRE, SERIEN SEITEN RE ELLE 

wodurch fi ein banver Kaflareft von . . . . 188 |. 6. 

ergibt. 


gin;, am 10. Zuli 1862. 


Yom Berwaltungs- Ausichule 


des Museum Franeisco - Carolinum, 


1. 
Vermehrung der Sammlungen 


des 


Museum Franeiseco -Carolinum 
im Sahre 1861. 


A. Bibliothek. 


l. Drndwerte. 


ittheilungen von Akademien, Gefellfchaften, Bereinen, 
Anftalten und Schörden. 


(Nah dem Einlaufe.) 


en der biftoriich = ftatiftifchen Sektion der £. E. mähr. fchlei. Gefell- 

des Aderbaues, der Natur= und Landeskunde, vedigirt von Chriftian 

Ivert, XII. Band, welcher Beiträge zur Gefchichte der ünigl. Ctädte 
Mährens, insbefondere der Landeshauptitadt Brünn enthält. Brimm 1860. 
(Hiitorifch - ftatiftiiche Sektion.) — Mittheilungen der E. £ mäßr. ichlef. 
Gefellichaft zur Beförderung des Aderbaues, der Natur: und Landeskunde 
in Brimm, Juterims- Hauptredactenr Heinrich C. Weber, Jahrgang 1860, 
Brünn. (Die Gefellichaft.) 

. Mitteilungen der £. E. Gentral-Kommiffion zur Erforfchung und Erhaltung 
der Baudenkmale, herausgegeben unter der Leitung Sr. Ereellenz des Frei: 
beren von Gzörnig. Nedacteur Karl Weil. VI. Jahrgang. Sänner bis 
September 1861. — Jahrbuch der f. E. Gentral- Kommilfion. Redigirt 
von Dr. Guftav Heider. Wien 1861. (Die Direktion.) 

. Archiv des Vereins für fiebenbürgiiche Landesfunde, 4. Band, 2. md 3. 
Heft. Kronftadt 1860. — Deutiche Fundgruben zur Gejchichte Sieben: 
bürgens. (Neue Folge). Herausgegeben von Dr. 3. U. Eugen von Trau- 
ichenfeld. Kronftadt 1860. — Beiträge zur Neformationd » Gefchichte des 
Rösnergaues von Heinrich Wittftof. Wien 1858. — Sagen und Lieder 


VII 


10. 


12. 


13. 


14. 


ad dem NRösner-Gelände, gefammelt v. 9. Wittitof. Biftrik 1860. — Beitrag 
zur Gefchichte und Statiftif des Stenerwefens in Siebenbürgen von &. Bielz. 
Hermannftadt 1861. — Programm des f. £. Fatholiichen Staatsgumnaftiums 
in Hermamftadt 1855 — 1860. — 8. md 9. Programm des eva 
gelifchen Gymmafiums zu Biftris in Siebenbürgen, 1859 — 60, Kronitadt 
und Biltrig. — Programm des evangelischen Gymnaftums A. E. zu Mediaich 
und der damit vereinigten Schulanftalten für das Schuljahr 1859 und 1860. 
Veröffentlicht vom Direktor Karl Brandfch. Hermannftadt 1860. — Programm 
des evangelischen Gymnafiums zu Schäsburg und der damit verbundenen 
Lehranitalten. Kronsftadt 1859—60. — Programm des evangelifchen Niter- 
Symnafiums in Mühlbach und der damit verbundenen Lehranitalten zum 
Schluffe des Schuljahres 1855 — 59. DVeröffentlicht vom Direktor F. W. 
Schuiter. Hermannftadt 1859. (Der Verein für fiebenbürgifche Landes- 
kunde zu Sermannjtadt.) 


. 23. Bericht über das Wirken und den Stand des hiftorifchen Vereins zu 


Bamberg 1859 — 60. Bamberg 1860. (Der Verein.) 

1. Landwirthichaftliche Zeitichrift von md für Ober-Deiterreich. Sahr- 
gang 1861. Herausgegeben von der f. £. oberöfterreichiichen Fandwirth- 
ichafte-Gefellfchaft. Linz 1861. — 2. Statuten der Gefellichaft. Linz 1861. 
(Die Gefellichaft.) 

Scahresbericht des vaterländiichen Mufernms Carolino-Augusteum der Landes- 
hauptitadt Salzburg 1860. (Die Mufenl- Direktion.) 


Derhandiungen der £. f. zonlogischbotanifchen Gefellfchaft in Wien. X. Band. 


Wien 1860. (Die Gejellichaft.) 

DMittheilungen der Gefellfchaft für vaterläindiiche Alterthümer in 
8. Heft. Bafel 1861. — Kurzer Bericht über die fir Das Mufenm p 
Bafel erworbene Schmid’sche Sammlung von Alterthümer aus Augit. j 
Drofeffor Wilhelm VBilcher. Bafel 1858. (Die Gejellichaft.) 


. Korrefpondenzblatt des zoologiich- mineralogifchen Vereins in Regensburg. 


14. Zahrgang 1860. (Der Verein.) 

Korreipondenzblatt des Gefammtvereines der deutichen Gejchichts- und Alter 
thums-Bereine in Stuttgart, des 9. Jahrganges Nr. 1— 8. Mit einem 
Hefte Abbildungen 1861. (Der Gefammt-BVerein.) 


. Der zoologiiche Garten. Organ fir die zonlogiiche Gefellichaft zu Frank 


furt am Main. Herausgegeben yon Dr. D. 3. Weinland. II. Jahrgang. 
Frankfurt 1860—61. (Die Gefellichaft.) 

1. Bericht des Offenbacher - Vereins für Naturkunde, über feine Ihätigkeit 
von feiner Gründung am 10, März 1859 bis zum 13. Mai 1860. Offen: 
bach am Main 1860. (Der Verein.) 


10. Sahresbericht über die Wirkiamkeit des Werner-Vereins in Beim fir 
das Jahre 1860. (Der Verein.) 

Archiv des hiftorifchen Vereins für Unterfranken und Aichaffenburg. 5. Band 
2. und 3. Heft. Würzburg 1861. (Der Verein.) 


IX 


15. 2otos. Zeitfchrift des naturhiitoriichen Vereins in Prag. 10. Jahrgang und 

“41. Sahrgangs Monat Jänner bis incl. Auguft. Prag 1860—61. (Der 
Verein.) 

16. Sahresbericht der Wettermier Gefellichaft fir die gefanmte Naturkunde zu 
Hanau über die Gejellichafts - Zahre von Auguft 1858 bis 1860. Hanau 
1860. (Die Gejellichaft.) 

17. Handelingen der Jaarlyksche algemeene Vergadering van de Mat- 
schappy der Nederlandsche letterkunde te Leiden gehouden den 
21. Juni 1860. (Die Gefellichaft.) 

15. Iahrbücher des Vereins für Naturkunde im Herzogthume Naffau. 14. und 
15. Heft. Wiesbaden 1859—60. — Das Feftland von Auftralien. Geografifche, 
natunmiffenfchaftliche und Fulturgeichichtliche Skizzen won Friedrich Odern- 
beimer. Beilage zu den Iahrbüchern. Wiesbaden 1860. (Der Verein.) 

19. Hamburgiiche Chroniken fir dem Verein für Hamburgiiche Gefchichte. 
Herausgegeben von I. M. Dr. Lappenberg. 3. amd 4. Heft. Samburg 
1861. (Der Berein.) 

20. er ice der Föniglichen biierifchen Akademie der Wiffenfchaften zu 
München. 4. md 5. Heft. Minchen 1860, und vom Sabre 1861 Heft 
1 bis 3. (Die Akademie.) 


vus Codex diplomaticus Brötchen Erxjter Haupttheil oder 

Urkunden- Sammlung zue Geichichte der geiftlichen Stiftungen, der ade- 

en Familien, jowie der Städte und Burgen der Mark Brandenburg. 

Dr. Adolf Riedel. XX. Band. Berlin 1860. Dritter Haupttheil oder 

en-Sammlung für die Gejchichte der allgemeinen Yandes- und Chur- 

jtlichen Hausangelegenbeiten. 3. Band. Bon Demielben. Berlin 1360. 

ie Gejellichaft.) 

. Situngsberichte der Fail. Akademie der Wilfenichaften: 1. Silofofiich-biito- 
rifche Klaffee NNXV. Band. Heft 3—5. 1860. XXXVI Band. Heft 
1—3. 1861. 2) Mathematiichenatinwiffenichaftliche Kaffee NLO. Band. 
Sahrgang 1860. No. 23 m XL. Band, I Heft, 1. Abtheilung, 

U. Heft, 1. und 2. Abtht., II. Heft, 1. md 2. Abthe., IV. Heft, 1. und 
2. Abtheil. — 3) Meteorofogifche ‚Sabehücher. Band VO. Wien. — 4) Dent: 
Ichriften filofofisch-biftoriiche Kaffe, 11. Band. — 5) Denfichriften. Mathe 
matijchnatunwilfenfchaftliche Klaffe. XIX. Band. — 6) Archiv für Kıumde 
öjterreichticher Gefchichtäquellen. 26. Band. 1. und 2. Hälfte 27. Band. 
1. Hälfte. — 7) Fontes rerum austriacarum. Herausgegeben von der 
biftoriichen Kommiffion der Faiferlichen Akademie der Wilfenichaften in 
Wien. 2. Abtbeilung Diplomataria et acta, XIX. Band. — 8) Almanadı 
Sahrgang 1861. (Die Eaiferl. Akademie der Wilfenfchaften in Wien.) 
23. Verhandlungen des biftor. Vereins fir Niederbaiern zu Yundshut. 7. Band, 
Heft 1 md 2. Landshut 1860—61. (Der Verein.) 
24. Mittheilungen des biftoriichen Vereins für Krain. Nedigirt von Auguft 
Diemig. 15. Jahrgang. Laibacd) 1860. (Der Verein.) 


25. 


26. 


21. 


34. 


© 
[S)1 


. Beiträge zu waterländifchen Gefchichte. Herausgegeben von der biftoriichen 


. 26. Jahresbericht des biftoriichen Kreiswereinsd im Negierungsbezirfe 


4) Nenjahrsblatt den Mitgliedern für Gefchichte und Alterthumskunde zu 
Scanffirt am Main, Ddargebracht am 4. Zänner 1861, enthaltend die 
Melanchthon und Luther Herberge zu Frankfurt am Main. Von Georg 
Eduard Steit. Frankfurt am Main 1861. — 2) Mittheilungen an die 
Mitglieder des Vereines für Gefchichte und Altersthumsfunde in Frankfurt 
am Main. I Band, Nr. 1-4. Frankfurt 1860. I. Band. Nr. 1. Frank 
fint 1861. — 3) Dertliche Beichreibung der Stadt Frankfurt am Main 
von Ioh. Georg Batton. Aus defjen Nachlaffe von Doct. Jur. 8. 9. 
Euler. 1. Heft. Frankfurt am Main 1861. Don dem Boritand des 
Vereines.) 

Neues Laufiziiches Magazin. Im Auftrage der Ober + Laufiziichen Gefell- 
Ichaft der Wiffenfchaften. Herausgegeben von ©. T. %. Hirche. 38. Band 
1. Hälfte Görlit 1861. (Die Gejfellichaft.) 

Urkundenbuch der Abtei Eberbach im Rheingau. Im Auftrage des hiito- 
riichen Bereins für Naffau. Herausgegeben von Dr. K. Roffel, 1. Band, 
1. Heft. Wiesbaden 1860. (Der Verein.) 

1) Bibliografia Hrvatska Dio I. U. Zagrebu. 1860. — 2) Gzviestje i 
Racuni druztva za poviest i starine jugoslavenske ugod 18585 — 59 u 
Zagrebu 1360. (Die Gefellichaft fir füdflaviiche Gefchichte und Alter- 
thumsfunde zu Agranı.) 


Gefellichaft in Bafel. 7. Band. Bafel 1860. (Die Gefellichaft.) 
Mittheiungen der F. £. geografiichen Gefellichaft in Wien. Nedi 
Franz Sötterfe. 4. Jahrgang. Wien 1860. (Die Gefellichaft.) 


Schwaben und Neuburg. 4. Sahrg. 1860. Augsburg 1861. (Der Verein.) 


2. Mittheiungen des hiftorifchen Vereines für Eteiermarf. 10. Heft. Graz 1861. 


(Der Verein.) 


. Bericht des naturhiftoriichen Vereins in Augsburg. Heft S bis 12 ımd 14. 


1855 — 61. Meberficht der Flora von Augsburg. Bearbeitet von S. 8. 
Gafliih. — Die Wirbelthiere der Memminger Gegend. Gin Beitrag 
zur baterifchen Sauna. Zufammengeitellt von Sohamm Biüchele. Memmingen 
1860. (Der Berein.) 

Sahresbericht der naturwiffenfchaftlichen Sektion der f. £. mährifch = fchlefi- 
jchen Gejellichaft für Aderbau, Natur und Landeskunde in Brünn fir die 
Sabre 18598—59. (Die Gefellichaft.) 


. 4. Sahresbericht des naturhiftorischen Vereins zu Paffan pro 1860. Paffau 


1861. (Der Berein.) 


. 38. Sabhresbericht der jchlefischen Gefellfchaft fir vaterländifche Kultur fir 


das Jahr 1860. Bresim 1860. — Abhandlungen derfelben. Filofofich- 
biftorifche Abtheitung. 1. Heft. — Naturwiffenichaften und Medizin 1. und 
2. Heft. Breslau 1861. — Die foffile Fauna der filnrifchen Diluvial: 


37. 


40. 


X 


Geichiebe von Sadewie bei Dels in Niederfchlefien, eine paläontologifche 
Monographie von Dr. Ferdinand Nömer zur 5Ojährigen Zubiläumsfeier der 
fönigl. Univerfität Breslau dargebracht von der Gefellichaft. Breslau 1861 
(Die Gefellichaft). 

Abhandlung über die Verbreitung der germanifchen Begräbnigpläge aus der 
fogenannten Merovinschen Zeit, mit einer Karte und Abbildungen, Tafel 
14 bis 22 Ausgrabungen aus diefer Zeit in verfchiedenen Gegenden dar« 
ftellend. (Der germaniiche Gefammt- Verein in Etuttgart.) 


1) Smithsonian report 1855 und 1859 Washington 1859 — 60, 2 Bände. 
2) Secund and first report of a Geological reconnoissance of the 
southern , middle and northern counties of Arkonsas. Made durring 
theyears 1857 — 1860. Philadelphia and Little Rock. 1858 et 1860. 
2 Bände. 3) Smithsonian contribution of Knowlegde. Recarches upon 
the Venom of the Rattlesnake, with an investigation of the ana- 
thomy aud phisiology of the orgons con serned. By S. Weir Mitschell 
Med. Dr. Washington 1861. 4. Baud. 4) Thetranction of the Aca- 
demy of sciense of St. Louis. St. Louis 1857 bis 1860. 4 Sefte. 
5) Views of the vine growing resours of St. Louis and adjacent 
counties of Misouri, and on the important bearing the subject May 
have an the Future weolth aud commerce of the state. By Charles 
Haven, of Melrose St. Louis county. St. Louis 1858. 6) Nartous 
rary Letter comprissing the Bibliography of the state of Ver- 
nt, aud en the papers of interest. 1860. Newyork. (Das Smith- 
ni» Inftitut zu Washington und die Akademie der Wiffenfchaft zu St. 
3 in Nordamerika.) 


Codex diplomaticus Silesiae. Herausgegeben von dem DBereine für 
hichte und Altertyum Schlefiens. 1. Band: Urkunden des Klofters Gzar- 
nz. — 2. Band: Urkunden der Klöfter Nauden ımd Himmehvig, der 
ominikaner und der Dominifanerinnen zu Natibor. Breslau 1857 und 
1859. Herandgegeben von Dr. W. MWattenbach. — 2) Zeitichrift des DVer- 
eins für Gefchichte und Altertum Schlefiene. Herausgegeben von Dr. 
Richard Röpell. I. Band Heft 1 und 2. IT. Band Heft 1 u. 2. IH. Band 
Heft 3. Breslau 1855 — 61. — 3) Breslau unter den Piaften als 
deutjched Gemeinmwefen von Dr. Colmar Grünbagen, der Eönigl, Univer- 
fität zu Breslau bei der Feier ihres 5Ojährigen Beitehens itberreicht von 
dem DVereine. Breölau 1861. — 4) Monumenta Lubensia. Herausgegeben 
v. Dr. W. Wattenbach, der fünigl. Univerfität von dem königl. Provinzial- 
Archiv überreicht. Breslau 1861. — 5) 1. und 2, Bericht des Vereines zur 
Errichtung eines Mufeums fir fchlefiiche Altertbüimer. Breslau 1859 und 
1860. (Der Bereit.) 


Sahrbücher des Vereins fire Medfenburgiiche Geichichte und Alterthrmsfunde 
aus den Arbeiten ded Vereins. Herauägegeben von Dr. ©. GC. 8. ich. 
26. Zahrgang. Schwerin 1861. 


Xu 


41. 


42. 


Auszug aus dem ftatiftifchen Berichte der Handels- und Gewerbefanmer 
Oberöfterreichs für das Jahr 1860. Linz 1861 (Die Kammer.) 

1) 15. und 16. Bericht über die VBerrichtungen der antiquariichen Gefellichaft 
in Zürch von 1. November 1858 bis 1860. — 2) Herzog Albrecht IV. von 
Dejterreich und die Berner im Herbitmonate 1448 — 3) Mitheilungen der 
antiquariichen Gejellichaft in Zirch. 7. Band 3. 4. 5. Heft. Zürch 1851, 
1552. 4) Mittheilungen der Gefellfchaft: Gejchichte der Abtei Zürch won Dr. 
Georg von Wyi. Beilagen: Urkunden nebft 2 Siegeltafehr, Aus dem 8. 


. Bande befonders abgedrudt. — 5) Mittheitungen 11. Band, Heft 5 — 


43. 


44. 


Ha 
Su 


Denfmähler des Haufes Habsburg in der Schweiz. 1. Heft: die Habsburg. 
Zürch 1857. (Die Gefellichaft). 

1) Verhandlung der fchweizerifchen natunforfchenden Gefellichaft bei ihrer 
VBerfammlung zu Schaffhaufen im Iabre 1847, zu Solothurn 1848, zu 
Sranenfed 1849 und zu Glmus 1851. — 2) Mittheilungen der natur- 
ferichenden Gefellichaft in Bern aus dem Jahre 1859 und 1560. 3) Actes 
de la Societe, Helvetique des sciences naturelles reurie & Sion 
1552. a Porrentry 1853. & la Chaux de Fond. 1855, — zu Et. 
Gallen 1854, — zu Bafel 1856, — in Trogen 1857, — in Bern 1859, 
— in Lugano 1861. (Die Gefellichaft.) 

Henneberg’jches Urkundenbuch im Namen des Henneberg’ichen Altertbums 
forjchenden Vereins. Herausgegeben von Georg Brüdner 4. Ißeil. Die 
Urkunden de3 gemeinjchaftlichen Henneberg’ichen Archives von 1258 — 1385 
und 1412. Meiningen 1861. (Der Verein.) 


9. Perjonaljtand der Geiftlichfeit in der Linzer- Diöcefe auf das Sahır 1acf 


(Das biichöflihe Konfiftorium.) 

4) Die deutiche Volksjchule, Monatichrift für Schule und Haus. 9. Sabr- 
gung. 1860. Nr. 2, 9, 11 und 12. 2) Bericht über die im Sabr 1860 ab- 
gehaltene 3. General» Berfammlung des Vereines zur Förderung der Eeiden- 
fultur in Oberditerreich. 3) Statuten uud Geichäftsordnung dann Rech- 
nungsabichluß fiir das Sabre 1860 der allgemeinen ESparkaffe und Peihan- 
jtalt in Yinz 1860. 4) Hauptbericht Der Daudels- und Gewerbefimmer in 
Dbersjterreich fir Die Jahre 1857 bis 1859. Yinz 1860. 5) Landwirth- 
ichaftliche Zeitung Jahrgang 1860. 6) Eichenkränze Sammlung von Ge- 
dichten uud Erzählungen vaterlindiicher Schriftiteller. Linz 1860. 7) Ueber 
die Natur den Sinne. Bon Dr. Mathias Drbal. Linz 1860. Als einge 
gangene Pflichteremplare. (Die £. £. Polizei» Direktion in Linz.) 


. Dirftellung über die Amtswirkiamfeit des ob der ennfiihen Yandes = Colle- 


giums vom Zeitpunkfte feiner won proviloriichen Yandtage des Suhres 1848 
ausgegangenen Gonjtituirung bis gegenwärtig. Yinz 1861. (Das vereinigte 
Landes- Collegium.) 


.. Magnetifche md meteorologiiche Beobachtungen zu Prag. Auf öffentliche 


Kojten herausgegeben von Dr. I. G. Böhm ımd Franz Karkmsky. 21. 
Sahrgang. Prag 1861. (Die Direktion der £. £. Sternwarte in Prag.) 


49. 


50. 


53. 


54. 


55, 


56. 


IT. 


XIH 


Die Landtafel des Marfgrafenthum Mäbrend. XIX., XX., XXI (Lekte) 
Pieferung. Das XI. XIN. und XIV. Buch der Brüner Cuda, mit 4 
Beilagen (4 Wappen) Brinm 1861 (Das Comite.) 

1) Berichte über die Verhandlungen de3 oberöfterreichiichen Landtages mac) 
den jtenographiichen Aufzeichnungen. Linz 1861. — 2) Sikungsprotofoll 
des oberöfterreichiichen Landtages in Pinz 1861. — 3) Amtsunterricht für den 
oberöiterreichiichen Yandesausihus auf Grundlage des Yandesitatutes vom 
26. Februar 1861. — 4) Situngsprotofolle des Landesausichuffes in Ober: 
Defterreich vom 22. April, 27. April. 2., 11., 16. md 23. Mai 1861. 
Das löbl. Landichafts - Archiv.) 


. 1) Bier Drudpiecen aus 9. Daubers Nachlah zu deijen Aufjäge Die 


fryitallographiichen Gonftanten betreffend in Poggendorfd Annalen anfchlie- 
hend. (Die Direktion des f. £. Hof- Mineralien » Kabinets.) 


. 4) Iheologiich praftifche Quartalsichrift 13. Sabrgang. I — IV. Duar- 


tal. %inz 1860. 2) Aiftersheim und feine Befiger. Ian urkundlich begrün- 
deter Darjtelliung von 5. Wirmsberger. Wels 1859. 3) Befchreibung der 
f. £. oberöfterreichiichen Grenzitadt Scheerding am Im und ihrer Umge- 
binigen von Soh. Ev. Lambrecht, Säfularpriefter der Linzerdiözeie. Wels 
1860. Als eingegangene Pflichteremplare (Die hobe £. £. Statthalterei.) 
Programm des E. f. Gymnaliums zu Linz für das Schuljahr 1860 und 
1861 mit einer eultwehifteriichen Studie: Der Schwur der Römer im 
täglichen Leben. Bon Ferd. Bargezi. Yinz 1861. (Die Direktion.) 

10. Sahresbericht der £. £. Oberrealichule vom Echuljahre 1860 ımd 1861. 
(Die Direktion.) 

Programm des FE. f. Gymnafiıms zu Kremsminiter für das Schuljahr 
1861. Yinz 1861 (Die Direktion.) 

Mittheilungen aus dem Gebiethe der Statijtif. Herausgegeben von der E. f. 
Direktion der adminiftrativen Etatiftif. 9. Sahrgang. 1. — 3. Heft. Wien. 
1860. (Die Direktion.) 

1) 46. Sahresbericht der naturforichenden Gejellichaft in Embden von Dr. 
9. Mebger. Emden 1861. — 2) Meteorologifche Unterfuchungen betreffend 
die Verbreitung des Moorrauches in den Tagen vom 20. bis 26. Mai 1860. 
— 3) Die isobarometrischen Linien am 22. Mai und die Gewitter am 
20. md 26. Mai 1860 von Dr. N. N. 3. Preftel als Nr. S ihrer Eleinen 
Schriften. (Die Gefellichaft.) 


b) Widinungen von Gönnern und Freunden der Anftalt. 


1) Deutichlands Feld» und Gartengewächie für das praftifche Bedürfnif; 
dargeftellt von E. ©. Colwer mit 30 eolorirten Tafeln. Stuttgart 1852. 
— 2) Deutjchlands Obft- md Beerenfrüchte von demfelben mit 28 colo- 
rirten Tafeln. Stuttgart 1854. — 3) Deutichlands techniiche Pflanzen von 
demjelben mit 12 colorirten Tafeln. Baer ie 1855. (Herr E. R. Luftig, 
Oberlehrer zu N 


XIV 


—ı 


10. 


. 4) Sull origine delle perle e sulla possibilita di produrle artificial- 


mente, relazione die Antonio Villa. Milano 1860. — 2) Osserva- 
zioni zoologiche eseguite durante L’ecelisse partiale di sole del 
18. Luglio 1360, dal mederimo. — 3) Stra ordinario, apparizione 
di insetti carnivori, dal medessimo. — 4) Compendium ebenen und 
Iphöriichen ITrigonometrie. Gemeinfaglich bearbeitet von Exrnft Sedlaczef. 
Wien 1856. — 5) Anleitung zum Gebrauch einiger Iogaritmiich getheilter 
Rechenfchieber, nebft vielen für die Rechnung auf dem Papier mit Vor- 
theil angewandten Formeln md Tafeln. Von demjelben. Wien 1856. — 
6) Ueber Bifir- und Nechen- Inftrumente. Bon demjelben. Wien 1856. 
(Herr Adolf Senoner in Wien.) 


. Perjonafftand der Geiftlichfeit der Linzer-Didceje fir das Sahı 1860. (Herr 


Profeffor Heinrich Engl in iz.) 


. Die Poichlinmer oder betenden Brüder tır Oßeröfterreich nach Augenzeugen, 


Handichriften amd gerichtlichen Quellen zum zweiten Male dargeftellt von 
Dr. 8. DB. Zillner in Saburg (Separat- Abdrud aus der allgemeinen’ 
Zeitjchrift für Psychiatrie XXIL Band 5. und 6. Heft. Berlin 1860. (Der 
Herr Berfaffer.) 


. Montan- Handbuch des äiterreichiichen Katjerthums fir da Sabre 1861 


von Ioh. Bapt. Kraus. 19. Sahrgang. Wien 1861. (Hr. Herausgeber.) 


. Kınze Gejchichte des föniglichen Prämenftratenfer-Sungfrruen-Stiftes Doxan 


bei Leitmerig in Böhmen. Bon feiner Gründung bis zu feiner Aufhebung. 
Nebjt Beichreibung der Stiftskirche, ihrer Merfwürdigkeit 2c. von Dr. Math. 
Maria Feyfar. Dresden 1860 (Herr BVerfaffer.) 


. 4) Dr. Iohamm Nep. Bogls BVolkskalender für das Iahr 1861. — 2) Der 


erjte Bejuch in den Wiener Katakomben im 19. Sahrhundert. Eine Jugend- 
erinnerung von Dr. Joh. Nep. Vogl. (Herr Dr. Fr. Sfidor Profchko, E. f. 
Polizei- Ober - Commiffär in Linz). 

Beilage zur Zeitjchrift „Vaterland“ mit den ftenographiichen Berichten über 
die Situngen des £. £. verjtärkften Neichsrathes im Jahre 1860, (Manf.) 
(Herr Prifes Soh. Freih. von Stiebar, £. £. Kämmerer und Negierungsrath.) 


. Dmftellung der Gebahrung mit dem oberöfterreichifchen Landesfonde in den 


Sahren 1848 bi3 1860. (St. Ercellenz der £. E. Herr Statthalter Eduard 
Freiherr von Bach.) 

Cornelii Jansenii Episcopi Iprensis Augustinus sei doctrina Sancti 
Augustini de humanae natura Sanitate, aegritudine, Medicina ad 
versus Pelagianos et Massilienses. Accessit hauc editione tractatus 
F. Florentii Cony episcopi Thuanensis de stato paroulorum sine Cap- 
tisimo decentium juxta sensum. B. Augustini Rhotomagi 1643 Fol. — 
2) Graecum Lexicon Manuale tribus partibus constans hermentica, 
analitica synthetica primum a Benjamini Hederico institutum post 
repititas Sam. Patricii curas, tocupletatum, castigatum et mendatum 
cura Jo. Augusti Ernesti Lipsiae 1767. — 3) Abröge de memoires 
servir a Histoire di Jacobinisme par M. L. Abb& Barruel a Londres 


11. 


12. 


13. 


14. 


15. 


16. 


1%: 


13. 


XV 


1799. — 4) Erinnerung aud meiner Pilgerreife nach Rom und Serufalem 
vom Sabre 1837 von Dr. Zofef Sulzbacher. Wien 1839. — 5) Prineipia 
Jurusprudentie Eeclesiastice. Auttore Sofef Valentin Eibel. Wien 
1775. Titelblatt fehlt. — 6) Homer’d Odyssee. Crläutert v. I. ©t. 
Zauper. Wien 1827 — 1328. 4 Binde. — 7) Q. Horatii Flacei de arte 
poetica Liber, vulgo Epistola ad Pisones. Herausgegeben von E. Th. 
Hohler. Wien 1824. — 3) Die Tiare und die Krone, oder der Kampf 
zwifchen Nom und Berlin, mit allen Aktenjtücen, welche fich auf die 
Köllner - Sache beziehen. Stuttgart 1838. — 9) Gefünge zur öffentlichen 
Gotteöverehrung der jtudirenden Jugend vom Gymnaftum zu Kremsmünfter. 
2. Auflage. Yinz 1813. — 10) Ein Bändchen mit 6 gedrudten Piegen — 
11) L. et M. Annei Senecae Tragoediae Cum natis Thom. Fornabii. 
Amstelodami 1643. — 12) Q. Curtü Russi historiae Magni Alexandri 
Macedonis (Manf) Febronii de statu ecclesiae und Gerichts - Ordnung 
für Böheim, Mähren, Schleftien, 5 find Dubleten. (Herr Safob Nirner, 
Buchbinder in Linz.) 

Reden, gehalten vor md nach der feierlichen Preisvertheilung in der Stadt- 
pfarr = Miufterjchule zu Linz am Ende des Schuljahres 1861, verfaßt von 
Sofef Kerichbaum , Mufterlehrer. (Herr Verfafier.) 

Was ich erlebte! Was mir auffiel! Crimmerungen vermifchten Snhaltes 
von Baronin Pouife Rob. 2 Abtblg. Prag 1861. (Frau Verfafferin.) 
Statiftiiches Handbüchlein für die dfterr. Monarchie. Berfaßt von Fk. £. 
wirkl. geheimen Rath, Cections-Chef und Direktor der adminiftrativen 
Statiftit Karl Freiherr von Gzörnig. Wien 1861. (Herr BVerfaffer.) 
Blätter für Erziehung und Unterricht. Nedigirt von Heinrich Neizenbök. 
7. Jahrgang. 3. Dumtal. Heft 1861. (Der Herr Redakteur.) 
Verhandlungen der Faiferl. Leopoldiniich- Carolinifchen deutjchen Akademie 
der Naturforicher. 25. Band. Sena 1861. (Hr. Doctor Sofef Ritter v. 
Brenner = Felsach, £. £. Salinen- und Bade- Phifikus zu Sich.) 
Variloquus. Idem vocabulum dinersimode acceptum varie thentum- 
sande exprimens. Präticatoribus consolabile enanigium, Consilatus 
per venerabilem magistrum Johannem melber de gerolezhofen ex 
hermonibus auditis et pereundem conscriptis sub venerando vire ma- 
gistro Jodoco cychman de Kalev eximio doctore ac famosissimo verbi 
dei prädicatore in heidelbergo. (Herr N. Ritter von Wolfskron in 
Lemberg.) 

Leitfaden zur leichteren Beitimmung der jchädlichen Forjtinfekten flr Forft- 
leute, Defonomen, Gärtner. Anahytifch bearbeitet von Guftav Hentichl, 
Sorjt » Geometer zu Grein. Wien 1861. (Herr Berfaffer.) 

Die Cinque-Cento, Cameen ıumd Arbeiten des Benvenuto Cellini md 
feiner Zeitgenoffen im £. f. Minz- und Antiken- Kabinete zu Wien. Be- 


jchrieben von Zofef Arnetb. Mit NXIT Abbildungen. Veröffentlicht auf 


Koften der faijerl. Akademie der Wiffenfchaften. Wien 1858. Gr. Folio. 
(Herr Verfaffer.) 


XV 


19: 


20. 


21. 


22. 


La Basiliea di San Marco in Venezia esposta n& suoi musaici e nell 
sue sculture con illustrazione. Venezia 1843. A spese degli editori 
da Giovanni et Luizia Kreutz. (Herr Sriedrich Freiherr von Haan, E. f. 
Etatthiltereirath in Binz.) 

Volfenaturfehre zur Dümpfung des Aberglanbens von Scham Heinrich 
Hellmuth. Neitlingen 6. Auflage 1812. — Das Deutfche in der Lithurgie 
der Branmfchweiger Eynagoge unter dem Landes-Nabbiner ©. %. Cger?. 
Bon Dr. Herzfeld. Brrunfchweig 1844. (Herr Franz Oberleitner, Cooperator 
zu Steieregg). 

Kronperlen der Hiterr. Gefchichte. Ein Feftgeichenk fiir die deutiche Sugend 
von Dr. Franz Sidor Profchko. Linz in Oberöfterreich,. Cigenthum des 
Privat - Blinden » Snjtituts 1861. (Herr Verfaffer.) 

Sonrnal für Deutjchland. Hiftoritch politischen Suhalte. Herausgegeben von 
Friedrich Buchho. 16 Sahrgaunge. Berlin 1815. Dftw 60 Bände. (Herr 
Karl Schmuß, Sefretär der Ef. Landwirthichafts = Gefellichaft in Linz.) 


ec) Anfhaffungen. 
a) Für die Mufjeal-Bibliothef 
jowohl neu als Fortjeßungen. 


. 53 bis 61. Publikation des literarischen Vereines in Stuttgart, enthaltend 


mitteldentjche Gedichte. Herausgegeben von Karl Bartich. — Gedichte 
von Johann de Condet. Hermusgegeben von Adolf Tobler. — Huyge von 
Bodens, ein niederläindiiches Bolfsbuch. Herausgegeben von Ferdinud 
Wof. Stuttgart 1860. — Das Buch der Beifpiele der alten Weijen. 
Translationen des Nicolaus v. Wyle und Lmremberg’3 fcherzhafte Gedichte. 
— Das Tagebuch des Grafen W. v. Waldef — Meleranz von dem Pleier, 
und Neifen und Gefangenschaft des Hund Ulrich Kraft. 


. Der Oberöfterreicher, Gejchäfts-, Haus» und Volksfalender für das Sahr 


1861. 7. Sahrgang. Linz 1861. 


. Doet. Steiner’d Codex inscriptionem romanorum Danubi et Rheni. 


4. Bad. 2. Heft. 3. Heft. 


. Die Einfchlüffe von Mineralien in enyftallifirten Mineralien. Nebjt Ber 


teachtungen über die Entftehung von Mineralien und Gebirgsarten. Bon 
Doc. DO. E. Söchting. Freiberg 1860. (Für die geologifche Abtheilung.) 


, Meberficht der Nefultate der mineralogifchen Forichungen im Jahre 1859, 


von Doet. Adolf Kenngott. Leipzig 1860. 


. Archiv fin Naturgejchichte, gegrimdet von 3. Wiegmanr, fortgejeßt von 


DW. F. Erihfon. Herausgegeben von D. ©. 9. Drofhl. 27. Zahrgang. 
1. Seft. Berlin 1861. 


. Neues Sahrbuch fir Mineralogie, Geoguofie,. Geologie und Petrefakten- 


funde. Hermuögegeben von K. E. v. Leonhard und H. ©. Brom. Sahr- 
gang 1861. Stuttgart 1861. R 


xVI 


3. Sammlung erotijcher Schmetterlinge, errichtet von Sakob Hübner 1806. 


A; 


1. md 2. Band mit den Zuträgen, beftehend in Bekundigung einzelner 
Siegenmufter neuer oder rarer, nicht europätfcher Gattungen, 1. — 4. Hun- 
dert. Augsburg. 


b) für die mit dem Mufenm vereinigte Rändifche Vibliothek. 


Zeitfchrift für deutjches Altertgum. Herausgegeben von Morik Haupt. Berlin 
1860. 1. und 2. Heft. 


. Hiftorifches Tafchenbuch. Herausgegeben von Fried. von Naumer. 4. Zolge. 


1 Jahrg. Leipzig 1860. 


3. Almanach der Ritterorden von Friedrich Gottichalf. Leipzig 1817 bis 1819. 
4. Allgemeines Repertorium der Mineralogie, Geologie und Petrefaktenkunde 


für da3 Decenium 1850 bis 1859. Ein Perfonal-, Real- und Lokal» Inder 
zu dem neuen Jahrbuch von Leonhard und Brom. Stuttgart 1861. 


. Naturgejchichte des Pflangenreich® in Bildern nach der Anordimung des allge» 


mein bekannten und beliebten Lehrbuches von Dr. ©. 9. v. Schubert. 
Bearbeitet von M. E. $. Hodhitetter. 


. Joannis Kepleri Astronomi opera omnia Edidit Ch. Frisch. Volum 1. 


I. II. Frankfurti a. M. & Erlangen 1858, 1859, 1860. 


. Icones Florace germanic® et helvetice simul terrarum, adjacentium 


ergomedi@ Europ& , auctoribus L. et. H. G. Reichenbach. Tom. XX 
Decas 1— 45. — 3. 


I. Mannffripte, 
Widmung. 


. St. Beit’d Pfarrkirche am Laöberg jährl. Einkommen. Befchrieben durch 


den ehrwürdig im Gott gelehrten Heren Wolfgang Haafenberger Reg. ad 
St. Florianum Canon. und confirmirten eriten Fathofifchen Pfarrer vom 
Sahr 1625. Driginal. 


. Berzeichni der Zehent, jo zum würdigen Gotteshaus St. Florian gehörig 


und jederzeit einem Beliger des Mörffinger Gutes oder Hofes verlafjen 
worden. Original. 


. Schreiben Kaiferd Leopold vom 29. Dezember 1693 an Sohann Baptiit 


Pfliegl von neuen Sirning und Goldenftein zu MWolfsegg Landichaftd- Ver: 
ordneter wegen Unterftügung der Landtags - Propofitionen. Abichrift. 


. Bericht des Grafen Suurau vom 15. April 1798 über die in der Nacht 


vom 13. auf den 14. April 1798 vor dem Haufe ded franzöfischen Bot: 
ihafterd in Wien vorgefallenen tumultarifchen Auftritte, Abjchrift, (Frau 
Loutje von Pflügl, Advofatens » Wittwe in Linz.) 


XVII 


1. 


Mm. Plan. 
Widmung. 


. Plan der Stadt Parid vom Sahr 1785. (Herr £. E penf. Rittmeiiter Sr. 


Banderbanf.) 
IV. Gedrudte Mufikalien. 


. Der Landorganijt. Ein praktifches Präludirbuch für minder geübte Drgel- 


jpieler von Nobert Führer. Eingegangenes Pflichteremplar. (Die hohe E E. 
Etatthalterei.) 


V. Antografen. 


. 3 Quittungen des Deficienten » Priefterd Sonchim Hafpinger über feinen 


Gnadengehalt, und einen Partezettel über feinen Tod. (Herr Iakob 
Kleinpell, Ingroffiit der E. f. Stantsbuchhaltung in Linz.) 


B. Geschichte. 


1. Münzen. 
a. Widmung. 


Eine Erzmünze von K. Oratianus. Revers Gloria Romanorum. (Herr 
Graf Barth - Barthenheim.) 

Erzmünzen der vereinigten Staaten von Nordamerifa vom Sahre 1857 und 
2 ©t. 1859. (Herr Franz Iaudacher, bürgerl. Uhrmacher in Linz.) 

1) Eine Silbermünze der römischen Kaiferin Julia Maesa. 2) Eine Eil- 
bermünze auf die Krömmg Kaifer Ferdinands ald König von Ungarn 1830. 
3) Eine Silbermünze der vereinigten Staaten von Amerika vom Sabre 
1839. 4) Ein Silberfreuzer von K. Ferdinand I. 1627. 5) Ein folcher 
der Kaiferin Maria Therefin 1746. 6) Eine Silberfcheidemünze (Sachjen- 
Meiningen) 1826. 7) Eine folhe der Stadt Hamburg (Schilling) 1765. 
8) Ein Centesimo ded Königreichs Stafien unter Napoleon 1810. (Herr 
Raimund Shichl, E. f. Staatsbuchhaltungs - Sugroffiit in Dfen.) 


. Eine brafifianifche Kupfermünze, welche fih in einem Tabafballen vorge 


funden Hat. (Herr Nentwich, Verwalter der hiefigen f. £. Tabakfabrif.) 
Eine Erzmünze des K. Antoninus Pius, welche in dem Braunfohlen = Lager 
bei Aufhaufen aufgefunden worden ift. (Herr Pfarrer Heinrich Engel zu 
Taisfirchen.) 

Ein Gulden vom Sabre 1800 ımd ein Zehngulden - Wiener- Stadt: 
Bankozettel vom Sahre 1806 und ein franzöfifches Affiguat pr. 100 Frans 
vom Sahr 1795. (Herr £. £, penf, Rittmeifter Franz Banderbanf.) 


b. Ankauf. 
Eine Silbermedaille auf die Erbauung der Sefuitenfirche, und die Weber- 


XIX 


feßung und Vereinigung des Profehhaufes der Sefuiten mit der Univerfität 
durch KR. Ferdinand IT. im Sabre 1624. 


2. 89 römische Silber- und 120 römische Grzmünzen zufammen 209 Stüd 
aus der Gegend von End. 

1. Siegel. 
Widmung. 

1. Ein eiferner Siegelftempel, welcher einft dem Stadtrichter Anton Preg in 
Sfferding angehört hatte, md in Linz in der Altitadt im Sabre 1856 ge- 
funden worden ift. (Die f. £. Polizeidirektion zu Linz.) 

2. Ein Siegelabdrud der Gold- und Silberarbeiter - Bruderichaft zu Salzburg. 
(Herr Iatob Kleinpell, Sugroffiit der £. f. Staatsbuchhaltung zu Linz.) 


€. Kunst und Alterthum. 
A. Runf. 
a) Sceulptur. 
Widmung. 
1. Zwei in Holz gefchnigte zum Theil vergoldete aber etwas befchädigte Car« 
touche mit Wappen. (Herr Peter Sedinger, Vergolder in Linz.) 
b) Gravirungen, 2c. 
1. 35 Stürfe aus dem Werke über die Ausgrabungen von Herculanum. 
Mursche’s Ausgabe. 
2. 12 Kupferitiche aus einem Werfe über Mineralogie und re, 
3. 7 ©&t. Abbildungen aus einem antiquariichen Werke. 
4. 16 St. Abbildungen antiker Münzen. (Herr FE. £. penf. Rittmeifter Franz 
Banderbanf). 
B. Alterthum. 
a) Nömiihe Ausgrabungen. 


Widmung. 

1. Eine große Anzahl verfchiedener Gejchirr - Fragmente und einiger Gebrauche- 
gegenftände, welche bei dem Bau der Kaijerin - Elifabeth - Weftbahn in der 
Gegend von Lorch nächjt End ausgegraben wurden. (Herr Dolezal, 
Oberingenieur.) 


b) Mittelalterlihes Geräthidhaft. 

41. Ein Krug von Steingut mit 4 Wappen (2 und 2 gleich.) Unter dem einen 
die Snfchrift: FRIDERICH EMICH. GRAF zu LEININGEN UND 
TAXBURG HER ZU APPIIMUN. Daneben die Sahreäzahl 1678. 
Neben den andern Wappen die Buchitaben G.H. (Herr Birfelbauer, bürgl. 
Bürftenmacher in Linz). 

b* 


xX. 


ce) Mleidungsitüd. 
Widmung. 


. Ein Paar alte Schubfchnallen. (Herr £ £. penf. Rittmeifter Franz Banderbanf.) 


d) Gebraudhsgegenftände, 
Widmung. 


.. Ein feidenes Kinder - Frais- Haubchen. 
. Ein fonderbar gemachter und verzierter Geldbeutel. (Herr FE. E. penf. Nitt- 


meilter Franz Banderbanf.) 
D. Naturgeschichte. 
a) Sängethiere. 
Sfelette 
Widmung. 


. Ein Oberfchedel eines im Höllengebirge abgefallenen und im Iodtengraben 


aufgefundenen ©emötbieres (Antilope rupicapra.) (Herr Stöger , Han- 
delamanı zu Ebenfee.) 


b) Bögel, 
Widmung. 


. Ein Eremplar einer jungen Naubmöve (Larus canus) erlegt in der Gegend 


von St. Hegidi (Herr Sofef Scheuwimmer, Pfarrer von St. Aegidi.) 


. Ein Eremplar eined gemeinen Haushuhnes (Phasianus gallus.) Monftrofität 


mit vier vollkommen ausgebildeten Füßen. (Herr Adolf %. Graf von Barth- 
Barthenheim E. £. wirfl. Kämmerer und Negierungsrath ze. in %inz.) 


. Ein Eremplar einer Hausjchwalbe (Hirundo urbica.) (Herr Ignaz 


Schäringer, ftändifcher Zimmerpolier in Linz.) 
Ankauf. 


. Ein Exemplar einer Hanstaube (Columba domestica). Monftrofität mit 


vier Füßen. 


. Ein blaugefiedeter Papagei, bingewordened Eremplar aus einer eben an- 


wejenden Menagerie. 


. Ein Eremplar des nordifchen Seetauchers im Prachtfleide (Eudytes sep- 


temtrionalis.) 
ce) Bögeleier. 
Ankauf. 


. Ein Ci de3 Schreiadlerd (Falco nevius.) 


„" nn Geeablerd (Falco albicilla.) 
" nn dhußadlerd (Falco haliaötos.) 


Ein Ei 


XXl 


ded Taubenfalfes (Falco peregrinus.) 


Rothfußfalfes (Falco rufipes.) 
Alpenfchneehuhns (Tetrao lagopus.) 2 Stüd. 
Groätrappes (Otis tarda.) 

Awergtrappe3 (Otis tetrax.) 

europäiichen Bienenfrejferö (Merops apiaster.) 
Ceidenreiherd (Ardea garzetta.) 

Kranichd (Grus cinerea.) 

braunen Ibis (Ibis faleinellus.) 

fchwarzen Storches. (Ciconia nigra.) 
englischen Seejchwalbe (Sterna anglica.) 
Heinen Seeichwalbe (Sterna minuta.) 2 Stüd. 


‚ cafpiichen Seeichwalbe (Sterna caspia.) 


filbergrauen Möve (Larus argentatus.) 
©piefente (Anas acuta.) 

Saatgand (Anser segetum.) 

Eidergand Anas mollissima.) 

Sänfefügers (Mergus merganser.) 
langichnäbligen Sägers (Mergus serrator.) 
Polar Seetaucherd (Eudytes septemtrionalis.) 
Brümningd= &ımme (Uria Brunnichi.) 

Gryli= Lumme (Cephus grylie.) 


d) Insekten. 
Ankauf. 


4. Die bedeutende Snjekten- Sammlung des Herrn Sofef Knörlein, 8. f. 
Ingenienrd, beitehend aus 12.000 Eperies Käfer und Schmetterlinge 


mit 3 Käften. 


e) Weidthiere. 
Ankauf. 


1. Ein Gremplar von Voluta Diadema. 


„ Murex rectus. 

„ Spondylus coceineus. 

„ Venus (Cytherea impudica.) 
„ Venus Dione. 

„ Haliotis Cypris. 

„ Scalaria. 

„ Trochus niloticus. 


f) Pflanzen 
Widmung. 


1. 168 Species verfchiedener Phanerogamen in 300 &remplaren and der 
Umgebung von Steyeregg, Neuftift, dem großen Alpkogel bei Steyer und 


Saitein. 


xl 


2. 3 Gremplare von Potamogeton Berchtoldi aus dem Wallleithner Mühl- 
bach in Neuftift bei Weyer. (Herr Franz Oberleitner, Cooperator in 
Steyeregg.) 


g) Geognofie. 


Widmung. 


41. 19 verfchiedene Gebirgs - Stüde aus der Secundär-, Tertiär-, Diluvial- 
und Alluvial- Formation Dberöfterreichd aus den Gegenden von St. Wolf- 
gang, Ternberg, Sichl, Ebelöberg, Linz, End ıc. (Herr Pfarrer Engel.) 


2. Eine Kleine Suite der geognoftifchen Vorkommniffe der Gegend von Scharn- 
jtein. (Herr Karl Ehrlich.) 


3. 2 Formatftüde Eneriniten » Ralfes vom Erlafogel. (Herr Ferdinand Nitter 
von Schwabenau, £. £. Hofrath). 


4. Eine Anzahl foffiler Gondhilien aus den tertiüren Sandablagerungen zu 
Reinbach bei Schärding. (Herr Sohanm Schreiner, Alummus zu Linz.) 


5. Fragmente eined Elefanten - Zahnes nebit einigen foljilen Knochen desjelben 
Thieres aufgefunden zu Perg. (Herr Leopold Pollak, £. £. Notar zu Perg.) 


6. Sutereffante Foffilrefte, beitehend in Schulterblatt, Rippen, Fußfnechen, 
Stof- und Mahlzahn von Elefanten, Geweihftüden und Zähnen von Hirich-, 
dan Zähnen von Pferde- Arten, welche bei dem Baue der Zweigbahn der 
Kaiferin Elifabeth-Weftbahn von Wels nach Paffau, zunächit Wels in 
der Gegend von Buchberg zu Niederthan, bei den vorgenommenen Gxd- 
arbeiten in einer Tiefe von S— I Klafter aud den Tertiir- und Diluvial- 
Ablagerungen aufgefunden wurden. (Herr Paravicini, Ingentene und Herr 
Fritfch, Bauunternehmer zu Wels). 


XXI 


Veränderungen 


im 


Stande der Ehren- und ordentlihen Mitglieder 


enesmepn- 


des 
Museum Franeisco - Carolinum 
im Jahre 1861. 


Keitritte an ordentlihen Mitgliedern: 


. Herr Appel Ignaz, F. F. Polizei: Commiffär in Linz 


Blabufh Pacidus, Kapitular und Prior zu Hohenfurth 

Brefelmaier Johann, vegul. Chorberr zu St. Florian 

Hölle Eduard, Buchhändler in Olmüs 

Pailer Milpelm, Klerifer des Stiftes St. Florian 

Scrbif, Hörer der Nedhte in Wien 

Scheibelberger Friedrih, Gooperator zu Wolfern 

Steinhaufer Zoh., Faif. Rath und jub. Erpedits : Direktor, derzeit 
zu Wilhering 


nsstrernt te; 


Attemd Ferdinand Graf von, f. f. Kämmerer sc. in Linz 
Heinefe Joh. von, f. f. Tabakverleger in Steyer 

Joh Chriftof, F. F. penf. Oberftwachtmeifter in Linz 
Körber Hugo, F. f. Stadtsbuchhaltungs » Beamter in Linz 
Mayfeld Moriz v., f. F. Bezivfsamts » Adjunkt in Linz 
Skerle Jofef, freirefig. Pfarrer in Linz 


XXIV 


7. Herr Sonmnenftein Zofef Ritter von, ?. f. penf. Oberftiwachtmeifter in Linz 

8. „ Stranif Anton, Lehrer an der . f. Oberrealihule in Linz 

9. „  Wolfsfron Leopold Ritter von, ?. . Lottyamts - Direktor in 
Lemberg 


Sterbialte: 


Ehren - Mitglied. 


1. Herr Kollar Vinzenz, Borjtand der z00l. Abtbeilung im 8. 8. Hof: 
Naturalien : Kabinete in Wien 


DOrdentlihe Mitglieder. 


1. Herr Fernftein Alois Edler von, Gutsbefiger zu Obermeis 

2. „ Geift Simon, f. f. Polizei - Oberfommiffär in Linz 

3. ,„ Laveran-Hinzberg Franz Ritter von, Landftand in Linz 
4. „ Schiedenhofen Joahim, f. f. jub. Landratb in Linz 


Protector, Vorfland und Verwaltungs- Ausichuß 


des 


Museum Franeisco - Carolinum. 


Protector: 


Se, Faiferl, Hobeit der durchlauchtigite Prinz 
und Herr Franz Carl, Erzberzog von Defter: 
reich, 2. 2c. 


Borjtands » Stellvertreter: 
Herr Anton Ferdinand Ritter von Schwabenau, F. F. Hofrath ıc. ıc. 


Präjes des Berwaltungs = Ansjchuijes : 
Herr Zohan Freiherr von GStiebar, F. F. Kämmerer, jubil. E. F. 
Regierungsratb, Oberft » Erbland » Küchenmeifter und Landftand in 
Defterreih ob und unter der Enns ac. ıc. 


Präjes : Stellvertreter, 
Herr Friedrih Freiherr von Haan, f. f. Statthaltereirath. 


Mitglieder des Verwaltungs = Ausihujjes. 
Herr Aicdhinger, 3. Ev., Weltpriefter und Direktor des Provinzial: Taub: 
ftummen =» Inftitutes, Ehren » Domberr und wirft. Confiftorialrath. 
» Barth: Bartbenheim Adolf Ludwig Graf von, F. f. wirft. Käm: 
merer 2c..ıc. 
„ Duftihmid Johann, Med. Dr., Stadtarzt in Linz. 
„ Eder Peter, Kapitular des Stifte? Schlägl und F. F. Gymnafial- 
Profefor in Pinz. 
„ Engel Heinrich, emirit. Profefor und Pfarrer zu Taisfirden. 
» Bink Vinzenz, Buchhändler und Gemeinderatb in Linz. 


XXVI 


Herr Gnidberger Zofef, reg. Chorherr von St. Florian, emerit. f. £. 


Profeffor , geiftlicher Rath und Dedants - Stellvertreter. 

Hafner Zofef, Inhaber eines Tithogr. Inftitutes in Linz. 

Knörlein Anton, Med. Dr., f. f. Rath im Linz. 

Kudelfa Franz, Dr., 8. F. Profeffor in Linz. 

Lebihy Dominik, Abt des Iöbl. Stiftes Schlägl ıc., Landeshauptmann. 

PMand Edler von Plankburg Karl, Banquier in Linz. 

Resihuber Auguftin, Abt zu Kremsmünfter. 

Riepl Peter, regul. Chorherr von ©t. Florian und F. f. Profeffor 
in Linz. 

Rudigier Franz Sofef, Bifhof von Linz ac. 

Saringer Eduard, Kaufmann in Linz. 

Saringer Zofef, ftänd. jub. Buchhalter in Linz. 

Schafflinger Georg, regulirter Chorherr von St. Florian md F. f. 
Profefor in Linz. 

Stifter Adalbert, f. f. Schulrath in Linz. 

Stil; Fodof, Propft des Stiftes St. Florian ıc. 

Tuczef Anton, F. F. Gtatthalterei - Goncipift und Nedakteur der 
Landeszeitung in Linz. 

Uri Fabian, Med. Dr., F. f. Rath und Profeffor in Linz. 


Eine Stelle unbefest. 


Bereins- Sefretär: 


Herr Dr. Franz Sfidor Profchko, F. F. Polizei: Oberfommiffär in Linz. 


Sefretärs-Ötellvertreter. 


Herr Georg Weishäupl, ftänd. Regiftrant in Linz. 


&uftos: 


Herr Franz Karl Chrlih, Mag. Pharm. 


RehnungssNRevidenten: 


Herr Johann Dürnberger, ftänd. Buchhalter in Linz. 


” 


Viktor Drouot, Buchdruderei - Befiker und Vice-Bürgermeifter in Linz. 


Eine Stelle unbefekt. 


IV. 


Verzeihnik 


der 


Ehren: und ordentliden Mitglieder 


des 
Museum Franeisco - Carolinum 
im Jahre 1862, 


— a — 


Ehren- Mitglieder: 


©e. Taiferlihe Hoheit der durchlauchtigfte Prinz und Herr Erzherzog von 
Defterreih Ludwig, (Zofef Antorr. ) 

©e. faiferlihe Hoheit der durchlauchtigfte Prinz und Herr Erzherzog von 
Defterreih Albrecht, (Fried. Nud.) 

Se. faiferlihe Hoheit der durchlauchtigfte Prinz und Herr Erzherzog von 
DOefterreih Stefan, (Franz Pifter.) 

©e. Faiferlihe Hoheit der durchlauchtigfte Prinz und Herr Erzberzog von 
Defterreih Marimilian, (Zohan Zofef Ambr. Carl.) 

Se. faiferlihe Hoheit der durdlauchtigfte Prinz und Herr Erzherzog von 
Defterreih Carl Ludwig. 

Se. Faiferliche Hoheit der durchlauchtigfte Prinz und Herr Erzherzog von 
Defterreih Ferdinand Mar. 

Ee. königliche Hoheit der durchlauchtigfte Herzog von Baiern Marimilian. 


Here Bad, Alerander Freiherr von, . F. geheimer Nath und Gefandter 
am päpftlihen Stuble zu Rom. 

Baumgartner, Andreas Freiherr von, F. F. geheimer Nath, Präfident 
der Faiferlichen Akademie der Wiffenfchaften in Wien. 

Bergmann, Zofef, F. f. Rath, Kuftos des f. f. Miünz: und Antifen- 
Kabinets, Mitglied der Faif. Akademie der Wiffenichaften in Wien. 
Golumbus, Chriftof, F. f. Negierungs-Natb und Sekretär ©r. fail. 
Hoheit des durchlauchtigften Herrn Erjberzogs Franz Carl in Wie. 
Dietrichftein :Prosfau - Leslie, Mori Graf von, f. F. wirft. gebein. 
Rath und Kämmerer, in Wien. 

Eder, Wilhelm, Abt zu Mölf, Sr. f. f. Majeftät Rath ıc. 
Eihhoff, Zofef Freiherr von, #. f. mwirfl. geheim. Nath ıc. in Brünıt. 


2 


XXVII 


Herr 


d’Elvert Chriftian, £. f. Finanzrath und Vorftand der hiftorifch ftatift. 
Sektion der f. 8. mähr. jchlef. Aderbau-Gefellihaft ıc. in Brünn. 
Erb, Franz Seraph., f. F. Hofrath ıc. in Wien. 

Grüne, Carl Graf von, E. f, Feldmarfhall - Lieutenant, Grcellenz. 
Haidinger, Wilhelm, F. F. Hofratb und Direftor der F. f. geologischen 
Neichsanftalt, Mitglied der Faif. Akademie der Wiffenfchaften in Wien. 
Hauer, Zofef Edler v., f. f. wirft. geheimer Nath, in Wieı. 
Helfert, Zojef Alerander, Freiherr von, Nitter ded Faif. öfterr. 
Ordens der eijernen Krone 1. SKlaffe, Dr. der Rechte und F. f. 
Unterftant3-Sefretär ıc. in Wien. 

Hügel, Carl, Freiherr v., E. £. geheim. Rath, forrefp. Mitglied 
der Fail. Akademie der Wiflenichaften in Wien. 
Kempen, Johann Zreiberr v., F. f. Feldmarichall-Lieutenant, Grcellenz, 

in Wien. 

Kollowrat-Liebfteinsfy, Franz Anton, Graf v., f. f. wirft. Kämmerer 
x. in Wien. 

Liebig, Zuftus Zreiherr v., geh. Rath und Profefor der Chemie an 
der Univerfität zu München. 

Mayer, Zofef, Ritter von Gravenegg, f. F. wirfl. geheim. Rath 
in Wien. 

Philipps, Georg, F. F. Hofrath und Profeffor, Mitglied der Faif. 
Akademie der Wiffenfchaften in Wien. 

Raufcher, Othmar Ritter von, Cardinal und Fürft-Erzbifchof, Eminen;z, 
in Wien. 

Nuffegger, Sofef, F. & Mintfterinlrath , Eorrefp. Mitglied der Faif. 
Afademie der Weffenichaften in Wien und Oberfifammergraf in 
Schemnik. 

TIhinnfeld, Ferdinand Ritter von, E. f. wirfl. geheim. Rath in Grag 
Thun, Leo Graf von, F. f. wirkt. geheim. Natb und Reicheratb in Wien. 
Unger Franz, Profeffor der Botanif an der f. f. Univerfität, Mit: 
glied der F. f. Akademie der Wiffenfchaften in Wien. 

Werner, Zofef Freiberr von, F. f. geb. Rath und Gefandter in Dresden. 


Ordentlide Mitglieder: 


Adamberger Heinrich, jub. F. f. Kabinets-Gourier in Wien. 
Aichinger Andreas, Pfarrvicar zu Wendling. 

Aihinger Zobann Ev., Gonfiftor. Rath, Direktor des f. f. Taub: 
ftummen = InftitutS ac. in Linz. 

Altenburger Camillo, 3. D., E. f. Polizei : Commiffär in Paflau. 
Altbau Alfred Graf von, F. f. Kämmerer. 

Arco : Valley Marimilian Graf von, fün. baier. Reichsrath 1. 
Arnetb Zofef Galafanz Ritter von, F. F. Regierungs-Rath, Direktor 
des ?. f, Münz: und Antifen  Kabinetes in Wien. 


XXIX 


Herr Auer Alois Nitter von, ?. f. Hofratb, Direktor der f. f, Hof 


und Stantd- Druderei in Wien. 
Az Moriz, f. f. Post» Direktor in Linz. 
Appel Fanaz, f. F. Polizei » Commiffär in Linz. 
Bad Eduard Freiberr von, Sr. f. FE. apoftol. Majeftät wirklicher 
geheimer Nath. 
Bargezzi Ferdinand, F. f. Gymnafial - Profeffor in Linz. 
Barth » Barthenbeim Adolf Ludwig Graf von, 8. f. wirklicher 
Kämmerer und jub. Negierungsrath 2c. in Linz. 
Bartich FJofef, Gonfiftorial: Rath, Dehant und Pfarrer zu Penerbad. 
Bathyany » Strattmann Philipp Fürft von, Sr, faif. fün. apoftol. 
Majeftät geheimer Rath. 
Bayer Laurenz, Weltpriefter, Berefiziat am Spital- Benefizium in 
Schwannenftadt. 
Bergmann Garl, regul. Chorberr des Stiftes St. Florian. 
Bobleter Franz Kav., Hifturien » Maler zu Feldfirch. 
Borefh Ignaz, F. F. Ober : Landesgerichtsrath in Prag. 
Brandftetter Anton, emerit. F. F. Profeffor, Pfarrer zu Leonfelden. 
Brenner Jofef, Nitter v. Felsah, M. D., faif. Rath und Salinen- 
Arzt in Zihl. 
Brenner Auguft Graf von, F. f. wirklicher Kämmerer in Wien. 
Brefelmaier Johann, regul. Chorberr des Stiftes St. Florian. 
Dlahbufh P. Placidus, Prior des Gifterzienfer - Stiftes Hobenfurth. 
Chanowsty von Langendorf Franz Freiherr , Befiser von Niemtichit 
in Böhmen. 
Columbus Dominicus, M. D., Direktor des f. f. Oymnafiums in Linz. 
Danner Hermann, Buchhändler in Linz. 
Dolezal Georg, Obers-Ingenieur der 8. Elifabeth-Weftbahn in Wien. 
Dorfer Mord, Gonfiftorial:Natb, Abt des Gifterzienfer - Stiftes 
Wilhering. 
Drärler Philipp, Nitter von Garin, Hofrath und Kanzlei: Direktor 
des ?. £. Oberfthofmeifter - Antes in Wien. 
Drbal Mathias, Dr., Profeffor am F. f. Gymnafium in Linz. 
Drouot Victor, Buchdruderet » Befiter, Gemeinderath und Bürger: 
meifterd » Stellvertreter in Linz. 
Dürrnberger Johann Auguft, oberöfterr. Landichafts-Buchhalter in Linz. 
Duftihmid Johann, M. D. und Stadtarzt in Linz. 
Eberl Carl, Freiherr von, Dr. der Theologie, geiftliher Nath, 
Adminiitrator der Grminoritenkicche in Linz. 
Eberöberg Zulius, ?. f. Hauptmann und Profeffor an der F. f. 
Wiener : Neuftädter - Afademie. 
Edelbacher Zofef, F. F. Statthalterei » Sekretär in Linz. 
Eder Peter, Gapitular des Stiftes Schlägl, Profeffor am E. f. 
Gymnafium in Linz. 


XXX 


Herr Ehrlich Carl, Magifter der Pharmacie, Cuftos de3 Museum Fran- 


eisco -Carolinum in Linz. 

Gifelsberg Guido, Freiberr von, Beliter von Steinhaus. 

Engel Heinrich, Dr. der Theologie, emerit. F. ?. Brofeffor, Pfarrer 
zu Taisfirchen. 

Enzenhofer Michael, Weltpriefter, geiftlicher Rath, Subregend ded 
biihöfl. Seminärd in Linz. 

Effenwein Carl, Doftor der Medizin in Linz. 

Gurich Alexander, Buchdruderei - Befiker in Wien. 

Feifar Mathias, Dr. der Theologie, Profeffor am Fath. Progymma- 
fium in Dresden. 

Felldcer Sigismund, Gapitular und Gymnafial = Profeffor zu Krems- 
minfter. 

Feftorazzi Sofef, Privatier in Linz. 

Figuly von Sep, 3. U. D., Advofat und oberöfterr. Landed- 
Ausihuß in Linz. 

Fillnfößl Alois, Pfarrer zu Moosdorf. 

Fink Sofef, Buchhändler in Linz. 

Fint Michael, Schiffmeifter zu Braunau. 

Fint Vincenz, Buchhändler, Gemeinderath in Linz. 

Fisher Adolf, F. F. Statthalterei -Nath, Bezirfnmtsd » Vorftand 
in Schärding. 

Fisher Alois, f. F. oberöfterr. Statthalter in Penfion in Wien. 
Fifcher Georg von Nofenberg , penf. 8. f. Negierungs » Goneipift in Linz. 
Frank Sofef, Lehrer an der F. f. Ober - Realfchule in Linz. 

Franfl Ludwig Auguft, Doktor der Medizin in Wien. 
Srauengruber Paul, Weltpriefter, Provifor in spiritualibus zu 
&t. Stephan. 

Fririon WU. W., Fabrifs - Gejchäftsleiter in Haslach. 

Fritih Johann Ritter von, jubil. F. ?. Statthalterei-Rath in Salzburg. 
Gaisberger Sofef, emerit. E. F. Profeffor, geiftlicher Rath, regulirter 
Chorherrr und Dedantd » Stellvertreter zu St. Florian. 

Gallois Ludwig Edler von, Privat in Linz. 

Ganglmayr Auguft, Gapitular de3 Stiftes Schlägl, F. F. Profeffor 
am Gymnafium zu Linz. 

Gartenauer Pincenz, Handeldmann in Linz. 

Genczit Auguft Nitter von, Privatier in Linz. 

Geyer Dominif, Oberförfter in Eferding. 

Gilhofer Zanaz, Handeldmann in Linz. 

Gilm Hermann, Edler von Nofenegg, F. F. Statthalterei - Sefretär 
in Linz. 

Glar Heinrich, 8. F. Univerfitäts - Profeffor. 

Gleich SZofef, Markfcheider bei der . f. Berghauptmannichaft zu 

 Zalathno in Siebenbürgen. 


» 


AÄXX 


Herr Grimus Karl, Ritter von Grimburg, f. f, Landeögericht3-Nath in Linz. 
» Gftattner Sofef, Privatier in Mondfee. 
» Guggeneder Georg, Gonfiftorial: Rath, Pfarrer zu Kalham. 
„ Haan Friedrid Freiherr von, F. F. GStatthalterei-Nath in Linz. 
„ Haaß Franz, Edler von Ehrenfeld, f. F. Finanz -Sefretär in Veit. 
„ Hand Zohann, Edler von Ehrenfeld, Gafjier der F. f. priv. erften 
Gifenbahn » Gefellfchaft in Linz. 
» Hans Johann, f. F. Statthalterei - Sekretär in Linz. 
„ Haas Zofef, F. F. Hauptzollamts » Obereinnehmer in Linz. 
„ Hagenaner Eugen, F. F. Bezirfögerichts » Adjunft in Linz. 
„ Hafner Jofef, Lithografie- Inhaber, Gemeinde - Rath in Linz. 
„ Hammer! Carl, Nealitäten-Befiter in Linz. 
„ Handel Zulius Freiherr von, F. f. Bezirks -Vorfteher in Linz. 
„ SHarrah Franz Graf von, Erlaubt, Sr. F. f. apoftol. Majeftät 
wirklicher Kämmerer und geheimer Rath, Gutöbefiter zu Afıhad. 
dran Harvard - Rorau Anna Gräfin von, Grlaucht, geb. Fürftin Lobkomiz, 
Sternfreuz » Ordensdame. 
Herr Hartmann Franz Ritter von, Präfes des f. F. Kreisgerichtes zu Wels. 
„ Hadlinger Erneft, Magifter der Pharmacie in Linz. 
„ Haslinger Quirin, Buchhändler in Linz. 
„ Heider Guftav, Afiftent der f. F. Akademie der Künfte in Wien. 
e Sn Guftav, herzogl. Sachfen-Koburg-Gotha’iher Forft-Geometer 
n Grein. 
„ Herftorfer Johann, akademischer Maler in Haslad. 
„ Herzog Jofef, F. F. Polizei » Ober » Gommiffär in Linz. 
„ Hiebel Michael, F. f. Steueramts » Offizial in Linz. 
» Hinterhofer Georg, Pfarrvicar zu Niederthalhein. 
„  Hinterhuber Rudolf, Apotheker zu Mondfee. 
„ SHirtenfeld, Dr., Redakteur der Militär « Zeitung. 
e Hod a dreiherr von, Seftiond= Chef im f. f. Finanz» Miniftertum 
in Wien. 
» Hörzinger Franz, Fabrifs - Inhaber in Linz. 
„ Hofer Johann, Dr., BE. Profeffor, Vorftand des F. £. phufifalifch: 
aftronomischen Hof-Gabinetes in Wien. 
„ Hofmayr Johann Nep., Dr., #. ?. penf. Hofarzt in Linz. 
n ger Johann Chriftian, wirklicher Gonfiftorial Rath, Pfarrer 
zu Pichl. 
“ JE in Gotthard, Gapitular und Oymnafial » Profeffor zu Krems: 
münfter. 
„ Hölzl Eduard, Buchhändler zu Olmüt. 
„ Holzleithner Rupert, emerit. f. f. Profeffor, Stift» Dedant und 
Pfarrer zu Neicheräberg. 
„ Honauer Franz, Fabrits- Inhaber, Präfident der oberöfter. Spar: 
faffe und Leibanftalt in Linz. 


XXX 


Herr Huber Johann, ?. f. Bezirfsamts - Adjunft in Neuhofen. 


Hübner Heinrich, Buchhändler in Leipzig. 

Huimann Garl, wirft. Hofconeipift im F. F. Oberfthofmarfähallamte 
in Wien. 

ZFanitfchet Ppilibert, Prior der PP. Barmberzigen in Linz. 
Ferdinand Maria Frei- und Panierherr von Imsland, Gutsbefiger 
in ginz. 

Käftner Adalbert, Staats: Telegrafift in der Adjutantur Gr. T. f. 
apoft. Majeftät in Wien. 

Kaim Eduard, Dr. 3, f. ?. Statthalterei-Nath in Linz. 

Kaifer Sofepb Maria, afndemifcher Künftler in Linz. 

Kaltenbrunner Garl, F. ?. Negierungsrath, Vice - Director der F. f. 
Hof und Staatödrudferei in Wien. 

Kaltenbrunner Franz, bürgl. Handelömann in Linz. 

Kaadler Wilhelm, Maler und Kupferftecher in Prag. 

Nitter von Kaft, Theodor, FE. F. Legationsrathp und Gutsbefiger zu 
Ghelöberg. 

Kepplmayr Sohann, Handlungs-Gaffter in Linz. 

Kerichbaum Zofepb, Mufterlehrer in Linz. 

Kifinger Alois, Doctor der Medizin in Obernberg. 

Klesheint, Freiherr von, Literat in Wien. 

Knörlein Anton, Med. Dr., f. F. Rath und Profeffor in Linz. 
Knorr Benedikt, F. f. Stantebuchhalter in Brünn. 

Kober 3. 2, Buchhändler in Prag. 

Kolbe FSohann, Fabriks » Beiger in Gmunden. 

Kohlendorfer Wolfgang P., Capitular und Subprior des Gtiftes 
Lambadı. 

Kraus Zohann Bapt., Ritter von, jubil. E. Ef, Landeögerichts - Präfi: 
dent in Linz. 

Kraus Johann Bapt., Rechnungsrath der E. FE. Hofbuchhaltung des 
Münz: und Bergwefens in Wien. 

Kreibig Eduard, Theater-Unternehmer in Linz. 

Kreil Carl, ?. £. Profeffor, Direktor der f. f. Gentral: Anftalt für 
Meteorologie und Erdmagnetismus in Wien. 

Kreil Franz Sales, Nitter von, jubil. f. f. Statthalterei-Vice-Prä- 
fivent in Linz. 

Kornberger, Redakteur in Peft. 

Kudelfa Zofeph, Dr., Profeffor am F. E Obergymnafium in Linz. 
Kyrle Zofef, Apotheker und Bürgermeifter zu Schärding. 

Lebihy Dominik, Abt des Stiftes Schlägl, Landeshauptmann von 
Ober Defterreich. 

Leuchtenberg von, E. F. penf. Hauptmann in Pifek. 

Lindemayr Carl, Weltpriefter, Pfarrer zu St. Martin im Innkreife, 
Sucht Mathias, Weltpriefter, Pfarrer zu Waizenkirchen. 


XXX 


Herr Luftig Fraz, Direftor der Madchenfchule in Budweis. 


Mandl Faurenz, regul. Chorherr von St. Florian, Pfarrer zu Wefen- 
dorf in Nieder - Oefterreich. 

Manhardt Mois, bürgl. Handelsmann in Linz. 

Martini Dr. von, Nedafteur der Grager Zeitung in Grab. 
Mafchte Zofeph, F. F. Gubernial-NRath im Penfion in Linz. 
Mattencloit Friedrich Freih. von, f. F. Oberlandes-Gerichtsrath in Wien. 
Mayer Ignaz, bürgl. Schifmeilter und Gemeinderath in Linz. 
Meiller Andreas, Edler von, Doktor, Archivar des E. F. Hause, 
Hof umd Stantd- Archives in Wien. j 
Met Johann, bürgl. Baumeifter in Linz. 

Mittendorfer Rudolph, Chirurg in Neuftift. 

Mittermayr Norbert P., geitl. Rath, Gapitular und Hofmeifter ded 
Stiftes Aremsminfter in Linz. 

Mofer Ferdinand, regul, Chorherr und Archivar im Stifte St. Florian. 

Mieze Alexander, Graf von, ER. Statthalterei-Nath in Brünn, 

Nebinger 3. E., Hundeldmann in Rinz. 

Neher Gabriel, Privatier in Linz. 

Netwald Zofeph, Doktor der Medizin, Dadearzt zu Hall. 

Niederhuber Anton, Weltpriefter, Pfarrer zu Siegertähaft. 

Obermayr Auguft, Antiquar in Wien. 

Oberleitner Franz, Weltpriefter, Gooperator zu Windiihgarften. 
Ozlberger Anton, vegul. Chorherr von St. Florian, f. f. Gymma- 
fial-Profeffor in Linz. 

Dettl Zohan, geiftl. Rath, Pfarrer zu Hohenzell. 

Vailler Wilhelm, Glerifer de3 Stiftes St. Florian. 

Pamesberger Marimilian, Doktor der Theologie und Profeffor an der 
theol, Lehranftalt in Linz. 

Paufinger Carl, Edler von, Defiker von Almegg. 

Panfinger Felix, Edler von, Befiger von Kogl. 

Peßler Nobert, Ritter von, FF. Finanzcommiffär in Wiener-Nenftadt. 

Pflügl Julius, Edler von, Dr. I, Hof: und Gerichte-Advofat in Linz. 
Plügl Wilhelm, Freiherr von, Minifterialrath und Schatmeifter des 
öfter. Fail. Sranz-Jofepp-Ordens in Wie. 

Mand Earl, Edler von Pandburg, Banquier umd Gemeinde-Nath 
in Linz. 

Prandel Auguft, Buchhändler in Wien. 

Prip Franz, vegul. Chorherr von St. Florian, emerit. Profefor, 
Gonfiftor. Nath und Pfarrer zu Wallerı. 

Pröll Ferdinand, F. F. Notar in Linz. 

Pröll Guftao, Doktor der Medizin, Badearzt in Gafteiı. 

Profhko Franz dor, D. I, f. F. Polizei-Oberfommiffär in Linz. 
Pummerer Anton, bürgl. Handelsmann, Präfident der Handelsfammer 
zu Linz. 

c 


Reslyuber Auguftin, Sr. £ apoftol, Majeftät Rath, Abt de8 
Stiftes Kremsminfter, 

Namet derdinand, Gapitular deg Stiftes Schlägt, geiftlicher Kath, 
Dedant und Pfarrer su Rohrbach, 

Rapp Iofepp, IND, F£ f. jub, Guberiat-Natp in Iunsbru, 
Naßesberg Ludwig, Ehdler von, Öutshefiker zu Wartenbung, 
Raufcher Robert &, D, 27 Shranz-Procuratorg-Apjupt in Wien, 
Kayınond Jof., CH. >, Offizialim £ f. Oberftfämmerer-gme in Wien, 
Reichenbach; Garl, f. £ Skattbalterei-Narg m Slagenfurt, 


Reiter Fofef, vogul. Chorherr von St, Slortan, Doctor der Iheo: 


Riedl Michael, Doctor der Theologie, emerit. $ £ Profefor, Pfarrer 
in Neukirchen, 
Niepl Peter, regul, Chorperr von Et. Florian, Eh Symnafialgiro- 


Nösgen Aerander, Gefchäftsngent umd Öliter-Znfpector in ein. 
Rudigier dran; Sofeph, Bifchof u Binz. 

Rudolf Garl, Afiftent der 2? Sandes-Hauptfaffe in £inz. 

Ernft, Herzog yon Sachjen « Coburg - Gotga, defier or Öreinburg, 
Kreuzen md Zellhof. 

Saint-Zufien dranz, Graf von Gals, Befiger gu Wolfsegg. 
Santner Carl, SIufpeftor dog IE Strafhaufes in Garten, 

Sava Garl, Vice-Hofbuchhalter der £ £ Tabak: md Stämpel-Hof. 
buchaltung in Wien. 
Sazinger Eduard, bürgt. Handelsman, Öemeinde-Narp in Linz. 
Saringer Iofeph, jubil. oberöfterr. FOMdFCHEÄLE-Bıyfaffer in &inz. 
Chafflinger Georg, regulirter Chorherr von &t, ölorian, £ R, 
Öynnafial - Profefior in ein. 

Scheibelberger Örtedridh,, Gooperator zu Molfern, 

S chiedermayr Zohann Bapt., Doftor der Theologie, Dom : Derpant 
in Linz. 

Schiedermayr Carl, m. D., prov. 12. Vezirfsarzt in Kirchdorf. 
Schluga , öreiherr von, f. £ Landes + Chef in Klagenfurt, 


7 


Schmelzing eudwig, £ f. Kreis Negifteang in Steyr, 
Schinidegg dran; Graf von, f. £ wirft, Kämmerer in Gmunden. 
Schmidt Iofef, Marrer su Sandı. 

Schmidt Garl derdinand, Tu SOUND AU PER > Digefig, in Linz. 
Schmidtayer Carl Ritter von, Befiker von Ezelsdorf. 


Herr 


XXXV 


Schmus Carl, Sefretär der FE. f. Landwirtbichafts » Gefellfchaft in 
Oberöfterreih zu Linz. 

Schneider Eduard, F. f. Landesgericht? Rath in Ofen. 

Schöbl Auguftin, f. f. Minifterial: Rath in Wicı, 

Schropp Zofef, Domfcholafter, Stadtpfarrer von Binz. 

Schuppler Franz, Direktor der Flachsfpinnerei zu Stadl bei Lambad. 
Schwabenau Anton Ferdinand Nitter von, E £ Hofrath in Linz. 
Schwarzenberg Friedrich Firft von, GCardinal und dürft = Erzbifchof 
zu Prag. 

Schweigerd E. A, f. f. Genfurd : Beamte in Wien. 

Schweiger Leopold, Dr., Nedakteur in Wicı. 

Seeauer Wilhelm, Bürgermeifter in Zicht. 

Seiringer Alois, jubil. ftänd. Gegenhandler in Finz. 

Sennoner Adolf, Bibliothefar der f. f. geologijchen Reichs - Anftalt 
in Bien. 

Seyrl ranz, Gutsbefiger, oberöfterreichifcher Landes: Ausfhuß in Linz. 
Solterer Zofef, Gutsbefiter in Miühlwang. 

Spaun Zofef Freiherr von, jubil. f. F. Hofrath in Wien. 

Spurny Franz av, ff. Hofrath in Trieft. 

Starhemberg Camillo Fürft von, F. f. wir. Kämmerer in Finz. 
Starhbemberg Maria Fürftin von, Sternfreuzordens » Dame in Linz. 
Starhemberg Clara Gräfin von, Sternfrenzordeng - Dame zu Moor 
in Ungarn. 

Stauber Franz Kav., oberöft. Landfchafts - Regiftrater und Arhivar 
in Linz. 

Steinpaufer Johann, Sr. F. F. apoft. Majeftät Rath, zu Wilhering. 
Stiebar Johann Nep. Freiherr von, f. £. wirft. Kämmerer, jubil. 
f. f. Negierungsrath in Linz. 

Stifter Adalbert, F. f. Schulrath, Confervator der F. f. Gentral- 
Sommilfton für Erforfhung und Erhaltung der Baudenfmale in tin; 
Strobady Friedrih Edler von, & £ Statthalterei: Nath in Linz. 
Strobadb Zofef, F. f. Hofrath, Polizei » Ober s Direktor in Wien. 
Strobl Franz, Unterlehrer an der F. f. Normal : Hauptichule in Linz. 
Strnadt Julius, f. F. Bezivrfenmts - Aftuar in Venerbad. 

Stülz Jodof, Sr. faij. Fön. apoftol. Majeftät Rath, Propft und 
fateranifcher Abt des Stiftes St. Florian. 

Serbif Franz, Hörer der Nechtswiffenichaften in Wien. 

Ihurn und Taris ZJojef Graf von, Gutsbefiger zu Neuhaus. 
Trantmannsdorf Ferdinand Fürft von, F. F. wirft, Kämmerer ii 
Wieı. 

Tugzef Anton, F. . Statthalterei : Goncipift in tin;. 

Uri Fabian, Dokt. d. Med., Faif. Natb und Profeffor in Linz. 
Unfrehtöberg Eduard Ritter von, Dom + Capitular zu Olmük. 
Vanderbanf Franz, f. f. penf. Nittmeifter in Linz. 


AXXVI 


Herr Vemingen = Mfner Carl öreiherr von, Gutsbefiker zu Niegerting, 


n 


_ 
= 


Veyder- Malberg Srtedric reiherr vor. 

Vielguth derdinand, Privatier in Wels, 

Wadar Leopold, Abt dog Cifterzienfer - Stiftes Hobenfurtp, 
Wagner dran, £ £ Negierungs + Rath, Polizei - Diveftor in Linz. 
Weinberger Gottlieb, Dürger umd Gemeinderatp von Linz, 
Weishaupt Georg, oberöfterr, Sandfhafts - Negiftrant in Linz, 

Meif Viftor, Edler von Gtarfenfels, ££ Fegationg - Rath in Binz, 
Wefeli Garl, £ £ Minifterial - Beamter in Wien, 

Midter Georg, £ £ Poft = Direktor u Decenza, 

Miefer Carl, S. 1. D., Hof: md Gerichts - Apvofat, oberöfterr, 
be shauptmanns « Cteflpertrefg, in Linz. 

Wimmer Sofef, Buchdruderei - Befiker in Binz, 

Winter dranz, Nrkiguar » Buchhändler in nz. 

Wirmöberger gerdinand, oberöfterr, FMOfCHAFtE + Bupast,» Ofgjay 
in Linz. 

3ipfer 6, A, Dr., Nrofefor zu Nenfohk in Ungarn, 


Aus der 


volksmässigen Veberlieferung 


der Heimat. 


Von 


P. Amand Baumgarten. 


l. 


Zur volksthümlichen Naturkunde. 


Mus, Jahr, Ber, XXI, 1 


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Par 


Ein Landesmuseum setzt sich die Aufgabe, Kunde von 
Land und Leuten zu geben, in die Eigenthümlichkeit beider mit 
einem Blicke, welchen die Betrachtung des heimischen Wesens 
schärft, liebend einzudringen. Zu dem Ende werden Archive durch- 
forscht, Klima und Witterung beobachtet, Thier, Pflanze und Stein 
wissenschaftlich beschrieben oder in Sammlungen zum Augenschein 
vorgestellt. Waffen, Münzen und Geräthe, selbst einer grauen 
Vorzeit, in welcher längst dahin geschwundene Völker den hei- 
mischen Boden bewohnten, werden aus dem Staube der Verges- 
senheit hervorgezogen oder dem neidischen Schooss der Erde ent- 
rissen. Auch ‘Geist und Gemüth des Volkes, wie sie im Laufe 
der Zeit gewaltet und geschaffen haben, das edelste Erbe der ver- 
gangenen Geschlechter, wird der Gegenwart erhoben und der Zu- 
kunft gerettet, Geist und Gemüth des Volkes aber spricht auch, 
und zwar nicht selten in den innigsten Lauten, aus seinen Mythen 
‚und Sagen, offenbart sich am vertraulichsten in Brauch und Sitte, 
Glauben und Meinung. Auch die Natur des Landes , Nationalität, 
Religion und Kirche, die eigenen Thaten und Schicksale der Be- 
wohner und die, an welchen sie, im Verband und Verkehre mit 
Stammesgenossen und Fremden, theil genommen haben, alles 
diess findet darin helleren oder dunkleren Ausdruck. Daher ist 
auch seit Jahren fast in allen deutschen Gauen das Bedürfnis er- 
wacht, die (Quelle volksmässiger Veberlieferung, welche die Un- 
gunst mehrer Jahrhunderte hatte versanden und von fremdem Ge- 
strüpp feindlich umwuchern lassen, wieder zu reinigen und, wenn 
auch nur mehr aus still und spärlich rieselnder Fluth, daraus Er- 
kenntniss des eigenen innersten Lebens des Volkes zu schöpfen, 
den poetischen Sinn desselben in seinem geheimen Wehn zu be- 

4* 


4 


lauschen, in seine Kultur- und Sittengeschichte sich lebendiger 
zu vertiefen, sein Lachen und Jauchzen, sein Fürchten und Ban- 
gen, seine Liebe und seinen Zorn zu verstehen, seine Vorzüge 
und Tugenden zu achten und zu ehren, seine Irrthümer und 
Fehler aufzudecken und zu verurtheilen. Diesen Zweck suchen 
auch, obschon im bescheidenen Mass, die gegenwärtigen , und 
so Gott will, die künftigen Beiträge zu verfolgen. Ich nehme mit 
ihnen nur den Namen eines Sammlers in Anspruch. Es braucht 
wol nicht erst der Entschuldigung, wenn ein Sammler seine Zusam- 
menstellungen in zwangslos natürlicher Folge verknüpft und nur 
relative Vollständigkeit erreicht; sowie es sich leicht begreift, dass, 
wer sich einschlägigen Arbeiten in der gewählten Form N) unter- 
zieht, die Grenze nicht immer haarscharf logisch zu stecken ver- 
mag, mitunter an Wiederholungen streift, 2) oder doch bald vor- 
wärts, bald zurück zu weisen genöthiget wird. Wenn hin und 
wieder Erklärungen dem wissbegierigen Leser es andeuten, worin 
der Werth des volksmässig Ueberlieferten für die deutsche Mytho- 
logie besteht, ist es auch nur auf Andeutungen abgesehen. Den 
Vorwurf, was ich hier mittheile oder später mittheilen könne, 
stimme und werde mit dem im übrigen Deutschland bereits Auf- 
gefundenen im wesentlichen grosstheils übereinstimmen, fürchte 
ich nicht ernstlich. Einiges könnte doch unbekannt sein, dem schon 
bekannten wird nicht unwillkommene Bestätigung zu theil und je- 
denfalls dürfte meinen engeren Landsleuten damit ein Dienst ge- 
than werden. Zum Schluss danke ich allen Förderern der Sache, 
besonders meinem hochwürdigen Freund und Mitbruder P. Meinrad 
Haas, aus ganzem Herzen und ersuche sie und jeden, der es im 
Stande ist, um Gefälligkeit in neuen Mittheilungen! 


1) Zu dieser Wahl trieb das Mass der Arbeitszeit. 

2) Solche konnten besonders in I. aus dem Aufsatz: »Das Jahr und seine 
Tage, & &«, Programm des Kremsmünster Gymnasiums, 1860, nicht 
vermieden werden, da dieser absichtlich mitunter ausserhalb der selbst 


gezogenen Grenzen sich ergieng. — 


I. 


Zur volksthümliehen Naturkunde. 


A. Himmel und Erde. 


Re Erae , als Weltkörper. In einer beinahe schon 
gänzlich verschollenen Redensart heisst die Erde als Wohnplatz 
der Lebenden »Hehäberg« '), d. h. Höherberg. Aus dem Norden 
Deutschlands ist für das Todtenreich die Benennung »Nieden- 
berg, Unterberg« nachgewiesen. 


2. Den Himmel (Steinerkirchen ?) stellt man sich als eine 
ungeheuere Hohlkugel vor und die Sterne als Lichtlein, welche 
Abends von den Seligen angezündet werden.. — °) 


Mit alt mythischen Zügen sogenannter Lügenproben berührt 
sich, was einst ein alter Bauer beim »Kindswerä« #) den Enkeln 
erzählte, Er gieng einmal aus und kam an ein Wasser; darin 
schwammen Enten. Nachdem er sich eine Zeit besonnen, fing und 


') »A« vertritt in mundartlichen Ausdrücken hier immer das helle »a«; »”« 
deutet ein aus- oder abgefallenes »n«, »’« andere aus- oder abgefal- 
lene Laute an; »@a« ist das durch die Nase gesprochene »i« oder »ie«. 

2) Ohne weiteren Beisatz, ein- für allemal Steinerkirchen im Traunviertl. 

?) Nach der Edda waren alle Gestirne Feuerfunken, die in dem Luftraume 
herumflogen, bis ihnen die Götter Sitz und Gang anwiesen. Grimm, 


deutsch. Mythol. Il. 685. 


4) Kinder wahren, ihrer warten. 


6 


rupfte er sie. Aus den Schwungfedern machte er sich Leiter- 
bäume, aus den Pflaumen Sprossen, und stieg so bis zur Himmels- 
thür hinauf. Da sie gerade offen stand, that er‘ schnell einen 
Blick in den Himmel hinein. Alles war voll Leute und unbeschreib- 
lich schön. Jedoch, als er bineingehen wollte, stiess der Wind 
die Thüre zu und warf seine Leiter um und zur Erde hinab. Zum 
Glück für ihn stand eine Fuhr »Maltär« vor der Himmelsthür und 
darauf lag ein »Säckl Kleubn«. !) Er knüpfte sich nun die »Kleubn« 
zusammen und erhielt so ein Seil, woran er sich wieder zur Erde 
hinab zu lassen vermochte. — 


»S’ Himmläftboa”«. Manche behaupten, es thue sich bis- 
weilen der Himmel auf, d. h, er thue sich so auseinander, dass 
man in den  »leibhaftigen« Himmel hineinsebe. So hat sich der 
Himmel einmal einem alten, frommen Bauern aufgethan, als er an 
einem schönen Sommerabend nach Gewohnheit sein Abendgebet, 
im »Roa’garten« herumgehend, verrichtete. Er sah nemlieh eine 
unbeschreibliche Klarheit und Helle, die Sonne kam damit gar nieht 
in Vergleich, es blendete ihm fast die Augen. Doch dauerte der 
Anblick nur kurze Zeit; der Himmel that sich wieder zu, und es 
war sternhelle Nacht, wie zuvor. 


3. Sonnenfinsternis. ?) Wenn sich die Sonne verfinstert 
(Altmünster), ist der Teufel mit ihr im Kampfe und sucht sie zu 
überwinden. Anderswo hiess oder heisst es, der Teufel will der 
Erde das Sonnenlicht nehmen und sucht zu dem Ende die Sonne 
zu verdecken; doch bringt er es nie völlig zu Stande. 


1) Altmythische Züge sind die Enten, die Fuhr Malter und die Kleien. Die 
Enten sind Wolken; der Wolkenhimmel ist eine Mühle. Ein Kinderreim 
lautet: Ringer, ringer, reiher. Sän mär unser dreier, d’ Fischerl sänd 
im Weiher, d’ Anterl sand im Obersee, hupfn alle hoch in d’ Höh. 
Siehe später: »Feuer« und »Fisch.« — 

%) Die Verfinsterungen der Sonne und des Mondes gaben zu dem Mythus 
Anlass, dass sie von 2 Wölfen verfolgt würden, welche sie zu ver- 
schlingen drohten, Simrock, deutsche Mythologie, S. 24. 


7 


Nimmt man ein »Schäffl«e Wasser und stellt es so, dass die 
Sonne, während sie verfinstert wird, sich darin abspiegeln kann, 
sieht man diess genau. Bei einer Sonnenfinsternis (Steinerkirchen) 
will der Böse die Sonne »vätilling« '); schaut man in eine »Lakn«, 
so sieht man es, wie er damit »abhaust«. ?) Damit er nicht 
»überhand nehme«, müssen alle Geistliche , alle Mönche und Non- 
nen, während der ganzen Dauer der Sonnenfinsternis , fleissig 
beten. ®) Anderswo sagt man, dass der Teufel die Sonne prügele, 
oder auch, dass Sonne und Mond miteinander raufen. Häufig 
warnt man auch, während einer solchen Finsterniss Wasser zu 
holen und davon zu trinken. Durch eine Sonnenfinsternis (Stei- 
nerkirchen) wird Weid’ und Wasser vergiftet; man soll daher kein 
Wasser, weder für Vieh, noch für Leute, ins Haus holen und 
das Vieh nicht auf die Weide treiben, oder wenn es draussen 
wäre, unter Dach führen und so lange drinnen lassen, als die 
Finsternis dauert. — 


Wenn es zugleich regnet und die Sonne scheint, so prügelt 
der Teufel sein Weib. (Sehr häufig.) 

Wenn man (Unterach) am ÖOstersonntage vor Sonnenaufgang 
in der »Frei« auf dem »Hollerberge« ®) oben ist, sieht man 
3 Sonnen aufgehen. 


4. Mond, »Ma’, Ma’scher‘, Ae’lma’«. Der letztere Name 
scheint ehedem allgemeiner gewesen zu sein; er kommt jetzt fast 
nur mehr im Munde sehr alter Leute vor. Von dem roth auf- 
gehenden Monde sagt man: Er.ist »wiar & föoräs Rad«, oder & 


') Vertilgen. 

2) Zanken, Streiten, Schelten. 

>) Pillwein bringt in seinem bekannten Werke die Notiz bei, dass im J. 
1706 bei Gelegenheit einer Sonnenfinsterniss im Innviertl noch öftent- 
liche Gebete angestellt wurden. 

4) Die Namen selbst scheinen bedeutsam. Von dem Bollerberg glaubt 
man auch, dass er einst das Dorf Unterach, das weder durch Feuer, 
noch durch Wasser zerstört werden kann, in den See «hineintauche«. 


8 


foorärö Kugl«.. — Der Hof des Mondes sowol, als auch der 
Sonne nennt man »Rad oder Ring«. Ausser den »Neusonntagen« 
spricht das Volk auch von neuen Mittwochen und Freitagen. — 


Von dem Monde erzählte man einst im Mühlviertl den 
Kindern, dass man in ihm einen Holzhacker sehe, den er, der 
»Enlman«, einst verschluckt habe. 


Im Monde ist ein »Widhacker«, der an einem neuen Sonn- 
tag »Wid gehackt« hat. Er wurde zur Strafe hiefür mit Hacke, 
Stock, »Burt Wid« und Reisig dahin entrückt; bei Vollmond kann 
man dieses alles deutlich sehen. Er muss dort ewig verbleiben 
und »Wid hacken« bis zum jüngsten Tag. Im Kloster Lambach 
soll sich einst ein uraltes Bild befunden haben , welches ein Weib 
mit umgedrehtem Kopf oder Hals, bei Mondschein am Rocken 
sitzend, darstellte. Ein Zusatz ') erklärte, es sei diess geschehen, 
weil sie Donnerstag Nachts gesponnen habe. Den scheinenden 
Mond (Steinerkirchen) soll man nicht zu lange anschauen, noch 
weniger bei seinem Lichte arbeiten; sonst wird man in 
den Mond »verzuckt«. ?) Man hüthet sich auch, aus einer Schüs- 
sel zu essen, in welche der Mond scheint; dem Unvorsichtigen 
schwillt der Bauch auf, oder er bekommt, hat den »Mondschein«, 3) 


?) Dieser Zusatz scheint so gut als die Einschiebung des neuen Sonntags 
(oben) aus einer Zeit zu stammen, wo man genöthigt war, bereits un- 
verständlich Gewordenes sich neu zu erklären. Doch weist selbst der 
neue Sonntag auf Verbindung mit dem Monde hin. — 


?2) Hiemit ist die unmittelbar vorausgegangene Erklärung gerechtfertigt und 


die Ansicht Simrock’s, d. Myth., S. 24, begründet, die Sage von dem 
Manne im Monde hänge mit der alten Heiligkeit des Mondscheines zu- 


— 


sammen. Wol darum haben auch die Messer , in deren Klingen 5 oder 
9 Mondscheine eingegraben sind, besonderen Werth. Dass neben den 
Monden eben so viele (christliche) Kreuze eingezeichnet sind, spricht 
eben für die heidnische Anschauung von der Heiligkeit des Mond- 


scheines. 


®) Diese Anschwellung, »der Mondschein» steigert und mindert sich mit 
zu - oder abnehmendem Monde. 


9 


Von Speis und Trank, welche der Mond bescheint, (Steinerkirchen) 
soll man nicht geniessen; man wird sonst »mondscheinig«e. — 


Auch in der Viechtau wusste man vor Zeiten von einem 
Mann im Monde, der Reisig mache, um damit Abends die Sterne 
anzuzünden. Eine vielleicht nur den Viechtauern eigene Vorstel- 
lung war es, dass sie von dem Monde, war er unter Tags sicht- 
bar, sagten, er komme aus dem Bade und trockene sich, und 
wenn er sich verfinstere, so schliefe er aus dem Wams und lege 
ein neues an. 

(Steinerkirchen und Umgebung.) Der Neumond heisst der 
»jungö Man«, der abnehmende aber der »altö Man«. Der junge 
und alte Man treten bei vielen Verriehtungen und Arbeiten be- 
stimmend auf. Ackern, Säen, Dreschen, werden nur im alten, 
andere, z. B. Mähen, nur im jungen Man vorgenommen. — 


5. Sterne. Das Sternbild des grossen Bären heisst der 
»Hörwagng«, die 3 abstehenden Sterne die »Deichsel« und der 
kleine Stern über dem mittelsten in der Deichsel das »Reiterl«. 


Auch die Milchstrasse hört man den »Hörweg« !) nennen. 


Sie heisst auch die »Himmels-« und in Steinerkirchen 
die »Romstrasse«,?) und man erklärt diesen Namen damit, 
dass, wer ihr nachgeht,, geraden Wegs nach Rom kommt. — Eine 
mit den Schwänken, deren Gegenstand der heil, Petrus geworden 
ist, verknüpfte Erzählung lautet, dass der Herr einst, als er mit 
Petrus auf Erden wallte, nach einer Milchsuppe verlangt habe. 
Voller Hast lief Petrus (darnach; aber, indem er sich nicht vorsah, 


!) Heerwagen und Heerweg. 

®) Nachdem (Wolfg Wenzel in der Germania, VI., 2) die uralte, aus Asien 
stammende Vorstelluug, dass die Seelen aus dem Himmel auf dem Wege 
der Milchstrasse zur Erde herabkommen , auch für die d. Myth. nachge- 
wiesen ist, drängt sich unwillkürlich die Frage auf, ob mit der Benen- 
nung «Romstrasse» nicht auch die Redensart inn Zusammenhang sei, dass 


die Wöchnerinnen nach Rom reisen ? 


‚40 


geschah es, dass er auf dem Rückweg stolperte und von der 
Milch ausgoss. So entstand die Milchstrasse. !) 


Zu den Gestirnen, welche bei uns volksthümliche Namen 
haben, gehören auch 3 Sterne im Orion, der »Petersstab« oder 
»Petersstaffel«e ?) genannt. — 


In steruhellen Nächten soll man nicht zu Jange zum Himmel 
aufschauen; denn würde man zufällig seines eigenen Sternes ansich- 
ig, man stürzte todt zu Boden nieder. (Kremsmünster ). — 

Wenn du Nachts gehest, verlautete es einst in Altmünster, 
und das Firmament anschauest, sollst du ja nicht die Sterne zäh- 
len; denn jeder Mensch hat seinen Stern, und wenn du zufällig 
den Deinen mitzählst, so bist du todt. — (Steinerkirchen). Wer 


seinen Stern zählt, auf den fällt er nieder und verbrennt ihn. — 


Mit dem astrologischen Glauben, der nieht nur in Palästen, 
sondern auch in Hütten Eingang gefunden hatte, hbiengen die 
»Planetenbüchlein« zusammer, welche eines hohen Ansehens 
unter dem Volke genossen, und auf die noch manche verbreitete 
Meinung, z. B. dass die im Zeiehen des Widders gebornen Kinder 
nicht reich werden, zurückzuführen ist. Sie geben die Art und 
das Wesen der Planeten an, ob sie hitziger oder kälter, trocke- 
ner oder feuchter Natur seien, welchen Göttern der Alten sie 
heilig waren, welche Thiere, Pflanzen und Steine, Organe und 
Glieder des menschlichen Körpers, Farben und Zahlen, Anlagen 
und Triebe ihnen glerehsam zugehören, und daraus wird Charakter 
und Geschick dessen prophezeit, der unter diesem oder jenem 
Planeten geboren ist. Von den Planeten gehen diese Büchlein 
über zu den Monaten und offenbaren, mit Hinsicht auf die Zeichen 
des Thierkreises u. dgl., was für Speisen und Getränke naclı 


9) Here, die Gemahlin des Zeus, zornig über den ihrer Brust untergelegten 
Hermes oder Herakles, bildete durch ihre am Himmel verspritzte Milch 
einen weiss glänzenden Kreis. 

2) In Skandinavien, einst Spindel der Frigga; mithin Uebertragung der heid- 
nischen Spindel auf den heil. Apostel. Grimm d. Mylh. II., 690. 

Bien 


11 


Monat und Tag die gesündesten seien, welche Arbeiten und Er- 
götzungen nach Monat und Tag dem Menschen am meisten ent- 
sprächen. Den Schluss machen gewöhnlich einige »Praxika«, 
Mittel, zu erfahren, wer von zwei Eheleuten zuerst stirbt, wie viele 
Kinder ein Ehepaar bekommt und dgl. Selten fehlt die Mahnung, 
auf die wahren Sprüche, welche darin enthalten seien, wol zu 
achten und sich in seinem Thun und Lassen genau darnach zu 
richten. 


6. Komet, »Kumöt, Kumötste'n«. Sie wurden und werden 
noch als Vorboten drohender Landplagen angesehen. Den Schweif 
nennt das Volk einen »brennenden Besen oder Schaub«, eine »Ruetn«, 
ein »feuriges Schwert«; es sieht in ihm eine »Zuchtruthe«, welehe 
Gott den Menschen vorläufig zeigt, um sie zur Bekehrung aufzufor- 
dern. Besonders deutet ein Komet Krieg an, der ohnediess, wenn 
er länger währt, die übrigen Landplagen, »grosses Sterben«, Miss- 
wachs, Theuerung und Hunger mit sich führt. Mitunter werden 
diese Plagen nicht nebenbei, sondern ausdrücklich und auch un- 
abhängig vom Kriege, aus der Erscheinung des Kometen vorge- 
deutet. Auch ist die Richtung des Schweifes bedeutsam. Von 
ein Paar Kometen, welche in den Kriegsjahren am Ende des vo- 
rigen und zu Anfang dieses Jahrhunderts erschienen, erzählten 
alte Bauern, dass der erste sein Schwert übers Reich und über 
Oesterreich gerichtet habe und es daher im Krieg immer schlechter 
gegangen sei, der letzte aber (wol der vom Jahre 1811) habe 
seine »Rueln« übers Frankreich hingehalten; von da an seien 
»die Unsern allweil vorgeruckte«. 

Die Jahre 1858 und 1859 führten diesem Glauben neue 
Bestätigung zu. Nicht selten trifft man den Vergleich mit einem | 
»Wiesbaume«. Der Stern, dem die heiligen 3 Könige »nachzo- 
gen«, ist nach alten Weihnachtsliedern ein Komet gewesen, Ein 
Hirt sagt davon: 

Wierä Wisbäm is ä gwösn, 

Abä zodät umädum , 

Han oft vo” Komötn glösn, 

Dös wär halt & woldäs Drum. — 


12 


7. Nordlicht, »4 Liechtn oder 4 Retns am Himmel. In 
ihr sieht das Volk ebenfalls ein »Himmelzoachä«, das ıhm einen 
sehr blutigen Krieg, ein entsetzliches Blutbad verkündigt, das Gott 
in naher Zukunft unter den sündigen Menschen anrichten werde. 
Die Röthe ist das ın Strömen fliessende Blut, die einzeln oder 
mehrfach aufschiessenden Strahlen oder Strahlenbündel sind das 
göttliche Racheschwert. Dabei sind Bewegung und Fortschritt be- 
deutsam. Das in der Charwoche des Jahres 1859 beobachtete 
Nordlicht schritt in seinem Ausgange von Nordwest gegen Nord- 
ost vor, und bald darauf brach von Westen her der Krieg mit 
Frankreich aus. Eine verwiltwete Söldnerin, Mutter melırerer mi- 
litärfäbiger Söhne, kam damals weinend zur Nachbarin und klagte : 
»Das wird halt me’ ä Bluatbad a’zoagn; väleicht is insä Bluat ä 
da scha” däbä« ! 

8. Sternschnuppen, »Ste'nreispän«. Sie sind die nochı 
glühenden »Reispn« ') von den Sternlichtern. In der Viechtau 
galten sie als die abgebrannten Dochte, welche der Mond auf 
dem Wege durchs Firmament zur Erde herabwirft. — Was man 
sich, während man eine Sternschnuppe fallen sieht, wünscht, 
das geht ın Erfüllung. In Steinerkirchen heisst es: kann man 
während des Falles einer Sternschnuppe 3mal sagen: ich wünsche 
mir den Himmel, so kommt man gewiss hinein. Demjenigen, 
welcher auf der »Los steht«, verkündet eine Sternschnuppe den 
Tod eines gekrönten Hauptes. — 


9, Regenbogen. Wo seine beiden Enden auf der Erde auf- 
stehen, dort findet man einen Schatz. Oder: wo ein Regenbogen 
»niedergeht«, (Buchkirchen), liegt ein »Heort«.?) — 


!) Unter «Reispn» versteht das Volk eine dünne, in verschiedenen Win- 
dungen sich zusammendrehende Kohle, welche beim Brennen von Kinn- 
spänen sich bildet. Auch sie ist nach ihrer Form mehrfach vorbedeut- 
sam, in Bezug auf Leben und Tod, Heirat, Besuch u. dgl. 


?2) Hort. Das lange »o« lautet diphthongisch und zwar wie &o, der Um- 


laut von ö = &o ist »&«. — 


13 


Sagt jemand, dort seh’ ich einen Regenbogen , so ärgert 
sich über das der Teufel und sucht in nachzumachen; es gelingt 
ihm jedoch nie völlig, daher erscheint oft ein zweiter (Neben- 
Regenbogen), der aber stets blasser und wässeriger aussieht. — 
Spricht man aber, da ist ein Himmelsring, so ist des Teufels 
Kunst aus, und es kommt kein zweiter Regenbogen zu Stande 
Der Regenbogen heisst daher überhaupt recht oft »Himm els- 


ringe. ') 

(Buelikirehen, Hausruckviertl.) Der Regenbogen ist die Strasse, 
auf welcher die in der Schlacht gefallenen Soldaten in den Him- 
mel einziehen. ?) 


Redensarten und Räthsel. 1 —- 8 betreffend. Oan 
s' blauö van Himel ghoassn; abä äfhi'steigng kan ä sih sölbä. 
Der Himmel »is volä Geigng,« d.h. es herrscht die höchste Freude, 
Lustigkeit. — Bän eäm is gleih ön Himel dä Bo’'m aus, d. h. 
ihn bringt alles, jede Kleinigkeit gleich aus aller Fassung. 9) — Bei 
Sonne und Mond speisen oder »sich d’ Sun ön Magng schein 
lassn«, heisst fasten müssen, hungern. — Es »scheit mä Sun & 


!) Schon in dem Namen bricht die Vorstellung eines im Gewitter geschmie- 
deten Kleinodes durch. — 

2) Von den Soldaten, welche in der Schlacht fallen, sagt das Volk auch, 
dass sie »vom Mund auf«e in den Himmel kommen. Odhin nimmt alle 
vom Beginne der Welt auf der Walstätte gefallenen Helden zu Kindern 
an; sie gehen in Valhöll ein, in den Aufenthalt und die Wonne der 
Götter. Der Regenbogen nimmt aber die Edda für eine himmlische 
Brücke, »Bifröst,« die bebende Strecke und lässt über sie die Götter 
wandeln. Grimm, d. Myth. II., S. 69& und 778. 


| 


Die erste der zuletzt angeführten zwei Redensarten gebraucht in einem 
oberösterreichischen Weihnachtslied ein Hirt von dem Sang und Klang 
der himmlischen Scharen bei der Geburt des Herrn. In einem andern 
Lied erklärt sich einer der Hirten damit, dass »am Himmel gen gwis 
dä Bo’m durih gfaln« ist, Das Herumfliegen der Engel in den Lüften 


28. W. 


14 


nu’ & mal. — Koan Ste'n nöd ham. — An Sten treibn, ') — 
Es geht was durchs Heu und rauscht nicht. Die Sonne, — Es 
geht was durch den Bach und wird nicht nass. Die Sonne, — 
Was ist das? S’ ist schon, seit die Welt steht, und ist doch 
noch kein Jar alt. Der Mond, weil er immer neu wird. — Heoh 
erhabv, noö gebarn, und wird koa” Jar nöd alt. Der Mond. — 
Heoch erhabn, krump gebarn, wunderlich erschaffa. Der Regen- 
bogen. — 


B. Die 4 Elemente. 


Die Seelen der Verstorbenen, hiess es vor alten Zeiten in 
der Viechlau, kehren in Feuer, Wasser, Luft und Erde zurück ; 
ist nun die Zahl der in die Elemente zurückgekehrten bösen Seelen 
grösser als die der guten, so entstehen wildes Feuer (Blitz), Ueber- 
schwemmungen, Stürme, Misswachs und Krankheiten. ?) 


a) Feuer. 


1. Füttern des Feuers. ?) Wenn die Hausmutter kochte, 
gab sie auch dem Feuer seine Speise; oft sagte sie dabei: »Feu- 
erl, Feuerl, da hast ä& dein Sach, An anders mal 4 widä dein 
Sach recht mach.«e Beim Krapfenbacken ?) (Kremsmünster ) warf 
die Bäuerin einen kleinen, eigens hiezu geformten Krapfen, ge- 
wöhnlich den ersten oder letzten, ins Feuer, damit es nicht »aufs 


1) Vielleicht von den »Sternsingern« herrührend. — 
2) Gewöhnlich wurde die Seele nur als Lufthauch oder Blitzfunke gedacht. 


3) Das erste Feuer auf Erden ist Blitzfeuer. Der Donner- und Blitzgott 
auch Feuer- und Heerdgott. Auch das erste Schadenfeuer ist Blitzfeuer. 
Diese auf uraltem Glauben ruhenden Anschauungen sind als massgebende 
festzuhalten. — 


4) Ein aus Germteig in Schmalz gebackener, flachrunder Kuchen, mit einer 


braunen Rinde, die in der Mitte des Randes mit einem blässeren Reif- 


chen oder Ringe geziert sein soll. 


15 


Dach laufe«e und Haus und Hof verzehre. Es geschah oft mit 
dem Spruche: »Feuerl, Feuerl, da hast dein Lon, än andersmal 
bach 4 widä schon’. ') Ein alter Mann (Kremsmünster, auch Ke- 
“ maten) erzählte vor Jahren, er habe einst Nachts 2 Heerdfeuer mit 
einander reden gehört, und das eine habe bitter geklagt, dass 
die Hausfrau gar so »klueg« sei und ihm gar nichts mehr ver- 
günne; wenn sie es aber noch eine Zeit so fortmache, werde es 
»wild werden und aufs Dach laufene. Auch Mehl und Gries warf 
man ins Feuer, damit es nicht »ausfahre«, So oft aus Schmalz 
gebacken wird, wirft man das erste ferlige Stück ins Feuer, aber 
wie man sagt, zu dem Ende, dass die armen Seelen ?) im Fege- 
feuer etwas zu zehren hätten. Die Bäuerin, welche Krapfen bäckt, 
(Wartberg, Traunviertl) wirft den ersten ins Feuer, in der guten 
Meinung, Gott ein Opfer für die armen Seelen darzubringen, 


Hie und da ward das Feuer dreimal im Jahre insbesondere 
»gefüttert«, zu Weihnachten, Ostern und Pfingsten. Wenn nem- 
lich die »Störie gebacken wurde (Klaus), so buk man, zugleich 
mit ihr, auch einen kleinen Laib, den man in 3 Theile brach ; 
mit einem fütterte man das Feuer am heil, Abend, mit den übri- 
gen an den Abenden vor dem ÖOster- und Pfingstsonntage,, indem 
man dabei j@desmal das Wort Amen ausprach. Dieses Brot hiess 
dann auch das »Feuerbrot«, Am Schluss sei noch bemerkt, 
dass selbst Hausmütter, welche das Feuer sonst nicht zu füttern 
pflegten, es dennoch niemals unterliessen, wenn sie die Störi oder 
die Faschingkrapfen 3) buken. 


1) Schön. 


2) Die armen Seelen traten hier wol zunächst oder unmittelbar nur an die 
Stelle elbischer Wesen, Hausgeister, welche dem Menschen hold waren, 
allerlei Dienste thaten und dafür mit Ueberresten von Speise und Trank 
bedacht wurden. — Rührend ist übrigens im Gegensatze zu dem Ver- 
halten so vieler Gebildeten die Pietät des Volkes gegen die Abgestorbenen. 


®) Beide erweisen sich auch hiedurch als alte » Festgebäcke«e. Das 
Backen auf dem Heerd oder im Backofen, besonders das »Krapfenbacken, « 


16 N 


2. Das Feuer »singt.« Heerd und arme Seelen. 
Wenn das Feuer »singt«, !) entsteht bald ein Brand; eine andere 
Deutung lässt es mit einem Verdruss abgehen. Man wirft zur 
Abwendung Salz hinein. Andere erklären dieses Singen als Weh- 
klage der armen Seelen und meinen, das Salz erleichtere ihre 
Qual, (Mühlviertl) Eine Magd hatte Nachts etwas im Hofe zu 
thun und musste auf dem Wege dahin durch die Küche. Da lag 
auf dem Heerd ein Haufen glühender Kohlen und darauf sass 
eine arme Seele. Hätte die Magd Brosamen in die Gluth ge- 
worfen, wäre die arme Seele erlöst gewesen (Steinerkirchen). — 
Wenn der »Dreifuss«, ?) nachdem schon abgekocht ist, über dem 
Feuer stehen bleibt, müssen die armen Seelen darauf sitzen und 


wurde als ein Abbild des himmlischen Backens angesehen. Der Gewilter- 
heerd buk Segen und Fruchtbarkeit. 


Um unter einem gleich vom Mahlen zu reden, der Wolkenhimmel 
ward als Mühle, die Erzeugung des Wetters, besonders des Gewitters, 
als Mahlen vorgestellt. So kamen Mahlen und Backen auch in Bezie- 
hung zu Leben und Erzeugung des Menschen. Das Volk spricht noch 
scherzend von einer Pelzmühle, wo man die alten Weiher jung mahlt. 
Kinderreim: »Müllner, Müllner, Säckärl, Is der Müllner nit z’ Haus, 
s’ Riegerl vor, s’ Schloss vor, Werfmä Säckärl unters Thor.« Dabei 
legen die 2, die gesprochen und das Kind an Kopf und Füssen hin - 
und hergeschwenkt haben, es nieder. Zu solehen und ähnlichen Auffas- 
sungen, welehe manches erklären, regen besonders die Werke »die 
Götterwelt der deutschen und nordischen Völker von Mannhardt und der 
Ursprung der Mythologie von Schwartz« an. 

!) So heisst ein eigenthümliches Tönen aus der wehenden Flamme. Schon 
die Griechen sagten beim Knistern der Flamme, Hefaistos oder Hestia 
lache. Die Kobolde, die himmlischen Feuergeister der deutschen Mythe, 
lachen ebenfalls. Hier weinen sie, weil sie in der Vorstellung sich zu 
armen Seelen wandelten. — 


?) Der Dreifuss ist ein alt heiliges Geräthe, welches ebenfalls mit Gewitter 
und Blitz in Verbindung steht. Ueberdiess tritt der Blitz selbst, nach 
uralter Auffassung, sehr oft mit der Zahl 3 in Verbindung. — 


17 


Qual leiden. (Häufig) — Einst nannte man an der armen Seelen 
statt auch »unsere liebe Frau«. !) 


3..Heil. Florian Feuerspatron. Als »sonderbarer« ?) 
Patron vor Feuersgefahr wird allgemein ein Landesheiliger , der 
heil. Florian, verehrt. Man findet ihn häufig abgebildet, wie er 
aus einem vollen »Schäffl« Wasser auf ein brennendes Haus giesst, 
in der andern Hand hält er eine Ritterlanze, von deren Spitze 
ein rothes Fähnlein in die Lüfte weht; mitunter zeigt dieses auch 
ein weisses Kreuz oder einen weissen Streifen im rothen Felde, 
so dass es an die österreichischen Landesfarben gemahnt. — 

Damit hängt es wol auch zusammen, dass man wünscht , 
am Florianitag ?) möge es wenigstens etwas regnen, damit es 
das Jahr durch wenig »Brunsten« gebe. — Es ward auch an diesem 


') Diess weist noch stärker auf die alte Heiligkeit des Heerdes zurück. 

Wenn jemand aus einem Nachbarhause Feuer holt, so wird ihm, wenn 

er fort ist, zuweilen Wasser nachgeschüttet, weil es nicht gut ist, vom 

Heerd Feuer wegzugeben. — Siehe auch Wasser, 1. — 

Besonderer , besonders mächtiger. 

®) Er fällt auf den 4. Mai. An Frühling und Blühen gemahnt schon der 
Name des Heiligen. Diess und das obenbeschriebene Fähnlein an der 
Lanze, so wie dass er in die Fluthen der Ens gestürzt wurde und meh- 
rere Züge aus seiner Legende (siehe später »Ochs«), alles zusammen 
bewirkte, dass er zum Feuerpatron, zunächst wol zum Patron gegen 
das Blitzfeuer, wurde. Das Feuer nennt man noch das rothe Fähnl, 
noch sagt man, es giesst, als wenn man’s aus »Schäffeln« schüttete. 


» 
— 


In einern zwar komischen aber echt volksmässigen Liede heisst Er der 
»feurige Mann«, der »Häuser anzünden und verschonen kann«, Seine 
Abbildungen, natursymbolisch gedeutet, bezeichnen also den dem Blitze 
nachrauschenden Gewitterregen, Damit ist die Existenz und Geschichte 
des heil. Märtyrers nicht im mindesten angetastet, eben so wenig das 
fromme Vertrauen auf die Fürbitte der Heiligen. Nicht einer Vergötte- 
rung der Heiligen, nur der Anlehnung der alten Götter an die ältesten 
Heiligen, besonders Landesheilige, gibt dieses und anderes Zeugniss. 
Treffend spricht hierüber J. W. Wolf (Joannes Laieus) in der Vorrede 
zu den Beiträgen zur d. Mythol. S. XI. & — 
Mus, Jahr, Ber. XXIL 2 


18 


Tage (Steinhaus) einst im ganzen Hause kein Feuer gemacht, 
oder man »feuerte« doch erst um 9 Uhr »an«, damit daselbst das 
Jahr über »kein Feuer auskomme«. In einigen, andere sagen, 
in 3 Bauernhöfen in der Umgebung von St. Florian wird an dem 
Feste des Heiligen kein Feuer gemacht, ja nicht einmal ein Licht 
angezündet, bis jemand aus den 3 Häusern dem Heiligen in St, 
Florian das »Opfer gebracht hat.« — 

4. Anzeichen eines Brandes. Wenn die Kirchenuhr 
unmittelbar nacheinander länger fortschlägt, gilt es im Mühlviertl 
als ein Anzeichen, und man besorgt eine Feuersbrunst. — 


Schon zweimal glaubten die Bewohner einer Ortschaft (Inn- 
viert), das Nachbardorf stehe in »helliehten« Flammen und liefen 
fort, um löschen zu helfen; bald darauf aber brannte wirklich 
daselbst ein Haus ab, und das ganze Dorf stand ın der äussersten 
Gefahr. Dem ersten Hause folgte in kurzer Frist ein zweites. — 


Im Traunviertl besorgt man einen Brand, wenn sich in dem 
Hause »Zwiebrände«, d. h. Späne, welche an beiden Enden an- 
gebrannt sind, befinden. — ') 


Wenn die Hennen kräben, so krähen sie um Feuer. (Buch- 
kirehen.) — 


5. Unglück mit Feuer. 


Wer kein Sonnenwendefeuer brennt, der hat Unstern mit 
dem Feuer. Auch der hat damit Unglück, welcher am Himmel- 
fahrts-, Pfingstsonn - und Frohnleichnamstage bleicht, — 


Wenn man einen Krebs in das Haus bringt, so brennt 
dieses ab. — Wenn eine Ente (Altmünster) auf den Eiern sitzt 
und es fällt nur ein Junges aus, soll man dieses beileibe nicht 
am Leben lassen. Denn geht eine solche Ente 9mal ums Haus, 
brennt dieses ab. 


1) Das erste deute ich als ein Vorbild des himmlischen Donners, das an- 
dere als das des lodernden Blitzes. Auch der Zwiebrand ist mir ein 
irdisches Abbild des himmlischen, des Blitzes. — 


19 


Dasselbe geschieht auch, wenn Thiere, welche mehrere 
Jungen auf einmal gebären, z. B. Katzen und Schweine, nur eines 
werfen. Ein solches muss man alsogleich ersäufen; denn bliebe 
es am Leben, so müsste das Haus abbrennen, sobald es 9mal 
um dasselbe gelaufen. — !) 

Verbrennt bei einer Feuersbrunst ein Hund, ?) so brennt 
das Haus in sieben Jahren zum zweiten Male ab, — (Steinerkirchen.) 
Wenn bei einer Brunst Hund oder Katze verbrennen, darf und 
soll das Haus und zwar, ohne dass die »Herrschaft« etwas »drein- 
zureden« hat, auf einem andern Platze neu aufgeführt werden. ®) 

Unglück mit dem Feuer kann auch der haben, über dessen 
Haus ein »feuriger Drache« fliegt; solches hat gewis einmal, 
früber oder später der, dessen Haus einen »Feuerbaum« hat. 
Der feurige Drache ist wie ein Vogel gestaltet, aber der Leib ist 
eitel Feuer; der Schweif ist so lange, als ein Wiesbaum, und 
ebenfalls von Feuer ; das Thier speit auch Feuer aus, und wenn diess 
»Gespei« auf Häuser fällt, so brennen sie ab. Man pflegt daher, 
sieht man einen fliegen, zu beten und das heil. Kreuz zu machen, 
Ein soleher Drache aber lässt sich nur ganz kurze Zeit sehen; 
sein Flug ist -auch oft von Saus und Braus begleitet, (Traun - 
und Hausruckviertel.) — 


1) Ente, Katze und Schwein stehen (siehe später »Thiere«) mit Gewitter 
und Blitz in Verbindung. Der Krebs, der gesotten roth wird, ist der 
vorher dunkle, aber im Blitzfeuer geröthete Himmel. Aus dem »ein« 
erklärte man sich später das, wofür man keinen Grund mehr einsah. 
Was die Zahl 9 betrifft, siehe » Gewitter. 1.« 

?2) Nebenbei sei aufmerksam gemacht, wie derlei Meinungen hin und wieder 
ohne darin etwa ihren Ausgangspunkt zu haben, Mitleid, auch gegen 
das Thier, beförderten. Der arme Kettenhund, obwol an ihm kein be- 
sonderer Werth liegt, soll auch gerettet werden; Schaden hat, wer seiner 
vergisst, 

3) Wie der Donnerkeil (siehe später) nach 7 Jahren an eben derselben 
"Stelle wieder zum Vorschein kommt, eben so Hunde und Katzen, welche 
Bilder von Sturm und Blitz sind; aber als Feuer, ursprünglich Blitzfeuer, 
selbst, — 


2% 


20 


Gegen Sonnenuntergang (Innviertl) fliegt oft ein Drache über 
die Dörfer, mit einem Hundskopfe, breiten Flügeln und einem 
feurigen Schweife. Streift er damit an einem Dachfirst an, so 
fallen Funken ab, und das Haus fängt an zu brennen. !) 


Feuerbaum. ?) (Häufig). Wenn der Blitz in einen Baum 
schlägt, verscherikt man das ganze Holz. Verwendet der Eigen- 
thümer auch nur etwas davon für sein Haus, um z. B. Dach oder 
Thür damit auszuflieken, schlägt der Blitz in eben dieses Stück 
ein, und das Haus brennt ab. In einem fremden Hause aber 
bringt es, wie immer verwendet, keinen Schaden, — 

Als einst (Kremsmünster) ein Bauernhof abbrannte, und der 
Besitzer der Ursache des Brandes durchaus nicht auf die Spur 
zu kommen vermochte, auch Brandlegung war nicht anzunehmen, 
gelangte er endlich zu dem Ergebniss, dem »Feuerbaum seine 
Zeit sei aus gewesen.« In Windischgarsten heisst es in 
gleichem Sinne: »das Holz hat ausgedient.« — 

Ein Feuerbaum (Steinerkirchen) wird nach 32 3) Jaren von 
selbst brennend ; 2 dürfen die Zimmerleute bei einem Hausbau 


') Der feurige Drache ist ursprünglich der Gewitterdrache, ein Naturbild 
des Gewitters. Er, dessen Nahrung nur Erz war, das in seiner Gluth 
zu reinem Golde schmolz, der Getreidesegen und Fruchtbarkeit brachte, 
ist uns hier nur mehr als feuergefährlich bewahrt. Doch weisen auf 
seine ursprüngliche Art der feurige Schweif hin, die breiten Flügel und 
der Hundskopf. Der Sturm, Hund, ist mit dem Gewitter verbunden, er 
geht ihm unmittelbar voran. Das Gespei war Gold; feurig heisst es 
noch. Wie der Gewitterdrache am Himmal Gold spie, speit die Kröte 
(siehe später) der Hexe im Schmalzkübel Schmalz. — 

?) Der Feuerbaum scheint mir ein Abbild des himmlischen Wetterbaums , 
der baumähnlichen Gewitterwolke, welche den Blitz, das Feuer, in sich 
birgt. Siehe später (Pflanzen) die verschiedenen Donnerkräuter oder 
Sträuche & — 5 

®) Darf man an die Zahl 530, mit der sich hin und wieder noch die zwei 
verbindet, denken, und zwar als an die Zahl, welche den Ablauf der 
Verjährung bestimmte ? Unfug und. Unmasse, hiess es im Mittelalter, 
dauern keine, also höchstens 50 Jare. — 


21 


zur Seite schieben, den dritten aber müssen sie einlegen. Erst, 
wenn er einige Zeit liegt, darf man daran denken, ihn wieder 
auszunehmen, — 


Zimmerleute (Kremsmünster) erkennen einen Feuerbaum 
daran, dass beim Behauen Funken »herausspritzen ;« sie können 
solche Stämme ausscheiden, aber nicht mehr als drei. *) Ist unter 
dem Bauholz ein vierter, schlägt auch die Axt keine Funken mehr 
heraus, und es ist dem Haus einmal beschaffen, einen Feuerbaum 
zu haben. Nicht jedes Haus hat einen Feuerbaum ; das aber einen 
solehen hat, muss einmal, zu seiner Zeit, abbrennen. — 

Für einen Feuerbaum hält man in der Grünau einen 
Baum, den der Blitz getroffen hat, ohne ihn bedeutend zu beschä- 
digen, abzubrechen oder gar zu zersplittern. Um Kremsmünster 
meint man, dass manche Bäume überhaupt Feuer in sich bergen, 
das nach einer bestimmten Anzahl von Jahren, welche aber niemand 
weiss, ausbricht. — 

Mit dem über den Feuerbaum Gesagten hängt wol auch der 
Glaube zusammen (Uttendorf), dass, wenn auf einer Brandstatt 
wieder gebaut wird und der erste hölzerne Nagel ?) beim Ein- 
schlagen Feuer gibt, das Haus oder Gebäude in kurzer Zeit von 
neuem abbrenne. 

6. Abwendung und Abwehr. 

Wenn ein hölzernes Haus gebaut wird, schlägt man, um 
von ihm Feuersgefahr abzuwenden, in den ersten Bal- 
ken 3 eiserne Nägel und macht dabei das Zeichen des heiligen 
Kreuzes. 

Um einen Brand zu löschen oder Gebäude, welche in 
nächster Gefahr stehen , von dem Feuer mit ergriffen zu werden, 
hievor zu schützen, kennt der Volksglaube verschiedene Mittel. 


1) Siehe oben Anmerkung zu Dreifuss. — 

2) Kuhn hat nachgewiesen, dass die Bereitung des sogenannten Nothfeuers 
in der Nabe eines Rades nur die Nachbildung eines himmlischen Pro- 
zesses ist, den man in der Entzündung des Feuers beim Gewitter wahr- 


zunehmen glaubte. — 


22 


Als einst irgendwo im Mühlviertel ein starker Brand ausbrach und 
alle Menschenwehr und Menschenarbeit sich zu schwach erwies, 
da sprach ein Bauer auf allgemeines Verlangen und sogar mit 
Einwilligung des Pfarrers den »Feuersegen«. !) Das Mittel 
hatte auf der Stelle Erfolg. Man sah es, wie das Feuer dem 
Segner ordentlich nachfuhr, bis er es auf eine Stelle leitete, wo 
es aus Mangel an Nahrung nicht mehr um sich greifen konnte, 
sondern leicht gelöscht wurde. Die Anwendung des Feuersegens 
heisst auch das »Ansprechen des Feuers.« 


»Zigeuner und Wurzngrabä« ?) besassen nach einer 
einst allgemein verbreiteten Meinung Macht über das Feuer. In 
Regau brannte einst die Kirche ab, und der brennende Thurm 
stürzte in den Hofraum des nahe gelegenen Bauernhauses, ohne 
dass diesem nur die geringste Gefahr entstand. In dem »Stadl« 
nemlich hatten die Zigeuner, wenn sie in die Gegend kamen, ihr 
Quartier gehabt, und aus Dankbarkeit das ganze Haus feuerfest 
gemacht. Ein Kaufmannshaus in Windischgarsten (handschriftliche 
Mittheilung) ist bei dem Brande im Jahre 1728 nicht abgebrannt, 
weil »sie hier ehevor die Zigeuner behalten haben, und ist ihnen 
zur Belohnung versprochen worden, dass ihr Haus niemals ab- 
brennen werde.« 


Die Zigeuner können (Mühlviert!) mit dem Feuer besonders 
»gut umspringen.« Einem Bauern, bei dem sie gern über Nacht 
blieben, versprachen sie, dass sein Haus nie abbrennen werde. 
Sie machten, ohne je Schaden anzurichten, auf der Tenne Feuer 


!) In der Beilage folgen 5 Segen dieser Art. Den ersten trifft man noch 
hin und wieder in den Häusern des Landvolkes ; der andere ist einem 
Romanenbüchlein entnommen; der letzte fand sich handschriftlich im 
Kremsmünster- Archiv aufbewahrt. Es fällt auf den ersten Bliek auf, in 
welch’ hohem Grade, besonders der erste und der dritte, so zu sagen, 
ehristlieh vermummt und verbrämt sind. 

?) Sie graben in Bergen und Wäldern heilkräftige Wurzeln, Kräuter u. dgl. 
und gelten darum für wissend. »Rödn wierä Wurznman« heisst so 
viel, als ungewöhnlich, besonders beredt sein, - 


23 


an, sotten und brieten in hölzernen Gefässen, ohne dass diese das 
Feuer ergriff. Einmal verbrannten sie gar einen Halm Stroh mitten 
aus dem Schaub und zwar- von einem Ende bis zum andern, ohne 
dass der Schaub zu brennen oder auch nur zu „glosn“ anfıng. — 

Als es einst in Mondsee brannte, blieben die Hütten der 
Wurzenmänner, welche von Holz waren, unversehrt, obwohl 
mehrere gemauerte Häuser nicht konnten vor dem Feuer gerettet 
werden. Das Wunderbarste war es, dass sie auch gar nichts an- 
deres thaten, als sich mit kleinen »Sechterln« aufs Dach setzten 
und daselbst ruhig sitzen blieben. — ') 


Auch Wilderer verstehen nicht selten neben anderen auch 
diese Kunst. In der Grünau lebte vor «mehr als 100 Jahren ein 
Mann, der mehr konnte, als »Birnen braten.« Unter andern besass 
er völlige Macht über das Feuer. Als er einst nieht zu Hause war, 
er war ein Wildschütz, versuchte man es, seine Hütte, welehe tief 
in den Bergen lag und nur aus Tannenreisig roh zusammenge- 
flochten war, in Brand zu stecken. Doch umsonst! Nur das Holz, 
welches man rund um sie hergelegt hatte, verbrannte. Ein an- 
deresmal war auf dem »Salm« ein Waldbrand ausgebrochen ; alle 
Abwehr war vergeblich, es brannte bereits durch 4 Wochen, und 
das Feuer schien noch grössere Ausdehnung nehmen zu wollen. 
In dieser Rath- und Hilflosigkeit wandte man sich an den » wilden 
Jodl.« ?) Er versprach auch Hilfe zu schaffen, wenn man von jedem 
weiteren Rettungsversuch abstünde und ihn ganz allein, auf dem 
Berg oben, seine Kunst anbrauchen liesse. In der Noth gieng man 
hierauf ein. In kurzer Zeit war das Feuer bemeistert, andere sagen 
sogar, es brannte keinen Finger breit weiter. — 


Das Umsichgreifen einer Feuersbrunst verhindert man auch, 
wenn man ene Scheibe aus was immer für einem Materiale 


') Erinnert nicht wenig an die bereits erwähnte bildliche Auffassung des 
dem Gewilterfeuer nachrauschenden Regens. Die Wurzenmänner sind die 
letzte Wandlung Thörs. Die Vermittlung bildete die Kenntniss der 
» Wurzen«. 

2) Georg. Selbst der Name ist nicht unbedeutsam. — 


24 


in die Flamme wirft, worauf die folgenden Charaktere und zwar 
genau in derselben Folge verzeichnet sind: ?) 

SATOR 

AuB" EnBsO 

TENET 

OPERA 

ROTAS. 

Statt einer Scheibe kann auch ein Teller genommen 
werden. — 

Ein Haus, welches in Gefahr ist, von einer Brunst ergriffen 
zu werden, bewahrt man auch, indem man (im Hause selbst) einen 
Laib Brot ?) verkehrt auf den Tisch legt, oder ein Päckchen Pa- 
pier, worin man am Gründonnerstag einen Stein gewickelt 
hat, ins Feuer wirft; dabei müssen die Worte gesprochen werden : 
«Es ist vollbracht«, oder doch auf dem Papier geschrieben stehen, 

Auch ein Ei, welches am Gründonnerstag gelegt 
und am Östersonntag ist geweiht worden, löscht, in ein Schaden- 
feuer geworfen, dieses aus. °) 

Besonders de »Romanus- oder Romanenbüch- 
lein« 4) geben Mittel an, Feuersnoth zu »wenden.« 

7, Redensarten. Ein gebranntes Kind fürchtet das 
Feuer. — Einen, wie's Feuer fürchten. — Oan 'an »reots F’anl 
'afstökn.«e — Einem den »reotn Ha’ afs Dah sözn.« — 


1) Es bilden sich aus ihnen, man mag sie von links nach rechts oder von 
rechts nach links, von oben nach unten oder umgekehrt, von unten 
nach oben und rechts nach links zugleich lesen, immer dieselben Wörter. 

2) Abraham a St. Clar. lässt einen dummen Buben unter anderm auch 
beichten, dass er den Laib Brot oft auf die verkehrte Seite gelegt habe. — 
Ein Weib that einst die Aeusserung; »Liebä lass ich s’ Kind steribn, 
als 'n Brotlaib äf dä väkertn Seit lign«. 

?) Siehe später: Gewitter, 8. — 

#) Diese Büchlein enthalten die verschiedensten, meistens abergläubische 
Mittel, durch deren Gebrauch »Menschen und Vieh vor Unglück und 
Krankheit, Feuer- und Wassergefahr, Diebstahl, Verwundung durch 
Waffen aller Art, so wie vor aller Zauberei in und ausser dem Hause« 


25 


8. Karsamstag. An dem geweihten Feuer zündet man 
(Magdalenaberg) Holzschwämme an und sucht sie, wo möglich, noch 
brennend oder glimmend heimzubringen. Häufiger nimmt man hiezu 
ein Bündel Scheitlein, meist von Haselholz, und trägt das » Weich- 
holz«, nachdem man es angebrannt hat, zu verschiedenem Gebrauche 
ins Haus heim; auch die vom Weihfeuer übrig gebliebenen Kohlen 
trägt man zur Benutzung nach Hause. — 


9. Österfeuer. In der Östernacht werden (Kirchham, 
Traunviert!) um 4, 2, 3 Uhr früh auf freiem Felde Feuer ange- 
zündet, und die Bäuerin gibt rohes Fleisch mit, welches an diesem 
Feuer gesotten und alsogleich verzehrt wird. Fällt Thau auf die 
Erde, so wie auf das frischgesottene Fleisch , so zeigt es eine 
reiche Ernte, überhaupt ein fruchtbares Jahr an. — 


10. Johannis- oder Sonnenwendefeuer. Als 
Herodes (unteres Mühlviertel) Johannes den Täufer wollte gefangen 
setzen lassen, trug er den Schergen auf, an der Stelle, wo ihnen 
der Heilige in die Hände fiele, zur Stund’ ein Feuer anzuzünden, 
damit er so schnell als möglich von dem Gelingen Kunde erhalte. 
Sie thaten es; aber sieh, zu gleicher Zeit loderten rings auf allen 
Höhen Feuer empor, so dass der König nicht wusste, wie er daran 
war. Zum Andenken an dieses Wunder brennt man noch heute 
die Johannisfeuer. — (Inny.) Als Johannes sollte eingezogen wer- 
den, steckten die ausgeschiekten Kundschafter an die Fenster des 
Hauses, worin der heilige Mann eben war, »Johanniskraut,« ') 
damit die Schergen alsogleich das rechte Haus erkennen sollten. 
Doch um St. Johann zu retten und seine Verfolger irre zu führen, 
fand sich durch ein Wunder an sämmtlichen, Häusern dasselbe 


bewahrt werden. Büchlein dieser Art führen auch den Titel: Kunstbüch- 
lein, z. B. »Ein schön, neu erfundenes Kunstbüchlein, darinnen (wie 
oben) & &. Herausgegeben von Dr. Pleinhorati, königl. Leibmediko in 
Egypten als einem gebornen Zigeuner. Die Druckorte wechseln, und 
es figuriren nur fremde, meist entlegene. 

!) Siehe später Pflanzen. Es ist ein Kraut mit gelber Blüthe, ein Donner- 
oder Blitzkraut. — 


26 


Kraut ausgesteckt. !) — Mit einbrechender Nacht (Attersee) flackern 
von den Bergen und auf dem See Feuer empor. Mit den „Suna’- 
wendfeuern“ ist das Feuerspringen und Besen werfen 
verbunden; man spart hiezu das ganze Jahr hindurch die alten, 
unbrauchbar gewordenen Besen auf. Im Innviertel heisst es jedoch, 
man soll über das Sonnenwendefeuer nicht öfter als 3mal sprin- 
gen, weil auch der Iıl. Johannes nieht öfter darüber gesprungen 
ist. — Um Grein zündet man Pechfässchen an und wirft ?) 
sie brennend in die Donau. Um Steyreck schleudert man solche 
Fässchen brennend in die Lüfte. Im Mühlviertel bewahrt man die 
geleerten Wagenschmierfässchen für diesen Tag auf; mit dürrem 
Reisig angefüllt und an einer langen Stange befestigt, werden sie 
angezündet und geschwungen. 


Am Sonnwendelag gieng (Wolfseck und Umgebung) ein Bube 
von etwa 12 Jahren, ganz in »Tangrass’at« eingekleidet, in zahl- 
reich lärmender Begleitung von Haus zu Haus und sammelte 


!) Diese legendenartigen Erzählungen haben ohne Zweifel mythischen Hin- 
tergrund. Der heilige Mann soll gefangen, eingekerkert werden; es ge- 
lingt aber nicht. Johannesfeuer, Johanneskraut sind Bilder des Gewitter- 
feuers, Blitzes. Mannhardt trägt die altvedische Anschauung, dass um die 
Zeit der Hundstage das Feuer der verderblich werdenden Sonne von dem 
Gewittergotte verlöscht und diese dann wieder n;it dem Blitzstrahl ent- 
zündet werde, auf die deutsche Sommersonnenwende über. — Jedenfalls 
wirken hier zwei Gewittermächte einander entgegen. Die wohlthätige er- 
hält den Sieg über die verderbliche. Weil aber von dieser Zeit an die 
Gewitter überhaupt abnehmen, nimmt auch sie ab, stirbt. Siehe später 
das Verbrennen der beiden Strohpuppen. 

2) Diese Fässchen sind als Bilder der Sonne, wenn nicht vielmehr des 
Blitzes, aufzufassen. Die Besen, welehe man brennend in die Lüfte wirft, 
sind wol sicherlich mit dem Blitz in Verbindung zu bringen, Bilder des 
Blitzbesens. Siehe auch Pflanze, Georgiwiseh, und das in der Vorrede 
angezogene Programm vom Jahre 1860, Georgitag. Noch sagt man 
wenn 'nach einem Gewitter gleich wieder reiner Himmel wird, dieser sei 
„wie ausgekehrt“, und meint, wenn es im Sommer lange regnerisch ist, 


erst ein Gewitter werde schönes Wetter bringen, den Himmel reinigen. — 


27 


Holz zu dem Feuer, indem er den Spruch hersagte: »Der hei- 
lige St. Veit dät bitn um "a Scheit; wans ins koan Scheit net 
göbts, So machä mä koan Sunwendfoir nöt.« Oder auch: »Wald- 
bäm, Waldbäm wüli, Trink a saurö Mülich, Bier und Wer, Bier 
und Wer, kan dä Waldma’ scha® brav lusti' se. — Das Holz 
zum Johannisfeuer (Aspach, Innviertl) wird mit folgendem Spruch 
gesammelt: »Der heilige St. Veit dät bitn um & Scheit, der hei- 
lige St. Ulrich dät bitn un & Bur’' Wid, der heilige St. Nigl dät 
bitn um än Brigl, der heilige St. Florian, Um 7 Uhr kendmä s’ - 
Feur an!« !) Dem, welcher Holz hergibt, dankt man mit den Wor- 
ten: »Nim än Schimel, Reit ön Himel!« Im Gegenfalle schilt man: 
»Nim än Rapn, Reit ön d’Hel!“ Statt des vorausgegangenen Spru- 
ches heisst es auch: Der hl. St. Veit dät bitn um a Scheit, dät 
bitn um 4 Steur zum Sunäwendfeur.e — An diesem Tage (Ma- 
rienkirchen , Innviertl) geht das Bubenvolk im Dorfe herum und 
bettelt um altes Gewand für ein Manns- und ein Weibsbild. Die 
geschenkten Kleider werden zwei Strohpuppen angezogen; 
hierauf befestigt man »Hansl| und Gredl« an dem Ende einer 
langen, bis zum Grund mit Stroh umflochtenen Stange, die Gredl 
zuhöchst, etwas darunter den Hansl. (In Steinerkirchen geschah 
einst dasselbe ; doch erzählt man nur von einem Strohmanne. Zu 
Buchkirchen (Hausruckviertl) wurde der »Stu’elbäm«?) errichtet und 
an dem oberen Ende ein Strohmann und ein »Pechfassl« befestigt.) — 


!) Die Namen scheinen nicht völlig unbedeutsam ; dass auf St. Nikolaus 
manches heidnisch Göttliche sich übertrug, unterliegt keinem Zweifel. Wolf 
erwähnt eines Bildes des hl. Ulrich, Landespatrons von Bayern, das auf 
einem Eichenstumpfe stand, und bemerkt dazu, dass dis Eiche auf Donar 
hinweise. Ebenderselbe Gelehrte sagt auch, dass St. Vitus eine der heid- 
nischen Hauptgottheiten vertreten habe, nur sei es dunkel, welche. In 
Oberösterreich hat man einst junge Hähne auf dem Altar des Heiligen 
geopfert und ohngeachtet aller Abmahnung, mit den „Krebn“ derselben 
Kreuze auf den Altar gemacht. Dies aber weist auf den Donner- und 
Blitzgott hin. -— 

1) Stud, Studel (Schmeller, III. 616) Pfosten, Säule. Unsere Wortform lässt 


auf ursprüngliches uo schliessen. — 


28 


Sind Strohmann oder Strohpuppen an ihrem Platze, fährt man 
um Holz in den Wald und bringt dessen so viel als möglich zu- 
sammen. Den Wagen ziehen sie nicht selten selbst. 
Sodann wird ein Holzhaufen errichtet, die Stange oder der Baum 
hineingesteckt und angezündet. Das Feuer läuft an der Strohhütte 
rasch hinauf, und Hansl und Gredl !) verbrennen unter dem Ge- 
jauchze der Untenstehenden. Erst wenn Strohpuppen und Stange 
verbrannt sind, fangen Buben und Mädchen paarweise übers Feuer 
zuspringen an. — 

Neunmal , heisst es hie und da, muss man über das Son- 
nenwendefeuer springen, um vor Fuss- und Kreuzweh verschont 
zu bleiben; neun solehe Feuer sehen, sonst stirbt man noch in 
diesem Jahre, — Wer 9 Sonnenwendefeuer sieht, heiratet das Jahr. — 

Meth, an diesem Tage getrunken, ist gut gegen Kreuzweh. 
Wer an diesem Tage gebackenen »Holler« isst, wird das Jahr 
hindurch nicht krank. Auch Krapfen werden nach altem Brauche 
für den Abendtisch gebacken. ?) — 

Der Acker, worauf ein solches Feuer angezündet wird, 
freut sich (Kremsmünster) 9 Jahre darauf. Einst kniete man auch 
am Feuer und betete. Bevor die Leute übers Feuer sprangen, 
sagt man im Mühlviertl, giengen sie, betend und einen Spruch 
hersagend, einigemale um dasselbe herum. — 


Jedoch soll man das Springen nicht über Mitternacht fort- 
setzen, man könnte sonst leicht Schaden nehmen; denn nach 12 
Uhr fangen die Hexen zu springen an. — 


!) Die wohlthätige Gewittermacht, obwol sieghaft über die verderbliche, hiess 
es früher, nimmt ab, stirbt. Dürfte man in Hansl und Gredl vielleicht 
Thorr und Sif erblicken? Gredl ist Margaretha. Die Sipbachzeller Kirche 
ist zu Ehren der hl. Margaretha geweiht. Auf der Wand vor der Kir- 
chenthür ist das Bild des hl. Christoforus gemalt, wie er durchs Wasser 
watet. — Hiezu bemerke ich noch, dass verbürgten Mittheilungen zu 
Folge Wallfahrer vor Zeiten, das Volk, wenn es jetzt davon erzählt, deutet 
es als muthwilligen Frevel, für Heilige beteten, namentlich für den, »der 
das Söchterl ausschütt’!« (Siehe Feuer). — 

2) Alles dies, zusammen genommen, weist auf ein heidnisches Festmahl hin. — 


29 


Ausserdem warf und wirft man hie und da noch ge- 
wisse Kräuter in die Flamme. Besonders verwendet man 
hiezu die »Frohnleichnamskränze.« Man dörrt sie an der 
Sonne, zerreibt sie am Sonnenwende-Abend und wirft sie ins Feuer, 
oder räuchert damit Haus und Hof. Auch die Sträuche und 
Reiser, welche am Frohnleichnams- oder »Prangertage« die 
Wände der Häuser, Fenster und Thüren, die 4 Segenstätten u. s. w. 
zierten, spart man an vielen Orten fürs Sonnenwendefeuer auf. — 

411. Petersfeuer. Auch Petersfeuer werden angezündet, 
und zwar desto zahlreicher , je mehr es die Johannesfeuer ver- 
regnet hat. — 

12. Todtenfeuer. Es genüge hier, dass man darunter 
ein im Freien angezündetes Feuer versteht, in welches man das 
Bettstroh eines Verstorbenen zum Verbrennen wirft, 


bh) Wasser. 


1. Nebel, Thau, Regen, Reif, Sehnee. Im Inn- 
viertel heisst über Nacht eingefallener Nebel die »Nachtgrä- 
fin.«e In Wartberg (Traunviertl) war einst das »Nebelläuten« 
üblich. Es wurde nämlich von Georgi an bis Bartholomäus vor dem 
morgendlichen Gebetzeichen, mit allen Glocken geläutet. Der Name er- 
klärt sich daraus, dass Nebel in der wärmeren Jahreszeit sehr ge- 
fürchtet sind. -— Am Georgitag gieng man vor etwa 50 Jahren 
noch thaufangen oder thaufischen. »Das« Thau, in das 
Futter gegeben, schützte das Vieh vor Verhexung. Aber auch die 
Hexen giengen thaufangen,, weil sie des Georgithaues zur 
Hexensalbe bedurften. Das »Weibsbild«, das thaufischen wollte, 
erzählte man im unteren Mühlviertl, gieng vor Sonnenaufgang 
nackt, mit einem Krug in der Hand, auf Wiese oder Feld und 
streifte den Thau ins Gefäss. Zu Hause fuhr sie den Kühen mit 
der äusseren- Fläche der thaubenetzten Hand über den Rücken, 
sie gaben dann erstaunlich viel Milch, — Wer sich mit Mai- 
thau wäscht, bekommt eine »schöne Haut.« — Dasselbe heisst 
es von dem »Märzenwasser«, d.h. dem Regenwasser, 
das im März fällt, — Am Gundltag, 3. März, solles regnen; 


30 


das Wasser ist gut gegen das Hinfalläd. Auch spart man Mär- 
zenwasser auf, um damit am Georgitag vor Sonnenaufgang Thür- 
und Thorschwelle, Krippen und Barren ab- und auszuwaschen., — 
Wenn der erste Reif fällt, sagt man gerne zu den Kindern: 
»s' Reifwäbärl« !) is draussn und sitzt äfn Dah. — Den Mär- 
zenschnee soll man dörren; er ist gut gegen die Flöhe. — 
Wenn es grosse Schneeflocken wirft und sie lustig durch einander 
wirbeln, heisst es: »Die Bäcken und Müllner raufen«, oder auch: 
»n’ Bökn Hats zrissn samt n’ Wökn.« Die alten Jungfern müssen 
nach dem Tode »Schnee reutern« und die Junggesellen » Wolken 
schiebn«, oder »Nöbl strittn«. — ?) 

2. Wasser überhaupt. Das Wasser, Fluss, Bach und 
Quell, spielt in der Legende und frommen Sage eine nicht 
unbedeutende Rolle, worüber hier nur einiges, mehr im allge- 
meinen, bemerkt wird. Flüsse und Bäche tragen Gnadenbilder auf 
ihren Fluthen daher. — Diese schwimmen mitunter selbst strom- 
aufwärts — und tragen sie fromm beflissen ans Ufer; an der 
Stelle erheben sich bald Kapellen und Kirchen. In der Nähe von 
Kapellen und Kirchen quillen häufig Brunnen, die sogenannten hl. 
Bründl, ?) deren Wasser gegen allerlei Krankheiten, besonders 
der Augen, heilsam ist. Unweit Hartberg (Buchkirchen) soll einst 
ein Raubschloss gestanden sein. Hieher wurde jährlich am 
Stefanitage gerilten und den Pferden aus einem Brünlein, 
das noch fliesst, die Augen gewaschen, um sie vor Erblindung 
zu sichern. Der Brunnen heisst der »Tänlbrunnen.« — 

Das Wasser scheucht auch böse Mächte und Zauber 
fern, dient zur Erforschung der Zukunft. — Wer sich dureh 


4) Wäbärl, d. h. Barbara. — 

?) Von der Auffassung des Wolkenhimmels als Mühle, Heerd ete. war be” 
reits die Rede. In den Kreis dieser Auffassung gehören auch die eben 
angeführten Redensarten, die zwei letzten ausgenommen; doch mögen 
auch diese auf verwandten Vorstellungen beruhen, sich vielleicht auf das 
Heizen des Backofens beziehen. — 

3) Solehe finden sich vorzüglich bei Marien-, Georgen-, Leonhard- und Ni- 
kolaikirchen, überhaupt bei denen der ältest und höchst verehrten Heiligen, 


31 


9 Tage nicht wäscht, setzt sich hiedurch in den Stand, Teufels- 
werk zu treiben. Wer Morgens ungewaschen betet, dessen Gebet 
ist Gott nieht angenehm. Wer ungewaschen ausgeht, dem kann 
die Hexe an. Wer an einem Sommermorgen, besonders wenn er 
als der erste aus dem Hause geht, »u’zwahnö« sich ins Freie be- 
gibt, der verursacht ein Schauerwetter. Zauberrath wird in flies- 
sendes Wasser geworfen. Junge Hunde und Katzen verträgt man 
über fliessendes Wasser, damit sie nicht mehr zurück können. 
Diebe, welehe über fliessendes Wasser entkommen sind, erwischt 
man nicht leicht mehr, Jemand verstand die Kunst, verlaufene 
Thiere »zurückzubringen.« Er bediente sich dazu eines Messers 
mit 9 Kreuzen und 9 Monden. Als ihm einmal seine Kunst an 
einem Schweine misslang, erklärte er es damit, das Thier sei durch 
ein rinnendes Wasser gelaufen. Auch Krankheiten »vertragt« man in 
fliessendes Wasser. — Einst soll ein Bauer (Waldzell), um seine 
»Zukünflige« zu schen, nachdem er sich 9 Tage nicht gewaschen 
hatte, das Gesicht sich im sogenannten »Katzenbächl« gereinigt 
haben, worauf sie erschien und ihm das Handtuch reichte. Im 
unteren Mühlviertl hört man hie und da von den »Kelehbründl- 
wassern.« Es sollen hiemit gewisse »Brunnflüsse« gemeint 
sein, und wer darein blickt, ersieht das Bild des ihm bestimmten 
Bräutigams oder Braut. 

3) Wasserpatrone und Füttern des Wassers, 
Als Wasserpatron wird besonders der heil. Johannes Nepo- 
muck verehrt. Als älterer Wasserpatron ist aber der heil. Ni- 
kolaus ') anzusehen, der vornehmlich auch Patron der Schiffer 
und Müller war. Am Nikolaustag durften daher die Wasserarbeiter, 
Müller, Sägemeister u. s. w. nicht arbeiten. Auch wurde an die- 
sem Tage von den Müllern das Wasser gern mit einem Stück 


1) An den Ufern der grösseren Flüsse der Heimath finden sich mehrere 
St. Nikolauskirchen. An der Donau das einstige Kloster St. Nikola in 
Passau , Waldkirchen , Inzell, Mauthhausen, St. Nikola unweit Grein. Am 
Inn-Ufer bei Obernberg, Hagenau bei Braunau, An der Traun, Ischl, die 
Traunfallkapelle, Paura bei Lambach. — 


32 


»Schober,« mit Brod oder Koch gefütter. Das Rad der heiligen 
Katharina mag vielleicht neben anderm diese Heilige ebenfalls mit 
den Mühlen in Verbindung gebracht haben. Denn einst wurden 
an diesem Tage die Räder der Mühlen gesperrt. — Auch am 
Weihnachtsfasttag buk man zugleich mit der Störi ein länglich- 
tes Brot in Daumenform, und warf es in die Hauslache, 
um damit das Wasser zu » füttern. « Am Palmsonntag 
gibt man hie und da noch drei geweihte Palmen in Lache 
und Brunnen, damit Niemand darin ertrinke. — Nebenbei werde 
bier zugleich bemerkt, dass man nach Sonnenuntergang nicht gerne 
mehr Wasser ins Haus schafft, um davon zu trinken. — 


4) In besonderer Beziehung zum Wasser scheint in un- 
serem Ländehen der Georgitag gestanden zu sein. Wo St. 
Georgskirchen sind, tauchte man Brod in die nahen Brunnen und 
gab es so dem Vieh zu essen. In der Grünau warf man ein Bün- 
del Heu in den Almfluss. In Steinhaus brachte man den ganzen 
Tag über kein Wasser ins Haus, um nicht die Hexe mit herein 
zu bekommen. Im Innviertl wurden die Brunnen ausgeschöpft und 
Weihwasser in sie gesprengt. 


5) Ueberschwemmungs-Sagen. Im Georgiberg bei 
Michldorf ist ein See; wenn man sich hinter den Altar legt und 
hinabhorcht, hört man deutlich das Wasser rauschen. !) — Im 
Grünauerberg hört man es, besonders im Hornung und März, oft 
schreckhaft sausen und brausen. Man glaubt, dass in den Tiefen 
des Berges ein See sich befinde, Einst wurde sogar schon, zu 
nieht geringer Angst der Thalbewohner, der Tag genannt, an dem 
der See ausbrechen und die ganze Grünau überschwemmen werde. 
— In der Tiefe eines Berges (Pergkirchen im Mühlviertl ) wogt 
ein grosses Wasser, der Ausgang ist ihm durch einen Felsen ver- 
schlossen. Dieser weicht einst und überschwemmt das ganze 


- 


4) Bei den Wurzeln Yggdrasils, der Weltesche, liegen 5 Brunnen. Unter 
der dritten Wurzel, welche über Niflheim, der Unterwelt steht, ist der 


Brunnen Hwergelmir, d. h. der rauschende Kessel. — 


33 


Machland, ') Der Traunstein bei Gmunden stürzt einst in den 
See, der seinen. Fuss bespült, und das Traunviertl, so weit es 
reicht, wird überfluthet. — In dem Steinbrunnen vor dem Aicher- 
thor zu Kremsmünster wird, noch geht die Sage, jährlich ein Mess- 
gewand getaucht, damit das Wasser nicht einmal ausbreche und 
alles in der Umgebung mit sieh fortreisse. — Der Berg zwischen 
Kremsmünster und Sipbachzell, lautet eine andere Erzählung , ist 
hohl und voll Wasser, das einst hervorbricht und alles über- 
schwemmt. Vor etwa 40 Jahren war es schon hart daran, so ge- 
waltig war das Sausen und Brausen ; man hielt schon Bittprozes- 
sionen u. dgl. — Das ganze Kloster Kremsmünster ist auf Bür- 
sten gebaut. ?) — Auch die Krems ist ein so wildes Wasser, dass 
man alljährlich zur Beschwichtigung ein neues, schönes Messge- 
wand hineinwerfen muss. Dennoch geht das Kloster einmal durch 
Wasser zu Grunde. Auch bat man es mit dem Messgewand schon 
einige Male übersehen, und da ist die Krems wie wüthend gewor- 
den. — Dem Grafen Herberstorf, der die Kirche von Altmünster 
gebaut hat, wurde prophezeit, dass sie einst durch Wasser zu 
Grunde gehe; er liess daher unter dem Hochaltar einen grossen 
Klumpen Gold einmauern, damit man gleich das nöthige Geld zum 
Wiederaufbau zur Hand habe. — Das Dorf Goisern war einst eine 
grosse Stadt, die sich über eine Stunde in die Länge erstreckte. 
Sie wurde von einem ungeheuern -Lindwurm zerstört, der vom 
»Wurmstein« hervorbrach. 3) 


#) Die Midgardschlange, das die Erde umschliessende Meer, verschlingt am 
jüngsten Tage die Erde; das Meer durchbrieht seine Dämme und über- 
fluthet die ganze Welt. Simrock, d. Myth. S. 118 u. s. fi — 


2) Auch ist es erwähnenswerth, dass die Stelle, wo der Tradition nach 
Herzog Thassilo’s vorgeblicher Sohn, Gunther, von dem angsterfüllten 
Vater todt aufgefunden wurde, eben in der Nähe des sogenannten „Ur- 
sprungs“ liegt, und ein Eber als das Thier genannt wird, das, tödtlich 
verwundet, ihm .die Todeswunde schlug. 

3) „Wurmstein“ heisst eine Ortschaft, seitwärts von Goisern, auf einer Berg- 


dıöhe gelegen ; etwas unterhalb entspringt ein Bächlein, „der Wurmbach“ ; 
Mus. Jahr. Ber. XXIL 3 


34 


Das ganze Donauthal (Alkofen) ist vor Zeiten ein grosser 
See gewesen. Damals lebte in dem Schloss Ottensheim ein 
mildthäthiges Fräulein, welches die Wohlthäterin der 
ganzen Gegend wurde, indem sie einen Berg abgraben liess, und 
so dem See einen Abfluss verschaffte. — Auch in Aschach, etwas 
weiter aufwärts, heisst es, dass die Donau einst ein weit grösseres 
Bett gehabt habe und von dem Schlosse Stauf hergelaufen sei, — 
Einst floss die Donau hart an Arbing (unteres Mühlviertl) vorbei. 
Es ist noch nicht lange her, dass man an den Häusern die eiser- 
nen Ringe sah, woran die »Ziln« angehängt wurden. Jetzt liegt 
Arbing gut eine Stunde vom Ufer entfernt. — 


6) Wirbel- und Strudelsagen. Der Wirbel bei 
Grein und der Plattensee in Ungarn sollen mit einander unterir- 
disch in Verbindung stehen. Ein Bindergeselle wollte einst es 
herausbringen, wo denn das Loch wieder münde, und warf seinen 
Schlägel hinein; dieser ward im Plattensee, nach anderer, allgemei- 
nerer Fassung, weit stromabwärts erst wieder aufgefangen, — 


Die Entstehung des Strudels und Wirbels erklärte sich das 
Volk einst so. Der Teufel wollte quer durch die Donau unter 
dem Wasser eine Steinmauer aufführen, damit recht viele Schiffe 
und Menschen zu Grunde gingen. Schon war er mit seinem 
Werke fast zu Ende ; es feblte nur mehr der Verschluss-Stein, Da 
krähte der Hahn, und voll Wuth und Ingrimm warf er den hiezu 
bestimmten Stein, welchen er eben dahertrug, hinter sich in 
den Fluss, so, dass das Bett ein Loch bekam, So entstanden 


es fliesst durch das fast eine Viertelstunde lange Dorf. Der Lindwurm oder 
Wurm ist hier Naturbild des angeschwollenen Bergwassers, das in wilden 
Windungen von der Höhe herabstürzt und Leben und Habe im Thale 
vernichtet. Der Bach selbst heisst hier „Wurmbach.“ Hieraus ergibt sich 
auch Bezug auf St. Georg. Auf St. Georg, den Sieger über den Drachen 
oder Lindwurm, wurde neben anderm, was einst von einer Frühlingsgott- 


heit galt, auch deren Verhältnis zum Wasser übertragen. — nu 


35 


Strudel und Wirbel, 1) »Strum und Werfl;« der Wirbel mündet 
erst tief in Unterösterreich. 


Bald, nachdem der Teufel dies gethan hatte, schwamm eine 
»Ziln« Wallfahrer den Fluss daher und ging mit ihnen unter. Doch 
der Böse bekam nur eine Seele; die übrigen sagte er, hat alle- 
sammt »’s Mariäl in ihr Fürtä ?) zsamgfangn.« 


7) Nixen.3) Der Attersee wurde, wie die alten Leute 
noch häufig erzählen, früher sehr oft, ohne dass der geringste 
Wind ging, unruhig, schäumte wild auf und warf gewaltige Wel- 
len. Man schrieb diess dem Teufel) zu. 


Einst wollte Jemand die Tiefe des »Krotnsees« ergründen, 
Da tauchte jedoch ein Männlein aus den Fluthen empor, welches 
rief: »Ergründst du mich, verschlick ich dich!« Voll Furcht nahm 
er reissaus. Seitdem heist es, dieser See sei unergründlich. Als 
unergründlich gilt auch der Traun- oder Gmundnersee. 


Der »Wassermann.« In allen Wassern, in Lachen und 
Teichen, in Bächen und Flüssen ist der »Wassä- oder Lakäm a“ « 
Mit einem langen Haken °) reisst er die Kinder zu sich hinein, 
welche dem Wasser zu nahe kommen. Daher schreckt man kleine 
Kinder, welche es beständig zur Hauslache hinzieht, — die Er- 
wachsenen selbst glauben nicht mehr daran, — indem man zu 
ihnen sagt: »Geh nöd auä zun Wassä; dä Wassäma” käm auä 
und reissät dih einö!« 


1) Erinnert an den eddischen Mythus von Swadilfari, Simrock d. Myth. 
S. 56 u. s. f. Nachklänge desselben kommen in vielen Sagen von 
Brücken- und Kirchenbauten vor. — Auch der Markt Struden, ganz in 
der Nähe des Strudels, heisst mundartlich : »Strum.« — 

2) Aus Mariens Mantel, dem Mantel der Liebe, ward hier Fürtuch oder 
Schürze. — 

®) Von ihnen und anderen elbischen Wesen hier und sonst nur in so weit, 
als es sich mehr um das Element selbst handelt. — 

4) Ist hier nur stellvertretend. — 

5) In Norddeutschland heisst der Nix davon sogar »Hakelmann.« — 


3* 


36 


8) Hungerbrunnen. Es gibt deren in der Heimat wol 
viele. Ein solcher befindet sich an der Strasse von Ried nach 
Pattigham ; ein anderer in der Pfarre Waldzell bei dem Weissen- 
brunnergute. Beim Aubauern Gaster ') unweit der Alm (Vorch- 
dorf) rieselt aus der »Leitn« eine (Quelle, welche zuweilen länger 
oder kürzer ausbleib. Das Ausbleiben bedeutet Krieg und 
andere Landplagen. — In Fischlham brach vor nicht gar langer 
Zeit aus einem Brunnen, der seit 5 Jahren keinen Tropfen 
Wasser mehr gegeben hatte, ein armdicker Strahl hervor 
und dies, obwohl rings in der Gegend arger Wassermangel herrschte. 
Auch dieses deuteten alte, erfahrene Leute auf Krieg, Krankheiten 
und Theuerung. In Kematen (Traunviertl) ist der »Dietlbrunn« 
vorbedeutsam. Gibt er mehr Wasser als gewöhnlich, deutet es 
nahende Theuerung an. Man erzählt es für gewis, dass erst vor 
ein paar Jahren ein Wiener Getreidehändler sich um den Zustand 
des Dietlbrunnens bekümmert habe. 

9) Wasserstillen. Aber auch Menschen machen es, 
dass Brunnen zu fliessen aufhören, mit oder ohne Willen, 

Wenn eine Sechswöchnerin Wasser aus einem Brunnen 
pumpt, so »dorrt er aus.« Es gibt auch Leute, welche die Kunst 
verstehen, rinnendes Wasser, (Juell und Brunnen zu »stillen.«e Sie 
bedienen sich dieser Kunst öfters gegen Brunnengräber, denen sie 
eben feind sind, und es bleibt dem, welcher den Brunnen graben 
lässt, nichts anders übrig, als sich an Jemanden zu wenden, der 
ebenfalls dieser Kunst mächtig ist, damit er dem andern entgegen- 
wirke. 

10) »Wasseransprechen.« Manche können das Was- 
ser »ansprechen,« so, dass es eine besondere Kraft erhält und 
ungemein heilend wirkt, wenn man darin badet, Wunden damit 
wäscht ete.. — 

Hier auch etwas von Quellenauffinden. Der 
Ort Peuerbach hatte vor Zeiten grossen Mangel an Wasser, 
namentlich an gutem Trinkwasser. Da sollte ein Verbrecher hin- 


?2) Hohlweg, der auf eine Anhöhe, besonders ein hohes Flussufer führt, — 


37 


gerichtet werden. Auf dem Wege zum Galgen versprach er, wenn 
man ihm das Leben schenken würde, eine (Quelle auszufinden, 
welche den ganzen Ort reichlich mit Wasser versähe. Man ging 
darauf ein. Er verlangte nun einen Korb, füllte ihn mit Wasser, 
nahm ihn auf den Kopf und ging so dahin. Wo der erste Tropfen 
aus dem Korbe zur Erde fiele da, sprach er, werde die verheissene 
Quelle sein. Der Tropfen fiel, man grub nach, und eine reiche 
Quelle sprudelte hervor. Dem Verbrecher ward das Leben ge- 
schenkt, die (Quelle aber heist noch die »Urtel.« — 


11) Wasser als Todtenstrasse. Schiffer und andere, 
welche am Ufer der Traun wohnen, sehen manchmal um Mitter- 
nacht ein schwarzes Schiff die Wellen hinabgleiten;; leise, fast un- 
hörbar, zieht es seine Bahn. Man erblickt weder Ruder noch 
Schiffknechte ; es wird von Geistern gelenkt, So oft das Geister- 
schiff gesehen wird, findet bald oder unmittelbar darauf Jemand 
aus der Nähe seinen Tod in der Traun. Ruft man das Schiff an, 
ist es auf der Stelle verschwunden, 


Manchmal hört man zur Mitternacht über dem Wasser ( der 
Traun ) leis wehmüthige Stimmen, als ob mehrere zusammen un- 
terdrückt klagten und weinten. Es sind die Seelen derer, welche 
in der Traun ertrunken sind und sieh nach Erlösung selnen. 


12) Redensarten und Räthseln. Das ist Wasser 
auf meine Mühle. — Wassä in Bah tragng. — Dö hoamlingä 
Wässäl schwoabn dö gresta Stök aus. — Dreinschaun, wie 9 Tag 
Rögnwödä. — Und wann’s Spiss und alte Weibä rögnät! !) — 
Jetzt thuat insä Hergot seinö Stockfisch wässärn.?) — Geht umä- 
dum ums Haus, Und sagt alleweil Schnappaus. Die Traufe. — 
Es flog ein Vogel federlos, flog auf den Baum blätterlos, darauf 
kam die Frau vom untern Schloss, und frass den Vogel federlos. 


!) Scherzhafte Betheuerung, sich durch nichts, selbst nicht durch das ärgste 
Unwetter, vom Ausgehen abschrecken zu lassen. 
2) Scherzhafte Umschreibung des Regens. 


38 


Schnee und Wärme. !) — Was hat den kleinsten Kopf? Das Was- 
ser, weil es überall durchschliefen kann. — Es liegt in seinem 
Bett und lauft alleweil? Der Fluss. — Wie tief ist das Meer ? 
Einen Steinwurf tief. — »Grumbä, Langä, wo gehst hin?« »Gschertä, 
was gehts dich an.« Wiese und Bach necken einander. ?) 


c) Luft. 

1) »Windfutter.« In der Fastnacht wurden gerne drei 
ungebackene, aber geformte Brodlaibehen für den Wind 3) auf Zaun- 
pfähle gesteckt; oft auch nur ein Laib, und zwar am Abend vor 
heil. Dreikönig. Auch in Daumenform und an Bäume wurde das 
Brod als Windfutter gesteckt. Dabei sagte man den Spruch: 
»Söh, Wind, da hast du das dein, läss mä du & das mein!« — 
Man fütterte jedoch den Wind öfter, so oft er nämlich arg stürmte, 
indem man etwas Mehl auf die Gatternsäulen ®) legte. Auch Salz 
und Asche wurde hiezu verwendet, das Windfutter auf einen 
»Bahstil« oder freien Platz gelegt, oder auch in die Luft gestreut. 
Im Windischgarstner Thale nahm man, wenn der Sturm wild durch 
die Berge brauste, einen Teller, gab darauf eine Hand voll »Kim,« 
Salz und Asche und streute das Windfutter hinter sich in die 
Luft, indem man sprach: »Wind, da hast Salz, Aschn, Kim, Nim’s 
hoam zu dein Weib und Kind.« 

2) Windin. Auch in Weyer verlautete es einst von einer 
Windin, und dass sie ärger sei, als der Wind selbst. Zu Luim 


!) Siehe März, Maria Verkündigung. Der Ausdruck »Frau vom untern Schloss« 
erinnert an die nordische Gerda, die in die Unterwelt gebannt ist. Sim- 
rock d. Myth. S. 68 u. s. f. 

2) Diese dramalisirten Neck - oder Trutzreden finden sich nur mehr höchst 
selten, und scheinen mir tief in die Vergangenheit zurück zu reichen. 

®) Der Wind wird in der nordischen Mythologie als ein grimmiger Riese 
oder auch als Adler gedacht; sein Name »Leichenschlinger« zeigt, dass 
bei dessen Bildung die Vorstellung eines aasgierigen Raubvogels waltete. 

4) An Gatternsäulen, besonders denen, welche sich an den Grenzen zweier 
Güter befinden, kommen die Hexen zusammen, erscheint der Böse und 
andere Unholde, Fuchtelmänner ete, 


39 


(Loiben, Steinerkirchen) war eine Bäuerin, welche die Windin weit 
mehr fürchtete als den Wind und sie sehr fleissig fütterte. — 


Auch Besen wurden, wenn der Wind gar zu arg tobte, ge- 
gen ıhn in die Luft geworfen. — 


3) Schadenfeuer und Gehenkte !) werden als Fut- 
ter des Windes angesehen. Wenn bei hefiigem Winde ein Feuer 
ausbricht,, heisst es, nun habe er ein Futter und werde sich bald 
legen. Besonders dem Unterwind (Ostwind) geht es um Feuer. 
Wenn der »Eosenwind« ?) (Ostwind) im Frühjahr häufig geht, wird 
es bald Sommer, — Wenn es schr stark windet und stürmt, so 
hat sich Jemand gebenkt, und es stürmt durch 3 Tage fort. Oder 
man sagt auch: »Der Wind wird sich nicht eher legen, bis er 
wieder einen hat.« 

4) Als gefährlich gilt es auch, am Blasiustage ) 
zu spinnen; thut man es, so zerreisst der Wind das Dach. — 
Wenn auf Schiffen gepfiffen wird, thun es die Schiffleute 
selbst oder andere, so pfeift man den Wind herbei. 


') Dass Feuer und Wind in diese Verbindung gebracht werden, ist schon 
daraus begreillich, dass die Flamme selbst Wind erzeugt, und durch den 
Wind verbreitet wird. — Der Glaube, bei Selbstmorden durch Erhängen 
entstehe Sturm, erklärt sich aus der ehemaligen Auffassung (Mannhardt, 
die Götferwelt der deutschen und nordischen Völker) der Seele als kör- 
perlicher Lufthauch oder Wind, welcher beim Tode vom Sturmgotte in 
Empfang genommen wird, und setze ich hinzu, aus der tiefen Ueberzeu- 
gung desVolkes von der Frevelhaftigkeit des Selbstmordes. Sieh auch B. 
die vier Elemente, Altmünster. 

2) Man fühlt sich wirklich versucht, an Asenwınd zu denken, weil dieser 
Name sonst nie vorkommt. Einen West-, Nord- oder Südwind nennt 
das Volk gar nie. 

3) Er fällt auf den 5. Februar, und manches (siehe Februar) lässt vermuthen, 
dass in den Anfang dieses Monats ein Fest des Luftgottes fiel. Denkt 
doch das Volk selbst bei dem Namen »Blasius« an »Blasen.e — Der 
Akt des Spinnens erzeugt stets einen Luftzug. Wer spinnt, macht also 
Wind ete. — 


40 


5) Zigeuner können Stürme erregen. — Als man 
einst in »Edn« (Steinerkirchen) »Har« zettelte, kam zufällig eine 
solche Bande des Weges vorüber, schlug ein helles Gelächter an, 
und jauchzte und klatschte in die Hände. Als man nun nach der 
»Retz« den »Har« heben wollte, kam bei völlig heiterem Himmel 
ein fürchterlicher Sturm daher, der ihn allen wegführte. Die Leute 
gaben die Schuld den Zigeunern; sie hätten es ihnen angethan, 
als man den Har zettelte. 


6. Besonders die »Windspraudärn« !) macht sich gerne 
über »Har und Leinwat« her. Man schützt den Har vor 
ihr, indem man, wird er zur Rötze ausgelegt, 3 Burzelbäume ?) 
darüber macht; sie vermag ihn auch nieht zu heben, wenn man 
ihn mit 3 oder 9 Haselzweigen »ansperlt.« Die »Windspraudärn« 
führt ganze Stücke Leinwand hoch in die Lüfte und treibt damit 
ihr tolles Spiel. In Buchkirchen erfasste sie gar einmal ein. ganz 
nasses Stück, das eben zum »Blödern« zusammengelegt auf der Wasch- 
bank lag, und trug es unter heftigem Geräusche weit mit sich fort. 

7. Die »Windspraudärn,« der Teufel. Der Teufel ist 
es, sagen die Leute, wenn der Sturmwind das dürre Laub im 
Wirbel herumdreht. Wer in die Nähe kommt, kann leicht besessen 
werden. — Wenn die »Windspraudärn« (Steinerkirchen) um einen 
tanzt, so macht man den Mund zu, damit einem der Teufel nicht 
in den Leib fahre. — Die »Windspraudärn« ist eigentlich der 
»Deixl,« der da sein »Gschpil« hat. Wenn man sie herankommen 
sieht, bekreuzt man sich und ruft: »Saudrök, Saudrök,« 3) oder auch: 
»Saudrök, Geh wög!,« damit der Böse nicht in einen hineinfahre. -— 


x 


1) Es ist wol an eine Entstellung aus Windsbraut zu denken, die zu einer 
Zeit eintrat, als der mythische Ausdruck » Windsbraut» nicht mehr ver- 
ständlich war. Dem steht freilich entgegen, dass das Volk dennoch von 
einer Windin spricht. — 

2) Überhaupt werden Sprünge in Verbindung mit dem Gedeihen des Flach- 
ses gebracht. — 

3) Die Sau, der Eber, ist ein Naturbild des Sturmes. Daher ist dieser Zuruf 


als Drohung gegen den Teufel, den alten Sturmgott aufzufassen, wie 


41 


8. Die Bauern in Traunkirchen und Umgegend sagten, wenn 
der Wetterwind zu toben und tosen begann: »Die Riesen 
fangen an zu zürnen.« 

9. Nun eine Erzählung, welche die wohlthätige Kraft 
des Windes anerkennt. Ein Bauer, dem selten eine Ernte gut genug 
war, hatte die Gewohnheit, über die Massen auf Jen lieben Herr- 
gott zu schmähen, dass er kein gescheiteres Wetter mache. Eines 
Abends, es war noch zu der Zeit, als der Herr Jesus mit Petrus 
auf Erden wanderte , trat dieser ein und bat für sich und den 
Jünger um Nachtherberge. Sie ward gewährt. Das Gespräch drehte 
sich bald ums Wetter, und der Hauswirth zog wie gewöhnlich 
auf den Herrgott los. Der Herr stellte nun, nachdem er ihn hatte 
ausschimpfen lassen, die Frage, ob denn er, wenn er die Macht 
hätte, sich besseres Wetter zu machen gefraute? Der Bauer be- 
jahte es aus Leibeskräften ; man solle ihm nur Gewalt geben über 
Ikegen und Sonnenschein! Beim Abschied nun verlieh ihm der 
Herr die Gewalt über beide. Doch, so gut es auch der Bauer 
anzutragen meinte, das Weiter schlug dem Getreide nicht an; er 
hatte nämlich in seinem Unverstande ganz und gar darauf ver- 
gessen, dass es biezu auch der Gewalt über den Wind ') bedurfte. 


10. Wolf, Naturbild des Windes. Wenn man nicht ein- 
schlafen kann, räth man im oberen Mühlviertl, soll man sich ein 
vom Winde bewegtes Kornfeld, oder, setzte der Mittheiler un- 
gläubig hinzu, ein Feld vorstellen, - durch welches der Wolf läuft, 
und der Schlaf kommt gewis bald. ?) _ 


man noch etwa droht: »Dich kenn ich schon!« In Beziehung auf Flachs 
und Leinwand werde hier nachträglich bemerkt, dass die Flachsarbeit 
selbst, Spinnen und Weben mit dem Wind, Bleichen und Waschen, Nähen 
und Flicken mit dem Gewitter in Verbindung scheint. — 

1) Wind, der nicht zu heftig ist, befördert die Befruchtung. — 

2) Das Wind- oder Sturmeslied (Orpheus, Horand) ist allgewaltig, es singt 
auch in Schlaf. Von Volker sagt das Nibelungenlied: Süezer unde senfter 
gigen er began, Do entschwebete er an den betten vil manegen sor- 


genden man.« 


42 


11. Redensarten und Räthsel. Gschwind, wie dä 
Wind. — Ganz vädräht, wie da Wind s’ Laubä wäht, — Pfeift 
der Wind aus dem Loch? !) — Mitn Wind schifn. — Was ist 
stärker, als die Fluth im Meer ? Der Wind, der sie treibet hin und her. 


d) Erde. 

Auch die Erde erhält in der Fastnacht ihr Futter, indem man 
ein kleines, zugleich mit der Störi gebackenes Laibehen eingräbt. 
Das Brot hat auch Daumenform, und das Eingraben geschieht am 
hl. Dreikönigsabend. 


C. Zeit und Witterung. 
Fruchtbarkeit und Gesundheit. 


1. Jänner, auch Holzbrenner genannt. 

Im Weihnachtstag wächst der Tag, 

So weit d’ Mukn gea” mag, 

Im Neujahrstag, so weit dä Han krätschn mag, 

Im hl. Dreikönigstag, so weit dä Hirsch springä mag. 

Im hl. »Dreikönigstag« beginnt ein Sprechspiel für Kinder, 
»springt der Hirsch ?) übern Bach.« —- 

Am Neujahr heisst es : „Ma° wachs, Tag wachs, Köldn wachs. — 

Am Väldistag singt man: »Um Valentin gehnt d’ Feirtä, 
d’ Nächtn und d'. Störin dahin.« — 

Zu Sebastian Will der Saft ın die Bäume gan. 3) — 


!) Nimmt man jetzt diese Richtung? Oder: Kommt von daher der Antrieb ? 
2) Der Hirsch ist Naturbild der Sonnenbewegung. Mithin wollen diese 
"Sprüche sagen: erst am h. Dreikönigtag beginnt eine merkbare Zu- 


nahme des Lichtes. 


“w 


) Das Volk enthielt sich an diesem Tage des Genusses von Obst, frischem 
sowol als gedörrtem. Auch dem Moste, dem beliebten »Haustrunke« sprach 
man nicht zu, fastete bis zum Abend bei Wasser und Brot und zwar, 
weil der Heilige, an einen Baum gebunden, die Marter ausstund. Er wird 


als Patron gegen ansteckende Krankheiten verehrt. — 


43 


Z' Vizenzi heiratn d' Vögl zsam, — 

Pauli Bekehrung Halb Winter hinum, Halb Winter herum. 
Oder: »Pauli beker dieb, Halb Winter scher dieh.« -— 

Ön Jena vil Tropfo, Ön Moa vil Zopfn. ) — 

Tanzen im Jänner die Mukn, Muss der Bauer nach dem 
Futter guckn. — 

Is s’ nöo Jar anö Sturm und Rögn, Bleibt God nöd aus 
mit Glik und Sögn. — 

Wenn am Neujahrstag eine Morgenröth ist, so bedeutet's 
selbiges Jahr Krieg und Ungewitter, — 

Scheint an diesem Tage die Sonne klar, so gibt's selbiges 
Jahr viel Fische. -—— 

Hat Pauli Bekehrung einen Nebel und zwar in der Höhe, 
so kommt in dem Jahre »über die hohen Häupter ein Sturm ;« 
ist der Nebel am Boden, so kommt er über das gemeine Volk. 

Redensart. Heut derft mä singä gehn; reimä thuet's 
sih sö selbä. ?) — 


2) Februar, Hein. 
Am Lichtmesstag soll die Sonn’ schon um 7 Uhr auf den 
Kirchthurm scheinen. ?) — 


Peter Stulfeir Macht Tag und Nacht gleich. — 
Matheis brichts Eis; findt 'a koa’s, Sä macht är oa’s. — 
Gibts im Herndl ein Tröpfl, Gibts im Mai ein Sehöpfl. %) 
Oder auch: Ön He’nl vül Tröpfl, Ön Moa vül Knöpfl. — 
D’ Faschingkrapfn in dä Sun, 
Z' Eostern d’ Oar in dä Stubn. — 


Wenn am Lichtmesstag die Sonne den Geistlichen auf der 
Kanzel anscheint, soll die grosse Dirn geschwind heimlaufen und 
alles zusammenputzen, sogar »s’ Gsod undärn Barn;« denn es 


!) Viel Regen im Jänner lässt einen kalten Mai erwarten. 
2) Scherzhaftes Wortspiel. 
3) Bezeichnet den normalen Stand der Sonne zu dieser Zeit. — 


*) Regnet es im Hornung, gibt es im Mai Schnee. 


a4 


wird ein schlechtes Jahr. — Nur der Flachs geräth, wenn an 
diesem Tage die Sonne scheint. — 

Das He’nl soll mit Saus und Braus eingehn, — 

Kimts He’nl mit Saus und Braus, 

Bauer, trag s’ Uräs aus'n Haus; 

Kimt's abä ganz stül, 

Lass’s drobnät in dä Dül. — 

Geht’s He’nl ein mit Saus und Braus, 

So haldens Man und Ros leicht aus; 

Gehts aber ein in Gstül, 

So habn Ros und Man nöd vil. — 

Kimt's He’nl sanft und gstül, 

Mues mä s’ Uräs saubä zsampuzn und äffötragn 
ö d’ Dül. 

Kımt's awä mit Wind und Währ, 

De’f mä s’ Uräs int'astr'an. — 

Wan’s He’nl kimt mit Saus und Braus, 

Baur’ kim mit'n Pflueg heraus ; 

Wan’s ab’a kımt ö d’a Gstül, 

Mensch'a, tragt's Ura’s äffö ö d’ Dül. — 

Dös ganz He’nl sol's so viel schneibn und wähn, dass’s nei 
Mut Sehnee durch 4 Nabingälukä wäht. — 

Im Hornung hats der Bauer lieber, wenn ihm der Wolf 1) 
zum Fenster hineinschaut als die Sonne, — 

Wan’s He’nl den Gwalt het wie dä Jenä, 
So thät’s s’ Kaibl ö dä Kuah d’abrena. — 
Fallt am Faschingmontag Schnee, 

Rufen die Aepfelbäum’ Juchhe. — 

Wenn am Aschermittwoch die Sonne schön ausscheint, ist's 
die ganze Fasten schön, scheint die Sonne jeden Tag doch we- 
nigstens etwas aus. — 

Wenn es am Lichtmesstag schneit, schneit es Blattern. — 


') Der Wolf vertritt hier wol nur den »Saus und Braus«, womit der Hor- 


nung eingehen soll. 


45 


3. März. 

St. Gertrud. An ihrem Namenstag hört die Heilige zu spin- 
nen auf; ein Mäuschen !) beisst ihr den Faden am Rocken ab, 
und sie fängt zu »gärteln«e an. Daher endet auch an diesem Tage 
die Rockenarbeit, und die im freien beginnt. 


Der hl. Joseph sagt: »Wenädit (Benedikt) steh äf und bau 
Hawän!« Benedikt aber antwortet‘ »Is noch um 3 Tag z’ bal, 
nah insä lieben Fraun, Is guet baun.« Auf Haber, der um diese 
Zeit gebaut wurde, den sogenannten »Märzenhaber« hält man 
grosse Stücke. — 

Z' Maria Verkündigung Kemänt d’ Schwalim widerum, — 
Dä Frauftag Lischt s’ Liecht a. — 

Auf Maria Verkündigung wurden vor alter Zeit Bäume ge- 
pflanzt. 2) — 


Im März soll es so kalt sein, dass es dem Raben seine Eier 
ausgefriert. — 

Dä Mörz mue’ s’ Holz gefr'n, Bis ön Ke'n, Eh mag nöd 
Sum’a wen. — 

Die Märzennebel sind sehr gefürchtet, weil jeder nach 100 
Tagen zu einem Gewitter wird. Es heisst daher auch: »Ein Mär- 
zennebel tragt so lang-als wie ein’ alte Sau.«e — 


Wenn im März die Abschüblinge der Tannenwipfelchen, an 
Ast und Zweig und Reis, zahlreich auf dem Boden umherliegen, 
sind viele und starke Gewitter, besonders »Schauerweiter« zu 
fürchten. — 


Geht der März ein wie ein Stier, geht er aus wie ein Lämpl; 
geht er ein wie ein Lämpl, geht er aus wie ein Stier. — 

Wenns am 40 Martyrertag schön ist, bleibt es noch 40 
Tage kalt, — 


1) Siehe später: Thiere. Maus. 

®2) In dem Büchlein: »Aufrichtiger Unterricht, d. i. gottselige Lehrart deren 
wie sowohl nöthig als gewöhnlichen Kirchengebräuchen« etc. ete., Linz, 
1736, wird S. 405 dies als sündhafter Aberglaube gerügl. — 


46 


Wenn am Georgitag die Sonne scheint, geht der Bär aus'm 
Loeli und thut »Fäustling flieken.« Ist aber der Dreijöringtag ") »grob, « 
so bleibt er noch 14 Tag im Loch; sodann aber bricht er herfür 
und fürchtet keinen Winter mehr. — Kleine Kinder gehen daher 
an diesem Tage gern ums Haus und spähen, ob sie nieht auf 
dem Dachfirst den Bären sitzen sehn. — Z’ Drijöring muess dä 
Widä schwörn, dass ä seinö Schefl ön Feld kan dänörn. — So 
weit die Amachsl vor dem Frauentag sich meldet, so lang. muss 
sie darnach »stät« sein. Nachwintersbestimmung. — Nach Maria 
Verkündigung gefriert es nicht mehr, weil unsere liebe Frau mit 
einem Brand unter der Erden hingeht. ?) 

Wie der Wind am Karsamstag während der Feuerweihe geht, 
geht er bis Pfingsten. — 

Möärzenstaub ist Goldes werth, — 

Wenn es im März donnert, gibt es ein fruchtbares Jahr. — 

Wenn am Georgitag die Sonne scheint, werden viel Aepfel, 
Wenn's am Tage Maria Verkündigung schön ist, haben 4 Schartner 
Bauern kaum an einem Tische Platz; ist's grob, schmiegen sich 
ihrer dreizehn leicht zusammen. 3) — 

Wenn am Frauentag und am Palmsonntag schön Wetter, 
ingleichen, wenn die Grasmücke singet, ehe der Wein sprosset, 
soll ein fruchtbar Jahr folgen. Wenns am Palmsonntag »grob« 


') So entstellt aus: St. Gregori. — Wenn dieser Tag ein Frühlingstag 
ist, d. h. hell und warm, so hat man noch einen starken Nachwinter 
zu erwarten. — t 

?) Simrock, d. Mythol. S. 68. Freyr gibt sein Schwert her, um in Gerda’s 
Besitz zu kommen; die Sonnengluth senkt sich in die Erde. Sie ist das 
brennende Scheit. 

°) Die Schartner Gegend ist ungemein obstreich. Von der Witterung dieses 
Tages, sagt also der obige Spruch, hängt der Obstsegen des Jahres ab. 


Ist es an ihm schön, so werfen sich die Bauern, einer reichen Ernte 


- 


sicher, so in die Brust, »breiten« sich so, dass nur 5 (allö gueten 
Ding sänd drei) an einem Tische Platz haben. Ist's »grob,« so finden 
selbst 15, und 15 ist eine unglückliche Zahl, so dass einer sich ent- 


fernen soll, bequem Platz. 


47 


ist, bedeutet es ein schlechtes Jahr. Wenn während der Palm- 
weihe die Sonne scheint, gedeihen in diesem Jahr alle Gattungen 
Früchte, — Treibt der Palmbuschen, welehen man in den Acker 
steckt, aus, so wird ein gutes Jahr ; wo nicht, ein schlechtes. Wie 
d’ Palm’, so s’ Keorn, d. h. wie die Witterung am Palmsonntag, 
so Jdie erste Fechsung. — 


Wenns am Karfreitag regnet, hilft und schadet kein Regen. 
Wenns an ihm einen Reif hat, schadet kein Reif mehr, Aın Kar- 
samstag soll es 9erlei Wetter haben. Wenn es an diesem Tag 
schön ist, ergibt das Wasser nicht. — 


Im März soll man den Rock versetzen und im April aus- 
lösen, d. h. kein Wasser trinken, weil dieses in dem Monat un- 
gesund ist, und hätte man kein Geld, lieber den Rock verkaufen, 
um sich anderes Getränke verschaflen zu können. — 


Wenn am Karfrei- und Samstag der Wind stark geht, ster- 
ben in demselben Jahr viele junge Leute und Kinder. — 


Wenn der März mit den Ostern Fleich isst, d. h. die Oster- 
feiertage noch in den März fallen, so isst er's an den Leuten ber- 
unter, d. h. es sterben viele. Am ersten und letzten März hängt 
man alle Kleider, wenigstens auf eine kurze Zeit in die Sonne, 
um sie zu »sinnern« und so vor den »Maucken,« den Larven des 
Speckkäfers, dermest. lard. und der Pelzmotte, dermest. pellio, Lin, 
zu sichern, Auch anderes Ungeziefer wird jedoch mit diesem 
Namen bezeichnet. — 


4) April. 


Där Aprül zöht ön Pflueg va dä Dül. — Der April thut, 
wie er will. — Was der März zügelt, vertilgt der April. — 9mal 
soll der April jeden Tag d’ Fäl aus’'n Föld jagn. — Um Georgi 
soll das Korn so hoch sein, dass sich eine »Kran« darin verste- 
cken mag. Auch soll man von diesem Tag an nicht mehr ins 
Wiesland gehen, weil das Gras Schaden leidet. An diesem Tag 
mischt man das erstemal wieder den Rindern etwas Grünes ins 


48 


Futter. Am Georgitag geht jedenfalls der Bär vom Loche, !) um 
in dasselbe nicht mehr zurückzukehren, erschallt der erste Ruf des 
Kukuks. — Der Aprilschnee düngt besser, als Schafmist,  — 
Wenn’s am Ostertag schön Wetter ist, soll ein glücklich Jahr fol- 
gen, dagegen wenn es an ihm recht stürmt, Krieg, Krankheiten, 
Hunger u. s. w. — Wen dä März nöd wül, den nimt där Aprül. ?) 

5) Mai. 

Um Philippi soll das Korn so hoch sein, dass sich ein Mann 
darin versteeken kann. — An diesem Tage säet auch unser Herr- 
gott dem Korn unter, oder Philipp flickt das Getraide aus. — 


Pankraz, Servaz und Bonifaz heissen die »Reifmanä.« Nach 
diesen Tagen kommt kein Reif mehr. — Wenn’s am Pankrazitag 
regnet, so rinnt der Most am Stamm herab. Am Pankrazitag soll 
man die Bäume begiessen. Daher hört man auch hie und da be- 
ten: »Bit für ins heit. St. Pankräz, dass dä Most und dä Brand- 
wei grät!« 

Der Erdapfel sagt: »Sözst mih ön Aprül, So kim ıh, wan 
ih wül; Sözst mih ön Moa, So kım ih gleihl« — 

Wenn’s im Mai donnert, so »rigelt's« d’ Erden. — 

Wenn’s im Mai hagelt, so hagelt es jeden Monat. — 

D’ Nachtrögn (im Mai) sänd Keorndieb. — 

Am Auffahrtstage soll man sich nicht niederlegen, 3) sonst 
legt sich auch der Waizen, — 

Wenn am Pfingstsonntag die Sonne schön scheint, dürfen 
die Bäcker Wein trinken ; denn es geräth der Waiz. Oder auch 


$) Der späteste Termin für den Anfang des Auswärts, dessen Naturbild un- 
verkennbar der Bär ist, Dieser aber geht nun auch nicht mehr in das- 
selbe zurück; er fürchtet, wie es (Georgitag) hiess, keinen Winter mehr. 
Auffallend ist es, dass in dem Buche: »Aufrichtiger Unterricht u, s. w. 
Linz, 1756,« obwol in ihm aller Feiertage des Jahres Erwähnung ge- 
schieht, der Georgitäg, den das Volk noch feiert, nicht genannt ist, 
Vielleicht geschah dies absichtlich, weil manches, was an diesem Tage 
Brauch war, anstössig erschien? — 

2) März und April sind sehr ungesunde Monate. 

8) Unter Tags, auf die Ofenbank u. dgl. 


49 


Wenn’s am Pfingstsonntag regnet, so regnet es den Bäcken in den 
Trog und den Bäuerinnen in das »Kohkupfer,« !) — 


Wenn es am Abend vor St. Walburg oder in der Nacht 
davor thaut, soll es ein Zeichen guter Gesundheit sein, 


Redensarten und Räthsel. Im Mai regnet es Gras. ?) 
— Der Mai »is ön Habärn sei Windä.« — Was ist das schönste 
auf der Welt? Der Monat Mai, — 


6. Juni. Ein Feld, auf welches Korn gesäet wird, ackert 
man, wo die Dreifelderwirthschaft im Schwange ist, Jmal um. Das 
Umackern des Stoppelfeldes heisst »brachä ;« das zweite Umackern 
»rüe'n;« das dritte »keornackärn.« Von diesem »brachä« heisst 
der Juni auch Brachmonat. — 

Zä St. Veit 3) Mäht man ön allö Weit. — Der Heuschober 
soll den Koroschober »dälengä kinä.« — Wan dä Radn 4) blüeht 
reoth, Sa hamä ön vie’ Wochän ä ke’onäs Breod. — Der »Sunä- 
wendtag bricht ön Keo’'n d’ Wurzn a; Und dä Petärstag Macht 
eams e'st gä.« — Der »Sunawendtag Sticht ön Keo’n d’ Wurzn 
a. — Dä Petärstag brent ön Keo’n d’ Wurzn a. — Ön Petärstag 
Steht dä Baur mit dä Sichl da. — Oder auch: »Dä Veitl Schlach’ts 
Keo’n mit'n Scheitl ; dä Sunäwendtag Steosst ön Keo’n d’ Wurzn 
a’; Dä Petärstag Steht mit dä Sichl da. — ‘Vom Korn heisst es 
auch: Virzäh’ Tag schossn, Virzäh’ Tag blüehn, Virzäh’ Tag ei” kirnä, 
Virzäh” Tag azeiting.«e — Nach Sonnenwenden wächst das Ge- 
treide auch Nachts. — 


1) Der Waizen zieht nicht an, hat keine Kraft; Kolhkupfer ist das Gefäss 
oder Geschirr, worin das »Koch« bereitet wird. 

2) Bezeichnet die befruchtende Kraft des Mairegens. 

® Auch in der Zeitbestimmung macht sich mithin St. Veit bemerklich und 
wird in Beziehung zur Heu- und Kornernte gesetzt. Zu dieser Symbolik, 
welche sicherlich alt heidnisches auf ihn übertragen liess, gab wol auch 
sein Attribut Anlass. Ein kleines Gefäss mit Flammen, die hin und 
wieder sogar für Blumen angesehen wurden, ist das Attribut dieses Hei- 
ligen, der in einen Kessel voll brennendem Pech geworfen wurde, — 


4) Kornrose, Kornnelke, agrost, githag. Lin. 
Mus. Jahr. Ber, XXIL 4 


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Wenns am Medarditag regnet, so können die Schinder Meth 
und Wein trinken. !) 

Wenns am Johannitag ?) regnet, soll es 44 Tage fortregnen;; 
auch gerathen dann die »Büchl« und Haselnüsse nicht, werden 
wurmig und löcherig. 

Wenn's am Peterstag regnet, so regnetes Dieb und Mäus. — 

Wenn’s am Dreifaltigkeitssonntag regnet, so regnet es 13 
Sonntage. — 

7) Juli. Zu Külian Schneidt ein jederman. — Wenn es 
an Maria Heimsuchung regnet, regnet es 40 Tage nacheinander 
fort, oder, es ist 6 Wochen nicht schön. Denn wie unsere liebe 
Frau übers Gebirg geht, so geht sie auch wieder zurück. — 

Wenn’s am Ulrichstag, 3) auch »Durästag- genannt, regnet, so 
regnet es ins »Urb« - oder »Uräkübl,« #) d. h., es zieht das Mehl 
nicht an, — i 

Scheint die Sonn am Jakobitag, °) So führt man Kälte halber 
grosse Klag. — Am Jakobitag blüht der Schnee. — Margäretn- 
rögn macht d’ Nuss teuer. — Z’ Margäret und z’ Madälen, do is 
söldn schen. — 

Wenn’s am Jakobitag regnet, so salzt Jakob die Aepfel, Die 
Zeitigung derselben bestimmt sich nach folgenden Fristen: »Da 
Jagl thuet d’ Öpfl salzen, dä Lenzl thuets schmalzen, ©) Dä Bartl 
gibt ean ön Gschmach, Und dä Michl brockts a. — 


1) Weil das »Heugras« vergiftet wird. 

?2) Er ist bekanntlich der längste Tag im Jahre. Bei einem »Sauhandel« 
rühmte der Verkäufer seine Waare mit dem Gleichnis an: »Dö Sau is 
€ so lang, äs dä Tag um Johanni.« — 

3) Auch St. Ulrich hat also auf Wetter und Ernte Bezug. Darum bittet .er 
auch in dem bereits erwähnten Spruch neben St. Veit und Nikolaus um 
Holz zum Sonnenwendefeuer. Auch klingt schon der Name »Durästag« 
an Donner an. 

#) Ein kleines, hölzernes Gefäss für das Url, Urä, Urb, Urhab, Sauerteig. 

°) Der Jakobitag fällt genau ein halbes Jahr später, als Pauli Bekehrung, 
womit die zweite, meist strengere Hälfte des Winters beginnt. — 

6) »Ohne Salz und Schmalz« heisst auch so viel als geschmacklos. — 


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8) August. 

St. Laurenz sagt zu St. Bartholomäus: ?) »Schir, Bartl, 
schir ; ön virzäh” Tagen is’s an Dir.« — 

Där Augusti Macht d’ Bauern lusti. — Denn auch der Haber, 
die späteste Getreideart, wird in diesem Monat gemäht und ein- 
gebracht. — An dem Tag, wo das erste Fahrtl Haber eingeführt 
wird, zündet der Bauer das erstemal wieder beim Abendessen 
Lieht an; daher die Redensart: »Das erste Haberfahrtl setzt ’n 
Leuchter äfn Tisch,«e und das Räthsel: »Dä Habä ?) leschts aus 
und kendt's an.e — 


Auch hört man häufig das Wort: »Aus’'n Hawähälmän geht 
dä kalt Wind.« Es erläutert sich dadurch, dass es heisst: Beim 
Habernmähn muss man in die Stoppeln »Nägärl« einschlagen, da- 
mit der Winter nicht heraus kann.« 3) — 


Wan z’ Bartlmei noch »Hälm« stehen, so muss sich »dä Bärtl 
ön Arsch z’krazn.« 4) Die Legende lässt den Heiligen geschunden 
werden. Daher will der Heilige, dass auch der Erde die Haut 
gleichsam abgezogen wird, Heu- und Getreide-Ernte völlig been- 
digt ist. — 

Zu Bärtlmei füert man s’ Groa’amahd äfs Heu, 5) — 

Zu Bärtlmei soll kein Heugras mehr stehn; sonst wischt 
sich der Bart den Arsch damit aus. — 

Zä Bärtlmei Stökt ma d’ Öpfl und d’ Nuss ö’s Heu. ©) —- 


!) Die beiden Tage liegen genau 2 Wochen auseinander. — 

2) Siehe März. 

®) Nun war der Winter unterirdisch eingeschlossen, wie vorher der Frühling. 

#) Die Volkssprache ist an sich derber, will aber hier nicht etwa absichtlich 
gemein werden. — Mathias, der das Eis bricht, und Bartholomäus, der 
das Haberfeld schon umgeackert und auf der Wiese kein Gras mehr sehen 
will, liegen wieder genau ein halbes Jahr auseinander. Mit Bartholomäus 
beginnt schon halb der Nachsommer, die Gluth der Hundstage ist mit 
ihm vorüber, obwol er (siehe Laurenz) noch schüren geholfen. 

5) Die Grummeternte, 

°) Diese Früchte fangen schon reif zu werden an. 


4* 


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Der Laurenzisturm bleibt nicht aus. — Wie es an Bartho- 
lomai wittert, soll es den ganzen Herbst wittern. — Wenn's zu 
Maria Schnee regnet, so wird das Getreide zu wenig, und wenn 
auch an jedem Zaunstecken ein Metzen Korn hienge. — 

So man auf Laurenzi einige zeitige Trauben findet, so ist 
starke Hoffnung zu gutem Wein, — 

Die Zeit von Maria Himmelfahrt bis Namensfest heisst 
»zwischnä Frauntagn.« Man sammelt da verschiedene Heil- 
kräuter, drischt das Samengetreide, geht fortan nicht mehr ins 
Krautland. —- 

9) September. 

Z Egidi ist die erste Kornsaat, in der Kreuzwoche die 
zweite, in der (Juatemberwoche die leizte. Um zu erforschen, 


. 


welche von den 3 Saatzeiten die günstigste sei, nahm der Bauer 
einst von der ersten Fuhre Korn, die er einbrachte, 3 Aehren 
und legte sie der Reihe nach in die Erde ein. Welche am schön- 
sten aufging, gab ihm diese Woche an. — 

Der Weizen wird häufig um Micheli gebaut. Er sagt zum 
Bauern : »Baust möh du ö’s Läkl, Sa fül där ich dei’ Säkl. — 

Michälö Macht Lauwär und Gras wälö. ') Zu Micheli fing 
nach alter Sitte in den Häusern der Handwerker die Lichtarbeit 
an; es kam daher an diesem Tage das sogenannte »Lichtbrädl« 
auf den Tisch. — 

Ist Egidi ?) ein heller Tag, dir ein’ guten Herbst vorsagt. — 

Ist Mathias schön, so darf man »alle Scherhaufn« anbauen, 
d. h. es wächst und gedeiht alles. — Matbies Macht die Birn süess. — 

Ist's am Michelitag schön, so darf man noch alle Berg’ und 
Hügel anbauen. ?) — Wenn beim Kornsäen grosse Knollen wer- 
den, so heisst es: »Greossö Knoln, Greossö Stuk Breod!« -— 


1) Welk. 

?) St. Aegidius zählt in unserem Lande (der in der Josephinischen Zeit ab- 
gebrochenen nicht zu gedenken) 14 ihm zu Ehren geweihte, durchaus 
alte Kirchen. — 

®) Es wird ein schöner Nachsommer, — Mit Georgi beginnt die schönere 
Zeit des Jahres, der »Auswärts,« mit Micheli hört sie auf, Dass mäch- 


53 


Wenn es in diesem Monate brav Wespennester gibt, oder 
das Obst schon an den Bäumen fault, wird im nächsten Jahr aber- 
mals viel Obst. — 


10. Oktober. 

D’ Laubagüss Kimt ganz gwis. — Sima” wirft ön Schnee 
a; wirftn dä Sima“ nöd a“, sa helfänt allö Heiligng z'sam, — 

Die ÖOktobernebel heisst der Bauer gern »Krautnöbl,« weil 
sie das Kraut »z’samdrähn«. — 


Wenn die Schafe sich Abends nicht gerne eintreiben lassen, 
fällt im Winter viel Schnee, — Will das Laub nicht gern von 
Bäumen fallen, So soll ein kalter Winter erschallen, — 


Fällt das Laub früh, aber langsam ab, so wird ein früher, 
»langschwoafätä ') Winter und umgekehrt. — 


Wenn man am Wolfgangitag die Bäume düngt, so wird das 
folgende Jahr viel Most. 


11) November. 


Nach Martini soll nieht mehr in Acker gefahren werden ; 
sonst »fährt der Bauer sein Weib ein.«e — Z’ Anäre Kemänt d’ 
Feirtä, d’ Nächtn und d’ Störin dahe‘. — 


Z Anäre Geht Mül sper. — Ghalt der Baum den Pelz an, ?) 
so wird ein strenger Winter. — Am Allerheiligentag haut der 
Bauer einen Span aus einer Buche ; ist dieser nass, wird ein nasser 
Winter, ist er trocken, ein harter. — 

Ist's zu St. Leonhard warm, So ist's im Winter gut fahrn. — 

Wenn Martini Nöbel findt, Wird dä Wintä ganz gelind. — 


tige, wenn auch nur dunkle Erinnerung an diesen Tag sich knüpfte, 
beweist, dass »auf St. Michaelistag zu Pflug fahren und ansäen, damit 
die Erdfrüchten kein Unfall bekämen,« in dem schon erwähnten, 1756 
zu Linz gedruckten Büchlein als sündhaft abergläubisches Thun ge- 
rügt wird. — 
!) Altindischer Glaube schon stellte sich den Winter siebenschwänzig vor. 
2) Pelz bezeichnet das Laub. — 


54 


Kathärei’schnee thuet n’ Keon weh. Bleibt er länger als 100 
Tag liegen, entsteht »Winterschauer.« !) — 

Wenn der Andreasschnee liegen bleibt, liegt er 140 Tage. 
— Am Andreastag bringt der Bauer bereits die »Störingmalta, « 
Korn, woraus weisseres Mehl zur Störi gemahlen wird, zur Mülıle. 
Da geht nun diese schnell und spricht: »Anäre, Anäre, Anäre.« 


Am Thomastag aber geht sie noch schneller, weil der Bauer 
bereits um das Mehl drängt. Da sagt sie: »Tamädı, Tamädı, 
Tamädi.e — Zu einer echten Störi muss das Urä schon am 
Thomastag angerührt und der Teig am Weihnachtsfasttag von 12 
Uhr Nachts an, gemischt und gebacken werden. So verräth sich 
die Störi bis an die kleinsten Züge als ein »Festbrot.« — 

Gibt man doch auch die »erste Frucht,« ein Kraut, das man 
absichtlich hiezu aufbewahrt hat, (wol eines der zuerst im Früh- 
ling sprossenden) ?) in die Viehstöri. Verleiht sogar der Genuss der 
Störi dem Menschen Stärke, Leben u, s. w. 

12) Dezember. 

Schaut s’ Christmonat aus, d. h. ist es einige Zeit schnee- 
frei, so schauen alle Monate aus, — 

Am Barbaratag trägt man Zweiglein, meist von Kirschbäumen, 
ins Zimmer, welche bis zum Weihnachtstag blühen sollen. — 

Die Rauchnächte, besonders die Mettennacht, sind für Wit- 
terung und Jahressegen Leben und Tod vielfach vorbedeutsam. — 

Liechtö Mötn, Finstärö St’äl. — 

Scheint die Sonne am Christtag hell und klar, So hoflt man 
ein gutes, fruchtbares Jahr. — 

Wenn der Wind untern Nächtn geht, wird im nächsten Jahre 
viel Most. — 

Scheint am Fastweihnachtstag die Sonn’ auf den Tisch, so 
werden das Jahr darauf viele Aepfel. 


1) Kinderreim. »Katharina, bist drins, Steh auf,« mach mär auf, Mich 
friest ja in d’ Zehen, der »Reif fällt ma drauf!« — 

?) Nachträglich ergab sich, dass darunter corydal. cav. Lin., unser Volk 
kennt auch den Namen »Wild4 Hanäkamp,« verstanden sei. 


35 


Unter den »Nachtn,« besonders in der Mettennacht, sollen 
sich die Bäume stark »anreimen,« dann »rannen« ') die Obstbäume, 
es gerätlh der Most. Dies ist auch der Fall, wenn der Most in 
den Kellern arbeitet, so dass man es in den Fässern sieden und 
sausen hört. — 

13. Unter den Tagen, welche auf Zeit und Witterung, Saat 
und Ernte Bezug haben, treten gewisse besonders hervor, und es 
lassen sich auch, wenn man die Abstände vergleicht, öfters wie- 
derkehrende Cyklen von Monaten und Tagen nicht verkennen. 
Unter den Frauentagen ist vornehmlich Maria Verkündigung zu 
nennen (von da an gefriert es nicht mehr, weil u. ]. Frau mit 
einem brennenden Scheit unter der Erde hingeht); unter den 
Tagen der Heiligen sind am wichtigsten Georg, Peter und Paul, 
Michael, denen sich Mathias, Jakob, Bartholomäus, Matthäus, Simon und 
Judas anschliessen. Zu erwähnen sind noch Gregor, Benedikt, 
Gertrud, die 40 Martyrer, Maria Heimsuchung, Laurenz. Gertrud 
(17. März), welche an ihrem Namenstag zu »gärteln« anfängt, 
fällt, was Zeit und Natursymbolik betriflt, mit Maria Verkündigung 
zusammen; die beiden Tage schliessen so zu sagen eine Oktave 
ein. Als Haupttag des Jahres stellt sich Georgi heraus; mit ihm 
beginnt der Auswärts, die mildere Jahreszeit, welche mit Micheli 
wieder endet: der Abstand zwischen beiden beträgt 5 Monate und 
wenige Tage, nur 1 Tag mehr, als der von Pauli Bekehbrung (halb 
Winter binum, halb Winter herum) bis zum Peterstag, der mit 
der Sichel da steht und die erste Hälfte der milderen Jahreszeit 
abschliesst. Von Matheis, der s’ Eis bricht, bis Jakobi, wo der 
Schnee blüht, zieht sich ebenfalls eine Frist von 5 Monaten. Von 
Pauli Bekehrung bis Georgi verläuft eben , Jahr, oder 3 Mo- 
nate, und die nämliehe Zeitfrist erstreckt sich zwischen Georgi 
und Jakobi, zwischen Jakobi und Simon und Judas, wo es den 
ersten Schnee anwirft und die rauhe Jahreszeit wieder beginnt, 
endlich zwischen Simon und Judas und zwischen Pauli Bekeh- 
rung. Auch Peter und Pauli und Micheli liegen 3 Monate von 


1) Sich mit »Reim« anlegen. 


56 


einander ab. Von Matheis, der s’ Eis bricht, bis Bärtlmei, wo 
alles Getreide bereits eingebracht sein soll, ete., gehen 6 Monate, 
eben so von Benedikti, wo Haber gebaut wird, bis Mathies, der 
das Geschick der neuen Aussaat bestimmt, und von Maria Ver- 
kündigung bis Micheli. Die mildere und die rauhe Jahreszeit währen 
je 5 oder 7 Monate, je nachdem man den Nachwinter oder Vor- 
frühling, d. i. die Zeit von Maria Verkündigung bis Georgi, und 
den Nachsommer, d. i. die Zeit von Micheli bis Simon und Judas, 
zur einen oder anderen zählt. Von Gregori, wo der Bär das erste- 
mal aus dem Loche geht, sind etwas mehr als 40 Tage bis 
Georgi, wo er keinesfalls mehr ira Loche bleibt. Mit Beginn der 
Woche, in die Georgi fällt, enden die 40 kalten Tage der 40 
Martyrer; 40 Regentage reichen von Maria Heimsuchung bis Lau- 
renzi, und der Laurenzisturm , der dem Regenwetter ein Ende 
macht, bleibt nicht aus. — 

14) Witterungs - Bestimmungen allgemeiner Art. 

1) »Heiwinkel.« !) Fast überall hört man von dem 
»Heiwinkel«e sprechen, in welchen man schauen muss, um die 
Witterung für die nächste Zukunft zu erforschen. 

2) Als Wetterprophet und zwar weitbin fürs Land, 
dient der Traunstein. Wenn er einen »Hut« ?) aufhat, so wird 
das Wetter schlecht. 

3. Mond, Regenbogen, Morgenröthe, Thau 
und Wind. Wenn es im Neumond regnet, so regnet es einen 
ganzen Monat fort. Wenn's im Neumond regnet, so »wascht’s ihn 
aus,« d. h. es wird schön. — 

Regnet es gleich nach dem Regenbogen, so kommen 3 Re- 
gentage; wo nicht, gibt es 3 schöne Tage. — 

»Maringreot, Dasch ins Keot.« — Geht der »Wind ins 
Thau,« so kommt Regen. — Um am nächsten Morgen schönes 


1) Auch » Wetterwinkel, Wetterloch« genannt. Der erste Theil des Wortes 
ist noch nicht zweifellos erklärt. Vielleicht darf man an heien, heigen 
denken, d. h. bewahren, hegen, oder an das mlıd. hiwen, ursprünglich 
hüllen, wie lat. nubo? »Gheiwi'« sagt unser Volk für umwölkt. — 

?) Die den Gipfel umhüllende Wolke wird als Hut gefasst, 


57 


Wetter zu haben, verbrannte man den Abend vorher einen alten 
Besen. — 

4) Wochentage. Der Freitag hält es nieht mit der 
Woche, -— Wie Samstag Abends, so die nächste Woche. — Zwei 
Samstage müssen im Jahre sein, an denen es so regnet und 
stürmt, dass kein Sonnenstrahl ausblickt. — Am Erichtag, Pfinztag 
und Samstag Nachts muss sich auch der stärkste Sturm wenigstens 
durch eine Stunde legen. ') 

5) Tageszeit, Wie das Wetter um 8 Uhr morgens, so 
ist es den ganzen Vormittag. — Wie um 12 Uhr, so ist es den 
ganzen Nachmittag. — Morgenregen und »altö-Weibädänz« dauern 
nicht lange. Frühe Regen und frühe Bettler kommen des Tages 


öfter. — Frühe Wetter wiederholen sich des Tages 9mal. — 
6) Winter. Wenn der Springer der Martinigans weiss ist, 
gibt es einen strengen Winter. — Wenn der Hollunder Blütben 


und Frucht zugleich trägt, ist ein starker Nachwinter zu erwarten. 
— A früecha Wintä hat än rund än längern Schwoaf, d. h. er 
dauert weit länger. — Ueberhaupt sagt das Volk von einer Zeit, 
wo man die Winter mit einem Kuhschweif kann zusammenbinden. ?) 
| 7) Unsere liebe Frau hat Gewalt über das Wetter, 
Regen und Sonnenschein. 3) —— Einst strömte (St. Marienkirchen 
bei Schärding) lang anhaltender Regen und bedrohte die Ernte. 
Der Pfarrer hatte nämlich eine altverehrte Marienstatue wegnehmen 
lassen und versteckt. Da schaute ein altes Weib im Traume den 
Ort, wohin sie gebracht worden war. Man suchte nach und fand 
wirklich das heilige Bild. Im Triumph trugen es 6 weissgekleidete 


1) Wenn man den Sturm für Wuotan nimmt, ergibt sich vielleicht die Deutung, 
dass er an den Tagen, welche Erich oder Er, dem Kriegsgotte, und Donar, 
den höchsten Göttern mit und neben ihm, geweiht sind, doch auf eine 
kurze Zeit zu wehen und brausen aufhört. Der Samstag ist genannt als 
Tag Mariens. — 

2) Der Götterdämmerung, welche Ursache des Weltunterganges ist, geht ein 
Winter voraus, wo die Sonne ihre Kraft verloren hat, und dieser Winter 
kommen drei nacheinander ohne Sommer dazwischen, — 

3) Siehe später: E. Thiere, Fraunkäferl. 


58 


Jungfrauen durch die Flur. Als man fast schon am Ende des 
feierlichen Umzuges Rast hielt, durehbrach auf einmal ein Sonnen- 
strahl die grauen Regenwolken und traf das Antlitz der Mutter- 
gottes. Schnell heiterte sich der Himmel auf, und man erfreute 
sich der schönsten Erntezeit. — 


D) Gewitter und Hagel. 


1. Redensarten; Donnerkeil. Wenn es donnert, 
schiebt der Herrgott im Himmel Kegel. — Wenn es einschlägt, 
heisst es (Steinerkirchen): »der Petrus hat den vordersten Kegel 
getroffen.« 1) — 

Wo ein Donnerkeil fällt (Steinerkirchen), dringt er 7 
Klafter tief in den Boden und verwandelt sich in eine Goldku- 
gel, welche von Jahr zu Jahr um eine Klafter höher steigt und 
so nach 7 Jahren wieder an der Oberfläche der Erde erscheint. 
— Andere stellen sich den Donnerkeil als eine Steinkugel ?) 
vor, durchsichtig wie Glas, welche 9 Klafter tief in den Boden 
eindringt und nach 9 Jahren wieder zum Vorschein kommt. — 
Noch andere meinen darunter einen grossen Stein, der 9 
Klafter tief eindringt und von Tag zu Tag um 1 Klafter aufwärts 
steigt, bis er am 9ten Tage wieder in den Himmel zurückfliegt. 3) — 

2) Das erste Gewitter im Jahre. Vor allem be- 
stimmt es Zahl, Stärke und Gang der übrigen. 
Fällt es in die Zeit des aufnehmenden Mondes, so sind viele und 
starke Gewitter zu besorgen und umgekehrt. — Wo das erste 


!) Dieser Ausdruck beweist schlagend, dass vieles von Donar auf Petrus 
als den ersten der Apostel übergegangen sei. — 

2) Diese Vorstellung erklärt sich aus der Auflassung des Gewitters als 
»Kegelscheibens.« Die Kugel vertritt Thörs Hammer, die Wafle, womit 
er die Riesen bekämpft, — 

3) Thörs Hammer, Miölnir, kehrt von selbst in des Gottes Hand zurück. 
Dass der Donnerkeil- oder Kugel oder Stein 7 oder 9 Jahre oder Tage 
braucht, um wieder zum Vorschein zu kommen, beruht ebenfalls auf 
allmythicher Vorstellung Die 7 oder 9 Jahre oder Tage sind die Win- 


59 


Wetter im Frühjahr hingeht, dorthin gehen alle bis Sonnenwenden ; 
erst von Sonnenwenden an schlagen sie wieder eine andere Rich- 
tung ein. — 

Früher Donner, später Hunger. — Beim Herannahen des 
ersten Gewitters, oder wenn es das erstemal im Jahre donnert, 
wälzt man sich auf dem Erdboden, oder legt sich rücklings auf 
die blosse Erde. Man bleibt dann vor Kreuzweh !) verschont. 
— Wer, wenn es das erstemal im Jahre donnert, einen Baum 
schüttelt, der wird über die Massen Stark, —= 

3. Wie man Gewitter veranlasst, herbeizieht, 
aufhält, oder den Blitz auf sich lenkt. — Als unter 
Kaiser Joseph II. das erstemal »vermessen.« wurde, sagte das Volk 
heftige Gewitter voraus, weil man der »Erde keine Ruhe lasse. « 
Andere erzählen, die fürchterlichen Gewitter jenes Jahres seien von 
dem Volk als eine Strafe Gottes für diese Beunruhigung der Erde, 
angesehen worden. 

Ein Gewitter zieht es herbei (Munderfing), wenn man die 
Egge umgekehrt, d. h. mit den Zähnen nach oben , ausserhalb 
der Dachtraufe liegen lässt. — 

Eben so glaubte man (Weyer) von ungedeckten Kegel- 
stälten, dass sie gefährlich seien, weil sie die Gewitter heranzögen. ?) 

Wenn man an einem Freitag ein frisches Hemd anzieht, 
und es kommt zufällig ein Donnerweiter, so kann dieses nicht 
vorbei. — 


— 0 


termonate, die Zeit, wo es in der Regel keine Gewitter gibt. Unsere 
Goldkugel bestätigt von neuem, was oben a, 5, feuriger Drache, von dem 
Gold als Naturbild des Blitzfeuers behauptet ward. -- 

') Ich denke an Thörs Hammer, dessen Form der eines Kreuzes ziemlich 
gleicht. Sich auf dem Erdboden wälzen, welchen des Gottes geheiligter 
Hammerwurf, gleichsam wieder neu geweiht, verjüngt hat, bewahrt vor 
»Kreuzweh.« — 

?) Sie sind den Blicken der Donnerwolke, des Donnergottes frei ausge- 
selzt ; er erblicktin dem Spiele eine freche Nachäflung seines Thuns. Das 
von der Egge Gesagte beruht wol auf einer ähnlichen Vorstellung. — 


60 


An einem Freitag soll man weder Wäsche bleuen, noch ein 
frisches Hemd anziehen; sonst erschlägt einen der Blitz, — 

Anderswo: wer an einem neuen Freitag ein frisches Hemd 
anzieht, den trifft der Blitz. Zieht er aber bei herannahendem Ge- 
witter das Hemd aus und wirft es in einen Bach oder überhaupt 
in ein Wasser, so fährt der Blitz dahin. ') — 

Am Sonnenwendetag soll man nicht nähen ; sonst trifft der 
Donner den, der das Kleidungsstück an hat, woran an diesem 
Tage genäht wurde. — 

Der Blitz schlägt auch ein, wenn man Aschentücher mit dem 
»Waschbloi« schlägt. — 

Der Thurm von Arbing ist nicht ausgebaut, d. h. er hat 
keine Kuppel, sondern ist nur eingedeckt. Die Leute sagten einst, 
es leide keine Kuppel, und wenn man eine aufsetzte, schlüge der 
Blitz ein, — 

Zwei Männer in der Gosau wurden vor einigen hundert Jahren 
in dem Gosauerspitzengebirg von einem heftigen Gewitter über- 
fallen. Da verliess den einen der Muth, und er sprach: »Mır 
wird angst und bang; ich glaube, wir werden vom Wetter er- 
schlagen.« Der andere erwiederte: »Sei doch nicht so zaghaft ; 
ich heiss Peter und schmeiss aufs Wetter!« Doch kaum hatte er 
ausgesprochen, so traf ihn der Blitzstrabl, und er war auf der 
Stelle todt. ?) Seitdem heisst der Kogel, über den der Blitzstrahl 
herabfuhr, der Donnerkogl, und der, welchem sie zugingen, der 
Peterskogl. — 

4) Wie man insbesondere Schauerwetter veranlasst. 
Schauerwetter sind zu erwarten (Altmünster), a) wenn eine Wöch- 

!) Der Freitag berührt sich mehrfach mit dem Gewitter; es liegen dabei 
wol Vorstellungen von der Verbindung zu Grunde, in welche Frigg, 
Fria, von welcher schon im 4. Jahrhundert der 6. Wochentag den Na- 
men erhielt, mit dem Donnergott gebracht ward, — 

?) Hier scheint der alte Donnergott über die auf den christl. Apostel ge- 
setzte Zuversicht ergrimmt zu sein. — »Schmeiss aufs Wetter«, ist wol 
doppelsinnig aufzufassen, einmal als Ausdruck der Geringschätzung, jedoch 


auch als Akt, Thun des Donnerers, — 


61 


nerin zu früh hervorgeht, oder wenn es gar an einem Freitag, 
besonders an dem Karfreitag geschieht: b) wenn an einem Freitag 
»geblödert« wird; e) wenn man an Frei- oder Samstagen abends 
jauchzt oder Tanzlieder singt; d) wenn nach Georgi Flachsarbeit 
verrichtet wird; e) wenn man vor Georgi Leinwand bleicht, oder 
die Bleichtücher auch nur auf grünem Wasen ausbreitet. !) — 
Auch sebäuerts, wenn nach Georgi noch »Agng« ?) auf die 
Felder kommen ; wenn Samstags nach dem Feierabendläuten, fer- 
ners so lange als Christus im Grabe liegt, dann an den Bittagen 
und an Christi Himmelfahrtstage Wäsche geblödert wird. Anderswo : 
Sonntags soll nach 2 Uhr nicht mehr gewaschen, noch gesponnen 
und eingespannt werden. — Auch wenn Sonntags die Sensen ge- 
schärft werden , setzt es Schauer ab. Eben so, wenn der Bauer 
zu Acker fährt und auf der Egge einen Stein liegen hat. — Wenn 
die Leiche eines Menschen, der sich selbst erhenkt hat, im Got- 
tesacker begraben, ja auch nur durch die Felder geführt wird. 


!) In alter Zeit hat man sogar, so heisst es, solche Leinwat weggenommen 
und verbrannt. Hätte man es nicht gethan, wäre ein grosses Sterben 
unter die Leute gekommen. Der Vorgang des Waschens erscheint, mit- 
einbezogen das Bleichen der Leinwand und das Anziehen des frischen 
Hemdes, so wie Nähen und Flicken mit Gewitler und Blitz in Verbindung. 
Das Blödern der Wäsche insbesondere, wozu der Waschbloi dient, an 
den sieh auch sonst mancher Brauch und Glaube knüpft, konnte leicht 
als Abbild des Gewitterprozesses am Himmel gedacht werden. Die nassen 
Tücher sind die Wolken, der Waschbloi der Hammer Thörs, die Schläge 
damit tönen wie Donnerrollen; die wegspritzenden Tropfen glänzen in 
der Sonne wie Blitzfunken. Die irdische Leinwand darf daher nicht ge- 
bleicht werden, bevor es nicht die himmlische, die Wolken -Leinwand wird. 

2) Die kleinen Stachel, welche beim Schwingen von dem Flachs abfallen. 
Stets knüpfen sich an die Verspätung der häuslichen und ländlichen Ar- 
beiten Strafen oder dgl. Ist die Flachsarbeit bis Georgi nicht vollendet, 
so schäuert es. Zu Bartholomäus soll man weder mehr Heugras noch 
Halme sehen, sonst ete. etc. Wer nach Martini noch zu Acker fährt, 
führt sein Weib ein. Es bestätigt sich also an Heu-, Getreide- und 
Flachsarbeit. — 


62 


Schon die Thatsache, dass sich jemand in der Gegend henkt, er- 
füllt mit Besorgnis vor einem Schauerwetter, — 

Im vorigen Jahrhundert wurde ein Verbrecher gehenkt, ohne 
dass er sich bekehrt hätte. Eine Menge Zuschauer waren auf dem 
Richtplatz zugegen. Da rief er: »Wart’s ös, ih wül mich’ heut 
scho” noh an enk röchn!« Darauf bestieg er den Galgen und starb. 
Aber schon stieg ein fürchterliches Ungewitter vom Westen auf 
und brach so schnell aus, dass nur die, welehe zunächst wohnten, 
noch die Häuser erreichen konnten. Alles Getreide, selbst das 
junge Obst und das Gras, wurde in Grund und Boden geschlagen. 

5) Wetterlöcher. !) Auf dem Bleckenstein befindet sich 
ein See, von dem es hiess, wenn man einen Stein hineinwürfe, 
entstünden Sturm und Unwetter. — In der Nähe von Pernsteiu 
ist ein Loch, das geht tief in die Erde hinab. Wirft man einen 
Stein hinunter, bricht ein Unwetter los. Buben, welche davon ge- 
hört hatten, machten einst aus Vorwitz und Muthwillen den Ver- 
such. Doch ehe sie noch ihre Wohnung, welche gar nicht weit 
entfernt war,e rreichten, war das Ungewitter schon los. — Wenn 
man in das Zagellauerloch (Gosau) einen Stein wirft, wird schlechtes 
Wetter. Dasselbe heisst es auch von einem andern Loch in der 
Nähe desselben, das senkrecht in die Tiefe abspringt und schlechthin 
das Wetterloch genannt wird. — Die »Wödälukn« stehn im Ge- 
birg (Windischgarsten) in grossem Ansehen; wirft man einen 
Stein hinunter, so steigen alsobald Nebel und Wolken auf, und 
ein heftiges Ungewitter bricht los, — 

6) Wetter machen oder erregen. Wenn man ein 
Gewitter erregen will, so nimmt man Bröselein von dem Kothe 
der an einem Pfluge klebt, womit man Samstags nach Feierabend 
gearbeitet hat, und wirft sie mit einem gewissen Spruche rück- 
lings über den Kopf. — 


1) Der »Heiwinkel« hiess ebenfalls Wetterloch. Noch sagen wir: Das 
Gewitter steigt herauf. See oder Loch sind als irdisch lokalisirter Wol- 
ken - Gewittersee zu fassen. Das Steine Hinabwerfen ist, nach Schwartz, 
eine rohe Nachahmung der Art und Weise, wie dort oben beim Rollen 


der Donnersteine Regen gemacht wird. — 


63 


7) Gemachte oder Hexenwetter. Wetter erregen 
vorzugsweise die Hexen; man nennt solche Wetter »gemachte ;« 
es sind gewöhnlich Schauerwetier. Ein Zeichen, dass eine Hexe 
das Wetter gemacht hat, ist es, wenn sich in den »Riseln« Haare 
befinden. !) — 


Auch Zauberer sind es im Stande. Ein Inquisit (Krems- 
münster Archiv, Urgicht eines Verbrechers, der sich dem Teufel 
verschrieben) sagte unter anderm aus, dass er mittels »eines 
schwarzen Pulvers aus Menschenbeinen«, indem er davon ins Was- 
ser warf, ein »Schauerwetter gemacht habe, so das liebe Getreide 
zerschlug. « 


8) Abwehr gegen das Einschlagen. Wo ein 
Schwerkranker liegt, so lange die kleinen Kinder schlafen und 
die Schwalben im Haus bleiben, hat man kein Einschlagen zu 
fürchten. — 


Um das Einschlagen zu verhindern, legt man unter den 
Dachfirst ein »Speispfingstag-Ei, das am Gründonnerstag 
gelegt worden ist. Um seinen Zweck zu erfüllen, muss es unge- 
färbt bleiben und am Ostersonntage geweiht werden. ?) Anderswo 
heisst es nur: ein Ei, das am Antlasspfingstag 3) in die Sonne 


#) Die Hexen wurden bekanntlich mit fliegendem, zerzaustem Haar gedacht. 
Noch sagt man von einer Weibsperson, deren Haar verworren hin und 
her Nattert, sie sehe aus wie eine Hexe. Man erinnere sich der Ausdrücke 
» Wetter- und Blitzhexe,« welche oft scherzhaft und schmeichelnd gebraucht 
werden, und halte dazu, dass die goldenen Haare der Gemahlin des Ge- 
witfergottes Thör, der Sif, auch als die Blitzesstrahlen gedeutet werden. 
Es heisst ferner von ihr, dass sie die schönste aller Weiber war. Aus- 
drücke nun, wie verliebte Hexe; sie hat ihn völlig behext u. s. w. sind 
noch üblich. Siehe Pflanze, Widerton. — 

2) Die rothe Farbe ist die des Donner- oder Blitzgottes; daher darf das 
Ei nicht gefärbt werden. — 

®) Gründonnerstag. 


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gelegt worden, ist gut gegen das »wild Feur.« Auch ein am 
Karfreitag gelegtes Ei wird hie und da genannt. !) — 


Auch gewisse Pflanzen wehren dem Einschlagen. — 
Wenn ınan unterwegs in ein Wetter kommt, stehe man unter 
einer Haselstaude unter; da schlägt kein Blitz ein, weil u. |. 
Frau sich unter eine solebe Staude geflüchtet hat, als sie übers 
Gebirg gieng (sehr häufig.) Man nimmt daher auch während 
eines Gewitters ein Haselreis in die Hand, steckt solche, wenn 


ein Gewitter naht, an die Fenster. — Auch das Johannes- 
kraut, kreuzweise an Fenster und Wände gesteckt, bilft gegen 
das Einschlagen. — Endlich wird, damit der Blitz nicht einschlage, 


auf den Dächern »Hauswurz oder Hausrampf« gehegt. ?) 
— Wo viele Brennesseln stehen, da schlägt es ebenfalls nicht 
ein. — Die Birkenreiser, welche man am Frohnleich- 
namstage (von den 4 Segenstätten) mit nach Hause 
bringt, schützen nicht minder. Man steckt sie in die Fenster und 
wirft sie, wenn ein Gewitter kommt, ins Feuer. — 


Wenn es hagelte (Weisskirchen) lief der Bauer um die 
Egge und legte sie mit aufwärts stehenden Zähnen in den Hof; 
die Bäuerin aber sputete sich, die »Öfenschüssel« (Holz, worauf 
das Brot eingeschossen wird 3) in den Hof hinaus zu werfen. — 
Unter einem sei hier bemerkt, dass Höfer II, 297, das »Ofenschüs- 
sellaufen,« ein Wettrennen zu Fusse, erst 1757 und 1759 wegen 
ärgerlicher Entblössung des Leibes und »verschiedener 
abergläubischer Dinge« obrigkeitlich abgeschafft wurde. 


1) Das Ei ist als Naturbild des Gewitters aufzufassen, welches in der Wolke, 
der Schale, (Klar und Dotter) Regen und Blitz birgt. Auch ist oder 
sind die Tage bedeutsam, an denen das Ei gelegt wird, das bis in die 
kleinsten Züge bedeutsame Räthsel von dem Ei lautet: »Zu Weissen- 
berg in Dum (Dom) da wächst eine gelbe Blum; Wer die gelbe 
Blum will habn Muss zu Weissenberg den Dom einschlagn.« Statt 
Weissenberg hört man auch Weissenburg und statt Dom Thurm. — 

?2) Siehe davon Pflanze. 

3) Siehe das Feuer, 1, vom Backen Gesagte, — 


65 


Die Bergbauern (Kremsmünster) warfen während eines Ge- 
witters Stühle und Tische in den Hofraum, jedoch so, dass 
die Füsse aufwärts sahen. !) — Auch die Egge ward, wenn 
ein Gewitter am Himmel stand, zum Schutz vor dem Blitz, mit 
den Zähnen nach oben schauend, vors Haus ins freie 
gestellt. — 

9) Abwehr gegen den Schauer insbesondere. In wel- 
cher Pfarre auch nur Eine Wöchnerin ihre Zeit genau hält, 
dass sie nämlich in den 6 Wochen nicht unter freien Himmel 
kommt, sondern inner der »Dachtropfn« bleibt, in der kann es 
nicht schäuern. — 

Lange glaubte das Volk daran, dass manche Geistliche 
die (auf vechtem Wege erlangte) Macht hätten, Schauer abzu- 
wehren, und nannten solche »sschauerfest.« In Schartenberg 
soll einmal ein Pfarrer gewesen sein, der konnte sogar regnen 
lassen ; freilich, fügte der Erzähler, bescheidener schliessend, hinzu, 
freilich nur ganz kurze Zeit. — 

Am Palmsonntag steckt man, um Schauer abzuwehren, ge- 
weihte Palmbuschen in die Getreidefelder. Einige schreiben 
das Johannes - Evangelium 3mal ab, binden je eine Abschrift an 
einen Palmbuschen und lassen sie weihen, um sie in die 3 Felder zu 
stecken. — Auch das am Karsamstag am geweihten Feuer 
angebrannte Holz wird gespalten und die Späne kreuzweise in 
die Felder gesteckt, und zwar entweder an diesem Tage selbst, 
oder dem der Kreuzerfindung. — Auch die Kohlen, welche man 
von dem geweihten Feuer mitnimmt, und die Ostereierschalen ge- 
braucht man aufähnliche Weise, ja hält sie fast noch für wirksamer. — 

Man nimmt 3 Haselzweige, 3 Karfreitagg-Eier und etwas 
Chrisam, lässt es am Ostersonntag neben Eiern und Fleisch 
mitweihen, geht von der Weihe sogleich hinaus und gräbt dieses 
Geweihte während des Hochamtes zu 3 Theilen in jedes der 
3 Felder unter Gebet ein und zwar auf der Wetterseite. -— 


1) »Der Herrgott wirft im Himmel, hörte ich als Kind während eines Ge- 


witters sagen, Tisch’ und Stühl’ um.«e — 
Mus. Jalır. Ber. XXIL 5 


66 


Andere vergraben, wenn ein Gewilter daher zieht, welches 
Hagel zu bringen scheint, in die 4 Ecken des Feldes je ein Ei. — 
Um Weissenberg stehen noch einige Kreuze, welche fol- 


gende Form haben : | __ Das Volk erzählt davon: »Als einst 


Jahr auf Jahr Schauer die Ernte vernichteten, schickte die Ge- 
meinde 3 Männer nach Rom. Der Papst sollte Rath schaffen. Er 
wies sie an, im Umkreis von einer halben Stunde zur andern, je 
3 Kreuze und zwar im Dreiecke ') zu setzen, und gab ihnen 
etwas Geweihtes mit, das mit und in den Kreuzen in den Boden 
sollte eingerammt werden. Heimgekehrt zimmerten sie die Kreuze, 
zersägten und höbhlten sie ein wenig aus, gaben das Geweihte 
hinein u s. w. Nun sind aber diese Schauerkreuze bereits 
alt geworden, und doch getraut man sich nicht, sie aus dem Boden 
herauszunehmen, ?) — 

Wenn es ein »Rislwelter« hat, (Altmünster) so nimm das 
Tischtuch, breite es auf freiem Felde aus und sage: »Da 
gehört die Gottesgabe drauf und nicht das Teufelsgeschmeiss.« Al- 
sogleich hört es zu riseln auf, — 

410) »Wetterläuten.«e Am wirksamsten jedoch, beson- 
ders gegen gemachte Wetter, galt das Wetterläuten. Das Läuten 
begann, wenn das Gewitter herankam, und es wurde damit erst 
aufgehört, wenn sich dasselbe völlig verzogen hatte. Noch jetzt 
heisst es (Kremsmünster), das Zeichen zum Gebet soll noch bei 
»scheinender Sonne« geläutet werden; anderswo, mit dem Wet- 
terläuten solle noch begonnen werden, »bevor's d’Sun’ facht.« Manche 
Glocken, was jedoch nicht von der Grösse abhieng, biessen be- 
sonders kräftig oder »hochgeweiht.« Die Glocke von St. 
Radegund z. B. hatte eine höhere Weihe als die übrigen der Um- 
gegend und trieb die Wetter alle Burghausen zu oder ins Gebirg. 
Auch die Taxlberger Glocke galt als solche. Weil der »grosse 


1) Siehe Feuer, 2. Dreizack. — 


2) Auch in der Wetterau trifft man solche Kreuze, Allgem. Zeit. 1857, 
Nr. 58, S. 922, — 


67 


Hund« !) (die grosse Glocke) zu Rainbach so gebellt habe, ge- 
stand eine Hexe, welche als Wettermacherin verurtheilt ward , sei 
sie nicht im Stande gewesen, das Wetter nach Rainbach hinzu- 
bringen, wie sie es doch im Sinne gehabt hatte. — Die Gsehwandt- 
ner Kirche besass ebenfalls eine sehr hochgeweihte Glocke, welche 
frühe genug geläutet, jedes Hexenwetter ver- oder zertrieb. Sie 
hiess »Katharina.«e Vor etwa 100 Jahren trieb in der Gegend eine 
gefürchtete »Wetterhexe« ihr Unwesen. Einst wollte sie den 
Gschwandtner, Kirchhamer und Vorchdorfer Bauern aus Rache ein 
Unwetter über den Hals schicken, Schon war der westliche Him- 
mel kohlschwarz überzogen, blutrothe Blitze zerrissen auf Augen- 
blicke das Gewölk, und ein heftiges Sausen in den Lüften ver- 
kündete Hagel. Der Teufel sprach da zur Hexe: »La dä schlaun, 
dass dä’s Kädärl nöt firkimmt!« Aber die Gschwandtner Bauern 
hatten schon das Glockenseil in den Händen und zogen nach Lei- 
beskräften. Da stürzte die Hexe aus den Wetterwolken herab 
kopfüber auf eine Drillingesche; ?) man fand sie mit zerschmet- 


!) Schwartz in seinem bereits genannten Werke spricht davon, dass man 
den Donner, indem die neuen christlichen Anschauungen sich in der Auf- 
fassung der Natur in neuen Formen ablagerten, als ein himmlisches Glo- 
ckengeläut auflasste, und weil dieses dem Unwetter ein Ende zu machen 
schien, schrieb man auch dem irdischen Glockengeläut einen derartigen 
Einfluss zu. Der Ausdruck »grosser Hund« aber, der Hund ist Natur- 
bild des Sturmes, und die Meinung, dass selbst das Zeichen zum Gebet 
noch bei scheinender Sonne soll geläutet werden, modifiziert meine An- 
schauung etwas. Mir wird das Glockengeläute ein Abbild des Sturm- 
liedes; der Sturm zertheilt, zertreibt selbst manchmal das Gewitter. Selbst 
der Ausdruck »Sturmläuten«, mit allen Glocken stürmen kann hieher 
gehalten werden. Hiezu stimmt, dass St. Radegund 2 Wölfe als Attribut 
hat, die Taxlbergerkirche zu Ehren des hl. Nikolaus gebaut ist, und Ni- 
kolaus ist ein Wasser- und Windpatron, dass die Kirche von Gschwandt 
die hl. Katharina als Patronin hat, welche wir wol auch mit dem Wind 
in Verbindung bringen dürfen. — 

2) Eine Esche, deren Stamm etwas über dem Stock sich dreifach theilt. 
Drillingsesche ist selbst ein Naturbild der Gewitterwolke, aus der eben 
der Blitz führt, — 


5* 


683 


tertem Schädel und wild zerrauftem Haar. Das Wetter aber zog 
unschädlich vorüber; nur hie und da fiel ein »Risl,« worin ein 
Hexenhaar steckte, — 

Einstens stand ein Gewitter lange, lange über der Linzer- 
stadt; es wollte gar nieht weiter, trotzdem dass in sämmtlichen 
Kirchen und Klöstern mit allen Glocken geläutet wurde. Verstän- 
dige Leute erklärten sich die Sache damit, das Wetter sei zwi- 
sehen die vielen geweihten Glocken gekommen und habe nicht 
mehr ausgekonnt; es musste sich völlig entladen und von selbst 
wieder enden ') (Unteres Mühlvierll.) — Sonderbar genug gieng 
unter dem Volke auclı die Meinung, es gäbe Glocken, deren Ge- 
läute die Wetter herbeizöge. (Traunviertl.) — 

44) »Wetterschiessen.« In Voitsdorf wurden einst, 
alte Leute denken es noch, Pöller losgebrannt, um das Wetter 
zu »zerschiessen.« Anderswo ward erzählt: »Es ist noch nicht 
so lange her, dass die Bauern mit geweibtem Pulver in die Wetter 
schossen, um die Hexen zu treffen, welche, getroffen, todt aus den 
Wolken herabstürzten, Nach einer anderen Version verloren sie 
nicht das Leben, sondern nur ihre Zauberkraft. — 

Namentlich bediente man sich der in {. erwähnten Stein- 
kugeln, um in »gemachte Wetter« und die in diesen schwebenden 
Hexen mit Erfolg zu schiessen, ?) — 


1) Von dem Sturmliede, und als dessen Abbild erschien mir das Wetter- 
läuten, heisst es im Liede von der Gudrun, dass Würme und Fische 
ihre Fährte liessen, nicht im Grase giengen, nicht im Wasser flossen. — 

2) Jedenfalls eines im Verhältnis späteren Ursprungs. Doch ist es leicht 
begreiflich, dass das Schiessen aus Feuergewehren vor allem leicht als 
irdische Wiederholung des im Gewitter am Himmel stattfindenden Vor- 
ganges erscheinen konnte. Damals erschien es noch dem ganzen Volke 
so; heut zu Tage sagt höchstens ein Dichter, Hebel: »Es donnert überall, 
erst heimlich, mählich laut, wie dazumal, als anno 66 der Fransos so 
graus geschossen hat.« Die Steinkugel schien ‚somit eine aus himmli- 
schem Geschütze abgeschossene Kugel. In Körner lesen wir »von einer 
schwarzen Wolkenschanze, aus deren dunklem Schooss Feuerkugeln 
sprühn,«e — 


69 


12) » Wettersegen,« oder Segen gegen Ungewitter. 
Auf einem gedruckten, dem Schreiber vorliegenden Zettel befinden 
sieh zuhöchst 4 kleine Holzschnitte, die vier Evangelisten darstel- 
lend;; sie schliessen einen kleineren des hl, Donatus ') ein. Dar- 
unter steht: »O ihr 4 heiligen Evangelisten und heiliger Donate 
bittet für uns zur Zeit des Ungewitters und beschützet uns für 
Blitz, Donner und Hagel. Jesus von Nazareth, ein König der Ju- 
den, bewahre uns vor allem Uebel des Leibes und der Seele. 
Amen. — Darauf folgt das Gebet oder der Segen selbst, dessen 
Mittbeilung nicht erwähnenswerth ist, und den Beschluss macht 
ein Bericht über den Ursprung dieses Segens. — Der Zettel ist 
gedruckt: Steyer, bei Gregori Menhardt. — 


Auch, wo der »Kolomanni-Brief« 2) aufbewahrt wird, 
schlägt das »wild Feur« nicht ein. — 


13) «Wettergsegnen.« Ein Schulmeister in Wolfseck 
konnte die Wetter «gsegnen;« er «gsegnete« sie meist nach 
«Sehwanä.« Er ging nämlich mit einem alten, hölzernen Kruzifix 
vor die Hausthür und machte damit, indem er einen gewissen 
Spruch hersagte, Kreuze in die Luft. Die »Schwanä« führten öfter 
als einmal über ihn darob Klage. 


14) «Wetterbannen.« Nur wenige (oberes Mühlviertel) 
wissen noch von der Kunst des Wetterbannens; die Anwendung 
geschieht gar nicht mehr. Der Bauer begab sich nämlich, war 
ein Wetter im Anzug, auf seinen Grund, schlug daselbst einen 


') Schon der Name Donatus, Donät mahnte das Ohr des Volks an Donner. 

2) Ich weiss annoch nichts anderes, den h. Kolomann betreflend, mitzu- 
theilen, als dass in einem neerolog. antiquum unseres Stiftes, das wahr- 
scheinlich um d. J. 1250 angefangen wurde, am 12, Oktober nur Ko- 
lomann ohne Maximilian als Tagesheiliger eingetragen ist. Züge aus 
seiner Legende, welche mir nicht unbedeutsam scheinen, sind, dass der 
Heilige Enten zähmt, und dass ein dürrer Baum, woran er gebunden 
wird, grünt und blüht. — 


70 


Pflock fest in die Erde und ging, eine Bannformel hersagend, 
dreimal um ihn im Kreise herum !), — 

45) «Wetter wenden.« Gerichtsakten, Scharnstein 1684, 
Der Zauberer nahm, so oft er ein Wetter wendete, jedesmal sei- 
nen halben Pergamentbogen, der mit gewissen Zeichen und Cha- 
rakteren beschrieben war, und zeigte ihn dem Ungewilter, »alsdann 
es sich in die 4 Theile der Welt zerschlagen und zu Wasser hat 
werden müssen.« Er sagte zugleich aus, dass es auf solche »ge- 
wendete« Gewitter jederzeit 3 oder 4 Tage regne. — 

16) Redensarten. Dös sänd lautä Wassästroah ?). — Dös 
is nur & gmachts Wödä. — 


E. Thiere. 


Voraus gehe die Bemerkung, dass in den Abschnitten E, F 
und G das in die volksmässige Heilkunde ®) Einschlägige unter 
einem angeführt wird. 

a) »Weisende Thiere.« Als solche kommen unter den lau- 
fenden in Sage und Legende vorzüglich Ochs und Hirsch vor. 

Als ein Bauer, der eben so fromm als reich war, im 
Sterben lag, trug er es aus, dass ein Theil seiner Hinterlassen- 
schaft zum Bau einer Kirche verwendet werde. Die Stelle, wo 
der Bau sollte aufgeführt werden, bestimmte er selbst. Er befalıl 
nämlich, wenn er todt wäre, seinen Leichnam auf einen mit 
Ochsen bespannten Wagen zu legen; wo die Thiere von selbst 


1) Wol ein uralter Brauch, ebenfalls einen vermeintlich himmlischen Vor- 
gang nachahmend. — 

2) Siehe 3; daraus erklärt sich diese bildliche Redeweise. -- 

®) Was insbesondere die Pflanzen betriflt, habe ich aus »Höfers etymolo- 
gischem Wörterbuch der in Oberdeutschland, vorzüglich aber in Oester- 
reich herrschenden Mundart,« Linz, 1815, was für meinen Zweck passend 


erschien, mit Angabe der Quelle entnommen. — 


71 


stilie hielten, da sollte die Kirche erbaut werden. Es geschah, 
und an der Stelle erhob sich die Kirche «Allerheiligen« (unteres 
Mühlviertl ). — 

Den von der Ens ausgeschwemmten Leiehnam des heiligen 
Florian ') liess die hl. Valeria, um ihn an sicherer Stätte beizu- 
selzen, von einem Gespann Ochsen weiter führen, indem sie 
die Thiere in der Riehbtung gehen liess, welche sie selbst ein- 
schlugen. An der Stelle, wo das Gespann, trotz der bereits zum 
drittenmal wunderbar erhaltenen Tränkung, nicht mehr vom Flecke 
zu bringen war, da wurde der heilige Märtyrer bestattet, 

Es war einmal ein grosser Sünder, der schon lange nicht 
melr gebeichtet hatte; endlich ging er in sich und beichtete. Doch 
ein Priester nach dem andern verweigerte ihm die Lossprechung ; 
endlich fand sich einer, der ihn lossprach, doch unter der Be- 
dingung, dass er sich lebendig in eine Kuhhaut einnähen und 
so nach Rom fahren lasse. Es geschah; aber auf dem Wege 
starb er, und die Würmer frassen seinen Leiehnam, Als der 
Wagen in der heiligen Stadt einfuhr, fingen alle Glocken von 
selbst zu läuten an, weil er ein Heiliger war. (Mühiviertl ?). 

In der Sage von der Gründung Kremsmünsters weist ein 
Hirsch mit brennenden Lichtern auf den Geweilren dem Bayern- 
herzog Thassilo die Stelle, wo er den Leichnam seines Sohnes 
bestatten soll. Er weicht nicht von dem Flecke, bis Thassilo eben 
sie erwählt hat. — 

Die Entstehung der Kirche »Maria Falsbach« bei Gunskirchen 
schreibt, wie die Legende erzählt, sich davon her, dass ein un- 
gewöhnlich grosser Hirsch, der ein Muttergottesbild in den Ge- 
weihen trug, den Falsbach herabschwamm. Wo er das heilige 
Bild am Ufer absetzte, ward eine Kapelle erbaut, welehe sich, da 


I) Die Legende erzählt, dass Jiess trolz des umgehängten Mühlsteiues ge- 
schah. Der Leichnam des Heiligen sollte also in der nassen Tiefe ver- 
senkt bleiben. — 

2) Die Seele, der Lufthauch, eutschwebt in der Kuhheit, der Wolke, nach 


Rom, in den Wolkenhimmel. — 


72 


immer mehr andächtige Beter und fromme Spenden zuströmten, 
bald in eine Kirche verwandelte. 

Die Steinbacher Kirche (am Attersee) ist eine der ältesten 
im Lande. Sie sollte etwa eine halbe Viertelstunde bergaufwärts 
erbaut werden. Alles war dort schon zum Bau hergerichtet, das 
Bauholz ausgehackt u. s. w. Nachts aber kamen Vögel, einige 
nennen Krähen, andere Schwalben, und trugen die «Hack- 
schaiten« an die Stelle, wo die Kirche noch steht. 


Zugleich erzählt sich das Volk, dass die Kirche ursprüng- 
lich ein Heidentempel gewesen ist !)., — 


Auch der Ameise muss hier eine Stelle vergönnt werden, 
Das Gnadenbild von Adelwang hiess einst auch: »Unsere 1. Frau 
am Ameishaufen.«e Es wurde nämlich im 17. Jahrhunderte, in 
der Erde vergraben, in einem »Schwarzameishaufen,« von neuem 
aufgefunden. Die Ameisen liessen sich auch, nachdem man die 
Statue auf ein Postament von Stein gesetzt hatte, nicht vertreiben, 
sondern führten darum, jedoch ohne die Statue selbst zu berüh- 
ren, einen neuen Bau auf. Sie verloren sich erst dann, als das 
Gnadenbild wieder an seine alte Stelle auf dem Hochaltar kam. 


"In einer eigenthümlichen Beziehung zu Kirchenbauten steht 
der Wolf. Der hl. Wolfgang ?) sandte nämlich dem Teufel, der 
ihm ein Kirchlein gebaut und sich dafür die Seele des ersten 


1) Ueberhaupt scheinen die Gegenden um den Gmundner- und Attersee 
reich an solchen Erinnerungen, und detaillırte Mittheilungen wären sehr 
wünschenswerth. — 

2) Der hl. Wolfgang und seine Legende enthält auch sonst vieles Beach- 
tungswerthe. Er drückt dem Berge, gegen den er sich stemmt, die 
Spuren von Kopf, Rücken und Armen ein; hie und da im Lande gibt 
es Wolfgangssteine, denen der Betende seine Knieespuren einprägte. Der 
Stein, auf dem er Rast hält, wird weich wie Wachs ete. — Mittelst 
eines Beilwurfes bestimmt er die Stelle, wo er eine Kirche bauen will. — 
Wie es wol an sich klar ist, kommt hier die fromme Sage nur in so- 
fern, als Thiere ete. damit in Bezug stehen, zur Vertretung, und auch 
da nur in den wesentlichsten Zügen. — 


73 


Wallfahrers ausbedungen hatte, statt eines Menschen einen Wolf, 
als ersten Besucher. — 

Aehnlich lautet folgende Sage. Die Waldburger Pfarrkirche 
(unteres Mühlviertl) hat 2 Seitenaltäre. Auf einem befindet sich 
(oder befand sich doch) ein altes Gemälde, welches dıe Einweihung 
der Kirche vorstellte. Der Bischof, von dem Maurermeister und 
dem Grundbesitzer begleitet, geht einer schwarzen Figur, dem 
Teufel, entgegen ; vor ihnen läuft ein «Hauswolf,« (eine Art Wolfs- 
hund) der einen Brief (die Verschreibung an den Teufel) um den 
Hals gehängt trägt; darüber fliegt'ein Hahn. Links neben dem 
Altar ist unten eine vergitterte Oeflinung, durch welche der Sage 
nach der Teufel ausfuhr, und die sich durchaus nicht zumauern 
lässt. Der Teufel hatte sich nämlich dem Maurermeister anheischig 
gemacht, die Kirche zu bauen, unter der Bedingung, dass der 
erste, welcher die Schwelle des fertigen Baus übertrete, sein ge- 
höre. Als nun die Kirche ausgebaut war und die Weihe sollte 
vorgenommen werden, nahm man, um den Bösen um seine Beute 
zu betrügen, einen Hahn mit, der aber, als hätte er die Gefahr 
geahnt, in die Höhe flog und so das Leben reltete. Da gab man 
ihm den Hund preis, welchen der Teufel auch wirklich zerriss 
und sodann durch jenes Loch ausfuhr '). — 


!) In der Waldburger Gegend ist vor alten Zeiten auch eine Burg gestan- 
den‘; sie versank aber nachher spurlos in die Tiefe. Ein Hirtenknabe 
gerieth einmal auf einen Stein, und als er ihn wegwälzte, auf ein Loch, 
in welches er, um die Tiefe zu ergründen, einen kleinen Stein hinab- 
rollen liess. Vernehmlich und lange hörte er ihn von Staffel zu Staffel 
anschiagen, bis er endlich wieder Grund fand. An dieser Stelle, man 
hat jedoch das Loch seit dem nie wieder mehr aufgefunden, geht es 
zur versunkenen Burg hinab. Nach Schwartz ist die Kirche die Wolken- 
burg, welche sich im Winter, aber auch in jedem Ungewitter, aufthürmt. 
Der Teufel im Gewitter baut also die Kirche. Der Bau wird nie ganz 
vollendet, daher das Loch in der Kirche. Der Gewittersturm verhindert 
oder stört die Vollendung, der Teufel fährt durch jenes Loch mit dem 
Hauswolf aus. In unserer Sage fliegt selbst noch ein Hahn, ein Natur- 
bild des Feuers, ursprüngi. Blitzfeuers, in die Höhe. Sieh auch Strudel- 
und Wirbelsage, b. Wasser, 6. — 


74 


b) Als Teufelsthiere treten besonders Bock, Hase 
Hund, Katze, Pferd, Schwein und Rabe auf. 

Bock und Pferd, dem »Bösen« leiht bekanntlich der 
Volksglaube einen Bocks- oder Pferdefuss, treten am auffallend- 
sten als solche auf. Ein Bauer ging einst Nachts (Innvierti) etwas 
angetrunken vom Wirthshause heim. Da sagte er: «Wenn nur 
jetzt ein Geisbock da wäre, auf dem ich heimreiten könnte!« Und 
sieh, schon stund der Bock vor ihm, und er, trunkenen Muthes, 
setzte sich, ohne Anstand zu nehmen, auf seinen Rücken, zum 
Glücke verkehrt. Denn fort ging es, geschwinder als der Wind, 
und er hätte ersticken müssen, wäre er nicht rücklings gesessen. 
Als beim «Taganläuten« das Thier verschwand und er wieder auf 
die eigenen Beine kam, fand er sich in einem wildfremden Lande, 
wo ılın niemand verstand; selbst von der Wienerstadt, d. h. dem 
blossen Namen wusste niemand. 3 Jahre brachte er auf dem 
Heimweg zu '). — 

Ein junger Bursche, welcher «fensterln« oder »gässeln« ging, 
traf auf ein junges Pferd, welches vor ihm stille stand, als 
wollte es ihn zum Aufsitzen einladen. Er that's; doch nun flog 
es nur dahin, so dass er schier ersticken musste, In einigen 
Minuten war er so weit gekommen, dass er eine gute Tagreise 
heim hatte 2). — 

Von 3 Hunden, einem grösseren und 2 kleinern, ist der 
Teufel begleitet, wenn er in stürmischen Nächten jagt. Es Snimmt« 
auch nicht selten die »sehwarzen Hunde« aus den Häusern »mit« 


zu dieser Jagd, selbst wenn sie eingesperrt und angehängt sind ?). 


!) Dem Wagen, welcher in der Grünau (Kremsmünster Programm 1860) 
am Faschingsdienstag das 'kleine Floss führt, dient ein mannigfach her- 
ausgeputzter Bock als Vorspann. — Pferd und Bock standen in Be- 


ziehung zu Wuotan und Donar, zu Sturm und Gewitter. — 


[7 
— 


Die zwei letzten Erzählungen beruhen darauf, dass nach altem Glauben 
das wüthende Heer nicht selten Meuschen mit sich in die Luft entführt 
hat. Von demselben sind hier nur mehr Bock uud Pferd übrig geblie- 
ben. Der Bock ist ihm ursprünglich sogar fremd. — 


3) Der Hund ist, wie bereits gesagt, Naturbild des Windes oder Sturmes. 


75 


In Hase !) und Katze ?) verwandeln sieh Teufel und Hexe, 
Sie treten auch in Beziehung zu der Sage von dem » Wechsel- 
thaler«ı, den sich einst so mancher mit der Hilfe des Bösen zu 
verschaffen wusste. 


Am Schlederbach (zwischen Kremsmünster und Hall) sprangen 
einst auf einen Mann, der zufällig Nachts dieses Weges ging, eine 
Menge gräulicher Katzen los. Da gelobte er, wenn er glücklich 
heim gelangte, ein hl. Bild hicher zu opfern. Er erfüllte auch 
sein Gelübde; noch jetzt sicht man Jas Bild an einem Bauıne. 


Ein Mann, der Nachts heim ging, stiess auf einen «Sa u- 
treiber« mit 12 Schweinen 3). Eine Zeit lang ging er arg- 
los neben ihnen her; auf einmal bemerkte er aber zu seinem 
grössien Schrecken, dass jener einen Pferdefuss habe, und in dem 
nämlichen Augenblick waren auch Treiber und Thiere verschwunden. 

Der Rabe?) erscheint häufig in Sagen von Teufelsbeschwö- 
rungen. Wenn der Beschwörer die Zauberformel, womit er den 
Bösen herbeirief, nicht oder doch nicht schnell genug, rückwärts 
lesen kann, oder mit anderen Worten, wenn er das »Abdanken« 
nicht oder zu wenig versteht, so stellen sich Raben ein, welche 
ihm hart zuseizen. — 

»Verwunschene« Menschen treten besonders in Ge- 
stalt von Pferden auf, wobei die Farbe, weiss oder schwarz, 
einen wesentlichen Unterschied macht. Jedoch heisst es hin und 
wieder auch ganz allgemein, die ein lasterhaftes Leben führen, 


!) Der Hase steht mit dem Gewittergotte, sieh Thiere, Hase, also mit Ge- 
witter und Blitz selbst in Verbindung. — 

2), Von der Katze gilt es ebenfalls, dass sie ein Naturbild des Gewitters 
ist. Insbesondere fährt Freyja auf einem mit Katzen bespannten Wagen. 
In Freyja ist aber dieselbe Göttin erkenntlich wie in Frigg. So berührt 
sich nun diese Göttin, von der der Freitag benaunt ist, im Element 
(sieh D, 5.) mit Thorr. — 

3) Das Schwein, besonders der Eber, ist ein Naturbild des Sturmes. — 

4) Auf Odbinns Schultern sitzen 2 Raben, Hugin und Munin, Gedanke und 


Erinnerung. — 


76 


viel betrogen haben u. s. w., werden nach dem Tode des Teufels 
Rosse, mit welchen er fürchterlich reitet und fährt. 

Auch in Hunds-, Katzen- und Schweins gestalt 
»gehen« lasterhafte Menschen nach ihrem Tode »um.« — 

ce) Vierfüssige Thiere. 

4) Eichhörnchen, «Qahmändl.« Es ist ein guter An- 
gang, wenn man Geschäfte halber ausgeht, und es rennt einem 
ein »Oachkatzl« oder »Oachmandl« über den Weg. 

2) Fuchs. Der Name des Fuchses wurde, Greise denken es 
noch, nicht gerne ausgesprochen; man nannte ihn: «Holzhansl, den 
pfifigen Hansl,« nach Höfer auch: »Belderer !), Hansl, Holzhund, 
Preclitel« ?) oft heisst er auch absichtlich ganz unbestimmt, das »Laufäd, 
Rennäd.« Der Fuchs wurde gefüttert, wie man Wind und 
Feuer cte. fütterte, indem man ihm z. B. Kopf und »Krebn« einer 
Henne auf einen Platz im Walde legte. Eine Bäuerin in Hof- 
kirchen (Hausruckviertl) ging von Zeit zu Zeit mit einem «Hefn,« 
worin Futter für den Fuchs war, in den Wald, um es an einem 
passenden Platz hinzulegen;; sie sagte dabei sogar einen Spruch her. 

Wenn man unterwegs zufällig dem Fuchs in die Nähe kam, 
pflegte man ihn gerne anzureden und zwar am liebsten mit dem 
Namen »Hansl.« Man fürchtete nämlich, dass er, wenn man seinen 
eigentlichen Namen nennte, ins Haus käme und sich über die 
Hühner her mache. Doch wusste man auch verschiedene Mittel, 
sie vor dem blutdürstigen Feinde zu schützen. Man gab ilnen, 
wenn sie, als Hühnchen , das erstemal ausgetrieben wurden, eine 
Fuchsleber zu fressen, oder stutzte ihnen am Faschingsonntag vor 
Sonnenaufgang Flügel und Schweif. Auch gab man ihnen zu dem 
Zwecke Haber zu fressen, der mit dem Blut eines während der 
Karfreitagpassion gestochenen , schwarzen Lammes war besprengt 
worden. — Hatte er dennoch eine Henne gestohlen, sagte man: 
»Gsögn Got, gsögn Got!« Er bekäme davon, so glaubte man, 


1) Belderer von belderen, bellen. 
2) Bei Prechtel dachte schon Höfer an den Knecht Ruprecht, dessen Stelle 
hier zu Lande am Niklatag der Nikolaherr vertritt. — 


77 


einen Grausen und bliebe fortan aus. Auch zeigle man ihm den 
nackten, damit er »abzeimte.« — 

Zugleich war der Glaube verbreitet, dass manche Leute, be- 
sonders die Jäger, den »Fuchs schieken« könnten; natür- 
licher Weise verstanden solche auch das Gegentheil. — Wenn 
nachts in der Nähe des Hauses die »Fuchszöoa« ") (Altmünster) 
schreit, stirbt bald jemand aus dem Hause, oder du hast sonst Unglück. 

»Schau, dass dich der Holzfuchs nicht holt,» sagt man im 
Innviertl zu jemanden, der durch einen Wald muss. Auch den 
Kindern droht man mit dem Holzfuchs, wenn sie in den Wald 
laufen wollen ; dieser erwischt und frisst sie. — 

»Fuchswild, fuchsteufelswild sein. D’ Fuchswildhaubn ?) aufha- 
ben,« sind gewöhnliche Redensarten. Schuhe von Fuchsleder bleiben 
untertags zu Hause und gehen bei Nacht aus. Von einer Höhle 
unweit Grünau, der »Gugälös -, Gugälutzkirä« heisst es geradezu, 
der Teufel habe einige Zeit darin bei Tagesweile als Fuchs 
gehaust. — 

Redensarten. Dieweil man ön Fuchs nennt, dieweil 
kimmt ä grent. — Wo dä Fuchs sä” Gligä hat, da stilt ä koan 


Hen. — Ich bin ä& ghöztä Fuchs. — Der Fuchsschwanz hengt 

eam aud. — ÖOessn neddä, äs wie wan dä Fuchs ä Mukn facht. 3) 
3) Geiss. Sie zieht Krankheiten an sich. 
Redensarten. A nedligö Goass, — Blängigö Goass, 

Schlekgoass. — Schneidägoass. Dreizöäh Schneidär habnt Virzöäh 


Pfund, Sö össnt & Goass ön ä Halbn Virtlstund. — Sist kimt 
eam s’ Glik äf dä Goass gridn. — 

4) Hase. Sein Angang bedeutet Unglück. — Wenn wäh- 
rend eines Begräbnisses ein Hase über den Gottesacker läuft, er- 
henkt sich bald jemand aus der Pfarre. 


1) Fuchsweibchen. 

2) Schon die Farbe des Fuchses erinnert an Thorr. Die eben vorgeführten 
Redensarten aber mahnen noch mächtiger an seinen Asenzorn , in wel- 
chem er entbrennt, wenn er seine Gegner vor sich sieht. — 

®) Man sagt dies von denen, welche beim Essen, z. B. als Gäste, gar zu 
»gschämig« thun. — 


18 


Wenn man am Karfreitag vor der Sonne einen Hasen schiesst, 
Balg und Blut in einen neuen Hafen gibt und Jiesen in einen ge- 
heizten Backofen setzt, bis alles verbrannt uud zu Staub gewor- 
den ist, so erhält man eine »Stupp«, welche eingenommen von 
Sand und Stein befreit. — Man schiesst einen Märzenhasen 
und taucht in den Feisch einen Lappen ungebleichter, rupfener 
Leinwand, gibt hiezu etwas Haar von den Läufen und räuchert 
damit die Körperstellen, über welche sich der Rothlauf ver- 
breitet hat. — Hasenzähne werden zabnenden Kindern ange- 
‚hängt. Schon aus diesem Heilverfahren kann man mit einigem 
Grund darauf schliessen, dass der Hase mit Thorr in Verbindung 
stand. — 

Redensarten. Döweil ma’ ön Hasn nent, kimt & grent‘. 
— Ä Ros und ä Has Is än wgliksälögs As. — Da liegt der Has 
im Pfeffer. — Ein furehtsamer Has. — «Koan heurigä Has« sein. 
— Jedn Häsl Wächst sei” Gräsl. — 


5) Haselmaus. Das Thier, besonders der Schweif, ist 
zu allerhand, vornehmlich auch zu Zauber nützlich. 


6) Hirsch. Der Hirsch erlangt ein ungemein hohes Alter 
oder vielmehr, er würde gar nicht sterben, wenn es nicht ge- 
waltsam geschähe. Er kennt nämlich das «Kräutlein« wider den 
Tod. Als einst ein Hirsch Christum den Herrn auf seinem Geweih 


über ein Wasser trug, gab ihnen dieser zum Lohne die Kenntnis 


5, 
dieses Kräutleins. — 

In der Sage von dem Todtenritt, wovon sich auch in 
der Heimat mehrere Versionen finden, kommt der Todte, auf 
einem Hirsche reitend, zu Liebehens Kämmerlein. 

Redensarten. Springen, wierä Hirschl. — Dumm, äs 
wierä Hirsch. 

7) Hund. Wenn man eines Geschäftes, z. B. eines Han- 
dels halber vom Hause fortgeht, und es bellt der Hund des nächsten 


Hauses, so gilt dies als ein gutes Anzeichen !). — In den Rauch- 


!) Odhinn, der Sturmesgott, ist auch der des Wunsches, — 


19 


nächten verkündet der Hund durch sein Gebell heirathslustigen 
Dirnen, in welche Gegend hin sie heirathen werden. 
Wenn der Hund »weint«, so geschieht bald ein Unglück, 


oder es stirbt jemand aus dem Haus oder der Nachbarschaft. — 
Frisst der Ilund Gras, so kommt Regen. — Hunde können «ge- 
bannt« werden, so dass sie, macht man auch einen noch so 
grossen Lärm, weder einen melden, noch einem etwas anthun, 
Nicht bannen jedoch kann man die, welche von Natur aus einen 
gestutzten Schweif haben. — Man bannt sie, indem man ihnen 
die Feige zeigt, den Mund schliesst und nicht athmet. Bann- 
formeln sind: »Ilund, du beiss mich nicht, Christi Fleisch, das 
zerreiss du nicht, das helf‘ mir Gott der Vater ete.«e Oder: »Hund, 
mich hat Gott erschaffen, auf dich hat er nieht oder nur gedacht N)!« 


Will man einen Hund bannen, (Altmünster) so nelıme man 
etwas Brot oder Fleisch unter die «Uerxn« und gebe ihm, wenn 
es warm und »marb« geworden ist, davon zu fressen; er geht 
einem dann nicht mehr von der Seite. 


Wenn ein Hund gebannt ist, (Altmünster) und du willst ihn 
erschiessen, so lade Schuhriemen ins Gewehr ; sonst bringst du es 
nicht zu Stande. — 


Einem Kinde, das «Hundssprüngn« hat, Auswüchse am 
Kopf, hilft man, indem man einen schwarzen Hund ibm dreimal 
über den Kopf springen lässt. Ein schwarzer Hund, an dem auch 
nicht ein weisses Härlein ist, kostet viel Geld; denn er ist gut 
gegen das «Hinfalläd.«e Ein solcher Kranker schäumt gerne 
aus dem Munde. Gibt man nun einem solchen Hunde ein Stück 
Brot, das mit diesem Schaume benetzt ist, zum fressen, krepiert 
dieser und der Kranke wird gesund. — Ein frischgeworfenes 
Hündchen, gleichen Gesehlechtes mit dem Kinde, das die Freise 
hat, wird in einem Backofen lebendig verbrannt und daraus ein 
Pulver gewonnen etc. etc, — 


#) Beides wird gehört. — 


80 


Kinderspiel: a) Käufer; b) Verkäufer; ce) Hundel. — 
a) «Mein Herr Sehiekt mich her Ueber Distel und Dorn, Ueber 
Waizen und Korn, Und lasst fragn, ob keine jungen Hundl 
mehr da sänd zum verkaufen. b) Es sänd schon noch eine da, 
aber noch zjung zum Laufen. a) Wans nur übern Hack- 
stock springen können. b) Das mög’ns leiebt verrichten. a) Ih 
wird ge” heimgehen und wir’s mein Herrn sagn. b) Bleibt der 
Herr nur da (repet.) Ih ha” märs scho“ widä anders dacht, der 
Himmel ist blau, die Erde ist grün Und der Schmalz- 
kochlöffel liegt äfn Heerd. a) Was essens gern?. b) Än 
Schmalzkoh. a) Und was trinkens gern? b) Än gsotnen 
Wein. a) Und wo schlafens gern? b)Im Federbett. a) Wie 
heisst er und wo muss man'n nehmen? b) Bei der klein 
Zechen.« Und so führt der Käufer das benannte Hundel bei 
der kleinen Zehe fort. — Das Spiel heisst das Hundelspiel und 
es sei hier nur bemerkt, dass sein Name, dass Hackstock, Schmalz- 
koch, gesottner Wein, Ferrbett, dass selbst die kleine Zehe 
mythisch bedeutsam sind. 

Redensarten. Um mich schaut sich kein Hund um. — 


Damit lockt man koan Hund van ÖOfn fürä. — Von sehr schlech- 
tem Wetter heisst es, es stürme so arg, dass man keinen Hund 
zur Thür hinausjagen möchte, — Mich friest wierän Hund. — 
Oan Gwand ham, wie dä Hund oan Haut. — Wartn, wie dä 
Hund äf d’Schleg. — Heiln wierä Ködnhund. — Äfn Hund kemä, 
— Dö ersten Hund trenkt mä ge’n. — Liegn, lügen wierä Bumäl, 


gstuztä Hund, reot4 Hund. — Umäschwoafln wierä Hund. — Abi- 
beudin (etwas, z. B. eine Rüge), wie dä Hund Fleh. — Wie dä 
Hund ön Flehn. — Da liegt der Hund begraben. — Hundshar äflögn. 
— Dä greoss Hund is sän Vödä. — Nöd än iedä Hund hoast 
Brändl ')., — Ein Leben haben, wie ein junger Hund. — Vil 
Hund sänd s’ Hasn Teod. — Sih vätragn, wie Hund und Kaz. — 


9) Unter verschiedenen Benennungen, in verschiedener Gestaltung tritt oft 
derselbe Gegenstand, nämliche Fall auf. — Brändl ist ursprünglich ein 
Name rother Hunde. 


81 


Wan mä ön Hund äf d’Sau wirft, so beisst #’s nimä !), — 
Ös schmekt iem, wier ön Hund s’ Hächllekä. — Wän d4 Bumäl 
mit’'n Geld kimt ?)! 


8) Iltis, das »Öltäs.« Wenn sich in einem Hause und 
zwar in allen Räumen desselben plötzlich ein eigenthümlicher Ge- 
stank verbreitet, wofür man keinen anderen Grund anzugeben 
weiss, so sagt man: »Ös hat sö s’ Öltäs umdräht.«e Daher auch 
«Stingä, wier än Öltäs.« 

Es heisst auch, dass es (Höfer I. 180) das Weizen eines 
Messers auf Steinen nicht ertragen kann und hiedurch gereizt 
wird, aus seinem Schlupfwinkel hervorzukommen. 


9) Katze. Geht die Katze 9mal ums Haus, so wird es 
brennen. — Das Haus, in welchem eine dreifärbige Katze ist, 
kann nicht abbrennen ?). — 

Wenn die Katze »weint«, stirbt bald jemand aus dem Hause 
oder der Nachbarschaft, -- Wenn sich die Katze putzt, hat der, 
welcher sie darnach zuerst ansieht, Unglück. — 

Wenn sich die Katze »auszwäht,« d. h. die Pfoten leckt und 
um das Maul sich streichelt, »kommt bald wer schöner.«e — Wenn 
sich die Katze »wascht,« kommt den Tag über wer schöner ins 
Haus, oder auch wer seltsamer. — Ein Mädchen, das die Katzen 
nicht mag, bekömmt einen räudigen Mann; — hat es die Katzen 
gerne, kriegt es einen guten Mann. 

Man scheut sich, eine Katze umzubringen; wer 
es thut, verfällt einer auszehrenden Krankheit oder wird sonst 
unglücklich. Man trägt daher auch die neugeworfenen Jungen, 
kann man sie im Hause nicht brauchen, heimlich in fremde Häu- 
ser, häufig sogar über ein fliessendes Wasser. Auch soll man 


1) Zu arges Hetzen (eines Menschen auf einen andern) verfehlt der beab- 
sichtigten Wirkung. 

2) Scherzhafle Abweisung. 

8) Sie ist das Abbild. der Blitzwolke selbst. Die drei Farben sind schwarz, 


roth und weiss. — 
Mus, Jahr, Ber, XXI, 6 


82 


eine Katze nicht innerhalb des Hauses verenden lassen; sonst 
müssen noch zwei Hausthiere daran, 

Eine Katze hat 9 Leben. — Die Katzen »beten«, wenn 
sie gut gelaunt, ein behagliches Schnurren hören lassen: «Nuss- 
bäm, Ke’schbäm, rau” — rau” — rau”, Nussbäm ete. ete. !). 

Redensarten und Räthsel. Kaznaugn ham. — Kazn- 
freindlih sei”, — Kaznbugln. — Schmeichlädä Katz. — Dös bringt 
ä Kaz um. — Sih wüern wierä Kaz, — Streidn um dä Kaz sän 
Schwoaf, — Düs macht dä Kaz koan Bugl. — Springt d’Kaz auf 
dö altn Füess ?). — Eam lauft d’Kaz mit där Eln dava’ 3), — 
Drum herumgehen, »wie d’Katz um ä Brei. — Brumä, wier'an 
aldä Kadä. — Än Grant ham, wierä tragadö Kaz. — Väliebdä 
Kadä. — Die Katze kriegt Heu ®). — Äfn Kazntischl sizn. — Wer, 
nachdem er bereits zu essen aufgehört hat, wieder anfängt, der 


muss »der Katz« einen Pfenning geben.«e — Von einem recht 
zerlumpten Gewand sagt man, es hat so vil »Lukärn,« dass neun 
Katzen darin keine Maus falıen könnten. — Die Katze heisst auch 
«Mu’l« oder «Mutz, Mutzäl.« Mutzäl wird als Schmeichelwort auch 
auf Menschen angewendet. «Mu’lsaubä.« — »Oan s’ Mu’l detn.« — 
Geht um und um ums Haus Und hat än Bindgartn in A’'sch. — 
Die Katze und ihr Schweif. — Üben schwarz, unten rauch. 


O weh, sagt das Rauch, Het ih das Schwarz in mei” Bauch !« 
Die Katze, welche im Rauchfang »schwarzes«, d. h. Selchfleisch 
ersieht, — 

10) Maulwurf. «Seher.« Die «Schern« haben ein sehr 
zähes Leben, so dass nicht leicht jemand im Stande ist, einen 
zwischen Zeigefinger und Daumen zu erdrücken. — 


1) Wenn die Gewitterkalze, die Gewitterwolke, gelödtet würde, müsste das 
Weltall selbst auszehren. — Rau’, rau” ete. geht auf den Donner. Nuss- 
und Kerschbaum, von diesem heisst es in Kinderliedern_ oft, dass. er 
»brinnäd» wird, auf die blitzflammende Wolke. — 

2) Es ist die Sache trotzdem wieder die alte, dieselbe. — 

®) Es fehlt ihm das Mass zu seinem Thun; es ist daher völlig verfehlt. 

#) Mit diesen Worten heisst man hie und da Kinder sich entfernen, wenn 
Unschickliches geredet wird, — 


83 


Wenn daher jemand mit der Hand einen lebendigen Maul- 
wurf erdrückt, so kann er mit ihr auch den «Beiser,« oder das 
«Beisäd« !) erdrücken. Oder: wenn man einen Maulwurf so lange 
in der rechten Hand hält, bis er abstirbt, erhält man die Gabe, 
den »Wurm« zu tödten, — 

Wenn einem auf dem Weg ein »Scher« unterkommt, so 
löse man das Strumpfband und lass’ ihn darüber laufen. — 

(Handschriftlich.) Wenn ein Scher aufwirft, so breit ein 
neu gewaschenes Tüchl auf, dass derselbig das Koth darauf wühlt. 
Nimb alsdann solehes Koth., Wenn du Kugeln giessen willst, 
nimb unter jedweder ein wenig dieses Kothes; so schiesst du mit 
solcher Kugel hin, wo du willt. — 

Blutungen stillt man, indem man sich ein Säckchen um- 
hängt, worin sich die Vorderpfote eines zwischen den Frauentagen 
gefangenen Maulwurfes befindet; doch muss der, welcher dies 
Mittel anwendet, dem Thierchen die Pfote abgebissen haben. 

41) Maus und Ratte, Die Weibsperson, welche eine 
Maus tödtet, hat beim Brodbacken Unglück. — 

Am Nikositag ?) kann man, indem man gewisse Zeichen 
an die Thüre schreibt, alle Mäuse und Ratten aus dem Hause 
treiben. -- 

In Freistadt gab es einst so viel Mäuse und Ratten, dass 
man sich gar nicht mehr aus wusste. Da trug sich ein »Halter« 
an, das Geschmeiss zu vertreiben. Er stand auf den Marktplatz 
“ und blies in sein Horn. Je länger er blies, desto mehr Mäuse 
und Ratten krochen aus Mauerlöchern, Kellerfenstern u. s. w. her- 
vor. Endlich zog er blasend aus der Stadt, das Ungeziefer ihm 
nach, bis er an einen Teich gelangte. Da watete er hinein, so 
weit er konnte; sie schwammen ihm nach. Endlich hörte er zu 
blasen auf, und die Schwimmer versanken, — 


— — 


1) Den sogenannten »Wurm« im Finger. Der im Innern der Erde wüh- 
lende Maulwurf gilt als ein Abbild des im Finger wühlenden, beissenden 
Wurmes. — 

2) Wahrscheinlich für Nikasias. — 

6 


84 


Räthsel. Is nöt z’greoss, is nöt z’kloan Und hat Augn 
wierä Funkelstoan. Die Ratte !). — 


42) Schwein. Der Angang desselben verheisst Glück. — 
Dagegen heisst es aber auch: wenn man eines Besuches halber 
von Hause geht, und es begegnen einem zuerst Schweine, so ist 
das ein schlechtes Zeichen; begegnen aber einem Schafe, so wird 
man freundlich aufgenommen, So man von Schweinen träumt, 
bedeutet es Streit. — 

Im Schädel des Thieres finden sich die 2 »Froas-« oder 
auch »WirflboaI«, welche die Freis und den Wirfl verhindern, 

Sie heissen auch »Wögweisärl«, weil derjenige, der sie bei 
sich trägt, niemals den rechten Weg verliert. — 

Redensarten und Räthsel. Ä Sau machn, Sau 
habn. — Gehnt eanö neunö ön Bah waschn, (oder auch) durih's 
Wasser, Und wird nur oa’s dava” nass. Das trächtige Schwein. 


!) Ratte oder Maus, sie darf hier wol identisch mit ihm genommen wer- 
den, ist mitunter als Bild des Blitz — Licht — Lebenfunkens zu fassen. 
Darum beisst ein Mäuslein am St. Gertrudstage der Heiligen den Faden 
am Rocken ab, und diese fängt zu gärteln an. Daher soll man, wie 
Rochholz mittheilt, einem Kinde, das mit offenem Munde schläft, diesen 
schliessen, damit nicht die Seele in Gestalt einer weissen Maus ent- 
schlüpfe; daher bekreuzt sich auch bei uns so mancher, der gähnt, den 
geöffneten Mund; gebraucht man, besonders kleinen Kindern gegenüber, 
so häufig liebkosend das Wort Maus, wie man etwa sonst sagte: »Mein 
Leben!« Darum hat die Magd, welche um die Zeit des Störibackens 
eine Maus umbringt, beim Backen Unglück. — Ein Kinderreim sagt 
»Kriecht 4 Mausärl Übärs Hausärl, Wo thuets rastn? In Kindel sein Herz- 
kasten.«e Der Herzkasten ist als Sitz des Lebens angesehen. — Oder: 
»Der Mann auf der Leitn Hat Kraxn auf der Seiten, Da kommt der Sturm 
und der Wind, Dass er über d’Leitn hinabspringt. Da kommt die Maus 
und hebt ihn auf. Dank dir, meine liebe Maus, Komm heut in mein 
Haus, In der Kuchl auf dem Brett steht än Kandl voller Meth. Mu], 
Mu’l, Mu’, musst aussi.« — Der Halter, der durch sein Blasen Mäuse und 
Ratten in den Teich verlockt, ist Wödan, der Sturmgott, der die Seelen 
aller Alter in seinen Zug aufnimmt, — 


85 


13) Wiesel. »Meamel.« Es »spürzet und pfuchzet,« wenn 
man ihm nahe kommt. Das Volk nennt dies sanblasn.« Wen 
»’s Meamel anblast,a dem schwillt der Kopf auf, oder er bekommt 
die Krätze. — Jemand trat unterwegs zufällig auf eine »Meamel- 
lukn«; da schwoll ihm der Fuss so schnell an, dass er kaum 
mehr nach Hause konnte. Man vermochte ihm sogar den Stiefel 
nicht mehr vom Fusse zu ziehen; er musste vom Fusse geschnit- 


ten werden. — Ja es heisst selbst, dass der Angeblasene oft so 
anschwillt, dass er sterben muss. — Auch dass einer das Wisärl 


»anschaut«, reicht schon hin, um geschädigt zu werden N. — 

Wenn man mit Haaren von einem Wiesel, das zwischen den 
Frauentagen gefangen wurde, das Vieh räuchert, schadet ihm keine 
Zauberei. — 

Das Wiesel kämpft mit Schlangen. Ein Mann, der in 
die Arbeit ging, musste über einen Steg. Da er aber mitten auf 
ihm eine zusammengeringelte Natter erblickte, traute er sich nicht 
hinüber und schickte sich an, durch den Bach zu waten. Da 
sprang von jenseits ein Wiesel heran, kehrte jedoch, als es die 
Natter ersalı, im Flug wieder um und verschwand. Aber eben so 
schnell war es wieder zur Stelle, mit einem grünen «Kräutl oder 
Sträussl«e ım Maul und liess dieses auf die Natter fallen, worauf 
sich diese entrollte und in 3 Stücke absprang ?). 

Das Wiesel hört sich ungemein gerne loben; man 
kann es hiemit sogar aus seinem Schlupfwinkel locken; so oft es 
auch fortspringt, es hüpft doch wieder herzu und treibt hunder- 
terlei »Schnäxn.« — 


1) Alles dieses mahnt an elbische Wolkenwescen. 


2?) Dürfte man etwa in dem Wiesel mit dem grünen Kräutl im Maul ein 
Naturbild der Frühlingswinde, Stürme erblicken, welche die zusammen- 
geringelte Schlange, die annoch verschlossene Gewitterwolke sich ent- 
rollen machen? Das Abspringen in 5 Stücke deute ich auf den Blitz. 
Ich halte auch Höfers Erklärungen des Wortes »Meämel» hieher: Weib- 
chen, Mütterchen, italien. donnola, oder ein rauhes, fürchterliches Thier, 
von. mummen, vermummen. 


86 


Es ist überhaupt sehr gescheit und versteht nicht selten 
sogar, was die Leute reden. — Einst stiessen Mähder auf ein 
»Wieselnest;« sie nahmen die Jungen aus und spielten eben da- 
mit, als die Alten dahersprangen. Es sehen und zu dem Wasser- 
krug laufen, welcher in der Nähe stand, und hineinblasen war 
eins. Nach einer Weile setzten die Mähder die Jungen wieder 
unversehrt ins Nest, und nun sprang eines von den Alten so lang 
an und auf dem Kruge herum, bis er umfiel und in Scherben 
zerbrach. (Windischgarsten.) 

Je weisser das »Wisl« im Auswärts ist, desto mehr Schnee 
gibt es noch. — 

Redensarten. Wierä Wisl. Meamelgschwind. — Hat 
dich was anblasn? — 

414) Wolf. Wer vor Sonnenaufgang über eine Wolfsfährte 
geht, der bekommt einen Wolfshunger. — Auch meinte man, der 
Wolf habe nur &inen einzigen Darm, welcher von dem Ausgang 
des Rachens bis zu dem After reiche. 

Redensarten. «Frössn, Hungä«, oder auch ein Gebiss 
haben, wie ein Wolf. — Dä Wolf frisst Schefl und olls. — Wer 
vom «Bram - und Heidl- oder Schwarzberössn« stark geschwärzte 
Lippen und Zähne hat, der hat »ön Wolfn zrissn.« — 

15) Gemeinschaftliches. In der Mitternachtsstunde, 
welche dem Tage der Geburt des Herrn vorangeht, wird das Vieh 
in den Ställen unruhig, erhebt sich vom Lager, um die Freude 
über die Geburt des Herrn auszudrücken ; Ochsen und Pferde 
reden und weissagen sogar. — Auch das Stampfen der Pferde gilt 
in dieser Nacht als vorbedeutsam. — 

Wenn jemand schon krank liegt, und es läuft an dem Hause 
in der Nacht ein Fuchs, Hase oder Wolf vorbei, so stirbt der 
Kranke. — 

16) Fabelhafte Thiere. Das goldene Heinsl. Am Vor- 
abend vor Weihnachten sehen Kinder, bis 40 Jahre alt, wenn sie 
bis 41 Uhr Mittags gefastet haben, das goldene Heinsl !), welches 


!) Das Pferd ist ein Naturbild der Sonnenbewegung. — 


87 


von einem Dache zum andern springt. —— Es bringt den Kindern, 
Aeplel und Nüsse, — 

Die Habergeiss. ') Man hört sie, besonders im Aus- 
wärts, nachts aus den Haberfeldern ; sie plärrt wie eine Geiss. Sie 
war auch im Gefolge des »Nikla« und kommt als Schreckgestalt, 
welehe muthwillig nachgebildet wird, noch vor. Man nimmt dazu 
eine Plache über sich und unter dieselbe 2 Stäbe, womit man 
bald vor-, bald rückwärts, bald in der Richtung nach oben, bald 
wieder zurück schiebt, so dass das im Mondschein oder nächt- 
liehem Dunkel wandelnde Ungethüm den Begegnenden Hörner, 
Kopf und Hals bald zu verlängern, ball einzuziehen und selbst 
den Hinterleib mannigfaltig zu verändern scheint. — 

Das Märzenkalb. Es geht im Märzen früh morgens 
herum und fängt die Kinder zusammen; anderswo : es geht auf 
sie los und stösst sie nieder. — (Rossbach). Um den Kindern im 
Auswärts das ersehnte Barfussgehen zu verleiden, sagt man ihnen: 
Der »Märzenkadä« habe sich sehen lassen; der die barfuss 
gehenden Kinder absteche. Stirbt ein Kind in dieser Zeit, so heisst 
es: »Seht, der oder die ist neulich barhaupt oder barfuss gegan- 
gen; jetzt hat ihn oder sie der Märzenkadä abgestochen.« — 

Die Mooskuh. ?) Sie hält sich in »Wäldern« und »Mö- 
sern« auf, büllt nachts, d. bh. sie stösst ein dumpfes Gebrüll aus. 
Einst biess sie auch Mostkuh, und wenn sie zeitig im Früh- 
jahr sich hören liess, hoffte man auf ein gutes Mostjahr. In Win- 
dischgarsten sagt man von einem »Moosbock,« einem gespen- 
stigen Thier von ungeheuerer Grösse, mit langem Bart und mit 
feurigen Augen, das nachts sein Brüllen hören lässt, besonders 
an sumpfigen Waldplätzen. Wer sich erfrecht, sein Gebrüll nach- 
zumachen, dem kommt es nach und nach näher und glotzt ihn 
mit den feurigen Augen schauerlich an, verschwindet aber, wenn 
man sich 3mal mit dem hl. Kreuz bezeichnet. — 


1) Sie ist ein Abbild der Sturmwolke. — 

2) Die Rohrdommel, ardea stellar. Lin. Ist wol als Naturbild der Frühlings- 
gewitter aufzufassen. »Früher Donner, später Hunger.« — »Früher Don- 
ner, später Durst,« könnte man hienach scherzend anfügen. — 


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Der Viehschölm. Er brüllt bei Tag oft schreckhaft, 
wie ein Stier. Die Leute haben da einst gesagt, es komme bald 
eine Krankheit über das Vieh. — 

d) Vögel. 

4) Bachstelze. Wer Bachstelzen beunruhigt oder ihnen 
die Jungen ausnimmt, der wird »zitternd;« eben so, wer ihrem 
Rufe nachspottet. In Altmünster allgemeiner: wer Bachstelzen be- 
unruhigt, den trifft ein Unglück. — Und wieder : Zerstört man das 
Nest einer Bachstelze, hat man Unglük durch Wasser zu befahren. 
— Wenn man diesen Vogel beunruhigt oder tödtet, tritt Bach 
oder Flüsschen ete. aus, — Wenn die Bachstelze ihr Nest hoch 
am Ufer baut, ist eine »Güss« zu befürchten. — 

Räthsel. Geht um und um äfn Dah, Und hat än Bind- 
gärtn ön Loh. 

2) Elster, Älstä, Älstävogl. Sitzt eine Elster aufs 
Haus oder in dessen Nähe und schreit viel, so kommt wer »mit- 
nöoa« !) ins Haus, d. h. ein noch gar nie dagewesener, ganz Frem- 
der. Anderswo heisst es, es komme da ein »Schörö,« Scherge, 
Gerichtsdiener. — 

Wenn die Elster kräht und man ist unterwegs, so kommt 
man nicht weit vorwärts, hat den Tag über auf dem Wege noch 
Unglück. Man spuckt darum zur Abwehr aus oder scheucht sie 
wo möglich aus dem Wege. (Sehr häufig.) Zur Elster, wenn sie 
schreit, sollst du sagen : »Älstäkädärl, ih dank där.« Nachher schadt’s 
dir nicht! Wenn die Elstern viel schreien, so wissen sie ein Un- 
glück voraus und »kägözn und lachn« vor Freuden. — 

Wenn sich die Elstern auf die Malıd setzen, wird schönes 
Wetter. — 

Die Elstern gehören dem Teufel an; er hat einmal wie 
Gott Schwalben schaffen wollen, ist aber so widerlich krächzendes 
Gevögel daraus worden. Anderswo heissen sie geradezu Teu- 


!) »Mit« ist hier das ältere »it,« zurück, abermals, gleichsam zweimal, 
also ganz, völlig neu. — In unserm Dialekt lautet es auch wie »ie, ir;« 
daher »irdrukn,« d, h. wiederkäuen. — 


89 


felsvögel; sie haben auch unter der Kopfhaut Hörnlein , wie 
der Böse selbst. -- 

Wenn man in einen Baum, wo die Elster nistet, 3 Kreuze 
schneidet, verlässt sie ihn alsogleich, selbst wenn die Brut noch 
nicht flügge ist. Sogar aus der Nähe des Hauses kann man sie 
auf diese Weise vertreiben. !) — 

Wer ein Elsternest zerstört, den trifft bald ein Unglück. — 

Wenn man den Büchsenlauf mit Elsternblut wäscht, bekommt 
sie einen guten Brand. — Die Elster lacht: Cha-ka-ha-ha-ka; 
cha-ka-ka.« Sie ruft auch: »Kommt wer schöner.« 

3) Emerling, dÄmerin. Sie singt: »Sim Bauärn käf 
ih um koan Fist nöt.« Oder: Zi-zi-zi- z’ Schnid.«e Im Früh- 
jahr, wenn der Schnee geschmolzen ist, bittet sie den Bauern: 
»Zi-zi-zi-ziı; Mässl Hawärn bis äfn Sehnid hi”.« 

4) Eule, »Auf, Eifl.« Wo der Auf jauchzt, (Innviertl) 
da ist der Teufel nicht weit. — 

Der »Auf« (Attersee) schreit besonders im Frühling und 
Herbst; hört man aber seinen Ruf im Sommer, so hat dies nichts 
gutes zu bedeuten. — S’ Eifl ist (Steinerkirchen) ein kleiner 
Vogel, so klein als der Zaunkönig, der zu Häusern und Fenstern 
fliegt und schreit: »Zöoh wök, zöüoh wök, zöoh wök!« Sein Ge- 
schrei kündet einen Todfall an. Identisch mit ihm ist vielleicht 
das »Schafwigäl«e (Attersee und Buchkirchen). Aus dem Hause 
(Attersee), in dessen Nähe es schreit, stirbt jemand, oder es ge- 
schieht darin sonst ein Unglück. — 

Wenn das »Wichtl« (Mühlviertl), strix passer. Lin., sein 
widriges Geschrei hören lässt, stirbt bald jemand aus der Nach- 
barschaft, oder es geschieht sonst ein Unglück. — 

Der »Stockauf« oder Todtenvogel, striw alue. Lin., 
lässt seinen stöhnenden Ruf hören, wenn jemand aus der Nähe in 
kurzer Zeit sterben soll. Hört man ihn also, soll man fleissig beten 


!) Die Waldweibehen finden (Mannhardt) vor dem wilden Jäger auf Baum- 


stümpfen Schutz, die mit 5 Kreuzen bezeichnet sind. Die Elster stellt 
sich hiemit in Verbindung mit dem Sturmesgotte, — 


90 


und sich zum Tode vorbereiten; denn einer von denen, welche 
ihn hören, stirbt gewis. — 

Wenn der Auf im Auswärts jauchzt, dürfen auch die Tag- 
werker jauchzen; denn es gibt ein gutes Jahr, besonders viel Most, — 


Der Auf jauchzt: »Juhu,« oder auch : »Juhu, wo bist denn ?« 
Und die Aeufin antwortet: »Da bin ich,« oder: »Da kim he’!« 

ö) Fink. Er ruft, wenns kalt wird: »Stink, stink, stink !« 
Sonst singt er auch: »Zi-zi-zi-zi; da reit he’ zuehä!« Der B erg- 
fink oder Nikowitz heisst auch »Pienk,«, weil er singt : 
»Pienk, pienk.« 

Redensart: Blindfink. »Siegst,« hat dä Fink gsagt Und 
hat ön Spazn d’ Augng ausghackt.« So erwiedert, wer eine ab- 
schnappende Rede hören musste, im Gespräch »a’trumpft« wor- 
den ist. — 

6) Gans. Am Martinitag Vormittags sind die Gänse 
»frei;« jeder darf sie, wenn sie auf dem Felde sind, wegnehmen. 
— Die Wildgänse (unteres Mühlvierl!) nehmen die Jause 
mit und bringen sie wieder, — 

Redensart. Rödn, wan d’Gens brunzen. ') — Kinder- 
reim. »Was tragt die Gans auf ihrem Schnabl, Vetter Hans ?« 
»Messer und Gabl tragt die Gans auf ihrem Schnabl Vetter Hans, 
Vetter Hans!« »Was tragt die Gans auf ihrem Hirn? ete.« »Ein 
Schneiderknecht mit Nadl und Zwirn ete.« »Was tragt die Gans« 
auf ihrem Kragn ete.? »Ein Fuhrmann mit Ros und Wagn etc.« 

Was tragt die Gans auf ihren Flign, ete.? »In Federbett 
wärs gut Jiegn ete.« »Was tragt die Gans auf ihren Füssn, ete, ?« 
»Wer viel sündigt, muss viel büssn ete.« Was tragt die Gans auf 
ihren Zehn, ete.? »Wer nieht fahren kann, der muss gelın ete.« 

7) Gimpel. Wenn er zeitig im Herbste schreit, wird es 
früh Winter. — 

Der Gimpel zieht den Rothlauf an sich. Dieses gilt auch 
von dem Krummschnabel. — 


!) Gar nicht, nie reden, oder zu reden haben. — 


9 


Als der Herr Jesus gekreuziget wurde, trauerten alle Vögel. 
Auch Gimpel und Krummschnabel legten ihr Leid an den Tag. 
Sie setzten sich auf das Kreuz und versuchten mit den Schnäbe- 
lein die Nägel herauszuziehen. Im Eifer aber bogen die einen sich 
hiebei den Schnabel krumm, während die Gimpel sich ihn stumpf 
hieben; zugleich bespritzten sich diese Brust und Leib mit ro- 
ihem Blut. — 

Redensarten. Än Gimpel fangn, auf der Nase sitzn 
habn. — Dummer Gimpel. — 

8) Habicht, Habiech. Man findet sie häufig an Tboren 
angenagelt. Der Bauer sagt, es geschehe, um andere aus der 
Nähe der Häuser zu scheuchen. Auch mit Eulen geschieht häufig 
dasselbe. ') — 

Der Name des Habichts wird nieht gerne genannt; man hört 
meist nur den Ausdruck das »Flöogäd.«e — 

Redensarten. Sein gen einen, wie der Habich, wie der 
»Stessl« auf d’ Taubn, darauf sein wie ein Habich, d. bh. auf etwas 
fahren, losstürzen, voll Begierde darauf aus sein. — 

9) Habn und Henne. Wenn die Hennen abends lange 
herum »basteln,« nicht heimkommen wollen, bleibt den folgenden 
Tag schönes Wetter. Wenn der Hahn ausserhalb der Stube 
kräht, wird oder bleibt es schön; thut er es innerhalb derselben, 
ist das Gegentheil der Fall. Wenn der Hahn Nachmittags kräht, 
wird schlechtes Wetter. — 

Wenn die Hühner [sich »moldeln,«e d. h. schütteln, dass 
»d’ Moldn« herumfliegt, wird es grob. ?) — 

Wenn die Hüener sich »segnen,«e kommt eine ehrenwerthe 
Person ins Haus; »breiten« sie sich aber, ist's ein Jästiger Gast 
(wird auch auf schönes und schlechtes Wetter gedeutet.) Wenn 


') Es ist dieses ursprünglich zur Abwehr des Blitzes, des Einschlagens ge- 
schehen. Die Eule ist ein Naturbild des Blitzes. — 

2) Diese Wetterprophezeiungen fliessen daraus, dass Hahn und Henne ein 
Naturbild der Wolke, insbesondere der Gewitterwolke sind. Der Donuer- 
gott ist aber auch Lebensgott, Heilgott, segnet Feld und Stall und Ehe. 


92 


sie sich putzen und selbst beschnäbeln, wird man zu Gast oder 
Gevatter geladen. (Auch auf schönes Wetter gedeutet.) — 

Wenn die Hühner »schnibbern,« d. h. den Schnabel mit 
dem Fusse kratzen, so kommt bald jemand Fremder. Dasselbe ist 
der Fall, wenn die Henne mit dem Schnabel zwischen die Spros- 
sen der Steige anschlägt, besonders wenn sie es abends thut. — 

Wenn die Henne einen Strohhalm unter dem Schweife hat, 
so stirbt noch in derselben Woche jemand in der Nachbar- 
schaft. — In der Thomasnacht fängt man im finstern Hennen aus 
der Steige um zu erforschen, ob man im nächsten Jahr sterben 
wird oder nicht. Wenn der Hahn am Fastweihnachtstag auf einem 
Wagen kräht, führt man bald darauf einen Todten. Wenn jemand 
nicht sterben konnte, stach man vor seinen Augen einem Hahn 
den Hals durch. — 

Wenn die Hühner weit von den Häusern weg Futter suchen, 
kommt Hunger ins Land. -— 

Auch mittels des Eies erforscht man die Zukunft, und 
eine Zeit lang in der Achselhöhe getragen, befähigt es zum Schatz- 
graben. Jedoch, setzen einige hinzu, muss ein solches Ei, das 
zum Schatzgraben tauglich sein soll, von einem Hahn gelegt sein. 

Krähende Hennen sind Unglücksvögel ; sie krähen um 
Feuer oder schreien nach einem andern Unglück, welches bereits 
sehr nahe ist. Man soll ihnen daher auf der Stelle den Kopf ab- 
backen. Darum auch der Reim: »Wan d’ Hen mehr schilt als 
da Han, Und s’ Wei’ mehrgilt, als dä Man, da ist's nıma guet.« — 

Doch auch als Hochzeitsvogel galt der Hahn. Darum 
gieng einst der Hochzeitlader mit einem Hahne daher, weleher mit 
den Füssen an einen Stecken gebunden war. Um so leichter be- 
greiflich erscheint es auch, dass das Alter der Hühner, welche man 
in der Fastnacht im finstern aus der Steige fing, das Alter des 
Zukünftigen bestimmte. — 

Hin und wieder erzählt sich das Volk von dem »Hühner- 
geist.« Zur Nachtszeit, wenn die Hühner in der Steige sind, 
wirft es sie oft, besonders die schwarzen, aus dieser heraus, wenn 
sie auch noch so fest zugemacht ist. Dies thut der Hühnergeist, 


93 


der nicht früher Ruhe gibt, bis kein schwarzes Huhn mehr dar- 
innen ist. (Innviertl.) — Der Hühnergeist wirft die Hühner in der 
Steige so herum, dass sie auf das kläglichste schreien und am 
Ende gar wie todt daliegen. Wenn die Hühner nachts in der 
Steige ein »Geblödä« machen, ist der Hühnergeist unter sie ge- 
fahren ; man vertreibt ihn mit »Weihbrun.«e — 

Eine schwarze Henne muss auch der, welcher kreissteht, 
wenn der Teufel erscheint, ihm vorwerfen. — 

Gegen das »Hinfallende« wallfabrte man noch im vorigen 
Jahrhundert nach Wallern und opferte daselbst einen schwarzen 
Hahn. Er ward, während man in der Kirche betete, an das Freit- 
hofgitter angebunden. — 

Die Hühner rufen, der »Giggäl oder. Ha’: »Gi-ka-ri-hi-i-i ;« 
die Henne, wenn sie ein Ei gelegt hat: »Dä - da - dä - dä - läts.« 

Oft auch »greinen« sie einander aus und sagen: »Geh, geh, geh, 
geh, geh, geh.« Die Küchlein rufen : »Dieb - Dieb - Dieb !« 

Redensarten und Räthsel. Nah eam krät koan 
Ha‘. — Mei” Hendl! (Kosend) — So brav wierä Hendl. — Drein- 
schaun, als wenn einem »d' Henä s’ Breod gnumä hedn,.« !) — 

Ha’ sä“ ön Korib, äf sän Mist. — Biha. — Lohhen. — 
He’armandl (man schilt kleine Buben so.) — Schäldn, steign wierä 
Ha”. — Wierä Hi in da Balz. — Ausschaun, wie d’ Hen hintärn 
Schwoaf. — 

Veor wierä Rifl, Hint wierä Sichl, BA dä Mitt wierä Fass, 
Rat, was is das? — Hint wierä Sichl, ba da Mitt wierä Budäfassl, 
veor wierä Fenstästock. — Veor wierä Kämpl, ba dä Mitt wierä 
Wämpl, Hint wierä Sichl, Rat mei” liebä Michl!« — Der König 
aus dem Wälischland, Schwarz und weiss is all sein Gewand, ein 
hürnäs Maul und ein fleischärn Bart: Wers nicht weiss, errath’s 
gar hart. — Es ist ein Mann von Riggengiggen, Hat ein Kleid aus 
tausend Stücken, Hat ein beiners Angesicht, Seinen Namen sag 
ich nicht. — Es ist ein Mann von Duk, Duk, Duk, der hat ein 
Kleid von hundert Stuck , Einen beinernen Kopf, einen federnen 


1) Sich gar nicht zu helfen wissen, ganz unbeholfen sein. — 


94 


Bart, Es ist ein Mann von allerlei Art. — Geht um und um ums 
Haus Und hat & Stoanl ön A’sch. — Eitragende Henne. — 

Wer sind die ersten Vorbothen Gottes? Der Hahn, weil er 
kräht: »Christ ist geboren.« Der Tauber, weil er ruft »Wo?« 
Und der Ziegenbock, weil er schreit: »Z’ Bethlehein!« — 

Ein Müllner muss 3 Dinge haben: einen Haushahn, einen, 
Haushund und eine Mühle. »Der Hahn sagt: Ös is, is, is, is & 
Dieb in Haus!« Der Hund fragt: »Wo, wo, wo?» Und die Mühle 
antwortet: »Dä Milnä, dä Milnä!« — 

40) Kibitz. Es heisst von ihnen, dass sie »verwunschene 
Jungfern« seien. 

41) Kirchspirol, »Vogel Fiaus')« In Buchkirchen 
nennt man ihn auch : »Guglvachaus. Er gilt als der späteste Som- 
mervogel ; schreit er einmal, so bleibt es warm. — Mit dem Gelb 
oder Gold seines Gefieders hängt es wol auch zusammen, dass 
man, fliegt er gegen Häuser und Scheunen, Einschlagen und Schauer 
besorgt ; man setzt ihm daher auch, lässt er sich in der Nähe 
eines Hauses sehen , auf alle mögliche Weise zu, um ihn wieder 
daraus zu vertreiben. — Um Altmünster heisst er geradezu der 
»Schauervogel;« wenn er schreit, setzt es Schauer ab. — 

Er schreit: »Vogel Fiaus, Treibt's d’ Kölp4 und Küeh aus!« ?) 
Oder auch: »Is dä Bach g’a töof.«e Nach Regen schreit er, wenn 
er sagt: »Giglgaglöo, }Bugl ablöo,«e oder: »Giglgaglä - Blöo där 
ön Bugl a.« 

12) Krähe. »Kra.« Wenn man auf dem Wege ist und 
hört in der Nähe den Ruf einer Kran, so sage man: »Dank dir, 
Kran, Wan’s mich geht an; Gehts mich nöd an, So flieg davan ‚« 
Oder auch: »Dank där Kra”, Wan’s d’ ä Glik woast, sa schreist, 
Wan & Unglik, sa schweigst !« Auch so ruft man entgegen: »Dank 
dir Gott, Kran; Wenn es mich angeht, kräh mich nochmal an ,‚« 
Thut sie es, so hat man gewis Glück zu erwarten. Man sagt auch: 
»Krall, Kral, grät dir dein Speis, Grät mir das ewige Himmel- 


1) Wol aus dem nicht mehr verstandenen »Gugelfinus« entstellt. — 
2) Daher vom Volke als »Viehaus« gedeutet. — 


95 


reich.«e Der Ruf der Krähe bedeutet darum Glück, weil er lautet: 
»Grät, grät,«e d. h. es geräth, geräth. — Eine Krähe, wenn sie 
sich auf das Hausdach setzt, verkündet einen angenehmen, glück- 
bringenden Besuch. — 

Wenn die Kräben im Herbste sich sammeln, so heisst es, 
sie »halten Hochzeit ;« je grösser die Zahl, je höher der Flug, 
desto glücklicher das Jahr. — | 

Wenn sich die Krähe auf die Mahd setzt, zeigt sie schlech- 
tes Welter an. — 

»Kra’wafn« bringen dem Jäger Glück. Mancher trug sie da- 
her beständig bei sich. — 

Wird ein Schwein geschlachtet (Steinerkirchen), so thut 
man ein gewisses Siück Fleisch auf die Seite und hängt es an 
einen Baum auf. Die Leute nennen es daher auch »Krafleisch.« 

Man nimmt eine Märzenkra, d.h. eine im Mörz ge- 
schossene Krähe, dörrt die Leber und gibt sie den jungen Hühn- 
chen und Gänschen zu fressen, damit sie »nichts« fangen kann, — 

Die Todtenkra, corv. corn. Lin. Wenn sie ihr »Weh« 
ruft, stirbt bald jemand aus der Nähe; schreit sie 3mal, geht es 
einen Mann, wenn nur 2mal, ein Weib an. Man bekreuzte sich 
daher einst und betete, dass man in keine Todsünde falle und 
auch um Abwendung anderen Unheils. In Altmünster spielt neben 
der grauen Kräbe auch die Mandelkrähe diese Rolle. — 

Der Ruf der Todtenkrähe lautet und zwar traurig und ge- 
zogen: »Weh, weh, weh!« Oder: »Auweh, auweh!« — 

Redensarten. Wan d’ Kra’ an bössärn sizt, aft Noigts 
dava. — »Oan Kra’ hakt där anärn d’Augng nöd« aus. — 

13) Kukuk, »Gugu, Gugä, Gugitzer.« Er schreit 
nicht eher, als bis der Haber grün wird. Insbesondere wird Georgi 
als der Tag genannt, an welchem er zu rufen anfängt. — Eine 
Blume, /yehn. flos, Lin., welehe um die Zeit, als er ankommt, zu 
blühen pflegt, heisst daher auch Gugitzer Blüemel. — 

Auf hört er, wenn er den Wiesbaum fallen hört, oder das 
erste Mandl auf dem Kornacker sieht. Hört man ihn das erstemal 
im Auswärts schreien, so soll man auf einen grünen Wasen ste- 


96 


hen; man stirbt dann das Jahr nicht. — So oft er auf die Frage: 
»Gugötzär äf där Ö'm (Ebene), Wie lang last mil noh löbn ?« 
»Gugu« schreit, so viele Jahre lebt man noch. — Mädchen er- 


fahren auf dieselbe Weise auch die- Anzahl Jahre, nach welcher 
sie heirathen werden. — 

Schreit er das erstemal und man hat eben kein Geld bei 
sich, hat man das ganze Jahr keines und umgekehrt. Man pflegt 
daher auch, hat man Geld im Sacke, dasselbe zu schütteln, und 
hofft, dass es sich sodann vermehre. — 

Wenn man den Kukuk das erstemal rufen hört, soll man 
darauf achten, ob er vor oder hinter einem ruft. Schreit er 
vor einem, so geht es mit einem das Jahr hindurch vorwärts und 
s. f£ In dem Büchlein »Aufriehtiger Unterricht u. s. w.,« ist die 
Rede, dass man damals, wenn man den Kukuk zum erstenmal 
hörte, etwas unter dem Fusse suchte. Dies bringe, meinte man, 
Glück. — 

Wer dem Gugitzer nachspottet, bekommt die »Gugl- oder 
Gugäschekn.« — 

Man glaubt auch von ihm, dass er Vogeleier raube und sie 
austrinke, und sagt daher, er höre zu schreien auf, »wan d’ Vögl 
s’ Lögn hengänt,« weil er da keine Eier mehr bekomme. — 

Selbst das heisst es von ihm, dass er nur das erste Jahr 
ein Gugitzer ist, sodann aber ein »Taubnstess], Habicht« wird. — 

Der Gugu schreit: »Gugu, Gugu« und das Kind antwortet : 
»Tscha, tscha; tscha, tscha.« — Das Guguspiel der Kinder ist 
allgemein bekannt. — Ein Reim lautet: »Hintä (d. h. intä) da 
Hollästaud” sitzt dä Gugu; ih het dö ga'bal’ nöd kennt, bistäs 
den du?f« — 

Bruchstück eines Kukukliedes. 

4) Der Kukuk sitzt wol auf ein Ast, 

Wenns regnet oder schneibt, so wird er nass, 

Kukuk, Kukuk, Kukuk, Kukuk, Kukuk, Kukuk ! 
2) Und er weiss schon, wanns gut wandern ist, 

Im Sommer, wanns schön warm ist, 

Kukuk, Kukuk, etc, etc. 


97 


3) Der Kukuk fahrt vors Goldschmidhaus, 
Goldschmid, bist drin, komm selbst heraus ! 
Kukuk, Kukuk, ete. ete. 

4) Mach mir ein Ring, ein Ring von Gold, !) 
Steck ihn mir an, än die rechte Hand! 
Kukuk, Kukuk, ete. ete. 

44) Meise. Sie singt: »Zizibe - zizibe” - zizibe” - zizibe” 
zizibe‘.«c — Oder auch: »Zi-zi-zi Muschgäblüeh, Muschgäblüeh, 
Muschgäblüeh.« — 

Die »Bemmoasn,« par. palustr. Lin. Sie singt und zwar 
hastig: »Zi-zi-be‘,« Die Kohlmeise, par, major, Lin.; der 
lustige und wiederholte Pfiff dieser Meisenart ward »Schmidmichel« 
und ein anderer schleifender Gesang, der als noch vornehmer galt 
»Sagfeiln« genannt. — 

Redensart. Eine rechte »Spermoasn«, d.h. recht mager 
sein, schlecht aussehen. — 

15) Der Moosschnepf, scolopa® gallinag. Lin. Er gibt, 
wenn sich das Wetter verändern will, im Fluge einen Laut von 
sich, der dem Geschrei der Ziege nicht unähnlich ist. — 

16) Nachtigall. Ihr Nest verleiht dem, welcher es bei 
sich trägt, die Gabe der Unsichtbarkeit. Jedoch es ist sehr schwer 
zu bekommen; denn es findet sich, wie die Nachtigall überhaupt, 
nur selten und ist selbst unsichtbar. Man kann nur in seinen 
Besitz gelangen, indem man in einen Bach schaut, an dem Erlen 
stehen, und das Nest erspäht, wie sich's im Wasser spiegelt, und 
Ast und Zweig sich genau merkt, woran es sich befindet, — 


Redensart. Singä wierä Nachtigal. 
Bruchstück eines Liedes. 
1) S’ sitzt ein kleins Vögerl im Tannabaum, 


Singt allweil, wispelt und pfeift; 


1) Man hat hiebei an das Sonnengold zu denken, welches der ankommende 
Kukuk mitbringt, oder an den von dem Gewitterschmiede verfertigten 


Goldring. DeryRegenbogen heisst dem Volke noch Himmelsring. — 
Mus. Jahr. Ber. XXIl. 7 


98 
Ei, was muess das für 4 Vögerl sein? 
»Es muess ein Nachtigal sein.« 
2) »Eija, das ist ja kein Nachtigal, 
Eija, das derfst ja nit glaubn; 
D’ Nachtigal sitzt auf kein Tannabaum, 
Schlaft in ei’r Haselnussstaudn.« 

47) Pfau. Die »Pfabnfedern« (die des Schweifes) halten 
»Schaben und Maucken« ab; man legt sie daher gerne zu Wol- 
len - oder Pelzkleidern. — 

48) Rabe. Es wird hier gleich voraus bemerkt, dass höchst 
wahrscheinlich unter diesem Namen nicht selten die Krähe, corv. 
cornix, gemeint ist und somit unter verschiedenen Namen ein und 
derselbe Vogel auftritt. — 

So die Raben in den Wäldern stark schreien, so bedeutet 
dies ein starkes Donnerwetter. — 

Wenn ein Rabe »kräbt,« sagen die Schiffleute (Viechten- 
stein) »Winsch där än teodn Hund, weil’s grät!« !) — 

Wenn der »Mavogl« sich hören lässt, soll man sich be- 
kreuzen und beten: »O Gott, gib uns das ewige Leben und dem 
Raben einen todten Hund!« — 

Der Rabe, Mahnvogel ruft: »Grab, Grab« und mahnt so an 
die Kürze des Lebens und die Vorbereitung für die Ewigkeit. — 

Der Ma’vogl warnt auch: »Gib -acht -gib-acht!« Man 
nehme aus einem Rabennest das mittlere Ei heraus und lege 
an dessen Stelle (was gab der Kriminalakt aus dem Kremsmünster 
Archiv nicht an). — Dann fliegt der Rabe fort und bringt einen 
Stein her, den er in das Nest legt. Dieser Stein, unter der 
Zunge im Munde getragen, macht unsichtbar — 

‚(Kremsmünster Archiv.) »Dass man dich nit sieht. So 
nimb ein Ei von eines Raben Nest und seud es den nächsten Tag 
vor Karfreitag und leg es wieder in das Nest. Und darnach, so 


1) Odhinn verleiht auch den Schiffen den günstigen Wind. Weil Rabe und 
Krähe vom Volke häufig nicht unterschieden werden, erklärt sich auch 
das oben von der Krähe, als Glücksvogel überhaupt, Mitgetheilte. — 


99 


die Vögel rauh werden, so kumb hin wieder zu dem Nest, so 
findtu ein »rötlin« Stein, und wenn du denselben Stein in den 
Mund nimbst, so mag dich niemand sehen. Ist bewährt, — 
Redensarten. Ram = as, brätl, vieh. Gausrap. Die 
mythische Bedeutung des Raben spricht sich auch in dem folgen- 
den Liede (Buchkirchen) aus, dessen Text so vollständig herge- 
stellt wurde, als möglich war N). 
1) Es hat eine Frau drei liebiste Söhn, 
Sie weiss nit, wo sie schlafen seind hin, 
In’n Himmel oder auf Erden, ja Erden! 
2) Sie ging wol in den Wald hinein 
Und suchet’ dort ihre drei Söhnelein; 
»O weh, wo mag ich sie finden, ja finden!» 


3) Da flogen drei schwarze Rabelein herein : 
»O Rabelein,, liebste Rabelein mein, 
Leicht wol gar ihr meine Kindelein seid, ja Kindelein seid?« 


4) »O Rabelein, liebste Rabelein mein, 
Was habt denn ihr verschuldet heint, 
Dass ihr so schwarze Rabelein seid worden, ja worden ?« 


5) »O Mutter, liebste Mutter betracht, 
Haben wir gespielt 3 Samstagsnacht, 
Im Sonntag sind wir nicht in d’Kirchen kemmen, ja kemmen!« 


6) »O Rabelein, liebiste Rabelein mein, 
Flieget's mit mir in die Stadt hinein, 
Ich will euch ein Jausen geben, ja geben!« 


7) »O Mutter, wir müssen noch über den Rein, 
Dort drinnat, dort liegt ein’ todte Schwein, 
Das wird unsere Jausen werden, ja werden !« 


8) »O Rabelein, liebiste Rabelein mein, 
Was mag das für eine Busse wol sein, 
Damit ich euch kann erlösen, ja erlösen !« 


1) Das Lied ist eine Variante des Mährchens von den 7 Raben und der treuen 
Schwester, welches von Mor. v. Schwind so geistreich ist komponirt worden. 
7 * 


100 


9 »O Mutter, wir wollen die Buss dir wol nennen, 
Ein ganzes Jahr musst du auf dich nehmen, 
Musst alle Freitag fasten, ja fasten! 


10) Und als das Jahr herum schier kam, 
Und ihr nur ein einziger Freitag abgang, 
Vor lauter Leid ist sie gestorben, ja gestorben ! 


44) Da kamen ihre drei Söhnlein daher, 

Sie hoben ihre Mutter von der Erd, 

Zu Grab haben sie’s getragen, ja getragen. 

49) Rebhuhn. Es ruft: «Gröa Röck, Gröa” Röck, Gröa 
Röck ?). -— 

20) Rothschweifchen. «Reotschwoaferl (mota- 
cil. phoenicur,) und »Wischpäl« /(motacil. erithac. Lin.) — 

Das Rothschweiferl ist ein Glücksvogel. Es heisst auch der 
Vogel unserer 1. Frau, und wo es nistet, da schlägt es nicht ein ?). 

Wer ihnen etwas zu Leide thut, beleidigt u. I. Frau. Das 
Nest dieses Vögleins wird daher auf alle mögliche Weise geschont. 
Das Haus, in welchem es zerstört oder beschädigt würde, müsste 
abbrennen. — 

Es lobpreist morgens unter allen Vöglein den Schöpfer zu- 
erst; wenn ein heiterer Sommermorgen ist, singt es schon in aller 
Gottesfrühe, um 3 Uhr, vom Dachfirst herab oder vom Hofraum 
her den Bauern an: »Herr Jesu Christ, Schlafts den noh ?« 

Das »Wischpäl« oder Schwarzwisperl (das Roth- 
schweiferl heisst auch Rothwisperl) ist ebenfalls u. l. Frau heilig 
und ruft, jedoch nur das Männchen, gemeinschaftlich mit dem 
Rothschweifchen, vom Dache herab: »Herr Jesu Christ, ligts den 
noh ön Nest?« N 

Auch singt es: »Zieziezie Muschgäblüeh, Geht & schens 
Diendl für’, Hat ä weiss Haubärl äf Und gröanö Bändl dräf.« 
Wenn man sein Nest beunruhigt, ruft es: »Halt Dieb — halt 


1) Es ist damit der Jäger gemeint. — 


2) Steht, seiner Farbe halber, mit dem Donnergotte in Verbindung. — 


101 


Dieb — halt Dieb,» oder auch nur: »Dieb — Dieb — Dieb — 
Dieb — Dieb !« Wenn Regen bevorsteht, ruft es: »Halt Dieb — 
halt — halt — halt — halt!« — 


21) Schwalbe. Sie heisst häufig der »Herrgotts- 
vogel.«e Die Schwalben sind dem Herrgott seine Vögel; in das 
Haus, wo sie züchten, kehrt Glück und Segen ein, Unglück trifft 
den, welcher sie vertreibt, quält oder gar tödtet, ihre Eier oder 
Jungen auspimmt, — Wenn sie »kirren und lustig schwätzen« ist 
Fried und gute Gesinnung im Haus. Wem sie am Kopf vorbei- 
streichen, indem sie Töne von sich geben, als wenn sie bös 
wären, der hat kein gutes Gewissen oder den bösen Blick. — 


Werfen sie die Eier aus dem Neste, so sind die Frauen 
(im Hause) nicht bei guter Gesundheit. — 


So lange Schwalben im Haus im Nest bleiben, stirbt kein 
Kranker ; erst wenn sie das Nest verlassen, droht Gefahr. — Sieht 
man die erste Schwalbe, soll man auf grünen Wasen stehen; 
sonst stirbt man das Jahr. — Wenn die Schwalben am frühen 
Morgen in grösserer Anzahl, vor den Fenstern des Hauses sich ver- 
sammeln, stirbt bald jemand aus dem Hause. — So die Schwal- 
ben während der Messe immer beim Altar herumfliegen, kommt 
eine Theuerung. — , 


Wenn die Schwalben hoch fliegen, bedeutet es schönes 
Wetter, grobes aber, wenn sie niedrig oder um den Menschen 
herumfliegen. — Wer die erste, neuangekommene Schwalbe 
sieht, der heirathet noch in demselben Jahr. — Auch so: 
wer die ersten Schwalben im Frühling paarweise sieht, hei- 
rathet bald. — 


Wenn man die erste Schwalbe erblickt, soll man mit 
der grossen Zehe Erde aufnehmen und ins Bett geben; dies ver- 
scheucht die Flöhe. — 

Die Schwalbe singt: »Fert, wie mä fort sän, Sänd d'Stäl 
vol gwön; Höor, wie mä kemä sän, sänds widä lär gwön !« Oder: 
»Ön Höröst, wie mä fort san, Sänd d’ Stäl vol gwön; Ön Aus- 


102 


 wärts, wie mä kemä sän, Hamt's ös ols väfilt und vädelt ).« 
Oder: »Ön Höröst, wie mä fort san, Sänd d’ Stäl vol gwön; Ön 
Auswärts, wie mä kemä san, Is ols vädiglt und vädäglt und väde’lt 
wa'n!« Oder: « D’ Kidlflikerin, d’ Kidiflikerin Hat koan Flök nöt, 
hat koan Flök nöd, Is dä Schneidä dagwön, is dä Schneidä da- 
gwön, Hat mä d’Flök allö wökgübn!« — 

Wenn man sie im Neste stört oder eine Katze in ihre Nähe 
kommt, schreit sie: »Geh weg, geh weg, geh weg!« — 

Redensart. Oan Schwalm macht koa” Sumä. — 

22) Seidenschwanz. »Zuserl«, auch »Pest- oder 
Todtenvogel.« Er stellt sich (Höfer, II, 435) nach der 
Meinung des Volkes alle 7 Jahre in unseren Gegenden ein und 
bringt Pest oder anderes Unheil. Im Jahre 4800 nannte man ihn 
den Franzosenvogel, weil gleich darauf der Franzoseneinfall statt- 
fand. Im Fliegen ist sein Laut: »Zi — zi — ri.« 

23) Specht. »Göosvogel« (pieus virid, Lin) Sein Ruf 
verkündet Regen. Daher sagt auch mancher, der ihn rufen hört, 
der Grünspecht sei schon wieder durstig. Der Ruf lautet: »Göos, 
göos, göos, göos, göos« und bedeutet auch hohen Wasserstand. 

Eine Schnepfenart, (scolopaw phacop. Lin.) ist ehenfalls ein 
Wettervogel und führt nach Höfer den Namen »Güssvogel.« 
Fliegt er nämlich (an der Traun) abwärts, so bedeutet es schönes 
Wetter; wenn er aber aufwärts fliegt, folgt bald eine Ueber- 
schwemmung , Güss ?). 

Ein frischgeschossener Rothspecht (Bämhackä), wenn 
man ihn, da er noch warm ist, zusammenhackt und auflegt, bis 
das »Gehäck« zu faulen beginnt, hilft für den »Scherwurm.« — 

Wenn der Schwarzspecht (Holzha’) schreit: »döll — 
döll — dölle oder auch »zrüll — grüll — grüll« (das erste döll 


!) Verthan. »Väde”lt« halte ich von einem Subst. »Dan,« wovon auch Tand 
stammt, gebildet. »Dan« selbst leitet sich von din, dan, dänen, gedonen 
her, wozu auch »dehnen« gehörig ist. — 

2) Die Wörter Göoss- und Güssvogel, würden rein deutsch Giess- und 
Güss- (Güsse) Vogel lauten. — 


103 


klingt lang gezogen, das zweite rascher ), so kommt ganz sicher 
Regen. — 

24) Sperling, Spatz. Wer sie quält, tödtet, ihre 
Eier ausnimmt, den trifft ein Unglück. — Er singt, wenn der 
Bauer einführt, ihn an: »Vödä drisch, Vödä drisch ;« wird aber 
ausgedroschen ruft er: »Dieb, Dieb!« Wenn mehrere Spatzen 
beisammen sind, sagen sie: »Spatz hat Habärn gössn, Katz hat 
Spatz gsegng, Schnaps hat Katz Spatz ghat.« — 

25) Taube. Wenn die Tauben, nachdem sie gebadet 
haben, auf das Dach fliegen, so bleibt es schön ; wenn unters 
Dach, so wird es grob. — 

Arme Seelen, welche erlöst werden, fliegen nicht selten in 
Gestalt einer weissen Taube zum Himmel auf. 

Turteltaubenkoth ist als »Rauckä« gen das »Leagföor« gut. 

Der Tauber gurrt: »Au — ba — ruggu — ruggu — ruggu.« 

Die Holz- oder Wildtauben sprechen zu einander: »Wieg 
du’s Kind, wieg’s ich, sänd netä ih und Du!« Oder: »wieg Du — 
wieg Du — wieg Du — Du — Du — Du!« 

Redensarten. Dahe' gehn, wierä rauchfuessätä Daubä. 
— As wan's d’ Daubn zsamtragng hedn. 

26) Wachtel. So oft sie aus dem Saatfeld ihren Ruf 
hören lässt, so viele Gulden kostet das davon geerntete Getreide. 
Anderswo:: Die Anzahl der Schläge zeigt dem Bauern die Höhe 


des Getreidepreises vor Weihnachten an. — Sie ruft: »Bimpäling 
— bimpälim«, oder auch: »Bimpälin — bimpälin — bimpälin — 
wau — wau — wau — wau.u 


27) Wiedehopf. »Wudvogel, Wudwud. Wer 
mit der Galle des Wiedhopfes die Kugel salbt, der trilft mit ihr, 
auf was er nur immer schiesst, — 

Er ruft: »Wudwudwud — Wud — Wudwudwud« ; oder 
auch: »Hup — Hup — Hup.« 

Redensart. Stinken wie ein Wiedhopf. — 

28) Zaunkönig. Das »Kinigl.« Wenn der Zaunkönig 
im Winter nahe an die Häuser kommt, so erfolgt bald Schnee 
oder grosse Kälte. Man bestrich Kindern, welche die Freise hat- 


104 


ten, den Bauch mit den Flügelchen dieses Vogels. — (Scharn- 
stein, Kriminalakten 1648.) 

29) Zeisig, »Zeisl« Der Zeisig zieht Krankheiten 
an sich. — 

Wer ein Zeisignest bei sich trägt, ist unsichtbar. Es 
liegt nämlich in ihm der Stein, der unsichtbar macht. Natürlicher 
Weise wird dadurch auch das Nest selbst unsichtbar. Dennoch 
kann man es ausfindig machen, indem man an einen Bach geht, 
an dessen Ufer Schwarzerlen stehen, worauf der Zeisig gerne 
nistet, und ins Wasser sieht. Darin spiegelt sich nämlich das 
Nest dennoch ab, und man kann, hat man sich die Lage gut ge- 
merkt, desselben habhaft werden; doch soll man es nicht mit 
blosser Hand angreifen, — 

Ein Schlossbesitzer (Traunviertl) hatte einst ein »redendes 
Zeiserl«, das, wenn die Herrenleute von einem Ausflug oder einer 
längeren Reise heimkamen, stets die vom Gesinde verklagte, welche 
faul gewesen waren. Als die Herrschaft wieder einmal aus war, 
übte das nichtsnutzige Volk Rache und nähte dem Vöglein den 
Steiss zu. Bei ihrer Rückkehr sprach der Vogel: »Herr und Frau, 
Knecht und Dirn, Na’l und Zwirn, s’Loch zuegnäht!« — 

Der Meerzeisig /fringill. linar. Lin) Man glaubt, dass 
er alle 3 Jahre her kommt, und dass sein Erscheinen Unheil 
bedeutet. — 

30) Zinkzankvogel /motacill. salicar. Lin) Er ruft: 
»Zink, zank«, oder auch »tuit, tuit.« Wenn er sich hören lässt, 
ist es Zeit, Haber zu bauen, indem die Saat nicht leicht mehr 
etwas von der Kälte zu befürchten hat. 

Er singt: »Sibn Bird bind zsam, bind zsam, bind d’Bird 
zsam, sibn Bird bind zsam, bind d’Bird zsam.«a Oder auch nur: 
»Bind zsam, bind zsam, bind zsam.« Die Wiedhacker,, welche 
im Frühling die Aeste der im Winter gefällten Bäume zu Wied 
hacken, beziehen diesen Ruf auf sich und ihre Bürde Wied. 

31) Liedlein: 

Kommt ein Vogel geflogen, 
Setzt sich nieder auf mein Fuss, 


105 


Hat ein Zettel im Schnabel 
Mit einem freundlichen Gruss. 


2) Hab so lang mich vertröstet 
Auf die schön Sommerszeit 
Und der Sommer ist kommen, 
Und ich bin noch so weit. 


3) Ach gar fern ist die Heimath, 
In der Fremd bin ich hier 
Und es fragt halt kein Hundel 
Und Katzel nach mir, 

4) Liebs Vogerl, flieg weiter. 
Nimm mit ein schön Gruss, 
Ich kann dich nicht begleiten, 
Weil ich hier bleiben muss. 


Kinderreim. 


Auf, Auf, sagt der Auf. 
Is denn schon Tag, sagt der Rab, 
Wird schon grau, sagt der Pfau. 
Was denn sagt die Henn, 
So wolln wir reisn, sagt d’Meisn. 
Mir is recht, sagt der Specht. 
Wir wer'n uns gwandtn, sagt d’Äntn. 
Nur fein gschwind, sagt der Fingg. 
Jetzt voran, sagt der Fasan. 
Ih bleib 4 nit z’Haus, sagt die Fledermaus. 
Ih führ den Zug, sagt der Gugu. 
Ih flieg voraus, sagt Vogl Fiaus. 
Ich bin der Man, sagt der Han, — 
32) Antheil der Vöglein an der Feier der Geburt 
des Herrn. 
Dass Ochs und Eselein, nachdem der Weltheiland geboren 
ist, im Stalle zu Bethlehem sich einfinden, daran erinnern noch 
mehr als die wolbekannten Reime, worin diese Thiere gemahnt 


106 


werden, den Schlummer des göttlichen Kindes nicht zu stören, 
die Gemälde so vieler Meister und die davon nicht spärlich ver- 
vielfältigten Kopien, erinnert selbst im einsamen Dorf die in der 
Kirche aufgestellte Weihnachtskrippe. Diese erzählt auch, obschon 
nicht mit Worten, von Schäfehen und Lämmlein, die von den 
Hirten dem neugebornen Gottessohn zum Opfer gebracht werden. 
Weniger aber ist es bekannt, dass nach zahlreichen, einst auch 
in der Heimath gesungenen Weihnachtsliedern, in volks-epischer 
Wiederholung, die freien, frohen Sänger der Lüfte, die Vöglein, 
an der gnadenreichen Geburt des Herrn ebenfalls ihr Theil neh- 
men. Dieser Antheil ist zweifach. 

a) Die Vöglein, aus dem Schlummer froh aufgeschreckt, er- 
wachen alle, jubeln hell auf, obwol es Mitternacht ist, und begleiten 
mit ihren melodischen Stimmen den Hymnus der Engel. 

Än Ruschärl muess’s tan habn, 
Hat d’ Vögl däschröckt, 

Habn alsand äfgjubelt, 

Hats alsand äfgwökt, — 


So wärs gen bal’ dnettä, 
Wan’s Schrein koanä hengt, 
S’ wan’s ös alsand 

Aus’'n Nest hätn gsprengt. — 


Ih moanet gen bal, 
Ös wärn d’ Vögldieb da. — 


Denk ih mei’ Täg nie koan Zeit, 
Dass 's um Mitternacht gibt solche Freid, 
Es singen gar d’ Vögel in Wald. — 


D' Vögel, die singen frei, 
D’ Engel sänd ä dabei. — 
Noch mehr, aus nalı und fern haben sich die Vöglein ver- 
sammelt, um die Geburt des Herrn mitzufeiern. 
Lassen sich die Vöglein hören 
Aus den Wäldern gross und klein, 
Die zu der Geburt abreisen. 


107 


Neben den Sängern, wie Meise und Nachtigall, werden be- 
sonders der »Gugu« und der »Auf« genannt. Der »Gugu« gilt 
in der Heimath als der eigentliche Herold der schönen Jahreszeit, 
deren sicherer Sieg sein Ruf verkündigt. Gejauchze des Aufs ver- 
kündet ein gutes, glückliches Jahr, selbst den Aermsten. 

Ja gar ä Kolmoasen her ih, 

Wie klar singt sie nicht Zi — beri, 
Ja, ja, gar dä Gugä stimmt ei”, 

Äs wan halt dä Sumä wurd gleih. — 


Dä Gugu dä gugäzt, 

Dass 's gugelt und klingt, 
Und schau, där Auf juchäzt, 
Und d’ Nachtigall singt. — 


Vor Zeiten hat fraling !) 
Där Auf iebäl gjuchäzt, 
Um dö Zeit hat abä 
Der Gugu nie gugäzt. — 

b) Vögel werden dem göttlichen Kinde zum Opfer gebracht, 
theils um ihm und den Seinen, was auch Gemälde und Krippe 
nicht selten andeuten, zur Nalırung zu dienen, theils um ihm 
Vergnügen zu machen durch ihre Bewegungen und Stimme. So 
bringen die Hirten neben Schaf und Lamm, auch Hahn und 
Henne, besonders wird die »Butterhenne« genannt, so wie Tauben, 
als fromme Gaben in den Stall von Bethlehem, 

Oder es schenkt ein Hirte dem Christkinde seinen »wun- 
derschönen Finken, der alleweil «zı — zi — zi, reit herzu« 
singt; oder eine Meise, welche gar so lieb »Flitschel und Tschä« 
pfeift, oder eine Kohlmeise, welche ihr »flitscherl, flitscherl, 
Zinsenberg« recht stattlich abzutrillern versteht, 


!) In der alten, guten Zeit hat freilich der Auf öfters schon in dieser Jah- 
reszeıt, vor dem Auswärts, wol in den »Nächtn« gejauchzt; aber davon, 
dass der Kukuk um diese Zeit rief, hat man selbst damals nicht gehört. 
Es naht also die beste, die glücklichste Zeit. — 


108 


Wie der Fink »reit herzu« pfeift, kommen die heil. drei 
Könige angeritten. 


Meise und Kohlmeise ergötzen das Jesukind durch die lustig- 
sten Sprünge, singen es, indem die Mutter die Wiege schaukelt, 
in Schlaf ein, und wird das Kindlein wach, so muss es lachen, 
wenn die Kohlmeise »Schmid — Schmid — Michl, Pfing — 
pfing — tschä« pfeift. — 


e) Andere Thiere. 


4) Ameise. Christus trug einmal dem Petrus auf, Ameisen 
und Wespen zu schaffen, indem er die Worte »z’ Mittag, z’ 
Mittag« ausspreche. Petrus aber verstand unrecht und sprach: 
»z’ Mitt ab,« und so wurden diese Thierchen, wie dieselben noch 
sind. — 

In Ameisenhaufen werden gewisse Krankheiten, z. B. die 
Auszehrung, vergraben, jedoch nur in die der grossen schwarzen 
Ameisen. — 


Die Haufen der kleinen schwarzen und die der rothen Amei- 
sen, wie solche sich häufig in Wiesgärten finden, schlägt man, 
um ihrer auf immer los zu werden, im April, bei abnehmendem 
Monde, mittelst eines Schlägels in die Erde, — 

2) Biene, Bei‘. Die Bienen hat der Herr Jesus erschaf- 
fen, Er schuf sie, indem er Hölzlein in einen Korb warf. Petrus 
wollte es ihm nachmachen und that eben so. Doch sieh, da ent- 
standen die Wespen. — 

Wenn’s am Josephitage schön hell und klar ist, so werden 
die Bienenstöcke schwer. — Die Stöcke, welche am Pfingstsonn- 
tag abgehen, werden lauter Raubstöcke, — Bevor der Stock ein- 
getrieben wird, besprengt man den Korb mit Weihwasser.. — 

Die Bienen wollen in ihrem Thun und Treiben nicht näher 
beobachtet werden. Ein Bauer, welcher mehr darüber zu erfahren 
wünschte, liess sich zu dem Ende einen Glaskorb machen; aber 
es nahm mit den Bienen darın kein Gedeihen. Daher weiss man 
auch von diesen Thierchen nur wenig. — 

Niemals sieht man Bienen auf roth blühendem Klee. — 


109 


Die Bienen mögen keinen Branntweinsäufer leiden ; auch der, 
welcher eben, wenn auch nur etwas Branntwein getrunken hat, 
vermag sie nicht einzutreiben, — 

Die Bienen können so wenig, als Wespen, Hummeln und 
Hornisse, das Wetzen von Messern oder Sensen leiden. Wenn 
man es in ihrer Nähe thut, so fahren sie auf einen hin und ste- 
chen, was sie können. Vor mehren Jahren flog in der Au (Krems- 
münster) ein Stock über die Wiese. Ein Mähder schlug an die 
Sense, und der ganze Schwarm liess sich auf ihn nieder. — 

Auch wird den Bienen, wenn der Hausvater stirbt, dessen 
Tod gemeldet. — 

Wenn die »abgehenden Bein« hoch fliegen oder sich hoch 
ansetzen, also gleichsam von der Erde und aus ihrer Nähe flüch- 
ten, kommen Krankheiten ins Land. — 

Bei’weri, d. h. die Nester der Bienen und der ihr ähn- 
lichen Thiere, wie Wespen etc., besonders die Waben, gebraucht 
man als »Raucker« gegen Geschwulsten. — Wenn die apis suc- 
eineta, Lin. im Frühling aus der Erde hervorkriecht und man die 
kleinen Häufehen der dabei von ihr aufgeworfenen Erde sieht, so 
sagt man: »Die Erddämpfe gehen.e — 

Räthsel. Es fliegt was über hohe Berg und Zäun, Es hat 
kein Fleisch und hat kein Bein. Es hat kein’ Federn und hat kein 
Blut, Und ist doch für alle Kaufleut' gut. — Viel hundert viel 
Vieh, Gehnt oft zu eim Scherben ; Schau fleissig dazu, Lass’s nicht 
verderbn. — 

3) Eidechse, »Örexl,i) Erexl, Eröchsl.« Das Er- 
öchsl ist dem Menschen hold; besonders gerne weckt es ihn auf, 


1) Dürfte man »Ör« auf ahd. »erch, ir« zurückführen, der Dienstag heisst 
noch Örtä, ergäbe sich Beziehung auf den Kriegsgott Ziu, Er. — Es 
sei hier nur noch kurz erwähnt, dass in der Nähe von Altmünster 
mehre Häuser im »Erä« heissen und an derselben Stelle einst der Tem- 
pel eines Abgottes »Erä oder Erer« gestanden sein soll. Der nächste 
Bauernhof an diesen Häusern heisst »beim Hain« und ein Theil des an- 
stossenden Horn- oder Grasberges der Erersberg. Auch ein »Siegesbach « 
findet sich in der Umgebung. — 


110 


wenn er, wie dies bei Bauersleuten nicht selten geschieht, im 
Grase schläft und ihm von der »grossen Natter« Gefahr 
droht. — Ein Bauer schlief einst im Schatten eines Baumes. Da 
kam eine Natter herangekrochen und liess auf das Herz des Schla- 
feuden ein grünes Blatt fallen, um die Stelle genau zu merken, 
wo sie ihm durch den Leib schiessen wollte. Hierauf stieg sie 
auf den Baum, um von da herabzuschiessen. Indes war aber ein 
»Öröchsl« herbeigekommen und kitzelte den Mann, indem es ihm 
auf dem Gesichte herum lief, so lange, bis er erwachte und auf- 
sass. Kaum aber hatte er sich etwas in die Höhe gerichtet, schoss 
die Natter hart hinter seinem Kopfe herab und sprang vor Wuth 
in drei Stücke '). — 

Wer einer Eidechse etwas anthut, verfehlt sich sehr und 
hat irgend ein Unglück, — 

4) Fledermaus. Dies Thier ist sehr gefürchtet; man 
meint, dass es in die Haare fährt und darein sich so verwickelt 
und verbeisst, dass man es, ohne das Haar abzuschneiden, nicht 
mehr los wird. — 

Wenn man einer Fledermaus (auch von der Eule gilt das 
nämliche) das Herz aus dem Leibe schneidet und unter dem Hemd- 
ärmel, am Arme angebunden, trägt, gewinnt man im Kegelspiel ?). 

Wer mit ihrem Blut sich die Augen beschmiert, sieht Nachts 
so gut, als bei Tag. — 

Kinderspruch, D’ Flödämaus gukt allö Häfäl aus. — 

5) Fische. Unter den zahlreichen Tümpeln des Bösenba- 
ches (St. Martin, Mühlviertl) ist besonders einer gefürchtet, die 
» Teufelsbottich. « Niemand getraut sich darin zu baden oder 
Krebse zu fangen; der Teufel würde unfehlbar jeden in die Tiefe 
zielen. Bisweilen erblickt man in ihm einen Fisch von der 


!) Nachdem Ziu ursprünglich Himmels-, also auch Luftgott war, ergäbe sich 
wieder ein Kampf zwischen der verderblichen Gewittergewalt und dem 
Luft - Element. — 

2) Wie die Eule, wol also auch die Fledermaus, so hat auch das Kegelspiel 
das Gewitter als Hintergrund. — 


111 


Grösse eines Kalbes, der schon so alt ist, dass auf seinem Rücken 
Moos wächst. — 

Der Hecht hat die Leidenswerkzeuge des Heilandes in sei- 
nem Kopfe : Kreuz, Leiter, Hammer, Nägel, Zange, Geissel, Schwamm. 
Die Juden zogen nämlich den Herrn Jesum, als er das schwere 
Kreuz trug, durch einen Bach, und da bildeten sich die Leidens- 
werkzeuge in dem Kopf dieses Fisches nach. — 

Kinderlieder. 4, %, 3, bicke, backenei, bicke, backe 
Haberstroh, liegen 44 Fischl da, Eins liegt unterm Tisch, 
Kommt das Katzl, frisst den Fisch, Kommt der Jäger mit der 
Taschn, Schlägt das Katzl auf die Goschn, s’ Katzl schreit Miau, 
s’ Brätl is scho” brau”.« — 

Genüge an der Mittheilung dieses einzigen Liedes und an 
der Bemerkung, dass (Schwartz) das mythische Fisch - Element 
aus dem im himmlischen Wasser hin und her schiessenden Blitz 
vor sich geht, und das Treiben des Gewitters sich als Fang dieses 
Fisches darstellt.« Der eine Fisch ist also der Blitz, der unter 
dem Tisch, im himmlischen Wasser sich befindet. Die Katze ist 
die Gewitterwolke,. der schlagende Jäger der Gewittergott, das 
Miau der Donner ete., das Brätl der Gewittersegen '). — »Ingerle, 
Bangerle schlag milı nöt, Kraut und Rueben die mag ih nöt. Ba- 
chene Fischl hätt ich gern; Mein Herr wird's schon innä 
wer'n. Kikriı Hahn! Sitz äfs Pferd und reit dava. — 

6) Fliege. Wenn an schönen Sommertagen Fliegen und 
»Bremeln« das Vieh viel belästigen, wird es bald grob. — Wenn 
die »Muggn« besonders abends recht »lötz« sind, wirds bald 
grob. — Wenn die an der Wand sitzenden Fliegen den Kopf 
nach unten gekehrt haben, wird es grob. — Wenn gegen Abend 
hin die »Muggn Heu beitln,« ?) wird’s den anderen Tag schön. — 

Höfer theilt IL, 271, einen Spruch mit, den, wie er hinzu- 


1) Gesetzt, dass diese und ähnliche Deutungen zulässig sind, so erscheinen 
manche dieser Lieder und Reime, ich möchte sagen, als eine Art Räthsel, 
welche spielend, aber doch an althergebrachten Naturbildern festhaltend, 
den Gewittervorgang zum Gegenstande haben. — 

2) Wie es die Mädher oder Heuer thun; sonst wenn die Mücken tanzen. — 


112 


setzt, die Leute in einer gewissen Gegend jenseits der Donau vor 
dem Essen hetheten: »Gott segne uns die Suppn, Vor Fliegen 
und vor Muckn, Und vor den grossen Bremen, damit sie es uns 
nicht mehr nehmen!« — 

7) Floh. Wenn die Flöhe viel beissen, wird es grob. — 

Wenn dir ein Floh auf die Hand sitzt, erhältst du einen 
Besuch. — Floh auf der Hand, Brief aus fernem Land. !) — 

Redensarten und Räthsel, Jemanden einen Floh 
ins Ohr setzen. — Wie kommt der Floh über die Donau? Alsä 
braund. — Was ist das beste am Floh? Dass er nicht beschlagen 
ist. — Wer trinkt das theuerste Getränk? Der Floh, weil er Blut 
trinkt. — Es giengen 5 nach Spanien, brachten einen Gefange- 
nen, brachten ihn nach Wutzelbach, Von da nach Nagelbach, Dort 
wurd’ er umgebracht, — 

8) Frosch. Wenn die »Jägfrösch.« (rana eseul. Lin.) schreien, 
bleibt es selhiön. — Schreien sie nach einem Gewilter, so wird es 
schön. Sie schreien: »Jägl- Jägl-Jägl, hast ön Stöffll (oder dafür 
auch: »män Bruadärn«) nia gösehä? Jo -jo -jo, nächtn, nächtn, 
nächtn.a — 

Der Laubfrosch ist als Weiter prophet hinlänglich bekannt. 

Zwischen den Frauentagen gefangen, ohne jedoch mit blosser 
Hand berührt zu werden, dient er, in ein Päckelein gebunden und 
am Leibe getragen, gegen Schwindel. — 

Redensart. Wierä zmähdä Frosch. — 

9) Horniss, »Hurnaus.« Drei bringen ein Kind, sechs 


einen Mann, neun ein Pferd um. — Manche Leute verstehen die 
Kunst, die Hornisse, so wie Bienen und »Wössn« zu bannen. — 
10) Käfer. 


«) Frauen- oder Marienkäferl. Man seizt es auf 
die äussere Handfläche, und indem man es frei lässt, sagt man 
3mal: »Frauenkäferl, flieg über den Rhein, Und frag unsere liebe 
Frau, obs heut und morgen schön wird sein.« Fliegt es, wenig- 
stens auf das drittemal, auf, so wird schönes Wetter. — 


!) Der Floh auf der Hand erscheint mir als ein Bild des Siegels auf dem 
Briefe. — 


113 


Der Spruch, womit man das »Jungfraukäferlein« be- 
fragt, lautet in Steinerkirchen und Umgegend. »Jungfraukefäl 
Nöog übärn Rei, Frag insä liebö Frau, wo’s heut und maring 
sche” kan sei”.« In Buchkirchen: »Jungfraukiuäl , Sitz äfs Stiuläl, 
Flöog übärn Rei”, Frag insä liebö Frau, wo’s heut und maring 
sche‘ kan sei’; in Gunzkirchen: »Jungfraukuäl, Sitz äfs Stuoläl, 
Flöog übärn Rei”, Frag dei” Mucdä, wo’s maring sche” kan sei” !« 
Unter dem Stuhl oder Stühlehen versteht man in Buch- und Guns- 
kirchen den Zeigefinger, auf dessen Spitze man das Thierchen von 
der Handfläche aus hinanlaufen lässt. — 


Wer ein Jungfraukäferl umbringt, auf den ist u. ]. Frau 9 
Tage lang »harb.« 


ß) HBirschkäfer. Kirntlkäfer. Ob Popowitsch (Höfer, 
Ill. 402) in Oberösterreich ihn »Berner oder Börner« nennen 
hörte, weil er mit seinen Zangen glühende Kohlen auf die Stroh- 
dächer bringe und sie so anzünde, bleibt noch dahingestellt. In 
Salzburg hiess er oder heisst er noch der »Schmidkäfer.« — 


y) Rosskäfer. Wenn dieser Käfer an schönen Sommer- 
tagen nach Sonnenuntergang summend herumfliegt, so sagt man, 
»er gehe Tagwerker bitten.«e Man hofft da nämlich, es werde der 
andere Tag auch wieder schön sein. — 


eo) Schwabenkäfer. Wenn sich in den Sommermonaten 
in den Stuben die »weissen Käfer« sehen lassen, d. i. Schwaben- 
käfer, welche die braune Haut abgestreift haben, befürchtet man 
»Risl.«e — 

41) Kellerwurm, »Nassel, Assel, Astel.« Sie 
ist für den Rothlauf gut, wenn man sie auf die kranken Stellen 
überlegt. Eben so werden sie gegen ein Geschwür, »Nassel« ge- 
nannt, angewendet. —- 

1) Als im himmlischen Gewässer bei der Göttin Halda wohnend, über den 
Wolkenbrunnen zu seiner Herrin hinauf fliegend, wird er so angespro- 


chen. Mannhardt, I. 285. — 
8 


114 


42) Krebs. »Kroiss !).«e Wenn ein Krebs aus dem 
Wasser, Bach, Fluss u. s. w., ans Ufer geworfen wird, so be- 
kommt der, auf welchen eine Fliege, die auf dem Krebs geses- 
sen ist, aufsitzt und saugt, den »Krebs.« — 

Dem Georg Khaperger, einem Spiessgesellen des berüchtigten 
Zauberers »Jagl«, dessen Name fast sprichwörtlich geworden ist, 
haben 8 Krebse ein volles, grosses Weinfass über den Kirch- 
hamer Berg (Kirchham bei Vorchdorf) hinaufgezogen ?). — 

Gegen den Krebs, das »Beissäd.« Man gibt einen Krebs in 
einen Hafen, den man mit ungebleichter Leinwand zubindet, und 
lässt ihn verenden und verfaulen etc. — 

Räthsel. Wer schämt sich noch nach dem Tode? Der 
Krebs, weil er gesotten roth wird, — Geht dunkel ins Bad und 
roth heraus. — 

43) Kröte, »Krodn.« Auch »Hepping, Höppin, Nöding, 
Nödin, Broatling« genannt. Sie spritzt, wenn sie beunruhigt wird, 
so meint das Volk, einen giftigen Saft von sich, »soacht« einen 
»an.« Auch unter dem Namen »Luadä« tritt sie häufig auf, Dies 
Wort ist aber auch ein Name des Teufels und dient als 
Schelte auf Mensch und Thier, Personen und Sachen. Er wird 
von der Kröte vorzüglich gebraucht, um sie nicht bei ihrem eigent- 
lichen Namen nennen zu dürfen. — 

Die Feuerkröte, rana bombin. Lin., heisst von den Lauten, 
welche sie hören lässt, häufig »Mugitzä«, in Buchkirchen »Muh- 
stirl«, nach Höfer auch »Ruckerl.«e — Um ihr lästiges Schreien 
zu verhüten, wirft man gleich nach der Palmweihe, bevor man 
noch mit dem Besen unter Dach und Fach gekommen ist, drei 


1) Diese Wortform erklärt sich aus der Verwandtschaft des e mit w und 
des w mit »u.« »eu« ist in Oberösterreich hin und wieder »oi.e — 

2) Wäre eine solche Deutung nicht zu gewagt, möchte man (dass und wie 
der Krebs mit dem Gewitter sich berührt, sehen wir Feuer 5), auch 
hier das Weinfass als den himmlischen Wein, das himmlische Nass an- 
sehen, das aus der Tiefe, in der es 8 Monate versenkt lag, zum Him- 
mel geführt wird, 


115 


Palmen in die Hauslache. Sie ziehen dann fort und schreien sel- 
biges Jahr nicht mehr. 

Die Art, welche das Volk »Sehneider« nennt, rana tem- 
porar. Lin, — sie hält sieh meist in Gehägen und Wäldern auf, 
— zeigt, wenn das Thier nass ist, schönes Weiter an und um- 
gekehrt. — 

Kommt einem unterwegs eine Kröte unter, soll man sie auf- 
Spiessen und sagen: »Heit is ä heiligä Sun- oder Ma'ta’ ete. ete.« 
Andere setzen hinzu, und dies gilt auch von »Blindschleichn« und 
Nattern, man solle sie mit einer Haselgerte erschlagen oder doch 
wenigstens an eine solche spiessen und sagen: »Geh heim, 
mach’s deiner Frau auch so!« Manche steeken ihnen noch über- 
dies einen Strohhalm in den Rachen und henken sie so auf. — 

Hie und da ward einst auch eine so gespiesste Kröte am 
Dachfirst aufgehenkt und erst im Frühjahr wieder beseitigt. Man 
meinte, in dem Hause, wo dieser Brauch von Jahr zu Jahr geübt 
werde, lasse sich kein Dieb sehen. — Nicht wenige aber be- 
haupten fest, einer Kröte solle man ja niehts zu leide thun. — 

Die Erklärung dieses Widerspruches liegt in folgendem. Die 
Kröte steht einerseits im Dienste der Hexen, speit diesen insbe- 
sondere Schmalz in den Kübel. Aber dieselben Thiere sind auch 
arme Seelen, welche erst erlöst werden müssen. — 

Eine Bäuerin (Innviertl) hatte immer eine Menge des schön- 
sten Schmalzes. Die Leute konnten es sich gar nicht erklären, 
woher sie das viele und gute Schmalz nehme. Doch es erklärte 
sich, als einst jemand im Grunde ihres Schmalzkübels eine grosse 
Kröte erblickte. — 

Jemand war gestorben, und da er der Seligkeit nicht würdig 
war, so wurde er in eine Kröte verwunschen. In dieser Gestalt 
suchte nun die arme Seele nach Altötting zu kommen, wurde 
jedoch auf der Brücke über den Inn von einem Vorübergehenden 
in das Wasser gestossen und so die Erlösung vereitelt. — 

Wenn jemand eine Wallfahrt versprochen hat, sie aber zu 
Lebzeiten nicht. verrichtete, noch auch ein Freund seine Stelle 
vertrat, so muss er sie nach dem Tode machen und zwar in Ge- 


g* 


116 


stalt von Thieren, meist einer Kröte. So erging es einem, der 
starb, ehe er die gelobte Wallfahrt nach Mariazell gemacht hatte. 
Unausprechlich ist es, was das arme Thierlein auf dem Wege hin 
erdulden musste. Bald zerquetschte man ihm ein Füsslein, bald 
rollte man es, hatte es mit aller Mühe einen Berg »erkratscht«, 
wieder hinab, oder schleuderte es in einen steilen Graben, in 
Lachen und Bäche, Endlich kam sie doch nach Mariazell, wo es 
ihr aber nicht besser ging. Es brauchte gar viel, bis sie bei der 
Kirchenthür hinein kam. Am Gnadenaltar angelangt, erhob sie 
sich nun, die «Vorderbräzl« faltend, wie es ein betender Mensch 
thut. Nun erst ward sie erlöst, und man kannte sich aus, dass 
es eine arme Seele gewesen '). 

44) Laus. Wenn jemand auf einmal viel Läuse hat, so ist's 
ihm »angethan.«e Doch kann solche Läuse niemand erben. Ein 
wolhabendes Weib schlug einst einem fahrenden Handwerksbur- 
schen die gewöhnliche kleine Gabe ab. — »Du wirst auf mich 
denken,« drohte dieser und zog ab. Bald darauf ward sie voller 
Läuse, so dass sie sich völlig nicht aus wusste. Durch 9 Tage 
dauerte dieser Zustand; darnach erst verloren sie sich von selbst 
wieder. — Von einem der recht »schuftig« ist, heisst es: »Er 
ziechät dä Laus ön Bölz ä.« Er fürchtet, sagt man — scherzend 
von einem, der Hut oder Mütze nicht lüpfen will, »dass d’ Läus 
n’ Katarıh kriegn.« 

45) Maulwurfsgrille »Wern.« Eine jede Wern frisst 
7 Laib Brot. — Der Reiter soll vom Ross steigen, um eine Wern 
zu zertreten. — Dem, welcher eine Wern ertritt, soll der Bauer, 
dem der Grund gehört, mit einem Laib Brot nachgehen. — Wer 
eine Wern umbringt, dem werden 9 Sünden verziehen. — Wer 
eine Wern laufen lässt, ladet eine Todsünde auf sich, — Eine 
Wern muss man umbringen, sonst ist's unserer ]. Frau drei Tage 
lange leid, — 


!) Die Kröte hängt mit dem Blitze zusammen. Das Schmalzspeien des Thie- 
res sowol als die Auffassung desselben als arme Seele erklärt sich aus 
der Vorstellung des Blitz-Lichtfunkens als Gold- und Lebensfunkens. — 


117 


16) Motte. Es sind darunter phalaen. lucern., tinea sarcitell. 
und pellionell. Lin. u. s. w. gemeint, Das Volk heisst sie »Schnei- 
derseelen, Zauberinnen, Zinsler« und bringt sie mit 
den Hexen in Verbindung, von denen sie ausgeschickt werden, 

17) Natter. In einem Hause der Pfarre Aspach hatten sie 
eine »Hausnatter.« Die Besitzerin erzählte, dass die Natter 
schon ganz weis aussehe, und wenn sie allein im Zimmer sei 
und spinne oder nähe , gern aus ihrem Loch hervorkomme und 
bis in die Mitte des Zimmers krieche. Ueberhaupt, fügte sie hinzu, 
ist ein solches Thier dem Menschen sehr anhänglich, siedle manch- 
mal sogar mit ihm um, und in den Häusern, wo sich eines be- 
findet, sei es gesund wohnen. — 

Die Hausnattern soll man nicht umbringen; sie ziehen alles 
Gift im Hause an. (Steinerkirchen.) 

In jedem Haus fast (oberes Mühlviertl) ist eine Hausnatter, 
man nennt sie auch die »Kränzlnatter.« Sie hält sich gewöhnlich 
unter dem Stein vor der Hausthüre auf und ist dem Hause sehr 
zugethan. Zur Zeit der 3 Mahlzeiten finden sie sich gerne im 
Stall ein, wo ihnen die Stallmagd Milch aufgiesst. Hat sie dies 
eine geraume Zeit hindurch gethan, und breitet sie dann einmal 
ein weisses Tuch auf dem Boden aus, so legt die Natter ihre Krone, 
das Kränzl, darauf nieder, lässt sich aber dann nicht mehr sehen. 
Legt man die Krone zum Geld oder ins Getreide, so nimmt beides 
nicht ab. — 

Wer sich das Krönlein der Hausnatter zu verschaffen weiss 
und es in seinen Geldbeutel thut, dem geht, und wäre auch nur 
ein einziger Kreuzer darin gewesen, das Geld nicht mehr aus. — 

Die Kränlnatter trägt eine Krone, welche das halbe König- 
reich Burgund werth ist. (Mühlviert). — Jedes gekrönte Haupt 
(Steinerkirchen) soll eine Natternkrone haben. — Man bemächtigt 
sich des »Kränls«, indem man der Natter ein Tuch, das aus 
»Moadlgarn« gewebt ist, in den Weg legt. — 

(Windischgarsten). Will man beständig Geld haben, sorge 
man für ein leinen Tüchlein, das ein Mädchen von 7 Jahren ge- 
sponnen und ein Knabe von 7 Jahren gewebt hat, und gehe an 


118 


einen Ort bin, wo es viele Nattern gibt. Nicht lange, so kommt 
die »Natternkönigin« (in Kremsmünster heisst es auch der 
»Natternkönig«) mit dem Krönlein auf dem Kopf und legt 
es in das Tuch. Nun schlägt man dieses schnell zusammen und 
läuft, was man kann, davon, — 

Die Natternkönigin (Steinerkirchen) legt auf ein weises Tuch 
ihr Krönlein ab; welehes 9 Königreiehe werth ist; aber wenn man 
mit Tuch und Krönlein nicht schnell durch 9 Thüren kommt, so 
ist man verloren. — Ein Kind, das baden ging, (Innviertel) sah 
eine Kränlnatter : es legte ein weisses Tuch auf den Wasen, und 
die Natter gab ihre Krone darauf. Als aber das Kind mit der 
Krone fortging, schoss ihr die Natter durch 9 Thüren nach; erst 
an der zehnten blieb sie todt. — Die »Schussnatter« (Inn- 
viertel) schiesst, springt durch 9 eiserne Thüren, und selbst die 
zehnte bekommt noch einen tüchtigen Bug. — 

Hat man (Kremsmünster) das Krönlein im weissen Tuche 
weggenommen, so sehe man zu, dass man schleunigst durch neun 
eiserne Thüren komme; denn das »Natte rnh eer« fährt also- 
gleich nach und schiesst durch 8 Thüren; durch die neunte jedoch 
mag es nicht mehr. 

Aber seibst bei der grössten Eile entkommt man nur schwer; 
selbst den flüchtigsten Reiter ereilen sie und schlingen sich um 
den Schweif des Rosses. Wirft er ihnen aber ein Tuch hin, so 
machen sie sich los und fallen über es her, in der Meinung, das 
Krönlem darin zu finden. Nur so kann er dem Natternheer ent- 
rinnen. — 

Einem Soldaten und zwar einem Reiter, legte die »Kräl- 
natter« ihr Kleinod auf ein rothes Tuch und er sprengte sporn- 
streichs davon. Doch er war noch nicht weit gekommen, da hörte 
er einen Pfiff, und eine Unzahl Nattern waren hinter ihm her. 
So schr er auch das Pferd antrieb und spornte, der Abstand 
wurde immer kleiner. Da warf er seine Patrontasche hinter sich, 
über welche die Nattern sich insgesammt hermachten, in der Mei- 
nung, darin die Krone zu finden. So gewann er einen Vorsprung 
und rettete Krönlein und Leben. — 


119 


In Liehtenau (Mühlviertel) arbeitete einst ein Bindergeselle, 
welcher die Kunst verstand, die Nattern, die Königin nicht ausge- 
nommen, zu »bannen.« Er stellte sich, wann’s er that, immer 
auf dem Platz auf, wo jetzt die »Natternsäule« steht. So begab 
er sich auch wieder einmal hin und beschwor die Nattern aus 
dem benachbarten, etwas weiter aufwärts gelegenen Wald, dem 
sogenannten »Ecekärtsberg.« Doch er machte diesmal beim 
Beschwören einen Fehler. Da hörte er es immer näher und gräu- 
licher zischen, in schnellen Windungen schoss die Natternkönigin 
heran und umschlang ihn, die andern Nattern fuhren ihr nach, und 
so endete der Unglückliche auf die schrecklichste Weise. — 

Ein Haus (Mühlviertel) war so voll Nattern, dass sich die 
Bewohner nicht mehr zu helfen wussten. Ein fahrender Hand- 
werksbursche, welcher zufällig im Haus zugesprochen hatte, ver- 
hiess Hilfe, wenn anders unter den Nattern keine rothe sich 
befinde, Die Hausleute, welche nie einer rothen Natter waren an- 
siehtig geworden, betheuerten es, und er ging ans Werk, Er 
legte um einen »Kriechnbaum« dürres Holz und Reisig im Kreise 
herum, so dass ein freier Platz blieb. In diesen stellte er sich, 
zündete das Holzwerk an und sprach die Beschwörung. Da kam 
das ganze Natternvolk herangezischt, steckte den Kopf ins Feuer 
und kam um. Schon meinte er, alles sei glücklich zu Ende, als die 
rothe Natter in wilden Sätzen daher und ihm durch den Leib schoss !). 


1) Die Schlange ist Abbild der Himmelsschlange, des Blitzes. Die Milch, 
welche sie so gerne trinken sollen, ist nach Schwartz, die Milch des weiss- 
lich bezogenen Wolkenhimmels. Die himmlischen Blitzschlangen wurden 
in die heiligen Hausschlangen übertragen. Das Schlangen - Natternheer 
ist das Gewitter, das Zischen der Donner; der feurige Glanz des Gewit- 
ters das »Kränl.«e Das Gewitter bringt auch Fruchtbarkeit und Gesund- 
heit. — Unter dem Reiter ist wol der Sturm gemeint, der dem Gewitter 
voraneilt. — Die um den Kriechenbaum (prunus insititia) angezündete 
Flamme ist als Abbild des den himmlischen Gewitterbaum umlohenden 
Blitzfeuers aufzufassen, woraus sich auch die Hoffnung auf Abwehr er- 
klärt. Die gefährlichsten, schrecklichsten Blitze nennt das Volk noch 
heutzutage feuer- oder blutroth, — 


120 


Natternsegen (Aus einer handschriftlieben Mittheilung, 
Kremsmünster Archiv, die wol aus dem Ende des 16 Jahrhunderts 
rührt): »Osig t, Osig t, Osig t '), du schalkhaftıge Schlangen, her die 
Wort Gottes, steh da als das Wasser, in welichem getauft hat 
St. Joannes der Taufer unsern Herrn Jesu Christi. Ich beschwöre 
dich bei dem lebendigen Gott, der dich beschaffen hat, dass du 
mir, noch keinem Menschen schadest. Ich hebe dich im Namen 
Gott des Vaters ete. ete. Amen.«a Und zwiek dich durch den 
rechten Fuss und sprich diese Wort: »Osig, Osig, Osig,« und 
lass das Gift da von dir hindan, — 

Bergstutzen. Auf der Höhe des Pyhrn, wo die Grenz- 
säule steht, zieht sich rechts eine tiefe Schlucht hinein; da arbei- 
tete ein Holzknecht. Plötzlich kam eine Natter auf ıhn los, Er 
lief, so schnell er konnte, warf Steine hinter sich; doch umsonst, 
sie blieb nicht zurück und kam ihm stets näher auf den Leib. 
Zum Glücke war ein »Scheiterzaun« in der Nähe, auf diesen 
sehwang er sich hinauf. Selbst da noch versuchte das Unthier ihn 
anzufallen. Es war eine von den Nattern, welche Füsse haben 
und Bergstutzen heissen. Auch Bergnattern nennt man sie; 
das Wiesel ist ihr ärgster Feind. — 

Der »Stutzn« (Grünau) lauft so schnell bergauf als thalab. 
Wer sich also vor ihm retten will, lauft »zwerchs«, da »scheibt 
jener ab.« — 

Auch das »Blindschleich«, mitunter »Blindschlacht«, 
hie und da auch »Haselwurm« genannt, gilt dem Volke als giftig. 
Wer darauf steigt, dem schneidet oder schiesst es durch den Leib. — 

Wenn Natter und Blindschleiche sich zahlreich sehen lassen, 
in grosser Anzahl sich sonnen, wird es grob. — 

Ein »Natternschlaur«, zwischen den Frauentagen, ohne 
mit blosser Hand berührt zu werden, an sich gebracht, hilft als 
»Raucker« gegen alle »Gschwulstn, « 

Natternbeine, am blossen Leibe getragen, helfen gegen das 
»kalte Gift.« 


1) Hängt wol mit »Ase« zusammen. -— 


121 


Redensarten. Vor Zorn aspringä. Von einer recht ar- 
beitsamen, für das Wohl des Hauses unablässig besorgten Person 
heisst es; »Sie ist ein rechter Hauswurm.«e Auch hört man den 
Spruch: »Dös is 4 rechtä Geldwurm.« Es ist eine Person ge- 
meint, welche recht aufs Geld schaut, niebt leicht etwas Unnöthi- 
ges ausgibt !), — 

18) Raupe. Eine Raupenart (Windischgarsten), welche 
besonders in Wäldern häufig vorkommt un ungemein gefürchtet 
wird, heisst: »ön Teufl sein Ross!« 

19) Regenwurm. Man legt sie zuweilen auf Schäden auf, — 

Räthsel. S’ sagt dä Kurz zä den Langä: Wän mä für 
d’ He’r und d’ Hanär, für d’ Hund und d’ Katzn, woldmä scha” 
raschn. — 

20) Salamander, »Saunadärn.« 2) Wer dieses Thier 
mit blossen Füssen zertritt, bekommt daran eben so viele Wun- 
den, als es gelbe Flecken am Leibe hat. — 

Wer es schreien hört, verliert das Gehör. — 

Zwischen den Frauentagen gefangen, ohne mit blosser Hand 
berührt zu werden, ist es gut gegen allerlei Krankheiten. — 

21) Sehmetterling, »Beinfaltern.« Wenn man 
im Auswärts zuerst einen gelben Schmetterling sıeht, stirbt man 
in diesem Jahre nicht; ein brauner aber bedeutet das Gegen- 
theil. 3) — 

Die Schmetterlinge bestimmen schon im Auswärts das Er- 
gebnis, besonders die Qualität der Ernte, Sind die gelben 
die zahlreichsten, wird ein »schmalziges« Brot; die weissen ver- 
künden ein weisses, die braunen ein schwarzes Brot vor. — 


!) Ohne Zweifel mit Beziehung auf die Hausnatter. — 

2) Dieses Wort erscheint mir nur als eine Form, in welcher sich das Volk 
das fremde, unverständliche »Salamander« mundgerecht, so zu sagen 
deutsch gemacht hat. Auch deutet es, so wie es auch die beiden zuerst 
angeführten Glauben thun, darauf hin, dass das Thier als Abbild der 
Gewitterwolke genommen wurde. — 

- ®) Mannhardt, I, 284, vermuthet, dass der weisse Schmetterling als ein 


Seelenbringer gegolten habe. — 


122 


Oder auch: Wer im Frühjahr als ersten Schmetterling eine 
gelbe Bei’faltern sieht, hat das Jahr über viel weisses Brot zu 
essen; wer als ersten eine braune sieht, isst nur schwarzes. 
(Wickenbrot). — 

22) Die Schnecke, »der Schnegg.« 

Schwarzer Schnegg, limax ater, Lin. Wenn man mit 
ihm die Hühneraugen »umreisst«, d. h. einen Kreis um sie 
zieht, so vergehen sie, — 

Klaubt man ein solches Tbier mit dem Munde auf und be- 
hält es einige Zeit darin, so bekommt man durch so viele Jahre 
kein Zahnweh, als man indess Schritte macht. — 

Auch gegen den »Schneggen im Auge« hilft es, wenn 
man ein Schreckenhäusl oder einen schwarzen Schnecken über- 
bindet. — 

Man nimmt einen schwarzen Wegschnecken, umfährt 3mal 
im Kreis die Warze im Namen ete. ete., und legt hierauf den 
Schnecken wieder auf den alten Platz in die vorige Lage. Wer 
nun nach diesem den Schnecken zertritt oder zerschlägt ete., der 
bekommt die Warze. — 

Er darf jedoch bei keiner dieser Anwendungen mit blosser 
Hand berührt werden. — 

Redensarten und Räthsel. »Schneggn !« Abschnapp- 
wort, womit man gütig oder scherzend auf eine Bitte erwiedert, 
welehe man nicht erfüllen kann oder will. — Gehn, als wenn 
man Schnecken treiben thät'. — Was ist das stärkste Landthier ? 
Der Schneck, weil er sein Haus mit sich trägt. — 

23) Spinne, »Spinnerin.« 

Wenn die Spinne ihr Netz zerreisst, so steht Sturm zu 
erwarten. 1) — 

!) Schon früher ward darauf hingedeutet, dass Spinnen und Wind erregen 
sich berühren. Das Spinnengewebe oder Netz ist wol als ein Abbild der 
von der Luft, der Luftgöttin gesponnenen Wolke aufzufassen. Wird das 
irdische Spinnennetz zerrissen, so zerreisst auch bald darauf das himm- 
lische, Ich stelle also die Spinne in Beziehung zu einer Luft- Wolken- 
göttin, welche spinnt. — 


123 


Wenn eine Spinne an einem hinaufläuft, bedeutet es Glück ; 
wenn hinab, Unglück. — 

Als besonderes Glückszeichen wird es angesehen, wenn sie 
einem gar auf den Kopf läuft, — 


Ein häufig gebrauchter Spruch sagt dagegen : »Spinnerin 
am Morgen, Kummer nnd Sorgen.« — 


Es gibt viele Leute, welche sieh fürehten eine Spinne zu 
ertreten, oder überhaupt irgendwie zu tödten. — 


Unter den verschiedenen Arten tritt die Kreuzs pinne 
als in höherem Grade glückbringend auf. Sie wird daher nicht 
selten in ein Schächtelehen gesperrt und dazu 90 Papierfleck- 
chen gegeben, welche man mit den 90 Ziffern des Lotto's be- 
schreibt. Die Zahlen, welche sich, öffnet man das Schäehtelehen 
in einigen Tagen wieder, umsponnen finden, setzt man, weil sie 
nächstens gezogen werden. -— 


Die Spinnen ziehen das im Hause befindliche Gift an; 
sie sind auch selbst giftig und können die Menschen ver- 
giften. So erzählt man, (Steinerkirchen, Steinhaus) dass eine 
Spinne absichtlich ein ganzes Hausgesinde, ein par Personen aus- 
genommen, vergiftet habe, Sie hatte über dem Tisch an der 
Zimmerdecke ihren Sitz genommen, genau so, dass, wenn die 
Suppenschüssel aufgesetzt wurde, diese unter ihr zu stehen kam. 
Sie liess nun ihr Gift hineintröpfeln, und so starb eine Person 
nach der andern. Erst ein fremder Gast‘, der im Hause übernach- 
tete, bemerkte den unglücklichen Leuten , diese Spinnerin sei es, 
welehe ilınen in die Suppenschüssel »gsoacht« habe. — 


Gegen die hitzige Krankheit. Man thut in eine Nuss, welche 
am Weihnachts-Fasttage in der 12, Stunde Mittags geöffnet wurde, 
eine Kreuzspinne, verschliesse die Nuss und hängt sie um, Die 
Spinne saugt die Krankheit ein. Doch muss man die Nuss, wenn 
man gesund worden ist, in fliessendes Wasser werfen, Auch den 
»All« vertreibt man auf diese Weise, — 


Die »Spinäwötn« legt man über Wunden, um das starke 
bluten zu stillen. — 


124 


Kranken Hühnern, überhaupt Vögeln, welche sich unwohl 
zu befinden scheinen, gibt man gerne Spinnen zu fressen. — 

24) Todtenuhr, »Mauerhammerl|, Trotzkopf.« 
Wenn es sich anmeldet, d. h. aus der Wand oder Mauer seinen 
Schlag vernehmen lässt, so stirbt bald jemand aus dem Hause 
oder der Verwandtschaft. — 


F) Pflanzen. 


a) Der Baum in der frommen Sage und Legende. 

Dass Wälder und Bäume bei unsern heidnischen Vorfahren 
in hohem Ansehen standen, ist allbekannt. Einzelne Haine, in 
ihnen vermuthlich besondere Bäume, waren den Göttern geweiht, 
welche in deren Zweigen wohnten; sie durften nicht umgehauen 
werden u. s. w. — 

Hieraus wird auch die Bedeutung klar, welche die Bäume 
in der frommen Sage und Legende sich bewahrt haben. Hier 
darüber nur einiges, — 

Pillwein in seinem bekannten Werke bringt die Notiz bei, 
dass in Utzeneich einst in einer Eiche der Abgott Utzius verehrt 
wurde, Der Name Utzius, Utz, Ulrich führt auf den altdeutschen 
Donnergott zurück; !) auf ihn weist die Eiche hin, um so mehr, 
da Wolf in den Beiträgen zur deutschen Mythologie, Il. 107, eines 
Eichenstumpfes in Bayern erwähnt, auf welchem das Bild des Lan- 
despatrons von Bayern, des hl. Ulrich stand. Trotz der Dürftigkeit 
der von Pillwein beigebrachten Notiz, bricht dennoch schon in 
dem Namen des Abgottes Utzius die Vorstellung durch, und sie 
muss bei der ursprünglichen Namensgebung noch bestimmend 
gewesen sein, dass Anlehnung des Donnergottes an St, Ulrich 
stattfand. — 


?2) An »Donner« erinnert auch das schon angeführte, vom Volke sich mund- 


gerecht gemachte Wort »Durästag.« — 


125 


Wol allen Bewohnern der Stadt Gmunden ist die hl. Fichte 
bekannt. Dem Eigenthümer wurde vor Zeiten aus dem Säckel 
der Stadt jahraus, jahrein eine gewisse Summe bezahlt, damit der 
hl. Baum vor Axt und Beil verschont bleibe. — 

An der Ostseite der Friedhofmauer in Steinerkirchen (Haus- 
ruckviertl) stand vor Zeiten eine alte Linde, deren Stamm mehr 
als eine halbe Klafter im Durchmesser hatte. Mehrmals wollte 
man sie umhauen, liess aber nach jedem Versuche gleich wieder 
davon ab; denn auf jedem Axthieb quoll Blut hervor. Man spürte 
endlich dem Wunder nach, und es fand sich in einer Höhlung 
des Baumes ein Muttergottesbild. Nun wagte es niemand mehr, 
die Linde zu fällen; sie blieb stehen, bis sie ein Blitzstrahl traf 
und bis in den Grund verzehrte. — 

b) Bäume und Pflanzen. 

1) Vorerst einige Räthsel, den Baum und seine Theile 
im allgemeinen betreffend. — Es hat viel Augen und sieht doch 
nicht. Der Baum, — Es geht immer um den Baum und kann 
doch nicht hinein. Die Rinde. — Geht mitten durchs Holz, auch 
durch alle grünen und dürren Aestlein. Das Mark. — Wie viele 
Blätter hat der Baum? So viel als er Stängel hat. — 

2) Abraute. »A’rutn«, arlemis. abrotan, Lin. wird, nach 
Höfer I. 45, »in Gärten erzielt und bei Verstopfung und Beschwe- 
rung der Mutter, als auch in Engbrüstigkeit und zähem Auswurf 
gebraucht.«a — 

3) »Aflblätter,« nach Höfer I. 7, die Blätter »von sol- 
chen Kräutern, welehe wider Entzündung auf Wunden aufgelegt 
werden.« Dergleichen sind ajuga reptans, chelidonium maj. Lin. ete.— 

4) Allermannsharnisch, allium vietorial. Lin. Wer 
dieses Kraut bei sich trägt, dem kann nichts schaden, und wenn 
er spielt, muss er allezeit gewinnen, und im Raufen überwindet 
er alle seine Gegner. (Altmünster) — In Kriminalakten, Scharn- 
- stein 1648, wird ausgesagt, dass der Allermannsharnisch sehr gut 
sei gegen allerlei Gebrechen. — 

5) Alraun, »A’'rau”l,« nach Höfer I. 23, »die Wurzel 
der atropa mandragor. Lin.,« oder »weil diese seltsam ist, ein 


126 


aus der Zaunrübe, bryonia, künstlich gestaltetes Männchen, welches 
verborgene Dinge wissen und dem Besitzer Geld bringen soll.«e — 

6) Andorn. Von dem schwarzen oder stinkenden Andorn, 
baltot. nigr, Lin., sagt Höfer I. 25, dass er in unseren Gegenden 
den Namen »das alte Weib« oder das »Feeweibel« führe. — 

7) Ankehrkraut, ') osmunda lunar. Lin. In unseren Ber- 
gen glauben, Höfer I. 36, die Leute, dass es den Kühen gute 
Milch verschaffe, wesswegen es auch, nach Art altlberühmter Kräu- 
ter mit einem Spruche abgepflücket wird: »Grüss Dich Gott, An- 
kehrkraut, le brock Dich ab und trag Dieh nach Haus, Wirf bei 
meinem Kuhel fingerdick auf!« — 

8) Apfelbaum. »Die Apfolter.« ?) Aepfel theilt der 
»Nikla« aus. — In den Rauhnächten sind Aepfel vorbedeutend für 
Leben oder Tod, Heirath u. dgl. — In der Mitte des Palmbuschens 
steckt nicht selten ein eigens auf diesen Tag gesparter Apfel. — 
Alle Bäder eines männlichen Kindes schüttet man zu ein und dem- 


!) Sonst auch St. Peters Schlüssel genannt. Dieser Name schon hilft die 
Berühmtheit des Krautes erklären, Siehe G. Donnersteinl. — 

2) Unzweifelhaft ein Naturbild des Gewitterbaumes, woraus sich die Bezie- 
hungen zu Leben, Tod, Heirath, Fruchtbarkeit ergeben haben. Ich theile 
an dieser Stelle ein Kinderspiel mit; es heisst das Gerstenrolln. 2 
Kinder hängen sich rücklings einander in die Arme und sagen unter be- 
ständigem Hin- und Herschwenken des Körpers: a) Ich roll, ich roll 
ein Gerstn. b) Für wen? a) Für meine Gäst. b) Wer sind denn deine 
Gäst? a) 3 Birkenäst. b) Wann kommens denn? a) In Freitä’nacht (auch 
z' Samstagnacht, als Samstagnächte gelten besonders die 5 ersten Sam- 
stage nach Micheli, sie heissen auch die »goldenen«.) b) Was bringen’s 
dä? a) Ein neus Par Schuh. b) Was ist im Schuh? a) Ein Apfel. 
b) Was ist im Apfel? a) Ein Kern. b) Was ist im Kern? a) Ein Kaäs. 
b) Was ist im Käs? a) Ein Wasser. b) Was ist im Wasser ? a) Ein 
Fisch. a) und b) Jetzt setzen wir uns (sie setzen sich, ohne die Arme 
auseinander zu thun auf den Boden) an den goldnen Tisch, Wäh- 
rend sie so sitzen b) Wo ist dein Vater hin? a) Nach Rom. a und b) 
Stehn wir auf (sie thun es, noch die Arme verschränkt) in Gottes 


Nam.« — 


127 


selben Apfelbaum; das Kind nennt ihn seinen Baum, und er wird 
auch von andern nach dem Kinde benannt, z. B. »s’ Wolfn Bäm.« 
— Stirbt der Baum, stirbt auch der bald, von dem er den Na- 


men hat. — Wenn aus einem Hause jemand stirbt, lehnt man 
an einen Apfelbaum die Stühle, über denen der Todte auf dem 
Brette lag. — Einen oder alle Aepfelbäume des Wiesgartens küsst 


man, damit die Bäume recht viel »tragen«, am hl. Dreikönigabend, 
indem man sich den Mund mit Koch oder Krapfen füllt und dabei 
spricht, — man umarmt zugleich den Baum — »Bäm ih, Bäm 
ih buss dih, Wir’ sä voll äs wie mä” Maül!« 

9) Apolloniakraut. »Aplanawurzn,« Sie ist ge- 
gen Zahnweh gut. Man pflegt auch, weil die hl. Apollonia als 
Fürbitterin gegen Zahnschmerzen angerufen wird, zur Abwehr der- 
selben an dem Tage der Heiligen zu fasten. Nach Höfer I. 177, 
erhielt diese Pflanze, welche sonst Eisenhütel, aconit. napell. Lin., 
heisst, den Namen der genannten Heiligen von den Wurzenkrä- 
mern, welche sie wider das Zahnweh anriethen. Dasselbe Kraut 
heisst nach ihm in den Bergen auch »Fliegenkraut« und im 
Salzburgischen »blaue Gelster.« — 

10) Attich, »Adö, Adäbör.« Am Abend vor Son- 
nenwenden schneidet man Attichkraut und lässt den Thau darauf 
fallen. Am Sonnenwendetag selbst wird es »vor der Sonne« ein- 
- gebracht und in der Luft gedörrt. Klein zusammengeschnitten 
gibt man es unter das Viehbrot, backt es besonders zu Weih- 
nachten unter die Viehstöri. ') 

Aus dem »Nadö« ?) wird auch von den alten Weibern, welche 
die Stelle der weisen, heilkundigen Frauen der deutschen Vorzeit 
vertreten, eine recht heilsame »Salssn« bereitet, welche besonders 
gegen die Wassersucht angebraucht wird. Die Anwendung ist am 
wirksamsten, wenn die Trauben zwischen den Frauentagen gesam- 
melt werden. — 


1) Störi für die Rinder; die für die Rosse heisst gewöhnlich auch »Ros- 
störl.e — 

2) Schon der Name »Nadö, Nadäbör« konnte auf Natter, Gewitter, Frucht- 
barkeit etc. leiten. — 


1283 


41) Bannkraut. In Weisskirchen stiegen einmal zwei 
Diebe zur Nachtszeit in einen Bauernhof ein. Der Bauer aber 
war mit dem Bannkraut versehen, und so konnte das Paar nicht 
mehr von der Stelle und wurde ohne Mühe gefangen. Das Bann- 
kraut, schloss der Erzähler, wächst auch heutzutage noch ; aber 
es kennt's leider niemand mehr, — 

12) Beifuss, artemis. vulgar. Lin., nach Höfer 1. 81, 
von dem Volke auch »Sonnenwend- oder Johannesgür- 
tel« genannt, weil es, am Johannestag und zwar vor Sonnen- 
aufgang ausgegraben, für allerlei Krankheiten, wie auch für Zau- 
bereien gut ist. — 

43) Birke. Die alten Weiber lecken nieht nur die Bir- 
kenstöcke ab, wovon eben der Stamm gehauen wurde, sondern 
sie bohren im Mai die frischen Stämme selbst an und zapfen 
ihnen in Röhrlein den aufsteigenden Saft ab. Denn Birkensaft 
ist, besonders für die Brust, sehr gesund. — 

Kinder darf man (Steinerkirchen) nur mit Birkenruthen sehla- 
gen. Aus Birkenreisern macht der Bauer seine Besen, Die Haus- 
frau nimmt zum Krapfenbacken am liebsten Birkenscheitlein. — 

An einer Birke hat sich Judas der Verräther erhenkt. — 

44) Birnbaum. Von weiblichen Kindern und diesem 
Baume gilt das nämliche, was in 8) von Knaben und Apfelbaum 
milgetheilt wurde. Nur in Bezug auf das Anlehnen der Stühle, 
worüber der Todte auf den Brettern lag, wechseln Apfel- und 
Birnbaum ohne Unterschied. — 

An dem weissen Sonntag weist oder tragt man die kleinen 
Kinder gern unter einen Birnbaum, damit sie gross und stattlich 
werden. — 

15) Bitterklee. Als einst die Pest im Lande gewaltig 
abhauste, kam auf die uralte riesige Linde, welche noch neben 
der Weichstettner !) Kirche steht, ein Vögelein geflogen 


1) Der Name »Weichstetten,« d. h. geweihte, heilige Stätte, die sagenhafte 
Linde vor der Kirche, der nahe Wallfahrtsort Ruppishofen deuten auf 
alte Heiligkeit hin. — 


129 


und sang: »Iss Bitterklee und Enzia’, So kimst däva’, so kimst 
däava!« — 

16) Bocksbart, iragopog. pratens. Lin. Wird neuge- 
bornen Kindern, (Viechtwang) oft sogar in Silber gefasst, als ein 
Amulet umgehängt. !) — 

17) Braunelle, prunella vulgar, Lin.. ist, Höfer I. 110, 
»ein gutes Wundkraut, mildert die Schärfe u. s. w.« Unser Volk 
nennt es »Mundfäulkraut, Zepfen, auch St. Antonikraut , vielleicht 
weil es wider das St. Antoniusfeuer oder den Rothlauf gebraucht 
wird.« — 

18) Braunmünze, mentha sativ. Lin. Sie wird, Höfer 
1. 410, »sammt der Krausmünze klein geschnitten und mit Zucker 
in, Branntwein angesetzt«, um den »Briminzn-Geist« zu bereiten, — 

19) Brennessel. Ein wahrhafter Jüngling und eine 
wahrhafte Jungfrau können sie angreifen, ohne sich zu brennen. — 

Um den Haarwuchs zu fördern und dem Erkahlen zu steuern, 
wäscht man den Kopf mit Wasser, worin Brennesselwurzen ge- 
sotten wurden. Uebrigens geschieht dies auch mit den »Kleber- 
staudenwurzen. 

Brennesselsamen dient als Raucker gegen die Gicht. — 

Impotente Männer sollen sich, um dieses Gebrechens ledig 
zu werden, mit Brennesseln peitschen. ?) — 

‚Redensarten und Räthsel. Wan d’ Nössl brennt, so 
brennt's bözeitn. — Rund ums Haus brennts, und brennt doch 
nicht. — 

20) Dauron, eriger. acre Lin.; man steckt ihn gegen 
den Donner an die Fenster, und in die Ställe, um das Vieh vor 
»Beschreiung« zu schützen. ?) — 

24) Donnerdistel, card. Lin., »Da’rdistl,.« Die 


#) Der Bock ist Thier des Donnergottes, der auch Lebens- und Heilgott ist. 

2) Ist, (siehe Gewitter 9) eine dem Donnergott heilige Pflanze gewesen. Da 
der Blitzfunke auch Lebensfunke, der Donnergolt auch Gott des Kinder- 
segens ist, erklärt sich leicht diese Meinung. — 


®) Der Name schon klingt an Donner an. — 
Mus. Jahr. Ber. XXI. 9 


130 


»Mu’l« der im Waizfeld stehenden Da’rdistl ist, als Thee ge- 
braucht, für die Wassersucht gut. 1} — 

Auch gibt man am Georgitag »vor der Sonne« den Kühen 
von Donnerdisteln zu fressen. — 

22) Ehrenpreis. Siehe: Widerton. 

23) Eiche. Die Eiche und besonders das Laub davon 
kann der Teufel nicht leiden. Als er nämlich einst in Gott den 
Herrn mit Fragen drang, wann er wieder selig würde, gab ihm 
dieser zur Antwort: »Wann das Eichenlaub abfällt!« — 

Der Teufel fragte einst Gott, wann er die Ackerer einmal be- 
käme, welche viel Scheltens pflegten, und erhielt die Antwort: » Wann 
einmal alles alte Laub an sämmtlichen Bäumen vor dem Hervor- 
spriessen des jungen abfallen würde.«e Da nun die Eiche, wenn 
auch das junge Laub bereits hervorsprosst, noch immer altes hat, 
ist sie dem Teufel ein Aerger und Greuel. — 

Eichenlaub schützt gegen den Bösen uud gegen alle 
Zauberei. — i 

In den »Oa’öpfln«, d. h. Eich -Galläpfeln sitzt der Teufel 
leibhaftig drinnen. 

Eichenmistl (Kriminalakten, Scharnstein 1648) ist die 
beste Sach für die Zauberei. — 

In Eichen verbohrt und vernagelt man auch Krankheiten. — 

Der an der Mundfäule leidet, stelle sich zwischen 2 oder 3 
Eichen, nehme einen »Zwail« davon, fahre damit dreimal an den 
geschlossenen Zähnen bin und her und sage dabei: »Mundfäul, 
geh hin und wieder, Geh aus alle meine Glieder, Und kim nim- 
mer wieder. Im Namen Gott etc. etc.« Wer an der Gicht leidet, 
geht zu was immer für einem Waldbaum und bindet um ihn 
einen etwa 2 Finger breiten Lappen von neuer, nicht gebrauchter 
Leinwand. Dazu spricht er: »Guten Morgen, ich komme zu dir 
im Namen der allerheiligsten Dreifaltigkeit und verbinde in dir 
7Terlei Gicht ete. ete.« — 


') Siehe 10. Hier tritt die Beziehung des Donnergottes zur Wassersucht 
noch nachdrücklicher hervor, — 


131 


24) Eisenkraut oder Eisenwurzn. (Handschriftlich 
Kremsmünster Archiv). Im Märzen am St. Gregoritag zu Morgen 
um 4 Uhr musst du die Wurzen graben. Sie hat mancherlei 
Tugend an sich. Wenn du die Wurzen bei dir hast, so werden 
offenbar alle Schätz, die verborgen sind oder liegen; du siehest 
durch alle Ding. Wenn du die Wurzen ins Maul nimmst, wenn 
100 mit dir gingen, so giengst all hin, und wenn man's einem 
Ros anhängt, in den Schweif bindet, wenn 100 Ros laufen, so 
lauft das deine hin. Wer die Wurzen bei sich tragt, welche Frau 
er damit anrührt oder küsset, oder umfahet, so muess ihn lieb 
habn, geht ihm alles gleich hinaus, was er anfangt. — 

25) Elexe, !) prunus pad. Lin. Ein Elexenreis wird im 
Innviertel am Georgitag an die Fenster gesteckt, blüht oder knospt 
es, ist es ein besonders gutes Zeichen. In den Häusern, wo sie 
blüht odr knospt, kehrt der »Jörgel« zu. — 

Das Elexenreis dient auch als Wünschelruthe. — 

26) Enzian. Siehe Bitterklee. 

27) Erdbeere, Erdbeeren, welche am Sonnenwendetag 
vor der Sonne gebrockt und in Branntwein angesetzt werden, sind 
gut für die »Mundfäul.« ?) — 

Wenn Beeren, besonders Erdbeeren, aber auch die übrigen 
»Söp- oder Hindelbörn ete.« auf die Erde fallen, soll man sie 
nimmemehr aufheben und geniessen. Sie gehören schon dem 
Teufel an. — 

28) Esche. Öschä.?) Dieser Baum oder vielmehr sein 
Laub erzittert unausgesetzt, daher die Redensart: »Ziedärn wierän 
öschäs Lauwä.« Es kommt daher, weil die Esche einst, als der 
Heiland vorüberging, ihr Haupt stolz erhoben hielt und ihm nicht 
neigte. Daher schlug sie der Herr mit ewigem Zittern, — 


1) Bedeutsam sind schon die anderwärts vorkommenden Namen: Alpkirsch- 
baum und Drudenblüthe. — 

2) Gegen die Mundfäul (siehe 17) scheinen insbesondere Pflanzen mit rother, 
brauner oder wol auch blauer Farbe heilsam. — 

®) Höfer bemerkt, dass man an der Traun die Zitterpappel so nenne. — 


9* 


132 


In die Esche werden auch Krankheiten gebohrt oder verna- 
gelt, und zwar geschieht das, wie auch bei den übrigen Bäumen, 
stets auf der Morgenseite. — Wenn ein Kind einen »Bruch« hat, 
spaltet man einen Eschenbaum und erweitert den Spalt, bis es 
_ dureh ihn durchgezogen werden kann. Hierauf drückt man die 
getrennten Theile wieder zusammen und bindet sie fest. Bis sie 
wieder verwachsen sind, heilt auch der Bruch. !) — 

29) Farnkraut. »Im Gebirge, Höfer I. 193, zählen 
unsere Wurzenkrämer neun verschiedene »Fasen oder Faden.«?) 

Die Wurzel wird »Fünf-Finger-Wurzel« genannt, 
weil man sie künstlich so zusammenschneidet, dass sie eine hohle 
Hand mit 5 hervorragenden krummen Gelenken darstellt. — 

Kriminalakten, Scharnstein 1648. Ein Inquisit bekannte, 
dass er den »Farn« unter Hersagung einer gewissen Formel ge- 
pflückt und darunter etliche Himmelbrand-Blätter gelegt. Des an- 
deren Tages habe er einige Samenkörner davon erhalten. In Linz 
verkaufte er 7 Kerne je um 14 Reichsthaler, Sie hätten die Kraft, 
dass dem, der sie bei sich trägt, auf der Reise nichts zustosse, 
und dass die Hantirung glücklich fortgehe. Der Samenkern, der 
sehr klein sei, laufe, wenn man ihn auf ein Papier gäbe, als ob 
er lebendig wäre, gleich dem (Quecksilber. 

In der Mitternachtstunde, wenn das Feuerspringen (Sonnen- 
wendetag) zu Ende ist, blüht die »Toifelsfedä (Farnkraut) 
und trägt in der nämlichen Stunde noch Samen, Wer davon zu 
seinem Gelde legt, dem nimmt es nicht ab. Einst wollte sich 
jemand den Samen verschaffen und begab sich zu der bezeich- 
neten Stunde in den Wald. Da fing es aber zu sausen und brau- 
sen an, als wollten alle Bäume brechen , und erschrocken wandte 


1) Von der Bedeutung der Esche abgesehen, welche sicherlich mit von 
Einfluss ist, erklärt sich dies Verfahren auch daraus, dass der Bruch als 
»etwas Gebrochenes,« was entzwei ist, aufgefasst wird. — 

?) Das Farnkraut ist besonders als Abbild des himmlischen Farnkrautes, 
der Gewitterwolke zu fassen. — Federwolken (siehe Toifelsfedä) nennt 
man noch heutzutage eine gewisse Wolkenbildung. — 


133 


er sich zur schleunigsten Flucht !). — Die Toifelsfedä ist auch 
gegen die Mauckn gut. Wenn daher das Hausgevögel daran leidet, 
macht man ihm die Streu aus Teufelsfedern. -- 

30) Fench, panieum virid. Lin.; »wird, Höf. I, 214, am Traun- 
fluss, wo er auf Schütten angetroffen wird, Traun- oder Schütt- 
gries genannt und für Kranke, wie Reis in der Suppe, einge- 
kocht etec.« 

31) Fuhr- oder Furchtkraut, stachys rect. Lin.; es 
heisst so, weil es wider das Fahren oder Reissen des Kopfes und 
der Glieder gebraucht wird. Auch das Pfenningkraut, /ysimach. 
numular. Lin., wird Fuhrkraut genannt (Höfer 1, 252). — Das 
Furehtkraut ist gut gegen den »Furcht«, eine Kopfkrankheit, wobei 
die Kopfplatte auSeinander geht oder fährt, — 

32) Der »Gänskress« pastinac. sativ., wird häufig. als 
Futter für die jungen Gänse klein gehackt. Man braucht ihn auch 
wider das Nasenbluten, Blutspeien, die rothe Ruhr und starken 
Blutgang der Frauen. Höfer, aus dem diese Mittheilung genommen 
ist, setzt hinzu, dass er in einem Lexico MS. (wahrscheinlich der 
Kremsmünster Bibliothek) Gensekresse, mit Sanguinaria übersetzt , 
gefunden habe ?). — 

33) »Gefrerbeere«, die Beere von viburn. opul. Lin. 
»Man macht, Höfer I. 280, aus ihnen eine Salsse wider das Sticken 
und Keuchen, und wider die gemeine Husten wird die Milch, worin 
diese Beeren gesotten wurden, laulicht getrunken.« — 

34) »Geschwulstkraut.« Unter diesem Namen begreift 
das Volk mehrere Pflanzen, welche es wider Geschwulsten ge- 
braucht. Höfer I. 290 führt an: a) sedum tele hium Lin.; die 
Blätter davon werden auf geschwollene Füsse gelegt, von der ge- 
stossenen Wurzel aber auf der Glut ein Tuch geräuchert; b) che- 
lidon. maj, wird ebenfalls unter geschwollene Füsse gelegt; c) solan. 


1) Der Samen ist das Gewittergold. Die Vertretung des Gewitters zeigt sich 
hier ganz unzweifelhaft. — 

2) Schon der Name »sanguinaria« mochte zu den erwähnten Anwendungen 
leiten. — 


134 


duleamar. wird den Pferden wider Verstopfung und Blähung in 
einem Einguss gereicht. — 

35) Gnadenkraut, gratiola offiein. Lin. Kommt nach 
Höfer II. 295 um Ens auf feuchten Wiesen vor und ist in der 
Bleich- und Wassersucht, so wie in hartnäckigen Fiebern sehr 
heilsam. — 

36) Gundelrebe, glecom. hederae. Lin., »mildert, Höfer I. 
338, die scharfen Säfte des Körpers, löset das dicke Blut und 
den Schleim auf ete.« — 

37) Halbäts Ros, rumex. erisp. Lin. Manche reissen die 
Wurzeln dieser Ampferart aus. Wohin die Wurzel schaut, dorthin 
kommen sie. — 

38) Halm. In dem Büchlein: »Aufrichtiger Unterricht ete.« 
wird es als verwerflicher Aberglaube angeführt, einen Halm (wahr- 
scheinlich einen Getreidehalm) über eine geschwollene Hand zu 
spalten. — 

Für starkes Nasenbluten hilft es, wenn man 2 Halme, von 
was immer für einer Getreideart, ins Kreuz !) legt und darauf das 
Blut tröpfeln lässt. — 

Die 3 ersten Korn- oder Waizenstämme, die man 
bei Beginn des Schnittes schneidet, bindet man sich um die Mitte, 
so bekommt man kein »Buglweh« mehr 2). — 

Man nimmt von einem Waizenhalme, dort wo er den zweiten 
Knoten angesetzt hat, 2 Blätter und legt sie kreuzweise überein- 
ander; sodann biegt man den Theil des einen Blattes, welcher 
den oberen Balken bilde, um und wickelt ıhn mit dem unteren 
zusammen, so dass ein kleines Päckehen entsteht. Macht man es 
nun, nachdem man es etwa ein paar Minuten mit Daumen und 
Zeigefinger zusammengedrückt gehalten, wieder auf, und es zeigt 
sich das Blatt, welches vorher in dem andern war, ausserhalb des- 
selben, so geht, was man vorhat, gut von slalten. — Im Scherze 
wenigstens hat sich das »Hälmel- oder Hölzlziegn« bis zur Stunde 


1) Die Farbe des Blutes und das Kreuz weisen wieder auf den Donnergott hin. 
2) Thorr schnallt sich, wenn er kämpfen muss, den Stärkegürtel um. — 


135 


erhalten. Wer in einer Wahl unschlüssig ist, zieht einen von 
zwei Halmen ungleicher Länge, nachdem er vorher die Bedeutung 
beider bestimmt hat. — 

39) Häningwurze, bryon. alb. Lin., nach Höfer II, 27, 
so genannt, weil sie von dem Volke gebraucht wird, »wenn das 
Rind die »»Häninge«« hat, eine Krankheit, wobei die Haut dürre 
wird und fest an die Beine klebet.« — 

40) Hasel.'). Unter der Hasel ist u. ]. Frau untergestan- 
den während eines Gewitters, und darum schlägt es in eine Hasel 
nie ein und eben so wenig in ein Haus, an dessen Fenstern 
Haselzweige, besonders grüne mit Blättern, stecken. Wer ein 
Haselzweiglein an der Brust trägt, den trifft der Blitz nicht. — In 
das Palmbüschlein bindet man 3 Haselzweige im Dreieck ?) ein; 
überdies befindet sich in dem Bund oder Buschen zuweilen noch 
ein kleineres Büschlein, das nur aus Haselzweiglein besteht, welche 
man theils klein zusammen geschnitten dem Vieh zwischen 2 Broten 
eingibt oder unter die Viehstöri bäckt, theils in Fenster und Saat- 
felder steck. — Von der Hasel nimmt man auch häufig die 
Scheitlein zum Weihholz am Karsamstag. — In jedem Stalle steckt 
ein Haselzweig, damit Glück und Segen darin verbleibe. — Drei 
Kreuze aus 6 Haselzweigen legt man, bevor das »Einführen« den 
Anfang nimmt, auf den Grund jedes Barrn. — Mit 7 Haselzweigen 
wird der »gezettelte und gestreute Har« angebunden, damit ihn 
der Wind nicht wegführe. — Zu einer grossen Anzahl Acker- und 
Stallgeräthe verwendet man mit Vorliebe Holz von der Hasel 3). — 
Der Grosstheil der nunmehr fast überall ausgerotteten Gehäge, 
welche längs der Marken sich hinzogen oder diese selbst bildeten, 
waren Haselstauden. — »s’ Haselnussbrocken« ist auf dem Lande 
ein Kinderfest. Wenn die Haselnüsse, welche nach Pfunden ge- 


1) Sie ist ein Abbild des Gewilters. -— 

2) Siehe Dreifuss u. s. w. 

3) Eben weil die irdische Hasel die am Himmel vertritt, der Donnergott 
Acker- und Stallgott ist. Auch das Folgende erklärt sich aus der Be- 
ziehung zum Gewitter. — 


136 


rechnet werden !), zeitigen, es ist um das Schutzengelfest herum, 
so ziehen die Kinder schaarenweise in die Haselgehäge, um Nüsse 
zu sammeln. — Schon am Sonnenwendtag hat es sich entschieden 
ob viele und schöne Nüsse werden. »Um’s Haselnussbrocken« 
heisst es daher auch, als eine volksmässige Zeitbestimmung. — 
Auch zu einer »Zoag- oder Wünschlrudn« ist die Basel brauch- 
bar, so wie beim Kreis- oder Kreuzstehen ?). — Nur mit einem 
Haselstecken kann man, versteht man anders überhaupt die Kunst, 
Abwesende, d. h. Ferne durchpeitschen, »übers Feld prügeln. « 
— Der liebste Stock ıst dem Bauern ein Haselstock; entfernt er 
sich weiter vom Hause, oder geht er einen gefährlichen Weg, so 
hat er ihn gewis zur Seite. — Die mit einem Haselstecken aus- 
getheilten Hiebe haben eine besondere Kraft; ja es heisst sogar, 
dass, wer mit einer Hasel geschlagen wird, die Auszehrung be- 
kommt 3). — In der Mettennacht werden heirathshalber die Hasel- 
stauden gebeutelt. — Haselzweige, kreuzweis in den Weg gelegt, 
nöthigen die Teufelsjagd zur Umkehr. — Nattern und Blindschlei- 
chen, mit einer Hasel geschlagen, sind auf 3 Streiche todt. — An 
Haselspiesse steckt man die Kröten. — 

Wenn die Haselnüsse gerathen, gibt es viele uneheliche 
Kinder. — 

44) Die Haselwurz, auch »Scheibelkraut«, asar. 
europae. Lin., genannt, Höfer Ill. 74, hat eine stark öflnende und 
purgirende Kraft. — 

Die Kübe geben recht viele und gute Milch, wenn man 
Trempel und Milchhäfen mit Haselwurz, oder auch Leberkraut 
hepatic. trilob. Lin., am besten mit beiden gemeinschaftlich aus- 
siedet. Die Milch wirft dann viel und dick auf. — 

42) »Hauswurzn.« Auch die »Hausrampfe«, anders- 
wo »Donnerbart«, ) semperviv. tector. Lin. Von seiner Be- 


1) Ein Pfund hat 60 Böcke, ein Bock 4 Nüsse. — 

2) Man denke an das Gewittergold. 

®) Gewis lag die Vorstellung des Haselsteckens als Blitzstabes zu Grunde. 
Der Haselstock tritt selbst in persönlicher Benennung »Haslinger« auf. 

#4) Ein Donnerkraut, wie sehon der Name aussagt. 


137 


ziehung zum Gewitter war bereits die Rede. »Der Saft ist küh- 
lend, Höfer Il. 13, und kann wider Brandschäden, faule Ge- 
schwüre, Hühneraugen dienen.« — 

Das Volk sagt, der Saft sei gut für die Gehörlosen. — 
Auch für den »Zidärä« ist Hausrampfensaft gut. — i 

43) Heilkraut, chenopod. bon. Henrie. Lin. Nach Höfer 
Il. 42, dient es zur Heilung von Wunden und faulen Schäden. — 

44) Himmelbran.d, verbase, taps. Lin. Man putzt damit 
am Sonnenwendetag vor der Sonne die Kühbarren aus. — 

45) Hirschwurzen. Sie werden von den Wurzen- 
männern häufig verkauft und den Kühen eingegeben, damit sie 
»stieren.«e — 

46) Holer, ') Sambue. nigra Lin. Vor der »Holästaudn« 
(Kremsmünster) soll man den Hut abnehmen, weil an ihr alles 
gut ist »vom Blatt bis zum Käs.« Rücklings zu ihr hingehen, 
hilft schon gegen eine Menge Krankheiten. Man findet sie daher 
auch häufig in der Nähe von Häusern, Scheunen und Ställen. Der 
Stock steht meistens innerhalb der Traufe. — Der »Melchersöch- 
tere und die »Schmalzkübel« werden meist aus Holerholz gemacht, 
sowie auch die »Trempel.« ?) — 

Holerbast legt man auf für den Afel. Holerholz, besonders 
»Schifern«e braucht man zum Gicht- und Mundfäulwenden. Auch 
zum Schwundwenden bedient man sich kleiner Hölzlein von der 
Holerstaude. Holerschindn legt man für das Zahnweh auf Genick 
und Pulse, Wer mit einer »Schifer« von der Holerwurzen sich 
die Zähne »ausstritt«, bekommt, wenn er die Schifer wieder genau 
an ihre Stelle legt, so dass sie sich wieder in die Schinde ver- 
wächst, sein Leben lang kein Zahnweh mehr. »Holerblüh- 
trauppän«, am Sonnenwendetag vor der Sonne eingebracht 
und in der Luft gedörrt, geben einen Thee, der für allerhand 


1) Fast alles weist auf Gewitter und Gewittergott hin. — 

2) Trempel ist das »Rühr-Butterfass.«e Der Vorgang des Gewitters am 
Himmel wurde, wie schon angedeutet ward, so zu sagen als ein Butter- 
rühren und Schmalzaussieden gedacht. — 


138 


Krankheiten, besonders Fieber gut ist. Aus den Beeren wird eine 
beliebte Speise gemacht, welche noch dazu für sehr gesund gilt, 
der »Holerröster.« — Auch einen Absud bereitet man aus 
ihnen, der in mancherlei Krankheiten heilsam ist, — Es gibt wol 
nur wenige Häuser, in welchen die Holersalsse nicht vor- 
räthig wäre. Sie ist die im Volke bekannteste und berühmteste 
Arznei, und besonders die alten Weiber wissen sie echt und recht 
zu bereiten. Sie brocken den Holer zwischen den Frauentagen, 
nicht nur von der Staude oder den Stauden, welche _um das 
Haus herum stehen, sondern auch in Leiten und Auen und sam- 
meln oft ganze Körbe und Säcke voll. Die von den Trauben ge- 
streifen Beeren werden ausgesolten und ausgepresst und der Saft 
so lange gesotten und gereinigt, bis er fast so dickflüssig wird 
wie Latwerg. — 


Kriminalakten,, Scharnstein 1648. »Wenn man die 2 in- 
wendigen Schälen abzieht und den Leuten, so im Kopf unriebtig, 
auflegt, heilet es diese.« — 

Austria 1856. Ein Müller in Steyer hat, damit ihm das 
Malter besser von statten gehe, ein Hollunder - Röhrlein, woran 
ein Bienenstock zum ersten Mal geschwärmt, ober der Thür in 
der Mühle aufgesteckt. -- 

Es heisst auch überhaupt, dass der Holer zu allerlei Zauberei 
gut sei. — 

Räthsel. Weiss wie Schnee, grün wie Gras und schwarz 
wie Kohln. — Kinderreime. Ringä, ringä, reihä, Sänd mär 
insä dreiä, Sözn mär ins äf d’ Holerstau’n, Than mä fleissi Berl klaubn. 
— Ringä, ringä, reihä, Sänd mä insä dreiä, Sitzn mär äf d’ Holerstau’n, 
d’ Holerstau'n bricht a, Liengng alle 3 in Bah. — 

47) »Holzbock«, melampyr. prat. Lin.; wird, Höfer U. 62, 
wider »die Mundsehre und andere Mundgeschwäre, in Essig ge- 
sotten, und mit selbem die Zunge gerieben, mit dem Essig aber 
die Gurgel ausgespült.«e — 

48) Irrwurzen. Manche verstehen darunter Tannen- 
oder Waldbäum - Wurzeln, andere eine Pflanze, für welche sie 
keinen anderen Namen wissen. — 


139 


Wer über eine Irrwurzen steigt, kommt von dem rechten 
Weg ab. — i 

Im Gmuihölzl !) (Steinerkirchen) stehen so viele Irrwurzen, dass 
der, welcher hineingeht, nicht so schnell wieder herausfindet, — 

Um sich, wenn man über eine solche Wurzen gestiegen 
ist, wieder zu »erkennen«, kehrt man Hut oder Tüchel, kurz, 
die Kopfbedeckung um und setzt sie in »äbing« auf. Man räth 
auch dagegen an, was für immer ein Kleidungsstück, z. B. »Schampl 
oder Scheikäl« umzukehren und im »näbing« anzuziehen. — 

Eine Steinhauser Bäuerin gieng einst von Wels heim ‘und 
war nur mehr eine Viertelstunde vom Hause entfernt ; Ja trat sie 
über eine solche Wurzel und gieng nun einen halben Tag in der 
Irre herum. Endlich rastete sie einmal und kehrte die Kittelsäcke 
um, und alsogleich erkannte sie, wo sie war, nämlich ganz nahe 
an ihrem Hause. — 

Am Pyrgas (Spital) ist ein Gehsteig nach Admont, häufig 
von »Holzwegen« durchkreuzt und mannigfaltig gewunden. Wer 
darauf geht, und den Weg nicht recht gut weiss, verirrt sich ge- 
wisser als nicht. Der Grund hievon sind die Irrwurzen, welche 
von den »Bergmandeln« gelegt werden. — 

49) Jerichorose, anastatic. syriac. Lin.; Höfer II. 89, 
erwähnt, dass sie »nach dem Glauben des Volkes in der Christ- 
nacht sich selbst aufthue, und dass Hebammen die rauhe Wurzel 
gebrauchen, um zu erfahren, ob die Geburt bald erfolgen werde.« — 

50) Johannskraut, yperie. perfor. Lin. Am Sonnen- 
wendetag werden vor Sonnenaufgang Zweiglein dieses Krautes 
kreuzweise an die Fenster gesteckt und acht Tage daselbst be- 
lassen. — 

Man gebraucht ferners dieses Kraut häufig als »Raucker.« 
Auch zum »Neidraucker« (sieh später) wird es genommen. — 

Endlich ist es gegen allerlei Viehkrankheiten gut, besonders 
wenn es an dem Tage, wovon es den Namen bat, vor der Sonne 
oder in der 42. Stunde Mittags gesammelt und in der Luft ge- 


1) Wol Gemeinholz; solche Hölzer sind eben mehr sagenhaft als andere, — 


140 


dörrt wird. Man gibt es zu diesem Zwecke klein zusammenge- 
schnitten zwischen 2 Broten ein oder bäckt es in die Viehstöri. — 

51) »Jungfrauenmänterl«, ranunc. rep. Lin. Die 
Wurzelblätter zeigen auf der oberen Fläche rothbraune Flecken 
als wie von Blutstropfen. Diese rühren daher, weil u, I, Frau 
Blut darauf fiel. — 

Andere nennen diese Pflanze Fruchtkraut, und die Wei- 
ber pflegen sie zu gewissen Zeiten zu essen. — * 

52) Kappis-Samen, »Gawösssam«, Samen des Kopf- 
kohles, brassie. capitat. Lin.; er soll am Karfreitag gebaut werden 
und zwar vor der Sonne. — | 

53) Kern. Mit einem Gerstenkern umreisst man den 
Zidärd und wendet ıhn, indem man zngleich einen gewissen 
Spruch sagt. ?) — Auch der »Afl« wird auf diese Weise ge- 
wendet. — 

Haberkerne schützen das Vieh vor Verhexung. ?) — 

54) Klaft, rhinant. christa gall. Lin. Er spricht zu dem 
Bauer: »Vertilg mich, sonst vertilg ich dich.e — 

55) Klee. Der 4blätterige ist gut zu allerlei Zauberei; 
nur darf er beim Abpflücken nicht mit blosser Hand berührt wor- 
den sein. — Wer solehen Klee bei sich trägt, gewinnt im Spie- 
len. — Wenn man ihn in ein Buch legt, lernt man leicht. — 
Wird er unter das Altartuch gelegt und mehrere Messen darüber 
gelesen, ist er fast zu allem gut. Nur kann der Priester, wenn 
ein solcher Klee auf dem Altare liegt, beim lesen schier nicht 
weiter, wird völlig verwirrt. — Auch sieht, wer ihn bei sich 
trägt, allerhand, was andere nicht sehen. — 

Einst schaute ein Weib den Spektakeln zu, welche eine 
Seiltänzer - Gesellschaft auf dem Platze vor der Kirche aufführte. 
(Andere nennen ein Mädchen, welches mit einem Korb Klee auf 
dem Kopfe, worin ein vierblätteriger war, vorübergieng.) Dem 


!) Die sogenannte »Wern« im Auge heisst auch »Gerstenkorn.e Hieraus 
erklärt sich wol die oben angeführte Anwendung. — 
2) Weiteres darüber bei anderer Gelegenheit. — 


141 


Weib hatte nun jemand heimlich einen Ablätterigen Klee in die 
Schuhe gelegt. Daher sah sie auch das Blendwerk genau, wel- 
ches die Seiltänzer den Leuten vormachten, und klärte sie auf, 
dass diese Zauberer nicht auf einem Seile, sondern auf einem 
»Bo’nla'n«e mit der Scheibtruhe hin- und herführen, der Wurstl 
nicht einen Wisbaum, sondern einen Strohhalm im Maul halte 
und damit seine »Gschwenddä« mache. Doch sie büsste es bitter. 
Die Seiltänzer »thaten’s ihr«, dass sie mehrere Schuh tief im Was- 
ser zu waten vermeinte ete. ete. (Häufig) — 


56) »Kolmäswurzne; !) sie ist gegen Bauchweh gut. — 


57) Kornelbaum, cornus, masc. Lin. »Dirntelbaum«; 
(der wilde oder weibliche heisst Hundsbeerstaude.) »Der ange- 
nehm säuerliche Saft wird, Höfer I. 157, schon von alten Zeiten 
her wider die Ruhr und den Durchfall empfohlen.e — 


58) »Kornvater«, Höfer II. 156, ein schwarzer, krum- 
mer Kern, welcher bei nasser Witterung häufig an Kornähren an- 
getroffen wird. Man käut ihn wider den Bervater (Kolik). Den 
Kühen wird er, wenn sie lange nicht stieren wollen, zwischen 
Brot eingegeben. ?) — | 

59) »Kranewitne, 3) juniper. commun. Lin. Die Krane- 
witstaude ist noch jetzt beim Volke sehr geschätzt und war es 
einst wol weit mehr; darauf lassen schon die zahlreich davon ge- 
nommenen Orts- und Häusernamen schliessen. — 

Das Holz und besonders diejenigen Reiser, woran viele Na- 
deln stehen, sind das beliebteste Räucherungsmittel. Ist in einem 
Hause ein Kranker, so wird nieht nur im Krankenzimmer, sondern 
häufig auch in allen Zimmern und Stuben damit geräuchert, Wü- 
thet in der Gegend eine gefährliche Seuche, so sucht man sich 
vor der Ansteckung dadurch zu bewahren, dass man im ganzen 
Hause fleissig mit Kranewiten räuchert. — 


1) Wol Kolomannswurzn. Siehe Gewitter 12. — 
2) Wol, weil er Kornvater heisst. 
®) Aus »grüner Wid« gebildet, wie Groamät aus Grünmahd. 


142 


Sogar in den Fleischselehen macht man hie und da Krane- 
witrauch an, weil das so geselchte Fleisch besonders gut und 
gesund ist. — 

Die Kranewitwipferl nimmt man nicht nur zu Palm- 
buschen, sondern auch zum »Wenden.« Man bereitet daraus auch 
einen Absud für die Wassersucht. — 

Noch häufiger aber wird von denKranewitbeeren Gebrauch 
gemacht, von den reifen blauen !) sowohl, als auch von den un- 
reifen grünen. Man bereitet daraus ein heilsames O el für Bauch- 
schmerzen, eine »Schmir« für die Wassersucht, eine Salsse, 
die für allerlei Krankheiten ganz sicher hilft, eine Essenz, in- 
dem man sie in Branntwein ansetzt; gibt sie als Raucker in die 
Gluth und rauckt damit Stube und Stall.  Herrscht irgendwo eine 
ansteckende Krankheit, kaut man die Beeren und isst sie, be- 
sonders, wenn man in ein angestecktes Haus geht. Als die wirk- 
samsten gelten Beeren, welche am Sonnenwendetag in der zwölf- 
ten Stunde Mittags gesammelt werden. Daher auch der Brauch, 
dass man in dieser Stunde »Kranäwötbör beitln« geht. — 

Ueberdiess beschränken sie des Teufels Wissen, thun seiner 
Macht Einhalt; wo Kranewiten stehen, haben er und Hexen und 
aller Zauber weniger oder gar keinen Einfluss. — 

Einst hatte ein Bauernbursche mit einem Teufel einen Ver- 
trag abgeschlossen ; er verschrieb ihm seine Seele, wenn er bis 
zum bestimmten Tage nicht wüsste, wie er heisse. Dafür erhielt 
er Geld, so viel er wollte. Die festgesetzte Zeit war nun um, 
es fehlten nur mehr 3 Tage, und der Bauernbursche wusste noch 
keinen Sterbenslaut von dem verhängnissvollen Namen. Wie be- 
greiflich, war er darüber sehr traurig. Da gab ihm ein Freund 
zu rechter Zeit guten Rath. Dieser wusste nämlich, dass der 
Teufel sich häufig auf einem grossen Berg in der Umgegend 


!) Blau ist auch Blitzfarbe. Die Zusammensetzung »blitzblau« ist bekannt. 
Von einem Kleid oder Gewand von blitzblauer Farbe hörte ich als Kind 
öfters im Scherze sprechen. Ausdrücke wie: »Einem etwas blaues, einen 
blauen Dunst vormachen, einen blau anlaufen lassen, das geht ins Blitz- 
blaue« dürften wol daraus erklärt werden, dass der Blitz das Auge blendet. 


143 


aufhalte, wo er oft allerlei singe und jodle. Dort seien auch eine 
Menge Kranewiten; wenn er sich darunter verstecke, so könne 
er vielleicht den Teufel belauschen und dessen Namen erfahren. 
Der Bedrängte folgte der Weisung und verbarg sich unter den 
Kranewiten. Der »Ganggerl « hüpfte mit grossem Schall und 
unter »höllischem Gelächter« hin und her, sprang und sang: 
»Gfreut mih si’st nix äs wıe das, dass d4 Bau’'nbua nöt woass, 
dass öh »Spitzbärtl hoass.« Am dritten Tage nun stellte sich der 
Teufel ein, des Fanges völlig sicher. Doch zu seinem Verdruss 
antwortete der Knecht auf die Frage: »Spitzbärtl!« »Henende, 
wie ein Ros, verschwand er, scheusslichen Gestank zurück- 
lassend. — 


60) Kren. Man hängt 9 Rädchen gegen die »Dörr« an 
den nackten Leib an. — 


Zu dem »Gweihten« (Ostersonntag) gehört nothwendig auch 
der Kren. — 


Wenn man zu Ostern 3 Rädl geweihten Kren isst, fällt 
einen keine Ohnmacht an. 


Redensart. Sich »än Kren göbn.« — Der ist just zum 
Krenreibn recht. — 


64) »Ku’lkraute, wol aus Kunigundenkraut verkürzt. 
Nach Höfer II. 484 führen diesen Namen thymus serpill. u. vulgar. 
und formentill. erecta Lin. — 


Es gilt nach ihm als ein vorzügliches Mutter- oder Frauen- 
kraut, — 


Doch auch in den Viehställen findet es häufig Anwendung. 
Es wird am Sonnenwendetag oder zwischen den Frauentagen ge- 
sammelt und als Raucker gebraucht, oder zwischen 2 Broten ein- 
gegeben oder in die Viehstöri gebacken. Es schützt das Vieh 
nicht nur vor Krankheiten, sondern bewirkt auch, dass die Kühe 
reichliche und gute Milch geben, daher wäscht man auch mit 
einem Absud davon das Euter der Kühe und die Milchhäfen und 
»sinnert« sie sodann; man hofft, dass die hineingegossene Milch 
recht diek aufwirft. — 


444 


62) Leberkraut, anemon. hepat. Lin. Nach Höfer 1. 
200, »wird es wider die Verstopfung der Leber angerühmt.« — 

63) Leinsamen, Man nimmt, Höfer Ill. 134, etwas 
Leinsamen in die Hand, baut ihn auf einem Acker an mit den 
Worten: »72 Fieber seins, ei ja, das, was ih han, bau ik an, 
Nams Vater, Nams Sohn etc. etc.« Wie der Samen aufblüht, 
muss das Fieber hinweg sein. — 

Heirathslustige Dirnen streuen am Thomasabend »Linsäte« 
rückwärts über den Kopf. — 

64) Linde. Lindensaft ist gut für die Wassersucht; aus 
linärin Bast macht man allerhand gute Schmirn gegen verschie- 
dene offene Schäden, indem man ihn in Rindschmalz oder in 
frisch gerührter Butter kocht und ausbrät. 

65) Lungenkraut, pulmon. offiein. Lin., Höfer ll. 224, 
»ist ein zusammenziehendes Wundkraut. « 

66) »s’ Mändl am Weg.« Ist gut gegen Krämpfe. — 

67) »Manätresäl,« bellis perenn. Lin., bisweilen, Höfer 
II. 49, auch »Ruckerl« genannt, — 

Wenn sie ungewöhnlich lange Stiele haben, kommt eine 
»Sucht« ins Land. — 

63) Wenn die »Moare’l« (Mairöhrlein), d. h. die Blüthen 
von leontod, tharaxoe., hoch sind, wird auch der »Har« hoch. — 

69) »Mundfäulkraute«, nach Höfer II. 273, ein Name 
verschiedener Kräuter, welche wider die Mundfäule und den Skor- 
but dienen, als rumex acetos., primul. veris, chenopod. vulvar., 
chelidon. majus, Lin. — Siehe auch 47 und 27. 

70) Narrenäste. Die Narrenäste kommen vorzüglich 
an Kirschbäumen und Weisstannen vor. Das Volk meint darunter 
eine eigenthümlich gestaltete Ueberwucherung der Aeste, welche 
mit einem Elsternnest Aehnlichkeit hat, — 

Diese Aeste soll man nun nicht verbrennen, noch weniger 
von der Frucht, die an ihnen wächst, geniessen, wo möglich sie 
gar nicht anrühren; mit dem, der sich davor nicht in Acht nimmt, 
kann der »Narr«, d. h. der Teufel sein Spiel treiben. — Wer 
Kirschen isst, welche an einem Narrenast stehen, wird närrisch, — 


145 


71) Neidklee, frifol. melitot. caerul. Lin.; Höfer II. 282; 
»man räuchert damit die Viehställe, dass das Vieh nicht beschrieen 
und beneidet werde.« — 

72) Neidkraut, !) asarum europ. Lin. (Siehe 44.) Es 
wird gedörrt und als Stupp gegen den Neid dem Vieh zwischen 
2 Broten oder im »Trank« gereicht. — 

73) »>Nimm mir nichts,« (Sieh 14) herniaria glabr. 
Lin. »Dieses heilsame Kraut, (Höfer II. 292), welches eine zu- 
sammenziehende, kühlende und trocknende Kraft hat, kommt häufig 
an den Ufern der Traun vor, und das Volk glaubt, aus einem 
Hause, wo dies Kraut aufbewahrt wird, kann die Hexe nichts neh- 
men oder wegtragen. Im Gebirge wird unter diesem Namen der 
Alpen-Frauenmantel, alchemill. alpin. Lin., verstanden. — 

74) Nussbaum. Der Nikla streut nebst Aepfeln auch 
Nüsse aus. — Die »NusslieehtIn« bestimmen die Lebensdauer. — 
Heirathslustige Dirnen, welche Stecken werfen, wählen hiezu den 
Nussbaum. — Nur auf einer Nussbaumwurzel kann man, nach 
einigen, kreisstehn,. -- 

Ein Absud aus Nussbaumblättern ist gut für die Würmer. — 

Räthsel, Eiwenö’ fleischär, auswenö’ fleischär und ön 
dä Mit hülzär. — S’ ist wierä Bibergall, Essens d’ Herrn überall. 
Nuss in der grünen Schale. — 

75) Rettich. Er soll am Sonnenwendetag vor der Sonne 
gesetzt werden. — 

76) Rosmarin?) »Rasnmari‘.« Wird in gar manchem 
Bauernhaus sorgfältig gehegt und gepflegt. — Er gilt als das Ab- 
zeiehen unversehrter Jungfräulichkeit. So dürfen nur die »Engerl« 
am Frohnleichnamstag und die Jungfrauen bei Prozessionen Kränze 
von Rosmarin auf dem Haupte tragen. 


1) Der »Neid« spielt besonders in Angelegenheit des- Stalles eine grosse 
Rolle. Doch auch Menschen, vornehmlich Kindern, kann er Schaden 
bringen. Es gibt auch eine Menge Mittel, welche gegen den »Neid« 
schützen. — 


2) Jedenfalls mit dem Gewittergott in Verbindung. — 
Mus. Jahr. Ber, XXIL 40 


146 


Die Weiber stecken nur kleine Sträusschen an die Brust, 
und das nur, wenn sie Hochzeiten beiwohnen. Jünglinge hinge- 
gen tragen auf Hochzeiten 3 vergoldete Rosmarinsträusschen auf 
dem Hute und Jungfrauen einen Kranz davon auf dem Kopfe. 
Auch jungfräuliche Bräute tragen an dem Hochzeitstag einen Ros- 
marinkranz auf dem Haupte, aber darnach auch niemals wieder. — 

Er ist aber auch Todtenstrauss. Bei Leichenzügen eines Jüng- 
lings oder einer Jungfrau tragen die an der Leichenfeier theilneh- 
menden Jünglinge und Jungfrauen Rosmarinkränze und Sträuss- 
chen. Jünglinge erhalten ein Büschlein Rosmarin in die Bahre, 
verstorbene Jungfrauen einen Kranz auf den Kopf, und selbst ihren 
Särgen wirft man solche Sträusschen ins Grab nach. Hie und da 
macht man auch die Weihbüschel am Sarge des Todten aus Ros- 
marin, — 

Rosmarin, in Branntwein angesetzt, dient als Heilmittel gegen 
die Auszehrung. — 

77) Rothwurze, onosma echioid. Lin. »In den Apo- 
iheken gewöhnlich anchusa lutea; es wird in Butter zu einer rothen 
Salbe gekocht, welche für Verrenkungen, Geschwulst, Engbrüstig- 
keit dienlich ist. Auch die Wurzeln von echium vulgar. werden 
zu dieser Salbe genommen.« Höfer III. 46. — 

78) Ruhrkraut. Höfer II. 50, führt. als unserem Volk 
bekannt an: das weisse, euphras offie. Lin., das rothe, eupator. 
cannabin,, und das schwarze, origan. vulgare. — Doch führen 
auch noch andere Pflanzen diesen Namen. — 

79) Schafgarbe, achillea millefol. Lin. Sie heisst in 
unserem Gebirge, Höfer I. 65, das Bauchwehkraut, weil sie dem 
Vieh, wenn es »den Bauchweh« hat, unter das »Trank« abge- 
sotten wird. Auch für Menschen wird es in der Ruhr sehr an- 
gerühmt. Von einigen wird die Schatgarbe auch »Margarethn- 
kraut« genannt, weil sie um das Fest dieser Heiligen blüht. — 
Auch der Name »Herrgott-Ruckenkraut« kommt vor, — 

80) Saturei, »Zadereik, safurej. hort. Lin, Höfer II. 62, 
sie wärmet und stärkt den Magen, führt die zähe Feuchtigkeit ab, 
zertheilt die Geschwulsten, — 


= 


147 


81) Seidelbast, häufig »Zwülindn.«e Man sucht ihn 
wo möglieh blühend zu bekommen und bindet Zweiglein in den 
Palmbuschen, theils um davon zu gewissen Zeiten dem Vieh ein- 
zugeben, theils um insbesonders die »Harwindn« zu wenden, in- 
dem man dem Vieh damit auf den Rücken »schmeisst« und dabei 
einen Spruch hersagt. — In Buchkirchen heisst diese Pflanze 
»Sei’lbäm.« 

Der Seidelbast, (Weisskirchen) nur ein am Boden hinkrie- 
chendes Sträuchlein, ist einst ein stolzer, hoch ragender Baum ge- 
wesen, Aus seinem Holze wurde das Kreuz gezimmert, woran der 
Gottmensch litt und starb. Da traf ihn aber der göttliche Fluch, 
und er schwand zu der unansehnlichen Pflanze hin, welche er 
annoch ist. 

82) Schelmwurze, hellebor. virid, Lin. wenn das Vieh 
den Schelm 1) hat, »wird ihm, Höfer III. 71, ein kleiner Theil 
dieser Wurze eingezogen«, besonders thut man dies den Schweinen. 

83) »Schlaf, Schlafbozn,« Auswüchse der Hagebutte. 
Sie verleihen, unter den Kopfpolster gelegt, vorausgesetzt dass man 
sie nicht mit der blossen Hand berührt hat, dem darauf Liegenden 
Schlaf. — Wenn man einen »Schlaf« unterlegt, der muss so lange 
schlafen, bis man diesen wegnimmt. — 

Auch sollten sie den Kühen Fruchtbarkeit geben ?), — 


84) Schmiele, aira Lin. Wenn der Teufel ausfahrt, so 
verlangt er in ein »ungebundenes Fass 3),« oder in einen »Schmeler 
am Weg« fahren zu dürfen. — In den »Schmelnärn« sitzt häufig 


1) Schelm, Schölm, nach Höfer allgemeiner Ausdruck einer gefährlichen Vieh- 
krankheit oder einer Viehseuche. So hat eine Kulı den Milchschelm, wenn 
sich die Milch verzieht, den Blutschelm, wenn sich Blut verschossen hat. 
Die Hühner haben ihn, wenn Kamm und Schnabel schwarz werden. — 

2) Ist ein Blitz- oder Donnerkraut. Siehe Luft 10. — 

3) Räthsel. Zwei Säulen, ein Fass, eine Mühle, zwei Lichter, ein Wald. 
Der Mensch. Der Vergleich des Leibes mit einem Fass ist uralt. Man 
hört daher auch wol sagen, dass es gut sei, einen Ring zu tragen. Fass 
und Reif gehören zusammen. — 


10* 


148 


der Teufel. — Einst wurde einer besessen, als er Erdbeeren an 
Schmelern wie an einer Schnur anreihte. — Im Mühlviertel sagt 
man, der Teufel, nachdem ihm der Herr Jesus befohlen, in die, 
Säue zu fahren, sei, als diese in den See sprangen, in die Schme- 
lärn gefahren. — Man hört auch nicht selten die Warnung, ja 
nieht mit einem Schmeler sich die Zähne »auszustritn« , man könnte 
sonst leicht besessen werden. — 

Sind die Schmeler hoch (lang), wird auch im Winter der 
Schnee hoch. — 

85) Sprengwurz. (Handschriftlieh). »Im Frühling sieh 
auf, wo zwei Frösch aufeinander sitzen. So nimb den unteren, 
thue in ein Glas, verbirge dich. So kommt ein Gsell und bringt 
ein Wurzel, hält sie vor das Glas; so zerspringt das Glas. So 
nimb dieselbige Wurzel, so hast du Sprengwurzel !).a — 


86) »Schrädlkraut,« ilex aquifol, Lin. Ist gut gegen 
alle Zauberei. — 

87) Schwarzwurz. Man legt sie gequetscht auf kranke, 
besonders wunde Glieder, — 

88) Schweigg, corydal. cav. Lin. Wird sehr häufig ge- 
sammelt und gedörrt, und wenn man das Vieh für behext hält, 
angebraucht, indem man davon in einen mit Gluth gefüllten Hafen 
gibt und das kranke Stück räuchert. — 

89) Teufels Abbiss. Höfer III, 227. Ein altberühmtes, 
heilsames Kraut. Höfer führt eine Stelle aus Schönspergers Kräu- 
terbuch an: »Oribasus, ein Meister spricht, dass mit dieser Wurzel 
der Teufel als (also) grossen Gewalte treib (trieb), dass die Mutter 
Gottes ein Erbärmde darin hett (hatte). Und nahm dem Teufel 
den Gewalt, dass er darnach nit mehr mit schaffen mocht. Und 
von grossem Grimmen, dass ihm der Gewalt entgangen was, do 
beiss (biss) er sie unten ab. Also wächst sie noch heut des 
Tagens, — 

90) Wagenblume, chrysanth. leucanth, Lin.; anderswo 


4) Sie ist ein Bild des Blitzes, der die Gewitterwolke sprengt ete. 


! 


149 


»St. Petersblumene !) genannt, Höfer Ill. 265. Eben derselbe 
deutet die in der Heimat üblichen Namen »Wagen- oder Rad- 
blume« damit, dass man sich dabei die Gestalt eines Wagenrades 
vorstellt ?). — 

Man nimmt die Blume, zupft die Strahlen bis auf einen aus, 
nimmt sie dann zwischen die Hände und dreht sie unter den 
Worten: »Spitz, spitz, Wo mein Weib sitzt«e herum. Wo nach 
geendetem Drehen der Strahl hinzeigt, aus der Gegend ist die 
Zukünftige. — 

Oder man nimmt die gelben Samen, legt sie auf die äussere 
Handfläche und schwingt die Hand in die Höhe, So viele Samen 
nun auf ihr liegen geblieben sind, mit so vielen Kindern wird die 
künftige Ehe gesegnet (oder auch, so viel Geld bekommt man). — 

Die Dirnen reissen die Strahlen der Reihe nach ab; mit wel- 
“chem sie beginnen, ist beliebig, und sprechen dabei: »Jungfrau, 
Kellnerin, Köchin, Sau.« Knaben: »Edelmann, Bettelmann, Bürger, 
Bauer.« Kinder ohne Unterschied des Geschlechtes: »Kaiser, König, 
Amtmann, Schöri.«a Das Wort nun, welches auf den letzten Strahl 
trifft, bestimmt die Zukunft, 

Aehnliches thut man mit dem Manätresäl in Steinerkirchen 
und Umgegend: »auch Mangäresäl« genannt. — 

Um den Atter- und Mondsee bedient man sich der Wagen- 
blume, welche hier » Wucherblume« oder auch »Bedl- 
mändl« heisst, um zu erforschen, ob man das Jahr noch am 
Leben bleibt oder nicht. Man legt sie nämlich auf ein Brett und 
lässt sie über Nacht im Freien, Dessen Blume des andern Mor- 
gens verwelkt ist, der stirbt noch in dem Jahr. — 

94) Wegerich, plantag. media. Lin. Man reisst die Blätter 
mitten quer ab, und die Zahl der hervorstehenden Aederchen ent- 
spricht der der begangenen schweren Sünden. Die Kinder, wenn 
sie dieses thun, sagen dabei: »So viel Fadn, So viel Lugn.«e Er 
heisst auch das »Sündenkraut.e — 


1) Dieser Name schon weist auf Gewitter hin. — 
2) Auch Wagen und Rad deuten auf Gewitter. — 


150 

92) Wegwart, cichor. intyb. Lin. Wer an einem Apostel- 
tag eine Wegwart ausgräbt, am besten eignet sich biezu ein Hirsch- 
geweih, auf keinen Fall aber darf man die blosse Hand dazu 
gebrauchen, sichert sich die Liebe der Person, welche er mit ihr 
berührt. — Ein Mädchen weinte unmassen um ihre Matter '), 
welche der Tod hinweggenommen hatte. Umsonst versuchte man 
alles mögliche, sie zu trösten. Selbst u. liebe Frau erschien ihr 
und tröstete sie vergeblich. Sie gab nur immer zur Antwort: »Eh 
ih thue's Woan äfhe'n, Wül ih liebär zara Wögwart we'n!« Zur 
Strafe wurde sie dazu verwandelt. 

Die Wegwart wechselt, wenn sie blüht, 3mal des Tages die 
Farbe; morgens ist sie dunkel-, Mittags lieht-, Abends fast weiss- 
blau. — 

Pflückt man eine Wegwart in der 12. Stunde Mittags und 
steckt sie in einen Ameishaufen, so fliessen bald Blutstropfen am 
Stengel herab. Es ist aber ein Frevel, es zu thun. — 

93) Weichselbaum. Weichselbäume werden von hei- 
rathslustigen Dirnen am Thomasabend, unter einem gewissen Spruche 
gebeutelt. —- Mit Schiefern aus einer Weichselwurzel stöchert man 
die Zähne aus und lässt sie (die Schiefern) sodann wieder ver- 
wachsen. Es hilft gegen das Zahnweh, — 

94) Weide, Fälwä, Fälbärä ?. Mancher nimmt zu 
dem Palmbuschen auch Zweiglein von der gelben Felber, von dem 
Volke »Felber« schlechthin genannt, von der jedoch immer die 
»Wil«, d. h. die Widlein (Bänder aus Holz) sein müssen. Von 
der weissen Felber oder der »Palmstaude, auch Weide 
schlechthin heisst sie das Volk, nimmt man, in der ganzen Um- 
gegend von Kremsmünster, die Mu’| zu dem Palmbuschen, d. h. 
die Kätzchen, welche einen Hauptbestandtheil desselben bilden. — 
Die dünnen, biegsamen Rütlein der Felber gebraucht man, um 
damit die Gelbsucht zu wenden. Auch zum Kreisstehen bedient 
man sich ihrer. — Ueberhaupt bohrt und vernagelt man Krank- 


!) Versionen derselben Mythe nennen statt der Mutter den Geliebten. — 
?2) Würde in der Schriftsprache Felberich lauten, — 


151 


heiten häufig in Felberstöcke; man »bindet,« »hengt« sie auch 
dran. Man nimmt eine Felbergärtn, macht 3 Knoten darein und 
sagt jedesmal: »Widl dich, widl dich, Fiebä sänd 72; dös Fiebä, 
dös ıh han, dös bind ıh a’ den Felba an.« Der Felberstock dorrt 
ab, und das Fieber weicht. Oder man lauft 72mal um eine Felb4- 
staudn und spricht: »Wind dich, Widl, wind dich, Fiebä sand 72; 
dös Fiebä, dös ih han, Dös heng ih dran.« Die Felberstöcke sind 
meist zerspalten und zerrissen und moderig und zwar, weil Judas 
sich an einem »Felwä» erhenkt hat. — 


In der Regau, unweit Kremsmünster, stand einst, alte Leute 
denken cs noch, ein Felberstock, von dem die Rede gieng, man 
könne ihn nicht aus dem Boden herausarbeiten; auf jeden Streich 
oder Hieb sprühe Feuer aus ihm. ') Das Feuer wurde mit dem 
Teufel in Verbindung gebracht. — 

Redensart. Gewachsen sein, »wierä Fälwastock.« 2) 


95) Weinkraut, ruta graveol. Lin. Höfer III. 277. Das 
Weinkräutel hat eine erwärmende, schweisstreibende Kraft, wider- 
steht der Fäulniss, Pest und dem Gift, dienet daher wider Lungen- 
sucht, Krebsschäden, ungesunde Ausdünstung. In dieser Absicht 
wird es theils in den Freithöfen gepflanzt, theils Todten in den 
Sarg gelegt und heisst desswegen auch »Todtenkräutel.« 


In Sierning und Umgegend gibt man den Leichen Kränze 
von Weinkraut um den Hals, oder legt sie ihnen auf die Brust; 
sie werden beim jüngsten Gericht zu lauter Goldblumen. — Aus 
Weinkraut macht man auch die Weihbüschlein; man legt auch diese, 
bevor der Sarg verschlagen wird, zu dem Todten in die Bahre, — 

96) Weisswurz, convallar. polygon. »Unsere Buben, 
Höfer Ill. 310, legen die gestossene Wurzel über, um die blauen 
Flecke zu vertreiben, welche sie bei Raufhändeln erhalten haben.« 


1) Hier zeigt sich der Felber gar sprechend als Abbild des Gewitters, der 
Gewitterwolke. — 

2) Scherzhafte Umschreibung eines schlechten Wuchses, — Auch der Felber 
tritt als »Felbinger« auf, — 


152 


97) Widertat, Widerton. !) Kriminalakten Scharn- 
stein 1648: »Eine herrliche Sach, dass man einen nicht verzau- 
bern kann, wächst auf den höchsten Felsen und muss bei ab- 
nehmendem Mond gegraben werden.« — 

Im Verein mit Kulkraut und Ehrenpreis tritt es in einer 
ungemein oft vorkommenden Sage auf. Der Teufel wollte einst 
in Gestalt eines Jägers ein Mädehen verführen. Oft war er schon 
nachts an ihr Fenster gekommen, sie war, so zu sagen, beinahe 
schon sein. Da ersab sie einmal, als sich der Liebhaber nach 
einem nächtlichen Besuche wieder entfernte, an dem Pferdefuss, 
dass es der Böse wäre, Sie setzte nun einen Kranz von Ku’lkraut, 
Ehrenpreis und Widertat, auf den Kopf und steckte einen cben 
solchen Strauss vors Fenster. Als nun der Böse sein Lieb wieder 
besuchte, musste er in der Ferne bleiben, Kranz und Strauss 
liessen ihn nicht zum Fenster, und traurig singend: »Ku’lkraut, 
Ehrenpreis und Widertat, Habn mieh um mein Herzliebste bracht!«, 
zog er ab, um sich nie mehr einzufinden. — 

Häufig, besonders im Flachlande, hört man statt des Wider- 
tat das »Weinkraut« nennen, — 

98) Wurmkraut, Zanacel. vulg. Lin. Wird wider die 
Würmer gebraucht. Unter dem Namen »Wurmsamen« sind vor- 
züglich chenopod. anthelmint. und artemis. judaic. bekannt. Höfer I. 308. 

99) Zeitlose, colchie. antumn. Lin. Die Zwiebeln der 
Herbstzeitlose, »Ruhrwurzn«, »Ruhräpfel«, auch »Kaibl« 
genannt, schützen, im Sacke getragen, vor der Ruhr. Die oft 
schon im März oder Frühling hervorsprossenden Samenbeutel nennt 


!) Güldner Widerton, polytrich. wur. heisst auf Island Sifshar, d. h, Haar 
der Göttin Sif. Bei uns soll polytrich. eommun. unter dem Volke Jung- 
frauhärlein» heissen. Pflanzen, welche das Volk bei uns mit Frauennamen 
nennt, sind nach Höfer ausser den bereits angeführten: briza media, u. 
l. Frauen Haar; dianthus plumar., zottichtes Gretl; nigella damascen., 
Gretl in der Staudn; galanth. nivalis., Schneekatherl; galium verum, unser 


l. Frauen Bettstroh; parnassia palustr. Frauenblüemel ; fanacet, balsamita, 
Frauenmünze, — 


153 


das Volk »Märzenkaibl.« In Buchkirchen tritt die Herbstzeitlose 
unter dem Namen »Rockästimpfl« auf. 9) — 

Aus den Zwiebeln der Zeitlosen wird eine »Lausschmir« ge- 
braten, — 

100) Zwetschkenbaum. Man beutelt sie am Thomas- 
abend, wie die Weichselbäume, — 

Das Mies des Baumes ist gut gegen offene Schäden. — 

Am Ende sei noch einiger Heilmittel, zu deren Bereitung 
mehrere Kräuter und Pflanzen zugleich dienen, und gewisser Tage 
gedacht, an welche sich Bräuche knüpfen, welche mit Kräutern 
und Pflanzen in Verbindung stehen. — 

101) Bettlersalbe, auch grüne Salbe, wnguent. 
mendicor. Höfer 1. 80. Man nimmt dazu Alberbrossen , Knospen 
von Birken und Eichen, Brennesselblätter, Wachholderbeeren und 
Abbisswurzel und kocht sie, gut zerstossen, in frischer Butter ein, 
bis die Flüssigkeit verzehrt ist. — 

102) In den Rüthen der heilkundigen alten Weiber spielen 
die Salssen eine wichtige Rolle. Ausser den im Verlauf be- 
reits genannten sei als besonders »kräftig«e noch der »Wein- 
schärling«- und der »Kreuzbeersalssn« erwähnt, so 
wie einer Art Seimes, der aus jungem Aepfelmost durch Ab- 
kochen bereitet wird. — 

103) Pestessig, auch Spitzbubenessig genannt. Vor- 
züglich ward Rosmarin, Weinkraut, oft auch Kranewitbeeren dazu 
genommen; nebst diesen Salbei u. s. f. Höfer III. 169. 

104) Der »Neidraucka«, womit man das Vieh öfters 
räuehern soll, damit ihm der Neid nicht schaden kann, besteht 
aus folgenden 9, einst auch geweihten Kräutern: 4) Widertat; 
2) »Nimm mir nichtss; 3) Wagenkraut, patentill. anserin. Lin.; 
4) Falsches Weinkraut, asplenium ruta murar.; 5) Zögerlkraut, 
dieran. scopar.; 6) Ku’lkraut; 7) Johanneskraut; 8) Schelmkraut; 
9) Echtes Weinkraut. — 


#) Bei dieser Namensbildung ist wol nicht nur das Aussehen der Pflanze, 
sondern auch die Zeit, wann sie blüht, bestimmend gewesen. 


154 


Statt Widertat nimmt man auch Wermuth und statt »Nimm 
mir nichts« Fünffingerkraut, potentilla reptans. — B 

105) Palmsonntag »Palmbuschen.« In Steiner- 
kirchen und Umgegend nimmt man zu den Palmbuschen: 1) Palm- 
zweige (siehe Weide); 2) Felberschüss ') (siehe Weide); 3) Hasel- 
schüsse ; 4) Segenbaum, juniper. sabin. Lin.; 5) Zwülindn; 6) Eichen- 
zweige; 7) Schrädl, ilex aquifol.; 8) Älbäräzweig; 9) Kranewit- 
wipferl; 10) Wintergrün, hedera helia; 11) Buchsbaum. 

Zu Stäblein werden junge Haseln, zu Widlein dünne zarte 
Felberrüthlein gebraucht. Die Mu’ liefert die »Weide« (siehe 
Weide.) 

Nicht selten bindet man auf den Palmbuschen Aepfel, welche 
für diesen Tag eigens aufbewahrt wurden; die Zahl schwankt zwi- 
schen 4 —5, beträgt aber kaum jemals mehr. 

Mitunter bindet man in den Palmbuschen auch ein Päcklein 
Wicken, um sie nach der Weihe den Tauben zu füttern, damit 
sie »das Flöogad nicht fahe.« 

Auch ein rothes Seidenband sieht man öfters angebunden, 
welches nöthigen Falls wider das »Leogföor« (Rothlauf) gebraucht 
wird. — 

Der Grund, warum man den Palmbuschen eben so zusam- 
mensetzt, liegt in deu Meinungen, welche man von den verschie- 
denen Bestandtheilen desselben hat. 

Von dem Buchsbaum heisst es zwar, er diene nur als Zier. ?) 
Den Segenbaum nimmt man, weil auf ihm und überall, wo er 
ist, der Segen Gottes ruht; 3) er fehlt daher auch nicht leicht in 
dem Palmbuschen. Scehrädl kommt vorzüglich in die Büschlein, 
welche für den Stall, besonders Rossställe, bestimmt sind. Er ver- 


1) Neue, frische Schösslinge. 

2) Scheint kaum glaublich. Ueberdies heisst es hie und da von ihm, er 
müsse dabei sein, obwol er »keine Weihe annehme.« Auch die Eichen- 
zweiglein nehmen diese nicht an. — 

3) Stützt sich nur auf das aus »Seben« entstellte »Segen«; es ist mithin 
nicht der wahre Grund. — 


155 


hindert den Teufel, das Vieh, vornehmlich die Rosse bei der 
Nacht zu quälen, zu »reiten.« Dasselbe gilt von den Eichenzwei- 
gen, nur dass sie weit häufiger als Schrädl und besonders die 
gebraucht werden, woran wenigstens etwas altes Laub ist, Sie 
halten überall, in Stuben und Ställen und auch auf Feld und 
Acker, Teufel und Hexen ab. Die Kranewiten haben dieselbe Kraft; 
wo Kranewiten sind, da können Teufel und Hexe nicht hin. Die 
Beziehung der Haselstaude zu Ernte und Stall wurde bereits be- 
sprochen, Von der Zwülindn heisst es, sie hätte eine besondere 
Kraft, weil dem Heiland, als er seinen feierlichen Einzug in Jeru- 
salem bielt, nebst Palmen auch Zwülindn gestreut wurden; Er 
also selbst darüber gewandelt ist. — 

Am häufigsten jedoch, denn es findet sich vielleicht kaum 
ein Palmbuschen, der die angeführten Stücke sämmtlich in oder 
an sich vereinigte, nimmt man neben den Palmzweigen und Palm- 
mu'ln Segenbaum, Zwülindn, Hasel- und Eichenzweige ; ebenfalls 
noch häufig kommen Schrädl, Kranewiten, Älbärä- und Felber- 
zweige und Wintergrün vor, am seltensten Buchsbaum u. Wicken. — 

Von dem Gebrauche der Palmbuschen wird zu dem bereits 
Angeführten der Vollständigkeit halber noch bemerkt, dass man 
sie auch in die Getreidekästen steckt und bei Hochgewittern Theile 
davon ins Feuer wirft. — Man geht nüchtern zur Palmweihe und 
isst, heimgelangt, vor allem andern 3 Palmmu’l. — 

Wenn der Palmbuschen bis zum Sehnitt austreibt, heirathet 
die Person, welche ihn in das Feld gesteckt hat. — 

106) Gründonnerstag. Das erste, junge Grünzeug 
setzt man, wo möglich, am Gründonnerstag auf. Auch zupft, 
wer im Hause die erste Grünspeise zuerst kostet, den Tischnach- 
bar am Obrläppchen, der dasselbe dem folgenden thut u. s, w. — 

107) Ostertag, »Osterblümcehen.« (Innviertl.) Der 
»Dienstbube« muss Vormittags nach dem Hochamte Blumen oder 
doch »Sahern«, d. h. Spitzen der jungen Saat oder des sprossen- 
den Grases, von Feld oder Wiese holen. Zu Hause legt man sie 
in der Mitte des Tisches, der mit einem weissen Tuche gedeckt 
ist, im Kreise herum und setzt innerhalb desselben das Essen auf, — 


156 


108) Georgitag. »Georgiwisch.« !) Für diesen Tag 
macht man in Buchkirchen und Umgegend einen Wisch aus dem 
»Grassat« einer Rothtanne (Fichte), einer Föhre und einer Krane- 
witn, um damit am Georgitage selbst vor der Sonne auszukehren, 
Eine Person spritzt auf, die andere kehrt, wenigstens einen Strei- 
fen in der Mitte hin. Das Kehricht wird auf eine Kreuzstrasse 
getragen und 2 Besen kreuzweise darüber gestelll, — 


109) Frohnleichnamskränze, (Innviert). Am Vor- 
abend bindet man kleime Kränze von Ku’lkraut und Kleeblumen 
und wickelt einen Zettel darum, worauf der Name des Kranzbin- 
ders geschrieben steht. Während des Amtes am Tage selbst legt 
man sie in die Nähe des Hochaltars. Bevor die Prozession be- 
ginnt, nimmt der Messner oder »Grabä« die sämmtlichen Kränze 
und trägt sie während des »Umganges« hinter dem »Himmel« her. 
Nach dem Umgang legt er sie wieder in die Nähe des Hochaltars, 
woselbst sie die Oktave hindurch liegen bleiben. Erst dann nimmt 
man sie heim, um davon verschiedenen Gebrauch, besonders für 
den Stall zu machen. Man gibt davon zwischen 2 Brotschnitten 
dem Vieh ein, den Rest legt man auf ein Milchbrettel, um ihn 
in den Rauhnächten dem Vieh einzufüttern, oder davon bereit zu 
haben, wenn ein Stück erkrankt oder verkauft wird. — Auch ge- 
räuchert wird damit. — 


Im Mühlviertl darf oder durfte in den Frohnleichnans - Krän- 
zen vor allem das »Ku’lkraut« nicht fehlen. — 

Zu diesen Kränzen nimmt man (Gunskirchen) vorzüglich: 
Steinnägl, Jungfrauhärl, Jungfrauschuäl, auch Taubenkröpferl ge- 
nannt, lofus eornieul.; Kornblumen und Ku’lkraut. — 


410) Sonnenwendetag. Am Abend vor dem Sonnen- 
wendetag steckt man während des Gebetläutens Blumensträusschen 
gegen Sonnenaufgang an die Fenster. Dessen Blumen am andern 
Morgen noch frisch sind, der bleibt das Jahr am Leben. Sind sie 
aber welk, so stirbt er. (Attersee.) — 


1) Ist als Abbild des himmlischen Gewitterbesens zu nehmen. — 


157 


414) Maria Himmelfahrtstag. Kräuterweihe. 
Diese fand auch in Oberösterreich bis tief ins vorige Jahrhundert 
hinein statt, und man trug die geweihten Aestlein, Zweigehen etc. 
theils bei sich, theils bewahrte man sie im Hause; auch dem Vieh 
gab man davon ins Futter. — 

Die Heilkräuter soll man alle »zwischn den Frautagn« 
oder doch in »altn Man« sammeln. 


G) Steine. 


4) Blutstein. Wer stark Nasenbluten hat, der nimmt, um 
es zu stillen, einen Blutstein !) in die Hand. 

2) Donnerstein. Die »Da’rästoal« sind weisse, durch- 
sichtige Steine, welche Feuer geben; mit dem kleinsten Bröcklein 
davon kann man beim Raufen einen erschlagen. — 

(Altmünster) Donnersteinl werden häufig bei der 
Feldarbeit in Aeckern gefunden und Abschabsel davon dem Vieh, 
wenn es nicht gerne fressen will, eingegeben. — 

3) Eisen. Wer Eisen findet, hat den Tag über bis zur 
Stunde noch nicht gelogen. — 

Hat man sich verwundet, so legt man eine Messerklinge 
auf den verletsten Theil. Die Wunde schwärt dann nicht, voraus- 
gesetzt, dass man dabei nicht gescholten. — 

4) Feuerstein. Man schlägt mittelst seiner Feuer über 
Stellen des Körpers, an denen sich der Rothlauf zeigt. — 

5) Furehtstein. Das »Firöchtstoa’]« hängt man Kindern 
furchtsamen Näturells um den Hals oder an die Brust. — 

6) Gallstein. So nennt man Steine, welche sich in der 
Gallenblase von Thieren finden; sie sind gut für »Gicht und Gall.« 

7) Gold. Man hängt es sich um, wenn man die Gelb- 
sucht hat. Es hilft schon, wenn man ein Kind, welches diese 
Krankheit hat, in den vergoldeten Messkelch schauen- lässt, — 


1) Das Volk nennt den Rotheisenstein so, — 


158 


8) Harnstein. !) Der Stein, der sich in der Harnblase 
eines Ochsen findet, wird zu Gold. — + 

9) Himmelsstein.?) »Ist im Lande ob der Ens un- 
weit Traunkirchen zu finden. Der weisse dient dem weiblichen 
Geschlechte, der rothe oder graue dem männlichen.« Nun preist 
der Zettel die Wirkungen des Steines an und schliesst: »Wenig- 
stens kann das Pulver hievon sicher und ohne Gefahr versucht 
werden, welches schon vorlängst von zweien hochgelehrten Doc- 
toren der Medizin (es werden Namen und Wohnort genannt) vor 
gut geheissen und approbirt worden. — 

40) Kiesel. Findet man zufällig auf einem Zaun einen 
»Kizlingstein«, so bedient man sich seiner, um damit die 
Hühneraugen zu wenden, Man »umreisst« sie nämlich damit, in- 
dem man dabei einen gewissen Spruch hersagt. — 

41) Kupfer. Man hängt es sich gegen den Rothlauf an. 
Jedoch muss man es, soll es anders helfen, von dem Kupfer- 
schmid erhalten, ohne darum zu bitten; auch danken darf man 
nicht, — 

Für das Nasenbluten ist es gut, ein Stück Kupfergeld in 
die Hand zu nehmen. — 

12) Schreckstein. Man hängt ihn Kindern um, welche 
im Schlaf öfters Zeichen von sich geben, als ob sie einen plötz- 
lichen Schreck erführen. — 


1) Harnen und Gewilterregen sind wol einst, wenn auch später und durch 
Verkehrung auf einander bezogen werden. -- Mit einer Gewitterpflanze 
dem Seidelbast oder »Seidelbaum« wendet man dem Vieh die Harnwinde. 
In Wiese oder Acker harnen, wird, wenn auch nur scherzweise, für etwas 
die Fruchtbarkeit in einem so hohen Grade beförderndes ausgegeben, dass 
an einen andern als den natürlichen Grund gedacht werden muss. Ich 
erinnere auch an das einst häufig gebrauchte Wort Brunn für Harn. — 
Was den Harnstein oben betrifft, erscheint er mir also nur als das in 
der Harnblase des Ochsen, in der Hülle der Gewitterwolke verborgene 
Gewittergold selbst. — 

2) Von einigen andern ausländischen Steinen, von deren Heilkraft alte 
Anschlagzettel etc, melden, bei einer andern Gelegenheit! —- 


159 


13) Stein im allgemeinen. Verwundet man sich 
auf dem Feld oder im Walde, so nimmt man den nächst besten 
Stein, umkreist damit dreimal die Wunde im Namen des Vaters 
u. s. w. und legt ihn hierauf wieder genau an den Platz, woher 
man ihn genommen hat. — Auch »Gicht, Gall und Schwund« 
wendet man mit einem Feldstein und zwar dem ersten besten. 
Doch muss man mit ihm einen Kreis um das Feld ziehen, woraus 
man ihn eben nimmt, und dabei sagen: »Stein, ich nimm Dich 
aus diesem Grund Und wend mit Dir Gicht, Gall und Schwund.« 
Im Namen Gottes des Vaters ete. ete, — 

14) Auf dem Rosskogl hinter dem Almsee findet sich an 
einer Stelle eine Erdart, welche eigentlich gelb gefärbt ist, 
Man glaubt, sie wäre zum Goldmachen geeignet, — 


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161 


Zur Seite 22. 


Feuersegen a. 


Von Gott und seines Gesandten, 


unsers lieben Herrn Jesu Christi, 7 unsers 


Herrn, Heilands und Seligmachers, ein gnadenreicher 
Feuersegen. 


so allen frommen Christen in grossen Feuers-Nöthen kann 


damit geholfen werden. 


Er ıst auch dermassen gut und nützlich in einem Haus und 
Hof zu bewahren, wegen allem widerwärtigen Unglück des Feuers, 
auch zu allen Brunsten gut und dienlich; auch zum Gebrauch der 
harten Kindesmütter, um sie von ihrer harten Leibsgeburt zu 
entledigen. 


ee En enazunpeseenene I | Jesus hat am heiligen Oelberg 
S. Mathäus S. Markus | \ blutigen Angst-Schweiss ge- 
+ Consum + matum est \ schwitzet, um das mensch“ 
S. Lucas S. Joannes liche Geschlecht zu erlö- 

S. Michael S. Gabriel sen, und vor allem Un- 

S. Rafael S. Uriel glück des Feuers zu 


S. Florian $. Vitus IN behüthen. Amen. 
Ora pro nobis 5 r Jesus, Maria 
B2 u, Joseph. 


3. N. R.J. 


I.N.R.J. 
tttt 


Wenn man das Feuer siehl, muss man es schon von weitem 
ansprechen und sagen: Sei mir willkommen Feuersgast , greif 


nicht weiter, als du jetzt hast g’fasst, das gebieth ich dir 
Mus. Jahr, Ber, XXI, 1 


162 


Feuersglut im Namen der allerheiligsten Dreifaltigkeit, Gott 
des Vaters 7, Sohnes 7 und heiligen 7 Geistes. Amen. 
3 Mal. Hernach, wenn du beim brennenden Haus oder Gebäude 
bist, geh rechter Hand 3 Mal herum, und bete 3 Mal folgende 
3 Gesetzel, oder was im Kreis inwendig steht. Kannst du aber 
um das Haus oder Gebäude nicht herumgehen, so bleib’ dort ste- 
hen, wo das Feuer am gefährlichsten ist und bete: 


O0 Feuer und Gluth! ich gebiethe dir durch Gott und 
sein h. rosenfarbes Blut, 7 dass du mir unterthänig bist auf 
diese gegenwärtige Stund und Augenblick durch den wahren 
und lebendigen Sohn Gottes meines himmlischen Vaters. T 


O0 Feuer und Gluth, stehe still, so wahr als Jesus 
Christus stunde am Stamme des h. Kreuzes. f O Feuer und 
Gluth,, behalte deine Flammen, so wahr als Maria, die 
Mutter Jesu, behielte ihre Jungfrauschaft, durch Christi 
Geburt und seine hl. Auferstehung und durch seine hl. Him- 
melfahrt und durch alle Erzengelein Gotles 7, damit Gott 
der Herr Jesus Christus den Himmel damit bezieret hat. 


O Feuer und Gluth, diess gebielhe ich dir bei dem 
strengen Gerichistag, da Goft der Herr kommen wird und 
erwecket alle die todten Menschen in dieser Welt. O 
Feuer und Gluih, in Gott den himmlischen Vater gib ich 
dich 7, und in Gott den Sohn befehl ich dich 7 , und in Gott 
den hl. Geist verpflicht ich dich. 7 Auch Gott bei seinen hl. 
5 Wunden beschwör ich dich, 7 dass du mir, o Feuer und 
Gluth, in Dampf und Rauch verschwinden musst. O Feuer 
und Gluth, das gebielhe ich dir durch das bittere Leiden und 
Sterben unsers lieben Herrn Jesu Christ, dass du stille stehst 
und nicht weiter gehest, Im Namen Gott des Vaters 7 und 
des Sohns 7 und des hl. Geistes. 7 Amen. O Feuer und 
Gluth, dir sei gebothen bei der göttlichen und lebendigen 
Kraft Gottes 7, dass du, o Feuer und Flammen, in diesem 
ganzen Haus und Hof und sammt allen denen, so darin 


163 


| sind, bei dem hohen und theuern Namen Jesu Christi F nichts 
magst thun, weder verderben, bis dass unsere liebe Frau, die 
Mutter Gottes, einen anderen Sohn thut gebären, in Jesu 


| Christi 7 und der allerseligsten Jungfrau Maria und Mutter 
| Gottes Namen, 


e Er 
\ des Feuers. ttF7 Tops 


N Feuer und Gluth, 
mit aller. deiner Hitze Roth bist 
du beschwört bei Sonn und Mond, bei Laub 
und Gras, bei Himmel und Erden und bei allen 
Erzengelein und bei der allerheiligsten Dreifaltigkeit ! Im Na- 
men Gott des Vaters t und Gott des Sohns + und Gott des hl, 
Geistes t Amen, dass du, o Feuer und Flammen, in diesem gan- 
zen Haus und Hof ohne allen Schaden und Leid stille stehest, also 
wie das Wasser in dem heil. Jordan still gestanden ist, da der heil. 
Jünger Johannes Jesum Christum getaufet, den lebendigen und wahren 
Sohn Gottes; so widerfahret deinem Haus und Hof und allen die darin 
sind , Fried und Freud, auch gute Gesundheit bis in Ewigkeit. Jesus Chri- 
stus der Herr behüthe uns vor dem Höllenfeind, er gebe uns seine göttli- 
che Grad und Segen hier zeitlich und dort ewiglich. Die hohe und unzer- 
theilte heil. Dreifaltigkeit, ewiger Gott Vater + Sohn + und heil. Geist + 
Amen; der Friede und Segen unsers lieben Herrn Jesu Christi und die 
Kraft und Wirkung seines allerheil. bitteren Leidens und Sterbens 
und das Zeichen des heil. Kreuzes + und die unbefleckte Empfäng- 
niss der glorwürdigsten Jungfrau und Mutter Gottes Maria und 
‚der Segen aller Heiligen und der heil. Erzengelein ein Schutz 
und Verdienst und Gebeth aller Auserwählten Gottes br 
die stehen vor mich und alles, was unser ist, we- 
gen aller Widerwärtigkeiten und Unglücks des 
Feuers, jetzt und in Ewigkeit, 


m‘ 
av 
RS yo° 
T uttapg sıasun uabaS oa 


Mein Gott und zukünftiger Richter Jesus Christus 7, 
erhöre diesen christlichen Feuersegen um deines bitteren Lei- 
dens und Sterbens willen. 


Dann nimm 3 händevoll Erde, Koth oder Schnee und wirf 
es ins Feuer rückwärts im Namen 7 f j. Amen. 


5 


164 


Hernach geh weg an einen einsamen Oıt, dort kniee nieder 
und bethe zu Ehren der heiligen 5 Wunden Jesu Christi 5 Vater un- 
ser, Ave Marie und einen Glauben. Nun ist man fertig, alles üb- 
rige lässt man dem allmächtigen Gott und der Hilfe guter Menschen 
über, oder man kann auch im Nothfalle noch mithelfen. 


Jesus % Nazarenus 7 Rex 7 Judaeorum. 7 


Jesus, Maria und Jesef und der heilige Florian, der ist al- 
lem Feuer ein Patron. 


Das ist der gerechte und approbirte Feuersegen, welcher 
durch den Zigeunerkönig aus Egypten zu Jerusalem auf dem hei- 
ligen Grab ist erfunden worden im Jahre 1315 nach der gnaden- 
reichen Geburt unsers Herrn, Heilands, Erlösers und Seligmachers 
Jesu Christi. Er ist ausgewählt gut und nützlich in einem Haus 
und Hof zu behalten wegen allem Unglück des Feuers, auch zu 
allen Brunsten gut, und dienlich zu gebrauchen den harten Kindes- 
müttern, um sie von ihrer harten Leibs - Geburt zu entledigen. 


Behaltet diesen Brief immer in eurem Haus und Hof. Las- 
set ihn niemals über Nacht aus eurem Hause, Bethet alle Frei- 
tag zu Ehren des bittern Leidens und Sterbens Jesu Christi 5 
Vater unser, 5 Ave Maria und 1 Glauben, so könnt ihr euch 
mit Gewissheit auf die Kraft dieses Briefes und seiner darin ge- 
schriebenen Worte verlassen. 


Gelobt sei Jesus Christus in Ewigkeit, Amen. 


V. J.0.6.D. 


ee 


Feuersegen bh. 


Ein gewisser Feuersegen, so allzeit hilft. Das wollte (walte)) 
das bittere Leiden und Sterben unsers lieben Herrn Jesu 
Christ: Feuer und Wind und heisse Gluth, was du in dei- 
ner elementischen Gewalt hast, ich gebiethe dir bei den Leh- 
ren Jesu Christi, welche er gesprochen hat über den Wind 
und das Meer , die ihm aufs Wort yehorsam gewesen, durch 
diese gewaltige Wort, wie Jesus gesprochen hat, thue ich 
dir, Feuer, befehlen, drohen und ankündigen, dass du 
gleich flugs dich sollest legen mit deiner elementischen Ge- 
walt, du Flamm und Gluth, das wolle (walte) das heilige 
rosenfarbe Blut unsers lieben Herrn Jesu Christi! Du Feuer 
und Kind (Wind) und heisse Gluth, ich gebiethe dir , wie 
Gott gebothen hat dem Feuer durch seine h. Engel, der 
feuerigen Gluth in dem Feuerofen, als die 3 heil. Männer 
Sadrah und seime Mitgesellen, Mesach und Abed Nego durch 
Gottes Befehl dem h. Engel befohlen (?), dass sie sollen un- 
werzehret hleiben, wie es auch geschehen. Als (also) sollest 
gleicherweis du, Feuerflamm und heisse Gluth, dich legen, 
da der allmächtige Gott gesprochen, als er die 4 Elemente 
sammt Himmel and Erde erschaffen hat: Fiat, fiat, fiat, das 
ist, es werde im Namen Gottes des Vaters etc. Amen. 


166 


Feuersegen c. 


Nach mehreren heiligen Worten, welche aber zum Theil 
Entstellungen erlitten haben, ist ein Kreis (die Feuerkugel) ge- 
zeichnet, innerhalb dessen verschiedene heilige Namen , mancher- 
lei Zeichen und Charaktere sich eingeschrieben befinden. Hierauf 
folgt : 

»Wo dieser Segen mit der Feuerkugel in einem Haus ist 
eingemacht, da kann kein Feuer ausbreehen, und ist versichert 
vor aller Feuersgefahr. Oder wenn man den Segen -in einer 
Brunst sprieht und ein wenig von der Feuerkugel in das Feuer 
wirft, so kann es nicht weiter kommen.« Das ist der rechte, 
approbirte Feuersegen von einem König in Egypten, weleher in 
Feuersnoth oft ist probirt worden. 


Der Allmächtigste, Allerweisiste, Allerdurchlauchtigste 
und Unüberwindlichste Fürst und Herr, Herr Jesus Chri- 
stus, wahrer ‚Gott von Ewigkeit, Gekrönter Kaiser der 
himmlischen Heerscharen, Erwählter Köniy zu Sion und 
des ganzen Erdbodens, zu aller Zeit Mehrer der heil. christ- 
lichen Kirchen, Einiger Hoherpriester und Erzbischof der 
Seelen, Kurfürst der Wahrheit, Erzherzog der Ehren, Her- 
zoy des Lebens, Markgraf zu Jerusalem, Landgraf‘ in Ga- 
lildäa, Fürst des Friedens, Graf zu Betlehem, Freiherr von 
Nazareth, Obrister Kriegshelt seiner streitenden Kirchen, 
Richter der höllischen Pforten, Triumpkierender Sieysherr 
und Ueberwinder des Todt und des Teufels, Herr der Herr- 
lichkeit, Pfleger der Wittwen und Waisen, Trost der Ar- 
men und Bedrängten, Richter der Lebendigen und Todten, 
und des himmlischen Vaters Geheimster und Vertrautester 
Rath, Ein Herr des Feuers und des Wassers und der gan- 
zen Welt regierender Herr, Herr 
TEZ2MI CVHZTEREV.FLY TBENLD TG 


Feuer und Flammen, als ich dich siehe an, du sollst stille 
stehn! Das yebiet dir der heilige St. Florian, dass du still 


167 


stehest! So wahr als stille stund das Wasser im Jordan, 
da St. Johannes taufte. Feuer und Flamm, du höchster 
Gast, Greif nit weiter, als was du hast; (es) Brenne 
keine Flammen zu dieser Frist bei dem süssen Namen Herrn 
Jesu Christ; Halte ein und auf mit aller Macht, So wahr 
als Gott Himmel und Erden geschaffen hat, dass du, Feuer 
und Flamm, bist gebunden mit den Banden und Stricken, 
daran unser lieber Herr Jesus Christus gebunden war. 
Feuer und Flamm, Du wahres Element, dich hat Gott ge- 
segnet, so wahr als den Kelch und den Wein und das 
wahre Himmelsbrot, das Gott seinen heil, zwölf Jüngern 
gab. Feuer, stehe still und gehe nicht weiter und fehr 
(ferre, ferne), als ich N. begehr, bis Maria, Mutter Got- 
tes, ein andern Sohn gebär: das zähle ich dir, Feuer, zur 
Buss bei der Kraft Gottes des Vaters ete. etc. Amen. 


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Zur Geschichte 


milder Stiftungen 


Lande ob der Ens. 


Von 


Joseph Gaisberger. 


III. Lieferung: 


Das Linzer Bürgerspital und die damit vereinigten Stiftungen. 


—so9r— 


Mus, Jahr. Ber, XXII, 42 


«Selig ist, der des Armen und Dürftigen gedenket; am Tage des 
Unglücks wird ihn erretten der Herr. Der Herr behüte 
ihn, und erhalte ihn beim Leben; er bringe ihm Hilfe 
auf dem Bette seiner Schmerzen, Psalm. 40. 


vorwort. 


Die Freunde und Gönner unseres vaterländischen Museums 
erhalten hiemit die dritte Lieferung: »Zur Geschichte milder Stif- 
tungen im Lande ob der Ens.« Beschäftigten sich die beiden ersten 
vorzugsweise mit den Anstalten, welche in der Hauptstadt für Er- 
ziehung, Unterricht und Bildung der heranblühenden Jugend ge- 
stiftet wurden, so verweilet diese auf dem Gebiete der Versorgung 
und Verpflegung des siechen, hilflosen, verlassenen Alters. Und 
warlich! auch auf diesem hat sich der wolthätige Sinn der Be- 
wohner dieser Stadt glänzend bewährt und in sechs Anstalten 
schöne, unvergessliche Denkmale der Mildthätigkeit zurückgelassen. 
Mehr als hundert Individuen fanden darin für ihr Alter fortwährend 
nicht bloss eine Stätte der Zuflucht, sondern auch — je nach 
Verschiedenheit der gebotenen Mittel — ein grösseres oder ge- 
ringeres Mass von Unterstützung und Verpflegung; jedenfalls soviel, 
dass sie am Abend ihres Lebens eine friedliche Stelle fanden, wo 
sie das ermüdete Haupt hinlegen konnten. Aber nicht bloss auf 
die leibliehen Bedürfnisse der Aufgenommenen beschränkte sich 
die schützende Fürsorge der Wolthäter; sie umfasste gleichzeitig 


auch die der Seele, und weckte und unterhielt durch festbestimmte 


12% 


72 


häusliche Andachten und religiöse Uebungen einen frommen und 
gottergebenen Sinn. — Leider! hat die Zeit, der Umschwung in 
den Meinungen und Ansichten der Menschen auch an diesen An- 
stalten so arg gerüttelt, dass von allem, was sie ehemals gewesen, 
was sie gewährt, wenig — nur noch der Name und ein täglicher 
Unterstüzungs-Beitrag in Geld — Tagesporlion — übrig geblieben 
ist. Um so melır bleibt die einfache Schilderung der Gründung 
dieser Anstalten, ihrer Wandlungen und Schicksale eine heilige 
Pflicht, welche dem Andenken an die edelgesinnten Stifter und 


Wolthäter die Gegenwart schuldet. 


St. Florian, am 8. Mai 1862. 


Der Verfasser. 


Das Linzer Bürgerspital und die damit 
vereinigten Stiftungen. 


I. Das Linzer Bürger-Spital zum heil. Geist. 


1. Fruchtloser Versuch, die christlichen Wolthätigkeits- 

Anstalten ins Heidentum zu verpflanzen. Mannigfaltigkeit 

dieser, ihre Vermehrung, Leprosenhäuser, Lazarethe, heil. 
Geistspitäler. 


Nieht einmal der arglistigste Christenfeind, Julian, der 
Abtrünnige, konnte den, alle Verhältnisse des menschlichen 
Lebens wolthätig durchdringenden und veredlenden Einfluss des 
Christentums sich jemals verbergen; ja von seinem leidenschaft- 
lichen Streben, den religiösen Gehalt des Heidentums zu erhöhen 
hoffte er nur dann einigen Erfolg, wenn es ihm gelänge, jene 
christlichen Elemente in das Heidentum zu verpflanzen, die nach 
seiner Anschauungsweise der Lehre des göttlichen Heilandes so 
zalreichen Anhang gewonnen; wohin er vor Allem die Anstal- 
ten der Wolthätigkeit gezält hatte. — Kaum sah er sich 
“daher auf dem Throne gesichert, wendete er dieser Aufgabe seine 
Sorgfalt zu. Als Augustus zugleich Leiter des gesammten Reli- 
gionswesens (Pontifewx maximus) schärfte er den übrigen Priestern 
nicht nur Heiligkeit und Reinheit des Wandels, sondern insbeson- 
dere auch Milde und Wolthätigkeit gegen jedermann ein; in dem 
Schreiben an Arsacius, den Öberpriester der Provinz Galatien, 
befiehlt er die Errichtung von Herbergen in einzelnen Städten, um 
Fremdlinge, Dürftige, Arme, sie mögen welchem Glauben immerhin 


174 


angehören, darin mit aller Liebe zu bewirten; für die Mittel, von 
denen alles bestritten werden soll, habe er bereits Vorsorge ge- 
troffen. »Es ist eine Schande, fügt er hinzu, wenn von den Juden 
niemand betteln geht, die gottlosen Gal:iläer (so nannte er höh- 
nend die Christen) dagegen nicht bloss die ihrigen, sondern 
auch die unsrigen ernähren, so dass es den Anschein hat, als ob 
wir den unsrigen keine Hilfe und Unterstützung zukommen liessen. 
Belehre auch die Heiden, dass sie zu solchen Dienstleistungen bei- 
tragen ').« — 

Durch solehe Anordnungen und dadurch befohlene Wolthä- 
tigkeitsanstalten hoffte er das Heidentum veredelt und gehoben, 
den heidnischen Baum mit den schönsten christlichen Früchten 
geschmückt und dem Christentum einen gefährlichen Rivalen an 
die Seite gestellt zu schen. — Eitle Hoffnung! Was der Kaiser 
angeordnet, war ein Samenkorn ohne empfängliehen Boden, ein 
Zuruf, der in den Herzen der Heiden keinen Anklang gefunden, 
da noch immer die Ansicht Geltung hatte, dass warme Teilnahme 
als Gebrechen einer kleinlichen Seele alle Guten vermeiden sollen ?). 

Eine ganz andere Gesinnung beseelte die Christen. Die 
Teilnahme für Leidende, die Sorge für Dürftige und Arme wurzelt 
ja Im innersten Wesen des Christentums; auf dem Gebote der 
Liebe »beruht das ganze Gesez und die Propheten« — und selbst 
die kleinste Gabe — ein Trunk frischen Wassers dem Durstenden 
dargereicht, galt gewissermassen demjenigen, der menschliche Ge- 
stalt angenommen und selbst dieses Gebot, bis zum Kreuzestode 
befolget hat. — Desshalb war, wie die Apostelgeschichte zeigt, 
thätige Nächstenliebe bereits im Beginne des Christentums ein un- 
vertilgbares Merkmal seiner Bekeiner und blieb es, wie selbst der 
feindselige Julian eingestehen musste, unter dem Schwerdrucke der 


härtesten Verfolgungen. — Kaum aber waren diese geendet, trat 
!) Juliani epistola 49. — Kaiser Julian, der Abtrünnige, von J. Auer, 


Wien 1855. S. 199. 
?) Omnes boni miserieordiam vitabunt, est enim vilium pusilli animi. Seneca 
de clementia I. V, — 


175 


sie in so hellerem Glanze hervor. — Das Wort des göttlichen 
Heilandes: »Arme werdet ihr immer unter euch haben« — wol 
zu Gemüt führend, sorgte die thätige Nächstenliebe nicht nur für 
die Gegenwart sondern auch für die Zukunft; sie rief unter Lei- 
tung und Unterstützung der Kirche — Anstalten der Milde ins 
Daseyn, die auch den kommenden Geschlechtern in den mannich- 
faligen Nöten und Bedrängnissen des Lebens ein gastfreundliches 
Obdach darbieten könnten, 

Bereits im sechsten Jarhunderte werden Anstalten für Arme, 
Kranke, Verwaisete, Altersschwache ') auf eine Weise erwähnt, dass 
sie nicht erst damals entstanden seyn können. Die karolingischen 
Könige voll Eifer und Sorgfalt für die Begründung und den Unter- 
halt solcher Anstalten bestimmten nach altem Gebrauche hiezu einen 
Teil der bischöflichen und klösterlichen Zehnten und Opfer, er- 
klärten die für Arme, Kranke, Dürfige errichteten Gebäude für 
geheiligte, unantastbare Orte ?) und übertrugen die Aufsicht 
und Leitung derselben den Bischöfen und Vorstehern der Klöster; 
ja bald wurde kaum ein Kloster angetroffen, das nicht eine solche 
Anstalt zur Beherberguug der Fremden, der Armen, der Kranken 
an seiner Seite gehabt haben sollte. Und nicht ärmer waren die 
folgenden Jarhunderte an solehen Werken der christlichen Näch- 
stenliebe. Immer hatte diese wachen und hellen Bliık für die 
möglichen Gefahren, Leiden und Bedrängnisse der Mitmenschen, 
um vorbeugend, unterstüzend, helfend da einzutreten, wo Rat, 
Hilfe, Trost und Schuz am dringendsten schien. Daher sorgte sie 
nicht bloss für Kranke und Arme, für Kinder und Hochbejarte, 
sondern — nachdem die Wallfahrten in das gelobte Land, in die 
ewige Stadt Rom und an andere heilige Orte sehr zugenommen 
hatten — auch für Reisende, Wanderer und Pilger. Die zu diesem 


1) Ptocholrophia, nosocomia, orphanotrophia, gerontocomia. (God. Justi- 
nian. I. Tit. Ill. 46. 

2) Pfochotrophium, id est, venerabilis locus, in quo pauperes et infirmi 
homines pascuntur. Nosocomium, id est, locus venerabilis, in quo aeg- 
roti homines curantur. Capitulare. 


176 


wolthätigen Zwecke hervorgerufenen Anstalten gewährten den 
durch verödete Gegenden, über wenig betretene Gebirgszüge Wan- 
dernden, durch mamnichfaltige Gefahren bedrohten und ermüdeten 
Pilgern einen Platz der Ruhe, der Erquickung — ein gastliches 
Obdach, daher hospitia, hospitalia zugenannt. — 

Um die uralten, uns ferner liegenden Hospitien auf dem 
Mont-Cenis, auf dem grossen St. Bernhard mit Stillschweigen 
zu übergehen, stiftete vor dem Ende des Jares 1146 der edelfreie 
Piligrin v. Salchheymen, nachdem er den Dienst der 
Waffen mit dem Dienste Christi vertauscht, mit all seinem Gute 
zu Vechelapruke ein Spital für Pilger und Arme °), ebenso im 
Jare 1160 Ottocar VI. von Steiermark am Fusse des 
Semering im Zerewald mit reicher Ausstattung ein Hospital 
um den Bedrängnissen der Reisenden und Armen in seinem Lande 
einigermassen abzuhelfen ?). — An den gefährlichen Stromschnellen 
der Donau, unterhalb Grein, am Struden und Wirbel, 
wo die Gefahren des Schifbruchs so gross und drohend waren, 
gründete die edle Frau Beatrix von Chlamb im Jare 1185 
zu St. Nikola am Struden »zum Frommen der Fremden und 
anderer Wanderer ein Spital und eine Kirche, damit sie bier die 
süssen Tröstungen der Nächstenliebe finden könnten 3).« — Nur 
wenige Jare nachher stiftete am Fusse des Pührn, an dem 
rauhen Uebergangsgebirge aus Oberösterreich nach Steier- 
mark und von danach Kärnten undItalien, Otto Il. Bischof 
von Bamberg, in dem seiner Kirche angehörigen Garsten- 
thale ein Spital, und wies diesem genau begränzte Besitzungen, 
eine Baustelle, und eine bedeutende Waldung am Erlibache an ®). 


') Stülz, Geschichte von St. Florian. 8. 249. 

?) Statuimus peregrinorum et pauperum per lerram nostram levare inopiam. 
Calles. Annal. Austriae T. II. 55. 

°) Nobilis mulier Beatriwx de Chlamb hospitale ad peregrinorum usus et 
aliorum transeuneium construere cepit et Ecelesiam fabrieare — ut ibi 
peregrini ac Iranseuntes grala reperiant solacia karilatis. Urkunden- 
buch des Landes ob der Ens, Il. 594. 

4) Urkundenb. II. 4253 — 425, 


177 


Nach diesem Vorgange schenkte auch der Herzog von Steier- 
mark seine dortigen Lehen dahin !), und Coelestin II]. soleher 
Anstalten wolthätiges Wirken jederzeit unterstüzend, nahm dieses 
Spital nicht nur in seinen Schuz sondern erteilte ihm auch die Erlaub- 
nis, in den Diözesen von Salzburg und Passau Sammlungen zu 
veranstalten ?2). Ein anderer Edler unseres Landes, Friderich 
von Rot, hatte schon etwa sechzig Jare vorher den Reisenden, 
die aus dem Westen diesen Weg über den Pührn nach Italien 
einschlugen und die Brüke zu Wels zum Uebergange über die 
Traun benüzten, dadurch einige Erleichterung verschafft, dass er 
sie von der Entrichtung des Brückenzolls, welcher der Kirche zu 
Würzburg gebürte, durch freiwillige Hingabe einiger seiner 
Besizungen befreite 3). In gleicher Gesinnung erbaute im Jare 
1293 Bernhard von Prambach Bischof von Passau im 
vereinsamten und von Wäldern damals umrungenen Donauthale 
ein kleines Kloster, Engelscell und stallele es mit seinem 
väterlichen Erbteile grossmütig aus, damit die armen Wanderer, die 
von Eferding nach Passau durch jene wenig gesicherte Ge- 
gend zögen, dort aufgenommen und mit Speise und Trank erquikt 
werden könnten 4). — 


Die nächstfolgenden Jarhunderte boten ein weiteres Feld dar, 
worauf die vom christlichen Glauben durchdrungene, menschen- 
freundliche Gesinnung sich glänzend bewähren konnte. In Folge 
der zalreichen Pilgerfahrten, wie der Kreuzzüge, die oftmals unser 
Land berührten, war nicht bloss die schreckliche Krankheit des 


'!) Urkundenb. II. 423 —- 425. 

2) Urkundenb. Il. 444 — 445. 

3) Urkundenb. Il. 171. 

4%) Cum ascendentibus versus Pataviam nee per longam vie distuntiam, hoc 
est inter Everding et Pataviam, honesti viri aliquod invenirent hospitium 
nee pauperes receplaculum aut corporis alimenlum — salubre providi- 
mus velut in medio sputio itineris habilaculum Dei fieri ubi possent cu- 
pita transeuntium faligatorum reelinari, Stülz, Geschichte des Klo- 
sterss Wilhering, $. 570, 


178 


Aussazes, sondern auch die Pest in das Abendland gedrungen, 
denen im fünfzehnten Jarhunderte der schwarze Tod auf dem 
Fusse gefolgt war. Mehrere Jare hindurch wurden davon die 
österreichischen Länder und Deutschland auf arge 
Weise verheert. Einzelne christlich gesinnte Menschen, fürstlichen 
und bürgerlichen Standes, wie ganze Gemeinden, Städte und Ort- 
schaften wetteiferten den Unglüklichen, soweit menschliche Hilfe 
ausreichte, alle möglichen Dienste zu leisten. Zur Aufnahme und 
Pflege dieser Erbarmungswürdigen wurden — zumal für Aussäzige 
und Pestkranke, in mehr abgelegener Gegend, Krankenhäuser 
errichtet, welche Leprosenhäuser — von lepra, der Aus- 
saz — oder nach dem Namen des armen Lazarus, welchen 
der Heiland in der Gleichnissrede bei Lukas 16, 19—31 neben 
dem reichen Prasser anführt, Lazarethe und hospitalia 
genannt wurden, — 

Manche von diesen wurden, gleich demjenigen , welches 
schon im achten Jarhunderte von einem angelsächsischen Könige 
in Rom unter dem Namen Sassıa gegründet, und von Inno- 
-cenz Ill. erweitert dem h. Geistorden anvertraut worden war 
(1204) eben diesem Orden zur Leitung übergeben. Bereits fünf 
Jare nachher ward ein ähnliches in Oesterreich von Leo- 
pold VII. am rechten Ufer der Wien, in der Gegend der heutigen 
Karlskirche errichtet und gleichfalls dem h. Geistorden über- 
geben. Fast hundert Jare nachher erlangte eben dieser Orden 
auch im Lande ob der Ens, in Pulgarn, eine Stätte, durch 
den frommen Sinn der edlen Frau Margaretha von Falken- 
berg, die hiedurch den lezten Wunsch ihres Gemahls, Ulrichs 
von Gapellen, gewissenhaft erfüllte !). — 

Wenn an andern Orten solche Anstalten auch nicht dem ge- 
nannten Orden anvertraut wurden, waren sie doch unter den 
Schutz des heiligen Geistes, des Trösters der Armen und Kran- 
ken, gestellt, woher sie »Heiligengeist-Spital, Spital 


1) Stülz, Geschichte des Klosters des h. Geistordens zu Pulgarn, 
in den Beiträgen zur Landesknnde von Oesterr. ob der Ens, II. 60. — 


179 


zum heiligen Geist« hiessen; Namen, die den Anstalten, 
auch wenn diese durch Zeitverhältnisse mancherlei Veränderungen 
erlitten hatten, doch unverlierbar geblieben sind und den ur- 
sprünglichen Charakter noch immer widerspiegeln. 

Eine solche Anstalt gründete im J. 1401 ein einzelner Bür- 
ger in der Murvorstadt zu Graz, Nikolaus Ess] und fügte die 
Kapelle zum h. Geiste hinzu. ') Heinrich, Herzog v. Baiern- 
Landshut, genannt der Reiche, stiftete 1417 das h. Geist- 
gotteshaus und Spital in Braunau ?), dem nach drei Jaren ein 
ähnliches, wieder dem h. Geist geweihtes zu Judenburg durch 
den Edlen Johann v. Greissenek, ?) und wieder wenige Jare 
nachher ein gleichgenanntes zu Schärding am Inn nachge- 
folgt war. 4) Aber diesen war an Alter das h. Geist-Bürger- 
Spital zu Linz vorangegangen und wir wollen, was sich 
über seine wechselnden Verhältnisse zerstreut vorfindet, in Kürze 
zusammenstellen. 


2. Wahrscheinlicher Zeitpunkt der Gründung des Linzer- 
Bürgerspitals;Umfang des ursprünglichen Stiftungsgules; seine 
Vergrösserung durch Schenkungen, Vermächtnisse und Zu- 
stiftungen von beiläufig 1500 — 1626 nach Chr. 

Ueber das Stiftungsjar und das älteste Stiftungs- 
Gut des Bürgerspitals steht nichts sicheres fest. Ein sonst 
gut Unterrichteter nimmt als Stiftungsjar 1334 an; allem An- 
scheine nach durch ein Missverständniss irre geführt. 5) »Die Chronik 
der Stadt Linz« von dem sorgfältigen Registrator, Leopold Josef 
Sündt, der am Ausgange des 17. und in den ersten Dezennien 
des achtzenten Jahrhunderts lebte, aus den Akten der Registratur 


!) Klein, Geschichte des Christentums in Oesterr. und Steiermark, II. 416. 

2) Söltl, die frommen und milden Stiftungen der Wittelsbacher, Lands- 
hut 1858. S. 51. 

3) Klein, III. 416. 

4) Lamprecht, Schärding am Inn. Wels 1860. S. 552. 

5) Fundationis antiquitate praestat hospitale eivicum, anno 1554 con- 


ditum, Insprugger II. 19. 


180 


zusammengetragen, bemerkt zum J. 1334: Das »Bürgerspital be- 
stand von uralters her nur in einem Hause und einer kleinen 
Kapelle, welch leztere man ın diesem Jare etwas besser er- 
baute, wozu der Ritter Ulrich von Tann !) und Friderich der 
Tungozzinger ?), Bürger allhier, zu Ehren des h. Geistes 
einen Kaplan und Gesellenpriester mit Bewilligung Alberts des 
Bischofs von Passau (1320 — 1342) gestiftet hatten, welehe täg- 
lich zwei heilige Messen zu lesen und zu gewissen Zeiten eine 
Predigt zu halten verbunden waren.« — 

Somit bestanden Spital und Kapelle bereits früher; im ge- 
dachten Jare wurde das Spital nicht erst gegründet, nur die Ka- 
pelle erweitert. — Hiemit ist freilich der Zeitpunkt der Stiftung 
noch nicht bestimmt und nur ermittelt, dass diese vor dem Jare 
1334 statt gefunden haben müsse. Im Zusammenhalte mit dem, 
was voraus erwähnt wurde, wird man jedoch nicht allzuweit irre 
gehen, wenn man das erste Dezennium des vierzehnten Jarhunderts 
als wahrscheinlichen Anfangspunkt annimmt. Natürlich nahmen die 
damaligen unbedeutenden Gebäude nur einen kleinen Teil jener 
Area ein, auf der sich der jezige Bürgerhof ausdehnt. 


!) Vergl. weiter unten. 

2) Tungozzinger, ein angesehenes, wolhabendes, frommes Bürger - Ge- 
schleeht in Linz, das hier und in Steier in mehrern Zweigen blühend, 
in vielen Urkunden des 14. Jahrhunderts, die für Linz und die Klöster 
Wilhering, St. Florian, Garsten und Gleink ausgestellt wurden, 
entweder als Zeugschaft leisteund oder handelnd und vergabend ‚aufge- 
führt wird. — Friderich, der Wolthäter des Spitales, war zufolge einer 
Wilheringer-Urkunde vom 24. April 1520, Richter in Linz. In einer 
andern vom 10. August erscheint er zugleich mit seinem Sohne Fride- 
rich, und heisst von da an bis 1555 gewöhnlich Friderich der alte 
Tungozzinger. Im J. 1560 ist ein anderer seiner Söhne Paul, 
Richter in Linz, und Friderich eben daselbst Ungelter (Mautner) 
im Jare 1365. Ein Enkel, gleichfalls Friderich genannt, Pfarrer in 
Steier, erscheint in einer Gleinker- Urkunde vom 21. Dezember 1591, 
als Zeuge für seine Tante Catharina, die Wittwe Erasmi des Schrei- 
bers von Steier. Eben dieser Friderich ward später zum Prälaten 


von Garsten gewält. — 


ET, us u u N N N 


181 


Das Stiftungsgut, welches den Fortbestand der Anstalt 
vorzugsweise sicherte, waren nach der Sitte jener Zeit, die auf 
realem Grunde baute, liegende Gründe, Früher Eigentum des 
Gemeindewesens wurden sie in christlicher Gesinnung dargebracht, 
um Verarmten, Kranken, Hilflosen — zumal aus seiner Mitte — 
einen Zufluchtsort zu eröffnen. Den ursprünglichen Umfang dieser 
Gründe anzugeben, ist unmöglich; jedenfalls waren sie bereits in 
der zweiten Hälfte des vierzehnten Jarhunderts von bedeutender 
Ausdehnung und bildeten einen beinahe ununterbrochenen Komplex 
von Aeckern, Gärten und Wiesen, welcher im Süden der eigent- 
lichen Stadt beginnend, in einem grossen Bogen um ihre östliche 
Seite sich umherschlang und in ihrem Nordosten dureh die Donau 
geschlossen ward; sie nahmen somit einen grossen Teil jenes 
Raumes ein, auf dem die Vorstädte, die wir die obere und 
mittlere nennen, um vieles später erbaut worden sind. 

Die Bewirthschaftung dieser ausgedehnten Gründe, die einem 
Spitalmeister anvertraut war, sollte durch ihre Erträgnisse 
den Unterhalt der Pfründler schaffen und decken. Hatten sich 
hiebei allmälig Missbräuche eingeschlichen, oder walteten ökono- 
mische Rücksichten vor, ist nicht bekannt; im J. 4377 gieng 
man von der bisherigen Verfahrungsweise ab. Der damalige Stadt- 
richter und Mautner, Friderich Krafft von Pazzau, der Stadt- 
rat und die Gemeinde der Bürger vererbrechteten mit Wissen und 
Rat des obderensichen Hauptmanns, Heinrich von Wallsee (1376 
— 1386) alle die Spitaläker und den Baumgarten dabei sammt 
zweien Krautgärten, dann die Pflanzenbeete, Wiesmahd und die 
Felder in dem Werd dem Ulrich vonTann, 1) seiner Hausfrau und 
ihren Erben um 32 Pfd. Wienerpfenninge und mit dem Gedinge, 
»dass sie järlich in den Spitalhof 6 Mezen Waiz, 2 Mut dürres 
Korn, ein Mut Hafer, ein halbes Mut Gerste, 40 Mezen Amb. 


') Vermuthlich der Sohn des oben angeführten Wolthäters. Dieser er- 
scheint mit seinem Bruder Hanns von Tann in mehrern Urkunden aus 
der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts als Zeuge; im Jare 1554 war 
er bereits todt. 


182 


(Amer? Sommerdinkel?), zwei Nährschweine, jedes 60 Pfd. Pfen- 
ninge wol werth, 3 Fragner Säke mit Obst, und von dem Kraut- 
garten das Drittel gesottenes Kraut dienen und liefern, beinebst 
denen armen Pfründlern vier Kühe halten und mit ihrem Vieh 
zu Haus und im Feld ernähren; dann für die armen im gedachten 
Spitalhof die Gemächer, den Stadl und Bauhaus, den Kasten oben 
auf dem Keller, den Stall zunächst der Kirchen mit Dach nach 
ihrer Nothdurft bewahren sollen.«e — 

Wenige Jare nachher (1392) übergab vorerwähnter Ulrich 
von Tann den Spittelhof mit den dazu gehörigen Grundstücken 
seiner Tochter Dorothea und seinem Schwiegersohne Rudel 
dem Pinter von Langhag, die dem Richter, dem Rate und 
dem Spitalmeister alle Forderungen und Dienste zu reichen an- 
gelobten. 

War hiemit für den Unterhalt der Pfründler Vorsorge ge- 
trofen, so wurde überdiess — wenigstens zeitweilig — eine Samm- 
lung von Geld und Viktualien auf dem Lande für das Bürgerspi- 
tal bewilligt. Um vieles mehr gewährte die Mildthätigkeit derjeni- 
gen, welche von Gott mit zeitlichen Gütern gesegnet, in den in 
dieser Anstalt geborgenen Armen, Kranken, Hilflosen den Gegen- 
stand fanden, der vom göttlichen Heilande seinen Bekennern so 
liebevoll war an’s Herz gelegt worden. Das war, wie anderwärts, 
so auch hier der nie versiegende, der unerschöpfliche Quell, der 
in vielen, vielen Kanälen seine hellen Wasser versendet, um zu 
erfrischen, zu stärken, was zu welken, was zu verschmachten in 
Gefahr ist. — Auf diesem Wege flossen Gaben und Schenkungen 
vorübergehender Art, aber auch Vermächtnisse und förmliche Zu- 
stiftungen ein, an deren Früchten die Dürftigkeit und Armut sich 
auch jetzt noch erfreuen kann. 

Die älteste Schenkung rührt her von der edlen Stifterin des 
Spitales zu Steier, von der römischen Königin Elisabeth, 
die in ihrem Testamente vom 24. April 1328 unter den vielen 
Anstalten, welche sie bedachte, auch des Spitales zu Linz 
nicht vergass. Zugleich mag diess zur Bestätigung der Ansicht 
dienen, dass das oft erwähnte Institut vor dem Jare 1334 ge- 


183 


gründet worden sein müsse. — Eine andere frommgesinnte Frau 
Bertha die Zartin hatte am 44. November 1349 im Einver- 
ständnisse mit ihren Kindern Peter und Klara die reiche Schen- 
kung von sieben Gütern »am Dietreichsperig«e in der Riedmarch 
an das Kloster Wilhering mit der Widmung gemacht, dass 
der Abt und die Sammlung (Konvent) dem Stadtpfarrer zu 
Linz und dem Spitale der Siechen daselbst je 6 £ 
Wienerpfenninge järlich diene, wofür der Pfarrer von Linz für sie 
und ihre Vorvordern ewiglich einen Jartag halten sollte. -—— Die 
bedeutende Schenkung des Holzberger- und Hausergutes 
zu Berg »zur Mehrung der Spitaler« erfolgte im J. 1445 von 
dem Bürger in Linz, Peter von Ordach, unter der Bedingung, 
dass »jeder Kaplan im Spital alle Sonn- und Montage des Ge- 
bers und seiner Erben mit einem englischen Grusse gedenken, 
nach Gottesleichnamstag aber eine Seelenmesse halten und vom 
Spitale dagegen 20 & empfangen solle. « 

Grosse Verdienste um das Bürgerspital erwarb sieh nicht 
lange hernach der Spitalmeister Georg Waldinger, der diese 
Stelle viele Jare hindurch mit grosser Umsicht, rastloser Thätig- 
keit und edler Uneigennützigkeit bekleidete. Aus den, von ihm 
in den Jahren 1493 — 1495 gelegten Rechnungen erhellet, dass 
durch ihn ein eigentliches Urbarium zu Stande kam, worin das 
Besiztum der Anstalt: Liegende Gründe, Zehnte, Geld- und Ge- 
treid - Dienst, namentlich aufgeführt waren. Doch waren unge- 
achtet der redlichsten und weisesten Verwaltung die er handhabte, 
die Einkünfte nicht immer zureichend, sämmtliche Ausgaben zu 
deken; um die Pfründler ordentlich zu unterhalten, musste die 
Sammlung von Geld und Lebensmitteln auf dem Lande fortgesetzt 
werden. 

In diese Zeit der umsichtigen Verwaltung dieses Mannes 
fallen auch diese Erwerbungen: Am Sonntage Invocavit 1498 
wurde von Maximilian Brandstätter der freieigene Zehent zu 
Aich (Waldeck) auf dem Rieplbauerngute (später 
Schieferstein, jetzt der Westbahn gehörig) für das 
Bürgerspital erkauft, — Am Georgitag 1510 erteilte Kaspar v. 


184 


Schallenberg zu St. Ulrich und Luftenberg dem 
Spital einen Verleihebrief über den Zehent des Münchhofes 
zu Thalheimb der Pfarre Schönhering, anfänglich unter 
der Bedingung, dass alle 42 Jare ein neuer Lehenbrief zu neh- 
men war; was im Todesjare des Wolthäters »1535« ganz auf- 
gehoben wurde. — Bereits vor dieser Begünstigung hatte der 
Kaplan zur heiligen Dreifaltigkeit, Caspar Sulzberger, dem 
Spitale ein Kapital zugeeignet, damit von den Interessen an den 
Quatembertagen unter andern auch an die Armen im Spitale drei 
Schillinge Pfenninge ausgeteilt werden könnten. Der Betrag des 
Kapitals wird nirgends erwähnt, war jedoch allem Anscheine nach 
nicht unbedeutend ; die Pfarrkirche, die im Jahre 1509 durch 
einen furchtbaren Brand den Turm und alle Gloken verloren, ver- 
schrieb am Lamberti- Tage 14511 dem Spitale für das Darlehen 
dieses Kapitals den ganzen ihr zustehenden Auzehent und räumte 
ihn dem Spitalmeister für dasselbe ein. — Im nämlichen Jare 
wurde von Peter und Franz Hausruker und deren Ge- 
schwistern wegen einer dem Spitale schuldigen Summe und ver- 
sessenen Interessen, der ganze Zehent auf der Rissenhub, dann 
der ganze Zehent auf zwei Feldern des Gutes zu Oed (Gemeinde 
Leonding) mit allen zustehenden Gerechtsamen als ein frei- 
eigenes Gut überlassen. — Waldinger, der zum Wole dieser 
Anstalt, wie erwähnt so vieles zu Stande gebracht, bedachte diese 
auch bei seinem Lebensende und vermachte ihr‘ testamentarisch 
sein eigenes »Haus, Aeker, Stadel, und Garten vor der Stadt am 
oberen Burgfeld an der Landstrassen im Landweg gelegen,« wo- 
für der Magistrat die Summe von 300 Pfd. Pf. am Georgitag 1543 
an das Spital entrichtete. 

Der Ruf der Anstalt war bereits so fest gegründet, dass ihr 
Schenkungen und Vermächtnisse nicht nur aus der Nähe sondern 
auch aus der Ferne zu Teil wurden. So wurde das Glanzer- 
gut zu Strass am Neubau, in der Hörschinger Pfarre, 
welches im Jahre 1543 von der St. Erharts-Zeche (Bruder- 
schaft der Schuster) erkauft worden war, am 16. Dezember 
1549 dem Spitale freieigen überlassen unter der Bedingung , dass 


185 


die armen Brüder und Schwestern, Meister und Gesinde im Spi- 
tale mit allen Notwendigkeiten versehen werden sollen, — 
Barbara Kranzinger schenkte in ihrem Testamente 4567, 
5 Pfd.Pf. und Susanna Veigl gleichfalls in Folge leztwilliger 
Anordnung vom 40. September 4576 »den armen im Bürgerspital 
wohnenden Leuten drei gwendt Aeker im untern Burgfeld vor 
der Stadt zu Linz gelegen« — gleichwie durch Wolfg. Schauer 
ein Viertel Weingarten in Aichweg bei Klosterneuburg 
am 25. September 1609 eben dahin vergabt worden war. 


3. Die Zustände des Bürgerspitals verschlimmert durch den 
Bauernaufruhr. Massregeln zur Verbessserung derselben; 
neue Vermächtnisse und Zustiftungen, vom Jare 1626 — 1754. 


Das Bürgerspital bestand bereits dreihundert Jare zum Wole 
und Troste vieler, die da für ihr hilfloses Alter einen Ort der 
Zuflucht gefunden hatten. Von namhaften Unfällen war dieses Haus 
immer verschont geblieben. Das änderte sich. Auch Anstalten der 
Wolthätigkeit unterliegen denselben Wechselfällen, wie die ein- 
zelne Familie. Was der arbeitsame Hausvater mit Mühe erworben, 
mit eigener Aufopferung gesammelt, und als Sparpfening seinen 
Kindern zu hinterlassen gedacht, geht oft durch einen unerwar- 
teten Unfall, der ausser aller Berechnung lag, plötzlich verloren , 
und nicht bloss die Gegenwart bleibt getrübt, auch der Blick in 
die Zukunft ist umdunkelt. So erging es unserer oft genannten 
Anstalt. — Der dreissigjärige Krieg, im zweiten Jarzehend 
des 17. Jarhunderts in einem benachbarten Lande begonnen, 
machte sich, obgleich in weiterer Entfernung geführt, bald auch 
hier allzusehr fühlbar. Was christliche Liebe sonst gerne dem 
Dürftigen, dem Hilflosen darreicht, forderte der Krieg für sich 
und die edle Regung des Mitleids musste vor dem Drange der 
Kriegsbedürfnisse allmälig ganz und gar verstummen. Zum grössten 
Unglüke wurde die Brandfakel der Zwietracht auch in unser eige- 
nes Land geschleudert; ein innerer Aufruhr genährt durch Aus- 
länder erhob das Schlangenhaupt und wälzte sich gegen die Haupt- 


stadt heran und schloss sie so enge ein, dass die eigentliche 
Mus. Jahr. Ber. XXU. 13 


186 


Stadt auf allen Seiten von den wütenden Rebellen umrungen und 
belagert, die Vorstädte und somit auch das Bürgerspital Feindes- 
händen preisgegeben blieben. Die Wut der aufrührer'schen Bauern 
erreichte den höchsten Grad, nachdem ihr oberster Anführer, 
Stefan Fadinger, als er eben die Anordnungen zu einem 
Hauptsturme auf die Stadt traf, am 28. Junius 1626, tödtlich 
verwundet vom Pferde sank und nur mit genauer Not nach Ebels- 
berg gerettet worden war, Zwei Tage darnash stekten die Re- 
bellen sogar die Vorstädte in Brand, wodurch ausser 55 Scheunen 
auch gegen achtzig Häuser zu Grunde gingen. Das wütende Ele- 
ment hatte das ausser dem Schmidthore gelegene alte Ball- 
haus ergriffen. Das »ungeheure Dachwerk« dieses Gebäudes ver- 
breitete den Brand schnell auf das benachbarte Bürgerspital und 
seine Kirche, die sammt dem Spitalhofe und seinen Nebengebäuden 
in Asche gelegt wurden. Die Drangsale und Leiden hatten auch jetzt 
noch kein Ende; der Zustand der Belagerung durch die wütenden 
Bauern dauerte fort. Als man endlich nach sechswochentlicher 
Qual daran ging, das erhaltene notdürftig zu schützen, zeigten 
sich die grossen Schäden und Verluste. 

Die Felder, Gärten und Wiesen des Spitals waren, 250 
Jare fremder Bewirtschaftung überlassen, jezt »ziemlich abgeödet;« 
der lezte Besizer, Hanns Krensberger — insgemein Spittel- 
bauer genannt -—— war auf die Gant gediehen und bald darauf 
verstorben ; die Gebäude lagen in Trümmern und forderten gebie- 
terisch schleunigen Wiederaufbau. — Bei diesem Baue, der 1630 
begonnen ward, erhielt das Bürgerspital eine grössere Ausdeh- 
nung ; der Spitalhof ward damit in Verbindung gebracht, der dahinter 
liegende grosse Garten ihm zugeeignet, und mit einer Mauer um- 
schlossen. — Zur Bestreitung all dieser Auslagen und zur Tilgung 
von Schulden musste ausser einer Area von drei Tagwerken an das 
Siechenhaus zu Strassfelden wegen einer Schuld von 300 fl. 
— ein grosser Teil der Stiftungsgründe im Jare 1636 hindange- 
geben werden, nämlich : 

4) Das Burgfeld, sogenannt, weil es die Ostseite des 
Stadt - Burgfriedens abschloss. Es umfasste vom Lazaret- 


187 


Felde an das Feld bei der eisernen Hand, das Spiz-Semi- 
narium- und Karmeliter-Feld gegen dreissig Tagwerk 
betragend. 2) Das Gottesaker- und Siechenhausfeld 
— von dem Siechenhause Strassfelden (Erziehungshaus, 
ordinäres Militärspital- Reconvaleszentenhaus) bis zum Gottesaker 
St. Barbara (Mayerhoferische und nächste Behausungen 
an der Landstrasse) — gegen 45 Tagwerke. 3) Das Kapuziner- 
feld, 13 Tagwerke und 4) die Kreuzpoint — 4 Tagwerke, 
endlich das sogenannte Klezimayr-Gütlbei St. Margarethen 
bestehend in einer Wiese, einem Holzgrunde, Ziegelstadl und 
einem Häusl. Die Käufer : Johann Wimmer, Georg Schrekinger, 
Thomas Wapplhammex und Anton Eckart bezalten die 
Summe 2700 fl., leisteten die früheren Gaben und Getreidedienste 
und verpflichteten sich jeder auf der Kreuzpoint an der Land- 
strasse ein bürgerliches Haus zu bauen und für die zeitweilig 
notwendige Räumung des Stadtgrabens Sorgfalt zu tragen. — 

Die Käufer teilten die gekaufte Area dergestalt, dass Wimmer, 
Wapplbammer und Eckart vom Kapuziner- und Burgfelde — jeder 
15 Tagwerke und "/, von der Kreuzpoint erhielt; Schrekinger hin- 
gegen ausser 43 Tagwerken im Gottesaker- und Siechenhausfelde 
und dem lezten Viertel der Kreuzpoint, das KlezImayr-Gütl. — 

Wimmers Anteil an der Kreuzpoint — ein Wiesgrund — er- 
strekte sich zwischen der Landstrasse und der heutigen neuen Bet- 
lehemgasse und ward im Norden durch den untern Stadtgraben, im 
Süden durch den grossen Spitalgarten begränzt. — Der von Wimmer 
auf diesem Grunde erbaute Hof, der übrige Wiesgrund sammt den 
15 Joch im Burgfelde gelangte im Jare 4693 um 6730 fl, an die 
Stadtgemeinde, welche im folgenden Jare die ledigen 15 Tag- 
werke im Burgfelde sammt vier Pferden, Wägen und Pflügen und 
andern Mayrschaftsgegenständen um die Summe von 2630 fl. Jen 
Bürgerspitale zuwendete; dagegen den Hof und den Wiesgrund 
an zehn Parteien zum Baue von Häusern veräusserte. So ent- 
standen die Häuser am untern Graben und von dort einwärts in 
der neugeschaffenen Sakgasse, die 32 Klafter lang, im Süden 
durch die Spitalgartenmauer geschlossen war, — Erst im Jare 


13° 


188 


1764 wurde diese Sakgasse — die neue Bethlehemgasse 
dadurch verlängert, dass ein Stük vom Spitalgarten und ein zwei- 
tes vom Garten des Nordikums abgetrennt und so mit der alten 
Bethlehemgasse — ehemals Schlichtlgasse genannt, 
die neue in Verbindung gesezt ward. 

Schrekingers Anteil an der Kreuzpoint erstrekte sich 
an der linken Seite der Landstrasse von den Karmeliten ange- 
fangen bis zum Herrnhause. Da die ıhm zu Teil gewordenen 
Grundstüke: das Siechenhaus- und Gottesaker-Feld ohnehin ganz 
nahe lagen, erbaute er einen Hof sammt Garten, der, nachdem er 
mehrinals den Besizer gewechselt, zulezt von Mössbach erwor- 
ben und der Mössbachh of genannt ward. Was von der Kreuz- 
point Wapplhammer erhielt lag an der rechten Seite der 
Landstrasse ; begann beim ehmaligen Rosa Seeauischen Hause 
(St. Julien) und reichte in bedeutender Breite bis an den Gottes- 
aker St. Barbara). Weil ein grosser Teil des ihm überlas- 
senen Kapuziner - Feldes sich unmittelbar anreihte, erbaute er am 
Plaze des heutigen Mittermüller Hauses einen Hof, der später 
an die Landgräfin von Fürstenberg übergieng nnd nach ihrem 
Tode das Keller'sche Waisenhaus aufnahm ?). — Der vierte Teil 
der Kreuzpoint, Eckarts Anteil, reichte vom Seeau’schen Hause 
und Garten gegen die Stadt zu so weit, dass die nachmals erbauten 
Häuser des Freiherrn v. Manstorf (Pilati oder Kronberger), des 
Klosters Baumgartenberg (Bibliothek) auf dieser Area stan- 
den, und auch die Rauchfangkehrer-Gasse aus ihrem 
Teile geschaffen wurde, während die westliche Begränzung ein Teil 
des Kapuziner - Feldes bildete 3). 


1) Vergl. Anhang 1. 

2) Vergl. Lieferung II. S. 14. 

®) Nach Urbarien von den Jaren 1565 und 1591 hatte das Bürgerspital 
auch andere, von verschiedenen Wolthätern herrührende Grundstücke be- 
sessen, von denen ich nicht anzugeben vermag, wann und unter wel- 
chen Bedingungen sie hindangegeben wurden. Dahin gehören 1. in der 
mittleren Vorstadt, im ehemaligen Harrachfelde — der lichte Winkel 
genannt — eine Wiese mit Scheunen, welche mit den andern Spital- 


189 


Ausser der Veräusserung der genannten Grundstüke wurde 
zur Bestreitung der Baukosten auch eine Sammlung veranstal- 
tet, welche die Summe von 1234 fl. eintrug, eine Summe, 
die wol darum keine höhere Ziffer erreichte, weil die Drangsale 
des inneren Aufruhrs lange nachwirkten und durch die dringenden 
Bedürfnisse des noch immer fortdauernden Krieges die sonst so 
reich fliessende Quelle der christlichen Nächstenliebe abgeschnitten 
war. Darum blieb auch die Lage des Bürgerspitales mehrere Jare 
hindurch eine ziemlich gedrükte. — Erst kurze Zeit vor der Be- 
endigung des unheilvollen Krieges besserten sich diese Verhältnisse 
durch die bedeutende Stiftung eines Mitgliedes des inneren Rates. 
Dominieus Zampanell widmete zufolge leztwilliger Anordnung 
vom Jare 1640 zur Unterhaltung zweier Armen im Spitale, deren 
Präsentation er sich selbst und nach seinem Absterben der 


gründen in Verbindung stand. 2. An der rechten Seite der Landstrasse, 
zum Teile gegenüber dem Spitale eine Wiese von Feldern durchzogen, 
die westlich von der Herrengasse, östlich von der Landstrasse begränzt 
ward, im Süden aber an die Kreuzpoint stiess und im Norden sich so- 
weit ausdehnte, dass wenigstens das heulige Gasthaus zur goldenen Ka- 
none noch auf dieser erbaut ward. Auf dieser Area erstanden an der 
Landstrasse die Häuser des Stiftes Lambach (Schernthaner), 
Seyringer (Eggert), Sonnenstein (Prandstetter), Fölnschlag 
und Praun (St. Florian), Reichardtseder (Bauer), ebenso diesen 
gegenüber in der Herrengasse die Häuser des Stiftes Kremsmünster 
(Bischofhof), des Grafen Harrach zu Rohrau (Prandstetter), 
des Stiftes Schlierbach (k. k. Tabakamt), der Leocadia v. Grubern 
(Kreuz), Daster (Franz Kasberger). Später wurden auch in der, 
die Landstrasse mit der Herrengasse verbindenden Quergasse, die allein 
noch in ihrem Namen »Spittelwiese« das Andenken an das Vergangene 
bewahrt, zu beiden Seiten Häuser errichlet. Alle diese, wenn sie nicht 
zu Freihäusern erhoben oder auf andere Weise von der Verbindiichkeit 
gelöst wurden, entrichteten bis zum J. 1848. Grunddienste an das Bür- 
ger-Spita. — Endlich eine dritte, dem Bürgerspitale eigenthümliche 
Wiese befand sich unten am »Ludelek im Werd.« Zum richtigen 
Verständnisse darf man sich nur gegenwärtig halten, dass noch in der 
ersten Hälfte des vorigen Jarhunderts, beiläufig an dem Landungsplatze 
‚der österreichischen Dampfschiffe, von dem Hauptstrome ein schmaler 


190 


Eckart'’shen Familie vorbehielt, 3800 fl., ferner zur Erweite- 
rung der Spitalkirche und zu bequemerer Wohnung der Spitaler 
nach Abzug des dem Siechenhaus gemachten Legates pr. 3000 fl. 
annoch 114000 fl., denen Anton Eckart von Tann im näm- 
lichen Jare ein bei der Landschaft anliegendes Kapital pr. 500 fl. 
zum Wole »der armen Spitaler im Bürgerspital« beigefügt bat. 
Ein anderer Bürger, dessen Wolthätigkeit sich fast auf alle 
milden Anstalten dieser Stadt ausdehnte, Ulrich Schreiner, ver- 
schaffte 4. Mai 1667 von den bei gemeiner Stadt Linz anliegenden 
4000 fl. zu dem Bürgerspitale 2000 fl. mit der Bedingung, dass 
von den davon entfallenden Interessen gewisse Pfründler unter- 
halten und nach geschehener Präsentation seines Eidams, Johann 
Peisser, und seiner Hausfrau, Eva Maria, nach deren Ab- 


Arm sich trennte; er gieng quer durch den Raum des jezigen Hauptzoll- 
amtes, hielt dann die Trace der Eisenbahn inne, parallel mit der Lede- 
rergasse, benezte links den Prunnerstiftsgarten und floss dann in der 
jezt noch sichtbaren Vertiefung zwischen der Fabrik und den Gründen 
des Lenzlbauer wieder in den Hauptstrom. Dieser Arm, dessen Gewässer 
nicht selten verunreinigt war, hiess Ludel, und die ausgedehnte Streke 
des ehemals flachen, durch einen Damm geschützten Ufers vom Tren- 
nungspunkte bis.zu dem des Einflusses im Werd und die Spitalwiese 
am nordöstlichen Ende, gegenüber der im J. 1572 durch eine unge- 
heuere Wasserfluth abgerissenen Au gelegen, war ein grosses Dreiek, 
dessen Basis der Stadt zugekehrt war, während die Donau und die Ludel 
die beiden Seiten bildeten. Ein unternehmender Kaufmann Christian 
Sündt, der Vater des oben genannten Stadtregistrators, der im J. 1672 
eine Manufaktur in Cadis und andern Wollzeugen nebst einer Schön- 
färberei errichtete, erkaufte hiezu wegen der günstigen Lage einen Teil 
der Wiese; ein anderer Teil ward im J. 1728 zur Erbauung einer Holz- 
legstätte um 500 fl. hinzugekauft, und als in der Mitte des vorigen Jar- 
hunderts diese Fabrik in ärarialische Verwaltung übergieng und bedeutend 
vergrössert ward, wurde wieder ein Teil der Wiese angekauft, gleichwie 
auch ein Privat, Thomas Rendl, ehemaliger Landschafts-Einnehmer, 
einen andern zur Anlegung eines Gartens und Hauses an sich gebracht 
hat; wesswegen von dem Besizer dieser, wie von der Fabrik bis zum 
J. 1848 Grunddienste ans Spital entrichtet wurden, 


GEN 


191 


leben aber von deren ältestem Kind und Kindeskind, männlichen 
oder weiblichen Geschlechtes vom Magistrate angenommen und die 
schreinerischen Pfründler genannt werden sollen. — Da 
die Interessen des von Ulrich Schreiner vermachten Kapitals zum 
Unterhalte zweier Pfründler nicht ausreichten, wurde die erwähnte 
Stiftung durch den Eidam noch mit 700 fl. baren Geldes, das zu 
Handen des Stadtkammeramts 27. Februar 1668 abgeführt ward, 
vermehrt. — Zehn Jahre nachher im Osterlinzer-Markt 1678 stif- 
tete Catharina Grundemann von Falkenberg geborne 
von Grubegg, eine durch tiefe Frömmigkeit und so unerschöpf- 
liche Freigebigkeit ansgezeichnete Frau, dass sieben milde Anstalten 
ihre Errichtung grösstentheils ihr verdankten '), järlich 72 fl. zur 
Unterhaltung einer Person — »an Trank und Kost wie andere 
Spitaler«e — und behielt deren Aufnahme, Präsentation und Ab- 
sezung sich und ihren Nachkommen bevor. Bei deren gänzlichen 
Absterben sollte die Macht und Gewalt der Aufnahme an den diess- 
ortigen Kirchenamtsverwalter übergehen. 

Eine andere christlich gesinnte Frau, Eva Schorer, ver- 
machte durch leztwillige Anordnung vom 31. October 1709 dem 
Spital, dem Thonmüller- und Armenbaus, auch beiden Siechen- 
häusern 1000 fl., ein Legat, welches durch Franz Müller auf 
1362 N. 30 kr. so vermehrt wurde, dass dem Bürgerspitale und 
Thonmüllerhaus hievon 700 fl., mithin vom abfallenden Interesse 
28 A., den armen Häusern aber 1 fl. 30 kr., dem Verwalter 1 fl. 30 kr. 
und den sämmtlichen Armen 22 fl. zu statten kommen sollen. — 


1) Sie starb 27. November 1697, wurde in Linz in der Pfarrkirche, in 
der von ihr erbauten Kapelle und Gruft beigesezt. In der schönen Grab- 
schrift heisst es- unter anderm: 

Quae dum viveret, 

Semper in Laboribus et eirca plurima solicita fuit, 
Jn re divinä tamen maxime. 

testes tampiae soliciludinis septem post se, 
reliquit fundationes pias et perpeluas 

- multo suo acre in diversis locis erectas. 
Hoheneck I., 225. 


192 


Unbedacht blieb unsere Anstalt endlich auch nicht von dem Manne 
dessen Andenken von beinahe allen Woltbätigkeitsanstalten dieser 
Stadt dankbar gefeiert wird, von Wolf Martin Fortunat Freiherrn 
von Ehrmann auf Falkenau und Freinwörth, k. k. Rat und 
Landrat in Oesterreich ob der Ens. In seinem am 8. Juli 1744 
in der Stadt Baden Landes Oesterreich unter der Ens errich- 
teten Testamente hat er 2. 19 zu dem Bürgerspitale der k. k. und 
landesfürstlichen Hauptstadt Linz ein Kapital pr. 2220 fl. vermacht 
»zur immerfort fürdauernden Einnahme und Versorgung einer 
bürgerlich verarmten (und so es immer sein kann) allein einer 
Mannsperson, dero Vorschlag dem löbl. Stadt-Linzer-Magistrat zu- 
kommen, die wirkliche Beangnehmung sothaner Person hingegen 
einem jeweiligen Herrn Patri professori theologiae polemicae e S. J. 
zustehen, nicht weniger besagtes Bürgerspital verbunden sein solle 
an sein des Herrn Stifters Absterbungstag, so den lezten Dezem- 
ber 1756 erfolget ist, alle Jare eine hl. Messe in der Spitalskirche 
zu Trost seiner armen Seele lesen und dabei, wo nicht die übrigen 
gestifteten Spitaler, doch wenigst dieser neueinkommend und nach 
dessen Tod weiters hinfolgenden Baron Ehrmannischen Spitaler 
erscheinen und ihr Gebet vor den H. Stifter verrichten zu lassen 
auch für das erste Mal und nicht öfters — denen wenig oder 
vielen bei dieser Messe erscheinenden Spitalern 20 fl. auf die 
Hand auszuteilen.«a — 

So erfreulich die ökonomischen Verhältnisse der Anstalt durch 
diese Zustiftungen allmälig sich gestalteten, fehlte es ihr auch nicht 
an fühlbaren Verlusten ; selbst die Belagerung Wiens durch die Tür- 
ken blieb nieht ohne nachteilige Wirkung Das Bürgerspital besass 
durch die Schauerische Schenkung einen Weingarten und 
ein Haus in der Nähe von Klosterneuburg und einen zweiten in 
Aichweeg durch das Vermächtnis des Wolfgang Helfendor- 
fer vom 24, Mai 1669; beide wurden während der 42 Wochen 
dauernden Belagerung durch die umherstreifenden Schaaren arg 
verwüstet und das Haus in Asche gelegt. Zum Wole des Spitals 
schien es ratsam, das soferne Besiztum um den Preis von 2800 fl. 
zu veräussern. (34. Dez. 1695.) 


193 


4. Des Bürgerspitals Besizstand, Einkünfte. 


Etwa zwei Jare vor dem Tode des zulezt genannten Zustif- 
ters wurde eine k, k. Kommission beauftragt, in den Gesammtzu- 
stand des Bürgerspitals, worüber laute Klagen sich erhoben hatten, 
genaue Einsicht zu nehmen. In dem hierüber erstatteten Berichte 
wird das Bürgerspital »ein grosses Werk« genannt, und — das 
war es auch; es war für jene Zeit eine durch Besiz, durch Zin- 
sungen und erzielte Naturprodukte bedeutende Domaine. — Nach 
einem abschriftlichen Urbarial-Extrakt, der eben dieser Kommis- 
sion vorgelegt wurde, besass die Anstalt — ausser dem grossen 
umfassenden Gebäude, und der anliegenden Area — worauf wir 
unten zurückkommen , 

1. Liegende Gründe: Aecker und Wiesen, und zwar: 
a) Das Karmeliten -, Seminarium-, Eisernhand -, Spiz-, Lazareth- 
und Jesuiten - Feld beiläufg 27 Tagwerk, b) Die Stokhofwiese , 
1% Tagw. e) Den Bruderhaus - Garten und den Hebenstreit’schen 
nächst dem Schlosse, d) Einen Akergrund nächst des Breitwieser- 
Gartens. ec) Hatte sie das Recht zu heuen im Gottesaker bei St. 
Barbara, in der Schiess-Stätte und den Stadtgräben. 


2. Grunddienste von verschiedenen Häusern in der 
Stadt, in den Vorstädten und in der nächsten Umgebung der 
Stadt, järlich 69 N. 4 kr. 

3. Grundherrliche Gaben in Geld von Spitals- 
unterlanen — 74 fl. 44 kr. 


4. Ordinari Getreidedienst von mehrern in der 
Stadt und in den Vorstädten gelegenen Häusern und den Bauern- 
gütern: Muffl- oder Gatterhub in Hörsching, Gessel- 
bäk und Rieplbauer in Waldek, Exenberger in Ober- 
weidiham der Pfarre St. Florian; Lippl, Hauser und 
Holzberger in Berg, Lahrnhauser in Hag; Oberle- 
herbauer, Schuster, Oberstiegelbauer, Wurm, 
Feiertag in Lustenau und Breitwieser in Waldek — 
in Weizen 7 Metzen 10 Massl; Korn 4 Muth 14 Metzen ; Gerste 
14 Metzen 40 Massl; Hafer 3 Muth 11 Metzen 8 Massl. 


194 


5. Getreidezehent vom Münchhofe zu Thalhaimb 
der Pfarre Schönhering, dem Kaplanhofe, Fischer 
im Gries, Peyrl, Grosshochstrasser, Ober- und 
Unterreisetbauer in St. Peter, Steinbrüklmühle, 
Blümelmühle, Fleischhauer und untere Wirth zu 
Kleinmünchen, Thomerlgütl am Seyerbühel; Mayr- 
gut in Öed; Rieplbauer in Waldek, Bergmayr, 
Griesmayr, Rieseneder und Wiesmayr in der St. Ge- 
meinde Wildberg. 

6. Küchendienst, nämlich 43 Stück Faschinghühner, 
7 St. Martini- Gänse, 240 St. Ostereier, dann Weihnachtbrod und 
Käse erfolgten von den Gütern: Hauser, Lippl und Holz- 
berger n Berg, Lahenhauser in Hag, Wurm, Ober- 
lehenbauer, Feiertag und OÖberstiegelbauer in Lu- 
stenau, Schuster bei der eisernen Hand, und vom 
Gottesaker-Amt in Linz !). 

7. Erträgnisse der Wasser-Büchse. Die den 
Fischmarkt zu Linz besuchenden fremden Fischer waren verpflich- 
tet, für jedes von ihnen an den Fischmarktstägen gebrauchte Wannel 
(Fischtrühel) an jedem Tage einen Kreuzer auf Rechnung der 
Bürgerspitals - Stiftung zu entrichten. Diese hatte dagegen die 
Verpflichtung, die nötigen Fischtrühel, eine Fischwage samnmt Ge- 
wichten, eine Bank und eine kleine Hütte auf dem Stadtplatze in 
erforderlichem Zustande zu erhalten und die Aufstellung, Weg- 
schaffung und Aufbewahrung dieser Gegenstände auf ihre Kosten 
besorgen zu lassen. — Die Wasserbüchse (Kasse), in welche diese 
Kreuzer flossen, befand sich in den Händen des Spitalmeisters. — 
Der Betrag war, wie begreiflich, in verschiedenen Jaren verschie- 
den; im J. 4732 war er 132 fl. 2 kr. ®) 


!) Ein Teil des ehemaligen Gottesackers zu St. Barbara war Spitalgrund, 
daher rührte ungezweifelt auch das dem Spitale zukommende Recht des 
Heuens. — 

2) Der Vergleichung willen mögen dieselben Einnahmsquellen mit ihren Er- 
trägnissen in den Jaren 1847, 1848 hier einen Platz finden, wobei nur 


195 


Das Bürgerspital besass endlich — seit wann, kann ich 
nieht angeben — bereits im J. 1584 eine Sehifmühle, die 
an der Donaubrüke befestigt war. Was sie dem Bürgerspital jär- 
lieh gewährte, finde ich nirgends erwähnt, wol aber, dass dieses 
Recht die Mühle an die Brüke zu hängen, im J. 1836 vom Aerar 
mit 900 fl. C. M. abgelöst wurde, (Pillwein, Linz, Einst und 
Jezt. I. 152.) 


5. Verwaltung, beobachtete Mängel und Gebrechen bei der 
Gebahrung. 

Wie bereits oben erwähnt ward, stand die Oberaufsicht über 
das Bürgerspital dem jedesmaligen Statthalter oder Landeshaupt- 
manne zu; das Recht der Präsentation gebürte, wenn nicht etwas 
anderes ausdrüklich festgesezt war, dem Stadtrate, der die ver- 
antwortliche Leitung einem aus seiner Mitte, einem Spital- 
meister oder Spitalverwalter anvertraule. Dieser, gewisser- 
massen die Seele der Anstalt, besorgte die Wirthschaft auf den 
eigenthümlichen Gründen, nahm die Giebigkeiten von den Unter- 
tanen in Empfang, erhob die entfallenden Interessen, bestritt die 
sich ergebenden Auslagen, legte am Schlusse des Jares genaue 
Rechnung und wies nach, was zum Frommen und Nuzen der An- 


zu erwähnen ist, dass ausser dem Küchendienste, auch der Getreidedienst 
und der Getreidezehent nach den durchschnittlichen Marklpreisen in Geld 


abgelöst wurde. 


im Jare 1848 
N Einl.-Sch. 


ERDE ee B) 8 | 151, 
- Grundherrliche Gaben . . . 5 59%, 
. Getreidedint . . .. % | 7% 
| | 58 

| 46 


. Getreidezehent 
>. Küchendienst . 


Summe 


- Wasserbüchse — 


2052 | 50%, 


196 


stalt geändert, vorgekehrt oder ganz beseitigt werden sollte. Un- 
geachtet dieser so gegliederten Leitung und Verwaltung der An- 
stalt hatten sich im Verlaufe der Zeit Verhältnisse entwikelt, die, 
wenn sie zu spät beseitigt wurden, das Wol derselben gefährden 
mussten. Die lauter werdenden Klagen führten zur Abordnung 
einer eigenen Kommission, deren Aufgabe es war, sich über die 
Verwaltung und Gebahrung und insbesondere darüber genaue Aus- 
künfte zu verschaffen, »ob den stiftbrieflichen Bestimmungen, zu- 
mal in Verabreichung des den Pfründlern ausgeworfenen Unter- 
haltes, nachgekommen werde ?« 

Die Kommission, deren protokollführendes Mitglied Franz v. 
Schwinghaimb gewesen, fand durchaus keinen Pfründler, der 
irgend eine gegründete Ursache zur Klage gehabt hätte, selbst die 
stereotypen Beschwerden über Art und Beschaffenheit der Viktualien 
verstummten; alles traf man geordnet und »sauber« (reinlich) und 
gegen die Amtswirksamkeit des Spitalverwalters Johann Mich. Ai g- 
ner nichts einzuwenden. — Demungeachtet konnten manche Miss- 
stände und Gebrechen, weil nachteilig der Anstalt, nieht unbe- 
achtet und im Berichte an die Regierung nieht unerwähnt ge- 
lassen werden, die darum von dieser auch ernstlich gerügt wurden. 
Solche waren — ausser dem befremdenden Mangel eines eigent- 
lichen Stiftbriefes — 

1. Die järlich sich wiederholende Ausgabe 
auf Pensionen für Individuen, die um das Spital sich niemals 
verdient gemacht hätten — im Betrage von 138 fl. 

2.Diean verarmte BürgerausdenSpitalmitteln 
verabreichte Unterstüzung pr. 1468 fl. 30 kr., die vom 
Magistrate angewiesen wurde, ohne dass in den Stiftungsbriefen 
eine solche Ausgabe sich vorfände. Statt solcher ungerechtfertigten 
Unterstüzungen wäre es besser, einen oder den andern über die 
gewobnte Pfründler - Zal aufzunehmen. Gleiche Bewandtniss habe 
es mit dem vom Bürgerspitale an dasPfarrkirchen- 
amt durch so viele Jare abgeführten »Brod- und 
Bratelgelde.« Die genaue Prüfung der Spitals- und Pfarr- 
kirchenamts- Rechnungen zeigle klar, wie dieser Missbrauch ent- 


197 


standen. Im J. 1574 wurden zwölf Schüler aus der lateinischen 
Schule zur Pfarrmusik »vom Magistrate in das Spital verordnet«, 
und diesen allda täglich 12 Pfund Fleisch verabreicht, was sich 
nach dem damaligen Fleischpreis järlich auf 56 fl. belief. Mit 
diesen Schülern, auf welche die moralische Atmosphäre der Spi- 
taler kaum segenreich wirken konnte, hatte es keinen Bestand; 
es wurden »geseztere Pfarrmusikanten« aufgenommen unter glei- 
cher Tiemuneration. — Vom J. 1642 an wurde statt des »Natural- 
Fleisches wochentlich 1 fl. 4 kr. 2 Pf. 1 Heller, oder fürs ganze 
Jar 56 fl. an das Pfarrkirchenamt unter dem Namen »Brod- und 
Bratelgeld« abgeführt, seit 13. März 4744 auf 30 fl, reduzirt und 
in die Besoldungen der Pfarrmusikanten aufgenommen. — Diese 
ganz ungerechifertigte Ausgabe, die fast 180 J. sich hinzog, hatte 
auf der Stelle aufzuhören. 

3. Die nachlässige Eintreibung der aushaf- 
tenden Rükstände, die nach der Rechnung des Jahres 1752 
bereits 4336 fl. 3 kr. 3 Pf. betrugen, ohne dass energische Schritte 
zur Hereinbringung derselben jemals gethan worden wären, obgleich 
unter den Schuldnern auch mit Haus und Hof versehene Bürger sich 
befanden. Darum ward dem Magistrate eingeschärft, ohne weitere 
Zögerung, wenn nicht auf vollständige Rükzalung des Ganzen, 
wenigstens auf unverweilte Abführung der versessenen Interessen 
zu dringen und gegen die Renitenten die erforderlichen Zwangs- 
mittel anzuwenden. — Endlich ward auch zu bedenken gegeben, 
ob es dem Bürgerspitale nicht weit nüzlicher 
wäre, alle dahin gehörigen Dienste, Unterta- 
nen, Aeker, Wiesen, Gärten nach vorläufig geschehenem 
Anschlag und unpartheiischer gerichtlichen Schäzung dem Meist- 
bietenden zu überlassen. — Nach hiesigen Landesbrauch 
mit Vorbehalt des einen oder des andern Grunddienstes zu ver- 
erbrechten — und den im Spital befindlichen Pfründlern nach 
dem Verhältnisse der gegenwärtig von ihnen genossenen Verpfle- 
gung — ohne etwas abzubrechen — entweder das bare Geld zu 
reichen, wie es im Bruderhause geschieht, oder auf jeden 
Pfründler für die Kost wochentlich ein gewisses auszuwerfen, 


198 


Der Grund zu diesem Vergehen liege in der oft gemachten Er- 
fahrung,, dass den meisten Stiftungen die ihnen eigentümlich an- 
gehörenden Wiesen, Aeker, Gärten und Grundstüke denjenigen 
Nuzen bei weitem nicht schaffen, den man sich versprechen 
könnte ; überdiess würde durch die angedeutete Veräusserung, 
welehe ohnehin der allerhöhsten Gesinnung 
entsprechend ist, -— jedem Unterschleif, Bevortheilung 
und järlich sich steigenden Wirthschaftsauslagen vorgebeugt werden. 
Aber selbt der Einwurf: »es sei schwer das so erzielte Kapital 
sicher anzulegen und bei den vorwaltenden Kriegsunruhen,, die 
Interessen zum Unterhalte der Pfründler hereinzubringen, sei un- 
begründet; denn eines Teils befände sich die Landschaft jezt in 
bessern Umständen ; andern Teils wäre nun in diesem Lande die 
Landtafel eingeführt und somit die Gelegenheit das Geld sicher 
unterzubringen mehr gewahrt. 


6. Innere Einrichtung, Zal und Eigenschaften der Aufzu- 
nehmenden, ihre Verpflegung und Verpflichtung; Wächter 
der Hausordnung. 

Die nächste Folge der angeordneten Untersuchung war der 
Entwurf eines förmlichen Stiftbriefes, der am 6. Juni 1760 vom 
Bürgermeister, Richter und Rate ausgestellt, ganz nach dem was 


bisher Gewohnheit und Recht gewesen, errichtet ward. — Diesem 
gemäss sollte, weil das Vermögen hinreichend, die Zalvon 
36 Spitalern immer unterhalten werden. — Die Präsentation 


blieb bei den Privatstiftungen den Stiftern oder ihren Erben ge- 
sichert; die übrigen wurden wie bisher vom Stadtmagistrate auf- 
genommen, doch mussten sie immer bürgerliche, oder mit- 
bürgerliche Personen seyn. — Von dem Hintritt eines Pfründ- 
lers und der darauf folgenden Aufnahme eines andern wurde die 
Anzeige an die Kommission der milden Stiftungen gemacht. — 
Bis auf etwa erfolgende Abänderung der »Naturalkost« in eine 
Geldentschädigung erhielt jeder Spitaler zur Verpflegung wo- 
chentlich 4% Pfund Brod %, Pfund Rindfleisch; an Fasttagen 
aber eine »abgewechselte« Mehlspeis mit lauterer Suppe, Kraut 
oder Rüben und anstatt des vorhin in natura genossenen Weines 


199 


täglich 2 kr. Dann geniest jede Person an folgenden sechzehn 
heiligen Fest- und Aposteltagen, nämlich: Neujar, Dreikönige 
Lichtmess, Joseph, Christi Himmelfahrt, Dreifaltigkeit -Sonntag, 
Frohnleichnam, Pauli Bekehrung, Mathias, Philipp, Johannes, 
Peter, Jakob, Bartholomäus, Matbäus und Simon statt eines Pfundes 
Braten oder statt eines halben Pfundes Karpfen an Fasttagen 
4 kr.; dann durch die heil. Fastenzeit Fischgeld 48 kr. und extra 
Weingeld 42 kr.; am grünen Donnerstag sechs gebakene Semmel- 
schnitten; zu Ostern 4% Pfund kälbernes Bratl nebst einem Stükl 
geselchtes Fleisch, 2 Pf. Speck und 4 Eier; dann zu Pfingsten 
wieder 1, Pfund kälbernes Bratl und ein Stükl geselchtes Fleisch ; 
zu Martini Y/,; Gans, zu Weihnachten und Fasching 1%, Pfund 
schweinenes Bratll, und jedesmal dazu extra 2 kr. Weingeld und 
ein Schüsserl voll Salz; bei Schlachtung der Speckschweine erhielt 
jeder 3 Brat- und 4 Leberwurst nebst 4 Fasching - Krapfen, jeder 
zu Y; Pfund, am heil. Pfingstage ein Schüsserl voll Schmalzkoch 
und zu den vier (Juatemberzeiten 1, Pfund Käse. — Ueberdiess 
wurden unter alle Spitaler zu gleichen Teilen die Interressen ver- 
teilt aus den zu diesem Behufe gemachten Stiftungen ; auch wur- 
den die drei Gemeinstuben so wie die Küche mit dem erforder- 
lichen Holze versehen ; der Stiftbrief enthielt auch die Zusicherung 
dass bei sich mehrenden Einkünften Bedacht genommen werden 
würde sämmtliche Spitaler mit gleichen Mänteln und nach Thun- 
lichkeit mit ganzen Kleidern zu versehen, damit sie bei den öffent- 
lichen Prozessionen und in den Kirchen mit anständigem Aeussern 
erscheinen könnten. 

Die Verpfliehtungen, denen die Spitaler sich zu un- 
terziehen hatten, betrafen: das Gebet und den Besuch der 
Ordinari- und Stiftmessen. Täglich beteten sie einen 
Rosenkranz für die lebenden und abgestorbenen Wolthäter, drei 
Vater unser und Ave Maria für Erhaltung der lieben Feldfrüchte ; 
dann nebst den gewöhnlichen Tisch- und Nachtgebeten täglich 
Abends die lauretanische Litanei, an ihrer Stelle Donnerstags 
die aller Heiligen, am Freitage vom Leiden Christi; überdiess täg- 
lich sechs Vater unser und Ave Maria zu Ehren des h. Sebastian 


200 


und Florian, drei Vater unser und Ave Maria zu Ehren der unbe- 
flekten Empfängniss Mariens um Abwendung aller anstekenden und 
erblichen Krankheiten, und drei Vater und Ave um lange und 
beglückte Erhaltung des durehlauchtigen Erzhauses Oesterreich. — 

Am Montage, Mittwoch und Freitag wohnten sie insgesammt 
den wochentlichen drei Stifismessen bei und beteten für alle ver- 
storbenen Wolthäter einen Rosenkranz in der Stille, desgleichen 
an den 16 oben angeführten Fest- und Aposteltagen. — 

Andere Verpflichtungen trafen sie nur wechselweise, so z. B. 
wegen der Stiftung der Eva Schorer wohnten alle 14 Tage am Frei- 
tage der Messe bei den Karmeliten jederzeit nur zwei bei und 
beteten für die Wolthäterin einen Rosenkranz in der Stille. Das- 
selbe geschah jeden zweiten Freitag bei den Minoriten in der 
Todten -Kapelle für die Hölbling’sche Stiftung und am Feste St. 
Pauli in der Spitalkirche für die Egger'sche Stiftung, während für 
die Verleiher anderer Stiftungen beim Empfange der Interessen 
drei Rosenkränze andächtig zu beten waren. 

Dieletzte Verpfichtung betraf das Vermögen. 
Fiel einem Pfründler eine Erbschaft zu oder besass er bereits beim 
Eintrite ein Vermögen , so fiel die eine Hälfte dem Spitale zu und 
zu dessen Versieherung händigte er dem Meister (Verwalter ) die 
Schuldbriefe oder sonstigen Vermögens - Dokumente ein, während 
er mit der andern Hälfte frei verfügen konnte. Diese Verpflieh- 
tung wurde jedem Pfründler gleich bei seinem Eintrite ordentlich 
vorgelesen, — 

Ueber genaue Erfüllung aller Verpflich- 
tungen wachte der jeweilige Spitalverwalter; 
er handhabte auch die Hausordnung, sorgte dafür, dass alle 
Pfründler, zur Sommerszeit spätestens um 8 Uhr, Winterszeit um 
6 Uhr zu Hause seien. Die in Beobachtung der Hausordnung 
fälligen, in ihren Andachtsübungen lässigen oder in ihrem Wandel 
anstössigen wurden das erste und anderte Mal von ihm »korri- 
girt« (zurechtgewiesen) und zur pünktliehen Beobachtung ihrer 
Schuldigkeit ernstlich ermahnt und bei nicht erfolgender Besserung 
aus dem Spitale gestossen. 


201 


Für die gesammte Mühewaltung nach innen 
und nach aussen erhielt der Spitalverwalter 40 fl. und — 
bis auf weitere Anordnung folgende »Natural- Aceidentien« : Bei 
Schlachtung der Speckschweine sechs Brat- und sechs Leber- 
würste nebst zwei alten Hühnern, zur Faschingszeit 4 schweine- 
nes Fleisch und zwölf Faschingkrapfen, am grünen Donnerstag 
zwölf gebackene Semmelschnitten ; zu Ostern Y, kälbernes Fleisch 
und zwei »geselchte Hammen« und zwölf rothe Eier, zu Pfingsten 
4 Fleisch und ein Schüsserl Schmalzkoch ; zu Martini %, schwei- 
nenes Fleisch und eine Gans, zu Weihnachten Y, schweinenes 
Fleisch; wenn eine Kuh kälbert, von jedem Kalb ', und wenn 
eine Schwein — salva venia — Junge wirft, jedesmal hievon ein 
Spanferkl. / 


7. Veräusserung der Grundstücke, Aeker und Wiesen und 
der Mayerschafts-Fahrnisse; Aufhören der Natural- 
verpflegung. 

Was die oft erwähnte Kommission dem Magistrate zu be- 
denken gegeben und durch den Beisaz dass »die Veräusserung des 
Besiztumes ohnehin der allerhöchsten Gesinnung entsprechend sei«, 
unterstüzt hatte, wurde in reifliche Erwägung gezogen und eine 
unparteiische Schäzung eingeleitet, Obgleich ein genauer Ausweis, 
der die Mayerschafts-Erträgnisse der Jare 4745 —1754 zusammen- 
stellte, gegen die Veräusserung sprach und auch die Buchhaltung 
nicht umhin konnte, sich für die Fortführung als das Erspriess- 
lichere zu erklären, erfolgte doch bereits 23. November 1761 an 
den bürgerlichen Schifmeister, Franz Winkler, der Verkauf 
4. der Aeker und Wiesen nebst dem zu den Feldern be- 
nötigten Samengetreide und Dünger um einen Kaufschil- 
ling pr. 9147 fl. 30 kr. — 2. Des sogenannten Hebenstreit- 
schen Gartens pr. 200 fl,, des Häusels im Feld pr. 350 Al. 
und der weiteren todt- und lebendigen Fahrnisse pr, 871 fl, 24 kr. 
zusammen gegen einen wahren Kaufschilling pr. 1421 fl. 24 kr. 
Wogegen der Käufer 3. die järlichen auf die Realitäten geschla- 


genen Steuern nicht nur »punctuel« zu dem Spitalamt abzuführen 
Mus, Jahr. Ber. ÄXI. 44 


202 


sondern auch in Veränderungsfällen die bei den bürgerlichen Häu- 
sern und Grundstücken gewöhnliehen Gefälle gehörig zu entrichten 
schuldig ist '). Gleichwie 4. dem Käufer die Heu- und Grumet- 
fechsung auf den Stadtwällen und Gräben, so wie es vorhin bei 
dem Spitalamt genossen worden, ebenfalls auf ein beständiges über- 
lassen wird, so hingegen demselben und seinen Nachfolgern als- 
lang selbe gleich gesagten Genuss haben, die Schuldigkeit obliegt, 
sämmtliche vor den besagten Stadtwällen befindlichen Planken in 
gut baulichem Zustande herzuhalten, dann nicht minder wie vorhin 
vom Spitalamt geschehen, den Stadtgraben auf seine Unkösten aus- 
räumen und mit dem benötigten Holz aussezen zu lassen. Endlich 
das für die Spitalpfründler alljärlich notwendige Brennholz jederzeit 
»gratis« führen zu lassen und den ganzen Betrag pr. 10.568 fl. 54 kr. 
nach und nach in Terminen im baaren zu erlegen. — 


1) Von den Spitalgründen giengen bereits 18. Dezember 1761 käuflich um 
die Summe 4256 fl. an das Kloster der Elisabethinerinen über: 1. Das 
Spitzfeld, 5°/, Tagw. 2. Das Jesuitenfeld, 51), Tagw. 3. Das Lazaret- 
feld, 123/, Tagw. ohne lange in dessen Besize zu bleiben. Einigen 
Privatpersonen schienen diese gut gelegenen Felder, zumal das Spiz- 
feld, zur Aufführung von Wohngebäuden sehr geeignet; daher suchten sie 
dieses von den Klosterfrauen käuflich zu erwerben. Da ihrem Wunsche 
nicht willfahrt wurde, wendeten sie sich unter verschiedenen Vorwänden 
an die Landesstelle und erwirkten die Entscheidung: »Das Kloster habe 
den Bittstellern nicht nur in Ansehung des Spizfeldes statt zu thun, son- 
dern auch mit den andern Gründen ein Gleiches zu beobachten« (25. Mai 
1784). So gieng das Spizfeld an die Bittsteller, und im folgenden Jare 
das Lazaret- und Jesuitenfeld um 5120 fl. an den Kaufmann Balthasar 
Angerer über. 4. Das Karmelitenfeld, 2%, Tagw. erkaufte Franz Peter- 
mandl am Mössbachhof; 5. Das Seminariumfeld, 97/ Tagw. erwarben: 
Peter Stokbauer, Johann Stockbauer und Ambros Priemayr und teilten es 
so, dass jeder 5'/, Tagw. erhielt, /, gemeinsam blieb. 6. Das eiserne 
Handfeld, 7'/, Tagw. gieng über an den Besizer des obern Priemayr- 
Gutes, Johann Mich. Dietscher. 7. Die Stockhofwiese, 15% Tagw. an 
den Schiffmeister Moll. Der Hebenstreit’sche Garten u. s. w. an Math. 
Berger. — 


ni 5 LU LU U 2 cl and 2 


203 


Die notwendige Folge des Verkaufs der Mayerschaft war, 
dass nun mit dem Beginne des folgenden Jares die Verpflegung 
der Pfründler mit den Naturalien ein Ende nahm; nur blieb noch 
die Naturalwohnung und das notwendige Brennholz mit einer Ent- 
schädigung von 9 kr. täglich für jedes Individuum !). 


8. Verpflanzung mehrerer Siechen ins Bürgerspital. Erweite- 


rungsbau; neue Gebahrungs-Gebrechen, daher strenge 


Aufsichtsmassregeln. ” 


Noch vor der Veräusserung der Spital- Aeker, wahrschein- 
lich im J. 1757 wurden die beiden Siechenhäuser im Wein- 
garten und bei Strassfelden ?), sowie das Thonmüller- 
Häusl°) aufgehoben. Das Siechenhaus bei Strassfelden wurde 
den barmherzigen Brüdern eingeräumt, die beiden andern ver- 
äussert. Der eine Teil des Kaufschillings lieferte das für die Na- 
tural- Kost ausgemittelte Wochengeld, der andere wurde dazu 
verwendet, den hinteren Trakt des Bürgerspitals, wohin die nun 
obdachlosen Siechen verpflanzt wurden, zwekentsprechend auszu- 
bauen. Zu diesem Bau mögen auch die Gelder, welche für den 
Verkauf des ehemaligen Todtengräber - Häusels (Schachermayer ) 
und des Benefiziaten - Stökels (der rükwärtige Teil des Hauses 
Karl König), die beide zum Bürgerspitale gehörten, eingegangen 
sind, verwendet worden sein, aber keineswegs hingereicht haben. 
War schon dieser Abgang zu deken, so zeigten sich unerwartet 
auch andere Ausfälle: die Interessenzalungen stokten und die Un- 
tertans - Giebigkeiten blieben ausstehend. Um allen Forderungen 
zu genügen sah man sich genötigt, ein Aktiv-Kapital zu künden. 
Diese 'Gebarung verbunden mit neuen Geldanweisungen an das 
Spital dünkte im Rükblike auf die vor wenigen Jaren erlassene 
Warnung der Landesstelle doch zu arg; sie tadelte strenge die 
eingerissenen Missbräuche, betraute einen der Räte mit der spe- 
ziellen Oberaufsicht über die Anstalt und erliess 17. Junius 1780 


1) Vergl. Pillwein, Linz, S. 256. — 
2) Vergl. Anhang 3. — 
3) Vergl. unten IL, 5. — 
14* 


204 


an den Magistrat die geharnischten Verhaltungsbefehle: »Nachdem 
man eine solche Gebarung, welche den Untergang der ganzen 
Stiftung nach und nach unfehlbar nach sich brächte, keineswegs 
mit gleichgiltigen Augen ansehen kann, als wird ihme — Magistrat 
nachfolgende Massgab zur genauesten Befolgung und Richtschnur 
anmit vorgeschrieben: 1. Hat sich derselbe aller Geldanweisungen 
an besagtes Spital, unter was immer für einem Vorwande, bei 
eigener Defürhaftung zu enthalten. 2. Hat derselbe alle Interesse- 
und Untertans - Ausstände, ohne alle Rüksicht, mit allem Ernste 
und allenfälliger Exekutionsführung alsogleich einzutreiben. 3. Solle 
künftighin kein Pfründler mehr aufgenommen werden, es seie 
denn, dass er — Magistrat — die vorläufige Anzeige bei der 
k. k, Mildenstiftungs - Kommission allhier hievon gemacht und von 
da aus die weitere Begnehmigung erhalten habe. 4. Wird dem- 
selben bei schärfester Ahndung untersagt, weder ein Aktiv-Kapital 
aufzukünden, noch eine Passiv-Schuld für das Spital zu kontra- 
hiren, bevor nicht derselbe hiezu die Einwilligung erwähnter k.k. 
Mildenstiftungs - Kommission eingeholt hat. Endlich wird demsel- 
ben ernstgemessen aufgetragen, dem k, k. Landrat Grafen Albert 
v. Klamm, als welchem die Oberaufsicht über das hiesige Bürger- 
spital eingeräumt worden ist, alle schuldige Parition und Gehorsam 
zu leisten und demselben alle erforderlichen Auskünfte ohnweiger- 
lich zu geben, welches man ihme — Magistrat — zum schuldi- 
gen Nachverhalt und weiterer Verständigung des Bürgerspital-Ver- 
walterss Wazinger anmit hat erinnern wollen. — 


9. Besorgniss ob des Fortbestandes des Bürgerspitals. Frucht- 
lose Schritte der Bürgerschaft diesen zu sichern. Verkauf 
des Spitals an mehrere Bürger. Tagesportion für die 
Pfründler., 

Sechs Monate nach diesem Erlasse starb Maria Theresia; 
Josef Il. folgte ihr auf dem Throne. Die Ueberzeugungen und 
Grundsäze des neuen Herrschers, die in den, in schneller Folge 
eingeführten Neuerungen und Reformen — zumal auf religiös- 
kirchlichem Gebiete sich kundgaben, liessen auch für das Fortbe- 
stehen des Bürgerspitals ernstliche Besorgnisse hegen. Diese mehr- 


205 


ten sich, je nachdrüklicher die Errichtung von centralisirten Ver- 
sorgungs - Anstalten betrieben wurde. Wirklich war die Auflö- 
sung des Bürgerspitals bereits im Frübjare 1786 in nahe 
Aussicht gestellt und in emem Schreiben vom 26. Junius an das 
bischöfliche Konsistorium das Ansuchen gestellt, dafür zu sorgen, 
»dass für die kurze Zeit, als das Spital bestehen wird, für die 
dasigen schwachen Armen täglich eine Messe in der Spitalkirche 
durch einen Religiosen oder sonstigen Geistlichen gelesen werde.« 
Der so gefasste Entschluss reifte bald zur wirklichen Ausführung 
heran. Im Oktober desselben Jares erfolgte die Auflösung meh- 
rer Wolthätigkeits- Anstalten dieser Stadt !); lauter und lauter 
gieng der Ruf, dass das Bürgerspital zunächst an ‘die Reihe kom- 
men dürfte. Desshalb wendete sich die gesammte Bürgerschaft 
bittlich an die Regierung: »Das Bürgerspital, welches dem Ver- 
nehmen nach aufgehoben werden soll, zum gedeihlichen Unter- 
stand und Unterhalt der .entkräfteten, mühseligen und mitleidens- 
würdigen, bürgerlichen Personen, welche den bürgerlichen Last 
allda durch viele Jare getragen haben, in seiner bisherigen Ein- 
richtung ferner zu belassen.« Sie stellte vor, es sei grösstenteils 
eben durch die Wolthätigkeit diessortiger Mitbürger zu dem Ende 
gestiftet worden, auf dass es zu ewigen Zeiten für derlei arme 
Personen ein ordentliches Verpflegungshaus seyn und verbleiben 
soll; überdiess würde die Aufhebung dieses für die mittel-, hilf- 
und kräftelosen Bürger gestifteten Spitals die traurige Folge haben, 
dass sie nach ihrer Zerstreuung der kontribuirenden Bürgerschaft 
und dem immer mehr unzureichenden Armeninstitute zur Last 
fielen, zumal kein einziges Versorgungs - Institut vorhanden und 
Niemand im Stande ist, dieselben im Erkrankungsfalle um das 
ausfallende Handgeld mit Kost, Wohnung, Kleidung, Arznei und 
andern Notwendigkeiten zu versehen, während im gestifteten Spi- 
tale für alles dieses schon Sorge getrofen wäre. 

Die Landesstelle mit der Geschichte der Anstalt wie mit dem 
gefassten Beschlusse der Errichtung von Versorgungs - Anstalten 


1) Vergl. II, Lieferung, S. 51. — 


206 


nicht unbekannt, suchte sogleich (24. Februar) die Bürgerschaft 
wegen der ausgesprochenen Besorgnisse zu beruhigen und das 
künftige Loos auch der Pfründler in einem weniger trüben Lichte 
darzustellen. Die Bürgerschaft würde in Hinsicht ihrer spitalfähi- 
gen Armen durchaus nichts verlieren; zufolge der am 29. De- 
zember 1787 eingelangten a. Entschliessung sei der Bürgerschaft 
das Präsentationsrecht gewahrt, und die präsentirten armen Bür- 
ger bekämen auch nach der neuen Versorgungs - Anstalt ihren 
ehemaligen Stiftungsbetrag und zwar wenn sie ausser dem Versor- 
gungshause. wohnen, noch mit täglich 2 kr. Wohnungszulag ; zu- 
gleich hätten sie noch die Möglichkeit für sich, mit Handarbeiten 
sich ein weiteres Verdienst zu schaffen ; im Erkrankungsfalle aber 
entweder bei den Barmherzigen oder Elisabethinerinen unentgelt- 
lich aufgenommen und verpflegt zu werden, ja seinerzeit, Alters 
oder der abnehmenden Kräfte halber in das zu errichtende Ver- 
pflegungs- und Siechenhaus einzutreten und sich aller Betreuung 
zu erfreuen; zuverlässig würden die Versorgungs - Anstalten auch 
dem Armeninstitute mehr vor- als abträglich seyn. 

Da sonach die Hoffnung, das Bürgerspital in seinem Be- 
stande zu erhalten scheiterte und bereits die einleitenden Schritte 
zu seiner Versteigerung gemacht wurden, stellten einige Bürger 
durch den Bürgermeister, Garl Pfülb von Ehrenheim, die 
Bitte: das Bürgerspital sammt dem, was dazu gehört, um die 
Summe von 12000 fl. ohne weitere Versteigerung übernehmen zu 
dürfen, um das durch mehrere Jarhunderte zum Besten der bür- 
gerlichen Gemeinde verwendete Gebäude auch fürder der Gemeinde 
zu erhalten (15. Jul. 1788). Die Regierung unterstüzte mit Wärme 
diesen Antrag (30. Aug. 1788), der auch am 4. Jänner 1789 die 
Genehmigung des Kaisers erhielt. So überliess die Regierung 
im Namen des milden Stiftungsfondes der allhiesigen Bürgerschaft : 
das Bürgerspitalgebäude sammt dem grossen Hof, dem kleinen 
Höfel, wo der Brunnen stehet, und einen rükwärts gegen den 
Garten, 84 [7] Klaftern messenden Erdgrund, nicht minder die 
sogenannte Wachsbleiche, dann einen daranstossenden Garten und 
öden Hofgrund, 260 [7] Klaftern messend, nebst dem sogenann- 


207 


ten Ringelschmiedhause, dann dem kleinen Höfel rükwärts, den 
Plaz, wo gegenwärtig die Holzhütten stehen, sammt einem 470 
D_] Klaftern messenden Gartengrund, ebenso wie das Kirchen - Ge- 
bäude und den hier anstossenden Oelberg. — Die für jeden Pfründ- 
ler ausgemittelte Tagesportion betrug 11 kr, — 


10. Spitalkirche zum heil. Geist. Benefizium. Reihe der 
Benefiziaten. 

Opferwillige Nächstenliebe hatte das Bürgerspital geschaffen 
und zum Unterhalte der durch Alter und Krankheit Verarmten das 
bedeutende Stifiungsgut dargebracht; aber auch für die geistliche 
Tröstung Vorsorge getrofen. Desslalb bestand bereits vor dem 
Jare 1334 neben dem Bürgerspitale eine kleine Kapelle, die im 
erwähnten Jare »etwas besser erbaut wurde.«e — Doch war und 
blieb ihr Umfang auch jezt ein ganz bescheidener, wie der im 
J. 1594 aufgenommene Plan der Stadt nachweiset. Im Bauern- 
aufruhr wurde sie mit den vorhandenenen Kirchengeräten in Asche 
gelegt — ein Schaden, der wenigstens zu 3000 fl. veranschlagt 
wurde. Da die Verluste, welche durch diese Katastrophe die 
einzelnen Bürger und das Gemeinwesen erlitten hatten, ungeheuer 
waren, betrug die zum Wiederaufbau veranstaltete Sammlung auch 
nur die Summe von 1232 fl., somit konnte die Kapelle nur im 
frühern Umfang notdürftig wieder hergestellt werden. — Das Be- 
dürfniss ihrer Vergrösserung und Erweiterung stellte sich bei zu- 
nelımender Bevölkerung dringender hervor. Wegen ihrer günstigen 
Lage von den Stadtbewohnern wie vom Landvolke sehr besucht, 
konnte sie — zumal an Sonn- und Festlagen — die zuströmende 
Menge so wenig fassen, dass gewöhnlich die Hälfte der Gläubi- 
gen ausserhalb des Kirchleins stehend dem Gottesdienste bei- 
wohnte. — Erst nach Beendigung des dreissigjärigen Krieges war 
es möglich, diesem Bedürfnisse einigermassen Rechnung zu tragen. 
Zum Glüke war eben einige Jare vorher die bedeutende Zustiftung 
Zampanellis erfolgt, die ausdrüklich »die Erweiterung der 
Spital-Kirche« betonte. Darum ward im J. 1658 das Kirchlein 
bis auf den Grund abgebrochen und vom neuen und in grösserer 


208 


Dimension allmälig aufgebaut. Das stattliche Gebäude, wie es im 
Vischer’schen Prospecte der Stadt Linz abgebildet erscheint, ist bis 
zur Auflösung der Anstalt wesentlich unverändert geblieben. Da 
man gerade damals mit dem Plane, ein freiwilliges Arbeitshaus 
zu errichten, sich befasste, ward das gesperrte Gotteshaus des 
Bürgerspitals hiezu bestimmt. Bereits ward der Kostenüberschlag 
für die Herstellung dieser für 90 Personen beantragten Anstalt 
berechnet, und nur zu 2754 fl. 56, kr. angesezt, weil nichts weiter 
notwendig zu seyn erklärt wurde, als lediglich die Kirche mit 
Pfeilern in 3 Stokwerke zu teilen und die Stiege in der Sakristei 
anzubringen. (Hofbericht vom 3. Julius 1787). Auf die oben er- 
wähnte Bitte der Bürger wurde der Plan der Errichtung des Ar- 
beitshauses ganz fallen gelassen und so wie das Spital mit dem 
was dazu gehört, so gieng auch die Kirche in Privatbesiz über 
und wurde im Laufe der Zeit so umgestaltet, dass — rechnet 
man den noch erhaltenen kleinen Oelberg hinweg — ihre ursprüng- 
liche Bestimmung nichts mehr ahnen lässt, — 

Dem Beispiele Ulrichs v. Tann und Fried. Tungoz- 
zinger, die zum Unterhalte eines Kaplans (Benefiziaten) an der 
heil. Geistkirche bereits im Jar 1334 eine Stiftung gemacht 
hatten, folgten andere nach, ohne dass ich im Stande bin, die 
Beträge und Bedingungen der einen und der andern bestimmt 
nachzuweisen. Aus den Akten — zumal aus den Präsentations- 
schreiben, in welchen der Stadtrat den jeweiligen Kandidaten dem 
Fürstbischof von Passau zur Verleihung der Jurisdiktion empfahl, 
geht soviel hervor, dass der Spital- Benefiziat die Früchte m e h- 
rerer — vermuthlich kleiner — Stiftungen zugleich 
‘ genoss. Noch im Jahre 1717 werden diese — im Präsentations- 
schreiben in folgender Reihe aufgezält: Benefieia ad St. Spiritum, 
Allerheiligen, Adriani, St. Martini, des Spitals, Doppelhammers, St. 
Margarithae, St. Joannis et Frideriei Tungozzinger. — Die Erträgnisse 
dieser mögen zum anständigen Unterhalte eines Benehiziaten in fried- 
lichen, ruhigen Zeiten bei weiser Sparsamkeit und kluger Gebahrung 
allenfalls ausgereicht haben. Als aber die Wirren und Unruhen 
der lutherischen Bewegung sich auch in Linz fühlbar machten, die 


209 


Stadt ungeachtet, aller Abmahnugen sogar lutherische Prädikanten 
im Spitale aufstellte und sie dem landesfürstlichen Verbote zum 
Troze zu halten strebte; schwanden die frühern Erträgnisse des 
Benefiziums zusehends zusammen; die Einäscherung des Spitals 
und der Kirche im Bauernaufruhr und die Wehen des dreissig- 
järigen Krieges waren so wenig angethan, diese zerrütteten finanzi- 
ellen Zustände des Benefiziums zu bessern, dass fast sechzig Jare 
hindurch (1600 — 1665) die Stelle eines Spitalbenefiziaten un- 
besezt blieb. Die gewöhnlichen Dienste in der Woche hindurch 
verrichtete einer der Kooperatoren der Pfarrkirche, hingegen die 
Predigten und Gottesdienste an Sonn- und Festtagen einer der 
Kapuziner im Weingarten. In zuletzt genanntem Jare wurde wieder 
ein Benefiziat zum heil, Geiste ernannt, der um doch standesgemäss 
leben zu können, auch das Schlossbenefizium mit dem andern 
vereinigte. Dieses vom jeweiligen Landeshauptmanne verliehene 
Benefizium trug järlich 40 Pfd. Pfen. zalbar aus dem Stadtlin- 
zerischen Brukenamt, wozu noch 30 fl. aus verschiedenen Beiträ- 
gen kamen. — 

Diese Vereinigung dauerte so lange, bis durch neue Stiftun- 
gen der finanziellen Lage des Spitalbenefiziaten wieder eine wesent- 
liche Verbesserung zugieng. Solche Wolthäter waren: der eifrige 
Beförderer der Ehre Gottes und thätige Spitalamtsverwalter Mathias 
Panlechner, der nebst andern milden Stiftungen auch 600 Al. 
zu Stiftmessen in der Spitalkirche bestimmte, wo er auch, wie er 
gewünscht, nach seinem Tode beigesezt wurde (1691). Zu glei- 
chem Zwecke widmete wenige Jare nachher — warscheinlich 
14748 — Lemermayer 2150 fl. und 4742 die bürgerliche Wittwe 
Anna Maria Pohr 4000 fl. zur Spitalkirche für eine jeden 
Samstag um 7 Uhr zu lesende heilige Messe. Von den Interessen 
erhielt der Geistliche 34 fl., die Kirche 3 fl., der Messner 2 fl., 
der Spitalverwalter 4 fl. — Der ehemalige Domvikar zu Passau, 
nachher Spitalbenefiziat zu Linz, Paul Egger, bestimmte 
testamentarisch 600 fl. zu dem Spitalgotteshause zum heil. Geist 
in der Absicht, dass dort alle Monate zwei heil. Messen vom da- 
. sigen Benefiziaten, zu ihm gelegensamen Tagen für den Stifter 


210 


und seine Freundschaft sollen gelesen werden. Von den Interessen 
gebürten dem Benefiziaten für jede Messe 45 kr., dem Schulmei- 
ster järlich 2 fl., die übrigen 4 fl, verblieben dem Gotteshause. 
Eben dahin vermachte er noch 500 N. »damit in unserer lieben 
Frauenkapelle ein ewiges Licht in der vor dem Altare hangenden 
Ampel beständig unterhalten werden kann.« — 

Andere Schenkungen bezweckten zu gleicher Zeit auch die 
würdigere Feier des Gottesdienstes an bestimm- 
ten Festen. So wurden im November 1776 der Kirche 750 Al. 
in der Absicht vermacht, dass järlich zu Pfingsten eine achttägige 
Andacht vom heil. Geiste gehalten würde, die darin bestand, dass 
in der ganzen ÖOktave Vormittag um 40 Ubr eine heilige Messe, 
Abends um 6 Uhr die lauretanische Litanei mit dem Segen im 
Anfange und am Ende statt fand. Dem Benefiziaten wurden für 
jede heilige Messe 30 kr., und für seine‘ übrige Bemühung 2 A. 
bestimmt; für den Schulmeister wegen Besorgung der Musik Anl, 
30 kr. für jeden der zwei Assistenten 2 fl. für die Schiffel- und 
Rauchfasströger u. s. w. 5 fl., für den Organisten 4 fl. 20 kr., 
und für die Beleuchtung mit 20 Kerzen 8 fl. 40 kr, an die Kirche. 
— Eine Schenkung von 600 fl. erhielt eben diese Kirche im Jare 
4779 auf dass bei der an Sonn - und Feiertagen gesungenen 
Messe der Segen mit dem Venerabile — anfangs und am Schlusse 
gegeben werde. Hiefür erhielt der Benefiziat 8 fl, der Schulmeister 
für das Orgelspiel und für die Beischaflung der Glut 4 fl., die 
Ministranten 4 fl. und die Kirche 8 Al. -— Die letzte Schenkung die 
im J. 1780 von einem Ungenannten pr. 900 fl. erfolgte , stellte die 
Bedingung, dass von den Interessen järlich in der Adventzeit an 
Sonn- und Feiertagen eine gesungene Messe gehalten, an den 
andern Tagen aber während der Messe eine Aria de Beutü gesungen, 
auch vor- und nachderselben mit dem hochwürdigsten Gut der 
Segen gegeben werde. — Für diese Verrichtungen bekam der Bene- 
fiziat 12 N., der Schulmeister 6 fl., die Kirche 12 Ai. 

Wenige Jare nach dieser Schenkung, als die Aufhebung des 
Bürgerspitals bereits beschlossene, nächstens zu vollziehende Sache 
war, ergieng 26. Juni 1786 an das bischöfliche Konsistorium die _ 


211 


kaiserliche Anordnung, »dass das Benefizium des Bürgerspitals 
gleich jezt ad Fundum religionis übernommen, solches zur Dotirung 
des Kooperators zu Liebenau angewendet und nur die Verfü- 
gung getrofen werden sollte, dass durch einen Kapuziner , hiemit 
ohne neue Auslage für den Fond, im Spital die Messen gelesen 
und ein pensionirter Geistlicher aus einem aufgehobenen Kloster 
als Kooperator in Liebenau, der ehestens zur Vormerkung nam- 
haft zu machen, angestellt werde.«e — Auf die vom Konsistorium 
abgegebene Gegenvorstellung, dass der gegenwärtige Benefiziat 
bereis investirt sei, erfolgte 18. Juli 4786 die Entscheidung, dass 
dieser investirte Benefiziat gleich jedem andern bei dem Genusse 
seines Benefiziums zu verbleiben habe und dass er nur in soweit 
als Kooperator in Liebenau angewendet werde, als er die Fähig- 
keit und Kräfte zu weiteren seelsorglichen Verrichtungen noch 
besize. Wenn ersagter Benefiziat der Untauglichkeit wegen — die 
aber zu erproben ist — nicht angestellt werden könnte, wäre ein 
anderer pensionirter Religios in Liebenau anzustellen. 

Da diese Untauglichkeit zur Seelsorge durch ärztliche Zeug- 
nisse zur Genüge nachgewiesen war, wurde der vom Konsistorium 
in Vorschlag gebrachte Kapuziner, Oberfurtn er, nach Liebenau 
gesendet, der tödtlich erkrankte Benefiziat, Simon Leutner, 
in seiner Stellung belassen. Wenige Wochen darauf war er eine 
Leiche. Auf das Ansuchen des Magistrates 5. Dezember 1786, 
das von der Bürgerschaft gestiftete Benefizium auch ferner erhalten 
zu sehen, stellte schon damals sowol das Konsistorium als auch 
die Regierung den Antrag, dieses Benefizium zur Dotirung eines 
Dompredigers zu verwenden, aber — vergeblich, Dasselbe wurde 
für jezt, wo das järliche Erträgniss zu 405 N. 55 kr. mit der 
Obligation von 365 Messen nachgewiesen war , zum Religionsfonde 
eingezogen, und erst Kaiser Franz Il. genehmigte 17. Mai 1796 
dass zwei eigene Domprediger in Linz angestellt, aus dem Reli- 
gionsfonde dotirt, zu diesem aber die erledigten einfachen vier 
Benefizien des Spitals, des Prunnerstifts!') von St. Bar- 


9) Vergl. II. Lieferung, S. 49. — 


212 


bara !) und vom Kreuzweg ?) vorschriftmässig eingezogen 
werden sollten. 

Es erübrigt nur noch jene namhaft zu machen, die im Ver- 
laufe der Jarhunderte dieses Benefizium, das öfter auch Spital- 
pfarr genannt wurde, genossen haben 3). Soweit sie bekannt, 
waren sie: 4) Stephan vom Jare 1335. — 2) Bernhard Rak- 
holer, »Pfarrer im Spital zum hl. Geist genannt,« v. 1424. — 
3) Martin Grabmer, mit gleicher Bezeichnung v. 1488. — 
4) Georg Deissenbäk, v. 1498. — 5) Johanna Khessel- 
boden, v. 1507. — 6) Mathias Portini, v. 1521. — 7) Con- 
rad Gross, v. 1537, der im nächstfolgenden Jare resiguirte. — 
$) Johann Neygerschmidt, v. 1538, wurde nach 3 Jaren 
»wegen üblen Verhaltens der Pfarre entsezt.« — 9) Matthäus 
Aichinger, v. J. 1541; starb 28. Jänner 1550; wurde in 
Puchenau beerdigt. 40) Martin Haberer, »ein geistreicher 
Mann«, v. 1551 — 1560. Nach Haberers Hinscheiden nahm die 
Stadt einen Prädikanten Johannes Ammeranger auf, der je- 
doch bald abgeschaft wurde; sein Nachfolger Sigmundt ward 
binnen Jaresfrist wegen nicht guten Benchmens beurlaubt. — 
11) Georg Reuss, v. 1562; legte 1568 diese Stelle nieder. — 
12) Georg Lichtenwalter, v. 1569, ward nach zwei Jaren 
wegen anstössigen Wandels fortgeschaft. 13) Hanns Khürsch, 
ein verheiratheter lutherischer Prädikant v. 1572, der 1574 mit 
Tod abgieng, worauf der Stadtpfarrer einen Geistlichen, Johannes 
präsentirte, der 1580 schnell dahin starb. Von da blieb die Stelle 
unbesezt, indem der Stadtrat einen lutherischen Prädikanten auf- 
stellen wollte, den die Stadtpfarrer Martin Burgleitner (1552 
— 1582) und Johann Karbo (1582 — 1590) nicht annehmen 
konnten. Selbst nach dem landesfürstlichen Befehle, die Spital- 
pfarre mit einem Katholiken zu besezen, beharrte die Stadt auf 
der Präsentation eines Abgefallenen, Johann Apellius, bis 


1) Vergl. Anhang 1. 
2) Vergl. Anhang 2. 
®) Vergl. Sündt’sche Chronik und Acten des Consistoriums. — 


213 


dieser in Folge eines Befehles des Landeshauptmanns abgesezt 
ward und der bisherige Stadtpfarr-Kaplan:: 44) Bartholomäus Hö r- 
mann als rechtmässiger Benefiziat anerkannt wurde, (4592 — 
1600.) Nach seinem Tode blieb die Stelle wegen unzureichenden 
Subsistenzmitteln unbesezt, bis endlich im J. 1665 der Doktor 
der Theologie, 15) Wolfg. Italus, dieses Benefizium mit dem 
Schlossbenefizium vereinigt erhielt; als dieser Stadtpfarrer in Efer- 
ding geworden, 1683, folgte 46) Christoph Zillharter — 
16. Nov. 1698. — 17. Bernhard Burkhardt Pyttner v. Ehren- 
berg, v. 1698 — 41. Dezember 14747. — 18) Johann Adam 
Schachermayr, bisher Kaplan an der Stadtpfarre, v. 20. De- 
zember 1747 — Jun. 17241. — 19) Johann Wolfg. König, bis- 
her Kaplan an der Stadtpfarre, v. Julius 1721 — 22. Sept. 1721, 
wo er die Pfarre Amstetten erhielt. — 20) Franz Jos. Schauer, 
bisher Stadtkaplan in Eferding, v. Okt. 4721 — Febr. 1732. — 
21) Jakob Eustach. Sedlmayr, bisher Pfarrer zu Hellmonsöd, 
v. April 1732 — 25. Aug. 1743. — 22) Johann Paul Egger, 
bisher Domvikar in Passau, v. Sept. 1743 — 6. Jän. 1753. — 
23) Ignaz Wöber, v. Jän. 1753 — Febr. 1754, wo er als 
ganz junger Priester starb. — 24) Josef Guschl, Sohn des um 
Linz verdienten Stadtrichters, v. März 1754 — Sept. 1757. — 
25) Anton Jos. Stokher, bisher Vikarius in Laakirchen, v. 
Jän. 1758 — Mai 1772. — 26) Georg Adam Holzinger, 
bisher Kaplan an der Stadtpfarre, v. 27. Jul. 4772 — 1. Mai 
1785. — 27) Simon Leutner, bisher Kurat in Ma Ran 
berg, v. 27. Jul. 1785 — Nov. 1786. 


II. Die mit dem Linzer - Bürgerspitale vereinigten 
Stiflungen. 


41. Das Bruderhaus. 


Das Bürgerspital stand grundsäzlich jenen offen, die dem 
Bürgerstande angehörten, die diese Eigenschaft nicht nachweisen 
konnten, waren und blieben, obgleich durch harte und treue 
Dienste, die sie Bürgern geleistet, entkräftet und im Alter nun 


214 


hilflos, davon ausgeschlossen. Die christliche Gesinnung der Ein- 
wohner dieser Stadt eröfnete frühzeitig auch diesen eine Frei- 
stätte; das Bruderhaus, wo sie anfänglich wenigstens »Dach 
und Fach« finden sollten. — Im J. 1563 erkaufte der Ratsbürger 
Sebastian Murauer von dem Bürgers-Sohne, Johann Boniat, 
drei kleine Häuser mit dem dazugehörigen anstossenden Garten. 
Sie lagen an der nach Ebelsberg führenden Landstrasse, 
links von dem Kreuze, an der Stelle, wo heut zu Tage das Schif- 
wirtshaus auferbaut ist. Der Kauf wie der nötige Umbau 
wurde aus den Mitteln des Bürgerspitals bestritten; darum galt 
das Bruderhaus als »blosse Filiale und Zuhaus zum Bürgerspitale.« 
Diesem gebürte die Benüzung des dazu gehörigen Gartens, wie 
auch der etwa entfallende Hauszins, dagegen auch die Erhaltung 
des Hauses und Tragung der Steuern und Lasten. Die Verwal- 
tung war dem jeweiligen Spitalmeister anvertraut; die unmittelbare 
Obsorge des Hauses, wie »der armen Leut« führte ein Mann, 
»der Bruderwirt« genannt, der ausser der freien Wohnung da- 
selbst, järlich 6 fl. Belohnung, und zu gewissen heiligen Zeiten — 
gleich den Spitalbewohnern — Wein und Speisen erhielt. Er 
wachte über die Ordnung im Hause, über Verriehtung des vorge- 
schriebenen Gebetes Morgens und Abends und den Besuch der 
Kirchen, in denen die Stifimessen und vorgezeichneten Andachts- 
übungen stattfinden mussten. Die Zal der Aufgenommenen war 20, 
denen ausser der freien Wohnung, nur die Beheizung — 21 Klft. 
Holz — gewährt wurde. — Leider wurde im J. 1626 auch dieses 
Haus ein Raub der Flammen. Bei den grossen Verlusten, welche 
das Mutterhaus selbst erlitten, konnte die Filiale erst in den 
Jaren 1630 — 36 durch gesammelte Almosen nur notdürftig 
und mit beschränkten Räumlichkeiten wieder auf- 
gebaut werden. Doch trat auch hier eine Aenderuug zum Bessern 
ein, Edelgesinnte Menschen, deren wolthätiges Wirken wir bereits 
bei andern milden Anstalten erwähnten, liessen auch dieses arme 
Haus nicht unbeachtet; sie suchten durch Geschenke, Gaben, Ver- 
mächtnisse jeder Art den in dieser Freistätte untergebrachten Armen 
den Abend des Lebens zu erheitern und zu erleichtern. Um den- 


215 


selben bequemere, der Gesundheit zuträglichere Wohnungen her- 
zustellen, und auch Pilgern auf ihren Wallfahrten eine Unterkunft 
zu bieten, legirte "zufolge Kodizils vom J, 4698, Richard Speer, 
»des innern Ratsverwandter« zur Erbauung und Erweiterung des 
Bruderhauses 3000 fl. mit der Bedingung, dass alle Samstage 
von den armen Leuten ein Rosenkranz gebetet werde. Der Pfar- 
rer zu Hörsching, Andreas Girra, widmete zu ähnlichem 
Zweke 2000 fl. in der Voraussezung, dass jene wochentlich zwei 
Rosenkränze beten und am Jarestage (seines Absterbens?) der 
heiligen Messe in der Pfarrkirche beiwohnen. Michael Prunner 
vermehrte 5. März 1739 diese Stiftungen gleichfalls mit 2000 fl, 
damit die im Bruderhause befindlichen Pfründler am Tage des h. 
Michael und der h. Susanna beichten und kommuniziren, da- 
gegen das entfallende Interesse immer bar erhalten. — Aehnliche 
Vergabungen unter ähnlichen Bedingungen erfolgten auch von Anna 
Magdalena Eder, gebornen Männer, von Prandstäter, dem 
Bürgermeistar Johann Adam Prunner, Eva Schorer, Pohr, 
Maria Elisabeth Huetstock und Nicolaus v. Hölbling. Aber 
unter die vorzüglichsten Woltbäter dieses Hauses gehört die oben 
erwähnte Katharina von Grundemann und ihr Gemal, der 
k. k. Hofkammerrat Georg Constantin v. Falkenberg auf 
Streitwiesen und Eggerek, der »in Erwägung der Ver- 
gänglichkeit aller irdischen Dinge und eingedenk, dass nur die 
Werke der Barmherzigkeit uns über das Grab hinaus begleiten 
und vor dem schreklicehen Gerichte uns schützen werden, kurze 
Zeit vor seinem unerwartet eingetretenen Tode, 2. Jänner 1691 zum 
Trost und Heil seiner armen Seele, wie auch der gesammten 
grundemannischen Familie, einzig und allein durch und umb Gottes 
Willen zu geben und zum hiesigen sogenannten Bruderhaus 3000 fl. 
zu stiften« beschlossen hatte. Dem Stiftbriefe gemäss, den die 
Wittwe im folgenden Jare ausstellte, wurde die Summe in drei 
Terminen entrichtet und der Magistrat versprach, die Interessen 
des Kapitals järlich 430 fl. zu Handen des verordneten Spital- 
meisters zu erlegen. Von dieser Stiftung, welche die grunde- 
mannische hiess, sollien dem Willen des Stifters entsprechend, 


216 


den zwanzig Armen im Bruderhause, allwochentlich das ganze Jar 
hindurch — ausser der h. Fastenzeit — dreimal gutes frisches 
Rindfleisch — einer jeden Person ein halbes Pfund — gereicht 
werden, welches nach dem jezigen zu 44 Pfenningen gemachten 
Fleischsatz, 94 fl. ausmacht. Von den restirenden 39 fl. erhielt 
der »Ordinarispitalmeister« für seine Mühewaltung järlich 3 fl., die 
übrigen 36 fl. wurden zur Anschaffung des Brodes für die zwanzig 
Armen verwendet. — Hingegen erhielt die Familie Grundemann 
das Recht unter der ,Zal von 20 Pfründlern, zwei Personen zu 
präsentiren; alle aber waren für dieses Almosen verpflichtet, wo- 
chentlich am Freitage, dem Sterbetage des Stifters, für ihn und 
seine gesammte Freundschaft im Bruderhause einen Rosenkranz 
laut und öffentlich zu beten und der für ihn gestifteten h, Messe 
in der Karmeliten-Kirche beizuwohnen. Nach der lezten Willens- 
meinung der Wittwe dieses Wolthäters fielen diesem Hause aus 
ihrer Verlassenschaft noch 1087 fl. zu. — Ausser den bereits 
erwähnten Naturalbezügen erhielten die Pfründler auch die Interes- 
sen von den andern Vermächtnissen auf die Hand, so dass — 
wenigstens kurze Zeit vor der Auflassung der Anstalt — der An- 
teil eines jeden 41 fl. 5 kr. järlich betrug. — 

Als im J. 1787 dieselbe eintrat, wurde die Tagesportion 
auf 5 kr. späterbin auf 14 kr. E. Sch. gesezt. — Das Haus war 
mit dem anstossenden Kellerischen Waisenhause von Kaiser Joseph 
zum Gebär- und Findelhause bestimmt; doch bald ward aus guten 
Gründen von diesem Plane abgelassen !), das Haus an den Meist- 
bietenden veräussert und der Kaufschilling zum Stiftungsfonde 
verwendet. 


2. Die Krauss’sche Stiftung. 


Die zwekmässige Einrichtung und strenge Ordnung, welche 
im Bruderhause gehandhabt wurde, bewog einen wolthätigen Bür- 
ger dieser Stadt, Georg Adam Krauss, zu einer ähnlichen Stif- 
tung, »In Erwägung, dass Gott dem Allmächtigen weit angenehmer 


1) Vergl. II. Lieferung, S. 52. — 


217 


ist, wenn noch in Lebzeiten die milden Stiftungen zu Stande ge- 
bracht, als wenn selbige bis nach dem Tode verschoben werden, « 
stiftete er zufolge leztwilliger Anordnung vom 31. März 1735 zum 
Unterhalte von 12 armen, männlichen oder weiblichen Personen 
im Bruderhause die Summe von 7040 fl., die bei der Stadt zu 
4% angelegt, jährlich das Interesse von 280 fl. 24 kr. gab. Hie- 
von erhielt jeder der zwölf Pfründler täglich 3 kr.; zu Ostern, 
Pfingsten, Weihnachten und am Tage seines Namens- und Schuz- 
patrons (Georg) 7 kr., und ebenso alle Quatembertage jeder 7 kr. 
endlich jeder järl. eine Klafter Holz. — Vermöge der mit dem Magi- 
strat getroffenen Uebereinkunft wurden den 42 Pfründlern sechs 
kleine Zimmer (Stübl), worin immer zwei zu gegenseitiger Hilfe 
in Krankheitsfällen, wohnen sollten, eingeräumt, überdiess ein 
Zimmer zu Verrichtung des Gebetes und eine Küche, aber Män- 
ner und Frauen immer von einander geschieden. — Zur Bestreitung 
der Reparaturen erhielt das Bruderhaus järlich 10 fl,, der Ver- 
walter für seine Sorgfalt 4 fl., der Bruderwirt 2 fl.; den andern 
zwanzig Pfründlern, »die ohnehin einen geringen Genuss hatten« 
warf er zum besseren Unterhalt järlich 10 fl. aus in der Hofnung 
dass sie alle Quatemberzeit und am Feste St. Georgi für ihn einen 
Rosenkranz laut und andächtig beten und für ihn und seine Freund- 
schaft aufopfern. Seine weitere Meinung war, dass diese Fun- 
dation die Krauss’sche genannt bliebe, dass die von ihm ge- 
stifteten zwölf armen Personen auch ganz gleich gekleidet, und 
aus seinen Mitteln den zwölf ersten die Kleider angeschafft wür- 
den; nach ihrem Ableben waren die Kleider der Verstorbenen von 
den Neupräsentirten abzulösen, oder im Falle sie ganz unbrauch- 
bar waren, von den Pfründlern neue, aber von gleicher Form 
und Farbe anzuschaffen. 

Das Recht der Präsentation behielt er sich auf seine 
Lebenszeit bevor, nach seinem Tode seinem Bruder Mathias, 
nach dessen Hintrite seiner liebsten Ehewirtin Marie Eleonora 
Krauss, dann seiner Anverwandten Sara Pauernfeindt 
und ihrem Gemal, Sebastian, Nach dem Tode dieser vier »soll 
die Präsentation aller zwölf Pfründler in perpetuum auf einen wol- 

Mus, Jahr. Ber, XXIL 15 


218 


löbl. wolweisen Magistrat zu Linz fallen.« Hinsichtlich der Eigen- 
schaften der Aufzunehmenden bekannte er dankbar, er 
habe als Bürger von Linz dureh die Gnade Gottes sich »die Mittel 
erobert;« darum wolle er auch den hiesigen armen Personen sie 
zum Troste seiner Seele geniessen lassen ; nur ordnete er an, dass 
in die Kraussische Stiftung keine andern Armen präsentirt und auf- 
genommen werden sollen, als welche der Stadt - Linzerischen Juris- 
dietion unterworfen, sich auch bei derselben oder der Bürger- 
schaft durch Treue , eifrige Dienste oder in anderweg meritirt ge- 
macht oder von solchen Eltern herkommen, die der Stadt Linz 
unterworfen gewest.« Ausserdem ward noch erfordert: ein guter 
Lebenswandel und ein soleher Zustand des Bewerbers, dass er sich 
selbst zu erhalten nicht mehr im Stande war. 

Für diese Unterstützung legte er den zwölf Pfründlern die 
auf einer im Gebetzimmer aufgehangenen Tafel verzeichneten V er- 
pflichtungen auf, alle Tage um 10 Uhr Vormittag für ihn in 
seinen Lebzeiten um eine glückliche Sterbestunde einen heiligen 
Rosenkranz öffentlich und mit lauter Stimme, nicht weniger am 
Abend um 5 Uhr unserer Frauen lauretanische Litanei nebst drei 
Vater unser und Avc Maria andächtig zu beten; nach seinem zeit- 
lichen Hintrite aber für seine abgeleibte Seele und für seine An- 
verwandten aufzuopfern ; ausserdem alle Quatemberzeiten wie auch 
am Festtage des heil. Georg, dann die andern obengenannten heil. 
Zeiten zu beichten, und das hochheilige Sakrament des Altars zu 
empfangen und für ihn und seine arme Seele zu applieiren. — 
Zu diesem Behufe verfügten sich an den genannten Tagen alle 
zwölf Personen miteinander in die Kirche und Niemandem war ge- 
stattet sich der vorgeschriebenen Andacht zu entziehen. Geschah 
es dennoch, wurde der Schuldige das erste Mal mit dem ausge- 
worfenen Taggehalt, das zweite Mal mit einem Wochen- und das 
dritte Mal mit einem Monatgelde gestraft und dieses »in die 
Büchse« gelegt. Blieb die Bestrafung ohne die gehoffte Besser- 
ung wurde der Schuldige der Stiftung unwürdig erklärt, ent- 
lassen und eine andere Person aufgenommen. War hingegen die 
Ursache der -Versäumniss eine erhebliche, wurde nicht gestraft, 


219 


sondern die unterlassene oder versäumte Andacht musste ehestens 
nachgeholt werden. — Aehnliches verordnete er auch gegen un- 
friedfertige und zanksüchtige, doch war die Sache vorher immer 
genau zu untersuchen. 

Starb ein Kraussischer Pfründler, gehörte die gesammte Hin- 
terlassenschaft der’ Stiftung; davon wurden auch die Begräbniss- 
kosten bestritten ; hinterliess der Pfründler nichts, wurden die 
Begräbniss - Kosten einstweilen von der Stiftung übernommen ; 
dagegen blieb die hiedurch erledigte Stelle so lange unbesetzt, 
bis der Vorschuss zurückerstattet werden konnte. Ausser den Ver- 
lassenschaften der Pfründler erwuchsen dieser Stiftung auch einige 
kleinere Kapitalien aus den sogenannten Einkawfsgeldern. 
Allmälig nämlich ward es auch gestattet, sich gegen Erlag von 
400 fl. einzukaufen. Daher führt ein Rechnungs - Extrakt vom 12. 
Juli 1760 an: das Einkaufsgeld der Maria Katharina Ehrenleit- 
ner vom 13. Juni 4739, pr. 100 fl., ein Kapital von 600 fl. 
vom 4. Mai 1745, ein anderes vom Jare 1757, entstanden aus 
Einkaufs- und Verlassenschaftsgeldern. Ueberdiess 
hatte der Stifter selbst in spätern Jaren noch bedeutende Schen- 
kungen von 920 fl., 610 fl. und 500 fl. gemacht und die Ver- 
teilung der Interessen genau angeordnet. Daher der Gesammt- 
betrag eines Pfründlers im Jare 28 fl. 39 kr. ausmachte. — Bei 
der Auflassung dieser Anstalt im oben ‚angeführten Jare, wurde 
die Tagesportion auf 8 kr. später auf 17 kr. E. Sch. angesezt. 

5. Die Thonmüller’sche Stiftung. (Thonmüller Häusl.) 


Das für die Stadt Linz verhängnissvolle Jar 1626 hatte den 
Wolstand der Bürger mächtig erschüttert, die Zal der Armen be- 
deutend vermehrt, Die bestehenden wolthätigen Anstalten waren 
bei den grossen Verlusten, die sie selbst erlitten, nicht im 
Stande, einer grössern Anzal von Pfründlern als bisher Auf- 
nahme zu gewähren. Wieder war es ein Bürger voll christlicher 
Gesinnung, der ein kleines Asyl für arme, entkräftete Individuen 
des weiblichen Geschlechtes eröfnete, das war der Siechenamts- 
verwalter Pankratius Thonmüller; er erkaufte im erwähnten 
Jare von Andreas Wartberger um 40 fl. die Brandstätte des 

15* 


220 


sogenannten Heubinder-Häusels in der heutigen Klamm- 
gasse, und lies es soweit wieder herstellen, dass es zwölf 
Pfründlerinen eine geräumige Wohnung bot. Anfänglich schemen 
diese ausser der Wohnung und Beheizung — andere Bezüge nicht 
genossen zu haben. Der Stifter des nach seinem Namen genannten 
Thonmüller - Häusls vertraute zuversichtlich auf die opferfreudige 
Gesinnung seiner Mitbürger, die er zumal in seiner Stellung als 
Siechenamtsverwalter genau kennen zu lernen vielfache Gelegenheit 
gefunden hatte. Sein Vertrauen war nicht vergeblich, Der bekannte 
Handelsmann, Dominieus Zampanelli überliess im Jar 4640 
dieser armen Anstalt 200 fl: mit dem Wunsche, dass die Inte- 
ressen hievon «en Armen auf die Hand gegeben werden. — Die 
in Wolthaten unerschöpfliche Susanna Catharina v. Grun- 
demann öffnete ihre freigebige Hand auch den Armen im Thon- 
müller - Häusl ; sie vermachte diesem und dem. Siechenhause 
nächst den Kapuzinern, am 3. Nov. 1693, 4250 fl. mit 
der Willensmeinung, dass jedem Pfründler daselbst wochentlich 
dreimal Yg Pfund Fleisch, in der Fasten aber ein Stockfisch oder 
was anderes gereicht werde. Der Ueberschuss der entfallenden 
Interessen pr. 3 fl. 45 kr. wurde den beiden Verwaltern für ihre 
Mühe und Sorgfalt zuerkannt. Die Stifterin behielt sich und ihren 
Erben das Recht bevor: genaue Einsicht zu nehmen ob alles pünkt- 
lich befolgt werde; ferner auf ihren Namen zwei des Almosens 
bedürftige Personen aufzunehmen und nach deren Absterben an- 
dere zu substituiren. Für dieses Almosen sollte wochentlich an 
dem Tage an welchem die Stifterin mit Tod abgehen würde, 
ein Rosenkranz gebetet und dreimal in der Woche der in der 
Minoriten - Kirche täglich abzuhaltenden Seelenmesse beigewohnt 
werden. — 

Die erwähnte Wolthäterin des Bruderhauses Rosina Pohr, 
beschenkte auch 29. Oktober 1709 dieses »Häusl« mit derselben 
Summe von 300 fl. In ihre Fusstapfen tratt bald hierauf die ver- 
wittwelte Frau Maria Johanna v. Khautten auf Kirchberg, 
geborne v. Eislsberg, die am 30. Jun. 1748 für diese Anstalt 
1200 fl. vermachte; »die sollen — so lautete ihr Wille — zu 


221 


5% auf sicheres Ort angelegt, und das fallende Interesse alle 
Jare, so viel auf eine Person kommt, auf die Hand ausgeteilt 
werden; dabei sind die armen Leut schuldig, wann die sowol 
zu meiner selbst eigenen, als meiner liebsten Eltern und Befreun- 
deten Seelen Heil bei denen P. P. Carmeliten allhier auf ewig 
gestiftete wochentliche zwei heilige Messen, nämlich alle Freitage 
und Samstage gelesen werden, von ihnen allezeit drei Personen 
dabei zu erscheinen und einen Rosenkranz vor mich zu beten.«— 
Nach ihrem am 26. Jänner 1725 erfolgten Hinscheiden erlegte 
2. Febr. 1725 der Universalerbe, Leopold v. Eislsberg, die 
ganze Summe, 1200 fl. Der Stadtmagistrat übernahm die Sorge, 
dass dem Willen der Stifterin von den Armen genau nachgekom- 
men würde und zur stäten Erinnerung an sie, liess er einen 
kleinen Grab- oder Gedächtnisstein im Armenhause einmauern. — 

Da der Gründer dieses kleinen Institutes Ahnherr der Prun- 
nerischen Familie gewesen war, galt es dieser als Ehrensache, 
jenes grossmütig zu unterstüzen; so wies der Bürgermeister Jo- 
hann Adam Prunner jenem 800 fl. zu, auf dass von den 
Interessen das wochentliche Brodgeld an die armen Leute ausge- 
teilt würde, und der Baumeister Michael Prunner 2000 Al. 
mit dem Wunsche, dass die Pfründler am Tage des h. Michael 
und der bh. Susanna beichten, kommuniziren und ihre Andacht für 
ihn und für seine Ehekonsortin aufopfern. (1739.) — Bald her- 
nach 17. Mai 1742, widmete eben dieser Anstalt, Magdal. Meidl 
das Kapital von 4200 fl., damit alle Sonn- und Feiertage der 
von ihr gestifteten Messe sechs Personen beiwohnen und nach 
dem Gottesdienste für sie und ihres Mannes Seele einen Rosen- 
kranz beten, und ebenso an ihrem und ihres Mannes Namenstage, 
wie an dem ihres Absterbens beichten, kommuniziren und diese 
Andacht für sie aufopfern. — 

Die jüngste Zustiftung — vom 4. Mai 1765 — rührt her 
von der Frau v. Trattnern. »Jenen zwölf Personen, die in 
der Stiftung des Thonmüller-Häusls sind, und die Obliegenheit 
haben, dass den gestifteten heiligen Messen jederzeit neun bei- 
wohnen und den Rosenkranz laut beten, die übrigen drei aber 


222 


am Montag, Mittwoch und Samstag in der Barbara -Kirchen den 
Kreuzweg auf gleiche Meinung abbeten, sollen jeder derselben 
järlich 9 fl. und in Summa 108 fl. quartalweise baar auf die Hand 
abgeführt werden.e — Desshalb erlegte sie das erforderliche 
Kapital zum Bürgerspital und verordnete, dass auch der Spital- 
amts - Verwalter für seine Bemühung järlich 42 fl. erhalte. — 
Durch diese Wolthaten war es möglich gemacht, dass jede Pfründ- 
lerin dieses anfänglich wahrhaft armen Häusels järlich 20 fl. 55%, kr. 
an Geld auf die Hand erhiell. — Uebrigens besass auch diese 
Anstalt, gleich dem Bruderhause und der Krauss’schen Stiftung 
weder Aeker noch Zehente, noch Untertanen, sondern nur die 
wenigen Kapitalien, welche gutherzige Wolthäter nach und nach 
gespendet haben; zugleich gehörten alle drei Anstalten zum Bür- 
gerspitale und wurden durch denselben Spitalamts-Verwalter ver- 
waltet, wesswegen sie auch hier vereinigt behandelt wurden. 

Das unansehnliche ursprüngliche Stiftungsgebäude wurde im 
J. 1752 gegen das naheliegende, geräumigere Jobst'sche Haus 
vertauscht, das bald hierauf — vermutlich 1765 — an Andreas 
Prambäk veräussert wurde. Der Kaufschilling floss in den Ver- 
sorgungsfond, die Pfründlerinen wanderten, wie schon erwähnt, 
ins Bürgerspital. Als auch dieses aufgelassen wurde, ward die 
Tagesportion für jede Person auf 7 kr. gesezt, — 


Anhang. 


1. Gottesaker und Benefizium zu St. Barbara. Reihe der 


Benefiziaten. 


Nach der frommen Sitte der ersten Christen, die Gräber 
der Verstorbenen in die nächste Nähe der Haupt- oder Pfarr- 
kirche zu verlegen, verfuhren auch die Bewohner dieser Stadt. 
So lange die Pfarrkirche noch im Schlosse bestand, wurden die 
Verstorbenen nahe dieser, zwischen dem Schlosse und der uralten 
Martins-Kirche beerdigt. Als mit Ausgange des 13. Jar- 


223 


hunderts !) die Pfarre in die Ebene herab, an den Ort der jezi- 
gen Pfarrkirche verlegt wurde, fanden auch die Beerdigungen in 
ihrer nächsten Umgebung statt, und im Verlaufe der Zeit ward sie 
auf allen Seiten von Gräbern und Denkmalen umgeben, so dass 
zu wiederholten Malen auf Erweiterung des Plazes Bedacht ge- 
nommen werden musste. Im J. 1541 brach in der Stadt die Pest 
aus und rafte viele Opfer hinweg. Zur Beruhigung der Gemüter, 
die vor den Gefahren der Anstekung erbebten, wurde auf höhern 
Befehl ein zweiter Gottesaker hinter dem Bürgerspitale auf einem 
diesem eigentümlichen Grunde errichtet, der anfänglich die an 
der Seuche Verstorbenen aufnahm, allmälig zum allgemeinen Be- 
‚erdigungsplaz sich erweiterte. Bei dem schnellen Aufblühen der 
mittlern und obern Vorstadt und der steigenden Zunahme der 
Bevölkerung und der Wohnungen, schien es dringend notwendig, 
den Gottesaker weiter nach aussen in grössere Entfernung von 
den Häusern zu verlegen und hiezu wurde ein anderer Spitalgrund 
ausersehen, beiläufig derjenige Raum an der Landstrasse, welchen 
jezt die Mayerhofer'sche und die nächstfolgenden Behausungen, 
Nro. 547 — 551, einnehmen. Mit bedeutendem Aufwande wurde 
er in den lezten Jaren des 16. Jarhunderts mit einer Mauer um- 
schlossen, in seiner Mitte eine der heiligen Barbara geweihte 
schöne Kirche aufgeführt (1658), und beiläufig zehn Jare darauf 
durch eine grossmülige Stiftung bereichert. 

Die Stifter gehörten zweien Bürgerfamilien an, deren wol- 
ihätige Gesinnung wir bereits oben erwähnt haben. Johann Peisser, 
des innern Raths Bürger und Handelsmann, errichtete 29. Sep- 
tember 1670 im Namen seines Schwiegervaters, Ulrich Schrei- 


1) In einem alten chronikartigen Liede, das Sündt anführt, heisst es: 
Zwölf hundert sechs und achtzig Jar 
Vom Schloss herab gebauet war, 
Die Pfarr zu Ehren Mariae rein 
Und ihrem lieben Kindelein: 
Jesu, der uns alle hat erlüst (erlöst) 
Von des Teufels G’fahr und Lüst (List.) 


224 


ner, der leztwillig 2000 fl. bestimmt hatte, und in seinem eige- 
nen, mit 3600 fl. an dieser Kirche ein Benefizium, »um hiedurch 
die Ehre Gottes des himmlischen Vaters, der allerseligsten Mutter 
Mariae und aller lieben auserwählten Heiligen noch mehr es fort- 
zupflanzen, wie auch denen von unserer lieben Frauenpfarrkirche 
ziemlich weit entlegenen Vorstädten und andern reisenden fremden 
Personen zu auferbaulicher Andacht, auch denen von der schwe- 
ren Hand Gottes berührten uud im Fegfeuer leidenden christgläu- 
bigen Seelen mit Trost um Erledigung von den Peinsqualen ver- 
mittels eines andächtigen Gebetes beizuspringen — noch mehr 
Gelegenheit an die Hand zu geben.« — 

Sich selbst, seinen Kindern und Kindeskindern männlichen 
Geschlechts, nach ihrem Abgange seinen Brüdern und ihren Leibes- 
erben und nach deren gänzlichem Erlöschen dem wolweisen Ma- 
gistrate überliess er das Recht, dem Bischof zu Passau »einen 
exemplarischen weltlichen Priester, der keinem Orden verbunden, 
sondern mit seinen Sachen frei und unverhinderlich zu verfügen 
Macht und Gewalt hat vorzustellen.« Dieser erhielt von den 
zu 5 % angelegten 2000 fl. seines Schwiegervaters die järlichen 
Interessen pr. 80 fl. und von dem von ihm herrührenden Kapitale 
von 3000 fl., järlich 150 fl., zusammen 230 fl. Hingegen hatte 
er wegen der 80 fl. für den Stifter und seine Hausfrau alle Wo- 
chen am Montage eine h. Messe in der Barbarakirche und wegen 
der 150 fl. für ihn und seine Hausfrau nach ihrem beiderseitigen 
Hintrite wochentlich zwei Messen, nämlich Freitags und Samstags 
und am Barbarafeste »mit grossem Fleiss und sonderbarer Andacht 
zu lesen.e — An den übrigen Tagen der Woche war er unge- 
hindert zur Verbesserung seines Einkommens in derselben Kirche 
andere heilige Messen zu lesen und auch ein und anderes Bene- 
fizium mit seinem und seiner Nachkommen Vorwissen anzuneh- 
men. — Die vom Schreiner'schen Kapitale noch erübrigten 20 fl. 
wie die Interessen von seinen 600 fl, waren bestimmt, teils zur 
Nachschaffung der Messkleider, des Opferweins, der Beleuchtung, 
teils zur Belohnung des Messners, des Zechprobstes und des Kır- 
chen - Verwalters, dann zur Erhaltung des Oelbergs im Gottes- 


225 


aker, welchen er neu hatte erbauen lassen, gleichwie er auch 
die Kirche selbst mit Messkleidern und Antependien reichlich ver- 
sehen hatte. — Zehn Gulden waren überdiess als kleine Vergü- 
tung für die Mühen des jeweiligen Präsentanten bestimmt. — 
Diese Stiftung ward auch vom damaligen Fürstbischof v. Passau 
Wenzelv. Thun, am 24. März 1672 genehmigt. 


Als Benefiziaten erscheinen in den Akten: 

4) Christian Taller v. 1672 — 1704 (9). — 2. Andreas 
Augustin Krafft, investirt 41. Dez. 1704. — 3) Franz Reiss, 
v. 1705 ®%) — 11. Oct 1749. — 4) Johann Baptist Monquin- 
tin, Urenkel des Stifters von mütterlicher Seite, Doctor beider 
Rechte, der der höhern Studien willen einige Zeit in Rom gelebt *) 
und nachher bei seinem Anverwandten, dem Propst von Hornik 
sich der Seelsorge gewidmet hatte — investirt im Febr. 1750 — 
Juli 1753, worauf er Pfarrer in Unterösterreich wurde. — 5) Franz 
Xav. Khermayr, hatte früher in der Kirche der Jesuiten zu 
Linz (Domkirche) durch zwei und zwanzig Jare die Stelle eines 
Subdiakonus eingenommen, investirt 29. Juli 1754, starb im Früh- 
jahre 4756. — 6) Joseph Medegg, investirt 40. Juni 1756; 
zwölf Jare nachher verfiel er in Irrsinn, entfernte sich jetzt von 
seiner Wohnung und konnte troz allen Nachforschungen nicht 
wieder ausfindig gemacht werden. Nach mehrjärigem Zuwarten, 
nachdem auch die Frist, die im Citationspatent vom 21. Nov. 1774 
ausgesprochen war, fruchtlos- vorübergegangen, wurde im Jän. 1776 
derjenige als Benefiziat investirt, der seit 1773 provisorisch diese 


1) Monquintin unterstützte sein Gesuch auch mit dem Zeugnisse über 
seinen Aufenthalt in Rom, in welchem es unter anderm heisst: »Zgo 
(Josephus comes de Thun) S. R. Romanae pro tentoniecd natione audi- 
tor et sacrae regiae Majestatis Ungariae Bohemiae . . apud S. sedem 
prominister . . testatum facio quod Dominus Joann. Bapt. de Monquintin 
austriacus Viennensis clericus per menses novem, quibus conli- 
nenter in domo meä hie Romae commoralus est, semper 
omnino ante mediam noctem domum se receperit, ilemque 
mores praesetulerit, qui probum, ingenuum piumque ecelesiasticum decent.« 


226 


Stelle eingenommen. — 7) Christian Seyr aus dem Pusterthale 
gebürtig. — Nach einer Fassion, die ım Jare 1782 abgegeben 
wurde, betrugen die järlichen Einnahmen dieses Benefiziums 
328 fl., worauf 215 Messen hafteten. — Seyr scheint im Jare 
1795 bereits gestorben zu sein. 


2. Das Kreuzweg-Benefizium zu St. Barbara in Linz. 


»Wenn wir den Wunsch hegen, sagt der seraphische Doctor, 
in der Tugend, in der Gnade, vom Guten zum Bessern Fortschritte 
zu machen, müssen wir täglich das Leiden des Herrn mit inniger 
Andacht uns zu Gemüte führen.« Wahrhaftig! Grundes genug, warum 
schon in frühen Zeiten tausende und tausende von Christen voll 
Sehnsucht zu jenen Stätten eilten, die Zeugen gewesen waren von 
dem Leben, Leiden und Sterben unseres Heilandes. Bei dem An- 
blike der geheiligten Stellen, wo er gelitten, trat die Grösse des 
Opfers, das für die sündige Menschheit gebracht worden, mit aller 
Macht vor ihre Seele; erschüttert im Innern, ergriffen von dem 
überwältigenden Eindruke fanden sie nur in Thränen der Reue, 
des Schmerzes, des heissen Dankes Erleichterung. Umgewandelt 
in ihrem Innern, gestärkt durch die Gnade, die ihnen da geworden, 
mit einem Frieden im Herzen, den die Welt nicht geben kann, 
eilten sie in die Heimat zurük und entflammten durch die leben- 
dige Schilderung desjenigen, was in ihrem Herzen vorgegangen, 
auch bei andern die Sehnsucht in das Land der Verheissungen zu 
wallen. Aber wie klein war die Zal derer, die es konnten! Wie 
gross die derjenigen, die ihrem frommen Drange keine Befriedi- 
gung gewähren konnten! Aber die Kirche, die gleich einer lie- 
benden Mutter, auch die geheimen Anliegen, Bedürfnisse und leisen 
Wünsche ihrer kranken Kinder erräth und erkennet, kam auch 
diesem natürlichen Drange vermittelnd entgegen ; sie übertrug die 
Gnaden und Ablässe, deren nur die zu den Leidensstätten wall- 
fahrtenden teilhaftig werden konnten, auch auf andere Orte; und 
wenn nach dem Breve Benedicts XIII, vom März 1726, ihre 
Gewinnung noch auf die Kirchen der Franeiscaner beschränkt blieb, 
dehnte sie Clemens XIl. im Jare 1731 auf jeden Kreuzweg 


227 


— so hiess der Cyelus der Vorstellungen aus dem Leiden Jesu — 
aus, der wo immer, mit Zustimmung des Diözesan - Bischofes, 
des Pfarrers durch einen Franeiscaner errichtet ward. Von diesem 
Zeitpunkte an trat der fromme Eifer einen solchen Kreuzweg auch 
bier zu erriebten und den leidenden Heiland auf seinem Leidens- 
wege in Andacht zu begleiten, an vielen Orten unseres engern 
Vaterlandes, zumal in dieser Stadt immer kräftiger hervor; Ge- 
schenke, Vermächtnisse, Stiftungen waren schon früher und jetzt 
von Hohen und Niedern gemacht, immer von dem Wunsche be- 
gleitet, dass »die neue Andacht — die Kreuzwegandacht — dauernd 
eingeführt und erhalten werde,« zur wahren Herzensfreude des- 
jenigen Mannes, der damals als eifriger Oberhirte die Passauer- 
Diözese leitete: Joseph Dominieus, Graf von Lamberg. 
Kurze Zeit nachdem er zum Fürstbischofe von Passau gewält wor- 
den, hatte er in einem von apostolischem Eifer durchwehten Pasto- 
ralschreiben, um die dankbare Erinnerung an das Erlösungswerk 
mehr zu beleben, angeordnet, dass an jedem Donnerstage und 
Freitage die wichtigen Momente der Angst und des Verschei- 
dens des Heilandes in allen Pfarrkirchen seines Sprengels 
durch Glokengeläute angedeutet werden. Um so freudiger erteilte 
er 11. März 1734 die Erlaubnis, »in der Barbara-Kirche 
zu Linz den hierosolymitanischen Kreuzweg mit 
Erriehtung der vierzehn Stationen zur Erlangung der Ablässe ein- 
zuführen und durch den Geistlichen, Franz König, zur Ausfüh- 
rung zu bringen,«e — um welche ihn der eifrige Beförderer dieser 
Andacht, Johann Karl Berthold Sebastian Freiherr v. Hochhaus, 
kais. Rat und Landrat und der oberösterreichen Landschaft Gene- 
raleinehmer, im Namen der übrigen Wolthäter gebeten hatte, Die 
Opferfreudigkeit dieser, ihre Bereitwilligkeit für diese Andacht 
etwas Dauerndes zu schaffen, nahm zu, und nach wenigen Jaren 
konnte der genannte Beförderer an den Fürstbischof die Bitte 
stellen: die Errichtung eines benefieii saecularis des heiligen Kreuz- 
wegs zu bestätigen und dem neuangehenden Benefiziaten Franz 
König und allen seinen Nachfolgern die genaue Vollziehung die- 
ses Andachtswerkes aufzutragen. — 


228 


Sobald die notwendigen Erhebungen gemacht und alle Ver- 
hältnisse rechtlich geordnet erschienen, erfolgte (47. Octob. 1746) 
auch die Bestättigung des Stiftsbriefs. Diesem zufolge war 
der Benefiziat verpflichtet: 4) An jedem Nachmittage im Sommer 
um %; auf 5, im Winter um '% nach drei Uhr, nebst Gebung 
des Segens mit dem Ciborio die im Kreuzwegbüchel enthaltenen 
Gebete von einer Station zur andern andächtig vorzubeten; an den 
vier Quatembertagen auf dem privilegirten Hochaltare das hoch- 
würdige Gut um 8 Uhr auszusezen, dann die mittwochige Ordinari- 
messe zu lesen, eine kurze Predigt zu halten und die Kreuzweg- 
gebete öffentlich zu verrichten, nachmittag aber um 3 Uhr eine 
gesungene Litanei mit Aussezung des Hochwürdigsten zu halten. 
Achnliches fand am Kreuz-Erfindungs- und Erhöhungs- 
Tage — den Hauptfesten des Kreuzweges — statt. — 2) Am 
ersten Montage eines jeden Monats um 8 Uhr die Barbara-Bruder- 
schaftsmesse mit Aussezung des Venerabile, an den andern Mon- 
tagen mit der des Kreuzpartikels zu lesen. — Dazu kamen noch: 
die freitägige Stiftmesse der Bürgerin Anna Maria Pohr vom Jare 
1742, die zwölf Quatembermessen von Anna Meiringer, vom 
Jahre 1729 und dreissig Messen gestiftet von Magdalena Tauber, 
gebornen Pohr. Zur beständigen Wohnung des Benefiziaten 
wurde nahe der Kirche ein eigenes Haus vom Grunde aus erbaut 
auf einer der richterischen Familie eigentümlichen Area, 
wofür noch järlich zwei Messen zu persolviren kamen. — Ausser 
dieser Wohnung, dem Ertrage der Stiftmessen und den Interessen 
der Stiftungs-Kapitalien, die zusammen järlich 301 fl. gaben, hatte 
er noch so viele Messen frei, dass die Gesammteinnahme zu 405 fl. 
nachgewiesen wurde, wovon jedoch 54 fl. für Musik, Beleuchtung, 
Unterhaltung der Stationsbilder abzureehnen waren. — Das Recht 
der Präsentation des Benefiziaten war zwischen dem Dechant 
von Linz und dem Magistrate abwechselnd. Die Erhaltung des 
Benefiziaten- Hauses lag zu gleichen Teilen ob: der Stadtpfarr- 
kirche, der Stadt Linz, der Bruderschaft und der Kirche zu St. 
Barbara; hingegen fielen die zur Kreuzwegs - Stiftung gemachten 
Opfer und Vermächtnisse, zur Hälfte dieser, zur Hälfte dem Bar- 


229 


bara - Gotteshause zu, Benefiziaten waren: 1) Franz König, 
von 1746 .... 2) Michael Seiz, von 1762? + Dezemb. 1772. 
3) Johann Georg Fruhtrunk, von 1773 — 1795. 


5. Die beiden Siechenhäuser in Linz. 


Ausser dem Bürgerspitale bestanden auch frühzeitig zwei 
Siechenhäuser: das obere und untere. — Jenes, vielleicht 
bereits im 13. Jarhunderte errichtet '), heisst gewöhnlich Sie- 
cehenhaus im Weingarten oder an der Sandgstätte 
und vom 47. Jarhunderte ab auch Siechenhaus bei den 
Kapuzinern. Nach dem jezigen Häuser - Verzeichnisse ist es 
das in der Kapuzinergasse gelegene Haus Nr. 642. — Zur Auf- 
nahme in dieses wie in das andere, eigneten sich wahrhaft Sieche, 
sofern sie zugleich arm, gut gesittet und zu Linz zuständig waren. 
Anfänglich gewährte dieses — immer arme — Haus den Aufge- 
nommenen vermutlich bloss Wohnung und Beheizung, bis es 
durch ‘die Grossmut derselben Wolthäter, die wir bei andern An- 
stalten genannt haben, in Stand gesezt wurde, mehreres zu leisten. — 
Ausser den Interessen, die von geschenkten Kapitalien järlich ent- 
fielen, bezog es auch von 2 untertänigen Häusern in der genann- 
ten Gasse, nämlich Nr. 613 und 638, den Grunddienst, der im 
J. 1847 3 fl. 44 kr. betrug. Die Zal der Pfründler, die im Jare 
1757 ins Bürgerspital überwanderten, betrug zwanzig, von denen 
jeder bei der Auflassung auch dieser Anstalt 7 Kreuzer täglich 
erhielt. — 

Das untere Siechenhaus, welches dem ehmaligen 
Freisize Strassfelden (Herrenhaus) gegenüber liegend 
auch Siechenhaus Strassfelden genannt ward, wurde 
4353 erbaut ?2). Nach zweihundertjärigem Bestande wurde es von 
einer böswilligen Frau, Susanna, in Brand gestekt und ein- 


4) Nosocomium coenobio PP. eapucinorum vicinum, aelalem suam a sae= 
eulo XIII. recenset. Insprugger II., 19. — 

2) Nosocomium alterum versus Strassfelden, quod anno 1555 coeptum, cum 
ruinas subinde egissel, pielate Annae Pichlerin anno 1557 (?) ex funda= 
mentis reparatum est. Insprugger. II., 19, — 


230 


geäschert. (1558). Eine höchst wolthätige Wittwe, Anna Pich- 
ler zum Kettenhof und Indernsee, nahm sich der 
verarmten Anstalt thätigst an; erbaute auf einem dazu gehörigen 
Grunde an der nach Ebelsberg führenden Strasse ein ganz neues 
Haus (das jezige innere Militär - Spital- Rekonvaleszenten - Haus) und 
stattete es mit dem nötigen aus. (1602). Zur besseren Subsistenz 
erhielt die arme Anstalt im J. 1639 die Erlaubnis auf dem Lande 
und in der Stadt — zumal während der Jarmärkte — Almosen 
sammeln zu dürfen. Nach und nach erholte sich dieses Institut 
durch die Geschenke und Vermächtnisse christlich gesinnter Wol- 
thäter; es gewann — ich kann nicht angeben wann und wie? — 
Grundbesiz und Untertanen. Es bezog vor der Durchführung der 
Grundentlastung, z. B, im Jare 1847: 


1) An Grunddiensten von 26 Häusern in und bei 
der Stadt Linz 30 fl. 47 kr. 


2) An grundherrlichen Gaben von zwei Häusern in 
Linz und drei Bauerngütern: vom Gangelberggut zu St. 
Johann im ehemaligen Distrikts - Kommissariat Helfenberg, 
vom Engelgütl zu Goldwerd bei Ottensheim und dem. 
Fischergut zu Hörsching — zusamen 20 fl. 20% kr. 


3) An Getreidedienst von den zwei zulezt genannten 
Gütern — 287 fl. 2%, kr. 


4) An Getreide- und Sikr even vom Gangel- 
berggut zu St. Johann, Fischergut in Schmidberg, 
Pfarre St. Veit, Teufelsbrukmühlergut in der Pfarre 
St. Johann, vom Zistlpoinfmer-,'Ganglhoffried-, Gla- 
serhell-, Probst- und Mösst- Gut — alle fünf in Frien- 
dorf in der Pfarre Hörsching. 562 fl. 20%, kr. oder in 
Summa 900 fl. 30%, kr. 


Die Zal der Pfründler war auch hier zwanzig und die Tages- 
portion eines jeden nach der ım J. 1787 erfolgten Auflösung des 
Bürgerspitals 8 kr. — Ueber die jezigen Verhältnisse des Bürger- 
spitals und der damit vereinigten Stiftungen, sowie der beiden 
Siechenhäuser vergl. die folgende Uebersicht. 


231 


4. Uebersicht über den Kapitals-Anteil des Bürgerspitals 
und der damit vereinigten Stiftungen, so wie der beiden 
Siechenhäuser, Zal der Pläze, Tagesportion. 


Tagespor- 

Kapitalsanteil Zal der tion eines 

Name der Stiftung Pfründlers 

Pzee I——— 

österr. Währ. öst. W. 
fl. I’ kr 


Post- 
Nr. 


Bürgerspital 


Bruderhaus . 
Krauss’sche Stiftung 


Thonmüller-Haus 


Siechenhaus Weingarten . 
30148 | 32 


Siechenhaus Strassfelden . 


Es bedarf wol nicht der Erinnerung, dass — ausser den 
Pfründler-Portionen -—- auch noch andere Auslagen zu bestreiten 
sind. -- 

Tresen A 


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Sahres = Bericht 

Bermehrung der Sammlungen 
Veränderungen im Etande dev Mitglieder ". 
Berwaltungs- Ausfchuß . 


Verzeichnig der Chrem- amd ordentlichen Mitglieder de Mu- 
seum Francisco - Carolinum im Sabre 18561 . . . .XXVO 


Baumgarten, P. Amand. Aus der volfemäßigen Ueberliefe- 


rumg der Heimat. I. Zur volksthümfichen Naturkunde 


Öaisberger, Sof. Zur Gejchichte milder Stiftungen im 
Lande ob der Ens. IM. Lieferung . 


Drud von 3. Wimmer. 


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