Bericht
über die
Senckenbergische naturforschende Gesellschaft
Frankfurt am Main.
^Vom Juni 1876 bis Juni 1877.
Die Direction clor Senckenbergischen naturforschenden
Gesellschaft beehrt sich hiermit, statnteugemäss ihren Bericht
über das Jahr 187G bis 1877 zu überreichen,
Frankfurt a. M., im Juli 1877.
Die Direction:
Dr. i)hil. K. Theo<l. Petersen, d. Z. 1. Director.
Dr. phil. Friedr. Aug. Finger, d. Z. 2. Director.
Dr. phil. Friedr. Kinkelin, d. Z. 1. Schriftführer.
Dr. nu-d. Frust Blumentlial, d. Z. 2. Schrift fülirer.
ü
Bericht
über (lio
Senckenbergische naturforschende Gesellschaft
in
Fr.aiikfurt am Main.
Erstattet am 54. Jahresfeste, dini 10. Jnni 1877,
Dl. ]iliil. Friedrich Angnst Fiuger,
il. Z. zwoitfin Dircotor.
ITochgeelirte Versammlung!
Drausseu in der Natur gibts mauclimal fruchtbare Jahre, wo
alles freudig grünt und reiclilich blüht und Frucht hringt, und
andere, wo der Fleiss und die Mühe des Laudmauns nur kärglicli
belohnt wird. Auch auf geistigem Gebiete geht es ebenso, so
auch iu unserer Gesellschaft. Wir scheuen uns nicht einzugesteheu,
dass wir diesmal über ein Jahr zu berichten haben, das nicht zu
den fruchtbarsten gehört.
Die Zahl der Mitglieder hat sich wieder vermindert, und
diesmal bedeutend.
Gestorben sind, seit an dieser Stelle der vorige Jahresbericht
erstattet wurde, die Herren: Ph. F. Behrends-Mettenius ,
J. P. Emden, Lehmann-Hanau, Heinrich Hörle, Fer-
dinand Schlottner, W. G. Schwager, L. J. Speyer,
Philipp Speyer, Sigmund Sulzbach und das ausserordentliche
Ehrenmitglied Herr Heinrich Ohler, lange Jahre hindurch —
bereits im Februar 1868 wurde sein 50jähriges Dieustjubiläum ge-
feiert — Stiftsgärtner und somit Leiter des botanischen Gartens.
Diesem anspruchslosen, verdienten Manne wurde auf Veranlassung
des Vereins für naturwissenschaftliche Unterhaltung auf dem hie-
sigen Friedhofe ein einfaches Denkmal errichtet. Unsere Gesell-
schaft hat zu den Kosten einen Beitrag geliefert, und auch bei
der Enthüllung am 25. Mai war sie vertreten.
Von Frankfurt weggezogen sind die Herreu : Raphael M ertön,
Dr. phil. Julius Roll und D. J. Wetterhau. Da letzterer zu
den arbeitenden Mitgliedern gehörte — auch thätigos Mitglied
der Direction war er einige Jahre laug — , so ist er den Bestim-
mungen gemäss in die Reihe der correspondirenden Mitglieder
eingetreten.
Durch freiwilligen Austritt sind ausgeschieden: das arbeitende
Mitglied Herr Dr. phil. August Steitz und die beitragenden
Ehrenmitglieder Herren Dr. phil. Hermann Becker, Wilhelm
Ebeling, Dr. jur. Ebner, J. Engels, Senator Dr. jur, Kloss,
W. Lohse, Heiur. Schnell, Kaspar Schölles, Theodor
Schünemann, Heinrich Sonneberg und Dr. phil. Konrad
Trieber.
Der ganze Abgang an zahlenden Mitgliedern — drei, die im
vorigen Jahresberichte schon als ausgetreten, bezw. gestorben an-
geführt waren, die aber noch für das Jahr 1876 gezahlt hatten,
mitgerechnet — beträgt demnach 27.
Beigetreten sind die 10 Herren: Friedrich Bachfeld,
Ingenieur Ludwig Becker, Isidor Bermann, Otto Braun-
fels, Bernhard Engelhard, Karl Fiebelkorn, Karl
Hermann Fulda, Dr. phil. Hermann Loretz, Dr. med.
Wilhelm Loretz und Markus Moritz Oppenheimer.
Die Anzahl der beitragenden Mitglieder beträgt demnach,
statt, wie im vorigen Jahre, 499, nur 482.
Sollte die Verminderung iu diesem Masse weiter fortgehen,
so wäre wohl für das Bestehen der ganzen Anstalt zu fürchten.
Doch wir wollen hoffen, dass die Bewohner unserer Stadt, sowohl
die alteingebürgerten als diejenigen , die , von aussen hierher ge-
zogen , doch auch Autheil an dem Wohl und Wehe dieser ihrer
neueu Heimat nehmen, unsere von freiem Bürgersinne gegründete
Gesellschaft nicht werden sinken lassen.
Unter dir /alil iler arbeitenden Mitglieder wurdeu die
Herren Fiiedrich Bastier und Valentin Goldmann auf-
^eiionmien.
Aus der Iveihe der correspondirenden Mitglieder siud drei
veidienie, weithin berülinite Männer geschieden, Maximilian
-loseph von Chelius, Theodor von Ileuglin und Karl
Ernst von Baer.
Maximilian Joseph von Chelius wurde am IG, Januar
1794 in Mannheim geboren; er studirte in Heidelberg und pronio-
virte daselbst im Jahre 1812, erst 18 Jahre alt. Von da an bis
1817 besuchte er, besonders um Spitäler kennen zu lernen und
am Krankenbette Ei-fahrungen zu machen, verschiedene Universi-
täten, namentlich Paris. Während dieser Jahre war er auch
zweimal, 1814 und 1815, als Militärarzt mit den badischeu
Truppen in Frankreich. Er wurde im Jahre 1817 ausserordent-
licher und bald darauf ordentlicher Professor der Chirurgie in
Heidelberg. Siebzig Jahre alt trat er, nach beinahe fünfzigjähriger
Lehrthätigkeit, im Jahre 1864 in den Ruhestand. Er starb am
17. Auj^ust 1870 in Heidelberg.
Seine Bedentuns; wurde in leiehem Masse durch Titel und
Orden, auch durch die Erhebung in den erblichen Adelstand, ge-
würdigt. Mehr aber als diese äusseren Ehren galt ihm das
Wirken, als praktischer Chirurg und als Lehrer. Von weither
kamen Kranke, besonders auch Augeuleidende, um ihn zu berathen;
die Klinik in Heidelberg hat er erst geschatfen ; Hunderte von
Schülern hat er gebildet ; sein Handbuch der Chirurgie galt lange
Zeit als das beste, praktischste.
Ihm war es beschieden, nach einem reichen Wirken noch
über zehn Jahre lang im glücklichen Kreise seiner Familie der
verdienten Ruhe sich zu erfreuen.
Theodor von Heugliu, geb. am 20. März 1820 in Hirsch-
landen bei Leonberg in Württemberg, bereiste von 1850 bis 1865
zu wiederholten Malen das nordöstliche Afrika bis an die Somali-
küste und in die Länder der Gallas. Eine Zeitlang war er öster-
reichischer Consul in Chartum. In den Jahren 1870 und 1871
machte er zwei Sommerreisen nach Spitzbergen und an die Küste
von Nowaja Senilja. Auf der ersten derselben entdeckte er östlich
von Spitzbergen eine Insel, die er dem Könige von Württemberg
zu Ehren König Karls Land nannte. Petermann wies später nach,
— 6 —
du.ss dieselbe lusel schon früher von schwedischen Schiffern ge-
funden sei, und er wollte, da dies uuter der Regierung eiues
schwedischen Königs Karl geschehen , den Namen beibehalten
haben, ihm aber einen andern Ursprung, als Heugliu gethan, zu-
schreiben. Im Jahre 1875 war Heuglin noch einmal in Afrika.
Er starb am 11. November 1876 in Stuttgart. Er hat viel über
seine Reiseu geschrieben. Durch ihn ist sowohl die Erdkunde als
auch die Kenntuiss der Natur bedeutend bereichert worden.
Karl Ernst von Baer wurde am 28. Februar 1792 auf
seinem väterlichen Gute in Estland geboren. Er war Professor in
Königsberg, dauu Akademiker und Professor in Petersburg; in
seinem hohen Alter zog er sich nach Dorpat zurück und daselbst
starb er am 29. November 187G im 85sten Lebensjahre. In einem
Nachrufe in der Beilage zur Allgem. Zeitung (1876, 16. Dez.,
Nr. 351) heisst es über ihn: »Wie Humboldt, war derselbe auf den
verschiedensten Gebieten des Wissens gleich bewandert, und noch
im hohen Alter unermüdlich thätig die wissenschaftliche Kennt-
niss der Natur zu fördern. Insbesondere hat er sich um die Zoo-
tomie, die Anthropologie, die Ethnologie und die Erdkunde emi-
nente Verdienste erworben.« Und am Schlüsse: »Mag man sich
nun zu seinem Standpunkte bekennen oder zu den Gegnern seiner
wissenschaftlichen Anschauungen zählen : insofern Baer mit vmd
nach einem Alexander v. Humboldt, Leopold v. Buch,
Karl Ritter, Nees v. Eseubeck, Okeu für die Pflege und
Ausbreitung der Naturwissenschaften , für die Vervollkommnung
der Methode , für die Vertiefung des Studiums und zugleich für
ihre Popularisiruug Bahn gebrochen hat, steht die Bedeutang des
allverehrten Todten hoch über dem Meinungsstreit unserer Tage.
Und wie noch heute nach dem Ausspruch seines Gegners Häckel
seine »Entwicklungsgeschichte« als ein unübertroffenes Muster von
exakter Beobachtung und philosophischer Reflexion allgemein be-
wundert wird , so wird in den Annalen der Wissenschaft unter
den Namen jener seltenen Koryphäen, welche die universitas lite-
rarum gleichsam persönlich repräsentiren, allezeit auch derjenige
eines Karl Ernst v. Baer glänzen.«
So weit die Allg. Zeitung.
Denjenigen, welche sich mit der Darwin'schen Hypothese
und insbesoudere mit den aus ihr gezogenen Folgerungen über
den Ursprung des Menschengeschlechts nicht befreunden können,
— 7 —
mar; es zn einigem Truste gereicheu, dass auch Baer diese Fol-
geiuiigon nicht auerkeimt. Er sagt in einer seiner letzten Schriften
(Studien aus dem Gebiete der Naturwissenschaften, St. Petersburg
187(>, S. 403): »Mau verspottet es in unsern Tagen gern als
hochmüthig, den Menschen als Ziel der Erdgeschichte y.u be-
trachten. Aber es ist ja nicht sein Verdienst, dass er die am
meisten entwickelte organische Form besitzt. Auch darf er nicht
verkennen, dass damit für ihn nur die Aufgabe begonnen hat,
seine geistigen Anlagen mehr zu entwickeln , da er das einzige
Geschöpf ist , welches schon durch seine körperliche Anlage die
Befähigung zur geistigen Entwicklung erhalten hat, da der kate-
gorische Imperativ des Sollens ihn antreibt, den thierischen Asso-
ciatioustrieb zu höheren socialen Veihältnissen zu entwickeln. Ist es
nicht menschenwürdiger, gross von sich und seiner Bestimmung
zu denken, als, nur auf das Niedere gerichtet, allein die bestialische
Grundlage in sich anzuerkennen? Von dieser nach dem Niedrigen
strebenden Richtung ist leider die neue Lehre sehr gefärbt.«
Dieser Aufsatz schliesst mit den Worten: »Den Männern der
Wissenschaft möchte ich nur sagen , dass eine Hypothese wohl
berechtigt und werthvoU sein kann, wenn wir sie als Hypothese
l)ehandeln , d. h. wenn wir ihr Gesichtspunkte für die specielle
Untersuchung entnehmen , dass es aber für die Wissenschaft
schädlich und entehrend ist, eine Hypothese, die der Beweismittel
entbehrt , als den Gipfel der Wissenschaft zu betrachten. Unser
Wissen ist Stückwerk. Das Stückwerk durch Vermuthung zu er-
gänzen, mag dem Einzelnen Beruhigung gewähren, ist aber nicht
Wissenschaft.«
Unser verehrtes Mitglied , der dem Verstorbeneu innig be-
freundete Herr Professor Dr. Lucae, hat in einer wissenschaft-
lichen Sitzung über das Eeben und Wirken Baer's gesprochen.
Diese Rede wird in dem heurigen Jahresberichte abgedruc!<!
werden.
In die Reihe der correspondirenden Mitglieder ist, wie
schon bemerkt , durch seinen Wegzug von Frankfurt Herr
W^etterhan getreten. Ausserdem wurden zu solchen ernannt
die Herren A. B. Meyer, Director des königl. naturhistorischen
Museums in Dresden, Director Hugo Böttger in Rott bei Bonn,
le Jolis, Präsident des naturwissenschaftlichen Vereins in Cher-
bourg, und Dr. Langer, Professor der Anatomie in Wieii.
Aus der Direction hatten am Schlüsse des Jahres satzungs-
gemäss auszuscheiden der erste Director Herr Dr. med. Heinrich
Schmidt, und der erste Secretär Herr Dr. phil. Kinkel in. An
die Stelle des ersteren trat Herr Dr. pliil. Petersen, der letztere
wurde wiedererwählt. Im Amte verblieben der zweite Director
Dr. phil, F. A. Finger und der zweite Secretär Herr Dr. med.
Blumenthal.
Das Amt des ersten Cassirers verwaltet, wie schon seit län-
geren Jahren, mit aufopfernder Sorgfalt in höchst dankensvverther
Weise Herr Theodor Passavant. Nachdem der zweite Cassirer,
Herr Schmidt- de Neufville, wegen Kränklichkeit seinen Aus-
tritt erklärt hatte, wurde an seiner Stelle Herr Beruh ard
E n g e 1 h a r d erwählt.
Die Büchercommission besteht nach wie vor aus den Herren
Professor Dr. Lucae, Dr. Noll und Dr. Priedr. Scharff ; die
Redactionscommission für die Abhandlung-en aus denselben Mit-
gliedern und ausserdem den Herren Hauptmann Dr. L. v. Heyden
und Dr. Geyler. Was die Redaction des zu druckenden Jahres-
berichtes betrifft, so wurde die Bestimmung getroffen, dass diese
regelmässig dem zweiten Director, dem ersten Secretär und einem
dritten zu wählenden arbeitenden Mitgliede übertragen werde.
Gewählt wurde für dieses Jahr Herr Dr. med. Heinrich Schmidt.
Aus der Revisions-Commission schieden nach der Geschäfts-
ordnung aus die Herren Karl Metzler und Philipp Weydt;
an ihrer Stelle wurden gewählt die Herren Stadtrath Dr. v. Oberu-
berg und Rudolf Passavant. - ' -■'
Die Sorge für die einzelnen Abtheiluugen der Sammlung ver-
blieb denselben Mitgliedern wie bisher.
Hauptsächlich aber sind diese Sammlungen der Sorge unserer
beiden langjährigen Custoden, der Herren Theodor Er ekel und
Adam Koch, anvertraut, und sie stehen damit in den besten
Händen. Bei der Beschränktheit unserer Mittel konnten wir in
Anerkennung der treuen Dienste dieser Männer ihrem Gehalte nur
einstweilen unter dem Namen einer Theueruugszulage etwas zu-
fügen.
Unsere Sammlungen wurden auch im verflosseuen Jahre von
Mitgliedern und Freunden der Gesellschaft nicht unansehnlich
vormehrt. Das vollständige Verzeichniss hier zu geben oder auch
nur die Namen aller Geber zu nennen, würde ermüdend sein. Im
— 9 -
gedruckten Juliivsbeiiclite wird alles aufgeführt werden, liier sei
nur Folgendes erwähnt.
Gypsabgüsse von Körpertheilen des Chimpause, geschenkt von
dem 'Director des uaturhistorischen Museums in Dresden, Herrn
A. B. Meyer; drei Chinesenschädel, von uuserm Laudsmauue Herrn
Dr. med. Gerlach in Hongkong; ein Rackelhahn, von Herrn
Justizrath Dr. Blum; eine Anzahl niederer Thiere aus Helgoland,
von Herrn Dr. Noll; Kopal mit lusekteneinschlüsseu, von Herrn
Karl Ebeuau in Madagaskar; Knochenreste, zum Theil zu Werk-
zeugen bearbeitet, aus Pfahlbauten der Gegend von Laibach, von
Herrn Friedrich Pfeff el ; und endlich eine grosse Anzahl von
Knochenresten der wahrscheinlich ausgestorbenen Riesenvogel aus
Neuseeland, von Herrn Dr. Julius v. Haast daselbst.
Wir hegen die Hoffnung, dass die Bereitwilligkeit, uns durch
i^chenkungen zu erfreuen, nicht nachlassen wird.
Angekauft wurde eine Anzahl brasilianischer Schlangen und
Eidechsen , eine Folge von Gesteinen aus dem Gotthard-Tunuel,
eine Anzahl von Petrefakteu, und Anderes.
Wir können hoffen, dass, nach einer getroffenen Uebereinkunft,
werthvolle Thiere, die dem hiesigen zoologischen Garten sterben,
dann in unserer Sammlung einen Platz finden werden.
Ueber die Ausbeute der im vorigen Jahre auf Kosten der
Küppell-Stiftuug unternommenen lieise wird weiterhin berichtet
werden.
Ebenso ist unsere Büchersammlung durch Schenkungen und
Ankauf — z. B. eines von Herrn Dr. Rein aus Japan mit-
gebrachten grossen chinesischen botanischen Werkes — vermehrt
worden.
Eine Gypsbüste Tiedemann's, die angeschafft worden ist,
mag, wie die schon vorhandenen, das jüngere Geschlecht mahnen,
au wissenschaftlichem Streben den Alten nachzueifern.
Zum Schutze des Hauses und der Sammlungen bei etwaiger
Feuersgefahr ist ein Ehrenbergischer sog. Extincteur angeschafft
worden ; er wird im Bibliotheksgebäude aufbewahrt.
Eine Uebersicht der Einnahmen und Ausgaben wird im ge-
druckten Jahresberichte zu finden sein.
Wegen einer städtischen Beihülfe, die unsere Gesellschaft,
ebenso wie andere Vereine für Wissenschaft und Kunst, nicht
entbehren kann, haben wir uns au die betreffenden Behörden ge-
— 10 —
wandt. Wir hoifen mit Zuversicht , class iius diese wird bewilligt
worden. Das im vorigen Berichte erwähnte Vermach tniss des
verstorbenen Herrn Ferdinand Laurin — H. 2000 für die
Senckenbergische uuturforschende Gesellschaft und fl. 2000 für
die ßüppell-Stiftuug — ist uns ausgezahlt worden.
Wissenschaftliche Sitzung-en, zu denen alle Mitglieder Zu-
tritt haben und bei denen auch in der Regel die eingegangenen
Geschenke und sonstigen Erwerbungen aufliegen, wurden seit dem
letzten Jahresfeste vier gehalten. Ausser kürzeren Mittheilungen,
deren Gegenstände in dem gedruckten Jahresberichte angegeben
werden sollen, wurden dabei folgende Vorträge gehalten.
Von Herrn Dr. F. Schar ff über Malachit, besonders dessen
Vorkommen in der Grube Burra-Burra in Südanstralien.
Von Herrn Verkrüzen Bericht über seine — später ge-
nauer zu erwähnende — Reise nach Neufundland.
Von Herrn Dr. F. Schar ff über die grauen Steine von
Naurod (bei Wiesbaden) und die Verrauthungen über die Ent-
stehung der auf ihnen von Herrn Dr. Koch entdeckten Schliff-
Flächen.
Von Herrn Dr. Stricker über die sogenannten Haarmenschen
und insbesondere die bärtigen Frauen.
Von Herrn Professor Dr. Lucae Gedächtuissrede auf Karl
Ernst von Baer.
Von Herrn Landesgeologen Dr. Karl Koch iu Wiesbaden
Beitrag zur Kenntniss der Hydrographie des Taunus in der Ter-
tiärzeit.
Von Herrn Dr. N o 1 1 über die Fauna von Helgoland.
Die Lehrvorträge des Herrn Professor Dr. Lucae über
Wirbelthiere hatten ihren regelmässigen Fortgang. Was die geo-
logischen Vorlesungen betrifft, so war zu unserm Bedauern Herr
Dr. Oskar B ö 1 1 g e r durch Kränklichkeit an deren Fortsetzung
verhindert. Statt seiner hatte mit dankenswerther Bereitwilligkeit
Herr Landesgeolog Dr. Karl Koch in Wiesbaden die Güte,
während des Winters Vorlesungen über Geologie mit besonderer
Berücksichtigung der hiesigen Gegend zu halten. Beide Vor-
lesungen, die zoologischen wie die geologischen, waren zahlreich
besucht.
In dem Berichte für 1875 — 7G sind folgende Vorträge und
Abhandlungen abgedruckt:
— 11 —
Von Herru Dr. Heinrich S c li ni i d t Nekrolog auf Dr. med.
(,T u s t II V Adolf S p i e s s.
Von Herrn Dr. 0, B ü t s c h 1 i über die Bedeutnng der Eut-
wickluugsgeschiehte für die Stanimesgeschiclite der Tliiere.
Von Herrn Dr. Kobelt über die geographische Verbreitung
der Biuueumollusken.
Von Herrn Landesgeolog Dr. Karl Koch: Neuere An-
schauungen über die geologischen Verhältnisse des Taunus.
Von Herrn Missionsprediger E. S c h r e n k über Natur- und
Menschenleben an der Goldküste (Westafrika).
Von Herrn Dr. Oskar Böttger über eine neue Eidechse
aas Brasilien.
Diese Berichte, ebenso wie die Abhandlungen, werden tausch-
weise au eine grosse Anzahl wissenschaftlicher Vereine im Inlande
und Auslande verschickt. Auch im verflossenen Jahre hat unsere
Gesellschaft wieder mehrere neue derartige Tausch Verbindungen
angeknüpft.
In jedem vierten Jahre — zuletzt war es der Fall im Jahre
1873 — wird am 7. April der zum Andenken an den berühmten
Physiologen Samuel Thomas v. Sommer ring, von welchem
Nachkommen auch zu unsern Mitbürgern gehören, gestiftete
Sömmerrmg--Preis — eine Denkmünze und 300 Gulden — »dem-
jenigen« — wie es in der Bestimmuug heisst — »deutschen Natur-
forscher zuerkannt, welcher die Physiologie im weitesten Sinne wäh-
rend der letzten Jahre bedeutend (oder »am bedeutendsten«) geför-
dert hat.« Es wurde nun einige Monate vorher eine Commission er-
wählt, bestehend aus den Herren Professor Dr. Lucae, Dr. med.
Pridberg, Hauptmann Dr. v. Hey den, Dr. Askeuasy und
Dr. Ziegler. In einer auf den 7. April eigens berufeneu Sitzung
er.stattete Herr Professor Dr. Lucae den Bericht der Commission.
Es waren in den letzten Jahren in Deutschland viele physiologische
Schriften erschienen, von welchen gar manche die Wissenschaft för-
derten. Vor allen aber konnte und niusste als Förderer dieser
Wissenschaft und als ein solcher, dessen Studium auch auf das Leben
und Wohlsein von Tausenden von Menschen Einfluss zu üben
geeignet war, Herr Dr. Karl Voit, Professor der Physiologie
in München, genannt werden. Grosse wissenschaftliche und prak-
tische Bedeutung haben seine Abhandlungen ȟber die Bedeutnng
des Leims bei der Ernährung« und »über die Bedeutung der
— 12 —
Kohlenhydrate iiud des Eiweisses iu der Nahrung« ; ganz beson-
ders aber sein im Jahre 1875 bei einer Versanimkmg des Vereins
für öffentliche Gesundheitspflege gehaltener Vortrag über Ernäh-
rung. Er gibt da praktische Fingerzeige über diesen wichtigen
Theil des menschlichen Lebens, Fingerzeige, die in Kasernen,
Hospitälern, Gefängnissen bereits Beachtung gefunden haben.
»Wir glauben also«, so schliesst der Bericht, »dass eiu Mann, der
seit Jahrzehnten in streng wissenschaftlichem Sinne wirkt, der
stets die Fahne der exacten Beobachtung im Gegensatz zu aprio-
ristischer Construction hoch hielt, der in diesem Sinne so viele
Schüler gebildet, die seine Anschauungen vertreten, der die Männer
des Faches mit anerkannt ausgezeichneten Arbeiten beschenkte
und den weitesten Kreisen Veranlassung zu wichtigen Reformen
auf dem Gebiete der Volkseruährung gegeben, dass ein Mann wie
Karl Voit das Verzeichniss der Männer, denen bisher der
Sömm erring -Preis zu theil ward, aufs höchste zieren wird.«
An den Preisgekrönten ist, was als Preis bestimmt, bereits ab-
gegangen.
Wir hatten im verflossenen Jahre die Freude, zwei uuserer ver-
dientesten Mitglieder Gedenktage feiern zu sehen. Am 18. August
1851 trat Herr Dr. Lucae im Auftrage der Senckenbergischen
Stiftungsadministration sein Amt als Lehrer der Anatomie au.
FünfundzAvanzig Jahre darnach, am 18. August 1876, wurde er im
festlich geschmückten Hörsaale des Bibliotlieksgebäudes zuerst von
dem Vorsitzenden der Administration, Herrn Sanitätsrath und
Physikus Dr. Kloss, dann von Abordnungen vieler Vereine,
auch unserer Gesellschaft, von Schülern, von Bornheim, wo er
jahrelang als xVrzt und Menschenfreund gewirkt, begrüsst und
mit Ehrengeschenken bedacht. Die Universität Marburg — er hat
dort seine Studien gemacht — ehrte ihn durch Ueberreichung des
Diploms als Doctor der Philosophie ; Beglückwünschungsschreiben
erhielt er von den medicinischen Facultäten zu Giessen, Marburg
und Rostock. — Möge er noch lange Jahre, wie seither, bei uns
im Segen wirken!
Am 19. Februar des Jahres 1827 ehrte die LTniversität Giessen
die Verdienste unseres damals 32jährigen Mitbürgers Eduard
Rüppell um die Naturwissenschaften dadurch, dass sie ihn zum
Doctor der Mediciu ernannte. Ein halbes Jahrhundert später, am
19. Februar 1877, wäre es wohl am Platze gewesen, diesen Ehren-
— 13 -
tag des um uusere Gesellschaft und somit um unsere Stadt hocli-
verdieuteu Mannes durch ein Fest /u fi'iern. Aber man wusste,
dass der allem äusseren Prunk ahholde, nur allzu bescheidene
(jireis dies nicht liebt, dariftn ist es unterblieben. Das aber musste
sich Rüppell doch gefallen lassen, dass au jenem Tage Abord-
nungen aller befreundeten wissenschaftlichen Vereine unserer
Stadt, und so auch unserer Gesellschaft, zu ihm iu sein Hans
kamen und ihm Worte des Dankes und der Verehrung und beste
Wünsche darbrachten. Das hat ihm doch, denken wir, wohlgethan.
Möge ihm noch lange seine ungeschwächte geistige und körperliche
Kraft erhalten bleiben!
Zum Schlüsse haben wir noch der mit uuserer Gesellschaft
in engster Verbindung stehenden Rüppell- Stiftung zu gedenken.
Im vorigen an dieser Stelle erstatteten Bericht ist gesagt worden,
dass Herr Verkrüzen seine im Jahre 1875 an die Nordküste
von Lappland unternommene Reise zur vollen Befriedigung der
Gesellschaften, die ihn ausgesandt und mit Anweisungen versehen
hatten, zurückgelegt hat, und dass er bereits im Mai 1876, von
deuselben (Gesellschaften auf Kosten der Rüppell-Ötiftung ausgesandt,
nach Neufundland abgereist ist. Herr Verkrüzen kehrte im
September zurück, und brachte für uusere Sammlung eine grosse
Anzahl von Seethieren mit. Im übrigen hatte diese Reise nicht
gauz den von ihm und von uns gewünschten Erfolg ; denn als der
Reisende nach Neufundland kam, fand er, dass es an gehörigen
und ihm passenden Verbindungen mit den Neufundlandbiinken, auf
welchen die hauptsächlichste Ausbeute zu erhoffen stand, fehlte. Den-
noch ist auch durch diese Reise unsere Sammlung mit einigem Neuen
bereichert, ausserdem sind werthvolle Verbindungen' mit Neuschott-
laud und Canada angeknüpft worden. Eine von Herrn Verkrüzen
bestellte Sendung aus Labrador ist bis jetzt noch nicht eingetroffen.
Wir sind mit unserm Berichte zu Ende. Wenn wir am An-
fange von einem weniger fruchtbaren Jahre gesprochen haben, so
bezog sich dies besonders auf die betrübende Abnahme der Zahl
unserer Mitglieder. Danken wir jedoch allen, die uns treu geblieben
sind und die uns auch sonst durch Gaben, sowie besonders denjenigen,
die uns durch cceistijre, wissenschaftliche Thätigkeit unterstützt
haben, und hotten wir zuversichtlich, dass unsere Gesellschaft, wie
es auch sonst iu der Welt gehen werde, in altem Eifer uiul mit
alter Kraft das Ende des Jahrhunderts überdauern werde.
14
Verzeichiiiss der Mitglieder
der
Senckenbergischen naturforschenden Gesellschaft.
I. Ewige Mitglieder.
Ewige Mitglieder sind solche, welche, anstatt deu gewöhnlichen
Beitrag jährlich zn entrichten, es vorgezogen haben, der Gesellschaft
ein Capital zn schenken oder zn vermachen, dessen Zinsen dem
Jahresbeiträge gleichkommen, mit der ausdrücklichen Bestimmung,
dass dieses Capital verzinslich augelegt werden müsse und nur der
Zinsenertrag desselben zur Vermehrung und Unterhaltung der Samm-
lungen verwendet werden dürfe. Die den Namen beigedruckten
Jahreszahlen bezeichnen die Zeit der Schenkung oder des Vermächt-
nisses. Die Namen sämmtlicher ewigen Mitglieder sind auf einer
Marmortafel im Museumsgebäude bleibend verzeichnet.
Hr. Siniou Moritz von Betlnuaun. Hr
1827.
» Geor^ Heinr. Scliwendel. 1828. «
» Jokami Friedr. Int. Helm. 1829. »
» (iJeorg' Ludwig Goiitard. 1830. »
FraiiSusajina Elisabeth Betliinaiiii- »
Molweg. Iböl. »
Hr. Heinrich Myllns sen. 1844. »
» Georg- Melchior Mylins. 1814.
» Baron Amschel Mayer von Uotli- :^
Schild. 1845. »
» Johann (ifeorg' Schmidborn. 1845. »
» Johann Daniel Sonchay. 1845. »
» Alexander v. Bethmann. 184(1. >>
» Heinr. v. Bethmann. 1846. >
» Dr. jur. Raul Friedr. Schlosser. »
1847.
» Stephan von (iSuaita. 1847. »
» H. L. Döbel in Batavia. 1847.
» 0. H. Hanck-Steeg-. 1848.
» Dr. J. J. C. Buch. 1851.
» (x, von St. George. 1853.
J. A. Grunelins. 1853.
P. F. Ch. Kroger. 1854.
Alexander Gontard. 181^)4.
M. Frhr. v. Bethmann. 1854.
Dr. Eduard Rüppell. 1857.
Dr. Th. Ad. Jac. Em. Müller. 1852.
Julius Nestle. 18G0.
Eduard Finger. 1860.
Dr. jiir. Eduard Souchay. 1868.
J. N. Grällendeich. 1864.
E. F. €. Büttner. 1865.
C. F. Krepp. 1860.
Jonas Mylins. 1866.
Constantin Fellner. 1867.
Dr. Hermann von Meyer. 1869.
Dr. W. D. Sömmerring. 1871.
J. G. H. Petsch. 1871.
Bernhard Dondorf. 1872.
Friedrich Carl Rücker. 1874.
Dr. Friedrich Hessenberg. 1875.
Ferdinand Laurin. 1876.
II. Miti>:lie(ler rtes Jahres 1876.
Die arbeitomlon sind mit * bezeiehnot.
Hv. Alt, Franz. 1873.
» Alt, F. G. Johannes. 1809.
» Andreae, F. F., Director. 1869.
» Andreae, Hcrni., Rauk-Dii-octor.
1873.
» Andreae, H. V., Dr. med 1849.
» Andreae, Jean, Director. 1869.
» Andreae-Goll, J. K. A. 1S48.
» Andreae-Wiuckler, Job. 1869.
» Andreae-Winckler, P. B. 1860.
» Angelheim, J. 1873.
» *A.skenasy, Engen, Dr. phil. 1871.
» Auffarth, F. B. 1874.
» *Baader, Friedrich. 1873.
» Bacher, Max. 1873.
» Baer, Joseph. 1860.
j> Baer, Joseph, Director. 1873.
f Bärwindt, J., Oberstabsarzt, Dr.
med. 1860.
" *Bagge, H. A. B., Dr. med., Pbysi-
kus. 1844.
» Bansa, Gottlieb. 1850.
» Bansa, Julius. 1860.
» Bansa-Streiber, K. 1860.
» *Bardorff, Karl, Dr. med. 1864.
» de Bary, Heinr. A. 1873.
» de Bary, Jak., Dr. med. 1866.
» *Bastier, Friedrich. 1876.
^> Becker, Adolf. 1873.
» Becker, Herm., Dr. phil. 1874.
» Behreuds-Mettenius, Ph. F. 1860.
» Belli-Seufferheld, F. 1837.
» Benecke, Job. Herm. 1873.
» Berg, K. N., Bürgermeister, Dr. jnr.
1869.
Frau Bernus-Grunelius. 1852.
Hr. Bertholdt, .Toh. Georg. 1866.
* V, Bethmann, S. M., Baron. 1869.
Hr. Beyfus, M. 1873.
» Birkenstock, Georg Friedr. 1806.
» Bliedung, L. 1809.
» Blum, Herm. 1860.
■- *Blum, J. 1868.
» *Blumentbal, E., Dr. med. 1870.
» Blumenthal, Jos. Leop. 1866.
» *Bockenheimer, Dr. med. 1864.
» Böhm, Joh. Friedr. 1874.
» Börne, Jak. 1873.
» *Böttger, Oscar, Dr. phil, 1874.
» Bolongaro, Karl Aug. 1860.
» Bolongaro-Crevenna, A. 1809.
» Bolongaro-Crevenna, J. L., Stadt-
rath. 1866.
» Bonn, Baruch. 1862.
» Bonn, Karl. 1860.
^ Bontant, F. 1866.
» Borgnis, .T. Fr. Franz. 1873.
>■> *v. Bose-Reichenbach, Graf. 1860.
» ßoth, J. B. 1824.
» Brentano, Anton Theod. 1873.
» Brentano, Ludwig, Dr. jur. 1842.
» Brofft, Franz, 1800.
» Brofft, Wilh. Leonh. 1860.
» Brückner, Wilh. 1840.
» Buchka, Franz Anton. 1854.
» Bück, A. F., Dr. jur. 1800.
» Burnitz, R. H., Architekt. 1800.
» Cahn, Moritz. 1873.
» Carl, J. F. 1873.
» Cassel, Gustav. 1873.
» Chun, Oberlehrer. 1800.
y Claus, Dan. Andr. 1870.
» Cnyrim, Ed., Dr. jur. 1873.
» Cnyrim, Vict., Dr. med. 1860.
» Conrad, K., Münzmeister. 1873.
» Creizenach, Tgnaz. 1809.
— ir, —
Ilr. Defize, Adolf. 1873.
» Degener, K., Dr. 1860.
» *Deicliler, J. Gh., Dr. med. 1862.
Denzinger, F. ,T., Baiirath und
Dombaumeister. 187.3.
» Dibelka, Jos. 1873.
» Diehn, Phil., Thierarzt. 18G6.
» Doctor, Ad. Heinr. 1869.
» Donner, Karl. 1873.
» V. Donner, Phil. 1859.
» Drexel, Heinr. Theod. 1863.
» Ducca, Wilh. 1873.
■ » Ebeling, Wilh., Actuar. 1873.
» Eberstadt, A. 1869.
» Ebner, Hermann, Dr. jur. 1866.
» Edenfeld, Felix. 1873.
» Ehinger, August. 1872.
» Ehrhard, W., Ingenieur. 1873.
» Ellissen, Justizrath, Dr. jur. 1860.
» Emden, Jak. Phil. 1869.
» Enders, Gh. 1866.
» Engel, Louis. 1873.
» Engels, J. 1876.
» Engelhard, Karl Phil. 1873.
» Epstein, Theodor. 1873.
» Erckel, Theodor. 1875.
» V. Erlanger, Eaph., Generalconsiil,
Baron. 1859.
» Ernst, August, Professor. 18.54,
» Eyssen, B Gustav. 1866.
» Eyssen, K. E. 1860.
» Fabricius, Franz. 1866.
» du Fay, Jean Noe'. 1842.
» Fester, Dr. jur., Justizrath, Notar.
1873.
» *Fiedler, J. N., Dr. med. 1830.
» *Finger, Oberlehrer, Dr. phil. 1851.
» Finger, L. F. 1876.
» Flersheim, Ed. 1860.
» Flersheim, Rob. 1872.
» Flesch, Dr. med. 1866.
» Flinsch, Heinr. 1866.
» Flinsch, W. 1869.
» Fresenius, Ph., Dr. phil. 1873.
» Freyeisen, Heinr. Phil. 1876.
» *Fridberg, Rob., Dr. med. 1873.
» Friedmann, Jos. 1869.
Hr. Fries, Friedr. Adolf. 1876.
» V. Frisching, K. 1873.
» Fritsch, Ph., Dr. med. 1873.
» Frohmann, Herz. 1873.
» Fuld, Ludwig. 1869.
» Fuld, S., Dr. jur. 1866.
* Funck, K. L. 1873.
» Garny, Joh. Jak. 1866.
» Gering, F. A. 1866.
» Gerson, .Jak., Generalconsul. 1860.
» Getz, Max, Dr. med. 1854.
» *Geyler, Herrn. Theodor, Dr. phil.
1869.
» Glogau, Heinr., Handelskammer-
Sekretär. 1875.
» Gockel, Ludwig, Director. 1869.
» *Goldmaun, Val. 1876.
- Goldschmidt, Abr. 1873.
> Goldschmidt, Ad. B. H. 1860.
» Goldschmidt, B. M. 1869.
» Goldschmidt, H. H. 1873.
» Goldschmidt, Marcus. 1873.
» V. Goldschmidt, Leop., General-
consul. 1869.
» Gontard, Moritz. 1850.
» Gotthold, Gh., Dr. phil. 1873.
>> Grabe, Charles, Consul. 1866.
» Gramm, Joh. 1873.
> Graubner, Friedrich. 1873.
» Gross, Wilh. 1873.
» Grünebaum, M. A. 1869.
> Grunelius, Adolf. 1858.
» Grunelius, Moritz Eduard. 1869.
» V. Guaita, Max. 1869.
> Gundersheim, Joseph. 1873.
» Gundersheim, M., Dr. med. 1860.
•'■■ *Haag, Georg, Dr. jur. 1855.
> Haase, A. W. E. 1873.
» Häberlin, E. J., Dr. jur. 1871.
» Hahn, Adolf L. A., Gonsul. 1869.
» Hahn, Anton. 1869.
» Hahn, Moritz. 1873.
» Hamburg, Joseph. 1873.
^> Hamburger, K., Dr. jur. 1866.
^^ Hammeran, J. A., Buchdruckerei-
Besitzer. 1873.
» Hammeran, K. A. A., Dr. phil. 1875.
— 17
ITr. ITanan, Heinrich A. 1800.
» Hanau, Lehmann. 18(30.
» V. Harnier, Ed., Dr. jur. ISGG.
. Harth, M. 187(3.
» Hauck, Christ.. Stadtrath. 18G0.
» Hauck, Georg A. H. 1842.
» Hauck, Moritz, Advocat. 187a.
> Heimpel, Jakob. 1873.
» Henrich, Job. Gerhd. 18G0.
» Henrich, K. F., jun. 1873.
» Hessel, Julius. 1863.
» Heuer, Ferd. 18(36.
» *v. Heyden, Luc, Hauptm. Dr. 1860.
» V. Heyder, Georg. 1844.
» *Heynemann, D. Fr. 1860.
» Hoerle, Heinrich. 1866.
» Hotf, Job. Adam. 1S66.
> Hoff, Karl. 1860.
» Hohenemser, H., Director. 1S66.
» V. Holzhausen, Georg, Frhr. 1867.
» Holzmann, Phil. 1866.
» Hornberger, Albert. 1870.
» Ihm, August. 1866.
» Jacobi, Rudolf. 1843.
» Jacobson, Eduard, Consul. 1875.
» * Jäger, Rudolf, Director. 1867.
Die Jilgersche Buchhandlung. 1866.
fir. .Jassoy, Wilh. Lud. 1866.
» Jeanrenaud, Dr. jur., Appellations-
gericbtsrath. 1866.
» Jonas, Adolf, Dr. jur. 1873.
» Jordan, Felix. 1860.
» Jost, Konr., Apotheker. 1859.
» Jügel, Karl Franz. 1821.
» Jung, Karl. 1875.
> Jung-Hauff, Georg. 1866.
» Kassel, Elias, Director. 1873.
* Katheder, K. 1863.
» Katzenstein, Albert. 1869.
» Kayser, Adam Friedr. 1869.
» Kayser, J. Adam. 1873.
» Keller, Heinr., Buchhändler. 1844.
» *Kesselmeyer, P. A. 1859.
» *Kessler, F. J., Senator. 1838.
» Kessler, Heinrich. 1870.
» Kessler, Wilh. 1844.
» Kinen, Karl, 1873.
Hr.*Kinlvelin, Friedr., Dr. phil. 1873.
» Kirchheim, S., Dr. med. 1873.
» Kissel, Georg. 1866.
» Klein, Jakob Phil. 1873.
» Klinisch, Karl. 1873.
" Kling, Gustav. 1861.
» *Kloss, H., Dr. med., Phy.sikua,
Sanitätsrath. 1842.
» Kloss, Senator, Dr. jur. 1856.
» Klotz, Karl Const. V. 1844.
> Knopf, L., Dr. jur-., Stadtrath. 1 69.
» Koch, Joh. Friedr. 1866.
» Koch, Wilh. 1859.
» Königswarter, J. 1869.
» Königswarter, Marcus. 1866.
» Kohn-Speyer, Sigism. 1860.
» Kotzenberg, Gustav. Ib73.
» Krämer, Johannes. 1866.
» Krebs-Schmitt, Constanz. 1869.
» Küchler, Ed. 1866.
» Kugele, G. 1869.
» Kugler, F., Dr. jur., Appeilations-
gerichtsrath. 1869.
» Kusenberg, R. J., Director. 1873.
» Ladenburg, Emil. 1869.
» Landauer, Wilh. 1873.
» Lang. R., Dr. jur. 1873.
>■ Langenberger, Franz. 1860.
» Langer, Dr. jur. 1873.
» Lauteren, K., Consul. 1869.
» Le Bailly, Georg. 1866.
» Leschhorn, Ludw. Karl. 1869.
» Leser, Phil. 1873.
» Lindheimer, Gerhard. 1854.
» Lindheimer, Jiilius. 1873.
» Lion, Benno. 1873.
» Lion, Franz, Director. 1873.
» Lion, Jakob, Director. 1866.
» Lion, Siegmund, Director. 1873.
» Löhr, Clemens. 1851.
» Lönholdt, E. Heinr. 1873.
» Lönholdt, G. W. 1873.
» Löwengard, J., Director. 1859.
» Löwenick, N. 1875.
» Lohse, W. 1874.
» Loretz, A. W. 1869.
» *Lorey, Karl, Dr. med. 1869.
2
— li
Hr. Lorey, W., Dr. jur. 1873.
» *Lucae, G., Prof., Dr. med. 1842.
» Lucius, Eug., Dr. phil. 1859.
» V. Lukacsich, Major. 1832.
V Maas, Adolf. 1S(J0.
» Maas, Simon, Dr. jur. 1869.
» Mack, Joh. Friedr. 1866.
» de Maes, Ed. 1869.
» Mahlau, Albert 1867.
» Majer, Joh. Karl. 1854
Fr. Majer-Steeg. 1842.
Hr. Malss, Dr. jur. 1873.
» Manskopf, Nikolaus. 1859.
» Manskopf, W. H.,Geh.Commerzieu-
rath. 1869.
» Matti, Alex., Dr. jur. 1873.
» Matti, J. J. A., Dr. jur. 1836.
» May, Arthur. 1873.
» May, Ed. Gustav. 1873.
» May, Joh. Val., Dr. jur. 1873.
» May, Julius. 1873.
» May, Martin. 1866.
» Meissner, Otto, Director. 1876.
» Meixner, K. A. 1866.
» Merton, Albert. 1869.
» Merton, Raph. 1860.
» Merzbach, A. 1873.
* Metteuheimer, Chr. Heinr. 1873.
» *Metzler, Adolf. 1870.
» Metzler, Albert. 1869.
^> Metzler, Gustav. 1859.
» Metzler, Karl. 1869.
» Metzler, Wilh. 1844.
» Metzler-Fuchs, G. F. 1842.
» Meyer, Friedr. 1866.
» Minoprio, Karl Anton. 1821.
>^ Minoprio, Karl Gg. 1869.
* Mohr, Oberlehrer, Dr. phil. 1866.
» Moldenhauer, F., Ingenieur. 1873.
» Mouson, Joh. Gg. 1873.
» Muck, F. A., Consul. 1854.
» Mühlig, J. G. G., Verwalter. 1872.
» Müller, H. K. W. 1842.
» Müller, Joh. Christ. 1866.
» Müller-Rentz, F. A. 1874.
> Mumm von Schwarzeustein, Alb.
1869.
Hr. Mumm v. Schwarzeustein, D. H.
Dr. jur., Oberbürgermeister. 1869.
» Mumm V. Schwarzeustein, Herrn.,
Generalconsul. 1852.
» Mumm V. Schwarzeustein, P. IL,
jun. 1873.
» Mumm V. Schwarzeustein, W. 1856,
Die Musterschule. 1832.
Hr. Mylius, Karl Jonas, Architekt. 1871.
» Nestle, Hermann. 1857.
» Nestle, Julius, 1873.
» Nestle, Richard. 1855.
» Neubürger, Dr. med. 1860.
» de Neufville, Julius. 1873.
» de Neufville-de Bary, Aug. 1864.
» de Neufville-Büttner, Gust., Geh.
Commerzienrath. 1859.
» de Neufville-Siebert, Friedr. 1860.
» Neumüller, Fritz. 1875.
» Niederhofheim, A., Director. 1873.
» *Non, F. K, Dr. sc. nat. 1863.
» v. Obernberg, Ad., Dr. jur. 1870.
» Ochs, Hermann. 1873.
» Ochs, Karl. 1873.
» Ochs, Lazarus. 1873.
* Odrell, Leop., Dr. jur. 1874.
» Ohlenschlager, J. A., Dr. jur. 1859.
» Ohleuschlager, K. Friedr., Dr. med.
1873.
» Ohler, Heinr., Stiftsgärtner. 186S.
» Oppenheim, Guido. 1873.
» Oppenheimer, Charles. 1873.
» Orteubach, Friedr. 1853.
» Ortheuberger, Dr. jur. 1866.
» d'Orville, Friedr. 1846.
» Osterrieth, Franz. 1867.
» Osterrieth-v. Bihl. 1860.
» Osterrieth-Laurin, Aug. 1866,
» Oswalt, H., Dr. jur. 1873.
» Parrot, J. Ch. 1873.
» Passavant, F., Dr. jur., Stadtrath.
1866.
» Passavant, Gust., Dr. med. 1859.
» Passavant, Herm. 1859.
» Passavant, Robert. 1860.
» Passavant, Rudolf. 1869.
» *Passavant, Theodor. 1854.
19 —
Hr. Petermann, Ad.. Dr., Zahnarzt. 1 S75.
» *Potor8en, K. Th., l>r. phil. ISTiJ.
» Petsch-Goll, Phil. 18G0.
» Pfeffel, Aug. 1869.
.^ Pfeffel, Friedr. 1850.
>^ Pfefferkorn, R., Dr. jiir. l.Sf)!;.
>- Pfeifer, Plugen. 1840.
^ Pfeiff, Bernh., Ingenieur. 1874.
» Pieg, K., Steuerrath. 1873.
>^ Ponfick, Otto, Dr. jur., Stadt-
gerichts-Sekretär. ISGO.
» Posen, .Jakob. 187o.
> Prestel, Ferd. 18G6.
v> Quilling, Friedr. Wilh. 18G.0.
» Raabe, Ernst. 1872.
» Rautenberg, Leopold. 1873.
>• Ravenstein, Aug. 18GG.
^' Ravenstein, Simon. 1873.
Die Realschule, Israelitische. 18<;9.
Hr. V. Reinach, Adolf, Barou, Geni'ral-
consul. 1860.
» V. Reinach, Alb., Baron. 1870.
» Reiss, Enoch. 1843.
» Reiss, Jacques, Geh. Commerzion -
rath. 1844.
» Reuss, Dr. jur., SchöfF. 1824.
» Ricard. Adolf. 1866.
» Ricard, L. A. 1873.
» Richard, Friedr. 18GG.
» Rieger, Wilhelm. 1832.
» Rindskopf, Isaak M. 186G.
» *Ripps, Dr. med. 1856.
» Rittuer, Georg. 1860.
» *Roberth, Ernst, Dr. med. ISHG.
» Rödiger, Konr., Dr. phil., Direc-
torialrath. 1859.
» Roll, Julius, Dr. phil. 1875.
» Rüsslei', F., Münzwardein. 1866.
» Roop, Benjamin. 1869.
» *Roose, Wilh. 1869.
» V. Rothschild, M.K.jGeneralconsul,
Freiherr. 1843.
» V. Rothschild, Wilh., Genoralconsul,
Freiherr. 1870.
» Rottenstein, Dr. 18GG.
» Ruelf, Ju]iu.s, Apotheker. 1873.
» Rütten, Joseph. 1860.
ITr. Rumpf, Dr. jur., Consulent. 1866.
Fr. Rumpf, Fr. 1868.
Hr. Sachs, Joh. Jak. 1870.
» Sanct-Goai-, Meier. 1866.
» Sandhagen, Wilh. 1873.
>^ Sauerländer, J. D., Dr. jur., Stadt-
rath. 1873.
- Schaffner, Ferd., Dr. med. 1866.
>^ Scharff, Alexander. 1844.
- ^ScharfF, F. A., Dr. jur. 1852.
» Scliarff-Osterrieth, Gottfr. 1859.
» Scheffer, Karl, Postamts-Assistent.
1875.
» *Scheidel, Seb. AI., Director 1850.
'■ Schenk, Joh. David. 18Gti.
» Schepeler, Cli. F. 1873.
» Scherbius, G. Th. 1869.
» Scherlcnsky, Dr. jur. 1873.
>' Schiele, Simon, Director. 1866.
> Schiff, Phil. 1873.
» Schilling, Dr. med. 1833.
» Schlemmer, Dr. jur. 1873.
» Schlesinger -Trier, K. 1873.
■^ Schlottner, Ferd. 1873.
» Schmick, J. P. W., Ingenieur. 1873.
» Schmidt, Adolf, Dr. med. 1832.
» Schmidt. Dietrich Wilh. 1876.
» ^Schmidt, Heiur., Dr. med. 1866.
» Schmidt, J. Chr., Dr. med. 1876.
» Schmidt, Joh. Georg. 1876.
» Schmidt, Karl, Kreisthierarzt. 18GG.
» Schmidt, Konrad Fr. 1872.
» Schmidt, Louis A. A. 1871.
» *Schmidt, Maxim., Dr. vet., Director.
1866.
» *Schmidt, Moritz, Dr. med. 1870.
» Schmidt-Polex, Adolf. 1855.
» Schmidt-Rumpf, L. D. Pliil. 1876.
^ Schmidt-Scharff, Adolf. 1855.
» Schmölder, P. A. 1873.
» Schmöle, Wilh. 1866.
» Schnell, L. Ch. Heinrich. 1871.
» Schölles, Job., Dr. med. 18GG.
» Schölles, Kaspar. 1866.
» *Schott, Eugen, Dr. med. 1872.
» Schünemann, Tlieod. 1874.
» Schürmann, P'riedr. Adolf. 1876.
20
Hr. Schulz, Heinr., Dr. jur. 1866.
» Schumacher, Gg. Friedr. 1866.
» Schwager, W. G. 1866.
» *Schwarzschild, H., Dr. med., Geh.
Sanitätsrath. 1836.
» Schwarzschild, Moses. 1866.
» V. Schweitzer, K., Dr. jur., Scliöfi'.
1831.
» *Siebert, J., Dr. jur. 1854.
» Siebert, Karl August. 1869.
» Snatich, Jaques. 1873.
» Sömmerring, Karl. 1876.
» Sonneberg, Heinrich. 1873.
» Sonnemann, Leopold. 1873.
^ Souchay, A. 1842.
» Speltz, Dr. jur., Senator. 1860.
» Speltz, Jakob. 1819.
» Speyer, Gustav. 1873.
» Speyer, L. J. 1869.
» Speyer, Phil. 1866.
» Spiess, Alexander, Dr. med. 1865.
» Springer, Henry. 1873.
» Stadermann, Ernst. 1873.
» *StefFan, Ph. J., Dr. med. 1862.
» V. Steiger, L. 1869.
» *Steitz, Aug., Dr. phil. 1858.
» Stern, B. E., Dr. med. 1865.
» Stern, Theodor. 1863.
» Steuernagel, Joh. Heinr. 1860.
» *Stiebel, Fritz, Dr. med. 1849.
* V. Stiebel, Heinr., Consul. 1860.
» Stock, H. A. 1859,
» Straus-Fuld, A. J. 1873.
» *Stricker, W., Dr. med. 1870.
» Strohmberg, Nathan. 1866.
» Strube, Jak., Hofrath. 1873.
y> Strubell, Bruno. 1876. z
» Sulzbach, Rud. 1869.
» Sulzbach, Siegm. 1866.
» Trieber, Konrad, Dr. phil. 1870.
» Trier, Samuel. 1873.
» Ulmann, A., Dr. phil. 1871.
Hr. Umpfenbach, A. E. 1873.
» Üna-Maas, S. 1873.
» Varrentrapp, Fr., Dr. jur. 1850.
» * Varrentrapp, Georg, Dr. med., Geh.
Sanitätsrath. 1833.
» Varrentrapp, J. A. 1857.
» vou den Velden, Fr. 1842.
» Vogt, Ludwig, Director. 1866.
» *Volger, Otto, Dr. phil. 1862.
» Volkert, K. A. Ch. 1873.
» *Wallach, J., Dr. med. 1848.
» Weber, Andreas. 1860.
» Weiller, Jak. Hirsch. 1869.
» Weisbrod, Friedr. 1873.
» Weismann, N. 1873.
» V. Weisweiller, Georg. 1866.
» *Weuz, Emil, Dr. med. 1869.
» Wertheimber, Louis. 1869.
» * Wetterhan, D. J. 1860.
» Wetzel, Heinr. 1864.
» Weydt, Nik. 1869.
» Weydt, Phil. 1872.
» Wiesche, J. L. 1873.
» Wiesner, Dr. med. 1873.
:^ Winter, W. Chr. 1852.
» Wippermann, Friedr. 1819.
» Wirsing, Adolf. 1873.
» *Wirsiug, J. P., Dr. med. 1869.
» Wirth, Franz. 1869.
» Wittekind, H., Dr. jur. 1860.
» Wolff, Adam. 1873.
» Wolff, Phil. 1874.
» Wolfskehl, H. M. 1860.
» Wüst, K. L. 1866.
» Wunderlich, Gg. 1869.
» Zickwolff, Albert. 1873.
» Zickwolff, Otto. 1873.
» *Ziegler, Julius, Dr. phil. 1869.
» Ziegler, Otto, Director. 1873.
X Ziem, G. F. 1860.
» Zimmer, K., Dr. phil. 1855.
» Zimmer, K. G. B. 1869.
' ' i ; ! ■ i I . . '
21
III. Neue Mit^'lieder für das Jalir 1877.
Ilr. UachfeW, Fi'iedrich.
» Becker, Ludwig, Ingenieur.
» Bermann, Isidor.
» Borgnis, Friedr., Dr. jur.
» Brauufels, Otto.
» Brofft, Theodor, Stadtrath.
» Caspari, Franz, Dr. jur.
» Engelhardt, Beruh.
» Feege, W.
» Fiebelkorn, K., Apotheker.
llr. Fulda, Karl Flerm.
» Henninger, Heinrich.
» Höchberg, Otto.
» Knabenschuh, Jakob, jun.
» Loietz, Hermann, Dr. phil.
» Loretz, Wilh., Dr. med.
» Opponheimcr, Markus Moritz.
» Richters, A. J. Ferd., Dr.
» Stiebel, Julius.
IV. Correspondireude Mitglieder. *)
1820.
Wöhler, Friedr., Frofessor in
Göttingen (von hier).
] 834.
1823.
Radius, Justus, Dr. med. in
Leipzig.
1834.
1825.
Hinterhuber, Georg, Apotheker,
1834.
Prof. in Salzburg.
1836.
1825.
de Laizer, Comte Maurice, in
Clairmont-Ferrant.
1836.
1826.
Bloss, Heinrich, Handelsmann
in Leipzig.
1836.
1827.
Keferstein , Adolf, Gerichtsrath
in Erfurt.
183G.
1827.
Reinhardt, Joh. A., Professor
1837.
in Kopenhagen.
1837.
1830.
Czihak, J. Gh., Dr., Professor
1837.
in Aschaffenburg.
1837.
1832.
Engelmanu, Joh. Georg, Dr.
med. in St. Louis, Nordamerika
1839.
(von hier).
1832.
Braun, Alexander, Professor in
1840.
Berlin.
1841.
1833.
Fechner, Gustav Theodor, Prof.
in Leipzig.
1841.
1834.
Reuss, Adolf, Dr. med. in Belle-
ville, Hlinois (von hier).
1841.
1834.
Sartorius von Waltershausen,
Prof. in Göttingen.
1841.
Listing, Dr. phil., Professor in
Göttingen (von hier).
v. Alberti, Salinenverwalter in
Friedrichsliall.
Wiebel, Karl, Prof. in Hamburg.
V. Littrow, Karl Ludw., Director
der Sternwarte in Wien.
Decaisne, Akademiker in Paris.
Schlegel, Herrn., Professor Dr.,
Director des Museum in Leyden.
Agard, Jakob Georg, Prof. in
Lund.
Studer, Bernhard, Prof. in Bern.
Studer, Apotheker in Bern.
Coulon, Loüis, in Neufchatel.
de Montmolin , Auguste , in
Neufchatel.
Meyer, Georg Hermann, Prof.
in Zürich (von hier).
Rieken, Dr. med. in Brüssel.
Genth, Adolf, Dr. med., Badearzt
in Schwalbach.
Schwann, Theod., Dr., Prof. in
Löwen.
Budge, Jul., Prof. in Greifswald.
Betti, Pietro, Soperintendente
de sanita in Florenz.
*) Die vorgesi tzto Zahl hedontot das Jiihr der Aufnahme.
99
I
1841. Paroliui, Alberto, in Bassano. 1848.
1841. Fasetta, Valentin, Dr. med. in 1849.
Venedig.
1842. Thomae, K., Prof., emerit. Di- 1849.
rector des laudwirthschaftlichen
Instituts in Wiesbaden. 1849.
1842. Hein, Dr. in Danzig.
1842. Claus, Bruno, Dr. med. in Bonn 1849.
(von hier).
1844. Göppert, Heinrich Robert, Pro- 1849.
fessor in Breslau.
1844. Schimper, W. P., Professor in 1849.
Strassburg.
1844. Bidder, Friedr. H., Professor in 1850.
Dorpat.
1844. Volkmann, Alfred Willi., Prof. 1850.
in Halle.
1844. Plieninger, W. H. Th., Professor
in Stuttgart. 1851.
1844. Schmidt, Ferd. Jos., in Laibach.
1844. Blum, Prof. in Heidelberg. 1851.
1844. Pariatore, Filippo, Professor in
Florenz. 1 852.
1845. Bischoff, Th. L. W., Professor in
München. 1852.
1845. Adelmann, Georg B. F., Prof.
in Dorpat. 1853.
1845. Kützing, Friedrich Traugott, in
Nordhausen. 1853.
1845. Meneghini, Giuseppe, Professor 1853.
in Padua.
1845. Zimmermann, Ludwig Philipp, 1853.
Dr. med.
1846. Sandberger, Fridolin, Professor 1853.
in Würzburg.
184G. Worms, Gabriel, auf Ceylon (von 1853.
hier). 1853.
1846. Worms, Moritz, auf Ceylon (von 1854.
hier).
1846. Schiff, Moritz, Dr. med,, Prof. 1854.
in Florenz (von hier).
1847. Virchow, Rudolf, Prof. in Berlin. 1854.
1848. Duuker, Wilhelm, Professor in
Marburg. 1854.
1848. Philippi, Rudolf Amadeus, Di-
rector des Museums in Santiago 1855.
de Chile.
Pfeiffer, Ludw., Dr. in Kassel.
Beck, Bernh., Dr. med., General-
arzt in Karlsruhe,
von Schieiden, M. J., Professor,
k. russ. Staatsrath in Wiesbaden.
Low, Hermann, Prof., Director
emerit. in Guben.
Dohrn,Karl August,Dr.,Präsident
des Entomolog.Vereins in Stettin.
Fischer, Georg, in Milwaukee,
Wisconsin (von hier).
Gray, Asa, Prof. an der Howard-
Uni versity in Cambridge.
Kirchner, (Consul inSydney),jetzt
in Darmstadt (von hier).
Mettenheimer, Karl Christian
Friedrich, Dr. med., Leibarzt in
Schwerin (von hier).
Jordan, B., Dr., Königl. Berg-
assessor in Saarbrücken.
Landerer, Xaver, Professor, Hof-
apotheker in Athen,
von Möller, Dr. med., Ober-
Medicinalrath in Hanau.
Leuckart, Rudolf, Dr., Professor
in Leipzig.
Bernard de Villefranche, Claude,
Professor in Paris.
Robin, Charles, Prof. in Paris,
de Bary, Heinr. Anton, Prof. in
Strassburg (von hier).
Buchenau, Franz, Dr., Professor
in Bremen.
Brücke, Ernst Wilh., Professor
in Wien.
Ludwig, Karl, Prof. in Leipzig.
Bruch, K., Dr., Prof. in Offenbach.
Bach, Michael, Dr., Oberlehrer
in Boppard.
Schneider, Wilh. Gottlieb, Dr.
phii. in Breslau.
Ecker, Alexander, Professor in
Freiburg.
Besnard, Anton, Dr., Oberstabs-
arzt in München.
Grube, Eduard, Staatsrath, Prof.
in Breslau.
— 23
1855. Bleeker, Dr., in IJatavia. 1807.
185-'). Nardo, Giov. Doiain., Professor
iu Venedig. 18ü7.
185(3. Scacchi, Archaugelo, Professor 1868.
in Neapel. 18(i9.
1850. i'almieri, Professor in Neapel. 18G'J.
1857. Leyh, P'riedricli A., Professor in 18(i'J.
Stuttgart.
1857. V. Homeyer, Alex., Major iu 1869.
Mainz. 1869.
1859. Ribeira in Coira, Brasilien. 1869.
1859. Frey, Heinrich, Prof. in Zürich 1869.
(von hier). 1869.
1860. Weinland, Christ. Dav. Friedr., 1869.
Dr. phil. in Hohen-Wittlingen,
Württemberg. 1869.
1860. Gerlach, J,, Prof. in Erlangen. 1809.
1860. Weissmann, Aug., Professor in
Freiburg (von hier). 1869.
1861. Becker, Ludwig, in Melbourne, 1871.
Australien.
1801. Helmholtz, H. L. F., Professor 1871.
in Berlin.
1861. von Manderstjerna, Excell., kais.
Russ. Generallieut. in Warschau. 1871.
1862. Ulimann, L., Holland. Hauptm.
a. D., in Jugenheim a. d. Berg- 1872.
Strasse.
1863. Saalmüller, Max, Preuss. Artill.- 1872.
Major in Hannover.
1863. Hofmanu, Herm., Professor der 1872.
Botanik in Giessen. 1872.
1863. von Riese-Stalburg, W. F., Frei- 1872.
herr, Gutsbesitzer in Prag.
1863. de Saussure, Henri, iu Genf. 1873.
1864. Pauli, Friedr. Wilh., Dr. med.,
Hofr., früher in Chios, jetzt in 1873.
Bockenheim (von hier).
1864. Schaaf hausen, H., Prof. in Bonn. 1873.
1864. Keyserling, Graf Alex., Ex-Cura- 1873.
tor der Universität Dorpat.
1864. Jenzsch, Dr., Bergrath in Gotha. 1873.
1865. Bielz,E.Albert, Dr., in Hermann- 1873.
Stadt. 1873.
1866. Möhl, Dr., Professor in Kassel. 1873.
1867. Landzert, Professor in St. Peters- 1873.
bürg. 1873.
von Harold, Freih., Major a. D.
in München.
de Marseul, Abbe iu Paris.
Hornstein, Dr., Lehrer in Kassel.
Lieberkühn, N.,Prof. in Marburg.
Wagner, K., Prof. iu Marburg.
Gegenbauer, Karl, Professor in
Jena.
Dursy, Emil, Prof. ia Tübingen.
His, Wilhelm, Prof. in Leipzig.
Rütimeyer, Ludw., Prof in Basel.
Semper, Karl, Prof. in Würzburg.
Kobelt, Dr. med. in Schwanheim.
Gerlach, Dr. med. in Hongkong,
China (von hier).
Woroniu, M., in St. Petersburg.
Barboza du Boccage, Director
des zoolog. Museums in Lissabon.
Kenngott, G. A., Prof. in Zürich.
V. Müller, F., Director des botan.
Gartens in Melbourne, Australien.
V. Haast, Jul., Dr., Staatsgeologe
iu Christ-Church, Aucklaud, Neu-
seeland.
Jones, Matthew, Präsident des
naturhistor. Vereins in Halifax.
Agardh-Westerlund, Dr. in Ron-
ueby, Schweden.
Verkrüzen, Th. A., in Schwan-
heim a. Main.
Nägeli, K., Prof. in München.
Sachs, J., Prof. in Würzburg.
Hooker, J. D., Direct. des botan.
Gartens in Kew, England.
Koch, Karl, Dr., Landesgeologe
in Wiesbaden.
Streng, Prof. in Giessen (von
hier).
Beyrich, Professor in Berlin.
Stossich, Adolf, Professor an der
Realschule in Triest.
vom Rath, Gerh., Prof. in Bonn.
Römer, Professor in Breslau.
Seebach, Professor iu Göttingen.
Heer, Oswald, Prof. in Zürich.
von Siebold, Prof. in München.
Caspary, Prof. in Königsberg.
— 24 —
1873. Gramer, Prof. in Zürich. 1874.
1873. Bentham, Georg, Präsident der
Linnean Society in London. 1874.
1873. Darwin , Charles , in Down ,
Beckenham, Kent in England. 1875.
1873. Günther, Dr. am British Museum
in London. 1875.
1873. Sclater, Phil. Lutley, Secretary
of zoolog. Soc. in London. 1875.
1873. Leydig, Franz, Dr., Professor in 1875.
Tübingen.
1873. Loven, Professor, Akademiker 1875.
in Stockholm.
1873. Schmarda, Prof. in Wien. 1875.
1873. Priugsheim, Dr., Prof. in Berlin.
1873. Schwendner, Dr., Prof. in Basel. 1875.
1873. de Candollc, Alphonse, Prof. in
Genf. 1875.
1873. Fries, Th., Prof. in Upsala.
1873. Schweinfurth, Dr. in Berlin, 1875.
Präsident der Geographischen
Gesellschaft in Cairo. 1875.
1873. Grisebach, Prof. in Göttiugeu.
1873. Kusso"/, Edmund, Dr., Prof. in 1875.
Dorpat. 1875.
1873. Cohn, Dr., Prof. in Breslau. 1876.
1873. Hanstein, Prof. in Bonn. 1876.
1873. Rees, Prof. iu Erlangen. 1876.
1873. Godeifroy, J. K., Rheder in Ham-
burg. 187G.
1873. Ernst, Dr., Vorsitzender d. deut- 1876.
sehen naturforsch. Gesellsch. in
Caracas.
1873. Mousson, Professor in Zürich. 1876.
1873. Krefft, Director des Museums in
Sydney.
1873. Giebel, Professor in Halle. 1876.
1874. Joseph, Gustav, Dr. med., Doceut
in Breslau. 1877.
1874. von Fritsch, Karl, Freiherr, Dr.,
Professor iu Halle.
von Tomassini, Ritter Muzio, in
Triest.
Gasser, Dr., Privatdocent in
Marburg (von hier).
Bütschli, Otto, Dr., Docent in
Karlsruhe (von hier).
Bück, Emil, Dr. in Zürich (von
hier).
Dietze, Karl, in München.
Fraas, Oscar, Dr., Professor in
Stuttgart.
Fischer von Waldheim, Alex.,
Staatsrat!! u. Ritter in Moskau.
Genthe, Herrn., Prof. Dr., Direct.
d. Landesgymnasiunis inCorbach.
Klein, Karl, Dr., Professor in
Heidelberg.
Ebenau, Karl , in Madagascar
(von hier).
Moritz, A., Dr., Directeur de
l'observatoire physique in Tiflis.
Probst, Pfarrer in Unter-Essen-
dorf, Württemberg.
Targioni-Tozelti, Prof.inFlorenz.
Zittel, Karl, Dr., Prof. inMüuchen.
Rein, J. J., Dr., Prof. in Marburg.
Liversidge, Prof. in Sydney.
Böttger, Hugo, Director in Beuel
bei Bonn (von hier).
Langer, Karl, Dr., Prof. in Wien.
Le .Jolis, Auguste, President de
la Societe nationale des sciences
naturelles in Cherbourg.
Meyer, A. B., Dr., Director des
königl. zoolog. Museums in Dres-
den.
Wetterhan, J. D., in Freiburg
i. Br. (von hier).
Voit, Karl, Dr., Prof. iu Mün-
chen.
— zt>
YerzeiclDiiss
der Gescheukc für das natuiiiistorisclie Museiiin,
welche vom Juni 1876 bis Juui 1877 der Gesellschaft
überwiesen w u r d e n :
1. Für die vergleichend-anatomische Sammlung:
Von Herrn Theodor Erckel: ein Pferdeschädel und vier
Extreoiitäten eines Löwen.
Von Herrn Prof. Dr. Lncae und Dr. Otto Gerlach iu
Hongkong: drei Chinesenschädel ohne Unterkiefer.
Von Herrn Dr. Reuss in St. Clair County, Nordamerika:
vier Schädel : Canis cinereo-argevtaius ci, Frocyon lotor cf
Mephitis cmicricana, Ghelydra serpeniina.
2. Für die Säugethiersammlung :
Von Herrn Wilhelm M e t z 1 e r : gravirter Zahn eines Pottwals.
Von Herrn F. Bontant: vier schwarze Mäuse.
Von der Neuen Zoologischen Gesellschaft: e\\\ Fapio
ochroatus 9 ^^^ ein Felis Leo, neugeboren.
3. Für die Vogelsammlung:
Von Herrn Theodor Erckel: vier Vogelbälge : Pionias senilis,
Trichoglossus ornatus , Streptocitta caledonica , Spermestes
orycirora (weisse Varietät).
Von Herrn Graf von Bose-Reichenbach: eine Domicella
atricapilla.
Von Herrn Oberlehrer Dr. Finger: ein Bastard von Hänfling
und Zeisig.
Von Herrn Justizrath Dr. B 1 u m : ein Rackelhahn.
Von der Neuen Zoologischen Gesellschaft: ein Pionias
menstnms cf.
— 26 —
4. Für die Sammlung von Reptilien und Amphibien :
Von Herrn Dr. med. G. Passavant: Pclias herus, schwarze
Varietät in Spiritus.
Von Herrn Dr. Ose. Böttger: eine Coroiwlla austriaca.
Vüu Herrn Dr. 0. B ü t s cli 1 i : eine Schlauge aus Italieu :
Zatnenis viridiflavus Fitz. var. sardiis, in Spiritus.
Von Herrn Hauptmann Dr. v. Hey den: eiue Anzahl Schlangen
uud Eidechsen aus Java.
Von Herrn Ferdinand Knoblauch: eine Schlange {Dcn-
drophis jpicta) von Manila.
Von der Neuen Zoologischen Gesellschaft: eiue Klapper-
schiauge {Crotalopliorus miliarius L. juv.) von Nord-Amerika.
5. Für die ichthyologische Sammlung.
Von 1 lerrn PoHzeicommissär Adolph Bergmann: Säge eines
Sägefisches,
Von Herrn Gel)rüder Scha u e r m ann : ein Hornhecht (Belonc).
Von Herrn Heinrich Bergmann in New-York: ein
fliegender Fisch,
6. Für die Sammlung der Gliederthiere.
Von Herrn Consul Murphy: zwei Kartoffelkäfer aus Nord-
Amerika.
Von Herrn Oberlehrer Dr. Hornstein in Cassel: eine Cicade
aus Mexiko.
Von Herrn Carl Ebenau: eine Sammlung von circa 180 Stück
Copal mit Insecteueinschlüssen von der Küste von Zauzibar,
Von Herrn Dr. N o 1 1 : ein Cancer Pagurus in Häutung begrifien,
derselbe frisch gehäutet, Pagurus Bcrnliardus mit Eiern,
Saccidina Carcini auf Carcinus Moenas, Caligus auf Acan-
thias von Helgoland.
Von Herrn Arthur Andreae: vier Heuschrecken von Ostindien.
7. Für die Conchyliensammlung.
Von Herrn Hauptmann Dr. v. H e y d e n : diverse Muscheln mit
'Baianus.
Von Herrn Dr. N o 1 1 : drei Eolidia mit Eiern, Eierschnüre von
Loligo vidgaris von Helgoland.
— 27 —
Von der Sniithsouian lustitution iu Wiish in <]j t on :
eine 84 Arten unif'iisscude Sendung Concliylieu von Ahisclikii,
nahezu sämmtlich neu, viele auch für die Wissenschaft neu.
Von Herrn H. von Maltzau: eine beträchtliche Anzahl west-
indischer Seecouchylieu, für Verkrützeu'sche Doubletten.
8. Für dio Sammlung von 'Würmern und anderen niederen
Thieren :
^'()n 1 lorrii W i 1 h e 1 ni M e t z 1 e r : ein Corallenstock.
Von lleiru Dr. Noll: Sertularia abietina mit Eikapseln, zwei
Sj)0)igie}t, zehn Lucernaria aiiricula, dann Ncreis^ Borlasia
von Helgoland.
9. Für das Herbarium.
Von Herrn Dr. Noll: eine Sammlung Droguen.
Von Herrn Dr. J u 1. Roll in Darmstadt: eine Sammlung
Laubmoose.
Von Herrn K e s s e 1 m e y e r in S c h a f f h a u s e n : eine Samm-
lung Blattpilze von Ungarn und Dalmatien.
Von Herrn Marcus 0 p p e u h e i m e r : zwei Cederfrüchte,
10. Für die phyto-palaeontologische Sammlung:
Von Herrn Wilhelm M e t z 1 e r : versteinertes Holz.
Von Herrn Director Emil Stöhr: fossile Pflanzen aus den
schwefelführenden Schichten Siciliens.
Von Herrn Hauptmann Dr. v. H e y d e n : Verschiedene Braun-
kohlensorten aus dem Braunkohlen \.erk Weckesheim bei
Echzell (Wetterau).
Von Herrn Dr. Finger: ein Stück Kieselholz, gefunden beim
Graben eines Fundamentes am Baum weg.
Von Herrn Dr. 0. B ö 1 1 g e r : Blattabdruck aus der Süsswasser-
molasse von Haggbach.
Von Herrn J. Blum: Blattabdruck auf Braunkohlen von Dietz
a. d. Lahn.
Von Herrn Director Hugo Böttger: fossile Pflauzenreste im
Tuff von Rott bei Bonn.
11. Für die zoo-palaeontologische Sammlung :
Von Herrn Wilhelm M e t z 1 e r : ein Orthoceratit und ein
Ammouit von Hallstadt bei Ischl.
— 28 —
Von Herrn Dr. von Haast, Staatsgeolog und Director am
Canterbury-Museuiu in Christchurch: eine grosse Anzahl
fossiler Vogelkuochen von Neu-Seelaud : Dinortiis maximus,
Falapteryx elephantopus, Dinorytis sfruthioides, Meionornis
casuariiius, Meionornis didiformis^ dann auch Knochen un-
reifer solcher Thiere, Gypsabgüsse von Meionorniskuochen,
Knochen von Harpagonjis Moorei und assimilis — durch
Vermittelung von Herrn Dr. E. Rüppell.
Von Herrn Dir. H. Böttger und Dr. Ose. Böttger: ein
Unterkiefer von Anthracotherium hreviceps von Rott bei Bonn.
Von Herrn Gottfried Scharff jun. : einige Zähne, Phalangen,
ein Unterkiefer vom Höhlenbär von Iserlohn.
Von Herrn Dr. Z i e g 1 e r : Fossilien aus den Kiesgruben von
Monsheim bei Worms und Uydrohia acida im Thoustein
von Münzenberg.
Von Herrn Dr. Ose. Böttger: drei Melania Escheri von
Mösskirch und drei Cidaritcs coronatus von Laugenenslingeu
bei Riedlingen.
Von Herrn Dr. F. K i n k e li u : Macroripis nov. sp. von Kehlheim,
Amnimiites macrocephahis vom Randen, Corallenstock aus den
Crenularisschichten von Ölten, Gryphaea Cpnihium von Trim-
bach und Petrefacten aus dem Anthrazitschiefer von Bicken.
Von Herrn Becker, Ingenieur : ein Mammuthzahn von der
Bockenheimer Chaussee im Kies 2^/2 M. tief, ein grosses
Unterkiefer von der Baugrube des VoUeulentunuels, ein kleines
Unterkiefer von der Baugrube in der Ostendstrasse.
Von Herrn Carl Stiebel: ein Nmdilus aus dem Kreidefels
Blamnez zwischen Calais und Boulogne.
, 12. Für die geologische Sammlung:
Von Herrn S. A. Scheide!: ein Stein von Helgoland.
Von Herrn Dr. Oscar Böttger: Gesteine aus der Pfalz und
der Gegend von Weissenburg i. E., einige sächsische Gesteine,
Suite Gesteine der Section Rödelheim (Belege zur geognost.
Karte), ein Gletscherschliff aus der Gegend von Biberach.
Von Herrn Dr. Z i e g 1 e r : geologische Handstücke aus hiesiger
Gegend. ' "
Von Herrn stud. W. Seh auf in Leipzig: zwei Gesteine
aus dem Elsass.
29
13. Für die Mineraliensammlung :
Von Herrn Prof. Dr. Streng in Giessen, vier Stufen : Chabasit,
Phillipsit und Streugit, vou Nitida.
Von Herrn Carl Stiebel: eine Gruppe Pyrit.
14. Für die ethnographische Sammlung :
Von Herrn Dr. med. Stricker: ein Krokodil- und eine CYnlerholz-
Mumie.
Von Herrn Dr. Ose. Böttger: Feuersteiuspitzen und Getreide-
reste aus dem Pfahlbau bei Sehussenried, einige Steinwerk-
zeuge und andere Alterthümer aus der Umgegend vou Halle.
Von Herrn Friedrich Pfeffel: eine grössere Anzahl Knochen
und Artefacte aus den Pfahlbauten von Laibach. Durch
Herrn Dr. Friedrich Schar ff.
Von Herrn Wilh. Hetzer: Kopfbedeckung eines Häuptlings
der Fidschi-Inseln.
Geschenke an Geld,
welche der Senckenbergischen naturforschenden Gesellschaft
im abgelaufenen Geschäftsjahre überwiesen wurden.
Von Herrn Ad o Ip h M et zier Kmk. 200. 50
» * Heinrich Flin seh » 1 08. —
» » Ph il. V. D on ner » 40. —
Verzeicliiiiss
der Geschenke an Büchern, Schriften u. dgl.,
eingegangen vom Juni 187 5 bis Ende Mai 18 7 6.
A. Von AJeademien, Behörden, Gesellschaften, Instituten,
Vereinen n. dgl.
Amiens. Sociale Linneeune du nord de la France :
Bulletin mensuel. Nr. 46—54, 1876. Nr. 55—57, 1877.
— 30 —
Amsterdam. Königliche Akademie der Wisseuscliaften :
Jaarboek. 1875.
Processen-Verbaal. 1 875 — 76.
Verhandelingen. Afd. Natunrk. Deel XVI. 1876.
Verslageu eu MededeeliDgen , Afd. Natuurk. Tweede
Reeks. Deel X.
Ailliaberg. Anuabcrg-Bnchholzer Verein für Naturkunde:
Jahresbericht IV. 1876.
Aussig. Natnrwissensehaftliclier Verein:
Mittheiluugen 1877.
Batiivia. Genossenschaft für Künste nnd Wissenschaften :
Notulen. Deel XIV. Nu. 2—4. 1876.
Tijdschrift voor ludische taal-, laud- eu volkeiikuiide.
Deel XXIII. aflevering 5-6. 1876.
Deel XXIV. aflevering 1-3. 1876.
Het Maleisch der Molukkeu, door F. S. A. Clercq. 1876.
Verslag vau eene Verzameling Handschriften, door Mr.
L. W. vau den Berg.
Catalogus der ethuolog. Afdeeliug vau het Museum. 2e druk.
— Natunrknndigre Vereenig'ing' in Neederlandsch Indie:
Natuurkundig Tijdschrieft voor Neederlandsch Indie. Deel
XXXIV. Zeveude Serie. Deel IV. 1874.
IJerlill. Königlich Preussische Akademie der Wissenschaften :
Mathematische Abhaudlungeu. 1875.
Physikalische Abhandlungen. 1875.
— Deutsche Geologische Gesellschaft:
Zeitschrift. Bd. XXVIII. Heft 1-4. 1876.
— Königl. Prenss. Ministerinni für Handel, Gewerbe nnd öffent-
liche Angelegenheiten :
Abhandlungen zur geologischen Specialkarte von Preussen
und den Thüringischen Staaten. Bd. I, Heft 4. Bd. II.
Heft 1. 1876. Atlas zu den Abhandluugen Bd. IL
Heft 1. Geologische Karte von Preussen und den
j, : ^ Thüringischen Staaten. Liefrg. VII in 9 Blättern mit
5 Heften Erläuterungen. Liefrg. VIII in 6 Blättern
. . ^ mit 6 Heften Erläuterungen.
Geologische Karte der Insel Sylt. 1876.
Katalog der Bibliothek der Königlichen geologischen
-- i Landesanstalt und Bergakademie. 1876.
— 31 —
Bern. Natnrforschondc Oosellscliaft :
Mittheilunoeu No. 878—905. 1875.
Verhandlungen der Schweizerischen naturforscheuden Ge-
sellschaft in Andermatt am 12., K^. und 14. Septbr.
1875 (58. Jahresversammlung).
lioilll. Xatiirlnstorischcr Verein der Preussischeii RlieinlsiiHle und
Westpbaleiis :
Verhandlungen. Jahrg. XXXII. 4. Folge. 2. Jahrg. —
Jahrg. XXXIII. 4. Folge. 3. Jahrg.
UordeailX. Societe «les Sciences physiques et natnrelles:
Memoires. Tome I. No. 3. 1876.
Extrait des proces-verbaux des seances. 1875 — 70.
Kostou. American academy of arts and scionces :
Proceedings. New seiies. Vol. III. 1876.
— Society of natural liistory :
Memoirs. Vol. IL Part IV. Nr. 2—4. 1875.
Proceediugs. Vol. XVII. Part 1—2. 1875-76.
Occasioual Papers II. 1875. (The spiders ei" the United
States).
Bremen. Jfaturwissenschaftlicher Verein:
Abhandlungen Bd. V. Heft 2 nebst 12. Jahresbericht.
Breslau. Schlesische (Tesellseliaft für vaterländisclie Cultnr:
53. Jahresbericht. 1875.
— LandivirtLscliaftliclier Centralverein fiir Sclilesien :
Jahresbericht 1875.
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LyOll. Miiseniii d'histoire naturelle :
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— Societe Linneeniie :
Anuales. Noiivelle serie. T.)nie XVI— XIX. 1868-72.
XXI— XXII. 1875-76.
Mailand (Milano). Reale Istituto Lombartlo :
Memoria. Classe di scieu/t; mateniatiehe e natnrali.
Vol. XIII— XIV. della serie III. Fase. II. 1875.
Rendiconti. Serie II. Vol. VII. Fase. 17-20. 1874.
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— • Societa italiana delle scienze natural! :
Atti. Vol. XVII. Fase. 4. Fogii 22-30. 1875.
» » XVIII. » 1-4. » 1—31. 1876.
Manchester. Literary and pliilosophieal Society :
Memoirs. Serie III. Vol. V. 1876.
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Catalogue of the books iir the Library of tlie Mancliester
Literary and Philosopliical Society. 1875.
Moskau. Societe imperiale des naturalistes :
Bulletin. 1875. No. 4. 1876. No. 1 — 4.
Nouveaux memoires. Tome XIII. Livrais. 5.
München. Köuigl. Bayrische Akademie der Wissenschaften :
Abhandlungen der mathematisch - physikalischen (üasse.
Bd. XII. Abthlg. 2. 3. 1876—77.
Sitzungsberichte der mathematisch -physikalischen (Jlasse.
1876. Heft 1—3.
Neapel. R. Accademia delle scienze fisiche et matematiche :
Atti. Vol. VI. 1875.
Reudiconto. Anno XII — XIV. 1873 — 75.
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Neapel. Zoologische Station :
Jahresbericht l. 1876.
Neu-Hrsiiicloilbnrg. Verein <lcr Freunde der Naturgeschichte:
Archiv. Jahrg. XXX. 187(1.
Neufchiltel. Societe des scicnces naturelles:
Bulletiu. Tome X. Heft :}. 1870.
\ow-Hav('ll. Connecticut Acadeniy of arts and sciences :
Traiisactions. Vol. 111. Part 1. 1S7().
New- York. Ljeeuni ot natural historj :
Aumil.-^. Vol. X. No. 12-14.
» y> XL » 1 — 8. 1874—75.
Odessa. Xonrussisclie (Gesellschaft der Naturforscher:
IJote. Tumb IV. Ileit 1. 2.
Protokoll über die Sitzungen. 1874 — 7b.
Bücherkatalog der biolog. (lesellschaft iu Sebastopol.
Osnabrück. Naturwissenschaftlicher Verein :
Jahresbericht. IIl. 1874-75.
Paris. Soci^te g-eologique de France:
Bulletiu. Ser. III. Tome III. No. 10 — 11. 1875.
Tome IV. No. 1-10. 1876. Tome V. No. 1— 3. 1877.
Liste des membres. 1876.
Ordonnance du Roi.
St. Petersburg. Academie imperiale des sciences :
Bulletin. Tome XX. No. 3. 4. Tome XXL No. 1-5.
Tome XXII. No. 1—4. Tome XXIII. No. 1-3.
Memoires. Ser. VII. Tome XXII. No. 4-12.- Tome XXIII.
No. 2-8. Tome XXIV. No. 1—3.
Tableau general des publications de LAcad. imper. des
sciences de St. Petersbourg depuis sa fondation. Partie I.
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Acta horti Petropolitaui. Toimis IV. Fase. 1. 2. Snppl.
(Tomus III).
— Societe entoniologique de Russie :
Horae societatis entomologicae. Tnmv XL No. 1 —4.
1875 — 76 (deutsch und russisch. 2 Kxeinpl.).
Philadelphia. Academj- of natural sciences :
Proceedinc/s. Part I— IIL 1875.
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Philadelphia. American pliilosojdiical Society:
Proceediugs. Vol. XIV. No. 95. Vol. XV. No. 'Jlj. 1870.
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Pisa. Societa Toscana di scienze naturale :
Atti. Vol. I. Fase. 3. 187G. Vol. II. Fase. 2. 1870.
Adnnaiiza 1877.
Regensburg. Zoologisch-mineralogischer Verein :
Correspondenzblatt. Jalirg. XXIX. 1875.
Riga. Natnrforschender Verein :
CorrespoiKleiizl)latt. Jahrg. XXI. 1875.
Rio de Janeiro. Mnseo Nacional :
Archivos. Vol. I. Trimestre 1. 1876.
Rom. R. Comitato geologico d'ltalia:
Bolletiuo. 1876. No. 5—12. 1877. No. 1-1.
Memoire. Vol. III. Part 1. 1876.
— R. Accademia dei Lincei :
Atti. Vol. I. Fase. 1—6. 1877.
Rotterdam. Neederlandsche dierkundigc Vcreeniguug:
Tijdschrift. Jahrg. 1875. Heft 1—4.
Salem. U. S. A. Mass. Essex Institute:
Balletiu. Vol. VII. No. 1 — 12. 1876.
— Peabody Academy of science :
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Zürich. Allgemeine Schweiz, naturforschende Gesellschaft für die
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Descendeuz - Theorie. II. Ueber die letzten Ursachen
der Transmutationen. 1876.
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— Das Thierleben im Bodeusee. 1877.
Wöhler, Prof. F., in Göttiugen: Jugend -Erinnerungen eines
Chemikers.
Yerzeicliiiiss
der angeschafften Bücher und Zeitschriften.
Die mit * bezeichneten sind auch IVüher {,'chaltcu worden.
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*Annals and magazine of natural hivstory.
*Archiv für Anthropologie.
— 44 —
Billroth, Th. Ueber das Lehren und Tjernen der medicinischen
Wissenschaften an den Universitäten der deutscheu
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vou der Decken, C. Claus, Reisen in Ost-Afrika. Bd. IIT.
I. Abthlg.
*Deutsche entomologische Zeitschrift.
K w a 1 d , il o t h und D a in e s. LeopoM von Buch's gesammelte
Schriften. Bd. III. 1877.
liregenbaur, C. Morphologisches Jahrbuch. Eine Zeitschrift
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Heft 1—4. Bd. II. Heft 1—2. 187(3.
Ciemminger und de Harold. Catalogus coleopterorum. Tom.
VIII. 2. IX. 1. 2. X. XI. XII.
*(ieological Magazine.
ideologische Profile nebst Tabellen vom Gotthard-Tunuel.
*G o u 1 d , J. Birds of Asia.
Götte, Alex. Die Entwicklungsgeschichte der Unke {Boni-
hinafor igneus), ein Band Text und Atlas,
(irroth, P. Zeitschrift für Krystallographie.
Heer, 0. Flora fossilis Helvetiae. Die vorweltliche Flora der
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des Thierreichs.
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*J u s t , L e o p. Botanischer Jahresbericht.
Key, Alex. undRetzius, G u s t. Studien iji der Anatomie des
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*Kobelt. Jahrbücher der Deutschen mahikozoologischeu Gesell-
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Leutz. Von der Fluth und Ebbe.
*Leonhard und Geinitz. Neues Jahrbuch für Mineralogie.
*Malakozoülogische Blätter.
*M a r t i n i - C h e m n i t z. Conchylieu-Cabinet.
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zu Dresden.
*M ü 1 1 e r. Archiv für Anatomie und Physiologie.
— 45 —
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*Nature.
*l*alaeont()gra])liica.
*l'aleoutologio Fran^iiise.
*l^feiffer, L. Novitates conchologieae. I. Abth. Laiulconchylieu.
Lief. 40—40.
*Quartevly Journal of the geological soeiet.y of Tjondoii.
Sand berger, F. Die Land- und Siisswasserconcliylien der
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*Siebold und Kölliker. Zeitschrii't für wissenschaftliche
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Sihweizerische paläontologische Gesellschaft in Lausaune. Al)liand-
lungen. Vol. I — IIL
*Troschel. Archiv für Naturgeschichte.
* Württeniberger naturwissenschaftliche Jalireshefte.
^Zeitschrift für Ethnologie.
^Zeitschrift der Deutschen geologischen Gesellschaft.
46
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— 47
Vorträge und Abhandlungen.
1)01» Aiulciiken an Carl Ernst v. B.ner 2:owi(lmet.
Ein Vortrag
in der wisseusclialtliolien Sitzung der SeiicktMilievgisclien i'atuv(biisehoudeu
Gesellschiif't "ehalten am 27. Januar 1877
Joh. Christ. Gustav Lucae.
Es wurde mir der elireii volle Auftrag die wisseiiscliaf'fcliclieii
Sitzuugen dieses Jalircs mit einem X'ortrage zu erött'nen und ich
übernehme diesen Auftrag um so lieber, als er mir Gelegenheit
giebt, des heimgegaugeueu C. E. v. Baer, des voruohmsteu Mit-
gliedes dieser Gesellschaft, in würdiger Weise zu gedenken.
Eine Aufgabe der Pietät ist es für uns das. And<niken dieses
unbestritten geistreichsten und vielseitigsten Naturforschers des
Jahrhunderts in würdigster Stunde zu feiern und sicher wer-
den auch viele naturwisseiischaftliche Kreise beider Welttheile
einen Gedächtnisstag für Carl Ernst von Baer begehen. Ich
halte es aber um so mehr für meine Pflicht des grossen Todten
Entwiekelung als Mensch und Forscher, seine grossen Errungen-
schaften in der Naturwissenschaft und endlich seine Anschauungen
über die organische Welt hier mitzuth eilen , als Fragen über
letztere gerade hier, in Tagesblättern, ja selbst in Schulen, ol)er-
flächliche Anschauungen ohne Kritik gedankenlos w'iederholt und
mitgetheilt worden. Für unsere jüngeren Fachgeuossen aber dürfte
— 48 —
ein kurzer Ueberblick \\hev jene für unsere Wissenschaft so
hochwichtige Zeit nicht ohne Interesse sein.
Wen sollte nicht das Ableben eines Mannes, dessen hohe
Begabung und ausgebreitetes Wissen, dessen Streben nach Wahrheit
und Licht und dessen edle Hingebung für die geistio-eii (jrüter
der Menschheit in den weiten Kreisen der gebildeten Welt allge-
meine Bewunderung und die höchste Achtung erworben, mit
ernsten und trüben Gedanken erfüllen !
Steht aber der Heimgegangene uns näher , war er unspr
Fachgenosse, unser Vorbild auf dem Pfade der Wissenscliaft, ja
stand er uns noch näher, verknüpften uns ausser den Banden
der Wissenschaft auch noch die Bande der Freundschaft, dann
erfüllt uns der Abschied mit tiefem Leid. So ging es mir, als in
den trübsten Tagen des December die Zeitungen die Nachricht
brachten von dem Ableben Carl Ernst v. Baer's. Tiefe Weli-
muth ergriff mich und ich konnte mir nicht versagen in meiner
Vorlesung über Zoologie, in welche ich gleich darauf eintrat, die
Anschauung Baer's über die Organische Welt, welche als letztes
Vermächtniss er uns hinterlassen, gleichsam ein Todtenamt feiernd,
meinen Zuhörern vorzutragen.
Ich entnehme die folgende Lebensskizze der Autobiographie,
welche die Esthländische Ritterschaft bei Baer's 50jährigem
Doctor - Jubiläum , 10. September 1864, veröffentlichte und au
wissenschaftliche Facultäten sowie an Naturforscher versendete. *)
Seine wissenschaftlichen Anschauungen entnehme ich seinen für
uns wichtigsten Schriften, **) wobei ich mir erlaube, so weit es
geht, Baer selbst reden zu lassen.
Das Stammgut der P)aer'schen Familie lag in dem Erzstift
Biemen. Von dort hatten sich die Voreltern des Verstorbenen
nach Esthland gewendet und hier wurde Carl Ernst v. Baer
am 28. Februar 1792 als Sohn des späteren Ritterschaf ts-Haujit-
*) Nachrichten über Leben und Schriften des Herrn Gelieimeurathes
Dr. Carl Ernst v. Baer, mitgetheilt von ihm selbst am 29. August 18(14.
Diese Biographie schliesst mit Chamisso's Vers :
Ich bin schon alt, es mahnt der Zeiten Lauf £■
Mich oft an längst geschehene Geschichten,
Und die erzähl' ich, horcht auch Niemand auf.
**) Entwickelungsgeschichte der Thiere. Königsberg 1828. — Reden ge-
halten in wissenschaftlichen Versammlungen. Baud 2. St. Petersburg 187(j.
— 49 -
manns und Landraths Magnus v. Baer auf dem Landgute
Piep im Jerwen'schen Kreise geboren. Er hatte 10 gesunde
Geschwister, obwohl, wie er besonders hervorhebt, seine Mut-
ter die leibliche Cousine seines Vaters war. Da aber des Vaters
Bruder mit einer Freiiu von Caun verheirathet keine Kinder
hatte, so brachte Carl die ersten sieben Jahre seines Lebens
in Lissala, einem in freundlicher Gegend und abwechselnder Um-
gebung gelegeneu kleinen Gute, bei seinem Onkel und der müt-
terlich für ihn sorgenden Taute zu. — Von hier beginneu seine
ersten Erinnerungen, der Hof mit seinem Geflügel, der Garten,
die Wiesen . das Feld und der Wald, das Thal uud der benach-
barte Hügel, auf welcheu er mit seinem einzigen Gespielen dem
Pudel sich herum trieb , bilden und umschliessen seine ersten
lebendigen Eindrücke uud bleibenden Erinnerungen.
Der Onkel selbst mit mangelhafter Schulbildung versehen,
beschäftigte sich vorzüglich mit Laudwirthschaft , soldatischen
Spielereien und mit technischen Arbeiten. In seiner Bibliothek
Ijefand sich ein Buch mit Wappen abgebildet und einigen räth-
selhaften Thiereu, von Avelchen der Hase mit dem Horu auf der
Stirn, sowie ein Rhiuoceros mit zwei Hörnern, (das letzte auf
dem Hals) dem Knaben im Gedächtniss blieben. So war denn der
lebendige sinnige Knabe auf sich selbst beschränkt und da er
bis zum achten Jahre auch nicht den geringsten Unterricht, weder
im Lesen noch Schreiben genoss, so war er auf seine eignen Be-
trachtungen über seine Umgebung angewiesen und so entstand
bei ihm das Bedürfniss der Selbsthülfe, sowie das Bedürfniss
über die Wahrnehmungen iu der ihn umgebenden Natur sich klar
zu macheu.
1799 fast acht Jahre alt kam der Knabe wieder zu seinen
Eltern nach Piep. Hier lernte er erst uach fröhlich genossener
Jugend Lesen und Schreiben, dann Englisch, Französisch, Ge-
schichte des Mittelalters, Geographie etc. zunächst bei einer Gou-
vernante seiner Schwestern, dann bei Hauslehrern. Da letztere
aber von Naturwissenschaften keine Kenntniss hatten, so fühlte
er sich für diesen Zweig , obgleich ihm fast jedes Hülfsmittel
Pflanzen zu bestimmen fehlte, doch getrieben durch Vergleichung
und Sammeln und Beobachten einige Kenntniss über diese Gebilde
sich zu verschaffen. Tm Jahr 1807 bezog er die Domschule zu
Reval und wurde nach Prima versetzt. Da ihm aber die Kenntniss
4
— 50 —
des Griechischen fehlte, so besuchte er für diesen Unterricht
zugleich die Tertia. —
Hier verbrachte er, wie er noch in alten Tagen aussagt,
seine glücklichste Zeit. Die Domschule hatte geistvolle Lehrer
und tüchtige Pädagogen, (Wehr mann den Philologen und den
Mathematiker Blas che), und der Geist der Schüler, besonders
in Prima, war der trefflichste. Nachdem er noch in Reval con-
ti rmirt war, bezog er die Universität 1810. Mit jugendlichen
Hoffnungen, schreibt er, bezog ich die Universität Dorpat. Als
ich, von Norden kommend, die Stadt zuerst erblickte, mit der
zur Bibliothek ausgebauten imposanten Ruine auf dem Dome,
schien es mir, als sähe ich von dort das Licht ausstrahlen auf
die ganze Gegend, wie von dem Christuskinde in (Joreggio's Bilde.
Doch auf die Zeit, die ich in Dorpat zugebracht, kann ich jetzt
nicht mit viel Befriedigung zurückblicken; verkennen will ich
auch nicht, dass ich zum Theil selbst die Schuld davon trage.
Vor allen Dingen hatte ich einen Beruf erwählt, die praktische
Mediciü, dem meine innere Organisation nicht entsprach, aber
bei aller Unparteilichkeit kann ich es auch nicht verkennen, dass
die LTniversität manche Mängel hatte. Nameutlich die Zahl der
Professoren, die durch ihren Lebenswandel kein Muster waren,
und solcher, die wegen geringer wissenschaftlicher Qualification
die Achtung der Studenten sich nicht erwerben konnten, war
verhältnissmässig gross. Es entging der Universität auch in der
ersten Zeit die Anerkennung im Lande. Ja man spottete über sie.
Die für ihu interessantesten und zugleich tüchtigsten Lehrer
waren: der Physiker Parrot, der Botaniker Ledebour und
der Physiologe B u r d a c h , welcher letztere ihn durch seine
geistvollen Vorträge über allgemeine Anatomie und Physio-
logie besonders anzog. Eigentlich lehrte damals die descriptive
Anatomie ein Prosector Cichorius, ein Animal curiosum. —
Eine besondere Episode bildete ein temporärer Abzug nach Riga,
woselbst die angehenden Klinicisten zur ärztlichen Behandlung
und zur Unterstützung der Aerzte bei einer Typhus-Epidemie,
welche in der Macdonald gegenüberstehenden russischen Armee,
sowie auch in Riga selbst Avüthete, eintraten. »Doch die Seuche
packte uns Studenten wie frisches Futter.« Er nebst seineu 24
Commilitoneu wurde von ihr ergriffen. Es fehlte jede Pflege,
jede Behandlung. »So lange ich noch Bewusstsein hatte, trank ich
— 51 —
Essig uucl Wasser, trotz der Polemik unserer Professoren gegen
die Anwendung- des Essigs bei Typhus. Höchstens eiunial im Tag
kam Morgens die Tochter des Hauswirthes um nachzusehen,
ob wir (Ulaser und ich) noch nicht beerdigungsfähig wären.
Da es allen meinen Freunden so erging wie mir und Glaser,
und wir alle bis auf Einen genasen, so hatten wir alle die
exspectative Behaudluugsweise im Typhus hinreichend erprobt.«
Nachdem Baer ein sehr eigen thümliches und höchst komi-
sches Examen bestanden und eine Dissertation : De morhis inter
Esthonum eiidemicis geschrieben, promovirte er am 10. September
1814, ohne selbst Anatomie ordentlich gelernt und praktisch be-
trieben zu haben.
»Ein Doctor rite promotus war ich nun, aber ein
Doctor, der wenig Vertrauen zu sich hatte, und nicht viel mehr
zur Medicin überhaupt. Würde mich irgend ein Kranker auf
mein Gewissen gefragt liaben, wen er sich zum Arzt wählen
solle, ich würde ihm geantwortet haben : Wählen Sie jeden Andern,
nur nicht mich.«
Aber das sollte anders werden, denn Baer musste schon
aus pecuniären Verhältnissen dem nun einmal gewählten Berufe
treu bleiben. Wien, berühmt wegen seiner Kraukenhäuser und
der Kliniken , wurde von ihm für seine weiteren Studien zum
praktischen Arzte gewählt, und seinen naturwissenschaftlichen Stu-
dien mit schwerem Herzen für alle Zukunft entsagt. In Berlin
traf er seineu Jugendfreund Pander. Dieser sprach mit Ent-
zücken vom zoologischen Museum , vom botanischen Garten und
allerlei Vorlesungen. Das war alles sehr lockend, doch musste
ja Baer ein praktischer Arzt werden und fürchtete sich der Ge-
fahr zum Rückfall auszusetzen. Hatte er ja doch sein Herbarium
von sich gestossen. Unterwegs studirte er mit seinem Reise-
camerad in Dresden die Kunst, in der Sächsischen Schweiz die
Schönheiten einer Miniatur-Alpennatur, in Prag die historischen
Denkmäler der Stadt, aber jeden botanischen Garten, jede zoolo-
gische Sammlung mied er wie verzehrendes Feuer. — In Wien
stürzte er sich kopfüber in die praktische Medicin und besachte
zugleich die medicinisch-chirurgische und geburtshülfliche Klinik.
Doch auch hier stand es schlimm für ihn. Der durch seine Be-
handlung des Typhus berühmte Hildenbraud schien sich für
diesen Winter ganz der exspectativen Methode gewidmet zu haben.
— 52 —
Seine Gehülfen mnssten ihm daher lauter leichte Fälle, meistentheils
Catarrhe , zusammenbringen , die dann mit einfachen Mitteln,
oder auch ohne dieselben, durch Ruhe und gute Diät genassen.
»Ich war erstaunt nur ganz leichte Erkrankungen zu sehen und
als Heilmittel Oxymel sim2)lex genannt zu hören.« Hatte ich
doch nie gezweifelt, dass ein Catarrh auch ohne ärztliche Be-
handlung geheilt werde. Aber immer wieder dieselbe Verord-
nung selbst am 12. bis 16. Bett anhören und immer 1^/2 Stunde
darauf verwenden zu müssen, schien mir doch ein viel zu grosses
Opfer. Ich beschloss daher nicht eher wieder zu kommen als
bis die exspectative Behandlung vorüber. So ging es auch in der
chirurgischen und geburtshülflichen Klinik. Auch hier appellirte
mau an die Heilkraft der Natur und beseitigte nur alle Störungen
ihres Wirkens. Da nun gerade ein Jugendfreund Baer aufforderte,
die Spitze des Schneebergs zu besteigen, mehrere Versuche
aber mit Hilden br and immer wieder Oxymel sim^iHex producirten,
da erwachte der alte Adam und so gelang es der Alpenflora
unseren jungen Doctor zu seiner ursprüuglichen Freundin, der
Natur und den Naturwissenschaften zurück zu führen. War es
nun auch gerade die systematische Botanik nicht, die ihn be-
sonders fesselte, so sprach doch mächtig eine dunkle Ahnung für
vergleichende Anatomie, sowie für Geologie.
»Nochmal in die Krankensäle zu gehen schien mir eine
Sünde gegen den heiligen Geist.« »Noch einmal aber wollte ich
den Schueeberg besuchen und weiter ins Gebirge vordringen.
Ich ging allein. — Die Einsamkeit ist willkommen, wenn mau
Etwas in sich zu ordnen hat. Im Gebirge war sie mir doppelt
willkommen, denn ich fühlte mich nicht verlassen, sondern völlig
heimisch.« Nochmal nach Wien zurückgekehrt besuchte er als
Lohn für den gefassteu Entschluss dem Laster des Naturdienstes
sich zu ergeben, zum erstenmal die Naturalienkabinette und den
botanischen Garten. Er zog Erkundigungen ein über interessante
Gegenden, und wanderte dann zu Fuss ohne das Ziel zu kennen,
wo er einen Ankerplatz für vergleichende Anatomie und Geologie
finden würde, nach Westen, Er durchwanderte das Salzkammer-
gut, kam nach Salzburg, zum Königssee, bestieg den Unterberg,
den Watzmann und machte botanisch -geologische Excursionen
nach allen Richtungen,
Auf dem Wege von Salzburg fand er unerwartet den Botaniker
— 53 —
Hoppe und Dr. Martius, deu späteren Palmeuvater. Be-
kümmert um mein Ziel, fragte ich stehe)iden Fusses, wo ich ver-
gleichende Anatomie treiben könnte? »Gehen Sie zu Döllinger
nach Würzburg,« sagte der Jüngere (Martius). —
» Wenn Sie mich in München aufsuchen woUeu , werde ich
Ihnen ein Päckchen Moose mitgeben; der alte Herr liebt es mit
diesen in Mussestunden sich zu beschäftigen.«
Ich dankte sehr, denn nun hatte ich ein Ziel. »Dieser ganze
Strassencougress hatte nicht fünf Minuten gewährt und wurde
für mich doch so wichtig.«
»Als ich (1815) in Würzburg angekommen war, Döllinger
die Moose übergeben und die Absicht ausgesprochen hatte ver-
gleichende Anatomie zu hören, antwortete er, indem er die Moose
besah, mit der ihm eigenthümlichen Ruhe und Langsamkeit: »Ich
lese in diesem Semester die vergleichende Anatomie
nicbt.« Ich war wie vom Donner getroffen, denn dass man eine
Anleitung ohne Vorlesungen haben könne, war mir um so weniger
in den Sinn gekommen, da ich bisher nur Vorlesungen ohne Anleitung
gehabt. Da mich Döllinger unentschlossen, was zu thun,
stehen sah, schaute er mich länger an und sagte mit derselben
Langsamkeit : Wozu auch Vorlesungen? Bringen Sie irgend
ein Thier her und zergliedern Sie es hier bei mir — und dann
wieder ein anderes. —
Döllinger versetzte Baer also gleich in medias res, indem
er ihn die Zergliederung irgend einer Thierform anfangen liess.
»Das war mir eine willkommene Aufforderung, denn ich
wollte vor allen Dingen erproben, ob dieses Studium mir mehr
zusagte als das medicinische. Ich nahm also die Aufforderung
bereitwillig an, und da mir sogar die Wahl der Stunde überlassen
war, erschien ich am andern Morgen mit einem Blutegel aus einer
Apotheke, weil ich, völlig unbekannt in der Stadt und der Gegend,
etwas anderes nicht zu finden wusste. Nun machte mir Döllinger
alle möglichen Vorrichtungen und gab mir Anleitung. Bei allen
diesen Vorbereitungen konnte es Döllinger unmöglich ver-
kennen, dass ich mit feineren anatomischen Arbeiten vollkommen
unbekannt war. Um so dankbarer musste ich es anerkennen, dass
Döllinger sich der Mühe unterzog, mich zu unterweisen, nach-
dem er mir angesehen hatte, wie viel mir daran gelegen war.
»So gewann ich bald Material zu eigener Vergleichung, die
einzelneu Formen wurden mir aber geläufiger, da ich mit eigner
Untersuchung bei ihnen länger verweilte.«
Da möchte freilich Mancher den Kopf schütteln und es un-
begreiflich finden, wie Do Hing er seinem Schüler Baer, der
ohne Keuntuiss der Anatomie war, noch keine Vorlesungen über
Zoologie und die Anatomie der niederen Thiere gehört, ja über-
haupt noch nie präparirt hatte, sogleich an ein solches Object
setzen konnte. Freilich unsere Schüler, die auf unsern Gymuasien
gebildet, alle Begriffe nur durch den Mund des Lehrers erhalten,
nie aber selbständig sich solche zu bilden genöthigt wurden, denen
bei gutem Gedüchtniss, als den besten gleich einem Wollsacke das
Wissen bis zum Platzen eingepresst wird, für das spätere Leben
aber, namentlich für die Naturwissenschaften wahrhaft entmannt nur
selten eigene Wege zu betreten wagen, und eigene Bahueu selb-
ständig zu eröffnen nicht im Stande sind, für solche Schüler wäre
ein Fortkommen in dieser Art freilich eine Unmöglichkeit. Für
einen Ernst von Baer aber, der schon in seiner Jugend zu
sehen und zu prüfen geuöthigt war, in seinen botanischen
Studien in Piep zuerst das Einzelne ergreifen musste, und so auf
inductivem Wege zum Allgemeinen und zur Abstraction gelangte,
einem solchen Schüler durfte ein solcher Lehrer so Etwas
bieten. Da wir aber an dem wichtigsten Wendepunkt unseres
angehenden Naturforschers angelaugt sind, so dürfte es geeignet
sein aucli etwas bei seinem grossen Meister zu verweilen.
D ö 1 1 i n g e r war mit einem Worte gesagt ganz Lehrer,
daher scheint es ihm auch ganz und gar nicht am Herzen gelegen
zu haben, sich eine ehrenvolle Stellung in der Geschichte der
Wissenschaft erwerben zu wollen. Und doch hat er sich diese
durch seine Schüler in vollem Maasse erworben. Diese zu belehren,
anzuregen und für Wissenschaft zu begeistern, war seine einzige un-
veränderlich ihm vorschwebende mit Beharrlichkeit verfolgte Auf-
gäbe. Jede Ostentation von Gelehrsamkeit, jede rednerische Ver-
brämung fehlte seinen Vorlesungen. Seine Persönlichkeit machte
sich nie geltend. Aber durch die Klarheit und Durchsichtigkeit
seiner Vorträge, die schlichte Wahrheit, die aus ihnen hervortrat,
der hohe Ernst, mit dem er die Wissenschaft betrachtete, und
endlich das warme Interesse, was er an seinen Schülern und ihren
Fortschritten nahm, war es, was diese so sehr fesselte, dabei ent-
wickelte sich gewöhnlich, bei Döllinger's einfachem, offnem
— 55 —
gemüthlicliem Wesen ein sehr herzliches Verhältniss zwischen ihm
nnd seinen speciellen Schülern. Die Anerkennung derselben konnte
ihm um so weniger fehlen, als er für seine privaten Anleitungen
in seinem Hause, trotzdem er eine starke Familie hatte, keine
Art von Honorar nahm. Er erwartete nichts von ihnen, als dass
sie ihm ihre Anhäuglichkeit bewahren würden. Er liebte es voll-
kommen vertraulich mit ihneu umzugehen und im Sommer auf
Spaziergängen in der Umgegend Würzburgs mit ihnen zu ver-
kehren. Dahin gehört auch der für die Entwickelungsgeschichte
so bedeutungsvolle Spaziergang mit Pander, Baer und d'Alton
zu Nees v. Esenbeck nach Sickershausen.
Baer sagt: »In vielen Beziehungen wird DöUiuger Vor-
gänger gehabt haben und Nachfolger finden. Auch Andere Averden
derselben lichtvollen und eindringlichen Vorträge sich befleissigen.
Es wii-d auch nicht ganz an solchen fehlen, welche vom Be-
dürfniss nach Erkenntniss und Wahrheitsliebe getrieben, mehr
dem Drauge folgen die Lücken ihrer W^issensehaft aufzudecken,
statt sie zu verhüllen. Allein in einer Hinsicht steht DöUiuger
vielleicht ohne Vorgänger und kaum ohne Nachfolger da — in
der Aufoi)feruug, mit der er sich lernbegierigen Schülern hingab.«
»Ich habe mich auf vorhergehende Bemerkungen eingelassen
um dem tiefgefühlten Bedürfnisse meines Herzens genügen zu
können, einige Worte des Dankes meinem würdigen, inniggeliebten
und tiefverehrten Lehrer nachzurufen. Die weite Eutfernune: und
die Gebundenheit meiner örtlichen Verhältnisse hat mir nicht er-
laubt, Blumen auf sein Grab zu streuen als seine irdischen Reste
bestattet wurden.«
Zu Ostern des Jahres 1816 lud Baer seine Laudsleute, welche
damals auf den deutschen Universitäten studirteu, zu eiuer freund-
schaftlichen Zusammenkunft nach Jena ein. Zu den Theil-
uehmern an dieser sehr besuchten Versammlung gehörte auch
sein Freund Christian Pander, der sich schon früher ganz
dem Studium der Naturwissenschaften ergeben hatte. Baer,
voll vom Lobe Döllinger's forderte diesen auf mit nach AVürz-
burg zu kommen und dort weiter zu studiren. Pander folgte
bald der Aufforderung, und da Döllinger den Wunsch geäussert
hatte einen jungen Mann zu finden, der unter seiner Leitung die
Entwickeluug des Hühnchens im Ei anhaltend untersuchen, aber
auch die Kosten der Untersuchung bestreiten könne, so machte
— 56 —
Baer auf einer Wanderung nach Sickershausen seinen Freund
Pander mit diesem Wunsche bekannt, welcher letztere sogleich
mit grösster Bereitwilligkeit auf den gemachten Vorschlag einging.
Diese Untersuchungen hatte D ö 1 1 i n g e r schon früher be-
gonnen, aber theils wegen der anhaltenden Aufsicht, welche die
Brutmaschine forderte, theils wegen der Kosten, die die Abbildungen
veranlassten, unterbrochen. Nun wurde ein Uebereinkommen mit
dem berühmten anatomischen Zeichner und Kupferstecher d'Alton
getroffen, und damit nach einem halben Jahrhundert wieder die
ersten exacteu Versuche in der Entwickelungsgeschichte gemacht.
Baer, der bei den ersten Beobachtungen über Entwickelungs-
geschichte sich nur als Zuschauer verhielt und sich mit menschlicher
Anatomie, namentlich auch mit dem Seciren menschlicher Leichen
hinreichend beschäftigt hatte, wurde im August von Burdach,
der jetzt Professor der Anatomie in Königsberg war, aufgefordert,
die Stelle eines Prosectors zu übernehmen. Seine Zusage an einige
Bedingungen knüpfend, brachte er noch den Winter in Berlin zu
und begann alsdann im Sommer 1817 seine amtliche Thätigkeit
in Königsberg mit Vorlesungen über den Bau der wirbel-
losen Thiere, zu welchen Burdach sich als Zuhörer einfand.
Es erfolgte im Jahre 1819 seine Ernennung zum Professor
der Zoologie und dieser seine Verehelichuug mit einer Königs-
bergeriu, einer Auguste v. Medem. Im Jahre 1826 endlich
übernahm er auch, an Burdach 's Stelle, die Leitung der ana-
tomischen Anstalt.
Unterbrechen wir hier die geschichtlichen Aufzählungen der
Lebensverhältnisse und sehen uns nach Baer's wissenschaftlicher
Thätigkeit um.
Für die Entwickelungsgeschichte war Baer's ganzes Interesse
durch die Untersuchungen in Würzburg, die DöUinger mit
Pander und d'Alton begonnen, im höchsten Grade wachgerufen.
Zu irgend einem Verständniss gelaugte er jedoch dort in Würz-
burg nicht, da er sehr bald seine Theiluahme au diesen zeit-
raubenden Untersuchungen aufgeben musste. Im Jahre 1818 be-
kam er in Königsberg Pander 's Dissertation: Sistens hisforiam
mefamorphoseos quam ovum incimhatum priorihus qitinque äiehus
subit. Diese blieb ihm vollkommen unverständlich. Bald darauf
erhielt er auch die mit schönen Abbildungen versehenen »Beiträge
zur Entwickelungsgeschichte des Hühnchens im Ei,«
iu welcbeu einzelne Zustände vortrefflich abgebildet sind, und die
in Verbindung mit der Dissertation, aber auch in Verbindung mit
eigenen Untersuchungen ein vollständiges Verständniss zu geben im
Staude ist.
»Das Nichtversteheu fand sich nicht nur bei mir, sondern
war ziemlich allgemein. Am uuverholensteu sprach sich Oken
und ebenso Cruithöfer aus. Woher nun dieses Missverstehen V
Schon vor einem halben Jahrhundert hatte Carl Friedrich
Wolff über die Ausbildung des Darmcauals im bebrüteten
Hühnchen iu mehreren Ausgaben sich so umständlich und
daher so undeutlich ausgedrückt, dass diese treffliche Arbeit erst
1812 durch J. F. Meckel der Vergessenheit entzogen wurde.
P and er freilich der alle Umbildungen durch eigene Beobachtungen
durchging, musste zu einem Verständniss gelangen. Indem er aber
auf die Wolff 'sehen vielen Benennungen und Beschreibungen
Rücksicht nahm, so war seine Dissertation ohne Abbildungen
nicht geeignet die Dunkelheit ziv heben. »Mir war natürlich die
Pauder'sche Dissertation so unverständlich wie Anderen. Ich
machte mich daher 1819 an eigene Untersuchungen. Nun erst
sah ich, dass Wolff die Bildung des Nabels und des Amniou's
erkannt, von P a n d e r aber die verschiedenen Blätter des Keimes
entdeckt waren. Es blieb aber noch die Kenntniss der inneren
Anlage des Embryo zu enthüllen übrig.«
Das Ei der Vögel war gefunden, Baer stellte sich nun die
Aufgabe das Ei der Säugethiere zu suchen.
Erst durch Kenntniss der Organisation der Säuget hier eier im
Ovarium konnte man den Weg der weiteren Entv/ickelung finden.
Der grösste Anatom und Physiologe aller Jahrhunderte,
Albert von Hall er beschäftigte sich angelegentlichst mit dem
Aufsuchen des Säugethiereies. Er suchte es an 40 Schafen, fand
es aber immer im Uterus und dann in einem schon so vor-
geschrittenen Zustand und dabei meist defect. Dabei zeigte sich
aber der Graf sehe Follikel im Ovarium immer geplatzt.
Albert v. Haller erklärte daher: Es wird aus dem
Follikel eine Flüssigkeit ergossen und diese gerinnt
in dem Uterus zu einem Ei. Da nun aber der Anfang,
d. h. das Ei im Ovarium nicht erkannt war, so wurden die Hüllen,
die Bildung der Häute des Embryo falsch erklärt. Der mächtigen
Autorität H a 1 1 e r ' s mochte aber Niemand widersprechen. Der
- 58 —
Graf sehe Follikel galt für das Ei. So standen die Sachen
im Jahre 1826, als Baer in diesen Gegenstand sich zu vertiefen an-
fing. Ich lasse hier Baer selbst reden: »Man glaubte damals, dass
die Eröffnung der Eikapsel (Gräfscher Follikel) unmittelbar von
der Paarung abhänge.«
»Zufällig hatte Burdach eine solche Hündin. Sie wurde
geopfert. Als ich sie öffnete , fand ich einige Gräfsche Bläschen
geborsten, aber keine dem Bersten sehr nahe. Indem ich nieder-
geschlagen, dass die Hoffnung wieder nicht erfüllt sei, den Eier-
stock betrachtete, bemerkte ich ein gelbes Fleckchen in einem
Bläschen , sodann auch in mehreren andern , ja in den meisten
und immer uur ein Fleckchen. Sonderbar! dachte ich, was muss
das sein? Ich öffnete ein Bläschen und hob vorsichtig das Fleck-
chen mit dem Messer in ein mit Wasser gefülltes Urglas, das
ich unter das Microscop brachte. Als ich in dieses einen Blick
geworfen hatte, fuhr ich wie vom Blitz getroffen zurück, denn
ich sah deutlich eine sehr kleiire, scharf ausgebildete Dotterkugel.
Ich musste mich erholen ehe ich den Muth hatte, wieder hinein
zu sehen, da ich besorgte ein Phantom habe mich betrogen. —
Es scheint sonderbar , dass ein Anblick , den man erwartet und
ersehnt hat, erschrecken kann, wenn er da ist. Allerdings war
aber etwas Unerwartetes bei der Sache. Ich hatte nicht gedacht,,
dass der Inhalt des Eies vom Säugethier dem des Vogels so
ähnlich sehen würde. Das ursprüngliche Ei des Hundes
war also gefunden!«
Wolff kämpfte gegen die Einschachtelungs-Theorie, nach
welcher der Embryo fertig im Ei sein sollte, aber zu klein um
ihn zu erkennen. Wolff stellte das Princip der Epigenese auf.
Allerdings wird der Embryo durch die Zeugung gebildet, aber
nicht durch Neubildung aus einer Flüssigkeit , sondern durch
Umbildung aus einem organischen Theile der Mutter, nämlich
aus dem Ei. — Nach dieser Entdeckung haben wir also die
Kenntniss gewonnen: dass ein continuirlicher (morpho-
logischer) Lebensprocess durch den ganzen Stamm der
Nachkommen geht, dass er nur bei den höheren Thieren
von Zeit zu Zeit schlummert (im Ei).
Baer reichte bei der Akademie, für die Ernennung zum cor-
respondirenden Mitglied dankend, eine Schrift De ovi mammalinm
et hominis genesi. Ejnstola^ im Jahre 1827 ein. Sie erschien erst
— 59 -
ein Jahr später iu den Abhandlnugen der Akademie, blieb aber
mehrere Jahre noch unbeachtet. Während dieser Zeit setzte
Baer seine Studien über die EntwickeUuig des Hühnchens fort
und so erst gelang es den Embr3'o mit seineu Rückenplatten,
Rückenmark, Hirn und Bauch platten deutlich vor unseren Augen
zu erkennen. Ohne sich aber mit dem Vogel allein zu begnügen,
setzte Baer seine Untersuchungen an Säugethieren (Hunden,
Schafen, Schweinen), sowie an Fischen und Amphibien (^Bana)
fort, und dehnte sogar seine Forschungen über die niederen
Thiere (Gliederthiere, Mollusken und Strahlthiere) aus.
So erschien denn auch im Jahre 1828 der erste Theil seines
berühmten classischen Werkes »Heber die Entwickelungsgo-
schichte der Thiere, Beobachtungen und Reflexionen«,
welche er seinem lieben Freunde und Vorgänger auf der Bahn
der Wissenschaft dedicirte.
Ihnen waren Scholien und Corollarieu beigegeben. Hier ver-
suchte er zu zeigen, dass der Fortschritt der Entwickelung vier
verschiedene Baupläne zeigt, die er Typen nennt: Alle Thiere
entwickeln sich so, dass zuerst der (i rundtyp us bestimmt
wird, wobei noch die histiologische und morphologische Sonderung
äusserst geriug ist und nur beginnt. — Indem diese Sonderungen
fortschreiten geht der Embryo aus seiner ersten Grundform in
eine Variation derselben über, d. h. aus dem Charakter einer
Thierklasse iu den einer Ordnung und einer Familie derselben,
später in eine noch beschränktere u. s. w., bis endlich die Eigen-
thümlichkeiten des Individuums auftreten.
So wird ein Wirbelthier, das anfänglich ganz unentschieden
scheint, z. B. Vogel etc., bald unterscheidet man den Schwimm-
vogel vom Laudvogel, aus letzterem bildet sich dann das Huhn
uncU endlich kommen die Individualitäten der einzelnen Hühner.
"Es steigt also hier das Wirbelthier aus einer unbestimmbaren
Grundform zuletzt zur Eigenthümlichkeit der Individualität. Der
Charakter des Wirbelthieres bildet sich also zuerst, und es ist
daher unmöglich , dass ein Wirbelthier die anderen Typen durch-
laufen kann. (Gegen Oken und Meckel).
Am Schlüsse des ersten Theiles sagt er: Wir fanden, dass
die Wirkung der Zeugung darin besteht, einen Theil zu einem
Ganzen zu erheben ; dass in der Entwickelung die Selbständig-
keit im Verhältniss zu seiner Umgebung wächst , sowie die
— 60 —
Bestimmuug seiner Gestaltung; dass iu der inneren Ausbildung
aus allgemeineren Theilen, speciellere sich hervorbilden und deren
Besonderheit wächst; dass das Individuum als Inhaber einer
organischen Form allmälige aus allgemeineren Formen in die
besonderen übergeht und können nun das allgemeinste Resultat
aussprechen: »Die Entwickeluugsgeschichte des Individuums ist die
Geschichte der wachsenden Individualität iu jeglicher Beziehung.«
In seinem berühmten Vortrag »das allgemeinste Gesetz
der Natur iu aller Ent Wickelung«, welchen er 1834 iu der
Physikalischen Gesellschaft in Königsberg hielt, vergleicht er die
individuelle Entwickelung mit der generellen der gesammten Thier-
reihe im Laufe der Zeit und spricht seine Gedanken aus über
das allmälige Wenden verwandter Thierformeu , aus einer nicht
blos embryonalen, sondern aus einer zur vollen Entwicke-
lung und Fortpflanzung gelangten Grundform. Er erlaubt
sich aber die Transformation nicht weiter zu denken als für die
jetzt wirklich getrennten Arten einer einzelnen Sippe, z. ß. der
Hirscharten, der Antilopen, Schafe und Ziegen aus einer ge-
meinsamen Grundform. Er stellte dieses aber nur als Mög-
lichkeit hin, nicht als sichere Thatsache und führt dabei die Art
der Vertheilung auf der Erdoberfläche als dafür sprechend au.
Doch bemerkt er dabei, dass er keine Wahrscheinlichkeit gefunden
habe, die dafür spräche, dass alle Thiere sich aus Urbild ung
entwickelt haben. In einer weit entlegenen Zeit herrschte eine
viel gewaltigere Bildungskraft auf der Erde als wir jetzt erkennen.
So dürfen wir denn Baer als den Mann erkennen, welcher
sowohl durch die Schöpfung der Eutwickelungsgeschichte , als
durch seine streng philosophische aber streng nur an That-
sachen anknüpfende Betrachtung, der Verkündiger neuer, erst ein
Menschenalter später hervortretender Theorien geworden ist.
Daher hören wir denn Baer später sagen: »Ich habe das
ungewöhnliche Glück , dass ich sowohl als Förderer der Darwin-
schen Lehre, wie auch als Gegner angeführt werde. In der That
glaube ich zur Begründung derselben einigen Stolf geliefert zu
haben, wenn auch die Zeit und Darwin selbst auf das Fundament
ein Gebäude aufgeführt haben, dem ich mich fremd fühle.« -^
Die Kaiserlich Russische Akademie hatte Baer schon 1829
unter ihre wirklichen Mitglieder aufgenommen und für das Fach
der Zoologie nach Petersburg berufen (an Stelle Pander's).
— 61 —
Doch war dort B a e r in Betreff der Fortsetzung seiner Studien
zur Entwickt'lungsgeschiclite der Thiere auf verschiedene Hinder-
nisse und Schwierigkeiten gestossen und in Folge dessen 1830
nach Königsberg zurückgekehrt. Als aber Bacr Ende 1833 durch
den Tod seines älteren Bruders in den Besitz des väterlichen
Gutes kam, entschloss er sich um so mehr eine Stelle an der
Akademie wieder anzunehmen, als die Verhältnisse in Königsberg
mittlerweile sehr ungemüthlich sich gestaltet hatten.
Ein wichtige Erweiterung seines Forschungs-Gebietes boten
ausgedehnte im Auftrag der Akademie oder der Regierung unter-
nommene Reisen. Im Jahr 1837 reiste er nach Now^aja Semlia,
»wo er sehen wollte, was mit so geringen Mitteln die Natur an
Lebensprocessen produciren könne.« Im Jahr 1840 an die Nord-
und Ostküste des Russischen Lappland.
Nach Finnland und die Inseln des Finnischen Meerbusens
führte ihn das Problem der Eiszeit. Um die Thierwelt eines
südlichen Meeres zu beobachten besuchte er Genua und Triest.
Im Jahr 1851 wurde Baer mit der Leitung einer Expedition zur
L^ntersuchung der Fischerei im P e i p u s - S e e und Baltischen
Meere betraut, dann in den Jahren 1853 — 1857 des Kaspi-
schen Meeres. Im Jahr 1862 reiste er im Auftrag der Geo-
graphischen Gesellschaft in Petersburg an das Asowsche Meer
um den Ursachen der Versandung der D o n - M ü n d u u g nach-
zuforschen. Seine Beobachtungen und Erfahrungen über diese
Reisen gab er in Berichten und Bearbeitungen heraus, welche in
den Schriften der Akademie, der Geographischen Gesellschaft so
wie in einem selbständigen grossen Werke erschienen sind. Um
die Schädelbildnngen in verschiedenen krauiologischen Sammlungen
zu vergleichen, bereiste er Deutschland, Frankreich, England, Schwe-
den und Dänemark. Im Jahr 1861 lud er Vrolik, Bergmann,
Weber, die Anatomen der Georgia A u g u s t a , und mich *)
*) Frankfurt, den 6. August.
Adest Jupiis in fabula, zu deutsch: der Petz ist wieder da!
Noch eh' er den Ruf vernommen,
War er herüber geschwommen,
Und hatte den Treuen und Lieben
Einladungsbriefe geschrieben.
Aber mein Pegasus ist zu alt und lahm, wollen wir lieber bedächtiger
und verständiger in Prosa uns anvertrauen.
Es lag mir auf der Seele den projectirten Congress zu Stande zu
— 62 —
zu einer Berathung nach Göttingen ein. Aus dieser Zusammen-
kunft sind dann die Antropologischen Cougresse hervorgegangen.
Im Jahr 1863 gab Baer, vorgerückten Alters wegen und
um jüngeren Gliedern nicht den Eintritt zu versperren , seine
Stellung als ordentliches Mitglied der Akademie auf, wurde von
derselben aber zum Ehrenmitglied mit Stimmrecht erwählt und
vom Minister Golownin dem Mioisterium des Unterrichts zu-
gezählt. Er wurde Geheimerath, und lebte in den letzten Jahren,
stets wissenschaftlich beschäftigt, als Privatmann in Dorpat.
Sind auch die Ergebnisse jener Reisen für die Wissenschaft von
grosser Wichtigkeit und Bedeutung , so möchte ich sie jedoch
übergehen und mich besonders zu der Arbeit wenden , die der
geist-, gemüthvolle und vielseitigste Naturforscher gleichsam als
sein letztes Vermächtniss uns hinterlassen hat, und welche in dem
Jahr seines Todes veröffentlicht wnrde. Es sind zwei Aufsätze
in dem 2. Baude seiner Reden : »lieber Zielstrebigkeit in den
organischen Körpern« und zweitens »lieber Darwin's Lehre.«
»Es geht ein lauter Ruf, schreibt Baer, durch die Länder
Europas : das Geheimniss der Schöpfung sei endlich offenbar. Wie
Newton die Gesetze für die Bewegung der Weltkörper entdeckt
habe, so habe Charles Darwin die Gesetze der Lebensformen
bringen. Ich kam also wieder nach Deutschhxnd ohne mich vorher anzu-
kündigen, da ich die Zeit der Ankunft ohnehin nicht genau voraussagen
konnte. Ich war nicht nur in Göttingen, sondern es war auch schon der
Entwurf zu den Einhidungen abgefasst und besprochen (mit Wagner) und
der Druck für heute festgesetzt, als ich Kenutniss erhielt von Ihrem treff-
lichen Sendschreiben. Persönlich sage ich Ihnen meinen herzlichen Dank
für die freundliche und ehrende Zuschrift ; im Namen der Wissenschaft
aber freue ich mich über die vortreffliche Darstellung der Vorzüge der
geometrischen Abbildungen, das ist ein gutes Fundament für die Berathun-
gen des Cougresses, zu welchem die Einladung wahrscheinlich übermorgen
hier ankommen wird.
Gern spräche ich Sie aber vorher und sähe auch gerne die neuen
Diopter, wenn Sie mir gefälligst die Stunde anzeigen Hessen, wann ich Sie
treffe und auf die Anatomie begleiten kann. Für den Augenblick behandle
ich meine rebellischen Füsse, aber um 11 Uhr bin ich disponibel. — Doch
führe ich gerne schon heute wieder ab.
Mit voUkommner Hochachtung und Herzlichkeit
Ihr Dz-. Baer.
- 63 —
uachgewieseu, uud damit eiueu uoch grösseren Fortschritt iu der
Wissenschaft bewirkt, als Isaak Newton. Man habe nur uralte,
lieb gewordene Vorurtheile von einer zielstrebigen Weltschöpfung
aufgegeben, um einzusehen, dass alles der Nothwendigkeit gehorcht.*
»Es war ein Schlag, — sagt du Bois-Key mon d,*) — wie die Ge-
schichte der Wissenschaft uoch keinen sah : so lange vorbereitet,
und doch so plötzlich ; so ruhig geführt uud doch so machtvoll
treffend ; an Umfang uud Bedeutung des erschütterten Gebietes,
an Wiederhall bis in die fernsten Kreise menschhcher Erkeuutniss
eine wissenschaftliche That oline Gleichen.«
»Wie nach dem Umstürze vou Königreichen iu deren Grenz-
landen noch lange Erregung und VVirrsal herrschen, wenn im
Erschütterungsherde schon neue Gestaltungen sich zu befestigen
anfangen; so ist iu Folge der Darwin' sehen Bewegung der
stets unsichere Grenzstrich zwischen Naturwissenschaft
und Philosophie in wilder Gährung begriffen.
»Es scheint immermehr die Meinung um sich zu greifen, dass
die Ent Wickelung der organischen Natur allein aus
den sogenannten Bildungsgeset zeu zu erklären sei.«
»W^as die Morph ologen Gesetze nennen, das sind keine
Gesetze der theoretischen Naturwissenschaft. Jene vermeintlichen
Gesetze sind nichts, als von einer grösseren oder geringeren Zahl
von Fällen abgezogene Regeln, welche nach Art grammatischer
Regeln nur vermöge eines Zirkelschlusses dienen, um andere, unter
ihren Begriff fallende Erscheinungen zu rechtfertigen uud ver-
ständlich zu macheu. Waren doch auch Keppler'sche Gesetze
nur solche Regeln, bis Newton sie aus dem Gesetze der all-
gemeinen Schwere ableitete und dadurch zu Gesetzen erhob.«
»Nur p h y s i k a 1 i s c h - m a t h e m a t i s c h e Gesetze bilden
eine sichere Staffel, vou der aus wir weiterschreiten dürfen, un-
besorgt, dass sie uns unter dem Fasse versage. Durch Bildungs-
gesetze allein erklärt sich kein zweckmässiges organisches
Werden. Das alte der Menschheit aufgecrebeue Räthsel bleibt
also auch bei ganz fertiger Abstammungslehre, wenn nicht noch
Etwas hinzutritt, in unveränderter Dunkelheit bestehen.
*) Darwin versus Galiani. Rede, gehalten von Emil du Bois-Reymond.
Berlin 1876.
— 64 -
»Unbezwungeu dräut nach wie vor von ihrer Klippe die
Sphinx der Teleologie; und in dieser Noth bietet sich uns
zum erstenmal in Darwin's Natürlicher Zuchtwahl eine
einigermassen annehmbare Auskunft.« So ruft du Bois voll
Emphase der Akademie in Berlin zu. Hören wir v. ßaer:
»Passt es sich, dass ein ganz alter Mann sich in diesen Streit
mischt, der nicht nur mit feurigem Eifer, ja man kann wohl
sagen, mit Fanatismus geführt wird? Denn nicht blos Gründe,
sondern auch Gefühle leiten die Streitenden. — Wohl sehe ich
ein, dass es klüger wäre und für die Ruhe in den letzteu Tagen
meines Lebens vorsorglicher, wenn ich ganz bei Seite bliebe, da
ich ohnehin nicht wissen kann, ob ich nicht zu sehr von früheren
Anschauungen beherrscht werde, und überdies die Ueberzeugung
habe, dass sich der Sturm legen und bedeutende Vortheile aus
den neueren Ansichten der Naturwissenschaft zu gute kommen,
der Schaum der Gährung aber sich klären wird.«
»Soll der Darwi n'schen Hypothese wissenschaftliche
Berechtigung zuerkannt werden, so wird sie sich der
allgemeinen Zielstrebigkeit fügen müssen. Kanu sie
das nicht, so wird man ihr die Geltung zu versagen
haben. «
»Wenn die Vorgänge in der Natur nicht durch ein-
heitliche Ziele oder auf andere Weise mit einander ver-
knüpft sind, wenigstens durch gemeinschaftlichen Grund, so
kann ihr gegenseitiges Verhältuiss nur eiu zufälliges genannt
werden. Denn jeder Vorgang ist für den andern, wenn er nicht
ursächlich mit ihm verbunden ist, nur ein Zufall. Wenu mau
aber bedenkt, auf wie vielen complicirten Vorgängen das Wachsen
eines höheren Organismus beruht, dass die Nahrungsstoffe auf-
genommen und aufgelöst, daraus die nährenden Stoffe aus-
geschieden, ins Blut geführt und dieses unaufhörlich mit erneuter
Luft geschwängert werden muss, unter Ausscheidung der ver-
brauchten Luft, so wird man wohl zugeben, dass diese Vorgänge
Zufälligkeiten in unendlicher Potenz sein müssten, wenn sie nicht
ursprünglich zielstrebig verbunden wären. Die Absolutisten
werden ohne Zweifel autworteu: Niemand kanu so unsinnig sein,
den organischen Process in zahllose Zufälligkeiten aufzulösen. Er
besteht durch Noth wendigkeiten. Wir leugnen deshalb die Zufälle
ganz. — Allein, wenn Ihr Nothwendigkeiten ohne Ziele annehmt,
— 65 —
so sind diese unter einander nicht verbunden und ihre Wirkungen
sind gej^enseitig nur Zufälle.«
»Die Vergleiehuug der Vorgänge in der Natur mit einem
Uhrwerk ist so oft gebraucht, dass sie eben deshalb abgebraucht
erscheint. Aber wird man nicht gezwungen zu dieser Trivialität
zu greifen, wenn man die Anerkennung der Nothwendigkeiten
als Beweise gegen die Zwecke, die wir in Bezug auf die Natur
lieber Ziele nennen, gelten lässt? Alles geschieht hier mit Noth-
wendigkeiten und zwar sind diese genau abgemessen, denn nur
mit einer bestimmten Anzahl und Form von Zähnen können die
Räder der Uhr die Bewegung regeln. Hat man nun deshalb ein
Recht zu sagen, die Uhr diene nur Nothwendigkeiten und habe
also keinen Zweck? Der Vergleich passt aber auch um zu zeigen,
dass Vorgänge bestehen können, welche Zwecken dienen, deren
sie sich nicht bewusst sind. Der Uhrmacher hatte den Zweck
im Auge, die Uhr aber geht unbewusst nach einem Ziel, das
ihre Bewegung verfolgen muss, weil sie darauf eingerichtet ist.
Da nun der letzte Grund oder die Bedingung alles
Werdens für die Naturwissenschaft als solche unerreichbar ist,
wir es daher nur mit der Natur als einer unendlich com-
plicirten Maschine zu thun haben, so habe ich die Worte Ziel
und Zielstrebigkeit vorgezogen. Und so hat jeder werdende
Organismus ein Ziel. Und in der That, so sehr mau auch in
neuerer Zeit in der Erkenntniss der einzelnen Vorgänge im
organischen Leben sprocesse vorgeschritten ist, immer bleibt Etwas
zurück, was sie leitet und was die physikalisch-chemischen
Vorgänge beherrscht, — das Leben selbst. Vom Lebens-
process aber kann man wahrlich mit Recht sagen, dass er immer auf
einen künftigen Zustand gerichtet ist, denn immer ist das Lebendige
nicht nur in Umbildung begriffen, sondern auch bestrebt in sich
die Organe für die künftigen Bedürfnisse auszubilden. Sehen wir
nur die Entwickelung des Schmetterlings, so finden wir, dass
immer die gesammte Organisation, die für den künftigen Zu-
stand gebraucht wird, in einem früheren ausgebildet ist.
Harte Kauwerkzeuge, kurze Haftfüsse, Spinnorgane
und weiter Magen bei der Raupe; vorräthiger Stoff als
Fettkörper bei der Puppe; Flügel, lauge Füsse, eine Saugröhre
und Geschlechtsapparat für den Schmetterling. — Ganz Aehnliches
zeigt sich in den Lebensprocessen bei andern Organismen. Immer
6
- 66 —
ist der Lebensprocess auf ein Künftiges gerichtet und bestrebt
dasselbe zu erreichen. — Betrachtet man den Aufbau des Embryo
im Ei und die Ausbildung seiner Organe, so sieht es aus, als ob
in demselben ein bewusster und verständiger Baumeister sässe,
welcher nicht nur die Stoffe, die er vorfindet, sondern auch die
Zuschüsse, die er erhält, klug zu benutzen weiss. Ist es aber mit
der Sorge der Mutter für die Jungen, mit dem Instinkt, mit der
Sorge der Biene für die Nachkommen der Königin anders?
»Ich halte es daher für eine starke Verirrung, wenn einige
der Naturforscher behaupten, weil überall nur N othwendigkeit
herrsche, könne die Natur keine Ziele verfolgen. Das
Causalitätsverhältniss, d. h. den hinreichenden Grund für eine Wirk-
samkeit wollen wir daher durchaus nicht in Abrede stellen, wenn
wir von Zielen sprechen. Vielmehr finden wir die Noth-
wendigkeit nothwendig zur Erreichung der Ziele.
Die Natur kann ebensowenig Ziele verfolgen, ohne die nöthigeu
Mittel anzuwenden, als es der Mensch kann. Aber die Herren,
welche überall nur auf absolute Nothwendigkeit pochen und Ziel-
strebigkeit für einen eingewurzelten Aberglauben erklären, können
aber doch nicht die nothwendigen Wirksamkeiten nachweisen, die
den Embryo formen.
»Weit aber ist die Darwin'sche Hypothese davon entfernt,
das Geheimniss des Lebens zu lösen, wie Newton die Bewegung
der himmlischen Körper erklärt hat. Diese Bewegung konnte
auch so aufgefasst werden als eines wollenden Wesens, ist aber
von Newton nachgewiesen als die Arbeit eines mathematisch-
physikalischen Gesetzes. Die Massen sind gewogen, die Kräfte
gemessen.
»Ganz anders bei Darwin. Die Umänderung der Lebens-
formen sucht die Hypothese zu erklären, aber die Erklärungen
sind nichts weniger als physikalisch -mechanische. Weder
Erblichkeit noch Anpassung lässt sich messen und wiegen.
»Ja die Zielstrebigkeit steckt tief in der Hypothese,
denn sie braucht zu ihrer Construction Erblichkeit und An-
passung. Die Erblichkeit, die uns täglich durch Erfahrung
vorgeführt wird, ist doch nichts anderes als das Zielstreben
den Lebensprocess der Eltern nochmals zu wieder-
holen.
»DieEigenthümlichkeiten der Eltern vererben sich
— 67 -
aber nicht als geformter Stoft", sondern als E n twi ck el ungs-
gaug. Bringt ja doch auch der Schmetterling nicht den Schmetter-
ling sondern nur das Ei hervor, welches dann später seine Meta-
morphosen zum Insekt durchläuft. Wie ist es nun aber mit dem
zweiten Factor, mit der Anpassung? Hier ist doch das
Zielstreben so offenkundig, dass es mir überflüssig scheint nur
ein Wort darüber zu verlieren.
»Schon dass also Darwin alle Zielstrebigkeit möglichst eli-
miuirt, macbt es uns unmöglich, seine Art, das Auftreten der
verschiedenen Formen zu erklären, zu der unsrigen zu macheu.
Allerdings hat er dadurch die vielseitigste Anerkennung erlangt
und die pomphafte Versicherung, er habe auf rein mechanische
Weise das Werden der Organismen erklärt. Es ist aber nur die
Elimination des Nichtmech ani seh en , das er anstrebt. Er
hat ferner versucht die Entfaltung des Lebendigen verständlich
zu machen, indem er, noch weitergeheud als du Bois, jeden
Lebensprocess vollständig ausschloss. Kann man liotFeu auf diese
Weise des Räthsels Lösung zu finden ?
»Wir wollen versuchen unseren Einwand anschaulich zu macheu.
Der Physiker Front hat schon vor vielen Jahren nachgewiesen,
dass alle chemischen Bestandtheile, welche das neu ausgeschlüpfte
Küchlein enthält, mit besonderer Berücksichtigung der Kalkerde
und des Phosphors in den Knochen, schon vorher in dem Eiweiss
und dem Dotter des eben gelegten Eies vorhanden waren. Der
Entwickelungsgang hat die einzelnen Stoffe aus früheren Ver-
bindungen gelöst und in neue gebracht, und aus diesen neuen
Verl)iudangen ein Thier entwickelt. Im nicht befruchteten Ei
kommen alle diese Umformungen nicht vor, auch wenn es der
Brutwärme ausgesetzt wii'd. Hier verfault es. Sind nun diese
Bildungsvorgänge damit erklärt, dass ich sage: durch das Gesetz
der Vererbung .sind die Vorgänge , welche aus einer langen
Reihenfolge von chemisch-physikalischen Veränderungen bestehen,
erfolgt? Dass die Vorgäuge durch chemisch-physikalische Noth-
wendigkeiten ausgeführt werden, hat wohl kein Naturforscher be-
zweifelt ; durch welche Mittel aber die Befruchtung diesen Lebens-
process erweckt, der alle einzelneu Vorgänge leitet und zu einem
Ziele führt, möchte man wissen. Gibt die Darwin 'sehe Hypothese
auf diese Frage eine genügende Antwort?«
Indem ich hier die zwei principiell verschiedeneu Richtungen
- 68 —
der Neuzeit (denn Cuvier's und Agassiz' Ansichten lassen wir
unberücksichtigt) gegenüberstelle, sehen wir bei Beiden die Trans-
mutation anerkannt und berechtigt. Der Eine verlangt aber die
Erklärung auf physikalisch-mathematischer Grundlage, und er-
kennt als Ersatz für diese Darwin's natürliche Zuchtwahl
an. Der Andere dagegen stützt sich auf organische Bildungsgesetze,
kann aber Darwin's Zuchtwahl nicht annehmen. Der eine
fusst nur auf materieller Grundlage, der Andere erkennt zugleich
eine geistige au.
So sehen wir also die Ansichten zweier anerkannter Natur-
forscher bei Erklärung der Zweckmässigkeit in den organischen
Bildungen schärfstens gegenüberstehen. Der Eine ist Physiologe
und Zoologe, er ist ein Naturkundiger in höchster Bedeutung und
ein vielseitiger Naturforscher im weitesten Sinue des Wortes ;
der Andere verdient unsere vollste Hochachtung als Physiologe
und Physiker.
Dieser letztere fordert physikalisch -mathematische Gesetze
zur Erklärung der organischen Gebilde und weist die Bilduugs-
vorgänge bei der Entwickeluug der Organismen als in dieser
Frage wenig berücksichtiguugswerth zurück. Er sagt sogar: »Es
haben für Alles, was in dem Organismus unzweckmässig,
ja zweckwidrig ist, die organischen Bildungen aufzu-
kommen, die natürliche Zuchtwahl aber nur für das Meiste,
was zweckmässig ist.« Ist freilich letztere, sagt er weiter, keine
unfehlbare Richtschnur gleich deu mechanischen oder physikalisch-
mathematischen Gesetzen, so ist sie doch durch eine Kette bündiger,
aus allgemein gültigen Thatsachen gefolgert, mithin doch ein
auch in sich noth wendiger Satz. Sie hält die Mitte zwischen
Regel und Gesetz, steht aber letzterem zunächst.
Auf der anderen Seite sehen wir v. B a e r. Er kennt und
würdigt vollkommen den hohen Werth der physikalisch-mathe-
matischen Gesetze, wünscht recht sehr den Kreis ihrer Beweis-
kraft auch mehr auf das organische Leben ausgedehnt und er-
weitert und erkennt als Naturforscher nur Noth weudigkeiten
an. Er stützt sich dagegen, da der Nachweis für diese noch
fehlt, auf seine reichen, umfassenden vielseitigen Beobachtungen
und Erfahrungen über die Entwickeluug der Organismen. Statt
einer natürlichen Zuchtwahl, einem nur durch zufällige
materielle Einwirkung erstrebten Erfolg, setzt er einen durch
— 69 -
innere zu einem Ziele führende Nothweudigkeiteu er-
reichten Erfolg. Das lieisst : er nimmt eine Entwickelung an
und zwar zu einem höheren Ziele — zum Menschen.*) Da
er nun eine Transmutation durch Entwickelung anerkennt, so ist
er auch gleich Darwin geuöthigt, eine primordiale Neubildung,
trotzdem sie sich nicht erweisen lässt, anzunehmen. Wenn aber
Darwin sie nur als einmal geschehen hinstellt, so fragt Baer,
warum soll sie sich in der Jugend unseres Erdkörpers nicht
wiederholt haben können und schon dadurch verschiedene Formen
entstanden sein ? Für die in späterer Zeit unseres Erdkörpers auf-
getretenen höheren Thiere nimmt er eine Umgestaltung durch
sprungweise Entwickelung au, und hierfür glaubt er einen
Anhaltspunkt zu finden in der heute noch vorhandenen Meta-
morphose der Pflanzen und Thiere, in dem Generations-
wechsel und der heterogenen Zeugung.
Nur zu sehr leben sich der Physiker, sowie der Zoologe in
die Richtung ihrer laugjährigen Thätigkeit und urtheilen von
ihrem Standpunkt nur zu leicht weiter als die Grenzen ihres
Gebietes ; so mag denn der Physiker und der Zoologe einen Com-
promiss machen, nicht wie du Bois meint zwischen den organi-
schen Bilduugsgesetzeu und der natürlichen Zuchtwahl, sondern
zwischen iliren verschiedenen Ansichten und Auffassungsweisen.
Wohl dürfen wir aber fragen : Würde Newton das Gesetz der
Schwere beim Kreisen der Weltkörper entdeckt haben , Avenn
Keppler nicht schon vorher die Regeln ihres Ganges festgestellt
hätte ? Müssen denn nicht zuerst die genau beobachteten Lebens-
vorgänge dem geistigen Auge die Stelle andeuten, wo der Anker
für die mechanischen Gesetze niedergelassen ist?'
*) »Man verspottet es in unsern Tagen gern als hochmüthig, den
Menschen als Ziel der Erdgeschichte zu betrachten. Aber es ist ja nicht
sein Verdienst, dass er die am meisten entwickelte Form besitzt. Auch
darf er nicht verkennen, dass damit für ihn die Aufgabe begonnen hat,
seine geistigen Anlagen mehr zu entwickeln, und dass der kategorische
Imperativ des SoUens ihn antreibt, den thierischen Associatioustrieb zu
höheren socialeu Verhältnissen zu entwickeln. Ist es nicht menschen-
würdiger gross von sich und seiner Bestimmung zu denken, als nur auf
das Niedere gerichtet, allein die bestialische Grundlage in sich anzuer-
kennen ? Von dieser nach dem Niederen strebenden Richtung ist leider
die neuere Lehre sehr gefärbt. Ich möchte lieber hochmüthig als
niederträchtig sein.«
- 70 —
So steht denn auch B a e r gleich K e p p 1 e r auf dem Boden
der thatsächlichen Beobachtungen und würde sich gewiss unend-
lich freuen, wenn auch für ihn ein Newton erschiene. Sehr
würde sich aber fragen, ob Baer's Zielstrebigkeit, welche
auf einem geistigen Hintergrund basirt, eine Einbusse erleiden
würde.
Aber auch wir, die wir an Naturbeobachtung gewöhnt sind,
auch wir versuchen mechanische Gesetze in den oi'gauischen Bil-
dungen nachzuweisen. Nichtsdestoweniger stützen wir uns zu-
nächst ohne Verweilen auf die exacte Beobachtung und sehen
diese, solange das physikalische Gesetz noch nicht gefunden,
als Basis an und theilen also v. Baer's Anschauungen voll-
kommen.
Sehen wir nun auch in Vorstehendem beide grossen Natur-
foi-scher sich entschieden gegenüberstehen, so finden wir sie doch
in Bezug auf die weiteren Ausschreitungen des Darwinismus in
vollkommenster Uebereinstimmung.
Der Darwinismus glaubt nämlich mit voller Sicherheit nicht
nur eine unbegrenzte Transmutation annehmen zu können, er
geht sogar in den wärmsten Verkündigungen soweit, zu behaup-
ten, die verschiedenen Formen, welche die Entwickelungsreihen
durch Abstammung durchgegangen sind, nachzuweisen, sei die
wahre und einzig würdige Aufgabe der Naturwis-
senschaft. Du Bois sagt darüber: »Jene Stammbäume
unseres Geschlechtes, welche eine mehr künstlerisch angelegte als
wissenschaftlich geschulte Phantasie in fesselloser Ueberhebung
entwirft, sie sind etwa soviel werth, wie in den Augen der histo-
rischen Kritik die Stammbäume Homerischer Helden , und fügt
bei: Will ich aber einmal einen Roman lesen, so weiss ich mir
etwas Besseres als Schöpfungsgeschichte.«
Baer aber schliesst, den Männern der Wissenschaft möchte
ich nur sagen: »d a s s eine Hypothese wohl berech-
tigt und werth voll sein kann, wenn wir sie
als Hypothese behandeln, dass es aber für die
Wissenschaft schädlich und entehrend ist, eine
Hypothese, die der Beweismittel entbehrt, als
den Gipfel der Wissenschaft zu betrachten.«
Dieses waren die letzten Worte, die der greise seit Jahren
— 71 —
erblindete *) C. E. v, Baer, der grosse Forseher und Denker,
der unerraüdete Kämpfer für Wahrheit und Licht vor seinem
Tode uns zuruft. Er schied von ims am 29. November.
*) In einem Briefe vom 5. Mai 1875 schreibt er : »Wie sie sehen,
lebe ich immer noch, obwohl nicht in sehr brillanten Verhältnissen. Ein
Paar Staare haben sich in meinen Augen eingenistet und haben mir das
Tageslicht zwar nicht vollständig genommen, aber doch sehr verdunkelt.
Deshalb hört auch die literarische Welt selten von mir ; doch versuche ich
noch einige Erörterungen über die grosse Lehre der Neuzeit, die man mit
dem Namen Darwinismus belegt, herauszugeben, obgleich ich wohl weiss,
dass ich auf dem fortreissenden Strome, dem Sie Sich ja auch mit »Hand
und Fuss« entgegengesetzt haben, wenig wirken werde. — Ich bin jetzt
im 84. Jahre und daher schwer beweglich , sonst käme ich noch einmal
nach Frankfurt und sähe mir Stadt und Menschen an, ich würde dann
auch wohl Strassburg sehen, allein ich bin doch zu gebrechlich. Unge-
achtet meines Alters bleibe ich doch ihr warmer Verehrer.«
Dr. C. E. V. Baer.
(Der Brief ist bis auf die Unterschrift dictirt.)
72 —
Die Grlättung der grauen Steine bei Naurod.*)
Vorgetragen in der wissenschaftlichen Sitzung am 25. Nov. 1876
von
Dr. Friedrich Scharff.
Herr Dr. C. Koch hat an den grauen Steinen zwischen
Naurod und Nieder nhausen eine auffallend geglättete Stelle
gefunden, welche in mancher Beziehung an die Gletscherschliffe
der Alpen erinnert. Die möglichen Ursachen der Glättung wurden
geprüft. Hier, wie in Sachsen an den Hohburger Porphyrbergen
bei Würzen, machten verschiedene Ansichten sich geltend , im
Ganzen doch dahin übereinstimmend, dass ein Gletscher nicht die
Veranlassung gewesen sein könne. Der Gletscher hätte sich im
Taunus selbst gebildet haben müssen , in einem Gebirge von
geringer Breite und Höhe ; eine Schneeablagerung würde kaum
Zeit und Raum oder Gefäll genug gefunden haben Firn- und
Gletschereis zu bilden. War der Taunus früher breiter und höher,
so stammt doch die Glättuug der bezeichneten Stelle jedenfalls
aus der späteren Zeit, in welcher die grauen Steine aus dem
Nachbargestein bereits vorragten, wie wir es jetzt vor Augen haben.
Wenn wir es untersuchen in welcher Weise die Gletscher
unmittelbar neben einander liegende Gesteine von verschiedener
Festigkeit abschleifen , z. B. am Vorderrhein bei Dissentis , wo
die Gletscher des Vorderrheins und des Medelser Rheins zusammen-
*) NacMem in einer späteren Mittbeilung Herr Dr. C. Koch die
Vera»"lassung dieser Glättung, gewiss richtig, auf die Meereswellen zuriick-
führi kann der grösste Theil dieses Vortrags, als erledigt, weggelassen
werde Nur einige wenige Beobachtungen hervorzuheben sei gestattet.
Dr. Scharff.
— 73 —
stiesseu, so finden wir geebnete Flächen über die Schiefer-
köpfe wie über die festereu eingelagerten Quarzgänge fast gleich-
massig hinziehen , es ist uur der lockere Schiefer rauher , weil
später mehr von den Atmosphärilien angegriffen, der Quarz aber
glätter. Der Gletscher schleift durch seine Schwere beim Vor-
rückeu die Gesteine in anderer Weise ab, als die Gewässer, Regen,
Hagel, stürzende Flutheu oder auch als Saudwehen. Diese greifeu
weit schwächer das Gesteiu au als der wuchtige Gletscher, weichere
Stellen desselben aber mehr als die festereu. Es eutsteheu wohl
auch hier Abrundungen und Glättung, aber kein ebener Schliff.
Die festereu Quarzgänge bleiben erhölit über das leichter beseitigte
Gesteiu, scharfe Kritze und parallele Furchen finden sich nicht;
der Wasserschliff ist vielleicht noch besser sreglättet, in allen
Fällen aber schlechter geebnet als die Felsen unter dem Gletscher.
Steincheu, welche unter dem Drucke des Gletschers vorrücken,
hinterlassen Furchen oder Kritze, ziemlich in gleicher Richtung
gezogen. Auf der Höhe der Gotthardstrasse, wo Hunderte von
Rundhöckern die Wirkung von Gletschern unzweifelhaft nach-
weisen, sind die Kritze nur fein, das Gestein ziemlich rauh aber
ganz gleichmässig abgeschliffen über Quarz wie über Feldspath.
Findlingöblöcke so wenig, wie Moränen sind in und an dem
Taunus mit Sicherheit nachgewiesen worden. Grosse Blöcke finden
sieh wohl an vielen Stellen, bei der Hofheimer Capelle, an dem
westlichen Abhang des Rossert, auf den Wiesen südlich des Alt-
könig, aber alle bestehen aus dem gleichen Gesteiu, welches in
nicht allzu weiter Entfernung anstehend gefunden wird. Es sind
herabgebrochene Trümmer. Das Gerolle, welches beim Austritt
der Bäche in die Ebene — bei Hofheim , bei Köppern — wie
auch über den ganzen Fuss des Taunus angetroffen wird, ist durch
Wasser abgerollt und gerundet, nicht vom Gletscher getragen
oder geschoben.
Von den grauen Steinen fällt das Erdreich nach allen
Seiten hin ab, nur nach Norden steigt es wenig aufwärts, um
dann ebenfalls nach dem Daisthaie abzufallen. Ringsum sind
Thäler, in welchen der Schnee sich hätte ansammeln , zu Firn
umwandeln können, allein sie liegen tiefer als die grauen Steine,
würden eiuen Gletscher nicht dorthin haben entsenden können.
Der geglättete Quarz an den grauen Steinen ist kein fester,
derber Quarz, sondern eine metamorphe Bildung nach einem jetzt
— 74 —
weggeführten Mineral. In dem Tunuel bei denselben fanden
sich Krystallformen nach scalenoedrischem Kalkspath, Hohlformeu
von einer hornsteinartigen Rinde nnischlosseu , über welcher der
Quarz drusig, oder zierlich dendritisch verästelnd nach aussen
weitergebaut. An der geglätteten Stelle selbst ist die frühere
Anwesenheit des Kalkspaths nicht ebenso bestimmt nachzuweisen,
es nimmt der Quarz die Stelle eines tafelförmigen Minerals ein,
welches ebensowohl Baryt, wie Kalkspath gewesen sein kann. *)
Die Tafeln sind meist zellig unter den verschiedensten Winkeln
zusammengewachsen, ähnlich wie der Kalkspath vom Maderaner-
thale, oder auch wie der Baryt von Iberg im Harze. Diese von
Quarz überdrusten Tafelbilduugen , welche auch die Blöcke bei
Vockenhausen zusammensetzen, zerbröckeln leicht und geben dem
Gesteine keine Festigkeit und Dauer. Der Nauroder Quarzgang
ist stellenweise der Verwitterung sehr unterworfen , so dass er
daselbst als Sandkaute benutzt wird. Das geglättete nördliche
Ende der grauen Steine zeigt deutlich die Tafelbildung des früher
vorhandenen Minerals, dazwischen sind dann kleine, zellige Hohl-
räume, welche in grösseren Gruppen wohl auch das Ansehen von
vertieften Streifen haben. Diese Streifung ist aber nicht mit der
parallelen Furchung der Gletscherschliflfe zu verwechseln; sie ist
fast vertical verlaufend , gerundet und gewunden , während ein
Gletscherschliff weit mehr geebnet, die Furchung desselben fast
horizontal hätte verlaufen müssen. Auf benachbartem Quarzit ist
sie gar nicht vorhanden.
So scheint die Beschaffenheit des Gesteins Veranlassung ge-
wesen zu sein, dass nur eine Stelle auf der nördlichen Seite der
grauen Steine geglättet ist; die Glättung könnte wohl auf An-
griffe der Athmosphärilien zurückgeführt werden, nicht aber eines
Gletschers ; dies um so weniger, als sichere Spuren der einstmali-
gen Vergletscherung des Taunus nicht aufgefunden worden sind,
eine solche höchst wahrscheinlich nie stattö-efunden hat.
\i
S. Notizblatt des Mittelrhein. Geol. V. 1860. p. 115. Nr. 39.
— i o —
Beitrag zur Kenutiiiss der Ufer des Tertiär-
Meeres im Mainzer Becken.
Vortracr gehalten in der wissenschaftlicheu Sitzuug der Sencken-
bergischen Gesellschaft am 3. März 1877
Dr. Karl Koch,
Königl. Landesgeologen.
Diejenigen Schichten, welche man unter dem Namen »Mainzer
Becken« zusammeufasst , umschliessen mehrere Formationen des
Tertiärsystems. Die untersten Schichten, welche bis jetzt bekannt
geworden sind, gehören dem Mitteloligocän an; einige noch
weniger genau bekannte Schichten tiefster Lage in dieser Partie
könnten unter dem Mitteloligocän lagernd gedacht werden und
möglicher Weise dem Unteroligocän angehören, was aber bis jetzt
noch nicht durch paläontologiscli sichere Nachweise bestätigt
werden konnte ; die hier gedachten Schichten bestehen aus meist
petrefactenfreien Thonen, Sand- und Geröllablagerungen mit sehr
eisenreichen Conglomeratschichten, und könnten • möglicher Weise
die durch ihre eigenthümlicheu Vorkommen von Versteinerungen
bekannten Schichten von Breckenheim, sowde gewisse Schichten
von Münster bei Hofheim und andere dahin gehören; indem die
bis jetzt beschriebenen Versteinerungen aus diesen Schichten nicht
mit denen aus anerkannten Mitteloligocänschichten der nächsten
Umgebung übereinstimmen. Einstweilen mögen die gedachten
Schichten noch als Mitteloligocän mit andern dahin gehörenden
Gebilden betrachtet werden, bis die erwähnten Nachweise erbracht
werden können.
Zu den unbestrittenen Mitteloligocänschichten gehören zwei
bekannte Ablagerungen : der untere Meeressand und der Septarien-
— 76 —
Thou. Ersterem gehören die mächtigeu versteiueruugsreiclieu
Saud-Schichten und Sandsteine von Flohnheim, Weinheim und
Alzey in Rheinhessen, sowie die Sande von Waldböckelheiui, die
Barytsandsteine von Creuzuach , und sämmtliche saudige Ablage-
rungen auf den Höhen, welche die Vorberge des Soonwaldes
bilden, an. Auf der rechten Rheinseite treten die unteren Meeres-
saude nur au vereinzelten Stelleu versteineruugsführend auf. Die
Abhänge des Tauuus bildeten hier die nördliche Grenze des Ter-
tiärmeeres, also den Strand, an welchem die vom Südwinde auf-
■ gewirbelten Wogen brandeten ; daher auch die Zertrümmeruug
aller weichen Gesteine, die vollständig gerundete Abschleifung der
härteren Quarzkiesel und das durchgehende Fehlen organischen
Lebens mit Ausnahme an solchen Stellen , wo dasselbe durch
natürliche Dämme einen gewissen Schutz faud.
Einen solchen schützenden Damm bildete ein Quarzfels im
Meere, welcher heute unter dem Namen Rothenberg bei Geisen-
heim bekannt ist, dieser verläuft über den Ritzberg und erscheint
in seinen östlichen Ausläufern als diejenige Höhe, auf welcher
ietzt das Schloss Johannisberg liegt. Hinter diesem schützenden
Damme, also am Nordabhange des Rothenbergs und zwischen
demselben und den zunächst liegenden höhereu Gebirgszügen,
welche in der Tertiärzeit das gedachte Ufer bildeten , liegen
Meeresgerölle und grobe Sande, welche durch Eiseuoxydhydrat
und ein kieseliges Bindemittel zu Conglomeraten verbunden sind;
darin finden wir wieder das ganze Leben des mitteloligocänen
Tertiärmeeres; Pechmculus, Cardium, Cytheraea^ Detdalnmi^ Bulla
und verschiedene andere Weichthierschalen nebst Zowwa-Zähnen
erfüllen die gedachten Schichten.
Durch das ganze Rheingau hindurch, von der Höhe des
Niederwaldes an über Johannesberg, Schloss Vollrath, Hallgarten,
Neudorf, Fraueustein, Dotzheim und Wiesbaden uach den Berg-
ketten hin, welche die Mainebene umsäumen, findet man mächtige
Sandablagerungeu, welche sich durch ihre gelbe und braune, durch
Eisenoxydhydrat veranlasste Farbe von allen audei^n Sandabla-
gerungeu jüngerer Formationen unterscheiden , und immer be-
gleitet sind durch die gerundeten und stark geglätteten Kiesel
aus fettglänzender Quarzsubstanz, hin und wieder untermischt von
vereinzelten Kieseln, welche aus schwarzem Lydit bestehen.
Die bedeutendste Ablagernnff solcher Kiesel findet man bei
— 77 -
Hofheim, wo der ganze Capellenberg von seinem Fusse bis zu
seinem Gipfel aus dem gleichen Materiale besteht, was also einer
Schichtenmächtigkeit von 420 rhein. Fuss oder 132 Meter ent-
spricht.
Weiter östlich gegen die Einmündung der Wetterau finden
sich die gleichen Kiesel in ähnlichen Ablagerungen, so bei Crouthal,
Oberhöchstadt, Oberursel, Homburg und Köppern; überall die
Spuren von den Einwirkungen des Strandes an sich tragend, hin
und wieder, besonders in den mächtig hervortretenden Schichten,
untermischt mit Geschieben, welche auf Einmündungen von Bächen
und Flüssen au den betreffenden Fundpunkteu hindeuten.
Diese Strandkiesel geben uns jetzt die Anhaltspunkte zur
Bestimmung der Grenzen des Tertiärmeeres im Mainzer Becken,
und wenn sich die Betrachtungen solcher Erscheinungen auch auf
die orographischen Erscheinungen dabei verbreiten, führen die-
selben zu einem Landschaftsbilde, welches ich zum Gegenstande
gegenwärtiger Darlegungen gewählt habe.
Zunächst sei mir noch ein kurzer Ueberblick gestattet über
die Schichten, welche mit den Meeressanden und ihren Straud-
kieseln zusammenliegen, sowie über diejenigen in successiven Zeit-
abschnitten darauf folgenden und darüber gelagerten Schichten
verschiedener späteren Teiiiärzeiten.
Der bereits erwähnte Septarienthon findet sich weniger an
dem Strande des gedachten Meeres, sondern meistens erst in einer
bestimmten Entfernung davon, welche zwar in unserem Gebiete
nicht sehr weit abliegt. Die Septarienthone von Offenbach, Flörs-
heim und Creuzuach erwähne ich als die bekanntesten Fundstellen
in der Nähe des Taunus.
üeber diesen marinen Sanden und Thonen lagert das Ober-
oligocän in brakischen Bildungen : eine Schicht sehr feiner Sande
mit Meeresconchylien und eingeschweramten Resten von Land-
pflanzen und Laudthiereu bildet das Liegende der bekannten
Cyrenenmergel, welche aus dunkel blaugrauen kalkigen Thonen
bestehen und stellenweise ganz erfüllt sind mit Muschel- und
Gasteropodenschalen , deren lebende Repräsentanten gewöhnlich
solche Meeresufer bewohnen, welche durch einmündende Flüsse
brakischen Charakter haben. Die gewöhnlichsten Versteine-
rungsvorkommen in den Cyrenenmergelia bestehen aus Cerithien,
Cyrenen, Buccinum, Ostrea und Perna ; aber in anderen Schichten
— 78 —
finden sich auch solche Weichthiere, welche Wasser von höherem
Salzgehalt als der des eigentlichen Brakwassers bewohnen, wie
Chenopus, Murex, Pectuncuhis, Cytheraea und andere.
Gewöhnlich lagert nun über diesen Cyre neu mergeln eine
andere Schichte mit einer brakischeu Fauna, die Cerithienkalke
und Saude, welche sich in verschiedenen Gegenden gegenseitig
vertreten und ergänzen ; einzelne dieser Schichten sind ganz er-
füllt von Cerithien, Nerifa, Perua, Mytilus^ Cytheraea und anderen
im Brakwasser lebenden Thiereu. Mit diesen Cerithieuschichten
beginnt in dem Mainzer Becken die dritte Stufe der Tertiär-
schichten, das Miocän; während die Cyreneumergel mit ihren
Sandschichten noch zu dem Oberoligocän gerechnet werden.
Au einer Stelle unseres Gebietes bilden die Cerithieuschichten
nicht das unterste Glied der rheinischen Miocänschichteu ; es
ist dieses die sehr bekannte reiche Fundstelle für wohlerhalteue
Petrefacten in den Kalksteinbrüchen zwischen Flörsheim und
Hochheim. Daselbst lagert auf dem oberoligocänen Cyrenenmergel
ein dankelgelber Sand, welcher wohl den Abschluss dieser For-
mation bildet, aber auch sporadisch fehlt; darauf lagern massige
Kalksteine mit reichlichen Einschlüssen früheren organischen Lebens
als unterste Schichte der Miocänformation ; es sind dieses die
Landschneckenkalke, welche hier auf beschränktem Kaume unter
den Cerithienkalken hervortreten. Eine ähnliche Erscheinung
findet man bei Ilbesheim in Rheinbaiern nahe der Westgrenze
des gedachten Tertiärmeeres.
Warum das Vorkommen des Landschneckeukalkes ein so be-
schränktes an gedachter Stelle ist, werden wir später noch in das
Bereich unserer gegenwärtigen Betrachtungen ziehen.
Der Cerithienkalk liegt bei Flörsheim vertical über dem Land-
schneckenkalk , und am Röderberge bei Frankfurt liegen die
Corbiculaschichten vertical über dem Cerithienkalke ; während die
Litorinellenkalke von Wiesbaden, Mainz und Mombach die ge-
nannten Schichten überlagern und als Oberraiocäu schichten anzu-
sehen sind. Üeber diesen schliessen sandige Schichten jüngerer
Tertiärgebilde, als Knochensande von Eppelsheim bekannt, diese
Schichteufolge nach oben hin ab. Verschiedene Sand-, Kies- und
Lehm-Ablagerungen darüber bilden das Diluvium in dem Main-
und Rheiugebiete.
Kehren wir nun zu den Ufern des Mittelolig-ocän-Meeres
- 70 —
vor dem Taunus /urück und l)etracliten zunächst die oredachteu
Straudgebilde von dem petrographisclien Standpunkte aus; dann
erscheinen zunächst die erwähnten Lagen von meist weissen
platten Rollkiesehi von verschiedener Grösse zwischen 0,oo3 und
0,245 M. Durclimesser ; letztere Dimensionen und grössere Steine
kommen an bestimmten Stellen zwar gehäuft vor, im Ganzen sind
solche aber seltner, während Rollkiesel von 0,o2 bis 0,03 M.
Durchmesser vorherrschen und in feineren Gerollen und Sandkör-
nern eingebettet lagern. Ganze Schichten treten aus reinen Roll-
kieseln bestehend, mit geringen Sandmengen zusammen auf; andere
Schichten enthalten mehr Sand , und schliesslich beobachtet mau
in dem gleichen Horizonte auch solche Sandlageu, in welchen die
Rollkiesel bis zum Verschwinden vereinzelt auftreten oder ganz
fehlen.
Andere Schichten, wie die 10 bis 12 M. mächtigen Sand-
lagen von Eltville, Hallgarten, Geisenheim, Johannesberg und
anderen Stelleu des Rheiugaues, bestehen aus zienilich gleichen
feinen Gerollen von 1 bis 3 Mm. Durchmesser, welche man im
Allgemeinen zwar Saud nennt, welche aber eigentlich nur Schichten
von Feingeröllen darstellen. Neben diesen und unter diesen treten
auch eigentliche Sandschichteu auf, wie die Formsande von Jo-
hanuesberg und andere. So wechseln die Grössenverhältuisse des
Kornes in der mannigfaltigsten Weise bis zur Staubform, wo mehr
der Habitus eines Thonlagers, als der eines Sandlagers zum Vor-
schein kommt; immer aber bleibt wesentlich Kieselerde der Haupt-
bestandtheil, zu welchem sich dann die gelb- und braun-faibendeu
Eisenoxydbydrate gesellen, oder auch Thontheile eintreten, wie
besonders in denjeuigen Lagern, wo das Korn bis zur Staubform
herabsinkt. Li den Thonlagern ist gewöhnlich verhäJtuissmässig
viel staubfeine Kieselerde vorhanden, oder es liegen darin auch
gröbere Quarzköruer bis zum Fühlbaren und Sichtbaren, nicht
selten auch vollkommenere Rollkiesel; daneben gibt es in dem-
selben Horizonte auch reinere Thonlager, wie bei Münster und
Hofheim, sowie bei Hallgarten, Geisenheim und anderwärts im
eigentlichen Rheingau.
Diese ebenbeschriebenen Quarzkiesel und Sande erscheinen in
ihren Lagerstätten vielfach ganz lose ohne irgend eine Verkittung;
in anderen Partien erscheinen auch Schichten von thonig-kieseligem
Bindemittel , wodurch die Sande von verschiedenem Korne zu
— 80 —
eigeutlichen Sandsteinen verbunden sind, deren Festigkeit von der
Härte der Bindemasse abhängt, und ebenso in allen möglichen
Stadien zu beobachten ist. Auf der einen Grenze dieser Härte-
Stadien steht der lose Sand und das lose Gerolle; auf der anderen
Grenze steht ein förmlicher Quarzit, bei welchem das Bindemittel,
wie das klastische Korn aus reinem festem Quarze bestehen und
die Thonraasse darin ganz zurückgedrängt erscheint. Solche
Tertiärquarzite kennt man fast in allen Tertiärbecken ; in dem
sogenannten Mainzer Becken sind dieselben verhältnissmässig
seltener. Als besondere Fundstellen können die Haardt bei Hom-
burg, das linke Thalgehänge zwischen Schiersteiu und Frauen-
stein und der Abhang des Rochnsberges nach dem Rheine hin
augeführt werden. Die festereu oder weicheren Sandsteine und
Conglomerate bis zu den losen Sauden und Kieseln kommen überall
vor, wo die gedachten Schichten zu Tage treten. Die thonig-
kieselige Bindemasse zwischen den Sandkörnern und Rollkieseln,
wie auch die der erwähnten Quarzite erscheint von grösserer oder
geringerer Reinheit; in letzterem Falle ist als vorwaltende Bei-
mengung das Brauneisenerz zu erwähnen, welches überhaupt in den
unteren Tertiärschichten eine gewisse Rolle spielt, welche hin und
wieder in das Stadium technischen Werthes führt, indem An-
häuf nngen von bauwürdigen Eisenerzen auf geringeren oder mäch-
tigeren Lagerstätten augehäuft sind, zu welchen in selteneren
Fällen auch die noch werthvolleren Manganerze treten, wie bei
Geisenheim und Asmanushausen. Kieselig-thoniges Brauneisenerz
ist ein ganz gewöhnliches Bindemittel zwischen den Quarzkör-
neru unserer tertiären Meeressande, und noch gewöhnlicher er-
scheint solches zwischen gröberen Rollkieseln und Schotter, die
bekannten Conglomerate bildend, welche man so häufig in grös-
seren und kleineren Trümmern an den Gehängen des Taunus,
welche dem ehemaligen Tertiärmeere zufallen, umherliegend findet.
Wie also zwischen der Grösse der klastischen Qnarzkörner
in gedachten Schichten alle möglichen Schwankungen und Ueber-
gänge verkommen, so auch in der Menge der Bindemasse und
auch ihren Bestandtheileu, wesentlich aus Kieselerde, Thon und
Eisenoxydhydrat bestehend.
Ausser den vorstehend beschriebeneu gewöhnlichen Formen
der Strandbildungen unseres ehemaligen Tertiärmeeres mögen noch
zwei besondere Formen Erwähnung finden, in welchen dieselben
t
— 81 —
local anftreteii : Die eine dieser Formen registrirt sich eigentlich
in die oben eingehender beschriebene Reihe ; es ist dieses der
Tertiür-Sandsteiu von Wiesbaden, welcher verschiedene Formen
der oben erwähnten Uebergangsreihen einschliesst und nur durch
schichtenweises Vorkommen von LebiM'opnl ausgezeichnet ist. ausser-
dem viel liotheisenmuliu neben phosphorsauren , hin uud wieder
Arsen haltenden, erdigen Eisensalzen enthält. Der Habitus dieser,
den höher gelegenen Theil der eigentlichen Stadt Wiesbaden auf
deren Nordvvestseite bildenden Sandsteine ist ein eigenthümlicher
uud erkennt mau darin deutlich, dass die in dessen Nülie hervor-
brechenden Thermalquellen wesentlichen Antheil an der Bildung
und späteren Umbildung haben.
Als zweite eigenthümliche Form dieser marinen Tertiärgebilde
sind die Barytsandsteine von Kreuznach gedacht, in welchen das
Bindemittel zwiselien den klastischen Qnarzkörnern aus fein krystal-
linischem Barytspath besteht; die Ablugeruugen finden sich zwischen
losen Meeressanden, meist ohne Bindemittel und ohne organische
Reste, während in den mit Barytspath gebundenen Schichten
massenhafte Abdrücke und Steinkerne von vSchalthieren vorkommen.
Es ist dieses ein Beweis, dass diese in gedachter Schichtenfolge
vorhanden waren, in den losen Sauden aber, wie in den gebun-
denen auflösig geworden sind ; in ersteren konnten sich auch die
Abdrücke nicht erhalten, wohl aber in den letzteren.
Soviel über den lithologischen Theil der hier in Betrachtung
gezogenen Schichten ; der paläontologischen Vei'hältnisse wurde
schon vorher vorübergehend gedacht, und ist nur noch zuzufügen,
dass von den erwähnten Fundstellen für Versteinerungen das
Vorkommen hinter dem Rothenberge bei Geisenheim von beson-
derem Werthe ist, dass in der Nähe von Hallgarten in grobem
Sande mit Branneisenstein-Bindemittel vereinzelte Steinkerne von
Peciunctdns gefunden wurden, und dass im Districte Hag bei
Medenbach (Amt Hochheim) wohlerhaltene Schalen von Östren
caVifcra, Tema Scwdhergcri und Lainna-Zähne nicht selten sind ;
letztere fanden sich auch zwischen thonig verschotterten Quarz-
geröllen in der Gemarkung Igstadt an der Grenze gegen das Feld
von Breckenheim. Die anderen ausgebreiteten und zahlreichen
Vorkommen dieser tertiären Strandgebilde führen aus den bereits
erwähnten Gründen, der Brandung am felsigen Strande, keine
organischen Reste ; dessenungeachtet lässt sich das Zusaninieu-
6
— 82 —
gehören aller liier erwähnten Schichten einentheils dnrch die
lithologischen Aehulichkeiten, anderntheils dnrch die übereinstim-
menden Höhenlagen darthun, und knüpfen sich hieran die strati-
graphischen Betrachtungen.
Bei dem Abtäufen von Brunuenschachten fand man mehrfach
die Schichten des Mainzer Beckens in ihrer vertiealen Ueberlagerung ;
auch sind viele Stellen nachweisbar, wo Bergabhänge diese ver-
ticale Ueberlagerung von Tertiärschichten verschiedenen Aliers
nachweisen, wie namentlich die linksrheinischen Hügelzüge zwischen
Oppenheim und Bingen, sowie auch die bereits erwähnten rechts-
rheinischen Vorkommen bei Prankfurt und Flörsheim. Stellen,
an welchen die Strandgerölle der ältesten Ablagerung unseres
Tertiärmeeres von jüngeren Bildungen des gleichen Systems direct
überlagert werden, sehen wir verhältnissmässig seltener ; solche
sind bekannt zwischen Eltville und Neudorf, am Waldraude ober-
halb Schloss Vollrath und rheinabwärts von da in der Nähe von
Johannesberg. Dass die letzterwähnten Ueberlageruugeu seltener
zu beobachten sind, hängt damit zusammen, dass man überhaupt
in dem Mainzer Becken die älteren Schichten vielfach in einer
höheren Lage findet, als die jüngeren ; dessenungeachtet ist die
Orieutirung in den gedachten Schichten keine schwierige Auf-
gabe, namentlich da, vro die typischen Leitpetrefacten vorhanden
sind. Kartirt man das Mainzer Tertiärbecken, so bildet der
Meeressaud mit seineu Strandgebilden den äussersteu Ring, den
Bergen, welche den ehemaligen Strand bildeten, am nächsten
liegend. Je jünger die betreffenden Schichten sind, je weiter ab
von diesen Strandbergeu liegen sie, der Mitte des Beckens näher
gerückt, eine Regel mit nur ganz vereinzelten Ausnahmen unter
localen Einflüssen herbeigeführt, wie z. B. die Litorinellenkalke
auf der Bubeuhäuser Höhe bei Rauenthal und die der Bierstädter
Warte bei Wiesbaden, so auch die Cyrenenmergel in der Nähe
von Hallgarten und Dorf Johannesberg.
Die als Re^el anzunehmende höhere Lage der unverkenn-
baren Strandgebilde erklärt sich durch die laugsame Hebuug des
ganzen Gebietes während des Bestehens des Mainzer Tertiärbeckens
und nach demselben, vielleicht in unserer gegenwärtigen Alluvial-
zeit in äusserst langsamem Portschreiten noch andauernd.
Man kann in runder Zahl annehmen, dass die durchschnitt-
liche Höhenlage des Strandes von dem Mainzer Tertiärbeckeu zur
— 83 —
Zeit seiner vollsten Ansdehunng circa 300 Meter über dem gegen-
wärtigen Strande der Nordsee yai finden ist ; also lag damals das
Gebiet 300 Meter tiefer, als jetzt, und bat sich dasselbe seitdem
um diese Distanz gehoben.
Die^^e Zabl ist aus folgenden Beobachtungen entnommen : bei
Kidrich und Rüdesheim lagern die beschriebeneu Strandsferölle
980 bis 900 rlu'in. Fuss über dem Pegel von Amsterdam ; an
der Gundelhardt bei Lorsbach und dem Capellenberge bei Hofheim
855 bis 930 rhein. Fuss über derselben ; demnach boträgt das
Mittel aus diesen entfernt von einander auftretenden Punkten mit
maximalen Höhenlagen 950 rhein. Fuss oder 301 Meter. Zwischen
diesen iu Rechnung gezogenen Punkten liegen verschiedene andere
von ähnlicher Maximallage, wie bei Souueiiberg und Rambach,
liei Neudorf im Rheingau und anderwärts. Gewöhnlich liegen
aber die wohl ausgebildeten Meeressaude und Gerolle nicht in der
gefundenen Maximalhöhe, sondern entsprechend tiefer in verschie-
denen Höhenlagen, für welche als Mittel 250 Meter ülier dem
gegenwärtigen Strande der Nordsee angenommen werden kann ;
in dieser Höhenlage findet man die charakteristischsten, aus-
geprägtesten und mächtigsten Schichten typischer Meeressaude.
An Spuren von Wirkungen brandender Wogen an der gedachten
Strandlinie fehlt es auch nicht; besonders sind hier die iu einem
kleinen Steinbruche aufgedeckten gerundeten und abgeschlilfenen
Quarzitfelseu über dem Schlosse Vollrath bei Oestrich hervor/Ai-
heben ; dort sind in Spalten zwischen solchen Felsen grosse Gerolle
eingekeilt, und sieht das der Erosion durch Atmosphärilien voll-
ständig trotzende Gestein aus, als ob noch vor wenigen Tagen
mächtig anbrandender Wellenschlag die Kiesel gegen die Felsen
geschlagen hätte; die geborstenen Trümmer liegen vielfach um-
her neben vollkommen gerundeten Kieseln. Würde das Gebiet,
in welchem die festen, weniger zerstörbaren Tauuusquarzite mit
dem Strande des Tertiärmeeres in Berührung: kamen, nicht viel-
fach verschottert sein , Hessen sich gewiss noch viele solcher
sprecheudeu Stellen von Straudwirkungen aufweisen ; wo aber die
verwitterbaren Sericitgueisse und Phyllitgesteine den Strand
bildeten, mussten spätere erotirende Einwirkungen den ursprüng-
lichen Eindruck verwischen; weil diese Gesteine der Verwitterung
zu trotzen, weniger im Stande sind.
Mit diesen Betrachtungen sind wir in den orographischeu
.- 84 —
Theil bereits eingetreten ; verfolgen wir denselben weiter in das
Gebiet des gegenwärtigen Tannnsgebirges, dessen vorderer südlicher
Höhenzng sich längs des gedachten Tertiärmeeres zwischen Bingen
nnd der Wetterau hinzieht.
Die gegenwärtige Hölienlage der hervortretenden Berggi]ifel,
welche der jetzigen Rhein-Main-Ebene, also dem einstigen Gebieti>
des Tertiärmeeres zunächst liegen , beginnt der Reihe nach mit
dem Hörkopf von 1 206 rhein. Fuss Höhenlage , die Eisenberge
hinter Johannisberoj lieg-en 1438 Fuss über der Nordsee, der
Rabenkopf 1668 Fuss, die Hallgartner Zange 1849 Fuss; dahinter
liegt die kalte Herberge bei Stephanshausen mit 1975 Fuss Höhen-
lage als höchster Punkt des nordwestlicheu Theiles. Von da ab
senken sieh die Hochpunkte nach dem Thale der Walluf, auf welcher
Strecke sich die Ringmauer bei Kidrich mit 1682 Fuss und der
Hausenkopf bei Schlangenbad mit 1578 Fuss erhebt und nach
dem Birkeukopf bei Neudorf auf 983 Fuss absenkt. Diese Ein-
senkung deutet auf einen Einfluss in das Tertiärmeer, und häufen
sich auch hier die Strandgerölle nach beiden Seiten liin mehr an.
Der zweite Abschnitt der vorderen Höhenreihe des Taunus in
nordöstlicher Richtung beginnt, den höchsteu Punkten in der
Aufzählung folgend, mit dem Rothenk reu zkopf von 1625 Fuss
Höhenlage, daran schliesst die Reutmauer mit 1542 Fuss, die
Platte bei Wiesbaden mit 1618 Fuss, die Rassel mit 1715 Fuss
als höchster Punkt dieses zweiten Theiles, worauf der Hahnberg
mit 1458 Fuss und der Schäfersberg bei Niedeinhausen mitl066 Fuss
folgvn und nach der Satteleiusenkung bei Bremthal von 996 Fuss
Höhenlage einbiegen, als Grenze des weiten Gebirgsabschnittes
gegen den dritten. Diese Einsenkung ist die breiteste und wesent-
lichste, welche gleichsam den ganzen rechtsrheinischen Taunus in
zwei Theile spaltet und nur den etwas höheren Sattel von Nieder-
seelbach mit 1114 Fuss Höhenlage noch hinter sich hat.
Mit dieser Eiusenkung sind an drei Stellen sehr bedeutende
Anhäufungeu von Strandgeröllen in Verbindung zu bringen, un
ist hier die Einmündung eines Flusses in das Tertiärmeer constatirt
und durch verschiedene Beobachtungen und Erscheinungen, welche
nachfolgend ausführlicher zur Erörterung gelangen, bestätigt.
Der dritte und letzte Abschnitt des Taunus gegen die Wet-
terau hin beginnt östlich der Hauptrichtung des gedachten Fhiss-
thales mit dem Heidenk(dler von 1005 Fuss Höhenlage, dahinter
— 85 —
der Judenkopf auf der rechten Seite des Lorsbacher Thaies mit
1308 Fuss, gegenüber auf der linken Thalseite liegt der Stauff'en
mit 1 438 Fuss, welcher anscheinend während einer gewissen Zeit-
dauer zur Tertiärzeit von dem zu dem gleichen Höhenzuge geliö-
riMulen Rossert von 1G52 Fuss Meereshölie getrennt wurde. Oest-
lich dieses Ilölienzuges biegt die Bucht von Münster und Hornau
lin, Avek'he unter ihren mächtig abgelagerten Diluvialschichten
ausgeprägte Tertiärablageruugen birgt, und zur Tertiärzeit mit
Wasser erfüllt war , jetzt aber als Wiesen- und Auen-Grund die
Bergkette zwischen Rossert, Stauffeu, Lorsbachskopf und Capelleu-
berg von den Köuigsteiner Vorbergen trennt. Hinter dieser Bucht
erhebt sieh der Eichkopf mit 1794 Fuss, daneben der Steinkopf
mit 1810 Fuss, jenseits der Bucht der Romberg bei Königstein
mit 1723 Fuss Höhenlage aufsteigend zum Altkönig mit 2543 Fuss,
dahinter der Glaskopf mit 2190 Fuss, der kleine Feldberg mit
2634 Fuss und der grosse Feldberg mit 2804 Fuss als höchste
Spitze der ganzen Tanuuskette.
Romberg und Altkönig bilden die Ecksteine, um welche das
Tertiärmeer und sein Nord^traud aus der we.st-östlichen Richtung
in die süd-nördliche umbog, und nördl. von da durch die Wcttorau
mit dem norddeutschen Tertiärbecken in Verbindung trat.
Ein Blick auf die geologische Karte der Lahngegend zeigt
uns weitausgedehnte Kieslager aus weissen Quarzkieseln mit Sauden,
Thonen, Brauneisenerzen und Manganerzen von ganz ähnlicher
und gleicher Beschaffenheit, wie diejenigen Schichten , welche als
Strandgebilde des Mainzer Tertiärnieeres vorher beschrieben worden
sind; auch ihre Höhenlage stimmt mit der an dem Rande des
Taunus auf 250, im Maximum auf 300 M. angenommenen, so
ziemlich überein, indem wir die Kieslager bei Schloss Schauenburg
840 Fuss, zwischen da und Wassenbach 015 Fuss, bei Sijighofen
878 Fuss, bei Niederselters 828 Fuss, auf der Platte bei Ketten-
bach aber 982 Fuss über dem gegenwärtigen Strande der Nordsee
gelagert finden. Einzelne Spuren solcher Kiesel in dem Lahnge-
biete finden sich in höheren Ablagerungen, dort aber mit Di-
luvial-Substanzeu gemengt, und mögen diese als Reste von durch
spätere Erosion zerstörten Tertiärlager it zu betrachteu sein.
Die sich in den gedachten Ablagerungen darstellende Aus-
breitung der Tertiärschichten des gegenwärtigen Lahngebietes
zwischen den Südabhäugen des Westerwaldes und den Nord-
- 86 —
abhängen des Taunus erscheiut als ein ausgebreitetes Becken, welches
man mit dem Namen »Liraburger Tertiärbecken« bezeichnen, und
sich einen in der Tertiärzeit daselbst bestandenen Sässwassersee
darunter vorstellen könnte. Dieser ringsum von Hügelland um-
schlossene Süsswas<ersee dehnte sich in nördlicher Dichtung bis
in die Gegend von Weilburg aus und hatte von seinem südwest-
lichsten Ende aus bis dahin circa 36 Km. Durchmesser; während
sein nordwestlicher Anfang bei Thalheim und Hangenmeilingeu ge-
dacht werden kann, von wo sein Durchmesser in südöstlicher
Richtung bis in die Gegend von Oberseltos circa 32 Km. betrug.
In diesen als Limburger Becken gedachten See von circa
900 QKm. Oberfläche mündeten verschiedene Bäche und kleine
Flüsse von westlicher, östlicher und nördlicher Richtung her ein
und trugen die Trümmer von Gaugquarzcn zusammen, welche
jetzt in diesen ausgedehnten Gerölllagern zu finden sind ; dazu
trug das Wasser aus dem Gebiete des jetzigen unteren Dilltliales
die schwarzen, lauchgrünen uud braunen Kieselschiefer und Horn-
steine mit rothen Eiseuki<Aseln ein ; alle anderen Gesteine konnten
der Zerreibung uud Verwitterung nicht widerstehen : die Grün-
steine lieferten aus ihrem Feldspathbestandtheil die nicht unbe-
trächtlichen Thonmasseu gedachter Ablagerungen, welche durch
staubfein zerriebene Schiefertheilchen in ihrem Volumen vermehrt
wurden; gleichzeitig aber auch extrahirte die Verwitterung und
Zersetzung aus den augitischen Bestandtheilen den Eisengehalt,
als besondere Lagerstätten und Bindemasseu jetzt erscheinend,
wobei eisenreiche und Mangan enthaltende Quellen, jedenfalls auch
die Basalte des Westerwaldes noch ein Beträchtliches zu An-
reicherung dieser Lagerstätten beigetragen haben mögen.
Die Zuflüsse von nördlicher Richtung mögen die bedeutenderen
gewesen .sein, wie aus der Situation abzuleiten ist; darunter für
die gegenwärtigen Betrachtungen von besonderem Interesse ist
derjenige Zufluss, welcher der gegenwärtigen Elb folgte, deren
jetziger Thalweg wohl so ziemlich derselbe geblieben sein mag,
als der gedachte ursprüngliche Lauf zur Tertiärzeit.
Die eigentliche Elb hat ihren Ursprung bei Ailertchen
1516 Fuss über der Nordsee; sie nimmt von der Ostseite den
Plolzbach auf, welcher bei Renuerod in einer Höhenlage von
1442 Fuss entspringt. Das Gefälle dieser Einflüsse muss damals
geringer gewesen sein , als jetzt. Wenn wir den Ursprung als
— 87 —
wenig veräudert aiuu'lmu^n, bei den vorher erörterten 950 Fuss
I-]el)ung seit der Teriiilr^eit also damals auf 566 Fass für die
westliche Elb und 492 Fuss für den Holzbach über dem damaligen
Spiegel des Tertiärmeeres, berechnet sich bis an den Ausfluss süd-
lich von Hremthal in der Richtung nach der jetzigen Gegend von
Flörsheim, abgesehen von dem zwischenliegend gedachten Binnen-
see des Limburger Beckens, das Gefälle auf ein Viertel Procent
oder einen Ansteigewinkel des Flusslaufes von 8 Minuten.
Wesentliche Aeuderungen in der Höhenlage der Quellen
selbst durch zeitige Erosionen möchte ich deshalb nicht in Be-
tracht ziehen , weil die gedachten Quellen in Tertiärschichten
ähnlichen Alters, wie die an ihrem Ausliusse, liegen; also an dem
Ursprünge Ablagerungen stattgefunden haben, welche nicht auf
Abtragungen schliessen lassen. Dagegen müssen die Zahlenver-
hältnisse aus einem andern Grunde als weniger sicher basirt an-
genommen werden: dieser ist in den Basaltbildungen und damit
zusammenhängender vulkanischer Thätigkeit in dem jetzigen
Westerwaldgebiete zu suchen; indem zwar nicht alle, aber viele
Basalte des erwähnten Gebietes jünger sind, als die mitteloligo-
cänen Schichten, welche hier besonders in Betracht kommen.
Dass es auch ältere Basalte auf dem Westerwalde gibt, be-
weisen Tertiärschichten über Basaltströmeu ; dass aber ein grosser
'J'heil der Basalte jünger als die gedachten Tertiärschichten sind,
geht daraus hervor, dass gewisse basaltische Lavaströme mächtige
Auflagerungen über den Tertiärschichten bilden, welches Verhält-
niss durch den Braunkohlenbergbau auf dem Westerwalde zur
Genüge deutlich aufgeschlossen ist.
Jene vulkanischen Einwirkungen können auch mit den localen
Differenzen der Höhenlagen gleichbedeutender Schichten au ver-
schiedenen Punkten in Verbindung gebracht werden, worauf aber
in gegenwärtigen Darlegungen zu verzichten sein dürfte.
Dass das Gefälle von ein Viertel Procent in dem gedachten
Flusslauf zwischen Westerwald und Maiuebene ein gleichförmiges
war, kann nach der gegenwärtigen orographischen Lage des Ge-
bietes durchaus nicht angenommen werden; vielmehr Avar dasselbe
zwischen den Quellen und dem Lahugebiete stärker als das be-
rechnete Mittel. In dem Lahngebiete selbst und vor den Nordab-
hängen des Taunus, wohin das Limburger Becken gedacht ist, war
das Gefälle fast Null ; daher auch dort die mächtigen Ablagerungen
— 88 —
vou tertiären Kiesbänken. Sehr wesentlich steigerte sich das Ge-
fälle wieder von dem Punkte an, welcher jetzt nach Umgestaltung
der orographischeu Verhältnisse als der niedrigste Gebirgssattel
im Taunus erscheint und, wie vorher erwähnt, als Scheider der
Taiiuuskette in zwei Hälften betrachtet werden kann. Eigentlich
sind es jetzt zwei Gebirgssattel, der hintere vou 1114 Fuss Ilöheii-
lage zwischen Niederseelbach und Idstein, der vordere vou 996 Fuss
Höhenlage bei dem Dorfe Bremthal; zwischen beiden furchte in spä-
terer Zeit die jetzige Deisbach sich ein, welche jetzt durch das Loi's-
baclier Thal abfliesst; vor dessen Durchbruch aber der Abfluss
weiter westlich ziemlich direct in der Richtung des zwischen
Flörsheim und Hochheim in die Mainebene eintretenden Wicker-
baches erfolgte.
Der Abfluss ans dem gedachten Binnensee des Limburger
Beckens ging durch den Camberger Grund, da überall jetzt noch
deutliche Spuren hinterlassend ; erst südlich vou Camberg wendete
sich der Flusslauf, wo jetzt der Hof Henriettenthal liegt, nach
der Richtung des jetzigen Wörsbachthales aber in umgekehrtem
Laufe; die in der Tertiärzeit uiclit uubeträchtlicheu Wasser-
meugeu flössen gegen Süden, während jetzt in demselben erbrei-
terten Thale der unscheinbare Bach seine Wasser in nördlicher
Richtung der Lahn zuführt.
Auch auf diesem Wege bilden Ablagerungen von Lahnge-
schieben, meistens Quarz- und Kieselschiefer-Gerölle , die Mark-
steine des gedachten Flusslaufes bis fast auf die Sattelhölie hin,
welche Aufschlüs.-e erst jetzt durch den Eiseubahnbau gemacht
worden sind.
Von da, dem noch nicht auf seine gegenwärtige Tiefe einge-
schnittenen Dreisbach Ihale folgend, überschritt der gedachte Fluss-
lauf hart au dem aus Gangcpiarz gebildeten Felsenkamme des
Nauroder Grauensteins her die Stelle, welche jetzt als zweiter
Gebirgssattel erscheint, und drängte sich in das Thal von W^ild-
sachsen ein, welches in einer Weise erweitert und mit losgeris-
senen Felsblöckeu übersäet ist, wie solche das unbedeutende
Bächlein, welches jetzt dort abfliesst, wohl nicht herbeigeführt
haben konnte.
Der als Limburger Becken gedachte Binnensee mochte mit
seinem Wasserspiegel zu einer bestimmten Zeit 50 M. höher ge-
legen haben, als das l^ertiärmeer, v/ie sich nach den Strandspuren
- 89 -
rech neu und scbätzeu lässt. Die Entfernuug des Biuiiensjees vou
der näclistgek-goueu Meeresbucht, in welche der Ablluss eintrat,
kauu nach den tertiären Ablagerungen auf 19 bis 20 Km. ange-
nommen werden; daraus berechnet sich das ziemlich bedeutende
Ciefälle vou 2,5 bis 4,0 Procent, wenn solches als ein gleichför-
miges gedacht werden sollte.
Das Gefälle kann aber nicht gleichförmig gewesen sein, indem
die Höhenlage der beiden jetzt als Wasserscheiden erscheinenden
Öattelpunkte dagegen spricht, wenn man nicht eine Erklärung iu
localen späteren Hebungen suclien will, für welche keine zurei-
chenden Beweise vorliegen.
Es dürfte kaum in Zweifel zu ziehen sein, dass ein grosser
Theil des Falles zwischen dem mehierwähnten Punkte von Nieder-
seell)aeli und der eigentlichen Mündung des gedachten Flusses in
Wasserfällen nach der Tiefe hinstürzte; denn auf der gedachten
Strecke mussten zwei Qnavzilzüi;e durchbrochen werden, wa-s
sich nur erklären lässt durch Erosion au den Kanten solcher
Wasserfälle, welche bei fortschreitender, erotirender Einwirkung
des Wassers stetig zurückrückten. In harten Gesteinen bleiben
die Fallstelleu länger an ihrem Platze; im weichen Gesteine
rücken sie dagegen rascher vorwärts, dem Laufe des Wassers
entgegen.
Wo solche Sturzstellen längere Zeit stehen bleiben odiT nur
unmerklich langsam fortrücken, bilden sich unter denselben Aus-
weitungen im Thalraume und Anhäufungen von Schotter daselbst,
besonders an der Grenze zwischen in verschiedenem Grade ero-
tirbareu Gesteinsarten, wenn der Tiefpunkt des Sturzes im weichen
und der Hochpunkt im harten Gesteine steht. Ein solcher Fall
liegt auf der gedachten Strecke zweimal vor: erstens bei der
Gültenmühle unterhalb Niedernhausen, wo die Thalerweiterung sich
besonders östlich ausdehnte, weil gegen Westen der feste Quarz-
gang des Grauensteins der Ausbreitung einen Damm setzte. Hier
wurde bei dem Bau der Eisenbahji an dem Qi'arzgange mit 18 M.
Tiefe das Ende des Schotters nicht erreicht. Eine noch auffal-
lendere Thalerweiterung ist die weiter aufwärts liegende von Königs-
hofen, in welcher auf der linken Thalseite noch deutliche Spuren
tertiärer Ablagerungen bemerkbar sind; während aufwärts von
da der Thaleinschnitt enger erscheint, aber ungev.öhnlich stark
verschotterte Gehänge auftreten. Hier münden jetzt von beiden
~ 90 —
Seiteu her Seiteubäche ein, deren Anfang aus der Tertiärzeit her-
rühren könnte.
Dicht bei der erst erwähnten Stnrzstelle und Thalerweiterung,
750 M. von dem jetzigen Thallaufe der Deisbach in südlicher
Richtung entfernt, steht ein frei aufstrebender Felsen des vorher-
erwähnten Quarzganges in einer Höhenlage von 1U46 Fuss oder
328 M. über der Nordsee, also 28 M. über dem damaligen Ufer
des Tertiärmeeres ; währeud der höchste Stand des Binnensees von
dem Limburger Becken 22 M. höher lag und der Ablauf hier
vorbeiführen musste.
Dieser freistehende Felsen, unter dem Namen »der Grauesteiu
von Naurod« als gesuchter Aussichtspunkt bekannt, hat auf der
dem gedachten Flusslaufe zugekehrten langen Seite, wie auch
auf seiner nördlichen Qiierseite eine auffallende Glättung, welche
schon melirfach Gegenstand wissenschaftlicher Erörterung gewesen
ist. Dieser Grauesteiu erhebt sich HM. über den Sattel von
Bremtluil, liegt aber 22 M, tiefer, als der nördlicher gelegene
Sattel von Niederseelbach, welcher jetzt die Wasserscheide zwischen
Lahn und Main bildet. Zu jener Zeit, als das besprochene Ter-
tiärmeer noch über der jetzigen Rhein- und Mainebene stand und
das hier besprochene Gebiet zwischen Brenithal und Naurod noch
nicht bis zu den gegenwärtigen Beigformen erotirt war, mochte
der gedachte Fl usslauf eine westlichere Lage gehabt haben, als die
gegenwärtige tiefere Einseukung unter dem Granenstein andeutet;
solches geht auch ans thatsächlichen Spuren an der Grenze des
Quarzkarames, wo jetzt die bekannten Bremthaler Sandgruben
sich befinden, hervor.
Auf diesem Wege konnten die abziehenden Wasser den
geglätteten Felsen zur Zeit der Hochfluthen wohl erreichen, na-
mentlich bei Eis- und Schnee-Abgängen in den Gebirgsgegenden,
denen der gedachte Tertiärfluss entstammte.
Bei Annahme von 2 Procent Fall zwischen den 5250 M. von
einander entfernten Uebergangsstellen würde die südlichere beständig
in das Niveau des Felsens haben fallen müssen; bei einem ent-
sprechend steiler gedachten Falle würde zwar diese ständige Um-
spülung des Felsens nicht angenommen werden können; derselbe
würde aber bei jeder Hochfluth und bei jedem Eisgange von dem
Hochwasser erreicht worden sein, was nach der ganzen Erscheinung
der Glättung grosse Wahrscheinlichkeit für sich hat.
- 91 -
Die Flora iu den gleichalterigen Tertiärschichten am Wester-
■walile besteht /AW\\<resent\\chcnT\\e\]ea\isChui((momimi,GhjplostrolMS,
Acer, Ji<(jhii/s, E)((jdhur(lia und ininiergrüuou Eichen ; solche PHau-
zeu wachsen allerdings jetzt mir in Gegenden, v/o grossartige Eis-
gänge auf den Flüssen nicht vorkommen dürf'eu; dass aber die in
der Tertiärzeit bestandenen Flusslänte noch thoil weise iu späteren
Zeitabschnitten fortbestanden, ist häufig der Fall und auch hier
gerade nicht unwahrscheinlich.
Durch deu Eisenbahnbau sind auf einer Reihe von Paukten
kleine Ablagerungen von weissen gerundeten Quarzkieseln aufge-
schlossen worden; diese Kiesel gleichen genau denen, welche in
dem Tiimburger Becken auf den dasselbe umsäumenden Höhen
mächtige Ablagerungen bilden, und lagern die sporadisch auf-
tretenden Partien zwischen Lahu- und Main-Gebiet alle in der
Linie, welche auch nach orographischen Betrachtungen als Lauf
des gedachten Tertiärflusses angesehen werden muss.
Wenn auch diese Kiesablagerungen in ihren Hauptmassen
aus wciissem fettgläuzendem Gangquarze bestehen, so findet man
doch bei genauerer Betrachtung, neben den Gerollen von schwarzem
Kieselschiefer und verschiedenfarbigem Hornstein , einzelne Trüm-
mer anderer Gesteine darin, welche auf den Ursprung der Kies-
masseu schliessen lassen, unter welchen namentlich grössere Stüc»:!'
von grobkörnigem Dolerit mit ziemlich grossen Hornblenlekry-
stalleu, wie eine solche Felsart am Westerwalde in der Nähe von
Rennerod mehrfach ansteht, aber noch an keiner Stelle des Taunus
oder dem Lahngebiete beobachtet worden ist , ganz besondere
Aufmerksamkeit verdienen ; solche Geröllstücke fanden sich in gut
erhaltenem Zustande in einer Kiesgrube nahe bei Niederjosbach,
nicht weit entfernt von dem erwähnten Grauenstein. Herr
Dr. 0. Böttger hatte früher schon darauf aufmerksam gemacht,
dass iu der Gegend von Wildsachsen, welches ebenfalls im Gebiete
des gedachten Flusslaufes liegt, grosse abgerundete Stücke eines
grauen Kalksteines lagern, welche genau den S^ringocephalenkalken
der Lahn gleichen ; auch dieses Vorkommen braucht nach Con-
statirung des Zusammenhanges von dort und hier nicht mehr
weiter zu befremden.
An den gedachten Quelh'ugebieten des hier besprochenen Ter-
tiärflusses werden jetzt die zwischen fetten und schiefrigen Thon-
lagern und Basaltlavaströmen eingelagerten Braunkohlenschichten
— 92 —
voii Westerburg, Dridorf, Breitsclaeidt, Laugenaubach uud anderen
Fundstätten abgebaut. Blattreste aus den Scbieferthouen des
Westerwaldes stimmen genau überein mit solchen, welche man in
den Septarienthonen von Flörsheim findet ; ebenso finden sich in
Thonschichten von Breitscheidt viele Landschuecken, welche in
den Landschneckenkalken zwischen Flörsheim und Hochheim zu
den gewöhnlichen Erscheinungen gehören, wie Helix subverticillus,
H. deflexa , Limnäus crctaceus uud andere ; was schon durch
F. Sandberger bekannt geworden ist.
Die Fundstellen von Flörsheim und Hochheim liegen zwar
an einer Stelle, v/elche nicht mehr in das Gebiet des gedachten
eiirentlichen Flusslaufes gezogen weiden kann ; weil daselbst das
Tertiärmeer war, dessen nächstliegender Uferrand circa 10 Km.
nördlicher zu suchen ist. Diejenigen Septarienthone, welche die
erwähnten Reste von Landpflanzen zwischen acht marinen Muscheln
und Fischresteu enthalten, lagern aber genau in der Strcimrichtung
des gedachten Flusses, etwa 12 Km. südwestlich von der brakischen
Bucht, wo jetzt die Austerbank von Medenbach deren einstige
Lage andeutet. Die Landschnecken kalke liegen auf derselben
Richtuugslinie, aber 1 bis 2 Km. weiter westlich, und gehören
einer höheren Stufe der Tertiärschichten an.
Nach dem durch langsame Gebietserhebung bedingten Zu-
rücktreten des Tertiärmeeres mögen sich diese Landschneckenkalke
ganz in der Nähe der späteren Flussmündung in den brakischen
Binnensee der Cyrenen- und Cerithieuschichten abgelagert haben,
wie eine solche Mündung schon von anderen Geologen vordem
muthmasslich ausgesprochen worden ist.
Durch die hier vorgetragenen Thatsachen uud darauf sich
stützenden Combinationen, welche auf die Annahme eines Tertiär-
flusses zwischen Westerwald uud Limburger Becken, wie in seiner
Fortsetzung zwischen diesem uud dem Maiugebiete, führen, sind
6 bisher nur ungenügend erklärt gebliebene Thatsachen zugleich
in einfachster Weise zur Erklärung bekommen :
Die Uebereinstimnuing der hochgelegenen mächtigen Kies-
schichten des Lahugebieles mit denjenigen Kiesschichten , welche
an den Gehäui!;en des Taunus uud in dem eio-entlichen Mainzer
Becken mit anerkannt marinen mitteloligocänen Sanden zusam-
men liegen;
das Vorkommen verhältnissmässig vieler Reste von Land-
— 03 —
pflanzen in dem durcli Meercstliiore in ilnor Stellung gekenn-
/eichneti-n Septarientlion von Flörsheim;
die massenhafte Anhäufung von isolirt vorkommenden Kalk-
schichteu mit zihlreichen Landschnecken zwischen Schichten mit
hrakischen Wa^^serbewohnern an der hekannten Fundstelle zwi-
schen Flörsheim und Hochheim ;
das Auftreten von losen Blöcken gewisser Kalksteine devo-
nischen Alters zwischen Taunusschiefern, worin solche Kalke
eigentlich sonst nicht gesucht werden können;
das Vorkommen von Geschieben doleritischer Basaltgestcine
im Taunus , welchem ähnliche Gesteine in anstehender Lager-
stätte fehlen und auch nicht darin vermuthet werden können,
und schliesslich die auffallenden Felsglättungen am Grauen-
steine l>ei Naurod, welche schon auf andere Weise zu (}rklären
versucht worden sind; ohne dass die versuchten Erklärun;_i-en Be-
friedicfung finden durften.
94
lieber die sogenannten Haarniensclien (Hyper-
trichosis universalis) nnd insbesondere die
bärtigen Frauen.
Vorgetragen iu der wisseuschaftliclien Sitznug am 25. Novbr. 187G
von
Dr. nied. Wilhelm Stricker.
Meine Her reu!
Der Gegenstand, über welchen ich Ihnen einige Mittheilungen
machen werde, ist in physiologischer Beziehung von zwiefachem
Interesse.
Ist uns auch noch gänzlich dunkt^l, worauf die ganze abnorme
Brscheinuug beruht, so steht doch einerseits ihre Erblichkeit
als Regel fest und andererseits ist die in Rede stehende Abnormität
häufig mit einer defecten Zahnbildung verbunden.
Die Erblichkeit ist, wie immer in solchen Fällen, keine
durchschlagende, d. h. es kommen einzelne gesunde Kinder iu
solchen Familien vor, dagegen ist bei der Familie der Haar-
menschen aus Ava die Erblichkeit auf zwei Generationen nach-
gewiesen.
Was die defecte Zahubilduug betrifft, so ist unter vierzehn
Fällen bei fünf ein solcher Defect nachgewiesen; zwei Kinder
starben vor Eintritt der ersten Zahnperiode, und bei sieben Fällen
hat man nicht darauf geachtet.
Es ist überhaupt erst seit ganz kurzer Zeit, dass mau diese
Abnormität einer wissenschaftlichen Betrachtung gewürdigt hat;
früher galt sie für ein Curiosum ; die betroffenen Personen zogen
in Europa umher, wurden hier und da beobachtet und kurz von
verschiedeneu Gelehrten beschrieben. Es waren im 17. Jahr-
— 95 —
hundert an der Stelle unserer Zeitschriften die gelehrten Brief-
wechsel an der Tagesordnung, hei deren Abfassung es mehr auf
classisches Latein als auf eine genaue Beschreibung ankam. Was
sich in die runde, dröhnende Phrase nicht fügen wollte, blieb
einfach wog. Auf diese Weise ist mancher der älteren Fälle von
verschiedenen Aerzten boschrieben worden, und die Autoren,
welche nicht an die ersten Quellen gehen konnten, haben grosse
Confusion angerichtet. Ich habe meine Stellung an unserer so
reichen Bibliothek benutzt, dieser Verwirrung zu steuern, indem ich
die älteren Fälle in den ursprünglichen Quellen aufgesucht habe.
Der älteste Fall ist von dem Stadtarzt und Professor zu
Basel, Felix Plater (1536 — 1614) aufgezeichnet in seinen »Obser-
vationes.« Basel 1680. S. 572. Zu Paris war ein Mann, welcher
dem König Heinrich IL wegen der seltenen Behaarung seines
ganzen Körpers sehr theuer (percharus) war und au dessen Hof
verkehrte. Er hatte mit sehr reichlichen Haaren den ganzen Körper
und das Gesicht mit Ausnahme einer kleinen Stelle unter den
Augen überzogen , seine Augenbrauen und Stirnhaare waren so
lang, dass er sie zurückhalten musste, um nicht am Sehen ge-
hindert zu werden. Mit einer glatten und andern Weibern ähn-
lichen Frau verheirathet, zeugte er zottige Kinder, von welchen
ich den Knaben mit neun, das Mädchen mit sieben Jahren hier
zu Basel 1583 sah und malen liess. Sie waren im Gesicht zottig,
mehr der Knabe, als das Mädchen, bei dem letzteren war die
ganze Gegend längs des Verlaufs der Wirbelsäule mit reichlichen
Haaren besetzt.
Zacutus Lusitauus (1575—1642) berichtet: Ich sah ein
dreijähriges Mädchen mit einem grossen Bart und am ganzen
Körper haarig; aus ihren Gehörgängen ragten zahlreiche, steife,
anderthalb Hand lange Haare hervor.
Es folgt der Zeit nach der Augsburger Fall, welcher viel-
fach erwähnt ist, am genauesten und von einem Bild begleitet
in »Miscellaneorum medico-physicorum sive ephemeridum germaui-
carum anuus nonus et decimus.« Vratislav. et Breg. 1680. 4".
S. 246. Tab. 13. Observatio Doctoris Georgii Segeri de muliere
hirsuta et barbata. *) 1655 zeigte sich in Kopenhagen eine Barbara
Ursler, geb. zu Augsburg am 18. Februar 1633, seit mehr als
*) S. die Tafel.
— 96 —
einem Jahr kinderlos verheirathet. Sie war am ganzen Körper
micl selbst im Oesicht mit blonden, weicheu, krausen Haaren
bekleidet nnd hatte einen dichten, bis zum Gürtel herabreichenden
Bart. Auch aus den Ohren ragten lange blonde Locken hervor.
Dieselbe ist zuerst erwähnt von Thomas Bartholinus (»Historiae
anatomicae rariores.« Cent. I. bist. 42. Amstelod. 1654), welcher
sie in Kopenhagen nnd später in den Niederlanden sah (»Hafuiae
vidi et postea in Belgio«). Bartholin sagt, dass sie sechs Jahre
alt gewesen sei, da er sie sah ; sie sei von ihren Eltern herum-
geführt worden. Dies würde also ins Jahr 1639 fallen. Der Krieg
erklärt, dass sie eher im Ausland, als in Deutschland gezeigt
wurde. Auffallend ist nur, dass Seger, welcher 1657 eine Ueber-
setznng von Bartholin's Werk herausgab, daselbst nirgends die
Identität mit seiner eigenen Beobachtung angibt, welche er erst
im November 1678, als er dieselbe an den Director Ephemeridum
einsandte, zur Oeffentlichkeit brachte. Seger, geb. 1629 zu Nürn-
berg, hielt sich, wie Jöcher sagt, ehe er 1660 in Basel promo-
virte, »geraume Zeit« bei Bartholinus in Kopenhagen auf.
Seger starb im December 1678 als Physicus in Danzig, seine
Beobachtung in den Ephemeriden ist also erst nach seinem Tode
veröffentlicht.
Dass die Urs 1er 1655 in England sich sehen liess, wissen
wir aus einem von Chowne (Lancet 1852, S. 421) citirten Werk :
»James Canlfield, portraits, memoirs and characters of remar-
kable persons, from the reigu of Edward III. to the revolution«
(IT, 168), wo es hoisst: »Im Jahr 1655 wurde öffentlich gezeigt
ein Weib, genannt Augustine Barbara, Tochter des Bai thaser
Urs 1er, damals 22 Jahre alt. Sie war seit einem Jahr kinderlos
verheirathet. Ihres Gatten Name war Vaubeck; er soll sie
blos geheiiathet haben, um sie zur Schau zu stellen. Zu diesem
Zweck reiste er in verschiedenen Ländern und besuchte u. A.
auch England. — Peter Schumacher schreibt an Thomas
Bartholin (»Th. Barth, epistolae medicinales.« Hag. 1740.
Centuria II, epist 83) am 29. Mai 1656, dass er die Urs 1er
auf dt-m Jahrmarkt zu Leiden gesehen. Peter Borel, gel).
1620 zu Castres in Languedoc, seit 1653 Arzt in Paris, schreibt:
vidi in patria mea, womit also wohl Paris gemeint ist (»histo-
riarum et observationum rariorum niedico-})hysicarum cent. I.
obs. 10.« Paris 1657). Endlich Georg liieionymus Welsch
— 97 -
hat sie 1647 in Rom und 1G48 in Mailand gesehen. Er sagt in
seinem Werk: »Obsorvationum medicarnm episagnia 9G (1657)« :
»vidi pueUam toto corpore pilis moUiculis et flavesceutibus obsitam
barbaque promissa insignem.« Auf die Ursler bezieht sich ohne
Zweifel auch folgende Notiz Lersner's (II. Chronik I., 564)
1655 : In der Ostermess lasset sich eine Jungfrau ans Holland
urab das Geld sehen. Diese hatte einen grossen Bart und waren
ihr lauge Locken aus den Ohren gewachsen, sonsten war sie
Wohlgestalt, vieler Sprachen kundig, anbei eines stillen melancholi-
schen Gemüt hs.
Geben wir nun kürzlich die Mittheilungen der Aerzte, welche
die U r s 1 e r gesehen haben.
Schumacher vergleicht den Bart mit Flachs, so weich war
er; auch der Flaum über den ganzen Körper war von derselben
Weichheit (»Jurasses, ex lino adsutam barbam, tanta erat molli-
tudo ; etiam alterius lanuginis, quae totum corpus aequali nebula
obduxerat«).
Caulfield schreibt: Ihr ganzer Körper und selbst ihr Ge-
sicht war bedeckt mit krausem Haar von gelber Farbe und sehr
weich wie W^olle, dabei hatte sie einen dicken Bart, welcher bis
zu ihrem Gürtel reichte, und aus ihren Ohren hingen lange Locken
von blonden Haaren hervor.
B 0 r e 1 endlich berichtet : Ich sah in meiner Vaterstadt ein
deutsches Mädchen Barba (wohl missverständlich für Barbara)
genannt, welche am ganzen Körper haarig war, so dass sie auf
der Stirn, den Wangen, der Nase etc. weiche und feine Haare
reichlich zeigte, und einen langen weissen Bart-, wie ein ehr-
würdiger Greis von 80 Jahren. Sogar aus den Ohren hingen
lange Haare heraus.
Bartholin fügt bei an der zuerst citirten Stelle: In Fühnen
sei eine Frau mit langem blondem Bart gewesen. Im Museo
Aldrovandi in Bologna sehe man das Bild einer bärtigen Frau.
Unter der Dienerschaft (in gynaeceo) des Erzherzogs von Oester-
reich war ein dreissigjähriges Mädchen mit Bart und Schnurrbart,
Der Zeit nach folgt nun der auch von B. Eble in seinem Werk
über die Haare erwähnte Dresdener Fall.*) Rosina Margaretha
Müller, Tochter eines kurfürstlichen Silberdieners zu Dresden,
*) S. die Tafel.
— 98 —
wurde am 17. December 1731 ius Dresdener Krankenhaus auf-
genommen und starb daselbst am 27. März 1732, 64 Jahre alt.
Dr. Gottlieb Michaelis berichtet über sie in den »Acta physico-
medica academiae Caes. Leopold. - Carol. Nat. Cur.« Norimb.
1733. Vol. III. p. 387 und bildet sie ab auf Tab. VI. Schon
als sie jung war, wuchs ihr der Bart auf beiden Seiten des Kinnes,
so dass sie sich rasiren musste, Anfangs monatlich zweimal, dann
wöchentlich einmal, zuletzt wöchentlich zweimal. Sie ging, um
ihren Bart zu verbergen, nur den Kopf in ein Tuch eingewickelt
und betrat das Krankenhaus wohl rasirt. Dort wuchs der Bart
in vierzehn Tagen zu der auf der Abbildung angegebenen Länge;
er bestand aus einem dünnen Schnurrbart von etwa ^'2 Zoll Länge,
und zwei Coteletten, welche eine schneeweisse Masse von etwa
3 Zoll Länge bildeten. Sie zeigte bei der Leichenschau wohlge-
bildete weibliche Geschlechtstheile, welche nicht übermässig behaart
waren; Bauch und Brust waren glatt.
Nach dem »Hamburger Correspondenteu« liess sich 1803 in
Paris eine junge Frau mit sechs Zoll langem schwarzem dichtem
Bart für Geld sehen. Arme und Beine waren hie und da mit
weichen Haaren besetzt, die Brust glatt, dagegen die Stirn bis
fast zu den Augenbrauen behaart , so dass ihr Kopf dem eines
Kapuziners geglichen habe.
Dr. W. D. Chowne (Lancet 1852, S. 421), von Beigel*)
citirt , welcher aber die am Schluss befindlichen Mittheilungen
über die Ursler übersehen hat, schildert ausführlich den im Charing
Gross Hospital zu London beobachteten Fall eines 20jährigen
Schweizer Nähmädchens , welche nach der Aussage ihrer Eltern
schon bei ihrer Geburt einen Bart hatte, der die Stellen einnahm,
wo bei Männern der Bart wächst, mit Ausnahme der Oberlippe
und der Aushöhlung unterhalb der Unterlippe, und etwa so stark
war wie die Behaarung eines Männerarms. Im 8. Lebensjahr hatte
der Bart schon die Länge von zwei Zoll erreicht. Als Dr. Chowne
sie sah, nahm der Bart die Stellen ein wie früher, er war dunkel-
braun, ausserordentlich stark und die Cotelettes (whiskers) er-
reichten die Länge von 4 Zoll. Sie verhüllte ihr Gesicht mit
einem Tuch , um ihren Bart zu verbergen , und rasirte nur die
Stelle unter den Augen, welche sie frei lassen musste, um zu
I
I
I
ll
*) Virchow-'s Archiv. Bd. 44, S. 418 (S. 422).
— 99 —
seheu. Ihr Haupthaar erreichte die Länge von 2 — 2^2 Fuss. Der
Körper ist etwa so sehr behaart, wie bei Männern, nur die Brust-
gegend ist ganz frei; die Brüste sind stark entwickelt, die Men-
struation ist mit achtzehn Jahren eingetreten ; ihre ganze Körper-
bilduug und ihre Stimme sind weiblich. Sie kam ins Hospital,
um ein ärztliches /eugiiiss über ihr (^eschlecht einzuholen ; dies
war um so leichter auszustellen, als sie im fünften Monat schwan-
ger war. — Von Umständen, welche auf Erblichkeit deuten, weiss
sie nichts anzugeben, im Gegentheil theilt sie mit, ein Bruder
von ihr sei fast bartlos gewesen. *)
Julia Pastrana aus Mexico, deren Bild nach Herbert
König schon 1857 in der Gartenlaube erschien, ist ein Beispiel
eines ächten Haarmenschen. Wie die ürsler, der sie auch glich,
fand sie , obgleich einem Pinscher ähnlicher sehend als einem
Menschen, doch einen Liebhaber. Sie starb 1860 im Kindbett
und befindet sich gegenwärtig ausgestopft mit ihrem Kind in
einem Museum zu Moskau. Wange und Nase sind bei der Mutter
mit Haaren bedeckt, doch so, dass man die Haut noch durch-
scheinen sieht, dagegen ist die Stirn bis zu den Augenbrauen
dicht behaart. Von den Ohren hängen lauge Haarbüschel hinab.
Hals und Brust sind dünn behaart. Der Knabe hat die Wangen
frei, sonst gleicht er in der Anlage der Behaarung durchaus der
Mutter, zeigt selbst in der Ohrmuschel schon leichten Flaum.
Der Stammvater der Eingangs dieses erwähnten Gruppe von
Haarmenschen aus Ava hatte das ganze Gesicht , mit Ausnahme
des rothen Lippensaumes, mit Haaren von 4 — 8 Zoll Länge be-
setzt ; auch die innere Fläche der Ohrmuschel trägt 8 Zoll lange
Haare. Ebenso ist der ganze Körper und die Extremitäten mit
4— -5 Zoll langen Haaren besetzt. Bei der Geburt sollen nur die
Ohrmuscheln behaart gewesen sein, während die übrige abnorme
Behaarung, au der Stirn beginnend, sich erst im sechsten Lebens-
jahr entwickelte. Er zeugte vier Töchter, von denen zwei früh
starben, während über das Schicksal der dritten seit ihrem fünf-
ten Lebensjahr, wo sie noch keine Abnormität zeigte, nichts zu
ermitteln war. Die jüngste hatte bei der Geburt behaarte Ohr-
muscheln. Nach einem Jahr sprossten die Haare überall am Kör-
per hervor, und mit zwei und einem halben Jahre trug sie ein
*) S. die Tafel.
— 100 —
langes, seidenweiches Haarkleid. Mit 30 Jahren war ihr Gesicht
mehr oder minder mit Haaren bedeckt, welche nur an einer Stelle
des Kinnes und zwischen Nase und Muud von flaumaitiger Be-
schaifenheit, an allen andern Stelleu aber stark seidenartig, braun
gefärbt waren und eine Länge von 4 — 5 Zoll hatten. An den
Nasenflügeln, den Wangen und unterhalb der Augen war der
Haarwuchs ein ziemlich bedeutender ; von ausserordentlicher Stärke
aber wjj^r er in und an dem Ohr , so dass mit Ausnahme der
obersten Spitze der Muschel nichts von dem Ohr zu sehen war.
Die Haare wuchsen au dieser Stelle überall hervor, und fielen in
Locken von 8 — 10 Zoll Länge herunter.
Die auf der Stirn wachsenden Haare waren nicht dicht genug,
um dieselbe zu bedecken. Die Nase war so dicht behaart, wie
kaum bei einem Thier, höchstens einem Affenpiuscher. Der Bart
war vier Zoll lang , höchst weich und seidenartig ; Brust, Hals
und Arme waren mit blossem Flaum bedeckt. Die beiden Söhne
schlugen der Mutter nach ; der ältere war mit 18 Jahren ein
vollkommener Haarmensch, der jüngere hatte mit 14 Monaten
schon einen grossen Schnurr- und Kinnbart und lauge seiden-
artige Haare an den Ohren.
Die Haarmenschen aus dem russischen Gouvernement Kostroma,
welche sich im Jahre 1873 auch hier in Frankfurt sehen Hessen,
sind durch Virchow's Abhandlung so bekannt, dass hier nicht
weiter davon zu reden ist. Eine bärtige Frau, welche iui Begiuu
des deutsch-französischen Kriegs 1870 umherzog und Fährlich -
keiten als angeblicher verkleideter Manu, als Spion erduldete, ist
in wissenschaftlichem Sinn nicht weiter bekannt ueworden.
101 —
Die Ström iingeii im iiörd liehen Theile des Stillen
OceÄns 1111(1 ihre Einflüsse jiuf Klima iiiid Yegetsition der
benachbarten Küsten.
Vorgetragen bei der Jahresfeier
Prof. Dr. J. Rein.
Das verflossene Jahr brachte für England und die ganze
mitinteressirte wissenschaftliclie Welt den glücklichen Abschluss
zweier grossen Unternehninngen , welche unsere Kenntniss der
Oceaue in physikalischer nnd biologischer Hinsicht ausserordent-
lich bereichert haben. Sie errathen, dass ich hier die Challenger-
Expedition 7ai Tiefseeforschungen unter der Direction von Wyville
Thomson und die Nordpol-Expedition der Alert und Discovery
unter Capt. Nares im Auge habe.
Ist die Sonne der mächtige und fast alleinige Wärmequell
für unsere Erde, so können wir das Weltmeer als das grosse
Reservoir ansehen, in Avelchem sich nicht blos das atmosphärische
Wasser, nachdem es in Form von Niederschlägen zur Erdober-
fläche gelangt ist, am Ende wieder sammelt, um später als Wasser-
dampf seinen Kreislauf von Neuem zu beginnen, sondern woselbst
auch der Ueberfluss an Wärme in den tropischen Regionen auf-
gespeichert wird, um durch Strömungen und Winde eine, weun
auch sehr ungleiche Vertheiluug über die höheren Breiten der
Erde zu erfahren.
So spielt denn das Meer bei jener Gesammtheit von meteoro-
logischen Erscheinungen eines Ortes oder Gebietes, welche wir
sein Klima nennen, eine sehr wichtige Rolle. Daher niuss eine
genaue Kenntniss der Reliefverhältnisse seines Bettes, seiner hori-
— 102 —
zontalen und verticaleii Ausdehnung, seiner Teraperaturverhältnisse
und Bewegungen, zum Verstäudniss der Witterungserscheinnngeu
auf terra firma in hohem Grade beitragen. Das Studium des
Wetters aber hat nicht blos ein wissenschaftliches Interesse für
den Astronomen und Physiker, sondern es erfreut sich gegen-
wärtig wegen seiner praktischen Bedeutung für SchifffahrL und
Landwirthschaft auch einer besonderen Gunst Seitens der Re-
gierungeu. Als ein Ausfluss dieses Ansehens, in welchem zur Zeit
die Witterungskunde steht, sind die Staatssubsidien für meteoro-
logische Beobachtungen auf dem I^ande zu betrachten und für
die Ausrüstung von Schiffen, solche auch über die Oceaue aus-
zudehnen.
Im Jahr 1838 hatte Depretz nachgewiesen, dass das Meer-
wasser in Bezug auf Maximaldichte und Gefrierpunkt sich anders
verhalte als das salzfreie Wasser und beide Eigenschaften einige
Grade Celsius unter Null liegen. Auch sind seit Jahrzehuten ther-
mische Untersuchungen einzelner Stellen des Weltmeers bekannt,
die für grössere Tiefen sehr niedrige Temperaturen ergaben, so
diejenigen von Kotzebu e, welcher 1824 im Stillen Ocean unter
dem Aequator an der Oberfläche 30 (irad C, in 1000 Faden Tiefe
aber nur 2,5*' C. fand. Ebenso waren wiederholt, wenn auch
immer nur durch Zufall, lebende Thiere aus Tiefen bis zu 1000
Faden an die Oberfläche gebracht worden. Aber man schenkte
diesen vereinzelten Fällen nicht die nöthige Beachtung und nahm
ihrer uneiugedenk ziemlich allgemein an, dass auch Meerwasser
bei 4"^ C. am schwersten sei, mithin ihm diese Temperatur in
grösserer Tiefe zukomme, und dass dort wegen hohen Druckes
und Lichtmaugels organisches Leben unmöglich sei. Erst durch
die Untersuchungen des Atlantischen Telegrapheuplateaus zwischen
Irland und Neufundland im Jahre 1806, welche das Vorhanden-
sein einer hochinteressanten Fauna in ansehnlichen Tiefen ergaben,
erwachte jenes grosse Interesse an der physikalischen und bio-
logischen Erforschung des Oceans, welche innerhalb eines Jahr-
zehntes die überraschendsten Resultate zu Tage förderte. Die See
wurde nun systematisch und in den verschiedensten Tiefen unter-
sucht, Anfangs längs der nordatlantischen Küsten durch Ameri-
kaner, Engländer und Norweger, dann auch im oflenen Ocean
und unter den verschiedensten Breiten. Diesen Untersuchungen
galt die grosse Expedition des Chall enger, galten zu gleicher
— 103 —
Zeit die Fahrten des amerikaiiischeu Dampfers Tuscarora und
der deutscheu Gazelle, weuu auch die beiden letztgeuannteu Schiffe
ihre erfolgreichen Forschungen auf engere Gebiete beschränken
)nussten. Noch kann man Umfang und Tragweite der durch diese
Tiefseeforschungen für die verschiedensten Zweige der Natur-
wissenschaften gewonnenen Resultate nur ahnen, nicht überWicken,
obwohl bereits viele derselben klar vorliegen und man danach
wohl behaupten darf: die .Hydi'ographie des Meeres hat durch
dieselben eine ganz andere Gestalt und für das Verständniss vieler
meteorologischen und geologischen Erscheinungen auf dem Fest-
lande eine nie geahnte liedeutung gewonnen. Hiervon will ich
mit Rücksicht auf meinen heutigen Vortrag nur Einiges hervor-
heben.
Es ist jetzt erwiesen , dass in allen Oceanen , unter dem
Aequator, wie in den Polarregionen von etwa 2000 Faden an
abwärts ein kalter Wasserkörper den Boden bedeckt, dessen Tem-
peratur wenig über 0" C. liegt und der überall eine Fauna von
gleichem Charakter beherbergt. Wie die Temperatur der Luft in
verticaler Richtung vom Meeresniveau an rasch abnimmt , so die
der See nach der Tiefe. Die Oberflächen-Temperatur der Meere
wird beeinflusst durch die Insolation und ändert sich deshalb
nach den Jahreszeiten und der geographischen Breite , ferner
durch Winde und Strömungen, sowie nahe den Küsten und bei
geschlossenen Becken auch durch das benachbarte Land und seine
Entwässerung. Auf die Tiefsee-Temperatur wirken alle diese Ein-
flüsse nicht ein, sie ist ausschliesslich das Resultat kalter, polarer
Strömungen.
Wo, wie im Westen Norwegens, ein unterseeisches Plateau
das kalte Wasser der tiefen See von der Küste fern hält und
diese nur den Einflüssen einer Avarmen Oberflächenströmung aus-
gesetzt ist, erfreut sie sich verhältnissmässig hoher Temperaturen.
Aehnliches gilt von ganzen Seebecken, wie dem Mittelmeer, das
in einer Tiefe von 1500 Faden imd mehr noch 12,8 "^ C. zeigt,
während in gleicher Breite und Tiefe das Wasser des Atlantischen
Oceans nur 3" C. warm ist, weuu eine submarine Landschwelle
wie in diesem Falle die geologische Verbindung Afrikas mit
Europa an der Strasse von (TÜbraltar, nur dem warmen Wasser
der Meeresoberfläche den Zutritt gewährt. Dass das Fehlen des
allgemeinen oceanischen Gezeiten wechseis bei Ostsee und Mittel-
— 104 -
meer in erster Linie ebenfalls auf diese submarinen Wälle gegen
den Ocean zurückzuführen ist, dürfte in Anbetracht der That-
sache , dass die Fluthbewegung den ganzen Wasserkörper des
Oceans bis zu seinen grössten Tiefen erfasst und in tiefen Meeres-
theileu eine raschere ist als längs seichter Küsten, einleuchten. —
Die Bewegung des kalten Wassers aus der arktischen, vor
Allem aber aus der antarktischen Region des grossen Weltmeers
gegen den Aequator, welche bereits angedeutet wurde, erstreckt
sich nur strichweise bis zur Oberfläche. Sie dient als Compensa-
tiou für das durch Verdunstung und warme Aequatorialströme
gestörte hydrostatische Gleichgewicht. Soweit dürfte wohl üeber-
einstimmung der Ansichten über die oceanischeu Bewegungen
herrschen. Anders verhält es sich mit den permanenten Strömun-
gen an der Meeresoberfläche , den warmen aequatorialen , insbe-
sondere dem Golfstrom und Kurosiwo auf der nördlichen Hemi-
sphäre und den kalten arktischen. Ihre Entstehungsursachen, das
primum mobile derselben , erklärte noch im vorigen Jahr ein
competenter Beurtheiler, Capitain Evans, in seiner Eröffnungsrede
der Geographischen Section in der Versammlung der British
Association etc. zu Glasgow, aller in Betracht kommender Fragen,
für ein ungelöstes Problem. — Bekanntlich stehen sich zwei An-
sichten gegenüber. Nach der einen, welche der verdienstvolle
amerikanische Hydrograph Maury in schöner Form, aber mit
schwacher Logik entwickelte, werden Meeresströmungen, insbe-
sondere die charakteristischste derselben, der Golfstrom, hervor-
gerufen durch eine ungleiche Erwärmung und Verdunstung des
Meerwassers und die davon abhängige Ungleichheit im Salzgehalte
und specifischeu Gewichte. Diese Ansicht wird in der Neuzeit im
Wesentlichen auch von Dr. W. B. Carpenter vertreten. Derselbe
nimmt in polaren Meeren eine beständige , durch Kälte verur-
sachte Depression an, welche eine warme Strömung vom Aequator
auszugleichen bestimmt sei. Nach ihm bildet der Golfstrom nur
einen bestimmten Fall dieser grossen allgemeinen Bewegung des
Oberflächenwassers der Aequatorialzone gegen die Pole, die jedoch
in keiner Weise erwiesen ist, eine durch locale Ursachen bewirkte
Modification. Nach der zweiten Ansicht hängen die warmen
Meeresströme mit der Achsendrehung der Erde und den Passat-
winden zusammen, beginnen als Aequatorialströme und werden
dann durch die Küsten, denen sie zutreiben, 'gebrochen und
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— 105 -
abgelenkt. Die Küstengestaltuug und die Achsejulrehniig der Erde
l)estiuiiiien weseiitlicli ihre fernere Richtung. Der Passatwind und
Aequatorialstrom bleiben der mächtige Austoss, die nie versiechende
Quelle. Dagegen Avirkt im weiteren Verlaufe dieser warmen Meeres-
strömungen auch der sich senkende Antipassat wesentlich auf sie
ein. Dies ist die Ansicht, welcher die meisten Gelehrten huldigen
und vor Allem auch die hervorragendsten Schriftsteller über
oceanische Strömungen, insbesondere den Golfstrom, nämlich Bache,
l'roll, Herschel, Petermann, v. Schrenk, W. Thomson.
Doch zeigt sich auch hier noch insofern Verschiedenbeit der
Ansichten, als viele dem Impetus der Passatströmung die Haupt-
rolle zutheilen, andere mehr der Achseudrehung der Erde.
Betrachten wir nun nach dieser kurzen Orientirung auf dem
Gebiete der physikalischen Geographie des Meeres jenen Theil
des Stillen Oceans in Bezug auf seine Strömungen etwas näher,
den nördlich vom Aequator Asien und Amerika nach drei Seiten
begrenzen. Meine Reisen und Studien in Japan brachten mich
vielfach in Berührung mit demselben, denn dieses langgestreckte
ostasiatische Inselreich wird von allen mehr oder weniger berührt
und erntet in seinen verschiedenen Klimaten ihre Vortheile und
Nachtheile auf eine sehr auffällige Weise. —
Die wichtigste dieser Strömungen ist der Kurosiwo oder
japanische Golfstrom, wie er auch genannt wird. Er beginnt
zwischen Luzon und Formosa bei den Bashee-Inseln nördlich vom
20. Breitegrade, fliesst von hier au der Ostseite von Formosa hin
in nördlicher Richtung bis etwa zum 26. Grade, avo eine Gabe-
lung eintritt, indem der Hauptstrom sich nordostwärts wendet
und die Südostseiten der grossen japanischen Inseln Kiushiu,
Shikoku und Honshin (Nippon) der Reihe nach bestreicht, während
ein kleiner Ai-m die nördliche Richtung beibehält, den Westen
von Kiushiu und die Goto umspült und östlich von Tsushima
durch die Krusenstern-Strasse in das Japanische Meer tritt. Diese
Strömung hat v. Schrenk, der Hydrograph des -Japanischen und
Ochotskischen Meeres, die Tsushimaströmung genannt. Sie fliesst
über die Osthälfte des Japanischen Meeres von Südwest nach
Nordost, tritt theils in die Tsungarustrasse ein, vorzugsweise aber
durch die Strasse La Perouse und verliert sich im südlichen Theile
des Ochotskischen Meeres. Sie bespült den Westen von Yezo und
den Südosten von Sachalin und macht sich hier bis zur Bai der
— 106 —
(xetliild bemerkbar. Der Haoptstroni des Kiirosiwo nimmt uördlich
des 38. Breitegrades eine mehr östliche Richtung au, biegt end-
lich südlich der Aleuten nach der Küste Nordamerikas um, die
er von Nordwesten her, von Sitka bis Cap San Lucas unter dem
Namen »Nord-Pacifische Trift« bestreicht. Nur ein kleiner Theil
des Kurosiwo behält jenseits des 38. Breitegrades die nordöstliche
Richtung bei und iliesst zwischen Kamtschatka und Aleuten in
einiger Entfernung der Küsten der Beringsstrasse zu. —
Wenn man auf dem Wege von Hongkong nach Yokohama
das Nordende der Insel Formosa passirt hat, tritt man bald in
den Kurosiwo ein. Eine auffallende Bewegung des Wassers und
fühlbare Temperaturzunahme machen den Uebergaug auch dem
bemerklich, der nicht gewöhnt ist, solche Dinge mit Aufmerk-
samkeit zu verfolgen. Die Meeresströnning treibt hier täglich
30 — 40 Seemeilen — im Winter weniger weit — nordwärts und
weist eine 4 — 5*^ C. höhere Temperatur auf wie die angrenzende
See. Bei bedt^cktem Himmel ist ihre Farbe grau, bei Sonnenschein
tiefdunkelblau und diese auffallend dunkle Färbung ist der Grund,
weshalb japanische Schiffer diesem Strom im Ocean den Namen
Kurosiwo, d. h. schwarzer Meeresstrom, gegeben haben. Am 19.
Deceml)er 1873 betrug seine Temperatur unter 29 '^ 24' N. und
128" 18' 0. V. Gr. 23" C. und stieg noch etwas am folgenden
Tage unter dem 130. Meridian zwischen den Inseln Suwoshima
und Akiushima. Nach den Aufzeichnunojen an Bord des P. & 0.
Dampfers Avoca erreicht hier im Nachsommer das Wasser 27" C.
Wärme und bleibt daher nur 3 Grad hinter der höchsten Tempera-
tur des Golfstroms zurück. Zur nämlichen Zeit (Anfangs September)
findet der Seefahrer, welcher den Hafen von Hakodate verlässt
und südlich nach Yokohama steuert , dass an der Küste von
Nambu unter dem 39. Grad die Meerestemperatur von 20" C. auf
25,5 " C, innerhalb einer Stunde steigt. Hieran, sowie durch andere
Veränderungen in seinem Fahrwasser merkt er, dass die kalte,
arktische Strömung hinter ihm liegt und er in den Kurosiwo
eingetreten ist.
1827 fand Capitain Beechey auf seiner Reise von Port Lloyd
(Muninto oder Bonin-Insel) nach Petropaulsk folgende Tem-
peraturen :
Den 25. Juni in Lat. 38" 30' N. und Longt. 154" 16' 0. 18,4" C.
» 26. » » » 40"07'N. » - 156" 53' 0. ll,.i"C,
— 107 — .
Dies macht also eine Differenz von 7° C. beim üebergang
aus dem japanischen Strom in die kalte, nordische Strömung. Im
Winter ist der Temperaturwechsel der See hier oft noch viel auf-
fälliger und beträgt 8 — 10° 0. innerhalb weniger Stunden.
Südwestlicli der Goto und Nagasaki, im westlichen Arme der
warmen Strömung, steigt die Temperatur im August und Septem-
ber auf 28*^ C. und sinkt gegen Frühjahr auf 17" C. In der
Tsushimaströmung hat das Japanische Meer Anfang Mai eine
Temperatur von 19 — 20*^ 0. d. h. etwa 2 Grad weniger als der
Ilauptstrom südlich von Yedo unter gleicher Breite. Endlich sei
noch erwähnt, dass zwi.schen Wladiwostok und dem Südwesten
von Yezo Temperatursteigerungen von 6 — 8 Grad in jeder Jahres-
zeit den Uebergang aus der kalten Küstenströmung in den Tsushima-
strom ebenfalls deutlich anzeigen. Auf der Nordwestseite ist der
Uebergang in den Kurosiwo plötzlich und die Wärmesteigeruug
in Luft und Meer sehr fühlbar, weniger auffallend auf der Süd-
ostseite.
Man weiss, dass auch diese Strömung gleich dem Goll'strom
in Geschwindigkeit, Tiefe und Temperatur ab, an Breite aber an-
sehnlich zunimmt. Unter dem 140" 0. v. Gr. erstreckt sie sich
von den Muninto bis nach Gap King im Süden der Yedobucht.
An den Rändern des Kurosiwo, wo er sich gegen die kalten
arktischen Gegenströmungen reibt oder an den trägen Wassern des
Stillen Oceans bricht, wie nicht minder in seinem oberen Laufe,
wo viele Inseln (die Riukiu insbesondere) und Untiefen, Wirbel
und Strudel hervorrufen, herrscht beständig eine hohe Brandung
und starker Wellenschlag. Da sind heftige Regenschauer — im
Norden auch dichte Nebel — sehr häufig und es wogt und braust
zu jeder Jahreszeit die selten ruhige See. —
Es ist bekannt, wie ein frischer Wind, der nur einige Tage
in derselben Richtung bläst , schon auf einen kleinen Landsee
seinen grossen Einfluss übt, das Wasser der Oberfläche vor sich
her treibt und am entgegengesetzten Ufer anstaut. In viel höherem
Grade ist dies selbstverständlich bei herrschenden Winden auf
der See der Fall. So rückt denn auch der Kurosiwo im Sommer
unter der Herrschaft des Südwestmonsun mehr nordwärts und
es bespült dann sein wärmeres Oberflächen-Wasser unmittelbar
die südlichen japanischen Küsten. W^enn aber zu Anfang Sep-
tember der Nordostmonsun eingesetzt hat, drückt er die Achse
— 108 —
des japanischen Stromes weiter südöstlich und das warme Was-
ser wird von den Küsten weggetrieben. Dieser Nordostmonsun
beeinflusst wohl die Richtung und Grösse des Knrosiwo , aber er
vermag ihn nicht aufzuheben , ein deutlicher Beweis , dass die
warmen oceanischen Strömungen keineswegs lediglich durch Winde
bedingt sind, wie man heut zu Tage vielfach behauptet, und der
Satz CrolTs: »Die Richtung einer oceanischen Strömung ent-
spricht der Richtung des herrschenden Windes,« keine allgemeine
Geltung hat. Dagegen wird sich gegen einen andern Anspruch
desselben Autors schwerlich etwas erinnern lassen, nämlich den :
»Wie die Winde ein zusammenhängendes sich gegenseitig beein-
flussendes System bilden, so auch die oceanischen Strömungen.«
Bei mehreren oceanischen Strömungen könnte man sogar zur An-
nahme verleitet sein, dass die Windrichtung eine Folge der oceani-
schen Strömung ist und durch eine Deflection längs dieser bewirkt
wird.
Der Knrosiwo wurde schon von dem holländischen Seefahrer
Vries im Jahre 1643 auf seiner Reise mit dem Schiffe Castricum
beobachtet *) und wird auch von vielen späteren Entdeckungs-
reisenden, insbesondere von Broughton und Krusenstern er-
wähnt. Unsere genaueren Kenntnisse über den ganzen Verlauf
desselben datiren jedoch erst aus der Zeit der Perry-Expedition,
v(jn der ab die früher wenig gekannten japanischen Gewässer
von Kriegs- und Handelsschiff"en nach allen Richtungen durch-
kreuzt wurden. Vergleichen wir den Kurosiwo nach Entstehung
und Verlauf mit dem Golfstrom, so tritt eine grosse Aehnlichkeit
beider klar hervor. Wie der Golfstrom der aequatorialen Strömung
im Atlantischen Ocean und der vorgelagerten Centralamerikani-
schen Küste sein Dasein, der Küstengestaltung Nordamerikas, der
Achsendrehung der Erde und im weiteren Verlaufe dem Südwest-
passat seine Richtung und weite Erstreckung verdankt, so ist
auch der Ursprung des japanischen Stromes der Aequatorial-
strömung des Stillen Oceans und der eigenthümlichen Küsten-
bildung Ostasiens zuzuschreibeu und sein Verlauf auf die Drehung
der Erde und die Einwii-kuug der Monsune zurückzuführen. Aber
während der grösste Theil des Golfwassers endlich zwischen Nord-
*) Reize vaii Ma arten Ger ritz Vries in 1643 naar het noorden
en oosten van Japan. Uitgegeven door P. A. Leupe. Amsterdam 1858.
— 109 —
Europa und Spitzbergen in die arktische Region eintritt, wird der
Ivurosiwo durch die vulkanischen Ketten von Yezo bis Kam-
tschatka und von hier über Aleuten und Alasehka nach dem
amerikanischen Festlande vor dem Eintritt in das Beringsmeer
und Polarnieer ausgeschlossen. Wenn Wyville Thomson schon
den Nordatlantisehen Ocean einen Cul de Sac nennt, so gilt dies
in noch viel höherem Grade vom Norden des Stilleu Oceans,
dessen geschlossene Umrisse viel schärfer hervortreten und wo
die schmale und nur 180 Fuss tiefe Beringsstrasse das einzige
Verbindungsglied mit dem Eismeer bildet. Deshalb sind auch die
kalten arktischen Ströme im Osten Nordamerikas so viel bedeu-
tender als im Westen. Das Paläocrystische Meer als Quell der-
selben, sendet seine Eismasseu ungehindert sowohl durch Smith-
Sound als auch der Ostküste Grönlands entlaug südwärts, aber
durch die Beringsstrasse gelangt nur wenig Polareis in den Stilleu
Ocean. Die kalten Ströme, welche der Norden des letzteren auf-
weist, nehmen theils im Ochotskischeu , theils im Beringsmeer
ihren Anfang. Schrenk unterscheidet in ersterem nicht weniger
als drei, die er als Kurilische Strömung, als Sachaliuische und als
Limanströmung bezeichnet.
Letztere ist eine Küsteuströmung aus dem Nordwesten des
Ochotskischeu Meeres, w-elche am ostasiatischen Festlande hinzieht,
zwischen demselben und der Insel Sachalin im Linian des Amur
vom kalten Wasser dieses Flusses überfluthet wird und durch die
Tatarische Meerenge der Westküste des Japanischen Meeres eut-
lauiT südwärts rückt. Schrenk konnte sie noch bei Wladiwo-
stock nachweisen. Es ist aber kaum zweifelhaft, dass sie durch
die Broughtoustrasse zwischen Tsushima und Korea ins Gelbe
Meer gelangt und hier durch die kalten Wasser der grossen
chinesischen Ströme verstärkt, unter dem Einflüsse des Nordost-
monsuns bis in die Strasse von Formosa hin fühlbar wird. Dies
ist wenigstens im Winter der Fall, wo deshalb Segelschiffe den
Weg nach Japan im Osten von Formosa, also mit dem Ivurosiwo
wählen. Sie bildet eine Parallele zu der Labradorströmung, welche
zwischen Golfstrom und der amerikanischen Küste südwärts
dringt, und wie diese der Ostküste Amerikas, so bringt sie den
Gestaden Chinas einen grossen Reichthum an Fischen und andern
Seethieren, der Hunderttausendeu ihren Lebensunterhalt bietet.
Während nun die Limanströmung SachaUu im Nordwesten
— 110 —
berührt, wird diese Insel auf der Ostseite von einem schwächeren
Strome aus dem Ochotskischen Meere bespült, der Sachalin-Strö-
mung Schrenk's, welche sich am Cap der Geduld mit den
wärmeren Wassern der Tsushima-Strömung, die durch die Strasse
La Perouse eintraten, mischt und verliert. —
Wo im Nordosten das Ochotskische Meer mit der Penschina-
und Gischiga-Bucht tief in das eisige Sibirien einschneidet, ist die
Quelle der Kurilischeu Strömung. Der Westküste Kamtschatka's
entlang rückt sie gegen die Kurilen vor, welche sie nach Auf-
nahme einer schwächereu Strömung von der Ostseite der grossen
sibirischen Halbinsel bei Cap Lopatka ihrer ganzen Länge nach
bespült. Sie bestreicht hierauf den Norden und Osten der Insel
Yezo und hat hier selbst im Hochsommer eine Temperatur von
kaum 5*^ Celsius. Au den östlichen Gestaden von Nambu endlich,
unter dem 39. Breitegrade, verliert sich diese arktische Strömung
unter dem Wasser des Kui-osiwo.
Das kalte Becken des Beringsmeeres dringt nicht weit zwischen
den Aleuten nach Süden vor und lässt die nordamerikanische West-
küste ganz unter dem Einflüsse der wärmeren Nordpacifischeu Trift.
Betrachten wir nun nach dieser kurzen Darstelluug des Ver-
laufes der in unser Gebiet fallenden oceanischen Strömungen ihre
klimatischen Wirkungen. Wir werden hier allenthalben die Be-
stätigung jeuer allgemeinen Regel finden, dass warme Klimate
den aequatorialeu Meeresströmen gegen die Pole folgen,, während
kalte die polaren Gewässer auf ihrem Vorrücken nach dem Aequa-
tor hin begleiten. Das Meerwasser verliert nur wenig Wärme
durch Strahlung und beeinflusst daher die von ihm bespülten
Küsten weniger direct als mittelbar durch die über es streichen-
den Winde. Sind dieselben mit Feuchtigkeit gesättigt, so erleidet
diese, wenu eine Abkühlung ))eim Uebertritt auf das Land folgt,
eine Condeusation und es gibt der VVasserdampf beim Uebergang
in Niederschlag die latente Wärme von der See ab. Steigert sich
jedoch mit zunehmender Warme eines Windes bei Berührung
mit der Küste seine Feuchtigkeits-Capacität, ao bewirkt er durch
starke Verdunstung des Küstenwassers eine fühlbare Abkühlung.
Den Sommer über herrsclit an der |)acifischen Küste Nordamerikas
mit dem Nordwestwinde, welcher die jajiauische Strömung be-
gleitet, aus diesem Grunde eine verhältnissmässig sehr niedrige
Temperatur, besonders an der Küste Californieus. —
— 111 —
A. von Humboldt erwähnt der grossen klimatischeu Gegen-
sätze und der raschen Aufeinanderfolge der Vegetationszoneu
beim Ansteigen vom mexikanischen (»olf zum Anahuac und seinen
hohen vulkanischen Gipfeln. Aber die Contraste sind hier nicht
so gross als zu beiden Seiten der schmalen Halbinsel Alaska,
deren Nordküste unter dem Einfluss der kalten Beringssee baumlos
und von Polarfüchsen und Wallrossen besucht wird, während die
Südseite, bestrichen von warmen südwestlichen Luft- und Meeres-
strömungen, schön bewaldet ist und manche Thierformen des
wärmereu Südens beherbergt.
Auf der Ostseite der Insel Yezo gefriert unter dem Einfluss
der Kurilischen Strömung der Boden über 2 Fuss tief und thaut
erst gegen Mitte Mai wieder vollständig auf, während der Schnee
erst Anfang Juni ganz schwindet. Kalte Nebel umlagern während
des kurzen, rasch erscheinenden Sommers die Küste häufig und
gestatten die Erwärmung des Bodens nicht in dem Maasse, um
den Ackerbau zu ermöglichen. Auf der Westseite der Insel dageo-en,
z. B. am Iskariflusse, wirkt die Tsushimaströmung so günstig auf
das Klima ein, dass hier alle Früchte des gemässigten Europas
mit Vortheil gebaut werden können.
Das Klima Japans spiegelt w^ohl den Charakter des benach-
barten Festlandes wieder und zeigt zwei grosse Gegensätze, einen
feuchtheissen Sommer und einen kalten, verhältnissmässig trocknen
Winter, aber der Kurosiwo auf der einen, die Tsushimaströmung
auf der andern Seite bewirken eine bedeutende Milderung jener
Extreme, einen kühleren Sommer und einen milderen Winter. Sie
Ijeeinflusseu also die Wirkungen der Monsune in hohem Grade
und regeln mit ihnen den Gang der Witterung.
Eine auffallende Wirkung der Tsushimaströmung auf das
Klima der Nordwestseite von Japan verdient noch besonderer Er-
wähnung. Der Winter dieses Gebietes wird im November durch
Gewitter und Hagelstürme eingeleitet und ist durcli trüben Him-
mel, einen reichen Schneefall — in manchen Thäleru von nur
700 M. Höhe über 18 Fuss — und massige Temparatur, die nur
selten unter 7 — 8°0. sinkt, ausgezeichnet, während er östlich von
der hohen Wasserscheide zwischen Japanischem Meer und Stillem
Ocean heiter und fast schneefrei, im Innern aber mit grösserer
Kälte auftritt. Ohne Zweifel liegt die Ursache jener Erscheinung
darin, dass der kalte trockne Nordwestwind Nordostasiens beim
— 112 —
UebergaDg über das Japanische Meer durch die Tsushimaströmuug
viel Feuchtigkeit aufnimmt, die er in seinem weiteren Vorschrei-
ten beim Aufsteigen an den kalten Japanischen Gebirgsabhängeu
als Schnee wieder ausscheidet und mit ihm auch ihre latente
Wärme. Diesen Umständen muss es zugeschrieben werden, dass die
Theecultur längs dieser Küste mit Unterbrechungen bis zum
40. Breitegrade nach Norden vorschreiten konnte und dass Ca-
melliengebüsch bis nordwärts von Niigata vielfach in den Hügel-
waldungen als Unterholz auftritt, eine Erscheinung, die man an
der Ostküste und vor Allem im Innern nicht so weit nördlich
wahrnehmen kann.
Die grossen klimatischen Verschiedenheiten zwischen der
West- und Ostküste des Stilleu Oceaus sind ebenso wie die an
den Atlantischen Gestaden ebenfalls vorwiegend auf den ver-
schiedenartigen Charakter der sie berührenden Meeresströmungen
zurückzuführen. Sie ergeben sich am besten aus nachstehendem
Vergleich der meteorologischen ßeobachtuugsresultate verschiedener
Punkte dieser Küstengebiete.
Ort.
Lage
Breite Länge
N. Gr.
Jahres-
Heissester
Kältester
mittel.
Monat
Tp. C.
Monat.
Tp. C.
2o c.
.lull.
18,30
Januar
— 21,30
4,90 C.
„
20,30
^
^ 20,30
12,Gü C.
„
26,60
„
— 3,40
8,60 C.
August.
20,40
„
— 3,10
13,10 C.
„
2G,4o
„
+ 0,90
e,2o C.
„
13,20
„
+ 0,0o
110 C.
Septbr.
IG.lo
„
+ 3,30
12,70 C.
n
14,60
•
"
+ 9,80
Nikolaewsk
Wladiwostok . . . .
Peking
Hakodate
Niigata
Sitka
Fort Vancouver Vf. Ty.
San Francisco . . . .
53" 58'
43" 7'
39" 54'
41" 46
37" 55'
57" 3'
45" 45'
37" 48'
140" 45' 0.
131" 54' O.
116° 29' 0.
140" 45' 0.
139" 10' O.
135" 35' W.
122" 31' W.
122" 25' W.
37,6" C.
41,2" C,
30o C.
23,5" C.
25,50 C.
13,20 C.
12,80 C,
4,80 C.
Wir sehen daraus, dass die pacifische Küste Asiens jene
grossen (legeusätze zwischen Wiuterkälte und Sommerhitze auf-
weist, welche ein coutiiientales Klima kennzeichnen, während die
gegenüberliegenden Gestade Amerikas sich eines scharfausgeprägten
Seeklimas — sehr milder Winter und kühler Sommer — erfreuen.
Die Amplitude in der Temperatur zwischen kältestem und wärm-
stem Monat ist für Peking 30 Grad, für Niigata 25,5 ^ C, für das
unter ziemlich derselben Breite gelegene San Francisco aber noch
nicht 5^ C. und für das 13° weiter nordwärts gelegene Portland
— 113 —
in Oregon nur 13° C. Der Jauiiar ist in Wladiwostok um 24°
kälter als in dorn mehrere Grad weiter nördlichen Vauüouver, der
Sommer um 4° wärmer.
Diesen grossen klimatischen Gegensätzen entsprechend, be-
merken wir eine Verschiebung der heissesten Zeit vom Juli an
der Küste des asiatischen Festlandes zum August in Japan und
Sitka und auf den September in Portland und San Francisco.
Die grössere Wärmecapacität des Meeres gegenüber dem Festlande
bedingt, dass seine Maximaltomperaturen in den August und Sep-
tember fallen , und diesem Verhältniss entspricht der Gang der
Sommerwärme an der amerikanischen Küste.
Mindestens ebenso hoch wie in der Temperatur sind die Con-
traste in der jährlichen Vcrtheiluug der Niederschläge. Ostasien
steht unter der Herrschaft der Monsune und hat in Folge davon tro-
pische Sommerregeu und einen heiteren trocknen Winter; für die
paeifische Küste Nordamerikas ist der Sommer die heitere, trockne
Jahreszeit und die Niederschläge fallen ausschliesslich, wie im
Süden, oder vorzugsweise, wie weit(>r nördlich, in den Winter.
Während dieser Regeuperiode wirken insbesondere die Küsteu-
berge in Folge starker Abkühlung der an ihnen aufsteigenden
Winde als mächtige Condensatoren der Feuchtigkeit des dann
vorherrschenden Antipassat oder Südwestwindes ein. Den Sommer
über wiegt der NordAvest vor, Avelcher die japanische Strömung
begleitet, und über dem zu dieser Zeit stark erwärmten Californien
seine Feuchtigkeitscapacität erhöht. Californien hat daher regel-
mässig während dreier Sommermonate, oft aber vom April bis
zum October, gar keinen Niederschlag.
Diesen Windverhältnissen und den verschiedenen geographi-
schen Breiten entsprechend ist auch die Menge des jährlichen
Niederschlags an der amerikanischen Küste eine sehr ungleiche
und nimmt südlieh des 40. Breitegrades rasch ab. So hat Sitka,
als das regenreichste Gebiet, 84 Zoll Niederschlag ; im nördhchen
Oregon sinkt die Menge auf 44 Zoll, in San Francisco auf 22 Zoll
und in der südcalifornischen Stadt Sau Diego auf 9 Zoll. Während
ferner die Hauptregenzeit in Sitka der Herbst mit 31 Zoll ist,
verspätet sich dieselbe nach Süden und fällt in den December und
Januar, wiederum der stärkeren Insolation und später erfolgenden
Abkühlung der Erde in diesem Gebiete entsprechend.
Aber die Menge des Niederschlages nimmt nicht nur mit
8
— 114 —
der Breite, sondern aucli mit der Entfernung von der Küste rasch
ab und ist beispielsweise in Sacramento schon geringer als in Sau
Francisco.
Nachdem ein Theil der Feuchtigkeit des Antipassat in Form
von Regen der Küste zu Theil wurde, erleidet der Rest eine Cou-
densation zu Schnee an der Kette der Sierra Nevada und ihrer
nördlichen Fortsetzung dem Cascadegebirge, worauf dieser Süd-
west mit verändertem Charakter als trockner rauher Wind das w^eite
Hochland zwischen Sierra Nevada und Rocky Mountains bestreicht.
Der geringen Temperaturdifferenzen zwischen kältestem und
wärmstem Monat in Sitka und San Francisco wurde bereits gedacht.
Dort, wo der Winter milder als in Stuttgart ist und Colibri
an die Tropen erinnern, reicht die Sommerwärme nicht hin, um
den Gerstenbau zu ermöglichen, und in San Francisco, das selten
Schnee und Eis siebt, wo Araukarien und Lorbeer im Winter
weiter wachsen, wie nur an den wärmsten Punkten des Mittel-
meergebiets, sind die Sommer so kühl, dass weder Traube noch
Olive reifen.
Landeinwärts und weiter südlich nimmt die Sommerwärme
rasch zu und erreicht schon Ende Juni oder Anfang Juli ihr
Maximum. Dies zeigt bereits ein Vergleich der Monatsinittel in
Sacramento mit den von San Francisco in auffälliger Weise:
Jan. Febr. März April Mai Juni Juli Äug. Sept. Oct. Nov. Dec.
Grad C.
San Francisco 9,s 10,5 10,6 12 U,i 15,6 14,2 15,3 15,9 15,7 12,5 9,4
Sacramento . 7,6 10,o 10,8 13,3 17,3 23,« 20,6 19,5 18,8 17,4 12,3 G,o
woraus sich für den Juni eine Differenz von 8 Grad ergibt.
Die Hauptvegetationsperiode fällt in den Frühling; im Nach-
sommer verdorren die meisten einjährigen Gewächse, insbesondere
verdorrt auch der Rasen, wo keine künstliche Bewässerung der
aussaugenden Trockenheit entgegenwirkt. Dagegen macht die
lauge Dürre , verbunden mit ansehnlicher Hitze , das Innere
des Landes wie kein anderes Gebiet der Union für den Weinbau
geeignet und reiht es der Mittelmeerregion , dem ersten Cultur-
gebiete des Weinstocks, an die Seite, denn »einer Rebe und einer
Geis, wird es nur selten zu heiss», sagt schon die alte Bauern-
regel. Geringe Pflege nur bedarf dies dankbare Gewächs, um sich
mit einer Fülle der köstlichsten Früchte zu beladen, mit Trauben,
die an Grösse und Schönheit Alles übertreffen, was der Weinstock
in Deutschland zu bieten vermag. Schon versieht Californien mit
— 115 —
Weiu und frischen Tranben einen Theil der Union, wie in Ge-
meinschaft mit Oregon Westeuropa mit Weizen , die Saudwichs-
lusehi und ostasiatischeu Häfen aber mit den schönsten Aepfeln.
Im Gebiete des japanischen Stromes und seiner Fortsetzung,
der uordpacifischen Trift, sind Gewitter ziemlich selten, Erdbeben
häufig. Dem Kurosiwo, wie andern warmen Aequatorialströmen,
folgen ausserdem jene interessanten Drehstürme oder Cyclonen,
welche in Ostasieu unter dem Namen Taifune bekannt sind und
nur im Sommer, namentlich gegen dessen Ende, zur Zeit der
höchsten Meerestemperaturen vorkommen und stets von reichen
Regengüssen eingeleitet und begleitet werden. Auch für die Cy-
clonen im Indischen Oceau lässt sich der Nachweis führen, dass
sie mit der Sonne gehen und ihre grösste Häufigkeit mit der
höchsten Erwärmung des Meeres zusammenfällt, daher ihr Auf-
treten auf Mauritius z. B. der Zeit nach getrennt ist von dem im
Bengalischen Meerbusen, ein Umstand, der bisher übersehen wurde,
sicherlich aber zur Lösung der Frage über ihre Entstehung sehr
ins Gewicht fällt.
Bekanntlich haben sicli liier zwei Ansichten geltend gemacht,
die Dove'sehe, wonach jene Stürme in erster Linie dem Ein-
dringen des obern Antipassat in die untere herrschende Passat-
strömuug zugeschrieben werden, und die Ansicht Reye's, welcher
die Wärme, die durch Condensation atmosphärischen Wasser-
dampfes frei wird, als die bewegende Kraft der Wirbelstürme
ansieht. Der Umstand, dass die Taifune jiicht mit dem Monsun-
^-echsel zusammenfallen , indem die Frühlingsmonate frei davon
sind, spricht jedenfalls gegen Dove, während anderseits die That-
sache, dass jedem dieser ostasiatischen Drehstürme ein reicher
Niederschlag bei windstillem Wetter vorausgeht und ihn also ein-
leitet, als ein günstiges Moment für die Reye'sche Erklärung zu
betrachten ist.
Zu den interessantesten und schwierigsten Fragen, welche mit
den nordpacifischen Strömungen in Verbindung gebracht werden,
zählt einmal diejenige nach dem Ursprung und der Verbreitung
der Vegetation Japans, sodann die noch viel tiefer greifende nach
den Ursachen der Klimaveränderungen in der arktischen Region.
Bekanntlich macht der Reichthum der japanischen Flora,
bestehend aus einem überaus bunten Gemisch der Vertreter von
gegen 1000 Gattungen Gefässpflanzen , das Auftreten tropisch-
- HG —
indischer, arktisch-alpinor, coutineutal-asiatischer und uordost-ameri-
kanischer Formen neben einer grossen Zahl endemischer Gewächse,
Japan zu einem der interessantesten Pflanzengebiete der Erde.
Die indischen Formen, wie Bambusrohr, Laurineen, Ficoideen,
sempervirente Eichen und andere, sind dem Kurosiwo von Forinosa
über die Riukiu-Inseln gefolgt, treten nur im Süden und Süd-
osten Japans in grossen Beständen auf und reichen meist nicht
weiter als bis zur Yedobucht. Ebenso folgten die arktisch-alpinen
Gewächse den kalten Meeresströmen von den eisigen Gestaden
des Ochotäkischen Meeres her und wanderten theils über Sachalin,
theils über die Kurilen nach Yeso und dann weiter in den Norden
des eigentlichen Nippon ein. Zu diesen Pflanzen gehören u. A.
viele kriechende Ericineen und Vucciueen, aber auch unser alpines
Geum rotunäifolimn, sowie als Knieholz Pinus parviflora (offenbar
identisch mit Cemhra pumila auf Sachalin). Auch die Maiblume
und Schattenblume, der europäische Siebenstern, die Erdbeere und
andere Arten mehr, welche Japan mit unserer Heimath gemein
hat, dürften über Sachalin, vielleicht aus dem unteren Amur-
gebiete, eingewandert sein. Viele dieser Gewächse bewohnen
südlich des 40. Breitegrades nur noch die höheren Berge, und da
diese fast alle vulkanischen Ursprungs und oft weit aus einander
gelegene Kegel sind, so gewinnt auch die Frage nach der Art
der Weiterverbreitung über dieselben ein näheres Interesse. Ich
glaube diese Verbreitung in erster Linie dem äolischen Samen-
transporte zur Zeit des Nordostmonsuns zuschreiben zu müssen,
denn ich hatte 'bei verschiedenen iuncrvulkanischen Bergen Gele-
genheit, das Aufwärtswandern der Vegetation vom Fusse gegen
die Gipfel zu beobachten und den Thalwind , der zu gewissen
Zeiten mit grosser Heftigkeit den Bergabhängen hinaufbläst, als
Hauptbeförderungsmittel dabei kennen zu lernen.
Eine Einführung der vielen Arten, welche Japan mit China,
Korea und der Mandschurei gemeinschaftlich hat — ich will hier
nur an die vielen Thernstroemiaceeu und Magnoliaceen erinnern —
ist über Korea und Tsushima denkbar, und auch für die endemi-
schen Arten, deren Zahl übrigens mit besserer Keuntniss der Nach-
barfloren sich noch ansehnlich verringern dürfte, liegt die Annahme
einer Verbindung mit dem Festlande Ostasiens nahe. Die Deutung
ihrer Zugehörigkeit zu jenem chinesisch-koreanischen Vegetations-
centrum, mit dem Japan einst inniger als jetzt verbunden war,
- 117 -
ist eine durcluius gerechtfertigte, iiud ich füge hiuzu, sie ist eine
uaturgeiuässere, als weüu wir die eutlemischeu Arten der japaui-
scheu luselu als eine Variation in situ ansehen , hervorgegangen
aus mehr oder minder verwandten Formen im Sinne der De-
scendeuztheorie. Wenn es wahr ist, was Areschoug*) in Bezug
auf die ältere skandinavische Vegetation sagt, dass die Vegetations-
besehaifenheit eines Landes nicht au.sschliesslich durch die gegen-
wärtig herrschenden kosmischen Verhältnisse desselben bestimmt
wird, so werden wir begreifen, dass Pflanzenformen, die einst über
ein grosses Gebiet verbreitet waren, jetzt nur noch in abgetrennten
Distvicten desselben sich linden. Die bessere Kenntuiss Japans,
zu der ich nach verschiedenen Richtungen habe beitragen können,
wird auch über solche Fragen mehr Klarheit bringen. Die älte-
sten fossilen Pflanzenreste, welche aus Japan bekannt sind, fand
ich im braunen Jura, nicht weit von der Küste des Japanischen
Meeres in der Provinz Kaga. Dr. Geyier hat sie in einer in-
teressanten Arbeit der Palaeontographica beschrieben und nach-
gewiesen, dass sie theils identisch sind, theils nahe verwandt mit
Arten aus dem Dogger des Amurgebiets, welche O.Heer bearbeitete.
Wichtiger aber erscheint mir für den vorliegenden Zweck das
xluffinden chinesischer und sibirischer Süsswasserbivalven in den
japanischen Flüssen und Seen, worüber eine ausführliche Arbeit
von Dr. Kobelt bevorsteht, denn dies darf wohl ebenfalls als
Zeichen einer directeu Landverbinduug Japans mit Asien in ver-
hältnissmässig receuter Zeit gedeutet werden.
Die nachgewiesene Ausbreitung vieler arktischen Pflauzen-
arten der alten Welt über den kalten Norden. Amerikas würde
auch üc^enwartia noch via Aleuten oder Beringsstrasse stattfinden
können. Dagegen macht die Deutung der Verwandtschaft des
chinesisch-japanischen Floreugebietes mit demjenigen Cauadas und
der Appalacheu grössere Schwierigkeiten. Eine Anzahl chinesisch-
japanischer Gewächse — ich nenne darunter als die bekanntesten
die Catawbarebe (Vüis Labrusca) und den Ginseng (Panax
quinqiiefolia) — findet sich nur im nordöstlichen Amerika wieder.
Lässt sich annehmen, »dass der Austausch, der hier stattgefunden
hat, durch die gegenwärtig fortwirkenden Kräfte der Natur
*) Bidrag tili den Skandinaviska Vegetationens Historia af
F. W. C. Areschoug.
— 118 -
herbeigeführt seiu könne«, wie Grisebach glaubt, so würde dies
die nächstliegende und natürlichste Deutung sein. Ueber Alouten
und Beringsstrasse war er — das wird allgemein eingeräumt —
nach der Eiszeit nicht mehr möglich. Es bleibt also nur der
Sameutransport durch den japanischen Strom zu berücksichtigen.
Möglich, dass er stattfand, und mau bei einer gründlicheren Er-
forschung jenes Waldgebietes an der Nordgrenze der Union,
zwischen Columbia und den canadischeu Seen , die Brücke ent-
decken wird, über welche jene Gewächse ostwärts wanderten, um
dann hier in einem Klima, das dem ihres Ursitzes in vieler Hin-
sicht verwandt ist, sich weiter auszubreiten.
Eine andere Erklärung geben die beiden hervorragendsten
Naturforscher Nordamerika's, Dana und Asa Gray. Nach ihnen
bildete der Norden Asiens und Amerikas am Schlüsse der Tertiär-
periode und unter dem Einflüsse eines viel milderen Klimas ein
zusammenhängendes Vegetationsgebiet. Als danu der grosse kli-
matische Wechsel mit Beginn der Eiszeit eintrat, zogen sich die
meisten Pflanzen mehr nach Süden zurück und erhielten sich hier
in Gebieten mit eiuem ihren früheren Gewohnheiten entsprechenden
Klima.
Es lässt sich nicht leugnen, dass diese Deutung, wonach jene
Japan und Canada gemeinsamen Pflanzen Glieder einer sehr alten
Vegetation sind, in den paläontologischen Untersuchungen der
jungtertiären Floren vieler Orte der nördlichen Hemisphäre eine
bedeutende Stütze findet.
Gestatten Sie mir nun zum Schlüsse noch einige Bemerkungen
über die Beziehungen des Kurosiwo zur Frage über die Ursachen
der Klimaveräuderung in der Polarregion, eine Frage von hohem
Interesse für fast alle Zweige der Naturwissenschaft , mit deren
Lösung Astronomen wie Geologen sich schon seit langer Zeit
lebhaft beschäftigt haben, und zu der jede neue Nordpolfahrt
neue Anregung bringt.
Zu den th eil weise schon seit längerer Zeit bekannten fossilen
Pflanzenresten auf Bäreninsel, Sintzbergeu, Grönland und an
andern Stellen der Polarregion entdeckte die letzte englische
Nordpolexpedition auf der Ostseite von Grautland in Smith Sound
unter dem 82. Breitegrade ein abbaufähiges Steinkohlenlager.
Die Waldvegetation, welche sich nach dem Zeugniss dieser Vor-
kommnisse von der Steinkohlenperiode an abwärts bis zur Eiszeit
— 119 -
in dit'seu lieute so unwirtlibaren Regioiieu befaud, bedurfto eiues
mikk'ii Klimas, Wodurch wurde es bedingt? und welche gewal-
tigen Kräfte bereiteten ihm sein Ende? Waren es kosmische Vor-
gänge oder blos auf unsere Erde beschränkte ? — Ist insbesondere
die Abkühlung verschiedenen Temperaturen des Raumes zuzu-
schreiben, in welchem sich das ganze Sonnensystem bewegt hat?
oder einem Wechsel in der Schiefe der Ekliptik? oder den ver-
einigten Wirkungen der Präcession der Aequinocte mit der Excen-
tricität der Erdbahn ? oder einem Wechsel in der Stellunir der
Erdachse zur Sonne? oder Veränderungen in den Wärmemengen,
welche die Sonne anstrahlt im Zusammenhange mit der Erschei-
nung der Sonneuflecken ? oder haben wir hier nur die Folge rein
tellurischer Vorgänge vor uns, das Resultat einer allgemeinen
Abnahme in der ursprünglichen Wärme unseres Planeten oder
einer andern Vertheiluug von Land und Meer? — Alle diese
Fragen sind in der Neuzeit aufgeworfen und lebhaft erörtert
worden, ohne dass die Argumente zu Gunsten der einen oder der
andern Theorie eine überzeugende Beweiskraft besessen hätten.
Mit besonderem Eifer worden zur Zeit zwei der genannten An-
sichten vertreten : die Sonuenfleckeutheorie und diejenige einer
veränderten Vertheiluug von Land und Meer. Im Interesse der
letzteren, welche »der gegenwärtigen Ordnung der Natur am we-
nigsten Gewalt anthut« *) und für welche noch stattfindende Vor-
gänge, wie auch solche früherer geologischen Epochen am meisten
sprechen, möge noch Folgendes dienen.
Die Conturen der Festländer von heute sind nicht mehr die-
selben wie gestern ; sie haben sich auf allen Altersstufen unserer
Erde verändert und verändern sich noch fortwährend. Doch
kommen bei den verschiedenartigen Umgestaltungen für unsere
vorliegende Frage nur die jungvulkanisehen Hebungen in Be-
tracht, vor allem aber jene säculäreu Ilebungs- und Senkuugs-
erscheinuugen , welche Reclus »les Oscillations lentes du sol
terrestre« genannt hat.
Der schottische Geologe Groll berechnete vor einigen Jahren,
dass die Wärmemenge, welche der Golfstrom dem Polarmeer im
Norden Europas zuführt, so gross ist, wie die ihm durch In-
*) N. S. Shaler, Considerations of the possibilities of a Warm Climate
within the Artic Ciicle. Proc, Bost. Soc. of Nat. Hist. XVII. 3. pt.
-- 120 —
solatiou gebrachte. Er, Lyell, Daua und andere hervorragende
Geologen halten eine Hebung und Ausdehnung des arktischen
Landes, gross genug, um den Golfstrom auszuschliessen, für genü-
gend , um eine neue Eiszeit einzuführen. — Für den Kurosiwo
liegen ähnliche Berechnungen, wie sie Groll und Andere bezüg-
lich des Wärmetransportes durch den Golfstrom angestellt haben,
nicht vor. Noch fehlen uns nämlich hier genügend sichere und
zalilreiche Data über Volumen, Geschwindigkeit und Temperatur,
um aus diesen Elementen eine solche Rechnung vornehmen zu
können. Doch dürfen wir in Anbetracht der grösseren Breite des
Stillen Oceans und auderer dem Kurosiwo günstigen Momente
annehmen, dass er mindestens gleich viel Wärme aus den Tropen
nordwärts trägt, als sein Verwandter, der Golfstrom,
Wir sehen nun, dass die Gonfiguratiou des Landes im Norden
des Stillen Oceans heutzutage dem Kurosiwo den Eintritt in das
Polarmeer verwehrt. Welches ist aber der geologische Charakt -r
dieser Barriere? — Es ist ein Kranz theilweise noch thätiger
Vulkane; es sind jungtertiäre Schichten, wie au der Yedobucht,
auf Yezo, Sachalin, Alaschka und anderwärts, die in einer nicht
weit zurückliegenden Epoche aus dem Meer emporstiegen ; es sind
Gestade, die in noch fortschreitender Hebung begriffen sind, wie
dies von mir und Andern bezüglich der Küsten von Nippon, Yezo
und Sachalin auf das unwiderlegbarste nachgewiesen werden konnte.
Denken wir uns nun in die Zeit zurück, wo die nordpacifi-
schen Liselu, wo insbesondere Kurilen und Aleuten nicht existirteu,
wo an Stelle der schmalen und seichten Beringsstrasse eine weite
Verbindung zwischen dem Stillen Ocean und dem Polarmeer be-
stand, durch welche der Kurosiwo das warme äquatoriale Wasser
und mit ihm eine wärmebeladene, leuchte Atmosphäre dem ame-
rikanischen Norden zuführen konnte, so war die hierdurch ver-
breitete Wärme gross genug, um jene Flora zu nähren, deren
fossile Reste in der nun eisstarreu Polarregion uns heutzutage so
sehr überraschen und welcher die rasch eintretende Eiszeit ein
jähes Ende bereitet hat.
— 121 —
A 11 li a 11 g.
Protocoll - Auszüge
über die wisseuschaftlichen Sitzungen während 1876/77.
In diesen Sitzungen werden regelmässig die neuen (Teschenke
für die Sammlungen sowie für die Bibliothek vorgelegt.
Diese sind, da ein Verzeichniss derselben unter S. 25 — 43
gegeben ist, hier nicht erwähnt, insofern sich nicht etwa Vorträge
daran knüpften. Ebenso ist nicht erwähnt, dass, was regelmässig
geschah, das Protocoll der vorigen Sitzung verlesen wurde.
Samstag den 11. November 1876.
Vorsitzender Herr Dr. H. Schmidt.
An Geschenken liegen u. a. vor: von Herrn Gustav Trier
herrliche Malachitstufen und Gold in Quarz u. s. w. aus Australien ;
dann die ganze Ausbeute der wissenschaftlichen Reise des Herrn
Verkrüzen nach Neufundland.
Anknüpfend an jene Malachitstufen, wie auch an einige
andere in unserer Sammlung, bespricht Herr Dr. F. Schar ff
den Malachit im Allgemeinen, besonders aber sein Vorkommen
in der Grube Burra-burra in Südaustralieu, aus welcher jene Trier'-
schen Stücke stammen, geht auch näher auf die wahrscheinliche
Entstehungsgeschichte derselben an jeuer Localität ein.
Schliesslich wendet sich der Yortrageude an die Versammlung
noch mit einer Bitte, auch die mineralogische Sammlung mit
Schenkungen zu bedenken ; besonders Localsuiten kiystallisirter
Mineralien seien sehr erwünscht ; aus Spanien, Amerika, Norwegen
und Schweden, sogar aus dem Erzgebirge, auch vom Vesuv sei
die mineralogische Repräsentation im Museum zu dürftig.
— 122 —
Hierauf erstattete Herr Verkrüzeii ausführlichen Bericht über
seine aus den Mittehi des Rüppell-Fonds uuteniomuiene Reise
nach Neufundland, auf welcher aus Mangel an Transpori-
verbindung das eigentliche Ziel, die Neufundlaudbänke, nicht er-
reicht wurde. Das Schabuetz war daher im Hafen von St. Johns
und ausserhalb desselben an der Küste der Neufuudland-Tnsel
thätig und förderte trotz des an sich höchst ungünstigen felsigen
Terrains eine nicht unbeträchtliche Ausbeute au Actinien, Seeigeln,
Seesternen, Seewalzen, Ascidieu, Würmern, Krabben, Fischen und
ca. 80 Species Mollusken, darunter u. a. eiu neues Buccmmn; auch
einen Seesteru ganz besonderer Art. Von drei Schiffen, die nach
den Bänken fuhren — es waren die ersten, welche, in St. Johns
ausgerüstet, nach den Bänken gingen -- brachte eines die ihm zur
Füllung mit Conchylien u. s. w. mitgegebenen, mit Spiritus ge-
füllten Blechbüchsen gefüllt zurück. Auch diese Ausbeute war ver-
hältnissmässig dürftig, weniger an Zahl, als an Mannigfaltigkeit
der Thiere. So erwies sich auch die Untersuchung der Dorsch-
mägen undankbar ; sie waren einzig nur mit kleineu Fischen, den
Capelins, die zu Anfang des Dorschfangs den Dorschen als Haupt-
nahrung dienen, erfüllt; später ernähren sich die Dorsche mit
kleinen Cephalopoden, Calmars, die wie die Capelins zu gewissen
Zeiten in colossaler Menge auftreten und mit diesen die grosse
Ergiebigkeit des Dorschfauges bedingen. Letzterer geschieht in
der Nähe der Insel mittels Netzen oder mit geköderten Angeln.
Des Weiteren äussert sich der Herr Reisende auch ausführlich
über den Robbenschlag, bei welchem es vorherrschend auf die
ganz jungen Thiere, deren Fell und Fett viel geschätzter als das
der alten ist, abgesehen ist. Ungefähr Mitte Februar werfen die
Seehuude ihre Jungen, bekanntlich eiu Weibchen jährlich nur je
eiu Junges. Nach sechs Wochen sind dieselben durch die Sorge
der Mutter tüchtig herangewachsen und so weit, um das Eis bald
mit ihrem eigentlichen Elemente, dem Wasser, zu vertauschen. Zu
verwundern ist es, dass sich noch keine Abnahme bemerkbar
macht, trotzdem jährlich 250,000—600,000 Stück erlegt werden.
Was von den Robben ins Meer entweicht, waudert nun nach
Grönland zurück, dem eigentlichen Wohnsitze derselben. Viel In-
teresse bieten auch die meteorologischen, geographischen uiul ethno-
graphischen Mittheilungen des Redners. Nur die Küstendistricte
seien bewohnt, das gebi)-gige Innere durch Moräste und Wälder
— 123 —
fast uuzugäuglich, dalier uuch beiuahe eine terra incognita. Die
Ureiuwobner, die lietliuks, der ameriktiuiscbeu Race aiigehörig,
seien längst ausgerottet, theils durch die Europäer (Franzosen),
tlieils durch halbcivilisirte Indianer vom Stamme der Mic-Macs,
die im 18. Jahrhundert eingewandert waren, und von den Fran-
zosen mit Feuerwaffen versehen wurden.
Dr. F. Kinkelin, Stcr.
Samstag den 25. November 1876.
Vorsitzender Herr Dr. H. Schmidt.
Herr Dr. F. Schärft spricht über die grauen Steine
bei Naurod. (Siehe S. 72.)
Hierauf bespricht Herr Dr. Stricker die sogenannten Haar-
menschen, insbesondere die bärtigen Frauen. (Siehe S. 94.)
Dr. F. Kinkelin, Secr.
Samstag den 27. Januar 1877.
Vorsitzender Herr Dr. Petersen.
Herr Professor Dr. Lucae hält einen Vortrag zum Andenken
an den am 29. November 1876 verstorbenen Carl Ernst von
Baer. (Siehe S. 47.)
Dr. F. Kinkelin, Secr.
Samstag den 3. März 1877.
Vorsitzender Herr Dr. Pete r s e n.
Der Vorsitzende nahm die Gelegenheit wahr, der Gesellschaft
über die Feier des 50jährigen Doctorjubiläums des verdienstvoll-
sten ihrer Mitglieder, des Herrn Dr. Rüppell (vergl. S. 12),
Mittheilung zu machen.
Hierauf hielt Herr Landesgeolog Dr. Carl Koch seinen
augekündigten Vortrag: Beitrag zur Kenntniss der Hydrographie
des Taunus in der Tertiärzeit. (Siehe S. 75.)
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Hieran schloss sich der Vortrag des Herrn Dr. Noll, der
die Fauna von Helgoland zum Gegenstand hatte. ludein
Redner vorerst das ßedürfniss von zoologischen Stationen am
Meere besprach, wendete er sich zu dem Beweise, dass eben ge-
rade die Wahl Helgolands eine äusserst günstige sei, indem er
seine im letzten Sommer gemachten Erfahrungen, die dort ge-
machte Beute und die hierbei angestellten Beobachtungen erörterte.
Auch für den Ornithologen sei Helgoland ein dankbarer Ort, trotz-
dem nur die Lumme dort einheimisch ist ; es bietet nämlich diese
Insel den nördlich oder südlich in verschiedeneu Richtungen ziehen-
den Vögeln einen Ruhepunkt. — Mannigfach sind die Bedingungen,
die sieh um Helgoland der Thierwelt des Meeres bieten, und da-
mit ist diese denn selbst eine mannigfache. An den steilen Fel-
sen, zwischen den Trümmern derselben und den dortigen Tang-
wäldern findet die Thierwelt einen ausserordentlich geschützten
Aufenthalt; anders ist dann die Thierwelt am sandigen Strande
der Düne und auf der Westseite nach dem freien Meere hin.
Hauptsächlich hatte sich der Redner der pelagischen Fischerei
gewidmet, und von hohem Interesse sind die bier gewonnenen
mikroskopischen Präparate kleiner Medusen und die daran ge-
knüpfteu Erörterungen über die Entwickelung dieser Thierchen.
Ueberhaupt war vom Vortragenden und Herrn J. Blum eine
grosse Auswahl ihrer Beute aufgestellt. An dem zarten Gewebe
der so winzig kleinen Hydromedusen hat sich nach den Erfahrungen
des Redners die von Herrn Apotheker M e y e r dahier hergestellte
Flüssigkeit ausserordentlich bewährt, sogar die Conservirung der
Noctüuca miliaris gelingt hiermit.
Im Besonderen erwähnt u. a. der Vortragende die allseitige
Beweglichkeit der Augen von Trigia Hirimdo. Nach seinem Boots-
nianue Hilbnaun Lürs ist der Dornhai zu allen Zeiten trächtig.
Ein Präparat zeigt einen jungen Hai, mit dem noch die bauch-
ständige Dotterblase in Verbindung steht , und der noch mit
äusseren Kiemen versehen ist. Aus dem Berliner Aquarium theilt
Redner mit, dass dort 5 weibliche Katzenhaie eingeführt wurden,
dass sie nach 9 Monaten Eier gelegt hätten, die wieder nach
9 Monaten, und zwar ohne Ausnahme, zur Entwickelung kamen.
Die Befruchtung sei demnach sehr nachhaltig, so dass mau ein
receptaculnm seminis vermutheu könnte. Von Lolige vulgaris liegen
Eierschnüre vor. Hier ist der Dotter kopfständig. Auf die Fähigkeit
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der Saxicava rugosa, sogar iu Feuersteiue sich einzubohren,
weist Redner hiu, und er spricht die Ansicht aus, dass dies wohl
kaum auf mechanischem, viehuehr auf chemischem Wege geschehe.
Auf die Insecteu übergehend, berührt der Vortragende, dass, wenn
auch nur der Kohlweissliug einheimisch sei, die reiche Sammlung
des Herrn G ä d k e beweise, dass Schmetterlinge doch vielfach sich
dahin verfliegen oder von Stürmen dahin vertrieben werden. Im
Jahre 1867 hat Redner eine grosse Anzahl von Libellen im Grase
sitzend gesehen. Mannigfaltig ist die Crustaceenbeute, darunter
z. B. ein in Häutung begriffener Hummer, auch mehrere schma-
rotzende Krebse, z. B. Caligus auf Äcanthias. So lässt der Red-
ner die ganze Thierwelt von Helgoland Revue passiren und knüpfi
interessante Mittheilungen über ihre Lebensweise und Eutwicke-
lung an.
Dr. F. Kinkelin, Secr.
Inhalt.
Seite
Bericht, erstattet am Jahresfeste, den 10. Juni 1877, vou Dr. phil.
Friedr. August Finger 3
Verzeichniss der Mitglieder :
1. Ewige Mitglieder 14
2. Mitglieder des Jahres 187G 15
3. Neue Mitglieder für das Jahr 1877 21
4. Correspoudireude Mitglieder 21
Verzeichniss der eingegangenen Geschenke:
1. Für das naturhistorische Museum 25
2. An Geld 29
3. Au Büchern, Schriften u. dgl 29
Verzeichniss der angeschafften Bücher und Zeitschriften 43
Uebersicht der Einnahmen und Ausgaben 46
Vorträge und Abhandlungen :
1. Dem Andenken an Carl Ernst v. Baer gewidmet, vorgetragen
in der wissenschaftlichen Sitzung am 27. Januar 1877 von
Prof. Dr. Joh. Christ. Gustav Lucae ....... 47
2. Die Glättung der grauen Steine bei Naurod, vorgetragen in
der wissenschaftlichen Sitzung am 25. Nov. 1876 von Dr.
Friedrich Scharff 72
3. Beitrag zur Kenntniss der Ufer des Tertiär-Meeres im Mainzer
Becken, vorgetragen in der wissenschaftlichen Sitzung am
5. März 1877 von Dr. Karl Koch, kgl. Landesgeologen . . 75
4. üeber die sogen. Haarmenschen (Hypertrichosis universalis)
und insbesondere die bärtigen Frauen , voi'getragen in der
wissenschaftlichen Sitzung am 25. Nov. 1876 von Dr. med.
Wilhelm Stricker (mit 1 Tafel) . . . .• 94
5. Die Strömungen im nördlichen Theile des Stillen Oceans und
ihre Einflüsse auf Klima und Vegetation der benachbarten
Küsten, vorgetragen am Jahresfeste, den 10. Juni 1877, von
Prof. Dr. J. Rein 101
Anhang:
ProtocoU-Auszüge über die wissenschaftlichen Sitzungen 1876/77 121
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