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Full text of "Bericht ©ber die Senckenbergische Naturforschende Gesellschaft in Frankfurt am Main"

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COMPARATIVE    ZOÖLOGY, 


AT  HARVARD  COLLEGE,  CAMBRIDGE,  MASS. 


The  gift  of  ohjL  ^  ^cu^WoA^cA.-^ 

No.  ^(Thr. 


Bericht 


über  die 


Senckenbergische  naturforschende  Gesellschaft 


FraifikfurI  am  Main. 


^Vom  Juni  1880  bis  Juni  1881. 


--<>.<>-. 


Die  Direction  der  Senckenbergischen  naturforschenden 
Gesellschaft  beehrt  sich  hiermit,  statutengemäss  ihren  Bericht 
über  das  Jahr  1880  bis  1881  zu  überreichen. 

Frankfurt  a.  M.,  im  August  1881. 

Die  Direction: 

Dr.  med.  Robert  Fridberg,  d.  Z.  erster  Director. 
Dr.  sc.  uat.  F.  C.  Noll,  d.  Z.  zweiter  Director. 
Dr.  phil.  Friedr.  Kinkelin,  d.  Z.  erster  Schriftführer. 
Dr.  med.  Ernst  Blwmenthal,  d.  Z,  zweiter  Schriftführer. 


Bericht 

über  die 

Senckenbergische  naturforschende  Gesellschaft 

in 

Frankfurt  am  Main. 

Erstattet  am  Jahresfeste  den  29.  Mai  1881 


Dr.  F.  C.  NoU, 

d.  Z.  zweiter  Director. 


IM  e  i  u  e  Herren! 

Seit  ich  vor  einem  Jahre  die  Ehre  hatte,  Ihnen  über  den 
Stand  und  die  Thätigkeit  der  Senckenbergischen  naturforschenden 
Gesellschaft  berichten  zu  dürfen ,  sind  Ereignisse  von  grosser 
Tragweite  in  dem  Leben  derselben  nicht  zu  verzeichnen.  Die 
Gesellschaft  hat  in  dem  abgelaufenen  Jahre  eine  Zeit  der  ruhigen 
Weiterentwicklung  hinter  sich,  sie  ist  vor  directen  grossen  Ver- 
lusten bewahrt  geblieben  und  darf  sonach  mit  Beruhigung  auf 
ihr  64.  Lebensjahr  zurückblicken. 

In  dem  Personalbestände  derselben  sind  folgende  Aende- 
rungen  vorgekommen : 

Neu  hinzugetreten  sind  die  Herren:  Ludw.  Grünebaum, 
Jul.  H.  Jeidels,  Rieh.  Lochmaun,  Dr.  phil.  Wilh.  Schaufi 
Wilh.  Winter,  Alfred  Neumaun. 

Ihren  Austritt  haben  erklärt  die  Herren:  Carl  Klinisch, 
Job.  Fr.  Mack,    Adolf  Marburg-Friderich ,    F.   A.  Müller- 


—     4     — 

Reutz,  Stadtrath  Dr.  jur.  E.  Passavaut,  Aug.  Raven- 
stein,  Postamtsassisteut  Karl  Scheffer,  Job.  Georg  Schmidt, 
Gg.  Fried r.  Schumacher,  Ludwig  Stelz,  Abrah.  Jos. 
Straus-Fuld  und  Physikus  Dr.  med.  H.  A.   B.  Bagge. 

Aus  Frankfurt  weggezogen  sind  die  Herren:  Director  Elias 
Kassel  und  Dr.  Otto  H.  Witt. 

Gestorben  sind  die  Herren:  Anton  Jos.  Bender,  John 
Herrn.  Beuecke,  Chr.  Günther  de  Bary,  Friedr.  Hessen- 
berg, Wilh.  Koch,  Friedr.  Richard,  Dr.  med.  Ferd. 
Schaffner,  Gottfr.  S  char  f  f-Osterrieth  ,    N.  Weismauu. 

Es  stellt  sich  demnach  die  Gesammtzahl  unserer  Mitglieder 
jetzt  auf  483  gegen  501  im  Vorjahre. 

In  dem  Bestände  der  arbeitenden  Mitglieder,  denen  die  wissen- 
schaftliche Thätigkeit  und  die  Verwaltung  der  Gesellschaft  obliegt, 
ist  insofern  eine  Aenderung  eingetreten,  als  Herr  Physikus  Dr.  med. 
Bagge  seinen  Austritt  anzeigte,  wogegen  ueuaufgenommen 
wurden  die  Herren:  Dr.  med.  J.  H.  Rehn,  Dr.  med.  Wilh. 
Loretz,  Dr.  med.  Aug.  Carl  und  Dr.  phil.  W.  Seh  auf.  Die 
Zahl  der  arbeitenden  Mitglieder  ist  somit  auf  53  gestiegen. 

unter  die  Zahl  der  ewigen  Mitglieder,  deren  Namen  auf  der 
Marmortafel  in  der  Vorhalle  des  Hauses  verzeichnet  stehen,  liess 
sich  aufnehmen  Herr  Geh.  Coramerzienrath  Gust.  Ad.  de 
N  e  u  f  V  i  1 1  e. 

Im  Hinblicke  auf  die  grossen  Verdienste,  die  sich  Frau  Gräfin 
Louise  Böse,  geb.  Gräfin  von  Reichenbach-Lessouitz,  durch 
ihre  im  vorigen  Jahre  gemachte  hochherzige  Stiftung  um  die 
Sicherung  und  die  Förderung  der  Zwecke  und  Ziele  der  Gesell- 
schaft erworben,  hat  letztere  in  Dankbarkeit  und  Hochachtung 
beschlossen,  sowohl  die  Frau  Gräfin  als  auch  ihren  Gemahl,  den 
Herrn  Grafen  Carl  Aug.  Böse,  unter  die  Zahl  der  ewigen  Mit- 
glieder aufzunehmen.  Ihre  Namen  werden  an  der  Spitze  einer  neu 
anzufertigenden  Marmortafel,  die  der  anderen,  schon  zur  grösseren 
Hälfte  mit  Inschriften  bedeckten,  gegenüber  eingesetzt  wird,  das 
Andenken  an  die  grosse  That  unserer  hochverehrten  Gönnerin  lebendig 
erhalten.  *) 

*)  Die  neue  Tafel  ist  wenige  Tage  nach  dem  Jahresfeste  an  der  be- 
zeichneten Stelle  eingefügt  worden. 


Zu  correspondirenden  Mitgliedern  wurden  ernauut  die 
Herreu  Carl  Hirsch  aus  Frankfurt,  Director  der  Trambahnen 
in  Palermo,  Carl  Jickeli  in  Hermauustadt,  Don  Victor 
Lopez  Seoane  in  Corunna  in  Spanien,  Haus  Simou  in  Stutt- 
gart, Dr.  E.  M.  Stapff,  Ingeuieur-Geologe  der  Gotthardsbahn- 
gesellschaft  in  Bern,  und  Prof.  A.  Todaro,  Director  des  Botanischen 
Gartens  in  Palermo.  Allen  den  genannten  Männern  ist  die  Ge- 
sellschaft zu  Dank  verpflichtet,  indem  dieselben  durch  Einsendung 
von  Naturalien  oder  durch  thätige  Beihülfe  an  den  Arbeiten  der 
Gesellschaft  sich  um  diese  verdient  machten. 

Auch  dieses  Jahr  wieder  haben  wir  den  Tod  einiger  Männer  zu 
beklagen,  die  durch  ihre  wissenschaftliche  Thätigkeit  sowohl  als 
auch  durch  persönliche  Beziehungen  der  Gesellschaft  nahe  standen, 
wenn  sie  auch  dem  engeren  Kreise  derselben  nicht  augehörten. 

Einen  schweren  Verlust  erlitt  zunächst  unsere  Schwester- 
anstalt, der  physikalische  Verein,  dann  aber  auch  unsere  Gesell- 
schaft, ja  die  gesammte  Vaterstadt,  durch  den  am  29.  April  d.  J. 
erfolgten  Heimgang  des  Herrn  Prof.  Dr.  Rud.  Böttger.  Ge- 
boren am  28.  April  1806  zu  Aschersleben,  widmete  er  sich  zu- 
nächst an  der  Universität  Halle  der  Theologie  und  wurde  hierauf 
Erzieher,  als  welcher  er  sich  mit  Vorliebe  mit  Physik  und  Chemie 
beschäftigte.  1835  wurde  er  als  Lehrer  an  den  Physikalischen 
Verein  dahier  berufen  und  als  solcher  war  er  bis  wenige  Wochen 
vor  seinem  Ende,  also  volle  46  Jahre,  thätig. 

Es  kann  nicht  meine  Aufgabe  sein,  hier  die  Verdienste  des 
Verstorbenen  um  die  Physik  und  besonders  die  technische  Chemie 
hervorzuheben  oder  die  ganze  Reihe  seiner  zum  Theil  recht  be- 
deutenden Erfindungen,  wie  z.  B.  die  der  Schiessbaumwolle,  auf- 
zuzählen, wohl  aber  muss  ich  des  vortrefflichen  Lehrers  gedenken,. 
dem  wie  Wenigen  die  Fähigkeit  zu  Gebote  stand,  durch  Wort 
und  Experiment  klar  und  anregend,  ja  oft  hinreissend  auf  junge 
vsde  alte  Zuhörer  einzuwirken,  und  der  sich  rühmen  konnte,  dass 
der  grössere  Theil  der  gebildeten  Männer  des  alten  Frankfurt  als 
Schüler  zu  seineu  Füssen  sass;  gedenken  muss  ich  aiich  der 
liebenswürdigen  Weise,  mit  der  er  bereit  war.  Andere  zu  fördern 
und  zu  unterstützen,  und  seines  heiteren  Gemüthes,  mit  dem  er 
es  verstand,  sich  die  Herzen  zu  gewinnen  und  trübe  Wolken  um 
sich  her  zu  verscheuchen. 

Sein  Andenken    wird    auch  bei  uns  ein    bleibendes  sein,    wie 


—     6     — 

die  Gesellschaft  ihu  schon  dadarch  zu  seiueu  Lebzeiten  zu  ehren 
suchte,  dass  sie  ihn  bei  seinem  50.  Jubiläum  als  Dozenten  im 
Jahre   1878  zu    ihrem    ausserordentlichen  Ehrenmitglied  ernannte. 

Als  im  vorigen  Sommer  am  3.  Juni  die  beiden  Directoreu 
der  Senckenberg.  naturforscheudeu  Gesellschaft  sich  in  deren  Auf- 
trag in  das  Haus  des  Herrn  Physikus  Dr.  med.  Alex.  Crailsheim 
begaben,  um  diesem  Glückwünsche  zu  seinem  50jährigen  Doctor- 
Jubiläum  zu  überbringen,  und  als  Abends  desselben  Tages  der 
Greis  fröhlich  und  glücklich  im  Kreise  seiner  Verwandten,  Col- 
legeu  und  Freunde  dieses  seltene  Fest  feierte,  da  ahnte  Niemand, 
dass  die  Festgenossen  kaum  3  Monate  später  hinter  dem  Sarge 
des  Jubilars  den  ernsten  Gang  zum  Grabe  machen  würden. 

Dr.  Crailsheim  war  geboren  am  18.  Mai  1806  und  ist 
gestorben  am  8.  September  1880.  »Hier  in  seiner  Vaterstadt  hat 
er  die  Grundlage  seiner  Bildung  gelegt,  hier  war  es  ihm  vergönnt, 
was  er  empfangen,  reichlich  wieder  zu  erstatten,  in  seiner  aus- 
gebreiteten ärztlichen  Praxis,  als  Mitglied  des  städtischen  Physi- 
kats,  in  seiner  Mitwirkung  in  wissenschaftlichen  Vereinen,  in 
seiner  Thätigkeit  für  die  Schule.  Hier  war  es  ihm  vergönnt,  nach 
SOjähriger  ärztlicher  Thätigkeit  ein  Fest  zu  feiern,  wie  es  Wenigen 
beschieden  ist;  am  Abend  seines  Lebens  durfte  der  bescheidene 
Mann  wundernd  den  grossen  Kreis  von  Genossen,  Freunden  und 
Verehrern  überschauen  —   Ernte  seiner  Aussaat.« 

Mit  diesen  Worten  gab  Director  Dr.  B  ä  r  w  a  1  d  am  Grabe 
ein  Bild  von  dem  Leben  des  Verstorbenen,  und  wir  wollen  dem 
hinzufügend  nur  noch  au  den  tiefen  Ernst  erinnern,  mit  dem  der 
Verblichene  seinen  Beruf  sowie  das  Studium  der  zur  Erholung 
von  ihm  betriebenen  Mathematik  erfasste,  an  die  selbstlose  Be- 
scheidenheit, die  ihm  neben  einer  tiefen  Gelehrsamkeit  doppelt 
zur  Zierde  gereichte,  sowie  au  die  Rechtschaffenheit  und  Lauter- 
keit seines  Charakters.  Wenige  geniessen  so  eine  unbedingte  und 
allgemeiue  Anerkennung,  wie  sie  ihm  sein  ganzes  Leben  hindurch 
zu  Theil  wurde. 

Unsere  Gesellschaft,  der  er  als  Mitglied  von  dem  Jahre  1841 
bis  1873  angehörte,  in  der  er  als  erster  Secretär  in  den  Jahren 
1849  und  1850  thätig  war,  wird  ihm  ein  dankbares  Andenken 
bewahren. 

Von  unseren  auswärtigen  correspondirenden  Mitgliedern  starb 
am  23.  Juni  1880  Dr.  Adolf  Eduard    Grube,    Professor  der 


—     7     — 

Zoologie  und  Director  des  Zoologischeu  Museums  in  Breslau, 
russischer  Staatsratli.  Geboren  am  18.  Mai  1812  zu  Königsberg, 
wirkte  er  als  Professor  seit  1844  in  Dorpat,  vom  22.  Septem- 
ber 1856  an  in  Breslau.  Er  ist  bekannt  durch  zahh-eiche  Ar- 
beiten auf  dem  Gebiete  der  wirbellosen  Thiere,  besonders  der 
Ringelwürmer,  und  war  gleich  angesehen  durch  sein  umfangreiches 
Wissen  wie  beliebt  durch  sein  gewinnendes  freundliches  Wesen. 
Unser  correspondirendes  Mitglied  war  er  seit  1855. 

Am  27.  August  1880  verschied  ferner  zu  Bonn  der  Prof. 
der  Botanik,  Dr.  Johannes  v.  Hanstein,  Geheimer  Rath  und 
Director  des  Botanischen  Gartens  zu  Poppeisdorf  bei  Bonn.  Zahl- 
reiche und  wichtige  Arbeiten  auf  dem  Gebiete  der  Botanik  er- 
halten seinen  Namen  für  spätere  Zeiten.  Unserer  Gesellschaft 
gehörte  er  vom  Jahre  1873  als  correspondirendes  Mitglied  an. 

Aus  der  Direction  unserer  Gesellschaft  traten  am  Ende  des 
Jahres  1880  statutengemäss  aus:  der  erste  Director,  Herr  Dr. 
med.  Heinr.  Schmidt  und  der  erste  Secretär,  Herr  Dr.  phil. 
Fr.  K  i n k  e  1  i n.  An  die  Stelle  des  ersteren  trat  Herr  Dr.  med. 
Rob.  Pridberg.  Da  die  Stelle  des  ersten  Secretärs  als  die 
einzige  in  der  Direction,  die  durch  Wiederwahl  besetzt  werden 
darf,  in  sofern  von  grosser  Bedeutung  ist,  als  es  wünschenswerth 
erscheinen  muss,  dass  ein  Mitglied  der  Direction  den  fortlaufenden 
Gang  der  Geschäfte  im  Zusammenhange  kennt,  so  wurde  Herr 
Dr.  Kiukeliu,  der  schon  seit  6  Jahren  sein  Amt  mit  Umsicht 
und  Gewissenhaftigkeit  führt,  von  neuem  zum  ersten  Secretär 
erwählt,  und  derselbe  nahm  zur  Freude  der  Gesellschaft  die  Wieder- 
wahl auf  fernere  zwei  Jahre  an. 

Auch  den  beiden  Cassieren,  Herrn  Director  Herrn.  Andreae 
und  Herrn  Alb.  Metzler  ist  die  Gesellschaft  Dank  schuldig,  so- 
wohl für  die  gewissenhafte  Führung  ihres  wichtigen  Amtes  als 
auch  für  die  Annahme  der  Wiederwahl. 

Die  Revisionscommission  für  unsere  Finanzführung  erneu- 
erte sich  nach  unseren  Satzungen  in  der  Weise,  dass  die  Herren 
Ausust  Pfeffel  und  Carl  Kineu  austraten  und  durch  die 
neu  gewählten  Herren  Dr.  jur.  Henry  Oswald  und  Dan.  Andr. 
Claus  ersetzt  wurden. 

Die  Redactionscommission  der  Abhandlungen  besteht  in  der 
gleichen  Weise   wie  in  dem    vorigen  Jahre  aus   den  Herren  Prof. 


Dr.    Lucae    als    Vorsitzendem,    Dr.    Th.   Geyler,    Hauptmann 
Dr.  L.  V.  Hey  den,  Dr.  Petersen  und  Dr.  Noll. 

Ebenso  blieben  auch  in  der  Büchercommission  wie  bisher 
die  Herreu  Prof.  Dr.  Lucae,  Dr.  med.  W.  Stricker,  Dr. 
Petersen  und  Dr.  Noll. 

Der  vorjährige  Jahresbericht  wurde  redigirt  von  den  Herren 
Dr.  Kinkelin,  Dr.  med.  E.  Blu  men  th  al  und  dem  derzeitigen 
zweiten  Director. 

Wie  Ihnen  bekannt,  werden  die  einzelnen  Abtheiluugen  unserer 
grossen  Sammlungen  vou  freiwillig  sich  meldenden  und  blos  von 
dem  Interesse  an  der  Sache  geleiteten  Mitgliedern,  den  Sectio- 
nären,   überwacht  und  bearbeitet. 

Die  Vertheilung  der  Sectionen  ist  dieselbe  geblieben  wie  im 
vergangenen  Jahre,  nur  dass  wir  den  Austritt  eines  unserer  eif- 
rigsten und  zugleich  ältesten  Sectionäres  zu  beklagen  haben,  des 
Herrn  Dr.  jur.  Fr.  A.  Schar  ff.  Eiue  lange  Reihe  von  Jahren 
ist  er,  Anfangs  gemeinschaftlich  mit  Dr.  Hessen  berg,  dann 
nach  dessen  Tod  allein,  in  unserer  Mineraliensammlung  thätig 
gewesen,  und  diese  Sammlung  war  ihm  so  au  das  Herz  gewachsen, 
als  ob  es  seine  eigene  gewesen  wäre.  Ein  anhaltendes  Augen- 
übel uöthigte  ihn  leider,  die  Führung  seiner  Lieblingsthätigkeit 
niederzulegen.  Die  Gesellschaft  spricht  ihm  für  die  überaus 
pflichttreue  und  hingebende  langjährige  Arbeit  in  ihrem  Interesse 
hiermit  ihren  wärmsten  Dank  aus.  Möge  es  gelingen,  für  die 
im  Augenblicke  verwaiste  Sectiou  einen  ihm  würdigen  Nachfolger 
zu  finden. 

Die  Namen  der  Sectiou äre  finden  Sie  unter  Glas  neben  dem 
im  Hause  aufgehängten  Mitgliederverzeichnisse    bekannt    gegeben. 


Kommen    wir    nun    zu    der  Frage   nach    der  Thätigkeit  der 

Gesellschaft,  so  können  wir  mit  Befriediguug  mittheilen,  dass 
dieselbe  in  keiner  Weise  gegen  das  vergangene  Jahr  zurück, 
sondern  in  dem  Rahmen,  wie  ihn  unsere  Statuten  vorschreiben,  die 
gleiche  geblieben  ist. 

Verwaltungssitzungen  wurden  6  abgehalten  uud  fleissig 
besucht;  die  vorschriftsmässige  Generalversammlung  fand  am 
28.    Februar    d.  J.    unter    dem    Vorsitze    des    vorjährigen    ersten 


—     9     — 

Directors,  Herr  Dr.  med.  H.  Schmidt,  statt.  In  derselben  wurde 
Bericht  über  den  Stand  der  Gesellschaft  abgelegt  und  den  Herren 
Cassieren  Decharge  ertheilt. 

Wissenschaftliche  Sitzungen  wurden  7  gehalten  und  es 
kamen  darin  folgende  Themata   zur  Behandlung: 

I.  Sitzung  am  6.  November  1880.  Herr  Dr.  W.  Schau f: 
Ueber  die  Resultate  der  mikroskopischen  Studien  auf  dem  Gebiete 
der  Mineralogie  und  Petrographie. 

IL  Sitzung  am  11.  December  1880.  Herr  Dr.  H.  Reicheu- 
bach:  Ueber  einige  wichtige  Ergebnisse  der  vergleichenden  Em- 
bryologie. 

in.  Sitzung  am  15.  Januar  1881.  Bericht  über  die  von 
Madagascar  bisher  eingegangenen  und  bearbeiteten  Sammlungen 
mit  Hinblicken  auf  die  Fauna  dieser  Insel.  Von  den  Sectionären 
Herrn  Dr.  0.  Böttger,  Hauptmann  Dr.  L.  v.  Hey  den,  Oberst- 
lieutenant S  a  a  1  m  ü  1 1  e  r  und  Dr.  F.  Richter  s. 

IV.  Sitzung  am  12.  Februar  1881.  Herr  Dr.  K.  Th.  Petersen: 
Ueber  den  Melaphyr ;  und  Herr  Dr.  Jul.  Ziegler:  Phänologische 
Mittheilungeu  und  Vorlage  vergrünter  Blüthen  von  Tropacölum  majus. 

V.  Sitzung  am  12.  März  1881.  Herr  Prof.  Dr.  Lucae: 
Ueber  Statik  und  Mechanik  des  Raubthierkörpers. 

VI.  Sitzung  am  9.  April  1881.  Herr  Dr.  phil.  H.  Loretz: 
Ueber  das  Alluvium  (Schwemmland)  und  einige  Formen  des^selben. 

VII.  Sitzung  am  23.  April  1881.  Freiherr  von  Maltzau: 
Schilderung  einer  Reise  nach  der  Küste  Senegambiens  zur  Er- 
forschung der  dortigen  Fauna. 

Curse  von  Lehrvorträgen ,  die  ausser  von  unseren  Mit- 
gliedern auch  von  Lehrern  und  Schülern,  sowie  von  Freunden 
der  Naturwissenschaften  überhaupt  besucht  werden  und  zur  För- 
derung naturwissenschaftlicher  Kenntnisse  und  richtiger  Anschau- 
ungen von  grossem  Einflüsse  sind,  wurden  durch  die  von  der 
Gesellschaft  bestellten  Docenten  folgende   gehalten: 

Herr  Prof.  Dr.  Lucae  begann  im  November  1880  die  Natur- 
geschichte des  Menschen  und  der  Wirbelthiere. 

Herrn  Dr.  W.  Seh  auf  wurde  die  Mineralogie  übertragen.  Er 
las  im  Winter  über  Krystallographie,  physikalische  und  chemische 
Eigenschaften  der  Mineralien.  Im  Sommer  behandelte  er  die 
wichtigsten  einfachen  Mineralien. 


—     10     — 

Auf  jedem  der  genannten  Gebiete  finden  wöclieutlicli  zwei 
Vorlesungen  statt.  Sie  werden  ergänzt  durch  die  von  der  Sencken- 
bergischeu  Stiftungsadmiuistratiou  besorgten  und  von  Herrn 
Dr.  Th.  Geyler  gehaltenen  Vorträge  über  Botanik. 

Von  unseren  regelmässig  erscheinenden  Public ationen  nennen 
wir  zuerst  unsere  wichtigsten  Abhandlungen,  denn  durch 
sie  tritt  die  Gesellschaft  in  Beziehungen  zu  den  naturwissen- 
schaftlichen Vereinen ,  Akademien  und  Autoritäten  der  ganzen 
Erde.  Von  ihnen  ist  Heft  1  —  2  des  XH.  Bandes  erschienen 
mit  folgendem  Inhalt: 

A.  Turner,  Die  Geologie  der  primitiven  Formationen. 

Jul.  Notthaft,  üeber  die  Gesichtswahrnehmuugen  ver- 
mittelst des  Facetteuauges.     Mit  3  Tafeln. 

C.  von  Lejtenyi,  Ueber  den  Bau  des  Gastrodiscus  poly- 
mastos.  LeucJc.  Mit  3  Tafeln. 

A.  Hansen,  Vergleichende  Untersuchungen  über  Adventiv- 
Bilduugeu  bei  den  Pflanzen.     Mit  9  Tafeln. 

H.  Th.  Geyler,  üeber  Culturversuche  mit  dem  japanischen 
Lackbaum  (PJius  vernicifera  D.  C.)  im  Botanischen  Garten  zu 
Frankfurt  a.  M.,  und  »Einige  Bemerkungen  über  Phyllocladus« . 
Mit  2  Tafeln.  —  Gratulationsschrift  zum  25jährigen  Professoren- 
jubiläum von  Prof.  A.  de  Bary. 

V.  L,  S  e  o  a  n  e.  Neue  Boiden-Gattung  und  -Art  von  den 
Philippinen.     Mit  1  Tafel. 

Der  für  das  vorige  Jahr  ausgegebene  und  an  alle  Mitglieder, 
wirkliche  und  correspoudireude,  wie  auch  an  die  wissenschaft- 
lichen Genossenschaften  vertheilte  Jahresbericht  ist  einer  der 
umfangreichsten,  die  bisher  von  der  Gesellschaft  ausgegeben 
wurden.  Er  umfasst  340  Seiten  gr.  8''  mit  6  Tafeln  und  enthält 
ausser  dem  vorjährigen  Jahresbericht  und  sonstigen  Mittheilungen 
über  den  Stand  unserer  Gesellschaft  folgende  wissenschaftliche 
Aufsätze : 

H.  Loretz.    Ueber  Schieferung. 

Fr.  Schar  ff.  Eisenglanz  und  Kalkspath.  Ein  Beitrag  zur 
vergleichenden  Mineralogie.     Mit  2  Tafeln. 

0.  B  ö  1 1  g  e  r.  Die  Reptilien  und  Amphibien  von  Syrien, 
Palästina  und  Cyperu.     Mit  2  Tafeln. 

W.  K  0  b  e  1 1.    Siciliaua. 


—    11    — 

Ferd.    Richters.    Die  Organisation  der  Crnstaceeu, 

M.  S  a  a  1  m  ü  1 1  e  r.  Neue  Lepidopteren  aus  Madagascar,  die 
sich  in  dem  Museum  der  Senckeubergischeu  uaturforscheudeu 
Gesellschaft  befinden. 

Otto  Meyer.  Paläoutologische  Notizen  aus  dem  Mainzer 
Tertiär. 

Eine  ausserordentliche  Sitzung  der  Gesellschaft  fand  am 
7.  April  in  dem  feierlich  geschmückten  Hörsäle  des  Bibliothek- 
gebäudes statt,  denn  es  galt,  den  zum  Andenken  des  berühmten 
Physiologen  Samuel  Thomas  von  Sommer  ring  bei 
dessen  50jährigem  Doctor-Jubiläum  gestifteten  und  alle  4  Jahre 
zur  Vertheilung  kommenden  Preis  —  eine  Denkmünze  und 
500  Mark  —  zu  vergeben.  Dieser  Preis  »wird  demjenigen  deutschen 
Naturforscher  zuerkannt,  welcher  die  Physiologie  im  weitesten  Sinne 
während  der  letzten  vier  Jahre  am  bedeutendsten  gefördert  hat.« 

Zur  Prüfung  der  aus  diesem  Zeiträume  vorliegenden  Arbeiten 
wurde  eine  Commission  eingesetzt,  bestehend  aus  den  Herren 
Prof.  Dr.  L  u  c  a  e  als  Vorsitzendem,  Dr.  H.  R  e  i  c  h  e  n  b  a  c  h  als 
Secretär,  Dr.  med.  W.  L  o  r  e  t  z  ,  Dr.  J  u  1.  Z  i  e  g  1  e  r  und  Prof. 
Dr.    Eng.    Askenasyin  Heidelberg. 

Der  Preis  wurde  dem  Professor  der  Botanik  zu  Würzburg, 
Herrn  Geheimrath  Dr.  J  u  1.  von  Sachs  für  eine  Arbeit  zu- 
erkannt: «Ueber  die  Anordnung  der  Zellen  in  den  jüngsten 
Pflanzentheilen« . 

Herr  Prof.  von  Sachs,  unser  correspoudirendes  Mitglied 
seit  1872,  geniesst  als  Pflanzen physiolog  wie  auch  als  anregender 
Lehrer  einen  weitverbreiteten  Ruf,  und  wir  freuen  uns,  dass  die 
Commission  in  der  Krönung  seiner  Arbeit,  die  in  der  Vermehruugs- 
weise  der  Zellen  ein  wichtiges,  unsere  Kenntnis  von  der  Natur 
der  Zelle  wesentlich  erweiterndes  Gesetz  nachgewiesen,  eine  sehr 
glückliche  Wahl  getroffen  hat.  Der  Commission  aber  ist  die 
Gesellschaft   für    ihre    sorgsame  Thätigkeit    zu  Dauk    verpflichtet. 

Für  die  Anschaffung  neuer  Werke  in  unserer  Bibliothek 
wurden  im  vergangenen  Jahre  Mk.  1569,  75  verausgabt.  Es  konnte 
damit  eben  gerade  nur  das  Nothwendigste  von  dem  angeschaff't 
werden,  was  zur  Vollständigkeit  einer  wissenschaftlichen  Biblio- 
thek nothwendig  erscheint,  und  manches  grössere  Werk,  manche 
wichtige  Zeitschrift  musste  wieder  auf  den  Wunschzettel  für  die 
Zukunft  «"eschrieben  werden. 


—     12     — 

Nicht  uubedeuteud  ist  der  Zuwachs  unserer  Sammlungen 
nud  zwar  erhielten  sie  diesen  theils  durch  Kauf  oder  Tausch,  tbeils 
auch  wiederum  durch  zahlreich  eingegangene  Geschenke.  Die 
detaillirte  Angabe  derselben  wird  in  dem  gedruckten  Jahresbericht 
erfolgen,  und  darum  beschränke  ich  mich  hier  mit  dem  Hinweis 
auf  das  Wichtigste. 

Unter  den  Wirbelthieren  sind  diesmal  am  reichsten  bedacht 
worden  die  Vögel,  Reptihen  und  Amphibien. 

Von  Herrn  Phü.  von  Donner  wurden,  wie  auch  in 
früheren  Jahren,  40  Mark  zur  Anschaffung  seltener  Papageien 
geschenkt.  Schätzbares  Material  für  einige  Sectioneu  erhielten 
wir  wiederum  von  der  Neuen  Zoologischen  Gesellschaft  dahier. 

Die  herpotologisehe  Section  nahm  die  Thätigkeit  ihres  Vor- 
stehers, Herrn  Dr.  0.  Böttger,  in  hohem  Maasse  in  Anspruch, 
sowohl  durch  Revidiren  früherer  Bestimmungen  als  auch  durch 
das  Neubestimmeu  und  Publiciren  der  reichlich  eingegangeneu 
Geschenke.  In  hervorragendster  Weise  hat  sich  unser  corresp. 
Mitglied,  Herr  Hans  Simon  in  Stuttgart,  um  die  Section  ver- 
dient gemacht,  indem  er  überreiche  Suiten  von  Reptilien  und 
Amphibien  aus  China,  Syrien,  Südspauien  und  Marocco  schenkte. 
Herr  Anton  Stumpff  hat  uns  in  ähnlicher  Weise  wie  Herr 
C.  Eben  au  in  vorigem  Jahre  mit  Material  von  Madagascar 
versorgt.  Herr  C.  Knoblauch  und  Herr  L  u  d.  Wolf  schickten 
aus  Ceutralamerika,  Herr  Carl  Hirsch  aus  Sicilien,  Herr  Gust. 
Herath  aus  Ceylon  Geschenke,  der  vielen  aus  der  Nähe  ein- 
gegangenen Gaben  nicht  zu  gedenken. 

Für  Bestimmen  der  uns  von  Madagascar  zugekommenen 
Fischarten  sind  wir,  da  unsere  Section  im  Augenblick  ohne  Vor- 
steher ist,   Herrn  0.  Lenz  in  Lübeck  zu  Dank  verpflichtet. 

Bei  den  Insecten  ist  Herr  Hauptmann  Dr.  v.  H  e  y  d  e  u  mit 
den  Vorarbeiten  zu  einer  Umordnung  der  Käfersammlung  be- 
schäftigt. 

Unsere  Schraetterlingsaramluug  hatte,  als  Herr  Oberstlieutenant 
M.  Saal mü Her  sie  im  Jahre  1876  als  Sectionär  übernahm,  einen 
geringen  Bestand.  Sie  enthielt  von  Besserem  Reste  der  Cor- 
dier'schen  Sammlung,  sowie  der  Ausbeute  Rüppe  1 1' s  in  Abys- 
sinieu  und  verschiedene  kleine  Schenkungen. 

Da  kamen  reichliche  Sendungen  an  von  den  Herren  C.  E  b  e  u  a  u 
und  A.  Stumpff    aus  Madagascar  ,    R  u  d.  S  a  n  g  m  e  i  s  t  e  r    aus 


—     13     — 

Baltimore,  Dr.  med.  Ger  lach  iu  Hongkoug  aus  Neu-Irland  und 
Neu-Britannieu,  Vieles  wurde  eingetauscht  oder  gekauft,  und  nun 
haben  wir  eine  recht  ansehnliche  und  durch  die  Sorgfalt  des 
Herrn  Oberstlieutenant  Saalmüller  wohlgeordnete  Sammlung, 
die  stille  Wünsche  anderer  Museen  zn  erregen  wohl  im  Staude 
ist  und  auch  schon  manche  Anerkennung  von  Seiten  hervor- 
ragender Fachleute  ausgesprochen  bekommen  hat. 

Weiteres  Material  steht  ihr  von  mehreren  Seiten  in  sicherer 
Aussicht,  und  wir  freuen  uns,  hier  hervorheben  zu  können,  dass 
Herr  G.  Herath  iu  Colombo  auf  Ceylon  uns  reiche  Sendungen 
von  Schmetterlingen  und  anderen  Naturalien  zu  macheu  beab- 
sichtigt und  auch  bereits  mit  einer  sich  bietenden  Gelegenheit 
Einiges,  von  dem  Proben  hier  vorliegen,  übermittelt  hat. 

Unser  vorügliches,  an  neuen  Arten  reiches  Schmetterlings- 
material aus  Madagascar,  das  wir  unseren  vielgenannten  corre- 
spondirendeu  Mitgliedern,  den  Herreu  Eben  au  und  Stumpff 
verdanken,  gab  unserem  Sectionäre,  Herrn  Oberstlieuteuaut  Saal- 
müller, Gelegenheit,  die  neuen  Arten  wissenschaftlich  zu  be- 
schreiben. Das  noch  in  Arbeit  begriffene  Werk  wird  auf  Kosten 
der  Gesellschaft  hergestellt  und  mit  etwa  12  Farbeutafeln  ge- 
schmückt werden.  Auf  letztere,  wahre  Musterarbeiten  der  Firma 
Werner  &  Winter  dahier,  erlaube  ich  mir  besonders  aufmerksam 
zu  macheu,  indem  ich  Ihnen  die  ersten  7  Tafeln  zur  Ansicht 
vorlege. 

Das  Werk  aber,  von  dem  wir  hoffen,  dass  es  seiner  Form 
wie  seinem  Inhalte  nach  den  Beifall  der  Kenner  finden  und  dem 
Nameu  unserer  Gesellschaft  Ehre  machen  wird,  soll  als  geringes 
Zeichen  unserer  Dankbarkeit  und  Verehrung  unserer  Gönueriu, 
der  Frau  Gräfin  Louise  Böse,  gewidmet  werden,  und  hat 
dieselbe  bereits  freundlichst  die  Widmung  genehmigt.  Bis  zum 
Ende  dieses  Jahres  hoffen  wir  das  Werk  fertig  ausgebeu  zu 
können. 

Unser  Herbarium,  unter  der  Leitung  des  Herrn  Dr.  T  h. 
Gay  1er,  konnte  im  verflossenen  Jahre  um  88  neue  Gattungen 
und  1015  Arten  mit  etwa  6000  Nummern  vermehrt  werden. 
Herr  Dr.  Geyler  hat  ferner  nach  zweijähriger  Arbeit  einen  Ge- 
sammtcatalog  über  die  im  Herbar  vertretenen  phauerogamischen 
Pflanzenfamiheu,  Gattungen,  Arten,  sowie  über  die  Fundorte  der 
einzelneu  Exemplare  vollendet.    Der  Catalog  enthält   in  24  Bänden 


—    u    — 

3609  Gattungen  und  21  487  Arten  in  etwa  120  000—125  000 
Nummern  und  Fundorten.  Sie  sehen,  m.  H.,  dass  auch  diese 
Sammlung  durch  äusseren  Umfang  wie  innere  Ordnung  die  ihr 
mehrfach  von  Fachmännern  gezollte  Anerkennung  verdient  und 
wissenschaftlichen  Arbeiten  zu  dienen  im  Stande  ist.  Herrn 
Dr.  Geyler  aber  ist  die  Gesellschaft  für  seine  umsichtigen  und 
zeitraubenden  Arbeiten  ebenfalls  zu  Dank  verpflichtet. 

Unserer  Mineraliensammlung  ist  ein  besonderer  Zuwachs 
geworden  durch  ein  Vermächtnis  des  verstorbenen  Herrn  Willi. 
Koch.  Es  besteht  in  einer  in  drei  Schränken  untergebrachten, 
sehr  reichen  und  in  ausgesuchten  Exemplaren  bestehenden  Collection 
von  Mineralien.  Dieselbe  wird  von  den  Herren  Dr.  K  i  n  k  e  1  i  n 
und  Dr.  Schauf  zunächst  in  ihrem  Bestände  aufgenommen 
und  alsdann  unserer  grossen  Sammlung  einverleibt  werden. 

Betreifs  des  Rüppell  -  Fonds  für  Unterstützung  oder  Aus- 
rüstung wissenschaftlicher  Reisen  machte  ich  Ihnen  im  vorigen 
Jahre  die  Mittheilung,  dass  die  Absicht  bestände,  die  Zinsen  des 
Capitals  zunächst  zu  einer  ansehnlichen  Summe  zusammenfliessen 
zu  lassen,  damit  die  Möglichkeit  gegeben  sei,  einen  Reisenden  zu 
einer  grösseren  Unternehmung  aussenden  zu  können.  Diesem 
Plan  ist  die  Gesellschaft  insofern  nicht  ganz  treu  geblieben,  als  sie 
im  Vereine  mit  der  Geographischen  Gesellschaft,  dem  Physikalischen 
Verein,  der  Neuen  Zoologischen  und  der  Palmeugarten-Gesellschaft 
unserem  überaus  thätigen  Sectionär  für  Mollusken,  Herrn  Dr.  med. 
W.  Kobelt,  der  ja  bekanntlich  eine  Normalsammlung  der  deutschen 
malakozoologischen  Gesellschaft  bei  uns  aufgestellt  hat,  ein 
Stipendium  von  3000  Mark  gewährt  hat  für  eine  Reise  nach  dem 
südlichen  Spanien  und  nördlichen  Afrika.  Dieselbe  gilt  in  erster 
Linie  der  Erforschung  der  Molluskeufauna,  die  in  jenen  Gebieten 
zum  Theil  oder  völlig  unbekannt  ist.  Doch  werden  auch  andere 
Felder  unserer  Thätigkeit  von  dem  Reisenden,  der,  wie  auch  früher 
schon,  in  Begleitung  seiner  auf  dem  Gebiete  der  Molluskenkunde 
kundigen  Frau  ist,  berücksichtigt.  Um  so  mehr  willigte  man  in 
die  Gewährung  des  Stipendiums  ein,  als  Dr.  Kobelt  alle  die 
Eigenschaften  besitzt,  die  die  Statutendes  Rüppell-Fonds  von  dem 
Reisenden  verlangen.  Ist  doch  z.  B.  seine  Arbeit  über  die  Mol- 
luskenfauna Japans  im  letzten  Jahre  von  Japan  aus  von  uns 
verlangt  worden.  Bereits  sind  auch  günstige  Briefe  von  Dr.  Kobelt 
eingegangen  —  der    letzte    aus   Orau,  —    worin    er    uns  anzeigt, 


—     15     — 

dass  SeDclungeu  au  iius  untemvegs  uud  günstige  persönliche  Au- 
kuüpfimgeu  an  verschiedenen  Orten  gemacht  sind. 

Dem  Auswärtigen  Amte  des  Deutscheu  Reichs,  von  dem  die 
deutscheu  Gesandten,  resp.  Cousuln  au  den  Orteu,  die  der 
Reisende  berühren  könnte,  angewiesen  sind,  diesem  alle  Unter- 
stützung angedeihen  zu  lassen,  spricht  die  Gesellschaft  auch  hier 
nochmals  ihren   Dank  aus. 

Um  später  mit  einem  fertigen  Flaue  für  eine  grössere  von 
dem  Rüppell -Fonds  ermöglichte  Reise  vor  die  Gesellschaft  treten 
zu  können,  ist  eine  Commission  ernannt,  die  diese  Ziele  zu  be- 
rathen  und  eiuen  unseren  Absichten  entsprechenden  Reiseplan 
aufzustellen  hat. 

Zu  erwähnen  ist  noch,  dass  zu  dem  lOOjährigeu  Jubiläum 
der  Americau  Academy  of  Arts  and  Sciences  in  Boston  eine 
prachtvoll  ausgestattete  Gratulationsadresse  abgesandt  uud  zwei 
hervorragende  Mitglieder  dieser  Gesellschaft  zu  unseren  corre- 
spondirenden  Mitgliedern  ernannt  wurden. 

Am  20.  October  1880  waren  es  25  Jahre,  dass  Herr  Dr. 
Anton  de  Bary,  Frofessor  der  Botanik  in  Strassburg,  zum 
Professor  dieses  Fachs  nach  Freiburg  i.  ßr.  berufen  wurde.  Prof. 
de  Bary  ist  Frankfurter,  hat  als  solcher  seine  ersten  natur- 
wissenschaftlichen Studien  hier  in  unserer  Anstalt  gemacht,  deren 
correspondirendes  Mitglied  er  ist,  er  ist  einer  der  bedeutendsten 
Botaniker,  von  der  französischen  Academie  des  Sciences  und  von 
unserer  Gesellschaft  mit  einem  Preise  gekrönt  —  er  erhielt  von  uns 
1869  den  Sömmerriug-Preis  —  uud  so  sandte  ihm  die  Gesellschaft 
zu  seinem  Ehrentage  ihre  aufrichtigen  Glückwünsche  unter  Ueber- 
reichung  einer  von  Herrn  Dr.  G  e  y  1  e  r  abgefassten  und  in  unseren 
Abhandluugeu  niedergelegten  Widmungsschrift,  in  der  zwei  Ab- 
handlungen enthalten  sind:  »Ueber  den  japanischen  Lackbaum« 
und   »Einige  Bemerkungen  über  PhpUocladus.« 

Dem  Hause  Oswald  in  Hamburg,  das  auch  die  letzten 
Sendungen  von  Madagascar  spesenfrei  nach  Hamburg  gebracht 
hat,    statten  wir    hiermit  öffentlich    nochmals    unseren  Dank    ab. 

Was  den  Stand  unserer  Finanzen  betrifft,  so  kann  ich 
Ihnen  hierüber  noch  nichts  Genaues  mittheileu.  Der  gedruckte 
Jahresbericht  wird,  wie  dies  immer  geschieht,  detaillirte  Rechen- 
schaft darüber  ablegen. 


—     16     — 

Schliesslich  habe  ich  Ihneu ,  ra.  H.,  zu  berichten  über 
die  der  Gesellschaft  während  des  letzten  Jahres  zngegaugeuen 
Geschenke   nud  zwar  zunächst 

a)  An  Geld. 

Unsere  städtischen  Behörden  bewilligten  uns  als  Beitrag  zur 
Ausführung  unserer  vielseitigen  Aufgabe  für  dieses  Jahr  eine 
Subvention  von  2000  Mark,  wofür  die  Gesellschaft  auch  hier 
wiederholt  ihren  ergebensten  Dank  ausspricht. 

Wie  schon  erwähnt,  hat  Herr  Geh.  Comnierzienrath  Gustav 
Adolf  de  Neufville  bei  seinem  Eintritt  als  ewiges  Mito-lied 
die  Summe  von  500  Mark  eingezahlt  uud  Herr  Ph.  v.  Donner 
wiederum  unserer  Vogelsammlung  40  Mark  zugewendet. 

Hinsichtlich  der  Stiftung",  die  uns  in  vorigem  Jahre  von  der 
Frau  Gräfin  Louise  Böse,  geb.  Gräfin  von  Reichenbach- 
Lessonitz,  zugekommen  ist  und  über  die  in  vorigem  Jahre 
ausführlicher  berichtet  wurde,  kann  nun  weiter  mitgetheilt  werden, 
dass  die  Stiftung  durch  Allerhöchste  Ordre  vom  14.  Juni  1880 
genehmigt  uud  in  Folge  dessen  die  Ueberschreibuug  der  das  Ver- 
mögen der  Stiftung  bildenden  Behausung  an  def  Neuen  Mainzer- 
strasse No.  42,  Lit,  E.  No.  IXb,  sammt  Zubehörungen  auf  die 
Senckenbergische  uaturforschende  Gesellschaft  am  27.  November 
1880  ausgeführt  worden  ist. 

Die  Gesellschaft  wird  nun,  nach  eingetroffener  Allerhöchster 
Bestätigung,  die  Stiftuugsurkunde  in  extenso  in  ihrem  diesjährigen 
Jahresberichte  zum  Abdruck  bringen  als  ein  Zeugnis  von  dem 
hochherzigen  Sinn  der  Stifterin  und  als  ein  Beispiel,  das  nach 
dem  Wunsche  der  Frau  Gräfin  zur  Nacheiferung  ausporneu  möge. 

Der  von  der  Frau  Gräfin  bestellte  Administrator,  Herr  Dr, 
Paul  H  e  r  t  z  o  g ,  dem  als  Deputirter  unser  zweiter  Cassier,  Herr 
Alb.  Metz  1er,  zur  Seite  steht,  hat  über  die  Verwaltung  der 
Stiftung  während  des  verflossenen  Jahres  vom  1.  April  1880  an 
Rechnung  abgelegt.  Demnach  werden  die  Herstellungskosten  zum 
Zwecke  der  Vermiethung  des  Hauses  die  in  der  Stiftuugsurkuude 
zu  ümbauzwecken  vorgesehene  Summe  von  lOOOOMk.  nicht  un- 
erheblich überschreiten  und  nur  ein  geringerer  Nutzen  für  dieses 
Jahr  unserer  Gasse  zukouimeu. 

Schulbauteu,  von  denen  laut  Art.  VH.  der  Stiftungsurkunde 
alsbald  nach  erfolgter  Ueberschreibuug  des  Hauses  zwei  in  An- 
griff zu  nehmen  waren,  werden  nach  Bestimmung  der  Frau  Gräfin 


—     17     - 

und  uutei'  unmittelbarer  Aufsicht  der  Königlicheu  Behörden  aus- 
geführt zu  Eugern  (Kreis  Rinteln)  in  der  ehemaligen  Grafschaft 
Schaumburg,  und  zu  Gehau  (Kreis  Ziegenhain)  in  der  ehemaligen 
Provinz  Oberhessen. 

b)  Au   X  a  t  u  r  a  1  i  e  u . 

Die  vergleicheiid-aiiatomische  Sammlung  erhielt  Gescheute 
von  der  Neuen  zoologischen  Gesellschaft. 

Die  Säugetliiere  wurden  vermehrt  durch  Gaben  der  Neuen 
zoologischen  Gesellschaft,  des  Freiherru  v.  Maltzau  und  der 
Herren  Dr.  Vo  SS,  J.  C.  Parrot,  A.  Koch,  Hans  Simon  in 
Stuttgart  und  A  n  t.  S  t  u  m  p  f  f  auf  Madagaskar. 

Der  Vogelsammlung  wurden  Geschenke  von  den  Herren: 
Phil.  V.  Donner,  Friedr.  Wagner,  J.  G.  Haussier  durch 
Vermittlung  des  Herrn  Er  ekel,  Dr.  W.  Kobelt,  Arth. 
Schmidt,  Chr.  Geyer,  Bruno  Strubell,  Ferdin.  Kircher, 
Carl  Müller,  von  Fräulein  Marie  Schwarz,  von  der  Neuen 
zoologischen  Gesellschaft,  von  Herrn  Ant.  Stumpff  in  Mada- 
gaskar und  Rentner  J.  S  e  y  d  in  Wiesbaden. 

Für  die  Eeptilien-  und  Amphibien-Sammlung  gingen  Ge- 
schenke ein  von  Herrn  Hans  Simon  in  Stuttgart,  Ant.  Stumpff 
in  Madagaskar,  Carl  Hirsch  in  Palermo,  Carl  Knoblauch 
auf  St.  Thomas,  stud.  Achilles  Andreae  und  stud.  F.  Noll, 
J.  C.  Parrot,  Gottlob  R  eichard-Fr  ey,  Hauptmann  Dr. 
V.  Hey  den,  Dr.  0.  Böttger,  Carl  Beyerbach,  Baron  v. 
Holzhausen,  Dr.  Kinkel  in,  Aug.  Knoblauch,  Ludw. 
Wulff,  Ed.  Morgenstern,  Edmund  Reitter  in  Wien, 
Prof.  Dr.  L  ort  et  in  Lyon  und  Gust.  Herath  in  Colombo  auf 
Ceylon. 

Der  Fischsammlung  ging  Material  zu  von  den  Herren:  Anton 
Stumpff  in  Madagaskar,  Bruno  Strubell,  Wilh,  Hammel, 
stud.  Ach.  Andreae,  Hans  Simon  in  Stuttgart,  Carl  Hirsch 
in  Palermo  und  Gust.  Herath  in  Ceylon. 

Die  Insektensammiung   wurde    bedacht   durch   die   Herren: 

Ant.  Stumpff  auf  Madagaskar,  Hans  Simon  in  Stuttgart, 
Carl  Hirsch  in  Palermo,  Carl  Knoblauch  auf  St.  Thomas, 
stud.     Ach.     Andreae,     Ludw.    Wolff     auf     Haiti,  S.       A. 

2 


—     18     — 

Scheid el  und  Director  Stroof  in  Griesheim,  durch  Vermitt- 
lung des  Herrn  Dr.  Jul.  Ziegler. 

Die  Sammlung  von  Spinnen  und  Tausendfüssern  wurde  ver- 
mehrt durch  Gaben  der  Herren:  Ant.  Stumpf f,  Haus  Simon, 
C.  Knoblauch,  die  der  Crustaceen  durch  die  Herren:  Ant. 
Stumpff,  Edm.  Reitter  in  Wien  und  die  der  Mollusken 
durch  Herrn  Carl  Hirsch  in  Palermo. 

Für  die  botanische  Sammlung  gingen  Geschenke  ein  von 
den  Herreu:  Ant.  Stumpff,  P.  A.  Kesselmeyer,  Dr.  Noll, 
Rieh.  Loch  mann,  Aug.  Knoblauch,  G.  Senuholz  und 
Hospitalmeister  Ph.  Reich  ard. 

Die  zoopaläontologische  Abtheilung  wurde  bedacht  von  den 
Herren:  Dr.  0.  Meyer,  Director  Hugo  Böttger  und  Eiseu- 
bahn-Bauinspector  Hahn. 

Die  phytopaläontologische  Abtheilung  von  den  Herren: 
Grubenbesitzer  Louis  Gans,  Prof.  Dr.  Böttger  und  S.  A. 
Scheidel, 

Für  die  Mineraliensammlung  erhielten  wir  als  Vermächt- 
nis die  schon  erwähnte  reiche  Sammlung  des  Herrn  Wilh.  Koch, 
und  Geschenke  von  den  Herren:  Franz  Ritter,  Carlos  Bam- 
berg e  r ,  Director  W  i  1  d  e  n  h  e  i  m  in  Giessen,  S.  A.  Scheidel, 
W.  Harr  es  in  Darmstadt,  Dr.  med.  A.  Fetu  und  Ritter  Dr. 
L.  B  u  s  s  in  Jassy  durch  Herrn  Prof.  v.  S  z  i  h  a  k  in  Aschaffen- 
burg. 

Auch  unsere  Bibliothek  wurde  durch  Gaben  bedacht.  Sie  erhielt 
solche  von  Frau  Johann.'a  v.  Holleben,  geb.  Ruttmaun,  und 
deren  Geschwister  durch  Herrn  Lehrer  Har  n  isch  feger,  nämlich 
ein  Bilderwerk  »Flora  deFilipinas«  in  3  Bänden,  an  dem  nur  wenige 
Lieferungen  zu  fehlen  scheinen;  Herr  Dr.  E.  Rüppell  schenkte,  wie 
seit  Jahren,  die  Transactions  of  the  Zoological  Society  of  London. 
Vol.  XI.  Part.  2  —  4,  nebst  einem  colorirten  Exemplare  der  Pro- 
ceedings  dieser  Gesellschaft  1880.  Part.  I — IV;  von  Herrn  Dr. 
W,  Kobelt  die  Fortsetzung  von  Rossmässler's  Iconographie  der 
europäischen  Land-  und  Süsswassermollusken,  Bd.  VH,  Liefer.  1  —  6, 
und  sein  lllustrirtes  Conchylienbuch ;  von  Herrn  Prof.  Dr.  J.  J. 
Rein  in  Marburg  dessen  Werk:  »Japan,  nach  Reisen  und  Studien 
im  Auftrage  der  Köuigl.  preussischen  Regierung  dargestellt,  <^  I.  Bd. 
Natur  und  Volk  des  Mikadoreiches;    von  Herrn  Dr.  F.   Richters: 


-     19     — 

Beiträge  zur  Meeresfauna  der  Insel  Mauritius  und  der  Seychellen, 
Decapoda;  und  von  Herrn  Agostino  Todaro:  Relazione  sulla 
Cultura  dei  Cotoni  in  Italia. 

Von  sonstigen  Geschenken  sind  noch  ein  Medaillon  in  Haut- 
relief, Senckenberg  darstellend,  von  Herrn  Dr,  med.  Lorey  zu 
erwähnen,  sowie  einige  Photographieen  von  Thierskeletten ,  von 
Herrn  Wilhelm  Hetzer. 

Meine  Herren! 

Als  eine  Zeit  der  ruhigen  Weiterentwicklung  konnte  ich  am 
Eingange  meines  heutigen  Berichtes  das  abgelaufene  Geschäfts- 
jahr unserer  Gesellschaft  bezeichnen  und  ich  glaube  nach  dem 
Mitgetheilten  zu  diesem  Ausspruche  berechtigt  gewesen  zu  sein. 
Auf  allen  Gebieten  ihrer  Thätigkeit  ist  die  Gesellschaft  wenigstens 
bemüht  gewesen,  ihre  Pflicht  zu  erfüllen,  ihrer  der  Pflege  der 
Wissenschaft  und  dem  Wohle  der  Vaterstadt  gewidmeten  Auf- 
gabe nachzukommen ,  und  hofi'entlich  ist  ihr  dies  auch  zum 
Theil  gelungen. 

Sie  hat  sich  auch  in  dem  verflossenen  Jahre  der  Mitwirkung 
und  Beihülfe  der  Behörden  und  zahlreicher  Freunde  und  Gönner 
zu  erfreuen  gehabt,  und  da  sie  ein  Ausfluss  ist  jenes  edlen  Bürger- 
sinns, der  in  unserer  Vaterstadt  schon  so  viel  Gutes  gestiftet  hat, 
so  darf  sie  ruhig  in  die  Zukunft  sehen,  sofern  sie  der  Theilnahme 
ihrer  Mitglieder  und  unserer  Mitbürger  versichert  bleibt.  Diese 
Theilnahme  sich  zu  erhalten,  sie  in  höherem  Grade  sich  zuzu- 
wenden, wird  ihr  ernstes  Streben  sein. 


—     20     — 


Verzeicliiiiss  der  Mitglieder 

der 

Senckenbergischen  naturforschenden  Gesellschaft. 


I.  Stifter.*) 

Beclier,   Joliasnies,   Stiftsgärtner   am   Senckenbergischen   med.   Institut.   1817. 

t  24.  November  18-33. 
Boegner,  Joli.  Willi.  Jos.,  Dr.  med.,  Mineraloge  (1817  zweite    Secretär)  1817. 

t  16.  Juni   1868. 
Bloss,  Joli.  Georg",  Glasermeister,  Entomologe.  1817.    f  29.  Februar  1820. 
Bncb,  Joli.  Jak.  Casimir,  Dr.  med.  und  phil.,  Mineraloge.  1817.  f  13.  März  1851. 
Cretzscliiuar,  Phil.  Jakob,  Lehrer  der  Anatomie  am  Senckenbergischen  med. 
Institut.  (1817  zweiter  Director.)  1817.  Lehrer  der  Zoologie  von  1826  bis 
Ende  1844,  Physikus  und  Administrator  der  Senckenbergischen  Stiftung. 
t  4.  Mai  1845. 
*Elirmaiin,  Joli.  Christian,  Dr.  med.,  Medicinalrath.  1818.  f  13.  August  1827. 
Fritz,  Joh.  Christoph,  Schneidermeister,  Entomologe.  1817.  f  21.  August  1835. 
*Freyreiss,  Georg  Willi.,  Prof.  der  Zoologie  in  Rio  Janeiro.  1818.  f  1.  April  1825. 
'Griineliiis,  Joachim  Andreas,  Bauquier.  1818.    f  7.  December  1852. 
von  Heyden,  Karl   Heiur.   Georg,   Dr.  phil.,  Oberlieutenant,  nachmals  Schöff 
und  Bürgermeister,  Entomologe.  (1817  erster  Secretär.)  1817.  f  7.  Jan.  1866. 
Helm,    Joh.   Friedr.   Anton,    Verwalter  der   adligen   uralten  Gesellschaft    des 

Hauses  Frauenstein,  Conchyliologe.  1817.    f  5.  März  1829. 
*Jassoy,  Liulw.  Daniel,  Dr.  jur.  1818.   f  5.  October  1831. 
*Kloss,  Joh.   Georg  Burkhard   Franz,    Dr.   med.,    Medicinalrath,   Prof.  1818. 

t  10.  Februar  1854. 
*Loeliii,    Joh.    Konrad    Kaspar,    Dr.    med.,    Geheimerath,    Stabsarzt.     1818. 

t  2.  September  1828. 
*Metzler,  Friedr.,  Banquier,  Geheimer  Comraerzieurath.  1818.  f  11.  März  1825. 
Meyer,  Bernhard,  Dr.  med.,  Hofrath,  Ornithologe.  1817.   f  1.  Januar  1836. 
Miltenberg,  Wilh.  Adolph,  Dr.  phil.,  Prof.,  Mineraloge.  1817.  f  31.  Mai  1824. 
*Melber,  Joh.  Georg  David,  Dr.  med.  1818.    f  H-  August  1824. 
Neeff,  Christian  Ernst,  Dr.  med.,  Lehrer  der  Botanik,  Stifts-  und  Hospitalarzt 

am  Senckenbergianum,  Prof.  1817.    f  15.  Juli  1849. 
Jfeubtirg,  Joh.   Georg,  Dr.  med.,  Administrator  der  Dr.  Senckenberg.  Stiftung, 
Mineraloge,  Ornithologe.  (1817  erster  Director.)  1817.  f  25.  Mai  1830. 

*)  Die  1818  eingetretenen  Herren  wurden  nachträglich  unter  die  Reihe  der  Stifter 
aufgenommen. 


—     21     — 

*de  Xenfville,  Matthias  IVilU.,  Dr.  med.  1818.  f  31.  Juli  1842. 

Ileus,  Joli.  Willi.,  Hospitalmeister  am  Dr.  Senckenberg.  Bürgerhospital.  1817. 

t  21.  October  184S. 
*Riil>l)elI,  Willi.  Peter  Eduard  Simon,  Dr.  med.,  Zoologe  uod  Mineraloge.  1818. 
Stein,  Job.  Caspar,  Apotheker,  Botaniker.  1817.    f  16.  April  1834. 
Stiebel,  Salomo  Friedrich,    Dr.  med.,   Geheimer  Hofrath  etc.,   Zoologe.   1817. 

t  20.  Mai  1868. 
*Vai*rentrai)i),  Joli.  Konr.,  Physikus,  Prof.,  Administrator  der  Dr.  Senckeuberg. 

Stiftmig.  1818.   t  11.  März  1860. 
Voelcker,  Georg  Adolf,  Handelsmann,  Entomologe.  1817.    f  19.  Juli  1826. 
*W^enzel,   Heinr.  Karl,   Geheimerath,  Prof.,   Dr.,  Dismas,  Ritter,  Director   der 

Primatischen  Specialschule.  1818.    f  18.  October  1827. 
*v.    WiesenhUtten,    Heinr.   Kaii ,    Königl.    bair.    Oberst-Lieutenant,    Freiherr, 

Mineraloge.  1818.  f  8.  November  1826. 
*v.  Gerning,  Joh.  Isaak,  Geh.  Rath  etc.  Entomologe.  1818.   f  21.  Febr.  1837. 
*v.  Soemmerring,  Samuel   Thomas,  Dr.  med.,  Geheimerath,  Prof.  etc.  1818. 

t  2.  März  1830. 
*T.  Bethmann,  Simon  Moritz,  Staatsrath  1818.  f  28.  December  1826. 


II.  Ewige  Mitglieder. 

Ewige  Mitglieder  sind  solche,  welche,  anstatt  den  gewöhnlichen 
Beitrag  jährlich  zu  entrichten,  es  vorgezogen  haben,  der  Gesellschaft 
ein  Capital  zu  schenken  oder  zu  vermachen,  dessen  Zinsen  dem 
Jahresbeiträge  gleichkommen,  mit  der  ausdrücklichen  Bestimmung, 
dass  dieses  Capital  verzinslich  angelegt  werden  müsse  und  nur  der 
Zinseuertrag  desselben  zur  Vermehrung  und  Unterhaltung  der  Samm- 
lunseu  verwendet  werden  dürfe.  Die  den  Namen  beigedruckten 
Jahreszahlen  bezeichnen  die  Zeit  der  Schenkung  oder  des  Vermächt- 
nisses. Die  Namen  sämmtlicher  ewigen  Mitglieder  sind  auf  einer 
Marmortafel  im  Museumsgebäude  bleibend  verzeichnet. 


Hr.  Simon  Moritz  vonBetlimaun.  1827. 

»     Georg  Heinr.  Schwende!.    1828. 

»    Johann  Friedr.  Ant.  Helm.  1829- 

»    Georg  Ludwig  Gontard.  1830. 
FrauSusanua   Elisabeth   Bethmann- 

Holweg.  1831. 
Hr.  Heinrich  Mylius  sen.  1844. 

»    Georg  Melchior  Mylius.  1844. 

»    Baron  Amschel  Mayer  von  Roth- 
schild. 1845. 

»    Johann  Georg  Schmidboru.  1845. 

»    Johann  Daniel  Souchay.  1845. 


Hr.  Alexander  v.  Bethmann.  1846. 
»     Heinr.  v.  Bethmann.  1846. 
»    Dr.  jur.   Rath  Friedr.  Schlosser. 

1847. 
»    Stephan  von  Guaita.  1847. 
»    H.  L.  Döbel  in  Batavia.  1847. 
^    G.  H.  Hauck-Steeg.  1848. 
»    Dr.  J.  J.  K.  Buch.  1851. 
»    G.  von  St.  George.  1853. 
»    J.  A.  Grunelius.  1853. 
»    P.  F.  Ch.  Kroger.  1854. 
»  Alexander  Gontard.  1854. 


—     22     — 


Hr.  M.  Frhr.  v.  Betlimanu.  1854. 

»  Dr.  Ednard  Rüppell.  1857. 

*  Dr.  Th.  Ad.  Jak.  Em.  Müller.  1858. 
»  Julius  Nestle.  1860. 

»  Eduard  Finger.  1860. 

»  Dr.  jur.  Eduard  Soucliay.  1862. 

*  J.  N.  Gräffendeicli.  1864. 
»  E.  F.  K.  Büttner.  1865. 

»  K.  F.  Krepp.  1866. 

»  Jonas  Mylius.  1866. 

»  Constantin  Fellner.  1867. 

»  Dr.  Hermann  von  Meyer.  1869. 

»  Dr.  W.  D.  Sömmerring.  1871. 

»  J.  0.  H.  Petsch.  1871. 


Hr.  Beruhard  Doudorf.  1872. 

»    Friedrich  Karl  Rücker.  1874. 

»    Dr.  Friedrich  Hessenberg.  1875. 

»    Ferdinand  Lanrin.  1876. 

»    Jakob  Bernhard  Rikoflf.  1878. 

»    Joh.  Heinrich  Roth.  1878. 

»    J.  Ph.  Mcol.  Manskopf.  1878. 

»   Jean  Noe  du  Fay.  1879. 

>    Gfg.  Friedr.  Metzler.     1880. 
Fr.  Louise  Wilhelmine  Emilie  Gräfin 
Böse,  geb.  Gräfin  Ton  Reichen- 
bach-Lessouitz.  1880. 
Hr.  Carl  August  Graf  Böse.   1880. 

»    Gust.  Ad.  de  Neufville.  1881. 


III.  Mitglieder  des  Jahres  1880. 

Die    arbeitenden    sind    mit    *    bezeichnet. 


Hr.   Alt,  Franz.     1873. 
»     Alt,  F.  G.  Johannes.     1869. 
»     Andreae,  Achille.     1878. 
»     Andreae,    Herrn.,     Bank-Director. 

1873. 
»     Andreae,  H.  V.,  Dr.  med.    1849. 
»     Ändreae-Passavant,  Jean,  Director. 

1869. 
»     Andreae-Goll,  J.  K.  A.     1848. 
K     Andreae-Goll,  Phil.     1878. 
»     Andreae-Winckler,  Joh.     1869. 
»     Andreae,  Rudolph.     1878. 
»     Angelheim,  J.     1873. 
»  *Askenasy,  Eugen,  Dr.  phil.,  Prof. 

1871. 
»     Auffarth,  F.  B.     1874. 
»  *Baader,  Friedrich.     1873. 
»     Bacher,  Max.     1873. 
»     Bachfeld,  Friedrich.     1877. 
»     Baer,  Joseph.     1860. 
»     Baer,  Joseph,  Director.     1873. 
»     Bärwindt,    J.,    Oberstabsarzt,    Dr. 

med.     1860. 
»  *Bagge,  H.  A.  B.,  Dr.  med.,  Physi- 

kus.     1844. 
•»     Bansa,  Gottlieb.     1855. 
»     Bansa,  Julius.     1860. 


Hr.  Bansa-Streiber,  K.     1860. 

*  ^Bardorfi",  Karl,  Dr.  med.     1864. 
»     de  Bary,  Heinr.  A.     1873. 

»     de  Bary,  Jak.,  Dr.  med.     1866. 

»  *Bastier,  Friedrich.     1876. 

»     Becker,  Adolf.     1873. 

»  *Becker,  Ludw.,  Ingenieur.    1877. 

»     Behrends,  Phil.  Friedr.     1878. 

»     Belli-Seufferheld,  F.     1837. 

»     Bender,  Auton  Joseph.     1878. 

»     Benecke,  Joh.  Herrn.     1873. 

»     Berg,  K.  N.,  Dr.  jur.,  Senator.  1869. 

»     Berle,  Karl.     1878. 

»     Bertholdt,  Joh.  Georg.     1866. 

*  Best,  Karl.     1878. 

»     V.  Bethmann,  S.  M.,  Baron.  1869. 

»     Beyfus,  M.     1873. 

»     Blum,  Herrn.     1860. 

»  *Blum,  J.     1868. 

»  *Blumenthal,  E.,  Dr.  med.     1870. 

»     Blumenthal,  Jos.  Leop.    1866. 

»  *Bockenheimer,  Dr.  med.     1864. 

»     Böhm,  Joh.  Friedr.     1874. 

»     Börne,  Jak.     1873. 

»  *Böttger,  Oscar,  Dr.  phil.     1874. 

»     Bolongaro,  Karl  Aug.     1860. 

»     Bolongaro-Crevenna,  A.     1869. 


—     23 


Hr.   Bolongaro-Crevenna,  J.  L.,  Stadt- 
rath.     1866. 

»  Bonn,  Karl.     1866. 

»  Bonn,  Phil.  Beb.     1880. 

»  Boütant,  F.     1866. 

»  Borgnis,  J.  Fr.  Franz.     1873. 

»  Botb,  J.  B.     1824. 

»  Braunfels,  Otto.     1877. 

»  Brentano,  Anton  Theod.     1873. 

»  Brentano,  Ludwig,  Dr.  jur.    1842. 

»  Brofft,  Franz.     1866. 

»  Brofft,  Theodor,  Stadtrath.     1877. 

»  Brofft,  Wilh.  Leonh.     1866. 

»  Brückner,  Wilh.     1846. 

»  Buchka,  Franz  Anton.     1854. 

»  Bück,  A.  F.,  Dr.  jur.     1866. 

»  *Buck,  Emil,  Dr.  phil.     1879. 

»  Büttel,  Wilhelm.     1878. 

»  Cahn,  Heinrich.     1878. 

»  Cahn,  Moritz.     1873. 

»  *Carl,  Aug.,  Dr.  med.     1880. 

»  Caspari,  Franz,  Dr.  jur.     1877. 

»  Cassel,  Gustav.     1873. 

»  Chun,  Oberlehrer.    1866. 

»  Claus,  Dan.  Andr.     1870. 

»  Cnyrim,  Ed.,  Dr.  jur.     1873. 

»  Cnyrim,  Vict.,  Dr.  med.     1866. 

»  Cornill-C4oll,  Wilh.     1878. 

»  Creizenach,  Ignaz.     1869. 

»  Defize,   Adolf.    1873. 

»  Degener,  K.,  Dr.     1866. 

»  *Deicbler,  J.   Cb.,  Dr.  med.     1862. 

»  Delosea,  Dr.  med.     1878. 

»  Dibelka,  Jos.     1873. 

»  Doctor,  Ad.  Heinr.     1869. 

»  Dondorf,  Carl.     1878. 

»  Dondorf,  Paul.     1878. 

»  Donner,  Karl.     1873. 

»  V.  Donner,  Phil.     1859. 

»  Drexel,  Heinr.  Theod.     1863. 

»  Ducca,  Wilh.     1873. 

»  Edenfeld,  Felix.     1873. 

»  Ehinger,  August.     1872. 

»  Ehrhard,  W.,  Ingenieur.     1873. 

»  Ellisseu,  Justizratb,  Dr.  jur.  1860. 

»  Emden,  Jak.  Phil.     1869. 

»  Enders,  Cb.     1866. 


Hr.  Engelhard,  Bernhard.     1877. 
»     Engelhard,  Karl  Phil.     1873. 
»     Engelhard,  Robert.     1878. 
»     Epstein,  Theodor.     1873. 
»     Eyssen,  K.  E.     1860. 
»     Fabricius,  Franz.     1866. 
»     Feist,  Eduard.     1878. 
»     Fellner,  F.     1878. 

»  *Finger,  Oberlehrer,  Dr.  pbil.  1851. 
»     Finger,  L.  F.     1876. 

»  Flersheim,  Ed.     1860. 
»     Flersheim,  Rob.     1872. 

*  Flesch,  Dr.  med.     1866. 
»     Flinscb,  Heinr.     1866. 

*  Flinscb,  W.     1869. 

»  Frank,  John.     1878. 

»  Frank,  Karl.     1880. 

»     Franz,  Jean.     1878. 

»  Fresenius,  Ph.,  Dr.  phil.     1873. 

»  Frey,  Philipp.     1878. 

»  Freyeisen,  Heinr.  Phil.  1876. 

»  *Fridberg,  Rob.,  Dr.  med.     1873. 

»  Friedmann,  Jos.     1869. 

»  Fries,  Friedr.  Adolf.  1876. 

»  V.  Frisching,  K.     1873. 

»  Fritsch,  Ph.,  Dr.  med.     1873. 

»  Frohmann,  Herz.     1873. 

»  Fuld,  S.,  Dr.  jur.     1866. 

»  Fulda,  Karl  Herm.     1877. 

»  Funck,  K.  L.  1873. 

»  Garny,  Job.  Jak.     1866. 

»  Geiger ,    Berthold ,    Dr.    Advocat. 
1878. 

»  Gering,  F.  A.     1866. 

»  Gerson,  Jak.,  Generalconsul.  1860. 

»  Getz,  Max,  Dr.  med.,  Sanitätsratb. 
1854. 

»  Geyer,  Job.  Christoph.     1878. 

»  *Geyler,  Herrn.   Theodor,   Dr.   phil. 
1869. 

»  Gockel,  Ludwig,  Director.  1869. 

»  Goldscbmidt,  Abr.     1873. 

»  Goldschmidt,  Ad.  B.  H.     1860. 

»  Goldschmidt,  Marcus.     1873. 

»  V.  Goldscbmidt,    Leop.,    General- 
consul.    1869. 

»  Gontard,  Moritz.     1850. 


24     — 


Hr.  Gotthold,  Gh.,  Dr.  phil.     1873. 

»  Graubner,  Friedricli.     1873. 

»  Greiff,  Jacob.     1880. 

»  Gross,  Max.     1878. 

»  Grünebaum,  M.  A.     1869. 

»  Grunelius,  Adolf.     1858. 

»  Grunelius,  Moritz  Eduard.     1869. 

»  V.  Guaita,  Max.     1869. 

»  Gundersbeim,  Joseph.     1873. 

»  Günther-de    Bary,    Chr.,    Rentner. 

1878. 

»  Haase,  A.  W.  E.     1873. 

»  Häberlin,  E.  J.,  Dr.  jur.     1871. 

»  Hahn,   Adolf  L.  A.,  Consul.  1869. 

»  Hahn,  Anton.     1869. 

»  Hahn,  Moritz.     1873. 

»  Hamburger,  K..  Dr.  jur.     1866. 

»  Hammeran,  K.  A.  A.,  Dr.  phil.  1875. 

»  Hanau,  Heinrich  A.     1869. 

»  V.  Harnier,  Ed.,  Dr.  jur.     1866. 

»  Harth,  M.     1876. 

»  Hauck,  Christ.,  Stadtrath.    1860. 

»  Hauck,  Georg  A.  H.     1842. 

»  Hauck,  Alex.     1878. 

»  Hauc^i,  Moritz,  Advocat.     1873. 

»  Heimpel,  Jakob.     1873. 

»  Henninger,  Heinrich.     1877. 

»  Henrich,  Job.  Gerhard.     1860. 

»  Henrich,  K.  F.,  juu.     1873. 

»  Herz,  Otto.     1878. 

»  Hessel,  Julius.     1863. 

»  Hessenberg,  Friedrich.     1878. 

»  Heuer,  Ferd.     1866. 

»  *v.  Hejden,  Luc,  Dr.  phil.,  Haupt- 
mann.    1860. 

»  V.  Heyder,  Georg.     1844. 

»  *Heynemann,  D.  Fr.     1860. 

»  Höchberg,  Otto.     1877. 

»  Hoff,  Job.  Adam.     1866. 

»  Hoff,  Karl.     1860. 

»  Hohenemser,  H.,  Director.     1866. 

»  Holthof,  Carl,  Stadtrath.     1878. 

»  V.  Holzhausen,  Georg,  Frhr.  1867. 

»  Holzmann,  Phil.     1866. 

»  Hornberger,  Albert.     1870. 

»  Ihm,  August.     1866. 

»  Jacobi,  Rudolf.     1843. 


Hr.  Jacquet  Sohn,  H.     1878. 

Die  Jägersche  Buchhandlung.  1866. 

Hr.  Jassoy,  Wilh.  Ludw.  1866, 

»  Jeanrenaud,  Dr.  jur.,  Appellations- 
gerichtsrath.     1866. 

»  Jordan,  Felix.     1860. 

»  Jost,  Konr.,  Apotheker.     1859.     -^ 

»  Jourdan,  Jacob.     1878. 

»  Jügel,  Karl  Franz.     1821. 

»  Jung,  Karl.     1875. 

»  Kalb,    Emil,  Baukdirector.     1878. 

>'  Kahn,  Hermann.     1880. 

»  Kassel,  Elias,  Director.     1873. 

»  Katheder,  K.     1863. 

»  Katzenstein,  Albert.     1869. 

»  Kayser,  Adam  Friedr.     1869. 

»  Kayser,  J.  Adam.     1873. 

t>  Keiler,  Adolf,  Rentier.     1878. 

»  Keller,  Heinr.,  Buchhändler.  1844. 

»  *Kesselmeyer,  P.  A.     1859. 

»  ^Kessler,  F.  J.,  Senator.     1838. 

»     Kessler,  "Heinrich.     1870. 

»     Kessler,  Wilh.  1844. 

»     Kinen,  Karl.     1873. 

»  *Kinkelin,   Friedr.,  Dr.    phil.  1873. 

»     Kirchheim,  S.,  Dr.  med.     1873. 

»     Kissel,  Georg.     1866. 

»     Klimsch,  Karl.     1873. 

»     Kling,  Gustav.     1861. 

»     Klitscher,  F.  Aug.     1878. 

»  *Kloss,     H.,     Dr.    med.,    Physikus, 
Sanitätsrath.     1842. 

»     Klotz,  Karl  Const.  Y.     1844. 

»     Knabenschuh,  Jakob,  jun.     1877. 

»     Knips,  Jos.     1878. 

»     Knopf,  L.,  Dr.  jur.,  Stadtrath.  1869. 

»  *Kobelt,  W.,  Dr.  med.     1877. 

»     Koch,  Job.  Friedr.     1866. 

»     Koch,  Wilh.     1850. 

»     Köuigswerther,  Martin.     1878. 

»     Kohn-Spej-er,  Sigism.     1860. 

»     Kotzenbei'g,  Gustav.     1873. 

»     Krämer,  Johannes.     1866. 

»     Kraussold,  Dr.  med.     1878. 

>>     Krebs-Pfaff,  Louis.     1878. 

»     Kreuscher,  Jacob.    1880. 

»     Kriegk,  Max,  Dr.  med.     1878. 


25     — 


Hr.  Küchler,  Ed.     1866. 

»     Kugele,  G.     1869. 

»     Kugler,  F.,  Dr.  jur.,  Appellatious- 
gerichtsrath.     1869. 

j>     Kusenberg,  R.  J.,  Director.     1873. 

»     Ladenbnrg,  Emil.     1869. 

»     Laemmerbirt,  Karl,  Director.  1878. 

»     Landauer,  Willi.     1873. 

»     Lang,  R.,  Dr.  jur.     1873. 

»     Langer,  Dr.  jur.     1873. 

»     Lautenscbläger ,     Alex.,    Director. 
1878. 

»     Lautereu,  K.,  Consul.     1869. 

»     Le  Bailly,  Georg.     1866. 

»     Lescbhorn,  Ludw.  Karl.     1869. 

»     Leser,  Phil.     1873. 

»     Lindheimer,  Ernst.     1878. 

»     Lindheimer,  Gerhard.     1854. 

»     Lindheimer,  Julius.     1878. 

»     Lion,  Benno.     1873. 

»     Lion,  Franz,  Director.     1873. 

»     Lion,  Jakob,   Director.     1866. 

»     Lion,  Siegmund,  Director.     1873. 
•  »     Lölir,  Clemens.     1851. 

»     Löwenick,  N.     1875. 

»     Loretz,  A.  W.     1869. 

»  *Loretz,  Herm.,  Dr.  phil.    1877. 

»  *Loretz,  Wilh.,  Dr.  med.     1877. 

»  *Lorey,  Karl,  Dr.  med.     1869. 

»     Lorey,  W.,  Dr.  jur.     1873. 

»  *Lucae,G.,Prof.,Dr.med.u.phil.  1842. 

»     Lucius,  Eug.,  Dr.  phil.     1859. 

»     Maas,  Adolf.     1860. 

»     Maas,  Simon,  Dr.  jur.     1869. 

»     Mack,  Joh.  Friedr.     1866. 

»     Mahlau,  Albert.     1867. 

»     Majer,  -Joh.  Karl.     1854 
Fr.  Majer-Steeg.     1842. 
Hr.  V.  Maltzan,  Herm.,  Freiherr.    1880. 

»     Manskopf,W.  H.,Geh.  Commerzien- 
rath.     1869. 

»     Marburg-Fr iderich,  Adolph.    1878. 

»     Marburg,  Heinrich.     1878. 

»     Marx,  Dr.  med.     1878. 

»     Matti,  Alex.,  Dr.  jur.     1873. 

»     Matti,  J.  J.  A.,  Dr.  jur.     1836. 

»     Maubach,  Jos.     1878. 


.  May,  Arthur.     1873. 
May,  Ed.  Gustav.     1873. 
May,  Joh.  Val.,  Dr.  jur.     1873. 
May,  Julius.     1873. 
May,  Martin.     1866. 
Mayer,  Wilh.,  Director.     1878. 
Mertou,  Albert.     1869. 
Merton,  W.     1878. 
Merzbach,  A.  1873. 
Mettenheimer,  Chr.  Heinr.     1873. 
*Metzler,  Adolf.     1870. 
Metzler,  Albert.     1869. 
Metzler,  Gustav.     1859. 
Metzler,  Karl.     1869. 
Metzler,  Wilh.     1844. 
Minjon,  Herm.     1878. 
Minoprio,  Karl  Anton.     1821. 
Miuoprio,  Karl  Gg.     1869. 
Mohr,  Oberlehrer,  Dr.  phil.    1866. 
Mouson,  Joh.  Gg.     1873. 
Müller,  Joh.  Christ.     1866. 
Müller-Rentz,  F.  A.     1874. 
Müller,  Paul.     1878. 
Müller,  Siegm.  Fr.,  Dr.  Notar.  1878. 
Mumm   von   Schwarzeustein,  Alb. 

1869. 
Mumm  V.  Schwarzeustein,  D.  H.,  Dr. 

jur.,  Senator.     1869. 
Mumm  V.   Schwarzeustein,  Herrn., 

Generalconsul.     1852. 
Mumm   V.  Schwarzeustein,    P.  H., 

jmi.     1873. 
Mumm  V.  Schwarzeustein,  W.  1856. 
Mylius,  Karl  Jonas,  Architekt.  1871. 
Nestle-John,  Georg.     1878. 
Nestle,  Hermann.     1857. 
Nestle,  Julius.     1873. 
Nestle,  Richard.     1855. 
Neubert,  W.  L.,   Zahnarzt.     1878. 
Neubürger,  Dr.  med.     1860. 
Neustadt,  Samuel.     1878. 
de  Neufville-Büttner,   Gust.,   Geh. 

Commerzienrath.     1859. 
de  Neufville-Siebert,  Friedr.  1860. 
de  NeufviUe,  Otto.     1878. 
Neumüller,  Fritz.     1875. 
Niederhofheim,  A.,  Director,  1873. 


-     26 


Hr.*Noll,  F.  C,  Oberl.,  Dr.  sc.  nat.  1863. 

»  V.  Oberuberg,  Ad.,  Dr.  jur.    1870. 

»  Ochs,  Hermann.     1873. 

»  Ochs,  Karl.     1873. 

»  Ochs,  Lazarus.     1878. 

»  Odrell,  Leop.,  Dr.  jur.     1874. 

»  Ohlenschlager,  J.  A.,  Dr.  jur.   1859. 

»  Ohlenschlager,  K.  Fr.,Dr.med.  1873. 

»  Oplin,  Adolph.     1878. 

»  Oppenheim,  Guido.     1873. 

»  Oppenheimer,  Charles,Consul.  1873. 

»  Ortenbach,  Friedr.     1853. 

»  d'Orville,  Friedr.     1846. 

»  Osterrieth,  Franz.     1867. 

»  Osterrieth-v.  Bihl.     1860. 

»  Osterrieth-Laurin,  Aug.     1866. 

»  Osterrieth,  Eduard.     1878. 

»  Oswalt,  H.,  Dr.  jur.     187.3. 

»  Parrot,  J.  Ch.     1873. 

»  Passavant ,  E.,  Dr.  jur. ,  Stadtr. 
1866. 

»  Passavant,  Gust.,  Dr.  med.     1859. 

»  Passavant,  Herm.     1859. 

»  Passavant,  Robert.     1860. 

»  Passavant,  Rudolf.     1869. 

»  *Passavant,  Theodor.     1854. 

»  Petermann,  Ad.,  Dr.,  Hof-Zahnarzt. 
1875. 

»  *Petersen,  K.  Th.,  Dr.  phil.    1873. 

»  Petsch-Goll,  Phil.,  Commerzien- 
rath.     1860. 

»  Pfaehler,  F.  W.     1878. 

»  Pfeffel,  Aug.     1869. 

Ä  Pfeifel,  Friedr.     1850. 

»  Pfefferkorn,  R.,  Dr.  jur.     1856. 

»  Pfeifer,  Eugen.     1846. 

»  Pfeiffer,  C.  W.,  Subdirector.  1880. 

»  Pieg,  K.,  Steuerrath.    1873. 

»  Poufick,  Otto,  Dr.  jur.,  Rechts- 
anwalt.    1869. 

»  Posen,  Jakob.     1873. 

»  Prestel,  Ferd.     1866. 

»  Propach,  Robert.    1880. 

»  Quilling,  Friedr.  Wilh.     1869. 

»  Raabe,  Ernst.     1872. 

»  Rautenberg,  Leopold.     1873. 

»  Ravenstein,  Aug.     1866. 


Hr.  Ravenstein,  Simon.     1873. 
Die  Realschule,  Israelitische.     1869. 
Hr.  *Rehn,  J.  H.,  Dr.  med.    1880. 
»  *Reichenbach,  J.  H.,  Dr.  phil.  1879. 
»     Reiftensteiu,  J.  P.     1878. 
»     V.  Reinach,  Alb.,  Baron.     1870. 
»     Reinganum,  Paul,  Dr.     1878. 
»     Reiss,  Enoch.     1843. 
»     Reiss,   Jacques,  Geh.  Commerzien- 

rath.     1844. 
»     Reiss,  Paul,  Advocat.     1878. 
»     Reuss,  Dr.  jur.,  Schöff.     1824. 
»     Ricard,  Adolf.     1866. 
»     Ricard,  L.  A.     1873. 
»     Richard,  Friedr.     1866. 
»  *Richters,  A.  J.  Ferd.,  Dr.     1877. 
»  *Ripps,  Dr.  med.     1856. 
»     Rittner,    Georg,    Commerzienrath. 

1860. 
»     Rödiger,   Konr.,   Dr.    phil.,   Direc- 

torialrath.     1859. 
»     Rössler,  F.,  Münzwardein.     1866. 
»     Rössler,  Hector.     1878. 
»     Roos,  Benjamin.     1869. 
»  *Roose,  Wilh.     1869. 
»     Roth,  Georg.     1878. 
»     Roth,  Job.  Heinrich.     1878. 
»     v.  Rothschild,  M.K.,Generalconsul, 

Freiherr.     1843. 
»     V.  Rothschild,  Wilh.,  Generalconsul, 

Freiherr.     1870. 
»     Rueff,  Julius,  Apotheker.  1873. 
»     Rühl,  Louis.     1880. 
»     Rumpf,  Dr.  jur.,   Cousulent.  1866. 
»  *Saalmüller,  Max,  Oberstlieut.  1878. 
»     Sachs,  Joh.  Jak.     1870. 
»     Sanct-Goar,  Meier.     1866. 
»     Sandhagen,  Wilh.     1873. 
»     Sauerländer,  J.  D.,  Dr.  jur.  1873. 
»     Schäfer,  Friedrich.     1879. 
»     Schaffner,  Ferd.,   Dr.  med.     1866. 
»     Scharff,  Alexander.     1844. 
»  *Scharff,  F.  A.,  Dr.  jur.     1852. 
»     Scharff-Osterrieth,  Gottfr.     1859. 
»     Schaub,  Carl.     1878. 
»     Scheffer,  Karl,  Postamts-Assistent. 

1875. 


27     — 


Hr.*Scheidel,  Seb.  AI.     1850. 

»     Scheuck,  Job.  David.   1866. 

»     Schenck,  W.     1878. 

»     Schepelev,  Ch.  F.     1873. 

»     Scherbius,  CI.  Th.     1869. 

»     Scherlenzky,  Dr.  jur.     1873. 

»     Schiele,  Simon,  Director.  1866. 

»     Schlemmer,  Dr.  jur.     1873. 

»     Schmick,  J.  P.  W„  Ingenieur.  1873. 

»     Schmidt,  Adolf,  Dr.  med.     1832. 

»  *Schmidt,  Heinr.,  Dr.  med.     1866. 

»     Schmidt,  J.  Chr.,  Dr.  med.     1876. 

»     Schmidt,  Joh.  Georg.     1876. 

»     Schmidt,  Konrad  Fr.     1872. 

»     Schmidt,  Louis  A.  A.     1871. 

»  *Schmidt,  Maxim.,  Dr.  vet.,  Director. 

1866. 
»  *Schmidt,  Moritz,  Dr.   med.     1870. 
»     Schmidt-Polex,  Adolf.     1855. 
»     Schmidt-Rumpf,  L.  D.  Phil.    1876. 
»     Schmidt-Scharff,     Adolf.     1855. 
»     Schmölder,  P.  A.     1873. 
»     SchöUes,  Joh.,  Dr.  med.     1866. 
»  *Schott,  Eugen,  Dr.  med.     1872. 
»     Schulz,  Heinr.,  Dr.  jur.     1866. 
»     Schumacher,  Gg.  Friedr.     1866. 
»     Schwarz,  Georg  Ph.  A.     1878. 
»     Schwarzschild,  Em.     1878. 
»     Schwarzschild,  Moses.     1866. 
»     V.  Schweitzer,  K.,  Dr.  jur.,    SchößF 

1831. 
»     V.  Seydewitz,  Hans,  Pfarrer.  1878. 
»  *Siebert,  J.,  Dr.  jur.     1854. 
»     Siebert,  Karl  August.     1869. 
»     Sömmerring,  Karl.     1876. 
»     Sonnemann,  Leopold.     1873. 
»     Souchay,  A.     1842. 
»     Speltz,  Dr.  jur.,  Senator.     1860. 
»     Speltz,  Jakob.     1819. 
»     Spengel,  Friedrich.     1878. 
»     Speyer,  Georg.     1878. 
*     Speyer,  Gustav.     1873. 
»     Spiess,  Alexander,  Dr.  med.,  Sani- 

tcätsrath.    1865. 
»     Stadermann,  Ernst.     1873. 
»  *Steffan,  Ph.  J.,  Dr.  med.     1862. 
»     V.  Steiger,  L.     1869. 


Hr.  Stelz,  Ladwig.     1879. 
»     Stern,  B.  E.,  Dr.  med.     1865. 
»     Stern,  Theodor.     1863. 
»     Steueruagel,  Joh.  Heinr.     1860. 

»  *Stiebel,  Fritz,  Dr.  med.     1849. 
»     Stiebel,  Julius.     1877. 
»     V.  Stiebel,  Heinr.,  ConsuL     1860. 
»     Stilgebauer,   Gust.,    Bankdirector. 

1878. 
»     Stock,  H.  A.     1859. 
»     Straus-Fuld,  A.  J.     1873. 

»  *Stricker,  W.,  Dr.  med.     1870. 
»     Strube,  Jak.,  Hofrath.     1873. 

»  Strubell,  Bruno.     1876. 
»     Sulzbach,  Emil.     1878. 

»  Sulzbach,  Moritz.     1878. 
»     Sulzbach,  Rud.     1869. 

»  Trier,  Gustav.    1879. 

»  Trost,  Otto.     1878. 

»  Umpfenbach,  A.  E.     1873. 

»  Üna-Maas,  S.     1873. 

»  Varreutrapp,  Fr.,  Dr.  jur.     1850. 

»  *Varrentrapp,  Georg,  Dr.  med.,  Geh. 

Sanitätsrath.     1833. 

»  Varreutrapp,  J.  A.     1857. 

»  von  den  Velden,  Fr.     1842. 

»  Vogt,  Ludwig,  Director.     1866. 

»  *Volger,  Otto,  Dr.  phil.     1862. 

»  Volkert,  K.  A.  Ch.     1873. 

»  Weber,  Andreas.     1860. 

»  Weiller,  Hirsch  Jacob.     1869. 

»  Weismann,  Wilhelm.     1878. 

»  V.  Weisweiller,  Georg.     1866. 

»  *Wenz,  Emil,  Dr.  med.     1869. 

»  Wertheimber,  Emanuel.     1878. 

»  Wertheimber,  Louis.     1869. 

»  Wetze),  Heinr.     1864. 

»  Wiesner,  Dr.  med.  1873. 

»  Winter,  W.  Chr.     1852. 

»  *Wirsiug,  J.  P.,  Dr.  med.     1869. 

»  Wirth,  Franz.     1869. 

*  Wittekind,  H.,  Dr.  jur.     1860. 

»  Witt,  Otto  N.,  Dr.  phil.     1880. 

»  WolfF,  Adam.     1873. 

»  Wolfskehl,    H.    M.,    Commerzien- 
rath.     1860. 


Hr.  Wüst,  K.  L.     1866. 
»     Wunderlich,  Gg.     1869. 
»     Zickwolff,  Albert.     1873. 


Hr.*Ziegler,  Julms,  Dr.  pbil.     1869. 
»     Ziegler,  Otto,  Director.     1873. 
»     Zimmer,  Georg  Carl.     1878. 


IV.  Neue  Mitglieder  für  das  Jalir  1881. 


Hr.   Grünebaiim,  Ludwig. 
»     Jeidels,  Julius  H. 
»     Lochmaun,  Richard. 


Hr.   Neumaun,  Alfred. 
»   *Schauf,  Wilh.,  Dv.  phil. 
>••     Winter,  Wilb. 


V.  Ausserordeiitiiclie  Ehrenmitglieder. 

Hr.  Mühlig,  J.  G.  G.,  Verwalter  (von  hier).    1872. 
»     Erckel,  Theodor  (von  hier).    1875. 
»     Hetzer,  Wilhelm  (von  hier).    1878. 


VI.  Correspoiidireiide  Ehrenmitglieder. 

Hr.  Rein,  J.  J.,  Prof.,  Dr.,  Marburg.    1876. 


VII.  Correspomlirende  Mitglieder.  *) 


1820.    Wöhler,    Friedr.,    Professor    in 

Göttingen  (von  hier). 
1823.    Radius,     Justus,     Dr.    med.     in 

Leipzig. 
1825.    de    Laizer,    Comte   Maurice,    in 

Clairraont-Ferrant. 
1827.    Kefersteiu,    Adolf,    Gerichtsrath 

in  Erfurt. 
1827.    Reinhardt,    Job.    A.,    Professor 

in  Kopenhagen. 
1830.    V.  Czihak,  J.  Gh.,  Dr.,  Professor, 

Ritter,  in  AschatFenburg. 

1832.  Engelmann,  Job.  Georg,  Dr. 
med.  in  St.  Louis,  Nordamerika 
(von  hier). 

1833.  Fechner,  Gustav  Theodor,  Prof. 
in  Leipzig. 

1834.  Listing,  Dr.  phil.,  Professor  in 
Göttingen  (von  hier). 


1834.    Wiebel,  Karl,  Prof.  in  Hamburg. 

1836.    Decaisne,  Akademiker  in  Paris. 

1836.    Schlegel,  Herrn.,  Professor    Dr., 

Director  des  Museums  in  Lej'den. 

1836.  Agardh,  JakobGg.,  Prof.  in  Lund. 

1837.  Studer,  Bernhard,  Prof.  in  Bern. 
1837.    Studer,  Apotheker  in  Bern. 
1837.    Coulon,  Louis,  in  Neufchatel. 
1837.    de     Montmolin ,     Auguste ,      in 

Neufchatel. 
1839.    V.  Meyer,  Georg  Hermann,  Prof. 

in  Zürich  (von  hier). 
1841.    Genth,  Adolf,  Geh.  Sanitätsrath, 

Dr.  med.  in  Schwalbach. 
1841.    Schwann,  Theod.,  Dr.,    Prof.   in 

Löwen. 
1841.    Budge,  JuL,  Prof.  in  Greifswald. 
1841.    Betti,    Pietro,    Soperinteudente 

de  sanita  in  Florenz. 


*)  Die  vorgesetzte  Zahl  bedeutet  das  Jahr  der  Aufnahme. 


29     — 


1841.    Paroliui,  Alberto,  iu  Bassano. 

1841.  Fasetta,  Valentin,  Dr.  med.  in 
Venedig. 

1842.  Thomae,  K.,  Prof.,  emerit.  Di- 
rector  des  landwirthschaftlichen 
Instituts  in  Wiesbaden. 

1842.    Hein,  Dr.  in  Danzig. 

1842.  Claus,  Bruno,  Dr.  med.,  Oberarzt 
des  städtischen  Krankenhauses 
in  Elberfeld  (von  hier). 

1844.  Göppert,  Heinrich  Robert,  Prof., 
Geh.  Medicinalrath    in   Breslau. 

1844.    Bidder.Friedr.  H.,  Prof.  inDorpat. 

1844.  Blum,  Prof.  in   Heidelberg. 

1845.  V.  BischofF,  Th.  L.  W.,  Professor  in 
München. 

184.5.    Adelniann,    Georg   B.    F.,    Prof. 

in  Dorpat. 
1845.    Kützing,  Friedrich  Traugott,  in 

Nordhausen. 
1845.    Meneghini,  Giuseppe,    Professor 

in  Padua. 

1845.  Zimmermann,  Ludwig  Philipp, 
Medicinalrath ,  Dr.  med.  in 
Braunfels. 

1846.  Sandberger,  Fridolin,  Professor 
in  Würzburg. 

1846.    Worms,  Gabriel,  auf  Ceylon  (von 

hier). 
1846.    Worms,  Moritz,  auf  Ceylon  (von 

hier). 

1846.  Schiff,  Moritz,  Dr.  med.,  Prof. 
in  Genf  (von  hier). 

1847.  Virchow, Rudolf,  Geh.  Medicinal- 
rath, Professor  in  Berlin. 

1848.  Dunker,  Wilhelm,  Professor  in 
Marburg. 

1848.  Philippi,  Rudolf  Amadeus,  Di- 
rector  des  Museums  in  Santiago 
de  Chile. 

1849.  Beck,  Beruh.,  Dr.  med,,  General- 
arzt in   Karlsruhe. 

1849.  von  Schieiden,  M.  J.,  Professor, 
k.  russ.  Staatsrath  in  Wiesbaden. 

1849.  Dohrn,  Karl  August,  Dr.,  Präsi- 
dent des  Entomolog.  Vereins  in 
Stettin, 


1849.  Fischer,  Georg,  in  Milwaukee, 
Wisconsin  (von  hier). 

1849.  Gray,  Asa,  Prof.  an  der  Howard" 
üniversity  in  Cambridge. 

1850.  Kirchner  (Consul  in  Sydney),  jetzt 
in  Wiesbaden  (von  hier). 

1850.  Mettenheimer,  Karl  Christian 
Friedrich,  Dr.  med.,  Geh.  Med.- 
Rath,  Leibarzt  in  Schwerin  (von 
hier). 

1851.  Jordan,  Hermann,  Dr.  med.,  in 
Saarbrücken. 

1851.  Landerer,  Xaver,  Professor,  Hof- 
apotheker in  Athen. 

1852.  Leuckart,  Rudolf,  Dr.,  Professor 
in  Leipzig. 

1853.  Robin,  Charles,  Prof.  in  Paris. 
185.3.    de  Bary,  Heinr.  Anton,  Prof.  in 

Strassburg  (von  hier). 
1853.    Buchenau,  Franz,  Dr.,    Professor 

in  Bremen. 
1853.    Brücke,ErnstWilh.,Prof.inWien. 
1853.    Ludwig,  Karl,  Prof.  in  Leipzig. 

1853.  Bruch,  K. ,  Dr.,  Professor  in 
Offenbach. 

1854.  Schneider,  Wilh.  Gottlieb,  Dr. 
phil.  in  Breslau. 

1854.  Ecker,  Alexander,  Geh.  Med.- 
Rath,  Professor  in  Freiburg. 

1854.  Besnard,  Anton,  Dr.,  Oberstabs- 
arzt in  München. 

1856.  Scacchi,  Archangelo,  Professor 
in  Neapel. 

1856.  Palmieri,  Professor  in  Neapel. 

1857.  Leyh,  Friedrich  A.,  Professor  in 
Stuttgart. 

1857.    v.    Homeyer,    Alex.,    Major    in 

Wiesbaden. 
1859.    Ribeira  in  Coira,  Brasilien. 

1859.  Frey,  Heinrich,  Prof.  in  Zürich 
(von  hier). 

1860.  Weinland,  Christ.  Dav.    Friedr., 

Dr.  phil.    in  Hohen- Wittlingen, 

Württemberg. 
1860.    Gerlach,  J.,  Prof.  in  Erlangen. 
1860.    Weismann,   Aug.,    Professor   in 

Freiburg  (von  hier). 


—     30     — 


1861.    Becker,  Ludwig,  iu   Melbourne,       1872. 
Australien. 

1861.    Helmholtz,  H.    L.    F.,    Professor       1872. 
in  Berlin.  1872. 

1861.    von  Manderstjerna,  Excell.,  kais.       1872. 
Russ.  Generallieut.  in  Warschau.       1872. 

1863.    HofFmanu,  Herrn.,  Geh.  Hofrath, 

Professor  der  Botanik  in  Giessen.       1873. 

1863.    von  Riese-Stalburg,  W.  F.,  Frei- 
herr, Gutsbesitzer  in  Prag.  1873. 

1863.  de  Saussure,  Henri,  in  Genf.  1873. 

1864.  Pauli,  Friedr.  Wilh.,   Dr.   med., 
Hofrath   in  Lübeck   (von   hier).       1873. 

1864.    Schaafhausen,    H.,    Geh.    Med.- 

Rath.,  Prof.  in  Bonn.  1873. 

1864.  Keyserling,  Graf  Alex.,  Ex-Gura-       1873. 
tor  der  Universität  Dorpat. 

1865.  Bielz,E.Albert,  Dr.,  in  Hermann-       1873. 
Stadt.  1873. 

1866.  Möhl,  Dr.,  Professor  in  Kassel        1873. 

1867.  Landzert,  Professor  in  St.  Peters- 
burg. 1873. 

1867.    von  Harold,  Freih.,  Major  a.  D.       1873. 
in  München. 

1867.  de  Marseul,  Abbe  in  Paris.  1873. 

1868.  Horustein,  Dr.,  Oberl.  in  Kassel. 

1869.  Lieberkühn,  N.,  Prof.  in  Marburg.       1873. 
1869.    Wagner,  R.,  Prof.  in    Marburg. 

1869.    Gegenbaur,  Karl,  Prof.  in  Jena.         1873. 

1869.    His,  Wilhelm,  Prof.  in  Leipzig. 

1869.    Rütimeyer,   Ludw.,  Professor  in       1873. 

Basel. 
1869.    Semper,  Karl,  Prof.  in  Würzburg.       1873. 
1869.    Gerlach,  Dr.  med.  in  Hongkong, 

China  (von  hier).  1873. 

1869.  Woronin,  M.,  in  St.  Petersburg.       1873. 
1869.    Barboza    du    Boccage,    Director       1873. 

des  zoolog.  Museums  in  Lissabon.       1873. 
1869.    Kenngott,    G.    A. ,   Professor   in 

Zürich.  1873. 

1871.    V.  Müller,  F.,  Director  des  botan.       1873. 

Gartensin  Melbourne,  Australien. 
1871.    V.  Haast,  Jul.,  Dr.,  Professor  und 

Director  desCanterbury-Museum       1873. 

in  Christ-Church  auf  Neuseeland. 
1871.    Jones,    Matthew,    Präsident  des       1873. 

naturhistor.  Vereins  in  Halifax.       1873. 


Agardh-Westerlund,  Dr.  iu  Ron- 
neby,  Schweden. 
Verkrüzen,  Th.  A.,  in  London. 
V.  Nägeli,  K.,  Prof.  in  München. 
V.  Sachs,  J.,  Prof.  in  Würzburg. 
Hooker,  J.  D.,  Direct.  des  botan. 
Gartens  in  Kew,  England. 
Koch,  Karl,  Dr.,   Landesgeologe 
in  Wiesbaden. 

Streng,  Prof.in  Giessen  (von  hier). 
V.  Beyrich,  Geh.-Rath,  Professor 
in  Berlin. 

Stossich,  Adolf,  Professor  au  der 
Realschule  in  Triest. 
vom  Rath,  Gerb.,  Prof.  in  Bonn. 
Römer,  Geh.-Rath,  Professor   in 
Breslau. 

Heer,  Oswald,  Prof.  in  Zürich, 
von  Siebold,  Prof.  in  München. 
Caspary,  Rob.,  Prof.  in  Königs- 
berg. 

Gramer,  Prof.  in  Zürich. 
Bentham,  Georg,  Präsident  der 
Linnean  Society  in  London. 
Darwin ,     Charles ,     in     Down , 
ßeckenham,  Keut  iu  England. 
Günther,  Dr.,  am  British  Museum 
in  London. 

Sclater,  Phil.  Lutley,  Secretary 
of  zoolog.  Soc.  in  London. 
Leydig,  Franz,  Dr.,  Professor  in 
Bonn. 

Loven,  Professor,  Akademiker 
in  Stockholm. 
Schmarda,  Prof.  in  Wien. 
Pringsheim,  Dr.,  Prof.  in  Berlin. 
Schwendner,  Dr.,  Prof.  in  Basel, 
de  Candolle,  Alphonse,  Prof.  in 
Genf. 

Fries,  Th.,  Professor  iu  Upsala. 
Schweinfurth,  Dr.  in  Berlin, 
Präsident  der  Geographischen 
Gesellschaft  in  Cairo. 
Russow,  Edmund,  Dr.,  Prof.  in 
Dorpat. 

Cohn,  Dr.,  Prof.  iu  Breslau. 
Rees,  Prof.  in  Erlangen. 


—     31 


1873.  Godeffroy,  J.  K.,  Rheder  in  Ham- 
burg. 

1873.  Ernst,  Dr.,  Vorsitzender  d.  deut- 
schen naturforsch.  Gesellsch.  in 
Caracas. 

1873.   Mousson,  Professor  in  Zürich. 

1873.  Krefft,  Director  des  Museums  in 
Sydney. 

1873.  Giebel,  Professor  in  Halle. 

1874.  Joseph,  Gustav,  Dr.  med.,  Docent 
in  Breslau. 

1874.  V.  Fritsch,  Karl,  Freiherr,  Dr., 
Professor  in  Halle. 

1874.  Gasser,  Dr.,  Privatdocent  in 
Marburg  (von  hier). 

1875.  Bütschli,  Otto,  Dr.,  Prof.  in 
Heidelberg  (von  hier). 

1875.    Dietze,  Karl, inKarlsruhe  (v.  hier). 

1875.  Fraas,  Oscar,  Dr.,  Professor  in 
Stuttgart. 

1875.  Fischer  von  Waldheim,  Alex., 
Staatsrath  u.  Ritter  in  Moskau. 

1875.  Genthe,  Herm.,  Prof.  Dr.,  Direc- 
tor des  Gymnasiums  in  Hamburg. 

1875.  Klein,  Karl,  Dr.,  Prof.  in  Heidel- 
berg. 

1875.  Ebenau,  Karl,  Vice-Consul  des 
Deutschen  Reiches  in  Zanzibar 
(von  hier). 

1875.  Moritz,  A.,  Dr.,  Directeur  de 
l'observatoire  physique  in  Tiflis. 

1875.  Probst,  Pfarrer,  Dr.  phil.  in 
Unter  -  Essendorf,   Württemberg. 

1875.    Targioni-Tozetti,  Prof.inFlorenz. 

1875.  Zittel,  Karl,  Dr.,  Prof.  inMünchen. 

1876.  Liversidge,  Prof.  in  Sydney. 
1876.    Böttger,  Hugo,  Director  in  Beuel 

bei  Bonn  (von  hier). 
1876.    Lauger,  Karl,  Dr.,  Prof.  in  Wien. 
1876.    Le  Jolis,  Auguste,  President  de 

la  Societe  nationale  des  sciences 

naturelles  in  Cherbourg. 
1876.    Meyer,  A.  B.,  Dr.,  Director   des 

kgl.  zoolog.  Museums  in  Dresden. 


1876.  Wetterhan,  J.  D.,  in  Freiburg 
i.  Br.  (von  hier). 

1877.  v.  Voit,  Karl,  Dr.,  Professor  in 
München. 

1877.  Schmitt,  C.  G.  Fr.,  Dr.,  Prälat 
in  Mainz. 

1878.  Chun,  Carl,  Dr.,  Docent  in  Leip- 
zig (von  hier). 

1878.  Corradi,  A. ,  Professor  an  der 
Universität  in  Pavia. 

1878.  Hayden,  Prof,  Dr.,  Staatsgeologe 
in  Washington. 

1878.  Strauch,  Alex.,  Dr.  phil.,  Mit- 
glied der  k.  k.  Akademie  der 
Wissenschaften  in  St.  Peters- 
burg. 

1878.  Stumpff,  Anton,  aus  Homburg  v. 
d.  H.,  d.  Z.  auf  Madagascar. 

1879.  Adler,  Nathaniel,  Consul  in  Port 
Elisabeth,  Süd-Afrika,  d.  Z.  hier. 

1879.  V.  Scherzer,  Carl,  Ritter,  Mini- 
sterialrath,  k.  k.  österr.-ungar. 
Geschäftsträger  und  General- 
Cousul  in  Leipzig. 

1879.  Reichenbach,  H.  G.,  Prof.  Dr., 
in  Hamburg. 

1880.  Adams,  Charles  Francis,  Presi- 
dent of  the  American  Academy  of 
Arts  and  Sciences  in  Boston  Mass. 

1880.  Winthrop,  Robert  C,  Prof,  Mit- 
glied der  American  Academy 
of  Arts  and  Sciences  in  Boston 
Mass. 

1880.    Simon,  Hans,  in  Stuttgart. 

1880.    Jickeli,  Carl  F.,  in  Hermannstadt. 

1880.  Stapff,  E.  M.,  Dr.  Ingenieur- 
Geolog  der  Gotthardbahn- Ge- 
sellschaft in  Bern. 

1881.  Lopez  de  Seoäne,  Victor,  in  Co- 
runa. 

1881.  Hirsch,  Carl,  Director  der  Tram- 
ways  in  Palermo  (von  hier). 

1881.  Todaro,  A.,  Prof.  Dr.,  Director 
des  botan.  Gartens  in  Palermo. 


—     32     — 

Durch  die  Mitgliedschaft  werden  folgende  Rechte 
erworben : 

1.  Das  naturhistorische  Museum  an  Wochentagen  von  8  —  1 
und  3 — 4  Uhr  zu  besuchen  und  Fremde  einzuführen. 

2.  Alle  von  der  Gesellschaft  veranstalteten  Vorlesungen  und 
wissenschaftlichen  Sitzungen  zu  besuchen. 

3.  Die  vereinigte  Senckenbergische  Bibliothek  zu  benutzen. 

Bibiiotheks-  Ordnung. 

1.  Nur  Mitglieder  der  einzelnen  Vereine  erhalten  Bücher. 

2.  Die  Herren  Bibliothekare  sind  gehalten,  sich  von  der  per- 
sönlichen Mitgliedschaft  durch  Vorzeigen  der  Karte  zu  überzeugen. 

3.  Jedes  Mitglied  kann  gleichzeitig  höchstens  6  Bände  ge- 
liehen erhalten;  2   Broschüren  entsprechen  1   Band. 

4.  Der  entliehene  Gegenstand  kann  höchstens  auf  3  Monate 
der  Bibliothek  entnommen  werden. 

5.  Auswärtige  Doceuten  erhalten  nur  durch  Bevollmächtigte, 
welche  Mitglieder  eines  der  Vereine  sein  müssen,  Bücher.  Diese 
besorgen  den  Versandt. 


33     — 


Verzeiclmiss 

der   vom    Juui    1880    bis   Juui    1881 
eingegangenen  Geschenke. 

a.  An  Geld. 

Von  Herrn  Ph.  von  Douuer  für  die  Vogelsammlung         40  Mk, 
»         »       Geh.  Commerzieiirath  G.  A,  de  Neufville 

als  ewiges  Mitglied 500     » 

Städtische  Subvention  pro   1880 2000     » 

am  23.  August  1880  empfangen. 
Desgl.  für  Januar,  Februar,  März  1881 500     » 

am  24.  Februar  1881  empfangen. 

h.  An  Naturalien. 

1.    Für  die  vergleichend  -  anatomische  Sammlung. 

Von  der  Neuen  Zoologischen  Gesellschaft:  1  Cercoleptes  caudivolvus 
(Skelet),  1  Equus  BurcJielU  (neugeboren), 

2.  Für  die  Säugethiersammlung. 

Von  der  Neuen  Zoologischen  Gesellschaft:  1  Cercoleptes  caudivolvus, 

Wickel  bär  (NB,  zu  dem  Skelet  gehörig),  1  junger  Panther. 
Von    Freiherrn    von    Maltzan    hier :     1    Cercopithecus    scibaeus 

(jung   (^)  von   Senegambien, 
Von  Herrn  Dr.  Voss,  Privatier  hier:  2  junge  Wildschweine. 
Von  Herrn  J.  C.  Parrot  hier:  1  OmithorhyncJms  imradoxus  und 

1  Ttcropus  x^oliocephalus  (in  Spiritus). 
Von    Herrn    A.   Koch:    1   Putorius    erminea    (jung  (5"),    1  Mus 

decumanus  cf. 
Von  Herrn  Hans  Simon   in  Stuttgart:    1  Rhinolophus   clivosus 

von  Syrien. 
Von  Herrn  Ant.  Stumpft  aus  Homburg,  z,  Z.  auf  Madagascar: 

1  Phyllorhina  Commersoni. 

3 


—     34     — 

3.  Für  die  Vogelsammlung. 

Vou    Herrn    Philipp    von    Donner    hier :    1  Platycercus   tabu- 

ensis,  1  Fl.  adelaidensis,  1  PI.  Fennanti.,  1  DomiceUa  soli- 

taria,  1  Coryllis  indicus.,  1  Lorius  aiiricinctus  (?). 
Von  Herrn  Friedr.  Wagner  hier:  1  Psittacula  pidlaria,,  1  Ama- 

dina  cantans  und  3  Eier  vou  Munia  erycivora. 
Von  Herrn  J.  G.  Haussier   hier   durch  Vermittlung  des  Herrn 

E  r  c  k  e  1 :  1  Leiothrix  lutea  Scop.  =  sinensis  Gmel. 
Von  der  Neuen  Zoologischen  Gesellschaft  hier:  1  Conurus  paviia  (J, 

1  Palaeornis  eupatrius  cf- 
Von  Herrn  Dr.  W.  K  o  b  e  1 1 :  1  Timmncidus  alaudariiis  (^  juv. 
Von  Herrn  Arthur  Schmidt  hier:  1  Sterna  nigra  (5*  juv. 
Von  Herrn  Wildprethändler    Chr.  Geyer   hier:   1  Turdiis  visci- 

vorus,  1  T.  iliacus. 
Von  Herrn  Ant.  Stumpff:  5  i)ie>o^js  (Bieneufresser)  in  Spiritus, 
Vou  Herrn  Rentner  J.  Seyd  in  Wiesbaden:  1  Columba  cruenta  Q 

von  Manila. 
Von  Herrn  Bruno  Strubel!  hier:  1  Podiceps  cormitus   9- 
Vou  Fräul.  Marie  Schwarz  hier:  1  Edelfink  von  Japan. 
Von  Herrn  Ferd.  Kircher  hier:  1  Haussperling  mit  monströsem 

Schnabel. 
Von  Herrn  Carl  Müller:   1  Kolibrinest  von  St.  Paula  (Brasilien). 

4,  Für  die  Reptilien-  und  AmpMbiensammlung. 

Von  Herrn  Hans  Simon  in  Stuttgart  durch  Herrn  Dr.  Bött- 
ger:  mehrere  Schlangen  vou  China,  6  grosse  Reptilsamm- 
lungen mit  weit  über  1000  Exemplaren  aus  Syrien,  ferner 
eine  werthvolle  Seudung  selbstgesammelter  südspanischer 
Reptilien,  endlich  eine  reiche  Suite  aus  Marokko. 

Vou  Herrn  Ant.  Stumpff  aus  Homburg,  z.  Z.  auf  Madagascar: 
5  grosse  Gläser  mit  prachtvollem  und  individuenreichem  Inhalt: 
Chamaeleo's,  Eidechsen,  Schlangen  und  Frösche  (in  Spiritus) 
von  Madagascar,  darunter  6  für  die  Wissenschaft  neue  Arten. 

Von  Herru  Carl  Hirsch  vou  hier,  z.  Z.  luspector  der  Tramways 
in  Palermo,  durch  Herrn  Dr.  B  ö  1 1  g  e  r :  in  zwei  Sendungen 
10  Gattungen  mit  17  Arteu  und  Varietäten  Eidechsen, 
Schlaugen,  Frösche  und  Kröten  von  der  Umgebung  Palermo's 
(Sicilieu), 


—     35     — 

Von  Herrn  Carl  Knoblauch  von  hier,  z.  Z.  auf  St.  Thomas, 
durch  Herrn  Dr.  Böttger:  eine  grosse  und  AverthvoUe  Suite 
Reptilien  und  Frösche  von  Puerto  Rico,  St,  Thomas  und  Trinidad. 

Von  Herrn  Studiosus  Achilles  Audreae  hier:  1  Vipera  herns, 
1  V.  amodytes^  1  Lacerta  viridis^  5  Eana  agilis  von  der 
Umgebung  Strassburgs. 

Von  Herrn  Studiosus  Friedr.  Noll  hier:  d  Triton  pahnatus  von 
St.  Goar. 

Von  Herrn  J.  C.  Parrot  hier:  1  Schlange  (Vcrmicella  amnäata) 
von  Australien. 

Von  Herrn  Gottlob  R  e  i  c  h  a  r  d  -  F  r  e  y  :  2  Alligator  hicitis  von 
Florida  (1^2  Jahr  alt). 

Von  Herrn  Dr.  von  Heyden:  1  Eana  fusca,  1  Bufo  viridis 
Laur.  =  variahilis  Fall. 

Von  Herrn  Dr.  Böttger  hier:  mehrere  Eana  fusca  von  der  üra- 
CTebuuß"  Frankfurts  und  Veg-esack  bei  Bremen. 

Von  Herrn  Carl  Beyer bach  hier :  1  Uromastix  spinipes. 

Von  Herrn  Baron  G.  v.  H  o  1  z  h  a  u  s  e  u  hier :  1  Uromastix  spinipes. 

Von  Herrn  Aug.  Knoblauch  hier:  1  Eana  arvalis  Nils.  =  oxy- 
rhiniis  Steenstr.   vom  Hengster  bei  Offenbach. 

Von  Herrn  Dr.  Kinkel  in  hier:  4  Eana  fusca  Rösel,  1  Eana  ar- 
valis Nils.  =  oxyrhinus  Steenstr.  vom  Heugster  bei  Offenbach. 

Von  Herrn  Ludw.  Wolff  in  Mirysane  auf  Hayti:  einige  Sphae- 
riodactylus  sputator  von  Hayti. 

Von  Herrn  Ed.  Morgenstern  hier:  2  Anguis  fragilis  L.  von 
Falkenstein  im  Taunus. 

Von  Herrn  Edmund  Reitter  in  Wieu:  1  Lacerta  viridis  von 
Dalmatien. 

Von  Herrn  Prof.  Dr.  L  ort  et,  Director  des  Museums  in  Lyon, 
durch  Herrn  Dr.  Böttger:  4  Testudo  Kleinmanni  Lortet 
von  Aegypteu ,  4  Clemmys  caspia  Gmel.  sp. ,  See  Tiberias, 
Palästina;  beide  Arten  lebend.  (Zwei  der  ersteren  und  die 
vier  letzteren  sind  mit  der  Bedingung  der  Zoologischen  Ge- 
sellschaft dahier  übergeben  worden,  dass,  wenn  sie  sterben, 
das  MuseuDi  sie  wieder  zurück  erhält.) 
Von  Herrn  Gustav  Herath:  1  Hemidactylus  macidatus,  1  Foly- 
pedafes  äff.  maculatus  und  die  Haut  eines  Monitors  von  Ceylon, 
1  Tropidonotiis  (Amphiesma)  stellatus,  1  T.  quincunciatus , 
1  JDendropMs  xnctus,  1  Lycodon  alicus,  1  HydropMs  hicolor. 


—     36     — 

Von  Herru  Victor  Lopez  de  Seoane  in  Coruuna  (Spanien): 
2  Bana  iherica,  4  R.  fusca  Rös.  var.  hrevipalmata,  Biscoglossus 
pictus  nnd   CJiioghssa  aus  dem  nordwestlichen  Spanien. 

Vom  Zoologischen  Museum  der  K.  Akad.  d.  Wiss.  in  St.  Petersburg 
durch  Herrn  Akademiker  Dr.  Strauch:  Lacerta  praticola 
Eversni. 

5.    Für  die  Pisehsammlung. 

Von  Herru  Aut.  Stumpf f:  Eleotris  ophiocephalus,PeriopJithalmus 

Koelreuteri,  Balisfes  aculeatus,  Pterois,  Ärothon,  Syngnatims 

u.  a.  von  Madagascar, 
Von  Herrn  Bruno    Strubell  hier:  2  Moddia  vulgaris  aus  der 

Adria,  2  Cottus,  1  Baja  clavata  und  1  Syngnatims  aus  der 

Nordsee. 
Von  Herru  Wilh.  Hammel    hier:    1   Teloskopeufisch   (Ojprinus 

auratus  var.)  von  China. 
Von  Herrn  Stud.  Ach.  Andreae  hier:  2  Petromyson  (Neuuauge). 
Von    Herru    Hans    Simon    in    Stuttgart:    diverse    kleine    Fische 

von   Süd-Spauien. 
Von  Herrn  Carl  Hirsch  in  Palermo:  2  Aale. 
Von  Herrn  Gust.  Herath  auf  Ceylon:  die  Haut  eines  Aales. 

6.   Für  die  Insektensammlung. 
Von  Herru  Ant.   Stumpf f:  eiue  grosse  Suite  Käfer,   Schmetter- 

Huge,  Heuschrecken,   Himenoptereu  uud  Wanzen. 
Von  Herrn  Gust.  Herath  auf  Ceylon:    eiue  sehr  sorgfältig  aus 

allen  Familien  und  Ordnungen  zusammengestellte  Sammlung 

lusekten  vou  Ceylon. 
Von  Herrn   Haus  Simon    iu   Stuttgart:    2  Cigarreu kistchen  mit 

aufgesteckten    lusekten  (Wanzen,    Cicaden,    Schrecken  etc.), 

4  grosse  und  2  kleine  Flaschen  mit  Insekten  von  Nyeuhongli 

bei  Hongkong  (China). 
Von  Herrn  Carl  Hirsch    in  Palermo:    1   Glas    mit  Insekten    iu 

Spiritus. 
Von  Herrn  Carl  Knoblauch:  einige  Heuschrecken  von  S.  Juan 

de   Puerto  Rico,  diverse  Insekten  vou  St.  Thomas. 
Von  Herru  Stud.   Ach.   Andreae:  diverse  Insekten. 
Von  Herrn  Ludw.  Wolff:  diverse  lusekten  von  Hayti. 
Von  Herru  S.  A.  Scheid  el  hier:  einige  Zacken  von  Häuten  aus 

Südafrika. 


-     37     — 

7.  Für  die  Sammlung  von  Spinnen  und  Tausendfüssen. 

Von  Herrn  Ant,  Stumpff:  mehrere  Gläser  mit  Scorpiouen, 
Spinueu  uucl  Tansendfüsseu  von  Madagascar. 

Von  Herrn  Haus  Simon  in  Stuttgart:  Scorpioneu  und  Spinnen 
von  Haiffa  (Syrien)  und  Süd-Spanien. 

Von  Herrn  C.  Knoblauch:  einige  Tausendfüsse  von  S.  Juan  de 
Puerto  Rico. 

8.   Für  die  biologische  Sammlung. 

Von  Herrn  Ant.  Stumpff:  diverse  Käferlarven,  Raupen  und 
Puppen. 

Von  Herrn  Dir.  Stroof  in  Griesheim  durch  Herrn  Dr.  Ziegler: 
Stück  einer  Bleirolle  von  10  Umgängen,  5  cm,  durch  welche 
sich  aus  der  umhüllten  Holzwalze  ausschlüpfeude  Riesen- 
wespeu  {Sirex  gigas)  hindurchgebohrt  haben. 

9,  Für  die  Crustaceensammlung. 

Von  Herrn  Ant.  Stumpff:  Matuta  distinguenda,  Aclielous  granu- 
latus^  Calcimis  nitidus,  Phüyra  scahrnisctda  und  viele  andere. 

Von  Herrn  Edmund  R  e  i  1 1  e  r  in  Wien :  diverse  Krebse  von 
Dalmatien. 

10.  Für  die  Sammlung  von  Mollusken. 

Von  Herrn  Carl  Hirsch  in  Palermo:  1  Glas  mit  Couchylien  in 
Spiritus. 

11.  Für  die  botanische  Sammlung. 

Von  Herrn  Ant.  Stumpff:  eine  reichhaltige  Sendung  schöner 
Pflanzen  von  Madagascar. 

Von  Herrn  P.  A.  Kesselmeyer  hier:  Pflanzen  aus  der  Auvergne. 

Von  Herrn  Oberlehrer  Dr.  N  o  1 1 :  1  Netzgurke  {Luffa  aegyptiaca) 
von  San  Salvador. 

Von  Herrn  Rieh.  Lochmann  hier:  Früchte  von  Coniferen. 

Von  Herrn  Aug.  Knoblauch:  Meeresalgen  von  der  Insel  St. 
Thomas  (Dänisch -Westindien). 

Von  Herrn  G.  Sennholz  hier:  Querschnitt  vom  unteren  Theil 
eines  Stammes  einer  Sequoja  gigantea  und  von  Cedriis  Lihani. 

Von  Herrn  Hospitalmeister  Ph.  Reich ard:  einige  schöne  Maser- 
bildungen (Eichenholz). 


—     38     — 

12.  Für  die  zoopalaeontologische  Sammkxng. 

Von  Herrn  Dr.  phil.  0.  Meyer:  1  Backenzahn  von  Elephas  primi- 

genius  aus  Diluvial-Kies  von  Flörsheim,  1  Wirbel  von  Halia- 

nassa  ans  dem  Meeressand  von  Weinheim. 
Von  Herrn  Direetor  Hugo  Böttger:  diverse  Versteinerungen  aus 

der  oberen  oligocänen  Braunkohle  von  Rott  bei  Bonn  (zwei 

Krebse,  diverse  Kaulquappen). 
Von    Herrn  Eisenbahn -Bauinspector   Hahn:    1  Backenzahn    von 

Eleplias  primigemus  aus  einer  Kiesgrube  bei  Nertheim,  diverse 

fossile  Fussknocheustücke  und  Ammoniten, 

13.   Für  die  phytopalaeontologisehe  Sammlung. 

Von  Herrn  Louis  Gaus,  Grubenbesitzer  hier:  ein  19  Ceutner 
schweres  Stück  Braun  kohlenholz  aus  der  Zeche  »Eduard« 
im  Wester wald. 

Von  Herrn  Dr.  Fr.  Kin  ke  lin :  oligocäue  Braunkohle  (3  Blätter- 
abdrücke) aus  der  Grube  »Ludwig  Haas«  bei  Rabeuscheid 
(Wester  wald). 

Von  Herrn  Prof.  Dr.  Böttger:  1  Stück  Braun  kohlenholz  in  Ge- 
stalt eines  Horus  aus  der  Zeche  »Eduard«  im  Westerwald. 

Von  Herrn  S.  A.  Seh  eidel:  1  Stück  Kieselholz  aus  einer  Kiesel- 
grube bei  Bockenheim. 

14.  Für  die  Mineraliensammlung. 

Von  dem  verstorbeneu  Herrn  Wilh.  Koch  (durch  Vermächtniss): 

drei    Schränke    mit    einer    grossen    Sammlung    sehr   schöner 

Mineralien  und  Gesteine. 
Von  Herrn  Franz  Ritter   hier:    12    schöne   Stufen   Mineralien 

aus  dem  Taunus. 
Von  Herrn  Carlos  Baraberger  durch  Herrn  Oberlehrer  Dr.  N  o  1 1 : 

eine  schöne  Stufe  Turmalin  von  Cerro  de  Pasco. 
Von  Herrn  Direetor  Wildenheim  in  Giessen  durch  Herrn  S.  A. 

Seh  eidel:    ein    Bruchstück    einer    Basaltsäule    mit    einem 

schönen   Arragouitkrystall    und     Schwefelkiesausscheidungen 

vom  Stumperich  bei  Linz  und  5  Stufen  Trachyt  vom  Siebeu- 

gebirge. 
Von  Herrn  W.  Harr  es  in  Darmstadt:  4  Stufen  Mineralien  von 

Auerbach    im    Odenwald    (Rhodonit,    Speisskobalt,     weisser 

Granat  und  Weissblei). 


—     39     - 

Von  tleu  Herren  Dr.  med.  A.  Fe  tu   und  Dr.  L.  Buss    in  Jassy 

durch  Herrn  Prof.  von  Czihak  in  Aschaffeuburg:  2  Stufen 

Ozokerit  oder  Moldauit. 
Von  Herrn   S.  A.  Scheidel:    Eisenvitriol  aus  der  Brauukohlen- 

grube  Kohlenhof  bei  Elm, 
Von  Herrn  B.  Wingheimer:  Kalksinter  von  Horüburg. 
Von    Herrn    Dr.  Friedrich    Scharff:    9    Stück    verschiedener 

Stufen  aus  der  Umgegend  der  Leichtweisshöhle  bei  Wiesbaden. 


c.  All  Büchern. 

(Die  mit  *  verselienen  sind  vom  Autor  gesclienkt.) 

*Administration    der    Senckenbergischeu    Stiftung: 

46.  Nachricht    von    dem    Fortgang   und   Zuwachs    der 

Senckenbergischeu  Stiftung. 
*Besnard,    Oberstabsarzt   A.  F.,    in    München:    Systematischer 

Jahresbericht.  (Die  Mineralogie  in  ihren  neuesten  Ent- 
deckungen und  Fortschritten.)    No.  XXXÜI.  1880. 
*Böttger,  Dr.  0.,  in  Frankfurt  a.  M. :  Diagnoses    reptilium    et 

batrachiorum  novorum  a  Carolo  Ebenau  in  insula  Nossi- 

Be  Madagascariensi  tectorum. 
*British  Museum  in  London:  Lord  Waisingham,  Lepidoptera 

heterocera    in    the    British    Museum.     Part  IV.   North 

American  Tortricidae,   1879. 
*Chemische    Cresellschaft    in    Frankfurt    a.    M. :    Berichte 

18(39—1880. 
*Cramer,  Prof.  in  Zürich:  Ueber  die  geschlechtslose  Vermehrung 

des  Farn-Prothallium. 
*Damour,  A.,  u.  G.  vom  Rath  in  Bonn:  Ueber  den  Trippkeit, 

eine  neue  Mineralienspecies. 
Fl e seh,    Dr.  med.,    Prosector   an    der    anatomischen    Anstalt    in 

Würzburg:  35  diverse  Inaugural-Dissertationen. 
*Geuth,  Dr.  Ad.,  Geh.  Sauitätsrath  in  Schwalbach:    Geschichte 

des  Kurortes  Schwalbach.    1881. 
*Gesellschaft    zur    Beförderung    nützlicher    Künste 

und    deren  Hü Ifswissen Schäften   in   Frankfurt 

a.  M.:  Jahresbericht  1879. 


—     40     — 

*Geyler,  Dr.  Th.,  in  Frankfurt  a.  M, :  Festschrift  der  Seuckeu- 
bergiselieu  naturforsclieudeu  Gesellschaft  zum  Profes- 
soren-Jubiläum von  Anton  de  Bary. 

*Hasseneamp,  E.,  in  Fulda:  Geologisches  aus  der  Umgegend 
von  Fulda. 

—  Die  massigen  Gesteine  der  Rhön  und  der  Breitfirst. 
Hayden,  Prof.  T.  V.,  in  Washington:  The  great  West. 

*H erzog  1.  Technische  Hochschule  Carolo - W ilhelmina 
in  Braunschweig:  Katalog  der  Bibliothek.    1880. 

von  Hey  den,  Dr.  L.,  in  Bockenheim:  Felix  de  Brito  Capello, 
Catalogo  dos  Crustaceos  de  Portugal. 

von  Holleben,  Frau  Johann  a,  geb.  Rutt  mann,  und  deren 
Geschwister,  ein  von  ihrem  verstorbenen  Bruder,  Consul 
in  Manila,  herrührendes  Prachtwerk:  Flora  de  Filipiuas. 
Vol.  I.  Entreca  1—24.  Vol.  11.  Eutreca  1—27.  Vol.  HL 
Entreca  1  — 13.  (Herausgegeben  von  P.  Blanco, 
P.  Mercado  und  P.  Llanos.) 

*K.  k.  Bergd  irection  zu  Idria:  Das  K.  k.  Quecksilberwerk  zu. 
Idria  in  Krain.    1881. 

*Kleiu,  Prof.  Dr.,  in  Göttiugen:  Nachrichten  von  der  Köuigl.  Ge- 
sellschaft der  Wissenschaften  und  der  G.-A. -Universität 
in  Göttingen.    No.  2.  1880. 

—  Mineralogische  Mittheilungen.    No.  VIII.   1881. 
*Kobelt,  Dr.  med.  W.,  in  Schwanheim:  lUustrirtes  Conchylien- 

Buch.    Lief.  10. 

—  Fortsetzung  von  Rossmässler's  Iconographie  der  euro- 
päischen Land-  und  Süsswasser  -  Mollusken.  Bd.  VII. 
Lief.  1—6. 

*K  och,  Landesgeologe  Dr.  Carl,  in  Wiesbaden :  Ueber  die 
Gliederung  der  rheiu.  Unterdevon -Schichten  zwischen 
Taunus  und  Westerwald. 

*Königl.  norwegische  Regierung:  Den  norske  Nordhavs 
Expedition  1876—1878. 

*Lopez  de  Seoane,  Victor:  Neue  Boiden  -  Gattung  und  Art 
von  den  Philippinen. 

*de  Marchesetti,  Carlo:  Conimemorazione  di  Muzio  de  Tom- 
masini.   Triest  1880. 

*Naturhistorisches  Museum  in  Lübeck:  Jahresbericht  der 
Vorsteherschaft.     1879. 


—     41     — 

N  0 1 1 ,  Oberlehrer  Dr.  C.  F.,  iu  Frankfurt  a.  M. :  I s  s  e  1 ,  Prof.  Cav.  A., 
Sulla  Ostreicoltura  in  Fraucia  e  iu  Italia.  Geuova  1879. 

*Priugsheim,  Prof.  N.,  iu  Berliu:  Ueber  Lichtwirkung  uud 
Chlorophyllfunction  iu  der  Pflauze. 

*vom   Rath,  G.,  in  Bonn:  Vorträge  uud  Mittheikmgen. 

—  Separatabdruck    aus    dem    Sitzungsbericht  der  Nieder- 
rheiuischeu  Gesellschaft  (Sitzung  vom  3.  Januar  1881), 

*Rees,  M. :  üeber  den  Parasitismus  von  Elaphomyces  granulatus. 

*R  e  i  n  ,  Prof.  Dr.  J.  J.,  in  Marburg :  Japan  nach  Reisen  und  Studien 
im  Auftrage  der  Königl.  Preussischen  Regierung  dar- 
gestellt. I.  Band:  Natur  und  Volk  des  Mikadoreiches. 
Leipzig  1881. 

*Richters,  Dr.  Ferd.,  in  Frankfurt  a.  M.:  Beiträge  zur  Meeres- 
fauna der  Insel  Mauritius  uud  der  Seychellen,  Decapoda. 

Rüppell,  Dr.  Eduard,  in  Frankfurt  a.  M.:  Proceedings  of  the 
scientific  meetiugs  of  the  zoological  Society  of  London 
1880.    Part  1—4.    (Colorirtes  Exemplar.) 

Rüppell,  Dr.  Eduard,  in  Prankfurt  a.  M. :  Transactions  of 
the  Zool.  Society  of  Londou.    Vol.  XL  Part  2-4. 

*Sandberger,  Prof.  Dr.  Fr.,  iu  Würzburg:  Zur  Naturgeschichte 
der  Rhön. 

*Sch  wen  deuer ,  S. :  Ueber  Spiralstellungen  bei  Florideen. 

—  Ueber    die    durch  Wachsthum    bedingte    Verschiebung 
kleinster  Theilchen  iu  trajectorischen  Curveu. 

*Sieber,  Job.,  phil.  caud.:  Zur  Kenntniss  der  uordböhmischen 
Brauukohlenflora. 

*Stossich,  Prof.  Ad.,  in  Triest:  Carso  Liburnico.  IL     1880. 

*  —  Prof.  Micliele,  in  Triest:  Prospetto  della  Fauna  del 
mare  Adriatica.    Part  2  e  3. 

*S t r  u  c k  m  a  u  u ,  C,  in  Hannover:  Ueber  den  Parallelismus  der  han- 
noverschen u.  der  englischen  oberen  Jurabildungen.  1880. 

*Todaro,  Prof.  Dr.  A.,  Director  des  Botanischen  Gartens  in  Palermo: 
Relazione  sulla  Cultura  dei  Cotoni  in  Italia,  (Mono- 
grafia  del  Genere  Gossypium.)  Mit  Atlas.   1877  — 1878. 

Winthrop,  Prof.  Rob.  C.,  in  Boston:  XII. — XIII.  Annual  Re- 
ports of  the  Trustees  of  the  Peabody  Museum.  Pro- 
ceedings of  the  Trustees  at  their  Annual  meetiug  1879 
and  18.  February  1880. 


—     42     — 
Durch  Tausch  wurden  erworben  im  Jahre  1880/81 
an  Naturalien: 

Für  die  SäugetMersammlung. 

Von  Herrn  Naturalienhändler  G  u  s  t.  Schneider  in  Basel:  1  Lemur 
niher   9i  ^  Tropithecus  sericeus  cf,    beide    von  Madagascar, 

1  Spermophiliis  gramniurus  von  Califoruien,  1  Otospermophüus 
Beecheyi  von  Texas.  (Die  Schädel  der  beiden  Lemuriden  sowie 
ein  Vorder-  und  Hiuterfuss  sind  aus  dem  Balg  genommen 
nnd  in  die  osteologische  Sammlung  gekommen.) 

Für  die  Vogelsaramlung. 

2  Cassicus  uropygialis  cf  9« 

Für  die  Eeptiliensammlung. 

Von  Herrn  Boul enger  in  London:  2  Fleurodeles  Hagenmülleri 

von  Algerien. 
Von  Herrn  G  u  s  t.  S  c  h  n  e  i  d  e  r  in  Basel :  5  für  das  Museum  neue 

madagassische  Amphibien. 

Für  die  Schmetterlingssammlung. 

Von  Herrn  Ancey  in  Marseille  durch  Vermitteluug  des  Herrn 
Dr.  von  Heyden:  gegen  Madagascar -Käfer  Lepidopteren 
von  der  Küste  von  Malabar. 

Für  die  MoUuskensamralung. 

Von  dem  Museum  in  Auckland  durch  Herrn  Dr.  Kobelt:  eine 
schöne  Suite  neuseeländischer  Conchylien. 

Durch  Kauf  wurden  erworben  im  Jahre   1880/81 
au  Naturalien: 

Für  die  Säugethiersammlung. 
2  Futorius  typus^  1  Lutra  vulgaris. 

Für  die  Vogelsammlung. 

2  Cacicus  persicus.,  1  Qiiiscalus  aeneiis.,  1  Qu.  purpureus.^ 
1  Cassidix  orycivorus^  1  C.  mexicanus,  1  Icterus  aurantius. 


—     43     — 

1 1.  (jularis,  1  I.  Gimttäi,  2  Yphantes  haUmorc,  1  Xanfhorniis 
melanoccphalns,  1  X.  parisorum,  2  X.  ßaviis,  2  Pendulimis 
afßnis,  2  PoUopsar  prostliemelas^  1  Melcmopsar  tihialis^  2  Age- 
laius  phoeniceus^  1  A.  guhernafor,  2  Scolecopliagus  ferrugineiis, 
1  Sturnella  hippocrepis^  1  St.  magna,  1  St.  mexicana,  1  Pesites 
militaris,  1  Callotlirus  aenetis,  1  Amilyrhamphus  ruher.,  lApho- 
hns  Chopi,  1  Euphagus  cyanocephahis^  1  Molotlirus  ater,  lAmUy- 
cercus  Prevosti,  sämmtlich  vou  Amerika ;  1  Domkella  ruber 
vou  Amboina;  1  D.  rubiginosa  von  Neu-Guinea;  1  TricJio- 
glossus  flavo-viridis  von  den  Sulu-Tuseln;  1  Pionias  xantho- 
merus  von  Südamerika;  1  Timiunculus  sparverius  vou  Nord- 
amerika; 1  Chelidoptera  fenebrosa,  1  Manacus  giitturosiis  von 
Südamerika;  1  Phaps  clialcoptera  von  Australien;  1  Lopho- 
dytes  cucuUatus  von  Nordamerika. 

Für  die  Reptilien-  und  Amphibiensammlung. 

Von  Herrn  W.  Schlüter  in  Halle:  1  Chelonia  viridis.,  1  Lacerta 
viridis,  1  Euprepes  vittatus,  1  Vipera  euphratica,  1  Ablabes 
coronella,  2  Ophiops  Schlneteri,  sämmtlich  von  Syrien. 

Von  Herrn  G  u  s  t.  Schneider  in  Basel :  2  Eryx  thebaicus,  2  Bufo 
variabilis  Fall.,  2  B.  viridis  Laur,,  sämmtlich  von  Theben. 

Vou  der  Linuaea  hier:  2  Gymnodactylus  Kotschyi ,  1  Stellio 
vulgaris,  2  Emys  caspia,  sämmtlich  vou  Milo. 

Vou  Herrn  Lieut.  Will  in  Erlangen:  Hemidactylus  cucidlatus, 
Tropidonotus  viperimis,  Coronella  cucidlata,  Hyla  arborea  L. 
var.  meridionalis  Böttg.,  Bufo  variabilis,  sämmtlich  von  den 
Balearen. 

Vou  Herrn  Jos.  Duxhanek  in  Freiburg  i.  Br. :  Hemidactylus 
mobilia,  Euprepes  (Mabuya)  agilis,  Laemanctus  undulatus, 
Liophis  Merremi,  L.  cobella,  L.  Wagleri,  L.  poecilostictus, 
Helicops  carinicaudus ,  Oxyrhopus  tergeminus,  Herpetodryas 
carinatus,  Thamnodynastes  Nattereri,  Xenodon  severus,  Cysti- 
gnatJms  ocellatiis,  Leiuperus  albonotatus. 

Für  die  Insektensammlung. 
Von  Herrn  Dr.  0.  Standiuger  in  Dresden:    eine   schöne  Suite 

exotische  Lepidoptereu. 
Vou  Herrn  Hourath  in  Berlin:  diserve  Amur- Lepidoptereu. 
Vou    den    Herreu    Standiuger    uud   Ribbe:    41  Lepidoptereu, 

theils  aus  dem  Amurland,  theils  aus  verschiedeneu  Ländern. 


—     44     — 

Pur  die  botanisehe  Sammlung. 

Vou  Herrn  H.  Keck  iu  Aistersheim:  215  Species  Curtiss  Flora 
von  Florida,  452  Species  Huter  Porta  und  Rigo  Flora  von 
Südspauien,  74  Species  Hierouymus  Flora  von  Argeutina. 

Von  Herrn  C.  Baeuitz  iu  Königsberg:  Herbarium  von  Europa 
und  Amerika. 

Für  die  zoopalaeontologische  Sammilung. 

Von  Herrn  P.  Mohr  in  Cincinnati :  eine  Sammlung  sehr  schöner 
Crinoiden  etc.  aus  dem  Carbon  von  Cincinnati. 
Petrefakteu  aus  dem  Lithographirschiefer  von  Solenhofen. 
Atlas  von  Bos  priscns. 

Für  die  Mineraliensammlung. 

Von  Herrn  W.  H  a  r  r  e  s  in  Darnistadt :  1  Titauit,  4  Apatitkrystalle, 
2  Browskit,  3  Gaillyssit  und  1  Chrysotil  von  Canada. 

Von  Herrn  Joh.  B runiger  aus  Ettikon:  2  Magneteisen,  Dolomit- 
krystalle,  Periklin,  Wiserin,  Albit  aus  dem  Binueuthal. 

Von  den  Herren  Dr.  Steeg  und  Reuter  in  Homburg:  diverse 
Kalkspäte. 


45     — 


VerzeiclmiKs 

der    vom  Juni  1880    bis  Ende  Mai  1881  im  Tausch  gegen  die  Abhand- 
lungen und  Berichte  der  Gesellschaft  eingegangenen  Schriften. 

Vou  Akademien,  Behörden,  Gesellschaften,  Instituten, 
Vereinen  n.  dgl. 

Aarau.    Aargauische  uaturforscheude  Gesellschaft: 

Mittheilungen.     Heft  2. 
Altenburg.     Naturwissenschaftlicher  Verein : 

Mittheilungen  aus  dein  Osterlaude.     Neue  Folge,    Bd.  I. 
Amiens.     Societe  Linneenne  du  nord  de  la  France: 

Bulletin  mensuel.     Tome  IV.     No.  82—87. 
Amsterdam.     Königl.  Akademie  der  Wissenschaften: 

Jaarboek.     1878  u.   1879. 

Processen -Verbaal.    1878—80. 

Verhaudelingeu.    Deel  XIX— XX.     1879—80. 

Verslagen  en  Mededeelingen.     Tweede  Recks.     Deel  XIV 
u.  XV. 
Auuaberg.     Annaberg-Buchholzer  Verein  für  Naturliunde: 

Batavia.     Natunrkuudige  Vereenigung  in  Neederlandsch  ludie: 

Natuurkundig  Tijdschrift.     Deel  XXXIX.     Zevende  Serie. 
Deel  IX. 
Berlin.     Königl.  Preuss.  Akademie  der  Wissenschaften: 
Physikalische  Abhaudluugeu.     1879. 
Monatsbericht  von  Juni  1880  bis  Januar  1881. 

—  Deutsche  geologische  Gesellschaft: 
Zeitschrift.    Bd.  XXXII.    Heft  1—4.    1880. 

—  Königl.  Preuss.  Ministerium  für  Handel,  Gewerbe  nnd  öffent- 
liche Angelegenheiten : 

Geologische  Specialkarte  vou  Preusseu  und  den  Thürin- 
gischen Staaten.  Lieferung  X.  in  6  Blättern  mit  6 
Heften   Erläuterungen. 

—  Gesellschaft  uaturf ersehender  Freunde: 
Sitzungsberichte.    1880. 

Bistriz.     Gewerbschule : 
Jahresbericht  VI. 


—     46     — 

Bologna.     Accademia  Royal  delle  scienze  dell'  Istituto; 

Meraorie.    Serie  III.    Tomo  X.    Fase.  3 — 4. 
Boiiu.     Naturliistorisclier  Vereiu  der  Preuss.  Rlieiulaude  und  West- 

phaleus: 

Verhandlungen.    Jahrg.  XXXVI.     2.  Hälfte. 
»       XXXVII.    1.        „ 
Bordeaux.     Societe  des  sciences  phjsiques  et  naturelles: 

Memoires.    Serie  II.    Tome  IV.    Nr.   1. 
Boston.     American  Academy  of  Arts  and  Sciences: 

Proceediugs,    New  series.    Vol.  VII. 

Whole  series.    Vol.  XV.    Part  I.  und  II. 

—  Society  of  natural  liistory: 
Memoirs.    Vol.  III.    Part  I.    No.  3. 

Occasioual  Papers.    Vol.  III.,    nebst   einer    Karte    Massa- 
chusetts. 
Braiinschweig.     Verein  für  Naturwissenschaft: 

Jahresbericht.     1879—80. 
Bremen,     Naturwissenscliaftlicüer  Yerein: 

Abhandlungen.     Bd.  VII.    Heft  1—2.    Beilage  No.  8  zu 
den  Abhandlungen. 

Häpke,  Dr.  L.,   Beiträge  zur  Physiographie  der  Gewitter. 
Breslau.     Schlesische  Gesellschaft  für  vaterländische  Cultur: 

57.  Jahresbericht.    1879. 
Brunn.    K.  k.  Mährisch-Schlesische  Gesellschaft  zur  Beförderung  des 

Ackerbaues,  der  Natur-  und  Landeskunde: 

Mittheilungen.    Jahrg.   60.     1880. 

—  Naturforscheuder  Verein: 
Verhandlungen.    Bd.  XVIII.    1879. 

Katalog  der  Bibliothek.    Supplementheft  No.  I.    1880. 

Brüssel  (Bruxelles).     Academie  royale  des  sciences,  des  lettres  et 
des  beaux  arts  de  Belgique: 

Annuaire.    1879 — 81.    Tables  de  memoires  des  membres. 
Bulletins.    Ser.  IL    Tome  XLVI— L.    1878—80. 
Memoires   couronnes    et   autres  memoires.     Tome  XXIX., 

XXX.  u.  XXXII.    8«. 
Memoires    couronnes    et    des    savants    etraugers.      Tome 

XLII.  1879.    XLIH.  1880.    4^. 
Memoires.    Tome  XXXIX.    1879,    Part  2. . 
»  »      XLIH.     1880.    Pari  1. 


-     47     — 

Brüssel  (Briixelles).    Societe  entomolosrique  de  Belgique: 

Anuales.    Tome  XXII— XXIV. 

25.  Anniversaire.  Assemblee  generale  extraorclinaire  16.  Oc- 
tobre   1880. 

Caicutta.     Asiatic  Society  of  Bengal: 

Joiu-Dal.    Vol.  XLVII.    Part  I.    Extra-Nummer. 

»     XLVIII.   Part  I.  No.  3  u.  4.  Part  II.  No.  3. 
»     XLIX.    Part  I.    No.   1—3. 
»  »         »  »     IL    No.  1,  2  u.  4. 

Proceedings.    1880.    No.  I.— VIII. 
»  1881.    No.  IL 

Cambridge.  U.  S.  A.  (Mass.)    Bluseum  of  Comparatire  Zoology: 

Amiual  report.    1879 — 80. 
Bulletin.    Vol.  VI.    No.   10—11. 

»  Whole  ser.  Vol.  VII.,  geological  ser.  Vol.  I.  No.  1 — 2. 

»  Vol.  VIII.    No.  1—3. 

»  »         »       pp.  95—284. 

Memoirs.    Vol.  IV.    No.   1. 

»     VII.    Part  L    No.   1—2. 
Gurmanu,  S.,    A  practical  list  of  dublicates  of  species 

of  fish  etc.  in  the  Museum  of  Comp.  Zoology. 

CasseL    Yerein  für  Naturkunde: 

Bericht  26—27. 

Christiania.    Königl.  norwegische  Universität: 

Archiv    for    Mathematik    og    Naturvidenscap.      Band    V. 

Heft  1-3. 
Sars,   G.  Q.    Carcinologiske    bidrag    til    Norges    Fauna 

No.  IIL     1879. 
Schneider,       Euumeratio       insectorum      norvegicum. 

fasc.  V.   1880. 
Schubeier,  Dr.  F.  C.    Vaextlivet  i    Norge,    med  saerligt 

hensyn  til  plan  tegeographien   1879.     Carte  des  Vege- 

taux.      1878. 

Chui*.      Natm-forscliende  Gesellscliaft  (Traubünden: 

Jahresbericht.     Neue  Folge,  Jahrg.  XXII.     1877—78. 

Cordoba.     Academia  nacional  de  Ciencias  de  la  Repiiblica  Argentina : 

Boletin.     Tome  IIL     Entreca  I. — IIL 


—     48     — 

Dauzig.     NaturforscLende  Gesellschaft: 

Schriften.     Neue  Folge.     Bd.  IV.     Heft  4. 
Dauzig  iu   naturwissenschaftlicher    und  mediciuischer  Be- 
ziehung, gewidmet  den  Mitgliedern   und  Theilnehmern 
der    53.    Versammlung    deutscher    Naturforscher    und 
Aerzte. 
Darmstadt.     Gesellschaft  für   Erclknnde   imd  Mittelrheiuischer   geo- 
loffischer  Yerein: 

Notizblatt.     IV.  Folge.     Heft  I.     No.   1-12. 
Dorpat.     Naturforscher-Gesellschaft : 

Archiv   für    die    Naturkunde   Liv-,    Esth-    und  Kurlands. 

II.  Serie.     Bd.  IX.     Lief.   1—2. 
Sitzungsberichte.    Bd.  V.    Heft  3. 
Dresden,     Naturwisseuschaftliche  Gesellschaft  Isis: 

Sitzungsberichte.    1879—80. 
Dubliu.     Royal  Dublin  Society: 

Scientific  Transactions.      New  Series. 
Vol.  I.    No.   1—12. 
»    II.      »     1. 
Scientific  Proceedings.    New  Ser. 
Vol.  I.    Part  L— III. 
»    II.       »     I.— IV. 
Erlailgeil,     Physikallsch-mediciulsche  Societät: 

Sitzungsberichte.    Heft  12.    1880. 
Floreiiz.     Real  Istituto  dl  studi  superiori  pratici  e  di  perfezionamente : 

Publicazioni.     1877-79.    5  Hefte. 
Frankfurt  a.  M.    Neue  Zoologische  Gesellschaft: 

Zeitschrift:     Der    Zoologische    Garten.     Jahrgang    1880. 
No.  5—12.    Jahrgang  1881.    No.  1—3. 

—  Physikalischer  Verein: 
Jahresbericht.    1878—79. 

—  Aerztlicher  Verein: 
15.  Jahresbericht. 

Freiburg  i.  Br.     Naturforscheude  Gesellschaft: 

Bericht.    Bd.  VII.    Heft  4.    1880. 
Fulda.    Verein  für  Naturkunde: 

Bericht  VI.    1880. 
St.  Galleu.    Naturwissenschaftliche  Gesellschaft: 

Bericht.    1878—79. 


—     49     — 

Glasgow.    Xatnral  liistory  Society  : 

Proceediiigs.    Vol.  IV,    Part  I. 
Genf  (Geilfeve).    Societe  de  physique  et  d'histoire  naturelle: 

Menioires.    Tome  XXVII.    Part  I. 
GÖttingeil.     Universitäts-Bibliothek  (Georg -Angnste-Universität) : 

Nachrichten  aus  dem  Jahre  1880.    No.  1 — 20. 
Graz,     Akadem.  Leseverein  der  k.  k.  Universität: 

Jahresbericht  XIII.    1880. 
Greifswald.    JVaturwissenschaftl.  Verein  f.  Neu- Vorpommern  u.  Rügen : 

Mittheiluugeu.    Jahrgang  XII.    1880. 
Halle  a.  S.    Kaiserlich  Leopoldinisch-Carolinische  Deutsche  Akademie 

der  Naturforscher; 

Leopoklina.    Heft  XVI.    No.  9—24. 
»     XVII.     »     1—8. 

—  Naturforschende  Gesellschaft: 
Abhandlungen.    Bd.   XV.    Heft  1. 
Bericht  über  die  Sitzungen.    1879. 

—  Verein  für  Naturkunde: 
Mittheilungen.    1880. 

Hamburg -Altona.     Naturwissenschaftlicher  Verein: 

Abhandlungen  aus  dem  Gebiete  der  Naturwissenschaften. 

Bd.  VII.    Abth.  I. 
Verhandlungen.    1879.    Neue  Folge.    IV. 
Harlem.     Societe  HoUandaise  des  sciences  exactes  et  naturelles: 

Archives  Neerlandaises  des    sciences  exactes  et  naturelles. 

Tome  XV.    Livr.   1-5. 
Hoff  mann,  Dr.  C.  K.,    Untersuchungen    über  den  Bau 
und  die  Entwicklungsgeschichte    der   Hirundineen    mit 
12  Tafeln.    1880. 

—  >Iusee  Teyler: 

Archives  du  Musee  Teyler.    Vol.  V.    Part  IL 
Heidelberg.    Naturhistorisch-medicinischer  Verein : 

Verhandlungen.    Bd.  II.    Heft  5. 
Helsingfors.     Societates  pro  Fauna  et  Flora  Fennica: 

Meddelanden.    Heft  5. 
Jeiia.    Medicinisch-naturwissenschaftliclie  Gesellschaft: 

Jenaische   Zeitschrift.     Bd.  XIV.    Neue  Folge.     Bd.  VII. 
Heft  2—4.    Bd.  XV.    Neue  Folge.    Bd.  VIII.    Heft  1. 


—     50     — 

Ilinsbruck.     Naturwissenscliaftlicli-medicinischer  Verein : 

Berichte.    Jahrg.  X.    1879. 
Kiel.     Naturwissenschaftlicher  Verein  für  Schleswig-Holstein: 

Schriften.    Bd.  IV.    Heft  1. 
Königsberg.     Physilialisch-ökonomische  Gesellschaft: 

Schriften.    Jahrg.  XVIII.    1877.    Abth.  IL 

»       XIX.       1878.       »       I.— IL 
»  »       XX.        1879.       »       L-IL 

»       XXL       1880.       »       L 
Lausauiie.    Societe  Taudoise  des  sciences  naturelles: 
Bulletin.    Serie  2.    Vol.  XVI.    No.  83. 
»  »      2.       »     XVII.    »     84. 

Leyden.     Üniversitäts-Bibliothek : 

Jaarboek  vau  het  Mijuwezen    in  Nederlandsch  Ost-Indie. 
Jahrg.  1872—76,  je  2  Bände. 
»       1877,   1  Band. 
»       1879,  2  Bände. 
»       1880,  1  Band, 
und  eine  Rolle  Kaarteu  van  het  Oembilien  Kolenveld.  1875. 

—  Neederlandsche  dierkundige  Vereeniging: 
Tijdschrift.    Deel  V.    Aflev.  3. 

LillZ.    Verein  für  Naturkunde: 

Jahresbericht  XL    1880. 
Lissabon  (Lisboa).    Sociedade  de  Geographia: 

Boletin  Ser.  IL    No.  2—4. 

Exploracöes  geologicas  e  mineras. 
London.    British  Association  for  the  advencemeut  of  science: 

Report  of  the  49  meeting.     1879. 
»       »     »     50         »  1880. 

—  Linuean  Society: 

The  Journal  Botany.    Vol.  XVII— XVIII.    No.  103—107. 
Zoology.    Vol.  XIV— XV.    No.  80—83. 
Transactions.    Vol.  IL,  Part  1.    Vol.  L,  Part  6—9. 
List  of  the  Linnean  Society.    1879. 

—  Royal  Society: 

Philosophical  Transactions,    Vol.   170,    Part  1—2.      Vol. 

171,  Part  1. 
Proeeedings.    Vol.  XXIX.    No.   197—199. 
»  »     XXX.        »     200—205. 


—     51     — 

Loudon.    Iiojal  luicroscopical  Society: 

Journal.    Vol.  III.    No.  3  —  6  u.  6a. 
»         Ser.  2.    Vol.  I.    Pait   1—3. 

—  Zoological  Society: 
Proceedings.     1880.    Part  4. 
Trausactions.    Vol.  XI,    Part  3 — 4. 

St.   Louis,     Academy  of  Sciences: 

Coutributious  to  the  Arcbaeology  of  Missouri.  Part  1.  1880. 
Lütticli   (Liege).     Societe  geologique  de  Belgique: 

Amiales.    Tome  VI.    1878-79. 
Lyon.     Academie  des  sciences,  belies  lettres  et  arts: 

Memoires.    Tome  XXIII.    1878/79. 

—  Societe  Linneenue: 

Annales.    Tome  XXIV— XXX.    1878. 

—  Societe  d'agricxiltiire,  histoire  naturelle  et  arts  utiles: 
Annales.    Ser.  IV.    Tome  X.    1877. 

»  »     V.         »      V.    1878. 

Falsan,  A.  &  Chantre,  E.,    Monographie  geologique 
des  anciens  glaciers  et  du  terrain  erratique  de  la  partie 
moyenue  du  bassin  du  Rhone.  Atlas.    1875. 
Mailand  (Milauo).    Reale  Istitnto  Lombardo  di  scieuze  e  lettere: 
Rendiconti.    Ser.  IL    Vol.  XII. 

—  Societä  italiana  di  scienze  natiirale: 
Atti.    Vol.  XXII.    Fase.   1—2. 

Manchester.    Literary  and  pliilosophical  Society: 

Memoirs.    Ser.  3.    Vol.  VI. 

Proceedings.    Vol.  XVI— XIX.    Session  1876—80. 
Modena.     Societä  dei  natnralisti: 

Annuario.    Anno  XIV.    Disp.   1  —4. 
Montpellier.     Academie  des  sciences  et  lettres: 

Memoires  de  la  sectiou  des  sciences.  Tome  IX.  Fase,  2 — 3. 
Moskau.    Societe  imperiale  des  naturalistes : 

Bulletin.    1879,  No.  4.    1880,  No.   1—3. 
München.     Königl.  Bayrische  Akademie  der  Wissenschaften: 

Abbandlungen  der  mathematisch  -  physikalischen  Classe. 
Bd.  XIII.    Abth.  3. 

Sitzungsberichte.    1880,  Heft  2—4.    1881,  Heft  1. 

Zittel,  Dr.  Karl  A.,  üeber  den  geolog.  Bau  der  libyschen 
Wüste  (Festrede  zur  Feier  des  121  jähr.  Stiftungstages 
28.  März)  der  Akademie  der  Wissenschaften  zu  München. 


—      5'J     — 

Münster.     Westfälischer  ProTiuzial-Terein: 

Jahresbericht  VIII.    1879. 
Neapel,    ß.  Aceadeuiia  delle  scienze  flsiche  e  matlieiuatiche : 
Atti.    Vol.  VIT— VIII. 
Reudicoiiti.    Anuo  XV— XVIII.    .Je  12  Hefte. 

—  Zoologische  Station: 
Mittheihnigeu.    Bd.  IL    Heft  1—4. 

Neufcliätel.     Societe  des  scieiices  naturelles : 

Balletiu.    Tome  XII.    No.  1.    1880. 
New-Haven.     Connecticut  Acadeniy  of  artes  and  sciences: 

Transactious.    Vol.  V.    Part  1. 
Neu-Braildeuburg.    Verein  der  Freunde  der  Naturgeschichte: 

Archiv.    Jahrg.  34.    1880. 
Odessa.    Neurussische  Naturforschei'-Gesellschaft: 

Bote  der  ueurussischeu  Gesellschaft.     Tome  VI.,    No.  2. 
Tome  VII.,  No.   1. 
Offenbach.    Verein  für  Naturkunde: 

Bericht  19—21.    1877—80. 
Osnabrück.      Naturwissenschaftlicher  Verein: 

IV.  Jahresbericht.    1870-80. 
St,  Petersburg.    Academie  Iiisperiale  des  sciences: 

Bulletin.    Tome  XXVI.     No.   2-3. 
»  »      XXVII.     »     2. 

Memoirs.        »       XXVII.     »      2—14. 
»  »      XXVHI.    »     1—2. 

—  Kaiserlich  botanischer  Garten: 

Acta  horti  Petropolitaui.    Tomus  VI.    Fase.   2. 
Philadelpbia.     Academy  of  natural  sciences: 
Proceedings.    Part  I— HI.    1879. 

—  American  philosophical  society: 
Proceedings.    Vol.  XVIII.    No.   104  —  106. 
List  of  the  members.     1880. 

Pisa.     Societä  Toscana  di  scienze  naturale: 

Atti.    Vol.  IV.    Fase.  2. 

Aduuanza.    1880—81. 
Prag.    Deutscher  akademischer  Leseverein: 

Jahresbericht.    1878—80. 
Pressburg.    Verein  für  Natur-  und  Heilkunde: 

Verhandluugeu.    Neue  Folffe.    Heft  IV.    1875  —  80. 


—     53     — 

Regeusburg.     Zoologiscli-miueralo^ischer  Verein: 

Correspondeuzblatt.    Jahrg.  XXXIII.    1879. 
Riga.     Naturforscher -Vereiu : 

Correspondeuzblatt.    Jahrg.  XXIII.     1880. 
Rio  de  Janeiro.    Musen  Nacioual: 

Archivos.    Vol.  "III.    No.  3—4. 
Rom.    R.  Accademia  dei  Lincei: 

Atti.    Vol.  IV.    Fase.  6—7. 
»  »       V.        »       1  —  12. 

—  R.  Comitato  ^eologico  d'Italia: 
ßolletiuo.    1880.    No.  3—12. 

»   •        1881.      »     1—4. 
Salem.     Essex  Institution: 

Bulletin.    Vol.  XL    No.   1  —  12. 
Sidney.    Royal  Society  of  New  Soutli  Wales: 

Aunual  report  of  the   departemeut  of  miues.     1878 — 79. 

Journal  and  Proceediugs.    Vol.  XII — XIII. 

Maps  of  Accompany  Annual  Report.    1879. 

Transactions  of  the  Philosoph.  Society.    1862 — 65. 
»  »     »     Royal  Society.    1868,   1872—73. 

Report    upon    certaiu   Museums  for    Technology,    science 
and  arts. 
Stettin.    Entouiologiscber  Verein: 

Entomologische  Zeitung.    Jahrg.  41.    1880. 
Turin.     Reale  Accademia  delle  scienze: 

Atti.    Vol.  XVI.    Disp.  5. 

Bolletino.    Anno  XV.    1880. 
Tokio,     üniversity: 

Memoirs  of  the  Science  Department.    Vol.  I.    Part  1. 

Shell  raounds  of  Comori  by  Edw.  J.  Morse. 
Triest.     Adriatisclie  naturwissenschaftliclie  Gesellschaft: 

Bolletino.    Vol.  V.,  No.  2,  7,  8  u.  9.    Vol.  VI. 

—  Societa  Agraria: 

L'amico  dei  Campi.    Anno  XVI.    No.  5 — 12. 

»         »         »  »      XVII.    »     1—2  u.  4—6. 

Trondhjem.    Königl.  Gesellschaft  der  Wissenschaften: 

Skrifter.    1878. 
Upsala.    Societas  regia  scientiarum: 

Nova  acta.    Ser.  3.    Vol.  X.    Fase.  2.    1879. 


—     54     — 

Washington.    Smitlisonian  Institution; 

Annual  report  of  the  board  of  regents  of  the  Smithsouian 

lustitutiou.    1878. 
Smithsouiau    miscellaneous    collections.     Vol.    XVI.    aud 

XVII. 
Smithsouiau    coutributious    to    kuowledge.       Vol.    XXII. 

1880. 

—  Gfeological  and  geograpliical  surTey  of  tlie  territories: 
Auuual  report  XI.    1880.    (Vou  Haydeu.) 

Allen,   Joel  Asapli,    History  of*  N.   Americau  Pinui- 

peds.     1880. 
Bulletiu  of  the  U.  States.    Vol.  V.    No.  4. 
»         »     »     »        »  »     VI.     »     1. 

Geological  survey  of  the  territories.    Vol.  XII. 
Haydeu,    F.  V,,    Prelimiuary   report    of   the    ü.  States 

geological  survey  of  Moutaua. 
Leidy,  Fresh-Water  Rhizopods  of  North  Amerika.  1879. 
Wien.     K.  k.  Akademie  der  Wissenschaften: 

Deukschrifteu  der  Kaiserl.  Akademie  der  Wisseuschafteu, 
mathematisch-uaturwisseuschaftliche  Glasse.    Baud  XL 
bis  XLII. 
Auzeiger.    Jahrg.  1880.    No.   10-24. 
»  »       1881.      »       1  —  13. 

—  K.  k.  geologische  Reichsanstalt: 
Abhandlungen.    Band  XII.    Heft  2.    1880. 
Jahrbuch.    Jahrg.   1880.    Baud  XXX.    No.   1—4. 

»  »       1881.        »     XXXI.     »     1. 

Verhaudluugeu.    1880.    No.   1—3  u.  6—18. 

Geologische  Grubeu-Revier-Karte  des  Kohlenbeckens  von 
Teplitz-Dux-Brüx  im  nordwestlichen  Böhmen ;  uach 
den  neuesten  Quellen  bearbeitet  und  herausgegeben  vou 
Heiur.  Wolf,  Bergrath  und  Chef-Geologe  der  k.  k. 
geologischen  Reichsanstalt.  Lief.  I.  Blatt  1  — 16  nebst 
einem  Heft  Begleitworte. 

—  Zoologiscli-botanische  Gesellschaft: 
Verhaudluugeu.    Jahrg.   1880.    Baud  XXX. 

—  Naturwissenschaftlicher    Verein    an    der    k.    k.    technischen 
Hochschule : 

Berichte.    IV.    1879. 


—     55     — 

Wiesbaden.     Nassauisclier  Verein  für  Natiirkumle : 

Jahrbücher.    Jahrg.  XXXI— XXXII.    1878—79. 
Wttrzburg.    Physikalisch-mediciiiisclie  Gesellschaft: 

Verhaudluugen.    Neue  Folge.    Baud  XIV.    Heft  3 — 4. 
»  »  »  »      XV.        »      1 — 4. 

New -York.    Aeademy  of  sciences: 

Anuals    of    the    Lyceum    of    natural    history.     Vol.    XL 

No.  13. 
Anuals  of  the  New -York  Aeademy    of   sciences.    Vol.  I. 
No.    1  —  13. 
Zwickau.    Verein  für  Naturknnde: 
Jahresbericht  1879. 


Verzeichiüss 

der  angekauften  Bücher  und  Zeitschriften. 

Die  mit  *  bezeichneten  sind  auch   früher   gehalten   worden. 

*Abhandlungeu  der  Schweizerischen  paläontologischen  Gesellschaft. 

*Annales  des  sciences  naturelles  (Zoologie  et  Botanique). 

*Annals  and  magaziue  of  natural  history. 

*Archiv  für  Anthropologie. 

Balfour,     Handbuch   für   vergleichende   Embryologie.    Band  L, 
übersetzt  von  Vetter. 

*Beiträge  zur  geologischen  Karte  der  Schweiz. 

^Berliner  entomologische  Zeitschrift. 

Neun  Berichte    über  die  Versammlungen  deutscher  Naturforscher 
und  Aerzte,  und  zwar: 

der  23.  in  Nürnberg  1845,    der  49.  in  Hamburg  1876, 
»    24.  »  Kiel  1846,      *    51.  »  Cassel        1878, 

»    31.   »  Göttiugen  1854,      »    52.   »  Baden- 
»    44.  »  Rostock     1871,  Baden      1879, 

»    48.   »  Graz  1875,      »    53.   »  Danzig      1880. 

*Cabanis.    Journal  für  Ornithologie. 


—     56     — 

Chun,  Dr.  C.  Fauua  und  Flora  des  Golfes  von  Neapel  und  der 
augreuzenden  Meeresabschnitte.  (I.  Monographie  Cteno- 
phorae.) 

Emery,  Dr.  C.    Desgl.    (IT.  Monographie  Fierasfer.) 

*Deutsche  entoraologische  Zeitschrift. 

Deshayes,  M.  G.  P.  Conchyliologie  de  l'Ile  de  la  Reunion 
(Bourbou).    1862. 

*Gegeubaur,  C.  Morphologisches  Jahrbuch.  Eine  Zeitschrift  für 
Anatomie  und  Entwicklungsgeschichte. 

*Geological  Magazine. 

Giebel.    Thesaurus  oruithologiae. 

Goldschniid,  F.  J.,  und  Blanford,  W.  T.    Eastern  Persia. 
Vol.   I.    Geography  with  Narratives. 
»    IL    Zoology  and  Geology. 

*G  r  0 1  h  ,   P.    Zeitschrift  für  Krystallographie. 

*H  a  e  e  k  6 1 ,  Prof.  Dr.  E.  Das  System  der  Medusen.  II.  Theil  einer 
Monographie  der  Medusen.    Text  und  Atlas. 

Hart  mann,  Prof.  Dr.  R.  Der  Gorilla.  Zoologisch -zootomische 
Untersuchungen. 

Heidenhain,  Dr.  Rud.    Der  sog.  thierische  Magnetismus.   1880. 

H  e  r  t  w  i  g ,  H.    Ueber  den  Bau  der  Ctenophoren. 

*Heude,  R.  P.  Conchyliologie  fluviatile  de  la  province  de  Nan- 
king et  de  la  Chine  centrale.    Fase.  VI.  —  X. 

His,  Wilh.    Anatomie  menschlicher  Embryonen. 

His  und  Braune.  Zeitschrift  für  Anatomie  und  Entwicklungs- 
geschichte.    2  Bände. 

*Jan.    Iconographie  des  Ophidiens. 

*Just,  Leop.    Botanischer  Jahresbericht. 

*Kob e  lt.  Jahrbücher  d.  Deutschen  malakozoologischen Gesellschaft. 
—         Synopsis  novorurn  Generum,  Specierum  et  Varietatum 
Molluscorum  viventium  testaceorum. 

*Leuckart  und  Nitsche.    Wandtafeln.   Lief.  IV.  Taf.  10  u.  11. 

Maillard,  L.    Notes  sur  ITle  de  la  Reunion.     1862. 

*Malakozoologische  Blätter. 

*M  artiui-Chemnitz.    Conchylien  -  Cabinet. 

*Müller.    Archiv  für  Anatomie  und  Physiologie. 

Mnnk,  Prof.  H.    Ueber  die  Functionen  der  Grosshirnrinde.   1881. 

*Nachrichtsblatt  der  Deutschen  malakozoologischen  Gesellschaft. 

*Palaeontographica. 


—     57     - 

*Paleoutologie  Fran9aise. 

Peters,  Prof.  W.  C.  H.  Naturwissenscliaftlicbe  Reise  nach  Mossam- 

bique.    Zoologie:  V.  Insekten  nncl  Myriapoclen.     1842. 
Preyer,  W.  Die  Kataplexie  nncl  der  thierische  Hypnotismus.  1878. 
*Quarterly  Journal  of  the  Geological  Society  of  London. 
*Reeve.     Concliologia  Iconica.    Bände  I.  III.  und  IV. 
Reeberches    sur   la    fauna    de  Madagascar  et  de  ses  Dependances. 

3  Hefte. 
Roth,  Just.    Allgemeine  und  cbemiscbe  Geologie.    Band  I. 
*S  i e b  o Id  u.  Kö  1 1  i  cker.  Zeitschrift  für  wissenschaftliche  Zoologie. 
*Silliman.    The  american  Journal  of  science  and  arts. 
*Sowerby,  G.  B.    Thesaurus  conchyliorum,    Part  33  —  36. 
Stapff,  Dr.  E.  M.    Geologisches  Profil  des  St.  Gotthard. 
Strasburger,  Prof  Ed.    Die  Coniferen  und  die  Gnetaceen.    Mit 

einem  Atlas  und  24  Tafeln. 
—         Zellbildung  und  Zelltheilung.     1880. 
Trimen,  R,    Rhopalocera  Africae  australis.    Part  I.  et  II. 
*Troscbel.    Archiv  für  Naturgeschichte. 

*Tschermak,  G.  Mineralogische  u.  petrographische  Mittheilungen. 
Wallengreen,  H,  D.  J.    Lepidoptera,  Rhopalocera  et  Hetero- 

cera.    2  Theile.    1857  und  1865. 
Wein  hold,  Prof.  Ad.  F.    Hypnotische  Versuche.  (Experimentelle 

Beiträge    zur    Keuntuiss    des    sogenannten    thierischen 

Magnetismus.)     1880. 
*  Württembergische  naturwissenschaftliche  Jahreshefte. 
*Zeitschrift  für  Ethnologie. 
Zittel,  K.  A.    Handbuch  der  Paläontologie.    Bd.  I.  Paläozoologie. 


58 


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Urkunde 

über 

die  Schenkung  der  Frau  Gräfin  Louise  Böse  geb.  Gräfin  von 
Reichenbach  -  Lessonitz 

an  die 

Senckenbergische  naturforschende  Gesellschaft 

im    Jahre    188  0. 


Von  der  Absicht  geleitet,  die  Bestrebungen  und  Zwecke  der 
Senckeubergischen  naturforschendeu  Gesellschaft  zu  Frankfurt  am 
Main  in  dauernder  Weise  zu  fördern,  habe  ich  mich  entschlossen, 
zu  deren  Gunsten  durch  nachfolgende  Bestimmungen  einen  be- 
sonderen Fonds  zu  bilden  und  ihr  zu  überweisen. 

Artikel  I, 

Ich  übertrage  schenkungsweise  au  die  Senckenbergische  natur- 
forschende Gesellschaft  das  Eigenthum  meiner  zu  Frankfurt  am 
Main  belegenen  insatzfreien  Behausung  Nr.  42  Neue  Mainzer- 
strasse (Lit.  E.  N.  IXb.)  sammt  den  daraustossenden  mir  gehöri- 
gen Liegenschaften  nach  der  neuen  Schlesiugergasse. 

Artikel   II. 

Die  Senckenbergische  naturforschende  Gesellschaft  hat  dagegen 
nach  Maassgabe  meiner  unten  folgenden  näheren  Bestimmungen 
in  neun  armen  Gemeinden  des  ehemaligen  Kurfürstenthums  Hessen, 
welche  noch  kein  eigenes  Schulhaus  besitzen  und  deren  Kinder 
genöthigt  sind  einen  weiten  Weg  zur  Schule  zu  machen,  Schulen 
zu  errichten  und  zwar : 

eine  in  der  Grafschaft  Schaumburg, 

zwei  in  der  Provinz  Oberhessen, 

zwei  in  der  Grafschaft  Schmalkalden, 

eine  in  der  Provinz  Fulda, 

drei  in  der  Provinz  Niederhessen. 


—     61     — 

Die  Kosten  für  jedes  Schulhaus  sammt  Lehierwohuuiig  uud 
Schnhuobiliav,  Lehrmittel  etc.  solleu  M.  10,000  (zehntausend 
Mark)  nicht  übersteigen. 

Artikel  III. 

Die  Senckenbergische  naturforscheude  Gesellschaft  ist  ver- 
pflichtet, einer  jeden  dieser  Schulen  vom  Tage  der  Eröffnung  an 
jährlich  M.  1000  (Eintausend  Mark)  Subvention  zu  zahlen,  uud 
zwar  soll  diese  Verpflichtung  der  Königlichen  Schulbehörde  gegen- 
über fünfzehn  Jahre  lang  für  jede  Schule  dauern;  es  ist  indessen 
mein  Wille,  dass  die  Subvention  noch  weitere  sechs  Jahre  lang 
gezahlt  werde,  falls  ich  nicht  hierüber  unter  Lebenden  oder  auf 
den  Todesfall  anderweitig  verfüge. 

Artikel   IV. 

Bezüglich  der  Auswahl  der  betreffenden  Gemeinden  wünsche 
ich  das  Verfahren  eingehalten  zu  sehen,  welches  von  mir  im 
Jahre  1879  anlässlich  der  Stiftung  einer  Schule  in  Friedrichsbrück, 
Provinz  Niederhessen,  befolgt  worden  ist,  uud  behalte  ich  mir 
vor,  nach  erfolgtem  Vorschlag  seitens  der  Königlichen  Regierung 
selbst  die  zu  dotirenden  Gemeinden  zu  bezeichnen.  Die  Sencken- 
bergische naturforschende  Gesellschaft  ist  nicht  verpflichtet  wegen 
des  Baucapitals  und  der  jährlichen  Subvention  Cautiou  zu  leisten. 

Artikel  V. 

Zur  Beschaffuug  des  Baucapitals  für  die  Schulen  sowie  der 
nach  dem  Ermessen  der  Senckenbergischen  naturforschendeu  Ge- 
sellschaft zur  gründlichen  Herrichtung  der  Behausung  42  Neue 
Maiuzerstrasse  sammt  Hintergebäuden  erforderlichen  Fonds  ist 
der  Senckenbergischen  naturforschenden  Gesellschaft  gestattet,  die 
Behausung  bis  zur  Höhe  von  M.  100,000  (Hunderttausend  Mark) 
hypothekarisch  zu  belasten  oder  mit  Realcaution  zu  vinculiren ; 
jede  weitere  Belastung  ist  ausgeschlossen. 

Artikel   VL 

Nach  meinem  und  meines  Gemahls  Ableben  ist  es  der  Sencken- 
bergischen   naturforschenden    Gesellschaft   gestattet,  das  Haus  zu 


—     62     — 

veräusseru ;  iusolauge  indesseu  noch  die  in  Artikel  II  uud  III 
normirteu  Verpfiichtuugeu  bestehen,  sind  die  betreifeuden  Capi- 
talien  von  dem  Erlöse  des  Hauses  auszuscheiden  uud  abgesondert 
von  dem  übrigen  Vermögen  der  Seuckeubergischen  uaturforschen- 
den  Gesellschaft  zu  verwalten. 

Artikel    VII. 

Alle  zur  Erfüllung  der  in  Artikel  II  uud  III  bestimmten 
Verpflichtungen  nicht  erforderlichen  Reinerträguisse  dieser  Stiftung 
sollen  von  der  Senckenbergischen  naturforscheuden  Gesellschaft 
zur  Förderung  naturwissenschaftlicher  Zwecke  verwendet  werden ; 
und,  damit  schon  alsbald  hierzu  beigetragen  werde,  wall  ich  — 
auch  iusolauge  die  Eingangs  erwähnten  Verpflichtungen  nicht 
erfüllt  sind  —  der  Senckeubergischen  naturforscheuden  Gesellschaft 
jährlich  ^/a  der  Netto-Erträguisse  der  ihr  geschenkten  Liegenschaft, 
resp.  des  sich  bei  eventueller  Veräusseruug  ergebenden  Capitalfonds, 
Reparaturen,  Steuern  und  Verwaltungskosten  überweisen. 

Die  Senckenbergische  naturforschende  Gesellschaft  hat  alsbald 
nach  erfolgter  Ueberschreibuug  der  Liegenschaften  zwei  Schulen 
in  Angrifi"  nehmen  zu  lassen  und  mit  der  Erbauung  uud  Sub- 
vention der  Schulen  nach  Maassgabe  der  vorhandenen  und  nach 
Artikel  V  zu  beschafi'enden  Mittel  successive  fortzufahren. 

Die  Senckenbergische  naturforschende  Gesellschaft  ist  nicht 
verpflichtet,  aus  ihrem  sonstigen  Einkommen  uud  Vermögen  eine 
Verwendung  für  die  in  Artikel  II  und  III  bezeichneten  Zwecke 
zu  machen. 

Artikel   VIIL 

Ich  behalte  mir  die  uneutgeltliche  Benützung  folgender 
Localitäten  in  dem  Stiftungshause  vor : 

Das  Parterre  des  Nebenhauses  mit  Keller  nach  meiner 
Wahl,  die  Hälfte  der  Stallung,  1  Remise,  1  Kutscher- 
stube, Sattelkammer,  Mistgrube  und  V2  ^^^  Futterbodens, 
ferner  die  2  Etagen  des  Hinterhauses,  die  halbe  Dach- 
etage nach  Norden  zunächst  dem  Stallhofe,  nebst  Keller- 
antheil  und  sonstigem  Zubehör.  Nach  meinem  Ableben 
hat  mein  Gemahl  das  Recht  die  Parterrewohnung  des 
Seiteubaues  und  2  Dienerzimmer  unentgeltlich  zu  benutzen. 


-     63     — 

Das  StiftuDgshaus  darf  niemals  als  Kraukeubaus  benutzt 
werden . 

■      Artikel  IX. 

leb  beb  alte  mir  vor,  bei  Lebzeiten  oder  auf  den  Todesfall, 
an  Stelle  der  in  Artikel  II  und  III  normirten  Verpflicbtuugen,  und 
insoweit  dieselben  noch  nicht  erfüllt  oder  aber  bereits  in  der  Er- 
füllung begriffen  sind,  der  Senckenbergischen  naturforschenden 
Gesellschaft  andere  Verpflichtungen  aufzuerlegen,  welche  jedoch 
keine  grössere  Belastung  derselben  mit  sich  führen  sollen. 

Artikel  X. 

Behufs  Durchführung  aller  durch  die  gegenwärtige  Verfügung 
getroffenen  Anordnungen  ist  von  der  Senckenbergischen  natur- 
forscheuden  Gesellschaft  ein  besonderer  Administrator  einzusetzen ; 
ich  behalte  mir  jedoch  vor,  den  Administrator  unter  Lebenden 
oder  auf  den  Todesfall  zu  designireu ;  alljährlich  wird  derselbe 
der  Senckenbergischen  naturforschendeu  Gesellschaft  Rechnung 
ablegen. 

Artikel  XL 

Die  Senckenbergische  naturforschende  Gesellschaft  —  indem 
sie  diese  Schenkung  annimmt  —  verzichtet  darauf,  mich  wegen 
irgend  welcher  das  Stiftungshaus  und  die  Schulen  betreffenden 
Angelegenheiten  in  Anspruch  zu  nehmen  oder  anzugehen,  viel- 
mehr wünsche  ich,  dass  —  innerhalb  des  Rahmens  der  gegen- 
wärtigen Schenkungsurkunde  —  die  Verwaltung  um  Nutzbar- 
machung des  Stiftuughauses,  sowie  die  Verhandlungen  mit  den  Be- 
hörden wegen  der  Schulen,  durch  die  in  Artikel  X  angeordnete 
Administration  Namens  der  Senckenbergischen  naturforschenden 
Gesellschaft  ganz  selbststäudig  geleitet  werden  sollen. 

Artikel  XII. 

Die  Senckenbergische  naturforschende  Gesellschaft  verpflichtet 
sich,  ohne  Verzug  die  erforderlichen  Schritte  einzuleiten,  dass 
dieser  gegenwärtigen  Schenkung  die  behördliche  Sanction  ertheilt 
und  demgemäss  die  Ueberschreibung  der  Eingangs  erwähnten 
Liegenschaften    in    das  Eigenthum    der    Senckenbergischen    natur- 


—     64     — 

forschenden  Gesellschaft  bewirkt  werde.  Alle  hiermit  verknüpften 
Kosten  gehen  zn  Lasten  der  Seuckeubergischen  natnrforschenden 
Gesellschaft. 

Mit  dem  aufrichtigen  Wunsche,  dass  vorstehende  Schenkung 
der  Seuckeubergischen  naturforscheuden  Gesellschaft,  sowie  den 
zu  dotirenden  Dorfgemeiuden  zum  Segen  gereichen  möge,  voll- 
ziehe ich  diese  Urkunde  durch  meines  Namens  eigenhändige 
Unterschrift. 

So  geschehen  Baden-Baden,    den  7.  März  1880. 

Louise  Gräfin  Böse 

geb.  Gräfin  v.  Reichenbach-Lessonitz. 


Vorträge  und  Abhandlungen. 


—     67 


Die  Steinzeit  des  Menschen  in  Dentscliland. 

Festrede,  gehalten  am  29.  Mai  1881 
von 

Dr.  Friedrich  Kinkeün. 


Hocbanselinliclie  Versammlung! 

Oft  befähigen  neu  entdeckte  Urkunden  den  Geschichtsforscher, 
die  Vergangenheit  in  einem  ganz  anderen  und  neuen  Lichte  zu 
betrachten.  So  erfuhr  das  römische  Leben  gleichsam  eine  Wieder- 
auferstehung, als  allmählich  der  klaftertiefe  vulkanische  Tuff  von 
dem  durch  ihn  begrabenen  Pompeji  abgehoben  wurde.  So  lässt 
auch  den  Forscher,  der  die  Geschichte  der  Erde  aufzudecken 
sucht,  ein  neu  aufgefundenes,  vergilbtes  Blatt  aus  der  Vergangen- 
heit, eine  leserlich  gemachte  Urkunde,  da  und  dort  die  frühereu 
Vorstellungen  corrigiren  und  nicht  blos  ergänzen,  oft  total  ver- 
ändern. Freilich,  der  zerstörenden  Einflüsse,  die  diesem  Geschichts- 
forscher einen  allseitigen  und  zuversichtlichen  Blick  in  eine  nach 
Jahrtausenden  und  aber  Jahrtausenden  messende  Vergangenheit 
schmälern  und  rauben,  sind  es  vielerlei.  Die  Natur  schreibt  aber 
auch  noch  etwas  festeren  Lapidarstil,  als  der  Mensch.  Stolz 
weist  derselbe  auf  Werke,  wie  die  Pyramiden  Aegyptens  es  sind. 
Eine  verhältnissmässig  nahe  Vergangenheit  hat  die  Alpen,  den 
Kaukasus  und  den  Himalaya  aufgethürmt. 

Man  darf  es  darum  dem  Geologen  nicht  tadelud  anrechnen, 
wenn  sich  seine  Vorstellungen  über  den  Verlauf  längst  ver- 
gangener Zeiträume  äudern,  es  geht  ihm  mehr  oder  weniger  wie 
dem,  der  sich  den  Historiker  par  excellence  nennt.  Die  Grund- 
pfeiler der  Wissenschaft  verlieren  darum  nicht  ihre  Staudfestig- 
keit. Ungeschminkte  Beschreibung  des  Gefundeneu,  sorgfältige 
Kritik  des  Beobachteten,  das  ist  es,  was  vom  Geologen,  überhaupt 
von  Jedem,  der  sich  mit  der  Erforschung  der  realen  Welt  abgibt, 
gefordert  werden  muss. 


—     68     — 

Wie  oft  haben  wir's  auch  schon  selbst  erlebt,  dass  uns  eine 
Thatsache  heute  von  geringer  Bedeutung  erscheint,  welche, 
nachdem  morgen  ähnliche  oder  ganz  andere,  aber  bezügliche 
hinzugekommen  sind,  nicht  blos  an  Bedeutung  gewinnt,  sondern 
uns  die  sie  begleitenden  Umstände  in  einem  vielleicht  ganz  neuen 
Lichte  zeigt,  —  Die  Einzelthatsache  gewinnt  durch  ähnliche  an 
Bedeutung  für  sich,  wie  für  das  Gesammtbild. 

Zu  allen  Zeiten  wurden  bei  Grabungen  oder  durch  das  auf- 
wühlende Wasser  da  und  dort  steinerne  Geräthschafteu,  die  in 
der  Form  von  Beilen,  Meissein  nur  aus  der  Hand  des  Menschen 
hervorgegangen  sein  konnten,  an's  Tageslicht  gefördert;  sie  wurden 
jedoch  mit  Fossilien  ganz  anderer  Natur  für  vom  Himmel  herab- 
geschleuderte Donnerkeile  oder  für  wer  weiss  was  alles  gehalten. 

Gegen  Mitte  unseres  Jahrhuuderts  beschäftigten  solche  Gegen- 
stände besonders  einen  französischen  Forscher,  Boucher  de 
Perthes.  Nach  jahrelangem  Suchen  brachte  1839  der  unermüd- 
liche Mann  die  gesuchten,  durch  häufig  wiederholte  und  geschickt 
geführte  Schläge  roh  behauenen  Feuersteine  aus  ihrer  ursprüng- 
lichen Lagerstätte,  unter  ungestörten,  dem  älteren  Diluv  an- 
gehörigen  Kiesauschwemmungen  von  einer  Mächtigkeit  von  25 
bis  30  m  in  der  Nähe  von  Abbeville  im  Sommethal  unweit  Amieus, 
und  zwar  in  grosser  Menge,  zum  Vorschein.  ^)  Damit  war  die 
Existenz  des  Menschen  in  der  Diluvialzeit  erwiesen ;  aber  noch 
19  Jahre  währte  es,  bis  diese  Thatsache  auch  von  der  gelehrten 
Welt  anerkannt  wurde.  —  Noch  früher,  1833,  entnahm  Prof. 
Schmerling  der  Eugishöhle  am  linken  Ufer  der  Maas,  bei 
Lüttich,  ein  menschliches  Skelet,  das  dort  mit  Knochen  von 
Mammuth,  Nashorn,  Pferd,  Ren,  Hyäne  und  Bär  in  einer  Kalk- 
breccie  lag  ^)  und  stellte  die  Behauptung  auf,  dass  der  Mensch 
mit  diesen  Thieren  gleichzeitig  gelebt  habe.  —  Die  Autorität  eines 
Cuvier,  welcher  den  fossilen  Menschen  auf's  bestimmteste  leugnete, 
brachte  jene  Thatsacheu  in  Vergessenheit.  Allgemein  wurde,  nur  auf 
negativen  Beweisen  fussend,  behauptet,  dass  kein  vor  weltliches 
Thier  der  heutigen  Lebewelt  angehöre. 


')  Boucher  de  Perthes,  De  l'homme  ante'diluvien  et  de  ses  Oeuvres, 
1860.  Lyell,  Alter  des  Menschengeschlechtes,  übers,  von  Büchner.  1864, 
S.  70;  die  Hauptformen  der  geschlagenen  Feuersteine  in  Abbeville  sind  die 
Speerspitzen  form  und  die  ovale  Form. 

*)  Lyell,  Alter  des  Menschengeschlechtes  etc.  S.  37. 


—     69     — 

So  schien  es  u.  a.  eiuern  verdieustvoUeu,  nur  allzu  sclirift- 
glänbigen  Paläontologen  ein  Irrtlium  der  Natur,  den  mau  mit 
dem  Schleier  der  Vergesseuheit  bedecken  müsse,  dass  sich  zu- 
sammen mit  Resteu  von  Höhlenbären  eiu  menschlicher  Schädel 
iu  der  Gailenreuther  Höhle  im  fränkischen  Jura  fand.  Der  Schädel 
verschwand  für  Jahre  in  einem  Winkel  des  Münchner  Museums. 
Die  Natur  aber  irrt  nicht,  wenn  es  auch  vorkommt,  dass  ab- 
gerissene Blätter  ihrer  Geschichte  sich  verschieben.  Ob  sie  abgerissen 
und  wo,  das  muss  eruirt  werden.  —  Und  nun  noch  ein  Beweis, 
dass  mau  über  dem  Canal  nicht  anders  urtheilte.  Noch  im  Jahre 
1854  wurde  eine  Mittheilung  der  Naturwissenschaftlichen  Gesell- 
schaft von  Torquay,  dass  iu  Keut's  Hole  neben  Resten  ausge- 
storbener Thiere  Feuersteingeräthe  sich  gefunden  haben,  als  zu 
unwahrscheinlich  vom  Drucke  ausgeschlossen.  ^) 

Wesentlich  an  Interesse  gewannen  jene  französischen,  belgi- 
schen und  englischen  Funde,  als  im  Winter  1853/54  bei  unge- 
wöhnlich niedrigem  Wasserstand  des  Züricher  See's  in  der  Nähe 
von  Meilen  bei  Nachgrabungen  unter  dem  Schlamm  des  See's 
eine  Moderschicht  gefunden  wurde ,  in  welcher  in  bestimmter 
Reihenfolge  dicke  Pfähle  eingerammt  waren,  uud  Steinbeile  und 
verschiedene  rohe  Geräthe  aus  Hirschhorn  uud  Thou  lagen. 
Ferdinand  Keller  erkannte  darin  die  üeberreste  von  uralten 
menschlichen  Wohnungen,  die  er  Pfahlbauten^)  nannte. 

Es  ist  nicht  zu  leugnen,  mit  dem  Jahre  1859,  dem  Erscheinen 
von  Darwiu's  Epoche  machendem  Werke  über  die  Entstehung 
der  Arten,  dessen  Grundgedanke  ist,  dass  sich  in  der  Natur  ver- 
schiedene Factoren  kundgeben,  welche  aus  deu  Organismen  der 
Vorwelt  die  veränderten  Formen  der  Gegenwart  hervorgehen  lassen, 
dass  die  gesammte  Lebewelt  in  einem  ununterbrochenen  Ent- 
wicklungsprocesse  geworden  ist,  dass  sie  also  eiue  entwickelte,  nicht 
aber  eine  in  mehreren  Zeitabschuitten  durch  das  Machtwort  eiues 
Schöpfers  fertige,  immer  wieder  von  neuem  erschaffene  ist  —  ich 
sage,  mit  dem  Erscheinen  dieses  Werkes  erhielten  auch  diese 
Forschungen  nach  dem  vorgeschichtlicheu  Menschen  einen  neuen 
Impuls.  Nun  war  es  naheliegend,  danach  zu  forschen,  wie  auch 
der  Mensch  geworden,    in   welchem   entwicklungsgeschichtlicheu 


■')  Wallace,  Die  Tropenwelt,  übers,  von  Brauns.    1879,  S.  296. 
*)  Ferdinand  Keller,  Mittheilungen  der  antiquarischen  Gesellschaft 
in  Zürich.    1854,  erster  Bericht. 


—     70     — 

Zusammenhange  dieser  mit  der  übrigen  Lebewelt  steht.  Man  war  in 
erster  Linie  auf  den  Weg  des  Paläontologen  gewiesen,  der  ja  auch 
der  Entwicklung  der  organischen  Welt,  die  ebenfalls  in  der  Gegen- 
wart gipfelt,  aber  in  der  Vorzeit  wurzelt,  nachspürt. 

Nicht  blos  eine  Entwicklung  des  Menschengeschlechtes  und 
eine  Beziehung  zur  übrigen  Lebewelt  wurde  begriffen.  Hier 
lagen  aus  altersgrauer  Zeit,  im  Vergleich  mit  welcher  die  Anfänge 
der  ägyptischen  Historie  Neuzeit  heissen  müssten,  Zeugen  vor, 
Zeugen,  dass  wirklich  der  Mensch  von  ehedem  in  seinem  Können 
auf  einem  sehr  niederen  Niveau  stand,  dass  lange  vor  dem  ersten 
Dämmerlicht  der  Geschichte  der  Mensch  existirte. 

Es  scheint  ein  Naturgesetz,  dass  die  Entwickelung  der  Art 
sich  in  der  in  der  Gegenwartsich  abspielenden  des  Ind  ividuums 
wiederspiegelt,  dass  also  die  Entwickelung  eines  Wesens  den  Weg  be- 
zeichnet, den  die  Form  in  der  Vergangenheit  gemacht  hat.  Nun,  das 
Kind  kommt  so  unbeholfen,  so  völlig  fast  aller  Orgaue  zu  bewusster 
Thätigkeit  entbehrend  zur  Welt,  dass  wir  daraus  schon  auf  einen 
weiten  Weg  vom  ersten  Auftreten  des  Menschen  bis  zum  heutigen 
Zeitpunkte  schliessen  müssten.  Einige  Schritte,  nicht  die  ersten, 
aber  frühe,  können  nun  an  der  Hand  der  oben  kurz  berührten 
Erfunde  verfolgt  werden.  Soweit  der  üeberblick  es  erlaubt,  möchte 
ich  mich  auf  die  Vorgeschichte,  die  sich  auf  deutschem  Boden 
abgespielt,  beschränken. 

Lassen  sie  mich  zuvörderst  den  landschaftlichen  Hintergrund 
dieses  Urmenschen  beschreiben,  die  Natur,  der  er  entwuchs,  aus  der 
er  seine  Existenz  und  die  Anregung  zu  innerem  Leben  schöpfte. 
Paradiesisch  waren  wahrlich  diese  Existenzbedingungen  nicht.  Keine 
grössere  Wohlthat  hätte  aber  dem  Menschen  je  werden  können,  als 
die,  dass  das  erste  Meuschenpaar  aus  dem  sorglosen  Paradiese  ver- 
trieben wurde.  Im  Portschritte  des  Menschen  spiegelt  sich  die  Natur, 
in  der  er  lebt;  wird  ihm  die  Existenz  leicht,  bietet  ihm  Mutter 
Natur  alles  freiwillig,  dessen  er  bedarf,  so  lässt  er  sich's  behagen ; 
muss  er  aber  seine  Existenz  der  Natur  abringen,  so  entwickeln  sich 
seine  Kräfte,  die  Mittel  mehren  und  erweitern  sich,  die  ihm  in 
erster  Linie  den  Kampf  um's  Dasein  gegen  feindliche  Kräfte  —  und 
deren  sind  es  nicht  wenige  und  nicht  geringfügige  —  bestehen 
lassen.  Schloss  der  Mensch  auch  mit  der  Pflanzenwelt  Freundschaft, 
der  Thierwelt  stand  er  lange  nur  feindlich  gegenüber,  bis  er  sich 
einen  Theil  derselben  zu  Bundesgenossen  erzog. 


—     71     — 

Als  sich  der  Bodeu  Frankfurts  noch  nicht  über  das  Niveau 
des  Meeres  gehoben  hatte,  sondern  als  Sohle  einer  schmalen,  sich 
allmählich  aussüsseudeu  Meeresbucht  die  Ablagerung  des  blaugraueu 
Lettens,  der  uns,  aus  der  Tiefe  hervorgeholt,  so  oft  in  den 
Strassen  begegnet,  erfuhr,  als  sich  die  heute  Frankfurt  umsäumen- 
den Litorinellenkalke  Sachseuhausens  und  der  Bergerhöhen  bildeten, 
da  war  für  unseren  Coutinent  eine  Glanzepoche  der  Vegetation, 
eine  Zeit  der  Ruhe,  der  gleichmässigen  Feuchtigkeit  ohne  irgend 
welche  Extreme.  In  dieser  Zeit  ^)  erreichte  die  Pflanzenwelt  ihren 
Höhepunkt  auf  unserem  Boden;  jene  Prachtpflauzeu,  um  die  wir 
heute  die  von  der  Sonne  begünstigten  Länder  beneiden,  jene  werth- 
vollen  Bäume,  jene  edlen  und  eleganten  Gewächse,  denen  wir  in 
unseren  Treibhäusern  heute  ein  künstliches  Asyl  eröffnen,  waren 
bis  dahin  in  Europa  heimisch;  üppig  und  mannigfaltig  ist  die 
Vegetation,  welche  die  an  den  ruhigen  Wassern  oder  am  Ufer  der 
Flüsse  sich  hinziehenden  Pflanzengruppen  und  Wälder  zusammen- 
setzt. Sehr  milde  Winter  unterbrachen  die  Vegetation  nicht  ganz, 
sie  verlangsamten  sie  nur.  —  Ein  menschenleeres  Paradies!  — 

Doch  Schritt  für  Schritt  wandern  sie  aus  und  Europa  ver- 
liert sie  für  immer;  wie  unter  dem  Einflüsse  einer  aus  der  Ferne 
wirkenden  Kraft  ändert  sich  die  Pflanzenwelt  allmählich ,  aber 
ohne  Aufhören,  Der  Reichthum  derselben  (Lorbeerbäume,  Eichen 
und  Podogouien)  lässt  sich  u.  a.  auch  aus  der  bedeutenden  Ent- 
wickelung  der  Pflanzenfresser  schliessen;  eine  weite  Ausbreitung 
haben  die  Elephanten,  auch  die  Vorläufer  der  Rinder  treten  auf, 
ferner  pferdeartige  Thiere,  die  jedoch  in  Bildung  ihrer  Füsse 
den  Schweinen  näher  standen;  zahlreich  sind  die  Nashörner;  auch 
Affen  und  Halbaffen,  wozu  sich  schon  Raubthiere  gesellten,  be- 
wohnen Mittel -Europa.  Sind  doch  Thier-  und  Pflanzenwelt  zu 
einer  nothwendigen ,  ewigen  Verkettung  bestimmt ,  sodass  das 
Pflanzenreich  nicht  verkümmern  könnte,  ohne  dass  das  Thierreieh 
ebenfalls  betroffen  würde. 

Doch  im  Norden  bereitete  sich  schon  zu  jener  Zeit  eine 
Wandelung  in  ein  kälteres  Klima  vor;  die  gegenwärtig  verödeten 
und  vereisten  Polarländer  Grönland  und  Spitzbergen,  wahrscheinlich 
mit    einander    continental   zusammenhängend,    waren    von    ausge- 


'")  Graf  Saporta,  Die  Pflanzenwelt  vor  dem  Erscheinen  des  Menschen , 
übers,  v.  C.  Vogt.    1881,  S.  302. 


—     72     — 

dehnten  Wäldeni  bedeckt^),  in  welchen  die  Nadelhölzer  (Pinus  mon- 
tana^  Pinus  ahies  und  Pinus  alha,  Taxodium  disiiclium  miocenicum 
und  eine  Gingko  ähnliche,  ausgestorbene  Taxiuee,  Sequoia  etc.),  die  ja 
in  der  Gegenwart  einen  Hauptbestandtheil  der  Flora  der  gemässigten 
Zone  Europas  und  besonders  Nord -Amerikas  bilden,  vorwalteten. 
Zudem  sind  die  dikotyledonischen  Bäume  ausschliesslich  solche  mit 
hinfälligen  Blättern,  die  also  einem  rauheren  Klima  schon  angepasst 
sind  {Populus  arctica,  Corylus  Mac  Guarii,  JBekda  prisca^  Vihurnum 
NordensJijöldi^  dsmn  Nymphaea  arctica  etc.)'').  Der  Norden  ist  also 
die  Wiege  unserer  heutigen  Baumflora;  gleichsam  strahlenförmig 
drang  sie  südwärts,  im  mittleren  Europa  eine  subtropische  Flora  mit 
immergrünen  Blättern  verdrängend  und  ersetzend.  Buche,  Platane, 
Linde,  die  eine  gewisse  Milde  und  Feuchtigkeit  des  Klimas  bean- 
spruchen, werden  von  den  Nadelhölzern  (Kiefer,  Lärche,  Weisstaune) 
nach  und  nach  an  Menge  überholt.  Gingko,  Tulpenbaum  und  Sassa- 
fras, die  früher  in  der  Umgebung  des  Nordpols  heimisch,  sich  dann 
in  gemässigt  warmem  Klima  angesiedelt,  gehen  zu  Grunde.  Bei  fort- 
gesetzter Verminderung  der  Temperatur  beschränkte  sich  die 
Mannigfaltigkeit  des  Pflanzeubildes,  nicht  aber  der  Reichthum 
der  Vegetation,  welche  Schutz  und  Nahrung  den  riesigen  Elephanten 
und  Nashörnern,  dem  Flusspferd,  den  Hirschen  und  Rindern  jener 
Zeit  boten. 

Mit  diesen  Wandelungen  in  der  Flora  gehen  bedeutende  Ver- 
änderungen in  der  Vertheilung  von  Land  und  Wasser  vor  sich. 
Die  Meere  in  Mittel -Europa  werden  zu  Land,  indem  sie  nach 
Ost  und  Südwest  abfliessen,  überhaupt  schliesst  sich  allmählich  das 
Festland  zu  Contiuenten  zusammen;  im  Nordosten  scheint  dagegen 
viel  Land  unter  das  Meer  gesunken  zu  sein. 

Ob  diese  Veränderungen  in  der  Physiognomie  der  Flora  der 
nördlichen  Hemisphäre  Hebungen  und  Senkungen  zuzuschreiben 
sind ,  oder  ob  sie  dem  Umstände  beizumessen  sind ,  dass  vor 
circa  10  000  Jahren  die  Erde  zur  Winterszeit  der  Nordhemisphäre 
in  der  Sonnenferne  ^)  war  und  dadurch  eine  Eisansammluug  um  den 

®)  Osw.  Heer,  Die  miocäne  Flora  der  Polarländer.  Naturforscher 
I.  S.  53-56,  IL  S.  170  und  III.  S.  45. 

^)Heer,  Miocäne  Flora  der  Insel  Disco  und  Spitzbergens.  Compt. 
rend.  Tome  LXXXV.  S.  561  und  Naturforscher  X.  S.  415. 

^)  Als  Nordländer,  im  Winter  noch  in  der  Sonnennähe,  nähern  wir  uns 
doch  schon  seit  dem  Jahre  1256,  in  welchem  die  grösste  Nähe  erreicht  wurde, 
sodass  Grönland,   damals  ein  wirklich   grünes  Land,   eine  blühende  Colouie 


—     73     — 

Nordpol  begauD,  wie  sie  heute  um  eleu  Südpol  statthat,  dass 
durch  diese  Eisausammluug,  welche  vou  der  sommerlicheu  Soune 
nicht  eutferut  bewältigt  werdeu  konnte,  dem  Nordpole  in  höherem 
Maasse  Wasser  zufloss  und  sich  also  das  Meeresniveau  erhöhte, 
wer  möchte  dies  heute  endgiltig  entscheiden,  wer  kann  das 
Maass  ihres  Einflusses  richtig  abwägen?  Die  paläontologischen 
Funde  der  Polarläuder  liefern  für  die  Annahme  eines  periodischen 
Wechsels  von  warmen  und  kalten  Klimaten  an  der  Erdoberfläche 
durchaus  keine  Stütze. 

Gewiss  ist,  dass  jenem  sonnigwarmen  Landschaftsbilde  der 
Tertiärzeit  allmählich  der  krasseste  Gegensatz  folgte.  Der  weite,  in 
der  Richtung  W^est-Ost  sich  ziehende  Gebirgsgürtel  hatte  sich  zum 
Hochgebirge  emporgehoben.  Manche  Umstände,  von  denen  die 
einen  eine  ausserordentliche  Anreicherung  der  Atmosphäre  an 
Wasserdüusten  in  der  nördlichen  Hemisphäre  bedingten,  andere 
die  rasche  Coudensation  derselben  bewirkten,  theils  zu  Regen,  der 
in  heftigen  Güssen  die  vorhandenen  Flussläufe  ausweitete,  über- 
haupt die  Depressionen  weit  erfüllte  und  Unmassen  vou  Schutt 
thalwärts  förderte,  theils  zu  Schnee,  der  sich  zuerst  auf  deu  ge- 
hobenen Hochebenen  und  in  den  hochgelegenen  Thälern  dauernd 
ansammelte,  müssen  sich  vereint  haben,  um  den  grossartigen  Effect 
der  Eiszeit  hervorzubringen.  Ein  eisiger  Hauch  legte  sich  über 
Europa  und  Nord -Amerika.  Zu  tausendeu  Meter  Mächtigkeit  häufte 
sich  das  Eis  in  Skandinavien,  in  den  Alpen  etc.  und  hüllte  den 
gesammten  Norden  bis  an  die  mitteldeutschen  Gebirge  vou  Nord 
nach  Süd,  den  südlichen  Theil  Mittel -Europas  vou  deu  Alpen  bis 
au  die  Donau  uud  wieder  von  den  Kämmen  derselben  bis  in  die 
oberitalische  Tiefebene,  wo  die  Gletscher,  wie  das  heute  bei  den 
grönländischen  der  Fall  ist,  unter  das  Niveau  des  Meeres  tauchten, 
in  einen  riesigen  Eismantel'').  Zeugen  dess  sind  u.  a.  die  Schrammen 
und  Schliffe,  die  an  deu  Kuppen  anstehenden  Gesteines  im  Jura, 
in  den  Alpen,  wie  in  Nord -Deutschland,  z.  B.  an  den  zu  Ruudhöckern 
umgestalteten  Porphyrkuppen  bei  Leipzig  ^''),  am  Muschelkalk  bei 


nährte,  nun  schon  wieder  von  Eis  bedeckt  ist  —  dem  Zeitpunkte  grösster 
Sonnenferne  und  erreichen  ihn  in  circa  10  000  Jahren. 

®)  Auch  von  den  Vogesen,  besonders  von  den  Süd-  oder  Hochvogesen 
erstreckten  sich  Gletscher  nach  Süd  und  Ost;  ferner  hatte  auch  die  hohe 
Tatra  in  deu  Karpathen  einheimische  Gletscher. 

")  H.  Credner,  Zeitschrift  d.  d.  geologischen  Gesellschaft.  1879,  S.21. 


—     74     — 

Tentscheuthal  bei  Halle  (v.  Pritsch)  und  au  den  Kalkklippeu  vou 
Rüdersdorf  ^^)  beobachtet  sind.  MoränenlandscbafteD,  wie  sie  schou 
länger  vou  verscbiedeuer  äusserer  Gestaltung,  bedingt  durch  das 
ursprüngliche  Relief  der  Laudschaft,  aus  der  Schweiz  ^^),  aus  Ober- 
schwabeu/^)  aus  Oberbaiern^*)  und  Oberitalien ^^)  bekauut  sind, 
siud  anch  in  Nord-Deutschland^'')  vou  der  Gruudmoräue  jeuer  skau- 
diuavischeu  Gletscher  wie  von  deu  darauf  transportirten  skaudiuavi- 
scheu  Gebirgstrümmeru  aufgebaut.  Zu  diesen  Zeugen  zählt  mau  wohl 
auch  mit  Recht  die  alten  Riesentöpfe,  welche  nicht  blos  die  Schweiz 
aufweist;  viele  sind  in  der  norddeutschen  Ebene,  so  auch  bei 
Rüdersdorf ^ '')  beobachtet.  Die  im  Schuttlaude  Nord-Deutschlauds 
eingelagerten  Findlinge,  die  auffälligsten  Theile  jenes  enormen 
Kranzes  erratischer  Felstrümmer,  welche  ^^)  von  Grossbritannien 
dnrch  Holland,  Westphalen  bis  in  die  norddeutsche  Ebene  und  bis 
in's  Innere  und  den  äussersten  Nordosten  Russlands  (Tscheskaja- 
Bucht)  zerstreut  sind,  weisen  bezüglich  ihres  Herkommens  nach 
Norwegen  und  Schweden.  Weit  in's  mittlere  Russland  ragte  die 
eisige  Rutschbahn,  welche  schwedische   Blöcke    bis  in's   Land  der 


'^)  Albrecht  Penck,  Die  Greschiebefbrmation  Nord -Deutschlands. 
Zeitschrift  d.  d.  geologischen  Gesellschaft.    1879,  S.  130. 

*")  F.  Mühlberg,  Die  erratischen  Bildungen  im  Aaargau.  Festschrift 
der  aargauischen  naturforschenden  Gesellschaft  18G9,  und  Mittheilungeu  der 
aargauischen  naturforschenden  Gesellschaft,  Heft  I. 

")  F.  Kinkel  in,  Ueber  die  Eiszeit.  Jahresbericht  derSeuckenberg'schen 
naturforschenden  Gesellschaft  1874/75.  Probst,  üeber  die  Topographie  der 
oberschwäbischen  Gletscher-Landschaft.  Württembergische  naturwissenschaft- 
liche Jahreshefte.    1874. 

^*)  Zittel,  Gletschererscheinuugen  in  der  bayr.  Hochebene.  Sitzungs- 
bericht der  Münchener  Akademie  1874. 

'^)  Rütimeyer,  Ueber  Pliocen  und  Eisperiode.    1875. 

'®)  H.  Credner,  Ueber  Glacialerscheinungen  in  Sachsen  etc.  Zeitschrift 
d.  d.  geologischen  Gesellschaft.    1880,  S.  589. 

")  Noettling,  Ueber  Vorkommen  von  Piiesenkesseln  im  Muschelkalk 
von  Rüdersdorf.    Zeitschrift  d.  d.  geologischen  Gesellschaft  Bd.  31,  pag.  339. 

^*)  Der  südlichste  Punkt  in  Holland  ist  bei  Oudenbosch  bei  Breda  in 
Nordbrabant,  nach  Heiland  ist  derselbe  Maaren,  östlich  von  Utrecht.  Die 
Grenzlinie,  die  sich  von  der  Themsemünduug  an  die  Rheinmündung  zieht, 
verläuft  östlich  über  Essen,  Soest,  Paderborn,  Hildesheim,  den  Nord-  und 
Südostrand  des  Harzes,  biegt  über  Nordhausen,  Langensalza,  Erfurt  nach 
Saalfeld,  Gera,  südlich  von  Zwickau  über  Chemnitz,  Pirna  bis  nach  Reichen- 
berg in  Böhmen,  am  Rieseugebirge  und  den  Sudeten  entlaug  bis  Teschen  in 
Schlesien,  über  Lublin  in  Polen  bis  Kiew  und  Woronesch. 


—     75     — 

Kosakeu  befördert  habeu  soll.  Weit  herein  reichte  das  Meer  über 
das  nördliche  Sibirien,  nnd  wenn  sich  hier,  wie  Middendorff 
berichtet,  kein  Erraticum  findet,  so  mag  das  nur  im  Mangel  eines 
blockspendendeu   nördlichen  Festlandes  liegen. 

Die  Ostwinde  brachten  also  damals  über  Europa  noch  nicht 
die  trockenen,  himmelbläuenden  Luftströmungen,  sondern  feuchte, 
schneespeudende,  gletscherspeisende  Winde,  die  ein  tristes  Nebel- 
meer über  den  Norden  der  Erde  ausbreiteten. 

Eine  allmähliche  Hebung  im  Nordosten  Europas  und  im  Nord- 
westen Sibiriens,  begleitet  von  Einflüssen,  die  nach  mehrfachen 
Schwankungen  im  Umfange  der  Gletscher  dieselben  völlig  zum 
Rückgang  brachten,  veränderte  die  Gestalt  Europas  in  eine  der 
beutigen  ähnliche;  freilich  die  britische  Insel  blieb  noch  länger 
mit  dem  Contineut  zusammenhängend. 

Heben  wir  nur  einige  dieser  Einflüsse  hervor.  Mit  dem 
Uebergange  der  Meerenge  von  Panama  in  eine  Landenge  wendeten 
sich  die  äquatorialen  Strömungen  Europa  zu  und  brachten  als 
Golfstrom  in  erster  Linie  die  weiten  Eiswüsten,  die  von  den 
schottiscben  Gebirgen  ausgingen  und  bis  zur  Linie  Chester-York 
reichten,  dann  die  weit  iu's  Meer  ragenden  Eismassen,  welche 
Norwegen  mit  den  Shetlandsinseln  ^^)  und  mit  England^'*)  zu 
einem  Festland  verbunden  zu  habeu  scheinen,  zum  Schmelzen.  So 
drang  sein  Eiufluss  immer  mehr  östlich.  Sollten  auch  die  der 
Sahara  entsteigenden,  trockenen  und  heissen  Luftströmungen  nicht 
unmittelbar  dem  Schmelzen  der  alpinen  Eismassen  zu  gute 
gekommen  sein,  so  sind  doch  durch  die  Hebung  der  Sahara  zur 
pleistocänen  Zeit  die  wasserreichen,  aus  dem  seichten  Saharameer 
aufsteigenden  Luftströme  ausgeblieben  und  ebenso  auch  durch  die 
Hebung  Sibiriens  und  Nord-Russlands  die  östlichen.  An  Stelle 
dieser  Wasserbecken  traten  der  Sonnenbestrahlung  viel  zugäng- 
lichere, vegetationsarme  Ebenen. 


^^)  Amund  Heiland,  Ueber  die  Vergletscherung  der  Faröer  etc.  Zeit- 
schrift d.  d.  geologischen  Gesellschaft  Bd.  31,  p.  716. 

-°)  Amnud  Heiland,  üeber  die  glacialen  Bildungen  der  norddeutschen 
Ebene.  Zeitschrift  d.  d.  geologischen  Gesellschaft.  1879,  pag.  66.  In  der  Nähe 
von  Hüll  in  der  Landschaft  Holderness  kommen  neben  einheimischen  eng- 
lischen und  schottischen  Gesteinen  auch  Geschiebe  von  Norwegen  vor,  z.  B. 
der  Zirkonsyenit  von  Laurwig,  der  Rhombenporphyr  und  der  Granit  von 
Christiania. 


—     76     — 

Im  Rhein-  und  Donauthal  sammeln  sich,  durch  Stauung  der 
dem  Meere  zutreibenden  Eismassen  an  den  Thalengen,  die  feinsten 
glacialen  Schlamuimassen  der  Alpen  in  Gestalt  des  Lösses^^),  der  da 
und  dort  nicht  blos  die  Conchjlienfauna  des  nachbarlichen  Thaies 
führt,  sondern  auch  Reste  grosser  Thiere  und  Spuren  des  Menschen. 
Im  Löss  von  Mosel  weiss  2^)  bei  Coblenz  z.  B.  wurde  in  einer  Tiefe 
von  22'  der  Schädel  eines  Moschusochsen  mit  geraden,  scharfen 
Einschnitten  gefunden. 

Diese  Zeit  ist  es  nun,  aus  der  sich  Spuren  des  Menschen 
erhalten  haben,  und  steinerne  Geräthschaften  sind  die  sichersten 
derselben.  Wenn  nun  auch  Steinsplitter  die  ältesten  Menschen- 
spuren sind,  so  müssen  doch  den  Eigenthümern  solcher  noch  ärmere 
Menschen  vorausgegangen  sein  —  Menschen ,  deuen  nur  der  un- 
geformte  rohe  Stein,  wie  ihn  die  Natur  der  Hand  des  Menschen 
als  passend  und  brauchbar  bot,  diente.  Nach  Milligau  bedienten 
sieb  solcher  die  Einwohner  von  Van  Diemensland.  Zufällig  auf- 
gefundene, natürliche  Splitter  von  Feuerstein  mussten  ihn  bald  zur 
Nachahmung,  die  ja  in  allen  Dingen  die  Lehrmeisterin  des  Menschen 
ist,  führen.  Das  erste  Messer  war  ein  schneidender  Feuersteiusplitter 
oder  der  scharfe  Rand  einer  Muschelschale,  die  erste  Nadel  war 
ein  Dorn,  das  erste  Gefäss  zum  Wasserschöpfen  und  Trinken  die 
hohle  Hand.  Die  Entdeckung  einer  Lagerstätte  von  Feuerstein, 
welcher  sehneidet  und  sägt,  schabt  und  glättet,  ein  Loch  bohrt, 
als  Waffe  eine  tiefe  Wunde  beibringt,  war  für  die  Cultur  des  Ur- 
menschen ein  ebenso  grosses  Ereigniss,  als  heute  die  Entdeckung 
grosser  Eisen-,  Kohlen-  oder  Salzlager.  —  Was  die  Feuersteinsplitter 
so  unschätzbar  für  die  Geschichte  des  Menschen  macht,  ist  ihre 
Un Vergänglichkeit,  weil  sie  da  übrig  bleiben,  wo  die  Knochen 
längst  zerfallen,  die  hölzernen  Geräthe  längst  vermodert  sind. 

Die  frühesten  Berichte  über  fossile,  in  deutschen  Höhlen  ge- 
fundene Menschenkuochen  stammen  aus  Bayern ^^).  In  der  be- 
kannten Gailenreuther  Höhle  fand  man  unter  einer  ol:)erflächlichen 
Lage  mit  Urnentrümmern  eine  unberührte  feste  Schicht  mit  Wirbel, 
Knochen  und  Schädeltheilen  von  Diluvialthiereu  »unerwartet«, 
wie  Esper  1774  in  den  ausführlichen  Nachrichten  von  neu- 
entdeckten Zoolithen  unbekannter,   vierfüssiger  Thiere    und  denen 

'■''')  F.  Kinkel iu,  Ueber  die  Eiszeit,  S.  18.    Lindau  i.  B. 

22)  Corr.  Bl.  d.  d.  anthr.  Gesellschaft.     1879,  No.  10,  S.  126. 

23)  Zittel,  Archiv  für  Anthropologie  V.  S.  325. 


—     77     — 

sie  entlialteudeu,  sowie  verschiedeueii  auderen  denkwürdigen  Grüften 
der  obergebirgischeu  Laude  des  Markgrafeuthums  Bayreuth  schreibt 
—  faud  mau  also  »unerwartet  eine  Maxiila  von  einem  Menschen, 
in  welcher  noch  auf  der  linken  Seite  zwei  Stockzähne  uud  ein 
vorderer  staken,  zu  einem  in  der  That  ganz  schröcklichen  Ver- 
gnügen. Nicht  weit  davon  wurde  auch  ein  Schulterblatt  auf  das 
vollstäudigste  crefunden.  Ich  entscheide  nicht,  ob  beide  Stücke  einem 
Besitzer  zustäudig  gewesen.  Gerade  aber  sind  es  zwei  Beine  von 
dem  menschlichen  Gliederbau,  welche  wegen  ihrer  Structur  mit 
denen  ähnlichen  Gliedern  an  Thieren  das  wenigste  gemein  haben 
uud  für  Ueberbleibsel  des  Menschen  am  kenntlichsten  sind.  Haben 
beide  Stücke  aber  einem  Druiden  oder  einem  Autediluvianer 
oder  einem  Erdenbürger  neuerer  Zeit  gehört?  Da  sie  unter  den 
Thiergerippen  gelegen,  mit  welchen  die  Gailenreuther  Höhle  aus- 
gefüllt ist,  da  sie  sich  in  der  nach  aller  Wahrscheinlichkeit  ur- 
sprünglichen Schicht  gefunden,  so  muthmaasse  ich  wohl  nicht  ohne 
allen  Grund,  dass  diese  menschlichen  Glieder  auch  gleichen  Alters 
mit  den  übrigen  Thierverhärtungen  sind.«  So  vor  100  Jahren! 
Die  Esper'schen  Funde  sind  leider  verschwunden. 

15  Jahre  ist  es  her,  dass  durch  eine  eigenthümliche  Verkettung 
von  umständen  uns  ein  überraschender,  ganz  eigenartiger  Einblick 
in  ein  Mensch endaseiu  wurde,  aus  einer  ganz  sicher  bestimmten 
Zeit,  die  wir  freilich  nicht  in  Jahreszahlen  anzugeben  vermögen, 
deren  Bild  im  deutschen  Laude  ich  eben  in  Kürze  zu  entwerfen 
versucht  habe.  Wenn  nun  die  Flintsplitter  von  Abbeville  eine  be- 
redte Sprache  sprachen;  viel  deutlicher  und  sicherlich  ebenso  be- 
stimmt reden  die  Funde  an  der  Schussenquelle^^),  au  der  Wasser- 
scheide zwischen  Rhein  und  Donau.  Und  doch  ist's  nur  ein 
Kehrichthaufen,  in  einer  von  Schlamm  und  Gletschersand  durch- 
setzten triefenden  Moosbank.  Unmittelbar  auf  oder  eigentlich  im 
Schutt  der  grossen  Rheingletschermoräne  in  Oberschwaben  —  die 
Schmelzwasser  waren  also  nicht  soweit  versickert,  dass  sich  der 
Torf,  der  sonst  allenthalben  unmittelbar  über  den  Glacialgebilden 
liegt,  angesiedelt  hatte;  der  Bodensee  war  noch  völlig  vom  Eise 
erfüllt  — ,  da  wurde  ein  Haufwerk  von  Knochen,  Geweihen,  Feuer- 
steiuwerkzeugen,  die  verschiedensten  Handarbeiten  aus  Rengeweih, 


^^)  Oscar  Fraas,  Beiträge  zur  Culturgeschichte  des  Menschen  während 
der  Eiszeit.    Archiv  für  Anthropologie  Bd.  IL  S.  29. 


—      V«      — 

Kolilt'ureste  und  Asche  neben  rauchgeschwärzten  Herdsteiueu  bunt 
durcheiuanderliegeud,  so  wohl  erhalten  gefunden,  wie  wenn  sie 
erst  kürzlich  hier  zusammengeworfen  worden  wären. 

Was  nun  in  erster  Linie  das  Interesse  in  Anspruch  nimmt, 
ist,  dass  die  diese  Bank  zusammensetzenden  Moose  bis  dahin  nur 
in  Grönland,  Canada  oder  aus  Lappland  bekannt  waren.  Vergegen- 
wärtigen wir  uns,  dass  diese  Moose  heute  nur  in  von  Schnee  und 
Gletscherwasser  gespeisten  Tümpeln  an  der  Schneegrenze  leben, 
dass  sie  aber  auch  sich  entwickelt  hatten,  wo  die  Schmelzwasser 
des  diluvialen  Rheiugletschers,  durch  den  Moräuenwall  gestaut, 
zu  Tümpeln  sich  ansammeln  mussten,  so  kann  es  wohl  keinem 
Zweifel  unterliegen,  dass  die  Reste,  die  diesen  Moosen  eingebettet 
sind,  ebenfalls  aus  jener  Zeit  stammen. 

Hier,  am  Rande  des  mächtigen  Rheingletschers  lebte  also  der 
Mensch  als  eifriger  Jäger  und  das  häufigste  und  ihm  wüuschens- 
wertheste  Wild  war  das  Reu,  das  er  mit  ähnlichen  Pfeilspitzen 
erlegte,  wie  sie  sich  in  Abbeville  fanden.  Bei  der  ausserordentlich 
grossen  Masse  von  Renthierresten  —  einen  Wagen  füllten  sie  — 
wirft  sich  wohl  die  Frage  auf,  ob  das  Ren  etwa  damals  schon  als 
Hausthier  in  Heerden  seinem  Besitzer  den  Unterhalt  sicherte.  Be- 
denkt man,  dass  der  Mensch  als  Hüter  der  Heerde,  den  treuen 
Begleiter  und  Hausgenossen,  den  Canis  familiaris  noch  nicht  be- 
sass,  so  kann  die  Antwort  nur  verneinend  ausfallen. 

In  unserer  obigen  Voraussetzung  werden  wir  nun  aber  noch 
dadurch  bestärkt,  sie  wird  uus  geradezu  zur  Gewissheit,  dass  neben 
der  Unmasse  von  Renthierresten  auch  ganz  in  Uebereinstimmung 
mit  der  Fauna,  zu  der  das  Ren  zählt  ^^),  Knochen  vom  Fiälfrass,  vom 
Eis-  und  Goldfuchs  und  vom  Bären  sich  fanden,  die  ja  so  wenig 
wie  das  Reu  heute  die  Polarzone  verlassen;  es  sind  dieselben  Thiere, 
die  auch  heute  au  der  Waldgrenze  Sibiriens,  Grönlands  und  Nor- 
wegens dem  Reu  nachstellen.  Wie  heute  der  Singschwan  seine 
Brutplätze  auf  Spitzbergen  oder  in  Lappland  aufschlägt,  so  waren 
ihm  in  der  eisigen  Zeit  Mittel- Europas  die  Ufer  der  alpinen 
Gletscher  als  Heimstätte  genehm.    Von  der  heutigen  Fauna  Ober- 


^*)  Probst  zählt  in  den  württembergischen  naturwissenschaftlichen 
Jahresheften  1881  eine  ähnliche  Steppenfauna  auf,  wie  sie  Nehring  in  Wester- 
egeln, Thiede  etc.  aufgefunden  und  erkannt  hatte;  hier  sind  sie  durch  Ein- 
schwemmung in  Klüfte  der  oberschwäbischen  Meeresmolasse  (von  Mietingen 
und  Baltringen)  erhalten. 


—     79     — 

Schwabens  zeigt  sich  mit  Ausuahiue  eiues  dickkopfigeD  Pferdes 
uoch  keine  Spur  —  nur  nordische  Thiere. 

Wenn  uns  nun  auch  hier  wi  r  k  1  i  c  h  e  Reste  des  Menschen 
fehlen,  so  sind  doch  die  Werke  seiner  Hände  unverkennbar  und 
in  mancherlei  Form  aufbewahrt.  Mit  faustgrossen  Steinen  zerschlug 
der  Schussenrieder  Reuthierjäger  die  Röhrenknochen  u.  dergl.,  um 
sich  am  Marke  derselben  zu  delectiren;  mit  ausgehöhlten,  löffel- 
artigen Geweihstücken  schöpfte  er  wohl  das  Hirn  aus  dem  Schädel, 
das  warm  zu  verspeisen  noch  die  höchste  Delicatesse  des  Samojedeu, 
Ostjaken  und  Korjaken  sein  soll ;  möglich  auch,  dass  er  damit  das 
warme  Blut  trank.  Das  Reu  gab  ihm  jedoch  nicht  blos  Fleisch 
und  Pelzwerk,  auch  wohl  Schuhwerk,  zur  Bekleidung,  aus  dem 
Geweih  stellte  er  sich  die  Dolche  und  die  Pfeilbolze,  wozu  der 
Singschwau  die  Feder  lieferte,  her.  Zum  Abtrennen,  Formen, 
Glätten  etc.  der  verschiedenen  Jagdgeräthe  aus  Rengeweih,  dazu 
griff  er  immer  wieder  zu  seinen  in  Handhaben  von  Geweih  ein- 
gekeilten, plumpen,  grob  beschlagenen  Feuersteinschabern  und 
-Messern,  mit  denen  er  auch  seine  Jagdbeute  auswaidete.  An- 
gebunden  au  hölzerne  Schäfte  waren  wohl  die  aus  Flint  ge- 
schlagenen Lanzenspitzeu.  Angelartige  Geräthe,  aber  auch  zahl- 
reiche Wirbelkörper  von  stattlichen  Fischen  bezeugen,  dass  er  auch 
dem  wässerigen  Elemente  Nahrung  abzugewinnen  verstand.  Holz- 
nadeln mögen  den  Frauen  zum  Stricken  der  Netze  gedient  haben. 
Von  manchen  Geräthen  ist  der  Zweck  nicht  mehr  zu  errathen. 
Immerhin  erkennen  wir,  dass  alle  diese  Geräthschaften  eine  grosse 
Vielseitigkeit  der  Zwecke  und  damit  einen  gewissen  Culturgrad 
voraussetzen,  der  höher  steht,  als  der  unserer  mindest  begabten 
wilden  Völkerschaften. 

Ein  Prometheus  hatte  ihm  schon  in  der  früheren  Heimat, 
von  welcher  er  in  Verfolgung  des  Wildes  den  Weg  hierher  fand, 
die  Kunst  des  Feuers  verrathen,  seine  Wohnung  zu  erwärmen 
und  wohl  auch  zu  erleuchten.  In  einen  mit  einem  Loch  ver- 
seheneu Granitblock  wurde  ein  Holzstock  gesteckt  und  durch 
rasche,  ki'eisende  Bewegung  in  Brand  gesetzt.  —  Gefässe  aus 
plastischem  Thou  herzustellen,  das  ist  eine  Erfindung,  die  der 
Steinmeusch  auf  deutschem  Boden  machte.  Schussenried  und 
mehrere  andere  uralte  Wohnstätten  weisen  nämlich  noch  kein 
Scherbchen  des  rohsten,  aus  freier  Hand  geformten,  irdenen  Ge- 
schirres auf. 


—     80      - 

Wie  die  Wohuiiugen  der  Scliusseurieder  Jäger  beschaffen  waren, 
darüber  ist  uns  kein  Anhaltspunkt  aufbewahrt;  möglich,  dass  sie 
Hütten  bauten;  wahrscheinlicher  ist,  dass  sie,  wie  dies  bei  einem 
den  Eskimo  verwandten  Volksstamme  auf  den  Aleuten  in  der 
Behringstrasse  noch  zu  Ende  des  vorigen  Jahrhunderts  geschah, 
in  selbstgegrabenen  Höhlen  in  der  Erde  lebten;  auch  diese  lebten 
noch  ohne  irgend  ein  Hausthier,  von  Jagd  und  Fischfang  und 
hatten  keine  anderen  Werkzeuge   als   solche  von  Stein  und  Bein. 

Wir  halten  eben  bei  den  wilden  Völkern  von  heute  Nachfrage, 
consultireu  den  Ethnologen,  um  die  Spuren  und  Reste  des  diluvialen, 
überhaupt  des  prähistorischen  Menschen  zu  einem  möglichst  wahren 
Bilde  zu  vereinigen  —  ein  Bild  vom  Thun  und  Treiben,  von 
Gestalt    und    geistigem    Inhalt. 

Ein  Vergleich  mit  dem  Renthierjäger  Süd-Frankreichs  lässt 
errathen,  dass  dem  deutschen  das  Leben  saurer  wurde,  dass  er  zur 
Ausschmückung  seiner  Waffen  noch  keine  Müsse,  keinen  Sinn  hatte. 
Oder  sollte  derselbe,  wie  das  in  Deutschland  fast  allenthalten 
zutrifft,  dass  nämlich  nur  Abfälle,  zumeist  nur  schlechte  oder  miss- 
rathene  Artefacte  sich  erhielten,  zu  viel  Werth  darauf  gelegt 
haben,  um  derartiges  auf  einen  Düngerhaufen  zu  werfen?  Ein 
einziges  Geweihstück  zeigt  Graviruug,  die  aber,  wie  Fr  aas  be- 
merkt, kaum  die  lebhafteste  Phantasie  in  ein  Bild  pflanzlicher 
oder  thierischer  oder  landschaftlicher  Natur  zu  vereinen  vermag.  — 
Kleine  Stücke  rother  Farbe,  einer  sich  fettig  anfühlenden  Pasta, 
ähnlich  der,  welche  sich  auch  zusammen  mit  Spuren  des  Menschen 
u.  a.  in  Höhlen  der  Dordogne  fand,  legen  die  Vermuthung 
nahe,  dass  der  Schussenrieder  Jäger,  wie  es  Kaffern  und  Indianer, 
sich  zu  Tanz  und  Krieg  zu  schmücken,  noch  lieben,  sich  damit 
bemalte. 

Steigen  wir  nun  nordwärts  aus  dem  Bereiche  des  Diluvs  und 
der  Molasse  in  das  der  jurassischen  Alb,  an  deren  Gehängen  und 
in  deren  Thälern  sich,  soweit  wasserreiche  Flüsse  und  weite  Sümpfe 
es  zuliessen,  meilenweite  Waldungen  hinziehen  und  auf  den  Hoch- 
ebenen eine  steppenartige  Flora  sich  angesiedelt  hatte,  da  ändert  sich 
auch  die  Thierwelt,  und  die  in  die  Jurafelsen  durch  die  atmo- 
sphärischen Wasser  ausgeuagten  Höhlen  liessen  den  Menschen  ein 
sicheres  Dach  und  Fach  finden.  Hölzerne  Baraken,  die  er  wohl 
auch  zu  errichten  verstanden,  konnten  bei  dem  rauhen  Klima  nicht 


—     81     — 

genügen.  Mühelos  wurden  übrigens  die  Höhlen  nicht  oder  nicht 
immer  erworben;  die  frühereu  Insassen,  wie  die  Höhlenbären? 
mussten  oft  zuerst  daraus  vertrieben  werden. 

Wenn  mächtige  Fluthen  damals  dem  Tieflande  zutrieben  — 
wie  klein  ist  meist  die  heutige  Flussrinne  im  Gegensatze  zur  Weite 
des  Thaies,  das  doch  meist  nur  der  erodirenden  Wirkung  des 
Wassers  seine  Entstehung  und  Ausbildung  verdankt  —  dann  be- 
greift es  sich  wohl,  dass  der  Mensch  in  höher  gelegenen  Höhlen 
Schutz  suchte  und  so  zum  Höhlenmenschen  wurde.  Da  aber  nur 
Kalkgebirge  solche  Hohlräume  enthalten  —  es  liegt  dies  in  der  Ent- 
stehungsgeschichte derselben  —  so  sind  es  wieder  Kalkgebirge,  in 
denen  fast  allein  nur  die  Reste  und  Spuren  von  Höhlenmenschen 
aufbewahrt  sein  können. 

Möglich,  dass  ihm  diese  Höhlen  nur  als  Winterquartier  gedient 
haben  —  der  Winter  war  lang  — ,  während  er  zur  Sommerzeit 
südlich  in  Hütten  von  Renthierfell  oder,  wie  es  heute  noch  die 
Eskimo  machen,  in  in  die  Erde  gegrabenen  Löchern,  die  zu  graben 
ihnen  wohl  die  Schaufeln  der  Renthiere  das  zweckmässige  In- 
strument geboten  haben,  sein  Domicil  aufschlug  und  das  Renthier 
aufsuchte,  wo  es  auf  weiten  moorigen  Heiden  rudelweise  weidete. 
Droben  im  Gebirge  stellten  sich  dem  Jäger  grössere,  schwerere 
Aufgaben.  Da  galt  es  nicht  blos  für  die  Leibesnahrung  zu  sorgen, 
hier  galt  es,  das  Leben  selbst  vor  riesigen  Bestien  zu  schützen. 

Doch  folgen  Sie  mir  an  der  Hand  von  Oscar  Fr  aas,  dem 
erfahrensten  Höhlenforscher  Deutschlands,  in  eine  der  bedeutendsten 
Höhlen  ^^');  das  Thun  und  Treiben,  das  sich  hier  in  den  hiuterlasseuen 
Resten  wiederspiegelt,  ist  nahezu  dasselbe,  das  sich  in  anderen, 
benachbarten  oder  entfernteren  Deutschlands  und  der  Nachbar- 
länder abgespielt  hat. 

Der  seither  unbestrittene  Herr  dieser  Wälder  scheint  ein 
riesiger  Bär  gewesen  zu  sein,  der  in  den  Höhlen  der  Alb  hausend, 
seinen  stumpfen,  warzigen  Zähnen,  seinem  plumpen  Körperbau 
nach,  noch  mehr  als  unser  brauner  der  Pflanzenkost  zugethan  war, 
sich  von  Baumknospen,  von  jungem  Laub,  von  Waldbeeren  und 
von  Schnecken  nährte.  Seine  Grösse  konnte  10  Fuss  erreichen. 
Diesem  plumpen,   gewaltigen   Gesellen,    neben   welchem    übrigens 


^®)  Oscar  Fraas,   Beiträge   zur  Culturgeschiclite ,    aus    schwäbischen 
Höhlen  entnommen.   Archiv  für  Anthropologie  Bd.  V.  S.  173. 

6 


-     82     — 

noch  ein  schlankerer.,  bissigerer  Gattungsgenosse  —  angefressene 
Knochen  von  Reu,  Ochs  und  Pferd  weisen  zuweilen  die  Eiudrücke 
seines  Gebisses  auf  —  sich  hier  herumtrieb,  giug  nun  der  herum- 
schweifende Jäger  nicht  blos  in  sein  Lager  nach,  ihn  zu  er- 
schlagen, um  sich  mit  dessen  Fleisch  und  Knochenmark  zu 
sättigen  und  in  dessen  Pelz  sich  kleiden  zu  können,  sondern 
auch,  um  nun  an  seiner  Stelle  sich  hier  wohnlich  einzurichten. 

Die  Wohnstätte  war  ein  wahrer  Palast  für  den  so  genügsamen 
Wilden.  Am  Fusse  einer  Felswand  des  Achthaies,  nur  3  m  über 
der  Thalsohle  führt  ein  bequemer,  80  Fuss  langer  Eingang  in  das 
Innere  zu  einer  100  Fuss  hohen  doraartigen  Halle,  deren  Tiefe 
und  Breite  ungefähr  die  gleichen  Maasse  hat;  Nischen  und  Löcher 
überall,  die,  theilweise  verengt  noch  tiefer  in  den  Berg  sich  hinein- 
ziehend, Vorrathsräume  bieten  für  Fourage  und  Geräthschaften. 
Kieufackeln,  harzige  Holzscheite  —  ähnliches  dieut  den  Papuas 
jetzt  zum  gleichen  Zweck  — ,  die  man  wohl  gleich  dem  ewigen 
Lichte  dauernd  brennend  zu  erhalten  suchte,  erhellen  den  weiten 
Raum.  Die  Temperatur  schwankt  in  der  Höhle  das  ganze  Jahr 
hindurch  um  wenige  Grade,  kommt  so  ziemlich  der  mittleren  Tem- 
peratur der  Umgegend  8*1°  gleich. 

Da  sehen  wir  ihn  aus  den  Feuersteinen  des  weissen  Jura 
Waffen  von  verschiedener  Form  und  für  verschiedene  Zwecke 
schlagen,  um  damit  u.  a.  aus  dem  Stammtheile  der  Renthierge- 
weihe  für  seine  Feuersteinmesser  kurze  Griffe  auszuschneiden 
oder  die  Enden  mit  ebendenselben  zu  Lanzenspitze  und  Dolch 
zuzurichten.  Das  waren  die  Waffen,  mit  denen  er  zur  Jagd  aus- 
zog. Von  der  Jagd  heimgekehrt,  war  es  wohl  nach  dem  Abbalgen 
eine  der  ersten  und  angenehmsten  Arbeiten  des  Bärenjägers,  den 
Schädel  mit  Steinen  aufzuschlagen  und  sich  au  dem  warmen 
Inhalte  desselben,  dem  Gehirn  des  Bären,  zu  erlaben.  In  der 
ganzen  Höhle  fand  sich  nämhch  kein  ganzer  Schädel.  Während 
die  abgenagten  Knochen  als  Speiseabfälle  liegen  blieben,  wurde 
dagegen  der  Unterkiefer  geborgen  —  wir  sehen,  es  fehlte  ihnen 
die  Eigenschaft,  ohne  welche  uns  kein  wohnliches  Behagen 
denkbar  ist,  die  Reinlichkeit,  —  zum  mindesten  hätte  uns 
die  Luft  unerträglich  geschienen.  Nun  aber  wozu  der  Bären- 
kinnbacken ?  Aus  dem  halben  Unterkiefer  machte  sich  nämlich 
der  Bewohner  von  Hohlefels  ein  Haubeil  zurecht ,  um  damit 
die  Knochen  des  Wildes  aus   dem  Fleische  zu  lösen  und  die  Epi- 


—     83     — 

pliyseu  des  Markes  halber  von  den  Geleukskuocheu  abzuschlagen 
oder  auch  nur  mit  dem  spitzen ,  laugen  Eckzahn  in  die  Gelenk- 
theile  Löcher  zu  hauen,  um  hieraus  das  Mark,  über  dem  Feuer 
flüssig  gemacht,  mit  schmatzendem  Wohlbehagen  zu  saugen.  — 
Vielleicht  waren  ihm  die  Rippeusplitter  nützlich  als  Nadeln,  den 
Bärenpelz  mit  Saiten  zu  einem  dem  Körper  anliegenden  Gewände 
zusammenzunähen.  So  war  hier  der  Bär  das  geschätzteste,  aus- 
giebigste, nützlichste  Wild  der  damaligen  Albjäger. 

Die  Thierwelt,  die  dem  Hohlefelser  einerseits  Unterhalt  bot, 
andererseits  ihn  nöthigte,  seine  Kräfte  zu  stähleu  und  Alles  auf 
die  Steigerung  körperlicher  Gewandtheit  und  üebung  seiner  Sinne 
zu  setzen,  war  eine  ziemlich  reiche.  Wenn  auch  die  Reste  der  mit 
einem  Wollpelz  ausgestatteten  Pachydermeu,  von  Mammuth  und 
dem  Rhinoceros,  dessen  Nase,  gestützt  von  einer  knöchernen  Nasen- 
scheidewaud,  zwei  Hörner  trug,  hier  geringfügig  sind,  so  dürfen 
wir  dennoch  voraussetzen,  dass  auch  der  Hohlefelser  Höhleu- 
mensch den  Mähnenelephauten  durch  die  Wälder  streifen  und  das 
wollhaarige  Nashorn  sich  im  Schlamme  der  Moräste  wälzen  sah; 
wissen  wir  doch,  dass  zu  damaliger  Zeit  grosse  Heerden  derselben 
mit  dem  Stammvater  von  Bison  und  Auerochs,  dem  mächtiffen 
Wisent  (Bos  prisciis).  im  Stuttgarter  Thale  weideten. 

Es  konnte  auch  nicht  jede  Beute  vom  Jäger  zur  Höhle  ge- 
schleppt werden,  musste  doch  allmählich  das  Jagdgebiet  mehr  aus- 
gedehnt werden.  In  Zelten  und  in  den  zahlreichen  Höhlen,  die 
er  auf  seinen  sommerlichen,  weiten  Jagdzügen  kennen  lernte  und 
als  gelegentlichen  Unterschlupf  nützte,  verzehrte  er  während  der 
Jagd  seine  Beute  und  liess  dort,  was  zu  schwer  oder  nicht 
geniessbar  war,  zurück,  den  zerstörenden  Einflüssen  der  Atmo- 
sphärilien ausgesetzt. 

Winters  war  der  Hohlefels  das  Standquartier,  da  wurde  der 
Bär  gejagt  —  Freudentage  mögen  es  für  Jung  und  Alt  gewesen  sein, 
wenn  für  einige  Zeit  Bärenbraten  auf  dem  Menü  stand.   — 

Nächst  dem  Ren  galt  besonders  auch  dem  wilden  Pferde  die 
Jagd  des  Hohlefelsers.  Sehr  breitschnauzig  und  schlaukbeinig  stimmt 
es  ganz  wohl  mit  den  Pferdeporträts,  die  uns  aus  jener  Zeit  auf- 
bewahrt sind.  Die  Seltenheit  von  Rumpftheilen  unter  den  Höhlen- 
resten gibt  uns  den  Beweis,  dass  die  Jäger  nur  die  Vierteln,  die 
Schenkel  in  die  Höhle  zu  schleppen  ausgiebig  genug  fanden.  Die 
Schneidezähne   des  Pferdes,    an    der  Wurzel    durchbohrt,   müssen 


—     84     — 

zum  Schmuck  gedient  haben ,  vielleicht  auch  als  Amulette ; 
schmücken  sich  doch  unsere  Jäger  mit  den  Eckzähnen  des  Hirsches. 

Wo  pflanzenfressende  Hufthiere  sind,  da  fehlen  nicht  die 
grösseren  Räuber,  deren  Zahl  in  Schranken  zu  halten;  von  Con- 
currenten  an  seiner  Jagdbeute  bewahrten  die  Küchenabfälle  u.  a. 
die  Reste  einer  gewaltigen  Katze,  welche  die  Einen  Höhlentiger, 
die  Anderen  Höhlenlöwe  nennen;  entsprechend  dem  damaligen  Klima 
mag  auch  sie  durch  ein  dichteres,  wolliges  Pelzkleid  geschützt 
gewesen  sein.  Auch  in  der  Gailenreuther  Höhle  sind  Schädel, 
Zähne  und  Krallen  dieser  Bestie  gefunden  worden ;  immerhin  finden 
sie  sich  überall  nur  vereinzelt.  Hohe  Siegesfreude  muss  den  erfüllt 
haben,  der  ihr  das  blutige  Fell  abziehen  konnte  —  ein  Siegfried 
der  Steinzeit.  — 

Zu  diesem  Räuber  gesellten  sich  nun  noch  Luchs  und  Wild- 
katze, die  dem  Renthiere  auflauerten  — •  beide  von  beträchtlicherer 
Grösse  als  die  heute  lebenden.  Die  Reste  von  Iltis  und  Stein- 
marder, die  sich  auch  in  den  späteren  Pfahlbauten  finden,  sind 
vielleicht  später  in  die  Höhle  gekommen.  Von  Nagern  fanden 
sich  Lemming  {M.  torquattis),  Haselmaus,  Schermaus  und  Acker- 
maus, der  Biber  und  der  Hase,  der  ja  auch  im  Kehrichthaufen 
von  Schussenried  lag,  von  Vögeln  Knochen  vom  Siugschwan  und 
der  Saatgans;  zweifelhaft  ist  der  Moschusochs. 

Auch  dem  Hohlefelser  Jäger  fehlte  der  Haushund;  er  war 
daher  allein  auf  seine  eigene  Spürkraft  angewiesen. 

Vom  Menschen  selbst  sind  hier  einige  Reste,  aber  bis  zur 
Unkenntlichkeit  von  Fleischfressern  zernagt ,  erhalten.  Seltsam, 
so  sehr  der  Mensch  hier  bezüglich  des  Materials  für  seine  Wafien 
und  Geräthschaften  ins  Volle  greifen  konnte,  nichtsdestoweniger 
sind  die  Feuersteinspäue  von  der  primitivsten  Form ;  messerscharf, 
zweischneidig  sind  sie,  aber  keine  Zuspitzung,  keine  Räudelung  und 
Zähnelung  weist  nur  eines  der  vielen  Stücke  auf.  Sollte  er  wirklich 
noch  nicht  Pfeilspitzen  und  Hämmer  aus  diesem  Material  haben 
darstellen  können  ?  Für  erstere  hatte  er  allerdings  in  den  zu- 
gespitzten, geschabten  Geweihenden  des  Renthieres  Ersatz. 

Nach  einer  Richtung  ist  ein  Fortschritt  im  Vergleiche  zum 
Schussenrieder  bemerkbar,  aus  Sand  und  Thon,  die  er  innig  mit 
einander  knetete,  formte  er  aus  freier  Hand  Schüsseln  rohester 
Form. 

Jahrhunderte  mag  hier,  Generation  auf  Generation,  der  Mensch 


-     85     — 

augesiedelt  gewesen  seiu;  die  üumasse  der  Speiseabfälle  und  des 
Schuttes  und  Moders,  des  alten  Schmutzes,  in  welchem  jene  ein- 
gebettet sind,  lässt  dies  schliessen. 

Dies  war  1871  der  erste  Fund  aus  neuerer  Zeit,  der  in  Deutsch- 
land den  Menschen  als  Zeitgenossen  von  Mammuth,  Rhinoceros 
und  Höhlenbär  bezeugt. 

Im  Norden  Deutschlands,  wo  ehedem  der  Rand  der  Gletscher, 
aus  denen  der  Harz  fast  als  Insel  hervorragte,  an  den  Nord- 
abhäugen  der  Mittelgebirge  aufstiess,  waren  allmählich  die  Wasser 
abgeflossen,  indem  sie  den  mächtigen  Gletscherschutt  sichteten 
und  schichteten,  neue  Flussläufe  sich  schufen  oder  alte,  der  Rich- 
tung derselben  folgend,  bei  der  enormen  Wassermasse  in  weit 
grösserer  Breite  erfüllten.  Allenthalben,  wie  uns  das  östlich  der 
Elbe  heute  noch  au  See'n  und  Mooren  so  reiche  Gebiet  beweist, 
hatten  sich,  gestützt  von  regellos  abgelagertem  Schutt,  zahlreiche 
See'n,  Teiche,  Tümpel  gebildet.  Wenn  nun  hier,  in  der  deutscheu 
Tiefebene,  in  den  letzten  Jahren  an  mehreren^'')  Orten  eine  Fauna 
aufgefunden  wurde,  die  mit  aller  Entschiedenheit  auf  ein  conti- 
nentales  Klima  mit  heissen  Sommern  und  kalten  Wintern,  ferner 
auf  eine  der  Wasser  bannenden  Wälder  entbehrende  Landschaft 
hinweist,  so  richtet  sich  unser  Blick  unmittelbar,  nach  einem  Ana- 
logen in  der  Gegenwart  suchend,  nach  den  Steppen  des  östlichen 
Europas,  mehr  noch  uach  denen  des  südlichen   West-Sibiriens. 

Plötzlich  aus  dem  Harzer  Bodethal  hervorbrechende  und  wohl 
auch  während  einer  längeren  Periode  regelmässig  wiederkehrende 
sommerliche  Hochfluten  sind  es  u.  a.,  welche  zwischen  den  Gips- 
felsen von  Westeregeln  ^^)  in  einem  lössartigen  Sande  eine  dilu- 
viale osteologische  Sammlung  zusammenschwemmten ,  die  unsere 
Kenntnisse  über  den  Verlauf  der  Veränderungen  des  landschaft- 
lichen Bildes  und  des  organischen  Lebens  in  Deutschland  von 
der  Eiszeit  bis  heute  wesentlich  vervollständigte.  Bevor  wir 
genauer    diesen    Fund   beschreiben,    sei   noch    erwähnt,    dass   jene 


^^)  Nehring,  Die  quaternären  Faunen  von  Thiede  und  Westeregeln.  I. 
Archiv  für  Anthropologie  1878,  Bd.  X.  S.  361;  R.  Richters,  Aus  dem 
thüringischen  Diluvium.  Zeitschrift  d.  d.  geologischen  Gesellschaft  1879, 
S.  282,  und  Nehring,  Seveckenberg  bei  Quedlinburg  und  Sudmerberg  bei 
Goslar.  Zeitschrift  d.  d.  geologischen  Gesellschaft  1880,  S.  475—476. 

**)  Alfred  Nehring,  Die  quaternären  Faunen  von  Thiede  und 
Westeregeln,    II.    Archiv  für  Anthropologie  Bd.  X.  S.  364  und  Bd.  XI.  S.  1. 


—     86     — 

Ablageruug  keine  Spur  einer  Störung,  einer  Durchwüliluug  er- 
kennen Hess,  die  Knochen  liegen,  wenn  auch  bunt  durcheinander, 
auf  primärer  Lagerstätte;  aus  nachbarlieh  gelegenen  Skelettheilen 
konnte  N  e  h  r  i  n  g  vielfach  noch  ganze  Skelette  reconstruireu. 

In  dieser  Sammlung  fanden  sich  nun  und  zwar  aus  sehr  tiefer 
Lage,  anderwärts  in  der  tiefsten  —  in  Westeregeln  16  Fuss,  bei 
Thiede  28  Fuss  tief  —  Feuersteinmesser,  auch  Holzkohlenstückchen 
und  Asche;  zudem  müssen  viele  der  grösseren  Knochen  vom 
Menschen  gewaltsam  zertrümmert  sein,  denn  jede  Spur  der  Zähne 
eines  Raubthieres,  dem  man  etwa  die  Zertrümmerung  beimessen 
könnte,  fehlt.  Von  der  körperlichen  Beschaffenheit  des  Menschen 
spricht  uns  aber  auch  hier  kein  Fund. 

Sicherlich  war  hier  der  Mensch  kein  ständiger  Bewohner, 
was  schon  aus  dem  im  Laufe  des  Jahres  hier  sich  abspielenden 
Pflanzen-  und  Thierleben,  dann  auch  aus  dem  fast  völligen  Mangel 
von  natürlichen  Schutzstätten  folgen  muss.  Bei  ständigem  Aufent- 
halt wäre  auch  kein  Pferd-  und  Ren-Röhrenknochen  unzerschlagen 
geblieben. 

Auf  frühsommerlichem  Jagdzuge,  wenn  durch  die 
Sonnenglut  und  die  zur  Sommerzeit  herrschende  Regenlosig- 
keit  —  welche  von  wolkenbruchartigeu ,  himmlischen  Ergüssen 
dann  und  wann  unterbrochen  wurde  —  das  organische  Leben 
noch  nicht  erstorben  und  noch  nicht  die  sengenden  Sonnen- 
strahlen bis  tief  hinein  das  lockere  Material  ausgetrocknet,  dieses 
die  Luft  von  Staub,  der  jede  Fernsicht  hiuderte,  erfüllte,  —  als 
eben  das  sommerliche  Bild  der  Steppe  noch  nicht  perfect 
war,  vielmehr  die  Frühlingssonne  durch  das  Schmelzen  der  Schnee- 
masseu,  die  in  langem,  strengem  Winter  die  weiten  Ebenen  und 
Hochflächen  deckten,  die  Vegetation  zu  reichem,  wenn  auch  kurzem 
Leben  erweckte,  —  traf  der  nomadisireude  Jäger  aus  dem  Süden 
oder  aus  dem  Osten  ein,  leichten  Gepäckes,  wohl  ohne  Weib  und 
Kind,  die  er  im  Hohlefels  oder  in  der  Mammuthhöhle  bei  Krakau 
oder  in  anderen  höhlenartigeu  Winterquartieren  zurückliess,  um 
das  flüchtige  Steppenpferd  und  die  Antilope,  welche  beide  in 
Rudeln  wohl  aus  südlicheren,  wärmeren  Steppen  eintreffend,  hier 
weideten,  mit  Pfeil  und  Bogen  zu  jagen.  Noch  nicht  hat  er,  wie 
der  heutige  Steppenbewohner,  dies  genügsame  Thier,  das  mit  ver- 
dorrten Grasbüscheln  fürlieb  nimmt,  das  sich  unter  dem  Schnee  mit 
seinen  Hufen  seine  Nahrung  sucht,  das  lange,  wenn    auch    nicht 


—     87     — 

tagelang  ohne  zu  trinken  ausharrt,  bestiegen ,  um  mit  der 
Schlinge  seinesgleichen  zu  fangen;  nein,  es  war  ihm  nur  Jagd- 
thier,  das  Pferdefleisch  ist  somit  als  Gericht  eine  sehr  alte  Erfindung. 

Hier  auf  der  von  gelbblühendeu  Korbblüthlern  und  Schmetter- 
liugsblüthleru,  von  gelben  Kreuzblumen,  graugrünen,  weissfilzigen 
Cheuopodieen  und  steifblätterigeu  Gräsern  und  Riedgräsern  wogen- 
den Steppe ^^)  erfreute  sich  dieser  vagabundireude  Jäger  einer  wenig 
gefahrvollen  Jagd.  Denn  auch  die  Thierwelt  fing  wieder  an  sich 
zu  rühren.  Die  Nager  der  sibirischen  Steppe ,  die  S  a  n  d  -  oder 
Pferdespringer  {Älactaga  j acutus),  scheue  Thiere,  die  weidend 
gleich  dem  Känguruh  auf  allen  Vieren  laufen  und  mit  Hülfe  ihres 
Schwanzes  sich  abschnellend  mit  den  laugen  Hinterbeinen  in  weiten 
Sätzen  dahin  jagen,  dem  Jäger,  der  nach  ihrem  schmackhaften 
Fleische  lüstern,  sicherlich  viel  Mühe  machten,  die  Wühlmäuse 
{Ärvicola  ratticeps,  gregalis  und  arvalis),  Pfeifhasen  (Lagomys 
pusiUus) ,  Hasen  {Lepus  timidus  oder  variabilis) ,  der  B  o  b  a  k 
(Ärcfomys  hdbac)  und  ein  paar  Zieselarten  {Spermophüus 
altaicus  und  guttatus)  erwachten  in  ihren  selbstgegrabeuen  Erd- 
löchern aus  ihrem  winterlichen  Schlafe  und  huschten  und  sprangen 
in  vergnüglichem  Spiele  oder  nach  Nahrung  suchend  in  Gesellschaft 
vom  Steppeudachs,  Iltis  und  Spitzmaus.  In  Fallen  gefangen,  mögen 
jene  manchen  guten  Bissen  geliefert  haben.  Dass  er  auch  auf 
flüchtigem  Jagdzuge  das  Fleisch  nicht  roh  verspeiste,  dafür 
sprechen  die  Holzkohlen  und  Aschenreste. 

Um  das  Bild  der  Thierwelt  zu  ergänzen  —  es  hatte  sich  aus 
dem  Süden,  vielleicht  nur  aus  der  nicht  zu  fernen  Liudenthaler 
Höhle,  einem  Standquartier,  von  dem  sie  sich  überhaupt  nicht 
gern  weit  entfernte,  die  Höhleuhyäne,  eine  der  gefleckten  Hyäne 
nahestehende  Form,  eingefunden.  Sogar  der  mächtige  Höhlentiger 
war  auf  seinen  Streifzügen  soweit  nach  Norden  gekommen;  heute 
ja  streift  auch  der  Königstiger  Beugalens  vielfach  bis  zum  Kau- 
kasus, bis  zum  Amur  und  in  das  südliche  Sibirien;    er   wird  von 


*')  Unter  den  Steppenpflanzen,  wielctie  noch  heute  im  Osten,  wo  Steppen- 
bildung in  weitester  Ausdehnung  besteht,  heimisch  sind  und  nordöstlich  vom 
Harz  und  Thüringer  Wald  ihre  Grenze  finden,  hebt  Eng  1er,  Versuch  einer 
Entwicklungsgeschichte  der  Pflanzenwelt  I.  S.  190  besonders  hervor:  Adonis 
vernalis,  Ranunculus  illyricus,  Arabis  brassiciformis,  Gypsopliila  festigata,  La- 
vatera  thuringiaca,  Oxytropis  pilosa,  Astragälus  exscapus,  Potentüla  alba, 
Hieracium  ecliinoiäes,  Nonnea  pulla,  Carex  supina. 


den  Gebirgen  im  südlichen  Deutschland  ausgegangen  sein ,  wo 
seine  Reste  die  Eingesesseuheit  zu  damaliger  Zeit  bekunden.  Das 
wollhaarige  Nashorn  und  die  grossen  Rinder  der  postglacialen 
Zeit,  Ur  und  Wisent,  wenn  sie  auch  meist  in  bewaldeten  Districten 
lebten,  thaten  sich  doch  auch  au  dem  üppigen  jungen  Pflanzen- 
wuchse  der  waldlosen  Steppe  gern  gütlich.  Bemerkenswerth  ist, 
dass  die  Waldthiere,  wie  der  Bär  und  das  Mammuth,  fast  völlig 
fehlen.  Dass  übrigens  in  Nord-Deutschland  die  grossen  diluvialen, 
grasfressenden  Säuger,  die  auf  Wald  und  ausgedehntes  Wleseulaud 
angewiesen  sind,  sich  aufhielten,  beweist  die  nicht  unbeträchtliche 
Menge  von  Knochen  uud  Zahnresten  von  Mammuth  und  Rind,  die 
u.  a.  in  und  um  Berlin  ^°)  aufgefunden  wurden.  Wintergäste 
waren  hier  am  Fusse  des  Harzes  das  Renthier^^)  und  die  hamster- 
ähnlichen Lemmings  (Myodes  lemnius  var.  ohensis),  nach  den 
mageren  Resten  von  Gräsern,  Flechten  und  allerlei  Wurzelzeug 
suchend,  ausserdem  noch  ihre  Feinde,  die  Eisfüchse.  Horstende 
Geier  mögen  in  ihrem  Gewölle  auch  Beitrag  zu  dieser  osteo- 
logischen  Sammlung  geliefert  haben.  Von  den  hier  gefundenen 
Vogelresten  führen  wir  nur  die  des  Birkhuhnes  (Tefrao  tetrix),  der 
Trappe  {Otis  tarda)  und  der  Rauchschwalbe  {Hirunäo  rustica)  an. 
So  ist  dies  seltsame  Gemisch  von  echten  Steppeuthieren,  von  süd- 
licheren Räubern  und  nordischen   Thieren  verständlich.^^) 

Hier  erlauben  Sie  mir  eine  kurze  Bemerkung,  die  vielleicht 
eine  Berechtigung  hat.  Es  ist  doch  wunderbar,  dass  sich  in 
Nord-Deutschland  nicht,  ähnlich  wie  in  der  pannonischeu  Ebene, 
Spuren   junger   mariner  Bedeckung    finden  —  als   da    sind   Salz- 


^")  Fried el,  Verhandlungen  der  XI.  allgemeinen  Versammlung  der 
deutschen  Gesellschaft  für  Anthropologie  etc.  zu  Berlin.  1880,  S.  13.  Corr.  Bl. 
der  deutschen  anthropologischen  Gesellschaft. 

^*)  In  Sibirien  und  dem  nordöstlichen  Russland  unternimmt  das  Ren 
regelmässige  und  weite  Wanderungen,  indem  es  im  Frühjahr  heerdenweise 
die  Wälder,  die  ihm  im  Winter  Schutz  gegen  die  grimmige  Kälte  boten, 
verlässt  und  während  des  Sommers  die  öden  Tundren  in  der  Nähe  des  Eis- 
meeres bewohnt;  in  Norwegen  hingegen  zieht  es  nach  dem  Berichte  von 
Brehm  nur  zeitweise  (zur  Zeit  der  Mücken)  nach  den  höher  gelegenen 
Schneefeldern  und  Gletschern. 

^^)  Dass  an  die  Stelle  der  Steppenfauna  eine  Waldfauna  trat,  darauf 
deuten  u.  a.  die  in  den  obersten  Schichten  des  Gypsbruches  neben  neolitischen 
Alterthümern  ausgegrabenen  Reste  von  Reh,  Edelhirsch,  Wildschwein  und 
Biber. 


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steppen,  Salztümpel,  Salzpflauzeu;  es  möchte  dies  als  iudirecter 
Beweis  für  die  Eisbedeckuug  und  gegen  die  Drifttheorie  gelten, 
dessen  es  freilich  kaum  mehr  bedarf.  Wenn  auch  ein  Meer  mit 
Eisbergen  und  Treibeis,  sofern  die  Strömungen  keine  energischen 
sind  und  der  Zusammenhang  mit  dem  Ocean  sich  mindert  —  Eis- 
berge können  doch  nur  durch  Strömungen  getrieben  werden  — 
an  Salzgehalt  abnimmt,  so  müssten  doch  salzhaltige  Tümpel  so 
gut  restireu,  wie  dies  bezüglich  einer  grossen  Anzahl  von  Süss- 
wassersee'n  in  diesem  Gebiete  thatsächlich  der  Fall  ist;  nichts  von 
alledem.  Vereinzelte  echte  Salzpflanzen  kommen  nur  am  Mausfelder 
See  und  zwischen  Stassfurt  und  Bernburg  etc.,  also  im  Bereiche 
alter  Salinen,  vor. 

Doch  zurück  zu  unserem  eigentlichen  Gegenstande!  Ein  etwas 
anderes,  der  GegenAvart  mehr  zugekehrtes  Bild,  als  Westeregelu 
und  Thiede,  boten  die  Funde  südlich  von  obigen  Fundorten,  in  der 
sog.  Lindenthaler  Höhle  bei  Gera,  einer  Zechsteinhöhle,  welche 
von  Liebe  ^^)  ausgehoben  und  beschrieben  wurde.  Circa  50  Fuss  über 
dem  heutigen  Spiegel  der  Elster,  die  zu  Zeiten,  wie  dies  bei  Steppen- 
flüssen überhaupt  der  Fall  ist,  gewaltig  anschwoll,  liegt  über  den 
Terrassen,  welche  das  Hochwasser  nicht  mehr  erreicht,  eine  mit 
Höhlen  und  Klüften  durchzogene  Felswand ;  eine  dieser  Spalten, 
12  Vzm  breit,  15  m  tief  und  7  m  hoch,  und  andere  in  nachbarlicher 
Umgegend  (bei  Gleina  und  Köstritz)  wurden  während  vieler  Gene- 
rationen von  Hyänen  {Hyaena  spelaea  •''*),  die  zeitweise  dem  Höhlen- 
bär und  Höhleutiger,  sogar  dem  Wolf  das  Feld  räumen  mussteu, 
bewohnt.  Hier  hinter  den  Felsen  der  Thalwand  lauerten  sie  dem 
Wild  auf,  das  während  der  Dürre  des  Sommers  ermattet  und  ver- 
schmachtet zu  den  Lagunen  der  Elster  zur  Tränke  herabkam,  oder 
sie  schleppten,  Nachlese  haltend,  von  Tiger  oder  Bär  niedergerissenes 
und  halb  aufgezehrtes  W^ild,  wie  Rhiuoceros,  Mammuth,  Wildpferd 
und  Ur,  in  die  Höhlenspalten,  es  hier  zu  verzehren  und  mit  ihren 
Jungen  zu  theilen.^^)    Die  Knochen,   die  bei  der  Liebhaberei  der 


««)  K.  Th.  Liebe,  Die  Lindentlialer  Hyänenhöhle.  1878, 18.— 20.  Jahres- 
bericht der  Gesellschaft  von  Freunden  der  Naturwissenschaft  in  Gera  und 
Archiv  für  Anthropologie  1876,  Bd.  IX.  S.  155. 

^*)  Hyaena  spelaea  ist  wesentlich  grösser  als  die  gefleckte  (crocuta),  der 
sie  sonst  am  nächsten  steht. 

^^)  Von  ähnlichen  Hyänenhöhlen,  die  besonders  durch  das  Fehlen  voll- 
ständiger Röhrenknochen  und  Schädel  gekennzeichnet  sind,  beschreibt  Boyd 


—     90     — 

Hyänen  gründlich  abgekaut,  zerbissen,  meist  nur  in  schlechten, 
der  Gelenkpartieeu  beraubten  Resten,  jedoch  in  Masse  erhalten 
sind,  die  Kothballen  der  Hyänen  und  der  abwitternde  Dolomitschutt 
erhöhten  nach  und  nach  den  Boden  der  Höhle. 

Von  allgemeinem  Interesse  ist  die  Einwanderung  grosser  Ren- 
thierheerden  ^'')  als  Wintergäste;  zusammengehalten  mit  der  Lage- 
ruugsfolge  in  Westeregeln,  wo  die  Rhinoceros-  und  Mammuthknochen 
über  den  Steppennagern  liegen,  folgert  Liebe  eine  erneute  Erniede- 
ruug  der  Temperatur.  Nun  nahm  Ardomys  primigenius,  der,  durch 
den  später  vordringenden  Wald  in  die  baumlosen  Regionen  der 
Alpen  verdrängt,  zu  unserem  Murmelthier  {Ardomys  niarmotta),  in 
die  Steppen  und  kahlen  Gebirge  Asiens  und  Ost- Europas  gedrängt, 
zum  Bobak  (Ardomys  hohac)  wurde,  von  der  Felsspalte  Besitz  und 
der  grosse  Sandspringer,  die  Heerden-Wühlmaus  und  die  Lemminge 
{Myodes  lemmus  und  Myodes  torquatus),  auf  welche  Eulen  Jagd 
machten,  siedelten  sich  in  grossen  Schaaren  auf  den  höher  gelegenen 
Steppen   an. 

Aus  dieser  Zeit  des  wahrscheinlich  erneuten, ^^)  jedoch  nicht 
entfernt  so  ausgedehnten  Vorrückens  des  Eises,  vielleicht  auch  wohl 
aus  etwas  früherer  Zeit  (Hyäneuzeit)  stammen  die  menschlichen 
Spuren  in  Gestalt  von  gespalteneu  und  zerschlagenen  Röhrenknochen 
und  von  künstlich  bearbeiteten  Feuersteinen,  von  sorgfältig  ge- 
schlagenen Lanzeuspitzen,  ganz  von  der  Form  derer  an  der  Somme 
und  der  Themse,  von  Pfeilspitzen,  Messern  und  Schabern.  ^^)  Umher- 
schweifende Horden  Wilder  machten  auf  Wildpferd,  Renthier, 
Wisent,  Kälber  vom  Mähuenelephauteu,  Bär  und  Ur  Jagd  und  ver- 

Dawkins  in  seinem  Werke:  »Die  Höhlen  und  die  Ureinwohner  Europas« 
mehrere  aus  England,  z.  B.  den  Hyänenhorst  von  Kirkdale,  S.  222;  die 
Victoriahöhle  in  Yorkshire,  S.  90;  den  Hyänenhorst  im  Wookey  Loch  am 
Südabhange  der  Mendiphügel,  S.  249. 

^'^)  In  sehr  grosser  Menge  fanden  sich  die  Renthierreste  besonders  in 
einer  Kluft  des  devonischen  Kalkes  bei  Fahren  zwischen  Schleiz  und  Zeulen- 
roda  und  in  einer  15 — 25  Fuss  mächtigen  Lehmdecke  bei  Köstritz.  (Archiv 
für  Anthropologie  Bd.  IX.  S.  170.) 

'')  Es  sind  genügende  Anhaltspunkte  vorhanden,  die  beweisen,  dass  alle 
in  der  Höhlenspalte  vorgefundenen  Knochen  etc.  jünger  sind,  als  der  in  der 
Nachbarschaft  liegende,  mit  nordischen  Geschieben  gespickte  Geschiebelehm, 
der  hier  ein  höheres  Niveau  (760  Fuss  Meereshöhe)  einnimmt. 

^^)  Die  Feuersteingeräthe  wurden  zum  grössten  Theile  tief,  theilweise  fast 
auf  dem  Boden  der  Höhle,  7— 772  m  unter  Tag  gefunden;  sie  stammen  also 
aus  der  ältesten  Zeit,  von  welcher  der  Inhalt  der  Höhle  Zeugniss  gibt. 


—     Ol     — 

trieben  die  augesiedelteu  Hyäueu.  Im  Schutze  des  Felseus  zünde- 
ten sie  ein  Herdfeuer  an,  ihre  Tagesbeute  zu  braten  und  wohl 
auch  die  wilden  Thiere  fern  zu  halten.  Scherben  roher  Topfformeu 
haben  sich  ebensowenig  gefunden,  wie  Menscheukuochen.  Gelegent- 
lich scheint  dieser  vagabuudirende  Jäger  aus  den  abgeworfeneu 
Geweihen  der  Renthiere  die  zu  kleinen  Geräthschaften,  Nadeln  und 
dergleichen  tauglicheren  Partieen,  die  Enden  und  äusseren  Schaufeln, 
herausgeschnitten  zu  haben;  so  wurde  das  Reisebüudel  nicht  zu 
sehr  beschwert.  Zog  er  ab,  so  nahmen  die  Hyäueu  wieder  von 
ihrer  alteu  Behausung  Besitz. 

Von  den  diluvialen  Thiereu  fehlt  hiernach  nur  der  Moschus- 
ochs, der  doch  eine  so  ausgedehnte  Verbreitung  während  der 
Diluvialzeit  iu  Deutschland  hatte ;^^)  fanden  sich  doch  Reste  des- 
selben im  südwestlichen  Deutschland  bei  Donaueschingeu,  im 
diluvialen  Mergel  bei  Langenbruck,  dann  im  untersten  Löss  des 
mittleren  Rheinthaies  (üukelstein),  im  Löss  von  Moselweiss  bei 
Coblenz,  ferner  bei  Merseburg,  bei  Jena,  bei  Berlin  und  iu 
Schlesien.  Dagegen  sind  Reste  eines  grossen  Hirsches,  des 
Stammvaters  von  Wapiti  und  Edelhirsch,  dann  vom  Elen,  vielleicht 
auch  vom  Riesenhirsch  uud  vom  Wildschwein  in  der  Liudenthaler 
Höhle  gefunden. 

Wieder  möchte  ich  bitten,  mich  nach  dem  Ufer  der  grossen 
alpinen  Gletscher  zu  begleiten ,  nach  dem  Kessler  loch  bei 
Thayngenin  der  Nähe  von  Schaff  hausen,  hart  an  der  badischen 
Grenze, '*^)  wo  sich  der  Wilde  aus  der  Steinzeit  als  verständuiss- 
voller  und  gewandter  Thierzeichner  präsentirt.  Das  Ueber- 
raschendste  bestand  somit  hier  weniger  in  der  ausserordentlichen 
und   reichen  Fauna,   die  dem  Ueberrest  einer    grossen   Menagerie 


^®)  Ecker  und  Rehmanu,  zur  Kenntniss  der  quaternären  Fauna  des 
Donauthales,  zweiter  Beitrag.  Archiv  für  Anthropologie  Bd.  X.,  S.  399. 
Schwarze,  die  fossilen  Thierreste  von  ünkelstein  in  den  Verhandlungen 
des  naturhistorischen  Vereins  von  Rheinland  und  Westphalen,  1876;  Mosel- 
weiss, Corrbl.  d.  d.  geologischen  Gesellschaft  1879,  S.  126;  bei  Merseburg 
von  Prof.  Griebel,  im  Saalthal  bei  Jena  von  E.  E.  Schmidt.  Behrendt 
und  Dam  es,  geognost.  Beschreibung  von  Berlin,  S.  72  und  F.  Römer, 
Zeitschrift  d.  d.  geol.  Ges.  1874,  S.  GOl. 

*'')  Merk,  Der  Höhlenfund  im  Kesslerloch,  Mittheilungen  der  anti- 
quarischen Gesellschaft  in  Zürich,  1875.  L.  Rütimeyer,  Die  Knochenhöhle 
von  Thayngen  bei  Schaffhausen.  Archiv  für  Anthropologie  Bd.  VIII.  S.  12"2 
und  Corr.  Bl.  d.  d.  Gesellschaft  für  Anthropologie,  1877  No.  9  und  10. 


—     92     — 

gleicht,  deren  Bezugsquellen  nach  Amerika  und  Asien  und  in  Rück- 
sicht auf  die  Zeit  auf  eine  weit  zurückstehende  Vergangenheit  deutet, 
—  die  auch  hier  mit  einer  Unzahl  geschlagener  Steine  zusammen- 
lag und  nun  ihre  Auferstehung  hielt;  das  Ueloerraschendste 
sind  die  Beweise  künstlerischer  Thätigkeit  seitens  des  Menschen, 
der  mit  dem  Reuthier  hier  zusammenlebte,  der  auch  noch  den 
Moschusochs,  welcher  jetzt  nach  Grönland  und  Spitzbergen  zurück- 
gedrängt ist,  iu  Deutschland  sah. 

Da  wurden  aus  einer  von  Kalksiuter  überdeckten  Lehmbank 
hervorgezogen  u.  a,  ein  geschnitztes  Köpfchen  des  Moschus- 
ochsen aus  Reuhorn,  dann  aus  demselben  Material  das  geschnitzte 
Köpfchen  eines  Pferdes;  ferner,  jedoch  in  der  Fläche  und  von  der 
Seite  gezeichnet,  gelten  vor  Allem  mehrere  Gravuren  dem  Thiere, 
dem  die  Bewohner  der  Thaynger  Höhle  am  meisten  zu  verdanken 
haben;  ein  weidendes  Renthier  ist  mit  ausserordentlicher  Sicherheit 
und  Wahrheit  auf  Reuhorn  gravirt  dargestellt  und  eine  andere 
Renthierstange,  ebenso  wie  jene  zum  Anhängen  durchbohrt,  ist  mit 
der  Zeichnung  eines  plumpen  Pferdes  und  zweier  Renthiere  ge- 
schmückt. Der  Darstellung  des  wilden  Pferdes  sind  nicht  weniger 
als  5 — 6  Gravirungen  gewidmet,  darunter  zwei  Pferdeköpfe  auf 
der  Vorder-  und  Rückseite  eines  Gagatplättchens ;  keiue  dieser 
Darstellungen  ist  jedoch  etwa  die  Copie  einer  anderen,  wohl  aber 
ist  in  einer  Anzahl  von  sehr  bezeichnenden  Zügen  volle  Ueber- 
einstimmung:  die  Mähne  steht  aufrecht,  das  Kinn  ist  mit  langem 
Bart  besetzt,  überhaupt  erscheint  das  Pferd  iu  allen  Zeichnungen 
langhaarig.  Von  geringerem  Werthe  muss  dem  kunstfertigen 
Wilden  sein  Stammesgenosse  gewesen  sein,  denn  leider  findet  sich 
keine  menschliche  Figur  abgebildet. 

Ist  es  möglich,  kann  man  fragen,  dass  ein  Renthiermann  solche 
Zeichnungen  entwarf  und  mit  einem  Steinsplitter  in  Hörn  gravirte 
und  zwar  mit  einer  Feinheit  uud  Correctheit,  wie  sie  die  heutige 
Jugend  selten  erreicht  —  ein  Mensch,  der  noch  nicht  einmal  das 
am  leichtesten  zu  behandelnde  Material,  den  plastischen  Thon,  zum 
Gegenstande  seiner  Kunstfertigkeit  gemacht  hatte?  Bei  einer  Aus- 
beute von  30  Centner  Knochen,  die  zum  grössten  Theile  in 
Trümmer  zerschlagen  sind,  1200  Feuersteinsplittern  uud  nahezu 
500  fast  ausschliesslich  aus  Rengeweihen  hergestellten  Geräthen 
wurde  nämlich  in  der  Culturschicht  nicht  eine  Spur  eines  thönernen 
Geschirres  gefunden. 


—     93     — 

Draasseu  im  Freien,  wo  ihm  Ren  und  Pferd  Modell  standen, 
folgte  dieser  Ren-  und  Pferdejäger  seiner  Lnst  am  Bilden;  so  mögen 
die  mit  Bildern  gezierten  Griffe  für  die  ebenfalls  aus  Renthierhorn 
hergestellten  Dolche  und  dergleichen  entstanden  sein.  Den  Jet- 
schmuck hatte  er  sich  wohl  zur  Zierde  der  Ohren  fabricirt,  Jet- 
kugceln  zierten  zu  einer  Kette  verbunden  den  Hals ;  Jet  war  also 
damals  schon  Mode.  Durchbohrte  Ammoniten,  die  in  der  Nähe 
auf  dem  Rande  in  Menge  aufzulesen  waren,  werden  wohl  die  Auf- 
gabe der  heutigen  Medaillons  erfüllt  haben,  während  rundgeformte, 
durchbohrte  Kohlenstückchen  als  Ohrgehänge  gedient  haben  werden; 
eine  ähnliche  Aufgabe  hatten  eine  Anzahl  durchbohrter  Zähne. 
Am  Putze  scheinen  hiernach  die  Thaynger  viel  Freude  gehabt  zu 
haben. 

Es  ist  zu  bedauern,  dass  über  den  Fundort  der  wenigsten 
Bilduereien  genauere  Angaben  vorliegen;  das  scheint  mir  aus  den 
Publicationen,  die  mir  über  den  Thaynger  Fund  erreichbar  waren, 
ersichtlich,  dass  der  untersten,  röthlich  gefärbten,  nicht  mächtigen 
Schicht,  die  nur  diluviale  Thiere,  wie  Mammuth,  Nashorn,  Fiäl- 
frass,  Eisfuchs,  Wolf  und  Reu  enthielt,  keine  entnommen  wurden; 
nun  gehen  aber  die  Reste  dieser  Thiere  auch  in  die  obere,  mächtigere 
von  schwarzer,  fetter  Erde;  hier  werden  sie  gelegen  haben,  während 
die  obersten  Lagen  derselben  die  jüngere  Fauna,  die  sich  allmählich 
einstellte,  enthalten  haben  werden.  Es  ist  nirgends  ersichtlich,  in 
welcher  Weise  sich  von  unten  nach  oben  die  Fauna  ändert,  die  doch 
eine  so  wesentliche  Wandlung  erfahren  hat.^^)  Treffen  diese 
Voraussetzungen    zu,    die    auch    mit    den    durch    Zeichnung    und 


*')  Wenn  Prof.  Rütim eye r  sich  auch  dahin  äusserte,  dass  die  rothe 
und  schwarze  Culturschichte  bezüglich  der  vorgefundenen  Knochen  überein- 
gestimmt haben,  so  schliesst  dies  die  eben  ausgesprochene  Vermuthung  nicht 
aus,  sondern  mag  mehr  dahin  zu  deuten  sein,  dass  die  Thierknochen  der 
untersten,  rothgefärbten  Schicht  auch  in  der  oberen,  schwarzen  enthalten 
waren;  eine  Sonderung  der  Reste  der  oberen  Schicht  hat  aber  nicht  statt- 
gefunden, sodass  Rütimeyer  dieselben  auch  nicht  sondern  konnte;  immerhin 
verdient  die  von  Merk  constatirte  Thatsache  hervorgehoben  zu  werden,  dass 
sich  Mammuthreste  auch  in  den  oberen  Lagen  der  schwarzen  Schicht  fanden, 
ja,  dass  in  derselben  geringen  Tiefe  und  ganz  nahe  dabei  sich  die  Renthier- 
stange  mit  dem  hübsch  ausgeführten  Pferde  und  diejenige  fand,  auf  welcher 
das  Pferd  mit  zwei  ihm  den  Rücken  zukehrenden  Renthieren  eingravirt  ist ; 
die  erste  Gravur  darf  wohl  als  die  vollendetste  unter  den  Thaynger  Gravuren 
bezeichnet  werden. 


■      —     94     — 

Schuitzerei  dargestellten Thieren  stimmen,  so  werden  wirRütimeyer 
beipflichten,  dass  der  kunstfertige  Bewohner  des  Kesslerloches  dem 
Zeitalter  der  ausgestorbenen  und  nach  Norden  verzogenen  Thiere 
angehörte. 

Die  Thaynger  Fauna,  die  wohl  ausschliesslich  dem  Unterhalte 
des  Thaynger  Höhlenbewohners  gedient  hat,  besteht  aus  Nashorn, 
Mammuth  und  Höhlentiger,  die  beiden  letzteren  in  hiesiger  Gegend 
einheimisch,  aus  Ur  und  Wisent;  am  zahlreichsten  ist  das  Reu  und 
das  Wildpferd;  ferner  gehörten  zu  derselben  die  Widersacher  des 
Rens,  der  Wolf,  Fiälfrass,  Eisfuchs  und  Luchs;  dann  zählt  zur  selben 
der  Steinbock  und  das  Murmelthier,  zusammen  mit  wenig  Resten 
eines  wapitiähnlichen  Hirsches  oder  des  Edelhirsches,  ferner  der 
braune  Bär,  in  grosser  Menge  der  Alpenhase,  endlich  der  Hamster, 
die  Gemse  und  die  Wildkatze  —  lauter  wilde  Thiere,  kein  einziges 
Hausthier.  In  dem  grossen  Knocheumaterial  der  Thaynger  Höhle 
konnte  Rütimeyer  nicht  nur  keine  Reste  des  Haushundes  heraus- 
finden, auch  die  Bissspuren  an  den  Knochen,  die  von  des  Herrn 
Tische  abfielen,  durch  welche  er  sich  sonst  verräth,  fehlen  durchaus. 
Zu  jener  Fauna  fügen  sich  nun  noch:  besonders  das  Schneehuhn, 
der  Singschwau,  die  Schneegans,  der  Kolkrabe  und  der  Fischadler. 
Das  Fehlen  von  Höhlenbärresten  fällt  auf.  Heute  ist  von  dieser  selt- 
samen Fauna  nur  mehr  Wildkatze  und  Rabe  um  Thayngen  heimisch. 

Den  mehrfach  geltend  gemachten,  durch  absichtlich  unter- 
geschobene Fälschungen*^)  genährten  Zweifeln  an  dem  hohen  Alter 
scheint  mir  Fraas'^^)  radical  begegnet  zu  sein,  indem  er  aus  der 
Schärfe  der  Gravuren  zur  Evidenz  nachwies,  dass  sie  auf  frischen 
Geweihstücken  ausgeführt  worden  sind;  altes  Hörn  ist  zu  mürb 
und  morsch,  als  dass  sich  noch  auf  seiner  Aussenseite  ein  scharfer 
Strich  ziehen  Hesse. 

Von  Zweifeln  kann  man  wohl  beschlichen  werden ,  wenn 
man  erkennt,  dass  sich  die  Kunst  bei  allen  Völkern  mit  der 
übrigen  Cultur  gleichzeitig  entwickelte,  während  hier  eine  relativ 


*'')  L.  Lindeuschmidt,  Ueber  die  Thierzeichnungen  auf  den  Kuochea 
der  Thaynger  Höhle.  Archiv  für  Anthropologie  Bd.  IX.  S.  172  und  K.  Merk, 
Erwiderung  an  Herrn  Lindenschmidt,  ebendaselbst,  S.  269.  A.  Ecker, 
Ueber  historische  Kunst.    Archiv  für  Anthropologie  Bd.  XL  S.  133. 

■")  Oscar  Fraas,  Die  prähistorischen  Bildschnitzereien  mit  besonderer 
Rücksicht  auf  das  benutzte  Rohmaterial  im  Kesslerloch  bei  Thayngen.  Zeit- 
schrift für  Ethnologie  Bd.  X.  S.  241. 


—     95     — 

hohe    Kuusteutwickluug    mit   sonst   sehr   niederer  Culturstufe    zu- 
sammeu  fällt. 

In    einem    gewissen  Gegensatze  hierzu    stehen    besonders    die 
Berichte    von    Gustav    Fritsch    und    von    Wallace.      Gustav 
Fritsch   bildet   in  seinem  bekannten  Werke:    »Die  Eingeborenen 
Süd -Afrikas«    Thierzeichuungeu   ab,    die   in    grosser    Menge    von 
Buschmännern    au    den    Wänden    ihrer    Höhlen    ausgeführt    sind 
und  die  Thiere  recht  wohl  erkennen  lassen;  in  Silhouettenart  sind 
Nashorn,  Elephant,  Elenantilope,  Springbock,  Gemse,  Ochs,  Hund  etc. 
auf  dunklem  Fels  mit  einem  härteren  Stein  ausgekratzt,  erscheinen 
dann  hell  auf  Dunkel   oder  sind   farbig  auf  helle  Felsen  gemalt. 
Scharfe  Auffassung    und    treues  Gedächtuiss    für    die  Formen,  die 
oft  mit  bewunderungswürdig  sicherer  Hand  und  grosser  Leichtigkeit 
wiedergegeben  sind,  prägt  sich  in  den  Figuren  aus.    Und  doch  ist 
gewiss    der  Buschmann    ein   Wilder   in    des  Wortes    verwegenster 
Bedeutung.    Wallace  erzählt  von  den  Papuas  von  Dorey  an  der 
Nordküste  Neu-Guineas  *'^),  sie  seien  grosse  Schnitzer  (Schiffsschnäbel) 
und  Maler,    und  hebt  hervor,   dass  solcher  Geschmack  und  solche 
Geschicklichkeit  mit  der  äussersten  Barbarei  vereinbar  sei.    Boyd 
Dawkins^^)  nimmt  nun  aus  der  ausserordentlichen  Aehnlichkeit, 
welche  zwischen  gewissen  Thaynger  Sculptureu  und  der  Art,  wie 
die  Eskimo  ihre  Waffen  und  Geräthschafteu  schmücken,  zwischen 
diesen  und  den  Thaynger  Reuthierjägern  sogar  Blutsverwandtschaft 
an.    Diese  Aehnlichkeit,  welche   auch   belgische    und  französische 
Funde   aufweisen,    bezeugen  u.  a.  mit  eingeritzten  rautenförmigen 
Zeichnungen  gezierte  stabförmige  Geräthe;  in  den  Thi  er  Zeich- 
nungen übrigens  ist  zwischen  beiden  ein  ziemlich  grosser  Unterschied, 
jedoch  nicht  zum  Vortheile  der  Eskimo.   Immerhin  ist  es  seltsam, 
dass  die  Kunstfertigkeit  hier  ebenso  plötzlich  erscheint,  wie  sie  ver- 
schwindet; nirgends  ist  eine  Entwicklung  derselben  zu  beobachten, 
wenn    auch    in    der  Feinheit  der  Ausführung   einiger  Unterschied 
bemerkbar    ist.     Aber   jene    Thierzeichuungen    und    Gravuren    von 
Thayngen  stehen,  wie  eben  angedeutet,  nicht  einzig  da,  und  das  eben 
erhöht  das  Interesse  an  ihnen  in  noch  höherem  Grade  und  schliesst 
geradezu  alle  Zweifel  an  ihrem  hohen  Alter  aus.    Vor  Jahren  schon 
kamen  in  französischen  und  belgischen  Höhlen,  auch  in  entj^lischen 


*^)  Wallace,  Der  malayische  Archipel,  übers,  vou  A.  B.  Meyer,  1869. 
*^)  Boyd    Dawkins,    Die    Höhlen    und    die    Ureinwohner    Europas 

S.  284. 


—     96     — 

(Keuthöhle),  neuerdings  iu  Robiu  Hood  bei  Creswell  (Pferd), 
Darstelluugeu  diluvialer  Thiere  zum  Vorscheine;  die  grosse  Ueber- 
eiustimmung  in  der  Stilisirung  alle  dieser  Zeichnungen,  wie  auch 
in  der  Wahl  des  Materials  könnte  wohl  dazu  angethan  sein,  alle 
diese  Höhlenbewohner  eines  Stammes  zu  glauben,  mit  gleichen 
Sitten  und  Gewohnheiten. 

Haben  uns  die  Funde  im  südwestlichen  Deutschland  eine 
deutliche  Vorstellung  vom  Leben  der  ältesten  Deutschen  gegeben, 
so  weisen  doch  auch  andere  Gegenden  Deutschlands,  wie  die  Ober- 
pfalz, Frauken,  Westphalen  und  die  Lahngegeud  etc.  reichliche  Be- 
weise auf,  dass  sich  in  unserem  Vaterlande  ziemlich  allenthalben  eine 
ähnliche  Bevölkerung  herumtrieb  und  auch  feste  Wohnsitze  inne- 
hatte. Da  und  dort  fügen  die  Spuren  derselben  zu  den  eben  vor- 
geführten Lebensbildern  wieder  etwas  Neues.  Lassen  Sie  mich  die 
wichtigsten  derselben,  soweit  sie  unsere  Vorstellungen  von  dem 
deutscheu  Höhlenmenschen  vervollständigen,  in  Kürze  beschreiben. 

Nicht  immer  wollen  sie  sich  in  unseren  Rahmen  fügen;  so 
ist  Oscar  Fr  aas  der  Ansicht,  die  auch  Boyd  Dawkins  bezüglich 
einiger  englischer  Höhlenfunde  vertritt,  dass  der  Mensch  sich  schon 
vor  dem  Einbruch  der  Eiszeit  soweit  nach  Westen  gewagt  habe; 
allerdings  hat  kein  Geschöpf  in  dem  Maasse  die  Fähigkeit,  sich  ver- 
änderten klimatischen  Verhältnissen  anzubequemen,  wie  der  Mensch; 
da  die  kalte  Zeit  nur  allmählich  anrückte  und  ihm  daraus  durchaus 
keine  Einbusse  an  Jagdwild  erwuchs,  so  konnte  er  sich  ebenso  dem 
kälteren  Klima  anbequemen ,  wie  wir  uns  ja  jährlich  vielleicht 
noch  grösseren  Gegensätzen  accomodiren. 

Die  diluvialen  Kiesanschwemmuugen  von  geschichtetem  fluvia- 
tilem  Charakter,  die  von  echtem  glacialeu  Schutt  bedeckt  sind, 
enthalten  vielerorts  Skeletreste  von  Eleplias  prhnigenius^  seltener 
von  JElephas  antiquus,  von  Bhinoceros  tichorhinus,  auch  wohl  von 
HJiinoceros  MerMi  u.  s.  w.  Dasselbe  gilt  nun  auch  von  ähnlichen 
Schwemmgebilden,  die  ihr  Material  nicht  aus  dem  Hochgebirge 
bezogen,  sondern  aus  den  Mittelgebirgen,  die,  wenn  sie  auch  nicht 
vergletscherten,  doch  durch  beträchtliche  Temperaturschwankungeu 
und  gewaltige  atmosphärische  Niederschläge  einer  bedeutenden  Ver- 
witterung ausgesetzt  waren;  man  wird  daher  kaum  irregehen,  diese 
Kiesanschwemmungen,  wenigstens  in  ihren  untersten  Lagen,  für 
präglacial    zu   halteu  und  somit  die  betreffende  Gegend  auch  vor 


—     97     — 

der  Ausbreitung  der  Gletscher  von  jeueu  Dickhäutern  bewohnt  zu 
glauben.  —  Wenn  nun  in  Höhleu  vorherrschend  die  Reste  dieser  sich 
finden,  in  Höhlen,  die  sonst  iu  ihren  Ablagerungen  keine  Anhalts- 
punkte für  die  Altersbestimmung  bieten,  so  hat  die  Ansicht,  die 
Gegend,  in  der  solche  Höhlen  vorkommen,  schon  vor  der  Eiszeit 
von  den  Eigenthümern  der  Höhleuknochen  bewohnt  zu  glauben, 
um  so  mehr  für  sich,  da  sich  in  England  geologische  Merkmale 
finden,  dass  Höhlenreste  präglacial  sind/^) 

Obiges  trifft  nun  zu  bei  den  von  Professor  Fraas  1875  und 
1876  in  der  Höhle  Ofnet  bei  Utzmemmingen  am  Rande  des  Ries 
aus  der  tiefsten,  aus  fettem,  gelbem  Lehm  bestehenden  Schicht 
gehobenen  Schätzen. ^^)  Neben  Knochen,  Zähnen  und  Geweih- 
resten vom  Höhlenpferd,  Mammuth,  wollhaarigen  Nashorn,  Rlii- 
noceros  Merhii,  Wihlesel,  von  der  Hyäne,  vom  Wolf,  Rieseuhirsch, 
Ur,  Wisent  (Bos  priscus  oder  Bison  europaeus  Fraas) ,  bei  welchen 
nur  einige  vom  Menschen  kurz  abgeschlagene  Rengeweihstücke 
lagen,  verräth  sich  der  Mensch  sowohl  durch  Schädeltrümmer, 
besonders  aber  auch  durch  viele  Peuersteingeräthe  und  durch 
irdene  dickwandige  Scherben  von  zum  Theil  mit  Henkel  versehe- 
nen Gefässen;  sie  sind  aus  einer  sandigen  Thonmasse  hergestellt 
und  zeigen  sich  nur  von  aussen  gebrannt.  Mit  dieser  Ofnet-Pauna 
stimmt  nun  am  nächsten  diejenige  von  Canstatt  überein,  wo  lange 
schon  ganz  dieselben  Reste  im  Kies,  unter  dem  Lehm  gelegen, 
entdeckt  wurden. 

Unter  den  deutschen  Höhlenfunden  erscheint  vor  Allem  die 
tiefste  Lage  in  der  Lindenthaler  Höhle  mit  der  der  Ofnet -Höhle 
contemporär  zu  sein,  sofern  auch  dort  das  Ren  nur  sparsam 
auftrat.  Die  hochnordischen  Formen,  die  in  der  Liudenthaler 
Höhle  durch  Murmelthiere  vertreten  sind,  fehlen  auch  hier  noch. 
Wie  in  der  Lindenthaler  Höhle,  so  ist  auch  hier  die  Hyäne 
der  eigentliche  Inhaber  der  Höhle;  von  ihr  wurden  auch  die 
grösseren  oder  kleineren  Leichen  von  Dickhäutern  etc.  in  die 
Ofuet-Höhle  hereingeschleppt,  fast  bis  auf  die  Zähne  verzehrt  und 
selbst  die  dicksten  Knochen  fast  bis  zur  Unkenntlichkeit  benagt. 
Die  übrige  Fauna  ist  fast  völlig  dieselbe  wie  sie  sich  in  den  tief- 
sten Lagen  der  Liudenthaler  Höhe  fand. 

*^)  Boyd  Dawkins,  Die  Höhlen  etc.,  übers,  von  Spengel,  S.  94  und 
321—325. 

*'')  Fraas,  Corr.  Bl.  d.  d.  anthropologischen   Gesellschaft,    1877  No.  8. 

7 


—     98     — 

Freilich,  die  Perioden,  wie  sie  sich  Professor  Liebe  beim  Ver- 
gleiche seiner  Funde  mit  denjenigen  von  Westeregelu  und  Thiede 
ergaben,  werden  sich  durch  die  Fraas'sche  Anschauung  wesentlich 
verschieben;  doch  darf  mau  nicht  ausser  Acht  lassen,  dass  die 
präglaciale  Raubthier-,  Rind-  und  Dickhäuter-Fauna  sich  z.  Th. 
auch  während  der  Eiszeit  in  Deutschlaud  aufgehalten  haben  wird, 
oder  doch  während  einer  klimatisch  wärmereu  Interglacialzeit 
wieder  sich  daselbst  einstellte.  Im  fliublick  auf  den  durch  die 
Beziehung  zum  altdiluvialen  Geschiebelehm  sicher  gestellten  zeit- 
lichen Horizont  der  ältesten  Liudenthaler  Fauna  mag  sie  doch 
eher  zur  Bestätigung  des  prä-  und  interglacialen  Bestandes  der- 
selben im  mittleren  und  westlichen  Europa  gelten.  Eine  zwingende 
Nothwendigkeit,  die  Ofuetbevölkerung  für  präglacial  zu  halten, 
scheint  mir  übrigens  nicht  vorzuliegen.  Unsere  Kenntniss  über 
das  exacte  geologische  Alter  der  diluvialen  Reste  ist  eben  immer 
noch  sehr  unsicher. 

Eine  andere  Bewandtniss  hat  es  mit  dem  Funde  von  Taubach 
bei  Weimar,*^)  wo  sich  beim  Graben  eines  Kellers  eine  den  ver- 
schiedensten nachtertiären  Zeiten  angehörige  Knochensammlung  zu- 
sammenfand, ein  seltsames  Gemisch,  in  dem  u.  a.  präglaciale 
Thiere,  wie  Elephas  antiquiis,  Rhinoceros  MerMi,  mit  jung  dilu- 
vialen, wie  ürsus  ardos,  Cervus  elaphus^  Cervus  capreolus,  ge- 
mengt sind;  es  ist  klar,  dass  es  sich  hier  nicht  um  eine  primäre 
Lagerstätte  handeln  kann;  ein  Zufall  hat  diese  verschiedeualtrigen 
Thiere  zusammengeschwemmt;  die  fraglichen  Menschenspuren  sind 
daher  ihrem  Alter  nach  ganz  und  gar  nicht  zu  orieutiren. 

Unter  den  verhältnissmässig  doch  immerhin  wenigen  ganz 
alten  Wohnstätten  des  Menschen,  die  er  also  nicht,  wie  die  Hyänen- 
horste von  Ofnet  und  Liudeuthal,  nur  als  gelegentlichen  Unter- 
schlupf, sondern  als  förmliche  Niederlassung  dauernd  nützte,  ist 
die  von  Zittel  und  Fr  aas  1872  untersuchte  Räuberhöhle  am 
Schelmengraben  (Naabthal)  in  der  Oberpfalz,  welche  gelegentlich 
des  Baues  der  Eisenbahn  Nürnberg  -  Regeusburg  angeschnitten 
wurde,  eine  der  interessantesten.'^^)  Vorerst  musste  dieser  Höhleu- 
pfälzer    die   Höhle    dem    Höhlenbär    und  Höhlentiger,    mit   deren 

**)  Virchow,  Verhandlungen  der  Berliner  anthropologischen  Gesell- 
schaft   1877,  S.  25  in  der  Zeitschrift  für  Ethnologie. 

*^)  Zittel,  Die  Räuberhöhle  am  Schelmeugraben.  Archiv  für  Anthro- 
pologie Bd.  V.  S.  325. 


—     99     — 

Kuocheu  die  vom  Nashorn  und  Ur  sieb  zusammenfindeu,  eutreisseu, 
ehe  er  sich  häuslich  niederlassen  konnte.  Gegenüber  diesen  über- 
mächtigen Bestien  konnte  ihm  dies  wohl  nur  durch  List  und  Ge- 
wandtheit gelingen.  Fing  er  es  etwa  an,  wie  es  noch  von  lebenden 
Völkerschaften  geübt  wird,  indem  er  diese  Bestien  in  Fallgruben 
fing  oder  Fuchs,  Bär,  Hyäne  in  ihrem  Schlupfwinkel  einräucherte 
und  im  Rauch  ersticken  Hess?  Nicht  ein  einziger  Knochen  wurde 
hier  ganz  gelasseii ;  der  Gier  nach  Mark  wurden  hier  sogar  Fersen- 
beine geopfert,  gar  nicht  zu  reden  von  Röhrenknochen,  Schädeln 
und  Kiefern,  die  zum  grössten  Theile  in  kleine  Trümmer  zerklopft 
sind.  Dann  und  wann  brachte  reiche  Beute  Freude  und  gefüllten 
Magen,  der  sich  hier  sicherlich  auch  an  längere  Leere  gewöhnen 
musste;  für  den  wenig  wählerischen  Geschmack  gibt  die  Beuagung 
der  Knorpeleudeu  von  Röhrenknochen  etc.  Zeugniss.  Das  Renthier 
fehlt  hier. 

Hieran  reihen  sich  die  Pottensteiner  Höhlen  in  Oberfrankeu, 
welche,  wie  nahezu  alle  Höhlen  des  fränkischen  Jura  in  vorhistorischer 
Zeit,  und  zwar,  wie  es  scheint,  für  lange  Zeit  vom  Menschen  bewohnt 
worden  sind  ;  fast  überall  sind  2  Culturschichten  vorhanden ;  die 
untere,  die  sich  jedoch  von  der  oberen  metallzeitlicheu  nicht 
immer  scharf  trennen  lässt,  enthält  bearbeitete  Feuersteine  und 
zerschlagene  Knochen,  z.  B.  von  Höhlenbär  und  Renthier.  Dass 
jene  sehr  viel  vollkommener  und  sorgfältiger  bearbeitet  sind,  als 
dies  die  Feuersteinsplitter  der  oberen  Schichte  zeigen,  erklärt  sich 
leicht ;  während  die  Feuersteine  früher  das  fast  ausschliessliche 
Material  für  Werkzeuge,  besonders  für  schneidende  waren,  mögen 
sie  wohl  später  nur  zum  Feuerschlageu  gedient  haben.  Nirgends 
in  diesen  Höhlen  sind  künstlerisch  ausgeführte  Zeichnungen 
gefunden  worden.  In  den  grösseren  Höhlen  ist  meist  zu  unterst 
noch  eine  Schicht  mit  unverletzten  Knochen  diluvialer  Thiere. 
Unter  den  Funden  im  Zwergloch  bei  Pottenstein  ist  besonders 
bemerkenswerth,  dass  sich  daselbst  neben  Knochen  diluvialer  Thiere 
solche  vom  Riesenhirsch  (Megaceros  hibernicus),  dessen  Geweih 
eine  Spannweite  von  10 — 14  Fuss  hatte,  in  ziemlicher  Zahl  finden, 
der  doch  selten  in  Höhlen  angetroffen  wird ;  das  AufiTälligste  ist 
jedoch,  dass  darunter  auch  solche  vom  Stachelschwein  lagen ;  im 
Stachelschwein  war  denn  auch  der  Missethäter  entdeckt,  der  die 
Knochen  seiner  Zeitgenossen  mit  seinen  scharfen  Nagezähuen  be- 
arbeitete —  Spuren,  die  der  Bearbeitung  von  Menschenhand  sehr 


—     100     — 

ähnlich  seheu,  die  mau  auch  anderwärts  fälschlich  der  Höhlenhyäne 
zugeschrieben  hat.  Hier  und  auch  bei  Regensburg  sind  rohe  Topf- 
scherben mit  schräg  sich  kreuzenden  Linien  ornamentirt  aufgefun- 
den worden;  nach  Johannes  Ranke's  Erklärung  wurde  der  feuchte 
Lehm  in  dicker  Lage  auf  die  Innenwand  eines  dichten  Flechtwerkes 
von  Gras  und  Binsen,  das  als  Stütze  dienen  sollte,  aufgestrichen  und 
aufgedrückt.  So  entstand  ein  mit  Flechtwerk  überzogener  Lehm- 
topf,  der  nach  dem  Erhärten  in  der  Flechtform  aus  derselben 
gelöst  und  gebrannt  wurde.  Wie  conservativ  in  manchen  Dingen 
der  Mensch  ist,  beweist,  dass  vielfach  die  Töpfe  in  unseren  Küchen 
ganz  ähnliche  Ornamente,  die  au  ein  das  Gefäss  umgebendes 
Flechtwerk    erinnern,    zeigen.^*') 

Von  allgemeinem  Interesse  ist  es,  dass  Nehring  in  einigen 
der  Höhlen  des  fränkischen  Jura,  z.  B.  in  der  Hosch'schen  Höhle 
im  Ailsbachthal  neben  Höhlenbär,  Fiälfrass,  Eisfuchs,  Wildpferd 
und  Ren  die  Nager  Westeregeins  ohne  Ausnahme  fand;  ^^)  ähnlich 
ist  auch  die  Fauna,  welche  Sand  berger  aus  dem  Löss  des  Main- 
thales  aufzählt.  ^^)  Dass  die  Steppe  sich  also  nicht  blos  über  Nord- 
Deutschland  ausdehnte,  sondern  auch  auf  die  Plateaus  Mittel- 
Deutschlands  ausgedehnt  hat,  zeigen  auch  die  neueren  Funde 
Nehring's  in  den  Lahnhöhlen;  hier  in  den  Höhleu  und  Spalten 
des  Devonkalkes  bei  Steeten  an  der  Lahn  und  der  Wildscheuer 
im  Teufelsthal  wurde  schon  vor  Jahren  gegraben ;  jedenfalls  ge- 
hören die  Funde  verschiedenen  Zeitperiodeu  au ;  kaum  wird  die 
Wünschbarkeit  einer  genauen  planmässigen,  geologischen  Unter- 
suchung solcher  Höhleu  so  sehr  gefühlt  wie  hier.  ^^) 

Von  Interesse  ist  es,  dass  ausreichende  Indicien  vorliegen, 
die  darthun,  dass  der  Ureinwohner  Deutschlands  ein  Zeuge  der 
vulkanischen  Ereignisse  war,  welche  die  Massen  Bimsstein  und 
Tuff  im  Nenwieder  Becken  producirten.  Dies  beweist  nicht  nur 
der  Fund  des  Schädels  eines  Moschusochsen,  des  Zeitgenossen  des 


^«)  Corr.  Bl.  d.  d.  anthropologischen  Gesellschaft  1876,  S.  71;  1878, 
S.  92;  1880,  S.  127. 

^')  Nehring,  Beiträge  zur  Anthropologie  und  Urgeschichte  Bayerns. 
1880,  S.  478—483. 

^^)  Sandberger,  lieber  Ablagerungen  der  Glacialzeit  und  ihre  Fauna 
bei  Würzburg.  Verhandlungen  der  phys.-med.  Gesellschaft  in  Würzburg  1879. 
^^)  V.  Cohausen,  Annalen  für  nassauische  Alterthumskunde  1879, 
S.  323  — 342. 


—     101     — 

diluvialen  Meuscheu,  unter  dem  Bimsstein ;  sicherer  ist  hierfür  der 
Nachweis  erbracht  durch  ein  Steinraesser,  das  G— 8  Fuss  unterhalb 
des  ungestörten  Bimssteines  aufgefunden  wurde.  ^*) 

Auch  in  Steiermark  ^^)  ist  in  Höhlen,  z.  B.  in  der  Bedalhöhle 
bei  Peggau  und  in  der  weitsichtbareu,  hoch  über  dem  Murthal 
gelegeneu  Mixnitzer  Drachenhöhle  die  Coexistenz  des  Menschen 
und  der  glacialen  Raubthiere  erwiesen ;  es  sind  wie  anderwärts 
zerschlagene,  auch  angebrannte  Röhrenknochen  von  Höhleubären 
und  von  Rindern,  dann  auch  Werkzeuge  die  Beweisstücke  derselben. 

Und  nun  noch,  ehe  ich  mir  einige  wenige  Bemerkungen  über 
Herkommen  und  Gestalt  des  diluvialen  Menschen  erlaube,  folge 
man  mir  nach  dem  höchsten  Norden  Deutschlands,  nach  der  cim- 
brischen  Halbinsel ,  wo  Ost-  und  Nordsee  deren  Ufer  bespülen ; 
da  musste  sich,  wo  die  Existenzbedingungen  ganz  andere  sind, 
als  im  südlichen  und  mittleren  Deutschland,  wenn  überhaupt  eine 
Besiedelung  hier  gleichzeitig  stattgefunden  hatte,  ein  wesent- 
lich anderes  Lebensbild  zeigen.  Seltsam  sind  hier  die  Spuren, 
aus  denen  wir  es  uns  zusammensetzen  können.  ^^)  Die  Diluvialzeit 
ist,  wenigstens  dem  dortigen  Thierbestande  nach  zu  urtheilen,  fast 
zu  Ende ,  Mammuth  und  Nashorn  sind  völlig  ausgestorben ;  es 
finden  sich  wenigstens  von  ihnen  keine  Reste,  die  cimbrische 
Halbinsel  war  längst  aus  den  Fluten  glacialer  Schmelzwasser  empor- 
getaucht und  in  den  stagnirenden  Tümpeln  hatte  sich  eine  nor- 
dische Flora  augesiedelt,  die  sich  in  weiten  Moorbecken  ausbreitete ; 
grosse  Fichtenwälder,  von  deren  Sprossen  sich  der  Auerhahu 
nährte,  lieferten  dem  alten  Cimbrer  Holz  zu  seinen  Hütten  und 
zu  seinen  Eiubäumen.  Heute  haben  sie  den  herrlichsten  Buchen- 
und  Eichenwalduugen  fast  gänzlich  Platz  gemacht.  Da,  meist 
unweit  der  Ostsee  ^^)  hat  er  sich  Denkmale  errichtet;  es  sind, 
soweit  das  Meer  sie  nicht  wieder  mit  seiner  Brandung  weggefressen 
hat,  die  Reste  der  gemeinsamen  Mahlzeiten,  welche  mächtige  wall- 


^*)  Schaaffhausen,  Corr.  Bl.  d.  d.  anthropologischen  Gesellschaft 
1880,  S.  133. 

^*)  Vierteljahrsrevue  der  Gaea  VI.  No.  1,  Urgeschichte  S.  7 — 10. 

^®)  Friedrich  Ratzel,  Vorgeschichte  des  europ.  Menschen,  S.  133. 

^')  In  den  letzten  Jahren  sind  auf  deutschem  Boden  von  Prof.  Behrendt 
und  Dr.  Fröhling  bei  Tolkemit  in  der  Nähe  von  Danzig  am  frischen  Haff 
Kjökkenmöddinger  ähnliche  Ablagerungen  entdeckt  worden.  Corr.  Bl.  d.  d. 
anthropologischen  Gesellschaft  1881,  S.  47. 


-     102     — 

und  ringförmige  Haufen  einzig  von  Muscheln  und  Schnecken- 
schalen {Osfrea  edulis,  Cardium  edule,  Mytilus  edulis,  Littorina 
littorea),  Fischskeletteu  (Häring,  Schellfisch,  Scholle  und  Seeaal) 
darstellen  und  eine  Höhe  von  1^2 — 2  m,  eine  Läugserstreckuug 
von  300  m  erreichen.  In  diesen  Haufen,  in  denen  das  Fehleu 
von  Sand  und  Lehm  aufiällt,  sind  ausserdem  die  Knochen  vom 
Auerhahn,  vom  Siugschwan  und  grossen  Alk,  von  Hirsch,  Reh 
und  Wildschwein,  von  Ur,  Bär,  Wolf  und  Luchs,  von  Wildkatze, 
Fuchs  und  Fischotter,  von  Hund,  Biber,  Delphin  etc.  zerstreut 
geborgen.  Jugendliche  Conchylienreste  fehlen  gänzlich,  auch 
sind  bisher  noch  keine  Renthierreste  in  ihnen  aufgefunden  worden. 
Diese  Haufwerke  führen  hier,  und  wo  immer  Aehnliches  vorkommt, 
die  dänische  Bezeichnung  Kjökkenmöddinger,  was  Kücheumoder, 
Speiseabfall  bedeutet.  Rohe  Topfscherben  und  Waffen  von  Feuer- 
steinen, zum  Theil  au  fichtene  Schäfte  befestigt,  zum  Schneiden, 
Schaben,  Stechen  und  Sägen,  nicht  viel  besser  als  sie  in  den 
süddeutschen  Höhlen  sich  finden,  Geräthschaften  (Pfriemen,  Spitz- 
meissel)  von  Hirschhorn,  hie  und  da  sogar,  wenn  auch  selten, 
einzelne  menschliche  Skeletreste  verrathen  direct  den 
Menschen. 

Von  Metallen,  von  Getreidesamen,  also  auch  von  Ackerbau 
noch  keine  Spur.  Wohl  aber  ist  der  Hund  schon  des  alten 
Cimbrers  treuer  Begleiter.  In  mit  Stein  und  Feuer  ausgehöhlten 
Baumstämmen  wagt  er  sich  in's  Meer,  um  zu  seinem  und  der 
Seiuigen  Unterhalt  Fische  zu  erbeuten.  Was  heute  nur  auf  der 
Tafel  der  Wohlhabenden  erscheint,  die  Auster,  wurde  damals 
als  Nationalgericht  verzehrt.  Reichlicher  und  grösser  hatte  sie 
sich,  aber  auch  Cardium  und  Littorina^  in  der  damals  wohl 
salzreicheren  Ostsee,  die  wahrscheinlich  eine  breitere  Verbindung 
mit  der  Nordsee  hatte,  angesiedelt.  Mit  knöchernem  3 — 4  zinkigem 
Kamm  zerth eilte  er  die  Sehnen,  sich  Stricke  und  Bindfaden  zu 
den  Netzen  zu  verschaff'eu.  Wie  die  Eskimo  ihre  Schneehütten 
durch  Thranlampen  erhellen,  so  benutzte  das  dänische  Muschel- 
haufenvolk als  Erleuchtungsmittel  einen  Docht  von  Moos,  dessen 
eines  Ende  in  dem  von  Fett  strotzenden  Magen  eines  Riesenalks  stak. 

Eine  Frage  schwebt  wohl  Allen  längst  auf  der  Zunge,  woher 
denn  diese  Ureinwohner  Deutschlands,  Belgiens,  Frankreichs  und 
Englands  stammen  und  von  welcher  Gestalt  sie  waren,  ob  wir  in 


—     103     — 

der  heutigen  Einwohuerschaft  die  Nachkommen  derselben 
erkennen  müssen  oder  wenn  nicht,  wohin  sie  neuen  Einwohnern 
auswichen? 

Dass  zur  Tertiärzeit  Europa  mit  grösster  WahrscheinHchkeit 
menschenleer  war,  haben  wir  oben  schon  ausgesprochen;  noch 
heute  suchen  wir  vergebens  nach  dem  »Oehninger  Mensch«,  den 
Scheuchzer  im  Sässwasserkalk  daselbst  gefunden  zu  haben 
glaubte.  Das  Petrefact,  auf  welches  Diaconus  Müller  die  erbau- 
lichen Verse  dichtete: 

Betrübtes  Beingerüst  von  einem  alten  Sünder, 
Erweiche  Stein  und  Herz  der  neuen  Bosheit  Kinder, 
hat  sich  bei  genauer  Untersuchung  als  ein  dem  japanischen  Rieseu- 
salamauder  ähnliches  Amphib  entpuppt.  Im  Senckenberg'schen 
Museum  liegt  das  Scheuch  zer'sche  Original.  Zittel  berichtet 
zwar,  dass  sein  Assistent  Dr.  Schwager  in  einem  tertiären  Süss- 
wasserkalk  bei  Tuchoritz  in  Böhmen  angebrannte  Holzkohle,  nicht 
fossile,  auf  ursprünglicher  Lagerstätte  gefunden  habe.  Die  Deutung 
einer  Verkohlung  durch  Blitzschlag  ist  um  so  näherliegend,  da 
jene  Süsswasserkalke  sehr  alt,  nämlich  oligocän,  und  weil  ähnliche 
Blitzkohlen  unter  anderem  im  hessischen  Tertiär  nicht  selten  sind, 
z.  B.  bei  Salzhausen  und  bei  Dorheim.  In  der  italischen  und  in 
der  Schweizermolasse,  die  bekanntlich  in  grossen  Brüchen  aus- 
gebeutet wird,  fand  man  noch  keine  menschliche  Spur.  Ich  unter- 
lasse eine  Aufzählung  der  Erfunde,  in  denen  man  Reste  oder 
Spuren  eines  Tertiärmenschen  erkennen  zu  können  glaubte.  Dass 
wir  solchen  voraussetzen  müssen,  versteht  sich  von  selbst,  da  der 
diluviale  Europäer  doch  schon  die  Fähigkeit  besitzt,  sich  Geräth- 
schaften  für  Kampf  und  Jagd  zweckmässig  herzustellen,  ja  sogar 
schon  über  das  Feuer  verfügt.  Ein  Raisonnement  nur  möchte  ich 
Ihrer  Beurtheilung  unterstellen,  das  bezüglich  des  möglichen  geo- 
logischen Alters  des  Menschengeschlechts  eine  sichere  Grenze  er- 
kennen lässt.  Boyd  Dawkins,''^)  darauf  fussend,  dass  das  Er- 
scheinen des  Menschen  nicht  ausserhalb  der  in  der  Paläontologie 
deutlich  erkennbaren  Reihenfolge  des  Auftretens  von  Säugern 
stattfinde,  erinnert  daran,  dass  von  placentalen  Säugern  keine  ein- 
zige Art    sich  aus  dem  Miocän  bis  heute  erhalten  habe,  dass  da- 


°*)Boyd    DawkinB,     Kosmos,    Zeitschrift     für    einheitliche    Welt- 
anschauuriff.  VI.  S.  145. 


-     104     — 

gegen  von  pliocäuen  Arten  nur  ein  paar  der  heutigen  Lebewelt 
angehören,  und  glaubt  daher,  dass  das  Menschengeschlecht  über- 
haupt kaum  bis  zum  Miocän  reiche! 

Gibt  es  keinen  tertiären  Europäer,  so  soll  es  doch  einen  inter- 
glaeialen  Schweizer  geben.  Sie  erinnern  sich,  dass  vor  einigen  Jahren 
zugespitzte  und  mit  Baumrinde  umwickelte,  in  Braunkohle  ver- 
wandelte Stäbe  der  Thätigkeit  des  interglacialen  Menschen  zu- 
geschrieben wurden.  ^^)  Wenn  uns  nun  bei  unserem  heutigen  Thema 
der  streitige  Punkt  weniger  interessirt,  ob  jene  Braunkohle  von 
Wetzikon  einen  langen,  durch  ein  wärmeres  Klima  zwei  Eiszeiten 
trennenden  Gedankenstrich  bedeute,  oder  ob  es  nur  eine  Eiszeit 
gegeben  habe,  so  sei  hier  nur  kurz  erwähnt,  dass  auch  über  die 
Urheber  jener  seltsamen  Quereiuschuürungen  sich  Zweifel  erhoben 
haben.  Einer  der  gründlichsten  Forscher  auf  dem  Gebiete  der 
Urgeschichte,  Steenstrup,  schreibt  sie  nämlich  der  Nagearbeit 
des  Bibers  zu,  der  in  der  quaternären  Periode  Deutschland  und 
also  wohl  auch  die  Schweiz  bewohnt  hat;  sie  sollen  eine  auffallende 
Aehnlichkeit  mit  den  sog.  Biberstöcken  aus  dänischen  Torfmooren^*') 
haben;  nach  dem  Geologen  Jenzsch  soll  die  Zuspitzung  von  der 
Abnützung  unter  Einfluss  von  Dünensand  und  Meereswelleu  her- 
rühren. Rütimeyer  beharrt  nichtsdestoweniger  auf  der  obigen 
Deutuug.  ^°) 

Wenn  wir  uns  nach  der  Richtung  der  Einwanderung  um- 
sehen, so  richtet  sich  unser  Blick  begreiflicherweise  vorerst  nach 
Osten,  aber  auch  ein  solcher  nach  Südwesten  ist  nicht  unmotivirt; 
ich  meine  letzteres  besonders  insofern,  als  Frankreich  in  postglacialer 
Zeit  die  relativ  dichteste  Bevölkerung  aufweist,  was  aber  auch 
dem  milderen  Klima  der  dortigen  Gegend  zuzuschreiben  ist,  dann 
auch,  weil  die  geologische  Aufnahme  G  ei  kies  bei  den  Säulen  des 
Herkules  eine  mehrfache  Verbindung  des  afrikanischen  und  euro- 

^')  L.  Rütimeyer,  Spuren  des  Menschen  aus  interglaciären  Ab- 
lagerungen in  der  Schweiz.  Archiv  für  Anthropologie  Bd.  VIII.  S.  133. 
Wenn  die  einander  benachbarten  Kohlenflötze  von  Wetzikon,  Dürnten  und 
Utznach  gleichaltrig,  also  schweizerisch  interglacial  sind,  so  setzte  sich  die 
damalige  Fauna  aus  Elephas  antiqims,  Rhinoceros  MerJcii,  Edelhirsch,  Elen, 
Ur  und  Höhlenbär  zusammen.  (Die  Veränderungen  der  Thierwelt  in  der 
Schweiz  etc.  von  L.  Rütimeyer,  S.  95.) 

*")  Steenstrup,  Briefliche  Mittheilung  an  A.Ecker.  Archiv  für 
Anthropologie  IX.  S.  77.  v.  Frantzius,  Die  Wetzikoustäbe,  ebendaselbst 
S.  105.    Rütimeyer,  Erwiderung,  ebendaselbst  S.  220. 


—     105     — 

päisclieu  Coutiueutes  während  der  Quateruärzeit  erwiesen  hat. ''^) 
Elephas  antiqiiKS,  der  Stammvater  des  E.  africamis^  ist  bei  Tanger/^) 
aber  auch  iu  England,  Belgien,  Südfrankreich,  Sicilien,  seltener  in 
Deutschland^^)  und  der  Schweiz  gefunden;  fast  dasselbe  gilt  vom 
Flusspferd  (Mosbacher  Sande).  Gemeinsam  sind  heute  Afrika  und 
der  iberischen  Halbinsel  die  meisten  Insectenfresser,  ferner  das  Frett- 
chen, ein  paar  Vi verren- Arten,  der  Damhirsch,  das  Wildschwein  etc. 
Die  spanischen  Höhleufunde  sprechen  dieser  Richtung  nun  freilich 
nicht  das  Wort ;  denn  Thiere,  die  in  Deutschland  erst  nach  dem 
Aussterben  der  diluvialen  Säuger  auftreten,  begleiten  hier  die  Reste 
und  Spuren  des  Höhlenmenschen,  —  Vergegenwärtigen  wir  uns, 
dass  nicht  blos  in  den  Alpen  noch  lange  nach  der  Eiszeit  zwischen 
Nord  und  Süd  ein  unübersteiglicher  Grenzwall  sich  in  weitem  Zug 
von  West  nach  Ost  zog,  dass  sich  auf  dem  stark  zerklüfteten  Eis 
tausend  Gefahren  einem  Uebergange  entgegenstellen,  so  ist's  kaum 
anders  denkbar,  als  dass  von  Osten  die  erste  Einwanderung  ge- 
schah, von  wo  in  früher  Zeit  Geistescultur  einwanderte,  von  wo  aber 
auch  in  späteren  Jahrtausenden  aus  ihren  Steppen  hervorbrechende 
Horden,  gleich  einem  verpestenden  Windhauche,  die  lang  gehegten 
und  gepflegten  Blüthen  von  Kunst  und  Wissenschaft  zertraten. 
Wir  werden  auf  die  Suche  gehen,  die  Fährten  einer  ersten  öst- 
lichen Einwanderung  zu  finden,  umso  zuversichtlicher,  da 
die  Tiefebene  der  bequemste  Weg  für  die  Einwanderung  aus  Mittel- 
Asien  ist,  das  ja  nach  allgemeiner  Annahme  die  Ursprungsstätte  des 
Menschen  sein  soll.  Solcher  Fährten  sind  jedoch  nur  wenige  be- 
kannt ;*'^)  es  sind  zwei  Höhlen  der  mährischen  Grauwacke,  ferner  zwei 
aus  dem  Jura  bei  Krakau,  endlich  die  von  Ferd,  Römer  unter- 


®^)  Ä.  C.  Ramsay  and  James  Geikie,  On  the  Geology  of  Gibraltar. 
Quarterly  Journal  of  the  Geological  Society.    1878. 

^^)  Beyrich,  Zeitschrift  d.  d.  geologischen  Gesellschaft  1868,  S.  647. 
Behrendt  und  Dames,  Geognostische  Beschreibung  von  Berlin;  in 
der  Umgebung  von  Berlin  liegt  Elephas  antiquus  mit  Bhinoceros  Merkii, 
Ovibos  fossilis,  Elephas  primigenius,  Bos  primigenius,  Bison  priscus  etc.  in 
der  Grandbank,  welche  dem  unteren  Diluvialmergel  mit  Päludina  düuviana 
aufgelagert  ist.    V  i  r  c  h  o  w,  Note  48. 

^^)  Mährische  Höhlen,  Friedrich  Ratzel,  Vorgeschichte  des  euro- 
päischen Menschen  S.  96  — 104;  Die  Schipkahöhle  in  Mähren,  Corr.  Bl.  d.  d. 
anthropologischen  Gesellschaft  1881,  S.  2;  Krakauer  Höhlen  von  Albin 
Kohn,  Globus,  Bd.  29  No.  5  und  Polnische  Höhlen,  Ferdinand  Römer, 
Sitzungsbericht  der  Berliner  Gesellschaft  für  Ethnologie  1879,  S.  9  und  309. 


—     106     — 

suchten  Höhlen  Ojcow  im  Königreiche  Polen,  aus  welchen  der 
Spaten  in  jeder  Beziehung  den  deutschen  und  westeuropäischen 
Funden  aus  der  Steinzeit  gleichgeartete  förderte.  Auf  ihrem  Zug 
von  Osten  nach  Westen  sind  also  hier  von  den  steingewaffneten 
Jägern  einzelne  Horden  im  Osten  zurückgeblieben. 

Eine  gewiss  recht  bemerkenswerthe  Thatsache,  die  ich  jedoch 
nicht  nach  neuerlichen  Publicationen  coutroliren  konnte,  ist,  dass 
für  die  ostbaltischeu  Gegenden  und  für  das  mittlere  Russlaud  ein 
älteres,  also  wirkliches  Steinalter  nicht  anzunehmen  sei.  Trifft  dies 
zu,  so  würde  eine  Auswanderung  erst  stattgefunden  haben,  als 
die  neuere  Fauna  schon  längst  in  Deutschland  sich  heimisch  ge- 
macht hatte.  Sollten  die  Bewohner  Nord-  und  Ost -Sibiriens  die 
Nachkommen  derselben  sein,  die,  durch  unermessliche  Schneewüsten 
und  unübersehbare  Moräste  vom  Süden  getrennt,  lediglich  auf  sich 
angewiesen,  von  den  Russen  noch  in  der  Steinzeit  befangen  an- 
getroffen wurden?  Messer  und  keilförmige  Beile  aus  Stein,  Lanzen 
und  Pfeilspitzen  aus  Fliut  und  Knochen,  Angelhaken  aus  Zähnen 
des  Walross  und  aus  Fischgräten,  Nadeln  aus  Zobelknochen,  Sicheln 
aus  geschärften  Schulterblättern  waren  ihre  einzigen  Waffen  und 
Geräthschaften.  Wenn  auch  die  Kamtschadalen  und  die  renthier- 
jagenden  Tschuktscheu  geradezu  eisenhungrig  waren,  so  dass  in 
kurzer  Zeit  alle  steinerneu  und  knöchernen  Geräthe,  ja  sogar  bei 
Erstereu  die  Erinnerung  an  sie  verschwanden,  so  existirt  doch 
heute  noch  im  äussersten  Norden  die  Steinzeit.  Noch  ist  den  Ost- 
jaken  der  Bogen  lieber  als  das  Feuergewehr  und  das  Eisen  scheint 
mehr  als  Luxusartikel  zu  gelten. ^^) 

Schon  im  Vorausgegangenen  ist  mehrfach  der  bedauerliche 
Umstand  erwähnt,  dass  uns  aus  ältester  Zeit  ganz  zuverlässige 
Men scheu reste  wenig,  sehr  wenig  erhalten  sind;  bei  der  dünnen 
Bevölkerung  von  Jagd  lebender  Horden  darf  das  kaum  wunder- 
nehmen. Nach  Lebensweise,  Sitten  und  Gebräuchen  zu  urtheilen, 
haben  wir  in  den  paläolithischen  Menschen  den  Eskimo  ähnliche 
Brachycephale  vor  uns,  welche  wie  Jene  jeder  Pietät  gegen  die 
dahingeschiedenen  Stammesgenossen  entbehrten,  welche  sich  noch 
nicht  zum  Gedanken  erhoben  hatten,  der  Seele  durch  Bestattung 
einen   Dienst    zu  erweisen,    ihr   Ruhe   von    den    harten    Kämpfen 


•*)  Albin  Kohn,  Steininstrumente  im  nördlichen  und  östlichen  Sibirien. 
Zeitschrift  für  Ethnologie  1878,  S.  462. 


—     107     — 

um's  irdische  Dasein  und  Dauer  zu  sichern.  Noch  heute  tragen 
Mongolen,  Kalmüken,  Urjächeu  die  Leichen  ohne  Ceremonie 
aus  ihrer  Jurte  hinaus,  sie  den  Wölfen,  Füchsen  und  Geiern  als 
willkommene  Beute  zu  überlassen.  Bei  den  Eskimo  wurden  sogar« 
Menscheuknochen  in  den  vor  der  Hütte  sich  anhäufenden  Speise- 
resten gefunden;  vor  einem  Lager  in  Igloolik  konnte  Capitän  Lyon 
dieselben  wegnehmen,  ohne  dass  seiteus  der  Verwandten  nur  der 
mindeste  Einwand  erhoben  wurde. 

Nur  zufällig  also  kamen  die  bisher  gefundenen  Menschen- 
knochen in  Höhlen;  einsam  und  verlassen  mag  der  Neanderthaler 
seinen  letzten  Seufzer  ausgestosseu  haben.  Besonderer  Bediuguugen 
bedarf  es  eben,  wie  ein  feuchtes,  dicht  anliegeudes  Erdreich  oder 
die  von  kalkhaltigen  Sickerwässern  gebildeten  Sinterkrusten,  die 
einen  noch  besseren  Luftverschluss  bewirkten,  um  den  Zerfall  von 
Skelettheilen  hintanzuhalten.  Der  Ursachen,  in  Bälde  die  letzten 
Spuren  eines  Leichnams  aus  der  Welt  zu  schaffen ,  gibt  es 
verschiedene.  Nach  der  Beschreibung  Buckland's  bedeckten 
den  Boden  des  Kuhloches  (gegenüber  Schloss  Rabenstein  im  frän- 
kischen Jura)  Hunderte  von  Wagenladungen  schwarzen  Thier- 
staubes,  in  einer  Tiefe  von  ca.  6  Fuss,  was  über  5000  Ctr.  solchen 
Staubes  ausmacht.  Die  darin  befindlichen  Knochen  von  dunkler 
ümbrafärbung  zerbröckeln  zu  einem  weichen,  dunkeln  Pulver,  das 
dem  gleich  ist,  in  welchem  die  Knochen  liegen.  Somit  scheint 
dieser  Staub  zum  grössten  Theile  die  Ueberreste  von  Hunderten, 
ja  Tausenden  thierischer  Individuen  darzustellen.  Die  Höhle  ist 
so  trocken,  dass  die  Erde  unter  dem  Fusstritt  des  Besuchers  staub- 
förmig aufwirbelt.  Buckland  berechnet ,  dass  diese  Erde  die 
Ueberreste  von  wenigstens  2500  Bären  repräsentire.  ^^)  Aber  schon 
in  den  Gräbern  der  Römer,  die  der  Luft  ausgesetzt  waren,  sind 
oft  die  Knochen  alle  gauz  verschwunden,  die  Armspaugeu,  die 
man  den  Todten  mitgab,  liegen  noch  an  der  rechten  Stelle  im 
Sarg,  entsprechend  der  Lage  der  Hände  und  Arme,  aber  nur  noch 
eine  Spur  Asche  liegt  da,  und  ein  blauer  Dunst  erfüllt  das  Grab.  — 
Im  Schlamm  also,  durch  Wasser  von  der  Luft  geschützt,  können 
sich  Knochen  erhalten,  während  sie  an  der  Luft  vollständig 
verschwinden. 

Ein   französischer  Anthropolog,    de   Quatrefages,  vereint 


^)  Boyd  Dawkins,  Die  Höhlen  etc.,  S.  221. 


—     108     — 

die  Schädel  von  Egislieim,  Neauderthal,  Brüx  und  la  Denise,  von 
Clichy,  von  Olmo  bei  Arezzo  und  von  Gibraltar  zur  Canstatter 
Rasse^^)  uud  bezeichnet  diese  als  die  älteste  europäische  Rasse,  welche 
das  Land  den  grossen  untergegangenen  Säugern  streitig  gemacht 
habe.  Sie  soll  sich  beim  Mann  durch  das  mehr  oder  minder  starke 
Hervortreten  des  Augenbrauenkammes,  durch  eine  schmale  niedere 
Stirn,  schmalen  Schädel,  dessen  Index  auf  72  herabgeht,  grosse  Dicke 
aller  Knochen  auszeichnen.  Nach  Form  von  Schädel  und  Gesicht  soll 
der  Caustattmeusch  den  Eindruck  grosser  Wildheit  hervorgerufen 
haben.  Da  de  Quatrefages  auch  den  Unterkiefer  von  la  Naulette 
hieherzieht,  so  fügt  sich  noch  zu  diesen  Charakteren  ein  nur  schwach 
hervortretendes  Kinn.  Nuu  ist  aber  der  Eckstein  dieser  Behaup- 
tung, der  Canstatter  Schädel,  so  defect,  dass  man  nicht  einmal 
seinen  Index  bestimmen  kann,  vom  Deuiseschädel  ist  sogar  nur  das 
Stirnbein  vorhanden.  Obgleich  nun,  ausser  dem  Gibraltarschädel, 
bei  keinem  dieser  Schädel  das  Gesicht  vorhanden  ist,  so  erklärt  er 
sie  doch  für  prognath.  Ueberhaupt  ist  es  eine  bedenkliche  Sache, 
weittragende  Schlüsse  auf  so  zerstreute  und  wenige  Reste  zu 
gründen;  hat  doch  Virchow  einen  dieser  ältesten  Schädel  —  dafür 
hält  man  ihn,  ohne  durch  begleitende  Thierreste  dazu  berechtigt  zu 
sein^'^)  —  den  sog.Neanderthaler,  der,  in  den  fünfziger  Jahren  (1857) 
bei  Düsseldorf  entdeckt,  in  seiner  stark  zurückstehenden  Stirn,  seinen 
stark  vorspringenden  Stirnwülsten  (Augenbrauen)  eine  sehr  fremd- 
artige Gestalt  zeigt,  als  pathologisch  erklärt,  und  vom  Brüxer 
Schädel  gilt  dasselbe.  Seltsam  ist  aber  doch,  dass  sich  gerade  ein 
pathologischer  Schädel  von  Tausenden  erhalten  haben  soll  und  dass, 
wie  Schaaffhausen  referirt,  die  mit  Mammuthkuochen  im  Diluvial- 
kies von  Mannheim  gefundenen  Schädel  ähnliche  Stirn wülste  hatten.  ^^) 


*^)  De  Quatrefages,  Das  Menschengeschlecht  IL  S.  19  etc. 

®')  Hierzu  bemerkt  Schaaffhausen,  dass  in  geringer  Entfernung  von 
der  Neanderthaler  Höhle  in  ähnlichen  Spalten  Knochen  von  Höhlenbären 
und  Höhlenhyänen  und  zwar  von  völlig  gleicher  Erhaltung  gefunden  wurden 
—  zumal  in  ihrer  äusseren  Beschaffenheit,  sofern  die  Hyänenknochen  der 
Teufelskammer  und  der  Schädel  der  kleinen  Feldhofer  Höhle  im  Neauderthal 
dieselbe  graugelbe  Färbung,  mit  kleinen  moosartigen  Dendriten  zeigen, 
welchem  Umstände  Schaaffhausen  bezüglich  der  Altersbestimmung  einen 
hohen  Werth  beilegt.  Corr.  Bl.  d.  d.  anthropologischen  Gesellsch.  1872, 
S.  80  und  1878,  S.  116. 

^*)  S  chaaff  hausen,  Corr.  Bl.  d.  d.  anthropologischen  Gesellschaft  1880, 
S.  132. 


-       109     — 

Sollten  die  Steinzeitmeuscheu  deu  Gebrauch  gehabt  haben,  der  auf 
den  Neu-Hebriden  üblich  ist,  wo  die  Stirne  der  Neugeborenen 
zurückgedrängt  und  der  Scheitel  herabgedrückt  wird,  wodurch  quer 
über  dem  Stirnbein  ein  Querwulst  entsteht?  Fügen  wir  zu  Obigem 
noch,  dass  das  hohe  Alter  dieser  Schädel  mit  geologischer  Evidenz 
durchaus  nicht  erwiesen  ist,  so  tritt  das  Unsichere  in  der  Auf- 
stellung de  Quatrefages's  noch  deutlicher  hervor. 

Mit  unserer  dermaligen  allgemeinen  Vorstellung  scheinen  die 
nahezu  ältesten  Schädelreste  vom  europäischen  Menschen  —  de 
Quatrefages  fasst  sie  als  Cro  Maguou-Rasse^^)  zusammen  —  nach 
Schädelinhalt  und  anderen  Eigeuthümlichkeiteu  nicht  übereinzu- 
stimmen ;  hiernach  zu  urtheilen,  haben  sie  einer  beanlagteren  Rasse 
angehört  als  diejenige  war,  welche  ihnen  in  der  Bewohnung  von 
Mittel-  und  West-Europa  folgte.  Aus  dem  südlichen  Nord -Amerika 
und  Central-Amerika  sind  Documeute  aufgefunden,  die  zu  einem  ähn- 
lichen Schlüsse  führen  könnten ;  ein  hochcultivirtes  Volk,  das  nicht 
blos  untergegangen,  sondern  auch  völlig  aus  dem  Gedächtnisse  der 
Nachkommenden  verschwand,  ist  deu  jetzigen  rohen  Völkern  voraus- 
gegangen.^^) Es  wäre  gewiss  ein  arger  Irrthum,  darin  Beweise  er- 
kennen zu  wollen,  dass  die  höchste  Cultur  in  der  Vergangenheit 
liege.  Durch  den  Einbruch  von  Barbaren  ist  ja  vielfach  auch  der 
ruhige  Fortschritt  in  Europa  zurückgeschoben  worden,  ohne  dass 
die  Tendenz  eines  Rückschrittes  existirte. 

In  einigen  wenigen  Bildern  haben  wir  das  Leben  des  Stein- 
menschen auf  deutschem  Boden  an  uns  vorübergehen  lassen,  aus 
einer  Zeit,  die  mau  in  Bezug  auf  den  Menschen  die  paläo- 
lithische  nennt,  die  bezüglich  der  Thierwelt  und  der  klimatischen 
Verhältnisse  noch  dem  Pleistocän  zuzählt,  auch  glacial  und  post- 
glacial,  auch  Diluvium  genannt  wird.  Mählich  stellt  sich  eine  Wand- 
lang  ein;  nicht  allein  die  Geräthschaften  der  Menschen  werden 
manierlicher,  die  Beile,  Hämmer  und  Lanzenspitzeu  sind  sorg- 
fältiger gearbeitet,  viele  sind  geschliffen  und  polirt  —  ein  Umstand, 
auf  den  man  allerdings  kein  zu  grosses  Gewicht  legen  darf,  da 
auch  das  Material,  das  eben  diese  feinere  Bearbeitung  zeigt,  ein 
anderes  ist,  nämlich  zu  den  krystallinisch  körnigen  Gesteinsarten 
gehört   und    zu    dieser    anderen  Art  der  Bearbeitung  aufforderte; 


^)  De  Quatrefages,  Das  Menschengeschlecht  II.  S.  29  etc. 
°)  Wallace,  Die  Tropenwelt  etc.,  übers,  von  Brauns,  S.  308. 


—     110     - 

die  Feuersteine  sind,  wenn  auch  feiner  in  der  Form,  immer  noch 
geschlagen ;  ^  ^)  —  nein,  der  Mensch  zeigt  sich  auch  durch  manche 
Kenntnisse  und  Fertigkeiten  bereichert.  Noch  immer  Höhlen- 
bewohner, scheint  er  doch  schon  zur  Herstellung  von  Geweben 
geschickt  zu  sein;  die  Töpfereien  erscheinen  in  Form  und  Schmuck 
veredelt;  eine  Einwanderung  aus  dem  Osten  oder  Südosten  brachte 
sogar  den  Ackerbau  in  unsere  Gegend. 

So  lange  diese  Bewohner  europäischen  Bodens  noch  der  Metalle 
entbehren,  werden  sie  nun  als  Neolithen  bezeichnet.  Der  Acker- 
bau ging  also  in  unserer  Heimat  der  Kenutniss  der  Metalle  voraus. 

Mit  solchen  Bezeichnungen  will  und  soll  durchaus  nicht  eine 
Gleichzeitigkeit,  vielmehr  ein  gewisser  Culturstand,  der  z.  B.  in 
England  früher  oder  später  eingetreten  sein  kann,  als  in  Bayern,  aus- 
gedrückt werden.  Die  zeitliche  Gliederung  der  Prähistorie  besitzt 
lediglich  localen  Werth  und  die  Verbältnisse  einer  Völkergruppe 
dürfen  daher  nicht  unmittelbar  auf  die  einer  anderen  übertragen 
werden.  Erhalten  sich  doch  z.  B.  manche  Geräthe,  auch  manche  Sitten, 
die  scheinbar  nur  der  Urzeit  angehören,  noch  im  Gebrauche;  die 
Wilden  Nord -Amerikas  und  Grönlands  stehen  jetzt  noch  in  der 
Steinzeit;  umgekehrt  aber  können  uuter  besonders  günstigen 
Umständen  gewisse  Fortschritte  frühzeitiger  zu  Stande  kommen, 
schneller  sich  entwickeln  als  anderswo.  Auch  deshalb  empfahl  sich 
die  Beschränkung  auf  den  deutschen  Ureinwohner. 

Was  nun  diese  Uebergangszeit  zur  Metallzeit  und  zur 
Geschichte  vor  allem  kennzeichnet,  das  sind  die  mit  jener  Ein- 
wanderung sich  allmählich  auch  geltend  machenden  Veränderungen 
in  der  Thierwelt  und  die  sich  darin  spiegelnden  klimatischen  Ver- 
hältnisse. Manche  Thiere,  wie  Mammuth,  Nashorn,  Höhlentiger, 
Höhlenbär  und  Höhlenhjäne  verschwinden  für  alle  Zeit  vom  Schau- 
platze, der  Moschusochs  sucht  sich  im  hohen  Norden  (in  Ost- 
Grönland  und  auf  den  Inseln  des  nordamerikanischen  Eismeeres) 
die  Lebensbedingungen,  die  ihm  in  Mittel  -  Europa  verloren  gehen; 
am  längsten  erhält  sich  das  Renthier,  doch  zeigen  Funde  im  Norden 
Deutschlands  seinen  Rückweg.''-)  Das  Pferd,  das  zu  den  Charakter- 


^^)  H.  Fischer,  Hat  die  Annahme  einer  besonderen  Periode  der  be- 
hauenen  Steinwerkzeuge  für  die  vorgeschichtliche  Zeit  eine  Berechtigung? 
Archiv  für  Anthropologie  Bd.  VIII.  S.  239. 

'^)  In  Torfmooren  Mecklenburgs,  West-  und  Ostpreussens,  Pommerns, 
Holsteins  und  der  baltischen  Provinzen  wurden  schon  mehrfach  aus  jüngerer 


—    111    — 

gestalteu  der  diluvialen  Tbiei-vrelt  gehört,  scheint  sich  auch  in  öst- 
licher Richtung  zurückgezogen  zu  haben;  seine  Reste  sind  nämlich 
aus  der  Periode,  welche  die  Diluvialzeit  mit  der  historischen  ver- 
bindet, recht  selten.  Die  gewaltigen  Rinder,  ür  und  Wisent,  die 
in  der  nachdiluvialen  oder  vorhistorischen  Zeit  in  Deutschland 
sehr  an  Zahl  zunahmen  und  im  Mittelalter  ja  zu  den  bekanntesten 
Jagdthiereu  gehören,  haben  sich  bis  heute,  wenn  auch  freilich  nur 
gehegt,  wie  der  Ur  im  Chillingham-Park,  der  Wisent  oder 
der  ihm  entstammende  Auerochs  {Bison  europaeus)  im  Bialo- 
wiczer  Wald,  erhalten.  Auffallend,  aber  doch  verständlich  ist's» 
dass  die  kleineren  Thiere  der  Diluvialzeit,  Wolf,  Luchs,  Fiäl- 
frass,  Marder  z.  Tb.  noch  in  Deutschland  existiren  oder  höchstens 


Zeit  gut  erhaltene  Renthiergeweihe  gefunden;  über  die  Zeit,  zu  welcher  das 
Renthier  noch  in  Deutschland,  im  hercynischen  Walde,  wenn  auch  wohl  nur 
vorübergehend,  lebte,  gibt  Caesar  im  Bellum  gallicum  Lib.  VI  eine  kaum 
anders  als  auf  das  Ren  zu  deutende  Mittheilung;  auch  das  mit  Wäldern 
und  Sümpfen  bedeckte  Germanien  und  sein  rauhes  Klima  lässt  diese  Deutung 
sehr  wahrscheinlich  erscheinen,  um  so  mehr,  da  in  manchen  norddeutschen 
Mooren  Reste  von  Ren  und  Edelhirsch  zusammengefunden  werden.  Uebrigens 
enthalten  schon  die  älteren  Pfahlbauten  des  südlichen  Deutschlands,  Oester- 
reichs  und  der  Schweiz  mit  Ausnahme  der  Roseninsel  am  Starnberger  See 
keine  Renthierreste.  Es  hatte  sich  demnach  schon  zur  Pfahlbauzeit  Süd- 
Deutschlands  das  Ren  nach  dem  nördlichen  Deutschland  zurückgezogen. 
Was  die  Verbreitung  des  Rens  zu  heutiger  Zeit  angeht,  heben  wir  aus  der 
interessanten  Abhandlung  Str  uckmann's :  Ueber  die  Verbreitung  des  Ren- 
thieres  etc.,  Zeitschrift  d.  d.  geologischen  Gesellschaft  1880,  S.  728,  folgende 
Daten  hervor:  Heute  ist  der  südlichste  Punkt  Europas,  an  welchem  noch 
Renthiere  gesehen  wurden,  Twer,  eine  waldreiche  Gegend  an  der  oberen 
Wolga  unter  dem  56" 52'  n.  Br.  Nach  Seh  renk  ist  das  Ren  ein  Charakterthier 
des  nördlichen  Küstengebietes  des  Amurlandes,  hält  sich  auch  sehr  häufig 
an  der  Südküste  des  Ochotskischen  Meeres  auf,  wo  es  die  Nadelholzwaldungen 
und  die  moorigen  Niederungen  an  der  Küste  bewohnt;  auch  der  Altai  im 
südlichen  Sibirien  sei  noch  als  Heimat  des  Rens  anzusehen.  Nach  Ratzel 
werden  einzelne  Renthiere  noch  in  Maine  und  in  den  Gebieten  nördlich  der 
grossen  See'n  getroffen;  im  Westen  kennt  man  es  noch  aus  Aliaska  und 
British  Columbia,  d.  h.  bis  zum  53°  n.  B.  Hiernach  lebt  das  Ren  auch  in 
gemässigtem,  wenn  auch  rauhem  Klima,  sodass  es  kein  unbedingt  arktisches 
Klima  für  die  Gegend,  in  der  es  lebt,  voraussetzt.  Hierüber  müssen  somit 
die  Thiere  Aufklärung  geben,  mit  welchen  das  Ren  zusammenlebte.  Im 
Allgemeinen  bewohnt  das  Ren  gegenwärtig  noch  sämmtliche  Küstenländer 
des  nördlichen  Eismeeres;  die  nördlichsten  bekannten  Wohnorte  sind  Grön- 
land und  Spitzbergen  unter  dem  80  und  81°.  In  Südgrönland  nimmt  die 
Zahl  der  Renthiere  allmählich  ab. 


—     112     — 

durch  die  Zimahme  der  meusehlicbeu  Bevölkerung  verdrängt  sind, 
dass  es  gerade  die  grossen  Thiere  sind,  die  aussterben  oder  längst 
nur  gehegt  sind;  bei  der  ihnen  ungünstigen  Veränderung  der 
klimatischen  oderVegetationsverhältuisse  raussten  sie  früher  Mangel 
leiden  als  jene. 

Von  der  neuen  Säugethierfauna  sind  uns  schon  da  und  dort 
aus  den  oberen  Höhlenschichteu  mehrere  aufgestossen :  der  Edel- 
hirsch, das  Reh,  das  Wildschwein,  das  Elen,  der  Otter,  der  Biber 
und  der  Riesenhirsch,  der  Scheich  des  Nibelungenliedes,  der  nun 
auch  schon  ausgestorben  ist,  während  das  europäische  Elen  im 
Ibenhorster  Forst  bei  Memel  noch  eine  Freistätte  hat  —  lauter 
Thiere,  die  eine  allgemeine  Waldvegetation  voraussetzen.  Wenn 
auch  das  massenhafte  Vorkommen  des  Mammuth  in  unseren  di- 
luvialen Kiesen  und  Sauden  z.  B.  am  Seehof  bei  Frankfurt  a.  M., 
im  Bockenheimer  Diluvialkies  und  in  den  Mosbacher  Sauden, 
ferner  die  grosse  Menge  von  Bärenknocheu  in  den  schwäbischen 
und  fränkischen  Höhlen  uns  die  Berge  Mittel  -  Deutschlands  zu 
jener  Zeit  von  weit  ausgedehnten  Wäldern  zum  grossen  Theil 
bedeckt  erscheinen  lassen,  so  bezeugen  doch  wieder  andere  ein- 
gesessene Faunen  in  dieser  Zeit  ein  continentales  Klima  mit 
heissem  Sommer  und  kaltem  Winter,  sodass  Europa  sogar  mas- 
siger erscheint  als  heute,  wo  sich  England  vom  Continente  ge- 
trennt und  eine  noch  fortdauernde  Senkung  der  norddeutschen 
Küste  immer  mehr  Einbusse  an  Land  mit  sich  bringt.  Das  Steppen- 
land, dessen  Klima  von  der  Mitte  der  jüngeren  Diluvialzeit  ab 
immer  kälter  und  dabei  auch  feuchter  wurde,  wird  allmählich  von 
dem  aus  den  Bergen  vorrückenden  Walde  in  Besitz  genommen,  so 
dass  das  Landschaftsbild  mehr  und  mehr  den  Charakter  annimmt, 
den  es  in  frühester  historischer  Zeit  noch  hatte. 

Es  scheint  kaum  denkbar ,  dass  sich  die  Veränderung  all' 
dieser  Existenzen  auf  eine  kurze  Spanne  von  wenigen  Jahrtausenden 
zusammengedrängt  haben  kann.  Von  Interesse  wäre  es,  auch  in 
Jahren  die  Zeit  zu  kennen,  bis  zu  welcher  die  ersten  Spuren  des 
Menschen  in  Deutschland  zurückweichen.  Leider  müssen  solche 
Versuche  stets  an  den  berechtigten  Zweifeln  scheitern,  dass  die 
Erscheinungen,  nach  welchen  die  Zeit  absolut  gemessen  werden 
möchte,  wirklich  gleichmässig  stattgefunden  haben.  So  bleiben 
sie  eben  mehr  oder  weniger  nur  eine  müssige  Speculation.  Nur 
ein  Beispiel  von  vielen  und  mancherlei  sei  kurz  besprochen:    In 


—     113     — 

der  berühmteu  Victoriahöhle  bei  Settle  iu  Yorksliire  ^^)  sind  3  ver- 
tical  über  einander  liegende,  von  einander  gut  abgegrenzte  Cultur- 
schichten  aufgedeckt  worden.     Die  oberste,  von  einer  Mächtigkeit 
von  0,6    m,    enthielt  iu  ihrer  untersten    Lage    mit   vielen  Resten 
von  verschiedenen  Hausthiereu  Münzen  von  Trajan  und  Constantin, 
dann  bron/ene  Schmuckgegenstände,  besonders  Armspaugen,  zum 
Theil  mit  Email  verziert,  deren   Stil  auf  das  5,  Jahrhundert  hin- 
weist;  die   Geschichte   dieser    Schichte   reicht    also  ins  5.   oder  6. 
Jahrhundert  unserer  Zeitrechnung  zurück.     Wahrscheinlich  waren 
es  Briten,    welche    nach    dem  Abzug    der  römischen  Legionen    im 
Anfange   des    5,    Jahrhunderts    vor    den  Pikten   und  Skoten,    mit 
Allem,    was  sie  tragen    konnten,    eiligst  flüchtend  in  den  Bergen, 
Wäldern  und  Höhlen  Schutz  suchten.     Aber   lange    vor    der  Be- 
wohnung  der  Victoriahöhle  durch  die  Britisch   Waliser  hatte  die- 
selbe bereits  zum  Aufenthalt  von  Menschen  gedient;    denn  1,8  m 
unter  der  Schicht,  welche  die  obigen  Culturreste  barg,  auf  einem 
festen  grauen  Thoue  aufliegend,  fanden  sich  eine  knöcherne  Har- 
pune, eine  Knochenperle,  Kohlen,  3  Feuersteinsplitter,  sowie  zer- 
brochene Knochen  vom  braunen  Bären,  von  dem  Edelhirsch,  dem 
Pferde    und    dem    Rind.     Wenn    man    die    Bildung   jener    oberen 
Schutthalde    von    0,6  m  Höhe    auf    1200   Jahre    bezieht,    so    läsfe 
diese  letztere  Culturschicht  nahezu    5000  Jahre  vor  unserer  Zeit. 
Unter    dieser   Schicht    findet    sich,    wie    bemerkt,    eine  Lage    von 
zähem  grauem  Thon,    unter    welchem   eine    röthlichgraue  lehmige 
Höhlenerde    von    1  m    Mächtigkeit    angetroffen    wurde,    die    auf 
einer  Lage  von  grossen  Kalksteiublöcken  ruhte,    deren  Zwischen- 
räume mit  Thon  und  grobem  Sande  ausgefüllt  waren.     In  dieser 
Höhleuerde    fanden    sich    zahlreiche  Reste    der   Hyäne,    des    woll- 
haarigen   Nashorns,    des    Mammuths,    des    Ren,    des    Höhlenbären 
und  anderer  pleistocäner  Thiere,  daneben  auch  ein  Menschenknoehen 
(Wadenbein)  in  dem  gleichen  Versteiuerungszustaude.  ''*)    Ist  schon 
obige   Berechnung    des    Alters    der    neolitischen    Reste    bedenklich 
unsicher,  auf  diese  unterste  paläolithische,  vor-  oder   nacheiszeit- 
liche   Ablagerung    sie   anzuwenden,    ist   ganz    unthuulich,    um   so 
mehr,  da  die  klimatischen  Verhältnisse  vor  und   nach  der  Eiszeit 


")  Boyd  Dawkins,  Die  Höhlen  etc.,  S.  63  —  92. 
'^)  Boyd  Dawkins  hält  die  Fauna  des  grauen  Thones  für  voreiszeit- 
lich.   Die  Höhlen  etc.  S.  9-i. 


—     114     — 

der  Verwitterung  sehr  förderlich  wareu,  während  solche  ruhte,  so 
lause  die  Victoriahöhle  von  Eis  bedeckt  war. 

Scheint  es  nun,  dass  der  pfahlbauende  Ackerbauer  Deutsch- 
lands und  der  Schweiz,  der  in  seinen  ältesten  Ansiedelungen  (Feder- 
see, Mosseedorf,  Robeuhauseu,  Wangen,  Wauwyl,  Untersee  und 
TJeberlinger  See,  Constanz,  Roseninsel)  auch  noch  der  metalleneu 
Geräthe  entbehrt  oder  zu  entbehren  scheint,  der  von  den  uralten 
iranischeu  Weideländern  und  südrussischeu  Steppen,  —  von  deu  Kol- 
chiern,  die  au  deu  nordöstlichen  Gestaden  des  Pontus  euxinus  lebten, 
berichtet  Hippokrates,  sie  hätten  ihre  Wohnuugen  vou  Holz  und 
Rohr  mitten  in  den  Wassern  errichtet''^)  —  der  von  jenen  Steppen 
die  gezähmten  Ochsen  brachte,  sich  nicht  aus  dem  deutschen  Stein- 
menschen durch  culturellen  Fortschritt  entwickelt  habe,  da  hier- 
für keine  ausreichenden  Spuren  zeugen,  so  ist  derselbe,  der  die 
früheren  Jäger  verdrängte  oder  zwang,  sich  den  neuen  Verhält- 
nissen anzubequemen,  doch  anderwärts  dem  Jägerleben  entsprossen. 

Wenn  eben  in  frühster  Zeit  der  Jäger  in  loser,  wenig  zahl- 
reicher Genossenschaft  seine  Existenz  findet,  so  führt  doch  solche 
mit  der  Zeit  naturgemäss  zu  grösseren  Vereinigungen,  Er  sieht 
sich  nun  gezwungen,  nicht  blos  auf  den  Fang  der  neben  ihm 
frei  lebenden  Thiere  sich  zu  beschränken ;  er  muss  darauf  bedacht 
sein,  sich  die  mindest  widerspenstigen  Arten  durch  Angewöhnung 
und  Erziehung  zu  unterwerfen.  Manche  niedere  südamerikanische 
Indianervölker  erzieheu  sich  junge  Thiere  aus  dem  Walde  — 
Säuger  und  Vögel  —  zu  ihrer  Unterhaltung;  gewähren  sie  Nutzen, 
so  werden  sie  bald  stete  Mitbewohner  werden ;  auch  so  mag 
manchenorts  die  Haltung  der  Hausthiere  begonnen  haben.  Da 
hatten  freilich  unsere  deutschen  Höhlenmenschen  wenig  Auswahl  — 
das  Pferd,  das  Ren  und  vielleicht  das  kurzhornige  kleine  Rind, 
von  dem  sich  da  und  dort  Reste  aus  ihrer  Zeit  gefunden  zu  haben 
scheinen.  Doch  lag  auch  Allem  nach  für  deu  Bewohner  Deutsch- 
lands solche  Nöthigung  nicht  vor;  er  konnte  sich  nach  Ost  und 
West  ausbreiten,  nach  Nordosten  scheint  er  auch  wirklich  dem 
einrückenden  Ackerbauer  ausgewichen  zu  sein,  um  im  hohen  Norden 
Gestalt  und  Sitten  der  Steinmenschen  in  ihrer  Eigenart  zu  con- 
serviren. 


^^)  Victor  Hehn,  Culturpflanzen  und  Hausthiere  in  ihrem  Uebergange 
aus  Asien,  S.  499. 


—     115     — 

Anders  iu  Mittel-Asieu.  luclem  der  Mensch  nun  hier  sein 
Augenmerk  auf  die  geselligen  Thiere,  wie  das  Eind,  das  Schaf, 
die  Ziege,  den  Esel,  das  Pferd  richtete,  nahm  er  gleichsam  die 
Stelle  des  führenden  Thieres  an,  das  an  der  Spitze  der  Heerde 
einherzieht.  So  Avurde  der  Jäger,  der  doch  nur  von  der  Hand 
in  den  Mund  lebt,  allmählich  zum  Hirten,  zum  Viehzüchter.  Dieses 
Stadium  scheint  also  iu  Mittel-Europa  zu  fehlen.  In  Deutschland 
zeigt  sich  ein  Spruug  vom  Jagdleben  zum  Ackerbau. 

Statt  dem  Wild  nachzustellen,  befleissigt  der  Hirte  sich 
seiner  Zähmung  und  gesellte  sich  das  folgsamste  Thier,  den  Hund 
zur  Hülfe  bei.  Aber  auch  manche  Härten  brachte  der  neue  Beruf; 
es  handelte  sich  nun  darum,  für  den  Unterhalt  der  Heerden  zu 
sorgen  ;  gab  es  keine  Weideplätze  in  der  Nähe,  so  musste  man 
sich  zum  Wandern  entschliesseu.  So  lauge  es  den  eigenen  Unter- 
halt des  Jägers  nur  gilt,  kann  er  sich  beschräukeu,  uud  das  muss 
er  auch  können ;  der  Hirte  aber  muss  auch  noch  für  seine  Er- 
nährer sorgen.  Hier  kann  nun  aber  begreiflicherweise  keine  höhere 
Cultur  Platz  greifen;  die  zur  Ausübung  schwieriger  Handwerke 
und  Künste  nöthigen  Zurichtungen  lassen  sich  im  Nomadenzelt 
nicht  wohl  bergen.  —  Der  Schutz  gemeinsamen  Gutes,  grosser 
Heerden  führt  zu  grösseren  Gesellschaften,  zur  Bildung  von  Stäm- 
men und  Völkerschaften,  denen  voll  und  ganz  das  »Ubi  bene  ibi 
patria«  gilt,  die  keine  feste  Heimat  haben,  von  einer  Weide  zur 
anderen  ziehen,  nichtsdestoweniger  immer  wieder  die  Wohnstätte 
aufsuchen  werden,  die  fruchtbar  genug  ist,  ihren  Heerden  länger 
Unterhalt  zu  geben.  Den  üebergaug  vom  umherschweifenden 
Jagdleben  zur  Zähmung  und  Weide  der  Thiere,  aber  ebenso  von 
der  nomadischen  Freiheit  zur  Ansässigkeit  können  wir  uns  nicht 
langsam  und  schwierig  genug  denken.  Die  Noth  muss  gross 
sein,  ehe  sich  der  Hirte  entschloss,  den  Boden,  den  Weidegruud 
aufzugraben,  Körner  hinein  zu  säen  und  deren  Wachsthum  ab- 
zuwarten, den  Erfolg  ein  Jahr  lang  aufzubewahren  und  sich  so 
an  eine  Stelle  der  Welt  wie  ein  Gefangener  zu  fesseln.  Nun 
ist  er  Ackerbauer  und  das  Vieh  gibt  nicht  blos  Fleisch,  Milch 
und  manches  Rohmaterial  zu  Geräthschaften  uud  Bekleidung,  es 
muss  ihm  uun  auch  helfen,  den  Boden  zu  bearbeiten.  Nun  müssen 
Vorräthe  gesammelt  werden  für  die  Zeit,  iu  der  die  Pflanzenwelt 
ihre  Arbeit,  das  Wachsthum  einstellt.  Trotz  dieser  Sorge  wird 
kaum    der   Ackerbauer   zum    Nomadenleben    zurückfallen    —    die 


—     116     - 

Liebe  zur  gewonnenen,  eigentlichen  Heimat  lässt  das  kaum  zu ; 
auch  die  Sorge  wird  Einem  durch  die  Gewohnheit  lieb.  Nun  ist 
der  Mensch  an  die  Scholle  gebunden. 

Sicher  waren  es  Völker,  die  bestimmte  Gewohnheiten  verband, 
die  als  Nomaden  aus  Asien  ausziehend,  sich  dem  waldigen,  sum- 
pfigen Terrain  in  ihrem  Thun  und  Treiben  anbequemten,  die  nun, 
der  genügenden  Weiden  entbehrend,  theils  ihrer  früheren  Uebuug, 
der  Jagd  folgten,  daneben  aber,  indem  sie  Aecker  bestellten  und 
so  in  der  Pflanze,  im  Getreide  einen  grossen  Theil  ihres  Unter- 
haltes suchten,  sesshaft  wurden.  Und  der  deutsche,  jungfräuliche 
Boden,  durch  die  Jahrtausende  lange  Verwitterung  der  alpinen 
und  skandinavischen  Trümmer  sehr  fruchtbar,  muss  hiezu  ein 
dankbarer  gewesen  sein. 

Nun  müssen  Wohnstätten  gebaut  werden ,  die  Höhlen  im 
Gebirge  waren  am  Platze  für  den  Jäger ;  in  den  Niederungen,  um 
die  See'n  siedelt  sich  der  Ackerbauer  an ;  dazu  reicht  das  beweg- 
liche Zelt  des  Nomaden  nicht  mehr  aus ;  war  doch  wohl  Leben 
und  Besitz  gegen  die  räuberischen,  eingesessenen  Jäger  zu  schützen. 
So  entstanden  die  Pfahlbauten,  die  zum  Schutze,  vielleicht  auch 
nur  zur  Aufbewahrung  der  Vorräthe  hergestcillt  wurden.  Mit 
diesen  wenigen  Worten  nur  sei  dieses  Marksteines  in  der  Ge- 
schichte Deutschlands  und  der  Schweiz  gedacht.  Wurde  er  doch 
im  vergangenen  Winter  von  berufenster  Seite  hier  geschildert.  ^^) 

Nur  zwei  Momente  seien  noch  hervorgehoben,  welche  es  uns 
scheinlich  machen,  dass  diese  ersten  laugköpfigen  Einwanderer, 
die  man  meist  für  Kelten  hält,  von  Osten  oder  Südosten  kamen. 
Vorerst  verdient  die  grosse  Menge  seither  entdeckter  derartiger 
Ansiedelungen  in  Krain,  Ober-  und  Niederösterreich  hervorgehoben 
zu  werden;  auch  am  südlichen  Rande  der  alten  Ufer  des  Neusiedler 
See's,  ^^)  also  200 — 500  m  vom  alten  Seeufer  entfernt,  ist  ein  reicher 
Schatz  von  Ueberbleibseln  aus  der  Pfahlbauten-Steinzeit  gefunden 
worden.  —  Unter  den  überaus  mannigfaltigen  Funden  der  Pfahl- 
bauten haben  besonders  Beile  von  Nephrit ''^)  —  einem  ausserordent- 


'^)  Prof.  Oscar  Fraa.?,  Vortrag  über  die  Pfahlbauten  im  Verein  für 
Geographie  und  Statistik  in  Frankfurt  a.  M.    1880. 

")  Vierteljahrs- Revue  der  Gaea,  VI.  1,  Urgeschichte,  S.  71. 

'*)  Unter  diesem  Namen  gehen  Steinbeile  etc.  von  verschiedener  Sub- 
stanz; sie  führen  die  Namen  Nephrit,  Jadeit  und  Chloi'omelanit.  Als  Heimat 
der  letzteren,  die  als  Mineralien  einander  sehr  nahe  stehen  (Corr.  Bl.  d,  d 


—     117     — 

lieh  zähen,  Europa  ganz  fremden  Minerale  —  die  Aufmerksamkeit 
auf  sich  gezogen.  Das  natürliche  Vorkommen  deutet  nun  nach 
Sibirien,  Turkestan  (Kaschghar),  Thibet  (Jadeit).  Als  ein  Andenken 
au  die  frühere  Heimat,  als  eine  Kostbarkeit  brachten  die  Ein- 
wanderer wohl  diese  Steine  mit  sich.''^) 

Bei  seiuem  Besuche  des  Libanon  hat  Oscar  Fr  aas  von  den 
vielen  Höhlen  und  Grotten  am  Fusse  desselben  unter  anderen  die- 
jenige des  Wadi  Djos  (Nussbaumthal)  untersucht.  ^^)  Ist  es  von 
hohem  Interesse,  dass  mächtige  Moränenwälle  die  Vergletscherung 
des  Libanon  ausser  Frage  stellen,  ja,  dass  sogar  die  Bewohuung 
der  Höhlen  seitens  des  Menschen  vor  der  Anhäufung  dieser 
Trümmer,  welche  die  Höhlen  zudecken,  stattfand,  also  präglacial 
war,  so  möchte  ich  au  diesem  Orte  besonders  darauf  aufmerksam 
macheu,  dass  Prof.  Fraas  neben  Feuersteinmessern  und  Knochen 
von  Rhiuoceros,  Ur,  Wisent  und  Bär  solche  von  Thierformen  ent- 
deckte, die  den  Vorfahren  unserer  Hausthiere,  einem  Capra  oder 
Ovis  primigenius  augehören.  Mag  es  nun  auch  scheinen ,  dass 
diese  Entdeckung  eher  ein  Streiflicht  auf  den  Ursprung  der  ersten 
europäischen  Besiedelung  wirft,  so  bezeugt  sie  doch  jedenfalls  auch, 
dass  die  Hausthiere,  die  mit  den  Pfahlbauern  erscheinen,  dem 
Osten  entstammen. 

Die  Sage  vom  schönen  goldenen  Zeitalter  schwindet  vor  den 
Forschungen  der  Wissenschaft.  Nicht  im  Rückschritte,  sondern  in 
stetiger  Entwickelung,  einem  dauernden  Fortschritte  befindet  sich 
die  Menschheit.  Nichts  kann  stärker  die  menschliche  Thatkraft 
zu  unermüdlicher  Arbeit  anspornen,  als  die  üeberzeugung,  dass 
der  Mensch  die  Cultur,  die  er  heute  erreicht  hat,  durch  sich  selbst 
erlangte,  und  dass  er  die  Befähigung  in  sich  trägt,  seinen  Zustand 
auch  in  Zukunft  stetig  zu  verbessern.  In  diesem  Streben  müssen 
alle  nationalen  Schranken  fallen,  und  wir  müssen  uns  mit  Allen, 
die  redlich  an  der  Arbeit  sind,  die  menschlichen  Kräfte  zu  ent- 
wickeln, die  Erkenntniss  unserer  selbst,  Wissen  und  Können  zu 
erweitern,  eins  fühlen.  Mag  es  eine  nationale  Kunst  geben,  eine 
nationale  Wissenschaft  gibt  es  nicht,  sie  ist  international.  Die 
Wissenschaft  ist  der  Frieden  und  der  Fortschritt. 


anthropologischen  Gesellschaft  1881  No.  5)  scheint  nun  Birmah  erwiesen  zu . 

sein.    Corr.  Bl.  d.  d.  anthropologischen  Gesellschaft  1879,  1880  und  1881. 
")  Desor,   Corr.  Bl.  d.  d.  anthropologischen  Gesellschaft   1877,  S.  101 
^*')  Fraas,    Corr.  Bl.  d.  d.  anthropologischen   Gesellschaft  1876,   8.120 


118 


Bericlit  des  Freili.  Hermann  von  Maltzan 

über  die  von   ihm  im  Herbst  des  Jahres  1880  unternommene  Reise 
nach   der   Küste   Senegambiens   und    insbesondere   über   die   Fauna 

dieses  Gebietes. 


Eiü  Blick  auf  die  Karte  vou  Nordwest -Afrika  lässt  uns  in 
dem  Cap  Vert  eineu  Punkt  von  hervorragender  geographischer  Be- 
deutung erkennen.  Dieser  westlichste  Vorsprung  des  afrikanischen 
Festlandes  spielt  zugleich  eine  Rolle  im  Weltverkehr,  denn  nur 
hier  allein  im  weiten  Gebiete  Senegambiens  vermögen  grössere 
Fahrzeuge  genügenden  Küsteuschutz  zu  finden. 

Unter  der  Bezeichnung  Senegambien  versteht  mau  zunächst 
das  grosse  Flachland,  welches  von  den  beiden  Hauptströmen  des 
nordwestlichen  Afrika's,  Senegal  und  Gambia,  begrenzt  wird,  im 
weiteren  Sinne  jedoch  alle  europäischen  Colonieen  in  den  weit- 
verzweigten Flussgebieteu  dieses  Districtes.  St.  Louis,  die  Haupt- 
stadt des  französischen  Theiles  vou  Senegambien,  ist  auf  einer 
Saudinsel  in  der  Mündung  des  Senegalstromes  erbaut.  Die  Fluss- 
mündung ist  grösseren  Schiffen  unzugänglich  und  bildet  überdies 
einen  so  unsicheren  Hafen,  dass  der  Schiffsverkehr  sich  uothge- 
drungen  einem  passenderen  Landungsplätze  zuwenden  musste.  Nun 
bildet  Dakar,  an  der  Südseite  des  Cap  Vert  gelegen,  eine  natürliche 
Hafenbucht,  deren  Sicherheit  wesentlich  erhöht  worden  ist  durch 
einen  weit  ins  Meer  hineingebauten  Steindamm,  den  die  französische 
Regierung  neuerdiugs  mit  grossem  Kostenaufwaude  herstellen  Hess. 
Die  kleine  Insel  Goree,  nur  drei  Kilometer  von  Dakar  entfernt, 
bietet  kleineren  Fahrzeugen  ebenfalls  einigeu  Schutz.  So  hat  sich 
naturgemäss  der  Handel  nach  dem  Cap  Vert  gezogen,  und  da  der 
au  der  Bai  von  Goree,  im  weitereu  Sinne,  gelegene  Ort  Rufisque 
für  den  Export  das    ergiebigste  Material  liefert,  kann  man  schon 


—     119     — 

jetzt  diesen  Theil  Senegambiens  als  den  Sitz  des  internationalen 
Verkehrs  bezeichnen.  Die  prächtigen  Schiffe  der  Messageries  mari- 
times, welche  den  Verkehr  zwischen  Bordeaux  nnd  den  Häfen  Süd- 
Amerika's  vermitteln,  berühren  auf  ihren  Fahrten  Dakar  und  stellen 
auf  diese  Weise  eine  regelmässige  und  bequeme  Communication 
zwischen  der  Colonie  und  dem  Mutterlande  her. 

Im  tropischen  Nordwest -Afrika  lassen  sich  nur  zwei  Jahres- 
zeiten unterscheiden,  die  trockene,  völlig  regenlose,  welche  von 
Mitte  November  bis  zum  Juni  währt,  und  die  Regenzeit,  welche 
die  übrigen  Monate  des  Jahres  auszufüllen  pflegt.  Während  der 
dürren  Jahreszeit  herrschen  Ostwinde  vor,  deren  trockene  Wüsten- 
wärme vortheilhaft  einwirkt  auf  den  Gesundheitszustand  der  Colo- 
nisten.  Das  Klima  Senegambiens  ist  den  Weissen  entschieden  abhold. 
Der  Kaufmann,  welcher  auf  einige  Jahre  dorthin  geht,  um  Ver- 
mögen zu  erwerben,  muss  leben  wie  ein  Greis,  will  er  später  die 
Früchte  seines  Fleisses  geniessen.  Eine  einzige  Unvorsichtigkeit 
kann  ihm  nachhaltiges  Siechthum  zuziehen.  Während  der  Regenzeit 
und  namentlich  in  der  zweiten  Hälfte  derselben  ist  mau  der  Malaria 
und  allen  möglichen  anderen  Krankheiten  ausgesetzt.  Nur  die 
Cholera  verschont  hier  den  ohnedies  genug  geplagten  Fremdlino-, 
indem  sie  ihre  Ernte  ausschliesslich  unter  den  Eiugeborenen  hält. 
Der  Mangel  an  tüchtigen  Aerzten  ist  sehr  fühlbar.  Vor  dem 
Chinin,  dem  einzigen  wirksamen  Mittel,  besteht  eine  abergläubische 
Furcht;  dagegen  finden  die  Quacksalber  hier  ein  vorzügliches  Absatz- 
gebiet für  ihre  Mixturen.  Vorzugsweise  sind  es  Purgirmittel,  die, 
ohne  Sinn  und  Verstand  angewendet,  den  ohnedies  schon  ent- 
kräfteten Körper  seiner  schnellen  Auflösung  entgegenführen. 

Die  Regenzeit,  obgleich  von  den  Franzosen  »hivernage«  genannt, 
entspricht  ganz  dem  Sommer  unserer  gemässigten  Zone.  Der  erste 
Regen  befreit  die  Natur  von  den  Banden,  in  denen  sie  unter  der 
Herrschaft  der  Wüstenwinde  geschmachtet  hat.  Die  Vegetation 
erwacht  aus  ihrem  Schlummer!  Mit  wunderbarer  Schnelligkeit 
spriess't  es  hervor  aus  dürrem,  unfruchtbarem  Sande,  das  dornige 
Gestrüpp  umzieht  sich  mit  schimmerndem  Grün  und  der  Baum- 
riese Afrika's  {Ädansonia  digitata  L.)  bedeckt  sein  wirres  Geäst  mit 
einer  leuchtenden  Blätterkrone.  Immer  mächtiger  ergiesseu  sich 
die  Wassermassen,  welche  der  Ocean  dem  Westwinde  darleiht,  über 
das  kaum  zu  sättigende  Land ;  getrieben  von  den  senkrechten 
Strahlen  der  Tropensonne  entquillt  dem  Boden  eine  undurchdring- 


—     120     — 

liehe  Pflanzenwelt.  In  der  zweiten  Hälfte  der  Regenzeit,  wenn 
die  Vegetation  zur  höchsten  Entwicklung  gelangt  ist,  tritt  das 
Thierlebeu  in  das  für  den  Beobachter  interessanteste  Stadium. 
Während  die  Früchte  reifen,  geht  die  lusekteuwelt  ihrer  Vollendung 
entgegen ;  an  reich  besetzter  Tafel  schwelgt  der  Vogel  mit  seiner 
jungen  Brut,  In  den  ausgedehnten  Sümpfen,  die  beim  Beginn  der 
Regenzeit  zu  einer  bitteren  Salzlache  zusammengeschrumpft  oder 
gar  zu  einer  Salzkruste  erstarrt  waren,  entfaltet  sich  nun  ein  reges 
Thierleben.  Fische  und  Batrachier,  die  bis  dahin  ein  dem  Winter- 
schlafe ähnliches  Dasein  gefristet  hatten,  erwachen  zu  neuem  Leben 
und  entwickeln  den  anererbten  Trieb  zur  Erhaltung  der  Art.  In 
dieser  Periode,  wo  die  elektrische  Spannung  der  Atmosphäre  sich 
durch  häufige  Gewitter  bemerkbar  macht,  scheint  auch  das  Thier- 
leben im  Meere  von  der  allgemeinen  Erregung  in  der  Natur  be- 
einflusst  zu  werden.  Unzweifelhaft  ist  dieser  Zeitpunkt  für  den 
beobachtenden  Zoologen  von  besonderem  Interesse  und  der  Bericht- 
erstatter schreibt  die  befriedigenden  Resultate  seiner  Forschungsreise 
vorzugsweise  der  Ausnutzung  dieser  Periode  zu. 

Man  sollte  glauben,  dass  die  Franzosen  ihre  so  leicht  erreich- 
bare Colonie  gründlich  erforscht  hätten.  Dies  ist  durchaus  nicht 
der  Fall,  vielmehr  steht  von  einer  systematischen  Erforschung 
Senegambiens  noch  heute  eine  wesentliche  Bereicherung  unserer 
Kenutuiss  der  geographischen  Verbreitung  der  Thiere  zu  erwarten. 
Die  in  Frankreich  verbreitete  Ansicht,  Senegambien  sei  erforscht, 
hat  dahin  geführt,  dass  wissenschaftliche  Reisende  dieses  hoch- 
interessante Land  kaum  noch  in  den  Kreis  ihrer  Erwägungen 
ziehen.  Nur  von  Zeit  zu  Zeit,  wenn  die  Pariser  Mode  Putzvögel 
erheischt  oder  wenn  es  den  Naturalieusammler  nach  »beautes« 
gelüstet,  geht  der  gewitzigte  Händler  nach  Senegambien,  um  herr- 
liche Insekten  und  prachtvoll  befiederte  Vögel  in  unbegrenzter 
Zahl  zu  morden.  Bis  vor  kurzem  bestand  in  Dakar  ein  natur- 
historisch-ethnographisches  Museum,  welches  unter  dem  vortrejff- 
lichen  Regimente  des  Generals  Faidherbes  angelegt,  sich  unter  der 
Leitung  eines  Herrn  Zimmer,  Elsasser  von  Geburt,  zu  einer  hübscheu 
Blüthe  entwickelt  hatte.  Das  hätte  eine  vortreffliche  Grundlage 
für  die  afrikanische  Forschung  geben  können,  zumal,  wenn  damit 
eine  zoologische  Station  auf  der  Insel  Goree  verbunden  worden 
wäre.  Indessen  wurde  das  Museum  für  überflüssig  erachtet  und 
eines  Tages  aufgelöst.    Einiges  sandte  man  nach  Paris,  das  Gros, 


—     121     — 

welches  deu  Trausport  nicht  lohnte  (!),  ward  verauctionirt.  Die 
schönen  Sammlnngen,  welche  einen  Händlerwerth  von  mehr  als 
50  000  Francs  gehabt  haben  sollen,  erbrachten  in  der  denkwürdigen 
Auction  kaum  den  hundertsten  Theil. 

Auch  in  anthropologischer  Hinsicht  bietet  Senegambien  viel 
ßeachtenswerthes.  Die  verschiedensten  Raceu  wohnen  hier  auf 
einem  verhältnissmässig  kleiueu  Räume  beisammen,  ohne  dass 
dadurch  eine  nenuenswerthe  Vermischung  stattgefunden  hätte. 
Die  Serreres,  eine  Anzahl  halbwilder  Negerstämme  südlich  vom 
Cap  Yert,  nehmen  ein  besonderes  Interesse  in  Anspruch.  Von 
einigen  dieser  Stämme  weiss  man  so  gut  wie  nichts,  behauptet, 
dass  sie  auf  Bäumen  lebten  und  schreibt  ihnen  die  sonderbarsten 
Lebensgewohnheiten  zu;  Naturalien  aller  Art  dienen  ihnen  als 
Schmuck  oder  Fetisch. 

Lenken  wir  nun  unsere  Aufmerksamkeit  auf  die  Thierwelt 
des  Landes,  deren  Studium  sich  der  Berichterstatter  besonders 
zugewendet  hat.  Die  nachstehenden  Mittheilungen  sollen  nur  einen 
allgemeinen  Ueberblick  gewähren,  in  dem  die  auffallendsten  Er- 
scheinungen hervorgehoben  sind.  Eine  eiugehende  Schilderung  des 
Beobachteten  würde  dem  vorliegenden  Berichte  eine  nicht  be- 
absichtigte Ausdehnung  geben.  Von  der  Fauna  eines  Landes,  welches 
in  seinen  Vegetationsverhältuisseu  Veränderungen  unterworfen  war, 
können  wir  aus  der  Aufzählung  der  zu  einer  Zeit  beobachteten 
Formen  überdies  niemals  ein  klares  Bild  gewinnen.  Nur  da,  wo 
sich  die  Existenzbedingungen  seit  langer  Zeit  unverändert  erhalten 
haben,  kann  die  Summe  der  Vorkommnisse  uns  eine  Vorstellung 
von  der  sozusagen  ursprünglichen  Fauna  geben;  Senegambiens 
Fauna  hat  jedoch  seit  Adanson's  Zeiten  eine  andere  Physiognomie 
bekommen.  Eine  Bevölkerung  von  500  Menschen  auf  die  Quadrat- 
meile hat  seit  mehr  als  100  Jahren  mit  Feuer  und  Schwert  Krieg 
geführt  gegen  Flora  und  Fauna  des  Landes.  Dadurch  sind  die 
natürlichen  Existenzbedingungen  wesentlich  verändert  worden. 
Wenn  man  Adanson's  Reiseschilderungen  liest,  kann  man  sich 
des  Zweifels  an  der  Wahrheit  seiner  Aussagen  nicht  erwehren 
und  es  bedarf  eines  eingehenden  Studiums  seiner  Mollusken- 
beobachtungen, um  sich  zu  vergewissern,  dass  man  es  mit  einem 
exacten  Forscher  zu  thun  hat. 

Die   Zeiten,  in   denen  die  Elephauten   sich    in    deu    Sümpfen 
»wie   Schweine  wälzten,«  sind    längst    dahin.     Bei  Njaning   zeigt 


—     122     — 

man  im  Urwalde  eiueu  Baum,  unter  dem  vor  zwei  Jahren  der 
letzte  Löwe  gesehen  wurde !  Die  grösseren  Säugethiere  sind  aus- 
gerottet oder  weit  ins  Innere  hineingedrängt.  Nur  die  munteren 
graeiösen  Meerkatzen  {Cercopithecus)  beleben  noch  jetzt  die  Wälder 
in  grosser  Zahl;  ihr  zutrauliches,  belustigendes  Wesen  macht  sie 
auch  hier  zu  gern  gesehenen  Hausgenossen.  Kleinere  Säuger  sind 
auch  in  der  Nähe  der  Küste  nicht  selten,  so  die  Palmenratte 
(Sciurus  punctulatus) ,,  ein  geschätzter  Braten,  und  der  fliegende 
Hund,  der,  begleitet  von  einem  Heer  kleinerer  Fledermäuse,  des 
Abends  um  die  Häuser  flattert.  Auf  dem  Continent  scheint  die 
sog.  Hausratte  {Mus  rathcs),  welche  übrigens  die  einheimische,  viel 
grössere  Ratte  auch  erst  in  neuerer  Zeit  verdrängt  hat,  ihr  Reich 
noch  uneingeschränkt  zu  behaupten;  auf  der  Insel  Goree  dagegen 
ist  die  Wanderratte  {Mus  decumanus)  bereits  angelaugt,  um  von 
hier  aus  das  Festland  zu  erobern. 

In  grosser  Mannigfaltigkeit  und  erstaunlicher  Individuenzahl 
tritt  uns  die  Vogelwelt  entgegen.  Minder  scheu  wie  sein  orienta- 
lischer Vetter,  doch  von  gleicher  Fressbegier,  zieht  der  Kappeu- 
geier  {Neophron  pileatus)  in  Schaaren  durch  die  Dörfer,  um  sein 
wohlthätiges  Amt  zu  verrichten ;  oft  gesellt  sich  der  nacktköpfige 
Ohrgeier  {Otogyps  auricularis)  zu  ihm.  In  den  Sümpfen  sehen  wir 
neben  anderen  Reiherarten  {Ardea  gtdaris,  atricapilla)  auch  den 
prächtigen  Edelreiher  {A.  egrettd)  im  blendend  weissen  Gefieder. 
Lassen  wir  den  Blick  aufwärts  schweifen,  so  begegnen  wir  einer  Fülle 
köstlicher  Farbenerscheiuungeu.  um  die  blühenden  Sträucher  gaukeln 
zarte  Nectarinien,  den  Colibris  ähnlich,  von  Blüthe  zu  Blüthe  schwe- 
bend. In  den  Palmenhaineu  leuchtet  im  Sonnenglanz  das  herrliche 
Federkleid  des  grünen  Papageien  {Fsittacus  senegalus).  Schim- 
mernde Glanzstaare  {Lanipiroeolius  und  Juida)  und  prächtig  gefärbte 
Mandelkrähen  {Caracias  ahyssinica)  beleben  die  Kronenwälder  der 
gigantischen  Affenbrodbäume.  Neben  den  Webervögeln  gehört  der 
harmlose  Baumliest  {Halcyon  senegalensis)  zu  den  häufigen  Er- 
scheinungen. Die  Vögel,  welche  dieses  Gebiet  bewohnen,  haben 
eine  weite  Verbreitung;  nur  eine  verhältuissmässig  geringe  Zahl 
ist  auf  Senegambieu  beschränkt. 

Ungemein  reich  ist  das  Land  an  Reptilien.  Obwohl  einige 
Arten  bis  jetzt  nur  in  Senegambieu  beobachtet  sind,  so  dürfte 
doch  die  Mehrzahl  ebenfalls  einem  grossen  Verbreitungsbezirke  an- 
gehören. Das  Nilkrokodil  ist  im  Senegal  eine  häufige  Erscheinung. 


—     123     — 

Die  Süsswasser-Schildkröte  Pelomediisa  galcata  Schöpf,  ist  mit  der 
abyssinischeu  P.  GeliaxMae  Rüppell  identisch.  Rana  Bibroni  Hall, 
lässt  sich  von  der  in  Madagascar  lebenden  JR.  mascarenicnsis  D.  B. 
kaum  unterscheiden.  Die  Existenzbedingungen  sind  den  Reptilien 
günstig  und  alle  erreichen  eine  ansehnliche  Grösse.  Tython  sehae^ 
die  grösste  Schlange  Afrikas,  ist  in  den  Wäldern  gemein  und 
erreicht  nicht  selten  eine  Länge  von  vier  Metern.  Die  Schwarzen 
fangen  diese  ganz  harmlosen  Thiere  in  Flascheukörben,  welche  sie 
in  der  Nähe  des  Wassers  auf  dem  Wechsel  placiien.  Ein  so  er- 
beutetes Exemplar  von  reichlich  10  Fuss  Länge  befindet  sich  jetzt 
im  Jardin  des  plautes  zu  Paris. 

Die  Warane  sind  über  das  ganze  Gebiet  vertheilt.  Auch  der 
prächtig  gefärbte  Flusswaran  {Varcmiis  sanrus  Laur.),  welcher  dem 
Nilwaran  ungemein  nahe  steht,  findet  sich  im  Sumpfgebiet,  fern 
von  den  Flüssen,  in  Exemplaren  von  vier  Fuss  Länge  und  darüber. 
Während  das  laubgrüne  Chameleon  {Chameleo  senegalensis  Cuv.) 
sieh  vorzugsweise  im  Gebüsche  aufhält,  belebt  die  wachsame  Agame 
{A.  colonorum  Daud.)  Gemäuer  und  Baumstämme  in  grosser  In- 
dividuenzahl. Zur  Regenzeit  tauchen  die  Batrachier  in  Menge  auf. 
Vier  echte  Raua-Arten  (R.  occipitalis  Günth.,  R.  Bihroni  Hall, 
R.  galamensis  D.  B.  und  R.  trinodis  Böttger)  leben  in  den  Salz- 
sümpfen des  Cap  Vert  auf  einem  verhältnissmässig  kleinen  Gebiete 
in  allen  Entwickluugsstadien  beisammen;  dazu  gesellt  sich  noch 
die  Raniden-Gattung  Maltsania  Böttger.  Die  eigenartig  gefärbte 
Kröte  Rufo  regiäaris  Reuss  erscheint  zum  Schlüsse  der  Regenzeit 
an  einzelnen  Orten  in  so  fabelhafter  Menge,  dass  man  kaum  den 
Fuss  auf  die  Erde  setzen  kann,  ohne  ein  Thier  zu  zertreten;  aus- 
gewachsene Exemplare  sind  allerdings  nicht  häufig. 

Die  Flüsse  Seuegambieus  sind  von  einer  reichen,  noch  nicht 
hinlänglich  untersuchten  Fischfauna  belebt.  Auch  in  den  Salz- 
sümpfen finden  sich  verschiedene  Süsswasserfische,  darunter  der 
bekannte  Chromis  nüoiicus  Cuv. 

Wenn  man  die  dürren  Uferstrecken  betrachtet,  vermuthet  man 
kein  thierisches  Leben,  aber  bald  bemerkt  man  blau  und  roth 
schillernde  Punkte,  die  bei  Annäherung  des  Menschen  spurlos 
verschwinden.  Es  sind  Landkrabben  {Cardisoma) ^  die  hier  in 
selbstgegrabenen  Erdgängen  hausen,  sich  jedoch  mit  Vorliebe  den 
glühenden  Sonnenstrahlen  aussetzen.  Die  Krabben  unterwühlen 
grosse  Landstrecken   und  tauchen  dann  plötzlich   in  menschlichen 


—     124     — 

BehausuDgeu    auf,     wo    sie    Schrecken    und    Verwirrung    verur- 
sachen. 

Die  Insekten  weit  Seuegambiens  wird  von  den  Sammlern  schon 
lange    nach  Gebühr    geschätzt.     Die  Schmetterlinge  bieten  in  der 
That  dem  Auge  ein  bunt  bewegtes  Bild.  Neben  herrlichen  Papilioneu, 
neben  Palla  varcmes  und  anderen  Schönheiten  des  tropischen  Afrikas 
sieht  man  die  kleinsten  Bläulinge  in  grosser  Zahl.  Unter  den  Tag- 
faltern   zeichnen    sich    besonders    Pieriden    und    Acraeiden    durch 
mannigfache    Zeichnung    und    Farbenzusammeustellung    aus.     Mit 
der  tropischen  Fauna  haben  sich  auch  einige  allgemein  verbreitete, 
ursprünglich    nordische  Formen,  wie   Vanessa  cardui   und  Sphinx 
celerio  vermischt.    Die  prächtigen  Goliathiden,  die  schönen  Cetonien 
und  Bupresten  sind  den  Coleopterologen  wohlbekannt.     Auch  die 
form-    und    farbenreichen    Orthopteren    haben    das    Interesse    der 
Entomologen  erregt.    Aber  die  kleine  Insektenwelt,  welche  gerade 
hier  so  unendlich  reich  vertreten  ist,  hat  bis  heute  noch  Niemand 
erforscht!  Gross  ist  die  Zahl  der  Kleiuschmetterlinge,  welche  in  der 
Dämmerung  sichtbar   werden,  reich  vertreten   durch  die  wunderbar 
zarten  Federgeistchen  (Pterophoriden).  In  unendlicher  Mannigfaltig- 
keit sind  die  Kleinkäfer  vorhanden,  allein  ihr  Fang,  der  mit  Erfolg  nur 
bei  Licht  geschehen  kann,  wird  sehr  erschwert  durch  die  Dazwischen- 
kunft  einer  übelriechenden  Wanze,  welche  zu  Zeiten  milliardenweise 
auftritt  und  den  eifrigsten  Sammler  in  die  Flucht  schlägt.    Ebenso 
bewundernswerth  wie  das  Treiben  der  Termiten  ist  die  Thätigkeit 
mikroskopisch  kleiner  Ameisen,  welche  da,  wo  der  Mensch  sich  zeigt, 
augenblicklich  erscheinen,  um  aus  der  Tasche  des  Reichen  zu  leben. 
Um  den  Preis  der  Kleinheit  und  Unverschämtheit  können  die  Mücken, 
welche  uns  den  Schlummer  rauben,  mit  den  Ameisen  concurrireu. 
Den    Binnenmollusken    hat    die    Natur    das   Fortkommen    er- 
schwert.   Eine  sich  alljährlich  wiederholende  achtmonatliche  Dürre 
können    die    wenigsten   Landschnecken    ertragen.     Die  Flüsse    be- 
herbergen zwar  eine  Anzahl  Formen,  doch  ist  das  Gebiet  im  Ver- 
gleich zu  anderen  tropischen  Ländern  ungemein  arm  an  Mollusken. 
Von  grösseren  Landschnecken  kennt  man  nur  eine  einzige  Achatinen- 
Art  {Limicolaria  Aäansoni  Pfr.),  und  auch  diese  lebt  ganz  localisirt. 
An    kleinen  Formen  dürfte    indessen  Senegambien    nicht    so  ganz 
arm    sein,    denn    eine    genauere    LTntersuchuug    des    Urwaldes    bei 
Njaning    hat    einige    hübsche,    bisher  unbekannte  Arten    aus    den 
Gattungen  Fnpa  und  Succinea  ergeben. 


—     125     — 

Die  Meeresfauna  ist  im  gauzeu  uoch  weniger  nutersucht,  als 
die  Laudfauna.  Hier  findet  der  Zoologe  ein  unbegrenztes  Gebiet 
für  seine  Forschungen.  Eine  eingehendere  Untersuchung  der 
Meeresfauna  Senegambieus  wird  uns  zweifellos  über  die  geo- 
graphische Verbreitung  der  Seethiere  unerwartete  Aufschlüsse 
geben.  Haben  sich  doch  unter  einer  kleinen,  bei  Goree  ge- 
sammelten Anzahl  Fische  nach  Steindachner's  Untersuchungen 
schon  drei  Arten  gefunden  {Sphyracna  jello  C.  V.,  Miigil  oeur  Forsk. 
und  Belone  cJioram  Forsk.),  welche  man  bisher  auf  die  indischen 
Meere  beschräukt  glaubte!  Was  den  Reich thum  an  Formen  an- 
belangt, so  hält  die  Meeresfauna  Senegambieus  mit  der  des  indischen 
Oceans  keinen  Vergleich  aus.  Korallenbilduugen,  wie  man  sie  im 
indischen  und  stillen  Ocean  findet,  fehlen  hier  und  schon  dadurch 
allein  entsteht  ein  grosser  Ausfall  an  Thierformen. 

Die  Mollusken,  deren  allgemeinere  Verbreitung  durch  ihre 
Lebensweise  im  ganzen  erschwert  wird,  geben  das  getreueste  Bild 
der  sozusagen  eingeboruen  Fauua.  Auf  diese  Thierclasse  hat  der 
Berichterstatter  sein  Hauptaugenmerk  gerichtet  und  ist  denn  auch 
hinsichtlich  der  geographischen  Verbreitung  derselben  zu  einem 
gewissen  Resultat  gelangt.  Die  Bai  von  Goree,  welche  der  Ent- 
wicklung der  Mollnskeu  besonders  günstig  ist,  wurde  systematisch 
untersucht,  wobei  es  sich  herausstellte,  dass,  abgesehen  von  der 
Uferzoue,  nach  der  Beschafibnheit  des  Meeresgrundes  vier  ver- 
schiedene Zoueu  zu  unterscheiden  sind.  Der  Uferzone,  welche 
innerhalb  der  Fluthgrenze  liegt,  schliesst  sich  eine  schmale  Geröll- 
zone an.  Dieselbe  ist  gebildet  aus  Felstrümmern,  die  einerseits 
der  Insel  Goree,  audererseits  den  felsigen  Vorsprüngen  des  Cap 
Vert  und  des  weiter  südlich  gelegenen  Festlandes  entstammen. 
Hieran  schliesst  sich  ein  breiter  Gürtel,  der  bedeckt  ist  mit  Balanen- 
Colonieen,  welche  Alles,  was  in  ihr  Bereich  kommt,  überziehen 
und  einschliessen.  Die  durchschnittliche  Tiefe  dieser  Zone  beträgt 
zehn  Meter.  Hierauf  folgt  eine  mehr  oder  weniger  ausgedehnte 
Sandzone,  welche  allmählich  übergeht  in  die  mit  feinem,  grünem 
Schlamm  bedeckte  Tiefenzoue.  In  der  Bai  von  Goree  selbst  be- 
trägt die  grösste  Tiefe  allerdings  nur  etwa  30  Meter.  Jede  dieser 
Zonen  besitzt  ihre  eigene  Fauua,  wenngleich  einige  Arten  hinüber 
uud  herüber  gehen,  wie  dies  ja  nicht  anders  sein  kann. 

Die  Crustaceen,  welche  zusammen  mit  den  Mollusken  in  den 
tieferen  Zonen  der  Bai  von  Goree    leben,  gehören    kleinen  eigen- 


—     126     — 

thümlichen  Arten  au.  Nach  schriftlicher  Mittheüang  des  Herrn 
Edw.  J.  Miers  am  British  Museum,  welcher  das  gesammelte 
Material  bearbeitet,  befiudeu  sich  unter  den  50  gedrakten  Species 
etwa  30  bisher  unbekannte  Formen.  Eine  genauere  Schilderung 
der  Einzelheiten,  welche  ungemein  viel  Interessantes  bieten  würde, 
kann  hier  nicht  stattfinden;  einige  allgemeine  Andeutungen  müssen 
genügen. 

In  den  tieferen  Zonen  leben  diejenigen  Mollusken-Formen, 
welche  man  bis  jetzt  nur  aus  Senegambieu  kennt,  wie  Marginelleu, 
Pusionelleu  etc.  In  den  flacheren  Zonen,  die  dem  Witterungs- 
wechsel weit  mehr  ausgesetzt  sind,  leben  gerade  solche  Arten, 
die  einem  weiteren  Verbreitungsbezirke  angehören.  Die  20  Arten 
etwa,  welche  Senegambien  mit  dem  Mittelmeer  gemeinsam  besitzt, 
z.  B,  Area  Noae  und  Trochus  magus^  finden  sich  hier,  merkwürdiger- 
weise aber  entweder  verkümmert  oder  als  Raritäten,  die  auf  dem 
Aussterbeetat  zu  stehen  scheinen.  Die  bisher  ziemlich  allgemein 
verbreitete  Ansicht,  das  Mittelmeer  sei  zum  Theil  von  Senegambien 
aus  bevölkert  wordeu,  wird  durch  diese  Thatsache  widerlegt.  Will 
man  die  Wanderung  einiger  mittelmeerischer  Formen  bis  hinunter 
zum  Cap  Vert  nicht  zugestehen,  so  muss  mau  wenigstens  einen 
gemeinsamen  Ausgangspunkt  in  der  gemässigten  Zone  des  atlan- 
tischen Oeeans  annehmen. 

In  der  Bai  von  Goree  wurden  einige  so  auffallende  Erschei- 
nungen in  der  Gehäusebildung  beobachtet,  dass  die  Erwähnung 
derselben  hier  kaum  unterbleiben  darf.  Während  alle  ächten 
Marginellen,  als  deren  Typus  M.  Glahella  L.  gilt,  in  den  tieferen 
Zonen  leben,  finden  sich  nicht  selten  in  der  felsigen  üferzoue 
mit  einem  operculum  versehene  Thiere,  welche  genau  dieselbe 
Schale  bilden  wie  die  Marginella  glahella,  weshalb  der  Bericht- 
erstatter sich  veranlasst  sah,  dieselben  Fseudomargiuellen  zu 
nennen.  Eine  andere,  nicht  minder  auffallende  Erscheinung  trat  an 
dem  bekannten  Stronibus  iubonius  zu  Tage.  Hier  zeigte  sich,  dass 
zwei  ganz  verschiedene  Jugendformen  sich  scheinbar  zu  einer 
einzigen  Altersform  entwickeln,  indem  der  letzte,  weitaus  den 
grössten  Theil  des  Gehäuses  einnehmende  Umgang  bei  beiden 
ursprünglich  verschiedenen  Formen  genau  dieselbe  Gestalt  an- 
nimmt. 

Es  bedarf  wohl  kaum  der  Erwähnung,  dass  die  hier  zufällig  ge- 
machten Entdeckungen  keine Eigeuthümlichkeit  der  seuegambischen 


—     127     — 

Fauua  aufweisen ;  es  liegt  vielmehr  auf  der  Hand,  dass  bei  auf- 
merksamer Beobachtung  in  allen  Meeren  ähnliche  Vorkommnisse 
nachzuweisen  sein  werden.  Möchten  diese  kurzen  Mittheilunsen 
die  Aufmerksamkeit  der  Forscher  auf  einige  bis  dahin  übersehene 
Erscheinungen  lenken. 

Wie  wir  sehen,  ist  unsere  Keuutuiss  der  senegambischen 
Thierwelt  noch  höchst  mangelhaft.  Wollen  wir  indessen  auf 
Grund  unseres  heutigen  Wissens  Betrachtungen  anstellen  über  das 
Verhältniss  dieser  Fauna  zur  sogenannten  äthiopischen  Region,  so 
kommen  wir  zu  dem  Schlüsse,  dass  bei  der  Biunenfauna  keine  so 
durchgreifenden  Unterschiede  bemerkbar  sind,  um  die  Annahme 
einer  eigenen  Subregiou  zu  rechtfertigen.  Die  Meeresfauna  da- 
gegen weist  so  eigenartige  Formen  auf,  dass  wir  nicht  umhin 
können,  dafür  eiue  eigene  Provinz  oder  —  um  einen  zwar  nichts- 
sagenden, aber  sehr  beliebten  Ausdruck  zu  gebrauchen  —  ein 
Schöpfuugscentrura  anzunehmen. 

Durch  weitere  Entdeckungen  werden  diese  Annahmen  selbst- 
verständlich mehr  oder  weniger  modificirt  werden,  im  grossen 
ganzen    dürften  sie  sich  aber  wohl  als  zutreffend  erweisen. 


—     128 


Tergrüiite  Blütlien  von  Tropaeoliim  iiiajus. 

Von 

Dr.  Julius  Ziegler. 

(Hierzu    Tafel  I.  und  II.) 

Mitte  September  1880  bemerkte  ich  iu  meinem  Garten  (Felcl- 
strasse  8)  Blüthen  von  Tropaeoluni  niajus  L.,  der  Kapuzinerkresse, 
welche  in  ungewöhnlicher  Weise  verändert  erschienen  (siehe  die 
Abbildungen  in  natürlicher  Grösse  auf  Tafel  I.  und  IL).  Während 
zuvor  nur  normale  Blüthen  (Fig.  1)  zu  sehen  waren,  zeigten  sich 
ohne  besonderen  Aulass  zunächst  einige,  bei  denen  der  aufgetriebene 
Fruchtknoten  mit  dem  Griffel  stark  hervortrat  (Fig.  2),  weiterhin 
solche,  bei  welchen  dies  in  noch  höherem  Grade  der  Fall  war 
(Fig.  3,  4  u.  5),  deren  Farbe  unrein  wurde  und  schliesslich  in  Grün 
überging,  deren  Sporn  immer  kürzer  ward  und  endlich  ganz 
verschwand.  Dagegen  nahmen  die  Kelchzipfel  öfters  beträchtlich 
an  Länge  zu  und  verwandelten  sich  zuweilen  in  wirkliche  Blätter 
(Fig.  6). 

Am  augenfälligsten  war  die  Rückverwandlung  der  lebhaft 
gelben,  rothen  oder  braunen  Blumenblätter  in  vollständig  grüne, 
oft  sehr  lang  (bis  11  Centimeter)  gestielte  Blätter  (Fig.  5  u.  6), 
die  sich  zum  Theil  in  nichts  mehr  von  den  schildförmigen  ächten 
Laubblättern  unterschieden.  Bemerkenswerth  ist  hierbei,  dass  die 
den  beiden  oberen  Blütheublättern  entsprechenden  fast  durch- 
gehends  eine  Verschiedenheit  von  den,  den  drei  unteren  entspre- 
chenden beibehielten.  Die  Fransen  gingen  bei  letzteren  oft  in 
Zipfel  über  und  gaben  dem  Blatt  eine  leierförmige  Gestalt  (Fig. 
3  und  4). 

Weniger    leicht  veränderlich    zeigten    sich    die  Staubgefässe, 


ßr/itiir o' Sividv/if^rff/M/urTl/cs  aWü  ,)/ 


Ta//. 


Tro/^eoIu//i   rna/iis 
VitTt/rdnun^. 


m 


ßrtiiiit  t/S(Vtdr/i/n'n/fMli/rr(ft's.  /.W^  S/. 


1,1/  JJ. 


Tropac'(y/in/r   //i,t/iis 
Verarrünii/i// 


—     129     — 

was  um  so  mehr  Wunder  nimmt,  als  diese  bei  andern  Pflanzen 
sehr  häufig  zu  Blumenblättern  werden,  und  gefüllte  Tropaeoliim 
bekannt  sind.  Es  kamen  sogar  vielfach,  besonders  nach  den 
Enden  der  Zweige  zu,  verkümmerte  pelorienartige  Gebilde  vor, 
die  kaum  Ueberreste  der  Blumenblätter  und  des  Griffels  mehr 
enthielten,  wohl  aber  öfters  noch  Staubgefässe,  umgeben  von 
einem  gleichzipfeligen  spornlosen  Kelch  oder  5  Blättchen  (Fig.  8). 
Doch  auch  sie  hielten  auf  die  Dauer  nicht  Stand  und  verwandelten 
sich  ganz  oder  theilweise  in  meist  schildförmige  Laubblättchen. 

Endlich  löste  sich  auch  der  schon  anfänglich  so  auffallend 
hervorgetretene  Fruchtknoten  in  drei  gestielte,  auf  einem  Stiele 
vereinigte  kleine  Blättchen  mit  der  dreitheiligen  Narbe  ent- 
sprechenden Spitzen  auf  (Fig.  7).  Später  entwickelten  sich  eben- 
falls schildförmige  Blättcheu  (Fig.  6).  In  dem  Vereinigungspunkt 
der  drei  kleinen  Blattstiele  Hess  sich  meistens  noch  die  Eianlage 
erkennen,  welche  in  einzelneu  verwickelten  Fällen  möglicherweise 
auch  noch  zur  Blätterbilduug  beigetragen  haben  mag. 

Die  Früchte  schlugen  selbst  bei  den  nur  wenig  veränderten 
Blüthen  fehl.  Von  den  unverändert  gebliebenen  geernteter  Same 
brachte  bisher  (Anfangs  October  1881)  nur  normale  Pflanzen  hervor. 

unter  sämmtlichen  abnormen  Blüthen,  deren  es  wohl  an  200 
gewesen  sein  mögen,  —  die  letzten  erlagen  dem  Frost,  welcher 
auch  weitergehende  Untersuchungen  abschnitt,  —  herrschte  eine 
grosse  Mannigfaltigkeit,  jedoch  lediglich  nach  der  Verknüpfung 
und  Ausdehnung  der  beschriebenen  Umwandlungen  und  wohl 
ausnahmslos  unter  Einhaltung  der  für  die  ursprünglichen  Gebilde 
gültigen  Zahlenverhältnisse. 

Die  Erscheinung  trat  an  zwei  ganz  verschiedenen  Stellen  auf 
und  zwar  au  fünf  Stöcken  von  verschiedener  Blüthenfarbe ;  in 
anderen  Gärten  konnte  in  demselben  Jahre  Aehuliches  nicht  auf- 
gefunden werden. 

Wenn  auch  die  Möglichkeit  vorliegt,  dass  das  Einstutzen 
von  Trieben  Veranlassung  zu  der  abnormen  Bildung  gegeben 
hat,  so  ist  die  Ursache  doch  wahrscheinlich  in  dem  gleichzeitigen 
feuchtkühlen  und  trüben  Wetter  zu  suchen,  zumal  ähnliche 
Vorkommnisse  gewöhnlich  in  den  Herbst  fallen. 


130 


Zweite  Liste  von  Reptilien  und  Batrachiern  aus 
der  ProY.  Saö  Paulo,  Brasilien. 


Von 


Dr.  Oskar  Boettger. 

Anknüpfend  an  die  kleine  von  mir  in  diesem  Bericht  1875 — 76 
p.  140  gegebene  Aufzählung  von  Kriechthieren  aus  Sao  Paulo 
erlaube  ich  mir  an  dieser  Stelle  die  kurze  Liste  von  15  Reptilien 
und  Batrachiern  zu  geben,  die  das  Senckenbergische  Museum  von 
Hrn.  Jos.  Duschanek  in  Freiburg  i.  Br.  im  Februar  1881 
erworben  hat.  Auch  diese  Exemplare  stammen  sämmtlich  aus 
der  Provinz  Sao  Paulo.  Ich  bezeichne  in  Folgendem  nur  die 
a.  a.  0.  noch  nicht  namhaft  gemachten  9  Species  mit  fortlaufenden 
Nummern. 

Reptilien.  Eidechsen.  IS.  Euprepes  {Mahuya)  agilis  Fiiz.  s]^. 
=  SiJiJci  D.  B.  Typisches  Stück. 

Hemidactylus  mdbuya  Mor.  de  Jon.  sp.  2  (^  und  1  9-  Di® 
Männchen  besitzen  eine  ununterbrochene  Reihe  von  32  Schenkel- 
poren, deren  8  mittelste  auffällig  stark  in  die  Quere  verbreitert 
sind  und  fast  schlitzförmig  erscheinen. 

14.  Laemanctus  undulatus  Wiegmann  (Herpet.  Mexic.  I  p.  46; 
Dumeril  etBibron,  Erpet.  gener.  IV  p.  75).  Seltene  Art.  Schuppen 
der  Kopfunterseite  ungekielt ;  Bauchschuppen  stark  gekielt,  grösser 
und  stärker  gekielt  als  die  des  Rückens.  —  Färbung  oberseits  ein 
röthliches  Schwarzbraun  mit  hell  rothbraunen  und  schwarzen 
Fleckzeichnungen.  Kopf  gelbbräunlich,  oben  mit  schwarzen  Mar- 
morzeichnungen. Lippenränder  breit  weissgelb;  ein  weissgelber 
Längsstreif    vom    Auge    nach    den  Halsseiten    hin.     Dieser  Streif 


—     131     — 

löst  sich,  indem  er  zuerst  eine  tiefer  gelbbraune  und  dann  roth- 
braune Färbung  annimmt,  jederseits  in  eine  Läugsreihe  von 
rothbraunen  C-förmigen  Flecken  auf,  die  jeder  nach  vorn  und 
oben  von  einem  tiefschwarzen,  gleichfalls  C-  oder  <-förmigeu  Fleck 
eingefasst  werden  und  sich  noch  auf  dem  Schwänze  bis  gegen  das 
Ende  desselben  hin  verfolgen  lassen.  An  den  Körperseiten  liegt 
je  noch  eine  zweite  Längsreihe  ähnlich  gefärbter,  aber  kleinerer, 
mehr  rundlicher,  gleichfalls  dunkel  umsäumter  Fleckchen,  die, 
etwas  in  die  Quere  gestellt,  auch  die  Gliedmaassen  zieren.  Unter- 
seite des  Kopfes  weissgelb,  des  übrigen  Körpers  rothbraun  einfarbig- 

Schlangen.  15.  Xenodon  severus  L.  sp.    2  junge  Stücke. 

Liophis  Merremi  Wied.  sp.  Fünf  Exemplare,  von  denen  4 
gut  mit  unseren  Exemplaren  dieser  Species  übereinstimmen,  während 
ein  fünftes  jugendliches  Stück  zwar  17  Schuppenreihen  besitzt 
und  an  der  Seite  jedes  Ventralschildes  einen  schwarzen  Hinter- 
rand zeigt,  im  übrigen  aber  ziemlich  in  der  Färbung  übereinstimmt 
mit  Jan's  Abbildung  von  L.  reginae  L.  sp.  var.  quadrilineata  in 
Iconogr.  des  Ophid.,  Lief.  16,  Taf.  6,  Fig.  2,  ohne  jedoch  den 
scharfabgesetzten  weissen  Lippenstreif  dieser  Art  zu  zeigen. 
Nach  hinten  besitzt  das  Exemplar  vier  sehr  undeutliche  dunkle 
Längsstreifen. 

Liophis  Wagleri  Jan.  4  Stücke  mit  8 — 8,  eins  mit  8 — 7 
Supralabialen  und  19  Schuppenreihen.  Körper  hinten  mit  2  hellen 
Längsstreifen,  die  die  Rückenpartie  von  den  Seiten  trennen  und 
auch  längs  der  Schwanzoberseite  noch  zu  beobachten  sind.  Also 
ganz  wie  Jan's  Abbildung  in  Iconogr.  d.  Ophid.,  Lief.  18,  Taf.  3, 
Fig.  2. 

16.  Liophis  cohella  L.  sp.  var.  viridicyanea  Jan.  Drei  ziemlich 
junge  Stücke  mit  19  Schuppenreihen.  Die  beiden  jüngeren 
Exemplare  sind  in  der  Färbung  ähnlich  der  Fig.  1  in  Jan's 
Icon.  d.  Ophid.,  Lief.  16,  Taf.  5.  Das  Frenale  tritt  bei  einem 
dieser  Stück  in  abnormer  Weise  beiderseits  bis  ans  Auge,  so  dass 
das  Praeoculare  vom  3.  Supralabiale  vollkommen  abgetrennt  er- 
scheint, während  bei  dem  andern,  sonst  ganz  gleichen  Stück  die 
Bildung  von  Frenale  und  Praeoculare  normal  ist.  Das  dritte, 
etwas  ältere  Exemplar  ist  matter  gezeichnet,  und  die  Unterseite 
zeigt  nur  hie  und  da  matte  grauschwarze  Randflecke  auf  den 
Ventralen. 

17.  Liophis  poecihstictus  Jan  (Elenco  sist.  p.  52;  Iconogr.  d. 


—     132     — 

Ophid.,  Lief.  13,  Taf.  6,  Fig.  2).  Ganz  mit  der  citirteu  Abbildung 
übereinstimmend.  Eine  sehr  laugsehwänzige  Art  mit  nur  7  Supra- 
labialen, die  im  Habitus  stark  an  Herpetodryas  erinnert.  Bis 
jetzt  meines  Wissens  blos  von  Uruguay  uud  Montevideo  bekannt 
gewesen. 

Herpetodryas  caritiatus  L.  sp.  Mehrere  übereinstimmende 
Exemplare,  die  oben  einfarbig,  d.  h.  ohne  das  gewöhnliche  helle 
Längsband  auf  der  Rückenmitte  sind  uud  nur  die  zwei  mittelsten 
von  den  12  Läugsschuppenreiheu  deutlich  gekielt  zeigen. 

Helicops  carinicaudus  Wied  sp.  Junges  uud  älteres  Stück. 

18.  OxyrJiopus  tergeminus  Dum.  Bibr.  Jüugeres,  gauz  mit 
Dum.  Bibron's  Beschreibung  uud  Jan's  Abbildungen  über- 
einstimmendes Exemplar. 

19.  TJiamnodynastes  Nattereri  Schleg.  sp.  (Jan,  Iconogr.  d. 
Ophid,,  Lief.  39,  Taf.  2,  Fig.  3).  Junges,  ganz  mit  der  citirteu 
Abbildung  stimmendes  Stück,  aber  mit  3  -f-  3  —  3  -|-  3  Temporalen. 

Batrachier.  Siphonops  annulatus  Mik.  sp.  var.  Wiederum 
2  Stücke  eiuer  Form  mit  112  und  116  Querriugelu,  so  dass  wir 
jetzt  im  Museum  4  Stücke  von  Saö  Paulo  mit  110,  112,  114  und 
116  Querringeln  besitzen,  iudess  Feters,  Mon.-Ber.  Berl.  Acad. 
1879  p.  940  auch  neuerdings  noch  für  diese  Art  deren  nur  86 — 92 
ansfibt.  Auch  die  Tentakelgrube  steht  bei  der  südbrasilianischen 
Form  dem  Auge  näher,  als  es  die  Zeichnung  daselbst  Fig.  10 
andeutet,  so  dass  wir  es  möglicherweise  hier  mit  einer  distincten 
Art  zu  thun  haben. 

20.  Cystignathus  occUafus  L.  sp.  ?  var.  (vergl.  neben  D  u  m  e  r  i  1 
et  Bibron,  Erpet.  gener.  VIII  p.  396,  Taf.  87,  Fig.  4  und 
Günther,  Cat.  Batr.  Sal.  p.  27  namentlich  Steindachner, 
Batracholog.  Mitth.  in  Verh.  d.  Zool.-Bot.  Ges.  Wien  1864  p.  270). 
Ein  vollkommen  mit  der  bei  Steiudachner  beschriebeneu  Färbung 
eiuer  Varietät  von  Cai9ara  in  Brasilien  übereinstimmendes  9- 
Von  D  u  m  e  r  i  1  -  B  i  b r  o  n ' s  Beschreibung  abweicheud  durch  zwei 
Höcker  auf  der  Fussfläche,  nämlich  einen  kleinen  ruudlicheu 
schwachentwickelten  Höcker  an  der  Basis  der  4.  Zehe  und  dem 
gewöhnlichen  grossen  länglichen  au  der  Basis  der  1.  Zehe,  weiter 
durch  das  Trommelfell,  welches  fast  so  gross  wie  das  Auge  ist, 
durch  die  vorn  stark  abgestumpfte  Schnauze  und  endlich  durch 
die  sehr  kräftigen  gedrungeneu  Gliedmaassen,  deren  Schenkel 
keine  durchlaufenden  Querbiudeu    tragen.     Vielleicht    eigene  Art, 


—     133     — 

wenigstens  sicher  nicht  specifisch  übereinstimmend  mit  dem  in 
der  Senckenberg'scheu  Sammlung  als  C.  ocellatus  liegenden  jugend- 
lichen Exemplar  einer  spitzschnäuzigeren,  langbeinigeren  Art. 

21.  Leiuperus  alhonotatus  Fitz.  sp.  (Stein  dachner,  a.a.O. 
p.  275,  Taf.  16,  Fig.  4).  Ein  prächtig  gefärbtes  9i  ganz  mit 
Steindachner's  Diagnose  übereinstimmend  und  nur  dadurch  ver- 
schieden, dass  das  Trommelfell  vollkommen  unsichtbar  ist,  dass 
die  beiden  Tuberkel  der  Fussfläche  in  fast  gleicher  Stärke  spitzig 
vorragen,  und  dass  ebenso  die  beiden  Schwielen  auf  der  Platte 
der  Hand  gleiche  Höhe  und  Ausdehnung  besitzen.  Die  Körper- 
zeichnung erinnert  in  auffälliger  Weise  an  Nattereria  laferistriga, 
die  aber  in  der  ausgerandeten  Zunge  und  in  dem  Vorhandensein 
von  Parotideu  von  unserer  Art  generisch  abweicht. 


—     134 


Listö  von  Reptilien  und  Batrachiern, 

gesammelt  1880—81  auf  Sicilieu  durch  Hrn.  lusp.  Carl  Hirsch. 

Von 
Dr.  Oskar  Boettger. 

Wenn  auch  alle  unten  aufgezählten  11  Kriechthierarten 
bereits  von  früheren  Beobachtern  aus  Sicilien  und  dessen  Küsten- 
inseln angeführt  worden  sind,  so  möchte  doch  in  Anbetracht  der 
zahlreichen  vorliegenden  Varietäten,  genauen  Fundorte  und  Daten 
eine  erneute  Aufzählung  mit  kurzer  Angabe  des  Eigenthümlichen 
und  Besonderen  in  Form  und  Färbung  nicht  ganz  überflüssig  er- 
scheinen. Die  zum  Theil  sehr  zahlreich  vorliegenden  Stücke 
zeichnen  sich  durch  tadellose  Conservirung  und  leuchtende  Färbung 
in  hohem  Grade  aus,  und  ich  darf  schon  deshalb  nicht  unterlassen, 
unserem  correspondirenden  Mitgliede  Herrn  Inspector  Carl  Hirsch 
in  Palermo,  der  uns  die  beiden  reichen  Sendungen  für  das  Sencken- 
bergische  Museum  zum  Geschenk  gemacht  hat,  im  Namen  der 
Gesellschaft  unsern  wärmsten  Dank  für  die  sicher  nicht  geringe 
Mühe,  der  er  sich  in  unserem  Interesse  unterzogen  hat,  auch 
hiermit  öffentlich  nochmals  auszusprechen. 

Reptilien.  Eidechsen.  1.  Lacerta  viridis  Laur.  var.  punctata 
Duges. 

Drei  prachtvolle  Männchen  von  der  Insel  Ustica  15,7,80, 
von  der  Insel  Maritimo  4,6,80  und  vom  Cap  Gallo  bei 
Palermo  6,4,81,  alle  drei  mit  lebhaft  cyanblauem  Kopf.  Sie 
gehören  einer  Varietät  an,  die  von  den  Bonaparte'schen  Abbil- 
dungen noch  am  meisten  der    var.  mento-caerulea  (Icon.  d.  Faun. 


—     135      - 

Ital.  II.  Roma  1832—41,  Taf.  II.  Fig.  4)  entspricht,  sich  aber 
dadurch  wesentlich  unterscheidet,  dass  die  schwarzen  Fleckchen 
des  Rückens  bei  der  Inselform  die  Grösse  einer  Schuppe  nicht 
überschreiten.  Halsband  aus  neun  Schuppen  bestehend;  nur  6 
Ventralreihen. 

No.  1  aus  Ustica.  Schenkelporen  18 — 18.  Kopflänge  bis 
zum  Halsband  incl.  40,  Rumpfläuge  77,  Schwanzlänge  216, 
Totalläuge  333  mm.  —  Körperlänge  zu  Schwanzlänge  wie  1  :  1,85. 

No.  2  aus  Maritimo.  Schenkelporen  20 — 21.  Aeussere 
Ventralschilderreihe  an  der  äusseren  Seite  mit  kleinen  schwarzen 
Fleckchen. 

No.  3  vom  Cap  Gallo.  Schenkelporen  19  — 19.  Aeusserste 
Ventralschilderreihe  von  kleineu  Oberschilderu  begleitet. 

2.  Lacerta  muralis  Lauv. 

Alle  zahlreichen  vorliegenden  sicilianischen  Stücke  dieser  Art 
lassen  sich  auf  2  wesentlich  von  einander  abweichende  Formen 
beziehen,  von  denen  ich  die  eine  die  »grüngelb  und  schwarz  quer- 
gestreifte (var.  maculata  Fitz.  De  Betta)«  und  die  andre  die 
»grüne  längsgestreifte  (var.  sicula  Bon.)«  nennen  will: 

a)  var.  maculata  Yiiz.  (De  Betta,  Nuova  serie  di  Note  Erpe- 
tolog.,  Veuezia  1879  p.   16  u.  f.),  Eimer,  v.  Bedriaga  u.  a. 

Bis  auf  die  Bauchzeichnung  stimmt  auch  Bonap arte's 
nigriventris  Fig.  6  auf  Taf.  I  in  Iccyi.  d.  Faun.  Ital.  mit  unserer 
Form  vollkommen   überein . 

Rücken  hell  apfelgrün,  grünlichgelb,  bronzegrün  oder  brouze- 
grau,  mit  2  Reihen  zahlreicher  undulirter  schwarzer  Querbiuden, 
die  in  der  Mittellinie  auch  in  der  Längsrichtung  mit  einander 
verbunden  sind.  Kopf  oben,  Gliedmaassen  und  Schwanz  grau ; 
Kopf  schwarz  gepunktet  und  gemarmelt;  Gliedmaassen  mit  hell- 
grauen Ocellen ;  Seiten  grau  gefleckt.  Kinuseiten  blau  oder  bläulich- 
weiss.  Unterseite  gelblichweiss,  die  äusserste  Ventralreihe  meist 
nur  grau  und  weiss  gefleckt. 

Das  Dessin  ist  also  das  durch  von  Bedriaga  seiner  nea- 
politana  subvar.  f.  der  Insel  Pianosa  zugeschriebene,  die  zweifellos 
auch  in  die  nächste  Nähe  der  sicilianischen  Form  gehört. 

Ganz  junge  Stücke  der  sicilianischen  Form  sind  weissgrau; 
die  schwarze  Reticulirung  des  Rückens  ist  unregelmässiger. 

Diese  var.  maculata  hat  häufig  einseitig  5  vordere  Supra- 
labialeu. 


—     13G     — 

Als  typisch  betrachte  ich  folgende  Exemplare : 

Von  Syrakus  26,  6,  80;  von  Girgeuti  19,  10,  80;  von 
Bagheria  18,  7,  80  und  aus  der  Umgebung  von  Palermo 
von  der  Villa  Belmonte  bei  Olivuzza  16,  5,  80,  von  ebenda  aus 
dem  Giardiuo  Valenza  16,  5,  80,  von  der  Villa  Julia  24,  5,  80, 
vom  Deposito  Tramway's  Acqua  Santa  12,  6,  80  und  vom  Prato 
Tramway's  Noce  30,  5,  80. 

Typisch  ist  ausserdem  noch  das  Stück  vom  Capo  di  Gallo 
bei  Palermo  25,  7,  80,  bei  dem  sich  aber  bereits  eine  beginnende 
grauliche  Sprenkelung  der  Unterseite  constatiren  lässt. 

Bei  air  diesen  Formen  fehlen  blaue  Augeuflecken 
auf  den  seitlichen  Ventralen  und  in  der  Achselgrube,  welche  ich 
nur  bei  den  folgenden  beiden  Stücken  beobachten  konnte: 

Von  Partinico  29,  11,  80  und  von  Villa  Belmonte  bei 
Acqua  Santa,  beides  nahe  Palermo.  Erstere  Form  weicht 
nur  dadurch  von  der  oben  beschriebenen  sicilianischen  Rasse  ab, 
dass  sie  deutliche  blaue,  schwarz  umrandete  Ocellen  in  der  Achsel- 
gegend aufzuweisen  hat,  letztere  dadurch,  dass  die  äusserste 
Ventralschilderreihe  blaue  Ocelli  mit  tiefschwarzem  Mittelfleck  zeigt. 

Abweichend  von  allen  genannten  Formen,  aber  doch  dem 
Habitus  und  der  Färbung  nach  hiehergehörig  ist  nur  ein  Stück 
von  Partinico  23,  5,  80.  Es  ist  insofern  von  sämmtlichen 
bislang  genannten  Formen  verschieden,  als  sich  bei  ihm  über  den 
Rücken  weniger  deutliche  Quermakeln  finden ;  vielmehr  zeigt  sich 
hier  auf  gelbgrünem  Grunde  eine  breite  schwarze  Zickzacklinie 
längs  der  Rückenmitte  und  je  3  theilweise  seitlich  zusammen- 
fliessende,  aus  schwarzen  Flecken  bestehende  Seitenbindeu.  Alles 
übrige  ist  identisch, 

b)  var.  sicula  Bouap.  (Icon.  d.  Faun.  Ital.  Taf.  II.  Fig.  a  und  b). 

Hierher    rechne     ich    als    in    einander     übergehende    Unter- 
varietäten die  Formen  albiventris  Bonap.  und  rubriventris  Bonap. 
a.  sicula  albiventris  Ißoxidi'^.  (De  Betta  a.  a,  0.  p.  15). 

Die  Oberseite  dieser  Form  ist  olivengrün  bis  graugrün  ein- 
farbig, selten  grau  (9),  dann  aber  wenigstens  mit  grünlichem  Kopf 
und  Hals ;  an  den  Seiten  zwei  weisse,  gelbe  oder  hellgrüne  Läugs- 
linieu ,  welche  zwei  schwarze  Streifen  oder  Fleckreihen  oder 
schwarzes  oder  graues  Netzwerk  zwischen  sich  einschliessen.  Der 
Kopf  ist  oberseits  einfarbig  braun  oder  schmutzig  braungrün  oder 
mit  wenigen  verloschenen  kleinen    schwarzen  Makeln    gepunktet; 


—     137     — 

der  Schwanz  graugrün  oder  bronzebraun.  Die  Unterseite  wechselt 
von  bläulichweiss  bis  schmutzig  rosa;  die  äusserste  Ventral- 
schilderreihe ist  bläulichweiss  einfarbig  oder  graulich  gefleckt.  Die 
Kehle  und  die  Körperseiteu  erscheinen  bläulichweiss  einfarbig. 
Der  Schwanz  ist  sehr  lang. 

Hierher  gehören  folgende  Stücke : 

Von  Marsala  3,  6,  80;  von  Villa  Sophia  bei  Sampolo 
25,  5,  80;  und  aus  der  Umgebung  von  Palermo  von  Monreale 
30,  5,  80,  von  Mondello  20,  1,  80,  von  der  Villa  Julia  24,  5,  80 
und  aus  dem  Giardino  inglese  20,  5,  80. 

Sicher  zu  dieser  Form  gehört  auch  var,  viridiocellata  von 
Bedriaga  (Archiv  f.  Naturgescb.  I,  Bnd.  43,  p.  113  und  Bull. 
Soc.  Zoolog.  France  pour  1879,  Paris  1880,  S.  A.  p.  18),  die  sich 
vor  ihr  nur  dadurch  auszuzeichnen  scheint,  dass  das  Schwarz  der 
vorderen  Körperseiten  schwindet  und  nur  eine  runde  blaue,  schwarz- 
gerandete  Makel  über  der  Insertion  der  Vordergliedmaassen  stehen 
bleibt,  die  aber  sonst  vollkommen  der  var.  sicula  alhivenfris 
gleichen  dürfte.  Wir  besitzen  davon  nur  ein  Stück  von  Monreale 
bei  Palermo  30,  5,  80,  das  zusammen  mit  typischen  Exemplaren 
der  obigen  Form  gefunden  wurde. 

Durch  Rötherwerden  des  Bauches  geht  sicula  albiventris  un- 
merklich in  die  folgende  Uutervarietät  über. 

ß.  sicula  rubriventris  Bonap.  (De  Betta  a.  a.  0.   p.  15). 

Ganz  mit  Bonaparte's  Abbildung  auf  Taf.  II.  Fig.  b  über- 
einstimmend, der  vorigen  Varietät  sehr  nahe  verwandt,  aber  mit 
grösseren,  in  Längsstreifen  gestellten  viereckigen  schwarzen  Flecken, 
ohne  oder  mit  einer  nur  hinten  durch  runde  schwarze  Flecke  an- 
gedeuteten Medianlinie  und  mit  prachtvoll  rosa  bis  mennigroth 
gefärbter  einfarbiger  Bauch-  und  Schwanzuuterseite.  Die  äusserste 
Veutralschilderreihe  ist  bei  besonders  lebhaft  gefärbten  Stücken 
blau  mit  schwarzen  und  rothen  Makeln ;  die  Kehle  häufig  roth 
und  schwarz  gepunktet. 

Hierher  gehören  folgende  Formen: 

Von  Messina  6,  7,  80;  von  Taormina  20,  6,  80  und 
aus  der  Umgebung  Paler  mo's  von  Solanto  bei  Bagheria  14, 12,  80, 
von  der  Villa  Tasca  17,  5,  80  und  vom  Deposito  Tramway's 
16,  6,  80. 

Sehr  selten  ist,  wie  bei  einem  Stück  vom  Giardino  inglese  bei 
Palermo    27,  12,  80,  die  Vorderhälfte    des  Bauches    grün    mit 


—     138     — 

gelben  Rändern  der  Veutralschilder  und  nur  die  Hiuterhälfte  tief 
fleischroth ,  jedes  Schild  mit  einigen  kleinen  schwärzlichen 
Fleckchen. 

In  seltenen  Fällen  endlich  ist  die  Oberseite  des  Körpers  ganz 
einfarbig  olivengrün  und  auch  die  hellen  Seitenlinien  sind  kaum 
angedeutet.  Die  Unterseite  ist  schmutzig  gelbröthlich  oder  auch 
mennigroth,  nach  vorn  gelbgrün.  Hierher  gehören  die  Stücke 
von  Aranella  20,  12,  80  und  vom  Mte.  Cuccio  26,  7,  80 
bei  Palermo.  Diese  Localform  dürfte  sich  der  Beschreibung  nach 
der  var.  sicula  Doderleini  De  Betta  (a.  a.  0.  p.  1 6)  nähern,  ohne 
damit  aber  vollkommen  identisch  zu  sein.  Ihre  nahe  Verwandt- 
schaft mit  sicula  rubriventris  setzt  ihrer  Einordnung  unter  diese 
keine  erhebliche  Schwierigkeit  entgegen. 

3.  Seps  (Gongylus)  ocellatus  Forsk.  sp.  var.  tiligugu  Gmelin 
(Syst.  nat.  Linn.  I.  p.  1073). 

Liegt  vor  von  Catania  29,  6,80;  von  Messina  6,  7,80, 
von  Termini  15,5,80  und  15,9,80;  von  Solanto  bei  Baghe- 
ria  18,  7,  80;  aus  der  Umgebung  von  Palermo  von  Villa 
Sophia  25,  5,  80  und  von  Villa  Belmonte  18,  9,  80  und  endlich 
von  Salemi  26,  5,  80. 

Die  sicilianische  Rasse  dieser  Art  ist,  wie  bekannt,  von  der 
typischen  durch  F  o  r  s  k  ä  1  in  Arabien  und  Aegypten  gefundenen 
Form  durch  die  ganz  kolossale  Grösse  und  den  plumpen  Leib 
ganz  wesentlich  verschieden.  Ganz  vorzüglich  ist  Bonap  arte's 
Abbildung  seines  sicilianischen  Scincus  ocellatus.  Vergleicht  man 
aber  syrische  Stücke,  die  von  den  arabischen  unserer  Sammlung 
in  nichts  abweichen,  mit  den  sicilianischen  eingehend,  so  sind  die 
Unterschiede,  abgesehen  von  der  fast  doppelten  Grösse  und  Dicke 
und  der  Färbung,  nur  sehr  unbedeutende. 

Bei  der  sicilianischen  Rasse  ist  der  Schwanz  kürzer,  der  Kopf 
relativ  breiter  und  die  Schnauze  kürzer  conisch  zugespitzt,  mit 
etwas  mehr  eingesenkter  Frenalgegend.  Das  Interuasale  ist  länger, 
oft  fast  so  lang  wie  breit.  Die  mittleren  Rückenschuppenreihen 
scheinen  mehr  in  die  Quere  verbreitert  und  bei  jüngeren  Stücken 
undeutlich,  bei  älteren  aber  stets  mit  3  —  5  gekerbten  Läugs- 
streifen  versehen  zu  sein,  während  die  des  typischen  ocellatus  glatt 
erscheinen.  Läugsschuppeureihen  um  die  Bauchmitte  zähle  ich 
einmal  28,  dreimal  29  und  viermal  30,  von  denen  etwa  14 — 16, 
selten  18  die  dunkle  Färbung  der  Körperoberseite  tragen,  während 


—     139     — 

typische  ocellatus  dereu  zwar  gleichfalls  28 — 30  besitzen,  von  denen 
aber  meistens  16—18  die  Oberseitenfärbung  zeigen. 

Die  sicilianische  Form  hat  dunklen  Rücken  mit  oder  ohne 
schmale,  strichförmige  weisse  Ocelli  und  einer  nach  oben  hell  eiu- 
gefassten  schwarzen  Seiteubinde. 

Maasse.    Von  der  Schnauze  bis  zur  Afterspalte    122   121  mm 
Schwanzlänge    ........      91   102    » 

Totallänge 213  223    » 

Schwanzlänge  zu  Körperlänge  im  Mittel  also  wie  1  :  1,26, 
während  syrische  Stücke  dies  Verhältniss  wie  1  :  0,83  zeigen. 

4.  Tarentola  mauritanica  L.  sp.  (Bon aparte,  Icon.  d.  Faun. 
Ital.  IL  Taf.  I,  Fig.  1). 

Durchaus  normal.  Nasale  wie  gewöhnlich  hemmschuhförmig. 
Stücke  dieser  Art  liegen  in  reicher  Auswahl  vor  von  Syrakus 
21,  10,  80;  von  Termini  15,  5,  80;  von  Bagheria  18,  7,  80 
und  von  Solanto  18,  7,  80  und  Sta.  Fla  via  bei  Bagheria; 
von  Palermo,  und  zwar  aus  dem  Kgl.  Garten  Favorita  28, 
5,80,  von  Monreale  30,  5,  80,  vom  Deposit©  Tramway 
Mezzo-Monreale  23,  7,  80,  vom  Mte.  Pellegrino  10,  6,  80, 
von  Mondello  20,  7,  80,  von  der  Villa  Tasca  17,  5,  80  und 
von  Ar  an  eil  a  22,  5,  80;  endlich  von  Salemi  5,  10,  80. 
Maasse.  Von  der  Schnauze  b.  z.  Afterspalte     66     67     70     mm 

Schwanzlänge 75     74     76^2   » 

Totallänge 141   141   146^2    » 

Körperlänge  zu  Schwanzlänge  also  im  Mittel  bei  ganz  intacten 
Exemplaren  wie  1  :  1,11. 

5.  Hemidactylus  verruculatus  Cuv.  (Bonaparte,  Icon.  d. 
Faun.  Ital.  II.  Taf.  I,  Fig.  2.) 

Von  dieser  Art  liegen  normale  und  typisch  gefärbte  Männchen 
und  Weibchen  von  Marsala  15,  10,  80  und  mehrere  junge 
Stücke  von  Sta.  Flavia  bei  Bagheria  vor. 

Die  unverletzten  Stücke  haben  11,  11  und  12  dunkle  Halb- 
ringe quer  über  den  Schwanz.  Das  Männchen  zeigt  eine  A-förmige 
Reihe  von  8  Praeanalporen. 

Schlangen.    6.  Zamenis  viridiflavus  Latr. 

Von  dieser  häufigsten  Schlange  Siciliens  liegen  zahlreiche 
Stücke  in  diversem  Habitus  vor,  die  sich  aber  sämmtlich  auf 
zwei  Grundformen,  die  var.  communis  Donud,  und  die  var.  car- 
honaria  Fitz,  zurückführen  lassen.    Im  allgemeinen  sind  aber  alle 


—     140     — 

sicilianischen  Stücke  dieser  Art  weniger  bunt  gefärbt  als  die  des 
Festlandes  und  selbst  die  buntesten  noch  etwas  düsterer  als  die 
B  o  n  a  p  a  rte'sche  Abbildung  in  Icou.  d.  Faun.  Ital.  Taf.  III,  Fig.  2. 

a.  var.  communis  Douudorf  (Zool.  Beitr.  III,  1789,  p.  208  und 
Bonaparte  a.  a.  0.  Taf.  III,  Fig.  1 — 2).  Pholidose  normal;  in  der 
Körpermitte  19  Schuppenreihen;  neunmal  finde  ich  8  —  8,  einmal 
8 — 9,  einmal  sogar  (Trapaui)  nur  7 — 7  Supralabialen.  Die  Temporal- 
schilder wechseln:  einmal  finde  ich  2-|-24-2  —  2-|-2-|-2,  dreimal 
2  +  2  +  3  —  2  +  2  +  3,  einmal  2+2  +  3  —  2  +  3  +  3,  einmal 
2+3  +  3  —  2  +  2  +  3  und  fünfmal  2  +  3  +  3  —  2  +  3  +  3.  Die 
Rückenschuppen  zeigen  zwei  meist  sehr  deutliche  Apicalporeu. 

Es  liegen  von  dieser  Form  Stücke  vor : 

Von  Syrakus  26,  6,  80;  von  Caltanisetta  22,  5,  80; 
von  Girgenti  18,  6,  80;  von  Marsala  3,  6,  80;  von  Trapani 
21,  5,  80;  von  Salemi  26,  5,  80  und  6,  12,  80;  weiter  aus 
der  Umgebung  von  Palermo  von  Monreale  8,  12,  80,  vom  Mte. 
Cuccio  26,  7,  80,  aus  dem  Giardino  Valenza  bei  Olivuzza  16,  5,  80 
und  endlich  vom  Tramway's  Prato  Noce  1,   1,  81. 

Das  Stück  von  Olivuzza  zeigt  auf  gelbgrauem  Grunde  im 
vorderen  Körperdrittel  eine  schwärzliche  Querzeichnung,  in  den 
hinteren  zwei  Dritteln  eine  deutliche  Längsstreifung,  ist  also  das 
der  typischen  Varietät  communis  Donnd,  am  nächsten  kommende 
Exemplar.  An  den  Ventralen  des  vorderen  Körperdrittels  zeigt 
sich  am  Hinterrande  eine  leichte  schwärzliche  Bestäubung.  Aehu- 
lich  sind  die  Stücke  von  Girgenti,  Trapani  und  Salemi,  nur  dass 
hier  im  vorderen  Körperdrittel  die  Grundfarbe  braunschwarz  ist 
mit  graugelber  Querzeichnung  und  der  Bauch  wie  gewöhnlich 
lebhaft  rothgelb  gefärbt  erscheint. 

Als  für  Sicilien  normal  gefärbte  Exemplare  betrachte  ich  die 
Stücke  von  Syrakus  und  ein  junges  Stück  von  Salemi.  Hier  ist 
die  Oberseite  braunschwarz,  vorn  mit  undeutlichen  gelbbräunlichen 
Querbinden,  in  der  Mitte  fast  einfarbig,  nur  mit  wenigen  weiss- 
lichen  Strichen  an  den  Seitenrändern  der  Schuppen,  hinten  mit 
schwach  helleren  Längsstrichen  über  die  Schuppenmitten.  Kopf 
mit  wenigen  undeutlichen  gelben  Makeln.  Labialen  halb  gelb, 
halb  braunschwarz;  Prae-  und  Postocularen  gelb.  Ventralen 
röthlichgelb  mit  undeutlicher  dunkler  Längsbinde  auf  jeder  Seite 
derselben.  Bei  jüngeren  Stücken  sind  die  Körper-  und  Ventral- 
seiten blaugrau,  der  Bauch  gelbröthlich,  jedes  Ventrale  mit  roth- 


—     141      - 

brauueui  Hiuterraucl  und  seitlich  je  mit  einem  rothbranneu 
Flecken. 

Die  Exemplare  von  Caltanisetta,  Marsala,  vom  Mte.  Cuccio 
und  Tramway's  Prato  Noce  sind  als  Uebergänge  zur  var.  carhonaria 
Fitz,  aufzufassen,  in  die  sie  fast  unmerklich  übergehen.  Die  Körper- 
zeichnuug  ist  manchmal  eben  noch  erkennbar,  manchmal  aber  auch 
ganz  erloschen  und  der  Rücken  dann  einfarbig  braunschwarz. 
Das  graue  Seiteuband  ist  gewöhnlich  auf  den  Ventralen  weniger 
scharf  ofesen  das  Gelb  derselben  abgeschnitten;  der  Bauch  erscheint 
mitunter  auch  röthlich  mit  grauer  Bestäubung  der  Ventralränder, 
b.  var.  carhonaria  Fitz.  (Bonaparte  a.  a.  0.  Taf.  I.). 

Diese  Varietät  liegt  in  mehreren  Exemplaren  von  Taor- 
mina  20,6,80,  von  Termini  15,5,80  und  15,9,80  und  vom 
Prato  Tramway  30,  5,  80  und  Capo  di  Gallo  25,  7,  80  bei 
Palermo  vor,  die  gleichfalls  z.  Th.  einen  deutlichen  Uebergang 
zu  der  oben  beschriebenen  var.  communis  Donud.  erkennen  lassen. 
Philodose  normal;  in  der  Körpermitte  19  Schuppenreihen ;  vier- 
mal finde  ich  8 — 8,  einmal  9 — 8  Supralabialen  und  einmal  auch 
2 — 3  Praeocularen.  Die  Temporalschilder  finde  ich  einiiial  zu 
1+2  +  3—1+2  +  3  und  viermal  zu  2  +  2  +  3  —  2  +2  +  3. 

Je  ein  Stück  von  Termini  und  vom  Capo  di  Gallo  zeigen 
noch  schwache  gelbliche  Zeichnungen  an  den  Halsseiten  und  auf 
den  Supralabialen ;  die  Unterseite  ist  aber  bereits  graulich  mit 
schwarzen  Pünktchen  am  Vorderrande  gepudert  und  mit  schwärz- 
lichem Hinterrand  der  einzelneu  Ventralen.  Das  Stück  vom 
Prato  Tramway  bei  Palermo  entspricht  ganz  der  typischen  Form 
von  var.  carhonaria  Fitz.  Die  zwei  übrigen  Exemplare  von  Taormina 
und  Termini  sind  oberseits  glänzend  schwarz,  unten  bis  auf  eine 
schmale,  unregelmässige,  gelbliche  oder  fleischrothe  mittlere  Längs- 
zone braungrau.   Die  Kopfunterseite  ist  hier  gleichfalls  fleischroth. 

Zu  bemerken  ist  ausserdem  noch,  dass  bei  dem  Stück  vom 
Capo  di  Gallo  in  abnormer  Weise  links  hinter  dem  ersten  ein 
eingeschobenes  zweites  kleineres  Pseudopraeoculare  liegt. 

7.  Tropidonotus  natrix  L.  sp.  var.  sicula  Cuvier  (Regne 
Anim.  H.,  1829,  p.  84). 

Vor  mir  liegen  fünf  nahezu  übereinstimmende  Stücke  dieser 
Varietät,  die  von  Caltanisetta  18,  10,  80,  von  Salem i 
6,  12,80,  von  Partinico  23,5,80  und  vom  Giardino  inglese 
20,  5,  80  und  Giardino  botanico  12,  9,  80  in  Palermo  herstammen. 


—     142     — 

Sehr  gut  stimmt  bis  auf  die  hier  reicher  gewürfelte  Unter- 
seite die  sicilianische  Ringelnatter  mit  der  Abbildung  in  J  a  n's 
Icon.  d.  Oph.  Lief.  26,  Taf.  2,  Fig.  3  und  4.  Sie  ist  hellgrau, 
reich  mit  Tiefschwarz  gefleckt,  mit  zwei  grossen,  runden,  schwarzen 
Flecken  auf  jeder  Halsseite,  doch  ohne  helles  Halsband  oder 
gelbe  Halsflecke.  Die  Kopfschilder  zeigen  schwarze  Schuppen- 
ränder ;  an  den  Körperseiten  stehen  deutliche  tiefschwarze  Quer- 
bänder ;  die  Unterseite  ist  milchweiss,  reich  mit  Schwarz  ge- 
würfelt. Bei  jüngeren  Stücken  zeigen  sich  die  dunkeln  Quer- 
binden fast  ununterbrochen  in  einer  mittleren  und  je  in  einer 
mit  derselben  alternirenden  seitlichen  Reihe  stehend. 

Pholidose  normal;  Praeocularen  1 — 1,  Postocularen  3 — 3,  bei 
dem  Stück  von  Caltanisetta  abnorm  2  —  3. 

Batracliier.   Anuren.    8.  Biscoglossus  pictus  Grav.  sp. 

Nur  ein  junges  Weibchen  von  Villa  Julia  bei  Palermo 
24,  5,  80.  Der  ganze  Rücken  und  die  Oberseite  der  Hinterbeine 
ist  durch  höckerartige  Erhabenheiten  rauh.  Das  Thiercheu  ist, 
abweichend  von  den  mir  aus  der  pyrenäischen  Halbinsel  bekannten 
Formen  dieser  Art,  oberseits  ganz  einfarbig  hellgrau  ;  selbst  die 
Beine  sind  ohne  Spur  von  dunkleren  Querbinden. 

9.  Bufo  viridis  Laur.  (Bon aparte  a.  a.  0.,  Taf.  I.  Fig.  1). 
Ebenfalls  nur  in  einem  Stück  von  Messina  1,   10,  80.     In 

Form,  Färbung  und  Grösse  kommt  es  sehr  nahe  unseren  deut- 
schen Stücken  dieser  Art;  die  Schwimmhäute  sind  als  halbe  zu 
bezeichnen  und  etwas  besser  entwickelt,  als  die  deutscher  Exem- 
plare. Die  sicilianische  Form  ist  aber  nicht  zu  derselben  Varietät 
zu  stellen,  wie  die  neue  var,  halearica  m.  von  den  balearischen 
Inseln,  da  diese  noch  auffallend  stärker  entwickelte  Schwimm- 
häute an  den  Hinterfüssen  besitzt. 

10.  Bufo  vulgaris  Laur.  var.  spinosa  Daudin.  (9  ==  Bufo 
palmarum  Cuvier,  vergl.  auch  Bouaparte  a.  a.  0.,  Taf.  I.  Fig.  la 
und  Taf.  IL  Fig.  3). 

Weibchen  dieser  riesigen  Localform  unserer  gemeinen  Kröte 
scheinen  auf  Sicilien  viel  häufiger  zu  sein  als  Männchen.  Unter 
den  11  vorliegenden  Stücken  befindet  sich  nur  ein  einziges 
Männchen  von  dunkel  olivengrauer,  einfarbiger  Oberseite  und 
düster  gelbgrauer,  undeutlich  schwarzgrau  gewässerter  Unterseite. 
Beim  Weibchen,  das  in  der  Färbung  gut  mit  Bonaparte's 
oben  sub  Taf.  1.  Fig.   1  a  citirter  Abbildung    übereinstimmt,    sind 


—     143     — 

fast  immer  vier  mehr  oder  weniger  deutliche  helle  Längszonen 
über  Rücken  und  Seiten  zu  erkennen.  Bei  jüngeren  Stücken  sind 
die  spitzigen  Höcker  der  Korperseiteu  oft  schön  ziegelroth  gefärbt. 
Von  dieser  Varietät  liegen  zahlreiche  Stücke  vor  von  Taor- 
miua  25,10,80,  vonMonreale  8,12,80  und  von  Villa  Tasca 
bei  Monreale  23,  12,80,  vom  Monte  Guccio  12,  12,  80, 
Olivuzza  18,  5,  80,  dem  kgl.  Garten  Favorita  28,  5,  80, 
S.  Lorenzo  bei  Sampolo  7,  1,81,  Mondello  3,  10,  80,  Villa 
Julia  30,  12,  80,  Villa  Belmonte  bei  Acqua  Santa  19,  5,  SO 
und  vom  Prato  Tramway's  Noce  3,  1,  81,  also  fast  sämmt- 
lich  Fundorten  aus  der  näheren  Umgebung  von  Palermo. 

Zu  erwähnen  ist  noch,  dass  bei  dieser  Varietät  das  Trommel- 
fell bald  undeutlich,  bald  deutlich  ist,  dann  aber  kaum  die  halbe 
Augengrösse    erreicht. 

11.  Byla  viridis  L.  sp.  var.  sarda  Bonelli  (=  Bendrohyas 
sarda  Fitz,  in  Schinz,   Europ.  Fauna  II.  1840). 

Vom  sicilianischen  Laubfrosch  liegen  Männchen  von  Baghe- 
ria  18,  7,  80  und  vom  Monte  Pellegrino  bei  Palermo 
10,  6,  80,  Weibchen  von  Bagheria  25,  9,  80,  von  Aranella 
22,  5,  80  und  vom  Deposito  Acqua  Santa  bei  Palermo 
12,  6,  80  vor. 

Allen  sieben  Stücken  fehlt  der  vom  Nasenloch  zum  Auge 
ziehende  dunkle  Frenalstreif  Ein  dunkler  Streifen  läuft  vom 
hinteren  Rand  des  Auges  über  das  Trommelfell  an  den  Seiten 
herab  und  dann  wellen-  oder  zickzackförmig  bis  an  die  Insertion 
der  Hintergliedmaassen,  aber  nur  mit  sehr  schwacher  Haken- 
ausbuchtung in  den  Weichen.  Der  Rücken  ist  einfarbig  und 
zeigt  keine  Makeln  oder  Flecken.  Das  Grün  der  Oberseite  geht 
an  den  Kinnseiten  ähnlich  wie  bei  der  var.  meridionalis  Bttgr. 
auf  die  Kehlunterseite  über;  der  Kehlsack  ist  an  den  Seiten 
dunkler  als  in  der  Mitte,  Das  Trommelfell  halb  so  gross  wie 
das  Auge.  Die  Hinterschenkel  sind  auffallend  schmächtig  und 
gracil  gebaut. 

Beim  Weibchen  ist  die  Kehle  fast  so  stark  oder  so  stark 
drüsig  gefeldert,  wie  der  Bauch.  Bei  einem  Stück  löst  sich  die 
Seitenlinie  hinten  in  Punkte  auf  und  bildet  somit  einen  Ueber- 
gang  zur  var.  tneridionalis  Bttgr.  Das  grösste  vorliegende  Weib- 
chen hat  43  mm  Totallänge. 


144 


Rüppellstiftimg,  IV.  Reise. 

Liste    der    von    Herrn  Dr.  med.  W.    Kobelt    in    Spanien    und 
Algerien  gesammelten  Kriechthiere 


Dr.  0.  Boettger. 

I.  Spanien. 

1.  Zamenis  liip])Ocrepis  L.  sp.  (Coluber)  1754.  Von  Granada. 
Zeichuung  matt ;  Bauch  in  dem  Mitteltheil  ziegelroth,  seitlich  satt 
gelb  mit  schwarzer  Würfelfleckuug.     Squ.  27. 

2.  Coelopeltis  lacertma  Wagl.  sp.  {Natrix)  1824.  Schön  ge- 
färbtes, typisches  Exemplar  aus  der  Sierra  Nevada  bei  Granada 
in  etwa  3000—4000'  Höhe.  —  Squ.  19;  G.  3,  V.  185,  A.  1/1, 
Sc.  95/95. 

3.  Lacerfa  ocellata  Bsind.  1803  var.  marg aritata  Schinz  1833. 
Halbwüchsiges  Stück  mit  grossen  Ocelleufleckeu  von  Granada. 

4.  Lacerta  muralis  Laur.  1768  var.  fusca  v.  Bedriaga  1878. 
Nur  in  2  an  südrussische  Stücke  erinnernden  Exemplaren  von 
Grauada  und  Orduna  in  Viscaya,  die  nahe  mit  subvar.  e  bei 
V.  Bedriaga,  Bull.  Soc.  zool.  d.  France  1879,  Paris  1880  p.  23 
(S.  A.)  übereinstimmen.  Das  Stück  von  Granada  ist  hell  bränn- 
lichgrau,  Kopf  schwarz  gepunktet,  Rücken  mit  verloschenen,  nach 
den  Seiten  hin  deutlicheren,  schwärzlichen  Rundmaschen;  Seiten 
mit  schwärzlichem,  zickzackförmigem  Längsstreif,  der  nach  oben 
und  unten  heller  eiugefasst  ist  und  helle  Ruudflecke  trägt ;  Unter- 
seite weisslich  einfarbig,  mit  röthlichem  Schimmer.  Schwanz  mit 
einer  Seitenreihe  schwarz-weisser  Flecke.     Das  Stück  von  Orduna 


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gleicht  dem  vorigea,  ist  aber  hell  grünlichgrau,  der  Rückeu  ganz 
ohne  Fleckung,  die  Seiten  mit  zwei  hellereu  weissgrünen  Läugs- 
liuien,  die  eine  olivenbraune  Längszoue  einschliessen,  und  die 
Kopfseiten  und  Aussentheile  der  Schenkel  sind  schwarzfleckig. 

5.  Hyla  viridis  L.  sp.  1761  var.  meridionalis  Boettg,  1874. 
Von  Ronda  und  Granada.  Hüftschlinge  fehlend ;  Frenalstreif  über 
das  Auge  und  Trommelfell  bis  zur  Insertion  der  Vorderglied- 
maassen  reichend. 

II.  Prov.  Oran,  Algerien. 

1.  Cormella  girondica  Daud.  sp.  (Coluher)  1803.  Ein  schönes 
Exemplar  dieser  in  Algerien  nach  A.  Strauch  (Erpet.  d.  1' Al- 
gerie  in  Mem.  Acad,  Imp.  d.  Sc.  St.  Petersbourg,  Bud.  4,  No.  7, 
St.  Petersburg  1862  p.  55)  seltenen  Art  von  Tlemcen.  Supra- 
labialen 8 — 8,  Auge  in  Contact  mit  4  und  5.  Temporalen  jeder- 
seits  2  +  3.  Squ.  21 ;  G.  4,  V.  177,  A.  1/1,  Sc.  60/60.  Färbung 
normal;  Ventralen  in  der  Mitte  breit  roth,  an  den  Seiten  je 
eine  fast  ununterbrochene,  aus  viereckigen,  schwarzen  Fleckchen 
gebildete  Längsbinde. 

2.  Zamenis  hippocrejns  L.  sp.  {Coluher)  1754.  Sch(3n  ge- 
färbtes (^  von  Tlemcen.  Schuppen  ohne  Spur  von  Kielen.  Squ.  27; 
G.  ?,  V.  222,  A.  1/1,  Sc.  93/93.  Färbung  fast  weiss  mit  61  schwarz- 
braunen Rund  flecken  längs  des  Rückens,  Schwanz  mit  29,  die 
nach  hinten  in  eine  Medianlinie  zusammenlaufen ;  Körperseiteu 
gelb ;  Unterseite  orangeroth,  reichlich  mit  Schwarz  gefleckt,  diese 
Fleckchen  aber  klein,  etwas  in  die  Quere  gerichtet. 

3.  Tropidonotus  viperinus  Latr.  sj).  {Coluher)  1802.  2  Exem- 
plare von  Tlemcen.  Praeoculareu  1  —  1,  Postocularen  2 — 2,  Supra- 
labialen 7 — 7,  Auge  in  Contact  mit  3  und  4,  Kielung  der 
Rückenschuppen  gegen  den  Schwanz  hin  sehr  kräftig.  Squ.  21 
G.  3,  V.  154,  A.  1/1,  Sc.  62/62  und  Squ.  21  ;  G.  3,  V.  153,  A.  1/1, 
Sc.  52/52.  Färbung  etwas  hell,  sclnnutzig  lehmfarbig  mit  vier 
Fleckreiheu ;  Würfelfleckung  des  Bauches  bald  massig  stark  ent- 
wickelt, bald  die  ganze  mittlere  Partie  der  Ventralen  breit  schwarz 
gefärbt. 

4.  Vipera  cerastes  L.  sp.  {Coluher)  1758.  2  Exemplare  mit 
jederseits  einem  grossen  Supraorbitalhorn  von  Geryville  in  der 
Sahara,  Geschenk  des  Herrn  Odou  Debeaux.  Auge  durch 
5  Schuppenreihen  von   den  darunter    liegenden  Supralabialen    ge- 

10 


"     —     146     — 

trennt,  Supralabialen  15 — 13  und  13—13,  lufralabialen  17 — 16 
und  14-14.  Squ.  29;  G.  ca.  12,  V.  142,  A.  1,  Sc.  31,31  und 
Squ.  31;  G.  ca.  11,  V.  150,  A.  1,  Sc.  30/30.  Färbung  normal, 
Pleckzeichnmig  schwach  entwickelt,  Schwanz  im  letzten  Drittel 
schwärzlich,  äusserste  Spitze    weiss. 

5.  Trogonopliis  Wiegmamii  Kaup  1830.  Von  Tlemceu.  Quer- 
reihen von  Schildern  bis  zur  Anal  Öffnung  151,  Praeanalschilder  8, 
die  beiden  mittelsten  etwas  verlängert,  Querreihen  von  Schwanz- 
schildern 14.  Längsreihen  von  Seitenlinie  zu  Seitenlinie  oben  28, 
unten  28.     Färbung  normal. 

6.  Lacerta  ocellata  Daud.  1803  var.  viridissima  Rozet  1833. 
D au  diu,  Hist.  nat.  gen.  rept.  III.  p.  125,  Taf.  33  (typ.); 
A.  Strauch,  Erp.  Alger.  p.  33;  Rozet,  Voyage  d.  1.  reg. 
d' Alger,  Paris  1833,  Bnd.  I.  p.  233  (viridissima);  Lataste, 
Naturaliste  p.  Em.  Deyrolle  II,  1880,  No.  39  p.  306  (pater). 

Acht  Exemplare  von  Tlemcen,  2  Stücke  davon,  alte  Thiere, 
sind  oberseits  einfarbig  gelbgrün  oder  olivengrün,  2  sehr  alte 
Exemplare  sind  überdies  noch  unregelmässig  fein  schwarz  gepunktet, 
ein  Stück  ist  ganz  grün  und  hat  Ocelli  nur  an  den  Halsseiten,  3 
Stücke  endlich  haben  auf  grünem  Grunde  in  Längsreihen  gestellte 
kleine,  meist  undeutliche,  schwarze,  mit  wenig  hellerem  Auge  ge- 
zierte Ocellenflecke  auf  dem  Rücken.  Bei  der  letztgenannten  Form 
ist  auch  die  Hiuterseite  der  Schenkel  mit  zwei  grossen  schwarzen, 
weissgeaugten  Ocellen  geschmückt.  Auch  bei  jungen  Thieren  sind 
die  meist  in  6  Längsreihen  stehenden  Augenflecke  des  Rückens 
nicht  so  entwickelt  wie  bei  der  südeuropäischen  Form  dieser 
Art.  —  Der  Hauptcharakter  der  algerischen  Varietät  von  L.  ocel- 
lata Daud.  besteht,  wie  Lataste  ausführlich  dargethan  hat,  in 
der  massigeren  Entwickelung  des  Occipitale,  dem  etwas  längeren, 
verlängert  fünfeckigen ,  vorn  scharf  zugespitzten  Interparietale 
und  in  der  an  L.  viridis  Laur.  erinnernden,  oft  ganz  uniform 
grünen  Färbung.  Die  weiteren  von  Lataste  angegebenen  Unter- 
schiede sind  meiner  Ansicht  nach  nur  von  secundärer  Wichtigkeit 
und  finden  sich  grossentheils  auch  bei  Stücken  dieser  Art  aus 
dem  südlichen  Spanien.  Da 'für  die  algerische  Localvarietät  der 
Name  viridissima  bereits  1833  gegeben  worden  und  diese  Benen- 
nuno-  sehr  bezeichnend  ist,  und  da  er  schon  aus  dem  Grunde 
auf  keine  andere  algerische  Lacerta-Art  bezogen  werden  kann, 
weil  L.  viridis  hier  entschieden  fehlt,  so  ist  diese  Benennung  den 


—     147     — 

Regeln  der  Priorität    gemäss  als  die  älteste  der  neuereu  Bezeich- 
nung pater  Lataste  gegenüber  aufrecht  zu  erhalten. 

7.  Älgira  {Tropidosaura)  algira  L.  sp.  (Lacerta)  1758.  Schenkel- 
poren bei  den  vorliegenden  Stücken  vonTlemceu  17  —  17  und  19 — 19. 
Die  beiden  gelben  Seitenstreifen  beiderseits  schwarz  gesäumt;  die 
Schwanzseiteu  mehr  oder  weniger  lebhaft  rothgelb.  3  blaue,  schwarz- 
gesäumte Augenflecke   in   einer  Längsreihe  in    der  Axillargegend. 

8.  Seps  chalcides  L.  sp.  {Lacerta)  1758.  Von  Tlemcen.  Ein 
Stück  der  typischen  Form  mit  einfarbig  olivengrüner  Oberseite 
und  blaugrün  irisirender  Unterseite,  2  Stücke  mit  4  scharfen, 
schwarzen  Längsstreifen  über  den  Rücken.  Supralabialen  6  oder  7, 
das  vierte  im  Coutact  mit  dem  Auge.  Um  die  Körpermitte  24  Längs- 
schuppenreihen. 

9.  Gongylus  ocellatus  Forsk.  sp.  {Lacerta)  1775.  Von  Tlemcen. 
Um  die  Leibesmitte  30  Längsschuppenreihen.  In  der  Färbung 
sehr  unseren  marokkanischen  Stücken  gleichend,  aber  mit  jeder- 
seits  einer  hellereu  Längszone  seitlich  auf  dem  Rücken. 

10.  JBufo  mauritanicus  Schleg.  1841.  Schlegel,  Waguer's 
Reise  Algier  III  p.  134;  Boulenger,  Proceed.  zool.  Soc.  1880 
p.  557,  Taf.  51.  Ein  Männchen  und  5  Weibchen  von  Tlemcen 
in  jeder  Beziehung  übereinstimmend  mit  Bouleuger's  vor- 
trefflicher Beschreibung  und  Abbildung. 

11.  Bufo  vulgaris  Laur.  1768.  Ein  schönes  erwachsenes 
Männchen  und  ein  ganz  junges  Exemplar  von  Tlemcen.  Ober- 
seits  uniform  schmutzig  erdgrau. 

12.  Discoglossus  picfus  Grav.  sp).  {Rana)  1829  und  var.  sardoa 
Gene  1839.  Von  Tlemcen.  Zwei  9  ^er  mit  hellem  Mittelstreif 
und  etwas  weniger  deutlicher  Seitenbiude  ausgestatteten  Normal- 
form und  5  fast  typisch  zu  nennende  Exemplare  —  1  (5*  und 
49  —  der  mit  5  Längsreihen  vou  schwarzen,  weissumsäumten 
Flecken  geschmückten  Varietät  sardoa  Gen. 

13.  Bana  esculenta  L.  var.  1758.  Ein  (5*  und  4  Q  von 
Tlemcen.  Durch  stark  entwickelte  Höckerchen  und  warzige  Her- 
vortreibungen  der  Oberseite  ausgezeichnet,  ohne  helleren  Median- 
streifen (3),  oder  nur  mit  einem  undeutlichen  Mittelstreif  (2),  mit 
der  von  Strauch,  Erp.  Alger.  p.  75  beschriebenen  algerischen 
Form,  die  sich  innig  an  var.  hispanica  Mich,  anschliesst,  überein- 
stimmend  und  wohl  noch  mit  gutem  Recht   zu  dieser  zu  stellen. 


—     148 


Fische  von  Nossi-Be, 

gesammelt  von  den  Herreu  Carl  Ebeuau  uud  Autou  Stumpff, 

bearbeitet  von 

Dr.    H.    Lenz. 

Im  October  v.  J.  wurden  dem  Schreiber  dieses  vou  der  Ver- 
waltung des  Seuckeubergischeu  Museums  iu  Frankfurt  a.  M.  eine 
grössere  Anzahl  Fische  uud  einige  Myriapoden  von  Nossi- 
Be  zur  Bearbeitung  übersandt. 

Die  meisten  Fische  gehörten  solclien  Arten  an,  welche  über 
den  ganzen  indischen  Ocean  verbreitet  sind,  nur  wenige  fanden 
sich  auf  den  Madagascar  umgebenden  Theil  beschränkt;  neue 
Arten  wurden  nicht  gefunden. 

Percoklei. 

1.  Serranus  mnaiiella  C.  V.  (—  Epin.  hoelang.  Blk.). 

2.  »       tumilabrus  C.  V.  (=  summana  Rüpp.). 

3.  »        Hoevemi  Blk. 

4.  Apogon  fasciatus  White,  Mehrere  ausgewachsene  und 
einige  ganz  junge  Exemplare. 

5.  CJieUodipterus  lineatus  Forsk.  (=  arabkus  C.  V.).  Strahlen 
der  Bauchfiosse  1/5. 

Berycoidei. 

6.  Holocenthrum  spiniferum  Forsk. 

Pristipomatoidei. 

7.  Pristipoma  hastet  Bl.     Länge  11,5  cm. 

Das  vorliegende  Exemplar  stimmt  gut  mit  Bloch's  Abbildung 
Taf.  246;    es  hat   fünf  deutliche  Läugsstreifen,   deren  drei    obere 


—     149     — 

sich  nach  vorue  theilen,  der  vierte  ist  der  breiteste,  der  fünfte 
schmäler  und  nach  hinten  sich  verlierend.  Die  harten  Strahlen 
der  Dorsalflosse  haben  einen  starken  Silberglanz.  Längsstreifen 
sind  auf  dem  harten  Theil  der  Flossen  undeutlich ;  auf  dem 
weichen  erkennt  man  deutlich  deren  zwei.  Der  zweite  Strahl 
der  Analflosse  ist  stark  und  um  V^  länger  als  der  fast  ebenso 
breite,  aber  im  Ganzen  schwächere  dritte  Strahl.  Der  zweite 
Strahl  übertrifft  den  längsten  (4.)  Strahl  der  Rückenflosse  bedeutend 
an  Länge,  während  nach  der  vorliegenden  Beschreibung  derselbe 
kürzer,  oder  höchstens  (bei  jungen  Exemplaren)  ebenso  lang  sein 
soll.  Die  verhältnissmässig  geringe  Höhe  der  Rückenflosse 
scheint  mir  mit  der  Jugend  des  vorliegenden  Exemplars  zusammen- 
zuhängen. 

8.  Diagramma  gaterina  C.  V. 

9.  »  pertusum  (Thuubg)  Gth.  Sowohl  dieses  Exem- 
plar, wie  dasjenige  des  Lübecker  Museums  ist  ein  klein  wenig 
breiter,  als  Günther  und  Plaifair  angeben;  die  Höhe  verhält 
sich  zur  Totallänge  wie  1:3  nicht  wie  1  :  3^». 

Chaetodoutoidei. 

10.  Chaetodon  falcula  Bl. 

11.  »         Kleinii  Bl. 

12.  Heniochus  macrolepidotus  Bl. 

13.  Holocanthus  semicirculatus  C.  V. 

Cataphracti. 

14.  Synanceia  verrucosa  Bl.  Sehn. 

15.  PlatycepJiälus  tentaculaius  Rüpp. 

16.  Dacfylopterus  Orientalis  C.  V. 

Mugiloidei. 

17.  Ätherina  pinguis  Lac. 

Pempheroidei. 

18.  Pempheris  mangula  C,  V. 

Gobioidei. 

19.  Gohius  ornatus  Rüpp. 

20.  »       atherinoides  Pet. 


—     150     — 

21.  Eleofris  ophioceplialus  K.  H. 

22.  »       Jjutis  Gray  u.  Hardw. 

23.  Feriojphthdlmus  Koelreuteri  Pall. 

Bleimioidei. 

24.  Salarias  tridactylus  Bl.  Scliu. 

25.  »        vermiculatus  C.  V. 

26.  »        Dussuniieri  C.  V. 

27.  »        aequipinnis  Gth. 

D.   16/21  A.  27. 
Totalläüge  66  mm.  Körperhöhe  8  mm.  Länge  d.  Kopfes  10  mm. 
Länge  d.  Ventralfl.  5  mm.     Höhe  d.  Dorsalfl.  vorne  10  mm. 
»       »    Brustfl.    12     »  »       »  Analfl.  2  ram. 

»  »  Schwanz!!.  10  mm. 
Die  Strahlen  ragen  sämmtHch  nur  ganz  wenig  aus  der  Flossen- 
haut hervor ;  bei  keinem  Exemplar  ist  der  zweite  oder  ein  anderer 
Strahl  verlängert,  wie  Günther  angibt.  Die  Rückeutiosse  ist 
vorne  etwas  höher  als  der  Körper  und  nimmt  nach  hinten  all- 
mählich an  Höhe  ab.  Die  Bauchflosse  zeigt  10  — 11  dunkle 
Doppelquerstreifeu.  Rückenflosse  schwarz  mit  zahlreichen  schmalen 
hellgrauen  Querstreifen,  welche  die  Strahlen  in  spitzem  Winkel 
schneiden,  Aualflosse  wie  bei  Günther,  Cat.  HI,  253.  Farbe 
dunkel  olivgrau.     4  Exempl. 

28.  S.  oorti  Blk. 

29.  »  imicolor  Rüpp. 

Acaiithuroidei. 

30.  AcantJmrus  Desjardinii  Beun. 

Pomacentliroidei. 

31.  Glyphidodon  coelestinus  C.  V.  =  saxcdilis  Forsk. 

32.  »  »        ^,  rahti. 

33.  »  sordidus  Forsk. 

34.  »  sparoides  C.  V. 

35.  »  melas  C.  V. 

36.  »  leucogaster  Blk. 

Labroidei. 

37.  Chüio  inermis  Fk. 

38.  Jidis  lunaris  L. 


—     151     — 

39.  Julis  dorsalis  Q.  u.  G. 

40.  Chilinus   radiatus  Bl.  Scliu. 

41.  »        pundafus  BeuD.  =  punctulatus  C.  V. 

Alle  3  Exemplare  lassen  dunkle,  ca.  1  cm  breite,  mehr  oder 
minder  deutliche  Querbindeu  sehen,  alles  Uebrige  stimmt  genau 
mit  den  gegebenen  Abbildungen  und  Beschreibungen. 

43.  Chilinus  fasciatus  Bl. 

44.  Pseiidoscarus  capitanus  C.  V. 

Pleuronectoidei. 

45.  Rhomboidichtliys  2)a.ntherinus  Rüpp. 

46.  Pardachirus  marmoratus  Lac. 

Scomberesocoidei. 

47.  ?  Exocoetus  mento  C.  V.  Das  Exemplar  ist  namentlich 
an  der  Dorsalflosse  beschädigt  und  daher  nicht  mit  Sicherheit  zu 
bestimm.en.  Die  Bauchflosse  bleibt  ziemlich  weit  von  der  Anal- 
fiosse  entfernt,  auch  sonst  stimmt  das  Exemplar  mit  Blecker's 
Abbildung,  nur  endigt  die  Bauchflosse  nicht  schwärzlich,  wie 
1.  c.  Taf.  V,  Fig.  6  dargestellt. 

Siluroidei. 

48.  Plotosus  anguillaris  Bl. 

Muraeuoidei. 

49.  Anguilla  mauritiana  Benn. 

50.  Muraena  amhlyodon  Blk. 

51.  »        ophis  Rüpp.  =  variegata  Forst. 

Balisteoidei. 

52.  Balistes  actdeatus  Bl. 

53.  Monocanthus  sp. 

Ein  ganz  kleines  Exemplar  von  3  cm  Länge,  dessen  sichere 
Bestimmung  mir  nicht  möglich  war. 

Ostraciontoidei. 

54.  Ostracion  cuhicus  L.  var.  ß  Blk. 

Rücken  und  Seiten  des  Panzers  mit  unregelmässig  vertheilten 
blauen  Flecken  bedeckt,  welche  mit  einem  schwarzen  Ring  umgeben 


—     152     — 

sind.     Die  Flecken  des  Bauches  sind  heller  und    nur    von    einem 
undeutlichen  Ringe  umgeben.     Flossen  säramtlich  ungefleckt. 

Gymnodontes. 

55.  Tetrodon  {Leiodon)  patoca  Blk.  Das  vorliegende  Exemplar 
gehört  vielleicht  einer  neuen  Art  au;  es  stimmt  mit  keiner  der 
beschriebenen  vollständig  überein,  am  besten  noch  mit  patoca  Blk., 
so  dass  ich  es  unter  diesem  Namen  vorläufig  aufführe. 

Syngnathoidei. 

56.  Syngnathus  spicifer  Rüpp. 

Torpediuoidei. 

57.  Torpedo  panthera  Ehbg. 


153     — 


^lyriapoden  von  Nossi-Be, 

gesammelt  vou  den  Herren  Carl  Ebenau  und  Anton  Stumpff, 

bearbeitet  von 

Dr.    H.    Lenz. 

Es  waren  mir  6  Myriapoden  zugesandt,  vou  welchen  zwei 
sich  noch  in  unentwickeltem  Zustande  befanden  und  ein  Scolo- 
pender  die  Schleppbeine  verloren  hatte,  so  dass  eine  Bestimmung 
unmöglich   war.     Die   drei   übrigen   gehören   zu   folgenden  Arten : 

1.  Sphaerotherium  Hippocastanum  Gerv.  =  actaeon  White 
=  immane  Karsch. 

Das  vorliegende  Exemplar  9  ^^^  ^^^^  Länge  von  46  mm 
und  eine  Breite  vou  25  mm.  Das  Lübecker  Museum  besitzt 
ebenfalls  von  Nossi-Be  4  Exemplare  dieser  Art,  welche  bis 
65  mm  Länge  und  37  mm  Breite  messen.  Sämmtliche  Exemplare 
stimmen  genau  mit  der  in  Gervais,  Apteres  IV.  p.  83  gegebenen 
Beschreibung,  so  dass  ich  unzweifelhaft  Gervais'  Art  vor  mir  zu 
haben  glaube,  dessen  Exemplar  ebenfalls  von  Nossi-Be  stammte,  wo 
diese  Art  ziemlich  häufig  zu  sein  scheint.  Spli.  immane  Karsch  stimmt 
nach  Exemplaren,  welche  ich  im  Berliner  Museum  sah  und  nach  der 
im  Arch.  f.  Naturg.  47,  I,  p,  30  gegebenen  Beschreibung  voll- 
ständig mit  den  mir  vorliegenden  Exemplaren  überein  und  ist  dem- 
nach wohl  nur  synonym  mit  hippocastanum.  Sämmtliche  mir  vor- 
liegende Exemplare  sind  9)  so  dass  ich  leider  nicht  in  der  Lage 
bin,  Abbildungen  der  männlichen  Genitalien  und  Analanhänge  zu 
geben.  Die  weiblichen  Genitalien  entsprechen  der  von  Karsch 
1.  c.  für  immane  gegebenen  Abbildung.    Was  die  Farbe  der  Augen 


~     154     — 

anbetrifft,  vou  welchen  Buttler  P.  Z.  S.  1873,  p.  176  spricht, 
so  muss  ich  bemerken,  dass  bei  einigen  meiner  Exemplare  die 
Augen  schwarz,  bei  andern  goldig  glänzend  sind,  sobald  dieselben 
aus  dem  Spiritus  herausgenommen  und  abgetrocknet  sind. 

2.  Sphaerotheriuni  elegans  mihi. 

cf  Länge  38  mm.  Breite  21  mm,  Gesicht  glatt,  hier  und  da 
mit  ganz  vereinzelt  stehenden  langen  dünnen  Haaren  besetzt,  am 
Vorderrande  behaart.  Stirn  in  der  Mitte  wenig  gewölbt  vor- 
tretend. Fühler  ^\z  länger,  als  der  Kopf,  stark  behaart  (stärker, 
als  bei  der  vorigen  Art) ;  das  4.  Glied  so  lang,  wie  breit,  die 
übrigen  länger  als  breit,  das  Endglied  doppelt  so  lang,  wie  das  4. 
Halsschild  und  erstes  Rückensegment  glatt;  die  übrigen  Segmente 
unter  der  Lupe  fein  gerunzelt.  Die  Analkapsel  ist  dickwandig, 
nach  hinten  ein  wenig  concav  abfallend,  ähnlich  derjenigen  von 
Sph.  (jlahrmn  Buttler  P.  Z.  S.  1873,  pl.  XIX, 
Fig.  1,  jedoch  am  Hinterrande  nicht  aus- 
gezogen. Seiten-  und  Hinterrand  auch  unter 
der  Lupe  ganz  glatt,  die  Mitte  mit  ein- 
gestochenen Punkten  besät. 
Aeussere  Analanhänge  (Fig.  a)  auf  der  ventralen  Seite  glatt 
und  rundlich ,  auf  der  dorsalen  etwas  flacher ,  der  bewegliche 
dickere  Finger  mit  einer  Reihe  dunkler  Punkte  und  nach  innen  mit 
einer  vorspringenden  stumpfen  Ecke  versehen ;  Innenseite  behaart, 
Haare  in  eingestochenen  groben  Punkten  sitzend. 

Innere  Analanhänge  (Fig.  h).  Auf  der  ventralen  Seite  zeigt 
der  Basaltheil  vom  Innenrande  abgehend  zwei  starke  schräg  nach 
vorne  verlaufende  Leisten.  Die  zwei  vorderen  Glieder  sind  rund- 
lich, an  der  dorsalen  Seite  flach,  der  bewegliche  Finger  an  der 
Innenseite  mit  stumpfer  Längskante.  Aeussere  Ränder  etwas 
behaart. 

Farbe  dunkelbraun,  die  Hinterränder  der  einzelneu  Segmente 
fast  schwarz.  Analkapsel  dunkler,  als  die  übrigen  Ringe,  am 
Hinterrande  fast  schwarz.  1  Exemplar. 

3.  Scdlopendra  rarispina  Gerv.  1  Exemplar. 

Nachträgliche  Bemerkungen. 

Nachdem  Obiges  etwa  vor  zwei  Monaten  zum  Abdrucke  nach 
Frankfurt  a.  M.  gesandt  war,    erhielt   ich  vor  einigen  Tagen  für 


—     155     — 

das  hiesige  Naturhistorische  Museum  eine  neue  Sendung  von 
Herrn  Carl  Reuter  aus  Nossi-Be,  worunter  sich  7  Sphaero- 
therium  hippocastanum  und  2  elegans  befanden.  Die  ersteren  sind 
merkwürdiger  Weise  wiederum  lauter  9i  ^^^  letzteren  dagegen 
beides  (^.  Sphaerotherium  hippocastanum  liegt  demnach  nur  als 
9»  elegans  nur  als  cf  vor. 

Dieser  Umstand  hat  mich  zu  der  Vermuthung  gebracht,  dass 
das  oben  von  mir  nach  einem  einzigen,  dem  Senckenbergischen 
Museum  gehörigen,  Exemplar  als  elegans  beschriebene  Thier  das 
bis  dahin  unbekannte  (j^  von  hippocastanum  ist. 

Der  äussere  Hauptunterschied  liegt  in  der  glatteren  und  etwas 
ausgeschweift  abfallenden  Analkapsel,  woran  beide  Thiere  sofort 
zu  unterscheiden  sind. 

Sphaerotherium  hippocastanum  Q   Länge  30 — 74  ram. 

»  »  Breite   16 — 41      » 

»  »      =  elegans  (^  Länge   33 — 44      •> 

»  »  Breite   17—24      » 

Lübeck,    1.  October  1881. 


156 


Anhang. 


Protokoll  -  Auszüge    über    die    wissenschaftllclieii 
Sitzungen  während  1880/81. 

In  diesen  Sitzungen  werden  regelmässig  die  neuen  Geschenke 
und  Ankäufe  für  die  Sammlungen,  sowie  für  die  Bibliothek  vor- 
gelegt. 

Diese  sind,  da  ein  Verzeichuiss  derselben  unter  Seite  33  ge- 
geben ist,  hier  nicht  erwähnt,  insofern  sich  nicht  etwa  Vorträge 
darau  knüpften.  Ebenso  ist  nicht  erwähnt,  dass,  was  regelmässig 
geschah,  das  Protokoll  der  vorigen  Sitzung  verlesen  wurde. 

Samstag,  den  6.  November  1880. 

Vorsitzender  Herr  Dr.  H.  Schmidt. 

Herr  Dr.  W.  Schau f  über  die  Resultate  der  mi- 
kroskopischen Studien  auf  dem  Gebiete  der  Mine- 
ralogie und  Petrographie.  Aehulich  wie  die  Erfindung 
des  Goniometers  für  die  Mineralogie  ist  die  Benutzung  des 
Mikroskopes  für  die  Gesteinskunde  von  weittragendster  Bedeutung 
geworden.  Obgleich  man  erst  seit  etwa  10  Jahren  angefangen 
hat,  Dünnschliffe  von  Felsarten  im  durchfallenden,  gewöhnlichen 
und  polarisirteu  Lichte  mikroskopisch  zu  untersuchen,  erfreut 
sich  diese  Methode  heutzutage  allgemeiner  Anerkennung  und  ar- 
beitet eine  grosse  Zahl  bedeutender  Mineralogen  au  ihrem  Ausbau. 
—  Die  mit  Hülfe  des  Mikroskopes  erzielten  Resultate  bestehen 
zunächst  in  der  Verallgemeinerung  früher  schon  bekannter,  aber 
für  vereinzelt  gehaltener  Strukturverhältuisse  der  Mineralien,  in  der 


—     157     — 

Entdecknug  ganz  neuer  Strukturerscbeinungen,  in  dem  Nachweise 
dei-  ausgedehnten  Verbreitung  mancher  vorher  nur  von  wenigen 
Fundorten  bekannter  Mineralien  und  in  den  aus  diesen  Beobach- 
tungen hervorgehenden  Folgerungen  betr.  der  Genesis  gewisser 
Mineralien  und  der  Gesteine,  in  welchen  sie  vorkommen ;  in  dieser 
Hinsicht  sind  besonders  die  Flüssigkeitseinschlüsse  und  die  Glas- 
einschlüsse von  besonderer  Bedeutung;  erstere  bestehen  aus  Wasser 
oder  aus  verschiedenen  Solutionen  oder  aus  liquider  Kohlen- 
säure; sie  liefern  insofern  keinen  Beweis  der  Herkunft  eines 
Gesteines,  als  sie  auch  in  entschieden  pyrogenen  Felsarten  vor- 
kommen, konstatiren  aber  mit  Sicherheit,  dass  in  dem  feuerflüssigen 
Magma  eruptiver  Massen  auch  dem  Wasser  eine  Rolle  zuertheilt 
ist.  Die  Glaseiuschlüsse  dagegen  sind  selbstverständlich  ein  un- 
trüglicher Stempel  pyrogener  Gesteinsbildung.  —  Beim  Studium 
der  Struktur  und  Zusammensetzung  der  Felsarten,  namentlich 
solcher,  welche  eine  sehr  feinkörnige  oder  dichte  Grundmasse 
besitzen,  hat  das  Mikroskop  überall  reichlich  Ernte  gehalten, 
besonders  ist  in  dieser  Beziehung  hervorzuheben,  dass  die  Eruptiv- 
gesteine weit  mehr  amorphe  oder  halbkrystallinische  Materie  führen, 
als  man  früher  geahnt  hatte,  wo  man  solche  fast  nur  vom 
Obsidian,  Pechstein,  Tachylyt  kannte  und  ist  dadurch  in  vielen 
zweifelhaften  Fällen  ein  Erkennungsmittel  des  Ursprungs  gewisser 
Vorkommnisse  gegeben,  —  Mancherlei  Aufschluss  über  die  Be- 
schaffenheit des  ursprünglichen  Magma  bietet  die  Anordnung 
krystalliuischer  Gemengtheile,  indem  sich  häufig  Kryställchen,  die 
eine  Längsaxe  besitzen  in  der  plastischen  Masse  wie  Balken  in 
einem  Flusse  parallel  angeordnet  und  zu  Strömen  oder  Strängen 
vereinigt  haben  (Mikrofluktuationsstruktur). 

Die  mineralogische  Zusammensetzung  dichter  Gruudmassen 
betreffend  hat  das  Mikroskop  vornehmlich  Aufklärung  gebracht 
—  so  über  die  Porphyre,  Basalte  und  Basaltlaven,  Melaphyre, 
Phonolithe,  Grünsteine  und  andere ;  unter  den  letzteren  besitzen 
die  Hypersthenite  und  Gabbro  eine  viel  geringere  Verbreitung 
als  ihnen  früher  zugeschrieben  wurde  ;  in  Nassau  z.  B.  scheinen 
diese  beiden  Gesteine  vollständig  zu  fehlen,  ebenso  wie  das  Vor- 
kommen eines  echten  Diorites  in  Frage  steht.  Auf  eine  Besprechung 
der  lockereu  vulkanischen  Auswürflinge  sowie  der  klastischen  Fels- 
arten konnte  der  Vortragende  wegen  vorgerückter  Zeit  nicht  mehr 
eingehen.     Hierzu    bemerkt  Herr  Dr.  Petersen,    dass,    ehe    der 


—     158     — 

Apatit  mikroskopisch  als  ein  vielverbreitetes  Mineral  erkannt 
worden  sei,  derselbe  von  ihm  durch  chemische  Analyse  in 
nassauischen  Gesteinen,  auch  in  Basalten  nachgewiesen  worden  sei. 

Herr  Dr.  von  Hey  den  bespricht  das  vorliegende  Ei  des 
syrischen  Krokodils ;  es  sei  ein  kleines  seichtes  Flüsschen  in 
Syrien  seit  Alters  der  einzige  Fundort  des  ägyptischen  Krokodils 
in  Asien. 

Samstag,  den  11.  December  1880. 

Vorsitzender  Herr  Dr.   H.Schmidt. 

Herr  Dr.  H.  Reichenbach  über  einige  wichtige 
Ergebnisse  der  vergleichenden  Embryologie.  Der 
Vortragende  erörtert  zunächst  die  wissenschaftliche  Bedeutung 
der  modernen  Embryologie.  Wenn  auch  die  wunderbare  Er- 
scheinung der  Entwickeluug  hochcoraplicirter  Organismen  aus  ganz 
einfachen  Anfängen,  aus  einer  einzigen  Zelle,  schon  hinreichend 
fesselnd  sei,  um  die  Forschung  zu  intensiver  Thätigkeit  zu  reizen, 
so  habe  doch  die  Embryologie  durch  den  grossartigen  Gedanken 
der  Evolution  der  organischen  Welt  eine  tiefer  greifende  Bedeutung 
erlangt.  Die  beiden  Naturgesetze  der  Vererbung  und  der  Va- 
riabilität, auf  die  sich  die  Evolutionstheorie  zunächst  und  vorzugs- 
weise stützt,  seien  von  der  modernen  Zoologie  auf  das  ganze 
Thierreich  ausgedehnt  worden  und  die  Wissenschaft  sei  zu  dem 
Satze  gelangt,  dass  die  Charaktere  der  Thiere  auf  allen  Stufen 
ihrer  Existenz  auf  entsprechende  Stufen  ihrer  Nachkommen  er- 
werben können.  So  beginnt  die  Entwickeluug  aller  Thiere  mit 
einer  einzigen  Zelle,  der  Eizelle;  aus  dieser  entstehen  durch  fort- 
gesetzte Theilungsprocesse  bei  allen  Thieren,  mit  Ausnahme  der 
Urthiere,  3  einfache  meist  flächenhaft  entwickelte  Primitivorgane, 
die  3  Keimblätter,  welche  gleiche  Lagebeziehungen  zu  einander 
haben  und  die  fast  überall  die  gleichen  Organsysteme  liefern; 
ferner  treten  viele  Entwickelungsstadien  bei  den  verschiedensten 
Thierstämmen  in  gleicher  Weise  organisirt  auf;  oft  gleichen  aus- 
gebildete niedere  Thiere  vorübergehenden  Entwickelungsstadien 
höherer ;  selbst  längst  ausgestorbene  fossile  Formen  können  während 
der  Larvenperiode  lebender  verwandter  Thiere  vorübergehend  auf- 
treten u.  s.  w. 


—     159     — 

Demgemäss  führt  Redner  weiter  aus,  müsse  die  Embryologie 
benutzt  werden  können,  die  Verwandtschaftsbeziebungen  der 
Thiere,  die  Geschichte  der  Rassen  und  Phylen  mehr  oder  weniger 
annähernd  zu  fixiren,  und  hierin  bestehe  vorzugsweise  die  wissen- 
schaftliche Bedeutung  der  vergleichenden  Eutwickeluugsgeschichte. 
Freilich  sei  diese  Bestimmung  der  Stammesgeschichte  äusserst 
schwierig,  da  obengenannte  Principieu  wie  alle  physikalischen 
Gesetze  nur  ohne  störende  Nebeuumstäude  gültig  seien,  ein  Zustand, 
den  es  in  der  Natur  und  zumal  in  der  organischen  eigentlich 
nicht  gäbe.  Die  embryologische  Urkunde,  in  der  die  Entwickelungs- 
geschichte  des  ganzen  Thierreiches  sich  gleichsam  abspiegelt,  aber 
nicht  vollständig,  sei  nach  einem  geistreichen  Vergleiche  wie  ein 
altes  Manuscript  beschaffen,  aus  dem  zahlreiche  Blätter  verloren, 
andere  au  falsche  Stelle  gekommen  uud  gefälschte  Partieeu  durch 
fremde  Hände  eingeschoben  sind,  so  dass  nur  die  sorgfältigste 
Beobachtung  und  die  schärfste  Kritik  einigermasseu  befriedigende 
Resultate  erzielen  könne.  Derartige  ICrgebnisse  seien  bereits 
wirklich  erlaugt.  —  Es  habe  sich  durch  neuere  Untersuchungen 
herausgestellt,  dass  zwei  sehr  verschiedene  Thierkreise  nämlich 
gewisse  Wurmklassen  und  die  Mollusken  in  genetischem  Zusammen- 
hange stehen,  indem  nämlich  der  Entwickeluugprozess  der  Keim- 
blätter sehr  viel  Aehnlichkeiten  aufweise  und  ausserdem  eine 
bestimmte  Larveuform,  die  sog.  Loven'sche  Larve  oder  Trocho- 
phora  bei  beiden  Thierstämmen  wiederkehre.  Der  Vortragende 
referirte  nun  eingehend  die  hier  in  Betracht  kommenden  Unter- 
suchuugen  von  K  0  walevsky,  Bobretzky,  Rabl,  Hatschek 
u.  A.  über  die  Entwickelung  der  Anneliden,  Gephyreen,  Muscheln, 
Schnecken  und  Moosthiere  und  schildert  zunächst  die  Entwickelung 
der  Keimblätter.  —  Als  besonders  bemerkenswert!!  wird  hervor- 
gehoben, dass  das  mittlere  Keimblatt  bei  Lumbricus,  Criodrilus, 
Unio,  Teredo,  Planorbis,  Pedicellina  in  gleicher  Weise  auftritt ; 
es  legt  sich  bilateral-symmetrisch  an  und  nimmt  seinen  Ursprung  aus 
zwei  grossen  symmetrischen  in  der  Nähe  des  Urmundes  gelegenen 
Zellen,  den  sogenannten  Urzellen  des  Mesoderms,  die  längere  Zeit 
den  Charakter  von  Furchungszellen  behalten.  Auch  bei  Echino- 
dermen  ist  entsprechendes  beobachtet. 

Hieraus  könne  nun  bereits  der  Schluss  auf  Verwandtschafts- 
beziehungen dieser  Thiere  gezogen  werden,  der  durch  das  Verhalten 
der  Larvenformen  der  fraglichen  Thiere  erheblich  erhärtet  werde. 


—     160     — 

Redner  erläutert  nunmehr  mittelst  Zeichnungen  den  Bau 
der  von  dem  Schweden  Loven  1842  beschriebenen  Larve  an  dem 
Beispiele  der  Polygordius-hawe  nach  Hatschek.  Diese  höchst 
eigenthümliche  Wurmlarve  findet  sich  nicht  nur  bei  den  Meeres- 
anneliden sehr  häufig  wieder,  sondern  gewisse  Züge  ihrer  Orga- 
nisation treten  während  der  Entwickelung  im  Ei  einiger  anderer 
Würmer  vorübergehend  auf;  ausserdem  ist  die  Loven'sche  Larve 
bei  den  Sternwürmern  nachgewiesen  und  die  charakteristischen 
Grundzüge  ihrer  Organisation  finden  sich  bei  den  ausgebildeten 
Räderthiercheu  zeitlebens  bestehend  vor.  —  Auf  Grund  dieser 
Thatsachen  könne  die  nähere  Verwandtschaft  der  genannten  Würmer 
behauptet  werden.  —  Von  hohem  Interesse  ist  nun  das  Vor- 
kommen der  gleichen  Larvenformen  bei  Mollusken  und  zwar  zu- 
nächst bei  Muscheln  und  Schnecken,  Als  die  wichtigsten  Bei- 
spiele werden  die  Larven  vom  Teredo  und  Planorhis  beschrieben 
und  durch  Zeichnung  erläutert  und  ihre  Uebereinstimmung  in 
den  wesentlichsten  Zügen  nachgewiesen. 

Schliesslich  recapitulirt  Redner  das  wichtigste  Ergebniss, 
welches  dahin  geht,  dass  auf  Grund  der  Uebereinstimmung  einer- 
seits in  der  eigenthümlicheu  Entwickelung  der  Keimblätter,  be- 
sonders der  mittleren,  und  anderseits  in  den  Organisationsverhält- 
nissen der  bei  den  fraglichen  Thieren  auftretenden  L  oven'schen  Larve 
resp.  der  Rotatorien,  der  genetische  Zusammenhang  der  genannten 
Wurmclassen  mit  den  Mollusken  behauptet  werden  könne,  und 
macht  darauf  aufmerksam,  wie  hier  wiederum  eine  grosse  Menge 
Thatsachen,  die  sonst  ohne  jeden  inneren  Zusammenhang  neben- 
einander stehen  würden,  durch  die  Evolutionstheorie  zusammen- 
gefasät  würden,  wodurch  dem  Causalbedürfuiss  des  Menschen  in 
höherem  Maasse  Genüge  geleistet  werde.  Diese  grossartige  Theorie 
werde  so  lange  Eigenthum  der  Wissenschaft  bleiben  müssen,  bis 
eine  bessere  an  ihre  Stelle  gesetzt  werden  könne. 

An  den  Vortrag  knüpften  sich  noch  mikroskopische  Demon- 
strationen. 

Samstag,  den  15.  Januar  1881. 

Vorsitzender  Herr  Dr.  F  r  i  d  b  e  r  g. 

Da  die  Aufgabe  dieser  Sitzung  es  war,  einmal  als  Ganzes 
die    wissenschaftliche  Förderung  und  Bereicherung  des  Museums, 


—     161     — 

welche  den  Sendnugeu  der  Herren  E  b  e  n  a  n  und  S  t  u  m  p  f  f  zu 
danken  ist,  vorzufülireu,  so  war  eine  Auswahl  der  schönsten  Ob- 
jeete  aus  denselben  ausgestellt. 

Vorerst  wird  von  der  Directiouswahl  Mittheilung  gemacht  und 
die  Gesellschaft  benachrichtigt,  dass  eine  neue  Sendung  von  Herrn 
Anton  Stunipff  ganz  kürzlich    eingetroffen  sei. 

Hr.  Dr.  Noll  verliest  das  umfassende  Referat  von  Herrn  Dr.  0. 
Boettger:  Die  Reptilien  und  Amphibien  ÄTadagascar's. 
Dieser  bezeichnet  diese  Fauna  als  die  reichste  der  Welt;  auch  in 
Bezug  auf  absonderliche  Färbung  und  Zeichnung,  bizarre  Formen  und 
eigenthümliche  Lebensweise  gebe  es  kaum  ein  zweites  Areal  von 
annähernd  gleichem  Reichthum.  Die  geographische  Verbreitung 
betreffend  stellte  es  sich  auch  für  die  Reptilien  heraus,  dass  mit 
den  so  nahe  gerückten  afrikanischen  Gruppen  wenig  Ueberein- 
stimmung  existire,  dass  dagegen  die  madagassischen  Reptilien  mit 
vielen  orientalischen  und  nicht  wenigen  amerikanischen  Gattungen 
und  Familien  theils  sehr  nahe  verwandt,  theils  vollkommen  iden- 
tisch sind.  Die  Erscheinung,  dass  viele  Schlangen  einreihige  Ünter- 
schwanzschilder  besitzen,  während  z.  B.  alle  unsere  deutschen  Arten 
alternirende  haben,  erklärt  der  Berichterstatter  durch  das  fast  aus- 
schliessliche Baumleben  derselben.  Das  auffälligste  ist,  dass  die 
specifisch  amerikanischen  Leguane,  die  in  Afrika  völlig  fehlen, 
in  Madagascar  zahlreich  und  artenreich  durch  eine  amerikanische 
und  eine  Madagascar  eigenthümliche  Gattung  vertreten  sind, 
während  die  in  Afrika  und  Asien  so  verbreiteten  Agame  Mada- 
gascar gänzlich  fehlen.  Das  wahre  Charaktergenus  Madagascars 
macheu  die  Chamäleons  aus,  da  fast  die  Hälfte  aller  bekannten 
Arten  dort  lebt.  Von  80  bekannten  Eidechsen  Madagascars  besitzt 
bis  jetzt  das  Museum  14,  von  23  Schlangenarten  15.  Von  Schild- 
kröten soll  die  neueste  Stumpf f'sche  Sendung  das  erste  Exem- 
plar, das  uns  geworden,  enthalten.  —  Bei  den  ausschliesslich 
schwanzlosen  Lurchen  Madagascars,  die  besonders  durch  die  Sen- 
dungen der  Herren  Eben  au  und  Stumpff  besser  bekannt 
wurden,  ist  die  Fauna  eine  vorherrschend  eigenthümliche  und  weist 
nicht  entfernt  im  selben  Maasse  wie  bei  Schlangen  und  Eidechsen 
nach  Amerika;  afrikanische  und  asiatische  Formen  finden  sich 
in  ziemlicher  Zahl.  Von  32  bis  jetzt  bekannten  Amphibien  be- 
sitzt das  Museum  11  Species.  —  Schliesslich  resumirt  der  Referent 
dahin,     dass   im    Hinblicke    auf   die    Kriechthiere    Madagascar    in 

11 


—     162     — 

geographischer  Hinsicht  als  eine  streng  von  Afrika  abgeschlossene 
Provinz  zu  betrachten  sei. 

Ueber  die  Insekten  mit  Ausschluss  der  Schmetter- 
linge referirte  Herr  Dr.  von  Heyden.  Hierbei  besprach  er 
die  grossen  Schwierigkeiten,  die  dem  Sammeln  von  Insekten  in 
tropischen  Ländern  entgegenstehen,  bedingt  durch  die  vielen  dornigen 
und  stacheligen  Gewächse;  es  werden  daher  meist  nur  hartschalige 
Thiere,  wie  Coleoptereu  und  Hemipteren  von  dort  mitgebracht, 
da  sie  weniger  rasch  entfliehen.  Zum  Fange  aller  anderen  Ord- 
nungen gehören  besondere  Sammelapparate.  —  Die  Coleopteren 
Madagascars  sind  im  Jahresberichte  der  Gesellschaft  1877/78  ein- 
gehender besprochen.  Redner  erwähnt  daher  nur  für  die  Samm- 
lung neue  Arten  und  eiuzelne  Madagascar  eigenthümliche  Gruppen. 
Nachdem  die  Literatur  über  die  madagassischen  Käfer  auo^eführt  und 
das  Verdienstvolle  von  Arbeiten,  welche  ein  grösseres  Faunengebiet 
umfassen,  hervorgehoben  worden,  bemerkt  Redner,  dass  die  Be- 
stimmung der  anderen  Ordnungen  grosse  Schwierigkeiten  habe, 
es  existire  nämlich  eine  zusammenhängende  entomologische  Be- 
arbeitung Madagascars  noch  nicht.  Das  Vergleichsmaterial  ist 
in  Museen,  die  wie  das  Berliner  und  Londoner  nichts  nach  aus- 
wärts leihen,  und  einigen  wenigen  Privatsammlungen  zerstreut. 
Publicirt  wurde  von  Coquerel  über  Orthopteren,  Hemipteren  und 
Dipteren,  von  Bigot  über  Dipteren,  und  Hemipteren  bildete  Sig- 
noret  ab.  —  Besonders  wurde  auf  eine  Cicade  Platypleura 
guttulata  Sign.,  eine  merkwürdige  Flaia  rubra  mit  scharlachrothen 
Vorderflügeln  etc.  aufmerksam  gemacht.  Bei  den  Käfern  sind  ^,'4 
dem  Lande  eigenthümlich,  einen  weiteren  Procentsatz  hat  Mada- 
gascar mit  Afrika  gemein,  am  wenigsten  mit  Indien;  eiuzelue 
Arten  sind  Kosmopoliten.  Wenig  durchforscht  sind  die  Madagas- 
car zunächst  liegenden  afrikanischeu  Länder,  und  es  ist  daher  noch 
das  Bild  der  geographischen  Verbreitung  kein  völlig  klares. 

Ueber  die  Lepidoteren  referirt  Herr  Oberstlieut.  Saal- 
müller. Mit  Zunahme  der  Lepidopterensammlung  kamen  auch 
seltene  und  neue  Species ;  besonders  bieten  die  Heteroceren  bei 
Zubereitung  und  Bearbeitung  grosse  Schwierigkeit;  da  mau  nur 
von  sehr  wenigen  exotischen  Arten  die  Entwickelungsgeschichte 
kennt,  ist  mau  nur  auf  den  äusseren  Habitus  und  besonders  auf 
das  sehr  wechselnde  Flügelgeäder  angewiesen.  Hierzu  kommt,  dass 
das  System    der    exotischen  Heteroceren    ein    bis   jetzt  uueutwirr- 


—     163      - 

bares  Chaos  bildet,  uud  dass  eiu  Auschluss  an  das  fester  begrün- 
dete   System    der    Europäer,    deren    frühere   Zustände    man    meist 
kennt,  wegen  der  abweichenden  bizarren  Formen  nicht  möglieb  ist. 
Als  Beweis  der  Reichhaltigkeit  der     madagassischen  Fauna  führt 
Redner  die  Rhopaloceren  an ;  von  denselben  gibt  es  im  europäischen 
Fauneugebiet,    wozu    auch    die    Mittelmeerläuder,    der    Kaukasus, 
Sibirien  bis  zum  Amur  gehört,  zwischen  400  uud  500  Arten;  von 
Madagascar    sind    dagegen    allein    schon  300    bekannt;    von    den 
400  Pa2nUo3LYten  der    Erde    kommen    auf  Afrika    39,    auf   Mada- 
gascar 13.  Redner  geht  nun  die  einzelnen  Gattungen  durch,  führt 
u.  a.    Hypolimnas   Misij^ims  L.    an,    der   in    der    Darwin'schen 
Lehre    eine    grosse    Rolle    spielt;    dies    Thier,    welches    über    ganz 
Afrika,    Indien    und  Australien    verbreitet   ist,    ist   in    beiden  Ge- 
schlechtern   gänzlich     verschieden.      Das    Weibchen    mit    Danais 
Chrysippiis  zum  Verwechseln  ähnlich,    fliegt    mit    dieser  häufigen, 
des    schlechten    Geruches    wegen   von    insektenfressenden   Thieren 
verschmähten  Art  und  schützt  sich  dadurch  selbst  vor  Verfolgung. 
Bei  mehreren  Arten   wird  auf  eigeuthümliche  Organe  aufmerksam 
gemacht,    deren    Zweck    man    bisher    noch  nicht  kennt;  so  besitzt 
Patula  Macrops   eine  Art   grosser   Taschen    au  den  Hinterflügeln, 
unter  den  aufgestellten  Arten  befinden  sich  viele  für  die  Wissen- 
schaft neue  Species,  von  denen  eine  grosse  Zahl  bereits  verötfent- 
licht  ist.    Von  schädlichen  Thieren   wird  eine  grosse  Nochia,  0])hi- 
deres  Fullonica  erwähnt,  welche  die  Orangenpflauzen  sehr  schädigt, 
indem  sie  mit  einem  mächtigen  bohrerartigen  Saugrüssel  die  Früchte 
ansticht  und  aussticht.    Die  Raupe  einer  Pyralide  ist  dem  Zucker- 
rohr, in  dem  sie  lebt,  schädlich.  Zur  Gewinnung  von  Seide  dienen 
die  sämmtlichen  Borocera- Arien,  die  an  Cytisus  cayanus  leben,  und 
deren    Zacht    im    Freien  betrieben  wird,  da  ihr  Dasein  in  keiner 
Weise    gefährlich    ist.      Schliesslich    zeigt    Redner    noch     in    der 
ehromo-  lithographischen  Anstalt  der  Herren  W er  u  e r  &  W i  n  t  e  r 
vortrefflich    ausgeführte  Abbildungen   eines  Theiles  unserer  neuen 
Arten  vor,   die  einem  Frau  Gräfin   Böse  gewidmeten   Werke,  das 
die  Gesellschaft  herausgibt,  zugehören. 

Ueber  die  Crustaceen  berichtete  Herr  Dr.  Richters, 
nachdem  er  mitgetheilt,  dass  die  Bestimmungen  der  Fische  durch 
Herrn  Dr.  Lenz  in  Lübeck  32  Arten  ergeben  haben.  Von  den  50  im 
Frankfurter  und  Lübecker  Museum  befindlichen  Arten,  von  welchen 
das  hiesige  43  besitzt,  sind   19  für  Madagascar  neu,  trotzdem  die 


—     164     — 

Krebse  Madagascars  schon  mehrfach  bearbeitet  wurden.  Den 
Umstand,  dass  die  Verbreitung  der  Krebse  eine  sehr  weite,  erklärt 
der  Redner  aus  der  Entwickeluugsgeschichte  derselben ;  die  Larven 
werden  nämlich  nicht  an  den  Küsten  gross,  wo  sich  die  Erwachse- 
nen herumtreiben,  sondern  leben  pelagisch  auf  der  offenen  See.  — 
Eine  neue  Art  Calianassa  madagassa.,  den  Einsiedlern  ähnlich,  lebt 
jedoch  nicht  in  einer  Schale,  sondern  im  Sande,  aus  dem  sie  nur 
die  Scheeren  hervorstreck t.  Von  Ocypoda  ceratophthahna  zeigte 
Redi^er  eine  ganze  Entwickelnngsreihe  vor.  Hiernach  kommt  der 
Charakter,  der  dem  Thier  den  Namen  gibt,  der  Besitz  eines  über 
die  Cornea  18  mm  hinansreichenden  spitzen  Fortsatzes,  den  jungen 
Thieren  nicht  zu;  eine  andere  Eigeuthümlichkeit,  nämlich  Leisten, 
welche  durch  Reiben  einen  Ton,  wahrscheinlich  Lockton  hervor- 
brinovn,  ist  daffeafen  schon  im  frühesten  Alter  entwickelt.  Coenohita 
rugosa,  der  mit  den  grossen  Scheeren  und  zwei  anderen  Füssen  einen 
vollständigen  Deckel  auf  der  Mundöffnuug  der  von  ihm  bewohnton 
Schnecke  fertig  bringt,  ist  wohl  erst  nach  einer  Häutung  ein  Logis- 
wechsel möglich,  so  völlig  erfüllt  er  die  Schnecke. 


Samstag,  den  12.  Februar  1881. 

¥orsitzender  Herr  Dr.  Fridberg. 

Die  erste  Mittheilung  geschah  durch  Herrn  Oberstlieutenaut 
Saalmüller  und  betraf  2  Papilionideu,  den  afrikanischen  ilie- 
rope  Craraer  und  den  madagassischen  Meriones  Felder,  die  als 
Männchen  sich  in  Allem  fast  völlig  gleichen,  während  die  Weib- 
chen, welche  ebenfalls  vorgezeigt  wurden,  ganz  verschieden  sind. 
Da  sich  immer  nur  männliche  Merope  fanden,  so  wurde  der 
Lebensweise  derselben  nachgespürt,  die  schliesslich  auch  zur  Ent- 
deckung ihrer  Weibchen  führte.  Das  illferö/je-Männchen  lebt  an 
Bächen,  fliegt  dann  in  die  Wälder,  wo  es  immer  mit  einer  Banais- 
Form  zusammen  angetroffen  wird.  Aus  auf  den  Futterpflanzen  dieser 
DcDtuis  aufgefundenen  Eiern  wurden  il/ero2?e-Männchen  und  -Weib- 
chen, letztere  von  Banais-Form  gewonnen ;  die  Männchen  und 
Weibchen  sind  jedoch  auch .  nicht  je  unter  sich  gleich,  sondern 
zeigen  bedeutende  Farben  unterschiede,  so  dass  hier  neben  der  Un- 
«•leichheit  der  Geschlechtei-  auch  noch  eine  interessante  Polymorphie 
vorliest. 


—     165     — 

Der  nun  folgende  Vortrag  von  Herrn  Dr.  Petersen  galt 
in  erster  Linie  dem  Melapliyr;  seine  Auseinandersetzungen  schlössen 
sieb  an  eine  Untersuchung  von  zwei  Tyroler  Melaphyrvorkommen, 
die  vom  Keduer  chemisch,  von  Prof.  M  ö  h  1  in  Cassel  mikros- 
kopisch untersucht  worden  sind.  Nach  seinen  Bestandtheilen,  aber 
auch  nach  seinem  geologischen  Alter  steht  derselbe  zwischen  den 
älteren  und  jüngeren  augitischeu  Massengesteinen,  den  Diabasiten 
und  Basalten ;  mit  letzteren  verbindet  den  Melaphyr  u.  a.  der 
Oliviugehalt,  das  äussere  Aussehen  und  die  gewöhnlich  glasige 
Beschaffenheit  eines  grossen  Theiles  der  Gruudmasse;  er  wird  am 
besten  als  ein  basaltischer,  olivinführender  Diabas  betrachtet,  dessen 
Eruptionen  vom  Carbon  bis  in  die  Kreide  reichen.  Die  Bestand- 
theile  des  ächten  Melaphyrs:  ein  Plagioklas,  Augit,  Olivin,  Magne- 
tit und  etwas  Apatit  —  wurden  vom  Redner  auch  in  dem  vom  Grau 
Mulatto  —  einer  Melaphyrkuppe  von  1995  m  Höhe  ü.  M.  — 
constatirt.  Hieran  schliesst  Redner  Schilderungen  über  die  Erup- 
tionsepocheu  in  Tyrol  vor  der  Trias  und  gegen  Schluss  derselben 
au.  Es  ist  die  letztere,  welche  die  jetzt  zerrisseneu  Gebilde  des 
schwarzen  Augitporphyrs  im  Fassathal,  —  die  stärkste  Eruption 
der  Alpeu  —  gefördert  hat.  Die  landschaftlichen  Schilderungen 
wurden  von  photographischeu  Aufnahmen  aus  jenem  Theile  der  Alpeu 
unterstützt.  Nach  einer  genaueren  Besprechung  der  chemischen  wie 
mikroskopischen  Untersuchung  der  beiden  Melaphyre,  von  welchen 
der  eine  porphyrartig,  der  andere  aphanitisch  ist,  wurde  vom  Redner 
noch  eiu  Dünnschliff  unter  dem  Mikroskop  demonstrirt.  —  Eine 
weitere  Mittheilung  galt  der  Theorie  über  die  Constitution  der 
triklineu  Feldspäte,  betreffs  letzterer  Redner  die  Ansicht  ver- 
tritt, dass  die  diversen  triklineu  Feldspäte  selbststsäudige  Species 
darstellen  ;  die  Analyse  der  bis  3  cm  grossen,  wasserhelleu  Plagio- 
klaskrystalle  aus  einer  Hornblende  führenden  Melaphyrvarietät  am 
Südabhange  des  Monte  Mulatto  entsprach  der  Oligoklasmischung. 
Eine  dritte  Mittheilung  betrifft  ein  vom  Vortragenden  constatirtes 
Vorkommen  von  Staffelit  in  einem  Hohlraum  des  Auamesit  von 
Eschersheim.  Der  Staffelit,  die  niedrige  Varietät  des  Phosphorit,  wird 
auch  hier   ein  Auslaugungsproduct  aus    dem  Eruptivgestein    sein. 

Herr  Dr.  Julius  Ziegler  bespricht  die  Vegetations- 
zeiten des  abgelaufeneu  Jahres  und  lenkt  die  Aufmerksamkeit 
auf  verschiedene  neuere  Veröffentlichungen,  von  welchen  er  beson- 
ders eine  in  »Petermanu's  geographischen  Mittheiluugen«  kürzlich 


—     166     — 

erschieueue  phaeuologische  Karte  von  Mitteleuropa 
hervorhebt.  Die  vou  Prof.  Herrn.  Hoffmaun  hier  zum  ersten 
mal  versuchte  vergleichende  Darstellung  der  mittleren  Vegetatious- 
zeiten,  auf  die  in  Giessen  im  April  blühenden  Pflanzen  beschränkt, 
ist  als  eine  woblgeluugeue  anzusehen  und  dürfte  neben  der 
Isothermenkarte  ihren  wohlverdienten  Platz  findeu.  Erwähnt 
werden  sodaon  die  im  letzten  Hefte  des  »Zoologischen  Gartens« 
mitgetheilten  18jährigen  Beobachtungen  des  Herrn  Both  über 
die  Ankunft  des  Storches  in  Frankfurt.  Einige  Betrachtungen 
über  »rückschreitende  Metamorphose«  der  Pflanzen  vorausschickend 
und  dieselben  durch  Beispiele  erläuternd,  berichtet  derselbe  ferner, 
unterstützt  von  Zeichnungen  und  Belegen,  über  einige  von  ihm 
beobachtete  Fälle  von  Ver grün ung  der  Blütbeu  von  Tropaeolüm 
majus  (siehe  diesen  Bericht  Seite  128  bis  130  und  Tafel  I  und  II). 


Samstag,  den  12.  März  1881. 

Vorsitzender  Herr  Dr.  Fridberg. 

Den  Vortrag  über  Statik  und  Mechanik  des  R  a  u  b  - 
t  h  i  e  r  k  ö  r  p  e  r  s  hielt  Herr  Prof.  Dr.  L  u  c  a  e.  In  Kürze  besprach 
derselbe  Art  und  Weise,  wie  die  Naturphilosophen  die  lange  schon 
gut  studiite  Osteologie  von  Mensch  und  Wirbelthier  zum  Ausgangs- 
punkt allgemeiner  Schlussfolgeruugen  machten,  besonders  mit 
grosser  Oberflächlichkeit  nach  Analogieen  suchten  und  zeigt  an 
einzelnen  Aeusseruugen  hervorragender  Anatomen  der  Jetztzeit, 
dass  sich  in  solchen  noch  Reflexe  der  uaturphilosophischen  Ideen 
finden.  Zuerst  war  es  E.  H.  Webe  r,  welcher  in  seiner  Mechanik 
der  Gehwerkzeuge  versuchte,  die  Wirkungen  vou  Muskeln  und 
Knochen  in  physikalisch  präcise  Beziehung  zu  bringen.  Epoche- 
machend waren  diesbezüglich  Prof.  Hermann  von  Meyer 's 
Arbeiten  über  Statik  und  Mechanik  des  menschlichen  Körpers, 
die  seit  1853  beginnen  und  1873  mit  dem  vou  der  Gesellschaft 
gekrönten  Werke  vorläufig  abschliessen.  Das  System  der  Knochen 
und  Bänder  wurde  dadurch  in  ein  neues  Licht  gestellt,  die  Form, 
Stellung  all'  dieser  Lebensformen  v/urde  bezüglich  ihrer  Thätig- 
keit  verknüpft.  Wenn  Meyer  vorzüglich  die  Mechanik  des  mensch- 
lichen Körpers  bearbeitet  hat,  so  ging  der- Vortragende  in  ähn- 
licher Weise    darauf   aus,    den  inneren  Zusammenhang  von  Form 


—     167     — 

und  Richtung  der  Skelettbeile  mit  der  Entwickeluug,  Anordnung 
und  dem  Auheftungsorte  der  Muskeln  bei  den  Säugetbiereu  zu 
studireu.  Vom  Raubthiere,  etwa  der  Katze,  ausgebend  untersucbte 
Redner  nun,  wie  diese  Verbältnisse  sieb  gestalten  nnissten,  um 
das  betr.  Tbier  in  den  Stand  zu  setzen,  in  seiner  Art  der  Nabrung 
nacbzugeben.  Hierbei  macbte  der  Redner  darauf  aufmerksam, 
dass  das  Tbier  zum  ünterscbiede  vom  Menseben  in  der  Wirbelsäule 
nur  eine  Krümmung  babe,  dass  dem  Tbier  also  die  Lendeu- 
wirbelkrümmung  feble.  Dann  scbildert  er  genau  die  ünterscbiede 
der  Länge  und  der  Breite  der  Wirbelkörper  und  der  Wirbelbogeu- 
stücke,  sowie  die  Ricbtung  der  Gelenke,  der  Quer-  und  Dornfort- 
sätze in  den  verscbiedeueu  Abtbeilungen  —  im  Lenden-,  Rückeu- 
und  Halstbeile,  —  er  zeigt  an  Präparaten  die  Subsantia  spongiosa 
aufgescbnitteuer  KuocbeD,  die  sowobl  wie  aucb  die  Stellung  und 
Ricbtung  der  Fortsätze  selbst  das  Princip  der  Festigkeit  darthaten. 
Alsdann  ging  Redner  über  zur  Fascia  lumbo-dorsalis  und  zur 
Scbilderung  der  Rückenstrecker,  den  LTrsprung  der  Fasern  aus 
ersterer  und  die  Ricbtung  derselben  nacb  vorne  und  macbt  auf- 
merksam auf  die  Uebereinstiramuug  der  Muskelsträng-e  von  Scbwanz 
und  Rumpf.  Für  alle  zum  Springen  befäbigten  Tbiere  ist  die 
Ricbtung  der  Dornfortsätze,  der  Quer-  und  Gelenkfortsätze  nacb 
vorne  sowobl  wie  aucb  das  an  den  spitzen  Ansatzstellen  der 
Muskeln  dicbtere  Knocbengewebe  derselben  von  Bedeutung.  In 
starkem  Gegensätze  steht  z.  B.  das  Faultbier,  bei  welchem  diese 
Dornfortsätze  kaum  hervortreten.  Ln  Gegensatze  zu  den  Dorn- 
fortsätzen der  Lendenwirbel  erwähnt  Redner  die  entgegengesetzte 
Stellung  derjenigen  Rückenwirbel,  welche  in  Bezug  stehen  zur 
Stellung  von  Kopf,  Hals  und  Vorderextremität.  Hierauf  ging  der 
Vortragende  zur  Frage  über,  wie  wird  der  Rumpf  getragen  ? 
Dabei  erwähnte  er  die  Stellung  von  Becken  und  Schulterblatt, 
die  Stellung  von  Ober-  und  Unterschenkel  in  verchiedener  Rich- 
tung zur  Vorderextremität.  Wenn  das  Skelet  des  Menschen  fest 
und  sicher  in  sich  ruht,  so  dass  es  hierzu  keiner  Muskelthätigkeit 
bedarf,  so  ist  es  hingegen  in  der  Stellung  des  thierischen  Körpers 
begründet,  dass  die  Muskeln,  nicht  jedoch  durch  ihre  Contractilität, 
sondern  vielmehr  durch  ihre  Elasticität  sich  daran  betheiligen,  das 
Tbier  stehend  zu  erhalten.  Die  einfache  gewölbartige  Krümmung 
bespricht  Redner  noch  nach  zwei  Richtungen,  einmal  nach  ihrer 
Entsteh-ung,  dann  nacb  ihrer  Zweckmässigkeit  bezüglich  des  festen 


—     168     — 

Stehens.  Während  eine  neugeborene  Katze  eine  ganz  gerade 
Wirbelsäule  besitzt,  wird  solche  allmählich  beim  Bewegen  nach 
oben  convex,  da  von  hinten  bei  jedem  Schritte  ein  Stoss  erfolgt, 
welcher  von  vorne,  wo  die  Vorderextremitäten  als  Stütze  dienen, 
wieder  aufgehoben  wird ;  sie  entsteht  so  zu  sagen  allmählich  als 
Stauungsform.  Die  Staudfestigkeit  kommt  durch  einen  com- 
plicirten  Vorgang  zu  Stande,  einmal  durch  die  nach  oben  ge- 
krümmte Wirbelsäule,  dann  durch  die  Last  des  Rumpfes,  die  an 
der  Wirbelsäule  hängt ,  endlich  durch  die  gleich  zwei  Wiukel- 
hebeln  durch  ihre  antagonistischen  Muskeln  thätigen,  in  verkehrter 
Richtung  gestellten  Extremitäten.  Es  geht  die  Resultireude  dieser 
Kräfte  durch  den  höchsten  Punkt  der  Wirbelsäule,  in  dessen  Nähe 
der  Schwerpunkt,  sowie  die  Vertebra  intermedia  liegt.  Der  Vortrag 
wurde  abgebrochen  und  vom  Redner  die  Fortsetzung  für  eine 
künftige  Sitzung  versprochen. 

Am  Schlüsse  der  Sitzung  waren  es  zwei  Gegenstände,  welche 
viel  Interesse  boten.  Herr  Joseph  Milani  dahier  hatte  einen 
wohlerhalteneu,  von  der  Unterseite  sich  -präsentireudien  IcJitht/osaurus 
ausgestellt  und  Herr  Achill  Andreae  legte  eine  vorzügliche 
Photographie  der  Archaeopteryxplatte  vor,  welche  jetzt  vom 
Berliner  Museum  erworben,  vor  einigen  Jahren  längere  Zeit  sich 
im  Hochstift  aufhielt. 


Samstag,  den  9.  April  1881. 

Vorsitzender  Herr  Dr.  F  r  i  d  b  e  r  g. 

Den  Vortrag  hielt  Herr  Dr.  phil.  Hermann  Loretz  über 
das  Alluvium  (Schwemmland)  und  einige  Formen 
desselben.  Als  Alluvium,  auch  Schwemmland,  bezeichnet 
man  in  erster  Linie  die  mechanischen  Absätze  oder 
Sedimente  der  Bäche,  Flüsse  und  Ströme,  welche  als  flach 
und  in  Schichten  ausgebreitete  Massen  von  Kies,  Saud,  Lehm  etc. 
den  Lauf  des  fliessenden  Wassers  auf  der  Oberfläche  des  Fest- 
landes zu  begleiten  pflegen  und  ebenso,  wie  sie  vom  Wasser  ab- 
gesetzt, auch  wieder  von  demselben  fortgeführt  und  umgelagert 
werden  können.  Am  deuthchsten  stellen  sich  diese  Bildungen 
durch  ihre  ebene  Oberfläche  im  mittleren  und  unteren  Laufe  der 
Flüsse  dar,    während  im  oberen  Laufe    auf  der  stärker  geneigten 


—     161»     — 

Tlialsohle  des  gebirgigeu  Terraius  die  Schichtung  uud  Verebimug 
noch  unvollkommen  ist  uud  eiue  Vermischung  mit  den  seitwärts 
abgerutschteu  Schuttmassen  stattfindet,  welche  in  einem  weiteren 
Sinn  auch  noch  dem  Alluvium  zugerechnet  werden  können, 
während  die  blosse  an  Ort  und  Stelle  verbliebene  Verwitterungs- 
krume des  festen  Gesteins  natürlich  nicht  zum  Schwemmland  zu 
rechnen  ist. 

Chemische  Absätze  des  fliessenden  und  stehenden  Wassers 
wie  Sinter,  Salzkrusten  etc.  und  ähnliche  z.  Th.  unter  Mitwirkung 
von  vegetabilischem  Leben,  zu  Stande  gekommene  Bildungen,  wie 
mancher  Kalktuff  uud  auch  Torf  gehören  nicht  eigentlich  zum 
Alluvium  im  oben  bezeichneten  Sinn,  sind  demselben  iudess  als 
Neubildungen  des  Wassers  auf  der  Oberfläche  des  Festlandes  bei- 
zuordnen. 

Auf  geologischen  Karten,  wie  besonders  auf  den  im  Maass- 
stab 1  :  25  000  angefertigten  Karten  der  Köuigl.  geologischen 
Landesanstalt  in  Berlin,  von  welchen  einige  Exemplare  zur  Ansicht 
aufgestellt  waren,  werden  die  verschiedenen  Arten  der  mechanischen 
Sedimente,  Kies,  Lehm  etc.,  wie  der  chemischen  Absätze  durch 
Farbentöne,  Schraffiruug  u.  s.  f.  ausgedrückt,  ebenso  auf  Hoch- 
gebirgskarten  die  bedeutenderen  Schuttmassen;  namentlich  aber 
ist  bei  der  Karteudarstellung  der  Unterschied  zwischen  Alluvium 
und  Diluvium  zu  berücksichtigen.  Zu  letzterem  stellt  man  die  alten 
AUuvionen,  welche  sich  zwar  nicht  in  Material  uud  Form,  wohl 
aber  durch  ihre  höhere  Lage  im  Terrain  von  jüngeren  (»recenten«) 
derartigen  Bildungen  unterschieden,  nicht  selten  auch  Reste  ge- 
wisser ausgestorbener  Thierarten  enthalten. 

Sowohl  im  Gebirgsland  als  auch  mehr  im  Tiefland  ist  die 
durch  Schutt  und  Schwemm-Massen  gebildete  Decke,  welche  das 
zu  Grunde  liegende  feste  Gestein  verhüllt,  oberflächlich  weit  ver- 
breitet, wenn  auch  verhältuissmässig  immer  nur  wenig  mächtig; 
und  diese  jüngste  geologische  Bildung  oder  »Formation«  des  Festlandes 
wird  dadurch  besonders  wichtig,  dass  ihre  feiner  gemischten,  lehmigen 
Sedimente  zu  den  besten  Culturbödeu  gehören.  Vom  geologischen 
Standpunkte  betrachtet,  sind  freilich  die  Alluviouen  wie  die  Schuttau- 
häufungen des  Gebirgslaudes,  wie  die  ehemischeu  Absätze  des 
Wassers,  die  Flugsandbildungeu  und  noch  andere  Neubildungen 
nur  vorübergehende  uud  vergängliche  Zwischengebilde,  welche  den 
Verlauf    des    Den  ud  a  tion  «p  r  o  cess  e  s    begleiten,    d.    i,   den 


—     170     — 

Vorgang  der  allmählicheu  Abtragung  des  Festlandes  durch  Ver- 
witterung, fliesseudes  Wasser,  Gletscher,  Wind,  Branduug. 

Der  Vortragende  geht  nun  dazu  über,  die  mechanischen 
Gesetze  zu  erläutern,  nach  welchen  Bildung  und  Wieder- 
zerstörung des  Alluviums  erfolgen;  diese  Vorgänge  entwickeln 
sich  aus  der  verschiedenen  Art  und  Weise,  wie  das  dem  fliesseuden 
Wasser  innewohnende  mechanische  Arbeitsvermögen  verwendet 
wird.  Die  Verwendung  erfolgt  zunächst  zur  Ueberwindung 
der  Beweg  uugs  bind  ernisse  und  in  zweiter  Linie  zum 
Transport  und  zur  Abrundung  und  Verkleinerung 
von  Gestein  sdetritus,  sowie  zur  Erosion,  d.  i.  zum  Ein- 
schneiden und  Anschneiden  des  Bodens,  auf  welchem  sich  das 
Wasser  bewegt.  Aus  der  räumlich  wie  zeitlich  sehr  wechselvollen 
Combiuation  dieser  Arbeitsleistungen  ergibt  sich  nun  einerseits 
die  Bildung  der  Alluvionen,  ihr  Aufbau  aus  in  verticaler  und 
horizontaler  Richtung  mannigfach  wechselnden  Schichten,  anderer- 
seits ihre  Zerstörung,  das  abwärts  und  seitwärts  Verlegen  der 
Wasserläufe,  das  Verrücken  und  Vorschieben  der  Serpentinen,  die 
Ausweitung  und  Vertiefung  der  Thäler,  die  terrassenartige  An- 
ordnung der  älteren  AUnvionen  über  der  gegenwärtigen  Lage  des 
Wasserlanfes  u.  s.  w.  » 

Das  Eintreffen  dieser  allgemein  giltigen  Resultate  wird  end- 
lich an  einigen  bestimmten  Fällen  erwiesen  und  zu  diesem  Ende 
au  aus  der  Natur  entnommenen  Beispielen  verschiedener  Arten  von 
Alluvionen  etwas  eingehender  beschrieben.  So  zunächst  das  terrassen- 
förmig augeordnete,  ausgedehnte  Flachland  der  Tiefebene  des 
Amazonenstromes;  hierauf  einige  Formen  des  Gebirgsalluviums ; 
und  zwar  zunächst  die  sog.  »Schwemmkegel«,  Avelche  in  ihrer 
Gestalt  wie  in  den  Erscheinungeu,  die  ihr  Anwachsen  und  Wieder- 
zerstören begleiten,  eine  sehr  charakteristische,  allenthalben  in 
gleicher  Weise  wiederkehrende  Form  des  Gebirgsalluviums,  nament- 
lich desjenigen  im  Hochgebirge  (Alpen,  Himalaja)  darstellen; 
sodann  im  Anschluss  daran  noch  bedeutendere  Anhäufungen  von 
Gebirgsschutt  und  Schwemmmassen,  welche  nach  den  Berichten 
englischer  Geologen  in  gewissen  Theilen  des  asiatischen  Continents 
(Himalaja,  Persien  u.  a.)  eine  ungemein  grosse  Verbreitung  und 
Wichtigkeit  erlangen  und  deren  in  verschiedenen  Zeitperioden  er- 
folgende Anhäufung  und  Wiederzerstörung  durch  die  Gebirgs- 
wässer  mit  einem  Wechsel  in  den  klimatischen  Bedingungen,  mit 


—     171     — 

üebergängeu  vou  trockenem  zu   feuchtem  Klima  oder  umgekehrt 
im  Laufe  der  Zeit  in  Verbindung  zu  stehen  scheinen. 


Samstag,  den  23.  April  1881. 

Vorsitzender  Herr  Dr.  F  r  i  d  b  e  r  g. 

Den  Vortrag  hält  Herr  Baron  vonMaltzau  über  seine 
in  dem  vorigen  Winter  nach  dem  Senegal  unter- 
nommene Reise  und  insbesondere  über  die  Fauna 
jenes  Gebietes.    (Siehe  diesen  Bericht  Seite  118). 

Dr.  F.  Kinkelin,  Secr. 


—     172     — 


Inhalt. 


Seite 

Bericht,  erstattet  am  Jahresfeste,  den  29.  Mai  1881,  von  Dr.  F.  C.  N oll  3 
Verzeichniss  der  Mitglieder: 

I.  Stifter 20 

II.  Ewige  Mitglieder 21 

III.  Mitglieder  des  Jahres  1880 22 

IV.  Neue  Mitglieder  für  das  Jahr  1881 28 

V.  Ausserordentliche  Ehrenmitglieder 28 

VI.  Correspondirende  Ehrenmitglieder 28 

VII.  Correspondirende  Mitglieder 28 

Rechte  der  Mitglieder  . 32 

Bibliotheks-Ordnung 32 

Verzeichniss  der  eingegangenen  Geschenke : 

a.  An  Geld 33 

b.  An  Naturalien 33 

c.  An  Büchern 39 

Durch  Tausch  erworbene  Naturalien 42 

Durch  Kauf  erworbene  Naturalien 42 

Verzeichniss  der  durch  Tausch  erworbenen  Bücher  und  Zeitschriften  .  45 

Verzeichniss  der  angekauften  Bücher  und  Zeitschriften 55 

Uebersicht  der  Einnahmen  und  Ausgaben 58 

Bilanz  per  31.  December  1880 59 

Urkunde  über  die  Schenkung  der  Frau  Gräfin  Louise  Böse,  geb.  Gräfin 

von  Reichenbach-Lessonitz 60 

Vorträge  und  Abhandlungen: 

Die  Steinzeit  des  Menschen  in  Deutschland.    Festrede,  gehalten 

am  29.  Mai  1881  von  Dr.  Friedrich   Kinkelin    ....  67 

Bericht  des  Freiherrn  Hermann  von  Maltzan  über  die  von 
ihm  im  Herbst  des  Jahres  1880  unternommene  Reise  nach 
der  Küste  Senegambiens  und   insbesondere   über   die  Fauna 

dieses  Gebietes 118 

Vergrünte   Blüthen    von    Tropaeolum    majus    von    Dr.   Julius 

Zie^ler.     Hierzu  Tafel  I  und  II 128 


—     173     — 

Seite 

Zweite  Liste  von  Keptilieu   und  Batrachieru   ans  der  Piov.  Sao 

Paulo,  Brasilien,  von  Dr.  Oskar  Boettger 130 

Liste  von  Reptilien  und  Batrachiern,  gesammelt  1880 — 81  auf 
Sicilien  durch  Herrn  lusp.  Carl  Hirsch  von  Dr.  Oskar 
Boettger 134 

Rüppell-Stiftung,  IV.  Reise.  Liste  der  von  Herrn  Dr.  med.  W. 
Kobelt  in  Spanien  und  Algerien  gesammelten  Kriech thiere 
von  Dr.  Oskar  Boettger     .     .     . 144 

Fische  von  Nossi-Be,  gesammelt  von  den  Herren  Carl  Ebenau 

und  Anton   Stumpff,  bearbeitet  von  Dr.  H.  Lenz     .     .       148 

Myriapoden    von    Nossi-Be,    gesammelt  von   den   Herren    Carl 

Ebenau  und  An  ton  Stumpff,  bearbeitet  von  Dr.  H.  Lenz     153 
Anhang: 

Protokoll-Auszüge  über  die  wissenschaftlichen  Sitzungen  während 

1880/81 155 


Berichtigung. 

Auf  Seite  98  Zeile  n  von  oben  soll  es  statt  ,prae-  und  interglacialen  Bestandes"  heissen 
„post-  und  interglacialen  Bestandes." 


lahlau  &  Waldsohniidt.     Frankfurt  a,  M. 


-6«-.  .t^././s-*«- 


Bericht 


über  die 


Senckenbergisclie 


naturforschende  Gesellschaft. 


1880    1881. 


Mit    2   Tafeln. 


Frankfurt  n.  M. 

Druck    von    Mab  lau   &  Wald  seh  midt. 
1881. 


J 


3  2044  106  268  642 


Date  Due 


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