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Full text of "Bericht ©ber die Senckenbergische Naturforschende Gesellschaft in Frankfurt am Main"

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Bericht 


über  die 


Senckenbergische  naturforschende  Gesellschaft 


Frankfurt  am  Main. 


^Vom  Juni  1876  bis  Juni  1877. 


Die  Direction  clor  Senckenbergischen  naturforschenden 
Gesellschaft  beehrt  sich  hiermit,  statnteugemäss  ihren  Bericht 
über  das  Jahr  187G  bis   1877  zu  überreichen, 

Frankfurt  a.  M.,  im  Juli  1877. 

Die  Direction: 

Dr.  i)hil.  K.  Theo<l.  Petersen,  d.  Z.  1.  Director. 

Dr.  phil.  Friedr.  Aug.  Finger,  d.  Z.  2.  Director. 

Dr.  phil.  Friedr.  Kinkelin,  d.  Z.   1.  Schriftführer. 

Dr.  nu-d.  Frust  Blumentlial,  d.  Z.  2.  Schrift  fülirer. 


ü 


Bericht 

über  (lio 

Senckenbergische  naturforschende  Gesellschaft 

in 

Fr.aiikfurt  am  Main. 

Erstattet  am  54.  Jahresfeste,  dini  10.  Jnni   1877, 


Dl.  ]iliil.  Friedrich  Angnst  Fiuger, 

il.  Z.  zwoitfin  Dircotor. 


ITochgeelirte  Versammlung! 

Drausseu  in  der  Natur  gibts  mauclimal  fruchtbare  Jahre,  wo 
alles  freudig  grünt  und  reiclilich  blüht  und  Frucht  hringt,  und 
andere,  wo  der  Fleiss  und  die  Mühe  des  Laudmauns  nur  kärglicli 
belohnt  wird.  Auch  auf  geistigem  Gebiete  geht  es  ebenso,  so 
auch  iu  unserer  Gesellschaft.  Wir  scheuen  uns  nicht  einzugesteheu, 
dass  wir  diesmal  über  ein  Jahr  zu  berichten  haben,  das  nicht  zu 
den  fruchtbarsten  gehört. 

Die  Zahl  der  Mitglieder  hat  sich  wieder  vermindert,  und 
diesmal  bedeutend. 

Gestorben  sind,  seit  an  dieser  Stelle  der  vorige  Jahresbericht 
erstattet  wurde,  die  Herren:  Ph.  F.  Behrends-Mettenius , 
J.  P.  Emden,  Lehmann-Hanau,  Heinrich  Hörle,  Fer- 
dinand Schlottner,  W.  G.  Schwager,  L.  J.  Speyer, 
Philipp  Speyer,  Sigmund  Sulzbach  und  das  ausserordentliche 


Ehrenmitglied  Herr  Heinrich  Ohler,  lange  Jahre  hindurch  — 
bereits  im  Februar  1868  wurde  sein  50jähriges  Dieustjubiläum  ge- 
feiert —  Stiftsgärtner  und  somit  Leiter  des  botanischen  Gartens. 
Diesem  anspruchslosen,  verdienten  Manne  wurde  auf  Veranlassung 
des  Vereins  für  naturwissenschaftliche  Unterhaltung  auf  dem  hie- 
sigen Friedhofe  ein  einfaches  Denkmal  errichtet.  Unsere  Gesell- 
schaft hat  zu  den  Kosten  einen  Beitrag  geliefert,  und  auch  bei 
der  Enthüllung  am  25.  Mai  war  sie  vertreten. 

Von  Frankfurt  weggezogen  sind  die  Herreu :  Raphael  M  ertön, 
Dr.  phil.  Julius  Roll  und  D.  J.  Wetterhau.  Da  letzterer  zu 
den  arbeitenden  Mitgliedern  gehörte  —  auch  thätigos  Mitglied 
der  Direction  war  er  einige  Jahre  laug  — ,  so  ist  er  den  Bestim- 
mungen gemäss  in  die  Reihe  der  correspondirenden  Mitglieder 
eingetreten. 

Durch  freiwilligen  Austritt  sind  ausgeschieden:  das  arbeitende 
Mitglied  Herr  Dr.  phil.  August  Steitz  und  die  beitragenden 
Ehrenmitglieder  Herren  Dr.  phil.  Hermann  Becker,  Wilhelm 
Ebeling,  Dr.  jur.  Ebner,  J.  Engels,  Senator  Dr.  jur,  Kloss, 
W.  Lohse,  Heiur.  Schnell,  Kaspar  Schölles,  Theodor 
Schünemann,  Heinrich  Sonneberg  und  Dr.  phil.  Konrad 
Trieber. 

Der  ganze  Abgang  an  zahlenden  Mitgliedern  —  drei,  die  im 
vorigen  Jahresberichte  schon  als  ausgetreten,  bezw.  gestorben  an- 
geführt waren,  die  aber  noch  für  das  Jahr  1876  gezahlt  hatten, 
mitgerechnet  —  beträgt  demnach  27. 

Beigetreten  sind  die  10  Herren:  Friedrich  Bachfeld, 
Ingenieur  Ludwig  Becker,  Isidor  Bermann,  Otto  Braun- 
fels, Bernhard  Engelhard,  Karl  Fiebelkorn,  Karl 
Hermann  Fulda,  Dr.  phil.  Hermann  Loretz,  Dr.  med. 
Wilhelm  Loretz  und  Markus  Moritz  Oppenheimer. 

Die  Anzahl  der  beitragenden  Mitglieder  beträgt  demnach, 
statt,  wie  im  vorigen  Jahre,  499,  nur  482. 

Sollte  die  Verminderung  iu  diesem  Masse  weiter  fortgehen, 
so  wäre  wohl  für  das  Bestehen  der  ganzen  Anstalt  zu  fürchten. 
Doch  wir  wollen  hoffen,  dass  die  Bewohner  unserer  Stadt,  sowohl 
die  alteingebürgerten  als  diejenigen ,  die ,  von  aussen  hierher  ge- 
zogen ,  doch  auch  Autheil  an  dem  Wohl  und  Wehe  dieser  ihrer 
neueu  Heimat  nehmen,  unsere  von  freiem  Bürgersinne  gegründete 
Gesellschaft  nicht  werden  sinken  lassen. 


Unter  dir  /alil  iler  arbeitenden  Mitglieder  wurdeu  die 
Herren  Fiiedrich  Bastier  und  Valentin  Goldmann  auf- 
^eiionmien. 

Aus  der  Iveihe  der  correspondirenden  Mitglieder  siud  drei 
veidienie,  weithin  berülinite  Männer  geschieden,  Maximilian 
-loseph  von  Chelius,  Theodor  von  Ileuglin  und  Karl 
Ernst  von   Baer. 

Maximilian  Joseph  von  Chelius  wurde  am  IG,  Januar 
1794  in  Mannheim  geboren;  er  studirte  in  Heidelberg  und  pronio- 
virte  daselbst  im  Jahre  1812,  erst  18  Jahre  alt.  Von  da  an  bis 
1817  besuchte  er,  besonders  um  Spitäler  kennen  zu  lernen  und 
am  Krankenbette  Ei-fahrungen  zu  machen,  verschiedene  Universi- 
täten, namentlich  Paris.  Während  dieser  Jahre  war  er  auch 
zweimal,  1814  und  1815,  als  Militärarzt  mit  den  badischeu 
Truppen  in  Frankreich.  Er  wurde  im  Jahre  1817  ausserordent- 
licher und  bald  darauf  ordentlicher  Professor  der  Chirurgie  in 
Heidelberg.  Siebzig  Jahre  alt  trat  er,  nach  beinahe  fünfzigjähriger 
Lehrthätigkeit,  im  Jahre  1864  in  den  Ruhestand.  Er  starb  am 
17.   Auj^ust  1870  in  Heidelberg. 

Seine  Bedentuns;  wurde  in  leiehem  Masse  durch  Titel  und 
Orden,  auch  durch  die  Erhebung  in  den  erblichen  Adelstand,  ge- 
würdigt. Mehr  aber  als  diese  äusseren  Ehren  galt  ihm  das 
Wirken,  als  praktischer  Chirurg  und  als  Lehrer.  Von  weither 
kamen  Kranke,  besonders  auch  Augeuleidende,  um  ihn  zu  berathen; 
die  Klinik  in  Heidelberg  hat  er  erst  geschatfen ;  Hunderte  von 
Schülern  hat  er  gebildet ;  sein  Handbuch  der  Chirurgie  galt  lange 
Zeit  als  das  beste,  praktischste. 

Ihm  war  es  beschieden,  nach  einem  reichen  Wirken  noch 
über  zehn  Jahre  lang  im  glücklichen  Kreise  seiner  Familie  der 
verdienten  Ruhe  sich  zu  erfreuen. 

Theodor  von  Heugliu,  geb.  am  20.  März  1820  in  Hirsch- 
landen bei  Leonberg  in  Württemberg,  bereiste  von  1850  bis  1865 
zu  wiederholten  Malen  das  nordöstliche  Afrika  bis  an  die  Somali- 
küste und  in  die  Länder  der  Gallas.  Eine  Zeitlang  war  er  öster- 
reichischer Consul  in  Chartum.  In  den  Jahren  1870  und  1871 
machte  er  zwei  Sommerreisen  nach  Spitzbergen  und  an  die  Küste 
von  Nowaja  Senilja.  Auf  der  ersten  derselben  entdeckte  er  östlich 
von  Spitzbergen  eine  Insel,  die  er  dem  Könige  von  Württemberg 
zu  Ehren  König  Karls  Land  nannte.  Petermann  wies  später  nach, 


—     6     — 

du.ss  dieselbe  lusel  schon  früher  von  schwedischen  Schiffern  ge- 
funden sei,  und  er  wollte,  da  dies  uuter  der  Regierung  eiues 
schwedischen  Königs  Karl  geschehen  ,  den  Namen  beibehalten 
haben,  ihm  aber  einen  andern  Ursprung,  als  Heugliu  gethan,  zu- 
schreiben. Im  Jahre  1875  war  Heuglin  noch  einmal  in  Afrika. 
Er  starb  am  11.  November  1876  in  Stuttgart.  Er  hat  viel  über 
seine  Reiseu  geschrieben.  Durch  ihn  ist  sowohl  die  Erdkunde  als 
auch  die  Kenntuiss  der  Natur  bedeutend  bereichert  worden. 

Karl  Ernst  von  Baer  wurde  am  28.  Februar  1792  auf 
seinem  väterlichen  Gute  in  Estland  geboren.  Er  war  Professor  in 
Königsberg,  dauu  Akademiker  und  Professor  in  Petersburg;  in 
seinem  hohen  Alter  zog  er  sich  nach  Dorpat  zurück  und  daselbst 
starb  er  am  29.  November  187G  im  85sten  Lebensjahre.  In  einem 
Nachrufe  in  der  Beilage  zur  Allgem.  Zeitung  (1876,  16.  Dez., 
Nr.  351)  heisst  es  über  ihn:  »Wie  Humboldt,  war  derselbe  auf  den 
verschiedensten  Gebieten  des  Wissens  gleich  bewandert,  und  noch 
im  hohen  Alter  unermüdlich  thätig  die  wissenschaftliche  Kennt- 
niss  der  Natur  zu  fördern.  Insbesondere  hat  er  sich  um  die  Zoo- 
tomie,  die  Anthropologie,  die  Ethnologie  und  die  Erdkunde  emi- 
nente Verdienste  erworben.«  Und  am  Schlüsse:  »Mag  man  sich 
nun  zu  seinem  Standpunkte  bekennen  oder  zu  den  Gegnern  seiner 
wissenschaftlichen  Anschauungen  zählen :  insofern  Baer  mit  vmd 
nach  einem  Alexander  v.  Humboldt,  Leopold  v.  Buch, 
Karl  Ritter,  Nees  v.  Eseubeck,  Okeu  für  die  Pflege  und 
Ausbreitung  der  Naturwissenschaften ,  für  die  Vervollkommnung 
der  Methode  ,  für  die  Vertiefung  des  Studiums  und  zugleich  für 
ihre  Popularisiruug  Bahn  gebrochen  hat,  steht  die  Bedeutang  des 
allverehrten  Todten  hoch  über  dem  Meinungsstreit  unserer  Tage. 
Und  wie  noch  heute  nach  dem  Ausspruch  seines  Gegners  Häckel 
seine  »Entwicklungsgeschichte«  als  ein  unübertroffenes  Muster  von 
exakter  Beobachtung  und  philosophischer  Reflexion  allgemein  be- 
wundert wird ,  so  wird  in  den  Annalen  der  Wissenschaft  unter 
den  Namen  jener  seltenen  Koryphäen,  welche  die  universitas  lite- 
rarum  gleichsam  persönlich  repräsentiren,  allezeit  auch  derjenige 
eines  Karl  Ernst  v.  Baer  glänzen.« 

So  weit  die  Allg.  Zeitung. 

Denjenigen,  welche  sich  mit  der  Darwin'schen  Hypothese 
und  insbesoudere  mit  den  aus  ihr  gezogenen  Folgerungen  über 
den  Ursprung  des  Menschengeschlechts  nicht  befreunden  können, 


—     7     — 

mar;  es  zn  einigem  Truste  gereicheu,  dass  auch  Baer  diese  Fol- 
geiuiigon  nicht  auerkeimt.  Er  sagt  in  einer  seiner  letzten  Schriften 
(Studien  aus  dem  Gebiete  der  Naturwissenschaften,  St.  Petersburg 
187(>,  S.  403):  »Mau  verspottet  es  in  unsern  Tagen  gern  als 
hochmüthig,  den  Menschen  als  Ziel  der  Erdgeschichte  y.u  be- 
trachten. Aber  es  ist  ja  nicht  sein  Verdienst,  dass  er  die  am 
meisten  entwickelte  organische  Form  besitzt.  Auch  darf  er  nicht 
verkennen,  dass  damit  für  ihn  nur  die  Aufgabe  begonnen  hat, 
seine  geistigen  Anlagen  mehr  zu  entwickeln ,  da  er  das  einzige 
Geschöpf  ist ,  welches  schon  durch  seine  körperliche  Anlage  die 
Befähigung  zur  geistigen  Entwicklung  erhalten  hat,  da  der  kate- 
gorische Imperativ  des  Sollens  ihn  antreibt,  den  thierischen  Asso- 
ciatioustrieb  zu  höheren  socialen  Veihältnissen  zu  entwickeln.  Ist  es 
nicht  menschenwürdiger,  gross  von  sich  und  seiner  Bestimmung 
zu  denken,  als,  nur  auf  das  Niedere  gerichtet,  allein  die  bestialische 
Grundlage  in  sich  anzuerkennen?  Von  dieser  nach  dem  Niedrigen 
strebenden  Richtung  ist  leider  die  neue  Lehre  sehr  gefärbt.« 
Dieser  Aufsatz  schliesst  mit  den  Worten:  »Den  Männern  der 
Wissenschaft  möchte  ich  nur  sagen ,  dass  eine  Hypothese  wohl 
berechtigt  und  werthvoU  sein  kann,  wenn  wir  sie  als  Hypothese 
l)ehandeln ,  d.  h.  wenn  wir  ihr  Gesichtspunkte  für  die  specielle 
Untersuchung  entnehmen ,  dass  es  aber  für  die  Wissenschaft 
schädlich  und  entehrend  ist,  eine  Hypothese,  die  der  Beweismittel 
entbehrt ,  als  den  Gipfel  der  Wissenschaft  zu  betrachten.  Unser 
Wissen  ist  Stückwerk.  Das  Stückwerk  durch  Vermuthung  zu  er- 
gänzen, mag  dem  Einzelnen  Beruhigung  gewähren,  ist  aber  nicht 
Wissenschaft.« 

Unser  verehrtes  Mitglied ,  der  dem  Verstorbeneu  innig  be- 
freundete Herr  Professor  Dr.  Lucae,  hat  in  einer  wissenschaft- 
lichen Sitzung  über  das  Eeben  und  Wirken  Baer's  gesprochen. 
Diese  Rede  wird  in  dem  heurigen  Jahresberichte  abgedruc!<! 
werden. 

In  die  Reihe  der  correspondirenden  Mitglieder  ist,  wie 
schon  bemerkt ,  durch  seinen  Wegzug  von  Frankfurt  Herr 
W^etterhan  getreten.  Ausserdem  wurden  zu  solchen  ernannt 
die  Herren  A.  B.  Meyer,  Director  des  königl.  naturhistorischen 
Museums  in  Dresden,  Director  Hugo  Böttger  in  Rott  bei  Bonn, 
le  Jolis,  Präsident  des  naturwissenschaftlichen  Vereins  in  Cher- 
bourg,  und  Dr.  Langer,   Professor  der  Anatomie  in  Wieii. 


Aus  der  Direction  hatten  am  Schlüsse  des  Jahres  satzungs- 
gemäss  auszuscheiden  der  erste  Director  Herr  Dr.  med.  Heinrich 
Schmidt,  und  der  erste  Secretär  Herr  Dr.  phil.  Kinkel  in.  An 
die  Stelle  des  ersteren  trat  Herr  Dr.  pliil.  Petersen,  der  letztere 
wurde  wiedererwählt.  Im  Amte  verblieben  der  zweite  Director 
Dr.  phil,  F.  A.  Finger  und  der  zweite  Secretär  Herr  Dr.  med. 
Blumenthal. 

Das  Amt  des  ersten  Cassirers  verwaltet,  wie  schon  seit  län- 
geren Jahren,  mit  aufopfernder  Sorgfalt  in  höchst  dankensvverther 
Weise  Herr  Theodor  Passavant.  Nachdem  der  zweite  Cassirer, 
Herr  Schmidt- de  Neufville,  wegen  Kränklichkeit  seinen  Aus- 
tritt erklärt  hatte,  wurde  an  seiner  Stelle  Herr  Beruh ard 
E  n  g  e  1  h  a  r  d  erwählt. 

Die  Büchercommission  besteht  nach  wie  vor  aus  den  Herren 
Professor  Dr.  Lucae,  Dr.  Noll  und  Dr.  Priedr.  Scharff ;  die 
Redactionscommission  für  die  Abhandlung-en  aus  denselben  Mit- 
gliedern und  ausserdem  den  Herren  Hauptmann  Dr.  L.  v.  Heyden 
und  Dr.  Geyler.  Was  die  Redaction  des  zu  druckenden  Jahres- 
berichtes betrifft,  so  wurde  die  Bestimmung  getroffen,  dass  diese 
regelmässig  dem  zweiten  Director,  dem  ersten  Secretär  und  einem 
dritten  zu  wählenden  arbeitenden  Mitgliede  übertragen  werde. 
Gewählt  wurde  für  dieses  Jahr  Herr  Dr.  med.  Heinrich  Schmidt. 

Aus  der  Revisions-Commission  schieden  nach  der  Geschäfts- 
ordnung aus  die  Herren  Karl  Metzler  und  Philipp  Weydt; 
an  ihrer  Stelle  wurden  gewählt  die  Herren  Stadtrath  Dr.  v.  Oberu- 
berg  und  Rudolf  Passavant.  -       ' -■' 

Die  Sorge  für  die  einzelnen  Abtheiluugen  der  Sammlung  ver- 
blieb denselben  Mitgliedern  wie  bisher. 

Hauptsächlich  aber  sind  diese  Sammlungen  der  Sorge  unserer 
beiden  langjährigen  Custoden,  der  Herren  Theodor  Er  ekel  und 
Adam  Koch,  anvertraut,  und  sie  stehen  damit  in  den  besten 
Händen.  Bei  der  Beschränktheit  unserer  Mittel  konnten  wir  in 
Anerkennung  der  treuen  Dienste  dieser  Männer  ihrem  Gehalte  nur 
einstweilen  unter  dem  Namen  einer  Theueruugszulage  etwas  zu- 
fügen. 

Unsere  Sammlungen  wurden  auch  im  verflosseuen  Jahre  von 
Mitgliedern  und  Freunden  der  Gesellschaft  nicht  unansehnlich 
vormehrt.  Das  vollständige  Verzeichniss  hier  zu  geben  oder  auch 
nur  die  Namen  aller  Geber  zu  nennen,  würde  ermüdend  sein.  Im 


—     9     - 

gedruckten  Juliivsbeiiclite  wird  alles  aufgeführt  werden,  liier  sei 
nur  Folgendes  erwähnt. 

Gypsabgüsse  von  Körpertheilen  des  Chimpause,  geschenkt  von 
dem  'Director  des  uaturhistorischen  Museums  in  Dresden,  Herrn 
A.  B.  Meyer;  drei  Chinesenschädel,  von  uuserm  Laudsmauue  Herrn 
Dr.  med.  Gerlach  in  Hongkong;  ein  Rackelhahn,  von  Herrn 
Justizrath  Dr.  Blum;  eine  Anzahl  niederer  Thiere  aus  Helgoland, 
von  Herrn  Dr.  Noll;  Kopal  mit  lusekteneinschlüsseu,  von  Herrn 
Karl  Ebeuau  in  Madagaskar;  Knochenreste,  zum  Theil  zu  Werk- 
zeugen bearbeitet,  aus  Pfahlbauten  der  Gegend  von  Laibach,  von 
Herrn  Friedrich  Pfeff  el ;  und  endlich  eine  grosse  Anzahl  von 
Knochenresten  der  wahrscheinlich  ausgestorbenen  Riesenvogel  aus 
Neuseeland,  von  Herrn  Dr.  Julius  v.  Haast  daselbst. 

Wir  hegen  die  Hoffnung,  dass  die  Bereitwilligkeit,  uns  durch 
i^chenkungen  zu  erfreuen,  nicht  nachlassen  wird. 

Angekauft  wurde  eine  Anzahl  brasilianischer  Schlangen  und 
Eidechsen ,  eine  Folge  von  Gesteinen  aus  dem  Gotthard-Tunuel, 
eine  Anzahl  von  Petrefakteu,  und  Anderes. 

Wir  können  hoffen,  dass,  nach  einer  getroffenen  Uebereinkunft, 
werthvolle  Thiere,  die  dem  hiesigen  zoologischen  Garten  sterben, 
dann  in  unserer  Sammlung  einen  Platz  finden  werden. 

Ueber  die  Ausbeute  der  im  vorigen  Jahre  auf  Kosten  der 
Küppell-Stiftuug  unternommenen  lieise  wird  weiterhin  berichtet 
werden. 

Ebenso  ist  unsere  Büchersammlung  durch  Schenkungen  und 
Ankauf  —  z.  B.  eines  von  Herrn  Dr.  Rein  aus  Japan  mit- 
gebrachten grossen  chinesischen  botanischen  Werkes  —  vermehrt 
worden. 

Eine  Gypsbüste  Tiedemann's,  die  angeschafft  worden  ist, 
mag,  wie  die  schon  vorhandenen,  das  jüngere  Geschlecht  mahnen, 
au  wissenschaftlichem  Streben  den  Alten  nachzueifern. 

Zum  Schutze  des  Hauses  und  der  Sammlungen  bei  etwaiger 
Feuersgefahr  ist  ein  Ehrenbergischer  sog.  Extincteur  angeschafft 
worden  ;  er  wird  im  Bibliotheksgebäude  aufbewahrt. 

Eine  Uebersicht  der  Einnahmen  und  Ausgaben  wird  im  ge- 
druckten Jahresberichte  zu   finden  sein. 

Wegen  einer  städtischen  Beihülfe,  die  unsere  Gesellschaft, 
ebenso  wie  andere  Vereine  für  Wissenschaft  und  Kunst,  nicht 
entbehren  kann,  haben  wir  uns  au  die  betreffenden  Behörden  ge- 


—     10     — 

wandt.  Wir  hoifen  mit  Zuversicht ,  class  iius  diese  wird  bewilligt 
worden.  Das  im  vorigen  Berichte  erwähnte  Vermach tniss  des 
verstorbenen  Herrn  Ferdinand  Laurin  —  H.  2000  für  die 
Senckenbergische  uuturforschende  Gesellschaft  und  fl.  2000  für 
die  ßüppell-Stiftuug  —  ist  uns  ausgezahlt  worden. 

Wissenschaftliche  Sitzung-en,  zu  denen  alle  Mitglieder  Zu- 
tritt haben  und  bei  denen  auch  in  der  Regel  die  eingegangenen 
Geschenke  und  sonstigen  Erwerbungen  aufliegen,  wurden  seit  dem 
letzten  Jahresfeste  vier  gehalten.  Ausser  kürzeren  Mittheilungen, 
deren  Gegenstände  in  dem  gedruckten  Jahresberichte  angegeben 
werden  sollen,  wurden  dabei  folgende   Vorträge  gehalten. 

Von  Herrn  Dr.  F.  Schar  ff  über  Malachit,  besonders  dessen 
Vorkommen  in  der  Grube  Burra-Burra  in  Südanstralien. 

Von  Herrn  Verkrüzen  Bericht  über  seine  —  später  ge- 
nauer zu  erwähnende  —   Reise  nach  Neufundland. 

Von  Herrn  Dr.  F.  Schar  ff  über  die  grauen  Steine  von 
Naurod  (bei  Wiesbaden)  und  die  Verrauthungen  über  die  Ent- 
stehung der  auf  ihnen  von  Herrn  Dr.  Koch  entdeckten  Schliff- 
Flächen. 

Von  Herrn  Dr.  Stricker  über  die  sogenannten  Haarmenschen 
und  insbesondere  die  bärtigen  Frauen. 

Von  Herrn    Professor    Dr.    Lucae   Gedächtuissrede    auf  Karl 
Ernst  von  Baer. 

Von  Herrn  Landesgeologen  Dr.  Karl  Koch  iu  Wiesbaden 
Beitrag  zur  Kenntniss  der  Hydrographie  des  Taunus  in  der  Ter- 
tiärzeit. 

Von  Herrn  Dr.  N  o  1 1  über  die  Fauna  von  Helgoland. 

Die  Lehrvorträge  des  Herrn  Professor  Dr.  Lucae  über 
Wirbelthiere  hatten  ihren  regelmässigen  Fortgang.  Was  die  geo- 
logischen Vorlesungen  betrifft,  so  war  zu  unserm  Bedauern  Herr 
Dr.  Oskar  B  ö  1 1  g  e  r  durch  Kränklichkeit  an  deren  Fortsetzung 
verhindert.  Statt  seiner  hatte  mit  dankenswerther  Bereitwilligkeit 
Herr  Landesgeolog  Dr.  Karl  Koch  in  Wiesbaden  die  Güte, 
während  des  Winters  Vorlesungen  über  Geologie  mit  besonderer 
Berücksichtigung  der  hiesigen  Gegend  zu  halten.  Beide  Vor- 
lesungen, die  zoologischen  wie  die  geologischen,  waren  zahlreich 
besucht. 

In  dem  Berichte  für  1875  — 7G  sind  folgende  Vorträge  und 
Abhandlungen  abgedruckt: 


—    11    — 

Von  Herru  Dr.  Heinrich  S  c  li  ni  i  d  t  Nekrolog  auf  Dr.  med. 
(,T  u  s  t  II V  Adolf  S  p  i  e  s  s. 

Von  Herrn  Dr.  0,  B  ü  t  s  c  h  1  i  über  die  Bedeutnng  der  Eut- 
wickluugsgeschiehte  für  die  Stanimesgeschiclite  der  Tliiere. 

Von  Herrn  Dr.  Kobelt  über  die  geographische  Verbreitung 
der  Biuueumollusken. 

Von  Herrn  Landesgeolog  Dr.  Karl  Koch:  Neuere  An- 
schauungen über  die  geologischen  Verhältnisse  des  Taunus. 

Von  Herrn  Missionsprediger  E.  S  c  h  r  e  n  k  über  Natur-  und 
Menschenleben  an  der  Goldküste  (Westafrika). 

Von  Herrn  Dr.  Oskar  Böttger  über  eine  neue  Eidechse 
aas  Brasilien. 

Diese  Berichte,  ebenso  wie  die  Abhandlungen,  werden  tausch- 
weise au  eine  grosse  Anzahl  wissenschaftlicher  Vereine  im  Inlande 
und  Auslande  verschickt.  Auch  im  verflossenen  Jahre  hat  unsere 
Gesellschaft  wieder  mehrere  neue  derartige  Tausch  Verbindungen 
angeknüpft. 

In  jedem  vierten  Jahre  —  zuletzt  war  es  der  Fall  im  Jahre 
1873  —  wird  am  7.  April  der  zum  Andenken  an  den  berühmten 
Physiologen  Samuel  Thomas  v.  Sommer  ring,  von  welchem 
Nachkommen  auch  zu  unsern  Mitbürgern  gehören,  gestiftete 
Sömmerrmg--Preis  —  eine  Denkmünze  und  300  Gulden  —  »dem- 
jenigen« —  wie  es  in  der  Bestimmuug  heisst  —  »deutschen  Natur- 
forscher zuerkannt,  welcher  die  Physiologie  im  weitesten  Sinne  wäh- 
rend der  letzten  Jahre  bedeutend  (oder  »am  bedeutendsten«)  geför- 
dert hat.«  Es  wurde  nun  einige  Monate  vorher  eine  Commission  er- 
wählt, bestehend  aus  den  Herren  Professor  Dr.  Lucae,  Dr.  med. 
Pridberg,  Hauptmann  Dr.  v.  Hey  den,  Dr.  Askeuasy  und 
Dr.  Ziegler.  In  einer  auf  den  7.  April  eigens  berufeneu  Sitzung 
er.stattete  Herr  Professor  Dr.  Lucae  den  Bericht  der  Commission. 
Es  waren  in  den  letzten  Jahren  in  Deutschland  viele  physiologische 
Schriften  erschienen,  von  welchen  gar  manche  die  Wissenschaft  för- 
derten. Vor  allen  aber  konnte  und  niusste  als  Förderer  dieser 
Wissenschaft  und  als  ein  solcher,  dessen  Studium  auch  auf  das  Leben 
und  Wohlsein  von  Tausenden  von  Menschen  Einfluss  zu  üben 
geeignet  war,  Herr  Dr.  Karl  Voit,  Professor  der  Physiologie 
in  München,  genannt  werden.  Grosse  wissenschaftliche  und  prak- 
tische Bedeutung  haben  seine  Abhandlungen  ȟber  die  Bedeutnng 
des  Leims    bei    der    Ernährung«    und    »über    die    Bedeutung    der 


—     12     — 

Kohlenhydrate  iiud  des  Eiweisses  iu  der  Nahrung« ;  ganz  beson- 
ders aber  sein  im  Jahre  1875  bei  einer  Versanimkmg  des  Vereins 
für  öffentliche  Gesundheitspflege  gehaltener  Vortrag  über  Ernäh- 
rung. Er  gibt  da  praktische  Fingerzeige  über  diesen  wichtigen 
Theil  des  menschlichen  Lebens,  Fingerzeige,  die  in  Kasernen, 
Hospitälern,  Gefängnissen  bereits  Beachtung  gefunden  haben. 
»Wir  glauben  also«,  so  schliesst  der  Bericht,  »dass  eiu  Mann,  der 
seit  Jahrzehnten  in  streng  wissenschaftlichem  Sinne  wirkt,  der 
stets  die  Fahne  der  exacten  Beobachtung  im  Gegensatz  zu  aprio- 
ristischer  Construction  hoch  hielt,  der  in  diesem  Sinne  so  viele 
Schüler  gebildet,  die  seine  Anschauungen  vertreten,  der  die  Männer 
des  Faches  mit  anerkannt  ausgezeichneten  Arbeiten  beschenkte 
und  den  weitesten  Kreisen  Veranlassung  zu  wichtigen  Reformen 
auf  dem  Gebiete  der  Volkseruährung  gegeben,  dass  ein  Mann  wie 
Karl  Voit  das  Verzeichniss  der  Männer,  denen  bisher  der 
Sömm  erring -Preis  zu  theil  ward,  aufs  höchste  zieren  wird.« 
An  den  Preisgekrönten  ist,  was  als  Preis  bestimmt,  bereits  ab- 
gegangen. 

Wir  hatten  im  verflossenen  Jahre  die  Freude,  zwei  uuserer  ver- 
dientesten Mitglieder  Gedenktage  feiern  zu  sehen.  Am  18.  August 
1851  trat  Herr  Dr.  Lucae  im  Auftrage  der  Senckenbergischen 
Stiftungsadministration  sein  Amt  als  Lehrer  der  Anatomie  au. 
FünfundzAvanzig  Jahre  darnach,  am  18.  August  1876,  wurde  er  im 
festlich  geschmückten  Hörsaale  des  Bibliotlieksgebäudes  zuerst  von 
dem  Vorsitzenden  der  Administration,  Herrn  Sanitätsrath  und 
Physikus  Dr.  Kloss,  dann  von  Abordnungen  vieler  Vereine, 
auch  unserer  Gesellschaft,  von  Schülern,  von  Bornheim,  wo  er 
jahrelang  als  xVrzt  und  Menschenfreund  gewirkt,  begrüsst  und 
mit  Ehrengeschenken  bedacht.  Die  Universität  Marburg  —  er  hat 
dort  seine  Studien  gemacht  —  ehrte  ihn  durch  Ueberreichung  des 
Diploms  als  Doctor  der  Philosophie ;  Beglückwünschungsschreiben 
erhielt  er  von  den  medicinischen  Facultäten  zu  Giessen,  Marburg 
und  Rostock.  —  Möge  er  noch  lange  Jahre,  wie  seither,  bei  uns 
im  Segen  wirken! 

Am  19.  Februar  des  Jahres  1827  ehrte  die  LTniversität  Giessen 
die  Verdienste  unseres  damals  32jährigen  Mitbürgers  Eduard 
Rüppell  um  die  Naturwissenschaften  dadurch,  dass  sie  ihn  zum 
Doctor  der  Mediciu  ernannte.  Ein  halbes  Jahrhundert  später,  am 
19.  Februar  1877,  wäre  es  wohl  am  Platze  gewesen,  diesen  Ehren- 


—     13     - 

tag  des  um  uusere  Gesellschaft  und  somit  um  unsere  Stadt  hocli- 
verdieuteu  Mannes  durch  ein  Fest  /u  fi'iern.  Aber  man  wusste, 
dass  der  allem  äusseren  Prunk  ahholde,  nur  allzu  bescheidene 
(jireis  dies  nicht  liebt,  dariftn  ist  es  unterblieben.  Das  aber  musste 
sich  Rüppell  doch  gefallen  lassen,  dass  au  jenem  Tage  Abord- 
nungen aller  befreundeten  wissenschaftlichen  Vereine  unserer 
Stadt,  und  so  auch  unserer  Gesellschaft,  zu  ihm  iu  sein  Hans 
kamen  und  ihm  Worte  des  Dankes  und  der  Verehrung  und  beste 
Wünsche  darbrachten.  Das  hat  ihm  doch,  denken  wir,  wohlgethan. 
Möge  ihm  noch  lange  seine  ungeschwächte  geistige  und  körperliche 
Kraft  erhalten  bleiben! 

Zum  Schlüsse  haben  wir  noch  der  mit  uuserer  Gesellschaft 
in  engster  Verbindung  stehenden  Rüppell- Stiftung  zu  gedenken. 
Im  vorigen  an  dieser  Stelle  erstatteten  Bericht  ist  gesagt  worden, 
dass  Herr  Verkrüzen  seine  im  Jahre  1875  an  die  Nordküste 
von  Lappland  unternommene  Reise  zur  vollen  Befriedigung  der 
Gesellschaften,  die  ihn  ausgesandt  und  mit  Anweisungen  versehen 
hatten,  zurückgelegt  hat,  und  dass  er  bereits  im  Mai  1876,  von 
deuselben  (Gesellschaften  auf  Kosten  der  Rüppell-Ötiftung  ausgesandt, 
nach  Neufundland  abgereist  ist.  Herr  Verkrüzen  kehrte  im 
September  zurück,  und  brachte  für  uusere  Sammlung  eine  grosse 
Anzahl  von  Seethieren  mit.  Im  übrigen  hatte  diese  Reise  nicht 
gauz  den  von  ihm  und  von  uns  gewünschten  Erfolg ;  denn  als  der 
Reisende  nach  Neufundland  kam,  fand  er,  dass  es  an  gehörigen 
und  ihm  passenden  Verbindungen  mit  den  Neufundlandbiinken,  auf 
welchen  die  hauptsächlichste  Ausbeute  zu  erhoffen  stand,  fehlte.  Den- 
noch ist  auch  durch  diese  Reise  unsere  Sammlung  mit  einigem  Neuen 
bereichert,  ausserdem  sind  werthvolle  Verbindungen' mit  Neuschott- 
laud  und  Canada  angeknüpft  worden.  Eine  von  Herrn  Verkrüzen 
bestellte  Sendung  aus  Labrador  ist  bis  jetzt  noch  nicht  eingetroffen. 

Wir  sind  mit  unserm  Berichte  zu  Ende.  Wenn  wir  am  An- 
fange von  einem  weniger  fruchtbaren  Jahre  gesprochen  haben,  so 
bezog  sich  dies  besonders  auf  die  betrübende  Abnahme  der  Zahl 
unserer  Mitglieder.  Danken  wir  jedoch  allen,  die  uns  treu  geblieben 
sind  und  die  uns  auch  sonst  durch  Gaben,  sowie  besonders  denjenigen, 
die  uns  durch  cceistijre,  wissenschaftliche  Thätigkeit  unterstützt 
haben,  und  hotten  wir  zuversichtlich,  dass  unsere  Gesellschaft,  wie 
es  auch  sonst  iu  der  Welt  gehen  werde,  in  altem  Eifer  uiul  mit 
alter  Kraft  das  Ende  des  Jahrhunderts  überdauern  werde. 


14 


Verzeichiiiss  der  Mitglieder 

der 

Senckenbergischen  naturforschenden  Gesellschaft. 


I.   Ewige  Mitglieder. 

Ewige  Mitglieder  sind  solche,  welche,  anstatt  deu  gewöhnlichen 
Beitrag  jährlich  zn  entrichten,  es  vorgezogen  haben,  der  Gesellschaft 
ein  Capital  zn  schenken  oder  zn  vermachen,  dessen  Zinsen  dem 
Jahresbeiträge  gleichkommen,  mit  der  ausdrücklichen  Bestimmung, 
dass  dieses  Capital  verzinslich  augelegt  werden  müsse  und  nur  der 
Zinsenertrag  desselben  zur  Vermehrung  und  Unterhaltung  der  Samm- 
lungen verwendet  werden  dürfe.  Die  den  Namen  beigedruckten 
Jahreszahlen  bezeichnen  die  Zeit  der  Schenkung  oder  des  Vermächt- 
nisses. Die  Namen  sämmtlicher  ewigen  Mitglieder  sind  auf  einer 
Marmortafel  im  Museumsgebäude  bleibend  verzeichnet. 


Hr.  Siniou    Moritz    von    Betlnuaun.  Hr 

1827. 

»     Geor^  Heinr.  Scliwendel.    1828.  « 

»     Jokami  Friedr.  Int.  Helm.  1829.  » 

»    (iJeorg'  Ludwig  Goiitard.  1830.  » 

FraiiSusajina   Elisabeth   Betliinaiiii-  » 

Molweg.  Iböl.  » 

Hr.  Heinrich  Myllns  sen.  1844.  » 
»     Georg-  Melchior  Mylins.  1814. 

»    Baron  Amschel  Mayer  von  Uotli-  :^ 

Schild.  1845.  » 

»    Johann  (ifeorg'  Schmidborn.  1845.  » 

»    Johann  Daniel  Sonchay.  1845.  » 

»     Alexander  v.  Bethmann.  184(1.  >> 

»     Heinr.  v.  Bethmann.  1846.  > 

»    Dr.  jur.  Raul  Friedr.  Schlosser.  » 

1847. 

»     Stephan  von  (iSuaita.  1847.  » 
»     H.  L.  Döbel  in  Batavia.  1847. 
»    0.  H.  Hanck-Steeg-.  1848. 
»     Dr.  J.  J.  C.  Buch.  1851. 
»    (x,  von  St.  George.  1853. 


J.  A.  Grunelins.  1853. 

P.  F.  Ch.  Kroger.  1854. 

Alexander  Gontard.  181^)4. 

M.  Frhr.  v.  Bethmann.  1854. 

Dr.  Eduard  Rüppell.  1857. 

Dr.  Th.  Ad.  Jac.  Em.  Müller.  1852. 

Julius  Nestle.  18G0. 

Eduard  Finger.  1860. 

Dr.  jiir.  Eduard  Souchay.  1868. 

J.  N.  Grällendeich.  1864. 

E.  F.  €.  Büttner.  1865. 

C.  F.  Krepp.  1860. 

Jonas  Mylins.  1866. 

Constantin  Fellner.  1867. 

Dr.  Hermann  von  Meyer.  1869. 

Dr.  W.  D.  Sömmerring.  1871. 

J.  G.  H.  Petsch.  1871. 

Bernhard  Dondorf.  1872. 

Friedrich  Carl  Rücker.  1874. 

Dr.  Friedrich  Hessenberg.  1875. 

Ferdinand  Laurin.  1876. 


II.  Miti>:lie(ler  rtes  Jahres  1876. 

Die    arbeitomlon    sind    mit    *    bezeiehnot. 


Hv.   Alt,  Franz.     1873. 

»     Alt,  F.  G.  Johannes.     1809. 

»     Andreae,  F.  F.,  Director.    1869. 

»     Andreae,    Hcrni.,     Rauk-Dii-octor. 
1873. 

»     Andreae,  H.  V.,  Dr.  med     1849. 

»     Andreae,  Jean,  Director.     1869. 

»     Andreae-Goll,  J.  K.  A.     1S48. 

»     Andreae-Wiuckler,  Job.     1869. 

»     Andreae-Winckler,  P.  B.     1860. 

»     Angelheim,  J.     1873. 

»  *A.skenasy,  Engen,  Dr.  phil.    1871. 

»     Auffarth,  F.  B.     1874. 

»  *Baader,  Friedrich.     1873. 

»     Bacher,  Max.     1873. 

»     Baer,  Joseph.     1860. 

j>     Baer,  Joseph,  Director.     1873. 

f     Bärwindt,    J.,    Oberstabsarzt,    Dr. 
med.     1860. 

"  *Bagge,  H.  A.  B.,  Dr.  med.,  Pbysi- 
kus.     1844. 

»     Bansa,  Gottlieb.     1850. 

»     Bansa,  Julius.     1860. 

»     Bansa-Streiber,  K.     1860. 

»  *Bardorff,  Karl,  Dr.  med.     1864. 

»     de  Bary,  Heinr.  A.     1873. 

»     de  Bary,  Jak.,  Dr.  med.     1866. 

»  *Bastier,  Friedrich.     1876. 

^>     Becker,  Adolf.     1873. 

»     Becker,  Herm.,  Dr.  phil.     1874. 

»     Behreuds-Mettenius,   Ph.  F.  1860. 

»     Belli-Seufferheld,  F.     1837. 

»    Benecke,  Job.  Herm.     1873. 

»     Berg,  K.  N.,  Bürgermeister,  Dr.  jnr. 
1869. 
Frau  Bernus-Grunelius.     1852. 
Hr.  Bertholdt,  .Toh.  Georg.     1866. 

*     V,  Bethmann,  S.  M.,  Baron.  1869. 


Hr.  Beyfus,  M.     1873. 

»  Birkenstock,  Georg  Friedr.     1806. 

»  Bliedung,  L.     1809. 

»  Blum,  Herm.     1860. 

■-  *Blum,  J.     1868. 

»  *Blumentbal,  E.,  Dr.  med.     1870. 

»  Blumenthal,  Jos.  Leop.    1866. 

»  *Bockenheimer,  Dr.  med.     1864. 

»  Böhm,  Joh.  Friedr.     1874. 

»  Börne,  Jak.     1873. 

»  *Böttger,  Oscar,  Dr.  phil,     1874. 

»  Bolongaro,  Karl  Aug.     1860. 

»  Bolongaro-Crevenna,  A.     1809. 

»  Bolongaro-Crevenna,  J.  L.,  Stadt- 

rath.     1866. 

»  Bonn,  Baruch.     1862. 

»  Bonn,  Karl.     1860. 

^  Bontant,  F.     1866. 

»  Borgnis,  .T.  Fr.  Franz.     1873. 

>■>  *v.  Bose-Reichenbach,  Graf.    1860. 

»  ßoth,  J.  B.     1824. 

»  Brentano,  Anton  Theod.     1873. 

»  Brentano,  Ludwig,  Dr.  jur.     1842. 

»  Brofft,  Franz,     1800. 

»  Brofft,  Wilh.  Leonh.     1860. 

»  Brückner,  Wilh.     1840. 

»  Buchka,  Franz  Anton.     1854. 

»  Bück,  A.  F.,  Dr.  jur.     1800. 

»  Burnitz,  R.  H.,  Architekt.     1800. 

»  Cahn,  Moritz.     1873. 

»  Carl,  J.  F.     1873. 

»  Cassel,  Gustav.    1873. 

»  Chun,  Oberlehrer.   1800. 

y  Claus,  Dan.  Andr.     1870. 

»  Cnyrim,  Ed.,  Dr.  jur.     1873. 

»  Cnyrim,  Vict.,  Dr.  med.     1860. 

»  Conrad,  K.,  Münzmeister.     1873. 

»  Creizenach,  Tgnaz.     1809. 


—    ir,    — 


Ilr.  Defize,   Adolf.     1873. 

»  Degener,  K.,  Dr.     1860. 

»  *Deicliler,  J.    Gh.,  Dr.  med.     1862. 
Denzinger,    F.     ,T.,     Baiirath    und 
Dombaumeister.     187.3. 

»  Dibelka,  Jos.     1873. 

»  Diehn,  Phil.,  Thierarzt.     18G6. 

»  Doctor,  Ad.  Heinr.     1869. 

»  Donner,  Karl.     1873. 

»  V.  Donner,  Phil.     1859. 

»  Drexel,  Heinr.  Theod.     1863. 

»  Ducca,  Wilh.     1873. 

■  »  Ebeling,  Wilh.,  Actuar.     1873. 

»  Eberstadt,  A.     1869. 

»  Ebner,  Hermann,  Dr.  jur.     1866. 

»  Edenfeld,  Felix.     1873. 

»  Ehinger,  August.     1872. 

»  Ehrhard,  W.,  Ingenieur.     1873. 

»  Ellissen,  Justizrath,  Dr.  jur.   1860. 

»  Emden,  Jak.  Phil.     1869. 

»  Enders,  Gh.     1866. 

»  Engel,  Louis.  1873. 

»  Engels,  J.     1876. 

»  Engelhard,  Karl  Phil.     1873. 

»  Epstein,  Theodor.     1873. 

»  Erckel,  Theodor.  1875. 

»  V.  Erlanger,  Eaph.,  Generalconsiil, 

Baron.     1859. 

»  Ernst,  August,  Professor.     18.54, 

»  Eyssen,  B    Gustav.     1866. 

»  Eyssen,  K.  E.     1860. 

»  Fabricius,  Franz.     1866. 

»  du  Fay,  Jean  Noe'.     1842. 

»  Fester,  Dr.  jur.,  Justizrath,  Notar. 

1873. 
»  *Fiedler,  J.  N.,  Dr.  med.     1830. 

»  *Finger,  Oberlehrer,  Dr.  phil.  1851. 

»  Finger,  L.  F.     1876. 

»  Flersheim,  Ed.     1860. 

»  Flersheim,  Rob.     1872. 

»  Flesch,  Dr.  med.     1866. 

»  Flinsch,  Heinr.     1866. 

»  Flinsch,  W.     1869. 

»  Fresenius,  Ph.,  Dr.  phil.     1873. 

»  Freyeisen,  Heinr.  Phil.  1876. 
»  *Fridberg,  Rob.,  Dr.  med.     1873. 

»  Friedmann,  Jos.     1869. 


Hr.  Fries,  Friedr.  Adolf.  1876. 

»  V.  Frisching,  K.     1873. 

»  Fritsch,  Ph.,  Dr.  med.     1873. 

»  Frohmann,  Herz.     1873. 

»  Fuld,  Ludwig.     1869. 

»  Fuld,  S.,  Dr.  jur.     1866. 

*  Funck,  K.  L.  1873. 

»  Garny,  Joh.  Jak.     1866. 

»  Gering,  F.  A.     1866. 

»  Gerson,  .Jak.,  Generalconsul.  1860. 

»  Getz,  Max,  Dr.  med.     1854. 

»  *Geyler,  Herrn.  Theodor,  Dr.  phil. 
1869. 

»  Glogau,  Heinr.,  Handelskammer- 
Sekretär.     1875. 

»  Gockel,  Ludwig,  Director.  1869. 

»  *Goldmaun,  Val.     1876. 

-  Goldschmidt,  Abr.     1873. 

>  Goldschmidt,  Ad.  B.  H.     1860. 
»  Goldschmidt,  B.  M.     1869. 

»  Goldschmidt,   H.  H.     1873. 

»  Goldschmidt,  Marcus.     1873. 

»  V.  Goldschmidt,  Leop.,  General- 
consul.    1869. 

»  Gontard,  Moritz.     1850. 

»  Gotthold,  Gh.,  Dr.  phil.     1873. 

>>  Grabe,  Charles,  Consul.     1866. 

»  Gramm,  Joh.     1873. 

>  Graubner,  Friedrich.     1873. 
»  Gross,  Wilh.     1873. 

»  Grünebaum,  M.  A.     1869. 

>  Grunelius,  Adolf.     1858. 

»  Grunelius,  Moritz  Eduard.     1869. 

»  V.  Guaita,  Max.     1869. 

>  Gundersheim,  Joseph.     1873. 

»  Gundersheim,  M.,  Dr.  med.    1860. 

•'■■  *Haag,  Georg,  Dr.  jur.     1855. 

>  Haase,  A.  W.  E.     1873. 

»  Häberlin,  E.  J.,  Dr.  jur.     1871. 

»  Hahn,   Adolf  L.  A.,  Gonsul.  1869. 

»  Hahn,  Anton.     1869. 

»  Hahn,  Moritz.     1873. 

»  Hamburg,  Joseph.     1873. 

^>  Hamburger,  K.,  Dr.  jur.     1866. 

^^  Hammeran,  J.  A.,  Buchdruckerei- 
Besitzer.     1873. 

»  Hammeran,  K.  A.  A.,  Dr.  phil.  1875. 


—     17 


ITr.    ITanan,  Heinrich  A.     1800. 

»  Hanau,  Lehmann.     18(30. 

»  V.  Harnier,  Ed.,  Dr.  jur.     ISGG. 

.  Harth,  M.     187(3. 

»  Hauck,  Christ..  Stadtrath.     18G0. 

»  Hauck,  Georg  A.  H.     1842. 

»  Hauck,  Moritz,  Advocat.     187a. 

>  Heimpel,  Jakob.     1873. 

»  Henrich,  Job.  Gerhd.     18G0. 

»  Henrich,  K.  F.,  jun.     1873. 

»  Hessel,  Julius.     1863. 

»  Heuer,  Ferd.     18(36. 

»  *v.  Heyden,  Luc,  Hauptm.  Dr.  1860. 

»  V.  Heyder,  Georg.     1844. 

»  *Heynemann,  D.  Fr.     1860. 

»  Hoerle,  Heinrich.     1866. 

»  Hotf,  Job.  Adam.     1S66. 

>  Hoff,  Karl.     1860. 

»  Hohenemser,  H.,  Director.     1S66. 

»  V.  Holzhausen,  Georg,  Frhr.  1867. 

»  Holzmann,  Phil.     1866. 

»  Hornberger,  Albert.     1870. 

»  Ihm,  August.     1866. 

»  Jacobi,  Rudolf.     1843. 

»  Jacobson,  Eduard,  Consul.     1875. 

»  *  Jäger,  Rudolf,  Director.  1867. 
Die  Jilgersche  Buchhandlung.  1866. 
fir.  .Jassoy,  Wilh.  Lud.  1866. 

»  Jeanrenaud,  Dr.  jur.,  Appellations- 
gericbtsrath.     1866. 

»  Jonas,  Adolf,  Dr.  jur.     1873. 

»  Jordan,  Felix.     1860. 

»  Jost,  Konr.,  Apotheker.     1859. 

»  Jügel,  Karl  Franz.     1821. 

»  Jung,  Karl.     1875. 

>  Jung-Hauff,  Georg.     1866. 

»  Kassel,  Elias,  Director.     1873. 

*  Katheder,  K.     1863. 

»  Katzenstein,  Albert.     1869. 

»  Kayser,  Adam  Friedr.     1869. 

»  Kayser,  J.  Adam.     1873. 

»  Keller,  Heinr.,  Buchhändler.  1844. 

»  *Kesselmeyer,  P.  A.     1859. 

»  *Kessler,  F.  J.,  Senator.     1838. 

»  Kessler,  Heinrich.     1870. 

»  Kessler,  Wilh.  1844. 

»  Kinen,  Karl,     1873. 


Hr.*Kinlvelin,   Friedr.,   Dr.    phil.  1873. 

»  Kirchheim,  S.,  Dr.  med.     1873. 
»     Kissel,  Georg.     1866. 

»  Klein,  Jakob  Phil.     1873. 

»  Klinisch,  Karl.     1873. 
"     Kling,  Gustav.     1861. 

»  *Kloss,     H.,     Dr.    med.,     Phy.sikua, 

Sanitätsrath.     1842. 

»  Kloss,  Senator,  Dr.  jur.     1856. 

»  Klotz,  Karl  Const.  V.     1844. 

>  Knopf,  L.,  Dr.  jur-.,  Stadtrath.  1   69. 

»  Koch,  Joh.  Friedr.     1866. 
»     Koch,  Wilh.     1859. 
»     Königswarter,  J.     1869. 
»     Königswarter,  Marcus.     1866. 

»  Kohn-Speyer,  Sigism.     1860. 

»  Kotzenberg,   Gustav.     Ib73. 

»  Krämer,  Johannes.     1866. 
»     Krebs-Schmitt,  Constanz.     1869. 
»     Küchler,  Ed.     1866. 

»  Kugele,  G.     1869. 

»  Kugler,  F.,  Dr.  jur.,  Appeilations- 

gerichtsrath.     1869. 

»  Kusenberg,  R.  J.,  Director.     1873. 

»  Ladenburg,  Emil.     1869. 

»  Landauer,  Wilh.     1873. 

»  Lang.  R.,  Dr.  jur.     1873. 
>■      Langenberger,  Franz.     1860. 

»  Langer,  Dr.  jur.     1873. 

»  Lauteren,  K.,  Consul.     1869. 

»  Le  Bailly,  Georg.     1866. 

»  Leschhorn,  Ludw.  Karl.     1869. 

»  Leser,  Phil.     1873. 

»  Lindheimer,  Gerhard.     1854. 

»  Lindheimer,  Jiilius.     1873. 

»  Lion,  Benno.     1873. 

»  Lion,  Franz,  Director.     1873. 

»  Lion,  Jakob,  Director.     1866. 

»  Lion,  Siegmund,  Director.     1873. 

»  Löhr,  Clemens.     1851. 

»  Lönholdt,  E.  Heinr.     1873. 

»  Lönholdt,  G.  W.     1873. 

»  Löwengard,  J.,  Director.     1859. 

»  Löwenick,  N.     1875. 

»  Lohse,  W.     1874. 

»  Loretz,  A.  W.     1869. 

»  *Lorey,  Karl,  Dr.  med.     1869. 
2 


—    li 


Hr.  Lorey,  W.,  Dr.  jur.     1873. 

»  *Lucae,  G.,  Prof.,  Dr.   med.     1842. 

»  Lucius,  Eug.,  Dr.  phil.     1859. 

»  V.  Lukacsich,  Major.     1832. 

V  Maas,  Adolf.     1S(J0. 

»  Maas,  Simon,  Dr.  jur.     1869. 

»  Mack,  Joh.  Friedr.     1866. 

»  de  Maes,  Ed.     1869. 

»  Mahlau,  Albert      1867. 

»  Majer,  Joh.  Karl.     1854 

Fr.  Majer-Steeg.     1842. 

Hr.  Malss,  Dr.  jur.     1873. 

»  Manskopf,  Nikolaus.     1859. 

»  Manskopf, W.  H.,Geh.Commerzieu- 
rath.     1869. 

»  Matti,  Alex.,  Dr.  jur.     1873. 

»  Matti,  J.  J.  A.,  Dr.  jur.     1836. 

»  May,  Arthur.     1873. 

»  May,  Ed.  Gustav.     1873. 

»  May,  Joh.  Val.,  Dr.  jur.     1873. 

»  May,  Julius.     1873. 

»  May,  Martin.     1866. 

»  Meissner,  Otto,  Director.     1876. 

»  Meixner,  K.  A.     1866. 

»  Merton,  Albert.     1869. 

»  Merton,  Raph.     1860. 

»  Merzbach,  A.  1873. 

*  Metteuheimer,  Chr.  Heinr.  1873. 
»  *Metzler,  Adolf.     1870. 

»  Metzler,  Albert.     1869. 

^>  Metzler,  Gustav.     1859. 

»  Metzler,  Karl.     1869. 

»  Metzler,  Wilh.     1844. 

»  Metzler-Fuchs,  G.  F.     1842. 

»  Meyer,  Friedr.     1866. 

»  Minoprio,  Karl  Anton.     1821. 

>^  Minoprio,  Karl  Gg.     1869. 

*  Mohr,  Oberlehrer,  Dr.  phil.  1866. 
»  Moldenhauer,  F.,  Ingenieur.  1873. 
»  Mouson,  Joh.  Gg.     1873. 

»  Muck,  F.  A.,  Consul.     1854. 

»  Mühlig,  J.  G.  G.,  Verwalter.  1872. 

»  Müller,  H.  K.  W.  1842. 

»  Müller,  Joh.  Christ.     1866. 

»  Müller-Rentz,  F.  A.     1874. 

>  Mumm  von   Schwarzeustein,  Alb. 
1869. 


Hr.  Mumm   v.   Schwarzeustein,   D.   H. 
Dr.  jur.,  Oberbürgermeister.  1869. 

»     Mumm  V.   Schwarzeustein,  Herrn., 
Generalconsul.     1852. 

»     Mumm   V.  Schwarzeustein,    P.  IL, 
jun.     1873. 

»     Mumm  V.  Schwarzeustein,  W.  1856, 
Die  Musterschule.     1832. 
Hr.  Mylius,  Karl  Jonas,  Architekt.  1871. 

»     Nestle,  Hermann.     1857. 

»     Nestle,  Julius,     1873. 

»     Nestle,  Richard.     1855. 

»     Neubürger,  Dr.  med.     1860. 

»     de  Neufville,  Julius.     1873. 

»     de  Neufville-de  Bary,  Aug.    1864. 

»     de  Neufville-Büttner,    Gust.,    Geh. 
Commerzienrath.     1859. 

»     de  Neufville-Siebert,  Friedr.  1860. 

»     Neumüller,  Fritz.     1875. 

»     Niederhofheim,  A.,  Director.  1873. 

»  *Non,  F.  K,  Dr.  sc.  nat.  1863. 

»     v.  Obernberg,  Ad.,  Dr.  jur.    1870. 

»     Ochs,  Hermann.     1873. 

»     Ochs,  Karl.     1873. 

»     Ochs,  Lazarus.     1873. 

*     Odrell,  Leop.,  Dr.  jur.     1874. 

»     Ohlenschlager,  J.  A.,  Dr.  jur.   1859. 

»     Ohleuschlager,  K.  Friedr.,  Dr.  med. 
1873. 

»     Ohler,  Heinr.,  Stiftsgärtner.    186S. 

»     Oppenheim,  Guido.     1873. 

»     Oppenheimer,  Charles.     1873. 

»     Orteubach,  Friedr.     1853. 

»     Ortheuberger,  Dr.  jur.     1866. 

»     d'Orville,  Friedr.     1846. 

»     Osterrieth,  Franz.     1867. 

»     Osterrieth-v.  Bihl.     1860. 

»     Osterrieth-Laurin,  Aug.     1866, 

»     Oswalt,  H.,  Dr.  jur.     1873. 

»     Parrot,  J.  Ch.    1873. 

»     Passavant,  F.,  Dr.  jur.,  Stadtrath. 
1866. 

»     Passavant,  Gust.,  Dr.  med.     1859. 

»     Passavant,  Herm.     1859. 

»     Passavant,  Robert.     1860. 

»     Passavant,  Rudolf.     1869. 

»  *Passavant,  Theodor.     1854. 


19     — 


Hr.  Petermann,  Ad.. Dr.,  Zahnarzt.  1 S75. 

»  *Potor8en,  K.  Th.,  l>r.  phil.    ISTiJ. 

»     Petsch-Goll,  Phil.     18G0. 

»     Pfeffel,  Aug.     1869. 

.^     Pfeffel,  Friedr.     1850. 

>^     Pfefferkorn,  R.,  Dr.  jiir.     l.Sf)!;. 

>-     Pfeifer,  Plugen.     1840. 

^     Pfeiff,  Bernh.,  Ingenieur.     1874. 

»     Pieg,  K.,  Steuerrath.    1873. 

>^     Ponfick,    Otto,    Dr.    jur.,    Stadt- 
gerichts-Sekretär.    ISGO. 

»     Posen,  .Jakob.     187o. 

>     Prestel,  Ferd.     18G6. 

v>     Quilling,  Friedr.  Wilh.     18G.0. 

»     Raabe,  Ernst.    1872. 

»     Rautenberg,  Leopold.     1873. 

>•     Ravenstein,  Aug.     18GG. 

^'     Ravenstein,  Simon.     1873. 
Die  Realschule,  Israelitische.     18<;9. 
Hr.  V.  Reinach,  Adolf,  Barou,  Geni'ral- 
consul.     1860. 

»     V.  Reinach,  Alb.,  Baron.     1870. 

»     Reiss,  Enoch.     1843. 

»     Reiss,   Jacques,  Geh.  Commerzion - 
rath.     1844. 

»     Reuss,  Dr.  jur.,  SchöfF.     1824. 

»     Ricard.  Adolf.     1866. 

»     Ricard,  L.  A.     1873. 

»     Richard,  Friedr.     18GG. 

»     Rieger,  Wilhelm.     1832. 

»     Rindskopf,  Isaak  M.     186G. 

»  *Ripps,  Dr.  med.     1856. 

»     Rittuer,  Georg.     1860. 

»  *Roberth,  Ernst,  Dr.  med.     ISHG. 

»     Rödiger,   Konr.,   Dr.    phil.,   Direc- 
torialrath.     1859. 

»     Roll,  Julius,  Dr.  phil.     1875. 

»     Rüsslei',  F.,  Münzwardein.     1866. 

»     Roop,  Benjamin.     1869. 

»  *Roose,  Wilh.     1869. 

»     V.  Rothschild,  M.K.jGeneralconsul, 
Freiherr.     1843. 

»     V.  Rothschild,  Wilh.,  Genoralconsul, 
Freiherr.     1870. 

»     Rottenstein,  Dr.     18GG. 

»     Ruelf,  Ju]iu.s,  Apotheker.  1873. 

»     Rütten,  Joseph.     1860. 


ITr.  Rumpf,  Dr.  jur.,   Consulent.    1866. 
Fr.    Rumpf,  Fr.     1868. 
Hr.  Sachs,  Joh.  Jak.     1870. 

»     Sanct-Goai-,  Meier.     1866. 

»     Sandhagen,  Wilh.     1873. 

>^     Sauerländer,  J.  D.,  Dr.  jur.,  Stadt- 
rath.     1873. 

-  Schaffner,  Ferd.,   Dr.  med.     1866. 
>^     Scharff,  Alexander.     1844. 

-  ^ScharfF,  F.  A.,  Dr.  jur.     1852. 

»     Scliarff-Osterrieth,  Gottfr.     1859. 
»     Scheffer,  Karl,  Postamts-Assistent. 

1875. 
»  *Scheidel,  Seb.  AI.,  Director    1850. 
'■     Schenk,  Joh.  David.     18Gti. 
»     Schepeler,  Cli.  F.     1873. 
»     Scherbius,  G.  Th.     1869. 
»     Scherlcnsky,  Dr.  jur.     1873. 
>'     Schiele,  Simon,  Director.   1866. 
>     Schiff,  Phil.     1873. 
»     Schilling,  Dr.  med.     1833. 
»     Schlemmer,  Dr.  jur.     1873. 
»     Schlesinger -Trier,  K.     1873. 
■^     Schlottner,  Ferd.     1873. 
»     Schmick,  J.  P.  W.,  Ingenieur.  1873. 
»     Schmidt,  Adolf,  Dr.  med.     1832. 
»     Schmidt.  Dietrich  Wilh.     1876. 
»  ^Schmidt,  Heiur.,  Dr.  med.     1866. 
»     Schmidt,  J.  Chr.,  Dr.  med.     1876. 
»     Schmidt,  Joh.  Georg.     1876. 
»     Schmidt,  Karl,  Kreisthierarzt.  18GG. 
»     Schmidt,  Konrad  Fr.     1872. 
»     Schmidt,  Louis  A.  A.     1871. 
»  *Schmidt,  Maxim.,  Dr.  vet.,  Director. 

1866. 
»  *Schmidt,  Moritz,   Dr.    med.     1870. 
»     Schmidt-Polex,  Adolf.     1855. 
»     Schmidt-Rumpf,  L.  D.  Pliil.  1876. 
^     Schmidt-Scharff,     Adolf.     1855. 
»     Schmölder,  P.  A.     1873. 
»     Schmöle,  Wilh.     1866. 
»     Schnell,  L.  Ch.  Heinrich.     1871. 
»     Schölles,  Job.,  Dr.  med.     18GG. 
»     Schölles,  Kaspar.     1866. 
»  *Schott,  Eugen,  Dr.  med.     1872. 
»     Schünemann,  Tlieod.     1874. 
»     Schürmann,    P'riedr.  Adolf.     1876. 


20 


Hr.  Schulz,  Heinr.,  Dr.  jur.     1866. 
»     Schumacher,  Gg.  Friedr.     1866. 
»     Schwager,  W.  G.     1866. 
»  *Schwarzschild,    H.,    Dr.  med.,  Geh. 

Sanitätsrath.     1836. 
»     Schwarzschild,  Moses.     1866. 
»     V.  Schweitzer,  K.,  Dr.  jur.,  Scliöfi'. 

1831. 
»  *Siebert,  J.,  Dr.  jur.     1854. 
»     Siebert,  Karl  August.     1869. 
»     Snatich,  Jaques.     1873. 
»     Sömmerring,  Karl.     1876. 
»     Sonneberg,  Heinrich.     1873. 
»     Sonnemann,  Leopold.     1873. 
^     Souchay,  A.     1842. 
»     Speltz,  Dr.  jur.,  Senator.     1860. 
»     Speltz,  Jakob.     1819. 
»     Speyer,  Gustav.     1873. 
»     Speyer,  L.  J.     1869. 
»     Speyer,  Phil.     1866. 
»     Spiess,  Alexander,  Dr.  med.    1865. 
»     Springer,  Henry.     1873. 
»     Stadermann,  Ernst.     1873. 
»  *StefFan,  Ph.  J.,  Dr.  med.     1862. 
»     V.  Steiger,  L.     1869. 
»  *Steitz,  Aug.,  Dr.  phil.     1858. 
»     Stern,  B.  E.,  Dr.  med.     1865. 
»     Stern,  Theodor.     1863. 
»     Steuernagel,  Joh.  Heinr.     1860. 
»  *Stiebel,  Fritz,  Dr.  med.     1849. 
*     V.  Stiebel,  Heinr.,  Consul.     1860. 
»     Stock,  H.  A.     1859, 
»     Straus-Fuld,  A.  J.     1873. 
»  *Stricker,  W.,  Dr.  med.     1870. 
»     Strohmberg,  Nathan.     1866. 
»     Strube,  Jak.,  Hofrath.     1873. 
y>     Strubell,  Bruno.     1876.  z 
»     Sulzbach,  Rud.     1869. 
»     Sulzbach,  Siegm.     1866. 
»     Trieber,  Konrad,   Dr.  phil.     1870. 
»     Trier,  Samuel.   1873. 
»     Ulmann,  A.,  Dr.  phil.     1871. 


Hr.  Umpfenbach,  A.  E.     1873. 
»     Üna-Maas,  S.     1873. 
»     Varrentrapp,  Fr.,  Dr.  jur.     1850. 
»  *  Varrentrapp,  Georg,  Dr.  med.,  Geh. 

Sanitätsrath.     1833. 
»     Varrentrapp,  J.  A.     1857. 
»     vou  den  Velden,  Fr.     1842. 
»     Vogt,  Ludwig,  Director.     1866. 
»  *Volger,  Otto,  Dr.  phil.     1862. 
»     Volkert,  K.  A.  Ch.     1873. 
»  *Wallach,  J.,  Dr.  med.     1848. 
»     Weber,  Andreas.     1860. 
»     Weiller,  Jak.  Hirsch.     1869. 
»     Weisbrod,  Friedr.     1873. 
»     Weismann,  N.     1873. 
»     V.  Weisweiller,  Georg.     1866. 
»  *Weuz,  Emil,  Dr.  med.     1869. 
»     Wertheimber,  Louis.     1869. 
»  *  Wetterhan,  D.  J.     1860. 
»     Wetzel,  Heinr.     1864. 
»     Weydt,  Nik.     1869. 
»     Weydt,  Phil.     1872. 
»     Wiesche,  J.  L.     1873. 
»     Wiesner,  Dr.  med.  1873. 
:^     Winter,  W.  Chr.     1852. 
»     Wippermann,  Friedr.     1819. 
»     Wirsing,  Adolf.     1873. 
»  *Wirsiug,  J.  P.,  Dr.  med.     1869. 
»     Wirth,  Franz.     1869. 
»     Wittekind,  H.,  Dr.  jur.     1860. 
»     Wolff,  Adam.     1873. 
»     Wolff,  Phil.     1874. 
»     Wolfskehl,  H.  M.     1860. 
»     Wüst,  K.  L.     1866. 
»     Wunderlich,  Gg.     1869. 
»     Zickwolff,  Albert.     1873. 
»     Zickwolff,  Otto.     1873. 
»  *Ziegler,  Julius,  Dr.  phil.     1869. 
»     Ziegler,  Otto,  Director.     1873. 
X     Ziem,  G.  F.     1860. 
»     Zimmer,  K.,  Dr.  phil.     1855. 
»     Zimmer,  K.  G.  B.     1869. 


' '  i ; !  ■  i  I     . . ' 


21 


III.  Neue  Mit^'lieder  für  das  Jalir  1877. 


Ilr.  UachfeW,  Fi'iedrich. 

»  Becker,  Ludwig,  Ingenieur. 

»  Bermann,  Isidor. 

»  Borgnis,  Friedr.,  Dr.  jur. 

»  Brauufels,  Otto. 

»  Brofft,  Theodor,  Stadtrath. 

»  Caspari,  Franz,  Dr.  jur. 

»  Engelhardt,  Beruh. 

»  Feege,  W. 

»  Fiebelkorn,  K.,  Apotheker. 


llr.  Fulda,  Karl  Flerm. 

»  Henninger,  Heinrich. 

»  Höchberg,  Otto. 

»  Knabenschuh,  Jakob,  jun. 

»  Loietz,  Hermann,  Dr.  phil. 

»  Loretz,  Wilh.,  Dr.  med. 

»  Opponheimcr,  Markus  Moritz. 

»  Richters,  A.  J.  Ferd.,  Dr. 

»  Stiebel,  Julius. 


IV.  Correspondireude  Mitglieder.  *) 


1820. 

Wöhler,    Friedr.,    Frofessor    in 
Göttingen  (von  hier). 

]  834. 

1823. 

Radius,     Justus,     Dr.    med.     in 
Leipzig. 

1834. 

1825. 

Hinterhuber,  Georg,  Apotheker, 

1834. 

Prof.  in  Salzburg. 

1836. 

1825. 

de   Laizer,   Comte   Maurice,    in 

Clairmont-Ferrant. 

1836. 

1826. 

Bloss,     Heinrich,    Handelsmann 
in  Leipzig. 

1836. 

1827. 

Keferstein ,   Adolf,    Gerichtsrath 
in  Erfurt. 

183G. 

1827. 

Reinhardt,    Joh.    A.,    Professor 

1837. 

in  Kopenhagen. 

1837. 

1830. 

Czihak,    J.    Gh.,    Dr.,    Professor 

1837. 

in  Aschaffenburg. 

1837. 

1832. 

Engelmanu,    Joh.    Georg,     Dr. 

med.  in  St.  Louis,  Nordamerika 

1839. 

(von  hier). 

1832. 

Braun,   Alexander,   Professor  in 

1840. 

Berlin. 

1841. 

1833. 

Fechner,  Gustav  Theodor,  Prof. 

in  Leipzig. 

1841. 

1834. 

Reuss,  Adolf,  Dr.  med.  in  Belle- 

ville,  Hlinois  (von  hier). 

1841. 

1834. 

Sartorius     von     Waltershausen, 
Prof.  in  Göttingen. 

1841. 

Listing,  Dr.  phil.,   Professor  in 

Göttingen  (von  hier). 

v.    Alberti,  Salinenverwalter  in 

Friedrichsliall. 

Wiebel,  Karl,  Prof.  in  Hamburg. 

V.  Littrow,  Karl  Ludw.,  Director 

der  Sternwarte  in  Wien. 

Decaisne,  Akademiker  in  Paris. 

Schlegel,  Herrn.,   Professor   Dr., 

Director  des  Museum  in  Leyden. 

Agard,    Jakob    Georg,   Prof.    in 

Lund. 

Studer,  Bernhard,  Prof.  in  Bern. 

Studer,  Apotheker  in  Bern. 

Coulon,  Loüis,  in  Neufchatel. 

de     Montmolin ,     Auguste ,     in 

Neufchatel. 

Meyer,    Georg    Hermann,   Prof. 

in  Zürich  (von  hier). 

Rieken,  Dr.  med.  in  Brüssel. 

Genth,  Adolf,  Dr.  med.,  Badearzt 

in  Schwalbach. 

Schwann,  Theod.,  Dr.,   Prof.   in 

Löwen. 

Budge,  Jul.,  Prof.  in  Greifswald. 

Betti,     Pietro,     Soperintendente 

de  sanita  in  Florenz. 


*)  Die  vorgesi  tzto  Zahl  hedontot  das  Jiihr  der  Aufnahme. 


99 


I 


1841.    Paroliui,  Alberto,  in  Bassano.  1848. 

1841.  Fasetta,  Valentin,   Dr.  med.  in       1849. 
Venedig. 

1842.  Thomae,  K.,    Prof.,    emerit.    Di-       1849. 
rector  des  laudwirthschaftlichen 
Instituts  in  Wiesbaden.  1849. 

1842.    Hein,  Dr.  in  Danzig. 

1842.    Claus,  Bruno,  Dr.  med.  in  Bonn       1849. 

(von  hier). 
1844.    Göppert,  Heinrich  Robert,  Pro-       1849. 

fessor  in  Breslau. 
1844.    Schimper,    W.   P.,  Professor   in       1849. 

Strassburg. 
1844.    Bidder,  Friedr.  H.,  Professor  in       1850. 

Dorpat. 
1844.    Volkmann,    Alfred    Willi.,  Prof.       1850. 

in  Halle. 
1844.    Plieninger,  W.  H.  Th.,  Professor 

in  Stuttgart.  1851. 

1844.    Schmidt,  Ferd.  Jos.,  in  Laibach. 
1844.    Blum,  Prof.  in   Heidelberg.  1851. 

1844.  Pariatore,  Filippo,  Professor  in 
Florenz.  1 852. 

1845.  Bischoff,  Th.  L.  W.,  Professor  in 
München.  1852. 

1845.    Adelmann,    Georg   B.    F.,    Prof. 

in  Dorpat.  1853. 

1845.    Kützing,  Friedrich  Traugott,  in 

Nordhausen.  1853. 

1845.    Meneghini,  Giuseppe,    Professor       1853. 

in  Padua. 

1845.  Zimmermann,    Ludwig   Philipp,       1853. 
Dr.  med. 

1846.  Sandberger,    Fridolin,  Professor       1853. 
in  Würzburg. 

184G.    Worms,  Gabriel,  auf  Ceylon  (von       1853. 

hier).  1853. 

1846.    Worms,  Moritz,  auf  Ceylon  (von       1854. 

hier). 

1846.  Schiff,   Moritz,    Dr.   med,,    Prof.       1854. 
in  Florenz  (von  hier). 

1847.  Virchow,  Rudolf,  Prof.  in  Berlin.       1854. 

1848.  Duuker,   Wilhelm,   Professor  in 
Marburg.  1854. 

1848.    Philippi,   Rudolf  Amadeus,   Di- 

rector  des  Museums  in  Santiago       1855. 
de  Chile. 


Pfeiffer,  Ludw.,  Dr.  in  Kassel. 
Beck,  Bernh.,  Dr.  med.,  General- 
arzt in  Karlsruhe, 
von  Schieiden,  M.  J.,  Professor, 
k.  russ.  Staatsrath  in  Wiesbaden. 
Low,   Hermann,   Prof.,    Director 
emerit.  in  Guben. 
Dohrn,Karl  August,Dr.,Präsident 
des  Entomolog.Vereins  in  Stettin. 
Fischer,   Georg,    in  Milwaukee, 
Wisconsin  (von  hier). 
Gray,  Asa,  Prof.  an  der  Howard- 
Uni  versity  in  Cambridge. 
Kirchner,  (Consul  inSydney),jetzt 
in  Darmstadt  (von  hier). 
Mettenheimer,    Karl    Christian 
Friedrich,  Dr.  med.,  Leibarzt  in 
Schwerin  (von  hier). 
Jordan,  B.,   Dr.,    Königl.  Berg- 
assessor in  Saarbrücken. 
Landerer,  Xaver,  Professor,  Hof- 
apotheker in  Athen, 
von    Möller,    Dr.     med.,    Ober- 
Medicinalrath  in  Hanau. 
Leuckart,  Rudolf,  Dr.,  Professor 
in  Leipzig. 

Bernard  de  Villefranche,  Claude, 
Professor  in  Paris. 
Robin,  Charles,  Prof.  in  Paris, 
de  Bary,  Heinr.  Anton,  Prof.  in 
Strassburg  (von  hier). 
Buchenau,  Franz,  Dr.,    Professor 
in  Bremen. 

Brücke,  Ernst  Wilh.,  Professor 
in  Wien. 

Ludwig,  Karl,  Prof.  in  Leipzig. 
Bruch,  K.,  Dr.,  Prof.  in  Offenbach. 
Bach,  Michael,  Dr.,  Oberlehrer 
in  Boppard. 

Schneider,   Wilh.   Gottlieb,    Dr. 
phii.  in  Breslau. 
Ecker,   Alexander,   Professor   in 
Freiburg. 

Besnard,  Anton,  Dr.,  Oberstabs- 
arzt in  München. 
Grube,  Eduard,  Staatsrath,  Prof. 
in  Breslau. 


—     23 


1855.    Bleeker,  Dr.,  in  IJatavia.  1807. 
185-').    Nardo,    Giov.  Doiain.,    Professor 

iu  Venedig.  18ü7. 

185(3.    Scacchi,    Archaugelo,    Professor  1868. 

in  Neapel.  18(i9. 

1850.    i'almieri,  Professor  in  Neapel.  18G'J. 

1857.    Leyh,  P'riedricli  A.,  Professor  in  18(i'J. 

Stuttgart. 

1857.    V.    Homeyer,    Alex.,    Major    iu  1869. 

Mainz.  1869. 

1859.    Ribeira  in  Coira,  Brasilien.  1869. 

1859.  Frey,  Heinrich,    Prof.  in  Zürich  1869. 
(von  hier).  1869. 

1860.  Weinland,  Christ.  Dav.   Friedr.,  1869. 
Dr.  phil.   in  Hohen-Wittlingen, 
Württemberg.  1869. 

1860.    Gerlach,  J,,  Prof.  in  Erlangen.  1809. 

1860.  Weissmann,  Aug.,   Professor   in 
Freiburg  (von  hier).  1869. 

1861.  Becker,  Ludwig,  in   Melbourne,  1871. 
Australien. 

1801.    Helmholtz,  H.    L.    F.,    Professor  1871. 
in  Berlin. 

1861.  von  Manderstjerna,  Excell.,  kais. 

Russ.  Generallieut.  in  Warschau.  1871. 

1862.  Ulimann,  L.,  Holland.  Hauptm. 

a.  D.,  in  Jugenheim  a.  d.  Berg-  1872. 
Strasse. 

1863.  Saalmüller,  Max,  Preuss.  Artill.-  1872. 
Major  in  Hannover. 

1863.    Hofmanu,  Herm.,  Professor    der  1872. 

Botanik  in  Giessen.  1872. 

1863.    von  Riese-Stalburg,  W.  F.,  Frei-  1872. 

herr,  Gutsbesitzer  in  Prag. 

1863.  de  Saussure,  Henri,  iu  Genf.  1873. 

1864.  Pauli,  Friedr.  Wilh.,   Dr.   med., 

Hofr.,  früher  in    Chios,  jetzt   in  1873. 

Bockenheim  (von  hier). 

1864.    Schaaf hausen,  H.,  Prof.  in  Bonn.  1873. 

1864.    Keyserling,  Graf  Alex.,  Ex-Cura-  1873. 

tor  der  Universität  Dorpat. 

1864.  Jenzsch,  Dr.,  Bergrath  in  Gotha.  1873. 

1865.  Bielz,E.Albert,  Dr.,  in  Hermann-  1873. 
Stadt.  1873. 

1866.  Möhl,  Dr.,  Professor  in  Kassel.  1873. 

1867.  Landzert,  Professor  in  St.  Peters-  1873. 
bürg.  1873. 


von  Harold,  Freih.,  Major  a.  D. 
in  München. 

de  Marseul,  Abbe  iu  Paris. 
Hornstein,  Dr.,  Lehrer  in  Kassel. 
Lieberkühn,  N.,Prof.  in  Marburg. 
Wagner,  K.,  Prof.  iu  Marburg. 
Gegenbauer,  Karl,  Professor  in 
Jena. 

Dursy,  Emil,  Prof.  ia  Tübingen. 
His,  Wilhelm,  Prof.  in  Leipzig. 
Rütimeyer,  Ludw.,  Prof  in  Basel. 
Semper,  Karl,  Prof.  in  Würzburg. 
Kobelt,  Dr.  med.  in  Schwanheim. 
Gerlach,  Dr.  med.  in  Hongkong, 
China  (von  hier). 
Woroniu,  M.,  in  St.  Petersburg. 
Barboza  du  Boccage,  Director 
des  zoolog.  Museums  in  Lissabon. 
Kenngott,  G.  A.,  Prof.  in  Zürich. 
V.  Müller,  F.,  Director  des  botan. 
Gartens  in  Melbourne,  Australien. 
V.  Haast,  Jul.,  Dr.,  Staatsgeologe 
iu  Christ-Church,  Aucklaud,  Neu- 
seeland. 

Jones,  Matthew,  Präsident  des 
naturhistor.  Vereins  in  Halifax. 
Agardh-Westerlund,  Dr.  in  Ron- 
ueby,  Schweden. 
Verkrüzen,  Th.  A.,  in  Schwan- 
heim a.  Main. 

Nägeli,  K.,  Prof.  in  München. 
Sachs,  J.,  Prof.  in  Würzburg. 
Hooker,  J.  D.,  Direct.  des  botan. 
Gartens  in  Kew,  England. 
Koch,  Karl,  Dr.,   Landesgeologe 
in  Wiesbaden. 

Streng,    Prof.    in    Giessen   (von 
hier). 

Beyrich,  Professor  in  Berlin. 
Stossich,  Adolf,  Professor  an  der 
Realschule  in  Triest. 
vom  Rath,  Gerh.,  Prof.  in  Bonn. 
Römer,  Professor  in  Breslau. 
Seebach,  Professor  iu  Göttingen. 
Heer,  Oswald,  Prof.  in  Zürich. 
von  Siebold,  Prof.  in  München. 
Caspary,  Prof.  in  Königsberg. 


—     24     — 


1873.    Gramer,  Prof.  in  Zürich.  1874. 

1873.    Bentham,  Georg,  Präsident  der 

Linnean  Society  in  London.  1874. 

1873.    Darwin ,      Charles ,     in     Down , 

Beckenham,  Kent  in  England.         1875. 
1873.    Günther,  Dr.  am  British  Museum 

in  London.  1875. 

1873.    Sclater,  Phil.  Lutley,  Secretary 

of  zoolog.  Soc.  in  London.  1875. 

1873.    Leydig,  Franz,  Dr.,  Professor  in       1875. 

Tübingen. 
1873.    Loven,    Professor,    Akademiker       1875. 

in  Stockholm. 
1873.    Schmarda,  Prof.  in  Wien.  1875. 

1873.    Priugsheim,  Dr.,  Prof.  in  Berlin. 
1873.    Schwendner,  Dr.,  Prof.  in  Basel.       1875. 
1873.    de  Candollc,  Alphonse,  Prof.  in 

Genf.  1875. 

1873.    Fries,  Th.,  Prof.  in  Upsala. 
1873.    Schweinfurth,     Dr.     in     Berlin,       1875. 

Präsident    der    Geographischen 

Gesellschaft  in  Cairo.  1875. 

1873.    Grisebach,  Prof.  in  Göttiugeu. 
1873.    Kusso"/,  Edmund,    Dr.,   Prof.  in       1875. 

Dorpat.  1875. 

1873.    Cohn,  Dr.,  Prof.  in  Breslau.  1876. 

1873.    Hanstein,  Prof.  in  Bonn.  1876. 

1873.    Rees,  Prof.  iu  Erlangen.  1876. 

1873.    Godeifroy,  J.  K.,  Rheder  in  Ham- 
burg. 187G. 
1873.    Ernst,  Dr.,  Vorsitzender  d.  deut-       1876. 

sehen  naturforsch.  Gesellsch.  in 

Caracas. 
1873.    Mousson,  Professor  in  Zürich.  1876. 

1873.    Krefft,  Director  des  Museums  in 

Sydney. 

1873.  Giebel,  Professor  in  Halle.  1876. 

1874.  Joseph,  Gustav,  Dr.  med.,  Doceut 

in  Breslau.  1877. 

1874.    von  Fritsch,  Karl,  Freiherr,  Dr., 
Professor  iu  Halle. 


von  Tomassini,  Ritter  Muzio,  in 
Triest. 

Gasser,     Dr.,     Privatdocent     in 
Marburg  (von  hier). 
Bütschli,    Otto,   Dr.,    Docent    in 
Karlsruhe  (von  hier). 
Bück,  Emil,  Dr.  in  Zürich  (von 
hier). 

Dietze,  Karl,  in  München. 
Fraas,    Oscar,   Dr.,   Professor  in 
Stuttgart. 

Fischer  von  Waldheim,  Alex., 
Staatsrat!!  u.  Ritter  in  Moskau. 
Genthe,  Herrn.,  Prof.  Dr.,  Direct. 
d.  Landesgymnasiunis  inCorbach. 
Klein,  Karl,  Dr.,  Professor  in 
Heidelberg. 

Ebenau,  Karl ,  in  Madagascar 
(von  hier). 

Moritz,    A.,    Dr.,    Directeur    de 
l'observatoire  physique  in  Tiflis. 
Probst,  Pfarrer  in  Unter-Essen- 
dorf, Württemberg. 
Targioni-Tozelti,  Prof.inFlorenz. 
Zittel,  Karl,  Dr.,  Prof.  inMüuchen. 
Rein,  J.  J.,  Dr.,  Prof.  in  Marburg. 
Liversidge,  Prof.  in  Sydney. 
Böttger,  Hugo,  Director  in  Beuel 
bei  Bonn  (von  hier). 
Langer,  Karl,  Dr.,  Prof.  in  Wien. 
Le  .Jolis,  Auguste,  President  de 
la  Societe  nationale  des  sciences 
naturelles  in  Cherbourg. 
Meyer,  A.  B.,  Dr.,  Director   des 
königl.  zoolog.  Museums  in  Dres- 
den. 

Wetterhan,  J.   D.,    in   Freiburg 
i.  Br.  (von  hier). 
Voit,    Karl,   Dr.,   Prof.  iu   Mün- 
chen. 


—    zt> 


YerzeiclDiiss 

der  Gescheukc  für  das  natuiiiistorisclie  Museiiin, 

welche    vom    Juni    1876    bis    Juui    1877    der    Gesellschaft 
überwiesen    w  u  r  d  e  n : 

1.  Für  die  vergleichend-anatomische  Sammlung: 

Von  Herrn    Theodor    Erckel:      ein    Pferdeschädel    und    vier 

Extreoiitäten  eines  Löwen. 
Von   Herrn    Prof.    Dr.    Lncae    und    Dr.    Otto    Gerlach     iu 

Hongkong:  drei  Chinesenschädel  ohne  Unterkiefer. 
Von  Herrn  Dr.  Reuss  in  St.  Clair    County,   Nordamerika: 

vier  Schädel :  Canis  cinereo-argevtaius  ci,  Frocyon  lotor  cf 

Mephitis  cmicricana,  Ghelydra  serpeniina. 

2.  Für  die  Säugethiersammlung : 

Von  Herrn  Wilhelm  M  e  t  z  1  e  r  :  gravirter  Zahn  eines  Pottwals. 
Von  Herrn  F.  Bontant:  vier  schwarze  Mäuse. 
Von  der  Neuen   Zoologischen   Gesellschaft:  e\\\  Fapio 
ochroatus   9   ^^^  ein  Felis  Leo,  neugeboren. 

3.    Für  die  Vogelsammlung: 

Von   Herrn  Theodor  Erckel:  vier  Vogelbälge :  Pionias  senilis, 

Trichoglossus    ornatus ,     Streptocitta    caledonica ,    Spermestes 

orycirora  (weisse  Varietät). 
Von   Herrn   Graf  von  Bose-Reichenbach:  eine  Domicella 

atricapilla. 
Von   Herrn  Oberlehrer  Dr.  Finger:    ein  Bastard  von  Hänfling 

und  Zeisig. 
Von  Herrn  Justizrath  Dr.  B 1  u  m :  ein  Rackelhahn. 
Von  der  Neuen  Zoologischen  Gesellschaft:  ein  Pionias 

menstnms  cf. 


—     26     — 

4.  Für  die  Sammlung  von  Reptilien  und  Amphibien : 

Von  Herrn  Dr.  med.  G.  Passavant:  Pclias  herus,  schwarze 
Varietät  in  Spiritus. 

Von  Herrn  Dr.  Ose.    Böttger:  eine  Coroiwlla  austriaca. 

Vüu  Herrn  Dr.  0.  B  ü  t  s  cli  1  i  :  eine  Schlauge  aus  Italieu  : 
Zatnenis  viridiflavus  Fitz.  var.  sardiis,  in  Spiritus. 

Von  Herrn  Hauptmann  Dr.  v.  Hey  den:  eiue  Anzahl  Schlangen 
uud  Eidechsen  aus  Java. 

Von  Herrn  Ferdinand  Knoblauch:  eine  Schlange  {Dcn- 
drophis  jpicta)  von  Manila. 

Von  der  Neuen  Zoologischen  Gesellschaft:  eiue  Klapper- 
schiauge {Crotalopliorus  miliarius  L.  juv.)  von  Nord-Amerika. 

5.    Für  die  ichthyologische  Sammlung. 

Von   1  lerrn  PoHzeicommissär  Adolph    Bergmann:   Säge  eines 

Sägefisches, 
Von  Herrn   Gel)rüder  Scha  u  e  r  m  ann  :  ein  Hornhecht  (Belonc). 
Von  Herrn     Heinrich     Bergmann    in    New-York:     ein 

fliegender  Fisch, 

6.  Für  die  Sammlung  der  Gliederthiere. 

Von  Herrn  Consul  Murphy:  zwei  Kartoffelkäfer  aus  Nord- 
Amerika. 

Von  Herrn  Oberlehrer  Dr.  Hornstein  in  Cassel:  eine  Cicade 
aus  Mexiko. 

Von  Herrn  Carl  Ebenau:  eine  Sammlung  von  circa  180  Stück 
Copal  mit  Insecteueinschlüssen  von  der  Küste  von  Zauzibar, 

Von  Herrn  Dr.  N  o  1 1 :  ein  Cancer  Pagurus  in  Häutung  begrifien, 
derselbe  frisch  gehäutet,  Pagurus  Bcrnliardus  mit  Eiern, 
Saccidina  Carcini  auf  Carcinus  Moenas,  Caligus  auf  Acan- 
thias  von  Helgoland. 

Von  Herrn  Arthur  Andreae:  vier  Heuschrecken  von  Ostindien. 

7.  Für  die  Conchyliensammlung. 

Von  Herrn  Hauptmann    Dr.  v.  H  e  y  d  e  n  :    diverse  Muscheln  mit 

'Baianus. 
Von  Herrn  Dr.  N  o  1 1 :    drei  Eolidia   mit  Eiern,    Eierschnüre  von 

Loligo  vidgaris  von  Helgoland. 


—     27     — 

Von  der  Sniithsouian  lustitution  iu  Wiish  in  <]j  t  on  : 
eine  84  Arten  unif'iisscude  Sendung  Concliylieu  von  Ahisclikii, 
nahezu  sämmtlich  neu,   viele  auch  für  die  Wissenschaft  neu. 

Von  Herrn  H.  von  Maltzau:  eine  beträchtliche  Anzahl  west- 
indischer Seecouchylieu,  für  Verkrützeu'sche  Doubletten. 

8.    Für  dio   Sammlung   von   'Würmern    und    anderen    niederen 

Thieren : 
^'()n    1  lorrii   W  i  1  h  e  1  ni    M  e  t  z  1  e  r  :    ein  Corallenstock. 
Von  lleiru    Dr.    Noll:    Sertularia   abietina   mit  Eikapseln,    zwei 

Sj)0)igie}t,   zehn  Lucernaria  aiiricula,   dann  Ncreis^    Borlasia 

von  Helgoland. 

9.  Für  das  Herbarium. 

Von  Herrn  Dr.  Noll:    eine  Sammlung  Droguen. 

Von  Herrn  Dr.  J  u  1.  Roll  in  Darmstadt:  eine  Sammlung 
Laubmoose. 

Von  Herrn  K  e  s  s  e  1  m  e  y  e  r  in  S  c  h  a  f  f  h  a  u  s  e  n  :  eine  Samm- 
lung Blattpilze  von  Ungarn  und  Dalmatien. 

Von  Herrn  Marcus    0  p  p  e  u  h  e  i  m  e  r  :  zwei  Cederfrüchte, 

10.   Für  die  phyto-palaeontologische  Sammlung: 

Von  Herrn  Wilhelm    M  e  t  z  1  e  r :    versteinertes  Holz. 

Von  Herrn    Director   Emil    Stöhr:    fossile    Pflanzen    aus    den 

schwefelführenden  Schichten  Siciliens. 
Von  Herrn   Hauptmann  Dr.  v.  H  e  y  d  e  n  :    Verschiedene  Braun- 
kohlensorten   aus    dem    Braunkohlen \.erk    Weckesheim    bei 

Echzell  (Wetterau). 
Von  Herrn  Dr.  Finger:    ein    Stück  Kieselholz,    gefunden   beim 

Graben  eines  Fundamentes  am  Baum  weg. 
Von  Herrn  Dr.  0.  B  ö  1 1  g  e  r  :  Blattabdruck  aus  der  Süsswasser- 

molasse  von  Haggbach. 
Von  Herrn  J.  Blum:    Blattabdruck  auf  Braunkohlen  von  Dietz 

a.  d.  Lahn. 
Von  Herrn  Director  Hugo    Böttger:    fossile  Pflauzenreste  im 

Tuff  von  Rott  bei  Bonn. 

11.  Für  die  zoo-palaeontologische  Sammlung : 
Von  Herrn    Wilhelm    M  e  t  z  1  e  r  :     ein    Orthoceratit    und    ein 
Ammouit  von  Hallstadt  bei  Ischl. 


—     28     — 

Von  Herrn  Dr.  von  Haast,  Staatsgeolog  und  Director  am 
Canterbury-Museuiu  in  Christchurch:  eine  grosse  Anzahl 
fossiler  Vogelkuochen  von  Neu-Seelaud :  Dinortiis  maximus, 
Falapteryx  elephantopus,  Dinorytis  sfruthioides,  Meionornis 
casuariiius,  Meionornis  didiformis^  dann  auch  Knochen  un- 
reifer solcher  Thiere,  Gypsabgüsse  von  Meionorniskuochen, 
Knochen  von  Harpagonjis  Moorei  und  assimilis  —  durch 
Vermittelung  von  Herrn  Dr.  E.   Rüppell. 

Von  Herrn  Dir.  H.  Böttger  und  Dr.  Ose.  Böttger:  ein 
Unterkiefer  von  Anthracotherium  hreviceps  von  Rott  bei  Bonn. 

Von  Herrn  Gottfried  Scharff  jun. :  einige  Zähne,  Phalangen, 
ein  Unterkiefer  vom  Höhlenbär  von  Iserlohn. 

Von  Herrn  Dr.  Z  i  e  g  1  e  r  :  Fossilien  aus  den  Kiesgruben  von 
Monsheim  bei  Worms  und  Uydrohia  acida  im  Thoustein 
von   Münzenberg. 

Von  Herrn  Dr.  Ose.  Böttger:  drei  Melania  Escheri  von 
Mösskirch  und  drei  Cidaritcs  coronatus  von  Laugenenslingeu 
bei  Riedlingen. 

Von  Herrn  Dr.  F.  K  i  n  k  e  li  u  :  Macroripis  nov.  sp.  von  Kehlheim, 
Amnimiites  macrocephahis  vom  Randen,  Corallenstock  aus  den 
Crenularisschichten  von  Ölten,  Gryphaea  Cpnihium  von  Trim- 
bach  und  Petrefacten  aus  dem  Anthrazitschiefer  von  Bicken. 

Von  Herrn  Becker,  Ingenieur :  ein  Mammuthzahn  von  der 
Bockenheimer  Chaussee  im  Kies  2^/2  M.  tief,  ein  grosses 
Unterkiefer  von  der  Baugrube  des  VoUeulentunuels,  ein  kleines 
Unterkiefer  von  der  Baugrube  in  der  Ostendstrasse. 

Von  Herrn  Carl  Stiebel:  ein  Nmdilus  aus  dem  Kreidefels 
Blamnez  zwischen  Calais  und  Boulogne. 

,  12.  Für  die  geologische  Sammlung: 

Von  Herrn  S.  A.  Scheide!:  ein  Stein  von  Helgoland. 
Von  Herrn  Dr.  Oscar    Böttger:    Gesteine   aus  der  Pfalz  und 

der  Gegend  von  Weissenburg  i.  E.,  einige  sächsische  Gesteine, 

Suite  Gesteine  der  Section  Rödelheim  (Belege  zur  geognost. 

Karte),  ein  Gletscherschliff  aus  der  Gegend  von  Biberach. 
Von  Herrn  Dr.  Z  i  e  g  1  e  r  :    geologische   Handstücke    aus   hiesiger 

Gegend.  ' " 

Von  Herrn    stud.    W.    Seh  auf    in    Leipzig:     zwei    Gesteine 

aus  dem  Elsass. 


29 


13.  Für  die  Mineraliensammlung  : 

Von  Herrn  Prof.  Dr.  Streng  in  Giessen,  vier  Stufen :  Chabasit, 

Phillipsit  und  Streugit,  vou  Nitida. 
Von  Herrn   Carl    Stiebel:    eine  Gruppe  Pyrit. 

14.  Für  die  ethnographische  Sammlung : 

Von  Herrn  Dr.  med.  Stricker:  ein  Krokodil-  und  eine  CYnlerholz- 
Mumie. 

Von  Herrn  Dr.  Ose.  Böttger:  Feuersteiuspitzen  und  Getreide- 
reste aus  dem  Pfahlbau  bei  Sehussenried,  einige  Steinwerk- 
zeuge und  andere  Alterthümer  aus  der  Umgegend  vou  Halle. 

Von  Herrn  Friedrich  Pfeffel:  eine  grössere  Anzahl  Knochen 
und  Artefacte  aus  den  Pfahlbauten  von  Laibach.  Durch 
Herrn  Dr.  Friedrich    Schar  ff. 

Von  Herrn  Wilh.  Hetzer:  Kopfbedeckung  eines  Häuptlings 
der  Fidschi-Inseln. 


Geschenke  an  Geld, 

welche    der   Senckenbergischen   naturforschenden    Gesellschaft 
im  abgelaufenen  Geschäftsjahre  überwiesen  wurden. 

Von  Herrn  Ad  o  Ip  h    M  et  zier        Kmk.  200.  50 

»  *       Heinrich    Flin seh »        1 08.  — 

»  »        Ph  il.   V.  D  on  ner »  40.  — 


Verzeicliiiiss 

der  Geschenke  an  Büchern,   Schriften  u.  dgl., 
eingegangen    vom    Juni    187  5    bis    Ende    Mai  18  7  6. 

A.   Von  AJeademien,  Behörden,  Gesellschaften,  Instituten, 
Vereinen  n.  dgl. 

Amiens.    Sociale  Linneeune  du  nord  de  la  France : 

Bulletin  mensuel.  Nr.  46—54,  1876.  Nr.  55—57,  1877. 


—     30     — 

Amsterdam.     Königliche  Akademie  der  Wisseuscliaften  : 

Jaarboek.    1875. 

Processen-Verbaal.    1 875  —  76. 

Verhandelingen.    Afd.  Natunrk.    Deel  XVI.    1876. 

Verslageu    eu    MededeeliDgen ,     Afd.    Natuurk.      Tweede 

Reeks.    Deel  X. 
Ailliaberg.     Anuabcrg-Bnchholzer  Verein  für  Naturkunde: 

Jahresbericht  IV.    1876. 
Aussig.     Natnrwissensehaftliclier  Verein: 

Mittheiluugen  1877. 
Batiivia.    Genossenschaft  für  Künste  nnd  Wissenschaften : 
Notulen.    Deel  XIV.    Nu.  2—4.   1876. 
Tijdschrift  voor  ludische  taal-,  laud-  eu  volkeiikuiide. 

Deel  XXIII.  aflevering  5-6.    1876. 

Deel   XXIV.  aflevering  1-3.    1876. 
Het  Maleisch  der  Molukkeu,  door  F.  S.  A.  Clercq.   1876. 
Verslag    vau    eene  Verzameling  Handschriften,    door  Mr. 

L.  W.  vau  den  Berg. 
Catalogus  der  ethuolog.  Afdeeliug  vau  het  Museum.  2e  druk. 

—  Natunrknndigre  Vereenig'ing'  in  Neederlandsch  Indie: 
Natuurkundig  Tijdschrieft  voor  Neederlandsch  Indie.   Deel 

XXXIV.    Zeveude  Serie.    Deel  IV.     1874. 
IJerlill.  Königlich  Preussische  Akademie  der  Wissenschaften : 
Mathematische  Abhaudlungeu.     1875. 
Physikalische  Abhandlungen.    1875. 

—  Deutsche  Geologische  Gesellschaft: 
Zeitschrift.  Bd.  XXVIII.  Heft  1-4.  1876. 

—  Königl.  Prenss.  Ministerinni  für  Handel,  Gewerbe  nnd  öffent- 

liche Angelegenheiten : 

Abhandlungen  zur  geologischen  Specialkarte  von  Preussen 
und  den  Thüringischen  Staaten.  Bd.  I,  Heft  4.  Bd.  II. 
Heft  1.  1876.  Atlas  zu  den  Abhandluugen  Bd.  IL 
Heft  1.  Geologische  Karte  von  Preussen  und  den 
j,  :  ^  Thüringischen  Staaten.  Liefrg.  VII  in  9  Blättern  mit 
5  Heften  Erläuterungen.  Liefrg.  VIII  in  6  Blättern 
.  .  ^  mit  6  Heften  Erläuterungen. 

Geologische  Karte  der  Insel  Sylt.   1876. 
Katalog     der    Bibliothek     der    Königlichen    geologischen 
--    i  Landesanstalt  und  Bergakademie.    1876. 


—     31     — 

Bern.     Natnrforschondc  Oosellscliaft : 

Mittheilunoeu  No.  878—905.    1875. 
Verhandlungen  der  Schweizerischen  naturforscheuden  Ge- 
sellschaft   in    Andermatt  am  12.,   K^.   und   14.  Septbr. 
1875  (58.  Jahresversammlung). 
lioilll.     Xatiirlnstorischcr    Verein    der   Preussischeii    RlieinlsiiHle    und 
Westpbaleiis : 
Verhandlungen.    Jahrg.  XXXII.    4.  Folge.     2.  Jahrg.   — 
Jahrg.  XXXIII.    4.  Folge.    3.  Jahrg. 
UordeailX.     Societe  «les  Sciences  physiques  et  natnrelles: 
Memoires.    Tome  I.    No.  3.    1876. 
Extrait  des  proces-verbaux  des  seances.    1875 — 70. 
Kostou.     American  academy  of  arts  and  scionces : 

Proceedings.    New  seiies.    Vol.  III.     1876. 

—  Society  of  natural  liistory  : 

Memoirs.    Vol.  IL    Part  IV.    Nr.  2—4.    1875. 

Proceediugs.    Vol.  XVII.    Part  1—2.    1875-76. 

Occasioual  Papers  II.    1875.    (The  spiders  ei"  the  United 
States). 
Bremen.    Jfaturwissenschaftlicher  Verein: 

Abhandlungen    Bd.  V.    Heft  2    nebst    12.    Jahresbericht. 
Breslau.    Schlesische  (Tesellseliaft  für  vaterländisclie  Cultnr: 

53.  Jahresbericht.  1875. 

—  LandivirtLscliaftliclier  Centralverein  fiir  Sclilesien : 
Jahresbericht  1875. 

Bri'nni.   K.  k.  Mälirisch-SchlesiscTie  Gesellschaft   znr  Befördernne:  des 
Ackerbaues,  der  Natnr-  iind  Laiides-kunde : 
Mittheilungen.    Jahrg.  LVI.    1876. 

—  Naturforscliender  Verein: 
Verhandlungen.    Bd.  XIV.    1875. 

Brüssel   (Bruxelles).    Societe  entomologique  de  Belg-iciue: 
Annales.    Tome  XIX.    1876. 
Compte  rendu.    Ser.  II.    No.  26  —  38. 

—  Acaderaie  royale  des  sciences,  des  lettre»  et  des  beaux  arts  de 

Belgique : 
Memoires  couronnes  et  des  savants  etrangers.  Tome  XXXIX. 

Part.  I.    1876. 
Memoires  couronnes  et   autres  memoires.  Tome  XXIV — 

XXVI.    1875. 


—     32     — 

Brüssel  (Bruxelles). 

Memoires  des  membres.    Tome  X  LI.  Parti  — IL  1875  —  76. 
Bulletins.    IL  serie.    Tome  XXXVIII-XL.    1874—75. 
Anuuaire.   1875  —  76. 
Bibliographie  academique.     1874. 
Calcutta.    Asiatic  Society  of  Beu^al: 

Pioceediugs.    Jahrg.  1865 — 74. 

1876.    No.  VIII. 
Jouruai.    Jahrg.   1865—72.    Part  I— II. 

»  »        1873.    Part  I. 

Journal.    Jahrg.  1874—75.    Part  I— IL 

»  »        1875.    Part  IL    Extra  Number. 

»  »       1876.     Voh    XLV.     Part  L     No.  1-2. 

Part  IL  No.  3. 
Cambridge.    U.  S.  A.  (Mass.)  Museum  of  comparative  zoology: 
Anuual  report.    No.  5.    1876. 
Memoirs.    Vol.  II.    No.  9.    1876.    Vol.  IV. 
Bulletin.    Vol.  IIL    No.  11—16.    1876. 
Carlsruhe.    Naturwissenschaftlicber  Yereiu : 

Verhandlungen.    Heft  7.    1876. 
Cassel.    Verein  füi'  Naturkunde  : 

Bericht  XIX— XXII. 
Catania.     Accademia  Grioenia  di  scieuze  naturali : 

Atti  Serie  III.    Tome  VI,  IX  u.  X.  .! 

Cherbourg.    Societe  nationale  des  scieuces  naturelles : 
Memoires.    Tome  XIX.    1875. 
Compte-rendu.    1877.  .  -  ^-       - 

Cliur.     Natui'forschende  Gesellschaft: 
Jahresbericht  1874—75. 

Husemanu,  Prof.    Die  arsenikh altigen  Eisensäuerlinge  von 
Val  Sinestra  bei  Sins  (Ünter-Eugadin). 
Baiizig.     Naturforschende  Gesellschaft : 

Schriften.    Neue  Folge.    Bd.  IV.    Heft  1.    1876. 
Dariustadt.     Gesellschaft  für  Erdkunde  und  Mittelrheiuischer  Geolo- 
gischer Verein: 
..    ,       Notizblatt,    in.  Folge.    Heft  XV.    No.  169—180.    , 
Dorpat.     Naturforscher-Gesellschaft :  ^ 

Archiv  L  Serie.    Bd.  VII.    Liefrg.  5.        "'"'  ' 
»       I.      »         »    VIII.         »        1—2. 
»      IL      »         »     VII.        »        3. 


—     B3      - 

Dresden.   Kais«rl.  Looiioldiiiisch-raroliuische  Deutsche  Akademie  der 
N'iiturrorsclier : 

Leopoldiini.    Jalirg.   187G.    Heft  XTI.    No.  9—24. 
/      1877.       *    XITl.      y>     1-10. 
K<liiibiiri;li.     Royal  Society: 

Transactious.    Vol.  XXVII.    Part  III  u.  IV. 
Proceedings.       »      VIFI.    No.  90.    1874—75. 
»  »         IX.      »     93.    1875—70. 

Ki'lsiilgeil.     Pliysikaliscli-iiiediciuische  Societät : 

Sitzungsberichte.    Heft  8.    1875. 
Florenz.     U.  Comitato  jreologico  del  regiio  d'Italia: 

Memorie  per  servire  alla  descriziune  della  Carta  geologiea 
d'Italia.  Vol.  I.   1871.  Vol.   II.  Part  I-II.   1873—74. 
Frjinkl'urt  a.  M.     Physikalischer  Verein: 

.Jahresbericht   1874—75  u.   1875  —  76. 

—  Neue  Zoologische  Gesellschaft : 

Zeitschrift.  Der  Zoologische  Garten.  Jahrg.  1870.  No.  5 — 12. 
Jahrg.    1877.    No.    1-2. 

—  Central-Ausschuss  des  Deutschen  und  Oesterreich.  Alpenvereins : 
Mittheilungen.    Jahrg.    1870.    No.  3  —  0. 

Fulda.     Verein  für  Naturkunde: 

Meteorologisch  -  phänologische    ßeobachtnugeu    aus     der 
Fuldaer  Umgegend. 
St.  Gallen.     Naturwisseuschaltliche  Gesellschaft : 

Hericht.     1874  —  75. 
(xenf  ((jleiieve).    Socicte  de  ph.vsique  et  d'histoire  naturelle: 

.\!emoires.    Tome  XXIV.    Part   11.     1875 --70. 
(ilii'Sisen.    Oberhessische  Gesellschaft  für  Natur-  und  Heilkunde: 

Bericht  XV.     1870. 
Graz.      Akademischer  Leseverein : 

Jahresbericht  IX.     1870. 
(.ireifswald,  Naturwisseusch.  Verein  für  Neu- Vorpommern  und  Rügen: 

Mittheilungen.    Jahrg.  VIII.     1870. 
Kalle  a.  S.     Naturforschende  Gesellscliaft : 

Abhandlungen,     iid.   XIII.    Heft  3.     1875. 

Bericht.    1875. 
Hamburg.     Naturwissenschaftlicher  Verein : 

Abhandlungen.    Bd.   VI.     Heit  2—3.    1870. 

Uebersicht  der  Aemter-Vertheilung  und  der  wissenschaft- 
lichen Thätigkeit.    1878—74. 

3 


—     34     — 

Hamburg.    Vereiu  für  wissenschaftliche  Unterhaltung : 

VerliaiKllungeu.    1875.    Bd.  IT. 
HarleiU.    Societe  Hollantlaise  des  sciences  exactes  et  naturelles  : 

Archives  Neerlandaises  des  scieiices  exactes  et  natuvcUes. 
Tome  XL  Livi-ais.  1 — 5.  Tome  XII.  Livrais.  1.  Tome  I. 
Livrais.  1  —  5.  1866.  Tome  TI  18G7.  III.  1868.  IV.  1869. 
VI.  Livrais.  1—3.  1871.  IX.  1-3.  1874.  X.  4-5. 
1875. 
Notice  historique  et  liste  des  publications  de  la  Societe 
depnis  sa  fondation  eu  1852.  (Jan.  1876.) 
—       Teyler-Stiftung : 

Archives.    Vol.  IV.    Fase.   1.   1876. 
Heidelberg.    Naturhistorisch-mediciuischer  Verein  : 

Verhandlungen.  Neue  Folge.   Bd.  I.   Heft  4—:..    1876-77. 
Jena.     Medicinisch-natunvissenschaltliche  (resellschait : 
Jenaische  Zeitschrift  für  Naturwissenschaft. 
Bd.    X.    Neue  Folge.    Bd.  III.    Heft  3-4. 
»       »  »  »         Supplement  IL 

»    XL        »         »'        Bd.  IV.    Heft  1-2. 
Tllllsl>riU'k.     Natnrwissensciiaftlich-inedicinischer  Verein  : 

Berichte.    Jahrg.  VI.    Heft  2.    1875. 
Kiel.  Naturwissenschaftlicher  Verein  für  Schleswig-Holstein  : 
Schriften.    Bd.    I.    Heft  3.    1875. 
>>  »    IL       »     1.    1870. 

Königsberg.     Physikalisch-Oekonomlsche  Gesellschaft : 

Schriften.    Jahrg.  XVI.    Ahthl.  I-II.    1875. 
Laiidshut.     Botanischer  Verein : 

Jahresbericht  V.    1874—75. 
Lausaniie.   Societe  Vaudoise  des  sciences  naturelles : 

Bulletin.    2e  Ser.    VoL  XIV.    No.  76.    1876. 
Liliz.     Verein  für  Naturkunde: 

Jahresbericht.    VII— VIII.    1876—77. 
Lissabon  (Lisboa).     Academia  real  das  scieucias: 

Historia  e  memorias  classe  de  sciencias  moraes  politicas 
e  beilas  -  lettras.  Nova  serie.  Tomo  IL  Parte  IL 
Tomo  IIL  Parte  I— IL  1863—65.  Tomo  IV.  Parte  L 
1872. 
Memorias  classe  de  sciencias  mathematicas  ph3^sieas  e 
uaturaes.  Nova  serie.  Tomo  I.  Parte  I.  1854.  IL  1855. 


—     35       - 

Lissabon  (Lisboa). 

Tonio  Tl.   Tarto  T.   1857.    IT.   18G1.    Tomo  IIT.   l'.uto  [. 

18(35.    IT.  18G5.    Tomo  IV.    Parto  T.   18G7.    11.   1870. 

Tomo  V.    Parte  I.   1875. 
Meinorias    classe    de    sciencias    moraes,    politicas  o  bellas- 

lettras.    Nova  serio.    Tomo  I.    Parte  IT.    1855. 
Jornal    de    sciencias    mathematicas    physicas    e    naturaes. 

Tomo  I.  18G8.  11.  1870.  ITT.  1871.  TV.  1873. 
Tlistoria    dos    estabelecimeutos     scientificos     litterarios     e 

artisticos  de  Portugal.    Tomo  I — TV.   1871 — 74. 
Toclinologia  Rural  ou  artes  cliimicas  agricolas  e  florestaes. 

Parte  IT— III.   1871.    Parte  L   1874. 
Tratado    elementar   de    Optica    por  Adriano    Augn.<^to    de 

Pina.    Vidal  1874. 
Curso    de    meteorologia    por    adriano    Augusto    de    Pina. 

Vidal.  18'69. 

—  Couimissäo  centi'al  permanente  de  (ieographia : 
Annales.    No.    1.    Dec.   187G. 

London.   British  associatiou  for  the  adYancenient  of  scienee : 
Report  of  the  45  meeting  Iield  at  Briglitou   1875. 

—  Linneau  Society  : 

Additions  of  the  Library.    1874 — 75. 

The  Journal.  B.-tany.  Vol.  XV.    No.  81—84.    1875  — 7G. 

»  Zoology.     »      XIT.     »      GO— 63.  187G. 

Proceedings.    1874 — 75. 
Transactions.    Vol.  XXVT  to  XXX. 
General  Index.    1876. 

IL  Series  Botauy.    Vol.  L    Part.   1,  2.    1875-76. 
»         Zoolog.       »      L       »      2,  3.    1875—76. 

—  Royal  Society: 

Philosophical   transactions.     Vol.  CLXV.    Part.  2.    1876. 

Vol.  CLXVI.    Part.   1.    1876. 
Proceedings.     Vol.  XXTI.    No.   109.    1869.      Vol.    XXIV. 

No.  164—170.     Vol.  XXV.    171—174. 

—  Zoological  Society: 
Proceedings.    Part.  T— TV.    1876. 
Transactions.     Vol.  IX.    Part.  8—11.    187G  — 77. 

St.   Lonis.     Aoadeniy  of  scienccs  : 

Transactions.    Vol.  ITL    Nr.  3.    1876. 


—     36     — 

Luud.     Caroliuische  Universität: 

Accessions-Katalog.    1874—75. 
Acta  universitatis  Luudensis. 

Jahrg.   1873.    Tom.     X.  vollst,  in  2   Heften. 
»       1874.       »      XI.       »         »    3       » 
Fauna  Europaea  mollusconim  extraiiiarinornni.   Prodomns. 
Fasciculus  I.     1876. 
LyOll.      Miiseniii  d'histoire  naturelle  : 
Rapport.    V.    1876. 

—  Sociale  imperiale  d'agriciiltnre  et  d'Iiistoire  naturelle  : 
Aunales.  IV.  serie.  Tome  VII.  1874. 

—  Societe  Linneeniie : 

Anuales.     Noiivelle   serie.     T.)nie   XVI— XIX.    1868-72. 
XXI— XXII.    1875-76. 
Mailand  (Milano).     Reale  Istituto  Lombartlo  : 

Memoria.      Classe     di     scieu/t;     mateniatiehe    e     natnrali. 

Vol.  XIII— XIV.  della  serie  III.    Fase.   II.    1875. 
Rendiconti.    Serie  II.    Vol.  VII.    Fase.   17-20.    1874. 
>     II.       »    VIII.        »         1-20.    1875. 
— •       Societa  italiana  delle  scienze  natural! : 

Atti.    Vol.    XVII.    Fase.  4.        Fogii  22-30.    1875. 
»         »     XVIII.       »       1-4.      »         1—31.    1876. 
Manchester.     Literary  and  pliilosophieal  Society  : 
Memoirs.    Serie  III.    Vol.   V.     1876. 
Proceediugs.    Vol.  XIII.  XV.    1873-76. 
Catalogue  of  the  books  iir  the  Library  of  tlie  Mancliester 
Literary  and  Philosopliical  Society.    1875. 
Moskau.     Societe  imperiale  des  naturalistes  : 

Bulletin.    1875.    No.  4.    1876.    No.   1  —  4. 
Nouveaux  memoires.    Tome  XIII.    Livrais.   5. 
München.     Köuigl.  Bayrische  Akademie  der  Wissenschaften : 

Abhandlungen    der    mathematisch  -  physikalischen    (üasse. 

Bd.  XII.    Abthlg.  2.  3.    1876—77. 
Sitzungsberichte  der  mathematisch -physikalischen  (Jlasse. 
1876.    Heft  1—3. 
Neapel.     R.  Accademia  delle  scienze  fisiche  et  matematiche  : 
Atti.    Vol.  VI.    1875. 
Reudiconto.    Anno  XII — XIV.    1873  —  75. 


-     37     - 

Neapel.      Zoologische  Station  : 

Jahresbericht   l.    1876. 
Neu-Hrsiiicloilbnrg.     Verein  <lcr  Freunde  der  Naturgeschichte: 

Archiv.     Jahrg.  XXX.     187(1. 
Neufchiltel.     Societe  des  scicnces  naturelles: 
Bulletiu.    Tome  X.    Heft  :}.     1870. 
\ow-Hav('ll.      Connecticut  Acadeniy  of  arts  and  sciences  : 

Traiisactions.    Vol.  111.     Part   1.     1S7(). 
New- York.      Ljeeuni  ot  natural  historj  : 
Aumil.-^.    Vol.    X.     No.   12-14. 

»  y>     XL       »      1  —  8.    1874—75. 

Odessa.    Xonrussisclie  (Gesellschaft  der  Naturforscher: 
IJote.    Tumb   IV.     Ileit   1.   2. 
Protokoll  über  die  Sitzungen.    1874  —  7b. 
Bücherkatalog  der  biolog.   (lesellschaft  iu   Sebastopol. 
Osnabrück.     Naturwissenschaftlicher  Verein : 

Jahresbericht.  IIl.     1874-75. 
Paris.     Soci^te  g-eologique  de  France: 

Bulletiu.      Ser.    III.      Tome    III.      No.    10  —  11.     1875. 
Tome  IV.  No.  1-10.   1876.  Tome  V.  No.  1— 3.  1877. 
Liste  des  membres.    1876. 
Ordonnance  du   Roi. 
St.  Petersburg.     Academie  imperiale  des  sciences : 

Bulletin.     Tome  XX.    No.  3.  4.     Tome  XXL   No.   1-5. 

Tome  XXII.  No.   1—4.    Tome  XXIII.  No.   1-3. 
Memoires.  Ser.  VII.  Tome  XXII.  No.  4-12.- Tome  XXIII. 

No.  2-8.    Tome  XXIV.  No.   1—3. 
Tableau    general    des    publications    de   LAcad.  imper.    des 
sciences  de  St.  Petersbourg  depuis  sa  fondation.   Partie  I. 
1872. 

—  Kaiser!,  botanischer  Garten: 

Acta  horti   Petropolitaui.     Toimis  IV.   Fase.   1.  2.    Snppl. 
(Tomus   III). 

—  Societe  entoniologique  de  Russie  : 

Horae    societatis    entomologicae.     Tnmv    XL     No.    1  —4. 
1875  —  76  (deutsch   und  russisch.    2    Kxeinpl.). 
Philadelphia.      Academj-  of  natural  sciences  : 
Proceedinc/s.    Part  I— IIL     1875. 


—     38     — 

Philadelphia.      American  pliilosojdiical  Society: 

Proceediugs.  Vol.  XIV.  No.  95.    Vol.  XV.  No. 'Jlj.    1870. 
Vol.  XVI.   No.  97.   187G. 
Pisa.     Societa  Toscana  di  scienze  naturale : 

Atti.    Vol.  I.    Fase.   3.   187G.    Vol.  II.    Fase.  2.   1870. 

Adnnaiiza  1877. 
Regensburg.     Zoologisch-mineralogischer  Verein  : 

Correspondenzblatt.    Jalirg.  XXIX.    1875. 
Riga.     Natnrforschender  Verein : 

CorrespoiKleiizl)latt.    Jahrg.  XXI.    1875. 
Rio  de  Janeiro.     Mnseo  Nacional : 

Archivos.     Vol.  I.    Trimestre  1.    1876. 
Rom.     R.  Comitato  geologico  d'ltalia: 

Bolletiuo.    1876.  No.   5—12.     1877.  No.   1-1. 

Memoire.    Vol.  III.    Part  1.    1876. 

—  R.  Accademia  dei  Lincei : 

Atti.    Vol.  I.    Fase.   1—6.    1877. 
Rotterdam.      Neederlandsche  dierkundigc  Vcreeniguug: 

Tijdschrift.    Jahrg.    1875.    Heft  1—4. 
Salem.     U.  S.  A.  Mass.  Essex  Institute: 

Balletiu.    Vol.  VII.    No.  1  —  12.    1876. 

—  Peabody  Academy  of  science  : 

The  amerieau  naturalist.  Vol.V.  No.  1  —  12.  1871.  Vol.  VI. 

No.  1—3,  5—12.    1872.    Vol.   VII.   No.  1  —  12.  1873. 

Vol.  VIII.  No.2,  4—12.  1874.  Vol.  IX.  No.  1  —  12.  1875. 
Auiiual  report  of  the  tnistees.    1873. 
Check  list  of  the  ferns  of  N.  America.   1873. 
Memoirs.    Vol.  I.    No.  4.    1875. 
Stettin.      Entomologischer  Verein  : 

Entomologische  Zeitung.    Jahrg.  XXXVII.    1870. 
Stockholm.     Bureau  de  la  recherche  geologique  de  la  Suedc  : 

Överiges  geologi.ska  iiudersökning.  Kartbladeu  No.  54  -  50). 

Beskriibing  tili  Kartbladeu.    No.   54—56. 

Gu  melius,   0.:    Oui   malmlagreus  äldersföljd  och  deras 

auvändande  säsoni  l(?dlagcr.    1875. 
Hummel,    D. :    Om  Överiges    lagrade    Urberg   jeiuförda 

med  Sydvestra  Europas. 
Törn('l)ohui,    A.    K.:    Geogno.stiske    Beskrifniiig    öfver 

Persbera-ets  o-rufvefält.    1875. 


-     30     — 

Stockliolin.      Köiiigrl.  Acntlcmie  der  Wissenschaften: 

lliiu(llin«>-;ir  (Meuioires)  in  4^     Toiue  XI.     1S72.     No.   7. 

Athis.    1875. 
Bihaiig  (Supplement  anx  memoiros)  in  S^.   11. 

Tome  II l.   1.   1875. 
OtVersigt  (Bulletin)  in  8«.    A.u-.  XXXIl.     1875. 
Meteorologiska  Jakttagelsor  (Observation.s  nieteorologiques). 

Tome  XV.     1873. 
Eugeuies  resa.    Heft  13.   14.    1851—53. 
Niras.sburt;'.     Kaiserl.  üniversitäls-  nn»l  Landes-ßibliotliek : 

23   Inangural-Dissertationen. 
Sydney.    Royal  Society  of  New  Sonth  Wales : 

Transactions    of    tlie    Pltilo«(>))lii(-a]    Society    of    N.    S.  W. 

1862-65. 
Transactiüus     and      procei'dings     of    tlie     Royal     Society. 

Vol.  IX.    1875. 
Mineral  Map  and  general  statistics.     1876. 
l'rogress  a)ul   Resources.     1876. 
Mines  and  mineral  statistics.     1^75. 
Tricst  (Trieste).      Adriatisclic     natnrwissenscliaftliclie    Gesellschaft 
(Societii  Adriatica  di  scieuze  naturali)  : 
Bolletiuo.    No.   1  —  3.    1876. 
Bolletino.    Vol.  III.    No.  1. 
Societä  aurraria : 

L'amico    dei    canipi.     Jalirg.    XII.     No.    4  —  12.      1876. 
XIII.    No.  1—5.    1877. 
Turin  (Torino).     Reale  accademia  delle  scienze: 
Atti.    Vol.  XL    Disp.  1—6.    1875—76. 
Bolletino  nieteorologico.    1874 — 75. 
Memorie  Serie  IL    Tomo  XXVIII.     1876. 
Upsalsi.     Societas  regia  scientiarum  : 

Nova  acta.     Seriei  tertiae.   Vol.   X.     Fase.   1.     1876. 
Washington.    U.  S.  geological  survcy  of  the  tcrritories: 

AiHiual   report    of  tlie  U.  S.  gcological  and  geographical 

survey  of  the  tcrritories.   1874.    Vol.  X.    1876. 
Catalogue  of  the  publications   1874. 
—       Department  of  agriculture  : 

Ohio  Ackerbau-Bericht.     1873-74. 


40 


Washington.      Smithsonian  Institution  : 

Aunual  reports.     1875. 
Wien.      K.  k.  Akademie  der  Wissenschaften: 

Denkschriften  der  Kaiserl.  Akademie  der  Wissenschafteu, 
matliematisch-naturwisseuschaftlicbeClasse.  Bd. XXXVI. 
1876. 

Sitzungsberichte.  Jahrgang  1876.  No.  15-28.  1877. 
No.  1-13. 

—  K.  k.  geologisclie  Reichsanstalt : 
Abhandlungen.     Bd.  IX.     1877. 
Jahrbuch.    Bd.  XXVI.    No.    1—4.     1876. 
Verhandlungen.     1876.    No.   1  —  17.    1877.    No.   1—6. 

—  K.  k.  Zoologisch-botanische  Oesellsclial't : 
Verhandlungen.    Bd.  XXVI.     1876. 

—  K.  k.  Sternwarte  : 

Meteorologische  Beobachtungen  an  der  Wiener  Sternwarte. 
Bd.  I-V   nebst   19  Heften.     1856-71. 

—  Lesererein  der  deutschen  Studenten: 
Jahresbericht.   V.    1875  —  76. 

—  Verein  zur  Vei'breitnng   naturwissenschaftlicher  Kenntnisse : 
Schriften.    Bd.    XVI.    1875  — 7(i.      Bd.  XVII.     1876-77. 

Yokohama.      Deutsche    Gesellschaft    für    Natur-     und     Völkerkunde 
Ost  asiens : 

Mittheilungen.     Heft  9.    10.    1876. 

Das  schöne  Mädchen  von  Pao.  (Eine  Erzählung  aus  der 
Geschichte  China's  im  8.  Jahrhundert  vor  Chr.)  Ans 
dem  Chinesischen   übersetzt  von  C.  Arendt.  No.  -.  3. 

Zürich.    Allgemeine   Schweiz,    naturforschende   Gesellschaft   für   die 
gesammten  Naturwissenschaften : 

Neue  Denkschriften.  Bd.  XXVII.  od.  3.  Decade.  Bd.   VII. 
Abthlg  I.   1876. 
—       Naturforschende  Gesellschaft : 

Vierteljahrschrift.    Jahrg.  XIX.     Heft  1—4.    1874. 
Jahrg.  XX.    Heft  1—4.     1875. 
Zwickau.     Verein  für  Naturkunde: 
Jahresbericht.    1875. 


41     — 


/>.    Ion  Autoren  und  f/nffei'en  PHvaten. 

Bt'lIi-SeiinVrlield  (Fnui),  in  Fiankfurt  a.  M. :  Körner- Büchner  : 
Verzeichniss  der  Steine  and  Thiere  der  Umgebung 
Frankfurts. 

Besuard,  Oberstabsarzt,  A.  F.,  in  München  :  Systematisclier  Jahres- 
bericht. (Die  Miuerah3gie  in  ihren  neuesten  Ent- 
deckungen und  Fortschritten).  No.  XXVIII.  1875. 
XXIX.    1876. 

Bettellieim,  Dr.  Caii,  in  W^ien  :  Medicinisch-chirurgische  Rund- 
schau. Jahrg.  1876.  Heft  7-  12.  Jahrg.  1877.  Heft  1—6. 

Böttger,  Dr.  Oskar,  in  Frankfurt  a.  M. :  Bemerkungen  über 
einige  Reptilien  von  Griechenland  und  von  der  Insel  Chios. 

—  Ueber  das  kleine  Anthracotherium  aus  der  Braunkohle 
von  Rott  bei  Bonn. 

—  Ueber  die  Fauna  der  Corbicula-Schichten    des  Mainzer 
Beckens. 

Brüggeinanii,  Dr.  Fr.,  in  Bremen :  Beiträge  zur  Ornithologie 
von  Celebes  und  Sangir.     1876. 

Craiiier,  Prof.  Dr.  C,  in  Zürich:  Ueber  der  Gitterrost  der  Birn- 
bäume und  seine  Bekämpfung.    1876. 

—  Ueber  die  Insektenfressenden  Pflanzen.     1877. 
Engeliiiauu,  Dr.  med.  J.  0.,  in  St.  Louis:  Notes  on  agave.  1875. 

The  oaks  of  the  United  States.     1876. 
Geyler,  Dr.  H.  Th.,  in  Krankfurt  a.  M. :  Ueber  fossile  Pflanzen 
aus    den    obertertiären    Ablagerungen    Siciliens.     1876. 

—  Ueber    fossile  i'flanzeu    aus   der  Juraformation  Japans. 
von  (xiiaita,  Max.,  in  Frankfurt  a.  M. :  Brehm,  A.  E.,  lUustrirtes 

Thierleben.     Die  Säugethiere.     Zwei  Bände.    1865. 
Ilaag-Butenberg,    Dr.,    in  Frankfurt  a.  M.:    Separatabdruck    aus 

der  Deutsch,  entomolog.  Zeitschrift.  X\'I.  Heft  2.  1877. 
von  Uaast,  Dr.  Jul.,    in  Canterbury  (New-Seeland) :    Reports  of 

geological  explorations   1871 — 72  und  diverse  Schriften. 
Y.  llerzeele,  A.,    in  Berlin :    Einige   Thatsacheu,    aus    denen    die 

Entstehung   der    organischen    Stoffe    abgeleitet    werden 

kann.     1876. 
v.  Heyden,    Hauptmann    Dr.,    in    Frankfurt    a.   M. :    Mulsant,    E. 

etVerreaux,  Ed.,  Histoire  naturelle  des  oiseaux-mouches 

ou  Colibiis.    Tome  II.    Livraison   1 — 4.    1875--76. 


~     42     — 

Hoifinauii,    Prof.    Dr.    H.,     in    Giesseii :     Untersucliiingeu    über 

Yarititioii  I. 
Kesseliiieyer,  P.  A.,    iji  Schaifhauseu :    Stichler,    A.  G.,    Palaeo- 

phytologiae    statum     receutem     exemplo     monocotyle- 

donearum. 
Kiukolill,   Dr.  F.,  in  Frankfurt  a.  M. :  Hölzle,   0.  und  Winter,  W. : 

Gedenkblätter  zu  dem  am   18.  August   187()  gefeierten 

2r)jährigen   Docenten-Jubiläuni  des  Prof.   Dr.  Lncae  in 

Frankfurt  a.  M. 
Kleiu,    Prof.    Dr.    €.,    in    Heidelberg:     Krystallographisclie    Mit- 
theil nn  gen.  II. 
liobolt,  Dr.  med.    W.,    in  Schwanheim :    Fortsetzung    von  Ross- 

mässler's    Iconographie    der    europäischen    Land-    und 

Süsswasser-Mollusken.    Bd.  IV.    Liefrg.  2 — 4.   187G. 
Liversidge,    Prof.  A.,    in  Sydney:    On    the    formation    of    moss 

gold  and  silver. 
Moureii,    I)6sire,   in  Rio  de  Janeiro  :    da  Gra«;a,  F.  C,   Memoire 

sur  l'origiue  et  la  cause  de  rechaulfement  des  eaux  du 

Gulf-Stream.    1875. 
de    iUiiller,    Ferd. ,    in    Melbourne:     Fragmeuta    phytographiae 

australiae.  Vol.  IX.     1875. 

Descriptive  uotes  ou  Papuan  plauts.    No.  I — II.    1875. 
—         Select  plants  readily  eligible   Ibr  iudustrial   culture  or 

naturalisation  in  Victoria.     187G. 
Philippi,    Dr.    R.  A.,  in  Santiago:    Anales  de  la  Universidad  de 

Chile.    Seccion  I.   1875. 
VODl  liath,  Prof.  G.f  in  Bonn:  Fünf  diverse  Schriften. 
Rein,   Prof.   Dr.  J.,  in  Marburg:  Das  Klima  Japans. 
Richter,  Eiig-en  und  Paul :    Aus  meinem  Leben.    Nachgelassene 

Aufzeichnungen    des    am   26.  Mai   1876    zu  Düsseldorf 

verstorbenen  Dr.  A.  Leop.  Richter,  vordem  Generalarzt 

des  8.  Armeecorps. 
Rüppell,    Dr.  Eduard,    in  Frankfurt    a.   M. :    Proceedings  of  the 

Zoological  Society  of  London  1876  with  coloured  plates. 
Sandberi^er,  Prof.   F.,  in  Würzburg:  Ueber  Braunkt)hle  und  die 

Pflanzenwelt  der  Tertiärzeit.    1877. 
von  Siel)0ld,  Prof.  C,  in  München:    Ueber  die  in  München  ge- 
züchtete Ärtemia  fertilis  aus  dem  grossen  Salzsee  von 

Utah.    1876. 


—     43     — 

Spiess,    Dr.   med.   Alex.,    in    l'raiikrurt    ;i.    M.:    Dr.   G.   A.   Hpiess, 

l'\'«tre(.K',  geluilieu  bei  der  4ü.  Jahresfeier  der  Seiiekeiil). 

imturl".    (Jesellscluift.     18G8.     Ueber    die    Grenzen    der 

Naturwissenscbaft. 
Streng,  Prof.  Dr.  Aug.,    in  Giessen:    Ueber    die    milcroskopi.selie 

Uiitersuchnng  von  Nepheliii  und  Apatit.    1876. 
V.  Thieluu,  Frdr.,   Rittergutsbesitzer  auf  Lampersdorf  in  Schlesien  : 

Einige  neuere  Beobachtungen  aus  I'rof.  Dr.  Schübeler's 

jüngstem  Werke :   Die  Fflanzenwelt  Norwegens.     1870. 
von    Thielau:    Der  Kalk    in   seinen   vielfachen  Beziehungen   zum 

praktischen  Leben.     1876. 
Tr^niailX,  1*. :    Principe    universel   du    uiouvenieut  et  des  ai:tions 

de  la  matiere.    Edition  ITL     1876. 
Varrentj-app,  Geh.  Sanitätsrath  0.,  in  Frankfurt  a.  M.:  Krab!)e,  1!., 

Kecherches    helminthologitjues    en    Danemark    et    cu 

Island  e. 

Wilde,  W.   R. :  An  essay  on  the  unuianufactured  animal 

reniains  in  the  Iloj'al  Irish  Acadeiuy.     1860. 
Weisiiiailli,    Prof.    Dr.    Aug.,    in    Freiburg  i.    I3r.  :     Studien    znr 

Descendeuz  -  Theorie.  II.     Ueber    die    letzten  Ursachen 

der  Transmutationen.    1876. 

—  Beiträge    zur    Naturgeschichte    der    Daphnoiden.     Ab- 
handlung II- IV.     1877. 

—  Das  Thierleben  im  Bodeusee.    1877. 

Wöhler,    Prof.    F.,    in   Göttiugen:     Jugend -Erinnerungen     eines 
Chemikers. 


Yerzeicliiiiss 

der  angeschafften  Bücher  und  Zeitschriften. 

Die  mit  *  bezeichneten  sind  auch  IVüher  {,'chaltcu  worden. 

*Annales  des  sciences  naturelles  (Zoologie  et  Botani((ue). 
*Annals  and  magazine  of  natural  hivstory. 
*Archiv  für  Anthropologie. 


—     44     — 

Billroth,  Th.    Ueber  das  Lehren  und  Tjernen  der  medicinischen 

Wissenschaften    an    den    Universitäten    der    deutscheu 

Nation.     1876. 
*Cabanis.     Journal  für  Ornithologie, 
vou    der    Decken,     C.   Claus,  Reisen  in  Ost-Afrika.     Bd.   IIT. 

I.  Abthlg. 
*Deutsche  entomologische  Zeitschrift. 
K  w  a  1  d  ,    il  o  t  h  und  D  a  in  e  s.     LeopoM  von  Buch's  gesammelte 

Schriften.    Bd.  III.     1877. 
liregenbaur,    C.     Morphologisches  Jahrbuch.     Eine   Zeitschrift 

für    Anatomie     und    Entwicklungsgeschichte.      Bd.    I. 

Heft  1—4.     Bd.  II.    Heft  1—2.     187(3. 
Ciemminger  und  de  Harold.   Catalogus  coleopterorum.    Tom. 

VIII.  2.    IX.   1.  2.    X.  XI.  XII. 
*(ieological  Magazine. 

ideologische  Profile  nebst  Tabellen  vom  Gotthard-Tunuel. 
*G  o  u  1  d ,    J.      Birds  of  Asia. 
Götte,    Alex.      Die    Entwicklungsgeschichte    der    Unke    {Boni- 

hinafor  igneus),  ein  Band  Text  und  Atlas, 
(irroth,    P.     Zeitschrift  für  Krystallographie. 
Heer,    0.     Flora    fossilis  Helvetiae.     Die  vorweltliche  Flora  der 

Schweiz.    Liefrg.  IL    1877. 
H  o  f  m  a n  n   und  Schwalbe.    Jahresbeiicht  über  die  Fortschritte 

der  Anatomie  und   Physiologie. 
Hubrecht,  A.  A.  W.  Dr.  H.  G.  Bronn's  Klassen  uud  Ordnungen 

des  Thierreichs. 
*Jan.     Icouographie  des  Ophidieus. 
*J  u  s  t ,    L  e  o  p.      Botanischer  Jahresbericht. 
Key,   Alex.   undRetzius,   G  u  s  t.   Studien  iji  der  Anatomie  des 

Nervensystems  und  des  Bindegewebes.  I.   u.   II.  Hälfte. 
*Kobelt.     Jahrbücher  der  Deutschen   mahikozoologischeu  Gesell- 
schaft. 
Leutz.      Von   der  Fluth  und   Ebbe. 

*Leonhard    und    Geinitz.     Neues   Jahrbuch    für  Mineralogie. 
*Malakozoülogische  Blätter. 

*M  a  r  t  i  n  i  -  C  h  e  m  n  i  t  z.     Conchylieu-Cabinet. 
*Meyer,   A.   B.  Mittheilnngen  aus  dem  kgl.  zoologischen  Museum 

zu  Dresden. 
*M  ü  1 1  e  r.      Archiv  für  Anatomie  und  Physiologie. 


—     45     — 

*Nachnclitsblatt   der    Deutschen    mahikctzoologisclien    (Tesellschaft. 

*Nature. 

*l*alaeont()gra])liica. 

*l'aleoutologio  Fran^iiise. 

*l^feiffer,    L.  Novitates  conchologieae.   I.  Abth.   Laiulconchylieu. 

Lief.  40—40. 
*Quartevly  Journal  of  the  geological  soeiet.y  of  Tjondoii. 
Sand  berger,    F.      Die    Land-    und     Siisswasserconcliylien    der 

Vorwelt. 
Remper,  C     Arbeiten  ans  dem  /oologiscli-zootomiscben  Listitut 

in   Würzburg. 
*Siebold     und     Kölliker.      Zeitschrii't    für     wissenschaftliche 

Zoologie. 
*Silliman.     The  ameriean  Journal  of  science  uud  arts. 
Sihweizerische  paläontologische  Gesellschaft  in  Lausaune.  Al)liand- 

lungen.    Vol.  I — IIL 
*Troschel.     Archiv  für  Naturgeschichte. 
* Württeniberger  naturwissenschaftliche  Jalireshefte. 
^Zeitschrift  für  Ethnologie. 
^Zeitschrift  der  Deutschen  geologischen  Gesellschaft. 


46 


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—     47 


Vorträge  und  Abhandlungen. 


1)01»  Aiulciiken  an  Carl  Ernst  v.  B.ner  2:owi(lmet. 


Ein  Vortrag 

in    der   wisseusclialtliolien   Sitzung   der   SeiicktMilievgisclien   i'atuv(biisehoudeu 
Gesellschiif't  "ehalten  am  27.  Januar  1877 


Joh.  Christ.  Gustav  Lucae. 

Es  wurde  mir  der  elireii volle  Auftrag  die  wisseiiscliaf'fcliclieii 
Sitzuugen  dieses  Jalircs  mit  einem  X'ortrage  zu  erött'nen  und  ich 
übernehme  diesen  Auftrag  um  so  lieber,  als  er  mir  Gelegenheit 
giebt,  des  heimgegaugeueu  C.  E.  v.  Baer,  des  voruohmsteu  Mit- 
gliedes dieser  Gesellschaft,  in  würdiger  Weise  zu  gedenken. 

Eine  Aufgabe  der  Pietät  ist  es  für  uns  das.  And<niken  dieses 
unbestritten  geistreichsten  und  vielseitigsten  Naturforschers  des 
Jahrhunderts  in  würdigster  Stunde  zu  feiern  und  sicher  wer- 
den auch  viele  naturwisseiischaftliche  Kreise  beider  Welttheile 
einen  Gedächtnisstag  für  Carl  Ernst  von  Baer  begehen.  Ich 
halte  es  aber  um  so  mehr  für  meine  Pflicht  des  grossen  Todten 
Entwiekelung  als  Mensch  und  Forscher,  seine  grossen  Errungen- 
schaften in  der  Naturwissenschaft  und  endlich  seine  Anschauungen 
über  die  organische  Welt  hier  mitzuth eilen ,  als  Fragen  über 
letztere  gerade  hier,  in  Tagesblättern,  ja  selbst  in  Schulen,  ol)er- 
flächliche  Anschauungen  ohne  Kritik  gedankenlos  w'iederholt  und 
mitgetheilt  worden.   Für  unsere  jüngeren  Fachgeuossen  aber  dürfte 


—     48     — 

ein  kurzer  Ueberblick  \\hev  jene  für  unsere  Wissenschaft  so 
hochwichtige  Zeit  nicht  ohne  Interesse  sein. 

Wen  sollte  nicht  das  Ableben  eines  Mannes,  dessen  hohe 
Begabung  und  ausgebreitetes  Wissen,  dessen  Streben  nach  Wahrheit 
und  Licht  und  dessen  edle  Hingebung  für  die  geistio-eii  (jrüter 
der  Menschheit  in  den  weiten  Kreisen  der  gebildeten  Welt  allge- 
meine Bewunderung  und  die  höchste  Achtung  erworben,  mit 
ernsten  und  trüben  Gedanken  erfüllen ! 

Steht  aber  der  Heimgegangene  uns  näher ,  war  er  unspr 
Fachgenosse,  unser  Vorbild  auf  dem  Pfade  der  Wissenscliaft,  ja 
stand  er  uns  noch  näher,  verknüpften  uns  ausser  den  Banden 
der  Wissenschaft  auch  noch  die  Bande  der  Freundschaft,  dann 
erfüllt  uns  der  Abschied  mit  tiefem  Leid.  So  ging  es  mir,  als  in 
den  trübsten  Tagen  des  December  die  Zeitungen  die  Nachricht 
brachten  von  dem  Ableben  Carl  Ernst  v.  Baer's.  Tiefe  Weli- 
muth  ergriff  mich  und  ich  konnte  mir  nicht  versagen  in  meiner 
Vorlesung  über  Zoologie,  in  welche  ich  gleich  darauf  eintrat,  die 
Anschauung  Baer's  über  die  Organische  Welt,  welche  als  letztes 
Vermächtniss  er  uns  hinterlassen,  gleichsam  ein  Todtenamt  feiernd, 
meinen  Zuhörern  vorzutragen. 

Ich  entnehme  die  folgende  Lebensskizze  der  Autobiographie, 
welche  die  Esthländische  Ritterschaft  bei  Baer's  50jährigem 
Doctor  -  Jubiläum ,  10.  September  1864,  veröffentlichte  und  au 
wissenschaftliche  Facultäten  sowie  an  Naturforscher  versendete.  *) 
Seine  wissenschaftlichen  Anschauungen  entnehme  ich  seinen  für 
uns  wichtigsten  Schriften,  **)  wobei  ich  mir  erlaube,  so  weit  es 
geht,  Baer  selbst  reden  zu  lassen. 

Das  Stammgut  der  P)aer'schen  Familie  lag  in  dem  Erzstift 
Biemen.  Von  dort  hatten  sich  die  Voreltern  des  Verstorbenen 
nach  Esthland  gewendet  und  hier  wurde  Carl  Ernst  v.  Baer 
am  28.   Februar  1792  als  Sohn  des  späteren  Ritterschaf ts-Haujit- 


*)  Nachrichten  über  Leben  und  Schriften  des  Herrn  Gelieimeurathes 
Dr.  Carl  Ernst  v.  Baer,  mitgetheilt  von  ihm  selbst  am  29.  August  18(14. 
Diese  Biographie  schliesst  mit  Chamisso's  Vers : 

Ich  bin  schon  alt,  es  mahnt  der  Zeiten  Lauf  £■ 

Mich  oft  an  längst  geschehene  Geschichten, 

Und  die  erzähl'  ich,  horcht  auch  Niemand  auf. 

**)  Entwickelungsgeschichte  der  Thiere.  Königsberg  1828.  —  Reden  ge- 
halten in  wissenschaftlichen  Versammlungen.    Baud  2.    St.  Petersburg  187(j. 


—     49     - 

manns  und  Landraths  Magnus  v.  Baer  auf  dem  Landgute 
Piep  im  Jerwen'schen  Kreise  geboren.  Er  hatte  10  gesunde 
Geschwister,  obwohl,  wie  er  besonders  hervorhebt,  seine  Mut- 
ter die  leibliche  Cousine  seines  Vaters  war.  Da  aber  des  Vaters 
Bruder  mit  einer  Freiiu  von  Caun  verheirathet  keine  Kinder 
hatte,  so  brachte  Carl  die  ersten  sieben  Jahre  seines  Lebens 
in  Lissala,  einem  in  freundlicher  Gegend  und  abwechselnder  Um- 
gebung gelegeneu  kleinen  Gute,  bei  seinem  Onkel  und  der  müt- 
terlich für  ihn  sorgenden  Taute  zu.  —  Von  hier  beginneu  seine 
ersten  Erinnerungen,  der  Hof  mit  seinem  Geflügel,  der  Garten, 
die  Wiesen .  das  Feld  und  der  Wald,  das  Thal  uud  der  benach- 
barte Hügel,  auf  welcheu  er  mit  seinem  einzigen  Gespielen  dem 
Pudel  sich  herum  trieb ,  bilden  und  umschliessen  seine  ersten 
lebendigen  Eindrücke  uud  bleibenden  Erinnerungen. 

Der  Onkel  selbst  mit  mangelhafter  Schulbildung  versehen, 
beschäftigte  sich  vorzüglich  mit  Laudwirthschaft ,  soldatischen 
Spielereien  und  mit  technischen  Arbeiten.  In  seiner  Bibliothek 
Ijefand  sich  ein  Buch  mit  Wappen  abgebildet  und  einigen  räth- 
selhaften  Thiereu,  von  Avelchen  der  Hase  mit  dem  Horu  auf  der 
Stirn,  sowie  ein  Rhiuoceros  mit  zwei  Hörnern,  (das  letzte  auf 
dem  Hals)  dem  Knaben  im  Gedächtniss  blieben.  So  war  denn  der 
lebendige  sinnige  Knabe  auf  sich  selbst  beschränkt  und  da  er 
bis  zum  achten  Jahre  auch  nicht  den  geringsten  Unterricht,  weder 
im  Lesen  noch  Schreiben  genoss,  so  war  er  auf  seine  eignen  Be- 
trachtungen über  seine  Umgebung  angewiesen  und  so  entstand 
bei  ihm  das  Bedürfniss  der  Selbsthülfe,  sowie  das  Bedürfniss 
über  die  Wahrnehmungen  iu  der  ihn  umgebenden  Natur  sich  klar 
zu  macheu. 

1799  fast  acht  Jahre  alt  kam  der  Knabe  wieder  zu  seinen 
Eltern  nach  Piep.  Hier  lernte  er  erst  uach  fröhlich  genossener 
Jugend  Lesen  und  Schreiben,  dann  Englisch,  Französisch,  Ge- 
schichte des  Mittelalters,  Geographie  etc.  zunächst  bei  einer  Gou- 
vernante seiner  Schwestern,  dann  bei  Hauslehrern.  Da  letztere 
aber  von  Naturwissenschaften  keine  Kenntniss  hatten,  so  fühlte 
er  sich  für  diesen  Zweig ,  obgleich  ihm  fast  jedes  Hülfsmittel 
Pflanzen  zu  bestimmen  fehlte,  doch  getrieben  durch  Vergleichung 
und  Sammeln  und  Beobachten  einige  Kenntniss  über  diese  Gebilde 
sich  zu  verschaffen.  Tm  Jahr  1807  bezog  er  die  Domschule  zu 
Reval  und  wurde  nach  Prima  versetzt.  Da  ihm  aber  die  Kenntniss 

4 


—     50     — 

des    Griechischen    fehlte,    so    besuchte    er    für   diesen   Unterricht 
zugleich  die  Tertia.  — 

Hier  verbrachte  er,  wie  er  noch  in  alten  Tagen  aussagt, 
seine  glücklichste  Zeit.  Die  Domschule  hatte  geistvolle  Lehrer 
und  tüchtige  Pädagogen,  (Wehr mann  den  Philologen  und  den 
Mathematiker  Blas  che),  und  der  Geist  der  Schüler,  besonders 
in  Prima,  war  der  trefflichste.  Nachdem  er  noch  in  Reval  con- 
ti rmirt  war,  bezog  er  die  Universität  1810.  Mit  jugendlichen 
Hoffnungen,  schreibt  er,  bezog  ich  die  Universität  Dorpat.  Als 
ich,  von  Norden  kommend,  die  Stadt  zuerst  erblickte,  mit  der 
zur  Bibliothek  ausgebauten  imposanten  Ruine  auf  dem  Dome, 
schien  es  mir,  als  sähe  ich  von  dort  das  Licht  ausstrahlen  auf 
die  ganze  Gegend,  wie  von  dem  Christuskinde  in  (Joreggio's  Bilde. 
Doch  auf  die  Zeit,  die  ich  in  Dorpat  zugebracht,  kann  ich  jetzt 
nicht  mit  viel  Befriedigung  zurückblicken;  verkennen  will  ich 
auch  nicht,  dass  ich  zum  Theil  selbst  die  Schuld  davon  trage. 
Vor  allen  Dingen  hatte  ich  einen  Beruf  erwählt,  die  praktische 
Mediciü,  dem  meine  innere  Organisation  nicht  entsprach,  aber 
bei  aller  Unparteilichkeit  kann  ich  es  auch  nicht  verkennen,  dass 
die  LTniversität  manche  Mängel  hatte.  Nameutlich  die  Zahl  der 
Professoren,  die  durch  ihren  Lebenswandel  kein  Muster  waren, 
und  solcher,  die  wegen  geringer  wissenschaftlicher  Qualification 
die  Achtung  der  Studenten  sich  nicht  erwerben  konnten,  war 
verhältnissmässig  gross.  Es  entging  der  Universität  auch  in  der 
ersten  Zeit  die  Anerkennung  im  Lande.    Ja  man  spottete  über  sie. 

Die  für  ihu  interessantesten  und  zugleich  tüchtigsten  Lehrer 
waren:  der  Physiker  Parrot,  der  Botaniker  Ledebour  und 
der  Physiologe  B  u  r  d  a  c  h  ,  welcher  letztere  ihn  durch  seine 
geistvollen  Vorträge  über  allgemeine  Anatomie  und  Physio- 
logie besonders  anzog.  Eigentlich  lehrte  damals  die  descriptive 
Anatomie  ein  Prosector  Cichorius,  ein  Animal  curiosum.  — 
Eine  besondere  Episode  bildete  ein  temporärer  Abzug  nach  Riga, 
woselbst  die  angehenden  Klinicisten  zur  ärztlichen  Behandlung 
und  zur  Unterstützung  der  Aerzte  bei  einer  Typhus-Epidemie, 
welche  in  der  Macdonald  gegenüberstehenden  russischen  Armee, 
sowie  auch  in  Riga  selbst  Avüthete,  eintraten.  »Doch  die  Seuche 
packte  uns  Studenten  wie  frisches  Futter.«  Er  nebst  seineu  24 
Commilitoneu  wurde  von  ihr  ergriffen.  Es  fehlte  jede  Pflege, 
jede  Behandlung.   »So  lange  ich  noch  Bewusstsein  hatte,  trank  ich 


—     51     — 

Essig  uucl  Wasser,  trotz  der  Polemik  unserer  Professoren  gegen 
die  Anwendung-  des  Essigs  bei  Typhus.  Höchstens  eiunial  im  Tag 
kam  Morgens  die  Tochter  des  Hauswirthes  um  nachzusehen, 
ob  wir  (Ulaser  und  ich)  noch  nicht  beerdigungsfähig  wären. 
Da  es  allen  meinen  Freunden  so  erging  wie  mir  und  Glaser, 
und  wir  alle  bis  auf  Einen  genasen,  so  hatten  wir  alle  die 
exspectative   Behaudluugsweise    im  Typhus    hinreichend    erprobt.« 

Nachdem  Baer  ein  sehr  eigen thümliches  und  höchst  komi- 
sches Examen  bestanden  und  eine  Dissertation :  De  morhis  inter 
Esthonum  eiidemicis  geschrieben,  promovirte  er  am  10.  September 
1814,  ohne  selbst  Anatomie  ordentlich  gelernt  und  praktisch  be- 
trieben zu  haben. 

»Ein  Doctor  rite  promotus  war  ich  nun,  aber  ein 
Doctor,  der  wenig  Vertrauen  zu  sich  hatte,  und  nicht  viel  mehr 
zur  Medicin  überhaupt.  Würde  mich  irgend  ein  Kranker  auf 
mein  Gewissen  gefragt  liaben,  wen  er  sich  zum  Arzt  wählen 
solle,  ich  würde  ihm  geantwortet  haben :  Wählen  Sie  jeden  Andern, 
nur  nicht  mich.« 

Aber  das  sollte  anders  werden,  denn  Baer  musste  schon 
aus  pecuniären  Verhältnissen  dem  nun  einmal  gewählten  Berufe 
treu  bleiben.  Wien,  berühmt  wegen  seiner  Kraukenhäuser  und 
der  Kliniken ,  wurde  von  ihm  für  seine  weiteren  Studien  zum 
praktischen  Arzte  gewählt,  und  seinen  naturwissenschaftlichen  Stu- 
dien mit  schwerem  Herzen  für  alle  Zukunft  entsagt.  In  Berlin 
traf  er  seineu  Jugendfreund  Pander.  Dieser  sprach  mit  Ent- 
zücken vom  zoologischen  Museum  ,  vom  botanischen  Garten  und 
allerlei  Vorlesungen.  Das  war  alles  sehr  lockend,  doch  musste 
ja  Baer  ein  praktischer  Arzt  werden  und  fürchtete  sich  der  Ge- 
fahr zum  Rückfall  auszusetzen.  Hatte  er  ja  doch  sein  Herbarium 
von  sich  gestossen.  Unterwegs  studirte  er  mit  seinem  Reise- 
camerad in  Dresden  die  Kunst,  in  der  Sächsischen  Schweiz  die 
Schönheiten  einer  Miniatur-Alpennatur,  in  Prag  die  historischen 
Denkmäler  der  Stadt,  aber  jeden  botanischen  Garten,  jede  zoolo- 
gische Sammlung  mied  er  wie  verzehrendes  Feuer.  —  In  Wien 
stürzte  er  sich  kopfüber  in  die  praktische  Medicin  und  besachte 
zugleich  die  medicinisch-chirurgische  und  geburtshülfliche  Klinik. 
Doch  auch  hier  stand  es  schlimm  für  ihn.  Der  durch  seine  Be- 
handlung des  Typhus  berühmte  Hildenbraud  schien  sich  für 
diesen  Winter  ganz  der  exspectativen  Methode  gewidmet  zu  haben. 


—     52     — 

Seine  Gehülfen  mnssten  ihm  daher  lauter  leichte  Fälle,  meistentheils 
Catarrhe ,  zusammenbringen ,  die  dann  mit  einfachen  Mitteln, 
oder  auch  ohne  dieselben,  durch  Ruhe  und  gute  Diät  genassen. 
»Ich  war  erstaunt  nur  ganz  leichte  Erkrankungen  zu  sehen  und 
als  Heilmittel  Oxymel  sim2)lex  genannt  zu  hören.«  Hatte  ich 
doch  nie  gezweifelt,  dass  ein  Catarrh  auch  ohne  ärztliche  Be- 
handlung geheilt  werde.  Aber  immer  wieder  dieselbe  Verord- 
nung selbst  am  12.  bis  16.  Bett  anhören  und  immer  1^/2  Stunde 
darauf  verwenden  zu  müssen,  schien  mir  doch  ein  viel  zu  grosses 
Opfer.  Ich  beschloss  daher  nicht  eher  wieder  zu  kommen  als 
bis  die  exspectative  Behandlung  vorüber.  So  ging  es  auch  in  der 
chirurgischen  und  geburtshülflichen  Klinik.  Auch  hier  appellirte 
mau  an  die  Heilkraft  der  Natur  und  beseitigte  nur  alle  Störungen 
ihres  Wirkens.  Da  nun  gerade  ein  Jugendfreund  Baer  aufforderte, 
die  Spitze  des  Schneebergs  zu  besteigen,  mehrere  Versuche 
aber  mit  Hilden br and  immer  wieder  Oxymel  sim^iHex  producirten, 
da  erwachte  der  alte  Adam  und  so  gelang  es  der  Alpenflora 
unseren  jungen  Doctor  zu  seiner  ursprüuglichen  Freundin,  der 
Natur  und  den  Naturwissenschaften  zurück  zu  führen.  War  es 
nun  auch  gerade  die  systematische  Botanik  nicht,  die  ihn  be- 
sonders fesselte,  so  sprach  doch  mächtig  eine  dunkle  Ahnung  für 
vergleichende  Anatomie,  sowie  für  Geologie. 

»Nochmal  in  die  Krankensäle  zu  gehen  schien  mir  eine 
Sünde  gegen  den  heiligen  Geist.«  »Noch  einmal  aber  wollte  ich 
den  Schueeberg  besuchen  und  weiter  ins  Gebirge  vordringen. 
Ich  ging  allein.  —  Die  Einsamkeit  ist  willkommen,  wenn  mau 
Etwas  in  sich  zu  ordnen  hat.  Im  Gebirge  war  sie  mir  doppelt 
willkommen,  denn  ich  fühlte  mich  nicht  verlassen,  sondern  völlig 
heimisch.«  Nochmal  nach  Wien  zurückgekehrt  besuchte  er  als 
Lohn  für  den  gefassteu  Entschluss  dem  Laster  des  Naturdienstes 
sich  zu  ergeben,  zum  erstenmal  die  Naturalienkabinette  und  den 
botanischen  Garten.  Er  zog  Erkundigungen  ein  über  interessante 
Gegenden,  und  wanderte  dann  zu  Fuss  ohne  das  Ziel  zu  kennen, 
wo  er  einen  Ankerplatz  für  vergleichende  Anatomie  und  Geologie 
finden  würde,  nach  Westen,  Er  durchwanderte  das  Salzkammer- 
gut, kam  nach  Salzburg,  zum  Königssee,  bestieg  den  Unterberg, 
den  Watzmann  und  machte  botanisch -geologische  Excursionen 
nach  allen  Richtungen, 

Auf  dem  Wege  von  Salzburg  fand  er  unerwartet  den  Botaniker 


—     53     — 

Hoppe  und  Dr.  Martius,  deu  späteren  Palmeuvater.  Be- 
kümmert um  mein  Ziel,  fragte  ich  stehe)iden  Fusses,  wo  ich  ver- 
gleichende Anatomie  treiben  könnte?  »Gehen  Sie  zu  Döllinger 
nach   Würzburg,«   sagte  der  Jüngere  (Martius).  — 

» Wenn  Sie  mich  in  München  aufsuchen  woUeu ,  werde  ich 
Ihnen  ein  Päckchen  Moose  mitgeben;  der  alte  Herr  liebt  es  mit 
diesen  in  Mussestunden  sich  zu  beschäftigen.« 

Ich  dankte  sehr,  denn  nun  hatte  ich  ein  Ziel.  »Dieser  ganze 
Strassencougress  hatte  nicht  fünf  Minuten  gewährt  und  wurde 
für  mich  doch  so  wichtig.« 

»Als  ich  (1815)  in  Würzburg  angekommen  war,  Döllinger 
die  Moose  übergeben  und  die  Absicht  ausgesprochen  hatte  ver- 
gleichende Anatomie  zu  hören,  antwortete  er,  indem  er  die  Moose 
besah,  mit  der  ihm  eigenthümlichen  Ruhe  und  Langsamkeit:  »Ich 
lese  in  diesem  Semester  die  vergleichende  Anatomie 
nicbt.«  Ich  war  wie  vom  Donner  getroffen,  denn  dass  man  eine 
Anleitung  ohne  Vorlesungen  haben  könne,  war  mir  um  so  weniger 
in  den  Sinn  gekommen,  da  ich  bisher  nur  Vorlesungen  ohne  Anleitung 
gehabt.  Da  mich  Döllinger  unentschlossen,  was  zu  thun, 
stehen  sah,  schaute  er  mich  länger  an  und  sagte  mit  derselben 
Langsamkeit :  Wozu  auch  Vorlesungen?  Bringen  Sie  irgend 
ein  Thier  her  und  zergliedern  Sie  es  hier  bei  mir  —  und  dann 
wieder  ein  anderes.  — 

Döllinger  versetzte  Baer  also  gleich  in  medias  res,  indem 
er  ihn  die  Zergliederung  irgend  einer  Thierform  anfangen  liess. 
»Das  war  mir  eine  willkommene  Aufforderung,  denn  ich 
wollte  vor  allen  Dingen  erproben,  ob  dieses  Studium  mir  mehr 
zusagte  als  das  medicinische.  Ich  nahm  also  die  Aufforderung 
bereitwillig  an,  und  da  mir  sogar  die  Wahl  der  Stunde  überlassen 
war,  erschien  ich  am  andern  Morgen  mit  einem  Blutegel  aus  einer 
Apotheke,  weil  ich,  völlig  unbekannt  in  der  Stadt  und  der  Gegend, 
etwas  anderes  nicht  zu  finden  wusste.  Nun  machte  mir  Döllinger 
alle  möglichen  Vorrichtungen  und  gab  mir  Anleitung.  Bei  allen 
diesen  Vorbereitungen  konnte  es  Döllinger  unmöglich  ver- 
kennen, dass  ich  mit  feineren  anatomischen  Arbeiten  vollkommen 
unbekannt  war.  Um  so  dankbarer  musste  ich  es  anerkennen,  dass 
Döllinger  sich  der  Mühe  unterzog,  mich  zu  unterweisen,  nach- 
dem er  mir  angesehen  hatte,  wie  viel  mir  daran  gelegen  war. 

»So   gewann  ich  bald  Material   zu   eigener  Vergleichung,  die 


einzelneu  Formen  wurden  mir  aber  geläufiger,  da  ich  mit  eigner 
Untersuchung  bei  ihnen  länger  verweilte.« 

Da  möchte  freilich  Mancher  den  Kopf  schütteln  und  es  un- 
begreiflich finden,  wie  Do  Hing  er  seinem  Schüler  Baer,  der 
ohne  Keuntuiss  der  Anatomie  war,  noch  keine  Vorlesungen  über 
Zoologie  und  die  Anatomie  der  niederen  Thiere  gehört,  ja  über- 
haupt noch  nie  präparirt  hatte,  sogleich  an  ein  solches  Object 
setzen  konnte.  Freilich  unsere  Schüler,  die  auf  unsern  Gymuasien 
gebildet,  alle  Begriffe  nur  durch  den  Mund  des  Lehrers  erhalten, 
nie  aber  selbständig  sich  solche  zu  bilden  genöthigt  wurden,  denen 
bei  gutem  Gedüchtniss,  als  den  besten  gleich  einem  Wollsacke  das 
Wissen  bis  zum  Platzen  eingepresst  wird,  für  das  spätere  Leben 
aber,  namentlich  für  die  Naturwissenschaften  wahrhaft  entmannt  nur 
selten  eigene  Wege  zu  betreten  wagen,  und  eigene  Bahueu  selb- 
ständig zu  eröffnen  nicht  im  Stande  sind,  für  solche  Schüler  wäre 
ein  Fortkommen  in  dieser  Art  freilich  eine  Unmöglichkeit.  Für 
einen  Ernst  von  Baer  aber,  der  schon  in  seiner  Jugend  zu 
sehen  und  zu  prüfen  geuöthigt  war,  in  seinen  botanischen 
Studien  in  Piep  zuerst  das  Einzelne  ergreifen  musste,  und  so  auf 
inductivem  Wege  zum  Allgemeinen  und  zur  Abstraction  gelangte, 
einem  solchen  Schüler  durfte  ein  solcher  Lehrer  so  Etwas 
bieten.  Da  wir  aber  an  dem  wichtigsten  Wendepunkt  unseres 
angehenden  Naturforschers  angelaugt  sind,  so  dürfte  es  geeignet 
sein  aucli  etwas  bei  seinem  grossen  Meister  zu  verweilen. 

D  ö  1 1  i  n  g  e  r  war  mit  einem  Worte  gesagt  ganz  Lehrer, 
daher  scheint  es  ihm  auch  ganz  und  gar  nicht  am  Herzen  gelegen 
zu  haben,  sich  eine  ehrenvolle  Stellung  in  der  Geschichte  der 
Wissenschaft  erwerben  zu  wollen.  Und  doch  hat  er  sich  diese 
durch  seine  Schüler  in  vollem  Maasse  erworben.  Diese  zu  belehren, 
anzuregen  und  für  Wissenschaft  zu  begeistern,  war  seine  einzige  un- 
veränderlich ihm  vorschwebende  mit  Beharrlichkeit  verfolgte  Auf- 
gäbe.  Jede  Ostentation  von  Gelehrsamkeit,  jede  rednerische  Ver- 
brämung fehlte  seinen  Vorlesungen.  Seine  Persönlichkeit  machte 
sich  nie  geltend.  Aber  durch  die  Klarheit  und  Durchsichtigkeit 
seiner  Vorträge,  die  schlichte  Wahrheit,  die  aus  ihnen  hervortrat, 
der  hohe  Ernst,  mit  dem  er  die  Wissenschaft  betrachtete,  und 
endlich  das  warme  Interesse,  was  er  an  seinen  Schülern  und  ihren 
Fortschritten  nahm,  war  es,  was  diese  so  sehr  fesselte,  dabei  ent- 
wickelte  sich    gewöhnlich,    bei    Döllinger's  einfachem,    offnem 


—     55     — 

gemüthlicliem  Wesen  ein  sehr  herzliches  Verhältniss  zwischen  ihm 
nnd  seinen  speciellen  Schülern.  Die  Anerkennung  derselben  konnte 
ihm  um  so  weniger  fehlen,  als  er  für  seine  privaten  Anleitungen 
in  seinem  Hause,  trotzdem  er  eine  starke  Familie  hatte,  keine 
Art  von  Honorar  nahm.  Er  erwartete  nichts  von  ihnen,  als  dass 
sie  ihm  ihre  Anhäuglichkeit  bewahren  würden.  Er  liebte  es  voll- 
kommen vertraulich  mit  ihneu  umzugehen  und  im  Sommer  auf 
Spaziergängen  in  der  Umgegend  Würzburgs  mit  ihnen  zu  ver- 
kehren. Dahin  gehört  auch  der  für  die  Entwickelungsgeschichte 
so  bedeutungsvolle  Spaziergang  mit  Pander,  Baer  und  d'Alton 
zu  Nees  v.  Esenbeck  nach  Sickershausen. 

Baer  sagt:  »In  vielen  Beziehungen  wird  DöUiuger  Vor- 
gänger gehabt  haben  und  Nachfolger  finden.  Auch  Andere  Averden 
derselben  lichtvollen  und  eindringlichen  Vorträge  sich  befleissigen. 
Es  wii-d  auch  nicht  ganz  an  solchen  fehlen,  welche  vom  Be- 
dürfniss  nach  Erkenntniss  und  Wahrheitsliebe  getrieben,  mehr 
dem  Drauge  folgen  die  Lücken  ihrer  W^issensehaft  aufzudecken, 
statt  sie  zu  verhüllen.  Allein  in  einer  Hinsicht  steht  DöUiuger 
vielleicht  ohne  Vorgänger  und  kaum  ohne  Nachfolger  da  —  in 
der  Aufoi)feruug,  mit  der  er  sich  lernbegierigen  Schülern  hingab.« 

»Ich  habe  mich  auf  vorhergehende  Bemerkungen  eingelassen 
um  dem  tiefgefühlten  Bedürfnisse  meines  Herzens  genügen  zu 
können,  einige  Worte  des  Dankes  meinem  würdigen,  inniggeliebten 
und  tiefverehrten  Lehrer  nachzurufen.  Die  weite  Eutfernune:  und 
die  Gebundenheit  meiner  örtlichen  Verhältnisse  hat  mir  nicht  er- 
laubt, Blumen  auf  sein  Grab  zu  streuen  als  seine  irdischen  Reste 
bestattet  wurden.« 

Zu  Ostern  des  Jahres  1816  lud  Baer  seine  Laudsleute,  welche 
damals  auf  den  deutschen  Universitäten  studirteu,  zu  eiuer  freund- 
schaftlichen Zusammenkunft  nach  Jena  ein.  Zu  den  Theil- 
uehmern  an  dieser  sehr  besuchten  Versammlung  gehörte  auch 
sein  Freund  Christian  Pander,  der  sich  schon  früher  ganz 
dem  Studium  der  Naturwissenschaften  ergeben  hatte.  Baer, 
voll  vom  Lobe  Döllinger's  forderte  diesen  auf  mit  nach  AVürz- 
burg  zu  kommen  und  dort  weiter  zu  studiren.  Pander  folgte 
bald  der  Aufforderung,  und  da  Döllinger  den  Wunsch  geäussert 
hatte  einen  jungen  Mann  zu  finden,  der  unter  seiner  Leitung  die 
Entwickeluug  des  Hühnchens  im  Ei  anhaltend  untersuchen,  aber 
auch    die  Kosten  der  Untersuchung  bestreiten   könne,    so  machte 


—     56     — 

Baer  auf  einer  Wanderung  nach  Sickershausen  seinen  Freund 
Pander  mit  diesem  Wunsche  bekannt,  welcher  letztere  sogleich 
mit  grösster  Bereitwilligkeit  auf  den  gemachten  Vorschlag  einging. 

Diese  Untersuchungen  hatte  D  ö  1 1  i  n  g  e  r  schon  früher  be- 
gonnen, aber  theils  wegen  der  anhaltenden  Aufsicht,  welche  die 
Brutmaschine  forderte,  theils  wegen  der  Kosten,  die  die  Abbildungen 
veranlassten,  unterbrochen.  Nun  wurde  ein  Uebereinkommen  mit 
dem  berühmten  anatomischen  Zeichner  und  Kupferstecher  d'Alton 
getroffen,  und  damit  nach  einem  halben  Jahrhundert  wieder  die 
ersten  exacteu  Versuche  in  der  Entwickelungsgeschichte  gemacht. 

Baer,  der  bei  den  ersten  Beobachtungen  über  Entwickelungs- 
geschichte sich  nur  als  Zuschauer  verhielt  und  sich  mit  menschlicher 
Anatomie,  namentlich  auch  mit  dem  Seciren  menschlicher  Leichen 
hinreichend  beschäftigt  hatte,  wurde  im  August  von  Burdach, 
der  jetzt  Professor  der  Anatomie  in  Königsberg  war,  aufgefordert, 
die  Stelle  eines  Prosectors  zu  übernehmen.  Seine  Zusage  an  einige 
Bedingungen  knüpfend,  brachte  er  noch  den  Winter  in  Berlin  zu 
und  begann  alsdann  im  Sommer  1817  seine  amtliche  Thätigkeit 
in  Königsberg  mit  Vorlesungen  über  den  Bau  der  wirbel- 
losen  Thiere,    zu  welchen    Burdach   sich  als  Zuhörer  einfand. 

Es  erfolgte  im  Jahre  1819  seine  Ernennung  zum  Professor 
der  Zoologie  und  dieser  seine  Verehelichuug  mit  einer  Königs- 
bergeriu,  einer  Auguste  v.  Medem.  Im  Jahre  1826  endlich 
übernahm  er  auch,  an  Burdach 's  Stelle,  die  Leitung  der  ana- 
tomischen Anstalt. 

Unterbrechen  wir  hier  die  geschichtlichen  Aufzählungen  der 
Lebensverhältnisse  und  sehen  uns  nach  Baer's  wissenschaftlicher 
Thätigkeit  um. 

Für  die  Entwickelungsgeschichte  war  Baer's  ganzes  Interesse 
durch  die  Untersuchungen  in  Würzburg,  die  DöUinger  mit 
Pander  und  d'Alton  begonnen,  im  höchsten  Grade  wachgerufen. 
Zu  irgend  einem  Verständniss  gelaugte  er  jedoch  dort  in  Würz- 
burg nicht,  da  er  sehr  bald  seine  Theiluahme  au  diesen  zeit- 
raubenden Untersuchungen  aufgeben  musste.  Im  Jahre  1818  be- 
kam er  in  Königsberg  Pander 's  Dissertation:  Sistens  hisforiam 
mefamorphoseos  quam  ovum  incimhatum  priorihus  qitinque  äiehus 
subit.  Diese  blieb  ihm  vollkommen  unverständlich.  Bald  darauf 
erhielt  er  auch  die  mit  schönen  Abbildungen  versehenen  »Beiträge 
zur    Entwickelungsgeschichte    des  Hühnchens    im   Ei,« 


iu  welcbeu  einzelne  Zustände  vortrefflich  abgebildet  sind,  und  die 
in  Verbindung  mit  der  Dissertation,  aber  auch  in  Verbindung  mit 
eigenen  Untersuchungen  ein  vollständiges  Verständniss  zu  geben  im 
Staude  ist. 

»Das  Nichtversteheu  fand  sich  nicht  nur  bei  mir,  sondern 
war  ziemlich  allgemein.  Am  uuverholensteu  sprach  sich  Oken 
und  ebenso  Cruithöfer  aus.  Woher  nun  dieses  Missverstehen V 
Schon  vor  einem  halben  Jahrhundert  hatte  Carl  Friedrich 
Wolff  über  die  Ausbildung  des  Darmcauals  im  bebrüteten 
Hühnchen  iu  mehreren  Ausgaben  sich  so  umständlich  und 
daher  so  undeutlich  ausgedrückt,  dass  diese  treffliche  Arbeit  erst 
1812  durch  J.  F.  Meckel  der  Vergessenheit  entzogen  wurde. 
P and  er  freilich  der  alle  Umbildungen  durch  eigene  Beobachtungen 
durchging,  musste  zu  einem  Verständniss  gelangen.  Indem  er  aber 
auf  die  Wolff 'sehen  vielen  Benennungen  und  Beschreibungen 
Rücksicht  nahm,  so  war  seine  Dissertation  ohne  Abbildungen 
nicht  geeignet  die  Dunkelheit  ziv  heben.  »Mir  war  natürlich  die 
Pauder'sche  Dissertation  so  unverständlich  wie  Anderen.  Ich 
machte  mich  daher  1819  an  eigene  Untersuchungen.  Nun  erst 
sah  ich,  dass  Wolff  die  Bildung  des  Nabels  und  des  Amniou's 
erkannt,  von  P  a  n  d  e  r  aber  die  verschiedenen  Blätter  des  Keimes 
entdeckt  waren.  Es  blieb  aber  noch  die  Kenntniss  der  inneren 
Anlage  des  Embryo  zu  enthüllen  übrig.« 

Das  Ei  der  Vögel  war  gefunden,  Baer  stellte  sich  nun  die 
Aufgabe  das  Ei  der  Säugethiere  zu  suchen. 

Erst  durch  Kenntniss  der  Organisation  der  Säuget  hier  eier  im 
Ovarium  konnte  man  den  Weg  der  weiteren  Entv/ickelung  finden. 

Der  grösste  Anatom  und  Physiologe  aller  Jahrhunderte, 
Albert  von  Hall  er  beschäftigte  sich  angelegentlichst  mit  dem 
Aufsuchen  des  Säugethiereies.  Er  suchte  es  an  40  Schafen,  fand 
es  aber  immer  im  Uterus  und  dann  in  einem  schon  so  vor- 
geschrittenen Zustand  und  dabei  meist  defect.  Dabei  zeigte  sich 
aber  der  Graf  sehe  Follikel  im  Ovarium  immer  geplatzt. 

Albert  v.  Haller  erklärte  daher:  Es  wird  aus  dem 
Follikel  eine  Flüssigkeit  ergossen  und  diese  gerinnt 
in  dem  Uterus  zu  einem  Ei.  Da  nun  aber  der  Anfang, 
d.  h.  das  Ei  im  Ovarium  nicht  erkannt  war,  so  wurden  die  Hüllen, 
die  Bildung  der  Häute  des  Embryo  falsch  erklärt.  Der  mächtigen 
Autorität  H  a  1 1  e  r '  s    mochte   aber  Niemand    widersprechen.     Der 


-     58     — 

Graf  sehe  Follikel  galt  für  das  Ei.  So  standen  die  Sachen 
im  Jahre  1826,  als  Baer  in  diesen  Gegenstand  sich  zu  vertiefen  an- 
fing. Ich  lasse  hier  Baer  selbst  reden:  »Man  glaubte  damals,  dass 
die  Eröffnung  der  Eikapsel  (Gräfscher  Follikel)  unmittelbar  von 
der  Paarung  abhänge.« 

»Zufällig  hatte  Burdach  eine  solche  Hündin.  Sie  wurde 
geopfert.  Als  ich  sie  öffnete ,  fand  ich  einige  Gräfsche  Bläschen 
geborsten,  aber  keine  dem  Bersten  sehr  nahe.  Indem  ich  nieder- 
geschlagen, dass  die  Hoffnung  wieder  nicht  erfüllt  sei,  den  Eier- 
stock betrachtete,  bemerkte  ich  ein  gelbes  Fleckchen  in  einem 
Bläschen  ,  sodann  auch  in  mehreren  andern  ,  ja  in  den  meisten 
und  immer  uur  ein  Fleckchen.  Sonderbar!  dachte  ich,  was  muss 
das  sein?  Ich  öffnete  ein  Bläschen  und  hob  vorsichtig  das  Fleck- 
chen mit  dem  Messer  in  ein  mit  Wasser  gefülltes  Urglas,  das 
ich  unter  das  Microscop  brachte.  Als  ich  in  dieses  einen  Blick 
geworfen  hatte,  fuhr  ich  wie  vom  Blitz  getroffen  zurück,  denn 
ich  sah  deutlich  eine  sehr  kleiire,  scharf  ausgebildete  Dotterkugel. 
Ich  musste  mich  erholen  ehe  ich  den  Muth  hatte,  wieder  hinein 
zu  sehen,  da  ich  besorgte  ein  Phantom  habe  mich  betrogen.  — 
Es  scheint  sonderbar ,  dass  ein  Anblick ,  den  man  erwartet  und 
ersehnt  hat,  erschrecken  kann,  wenn  er  da  ist.  Allerdings  war 
aber  etwas  Unerwartetes  bei  der  Sache.  Ich  hatte  nicht  gedacht,, 
dass  der  Inhalt  des  Eies  vom  Säugethier  dem  des  Vogels  so 
ähnlich  sehen  würde.  Das  ursprüngliche  Ei  des  Hundes 
war    also    gefunden!« 

Wolff  kämpfte  gegen  die  Einschachtelungs-Theorie,  nach 
welcher  der  Embryo  fertig  im  Ei  sein  sollte,  aber  zu  klein  um 
ihn  zu  erkennen.  Wolff  stellte  das  Princip  der  Epigenese  auf. 
Allerdings  wird  der  Embryo  durch  die  Zeugung  gebildet,  aber 
nicht  durch  Neubildung  aus  einer  Flüssigkeit ,  sondern  durch 
Umbildung  aus  einem  organischen  Theile  der  Mutter,  nämlich 
aus  dem  Ei.  —  Nach  dieser  Entdeckung  haben  wir  also  die 
Kenntniss  gewonnen:  dass  ein  continuirlicher  (morpho- 
logischer) Lebensprocess  durch  den  ganzen  Stamm  der 
Nachkommen  geht,  dass  er  nur  bei  den  höheren  Thieren 
von  Zeit  zu  Zeit  schlummert  (im  Ei). 

Baer  reichte  bei  der  Akademie,  für  die  Ernennung  zum  cor- 
respondirenden  Mitglied  dankend,  eine  Schrift  De  ovi  mammalinm 
et  hominis  genesi.  Ejnstola^  im  Jahre  1827  ein.  Sie  erschien  erst 


—     59     - 

ein  Jahr  später  iu  den  Abhandlnugen  der  Akademie,  blieb  aber 
mehrere  Jahre  noch  unbeachtet.  Während  dieser  Zeit  setzte 
Baer  seine  Studien  über  die  EntwickeUuig  des  Hühnchens  fort 
und  so  erst  gelang  es  den  Embr3'o  mit  seineu  Rückenplatten, 
Rückenmark,  Hirn  und  Bauch  platten  deutlich  vor  unseren  Augen 
zu  erkennen.  Ohne  sich  aber  mit  dem  Vogel  allein  zu  begnügen, 
setzte  Baer  seine  Untersuchungen  an  Säugethieren  (Hunden, 
Schafen,  Schweinen),  sowie  an  Fischen  und  Amphibien  (^Bana) 
fort,  und  dehnte  sogar  seine  Forschungen  über  die  niederen 
Thiere  (Gliederthiere,  Mollusken  und  Strahlthiere)  aus. 

So  erschien  denn  auch  im  Jahre  1828  der  erste  Theil  seines 
berühmten  classischen  Werkes  »Heber  die  Entwickelungsgo- 
schichte  der  Thiere,  Beobachtungen  und  Reflexionen«, 
welche  er  seinem  lieben  Freunde  und  Vorgänger  auf  der  Bahn 
der  Wissenschaft  dedicirte. 

Ihnen  waren  Scholien  und  Corollarieu  beigegeben.  Hier  ver- 
suchte er  zu  zeigen,  dass  der  Fortschritt  der  Entwickelung  vier 
verschiedene  Baupläne  zeigt,  die  er  Typen  nennt:  Alle  Thiere 
entwickeln  sich  so,  dass  zuerst  der  (i  rundtyp  us  bestimmt 
wird,  wobei  noch  die  histiologische  und  morphologische  Sonderung 
äusserst  geriug  ist  und  nur  beginnt.  —  Indem  diese  Sonderungen 
fortschreiten  geht  der  Embryo  aus  seiner  ersten  Grundform  in 
eine  Variation  derselben  über,  d.  h.  aus  dem  Charakter  einer 
Thierklasse  iu  den  einer  Ordnung  und  einer  Familie  derselben, 
später  in  eine  noch  beschränktere  u.  s.  w.,  bis  endlich  die  Eigen- 
thümlichkeiten  des  Individuums  auftreten. 

So  wird  ein  Wirbelthier,  das  anfänglich  ganz  unentschieden 
scheint,  z.  B.  Vogel  etc.,  bald  unterscheidet  man  den  Schwimm- 
vogel vom  Laudvogel,  aus  letzterem  bildet  sich  dann  das  Huhn 
uncU  endlich  kommen  die  Individualitäten  der  einzelnen  Hühner. 
"Es  steigt  also  hier  das  Wirbelthier  aus  einer  unbestimmbaren 
Grundform  zuletzt  zur  Eigenthümlichkeit  der  Individualität.  Der 
Charakter  des  Wirbelthieres  bildet  sich  also  zuerst,  und  es  ist 
daher  unmöglich ,  dass  ein  Wirbelthier  die  anderen  Typen  durch- 
laufen kann.     (Gegen  Oken  und  Meckel). 

Am  Schlüsse  des  ersten  Theiles  sagt  er:  Wir  fanden,  dass 
die  Wirkung  der  Zeugung  darin  besteht,  einen  Theil  zu  einem 
Ganzen  zu  erheben ;  dass  in  der  Entwickelung  die  Selbständig- 
keit   im    Verhältniss     zu    seiner    Umgebung    wächst  ,     sowie    die 


—     60     — 

Bestimmuug  seiner  Gestaltung;  dass  iu  der  inneren  Ausbildung 
aus  allgemeineren  Theilen,  speciellere  sich  hervorbilden  und  deren 
Besonderheit  wächst;  dass  das  Individuum  als  Inhaber  einer 
organischen  Form  allmälige  aus  allgemeineren  Formen  in  die 
besonderen  übergeht  und  können  nun  das  allgemeinste  Resultat 
aussprechen:  »Die  Entwickeluugsgeschichte  des  Individuums  ist  die 
Geschichte  der  wachsenden  Individualität  iu  jeglicher  Beziehung.« 

In  seinem  berühmten  Vortrag  »das  allgemeinste  Gesetz 
der  Natur  iu  aller  Ent Wickelung«,  welchen  er  1834  iu  der 
Physikalischen  Gesellschaft  in  Königsberg  hielt,  vergleicht  er  die 
individuelle  Entwickelung  mit  der  generellen  der  gesammten  Thier- 
reihe  im  Laufe  der  Zeit  und  spricht  seine  Gedanken  aus  über 
das  allmälige  Wenden  verwandter  Thierformeu ,  aus  einer  nicht 
blos  embryonalen,  sondern  aus  einer  zur  vollen  Entwicke- 
lung und  Fortpflanzung  gelangten  Grundform.  Er  erlaubt 
sich  aber  die  Transformation  nicht  weiter  zu  denken  als  für  die 
jetzt  wirklich  getrennten  Arten  einer  einzelnen  Sippe,  z.  ß.  der 
Hirscharten,  der  Antilopen,  Schafe  und  Ziegen  aus  einer  ge- 
meinsamen Grundform.  Er  stellte  dieses  aber  nur  als  Mög- 
lichkeit hin,  nicht  als  sichere  Thatsache  und  führt  dabei  die  Art 
der  Vertheilung  auf  der  Erdoberfläche  als  dafür  sprechend  au. 
Doch  bemerkt  er  dabei,  dass  er  keine  Wahrscheinlichkeit  gefunden 
habe,  die  dafür  spräche,  dass  alle  Thiere  sich  aus  Urbild ung 
entwickelt  haben.  In  einer  weit  entlegenen  Zeit  herrschte  eine 
viel  gewaltigere  Bildungskraft  auf  der  Erde  als  wir  jetzt  erkennen. 

So  dürfen  wir  denn  Baer  als  den  Mann  erkennen,  welcher 
sowohl  durch  die  Schöpfung  der  Eutwickelungsgeschichte ,  als 
durch  seine  streng  philosophische  aber  streng  nur  an  That- 
sachen  anknüpfende  Betrachtung,  der  Verkündiger  neuer,  erst  ein 
Menschenalter  später  hervortretender  Theorien  geworden  ist. 

Daher  hören  wir  denn  Baer  später  sagen:  »Ich  habe  das 
ungewöhnliche  Glück ,  dass  ich  sowohl  als  Förderer  der  Darwin- 
schen Lehre,  wie  auch  als  Gegner  angeführt  werde.  In  der  That 
glaube  ich  zur  Begründung  derselben  einigen  Stolf  geliefert  zu 
haben,  wenn  auch  die  Zeit  und  Darwin  selbst  auf  das  Fundament 
ein  Gebäude  aufgeführt  haben,  dem  ich  mich  fremd  fühle.«  -^ 

Die  Kaiserlich  Russische  Akademie  hatte  Baer  schon  1829 
unter  ihre  wirklichen  Mitglieder  aufgenommen  und  für  das  Fach 
der    Zoologie    nach    Petersburg    berufen    (an    Stelle    Pander's). 


—     61     — 

Doch  war  dort  B  a  e  r  in  Betreff  der  Fortsetzung  seiner  Studien 
zur  Entwickt'lungsgeschiclite  der  Thiere  auf  verschiedene  Hinder- 
nisse und  Schwierigkeiten  gestossen  und  in  Folge  dessen  1830 
nach  Königsberg  zurückgekehrt.  Als  aber  Bacr  Ende  1833  durch 
den  Tod  seines  älteren  Bruders  in  den  Besitz  des  väterlichen 
Gutes  kam,  entschloss  er  sich  um  so  mehr  eine  Stelle  an  der 
Akademie  wieder  anzunehmen,  als  die  Verhältnisse  in  Königsberg 
mittlerweile  sehr  ungemüthlich  sich  gestaltet  hatten. 

Ein  wichtige  Erweiterung  seines  Forschungs-Gebietes  boten 
ausgedehnte  im  Auftrag  der  Akademie  oder  der  Regierung  unter- 
nommene Reisen.  Im  Jahr  1837  reiste  er  nach  Now^aja  Semlia, 
»wo  er  sehen  wollte,  was  mit  so  geringen  Mitteln  die  Natur  an 
Lebensprocessen  produciren  könne.«  Im  Jahr  1840  an  die  Nord- 
und  Ostküste  des  Russischen  Lappland. 

Nach  Finnland  und  die  Inseln  des  Finnischen  Meerbusens 
führte  ihn  das  Problem  der  Eiszeit.  Um  die  Thierwelt  eines 
südlichen  Meeres  zu  beobachten  besuchte  er  Genua  und  Triest. 
Im  Jahr  1851  wurde  Baer  mit  der  Leitung  einer  Expedition  zur 
L^ntersuchung  der  Fischerei  im  P  e  i  p  u  s  -  S  e  e  und  Baltischen 
Meere  betraut,  dann  in  den  Jahren  1853  — 1857  des  Kaspi- 
schen  Meeres.  Im  Jahr  1862  reiste  er  im  Auftrag  der  Geo- 
graphischen Gesellschaft  in  Petersburg  an  das  Asowsche  Meer 
um  den  Ursachen  der  Versandung  der  D  o  n  -  M  ü  n  d  u  u  g  nach- 
zuforschen. Seine  Beobachtungen  und  Erfahrungen  über  diese 
Reisen  gab  er  in  Berichten  und  Bearbeitungen  heraus,  welche  in 
den  Schriften  der  Akademie,  der  Geographischen  Gesellschaft  so 
wie  in  einem  selbständigen  grossen  Werke  erschienen  sind.  Um 
die  Schädelbildnngen  in  verschiedenen  krauiologischen  Sammlungen 
zu  vergleichen,  bereiste  er  Deutschland,  Frankreich,  England,  Schwe- 
den und  Dänemark.  Im  Jahr  1861  lud  er  Vrolik,  Bergmann, 
Weber,    die  Anatomen  der  Georgia    A  u  g  u  s  t  a ,  und  mich  *) 

*)  Frankfurt,  den  6.  August. 

Adest  Jupiis  in  fabula,  zu  deutsch:  der  Petz  ist  wieder  da! 
Noch  eh'  er  den  Ruf  vernommen, 
War  er  herüber  geschwommen, 
Und  hatte  den  Treuen  und  Lieben 
Einladungsbriefe  geschrieben. 

Aber  mein  Pegasus  ist  zu  alt  und  lahm,  wollen  wir  lieber  bedächtiger 
und  verständiger  in  Prosa  uns  anvertrauen. 

Es    lag    mir    auf   der    Seele    den   projectirten    Congress   zu  Stande  zu 


—     62     — 

zu  einer  Berathung  nach  Göttingen  ein.  Aus  dieser  Zusammen- 
kunft sind  dann  die  Antropologischen  Cougresse  hervorgegangen. 
Im  Jahr  1863  gab  Baer,  vorgerückten  Alters  wegen  und 
um  jüngeren  Gliedern  nicht  den  Eintritt  zu  versperren ,  seine 
Stellung  als  ordentliches  Mitglied  der  Akademie  auf,  wurde  von 
derselben  aber  zum  Ehrenmitglied  mit  Stimmrecht  erwählt  und 
vom  Minister  Golownin  dem  Mioisterium  des  Unterrichts  zu- 
gezählt. Er  wurde  Geheimerath,  und  lebte  in  den  letzten  Jahren, 
stets  wissenschaftlich  beschäftigt,   als  Privatmann  in  Dorpat. 

Sind  auch  die  Ergebnisse  jener  Reisen  für  die  Wissenschaft  von 
grosser  Wichtigkeit  und  Bedeutung ,  so  möchte  ich  sie  jedoch 
übergehen  und  mich  besonders  zu  der  Arbeit  wenden ,  die  der 
geist-,  gemüthvolle  und  vielseitigste  Naturforscher  gleichsam  als 
sein  letztes  Vermächtniss  uns  hinterlassen  hat,  und  welche  in  dem 
Jahr  seines  Todes  veröffentlicht  wnrde.  Es  sind  zwei  Aufsätze 
in  dem  2.  Baude  seiner  Reden  :  »lieber  Zielstrebigkeit  in  den 
organischen  Körpern«   und  zweitens   »lieber  Darwin's  Lehre.« 

»Es  geht  ein  lauter  Ruf,  schreibt  Baer,  durch  die  Länder 
Europas :  das  Geheimniss  der  Schöpfung  sei  endlich  offenbar.  Wie 
Newton  die  Gesetze  für  die  Bewegung  der  Weltkörper  entdeckt 
habe,  so  habe  Charles   Darwin  die  Gesetze  der  Lebensformen 


bringen.  Ich  kam  also  wieder  nach  Deutschhxnd  ohne  mich  vorher  anzu- 
kündigen, da  ich  die  Zeit  der  Ankunft  ohnehin  nicht  genau  voraussagen 
konnte.  Ich  war  nicht  nur  in  Göttingen,  sondern  es  war  auch  schon  der 
Entwurf  zu  den  Einhidungen  abgefasst  und  besprochen  (mit  Wagner)  und 
der  Druck  für  heute  festgesetzt,  als  ich  Kenutniss  erhielt  von  Ihrem  treff- 
lichen Sendschreiben.  Persönlich  sage  ich  Ihnen  meinen  herzlichen  Dank 
für  die  freundliche  und  ehrende  Zuschrift ;  im  Namen  der  Wissenschaft 
aber  freue  ich  mich  über  die  vortreffliche  Darstellung  der  Vorzüge  der 
geometrischen  Abbildungen,  das  ist  ein  gutes  Fundament  für  die  Berathun- 
gen  des  Cougresses,  zu  welchem  die  Einladung  wahrscheinlich  übermorgen 
hier  ankommen  wird. 

Gern  spräche  ich  Sie  aber  vorher  und  sähe  auch  gerne  die  neuen 
Diopter,  wenn  Sie  mir  gefälligst  die  Stunde  anzeigen  Hessen,  wann  ich  Sie 
treffe  und  auf  die  Anatomie  begleiten  kann.  Für  den  Augenblick  behandle 
ich  meine  rebellischen  Füsse,  aber  um  11  Uhr  bin  ich  disponibel.  —  Doch 
führe  ich  gerne  schon  heute  wieder  ab. 

Mit  voUkommner  Hochachtung  und  Herzlichkeit 
Ihr  Dz-.  Baer. 


-     63     — 

uachgewieseu,  uud  damit  eiueu  uoch  grösseren  Fortschritt  iu  der 
Wissenschaft  bewirkt,  als  Isaak  Newton.  Man  habe  nur  uralte, 
lieb  gewordene  Vorurtheile  von  einer  zielstrebigen  Weltschöpfung 
aufgegeben,  um  einzusehen,  dass  alles  der  Nothwendigkeit  gehorcht.* 
»Es  war  ein  Schlag,  —  sagt  du  Bois-Key  mon  d,*)  —  wie  die  Ge- 
schichte der  Wissenschaft  uoch  keinen  sah  :  so  lange  vorbereitet, 
und  doch  so  plötzlich ;  so  ruhig  geführt  uud  doch  so  machtvoll 
treffend ;  an  Umfang  uud  Bedeutung  des  erschütterten  Gebietes, 
an  Wiederhall  bis  in  die  fernsten  Kreise  menschhcher  Erkeuutniss 
eine  wissenschaftliche  That  oline  Gleichen.« 

»Wie  nach  dem  Umstürze  vou  Königreichen  iu  deren  Grenz- 
landen noch  lange  Erregung  und  VVirrsal  herrschen,  wenn  im 
Erschütterungsherde  schon  neue  Gestaltungen  sich  zu  befestigen 
anfangen;  so  ist  iu  Folge  der  Darwin' sehen  Bewegung  der 
stets  unsichere  Grenzstrich  zwischen  Naturwissenschaft 
und  Philosophie  in  wilder  Gährung  begriffen. 

»Es  scheint  immermehr  die  Meinung  um  sich  zu  greifen,  dass 
die  Ent  Wickelung  der  organischen  Natur  allein  aus 
den  sogenannten  Bildungsgeset zeu  zu  erklären  sei.« 

»W^as  die  Morph  ologen  Gesetze  nennen,  das  sind  keine 
Gesetze  der  theoretischen  Naturwissenschaft.  Jene  vermeintlichen 
Gesetze  sind  nichts,  als  von  einer  grösseren  oder  geringeren  Zahl 
von  Fällen  abgezogene  Regeln,  welche  nach  Art  grammatischer 
Regeln  nur  vermöge  eines  Zirkelschlusses  dienen,  um  andere,  unter 
ihren  Begriff  fallende  Erscheinungen  zu  rechtfertigen  uud  ver- 
ständlich zu  macheu.  Waren  doch  auch  Keppler'sche  Gesetze 
nur  solche  Regeln,  bis  Newton  sie  aus  dem  Gesetze  der  all- 
gemeinen Schwere  ableitete  und  dadurch  zu  Gesetzen  erhob.« 

»Nur  p  h  y  s  i  k  a  1  i  s  c  h  - m  a  t  h  e  m  a  t  i  s  c  h  e  Gesetze  bilden 
eine  sichere  Staffel,  vou  der  aus  wir  weiterschreiten  dürfen,  un- 
besorgt, dass  sie  uns  unter  dem  Fasse  versage.  Durch  Bildungs- 
gesetze  allein  erklärt  sich  kein  zweckmässiges  organisches 
Werden.  Das  alte  der  Menschheit  aufgecrebeue  Räthsel  bleibt 
also  auch  bei  ganz  fertiger  Abstammungslehre,  wenn  nicht  noch 
Etwas  hinzutritt,  in  unveränderter  Dunkelheit  bestehen. 


*)  Darwin  versus  Galiani.  Rede,  gehalten  von  Emil  du  Bois-Reymond. 
Berlin  1876. 


—     64     - 

»Unbezwungeu  dräut  nach  wie  vor  von  ihrer  Klippe  die 
Sphinx  der  Teleologie;  und  in  dieser  Noth  bietet  sich  uns 
zum  erstenmal  in  Darwin's  Natürlicher  Zuchtwahl  eine 
einigermassen  annehmbare  Auskunft.«  So  ruft  du  Bois  voll 
Emphase  der  Akademie  in  Berlin  zu.     Hören  wir  v.  ßaer: 

»Passt  es  sich,  dass  ein  ganz  alter  Mann  sich  in  diesen  Streit 
mischt,  der  nicht  nur  mit  feurigem  Eifer,  ja  man  kann  wohl 
sagen,  mit  Fanatismus  geführt  wird?  Denn  nicht  blos  Gründe, 
sondern  auch  Gefühle  leiten  die  Streitenden.  —  Wohl  sehe  ich 
ein,  dass  es  klüger  wäre  und  für  die  Ruhe  in  den  letzteu  Tagen 
meines  Lebens  vorsorglicher,  wenn  ich  ganz  bei  Seite  bliebe,  da 
ich  ohnehin  nicht  wissen  kann,  ob  ich  nicht  zu  sehr  von  früheren 
Anschauungen  beherrscht  werde,  und  überdies  die  Ueberzeugung 
habe,  dass  sich  der  Sturm  legen  und  bedeutende  Vortheile  aus 
den  neueren  Ansichten  der  Naturwissenschaft  zu  gute  kommen, 
der  Schaum  der  Gährung  aber  sich  klären   wird.« 

»Soll  der  Darwi  n'schen  Hypothese  wissenschaftliche 
Berechtigung  zuerkannt  werden,  so  wird  sie  sich  der 
allgemeinen  Zielstrebigkeit  fügen  müssen.  Kanu  sie 
das  nicht,  so  wird  man  ihr  die  Geltung  zu  versagen 
haben. « 

»Wenn  die  Vorgänge  in  der  Natur  nicht  durch  ein- 
heitliche Ziele  oder  auf  andere  Weise  mit  einander  ver- 
knüpft sind,  wenigstens  durch  gemeinschaftlichen  Grund,  so 
kann  ihr  gegenseitiges  Verhältuiss  nur  eiu  zufälliges  genannt 
werden.  Denn  jeder  Vorgang  ist  für  den  andern,  wenn  er  nicht 
ursächlich  mit  ihm  verbunden  ist,  nur  ein  Zufall.  Wenu  mau 
aber  bedenkt,  auf  wie  vielen  complicirten  Vorgängen  das  Wachsen 
eines  höheren  Organismus  beruht,  dass  die  Nahrungsstoffe  auf- 
genommen und  aufgelöst,  daraus  die  nährenden  Stoffe  aus- 
geschieden, ins  Blut  geführt  und  dieses  unaufhörlich  mit  erneuter 
Luft  geschwängert  werden  muss,  unter  Ausscheidung  der  ver- 
brauchten Luft,  so  wird  man  wohl  zugeben,  dass  diese  Vorgänge 
Zufälligkeiten  in  unendlicher  Potenz  sein  müssten,  wenn  sie  nicht 
ursprünglich  zielstrebig  verbunden  wären.  Die  Absolutisten 
werden  ohne  Zweifel  autworteu:  Niemand  kanu  so  unsinnig  sein, 
den  organischen  Process  in  zahllose  Zufälligkeiten  aufzulösen.  Er 
besteht  durch  Noth  wendigkeiten.  Wir  leugnen  deshalb  die  Zufälle 
ganz.  —  Allein,   wenn  Ihr  Nothwendigkeiten  ohne  Ziele  annehmt, 


—     65     — 

so  sind  diese  unter  einander  nicht  verbunden  und  ihre  Wirkungen 
sind  gej^enseitig  nur  Zufälle.« 

»Die  Vergleiehuug  der  Vorgänge  in  der  Natur  mit  einem 
Uhrwerk  ist  so  oft  gebraucht,  dass  sie  eben  deshalb  abgebraucht 
erscheint.  Aber  wird  man  nicht  gezwungen  zu  dieser  Trivialität 
zu  greifen,  wenn  man  die  Anerkennung  der  Nothwendigkeiten 
als  Beweise  gegen  die  Zwecke,  die  wir  in  Bezug  auf  die  Natur 
lieber  Ziele  nennen,  gelten  lässt?  Alles  geschieht  hier  mit  Noth- 
wendigkeiten und  zwar  sind  diese  genau  abgemessen,  denn  nur 
mit  einer  bestimmten  Anzahl  und  Form  von  Zähnen  können  die 
Räder  der  Uhr  die  Bewegung  regeln.  Hat  man  nun  deshalb  ein 
Recht  zu  sagen,  die  Uhr  diene  nur  Nothwendigkeiten  und  habe 
also  keinen  Zweck?  Der  Vergleich  passt  aber  auch  um  zu  zeigen, 
dass  Vorgänge  bestehen  können,  welche  Zwecken  dienen,  deren 
sie  sich  nicht  bewusst  sind.  Der  Uhrmacher  hatte  den  Zweck 
im  Auge,  die  Uhr  aber  geht  unbewusst  nach  einem  Ziel,  das 
ihre  Bewegung  verfolgen   muss,   weil  sie  darauf  eingerichtet  ist. 

Da  nun  der  letzte  Grund  oder  die  Bedingung  alles 
Werdens  für  die  Naturwissenschaft  als  solche  unerreichbar  ist, 
wir  es  daher  nur  mit  der  Natur  als  einer  unendlich  com- 
plicirten  Maschine  zu  thun  haben,  so  habe  ich  die  Worte  Ziel 
und  Zielstrebigkeit  vorgezogen.  Und  so  hat  jeder  werdende 
Organismus  ein  Ziel.  Und  in  der  That,  so  sehr  mau  auch  in 
neuerer  Zeit  in  der  Erkenntniss  der  einzelnen  Vorgänge  im 
organischen  Leben sprocesse  vorgeschritten  ist,  immer  bleibt  Etwas 
zurück,  was  sie  leitet  und  was  die  physikalisch-chemischen 
Vorgänge  beherrscht,  —  das  Leben  selbst.  Vom  Lebens- 
process  aber  kann  man  wahrlich  mit  Recht  sagen,  dass  er  immer  auf 
einen  künftigen  Zustand  gerichtet  ist,  denn  immer  ist  das  Lebendige 
nicht  nur  in  Umbildung  begriffen,  sondern  auch  bestrebt  in  sich 
die  Organe  für  die  künftigen  Bedürfnisse  auszubilden.  Sehen  wir 
nur  die  Entwickelung  des  Schmetterlings,  so  finden  wir,  dass 
immer  die  gesammte  Organisation,  die  für  den  künftigen  Zu- 
stand gebraucht  wird,  in  einem  früheren  ausgebildet  ist. 
Harte  Kauwerkzeuge,  kurze  Haftfüsse,  Spinnorgane 
und  weiter  Magen  bei  der  Raupe;  vorräthiger  Stoff  als 
Fettkörper  bei  der  Puppe;  Flügel,  lauge  Füsse,  eine  Saugröhre 
und  Geschlechtsapparat  für  den  Schmetterling.  —  Ganz  Aehnliches 
zeigt  sich  in  den  Lebensprocessen  bei  andern  Organismen.    Immer 

6 


-     66     — 

ist  der  Lebensprocess  auf  ein  Künftiges  gerichtet  und  bestrebt 
dasselbe  zu  erreichen.  —  Betrachtet  man  den  Aufbau  des  Embryo 
im  Ei  und  die  Ausbildung  seiner  Organe,  so  sieht  es  aus,  als  ob 
in  demselben  ein  bewusster  und  verständiger  Baumeister  sässe, 
welcher  nicht  nur  die  Stoffe,  die  er  vorfindet,  sondern  auch  die 
Zuschüsse,  die  er  erhält,  klug  zu  benutzen  weiss.  Ist  es  aber  mit 
der  Sorge  der  Mutter  für  die  Jungen,  mit  dem  Instinkt,  mit  der 
Sorge  der  Biene  für  die  Nachkommen  der  Königin  anders? 

»Ich  halte  es  daher  für  eine  starke  Verirrung,  wenn  einige 
der  Naturforscher  behaupten,  weil  überall  nur  N  othwendigkeit 
herrsche,  könne  die  Natur  keine  Ziele  verfolgen.  Das 
Causalitätsverhältniss,  d.  h.  den  hinreichenden  Grund  für  eine  Wirk- 
samkeit wollen  wir  daher  durchaus  nicht  in  Abrede  stellen,  wenn 
wir  von  Zielen  sprechen.  Vielmehr  finden  wir  die  Noth- 
wendigkeit  nothwendig  zur  Erreichung  der  Ziele. 
Die  Natur  kann  ebensowenig  Ziele  verfolgen,  ohne  die  nöthigeu 
Mittel  anzuwenden,  als  es  der  Mensch  kann.  Aber  die  Herren, 
welche  überall  nur  auf  absolute  Nothwendigkeit  pochen  und  Ziel- 
strebigkeit für  einen  eingewurzelten  Aberglauben  erklären,  können 
aber  doch  nicht  die  nothwendigen  Wirksamkeiten  nachweisen,  die 
den  Embryo  formen. 

»Weit  aber  ist  die  Darwin'sche  Hypothese  davon  entfernt, 
das  Geheimniss  des  Lebens  zu  lösen,  wie  Newton  die  Bewegung 
der  himmlischen  Körper  erklärt  hat.  Diese  Bewegung  konnte 
auch  so  aufgefasst  werden  als  eines  wollenden  Wesens,  ist  aber 
von  Newton  nachgewiesen  als  die  Arbeit  eines  mathematisch- 
physikalischen  Gesetzes.  Die  Massen  sind  gewogen,  die  Kräfte 
gemessen. 

»Ganz  anders  bei  Darwin.  Die  Umänderung  der  Lebens- 
formen sucht  die  Hypothese  zu  erklären,  aber  die  Erklärungen 
sind  nichts  weniger  als  physikalisch -mechanische.  Weder 
Erblichkeit  noch  Anpassung  lässt  sich  messen  und  wiegen. 

»Ja  die  Zielstrebigkeit  steckt  tief  in  der  Hypothese, 
denn  sie  braucht  zu  ihrer  Construction  Erblichkeit  und  An- 
passung. Die  Erblichkeit,  die  uns  täglich  durch  Erfahrung 
vorgeführt  wird,  ist  doch  nichts  anderes  als  das  Zielstreben 
den  Lebensprocess  der  Eltern  nochmals  zu  wieder- 
holen. 

»DieEigenthümlichkeiten  der  Eltern  vererben  sich 


—     67     - 

aber  nicht  als  geformter  Stoft",  sondern  als  E  n  twi  ck  el  ungs- 
gaug.  Bringt  ja  doch  auch  der  Schmetterling  nicht  den  Schmetter- 
ling sondern  nur  das  Ei  hervor,  welches  dann  später  seine  Meta- 
morphosen zum  Insekt  durchläuft.  Wie  ist  es  nun  aber  mit  dem 
zweiten  Factor,  mit  der  Anpassung?  Hier  ist  doch  das 
Zielstreben  so  offenkundig,  dass  es  mir  überflüssig  scheint  nur 
ein  Wort  darüber  zu  verlieren. 

»Schon  dass  also  Darwin  alle  Zielstrebigkeit  möglichst  eli- 
miuirt,  macbt  es  uns  unmöglich,  seine  Art,  das  Auftreten  der 
verschiedenen  Formen  zu  erklären,  zu  der  unsrigen  zu  macheu. 
Allerdings  hat  er  dadurch  die  vielseitigste  Anerkennung  erlangt 
und  die  pomphafte  Versicherung,  er  habe  auf  rein  mechanische 
Weise  das  Werden  der  Organismen  erklärt.  Es  ist  aber  nur  die 
Elimination  des  Nichtmech  ani  seh  en  ,  das  er  anstrebt.  Er 
hat  ferner  versucht  die  Entfaltung  des  Lebendigen  verständlich 
zu  machen,  indem  er,  noch  weitergeheud  als  du  Bois,  jeden 
Lebensprocess  vollständig  ausschloss.  Kann  man  liotFeu  auf  diese 
Weise  des  Räthsels  Lösung  zu  finden  ? 

»Wir  wollen  versuchen  unseren  Einwand  anschaulich  zu  macheu. 
Der  Physiker  Front  hat  schon  vor  vielen  Jahren  nachgewiesen, 
dass  alle  chemischen  Bestandtheile,  welche  das  neu  ausgeschlüpfte 
Küchlein  enthält,  mit  besonderer  Berücksichtigung  der  Kalkerde 
und  des  Phosphors  in  den  Knochen,  schon  vorher  in  dem  Eiweiss 
und  dem  Dotter  des  eben  gelegten  Eies  vorhanden  waren.  Der 
Entwickelungsgang  hat  die  einzelnen  Stoffe  aus  früheren  Ver- 
bindungen gelöst  und  in  neue  gebracht,  und  aus  diesen  neuen 
Verl)iudangen  ein  Thier  entwickelt.  Im  nicht  befruchteten  Ei 
kommen  alle  diese  Umformungen  nicht  vor,  auch  wenn  es  der 
Brutwärme  ausgesetzt  wii'd.  Hier  verfault  es.  Sind  nun  diese 
Bildungsvorgänge  damit  erklärt,  dass  ich  sage:  durch  das  Gesetz 
der  Vererbung  .sind  die  Vorgänge ,  welche  aus  einer  langen 
Reihenfolge  von  chemisch-physikalischen  Veränderungen  bestehen, 
erfolgt?  Dass  die  Vorgäuge  durch  chemisch-physikalische  Noth- 
wendigkeiten  ausgeführt  werden,  hat  wohl  kein  Naturforscher  be- 
zweifelt ;  durch  welche  Mittel  aber  die  Befruchtung  diesen  Lebens- 
process erweckt,  der  alle  einzelneu  Vorgänge  leitet  und  zu  einem 
Ziele  führt,  möchte  man  wissen.  Gibt  die  Darwin 'sehe  Hypothese 
auf  diese  Frage  eine  genügende  Antwort?« 

Indem  ich  hier  die  zwei  principiell  verschiedeneu  Richtungen 


-     68     — 

der  Neuzeit  (denn  Cuvier's  und  Agassiz'  Ansichten  lassen  wir 
unberücksichtigt)  gegenüberstelle,  sehen  wir  bei  Beiden  die  Trans- 
mutation anerkannt  und  berechtigt.  Der  Eine  verlangt  aber  die 
Erklärung  auf  physikalisch-mathematischer  Grundlage,  und  er- 
kennt als  Ersatz  für  diese  Darwin's  natürliche  Zuchtwahl 
an.  Der  Andere  dagegen  stützt  sich  auf  organische  Bildungsgesetze, 
kann  aber  Darwin's  Zuchtwahl  nicht  annehmen.  Der  eine 
fusst  nur  auf  materieller  Grundlage,  der  Andere  erkennt  zugleich 
eine  geistige  au. 

So  sehen  wir  also  die  Ansichten  zweier  anerkannter  Natur- 
forscher bei  Erklärung  der  Zweckmässigkeit  in  den  organischen 
Bildungen  schärfstens  gegenüberstehen.  Der  Eine  ist  Physiologe 
und  Zoologe,  er  ist  ein  Naturkundiger  in  höchster  Bedeutung  und 
ein  vielseitiger  Naturforscher  im  weitesten  Sinue  des  Wortes ; 
der  Andere  verdient  unsere  vollste  Hochachtung  als  Physiologe 
und  Physiker. 

Dieser  letztere  fordert  physikalisch -mathematische  Gesetze 
zur  Erklärung  der  organischen  Gebilde  und  weist  die  Bilduugs- 
vorgänge  bei  der  Entwickeluug  der  Organismen  als  in  dieser 
Frage  wenig  berücksichtiguugswerth  zurück.  Er  sagt  sogar:  »Es 
haben  für  Alles,  was  in  dem  Organismus  unzweckmässig, 
ja  zweckwidrig  ist,  die  organischen  Bildungen  aufzu- 
kommen, die  natürliche  Zuchtwahl  aber  nur  für  das  Meiste, 
was  zweckmässig  ist.«  Ist  freilich  letztere,  sagt  er  weiter,  keine 
unfehlbare  Richtschnur  gleich  deu  mechanischen  oder  physikalisch- 
mathematischen Gesetzen,  so  ist  sie  doch  durch  eine  Kette  bündiger, 
aus  allgemein  gültigen  Thatsachen  gefolgert,  mithin  doch  ein 
auch  in  sich  noth wendiger  Satz.  Sie  hält  die  Mitte  zwischen 
Regel  und  Gesetz,  steht  aber  letzterem  zunächst. 

Auf  der  anderen  Seite  sehen  wir  v.  B  a  e  r.  Er  kennt  und 
würdigt  vollkommen  den  hohen  Werth  der  physikalisch-mathe- 
matischen Gesetze,  wünscht  recht  sehr  den  Kreis  ihrer  Beweis- 
kraft auch  mehr  auf  das  organische  Leben  ausgedehnt  und  er- 
weitert und  erkennt  als  Naturforscher  nur  Noth weudigkeiten 
an.  Er  stützt  sich  dagegen,  da  der  Nachweis  für  diese  noch 
fehlt,  auf  seine  reichen,  umfassenden  vielseitigen  Beobachtungen 
und  Erfahrungen  über  die  Entwickeluug  der  Organismen.  Statt 
einer  natürlichen  Zuchtwahl,  einem  nur  durch  zufällige 
materielle  Einwirkung  erstrebten  Erfolg,  setzt  er  einen  durch 


—     69     - 

innere  zu  einem  Ziele  führende  Nothweudigkeiteu  er- 
reichten Erfolg.  Das  lieisst :  er  nimmt  eine  Entwickelung  an 
und  zwar  zu  einem  höheren  Ziele  —  zum  Menschen.*)  Da 
er  nun  eine  Transmutation  durch  Entwickelung  anerkennt,  so  ist 
er  auch  gleich  Darwin  geuöthigt,  eine  primordiale  Neubildung, 
trotzdem  sie  sich  nicht  erweisen  lässt,  anzunehmen.  Wenn  aber 
Darwin  sie  nur  als  einmal  geschehen  hinstellt,  so  fragt  Baer, 
warum  soll  sie  sich  in  der  Jugend  unseres  Erdkörpers  nicht 
wiederholt  haben  können  und  schon  dadurch  verschiedene  Formen 
entstanden  sein  ?  Für  die  in  späterer  Zeit  unseres  Erdkörpers  auf- 
getretenen höheren  Thiere  nimmt  er  eine  Umgestaltung  durch 
sprungweise  Entwickelung  au,  und  hierfür  glaubt  er  einen 
Anhaltspunkt  zu  finden  in  der  heute  noch  vorhandenen  Meta- 
morphose der  Pflanzen  und  Thiere,  in  dem  Generations- 
wechsel und  der  heterogenen  Zeugung. 

Nur  zu  sehr  leben  sich  der  Physiker,  sowie  der  Zoologe  in 
die  Richtung  ihrer  laugjährigen  Thätigkeit  und  urtheilen  von 
ihrem  Standpunkt  nur  zu  leicht  weiter  als  die  Grenzen  ihres 
Gebietes ;  so  mag  denn  der  Physiker  und  der  Zoologe  einen  Com- 
promiss  machen,  nicht  wie  du  Bois  meint  zwischen  den  organi- 
schen Bilduugsgesetzeu  und  der  natürlichen  Zuchtwahl,  sondern 
zwischen  iliren  verschiedenen  Ansichten  und  Auffassungsweisen. 
Wohl  dürfen  wir  aber  fragen  :  Würde  Newton  das  Gesetz  der 
Schwere  beim  Kreisen  der  Weltkörper  entdeckt  haben ,  Avenn 
Keppler  nicht  schon  vorher  die  Regeln  ihres  Ganges  festgestellt 
hätte  ?  Müssen  denn  nicht  zuerst  die  genau  beobachteten  Lebens- 
vorgänge dem  geistigen  Auge  die  Stelle  andeuten,  wo  der  Anker 
für  die  mechanischen  Gesetze  niedergelassen  ist?' 


*)  »Man  verspottet  es  in  unsern  Tagen  gern  als  hochmüthig,  den 
Menschen  als  Ziel  der  Erdgeschichte  zu  betrachten.  Aber  es  ist  ja  nicht 
sein  Verdienst,  dass  er  die  am  meisten  entwickelte  Form  besitzt.  Auch 
darf  er  nicht  verkennen,  dass  damit  für  ihn  die  Aufgabe  begonnen  hat, 
seine  geistigen  Anlagen  mehr  zu  entwickeln,  und  dass  der  kategorische 
Imperativ  des  SoUens  ihn  antreibt,  den  thierischen  Associatioustrieb  zu 
höheren  socialeu  Verhältnissen  zu  entwickeln.  Ist  es  nicht  menschen- 
würdiger gross  von  sich  und  seiner  Bestimmung  zu  denken,  als  nur  auf 
das  Niedere  gerichtet,  allein  die  bestialische  Grundlage  in  sich  anzuer- 
kennen ?  Von  dieser  nach  dem  Niederen  strebenden  Richtung  ist  leider 
die  neuere  Lehre  sehr  gefärbt.  Ich  möchte  lieber  hochmüthig  als 
niederträchtig   sein.« 


-     70     — 

So  steht  denn  auch  B  a  e  r  gleich  K  e  p  p  1  e  r  auf  dem  Boden 
der  thatsächlichen  Beobachtungen  und  würde  sich  gewiss  unend- 
lich freuen,  wenn  auch  für  ihn  ein  Newton  erschiene.  Sehr 
würde  sich  aber  fragen,  ob  Baer's  Zielstrebigkeit,  welche 
auf  einem  geistigen  Hintergrund  basirt,  eine  Einbusse  erleiden 
würde. 

Aber  auch  wir,  die  wir  an  Naturbeobachtung  gewöhnt  sind, 
auch  wir  versuchen  mechanische  Gesetze  in  den  oi'gauischen  Bil- 
dungen nachzuweisen.  Nichtsdestoweniger  stützen  wir  uns  zu- 
nächst ohne  Verweilen  auf  die  exacte  Beobachtung  und  sehen 
diese,  solange  das  physikalische  Gesetz  noch  nicht  gefunden, 
als  Basis  an  und  theilen  also  v.  Baer's  Anschauungen  voll- 
kommen. 

Sehen  wir  nun  auch  in  Vorstehendem  beide  grossen  Natur- 
foi-scher  sich  entschieden  gegenüberstehen,  so  finden  wir  sie  doch 
in  Bezug  auf  die  weiteren  Ausschreitungen  des  Darwinismus  in 
vollkommenster  Uebereinstimmung. 

Der  Darwinismus  glaubt  nämlich  mit  voller  Sicherheit  nicht 
nur  eine  unbegrenzte  Transmutation  annehmen  zu  können,  er 
geht  sogar  in  den  wärmsten  Verkündigungen  soweit,  zu  behaup- 
ten, die  verschiedenen  Formen,  welche  die  Entwickelungsreihen 
durch  Abstammung  durchgegangen  sind,  nachzuweisen,  sei  die 
wahre  und  einzig  würdige  Aufgabe  der  Naturwis- 
senschaft. Du  Bois  sagt  darüber:  »Jene  Stammbäume 
unseres  Geschlechtes,  welche  eine  mehr  künstlerisch  angelegte  als 
wissenschaftlich  geschulte  Phantasie  in  fesselloser  Ueberhebung 
entwirft,  sie  sind  etwa  soviel  werth,  wie  in  den  Augen  der  histo- 
rischen Kritik  die  Stammbäume  Homerischer  Helden ,  und  fügt 
bei:  Will  ich  aber  einmal  einen  Roman  lesen,  so  weiss  ich  mir 
etwas  Besseres  als  Schöpfungsgeschichte.« 

Baer  aber  schliesst,  den  Männern  der  Wissenschaft  möchte 
ich  nur  sagen:  »d  a  s  s  eine  Hypothese  wohl  berech- 
tigt und  werth  voll  sein  kann,  wenn  wir  sie 
als  Hypothese  behandeln,  dass  es  aber  für  die 
Wissenschaft  schädlich  und  entehrend  ist,  eine 
Hypothese,  die  der  Beweismittel  entbehrt,  als 
den   Gipfel   der    Wissenschaft   zu    betrachten.« 

Dieses   waren    die  letzten  Worte,    die  der  greise  seit  Jahren 


—     71     — 

erblindete  *)  C.  E.  v,  Baer,  der  grosse  Forseher  und  Denker, 
der  unerraüdete  Kämpfer  für  Wahrheit  und  Licht  vor  seinem 
Tode  uns  zuruft.     Er  schied  von  ims  am  29.  November. 


*)  In  einem  Briefe  vom  5.  Mai  1875  schreibt  er :  »Wie  sie  sehen, 
lebe  ich  immer  noch,  obwohl  nicht  in  sehr  brillanten  Verhältnissen.  Ein 
Paar  Staare  haben  sich  in  meinen  Augen  eingenistet  und  haben  mir  das 
Tageslicht  zwar  nicht  vollständig  genommen,  aber  doch  sehr  verdunkelt. 
Deshalb  hört  auch  die  literarische  Welt  selten  von  mir ;  doch  versuche  ich 
noch  einige  Erörterungen  über  die  grosse  Lehre  der  Neuzeit,  die  man  mit 
dem  Namen  Darwinismus  belegt,  herauszugeben,  obgleich  ich  wohl  weiss, 
dass  ich  auf  dem  fortreissenden  Strome,  dem  Sie  Sich  ja  auch  mit  »Hand 
und  Fuss«  entgegengesetzt  haben,  wenig  wirken  werde.  —  Ich  bin  jetzt 
im  84.  Jahre  und  daher  schwer  beweglich ,  sonst  käme  ich  noch  einmal 
nach  Frankfurt  und  sähe  mir  Stadt  und  Menschen  an,  ich  würde  dann 
auch  wohl  Strassburg  sehen,  allein  ich  bin  doch  zu  gebrechlich.  Unge- 
achtet meines  Alters  bleibe  ich  doch  ihr  warmer  Verehrer.« 

Dr.  C.  E.  V.  Baer. 
(Der  Brief  ist  bis  auf  die  Unterschrift  dictirt.) 


72     — 


Die  Grlättung  der  grauen  Steine  bei  Naurod.*) 

Vorgetragen  in  der  wissenschaftlichen  Sitzung  am  25.  Nov.  1876 

von 

Dr.  Friedrich  Scharff. 

Herr  Dr.  C.  Koch  hat  an  den  grauen  Steinen  zwischen 
Naurod  und  Nieder nhausen  eine  auffallend  geglättete  Stelle 
gefunden,  welche  in  mancher  Beziehung  an  die  Gletscherschliffe 
der  Alpen  erinnert.  Die  möglichen  Ursachen  der  Glättung  wurden 
geprüft.  Hier,  wie  in  Sachsen  an  den  Hohburger  Porphyrbergen 
bei  Würzen,  machten  verschiedene  Ansichten  sich  geltend ,  im 
Ganzen  doch  dahin  übereinstimmend,  dass  ein  Gletscher  nicht  die 
Veranlassung  gewesen  sein  könne.  Der  Gletscher  hätte  sich  im 
Taunus  selbst  gebildet  haben  müssen ,  in  einem  Gebirge  von 
geringer  Breite  und  Höhe ;  eine  Schneeablagerung  würde  kaum 
Zeit  und  Raum  oder  Gefäll  genug  gefunden  haben  Firn-  und 
Gletschereis  zu  bilden.  War  der  Taunus  früher  breiter  und  höher, 
so  stammt  doch  die  Glättuug  der  bezeichneten  Stelle  jedenfalls 
aus  der  späteren  Zeit,  in  welcher  die  grauen  Steine  aus  dem 
Nachbargestein  bereits  vorragten,  wie  wir  es  jetzt  vor  Augen  haben. 

Wenn  wir  es  untersuchen  in  welcher  Weise  die  Gletscher 
unmittelbar  neben  einander  liegende  Gesteine  von  verschiedener 
Festigkeit  abschleifen ,  z.  B.  am  Vorderrhein  bei  Dissentis ,  wo 
die  Gletscher  des  Vorderrheins  und  des  Medelser  Rheins  zusammen- 


*)  NacMem  in  einer  späteren  Mittbeilung  Herr  Dr.  C.  Koch  die 
Vera»"lassung  dieser  Glättung,  gewiss  richtig,  auf  die  Meereswellen  zuriick- 
führi  kann  der  grösste  Theil  dieses  Vortrags,  als  erledigt,  weggelassen 
werde       Nur  einige  wenige  Beobachtungen  hervorzuheben  sei  gestattet. 

Dr.  Scharff. 


—     73     — 

stiesseu,  so  finden  wir  geebnete  Flächen  über  die  Schiefer- 
köpfe wie  über  die  festereu  eingelagerten  Quarzgänge  fast  gleich- 
massig  hinziehen ,  es  ist  uur  der  lockere  Schiefer  rauher ,  weil 
später  mehr  von  den  Atmosphärilien  angegriffen,  der  Quarz  aber 
glätter.  Der  Gletscher  schleift  durch  seine  Schwere  beim  Vor- 
rückeu  die  Gesteine  in  anderer  Weise  ab,  als  die  Gewässer,  Regen, 
Hagel,  stürzende  Flutheu  oder  auch  als  Saudwehen.  Diese  greifeu 
weit  schwächer  das  Gesteiu  au  als  der  wuchtige  Gletscher,  weichere 
Stellen  desselben  aber  mehr  als  die  festereu.  Es  eutsteheu  wohl 
auch  hier  Abrundungen  und  Glättung,  aber  kein  ebener  Schliff. 
Die  festereu  Quarzgänge  bleiben  erhölit  über  das  leichter  beseitigte 
Gesteiu,  scharfe  Kritze  und  parallele  Furchen  finden  sich  nicht; 
der  Wasserschliff  ist  vielleicht  noch  besser  sreglättet,  in  allen 
Fällen  aber  schlechter  geebnet  als  die  Felsen  unter  dem  Gletscher. 
Steincheu,  welche  unter  dem  Drucke  des  Gletschers  vorrücken, 
hinterlassen  Furchen  oder  Kritze,  ziemlich  in  gleicher  Richtung 
gezogen.  Auf  der  Höhe  der  Gotthardstrasse,  wo  Hunderte  von 
Rundhöckern  die  Wirkung  von  Gletschern  unzweifelhaft  nach- 
weisen, sind  die  Kritze  nur  fein,  das  Gestein  ziemlich  rauh  aber 
ganz  gleichmässig  abgeschliffen  über  Quarz  wie  über  Feldspath. 

Findlingöblöcke  so  wenig,  wie  Moränen  sind  in  und  an  dem 
Taunus  mit  Sicherheit  nachgewiesen  worden.  Grosse  Blöcke  finden 
sieh  wohl  an  vielen  Stellen,  bei  der  Hofheimer  Capelle,  an  dem 
westlichen  Abhang  des  Rossert,  auf  den  Wiesen  südlich  des  Alt- 
könig, aber  alle  bestehen  aus  dem  gleichen  Gesteiu,  welches  in 
nicht  allzu  weiter  Entfernung  anstehend  gefunden  wird.  Es  sind 
herabgebrochene  Trümmer.  Das  Gerolle,  welches  beim  Austritt 
der  Bäche  in  die  Ebene  —  bei  Hofheim ,  bei  Köppern  —  wie 
auch  über  den  ganzen  Fuss  des  Taunus  angetroffen  wird,  ist  durch 
Wasser  abgerollt  und  gerundet,  nicht  vom  Gletscher  getragen 
oder  geschoben. 

Von  den  grauen  Steinen  fällt  das  Erdreich  nach  allen 
Seiten  hin  ab,  nur  nach  Norden  steigt  es  wenig  aufwärts,  um 
dann  ebenfalls  nach  dem  Daisthaie  abzufallen.  Ringsum  sind 
Thäler,  in  welchen  der  Schnee  sich  hätte  ansammeln ,  zu  Firn 
umwandeln  können,  allein  sie  liegen  tiefer  als  die  grauen  Steine, 
würden  eiuen  Gletscher  nicht  dorthin  haben  entsenden  können. 

Der  geglättete  Quarz  an  den  grauen  Steinen  ist  kein  fester, 
derber  Quarz,  sondern  eine  metamorphe  Bildung  nach  einem  jetzt 


—     74     — 

weggeführten  Mineral.  In  dem  Tunuel  bei  denselben  fanden 
sich  Krystallformen  nach  scalenoedrischem  Kalkspath,  Hohlformeu 
von  einer  hornsteinartigen  Rinde  nnischlosseu ,  über  welcher  der 
Quarz  drusig,  oder  zierlich  dendritisch  verästelnd  nach  aussen 
weitergebaut.  An  der  geglätteten  Stelle  selbst  ist  die  frühere 
Anwesenheit  des  Kalkspaths  nicht  ebenso  bestimmt  nachzuweisen, 
es  nimmt  der  Quarz  die  Stelle  eines  tafelförmigen  Minerals  ein, 
welches  ebensowohl  Baryt,  wie  Kalkspath  gewesen  sein  kann.  *) 
Die  Tafeln  sind  meist  zellig  unter  den  verschiedensten  Winkeln 
zusammengewachsen,  ähnlich  wie  der  Kalkspath  vom  Maderaner- 
thale,  oder  auch  wie  der  Baryt  von  Iberg  im  Harze.  Diese  von 
Quarz  überdrusten  Tafelbilduugen ,  welche  auch  die  Blöcke  bei 
Vockenhausen  zusammensetzen,  zerbröckeln  leicht  und  geben  dem 
Gesteine  keine  Festigkeit  und  Dauer.  Der  Nauroder  Quarzgang 
ist  stellenweise  der  Verwitterung  sehr  unterworfen ,  so  dass  er 
daselbst  als  Sandkaute  benutzt  wird.  Das  geglättete  nördliche 
Ende  der  grauen  Steine  zeigt  deutlich  die  Tafelbildung  des  früher 
vorhandenen  Minerals,  dazwischen  sind  dann  kleine,  zellige  Hohl- 
räume, welche  in  grösseren  Gruppen  wohl  auch  das  Ansehen  von 
vertieften  Streifen  haben.  Diese  Streifung  ist  aber  nicht  mit  der 
parallelen  Furchung  der  Gletscherschliflfe  zu  verwechseln;  sie  ist 
fast  vertical  verlaufend ,  gerundet  und  gewunden ,  während  ein 
Gletscherschliff  weit  mehr  geebnet,  die  Furchung  desselben  fast 
horizontal  hätte  verlaufen  müssen.  Auf  benachbartem  Quarzit  ist 
sie  gar  nicht  vorhanden. 

So  scheint  die  Beschaffenheit  des  Gesteins  Veranlassung  ge- 
wesen zu  sein,  dass  nur  eine  Stelle  auf  der  nördlichen  Seite  der 
grauen  Steine  geglättet  ist;  die  Glättung  könnte  wohl  auf  An- 
griffe der  Athmosphärilien  zurückgeführt  werden,  nicht  aber  eines 
Gletschers ;  dies  um  so  weniger,  als  sichere  Spuren  der  einstmali- 
gen Vergletscherung  des  Taunus  nicht  aufgefunden  worden  sind, 
eine  solche  höchst  wahrscheinlich  nie  stattö-efunden  hat. 


\i 


S.  Notizblatt  des  Mittelrhein.  Geol.  V.  1860.  p.  115.  Nr.  39. 


—       i  o       — 


Beitrag  zur  Kenutiiiss  der  Ufer  des  Tertiär- 
Meeres  im  Mainzer  Becken. 

Vortracr   gehalten  in  der  wissenschaftlicheu  Sitzuug  der  Sencken- 
bergischen  Gesellschaft  am  3.  März  1877 


Dr.  Karl  Koch, 

Königl.  Landesgeologen. 

Diejenigen  Schichten,  welche  man  unter  dem  Namen  »Mainzer 
Becken«  zusammeufasst ,  umschliessen  mehrere  Formationen  des 
Tertiärsystems.  Die  untersten  Schichten,  welche  bis  jetzt  bekannt 
geworden  sind,  gehören  dem  Mitteloligocän  an;  einige  noch 
weniger  genau  bekannte  Schichten  tiefster  Lage  in  dieser  Partie 
könnten  unter  dem  Mitteloligocän  lagernd  gedacht  werden  und 
möglicher  Weise  dem  Unteroligocän  angehören,  was  aber  bis  jetzt 
noch  nicht  durch  paläontologiscli  sichere  Nachweise  bestätigt 
werden  konnte ;  die  hier  gedachten  Schichten  bestehen  aus  meist 
petrefactenfreien  Thonen,  Sand-  und  Geröllablagerungen  mit  sehr 
eisenreichen  Conglomeratschichten,  und  könnten  •  möglicher  Weise 
die  durch  ihre  eigenthümlicheu  Vorkommen  von  Versteinerungen 
bekannten  Schichten  von  Breckenheim,  sowde  gewisse  Schichten 
von  Münster  bei  Hofheim  und  andere  dahin  gehören;  indem  die 
bis  jetzt  beschriebenen  Versteinerungen  aus  diesen  Schichten  nicht 
mit  denen  aus  anerkannten  Mitteloligocänschichten  der  nächsten 
Umgebung  übereinstimmen.  Einstweilen  mögen  die  gedachten 
Schichten  noch  als  Mitteloligocän  mit  andern  dahin  gehörenden 
Gebilden  betrachtet  werden,  bis  die  erwähnten  Nachweise  erbracht 
werden  können. 

Zu  den  unbestrittenen  Mitteloligocänschichten  gehören  zwei 
bekannte  Ablagerungen :  der  untere  Meeressand  und  der  Septarien- 


—     76     — 

Thou.  Ersterem  gehören  die  mächtigeu  versteiueruugsreiclieu 
Saud-Schichten  und  Sandsteine  von  Flohnheim,  Weinheim  und 
Alzey  in  Rheinhessen,  sowie  die  Sande  von  Waldböckelheiui,  die 
Barytsandsteine  von  Creuzuach ,  und  sämmtliche  saudige  Ablage- 
rungen auf  den  Höhen,  welche  die  Vorberge  des  Soonwaldes 
bilden,  an.  Auf  der  rechten  Rheinseite  treten  die  unteren  Meeres- 
saude nur  au  vereinzelten  Stelleu  versteineruugsführend  auf.  Die 
Abhänge  des  Tauuus  bildeten  hier  die  nördliche  Grenze  des  Ter- 
tiärmeeres, also  den  Strand,  an  welchem  die  vom  Südwinde  auf- 
■  gewirbelten  Wogen  brandeten ;  daher  auch  die  Zertrümmeruug 
aller  weichen  Gesteine,  die  vollständig  gerundete  Abschleifung  der 
härteren  Quarzkiesel  und  das  durchgehende  Fehlen  organischen 
Lebens  mit  Ausnahme  an  solchen  Stellen ,  wo  dasselbe  durch 
natürliche   Dämme  einen  gewissen   Schutz  faud. 

Einen  solchen  schützenden  Damm  bildete  ein  Quarzfels  im 
Meere,  welcher  heute  unter  dem  Namen  Rothenberg  bei  Geisen- 
heim  bekannt  ist,  dieser  verläuft  über  den  Ritzberg  und  erscheint 
in  seinen  östlichen  Ausläufern  als  diejenige  Höhe,  auf  welcher 
ietzt  das  Schloss  Johannisberg  liegt.  Hinter  diesem  schützenden 
Damme,  also  am  Nordabhange  des  Rothenbergs  und  zwischen 
demselben  und  den  zunächst  liegenden  höhereu  Gebirgszügen, 
welche  in  der  Tertiärzeit  das  gedachte  Ufer  bildeten ,  liegen 
Meeresgerölle  und  grobe  Sande,  welche  durch  Eiseuoxydhydrat 
und  ein  kieseliges  Bindemittel  zu  Conglomeraten  verbunden  sind; 
darin  finden  wir  wieder  das  ganze  Leben  des  mitteloligocänen 
Tertiärmeeres;  Pechmculus,  Cardium,  Cytheraea^  Detdalnmi^  Bulla 
und  verschiedene  andere  Weichthierschalen  nebst  Zowwa-Zähnen 
erfüllen  die  gedachten  Schichten. 

Durch  das  ganze  Rheingau  hindurch,  von  der  Höhe  des 
Niederwaldes  an  über  Johannesberg,  Schloss  Vollrath,  Hallgarten, 
Neudorf,  Fraueustein,  Dotzheim  und  Wiesbaden  uach  den  Berg- 
ketten hin,  welche  die  Mainebene  umsäumen,  findet  man  mächtige 
Sandablagerungeu,  welche  sich  durch  ihre  gelbe  und  braune,  durch 
Eisenoxydhydrat  veranlasste  Farbe  von  allen  audei^n  Sandabla- 
gerungeu jüngerer  Formationen  unterscheiden ,  und  immer  be- 
gleitet sind  durch  die  gerundeten  und  stark  geglätteten  Kiesel 
aus  fettglänzender  Quarzsubstanz,  hin  und  wieder  untermischt  von 
vereinzelten   Kieseln,  welche  aus  schwarzem  Lydit  bestehen. 

Die  bedeutendste  Ablagernnff  solcher  Kiesel    findet    man   bei 


—     77     - 

Hofheim,  wo  der  ganze  Capellenberg  von  seinem  Fusse  bis  zu 
seinem  Gipfel  aus  dem  gleichen  Materiale  besteht,  was  also  einer 
Schichtenmächtigkeit  von  420  rhein.  Fuss  oder  132  Meter  ent- 
spricht. 

Weiter  östlich  gegen  die  Einmündung  der  Wetterau  finden 
sich  die  gleichen  Kiesel  in  ähnlichen  Ablagerungen,  so  bei  Crouthal, 
Oberhöchstadt,  Oberursel,  Homburg  und  Köppern;  überall  die 
Spuren  von  den  Einwirkungen  des  Strandes  an  sich  tragend,  hin 
und  wieder,  besonders  in  den  mächtig  hervortretenden  Schichten, 
untermischt  mit  Geschieben,  welche  auf  Einmündungen  von  Bächen 
und  Flüssen  au  den  betreffenden  Fundpunkteu  hindeuten. 

Diese  Strandkiesel  geben  uns  jetzt  die  Anhaltspunkte  zur 
Bestimmung  der  Grenzen  des  Tertiärmeeres  im  Mainzer  Becken, 
und  wenn  sich  die  Betrachtungen  solcher  Erscheinungen  auch  auf 
die  orographischen  Erscheinungen  dabei  verbreiten,  führen  die- 
selben zu  einem  Landschaftsbilde,  welches  ich  zum  Gegenstande 
gegenwärtiger  Darlegungen  gewählt  habe. 

Zunächst  sei  mir  noch  ein  kurzer  Ueberblick  gestattet  über 
die  Schichten,  welche  mit  den  Meeressanden  und  ihren  Straud- 
kieseln  zusammenliegen,  sowie  über  diejenigen  in  successiven  Zeit- 
abschnitten darauf  folgenden  und  darüber  gelagerten  Schichten 
verschiedener  späteren  Teiiiärzeiten. 

Der  bereits  erwähnte  Septarienthon  findet  sich  weniger  an 
dem  Strande  des  gedachten  Meeres,  sondern  meistens  erst  in  einer 
bestimmten  Entfernung  davon,  welche  zwar  in  unserem  Gebiete 
nicht  sehr  weit  abliegt.  Die  Septarienthone  von  Offenbach,  Flörs- 
heim und  Creuzuach  erwähne  ich  als  die  bekanntesten  Fundstellen 
in  der  Nähe  des  Taunus. 

üeber  diesen  marinen  Sanden  und  Thonen  lagert  das  Ober- 
oligocän  in  brakischen  Bildungen :  eine  Schicht  sehr  feiner  Sande 
mit  Meeresconchylien  und  eingeschweramten  Resten  von  Land- 
pflanzen und  Laudthiereu  bildet  das  Liegende  der  bekannten 
Cyrenenmergel,  welche  aus  dunkel  blaugrauen  kalkigen  Thonen 
bestehen  und  stellenweise  ganz  erfüllt  sind  mit  Muschel-  und 
Gasteropodenschalen ,  deren  lebende  Repräsentanten  gewöhnlich 
solche  Meeresufer  bewohnen,  welche  durch  einmündende  Flüsse 
brakischen  Charakter  haben.  Die  gewöhnlichsten  Versteine- 
rungsvorkommen  in  den  Cyrenenmergelia  bestehen  aus  Cerithien, 
Cyrenen,  Buccinum,  Ostrea  und  Perna ;  aber  in  anderen  Schichten 


—     78     — 

finden  sich  auch  solche  Weichthiere,  welche  Wasser  von  höherem 
Salzgehalt  als  der  des  eigentlichen  Brakwassers  bewohnen,  wie 
Chenopus,  Murex,  Pectuncuhis,  Cytheraea  und  andere. 

Gewöhnlich  lagert  nun  über  diesen  Cyre  neu  mergeln  eine 
andere  Schichte  mit  einer  brakischeu  Fauna,  die  Cerithienkalke 
und  Saude,  welche  sich  in  verschiedenen  Gegenden  gegenseitig 
vertreten  und  ergänzen ;  einzelne  dieser  Schichten  sind  ganz  er- 
füllt von  Cerithien,  Nerifa,  Perua,  Mytilus^  Cytheraea  und  anderen 
im  Brakwasser  lebenden  Thiereu.  Mit  diesen  Cerithieuschichten 
beginnt  in  dem  Mainzer  Becken  die  dritte  Stufe  der  Tertiär- 
schichten, das  Miocän;  während  die  Cyreneumergel  mit  ihren 
Sandschichten  noch  zu  dem  Oberoligocän  gerechnet  werden. 

Au  einer  Stelle  unseres  Gebietes  bilden  die  Cerithieuschichten 
nicht  das  unterste  Glied  der  rheinischen  Miocänschichteu ;  es 
ist  dieses  die  sehr  bekannte  reiche  Fundstelle  für  wohlerhalteue 
Petrefacten  in  den  Kalksteinbrüchen  zwischen  Flörsheim  und 
Hochheim.  Daselbst  lagert  auf  dem  oberoligocänen  Cyrenenmergel 
ein  dankelgelber  Sand,  welcher  wohl  den  Abschluss  dieser  For- 
mation bildet,  aber  auch  sporadisch  fehlt;  darauf  lagern  massige 
Kalksteine  mit  reichlichen  Einschlüssen  früheren  organischen  Lebens 
als  unterste  Schichte  der  Miocänformation ;  es  sind  dieses  die 
Landschneckenkalke,  welche  hier  auf  beschränktem  Kaume  unter 
den  Cerithienkalken  hervortreten.  Eine  ähnliche  Erscheinung 
findet  man  bei  Ilbesheim  in  Rheinbaiern  nahe  der  Westgrenze 
des  gedachten  Tertiärmeeres. 

Warum  das  Vorkommen  des  Landschneckeukalkes  ein  so  be- 
schränktes an  gedachter  Stelle  ist,  werden  wir  später  noch  in  das 
Bereich  unserer  gegenwärtigen  Betrachtungen  ziehen. 

Der  Cerithienkalk  liegt  bei  Flörsheim  vertical  über  dem  Land- 
schneckenkalk ,  und  am  Röderberge  bei  Frankfurt  liegen  die 
Corbiculaschichten  vertical  über  dem  Cerithienkalke  ;  während  die 
Litorinellenkalke  von  Wiesbaden,  Mainz  und  Mombach  die  ge- 
nannten Schichten  überlagern  und  als  Oberraiocäu schichten  anzu- 
sehen sind.  Üeber  diesen  schliessen  sandige  Schichten  jüngerer 
Tertiärgebilde,  als  Knochensande  von  Eppelsheim  bekannt,  diese 
Schichteufolge  nach  oben  hin  ab.  Verschiedene  Sand-,  Kies-  und 
Lehm-Ablagerungen  darüber  bilden  das  Diluvium  in  dem  Main- 
und  Rheiugebiete. 

Kehren    wir    nun    zu    den    Ufern    des    Mittelolig-ocän-Meeres 


-     70     — 

vor  dem  Taunus  /urück  und  l)etracliten  zunächst  die  oredachteu 
Straudgebilde  von  dem  petrographisclien  Standpunkte  aus;  dann 
erscheinen  zunächst  die  erwähnten  Lagen  von  meist  weissen 
platten  Rollkiesehi  von  verschiedener  Grösse  zwischen  0,oo3  und 
0,245  M.  Durclimesser ;  letztere  Dimensionen  und  grössere  Steine 
kommen  an  bestimmten  Stellen  zwar  gehäuft  vor,  im  Ganzen  sind 
solche  aber  seltner,  während  Rollkiesel  von  0,o2  bis  0,03  M. 
Durchmesser  vorherrschen  und  in  feineren  Gerollen  und  Sandkör- 
nern eingebettet  lagern.  Ganze  Schichten  treten  aus  reinen  Roll- 
kieseln bestehend,  mit  geringen  Sandmengen  zusammen  auf;  andere 
Schichten  enthalten  mehr  Sand ,  und  schliesslich  beobachtet  mau 
in  dem  gleichen  Horizonte  auch  solche  Sandlageu,  in  welchen  die 
Rollkiesel  bis  zum  Verschwinden  vereinzelt  auftreten  oder  ganz 
fehlen. 

Andere  Schichten,  wie  die  10  bis  12  M.  mächtigen  Sand- 
lagen von  Eltville,  Hallgarten,  Geisenheim,  Johannesberg  und 
anderen  Stelleu  des  Rheiugaues,  bestehen  aus  zienilich  gleichen 
feinen  Gerollen  von  1  bis  3  Mm.  Durchmesser,  welche  man  im 
Allgemeinen  zwar  Saud  nennt,  welche  aber  eigentlich  nur  Schichten 
von  Feingeröllen  darstellen.  Neben  diesen  und  unter  diesen  treten 
auch  eigentliche  Sandschichteu  auf,  wie  die  Formsande  von  Jo- 
hanuesberg  und  andere.  So  wechseln  die  Grössenverhältuisse  des 
Kornes  in  der  mannigfaltigsten  Weise  bis  zur  Staubform,  wo  mehr 
der  Habitus  eines  Thonlagers,  als  der  eines  Sandlagers  zum  Vor- 
schein kommt;  immer  aber  bleibt  wesentlich  Kieselerde  der  Haupt- 
bestandtheil,  zu  welchem  sich  dann  die  gelb-  und  braun-faibendeu 
Eisenoxydbydrate  gesellen,  oder  auch  Thontheile  eintreten,  wie 
besonders  in  denjeuigen  Lagern,  wo  das  Korn  bis  zur  Staubform 
herabsinkt.  Li  den  Thonlagern  ist  gewöhnlich  verhäJtuissmässig 
viel  staubfeine  Kieselerde  vorhanden,  oder  es  liegen  darin  auch 
gröbere  Quarzköruer  bis  zum  Fühlbaren  und  Sichtbaren,  nicht 
selten  auch  vollkommenere  Rollkiesel;  daneben  gibt  es  in  dem- 
selben Horizonte  auch  reinere  Thonlager,  wie  bei  Münster  und 
Hofheim,  sowie  bei  Hallgarten,  Geisenheim  und  anderwärts  im 
eigentlichen  Rheingau. 

Diese  ebenbeschriebenen  Quarzkiesel  und  Sande  erscheinen  in 
ihren  Lagerstätten  vielfach  ganz  lose  ohne  irgend  eine  Verkittung; 
in  anderen  Partien  erscheinen  auch  Schichten  von  thonig-kieseligem 
Bindemittel ,    wodurch    die    Sande    von    verschiedenem    Korne    zu 


—     80     — 

eigeutlichen  Sandsteinen  verbunden  sind,  deren  Festigkeit  von  der 
Härte  der  Bindemasse  abhängt,  und  ebenso  in  allen  möglichen 
Stadien  zu  beobachten  ist.  Auf  der  einen  Grenze  dieser  Härte- 
Stadien  steht  der  lose  Sand  und  das  lose  Gerolle;  auf  der  anderen 
Grenze  steht  ein  förmlicher  Quarzit,  bei  welchem  das  Bindemittel, 
wie  das  klastische  Korn  aus  reinem  festem  Quarze  bestehen  und 
die  Thonraasse  darin  ganz  zurückgedrängt  erscheint.  Solche 
Tertiärquarzite  kennt  man  fast  in  allen  Tertiärbecken ;  in  dem 
sogenannten  Mainzer  Becken  sind  dieselben  verhältnissmässig 
seltener.  Als  besondere  Fundstellen  können  die  Haardt  bei  Hom- 
burg, das  linke  Thalgehänge  zwischen  Schiersteiu  und  Frauen- 
stein und  der  Abhang  des  Rochnsberges  nach  dem  Rheine  hin 
augeführt  werden.  Die  festereu  oder  weicheren  Sandsteine  und 
Conglomerate  bis  zu  den  losen  Sauden  und  Kieseln  kommen  überall 
vor,  wo  die  gedachten  Schichten  zu  Tage  treten.  Die  thonig- 
kieselige  Bindemasse  zwischen  den  Sandkörnern  und  Rollkieseln, 
wie  auch  die  der  erwähnten  Quarzite  erscheint  von  grösserer  oder 
geringerer  Reinheit;  in  letzterem  Falle  ist  als  vorwaltende  Bei- 
mengung das  Brauneisenerz  zu  erwähnen,  welches  überhaupt  in  den 
unteren  Tertiärschichten  eine  gewisse  Rolle  spielt,  welche  hin  und 
wieder  in  das  Stadium  technischen  Werthes  führt,  indem  An- 
häuf nngen  von  bauwürdigen  Eisenerzen  auf  geringeren  oder  mäch- 
tigeren Lagerstätten  augehäuft  sind,  zu  welchen  in  selteneren 
Fällen  auch  die  noch  werthvolleren  Manganerze  treten,  wie  bei 
Geisenheim  und  Asmanushausen.  Kieselig-thoniges  Brauneisenerz 
ist  ein  ganz  gewöhnliches  Bindemittel  zwischen  den  Quarzkör- 
neru  unserer  tertiären  Meeressande,  und  noch  gewöhnlicher  er- 
scheint solches  zwischen  gröberen  Rollkieseln  und  Schotter,  die 
bekannten  Conglomerate  bildend,  welche  man  so  häufig  in  grös- 
seren und  kleineren  Trümmern  an  den  Gehängen  des  Taunus, 
welche  dem  ehemaligen  Tertiärmeere  zufallen,  umherliegend  findet. 

Wie  also  zwischen  der  Grösse  der  klastischen  Qnarzkörner 
in  gedachten  Schichten  alle  möglichen  Schwankungen  und  Ueber- 
gänge  verkommen,  so  auch  in  der  Menge  der  Bindemasse  und 
auch  ihren  Bestandtheileu,  wesentlich  aus  Kieselerde,  Thon  und 
Eisenoxydhydrat  bestehend. 

Ausser  den  vorstehend  beschriebeneu  gewöhnlichen  Formen 
der  Strandbildungen  unseres  ehemaligen  Tertiärmeeres  mögen  noch 
zwei  besondere  Formen  Erwähnung  finden,    in    welchen  dieselben 


t 


—     81      — 

local  anftreteii :  Die  eine  dieser  Formen  registrirt  sich  eigentlich 
in  die  oben  eingehender  beschriebene  Reihe ;  es  ist  dieses  der 
Tertiür-Sandsteiu  von  Wiesbaden,  welcher  verschiedene  Formen 
der  oben  erwähnten  Uebergangsreihen  einschliesst  und  nur  durch 
schichtenweises  Vorkommen  von  LebiM'opnl  ausgezeichnet  ist.  ausser- 
dem viel  liotheisenmuliu  neben  phosphorsauren ,  hin  uud  wieder 
Arsen  haltenden,  erdigen  Eisensalzen  enthält.  Der  Habitus  dieser, 
den  höher  gelegenen  Theil  der  eigentlichen  Stadt  Wiesbaden  auf 
deren  Nordvvestseite  bildenden  Sandsteine  ist  ein  eigenthümlicher 
uud  erkennt  mau  darin  deutlich,  dass  die  in  dessen  Nülie  hervor- 
brechenden Thermalquellen  wesentlichen  Antheil  an  der  Bildung 
und  späteren  Umbildung  haben. 

Als  zweite  eigenthümliche  Form  dieser  marinen  Tertiärgebilde 
sind  die  Barytsandsteine  von  Kreuznach  gedacht,  in  welchen  das 
Bindemittel  zwiselien  den  klastischen  Qnarzkörnern  aus  fein  krystal- 
linischem  Barytspath  besteht;  die  Ablugeruugen  finden  sich  zwischen 
losen  Meeressanden,  meist  ohne  Bindemittel  und  ohne  organische 
Reste,  während  in  den  mit  Barytspath  gebundenen  Schichten 
massenhafte  Abdrücke  und  Steinkerne  von  vSchalthieren  vorkommen. 
Es  ist  dieses  ein  Beweis,  dass  diese  in  gedachter  Schichtenfolge 
vorhanden  waren,  in  den  losen  Sauden  aber,  wie  in  den  gebun- 
denen auflösig  geworden  sind  ;  in  ersteren  konnten  sich  auch  die 
Abdrücke  nicht  erhalten,  wohl  aber  in  den  letzteren. 

Soviel  über  den  lithologischen  Theil  der  hier  in  Betrachtung 
gezogenen  Schichten  ;  der  paläontologischen  Vei'hältnisse  wurde 
schon  vorher  vorübergehend  gedacht,  und  ist  nur  noch  zuzufügen, 
dass  von  den  erwähnten  Fundstellen  für  Versteinerungen  das 
Vorkommen  hinter  dem  Rothenberge  bei  Geisenheim  von  beson- 
derem Werthe  ist,  dass  in  der  Nähe  von  Hallgarten  in  grobem 
Sande  mit  Branneisenstein-Bindemittel  vereinzelte  Steinkerne  von 
Peciunctdns  gefunden  wurden,  und  dass  im  Districte  Hag  bei 
Medenbach  (Amt  Hochheim)  wohlerhaltene  Schalen  von  Östren 
caVifcra,  Tema  Scwdhergcri  und  Lainna-Zähne  nicht  selten  sind  ; 
letztere  fanden  sich  auch  zwischen  thonig  verschotterten  Quarz- 
geröllen  in  der  Gemarkung  Igstadt  an  der  Grenze  gegen  das  Feld 
von  Breckenheim.  Die  anderen  ausgebreiteten  und  zahlreichen 
Vorkommen  dieser  tertiären  Strandgebilde  führen  aus  den  bereits 
erwähnten  Gründen,  der  Brandung  am  felsigen  Strande,  keine 
organischen    Reste  ;    dessenungeachtet    lässt    sich    das    Zusaninieu- 

6 


—     82     — 

gehören  aller  liier  erwähnten  Schichten  einentheils  dnrch  die 
lithologischen  Aehulichkeiten,  anderntheils  dnrch  die  übereinstim- 
menden Höhenlagen  darthun,  und  knüpfen  sich  hieran  die  strati- 
graphischen  Betrachtungen. 

Bei  dem  Abtäufen  von  Brunuenschachten  fand  man  mehrfach 
die  Schichten  des  Mainzer  Beckens  in  ihrer  vertiealen  Ueberlagerung  ; 
auch  sind  viele  Stellen  nachweisbar,  wo  Bergabhänge  diese  ver- 
ticale  Ueberlagerung  von  Tertiärschichten  verschiedenen  Aliers 
nachweisen,  wie  namentlich  die  linksrheinischen  Hügelzüge  zwischen 
Oppenheim  und  Bingen,  sowie  auch  die  bereits  erwähnten  rechts- 
rheinischen Vorkommen  bei  Prankfurt  und  Flörsheim.  Stellen, 
an  welchen  die  Strandgerölle  der  ältesten  Ablagerung  unseres 
Tertiärmeeres  von  jüngeren  Bildungen  des  gleichen  Systems  direct 
überlagert  werden,  sehen  wir  verhältnissmässig  seltener ;  solche 
sind  bekannt  zwischen  Eltville  und  Neudorf,  am  Waldraude  ober- 
halb Schloss  Vollrath  und  rheinabwärts  von  da  in  der  Nähe  von 
Johannesberg.  Dass  die  letzterwähnten  Ueberlageruugeu  seltener 
zu  beobachten  sind,  hängt  damit  zusammen,  dass  man  überhaupt 
in  dem  Mainzer  Becken  die  älteren  Schichten  vielfach  in  einer 
höheren  Lage  findet,  als  die  jüngeren  ;  dessenungeachtet  ist  die 
Orieutirung  in  den  gedachten  Schichten  keine  schwierige  Auf- 
gabe, namentlich  da,  vro  die  typischen  Leitpetrefacten  vorhanden 
sind.  Kartirt  man  das  Mainzer  Tertiärbecken,  so  bildet  der 
Meeressaud  mit  seineu  Strandgebilden  den  äussersteu  Ring,  den 
Bergen,  welche  den  ehemaligen  Strand  bildeten,  am  nächsten 
liegend.  Je  jünger  die  betreffenden  Schichten  sind,  je  weiter  ab 
von  diesen  Strandbergeu  liegen  sie,  der  Mitte  des  Beckens  näher 
gerückt,  eine  Regel  mit  nur  ganz  vereinzelten  Ausnahmen  unter 
localen  Einflüssen  herbeigeführt,  wie  z.  B.  die  Litorinellenkalke 
auf  der  Bubeuhäuser  Höhe  bei  Rauenthal  und  die  der  Bierstädter 
Warte  bei  Wiesbaden,  so  auch  die  Cyrenenmergel  in  der  Nähe 
von  Hallgarten  und  Dorf  Johannesberg. 

Die  als  Re^el  anzunehmende  höhere  Lage  der  unverkenn- 
baren  Strandgebilde  erklärt  sich  durch  die  laugsame  Hebuug  des 
ganzen  Gebietes  während  des  Bestehens  des  Mainzer  Tertiärbeckens 
und  nach  demselben,  vielleicht  in  unserer  gegenwärtigen  Alluvial- 
zeit in  äusserst  langsamem  Portschreiten  noch  andauernd. 

Man  kann  in  runder  Zahl  annehmen,  dass  die  durchschnitt- 
liche Höhenlage  des  Strandes  von  dem  Mainzer  Tertiärbeckeu  zur 


—     83     — 

Zeit  seiner  vollsten  Ansdehunng  circa  300  Meter  über  dem  gegen- 
wärtigen Strande  der  Nordsee  yai  finden  ist ;  also  lag  damals  das 
Gebiet  300  Meter  tiefer,  als  jetzt,  und  bat  sich  dasselbe  seitdem 
um  diese  Distanz  gehoben. 

Die^^e  Zabl  ist  aus  folgenden  Beobachtungen  entnommen  :  bei 
Kidrich  und  Rüdesheim  lagern  die  beschriebeneu  Strandsferölle 
980  bis  900  rlu'in.  Fuss  über  dem  Pegel  von  Amsterdam  ;  an 
der  Gundelhardt  bei  Lorsbach  und  dem  Capellenberge  bei  Hofheim 
855  bis  930  rhein.  Fuss  über  derselben ;  demnach  boträgt  das 
Mittel  aus  diesen  entfernt  von  einander  auftretenden  Punkten  mit 
maximalen  Höhenlagen  950  rhein.  Fuss  oder  301  Meter.  Zwischen 
diesen  iu  Rechnung  gezogenen  Punkten  liegen  verschiedene  andere 
von  ähnlicher  Maximallage,  wie  bei  Souueiiberg  und  Rambach, 
liei  Neudorf  im  Rheingau  und  anderwärts.  Gewöhnlich  liegen 
aber  die  wohl  ausgebildeten  Meeressaude  und  Gerolle  nicht  in  der 
gefundenen  Maximalhöhe,  sondern  entsprechend  tiefer  in  verschie- 
denen Höhenlagen,  für  welche  als  Mittel  250  Meter  ülier  dem 
gegenwärtigen  Strande  der  Nordsee  angenommen  werden  kann  ; 
in  dieser  Höhenlage  findet  man  die  charakteristischsten,  aus- 
geprägtesten und  mächtigsten  Schichten  typischer  Meeressaude. 
An  Spuren  von  Wirkungen  brandender  Wogen  an  der  gedachten 
Strandlinie  fehlt  es  auch  nicht;  besonders  sind  hier  die  iu  einem 
kleinen  Steinbruche  aufgedeckten  gerundeten  und  abgeschlilfenen 
Quarzitfelseu  über  dem  Schlosse  Vollrath  bei  Oestrich  hervor/Ai- 
heben ;  dort  sind  in  Spalten  zwischen  solchen  Felsen  grosse  Gerolle 
eingekeilt,  und  sieht  das  der  Erosion  durch  Atmosphärilien  voll- 
ständig trotzende  Gestein  aus,  als  ob  noch  vor  wenigen  Tagen 
mächtig  anbrandender  Wellenschlag  die  Kiesel  gegen  die  Felsen 
geschlagen  hätte;  die  geborstenen  Trümmer  liegen  vielfach  um- 
her neben  vollkommen  gerundeten  Kieseln.  Würde  das  Gebiet, 
in  welchem  die  festen,  weniger  zerstörbaren  Tauuusquarzite  mit 
dem  Strande  des  Tertiärmeeres  in  Berührung:  kamen,  nicht  viel- 
fach  verschottert  sein ,  Hessen  sich  gewiss  noch  viele  solcher 
sprecheudeu  Stellen  von  Straudwirkungen  aufweisen  ;  wo  aber  die 
verwitterbaren  Sericitgueisse  und  Phyllitgesteine  den  Strand 
bildeten,  mussten  spätere  erotirende  Einwirkungen  den  ursprüng- 
lichen Eindruck  verwischen;  weil  diese  Gesteine  der  Verwitterung 
zu  trotzen,  weniger  im  Stande  sind. 

Mit    diesen    Betrachtungen    sind    wir    in    den    orographischeu 


.-     84     — 

Theil  bereits  eingetreten ;  verfolgen  wir  denselben  weiter  in  das 
Gebiet  des  gegenwärtigen  Tannnsgebirges,  dessen  vorderer  südlicher 
Höhenzng  sich  längs  des  gedachten  Tertiärmeeres  zwischen  Bingen 
nnd  der  Wetterau  hinzieht. 

Die  gegenwärtige  Hölienlage  der  hervortretenden  Berggi]ifel, 
welche  der  jetzigen  Rhein-Main-Ebene,  also  dem  einstigen  Gebieti> 
des  Tertiärmeeres  zunächst  liegen ,  beginnt  der  Reihe  nach  mit 
dem  Hörkopf  von  1 206  rhein.  Fuss  Höhenlage ,  die  Eisenberge 
hinter  Johannisberoj  lieg-en  1438  Fuss  über  der  Nordsee,  der 
Rabenkopf  1668  Fuss,  die  Hallgartner  Zange  1849  Fuss;  dahinter 
liegt  die  kalte  Herberge  bei  Stephanshausen  mit  1975  Fuss  Höhen- 
lage als  höchster  Punkt  des  nordwestlicheu  Theiles.  Von  da  ab 
senken  sieh  die  Hochpunkte  nach  dem  Thale  der  Walluf,  auf  welcher 
Strecke  sich  die  Ringmauer  bei  Kidrich  mit  1682  Fuss  und  der 
Hausenkopf  bei  Schlangenbad  mit  1578  Fuss  erhebt  und  nach 
dem  Birkeukopf  bei  Neudorf  auf  983  Fuss  absenkt.  Diese  Ein- 
senkung  deutet  auf  einen  Einfluss  in  das  Tertiärmeer,  und  häufen 
sich  auch   hier  die  Strandgerölle  nach  beiden  Seiten  liin  mehr  an. 

Der  zweite  Abschnitt  der  vorderen  Höhenreihe  des  Taunus  in 
nordöstlicher  Richtung  beginnt,  den  höchsteu  Punkten  in  der 
Aufzählung  folgend,  mit  dem  Rothenk  reu  zkopf  von  1625  Fuss 
Höhenlage,  daran  schliesst  die  Reutmauer  mit  1542  Fuss,  die 
Platte  bei  Wiesbaden  mit  1618  Fuss,  die  Rassel  mit  1715  Fuss 
als  höchster  Punkt  dieses  zweiten  Theiles,  worauf  der  Hahnberg 
mit  1458  Fuss  und  der  Schäfersberg  bei  Niedeinhausen  mitl066  Fuss 
folgvn  und  nach  der  Satteleiusenkung  bei  Bremthal  von  996  Fuss 
Höhenlage  einbiegen,  als  Grenze  des  weiten  Gebirgsabschnittes 
gegen  den  dritten.  Diese  Einsenkung  ist  die  breiteste  und  wesent- 
lichste, welche  gleichsam  den  ganzen  rechtsrheinischen  Taunus  in 
zwei  Theile  spaltet  und  nur  den  etwas  höheren  Sattel  von  Nieder- 
seelbach mit  1114  Fuss  Höhenlage  noch  hinter  sich  hat. 

Mit  dieser  Eiusenkung    sind  an  drei  Stellen  sehr  bedeutende 
Anhäufungeu  von  Strandgeröllen  in  Verbindung  zu  bringen,  un 
ist  hier  die  Einmündung  eines  Flusses  in  das  Tertiärmeer  constatirt 
und  durch  verschiedene  Beobachtungen  und  Erscheinungen,  welche 
nachfolgend  ausführlicher  zur  Erörterung  gelangen,  bestätigt. 

Der  dritte  und  letzte  Abschnitt  des  Taunus  gegen  die  Wet- 
terau hin  beginnt  östlich  der  Hauptrichtung  des  gedachten  Fhiss- 
thales  mit  dem  Heidenk(dler  von   1005   Fuss  Höhenlage,  dahinter 


—     85     — 

der  Judenkopf  auf  der  rechten  Seite  des  Lorsbacher  Thaies  mit 
1308  Fuss,  gegenüber  auf  der  linken  Thalseite  liegt  der  Stauff'en 
mit  1 438  Fuss,  welcher  anscheinend  während  einer  gewissen  Zeit- 
dauer zur  Tertiärzeit  von  dem  zu  dem  gleichen  Höhenzuge  geliö- 
riMulen  Rossert  von  1G52  Fuss  Meereshölie  getrennt  wurde.  Oest- 
lich  dieses  Ilölienzuges  biegt  die  Bucht  von  Münster  und  Hornau 
lin,  Avek'he  unter  ihren  mächtig  abgelagerten  Diluvialschichten 
ausgeprägte  Tertiärablageruugen  birgt,  und  zur  Tertiärzeit  mit 
Wasser  erfüllt  war ,  jetzt  aber  als  Wiesen-  und  Auen-Grund  die 
Bergkette  zwischen  Rossert,  Stauffeu,  Lorsbachskopf  und  Capelleu- 
berg  von  den  Köuigsteiner  Vorbergen  trennt.  Hinter  dieser  Bucht 
erhebt  sieh  der  Eichkopf  mit  1794  Fuss,  daneben  der  Steinkopf 
mit  1810  Fuss,  jenseits  der  Bucht  der  Romberg  bei  Königstein 
mit  1723  Fuss  Höhenlage  aufsteigend  zum  Altkönig  mit  2543  Fuss, 
dahinter  der  Glaskopf  mit  2190  Fuss,  der  kleine  Feldberg  mit 
2634  Fuss  und  der  grosse  Feldberg  mit  2804  Fuss  als  höchste 
Spitze  der  ganzen  Tanuuskette. 

Romberg  und  Altkönig  bilden  die  Ecksteine,  um  welche  das 
Tertiärmeer  und  sein  Nord^traud  aus  der  we.st-östlichen  Richtung 
in  die  süd-nördliche  umbog,  und  nördl.  von  da  durch  die  Wcttorau 
mit  dem    norddeutschen  Tertiärbecken  in  Verbindung  trat. 

Ein  Blick  auf  die  geologische  Karte  der  Lahngegend  zeigt 
uns  weitausgedehnte  Kieslager  aus  weissen  Quarzkieseln  mit  Sauden, 
Thonen,  Brauneisenerzen  und  Manganerzen  von  ganz  ähnlicher 
und  gleicher  Beschaffenheit,  wie  diejenigen  Schichten ,  welche  als 
Strandgebilde  des  Mainzer  Tertiärnieeres  vorher  beschrieben  worden 
sind;  auch  ihre  Höhenlage  stimmt  mit  der  an  dem  Rande  des 
Taunus  auf  250,  im  Maximum  auf  300  M.  angenommenen,  so 
ziemlich  überein,  indem  wir  die  Kieslager  bei  Schloss  Schauenburg 
840  Fuss,  zwischen  da  und  Wassenbach  015  Fuss,  bei  Sijighofen 
878  Fuss,  bei  Niederselters  828  Fuss,  auf  der  Platte  bei  Ketten- 
bach aber  982  Fuss  über  dem  gegenwärtigen  Strande  der  Nordsee 
gelagert  finden.  Einzelne  Spuren  solcher  Kiesel  in  dem  Lahnge- 
biete finden  sich  in  höheren  Ablagerungen,  dort  aber  mit  Di- 
luvial-Substanzeu  gemengt,  und  mögen  diese  als  Reste  von  durch 
spätere  Erosion  zerstörten  Tertiärlager it  zu  betrachteu  sein. 

Die  sich  in  den  gedachten  Ablagerungen  darstellende  Aus- 
breitung der  Tertiärschichten  des  gegenwärtigen  Lahngebietes 
zwischen    den    Südabhäugen    des    Westerwaldes    und    den    Nord- 


-     86     — 

abhängen  des  Taunus  erscheiut  als  ein  ausgebreitetes  Becken,  welches 
man  mit  dem  Namen  »Liraburger  Tertiärbecken«  bezeichnen,  und 
sich  einen  in  der  Tertiärzeit  daselbst  bestandenen  Sässwassersee 
darunter  vorstellen  könnte.  Dieser  ringsum  von  Hügelland  um- 
schlossene Süsswas<ersee  dehnte  sich  in  nördlicher  Dichtung  bis 
in  die  Gegend  von  Weilburg  aus  und  hatte  von  seinem  südwest- 
lichsten Ende  aus  bis  dahin  circa  36  Km.  Durchmesser;  während 
sein  nordwestlicher  Anfang  bei  Thalheim  und  Hangenmeilingeu  ge- 
dacht werden  kann,  von  wo  sein  Durchmesser  in  südöstlicher 
Richtung  bis  in  die  Gegend  von  Oberseltos  circa  32  Km.  betrug. 
In  diesen  als  Limburger  Becken  gedachten  See  von  circa 
900  QKm.  Oberfläche  mündeten  verschiedene  Bäche  und  kleine 
Flüsse  von  westlicher,  östlicher  und  nördlicher  Richtung  her  ein 
und  trugen  die  Trümmer  von  Gaugquarzcn  zusammen,  welche 
jetzt  in  diesen  ausgedehnten  Gerölllagern  zu  finden  sind ;  dazu 
trug  das  Wasser  aus  dem  Gebiete  des  jetzigen  unteren  Dilltliales 
die  schwarzen,  lauchgrünen  uud  braunen  Kieselschiefer  und  Horn- 
steine  mit  rothen  Eiseuki<Aseln  ein  ;  alle  anderen  Gesteine  konnten 
der  Zerreibung  uud  Verwitterung  nicht  widerstehen  :  die  Grün- 
steine lieferten  aus  ihrem  Feldspathbestandtheil  die  nicht  unbe- 
trächtlichen Thonmasseu  gedachter  Ablagerungen,  welche  durch 
staubfein  zerriebene  Schiefertheilchen  in  ihrem  Volumen  vermehrt 
wurden;  gleichzeitig  aber  auch  extrahirte  die  Verwitterung  und 
Zersetzung  aus  den  augitischen  Bestandtheilen  den  Eisengehalt, 
als  besondere  Lagerstätten  und  Bindemasseu  jetzt  erscheinend, 
wobei  eisenreiche  und  Mangan  enthaltende  Quellen,  jedenfalls  auch 
die  Basalte  des  Westerwaldes  noch  ein  Beträchtliches  zu  An- 
reicherung dieser  Lagerstätten  beigetragen  haben  mögen. 

Die  Zuflüsse  von  nördlicher  Richtung  mögen  die  bedeutenderen 
gewesen  .sein,  wie  aus  der  Situation  abzuleiten  ist;  darunter  für 
die  gegenwärtigen  Betrachtungen  von  besonderem  Interesse  ist 
derjenige  Zufluss,  welcher  der  gegenwärtigen  Elb  folgte,  deren 
jetziger  Thalweg  wohl  so  ziemlich  derselbe  geblieben  sein  mag, 
als  der  gedachte  ursprüngliche  Lauf  zur  Tertiärzeit. 

Die  eigentliche  Elb  hat  ihren  Ursprung  bei  Ailertchen 
1516  Fuss  über  der  Nordsee;  sie  nimmt  von  der  Ostseite  den 
Plolzbach  auf,  welcher  bei  Renuerod  in  einer  Höhenlage  von 
1442  Fuss  entspringt.  Das  Gefälle  dieser  Einflüsse  muss  damals 
geringer    gewesen  sein ,    als    jetzt.     Wenn    wir   den  Ursprung    als 


—     87     — 

wenig  veräudert  aiuu'lmu^n,  bei  den  vorher  erörterten  950  Fuss 
I-]el)ung  seit  der  Teriiilr^eit  also  damals  auf  566  Fass  für  die 
westliche  Elb  und  492  Fuss  für  den  Holzbach  über  dem  damaligen 
Spiegel  des  Tertiärmeeres,  berechnet  sich  bis  an  den  Ausfluss  süd- 
lich von  Hremthal  in  der  Richtung  nach  der  jetzigen  Gegend  von 
Flörsheim,  abgesehen  von  dem  zwischenliegend  gedachten  Binnen- 
see des  Limburger  Beckens,  das  Gefälle  auf  ein  Viertel  Procent 
oder  einen   Ansteigewinkel  des  Flusslaufes  von  8  Minuten. 

Wesentliche  Aeuderungen  in  der  Höhenlage  der  Quellen 
selbst  durch  zeitige  Erosionen  möchte  ich  deshalb  nicht  in  Be- 
tracht ziehen ,  weil  die  gedachten  Quellen  in  Tertiärschichten 
ähnlichen  Alters,  wie  die  an  ihrem  Ausliusse,  liegen;  also  an  dem 
Ursprünge  Ablagerungen  stattgefunden  haben,  welche  nicht  auf 
Abtragungen  schliessen  lassen.  Dagegen  müssen  die  Zahlenver- 
hältnisse aus  einem  andern  Grunde  als  weniger  sicher  basirt  an- 
genommen werden:  dieser  ist  in  den  Basaltbildungen  und  damit 
zusammenhängender  vulkanischer  Thätigkeit  in  dem  jetzigen 
Westerwaldgebiete  zu  suchen;  indem  zwar  nicht  alle,  aber  viele 
Basalte  des  erwähnten  Gebietes  jünger  sind,  als  die  mitteloligo- 
cänen  Schichten,  welche  hier  besonders  in  Betracht  kommen. 

Dass  es  auch  ältere  Basalte  auf  dem  Westerwalde  gibt,  be- 
weisen Tertiärschichten  über  Basaltströmeu  ;  dass  aber  ein  grosser 
'J'heil  der  Basalte  jünger  als  die  gedachten  Tertiärschichten  sind, 
geht  daraus  hervor,  dass  gewisse  basaltische  Lavaströme  mächtige 
Auflagerungen  über  den  Tertiärschichten  bilden,  welches  Verhält- 
niss  durch  den  Braunkohlenbergbau  auf  dem  Westerwalde  zur 
Genüge  deutlich  aufgeschlossen  ist. 

Jene  vulkanischen  Einwirkungen  können  auch  mit  den  localen 
Differenzen  der  Höhenlagen  gleichbedeutender  Schichten  au  ver- 
schiedenen Punkten  in  Verbindung  gebracht  werden,  worauf  aber 
in  gegenwärtigen  Darlegungen  zu  verzichten  sein  dürfte. 

Dass  das  Gefälle  von  ein  Viertel  Procent  in  dem  gedachten 
Flusslauf  zwischen  Westerwald  und  Maiuebene  ein  gleichförmiges 
war,  kann  nach  der  gegenwärtigen  orographischen  Lage  des  Ge- 
bietes durchaus  nicht  angenommen  werden;  vielmehr  Avar  dasselbe 
zwischen  den  Quellen  und  dem  Lahugebiete  stärker  als  das  be- 
rechnete Mittel.  In  dem  Lahngebiete  selbst  und  vor  den  Nordab- 
hängen des  Taunus,  wohin  das  Limburger  Becken  gedacht  ist,  war 
das  Gefälle  fast  Null ;  daher  auch  dort  die  mächtigen  Ablagerungen 


—     88     — 

vou  tertiären  Kiesbänken.  Sehr  wesentlich  steigerte  sich  das  Ge- 
fälle wieder  von  dem  Punkte  an,  welcher  jetzt  nach  Umgestaltung 
der  orographischeu  Verhältnisse  als  der  niedrigste  Gebirgssattel 
im  Taunus  erscheint  und,  wie  vorher  erwähnt,  als  Scheider  der 
Taiiuuskette  in  zwei  Hälften  betrachtet  werden  kann.  Eigentlich 
sind  es  jetzt  zwei  Gebirgssattel,  der  hintere  vou  1114  Fuss  Ilöheii- 
lage  zwischen  Niederseelbach  und  Idstein,  der  vordere  vou  996  Fuss 
Höhenlage  bei  dem  Dorfe  Bremthal;  zwischen  beiden  furchte  in  spä- 
terer Zeit  die  jetzige  Deisbach  sich  ein,  welche  jetzt  durch  das  Loi's- 
baclier  Thal  abfliesst;  vor  dessen  Durchbruch  aber  der  Abfluss 
weiter  westlich  ziemlich  direct  in  der  Richtung  des  zwischen 
Flörsheim  und  Hochheim  in  die  Mainebene  eintretenden  Wicker- 
baches erfolgte. 

Der  Abfluss  ans  dem  gedachten  Binnensee  des  Limburger 
Beckens  ging  durch  den  Camberger  Grund,  da  überall  jetzt  noch 
deutliche  Spuren  hinterlassend ;  erst  südlich  vou  Camberg  wendete 
sich  der  Flusslauf,  wo  jetzt  der  Hof  Henriettenthal  liegt,  nach 
der  Richtung  des  jetzigen  Wörsbachthales  aber  in  umgekehrtem 
Laufe;  die  in  der  Tertiärzeit  uiclit  uubeträchtlicheu  Wasser- 
meugeu  flössen  gegen  Süden,  während  jetzt  in  demselben  erbrei- 
terten  Thale  der  unscheinbare  Bach  seine  Wasser  in  nördlicher 
Richtung  der  Lahn  zuführt. 

Auch  auf  diesem  Wege  bilden  Ablagerungen  von  Lahnge- 
schieben, meistens  Quarz-  und  Kieselschiefer-Gerölle ,  die  Mark- 
steine des  gedachten  Flusslaufes  bis  fast  auf  die  Sattelhölie  hin, 
welche  Aufschlüs.-e  erst  jetzt  durch  den  Eiseubahnbau  gemacht 
worden  sind. 

Von  da,  dem  noch  nicht  auf  seine  gegenwärtige  Tiefe  einge- 
schnittenen Dreisbach Ihale  folgend,  überschritt  der  gedachte  Fluss- 
lauf hart  au  dem  aus  Gangcpiarz  gebildeten  Felsenkamme  des 
Nauroder  Grauensteins  her  die  Stelle,  welche  jetzt  als  zweiter 
Gebirgssattel  erscheint,  und  drängte  sich  in  das  Thal  von  W^ild- 
sachsen  ein,  welches  in  einer  Weise  erweitert  und  mit  losgeris- 
senen Felsblöckeu  übersäet  ist,  wie  solche  das  unbedeutende 
Bächlein,  welches  jetzt  dort  abfliesst,  wohl  nicht  herbeigeführt 
haben  konnte. 

Der  als  Limburger  Becken  gedachte  Binnensee  mochte  mit 
seinem  Wasserspiegel  zu  einer  bestimmten  Zeit  50  M.  höher  ge- 
legen haben,  als  das  l^ertiärmeer,  v/ie  sich  nach  den  Strandspuren 


-     89     - 

rech  neu  und  scbätzeu  lässt.  Die  Entfernuug  des  Biuiiensjees  vou 
der  näclistgek-goueu  Meeresbucht,  in  welche  der  Ablluss  eintrat, 
kauu  nach  den  tertiären  Ablagerungen  auf  19  bis  20  Km.  ange- 
nommen werden;  daraus  berechnet  sich  das  ziemlich  bedeutende 
Ciefälle  vou  2,5  bis  4,0  Procent,  wenn  solches  als  ein  gleichför- 
miges gedacht  werden  sollte. 

Das  Gefälle  kann  aber  nicht  gleichförmig  gewesen  sein,  indem 
die  Höhenlage  der  beiden  jetzt  als  Wasserscheiden  erscheinenden 
Öattelpunkte  dagegen  spricht,  wenn  man  nicht  eine  Erklärung  iu 
localen  späteren  Hebungen  suclien  will,  für  welche  keine  zurei- 
chenden Beweise  vorliegen. 

Es  dürfte  kaum  in  Zweifel  zu  ziehen  sein,  dass  ein  grosser 
Theil  des  Falles  zwischen  dem  mehierwähnten  Punkte  von  Nieder- 
seell)aeli  und  der  eigentlichen  Mündung  des  gedachten  Flusses  in 
Wasserfällen  nach  der  Tiefe  hinstürzte;  denn  auf  der  gedachten 
Strecke  mussten  zwei  Qnavzilzüi;e  durchbrochen  werden,  wa-s 
sich  nur  erklären  lässt  durch  Erosion  au  den  Kanten  solcher 
Wasserfälle,  welche  bei  fortschreitender,  erotirender  Einwirkung 
des  Wassers  stetig  zurückrückten.  In  harten  Gesteinen  bleiben 
die  Fallstelleu  länger  an  ihrem  Platze;  im  weichen  Gesteine 
rücken  sie  dagegen  rascher  vorwärts,  dem  Laufe  des  Wassers 
entgegen. 

Wo  solche  Sturzstellen  längere  Zeit  stehen  bleiben  odiT  nur 
unmerklich  langsam  fortrücken,  bilden  sich  unter  denselben  Aus- 
weitungen im  Thalraume  und  Anhäufungen  von  Schotter  daselbst, 
besonders  an  der  Grenze  zwischen  in  verschiedenem  Grade  ero- 
tirbareu  Gesteinsarten,  wenn  der  Tiefpunkt  des  Sturzes  im  weichen 
und  der  Hochpunkt  im  harten  Gesteine  steht.  Ein  solcher  Fall 
liegt  auf  der  gedachten  Strecke  zweimal  vor:  erstens  bei  der 
Gültenmühle  unterhalb  Niedernhausen,  wo  die  Thalerweiterung  sich 
besonders  östlich  ausdehnte,  weil  gegen  Westen  der  feste  Quarz- 
gang des  Grauensteins  der  Ausbreitung  einen  Damm  setzte.  Hier 
wurde  bei  dem  Bau  der  Eisenbahji  an  dem  Qi'arzgange  mit  18  M. 
Tiefe  das  Ende  des  Schotters  nicht  erreicht.  Eine  noch  auffal- 
lendere Thalerweiterung  ist  die  weiter  aufwärts  liegende  von  Königs- 
hofen,  in  welcher  auf  der  linken  Thalseite  noch  deutliche  Spuren 
tertiärer  Ablagerungen  bemerkbar  sind;  während  aufwärts  von 
da  der  Thaleinschnitt  enger  erscheint,  aber  ungev.öhnlich  stark 
verschotterte  Gehänge  auftreten.     Hier   münden  jetzt   von  beiden 


~     90     — 

Seiteu  her  Seiteubäche  ein,  deren  Anfang  aus  der  Tertiärzeit  her- 
rühren könnte. 

Dicht  bei  der  erst  erwähnten  Stnrzstelle  und  Thalerweiterung, 
750  M.  von  dem  jetzigen  Thallaufe  der  Deisbach  in  südlicher 
Richtung  entfernt,  steht  ein  frei  aufstrebender  Felsen  des  vorher- 
erwähnten Quarzganges  in  einer  Höhenlage  von  1U46  Fuss  oder 
328  M.  über  der  Nordsee,  also  28  M.  über  dem  damaligen  Ufer 
des  Tertiärmeeres ;  währeud  der  höchste  Stand  des  Binnensees  von 
dem  Limburger  Becken  22  M.  höher  lag  und  der  Ablauf  hier 
vorbeiführen  musste. 

Dieser  freistehende  Felsen,  unter  dem  Namen  »der  Grauesteiu 
von  Naurod«  als  gesuchter  Aussichtspunkt  bekannt,  hat  auf  der 
dem  gedachten  Flusslaufe  zugekehrten  langen  Seite,  wie  auch 
auf  seiner  nördlichen  Qiierseite  eine  auffallende  Glättung,  welche 
schon  melirfach  Gegenstand  wissenschaftlicher  Erörterung  gewesen 
ist.  Dieser  Grauesteiu  erhebt  sich  HM.  über  den  Sattel  von 
Bremtluil,  liegt  aber  22  M,  tiefer,  als  der  nördlicher  gelegene 
Sattel  von  Niederseelbach,  welcher  jetzt  die  Wasserscheide  zwischen 
Lahn  und  Main  bildet.  Zu  jener  Zeit,  als  das  besprochene  Ter- 
tiärmeer noch  über  der  jetzigen  Rhein-  und  Mainebene  stand  und 
das  hier  besprochene  Gebiet  zwischen  Brenithal  und  Naurod  noch 
nicht  bis  zu  den  gegenwärtigen  Beigformen  erotirt  war,  mochte 
der  gedachte  Fl usslauf  eine  westlichere  Lage  gehabt  haben,  als  die 
gegenwärtige  tiefere  Einseukung  unter  dem  Granenstein  andeutet; 
solches  geht  auch  ans  thatsächlichen  Spuren  an  der  Grenze  des 
Quarzkarames,  wo  jetzt  die  bekannten  Bremthaler  Sandgruben 
sich  befinden,  hervor. 

Auf  diesem  Wege  konnten  die  abziehenden  Wasser  den 
geglätteten  Felsen  zur  Zeit  der  Hochfluthen  wohl  erreichen,  na- 
mentlich bei  Eis-  und  Schnee-Abgängen  in  den  Gebirgsgegenden, 
denen  der  gedachte  Tertiärfluss  entstammte. 

Bei  Annahme  von  2  Procent  Fall  zwischen  den  5250  M.  von 
einander  entfernten  Uebergangsstellen  würde  die  südlichere  beständig 
in  das  Niveau  des  Felsens  haben  fallen  müssen;  bei  einem  ent- 
sprechend steiler  gedachten  Falle  würde  zwar  diese  ständige  Um- 
spülung  des  Felsens  nicht  angenommen  werden  können;  derselbe 
würde  aber  bei  jeder  Hochfluth  und  bei  jedem  Eisgange  von  dem 
Hochwasser  erreicht  worden  sein,  was  nach  der  ganzen  Erscheinung 
der  Glättung  grosse  Wahrscheinlichkeit  für  sich  hat. 


-     91     - 

Die  Flora  iu  den  gleichalterigen  Tertiärschichten  am  Wester- 
■walile besteht  /AW\\<resent\\chcnT\\e\]ea\isChui((momimi,GhjplostrolMS, 
Acer,  Ji<(jhii/s,  E)((jdhur(lia  und  ininiergrüuou  Eichen ;  solche  PHau- 
zeu  wachsen  allerdings  jetzt  mir  in  Gegenden,  v/o  grossartige  Eis- 
gänge auf  den  Flüssen  nicht  vorkommen  dürf'eu;  dass  aber  die  in 
der  Tertiärzeit  bestandenen  Flusslänte  noch  thoil weise  iu  späteren 
Zeitabschnitten  fortbestanden,  ist  häufig  der  Fall  und  auch  hier 
gerade  nicht  unwahrscheinlich. 

Durch  deu  Eisenbahnbau  sind  auf  einer  Reihe  von  Paukten 
kleine  Ablagerungen  von  weissen  gerundeten  Quarzkieseln  aufge- 
schlossen worden;  diese  Kiesel  gleichen  genau  denen,  welche  in 
dem  Tiimburger  Becken  auf  den  dasselbe  umsäumenden  Höhen 
mächtige  Ablagerungen  bilden,  und  lagern  die  sporadisch  auf- 
tretenden Partien  zwischen  Lahu-  und  Main-Gebiet  alle  in  der 
Linie,  welche  auch  nach  orographischen  Betrachtungen  als  Lauf 
des  gedachten  Tertiärflusses  angesehen  werden  muss. 

Wenn  auch  diese  Kiesablagerungen  in  ihren  Hauptmassen 
aus  wciissem  fettgläuzendem  Gangquarze  bestehen,  so  findet  man 
doch  bei  genauerer  Betrachtung,  neben  den  Gerollen  von  schwarzem 
Kieselschiefer  und  verschiedenfarbigem  Hornstein ,  einzelne  Trüm- 
mer anderer  Gesteine  darin,  welche  auf  den  Ursprung  der  Kies- 
masseu  schliessen  lassen,  unter  welchen  namentlich  grössere  Stüc»:!' 
von  grobkörnigem  Dolerit  mit  ziemlich  grossen  Hornblenlekry- 
stalleu,  wie  eine  solche  Felsart  am  Westerwalde  in  der  Nähe  von 
Rennerod  mehrfach  ansteht,  aber  noch  an  keiner  Stelle  des  Taunus 
oder  dem  Lahngebiete  beobachtet  worden  ist ,  ganz  besondere 
Aufmerksamkeit  verdienen ;  solche  Geröllstücke  fanden  sich  in  gut 
erhaltenem  Zustande  in  einer  Kiesgrube  nahe  bei  Niederjosbach, 
nicht  weit  entfernt  von  dem  erwähnten  Grauenstein.  Herr 
Dr.  0.  Böttger  hatte  früher  schon  darauf  aufmerksam  gemacht, 
dass  iu  der  Gegend  von  Wildsachsen,  welches  ebenfalls  im  Gebiete 
des  gedachten  Flusslaufes  liegt,  grosse  abgerundete  Stücke  eines 
grauen  Kalksteines  lagern,  welche  genau  den  S^ringocephalenkalken 
der  Lahn  gleichen  ;  auch  dieses  Vorkommen  braucht  nach  Con- 
statirung  des  Zusammenhanges  von  dort  und  hier  nicht  mehr 
weiter  zu  befremden. 

An  den  gedachten  Quelh'ugebieten  des  hier  besprochenen  Ter- 
tiärflusses werden  jetzt  die  zwischen  fetten  und  schiefrigen  Thon- 
lagern  und  Basaltlavaströmen  eingelagerten  Braunkohlenschichten 


—     92     — 

voii  Westerburg,  Dridorf,  Breitsclaeidt,  Laugenaubach  uud  anderen 
Fundstätten  abgebaut.  Blattreste  aus  den  Scbieferthouen  des 
Westerwaldes  stimmen  genau  überein  mit  solchen,  welche  man  in 
den  Septarienthonen  von  Flörsheim  findet ;  ebenso  finden  sich  in 
Thonschichten  von  Breitscheidt  viele  Landschuecken,  welche  in 
den  Landschneckenkalken  zwischen  Flörsheim  und  Hochheim  zu 
den  gewöhnlichen  Erscheinungen  gehören,  wie  Helix  subverticillus, 
H.  deflexa ,  Limnäus  crctaceus  uud  andere ;  was  schon  durch 
F.  Sandberger  bekannt  geworden  ist. 

Die  Fundstellen  von  Flörsheim  und  Hochheim  liegen  zwar 
an  einer  Stelle,  v/elche  nicht  mehr  in  das  Gebiet  des  gedachten 
eiirentlichen  Flusslaufes  gezogen  weiden  kann ;  weil  daselbst  das 
Tertiärmeer  war,  dessen  nächstliegender  Uferrand  circa  10  Km. 
nördlicher  zu  suchen  ist.  Diejenigen  Septarienthone,  welche  die 
erwähnten  Reste  von  Landpflanzen  zwischen  acht  marinen  Muscheln 
und  Fischresteu  enthalten,  lagern  aber  genau  in  der  Strcimrichtung 
des  gedachten  Flusses,  etwa  12  Km.  südwestlich  von  der  brakischen 
Bucht,  wo  jetzt  die  Austerbank  von  Medenbach  deren  einstige 
Lage  andeutet.  Die  Landschnecken  kalke  liegen  auf  derselben 
Richtuugslinie,  aber  1  bis  2  Km.  weiter  westlich,  und  gehören 
einer  höheren  Stufe  der  Tertiärschichten  an. 

Nach  dem  durch  langsame  Gebietserhebung  bedingten  Zu- 
rücktreten des  Tertiärmeeres  mögen  sich  diese  Landschneckenkalke 
ganz  in  der  Nähe  der  späteren  Flussmündung  in  den  brakischen 
Binnensee  der  Cyrenen-  und  Cerithieuschichten  abgelagert  haben, 
wie  eine  solche  Mündung  schon  von  anderen  Geologen  vordem 
muthmasslich  ausgesprochen  worden  ist. 

Durch  die  hier  vorgetragenen  Thatsachen  uud  darauf  sich 
stützenden  Combinationen,  welche  auf  die  Annahme  eines  Tertiär- 
flusses zwischen  Westerwald  uud  Limburger  Becken,  wie  in  seiner 
Fortsetzung  zwischen  diesem  uud  dem  Maiugebiete,  führen,  sind 
6  bisher  nur  ungenügend  erklärt  gebliebene  Thatsachen  zugleich 
in  einfachster  Weise  zur  Erklärung  bekommen  : 

Die  Uebereinstimnuing  der  hochgelegenen  mächtigen  Kies- 
schichten des  Lahugebieles  mit  denjenigen  Kiesschichten ,  welche 
an  den  Gehäui!;en  des  Taunus  uud  in  dem  eio-entlichen  Mainzer 
Becken  mit  anerkannt  marinen  mitteloligocänen  Sanden  zusam- 
men liegen; 

das    Vorkommen     verhältnissmässig    vieler    Reste    von   Land- 


—     03     — 

pflanzen  in  dem  durcli  Meercstliiore  in  ilnor  Stellung  gekenn- 
/eichneti-n   Septarientlion   von   Flörsheim; 

die  massenhafte  Anhäufung  von  isolirt  vorkommenden  Kalk- 
schichteu  mit  zihlreichen  Landschnecken  zwischen  Schichten  mit 
hrakischen  Wa^^serbewohnern  an  der  hekannten  Fundstelle  zwi- 
schen  Flörsheim  und  Hochheim  ; 

das  Auftreten  von  losen  Blöcken  gewisser  Kalksteine  devo- 
nischen Alters  zwischen  Taunusschiefern,  worin  solche  Kalke 
eigentlich  sonst  nicht  gesucht  werden  können; 

das  Vorkommen  von  Geschieben  doleritischer  Basaltgestcine 
im  Taunus ,  welchem  ähnliche  Gesteine  in  anstehender  Lager- 
stätte fehlen  und  auch  nicht  darin  vermuthet  werden  können, 

und  schliesslich  die  auffallenden  Felsglättungen  am  Grauen- 
steine l>ei  Naurod,  welche  schon  auf  andere  Weise  zu  (}rklären 
versucht  worden  sind;  ohne  dass  die  versuchten  Erklärun;_i-en  Be- 
friedicfung  finden  durften. 


94 


lieber  die  sogenannten  Haarniensclien  (Hyper- 

trichosis  universalis)   nnd   insbesondere   die 

bärtigen  Frauen. 

Vorgetragen  iu  der  wisseuschaftliclien  Sitznug  am  25.  Novbr.  187G 

von 
Dr.  nied.  Wilhelm  Stricker. 

Meine    Her  reu! 

Der  Gegenstand,  über  welchen  ich  Ihnen  einige  Mittheilungen 
machen  werde,  ist  in  physiologischer  Beziehung  von  zwiefachem 
Interesse. 

Ist  uns  auch  noch  gänzlich  dunkt^l,  worauf  die  ganze  abnorme 
Brscheinuug  beruht,  so  steht  doch  einerseits  ihre  Erblichkeit 
als  Regel  fest  und  andererseits  ist  die  in  Rede  stehende  Abnormität 
häufig  mit  einer  defecten  Zahnbildung  verbunden. 

Die  Erblichkeit  ist,  wie  immer  in  solchen  Fällen,  keine 
durchschlagende,  d.  h.  es  kommen  einzelne  gesunde  Kinder  iu 
solchen  Familien  vor,  dagegen  ist  bei  der  Familie  der  Haar- 
menschen aus  Ava  die  Erblichkeit  auf  zwei  Generationen  nach- 
gewiesen. 

Was  die  defecte  Zahubilduug  betrifft,  so  ist  unter  vierzehn 
Fällen  bei  fünf  ein  solcher  Defect  nachgewiesen;  zwei  Kinder 
starben  vor  Eintritt  der  ersten  Zahnperiode,  und  bei  sieben  Fällen 
hat  man  nicht  darauf  geachtet. 

Es  ist  überhaupt  erst  seit  ganz  kurzer  Zeit,  dass  mau  diese 
Abnormität  einer  wissenschaftlichen  Betrachtung  gewürdigt  hat; 
früher  galt  sie  für  ein  Curiosum ;  die  betroffenen  Personen  zogen 
in  Europa  umher,  wurden  hier  und  da  beobachtet  und  kurz  von 
verschiedeneu    Gelehrten    beschrieben.     Es    waren    im    17.    Jahr- 


—     95     — 

hundert  an  der  Stelle  unserer  Zeitschriften  die  gelehrten  Brief- 
wechsel an  der  Tagesordnung,  hei  deren  Abfassung  es  mehr  auf 
classisches  Latein  als  auf  eine  genaue  Beschreibung  ankam.  Was 
sich  in  die  runde,  dröhnende  Phrase  nicht  fügen  wollte,  blieb 
einfach  wog.  Auf  diese  Weise  ist  mancher  der  älteren  Fälle  von 
verschiedenen  Aerzten  boschrieben  worden,  und  die  Autoren, 
welche  nicht  an  die  ersten  Quellen  gehen  konnten,  haben  grosse 
Confusion  angerichtet.  Ich  habe  meine  Stellung  an  unserer  so 
reichen  Bibliothek  benutzt,  dieser  Verwirrung  zu  steuern,  indem  ich 
die    älteren  Fälle    in  den   ursprünglichen  Quellen   aufgesucht  habe. 

Der  älteste  Fall  ist  von  dem  Stadtarzt  und  Professor  zu 
Basel,  Felix  Plater  (1536  — 1614)  aufgezeichnet  in  seinen  »Obser- 
vationes.«  Basel  1680.  S.  572.  Zu  Paris  war  ein  Mann,  welcher 
dem  König  Heinrich  IL  wegen  der  seltenen  Behaarung  seines 
ganzen  Körpers  sehr  theuer  (percharus)  war  und  au  dessen  Hof 
verkehrte.  Er  hatte  mit  sehr  reichlichen  Haaren  den  ganzen  Körper 
und  das  Gesicht  mit  Ausnahme  einer  kleinen  Stelle  unter  den 
Augen  überzogen ,  seine  Augenbrauen  und  Stirnhaare  waren  so 
lang,  dass  er  sie  zurückhalten  musste,  um  nicht  am  Sehen  ge- 
hindert zu  werden.  Mit  einer  glatten  und  andern  Weibern  ähn- 
lichen Frau  verheirathet,  zeugte  er  zottige  Kinder,  von  welchen 
ich  den  Knaben  mit  neun,  das  Mädchen  mit  sieben  Jahren  hier 
zu  Basel  1583  sah  und  malen  liess.  Sie  waren  im  Gesicht  zottig, 
mehr  der  Knabe,  als  das  Mädchen,  bei  dem  letzteren  war  die 
ganze  Gegend  längs  des  Verlaufs  der  Wirbelsäule  mit  reichlichen 
Haaren  besetzt. 

Zacutus  Lusitauus  (1575—1642)  berichtet:  Ich  sah  ein 
dreijähriges  Mädchen  mit  einem  grossen  Bart  und  am  ganzen 
Körper  haarig;  aus  ihren  Gehörgängen  ragten  zahlreiche,  steife, 
anderthalb  Hand  lange  Haare  hervor. 

Es  folgt  der  Zeit  nach  der  Augsburger  Fall,  welcher  viel- 
fach erwähnt  ist,  am  genauesten  und  von  einem  Bild  begleitet 
in  »Miscellaneorum  medico-physicorum  sive  ephemeridum  germaui- 
carum  anuus  nonus  et  decimus.«  Vratislav.  et  Breg.  1680.  4". 
S.  246.  Tab.  13.  Observatio  Doctoris  Georgii  Segeri  de  muliere 
hirsuta  et  barbata.  *)  1655  zeigte  sich  in  Kopenhagen  eine  Barbara 
Ursler,  geb.  zu  Augsburg  am  18.  Februar  1633,  seit  mehr  als 

*)  S.  die  Tafel. 


—     96     — 

einem  Jahr  kinderlos  verheirathet.  Sie  war  am  ganzen  Körper 
micl  selbst  im  Oesicht  mit  blonden,  weicheu,  krausen  Haaren 
bekleidet  nnd  hatte  einen  dichten,  bis  zum  Gürtel  herabreichenden 
Bart.  Auch  aus  den  Ohren  ragten  lange  blonde  Locken  hervor. 
Dieselbe  ist  zuerst  erwähnt  von  Thomas  Bartholinus  (»Historiae 
anatomicae  rariores.«  Cent.  I.  bist.  42.  Amstelod.  1654),  welcher 
sie  in  Kopenhagen  nnd  später  in  den  Niederlanden  sah  (»Hafuiae 
vidi  et  postea  in  Belgio«).  Bartholin  sagt,  dass  sie  sechs  Jahre 
alt  gewesen  sei,  da  er  sie  sah ;  sie  sei  von  ihren  Eltern  herum- 
geführt worden.  Dies  würde  also  ins  Jahr  1639  fallen.  Der  Krieg 
erklärt,  dass  sie  eher  im  Ausland,  als  in  Deutschland  gezeigt 
wurde.  Auffallend  ist  nur,  dass  Seger,  welcher  1657  eine Ueber- 
setznng  von  Bartholin's  Werk  herausgab,  daselbst  nirgends  die 
Identität  mit  seiner  eigenen  Beobachtung  angibt,  welche  er  erst 
im  November  1678,  als  er  dieselbe  an  den  Director  Ephemeridum 
einsandte,  zur  Oeffentlichkeit  brachte.  Seger,  geb.  1629  zu  Nürn- 
berg, hielt  sich,  wie  Jöcher  sagt,  ehe  er  1660  in  Basel  promo- 
virte,  »geraume  Zeit«  bei  Bartholinus  in  Kopenhagen  auf. 
Seger  starb  im  December  1678  als  Physicus  in  Danzig,  seine 
Beobachtung  in  den  Ephemeriden  ist  also  erst  nach  seinem  Tode 
veröffentlicht. 

Dass  die  Urs  1er  1655  in  England  sich  sehen  liess,  wissen 
wir  aus  einem  von  Chowne  (Lancet  1852,  S.  421)  citirten  Werk : 
»James  Canlfield,  portraits,  memoirs  and  characters  of  remar- 
kable  persons,  from  the  reigu  of  Edward  III.  to  the  revolution« 
(IT,  168),  wo  es  hoisst:  »Im  Jahr  1655  wurde  öffentlich  gezeigt 
ein  Weib,  genannt  Augustine  Barbara,  Tochter  des  Bai thaser 
Urs  1er,  damals  22  Jahre  alt.  Sie  war  seit  einem  Jahr  kinderlos 
verheirathet.  Ihres  Gatten  Name  war  Vaubeck;  er  soll  sie 
blos  geheiiathet  haben,  um  sie  zur  Schau  zu  stellen.  Zu  diesem 
Zweck  reiste  er  in  verschiedenen  Ländern  und  besuchte  u.  A. 
auch  England.  —  Peter  Schumacher  schreibt  an  Thomas 
Bartholin  (»Th.  Barth,  epistolae  medicinales.«  Hag.  1740. 
Centuria  II,  epist  83)  am  29.  Mai  1656,  dass  er  die  Urs  1er 
auf  dt-m  Jahrmarkt  zu  Leiden  gesehen.  Peter  Borel,  gel). 
1620  zu  Castres  in  Languedoc,  seit  1653  Arzt  in  Paris,  schreibt: 
vidi  in  patria  mea,  womit  also  wohl  Paris  gemeint  ist  (»histo- 
riarum  et  observationum  rariorum  niedico-})hysicarum  cent.  I. 
obs.  10.«  Paris  1657).     Endlich    Georg  liieionymus  Welsch 


—     97     - 

hat  sie  1647  in  Rom  und  1G48  in  Mailand  gesehen.  Er  sagt  in 
seinem  Werk:  »Obsorvationum  medicarnm  episagnia  9G  (1657)«  : 
»vidi  pueUam  toto  corpore  pilis  moUiculis  et  flavesceutibus  obsitam 
barbaque  promissa  insignem.«  Auf  die  Ursler  bezieht  sich  ohne 
Zweifel  auch  folgende  Notiz  Lersner's  (II.  Chronik  I.,  564) 
1655  :  In  der  Ostermess  lasset  sich  eine  Jungfrau  ans  Holland 
urab  das  Geld  sehen.  Diese  hatte  einen  grossen  Bart  und  waren 
ihr  lauge  Locken  aus  den  Ohren  gewachsen,  sonsten  war  sie 
Wohlgestalt,  vieler  Sprachen  kundig,  anbei  eines  stillen  melancholi- 
schen Gemüt  hs. 

Geben  wir  nun  kürzlich  die  Mittheilungen  der  Aerzte,  welche 
die  U  r  s  1  e  r  gesehen  haben. 

Schumacher  vergleicht  den  Bart  mit  Flachs,  so  weich  war 
er;  auch  der  Flaum  über  den  ganzen  Körper  war  von  derselben 
Weichheit  (»Jurasses,  ex  lino  adsutam  barbam,  tanta  erat  molli- 
tudo ;  etiam  alterius  lanuginis,  quae  totum  corpus  aequali  nebula 
obduxerat«). 

Caulfield  schreibt:  Ihr  ganzer  Körper  und  selbst  ihr  Ge- 
sicht war  bedeckt  mit  krausem  Haar  von  gelber  Farbe  und  sehr 
weich  wie  W^olle,  dabei  hatte  sie  einen  dicken  Bart,  welcher  bis 
zu  ihrem  Gürtel  reichte,  und  aus  ihren  Ohren  hingen  lange  Locken 
von  blonden  Haaren  hervor. 

B  0  r  e  1  endlich  berichtet :  Ich  sah  in  meiner  Vaterstadt  ein 
deutsches  Mädchen  Barba  (wohl  missverständlich  für  Barbara) 
genannt,  welche  am  ganzen  Körper  haarig  war,  so  dass  sie  auf 
der  Stirn,  den  Wangen,  der  Nase  etc.  weiche  und  feine  Haare 
reichlich  zeigte,  und  einen  langen  weissen  Bart-,  wie  ein  ehr- 
würdiger Greis  von  80  Jahren.  Sogar  aus  den  Ohren  hingen 
lange  Haare  heraus. 

Bartholin  fügt  bei  an  der  zuerst  citirten  Stelle:  In  Fühnen 
sei  eine  Frau  mit  langem  blondem  Bart  gewesen.  Im  Museo 
Aldrovandi  in  Bologna  sehe  man  das  Bild  einer  bärtigen  Frau. 
Unter  der  Dienerschaft  (in  gynaeceo)  des  Erzherzogs  von  Oester- 
reich  war  ein  dreissigjähriges  Mädchen  mit  Bart  und  Schnurrbart, 

Der  Zeit  nach  folgt  nun  der  auch  von  B.  Eble  in  seinem  Werk 
über  die  Haare  erwähnte  Dresdener  Fall.*)  Rosina  Margaretha 
Müller,    Tochter   eines  kurfürstlichen   Silberdieners    zu   Dresden, 

*)  S.  die  Tafel. 


—     98     — 

wurde  am  17.  December  1731  ius  Dresdener  Krankenhaus  auf- 
genommen und  starb  daselbst  am  27.  März  1732,  64  Jahre  alt. 
Dr.  Gottlieb  Michaelis  berichtet  über  sie  in  den  »Acta  physico- 
medica  academiae  Caes.  Leopold.  -  Carol.  Nat.  Cur.«  Norimb. 
1733.  Vol.  III.  p.  387  und  bildet  sie  ab  auf  Tab.  VI.  Schon 
als  sie  jung  war,  wuchs  ihr  der  Bart  auf  beiden  Seiten  des  Kinnes, 
so  dass  sie  sich  rasiren  musste,  Anfangs  monatlich  zweimal,  dann 
wöchentlich  einmal,  zuletzt  wöchentlich  zweimal.  Sie  ging,  um 
ihren  Bart  zu  verbergen,  nur  den  Kopf  in  ein  Tuch  eingewickelt 
und  betrat  das  Krankenhaus  wohl  rasirt.  Dort  wuchs  der  Bart 
in  vierzehn  Tagen  zu  der  auf  der  Abbildung  angegebenen  Länge; 
er  bestand  aus  einem  dünnen  Schnurrbart  von  etwa  ^'2  Zoll  Länge, 
und  zwei  Coteletten,  welche  eine  schneeweisse  Masse  von  etwa 
3  Zoll  Länge  bildeten.  Sie  zeigte  bei  der  Leichenschau  wohlge- 
bildete weibliche  Geschlechtstheile,  welche  nicht  übermässig  behaart 
waren;  Bauch  und  Brust  waren  glatt. 

Nach  dem  »Hamburger  Correspondenteu«  liess  sich  1803  in 
Paris  eine  junge  Frau  mit  sechs  Zoll  langem  schwarzem  dichtem 
Bart  für  Geld  sehen.  Arme  und  Beine  waren  hie  und  da  mit 
weichen  Haaren  besetzt,  die  Brust  glatt,  dagegen  die  Stirn  bis 
fast  zu  den  Augenbrauen  behaart ,  so  dass  ihr  Kopf  dem  eines 
Kapuziners  geglichen  habe. 

Dr.  W.  D.  Chowne  (Lancet  1852,  S.  421),  von  Beigel*) 
citirt ,  welcher  aber  die  am  Schluss  befindlichen  Mittheilungen 
über  die  Ursler  übersehen  hat,  schildert  ausführlich  den  im  Charing 
Gross  Hospital  zu  London  beobachteten  Fall  eines  20jährigen 
Schweizer  Nähmädchens ,  welche  nach  der  Aussage  ihrer  Eltern 
schon  bei  ihrer  Geburt  einen  Bart  hatte,  der  die  Stellen  einnahm, 
wo  bei  Männern  der  Bart  wächst,  mit  Ausnahme  der  Oberlippe 
und  der  Aushöhlung  unterhalb  der  Unterlippe,  und  etwa  so  stark 
war  wie  die  Behaarung  eines  Männerarms.  Im  8.  Lebensjahr  hatte 
der  Bart  schon  die  Länge  von  zwei  Zoll  erreicht.  Als  Dr.  Chowne 
sie  sah,  nahm  der  Bart  die  Stellen  ein  wie  früher,  er  war  dunkel- 
braun, ausserordentlich  stark  und  die  Cotelettes  (whiskers)  er- 
reichten die  Länge  von  4  Zoll.  Sie  verhüllte  ihr  Gesicht  mit 
einem  Tuch ,  um  ihren  Bart  zu  verbergen ,  und  rasirte  nur  die 
Stelle    unter    den  Augen,    welche   sie   frei  lassen  musste,    um  zu 


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ll 


*)  Virchow-'s  Archiv.  Bd.  44,  S.  418  (S.  422). 


—     99     — 

seheu.  Ihr  Haupthaar  erreichte  die  Länge  von  2 — 2^2  Fuss.  Der 
Körper  ist  etwa  so  sehr  behaart,  wie  bei  Männern,  nur  die  Brust- 
gegend ist  ganz  frei;  die  Brüste  sind  stark  entwickelt,  die  Men- 
struation ist  mit  achtzehn  Jahren  eingetreten  ;  ihre  ganze  Körper- 
bilduug  und  ihre  Stimme  sind  weiblich.  Sie  kam  ins  Hospital, 
um  ein  ärztliches  /eugiiiss  über  ihr  (^eschlecht  einzuholen  ;  dies 
war  um  so  leichter  auszustellen,  als  sie  im  fünften  Monat  schwan- 
ger war.  —  Von  Umständen,  welche  auf  Erblichkeit  deuten,  weiss 
sie  nichts  anzugeben,  im  Gegentheil  theilt  sie  mit,  ein  Bruder 
von  ihr  sei  fast  bartlos  gewesen.  *) 

Julia  Pastrana  aus  Mexico,  deren  Bild  nach  Herbert 
König  schon  1857  in  der  Gartenlaube  erschien,  ist  ein  Beispiel 
eines  ächten  Haarmenschen.  Wie  die  ürsler,  der  sie  auch  glich, 
fand  sie ,  obgleich  einem  Pinscher  ähnlicher  sehend  als  einem 
Menschen,  doch  einen  Liebhaber.  Sie  starb  1860  im  Kindbett 
und  befindet  sich  gegenwärtig  ausgestopft  mit  ihrem  Kind  in 
einem  Museum  zu  Moskau.  Wange  und  Nase  sind  bei  der  Mutter 
mit  Haaren  bedeckt,  doch  so,  dass  man  die  Haut  noch  durch- 
scheinen sieht,  dagegen  ist  die  Stirn  bis  zu  den  Augenbrauen 
dicht  behaart.  Von  den  Ohren  hängen  lauge  Haarbüschel  hinab. 
Hals  und  Brust  sind  dünn  behaart.  Der  Knabe  hat  die  Wangen 
frei,  sonst  gleicht  er  in  der  Anlage  der  Behaarung  durchaus  der 
Mutter,  zeigt  selbst  in  der  Ohrmuschel  schon  leichten   Flaum. 

Der  Stammvater  der  Eingangs  dieses  erwähnten  Gruppe  von 
Haarmenschen  aus  Ava  hatte  das  ganze  Gesicht ,  mit  Ausnahme 
des  rothen  Lippensaumes,  mit  Haaren  von  4 — 8  Zoll  Länge  be- 
setzt ;  auch  die  innere  Fläche  der  Ohrmuschel  trägt  8  Zoll  lange 
Haare.  Ebenso  ist  der  ganze  Körper  und  die  Extremitäten  mit 
4— -5  Zoll  langen  Haaren  besetzt.  Bei  der  Geburt  sollen  nur  die 
Ohrmuscheln  behaart  gewesen  sein,  während  die  übrige  abnorme 
Behaarung,  au  der  Stirn  beginnend,  sich  erst  im  sechsten  Lebens- 
jahr entwickelte.  Er  zeugte  vier  Töchter,  von  denen  zwei  früh 
starben,  während  über  das  Schicksal  der  dritten  seit  ihrem  fünf- 
ten Lebensjahr,  wo  sie  noch  keine  Abnormität  zeigte,  nichts  zu 
ermitteln  war.  Die  jüngste  hatte  bei  der  Geburt  behaarte  Ohr- 
muscheln. Nach  einem  Jahr  sprossten  die  Haare  überall  am  Kör- 
per hervor,    und    mit    zwei   und  einem  halben  Jahre  trug  sie  ein 

*)  S.  die  Tafel. 


—     100     — 

langes,  seidenweiches  Haarkleid.  Mit  30  Jahren  war  ihr  Gesicht 
mehr  oder  minder  mit  Haaren  bedeckt,  welche  nur  an  einer  Stelle 
des  Kinnes  und  zwischen  Nase  und  Muud  von  flaumaitiger  Be- 
schaifenheit,  an  allen  andern  Stelleu  aber  stark  seidenartig,  braun 
gefärbt  waren  und  eine  Länge  von  4 — 5  Zoll  hatten.  An  den 
Nasenflügeln,  den  Wangen  und  unterhalb  der  Augen  war  der 
Haarwuchs  ein  ziemlich  bedeutender ;  von  ausserordentlicher  Stärke 
aber  wjj^r  er  in  und  an  dem  Ohr ,  so  dass  mit  Ausnahme  der 
obersten  Spitze  der  Muschel  nichts  von  dem  Ohr  zu  sehen  war. 
Die  Haare  wuchsen  au  dieser  Stelle  überall  hervor,  und  fielen  in 
Locken  von  8 — 10  Zoll  Länge  herunter. 

Die  auf  der  Stirn  wachsenden  Haare  waren  nicht  dicht  genug, 
um  dieselbe  zu  bedecken.  Die  Nase  war  so  dicht  behaart,  wie 
kaum  bei  einem  Thier,  höchstens  einem  Affenpiuscher.  Der  Bart 
war  vier  Zoll  lang ,  höchst  weich  und  seidenartig ;  Brust,  Hals 
und  Arme  waren  mit  blossem  Flaum  bedeckt.  Die  beiden  Söhne 
schlugen  der  Mutter  nach ;  der  ältere  war  mit  18  Jahren  ein 
vollkommener  Haarmensch,  der  jüngere  hatte  mit  14  Monaten 
schon  einen  grossen  Schnurr-  und  Kinnbart  und  lauge  seiden- 
artige Haare  an  den  Ohren. 

Die  Haarmenschen  aus  dem  russischen  Gouvernement  Kostroma, 
welche  sich  im  Jahre  1873  auch  hier  in  Frankfurt  sehen  Hessen, 
sind  durch  Virchow's  Abhandlung  so  bekannt,  dass  hier  nicht 
weiter  davon  zu  reden  ist.  Eine  bärtige  Frau,  welche  iui  Begiuu 
des  deutsch-französischen  Kriegs  1870  umherzog  und  Fährlich - 
keiten  als  angeblicher  verkleideter  Manu,  als  Spion  erduldete,  ist 
in  wissenschaftlichem  Sinn  nicht  weiter  bekannt  ueworden. 


101     — 


Die  Ström iingeii  im  iiörd liehen  Theile  des  Stillen 

OceÄns    1111(1   ihre   Einflüsse  jiuf  Klima  iiiid  Yegetsition  der 

benachbarten  Küsten. 

Vorgetragen  bei  der  Jahresfeier 


Prof.  Dr.  J.  Rein. 

Das  verflossene  Jahr  brachte  für  England  und  die  ganze 
mitinteressirte  wissenschaftliclie  Welt  den  glücklichen  Abschluss 
zweier  grossen  Unternehninngen ,  welche  unsere  Kenntniss  der 
Oceaue  in  physikalischer  nnd  biologischer  Hinsicht  ausserordent- 
lich bereichert  haben.  Sie  errathen,  dass  ich  hier  die  Challenger- 
Expedition  7ai  Tiefseeforschungen  unter  der  Direction  von  Wyville 
Thomson  und  die  Nordpol-Expedition  der  Alert  und  Discovery 
unter  Capt.  Nares  im  Auge  habe. 

Ist  die  Sonne  der  mächtige  und  fast  alleinige  Wärmequell 
für  unsere  Erde,  so  können  wir  das  Weltmeer  als  das  grosse 
Reservoir  ansehen,  in  Avelchem  sich  nicht  blos  das  atmosphärische 
Wasser,  nachdem  es  in  Form  von  Niederschlägen  zur  Erdober- 
fläche gelangt  ist,  am  Ende  wieder  sammelt,  um  später  als  Wasser- 
dampf seinen  Kreislauf  von  Neuem  zu  beginnen,  sondern  woselbst 
auch  der  Ueberfluss  an  Wärme  in  den  tropischen  Regionen  auf- 
gespeichert wird,  um  durch  Strömungen  und  Winde  eine,  weun 
auch  sehr  ungleiche  Vertheiluug  über  die  höheren  Breiten  der 
Erde  zu  erfahren. 

So  spielt  denn  das  Meer  bei  jener  Gesammtheit  von  meteoro- 
logischen Erscheinungen  eines  Ortes  oder  Gebietes,  welche  wir 
sein  Klima  nennen,  eine  sehr  wichtige  Rolle.  Daher  niuss  eine 
genaue  Kenntniss  der  Reliefverhältnisse  seines  Bettes,  seiner  hori- 


—     102     — 

zontalen  und  verticaleii  Ausdehnung,  seiner  Teraperaturverhältnisse 
und  Bewegungen,  zum  Verstäudniss  der  Witterungserscheinnngeu 
auf  terra  firma  in  hohem  Grade  beitragen.  Das  Studium  des 
Wetters  aber  hat  nicht  blos  ein  wissenschaftliches  Interesse  für 
den  Astronomen  und  Physiker,  sondern  es  erfreut  sich  gegen- 
wärtig wegen  seiner  praktischen  Bedeutung  für  SchifffahrL  und 
Landwirthschaft  auch  einer  besonderen  Gunst  Seitens  der  Re- 
gierungeu.  Als  ein  Ausfluss  dieses  Ansehens,  in  welchem  zur  Zeit 
die  Witterungskunde  steht,  sind  die  Staatssubsidien  für  meteoro- 
logische Beobachtungen  auf  dem  I^ande  zu  betrachten  und  für 
die  Ausrüstung  von  Schiffen,  solche  auch  über  die  Oceaue  aus- 
zudehnen. 

Im  Jahr  1838  hatte  Depretz  nachgewiesen,  dass  das  Meer- 
wasser in  Bezug  auf  Maximaldichte  und  Gefrierpunkt  sich  anders 
verhalte  als  das  salzfreie  Wasser  und  beide  Eigenschaften  einige 
Grade  Celsius  unter  Null  liegen.  Auch  sind  seit  Jahrzehuten  ther- 
mische Untersuchungen  einzelner  Stellen  des  Weltmeers  bekannt, 
die  für  grössere  Tiefen  sehr  niedrige  Temperaturen  ergaben,  so 
diejenigen  von  Kotzebu e,  welcher  1824  im  Stillen  Ocean  unter 
dem  Aequator  an  der  Oberfläche  30  (irad  C,  in  1000  Faden  Tiefe 
aber  nur  2,5*'  C.  fand.  Ebenso  waren  wiederholt,  wenn  auch 
immer  nur  durch  Zufall,  lebende  Thiere  aus  Tiefen  bis  zu  1000 
Faden  an  die  Oberfläche  gebracht  worden.  Aber  man  schenkte 
diesen  vereinzelten  Fällen  nicht  die  nöthige  Beachtung  und  nahm 
ihrer  uneiugedenk  ziemlich  allgemein  an,  dass  auch  Meerwasser 
bei  4"^  C.  am  schwersten  sei,  mithin  ihm  diese  Temperatur  in 
grösserer  Tiefe  zukomme,  und  dass  dort  wegen  hohen  Druckes 
und  Lichtmaugels  organisches  Leben  unmöglich  sei.  Erst  durch 
die  Untersuchungen  des  Atlantischen  Telegrapheuplateaus  zwischen 
Irland  und  Neufundland  im  Jahre  1806,  welche  das  Vorhanden- 
sein einer  hochinteressanten  Fauna  in  ansehnlichen  Tiefen  ergaben, 
erwachte  jenes  grosse  Interesse  an  der  physikalischen  und  bio- 
logischen Erforschung  des  Oceans,  welche  innerhalb  eines  Jahr- 
zehntes die  überraschendsten  Resultate  zu  Tage  förderte.  Die  See 
wurde  nun  systematisch  und  in  den  verschiedensten  Tiefen  unter- 
sucht, Anfangs  längs  der  nordatlantischen  Küsten  durch  Ameri- 
kaner, Engländer  und  Norweger,  dann  auch  im  oflenen  Ocean 
und  unter  den  verschiedensten  Breiten.  Diesen  Untersuchungen 
galt    die    grosse    Expedition    des    Chall enger,     galten    zu    gleicher 


—     103     — 

Zeit  die  Fahrten  des  amerikaiiischeu  Dampfers  Tuscarora  und 
der  deutscheu  Gazelle,  weuu  auch  die  beiden  letztgeuannteu  Schiffe 
ihre  erfolgreichen  Forschungen  auf  engere  Gebiete  beschränken 
)nussten.  Noch  kann  man  Umfang  und  Tragweite  der  durch  diese 
Tiefseeforschungen  für  die  verschiedensten  Zweige  der  Natur- 
wissenschaften gewonnenen  Resultate  nur  ahnen,  nicht  überWicken, 
obwohl  bereits  viele  derselben  klar  vorliegen  und  man  danach 
wohl  behaupten  darf:  die  .Hydi'ographie  des  Meeres  hat  durch 
dieselben  eine  ganz  andere  Gestalt  und  für  das  Verständniss  vieler 
meteorologischen  und  geologischen  Erscheinungen  auf  dem  Fest- 
lande eine  nie  geahnte  liedeutung  gewonnen.  Hiervon  will  ich 
mit  Rücksicht  auf  meinen  heutigen  Vortrag  nur  Einiges  hervor- 
heben. 

Es  ist  jetzt  erwiesen ,  dass  in  allen  Oceanen ,  unter  dem 
Aequator,  wie  in  den  Polarregionen  von  etwa  2000  Faden  an 
abwärts  ein  kalter  Wasserkörper  den  Boden  bedeckt,  dessen  Tem- 
peratur wenig  über  0"  C.  liegt  und  der  überall  eine  Fauna  von 
gleichem  Charakter  beherbergt.  Wie  die  Temperatur  der  Luft  in 
verticaler  Richtung  vom  Meeresniveau  an  rasch  abnimmt ,  so  die 
der  See  nach  der  Tiefe.  Die  Oberflächen-Temperatur  der  Meere 
wird  beeinflusst  durch  die  Insolation  und  ändert  sich  deshalb 
nach  den  Jahreszeiten  und  der  geographischen  Breite ,  ferner 
durch  Winde  und  Strömungen,  sowie  nahe  den  Küsten  und  bei 
geschlossenen  Becken  auch  durch  das  benachbarte  Land  und  seine 
Entwässerung.  Auf  die  Tiefsee-Temperatur  wirken  alle  diese  Ein- 
flüsse nicht  ein,  sie  ist  ausschliesslich  das  Resultat  kalter,  polarer 
Strömungen. 

Wo,  wie  im  Westen  Norwegens,  ein  unterseeisches  Plateau 
das  kalte  Wasser  der  tiefen  See  von  der  Küste  fern  hält  und 
diese  nur  den  Einflüssen  einer  Avarmen  Oberflächenströmung  aus- 
gesetzt ist,  erfreut  sie  sich  verhältnissmässig  hoher  Temperaturen. 
Aehnliches  gilt  von  ganzen  Seebecken,  wie  dem  Mittelmeer,  das 
in  einer  Tiefe  von  1500  Faden  imd  mehr  noch  12,8  "^  C.  zeigt, 
während  in  gleicher  Breite  und  Tiefe  das  Wasser  des  Atlantischen 
Oceans  nur  3"  C.  warm  ist,  weuu  eine  submarine  Landschwelle 
wie  in  diesem  Falle  die  geologische  Verbindung  Afrikas  mit 
Europa  an  der  Strasse  von  (TÜbraltar,  nur  dem  warmen  Wasser 
der  Meeresoberfläche  den  Zutritt  gewährt.  Dass  das  Fehlen  des 
allgemeinen    oceanischen   Gezeiten  wechseis   bei  Ostsee  und  Mittel- 


—     104    - 

meer  in  erster  Linie  ebenfalls  auf  diese  submarinen  Wälle  gegen 
den    Ocean  zurückzuführen    ist,    dürfte   in  Anbetracht  der  That- 
sache ,    dass    die    Fluthbewegung    den    ganzen    Wasserkörper    des 
Oceans  bis  zu  seinen  grössten  Tiefen  erfasst  und  in  tiefen  Meeres- 
theileu  eine  raschere  ist  als  längs  seichter  Küsten,  einleuchten.  — 
Die  Bewegung   des   kalten   Wassers    aus   der   arktischen,  vor 
Allem  aber  aus  der  antarktischen  Region    des  grossen  Weltmeers 
gegen  den  Aequator,    welche   bereits   angedeutet  wurde,  erstreckt 
sich  nur  strichweise  bis  zur  Oberfläche.    Sie    dient  als  Compensa- 
tiou   für    das    durch  Verdunstung  und    warme    Aequatorialströme 
gestörte  hydrostatische  Gleichgewicht.  Soweit  dürfte  wohl  üeber- 
einstimmung    der    Ansichten    über    die    oceanischeu    Bewegungen 
herrschen.  Anders  verhält  es  sich  mit  den  permanenten  Strömun- 
gen an  der  Meeresoberfläche ,    den  warmen    aequatorialen ,    insbe- 
sondere dem  Golfstrom  und  Kurosiwo   auf   der    nördlichen  Hemi- 
sphäre und  den  kalten  arktischen.  Ihre  Entstehungsursachen,    das 
primum    mobile    derselben ,    erklärte    noch    im    vorigen    Jahr    ein 
competenter  Beurtheiler,  Capitain  Evans,  in  seiner  Eröffnungsrede 
der  Geographischen    Section    in     der    Versammlung    der    British 
Association  etc.  zu  Glasgow,  aller  in  Betracht  kommender  Fragen, 
für  ein  ungelöstes  Problem.  —  Bekanntlich  stehen  sich  zwei  An- 
sichten   gegenüber.     Nach    der    einen,    welche    der    verdienstvolle 
amerikanische   Hydrograph    Maury    in   schöner  Form,    aber    mit 
schwacher  Logik    entwickelte,    werden  Meeresströmungen,    insbe- 
sondere die  charakteristischste  derselben,    der   Golfstrom,    hervor- 
gerufen durch  eine   ungleiche  Erwärmung    und    Verdunstung    des 
Meerwassers  und  die  davon  abhängige  Ungleichheit  im  Salzgehalte 
und  specifischeu  Gewichte.   Diese  Ansicht  wird  in  der  Neuzeit  im 
Wesentlichen  auch  von  Dr.  W.  B.  Carpenter  vertreten.  Derselbe 
nimmt  in   polaren    Meeren   eine    beständige ,    durch   Kälte   verur- 
sachte Depression  an,  welche  eine  warme  Strömung  vom  Aequator 
auszugleichen   bestimmt  sei.     Nach    ihm  bildet  der  Golfstrom  nur 
einen  bestimmten  Fall   dieser  grossen   allgemeinen  Bewegung  des 
Oberflächenwassers  der  Aequatorialzone  gegen  die  Pole,  die  jedoch 
in  keiner  Weise  erwiesen  ist,  eine  durch  locale  Ursachen  bewirkte 
Modification.      Nach     der    zweiten    Ansicht    hängen    die    warmen 
Meeresströme  mit  der   Achsendrehung  der  Erde  und  den  Passat- 
winden   zusammen,    beginnen   als   Aequatorialströme  und   werden 
dann   durch    die    Küsten,    denen    sie     zutreiben,  'gebrochen    und 


I 

I 


—     105     - 

abgelenkt.  Die  Küstengestaltuug  und  die  Achsejulrehniig  der  Erde 
l)estiuiiiien  weseiitlicli  ihre  fernere  Richtung.  Der  Passatwind  und 
Aequatorialstrom  bleiben  der  mächtige  Austoss,  die  nie  versiechende 
Quelle.  Dagegen  Avirkt  im  weiteren  Verlaufe  dieser  warmen  Meeres- 
strömungen auch  der  sich  senkende  Antipassat  wesentlich  auf  sie 
ein.  Dies  ist  die  Ansicht,  welcher  die  meisten  Gelehrten  huldigen 
und  vor  Allem  auch  die  hervorragendsten  Schriftsteller  über 
oceanische Strömungen, insbesondere  den  Golfstrom,  nämlich  Bache, 
l'roll,  Herschel,  Petermann,  v.  Schrenk,  W.  Thomson. 
Doch  zeigt  sich  auch  hier  noch  insofern  Verschiedenbeit  der 
Ansichten,  als  viele  dem  Impetus  der  Passatströmung  die  Haupt- 
rolle zutheilen,  andere  mehr  der  Achseudrehung  der  Erde. 

Betrachten  wir  nun  nach  dieser  kurzen  Orientirung  auf  dem 
Gebiete  der  physikalischen  Geographie  des  Meeres  jenen  Theil 
des  Stillen  Oceans  in  Bezug  auf  seine  Strömungen  etwas  näher, 
den  nördlich  vom  Aequator  Asien  und  Amerika  nach  drei  Seiten 
begrenzen.  Meine  Reisen  und  Studien  in  Japan  brachten  mich 
vielfach  in  Berührung  mit  demselben,  denn  dieses  langgestreckte 
ostasiatische  Inselreich  wird  von  allen  mehr  oder  weniger  berührt 
und  erntet  in  seinen  verschiedenen  Klimaten  ihre  Vortheile  und 
Nachtheile  auf  eine  sehr  auffällige  Weise.  — 

Die  wichtigste  dieser  Strömungen  ist  der  Kurosiwo  oder 
japanische  Golfstrom,  wie  er  auch  genannt  wird.  Er  beginnt 
zwischen  Luzon  und  Formosa  bei  den  Bashee-Inseln  nördlich  vom 
20.  Breitegrade,  fliesst  von  hier  au  der  Ostseite  von  Formosa  hin 
in  nördlicher  Richtung  bis  etwa  zum  26.  Grade,  avo  eine  Gabe- 
lung eintritt,  indem  der  Hauptstrom  sich  nordostwärts  wendet 
und  die  Südostseiten  der  grossen  japanischen  Inseln  Kiushiu, 
Shikoku  und  Honshin  (Nippon)  der  Reihe  nach  bestreicht,  während 
ein  kleiner  Ai-m  die  nördliche  Richtung  beibehält,  den  Westen 
von  Kiushiu  und  die  Goto  umspült  und  östlich  von  Tsushima 
durch  die  Krusenstern-Strasse  in  das  Japanische  Meer  tritt.  Diese 
Strömung  hat  v.  Schrenk,  der  Hydrograph  des  -Japanischen  und 
Ochotskischen  Meeres,  die  Tsushimaströmung  genannt.  Sie  fliesst 
über  die  Osthälfte  des  Japanischen  Meeres  von  Südwest  nach 
Nordost,  tritt  theils  in  die  Tsungarustrasse  ein,  vorzugsweise  aber 
durch  die  Strasse  La  Perouse  und  verliert  sich  im  südlichen  Theile 
des  Ochotskischen  Meeres.  Sie  bespült  den  Westen  von  Yezo  und 
den  Südosten  von  Sachalin  und    macht  sich  hier  bis  zur  Bai  der 


—     106     — 

(xetliild  bemerkbar.  Der  Haoptstroni  des  Kiirosiwo  nimmt  uördlich 
des  38.  Breitegrades  eine  mehr  östliche  Richtung  au,  biegt  end- 
lich südlich  der  Aleuten  nach  der  Küste  Nordamerikas  um,  die 
er  von  Nordwesten  her,  von  Sitka  bis  Cap  San  Lucas  unter  dem 
Namen  »Nord-Pacifische  Trift«  bestreicht.  Nur  ein  kleiner  Theil 
des  Kurosiwo  behält  jenseits  des  38.  Breitegrades  die  nordöstliche 
Richtung  bei  und  iliesst  zwischen  Kamtschatka  und  Aleuten  in 
einiger  Entfernung  der  Küsten  der  Beringsstrasse  zu.   — 

Wenn  man  auf  dem  Wege  von  Hongkong  nach  Yokohama 
das  Nordende  der  Insel  Formosa  passirt  hat,  tritt  man  bald  in 
den  Kurosiwo  ein.  Eine  auffallende  Bewegung  des  Wassers  und 
fühlbare  Temperaturzunahme  machen  den  Uebergaug  auch  dem 
bemerklich,  der  nicht  gewöhnt  ist,  solche  Dinge  mit  Aufmerk- 
samkeit zu  verfolgen.  Die  Meeresströnning  treibt  hier  täglich 
30 — 40  Seemeilen  —  im  Winter  weniger  weit  —  nordwärts  und 
weist  eine  4  —  5*^  C.  höhere  Temperatur  auf  wie  die  angrenzende 
See.  Bei  bedt^cktem  Himmel  ist  ihre  Farbe  grau,  bei  Sonnenschein 
tiefdunkelblau  und  diese  auffallend  dunkle  Färbung  ist  der  Grund, 
weshalb  japanische  Schiffer  diesem  Strom  im  Ocean  den  Namen 
Kurosiwo,  d.  h.  schwarzer  Meeresstrom,  gegeben  haben.  Am  19. 
Deceml)er  1873  betrug  seine  Temperatur  unter  29 '^  24'  N.  und 
128"  18'  0.  V.  Gr.  23"  C.  und  stieg  noch  etwas  am  folgenden 
Tage  unter  dem  130.  Meridian  zwischen  den  Inseln  Suwoshima 
und  Akiushima.  Nach  den  Aufzeichnunojen  an  Bord  des  P.  &  0. 
Dampfers  Avoca  erreicht  hier  im  Nachsommer  das  Wasser  27"  C. 
Wärme  und  bleibt  daher  nur  3  Grad  hinter  der  höchsten  Tempera- 
tur des  Golfstroms  zurück.  Zur  nämlichen  Zeit  (Anfangs  September) 
findet  der  Seefahrer,  welcher  den  Hafen  von  Hakodate  verlässt 
und  südlich  nach  Yokohama  steuert ,  dass  an  der  Küste  von 
Nambu  unter  dem  39.  Grad  die  Meerestemperatur  von  20"  C.  auf 
25,5  "  C,  innerhalb  einer  Stunde  steigt.  Hieran,  sowie  durch  andere 
Veränderungen  in  seinem  Fahrwasser  merkt  er,  dass  die  kalte, 
arktische  Strömung  hinter  ihm  liegt  und  er  in  den  Kurosiwo 
eingetreten  ist. 

1827  fand  Capitain  Beechey  auf  seiner  Reise  von  Port  Lloyd 
(Muninto  oder  Bonin-Insel)  nach  Petropaulsk  folgende  Tem- 
peraturen : 

Den  25.  Juni  in  Lat.  38"  30'  N.  und  Longt.  154"  16'  0.  18,4"  C. 
»    26.     »     »     »    40"07'N.     »       -       156"  53' 0.  ll,.i"C, 


—     107     —    . 

Dies  macht  also  eine  Differenz  von  7°  C.  beim  üebergang 
aus  dem  japanischen  Strom  in  die  kalte,  nordische  Strömung.  Im 
Winter  ist  der  Temperaturwechsel  der  See  hier  oft  noch  viel  auf- 
fälliger und  beträgt  8 — 10°  0.  innerhalb  weniger  Stunden. 

Südwestlicli  der  Goto  und  Nagasaki,  im  westlichen  Arme  der 
warmen  Strömung,  steigt  die  Temperatur  im  August  und  Septem- 
ber auf  28*^  C.  und  sinkt  gegen  Frühjahr  auf  17"  C.  In  der 
Tsushimaströmung  hat  das  Japanische  Meer  Anfang  Mai  eine 
Temperatur  von  19  —  20*^  0.  d.  h.  etwa  2  Grad  weniger  als  der 
Ilauptstrom  südlich  von  Yedo  unter  gleicher  Breite.  Endlich  sei 
noch  erwähnt,  dass  zwi.schen  Wladiwostok  und  dem  Südwesten 
von  Yezo  Temperatursteigerungen  von  6  —  8  Grad  in  jeder  Jahres- 
zeit den  Uebergang  aus  der  kalten  Küstenströmung  in  den  Tsushima- 
strom ebenfalls  deutlich  anzeigen.  Auf  der  Nordwestseite  ist  der 
Uebergang  in  den  Kurosiwo  plötzlich  und  die  Wärmesteigeruug 
in  Luft  und  Meer  sehr  fühlbar,  weniger  auffallend  auf  der  Süd- 
ostseite. 

Man  weiss,  dass  auch  diese  Strömung  gleich  dem  Goll'strom 
in  Geschwindigkeit,  Tiefe  und  Temperatur  ab,  an  Breite  aber  an- 
sehnlich zunimmt.  Unter  dem  140"  0.  v.  Gr.  erstreckt  sie  sich 
von  den  Muninto  bis  nach  Gap  King  im  Süden  der  Yedobucht. 
An  den  Rändern  des  Kurosiwo,  wo  er  sich  gegen  die  kalten 
arktischen  Gegenströmungen  reibt  oder  an  den  trägen  Wassern  des 
Stillen  Oceans  bricht,  wie  nicht  minder  in  seinem  oberen  Laufe, 
wo  viele  Inseln  (die  Riukiu  insbesondere)  und  Untiefen,  Wirbel 
und  Strudel  hervorrufen,  herrscht  beständig  eine  hohe  Brandung 
und  starker  Wellenschlag.  Da  sind  heftige  Regenschauer  —  im 
Norden  auch  dichte  Nebel  —  sehr  häufig  und  es  wogt  und  braust 
zu  jeder  Jahreszeit  die  selten  ruhige  See.  — 

Es  ist  bekannt,  wie  ein  frischer  Wind,  der  nur  einige  Tage 
in  derselben  Richtung  bläst ,  schon  auf  einen  kleinen  Landsee 
seinen  grossen  Einfluss  übt,  das  Wasser  der  Oberfläche  vor  sich 
her  treibt  und  am  entgegengesetzten  Ufer  anstaut.  In  viel  höherem 
Grade  ist  dies  selbstverständlich  bei  herrschenden  Winden  auf 
der  See  der  Fall.  So  rückt  denn  auch  der  Kurosiwo  im  Sommer 
unter  der  Herrschaft  des  Südwestmonsun  mehr  nordwärts  und 
es  bespült  dann  sein  wärmeres  Oberflächen-Wasser  unmittelbar 
die  südlichen  japanischen  Küsten.  W^enn  aber  zu  Anfang  Sep- 
tember   der  Nordostmonsun   eingesetzt   hat,    drückt    er  die  Achse 


—     108    — 

des  japanischen  Stromes  weiter  südöstlich  und  das  warme  Was- 
ser wird  von  den  Küsten  weggetrieben.  Dieser  Nordostmonsun 
beeinflusst  wohl  die  Richtung  und  Grösse  des  Knrosiwo ,  aber  er 
vermag  ihn  nicht  aufzuheben ,  ein  deutlicher  Beweis ,  dass  die 
warmen  oceanischen  Strömungen  keineswegs  lediglich  durch  Winde 
bedingt  sind,  wie  man  heut  zu  Tage  vielfach  behauptet,  und  der 
Satz  CrolTs:  »Die  Richtung  einer  oceanischen  Strömung  ent- 
spricht der  Richtung  des  herrschenden  Windes,«  keine  allgemeine 
Geltung  hat.  Dagegen  wird  sich  gegen  einen  andern  Anspruch 
desselben  Autors  schwerlich  etwas  erinnern  lassen,  nämlich  den  : 
»Wie  die  Winde  ein  zusammenhängendes  sich  gegenseitig  beein- 
flussendes System  bilden,  so  auch  die  oceanischen  Strömungen.« 
Bei  mehreren  oceanischen  Strömungen  könnte  man  sogar  zur  An- 
nahme verleitet  sein,  dass  die  Windrichtung  eine  Folge  der  oceani- 
schen Strömung  ist  und  durch  eine  Deflection  längs  dieser  bewirkt 
wird. 

Der  Knrosiwo  wurde  schon  von  dem  holländischen  Seefahrer 
Vries  im  Jahre  1643  auf  seiner  Reise  mit  dem  Schiffe  Castricum 
beobachtet  *)  und  wird  auch  von  vielen  späteren  Entdeckungs- 
reisenden, insbesondere  von  Broughton  und  Krusenstern  er- 
wähnt. Unsere  genaueren  Kenntnisse  über  den  ganzen  Verlauf 
desselben  datiren  jedoch  erst  aus  der  Zeit  der  Perry-Expedition, 
v(jn  der  ab  die  früher  wenig  gekannten  japanischen  Gewässer 
von  Kriegs-  und  Handelsschiff"en  nach  allen  Richtungen  durch- 
kreuzt wurden.  Vergleichen  wir  den  Kurosiwo  nach  Entstehung 
und  Verlauf  mit  dem  Golfstrom,  so  tritt  eine  grosse  Aehnlichkeit 
beider  klar  hervor.  Wie  der  Golfstrom  der  aequatorialen  Strömung 
im  Atlantischen  Ocean  und  der  vorgelagerten  Centralamerikani- 
schen  Küste  sein  Dasein,  der  Küstengestaltung  Nordamerikas,  der 
Achsendrehung  der  Erde  und  im  weiteren  Verlaufe  dem  Südwest- 
passat seine  Richtung  und  weite  Erstreckung  verdankt,  so  ist 
auch  der  Ursprung  des  japanischen  Stromes  der  Aequatorial- 
strömung  des  Stillen  Oceans  und  der  eigenthümlichen  Küsten- 
bildung Ostasiens  zuzuschreibeu  und  sein  Verlauf  auf  die  Drehung 
der  Erde  und  die  Einwii-kuug  der  Monsune  zurückzuführen.  Aber 
während  der  grösste  Theil  des  Golfwassers  endlich  zwischen  Nord- 


*)  Reize   vaii   Ma  arten   Ger  ritz   Vries   in    1643  naar  het   noorden 
en  oosten  van  Japan.     Uitgegeven  door  P.  A.  Leupe.     Amsterdam  1858. 


—     109     — 

Europa  und  Spitzbergen  in  die  arktische  Region  eintritt,  wird  der 
Ivurosiwo  durch  die  vulkanischen  Ketten  von  Yezo  bis  Kam- 
tschatka und  von  hier  über  Aleuten  und  Alasehka  nach  dem 
amerikanischen  Festlande  vor  dem  Eintritt  in  das  Beringsmeer 
und  Polarnieer  ausgeschlossen.  Wenn  Wyville  Thomson  schon 
den  Nordatlantisehen  Ocean  einen  Cul  de  Sac  nennt,  so  gilt  dies 
in  noch  viel  höherem  Grade  vom  Norden  des  Stilleu  Oceans, 
dessen  geschlossene  Umrisse  viel  schärfer  hervortreten  und  wo 
die  schmale  und  nur  180  Fuss  tiefe  Beringsstrasse  das  einzige 
Verbindungsglied  mit  dem  Eismeer  bildet.  Deshalb  sind  auch  die 
kalten  arktischen  Ströme  im  Osten  Nordamerikas  so  viel  bedeu- 
tender als  im  Westen.  Das  Paläocrystische  Meer  als  Quell  der- 
selben, sendet  seine  Eismasseu  ungehindert  sowohl  durch  Smith- 
Sound  als  auch  der  Ostküste  Grönlands  entlaug  südwärts,  aber 
durch  die  Beringsstrasse  gelangt  nur  wenig  Polareis  in  den  Stilleu 
Ocean.  Die  kalten  Ströme,  welche  der  Norden  des  letzteren  auf- 
weist, nehmen  theils  im  Ochotskischeu ,  theils  im  Beringsmeer 
ihren  Anfang.  Schrenk  unterscheidet  in  ersterem  nicht  weniger 
als  drei,  die  er  als  Kurilische  Strömung,  als  Sachaliuische  und  als 
Limanströmung  bezeichnet. 

Letztere  ist  eine  Küsteuströmung  aus  dem  Nordwesten  des 
Ochotskischeu  Meeres,  w-elche  am  ostasiatischen  Festlande  hinzieht, 
zwischen  demselben  und  der  Insel  Sachalin  im  Linian  des  Amur 
vom  kalten  Wasser  dieses  Flusses  überfluthet  wird  und  durch  die 
Tatarische  Meerenge  der  Westküste  des  Japanischen  Meeres  eut- 
lauiT  südwärts  rückt.  Schrenk  konnte  sie  noch  bei  Wladiwo- 
stock  nachweisen.  Es  ist  aber  kaum  zweifelhaft,  dass  sie  durch 
die  Broughtoustrasse  zwischen  Tsushima  und  Korea  ins  Gelbe 
Meer  gelangt  und  hier  durch  die  kalten  Wasser  der  grossen 
chinesischen  Ströme  verstärkt,  unter  dem  Einflüsse  des  Nordost- 
monsuns bis  in  die  Strasse  von  Formosa  hin  fühlbar  wird.  Dies 
ist  wenigstens  im  Winter  der  Fall,  wo  deshalb  Segelschiffe  den 
Weg  nach  Japan  im  Osten  von  Formosa,  also  mit  dem  Ivurosiwo 
wählen.  Sie  bildet  eine  Parallele  zu  der  Labradorströmung,  welche 
zwischen  Golfstrom  und  der  amerikanischen  Küste  südwärts 
dringt,  und  wie  diese  der  Ostküste  Amerikas,  so  bringt  sie  den 
Gestaden  Chinas  einen  grossen  Reichthum  an  Fischen  und  andern 
Seethieren,  der  Hunderttausendeu  ihren  Lebensunterhalt  bietet. 

Während  nun    die    Limanströmung    SachaUu    im  Nordwesten 


—     110     — 

berührt,  wird  diese  Insel  auf  der  Ostseite  von  einem  schwächeren 
Strome  aus  dem  Ochotskischen  Meere  bespült,  der  Sachalin-Strö- 
mung Schrenk's,  welche  sich  am  Cap  der  Geduld  mit  den 
wärmeren  Wassern  der  Tsushima-Strömung,  die  durch  die  Strasse 
La  Perouse  eintraten,  mischt  und   verliert.  — 

Wo  im  Nordosten  das  Ochotskische  Meer  mit  der  Penschina- 
und  Gischiga-Bucht  tief  in  das  eisige  Sibirien  einschneidet,  ist  die 
Quelle  der  Kurilischeu  Strömung.  Der  Westküste  Kamtschatka's 
entlang  rückt  sie  gegen  die  Kurilen  vor,  welche  sie  nach  Auf- 
nahme einer  schwächereu  Strömung  von  der  Ostseite  der  grossen 
sibirischen  Halbinsel  bei  Cap  Lopatka  ihrer  ganzen  Länge  nach 
bespült.  Sie  bestreicht  hierauf  den  Norden  und  Osten  der  Insel 
Yezo  und  hat  hier  selbst  im  Hochsommer  eine  Temperatur  von 
kaum  5*^  Celsius.  Au  den  östlichen  Gestaden  von  Nambu  endlich, 
unter  dem  39.  Breitegrade,  verliert  sich  diese  arktische  Strömung 
unter  dem  Wasser  des  Kui-osiwo. 

Das  kalte  Becken  des  Beringsmeeres  dringt  nicht  weit  zwischen 
den  Aleuten  nach  Süden  vor  und  lässt  die  nordamerikanische  West- 
küste ganz  unter  dem  Einflüsse  der  wärmeren  Nordpacifischeu  Trift. 

Betrachten  wir  nun  nach  dieser  kurzen  Darstelluug  des  Ver- 
laufes der  in  unser  Gebiet  fallenden  oceanischen  Strömungen  ihre 
klimatischen  Wirkungen.  Wir  werden  hier  allenthalben  die  Be- 
stätigung jeuer  allgemeinen  Regel  finden,  dass  warme  Klimate 
den  aequatorialeu  Meeresströmen  gegen  die  Pole  folgen,,  während 
kalte  die  polaren  Gewässer  auf  ihrem  Vorrücken  nach  dem  Aequa- 
tor  hin  begleiten.  Das  Meerwasser  verliert  nur  wenig  Wärme 
durch  Strahlung  und  beeinflusst  daher  die  von  ihm  bespülten 
Küsten  weniger  direct  als  mittelbar  durch  die  über  es  streichen- 
den Winde.  Sind  dieselben  mit  Feuchtigkeit  gesättigt,  so  erleidet 
diese,  wenu  eine  Abkühlung  ))eim  Uebertritt  auf  das  Land  folgt, 
eine  Condeusation  und  es  gibt  der  VVasserdampf  beim  Uebergang 
in  Niederschlag  die  latente  Wärme  von  der  See  ab.  Steigert  sich 
jedoch  mit  zunehmender  Warme  eines  Windes  bei  Berührung 
mit  der  Küste  seine  Feuchtigkeits-Capacität,  ao  bewirkt  er  durch 
starke  Verdunstung  des  Küstenwassers  eine  fühlbare  Abkühlung. 
Den  Sommer  über  herrsclit  an  der  |)acifischen  Küste  Nordamerikas 
mit  dem  Nordwestwinde,  welcher  die  jajiauische  Strömung  be- 
gleitet, aus  diesem  Grunde  eine  verhältnissmässig  sehr  niedrige 
Temperatur,  besonders  an  der  Küste  Californieus.  — 


—    111    — 

A.  von  Humboldt  erwähnt  der  grossen  klimatischeu  Gegen- 
sätze und  der  raschen  Aufeinanderfolge  der  Vegetationszoneu 
beim  Ansteigen  vom  mexikanischen  (»olf  zum  Anahuac  und  seinen 
hohen  vulkanischen  Gipfeln.  Aber  die  Contraste  sind  hier  nicht 
so  gross  als  zu  beiden  Seiten  der  schmalen  Halbinsel  Alaska, 
deren  Nordküste  unter  dem  Einfluss  der  kalten  Beringssee  baumlos 
und  von  Polarfüchsen  und  Wallrossen  besucht  wird,  während  die 
Südseite,  bestrichen  von  warmen  südwestlichen  Luft-  und  Meeres- 
strömungen, schön  bewaldet  ist  und  manche  Thierformen  des 
wärmereu  Südens  beherbergt. 

Auf  der  Ostseite  der  Insel  Yezo  gefriert  unter  dem  Einfluss 
der  Kurilischen  Strömung  der  Boden  über  2  Fuss  tief  und  thaut 
erst  gegen  Mitte  Mai  wieder  vollständig  auf,  während  der  Schnee 
erst  Anfang  Juni  ganz  schwindet.  Kalte  Nebel  umlagern  während 
des  kurzen,  rasch  erscheinenden  Sommers  die  Küste  häufig  und 
gestatten  die  Erwärmung  des  Bodens  nicht  in  dem  Maasse,  um 
den  Ackerbau  zu  ermöglichen.  Auf  der  Westseite  der  Insel  dageo-en, 
z.  B.  am  Iskariflusse,  wirkt  die  Tsushimaströmung  so  günstig  auf 
das  Klima  ein,  dass  hier  alle  Früchte  des  gemässigten  Europas 
mit  Vortheil  gebaut  werden  können. 

Das  Klima  Japans  spiegelt  w^ohl  den  Charakter  des  benach- 
barten Festlandes  wieder  und  zeigt  zwei  grosse  Gegensätze,  einen 
feuchtheissen  Sommer  und  einen  kalten,  verhältnissmässig  trocknen 
Winter,  aber  der  Kurosiwo  auf  der  einen,  die  Tsushimaströmung 
auf  der  andern  Seite  bewirken  eine  bedeutende  Milderung  jener 
Extreme,  einen  kühleren  Sommer  und  einen  milderen  Winter.  Sie 
Ijeeinflusseu  also  die  Wirkungen  der  Monsune  in  hohem  Grade 
und  regeln  mit  ihnen  den  Gang  der  Witterung. 

Eine  auffallende  Wirkung  der  Tsushimaströmung  auf  das 
Klima  der  Nordwestseite  von  Japan  verdient  noch  besonderer  Er- 
wähnung. Der  Winter  dieses  Gebietes  wird  im  November  durch 
Gewitter  und  Hagelstürme  eingeleitet  und  ist  durcli  trüben  Him- 
mel, einen  reichen  Schneefall  —  in  manchen  Thäleru  von  nur 
700  M.  Höhe  über  18  Fuss  —  und  massige  Temparatur,  die  nur 
selten  unter  7 — 8°0.  sinkt,  ausgezeichnet,  während  er  östlich  von 
der  hohen  Wasserscheide  zwischen  Japanischem  Meer  und  Stillem 
Ocean  heiter  und  fast  schneefrei,  im  Innern  aber  mit  grösserer 
Kälte  auftritt.  Ohne  Zweifel  liegt  die  Ursache  jener  Erscheinung 
darin,  dass  der    kalte    trockne  Nordwestwind  Nordostasiens    beim 


—     112     — 

UebergaDg  über  das  Japanische  Meer  durch  die  Tsushimaströmuug 
viel  Feuchtigkeit  aufnimmt,  die  er  in  seinem  weiteren  Vorschrei- 
ten beim  Aufsteigen  an  den  kalten  Japanischen  Gebirgsabhängeu 
als  Schnee  wieder  ausscheidet  und  mit  ihm  auch  ihre  latente 
Wärme.  Diesen  Umständen  muss  es  zugeschrieben  werden,  dass  die 
Theecultur  längs  dieser  Küste  mit  Unterbrechungen  bis  zum 
40.  Breitegrade  nach  Norden  vorschreiten  konnte  und  dass  Ca- 
melliengebüsch  bis  nordwärts  von  Niigata  vielfach  in  den  Hügel- 
waldungen als  Unterholz  auftritt,  eine  Erscheinung,  die  man  an 
der  Ostküste  und  vor  Allem  im  Innern  nicht  so  weit  nördlich 
wahrnehmen  kann. 

Die  grossen  klimatischen  Verschiedenheiten  zwischen  der 
West-  und  Ostküste  des  Stilleu  Oceaus  sind  ebenso  wie  die  an 
den  Atlantischen  Gestaden  ebenfalls  vorwiegend  auf  den  ver- 
schiedenartigen Charakter  der  sie  berührenden  Meeresströmungen 
zurückzuführen.  Sie  ergeben  sich  am  besten  aus  nachstehendem 
Vergleich  der  meteorologischen  ßeobachtuugsresultate  verschiedener 
Punkte  dieser  Küstengebiete. 


Ort. 


Lage 


Breite     Länge 
N.  Gr. 


Jahres- 

Heissester 

Kältester 

mittel. 

Monat 

Tp.  C. 

Monat. 

Tp.  C. 

2o  c. 

.lull. 

18,30 

Januar 

—  21,30 

4,90  C. 

„ 

20,30 

^ 

^  20,30 

12,Gü  C. 

„ 

26,60 

„ 

—    3,40 

8,60  C. 

August. 

20,40 

„ 

—    3,10 

13,10  C. 

„ 

2G,4o 

„ 

+     0,90 

e,2o  C. 

„ 

13,20 

„ 

+    0,0o 

110  C. 

Septbr. 

IG.lo 

„ 

+    3,30 

12,70  C. 

n 

14,60 

• 

" 

+    9,80 

Nikolaewsk 

Wladiwostok    .    .    .    . 

Peking 

Hakodate 

Niigata 

Sitka 

Fort  Vancouver  Vf.  Ty. 
San  Francisco  .    .    .    . 


53"  58' 
43"  7' 
39"  54' 
41"  46 
37"  55' 
57"  3' 
45"  45' 
37"  48' 


140"  45'  0. 
131"  54' O. 
116°  29'  0. 
140"  45'  0. 
139"  10' O. 
135"  35' W. 
122"  31' W. 
122"  25' W. 


37,6"  C. 
41,2"  C, 
30o  C. 
23,5"  C. 
25,50  C. 
13,20  C. 
12,80  C, 
4,80  C. 


Wir  sehen  daraus,  dass  die  pacifische  Küste  Asiens  jene 
grossen  (legeusätze  zwischen  Wiuterkälte  und  Sommerhitze  auf- 
weist, welche  ein  coutiiientales  Klima  kennzeichnen,  während  die 
gegenüberliegenden  Gestade  Amerikas  sich  eines  scharfausgeprägten 
Seeklimas  —  sehr  milder  Winter  und  kühler  Sommer  —  erfreuen. 
Die  Amplitude  in  der  Temperatur  zwischen  kältestem  und  wärm- 
stem Monat  ist  für  Peking  30  Grad,  für  Niigata  25,5  ^  C,  für  das 
unter  ziemlich  derselben  Breite  gelegene  San  Francisco  aber  noch 
nicht  5^  C.  und  für  das   13°  weiter   nordwärts    gelegene  Portland 


—     113     — 

in  Oregon  nur  13° C.  Der  Jauiiar  ist  in  Wladiwostok  um  24° 
kälter  als  in  dorn  mehrere  Grad  weiter  nördlichen  Vauüouver,  der 
Sommer  um  4°  wärmer. 

Diesen  grossen  klimatischen  Gegensätzen  entsprechend,  be- 
merken wir  eine  Verschiebung  der  heissesten  Zeit  vom  Juli  an 
der  Küste  des  asiatischen  Festlandes  zum  August  in  Japan  und 
Sitka  und  auf  den  September  in  Portland  und  San  Francisco. 
Die  grössere  Wärmecapacität  des  Meeres  gegenüber  dem  Festlande 
bedingt,  dass  seine  Maximaltomperaturen  in  den  August  und  Sep- 
tember fallen ,  und  diesem  Verhältniss  entspricht  der  Gang  der 
Sommerwärme  an  der  amerikanischen   Küste. 

Mindestens  ebenso  hoch  wie  in  der  Temperatur  sind  die  Con- 
traste  in  der  jährlichen  Vcrtheiluug  der  Niederschläge.  Ostasien 
steht  unter  der  Herrschaft  der  Monsune  und  hat  in  Folge  davon  tro- 
pische Sommerregeu  und  einen  heiteren  trocknen  Winter;  für  die 
paeifische  Küste  Nordamerikas  ist  der  Sommer  die  heitere,  trockne 
Jahreszeit  und  die  Niederschläge  fallen  ausschliesslich,  wie  im 
Süden,  oder  vorzugsweise,  wie  weit(>r  nördlich,  in  den  Winter. 
Während  dieser  Regeuperiode  wirken  insbesondere  die  Küsteu- 
berge  in  Folge  starker  Abkühlung  der  an  ihnen  aufsteigenden 
Winde  als  mächtige  Condensatoren  der  Feuchtigkeit  des  dann 
vorherrschenden  Antipassat  oder  Südwestwindes  ein.  Den  Sommer 
über  wiegt  der  NordAvest  vor,  Avelcher  die  japanische  Strömung 
begleitet,  und  über  dem  zu  dieser  Zeit  stark  erwärmten  Californien 
seine  Feuchtigkeitscapacität  erhöht.  Californien  hat  daher  regel- 
mässig während  dreier  Sommermonate,  oft  aber  vom  April  bis 
zum  October,  gar  keinen  Niederschlag. 

Diesen  Windverhältnissen  und  den  verschiedenen  geographi- 
schen Breiten  entsprechend  ist  auch  die  Menge  des  jährlichen 
Niederschlags  an  der  amerikanischen  Küste  eine  sehr  ungleiche 
und  nimmt  südlieh  des  40.  Breitegrades  rasch  ab.  So  hat  Sitka, 
als  das  regenreichste  Gebiet,  84  Zoll  Niederschlag ;  im  nördhchen 
Oregon  sinkt  die  Menge  auf  44  Zoll,  in  San  Francisco  auf  22  Zoll 
und  in  der  südcalifornischen  Stadt  Sau  Diego  auf  9  Zoll.  Während 
ferner  die  Hauptregenzeit  in  Sitka  der  Herbst  mit  31  Zoll  ist, 
verspätet  sich  dieselbe  nach  Süden  und  fällt  in  den  December  und 
Januar,  wiederum  der  stärkeren  Insolation  und  später  erfolgenden 
Abkühlung  der  Erde  in  diesem  Gebiete  entsprechend. 

Aber    die   Menge    des  Niederschlages    nimmt    nicht   nur   mit 

8 


—     114     — 

der  Breite,  sondern  aucli  mit  der  Entfernung  von  der  Küste  rasch 
ab  und  ist  beispielsweise  in  Sacramento  schon  geringer  als  in  Sau 
Francisco. 

Nachdem  ein  Theil  der  Feuchtigkeit  des  Antipassat  in  Form 
von  Regen  der  Küste  zu  Theil  wurde,  erleidet  der  Rest  eine  Cou- 
densation  zu  Schnee  an  der  Kette  der  Sierra  Nevada  und  ihrer 
nördlichen  Fortsetzung  dem  Cascadegebirge,  worauf  dieser  Süd- 
west mit  verändertem  Charakter  als  trockner  rauher  Wind  das  w^eite 
Hochland  zwischen  Sierra  Nevada  und  Rocky  Mountains  bestreicht. 

Der  geringen  Temperaturdifferenzen  zwischen  kältestem  und 
wärmstem  Monat  in  Sitka  und  San  Francisco  wurde  bereits  gedacht. 
Dort,  wo  der  Winter  milder  als  in  Stuttgart  ist  und  Colibri 
an  die  Tropen  erinnern,  reicht  die  Sommerwärme  nicht  hin,  um 
den  Gerstenbau  zu  ermöglichen,  und  in  San  Francisco,  das  selten 
Schnee  und  Eis  siebt,  wo  Araukarien  und  Lorbeer  im  Winter 
weiter  wachsen,  wie  nur  an  den  wärmsten  Punkten  des  Mittel- 
meergebiets, sind  die  Sommer  so  kühl,  dass  weder  Traube  noch 
Olive  reifen. 

Landeinwärts  und  weiter  südlich  nimmt  die  Sommerwärme 
rasch  zu  und  erreicht  schon  Ende  Juni  oder  Anfang  Juli  ihr 
Maximum.  Dies  zeigt  bereits  ein  Vergleich  der  Monatsinittel  in 
Sacramento  mit  den  von  San  Francisco  in  auffälliger  Weise: 

Jan.    Febr.    März    April      Mai      Juni      Juli      Äug.      Sept.    Oct.     Nov.    Dec. 

Grad  C. 

San  Francisco  9,s  10,5  10,6  12  U,i  15,6  14,2  15,3  15,9  15,7  12,5  9,4 
Sacramento  .  7,6  10,o  10,8  13,3  17,3  23,«  20,6  19,5  18,8  17,4  12,3  G,o 
woraus  sich  für  den  Juni  eine  Differenz  von  8  Grad  ergibt. 

Die  Hauptvegetationsperiode  fällt  in  den  Frühling;  im  Nach- 
sommer verdorren  die  meisten  einjährigen  Gewächse,  insbesondere 
verdorrt  auch  der  Rasen,  wo  keine  künstliche  Bewässerung  der 
aussaugenden  Trockenheit  entgegenwirkt.  Dagegen  macht  die 
lauge  Dürre ,  verbunden  mit  ansehnlicher  Hitze ,  das  Innere 
des  Landes  wie  kein  anderes  Gebiet  der  Union  für  den  Weinbau 
geeignet  und  reiht  es  der  Mittelmeerregion ,  dem  ersten  Cultur- 
gebiete  des  Weinstocks,  an  die  Seite,  denn  »einer  Rebe  und  einer 
Geis,  wird  es  nur  selten  zu  heiss»,  sagt  schon  die  alte  Bauern- 
regel. Geringe  Pflege  nur  bedarf  dies  dankbare  Gewächs,  um  sich 
mit  einer  Fülle  der  köstlichsten  Früchte  zu  beladen,  mit  Trauben, 
die  an  Grösse  und  Schönheit  Alles  übertreffen,  was  der  Weinstock 
in  Deutschland  zu  bieten  vermag.     Schon  versieht  Californien  mit 


—     115     — 

Weiu  und  frischen  Tranben  einen  Theil  der  Union,  wie  in  Ge- 
meinschaft mit  Oregon  Westeuropa  mit  Weizen ,  die  Saudwichs- 
lusehi  und  ostasiatischeu  Häfen  aber    mit  den  schönsten  Aepfeln. 

Im  Gebiete  des  japanischen  Stromes  und  seiner  Fortsetzung, 
der  uordpacifischen  Trift,  sind  Gewitter  ziemlich  selten,  Erdbeben 
häufig.  Dem  Kurosiwo,  wie  andern  warmen  Aequatorialströmen, 
folgen  ausserdem  jene  interessanten  Drehstürme  oder  Cyclonen, 
welche  in  Ostasieu  unter  dem  Namen  Taifune  bekannt  sind  und 
nur  im  Sommer,  namentlich  gegen  dessen  Ende,  zur  Zeit  der 
höchsten  Meerestemperaturen  vorkommen  und  stets  von  reichen 
Regengüssen  eingeleitet  und  begleitet  werden.  Auch  für  die  Cy- 
clonen im  Indischen  Oceau  lässt  sich  der  Nachweis  führen,  dass 
sie  mit  der  Sonne  gehen  und  ihre  grösste  Häufigkeit  mit  der 
höchsten  Erwärmung  des  Meeres  zusammenfällt,  daher  ihr  Auf- 
treten auf  Mauritius  z.  B.  der  Zeit  nach  getrennt  ist  von  dem  im 
Bengalischen  Meerbusen,  ein  Umstand,  der  bisher  übersehen  wurde, 
sicherlich  aber  zur  Lösung  der  Frage  über  ihre  Entstehung  sehr 
ins  Gewicht  fällt. 

Bekanntlich  haben  sicli  liier  zwei  Ansichten  geltend  gemacht, 
die  Dove'sehe,  wonach  jene  Stürme  in  erster  Linie  dem  Ein- 
dringen des  obern  Antipassat  in  die  untere  herrschende  Passat- 
strömuug  zugeschrieben  werden,  und  die  Ansicht  Reye's,  welcher 
die  Wärme,  die  durch  Condensation  atmosphärischen  Wasser- 
dampfes frei  wird,  als  die  bewegende  Kraft  der  Wirbelstürme 
ansieht.  Der  Umstand,  dass  die  Taifune  jiicht  mit  dem  Monsun- 
^-echsel  zusammenfallen ,  indem  die  Frühlingsmonate  frei  davon 
sind,  spricht  jedenfalls  gegen  Dove,  während  anderseits  die  That- 
sache,  dass  jedem  dieser  ostasiatischen  Drehstürme  ein  reicher 
Niederschlag  bei  windstillem  Wetter  vorausgeht  und  ihn  also  ein- 
leitet, als  ein  günstiges  Moment  für  die  Reye'sche  Erklärung  zu 
betrachten  ist. 

Zu  den  interessantesten  und  schwierigsten  Fragen,  welche  mit 
den  nordpacifischen  Strömungen  in  Verbindung  gebracht  werden, 
zählt  einmal  diejenige  nach  dem  Ursprung  und  der  Verbreitung 
der  Vegetation  Japans,  sodann  die  noch  viel  tiefer  greifende  nach 
den  Ursachen  der  Klimaveränderungen  in  der  arktischen  Region. 

Bekanntlich  macht  der  Reichthum  der  japanischen  Flora, 
bestehend  aus  einem  überaus  bunten  Gemisch  der  Vertreter  von 
gegen    1000    Gattungen   Gefässpflanzen ,    das    Auftreten   tropisch- 


-     HG     — 

indischer,  arktisch-alpinor,  coutineutal-asiatischer  und  uordost-ameri- 
kanischer  Formen  neben  einer  grossen  Zahl  endemischer  Gewächse, 
Japan  zu  einem  der  interessantesten  Pflanzengebiete  der  Erde. 

Die  indischen  Formen,  wie  Bambusrohr,  Laurineen,  Ficoideen, 
sempervirente  Eichen  und  andere,  sind  dem  Kurosiwo  von  Forinosa 
über  die  Riukiu-Inseln  gefolgt,  treten  nur  im  Süden  und  Süd- 
osten Japans  in  grossen  Beständen  auf  und  reichen  meist  nicht 
weiter  als  bis  zur  Yedobucht.  Ebenso  folgten  die  arktisch-alpinen 
Gewächse  den  kalten  Meeresströmen  von  den  eisigen  Gestaden 
des  Ochotäkischen  Meeres  her  und  wanderten  theils  über  Sachalin, 
theils  über  die  Kurilen  nach  Yeso  und  dann  weiter  in  den  Norden 
des  eigentlichen  Nippon  ein.  Zu  diesen  Pflanzen  gehören  u.  A. 
viele  kriechende  Ericineen  und  Vucciueen,  aber  auch  unser  alpines 
Geum  rotunäifolimn,  sowie  als  Knieholz  Pinus  parviflora  (offenbar 
identisch  mit  Cemhra  pumila  auf  Sachalin).  Auch  die  Maiblume 
und  Schattenblume,  der  europäische  Siebenstern,  die  Erdbeere  und 
andere  Arten  mehr,  welche  Japan  mit  unserer  Heimath  gemein 
hat,  dürften  über  Sachalin,  vielleicht  aus  dem  unteren  Amur- 
gebiete, eingewandert  sein.  Viele  dieser  Gewächse  bewohnen 
südlich  des  40.  Breitegrades  nur  noch  die  höheren  Berge,  und  da 
diese  fast  alle  vulkanischen  Ursprungs  und  oft  weit  aus  einander 
gelegene  Kegel  sind,  so  gewinnt  auch  die  Frage  nach  der  Art 
der  Weiterverbreitung  über  dieselben  ein  näheres  Interesse.  Ich 
glaube  diese  Verbreitung  in  erster  Linie  dem  äolischen  Samen- 
transporte zur  Zeit  des  Nordostmonsuns  zuschreiben  zu  müssen, 
denn  ich  hatte  'bei  verschiedenen  iuncrvulkanischen  Bergen  Gele- 
genheit,  das  Aufwärtswandern  der  Vegetation  vom  Fusse  gegen 
die  Gipfel  zu  beobachten  und  den  Thalwind ,  der  zu  gewissen 
Zeiten  mit  grosser  Heftigkeit  den  Bergabhängen  hinaufbläst,  als 
Hauptbeförderungsmittel  dabei  kennen  zu  lernen. 

Eine  Einführung  der  vielen  Arten,  welche  Japan  mit  China, 
Korea  und  der  Mandschurei  gemeinschaftlich  hat  —  ich  will  hier 
nur  an  die  vielen  Thernstroemiaceeu  und  Magnoliaceen  erinnern  — 
ist  über  Korea  und  Tsushima  denkbar,  und  auch  für  die  endemi- 
schen Arten,  deren  Zahl  übrigens  mit  besserer  Keuntniss  der  Nach- 
barfloren sich  noch  ansehnlich  verringern  dürfte,  liegt  die  Annahme 
einer  Verbindung  mit  dem  Festlande  Ostasiens  nahe.  Die  Deutung 
ihrer  Zugehörigkeit  zu  jenem  chinesisch-koreanischen  Vegetations- 
centrum,   mit  dem  Japan  einst  inniger    als   jetzt  verbunden  war, 


-     117     - 

ist  eine  durcluius  gerechtfertigte,  iiud  ich  füge  hiuzu,  sie  ist  eine 
uaturgeiuässere,  als  weüu  wir  die  eutlemischeu  Arten  der  japaui- 
scheu  luselu  als  eine  Variation  in  situ  ansehen ,  hervorgegangen 
aus  mehr  oder  minder  verwandten  Formen  im  Sinne  der  De- 
scendeuztheorie.  Wenn  es  wahr  ist,  was  Areschoug*)  in  Bezug 
auf  die  ältere  skandinavische  Vegetation  sagt,  dass  die  Vegetations- 
besehaifenheit  eines  Landes  nicht  au.sschliesslich  durch  die  gegen- 
wärtig herrschenden  kosmischen  Verhältnisse  desselben  bestimmt 
wird,  so  werden  wir  begreifen,  dass  Pflanzenformen,  die  einst  über 
ein  grosses  Gebiet  verbreitet  waren,  jetzt  nur  noch  in  abgetrennten 
Distvicten  desselben  sich  linden.  Die  bessere  Kenntuiss  Japans, 
zu  der  ich  nach  verschiedenen  Richtungen  habe  beitragen  können, 
wird  auch  über  solche  Fragen  mehr  Klarheit  bringen.  Die  älte- 
sten fossilen  Pflanzenreste,  welche  aus  Japan  bekannt  sind,  fand 
ich  im  braunen  Jura,  nicht  weit  von  der  Küste  des  Japanischen 
Meeres  in  der  Provinz  Kaga.  Dr.  Geyier  hat  sie  in  einer  in- 
teressanten Arbeit  der  Palaeontographica  beschrieben  und  nach- 
gewiesen, dass  sie  theils  identisch  sind,  theils  nahe  verwandt  mit 
Arten  aus  dem  Dogger  des  Amurgebiets,  welche  O.Heer  bearbeitete. 
Wichtiger  aber  erscheint  mir  für  den  vorliegenden  Zweck  das 
xluffinden  chinesischer  und  sibirischer  Süsswasserbivalven  in  den 
japanischen  Flüssen  und  Seen,  worüber  eine  ausführliche  Arbeit 
von  Dr.  Kobelt  bevorsteht,  denn  dies  darf  wohl  ebenfalls  als 
Zeichen  einer  directeu  Landverbinduug  Japans  mit  Asien  in  ver- 
hältnissmässig  receuter  Zeit  gedeutet  werden. 

Die  nachgewiesene  Ausbreitung  vieler  arktischen  Pflauzen- 
arten  der  alten  Welt  über  den  kalten  Norden.  Amerikas  würde 
auch  üc^enwartia  noch  via  Aleuten  oder  Beringsstrasse  stattfinden 
können.  Dagegen  macht  die  Deutung  der  Verwandtschaft  des 
chinesisch-japanischen  Floreugebietes  mit  demjenigen  Cauadas  und 
der  Appalacheu  grössere  Schwierigkeiten.  Eine  Anzahl  chinesisch- 
japanischer Gewächse  —  ich  nenne  darunter  als  die  bekanntesten 
die  Catawbarebe  (Vüis  Labrusca)  und  den  Ginseng  (Panax 
quinqiiefolia)  —  findet  sich  nur  im  nordöstlichen  Amerika  wieder. 
Lässt  sich  annehmen,  »dass  der  Austausch,  der  hier  stattgefunden 
hat,     durch    die    gegenwärtig    fortwirkenden    Kräfte    der    Natur 

*)  Bidrag  tili  den  Skandinaviska  Vegetationens  Historia  af 

F.  W.  C.  Areschoug. 


—     118     - 

herbeigeführt  seiu  könne«,  wie  Grisebach  glaubt,  so  würde  dies 
die  nächstliegende  und  natürlichste  Deutung  sein.  Ueber  Alouten 
und  Beringsstrasse  war  er  —  das  wird  allgemein  eingeräumt  — 
nach  der  Eiszeit  nicht  mehr  möglich.  Es  bleibt  also  nur  der 
Sameutransport  durch  den  japanischen  Strom  zu  berücksichtigen. 
Möglich,  dass  er  stattfand,  und  mau  bei  einer  gründlicheren  Er- 
forschung jenes  Waldgebietes  an  der  Nordgrenze  der  Union, 
zwischen  Columbia  und  den  canadischeu  Seen ,  die  Brücke  ent- 
decken wird,  über  welche  jene  Gewächse  ostwärts  wanderten,  um 
dann  hier  in  einem  Klima,  das  dem  ihres  Ursitzes  in  vieler  Hin- 
sicht verwandt  ist,  sich  weiter  auszubreiten. 

Eine  andere  Erklärung  geben  die  beiden  hervorragendsten 
Naturforscher  Nordamerika's,  Dana  und  Asa  Gray.  Nach  ihnen 
bildete  der  Norden  Asiens  und  Amerikas  am  Schlüsse  der  Tertiär- 
periode und  unter  dem  Einflüsse  eines  viel  milderen  Klimas  ein 
zusammenhängendes  Vegetationsgebiet.  Als  danu  der  grosse  kli- 
matische Wechsel  mit  Beginn  der  Eiszeit  eintrat,  zogen  sich  die 
meisten  Pflanzen  mehr  nach  Süden  zurück  und  erhielten  sich  hier 
in  Gebieten  mit  eiuem  ihren  früheren  Gewohnheiten  entsprechenden 
Klima. 

Es  lässt  sich  nicht  leugnen,  dass  diese  Deutung,  wonach  jene 
Japan  und  Canada  gemeinsamen  Pflanzen  Glieder  einer  sehr  alten 
Vegetation  sind,  in  den  paläontologischen  Untersuchungen  der 
jungtertiären  Floren  vieler  Orte  der  nördlichen  Hemisphäre  eine 
bedeutende  Stütze  findet. 

Gestatten  Sie  mir  nun  zum  Schlüsse  noch  einige  Bemerkungen 
über  die  Beziehungen  des  Kurosiwo  zur  Frage  über  die  Ursachen 
der  Klimaveräuderung  in  der  Polarregion,  eine  Frage  von  hohem 
Interesse  für  fast  alle  Zweige  der  Naturwissenschaft ,  mit  deren 
Lösung  Astronomen  wie  Geologen  sich  schon  seit  langer  Zeit 
lebhaft  beschäftigt  haben,  und  zu  der  jede  neue  Nordpolfahrt 
neue  Anregung  bringt. 

Zu  den  th eil  weise  schon  seit  längerer  Zeit  bekannten  fossilen 
Pflanzenresten  auf  Bäreninsel,  Sintzbergeu,  Grönland  und  an 
andern  Stellen  der  Polarregion  entdeckte  die  letzte  englische 
Nordpolexpedition  auf  der  Ostseite  von  Grautland  in  Smith  Sound 
unter  dem  82.  Breitegrade  ein  abbaufähiges  Steinkohlenlager. 
Die  Waldvegetation,  welche  sich  nach  dem  Zeugniss  dieser  Vor- 
kommnisse von  der  Steinkohlenperiode  an  abwärts  bis   zur  Eiszeit 


—     119     - 

in  dit'seu  lieute  so  unwirtlibaren  Regioiieu  befaud,  bedurfto  eiues 
mikk'ii  Klimas,  Wodurch  wurde  es  bedingt?  und  welche  gewal- 
tigen Kräfte  bereiteten  ihm  sein  Ende?  Waren  es  kosmische  Vor- 
gänge oder  blos  auf  unsere  Erde  beschränkte  ?  —  Ist  insbesondere 
die  Abkühlung  verschiedenen  Temperaturen  des  Raumes  zuzu- 
schreiben, in  welchem  sich  das  ganze  Sonnensystem  bewegt  hat? 
oder  einem  Wechsel  in  der  Schiefe  der  Ekliptik?  oder  den  ver- 
einigten Wirkungen  der  Präcession  der  Aequinocte  mit  der  Excen- 
tricität  der  Erdbahn  ?  oder  einem  Wechsel  in  der  Stellunir  der 
Erdachse  zur  Sonne?  oder  Veränderungen  in  den  Wärmemengen, 
welche  die  Sonne  anstrahlt  im  Zusammenhange  mit  der  Erschei- 
nung der  Sonneuflecken  ?  oder  haben  wir  hier  nur  die  Folge  rein 
tellurischer  Vorgänge  vor  uns,  das  Resultat  einer  allgemeinen 
Abnahme  in  der  ursprünglichen  Wärme  unseres  Planeten  oder 
einer  andern  Vertheiluug  von  Land  und  Meer?  —  Alle  diese 
Fragen  sind  in  der  Neuzeit  aufgeworfen  und  lebhaft  erörtert 
worden,  ohne  dass  die  Argumente  zu  Gunsten  der  einen  oder  der 
andern  Theorie  eine  überzeugende  Beweiskraft  besessen  hätten. 
Mit  besonderem  Eifer  worden  zur  Zeit  zwei  der  genannten  An- 
sichten vertreten :  die  Sonuenfleckeutheorie  und  diejenige  einer 
veränderten  Vertheiluug  von  Land  und  Meer.  Im  Interesse  der 
letzteren,  welche  »der  gegenwärtigen  Ordnung  der  Natur  am  we- 
nigsten Gewalt  anthut«  *)  und  für  welche  noch  stattfindende  Vor- 
gänge, wie  auch  solche  früherer  geologischen  Epochen  am  meisten 
sprechen,  möge  noch  Folgendes  dienen. 

Die  Conturen  der  Festländer  von  heute  sind  nicht  mehr  die- 
selben wie  gestern ;  sie  haben  sich  auf  allen  Altersstufen  unserer 
Erde  verändert  und  verändern  sich  noch  fortwährend.  Doch 
kommen  bei  den  verschiedenartigen  Umgestaltungen  für  unsere 
vorliegende  Frage  nur  die  jungvulkanisehen  Hebungen  in  Be- 
tracht, vor  allem  aber  jene  säculäreu  Ilebungs-  und  Senkuugs- 
erscheinuugen ,  welche  Reclus  »les  Oscillations  lentes  du  sol 
terrestre«  genannt  hat. 

Der  schottische  Geologe  Groll  berechnete  vor  einigen  Jahren, 
dass  die  Wärmemenge,  welche  der  Golfstrom  dem  Polarmeer  im 
Norden   Europas  zuführt,    so   gross    ist,     wie    die    ihm    durch   In- 


*)  N.  S.  Shaler,  Considerations  of  the  possibilities  of  a  Warm  Climate 
within  the  Artic  Ciicle.     Proc,  Bost.  Soc.  of  Nat.  Hist.  XVII.  3.  pt. 


--      120     — 

solatiou  gebrachte.  Er,  Lyell,  Daua  und  andere  hervorragende 
Geologen  halten  eine  Hebung  und  Ausdehnung  des  arktischen 
Landes,  gross  genug,  um  den  Golfstrom  auszuschliessen,  für  genü- 
gend ,  um  eine  neue  Eiszeit  einzuführen.  —  Für  den  Kurosiwo 
liegen  ähnliche  Berechnungen,  wie  sie  Groll  und  Andere  bezüg- 
lich des  Wärmetransportes  durch  den  Golfstrom  angestellt  haben, 
nicht  vor.  Noch  fehlen  uns  nämlich  hier  genügend  sichere  und 
zalilreiche  Data  über  Volumen,  Geschwindigkeit  und  Temperatur, 
um  aus  diesen  Elementen  eine  solche  Rechnung  vornehmen  zu 
können.  Doch  dürfen  wir  in  Anbetracht  der  grösseren  Breite  des 
Stillen  Oceans  und  auderer  dem  Kurosiwo  günstigen  Momente 
annehmen,  dass  er  mindestens  gleich  viel  Wärme  aus  den  Tropen 
nordwärts  trägt,  als  sein  Verwandter,  der  Golfstrom, 

Wir  sehen  nun,  dass  die  Gonfiguratiou  des  Landes  im  Norden 
des  Stillen  Oceans  heutzutage  dem  Kurosiwo  den  Eintritt  in  das 
Polarmeer  verwehrt.  Welches  ist  aber  der  geologische  Charakt -r 
dieser  Barriere?  —  Es  ist  ein  Kranz  theilweise  noch  thätiger 
Vulkane;  es  sind  jungtertiäre  Schichten,  wie  au  der  Yedobucht, 
auf  Yezo,  Sachalin,  Alaschka  und  anderwärts,  die  in  einer  nicht 
weit  zurückliegenden  Epoche  aus  dem  Meer  emporstiegen  ;  es  sind 
Gestade,  die  in  noch  fortschreitender  Hebung  begriffen  sind,  wie 
dies  von  mir  und  Andern  bezüglich  der  Küsten  von  Nippon,  Yezo 
und  Sachalin  auf  das  unwiderlegbarste  nachgewiesen  werden  konnte. 

Denken  wir  uns  nun  in  die  Zeit  zurück,  wo  die  nordpacifi- 
schen  Liselu,  wo  insbesondere  Kurilen  und  Aleuten  nicht  existirteu, 
wo  an  Stelle  der  schmalen  und  seichten  Beringsstrasse  eine  weite 
Verbindung  zwischen  dem  Stillen  Ocean  und  dem  Polarmeer  be- 
stand, durch  welche  der  Kurosiwo  das  warme  äquatoriale  Wasser 
und  mit  ihm  eine  wärmebeladene,  leuchte  Atmosphäre  dem  ame- 
rikanischen Norden  zuführen  konnte,  so  war  die  hierdurch  ver- 
breitete Wärme  gross  genug,  um  jene  Flora  zu  nähren,  deren 
fossile  Reste  in  der  nun  eisstarreu  Polarregion  uns  heutzutage  so 
sehr  überraschen  und  welcher  die  rasch  eintretende  Eiszeit  ein 
jähes  Ende  bereitet  hat. 


—     121     — 


A  11  li  a  11  g. 


Protocoll  -  Auszüge 

über  die  wisseuschaftlichen  Sitzungen  während   1876/77. 


In  diesen  Sitzungen  werden  regelmässig  die  neuen  (Teschenke 
für  die  Sammlungen  sowie  für  die  Bibliothek  vorgelegt. 

Diese  sind,  da  ein  Verzeichniss  derselben  unter  S.  25  —  43 
gegeben  ist,  hier  nicht  erwähnt,  insofern  sich  nicht  etwa  Vorträge 
daran  knüpften.  Ebenso  ist  nicht  erwähnt,  dass,  was  regelmässig 
geschah,  das  Protocoll  der  vorigen  Sitzung  verlesen  wurde. 

Samstag  den  11.  November  1876. 
Vorsitzender  Herr  Dr.  H.  Schmidt. 

An  Geschenken  liegen  u.  a.  vor:  von  Herrn  Gustav  Trier 
herrliche  Malachitstufen  und  Gold  in  Quarz  u.  s.  w.  aus  Australien ; 
dann  die  ganze  Ausbeute  der  wissenschaftlichen  Reise  des  Herrn 
Verkrüzen  nach  Neufundland. 

Anknüpfend  an  jene  Malachitstufen,  wie  auch  an  einige 
andere  in  unserer  Sammlung,  bespricht  Herr  Dr.  F.  Schar  ff 
den  Malachit  im  Allgemeinen,  besonders  aber  sein  Vorkommen 
in  der  Grube  Burra-burra  in  Südaustralieu,  aus  welcher  jene  Trier'- 
schen  Stücke  stammen,  geht  auch  näher  auf  die  wahrscheinliche 
Entstehungsgeschichte  derselben  an  jeuer  Localität  ein. 

Schliesslich  wendet  sich  der  Yortrageude  an  die  Versammlung 
noch  mit  einer  Bitte,  auch  die  mineralogische  Sammlung  mit 
Schenkungen  zu  bedenken  ;  besonders  Localsuiten  kiystallisirter 
Mineralien  seien  sehr  erwünscht ;  aus  Spanien,  Amerika,  Norwegen 
und  Schweden,  sogar  aus  dem  Erzgebirge,  auch  vom  Vesuv  sei 
die  mineralogische  Repräsentation  im  Museum  zu  dürftig. 


—     122     — 

Hierauf  erstattete  Herr  Verkrüzeii  ausführlichen  Bericht  über 
seine  aus  den  Mittehi  des  Rüppell-Fonds  uuteniomuiene  Reise 
nach  Neufundland,  auf  welcher  aus  Mangel  an  Transpori- 
verbindung  das  eigentliche  Ziel,  die  Neufundlaudbänke,  nicht  er- 
reicht wurde.  Das  Schabuetz  war  daher  im  Hafen  von  St.  Johns 
und  ausserhalb  desselben  an  der  Küste  der  Neufuudland-Tnsel 
thätig  und  förderte  trotz  des  an  sich  höchst  ungünstigen  felsigen 
Terrains  eine  nicht  unbeträchtliche  Ausbeute  au  Actinien,  Seeigeln, 
Seesternen,  Seewalzen,  Ascidieu,  Würmern,  Krabben,  Fischen  und 
ca.  80  Species  Mollusken,  darunter  u.  a.  eiu  neues  Buccmmn;  auch 
einen  Seesteru  ganz  besonderer  Art.  Von  drei  Schiffen,  die  nach 
den  Bänken  fuhren  —  es  waren  die  ersten,  welche,  in  St.  Johns 
ausgerüstet,  nach  den  Bänken  gingen  --  brachte  eines  die  ihm  zur 
Füllung  mit  Conchylien  u.  s.  w.  mitgegebenen,  mit  Spiritus  ge- 
füllten Blechbüchsen  gefüllt  zurück.  Auch  diese  Ausbeute  war  ver- 
hältnissmässig  dürftig,  weniger  an  Zahl,  als  an  Mannigfaltigkeit 
der  Thiere.  So  erwies  sich  auch  die  Untersuchung  der  Dorsch- 
mägen undankbar ;  sie  waren  einzig  nur  mit  kleineu  Fischen,  den 
Capelins,  die  zu  Anfang  des  Dorschfangs  den  Dorschen  als  Haupt- 
nahrung dienen,  erfüllt;  später  ernähren  sich  die  Dorsche  mit 
kleinen  Cephalopoden,  Calmars,  die  wie  die  Capelins  zu  gewissen 
Zeiten  in  colossaler  Menge  auftreten  und  mit  diesen  die  grosse 
Ergiebigkeit  des  Dorschfauges  bedingen.  Letzterer  geschieht  in 
der  Nähe  der  Insel  mittels  Netzen  oder  mit  geköderten  Angeln. 
Des  Weiteren  äussert  sich  der  Herr  Reisende  auch  ausführlich 
über  den  Robbenschlag,  bei  welchem  es  vorherrschend  auf  die 
ganz  jungen  Thiere,  deren  Fell  und  Fett  viel  geschätzter  als  das 
der  alten  ist,  abgesehen  ist.  Ungefähr  Mitte  Februar  werfen  die 
Seehuude  ihre  Jungen,  bekanntlich  eiu  Weibchen  jährlich  nur  je 
eiu  Junges.  Nach  sechs  Wochen  sind  dieselben  durch  die  Sorge 
der  Mutter  tüchtig  herangewachsen  und  so  weit,  um  das  Eis  bald 
mit  ihrem  eigentlichen  Elemente,  dem  Wasser,  zu  vertauschen.  Zu 
verwundern  ist  es,  dass  sich  noch  keine  Abnahme  bemerkbar 
macht,  trotzdem  jährlich  250,000—600,000  Stück  erlegt  werden. 
Was  von  den  Robben  ins  Meer  entweicht,  waudert  nun  nach 
Grönland  zurück,  dem  eigentlichen  Wohnsitze  derselben.  Viel  In- 
teresse bieten  auch  die  meteorologischen,  geographischen  uiul  ethno- 
graphischen Mittheilungen  des  Redners.  Nur  die  Küstendistricte 
seien  bewohnt,   das   gebi)-gige  Innere   durch  Moräste    und   Wälder 


—     123     — 

fast  uuzugäuglich,  dalier  uuch  beiuahe  eine  terra  incognita.  Die 
Ureiuwobner,  die  lietliuks,  der  ameriktiuiscbeu  Race  aiigehörig, 
seien  längst  ausgerottet,  theils  durch  die  Europäer  (Franzosen), 
tlieils  durch  halbcivilisirte  Indianer  vom  Stamme  der  Mic-Macs, 
die  im  18.  Jahrhundert  eingewandert  waren,  und  von  den  Fran- 
zosen mit  Feuerwaffen  versehen  wurden. 

Dr.   F.  Kinkelin,  Stcr. 

Samstag  den  25.  November  1876. 

Vorsitzender  Herr  Dr.  H.  Schmidt. 

Herr  Dr.  F.  Schärft  spricht  über  die  grauen  Steine 
bei  Naurod.  (Siehe  S.  72.) 

Hierauf  bespricht  Herr  Dr.  Stricker  die  sogenannten  Haar- 
menschen, insbesondere  die  bärtigen    Frauen.    (Siehe  S.  94.) 

Dr.  F.  Kinkelin,  Secr. 

Samstag  den  27.  Januar  1877. 

Vorsitzender  Herr  Dr.  Petersen. 

Herr  Professor  Dr.  Lucae  hält  einen  Vortrag  zum  Andenken 
an  den  am  29.  November  1876  verstorbenen  Carl  Ernst  von 
Baer.  (Siehe  S.  47.) 

Dr.  F.  Kinkelin,  Secr. 

Samstag  den  3.  März  1877. 

Vorsitzender  Herr  Dr.  Pete  r  s  e  n. 

Der  Vorsitzende  nahm  die  Gelegenheit  wahr,  der  Gesellschaft 
über  die  Feier  des  50jährigen  Doctorjubiläums  des  verdienstvoll- 
sten ihrer  Mitglieder,  des  Herrn  Dr.  Rüppell  (vergl.  S.  12), 
Mittheilung  zu  machen. 

Hierauf  hielt  Herr  Landesgeolog  Dr.  Carl  Koch  seinen 
augekündigten  Vortrag:  Beitrag  zur  Kenntniss  der  Hydrographie 
des  Taunus  in  der  Tertiärzeit.  (Siehe  S.   75.) 


—     124     -- 

Hieran  schloss  sich  der  Vortrag  des  Herrn  Dr.  Noll,  der 
die  Fauna  von  Helgoland  zum  Gegenstand  hatte.  ludein 
Redner  vorerst  das  ßedürfniss  von  zoologischen  Stationen  am 
Meere  besprach,  wendete  er  sich  zu  dem  Beweise,  dass  eben  ge- 
rade die  Wahl  Helgolands  eine  äusserst  günstige  sei,  indem  er 
seine  im  letzten  Sommer  gemachten  Erfahrungen,  die  dort  ge- 
machte Beute  und  die  hierbei  angestellten  Beobachtungen  erörterte. 
Auch  für  den  Ornithologen  sei  Helgoland  ein  dankbarer  Ort,  trotz- 
dem nur  die  Lumme  dort  einheimisch  ist ;  es  bietet  nämlich  diese 
Insel  den  nördlich  oder  südlich  in  verschiedeneu  Richtungen  ziehen- 
den Vögeln  einen  Ruhepunkt.  —  Mannigfach  sind  die  Bedingungen, 
die  sieh  um  Helgoland  der  Thierwelt  des  Meeres  bieten,  und  da- 
mit ist  diese  denn  selbst  eine  mannigfache.  An  den  steilen  Fel- 
sen, zwischen  den  Trümmern  derselben  und  den  dortigen  Tang- 
wäldern  findet  die  Thierwelt  einen  ausserordentlich  geschützten 
Aufenthalt;  anders  ist  dann  die  Thierwelt  am  sandigen  Strande 
der  Düne  und  auf  der  Westseite  nach  dem  freien  Meere  hin. 
Hauptsächlich  hatte  sich  der  Redner  der  pelagischen  Fischerei 
gewidmet,  und  von  hohem  Interesse  sind  die  bier  gewonnenen 
mikroskopischen  Präparate  kleiner  Medusen  und  die  daran  ge- 
knüpfteu  Erörterungen  über  die  Entwickelung  dieser  Thierchen. 
Ueberhaupt  war  vom  Vortragenden  und  Herrn  J.  Blum  eine 
grosse  Auswahl  ihrer  Beute  aufgestellt.  An  dem  zarten  Gewebe 
der  so  winzig  kleinen  Hydromedusen  hat  sich  nach  den  Erfahrungen 
des  Redners  die  von  Herrn  Apotheker  M  e  y  e  r  dahier  hergestellte 
Flüssigkeit  ausserordentlich  bewährt,  sogar  die  Conservirung  der 
Noctüuca  miliaris  gelingt  hiermit. 

Im  Besonderen  erwähnt  u.  a.  der  Vortragende  die  allseitige 
Beweglichkeit  der  Augen  von  Trigia  Hirimdo.  Nach  seinem  Boots- 
nianue  Hilbnaun  Lürs  ist  der  Dornhai  zu  allen  Zeiten  trächtig. 
Ein  Präparat  zeigt  einen  jungen  Hai,  mit  dem  noch  die  bauch- 
ständige Dotterblase  in  Verbindung  steht ,  und  der  noch  mit 
äusseren  Kiemen  versehen  ist.  Aus  dem  Berliner  Aquarium  theilt 
Redner  mit,  dass  dort  5  weibliche  Katzenhaie  eingeführt  wurden, 
dass  sie  nach  9  Monaten  Eier  gelegt  hätten,  die  wieder  nach 
9  Monaten,  und  zwar  ohne  Ausnahme,  zur  Entwickelung  kamen. 
Die  Befruchtung  sei  demnach  sehr  nachhaltig,  so  dass  mau  ein 
receptaculnm  seminis  vermutheu  könnte.  Von  Lolige  vulgaris  liegen 
Eierschnüre  vor.  Hier  ist  der  Dotter  kopfständig.  Auf  die  Fähigkeit 


—     125     - 

der  Saxicava  rugosa,  sogar  iu  Feuersteiue  sich  einzubohren, 
weist  Redner  hiu,  und  er  spricht  die  Ansicht  aus,  dass  dies  wohl 
kaum  auf  mechanischem,  viehuehr  auf  chemischem  Wege  geschehe. 
Auf  die  Insecteu  übergehend,  berührt  der  Vortragende,  dass,  wenn 
auch  nur  der  Kohlweissliug  einheimisch  sei,  die  reiche  Sammlung 
des  Herrn  G  ä  d  k  e  beweise,  dass  Schmetterlinge  doch  vielfach  sich 
dahin  verfliegen  oder  von  Stürmen  dahin  vertrieben  werden.  Im 
Jahre  1867  hat  Redner  eine  grosse  Anzahl  von  Libellen  im  Grase 
sitzend  gesehen.  Mannigfaltig  ist  die  Crustaceenbeute,  darunter 
z.  B.  ein  in  Häutung  begriffener  Hummer,  auch  mehrere  schma- 
rotzende Krebse,  z.  B.  Caligus  auf  Äcanthias.  So  lässt  der  Red- 
ner die  ganze  Thierwelt  von  Helgoland  Revue  passiren  und  knüpfi 
interessante  Mittheilungen  über  ihre  Lebensweise  und  Eutwicke- 
lung  an. 

Dr.  F.  Kinkelin,  Secr. 


Inhalt. 


Seite 
Bericht,   erstattet   am   Jahresfeste,    den  10.  Juni    1877,   vou   Dr.  phil. 

Friedr.  August  Finger 3 

Verzeichniss  der  Mitglieder : 

1.  Ewige  Mitglieder 14 

2.  Mitglieder  des  Jahres  187G 15 

3.  Neue  Mitglieder  für  das  Jahr  1877 21 

4.  Correspoudireude  Mitglieder 21 

Verzeichniss  der  eingegangenen  Geschenke: 

1.  Für  das  naturhistorische  Museum 25 

2.  An  Geld 29 

3.  Au  Büchern,  Schriften  u.  dgl 29 

Verzeichniss  der  angeschafften  Bücher  und  Zeitschriften 43 

Uebersicht  der  Einnahmen  und  Ausgaben 46 

Vorträge  und  Abhandlungen : 

1.  Dem  Andenken  an  Carl  Ernst  v.  Baer  gewidmet,  vorgetragen 
in  der  wissenschaftlichen  Sitzung  am  27.  Januar  1877  von 
Prof.  Dr.  Joh.   Christ.   Gustav   Lucae    .......       47 

2.  Die  Glättung  der  grauen  Steine  bei  Naurod,  vorgetragen  in 
der  wissenschaftlichen  Sitzung  am  25.  Nov.  1876  von  Dr. 
Friedrich    Scharff 72 

3.  Beitrag  zur  Kenntniss  der  Ufer  des  Tertiär-Meeres  im  Mainzer 
Becken,    vorgetragen   in    der   wissenschaftlichen   Sitzung   am 

5.  März  1877  von  Dr.  Karl    Koch,  kgl.  Landesgeologen  .     .       75 

4.  üeber  die  sogen.  Haarmenschen  (Hypertrichosis  universalis) 
und  insbesondere  die  bärtigen  Frauen ,  voi'getragen  in  der 
wissenschaftlichen  Sitzung  am  25.  Nov.  1876  von  Dr.  med. 
Wilhelm  Stricker  (mit  1  Tafel)      .     .     .     .• 94 

5.  Die  Strömungen  im  nördlichen  Theile  des  Stillen  Oceans  und 
ihre  Einflüsse  auf  Klima  und  Vegetation  der  benachbarten 
Küsten,  vorgetragen  am  Jahresfeste,  den  10.  Juni  1877,  von 
Prof.  Dr.  J.  Rein 101 

Anhang: 

ProtocoU-Auszüge  über  die  wissenschaftlichen  Sitzungen  1876/77     121 


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